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ZEITSCHRIFT

FÜR

INDOGERMANISCHE SPRACH- UND ALTERTUMSKUNDE

HERAUSGEGEBEN

VON

KARL BRUGMANN und WILHELM STREITBERG

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ZWANZIGSTER BAND

STRASSBURG

VERLAG VON KARL J. TRÜBNER , 1906/1907.

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SOI

M. DuMont Schauberg, Straflburg.

Inhalt.

Seite

R. Günther Die Präpositionen in den griech. Dialektinschriften . . 1

H. Osthoff Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? . 163

K. Brugmann Die qpüJKai vetrobec der Odyssee 218

K. Brugmann Homerisch ^vvf||Liap, ^wriKovra und hesiod. ivvderec . 225

F. Kielhorn Zu ai. tithi 228

J. Janko Über german. e* und die sog. reduplizierenden Praeterita . 229

F. Holthausen Etymologien 316

N. van Wijk Zum indogermanischen Ablaut 332

C. Marstrander Etymologische Miszellen 346

E. Hermann Der kyprische Genitivus Singularis auf -ujv .... 354 E. Rodenbusch Die syntaktische Entwicklung des lateinischen

Konjunktivus Imperfekti 358

E. Strömberg Die Entstehung von -öz- in der germ. Komparation 361

K. Brugmann Griechisch edc, ?c, böc 363

H. Petersson Etymologische Beiträge 367

Sachregister von H. Hirt 369

Wortregister von H. Hirt 372

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften.

Inhalt: Vorbemerkung. Teil I. Die Gestalt der Präpositionen in den griechischen Dialektschriften: 1. ^v, ^vc mit dem Akk. ; Iv, ic; ^cxe, ^vt€ u. ä. ; 2. ^H in den Dialekten; 3. äxpi, H^Xpi; 4. ^veKa, ?veKev, gvexe; 5. irebd neben inerd; 6. Die an Stelle des att. irpöc in den Dialekten erscheinenden Bildungen; 7. Sonstige lautliche Besonderheiten der Präpositionen in den Dialekten außer der Apokope : 1) Das bewegliche Schluß-c ; 2) Einiges zu bxd ; 3) duu ; OttO ; uird ; xaxO ; 4) ö-rrap ; 5) öv, UV ; 6) Kaxai, irapai ; 8. Die Apokope (Material, Besprechung). Teil IL Der Gebrauch der Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften : d|Lia; dinqpi; dv(d); äveu; dvTi; diro; dxpiusw.; bid; ^v, dvc; Icu), ^vtöc usw.; ^veKtt usw.; ^2; irap^H, ^tt^H; ^ktöc, ^5uj usw.; iui; Kaxd; lueTd, Tuebd; ^GxaSu; öiricGe, ötticuj; Trap(d); irepi; irXdv, TrXrjv; ttoti usw.; upö; UTTTTpö; irpöcGe usw.; cuv; u; UTidp; uttö; X^piv; X^P^<^', iJ^JC.

Yorbemerkung.

Eine umfassende Darstellung dessen, was sich aus den Inschriften für die Lehre von den griechischen Präpositionen ergibt, ist von M. Geyer in seiner 1880 erschienenen Dissertation *Observationes epigraphicae de praepositionum Grraecarum forma et usu' versucht worden. Was die seitdem gemachten reichen Inschriftenfunde an Neuem auch für das von jener Arbeit be- handelte Gebiet der griechischen Grammatik gebracht haben, ist bisher nur soweit zur Darstellung gelangt, als es in den Eahmen der Einzeluntersuchungen über enger begrenzte In- schriften- und Dialektgruppen gehört, wie sie Meisterhans, Meister, Hoffmann u. a. geliefert haben. Yieles liegt also noch unge- sammelt und ungesichtet; auch die zuletzt erwähnten Dar- stellungen bedürfen in manchem Punkte der Ergänzung und Berichtigung. Das Zerstreute zusammenzutragen, das bereits Ge- sammelte von neuem zu prüfen und mit Hilfe alles dessen ein Bild davon zu geben, wie es um die Gestalt und den Gebrauch der Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften steht, ist die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung.

Indogermanische Forschungen XX. 1

2 R. Günther,

Ich habe deshalb möglichst alle in nichtattischen Mund- arten abgefaßten Inschriften durchgesehen; ausgeschlossen sind also sämtliche Urkunden, die attischen Dialekt, und ferner alle, welche die attisch-ionische Gemeinsprache aufweisen. Weiter habe ich bloß ausnahmsweise die poetischen Dialektinschriften berücksichtigt, da sie, in der Form des Einzelwortes sowohl wie in der Syntax, mehr oder weniger von der literarischen Dichtersprache beeinflußt sind ; auch die literarisch überlieferten Dialektdenkmäler (Sappho usw.), sowie die antiken Lexika sind nur hie und da herangezogen worden.

Die Belege habe ich möglichst nach der Sammlung der griechischen Dialektinschriften von Collitz, Bechtel usw. (SGDI.) gegeben ; auf diese Publikation beziehen sich alle bloßen Ziffern (z. B. Milet 5495, 16). Nur die böotischen und argivischen Inschriften sind grundsätzlich nach den Inscriptiones Graecae (IG.) der Preußischen Akademie zitiert. Außerdem hatte ich oft heranzuziehen:

IPerg. : Die Inschriften von Pergamon, herausgeg. von M. Fränkel, Berlin, I 1890, H 1895.

101. : Die Inschriften von Olympia, bearbeitet von W. Ditten- berger und K. Purgold, Berlin 1896.

Magnesia Nr. . . . : Die Inschriften von Magnesia^ herausgeg. von 0. Kern, Berlin 1900.

Ditt. Syll.*: Sylloge Inscriptionum Graecarura iterum ed. Gu. Dittenberger, Lipsiae I— III, 1898/1901.

Solmsen: Inscriptiones Graecae ad inlustrandas dialectos selectae, ed. F. Solmsen, Lipsiae 1903.

Einzelne Inschriften habe ich ohne Nennung einer Samm- lung angeführt; so bezeichnet:

Gortyn I, II usw.: das große Gesetz von Gortyn, zuletzt in SGDI. 4991, Solmsen 30.

Eid von Dreros: SGDL 4952, Solmsen 31.

Heraklea I, 11: die beiden Tafeln von Heraklea, zuletzt bei Solmsen 18.

Urt. V. Mant(inea): die zuerst in BGH. 16, 568 ff. ver- öffentlichte archaische Insclir. aus M.; vgl. die Literatur bei Danielsson, Eranos 2, 8.

Sillyon: die von K. Meister, Beiträge zur griech. Epi- graphik und Dialektologie IV. erläuterte Inschr. SGDI. 1267 (SBSGW. 1904).

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 3

Femer habe ich oft genannt

Meister I, II: R. Meister, Die griechischen Dialekte, 1. Band 1882, 2. Band 1889.

Hoff mann I, II, III : 0. Hoff mann, Die griechischen Dialekte, 1. Band 1891, 2. Band 1893, 3. Band 1898.

Die Daten beziehen sich, soweit nicht ausdrücklich n. C. beigefügt ist, auf die vorchristliche Zeit.

In der Betonung bin ich den attischen Schulregeln gefolgt; auch der Akk. PL TÖq eraipo«; ist so akzentuiert, als ob die attische Endung stände.

Zum Schlüsse gedenke ich der reichen Belehrung, die ich aus den Darlegungen B. Delbrücks in seiner Yergl. Syntax der indog. Spr. I S. 643 ff., sowie aus denen Brugmanns in seiner gr. Gr. 3 429 und anderen Ortes empfangen habe ; ferner der wertvollen Winke, die mir die Herren Proff. Leskien, Lipsius und Sievers sowie Herr Konrektor Meister haben zuteil werden lassen. Allen diesen Gelehrten, insonderheit aber Herrn Prof. Brugmann, der mir während der Abfassung dieser Arbeit und sonst stets ratend und aufmunternd zur Seite gestanden hat, sage ich meinen herzlichen Dank.

Teil I: Die Gestalt der Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften.

1. ev, evc mit dem Akk.; iv, ic; ecT€, ^vre u. ä.

Die aus der Ursprache ererbte Präposition ev wurde im Griechischen ursprünglich ebenso wie in anderen idg. Sprachen sowohl bei Yerben der Ortsruhe als auch bei solchen der Be- wegung gebraucht. Die nur beim Akk. übliche Nebenform evc ist erst auf gr. Boden nach dem Oppositum eH geschaffen worden (vgl. Brugmann, BSGW. 1883, S. 181 ff.) und bloß in einigen Dialekten durchgedrungen; das Nordwestgriechische, Messenische, Thes- salische, Böotische, Arkadische, Kyprische, EKsche behielten die Form ohne -c bei folgendem Akk. bei ; eine Mittelstellung nimmt wahrscheinlich das Lokrisch-Phokische ein.

evc mußte vor folgendem Konsonanten zu ec werden, während es vor Yokal zunächst blieb, später aber den Nasal vor dem auslautenden -c mit 'Ersatzdehnung' verlor, also de TOÖTO : ivc auTÖ, eic auTÖ. Dies Nebeneinander von vorvokalischer

1*

4 R. Günther,

und vorkonsonantischer Form ist indes nur in einigen Dialekten treu bewahrt, in manchen ist ein regelloses Durcheinander ein- getreten, in etlichen die eine oder andere Form in allen Stel- lungen durchgeführt worden. Wie die Dinge im einzelnen liegen^ soll im folgenden gezeigt werden.

A. Dialekte mit dvc c. acc.

Jonisch: vor Vokalen und Konsonanten gleichmäßig ^c, vgl. Hoffmann UI 401 § 169.

Lesbisch-Äolisch: Die Präposition tritt vor Vok. und Kons, meist als €ic auf, selten als ic. Vgl. die Belege bei Meister T 193, Hoffmann H 319, 415. Auch die in den genannten "Werken noch nicht berücksichtigten Inschr. haben vorvN'iegend de; k nur in IG. 2, 208, 3; 232, 5 ic töv atu)va; 224, 12

ic Tdv TTÖXlV.

Lakonien: ek gleichmäßig vor Vok. und Kons., nur auf Inschriften jüngerer Herkunft Die ältere vorkonsonantische Ge- stalt ic begegnet auf der Stelle von Olympia 4427 Z. 8 i\ AaK€bal^ova; zur Assimilation von -c an X- vgl. Bechtel SGDL m S. 116, Anm. zu Nr. 3096.

Dorisch Unteritalien und Sizilien: Heraklea: de, nur vor Kons, belegt Halaesa: ic, nur vor Kons, belegt Tauro- menion: ic vor Kons, und Vok., vgl. SGDL 5220 HT 95 u. s.: ic TÖV droiva : daselbst IH 89 u. s. : koöoc.

Achaia: vorläufig nur de c. acc. belegt

Korinth bietet keine Belege, wohl aber

Korkyra: eic und ic treten nicht mehr in der iautp'sotz- lichen Scheidung auf; schon SGDI. 3199 (Ende 4. Jhs.) hat Z. 11 eic xciXköv. Schwierig zu beurteilen ist das dv c. acc. auf der Inschrift von Magnesia Nr. 44: hier auf Z. 10, 13, 14, 28, 31, 43 eic vor Vok. und Kons., Z. 35 ic touc Upouc vömouc; aber Z. 40 KaXkai ... iy xb TTpuiaveiov. Ist das nur Schreib- fehler?

Epidamnos, von dem wir in Magnesia Nr. 46 eine größere Inschrift haben, besaß eic, ic (a. a. 0. nicht mehr lautgesetzlich geschieden).

Aegina: in SGDI. 3418 (4. Jh.) 4 k lauiav. Später eic, z. B. 3417 (röm. Zeit) 36.

Megara: regelmäßig eic, nie k. Als Ausnahmen sind zu nennen: SGDI. 3096 (Ägosthena) 2 iv TreXroqpopac dTrerpaniaTo;

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 5

€benso 3097, 2. Mit Recht bezeichnet Bechtel (a. a. 0. Anin. zu 3096) dies als dem Boot, entlehnte Formel (vgl. Dittenberger Id. YII 207 209, Anm.). Größere Schwierigkeiten macht ev 0. acc. in Pagä IG. YII 189 (= SGDI. 3105), 26 dvaTpdipai ev Totv aiJTdv cxdXav, wo Bechtel achäischen Einfluß vermutet. Aber ein achäisches ev c. acc. ist, wie er selbst bemerkt, bisher unbelegt. An böotischen Einfluß zu denken, ist auch ge- wagt, da solcher sonst auf der Inschrift nicht wahrgenommen werden kann.

Argolis: evc, vor Kons, ec Im einzelnen steht es so: Mykenä: die Präp. ist belegt in IG. IV 497 (Anf. 2. Jhs.): 2 mal ^c vor Kons. Argos : Die alte Inschrift IG. lY 544 (um 500, = Solmsen 19) hat evc vor Yok. (Z. 5, 7). Auf der jungen In- schrift BCH. 27, 271, 16 evc xdHiv, d. h. die vorvok. Form in vorkons. Stellung. Die späten Inschriften IG. lY 530, 559 haben €ic vor Yok. und Kons. Kalauria: nur jüngere Inschriften, die eic vor Yok. und Kons, anwenden. Hermione : die Inschr. des 4. Jhs. IG. lY 742 hat ec vor Yok. und Kons. Die etwa 200 verfaßte uns nur handschriftlich überlieferte IG. lY 679 zeigt eic vor Yok. und Kons. Trözen: bis etwa 300 ec vor Yok. und Kons. (823 (4. Jh.) 748 (um 369) 750 (um 300)). Seit 200 ist auch eic vor Yok. und Kons, zu beobachten: 756 (um 200), 752 (Anf. 2. Jhs.); doch hat sich daneben das alte k er- halten, denn auf 757 (wschl. Mitte 2. Jhs.) erscheint, abgesehen von B 13 eic idv, B 18 eic tov, nur ec (stets vor Kons.). Epidauros: hier setzt der Kampf zwischen evc, ec, eic, der zu- gunsten von eic entschieden wird, schon im 4. Jh. ein. IG. lY 1484 (4. Jh.) hat vorwiegend ec vor Kons, und Yok., doch daneben auch eic (B 258 eic "ApToc B 259 eic KöpivGov B 218 eic u . .). Die wohl etwas jüngere Bauinschrift 1485 zeigt eic schon weit reichlicher, wie Keils Liste (Ath. Mitt. 20, 70) ergibt; doch kommt hier auch noch, eine Erinnerung an den alten Dialekt, evc vor: B 40 evc KeTx[p]edc B 75 evc TTipaiea. Die Nummern 1492, 1497, die wieder etwas jünger sind als 1485, kennen nur eic. Die großen Wunderkuren-Inschriften, die in den IG. lY Anm. zu 951, um 320 angesetzt sind, gebrauchen fast durchgehends eic (vor Yok. und Kons.); nur 951, 100 ec Tdc x^ipac mit ec. Späterhin heißt es auch stets eic, ausgenommen die vielleicht dem 2. Jh. entstammende Nummer 941 B, wo Z. 11 ec T[d] 7Te[pi] td [. . .] gelesen wird.

6 R. Günther,

Dorische Inseln des Aegäischen Meeres: Thera: stete k, nie eic. Anaphe: vor Kons, meist k: ich habe mir an- gemerkt: 5 k + Kons. 1 eic -f Kons. 1 eic + ^^ok. Asty- palaia: eic, k. Bis ins 2. Jh. k vor Yok. und Kons., seit etwa 100 eic in allen Stellungen. Nisyros : eic vor Yok. und Kons. Kalymna : eic, seltener k : 25 eic -f- Kons., 3 eic + Yok. ; 8 k + Kons., 3 de -f Yok. Kos : eic und de, dieses häufiger : 4 eic + Kons., 4 eic + Yok.; 32 de -f Kons., 8 de + Yok. Knidos : eic und de : 1 eic -f Kons., 3 eic + Yok. ; 2 de + Kons., 2 de -f Yok. Rhodos: eic und de vor Yok. und Kons, ungefähr gleich häufig gebraucht Der ältere Zustand scheint auf der dem 4. oder 3. Jh. angehörenden Inschrift von lalysos 4110, bewahrt zu sein, wo wir durchgängig, vor Yok. imd Kons., de finden. Das stimmt zum Überwiegen von de über eic in Kos und zur Alleinherrschaft von de in Thera.

Kreta: Aus der nebenstehenden Liste geht hervor, daß in Gortyn und Knosos bis ins 2. Jh. hinein lautgesetzlich dvc -j- Yok., de -f- Kons, geschieden wurde. In den anderen Städten, von denen wir nur jüngere Inschriften haben, ist die vorkonso- nantische Form de auch in die Stellung vor Yok. übertragen worden. Auf den außerhalb Kretas gefundenen Inschriften macht sich auch eie vor Kons, breit Wie weit dvc in älterer Zeit außerhalb von Gortyn und Knosos gebraucht war, ist nicht mehr zu ersehen.

B. Dialekte mit ev c acc.

Böotien: die Inschriften in Dialekt haben immer dv c. acc.

Lokris: stete iy c. acc.

Phokis: die Inschriften des nichtdelphischen Gebietes (alle ziemlich jung) haben dv c. acc; nur in SGDI. 1555 C (2. Jh. n. C.) die mit -c erweiterte Form in der der Gemein- sprache entlehnten Wendung eie bouX)^ae x<ip»v (Z. 12).

Besonders seien die Yerhöltnisse von Delphi betrachtet Wegen des Dialektes der übrigen Städte von Phokis und des von Lokris, wo wir dv c. acc. finden, wird man auch für das Delphische von vornherein denselben Zustand erwarten. In den beiden alten Labyadeninschriften SGDI. 1683, 2561 war keine Gelegenheit, dv c. acc. anzuwenden, und so stammt unser äl- tester delphischer Beleg dafür erst aus dem Jahre 380 : da finden wir 2501, 5 dv 6[u]vaav. Yon da ab läßt sich dieser Gebrauch

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften.

Stadt

SGDI.

Zeit

^C

€{C

^c

ivc

£k

+ K.

4-K.

+ V.

+ V.

+ V.

Allaria

4940

j. Sehr.

3

Aptara

4945

2. Jh.

1

Dreros

4952

3. Jh.

1

Gortya

4985

a. Sehr.

2

4986

55

1

4991

,,

immer

4999

1

_

5016

ion. Sehr.

2

1

5018

2. Jh.

1

_

5024

Ende 2. Jhs.

5

_

5027

2. Jh.

_

1

_

(unrein. Dial.)

Hierapytna . . .

5040

2. Jh.

3

1

3

5041

200

3

5042

200

1

1

...

5044

3. Jh.

2

2

Itanos

5059

1

5060

135

12

1

Knosos

5073

2. Jh.

1

1

Lato .

5075

1. Jh.

15

3

Leben

5086

j. Sehr.

1

5087

1

Malla .

5101

2. Jh.

2

Olus .

5104

3./2. Jh.

8

2

1

(dor. K.)

Phaistos ....

5112

3./2. Jh.

1

Polyrrhen . . .

5116

j. Sehr.

-

1

Athen

5147

2. Jh.

4

5148

Anf. 2. Jhs.

1

Delos .

5149

2. Jh.

5

1

w

5150

>'

3

1

»

BCH. 29

2. Jh.?

1

S. 204

Delphi

5151

2. Jh.

_

1

_

1

Magnesia .... ....

^;s}—

200 200

3 2

I

5> ....

5155

200

2

Mylasa

5158

2. Jh.

1

-

5>

5162 b

2

>J

5163 b

2

Teos .

5166

2. Jh.

1

1

»

5168

2

j>

5169

1

)>

5171

1

M

5172

1

5175

2

»

5178

1

1

n

5181

2

1

5182

1

55

5183

3

55

1 5184

2

55

1 5185

1

8 R. Günther,

bis in die Zeit nach Chr. Geb. verfolgen, wie dies schon aus den wenigen Belegen in Yalaoris Dissertation über den del- phischen Dialekt, S. 78 zu ersehen ist. Nun ist aber das Del- phische schon seit dem 4. Jh. infolge der Amphiktionie, die hier ihren Mittelpunkt hatte, äußeren Einflüssen, d. h. denen des attischen Dialektes ausgesetzt, wie dies Baunack SGDI. 11 S. 662 darlegt. Deshalb finden wir in Delphi seit dieser Zeit viele Dialektinschriften, die teils durchgehend, teils neben ^v c. acc. das att. eic aufweisen. So 2502 (Mitte 4. Jhs.) mit stetigem eic; ebenso z. B. 2529 (220/200); BCH. 22, 304 f., 320 f., BCH. 26, 42 (4. Jh., mit sonst gutem Dialekte: kot rdv cuTTpoqpov, iKan, 4£aKdTiai); 53 f. (mit iKaii, Trdp, c\JTTpocpov)J; 76D 7; BCH. 27, 13 n 15 usw. Für die Inschriften, die teils eic, teils iv auf- weisen, ist charakteristisch die dem J. 158 entstammende SGDI. 2642, auf der ich 6 mal dv, 9 mal eic, oft unmittelbar neben- einander gefunden habe (z. B. Z. 46 |li^v eic touc TraibeuTdc TivöjLievov dpTupiov Kaiaeeviu) iv töv va[ö]v). Von derselben Art sind noch z. B. 2527 (215/212), BCH. 25, 136 f., 26, 62 u. 63. Diese in ihrem Werden^klaren Verhältnisse sind aber ver- wickelt geworden durch das Auffinden der im BCH. 23, 611*) mitgeteilten archaischen Inschrift aus Delplü, auf der unsere Präposition in der Gestalt ic erscheint. Diese Urkunde zeigt (vgl. die Bemerkungen zur Schrift im BCH. a. a. 0.) fast die- selbe Schrift wie die ältere Labyadeninschrift (SGDI. 1683) und dürfte somit in die erste Hälfte des 5. Jhs. gehören. In der Darstellung von echtem und unechtem ou (vgl. Z. 5 toutou) durch OV geht sie mit der jüngeren LAbyadeninschrift 2561 zusammen. Wöist somit Schrift und Orthographie auf Herkunft aus Delphi oder Umgegend, so spricht auch das Grammatische dafür: 1. a vor p statt e: Z. 1 9dpev; so delph. 2561 D 16 TTevrajiapiTeuuuv, häufiger im lokr., z. B. 1478, 39 dvcpoTdpoic. 2. Mediales -er- statt -c8- : Z. 2 hiXaHdcro. Dazu vgl. phok. Stiris 1539 A 55 diTOTToXiTeucacTai, lokr. 1479, 16 heX^crai u. ä. 3. ai = att ei; so Delphi (Valaori S. 21); Lokris (oft, z. B. 1478, 3). 4. fj^iccoc = fiiiicuc: dies delphisch, vgl. Valaori, S. 13; und all- gemein phokisch, vgl. Baunacks Index zu den phokischen In- schriften der SGDI. Teilen wir nach diesem Sachbefund die Inschrift dem Delphischen zu dafür spricht der Fundort, die

1) Vgl. auch die Bemerkungen von Solmsen KZ. 39, 216 Anm. 2 2U dieser Inschrift.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 9

Schrift, fiiuiccoc , oder dem Lokrischen dafür wäre das ge- rade im Lokr. häufige mediale -ex-, auch a statt e vor p anzu- führen — , auf jeden Fall geraten wir wegen des ec [E]i)öp6|aou der ersten Zeile in Widerspruch mit der sonstigen Überlieferung der Dialekte, die in den uns erhaltenen älteren Inschriften nur kv c. acc. kennen. Ich glaube, man kann nicht umhin, dem einen der beiden Dialekte oder, wie ich unten bei Besprechung von ^cie, i^vie zu erweisen hoffe, beiden für die älteste Zeit sowohl ev als auch ec c. acc. zuzusprechen, wofern man nicht zu der wenig wahrscheinlichen Annahme der Entlehnung flüchten will. Hatte man nun ursprünglich dies Nebeneinander, so ließ man in der weiteren Entwicklung die mit -c erweiterte Form fallen. Diese Annahme mag der Hinweis auf das Äolische stützen, dessen einer Zweig, das Thessalische, ev c. acc. gebraucht, während der andere, das Lesbische, eic (ec) verwendet: im Uräo- lischen wird man ev wie evc als Eichtungspräposition gehabt haben.

So finden wir hier die kreislaufähnliche Entwicklung, daß der Dialekt zunächst ev, evc c. acc, später ev allein verwendet, um dann unter dem Einflüsse auswärtiger Mundarten die alte Doppelheit neu heraufzuführen.

Atollen: In den dialektischen Inschriften Ätoliens be- gegnen wir bis ins 2. Jh. hinein ev c. acc. Daneben kommt seit Ende des 3. Jhs. (zuerst SGDI. 1415, Z. 25, 26 neben ev c. acc. Z. 4, 20, 32) eic c. acc. auf.

Akarnanien: kennt nur eic c. acc. Für die älteren Yer- hältnisse fehlen uns die Quellen ; die uns erhaltenen Inschriften, die unsere Präposition anwenden, sind nicht älter als das 3. Jh. Ebenso steht es in Epirus: auch hier kein ev c. acc. belegt, sondern nur eic c. acc, aber erst auf der Inschrift 32 in Magnesia (Z. 15, 33). Im älteren Dialekte mag hier wie in Akarnanien ev c acc. ebenso bestanden haben wie im älteren Ätolisch.

Von den südlichen ionischen Inseln sind jetzt Kephal- lenia (Nr. 35) und Ithaka (Nr. 36) durch größere Inschriften in Magnesia vertreten : auf beiden Inseln wurde ev c acc. gesprochen.

Daß auch das Messenische in diesem Zusammenhange zu nennen ist, wird durch die von M. N. Tod im Journ. of hell. stud. 25, 49 ff. mitgeteilte Inschrift aus Messenien (Nr. 10) erwiesen, welche auf Z. 12 ev crdXav Xi0ivav zeigt. Deshalb liegt denn auch, wie schon der Herausgeber der neuen Urkunde a. a. 0. bemerkt, kein Grund mehr vor, die von Meister SGrDI.

10 R. Günther,

4560 (Kyparissia) zunächst angenommene, dann aber (S. 146) aufgegebene Lesung ^[v] töv aiiüva abzulehnen. Wenn das Jung- messenische eic statt ^v c. acc. verbindet (zweimal k : Audania 4689, 64 kööouc, Kyparissia Ditt. Syll.« 936, 2 ^cdrn), so ist das dieselbe Neuerung, die wir auch im Ätolischen nach- weisen können.

Thessalien: hier wurde ^v c. acc. gebraucht; vgl. die Belege bei Meister I 307, Hoffmann I 591. Neu treten hinzu: Eph. arch. 1900 S. 51 I 8 ^v idv; Magnesia Nr. 26: 19 ^v [t]6 [7r]p[uTa]ve[Tov, 27 h crdXXav, 29 ^v idv ÖTTpciM'[iv: hingegen ist vielleicht Z. 18 XiGivav eic Qtx[. . . zu lesen, was Versehen des Schreibers oder Zeichen des eindringenden Hellenismus sein kann.

Elis : ^v c. acc. in den elischen Dialektinschriften bis ins 3. Jh.

C. iv, k.

In einigen Teilen des griechischen Sprachgebietes ist dv zu iv geworden. Zur Erklärung dieses Wandels vgl. die von Brugmann, Gr. Gr.» § 49 (S. 67) angegebene Literatur. Durch die -c-Erweitcning entstand ivc, das zu k wurde, wohl lang oder kurz, je nachdem Vok. oder Kons, folgte. Formen mit i-Vokalismus finden sich in folgenden Dialekten:

a) Iv c. dat, acc.

Arkadien: vgl. die Belege bei Meister II 302, Hoffmann I 309. Aus den neugefundenen Inschriften arkadischen Dia- lektes treten hinzu: Urt. v. Mantinea: mehrmals iv. Magnesia Nr. 38 : oft (v. Tegea, Ditt Syll.« 465 (3. Jh.) 9 iv idv dTopdv, 12 iv xdv [crdXJav, aber 9 eic crdXav (aus der KOivri). Lykosura, Ditt. Syll.2 939, 3^ 9 ^y j^ j^p^y. „geh Meister, SBSGW. 1899 S. 149 geht dies ^v entweder auf elischen Einfluß zurück, oder auf den der achäisch-dorischen KOivri. Von den in den Jahresh. d. Ost. arch. Inst 4, 64 ff. veröffentlichten Inschriften aus Lusoi kommt hier Nr. 6 S. 73 in Betracht mit T)üiTraav auf Z. 14 ; da- neben freilich Z. 17 k töh Trdvra xp[ov]ov mit hellenist eic (i ~ €i). In Nr. 3 S. 67 Z. 6 heißt es ^uTracfiv] mit dialektwidrigem i-.

Kypros: vgl. die Belege bei Meister II 297 f., Hoffmann I 809.

b) iv c. dat, k c. acc.

Pamphylien: iv c. dat: Sillyon a. a. 0. Z. 11 i ttoXi. k c. acc: Sillyon Z. 3 k cfujruxt, 4 k ttöXiv, 27 kFi^r]. Aspendos 1260 k ipi}ivi, 1261 k ttOpto.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 11

Kreta: Die Gestalt mit i- Vokalismus tritt auf in Eleuthema undYaxos: Eleutherna 4954, 4 ivfi|Lie[v]. Yaxos: 1. iv: 5125 A 5 iv TttTci Trevre, A 8, 15 iv dvTpriiuji, A 10 ivOejaev (beide Inschr. in einheimischer Schrift). Aber 5132 b 12 (ion. Sehr.) ev Tcti TTÖX[i. Vielleicht gehört auch 5148 (Auf. 2. Jhs., aus- Athen) Vaxos zu : neben gewöhnlichem ev (z. B. Z. 8 ^v d)Liep[a]ic) einmal, Z. 8 iv[. . . . 2. ic: 5125 A 12 icc T€, 5126 C 6 icf. . . ., 5128, 13 ic TÖt (diese drei Inschr. in einheimischer Schrift); da- gegen 5132 b 4 €c Tu\i[c6v (in ion. Schrift).

Unsicher ist iv in SGDI. 1643 = IG. XIV 652 (Metapont): ööc 5e Fiv (od. F' iv) avSpiiüiToic öö^av IxH'^ dYa0(d)v ; vgl. dazu Meyer, gr. Gr.^ 508 Anra. 1.

D. ecxe, ^vie und Verwandtes.

Im Anschluß an ev evc c. acc. seien die als Präpositionen und Konjunktionen auftretenden Bildungen mit der Bedeutung "bis', wie ecie, juecra, behandelt. Zunächst gebe ich die Belege aus den Dialekt-Inschriften:

Icie: tritt auf in Argolis: IG. IV 823 A 21, 28 ^cre irof c. acc; das. 951, 9 ecre = "bis' (Konj.). Achaia: SGDI. 1615, 8 kie Ktt (Konj.). Rhodos 3758, 113 u. sonst c. acc. Kos. 3705, 25 c. acc. Halaesa 5200 oft, immer mit ec, Kaid, ttoti verbunden. Bruttium 1658 Z. 8 und 14 als Konj.

Ivie kommt vor in Lokris im Kolonistenges, für Nau- paktos 1478, 15 als Konj. Delphi: in der großen Labyaden- Inschrift 2561 B 44 C 18, 38 in der Gestalt hevre. Die Aspi- ration des Anlautes ist nach Baunack (SGDI. II 727) von den aus dem Relativpronomen gebildeten Konjunktionen (wie ac = ^luc) entnommen 1). Femer ist evte (^vxe) als Konjunktion belegt in den delphischen Urkunden 1707, 7; 2072, 22; 2501, 40. In 2502 (Mitte 4. Jhs.) lesen wir Z. 69, 121, 123 eicxe eic c. acc. Diese seltsame Form ist infolge des Aufkommens von gemeingr. eic in Delphi entstanden: wie man eic neben altem delph. ^v c. acc. zu sprechen begann (2502 hat stets eic), so bildete man neben älterem evxe (ev) ein eicie (eic).

eixe ist in Böotien belegt: als Präp. in Orchomenos, IG. VII 3170 Z. 13, 14; Konj. in Lebadea, das. 3054, 1^).

1) Ebenso ist der spiritus asper zu erklären, den Eustathius für ^CTe angibt (161, 4-6 zu II. A 604).

2) Ein ehsches Icxa ist nicht zu belegen; für SGDI. 1151, 2, wo man diese Form zu finden glaubte, vgl. jetzt den von Dittenberger ge- gebenen Text in 101. 16.

12 R. Günther,

ILiecT' findet sich in Arkadien als Konj. (|li€ct' av) in SGDI. 1222, 30; juecta liegt vor im Kretischen: in Aptara 4949 iLiecxa em . . .; auf der kretischen Inschr. von Delos 5149, 39 als Konj. |i€CTa Ka; ^xirc' lesen wir in Grortyn IX 48 iLierr' 4c öeKacTotTTipov.

Zunächst fragt es sich, wie das -tt- des böot Irre auf- zufassen ist. Man hat es bald als Assimilationsprodukt aus älterem -er-, bald als solches eines älteren -vi- erklärt Die Her- leitung aus lere hat zuletzt Bechtel im Hermes 36 (1901), 424 ff. bekämpft. Seine Gründe sind: 1. Die Assimilation von ct > tt sei bisher unerwiesen für das Böotische; die von Bnigmann, gr. Gr. 5 118 angeführten Beispiele irnu = ictuj, ömTGoTiXa = -cO-, AiTiOoio = -cG- dürfe man nicht bringen, da die ersten beiden Worte nur handschriftlich überliefert seien, das letzte anders aufgefaßt werden könne. Wenn wir von den beiden Fällen mit -c0- absehen und uns, da es sich hier um -er- handelt^ auf iTTuj beschränken, so ist gegen Bechtel einzuwenden, daß die handschriftliche Überlieferung für ittu) = Tctuü bei Aristophanes und Plato (vgl. die Belege bei Kühner-Blaß ^ I 153 f., Meister I 265 Anm. 3) durchaus unverdächtig ist; und trotzdem sollen wir ihr nicht glauben, nur weil noch inschriftliche Bestätigung fehlt, und nach ihrer Maßgabe nicht einen Fall erklären dürfen, der einen der geforderten inschriftlichen Beweise für die Richtig- keit der literarischen Angaben sein würde? 2. Bechtel weist in Übereinstimmung mit Früheren darauf hin, daß ein dem ?tt€ zugrunde liegendes lere mit seinem de dem sonstigen Gebrauche von iv c. acc. im böot widersprechen würde, und da auch die Herleitung von Irre aus {vre lautgesetzlich unmöglich ist, so stellt er als noch der Erklänmg harrende Grundform mit Hinweis auf böot ^TTTTttcic*) (= dv-TTTraoc) *dv-TT€ auf.

Aber es ist 1. von vornherein gar nicht ausgemacht, daß gerade die Präp. dv, ic in toe usw. steckt; 2. könnte, selbst dies zugegeben, ic- in böot *{ct€ ein vereinzelter Rest aus einer älteren Epoche sein, die auch iyc, ic c. acc. kannte; 3. ist keine Möglichkeit vorhanden, das von Bechtel geforderte -tt€ mit dem

1) Nur nebenbei sei erwähnt, daß die Angabe J. Schmidts (Plural- bildung S. 414), im Böot. habe es stets ^Triracic geheißen, heute nicht mehr zurecht besteht. ?|LiTraciv habe ich nicht nur auf zwei jungen Inschr. aus Platää (IG. VII 1664, 1665; htteratura apicata) gefunden, sondern auch auf der in guter Schrift abgefaßten Nr. 2866 (Tanagra).

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. IS

-te des ecT€ der anderen Dialekte zusammen zu bringen. Nach unserer Kenntnis der griechischen Lautgesetze kann böot. -tt- aus altem ki, tF, tc, ti hervorgegangen sein (cpuXdxTi, TTeriapec, KOjLiiTTdjLievoc, OTTOTTOc) i aus jeder dieser ursprünglichen Gruppen ist aber in den anderen griech. Dialekten cc oder c entstandeur mit Ausnahme des att. tt = tF (Texiapec), ki (KripuiTiu); vgl- Brugmann, gr. Gr.^ S. 98 zu böot. att. tt, anderweitigem cc aus Guttural + i, S. 42 zu böot. att. tt, anderweitigem cc aus tF^ S. 101 zu cc, c aus tc, ti. Wir müßten also in den anderen Dialekten eine Gestalt der Präp. mit -cce als Entsprechung des böot. eTTe finden. Nun ist uns für das Ionische, das in allen diesen Fällen cc, c aufweist (irpriccuu, Teccepec, öiKd(c)cai, ö(c)coc), zwar nicht inschriftlich, aber durch literarische Überlieferung ecT6 bekannt: Herod. 7, 141; 7, 158 €ct 'dv c. conj. Damit ist die Unmöglichkeit, böot. ^tte aus ev-TTe zu erklären, nachge- wiesen, und wir werden, weil ja auch die von Führer und Prellwitz angenommene Entstehung aus ev-Te nicht durch Paral- lelen aus dem Böotischen gestützt werden kann, zur alten Auf- fassung, daß tTTe aus *^ct€ hervorgegangen ist, zurückkehren.

Nehmen wir aber ecT6 auch für das Böot. an, so ist die Ansicht, daß ^ct€ nur den Dialekten mit ec c. acc, denen mit ^v c. acc. aber evTe zukomme, nicht mehr haltbar; lokr.-delph. IvTe, h€VT€ sind spezielle Eigentümlichkeiten dieses Dialektge- bietes, und ihr Zustandekommen ist leicht erklärt, wenn man nur bedenkt, daß wir oben S. 8 f. für das Phok.-Delphische oder Lokrische sowohl e(v)c als auch ev c. acc. nachgewiesen haben. Das urgriech. ecTe war auch hier vorhanden; da in beiden Mundarten aber 6(v)c und ev als Kichtungspräpositionen neben- einander standen, schuf man auch ein IvTe, und dieses kam ebenso zur Alleinherrschaft, wie sich ev c. acc. im Phok.-Del- phischen und Lokrischen überall durchsetzte. Die Wahrschein- lichkeit dieses Vorganges wird durch die genaue Parallele aus dem jüngeren Delphischen erwiesen, wo sich infolge des Ein- dringens von att. eic neben dv auch ein ei'cTe neben ^VTe stellte (s. oben S. 11).

Ist so IcTe als urgriech. festgestellt, so hindert uns nichts, statt ec-Te vielmehr e-cTe zu trennen; dabei bleibe es dahinge- stellt, ob das e- der ersten Silbe ursprüngliches e- vertritt, das- selbe präpositionale Element, welches in d-9eXuj, ai. dat. vfkäy-a lit. lok. rankoj-e vorzuliegen scheint (vgl. Brugmann, k. vgl. Gramm.

U R. Günther,

S. 464 f. mit Literatur), oder ob e- vor dem folgenden -ct€ aus 4v- entstanden ist Im ersten Falle würde, vorausgesetzt daß -T- Vertretung von idg. -q¥- ist, das abulg. (j)€st€ ('bisher') russ. jesce^ poln. jeszcze usw., die alle auf ein urslaw. *esk'e zurück- geführt werden können, genau entsprechen^). Die zweite Silbe -cre aber finden wir im ark. \iicT% gort juerr', kret luiecra wieder. Für das gortyn. inerr' (ec) muß man dieselbe Assimilation aus -CT- wie im böot annehmen. Aus dem Kretischen freilich kann ich keine genaue Parallele beibringen; doch darf man wohl an TipöGGa aus *Trp6cGa u. ä. erinnern. Vielleicht war auch das -c des folgenden ec mit beteiligt, wie dies Brugmann, gr. Gr.' 118 § 100, Ib vermutet Der auslautende Vokal ist für das Arkadische und Gortynische unbekannt; das -a von fuecra aus Aptara und Delos kann an Stelle eines ursprünglichen -€ ge- treten sein nach Fällen wie irpöcOe : TTpöcGo, ?7T€it€ : lireiTa u. ä. (Brugmann gr. Gr.» 253 f.)«).

2. il in den Dialekten.

i^ mußte schon urgriechisch vor folgendem Konsonanten Veränderung erleiden, und zwar wurde es vor folgendem Guttural XU ^c, vor anderen Konsonanten zu ^k, genau so wie sich *XaKCKUü (?-XaK-ov) zu XdcKuu, att ti ttoöiuv zu Ik ttoöujv umwandelte, vgl. Brugmann, gr. Gr.' 147 § 140 d, entgegen Solmsen, der IF. Anz. 5, 44 mit Anm. 2 annimmt, daß urgr. i^ vor allen Konsonanten zu ^k geworden, dialekt ic erst in den einzelnen Mundarten aus neu vor Konsonanten eingeführtem hervor- gegangen sei. Der Unterschied in der Gestalt der Präposition vor Gutturalen und vor den übrigen Konsonanten wurde in allen Mundarten aufgegeben, indem man in den einen so im att ^K, in den anderen z. B. im arkad. k allgemein durchfühlte. Daneben kommt bei folgendem konsonantischen

1) Die Zubatysche Auffassung (KZ. 31, 61), daß idg. *e8khe zugrunde liege, und ^cxaroc sowie ai. accha auch heranzuziehen seien, ist aus laut- lichen Gründen unhaltbar; denn griech. t und x lassen sich nicht auf ein gemeinsames -kh- zurückführen, Lat usque hat aus lautlichen und Bedeutungsgründen beiseite zu bleiben.

2) Thumb erklärt KZ. 36, 199 f. h^ct€ aus *m€tc-t€ ; aber für ♦m€tc fehlt jeder Anhaltspunkt, während wir bei der Trennung ime-cTt als erste Silbe das auch in |Li€-Td, li^-coc (mddhyas) vorliegende |li€- gewinnen. Mit Thumbs Hinweis auf }ilc(pa ist ebenfalls wenig geholfen, da auch dieses vorläufig unerklärt ist

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 15

Anlaut in verschiedenen Dialekten auch die vorvokalische Ge- stalt vor, z. B. im att. eH Tööou u. ä. (vgl. Meisterhans ^ S. 105 § 41). Im folgenden sollen die Verhältnisse in den Dialekt- inschriften, soweit sie von dem im att. Üblichen abweichen, vorgeführt werden.

Böotien: Die Gestalt der Präposition vor Konsonanten ist in den Inschriften mit reinem Dialekte ec; vgl. die Beispiele bei Meister I 285. Die Form ^k, if tritt erst in den Inschriften jüngeren Alters auf, besonders häufig in ^kyovoc, eYTovoc: sie entstammt, wie manches in den späteren Urkunden, der Ge- meinsprache. Yor folgendem Yokale erwartet man zunächst, ent- sprechend den anderen Dialekten, eH. Das liegt denn auch noch vor in der alten Inschrift SGDI. 1130, 2 (archaische Schrift) BoiüJTioc exe 'Epxo)u[evuj. In den späteren Denkmälern hingegen heißt es vor folgendem Yokale stets ec oder ecc: ecceijuev, e(c)c eqpeißujv; und zwar habe ich 17 ecc und 4 ec gefunden. Endlich haben Inschriften jüngerer Zeit auch eH vor Yokalen; im ganzen 7 mal: IG. YH 3200, 9; 3201, 7; 3203, 7; 3204, 12 eHei|uev (alle Anf. 2. Jhs.); 3313, 4 el auidc; BGH. 23, 93, 3 eH ecpnßujv; S. 197, 21 eH [ejqpeißiuv. Da nun diese Fälle alle späteren Ur- kunden angehören, ist es durchaus unwahrscheinlich, daß wir es hier mit der alten vorvokalischen Form zu tun haben; viel- mehr entstammt dies jüngere eH ebenso der Gemeinsprache, wie das vorkonsonantische dK, if in ^ktovoc usw. Das vorvok. ecc läßt Meyer, gr. Gr.^ 340 unter Hinweis auf Kretschmer, gr. Yasen- inschr. 181 f., aus eH regelrecht hervorgegangen sein und mißt seinem cc einen anderen Lautwert bei als einfachem c. Diese letzte Behauptung ist insofern richtig, als cc ohne Zweifel be- deutet, daß der Spirant sowohl zur vorhergehenden wie zur folgenden Silbe gezogen wurde (vgl. Brugmann, gr. Gr.^ 131 mit Anm. 1), während bei einfacher Schreibung das c nur einer der beiden Silben zugehörte. Ob aber e(c)c aus älterem ^H lautge- setzlich hervorgegangen ist, "wie dies auch J. Schmidt, KZ. 38, 11 unter Annahme proklitischer Schwächung behauptet, bleibt frag- lich; ich halte Übertragung von ec aas vorkons. Stellung für nicht unmöglich; vgl. den analogen Yorgang bei k c. acc. vor Yok. in Thera, den umgekehrten bei dH vor folgendem Kons, im Kyprischen und Pamphylischen (s. u.)^).

1) Freilich muß es auffallen, daß vor folgendem Vokal die Form mit cc weit häufiger vorkommt, als das oben als normale antevokal.

16 R. Günther,

Lokris: Die späteren Inschriften zeigen denselben Zu- stand wie das Attische, d. h. dH vor Yok., ^k vor Kons. Die beiden alten Urkunden hingegen (1478, 1479) haben fast durch- gängig Assimilation der Präposition an den folgenden konson. Anlaut: 1478, 4 Kr|öa)Liuj Kriqoivdvuuv, 8, 19 ^NauTraKTuu, 22 (vgl. IG. IX 334 Nachbildung) mepqoeapictv. 1479, 1,2 erde, 3 ^9aXdcac, 4 dXi|H€Voc. Nur 1478, 15 if NaurraKTU) ohne Assimilation. Wir haben hier eine Angleichung der Aiükulationsstelle im Satz- inlaute vor uns, die das Lokrische im AVortinlaute nicht kennt. Übrigens sei bemerkt, daß in der großen Labyadeninschrift des benachbarten Delphi 2561 derartiges bei il vor Kons, nicht vorkommt: B 41 if Aaßuabdv D 34 Kr|K tdc bumöCKdiöoc ^).

Thessalien: vor Vok. ^£, vor Kons, k; vgl. die Belege bei Hoffmann II 468. Dazu kommt neuerdings: vorkons. So- tairosinschr. (Solrasen 10) 10 Tr|c BeX9aiu), Eph. arch. 1900 S. 51 I 6 ^cfpaqpep; vorvok. Sotairosinschr. Z. 9 ^^EavaKdbTiv.

Arkadien: vor Vok. ^E, vor Kons, k, vgl. die Beispiele bei Meister 11 107, Hoffmann I 307 f. In der Inschrift von Magnesia 38 heißt es Z. 23 ^k TraXaiiiiv, 57 ^k tOjv v6|iujv. Darin haben wir einen von den Fehlem wider den Dialekt zu sehen, an denen diese Inschrift so reich ist

Kypros: vor Vok. und Kons, ^f, vgl. Meister II 283, Hoffmann I 226: die vorvok. Form ist also allgemein durch- geführt Ebenso steht es in Pamphylien: i^ vor Vok. und Kons., vgl. Sillyon a. a. 0. Z. 4 ih ^7TiTn[p]i»ai, Z. 19 dH b^ (puctXai.

Lakonien: vor Vok. ^E, vor Kons, ^k; z. B. auf der Da- mononstele 4416, 22 Ik tdv auTui hirnruiv. Einmal, auf der Speiseinschrift 4440 (1. Jh.) il: Z. 22 ^H TTepqpiXac, wofern nicht doch dK zu lesen ist, wie es einige Herausgeber tun (s. Meisters Anm. z. St) ; denn Z. 24, 26 steht ^k vor Kons. : ^k Tuvbdpouc, ^K TTavTei)iiac.

Gestalt angenommene ^c; denn die von Brugmann a. a. 0. gegebenen Parallelen wie €fccaTUJT»^v bilden mit der Doppelschreibung des Konso- nanten doch immer nur die Ausnahme gegenüber den Fällen mit ein- fachem Konsonant. Darf man die oben vertretene Ansicht etwa dahin ändern, daß man einen allgemeinen Wandel von E(xc) zu hc oder etwas ähnlichem annimmt, welches im vorvok. il unter dem Einflüsse des vor- kons. ^c zu cc geworden wäre, während es sonst von ursprünglichem cc geschieden blieb und deshalb weiter mit E bezeichnet werden konnte? 2) Hingegen zeigt eine ähnliche Angleichung die messen. Inschr. 4645 (2. H. des 3. Jhs.) auf Z. 6 ^OiaXeiac.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften.

17

Kreta

-f K.

Mittelkreta.

Dreros Gortyn

Knosos Lato . Leben Malla .

Olus

Vaxos

Sonstiges Kreti Aptara

Hierapytna

Itanos Praisos

Ausland.

Anaphe

Delos (Knosos, Lato, Olus)

Delphi (Vaxos) . . Magnesia (Knosos)

Mylasa

Teos (Knosos) . . .

(Kydonia) . .

(Vaxos) . . .

(Lato) . . . .

(Istron) . . .

(Eleutherna)

(Allaria) . .

(Eronioi) . .

(Biannos) . .

(Malla) . . .

(Arkades) . .

(Priansos) . .

4952 4962 4975 4979 4982 4984 4986 4991 4994 5027 5071 BGH. 27, 221 5087 5100 5101 5104 5130

4941 4942 4943 4944 4945 4947 5040 5041 5045 5047 5060 5120 5121

5146 5149 5150 5151 5155 5163 5165 5168 5169 5171 5176 5177 5179 5182 5183 5184 5185 5187

3. Jh. Alte Sehr.

2. Jh. a. Sehr.

3. Jh. j. Sehr.

jj

2. Jh. 3./2. Jh. (d. K.)

3. Jh.

2. Jh.

200 2. Jh. jung

2. Jh.

3. Jh.

2. Jh.

j. Sehr. 2. Jh.

1 1 2 1 2 1 stets 1 1 1 1 2 1 2

Indogermanische Forschungen XX.

18 R. Günther,

Kreta: dH vor Yok.; über die Gestalt vor Kons, gibt die vorstehende Liste Auskunft: die Inschriften der Städte Mittel- kretas (Gortyn, Knosos, Lato, Leben, Malla) haben bis in junge Zeit hinein de vor Kons. Auch auf den diesen Städten zuge- hörenden Lischriften außerhalb der Insel (von Knosos auf Delos, Eleutherna in Teos, 2. Jh.) sind noch Spuren davon zu erkennen. In den Inschriften der anderen Städte liingegen die freilich nicht älter als das 3. Jh. sind wird ^k vor Kons, gesetzt

Argolis: Die Inschriften ionischen Alphabetes weisen, wie das Attische, ^ vor Vok., €k, ey vor Kons. auf. Daß aber im älteren Dialekt die Verhältnisse etwas anders lagen, zeigen zwei archaische Inschriften : IG. lY 492 (aus Mvkenä) hat Z. 3 k TTÖXioc: das erinnert an die Lage der Dinge in Kreta, Ar- kadien, Thessalien. Die andere archaische Inschrift, aus Argos, IG. lY 506 hat Z. 6 iE. Trpua[. . ., also die vorvok. Gestalt vor Konsonant

3. axpi, M^xpi. Nach Fick BB. 5, 168 stehen i^expi : axpi i^i Ablauts Verhältnis zu einander, wie etwa ^ifacäfav. Über verwandte Partikeln vgl. das bei Brugmann, gr. Gr.^ 548 § 626 Bemerkte. Die beiden Formen, die sowohl präpositionale wie konjunktionale Geltung hatten, wurden nicht überall gleichmäßig verwendet; im Att war iLiexpi häufiger als dxpi; vgl. Kühner-Gerth II 1, 346; 2, 445; femer Meisterhans ^ 212, 10 mit Anm. 1711, 1712. Außerhalb Attikas liegen die Yerhältnisse folgendermaßen:

a) Gebiete mit überwiegendem inexpi: Ionisch: Oropos 5339, 3 u. 10 c. g. Eretria 5315, 23 c. g. Keos 5398, 11 ^i. [im]. Amorgos 5361, 50 c. g. Milet 5495, 27 c. g. Ephesos 5597, 14 |Li. als Konjunktion ; Chios 5653 A 1 |iexpi A 3 d[x]pi A 5 |i^xP^ c. g., 5655, 9 u. 17 }i. als Konjunktion. Äolisch: Pordoselana 304 (Ende 4. Jhs.) A 48 Mexpi c. gen. Dorisch: Byzanz 3059 (Kaiserz.) 6 }iix9^ c. gen. Kalymna 3600 (junge Sehr.) Z. 4 ^^xP» c. gen. Kos 3627 (junge Sehr.) 13 f. inexpi c. gen. Rhodos 3755, 5 jLi^XPi c. gen. Kreta (Teos) 5181 (2. Jh., aus Aptara), 35 H^XP» c. gen. Messenien 4689 (Andania, um 90 v. C.) 60 \i. als Konj.

b) Gebiete mit überwiegendem dxpi: Nord westgriechisch: Phokis Elatea 1532 C 3 dxpi (Konj.); Amphissa Eph. arch. 1904, 120 ff. B Z. 6 |H€Xpi c. g. Delphi : hier überwiegt bei weitem Äxpi ; ich habe im ganzen nur 6 mal )Liexpi in der Baunackschen Sammlung in SGDI. gefunden, dagegen allein von 1689 (Z. 6)

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 19

bis 1890 (Z. 11) ich habe otxpi nur bis Nr. 1900 verfolgt 43 mal d'xpi, teils als Konj., teils c. gen. Lokris IGr. IX 349, 6; 350, 6 dxpi c. gen. Dorisch: Argos IG. IV 606 (spät) 10 dxpi c. gen. Knidos 3543, 8 dxpic als Konj. Korkyra 3206 (2. Jh.) 134 c. gen. Kreta, Hierapytna 5045 (2. Jh.) 4. Olus 5106 (j. Sehr.) 2 dxpi eTii. Heraklea, Tafeln: immer dxpi? ^gl- Meister, Curt. Stud. lY Index. Halaesa 5200: immer dxpi.

Aus dieser Übersicht ergibt sich, daß juexpi im wesent- lichen der östlichen, dxpi der westlichen Hälfte des griechischen Sprachgebietes angehört; Kreta geht mit der westlichen Hälfte zusammen. Wenn in der kretischen Inschrift von Teos 5181, 35 ILiexpi erscheint gegen d'xpi in Hierapytna (a. a. 0. 5045, 4), Olus (5106, 2), ebenso in Messenien (4689, 60) gegen d'xpi der übrigen Peloponnes, so kann man das auf Einfluß der Gemeinsprache zurückführen, der bei dem jungen Alter der Inschriften leicht erklärlich ist und sich auch sonst zeigt.

4. eveKa, evcKev, eveKe.

Neben dem unserm 'wegen' entsprechenden gutattischen evexa kennen wir aus der Literatur eine stattliche Keihe von Schwesterbildungen, die bei Kühner-Blaß I 2, 251 f. mit Belegen angeführt sind. In den attischen Inschriften wird in älterer Zeit stets evexa gebraucht ; erst gegen Ende des 4. Jhs. dringt aus der Gemeinsprache eveKcv ein, das sich in der Folgezeit immer mehr auf Kosten des älteren evexa ausbreitet (vgl. Meister- hans ^ 215 ff.). In den Dialektinschriften habe ich nur folgende 3 Gestalten der Präposition gefunden: 1. evcKa, mit der jung- lesbischen Nebenform ^vveKa (vgl. dazu Brugmann, gr. Gr.^ 40 § 21, 2 mit Literatur); 2. evcKev; 3. evexe, nach Schweizer, Gramm, der pergam. Inschr. S. 36 durch Yerschränkung von eveKa mit eveKev entstanden. Im einzelnen ergibt sich folgendes Bild:

a) Gebiete mit überwiegendem evexa. Lesbisch-Äolisch: es erscheint teils ^vexa, teils evvexa. Ygl. das Material bei Meister I 145, Hoffmann II 4801; ich nenne noch IG. XII 2, 220, 8; 221, 3; 225, 3; BCH. 29, 211 Nr. 68 Z. 32 für eveKa; IG. Xn 2, 204, 4 ; 222, 5 ; 549, 6 (diese 3 letzten Inschr. aus der Kaiserz.) für ^vveKa. Megara: Die Inschriften des aus- gehenden 4. Jhs. (SGDI. 3003 ff., denen die Anfangsnummern von IG. YII entsprechen) haben eveKa ; seit Auf. des 2. Jhs. EveKev (IG. YII 21, 193 usw.), einmal, IG. YII 190 (1. Jh.) 34, ^veKe. Die

2*

20 R. Günther,

Inschr. der megarischen Kolonie Byzanz in Olympia (101. 45, 1, Ende 4. Jhs.) hat eveKev : das kann auf westgriechiscliem Ein- flüsse beruhen (vgl. unten Achaia, Elis usw.). Argolis: Dem alten Dialekte kommt eveKa zu: IG. IT 554 (Solmsen 19) 4. Seit dem 3. Jh. tritt eveKev auf (zuerst Epidauros a. a. 0. 1419, 3), und nun gehen beide Formen nebeneinander her (vgl. Hanisch, de tit. argol. dial., Gott 1903 p. 10). Kreta: Alt ist ^vexa: Gortyn 4983, 2 (etwa 5. Jh.). ^'vexev auf Kreta einmal, in Olus 5104, 36 (3. oder 2. Jh., dorische Koivri), 3 mal auf Inschriften kretischer Städte in Teos (ionisches Gebiet!) : 5173, 4; 5177, 26; 5199, 23. Im ganzen zeigen die kretischen Inschriften 5 eveKO, 4 4'veK€V. Rhodos: auf Inschriften rhodischen Dialektes habe ich 27 eveKtt, 7 EveKev gezählt; dabei ist aber zu beachten, daß von den Fällen mit EveKev 3 auf rhodische Städte Süditaliens und Siziliens entfallen (SGDI. 4250, 22, 33 aus Neugela; 4258, 4 aus Rhegion) ; für das eigentlich rhodische Gebiet im ägäischen Meere lautet das Verhältnis also: 27 ^'veKa : 4 ^vexev. Thera: 12 ^v€Ka : 3 EveKev. Kyrene: 2 Ivexa. Astypaläa, Syme, Nisyros haben nur ^vcKa. Knidos: 4 ^veKa : 2 evexev. Kos: 6 ^vexa : 3 EveKev : 2 ^veKe. Anaphe: 1 ^veKa : 2 EveKev (die Belege sind ganz jung). Kalymna (am nördlichsten, nach lonien zu!): 1 EveKtt : 2 ^'veKev : 1 ^vexe. Damit kommen wir schon in b) die Gebiete mit überwiegendem ^vexev. Ionisch: Die Inschriften dieses Bezirkes, welche unsere Präposition aufweisen, sind nicht mehr im alten Dialekt geschrieben. Immerhin muß hier erwähnt werden, daß man z. B. auf Faros 7 EveKev, kein ?veKa findet, daß ebenso auf den Inschriften von Erythrä (5689, um 350), Thasos (5464) und Eretria (5318) ^vexev steht. Femer verweise ich auf die Bemerkung im 3. Teile der Ancient Gr. Inscr. of the Brit. Mus. S. 92, nach der auf Inschriften aus Ephesos von etwa 300 v. C. neben anderen Überresten des ionischen Dialektes entw^eder EveKev (449, 466) oder 4'veKe (451, 457) vorkommt, nie aber ^veKa. Die Inschriften von Delos habe ich, da sie in Koivr) abgefaßt sind, nicht durchgegangen, aber im Yorbeigehen habe ich bemerkt, daß die im 28. Bande des BGH. S. 93 ff. veröffentlichten Urkunden dieser Insel gewöhnlich ^'veKev, einmal S. 189 Z. 18 ^v€K€ aufweisen. Ionischer Einfluß ist es also offenbar, wenn auf den südUchen dorischen Inseln des ägäischen Meeres neben altererbtem ^vexa auch EveKev auf- kommt. — Femer herrscht 4'v€Kev in der westlichen Hälfte

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 21

des griechischen Sprachgebietes. Böotien: Die Präposition kommt nur auf undialektischen Inschriften vor, häufiger ^v€Kev als ^'vEKtt. Phokis; eveKev ist gebräuchlicher. Es ist einmal in Magnesia (Nr. 34, 26) belegt; 7 mal in Delphi gegen 3 evcKa daselbst; der älteste Beleg für delph. eveKCv ist 2672, 11 (um 220), der älteste für eveKa BCH. 23, 572, 9 (etwa 85 v. C). In Atollen und im Änianischen istnur ^vexev zu finden; ältester Beleg ist BCH. 22, 360 Nr. 3 (Zeit des Pyrrhos). Ionische Inseln : Korkyra hat 2 evexev, 1 ^'v€Ka; Same, Leukas je 1 eveKev. Achaia: nur EveKev. Elis: unsere Präposition findet sich hier nur auf Inschriften in att.-ion. Koivrj, und da stets als evenev. Arkadien: auf Inschriften in dor. KOivn findet sich 1 eveKev SGDI. 1252, 1 evexa Ditt. Syll.^ 230. Messenien: nur eveKev (lauter junge Inschriften). Lakonien : nur junge Belege : 6 eveKev, 2 eveKa, 1 eveKe. Melos: auf 2 jungen Inschriften eveKev. Si- zilien und Unteritalien: hier herrscht eveKev, das ich z.B. durchgehends in Halaesa beobachtet habe. Vgl. auch das oben über die rhodischen Kolonien dieser Gegend Bemerkte. eveKa habe ich nur gefunden in Solus 5197 und Segesta 5191.

Aus dieser Übersicht ergibt sich, daß dem Lesbisch- Äolischen und Dorischen ebenso wie dem Attischen ^'veKa eigen- tümlich war, während das Ionische und das Westgriechische um den korinthischen Golf herum eveKev besaß. Mit dem Vor- dringen dieser beiden Dialekte in der ion.-att. und dor.-achä. Koivri breitete sich auch eveKev aus und schob eveKa zurück.

5. Treöd neben laeid.

In einigen Dialekten bestand neben iLierd oder ganz an dessen SteUe die Präposition Tieöd. Sie wird als erstarrter Kasus des Stammes *ped^ pod 'Fuß' angesehen, vgl. Osthoff Gesch. d. Perf. 574, der in ihr einen alten Instrumental erblickt. Neben Tieöd tritt auch ein irerd auf, welches zuerst von Osthoff a. a. 0., neuerdings wieder von Schweizer Gramm, d. perg. Inschr. 107, wie mir scheint, mit Recht als Verquickung von ineid mit Trebd erklärt worden ist. Die Präposition findet sich in folgenden Dialekten :

Äolisch-Lesbisch: Auf den Inschriften kommt nur 2 mal ireöd vor: SGDI. 213 (Anf. 4. Jhs.) Z. 20 : 6 ireöd KöXtuvov ... 6 irebd 'Apicrapxov. Sonst heißt es schon seit Ende des 4. Jhs. iLieid c. gen. und c. acc. Die Dichter haben meist ireöd :

22 R. Günther,

vgl. Meister I 117, Hoffmann II 592, zu deren Belegen aus den neuen Berliner Sapphofragraenten I 8 ujc c€ Treöri7TO|U6v tritt Doch ist für Alkaios (Bergk 101) ^exexiwv überliefert. Ob das ÄoL-Lesb. in älterer Zeit nur Tiebd besessen hat, oder daneben auch ^eTd, ist aus dem uns vorliegenden Materiale nicht sicher zu entnehmen.

Thessalien: ^€Td ist nicht belegt; nebd liegt vielleicht vor in SGDI. 355 netaXXic, vgl. böot IG. VE 3193, 7 [ne]bdXXoi.

Arkadien: ^erd belegt in ineroiKOi der SGDI. 1231 B 15 C 16 usw. Daneben hat irebd bestanden: 1247 B 10 TT[e]öapiTö; ürt. V. Mantinea Z. 16 [TTjeioic FoiKidTai<c> (soweit die Reste erkennen lassen, stand P, nicht M, auf der Inschrift). Ob man 7T€Toic als Schreibung für Tr€Ö(TT6T)T0ic aufzufassen hat oder ob es haplologisch für 7Te[öd] toic steht, muß daliin gestellt bleiben.

Böotien : hier steht irebd neben ^cTd : a) Tteöd c. g. IG. VII 3171, 22; 3172, 153; RevfitGr. 12, 71 I 13, 122; Ttebd in com- positione IG. TU 538, 14 HeödKUiv; 2071 n[6]öaTevnc; 3175, 3 neöaKXei'uj; 3512 nebavreXic; 3193, 7 [ne]6dXXoi; Delphi 2581, 109 nexarevric (aus Thespiä). b) Metd c. acc. IG. VII 3171, 40, 41; 3391, 6; ^eid c. g. in Magnesia Nr. 25, 10; ^eTd in com- positione BGH. 25, 360, 10 m€toik€M€v; RevfitGr. 12, 71 I 6 |Li€Taqp€pövTuc (Dat).

Megarisch: für die megarische Kolonie Chalkedon ist SGDI. 3052, 19 TTeTarciTviujv belegt. ^€Td ist für das Megarische nur durch jüngere Inschriften bezeugt: in Mesambria 3078 (2. Jh.) 11 ^6Td id Upd, Chersonnasos 3087 (1. Jh.) 7, 18 c. gen.

Argolis: Sowohl ireöd als auch |Li€Td bezeugt: Nemea IG. IV 487, 3 TTebdKpiToc; Argos das. 552, 8 7re[ö]dFoiKoi ; 615, 2 7T€6dFo[iq]oi ; SGDI. 3277, 17 ireöiübv ; BGH. 27, 271, 14 ttcö' iapöv, 16 TrebdraTov. Epidauros: Ttebd nur in IG. IV 1484 B II 276 7Teba(pop|d]c; sonst stets ^leid, schon in den Heilungsurkunden (etwa 320 v. C.), z. B. 951, 20 Meid b€ toöto, Z. 114 MeGdMcpa usf. Obwohl die Zahl der Belege gering genug ist, darf man m. E. für den Dialekt von Argos selbst den Schluß ziehen, daß er TTcbd in allen Funktionen des att. ^€Td verwandte.

Doris des ägäischen Meeres. Thera: In älterer Zeit Trebd, später iLierd: SGDI. 4772 (4. Jh.) leidprai 7T£b' iKdba; IG. XII 3 Suppl. 1289 C 1 - - Ka irebd K - - ; daselbst 1465 TTebdTo[v]oc. Dagegen SGDI. 4706 (um 200, 'gemildertes Dorisch') B 3 |i€Td Kupiou, 16 juetd bk buo Itt]. Kos, Kalymna, Rhodos,

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 23

Knidos haben als lebendige Präposition nur |Li€Td. Tieöd ist einzig im Monatsnamen TTeö(T)aT6iTvuoc erhalten geblieben, den ich an folgenden Stellen gefunden habe: Kos 3634b 22 TTeTaTeiTvuou, 3637, 4 TTeöaTeiTv[uo]u. Kalymna 3593, 14, 93 ITeTaTeiTViJou. Rhodos 3754, 5 TTeTaTeixvuou. 4245 (Henkel- inschr.): Nr. 144 (S. 589) neö[aT6iTvuo]u, 161 (S. 591) T[^[ba\- T€iTviou, 192 (S. 594) TT€Ö[aTeiTVu]ou, 231 (S. 598) TTeöaTnTvuou, 250 (S. 601) neTaTe(i)Tvu(ou), 298 (S. 605) HeöaTeiTviJOu, 311 (S. 607) neöaTeiTVuoo, 469 (S. 624) n€ÖaTe[iTv\Jou], 622 (S. 642) TTeöaT6iTv(uou).

Kreta: Hier ist deutlich der Unterschied zwischen dem Mittelkretischen und dem Ost- und Westkretischen, zwischen älterer und jüngerer Sprache zu erkennen. Im guten Mittel- kretischen nämlich tritt stets Treöd auf, mit allen Funktionen des att. iLieid; im Dialekte der Ost- und Westgegenden hingegen heißt es ineid, ebenso in einigen jungen Inschriften des mittleren Kreta. Folgendes sind die Belege:

Tieöd: c. gen. in Gortyn III 28 ireöd tujv eTTißa\\6vT[ujv, X 50 Ttebd )Liev tüjv epcevcuv, SGDL 4985 (einheim. Sehr.) 5 Treöd Tuj 'PiTiriviaj köc|liuj, 7 Treöd le tüj CTapio) xai Treöd tujv 'PiTTnviujv, 5015 (2. Jh.) 10 Ttejöd ßaciXeoc, 27 oi Treö' EupueOevia KÖpiLioi, 5153 (200) 40 Trejöd TopTuviiuv, 5016 (Anf. 2. Jhs.) 17 Treö[d Tdc] tijuv OiOuv euvoiac, Delos 5150 (aus Knosos, n. 167) 15 Treöd ttMovoc cTTouödc, Teos 5169 (aus Yaxos, 2. Jh.) 7 Tteöd Trdvcac CTTOuödc; c. acc. in Gortyn 11 13 Treö' d)uepav . . . ev vuTTi, Dreros, Eid (SGDI. 4952) 41 juriie ev vutti jurixe Treö' d|Liepav, Gortyn 5015 (2. Jh.) 16 ^tti tujv IqpicTaiueviuv Treö' 'Apx[e|uaxov . . . . . KÖp]^ujv (so Blaß); Präverb in Delos 5150 (n. 167) 33/4 Tteöexeiv, TieöexovTi. Fraglich ist Gortyn 4979, 43 - r) TieöaO - -.

jueTd: c. gen. in Hierapytna 5040 (2. Jh.) 34 jueTd tluv KOCjuujv, Malla 5101 (2. Jh.) 38 jueTd tüjv kö[c)uujv], Praisos 5120 (3. Jh.) 14 iLieTd iTaXiTdv, Hierapytna 5042 (um 200) 15 fiex' d[c(pa]Xeiac, Itanos 5059, 15, Teos 5166, 5; 5186, 8; 5187, 7 u. s. ähnlich; c. acc. in Hierapytna 5047, 4 juieTd Tdv Trepicxaciv; Präverb in Allaria 4940, 25 ineTexuuciv; ebenso Hierap. 5040, 13 (2. Jh.), 5042, 8 (um 200), Lato 5075, 12 (1. Jh.).

Sizilien und Unteritalien. In Akra (Siz.) 3246, 37, 39, ist vielleicht zu lesen TreT' "IxeXa. Ferner sind zu erwähnen einige Amphorenaufschriften, die man in den IG. XIV unter 2393 findet: Nr. 283 (Taurom.) neöaTeiTVvj(ou), Nr. 502 (Tarent) n[eöaj-

24 R. Günther,

TiTVuou. Nr. 148, 157, 440 sind identisch mit SGDL 4245, 231, 250, 622.

6. Die an SteUe des att irpöc in den Dialekten erscheinenden

Bildungen.

Der im deutschen 'zu' liegende Begriff wird in den ver- schiedenen Teilen des griechischen Sprachgebietes durch ver- schiedene Bildungen ausgedrückt: durch 1. TTpöc: im Att-Ion., Lesb.-Äol. 2. TTOC : im Arkad.-Kypr. 3. ttoti : im sogen. Dorischen (außer dem Mittelkretischen), Nordwestgriechischen, Thessal., Boot 4. TTopii: im Mittelkretischen. 5. irepTi im Pamphylischen. 6. iroi: im Argiv., Kret., Korkyr., Lokr., Delph.-Phok., Boot. : doch führt es nirgends die Alleinherrschaft, und eigentlich häufig ist es nur im Argiv. u. Delph. Unter diesen verschiedenen Formen sind einige ganz offenkundig mit einander verwandt: arkad.-kypr. TTÖc gehört eng zu dem dor.-nordwestgr. ttoti; kret. TTOpTi stellt sich in derselben Weise zu att-ion.-lesb. irpöc wie das pamphyl. TiepTi zu dem uns freilich nur durch Grammatikerüberlieferung (Meister 1 44) bekannten lesbischen Trpk, und zwar hat in beiden Fällen höchstwahrscheinlich dieselbe Metathesis in der p ent- haltenden Silbe stattgefunden, die auch sonst in den beiden Dialekten zu beobachten ist (kret. 'A90pöiTa, pamphyl. 'Aqpopbi- ciiuc, vgl. Meyer, gr. Gr. ' 246 f., Brugmann, gr. Gr. ^ 81, 6; k. vgl. Gr. § 341, 2): wir kommen so auf älteres Trpoxi, *Trp€Ti, die mit ai. prdti^ lat. pretium 'Aequivalent, Wert* zusammengehören. TToi endlich hat J. Schmidt KZ. 38 S. 17 ff. als proklitisch ge- schwächte Form von ttoti erklärt, entgegen der zuerst von Fick BB, 7, 94 unternommenen Gleichsetzung mit lett. pt «bei, an, hinzu». Darüber, sowie über das auslautende -c von ttoc, TTp6c und sein Verhältnis zum auslautenden -ti in ttoti usw. soll weiter unten im Abschnitt 8 die Rede sein. Hier gebe ich nur das Material aus den Dialektinschriften.

a) TTpöc wird gebraucht im Lesbisch-Äolischen: vgl. die Belege bei Hoffmann II 592.

b) tt6c ist belegt als: arkadisch: Tegea 1222, 9 tt6coöo|li, 38 TTocKaTußXdvpri, 54 ttöc tcii . . . [cu]TTPa<p[oi] ; Lykosura Ditt. Syll.« 939, 13 TTÖfc] eu[n]c[i]v: Magnesia Nr. 38, 21 TTpöc TTdvTac, 24 TTpöc d)i|Lie, 25 ttöc airröc, 26 TTOc[€]öe£avTo, 49 ttöc töc . . Das zweimal in Magnesia auftretende TTpöc ist Nachlässigkeit des Schreibers, der den Dialekt der Inschr. auch sonst verunstaltet

i

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 25

hat; man darf dafür getrost ttoc lesen. Kyprisch: vor folg. Kons. 7TÖC, z. B. TTÖc t6(v) pöFo(v) ; vor folg. Yok. tto: TToexöjuevov. S. die Belege bei Hoff mann I 312. tto- ist aus ttoc- vor folg. Vok. hervorgegangen wie qppoveiui aus cppoveiuci u. ä., indem das inter- vok. c zu h wurde (Meister II 249 f., Hoffmann I 203).

c) TTOTi erscheint vor Yok. als ttot', vor Kons, bald als ttoti, bald als ttöt.

Lakonien: Die älteren Inschr. haben vor t und c die kürzere Form: Gytheion 4564 [TTjocrdrö, Sparta 4413 (5. Jh.) 6 TTÖT TÖv 10 TTÖT Tov 17 TTOT Tov, aber 3 7T0TÖV, Olympia 4427, 11 TTÖT Totv. 7T0TÖV iu 4413, 3 kauu Inkonsequenz der Schreibung sein, aber auch eine andere Aussprache, mit reduzierter Geminata, bedeuten. In den späteren Inschr. von Lakonien, ebenso in denen von Messenien, heißt es vorkons. stets ttoti. Noch jüngere Inschr. weisen auch aus der Gemeinsprache aufgenommenes TTpöc auf: 4481, 4520, 4576; 4567 (100 v. C.) und 4544 haben Trpoc und TTOTi nebeneinander.

Argolis: Die umstehende Liste ergibt, daß hier TTOT(i)j TToi und TTpöc im Gebrauche sind. Die ältesten Inschr. zeigen ttot' vor folgendem Yokale, ttoi vor Dental, d. h. dem Artikel. Dieser Zustand erhält sich bis ins 2. Jh. Außer vor Dent. kommt aber ttoi auch vor c (1484, 41 TTo[icTd]c€i), p (952, 41 ttoi pötttov), X (750, 4 TToi Auci[|Liaxov]) zu stehen. Daneben ist ttoti vor c und Labialen schon im 4. Jh. belegt (1488, 24 TTo[T]i[c]TTacTfipa, 951, 44 TTOTißXeqjac usw.). Yor dem Artikel finden wir es erst im 1. Jh. (Epid. 952, 42, 45). Die einsilbige Form von ttoti begegnet uns nur in 3 Fällen : 1484 (4 Jh.) 65 ttotö : das kann haplo- logisch für tto[ti]tö stehen, wofern wir nicht einfach mit Fränkel z. St. Schreibfehler statt ttoi annehmen. Ferner schreibt Isyll 950, 63 rrocTeixovTi : da es im Yerse steht, die Form also unter dem Zwange des Metrums angewandt sein kann, läßt man das Beispiel besser bei Seite. Endlich Hermione 679, 8 ttöt Tdv ttöXiv (um 200) : diese Urkunde ist handschr. überliefert, und Fränkel bemerkt z. St., daß dies ttot, vielleicht erst von 2. Hand, aus dastehendem rrpoc geändert ist : also auch das ist ein unsicherer Fall. Damit gelangen wir zu dem Ergebnis, daß für den ar- givischen Dialekt als sicher nur ttoi (bes. vor Dentalen), ttoti (urspr. vor nicht -dentalen Kons.), ttot (vor Yokalen) gelten können. Nun erscheint noch irpöc, selbständig erst seit etwa 200, und da sicher der Gemeinsprache entnommen; in Zusammen-

26

R. G

ünther,

Argolis

IG. IV

Zeit

1

TTOi + K.

i

iroT' -f- V.

ITOTl -f K.

iroT-fK

1

irpöc

Heraion . .

506

arch.

11 TTOi Tdc

Argos . . .

554

n

6 iTOTeXdTö

Trözen . . .

760

alte S.

4 Ttoi TÖV

823

4. Jh.

21 TTol Td 27 TTOi TÖV

28 iroi

42 TTOi Tdl 50 TToi TÖC 56 TTOi Ttill

42 iroT^bei

Epiaanrot .

1484

LH. 4. Jh.

41 iro[iCTd]c€i

61 [ttJoi Tdc

()3 iroi Td

242 iroi toöc

243 iToi TÖV 'PKy?, iroi Td

297 iroi 0€Ö-

bOTOV

2P8 iroi 302 iroi Td

66iroTÖ

57 iTp(o)c djirujv, ebenso Z.58, 68,77.

Epidauros .

1485

etw. spat

62 iTol Td

»1

1488

4. Jh.

24 1T0[T]1.

w

961

320

8,15,23,34,71

20 1T0T* au TÖV

fcjiracTftpa

44lTOTlßX^.

52 irpöc-

iroi TÖV

120 iroT£\eibv

Hiac

uinov

55, 67 iToi Toic

13 iroib€(i]ceai

17 iroie^^€v

u

952

»>

13, 27 irol TÖV

2id iroiTdEai

Sd iroiTdcc€iv

41 iroibfjcai

irol ^öirrov

133 iroTi-

1T0p€U.

G6 irpöc-

UU1T0V

Hermione .

742

gute S.

19 TTOl T\bc

Epidauros .

950

300

20iTolb"AcKX.

19 1T0T' 'AiröX- Xu)

63 iro-

CT€(-

Kalauria . .

840

End.aJh8.

15 1roTo^öcal

Xovn

»»

841

11

24 irol [TjiDi

30 1^oTo^o-

COOVTI

1, 9 iTÖGobov

Trözen . .

749

4. od. 3. Jh.

»» ...

750

n. ;«o

itol Aucit^.

Hermione .

679

um 200?

SitÖTxdv

(handschr. Ober-

(in mscr.

liefert)

correct)

Epidauros .

944

lAHKt

9/10 iroTl irdvTac

Magnesia .

Kern

um 200

11, 16 irpöc Tüöi Mm.

Nr. 40

Argos . . .

BCH. 27 S. 271

um 200?

9iTpöcß...

Trözen. . .

762

Anf.2.Jhs.

"

12 iroOöbujv

14 1T0T' dXXd-

Xouc

M ...

791

"

6 iroe' * Epmo-

Argos . . .

590

iAn<|)T

V€IC

28 irpöc ßa- ciXcac

Trözen. . .

757

M. 2. Jhs.

A14 [ir]ol Tiüi

B 6 irol Toic

Epidauros .

932

1. Jh.

__

42\ iroTl 45/ Toöc

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 27

Setzung (in ttpocluttov) schon in der 1. H. des 4. Jhs. (1484, 57 usw.). Ob wir auch hier Entlehnung von auswärts her anzu- nehmen haben, ist fraglich ; doch will ich darauf hinweisen, daß diese Inschr. auch z. B. Z. 41 mit dem Dative 7To[icTd]c€i dem alten Dialekte entgegen ist.

Achaia: ttoti vor Kons., ttot' vor Yok.

Elis : Vor Yok. ttot', vor Kons, teils ttöt, teils ttoti : Solmsen 40, 4 TTÖTTUJ Aiop; SGrDI. 1156, 3 ttotöv 6[e]öv (schreibt Gemi- nata nicht), 1153, 7 ttotöv Aia (sehr. Gem. nicht), 1151, 11 ttotöv eeöv (sehr. G. teils, teils nicht). Aber 1172 (3. Jh.), 14 ttotI Tdv 39 TTOTI Totv. In den 3 Fällen mit ttotöv wird man wegen ttöt tüj Aiöp das t geminiert lesen. Das alte scheint ttot vor t gewesen zu sein.

Ägina: ttot' vor Vok., ttoti vor Kons, (nur auf jungen Inschr.).

Megara: In Megara selbst tritt die Präposition nur in der vokalischen Form auf. Indes scheint SGDI. 3052 (Kalchadon, um 200) 26 ttö]t tüji *AcK\aTTieiuji zu zeigen, daß auch dem me- garischen Dialekte kons, ttot ursprünglich nicht fremd gewesen ist. Wenn IG. YII 19, 10 TTpöc neben ttot' (Z. 11) auftritt, so ist das ebenso ein Äolismus, wie der Akk. auToi'c Z. 13 u. ä. In Bjzanz 3059 (Kaiserz.) ist TTpöc (Z. 36) neben ttoti (Z. 29) ein aus der Gemeinsprache eingedrungenes Element.

Böotien: vor Yok. ttot'; vor Kons, öfter ttöt als ttoti, und zwar habe ich 5 mal ttoti gefunden, 20 mal ttöt, meist bei fol- gendem Dental, einmal vor k. ttoti: IG. YII 2848, 2; 3172, 112, 144 TTOTI öd|uov; 3171,36 TTOTiöeöo|uevov; 3172, 140 ttoti tiuc KaTÖTT[T]a[c. ttöt: vor t des Artikels: 522, 8; 1719, 4; 1728, 2; 1730, 5; 1739, 17; 2223, 3; 2418, 3; 3172, 149; Magnesia Nr. 25, 7, 16, 26. RevfitGr. XII S.71 ff. I 3, 15, 23, 26, 32; sonst: TTOTTaHdvTuuv in 1737, 11, 13; vor b: 518, 5 ttöö Adqpvn; vor k: BGH. XXI 553 ff. (Thesp. Wiesenverpachtung) Z. 10 ttök Ka- TÖTTTac. Einmal endlich liegt ttoi vor, im Eigennamen TToiöikoc (Solmsen 14, 13 = IG. YII 2781); da diese Präposition dem Boot, sonst ganz abgeht, ist fremde Herkunft recht wahrscheinlich.

Phokis: Die außerhalb Delphis in Ph. selbst gefundenen Inschr. kennen vor Kons, nur die Form ttoti. Dagegen heißt es auf der phok. Inschr. in Magnesia Nr. 34 Z. 15 ttöt GeTov gegen Z. 5, 7, 17, 26 mit ttoti. Dies ttöt kann gut phokisch sein, wie es auch im Delphischen vorkommt, über dessen Yerhältnisse die beigegebene Übersicht näher unterrichtet. Diese ergibt, daß

R. Günther,

Delphi

Zeit

UOTl + K.

TTÖT + K.

TTOi

SGDI. 2561

um 400

C 31 ttotO^tu»

G 39 TTOTeeeni

A 14 TTOl TOO AlÖC

B 12 TTol t6 *Att. C30TTOiK€q)dXaiov

2501

380

47 TTÖT TÖV e.

26 uoi Töc iap.

2502

M. 4. Jhs.

12 TTOTl Td . . . 20 TTO[T]i Td 45 TTOTl 87 TTOTl Tdv

TTOTl Td 90 UOTl Tdv 118 TTOTl Tdv

127 TTOTi ToOc

27 TTÖT 40 TTÖT TÖV 55 TTÖT Tdv

BGH. 27 S. 34

4. Jh.

15 TTÖT TÖV vaöv

26, 65 ff.

wohl 4. Jh.

III 2 TTOTl (t)Ö

III 12 TTÖT Tlöl

23, 566 er.

260/250

18, 20 TTÖT TlÖl

- 23, 547

3. Jh.

2 TTOTl TÖV

2 TTOl UpÖV

- 23, 358

(oben)

gute S.

2 TTol A[€Xq)oOc

23, 546

1. H. 3. Jhs.

5 TTol [AcXcpoOc

SGDI. 2585

2i6!2

5 ttotI AcX9.

- 2637

235/200

4 TTol AcXqpoOc

- 2675

210/200

TTÖT TOOc T.

2065

179

6 1TOlTaccö^evov

1852

174/3

15TT0lTaCCÖ^€V0V

1721

170/157

5 TTOlTaCCÖ|i€VOV

- 1689

156/151

10 ttotI Tdv

TTOTlTaCCÖ|i.

und so in den

meisten delph. Frei- lassungsur- kunden.

BGH 23, S. 94

Nr. 89

22 n. G.

3 TToi Tdv

der ältere Dialekt vor Dentalen neben der anderen Präposition TTOl nur 7t6t kennt, ttoti finden wir erst seit Mitte des 4. Jhs. vor Dentalen; von da ab breitet es sich auf Kosten von ttöt, TTOl in allen vorkons. Stellungen immer mehr aus, um seit dem 2. Jh. allein neben ttoi zu stehen ; die konson. Form ttot tritt Ende des 3. Jhs. zum letzten Male auf; ttoi hingegen hält sich bis zum Beginne der Kaiserzeit in einzelnen Fällen. Die Inschr. mit unreinem Dialekte haben seit dem 3. Jh. das att. irpöc

1

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 29

neben ttoti, z. B. SGDI. 2506 (277 v. C.) 18, 13 irpöc gegen 31 TTOTi; ebenso 2522 (231/0)8 usw.

Lokris: Die Präposition kommt wenig vor; vor Kons. SGDI. 1478, 32 ttotouc öiKacifipac, aber IG. IX 278, 6 ttoti touc 7 TTOTi TÖ; 381, 11; 382, 9 TroTixaccöiLievov. ttotouc der alten Inschr. ist wohl als ttöt touc zu lesen. Wir haben dann dieselbe Entwicklung wie in Delphi: der ältere Dialekt verwendet die apokopierte Form vor Dentalen. Daneben ist auch einmal ttoi belegt in SGDI. 1479, 14 ttoi töv FacTÖv.

Atollen, Akarnanien, Epirus: ttoti vor Kons.; seit etwa 200 auch TTpöc.

Ionische Inseln: im allgemeinen ttoti vor Kons. In IG. IX 691 (3. Jh., = SGDI. 3195 a) 4 ttotö^ ßiuiuov: da diese Inschr. sonst die Geminata schreibt, kann man nicht ttöt tÖ)li ß- lesen, sondern hat Silbendissimüation anzunehmen (TTo[Ti]TÖ|Li). Das. Z. 3 lesen wir ttoi tÖ|li .... toTxov: das ist wohl ein Nach- klang des korinthischen Mutterdialektes von Korkyra.

Thessalien: vor Kons, ttot; vgl. die Belege bei Hoff- mann II 592.

Die Doris des ägäischen Meeres (Thera, Anaphe, Asty- poläa, Kalymna, Kos, Rhodos, Knidos) hat stets ttoti vor Kons. Das TTpoc späterer Inschriften (z. B. Knidos 3545, 17) entstammt der Gemeinsprache.

Dorisch Unteritalien und Sizilien. Die Inschr. dieses Gebietes zeigen im allgemeinen ttoti vor Kons., ttot' vor Yok.; eine Ausnahme machen nur die Tafeln von Herakleia, die vor folgendem Dental (t, Ö) oft, aber nicht immer, ttot haben, wie die Belege bei Meister, Gurt. Stud. lY 396 und die Tabelle S. 447 ergibt.

Kreta auch hier z. T. ttoti, ttot', daneben aber TTOpTi, vgl. den nächsten Abschnitt.

d) TTopTi ist in Mittelkreta zu Hause ; im Osten und Westen der Insel wird ttoti gebraucht: also derselbe Gegensatz wie in der Yerwendung von €c und Ik, Treöd und ineTot usw. Außerdem kennen wir auch ttoi als kretisch aus der vordem für korky- räisch gehaltenen, neuerdings als kretisch erkannten IG. IX 693 (SGDI. 3198, Ditt. SyU«. 477, vgl. SGDI. III 2 S. 378 f., Anm. zu 5145): hier heißt es Z. 12 ttoi tuj[i] TTopiui 17 ttoi Tdi Kuj|lii- Koö. Über das Yerhalten der einzelnen Orte in der Anwendung von TTOpTi: TTOTI gibt die umstehende Übersicht Auskunft. Sie

30

R. Günther,

Kreta

SGDI.

Zeit

iropn TTopx'

TTOTi

TTOT, iro + K.

irpöc

Mittelkreta. Gortyn

Lato

Leben

Malla

Olus

Vaxos

Unbek. Stadt

Sonstiges Kreta.

Allaria

Aptara

Hierapytna

n

Itanos . .

»> Praisos . .

Ausland.

Athen

DelOB (Knosos)

(Knosos, Lato, Olus)

(Olus)

(Olus)

Magnesia

Mylasa (Gortyn?)

Teos (Rbaukos) . .

n (Kydonia) . .

(VaxoB) . . .

(SybriU) . .

(Istron) . . .

(Eleutherna)

y, (Arkades) . .

(Allaria) . .

(Lato) ....

(Aptara) . .

(Eronioi) . .

y, (Arkades) . .

(Knosos) . .

(Priansos) . .

4891

4995

5004

5011

5015

5016

5018 5075 A 5075 B

5087

5101

5104

5128

5138

4940 4942 4846 5040 5043 5058 5060 5120

5148 5150 5149 A 5148 B BGH. 29, 204 5153 5154 5156 5158 5158 6160 5163 6167 516B 5168 5170 6176 5177 5178 5179 5180 5181 5182 5185 5186 5187

alte Scbr.

ion. Sehr, a Jb. 2. Jb-

1. Jb.

j. Scbr.

2. Jb. 3./2.Jb.(dorK:.)

alte Scbr. 2. Jb.

j. Sehr. 2. Jb.

a Jb.

2. Jb. a Jb. (dor. K.)

2. Jb.

200 (dor. K.)

w

200 j. Scbr.

2. Jh.

1 immer

1 (TTorrdc) 1 (iroTd)

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 31

zeigt zugleich, wie seit dem 3. Jh. zusammen mit der ein- dringenden dorischen KOivri auch irpoc aufkommt. Schwierig- keiten bereiten zwei Fälle, aus denen man u. U. auf Verwendung von TTOTi auch im Grortynischen schließen muß. In SGDI. 4995, 4 : < freier Raum > 6 öe iTOTTdc öa|u[iac -, wobei Blaß mit Kecht auf die Seltenheit dieser Form in Gortyn aufmerksam macht : auffällig ist nicht bloß das Fehlen des -p-, sondern auch die wie wir unten sehen werden in Kreta ungewöhnliche Apokope des Schlußvokales. Femer SGDI. 5004, 8 [ö]6tuj dvavöpei 6 TTOid . vöp . . , : hier will Comparetti auch eine Verbindung der Präposition mit dem Artikel (Neutr. PI.) finden (s. Blaß z. St.); käme man hier nun auch um die Annahme der Apokope herum die Silbe -ti könnte vor xd dissimilationis causa ge- schwunden sein , so erregt doch auch hier das Fehlen von -p- Bedenken. Vielleicht ist ganz anders zu lesen; es könnte z. B. an der ersten Stelle TrÖTxac (= irocac), an der anderen oTToxa = ottoxc (vgl. TtpoGGa = TTpocOe) vorliegen. Mag man aber auch in diesen beiden unsicheren Fällen ein ttdxi anerkennen, das Normale bleibt für das Mittelkretische doch -rropxi.

e) irepxi ist nur im Pamphyli sehen, und hier nur vor Vok. belegt: Aspendos 1260, 1261 TrepxeöuuKe SiUjon, Z. 6 irepx' ipfivi = TTpöc eiprivriv.

7. Sonstige lautliche Besonderheiten der Präpositionen in den Dialekten außer der Apokope.

Hier stelle ich alles zusammen, was ich, abgesehen von der Apokope, sonst des lautlich Bemerkenswerten bei den Präpo- sitionen vorgefunden habe.

1. Das bewegliche Schluß-c. Vgl. Meyer, gr. Gr.3 395, Brugmann, gr. Gr.3 145 § 138 Anm., 147 § 140 Anm., 255 § 295, 9; K. vgl. Gr. 456 § 584. Bei Präpositionen ist mir dies -c mobile auf den Inschr. in folgenden Fällen begegnet:

a) ot|aqpi(c) : mit Kasus verbunden lautet es stets auf i aus, das vor folgendem Vokale elidiert wird. Dieselbe Foi-m auch gewöhnlich in der Zusammensetzung. Nur die beiden Verben des Streitens, das auch dem Att. geläufige djnqpicßaxeuj wo- fern es nämlich in djaqpic + ß- zu zerlegen ist und das nur in den Dialekten übliche d|Li9i\\eTuj enthalten die mit -c er- weiterte Form. Die Belege für das zweite Wort sind: Delphi 2561 A42 diacpiWeTUJVxi D 23 d^icpiWeTni. Achäisch 101. 46, 11

32 R. Günther,

d[|nqp]iXXeYo^evac. Kreta 5149, 10 d|nq)iX\eTÖ|Li€vov, DelosBCH. 29 S. 204 Nr. 67 Z. 7 d|Ll9lXXeT0^evlJuv. Argos IG. IV 556, 18 d^(plX- XeTOv[Tai. Auch auf der Xuthiasbronze (Solmsen 26) kann B 10 dv(pi(X)XeTöVTi gelesen werden (vgl. Z. 9 dc(c)iCTa niit c = cc). Epidauros SGDI. 3025 (Schiedspruch der Megarer) 3 dincpeX- XtTov : diese merkwürdige Bildung ist dadurch entstanden, daß man djnqpi- statt dnq)ic abtrennte und das Augment vor den vermeintlichen Anlaut XX des Y. simplex setzte: Vergleiches halber sei an att. rmqpecßriTrica erinnert

b) x^pic erscheint, wie im Att., so auch in den Dialektinschr. gemeinhin mit auslautendem -c. Die vokalische Form x^upi habe ich nur auf Thera 4706, 151 xkuqX toO d9aipou|nevou angetroffen.

c) dxpi, |Li€Xpi zeigen gewöhnlich vokal. Auslaut, -c habe ich nur in Knidos 3543, 8 (dxpic) gefunden.

d) Dem -c der besprochenen Formen gleiclizusetzen ist wahrscheinlich das im el. dveuc (SGDI. 1157, 8), einer Form, die man neben dveu bildete, wie man xujpk : xwjpi hatte. Noch tiefer wirkte der Einfluß des bedeutungsverwandten x^P^c, wenn man im Megar. dvic schuf (Aristoph. Ach. 834), dem aus den Inschriften SGDI. 5230 aus Tauromenion mit dvic imbt- [kCitou] auf Z. 9 zur Seite tritt; vgl. femer die Beispiele dafür aus der Literatur in den Lexika. Hier sei auch des epidaur. dveuv gedacht, welches IG. IV 1484, 58 (dveuv 7Tpocüj7TUj[v) neben ÄV€u auf derselben Inschr. Z. 77 (dv6[u] TTp.j und bei Isyll IG IV 950, 9 (dveu ee(uj)v) belegt ist Man nimmt an, daß dies eine Parallelbildung zu Fällen wie TroXXdKi : TToXXdKiv ist Vielleicht hat auch das in der Bedeutung entgegengesetzte cuv mit seinem auslautenden -uv mitgewirkt Vgl. über dveu und seine Um- gestaltungen Brugmann, gr. Gr.' 256 § 516a 1 und die dort verzeichnete Literatur.

2. Einiges zu öid. öid wird wegen seiner Bedeutung (öiaxiGriiii : dispono) mit großer Wahrscheinlichkeit zu dem lat Präverb dis- gestellt, und zwar nimmt man an, daß es sein auslautendes -a in erster Linie von ficrd übernommen habe, mit dem es in einigen Fällen nahe zusammen traf (bid x^ipujv ?X€iv Ti : |Li€Td x^pci u. ä.); das so erweiterte *öica mußte laut- gesetzlich über *öiha zu 6id werden; vgl. Brugmann, k. vgl. Gramm. 478 § 616. Es sei auch an neugr. Tid (= agr. 6id) und seine Nebenform Tiaid nach \xe^ MCid erinnert (Thumb, Handb. d. ngr. Volksspr. S. 122). Von dem unerweiterten *öic sind,

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 33

soviel ich weiß, im Griechischen bisher keine Spuren gefunden worden. Vielleicht darf man aber einen Rest davon in öipricioc 'Vereinbarung' (Gortyn IX 36) erkennen. Wollen wir nicht wie das natürlich möglich ist und von Baunack, Inschr. v. Gort. S. 39 bedacht wird einfachen Schreibfehler annehmen, so wird man doch nicht der Ansicht jenes Gelehrten folgen, öi- sei Übertragung der vorvokalischen Form in vorkons. Stellung : denn dafür fehlen bei dieser Präposition sonst alle Parallelen. Soll immerhin die Form anders als durch Verschreiben erklärt werden, so könnte man vermuten, daß hier ein altes *öic-Fpricic vorliegt; dabei wäre von Belang, daß die ursprüngliche Form des Präfixes in einem Substantiv erhalten ist; in der Zusammen- setzung mit Nomina aber wurden die Präfixe weit früher fest als in der mit Verben, und es kann sich da etwas Altertüm- liches eher gehalten haben als sonst. Durch Konsonantierung des i wurde öid zu ötd, lä. Diese Form ist uns im Epos und sonst literarisch überliefert (vgl. Kühner-Blaß I^ 1, 156); in- schriftlich ist sie neben häufigerem öid aus dem Lesb.-Äol. be- kannt (s. Meister I 128, Hoffmann II 237 f., 454, 514); ferner habe ich sie im Epidaurischen neben sonst durchgehendem öid getroffen: IG. IV 1513 (ziemlich jung) ZlaKopoc. EndHch sei des thessal. öie gedacht, das so in mehreren Inschr. auftritt, während öid fehlt; vgl. die Belege bei Hoff mann II 321. Eine einleuchtende Erklärung für das absonderliche -e im Auslaute ist mir nicht bekannt. Vielleicht ist der Wechsel öid: öie im Zusammenhange mit lapöc : iepöc u. ä. (s. Brugmann gr. Gr. ^ 193 Anm. 1) zu betrachten.

3. dTüu; UTTu; und; Kam

a) diTU erscheint im Lesb.-Äol., Thessal., Arkad.-Kjpr. Wie das auslautende -u gegenüber -o in sonstigem dirö zu deuten sei, ist zweifelhaft. Im Arkad.-Kypr. kann man den Wandel von auslautendem o zu u in a\\\}^ YevoiTu usw. zur Erklärung heranziehen; im Äolischen fehlen solche Parallelen, und man hat deshalb in -u vielleicht etwas Altes zu sehen und dtru mit TT\j)LiaToc 'der letzte' zusammenzubringen. Vgl. Brug- mann, gr. Gr. 3 S. 30 § 9, S. 437 § 498 mit Literatur. Ln ein- zelnen sei folgendes bemerkt: Lesbisch-Äo lisch: Die Inschr. bieten nur z. T. diru; schon seit der Zeit Alexanders macht sich dTTÖ breit; vgl. Meister I 54, Hoffmann H 399 f. Thessalisch: es erscheint teils dTiu, teils apokopiert dir (vor Dent. di). Die

Indogermauisclie Forschuugeu XX. 3

34 R. Günther,

Form diro auf jüngeren Inschriften kann auf hellenistischem Einflüsse beruhen. Vgl. Hoffmann 11 399, der die Belege für alle 3 Gestalten gibt; ich füge noch hinzu Eph. arch. 1900, 51 I Z. 9 ÖLT idv Koivctv 7Toeööo[uv. Arkadien: Die Belege (dtTTu- T€icdTiu usw.) geben Meister II 91, Hoffmann I 166. Die ark. Inschr. von Magnesia Nr. 38 hat stets dno: 4 dTTobövrujv 13 dTToöexnTcti 23 änb Maidvöpoi 31 dTTOÖexeiai. Das können, wie vieles andere auf der Inschr., Versehen des Steinmetzen sein ; oder aber man hat darin Zeichen des eindringenden Hellenismus zu erblicken.

b) uTHj erscheint auf der alten ion. Inschr. des italischen Kjme 5269 hurru Tfji kXivtii touthi. Das auslautende u ist aus o durch Assimilation an den Vokal der ersten Silbe entstanden, s. Hoffmann III 286 f. uttu wäre, entsprechend dXXu, ^a|iiau (aus ao)^) auch im Arkadischen zu erwarten. Nun ist uns die Präposition für diese Mundart nur durch Inschr. 38 aus Magnesia belegt, stets als utto: 5 uttö toi, 12 uttö toTc, 31 imrö Tdi, 52 UTTÖ Toic. Doch dies Zeugnis wiegt nicht schwerer als das häufige utto derselben [Inschr. gegen echtarkad. dmi und braucht uns nicht zu hindern auch irwü für das Arkad. als die ihm zukommende Präposition anzusetzen. Das Thessalische, welches dnu (neben dTTÖ) hat, kennt für uttö nur den Auvslaut -o: vgl. uTTOT€Tpamaevav auf SGDI. 345, 3, 10 usw. Daneben steht uTT- in der Doppel präposition uTmpö, das. Z. 43.

c) uTrd heißt die Präposition im Alt-Elise hen, so in uTraöu- yioic (SGDI. 1154, 8) = u7To2:uTioic usw., vgl. Meister II 28 f.; v)TTÖ in SGDI. 1172 entstammt nach Meister a.a,0. der Gemein- sprache. Mit demselben a im Auslaut ist uns die Präposition für das Lesb.-Äol. durch die Grammatiker und Dichter über- liefert (Meister I 40 f.. Hoffmann II 271). Auf den Inschr. findet sich allerdings fast stets uttö, Otto nur in IG. XII 2, 32 (junge Sehr.) 12 k' uTTd tdc | -; 70 (späte Sehr.) 2 \mä tdc ßöX[Xac]. Weder im Elischen noch im Lesbischen läßt sich das auslautende -a lautgesetzlich aus -o herleiten, und es hat deshalb die Ver- mutimg, UTTd habe sein -o von dem z. T. bedeutungsverwandten Kttid bezogen, viel für sich (Meyer, gr. Gr.^ 65, Anm. 1, Brugmann, gr. Gr. 8 452).

1) Die Inschriften Hoffmann I Nr. 24, 7 AOcaxo, Ditt. Syll.« A65, 3 ^T^vovTo haben ihr auslautendes -o aus der koiv/|, die sich in ihnen auch sonst bemerkbar macht. Ebenso wenig kommt hier iTap€T^v€To Magnesia Nr. 38, 25 in Betracht.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 35

d) Eioe ähnliche analogische Umgestaltung hat Kaid im Arkadischen erfahren, wo neben Ka(T) vor Yok. und Kons, auf der Bauinschr. von Tegea 1222 Kaiu erscheint. Meister II S. 91 erklärt es als von Kar aus nach dTiu neugebildet: aber man sieht nicht recht ein, aus welchem Grunde die Neubildung gerade an dtTTu angeknüpft hat. Ich möchte deshalb als Vorbild ein arkad. ijttu annehmen, das ich oben S. 34 als arkad. Form der Präposition vermutet habe: die Bedeutung 'unter', die utto mit Kard gemein hat, führte die lautliche Angleichung herbei.

4. Dem att. uirep entspricht in den Dialekten im allgemeinen urrep, uTiep; nur das Pamphylische macht mit seinem urrap (SiUyon Z. 2) eine Ausnahme. Zu a statt e vor p vergleicht Meister (a.a.O. S. 21) el. FdpYOV, lokr. dvcpoidpoic, achä. Zeuc 'A)udpioc u. ä. Wenn dieselbe Inschrift daneben Tiepi, T^pac, qpepo- hat, so darf man den Grund der verschiedenen Behand- lung von e vor p vielleicht darin sehen, daß in den letztge- nannten Fällen ein Yokal auf p folgt, während nach urrap Kai steht, also ein Wort mit konsonantischem Anlaut.

5. Anstatt des att. äva erscheint im Lesb.-ÄoL, Thessal. und Kypr. 6v, einigemal auch uv. Ob sich 6v erst auf griechischem Boden aus dv entwickelt hat, oder eine schon in vorgriechischer Zeit entstandene Ablautsvariante davon ist, oder von uv über- haupt zu trennen ist, wissen wir nicht; uv darf man hingegen wohl unbedenklich als lautliche Weiterentwicklung von öv auf- fassen. Vgl. Meyer, gr. Gr.^ 101, Brugmann gr. Gr.^ 67 § 49. Im einzelnen sei folgendes bemerkt: Lesb.-Äoüsch: Über die echtäolische Gestalt 6v der Präposition und ihre Verdrängung durch hellenistisch dv, dvd seit Ende des 4. Jahrhunderts handeln Meister I 50, Hoffmann II 354 f. Zu ihren inschriftlichen Belegen füge ich noch hinzu für öv: IG. XII 2, 7, 4 övaXicKOVxec; für dvd: das. 500, 11 dvdppriciv, 20 dvaTpdi|;ai, 24 dvaGecioc. Thessalisch ist sowohl öv (weit häufiger) als auch dv; und zwar sprach man öv in den östlichen Gegenden mit vorwiegend äolischer Bevölkerung, dv im Westen, wo die Sprache der west- griechischen Einwanderer mehr durchgedrungen war (vgl.Solmsen, Kh. Mus. 60, 150). Da seit Hoffmanns Behandlung (II 353) eine Keihe neuer Belege gefunden worden sind, gebe ich hier der Übersicht halber alle Stellen, die mir für öv und dv begegnet sind: Larisa 345, 21 övTpdipeiv, 22, 25 övdXav; 346 öve9eiK€; ebenso 1308 Hoffmann II Nr. 4 a, 23 b, 24, 25; Ind. Schol.

3*

36 R. Günther.

Rostock 1901/2 XYII XYm ; aber Hoffniann ü Xr. 23 a dveGeiKe ; ebenso Nr. 31, Ind. Schol. Rostock 1901/2 Xm. Phalanna 370 oveGeKe, auch 372, 1330; Hoffmann II Xr. 7, 31 övrpaqpev. Volo Mon. dei Line. YIII (1898) 7/8 Nr. 1 öveOeiKe. Arax 365 oveOeiKe. Krannon 361 All B 23 övTpav|;ei A 13 övdXou)Lia. Pharsalos Hoffmann 11 Xr. 67 öveOeiKaev; aber SGDI. 327 dveOeiKaiv ^lon. dei Line. Yni (1898) 66 Xr. 85 dvee[e]Kav. Kierion Hoffmann 11 Xr. 63, 11 dTTpd(n/a)[i. Pelinna 336 dv60r|Kev. Trikka 335 dve0r|K6. Magnesia Xr, 26 (thessal.) Z. 29 ÖTTpaH'[iv, aber Z. 26- övTpa(i|;)iv. Kyprisch: es erscheint meist öv, seltener dv, einmal uv (SGDI. 45 = Hoffm. I Xr. 120 uveOnKc); vgl. Meister 11 215, 220; Hoffmann I 311. Endlich sind noch zwei ihrer dialektischen Zugehörigkeit nach unsichere Inschriften mit uv- hier zu nennen: IGA. (Roehl) 556 Qojndpac uveOcKe (= dve0r|K€) und IGA. 324 (Ditt. Syll.« 625 mit Litt): KaMiu uveOuce idi KopFai. Daß hier die von Studniczka (Ath. Mitt 21, 240) vor« geschlagene Lesung uveOuce = dveOuce beizubehalten und nicht UV IQvce zu trennen ist, wie es Fränkel (Ath. Mitt 21, 440 ff.) und Dittenberger (a. a. 0.) wollen, da dvaeOuj = dvaTiOrmi unbelegt sei, hat jetzt als sicher zu gelten, seitdem die Existenz des ver- dächtigten Kompositums von 0uuj in der geforderten Bedeutung durch das Zeugnis der von Studniczka in den Ath. Mitt XXX (1905) S. 65 ff. veröffentlichten Phauleasbronze mit dveOuce ge- sichert ist Da nun die Kamo-Inschrift sicher aus dem Peloponnes^ vielleicht aus Arkadien stammt (s. Studniczka a, a, 0.), so wird durch sie für das Arkadische, in dem wir bisher nur dv kennen^ eine Form uv wahrscheinlich gemacht, die neben dv so stehen würde, wie das schon vonThumeysen (a.a.O. S.241) herangezogene Kyprische dv, öv, uv nebeneinander hat

6. Einige zweisilbige Präpositionen haben Xebenformen auf -ai: öiai, Kaxai, irapai usw., die vor allem in der Komposition auftreten, vgl. die literarischen Belege bei Kühner-Blaß' 2, 250. Der Ausgangspunkt für diese Bildungen war möglicherweise irapai, welches wegen des lautlich fast genau entsprechenden lat prae als altererbt angesehen werden darf. In den Dialekt- inschriften begegnen an derartigen Formen nur Kaiai und Trapai, und zwar in Zusammensetzung mit -ßaiac: Thera 4762 Aiöc KaiaißdTa; ebenso IG. XII 3 Suppl. 1360 und auf Melos 4880. Paros 5442 Aiöc KaraißdTeuj. Kyrene 4833, 16 napa[iJßdTa. Thespiä IG. VH 1888 napaißdiac; ebenso BCH. XIX 375, Z. 5.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 37

8. Die Apokope. Die Apokope, d. h. das Abwerfen des kurzen Endvokals zweisilbiger vokalisch auslautender Präpositionen vor folgendem konsonantischen Anlaut, ist dem Attischen ungeläufig, während sie in der poetischen Literatur häufig auftritt (Kühner-Blaß ^ 1, 177). In den Dialekten ist sie weit verbreitet; wie sich die einzelnen Präpositionen in den verschiedenen Mundarten nach Ausweis der Inschriften dazu verhalten, soll im folgenden dar- gestellt werden.

1. diTÖ, UTTO behalten im allgemeinen ihren auslautenden Yokal vor Konsonanten, nur im Thessalischen wird er zu- weilen abgeworfen, vgl. oben S. 33, 34. Im ganzen finden sich in unsem thessalischen Inschriften 4 dr vor Artikel, 3 an vor TT, 2 dTTu, 20 diTO, wobei allerdings zu bedenken ist, daß 19 diro den beiden ziemlich jungen Freilassungsurkunden Hoffmann II Nr. 18 und 72 entstammen. Für uttö ist die Apokope nur durch uTTTipö (SGDI. 345, 43) bezeugt, während es auf derselben In- schrift stets uTTOT6Tpa)U|Lievoc (Z. 3, 10, 25, 39) heißt.

2. Bei im ist die Apokope des Schlußvokales aus dem Thessalischen und Böotischen bekannt. Das ThessaHsche verwendet vor Yok. ett', vor Kons, teils eir, er, teils erui. Zu den für die vorkons. Stellung bisher bekannten Belegen ex toi (SGDI. 345, 14) ET Td (SGDI. 361, 14) und emcToXdv (SGDI. 345, 23) kommen hinzu: Eph. arch. 1900, 51 I 1 en]i TToXuHevoi; das. 1901, 132, 8 Z. 4 e7Tivo)uia[v. Es besteht also das gleiche Neben- einander von apokopierter und zweisilbiger Form wie bei dir : diru, U7T- : uttö in demselben Dialekte. Aus dem Böotischen i) kommt für apokopiertes Itt in Betracht Tanagra IG. YII 601 eir TT[u]X[a]peT[o€], 604 eir nae)Li|-; aber daneben aus derselben Zeit 602 eiri TTu\i|Liid5ae. Yor anderen Konsonanten als tt ist böot. apokopiertes err nicht zu belegen.

3. TTapd.

Ionisch: meist rrapa vor Konsonanten; rrdp nur Faros 5434, 8 TTdp T[d], und in einigen Eigenamen (TTapineviCKOC, TTap- ILievovToc, TTapiLieviTdöoc), vgl. Hoffmann III 298.

Dorisch: Lakonien und Messenien weisen auf den jüngeren Inschriften vor Kons, nur irapd auf; dagegen auf der kürzlich im Journ. of hell. stud. 25, 49 ff. veröffentlichten messen.

1) Vgl. L. Sad§e, de Boeotiae titul. dial, Halle 1904 S. 236.

38 R. Günther,

Urkunde (Nr. 10) Z. 3, 8 Trdp xöv vö)iOV, Z. 9 Trapvoinei. Ar- golis : Die älteren Inschriften (Epidauros IG. IV 914, 26 um 400 ; Trözen 823 oft, 4. Jh. ; Epidauros 1484 BII 251 u. s., 1. H. 4. Jhs.) kennen nur Trdp vor Kons.: TrapOevro» usw. Trapd tritt erst in der 2. Hälfte des 4. Jhs. vereinzelt in Epidauros auf: so 1485 C 290 TTaJpdcxaciv neben Trdp in den etwas früher geschriebenen Teilen A und B der Inschr. (z. B. B 46 TrapKaXicioc). Die große Heilinschrift 951 (320) kennt nur Ttdp; die nächste 952 (um dieselbe Zeit) hat Z. 100 Trapaxpniio. Die Inschriften der späteren Zeit zeigen stets irapd, soweit es auf ihnen vor Kons, vorkommt : Trözen 750, 20 um 300; Kalauria 840, 7 Ende 3. Jhs.; Her- mione 679, 15 um 200: Epidauros 894, 1 Mitte 2. Jhs., 932, 75, 1. Jh. Ägina: IG. IV 40, 3 irdp MvaciieXeoc (3. Jh.?); 41 Trdp KXeobiKou (4. Jh.); aber 2, 37 (röm. Zeit) Trapd . . . Megara: Für die vorkons. Stellung kommen in Betracht IG. VII 5, 1 (- SGDI. 3012); 6, 2 (gegen 300) irapd xöm ßaciXea; 219, 2 (um 200, = SGDI. 3093) Traptevoinevoc. Demnach war in Megara noch in der Zeit des erlöschenden Dialektes die kons, auslautende Form bekannt; wie weit sie im alten Dialekt verbreitet war, ist wegen des Mangels an Belegen unsicher. Ägäisches Meer: Thera: Trdp nur im Namen TTapinoviov SGDI. 4702, 24. Astypaläa, Rhodos, Kalymna haben nur Trapd vor Kons. Nisyros : die Präposition nur einmal vor Kons, überliefert, und zwar als Trdp: SGDI. 3497, 13 Trdp ßaaXduic. Ebenso im Eigennamen TTap- M6VICK0C IG. Xn 3, 93, 4. Kos : Vor Kons, habe ich gefunden : 3 Trdp: 11 Trapd. Außerdem Trdp häufig in Eigennamen: SGDI. 3624a 57 TTap)Li€vicKoc ii. a. Knidos: Trapd -f- K. 21 mal, Trdp + K 3 mal, und zwar in der altüberlieferten Verbindung mit Aa^dx^p: 3536 a 20 TraAd^axpa, 3542, 11 TraAd^axpi, 3543, 5 TT[a]Ad|na[xpa]. Korkyra: Meist Trapd; Trdp fand ich nur in Kork, melaina Ditt Syll.« 933 (4. Jh.) Z. 12 Trdp xfd di^iacpic- )ii€va. Kork. SGDI. 3206 (2. Jh.) auf Z. 114 dTrdpßoXov gegen Trapd auf Z. 27, 42, 50, 59. IG. IX 730 HapneviCKOv, 924 Hap- M^v[u)]v. Diesem Dialekte ist also die Form mit kons. Auslaute bekannt, aber in der Zeit unserer Inschriften hat sich Trapd schon fast ganz durchgesetzt, und Ttdp findet sich, abgesehen von den Eigennamen, bezeichnender Weise nur noch in der jedenfalls alten Formel Kpicic dTtdpßoXoc. Kreta: In der Verwendung von Trdp : Trapd macht sich, wie die Übersicht zeigt, weniger der Gegensatz zwischen dem mittleren und dem übrigen

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 39

Kreta

irapd -4- K.

AUaria Aptara Gortyn

Hierapytna

Enosos . .

Lato . . .

Leben . .

Malla . .

Praisos . . Polyrrlien

Vaxos . .

Kreta

Anaphe

Delos (Knosos) . . Delos (Knosos, Lato,

Olus)

Magnesia

Mylasa

Teos (Knosos) . . (Polyrrlien) . (Rhaukos) . . (Vaxos) . . . (Sybrita) . . (Lato) . . . . (Biannos) . . (Istron) . . . (Eleutherna) (Arkades) . . (Allaria) . . (Lato) . . . . (Aptara) . . (Eronioi) . . (Biannos) . . (Arkades) . . (Knosos) . . (Priansos) . .

4940

4942

4990

4991

4998

5004

5016

5018

5019

5026

5027

5040

5042

5073 BGH. 27, 221

5087

5101

5120

5117

5128

5132

5138

5146

5150

5149 A

5149 B BGH. 29, 204

5153

5154

5162

5163

5165

5166

5167

5169

5170

5171

5174

5176

5177

5178

5179

5180

5181

5182

5183

5185

5186

5187

j. Sehr.

2. Jh.

a. Sehr.

ion. Sehr. 2. Jh.

j. Sehr.

» 2. Jh.

» 200

2. Jh.

3. Jh. j. Sehr.

2. Jh.

3. Jh. 4./3. Jh. a. Sehr.

gute Sehr. 2. Jh.

n. 167 2. Jh.

200 (d. K.)

j. Sehr.

2. Jh.

1

stets

1 1

2

1 1 1

1 (naCpd])

40 R. Günther.

Kreta, als der Unterschied der Abfassungszeit der Urkunden bemerkbar. Offenbar war irdp nicht nur im Mittelkretischen, sondern auch in der Mundart von Hierapytna usw. das Alter- tümlichere, und Tiapd auch hier nur durch den Einfluß der Gemeinsprache hervorgerufen. Wenn dennoch gerade Gortyn das ältere irdp strenger als die anderen Städte festhält, so ist das nur eine neue Äußerung der Beharrlichkeit in sprachlichen Dingen, die der gortynische Dialekt späterer Zeit auch bei anderen Gelegenheiten zeigt Sizilien und Unteritalien: in He- rakleia heißt es stets irdp vor Kons., vgl. Meister, Curt. Stud. TV 395 f. Tidp habe ich femer in diesen Gebieten auf 2 Strigiles aus Präneste IG. XIV 2408 (S.611) angetroffen: Nr. 9a Trdp Iu^- ^dxou. Nr. 13 a irdp Xpr|ci|ioi» ei|ni. Sonst aber, in Halaesa, Tauro- menion usw., wird stets irapd vor Kons, verwendet.

Arkadien: Vor Kons, heißt es irdp: Alea (Solmsen 1) 14 Trdp Tdvu, Lykosura Ditt. Syll.* 939, 11 irapcpepriv, Stymphalos (Hoffm. I 24) 3 TTapT€T€[v]ri|ievoc, Tegea 1222 40 Trdp xdv; Trapd: Magnesia (Kern) 38, 1 TT]a[p]aT€To[vÖTuuv, 9 Trapd xdi, 33 TTapaT€- TovÖTcc. Damit ergibt sich für diesen Dialekt als vorkons. Form Trdp; auf der lüderlich eingehauenen Inschr. von Magnesia kommt TTapd auf die Rechnung des Steinmetzen, wofern man es nicht als aus der Gemeinsprache eingedrungen ansieht Für das Kyprische fehlen Belege.

Lesbisch-Äolisch: vor Kons, teils Ttdp, teils Trapd; die Belege s. bei Meister I 192, Hoff mann 11 521. Ich füge noch hinzu für Tiapd: IG. XII 2, 59, 10 Ttapdßaic, IPerg. I 245 B8 TT]apaT€VÖ)i€voi, Magnesia Nr. 52, 16 TrapaKaXeioia, 36 Trapd Mat- vnTUüv, Ath. Mitt 30 (1905) 142 f. A 10 TTapaMiceuj|-; Trdp: IPerg. I 159, 5 TT[d]p idc TTÖXioc, Magnesia Nr. 52, 32 Trdp MaTv[r|lTUJV.

Thessalisch: Als vorkons. Gestalt ergibt sich rrdp durch folgende Belege : SGDI. 345, 50 TTapjievicKOC, 59 TTapiaeviouveioc, 63 TTapineveiöac (aus Krannon), Solrasen 10, 7 Trapßaivoi, Magnesia 26, 28 Trdp xdv, aber Z. 31 Trapd M[aTvr|Xiuv: dies Trapd kann aus der Gemeinsprache stammen wie Z. 18 eic neben ^v c. acc. (Z. 27, 29).

Böotien: Trdp und Tiapd vor Kons., vgl. Meister I 283 f. Doch ist TTdp häufiger als Tiapd (32 : 16), und die Belege für Tiapd vor Kons, sind im allgemeinen nicht älter als das 2. Jh.: Thespiä: IG. VH 1780 (Ende 3. Jhs. ?), BGH. 25, 360 (2. Jh.) ; Ko- ronea: BGH. 16, 459 (2. Jh.); Ghäronea: IG. VH 3303, 3314, 3348,

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 41

3352, 3377 (alle aus dem 2. Jh.). Inschriften mit gutem Dialekte hingegen haben stets irdp, z. B. die Nikarete-Inschr. (IG. VII 3172 = Solmsen 15) mit 8 Belegen dafür.

Phokis: Im außerdelphischen Gebiete ist im allgemeinen Trapd üblich; Tidp kenne ich nur aus SGDI. 1547 (2. Jh.) 3 TTap|U€viuuva 1523 (röm. Z.) 17 Trap)Li€i[vdT]uj[cav], 1555 (2. Jh. n. C, künstlicher Dialekt) e 20, f 19 TrapnevT, IG. IX 61 (2. Jh. n. C.) 6 TTapiLieviJuv. Genaueres wissen wir über die älteren Yerhältnisse in Delphi, für das ich auf die Liste verweise. Sie zeigt, daß der ältere Dialekt aUein rrdp vor Kons, kennt. Seit dem 4. Jh. kommt Trapd auf und erringt im Beginn des 2. Jhs. den end-

Delphi SGDI.

Zeit

TTCtp + K.

irapd + K.

2561

nach 400

A 28 G 10 irdp vö|uov

B 37, 47, 53 irdp tA

Ypd|H|LiaTa

C 25, 50 D 18 TiapßdX-

\01T0

BGH 22, 304;

Mitte 4. Jhs.

8 Tldp Td[c] TTÖXlOC

, 320

5>

7 irdp Tujv v[ao'TT.

2502

M. 4. Jhs.

1, 125 irdp Tdv iröXiv

106 irapabeiY|iA[ciToc

111 TrapbeiTiLiaTOC

149 irapd ßaciX^uüc

167 irdp Tuuv irpuT.

167 irapaXaßeiv

2504

344/2

II 23 uapd 0iX.

V 27 uapd 0iX.

BGH 26, 64

wohl 4. Jh.

21 uapqpopdc

,65

)) M

68 TrapHodc

,88

5) J)

oben 22 irdp Niko|li.

23 irdp K[a(pi]c. unten 6 'n:ap(po[pöc

- 23, 566 f.

260/250

11 irdp Aa|u.

6 TTapabponiboc 32 iT[a]pd Toic TT.

- 25, 136

M. 3. Jhs.

8 TrapY€vö|Li6voi udp

11 TTapaTevojadvcüv

TäC TTÖXlOC

12 Trapd xöc ttöXioc

13 TrapYivö|Lievov

2068

194

13 irdp E^viüva 14 irdp KX€(0)|naxov

Namen

1962, 3 TTapiaovCc (182)

1959, 7 TTapd^ovoc

1886, 25 napMeviujv

(184)

(170/157)

1838, 3 rTa[p]a|uiovd

2341, 2 napiuöva (um

(170/157).

Chr. Geb.)

42 R. Günther,

gültigen Sieg über die einsilbige Form, die sich nur in Eigen- namen bis in die römische Zeit erhält. Lokris hat stets TTapd vor Kons, außer in Opus IG. IX 270 (Epigramm = SGDI. 1500) 8 TTapöeiLievujv. 250 TTapjiovic. Auf den beiden alten In- schriften von Oeanthea kommt die Präposition nicht vor. Ätolien: Die einsilbige Form steht vor Kons, in SGDI. 1415 (3. Jh.) 24 Trdp xdc ttöXioc, 1443 TTap^evicKou. Sonst heißt es vor Kons, ebenso wie in Akarnanien stets irapa. Epirus: Ttdp in SGDI. 1365, 8 Tidp Kötai, in Magnesia Nr. 32 Trapd: Z. 28 7rapaTivo|Lievouc, 45 Trapd 'ATreipuuTdv. Achaia: Trapd und Trdp : Dyme 1615, 5 TrapaöeHovrai . . . rrapd tujv . ., 6 Trdp tujv. Elis: hier heißt es im alten Dialekt meist Trdp, einmal Trapd, das auch in jüngerer Zeit auftritt: SGDI. 1150, 6 Trap- ßaivoiav 1156, 2 Trdp Tpdqpoc Solmsen 40, 10 Trdp TpoMM«; aber SGDI. 1157 (a. Sehr.) 3 Ttapd idc ttö[Xioc 1172, 22 Trapd

Tdp TTÖXlOp.

4. dvd.

Ionisch: Die Inschriften haben stets dvd vor folgendem Kons., doch liegen aus der Literatur Belege für Apokope vor, vgl. Hoffmann 297.

Dorisch: Lakonien: Die Präposition kommt nur auf jüngeren Inschr. vorkonsonantisch vor, und da als dvd, abge- sehen von der aus der Zeit des Augustus stammenden Weihung aus dem lakonischen Kyparissia 4560, 3, 4 dvOevra. Das be- rechtigt uns, auch dem älteren Dialekte dv zuzuschreiben. Messenien: Trotz ihrem meist jungen Alter haben die In- schriften dieser Landschaft mehrmals dv : Joum. of hell. stud. 25, 49 ff. Nr. 10 Z. 13 dvOevriu. Kyparissia Ditt SyU.« 936, 10 dvn- eecGiü, 12 dvTiekeuj. Andania SGDI. 4689, 22 dvTrtTrXeTM^vac, aber 60 dvaxprjcdcOuj. Thuria 4680, 19 dvabÖTiu. Argolis: In älterer Zeit steht stets dv vor Kons., dvd finde ich nur auf den jungen Inschriften: Argos IG. FV 559 (j. Sehr.) 10 dva- [T]pdiiiai, 11 dva0^[|üi]€v ; 606 (sp. Sehr.) 10 dvaroXdc. Hermione das. 679 (um 200) 7 dvaveoutai, 19 dvacTpoq)di, 28 dvaO^ntv. Epidauros das. 932 (1. Jh.) 64 dvaKXriOninev. Megara: Bis ins 2. Jh. dv- vor Kons, (oft dv-fpdqpiw, dv-xiOrmO, dann aber dvd-, z. B. IG. VII 21 (2. Jh.) 28 dvaeermcav usw. Ägäisches Meer: Auf Anaphe, Astypaläa, Kalymna, Rhodos und in Knidos ist mir nur dvd begegnet. Auch Thera zeigt dvd, außer in den Eigennamen 'A^cpaviöa[c IG. XII 2 Suppl. 1304, 2, 'Av6eK[T]ac

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 43

das. 1488. Auf Kos heißt es gewöhnlich dvd; dv nur 2 mal, daneben aber auf denselben Inschriften dvd: SGDI. 3705, 98 dvTpaipdvTU) : 97 dvaTpaqpd, 3718, 26 dvTpaipdvTUJV : 28 dva0e|Liev. Korkyra: Schon in den ältesten Urkunden (aus dem 4. Jh.) Schwanken zwischen dvd : dv, das bis ins 2. Jh. dauert, wobei indes äva überwiegt. Die Belege sind: SGDI. 3199 (4. Jh.) 11 dvGeiuev; 3200 (vgl. IG. IX 688, Anf. 2. Jhs.) 12 d[ve]e)iAev; 3206 (2. Jh.) 73 dvTTpdHaiev 90 dvTrpdHujvTi , aber 10 dvairpaHic 58 dvaTTpdHaviec 106 dvaxeOevToc 142 dvaTpdipai 143 dva9e|Liev; 3202 (2. Jh.) 13 dvaGeiuev; 3203 (2. Jh.) 15 dvaOe^ev; 3195 b (2. Jh.) 15 dvaTpaqprjTUJ 19 dvaTpacpn. Auf Korkyra melaina Ditt. Syll.2 933 (4. Jh.) 11 dvöairov gegen 7 dvaTpacpn|uev. Kreta: Die umstehende Übersicht zeigt, daß die Dinge ähnlich liegen wie bei irdp : Tiapd. dv ist die ältere Gestalt der Präposition auf der ganzen Insel; seit dem 3. Jh. wird es immer mehr von dem aus der Gemeinsprache hereingekommenen dvd verdrängt. Sizilien und Unteritalien: In Heraklea heißt es stets dv vor Kons., vgl. Meister, Curt. Stud. lY 395. Die große Ackerinschrift von Halaesa 5200 hat dv in der eigentümlichen Verbindung c. gen., dagegen dvd in der, wohl der Gemeinsprache entnommenen, Formel dvd |Liecov II 82, 85. In den übrigen Dialektinschriften dieses Bereiches habe ich, soweit die Präposition vorkommt, nur dv- gefunden, so in dvöoKaia 'Bürgschaft', welches häufig in SGDI. 5220, 5221 (Tauromenion) auftritt, ferner in der Ver- fluchung aus Bruttium 1658, 8, 11, 14 dveeiri-

Arkadisch-Kyprisch: für das Kyprische fehlen vor- konsonantische Belege. Im Arkadischen liegen die Dinge so: Tegea: Ditt. Syll.^ 465 (3. Jh.) 7 dvTpdipaviec, 9 dvOnvai, 6 dv- [KapOqai; 1222, 19 dTKapuc[c6v]TUj ; Lykosura Ditt. Syll.^ 939 (3. Jh.) 10 d)LiTr6TT\eT|uevac, 9 dvaGeTiu. Daraus ergibt sich als vor- kons. Form für das Arkadische dv. Das dvd der ziemlich jungen Inschr. von Lykosura besagt um so weniger, als diese Inschrift auch sonst Dialektwidriges aufweist.

Lesbisch- Äolisch: wie die Präposition hier auftritt, ist oben behandelt (S. 35).

Thessalisch: teils dv, teils öv, wie oben dargetan worden ist (S. 35f.).

Böotien: dv vor Konsonanten ist bei weitem häufiger als dvd, s. Meister I 283. Auffallend ist in den Freilassungen von Chäronea aus dem 2. Jh. (IG. VII 3303, 3304, 3306, 3309,

44

R. Günther,

Kreta

SGDL

Zeit

dv

dvd

+ K.

+ K.

Allaria

4940

j. Sehr.

1

2

Dreros

4952

3. Jh.

1

Grortyn

4991

a. Sehr.

stets

)>

5005

ion. Sehr.

1

>j

5010

2. Jh.

1

»

5016

>?

1

?j

5024

»

1

Hierapytna

5040

??

3

M

5042

200

2

Itanos

5058

3. Jh.

1

Knosos

5073

2. Jh.

1

1

Lato

5075

1. Jh.

1

2

dazu in der Grenz-

bestimmung von Z. 51 an

3

»5

BGH. 27,221

3. Jh.

1

Leben

5087

j. Sehr.

1

Malla

5100

2. Jh.

1

)j

5101

1

1

Olus

5104

3./2. Jh.

4

Delos (Knosos)

5150

2. Jh.

1

3

Delos (Knosos, Lato, Olus)

5149

M

5

1

j>

BGH. 29,204

»J

1

1

Magnesia (Knosos)

5155

,,

1

Teos (Knosos)

5165

,,

1

(Vaxos)

5169

,,

1

(Lato)

5171

,,

1

(Biannos)

6174

»

1

(Istron)

5176

,,

1

(Arkades)

5178

1

(Aptara)

5181

,,

1

5

(Eronioi)

5182

>>

2

(Biannos)

6183

M

2

(Mallo)

5184

1

3317, 3346, 3348—3352, 3356, 3365, 3377, 3379, 3385, 3386) und von Lebadea (3082) das Nebeneinander von dviiOeiTi : dvd- Geciv in ein und derselben Urkunde. Freilich auch Ausnahmen: in 3314, 3339, 3360 heißt es dvaxieeiTi : dvaGeciv, in 3301 dvjri- Oem : dvOeav. Wie das Böotische auch bei anderen Präpositionen die kons, auslautende, kürzere Form bevorzugt, so hat man auch in dv die dem Dialekt eigentümliche Gestalt der Präposition zu

Die Präpositionen in den griechischen Dialeklinschriften. 45

erblicken. Dazu stimmt auch das Kompositum eTrdvöeToc, welches häufig im Inventar von Oropos, IG-. YII 3498, 21, 29 usw., auftritt. Diese Inschrift ist in Koivn abgefaßt, hat aber einige Böotismen (Keil, Hermes 25, 600 ff.), zu denen auch errdveeTOC zu rechnen ist. Dies altböotische dv geriet in jüngerer Zeit in Kampf mit dem aus der Gemeinsprache eindringenden dvd. Das Neben- einander aber von dvTiOem : dvdOeciv in den vielen oben ge- nannten Inschriften aus dem 2. Jh. scheint durch den Akzent verursacht zu sein : wenn der auslautende Vokal der zweisilbigen Gestalt der Präposition den Ton trug (dvdöeciv), konnte er sich eher durchsetzen, als wenn er unbetont war (dvTiGem).

Phokis: Außerhalb Delphis nur einmal dv vor Kons. gegen sonstiges dvd in SGDI. 1555 D (Anf. 2. Jhs. n. C.) 32 iapav- Oecia, einem Worte, das sich auch mit dem a statt e in der 2. Silbe als altertümlich erweist. Daß dies dv der Best eines älteren Zustandes ist, zeigt ferner deutlich das Delphische: hier tritt in den frühesten Urkunden immer dv auf, dvd erst seit dem 2. Jh. Lab. Inschr. 2561 A 48 d|U)Liöviov 54 d|Li|u6via B 11 dvö[6H]d)Lievoi, 2503, 11 dve6[^evuui (350/300); aber 2501 (380 V. C.) 4 dvd rdv ö[iK]av, 2010 (195) 13 dvd |Lxecov; so auch 2041, 14. 2049, 18. 2072, 16 (alle aus Anf. d. 2. Jhs.); 1986 (191) 6 dvacTpecponevov, 1694 (150/140) 10 dvaTpaipdiiui, 2097 (140/100) 4 dvdGecic, BCH. 25, 136 Z. 12 dvaKaXeca^ieviuv (die Inschr. hat irpoc, eic, also unreiner Dial.). Yon den Belegen für dvd stammt also einzig 2501, 4 aus älterer Zeit; aber hier haben wir mit dem attischen Einflüsse, den die Inschrift auch sonst verrät, zu rechnen (vgl. Baunack SGDI. II S. 652). Lokris zeigt dieselben Yerhältnisse : SGDI. 1478, 7, 9 dvxuupeiv 19 dvxujpeovxa 1479, 10 dvöixdrujvTi; aber 1508, 6 dvarpdcpev (2. Jh.), IG. IX 351 (170) 5 dvaOecioc. Atollen und Akarnanien: Die In- schriften des 2. Jhs. verwenden nur dvd vor Kons. ; der Rest eines älteren Zustandes liegt vor in SGDI. 1415 (Ende 3. Jhs.) 15 Kax' dvTraXov gegen Z. 31 dvaTpaqpniuj. Epirus: älter dv, jünger dvd: SGDI. 1365, 6 dy Köcciui, 1369, 3 dviiOrixi, aber Magnesia Nr. 32, 36 dvaGejuaii. Achaia: teils dv, teils dvd: 101.51 (wohl 3. Jh.) 2 dTTpdi|ia[i; SGDI. 1614, 15 dv7Ta[\iv, aber 24 dvd7Ta[\iv: 1615, 14 dva[TpaijjdvTiu] 15 dvaGeviiu. Also das- selbe Schwanken wie bei 7Tap(d).

Elis: älter dv, jünger dvd: SGDI. 1151 (a. Sehr.) 7 cuv- aX-XuoiTO, aber 1172 (3. Jh.) 32 dvaieedi 33 dvaekiop.

R. Günther,

5. KttTOt.

loDisch: vor Kons, stets Kaxd.

Dorisch: Lakonien: Immer Kard vor Kons, außer in der Benennung des Jagdfestes Kaccriparöpiv (KaiaGripaTÖpiov) auf SGDI. 4498, 4; 4499, 4 (2. Jh. n. C): aus diesem altererbten Worte dürfen wir auf altlakon. Kdx, wenigstens vor folgendem Dental, schließen. Messenien: xard vor Kons.; nur SGDI. 4650 (um 200) 14 KttT xd vo)Lii2:ö|Lieva verrät das Yorhandensein von vordentalem Kdx in der älteren Sprache der Landschaft Ar- golis: hier habe ich im allgemeinen xaxd vor Kons, gefunden. Zweifelhaft ist bloß IG. lY 493 (arch. Inschr. aus Mykenä) KaxaFe- Fprmeva : xaxa kann man als Kd(x) xd lesen (so Fränkel) oder als Kaxd, das durch Dissimilation aus Ka[xd]xd entstanden wäre. Da nun die anderen archaischen Inschriften der Argolis nie Kdx aufwiesen (vgl. IG. lY 554 (Sohnsen 19) 4 KaxaGecioc, 1607, 15 Kaxd vö^ov), so ist es mir wahrscheinlicher, daß wir es auch hier mit der vokalischen, nur vor folgendem Artikel haplologisch gekürzten Gestalt zu tun haben. Ägina: In der dem 4. Jh. entstammenden SGDI. 3418, 4 KaxO^vxi; in den übrigen, jungen Urkunden Kaxd. Megara: meist Kaxd, nur 2 mal Kdx: SGDL 3004, 15 ; 3005, 8 Kdx xöv vö^ov. Diese Inschriften entstammen nach Foucart dem Ende des 4. Jhs. Aus derselben Zeit haben wir aber auch 3003, 12 f. Kaxd tot Kai Kaxd OdXaccav. Damit ergibt sich für Megara in älterer Zeit ein Nebeneinander von Kaxd und vordentalem Kax, das aber schon im 3. Jh. zugunsten von Kaxd aufgegeben wird. In den Kolonien von Megara heißt es Kaxd; nur die alte Inschr. von Selinunt 3046, in der die Präposition einmal vorkommt, hat Z. 9 KaOO^MCV. Ägäisches Meer: Alle dorischen Inseln haben Koxd außer Thera, welches zwar im allgemeinen auch die 2 silbige Gestalt verwendet, aber IG. XII 3 Suppl. 1289 A/D 8 Kdx [xd| TpdMM[axa schreibt Femer erwälme ich die in den S.B. d. Berl. Ak. d. Wiss. 1901, 474 als Nr. 1 veröffentlichte Inschr. von Kos (um 200), welche Z. 6 Kaxdv TTpövoiav, Z. 8 Kaxdc x^^pac mit haplologischem Schwunde der 2. Silbe der Präp. hat Korkyra hat stets Kaxd. Kreta: stets Kaxd; vor folgendem Artikel ist die 2. Silbe durch Silben- dissimilation geschwunden in SGDI. 5027, 4 Kaxö dpxaiov, 5086, 4 K]axöc dpxaioc vöfioc, 5128. 6 Kaxdv Ouciav, möglicherweise auch 5087 A 7 Kaxd xüjv KÖp^lu[v, falls mit Solmsen (Rh. Mus. 56, 506) ^TTixdTiLiaxa zu ergänzen ist; KOxd stände dann für Ka[xd] xd.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 47

Sizilien und Unteritalien: In Heraklea heißt es vor nicht- dentalem Kons. Kaid, vor dem t des Artikels stets xar, vor ö teils KttT (TTpoKabbeöiKdcOuj), teils Kaxd (KaiaöiKciv), vgl. Meister, Curt. Stud. lY 305.

Arkadisch-Kyprisch: für das Kyprische fehlen vorkons. Belege ; im Arkadischen liegen die Dinge so : Urt. v. Mantinea Z. 14 KaKpivn 15 KaKpiOnri 17 KaFomiac 21 KaTujppeviepov 23 kq- tOuvvu. Alea Solmsen 1, 24 KaK€i)Lievau. Tegea Ditt. Syll. ^ 465 (3. Jh.) 7 KotT Töv ; SGDI. 1222 (3. od. 2. Jh.) 25 Kaxd aiiid 43 KaidTTep, aber 11 Kaiu rdc 29 Kaxu lafiva 38 TrocKarußXdipri 41 Kaxu- ßXacpOev 43 Kaxucidcri 48 Kaiuqppovfivai. Damit bestätigt sich Hoffmanns Ansicht (II 310), daß Kar die Form des alten Dialektes ist. KttTU war Neubildung, vgl. oben S. 35. Wenn Hoffmann jedoch meint, daß die durch Assimilation des t an den folgenden Konsonanten entstandene Geminata bereits in früher Zeit ver- einfacht sei (z. B. KaK€i|U€vau), und Danielsson Eranos 1, 21 Anm. 2 sich ihm anschließt, so ist das zum mindesten dahin zu be- schränken, daß daneben die kons, ♦auslautende Form bestehen blieb, wie tegeat. xdi töv (Syll.^ 465, 7) zeigt. Kard aurd, KardTrep der großen Bauinschrift läßt sich durch Silbendissimilation aus Ka[Tu]T. erklären; für Geminata kann -t- nicht stehen, da diese hier sonst durch Doppelschreibung ausgedrückt wird (Z. 25 f)juiccoi), und diese würden wir doch wegen des Kdi töv der anderen wahrscheinlich gleichzeitigen Urkunde aus Tegea erwarten.

Pamphylisch xaTd einmal vor Kons, und zwar mit aus- lautendem -a belegt, in SiUyon Z. 8 KaracTdcai.

Lesbisch-Äolisch: Die echte Dialektform ist KdT, in- schriftlich vor Dentalen, c, X belegt, vgl. Meister I 191 f.. Hoff- mann II 520. KttTd auf jüngeren Inschriften ist hellenistischen Ursprunges. Zu den von Meister und Hoffmann a. a. 0. gegeben<en Beispielen treten hinzu: IG. XH 2: 18, 10 xdT töv vd|aov, 18, 17 KttT öuvarov, 59, 14 xdT Td öiaTCTdT^eva, 112, 5 xacTdGeic, 646, 37 KdT Tdv KttTaöiKav; Anc. Gr. Inscr. of the Br. Mus. III 422, 14 KaTdv fpa\xpLoneiay/ ; daselbst Z. 8 xard Tdv öiKacT6iav.

Thessalien: vor Kons, meist KdT, selten KttTd, s. Hoff- mann II 5201, zu dessen Belegen neu hinzukommen: Magnesia Nr. 26, 25 KdT Tdv ö)LioT6veiav, Z. 26 Kdr Tdv öXav d[vTpa(M^)iv.

Böotien: teils Kard, teils Kdr vor Kons.; ich habe mir aus den IG. YII 64 KttTd, 50 Kdr angemerkt. Dabei ist zu be- achten, daß KdT fast nur vor dem t des Artikels erscheint (oft

48 R. Günther,

KotT TÖv v6^ov), selten auch vor anderen Lauten : Theben IG. YJI 2407, 9, 10 Kd[T T]av xri Kdr edAarrav, Oropos 4260, 9 xard Tdv Kf\ Kdr edXarrav. In der Komposition und vor anderen Worten als dem Artikel steht Kaxd ; vor dem Artikel erscheint die zwei- sübige Form erst seit Ende des 3. Jhs.: Platää IG. YII 1672, 2, Ende 3. Jhs.; Chäronea 3314, 3346, 3352, 3356, 3365, aUe aus dem 2. Jh. Silbendissimilation kann vorliegen, wenn es in der Wiesenverpachtung von Thespiä BGH. XXI S. 557 Z. 13 Karo ipdqpicua heißt gegen Z. 5 K]d[T idv] irpöppeiciv, wofern nicht t für TT verschrieben, oder Vereinfachung der Geminata wie zu- weilen im Arkadischen (s. o.) eingetreten ist; ebenso Inschr. der Nikarete LG. YII 3172, 132 KaxauTd gegen sonstiges KttT.

Phokis: Außerhalb Delphis nur Kaxd. Für das Delphische ergibt die nebenstehende Liste (Valaoris Material Delph. Dial. S. 29 ist ungenügend), daß in den älteren Inschriften, etwa des 4. Jhs., KdT vor folgendem Artikel und 9- bevorzugt wird, ohne daß KttTd -J- Dental ganz fehlte. Vor anderen Konsonanten als Dentalen ist Kdx nie belegt In den jüngeren Inschriften (des 2., 1. Jhs.) finden wir überwiegend KaTd; daneben ganz selten Kdr, vor Artikel und in KaTÖou\ic)nöc, reichlicher Ka- in der Wendung KQTÖv vd|Liov und in Ka5ouXic)iöc. Eine Mittelstellung nimmt die Amphiktionen-Ürkunde 2501 des Jahres 380 ein, die teils kqt, teils Ktt vor dem Artikel, Kard vor t, ö aufweist Nach alledem wird die Entwicklung so verlaufen sein, daß der ältere Dialekt vor dem Artikel, aber auch vor ö, 6 die kürzere Form bevor- zugte. Seit dem 4. Jh. aber dringt wohl infolge des auch sonst in Delphi beobachteten Einflusses der attischen Sprache KttTd vor und breitet sich immer mehr aus auf Kosten des vor Dentalen ehedem üblicheren KdT; dies hält sich nur in der alten Formel Kdr touc vömouc und dem in der Urkundensprache jedenfalls auch althergebrachten kotöcuXicmöc, wobei dann Ver- einfachung der Doppelkonsonanz zu t, 6 eintritt Daneben wird aber auch die vokalisch auslautende zweisilbige Form in den- selben Ausdrücken (KQTd touc v., KttTabouV) angewandt, und zwar weit häufiger als die ältere einsilbige Gestalt Darum ist es denn auch denkbar, daß wir in kotouc, KabouXlc^öc nicht die Fort- setzung der alten Form kolt t. v. usw. zu sehen, sondern diese Wendungen als durch Haplologie aus jüngerem Ka[TdJ touc v., Ka[Ta]bouXic)i6c entstanden aufzufassen haben. Lokris: Im allgemeinen Kard vor Kons. Nur an zwei Stellen der alten In-

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften.

49

Delphi SGDI.

Zeit

Kdx + K.

Ka + K.

Kaxd + K.

2561

Nach 400

A13 Kdx xd f€fp.

A49 Kaxe^xuj B16 Kdxxövvö|nouc B 27 Kd[x] xd T€TP. C34 KaxxiOevxuuv D50Kd[x]xdvhdjpav

A 2 KJaxd xouv vöiuouc

BGH. 26,

4. Jh.

S. 42 Z. 37, 48 Kdx

41fr.

xdv cuYTPO<pov S.44IIbaslKdxx[dv

2617

End.4.Jhs.

3 Kdx xd dpxaia

2501

380

17 Kdx x[ö]

10Kaxd(=Kaxdxd)

4 K]axd YvOüiuiav

41 Kdx xdv

11 K[a]xdv dSiav

5 KaxabiKace^vxa

47 Kdx xd 'n:dxp[i]a

2529

220/200

22KdxxdvijqpdYriav

2001

197

7 Kaxöv vö|uov

2050

196/5

6 Kaxöv vöfiov

2012

195

5 Kaxöv vö|Liov

1960

189/188

5 Kaxöv vö|Liov

2057

182

7 Kdx XÖV VÖILIGV

1963

182

7 Kaxöv vö|Liov

2076

180

5 Kaxöv vö|nov

1807

175/4

5 Kaxöv vö|Liov

1796

174

5 KabouXicjuuji

1772

170

14 Kaxöv vö|nov

1718

170/157

9 KaxoOc vö|Liouc

6Kaxdx[d]vcu|Liß. 7 Kaxabou\ic|LiüJi 9 Kaxd xdv cu|uß. 13 Kaxd jUTib^va

1748

170/157

3 Kaxöv vö|Liov

llKaxdxövvö|uov

1848

170/157

17 Kaxöv vöjiiGv

4, 11 Kaxd XÖV

VÖ|L10V

1746

168

9 Kaxöv vö|Liov

6 Kaxd XÖV v6|Liov

1900

156/1

5 Kaxöv vö|Liov

8 Kaxd XÖV v6|Liov

2282

50

5 Kdx XOUC VÖ|L10UC

7 KaxabouXiciauji

2259

50/1

8^) KaxbouXiC|LiüJi

7 Kaxd XOUC v6-

2729

34/14

2 Kdx xd Ttdxpia

laouc

Auf den übrigen delph. Inschriften Kaxd vor allen Konsonanten.

1) viell. verschr. für Kax(a)b. wie Z. 8 Aai(d)ba. Indogermanisclie Forscliungen XX.

50 R. Günther,

Schriften von Oeanthea liegt die kürzere Gestalt vor: 1478, 1 KttTiuvöe 1479, 15 Katctc ojjLißoXdc (gegen 1478, 7 KaTaXemovra 28 Kaid TTÖXiv 34 Kaiacrdcai 1479, 4 Kard ttöXiv). Karde, KarOuvöe werden wir mit gerainiertem tt lesen; Gemination bleibt auch sonst unbezeichnet, so 1478, 8 dNauiraKTuu 1479, 3 dGoXdcac. Damit ergeben sich für das Altlokrische dieselben Verhältnisse wie für das Altdelphische. Atollen, Akarnanien und Epirus kennen nur Kaid. Achaia: bisher nur xard vor Kons, belegt. Hoffmanns Lesung Ka(T)T[pci9dc] in SGDI. 1614,34 ist ganz unsicher, bleibt deshalb besser unberücksichtigt

Elis: Yor folgenden Konsonanten finden sich: SGDI. 1149, 7 KaöaXrmevoi 8 KabaXeoiTo; 1152, 4 KaGuTaic; 1157, 4 KaOuTaic 5 Kaiö TPaq)oc; 1158, 2 KaOucac 6 KaT<i>d irdipia; 1162, 1, 3 KttTÖv 7T[6Xe)Liov] ; 1151, 6, 13 KaGurdc 19 KaZIaXriiuievov, aber 1 KaTacrdcioc 13 KaracTaTU); 1154, 3 Kard FeKacrov. Die Meistersche Lesung Ka((p)(piJTa6€uavTi (SBSGW. 1898, 218, Z. 6) auf der Szantoschen Bronze (Solmsen 40) fällt jetzt fort nach Danielssons Erörterung im Eranos 3, 139. Es ergibt sich nunmehr, daß das Elische die kürzere Form nur vor Deotalen kennt, sonst Kard verwendet Dabei muß m. E. dahingestellt bleiben, ob wir in all den Fällen mit Ka- uns den folgenden Dental geminiert zu denken haben (also xdr -j- Dental), oder ob allemal die ganze zweite Silbe der Präposition haplologisch geschwunden ist (Ka[Ta]- Ouiaic), wie dies Solmsen, Rh. Mus. 59, 166 annimmt Zu dieser zweiten Auffassung kann man sich höchstens durch SGDI. 1152 gedrängt fühlen, wo sonst die Gemination immer bezeichnet (Oappfiv usw.), aber KaOuraic mit einfachem 6 geschrieben ist Doch dieser eine Fall scheint mir nicht unbedingt zwingend.

6. |Li€Td, 7T€Öd: Für Apokope bei ^6Td kann ich kein Bei- spiel aus den Dialektinschriften beibringen. Dazu stimmt, daß auch literarisch, soviel ich sehe, keine Belege dafür vorhanden sind. Hingegen liegt möglicherweise auf Z. 16 des Urteiles von Mantinea [7t]€ToTc FoiKidTai(c) Apokope des auslautenden -a von Trebd vor (vgl. xaKpivC usw. derselben Inschrift).

7. TTOTi: Über das Auftreten der Apokope bei ttoti ist schon oben im Abschnitte 6. unter c) Auskunft gegeben worden.

8. 7T€p{: Lakonien und Messenien haben als lebendige Präposition nur Trepi. Die kürzere Form irep liegt vor in Eigen- namen aus Sparta 4440, 22 TTepcpiXa und aus Geronthrä 4533 TTepKXei[öac]. Kreta: Ttep im Eigennamen TTepT€vi6a (Polyrrhen

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 51

5116, 7). Auf Kypros heißt es vor Kons, irepi, vor Yok. Trep : SGDL 45 irepi iraiöi, 60, 27 irep' 'HödXiov. Ebenso steht es in Pamphylien: Sillyon (a.a.O.) Z. 22 irepi T^pac gegen Z. 2 Trepi[cTa]T[i. Thessalien: Die dem Dialekt zukommende Form ist Trep (irep Yctc usw.), vgl. Hoffmann II 388. irepi ist nur aus Kierion durch Hoff mann II Nr. 63, 6 (1. Hälfte 2. Jhs.) bekannt und bei der jungen Abfassungszeit der Urkunde möglicherweise etwas Undialektisches, wie Hoffmann a. a. 0. annimmt. Phokis-Delphi: Auf den jüngeren Inschriften stets irepi; auf der großen Labyadeninschrift und der Amphiktionen-Urkunde von 380 Trep : irepi (Yalaori a. a. 0. 8, 30): SGDL 2561 A4 Ttep Tüjv (XTreWaiiuv 019 nkp tüjv evTocpriiiuv, aber B6 irepi täv ba[... 8 Trepi tujv dTre\[. ..; 2501, 16 Ttepoöoc, aber 18 Trepüeiev. Für Trepüeiev von 2501, 18 gegenüber 16 Trepoöoc ist attischer Einfluß recht wahrscheinlich 1). Elis: Es liegen folgende Fälle vor: Ttep (irdp): SODI. 1149, 4 Tidp TroXejLiuj; 1151, 1 Tr]dp rdc xaia- CTdcioc; 1168, 2 irdp rdp Tdp. irepi: Solmsen 40, 8 Trepi TTuppujva; SGDL 1171 Trepi öjuovoiap; 1172, 2 Trepi AicxuXov, 35 Tiepi öe tiu. Meister II 29 konnte noch daran denken, das neben Ttep (irdp) stehende Tiepi als aus der Gemeinsprache eingedrungenes Element zu erklären. Seitdem aber die Szantosche Bronze veröffentlicht ist, die bei gutem Dialekt doch Tiepi aufweist, kommt man mit jener Auffassung nicht mehr aus. Vielmehr haben wir anzu- erkennen, daß im Elischen von altersher dieselbe Doppelheit Tiep, Trepi bestand, welche auch die große delphische Labyaden- inschrift zeigt ; und zwar wurde das e in Trep wie das e in FepTov vor folgendem p + Kons, zu a, Tiepi hingegen behielt sein e, wohl unter dem Einflüsse des i der zweiten Silbe, das dem e der ersten Silbe seine geschlossenere Aussprache bewahrte.

Das vorgelegte Material bestätigt aufs neue die schon längst ausgesprochene Erkenntnis, daß die Apokope in den älteren In- schriften häufiger auftritt als auf den jüngeren. Zugleich zeigt €s sich, daß sich die einzelnen Dialekte verschieden verhalten: am weitesten geht das Thessalische, das mit der Apokope nicht nur bei dv, Tidp, ttot, Kdx, sondern auch bei Ttep, dir, ^tt, Ott den ausgesprochenen Gegensatz zum Ionisch-Attischen bildet. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es Mittelglieder : ziemlich

1) Vielleicht liegt die kürzere Form unserer Präp. auch in der ersten Silbe des lokrischen TTepqoeapiäv (SGDI 1478, 22 und 27) vor.

4*

62 R. Günther,

stark apokopieren auch das Arkadische (dv, Tidp, 7Te6(?), xdi, dies auch vor nichtdentalen Explosiva), Böotische (^tt vor tt, ttöt, kut auch vor Guttural), Elische. Phokisch-Delphische (dv, irdp, irep; TTÖT, Kdi vor Dentalen); dann folgen das Lesbische, Lakonische, Herakleische, Megarische, Lokrische (dv, irdp ; ttöt, KdT vor Den- talen), endlich mit geringer Apokope das Argivische, Kretische, Epirotische (nur TTdp, dv) und das Ionische, welches vereinzelt dv und TTdp hat Wie sich die Dialekte durch größere oder ge- ringere Häufigkeit der Apokope von einander unterscheiden, so neigen auch die einzelnen Präpositionen in verschiedener Stärke zum Abwerfen des auslautenden Vokales: dv, TTdp geht durch alle älteren Inschriften; kqt, ttöt ist häufig, Trep schon seltener^ ganz selten ^tt, dir, Ott; nie findet sich apokopiertes *\x^t *öi. Wie sind diese Verhältnisse zustande gekommen? Stehen etw^a auch irpöc, ttöc, ttoi mit diesen Erscheinungen in Zusammenhang, oder wie sind sie sonst zu erklären? Zunächst seien die früher über diese Fragen geäußerten Meinungen vorgeführt

Die Apokope erklären viele Gelehrte so, daß sie von der 2 silbigen Gestalt der in Frage kommenden Präpositionen als der ursprünglichen ausgehen und Übertragung der vor Vokalen durch Elision entstandenen 1 silbigen Form in vorkons. Stellung annehmen: vgl. die bei Kretschmer, KZ. 30, 569 genannte Lite- ratur, femer Brugmann, gr. Gr.* S. 141 Anm. l; k. vgl. Gramm. S. 268, 12 b. Zugunsten dieser Meinung spricht, daß auch sonst derartige Ausbreitung einer nur auf beschränktem Gebiete be- rechtigten Form bei den Präpositionen vorkommt (ii vor Kons, aus vorvok. Stellung im Kypr., Pamphyi., auch im Att, eic vor Kons, im Att. usw.). Auch die Rücksicht darauf kann mitge- wirkt haben, daß man genug einsilbige Präpositionen hatte (dv(c), dH, TTpö, CUV, ujc, kypr. u, TrXriv). Fraglich bleibt nur, warum man bei bid, n€Td nicht apokopierte (gegen Kdt usw.).

Einen anderen Weg schlägt W. Schulze, Berl. phil. Woclien- schr. 1890, 1474, und ihm folgend, Meyer, gr. Gr.* 402f., ein: sie gehen von ttotC, Kaid aus und erklären mit Hinweis auf die besondere Häufigkeit von ttöt, xdT vor folgendem t die Apokope rein lautphysiologisch, so nämlich, daß der unbetonte Endvokal zwischen zwei Explosiva derselben Artikulationsstelle ausge- drängt worden sei; als Beispiele werden ähnliche Synkope- Erscheinungen aus dem Romanischen angeführt (ital. netto aus lat nitidus usw.); in Fällen wie herakl. KaTabiKdv sei das -a analog

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 63

andern Stellungen (Kaxd |Linva) neu aufgekommen, wie man andrerseits auch die apokopierte Form über ihr eigentliches Ge- biet hinaus ausgedehnt habe, z. B. thessal. koitt TravTOc. Dieser Auffassung kann ich deswegen nicht folgen, weil sie einen laut- lichen Vorgang annimmt, der dem Griechischen nach unserer Kenntnis durchaus fremd ist. Wenn sonst zwei Explosivae gleicher Artikulationsstelle mit kurzem Vokale dazwischen neben- einander stehen, so geht der griechisch Sprechende, falls ihm die Lautfolge Schwierigkeiten macht, diesen durch Haplologie aus dem Wege (um mich so auszudrücken) : diroiva = d[7To]TTOiva (s. Meyer, gr. Gr.^ S. 393, Solmsen, Unters, z. gr. Laut- u. Versl. S. 97 Anm. 1, Brugmann, gr. Gr.3 S. 135, k. vgl. Gr. S. 244), nicht aber durch 'Synkope"* des dazwischenstehenden Vokales^). Hin- gegen verdient Schulzes Hinweis darauf beachtet zu werden, daß die kürzeren Formen köt, ttöt im wesentlichen nur vor Dentalen gebraucht werden.

In das Gebiet der Apokope gehört auch das, was Danielsson Eranos 2, 21 Anm. 2 bemerkt hat: daß nämlich hesiod. KaudHaic = KaFFdHaic aus *KaTFdHaic durch 'eine Art analogischer Laut- assimilation nach dem Muster von KaKKT^ai, KdxGave, Kaöööcai, KdTnrecov, KdßßaXev usf." hervorgegangen sei; andere ebenfalls analogisch zu erklärende Assimilationen lägen vor in Ka|U|aoviTi, Kavveijcac, KdWiirev, xappe^ouca u. ä., und in auepOiu = dv-FepOuj (: dWuouca, dmuieiHac u. ä.). Diese Auffassung ist von J. Schmidt, KZ. 38, 9 f. heftig angegriffen worden; ob mit Kecht, soll unten geprüft werden.

Erklärungen für irpöc, ttoc hat Kretschmer, XZ. 30, 570 zusammengestellt, ohne sich selbst für eine unter ihnen bestimmt zu entscheiden. Ich erwähne hier die zuerst von Osthoff, MU. 4, 382 vorgetragene, dann von Brugmann aufgenommene und bis- lang beibehaltene (gr. Gr.s 140 § 131, 1 ; k. vgl. Gr. 267 § 356, 4), nach welcher von einer schon uridg. vorhandenen satzphonetischen Doppelheit *p(r)oti + Kons, und p(r)oti + Vok. auszugehen ist : während das eine im griech. tt(p)oti blieb, wurde das andere Tr(p)6c und die einzelnen Dialekte verallgemeinerten nun die eine oder andere Gestalt. Eine andere Erklärung, die letzten Endes

1) Daß in den zahlreichen a. a. 0. 0. gegebenen Beispielen nicht etwa Synkope vorliegt, beweist das vollständige Fehlen der Gemination, die beim Ausfalle des Vokales entstanden und sicherlich auch graphisch bezeichnet worden wäre.

54 R. Günther,

auf Bechtel, BB. 10, 2871 zurückgeht, sieht in 7t(p)öc die Fort- setzung von älterem *7t(p)otc: das auslautende -c sei derselbe suffixale Bestandteil, den dip, lat. abs neben dTTÖ, lat. obs neben OTTi- usw. aufweise, oder es sei, was indes die geringere Wahr- scheinlichkeit für sich habe, ebenso aufgekommen wie das -c in dvc nach Brugmanns Erklärung (BSGAV. 1883, 181 ff.).

Ohne, wie gesagt, einer dieser Deutungen den Vorzug zu geben, betont Kretschmer a. a. 0. S. 571 ausdrücklich, daß man TToi auf lautlichem Wege nicht mit ttoti zusammenbringen dürfe ; die Annahme, daß ttoti etwa über *7toci, *7Tohi zu ttoT geworden sei, könne nicht bestehen, da die Dialekte, denen ttoi angehöre^ sonst Verhauchung des intervokalischen c nicht kannten. Wohl aber dürfe man ttoi zu lett. pi und dessen vollerer Nebenform apS im lit stellen, was lautlich und semasiologisch unbedenklich erscheine.

Gegen alle diese Erklärungen, ausgenommen die Schulzesche, ist J. Schmidt in KZ. 38, 5 ff. aufgetreten, wo er, mit Hinweis auf die längere Gestalt der Präposition in der Anastrophe, die Apokope zusammen mit anderen Erscheinungen bei vortonigen Wörtern im Griechischen als durch die Proklise veranlaßte Ver- stümmelung deutet: lästige Silbenhäufung vor dem Hochtone drückt der über tieftonige Silben hinwegeilende Sprechende frisch zusammen, bis sie handlicher wird, und beim Zusammenstoß von Konsonanten, deren Nebeneinander unbequem ist, werden sonst ungewohnte Angleichungen vorgenommen. Diese allgemeinen Behauptungen sucht Schmidt im einzelnen zu beweisen.»)

Zunächst wendet er sich gegen die Herleitung von tt(p)öc aus *7T(p)o'n oder *Tr(p)oTc: in beiden Fällen müßte man in der epischen Sprache neben Tipöc auch *7Tpocc erwarten, und gegen ♦7r(p)oTC spreche zudem, daß es eigens zur Erklärung von 7T(p)öc konstruiert sei, ohne sonstige Anhaltspunkte dafür. Das stets ungeminierte -c von tt(p)6c könne nur einem aus 7t(p)oti durch das auslautende vokalische i entstandenen 7r(p)oa angehören, das sein i durch Vortonigkeit verloren und sich in allen Stellungen

1) Auf die andern Fälle, die Schmidt für Vokalschwund durch Synkope geltend macht, einzugehen ist hier nicht der Ort. Immerhin sei für aucauToO (aus aurocauroO, Schmidt a. a. 0. 47 f.) auf Sommer, griech. Lautstud. S. 15 hingewiesen, wo haplologische Verkürzung angenommen wird, für toici : toTc (Schmidt a. a. 0. 3 ff.) auf Brugmann, K. vgl. Gramm. S. 397 f. (ähnHch schon Reichelt, De dativis in oic et r]ic (aic) exeuntibus, Progr. Breslau 1893).

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 55

festgesetzt habe. Gegen das Bedenken, das nie ein *TTpoccefi7r€ erscheine, kann man mit Brugmann, k. vgl. Gr. 473 Anm. 1 er- widern, daß von den aus TipoTi hervorgegangenen satzphonetisch verschiedenen Formen irpoc, *Trp6cc (*TTpocce€i7T€, aber A 239 TTpöc Aioc, 160 TTpöc Tpüuiuv, t 10 -rrpöc ö' In Kai Toöe . . . usw.) die letztere schon vorhistorisch verallgemeinert worden ist. Was dagegen Schmidt im besonderen gegen die Herleitung aus *Tr(p)oTC sagt, ist um so berechtigter, als irpoc, ttoc gerade in den Dialekten vorkommen, die Ti9r|ci (3 S.), eiKOCi, TpiaKOCioi (-KOtcioi) gegen TiGriTi, iKttTi TpiaKctTioi der Mundarten mit ttoti gebrauchen : das zeigt deutlich, daß wir es mit einem aus t durch Palatalisierung entstandenen c zu tun haben. Nur darf man nicht mit Schmidt auf *Tr(p)oci mit vokalischem i zurückgehen, welches vortonig geschwunden sei : denn erstens entstand c aus t nur vor konso- nantischem i + Yok. (Brugmann, gr. Gr.^ S. 66 § 48, 2), und zweitens ist durchaus unwahrscheinlich, daß in diesem einen Falle das Attische den Schmidtschen Prozeß habe erfolgen lassen, sonst aber nirgends (vgl. Trep(i), 7Tap(d), dv(d), bei denen nach Verlust des Schlußvokales auch eine Form mit angenehmem Auslaute entstanden wäre). Und diese angeblich durch proklitische Schwächung entstandene Form wurde von den Attikern auch sonst, in hochtoniger Stellung, angewandt (z. B. Plat. Rep. 1, 328 A Kai irpoc t^ Travvuxiöa iroiricouciv 'ac praeterea'), ganz ent- gegen dem von Schmidt betonten und zum Ausgangspunkte seiner Untersuchung genommenen Prinzip, in dieser volltonigen Stellung die längere, ungeschwächte Form zu gebrauchen. Nehmen wir hingegen mit Osthoff-Brugmann eine ganz normale Ent- stehung von tt(p)öc aus *Tr(p)oTi an (das sich dann über seinen eigentlichen Bereich hinaus verbreitete), ohne wie Schmidt auf dem Gegensatze von Proklise und Anastrophe so weitgehende, unserer sonstigen Kenntnis des Griechischen widersprechende Schlüsse aufzubauen, so macht das gar keine Schwierigkeit.

Des weiteren kommt Schmidt auf die oben angeführte Ansicht Schulzes, daß zwischen gleichen Explosiven kurzer Yokal geschwunden sei, welche er billigt und bestätigt findet 1. durch die Verwandlung von KeXaivovecpnc in KeXaiveqpric u. ä. Aber hier haben wir es ja zugestandenermaßen mit einem Falle von Silben- superposition zu tun, die nicht mit der hier von Schmidt ange- nommenen Synkope identisch ist. 2. sollen Kd06r|Ke, Kd0r|Ke aus Naukratis für die Synkope sprechen: aber hier hätte diese ja

56 R. Günther,

gerade einen betonten Yokal (KaieöriKe) betroffen, während Schmidt doch besonders auf die Unbetontheit der verstümmelten Silben den Nachdruck legt! Dasselbe Bedenken gilt natürlich für KdiGave u. ä. Die seiner Ansicht nach so gestützte Meinung Schulzes schränkt Schmidt allerdings dahin ein, daß Gruppen wie thessal. dr rdv nicht durch analogische Beeinflussung von dTureicai her usw.

wie Schulze angenommen hatte entstanden seien, da nicht einleuchte, wie die weit geringere Zahl der Fälle mit dirö, im usw. vor TT, ß so auf die weit größere, wo d7T(6) usw. vor t des Artikels stand, habe einwirken können. Vielmehr sei hier eine sonst zwar unerhörte, aber bei der Proklise der Präpositionen leicht erklärliche Assimilation der Konsonanten eingetreten, die sich ja auch beim vortonigen Artikel beobachten lasse (töXXotov^ TÖ^7TÖXe)nov usw.); also Kap^oov ganz regelrecht aus KdTf)öov, KdXXiTTe aus xdiXiTre usw. Auf keinen Fall dürfe man die Daniels- sonsche Erklärung 'durch eine Art analogischer Laut-Assimilation' vorbringen. Denn daß der epische Sänger, im Begriffe kot ^oov zu artikulieren, sich der Assimilation bei KdTnrecov erinnernd nun Kappöov analogisch gebildet habe, sei ganz unglaublich. Gewiß; aber so hat es Danielsson auch schwerlich gemeint. Vielmehr hat man zu bedenken, daß Kar, ttöt zunächst ungemein häufig vor folgendem Artikel standen, daß femer in KaTTrecov, KttTKnai wie auch Schmidt einräumt rein lautgesetzlich 7T7T, KK entstand; daß weiterhin dv (ebenso cuv, ^v) -f- v, dv -f X (vgl. TToXiXXoToc), dv 4- ^ (f|cxu|inai), dv -f- p (Trappiicia), dv -f c (ttoXiccutoc) w, XX, mn, pp, cc ergaben. Unter diesen Umständen

ich betone besonders die häufige Verbindung von Kdr, ttöt mit dem Artikel konnte sich leicht die Vorstellung heraus- bilden, daß beim Zusammentreffen einsilbiger konsonantisch aus- lautender Präpositionen mit folgendem Konsonanten nach dem Vokale der Präposition der Konsonant des folgenden Wortes geminiert auftrete. So allein ist m. E. verständlich, daß man statt des, wie Schmidt selbst zugibt, unschwierigen Kdi^öov (vgl. ÖTpeKrjc, dessen atp- mindestens ebenso vortonig wie das von KttT^dov war, und bei dem überdies die etymologische Anknüpfung fehlte, die bei xdT^öov auf der Hand lag) Kappöov sprach. Wenn wir so die Stellung von kot, ttöt vor Artikel mit heranziehen und statt *analogischer Lautassimilation* lieber *analogische Ge- mination* sagen, so erledigt sich bei der großen Menge der Vor- bilder das Bedenken, welches Schmidt (S. 9 f.) wegen der ge-

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 57

ringen Anzahl der beeinflussenden gegenüber der der beinflußten Gebilde hegt, von selbst i).

Doch auch durch positive Tatsachen sucht Schmidt die Assimilation infolge von Proklisis zu beweisen. Zuerst verweist er auf böot. ecc vor Vokalen. Daß dies nicht aus vorkonson. Stellung in die vorvokalische übertragen worden sei, werde er- wiesen durch eH "sechs' desselben böot. Dialektes, das sein -H unversehrt erhalten habe trotz kKribeK«. Vielmehr liege in ecc eine durch Proklise hervorgerufene Schwächung vor. Dagegen ist zunächst zu sagen, daß das trotz ecKr|öeKa unverletzte eS in- sofern nicht gegen analogische Übertragung des (c)c aus ^tovoc in ecceT)Liev usw. vorgebracht werden kann, als bei der Präposition dH weit mehr -c-Fälle den -H-Fällen (eHeTjuev) gegenüber standen als bei dem Zahlworte e'H, das gegen die Beeinflussung von ecKr|- öexa aus auch durch eHeiKovia, eHaKdiioi, eHdKic usw. geschützt war. Des weiteren kann ich aber auch nicht glauben, daß in iHeTjuev (neben dem doch auch eHecii mit hochtonigem eH- stand), ^Heypaqpev (3. PL aor., als Iccexpacpev in IG. YII 2389, 2, 2390, 3) die erste Silbe soll soviel schwächer betont gewesen sein als die in eHeiKovra, daß dort Yerstümmelung eintrat, hier nicht. Ich bleibe deshalb bei der schon oben geäußerten Auffassung, daß im vorvok. e(c)c analogische Beeinflussung von Seiten des vorkonson. ec vorliegt.

Eine weitere Stütze der Proklisistheorie soll die Behandlung des eH vor Kons, in den alten lokrischen Inschriften sein. Denn Kriöd)uuj, eNauTTdKTuu usw. entbehren jedes Yorbildes im Daniels- sonschen Sinne: der Grund der eigentümlichen Assimilation gegenüber exöoc (SGDI. 1479, 11) mit unversehrtem x9 ist die Proklise. Aber gerade dies verglichene exOoc ist ja a. a. 0. auch als Präposition verwendet: exOöc irpoHeviu Kai Fiöiiu Heviu, und sein steht vom Hochtone noch weiter entfernt als -kN- in INauTTdKTUj oder gar -kö- in ib6.}JHi). Schmidts Hypothese hilft hier nicht weiter, und wir müssen schon zur 'anälogischen Assi- milation' unsere Zuflucht nehmen.

Als dritter Beweis wird das TraAdjaaTpa usw. der knidischen Yerfluchungen ins Feld geführt. Bechtel hat in der Anm. zu

1) Übrigens kann man für dies analogische Weiterwuchern von Sandhierscheinungen an die Behandlung des Artikels vor folgenden vok. Anlaute im Elischen (t(üjv)' öWuuv nach t(ö)' ölWo usw.) erinnern; vgl. Brugmann gr. Gr. ^ S. 141 Anm. 2 mit Literatur.

58 R. Günther,

SGDI. 3536 treffend auf ähnliche Sandhierscheinungen im Gor- tynischen (urreöe rdc) hingewiesen, Schmidt hingegen sieht auch hier proklitische Schwächung und lehnt den Vergleich mit dem Kretischen ab, weil das Knidische sonst keine solche Sandhi- erscheinungen habe und ebensowenig im Inlaute Assimilationen nach Art des gortyn. dvvioiTO (= dpveoiTo) aufweise, vielmehr gerade 9dpnaKov, Apreineic mit unversehrtem p zeige. Aber, wenn die fraglichen Sandhierscheinungen "sonst im Knidischen fehlen, so liegt das einfach daran, daß die Yerfluchungstafeln sehr jung sind und aus dem alten Dialekte einzig die starre Formel iraAd- jiarpa und etliche andere feste Ausdrücke gerettet haben. Und wenn, von dieser Erwägung abgesehen, Schmidt Bechtels Ver- gleichung deshalb ablehnt, weil im knid. 9dp)LiaKov, 'Apieneic p nicht an die folgenden Laute assimiliert sei, so vergißt er ganz, daß cpdpiLiaKov (mit p^-), 'Apreiieic (mit -pr-) ganz andere Fälle sind als dwioiro (mit altem -pv-), TraTr|ööujr|i (mit -pö-), und daß es ja, trotz der Assimilation von -pö- im Sandhi, auch im gortyn. 'ApTe^lv mit bewahrtem -pi- im Wortinnern heißt (Gort. III 7), gerade wie knid. 'ApTe^eic. Die Gründe gegen Bechtels Auf- fassung von 7raAd|LiaTpa als Sandhierscheinung sind also nichtig, und für die Proklisistheorie fällt auch dieses dritte BeweiSvStück weg.

Einen besonderen Wert mißt Schmidt schließlich dem Um- stände bei, daß es im Kretischen SGDI. 5149 (2. Jh. Delos) ^icia Ka d Kpicic dTHTeXecOni, Gortyn IX 48 fi^Tx' ic öeKacrdTripov heiße, hier mit Assimilation. Das habe seinen Grund darin, daß die Konjunktion ^ecra Ka hochtonig sei, während die Präposition H^TT* ^c in starker Proklise stehe. Doch auch das hält nicht Stich; denn auf einer anderen kretischen Urkunde, SGDI. 4949 (Aptara) mit \iicTa im t . euvo^Aiiu t-, ist ^icra ebenfalls Präposition, steht gleich dem gortyn. ^a^tt* ein beträchtliches vom Hochtone entfernt, und hat trotzdem sein -er- bewahrt. Das heißt: man darf gar nicht zwischen konjunktionalem und präpositionalem Hto(a) scheiden, welch letzteres prokli tisch geschwächt worden sei, sondern hat gortyn. ^€TT' dem sonstigen kretischen inecr' als Eigentümlichkeit der mittelkretischen Mundart gegenüberzu- stellen und es dann wie irpoBOa = TtpocGe u. ä. zu beurteilen.

Nach alledem müssen wir die Versuche Schmidts, Danielsson zu widerlegen, als mißglückt ansehen. Er wendet sich aber in der Frage der Assimilation der Präpositionen auch gegen Brug- manns Bemerkung (gr. Gr.' 138), daß sich die Assimilation von

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 59

KoiT vojLiov zu Kdvv6)uov gegenüber unverändertem cpaivri usw. aus der Yerschiedenheit der Silbentrennung (KdT|v6)Liov : q)d|TVTi) erkläre. Herodian teile gerade hinter dem Yokal der Präposition ab : e|HdTUJ, e|KXoTr| usw., und die altatt. Schreibung exca|uiujv = €K ZaiLiiuuv u. ä. beruhe auf dieser, später von den Grammatikern gelehrten Silbentrennung; Brugmanns Auffassung sei deshalb unhaltbar. Hier weise ich auf die Angaben bei Kühner-Blaß^ 1, 349 ff.. Blaß, Ausspr.3 g, i26f. hin, aus denen hervorgeht, daß das, was wir über Silbentrennung aus den Papyri und Inschriften erfahren, oft nicht im Einklänge mit den überlieferten Gram- matikervorschriften steht. Dann aber sei auch bemerkt, daß aus der Schreibung ex Ia|uiiuv nicht folgt, daß die Silbengrenze vor dem -xc- lag, sondern lediglich, daß die Lautung, die durch Zusammenrücken von auslautendem -k mit anlautendem c- ent- stand, ebenso gesprochen wurde wie ursprüngliches xc, H. Im Gegenteil zeigen Schreibungen wie eH ZaXajuTvoc, daß man die Silbengrenze in das H, oder besser, in das c legte, und vollends zeugt gegen Schmidt das HH in eHHavaKdöriv der Sotairos-Inschrift (Solmsen 10, 9). Übrigens legt Schmidt auf die Frage der Silben- trennung weniger Wert, und auch ich möchte nicht sie, sondern die von Schmidt angegriffene analogische Assimilation als die wesentliche Ursache der in Rede stehenden Erscheinungen an- sehen; die Lage der Silbengrenze zwischen den Konsonanten kann als begünstigendes Moment hinzugetreten sein.

Zu den bisher gegen die Schmidtschen Darlegungen ge- äußerten Bedenken kommen noch neue. Auf S. 16 f. spricht er über die Präpositionen, die keine Kürzung erfahren haben : warum sie bei d|Liq)i, dvTi unterblieb, ist leicht einzusehen: es hätte zu große Konsonantenhäufung und infolge davon zu weit- gehende Verstümmelung gegeben. Warum aber bei )aeTd? Denn das zweimal aus der Kaiserzeit belegte und dem neugriech. ge- läufige )Lie (Dieterich, Unters. 124) hat nichts mit der Apokop© zu schaffen, sondern entstammt Gruppen wie lueiiüv, das haplo- logisch aus älterem |Li6[Td]TUJV hervorgegangen ist; vgl. das auch im jüngeren att. häufige Erscheinen von xaxdöe u. ä., und die Beispiele dafür bei Dieterich a. a. 0. Vermag Schmidt für das Fehlen der Verkürzung bei iLieid keinen Grund anzugeben, so glaubt er sie bei öid unterlassen wegen des drohenden Zusammen- falles mit öl- = ai. dvi-. Das ist aber wenig einleuchtend: war doch Präposition und Adverb vor Vokalen schon zusammen-

60 R. Günther.

gefallen ! Ygl. öiexric 'zweijährig* gegen öierricioc Mas Jahr hin- durch dauerad'*). Übrigens ist gerade bid ein neuer Beweis gegen die Proklisistheorie, wofern es wirklich durch analogische Anfügung von -a aus *bic hervorgegangen ist, statt der Ver- kürzung also vielmehr eine Erweiterung vorliegt

Um von weiteren Einzelheiten zu schweigen, wende ich mich dem letzten Hauptpunkte der Darlegung Schmidts zu, seiner Erklärung von ttoi. Er geht von den Verhältnissen in der Ar- golis aus, wo, wie wir oben gesehen haben, ttot' vor Vok., ttotC vor Lab., ttoi sonst, besonders vor Artikel, gebraucht wird; und das erklärt er gegenüber der Lage der Dinge in Delphi und Lokris, wo ttoi und ttot gleichzeitig vor Dentalen stehen, für den älteren Zustand. Aber diese Aufstellung ist durchaus be- denklich, weil jene frühen Urkunden aus Delphi und Lokris im allgemeinen bedeutend altertümlicher sind, als die argivischen Inschriften, auf denen Schmidt fußt Hatte man nun bisher ttoi mit lett pl zusammengestellt, so tritt Schmidt dieser lautlich unanfechtbaren Gleichung entgegen, weil 1. unwahrscheinlich sei, daß die dem lett pl entsprechende griechische Form nur in einem kleinen Bezirke Griechenlands verwendet werde. Der Einwand, den man sofort dagegen erheben könnte, daß ja dem gr. TTOTi auch einzig iran. paHi im ganzen idg. Gebiete entspreche, wird von vornherein ohne triftigen Grund von der Hand ge- gewiesen. Solche Erscheinungen begegnen aber doch oft; ich erinnere noch an Treöd, dem im gesamten idg. Bereiclie nur armen, yet gegenübersteht 2. ist es nach Schmidt unglaublich, daß TToi mit dem ganz fremden nori derartig zusammengewachsen sei, daß man im Argivischen die dem folgenden Auslaut ge- mäße Verteilung vorgenommen habe. Aber, um davon ganz zu schweigen, daß ttoti und ttoi als Erweiterungen von *po (Brug- mann gr. Gr.» S. 451 Anm., k. vgl. Gr. § 612 Anm.) recht wohl mit einander verwandt sein können: es kommt doch oft genug vor, daß die Verwendung von Bildungen gleicher oder ähnlicher Bedeutung, aber verschiedener Lautung nach einem bestimmten satzphonetischen Prinzip geregelt wird : so richtet sich der Ge- brauch der Formen mit und ohne v ^(peÄKuctiKov, deren Neben- einander sich nach dem Vorbilde der ursprünglich wahrscheinlich

1) Man beachte, daß bi- 'zwei' und bi- = bid in älterer Zeit nicht etwa als bFi- und bi- auseinandergehalten waren; denn bi- 'zwei' ist nach Solmsen (Unters, z. gr. Laut- und Verslehre S. 211 f.) = idg. di-.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 61

nicht gleichwertigen qpiv : cpi entwickelt hat, z. T. darnach, ob vokal, oder konson. Anlaut folgt; so hat sich die Negation ne- im Griechischen nur in der Zusammensetzung mit solchen Parti- zipien (und weiterhin Adjektiven) erhalten, deren Anlaut a e o war, also vrjKecTOc aber dßaroc (= ai. agatas\ vgl. Brugmann k. vgl. Gr. S. 310 Anm. Und wenn man in Epidauros zwar ttoti- ßXeipac, aber lieber ttoi töv Geov sagte, so ist die Ursache leicht zu ersehen : es war das Bedürfnis, nicht zwei Dentale aufeinander folgen zu lassen, maßgebend für die Bevorzugung von ttoi tov gegenüber ttoti tov.

Schmidt nimmt also Entstehung von ttoi aus ttoti durch Proklise an : ttoti wurde mit Schwund des i zu ttot', tto^t', ttoi(t) : hinter Diphthong wurde tt (ttoi(t)töv) vereinfacht. Sonstige Be- lege für Palatalisierung von Explosiven in dieser Weise kann er freilich nicht beibringen; denn eine Mouillierung, die zu- gleich dem vorhergehenden Yokale ^-Fä^bung gibt, ist bisher sicher nur für die Dauerlaute X, v, p, unsicher für äol. |li nach- gewiesen (Brugmann, gr. Gr.^ 68 f. § 51 mit Anm. 2, Danielsson IF. 14, 375 ff.). Und außerdem, auch von dem Schwunde des i abgesehen, hätte eine Palatalisierung das t zu c werden lassen, ein TToi wäre also auf keinen Fall zustande gekommen.

Ist somit einerseits erwiesen, daß die Verteilung von ttoi in der Überlieferung nicht zur Herleitung aus ttoti zwingt, und andererseits diese selbst als lautlich unmöglich dargetan i), so fällt auch der letzte Grund, der zur Anwendung der Schmidtschen Proklisistheorie auf die Präpositionen veranlassen könnte, und wir müssen somit, um die Apokope der Präpositionen zu er- klären, andere Wege einschlagen.

Gegenüber der Anschauung, welche in der apokopierten Gestalt der Präpositionen eine durch sekundäre Verkürzung

1) Ebensowenig wie der Schmidtschen Auffassung von ttoi vermag ich mich der kürzlich von Thumb in den N. Jahrb. f.d. klass. Altert, usw. VIII S. 396 f. vorgetragenen Ansicht anzuschließen, derzufolge iroi = irohi den Dialekten, die intervok. c zu h werden lassen, angehören und aus *Troci iroTi entstanden sein soll. Allein diese vorauszusetzende 'assibilierte' Gestalt von TTOTI ist nirgends erhalten und weder aus ark. ttoc noch aus kypr. iTo(h)- zu erweisen. Denn ark. iröc ist in der oben S. 58, 55 angegebenen Weise aus antevok. ttoti entstanden und im Kypr. vor Vok. zu Tro(h)- geworden wie Täc zu Täh in uxnpu^v (Edalion Z. 5, 15) u. ä. Wenn Thumb das iro- von TToexoinevov auf *Trohi zurückführt, sollte man dann nicht auch vor Kons. *Tro(h)( erwarten (statt ttoc: Z. 19 ttöc tö(v) ^6Fo(v))?

62 R. Günther,

entstandene Umbildung einer älteren zweisilbigen Urform er- blickt, weist Brugmann gr. Gr.' S. 140 f. Anm. 1 darauf liin, daß möglicherweise nicht allemal die vollere Form auch das Ursprüng- lichere sei, und er selbst faßt denn in der K. vgl. Gr. S. 474 im Anschluß an Osthoff, IF. 8, 2 ff., ndp und Trapd als seit indogerm. Zeit nebeneinander bestehende Geschwisterbildungen auf. Vielleicht läßt sich nun bei anderen Präpositionen in ähn- licher Weise die zweisilbige attische Gestalt als das nicht Ur- sprüngliche oder einzig Ursprüngliche dartun. Alte Zweisilbigkeit steht für folgende fest: ^m, zu ai. ap»; dixö zu ai. apa; utto zu ai. upa; dvTi zu ai. anti; d)Liq)i zu gall. Ambirenus: 7T(p)oTi zu ai. prati, avest paHi. ^lerd imd xard stützen sich gegenseitig ^). treöd wird durch die Übereinstimmung der Dialekte (mit Ausnahme höchstens des ark. ttctoic) als zweisilbig erwiesen, rrepi hat einer- seits ai. pari, andrerseits lit. per, abg. pri (= russ. pere ursL *per) neben sich: diese alte einsilbige Form könnte auch im dialekt 7T€p vorliegen (so vermutungsweise auch Schmidt a. a. 0. S. 22).

Dem griech. Trapd kann man aus den anderen Sprachen keine Form mit unbedingter Sicherheit zur Seite setzen: ai. purä kommt wegen seiner auslautenden Länge nicht in Be- tracht; got. faür, faiira sind auch keine zuverlässigen Stützen, da wir über ihren ursprünglichen Auslaut nichts sicheres wissen (vgl. indes das unten zu got. atta Bemerkte). Hingegen stimmt zum einsilbigen Trdp das lat por- sowohl lautlich wie in der Bedeutung genau (vgl. Brugmann k. vgl. Gr. S. 474; Sommer, Hdb. der 1. L. u. Fl. S. 50 gegen S. 52), und diese kürzere Form ist, wie wir oben gesehen haben, allen älteren Dialektinschriften, auch solchen, die z. B. xaid nicht apokopieren (Kretisch, Ar- givisch), eigentümlich gegenüber dem att Trapd (att Tidp höchstens im Eigennamen TTapMovfiJbnc CIA. I 433 eol. II 24, 459/8 v. C). Da ist doch die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß Trdp das Alte, TTapd Neubildung nach anderen Präpositionen auf -a (vgl. ^id nach ineid) ist

Nicht anders liegen die Dinge m. E. bei dv, dvd: auch hier stehn dem Gemeinatt, für das übrigens nach Solmsens

1) Wenn Meillet Möm. de la Soc. de lingu. de Paris IX 49 ff. slav. 89 c. g. mit einem urgriech. ♦Kdr c. g. 'herab' zusammenstellt, woraus sich allerdings Einsilbigkeit der Präp. ergeben würde, so ist diese Gleichung aus lautlichen Gründen unmöglich: slav. » kann hier auf keinen Fall dem griech. a entsprechen.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 63

Darlegungen IF. 13, 133 ff. auch ein älteres dv wahrscheinlich ist, die alten Dialekte mit durchgehendem kürzerem dv gegen- über. Nun kann man gegen eine einsilbige Urform dv freilich avest. und got. ana ins Feld führen. Aber beide beweisen nichts. Die iranische Schwesterform (nach Bartholomae, Altiran. Wtb. Sp. 112 als ana für das Jungavest., als anä für das Altpers. belegt) kann nach den iranischen Auslautsgesetzen (s. Briigmann Grdr. 12 894 § 1009) ein urar. anä vertreten, dessen auslautende Länge von vornherein die Zusammenstellung mit dva verbietet. Ebenso fragwürdig ist das got. ana. Altem ana, das ja nach den got. Auslautsgesetzen als an erscheinen müßte, kann es nur in der von Joh. Schmidt KZ. 26, 29; 38, 17 bezeichneten Weise gleich gesetzt werden, daß es aus der Stellung in compositione in die präpositionale übertragen wurde. Warum hat aber das Gotische nur hier die Form der Zusammensetzung verallgemeinert, bei and (dies als Präp. und in compos. {and-standan\ trotz an- dastaßjis)^ uf (in compos. ufstraujan\ af (in compos. afskaidan) usw. die der Präposition? Mir ist dann doch viel wahrschein- licher, daß man im got. ana das auslautende -a nicht als Ver- treter einer alten Kürze, sondern einer alten Länge anzusehen hat, etwa von (vgl. griech. d'vuj)^). Ursprünglich nur als Adverb und Präposition berechtigt, drang diese zweisilbige Form gleich den auch nur in dieser Yerwendung lautgesetzlichen ein- silbigen and^ uf^ af usw. in die Komposition ein; das alte von anderen germanischen Dialekten bewahrte an^ welches Stell- vertreter eines schon indogerm. einsilbigen an sein kann (vgl. germ. in: griech. ^v), ging im Gotischen ganz verloren.

Sind somit weder got. noch iran. ana sichere Zeugnisse für das höhere Alter von dvd gegenüber dv, so kann man um- gekehrt für alte Einsilbigkeit aus dem Keltischen das ir. ainme^ cymr. amynedd = *anmeniä 'patientia' (vgl. delph. d|Li|Liöviov 'Warte- geld') anführen (s. Stokes-Bezzenberger in Ficks vgl. Wtb. 11* 13), vielleicht auch aus dem Slawischen das lautlich genau,

1) Es ist also folgende Proportion möglich : griech. dv, germ. an : Iran, anä, got. ana = griech. udp, lat. por, got. faür : ai. purä, got. faüra. Wegen ahd. ana, dessen ausl. -a nicht auf zurückführbar ist, wird man lieber (mit anderm Ablaut) *ane ansetzen, das sich zu övuü verhält wie ahd. äwahst zu uawahst 'incrementum' (Brugmann K. vgl. Gr. 465 § 593 Anm.); 'suffixales' und 'präfixales' ^, ö sind ja wahrscheinlich ursprünglich identisch, s. Brugmann a. a. 0.

ei R. Günther,

in der Bedeutung freilich wenig zu griech. dv stimmende abg. a i7b{n).

Aber schließlich muß für das Griechische doch am meisten das Griechische selbst beweisen! Und es wäre doch auf jeden Fall sonderbar, wenn sich neben dem angeblich durch Apokope entstandenen dv von der älteren Form dvd in den Dialekten, welche die anderen zweisilbigen Präpositionen durchweg un- verändert bewahrt haben, auch nicht die geringste Spur er- halten hätte, während wir neben xar, ttot in den apokopierenden Mundarten, soweit reicheres Material vorliegt, meistens auch von der älteren zweisilbigen Form Reste in größerer oder ge- ringerer Zahl antreffen als Zeichen des Kampfes zwischen der volleren und kürzeren Gestalt. Deshalb glaube ich, daß nicht das Attische mit seinem dvd, sondern die Dialekte mit dv die ursprüngliche Form der Präposition bewahrt haben. Dies zu- gegeben, erklärt sich auch, warum xard häufig apokopiert, ^ieid nicht.

Zunächst war wohl bei allen zweisilbigen Präpositionen der Trieb zur Apokope da, denn von allen bestand neben der vorkonsonantischen eine vorvokalische (einsilbige) Form, die man nach dem Vorbilde der von je einsilbigen Präpositionen (cuv in cuv^x^ cutkXivuj usw.) auch in vorkonsonantische Stellung zu bringen geneigt war, besonders wohl beim Verbum, bei dem es stets augmentierte Formen neben imaugmentierten , kon- sonantisch anlautenden gab : KOT^Oavc : KdrOavc : Katöavdiv. Aber bei vielen Präpositionen war die Durchführung der vokalischen Gestalt vor Konsonanten unbequem: so bei dvT(i), d\i(p(i)^)\ auch bei d7T(6), u7t(6), ^7t({), die deshalb in höherem Maße nur in dem extremen thessalischen Dialekte, in geringerem Umfange im Böotischen (mit in vor tt) in Aufnahme gekommen sind; hier war offenbar das Streben nach Einsilbigkeit der Präpositionen größer als die Scheu vor lautlicher Entstellung, kot, *niT hin-

1) Zu der von Ahrens De gr. I. dial. II 357 besprochenen Apokope von 4^9( sei bemerkt, daß sie als sicher nur gelten kann in dTXp[»]clvaceai iT€piaX€{viac9ai. f| XoucacOai (Hes.) ; &^nal^€C ol xiiv iraibujv ^niimeXoü- lievoi trapd AdKUJCiv (Hes.) kann haplologisch aus d^[q)l]^^. entstanden sein. In Aristoph. Ach. 762 dv töv ÄbeXdv dMTr€irap|ui^vov liegt dv(d), nicht d|ui(q)() vor; vgl. die Verwendung des bedeutungsverwandten l-ni bei Herod. 4, 103 (K€q)aXf|v) iiiX EOXou ^€TdXou dvaireipac. Unklar ist diHTT^cm- A^q)l^cal. AdKwvec (Hes.); jedenfalls aber ist d^iir. nicht aus d|Li<pF. hervorgegangen.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 65

gegen bewahrten trotz ihrer Verkürzung in der häufigen Ver- wendung vor dem Artikel (Kdx töv v6)liov) deutlich den Zu- sammenhang mit der vorvokalischen und der zweisilbigen Form, neben denen sie darum in Gebrauch kommen konnten. Wenn trotzdem nur kot, nie aber *|LieT erscheint, so liegt das daran, daß Kdx durch das von alters her einsilbige dv beeinflußt wurde; das aber war möglich, weil die beiden Präpositionen einmal wegen ihrer entgegengesetzten Bedeutung in Fällen wie Kard poov : dv poov, zum andern wegen ihrer in mancher Hinsicht gleichen Funktion (vgl. Kard xauTd : herakl. dv auxd xd), in engerer Beziehung zu einander standen, juexd hingegen wurde nicht derartig beeinflußt, denn der Bedeutungszusammenfall mit dem einsilbigen cuv, das ja hätte Analogie bewirken können, geschah erst in einer späteren Zeit, in der die Apokope- Verhältnisse nicht mehr fließend waren. Ebensowenig kam es zu einem apokopierten öi', da auch hier Bedeutungsverwandte fehlten, die für Einsilbigkeit in Betracht gekommen wären.

Anders bei 7r(p)oxi: hier wurde die Verbreitung des vor- vokalischen einsilbigen, aus tt(p)oxi hervorgegangenen Tr(p)öc oder durch Elision entstandenen Trox durch das begrifflich nahestehende TTdp und TTOi begünstigt. Wenn aber das einsilbige -rrpoc, ttoc im Att.-Ion., Lesb., Ark., Kypr. überall durchgeführt ist, während TTÖx zumeist ttoxi neben sich hat, so liegt das an der größeren lautlichen Handlichkeit, die die auf -c auslautenden Formen (z. B. vor Labialen und Gutturalen) vor ttöx voraus hatten.

Endlich irepi. Will man dessen kürzere Nebenform irep nicht im Anschluß an lit. per usw. als altererbt auffassen, so kann man sie so erklären : Wie neben dvxixeivuu : dvxextu stand, so auch *7T6pexuu neben Tiepixeiviu ; dvx' vor Konsonanten zu bringen, ging nicht an ohne starke Verstümmelimg ; irep hingegen machte keine Schwierigkeit und drang denn auch im EL, Delph., Thessal. in vorkonsonantische Stellung. Neben *'n:epextu war aber auch ein *7Tepiexuj (wie *TTpoxi6xuj : *Trpoxexuj) lautlich möglich; daß es nicht den Wandel zu *Treipexuj, *7Tr]pexuj (vgl. cpöeipiu, cpGripuj aus *(p9epiuu) vollzog, verhinderte die vorkons. Form irepi, durch deren Einfluß die Kürze des e und das e-Element nach p er- halten blieb; und diese vollere vorvokalische Gestalt gewann in den meisten Dialekten infolge der Übereinstimmung mit der vorkonsonantischen die Oberhand über die andere, kürzere ohne -i; deshalb att. sowohl Trepiexiu wie Trepixeiviu.

Indogermanisclie Forschungen XX. Ö

66 R. Günther,

Daß übrigens auch das Att-Ion. einmal apokopiertes kcxt gebraucht hat, muß aus Karnjiu, KacGJiu gefolgert werden, wofem die Erklärung dieses Yerbums als *KaT-ciuiuj das Richtige trifft In jener Zeit, als man kot nach dv neben Kaid sprach, schuf man umgekehrt auch ein dva neben dv, ebenso irapa neben Tidp. Die zweisilbigen Formen setzten sich im weiteren Verlaufe bei allen Präpositionen durch, und es kamen so die Verhältnisse zustande, die wir im klassischen Attisch vorfinden.

Teil II: Der Gebrauch der Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften.

ä^a wird in den Inschr. nur selten als Präposition ver- wendet, immer c. d. (instr.), in der auch dem Att geläufigen Bedeutung 'zugleich mit*: Söldnerinschr. von Abu-Simbel 4109 B TÖv CTparöv tö(v 7T)pdT0v [^XOovTa beupo a](|Li)a Ya)i(|Li)aTixuj[i. Heraklea I 112 re |üiic6uu)na öiTiXei dTToteiceT . . . Kai d^TTÜj- Xrma . . . hd^a iräv tüui irpcinui ^lc6üu^aTl. Rhodos 4188, 10 xöv Kocfiov (Schmuckanlagen) ö|Lia Kai td tüjv irupTuJV öXoKXripiu o{k/|C€!. Auch das etymologisch mit a}ia verwandte äol. u^ol (=* att 6)ioi) sei hier erwähnt; es findet sich in den Gedichten der Balbilla SGDI 323, 3 r^XGov <j^o\ b'iparax ßaciXnibi 'kam zu- sammen mit der geliebten K,'

a\x(pi

Außer im Ionischen (für das es ja auch aus der Literatur reichlich belegt ist, s. Kühner-Gerth 1 ' 489) begegnet uns ä^(pi im Kretischen und Argivischen. Seine ursprüngliche Bedeutung •zu beiden Seiten' (vgl. <5^<pui) ist schon zeitig in die allgemeinere 'um etw. herum' übergegangen ; wie aber für jene in der Literatur noch einige Belege vorhanden sind (dincpieaXdcaoc gegen Ttepip- puToc), so auch in den Dialekten.

Mit dem Akkusativ, a) Eine ältere Ausdrucks weise mit d)Li9i c. acc. bei Verben des Kämpfens, wobei die ursprüngliche Meinung der Präposition noch deutlich ist, liegt zwei in Kreta verwendeten Verbalkomposita mit d)Liq)i- zugrunde : Gortyn 4985, 12 ÖTi bi [kol auxjic dvqpiTraicovn koivöv o\ *PiTTr|vioi TTopfi tövc

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 67

ropTuviov[c Vorum sich die Gemeinde der Rh. mit den G. streiten wird'. Eid von Dreros 151 evcKa läc xiJupac tcic dfiidc xdc djLiq)i- }uax6|LieGa (wobei xctc in der bekannten Angleichung des Relativums für rdv steht) *das wir umkämpfen'. Diese beiden Wendungen lassen auf früheres jnaxecGai usw. djLiqpi ti schließen, wobei d.}Ji(pi auf den Standpunkt der Gegner zu beiden Seiten des Streit- objektes hinweist. Auch bei Yerben mit weniger sinnlichem In- halt gibt djucpi c. acc. die umstrittene Sache an: Gortyn Y 46 [a]i öe Ktt . . . juri cuvtitviuckujvti dvqpl idv öaTciv ; ähnlich YI 26 YI 52 IX 19. Schließlich kommt d)Liqpi so dazu, den einfachen Sachbetreff auszudrücken : Gortyn 4998 IV 16 djuqpi öe töv xpövov ö|Livi)[vTa KpTvev töv öiKacidv]. b) In der weiteren Bedeutung *um etw. herum' steht djucpi c. acc. bei der Bezeichnung von Kollegien, die sich um einen Eponymos scharen: Argos IG. lY 554 (um 500) 2 ßiuX[dv] xdv dvqp' 'ApicTiuva. Trözen, das. 823 {4. Jahrh.) 56 eJiricidTaic toTc djucpi KdXXiTTTTOV. Naxos IG XII 5, 1, 35, 13 Tttjuiac (?) ToOc] d|U(pi Ar||uuXov. los, das. 3 C (4. Jahrh.) 6 TÖc . . .] TÖc d|Li(pi Opacfiv. Amorgos 5361 (4. Jahrh.) 29 touc e[i]caYUJYecic touc djucpi EupubiKov. Für das Absterben des präpo- sitionalen a^xcpi bezeichnend ist es, wenn die Inschriften der eben gestreiften Gebiete in späterer Zeit irepi an seiner Statt zeigen: Trözen IG. lY 757 (Mitte 2. Jahrhs.) B 14 oi Ttepi A[ijc]ijuva, ebenso Z. 7. Auf dem den obengenannten los und ^axos be- nachbarten Sikinos in IG. XII 5, 1, 24, 20 (um 300 herum) touc apXOVTttc TOUC Tiepi KaXXiviKOV.

Mit dem Dativ (Lokativ) steht djucpi im Altgortyn. bei juiuXitu 'prozessiere: Gortyn I 17 ai öe k' dvcpi öubXiui fuiuXiiuvTi *wenn sie um einen Sklaven streiten'. Im Anschluß daran das Yerbum djucpijuiuXiuj c. d. I 1 f. öc k' eXeuGepuui f\ öuuXiui fueXXrii dvqpijuuuXfiv 'wer um einen Fr. oder Ski. streiten will', ebenso YI 27. Ygl. dazu die Parallelen aus der Literatur bei Brugmann gr. Gr.3 S. 435 § 495; Kühner-Gerth 3 1 S. 490.

dv, dvd. dv(d) mit der Bedeutung *auf etw. drauf, *über etw. hin* (in Aufwärtsbewegung) ist als Kasus regierende Präposition im Aussterben begriffen, und es wird mehr und mehr von ^tti ab- gelöst. Das zeigt sich in Fällen wie IG. lY 951 (Epidauros) 90 eiri öevbpeov ti djußdc. Dennoch bieten die Inschr. (bes. von Heraklea und Halaesa) einige recht bemerkenswerte Belege.

5*

68 R. Günther,

Mit dem Akkusativ (der Erstreckung) bedeutet dv(d> *eine Strecke aufwärts' an folgenden Stellen: Gortyn 5016, 11 (die Grenze geht) de töv poov (zum Flusse) . . . xdv pöov (und den Fl. aufwärts); auch 5024, 31 ö^ 7T0Ta^öv; Lato 5075, 68 ff. im TÖV TTOTajLiöv Kttv TÖV pöov ^TTi Itiüutiov KQi] TUJÖe dv pdxiv im ktX. *an den Fl. und stromaufwärts zum St und von da den Rücken aufwärts an* usw. Wird die Aufwärtsbewegung nicht betont, so ist dv(d) gleichbedeutend mit KQTd 'über etw. hin'^ 'entlang'; so Gortyn 5016, 5 dv d^aBTÖv im tqv Xi'iuvav *den Weg entlang an den Teich'. Heraklea 11 83 ludKoc anö Tdc hcKaTonTreöu dxpi ttöt Tdv hripaicXeav dv tiüc öpuüc *der Länge nach vom Hundertfußweg bis zum her. Wege, den Grenzsteinen entlang'; ebenso 11 37. Femer I 66, 72 dv euOuiupeiav *in ge- rader Richtung'. Daran schließt sich die Angabe des Gebietes^ über das sich ein Vorgang erstreckt wie sie in dem der Koivn geläufigen dvd ^ecov *über die Mitte hin, in der Mitte' vorliegt: Delphi 2010 (195) 13 dvd ^ecov tou vaoö xai tou ßlü^oö; eben- so 2041, 14; 2049, 18; 2072, 16. Halaesa 5200 U 82, 85. Mit distributiver Färbung : Heraklea I 147 toic 5pu|ioTc xpncovrai . . . dv Tov auTo) )Li€piba h^Kacroc *die öp. sollen sie, jeder auf seinem Bodenanteile, benutzen*. Dem Ausdruck für räumliche geht der für zeitliche Erstreckung parallel ; dann heißt dv(d) 'während*: Delphi 2501 (380) 4: ^T[x]cpa <ivd rdv ö[(K]av ou [öeEtOMaiJ 'während des Prozesses*. Wie xard i^^ird dv(d) auch auf Ab- straktes übertragen, entspricht dann also unserm 'gemäß* usw. Dafür nenne ich: Trözen IG. IV 752, 9 ^TnXuOfiMev touc dppu- Tiac^^vouic crdci, dv 6 kq (piprix 6 Xötoc ö Ta|Li(a *es sollen be- zahlt werden auf Grund abwägender Schätzung die Gepfändeten^ gemäß den Angaben der Tabelle des T.*. So auch Epid. 941 A 4. Thera 4706, 135 XciToupT^v . . . dvd TTpecßuTdTa . . . Trdvrac 'L. leisten sollen, gemäß dem Alter, alle*; auch Z. 157, 209. Heraklea I 107 dv aurd Td Traph^Hovrai TTpwrfuvwc . . . dv hd Kai ho iE, dpxdc ^€^lc0lü^evoc 'werden in derselben Weise Bürgen stellen, wie der anfängliche Pächter*; auch I 126.

Mit dem Dativ (Lokativ): wie in der Literatur, so auch auf den Inschr. selten: nur Epirus 1365, 6 dpoupav dy Köccuji 'das Feld auf dem K. (eine Anhöhe?)*.

Mit dem Genetiv ist dv auf der Ackerinschr. von Halaesa 5200 häufig. Es ist das derselbe Gen. des Bereiches, den dort auch das Oppositum KOTd bei sich hat; in der Bedeutung ist

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 69

die Verbindung nicht von dv c. acc. verschieden. Es heißt z. B. I 17 dv Toö potcKou ec Tdv oöov *bachaufwärts zum Wege*. I 40 dv TOÖ Toixou 'die Mauer aufwärts* I 66 dv tujv Te(p|Liövujv) *den Grenzsteinen entlang aufwärts'. II 24 dv toO pdxa ec töv TTeTpov 'sursum iugo ad rupem' usw.

Anhang: Hier gebe ich die Belege für einige von dv ab- geleitete Adverbia, die als Präpositionen den Genetiv bei sich haben: 1. dviueev: Faros IG. XII 5, 1, 107 iLc dv ßdXXr|i xd dK[a]0dp|naT[a] dvo9ev Tf\c ujöüu 'wer das Ausgereinigte oberhalb des Weges wirft'. 2. dviiuiepov: Heraklea I 162 dirö tu» dvTÖ|Liiü TU) dvdÜTepov Tdc TpiaKcvTaireöiu Vom Kaine weiter oberhalb des Dreißigfußweges aus'. 3. eirdviu: Lesbos IG. XH 2, 74 (Hoff- mann II Nr. 90) 14 ev tuj x^Jupiiu tiu eirdvoj Tdc Ki\Xaiu[viac ö]öuj (?) 'oberhalb des k. Weges*. SGDI. 273, 4 t6 b'eTrdvuj tu» €KT . oc (?). Lato 5075, 55 Tdv varrdv Tdv €TT[dvuj tOu 'Epjud (das Eingeklammerte nur handschr. überl.) 'der Täler oberhalb des H.'.

dveu.

Wie in der Literatur, so hat dveu auch in den Dialekten im allgemeinen den Genetiv (Ablativ) bei sich. Ich kenne aus den Inschr. folgende FäUe: Lokris 1478, 8, 9 dveu dveTripiujv *ohne Einlaßgeld'. Kypros 60, 4 dveu juicGiuv 'ohne Lohn'; ebenso Akarnanien IG. IX 516, 8; Lamia 1447, 8; Lesbos 255, 26. Delphi 1718, 11 dveu Tdc ' E-rrixapjuiöa Tvuj|uac 'ohne des E. Ein- willigung'. Delos BGH. 29 S. 210 ff. Nr. 68 (äol.) Z. 26. Epidauros IG. IV 1484, 58, 77. Kaljmna 3591, 22 dvariviucKeTU) . . . dveu uöttToc 'soll vorlesen bei angehaltener Wasseruhr*. Kypros 60, 14 'OvaciXtui oiTiui dveu tiu(v) KaciTvrjTiuv tüjv ai'Xuuv 'dem O. allein, ohne seine Brüder'. Epidauros IG. lY 950, 9 ^t^vtc ^' ouK dveu 6e(u»)v 'nicht ohne Hilfe der Götter'.

Abweichend ist nur die Verbindung von dveuc mit dem Akk. im Elischen: 1157, 8 . . . Tac dveuc ßuuXdv Kai Id^ov TrXaOuovTa 'ohne Eat und vollzählige Volksversammlung'. Man könnte in dieser Akkusativkonstruktion allenfalls eine dialek- tische Neuerung sehen nach dem Vorbilde von Fällen wie att. ouk IcTi Trapd Tauf dXXa 'es gibt neben (außer) diesem nichts anderes* (Aristoph. Wölk. 698 u. s.). Aber das kommt mir recht unwahr- scheinlich vor, da ja noch andere Trennungspräpositionen mit Abi. = Gen. da waren, die den Abi. bei dveuc, wenn er etwas Ursprüngliches war, gehalten hätten. Sollte etwa ein Zusammen-

70 R. Günther,

hang mit der Akkus ativkonstruktion des jedenfalls mit dveu ver- wandten got inu{h), ahd. äno bestehen ?

dVTl.

dvTi tritt in den Inschr. stets mit Gen. verbunden auf. Als ursprüngliche Bedeutung wird 'angesichts' angesetzt; ob man aber daraus auf ein altes Subst *arU- schließen darf, von dem dvTi, dvxa verschiedene Kasus wären (W. Schulze, Berl. philol. Wschr. 1890, 1472 f., Thumeysen ALL. 13, 28 f.), bleibt zweifelhaft; sonst hat sich von einem derartigen Subst. nicht die geringste Spur erhalten, denn ahd. andi, endi *Stirn' ist erst von der Präposition abgeleitet (Brugmann, k. vgl. Gr. 470 Anm. zu § 603). Auch daran ist zu erinnern, daß got anda-^ welches man doch nicht von dvia trennen möchte, mit seinem auslauten- den -a die Schulzesche Auffassung von dvta als Akk. (-a = tji) unmöglich macht Man könnte dmm ebenso gut an Bildungen mit -<», -to in der zweiten Silbe (vgl. kypr. xdc (aus ^koti) : xatd) denken. Doch wie dem auch sei, mit der als ursprünglich an- gesetzten Bedeutung 'angesichts, gegenüber', welche auch in Komposita wie dvTl9^po^al *adversor', dvriOeoc 'Gegenstück zu einem Gotte, göttergleich' klar hervortritt, kommt man bei der Erklärung der meisten Fälle im Griech. aus, vgl. Kühner-Gerth ' 1, 453, Brugmann, gr. Gr.* 437, § 497; von ihr sei auch hier ausgegangen.

Die rein sinnliche Vorstellung finden wir noch im Gorty- nischen und Delphischen vor : es heißt Gortyn II 28 TTpoFeiTTdrui 6' dvTi ^alTupuiv Tpiüjv 'soll es verkünden angesichts dreier Zeugen, drei Z. gegenüber'; ebenso außer auf den 12 Tafeln (s. Baunack, Inschr. v. Gort Index) noch SGDL 4986, 4, 10. In Delphi 2607, 4 dvri hl toO x^ipoTcxvlou TTpoocdviov ladru) 'seinem Atelier gegenüber soll er das irp. aufstellen*. Zu einer Gegenüberstellung kommt es auch beim Kaufe (Tausche); so z. B. bei Plato Phaedon 69 A dvri ou bei dTTavra raöra xaraX- XdirecGai 'wogegen man dies alles eintauschen muß', mit Stall- baums Anm. z. St; daß hier dvri 'gegen', nicht 'vor, für' im Sinne des lat pro bedeutet, beweisen Stellen mit anderen Ad- versativpräpositionen wie PI. Phaedon 69 A fibovdc rrpoc fjbovdc Ktti XuTTac TTpöc XuTtac Kai q)6ßov irpöc qpößov KaTaXXdrrecOai ktX. Da aber von den einander gegenübertretenden Werten im Handel der eine dem anderen gleich und an dessen Stelle gesetzt wird,

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 71

SO kommt die Präposition des Gegensatzes zur Bedeutung der Gleichwertigkeit und der Stellvertretung, die ihr schon bei Homer anhaftet i). Auch die Dialekte bieten viele Beispiele da- für: Bei Sachen: Kypros 60, 17 öujkoi vu ßaciXeuc Kotc d tttoXic 'OvaciXiui d(v)Ti tüü dpfOpcu tujÖ€ . . . tö(v) x^JLJpov *es gebe der König und die Stadt dem 0. anstatt dieses Geldes das Grund- stück'. Ähnlich Z. 5, 6, 15. Delphi 2561 A 18 ai ö' ecpi- opKeoijui [ei|Liev] id Kaxd dvii tujv dTaOujv Venn ich meineidig werden sollte, so soll mir das Schlechte statt des Guten wider- fahren"; ebenso 2501, 9. Alea Solmsen 1, 25 rpic ööeXöc öcp\e[v dvjfi FeKdcxau *soll 3 Obolen zu zahlen haben für jeden (Wagen)'. Milet 5497, 4 Xdiiieiai . . . KiuXfiv dvii [xjfic ujpr|C *soll einen Hüftknochen statt des Schulterblattes bekommen'. Ähn- lich Kos 3624 B 59 C 32; Messenien 4680, 27; Mitylene IG. XH 2, 257, 8. Bei Personen: Delphi 1832, 11 ecpeXecGiuv dXXov dvi' auTOÖ 'sollen an seiner Statt einen andern dazuwählen'; auch Z. 12. Messenien 4689, 6 ebenso.

Gesondert betrachtet seien die Fälle, in denen dvii mit 'während' wiederzugeben ist. Es sind das: Kos 3636, 43 TTpo- [aTopeuJetiu dYveuecOai YiJvaiKÖc Kai d[vöpö]c dvTi vuktoc *so11 be- fehlen, sich von Weib und Mann rein zu halten während der Nacht'. Delphi 2561 A45 dfev öe TdireXXaia dvii Fereoc Mie Ap. herbeizutreiben im Verlaufe des Jahres (noch in demselben Jahre)'. Dazu treten aus Hesych: dv9' rnuepac * öi' öXrjc xfic f))ue- pac. dvTeTOÖc * toö auioO ^touc AdKiuvec. dvxl luf^va Kaid lufiva. Baunack SGDI H S. 726 geht für die Deutung von dvii Feieoc von dvTi 'vor' aus: *noch vor Jahresschluß' habe sich zu *im Yerlauf des Jahres' entwickelt; auch gort, irpö tüj eviauiüj 'vor Ablauf des Jahres' sei zu vergleichen. Diese Erklärung scheitert daran, daß 'noch vor Jahresschluß', wie gerade das gortynische Beispiel zeigt, durch eine Wendung mit dviauröc gegeben werden müßte (über Iviauröc 'Jahreswende' zuletzt Brugmann IF. 15, 87 ff., vgl. auch auf der Labyadeninschr. C 48 iv xoic ^viauToi[c] 'an den Jahrestagen'). Und auch dann wäre nur eben diese eine Wendung erklärt, nicht die anderen. Ich glaube nun, daß wir hier einen Rest des Gebrauches von *anti vor uns haben, der an dem got. and c. acc. 'entlang*, armen. 9nd c. acc. *ent-

1) Vgl. das von Brugmann IF. 13, 88 Anm. 1 über lat. pretium Äquivalent' und ai. prati c. acc. 'das Gegengewicht haltend, gleichwertig* Bemerkte.

72 R. Günther,

lang' (vgl. Finck KZ. 39, 509 ff.), lit. ant c. g. 'auf. zu' (ant kalno *auf dem Berge') bekannt ist. Auch das Nebeneinander von Akk. und Gen. (dvri Fereoc: dvri |nnva) kann, da neben der Verbindung mit dem Akk. (im Armen. Got) im Lit. die mit dem Gen. besteht, alt sein. Wie sich nun dies wohl schon ursprach- liche *anti = 'entlang, während' zu *anti = 'gegen' verhält; ob etwa an die Ausführungen von Sievers im Festgruß an Böthlingk S. 112 über asächs. usw. andlang^ anord. endlangr an- zuknüpfen und, um eine räumliche Vorstellung zum Beispiele zu nehmen, ein dvri axpou als 'entgegen dem Acker (der beim Beschreiten vor einem liegt), d. h. 'entlang d. A.' aufzufassen ist, bleibe dahingestellt

Anhang: Wie in der Literatursprache dvri in räumlich- sinnlicher Bedeutung 'gegenüber* durch andere Präpositionen ersetzt wird (^vavn'ov, dvriKpuc u. ä., vgl. Kühner-Gerth' 1, 352 f.), 60 auch in den Dialekten. Es tritt da auf: 1. ^vavn (zu dvri, wie ^MTipocOtv: TtpöcOev): Delphi 2072 (198) 26 djMOcav . . . ?vavn Tojv iepeiuv Kai Tuj|i Maprupujv. Rhodos 3758, 170 xard- vavTi Toö Öpeoc 'gegenüber dem Berge*. 2. ^vavTiov: Delphi 2072, 17 ö)LiocdTUj . . . ^vavriov Tiiiv lep^ujv; auch 2141, 24; Mylasa 5755, 4, 14. 3. dvavria: Thesp. IG. VII 1779, 4 dcpieiti . . . 'At^av ^XeuOepov dvavTia tuj 'AcKXaTnui Kf| tuj 'AttöXXujvoc 'läßt den A. frei vor (gegenüber) A. u. A.* So auch 1780, 12, BGH 25, 360 Z. 3. Derselbe Ersatz ist vorgenommen worden, wenn es in Eretria 5313 a 9 'EvavnöviKOC b 158 'Evavno<pr|uou heißt (statt *AvTiviKoc, 'Avricprmou).

dTTÖ.

drrö 'ab, weg' wird, wie in der Literatursprache, auch in den Dialekten im allgemeinen mit dem Genetiv verbunden. Eine Ausnahme machen, wie bei anderen Präpositionen (z. B. de toi 2pT0i = ^K Tou ^pTOu), so auch bei dTrö (z. B. dtru xdi ld\ dirö Tflc Tflc) das Arkadische, Kyprische und Pamphylische, welche statt des sonst üblichen Genetives hier den Dativ (Lokativ) setzen. Ich nenne bei dieser Gelegenheit alle seit Hoffmanns Behandlung des Ark. Kypr. (1 307) hinzugekommenen neuen Belege für diese syntaktische Erscheinung:

dTTÖ : ark. Urteil v. Mant Z. 22 dTTtxoMivoc . . . diru toi iepoT 'sich vom Heiligtume fernhaltend'. Magnesia Nr. 38, 23 MatviV Tujv dTTÖ Maidvöpoi.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 73

iB: pamphyl. Sillyon (a. a. 0.) Z. 4 iB ^TTiTTipua 'infolge seiner Fürsorge'. Z. 19 dH bk cpuceXai ööu öi[K]acTfipec Von . . . aber sollen die Richter fernbleiben' (cpoc. ist unerklärt). Die arkad. Inschrift aus Magnesia (Nr. 38) hat nach ex (das auch rein lautlich wider den Dialekt ist), den dialektgemäßen Dat- Lok. zugunsten des gemeingr. Gen. aufgegeben; deshalb Z. 23 Ik TTaXaiüuv juev xpovujc Ix^viec euvöuuc (xpöviuc für xpöviuv ver- schrieben wegen des c im Auslaut der beiden folgenden "Wörter); Z. 57 Hevia . . . rd €k tujv v6)lujuv.

im : Auf zweien der durchgehends mit Elementen der Ge- meinsprache durchsetzten Inschriften aus Lusoi (Jahresh. d. öst. arch. Inst. lY 64 ff.) hat sich als Überbleibsel aus dem alten Landesdialekte im c. d. in der Beamtenformel erhalten: Nr. 5 (S. 70) Z. 8 f. im ie[po|uvd^oci to]ic irepi AajLi[- Nr. 6 (S. 73) Z. 2 f. e]m i6po|uvd)Li[ovi] GeoHei. Dagegen Nr. 1 (S. 65) Z. 13 und Nr. 2 (S. 68) Z. 5 im mit gemeingr. Gen.

Tiapd: ark. Magn. 38, 9 Ka9d eixov idc ivioXdc Tiapd roti iöiai TToXi Vie sie die Aufträge von ihrer eigenen St. hatten'.

Txebd: ark. Urteil v. Mant. Z. 16 [irJeToic FoiKidTai[c] "mit- samt dem Hausstande'.

Trepi : ark. Magn. 38, 8 rrepi tüjv Xoittujv irdvciv öiaXexöecci *sich über all das Übrige beredend': Trdvciv, das nach dem Zu- sammenhange zu nichts anderem bezogen werden kann, zeigt, daß Tiuv Xoittujv Irrtum für toTc Xomoic ist. Ygl. auch Z. 46 ujc ßiuXeucavTai Trepi Toivi (dat. sg.) Mamit sie darüber beraten'.

uTrep: ark. Tegea Ditt. Syll.^ 465, 3 |Liaxö)uevoi uTrep idi idc TToXioc eXeuGepiai *für die Fr. der St. kämpfend'.

UTTÖ : ark. Magn. 38, 5 6 xpnc^öc 6 tgtovujc uttö toi 'AttoXXuuvi 'der von A. stammende Spruch'; ebenso Z. 12 xdv yeTOViucav UTTÖ ToTc TTpOTÖvoic . . . euxpncTia(v) ; Z. 31 tuiv TeTovÖTUUv eu- Tvui|uiuv UTTÖ rdi ttoXi ; Z. 52 rd uttö toTc cuTT^veci . . . dHnujueva.

Den Dativ-Lokativ bei dTTU, il hält Delbrück (vgl. Synt. I 668) für Nachahmung der Konstruktion des durch den Gegen- satz der Bedeutung mit jenen Präpositionen verbundenen iy. Brugmann, gr. Gr.^ 437 f. § 498 denkt außerdem an Einfluß der Verbindung der Trennungspräpositionen mit echtem, loka- tivischen Genetiv (wie dTr'Aiöao 'weg vom Bereich des H.'). Daß er mit dieser Vermutung recht hat, erweisen m. E. die anderen oben aus dem Arkadischen angeführten Beispiele für Dat.-Lok. bei TTapd, TTeöd, TTepi, uirep, uttö. In allen diesen FäUen

7* R. Günther

hatte man zur Bezeichnung der Örtlichkeit der Handlung die Wahl zwischen Lok. und Gen., wie das übrige Griechisch zeigt : vgl. hom. uTTÖ öoupi öajifivai und öaiicic utt' AiavTOC usw. Das Arkadische mitsamt den beiden anderen Mundarten entschied sich für den Lokativ; ihn setzte man auch bei den Präpositionen der Entfernung an Stelle des von den übrigen Griechen ver- wendeten Gen. loci (ih 'Aiöao). Waren aber erst einmal etliche Wendungen mit ^, öltw c. d. (loc.) da, so konnte es bei der reichen Verwendung des Lokativs, nicht nur nach Iv, sondern auch bei vielen anderen Präpositionen, nicht ausbleiben, daß infolge der starken analogischen Wirkung von diesen Seiten auch in der Verbindung von arnj, iE mit Abi. dieser durch den Lokativ verdrängt, der nach diru, ^H ursprünglich nur teil- weise berechtigte Lok. also allgemein durchgeführt wurde.

In der Bedeutung stimmt das den Dialekten zu Ent- nehmende im wesentlichen zu dem, was aus der Literatur- sprache bekannt ist.

A. Mit Verben der Ruhe ist diTO selten verbunden; wir übersetzen es dann mit 'außerhalb* u. ä. So Lokris 1478, 15 dTTÖ Aoqpüuv ei)Li€V *er soll von den L. ausgeschlossen sein*. Wegen des Oppositums tujv AoKpiuv eiMev *zur Gemeinschaft der Lokrer gehören* ist der von dTTÖ abhängige Gen. möglicher- weise als echter Gen. (des Bereiches) aufzufassen. Femer Hie- rapytna 5039, 17 TToXeinricÜJ dirö xdjpac Travri c9^v€i 'werde außer- halb meines Landes kämpfen*; auch 5041, 16 u. s.

B. Dagegen ist ottö ungemein häufig bei Verben der Be- wegung.

1. sich entfernen: a) Epid. IG. IV 951, 91 KaTaTreTujv ouv diTÖ Toö bevöpeoc 'vom Baume fallend*. Lokris 1478, 11 nt^' TTocxduev d(TT* '0)7TovTiu)v 'nicht von den Op. abfallen*. Stiris 1539 A 55 ff. ^T^ ^£touj bi dTTOTToXiTCucacrai touc Mebeiuviouc dTTÖ Tüjv Z'npi[iu]v 'nicht soll erlaubt sein, daß sich die M. politisch von den St trennen*. Hierher gehört die häufige Ver- wendung von dTTÖ zur Angabe des Ausgangspunktes in Weg- bezeichnungen, Grenzurkunden usw. Olympia 4427 dTrJö xdcöe xdc crdXac i\ AaKtöduova 4£aKdTioi ipidKovra, dTTÖ idc bk (d. h. von dieser Säule) ttöt rdv TTparav crdXav TpidKovia (nämlich cxdöioi, s. Dittenberger 101. 171 z. St). So femer auf den Tafeln von Heraklea, in Halaesa 5200, Kreta 5016 (Gortyn), Epidauros 3025 (Schiedsspr. der Megarer), Priene 3758 (Schiedsspr. der

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 75

Rhodier), Trözen IG. IV 823 A, Delphi 2536 usw. Daher auch zur Bezeichnung der Himmelsrichtung in ThespiälG. YII 1740, 6 TpiCKTibeKdrac e(p6(6uj) dirö Fec(TTepac) Mes 13. Zuganges von W. her'. Häufig bei Angabe des Herkunftsortes: Delphi 2581, 40 Kdccavöpoc MevecGeoc Tpiuc dirö 'AXeHavöpeiac; so mehrmals auf dieser Inschr.; femer Lokroi (ünterit.) Bechtel, Inschr. d. ion. Dial. (1887) Nr. 215 EiiGuiuöc AoKpöc dirö Zecpupiou dveGriKe; Orchomenos IG. YII 3195, 18 ; Rhodos 3816, 6 ; 4006, 2 ; Kretisch (aus Magnesia) 5155, 12 usw. Ebenso werden die Eltern usw. mit dTTÖ angegeben: Elis 1161, 3 töv dirö XqpivTac tovov 'die Nachkommenschaft der Sph.'. Argos IG. lY 579 fepövrijuv tujv dirö AavaoO 'Weihung der von D. sich herleitenden Greise'. Keos 3668 'ETTGveic toi dTTÖ 'OvaciKXeOc ist ein Pleonasmus; es ge- nügte äff. Toi 'OvaciKXeOc 'Geschlechtsangehörige des 0.', oder Toi dirö '0. 'die von 0. Abstammenden'.

b) Bei durch Zählung von einem festen Punkte aus ge- wonnenen Maßangaben läßt sich dirö durch 'von wo aus gerechnet* wiedergeben; so in Heraklea I 163 ttöt töv dvTOjuov töv öeurepov diTÖ Totc TpiaKovTaTTeöuu 'zu dem Raine, der, vom Dreißigfußweg aus gerechnet, der zweite ist'. Häufig wird unsere Präposition in diesem Sinne bei Zeitangaben verwendet; wir übersetzen drro dann oft mit 'nach' oder 'seif. So Lokris 1478, 13 lueTd TpidqovTa FeTea dirö to(u) h6pqo(u) 'nach 30 J. von der Eides- leistung ab gerechnet'. Gortyn 5010, 4 [ev Tai]ö öeKaöuo dcp' de k' djLiepac d7ToXaTa[ . . . 'binnen 10 Tagen von dem T. ab ge- rechnet, an dem', 'binnen 10 T. nachdem, seitdem'. So auch Gortyn 5015, 25; Eid v. Dreros Z. 113; Tegea 1222, 4; Delphi 1742, 8; 1891, 27; Rhodos 3749, 18; 26; 76. Neutrales dcp' ou in Delphi 1749, 6 ev IviauTiui dcp' ou Ka irdGoc Tev[r|]Tai Tiepi 'ApxeXaov; ähnlich Halikarnassos 5726, 18; Korkjra 3206, 17; Kalymna 3591, 37. Mit Ordinalzahl bei der Zeitangabe: Heraklea I 122 ^v tuji TrejUTUTiui Kai öeKdTiui Fetci dirö tuj 7tot6X6i FcTEOc fi 'ApiCTiujv eqpopeOei 'im 15. J. nach dem auf das Ephorat des A. folgenden Jahre'. Auch Rhod. 3758, 125. Die zeitliche Maßangabe fehlt ganz in Orchomenos (Arkadien) 1634, 13 tujv he XaßövTUJV ev 'Op[xo)aevioic f)] KXdp[o]v f) oiKiav, dcp' ou 'Axaioi eYevovTo 'wenn sie in Orchomenos einen Anteil oder ein Haus bekommen haben, nachdem sie . . .'

Ein besonderer Fall ist der, daß die Angabe der Zeit- strecke von diTÖ abhängt; so Salymbria 3069, 5 KU))iapxoOvTa

76 R. Günther,

^auTiuv diTÖ irivjy TrXeiovuv *der ihr K. seit mehreren Jahren war'. Seltener ist auch der Gebrauch von dTTo = 'gleich nach' wie ihn Thera 4706, 128 hat: TTOieicöai xdv < xdv > cuvaTuuTdv änö Toö TTpdiou dXeimuaToc *die Versammlung gleich nach der ersten Salbung veranstalten'; vgl. Blaß Anm. a. a. 0. und Kühner- Gerth3 1 S. 457, 2.

2. wegschaffen: Elis 1150, 4 änö tuj ßujiiiu) d7roFr|Xeoidv xa Vom A. fernhalten'. Epirus 1359, 14 Euxu) eXeuOepav d(pi€v[Ti auJToi dir' auTÜüv xai tüüv dKTÖvuj[v Massen E. frei, so daß sie weder ihnen selbst noch ihren Nachkommen gehört'. Oft be- gegnet dTToXuecOai diro nvoc *durch Freilassung von jdm. los- kommen', z. B. Delphi 1717, 6; Larisa 1308, 2 usw. Daneben aber auch bloßer Gen., z. B. Delphi 2156, 21 diroXtXuineva rdc irapa|iovdc (neben 2144, 19 dTroXeXujaeva Iciw olttö ifdc] irapa- Hovdc). Auch uTTÖ kommt bei diesem Verbum, freilich weit seltener, vor; so heißt es in der Phthiotis 1461 zwar Z. 7 Trapd Eipdvac täc Aiocpdvrou [tjdc dTTeXeuOeptuGeicac dTTÖ KuXXou toö 'ApiCToviKou, ebenso in den folgenden Zeilen; auch verkürzt Z. 45 "Eqpopoc 'ApicTOKpdreoc dnö ['ApiCTOK]pd[T€oc] IbwKt ktX. ; aber von Z. 64 ab dTTeXeuOepiuOeTca uttö MeXiuvoc usw. : dtrö be- tont den Vorgang des Loskommens, uttö die Urheberschaft des Freilassers.

3. wegnehmen:

a) von einer Sache einen Teil : Heraklea I 117 at xivdc Ktt dXXuüc . . . 7To6eXtuvTai änö tu) öd|iiuj 'wenn sie andere aus dem V. dazuwählen'. Hierher auch Epid. IG. IV 951, 1 drrö rdc Kpdvac dXoÖTo 'wusch sich in der Qu.*; ähnlich Z. 64. Daran schließt sich die häufige Verwendung von änö zur An- gabe der Geldmittel : so Thessalien 345, 46 tdv övdXav . . . öö)H6v dt Tdv Koivdv TToOöbouv 'die Ausgaben aus den öffentlichen Einnahmen bestreiten', ebenso 361 A 14; Theben IG. VII 2456 Ai '0^oXuJlol 'AT€iMÜJVÖac dTTÖ 6€Kd[Tac]; Orchomenos IG. VII 3172, 141 Trjöpov ö' el^€V änö tuiv ttgXitikujv 'die Mittel aus den öffentlichen Geldern nehmen*; ähnlich Delphi 2101, 5; Korkyra 3206, 19 f.; Trözen IG. IV 752, 6; Andania 4689, 50; Rhod. 3749, 100. Lindos 4236, 6 KcrracKeua^dvTiuv . . . crl- cpavov . . . dTTÖ xP^c(a))v 6€Ka 'von (mit) 12 Goldstücken'; Kos 3632, 18 ÖuövTUii . . . dTTÖ öpaxMdv TpidKovra 'sollen ein Opfer im Werte von 30 Dr. darbringen*, usf.

Bei den Verben des Wegnehmens macht es wenig aus.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 77

ob man die Sache, von der weggenommen wird, in den Ablativ setzt dann wird der Nachdruck auf die Richtung des Vor- ganges gelegt , oder in den Gen. partit. dann wird mehr betont, daß ein Teil des Objektes von der Handlung betroffen wird. Die so vorhandene Berührung zwischen genetivischer und ablativischer Ausdrucksweise führt dazu, daß zuweilen olttö c. g. steht, wo man eher den bloßen Genetiv erwarten möchte. Fol- gende Fälle sind beachtenswert: Kalchadon 3052 A 3ff. ie[p€i . . . d]TTÖ rdc juvdc T kt\. 'dem Priester . . . (fällt zu) von der Mine 3 Obolen'. Oropos 5339, 33 toT he lepei öiöoöv . . . diTÖ Toö iepriou eKdcxou töv ujjuov 'von jedem Opfertiere die Schulter'; ebenso Milet 5497, 2 f. Kypros 60, 8 buFdvoi . . . diTu idi läi Tdi ßaciXfiFoc . . . tö(v) x^Jupov töv . . . 'gebe von dem Lande des K. . . . das Grundstück . . .'; auch Z. 17. Milet 5495, 8 Kai d-rrö ific öcqpuoc Kai Tfjc Trejuirdöoc rjv icxociv cxecpavriqpopoi, toutoiv TupoXaTXavei rd icea (icaia) 6 veoc. 'So- wohl von der Hüfte wie von dem Fünftel, das die Kranzträger erhalten, von diesen bekommt vorab das Entsprechende der Neue'; beachte änb ific öccpuoc usw. gegen toutuuv. Orchomenos IG. YII 3171, 15 dTreöujKe . . . änb idc couTTpacpuu KaidXuTTOV 'zahlte den Rest des Wechsels zurück'; ebenso das 3172, 115. Gytheion 4568, 39 exapicavTO . . . änö toO öqp€iXo|uevou Xpr|)naToc uirep x^^^o^c Kai TrevraKOCiac öaxiudc 'schenkten . . . mehr denn 1500 Dr. der Schuld'. Heraklea I 39 änö lauiac rdc jdc dTToXdüXri eppriTeictc |uev xpiaKdriai Tpic cxoivoi hrmicxoivov ktX. 'von diesem Lande war abhanden gekommen an gebrochenem Boden 303V2 ^^^•' ^s^- Lesbos 281 A 30 eöiKdcOr) öktujkocioi ÖTÖoriKOvra rpeic* d7T[ö] rauTav dTieXucav eTrra, ai öe dXXai Kax- eöiKa[c]cav 'es wurde gerichtet; 883 Stimmen; davon sprachen 7 frei, die andern verurteilten'.

b) von einer Sache etwas ihr äußerlich Anhaftendes : Epid. IG. lY 952, 48 touc qpOeipac dirö toö cuj|uaT0C dTTOKaGaipeiv 'die Läuse vom Körper entfernen'; mit umgekehrter Konstruktion der Objekte Andania 4689, 37 dqp' iLv bei KaOapiZ^eiv 'wovon (der Priester die Teilnehmer) reinigen soll'. Besonders bei Personen, denen man etwas abnimmt: Gortyn X 51 diirep ai 6ri[Xe]Tai diTO lüDv döeXcpiüuv XavxdvovTi 'wie die Kinder weiblichen Geschlechtes von den Brüdern < ihr Teil > bekommen'. Delplii 1718, 12 jurjöe diraXXoTpiujcdTiu 'Acia [ei'J ri Ka dTrepTd^iiai, dTrö 'EiTixapiöa 'und A. soll, wenn sie sich etwas erarbeitet, dies

78 R. Günther,

nicht dem E. durch Yeräaßerung entziehen' (so Ditt. Sjll.^ 11 S. 713 Anm. 6). Hier nenne ich auch die vielen Beuteweihungen : 101. 247 MeOdvioi dirö AaK6Öai|uoviiJuv. Ebenso 250 (Hieron), 542 bis 256 (Tarent), 259 (Messenier und Naupaktier), SGDL 3001 (Megara), 1368 (Pjrrhos), 5621 (Phokäer); feraer Kreta 5040, 52 ai Ö4 Ti . . . l\oi)iev dtTCiOöv dirö tiuv 7toX6|liiiuv ; ebenso 5041, 8.

c) In dieser Verwendung geht dTTÖ in die Bedeutung von Tiapd über (Von Seiten'), welche auch in den folgenden Bei- spielen hervortritt: Kypros 59 'AttöXXuuvi . . ., dir' iLi Foi tdc euxuuXdc ^Tieiuxe *dem Ap., von dem er für sich Erfüllung des Gebetes eriangte*. Änianisch 1431 B 9 beööc[Oai aujitlii irpo- Heviav . . . dirö toö koivou tiüv 'A[ivid]viuv. Ägina IG. IV 2, 2 'Attö cuveöpiuv Ktti TOÖ öd^ou * Mecretum, quod sequitur, a s. et a populo est scitum' (Fränkel). Elis 1172, 31 bi i|;d9ic)uia t6 TeTOvöp dTTÖ Tdp ßouXdp 'das vom Rate herrührende Ps/. Delphi 1473, 19 €i)Li€V auTÖ (sc. T€^€Voc dcuXov) Td dir' AitujXujv *es solle, so weit es auf das von den Ät. Ausgehende ankommt, als dfc. gelten'; ebenso Epirus 1339, 12. Hierher gehört auch Delphi 1684, 6 dXeuOepav eijaev xai dveqpaTrrov dirö TrdvTuuv, eine in den Freilassungen oft vorkommende Wendung; auch etwas kürzer in 1704, 9 dXeuOepa ei^ev dnö TrdvTUJV.

4. Damit sind wir bei den abstrakteren Verwendungen von dTTÖ angelangt: Lesbos 250, 14 rdv ^ttüjvumov dTTu ßaciX^ujv TTpuTttvriiav 'die nach den K. benannte Fr.*. Kos 3706: hier handelt es sich um die Feststellung der zur Teilnahme an ge- wissen Kulten Berechtigten, und es heißt da immer so (I 26) |LieT€CTi |ioi dTTÖ TQC ^ittiac *AcKX[a]TTi[d]boc Tdc NiKOTOpa to[u] NiKocTpdTou 'ich habe Anteil von meiner Großmutter . . . her*. Daher auch 3734, 5 TTapaTiv6M[ev]oc bi änb TTXaTi[vv]ac Tdc TTacia 'anwesend kraft seiner Abstammung von . . .* (vgl. Anm. a. a. 0. z. St). Delphi 1694, 11 dvaTpaipdTiwi . . . dTTÖ toö 'AXe- Hdvbpou öv6|LiaToc 'im Namen des A.'; ebenso Elatea TG. IX 109, 15. Rhodos 3749, 67 Tdc dTTÖ toö öikqiou Tivojievac TToGööouc 'die rechtmäßigen Einkünfte'. Kreta 5056, 5 dTTÖ jn^pioc TÖv xopöv ^xo^cav 'jeder der im Folgenden genannten an seinem Teile (so Blaß z. St) haben den Ch. hergerichtet': dTTÖ )li. 'von seinem T. her, gemäß dem auf ihn entfallenden T.' Kretisch 5186, 6 Tdv dTTÖ Tdc dvacTpoq)dc eirraHiav 'die während des Auf- enthaltes bewährte Schicklichkeit': die dvacrp. ist das Gebiet, von dem aus sich die Seh. zeigt. Larisa 345, 12 ouc dr Tdc

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 79

TTpecßeiac IfevovGo (= hellenist. ujc d-rro xfic irp. eT^vovTO Z. 4) *als sie Gesandten waren und von diesem Gebiete aus wirkten', vgl. att. Ol diTÖ TTic CKiivfic usw. Delphi 1904, 7 öv (i. e. xpovov) Kai TTapicxeTUj 5Iujcdc AajuoKXeiöav dßXaßfj änö xdc cuTTpctqpdc 'während welcher (Zeit) S. den D. um nichts von dem verkürzen soll, was die Originalurkunde ausmacht'; vgl. Baunack z. St. über dTTÖ: 'wenn man von den Bestimmungen der Originalurk. aus die Sache ansieht und beurteilt'.

dxpi, ILi^xpi und die sonstigen Präpositionen mit der Bedeutung 'bis'.

1. dxpi )nexpi erscheinen in den Dialekten im allgemeinen mit dem Genetiv verbunden; aber es können auch noch Kich- tungspräpositionen (ec ttoti Katd eiri) dazu treten, und dann folgt der von diesen abhängige Kasus. So hat das Herakleische I 114 dxpi Tdc TpiaKovraTieöiu, I 18 dxpi €c TTorajuöv, II 13 dfxpi ttöt xdv hripaKXeav hoöov, alle 3 mal in der Bedeutung 'bis zu'. In Halaesa 5200 heißt es II 17 d'xpi xaid töv TrXdTajuov 'bis auf die Platte'; in Hierapytna 5045, 4 dxpi em tuj 6p0ocTdT[a] 'bis zur Steinlage über dem 0.'. Weitere Belege im 1. Teil, Abschn. 3.

Besondere Erwähnung verdient wegen der Bedeutung Ka- lymna 3600, 4 Trapajuivaca dvcpoiepoic \xexpi l^jjäc 'bei beiden während ihres Lebens bleibend'. Dazu vgl. die KOivr|-Inschr. aus Sinope BGH. 13, 299 Nr. 2, wo es Z. 3 auch heißt: luexpi ßiou 'lebenslänglich'. Aus der Literatur sei herangezogen Herod. 3, 160 rriv BaßuXüuvd oi Iöudke dxeXea vefuecOai fiexpi xfic teivou I6r]c. Die Brücke zu dieser Verwendung von luexpi, äxpi bilden die zahlreichen Stellen mit dxpi (|uexpi) ou 'solange als': Delphi 1689, 6 7Tapa)Li€ivdxuj . . . axpi ou Ka Z:üür| Ziuciac 'solange S. lebt'; ebenso 1694, 6, 13; 1702, 5; 1703, 6; 1714, 4; 1721, 6 usw. 1952, 4 juexPi ov Ka ßiujiri. Lokris IG. IX 349, 6 u.s.f. Eigent- lich ist hier überall zu übersetzen: 'soll bis dahin bleiben, bis wohin N. lebt'. Ebenso nun, wie der durative Sinn ('solange als') der gleichlautenden Konjunktion bei Verben wie lueviu ent- stand (Brugmann gr. Gr. ^ 548 § 623), entwickelte sich in diesen Fällen für die Präposition die Bedeutung 'während', in welcher man sie alsdann auch in der mit jenen Temporalsätzen gleich- wertigen Verbindung mit den Substantiven Ivjx]^ ßi'oc gebrauchte.

2. Die mit dxpi gleichbedeutende Präposition ^cxe hat den Akk. nach sich (vgl. Brugmann gr. Gr.^ 455 § 514, 1). Die Be-

80 R. Günther,

lege aas den Dialekt-Inschr. sind alle aus jüngerer Zeit : Rhod. 3758, 167 d cpapar^ öpilex ecie töv öpov 'der Graben bildet die Grenze bis zuni Grenzstein': auch Z. 114, 170. An dieser letzten Stelle (lere Kai xdv cpdparra) folgt gerade wie in Kos 3705, 25 lere xai rdv xpiaKdba xou 'AXceiou (bis zum 30. des Monates A.) ein Kai, welches mit dem nach djua in Rhodos 4188, 10 (s. 0. unten d|Lia) gleichzustellen ist Auch das boöt Itt6 ist mit Akk. verbunden in Orchomenos IG. VII 3170, 13 Irre tJjv öpiuv töv )iecov *bis zum mittelsten der Grenzsteine*. Auf Z. 14 . . . Jre rdc TTpoßadac Kr| xdc TTopTrouXidboc ist die Ergänzung des ]Te zu It]t€ durch Dittenberger wegen der fol- genden Genetive unwahrscheinlich. Wie zu inexpi treten auch zu lere andere Richtungspräpositionen; so ic: in Delphi 2502, 69 (4. Jahrh.) eicxe eic öeuxapiv dpxovra *bis zum Archontat des Th.'; auch Z. 121, 123. Halaesa 5200 I 60 ff. lere ^c töv ^oiCKov . . . Kai tcre ic töv Tep^ova. Ferner ttou ttgti: Trözen IG. IV 823 A (4. Jahrh.) 21 kre ttoi rd <t)aXaKp[iou *bis zu den Grundstücken des Ph.*; ebenso A 28. Ähnlich Halaesa a. a. 0. I 32 (lere ttgti rdv eXaiav) u. s. Schließlich auch Kard (vgl. dxpi Kard) in Halaesa I 65 Kard tou TToraiioö kre Kard töv Te(p|iOva) 'flußabwärts bis hinab zum Gr.'

3. lidrr', ^ecTa haben als Präposition immer eine zweite hinter sich : Gortyn LX 48 jiaiTupec . . . toj ^6iovoc ili^tt' ic öcKacrdTripov öuo 'Zeugen bei geringeren Werten bis zu 10 St hinab zwei'. Aptara 1149 (2. Jahrh.) ^itoa im t. euvoiniiw t| .

4. Endlich tritt in jungen Dialektinschr. auch einigemal ^'u)c c. g. auf, und zwar sowohl in ionischer Gegend wie auf nicht ionisch-att Urkunden, in denen es sich schon durch seine Lautung als Eindringling aus der Gemeinsprache erweist: My- lasa 5755 (Wende 2. Jahrh.) 12 Uwe . . . ttic TpoßaXicciKfic öboö. Thera 4706 (um 200) 140 öökihov ^ujc Tpiüjv ttivövtujv 'bis zu dreien sollen zum Probieren (des Weines) berechtigt sein* (so Blaß Anm. a. a. 0.): Delphi 1714 (150/140) 7 4'iüc ou Ka rübn ApÖMWv; auch 2317 (50) 9; Andania 4689 (um 90) 109 ^ujc 4ßöö|Liac (ujpac) 'bis zur siebenten Stunde*. Darüber, wie ^uuc zur Präposition wurde, vgl. Brugmann gr. Gr.' 434 § 494, 4.

bid. Für öid sind aus den Dialekten nur wenige Abweichungen vom Attischen zu verzeichnen.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 81

Mit dem Akkusativ.

1. Die alte rein räumlich-zeitliche Bedeutung 'durch', die öid c. acc. bei den Dichtern hat, liegt sicher nur vor in Sillyon (a. a. 0.) Z. 5 ttoXiv dK[Td] öiid ireöe Kai 6eKa FeT[i]ia *die durch 15 Jahre hindurch [von ihm] geleitete Stadt' (vgl. Meisters Anm. z. St. a. a. 0.). Unsicher ist SGDI. 5060 (kretisch, aus Mag- nesia) 64 Tdc oöüj xdc dTuucac öi' 'Arpoiva : die Herausgeber akzentuieren zwar alle mit üj, fassen die Form also als Akk. auf; es kann aber ebensogut Gen. Sg. eines maskulinen a-Stammes sein ('AipOuva).

2. Insofern die Hilfsmittel beim Yollziehen einer Handlung das 'Medium' zwischen Subjekt und Objekt sind, durch welches hindurch jenes auf dieses wirkt, kommt öid c. acc. zur Be- deutung 'durch, mit Hilfe'. So heißt es auf der alten Weihung von Selinunt 3046 : [Ai]d tujc Oeübc Tüu[c]öe vikujvti toi Ze\iv6v[Tior öi]d TÖv Aid viKiujuec Kai . . . 'Mit Hilfe dieser Götter sind die S. Sieger' usw.

3. Weit häufiger gibt öid c. acc. die Veranlassung ('infolge, wegen') an; den Weg, auf dem diese Bedeutung zustande kam, können Fälle verdeutlichen wie: Kos 3705, 12 eTreiöfi cuvßaivei öocemTVüücTOC fljuev töc dvaTeTpajujuevoc tüji GeOui öid TÖV xpo^'ov 'nachdem die Listen der zum Kulte des Gottes Be- rechtigten unkenntlich geworden sind (im Laufe und darum) infolge der Zeit.' Epid. IG. lY 952, 50 dTpuTuviaic cuvexöjuevoc öid TÖ|u 7TÖV0V Tdc Ke(paXd[c] 'infolge ihrer Kopfschmerzen von Schlaflosigkeit gequält' Larisa 345, 12 iroXic öie toc iroXeiuoc TTOTeöeeTo TrXeiövoov touv KaToiKeicovToov 'infolge der Kr. hatte die St. Zuwachs an Bewohnern nötig'; ähnlich Korkyra 3206, 25 usw. Wird öid in dieser Verwendung dadurch subjektiv ge- färbt, daß die persönliche Stellungnahme des Handelnden zu dem veranlassenden Umstände berücksichtigt wird, so gleitet es in die Bedeutung von ^'veKa hinüber und entspricht dann unserm 'um willen.' Auf den Dialektinschr. ist das seit dem Ausgange des 3. Jahrh. zu beobachten; so kretisch SGDI. 5185, 23 f. (2. Jahrh.) koivöv ... dir' ouöe[v6cJ dTiecTa toiv cu|Li(p€- pövTiuv Tuji ödjuuui [tüui] Triiujv öid Te töv Aiövucov . . . Kai öid Tooc Xonrooc Oeouc 'hat nichts von dem den Teiern zuträglichen unterlassen um des D. und der übrigen G. willen.' Rhod. 3749 (gegen 200) 82 (ei) iroXeiuov dHeveTK[ujv]Ti lepaTiuTvioic öid Tau- Tav Tdv crpaTeiav 'um dieses Feldzuges willen'; ähnlich 3758

Indogermauische Forschungen XX. 6

82 R. Günther,

(Anf. 2. Jahrh.) 68; Lokris 1502 (2. Jahrh.) 14. Dies biä gerät in Kampf mit ?veKa, und so erscheint es auf Ehrungen jüngerer Zeit teils neben diesem, teils ohne diesen Xachbar: Anaphe 3437 (christl. Zeit) 6 bä^oc €udvaccav KpivoreXouc dpeidc ^'v€Ka Kai Ka\o[Ka]Ta0iac öid t€ töv €ug(r||i0va ßiov kqi öid xdv qpiXo- TTttTpiv . . . dpeidv ktX. Sparta 4480, 5 d ttöXic *AXKißiav bid le rdv oiKeiav dpeidv xai öid xdc ^k tüüv TipoTÖviuv euepTeciac . . . Ähnlich Epid. IG. IV 928 (2. Jahrh.) 10; Kos 3666 (Kaiserz.). Endlich sei noch erwähnt, daß, wie in der att. = ion. KOivri, so auch in den jüngeren Dialektinschr. statt 6n öiöii als Einleitung von Aussagesätzen auftritt: Hermione IGr. lY 679 (um 200) 6; Epid. 932 (1. Jahrh.) 53 usw. Eine rein äußerliche Übersetzung dieser Wendung scheint es zu sein, wenn auch das Thessalische öieKi = ÖTi sagt: Larisa 345, 11; Phalanna Hoffmann II Nr. 7, 36. Mit dem Genitiv verbunden bedeutet öid 'zwischen hindurch', allgemeiner 'durch hindurch*.

1. Die engere Bedeutung ist anzunehmen für die Ver- bindung öid cTuXuv in Epidauros IG. IV 1484, 47 OupiuiLia Ivbox Kai [T]d<v> öid ctuXwv 'die innere Tür und die zwischen den Säulen befindlichen*, Z. 63 td öid cnjXuuv Oupiu^iaia, Z. 262 (ebenso), wofem wir nämlich mit Kawadias in 2 Worte trennen; Fränkel, Anm. a. a. 0., freilich beanstandet die Präposition imd schreibt öiacruXuuv •cancellonim' (in dieser Bedeutung bei den Byzantinern) ; eine sichere Entscheidung ist wohl kaum möglich.

2. Die weitere Bedeutung 'durch hindurch* ist reich- lich belegt, a) räumlich : Milet 5495, 28 (^pxovrai) öid öpu^ö 'durch den Wald*. Heraklea I 130 tdc ö^ ipdqpujc tdc öid tüuv Xuipu)v f)€üucac 'die durch die lÄndereien fließenden Gräben*, u. s. daselbst. Theben IG. VII 2420, 20 facmv ^x"^c«v xpouciöiov öid )Li6TTU) 'einen Jaspis mit ein bißchen Gold in der Mitte*. Chios 5653 B 11 kti[p]uccövtiüv ... öid iflc ttöXciuc 'in der Stadt verkünden*, b) zeitlich: Zeleia 5532, 16 riMncai öid ^rivöc 'Hpaiou, Tf|v ö^ ^KT€iciv e[i]vai öid tou K€ku7tiwcou 'sollen bestrafen im Laufe des H., bezahlt soll werden im Verlauf des K. (Monat)*; auch Z. 26 dTTOÖoOvai Tf|v tim^iv öid \ir]\6c 'die Buße innerhalb eines M. bezahlen*. Tauromenion 5219, 1 crparaToi öid Trtvre ^xeujv 'Str. während 5 Jahren*. Hierher gehören auch die in Ehrimgsinschr. immer wiederkehrenden Wendungen öi *au£»voc 'in Ewigkeit dauernd' (Rhodos 4195 H 24, Lesbos 228,4; 254, 15); öid ßiou 'lebenslänglich* (Lesbos IG. XU 2, 500, 10 SGDL 260, 4,

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 83

Argos IG. lY 590, 7) ; öi'öXou (101. 47, 22), bid Ttavioc 'auf immer* (Megara IG. VII 189, 23; 190, 25; Epid. IG. IV 944, 4 usw.); ^id XoiTToO 'in Zukunft' (Thera 4706, 280); ferner das häufige öid TTpoYÖviuv : Megara IG. VII 21 rdv öid irpOTOViuv uTidpxoucav qpiXiav *die von den Zeiten der V. her bestehende Fr.*, Opus 1502, 3 usf.

3. In den bisher gebrachten Beispielen war mit öid all- gemein auf die Erstreckung oder Dauer eines Vorganges, ohne Eücksicht auf das Ende, hingewiesen; es kann aber auch das Ziel der Strecke damit angegeben werden : Hyampolis IG. IX 87, 63 TeiTiuv ttot' d[üu OuuJkiuuv Geoöüupou, tto[0' kjTiepac öi' oboO 0i\iju[v. 'Nachbar nach 0. ist Ph., nach W., auf der anderen Seite des Weges, Ph.' ; eigentlich 'über den Weg weg am Ende dieser Strecke*, vgl. Dittenbergers Anm. z. St. Für zeitliche Be- stimmungen ist dieser Gebrauch auch aus der Literatur bekannt; aus den Inschriften nenne ich : Magnesia Nr. 44 (aus Korkyra) 7 TTavdTupiv öid TrevTaexripiöoc 'Versammlung (allemal) nach Ver- lauf von 5 J.', d. h. 'aUer 5 J.' ; ebenso Magnesia Nr. 45 (aus Apollonia) 14: öid Trevie ereujv Gu[c]iav Kai TravdTupiv; Kalauria IG. IV 840, 9 öid xpiüjv ereiuv.

4. Endlich gibt öid c. g. häufig Mittel und Werkzeug an, wobei die ursprüngliche örtliche Vorstellung zuweilen noch zu erkennen ist: Orchomenes IG. VII 3172, 93 AiaYpaqpd NiKaperri öid Tpaueööac xdc TTicroKXeioc 'Zalilung an N. durch das Bank- geschäft des P.* Akragas 4254, 27 (xouc rajuiac) qpepeiv rdv ^^oöov öid Toiv diToXÖYUJV 'soUen die Ausgabe in den Rechenschafts- berichten führen'; ähnlich Thera 4706, 288. Kalymna 3885, 6 KpiveOvTi öid ij/dqpou 'durch Abstimmung mit ip. entscheiden*. Astypalaea IG. XII 3, 178, 5 dTroöeixOeic uttö idc 0eou öid tou xXdpou iapeuc 'durchs Los'. Häufig bei Ämterbenennungen: Delos (kret.) 5149, 33 eTT^oc ö^ KaracTacavTiuv ... öid tOu KviucoT xpeujqpuXaKiuj 'durch das XP- Bürgen stellen' ; auch Lato 5075, 40. Chäronea IG. VII 3302, 4 rdv dvdOeciv iroiiöiuevoc öid TU) couveöpiuj 'die Weihung durch das S. vollziehend'; ebenso 3303—3305, 3309, 3319 usw. Auch mit den Benennungen der Beamten selbst: Delphi BGH. XXII S. 89 Nr. 85, 15 rdv ujvdv TiOeiLiai ... öid Toü Tpa|Li|uaTeoc 'den Kaufvertrag lasse ich durch den Yp. niederlegen', u. s. Lesbos 285, 2 öid tüu TrpiuTUj crpoTdTW. Auch der Gen. des Stoffes, aus dem (und deshalb mit dem) etwas hergestellt wird, kann mit öid verbunden werden: Sparta 4495, 10 dpTov öid cadiaiuv 'Sesambrot'.

6*

84 R. Günther,

5. Einmal endlich habe ich öid c. g. in der Bedeutung 'wegen' gefunden: Epirus 1339 (Ende 3. Jahrhs.) 9 €uvoiav . . . öl' ac oiero öeiv Ti|ia0f|u€v auTovi 'das W., um deswillen er seine Ehrung für nötig erachtete'.

ev, €vc

Die alte Bedeutung des mit Akk., Lok.-Dat, G^en. ver- bundenen dv(c) *in drin, in hinein' ist im Griechischen nur z. T. erhalten geblieben ; in vielen Fällen ist sie ganz ver- blaßt und die Präposition in Verbindung mit dem Lok. und Akk. besagt häufig nicht mehr, als in älterer Zeit diese Kasus allein. Ygl. die Ausführungen Brugmanns in der gr. Gr. ^ 438 f.

Bevor ich auf die Belege im einzelnen eingehe, sei noch auf die bekannte Tatsache hingewiesen, daß die Griechen bei lokalen Vorstellungen oft das 'wohin* betonen, wo wir auf die Frage 'wo' konstruieren, und umgekehrt. Aus den Dialekten nenne ich für diese Unterschiede:

'Auf etwas schreiben': teils dvaTpd^uj ^v(c) c. acc. teils ^v c. d.; vgl. v. Geldei-s Anm. zu SGDI. 3755, sowie folgende SteUen: ^v(c) c. acc. Faros IG. XII, 5, 1, 109, 3. Thasos 5461, 16. Zeleia 5532, 34. Erythrai 5687, 18; 5689, 31. Amphipolis 5282, 17. Lesbos 213, 3; 215, 54; 304 A 46; IG. XII 2, 500, 21; 529, 18. Thessalien 345, 21, 42; 361 ß 23; Hoffmann II Nr. 7, 32; Eph. arch. 1900, 51 I 6. Böotien IG. VII 3172, 131. Phokis 1539 B 3. Argos 3288, 11. Megara IG. VQ 189, 26. Kalchadon 3052 A 16. Anaphe IG. XII 3, 248, 33; 253, 7. Astypaläa IG. XII 3, 167, 6; 168, 3. Rhodos 3749, 96; 4154, 45. Telos 3487, 14. Heraklea 1 126. Ark. Tegea Ditt. Syll.« 465, 9, 12. Messen. Joum. of hell, stud XXV S. 49 ff. Nr. 10 Z. 12 f. iy c. dat Eretria 5307, 16; 5310, 19; 5315, 41. Sikinos IG. XU 5, 1, 24, 16. Lesbos 281 C 32. Trözen IG. IV 748, 14 (Ditt Syll.« 473). Rhodos 3755, 11; 4118, 9. Delos BGH. 29, 205 Nr. 6*7 (kret) 17 f.

'In einem Räume aufstellen*: iy(c) c. acc. Gortyn XI 15 dvee)Lin[v hi ökja [cJittTf^pavc ib biKacrnpiov '10 St ins Ge- richt (schaffen und) aufstellen*. Elis 1172, 31. Kypros 72. Ark. Lykosura Ditt Syll.« 939, 9. Boötien BGH 26, 156 Nr. 6. Epi- dauros IG. IV 951, 39, 53, 56, 59. Kos 3723, 4. Rhodos 4118, 3. Megara 3003, 15; 3004, 17 usf. Korkyra 3195 B 17. ^v c. dat Eretria 5310, 20, 5315, 42. Phokis IG. IX 97, 19ff.; 101, 8. Anaphe 3432, 20. Lesbos 215, 54: 238, 14; 318, 36. IG. XII 2, 529, 19 Td)Li JLiev Geiuevai ^v tdröpa, idv bk eic rfö] 'AGdvaiov.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 85

Dasselbe Schwanken bei epTU) 'einschließen' in Lesbos 281 A 10 ^pHaic ev rd dKpoTToXi gegen B 6 n]p£e eic rdv [dKp]ö-

TTO[\]lV.

Hierher gehört auch Eid von Dreros Z. 117 dfTpaM^oiVTiJuv ec AeXcpiviov. Delphi BCH. 22 S. 34 Z. 17 dvaTpdipai . . . id Tpd|a)uaTa €V iepöv. Ferner Rhodos 4118, 16 cuvXeTecGiuv ev Kainipiui eic t6 iepöv. Epidauros IG. lY 951, 10 dcpiKeio eic iapöv; da- selbst Z. 64 eTKaTOTTTpiHaceai eic üöiup 'sich im Wasser be- spiegeln' u. ä. Umgekehrt daselbst Z. 103 KaTeme ö' auxd . . . if KUKdvi e|Lißeß\ri|Lieva<c> ckttiojv 'hatte die in einen Mischtrank geworfenen (Tiere) aus- und hinuntergetrunken'. Daselbst 952, 51 ujc ev TUJi dßdTiui eTevexo 'als er ins Heiligtum gekommen war', usw.

Nun zu den einzelnen Kasus!

ev, evc mit dem Akkusativ.

A. Örtlich.

1. 'in einen Raum hinein'.

a) 'in ein Behältnis tun': Lokris 1478, 45 ev uöpiav rdv v|jd9iHHiv ei|Li€V 'bei der Abstimmung sollen die Steine in eine H. kommen'. Ägina 3418, 4 coi dWov xivd KaxGevri ec rauiav xdv copöv 'in diesen Sarg'. Gortyn I 26 xöv öe öüj\[ov] ec x^lpavc dTTOööiLiev 'den Ski. in die Hände (des Herren) zurückgeben'; ähnlich Epid. IG. lY 951, 100. Epid. a. a. 0. 951, 78 9dp[|LiaKov] . . . eTX^ai tic auxd 'eine Arznei in die Augen gießen' ; ähnlich 952, 67. Heraklea I 115 9uxd ejußaXei ec xdv cxoivov heKdcxav 'wird Gewächse auf jedem Seh. pflanzen' (in j. Seh. hineintun); dasselbe Yerbum in Dreros (Eid) Z. 104 (xöv köcjuov) ejußaXeiv ec xdv ßiuXdv 'den (säumigen) Kosmos vor den Rat bringen'. Insbesondere

b) 'in eine Kasse zahlen' usw. Oropos 5339, 13 ejußaXexiu (xö dpTupiov) eic xöv 9r)caupöv ; so auch Lebadea IG. VII 3055, 13. Teos 5633, 12 öca ec xr)v HuXoTruuXiriv xeXeT 'was in das Gebiet der H. gehört'. Delphi 1754, 5 KaxeveTKdxiu . . . ^v xöv ^pavov . . . xpi'a fi|ui|uvaia '3 H. in (an) den Verein zahlen'; ebenso 1909, 8. Delphi 1731, 9 xdc cu)ußoXdc ^v xdc (puXac öiöouc 'die Beiträge an die Ph. entrichtend'. Alea Solmsen 1, 4 heKoxöv öapx^idc öqpXev iv öd|aov '100 Dr. an die Gemeinde schuldig sein*; auch Z. 8. Achaia 1614, 33 xujv xe eic koivöv [qpöpiuv 'der Bundessteuern'.

c) 'in ein Gebäude hinein' : Prokonnesos 5531 A Kpr^xfipa

86 R. Günther,

öe Kai uTTOKpriTripiov Kai r)G)Liöv de TTpuTavrjiov ?bujKev Z[iTeeuci]v *gab den S. einen Mischkrug, einen Untersatz dazu und ein Sieb ins Pr/; ebenso auf B. Tegea 1222, 20 ivaTÖvxiu iv öiko- crripiov TivöjLievov 'sollen die sich ergebende Summe ins D. bringen'. Delphi BCH. 23 S. 611 Z. l töv Foivov \if] q)dpe(i)v ic [Ejubpo^ou 'den Wein nicht ins Haus des E. bringen*. Asty- paläa 3472 [e]c lepöv \ir\ kepTiev *ins H. soll niemand hin- eingehen'. Ähnlich Lykosura Ditt. Syll.* 939, 3; Böotien IG. VII 4136, 1; Epid. IG. IV 951, 79: Rhodos 4110, 11 usw. Delphi 2072, 20 dTTOKaGicrdoviec Heviuva Kai TTeiGöXaov iv t6 lepöv *die Rechte des delph. Heiligtumes an den Freigelassenen H. und P. wahren*; eigentlich *ins H. zurückbringen', dem man sie entführen will. Delphi 1904, 9 dpTa^ecGuu xd ^pta xdi xvaqpiKdi xexvai xd dv xdv Apo|iOKXeiöa oiKiav Trdvxa *soll die in das Haus des Dr. zu liefernde Walkerarbeit besorgen*.

d) *in ein Land, eine Stadt' usw. Teos 5632 A 6 k rnv xfjv Tntiiv . . . cTxov kdrecGai 'Getreide ins Land der T. ein- führen*. Elis 1172, 8 ^TTavixaKujp ^v xdv löiav *in die Heimat zurückgekehrt*; ähnlich Olynth 5285 A 6; 101. 300, 3; Herakleal 57. Rhod. 3749, 66 ßoaGouvxiuv 'kpaTTuxvioic ek xdv iröXiv iravxi cGevei 'sollen mit Hilfe für die H. in die Stadt kommen*. €ic xdv TTÖXiv auch sonst: SGDL 3758, 32 (Rhodos), IG. IV 932, 24 (Epidauros) usf.

e) Die Bedeutung des Hineindringens hat iy{c) auch bei den Verben des Schreibens (Eingrabens der Zeichen in die Tafel usw.), vgl. Elis 1172, 31 x6 bi Hid9iCMa . . . rpacp^v iy xdXKiu|ia 'in Erz eingegraben'; Korkyra 3199, 11 ; 3200, 11 usw.; ferner die oben (S. 84) für dvaTpdq)uj cic, iy gegebenen Belege.

f) Auch bei abstrakteren Dingen liegt die räumliche Vor- stellung des Hineinkommens vor: Delphi 1708, 15 indi Ka iv dXiKiav l\Qr] 'wenn sie erwachsen ist*; 2323, 9 ^v ^XefujGepiav d9alpei^€voc '(den bedrohten Sklaven) in den Zustand der Frei- heit zurückbringend'; so auch BCH 22 S. 40 Z. 8; 8. 79 Z. 8.

2. Steht iv{c) bei Plural en, um anzugeben, daß man in das Innere, die Mitte einer Menge gelangt, so übersetzen wir es mit 'unter*: Lokris 1478, 20 dvxtup^ovxa ^v Aoqpouc 'unter die L. zurück- kehrend*. Gortyn VI 46 ai k' ib öuc[^evlavc| 7Tepa[Gni 'wenn er unter die Feinde verkauft ist*. Megarisch Aegosthena 3096 il ^[q)r|]ßujv iv TteXxoqpöpac dTieTpdipaxo 'AXKiac 'seinen Übertritt aus der Ephebenschaft in die Reihen der Hopliten ließ A. aufschreiben*.

I

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 87

So auch 3097; besonders häufig in Böotien: IG. VII 1747, 1750, 1756, 2389, 2390, 2715—2720, 2781, 2782, 2786, 2787, 2789, 2809—2816, 2818, 2820—2824, 2826—2832, 3293 usw. Her- mione IG. IV 679, 25 KaTa[x]ujp{cai toöto (t6) ÖÖTlna eic touc vojuouc Miesen B. in die Gesetze einreihen'; ebenso SGDI. 1411 (ätol.) 16, 18; 2156 (delph.) 22; Magnesia Nr. 44 (korkyr.) 35.

3. Wie schon in manchen der bisher angeführten Beispiele der alte vollere Sinn von eic verblaßt war (eic ttoXiv), so nähert es sich auch in den folgenden Fällen in der Bedeutung dem bloßen Akk. der Richtung und anderen Präpositionen, wie Trpoc irapd erri: Gortyn 4986, 11 rrapriiuri'''' ^vc (XTOpdv *sich auf dem Markte einstellen' ; ebenso Tegea Syll. ^ 465, 9. Rhodos 4320, 27 eic xdc iravaTupeic irapaTivecOai *zu den Jahrmärkten herbeikommen'.

Im besonderen

a) bei Städte- und Ländernamen, um einfach die Richtung 'Wohin' anzugeben: Abu Simbel 5261 a 1 ßaciXeoc eXeövroc ec 'EXeqpavTivav. Lokris 1478, 29 tuj 'v NaOiraKTOV FoiKeovioc Mes Ansiedlers nach N.' u. s. o. auf der Inschr. Olympia (lakon.) 4427, 8 eX AaKeöaijuova *nach L.' Elis 1172, 38 xoTp e)u MiXrixov diTO- cTeXXo)nevoip 'den nach M. Gesandten'. Phokis IG. IX 110, 2 KareßdXovTo . . . rd xp^^oiia ev AeXcpouc 'zahlten das Geld nach D.' Keos 5399, 10 cpöpouc qpepev ec TToidccav 'nach P.' Häufig in Epid. IG. lY 1484, 1485 u. s. Orchomenos IG. YII 3206, 1 xoji ev rdv 'Acia[v] cT[paTeucd|Lievoi] ; ähnlich Keos 1410 (ätol.) 6 usw.

b) Ferner nenne ich hier die vielen Grenz- und Weg- inschriften, auf denen ec die Richtung angibt: Heraklea, z. B. n 52 Tctc TToGöbuj . . . Tdc ec TTOTajLiöv dTuJcac 'des zum Floß führenden Zuganges' usw. Gortyn 5024, Itanos 5060, 59 ff.. Lato 5075, 52 ff. Halaesa 5200. Orchomenos IG. YII 3170. Ätol. SGDL 1415, 5 ff. Achäisch 101. 46.

c) Daran schließen sich die Bezeichnungen der Himmels- richtungen u. ä. Erythrä 5600, 2 k rriv dpicrepriv 'nach links*, 6 ec Triv beBr|v 'nach rechts'. Gortyn 5016, 7 k xdv öeHi[dv], 5 evc öpeöv 'gradaus'. Itanos 5060, 60 k öpGov. Delphi 2536, 22 ev CKttidv 'nach links'. Lato 5075, 71 k töv ßopeav 'nordwärts*.

d) Weiter seien folgende Redensarten aus den Ehrungs- inschr. genannt: Epidauros (Lakon.) 4544, 17 KaXkai . . . eic tdv Koivdv kiiav 'an den Geraeindeherd berufen'. Megara IG. YII 207, 12 ÖTTÖTTOi Ktt TTapYivOuuvGn . . . ^v idc Koivdc Ouciac 'zu den

88 R. Günther,

öffentl. 0. kommen', ähnlich SGDL 2680 (Delphi) 10. Megara a. a. 0. Z. 3 ev irpoeöpiav Ka\T d ttoXic 'die St. beruft zur Pr.', auch Epid. IG. IV 952, 59; Lesbos 304 A 85; Magnesia Nr. 35 (kephall.) 19 usf.

e) Auch wenn durch das Hinzukommen von Neuem etwas Vorhandenes vermehrt wird, steht ^v(c): Heraklea I 38 idv ö^ vdcov Tdv TTOTiTeTevriiuevav ec idv dppr|KT0v Tdv 'die zum unge- brochenen Lande hinzugekommene Insel'. Theben IG. YII 2420,36 (Aufzählung von Weihgeschenken) öpaxindc FixaTi ktX. * ev outo Xpoucioc dvKOviCTdc *dazu . . .'.

f) Bei Ausdrücken des amtlichen Verkehres mit einer Behörde : Messen. 4680, 3 Trepi bk tou dpTupiou . . . dve-pcdviu . . . eic Touc cuveöpouc *an die S. berichten'. Korkyra 3206, 95 dTTO- XoTiHdcGuj eic ßouXdv *soll vor dem R. Rechenschaft ablegen*. Rhodos 4110, 35 TToraTTtXXeTUJ . . . ic touc indcrpouc 'soll (ihn) an die M. melden'; ähnlich Astypaläa IG. XII 3, 168, 12. Argos IG. IV 530, 4 touc ^T]TVJ€ucavTac €ic duTouc Mie sich ihnen gegenüber verbürgt hatten*.

g) Darum auch bei Worten der freundlichen und feind- lichen Gesinnung und Handlung: Mylassa 5753 B (361 v. C.) 5 Trapavo)ir|cavTec ic Trjv eiKÖva 'gegen das Bildnis frevelnd*. Tegea 1222, 46 ^TrnpedZiev . . . Iv id Ipxa 'das Werk schädigen*. Malla 5101, 46 d . . Tivo|Lieva qpiXdvOpiWTTOC dTToboxd ^c töc d^öc €i»6[pTe]Tac Mie unsem W. erwiesene freundliche Aufnahme'. Magnesia Nr. 35 (kephall.) 7 rdc . . . ^v touc fEjXXavac euepteciac; ebenso Delphi 2672, 12. Syrakus 3230, 4 Ttdcav Trapfticxn- ^idviuv] eic d^i^ euvoiav. Hieran reihen sich die zahllosen Ehrungsinschr., auf denen die €uvoia ^c tov ttöXiv (Epid. IG. IV 1418, 4), Ic TOV TTttT^pa (Kos. 3666), ^v t6 iQvoc (Ätol. 1413, 3), die )LieTaXoi|;uxia ek Tdv Trarpiöa (Sparta 4486, 9), die KaXoKaraOia (Olympia 1635, 3), (piXaraOia (Epid. IG. IV 932, 49), 9iXoTiMia (Astypaläa IG. XII 3, 169, 21), (piXoTTOvCa (Anaphe das. 249, 20) usw. gerühmt wird.

h) Die räumliche Vorstellung der Richtung 'wohin' liegt ferner der Verwendung von ^v(c) zur Angabe des Zweckes zu- grunde. Aus der reichen Menge von Belegen nenne ich : Eretria 5308, 3 tivai auTtüi TTpoeöpitiv ic touc dTUJvac 'für (in) die W.*. Larisa 345, 23 Tdv övdXav kic kc T»vueiTei dv Tdve 'den dafür sich ergebenden Aufwand', u. s. in Thessalien. Aspendos 1260 TiepT^- biuKC ic ^p€|nvi Kai TruXojva dpfvpu juvac 9iKaTi 'gab für ... 20 M.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften, 89

dazu'; auch 1261. Yaxos 5128, 18 öiöojunv . . . ic rd eOiLiaxa öuujöeKa cTaTfjpavc 'für die Opfer'. Orchomenos IG. YII 3191, 2 ToiT [cujveßdXovGo ^v [t]öv va6[v 'diese schössen für den T. Gelder zusammen'. Heraklea I 146 ^c be xd eiroiKia xp^coviai HuXoic k xdv oiKOÖoiLidv 'für die eir. sollen sie zum Baue' usw. Delphi BGH. 23 S. 566 f., Z. 21 fäc XeuKdc ^v xdv eHdXeiipiv V. E. zum Glätten des Bodens'; ebenso wird der Zweck gelieferter Waren auf anderen Bau-Inschr. aus Delphi (BGH. 26 S. 42, S. 54) und Epidauros (IG. IV 1484) u. s. ausgedrückt. Kos 3705, 91 xoc e[7n]ßa\\ojuevoc ec xdv [iepjaxeiav xov KXdpov 'die für sich zur Erlangung der Priesterstelle das Los werfen'. Magnesia Nr. 38 (ark.) 21 cpiXoc dvxeuepfexfiv iv x6 dTTpocpacicxoc qpaivecGai eivai cpiXoc TTpöc Trdvxac 'unseren Fr. ihre Woltaten zu erwidern, um uns als ehrliche Freunde gegenüber allen zu erweisen'. Tegea 1222, 19 lapiiövTU) . . . Kai dYKapuc[cöv]xtJU iv eiriKpiciv 'sollen den Täter bestrafen und es zur Nachbeurteilung (durch welche die Strafe bestätigt werden soll) verkünden'. Daraus scheint verkürzt zu sein Z. 50 xöv . . . epYOüvav Ziajuiövxec iv eiriKpiciv 'auf Nach- urteil bestrafend'; vgl. Michaelis in Fleckeisens Jahrb. 1861 (83) S. 590. Lesbos IG. XII 2, 15 B 37 be dvdXuj^ia xoux[o q^uevai eic TToXioc cujxripiav 'der Aufwand soll gemacht werden zum Heile der St.'.

i) Hieran schließen sich die Fälle, in denen ^v(c) mit 'be- züglich' zu übersetzen ist: Delphi 1899, 13 Xajußdvujv xd ev xdv xpocpdv TTdvxa 'bekommt alles zum Unterhalt Gehörige'; das. 1796, 5 7T0ir|cac xd vo|uiZ;ö|ueva xd ev xaqpdv xai dXXaöedöac 'die, was Begräbnis und die dXX. anlangt, üblichen Gebräuche be- folgend'. Gytheion 4566, 19 ouöev eXXeiTTUuv eic x6 ttciciv icoc eivai 'nichts unterlassend darin, sich allen gleichmäßig zu widmen'.

B. Zeitlich.

1. Eine Handlung, die eine gewisse Zeit ausfüllt, kann als in diese Zeit hineinfallend gedacht werden. Deshalb heißt ev(c) c. acc. temp. häufig 'während einer, auf eine gewisse Zeit': Tanagra RevEtGr. XII 71 I 12 dpxdv ^Xecön . . . ev Fexia xpia 'auf 3 Jahre wählen'. Ähnlich Kalauria IG. IV 841, 32; Kor- kyra 3206, 8; Amyklä 4516, 4. Delphi 2084, 8 KaxeveTKai . . . e[v] xd oKxiu Ity] xoö eviauxoö exdcxou dpTupiou f)|m|uvaTov 'während der 8 J. jedes J. Vg M. S. bezahlen'. Gortyn 4999 II 13 al auxdiuepiv biKöKcai f] ec xdv aupiov, 'wenn er desselbigen Tages oder am folgenden urteilt'; eig. 'wenn die Rechtsprechung in

90 R. Günther,

den folgenden hineinfällt'. Oropos 5339, 20 eic iriv ucrtpriv f] biKT] TeXeicöiü *am folgenden T. soll der Pr. geführt werden'. Thespiä IG. VII 1719, 7 ev töv Xuttöv xpovov *für die Zukunft': Dodona 1561 eic töv IrreiTa [xpjövov *für die spätere Zeit'; Epid. IG. IV 950, 36 eic töv ücrepov xpovov; Lesbos IG. XII 2, 18, 14 eic TÖV dXXov xPovov. Thespiä IG. VII 1780, 18 ^v töv diravTa xpovov, ebenso 1788, 178, 9 usw. (daneben 1790, 7 TÖV TidvTa xpovov); Lamia 1440, 10; 1447, 14; Rhodos 3749, 12; Lato 5075, 4; Delphi 2639, 4 usw. Lesbos 253, 5 k töv diiüva *für immer', ebenso IG. XII 2, 208; Akarn. IG. IX 484, 5 eijc d^ttTa TrdvTa.

2. Die allgemeinere Bedeutung von i\(c) *hin zu etwas* liegt folgenden Zeitausdrücken zugrunde : Epid. IG. IV 952, 132 TTttTöec oi eyevovTO eic dviairrov Ipcevec öu[o 'wurden nach einem Jahre 2 K. geboren*, eig. 'zur Jahreswende hin, auf die Jahres- wende*. So auch Kalymna 3591, 52 XJeTÖVTiu ecÖKa t6 üöiup d[T]pudi 'sollen sprechen, bis das W. ganz herausgelaufen ist'; ähnlich Kos 3705, 57; Thera 4706, 164.

C. Modal.

Hier nenne ich Verschiedenes, was sich bisher nicht unterbringen ließ:

1. Gortyn X 24 }jir\blv k XP^oc t]}ir]\f toiv böciv 'die vSchenkung soll gegenstandslos sein*, eig. 'soll nicht zum Gebrauche sein*. Ähnlich Heraklea I 147 höcca auroic ttot' oiKfav ic xpciav 'so- viel sie zum Hause nötig haben*. Argos BCH. 27, 271, 16 tövc ßu))Liövc dvc TdHiv Trebdratov 'ils ont remis en place les autels', (Vollgraff). Magnesia Nr. 46 (Epidamnos) 43 ]ic Kaipov fy 'zu gelegener Zeit*.

2. Bei Verben des Verteilens bekommt iy{c) distributive Bedeutung: Delphi 2314, 9 dTT^boto cuifia tuvaiKtTov . . . Kai Tdv OuTttTepa auTdc . . . Tipdc iv tv . . . dpTupiou fivdv ^E 'ver- kaufte ein Weibsbild und deren Tochter, zum Preise von 6 M. auf den Kopf*. Lesbos 272, 8 (bi46u)Ke) ß]oXXdo[ic] de ^Kacrov övu|Lia ^€ b 'verteilte unter die Ratsherren 4 Denare auf den ein- zelnen*. Daneben steht in derselben Bedeutung iv c. d. Delphi 2323, 4 dTTeöOTO . . . Kopdcia . . . Tpia . . . TijLidc ly 4vi dpTupiou Mvdv öeKtt 'um den Preis von 10 M. für die einzelne*; auch BCH. 22 S. 39 Z. 2 (unten).

3. Wie hier, erinnert dv(c) auch in den folgenden Fällen an die Funktionen von KOTd: Delphi 2501, 5 Td KaTabiKacOevTa

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 91

kTTpdHetu ev b[\j]vaciv *die Strafgelder werde ich nach Kräften eintreiben"; eig. 'in der Richtung auf mein Yermögen hin'. Ähnlich Lesbos IG. XII 215 B 27, Gortyn 5108 A 10, Achaja 1634, 11.

4. Eine seltene Konstruktion liegt in Lebadea vor : IG. YII 3055, 7 TpaqpeJiLiev auT[6v] ev Tpia raXavia *ihn zu 3 T. ver- urteilen'. Meister Anm. zu SGDI. 413 S. 159 vergleicht Plat Ges. YI 774 B, Demosth. XXII 55 (610, 7); aber nur die Demo- sthenesstelle gibt eine sichere Parallele (eic xpnMotTa t^P Tfjv öiicriv . . . Trapd TouTiuv TrpoaiKei Xajußdveiv 'denn nur mit Geld darf man diese bestrafen') ; zu Piaton hingegen vgl. Stallbaums Anm. z. St. Aber ich erinnere noch an Persaios bei Athenäus 4, 140 E Touc |Liev euTTÖpouc Zirnnioi eic eTidiKXa TaOra öe ecxiv lueid öeiTTVOv TpaYriJLiaTa. Wörtlich v^äre zu übersetzen 'auf, zu etwas hin be- strafen'.

5. Endlich sei noch erwähnt: Elis 101. 7, 7 (öivd)Koi b' e[v] TpiTov 'er soll beim 3. Male (d. h. nach 3 maliger Beratung) ändern', eig. 'aufs dritte, zum dritten'; vgl. auch Dittenbergers Anm. z. St. a. a. 0.

ev mit dem Dativ. A. Örtlich.

1. Allgemein 'in einem Räume' : Gortyn IV 32 Kofri k' ^v xaTc xeTaic evfii 'und was in den H. drin ist'. Elis 1154, 8 xoTc XpniLidxoic [x]oi[c] ^v x[d]i [F]oiKi[a]i 'dem Vermögen im Hause', u. ä.s. Elatea 1531, 1 ev [x]üui FavaKeiuji öuovxa CKavfiv 'im Anakeion opfern und kampieren'. Yaxos 5125 A 8, 15 iv dvxprjiuji 'im Männersaale'. Alea Solmsen 1, 10 (ve)Liev) iv xoT Trepixübpoi 'im Umräume weiden'. Sillyon (a. a. 0.) Z. 11 i ttoXu 'in der Stadt'; Eid von Dreros 66 jurixe i}i iroXei |ur|xe ^Hoi xdc TToXeiuc. Unter- italien SGDI. 1653 xdc hripac hiapoc r||ui xdc ev Treöiuji 'der Hera in der Ebene'; ähnlich Kypros 60, 17. Epidauros IG. lY 952, 10 ^'Xjuiöa exouca ev xdi KoiXiai 'mit einem Wurme im Bauche'. Keos 5398, 2 dv e(i))Lia[x]io[ic xpijci XeuKOic (sc. Gdiixeiv xöv öavövxa) 'den T. in drei weißen Gewändern begraben'.

2. Häufig bei Städte- und Ländernamen: Elis 1153, 5 xotv hk fä[v] . . . xdv ev ITicai 'das Land in P.' Rhegion 5276, 1 FoiKeujv ev TeTerii. Kypros 62 xd 'AGdva xd iv 'HbaXiuji 'der A. in Edalion'. Lokris 1479, 7 dv OiavGeai, iv XaXeiiui. Orchomenos IG. YII 3171, 25 ev 'Epxo|LievO ... ev b^ FeXaxin 'in Orchomenos ... in Elatea'. Epid. IG. lY 952, 1 i\ AaKebai'iuovi usw.

3. Die Vorstellung des räumlichen Drinnen liegt auch

92 R. Günther,

vor in Lebadea IG. YU 3083, 15 qpöpov tov ev tt) öciKri T6- Tpamuevov 'die in der Abmachung bezeichnete Abgabe'; ähnlich Orchomenos das. 3172, 81; 3171, 48; Thespiä BCH. 21, 553ff. Z. 2. Delphi 1751, 5 KaGujc ev idi ujvdi T^TP«7rTai 'im Kauf- vertrage'. Edalion 60, 3 toc i(v) idi |ndxai iK|ua)Lievoc 'die in der Schi, verwnndeten'. Sparta 4420 Aiveroc ev TroXeuoi 'An., im Kriege gefallen'. Lokris 1476, 7 ev ewöintui eKxXriciai 'in ge- setzmäßiger V.' Rhodos 4154, 50 toi emcrdTai Toi ev dpxdi eövxec *im Amte befindlich*.

4. Während wir sagen, daß etwas vor den Behörden ver- handelt wird, gebraucht der Grieche dv: Rhodos 4320, 32 ai- [T]Tifc]dc0iu dv Ttui cu)U7Tavn b&ynjji tdv böciv toO creqpdvou 'vor dem Volke', eigentlich 'inmitten des V.' Lesbos IG. XII 2, 529, 5 iLiriö' eiTTTiv i^ ßöXXai |üir|be ev öd|Liu) 'weder vor dem Rate noch vor dem Volke'. Elatea IG. IX 109, 16 et Ka iv tuii öd- >iiui boHni 'wenn es dem V. gut dünkt'.

5. Steht iv bei pluralischen Begriffen, so übersetzen wir es mit 'unter, inmitten' u. ä. : Lokris 1478, 5 iv AoqpoTc xcic hu7TOKva|Lii6ioic 'unter den h. L.' Delphi 1781, 1 iv Oiuxeoic, Dyme 1615, 11 ev ToTc 'Axaioic usw. Delphi 1689, 8 dmKpiOevTUi iy dlvöpoic Tpioic 'sollen über sich vor 3 Männern entscheiden lassen*, ähnlich 1694, 9; 2049, 16; ätol. 1413, 21.

6. Die in den bisher gebrachten Beispielen deutlich er- kennbare Bedeutung 'drinnen in' tritt in den jetzt kommenden zurück; iv wird zum Träger allgemein lokativischer Funktion: Heraklea I 113 tol iv xdi jdi 7Te9UT6u^i^va Kai oiKOÖo^riMtva 'das auf dem Landstück Gepflanzte und Gebaute*. Halikamassos 5726, 3 rdöe 6 cOXXo[t|oc ^ßo(u)X€ucaTO ... ^v ifii i€pfi[i| dTopni 'auf dem h. M.' Orchomenos IG. VII 3170, 10 t6v öpov t6v ^(v) xf^ 66Ö 'am Wege'. Lokris 1478, 16 at kq )if| t^voc iy idi icriai fy 'wenn kein Familienglied am Herde ist*. Delphi 2561 C 40 ^v ToTc caiidrecci nf| Opnveiv 'an den Grabmälem nicht klagen*. Epid. IG. IV 952, 36 [TrXnJeöc n irdMircXu (pee[ip]iuv it Tiüi c^i)^a^n Ixiwv 'eine große Menge Läuse am Leibe tragend*. Halaesa 5200 I 11 k Tdv ^Xaiav, ^v a t^(pmiüv) 'zum Ölbaume, an dem eine Grenzmarke ist*. Keos 5398, 6 ^X9tpe(i)v bi ^t KXivrji '(den Toten) auf einer Kline hinaustragen'. Tegea 1222, 2 toic ^pTU)vaic toTc IV ToT auToT ^pTOi 'den Unternehmern bei derselben Arbeit*.

B. Zeitlich.

1. dv c. d. 'in, binnen, innerhalb, während*, a) Gortyn II 14

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 9S

TTeb' d|uepav . . . iv vutti 'bei Tage ... in der Nacht', auch Eid V. Dreros Z. 40. Thessal. Solmsen 10, 6 Kr)v raTct Kr|v draTia 'während des Oberbefehles eines Tagos, wie in der Zeit, in der ein T. nicht befiehlt'. Delphi 2502, 37 toTc vaoTTOioic toTc ev riin TToXejaiüi 'den während des Krieges amtierenden N.'. Megara 3009, 15 f. e)Li TToXeiniui Kai ev eipdvai, eine auch sonst oft be- gegnende Wendung. Edalion 60, 1 i(v) toT OiXoKUTrpujv Ferei 'im Jahre des Philokypros'. Thespiä IG. YII 1739, 6 ev toi Aainaipioi |neivi 'im M. D.'; auch SGDI. 3755 (rhod.) 1; 1694 (delph.) 11 usw. b) Halikarnassos 5726, 18 ^v 6KTu;Ka[iö]eKa luridv dir' ÖT[eo] ö d6oc eTevefto] 'binnen 18 M. nach Beschluß- fassung'. Grortyn 4985, 13 ev TaT(ö) öexa Trapr|)ur]v 'sicli im Ver- lauf der nächsten 10 Tage einstellen'; ebenso in den 12 Tafeln (daneben auch einfacher Gen. xdv irevi' djuepdv, s. Baunack a. a. 0. S. 86), Dreros, Eid 114, Hierapytna 5040, 62 usw. in Kreta. Kos 3705, 31 eirei Ka TrapaTiviuvTai ev Tpi|ur|vuii 'innerhalb der 3 M. nach ihrer Ankunft'. Rhodos 3749, 18, 25, 76. Lokris 1478,42 ev Tpidqovi' djudpaic böjuev (rdv öiKav) 'binnen 30 T. Recht sprechen'. Delphi 1754, 5 KaieveTKdvTuu . . . ipia ri|ui|nvaTa dv ^teoic Tpioic. 1832, 10 ei öe ti dvOpduTTivov y^voito . . . ev toig ^Teoic Toic T^Tpamnevoic 'während (im Verlaufe) der festgesetzten Jahre'. Achaja 1615, 7. Arkadien Tegea 1222, 4; Lesbos 213, 12; Tanagra RevEtGr. XII 71 I 20; Thespiä IG. VII 1739, 12; Orchomenos das. 3172, 82 usw.

2. Beispiele für temporales ^v, in denen die Bedeutung des Innen zurücktritt: Elis 1152, 6 Ziiqpuiov diroTiveTU) ^v juac- Tpdai 'soll das Doppelte bei der Rechenschaftsablegung bezahlen'; ähnlich Nisyros IG. XII 3, 87, 8 ev euGiJvai[c. Delphi 1720, 3 öv eixe ev idi ujvdi irdTTOv 'den er zur Zeit des Verkaufes (der Freilassung) als P. (d. h. als Erzieher, vgl. Baunack z. St.) hatte'. Lesbos IG. XII 2, 694 B 19 (tov dpxovxa) ev T[d veojiurivia (ndKUJC eiTre) 'zur Zeit des Neumondes'. Delphi 2561 C 47 |ur|ö^ ^di huc[T]epaia(i) |Liriö' ^v laTc öeKdT[a|ic )ar|ö' dv toTc eviauToT|c| . . . oi|U(juZ;ev 'weder am folgenden, noch am zehnten, noch am Jahres- tage klagen'; beachte das Nebeneinander von bloßem Lokativ und ev c. d. Lesbos 215, 34 cieqpdvujcai ev tote Aiovucioici 'an den D. bekränzen', auch 277, 9 u. s. Lebadea IG. VII 3083, 25 XeiToupTi^ev ev rfic Gucinc 'bei den Opfern'. Epid. IG. IV 918, 13 TTpoeöpiav ev toT[c] dTtüci 'bei den Wettk.', eine in Ehrungen häufige Wendung.

94 R. Günther,

C. Abstraktere Wendungen mit ^v c. d., denen ursprünglich räumliche Vorstellungen zugrunde liegen:

1. Elis 1152, 7 ^v Tdi z:€Ka|Livaiai k' 4vexo[iT]o 'soll die Strafe von 10 Minen erleiden'. Chios 5653 A 20 ev dTiapfii Ichjj 'soll unter dem Fluche sein'; ähnlich Teos 5632 B 34. Daneben Chios 5654, 14 [xJriTrapfii e[v]€xec0iu ohne ev. Zeleia 5532, 26 dTToboövai . . . f| ^ve- XecOai ev tüji vjjriq)i[c]^aTi 'sollen zahlen oder an das Ps. gehalten sein'. Stiris 1539 A 59 ÖTrötepoi be Ka \xr\ dmneviuvri dv toTc TCTpciM- ^^voic 'dem Vertrage treu bleiben'; ähnlich Lesbos 214, 3 usw.

2. Stiris 1539 A 22 (Guciac) öcai kvfx iv toi ttoXitiku» vö^[u) *8o viele von Staatswegen üblich sind*. Lesbos 276, 10 öttiuc k€ , . . d xtXXricTuc ev iraica rivriTai dmiiieXeia 'daß gut für die Ch. gesorgt werde'. Teos 5178 (kret) 34 ^9' öcov fljaev ^v öuvatüui 'soweit es möglich ist'. Epid. IG. IV 952, 27 d^ Travii eoöca 'sich in Not befindend*.

3. Hier sei auch der kyprischen Redensart i(v) rOxai (d^laedi) gedacht, für die man die Belege bei Hoffmann I S. 309 findet Wie sie aufzufassen ist, lehrt SGDI. 17 (Hoff mann I Nr. 68), wo in dem der kyprischen Weihung mit i(v) rOxai entsprechenden attischen Texte Tuxni dTaOf\i steht : es wird damit also in gleicher Weise wie durch die attische Formel entgegen Meister 11 297 der Wunsch, daß eine Handlung zum Heil und Segen ausschlage, ausgedrückt Während das Attische mit bloßem Dativ (dTaOf^i TuxnO oder präpositionalen Wendungen (^tt' dTaOfii TuxnO aus- drückt, daß der gute Erfolg der Handlung zur Seite gehn (soziat Instrumental) oder, falls die Dative im Attischen echte Dative sind, durch sie erreicht werden soll (Dativ des Zieles), besagt die kyprische Formel, daß die Handlung inmitten glücklicher Umstände erfolgen möchte.

4. Schließlich nenne ich noch Mylassa 5753 C 7 Mavita . . . •nPiv öiKTiv XaßövToc ^v x^^P^v vönuii 'als M. sich den Prozeß wegen Gewalttätigkeit zugezogen hatte*; eigentlich 'im Bereiche des Gebrauches der Hände*. Im Altgortynischen würde hier der bloße Genitiv stehen. Kos 3632, 22 (T)oi ^€TdßoXol toi ^v toic ixOuciv 'die Fischhändler*, eigentlich Händler 'in Fischen*.

dv, ^vc mit dem Genitiv. Hier habe ich Fälle vom Typus ^v (eic) ^Aiöou vorzuführen. Der Gen. bezeichnet die Sphäre einer Person oder Sache, in welcher, oder nach der hin sich die Wirkungen einer Handlung äußern. Vgl. Meister II 297 ff. Anm., Brugmann gr. Gr.» 395 § 447, 3, K. Meister IF. 18 148 ff.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 95

1. 'hinein in den Bereich von etwas'. Gortjn 4985, 9 ^r\ TTttpepTrev . . . ec tuj 'PiTTriviiu 'nicht in das Anwesen des Rhit- teniers kommen'. Milet 5495, 20 k )lio\ttov f) ttoXic öiöoT . . . iepöv 'ins Heiligtum der Sänger gibt die St. ein Opfertier'; das überlieferte ihoXtiov gibt keinen Sinn und ist deshalb mit Wila- raowitz (SB. Berl. Ak. W. 1904 S. 626) als iuoXttuuv zu verstehen. Amyklä 4522, 4 eoi[v]ap|Li6cTpiav de Aajaiac; Andania 4689, 30 d GoivapiuöcTpia d eic Adiiaxpoc 'die Schmausbereiterin für J).' Daß in diesen beiden Fällen ein Öoivav ausgelassen sei, wie dies Meister Anm. zu 4689, 30 (S. 136) annimmt, möchte ich nicht glauben; eic Adjuaxpoc 'in, für die Sphäre der D.' kann doch ebenso wie den örtlichen Bereich (Tempel) auch den amtlichen, geschäftlichen (Opfer u. dgl.) der Göttin bezeichnen.

2. 'drinnen im Bereiche von etwas'. Gortyn II 21 ai Ka . . . aiXeOfii ev Traxpöc fi ev döeXTriil) f) ev tüj dvöpöc . . . ai be k' iv a(X)Xiu 'wenn er ertappt wird in des Yaters oder des Bruders oder des Mannes Machtbereiche' usw. Sparta 4416, 9 (eviKahe) ev FaiaFoxtu 'siegte in den Spielen des G.'; ebenso Z. 24.

3. Besonderes. An einigen Stellen wird ev, evc mit dem Dativ (Akkusativ) des Göttemamens konstruiert, und es liegt die Vermutung nahe, daß wir es da mit Ummodelungen ehemaliger Genetivkonstruktionen zu tun haben (vgl. K. Meister a. a. 0.): a) c. acc. : Urt. v. Mant. Z. 1 [Fo](pXeaci oföe iv ' AXeav 'folgende schulden an die Alea' (vgl. Danielsson Eranos II 12). Kypros 60, 27 Td(v) bdXrov . . . KaieGijav i(v) Td(v) Giöv rdv 'AOdvav 'legten die Tafel bei A. nieder'. Argos IG. lY 554, 5 Öa|ueuecc0iü Ivc 'AGavaiav 'er soll sein Vermögen durch Konfiskation für den Schatz der A. verlieren'; Z. 7 ^voxoi Ivtuj evc 'AGavaiav 'sollen gehalten sein an A.' (sich vor A. verantworten), b) c. dat. Hierapytna 5041 (um 200) 11 f. ciacdvituv be xdc cidXac . . . idv öe ev 'AttoXXujvi, oi öe Aumoi ev xüui [ijepuji t[uj 'AttoJXXuuvoc Kai ^|Li TTÖXei ev 'AGavaiai. Itanos 5058 (3. Jahrh.) 6 8cco[ic] (0eoTc) ev 'AGavaiai Guerai 'so vielen . . . geopfert wird'.

Freilich ist es bedenklich, in einer Zeit, wo das Attische (vgl. Kühner-Gerth 3 1, 269), Ionische, Gortynische, Lakonische (vgl. die oben gegebenen Belege) den Gen. bei ^v(c) noch kennen, für das Argivische, Arkadische und Kyprische ein Verblassen des Gebrauches anzunehmen. Da nun auch sonst Belege für ev, ec c. acc. vorliegen, in denen die Präposition zur Bezeichnung der bloßen Richtung, ohne Betonung des Hineindringens, auch

96 R. Günther,

bei Personen (hom. dXGeiv eic 'AxiXfja usw.) gebraucht wird, so erscheint es mir in den Fällen der Gruppe a) möglicli, den überlieferten mit der Präposition verbundenen Kasus nicht als Ersatz eines älteren Genitivs, sondern als ursprünglich anzusehen.

Anhang: Präpositionen mit der Bedeutuug 'innerhalb*.

Je mehr ev zum Exponenten allgemein-lokaler Bedeutung wurde, um so üblicher wurde der Gebrauch anderer präpositionaler Gebilde zur Bezeichnung des Begriffes 'innerhalb'. In den Dialekt- inschr. habe ich in dieser Funktion Icui, tvxöc, Ivöoc, Ivöoi vorge- funden. Über das Morphologische vgLBrugmann gr. Gr.-^ S. 254, 5 (dvToc), 256 § 296, 1 (^vboc, Ivöoi); kuj ist wie eHuj (Brugmann k. vgl. Gr. S. 464 § 593 Anm.) zu beurteilen. Sie haben im allgemeinen den echten Genitiv (des Bereiches) nach sich (vgl. Brugmann gr. Gr.^ S. 395 § 447, 3).

1. tcuj : Chios 5653 A 8 öo] (sc. x^PH) tüjv öpiuv toutlüv Icu) 'soviel im Bereich dieser Steine ist, und zwar innerhalb'. Paros IG. XII 5, 150 Ico tö[v] XiGov. Nisyros IG. XII 3, 92, 13

[l]cUi TUlV ÖplüV.

2. ^vTÖc: Epid. IG. IV 952, 38 4[vt6]c xctc KoiXiac ÖIkoc ?x^v 'mit einem Geschwür im Bauche'; vgl. aber 951, 14 ^tkuoc bk TevofAeva dt ractpi ^9Öpei ipia Itt] u. ä. mit ^v. Daß dort ^vtoc, hier ^v steht, liegt daran, daß im zweiten Beispiele ^v eindeutig ist, während im ersten ^v auch *an* heißen könnte, wie etwa 952, 36 (pujLia iv tüj[i TpaxJoXuii tix^ 'Gewächs am Halse*, d. h. äußerlich (wie der Zusammenhang zeigt). Ebenso ivröc Epid. a. a. 0. 928 (2. Jahrb.) 4; Delphi 1413 (ätol.) 20 (2. Jahrb.).

3. Iwhoc: Gortyn 4983 (arch.) 5 ivöoc irupTU) 'innerhalb des Kastells*.

4. Ivbox: Epid. IG. IV 1484 (4. Jahrh.) 20 fiXtio toö caxoö Totv KaToHodv Tot lv[6oi] TOÖ Oup^Tpou 'übernahm die Glättung der Cella, und zwar das innerhalb der Tür Befindliche*. ?vföoi] ergänzt wegen Z. 46, 66, 70 mit lybox als Adverb. Der Genitiv ist hier wohl derselbe wie bei 7rp6, d. h. Stellvertreter alten Ab- lativs 'von den Türen gerechnet innerhalb*.

^v€Ka usw.

^vcKa (-€v, -e), über dessen Etymologie zuletzt Brugmann IF. 17, 4 ff. gehandelt hat, wird stets mit dem Genitiv verbunden

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriflen. 97

und steht im allgemeinen nach dem Substantiv. Bemerkenswert ist die Stellung auf der alten Bronze aus Argos IG. IV 554, 4 Tüuv TPacciudituv hevcKa xdc KaiaGecioc 'wegen der Deponierung der Schriftstücke'; Danielsson vergleicht im Eranos I 29 Thukyd.

1 57, 4 VII 34, 1 dazu. Dasselbe Prinzip der Wortverteilung liegt auch der ungemein häufigen Formel dpetdc ev€Ka Kai euvoiac u. ä. zugrunde. Vorausstellung ist mir nur aus jüngerer Zeit bekannt. So auf kretischen Inschriften: Eid von Dreros Z. 149 lv€Ka Tdc xiJ^pac xdc dfiidc 'wegen unseres Landes', ferner auf vier Inschriften von Teos aus dem 2. Jahrb., SGDI. 5168, 20; 5173, 4; 5177, 26; 5179, 23 in der Formel eveKev iLv Kai Trdp djuiiuv rd cejuvd Kai Ti)Liia öiöoxai tüji öeüji kt\. Marum denn auch von unserer Seite' usw. Hingegen auf der kretischen Inschrift von Magnesia SGDI. 5154 (um 200) iLv tveKa. Vorausstellung kenne ich dann noch aus Delos BGH. 29 S. 211 (Nr. 68, äol.) Z. 32 ^veKa xdc XP" |, a-us der achäischen 101. 47 (2. Jahrb.) 13 und 16 ^v€Kev xoO c. infin., und aus Gytheion 4567 (vorsulla- nische Zeit) 7 eveKa xoO c. infin. Die Voranstellung von ^veKa in jüngerer Zeit wird aus dem Einfluß von Trepi, uixep u. dgl. zu erklären sein, wie sich umgekehrt die Nachstellung von Tiepi in der att. Prosa infolge des Einflusses der Stellung der un- echten Präpositionen eveKa, x«piv erhalten hat.

In der Bedeutung steht eveKa im allgemeinen dem lat. propter gleich; so in den schon genannten Inschr. aus Argos und Dreros, femer in der gortynischen SGDI. 4983 (etwa 5. Jahrh.)

2 ^öiuKav . . . ^JFepyeciac ^veKa . . . dxeXeiav 'um seines Verdienstes willen', und in den sich daran anschließenden Ebrungsdekreten der folgenden Jahrhunderte bis in der Kaiserzeit hinein. Die finale Bedeutung (lat. causa) zeigt nur 101. 47, 13 ouk dJirriveTKaiuev eiriTpacpav öid 7to(\\)ou eveKev xoö xpovov iKa[vöv] öo9[fi]|Liev eic cOXXuciv 'damit genügende Zeit zur Versöhnung gegeben würde'; ebenso Z. 16.

dH hat in der Bedeutung eine ähnliche Entwicklung durch- gemacht wie ev. Ursprünglich das 'Herauskommen aus einem Innern' bezeichnend, gelangte es in der von Brugmann gr. Gr.' S. 440 § 500 geschilderten Weise dazu, auch die einfache Fort- bewegung von einem Gegenstande anzugeben und so neben dtrö die Funktionen des alten Ablativs mitzuübernehmen.

Indogermanische Forschungen XX. '

98 R. Günther,

Im allgemeinen steht nach ^H der ablativische, seltener der echte Genitiv des Bereiches. Im Arkadischen, Kyprischen, Pam- phylischen folgt der Lokativ : die Entstehung dieser Konstruktion und die Belege dafür sind schon oben bei dTiö besprochen worden.

Mit ablativischem Genitiv.

I. Örtlich.

1. 'heraus aus'

a) im allgemeinen *aus einem Räume oder Behältnis heraus'. Mykenä IG. IV 492 (6. Jahrh.) 3 ic ttöXioc iKcrac lyeyjo 'kam aus der Burg als Flehender*. Thessal. Solmsen 10, 10 dpTupia Tr|c BeX9aiuj dTroXö|Lieva 'Silbersachen, die aus dem delphischen Heiligtume verloren gegangen waren*. Gortyn 4992 ET 7 d(K)c dvöpr|iiu 'aus dem Männersaale'. Kypros 60,5 iB toi Foi'koi 'aus dem Hause*; ähnlich Z. 10, 24. Keos 5399, 8 dTTievai ^k tuiv Xujpiujv 'aus den Ländereien fortgehen*. Kos 3637, 10 toutujv ouK dKqpopd ^K Toö vaou 'das darf nicht aus dem T. herausge- tragen werden*. Halaesa 5200 I 19 üöiüp t6 ^k rdc Kpdvvac Kai ToO ßaXaveiou t6 dirop^eov 'das abfließende W. aus der Qu. und dem B.* Epid. IG. IV 951, 54 (idv xaiviav ^xo^cav) [xd Tp]dmLia[Ta ijd ^k toO ^€t[ujJ7tou 'die Binde, welche auf die Stirn aufgelegt worden war und die in die Stirn eingebrannten Male aufgenommen hatte*. Tegea 1222, 49 t6|üi . . . ipy&jav kö^XXovxec ^c ToT ^pToi 'den Unternehmer von der Arbeit ausschließend*. Im besonderen

b) 'aus einer Stadt, einem Lande': Heraklea I 64 ^ttI rdc hoötü Tdc dtiOcac Ik t€ ttoXioc xai ^k TTavbociac 'am W., der aus der St. und aus P. führt*. Lokris 1478, 19 dNauTTdicTUj dvxuup^ovra *aus N. zurückkehrend', u. s. auf dieser Inschrift; 1479, 1 ^f| hdT€(i)v ixäc XaXetboc 'nicht aus dem Gebiete von Chaleion führen*. Epid. IG. IV 952, 16 kuiv il 'Embaupou 'aus E. kom- mend*; daselbst 1485 A 15 Koniödc ^ "Apteuc 'Beförderung aus Argos*; auch das. 1484 B I 107; Trözen das. 823, 74; Rhodos 3749, 24 ^K KpriTac u. ä. s. Darum denn auch, wie dTiö, in den Namensformeln zur Bezeichnung der Herkunft: Orchomenos SGDL 1130, 2 BoidiTioc ^xc 'EpxoM[€va). Koronea IG. VII 2858, 3 Ti|üiu)v AribdXuj TTepprißoc ic OoXdwac usw. Delphi 1685, 3 'ApiLiobiKtt t6 Ttvoc IE 'EXaxeiac; 1994, 3 t6 t^voc ^x XaXKiboc; 2581, 57 ^K ToO TTÖVTou neben Z. 40 dTio 'AXeHavbpeiac, 319 d7T6 AiTUTTTou. Elatea IG. IX 100, 2 ; 101, 6 ; Epid. IG. IV 952, 60, 122; Kalymna 3593, 48 u. s.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 99

c) Zur Bezeichnung der leiblichen Abstammung: Gortyn Vn 4 ai öe k' ec Tctc auTctc luaipoc eXeuGepa Kai öüuXa leKva TevriTtti *wenn von derselben Mutter freie und Sklavenkinder stammen'; ähnlich V 11 ff. Sparta 4416, 16 evhrißiuhaic hiTTiroic heTTTciKiv ^K Tdv auTu» hiTTTTUJV Kr|K TU) au[T]üi) [hiTTTTiu] (siegte) 'mit erwachsenen Pferden eigener Zucht' (eigentlich 'die von seinen eigenen Stuten und seinem Hengste stammen'). Epid. IG. lY 952, 63 'Avöpo|udxai u[i]6c IH 'ApOßa eYevero *Andr. gebar dem Ar. einen Sohn'. Dodona 1561 r\ Icxai (Yeveiri) ex ific TuvaiKoc 'ob er von seinem Weibe Nachkommenschaft erhalten wird'; auch 1565. Delphi 1958, 5 eXeuGepav eijuev aiiidv Kai rd eH aiixdc Trdvra 'sie und ihre Kinder alle'; ähnlich 1684, 9; 2090, 20; BGH. 22 S. 57, 29; Daulis 1523, 11, 14; IG. IX 120, 9; Kos 3634, 10; Thera 4706, 51 usw. Hieran schließt sich die Ver- wendung von e^.

d) zur Bezeichnung der Geldquelle, des Mittels usw. Gortyn n 49 TU) KapTTUj rdvvriiuivav, ai k' ^i ec tuuv Fujv auidc xp^mdriuv 'vom Ertrage die HäKte, wenn solcher aus ihrem Vermögen da ist'; auch HI 36. Trözen IG. IV 752, 7 TroGöömv xdv €k tujv Ouvveiuuv 'Einkünfte aus der Verpachtung der Thunfischerei'. Kalauria das. 841, 21 rdv öiuTivav rdv eK toO x^Jupiou 'Zins, den das Grundstück abwirft'. Thera 4765, 9 ff. öucovti ßoöv Kai irupiuv €T |ueöi)Livou Kai KpiÖdv ey öuo juebijuviuv 'sollen ein R. opfern und an Weizen von einem M. und an Gerste von zwei M.'. Milet 5495, 36 eTTiTTecceiv id ^Xarpa eH ri)Lieöi)uvo 'die Fladen zu backen aus einem halben Scheffel'. Erythrä 5687, 17 (creqpavujcai ' Apre- )uicir|v) €K TpiriKOvra öape[iKUJV 'mit einem Kranze für 30 D.'. Delphi 1799, 5 TTOiricdriu rd vo|uiZ;6|neva irdvia Mi0paödTr|c eK tüüv Aapicac 'soll den Aufwand für die üblichen Gebräuche aus den Mitteln der Larisa bestreiten'; ähnlich Anaphe IG. XH 3, 253, 9; Messenien 4650, 17 ; 4655; Lesbos 276, 11 ; 277, 8 usw. Kierion Hoffmann II Nr. 63, 13 (t6 ipdqpiciLia cidcai) k toOv Tctc ttöXXioc öatravaiLidTouv 'auf Kosten der Stadt'.

e) ein Einzelnes aus einer Masse oder Menge nehmen: Kos 3637, 20 t6 ujiuov, il ou d Geojuoipia xdiaveTai 'das rohe Stück, aus dem der Anteil für den Gott herausgeschnitten wird'. Delphi 2561 D 34 Kr|K rdc öuiuöeKaiöoc xi^aipav 'und aus dem Zwölferopfer eine Ziege' (nämlich eTreöiuKe 'gab er hin'); ähnlich Megara 3094, 22 öiöocOai H [Kai] luepiöa a[uTU)i ^]k tiüv MeXaimroöeiiuv. Die in solchen Fällen enge Berührung zwischen

7*

100 R. Günther.

ablativischer Ausdrucksweise (mit ll) und dem partitiv eu Genitiv führt zur Verwendung von ii im partitiven Sinne, z. B. in Heraklea 11 21 irevGrmiTuov inövov KaieXeiTreTo ex tüuv öuujv rpiTuiuv *war noch übrig von den zwei Tr.'. Auch Thera 4706, 138 nenne ich hier: XeiToupTev fe\o\iivoc iK tüjv ^qprjßujv *sie sollen die Leistung übernehmen, wenn sie Von den Eph/ sind, wenn sie zu den Eph. gehören'.

f) Die Verbindung von il mit Pluralen entspricht dem Oppositum €V, eic c. d. acc. pl. Delphi 2561 B 41 aninoc Icxuu Ix Aaßuabdv 'soll ehrlos sein, ausgestoßen aus der Gemeinschaft der L.'. Stiris 1539 A 19 icrdvGuj bk Koi ieporaiiiiav Ik tuüv Meöc- ujviujv ^va 'sollen auch einen H. einsetzen aus der Zahl der M.\ ähnlich Z. 43; Lesbos 214, 22; 215, 49; Megarisch 3025, 9; Rhodos 4154, 40; ferner die zahlreichen böotischen Inschr. mit der Formel tui dTTeTpaipavOo icc dcpeißwv ^|li TreXiocpopac o. ä., vgl. die Belege oben (bei ^v c. acc. S. 86 f.). Knidos 3536, 17 iva<i> auTov ^k tüüv ZIüjvtujv dpn, d. h. daß er ihn töte. Olynth 5285 B 9 ^HatuiTT^v ... €iv ... XaXKibeöa ^kt MaKebovinc kcr MaKeööciv Ik XoXkiöcuuv 'ausführen sollen die Ch. aus Makedonien^ und die M. aus dem Gebiete der Chalkidier*. Delphi 2172, 9 dv^OriKav . . . ca>|ia dvöpeiov . . . dTTeiXoMporec Trdp autou XOipa iK TToXeniuiv 'nachdem sie aus seiner Hand das Lösegeld von Feindes Seite abbekommen*; vgl. die ähnlichen Stellen, welche Baunack Anm. z. St. angibt

2. 'her von* : Schon in manchen der bisher gebrachten Be- lege, besonders in der Verbindung mit geographischen Namen, trat der engere Sinn des Herauskommens aus dem Innern einer Sadie zurück gegen den allgemeineren der Richtung 'woher*. Das ist auch in den folgenden Beispielen mehr oder weniger der Fall:

a) Lokris 1479, 3 1 td EevtKd deaXdcac hdxMOv dcuXov TiXdv ^i^evoc TU» Kttid TTÖXiv 'Bona peregrinorum e man abducere liceat impune, excepto tarnen portu (utriusque) oppidi'. Auch Rhod- 3749, 67 ^k OaXaccoc. Gortyn VII 10 ^kc dropäc TTpfildMc- voc öujXov 'vom Markte'. Ägina 3416 ^k rdc hobuj Xhaßuiv XOov 'einen Stein vom Wege nehmend*. Anaphe IG. XIl 3. !?49, 22 dvaKa[pucc€c0|ai . . . ^[k] tou ßuJ^ou 'vom Altar aus'.

b) Daher wird i^ auch neben dirö zur Angabe der Himmels- richtung und des Ausgangspunktes von Weg- und (Jrenzs trecken verwendet (vgl das Oppositum ^v(c)). Ephesos 5600, 5 if bi Tf\c

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 101

dpiCT[€pfi]c k Triv öeHirjV 7reT6[)U€]voc Von der linken zur rechten fliegend'. Erythrä 5690 A 2 €k ttic (XTOpfic eic KXeac usw., neben dtTTÖ (Z. 15 (XTrö TTJc dTopf|c, 17 otTTÖ Tou 'HpaKXeiou). Heraklea II 41 TTÖOoöov CK To) FiKaTiöeiuu TTOT Totv oiKiav FiKaTirreöov Kai diTÖ xdc oiKiac usw. "Zugang vom 20 Fußwege aus zum H. und von da . . .'; auch II 67; häufiger indes dirö. Rhod. 3758, 161 i(p* bv dva- teivei d €K Tou irapaKeiiuevou TToiaiLioO qpdpayH *zu welchem (Hügel) sich die Schlucht vom benachbarten Fluß her empor- zieht'. Auch Delphi BCH. 25 S. 345 Z. 13, 16. Halaesa 5200 I 40, 53 gegen häufigeres dirö daselbst.

c) Hier kann auch die Redensart d ck irpoTÖviuv euvoia u. ä. 'die von den Vorfahren her bestehende Geneigtheit' ge- nannt werden : Megara IGr. YII 207, 3 7rpo[u]7Tdpxujca euvoia Ik TrpoTÖviuv. Argos IG. lY 596, 8; 598, 4; 599, 3. Sparta 4480, 5 xdc CK Tujv TTpoTÖvujv euepTfciac gegen 4486, 9 xdc öiavcKOÖc diTÖ TTpoTovujv eic xdv iraxpiöa jueTaXoijJuxiac usw. Wie schon hier temporale Färbung wahrzunehmen ist, so braucht man eH auch sonst

II. im zeitlichen Sinne.

Orchomenos (achä.) 1634, 13 ei öe xi Ik xüjv IjUTrpocGe xpo- viuv . . . Ne[d]px[uJi] eYKXrjjua yeTOvev 'wenn N. aus früheren Zeiten Grund zum Vorwurfe hat'. Magnesia Nr. 38 (ark.) 23 Ik ira- Xaiujv |Liev xpovuic (entstellt) ^xovxec euvoiuc 'seit alter Zeit freundlich gesinnt' (vgl. oben S. 73). Ferner eH dpxdc, das zu- nächst 'von Anfang an, von altersher' bedeutet : Pharsalos 326, 1 xoTc Kai ouc eH dpxdc cujLiiToXixeuojuevoic Kai cu|LnToX[e|ueicdvxe]ca 'denen, die ihnen seit alters in Staat und Kampf verbunden waren'. Wird außerdem eine spätere Zeit genannt, die zu der ersten Zeitbestimmung im Gegensatz steht, so nimmt eH dpxdc die Bedeutung 'anfänglich' an; so Heraklea I 108 ho i^ dpxdc jaeinicGiJUjLievoc (im Gegensatz zu den irapXaßövxec xdv Tdv (Z. 107), denen der 'anfängliche Pächter' sein Land übergibt); ähnlich SGDI. 3758 (2. Jahrh. rhod.) 117 gegen 118 ücxepov U . . .; Phokis 1529, 4. Tritt aber die eH dpxdc ausgeführte Handlung in Gegensatz zu einer früheren derselben Art, so bedeutet die Wendung 'denuo'; so in Thespiä IG. VII 1739, 10 kc dpxdc eiaßdci d [dpxd 'so wird die Behörde aufs neue verpachten' (nach- dem der alte Pächter zurückgetreten war, vgl. Dittenbergers Anm. z. St.). Delphi BCH. 22 S. 304 Z. 49 Zevobtuptui dpxi- xeKxovi |Liic[6]öc eK iruXaiac eic TiuXaiav 'Gehalt für den A. X. füi'

102 R. Günther,

die Zeit von einer Versammlung zur anderen' ; so auch S. 320 1 Z. 24 und 54. Dieselbe Meinung Von ab gerechnet' hat dH in Rhodos 3760, 3 TaKivGiou ^Kiai dH iKdboc *am 26. des Monats H/; auch 3752, 3 u. s. Zeleia 5532, 6 dH ou f] dKpÖ7ToX[i]c KaxeXdqpGTi 'seit Einnahme der Akr/ (vgl. dTt' ÖT[eo] in HaU- karaassos 5726, 18 usw.). Wie bei anö und dem deutschen 'seit', kann statt des Ausgangspunktes der Zeitberechnung auch die Zeitstrecke seit diesem Punkte von il abhängen: Rhodos 3758, 116 Ik TrXeiovoc xpo^ou idv diroTpacpav TToieTcÖai 'seit längerer Zeit an der Katastrierung des Landes arbeiten'.

in. Modal.

Als Brücke von der rein lokalen Verwendung zur modalen darf man Fälle ansehen wie Akragas 4254, 15 irdipiöv icn xai Ik TTpoTÖvuiv TTapabeöo^evov 'Vätersitte ist's und von den Vor- fahren überkommener Brauch*: ähnlich Lesbos 250, 15. Daran läßt sich der Gebrauch von iE zur

a) Angabe des Veranlassers oder der Veranlassung an- knüpfen. So wird in Sparta 4440 mit il der Freilasser eines Sklaven angegeben, z. B. Z. 22 TTpaiöviKoc iE, TT€pq)iXac; auch Z. 24, 26 usw. In Nesos IG. XII 2, 646 heißt es Z. 15 inm^a dpxövTuuv iK ßöXXac 'über die Beamten vom Rate verhängte Strafgelder'; Z. 23 diriTi^a iK xdv öikqv 'durch Prozesse ver- hängte Strafen'. Delphi 1804, 4 €i KaTaßXdv|Kai>ai n 'laxdöav Ik Tou dpdvou 'wenn sie den I. irgendwie schädigt in Sachen des Eranos', eigentlich 'indem der Schaden vom Eranos ausgeht*; ähnlich Z. 8. Gortyn VI 4 < iKC dXXoTToXiac utt' dvdtKac dxöfA€Voc 'als zu fremder Gemeinde gehörig unter Zwang festgehalten'; eigentlich 'infolge Fremdstadtigkeit*. Delphi 1413,21 (ätol.) iv laic iK TTOTicrdcioc öiKoic 'in den Admissionsprozessen*, d. h. solchen, die durch eine TroTicracic (wahrscheinlich Beschwerdeführung der zur ätolischen Behörde vorgelassenen Fremden) zustande kommen. Kos Ditt. Syll.* 940, 23 d TipdEic Icxw auTÜii KaödTrep iK öiKac 'Exekutionsrecht stehe ihm zu, wie auf Grund eines gericht- lichen Urteils'.

b) Hierher gehören auch die Wendimgen wie ^k tou vö^iou, womit das sich aus den Gesetzen Ergebende und deshalb ihnen Gemäße bezeichnet wird: lalysos 4110, 10 oux öciöv ^vn ^k tuiv vomuv 'es ist gesetzlich unzulässig'. Lato BCH. 27 S. 221 B 10 TifiaTc bi xPnciö)i€6a raic ^c toi 5laTpd^^aT0C tu» tüjv Kpriiaituiv 'als Strafen werden wir die der Verfassung der Kr. entsprechen-

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 103

den auferlegen'. Thespiä BGH. 21, 553 ff. Z. 8 TreTTOiövreicci xa k Tctc 7Tpopp6ici(oc) Mos dem Vertrage Gemäße'. Elis 1172, 30 Hevia rd jueYicra 6k tüjv v6|li(juv *das von den Gesetzen erlaubte Höchstmaß an Gastgeschenken'. Kos 3618, 22 CT€q)avoi EevÖTi)Liov . . . diTo dpTupiou QU tK Toö v6)Liou TrXeicTou *mit dem größten vom Gesetze erlaubten Aufwand an Geld*. Ähnlich Lesbos 215, 37 ; Ehodos 3756, 1; 3758, 120; 3836, 18; Astypaläa 3482,2; Hermione IG. lY 679, 22; Sikyon aus Magnesia Nr. 41, 17; Phthiot. 1461, 8 ff. usw.

c) Auch die Gesinnung, aus der heraus und mit der eine Handlung ausgeführt wird, wird mit eH konstruiert; so Sillyon (a. a. 0.) Z. 4 cuJvhfjXe . . . ia[|Li]a . . . eH eTTiTr|[p]iia ic ttöXiv 'er- faßte ein Heilmittel infolge seiner Fürsorge für die Stadt'. Lesbos 281 B 50 (öiKdcciiu) ck [cpi\oTr]oviac ujc dpicxa Kap ÖJiKaiiaxa *werde mit Gewissenhaftigkeit richten, gut und gerecht'.

d) Endlich erwähne ich noch Gortyn 5000, 14 exe r||uivac KaracTaceT r| äi tuji eXeuÖepiui ^TP«TTai 'soll die Hälfte der für den Freien festgesetzten Summe erlegen'; eigentlich 'indem er von der Hälfte aus, der Hälfte entsprechend die Buße bemißt*.

Mit echtem Genitiv.

Ob man es mit echtem oder ablativischem Gen. zu tun hat, ist im allgemeinen schwer zu sagen. So wurde oben (S. 100) ^K XaXKiöeujv 'aus dem Chalkidischen' (Olynthos 5285 B 9) ge- nannt, dem als Oppositum sowohl ev XaXKiöeiuv wie ^v XaXKi- öeuci entsprechen könnte, dessen Gen. demnach eine doppelte Auffassung erlaubt. Sicherer läßt sich ein echter Genitiv für Lokris 1478, 4 behaupten: Oueiv Kai Xavxdveiv Kr|öd)niü Kriqoivdvujv 'opfern und Anteil erhalten aus dem, was bei Opfern, Gast- mälern, Verteilung von Gemeindeeinnahmen und anderem dem ödjuoc oder den Koivdvoi zufällt' (E. Meyer, Forschungen z. a. Gesch. I 297). Ebenso darf man an echten Gen. denken in Gytheion 4567 (100 v. C.) 36 d öe baTidva Ik xdc iröXeoc Ictuj (ebenso 4568, 55; 86 v. C): 'die Ausgabe soll der Stadt zur Last fallen', eigentlich 'aus dem Städtischen, den Mitteln der St. sein'. Nur das junge Alter der Inschr. erregt Bedenken ; denn damals war jener altertümliche Gebrauch des Gen. längst nicht mehr lebendig. Aber wir haben es möglicherweise mit einer alten Formel zu tun, die z. Z. der beiden Inschr. nicht mehr in der ursprünglichen Weise empfunden wurde. Sonst ist auch eine Übersetzung des kB durch 'von Seiten' erlaubt.

104 R. Günther,

Anhang:

A. Doppelpräpositionen mit iE im zweiten Gliede

sind TrapeE und eire^, das erste auch der Literatursprache geläufig.

1. TTapeE 'heraus, außerhalb, außer*. Messenien 4651 (3.

od. 2. Jh.) 12 KOI eö^a 6 iep[€uc] irapeK rdc tt[öXioc 'aus der

Stadf . Kyzikos 5522 B 4 (dxeXeiri) öeboiai TtapeE vau[cc]o(u) 'Steuerfreiheit, ausgenommen die Abgabe des v*.

2. eizil 'gemäß': Tegea 1222, 54 ttöc xdi ^irec xoT ^pToi T€Tpamiev[ai cu]TTpd9[oi 'außer der dem Unternehmen ent- sprechend (in Ansehung des U.) abgefaßten Urkunde'. Die Doppel- präposition bezeichnet zugleich Zweck und Ursache (Hoff mann

1 308); daß man ^Tri und IE so aneinander rückte, begünstigte neben der engen Verwandtschaft der finalen und kausalen Be- deutung auch der Umstand, daß iE im Arkadischen denselben Lokativ-Dativ nach sich hatte wie ini

B. Präpositionen in der Bedeutung 'außerhalb, außer', die mit iE zusammenhängen,

sind eKTÖc, lEuj (zur Gestalt vgl. Brugmann k. vgl. Gr. § 593 Anm. S. 465), lEoi (wohl nach Ivöoi, das wiederum aus Ivöov nach oiKoi umgebildet sein wird), lEoc (wohl nach ^vtöc, 4ktöc, vgl. ^vboc oben S. 96), ixOöc (Brugmann gr. Gr. » S. 96 § 79, 5), ^X6iw (nach JHu), Icw). Es folgt immer der Genitiv, der im allge- meinen alten Ablativ vertreten wird, hie und da aber auch echt sein kann (vgl. Brugmann gr. Gr.' S. 457 § 516 c).

1. ^KTÖc: Kos 3636 (um 300) 56 d7T[o9^]p€Tai 4ktöc to[u T€|iev€uc] 'wird aus dem T. hinausgetragen'; vgl. aber 3637, 10 dKqpopd ^K Toö vaou. Milet 5495, 37 dc9U6C Ttdcai ^ktöc ibv ol CT€q)avri9Öpoi Tcxociv 'alle Hüften, mit Ausnahme von dem, was die Kr. erhalten*. Dazu bemerkt Wilamowitz SB. Berl. Ak. 1904 S. 633, daß iKvöc c. g. = TrXrjv dem literarischen Griechisch ganz fremd ist zumal dem Attischen, und daß auch hier das Ionische die Koivn antizipiert die dxröc so verwendet (s. Ditt Syll.* UI Index S. 294).

2. lEuj : Oropos 5339, 32 ^Kqpopfiv lEuj toö leneveoc. Epid. IG. IV 951 (um 320) 21 ibc lEuj xoö iapoö »^c 'als sie außer- halb des Heiligtumes war'. Praisos 5120 (3. Jahrh.) B 12 Ibu KpriTQC [irJXeiv, auch Z. 15. Mylassa (kretisch) 5159 (2. Jahrh.)

2 lEw Tdc vd[cuj. Delphi 1718 (170/156) 10 |Lir| oiKncdiuj hi 'Ada lEiu AiXaiac.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriflen. 106

3. llox: Eid von Dreros Z. 67 ^ryre e}i ttöXci lurire ?Hoi idc TToXecuc.

4. ^Hoc: Delphi BCH. 22 S. 321 Z. 43 dHaraTeTv . . . ^Hoc iepoö.

5. exööc: Delphi 2561 C 36 ^r]b' ötotuWvtiüv e[x]eöc rdc FoiKiac 'außerhalb des H. klagen'. Mit derselben Entwicklung zur Bedeutung *außer' wie ektöc in Lokris 1479, 11 eTruu)Li6Tac heXecTiu 6 Hevoc . . . ex^öc irpoHeviu Kai Fiöiiu Sevu) 'soll Richter wählen mit Ausschluß des irp. usw.*

6. exOtu : Delphi 2561 C 43 ämyLev Foixaöe (F)eKacTov ^x^^ ho|LiecTiujv ktX. 'jeder soll nach Hause gehen, ausgenommen die Herdgenossen'.

eiTi.

Da im 'eine Mannigfaltigkeit von Beziehungen hat wie keine der übrigen Präpositionen', so wird von einigen Gelehrten an- genommen, daß in ihm zwei verschiedene, dem ai. api 'drauf auf usw. und abhi 'herbei' usw. entsprechende Bildungen zu- sammengeflossen sind; so Delbrück, vgl. Synt. I 676, Brugmann gr. Gr. 3 S. 441 § 501. Wenn jedoch Delbrück a. a. 0. mit anderen im ersten Bestandteil von griech. ecpiopKoc, 'GcpiaXiric noch die einem idg. *ebhi lautgesetzlich entsprechende griechische Gestalt sehen zu dürfen glaubt, so muß diese Meinung fallen nach den Erörterungen Kretschmers (KZ. 31, 421; Yaseninschr. S. 228f.), Meisters (SBSGW. 1904 zur Inschr. v. Silljon, S. 32 des Sonder- abdrucks), Sommers (griech. Lautstudien 1905 S. 47 ff., 52, mit den Belegen für eTiiopKeuj : ecpiopKCUj), nach denen das ^cpi- sein (p infolge des Spiritus asper im Anlaute des zweiten Komponenten für TT bekommen hat, eine Erklärung, die durch pamphyl. €911- riwduTai (zu att. ^qprißoc), eqpieXöbu (eqpeXovTuuv) in der genannten Inschr. eine schöne Bestätigung erhält. Dennoch braucht man die Annahme, daß im sowohl *epi als *ebhi vertritt, nicht auf- zugeben ; eine Parallele liegt wahrscheinlich im lat. ob vor, das sowohl altes *opi als auch *obhi (im Ablaut zu *epi^ *ebhi) zu vertreten scheint (Brugmann k. vgl. Gr. S. 467 § 599). Rein laut- lich kann der Zusammenfall durch den Umstand gefördert worden sein, daß schon in urgriech. Zeit in gewissen Fällen ^7t(i) zu €9(1), *e(pi zu im werden mußte (in' öv zu dqp' öv, *d(pi96|Li€voc zu dTTiGeiuevoc u. ä.) ; semasiologisch durch Fälle wie KaXecai im TÖcv ecTiav 'an den H. r.' gegen *e(pl idv kriav 'zum H. herbei', mit nur geringem Bedeutungsunterschiede.

106 R. Günther,

Zur Annahme des Synkretismus wird Delbrück durch die Bedeutungsgleichheit zwischen ai. Verben mit abhi- und grie- chischen mit im- (S. 675 f.) geführt. Eine weitere Übereinstimmung zwischen den beiden Präpositionen liegt vor, wenn, wie im ai. abhi' in Zusammensetzung mit häufig schon komponierten Verben angibt, daß eine Handlung zum Nutzen oder Schaden jemandes vor sich geht (Delbrück a. a. 0. S. 680), so auch das griech. im diese Beziehung zwischen dem Verbum und dem betroffenen Objekt ausdrückt Aus den Dialektinschr. nenne ich an derartigen Fällen : Teos 5632 B 5 öcric dTravicraiTo (tüü)i ai[cun]- vr|TTii, dTTÖXXucÖai *wer sich auflehnt gegen den Ais*. Tegea 1222, 51 TÖc dmcuvicraiLievoc laic köoKaic *die sich gegen die Verpachtung zusammenrotten*; auch Z. 15. Auf die Beispiele aus der Literatur- sprache (wie dTTavarrXeui ^m nva 'auf die hohe See gegen jd. fahren', ^TteHeim *egredior contra', ^TnKaiaßaivuü'descendo adversus', dTTavaipuu ßaicTTipiav nvi u. ä.) einzugehen, ist hier nicht der Ort

Altes *ebhi scheint außerdem auch in dem die begleitenden Nebenumstände, Ursache und Zweck bezeichnenden im c. d. zu stecken. Es läßt sich nämlich diesem Gebrauche die modale Ver- wendung des germ. bi c. instr. (dat) vergleichen, z. B. ahd. bi thiu 'deswegen', as. bihwi 'inwiefern' u. ä. Dies germ. bi kann aber nur auf idg. *bhi zurückgeführt werden, welches zu urgr. *^cpi, lat ob in demselben Verhältnis steht, wie griech. tti- (in Tn-€2:uu) zu im^ dm- (Öm-Gev).

Der Versuch freilich, beim griech. im im einzelnen nach- zuweisen, wie weit es die eine oder andere der in Frage kommen- den Präpositionen vertritt, wäre aussichtslos; deshalb ist auch das Folgende nicht unter diesem Gesichtspunkte eingeteilt worden.

Mit dem Akkusativ.

1. örtlich:

a) 'auf etwas drauf (Akk. des Zieles): Epid. IG. IV 951, 90 ^Tti öevöpeöv ti d^ßdc 'auf einen Baum steigend'; ähnlich Chersonnasos 3087, 36 ^ir^ßa . . . ^Tri t6 . . . TrXoTov. Epid. IG. IV 1484, 91 (fi)X[€To dKpiw]T[r|p]ia im töv dT€fp]ov deiöv 'übernahm die (Verfertigung der) Akrotere auf den andern Giebel'; ähnlich Messen. SGDI. 4637. Delphi BGH. 26 S. 7 Z. 30 TÖV CT^qpavov dTTifcrdcavTi] im TÖ^ ijetav dvöpidvia 'der den Kr. auf die gr. St gesetzt hat'. Kypros 20 Kax^Gicav im xeveuFöv 'legten (den Stein) auf ein leeres Grab'. Kos Ditt Syll.« 940, 19 Ka0i2:ovT€C im rdv TpdTiei^av ^K[a]cT0C ieptiov 'jeder auf

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 107

den T. ein Opfertier legend'; so auch in Magnesia Nr. 38 (ark.) 54; Oropos 5339, 25. Wie ein Yerbum des Legens ist auch Kos 3636, 48 dqp' kxiav OOetai dXqpiTiuv ri)iieKTov (gegen 3637, 9 Gu[eTai] im xcti iciiai . . . xd Ivbopa) konstruiert. Epid. IG. lY 951, 119 im TÖv ödKTuXov dTTiTrfiv cpdpiuaKOV 'auf den (kranken) Finger ein Heilmittel streuen'. Ähnlich 952, 4, 17. Das. 1484, 279 öcpioiv [evKaJvjcioc im TopTOViov 'Einbrennen von Schlangen auf das G.' Delphi BGH. 23 S. 566 f. Z. 6 im Hucröv Tctc XeuKd[c] 'weiße Erde auf den Turnplatz', auch Z. 17. Lesbos IG. XII 2, 529, 16 rdv eiriTpdqpav im tÖ|li ßüu|Liov 'Aufschrift auf den A.' Thasos 5464, 10 dvaTpdipai . . . i|;r|(pic)Lia . . . im xfic 'A0nvairic lepov 'auf die Wand des H.' Epid. 3025, 6 (me- garisch) eireXGovxuuv eir' auxdv xdv xibpav xujv öiKacxdv 'als die R. das L. selbst betreten hatten'; auch Z. 10; Lesbos 281 C 38; Delphi 1774, 5; Korkyra 3205, 15; Rhod. 3758, 22. Kalymna 3565, 11 eTTiKXapüucai öe auxöv Kai em 9uXdv 'ihn auch durchs Los einer Ph. zuteilen': das Los fällt 'auf die Ph.; so auch Dyme 1614, 30 u. s. Epid. IG. IV 1485, 41 eTriKaxaXXaTd eiri KttxaXXaxOev dpTupiov 'Wechselgebühr auf das gewechselte Geld'; ähnlich Z. 171 ö eTTUJcpeiXo|uec em xdc irpdxac Tievxe ceXiöac 'was wir noch schuldig waren auf die ersten 5 Bänke'. Delphi 1754, 6 KttxeveTKdxiJu . . . ^m KaXXmXeoc övo|Lia dpTupiou xpia fi|Lii|LivaTa 'soll auf den N. des K. 3 H. bezahlen'; so auch 1791, 10; 1878, 11; aUe drei Inschr. zwischen 170 und 156 v. C.

b) 'über etwas hin' (Akk. der Erstreckung) : Delphi BGH. 27 S. 13 II 16 xoOxo (das Getreide) he dratov . . . eic AeXqpouc €Tri xdv GdXaccav xoi 'ATioXXujvidxai 'übers Meer' (356 v. C). So auch in der Wendung eqp' öcov k' ituiuev öuvaxoi 'soweit es uns möglich ist', in Teos (kret.) 5165, 4; 5171, 24; 5174, 3 usw., Gytheion 4567, 9, u. s.

c) 'an etwas dran (Akk. des Zieles) : Milet 5495, 26 ö bk ^xepoc €c Aiöuiua em Oupac xiOexai 'der andere (Steinwürfel) wird nach D. an die T. gestellt'. Keos 5398, 8 cpepe(i)v bi oivov em cniLia 'ans Grabmal', ähnlich Z. 23; Delphi 2561 C 37. Alea Solmsen 1, 21 ei k' eiri öüj)aa iröp diroicn 'wenn er F. an den Tempel heranbringt'. Epid. IG. lY 951, 27 e9aXec0ai ^m xdv XHP« 'an die Hand (des Kranken) heranspringen'. Auf den Tafeln von Heraklea heißt eiri bei den Maßangaben 'an heran*; lehrreich ist z. B. II 46 e|aexpiiu|uec dirö xüj FiKaxiöeiuj ttox' "AKipiv em xdv biacxoXdv xdv TrXaTiav 'wir maßen vom 20. Fuß-

108 R. Günther,

weg« aus das nach dem A. hin gelegene Land bis an das Quer- stück'; €7Ti steht hier dem allgemeineren ttoti gegenüber. Ein ähnlicher Gegensatz findet sich zwischen im *an heran' und €c 'nach' auf kretischen Inschr., z. B. Itanos 5060 (aus Magnesia) 64 f. ec AopOdvvac im töv Xdiocov . . . ^m GdXaccav 'nach D. an die Grube . . . ans Meer'; vgl. auch Gt)rtYn 5016, 4 ff . Auch in Halaesa (5200) gibt ec allgemein die Richtung Vohin' oder Vohinein' an, während im, welches, so viel ich sehe, nur in Yerbindung mit TdTravov, dem Namen eines Kastells, vor- kommt, 'an heran' bedeutet. Ähnlich auch Delphi 2536, 21 ff., Atollen 1415, 7 ff., wohl auch Megar. 3025 (aus Epidauros) 11 ff. Die verschiedenen Richtungsbezeichnungen fließen naturgemäß, da sie einander sehr nahe liegen, oft zusammen (vgl. z. B. Herakleii 1 159 im TÖV avTO)Liov gegen I 162 ttöt töv dvTOjiov); dieser Um- stand und der weitere, daß uns die Natur der bezeichneten Örtlichkeiten meist unbekannt ist, macht eine genaue Feststellung der Bedeutung der Präposition oft unmöglich. Knidos 3536 B imb TQUTÖ CT^Toc eiceXOdv Kai ^iri Totv airrdv Tp(d)7TeZav "unter dasselbe Dach treten und an denselben Tisch'. Delphi 2646 A 8 KttXecai öe auTÖv Kai ^v TTpuraveiov im [rdv] KOivdv ^criav. Ebenso Phokis IG. IX 63, 8; Hermione IG. IV 679, 32; Sparta 4430, 22; 4545; 4548 (aber 4544, 17 KaXkai . . . eic tov k. ^ct); Teos (kret) 5182,49; 5183,37 usw.; Magnesia 35 (kephallen.) 32; 36 (ithak.) 21 usw.

d) *zu etwas hin' (Akk. des Zieles): a) Schon in manchen der bisherigen Beispiele konnte man ^ttI auch mit 'zu hin* übersetzen; klarer tritt diese Bedeutung an folgenden Stellen hervor: Gortyn III 46 ^TieXeOcai tu« dvbpi im cjifav X das Kind > dem M. zu seinem Hause hinbringen*. Hierapytna 5040, 68 d9* ac Ka d)jiepac (koc^oi) ^Tncrdvn im t6 dpxaiov "von dem Tage ab, an welchem sie das Aratshaus beziehen' (eigentlich 'hingehen zum A.'). Kalymna 3591, 24 TtapaTcvkOai im t6 biKocTripiov, auch Z. 11, 29. Lesbos 215 (150 v. C.) 47 f. KoXecai . . . ^7T(i) to TTpirravi'iiov iixl tat KOivav ^criav, KdXecai bi m€t' aÖTiuv eic TTpuTavniov . . . Ähnlich Knidos 3536, 14; Trözen IG. IV 823, 26, 48. Orchomenos IG. VII 3170, 10 ^v tti ööö ttj [^jtti Xtn]pdi- viov 'auf dem Wege nach Ch.', auch Z. 5, 18. Trözen IG. IV 823, 23 ToO in' dpiCT€pd toi'xou 'der nach links gerichteten Mauer'. ß) Häufig ist ^TTi 'zu hin' in Ausdrücken für den Verkehr mit Behörden (entsprechend dem ^tti c. g. bei Verben des Sprechens

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 109

USW. vor einer Versammlung): Kalymna 3555, 4 €7Te\0ujv im Te rdv ßouXdv Kai töv öctinov *(mit einem Antrage) vor Rat und Volk tretend'; so auch 3556, 3563 usw.; Kreta 5150, 9 e7reX0ujv em Te töc köcjuoc Kai rdv eKKXnciav; ähnlich 5167, 5 u. s.; Sparta 4430, 3; Messenien 4689, 76, 80; Delphi 2682, 6 usw.; Lesbos 215, 3; Thera 4706, 229. t) Auch sonst bei Verben des Schickens, Gehens usw. zu jdm. : Kalymna 3591 A 36 dTTOcrei- XdvTUj . . . dv[Ti]Ypaqpa . . . im toxjc 7Tpoc[T]dTac 'an die Vorsteher eine Abschrift senden*; daneben Z. 39 diTocT. ttoti touc Trp. Kreta 5149, 1 TrpeiTeucdvTiuv Kviuciujv . . . im xdc iroXeic *als die Ka. an die St. Gesandten schickten'; daneben Z. 17 dTcocTTiXdvTUJV . . » TTopfi TÖV emiLieXriTdv. Knidos 3544, 5 djveveYKai . . . im A[d|u]aTpa 'hinaufbringen zur D.'; daneben 3543, 5 dvev. . . . 7T[d]Ad|ua[Tpa. Gortyn VII 1 im Tdv eXeuGepav eXOuiv *der Freien sich nähernd*. Tegea 1231 C 30 in' 'AOavaiav TToXiTai; auch 1247 B usw.: es sind das Bürgerlisten, und mit der genannten Formel werden die Angehörigen einer bestimmten Phyle bezeichnet, die 'zur A. hin' gehören. ö) Auch die Verwendung von ini c. acc. bei feindlicher (selten freundlicher) Handlung ist hier zu nennen: Olynth 5285 A 5 [ed]v Tic in' 'AjuuvTav i'rii 'wenn jd gegen A. zieht'; auch Delphi 2501, 20; Rhod. 3749, 13, 47, 65; Teos 518a (kret.) 27 usw. Kos SB. Berl. Ak. 1901 S. 474 Nr. I (um 200) 17 euvoiac Tdc im touc 7To[XiTac.

2. Zeitlich.

a) An die räumliche Bedeutung 'auf etwas drauf, über etwas hin' schließt sich die zeitliche, 'auf eine Zeit, während einer Zeit': Thera 4706 (um 200) 119 TivecGai Tdv cuvoöov €tt' djuepac Tpeic 'die Versammlung soll während dreier Tag statt- finden'; ähnlich Z. 146. Nisyros IG. XII 104, 11 toic Trapeiriöa- ILieOciv em }if\vec (sie) ly' 'auf 13 Monate'.

b) Mit der räumlichen Bedeutung 'zu, gegen etwas hin' ist zu verbinden Thera 4706, 129 eirixeicöai TrdvTac dTTÖ beiirvou €Tri TTpdTov TTOTeipiov 'in der Zeit von dem ö. nach dem ersten Becher', also 'vor diesem' (so Keil Hermes 23, 288 Anm. l). Durch diese Parallele wird das angezweifelte im ti^v ^w 'gegen Sonnenaufgang' bei Thuk. 2, 84 ; Arr. Anab. 3, 18, 7 geschützt.

3. Modal.

a) Ich nenne zuerst die Verbindungen mit ^tti zur Angabe der Amtstätigkeit, für welche jd. gewählt oder eingesetzt wird; dabei kann die örtliche Vorstellung, daß einer über etwas gesetzt

110 R. Günther,

wird, zugrunde liegen, oder die, daß er zu etwas hin beordert wird. Heraklea I 8 toi haipeGevrec im tujc x^Jpujc tujc hiapuuc 'die für die heiligen Ländereien Gewählten*. Rhodos 4154 (3. Jahrh.) 40 Tiuv em xd KOivd Tacco)Liev[iu]v. Amvklä 4516 (2. od. 1. Jahrh.) 16 Touc im raöia KaxacTaeevrac. Böotisch IG. YIL 4155 (4. Jahrh.) 4 dpxovToc im t6 dTa[X^a] EevoqpiXiu 'als X. Beamter für das cfT- war'; ähnlich Tauromenion 5222 I 15 11 20; feraer Epid. IG. lY 1504 (4. Jahrh.) I 1 H 11; Rhodos 3788 (2. Jahrh.) 25.

b) ^TTi c. acc. gibt den Zweck bei Verben des Gehens, Schickens usw. an: Alea Solmsen 1, 11 im Goivav hiKOvra 'zum Opfer kommend*. Keos 5398, 18 xdc TwvaiKac xdc [i]oi»c[a]c [i]m Kfi5[oc 'die zur Totenklage kommenden W.* Epid. IG. lY 951, 45 ^cp' & Trdpecxi 'wozu, weshalb er da ist* ; ähnlich Lesbos IG. XII 2, 15, 31. Kalymna 3591 A 43 xoic TrapaT€vo)ievoic . . . eic Kiiiv im xdv dTrdKOuav (um anzuhören) xdv fiiapTupidv. Rhodos 3749 (um 200) 80 cucxpaxeucdvxujv ... dm xdv KaxdXuciv xoO XacxTipiou 'sollen mitkämpfen zur Aufhebung der Seeräuberei'. Lato 5075 (1. Jahrh.) 26 (ei bi kq \xi\) TTaparreXXujvxi im xdv dvdTvuuciv xdc cuvOrjKac 'wenn sie keinen Aufruf ergehen lassen zur Verlesung des Vertrages*. Kos 3620, 12 KaXecai im Hevia cic [xö] Ttpuxaveiov 'zur Bewirtung ins Pr. rufen' ; so auch Rhodos 4321,20; PhokisIG. IX 97, 16; Megarisch IG. VII 21, 26; Lesbos IG. Xn 2, 527, 37 usw. Epid. IG. IV 1485, 85 kKoXicioc i^ üe- paieT ^Tti xdv dfvOeciv 'Verschalung (der Steine) im P. zum Zwecke der Verfrachtung'.

c) Sonstige abstrakte Verwendung von im c. acc: Tanagra RevfitGr. XII 71 I 5 jroxepov iid ß^xiov Icutj] f) ... 'ob es (so oder so) besser sein wird', eigentlich 'zum besseren hin*. Ähnlich Dodona 1563 (korkyr.) xivi Ka . . . Ouov[x]€C xai €uxf6]M€Vo(i) öfiovooiev i[n]i xüjtoiOöv 'zu ihrem Heile*. In Delphi treffen wir auf mehreren Freilassungsurkunden (aus der 1. Hälfte des 2. Jahrh.) die Redensart Kupioi övxui cuX^ovxec übe ^XeuOepov övxa im xöv 0€Öv 'sollen befugt sein, (den Freigelassenen) als Freien für den Gott in Beschlag zu nehmen' (SGDL 1765, 7. 1832, 22. 1843, 23. 1853, 7); einmal, 1955, 9, cuXe[u)]v ^iri xdv xoö OeoO üjvdv. Auch hier liegt eine räumliche Anschauung zugrunde : der Bedrohte wird zum Gotte hin oder zu dem seine Freiheit verbürgenden Kaufvertrag hin gerettet

d) Ganz vereinzelt steht Amyklä 4516 (2. od. 1. Jahrh.), 9 diraivecai ^qpöpouc ^m koXujc xdv dpxdv öie^afvriKevai 'loben

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 111

wegen der guten Amtsführung'. Es scheint das Ersatz des alten Dativs zu sein, der bei der jungen Abfassungszeit der Urkunde nicht auffällt.

Mit dem Dativ.

In dem auf im folgenden Dativ scheinen drei ältere Kasus zusammengeflossen zu sein: echter Dativ, Lokativ und Instru- mental (vgl. Brugmann gr. Gr.^ S. 441 f. § 501; k. vgl. Gr. S. 406 § 596).

A. Echter Dativ.

1. Bei feindlicher Handlung: Teos 5632 A 2 öctic (pdpiLiaKa ör|\r|Tripia ttoioi im Tr|toiciv Huvöv f| eir' iöiuixrii 'wer Gift- mischerei betreibt gegen die Teier, die Gemeinde oder einen ein- zelnen' (beachte neben dem auf im folgenden Dat. der Richtung den Akk. der Richtung Huvov).

2. Bei Angabe des Zweckes und Zieles:

a) Silljon Z. 11 eqpieXööu [euji ö[iK]acTrip6cc[i 'sollen (sie) zu Richtern wählen'; zu beachten ist die konkrete Ausdrucks- weise c. dat. personae statt der im Attischen üblichen c. dat. nom. actionis (im cxriTTTOuxiai xaxOeic), vgl. Meister a. a. 0. z. St. (S. 34). Im Anschluß an Brugmann gr. Gr.^ S. 441f. nenne ich hier auch Delphi 2502 (Mitte 4. Jahrh.) 146 im toTc ^^uTotcTpoic e(pecTdK€ov Mas Archiv verwalteten . . .' Megara 3010 (um 300) 6 TÖv im ToTc cTpaTiiJÜTaic . . . xeraTiLievov 'den über die S. Gesetzten'. Freilich läßt sich der Dativ auch als alter Lokativ (im 'auf, über') verstehen. Ferner Chios 5653 A 12 r|v Tic Tiva tujv öpuiv TOUTUJV f| iBeKm ^ ineOeXrii n dqpavea 7Toir|cei ^tt' döiKirii Tflc TTÖXeiuc 'zum Schaden der St., um die Stadt zu schädigen'. Itanos 5058 (3. Jahrh.) 17 ovbi cuvuj|Lio[ciav] Troiriceuj im tüji Kaxiiuvi T[dc TTÖXJioc *keine Verschwörung anstiften zum Schaden des Staates'. Andania 4689 (um 90 v. Chr.) 4 inriOev dcxri|uov juriöe döiKov Troirjceiv im KttTaXucei tujv juucTripiujv 'zum Zwecke der Auf- lösung'; ähnlich Z. 44.

b) Hierher sind vielleicht auch die in Yolksbeschlüssen u. ä. üblichen Wendungen zu ziehen, durch welche der Wunsch des guten Gelingens ausgedrückt wird. Allerdings ist auch denkbar, daß alter Instrumental zugrunde liegt, womit dann die Begleitung der Handlung durch glückliche Umstände angegeben wäre. Zu- gunsten dieser zweiten Auffassung darf angeführt werden, daß neben in' dTaGni Tuxni usw. in der Tat auch komitativ cuv Tuxni gesagt wird (Kypros SGDI. 120). Ohne eine Entscheidung zu

112 R. Günther,

wagen, nenne ich nur die in Betracht kommenden Fälle : Lesbc>s 214, 40 €Tri cujTripiai Kai eubai|Li[oviai Kai xuxai xdc ttöXioc] T^vecGai xdv öidXuciv 'die Versöhnung möge zustande kommen zum Heile usw. der Stadt'. Ähnlich Hierapytna 5040 (2. Jahrh.) 2 ; Lesbos 238, 12; Korkyra 3206, 1. Böotisch IG. YII 4136, 5 (Ditt Syll. * 557 II 31) dTip€|Li€v d^q)0T6pujc id iapd xpciiuaTa Kvvf\ eq)' ouTin *beide Gemeinden sollen die h. G. sammeln zu ihrem Wohle'. Hierapytna 5039 (2. Jahrh.) 9 im tüui Koivdi cu^cpepovn; auch 5040, 74. Akragas 4254 (1. Jahrh.) 18 öeööxOai eiri draOai Tuxai Kai cujTTipiai toö 5d)Liou. Rhodos 4188 (sp. Sehr.) 5 Trapacxövia xdv xdc dTo[pdc] euexrjpiav irdciv öavj/iXiwc eir' ujq)eXia (xüujv ibvou- jüi^vcuv *der die Fülle des Marktes allen reichlich zur Verfügung stellte, zum Nutzen der Kaufenden'.

c) Ebenso kann man bei den in den Freilassungsurkundeii üblichen Formeln ^tt' ^€u9€piai, im KaxabouXic|nuji usw. im Zweifel sein, ob alter Dativ oder Instnimental vorliegt. Als Muster nenne ich aus der großen Anzahl solcher Inschriften (aus Delphi) : SGDI. 1693, 5 dTT^Öoxo xiüi 'AttöXXijvi xüui TTuGiiwi iw ^XeuOcpiot ciJjnaxa öuo "verkaufte dem Ap. auf Freilassung . . .' Daneben, nicht minder häufig, die modale Bestimmung mit i(p' üjixe, ^<p' öxuji (auch ÜJCTC), z. B. 1684, 5 ^9' il)ix€ dXeuO^pav eiMtv. Allein steht Kalymna 3600 (sp. Sehr.) 2 dvcKapuxOncav ^tt' ^XeuGepiai 'wurden als frei ausgerufen*. 1690, 5 Kuptov €i^ev xöv Ttapa- xuTxavovxa cuX^ovxa dir' ^€uÖ€piai *soll befugt sein, für die Frei- heit (der Sklavin) einzutreten*; eigentlich 'sie auf Freiheit zu beschlagnahmen*. 1685, 6 ei bi nc ötttoito ^tti Kaxa6oi)Xic)Liüji 'ApinobiKac 'wenn jd. an H. Hand anlegt, um sie in Knechtschaft zu bringen*. Ähnlich 1555 f (Phokis, 2. Jahrh. n. Chr.) 11 ^n^ dTaT€xu) ^TTi öouXeiai. Zur Not kommt man hier überall mit der Annahme alten Instrumentals aus, mit dem die Begleitung der Haupthandlung durch eine ihr notwendig zur Seite gehende Nebenhandlung bezeichnet wäre ; und für die Redensart dTTobi- 6oc6ai ^tt' eXeuOepiai (^9' d)iT€ usw.) ist das sogar wahrschein- licher, weil man sie nicht von Wendungen wie KaxoiKiZ[ec8ai ^tt* icni Kai 6|ioiai *sich ansiedeln unter Bedingung gleichen Rechtes*, ^pxdJIeceai ^iri mcöiüi 'auf Lohn arbeiten* trennen wird, in denen ^Tii die Bedingung angibt, unter oder mit welcher eine Hand- lung geschieht. Hingegen scheint mir in den Ausdrücken wie obrxecGai im KaxaöouXicmüi schon durch die Verwendung des Yerbalsubstantivs an die Hand gegeben zu werden, daß man es

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 113

mit demselben Dativ zu tun hat, als welcher der final-konse^ kutiv verwendete Infinitiv anzusehen ist (vgl. Brugmann gr. Gr.' S. 516 § 571).

B. Lokaler Dativ.

1. 'auf, über einem Gegenstande'.

a) Gortyn lY 35 ^m x^upai Foikiiuv 'auf dem Lande wohnend*. Milet 5495, 29 TraiuuviZ^eTai . . . im Xeijuüjvi eir' otKpo Trapd NiJ)Liqpaic^ 'es wird ein Paian gesungen auf der Wiese auf der Höhe bei den N.' (beachte den feinen Unterschied zwischen dem Gen. (XKpou, der nur den ungefähren Bereich angibt, und dem Lokativ XeijLiüjvi, der den Ort der Handlung enger umgrenzt). Tainaron 4593, 7 TToceiöctvoc toö eiri Taivdpuji. Eretria 5307, 18 im Krjvaiuui (Vorgebirge) ev toT iepoi. Kos 3632, 11 CKOTrdv xctv im vauTiXeuui 'die Warte auf dem N.'. Ähnlich Gortyn 5016, 18. Delphi BGH. 26 S. 43 Z. 31 toO eiTiCTuXiou toö eiri idi TTpocidcei. Aptara 4942 B 8 eiie . . . TteZiöv, eiie icp' ittttuji. Elis 1158, 2 Ka(0)0ucac im toi ßuj|uoT 'auf dem A. opfernd'. Delphi 2561 A 49 (wer zwei bestimmte Opfer nicht leistet) djUjLiöviov KaTGeTuu cTaTfipa im FeKttTepiui 'soll Gestundungsgebühr bezahlen, auf jedes einen St' ; so auch B 29. Kyzikos 5522 B 7 eiri toutoiciv öfj)Lioc öpKiov eTajuov 'über diesem Beschlüsse (d. h. zu seiner feierlichen Be- kräftigung) wurde von Staatswegen ein Schwurtier geschlachtet'. Keos 5398, 20 im tüui GavovTi TpiriKÖc[Tia }xr\ TT]oi€(i)v 'über dem Toten kein Opfer am 30. Tage darbringen'. Lykien 5789, 2 touto juvniLia ep[T]dcavTo < Namen > im TaTc T^vaHiv TaTc eaoTiuv Kai Toic 6TTÖV01C 'dies D. haben über ihren Frauen usw. er- richtet . . .' Ähnlich Kreta 5137. In diesen letzten Beispielen kann freilich auch ein alter Dativ vorliegen, der angibt, in wessen Interesse die Handlung geschieht, so daß z. B. zu übersetzen wäre 'den Frauen ein Denkmal drüber errichten'. Nun kommen die Grabinschriften mit im c. dat. des Bestatteten, die besonders Böotien in reicher Anzahl aufweist. Äol. Solmsen 4 (SGDI. 307) Z[d)u]a 'tti ZGeveiai eptpn tuu NiKiaiiui tuu fauKitu. Tanagra IG. VII 593 im FheKaödjaoe i\xi Diese ältere Ausdrucksweise wurde zur Zeit der Einführung des ionischen Alphabetes in Böotien durch eine andere abgelöst, die den Namen des Yerstorbenen im Nom. gibt ; erst in der Kaiserzeit kommt die frühere Formel wieder auf (vgl. Dittenbergers Anm. zu IG. YII 589). Außer in Böotien, für welches in IG. YII eine große Menge von Beispielen vorliegt, begegnet diese Ausdrucksweise mit im c. d. noch in Pliokis

Indogermanische Forschungen XX. 8

tu R. Günther,

IG. IX 28 ff., 55 ff., 72 ff., 76 f., 82 f., 163 ff., 225 imd Lokris IG. IX 264, 307 (Opus, archaisch), 394.

b) Wie wir auf (z. B. in aufjd. folgen), so kann der Grieche Ini in der Bedeutung 'nach' verwenden (cpövoc em cpovuji 'Mord auf Mord') : Gortyn YII 27 ai hi xa ttXicc lujvn iraTpujiajxoi Kuieec ^KC döeXqpiüuv, dXXuui ÖTTuie(0)9ai tuji im Tilii k [t]üü 7Tp6i[TilcTiu 'wenn :aber mehr Erbtöchter da sind und auch Yatersbrüdersöhne, so «ollen sie den nächsten heiraten, immer den auf des ältesten Sohn folgend en*; daran schließt sich das Kompositum ^TTiTTpeiTicxoc (VJI 20) 'Nächstältester'. Außerdem wird ^m in Datumsangaben «0 gebraucht; z. B. Larisa 345, 10 TTavd)ioi rd ^'icra ^tt' iKctbi 'am ^6. Panamos'; ebenso Chäronea IG. YII 3348, 2 ; Korkyra 3199, 3; 3206, 2; Rhodos 4226, 3; Kalymna 3591 B 34; Syme IG. XU 3 SuppL 1269, 3; Magnesia Nr. 31, 7 (akarn.); 44, 2 (korkyr.). Vgl. daneben il in derselben Verwendung, s. o. S. 102.

2. 'an, bei etwas*.

a) örtlich : Gortyn I 42 dTTOÖeiKcdtuü im tuji vauii 'soll am Tempel den Nachweis führen*. 5000 II B 5 d ^tt' dtopdi 6^q)upa '<lie Brücke am Markte*. Phalanna 371 ^tt' *A2:[üjp]oi dTTe(0)av€ 'fiel bei Azoros*. Delphi 2561 C 28 im tuji cdMaTi 'am Grabmale'. Epid. IG. IV 1485, 47 ini \\}xiyn 'am Hafen*. Epirus 1365, 8 (öi6u)Ti) Xeiiiiuva ^tt' 'A0€piu)i. Magnesia Nr. 34 (phok.) 2 MdrvnTec ol im Maidvöpuji oiKeioi övTtc; auch Nr. 25 (böot) 7. Ferner Lesbos IG. XII 2, 74; Megar. 3025 (aus Epidauros) 15; Rhod. 3758, 107 ; Kos 3632, 5; Kreta Ditt SyU.« 477, 15; SGDI. 5101, 9.

b) zeitlich, zur Angabe der Gelegenheit: Kyme 5265 im ToTc 'Ovo)LidcTou Tou OeibiXcu) dOXoic ^8d9nv 'bei den W. . . . wurde ich ausgesetzt*. Lokris 1479, 12 ^ttI m4v Taic fivaiaiaic (sc. hiKCLxc) 'bei Prozessen, in denen um eine Mine gestritten wird*. Gortyn 4998 III 14 d b[i k' ^Jiri Tdi öiKai [mujJXiujv ^Kcavvr|C6Tai •wenn er beim Prozeß streitend verneint*. Tegea 1222, 22, 44; Amyklä 4516, 10.

c) bei Personen: Auf den 12 Tafeln von Gortyn begegnet häufig die Wendung iiii Tivi icn 'es ist an einem, steht bei einem, liegt in eines Hand', z. B. IV 5 iraiöiov ^m tiui Tracrai ^|uir|v Tuii TU» FoiK^oc 'über das Kind soll der Herr des F. ver- fügen*, usw. an den von Baunack a. a. 0. S. 84 genannten Stellen. Sonst habe ich diesen auch der Literatursprache bekannten Ge- brauch (s. Kühner-Gerth' 1 S. 501) in den Dialekten nicht ange- troffen. Übrigens liegt auch hier möglicherweise ein echter Dativ

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 115

vor, wie er vom Yerbum eireivai abhängt, vgl. hymn. in Cer. 150 dvepac olciv liTecTi ineTa Kpaioc evGdbe Ti|Lific 'denen hier hohe Ehre gezollt wird'. Allein steht die Verwendung von im c. d. in Ephesos 5598, 1 dTjioipTupficai im toTc öiKotZ^ouciv 'Zeugnis ablegen vor den Richtern*. Eine genaue Parallele aus dem Att. ist mir dazu nicht bekannt. Hingegen läßt sich daran anschließen Malla 5100 (j. Sehr.) 19 (vaiucdvTUJV idv dreXav) im MoviTi(uj)i *sollen die Ag. beim Zeus M. vereidigen'.

C. Instrumentaler Dativ.

Da em c. d., wenn es die begleitenden Nebenumstände einer Handlung, ihre Bedingung, Grund und Ursache angibt, dieselben Funktionen hat, wie der alte Instrumental (vgl. Brugmann gr. Gr.^ § 502 S. 442 und § 469 S. 409, § 472 S. 411), darf man vermuten, daß der Dativ nach im in diesen Fällen alten Instrumental vertritt. Es ist dann aus den Dialektinschriften hier folgendes zu nennen :

1. Art und Weise: Teos 5632 B 31 oiVivec . . . xriv eirdpriv }xr] TTOiriceav erri öuvd|uei 'wenn sie . . . die Verfluchung nicht nach Kräften betreiben'.

2. Bedingung: Gortyn 4984 (a. Sehr.) 8 FepTdb]e0ai bk inl Tiui |u[icTuji] TÜL)i auTüui 'bei demselben (um denselben) Lohn ar- beiten'. Tegea 1222, 24 ijucpaivev . . . em roi fi)uiccoi tdc la}xiav *(den Täter) gegen Belohnung mit der Hälfte der Strafe anzeigen'. Ähnliche Wendungen in Astypaläa IG. XII 3, 168, 12; Thespiä IG. VII 1739, 15; Elatea IG. IX 120, 11; 124, 10. Hierapytna 5040, 10 (xdöe cuveOevio) im idi Xibpai äi eKdrepoi Ixoviec . . . {. . . Tdv cuv6r|Kav eöevTo 'bei dem damaligen Besitzstande, auf Grund des damaligen Besitzes'. Gortyn 4982, 2 KaraFoiKiöeöai . . . €TTi Tcii FicFai [Kai ijai ö|Lioiai; ähnlich Itanos 5058, 29; Samos 5698, 27; Ephesos 5589, 7; 5591, 11; 5594, 4. Halikarnassos 5726, 39 [Tr]€Trpnc0ai €tt' [eHajYiuTni 'er sei verkauft auf Aus- fuhr', d. h. 'werde außer Landes verkauft'. Hieran schließen sich jedenfalls die oben erwähnten Formeln für die Freilassung aus Delphi usw. dTtoöiöocOai ^tt' eXeuOepiai oder dcp' iLixe (ötuji) ^Xeu- 0€pov ei|nev. Ferner das summierende im toutoic ^luicOuJcavTO *unter diesen Bedingungen pachteten sie' (Heraklea I 180); em ToTcöt dveOriKe . . . TToceiödvi . . . öpaxindc (Kalauria IG. IV 840, 1); cuveTToXiieucav ... em roicöe (Stiris 1539 A 10) usw. Weiter nenne ich Kos 3719, 9 öttujc Öaveic0f| im uTToOeiLiaci dHioxpeoi[c "damit (die Gelder) gegen angemessene Unterpfänder ausgeliehen werden'; ähnlich Kalauria IG. IV 841, 17; Thera 4705, 13.

8*

116 R. Günther,

3. Ursache: Delphi 2561 B 42 driuoc kttu ey Aaßuaödv Kai im toutiwi Kai eiri laic dXXaic 2[a)uiaic 'auf Grund davon wie auf Grund der übrigen Strafen*. Andania 4689, 114 oöc öv KaTaKpivujvTi Kai em ttoiiüi dbiKrmaTi *auf Grund welchen Ver- gehens'. Rhodisch 3758, 129 eTKaXoövxac im toic öioiKr^evoic 'Vorwürfe machend wegen der Maßnahmen'. Dazu die vielen Ehrendekrete, auf denen im c. d. nach ^Traivecai die Veranlassung des Lobes angibt, z. B. Lesbos 215, 32 ^Traivricai . . . im rdi euvoiai; Krannon 361, 14 ir td TTpoavTp€[ci *wegen seiner Denkungsart' ; 101. 52, 24 ^Tri T€ Tdi emöaiaiai Kai rdi dvacrpoqpdi 'wegen seines Aufenthaltes und Benehmens'; Kos 3720, 9 ^m idi euceßeiai usw.

Mit dem Genetiv.

A. Echter Genetiv.

Vorbemerkung: Der schon seit homerischer Zeit zu be- obachtende Vorgang, daß infolge der Bedeutungsähnlichkeit zwischen lokalem Genetiv und Lokativ die Ausdrucksweisen mit ^TTi c. d. und c. g. ineinander fließen und dabei der Lokativ-Dativ nach im gegenüber dem Genetiv immer mehr an Boden verliert^ «eigt sich auch in den Dialektinschnften*). Ich nenne zunächst einige Beispiele für das Nebeneinander von ^rri c. d. und c. g. auf denselben Denkmälern ohne irgendwelchen Unterschied der Bedeutung, dann genetivische Konstruktionen, die an Stelle älterer dativischer getreten sind.

a) Kos 3701 (im allgem. gute Sehr.) [Upd äfd Kai] d otKia d im Tdi tdi KQi Toi kottoi kqi tqi oiKiai Tai ^rri tujv KdiruiV ktX. Kalauria IG. IV 841 (gegen 200) Z. 28 eOeOvouc eicoicouvri Tdi TTpdTai d^epal iixl raic arovöaic 'beim Opforfeste werden sie die Wahl von Euth. beantragen', aber Z. 31 im bk rdv CTiovbdv aip€ic0ujcav 'beim 0. sollen sie wählen*. Rhodos 3836 (2. Jahrh.) Z. 67 u7Tdpx€iv rdv dvatöpcucv xal CT€q)dvujciv Kai im tOüv Tdq)U)v *am Grabe* ; aber Z. 88 röv cx^cpavov tov dvaropeuo^evov ^m rdcpoic. Kalymna 3591, 25 ^TMapTupncdvriu im tuiv Trpocia- Tdv "sollen Zeugnis ablegen vor den npocT.*, aber Z. 38 idv |i[apTup]idv Tdv ^TMapTupr|0€[ilcdv i(p' auToTc 'der vor ihnen (den TTpocT.) abgelegten Aussagen*. Ein gleiches Nebeneinander weist IG. IV 925 mit Anhang S. 384 (Epidauros, 3. Jahrh.) auf; es heißt hier meist im rdc leXeiac (sc. dXiac): Z. 20, 33, 36, 39, 41, 51, 58, 61, 64; aber ini rdi xeXeiai auf Z. 28, 30. Ob zwischen

') Dasselbe ist in beschränkterem Maße auch bei itapd wahrzu- nehmen, s. u. S. 135.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 117

den beiden Ausdriicksweisen ein Bedeutungsunterschied besteht, oder ob sie so wie die oben genannten Fälle zu beurteilen sind, weiß ich nicht.

b) Auf den in Magnesia gefundenen dialektischen Inschriften steht bei der Angabe der Lage der Stadt am Mäander nur z. T. der Dativ (s. o. S. 114), z. T. aber der Genetiv nach im: so 31, 8 (akarn.), 38, 2 (arkad.), 42, 2 (korinth.); zur Erklärung genügt m. E. der Hinweis auf die sonstige Yerdi'ängung der dativischen Konstruktion durch die genetivische. Die Annahme, der Genetiv sei durch Yerschränkung von em Maidvöpiui und diro Maidvöpou entstanden (so Dittenberger Syll.^ 256 Anm. 4), ist nicht nötig. Hier darf auch der Genetiv nach im bei Worten der Beamten- wahl und des Amtsbereiches genannt werden. Zwar ist schon bei Herod. Y 109 in' ou eraxOriiuev zu lesen, und auch in der Literatur des 4. Jahrhs. wird der Genetiv zuweilen gebraucht, aber das Normale in 'klassischer' Zeit ist doch erri c. d. (s. Kühner- Gerth^ 1,499 I 3 f.). Der Genetiv gewinnt die Oberhand erst in der hellenistischen Sprache, wie z. B. die Belege aus Poly- bios bei Krebs, Präpos. bei Pol. S. 82, dartun. Zu diesem aus der Literatur gewonnenen Bilde stimmt auch das, was die Dialekt- inschr. ausgeben: die Belege für em c. d. (s. o. S. 111), neben denen auch solche für e-rri c. a. aus älteren Zeiten stehen (s. o. S. 1091), entstammen dem 4. Jahrb., die für im c. g. sind, vom ersten abgesehen, nicht älter als 200 v. C: a) xdcceiv, aipeicöai im Tivoc: Äol. 304 (319—317) A 26; Khod. 3749 (um 200) 61; Kret. 5150 (nach 167) 53; Knidos 3505 (Zeit Trajans) 24. ß) CTpaxriYÖc im tivoc u. ä. : Boot. RevEtGr. XII 71 ff. (um 200) 34 Ta|Liir| tu im tOuv KaOiapiuiLievujv ; ähnlich IG. YII 3303 (2. Jahrh.) 6 ; Delphi 2001 (197) 3 ; Äol. Hoffmann II Nr. 84 (um 200) B 22; Nr. 157, 6; SGDL 215 (um 150) 2; Rhodos 4332, 4; Epid. IG. lY 932 (1. Jahrh.) 25. In Messenien heißt es SGDL 4680 (2. Jahrh.) 25 oi KaGecTajuevoi ecp' ojv Kd ti toutujv ep] 'die Beamten, die eine dieser Obliegenheiten haben'; ähnlich Andania 4689, 102 KpijLia Ictuj im tüüv ie[pujv] 'die Entscheidung stehe bei den Geweihten': diese Wendungen entsprechen dem älteren em ed., wie es aus Gortyn usw. bekannt ist (s. o. S. 114 f.).

Außer diesen Beispielen, in denen die Entwicklung vom Dativ zum Genetiv hin deutlich zu erkennen ist, werden sich auch in den nunmehr folgenden manche finden, in denen man den Genetiv als Neuerung jüngerer Zeit auffassen darf.

118 R. Günther,

1. Örtlich.

a) *aiif, über etwas':

a) mit Betonung des Darüberseins : Epid. IG. IV 914 (4. Jahrh.) 19 im tou ßlu^ou . . . Ouev. Orchomenos IG. YII 3172, 95 €7ri Tdc TTiCTOKXeioc tpaTreböac. Epid. IG. IV 951 (um 320) 115 em 4öpd)LiaTÖc nvoc Ka6T(2[)€ *saß auf einem Sitze'; so auch sonst bei Sitzgelegenheiten: Epid. 952, 31, 70: Delphi 1413, 13 {icp' iTTTTOu); BCH. 22 S. 305 Z. 62; Andania 4689, 23. ß) Tritt der Begriff des Darüberseins zurück, so gelangt im c. g. zur allgemeineren Bedeutung *im Bereiche einer Fläche, Örtlichkeit'. So bei den Verben des Schreibens: Epid. IG. IV 951, 30 xoTc ^7nTpd|iMaci toTc ^m tuiv TnvdKUJv: ähnlich Magnesia Nr. 28 (ätol.) 7 : Rhodos 3753, 7. Bei flächenhaften Örtlichkeiten: Heraklea II 29 öpuuc d7Td£a^€c i<p' ^Kdcrac tdc ^€p(öoc *Grenzsteine haben wir gesetzt auf (in) jedem Teile (des Ackerlandes)*. Chersonasos 3085, 6 idv dm tou Trebiou duTteXeiav *Weinpflanzung in der Ebene'. Rhodos 3758, 22 ly te Töbiui . . . Kai im tdc x^pac Tdc d)i(picßafTeu)Lit]vac *auf dem umstrittenen Boden'. Delphi 1953, 5 im TOU ööou *auf der Schwelle'. So bei geographischen Bezeichnungen : Epid. IG. IV 894, 1 im tou *lc8fiou *auf dem I.' Hier ist auch das in Böotien und sonst häufige im ttoXioc 'in der Stadt* zu nennen; es begegnet meist in Beamtenformeln, und zwar besonders im Gegensatz zur I-Audschaft, zum Stammes- bund usw., z. B. Hyettos IG. VII 2813, 2 OiXuivoc dpxovToc BoiiuTuc, im TTÖXioc bi GpacouXduj; ähnlich Andania 4689, 99 dTopavö|ioc ö im ttöXioc *der städtische Ag.* ; Phokis 1539 A 16 Tdc öiKttc idc im 7t6Xi[o]c 'die Pr., die in der Stadt zur Ver- handlung kommen'; Epid. IG. IV 932 (1. Jahrh.) 67 iy toTc in\ TTÖXioc OeuipiKoic Aiovucioic 'bei den städtischen Dionysien'. Daran schließt sich die Verbindung von i'ni mit dem Gen. geo- graphischer Namen zur Angabe des Verwaltungsbezirkes, be- sonders auf rhodischen Inschr., z. B. SGDI. 3788, 61 ff. dtemijv ^TTi Kapiac 8€UT^vr|c ktX. ; ebenso 4267, 4 ; 4275, 5 ; Megara 3016, 4.

b) 'bei, an etwas'. Heraklea I 54 (^crdcaMCC öpov) im tui dvTÖmw 'stellten einen Grenzstein am Raine auf. lalysos 4110, 14 ^TTi Tdc kööou 'am Eingange'; ähnlich Orchomenos IG. VII 3170, 6, 9; auch megar. 3025 (aus Epidauros) 23 Kopuqpöv töv ^Tri TOU Ixo^voOvToc gehört wohl hierher: 'den Hügel bei Seh.'; ebenso Z. 19, 20. Thespiä IG. VH 1780, 20: Astypaläa 3459, 22. Kret 5182 (2. Jahrh.) 25 ^i^vovca ^m Tdc aurdc aipecioc

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 119*

'desselben Sinnes bleibend*. 101. 47 (2. Jahrh.) 37 oi irapoviec . . , im ToO öpKou; ähnlich Khod. 3758 (um 200) 103; Phokia 1555 d 31, e32, f27 zur Angabe der Gelegenheit. Andania 4689, 67 (Tiapexeiv) im toO KaOapiuoö Kpiov euxpouv *bei der Reinigung (für die R. ?)'. Hierapytna 5040 (2. Jahrh.) 48 öiKdHa- c6ai eiri tüu öiKacrripiiu Vor Gericht prozessieren'. Andania 4689, 44 KpiOeic im tuuv lepüuv Vor den Eingeweihten abgeurteilt'.

2. Zeitlich.

a) An zeitlichen Wendungen mit ini c. g., die sich an räumliche wie eiri iröXioc anknüpfen lassen, habe ich folgende gefunden: Heraklea I 117 toi 7ToXiavö)aoi loi dei im tüjv Fexeujv eviec Mie in den Jahren jeweils amtierenden P.'; ähnlich I 103^ 104, 109. Kos 3637, 11 eioc ecp' ou xa eujVT[i] K[a]pveTai 'in dem die Kameen sind'. Larisa 345, 14 er toT Trapeövxoc *bei der gegenwärtigen Lage' (vgl. Z. 6 hellenistisch emToO Tiapövroc); auch Elatea IG. IX 97, 6.

b) Daran schließen sich die vielen Wendungen mit im c. g. zur Bezeichnung des eponymen Beamten : Mykenä IG. lY 492 (6. Jahrh.) 5 err' 'AvTia Kai TTupFia 'als A. und P. im Amte waren'; Milet 5495 (5. Jahrh.) 1 im OiXTeiu Aiovucio juoXttujv aicujuvujvTOc *als Ph., S. des D., Aisymnet der S. war'; Delphi 1683 (5. Jahrh.) im Tpix« dpx[ov]Toc; Thessalien Eph. arch. 1900 S. 51 I (4. Jahrh.?) 1 in]i TToXuHevoi IToXuHeveioi ; Heraklea I 95 (4. Jahrh.) im eqpopiu 'ApiCTiiuvoc ; Gortyn 5018 (2. Jahrh.) A 1 im Tdc dpxniac tüu[v] cOv Gupurrovi; Sparta 4516 (2. Jahrh.) 4 TÖv im Nmea dviauiov usw. Im Arkadischen hatte ^tti in dieser Verwendung den Dat-Lok. bei sich, s. o. S. 73.

3. Modal. Hier nenne ich zunächst die auch aus der Literatur geläufige Wendung eir' euGeiac *gradaus', in Rhodos 3758, 166 usw., und Messenien 4646, 12 belegt. Damit ist wahrscheinlich zu verbinden das rhodische im CTa<Ta>ci)uujv (3758^ 136), das Hicks mit 'without disturbance, in statu quo* über- setzt. — In Andania 4689, 49 heißt es : TPatpoviec ^tt' 6v6\xaToc xd TreTTTUJKÖTa öi[d](popa 'die eingelaufenen Summen namentlich aufschreiben'. Vgl. dazu die Belege für dieselbe Wendung aus- Polybios bei Krebs a. a. 0. S. 84.

B. Ablativischer Genetiv.

Eid vonDreros 120 rouvojua eiri Traipöc . . . dHovo|LiaivovTec 'indem sie den Namen (des Einzutragenden) mit Nennung des« Vaters angeben'. Nach Solmsen (Rh. Mus. 56, 476 f.) ist der

120 R. Günther.

von eTTi hier abhängende Genetiv wegen analoger Ausdrucks- weisen wie dvaTpdq)€iv TratpöOev u. ä. als Vertreter alten Ab- lativs aufzufassen.

Kaid.

Die verschiedenen Anwendungen von Kard kann man nur dann in befriedigender Weise untereinander vereinigen, wenn man nicht, wie dies früher geschah, den Begriff des 'Herab* als das Wesentliche in der Bedeutung der Präposition ansieht, sondern den der Nähe zugrunde legt Dann läßt sich Kaid als Fortsetzung eines älteren *kriita auch leicht mit den lautlich nahestehenden Präpositionen der verwandten Sprachen (lat. cum, osk. umbr. kom 'bei, mit*, usw., s. Brugmann gr. Gr.* S. 443 § 502, k. vgl. Gr. S. 478 § 617) zusammen bringen. Die Annahme, daß das ursprünglich etwa 'gegenüber, bei, mit' bedeutende xaid erst in Verbindungen wie Katd pöov 'mit dem Sti'ome*, d. h. 'stromabwärts', die Bedeutung des 'Hinab' erhalten habe, ist um so unbedenklicher, als auch in anderen Sprachen ähnliche Entwicklungen vorliegen. Besonders auffällig ist der Parallelismus mit dem slaw. s»: dies heißt c. instr. 'mit' wie lat cum, c. gen. (abl.) 'von-her(ab)* wie griech. xatd c. acc.

In den Dialektinschriften wird Kaid in folgender Weise verwendet :

Mit dem Akkusativ.

1. Der Akk. des Zieles wird, so viel ich sehe, bei Kard nicht angenommen, aber er scheint mir in einigen der Bei- spiele, die bei Kühncr-Gerth § 433 II la (8. 477) und 3a (S. 478) gegeben sind, vorzuliegen, z. B. bei Xen. Cyrop. VII 1, 15 dic bk irapiiüv Katd Aßpabdrav ^t^vcto. Aus den Dialekten wäre dazu Halaesa 5200 zu stellen mit I 65 Kaid tou TTOTaMou lere Kard töv T^(p)Liova) töv ^v toi KXdpuj 'stromabwärts bis hin- ab zum Grenzsteine*, und II 17 ibc 6 T^pmwv dxpi Kcnrd töv TrXdTajiov 'wie der T. angibt, bis zur Platte*: das zweite Bei- spiel läßt allerdings auch die Deutung durch den Akk. der Er- streckung zu ('bis auf die PI.*). In den meisten Fällen indes folgt auf Kard der

2. Akk. der Erstreckung.

a) räumlich: 'bei etwas hin, einem Gegenstande entlang', zunächst bei Strecken, dann auch bei Flächen; bei geneigter Örtlichkeit mit der Bedeutung des "herab*. Gortyn 5016, 9 xdTTÖ TU) 0]6Xuj Kttid Xöqpov Kai KaO' öööv Kr|C rdv vd7Ta[v 'von

I

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 121

dem (eiri icti diKpai gelegenen) Th. den Hügel abwärts und den Weg hinab und in die Schluchf ; ähnlich Lato 5075, 67. Alea Solmsen 1 , 24 xdc KeXe] uGjuu rdc KaKeijuevau Kdx 'AXeav 'auf dem A. entlang liegenden, durch A. sich erstreckenden Wege'. Epid. IGr. YV 951, P)] TOJin TTivaKiuv Tujv KttTot TO ifttjpöv 'der das H. entlang, im H. befindlichen Tafeln'. Delphi 3502, 47 XieartuTtüi KttTd edXaccav 'Steine über das M. befördernd'. Dazu die un- gemein häufige Wendung Kard fdv Kai Kard BdXaccav auf Pro- xeniedekreten usw.; auch Kaid ödXaccav r\ Kai' f|Treipov (Teos 5632 A 9). Dieselbe räumliche Anschauung liegt zugrunde im gortynischen YIII 16 FeiTrai Kard [idv (puX]av 'über die Ph. hin, in der Ph. ausrufen'. SGDI. 4985, 14 d]TroKpive9eai Kar' dTopdv Frjujuevav 'in gedrängter Marktversammlung', xaid ttöXiv 'in der Stadt, städtisch': Lokris 1479, 4 eXi|aevoc to(ö) xaid ttöXiv 'aus dem Hafen in der St.'; Chersonasos Ditt. Syll.^ 461, 17 toTc öajuiopYoTc ToTc Kaid ttöXiv. Epid. IGr. IV 925, 43 (Präskript) Mrjvöc 'AireXXaiou Kaid rroXiv (die Yolksversammlimg wurde in der St. abgehalten), usw. Megar. 3025 (aus Epidauros) 25 töv Kopuq)ö[v] TÖv Ka[T]d Tdv EuöpTav 'den Hügel in der Euorga' (ein Land- strich?). Übertragen: Krannon 361 B 12 xaö' iööiav 'privatim'; Delphi 2652, 7 Kai KOivdi Kai Ka9' löiav; Opus 1502, 5 Ka0' ibi- av . . . Kai Kaid koivöv usf. Weiter gibt Kaxd c. acc. ganz allgemein den Bereich, die Sphäre von etwas an, räumlich und übertragen: Milet 5495, 30 (TraiLuviZ^etai) Kard Kepairniv irapd Xapeuj dvbpidciv 'es wird gesungen in der Gegend des Gehörnten bei den Mannsbildern des Ch.' Praisos 5020 (3. Jahrh.) 10 oca luev K[a]Td Kpiirav Td[v] voiiav OdXaccav lüXeOcoviai 'soweit sie im Bereiche von Kr. das südliche Meer befahren'. Halaesa 5200 II 54 idc pivoc idc Kaid lepov 'der Bodenerhebung in der Gegend des H.' Delphi 1953, 5 ev tüj vauj im tou ööou Kaid |Li6Ta 0ijpu))ua 'im T. auf der Schwelle bei der gr. Tür'. Lesbos 215, 35 TUJV (neutr.) KdT Taic biKaic 'der die Prozesse betreffenden Dinge'. Astypaläa IG. XII 3, 169, 6 tiIiv tc KaTd xdv dropdv TrdvTwv eTTijueXöiuevoc 'sich um alle Marktangelegenheiten be- kümmernd'. Thespiä BCH. 25 S. 360 Z. 16 dTTOTpexeTUi Xaßujv Td cKeua Td KdT Tdv Texvav 'soll mit seinem Handwerkszeuge frei von dannen ziehn'. Ähnlich Kos 3618, 3; 3740, 8 usw.

b) zeitlich: 'während'. Lokris 1478 KaTaiFei 'immer'. Elis 1162, 1 KaTÖv TT[öXe|Liov 'während des Krieges'. Andania 4689, 103 KaTd TÖV Tdc TTavaTupioc xpovov 'in der Zeit der Yersammlung'.

122 R. Günther,

Korkyra 3206, 89 Ka8' oüc Ka xpovouc TrapaTiviuvTai ^yaun sie kommen' usw. Wird das Ende der Strecke betont, so kommt Kard e. acc. zu derselben Bedeutung wie öid c. gen. (s. o. S. 83): Magnesia 32 (Epirus) 7 tov dxujva Öv TiGriTi d ttöXic . . . Kaid TievTaeTTipiöa '(allemal) nach Verlauf von 5 J.*, d. h. "aller fünf J.*; ähnlich Rhodos 3836, 50. Damit gelangen wir zur

c) distributiven Verwendung : diese Bedeutung entwickelt sich in der Nachbarschaft von Pluralen und von ^xacTOC. Lokris 1478, 28 Toic auroiv vo^iu)v XP^crai Kard ttoXiv FeKdcxouc *suis quisque legibus, quae in unoquoque oppido sunt utetur* (Ditten- berger). Delphi 2501, 41 [tjdc x^cpOpac ^cpaKeTcOai 'A^qpiKtiovac Kdx rdv auTö eKacrov 'die A. sollen die Brücken, ein jeder in seinem Lande, ausbessern*: Z. 17 dTroTfeicdtu)] . . . CTarqpac AlTivaioc Kdx t[6] rreXeOpov ^Kacrov 'soll . . . St. auf das einzelne PI. bezahlen*. Vaxos 5128, 6 uTOuFkOui cTarfipa Katdv Ouciav FeKdcTQV 'soll mit einem St für jedes Opfer bestraft werden*. Ähnlich Epid. IG. IV 1487, 16: Tegea 1222, 29 usw. Eretria 5307, 8 ^TTavaveoöcOai bk tov öpKOV Koid Tr|v 'OXuinTndöa ^Kdcrriv *). Sehr oft kqG' 4'KacTov eviauTÖv 'alljährlich*, ebenso Korkyra 3206, 31 Kard Tdv Tiepiobov ^Kdcrav 'allemal nach Ablauf der Frist*. Epid. IG. IV 932, 54 xaG' ^Kdcrav iravdTupiv usw. Auch ohne 4'KacToc: Knosos 5072, 8 tujv] uepTujv fT]piüjöeXov Kar d^^pav 'drei Obolen für die Arbeit auf den T.' Kalauria IG. IV 841, 26 tov ö4 Ouciav 7TOir|couvn . . . kqt' ^viauxöv 'jährlich*. Tegea 1222, 29 Kard ^nva 'monatlich*; ähnlich Dyme 1615, 9 usw. An Fälle wie Phokis 1523, 16 dTroTcicdTiu . . . koO' ^Kacrov (auf jeden der Freigelassenen) dpTVJpiou )Livdc öcko, ähnlich Astypaläa IG. XII 3, 168, 7, 10 läßt sich anknüpfen: Dyme 1612, 10 Kp(vaca (d ttöXic) kqO' ^va ^koctov 'jeden einzelnen beurteilend*. Epid. IG. IV 951, 27 cuTxdmi^ac Tdv x^po *^ciO' ^va ^KTtiveiv tujv öaK[T]uXu)v (er schien) 'die Hand zusammenzukrümmen und dann die Finger einzeln zu strecken*: kqO' ^va ist hier geradezu Objekt Messenien 4689, 31 ^ttcitcv ai lepai KOTd jniav, 'dann folgen die geweihten (Frauen) einzeln*. Mit dem mit kqO' ^va 'einzeln* zusammengehörenden Ka6' 4auTÖv 'für sich, auf dem einem zukommenden Platze* ist die Ver- wendung von KQTd in Thera 4706, 166 zu verbinden: \xr] ^eTextTUJ Toö Koivoö ^^Tl^t^vl€ucdTUJ bi kqt' auTÖv ö dpTirrrip 'soll nicht

1) Kard ist in SGDI. 5307, 8 irrtümlicherweise weggelassen, vgl. indes Tafel 1 bei Bechlel, Inschr. d. ion. Dial., Göttingen 1887.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 12S

teilnehmen am k. ; an seiner Stelle soll der d. d7Ti|Lir|vioc sein* (so Blaß, Anm. z. St.).

d) modal: *sich in der Richtung von etwas bewegend, entsprechend gemäß':

a) Ark. Urt. v. Mant. Z. 21 otTrexoiuivoc KaiiuppevTepov t^voc r\vai djuaia -rrdvia diru toi iepoi *sie sollen in der Abfolge des Mannesgeschlechtes fern gehalten sein alle Tage vom Heiligtume*. Delphi 2561 B 16 Kdr töv v6|liouc *gemäß den Gesetzen'. Mykenä IG. IV 493 Kaxd FeFprmeva "gemäß den Satzungen*. Gortyn III 20 u. s. Kaxd rd eTpct|Li|U6va. Delphi 2617, 3 KdxTd dpxaia; 2729, 2 Kdr rd Tidipia. Messenien 4650, 14 Kdi xd vo|LiiZ;ö)Lieva *der Sitte gemäß'. Delphi BGH. 26 S. 42 Z. 38 xdx xdv currpocpov 'dem Vertrage entsprechend'; SGDI. 1684, 7 Kaxd x6 cu|aßoXov. Orcho- menos IG. VII 3172, 127 Kdx 6|u6\otov 'der Vereinbarung gemäß*. Megar. 3025 (aus Epidauros) 4 Kaxd xöv aivov xöv xujv 'A[xai]ujv 'auf den Beschluß der A. hin'. Orchomenos IG. VII 3171, 11 Kdx ijidcpicjua. Kimolos 3277 (argivisch) 3 Kaxd bÖKTiiLia xoO cuveöpiou xujv 'EWdvujv. Akräphiä IG. VII 2724 c 2 Kdx xdv iLiavxeiav 'AttoXujvoc. Thespiä BGH. 25 S. 362 Z. 4 Kdx xdv evxoXdv xuj Ttdiöoc 'ATeao, usw. Gortyn I 19 Kaxd xöv juaixupa biKdöörjv 'gemäß dem Zeugen urteilen'; auch Kalymna 3591, 7. Lesbos IG. XII 2, 18, 18 Kax' dEiav 'nach Verdienst'. Kalymna 3573, 18 Kaxd b\jva|uiv 'nach Kräften', auch Rhod. 3749, 16 Kaxd öuvaxöv, usw.

ß) Weiter sei hier die Wendung Kaxd uioGeciav 'gemäß, durch Adoption' genannt, welcher Kaxd (puciv 'der Geburt nach* gegenüber steht, beides besonders in Kalymna, Kos und Rhodos zu finden; z. B. SGDI. 3706 II 26 Geuöujpoc AuKOupTou, Ka0' mo0€ciav bk *Ep|Liia *Th., Sohn des L., adoptiert von H.'; um- gekehrt 3604 B OiXxiov TTeiciviKOu, Kaxd cpuciv he AajuoHevou; statt dessen auch Rhodos 3762, 5 AeovxicKoc BoiiOou, Kaxd fi- veciv bk 'AGavoööxou.

t) Ferner dient Kaxd zur Angabe der Art und Weise: SiUyon (a. a. 0.) Z. 6 ttöXi . . . dFdxi d[qp]uevai Ka0' iXa[c|Li\j] 'die Stadt vom Schaden zu befreien auf dem Wege der Aussöhnung'. Kalauria IG. IV 841, 19 x6 x^piov dKÖujcoOvxi . . . Kaxd cuTTpa- qpdv 'werden das Land verpachten gegen Wechsel*. Das. Z. 16 x€ dpTupiov €Kbav€icoövxi Kaxd bpaxiudc xpidKovxa *30 Drach- men-weise', d. h. 'in Beträgen von je 30 Dr.' Dazu die all- gemeinen Wendungen für 'irgendwie' usw. : Elis Solmsen 40, 2

124 R. Günther,

^aöe kqt' oTTOiov TpÖTrov *aiif keine Weise', Heraklea 1 157 ^r]bf. Kar' dXXov }ir\b^ heva Tpöirov 'und auch nicht auf irgend welche andere Weise', u. ä., femer Katd toi auid 'ebenso' (Gortrn VI 1 u. s.): xaid Tdöe 'folgendermaßen' (Megar. 3025 (aus Epidauros) 2); KarrdTrep 'wie' (Larisa 326, 2 u.s.); Kaöö (Andania 4680, 14 u.s.), xaGd (Heraklea I 10 u. s.), xaGÖTi (Rhodos 3749, 51 u. s.), KaOujc (Delphi 1684, 4 u.s.), xaeüücTrep (Akräphiä BCH. 23 S. 90 Z. 13) 'wie', usw. Rhodos 3756, 10 xard älEav 'der Reihe nach'. Kreta Ditt. Syll.' 477, 10 dv tu» irebiuji xard ßaOeiav *iu der Ebene in die Tiefe' (von vom nach hinten).

Mit dem Genetiv.

Der Gen. nach xard ist weit häufiger alter echter Gen., als Vertreter des Abi.

A. Echter Genetiv. .

1. Bei Verben der Bewegung: 'einem Gegenstande ent^ lang', von xard c. acc. kaum verschieden:

a) örtlich : In Halaesa 5200 wird, entsprechend dem Oppo- situm dv c. gen., xard c. gen. bei abwärtsgehenden Strecken ver- wendet, z. B. IT 37 xaid toü ^otcxou ic töv pouv töv ""AXaicov xai dv toü 'AXaicou 'den Bach abwärts zum H. und den H. auf- wärts', usw. Hingegen heißt es auf der Inschr. immer xard a acc. bei Angaben von Ortlichkeiten, in deren Gebiet sich etwas be- findet (Tdc pivöc Tdc xttTd i€pöv usw.).

b) zeitlich: Heraklea I 51 hairra d|yiic6d)9ii [ha fd] xard ßiuj *dies Land wurde auf Lebenszeit verpachtet' ; auch Z. 99. Larisa 345, 20 nd ipdcpicjLia töv€ xöppov ^^^€v xdir ttovtöc xpovoi 'dies Ps. soll für alle Zeiten gelton*; auch Z. 46.

c) modal : Lokris 1 478, 1 *Ev NauTraxTov xaruivbe hdTnFoixia Mie Übei^iiedlung nach N. (geschehe) folgendemiaßen' ; das. 1479, 15 XttTdc cu^ßoXdc 'gemäß dem Vertrage'. Die Möglichkeit des Gene- tivs in diesen beiden Inschr. wird erwiesen durch Opus 1508 (2. Jahrh.) 9 ^^(paivtT|u) . .]xa9' übv xai rdc dXXac i^cpaviac *er soll die Anzeige wie die andern erstatten*. Die zur genetivischen Auffassung der fraglichen Stellen in den beiden alten Inschr. (xaTOvbe, xaToc a.) führenden, zur Abweisung der akkusativischen Auffassung zwingenden Gründe, die sich aus dem Sprachgebrauche der Urkunden ergeben, nennt Dittenberger IG. EX 8. 82 Sp. II und S. 85 Sp. IL

2. 'einem Gegenstande gegenüber* (ohne Bewegung neben ihm hin): Itanos 5058, 8 lufiocav . . . xa0' Upiuv veoxau|T|ujv

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 125

'schwören gegenüber, bei, vor frisch verbrannten Opfern'. Den- selben Gebrauch von Katd zeigt die altatt. Inschr. Ditt. Syll* 8, 17; ferner Aristoph. Frösche 101; Ritter 660, sowie die von Kühner- Gerth 1^ S. 476, 3 gegebenen Beispiele aus der Literatur. Wie Kaxd c. gen. hier aufzufassen sei, ersieht man aus bedeutungs- verwandten Stellen, an denen die das 'Dabei' oder 'Gegenüber' ausdrückenden erri, dvTi statt Kaxd stehen, z. B. Andania 4689, 27 öpKiCövTUj TÖv YuvaiKOVö|nov €Tri Tüjv auTÜJV iepAv 'soUen den t- bei denselben Opfern vereidigen'; Soph. Oed. Col. 1326 f. oi c' dvfi irai- öujv Tujvöe Kai i|^uxnc, -rrdiep, iKeieuoiuev. Ark. Urt. v. Mant. Z. 33 ei ö' dXd^ai [ö]eaToi KaTÜJVvu'w enn er, gegenüber diesen Bestimmungen, anders zu handeln scheint'. Hieran schließt sich die bekannte Verwendung von Kaxd c. gen. bei (meist feindlichen) Handlungen in der Bedeutung 'gegen' : Chios 5653 C 9 eTrapdcOiu xai' auT[ö] 6 ßaciXeoc 'es soll gegen ihn der B. den Fluch aussprechen'. Chersonasos Ditt. Syll.^ 461, 38 f. obbe cuvuu)uo[ci]av cuvo|LAou|uai ouie Kaid toO koiv[oö] toO XepcovaciTdv ouöe Kaxd tüjili [TToXiJidv ouöevoc 'werde an keiner Verschwörung gegen die Gemeinde usw. teilnehmen'. Delphi 1832, 7 \Jir\Qev Kaxd 'Ajuuvra koköv TTpdcceiv. Rhod. 3749, 44 xaid 'Pobicuv HevoXÖTiov 'Söldnerwerbung gegen die Rh.'. Knidos 3540 xöv Kar' e^o[u e]i'TT[a]vTa 'der gegen mich ausgesagt hat'. Orchomenos IG. VII 3172, 75 xdc ouirepaiuepiac de exi Kdr idc ttöXioc 'die Schuldbriefe, welche sie gegen die St. hat', u. s. auf dieser Inschr. Phokis 1529, 5 d oiKovojuiai ai Kaxd [idc] TTÖXioc 'die Maßnahmen gegen die St.'. Lesbisch 281 mehrmals, z. B. C 29 Kiipio)u juev e|Li|Lievai Kaxd [tiuv] xupdvviuv . . . tov (re) vojuov 'gültig sein soll gegen die T. das Gesetz und . . .' Ätol. IG. XH 2, 15, 9 KaTaöiKd2[ovTac . . . xard tujv dYOVTUJV Kai pvcialovTwv Z^ajuiav 'die Räuber zu einer Str. verurteilend'. Thera 4706, 175 d TTpdHic ecTUj tüji pti] Xaßövii Kaxd tou dpruTfipoc 'das Exe- kutionsrecht soll gegenüber dem (straffälligen) dpi. in den Händen des ixY] X. liegen'. Unklar ist mir Tegea 1222, 11 geblieben: XacpupOTTuuXiou eovxoc Karo xdc ttöXioc. Meister II 120 und Hoff- mann I 310 übersetzen 'gegen, zum Schaden', ohne sich auf weitere Erklärungen einzulassen.

B. Ablativ.

Ätol. 1415, 7 Kaxd xoiv dKpiuv ujc übiup ^ei iv xöv Eupturröv 'von den Höhen herab, wie das Wasser in den Eur. fließt'; ebenso Z. 9. Hier ist vielleicht auch das ganz für sich stehende Kttx' öv6|Liaxoc aus Lesbos IG. XII 2, 15, 30 zu nennen: cxecpd-

126 R. Günther,

vujcai auTOic ev toTc Aiovudoici xp^ciuj cxecpctviu Kar' övoiuaToc *sie an den D. mit öffentlicher Namensnennung bekränzen' ; eigent- lich Vom Namen her' (?).

Anhang: Hier erwähne ich das von Kaxot abgeleitete, mit dem Gen. verbundene Kdruj aus Lato 5075 (1. Jahrh.) 57 idv Ke[q)aXdv rdv] Kdruj tu» rvd[<puj *den Hügel unterhalb des Gnaphos'.

jueid, TTCÖd.

Der etymologische Unterschied zwischen |Li€Td und irebd macht es wahrscheinlich, daß die vollständig gleiche Funktion der beiden Präpositionen in den verschiedenen Dialekten erst durch einen infolge teilweiser Berührung in der Verwendung hervorgerufenen Synkretismus zustande gekommen ist. An welcher Stelle seines Gebrauches ^erd mit rreöd zusammentraf, ist freilich nicht ganz klar. Wegen der häufigen Wendungen wie Kaid TT6ba(c) bei Verben des Folgens (z. B. Thukyd. 5, 64 iiwai Kaid TTÖÖac auTuiv k T€T€av 'ihnen auf den Fuß nach T. folgen*) wird man zunächst vom Nebeneinander von nebä und ^6Td c. acc. in der Bedeutung "hinter etwas her* ausgehen, wie dies z. B. Brugmann gr. Gr. 3 445 tut. Nur stimmt dazu der Sprachgebrauch des Böotischen schlecht, das ja (s. o. S. 22) zugleich nebd und füieid verwendet, und zwar TTcbd c. g. 'im Verein mit', MCid c. acc. 'nach' (z. B. IG. VH 3171, 5 dTTtbiuKa . . . ireöd tuiv 7ToXe^dpxu)v Kf| TÜüv KttTOTrrdujv, aber Z. 40 f. ö ^viauröc 6 ^ictd Guvapxov dpxovTtt): einmal ^erd c. g. in Magnesia Nr. 25, 10 neid irdcac CTToubdc, wo wir indes mit der Fahrlässigkeit des Schreibers (Steinmetzen) zu rechnen haben, der z. B. Z. 7 kqI (statt k^i) schreibt und so auch in dieser ihm geläufigen Wendung statt 7T6Öd irrtümlich ^€Td gesetzt haben kann. Die bestehenden Ver- hältnisse scheinen deshalb vielmehr so zustande gekommen zu sein : die Dialekte hatten n€Td c. g. 'inmitten, mit', pcrd c. acc. 'hinter, nach* : daneben Ttebd c. g. (adnom.) 'auf dem Fuße jds.* Weil neben Ausdrücken wie ^7T€c6ai ^letd tivoc (z. B. Thukyd. 7, 52 Tdc )li€t' auToO vaOc ^TncTTo^dvac 'die ihm folgenden Schiffe') auch solche wie ^TrecOai ireöd tivoc ohne wesentlichen Bedeutungs- unterschied standen, so führte man neben Meid c. acc. auch TT€Öd c. acc. 'nach, hinter* ein, und irebd trat so in allen Stellungen in Wettbewerb mit ^eTd, welches von ihm in einigen Mundarten ganz verdrängt wurde (Argivisch, Kretisch, wohl auch Lesbisch). Das Böotische ging nicht soweit, sondern behielt sein altes ^eTd

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 127

c. acc; nur ineid c. g. wurde durch neba. c. g., das die ihm ur- sprünglich anhaftende 'sequendi notio' verlor, ersetzt^).

Im folgenden lasse ich die etymologische Verschiedenheit zwischen juerd und irebd unberücksichtigt.

A. Mit dem Akkusativ.

1. Akk. des Zieles:

a) *sich nach etwas hin erstreckend*: Argos BGH. 27 S. 271 Z. 14 idv oböv epYdccavTO äiravcav Kai öqppuav Treö' lapöv *ils ont reconstruit la route tout entiere et une mont6e vers le temple (la rampe du temple)'; so Homolle a. a. 0. S. 272. Dieselbe Ver- wendung scheint auf der Ackerinschr. von Akra 3246 vorzuliegen, wo es Z. 37 heißt 'Apxeödjuiui OiXujvoc 0e|u. ttct' "keXa 'dem A., Sohn des Ph., das Ackerstück nach den I. (ein Gebirge?) zu'; auch Z. 39.

b) 'nach', von der zeitlichen Reihenfolge : a) bei Ämtern : Lesbos 213, 20 dpxei irpoTavic 6 ireöd KöXtuvov 'im Amte ist der auf K. folgende Pr.' Kyme Hoff mann II Nr. 157, 4 jueid TTpiiraviv 'HpaKXeiöav. Ähnlich Böotien IG. VII 3171, 40; 3391, 6; Korkyra 3206, 57. Thasos 5464, 15 dTToXoTOi (Beamte) oi ineid ToiiTooc aipeeev[T€c]; ähnlich Kos 3705, 83; 3718, 17; Thera 4706, 288; Astypaläa IG. XII 3, 168, 10 usw. Delphi 1696,

12 6 eviauTÖc 6 ixeiä rdv Eoxapiöa dpxd[v; auch 2110, 11 usw.; Phokis IG. IX 228, 4 usw. ß) für sonstige zeitliche Bestim- mungen: Äol. 318, 30 |Li€Td TOT xpni^aTic|uov 'nach der Ver- handlung'; BGH. 29 S. 210f. Nr. 68 Z. 21 luerd be rdv irpaciv xdv övv- I 'nach dem Verkaufe'. Mesambria 3078, 11 beöocOai auTüui Kai €kt6voic ^cpoöov im rdv ßouXdv . . . Trpdroic luerd xd iepd. Anaphe IG. XII 3, 249, 22 jueid xdc Guciac. Epid. IG. IV 951, 20 U.S. |U€xd be xouxo 'darauf. Mit substantiviertem In- finitive : Kork. 3206, 14 irapeXOövxoc eviauxoO |uexd xd eKÖavicOnvai 'nach der Ausleihung'. Epid. IG. IV 932 (1. Jahrh.) 68 inexd x6 TevecOai xdc cirovbdc; auch Z. 64 usw. Die Frist, welche seit einem Zeitpunkte verflossen ist, wird durch eine Wendung mit einer Ordinalzahl angegeben: Thera 4772 (4. Jahrh.) 'Apxainixiou xexdpxai ixeö' iKdöa 'am 24. Art.'; oder es hängt die Angabe der vergangenen Zeitspanne von )uexd selbst ab: Lokris 1478,

13 jLiexd xpidqovxa Fexea änö xüü liöpquu *30 J. nach dem Eide*.

1) Eine vollständige Klärung der gr. Verhältnisse ist erst dann möglich, wenn die Gebrauchsweisen des mit irebd zusammengehörenden armen, ^et {het) 'nach, hinter, mit' genügend festgestellt sind.

128 R. Günther,

Epid. IG. IV 952, 54 Kai ou ^eTd ttoXuv xpovov *imd nach nicht langer Zeit'. Thera 4706 B 16 jueid öe öuo €tti.

2. Der Akk. der Erstreck ung ist bei ineid {neba) in den Dialekten ebenso selten wie in der Literatur (|H€Td irdvTac 6|Lir|- XiKttc 'unter allen Altersgenossen*, ^eid x^ipac ti exeiv u. ä.). Er liegt nur vor in der Wendung Tieb* dinepav 'während des Tages', die zweimal in Kreta vorkommt: Gortyn II 13, Eid von Dreros 41, beidemal mit dem Oppositum ev vurri verbunden. Dazu ge- hört auch das in Epid. IG. IV 951, 114 belegte Adverb )Lie0- d|Li€pa 'tagsüber'. Auch der Literatur ist diese zweigliedrige Aus- drucksweise, die dem festen ^€0' fmepav eine in der gramma- tischen Form abweichende und wechselnde Bezeichnung für 'nachts' gegenüberstellt, geläufig; z. B. Herod. 11 150 ou vuktöc, dXXd |i€T' ^ndpnv; weitere Beispiele bei Lobeck Paralip. S. 62. Die von Kühner-Gerth P S. 508, 2 b und anderen vorgetragene Erklärimg, }xtQ' n^epav bedeute ursprünglich 'nach Tagesanbruch* scheitert daran, daß rmepa sonst nie "Tagesanbruch* heißt Viel- mehr hat man bei der Deutung das parallele Meid vuKiac (Pind. Nem. VI 9) zu berücksichtigen, wozu sich die räumliche Be- zeichnung laeO' ööov gesellt (Hesych ^€0' öööv ^v Tciui xuii KaO' öööv. )i€0ööiov ö fiiaeic ^cpööiov). Der von ^eid abhängige Kasus ist hier überall ein Akk. der Erstreckung: es heißt also ur- sprünglich 'inmitten des Weges, des Tages*; von hier ist es nur ein kleiner Schritt zu dem umfassenderen 'im Verlaufe dea Weges, des Tages'.

B. Mit dem Dativ.

Die bei Homer so beliebte Verbindung von ^€Td mit dem Lok.-Dat. haben fast alle Dialekte gleich dem Att-Ion. aufge- geben; nur das Arkadische hat sie, entsprechend seiner auch sonst bemerkbaren Vorliebe für lokativische Konstruktionen, be- wahrt und ebenso in der Richtung auf die instrumental-soziative Bedeutung hin entwickelt, wie dies in den anderen Dialekten mit ^£Td c. g. geschehen ist: Urt v. Mant. Z. 16 tuiv xpn^aTUJV fTT]€Toic FoiKidraic 'des Vermögens mitsamt den Häuslern'.

C. Mit dem Genetiv.

Wie im Att-Ion., so übernimmt ^€Td c. g. auch in den Dialekten z. T. die Funktionen des soziativen, addierenden cuv. Besonders klar tritt das in den Fällen zutage, wo ein mit cuv komponiertes Verbum ^leid c. g. nach sich hat: Mylasa 5753C 11 f. cuvabiK€iv ^eTd Maviia; Stiris 1539 A 14 cuvapxocraTeicOai

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 129

jueid Tdc [ttöJXioc; 29 cuvöi[K]aHei . . . jueTot [tjoiv dpxovruuv; Do- dona 1590 cu)UTroXiT6ucouci jaexd MoXoccaiv; Delphi 1899, 12 cuv- iaTp€U€Tuu . . . |H€t' ttUTOÖ ; 2141, 22 cuvoiKeovToc luieid OiXoüc; Sparta 4480, 9 xdv . . . ineid dvbpöc cuiLißiiuciv. Aber auch sonst läßt sich die Verwendung von ibterd c. g. z. T. als junge Neuerung erkennen, worauf noch des weiteren zu verweisen ist.

1. Die alte Bedeutung 'inmitten' zeigt sich noch deutlich in Heraklea I 124 (Ende 4. Jahrh.) 7ToXiav6)Liujc . . . TToGeXojuevuuc |U6t' auTOcaoTÜuv . . . öeKa dvöpac 'zehn Mann in ihre Mitte da- zuwählend'.

2. Der Begriff der Verbindung mit etwas tritt in den fol- genden Fällen hervor:

a) c. g. plur. (der Person): Lokris 1478 (1. H. 5. Jahrhs.) 10 TcXoc jLir) qpdpeiv luriöev hÖTi \ir\ juexd Aoqpoiv tujv Fecirapiiuv Vectigal nullum pendent nisi una cum Locris occidentaübus'. Gortyn III 28 (5. Jahrh.) Tteöd tujv €TrißaXXövT[ujv] iiioTpav Xax6[v 'zusammen mit den Imß. Anteil erhalten' ; ähnlich X 50 ; SGrDI. 4985 (5. Jahrh.) 7. Orchomenos IG. YH 3172 (Ende 3. Jahrhs.) 153 dTToöojuev irebä tujv TToXeiudpxuuv 'im Verein mit den P. be- zahlen'; Tanagra RevEtGr. XII 71 I 13 (Ende 3. Jahrhs.) ßujXeuo- ILieviuc nehä tujv iroXeiudpxujv ; auch Z. 22. Hierapytna 5040 (2. Jahrh.) 34 KttGiicGuj |U€Td TUJV KÖcjuujv 'soll mit den K. zusammen sitzen'; ähnlich Malla 5101 (2. Jahrh.) 38. Stiris 1539 (2. Jahrh.) A 24 GuceovT« . .[. |Li]€Td TUJV dpxövTUJV 'der zusammen mit den A. opfern wird'; ähnlich Z. 33. Delphi 1832 (173) 11 6 etpaipeGeic KpiveTUJ )LieTd tujv Kai ujc cijvr|pr||uevujv 'der Neuhinzugewählte soU zusammen mit den schon so Gewählten urteilen'. Lesbos 215 (um 150) 15 €ic TTpuTavrjiov xXriOeiri jueTd tujv öiKdcTav; ferner 281 A (um 333) 12. Andania 4689 (gegen 90) 85 )i6T€xeTUJ |U6Td TUJV iepüuv (Geweihten) Tdv Oucidv; auch Z. 96. Opus 1504 A (gegen 200) 3 AoKpoi oi )Li€Td ' Ottouvtiujv ; auch das. B, a 2 usw.

b) c. g. sing, (der Person, selten der Sache) : Gortyn 4985 (5. Jahrh.) 5 Kocuev ireöd tüj 'Pirrriviuj köcjliuj töv |Lir| TreiOoiuevov 'im Verein mit dem K. von Rh. zur Ordnung ziehen*. Kalauria IG. IV 841 (Ende 3. Jahrhs.) 19 x^^piov ^köujcoOvti . . . jueTd Tdc kKXriciac 'werden das L. verpachten unter Mitwirkung der V.'. Kos 3619, 11 dmjueXrieevTUj . . . |i6Td toO dTUJVoGeTa 'zu- sammen mit dem Ag. sich darum kümmern'. Ähnlich 3634 B 28; Korkyra 3206 (2. Jahrh.) 144; Andania 4689 (gegen 90) 90; Thera 4706 (um 200) B 3; Mylasa 5755 (Wende 2. Jahrhs.) 5

Indogermanische Forscliungen XX. 9

130 R. Günther,

und 9. Andania 4689 (gegen 90) 29 ?7T€it€v (folgt im Aufzuge) 6 iepeuc . . . iLieid rdc lepeac. Anaphe IG. XTT 3, 280 (spät) ce|nvujc IIj]C€ inerd [a\j]ToO 'lebte gut mit ihrem Manne zusammen'. Auch zur Angabe des Eponymos von Behörden wird fueid, wie ojv, verwandt: Delphi BCR 22 S. 304 Z. 23 (M. 4. Jahrhs.) iepo- )Liva)Liove6vTuuv tujv inerd Korrucpou xai KoXod|U|Liou. Gortyn 5015 (2. Jahrh.) 27 oi Tteö' EupuOOevia KÖpinoi (aber Z. 3 KOp)iiöv[TUJV . . . tujv] CUV 'ApxeMdx^O- Ferner Kyzikos 5524, 3 ff . Der Gen. der Sache findet sich nach luetd in dieser Verwendung nur in Korkyra 3206 (2. Jahrh.) 131 (xd xpni^ciTa) ifbay^xlicOiu luerd toO ^XXou dpTupiou; ähnlich Kos 3705, 109.

3. In der Bedeutung des addierenden cuv 'inbegriffen': Lokris 1478 (1. H. 5. Jahrhs.) 44 xpnf^ciTa Tra^aToq)aYticTal, ^^poc )Li6xd FoiKiaxctv 'sein Vermögen soll konfisziert werden, das Erbteil samt den Sklaven'. Ähnlich Knidos 3540 (2. Jahrh.) 3, 10.

4. Im Anschluß an die Bedeutung *im Vereine mit, mit Hilfe von* wird laexd c. g. zur Angabe der begleitenden Neben- nmstände verwendet: GortjTi 5016 (Anf. 2. Jahrhs.) 17 Treöfd xdc] xojv Oiiuv euvoiac. Olynth 5285 B (Anf. 4. Jahrhs.) 13 |H€xd liidfc Tvu))Lir|c ^dv d]^(pox^polc boKfii 'wenn beide mit überein- stimmender Meinung beschließen'. Teos 5187 (kret 2. Jahrh.) 7 ^TTebeiHaxo MevcKXfic ^lexd KiOdpac xd x€ TimoG^ou kxX. 'tnig zur K. vor'; so auch 5186, 8. Delos 5150 (kret 2. Jahrh.) 15 möd ttXiovoc cTTOubdc; ähnlich 5166, 5; 6169, 7 (2. Jahrh.); Magnesia Nr. 25 (böot. 2. Jahrh.) 10; Rhodos 3750 (gegen 200) 15 usw. Astypaläa IG. XII 3, 169, 5 Mexd ndcac <piXoTiM(ac; Delphi 2072 <(198) 22 |üi€xd irdcac euvoiac usw.; Kalymna 3585, 9 7ToXix€U€C0ai |ui€x' ö)iovo{ac; Hierapytna 5042 (Ende 3. Jahrhs.) 15 napTxi\x\\tm p€x' d[c(pa]Xe{ac, auch 5059 (3. Jahrh.) 15.

fieraHu. Der Begriff 'zwischen' wird in den Dialektinschr. nur selten ■durch ^exa£u c. g. ausgedrückt; ich kenne bloß: Rhod. 3758 (Anf. 2. Jahrhs.) 162 de (sc. q)dpaTToc 'der Schlucht*) ^exa£u Kai xoü TrpoT6Tpa^M€Vou Xöqpou. Weit häufiger begegnet dvd ^ecov, für das oben S. 68 Belege gegeben sind. Oder man sagt Iv \xicwi, so in Heraklea II 24 iyi jikcuji xdc xe heKaxojUTTeöiJu Kai xdc hnpaKXfiac hobiü.

ömcöe ÖTTicu). Wie in der Literatur, mit dem Gen. (Abi.) verbunden : a) Erythrä 5690 A 18 ÖTncOe xnc aOXnc 'hinter dem Hofe'.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 131

Halikarnassos 5727 A 65 ömcGe toO 'ATroX[Xiuviou. TrözenlG. IV 823, 45 ÖTTicGe toö vaou ; wahrscheinlich auch Orchomenos IGr. YII 3170, 11.

b) Akra 3246, 10, 12 ömciu toO Kopeiou 'hinter dem Koreion'.

TTotp, Trapd.

Die in der Prosaliteratur gemachte Beobachtung, daß von Trapd im Akk. zwar sowohl Persönliches als auch Unpersönliches, im Gen. und Dat. aber im allgemeinen nur Personenbezeichnungen abhängen, wird durch den Tatbestand in den Dialektinschr. be- stätigt. Weiter sei im voraus darauf hingewiesen, daß seit dem 4. Jahrh. in den Mundarten Nordgriechenlands sowie im Elischen und Lakonischen statt des unserm 'bei' entsprechenden 7Tap(d) c. d. vielmehr 7Tap(d) c. acc. gesetzt wird. Im einzelnen ist fol- gendes zu bemerken:

Mit dem Akkusativ.

A. Örtüch.

1. Akk. des Zieles: 'zu hin'. Gortyn II 48 du ^xovc' f^ie irdp TÖv dvöpa X^as Vermögen), in dessen Besitz sie zu dem Manne gekommen ist'; ähnlich XI 9; Teos 5177 (kret.) 4. Epid. IG. IV 952, 131 öpdKOVta . . . cpepoiv irdp aoidv 'zu ihr bringend'. Knidos 3536, 20 dvaßdi irdAdiaaTpa *gehe zu D. hinauf; ähn- lich 3537 ; aber 3544 [dJveveTKai . . . em A[d)Li]aTpa. Kos 3636, 39 iövTiu TTdp Tooc iapoTroi[oiJC. 3718, 3 tüüv cu|Li7Topeuo^evujv irapd A[ia T]eTiov (eine Kultgemeinschaft). Lato BGH. 27 S. 221 B 7 dTTOxeicdTUJ Ttdp töv xiiav 'an den T. bezahlen'; auch Gortyn 5019, 7. Orchomenos IG. VII 3172, 127 xdi Ö)lAÖ\otov irdp GiöcpecTov . . . reOev 'bei Th. niedergelegt'; auch Z. 70 u. s. auf der Inschr.; ähnlich Thespiä IG. VD. 1780, 12; Stiris 1539 B 6, 1547, 4.

2. Akk. der Erstreckung: 'neben etwas hin'.

a) 'sich neben etwas hin in die Länge erstreckend, ent- lang' : Trözen IG. IV 823, 29 k idv oöov idv rrdp idc dTTiKamöac 'der an den L (gewisse Grundstücke) hinläuft'. Heraklea I 41 liepeiai xdi irdp rd hripujiöeia 'dem neben dem Besitze des Herodas liegenden Teile'; I 178 (öpiuc) ^TidHaiuec Tidp idv hoööv idv irdp TÖV bpu)Liöv ctTtucav 'haben Grenzsteine entlang dem neben dem Walde hinführenden Wege eingelassen'; usw. auf diesen Tafeb. Delphi BGH. 23 S. 566 Z. 11 toö öxeTOÖ toO ndp Aa)adTpiov 'der Wasserleitung neben dem D.' Halaesa 5200 I 15 Tctc ööoO

9*

132 R. Günther,

xdc TTapd MeiXixieTov, u. ä. daselbst Ehod. 3758, 162 d cpdpavH d dvatpepouca Trapd rd dpTdci^a Mie sich neben dem bebauten Lande hinaufziehende Schlucht'; usw.

b) 'neben' ohne Betonung der Längserstreckung; wenn Yerben des Setzens u. ä. dabei stehen, kann man den Akk. natür- lich auch als Kasus des Zieles auffassen: a) bei Verben des Setzens usw. Milet 5495, 25 TiOerm Ttap' *€Kd-n"|v *(der Stein) wird neben der H. aufgestellt'; daselbst Z. 33 Trapd CTeqpavncpöpoc XOxvov KOI dXeicpa 'neben den Kranzträgern Lampen und Öl' (beim Schmause aufgestellt). Heraklea I 137 ouöe xaiüuvac 0r|cei Ttdp Tiüc huTTdpxoviac 'wird keine Erdhaufen neben den be- stehenden auf werfen'. Kos 3718, 28 dva0evTUJV < crdXav > irdp TÖv ßuJ^öv 'neben dem Altare'; auch 3624 A 28 u. s. Hier nenne ich auch die eigentümliche Verwendung von rrdp c. acc. in Heraklea I 122 ff.: ai bi Ka \if\ TrecpuTeuKiuvn Kdr id reTpoiM- Hevo, KareöiKacGev Ttdp \ilv xdv dXaiav öcko v6|liu)c dpTupiiu irdp qpuTÖv heKacTov, Ttdp bk xdc d^^TeXluc ktX. 'wenn die Pflanzung nicht vorschriftsmäßig besorgt ist, so tritt damit Verurteilung ein zu 10 N. für (auf) jeden einzelnen Ölbaum* usw.; ähnlich 143, 172. Es scheint die räumliche Vorstellung zugrunde zu liegen, daß neben den Gegenstand, für dessen Vernachlässigung die Strafe eintritt, die Strafsumme gelegt wird. Ich erinnere dabei an die Verwendung von Ttapd c. acc. bei Vergleichungen in der Prosa (Kühner-Gerth § 440 HI la a S. 512), wobei man sich die verglichenen Gegenstände nebeneinander gestellt denkt ; und eine Vergleichung liegt ja auch bei der Bestrafung vor, insofern als die Buße als Äquivalent des zu sühnenden Ver- gehens gilt ß) ohne Verben der Bewegung: Gortyn HI 8 d7T0|Liöcai xdv "Apxe^iv ndp 'AfiuKXaiov Ttdp xdv ToKciav 'den Rei- nigungseid bei der A. leisten neben dem Amyklaion, neben dem Bilde der T.*; ähnlich Delphi 2072, 17 önocdxu) xöv v6)ii)Liov öpKOV TTttpd xöv 'AttöXXuj. Kos 3637, 17 TtpoGOexai irdp xöy ko(ivJöv d q)epovxi 'es wird vorher geopfert neben dem gemeinsamen (Altare), was sie bringen'; ähnlich 3638, 3 Ttapd 'HpaKXeTov (Ouexai). Or- chomenos IG. VH 3169, 10 dv xO iapu ^ Trdp [i]ap[öv 'im oder neben dem H.*

c) An 'neben einem Gegenstande' schließt sich die Be- deutung 'bei* eng an. So wird Ttapd c. acc. anstatt des att. Trapd c. d. im Phok.-Delph., Lokr., Akam., Ätol., Thessal., Boot., Megar., Junglakon., EUschen gebraucht Besonders viele Belege bietet

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 133

das Delphische: 2502 (4. Jahrh.) 1 irdp rdv ttöXiv tüuv AeXcpuiv XoiTrd x[p]^MaTa xoTc vaoTTOioTc 'bei der St. D. liegen an Rest- beständen für die v/ usw.; auch Z. 125. 2068 (194) 13 d übvd Tidp Zevujva töv iapfj Mer Kaufvertrag liegt beim Priester X.'; so auch 1693, 10; 1698, 13; 1715, 8 usw.; ebenso sonst in Phokis: 1523, 23; 1555 A 14, B 17, E 23, F 22. Delphi 1716 (170/156) 5 7Tapa|Li€ivdTiu . . . Tiapd MikkiiXov; so in sehr vielen Freilassungen; auch sonst in Phokis: 1523, 18. Die wenigen Fälle, in denen im Phok.-Deiph. der Dat. auf irapa folgt, lassen sich fast alle mit der Annahme von Beeinflussung durch die Gemeinsprache erklären; 2219 (50 v. Chr., also jung) 16 irapa- jueivdTuu . . . Tiapd xe 'AXeHdvöpiui xai 'A0r|vaiöi Kai 'Apicioi (dia- lektwidrig ist auch Z. 4, 10 Tiapovioc). BCH. 22 S. 128 Nr. 111, 9 TrapajueivdTiu . . . Tiapd tuj GuTiöpiu (diese Inschr. ist itazistisch, hat ujvfic u. ä.). Phokis 1555 D (2. Jahrh. n. Chr.) 25 d ibvd dveTpa^n Tiapd tuj dpxovTi 'ApicTiuvi. Bloß für BCH. 23 S. 567 (Rechnung von 260/250) kommt man mit der obigen Er- klärung nicht aus, da diese Inschr. leidlich guten Dialekt hat; es heißt hier Z. 32 rd^ -napd toTc nevTdGXoic 'ATdZ^aXoc PZZ: [. . . 'die ... bei den P. (hat) A. (gepachtet) für . . .' Wie diese Ausnahme zu erklären ist, weiß ich nicht.

Aus Lokris nenne ich für Tiapd c. acc. 'bei': IG. IX 349, 6; 360, 10; 361, 4; 362, 6; 368, 6; 379, 11; 381, 10; BCH. 22 S. 357 Nr. 2, 8; aus Atollen 14281 11; aus Akar- nanien IG. IX 447, 7 (alles Freilassungen). Femer im Th es- saiischen: Larisa 345, 13 toT Tidp d)Li)ue TioXiTeOjuaToc (aber heilenist. Z. 6 toö Tiap' ujuiv TToXiieuiuaTOc); Z. 14, 18 toic Kaxoi- Keviecci Tidp djuiae 'den bei uns wohnenden'. Böotisch: Lebadea IG. YII 3083, 10 TiapiueivavTa Tidp idv luaiepa; auch Z. 19. Orcho- menos 3171, 33 out' öqpeiXeTTi auTÖ ^ti ouOev Tidp Tdv ttoXiv 'hat keine Schuldforderungen mehr bei der (an die) Stadt'; Z. 43 dTiOTpdqpecOri . . . Tidp töv Tajui'av 'beim T. zu Protokoll geben'; Z. 7 Tdc couYTpap^c Tdc Kijuevac Tidp Guqppova 'die bei Eu. liegenden Verträge; auch Z. 20. Ferner das. 3172, 46 d coOt- Tpaqpoc Tidp Fiqpidöav TijuoKXeToc 'der Vertrag (liegt) bei V., dem S. des T.'; auch Z. 92, sowie a. a. 0. 3173, 16. Megara 3012 (gegen 300) 1 KXeiuv öiaTpißiuv Tiapfd t]Ö)u ßaaXea. Lakon. Gy- theion 4566 (nach 100) 17 d[vacTpe(p6]|Li€Voc Tiap' d|U€. Elis 1172 (3. Jahrh.) 5 TieTioXiTeuKÜup Tidp d|ue 'bei uns'. Endlich zeigt auch eine kretische in Delphi aufgestellte Inschr. Tidp c. acc.

134 R. Günther,

•bei': SGDL 5151 (vor 189) 8 oiKCp 7T]dp <))xk iv 'A^(plccal 'wohnt bei euch in A/. Da dem Kretischen irdp c. acc. in dieser Be- deutung sonst fremd ist (s.u.), so wird der Akk. auf Einfluß der Sprache von Delphi beruhen.

B. Zeitlich.

Der räumlichen Bedeutung 'entlang' entspricht die zeit- liche 'während, im Verlaufe von': Heraklea I 112 irdp Trevte F^TTi Td TTpdTtt 'während der, auf die ersten 5 J.* Lvkosura Eph. arch. 1896, 219 Z. 26 rrapd Ttavta töv ßiov 'während des ganzen Lebens*. Gytheion 4568, 5 Trap' auTouc toOc KaipoOc 'während (bei) den Gelegenheiten selbst*. Durch das kräftigere Her- vortreten der Bedeutung 'vorüber an etwas* entwickeln sich folgende Gebrauchsweisen: Heraklea I 102 hdc kq . . . \xi- cOuJ^a dTTobibÜLlVTi TTdp F^Toc dei TTavdnu) |ir|vöc TTpoiepeiai 'so- lange sie den Pachtzins (allemal) das Jahr vorbei, d. h. Jahr für Jahr, jährlich am 1. P. bezahlen*; ähnlich I 105 iroTdEovri 6^ Trpiwrpjujc . . . Trdp TrevTaheiTipiba 'aller 5 J. werden sie Bürgen beibringen*. Phigalia Ditt Syll.« 661 öv [bi TTo]ifi[il d ttöXic td Aiovucia dv TÜJi ^viauTwi ^v Oüi bei td 'Avbpivea yivccOai, -nvkGuj trapd Tpia 'wenn die St die Dion. in d6m Jahre feiert, in dem die Andr. abgehalten werden müßten, so sollen diese (letzteren) 3 Jahre aufgeschoben werden* (eigentlich 'nach Verlauf von 3 J. gefeiert werden'); vgl. Dittenbei^rs Anm. z. St Korkyra 3206 (2. Jährh.) 17 dr^Tiu rd Aiovuaa . . . wdp ätcpov dviauröv 'soll die D. ein Jahr ums andere feiern*, eigentlich 'an dem einen der beiden J. vorbei*.

C. Modal.

Hier ist die Verwendung von napd c. acc. in der aus der räumlichen 'an vorbei* entwickelten modalen Bedeutung 'wider, gegen* zu nennen: Alea Solmsen 1, 7 \xrfi' icrrcpdcai irdp öv (= fi öv) \ivf] *und soll nicht über das hinausgehen, was er sagt*; das Bedeutungselement des Übertretens wird hier noch besonders durch das ^- des Verbums ausgedrückt Z. 14 d 6* öv Ttdp rdvu v^|liti 'wenn er gegen diese Vorschrift weiden läßt*; auchTegea 1222,40. Elis 1156, 2 d bi nc Trdp rpdqpoc öiKdöoi 'wenn einer wider das Gesetz urteilt'; auch Solrasen 40, 10. Delphi 2561 A 28 ttdp vö^ov; B 37, 47, 53; C 10; u.g. in Delphi. Vaxos 5128, 3 Trdp td ^ypoiu^va 'entgegen den Satzun- gen', U.S. in Kreta. Paros 5434, 8 irdp T[d] dKfivoneva 'gegen das Erlaubte*. Heraklea I 133 ndp rdv cuvOriKav. lalysos 4110,

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 135

13, 27. Korkyra melaina Ditt. Syll.« 933, 12. Thespiä BCH. 25, 360 Z. 7. Lesbos 281 A 28, B 42, C 36; usw.

Mit dem Dativ (Lokativ) 7Tap(d) = *bei'.

Die bei eiri in vielen Fällen beobachtete Ersetzung älteren Dativs durch den Genetiv (s. o. S. 1161) tritt bei Trapd nur in Knidos ein; hier heißt es neben älterem Geüuv [tüuv] TrdAd|naTpi (3542, ähnlich 3517, 3519) auf 3540, 6 und 9 tüuv Oeiuv tüuv Ttapd AdjUttTpoc.

1. bei Ortsangaben: Epirus 1365, 8 d|Li7TeXouc Tidp KoTai. Andania 4689, 92 toO )Liev Tiapd Tdi Kpdvai (GrjcaupoO) *des Schatzkastens bei der Quelle' (Z. 85, 91 dafür ttoti Tdi Kpdvai).

2. bei Personen : Gortyn YI 30 )Liuu\f|v . . . Trdp tüui öiKacTdi *beim (vorm) Kichter prozessieren'. VIII 51 TpdqpeOai [irjap Tdi ILiaTpi 'bei der M. erzogen werden'; auch XII 26. Milet 5495, 28 TraiujviZleTai TtpüuTOv Tiap' *€KdTrii *es wird zuerst bei der H. ge- sungen'; ebenso in den folgenden Zeilen. Epid. IG. lY 952, 23 Trdp ['AJcKXamüui ev tüüi d[ßdTiJui] eveKdOeuöe; das. 1492, 29 Tdv [9u|ue]Xav Td[v] Trdp 'AttoWujvi. Knidos 3517, 2 toTc Geoic toTc irapd AdjLiaTpi Kai Koupai, ebenso an den anderen eingangs ge- nannten Stellen; auch Anaphe 3432, 7. Kos 3705, 78 exovTcu . . . Ttap' auToTc . . . dvaTeTpamiievoc 'soUen sie bei sich aufge- schrieben tragen'. Tauromenion 5221 (Abrechnung) I 7 irapa iepo|uva)Liövoic . . . Xoittöv 'bei den H. stand als Restbestand . . .* Achäisch 101. 47 (2. Jahrh.) 40 Td KpiOevTa rrap' auTOic 'das bei ihnen gefällte Urteil'. Rhodos 3749, 95 Tdv euvoiav Tdv uTudpxoucav auToic Trapd tüui TrXrjGei tüui 'Poöiuuv 'das bei den Rh. für sie gehegte Wohlwollen'; ähnlich Z. 70, 102; 3785, 18; 4156, 9; auch Teos 5169 (aus Yaxos) 23 uTtapHei bt Kai Td dXXa Ti|uia Tr|ioic Trdp Tdi TTÖXei tüuv FaHiiuv; ähnlich 5155, 2; 5168, 25 usw. Magnesia Nr. 36 (aus Ithaka) 10 tüuv v|;a(picjudTiuv TÜUV uTTapxovTUJV auToTc Trapd Taic ttoXioic KaXüuv; auch Nr. 44, 15 (Korkyra); 46, 15 (Epidamnos); Korkyra 3201, 11; äol. 215, 53; 318, 29, 34. Statt des Dativs in Magnesia Nr. 38 (arkad.) 9 Ka0d eixov Tdc ivToXdc Trapd Tdi iöiai ttöXi 'wie sie die Auf- träge von ihrer St. hatten' würden wir eher den Gen. (Abi.) er- warten. Das Arkadische bevorzugt, wie auch sonst, die lokativi- sche Ausdrucksweise, die ja an sich auch möglich ist (vgl. zur räumlichen Anschauung böot. IG. YII 3171, 33 out' öqpeiXeTr) . . . ouGev rrdp Tdv ttöXiv 'wird nichts 'von' der St. geschuldet').

Mit dem Genetiv (Ablativ) TTap(d) = 'von Seiten'.

136 R. Günther,

Ich habe in den Dialektinschr. nur Personenbezeichnimgen im Genetiv von Trapd abhängig gefunden. So insbesondere:

1. kommen von jdm. Mykenä IG. TV 492, 2 Ttdp 'AGavaiac ec TTÖXioc iKETac It€vto 'kam von A. aus der Burg als Schutz- flehender\ Femer Delphi 1743, 7 ; 1904, 8. Nisyros 3497, 13. Elis 101. 52, 3. Darum auch Elis 1172, 11 roip XomoTp roTp TTOtp djueujv *den übrigen von uns (kommenden)'; ähnlich kurz Delphi 2001, 3; Lesbos 281 B 69; Magnesia Nr. 52, 32.

2. verlangen von jdm. Rhodos 3749, 16 ei be Ka . . . incTa- ILie^TTTiTai cu|i|iaxiav Trapd 'lepoTTUTviuuv. Äol. IG. Xu 2, 15, 26 ai k€ Tivoc öeuLuvrai 7T[dp] xdc ttoXioc Venn sie die St um etwas bitten*.

3. nehmen, bekommen, beschaffen von jdm. Epid. IG. IV 951, 60 Xe\aßr|K£iv ou0^[v] . . . irdp auroO 'nichts von ihm bekommen haben*; ähnlich Z. 55, 58. 1485 A 14 irdp AaiiioKpiTou Xd^^aTa 'Einnahmen von D.*; ebenso sonst auf dieser Abrechnungsinschrift; femer in 1484, 105 ff.; 1491; 1492; Trözen 823; Theben IG. ¥112420, 35; Delphi 1730, 3 usw. Dyme 1615, 5 7Tapa6e£ov- Ttti . . . Trapd Tüuv TTpocrardv ; auch Kalymna 3569, 1. Delplü BGH. 22, 304 Z. 8 (M. 4. Jahrhs.) Tidp idc ttöXioc . . . ^K0|iicd|i€6a aifx- vaiou öpaxiLidc ^Kaiöv tt^vtc 'haben wir . . . erhalten'; so auch Orchomenos IG. VII 3171, 30; 3172, 73. Äol. 304 A 18 Trdp tuiv cabpdTTav efcatuJTafv cituj Ka]T€CK€uacc€ ; IG. XII 2, 15, 15 öötmo f|viKav Ttdp Tüu Koivu) 'brachten einen Beschluß mit von dem Bunde*. Delphi 1896, 5 xdv nudv ^x^* napä '€TncTpoq)dc 'den Kaufpreis hat er von E. weg'.

4. kaufen von jdm. u. ä. Gortyn VI 3 Trdp ul^oc |if| uivf\Ö6ai Vom Sohne nicht kaufen*. Heraklea I 165 nicöiwcdMevoc Ttdp te Tojv TToXiavöiLiiuv . . . Kai tuiv öpicrdv 'von den P. und 0. pachtend*. Ferner Ägina IG. IV 40, 3; 41; äol. Hoffmann II Nr. 156, 12.

5. erfahren von jdm. Epid. IG. IV 952, 30 TrueÖMCVoc Trdp auTUJV T[dc bucTrpa]£iac 'ihr Älißgeschick von ihnen erfahrend*.

6. beim Passivum der Verben des Gebens, Schickens usw.; irapd berührt sich dann eng mit im6 c. gen.: Delphi 1409 (ätol.) 4 e! Ka }ii] öoOfifi] Trapd idc ttöXioc tujv AeXpOuv di^Xeia; ähnlich Korkyra 3206, 42. Orchomenos IG. VII 3172, 96 NiKap^rri Ttape- Tpdcpei Ttdp TToXiouKpiTUi ktX. 'der N. wurde von P. ausgezahlt . . .' Rhod. 3749, 22 toTc bi TTe^TTO|ievolC Trapd 'lepoTruTViuuv (daneben Z. 49 dTTocreXXoMevoic uttö 'Poöiujv); ebenso Lesbos 238, 3. Das. 281 C 26 Xö[t]iuv ^nö^VTuuv Tidp dincpoTepujv 'nachdem beiderseits Reden gehalten worden waren*.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 137

7. bei eivai, uTrdpxeiv u. ä., 'ausgehen, herrühren von*: Gortyn XI 22 irdp d|U(pdvTUj ^r\ It' Ivöikov f||Liriv Von Seiten des Adoptierten soll keine Klage mehr anhängig gemacht werden'. Elis 1172, 22 occa (tiiuia) Kai toip XoiTToTp dWoip TipoHevoip . . . uTrdpxei Trapd xdp rroXiop 'soviel Ehren, als auch den anderen von Seiten der St. zuteil werden'; auch Delphi 2611, 7. Ygl. dazu die Konstruktion c. dat. in denselben Wendungen in Teos usw. oben S. 302. Auf einer Sti'igilis von Präneste IG. XIY 2408 Nr. 13 a Trdp Xpr|ci)Liou ei|ui; ohne Verbum 9 a irdp CujUjudxou. Ferner Äol. IG. XII 2, 15, 32 Tidp AitujXujv < v|id(pic|ua > 'den von Seiten der Ät. stammenden Beschluß'; ähnlich Rhod. 3758, 78; Elis 101. 52, 13; als Überschrift in Magnesia Nr. 45, 1 Trapd *A7To\\ujviaTdv. Schließlich sei hier auch das eigentümliche Trape- XÖVTUuv (dcqpdXeiav) . . . ev laTc vdcoic xaTc irap' auTUJV (Rhod. 3749, 42) erwähnt : 'sollen Sicherheit auf den unter ihrer Herr- schaft stehenden I. gewähren'; eigentlich 'den ihrerseitigen, von ihrer Seite aus beeinflußten'. Ygl. dazu Krebs a. a. 0. S. 52.

Trepi.

Im Gebrauche von irepi stimmen die Dialekte im wesent- lichen mit der Literatursprache überein. Über das Yerhältnis zu djucpi ist schon oben bei djuqpi gesprochen worden.

Mit dem Akkusativ (der Erstreckung).

1. rein örtlich: 'sich um etwas herum bewegend'. Kypros 60, 27 'AGdvav idv Tiep' 'HödXiov 'die um, über E. waltende A.'; peretalione^ das als Gen. oder Akk. gelesen werden kann, fasse ich als Akk., da, wenn ein 'Wo'-Kasus nach irepi stände, im Kyprischen von vornherein der Lok.-Dat. zu erwarten wäre (vgl. SGDI. 45, 2). Epid. IG. lY 951, 79 eirei erevero Ttepi öeKacidöiov 'als er um das D. herum kam' ; 952, 104 TiejpieXiHai irepi ciu|Lia 'um den Leib winden'; auch Z. 72; ähnlich 951, 62. Halaesa 5200 II 33 (die Grenze geht) ujc ai pdjiivoi irepi töv Tepjuova 'wie die Dornsträucher um den Stein herum'. Delphi BGH. 26 S. 65 Z. 16 ToO TTaciuuvoc Ipyou toö irepi töv djuqpaXöv 'des P. Arbeit um den 0. herum'; BGH. 22 S. 320 f. Z. 48 üöujp Trepi TÖV vaov; auch Z. 16, 52; ferner Kalchadon 3052, 7; Rhod. 3758, 99 usw. Zur Angabe des ungefähren Bereiches einer Ört- lichkeit: Epid. IG. lY 952, 29 cujußoXficai . . . Trepi Köpvouc aiiTdi 'ihr in der Gegend von K. begegnen'. Das. 951, 92 KaTaTieTujv ouv dTTÖ ToO öevöpeoc Trepi CKÖXoTrdc Tivac 'vom Baume herab in Dornen hineinfallend'.

138 R. Günther,

2. bei Personen zur Angabe ihrer Umgebung, Begleitung; besonders bei Kollegien : Elis Solnisen 40, 8 tüuv irepi TTuppiuva öaMiopTujv; auch SGDL 1172, 2. Tegea Ditt. Syll.« 465 (3. Jahrb.) 8 TÖc cTpaTQTÖc TÖc 7T€pi Ctpaieav. Trözen IG. lY 757, 14, 17. Lakonien 4516, 9 ; 4544, 20. Delphi 2138, 1 ; 2502, 158 d ßouXd . . . Toi Tiepi MeXdvtuTTOV. Apollonia in Magnesia Nr. 45, 17. Thessalien Hoffmann U Nr. 7, 30. Kreta 4940, 17; Thera IG. XH 3 Suppl. 1316 ff.; Rhod. 3758, 72 usw.

3. bei Vorgängen, die sich auf etwas erstrecken ('sich irgendwie um jd. zu schaffen machen' u. ä.): Delphi 2034, 17 TTcpi NeoTTdipav 7T€T^ovr|p€u^€val 'sich an N. vergangen habend*. Sehr häufig in den Redensarten 'sich verdient machen um, gut handeln an jd.' usw.: Lindos 4154, 44 dvöpec dTaeoi tfivoyno TTcpi Td Upd Td Aivbiiuv; u. ä. oft Äol. IG. XII 2, 529, 13 xdv €Övo!av dv T^xt 7T€pi Td^ TTÖXiv Ktti TOic TToXiTaic. Kretisch 5150, 11 idv T€ Trepi ^Tnidbouiiia €ut£iav *seine Tüchtigkeit im Berufe'. Kos 3698, 11 dperdc ^vcko rdc TTCpi idv xexvav; 3618, 14 ö)bioiuiC Trepi 7TdvTa[c tö]c 7ToXi[T]ac [cttouöJo^Iujv *sich gleichmäßig um alle Bürger bemühend*; ähnlich Lakonien 4544, 6 CTioubdc xai 91X0- Tiiifac ou9^v dXXefTTiwv Ttepi Trdcav XP^^av, (dv) Tuvxdvei Tic Ix^v "nichts unterlassend an eifrigen Bemühungen wegen der jeweiligen Bedürfnisse der einzelnen*. Delphi 1693, 13 et \b]i n dvepdi- TTivov TtvoiTo 7T6pi MdvTi Vcun dem M. etwas Menschliches wider- fährt*; so auch 1817, 5; 1832, 10; 2100, 15 usw.; auch Thera 4706 B 7. Ähnlich Delphi 1749, 5 Ac ko TTdOoc T^vnxai rrcpl 'Apx^Xaov 'sobald A. gestorben ist*. Rhod. 3758, 132 [tcJvou^vuüv trcpi qOtouc Koipüüv öucxefpdiv] 'als für sie schlechte Zeiten ge- kommen waren'; ähnlich Kreta 5101, 5; Sikjon IG. IV 426, 2. Tegea 1222, 3 öca rrcpl CpTOV 'was sich auf das Unternehmen bezieht*»); ähnlich Z. 32. Teos 5177 (kret) 21 xd . . . irepl töv Aiövucov Kai auToi ceßÖMcOa 'das, was sich auf D. bezieht*.

Mit dem Dativ-Lokativ verbunden tritt Ttepi nur im Arkadisch - Ky prischen auf, und zwar in Funktionen, für die anderswo rrepi c. gen. gebräuchlich ist Kypros 45, 2 u€uHdM€voc Trepi Traiöi 'um ein (sein) Kind flehend*. Arkadisch in Magnesia Nr. 38, 8 und 46 'betreffs* (s. 0. S. 73).

Mit dem Genetiv, der im allgemeinen echter Gen. (des Bereiches) ist

1) In SGDI. 1222, 3 ist irrtümlich irepi ausgefallen; vgl. richtig Solmsen 2, 3.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 139

1. Die rein örtliche Vorstellung *um etwas' ist bei den Yerben des Streitens noch ziemlich greifbar: Pharsalos Hoff- mann II IN'r. 70 (um 500) ir^p Tctc xäcbe tto(X)\öv dpicreuiuv löave 'wacker um (für) dies Land kämpfend starb er*.

2. Daran schließt sich die Verwendung von irepi c. g. mit Hervorkehrung des Begriffes des Schutzes, der Veranlassung (kausal und final) und des allgemeinen Sachbetreffs überhaupt, ohne daß übrigens diese ja ineinander überfließenden Bedeutungsfärbungen immer reinlich geschieden werden könnten:

a) 'für, im Interesse von' : Larisa 346 AiiTOvöeioc öveOeme To[ö] noTei6o[ö]vi TT^p ToT 7Ta[i]ö[6]c AuTov6o[i] 'weihte dies dem Poseidon für seinen Sohn A/ Hoff mann II Nr. 26 €(uH)a|Lieva TTEp [t]o[T] [7Taib]6c.

b) Veranlassung: 'propter, causa': Elis 1171 (4. Jahrh.) FaXeiujv Tiepi 6|Liovoiap 'ab Eleis propter concordiam consecratum*. Epid. IG. 952, 23 eveKdOeuöe irepi toO iraiööc (der in Gefahr schwebte); Z. 117 aüra -rrepi Ttdöuiv €TKa9e\JÖ[ouca] 'um Kinder zu bekommen'; ebenso Z. 60, 129 (daneben 951, 10 uirep Tevedc 4T[KOi]|Lia0eT[c]a). Ähnlich äol. IG. XII 2, 116, 2; Kos, Herzog, koische Forsch, und Funde Nr. 18 (S. 63) usw.

c) 'hinsichtlich, betreffs': Elis 1168, 2 cuvefi[v]a[i] . . . Trdp tdp Tdp 'Verträge wegen des Landes'; ähnlich 1151, 1. 1149, 5 cuveav k' dXdXoic rd x' dX(Xa) Kai Trdp iroXeiaiu 'sollen einander beistehen in den anderen Dingen sowohl als auch hinsichtlich des Krieges'. Ferner 1172, 35. Ionisch: Keos 5398, 1 O'i'öe v6[|n]oi Tiepi TüuT KaTaqp9i[)U€]viJu[v. Teos 5632 B 24 (öcnc) kqköv ßouXeOoi 7T€pi T[r|i]ijuv Huvö. Halikarnassos 5726, 17 usw. Lesbisch: 214, 11 a\ ke tic öiKav TpdqpTirai rrepi t[oJutujv; auch Z. 25; 304 B 56; 281 A 16, C 31 usw. Thessalisch: Larisa 345, 17 7Tpacce|Li€V ir^p rouvveouv Kdt rd 6 ßaciXeuc Irpa^^e 'in dieser Sache so zu handeln, wie . . .'; auch Z. 40. Femer Kierion Hoffmann H Nr. 63, 6; aus Dodona SGDI. 1557 ^mKOivdrai ir^p To(i) [dpjTOppoi 'fragt wegen des Geldes an'; auch 1333, 1559; nichtthessalisch aus Dodona 1561, 1564, 1567, 1572. ßöo- tisch : IG. VH 3054, 8 irepi outiuv li|/acp{TTa[T0 'beschloß dar- über'. Tanagra RevfitGr. XII S. 7 1 I 3 ^jXeHe irepi lapu) ; aber daselbst Z. 4 |LiavTeuo)Li€vac idc ttöXioc ouir^p tuj lapüj. Delphi : 2561 C 19 höö' 6 t60)u6c irep tujv evToqprjtujv 'dies ist die Satzung die Bestattung betreffend'; ähnlich A4, B 6, 8. Auch auf jüngeren Urkunden: 1696, 10; 1971, 12; 2627, 3 (aUe 150/140);

140 R. Günther,

daneben auch uTiep c. g. Im sonstigen Phokis 1532 A 9, 1547, 8 (beide aus dem 2. Jahrh.) usw. Megarisch 3025 (aus Epi- dauros) 3f. Argolis: IG. IV 950, 33; 752, 5; SGDI. 3277, 9. Lakonien, Messenien 4430, 2; 4516, 16; 4680, 11 usw. Korkrra 3206, 40. Kreta 4942 (2. Jahrh.) B 3 Tipövoiav TTOinrai Trepi tlü KOiv[a). Ferner 5016, 29; 5040, 64; 5060, 100 usw. (alle aus dem 2. Jahrh.). Daneben auch uirep, z. B. 5149 2. Jahrh.) 3, 10, 30 Trepi, aber 15, 33 imep. Rhodisch: 3749, 5 xd ööHavta irepi rdc cu^^axiac; 3750, 11 usw. Kos: 3620, 2 Trepi iLv 'AXiKapvacceic . . . d£iouvTi . . ., öeööxOai dTro- KpivacOai . . . *In betreff der Forderung des Hai., daß . . ., ist folgende Antwort beschlossen worden'; so auch z. B. Knidos 3500, 2. Schließlich erwähne ich noch, daß anstatt des Gen. in diesen Fällen einmal, in Itanos, der Akk. steht : 5058 (3. Jahrh.) 35 ai xd] Tivac dXXouc (sc. v6)iouc) ucrepov OedüfinleOa f| rrefpi td eiva] (de rebus divinis) f| Trepi id TroX[m]Kd; aber Z. 27 ouö^ ßouXeuceu) Trepi Td[c ttöXJioc kqköv ouöev.

3. Mit dem Genetiv- Ablativ : Hier nenne ich die mit dem homerischen Tiepi TrdvTUJV ^in^evai dXXiuv 'alle andern übertreffen* zu verbindenden Wendungen, wie Trepi ttoXXoO TToiekOai : Rhod. 3752, 11 (eudßeiav) Tiepi TrXeicrou TTOiou)üievoc ; auch Ägina 3417) 17, Delphi 2682, 9 usw. Auch ist wohl eine Wendung aus Or- chomenos an diesem Orte zu erwähnen: IG. VU 3171, 34 dTt^x* TTdvTtt Trepi ttoytöc 'er hat alles voUständig weg* (alle Schulden sind an ihn bezahlt); Trepi Travröc eigentlich *über alles hinaus- ragend* (?). Hierher wohl auch Delos BGH. 29, 204 f. Nr. 67, (kret) Z. 10 iöwKav [ijdv ^mTpoTrdv Trdvxa Trepi Trdvnwv 'über- ließen (ihnen) die Entscheidung in allem und jedem*.

TrXdv TrXrjv. 1. TrXdv (TrXr|v) wird in den Dialekten, soweit ein Nomen unmittelbar von ihm abhängt, ebenso wie in der Literatur, mit (ablativischen) Genetiv verbunden : Gortyn 4992, 3 TrXdv Frmac Kdvqpibrmac 'abgesehen von Kleidung und Spangenwerk*. Eresos (äol.) Jahresh. d. öst arch. Inst V (1902) S. 141 Z. 16 ^^]b^ eic töv vauov ek9^pTiv cibapov ^Y]bi xci^^^ov TrXdv voMiCjiaToc; auch Z. 19; ferner SGDI 293, 6. Olynth 5285 B 3 ^EaTturn ö' Ictuj . . . vau- TTr|Tn[c]i)Liu)v . . . TrXT^v ^ariviuv 'Schiffsmaterial soll ausgeführt werden, Tannenholz ausgenommen*. Femer Halikamassos 5727 D 33; Teos 5633, 11. Epid. IG. IV 951, 22 touc idc xnpöc öa-

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 141

KTuXouc dKpaxeic ^x^v TrXdv 4v6c. Rom IG. XIY 1293, 27 Aao|Lie- öovTtt Kai Touc uiouc [dTroKieivac] irXdv TTpid|uou; auch Z. 52, 57. 2. Nicht hierher gehören, streng genommen, die Fälle, in den TrXriv nicht eigentlich als Präposition, sondern als Adverb steht: Lokris 1479, 4 e6aXd(c)cac hdTe(i)v dcuXov TrXdv dXijuevoc Vom Meere wegführen außer vom Hafen' ; ähnlich Milet 5497, 8; Thera 4706, 255; 101. 46 (achäisch) 58. Oropos 5339, 34 7rXr|v orav f] koQjf] ei *außer wenn das Fest ist'; ähnlich Erythrä 5689, 5. Delphi 1799, 5 Kupia k[T]uj Adpica KoXdZioiJca . . . Ji\ä}i )ir] 7T(iJu)Xti- cdriu 'soll ihn zu bestrafen berechtigt sein . . . nur ihn nicht ver- kaufen'. ÄhnHch 1723, 17; 2019, 12; 2140, 29 usw.

TTOTl, 7TÖC, TTOl, TTOpTl, TTpÖC, TTepTl.

Hier stelle ich die Belege für ttoti, ttoc, ttoi, TTopii, Tipoc, Trepri zusammen, ohne auf die formale Verschiedenheit, mit der ehedem auch späterhin verwischte Unterschiede der Bedeutung verbunden waren, Rücksicht zu nehmen.

Mit dem Akkusativ (des Zieles): 'gegen, zu etwas hin- gewandt'.

1. allgemein von der Richtung eines Vorganges, einer Strecke usw. Elis 1151, 11 öjuocavTec ttotöv Oeov 'zum Grotte hingewandt schwörend'. Kypros 60 (Solmsen 3) 18 f. t6(v) x^Jpov . . . TÖ(v) TToexöfiAevov iröc tö(v) p6Fo(v) Mas Grundstück, das sich gegen den Fluß hin hält, gegen den Fluß hin liegt'; auch Z. 21. Ähnlich Heraklea 11 69 (öiacToXdv) xdv iTOTiKXaiYUicav ttöt idv 7TÖ0OÖOV Mas sich an den Zugang anschließende Querstück'; auch n 107. Heraklea H 77 Tdv TTparav cidciv rdv ttöt rdv FiKaii- öeiov Mie erste, gegen den 20 Fuß-Weg hinliegende Abteilung'. II 38 judKoc anö tdc heKaroiuTreöiu ttoti Tdv hripaKXeiav hoöov Mer Länge nach vom 100 Fuß- Wege zum herakl. Wege', und ähnlich sonst auf diesen Tafeln; auch durch dxpi (H 31) ver- stärkt. Olympia (lakon.) 4427, 11 dTTÖ Tdc ö^ ttöt Tdv TTpdTav CTdXav Von dieser (Säule) zur ersten Säule'. Anaphe 3430 (2. Jahrh.) 10 d eXaia d ttoti tö[v] Eiiödipeiov oikov xai töv MeiöiXeiov Mer gegen das Haus des E. und M. hin stehende Ölbaum'. Zur Angabe der Himmelsrichtung: Syme IG. XH 3 Suppl. 1270, 9 ttot' dvaToXdc . . . ttoti |ueca|ußpiav ; auch kret. SGDI. 5060, 64 ttoti iLiecajußpiav (aber 5016, 13 k töv vötov). Phokis IG. IX 87, 25 TeiTUJv ttot' duj 'Nachbar im Osten', daneben ttoö' krrepac (z. B. Z. 35) 'im Westen'; vgl. unten (zu ttoti c. gen.).

U2 R. Günther,

2) Im besonderen nach

a) kommen iL ä- Keos 5398, 24 ievm . . . tt[pö]c T[f|v oi]Kir|v. Trözen IG. IV 760, 4 a Ka ttoiüjv ttoi töv öeöv loirji *quid faciens ad deum ire possef. Magnesk Nr. 46 (aus Epidamnos) 6 TroreX- öovTec TTon idv ßouXdv. Ähnlich Delphi 2627, 2 ; Halaesa 5200 I 62 usw. Epid. IG. IV 951, 20 ^Trei . . . irapeiri ttot' auTÖv; Z. 71 dcpiKETO TToi TÖV Ö€Öv iKCTac uud SO oft hier. Kreta 4920, 12 Trapa- Tevo)ievujv tujv TTpecßeuTctv ttot' d|Lie. Gjtheion 4566, 15 dJTeveTO ttoG' d|Lie usw. Epid. IG. IV 951, 44 7ro]i tö^ Traiepa . . . 7T0TißXeH;ac.

b) hinbringen u. ä. Heraklea II 30 TTOTÖeviec ttöt nevOii- jLiiTVJOv *zu der Flur von 5 halben -fvcti hinzufügend*. Epid. IG. IV 952, 41 viv TTOibficai ttoI f)6Trrov *ihn an den Türring binden*. Chalkadon 3051, 9 TroTaTÖvTU) . . . xd iepeia . . . ttotI töv ßuj)uöv. Lesbos 215, 50 ^Jdq)lc^a dvevepcai irpöc 'GpuOpaioic.

c) schicken u. ä. Trözen IG. IV 823, 50 noi töc Xaiöiiouc 7Te^(p6evTl. Delphi 2502, 90 emcreiXdvTiuv tujv vaoTTOiiuv TrdvTUJV TTOTi Tov TTÖXiv. Larisa 234, 3 diricToXav d[7T]ucTdXXavToc ttöt töc TttTOC. Lesbos 214, 47 d]TTtXoic toic Ttpöc töv ßaciXrja Trd[|nq)OevTac *die zum K. gesandten Boten*. Rhod. 3749, 86 Taic iröXeci 6ia- 7Tp€cßeuca)Lievaic ttoO' auTdc *den St., die sich unter einander Ge- sandten geschickt hatten*. Daher auch Epid. IG. IV 1484, 297 KdpuKi TToi GeöboTov; auch Trözen 750, 4. Auch bei schriftlicher Sendung: Lakon. 4544, 24 Tpaq;dvTUü Ö€ kou toö nia9ic|iaToc dvTi- Tpacpov TTOTi Touc ^cpöpouc; ähnlich Rhod. 3758, 74.

d) melden u. ä., besonders im amtlichen Verkehre : Delphi 2501, 26 Ka[T]aT[T€|XX6vTiuv ttoi töc lapo^vd^ovac. Gortyn 501 1, 9 7r€06ev bi TTopTi Tdv veöxa 'an den Rat der Jungen melden*. Chios 5662, 7 6 ijöujv KcrrerndTOj Ttpföc] touc ßaciX^ac *soll os ÄU die Könige melden'; ähnlich Chios 5654, 4; Faros 5434, 5, 0; Kreta 5058, 21. Tanagra IG. VII 522, 8 (Proxeniedekret) : IXtHe TTpoßeßujXeuin^vov €I|üi€v auTu ttöt töv 6d^ov npoEevov ei^ev . . . 'AiToXXibviov *er trete mit dem npoßouXeuiAa vor das V., daß . . .*; ebenso sonst, z.B. 1728, 1730, 2223, 2848 usw. in Böotien; auch in Megara 3016, 1 ; 3094, 4. Orchomenos IG. VII 3172, 140 dXiu^a dTToXoTiTTOCTTi TTOTI KaTÖ7T[T]a[c *über die Ausgabe vor den Aufsichtsbeamten Rechenschaft abzulegen*; so auch Thespiä BGH. 21 S. 553 ff. Z. 10; Tanagra RevfitGr. XII S. 72 Z. 23; Delphi 2502, 17, 127. Lesbos 304 A 14 ^irpaHe Ö4 »cai TTpöc KXe[iT]ov Trepi toc eic Kimpov crpaTuac Verhandelte mit KL' Ferner Kos 3705, 32 dTTOTpaqpkeiuv . . . övoina TraTpiacri

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 143

TTOTi TÖc vaTToiac 'sollen sich zur Eintragung ihres Namens an die N. wenden, bei den N. ihren N. eintragen lassen*; so auch Dyme 1614, 26; Kyparissia Ditt. Syll.« 936, 4; Delphi 2642, 29; Milet 5496, 11. Endlich stelle ich hierher auch Lokris 1478, 32 rdv öiKav irpoöiqov hapecrai ttotouc biKacrfipac 'sollen für ihre Prozesse Vorzugsrechte haben bei den Richtern', eigentlich 'gegenüber den R/ ; ähnlich Delphi 2585, 5 ^öiuKav . . . 7Tpoeb(p)iav, TrpoöiKiav TTOTi AeXqpouc; so auch 2637, 4; 2657, 2; BGH. 23 S. 358 oben; S. 374 Z. 10; S. 546 Z. 5; vgl. dazu att. dTDuviZeceai

TTpÖC TOUC blKaCTOtC.

e) feindlich oder freundlich gesinnt sein, handeln usw. gegen jd. : Lokris 1479, 14 ai k' 6 FacTÖc ttoi töv FacTÖv bxK&lryzai *wenn Bürger mit B. prozessiert'. Gortyn 4985, 13 öti bi [ko] dvqpi- TTaicujvTi Koivöv Ol 'PiTTrjvioi TTOpTi Tovc ropTuviov[c Vorum sich die Gremeinde der Rh. mit den G. streitet'; ähnlich 5149 (von Delos) 11 irepi tujv djuqpiWeToiuevuJV auroic ttoXi Tropxi ttöXiv Vorüber sie mit einander streiten, Stadt mit St.' ; ebenso Delos BGH. 29, 204 Nr. 67 (kret.) Z. 6, 8. Delphi 1694, 9 d öe ti Ka . . . Gpdicca f| B[6]r|0oc ttotI aucauiouc dvxiXeTOiv 'wenn Thr. und B. miteinander zanken ; auch 1971, 12 ; 2072, 24. Lesbos 281 A 6 TToXeiuov eH6[vi]Kd|uevoc Tipöc 'AXdHavöpov 'den Kr. gegen A. er- öffnend'; ähnlich rhod. 3749, 36; Theben IG. VIT 2418, 3 usw. Elis 101. 52, 11 Kp[i]civ (Entscheidung) xdY fCfeyY\}ievav rdi -rroXei auTÜuv TTOTI Td|u TTÖX[iv] TUJV AaK€Öai|LAOviuJV. Rhod. 3758, 107 6p(- HacGai Ydp ttot' auTouc 'denn sie hätten sich gegen sie abgegrenzt' ; Z. 108 ähnlich; Kopä IG. YII 2792 "Opia K[iu]Trr|uuv ttot' 'AKpn- (pieTa[c 'Grenze der K. gegen die Akr.' Lakon. 101. 300, 2 öiaXucavTa (touc qpufovTac) ttoti touc TToXiTac 'versöhnend mit . . .'; Messenien 4645, 5. Olynth 5285 A 1 CuvGfiKai TTpöc 'A)LiuvTav 'Vertrag mit A.' Delphi 2181, 10 cu^ßoXov (Vertrag) ttoti Äjuqpiceic. Akarn. IG. IX 483 (1. Jahrh.) 1 cu)Li|uaxia ttoti 'PiJU)uaiouc. 01ynth5285 B 10 TTpöc 'AjucpirroXiTac . . . |Lir| TT[oi€ic9]ai (piXiriv. Lesbos 214, 35 Td] öjuoXoTrmeva TTpöc dXXdXoic 'die gegenseitigen Ab- machungen'; Z. 30 ö)Lio]v6evT€C Trpöc dXXdXoic. Kreta 5101, 17 TUJV ttot' dXXdXoc cuvaXXaTi^dTiuv 'des gegenseitigen Verkehres'. Hierher gehören die vielen Formeln mit euvoia, euceßeia ttoti Tiva usw., wie z. B. Elis 1172, 14 Tdv lx^\ euvoiav ttotI Tdv ttöXiv; Kreta 4946, 4 euvoujc öiaKeijuevoc tto0' öXav |u^v Tdv KprJTav . . . Magnesia Nr. 34 (phok.) 15 Tdv tc ttöt Oeiov euceßeiav; Nr. 41 (Sikyon) 5 Tdv oiKeiOTaTa Tdv . . . ttoti Tdv ttöXiv. Nr. 15 a (Knidos)

lU R. Günther,

13 TJoic uTrdpxouci (neutr.) xaTc ttöXco ttoG' aurdc oiK[o8ev cpiXaJv- GpuuTTOic 'den zwischen den St. von Haus aus bestehenden freund- lichen Beziehungen^ Epid. IG. IV 944, 9 f. icujc Kai öiKaiuic dv€- cipamuevou ttoti irdviac 'der sich gegen alle gerecht und unpar- teiisch gezeigt hat'. Kranon 361 B 15 ix xd 7TpoavTpe[a rdv ^x^i Kai ttJöt idv ttöXiv Vegen seiner Gesinnung gegen die Stadt', u. ä. oft Daher auch Delphi BGH. 23 S. 547 (3. Jahrh.) Z. 2 xd x€ TTOxi xöv Geöv Kai ttoi x6 iepov euceßeuüv 'fromm in seinem Verhältnisse dem G. und dem H. gegenüber'; auch SGDI. 2613, 3 u. s.; Epid. IG. IV 932, 42. Kalymna 3585, 9 öia\ue€vx(a)c xouc [7ToX]ixac xd ttox' auxoOc *die unter einander ausgesöhnten Bürger* ; ähnlich 101. 47 (achäisch) 17; Lesbos 215, 25.

f) zur Angabe des Zweckes: Sparta 4413 (Ende 5. Jahrhs.) 6 [IbujKe] . . . TTÖx xöv TTÖXe^ov (zu Kriegszwecken) xpir|pe[civl (für Tr.) . . . ^vdc 6ue Kai xpidKOVxa. Delphi BGH. 23 S. 34 (4. Jahrh.) 15 AaKeöai^ö[v]ioi ttöx xöv vaöv aiTivaiou öpaxMdc TrevxaKociafc] bUa. Epid. IG. IV 1484, 61 eUexo ciöapov ^pTdccacGai [ttJoi xdc Gupac dvq)oxepac 'übernahm die Eisenarbeit für die 6. T.'; ähn- liches oft auf dieser Inschr. ; ebenso Delphi 2502, 12, 20, 87 usw.; Korkyra 3195 A 3, 4. Sülyon (a. a, 0.) Z. 6 ttöXi (Akk.) . . . dFdxi (Akk.) d[9]u^vai KaG' lXa[c|Liul . . . Trepx' ipfivi 'die Stadt vom Schaden zu befreien auf dem Wege der Aussöhnung . . . zum Zwecke des Friedens*. Lykosura Ditt Syll.« 939, 13 7tö[c) eulnjciv XpeecOai ^aiai 'zum Opfern'. Heraklea I 147 höcca auxoTc ttgx' oiKiav ic xpciav 'soviel sie zu einem H. nötig haben*. Tanagra RevfitGr. XII S. 71 1 15 xpnaMoc ttöx xdv Kaxaoceudv; fenier Kos 3634 B 30.

g) 'gegenüber*, d. h. 'mit Hinblick auf, im Vergleich mit, gemäß, bezüglich*: Gortyn V 44 Kpivai TTOpxi xd ^luXiöneva 'ent- scheiden auf Grund der (mit Hinblick auf die) Behauptungen der Streitenden'; so auch VI 54, XI 30; IX 30, 50. Elis 1154, 2 öxi [a\jx]üü Tci ttr) ttgx' dXd8€ia[v 'soweit es sein rechtmäßiger Be- sitz ist', eigentlich 'in Hinblick auf die Wahrheit*. Das. 1153, 6 f. Fdp(p)r|v auxöv ttoxov Aia 'der Schuldige soll Verbannter sein in seinem Verhältnis zum Zeus*; so nach Ahrens zweifelnd Ditten- berger, Anm. in 101. 11 z. St; Danielsson, Eranos lU 137 be- vorzugt die mir weniger wahrscheinlich dünkende Deutung 'er soll zum Z. hin ins Elend gehen', d. h. 'er soll verbannt sein und seine Habe an den Tempelschatz kommen'. Th. Reinach endUch (RevfitGr. XVI (1903) S. 189) versteht Fep(p)Tiv als alkr

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 145

en justice comme demandeur : aber diese Bedeutung des Yerbums ist sonst nicht nachzuweisen. Das. 1156, 3 ön öok€Oi Ka(\)Xi- Tepiuc ^xiv TTOTov Geöv 'was schöner zu sein scheint gegenüber dem e.^ Amphissa Eph. arch. 1904, 113 ff. A Z. 10 ttotI be touc XoiTTOuc irdvTac Icnx) Cuurripic ^Xeu0€pa Kai dveTraqpo[c *den anderen gegenüber soll S. frei und unberührbar sein'. Heraklea I 119 0acd|uevoi xdv ^dv ttot xdv tujv dTrixuipiiuv Mas L. gegenüber dem der Nachbarn betrachtend, mit jenem vergleichend'. Kalymna 3591, 17 XeYecGiu öe xdc ökac 6 |u^v Ttpaioc XoTOC . . . ttoti xoac beKttOKTüü, 6 öe öeuxepoc ttoti xocic öexa *die erste Kede soll gegenüber 18 Maß (Wasser) gehalten werden' usw., d. h. *soll so lange dauern, als 18 x- der Wasseruhr zum Auslaufen brauchen'. Thera 4706, 75 Ictuj d Kapireia tujv . . . x^piiuv . . . ttoti Tdc öia- Kociac öpaxiudc 'der Genuß der (als Pfand für eine fällige Summe von 200 Dr. gesetzten) Ländereien soll sein entsprechend den 200 Dr.', d. h. man soll Zinsen 'in der Höhe von 200 Dr.' aus dem Lande ziehen. Hieran schließe ich Andania 4689, 78 uTTÖöiKoc kTuu TTOTI öittXoöv '(der Säumige) soll einem Prozeß in der Höhe der doppelten Summe verfallen sein', d. h. 'es soll gegen ihn ein gerichtliches Yerfahren eingeleitet werden, das ihm, wenn er verüert, eine Strafe in der doppelten Höhe der in betracht kommenden Summe einbringt'. So auch SGDL 4566, 52 (Gytheion, um 100); 5148, 7 (kretisch, 2. Jahrb.); etwas anders Phokis 1555 B 16 dTtuTi^oc Ictiu ttoti TeTpa|Li)Lievov emTijuiov: hier ist ttoti vielleicht enger mit dem in dTiJuTiHoc liegenden Verbalbegriff zu verbinden, also wörtlich : 'soll zur Zahlung der festgesetzten Summe führbar sein'. Nicht klar geworden ist mir auf der Rechnungs Urkunde von Nesos IG. XH 2, 646 A 36 ff. der Satz: Zr|]vujv OpacicGeveioc TTpöc Tdv eTT^av Tdv 'IpoiTa tüj dp- Tupiuj Tüu 'AcKXaTTidKiu Kai Tdv KttTaöiKav Kai Tdv ^TTiCToXav 'AXe- Hdvbpuj TTpöc CTdTTipac TTevre; nach dem Zusammenhange handelt es sich um Strafgelder; ähnlich B 13, C 53 usw. Schließlich nenne ich hier die Verwendung von ttoti in Verbindung mit neutralem Artikel in der aus *in Hinblick auf fließenden Be- deutung 'bezüglich': Thera 4706, 183 Td Xomd Td ttoti Tdv euci[av TTjdvTa 'all das Übrige auf das 0. bezügliche'. Delphi 1689, 10 Td TTOTi Tdv TTdvTa Td vo|Lii2:6|U6va 'das hinsichtlich des Begräbnisses Übliche'; auch 2100, 15; 2150, 9; BGH. 22 S. 94 Nr. 89, 3 usw. ßhod. 3749, 63 Td ttot' dccpdXeiav Kai ciuTripiav Tdc TToXioc; auch 3750, 83. Andania 4689, 182 ei öe Tiva dTpacpd

Indogermanische Forschungen XX. 10

14S R. Günther,

kii dv Tüui öiaTpa^Man ttoti toiv tüüv liucnipiujv Kai lotv Guadv cuvieXeiav 'etwas von dem auf . . . Bezüglichen'.

h) Die Bedeutungsverwandtschaft zwischen ttoti c. aoc. und dem bloßen Dativ in vielen Konstruktionen bringt es mit sich, daß zuweilen die präpositionale Verbindung gewählt ist, wo uns der Dat angemessener erscheint. Ich nenne besonders: Teos 5632 B 25 f. (wenn einer) [xi Kjaxöv ßouXeOoi irepi T[rii]u)v . . . f\ tt[pöc] "eXXnvac n ^rpöc ßapßdpouc. Delphi 2049 (um 200) 15 €1 bi Ti Ktt dmKaXeiJüVTi Aeaiva f] 'Apicro^axoc CaiOpoii f| Cdrupoc TTOTI Aeaivav f\ 'Avriinaxov. Korkjra 3206 (2. Jahrh.) 120 öca H^v TTOTi KOivöv cuv[e]iK€i 'sovicl der Staatskasse zukommt'. Halaesa 5200 (1. Jahrh.) I 43 d cxavd Koivd ttoti töv )Liic9iucd)U€vov TÖv r xXdpov *die Sk., welche der Pächter des Teiles 0' mit dem des Teiles i' gemeinsam hat*. Andania 4689 (gegen 90) 8 TT€TToi- Tl)iai Ö£ Kai TTOTi töv dvöpa tqv cu|Lißiu>av ociujc Kai bmaiwc; Z. 100 XpiwvTai craO^oic Kai ^eTpolc cu^q)UJV0lc ttoti to öafiöcia 'die mit deu öffentlichen Maßen übereinstimmen*.

Mit dem Dativ-Lokativ: 'bei*.

1. Rein örtlich: Halikamassos 5727A15tö ktittiov TTpöc Tfii oiKini; auch Z. 13, 14. Trözen IG. IV 823, 42 TToi Tdi öuTai 'bei der Ädikula*; auch Z. 56; das. 757 B 6, 14. Kalauria das. 841, 24. Gytheion 4567, 4 kpöv toö 'ATTÖXXiJüfv]oc toö ttoti idi dTopdi 'am ^larkte'. Andania 4689, 85, 86. Delphi BCH. 23 S. 566 f. Z. 18, 20 ToO TCixiou toö ttöt tuji AaMOTpiuii; ähnlich BCH. 26 S. 65 lU 12. Das. SGDI. 2072, 26 lUMocav ttoti tiui ßiu- fAuii . . . ^vavTi TOIV iep^uiv. AkanL IG. IX 485, 5 öpöv töv ttotI Tdi ööüüi 'am Wege*. Kos 3634 B 7 xd oiKrmaTa Td ttotJI tJOji T€)üi^v€i usw. Bei geographischen Namen wird mit ttot^ c. d. die Lage eines Ortes zur Unterscheidung von anderen gleichen Namens angegeben: Delphi 2677, 15 AiKaiapxov . . . AaoöiK^a toiv iTOTi OaXdccai *D. aus L. am Meere*. Tanagra IG. VII 518, 5 *AvTioxeiac tujv ttö6 Adq)VTi 'aus Ant bei D.'. Magnesia Nr. 40 (aus Argos) 11 MafvnTUJV toiv TTpöc tüui Maidvöpuji; auch SGDI. 5180, 1; 287, 2.

2. Aus der Bedeutung 'bei, neben' erwächst die Geltung von TTOTI a d. = 'außer': Keos 5398, 27 TTp[öJc bi TauT|aJic mH [irXdov 7T^]vT€ TuvoiKuiv 'außer diesen nicht mehr als 5 W.' Heraklea I 128 ^TTeXdcOtu Td ^TTi2!d|nia Td fefpa^x^xiva ttot tüui aXXiui mcGüufiaTi 'sollen außer der Pachtsumme die festgesetzten Strafen einziehen*. Auch Epidauros IG. IV 951, 55, 67; Rhodos 4155, 16.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 1-47

Tegea 1222, 54 u-rrdpxev toit Koivdv cuTTpatpov Tav[vji Kupiav ttöc Tcti eTiec TOI ^pToi TeTpctmLi€v[ai cu]TTpaq)[oi *es soll dieser allge- meine Vertrag neben dem für das einzelne Unternehmen abge- faßten gültig sein'. Auch Orchomenos IG. VII 8172, 149 usw.

Mit dem Genetiv.

Ob der Genetiv nach ttoti echter Genetiv ist, oder den Ablativ vertritt, ist in vielen Fällen schwer zu entscheiden. Auch bei den wenigen Beispielen, welche die Dialektinschr. für diese Konstruktion bieten, sind derartige Zweifel möglich.

1. Im Anschluß an Brugmann gr. Gr.^ S. 450 § 507 nenne ich für TTOTi mit echtem Genetiv: Delphi 2561 A 14 huTTicxo)Liai TToi Toö Aiöc ich verspreche bei Zeus'; eigentlich *Zeus gegen- über'; auch B 12 dv5[e^]d|Li€voi ttoi 'ATrö\\uj[vJoc ktX. 'bei Ap. versprechend'. Ebenso ist wohl hierher zu stellen: Chios 5662, 9 [6 ijöujv KaTeiTTdio» 'iTp[6c] touc ßaci\eac dT[vüJc] irpoc toO 0€oö *wer es sieht, soU es an die B. melden gemäß seiner religiösen Verpflichtung gegenüber dem Gotte' ; auch Z. 17 Trevre CTaxfipac oqpeiXeiuj dTvujc rrpoc toO OeoO *(der Schuldige) soll 5 St. schulden , . .' ; zu vergleichen ist Aesch. Suppl. 396 (Weil) ceßac t6 irpoc Oeiuv 'Scheu vor den Göttern', ferner Xen. Anab. V 7, 12 und die in der Anm. z. St. in Dindorfs Ausgabe angeführten Parallelen.

2. Hingegen dürfte ablativischer Genetiv in Elis (Solmsen 40, 4) vorliegen: qpeuTeiuu ttot toi Aiop TdjXujUTTiiu ai')uaTOp 'so soll er verbannt flüchten vom olympischen Zeus wegen Blut- schuld'. Ferner stelle ich hierher Phokis IG. IX 87 A, wo die Himmelsrichtungen 'östlich westlich' mit ttot' diu (z. B. Z. 27 ; nur einmal, Z. 23 ttot' doöc) ttoO' ecTiepac (z. B. Z. 35) be- zeichnet sind. Dazu vgl. Herod. 2, 121 irpoc ßopeiu . . . rrpoc vötov und die von Stein in der Anm. z. St. genannten Belege. Daß in all diesen Fällen alter Abi. vorliegt, somit bei Angabe der ent- gegengesetzten Himmelsrichtungen der Sprechende in derselben Stellung verharrt, der einen Gegend zu-, der anderen abgewandt (Akk. : Abi.), ist mir wahrscheinlicher, als daß man es mit Gen. zu tun hat, somit der Sprechende, jeder der beiden Himmels- richtungen zugewandt, das einemal den Akk. des Zieles, das anderemal den Gen. der Berührung gewählt hätte. Bei dieser zweiten Art der Anschauung steht vielmehr beidemal der Akk. nach der Präposition, z. B. bei Herod. 2, 149 irpoc ßoperiv xe Kai voTOV.

10*

148 R. Günther,

TTpo.

Trpo wird meist mit dem (ablativischen) Genitiv (*vorn von irgendwoher gesehen') verbunden; daneben finden sich aber auch Spuren lokativischer Konstruktion.

Mit dem Genitiv-Ablativ.

1. Örtlich. Thera 4772, 4 irpo toö ca)Lir)tou Vor dem Male'. Epid. IG. IV 951, 109 7Tp6 toO aßdiou K€l^evov. Kos 3636, 30 CTTcvöei KuXiKa otvou K6Kpa^evou [Tr]p6 toö [ßoö]c Vor dem (zu opfernden) Stiere'. Femer Epid. IG. IV 952, 13; Kalauria das. 841, 23; Delphi BGH. 26, S. 42 Z. 32; Magnesia Nr. 44 (korkyr.) 42; Rhodos SGDI. 3755, 11; 3757, 8; Lesbos 238, 15; Kal- chadon 3052 A 17; lasos 5516, 12. Bemerkenswert ist Delphi 2011, 6 TauTtt bi eTev€TO 7Tp6 toö vaoö Kai toö ßuj)Lioö; der gleiche Vorgang geschah in 2010, wo es aber Z. 3 heißt TaÖTa 6^ dteveTo dvd ^kov toö vaoö Kai toö ßiü|Lioö. Ferner sei hervor- gehoben Oropos 5339, 45 f. KaOeubeiv . . . touc ^^v dvöpac iv

TOT TTpÖ ^ÖC TOÖ ßU))LlOÖ, TOC hl T^VaiKaC ^V toi TTpo h(€)C7T€[pr|C

'es sollen schlafen ... die Männer an der Ostseite des Altars, die Frauen an der Westseite*; eigentlich *vor dem 0., W. gelegen*.

2. Wie lat. pro kann auch griech. irpö die Bedeutung der Stellvertretung annehmen; doch sind die Beispiele gering an Zahl : Gortyn I 43 dTTobeiKcdTUJ . . . f| auT6c f| dXoc TTp6 toutio *den Nachweis soll führen ... er selbst oder ein anderer an seiner Statt.* Auch XI 16; SGDI. 4985, 14; 4992 III 5. Daran schließe ich die Verwendung von irpö c. g. im Sinne von *im Interesse, für', wie sie in Heraklea 4630 vorliegt: hicriai np^ auTauTdc Kai *A9poömac AopKdc dv^6r|K€.

3. Zeitlich. Gortyn I 2 npo öiKac \it\ öftv *ilm vor dem Prozeß nicht wegführen'; auch XI 24. Das. IV 4 Ttpö tuj dviauTiu Vor der Jahreswende, vor Ablauf der Jahresfrist*; ferner XII 18, SGDI. 4998 IV 15; 5149, 4 Ttpö toi Vordem*. Lesbos 277, 10 TTpo Tdc TU) dTdX|LiaT0c Trepiqpopdc Vor der Prozession'. Rhod. 3749, 48; 3756, 21; 4320, 12; Argos IG. IV 596, 4; 606, 6; Kalchadon 3052, 19; Korkyra 3206, 93. Mit neutralem Artikel und Infinitiv: Delphi 1747, 12 irpö toö töv uiöv auTOÖ TiiidfftXov TuvaiKa XaßeTv 'ehe sein S.T. heiratet'; ähnlich 1799, 7; 2084, 7; Andania 4689, 67 irpö toö dpxecOai tujv mucttipiujv 'bevor man mit den Myst beginnt*; auch Z. 116; usw.

Von TTpö kann auch die Angabe der Zeitfrist abhängen^

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 149

die zwischen zwei Handlungen liegt. Die Beispiele aus den Inschr. sind nicht älter als 200 v. Chr.: Hierapytna 5040 (2. Jahrh.) 42 TTpOTrapaYfeXXovTUJV dXXdXoic Trpö aiuepdv öexa ^ kol jLieXXuuv- Ti dvaTiviJücKeiv 'sollen es einander 10 T. vor der beabsichtigten Yorlesung verkünden'. Thera 4706 (um 200) 161 XajuvjJoövTai , . . 5pax|Lidc TrevTrjKovTa Trpö toö tov cOvoöov fjiuev Trpö d|uepdv beKtt Verden 50 Dr. bekommen 10 T. vor der Versammlung'. Andania 4689 (gegen 90) 70 Trpö djuepdv öeKa tujv inocTTipiujv *10 T. vor den M.' Meister (in der Anm. zur letzten Stelle) sieht in dieser Ausdrucksweise 'einen in das Spätgriechische einge- drungenen Latinismus', wie auch in Trpö |Liidc n^epac vovvüjv 'lavouapiujv (Plut. de fort. Rom. 319 B) u. ä. Das ist mir un- wahrscheinlich, weil die in Betracht kommenden Inschr. sonst frei sind von lateinischem Einflüsse und zudem, wenn alle jene Redens- arten dem Echtgriechischen zuwiderlaufende Nachahmungen wären, nicht einleuchtete, warum man sich dann nicht auch im Zahlworte (im Lat. steht die Ordinal-, im Griech. die Kardinal- zahl) nach dem lat. Yorbilde gerichtet hätte. Ich glaube viel- mehr, daß die uns freilich ungewohnte Konstruktion bei TTpo ebenso auf griech. Boden gewachsen ist, wie die Verbindung von äno 'seit', lueid 'nach' mit Angaben der Zeitstrecken. Der in dem Beispiele aus Andania von der präpositionalen Wendung abhängende Gen. (tujv juucxripiiuv) ist ablativischer Natur, wie der auf Z. 6 derselben Inschr.: rdi TTpörepov djuepai tujv juuctti- piujv: nach dem Komparativ TrpÖTepov fällt hier der Abl.-Gen. gar nicht auf. Ferner verweise ich auf die Beispiele bei Kühner, gr. Gr. II § 414, 4 S. 2871, unter denen hervorgehoben sei Herod. 6, 46 öeuTcpuji öe Itei toOtujv 'im 2. J. nach dem'; Xen. Hellen. II, 2 ilict' oXitov öe toOtiuv 'kurz darauf. Ebenso wie die Wendungen aus den zitierten Inschr. sind die griech. Über- setzungen römischer Kalenderdaten nicht sklavische Nachah- mungen des Lateinischen, sondern mit gutgriech. Mitteln aus- geführte Nachbildungen.

Mit dem Lokativ verbunden ist TTpo in dem böot. Ad- verb TTpoTTivi 'vordem' (belegt in Theben IG. VII 2406, 6; Thespiä 1739, 14; BGH. 21 S. 553ff. Z. 2), das in Trpö -f- tx\ (= att. TTii) + VI (Partikel) zu zerlegen ist (vgl. Meister, Die Inschr. V. Sillyon a. a. 0. S. 9). Diese Bildung ist bei der Erklärung der homerischen Ausdrücke 'IXioOi Trpö, rjüuOi Ttpö, oupavööi TTpo zu berücksichtigen.

160 R. Günther,

Anhang: Andere Präpositionen mit der Bedeutung Vor'.

a) uTTTTpo tritt einmal in Larisa auf: 345, 43 ipdqpiciua t6 T€ innrpö [T]dc Ttv6^€V0v xm Tctinov oTTpau^ovrec *das kürzlich beschlossene und das heutige Ps/ \m{6)- hat die ihm auch sonst anhaftende Bedeutung der unmittelbaren Nähe; tac scheint der demonstrativ verwendete feminine Artikel zu sein, der auch in TTpoTrivi vorliegt; es schwebt wohl ein Begriff wie fmepa vor.

b) 7rpöce€(v) : Milet 5495, 25 *€KdTT]v t^v irpöcGev iruXeujv •H. vor dem Tore*; ebenso Z. 28. Ägä Solmsen 8, 13 TrpöcOe rdc ÖMoXoTiac Vor der Vereinbarung'. Delos BCH. 29, 211 (äol.) Z. 37 Tre]vT6 d^epaic irpocOe rdc ^KXnc[iac (vgl. A. Wilhelm BCH. 29 S. 577). Wahrscheinlich ist eine Präposition npöcOe auch auf der megarischen 101. 22 d e f 5 (SGDI. 3045) anzuerkennen: Ol bk TTpocOe ?(peuT0V toiv fQa{pi)^&zwv [t]uuv Kai[ . . .

c) ^nTTpocOe : Trözen IG. IV 823, 45 (4. Jahrh.) JinTtpocOe Toö vaoO.

d) Tipiv : Kalymna 3591 A 16 irplv ou X^tecOai tdv öikov Vor Verhandlung des Prozesses'; vgl. ?u)C c. gen.

CUV.

CUV mit dem instrumentalen Dativ wird in den Dialekten ebenso verwendet, wie in der Literatursprache. Entsprechend seiner soziativen Bedeutung *zu.sammen mit' steht es also zur Angabe der Begleitung (besonders beim Eponymos von Kollegien), der Mitwirkung, des Beistandes, der begleitenden Nebenumstände, ferner, wenn ein Nebenbegriff in den Uauptbegriff mit einge- schlossen werden soll ('inbegriffen'). Auch darin gehen die Mund- arten mit der Literatursprache zusammen, daß sie immer mehr ^i€Td gegenüber cuv bevorzugen. War darauf schon früher auf- merksam gemacht worden, so soll auch im folgenden, um diesen Vorgang schärfer zu beleuchten, immer auf etwa in derselben oder verwandten Inschriften vorkommendes juctd c. g. hinge- wiesen werden.

1. Begleitung (nur mit persönlichem Dativ): Ägypt. Söldner- inschr. 5261 A 2 toi cuv VamLiarixtui . . . InXeov; auch 5611 TTd()a)ßic 6 Q0X09ÜJV10C cuv M'a|i^aT[ixuji]. Megarisch 101. 22 a 6 (= SGDI. 3045) 11 ^TTjaviTuu cuv tüji MheTa[pei; ähnlich d e f 8. Lokris 1479, 47 toic cuv 'AvTicpdiai FoiKniaic; aber Z. 11 ^eid c. g. pl. 'zusammen mit' ; Z. 44 )i. c. g. pl. 'inbegriffen'. Phokis 1536 a (gute Zeit) Gucrpaioc . . . cufn (TT)6piTröXoi[c] TTavi NuMq)aic.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 151

Elis 1156, 4 CUV ßiuXcii . . . Kai öd|Liuji . . . öivdKOi •zusammen mit dem Rate und dem Volke soll (der Beamte) die Änderung (der Gesetze) vornehmen'. Gegenteil 1157, 8 dveuc ßuuXdv. Epid. IG. lY 917 (4. Jahrh.) 10 rd iap[üb]|LiaTa . . . 7Te)aTr6c[ea]i cuv Tdi T[a>v] 'Gmöaupiijuv [7T0|u]Trdi. Gortyn 4992 IV B 5 ai Ka Xfji CUV )LiaiTupc[i, aber 4985, 5 -rreöd c. g. s. 'zusammen mit'. Bei Kollegien: Gortyn V 6 ök' 6 Aie[a]Xeuc (cjxapTÖc Iköc|uiov

01 CUV Ku[\]XiJui; ebenso Eid von Dreros Z. 4; Gortyn 5010, 1 usw.; Lato BCR 27 S. 220 A 2f.; IG. XII 3, 254 (aus Anaphe) 10; Delos BGH. 29 S. 204 f. Nr. 67 (Vertrag zw. Lato u. Olus) Z. 2 ff. Aber Gortyn 5015 (2. Jahrh.) 27 oi Tieö' eOpueOevia KOpiiioi neben Z.3 K0p|ui6v[Tiuv . . . tOuv] cuv 'Apxe^dxuji. Rhodos 3751 (2. Jahrh.)

2 TTpuTaviujv Tüuv cuv 'AcTU)Lir|öei ; auch 3754, 1; 4119, 3. Ferner 3842, 4 uTTÖ CujTTipiacTdv AiocHeviacidv [TTavJaOavaicrdv Aivöiacrdv Toiv [c]uv rai(iju)i KOivoO Von der Gesellschaft der . . .' ; so auch 4234 (2. Jahrh. n. Chr.) 4; 4239, 4. Daneben z. B. 3750 (gegen 200 V. C.) 15 iLieTd c. g. s. für Nebenumstand. Kos 3624 B 29 (um 200) TrpocTdiai loi cuv X[a]piviu[i]. Ferner 3678, 3679, 3680 (späte Sehr.). Daneben z. B. 3705, 109 jueid c. g. s. 'zusammen mit'. Nisyros IG. XII 3, 89 (3. Jahrh.) 2 7TpocTa[T]dv tüuv cuv GaXidpxuji. Thera 4706 B 1 eqpopuuv tüjv cuv <t>. gegen B 3 ILieid c. g. s. 'zusammen mit'.

2. Beistand (mit persönlichem Dativ): Mylasa 5753 C 6 MaucciJuXou )uev ctuOevioc cuv tuji Ali *mit Hilfe des Z.', aber Z. 11 f. cuvaömeTv jueid Mavixa. Sillyon (a. a. 0.) Z. 1 lu AiFi[a] Kai HiiapoTci Mdvri[c cuJvhi^Xe . . . ia[)u]a *mit Hilfe der D. und der H. erfaßte M. ein Heilmittel'.

3. Begleitende Nebenumstände : Kypros 60, 28 Td(v) bdXxov . . . KaxeOijav . . . cuv öpKoic *die Urkunde legten sie unter Schwüren nieder'. 120, 4 öveOriKe cu(v) xuxa. Dagegen im verwandten Ar- kadischen, Urt. V. Mant. Z. 16 ireöd c. d. pl. 'inbegriffen'. Delphi 2561 A 21 IboBe Aaßudöaic . . . ev xdi dXiai, cuju ipdqpoic heKaxöv OTÖoriKOVxa öuoiv 'beschlossen mit 182 Steinen' ; dieselbe Wen- dung 2611 (um 170) 3 Ibo^e . . . cu|u ipd90ic xaic evv6|uoic; auch 2613 (240/200) 2; 2627 (150/140)1; singularisch 2615 (270/260)

3 cu|u ijidcpuji xdi ivv6\xm; 2621 (206/205) 3; 2624 (240/200) 4 usw. Sonst kommt cuv im Delphischen nicht vor; bei Beamten- kollegien heißt es irepi c. acc. (2502, 1 58) oder luexd c. g. (BGH. XXII S. 304 Z. 23, M. 4. Jahrhs.).

4. Nebenbegriff dem Hauptbegriff untergeordnet: Iasos5517

152 R. Günther,

(4. od. 3. Jahr.) 2 oceXoc Iv . . . cuv T[fii] öcqpOi 'einen Schenkel- knochen mitsamt der Hüfte*; ähnlich Mylasa 5755 (Wende 2. Jahrhs.) 12 (xriv ff]\) cuv xoTc ^voöci, bevbpeov ^otvoic Trdciv: auch Z. 2 (hingegen Z. 5, 9 ^eid c. g. 'unter Mitwirkung von'); femer Olbia 5549 (Kaiserzeit) 12. Orchomenos IG. YII 3171 (gegen 200) 38 f. ßcOeca couv ittituc biaKariric FiKati, TTpoßdTuc couv HTuc x^i^i^c *für die Rinder, mit Einschluß von 220 Stuten, und die Schafe, mit E. v. 1000 Ziegen'. Ähnlich Thespiä 1737 (Ende 3. Jahrh.) 15. Daneben zur selben Zeit ireba c. g. pl. *im Verein mit' (3171, 5), ^eTd c. g. s. für begleitenden Nebenumstand (Magnesia Nr. 25, 10). Epid. IG. lY 1492 (4. Jahrh.) 20 XoiTTÖv CUV Tüüi dTnöeKdT[uj]i *(wir bezahlten) den Rest mit Ein- rechnung des Zuschlags von 10 Vo'. Ähnlich Trözen 823 (4. Jahrh.) A 9; Epid. 1508 (3. Jahrh.) A 10. Kalymna 3591 B 25 rd uTTÖXoiTTa TiJüv xPnM^TUiv TouTiüv ot Tiveitti cuv t[ö]kuji *den Rest- betrag dieser Gelder, der sich, die Zinsen eingerechnet, ergibt*. Ähnlich Kos 3624 (gegen 200) B 42; Kalchadon 3052 (um 200) 28. Heraklea I 89 f. dplG^öc öpiwv . . . heTrrd cuv xiJui Im tdc TrXeupidboc ktX. *Zahl der Grenzsteine: 7, mit Einschluß des auf der Seite stehenden* usw.; hingegen 1 124V€Td c. g. pl. 'inmitten*. Bruttium 1658, 12 dvOein idi 6€di öuiüöeKaTiXca cuv ^eöifuvuji Xißdvuj<i> 'weihe der G. den zwölffachen Betrag (des Gestohlenen) imd dazu einen M. L.'.

Gar nicht belegt ist cuv in den (prosaischen) Inschr. von Lesbos (wo hingegen ^erd c. g.s. bei Kollegien steht: 304 (319/317) A 45), Sparta (hingegen 4480, 9 netd dvöpöc . . . cuMßiuuciv), Messenien (hingegen 4689, 29 ö iep€uc (geht) \xträ töc iep^ac), Ätolien, Korkyra (hingegen 3206, 144 incTd toö öioiicr|Td 'im Verein mit'), um der Dialekte mit geringer Inschriftenzahl zu geschweigen.

d.

Das mit im gleichbedeutende u mit der ablautlich ver- wandten Nebenform €u tritt als lebendige Präposition nur im Kyprischen*) auf, im übrigen Griechischen nur in den Ablei- tungen ucrepoc, ücraroc und als erstes Glied einiger Komposita, z. B. ücrpiH 'Stachelschwein' u. ä. (vgl. Bnigmann gr. Gr.' S. 451, § 508). Die hier in Betracht kommenden inschriftlichen Belege aus dem Kyprischen sind: SGDI. 74 AijaiOem tüüi Oeoj toi'AttöX-

1) Über venneintliches ark. ö vgl. Bnigmann gr. Gr.» S. 150 Anm. 2.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 153

Xuuvi 6ve0riKe u xuxa = att. dveGriKe dm wxr\\. Das. 45 ueuHd|Li€voc . . . Tüui TTepceuiai = att. d-rreuHdiuevoc. Das. 60, 5 d(v)Ti xd uxnpujv *statt des Handgeldes' (att. rd errixeipa). Im Anschluß an Baunack, Studien usw. I 16 ff. wird u von vielen Gelehrten mit ai. tid 'in die Höhe, heraus' zusammengestellt, während Hoffmann mit Fick germ. iiip, up 'auf vergleicht, die sich sowohl in der Bedeutung wie in der Gestalt (mit demselben Ablaute) besser mit u, eu deckten. Ich schließe mich der Baunackschen Etymologie an, da von einem idg. *ub eub im Griechischen sonst keine Spuren vor- handen sind, während ud, neben dem die Ablauts Variante *eud gestanden haben kann (s. Brugmann a. a. 0. S. 451 Anm. zu § 508), sicher in ucrepoc vorliegt, wahrscheinlich auch in ücrpiH, ucTiXriH u.a. Die Bedeutungsentwicklung von u (= ud) ist mit der des idg. *wpo im Germanischen zu vergleichen : bei beiden kam man von Von unten herauf zu 'nach oben, auf (Brugmann k. vgl. Gr. § 592 S. 463). So wurde u zunächst in Fällen wie ucxpiH (eigentlich 'die Haare empor starrend habend'), ueuHdjLievoc 'hin- aufflehend' gleichwertig mit eiri, und diese teilweise Überein- stimmung im Gebrauche führte zur vollständigen syntaktischen Angleichung an etti, so daß man wie em luxai auch u Tuxa sagen lernte.

Ob im Ky prischen uFaic (Solmsen 3, 10 uFaic lav, auch Z. 23, 28) \) steckt, oder wie man dies Wort sonst zu erklären hat, ist ein ungelöstes Rätsel.

uirep.

Am Gebrauche von uTiep in den Dialekten ist zweierlei besonders hervorzuheben: die Verbindung mit dem Dat.-Lok. im Arkadischen, und die mit dem Akk. in der Bedeutung 'für' ('zugunsten' oder 'an Stelle') in Westmittelgriechenland. Außer- dem bemerke ich noch, daß uirep entgegen dem sonst bestehenden Gebrauche, es dem Nomen voranzustellen, im Pamphylischen (Sillyon a. a. 0. Z. 2) diesem folgt.

Mit dem Akkusativ (der Erstreckung).

1. 'über etwas': lalysos 4110 (4./3. Jahrh.) 16 Oefieiv öe rdc cxdXac |Liia|u |Liev im xdc ecöbou . . . luiav he uir^p x6 icxiaxopiov *über das H.', d. h. an einem das H. beherrschenden Orte. Rhod. 3758 (Anf. 2. Jahrh.) 160 f. xöv irpdxov Xoqpov xöv Tiexpujöri xöv uTrepK€ijU6Vov iJTrep xd epTdcijua 'den sich über dem angebauten Lande erhebenden H.'. Ebenso bedeutet urrep wahrscheinlich

154 R. Günther,

'Über etwas' in der lückenhaften Inschr. von Phoinix (rhodisch) 4262 (3. Jahrh.) 1.

2. *über etwas hinaus*: Rhod. 3758, 162 f. fi^v uttö töv Xöqpov Kai id^ qpdpaTfa ^oX touc . . . öpouc, id öe urrep töv Xöcpov Kai xdv qp. Kai touc ... 6p. *das gegen den H. und die Schlucht und die Grenze hin Liegende das über diese Örtlichkeiten hinaus Liegende'. Halaesa 5200 II 27 ff. (die Grenze geht) ibc 6 T^pmuv 6 uTTep Tdc CKaqpidc (über dem Graben) icn ixori tov otXov Kai uTT^p Tdc dXou (jenseits) ibc 6 Tepinurv imep xdv CKa<pidv (über den Gr. hinweg) Kai ic Tdv CKacpidv Tdv irapd Tdv ^Xaiav Kai \miß Tdc dXaiac (jenseits) ibc 6 Tpißoc (Fußsteig) Kai ai cKa9iai ic tdv dXaiav . . . Kai ^k xdc dXaiac ibc 6 repmuv uTr^p Tdv ^aiav (über den Ö. hinweg) k Tdv ocacpidv ktX. Die verschiedene Kon- struktion von u7T€p (mit Akk. und Gen.) erklärt sich aus dem Wechsel des Standpunktes, von dem aus die Strecke verfolgt wird (auf die andere Seite auf der anderen Seite). Auch übertragen: Karpathos 4320 (2./1. Jahrh.) 3 öeöanocieu[KUj]c (^tt)) (nrip id etKoa 'mehr denn 20 J. öffentlich tätig gewesen*. Gytheion 4568 (86) 39 ^xap^cavTO . . . ottö toO öcpeiXoM^vou xpA' HttTOc iJTT^p xi^iac Kai TrevraKociac öpaxMdc 'schenkten über 1500 Dr. von der Schuld*.

3. Im Dialekte von Phokis (mit Delphi), Lokris, Atollen, Akamanien, Korkyra, Argos, Messenien tritt seit dem 3. Jahr- hundert nach uTT^p in den beiden oft ineinander überfließenden Bedeutungen *im Interesse an Stelle jds.* häufig der Akk. statt des der Literatursprache geläufigen Gen. auf:

a) Die meisten Beispiele bietet das Delphische, aus dem ich mir folgendes angemerkt habe:

a) uTT^p c. acc. 'für': 3. Jahrh. SGDL 2615 (270/260) 6 irrr^p Tdv ttöXiv d7T0T€T€TK€v 'für die St bezahlt haben'. 2049 (um 200) 10 tau imip töv Bcöv f\ CdTupov O^Xovti TTpdccciv 'dem für den Gott oder S. einzufordern gewillten.' 2. Jahrh. 2072 (198) 9; 2126 (193) 16 toji e^cvTi urr^p töv 'ATröXXtuva ^töiko- recOai 'für A. prozessieren'; 2006 (189) 8; 1867 (176) 8 trpd- KTi^oi övTU) TUJi O^XovTi uTT^p TÖv Oeöv ; 1740 (170) 4 cuveu- boK^ovToc (einwilligend) . . . utr^p 'AxaGoKXn toO uiou ZujiXou; 1719, 11 d(X)Xuj uTT^p Mvacifevov 'einen andern an Stelle des Mn.'; diese Inschr. ebenso wie 1723, 8, 15; 1731, 9; 1743, 12; 1748, 6; 1752, 5 usw. zwischen 170 und 157 v. Chr. 1. Jahrh. Auf den im BCR 22 8. 92 ff. veröffentlichten Urkunden aus

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 155

dem Anfange der Kaiserzeit wird uirep *für' auch allgemeiii mit dem Akk. verbunden; z. B. S. 92 Nr. 87, 21 KeXeuoucac utt^p auidv Ypdipai.

ß) uTTep c. g. *für': BCH. 26 S. 64 (Mitte 4. Jahrhs.) II 6 Ciujvi uTiep naciujvoc Mem S. statt des P/ SGDL 2506 (277) 37 [dTa06v irpacjceiv uTiep tüuv iiepi töv Aiövucov T[exviTUJv: die Inschr. hat gemischten Dialekt. So auch sonst uTtep c. g. *für' auf gemischtsprachigen Urkunden, z. B. 2520 (230) 11. Ferner 2819 (150/140) 7 uTrep ujv Kai dTroK€xapicTr|Tai auToii 'wofür ihm auch gedankt worden ist'; indes kann man hier UTrep als gleichbedeutend mit -rrepi (also 'weshalb') auffassen, wo dann der Gen. unauffällig ist. 1701 (150/140) 8 dUoc 6 0e\iuv uTiep AopKiöoc; vgl. hingegen 1719 (170/156) 11 (S. 154). Endlich auch einmal aus der Kaiserzeit der Gen.: BCH. 22 S. 118 Nr. 104, 16 x'ip MvriciOeou tou 'AvTiTevouc uTtep Ad)Liajva ZiuiXou, TrapovToc auTOu Kai eptuiricavioc |U€ Orrep auiou x^P« XP^cai.

Diese Fälle mit dem Gen. gegenüber der großen Mehrheit mit Akkusativkonstruktion trage ich kein Bedenken aus dem Einflüsse der Gemeinsprache zu erklären, abgesehen von dem ersten Beispiele aus den der Mitte des 4. Jahrh. angehörenden Baurechnungen in BCH. 26, die verhältnismäßig guten Dialekt zeigen. Hier liegt wohl ein Rest der älteren dem Delph. ur- sprünglich mit den übrigen Dialekten gemeinsamen Ausdrucks- weise vor, die eben seit jener Zeit durch das jüngere urrep c. acc. verdrängt worden sein dürfte.

b) Außerdelphischen Belege: Phokis 1548 (2. Jahrh.) 4 d]\\oc UTrep toötov *ein andrer an seiner Statt'. 1545 (2. Jahrh.) 17 7TpocT[d]|U€v uTT^p (a)uToiic 'schützcud für sie eintreten'; auch 1523, 15; 1555 E (2. Jahrh. n. Chr.) 26 xPncai rdv xepa utt^p auTdv *für sie schreiben'. -^Lo kr is IG. IX 318 (= SGDL 1474, 1. Jahrh.) 5, 7 (rpdcpeiv uTrep Tiva); auch 1066 (1. Jahrh.) 5. Hingegen BCH. 22 S. 355 Nr. 1 (1. H. 2. Jahrh.) 3 dv6Ti]eri rdv ujvdv uTTep 'GpTaciujvoc 'hinterlegte den Kaufpreis für E.' Ätolisch 1409 A (SGDL II S. 672, 2. H. 3. Jahrh.) 10 rdv eirijueXeiav uTiep auTÖv TioieTcGai *für ihn sorgen'. Akarn. IG. IX 485 (3. Jahrh.) 12 cjuveuboKouvTUJV uirep Td)a [ttöXiv 'in Vertretung der St. beistimmend'. Korkyra 3195 (2. Jahrh.) B 2. Argos IG. IV 612 (etwa 2. Jahrh.) 3 uTrep tdv ttoXiv. Sonst hat u-rrep 'für' in der Argolis den Gen. nach sich, s. u. Messen. 4689 (gegen 90) 68 (Trapexeiv) uirep touc TTpujTO|LiucTac

156 R. Günther,

cfpvac eKttTov *für die Pr/ Hingegen heißt es auf der etwa zwei Jahrhunderte älteren 4642 (1. H. 3. Jahrhs.) 6 TrpocTaTeue[TUj] bk öccTic Ktt xpr\lr]i uTtep TTeTpaiac.

Mit dem Dativ-Lokativ.

Anstatt des Gen. des Bereiches, der nach uirep für' das Übliche ist, verwendet das Arkadische, wie auch sonst, den Lokativ: Tegea Ditt. Syll.« 465 (3. Jahrh.) 3 inaxÖMevoi utt^p xcti Tctc TTÖXioc eXeuGepiau

Mit dem Grenetiv (des Bereiches).

1. 'über (oberhalb von) etwas*: Kos 3635, 10 Km id utr^p TTupöc Öueftu) *er bringe das über dem Feuer zubereitete Opfer dar*. Megar. 3025 (aus Epidauros) 23 ff. im töv Kopuq)öv t6v ^Tri (bei) Tou Cxoivoövtoc. d[7T]6 tou Kopuqpoö toö utt^p toö Cxoi- voOvToc (vom Hügel, der sich über Seh. erhebt) im tov K0pu96[v] t6v Ka[T]d xdv EuöpTov (in der E.). dirö toO Kopucpoö tou utt^p Tdc €uöpTac (der sich über der E. erhebt) usf. in den folgenden Zeilen. Praglich ist wie in dieser Inschr. Z. 16 ff. aufzufassen ist: omb tou ^dxioc tou utt^p Tdv CKoXXeiav (so, als Akk. Sg. von den Herausg. betont) uttö Tdc 'Aveiac im töv Kopuqpöv tov urr^p Tdc öbou Tdc dfiaHiTou . . . dfrö tou K0pu90u toö utt^p Tdc löjöou Tdc d|LiaHiTou ktX. Hier kann man utt^p Tdc ööou mit *über dem Wege*, d. h. 'den Weg beherrschend' (also utt^p wie an den früher genannten Stellen) oder mit 'jenseits des W.* übersetzen. Wie aber uir^p Tdv CxoXXeiav? Sollte nicht auch hier ein Gen. vor- liegen, so daß zu lesen wäre dirö toO ^dxioc toO utt^p Tdv CkoX- Xetdv Von dem sich über SkoUeä erhebenden Rücken'? Oder hat der Verfasser wirklich für 'über etwas' hier allein den Akk., sonst stets den Gen. nach utt^p gesetzt? Jedenfalls hängt dann aber die wechselnde Konstruktion nicht mit dem Wechsel zwischen Kopucpöc (Kuppe) und ^dxic (langhingezogener Rücken) zusammen; auch ^dxic hat sonst, wie KOpuq>öc, imip c. g. bei sich, z. B. Z. 29 TOV ^dxiv TÖV uTTep TOU 'OXfKOu]. Trözen IG. IV 823 (4. Jahrh.) 46 Tdc ^ujpuac Tdc imip toO [vjaou 'das lebende Wasser ober- halb des T.'; ähnüch Z. 31, 36; BCH. 27 S. 271 (aus Argos) Z. 11. Heraklea I 12 tüj dvTÖfiU) tu) huir^p TTavbociac dtovToc 'des ober- halb von R, über P. hinausführenden Weges*; auch I 113. Akra 3246, 6 Aiiwvi Oeoöübpou 6e^i(a) uTr4p tou Kopeiou 'dem D., Sohn des Th., das Stück über, d. h. jenseits des K.*; auch sonst auf dieser Inschr. Halaesa 5200 I 41 töv T€(p|aova) töv utt^p Tdc 6öoö 'jenseits des Weges'; vgl auch die oben S. 154 zitierte Stelle.

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 157

2. 'für', d. h. 'an Stellet Gortyn XI 43 dTn(0)0ai bk xmkp |Li[e]v TU) [TTaJrpöc rd iraTpujia i)7t^(ö) ö^ TOtc jnaxpöc xd fLiaxpiüia 'in Beschlag soll aber genommen werden für den V. das väter- liche, für die M. das mütterliche Vermögen' (im Falle einer Exe- kution nach dem Tode der zu einer Buße verpflichteten Eltern). Heraklea I 158 )ur|öe . . . xdi ttoXi . . . juriöe xoTc huirep xdc ttoXioc TTpaccövxacci. Kos 3636, 25 dWoc uirep Krjvou 'ein andrer an seiner Statt'. Epid. IG. IV 952, 1 UTrJep xauxac d |udxrip dveKdOeuöev eX AaKeöaijLiovi €cca[c] 'an Stelle der in L. weilenden Tochter' ; auch 951, 56. Ferner das. 1485 B 47 ; Hermione das. 742, 15 ; Argos das. 590 (Kaiserzeit) 21. Einmal aber uirep c. acc. 'für' : a. a. 0. 612, 3, s. 0. S. 155.

Orchomenos IG. VII 3172, 53 irapeiav ouirep xdc 7töX[i]oc 'es waren anwesend in Vertretung der Stadt'; auch Z. 97, 120; ferner a. a. 0. 3173, 5. Kalymna 3590 oft, z. B. Z. 9 BoinOoc KXeuqpdvouc uTiep auxoö Kai xou uioO 'B. gab für sich und seinen Sohn . . .'; auch 3624, z. B. A 38 ff.; 3761, 4; Kalauria IG. IV 840, 3 ; Larisa Hoffmann n Nr. 18, 30; Lebadea IG. VH 3055, 9; Smyma 5617, 20 usw. lalysos 4110 (4./3. Jahrh.) 32 dTTO- xeicdxuj uirep eKdcxou irpoßdxou oßoXov 'für jedes Seh. einen Obolus'; ähnlich Epid. IG. IV 1485 B 87. Gytheion 4568 (um 80) 5 uirep iLv . . . d TToXic . . . aiixouc eKÖcjurjcev xijuaic 'zum Lohne dafür' ; ähnlich Ehod. 3750 (gegen 200) 21.

3. 'für', d. h. 'im Interesse' : Megara 3010, 17 xouc draGöv XI TTpdccovxac r| Xotuji r| epTUJi utrep xdc ttöXioc f\ uirep xdT Kuujudv. Lesbos 215, 9 i'va Troirjciuvxai oi cxpdxaToi Iqpobov uirep aijxujv 'da- mit sie Zutritt für sie erwirken'; ferner IG. XII 2, 527, 17. Theben IG. VII 2418, 23 TToXeiLiov xöv u[7T^p xtu i]apuj . . . eiroXeiLiiov 'den für das H. geführten Krieg'. Dodona 1580 cu|LiTTei0ov[xi] auxiui uTiep [xo]0 TTpdTiLiaxoc 'wenn er für das Unternehmen Propaganda macht'. Besonders auf Weihungen, wobei indes zuweilen schwer zu sagen ist, ob (jirep 'im Interesse' oder 'in Stellvertretung' heißt: Thessal. Ind. Schol. Rostock 1901/2 XIII (archaisch) Apreia |u'dve- GrjKE UTtep TTa[i]ööc xoö* dTaXjua. Ähnlich ionisch Pantikapaion 5562, Theodosia 5557, Phanagorea 5648, Paros 5444 f. usw. Kreta 4959, 4 'ApxoviKtt . . . 'Apxejuiöi euaK(ö)iJUi euHajueva uir^p aucauxdc; auch 5047, 5; 5062. Femer Rhod. 3824 B; 3830 ff.; 4275 f.; Anaphe 3448, 3450 usw. Kos 3648 öeiva) [Tiaiöojvoiuiuv uir^p xdc xiuv [TTaiöiuv] uTeiac xm euxaHi'ac [Aü AXceiJuui kxX.; ähnlich Astypaläa IG. XII 3, 193.

158 R. Günther,

Wie wir im Deutschen von einer Arznei für eine Krank- heit sprechen, so heißt es mit der gleichen Verwendung der entsprechenden griech. Präposition in Sillyon (a. a. 0.) Z. 2 culv- hiiXe . . . ia[|Li]a FiXcioc uirap Kai aiKiac 'erfaßte ein Heilmittel für (d. h. gegen) die Bedrängnis und Mißhandlung*.

An einigen Stellen wird uTiep xivoc geradezu gleichbedeutend mit dem reinen Dativ: Thera 4706 (gegen 200) ß 20 8t)H€v utt^p auTOu ibc Kai uTtep toO Traipöc Kai xoö döeXqpoö töv le dvöpidvia Kai npdJiov ; ähnlich Z. 10.

4. Derselbe Vorgang, den wir im Attischen seit dem 4. Jahrh. beobachten, daß uirep c. g. 'betreffs* sich immer mehr auf Kosten von Ttepi c. g. ausbreitet, ist auch in einem großen Teile der Dialektinschr. zu bemerken, und zwar, in gewissen Gebieten wenigstens, seit etwa derselben Zeit. Wie indes die ältesten literarischen Zeugnisse für diese Verwendung von inr^p weit Tor jener Zeit liegen (vgl. D. Z 524), so gehört auch der älteste in- schriftliche Beleg dafür schon dem 5. Jahrh. an : Magnesia 5736, 18 Tf|V xmip Oeuiv ^ou bidOeav 'meine Verfügung hinsichtlich der Götter*. Femer Thasos 5464 (1. H. 3. Jahrhs.) 12 imep toutuiv (darüber) . . . ^r|T' eiTreiv, ^r)!' eTrepujTficai uir^p Xucioc |ir|Te ^TTii|in- <picai; ähnlich lasos 5516, 5. Argolis: Epid. IG. IV 951 (um 320) 17 uTiep bi tou tökou TTOietimev'viv ouGev 'wegen des Ge- barens habe sie ihm nichts aufgetragen*; auch 10, 15 usw. Da- neben 952 (auch um 320) 117 irepi. Femer a. a. 0. 933, 7 imip c. g. 'betreffs*: auch Trözen a. a. 0. 791 (Anf. 2. Jahrh.) 4 f. Kreta: Gortj^n 5018 A (2. Jahrh.) 18 xövc vömovc tövc FeKaxepii Keinevovc uirlp tujv dvXi^ieviujv Mio in beiden Städten über die i. bestehenden Gesetze*. Hierapytna 5040 (2. Jahrh.) 56 vtiip gegen Z. 64 Trepi. 5149 (2. Jahrh.) 15, 33 imip, aber 3, 10, 30 TTCpi. 5150 (nach 167) 5, 8 un^p gegen 49 irtpi. 5187, 10 uirep gegen 14 nepL Ferner 5181, 24; 5184, 7, 9 Oir^p: diese letzten drei Inschr. aus Teos, 2. Jahrh. Thera 4706 (gegen 200) 255, 256 uTTtp c. g. 'betreffs*. -— Rhodos: 3758 (Anf. 2. Jahrhs.) 10, 28, 75, 77 usw. (mep; aber z. B. 3750 (Ende 3. Jahrhs.) 11 irepC. Dazu Akragas 4254 (2. H. 3. Jahrhs.) 9 dXiacMa . . . utt^p Trpo- Heviac ArmnTpiuii 'Versammlung wegen der Prox. für D.'. Anaphe 3430 (Ende 2. Jahrhs.) 5 imep, 32 Tiepi. Delphi 2084 (184) 3 xdbe bieOexo (verfügte) NiKtuv uTiep Aujprmaioc: 2642 (158) 9; 2682 (140/100) 7. Daneben auch Tiepi, s. o. S. 139 f . Lokris 1502 (2. Jalu'h.) 10 Ttpövoiav d[7roiJr|cavxo . . . uir^p xdc

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 159

cuvoöou; vgl. hingegen Aptara 4942 B 3 mit rrepi in derselben Wendung. Ätolisch: IG. XII 2, 16 (um 200) 7. Dodona: 1586, 2 €p(juT6T uTT€p TÜuv cTpuujudTUJV, auch 1587, 4; sonst in den Orakelbefragungen -rrepi, s. o. S. 139. Böotisch: hier stehen zu gleicher Zeit irepi und ourrep neben einander (s. o. S. 139): Orchomenos IG. YII 3172 (Ende 3. Jahrhs.) 132 t6 ouirep tcic (XTTOöocioc < ipdcpicjua > ; auch Z. 58. Tanagra RevJfitGr. XII S. 71 1 4 ouTiep neben Z. 3 Trepi. Delphi BGH. 25 S. 136, 6 ouTrep. Les- bisch: 281 (Ende 4. Jahrh.) C 11 KpTvai uTTtp t€ [ATUj]vi7nT[uj KJai . . .; ähnlich Z. 19. Weit häufiger indes irepi, s. o. S. 139.

5. Selten ist der Gebrauch von uirep c. g. im Sinne des lat. propter. Er liegt vor in der achäischen 101. 47 (2. Jahrh.) 21 OTTuuc ... T[d öpi]a töc T6[6]e[vTa] uirep idv Kpi[ci]iJU)u \ievr] Kupia 'damit die infolge der Entscheidungen gesetzten Grenzen gültig bleiben'. Ygl. dazu die Koivri-Inschr. aus Tauromenion IG. XIY 446 KXiuöiavöc Ke (Kai) MoOca cuv Tieöioic (Traiöioic) uTiep €uxnc erreOriKav 'propter votum'.

Anhang. Hier erwähne ich das von uirep abgeleitete, als Präposition verwendete KaTU-rrepGe c. g. (abl.) auf einer der Söldnerinschr. von Abu Simbel 5261 A 3 t^XGov öe KepKioc KaiuTTepee 'sie gelangten oberhalb K., über K. hinaus'.

UTTO.

UTTO tritt mit dem Akk., Dat., Gen. verbunden auf; es zeigt denselben ßedeutungsreichtum wie in der Literatursprache.

Mit dem Akkusativ (des Zieles bei Verben der Be- wegung, der Erstreckung bei denen der Euhe): 'unter einen Gegenstand'.

1. örtlich:

a) 'unten an etwas, (unten) gegen etwas hin': Messen. Journ. of hell. stud. XXY S. 49ff. Nr. 10 Z. 13 (xdv pnrpav Tpdi|;avT6c ev crdXav) dvGevTuu . . . uttö töv vaöv xdc Adiuaxpoc 'unten am T.' Erythrä 5690, 21 uJttö KoXuüvnv eic rriv oööv 'gegen K. hin zum Wege'; ähnlich Megarisch 3025 (aus Epi- dauros) 17. Khod. 3758, 162 rd juev uttö töv Xöcpov Kai Td)n (pdpaTTa kt\. 'das bis zum Hügel und zur Schlucht sich er- streckende Land'. Ähnlich Akra 3246, 2, 4 usw. Halaesa 5200 II 11 dTTÖ ToO Tepjuovoc Tou UTTÖ idv 'AcTTiöa ec . . . 'von dem Grenzsteine unten an der A.' (eigentlich 'der unten gegen die A. hin steht'); ähnlich 17, 55; wohl auch II 39 uttö töv ttupyov

160 R. Günther,

'gegen das Kastell hin'. Dies utto c. acc. ist also gleichbedeutend mit dem utto c. dat in 11 27 k xdv acacpidv rdv utto tiD Tep^ovl *zum Graben unter dem Grenzstein'.

b) 'unter etwas'. Keos 5339, 21 ^f) uTTonGevai KuXiKa utto Tf|[T KXiv]nv 'keinen K. unter die Kl. stellen*. Epid. IG. IV 952, 120 Tpuj]0eic U7TÖ xöv öq)6aX|Liöv 'unter das Auge getroffen'. Ferner Delphi BCH. 25 S. 62 Z. 15 Knidos 3536 B 3 utto lautö creroc €ic€X0€iv 'unter dasselbe Dach treten'; auch Bruttium 1658, 16. Halaesa 5200 n 34 ff. dvuu ic xöv T€(p)Liova) töv iv toj XiOu) Kai ujc 6 xepiLiujv utto xdv dXov Kai ic xov xe(pMOva) x6v iv xo» TiupTU) Kai U7r6 xov TiupTov ic x6v potacov xov utto xdv piva xdv dv xuj TTupTuj, el x€(pmjuv) Kai Kaxd xoö poiCKOu kxX. Diese schwierige Stelle habe ich so zu verstehen gesucht : 'Die Grenze geht auf- wärts zu der Marke auf dem Steine, und wie die Marke (weist) gegen die Tenne hin und zur Marke am Kastell und hinab unter das Kastell zum Bache, der gegen die Bodenerhebung beim Kastell fließt, wo die Marke ist, und bachab wäiis' usw. Rhodos 3750, 75 xoic uq)' airr6v x€xaT^evolc 'den ihm Unter- stellten'. 3779, 7 cxpax€ucd|i€Vov utto dpxovxa 'Avxioxov 'unter dem Befehle des A.'. Thera 4706, 96 ^ujc Ka fl utto xov TTaliJepa 'solange sie (xd xlKva) unter der Gewalt des V. stehn*.

2. Die örtlichen Bedeutungen von utt6 c. acc. spiegeln sich auch in seiner zeitlichen Verwendung wieder: Lesbos 279, 7 iitt6 xdv TTdvvuxiv 'gegen das Fest der P. hin*. Aus der Bedeutung 'gegen eine Zeit hin' fließt die unbestimmtere 'um eine Zeit herum'; so Thasos 5468, 4 uTr6 x6v xp6vov öv ol 4£r|Kovxa Kai xpiriKÖcioi i^pxov, oKbe ^Ocöpeov 'zur Zeit, als . . .*; auch Korkyra 3206 (2. Jahrh.) 60 eic xöv utt' aOxd dviauxöv 'für das um diese Zeit herum liegende Amtsjahr'.

Mit dem Dativ (Lokativ): 'unter einem Gegenstande*.

1. 'unten an etwas*: Epid. IG. IV 951, 25 utt6 xüji vauji dcxpaTaXi2:ov(x]oc auxoO 'als er unten am T. spielte*. Wie bei UTTÖ XI 'unten hin gegen* der Sinn des Darunter zurücktreten kann, so auch bei vrrrö xivi: es heißt dann einfach 'eng bei etwas*; so megarisch 3025 (aus Epidauros) 22 ^tti xov Kopuq)6v xov utto xdi TT4xpar dTT[ö xo]ö uttö xdi TT^xpai dTri . . . 'zum Hügel bei Petra (einem Dorfe)' usw.

2. 'unter etwas*:

a) Kyme 5269 hurru xfji KXivrji xouxrii Af^voc huTTU 'unter dieser Kl. liegt L.*. Samos 5702, 33 cxpouBoi utto xfi[i] xpaTTt^ni;

Die Präpositionen in den griechischen Dialektinschriften. 161

ferner Epid. IG. IV 952, 19 ; Delphi BCH. 26 S. 65 Z. 19. Halaesa 5200 II 27 (s. 0. S. 160).

b) Die schon bei Homer vorliegende, an die örtliche Vor- stellung, daß ein Vorgang untrer den Händen und überhaupt dem Einflüsse jds. geschieht, anzuknüpfende Verwendung von uttö c. d. zur Bezeichnung der Veranlassung einer Handlung ist auch einigemal in den Dialektinschr. zu finden : Gortyn 4994, 8 dcTf]- 0ai . . . UTTO Tuji )Li6|U(po|ueviu[i 'gebüßt (bestraft) werden von dem Kläger'. Sonst steht in derartigen Fällen im Kretischen der Gen.; z.B. Gortjn VI 47 utt' dvdvKac; ferner SGDI. 5025, 14 (3./2. Jahrb., Gortyn) usw. Ferner vnö c. d. in dieser Verwendung im Arka- dischen, das, wie sonst auch, die Dativ (Lokativ )-Konstruktion der genetivischen vorgezogen hat: Magnesia Nr. 38, 5, 12, 31, {^2 (s. 0. S. 73 f.).

Mit dem Genetiv.

1. Echter Genetiv: 'unter einem Gegenstande'.

a) Die rein räumliche Bedeutung 'unter etwas' liegt in einer elischen Beamtenformel vor: Olympia 1172 (3. Jahrh.) 2 Geop Tux«, UTTO eWavoöiKctv tluv Trepi AicxuXov 'unter der Regierung der H. um Ä'; so auch 101. 36, 5 (4. Jahrb.). Sonst steht bei solcher Gelegenheit der Akk. (s. o. S. 160); als Par- allele zum elischen Gebrauche führe ich nach Kühner-Gerth 1 ^ § 442 S. 524 Od. t 114 an : dpeTUJCi he Xaoi utt' auTou 'sind glücklich unter ihm'.

b) Einer ursprünglich räumlichen Vorstellung ist auch der Gebrauch von uttö c. g. zur Angabe der mitwirkenden Um- stände und der Veranlassung einer Handlung entsprungen, und in einigen Fällen ist jene noch greifbar: Vaxos 5128, 5 ai jur| TIC auToc öoiri, \xy\ utt' dvctVKac 'wenn es einer nicht von selbst, ungezwungen (eigentlich 'nicht unter Zwange') gibt'; ähnlich Gortyn VI 47 ; Lokris 1478, 8. In dieser letzten Inschr. Z. 27 auch : ai Tic huTro tujv V0)aiujv tüjv eTTiFoiqujv dvxuuperji 'wenn einer unter den gesetzlichen Bestimmungen der Epöken zurück- kehrt' (d. h. mit Erfüllung der durch diese Bestimmungen ihm auferlegten Pflichten); vgl. Meister SBSGW. 1895 S. 3081 Epid. IG. IV 951, 113 f. t6[v] toö ttoöoc öocktuXov uttö tou dTpiou eXKeoc beivüjc öiaK€i|Li6voc 'an der Zehe unter einem bösartigen Geschwüre leidend'.

c) Daran schließen sich nun die vielen Beispiele mit uttö c. g. nach dem Passiv: Heraklea 1 153 ai bi x' ^ttö TroXejuiu dTFriXnöi^VTi

Indogermanische Forschungen XX. 11

162 R. Günther, Die Präpositionen in den griech. Dialektinschriften.

'wenn sie durch den Krieg vertrieben werden'. Megara 3010 (um 300) 9 Ti)Lia8f]|Liev utto xdc ttöXioc, usw. auf den jüngeren Inschr, aller Dialektgebiete. Beim Passiv der Verben des Gebens, Sendens u. ä. tritt UTTO in Wettbewerb mit rrapa c. g. Von Seiten jds.' (s. o. S. 136): Thera 4695, 14 6ebo|Lievai Ti|uai utto 0r|paiujv; so auch Äol. 304 B 27 ; IG. Xn 2, 527, 41. Rhodos 3749, 49 laic dTTOcieX- Xo)ievaic utto 'Poöiiuv neben Z. 32 dTTOcreXXöiuevoi . . . Trapd 1epa-

TTUTVllUV, usw.

2. Alten Ablativ vertritt der Gen. nach utto in Trözen IG. IV 823 (4. Jahrh.) 46 CKttTTerou utto rotv Ziupudv öpuEioc 'Graben eines Kanales von dem lebenden Wasser herab' (in dem das Wasser von der Höhe abfließen sollte).

Xdpiv.

1. Das mit adnominalem Gen. verbundene xapiv einmal, in Phokis 1555 C 12 eic . . . x^piv mit dialektwidrigem eic tritt erst in jüngerer Zeit häufig auf. Z. T. wird es seinem Substantiv vorangestellt: Epid. IG. IV 944, 6 xcLfn"^ toO rrdav cu|iq)epovTOc; Lakon. 4568, 24; Messen. 4689, 13, 55, 104. Bemerkenswert ist auch die Art der Wortfolge in Kyrene 4854, 7 tdc ttoti toc 0e[öc X]dpiv euceßeiac, ebenso 4855.

2. Über die Bedeutung ist folgendes zu bemerken : Durch Verblassen des alten, ursprünglichen Sinnes *als Gunst, als Dank* (ursprünglich appositionell, vgl. Delbrück, Vgl. Synt. d. idg. Spr. I 601, sowie z. B. Rhodos 3776, 11 taurav vöctou x<ip»v elKÖva Oevrec) gelangt x^piv dazu, einfach die Ursache eines Vorganges anzugeben, so Sparta 4484 dptidc xai ^ctaXoipuxiac x^P^v (wird einer geehrt); femer 4568, 24; 4656, 6; Kreta 5082, 5; 5094; Kos 3667, 13; Kyrene 4854, 7; 4855; Segesta IG. XIV 289. Neben der kausalen bezeichnet x- a^er auch die finale Veran- lassung : Epid. IG. IV 944, 6 ßXdTTXovroc töv R)iov ßiov (Vermögen) Xdpiv ToO Tidciv cu|nq)6povTOc; Kos SGDI. 3666, 9 leiMdc xapiv •honoris causa*; auch 3693; Sparta 4470 OiXoKparia Kai KaXXi- KXeiöac . . . KaXXiKXei6a[v] töv Trar^pa [€u]ceßeiac x«Piv *pietatis causa'; Phokis 1555 C 12 ^r]bi dTor^Tiu eic öouXnac x«p(Ov. Schließlich sinkt x^piv zur Präposition des reinen Sachbetreffs herab, z. B. Andania SGDI. 4689 (gegen 90) 104 dv ti dXXo KaxacKeuacGeT ^v tuji iepuji x^piv tou übaroc 'wenn etwas anderes im H. angestellt wird betreffs des Wassers'; ähnlich Z. 13, 55.

H. Osthoff, Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 163

XWJpic. Im rein örtlichen Sinne 'außerhalb' tritt das mit (ablat.) Gen. konstruierte x^P^c nur einmal in den Dialektinschr. auf, häufiger in der Bedeutung 'außer, ausgenommen':

a) Delphi 2156 (kurz nach C. G.) 19 x^upic Trpdcioc Icriucav he TOI TTpoTeTpajUjueva ciJu)LiaTa 'sollen außerhalb des Verkaufes sein, dürfen nicht verkauft werden'.

b) Milet 5497, 8 id fepea direp r\ ttoXic bibdi 7T[dvTa] x^pic öep)LidTuu[v 'die Felle ausgenommen'. So auch Thera 4706, 151 (Xcupi); Kreta 5087 B 1; Rhodos 4118, 4; Korkyra 3206, 24; Phokis 1555 C 18.

UJC.

Das in der Literatursprache mit dem Akk. von Personen- bezeichnungen verbundene die findet sich in den Dialektinschr. nicht. Höchstens könnte man auf der Weginschrift aus Lesbos 259, die mit ibc idv Kpdvvav Kai uöpaTOuTiov dirö KeTXP^^v beginnt, unsere Präposition anzutreffen meinen. Nur wäre die Verbindung mit idv Kpdvvav ktX. höchst auffällig. Da nun die Inschr. bloß durch Abschrift bekannt ist, scheint es ratsam, dem vorliegenden Texte dasselbe Mißtrauen entgegenzubringen, das der Herausgeber von IG. XII 2 bei Nr. 103 äußert, indem er das luc im Anfange nicht als den eigentlichen Beginn der In- schrift auffaßt.

Leipzig. R. Günther.

Oab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischeu f

Es hat nach der Darlegung Waldes Die germ. Auslauts- gesetze 126 f., der Brugraann Kurze vergleich. Gramm. 398 sich anschließt und mit der im wesentlichen auch Kluge Pauls Grund- riß d. germ. Philol. 1^, 456 übereintrifft, den Anschein, als ob dem germanischen Dativ des Plurals das alte pluralische In- strumentalsuffix in der Form urgerm. -miz^ die Entsprechung von lit. -mis in nakti-mls^ sünu-mls^ durchgängig zuzuweisen keine unüberwindliche lautgeschichtliche Schwierigkeit mehr bestehe, als ob darauf nicht nur das aisl. -mr von primr^ tueimr und das altwestgerm. -ms der inschriftlichen Eigennamenformen

11*

164 H. Osthoff.

{deabtis) Vatvims. Aflims^ (matronis) Saitchamims^ sondern auch das sonst überall, got, nord- und westgerm., erscheinende -m sich zurückführen lasse. Mit diesem durch idg. -mis gebildeten Instr. Plur. wäre demnach in den meisten Fällen, in allen, wenn man eben jene spärlichen Überreste mit dem aisl. -mr und alt- westg^rra. -ms in Abzug bringt, der singularische Instrumental ohne das -s, der Typus von lit nakti-ml^ sünu-ml^ aksl. pcdh-mh^ vhko-mh^ auf germanischem Boden der äußeren Spracliform nach zusammengeronnen.

Man hat nun bekanntlich auf germanische Residua dieser singularischen Instrumentalbüdung gefahndet, und es sind ihrer im ganzen etwa elf Formen, ahd. zi houbüon, ags. tneolcum u. a,, die man mehr oder weniger zuversichtlich in solcher Weise verstehen zu sollen gemeint hat So lehrte zuerst Cosijn Tijdschr. voor NederL taal- en letterkunde 2, 287 f. und er hat damit bisher fast durchweg Zustimmung gefunden. Vgl. Franck Mnl. Gramm. § 193 Anm. S. 131, Sievers Ags. Gramm. «8 g 284 Anm. 5, van Helten Altostfries. Gramm. § 197 S. 158, Kluge Pauls Grundriß 1 \ 386 ==1«, 454 f. und 1«, 489, E. Brate Dala- lagens böjningslära Gymnasialprogr. Stockholm 1890 S. 4, Brug- mann Grundriß 2, 638. Kurze vergleich. Gramm. 386, Delbrück Vergleich. Syntax 1, 549. 579, Detter u. Heinzel Sa>mundar Edda 2, 15, Hirt IF. 5, 252, Streitberg Urgerm. Gramm. 228, Wilmanns Deutsche Gramm. 2*, 628, Bethge Dieters Laut- u. Fonuenl. d. altgei-m. Dial. 539 und Dieter ebend. 666. 678, Walde Die germ. Auslautsgesetze 121, Gering Vollst Wörterb. zu den Liedern der Edda 504 und Hans Weybe PBrB. 31, 50. 56 ff. 69 f.; einem Zweifel gibt nur V. Henry Revue crit 1903 S. 463 in betreff des ahd. zi liouhiton Ausdruck. Ich meinerseits habe gegen diese Theorie immer Mißtrauen gehegt und verwerfe sie jetzt entschieden.

In den meisten der in Betracht kommenden Fälle, die den problematischen Instr. Sing, auf -mi ins Spiel zu bringen Ver- anlassung gegeben haben, ist der Dativ des Plurals wieder in seine Eechte einzusetzen, und das mangelhafte Verständnis des Gebrauches des Plurals, das zum Verkennen der Formen ver- leitet hat, ist zu rektifizieren. Ein paarmal liegt die Sache so, daß zwar auch ein Dat Plur. nicht annehmbar, jedoch alsdann auch nicht mit dem Instr. Sing, auf -mi zu operieren, sondern eine noch andere, dritte Auffassung in Anwendung zu bringen ist Bei einigen der betreffenden Xomina, um deren Dat-Instr.-

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 165

Form es sich handelt, habe ich zugleich auf Fragen ihrer Stamm- bildung und ihrer Deklination im allgemeinen etwas näher ein- zugehen, sowie ich mir auch gestatte, hie und da in loserem Zusammenhange mit dem Hauptthema stehende Dinge zur Sprache zu bringen.

1. Gemeingermanisch ist der Ausdruck ahd. zi houbiton 'am Kopfende', mhd. ze houpten^ nhd. zu häupten^ auch umlautslos ver- altet zu haupten, entsprechend mit at 'zu' ags. cet dcem Mafdum^ aisl. at hpfßom. Diesen Fall bezeichnet schon Cosijn selbst a. a. 0. 288 als einen wenig sichern, da "de pluralis hiei: niet ondenkbaar" sei, während andere Forscher desto mehr darauf gegeben haben. Aber durchaus befriedigend haben ihn schon Piper zu Otfr. 5, 7, 16, Paul Deutsch. Wörterb. 207 a, P. I. Fuchs Deutsch. Wörterb. auf etym. Grundlage 109 bf. und Sütterlin Die deutsche Sprache d. Gegen- wart 143 erledigt mit der einleuchtenden Annahme, daß der sonder- bare Plural lediglich durch das Muster von zu fußen veranlaßt sei.

Das nur bei Otfrid dreimal belegte ahd. zi (zen) houbiton erscheint an den Stellen 5, 7, 15. 16 und 5, 8, 17. 19. 21 nie ohne seinen Eevers zi then [zen) fimzon. Zugrunde liegt dabei die Bibelstelle Joh. 20, 12 vidit duos angelos in alhis sedentes^ unum ad caput et unum ad pedes^ uhi positum fuerat corpus Jesu, wo auch Luther einen zun häupten und den andern zun fußen sagt; ebenso die westsächsische Evangelienübersetzung in der Fassung des Textes des Corpus MS. ^eseah twS^en en^las sittan mid hwiton riafe^ änne cet dam hSafdon^ Ödeme cet dam fötum^ während die northumbrische Yersion als eine interlineare in engerem Anschluß an die lateinische Vorlage mit Numerus- verschiedenheit tö dcem hiafde . . . dcem fötum in beiden Be- arbeitungen, der des Lind, und des Rushw. MS., aufweist (S. 176. 177 ed. Skeat). Gleichmachung der Numeri aber wiederum zeigt die Stelle Martyrol. (EETS. 116) S. 80, 6 ff. Herzfeld tu wilddSor . . . heoldon done lichoman^ öder cet dcem hdafdum^ öder cet dcem fötum.

Das Nordgermanische kennt unseni adverbialen Ausdruck zunächst in dem Fornmanna S9g. 3, 196 überlieferten aisl. "a^ hgfßum ßorsteins^ at the heads of Thorstein's bed" ; vgl. Cleasby- Yigfüsson Dict. 307b. 775a, da^u Kluge PBrB. 8, 511. Pauls Grundriß 1 2, 454 f. Doch hat auch schon die Edda ein Beispiel in tu£ir (ßiönar hrinne) at hpfßom Sig. kv. en sk. 67 Bugge, d. i. *zu Häupten' von Sigurds Leiche, "der scheinbare Dat. Plur.",

166 H. Osthoff,

wie Gering YoUständ. Wörterb. zu d. Liedern d. Edda 504 im Sinne Cosijhs und Kluges bemerkt, eigentlich "ein alter Instr. Sg. auf -mt\ Die in Kede stehende Verszeüe tueir at hpfpom ok tueir haukar wird allgemein für verderbt überliefert insofern angesehen, als man mit den Brüdeni Grimm Lieder d. alten Edda 1 (Berlin 1815) S. 272 f. Anm. glaubt, daß die Fassung in der Paraphrase der Y9lsunga saga Kap. 31 ed. Bugge U at ^ipfpi^ II at fötum, ok 11 hauka die Annahme des Hin Wegfalls des gegen- sätzlichen Ausdrucks at fötom dort sehr nahe lege; vgl. Bugge Norroen fomkvaeöi 256 zu Sig. kv. en sk. 67 und Hildebrand- Gering * zu ders. Stelle. Man mag nun, wie es die Grimm tun, in genauerem Anschluß an die Volsunga saga tud (bezw. tueir Nom.) at lipfpe^ tud (tueir) at fötom herstellen oder mit mehreren späteren Herausgebern, stärker nivellierend und zugleich einen Kompromiß zwischen den Überlieferungen der beiden Stellen schaffend, tud (tueir) at hpfpom^ tud (tueir) at fötom als die ur- sprüngliche Ijesart hinstellen: immer bliebe dieser Fall dem vorhin (S. 165) erwähnten der ags. Varianten dcem Mafde . . . ddm fötum und cet ddm hdafdon . . . cet ddm fötum sehr ähn- lich, und es bestünde nur der Unterschied, daß im Altisl. das eine Mal, in dem Eddaliede, das keine Abwechslung mit singu- larischer Formung gestattende ai fötom eben durch die Text- verderbnis abhanden gekommen wäre.

Auf skandinavischem Boden finde ich femer aschwed. at hofpum im Corp. jur. Sueo-got ant 2, 191 Z. 15 ed. Collin- Schlyter. Und auch hier mangelt der Gegensatzbegriff nicht, indem ebend. S. 192 Z. 9 at fötum folgt, also zwar in einem größeren Abstände, aber doch mit deutlicher Beziehung auf ersteres: beides sind in einem Zusammenhange, der von gesetz- lichen Vorschriften über Häuserbau und Straßenanlagen handelt, Spezialisierungen der jedesmal kurz vorher genannten allge- meineren Lokalbestimmung at ag 'an der Ecke, Kante'; vgl. CoUin-Schlyter a, a. 0. 2, 266 b f. 298 a. 393 b und Schlyter ebend. 13, 185a. 282b. 766b s. vv. foter, hovop, ceg.

Aus der altisL Literatur ist mir das Vorkommen des Aus- drucks at fötum^ außer durch die Stelle der Vplsunga saga Kap. 31 Bugge, noch durch feil d knS att föttum kenne Heilag. m. spg. 1, 508, 12 bekannt, und Kahle weist mir ein drittes Beispiel in at setia alldri Ttjrfitig at fötum sSr Bugge Xorr. skrift. S. 225 Z. 13 nach.

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 167

Gegen Piper und seine Auffassung des Ursprungs von ahd. zi houbiton polemisierte Kluge PBrB. 8, 511 f., indem er damals noch mit Sweet zur Cura past. S. 480 auf "einen dualen Grund- begriff" für ahd. liouhit^ ags. heafod^ aisl. hpfop hinauszukommen sieh bemühte. "Man denke sich ein zu köpfen nach zu fußen gebildet!" ruft Kluge aus und meint damit die Pipersche Er- klärung ad absurdum zu führen. Allein das suggerierte Gruseln vor einem solchen zu köpfen empfinde ich nicht, denn es wäre doch gewiß, abgesehen davon, daß ihm auch nicht einmal alle reale Existenz abgeht (s. u. S. 170), nichts Schlimmeres, keine ärgere grammatische Yerirrung, als die tatsächliche gemeinwestgermani- sche Neuschöpfung nachts, ahd. mhd. des nahtes nach des tages, die heute wohl kaum noch als solche mißkannt wird (vgl. van Helten PBrB. 20, 513 f. und Walde Die germ. Auslautsgesetze 132), oder als wenn in der Sprache Otfrids thes fartes 'bei dieser Fahrt, bei der Gelegenheit, da' neben und für thera ferti nach dem Vorbild von thes sindes geformt erscheint (vgl. Wilmanns Deutsche Gramm. 2 2, 620. 628, Brugmann Kurze vergl. Gramm. 451); in des nahtes, thes fartes ist Flexions- und zugleich Geschlechts- wandel eingetreten, in zi houbiton bloß der Numerus unter dem Einfluß des induzierenden Musterausdruckes entgleist. "Das Eigen- artige dieser, Avie es scheint, urgerm. Formel", meint Kluge, "besteht darin, daß dabei immer ein persönlicher Genitiv steht und daß haupt sich immer auf das Kopfende eines Gegenstandes bezieht, auf dem die betr. Person ruht. Aber wie könnte das zur Aufklärung des Plurals beitragen?" Soweit "das Eigenartige" damit richtig bestimmt ist, gilt diese Bestimmung dann aber genau ebenso auch für das gegenüberstehende zu fußen, ahd. zen fuazon, ags. cet dcem fötum, aisl. at fötom : die entsprechende Verschiebung der Wortbedeutung von 'Füße' zu 'Fußende, Fuß- gegend, -Seite' ist hier nicht zu verkennen, und es ist nicht etwa in widersinniger Weise dem Plural fußen zuliebe der Singularbegriff haupt in die Pluralform getreten, sondern dem einen ortsadverbialen Ausdruck, der seinem Ursprünge gemäß pluralisch geformt war, hat sich der gegensätzliche in Hinsicht dieser Formung angeglichen. Wenn man anderseits zu der Er- läuterung gegriffen hat, in zu häupten bestehe "die pluralische Verbindung wohl, um dadurch die ungefähre, nicht ganz scharf bestimmte Richtung nach der Kopfseite hin anzugeben" (Heyne Grimms Deutsch. Wörterb. 4, 2, 598 und ders. in seinem Deutsch.

168 H. Osthoff,

Wörterb. 2^ 71), so war auch dies eben offenbar durch die analoge Bedeutungsentwicklung des zu fußen vorgezeichnet ge- wesen.

Es fehlt unserm zu häupien nicht an Analogien aus andern Sprachen. Kluge erwähnt PBrB. 8, 512 nach einer Mitteilung Hübsch manns das amien. sndrJc. das "als Pluraletantum Kopf- gegend, Kopfende an irgend einem Gegenstande bedeuten kann" ; aber darauf ist bei der Dunkelheit der Etymologie des Wortes nichts zu geben, und es bedeutet auch in dem einzigen Belege für den Singular, den das Akademie Wörterbuch der Mechitharisten gibt, snari Gen. Sing. Elische 8, nur 'Kopfende (des Kissens)'. Unsicher ist die Zusammenstellung des armen, mar mit ags. ahd. hnd (hnoU-) 'Scheitel des Kopfes, Gipfel*, die Sclieftelowitz BB. 28, 157. 284 trotz der Diskrepanz von r und / zu vertreten wagt. Desto Brauchbareres aber bieten für unsem Zweck das Slavische und das Litauische, besonders das erstere, dar.

Im Slavischen begegnet poln. iv gtotvach i w nogach *zu Häupten und zu Füßen', öech. v hlavdch postele 'am Kopfende des Bettes* und v JUavöch hrobu *am Kopfende des Grabes*: und die westsla vischen Wiedergaben der Bibelstelle Job. 20, 12 stimmen in diesem Punkte genau zu den germanischen For- mungen derselben Stelle durch Otfrid, Luther und den ags. Evan- gelienübereetzer (s. o. S. 165), jene mit poln. ujihrzata dtcu aniotötv, jednego w giowach^ a drugiego w nogach (Bibl. Leop.), öech. Maria vid^la dm anjdy^ jednoho v hlavdch, druheho v nohäch (Ev. Vid.). Auch russisch heißt es vh golovdch^ *zu Häupten*, jedoch nach Pawlowsky Russ.-deutsch. Wörterb.' 252 b "unter dem Kopfkissen** und gleichbedeutend mit podi gclovdju d. i. eig. 'unter dem Kopfe*. Es unterliegt, wie auch Leskien urteilt dessen brieflichen Mitteilungen (Leipzig, 29. März und 3. April 1904) ich einen Teil dieser Nachweise verdanke, gar keinem Zweifel, daß zu dem poln. w gimcach, ^ech. v hlavdch^ russ. vb gdov/ichi mit dem Lok. Plur. von slav. *g6lva 'Kopf* die andere Wendung mit dem- selben Pluralkasus von noga "Fuß*, poln. %d nogach^ öech. v nohdch und russ. vb nogachi^ die Analogie hergegeben hat. Im Russischen wird auch mit dem Akk. Plur. pcloMth cto komü vb golovy 'etwas jemand zu Häupten legen* gesagt, dies im Gegensatz zu m nogl 'zu Füßen* und nach dem Vorbilde des letzteren entsprungen.

Aus Kurschat Deutsch-litt AVörterb. 1, 594a s. v. haupt entnehme ich die Redensart Mm pri galvu gälo sedSti 'jemandem

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 169

zu Häupten (am Kopfende des Bettes) sitzen', also niit dem Gen. Plur. galvu^ der denn auch wohl nur auf Nachahmung des gegensätzlichen pri köjü gälo sedSti *zu Füßen sitzen' beruhen kann, obschon ich einen Beleg für letzteres nicht finde. "Der Bibelspruch Joh. 20, 12", schreibt mir Leskien (3. April 1904), "ist im litauischen neuen Testament von 1727 gegeben durch: ir pamate du angelu haltais rubais sedinczu^ tvieng, galvosp^ o antra, kojump^ in dem von Kurschat revidierten N. T. von 1865: ir pamate du dngelus baltüsd rubtlse sedinczu^ vSng, pri galvös ir antraji pre köjü. Ich schließe daraus, daß mau z\y ar pri köjü sagt, aber gewöhnlich nicht pri galvü^ sondern prS galvös \ der Gegensatz gegen pre köjü hätte sonst das pri galvü doch nahe gelegt. Auch lettisch sagt man galwas galä 'am Kopfende', aber käju galä 'am Fußende'; es heißt daher auch in der lettischen Bibel der obige Spruch: un redf diwi engel'us baltds drehbes sehfcham^ weenu galwas gallä, ohtru kahju galld'*. Man wird aber doch, so meint auch Leskien, dem geborenen Litauer Kurschat die Kichtigkeit seiner Angabe jenes pri galvü gälo zu glauben haben. Es sei hier auch noch eine dem zu häupten und dem slavischen Falle von poln. w gtowach usw. adäquate Erscheinung der Numerusausgleichung aus dem Altgriechischen erwähnt. Die Bildung der Wo-Adverbia auf att. -r|ci -aci und der Wohin-Adverbia auf -ale von Ortsnamen war, indem jene bekanntlich pluralische Lokative mit -ci, diese um postpositives -öe erweiterte Akk. Plur. auf -avc waren, nur bei den Pluralia auf -ai wie 'AGfivai zu Hause, hat sich aber dann auch singularischen Ortsnamen der -a- und -la-Deklination mitgeteilt, nach 'AGrivrici, ' Opoßiaci, TT\a- xaidct, GecTTidci u. dgl. sind 'Orpuvrici, TTepTacflci, ' 0\u|UTTiaci, Mou- vixiaci von 'ÜTpuvn, ITepTacri, ' 0\u)Li7Tia, Mouvixia, nach 'AGrivaZie, TlXaiaid^e solche Formen wie ' OXujUTiiaZ^e, MouvixiaZ^e, wie ferner BricaZ;e von Bfica geschaffen worden, also daß die Endungen -rjci -aci und -a^e, ihrem Ursprünge entfremdet, nur mehr als charak- teristische Mittel der Adverbialbildung aufgefaßt und verwandt wurden. So stellen es schon Buttmann Ausführl. gi'iech. Sprachl. 22, 350. 352, Matthiä Ausführl. griech. Gramm. 1 3, 683 f. 685 f. und Kühner-Blass Ausführl. Gramm, d. griech. Spr. 1^, 2, 309. 310 richtig dar, und vergleichen läßt sich damit die Erscheinung, daß der Typus des Singularlokativs endungsbetonter o-stämmiger Ortsnamen auf -oT infolge der adverbialen Ei-starrung die Schranken der Stammes- und Numerusunterschiede durchbrechend weiter

170 H. Osthoff,

wuchert, von 'lc6)Lioi, ZcpHTTOi u. dgl. auf Kikuwoi zu f) KiKuvva, Ne^eoT zu f) Ne)uea, auch auf Pluralia tan tum, wie in dem Falle von Merapoi zu id Meyctpa (Lobeck Pathol. elem. 2, 252, Gust. Meyer griech. Gramm. ^ § 350 S. 453, Brugmann Iw. v. Müllers Handbuch 23, 1, 227. 251. Kurze vergleich. Gramm. 448, Kühner- Blass a. a. 0. l^, 2, 304, Delbrück Vergleich. Syntax 1, 221). Das von 'A0r|vr|a, ' Opoßiöci auf ' Orpuvrici, '0\u^7Tiacl übertragene -Tici -aa und das slav. -a-chü in poln. w nogach und seiner Xach- schöpfung w gtoicach entsprechen einander etymologisch als Kasusausgänge dereelben Deklinationsstammklasse; und mit der Sekundärschöpfung der Adverbialform auf *-ayfz-be in '0Xu|HTTia2^€, BY]cale vergleicht sich die germanische von zu häupten^ ahd. zi hotihiton nach zu füßen^ ahd. zi then fuazon um so vollkommener, als ja auch zwischen griech. -Ö€ in *'A9d[vav2-Ö€, oiKov-öe und dem ahd. zi ze, zuo Wurzelverwandtschaft besteht.

Übrigens ist aber, nachdem in älterer Zeit das zu häupien im Sinne von *da wo der Kopf ist' gebildet worden war, darnach später auch ein von häupten als Ortsbestimmung, dies in deinen herrn heute von deinen heubten nehmen d. i. 'über dir hinweg gen Himmel führen* bei Luther und sie zieht einen dolch von häupten bei Goethe, ermöglicht worden, und noch weitere Modifikationen zeigen sich in Mörikes eine tabackspfeife auf seinen häupten aus- leeren^ Wilw. v. Schaumburgs sein regenmanÜ under die haubt gelegt^ bis so lang im sein betgewant icider bracht warde (vgl. Sanders Wörterb. d. deutsch. Spr. 1, 708a, Heyne Grimms Deutsch. Wörterb. 4, 2, 599 und Paul Deutsch. Wörterb. 207 a). Ja, und dann ist auch selbst das von Kluge perhorreszierte zu köpfen kein leeres Luftgebilde, es begegnet, vom Kopfende des Bettes gesagt, bei Tieck, obschon vermutlich nur als Nachgeburt des älteren zu Mupten^ aber auch volksmundartlich als bair. z köpf 9^^ und dazu der pluralische Ausdruck von ähnlicher Entstehungsweise bei meines bulen köpfen da steht ein giüdner schrein Goedeke-Tittmann Liederb. 57 (Schmeller- Frommann Bayer. Wörterb. 1*, 1274, Hildebrand Grimms Deutsch. Wörterb. 5, 1752, Heyne ebend. 4, 2, 598 und Heyne Deutsch. Wörterb. 2», 432). Ein Zeugnis für die völlige Hypostasierung, die dem adverbialen Ausdruck zu Mupten widerfahren, ist das merkwürdige Pluralgebilde die kopf- haupten^ das in bairischer Dialektform kopfhappm für 'Kopfende, Kopfkissen' gebraucht vorkommt (Schmeller-Frommaun a. a. 0., Hildebrand a. a. 0.).

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 171

Auf ähnliche und doch auch wieder verschiedene Weise hat das Nordgermanische, wenn ich recht sehe, der Schaffung des pluralischen Adverbialausdrucks aisl. at hpfßom weitere Folgen gegeben. Wohl eine jüngere Umgestaltung desselben erscheint hier in der den Gen. Plur. enthaltenden Formel nisl. til höfda *zu Häupten' oder, wie es Biörn Haldorsen Lex. 1, 382b erklärt, "caput versus, ved hovedet" ; entsprechend aber findet sich auch schon aisl. til föta 'zu Füßen" Heilag. m. sog. 1, 486, 9. 496, 11, til fötanna ßessarar ebend. 1, 509, 2. Ferner ist dann auch in die unechte Nominalkomposition der Pluralgenitiv hpfßa- viel- fach, und zwar augenscheinlich nach dem Muster entsprechender Bildungen mit föta-^ eingedrungen, um den Begriff 'Kopfende' zu bezeichnen, in aisl. hpfßa-bulstr^ -dyna^ -g^'^'ß^ -Icig ^i^d -Icege., anorw. hoföa-kodde^ die sämtlich 'Kopfende des Bettes, Kopf- kissen" oder ähnliches bedeuten, in aisl. hpfßa-fipl 'the head-board of a bedstead' und lipfßa-hrik dass., hpfßa-hlutr 'the "head-part", Upper part of the body'. Ihnen stehen die Zusammensetzungen föta-fipl und föta-hrik 'the foot-board of a bed', föta-ßile dass., föta-hlutr 'die untere Hälfte des Körpers (Unterleib und Beine)' gegenüber, und für jene ersteren begegnen vereinzelter auch die Gestaltungen nach Weise der echten Komposition, dän. hoved-gjerde = aisl. *hpfoß-gerß ^) und aisl. hpfoß-hlutr^ die denn für die älteren, der Ausgleichung mit dem föta- der andern Gruppe noch nicht verfallenen Wortbildungen dieser Art zu halten sind; nach der sachlichen Seite bespricht diese auf die Einrichtung des Bettes bezüglichen Ausdrücke des Typus hpfßa- und föta-fipl Yaltyr Guömundsson Privatboligen Island i saga- tiden 220, dem ich auch das in den Wörterbüchern fehlende hpfßa-brik entnehme. Daß man für die pluralische Wortformung in hpfßa-lag und hpfßa-hlutr und anderseits in at hpfßum ßor- Steins dieselbe Erklärung in Anwendung zu bringen habe, sieht auch schon Yigfüsson Dict. 775a, irrt dann aber darin, daß er, der Sweetschen Auffassung des ags. cet Mafdum sich anscliließend (s. 0. S. 167), hier den Plural als die Stellvertretung des alten Duals betrachten zu müssen glaubt.

Sonst ist das auffallende hpfßa- für und zur Seite von

1) Ein aisl. "hgfup-gerp" führt Vigfüsson Dict. 307 b als historisch bezeugte Form mit dem Verweis auf die Mariu saga auf; aber diese Quelle hat, wie Fritzner Ordbog 2, 161 b richtiger angibt, nur hgfpa-gerp an den zwei Stellen Mar. sag. 768, 19 und 1156, 25 ed. Unger.

172 H. Osthoff.

hpfop- noch anzutreffen in den von Kahle IT. 14, 191. 2 IG be- sprochenen Scliiffbenennungen hpfßa-skip *ein Schiff mit einem (Menschen- oder Tier-) Haupt am Vordersteven' und Xom. propr. Hpfßa-buza; neben ersterer Form ist hqfup-skip Landnämab. (Kopenhagen 1843) S. 258 bezeugt Es wird anzunehmen er- laubt sein, daß mit dem beschriebenen Inslebentreten jener zahl- reicheren Gruppe von hpfpa-gerp^ -lag, -hluir usw. die Brücke geschlagen war, um die Pluralform hpfßa- auch sonst für die Komposition im Sinne der Einzahl *Kopf, Haupt' und als Äqui- valent von hqfop- verwendbar zu machen : oder hätte man daran zu denken, daß zuerst nur im Plural hpfpa-skip gesagt worden gel, um die ganze Gattung, 'Schiffe mit Köpfen', nämlich mit je einem an dem einzelnen Schiffe, zu bezeichnen, darnach auch singularisch 6in hpffia-skip statt hpfuß-skip ? In aisl. anorw. hpfda- tat 'Anzahl von Köpfen' erscheint der pluralische Genitiv natür- lich von Hause aus als solcher, wie in den Zusammenrückungen daga-^ konunga-^ skdlda-tal u. dgl., begrifflich gerechtfertigt. Nicht genau bestimmbar ist der Wortsinn von anorw. hpfda-lopt, vgl. Fritzner Ordbog 2, 161b.

2. Ich bestreite es femer, daß ags. wsächs. meolcum nierc. mücum^ afries. melokon für eine singularische Instnimental- form zu halten sei. Auf dem Boden der von Cosijn begründeten Vulgatansicht, daß man die Form in dieser Weise aufzufassen habe, steht neuerdings auch Hans Weyhe in seiner die Flexions- verhältnisse von milch im Germanischen und besonders im Angel- sächsischen gründlich und im allgemeinen nicht erfolglos unter- suchenden Abhandlung PBrB. 31, 43 ff. Ja, dieser Gelehrte baut so zuversichtlich auf die Richtigkeit jener Auffassung, daß er a. a. 0. 57 bei Entscheidung der dort erörterten Frage, ob eine viersilbige Grundform des prokeleusmatischen Habitus v^^v./ 1 1, wie das vorausgesetzte urgemi. *meltdcumi^ vor oder nach der ur- englischen Umlautszeit ihr -i lautgesetzlich einzubüßen hatte, nicht ansteht, "als isoliertes, dem Verdachte analogischer Beein- flussung nicht ausgesetztes Beispiel am ehesten gerade angl. milcutn^ ws. meckum zu betrachten", denn "in der Flexion des Singulare tan tum wäre", so meint er, "angl. *mücem, ws. *meolcem nicht auffälliger gewesen als das belegte -mw, wäre also aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso wie dieses beibehalten worden". Nach meinem Dafürhalten muß auch hier die Form auf ags. -w»t,

i

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 173

afries. -on dem Plural zurückgegeben und also mit der Vor- stellung, daß milch in den genannten beiden altgerra. Dialekten ein "Singulare tantum" sei, ein für allemal gebrochen werden.

Die "Begriffe der Masse", Bezeichnungen leicht- und dick- flüssiger sowie trockener Gegenstände, Wasser, Milch, Blut, Honig, Eiter, Fett, Fleisch, Kauch, Staub, Getreide, Holz, Stein u. a., gehören zu denen, die von Alters her bald singularisch, bald aber auch pluralisch aufgefaßt und sprachlich ausgedrückt wurden, "der Singular stellte sich ein, wo und wenn die Yorstellung des ununterbrochenen Ganzen überwog, der Plural, wo und wenn die Teile vorschwebten". Darüber handelt ausführlicher Delbrück Vergleich. Syntax 1, 147 ff. (ähnlich derselbe Syntakt. Forsch. 5, 101 f.), summarisch Brugmann Iw. v. Müllers Handbuch 2 3, 1, 370. Kurze vergleich. Gramm. 414; Einwendungen gegen die An- wendbarkeit dieses Erklärungsprinzips, jedoch nicht sehr erheb- liche, macht Paul Maas Wölfflins Archiv f. lat. Lexikogr. 12, 483 f.

Die Beteiligung des Begriffes 'Milch' an solchem Wechsel der Numeri, von denen allerdings in öfteren Fällen gewohnheits- mäßig der eine von beiden sich festsetzte, erläutert nun Delbrück Vergleich. Syntax 1, 148. 150 an den Beispielen sii. pdyah 'Milch' und pdyäTfisi Plur. 'Milch, Milchtränke, Milchströme', ai. k^rdm Sing, und k^raih Instr. Plur. 'mit Milch' KV. 8, 2, 9, griech. TotXa, das meist und bei Homer immer Sing, ist, vereinzelt aber auch, zuerst bei Plato, in Pluralform sich zeigt; weiterhin an lat. lac und Plur. lactes 'Gekröse oder Samen der Fische', lit. pSnas 'Milch' und penai 'Samen der männlichen Fische', russ. molokö 'Milch' und molöki 'die Milch der Fische', als Fällen, bei denen "eine besondere Erscheinungsform pluralisch bezeichnet" oder, wie man es auch auffassen kann, eine Differenzierung der Bedeutung durch metaphorische Verwendung der einen der beiden Numerusformen stattgefunden hat. Aber Delbrück bringt ganz richtig auch schon das aofries. melokon unter denselben Gesichtspunkt, indem er es mit Heyne Grimms Deutsch. Wörterb. 6, 2185 in dem Belege an thet lond ihet fldt fon melokon and fan Jiunige v. Kichthofen Fries. Kechtsquellen 132, 31 als Plural- form auffaßt, wie dasselbe übrigens auch Siebs Pauls Grundriß 12, 1247 tut.

Heyne und Delbrück bemerken, daß außerdem bei milch got. miluks im Germanischen der Plural nicht bezeugt sei, aber der gleichen Anschauungsweise ist doch offenbar eben das ags.

174 H. Osthoff,

meolcum mit seiner ihm vermeintlich beizulegenden Siugiüar- funktion zu unterwerfen. Der angezogenen friesischen Belegstelle für melokon ist ja im Angelsächsischen sehr ähnlich die Stelle Beda 1, 1 is dcet Scdond weli^ on meolcum and on huni^e: der Numeruswechsel zwischen melokon ags. meolcum und dem beider- orts korrespondierenden hunige hat nichts auf sich, er ist so wie in ai. k^raih neben dadhnd Sing. *mit saurer Milch' an der er- wähnten Rgvedastelle, homer. ötduuj Kai cdpKecci 0 380. N 832, Xi0oic Te Ktti K€pd|iuj Thuk. 2, 4, xai XiGouc ä|Lia Kai ttXivGov id. 4, 90, umida melia soporiferumqiw papaver Verg. Aen. 4, 486. Daß also dort bei Beda und weiter in ags. he lifde be dara tvilddora meolcum Martyrol. 148, 5 Herzfeld der Plural "in hooge mate onw^aarschijnlijk", vollends in from milcum adöen *ablactatus' Blickl. gloss. 260a, 3 geradezu "ongerijmt" sei, wie Cosijn Tijdschr. voor Nederl. taal- en letterkunde 2, 288 meint, kann ich durchaus nicht finden. Mit Milch massen, Milch ergießungen oder Milchtränken hat es auch der Säugling an der Mutter- brust zu tun, und diese Begriffsfärbung kommt durch die plura- lische Redeweise from milcum adöen zum Ausdruck, gleichwie im Griechischen durch dK vewv ttoiöujv ^ti dv TdXaHi Tpeqpöiuevoi Plato Legg. 10, 887d, wenn man es an It' dv raXaKTi t' övti Eurip. Herc. für. 1266 Dind. mißt, ebenso durch das sprich- wörtlich vom frühesten Kindesalter gebrauchte dv CTtaptavoic Kai ToXaHiv Ail. u. Spät (vgl. Stallbaum zu Plato a. a. 0.).

Die Hauptfundgnibe für das ags. meolcum ist die im zweiten Bande der von Cockajne herausgegebenen Leechdoms abge- druckte Handschrift der Lsecebök ; hier findet sich unsere Form an nicht weniger als 13 verschiedenen Stellen, die vollständig Weyhe a. a. 0. 50 aufzählt. Auf mehrere dieser Stellen hier etwas näher einzugehen, dürfte für unsem Zweck nicht unan- gebracht sein.

Anscheinend völlig gleichbedeutend gebraucht die Sprache der Lsecebök die Redensart wieUan on meolcum 'in Milch kochen* und wieUan on meolce. So steht u^yl on meolcum 'boil in milk' Leechd. 2, 36, 25. 274, 6. 292, 4 f. 296, 19. 324, 15. 328, 20. 354, 9. 356, 12 f., awyl Öriwa on meolcum 2, 346, 23 f.; aber wyl on meolce 2, 36, 24. 56, 1 1 58, 10 f. 100, 24. 144, 21. 22. 318, 4. 320, 12. 330, 4. 11. 346, 8, wtjlle on meolce 2, 128, 3. 292, 27, awyüed linsced on meolce 'linseed boiled in milk* 2, 314, 8, vgl. hierzu auch sSod on meolce 'seethe it in milk* 2,

Gab es einen Instr. Sing, auf -nti im Germanischen? 175

60, 11, ;^esM on ^dte meolce 2, 228, 31, ealdne cyse ^esodene on ^äte meolce 'old cheese sodden in goats milk* 2, 278, 19 f. Ähn- lich süp on meolcum 'sip this in milk' 2, 268, 18, di^e on meol- cum 'take in milk' 2, 266, 13 im Gegensatz zu wyl on ^j^dte meolce and süpe 'boil in goats milk and sup' 2, 100, 24, on meolce drince Mrink it in milk' 2, 54, 7, ^^ehrin;^ donne on meolce *apply it in milk' 2, 64, 24 f. Es dürfte doch recht unwahrschein- lich sein, daß bei dem frühen und allgemeinen synkretistischen Zusammenfall der Kasusfunktionen von Dativ und Instrumental zwei verschiedene Bildungen des dadurch entstandenen Msch- kasus in einem und demselben Numerus dergestalt neben ein- ander sich behauptet hätten, daß derselbe Schriftsteller sie völlig promiscue und so zu sagen beide in einem Atemzuge zur An- wendung bringen konnte, daß er z. B. in einem und demselben medizinischen Rezept Leechd. 2, 36, 24 vyyl on meolce^ aber gleich darauf Z. 25 wyl on meolcum, sich ausdrückte. Waren es aber verschiedene Numeri, so hat die Sache viel weniger Auffallendes, so ist es dann einfach ein Fall, wie die durch ev Tot^a^i bei Plato und sonst und das ev Ta^aKTi des Euripides uns entgegen- tretende Bedeutungsschattierung, oder es ist, Avas die unmittel- bare Neben- und Hintereinanderverwendung von Singular- und Pluralform in der Rede betrifft, so, wie wenn Plinius Nat. bist. 14, 20 (25), 122 den Massenbegriff Tech' das einemal durch picem und dann sogleich im nächsten Satze durch pices wieder- gibt, worüber die Bemerkung "kaum ist pices vom Sing, zu unter- scheiden" bei Neue-Wagener Formenlehre d. lat. Spr. 1^, 621, "ohne sichtlichen Bedeutungsunterschied" nach Paul Maas Wolf f lins Archiv f. lat. Lexikogr. 12, 504.

Es zeigt sich aber meolcum in der Sprache der Lsecebök ein paar Mal auch mit pluralischen Attributen, pronominalen und adjektivischen, verbunden. So steht Leechd. 2, 320, 15 o/* dam meolcum; und noch beachtenswerter ist, daß es 2, 354, 15 besüpe mid wearmum 'er schlürfe es mit kuhwarmer' heißt, indem hier meolcum aus dem Yorhergehenden , nämlich nach dem volle sechs Zeilen weiter vorn Z. 9 stehenden wyl on meol- cum^ zu der Adjektivform wearmum zu ergänzen ist (vgl. Cockayne zu d. St., auch R. Jordan Die altengl. Säugetiernamen 173). Daraus dürfte doch deutlich hervorgehen, daß eben meolcum in der Sprache und dem Sprachbewußtsein des Schreibers der Rezepte noch die Geltung eines Plurals hatte, und besonders

176 H. Osthoff,

die elliptische Fassung jenes mid wearmum scheint mir in diesem Sinne beweisend zu sein, beweisender nämlich, als wenn ein vollständiges mid wearmum meclcum da stünde, insofern dann ja eher an eine rein äußerliche Gleichmachuug der Endung der Adjektivform mit der des meokum^ wenn dies nach der Cosijnschen Theorie eigentlich Singular wäre, gedacht werden könnte; der Schreiber hätte in diesem Falle wohl zweifellos elliptisch mid cii tvearmre gesagt, sowie er 2, 358, 24 mit dem Dat Sing, on tvearmre meolce und 2, 354, 2 mit dem Gen. Sing. 3eÄöP^ scenc fiüne tvearmre meolce hat Vielleicht wird man so weit gehen wollen, auch tvearmum 2, 354, 15, weil es sich auf das vermeintlich singularische meolcum beziehe, für einen Instr. Sing., also für die einzige Kasusbildung dieser Art, die von einem Adjektiv überliefert wäre, zu halten, aber dann müßte man ja konsequenterweise in ddm 2, 320, 15 einen femininen Instr. Sing, sehen, während diese Form vom Artikel- stamme, ebenso wie aksl. temb gegenüber tojg Fem., doch sonst nur dem Mask. und Neutr. eignet Anders hilft sich darum in betreff des öf dam meolcum Weyhe PBrB. 31, 50, indem er meint, hier sei meolcum "schon als Plural aufgefaßt**. Also "schon** anstatt des sicher richtigeren "noch**; hätte sich das mid tvearmum der anderen Stelle nicht der Aufmerksamkeit Weyhes entzogen, so wäre er vielleicht dadurch inne geworden, wie die an und für sich schon mißliche Annahme einer plura- lischen ümdeutung geradezu wunderlich erscheinen muß dort, wo die Substantivform meolcum^ deren mißverstandener Wort- ausgang -um sie veranlaßt haben soll, gar nicht gesetzt sondern nur in Gedanken zu supplieren ist.

An löcnian . . . mid meolcum oööe 3«^ 'mit Kuh- oder Geißmilch ärztlich behandein* Leechd. 2, 218, 22 schließt sich unmittelbar der Zusatz 8u4 ni;^e molcene drinc$ 'er trinke sie möglichst frisch gemolken*. Wenn wir auch hier, wie durchweg, meoktim als Plural auffassen, muß die darauf sich beziehende Partizipform molcene im Numerus, obschon natürlich nicht im Kasus, dazu stimmen, und sie würde allerdings ja auch als Akk. Plur. Fem. ganz in der Ordnung sein. In der Sprache dieses Denkmals ist von den beiden im Angelsächsischen üblichen Bildungen des Akk. und Nom. Plur. Fem. der starken Adjektiv- flexion auf -a und auf -6, ^6da imd ^ode^ die letztere weitaus vorherrschend im Gebrauch; sie begegnet im Akkusativ, auf den

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? .177

es uns hier allein ankommt, z. B. in eaUe das (da) wyrta 2, 256, 7 f. 266, 12. 270, 21, gerade wyrta 2, 280, 19, ^esiawe pysan 2, 264, 4, wearme ^Uda 2, 280, 12, während der andere Aus- gang -a nur sehr vereinzelt, wie beispielshalber als Akk. in pisan oföcenda and ^esodena 2, 180, 15, sich zu finden scheint i).

Angesichts der Vielheit der Belege für den Dat. Plur. ags. meolcum mag man noch die Frage uns entgegenhalten: wie kommt es, daß von diesem Nomen im Angelsächsischen oder überhaupt im Germanischen keine weiteren Kasus des Plurals erscheinen, wenn anders der fakultative Pluralgebrauch des meluk- darauf zurückzuführen sein soll, daß milch ein Massen- begriff ist? Wir brauchen die Antwort darauf nicht völlig schuldig zu bleiben, eine Berücksichtigung der mutmaßlich ältesten Flexionsverhältnisse des Konsonantstammes meluk- dürfte uns unschwer die nötigen Fingerzeige an die Hand geben.

Dem Nom. und Akk. Sing. ahd. miluh steht im Angel- sächsischen die Formenmehrheit von wsächs. meoluc meoloc meolc und einmal, Cura past. 459, 18 Hatt. ed. Sweet, belegtem mioloc nebst angl. müc gegenüber, vgl. Weyhe a. a. 0. 45. 50. 51. Im Altfriesischen erschließt man nach dem melokon denselben Doppel- kasus des Singulars als ""melok (van Holten Altostfries. Gramm.

1) Für den Nom. und Akk. Plur. der ä-Stämme im Angelsächsischen erbringt neuerdings Kern PBrB. 31, 272 ff. den interessanten und über- zeugenden Nachweis, daß die von Sievers ebend. 17, 274 f. Fußn. 2 zuerst aufgestellte, durch van Reiten ebend. 28, 508. 509 f. 512 aufgenommene und näher begründete Vermutung, das ags. -a = afries. -a, ahd. alem. (und allgemein adjektivisches) -o sei ursprüngHch dem Nom., anderseits ags. -e (alt -ce) = afries. -e, gemeinahd. -a von Haus aus dem Akk. Plur. dieser Stammklasse zugekommen, noch insofern an dem historisch vor- liegenden Tatbestande eine Bestätigung finde, als in den ältesten west- sächsischen Quellen beim Substantivum zwar schon -a für die beiden Kasus gelte, daneben aber noch kein Beleg für -e im Nom. Plur. vor- komme, sondern diese Endung für den Akk. reserviert erscheine. Die beim Adjektiv abweichend und eigenartig gelagerten Formverhältnisse des Nom. und Akk. Plur. Fem. bespricht Kern a. a. 0. 276. Es ist behauptet worden, daß ähnhch wie Sievers und schon vor diesem Mahlow die Doppelformigkeit von ags. ^ifa und ^ife im Nom. und Akk. Plur. mit der Verschiedenheit der Formbildung von lit. mefgos Nom. und mergäs Akk. in kausalen Zusammenhang gebracht habe (Walde Die germ. Auslauts- gesetze 51, M. Jellinek Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 1901 S. 1083) ; ich vermag aber meinerseits dies aus den ziemhch unklaren Auseinandei;- setzungen Mahlows Die langen Vok. A E 0 35. 61 nicht herauszulesen, eher das Gegenteil.

12

Indogermanische Forschungen XX. ^^

178 H. Osthoff,

§ 197 S. 158), im Altsächsischen nach dem in diesem Dialekt einzig bezeugten Gen. Sing, müukas der Werdener Prudentius- glossen als *müuk. Das Gotische wird die zwei Kasus des Singulars als *miluks und *miluk, gemäß dem hier allein zu belegenden Gten. Sing, mäuks 1. Kor. 9, 7, besessen haben, während aisl. midk die in den Nom. Sing., der älter *mi6ikr gelautet haben wird, mit übertragene Akkusativform sein mag. Wenn man nun nach den voraussetzbaren got *tniluks und aisl. *mioUcr und nach ahd. miluh^ ags. meduc den Xom. Sing, als urgerm. *mdAik-z aufzustellen pflegt, so war dies bekanntlich nicht die lautgesetz- lich aus idg. *mel9k-8 entwickelte Form, sondern analogische Neuschöpfung der germanischen Urzeit so gut wie dasselbe ja für got. haurgs ahd. hurg statt lautgesetzlich zu erwartender Formen got. *baurhs ahd. *burhs^ für got. reiks ahd. {Fridu-)rth statt got. *reihs ahd. *-rihs^ Entsprechendes auch für got. nahts ahd. naht^ got. metiößs aisl. mönoßr ahd. mdnöd^ got. iceitwöds u. dgl. anzunehmen ist (Brugmann Grundriß 2, 534. 538, Streitberg Urgerm. Gramm. 248).

Mit dem erschließbaren Nom. Sing, got *müuks und mit ahd. miluh mußte aber in diesen Dialekten ohne weiteres der- selbe Kasus des Plurals zusammenfallen, und die identische Lautung got *miluks ahd. miluh hatte dann sehr wahrscheinlich auch der Akk. Plur., da es ja für diesen Kasus in weiterem Umfange Brauch und Regel des Altgerraanischen ist, ihn dort, wo der alte Nom. Plur. konsonantischer Deklination auf urspr. -€8 sich behauptet, durch diese Nominativform mit vertreten sein zu lassen, nicht nur im Westgermanischen nach hier herrschender allgemeiner Einförmigkeit der beiden Kasus, sondern auch im Gotischen und Nordischen, also bei got baurgs^ brusts^ aisl. ncHr ags. niht afries. nacht as. ahd. naht^ aisl mgss ags. mys Fem., aisl. fMr ags. aofries. fit^ got fijands aisl. fidndr ags. ffend aofries. fiufid Mask., got gumans ags. ;^uman as. gumon ahd. gomon Mask. u. dgl. ; solche "Ersetzung der Akkusative durch die Nominativ- formen** betrachtet als eine Erscheinung, die "gewissermaßen gesetzlich** eintritt, auch Weyhe a. a. 0. 76 f. Im Althochdeutschen fiel somit aber nicht im Gotischen der pluralische Akkusativ auch mit dem gleichen Singularkasus zusammen, und so könnte das ahd. müuh als Nom. und Akk. ebensowohl die Entsprechung einer gotischen Pluralform *miltiks sein, wie es gemeinhin als der Reflex der beiden Singularformen got *müuks Nom. und

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 179

*miluk Akk. gilt; im erstereii Falle läge eine Entwicklung vor, wie bei ahd. brmt und nml. mnd. borst Sing., wenn dies nach herrschender Annahme auf dem in got. brusts Nora, und Akk. erhaltenen Plurale tantum beruht.

Weniger einfach liegen die Verhältnisse für ags. meoluc. Hier kommt es darauf an, welche Stellung man zu der strittigen Frage einnimmt, ob ursprünglich drei- und noch mehrsilbige Wortformen die kurzen hellen Vokale solcher Endungen wie idg. -es, -is und -i schon urgermanisch spurlos, d. i. ohne Hinter- lassung irgendwelcher von der Palatalität dieser Vokale aus- gegangener i-Umlautwirkung, zu verlieren hatten oder nicht; für ersteres entschieden sich Sievers PBrB. 5, 152 ff.. Kluge Pauls Grundriß 1 2, 418, Walde Die germ. Auslautsgesetze 30 f. 120 ff. 126 ff. und van Helten PBrB. 28, 522 ff., das letztere ist die Ansicht Weyhes a. a. 0. 56 ff. Bei der ersteren Annahme nun läge die Sache sehr einfach : es hatte dann ein urags. *meluk sowohl im Nom. und Akk. Plur. wie in den gleichen Kasus des Singulars zu entspringen, also ganz wie bei ahd. miluh Zusammen- fall der Formen der beiden Numeri einzutreten. Vielleicht hat jedoch Wcyhe recht, daß bei solchen tribrachychischen Grund- formen wie germ. *meluk-iz Gen. Sing, und *meluk-i Lok.-Dat. Sing, die hellen Endsilbenvokale in das Sonderleben der einzelnen Dialekte hineingekommen und im Angelsächsischen bis über die Zeit der urenglischen ^-lJmlautwirkung hinaus verblieben seien, daß daher diese Formen zu urags. "^milik zu führen hatten (vgl. a. a. 0. 70). Aber zu ebensolchem "^milik führte dann ja auch unser Nom. und Akk. des Plurals germ. *meluk-iz^ und so könnte man in der belegten Nom.-Akk.-Form des Anglischen milc^ die auf *müik zunächst zurückgeht, anstatt mit Weyhe S. 70 ihre Entstehungsweise durch den Einfluß des Gen. und Dat. Sing. *milik zu erklären, einfach die direkte Fortsetzung der alten Plural- form, die nur in der Folge Singularbedeutung angenommen hätte, sehen. Dagegen das gemeinwestsächs. meoluc meoloc könnte, wenn ihm wegen des einmaligen mioloc bei jElfred das Substrat *miluk zu geben ist (vgl. Sievers Ags. Gramm. ^ § 105, 2 S. 49, Weyhe a. a. 0. 45), nun ebenso gut eine Kontamination des Nom. und Akk. Sing. *meluk mit dem pluralischen *milik gewesen sein, wie nach Weyhe S. 70. 72. 78, der mit dem Plural gar nicht rechnet, eine solche aus demselben *meluk Sing, und dem *milik^ das die erschließbare Form des zugehörigen Gen. und Dat. Sing. war.

12*

180 H. Osthoff,

Es zei^ sich also, daß auf westgermanischem Boden eine säuberliche formale Scheidung des Nom. und des Akk. in den beiden Numeri von müch nicht aufrecht erhalten werden konnte, indem eine solche höchstens in einer wurzelvokalischen Differenz von e und e, die aber leicht ausgleichbar war, anfänglich sich kund tun mochte. Hier hätten denn also der Nom, und der Akk. des Plurals von mduk- darum lebensfähig zu sein aufgehört, weil sie von den entsprechenden Kasus des Singulars aufgesogen wurden, indem bei formalem Gleichklang der ui-sprüngliche ge- ringfügige Bedeutungsunterschied, daß der Plural den Begriff der Masse im Hinblick auf die Einzelbestandteile, der Singular ihn gemäß der Vorstellung der Einheit der Masse bezeichnete, leicht verwischbar sein mußte. Es würde z. B. formal nichts im Wege stehen, wenn man in solchen Fällen, wie Leechd. 2, 202, 12 drince . . . ^dte meduc ^esodetie und ebend. Z. 15 nim ;^dte meduc swd teearme nitcan amolcem, ebend. 2, 266, \^ d6 öd secdfe on awyUede ^dte meoluc die Akkusativform meduc samt den sie begleitenden partizipialen und adjektivischen Attributen ^esodeney wenrme^ amclcem, mnyUede nunmehr für den Plural ebensogut, wie für den Singular, in Anspruch zu nehmen sich berechtigt hielte; während hingegen in der Stelle Leechd. 2, 222, 13 ni^B moken meduc mtd huni^e ^esmiÖed *newly milked milk, softened with honey* der Nominativ meduc als singularischer durch die unzweideutige Form der Epitheta mticm und ^esmided untrüglich gekennzeichnet ist.

In ähnlicher \Vt'i>e wurde man ahd. müuh bei Isidor 32, 8 ed. Hench lantscaf dhar honec endi miluh springant^ anstatt es nach bisher allein geltender Anschauung für einen Nom. Sing, zu halten, hinfort nach Wortform und -begriff zwanglos auch als Pluralnominativ passieren lassen dürfen, indem ja auch die Satzkonstruktion nicht widerspräche und hier die Verbindung von Nom. Sing, honec und Nom. Plur. miluh ebenso unanstößig wäre, wie die von Dat Plur. und Dat Sing, in aofries. lond thet UM fon mehkon and fan humge^ ags. Salond wdi^ on medcum and on huni^e^ worüber näheres oben (S. 173 f.). Die Gleichheit der Numeri, die anderwärts in derartiger Ausdrucksweise be- gegnet, z. B. in ags. of ddm lande de w^oU medce and hunie . . . t6 ddm lande de eall flhcd on ridum meolce and hunies ^Ifric Nura. 16, 13. 14 (= Grein Bibl. d. ags. Prosa, 1, 192), brauchte keine unbedingt giltige Schablone zu sein für die Beurteilung

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 181

der Stellen, an denen neben der Singularform von honig eine solche Form von milch steht, die nach alter ßildungsregel des Konsonantstammes auch Pluralkasus sein kann. Ja, die Isidor- stelle würde, da ahd. honec honag seinem altgermanischen Ge- schlecht gemäß noch Neutrum ist, sogar obendrein eine dritte Auslegung gestatten, die, daß man dort die beiden Nominative der massenbegrifflichen Substantiva honec endi müuh dem Plural zuwiese, vgl. honec als Äquivalent des Akk. Plur. lat. mella in der Benediktinerregel Praef. S. 30 ed. Hattemer.

Was endlich noch den Genitiv anbetrifft, so hat diesen Kasus des Singulars in der alten Bildungsweise vom Konsonant- stamme nur das Ost- und Nordgermanische aufzuweisen, nämlich in dem genannten got. miluks und in aisl. miolkr (vgl. hierüber Noreen Altisl. u. altnorw. Gramm. ^ § 407 Anm. 1 S. 251 und Bethge Dieters Laut- u. Formenl. d. altgerm. Dial. § 373 S. 631); die westgerm. Mundarten kennen denselben Kasus nur in den analogischen Neubildungen ags. meolce^ das der ä-Deklination, und as. müukas^ das mit as. burges und nahtes zusammen der maskulin -neutralen o- Deklination folgt. Der pluralische Genitiv hatte urgerm. "^meliikö^ = ags. ^meolca^ afries. *meloka^ as. *meluko^ ahd. *miluho zu lauten ; und wer sagt uns nun, daß es nicht eine dieser letzteren Formen gewesen sei, die hie und da ebensowohl, wie die Fortpflanzungen des alten konsonantischen Singulargenitivs, jenen Neubildungen gewichen sei? Also könnte im Angelsächsischen, wenn hier neben dem so häufig zu be- legenden Dat. Plur. meolcum der Gen. Plur. *meolca bestand, sehr wohl eben diese Form der Umgestaltung in das historische meolce unterworfen worden, nicht allein das singularische *müik aus *meluk-iz das aus dem Sprachgebrauch verdrängte genitivische Kasusgebilde gewesen sein. Es dürfte sich ja leicht begreifen, daß man, einmal zu Neubildungen in dem Paradigma von milch schreitend, dann auch dem absterbenden Pluralgebraucheines solchen massenbegrifflichen Wortes keine Rechnung mehr trug.

3. "Zu germ. alup- (PBrB. 9, 368) zeigt sich der Dat. Sing, an. als plßum'\ behauptet Kluge Pauls Grundriß 1^, 455. Dabei läuft wohl eine Yerwechslung, zum mindesten jedoch eine Un- genauigkeit der Ausdrucksweise mit unter, indem entweder aschwed. 0ldum oder aisl. glprom gemeint sein muß.

Die schwedische Form liegt in kuma men at sldum sama

182 H. Osthoff,

*es kommen Männer beim Trinkgelage zusammen' Corp. iur. Sueo-got. ant. 5, 22 Z. 11 ed. Schlyter vor, und sie gehört zu dem Paradigma von aschwed. adän. M Neutr. 'Bier' = aisl. anorw. pl^ ags. ealu^ Gen. Dat. Sing, ealod. als eines der beiden auf skandinavischem Sprachboden vorhandenen Kasusgebilde, die den auslautenden Dental des Nominalthemas germ. aluß- erhalten, nicht infolge des bekannten Umschlagens in die Flexionsanalogie der -Mo-Stämme verdrängt zeigen. Die andere Form derselben Art ist das anorw. -plda Gren. Plur. in erfda-plda und sälo-dda Norges gamle love 1, 15 Z. 1, Bezeichnungen des 'Leichen- begängnisses*, eigentlich 'Erbschafts'- und *Seelentriukgelages*, wozu mit gleicher Bedeutung der Akk. Sing, erfi-pl und sdlo^ ebend. 1, 14 Z. 30. 31, 432 Z. 7. Auf Grund dieser anorw. erfda- und sdlo-plda hat man ein "aisl. piß'' 'Schmaus, Trinkgesellschaft* ansetzen wollen, so Noreen Altisl. u. altnorw. Gramm.* § 253, 2 S. 145. Abriß d. urgerm. Lautl. 170 f. und Johansson Beitr. z. griech. Sprachkunde 135 und schon vor ihnen Cleasby-Vigfüsson Dict 763 b und Fritzner Ordbog 3, 1084 a, aber Bugge bei Hertz- berg Norges gamle love 5, 162 b. 535 b sah das Richtigere, und nach ihm verbessert auch bereits Noreen in der neuen Auflage seiner Grammatik, »§ 309, 3 S. 205. § 356 Anm. S. 224, seine frühere Formangabe; nur als den pluralischen Nom.-Akk. zu pl Sing, könnte man ein "aisl. piß** gelten lassen.

Anderseits hat das Altwestnordische neben seinem gl das dem Genus nach ebenfalls neutrale plßr 'berauschendes Getränk, Bier' aufzuweisen. Und von dem Plural dieses finden sich auch nur die zwei Formen des Dativs und des Genitivs bezeugt: jener zweimal in öminnes hegre heiler sds of oißrom ßrumer 'der Vergeßlichkeit Häher heißt er, der über dem Gelage weilt' Hävam. 13 und at plßrum *inter potanduni, in syraposio' Fomald. S9g. 1, 297 Str. 3, auch der Genitiv zweimal, aisl. in plßra dregg 'Bierhefen' Egils saga Kap. 71 Str. 45 (vgl. Finnur Jönsson zu d. St. in seiner Sagabibliothekausgabe), dazu als anorw. -qldra in erfda-pldra Norges gamle love 1, 432 Z. 9.

Wie stellt sich morphologisch dies plßr zu pl oder vielmehr zu dem Stamme germ. aluß-? Nach Hellquist Arkiv f. nord. filol. 7, 166, dem Johansson Beitr. z. griech. Sprachkunde 135 zustimmt^), soll jenes eine Weiterbildung vermittelst eines 8-Suffixes

1) Hellquist und Johansson denken bei ihrer Analyse des glßr daran, daß der -u<-Stamm germ. alup- und ein mit ihm wechselnder -U5-Stamm

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 183

sein, was schwerlich annehmbar ist, da auf solchem Wege sich kein klares Ableitungsverhältnis zu ergeben scheint. Yon Kluge Nomin. Stammbildungsl. ^ § 96 S. 49, dem sich Joh. Schmidt Plural- bild, d. indog. Neutra 180 anschließt, wird nur bemerkt, daß plßr als eine sekundäre Wortschöpfung auf dem Primitivum germ. aluß- *Bier' beruhe, doch scheint dabei an Ableitung durch suffixales -ro- gedacht zu sein, was denn nach meinem Dafür- halten das Richtige treffen würde. Das Verhältnis des awestnord. plß-r zu pl^ plß'j ags. ealu, ealod dürfte sein genaues Ebenbild an dem von ai. tamis-ra-m Neutr. 'Dunkel, eine dunkle Nacht' : tdmah Neutr. 'Finsternis, Dunkel' awest. tamö finden, also plß-r = got. "^aluß-r oder *alud-r das substantivierte Neutrum eines -ro- Adjektivs von der Art wie ahd. dinstar mnl. deemster 'finster*, lit. üms-ra-s 'schweißfüchsig' (vgl. auch ai. tdmis-rä und lat. tene- hrae als feminine Substantivierungen zu letzterem, dazu Brug- mann Grundriß 2, 170 f. 175. 176. Kurze vergleich. Gramm. 346) sein. Die mit dem sekundären Suffixe -ro- geformten Adjektiva haben bei Ableitungen aus Substantiven konkreter Bedeutung nicht selten die Funktion, daß sie 'so beschaffen wie, -artig', auch wohl 'behaftet mit' ausdrücken, z. B. griech. YXaq)u-p6-c 'ausgehöhlt, hohl, gewölbt' : yXotcpu 'Höhle, Grotte', Xma-po-c 'fett, fettig': Xiira, öpoce-poc 'tauig, betaut, feucht': öp6co-c, oicuttti- pö-c 'schweißig, schmutzig', von der WoUe: oicuTiri, 7Toir|-pö-c 'grasig, grasreich' : iroiri, ai. madhu-ra-h und ved. madhu-lä-h 'süß': mddhu, pär/isu-rd-h und -Id-h 'staubig' zu päTßsü-h. Yon ineXi, |U€XiT-oc kommt im späteren Griechisch |aeXiT-r|pö-c 'honigsüß'.

alus- eine Verquickung eingegangen sein könnten, und sie möchten diesen letzteren in dem äizal Xeyö^evov aisl. gls-apr 'berauscht' Hattatal Str. 86 (= Edda Snorra Sturlusonar 1, 704), als einer mit sonstigem glu-apr gleichgearteten Form, und etwa auch in lat. alümen aus *alics-men er- kennen. Ein merkwürdiges Mißverständnis des glsaßr yon seiien der beiden skandinavischen Forscher, da das Wort doch ofifenbar ein Kompositum gl-sapr d. i. 'bier-satt' ist und auch bereits von andern richtig so auf- gefaßt worden ist, allerdings nicht von Cleasby-Vigfüsson Dict. 764a, dessen Bemerkung "glsapr, part. [sie !] = gluapr" denn auch wohl den wunder- lichen Irrtum veranlaßt haben mag. Daß lat. alümen auf *alus-men zu- rückführbar sei, wird schon durch das daneben hergehende alü-ta hin- fällig; es dürfte den lateinischen Wortformen am einfachsten ein deno- minatives Verb *alu-{i)ö 'behandle mit einem Gerb- oder Gährstoff' als Basis gegeben werden, da auch die von Walde Lat. etym. Wörterb. 21 in anderweitigem Betracht aufgestellten Substrate *alüdmen und *alüdita ihr ßedenkhches haben.

184 H. Osthoff,

dies wie ai^iar-ripö-c, ix6u-tip6-c u. a. mit dem produktiv sre- wordenen Siiffixkomplexe -rj-po- dor. lesb. -a-po- geformt, der sich aus TToin-p6-c, oicuTrri-pö-c, öbuvr|-p6-c dor. öbuva-pö-c, dai- p6-c lesb. dc(3-po-c u. dgl. losgelöst hatte : älterer Bildungsweise würde ein *|Li€XiT-pö-c entsprechend sein, und einem solchen wäre das Adjektiv germ. *alud-rd'Z, worauf aisl. plßr Neutr. berulit, besonders ähnlich, in Anbetracht davon, daß man ja nicht un- wahrscheinlich das -t- von griech. |li€Xi-t-, got mili-ß und die für germ. alu-ß-, finn. olu-t: as. alo-fat 'Biergefäß*, preuß. alu 'Met', lit alü-s *B[ausbier', aksl. d^ 'sicera' mutmaßlich anzu- nehmende Stammerweiterung aus gleicher Quelle herleitet (Joh. Schmidt Pluralbild. 180. 248). Wenn die adjektivische Grund- bedeutung der Sippe anord. pl usw. wegen der Vergleichbarkeit von lat alü-men 'Alaun' und alü-ta *Alaunleder* als *herb, schwach- sauer, siißsauer' oder 'bitter' zu bestimmen ist (Hellquist a. a. 0., Johansson a. a. 0., 0. Schrader Reallex. d. indog. Alterturaskunde 34, Walde Lat etym. Wörterb. 21, s. auch oben S. 182 f. Anm.), so hatte das aus idg. *alui' "süßsaurer Trank' entsprossene *a/t/f-rd-8 zunächst den Sinn von *sauertrankartig', das durch awestnord. pfßr vertretene substantivierte Neutrum dieses Adjektivs konnte dann wieder auf die Bedeutung des Grundwortes hinauskommen ; vgl. das unbelegte ai. tnadhu-la-m N. 'ein berauschendes Getränk' in seinem Verhältnis zu ved. madhu4ä'h Adj. 'süß' und zu dessen Stammnomen mddhu N. 'Süßigkeit, süßer berauschender Trank*. Nicht undenkbar wäre auch, daß die germanische Adjektivbildung *alud-rd-z durch Liquidendissimilation aus *alud4d'Z hervorge- gangen wäre, und dann hätte man sie mit solchen -^Adjektiven wie lat. nübi4u-8 Volkig', griech. Ttfa-Xo-c 'fett* zusammenzu- halten, jedoch auch mit griech. XiTu-p6-c und mJuXu-p6-c, wofern etwa auch diese dissimilatorischen Ursprungs, Entwicklungen aus *XiTu-X6-c, *|iujXu-XÖ-c, sind (Brugmann Grundriß 2, 173).

Wir haben aber auf die Bedeutungen der altnordischen p? und plßr noch genauer einzugehen und dabei nunmehr be- sonders das Verhältnis der beiden Numeri ins Auge zu fassen.

Aisl. anorw. pl nisl. öl aschwed. 0I 'Bier* hat in dem Ge- brauche seiner spärlich vorkommenden Pluralformen zunächst dieselbe Bedeutung, wofür ein neuisländisches Beispiel der Gen. Plur. ölva in tveir vöru ad hvölfa elf um ölva { iöra sd Stef. Ölafss. (vgl. Cleasby-Vigfüsson Dict. 763 a). Sonst aber kommt eben durch den Plural der Begriff * Gelage, Trinkgelage', also was

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 185

sonst aisl. drykkia^ gl-drykkia ist, zum Ausdrack, dieser, wie wir gesehen haben, in den ursprünglich zu gl paradigmatisch ge- hörenden Formen der alten Basis plp- anorw. erfda- und sdlo-plda Gen. und aschwed. ^er^c^wm Dat. Plur., welches letztere auch Noreen Abriß d. urgerm. Lautl. 171. Altschwed. Gramm. § 340 Anm. 1 S. 269. § 386 Anm. 9 S. 290 als Pluralkasus ansieht. Denselben Begriff *Gelage, Schmaus' entwickelt allerdings anderseits auch der Singular pZ, dieser besonders in den Kompositen anorw. erfi- und sälo-plj aisl. anorw. mceles-gl 'Gelage, bei dem ein Bierquantum von einem mcele^^ verbraucht wurde' Fornmanna spg. 1, 31. Norges gamle love 1, 6 Z. 6, ferner in der Redensart at plui ok at dti *inter bibendum et edendum' Isl. S9g. 2 (1847), 380, wo aber die handschriftliche Yariante glpri (s. Anm. zu d. St., vgl. auch Cleasby-Yigfüsson Dict. 47 a. 763 a); ebenso das aschwed. >0^/ als Simplex und in Zusammensetzungen wie arf- und cervis-0l *Be- gräbnisschmaus, Totenmahl', graf-Bl dass., fastningar-jd 'Hoch- zeitsfest' und giptar-jd dass., pcenings-M 'Schenkenzeche' (vgl. Ed. Müller Etym. Wörterb. d. engl. Spr. 1^, 136, Noreen Alt- schwed. Gramm. § 298 S. 231 f.).

In betreff des plßr ist vor allem festzustellen, daß entgegen dem, was das Cleasby-Yigfüssonsche Wörterbuch lehrt und was ihm vielfach nachgesprochen wird, sein Singular in der alten Sprache nicht oder doch nur höchst selten 'Gelage, Trinkgelage', auch nicht 'Zeche, Rausch' nach Noreen Abriß d. urgerm. Lautl. 170, vielmehr gemäß den richtigeren Angaben Egilssons Lex. poet. 620 a und Gerings Vollst. Wörterb. z. d. Liedern der Edda 1249 f. fast durchweg, in der poetischen Edda sogar ausschließ- lich, 'berauschendes Getränk, Bier' ausdrückt; und ferner, daß den- selben Sinn in pluralischer Fassung auch das erwähnte aisl. plpra dregg 'Bierhefen' der Egils saga aufweist. Sonst aber ist es auch hier wieder der Plural, der die Bedeutung 'Gelage' hat, nämlich in den drei übrigen Belegen seines Yorkommens, aisl. of plßrom Hävam., at glprum Fornald. S9g. und anorw. erfda-pldra Norges gamle love 1, 432 Z. 9.

Der Plural neben dem Singular zum Ausdrucke des Be- griffes 'Bier' gebraucht, jener in nisl. elfum ölva und aisl. glpra dregg^ das ist natürlich wieder die oben S. 173 besprochene Er- scheinung, daß "Begriffe der Masse" nach altherkömmlichem usus loquendi in beiden Numeri auftreten. Anderseits der Plural eines Wortes mit der Bedeutung 'Bier' im Sinne von 'Gelage, Trink-

186 H. Osthoff,

gelage' gesetzt, dies in den Beispielen anorw. erfda-, säh-dda^ aschwed. at Mum und anorw. erfda-pldra^ aisl. o/*, at plßrum, dazu haben wir etwas Analoges in lat pöcula Plur. für 'Gelage', in pöculis *beira Zechen' Cic, uachklass. lat inter pöcula.

Endlich ist es aber auch eine leichtverständliche Metonymie, daß der Stoffname mit der Bedeutung *Bier' ohne weiteres, d. i. auch in seiner Singularform, der Träger des Begriffes *Gelage, bei dem Bier getrunken wird' zu sein sich eignet Und wenn dies bei dem anord. 9^, vornehmlich in anorw. erfi- und sdlo-pl^ geschehen ist, ebenso bei dem plßr ein paar male schon in der älteren, konstanter in der späteren Sprache, die dem zum Mask. übergetretenen nisl. Ölldr und nnorw. older sogar noch weiter ab- geleitete Bedeutimgen, jenem den Sinn von Trunkenheit', diesem den von 'Lustigkeit in einer Gesellschaft, Lärm, Getümmer, gibt (vgl. Biöm Haldorsen Lex. 2, 161b, Aasen Norsk ordbog* 553a), so vergleiche man damit den Gebrauch unseres hier in erntebier *convivium messorum, Emteschmaus' (Grimm Deutsch. Wörterb. 3, 929), kindeUner für 'Kindtaufsschmaus, Kindtaufe' (Adelung Gramm.-krit Wörterb. d. hochd. Mundart 2, 1575, Ed. Müller Etym. Wörterb. d. engl. Spr. 1«, 136, Hildebrand Grimms Deutsch. Wörterb. 5, 730), kirchbier (Ed. Müller a. a. 0.), in dem güdebier des ehemaligen Volksbrauches westfälischer Gegenden (R. Wil- manns Zeitschr. f. Kulturgesch. n. F. 3, 8) und besonders in erb- bier^ das in der schleswigschen Landschaft Angeln als die sach- liche Entsprechung des erfi-pl der Skandinavier vorkommt (vgl. Fritzner Ordbog 3, 1083a nebst zit Lit); ähnlich ist auch unser kaffee^ tee für 'Kaffee-, Teegesellschaft*, damenkaffee^ einen kaffee geben^ engl, a tea^ five 0' dock tea, franz. ihS dansant^ im Kym- rischen ctvrto back 'an ale-drinking, a bid-ale', eig. 'kleines Bier* (D. Sil van Evans Dict of the Welsh language 968 a). Bei dem germ. aluß- selbst kennt, wie das Nordgermanische, so auch auf westgermanischem Boden das Alt- und Neuenglische dieselbe Bedeutungsübertragung : in ags. bryd-ealo 'Hochzeitsfest* mit dem Dat. Sing, bryd-ealod^ nengl. bridal^ eig. 'Brautbier*, in engl, ale für "a festival or merry-meeting at which much ale was drunk, an ale-drinking" und den Kompositen engl, leet-ak^ scot-ale^ church- ale^ clerk-ale, bid-ale u. a. (Ed. Müller Etym. Wörterb. d. engl. Spr. 1*, 136, Skeat Etym. Dict of the Engl, language 76b. Concise etym. Dict« 51a, Murray A new Engl. Dict 1, 213a. 851b. 1095 a, Kluge-Lutz Engl, etymology 28 a).

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 187

Hätten wir anzunehmen, daß überhaupt die Bedeutung *Gelage' bei aisl. anorw. pl, aschwed. M und aisl. plßr eine ältere, nicht erst selbst abgeleitete sei, so stünde auch dann die ab- wechselnde Setzung der Formen beider Numeri in diesem Sinne nicht ohne gute Parallelen da : im Griechischen gilt für Trinken, Trinkgelage' nicht nur ttotgc, sondern auch der Plural ttötoi, *beim Trinkgelage' heißt ^v tuj ttotuu Plato, Aischin., Trapd ttotov Xenoph., Aischin. u. Spät., aber dasselbe auch ev toTc ttotoic Aischin., ähnlich 0oivr| 'Schmaus, Gastmahl, Opferschmaus' und vereinzelt dafür Goivai Aischjl. Prom. 528, homer. eiXairivri und eiXaiTivai 'Festschmaus', im Latein daps und geAvöhnlicher dapes Plur. 'Schmaus, Festmahl, Mahl', pötätiönes öfters ohne wesentlichen Unterschied von pötätio^ cömissätiönes häufiger als der Singular cömissätiOj vgl. auch die Nur-Plurale lat. epulae^ lit. pitüs 'Mittag- essen', szefmens und szefmenys 'Begräbnismahl', sowie sonstige Bezeichnungen von "Mahlzeiten, bei deren Plural man an die einzelnen Gänge und Speisen zu denken hat" (Delbrück Ver- gleich. Syntax 1, 163).

Es zeigt sich also auf verschiedenen Wegen, daß ein stich- haltiger Grund, die Dativformen aschwed. ßldum und aisl. plprom aus den Pluralparadigmen wegen ihrer nach unserem Sprach- empfinden singularischen Bedeutung zu eliminieren, nirgends zutage tritt und daß dies schon allein darum unzulässig sein würde, weil einer jeden von ihnen beiden eine Genitivform zur Seite geht, die bei unzweifelhaftem pluralischem Gepräge in dem gleichen Sinne als Ausdruck des Begriffes 'Gelage' für unser heutiges Sprachgefühl singularisch fungiert, das anorw. erfda-^ sdlo-plda und das erfda-pldra desselben Dialekts.

Über germ. aluß- und die Frage der Rekonstruktion der ursprünglichen Flexionsverhältnisse seines altenglischen Ver- treters wsächs. ealu ealo bringt neuerdings Weyhe PBrB. 31, 59. 73. 77 f. 90 einige beachtenswerte neue Gesichtspunkte vor*). Seine Bemerkung jedoch, daß dieser Getränkname "seiner Natur nach so gut wie ganz auf den Sing, beschränkt ist, Einfluß der

1) Indem Weyhe a. a. 0. 59 Anm. 73 auch der von James Platt PBrB. 9, 368 vorgeschlagenen Zurückführung des Nom.-Akk. Sing, ealu auf ein urgerm. *alüp Erwähnung tut und diese Hypothese mit Recht ablehnt, wundere ich mich, daß er sie nicht einfach mit dem zunächst Hegenden Gegenargument schlägt: germ. alup- war Neutrum, und bei Neutris ist doch keineswegs die Bildung des Nom. Sing, mit Dehnstufigkeit des Vokals der Endsilbe als alte Regel irgendwie erweislich.

188 H. Osthoff,

Pluralkasus hier also nicht in Betracht kommt" (S. 77 f.), oder daß uns als "Singularia tantum ws. ecdu und mioloc" entgegen- treten (S. 90), erleidet eine Einschränkung schon durch den nach J. Platt PBrB. 9, 369 mitgeteilten einzigen ags. Beleg des Gen. Plur. ealoda (vgl. Wevhe a, a. 0. 78); eine noch größere Keserve aber hätte, wie wir hier sehen, der Hinblick auf das Vorkommen verschiedener Pluralkasus von aluß- im Altnordischen auferlegen können. Für jenes ags. ealoda, dessen Beleg Platt nach der zweibändigen Oktavausgabe der von Thorpe heraus- gegebenen Ancient Laws and Institutes of England gibt, hat nach freundlicher Mitteilung Koppels {Straßburg, 8. Febr. 1906) die Folioausgabe Fol. 487 die Variante ealeda^ und es bedeutet dort etwa so viel als *Biersorten', genauer Verschiedene Arten berauschender Getränke*, die Verbindung uHnes ne ödera ealeda nach Thorpes Übersetzung "wine nor other drinks." Das ist wie unsere Plurale hiere^ weine, fette, Öle^ lat vina, musta. utt- guenta, griech. oivoi, auch wie gräser^ kräuter, hölzer^ moose^ tuche, lat. frümenta^ brassicae^ länae^ griech. £OXa u. dgL mehr, was in der Pluralform von Stoffbezeichnungen eine Mehrheit oder Ver- schiedenheit der Arten der betreffenden Stoffe zum Ausdnick bringt und somit dann den "Stoffnamen" zum "Gattungsnamen" geworden zeigt; vgl. Engelien Gramm, d. neuhochd. Sprache^ § 70 S. 138, Neue- Wagener Formenl. d. lat Spr. 1», 600 f. 602, Kühner-Gerth Ausführl. Gramm, d. griech. Spr. 2', 1, 15 und Delbrück Vergleich. Syntax 1, 148. 152. 153t

4. Ihrem singularischen -mt- Instrumentalis weisen Cosijn a. a. 0. 288 und Kluge Pauls Grundriß 1 ', 455 auch das ags. nosum zu, das in den Leechdoms häufiger für eine einzelne Nase gebraucht vorkommt Früher hatte Kluge, PBrB. 8, 506 ff. 509, dies nosum als eine Pluralform betrachtet, die auf Grund der ursprünglichen Dualflexion des alten Wortes für die Nase, also in ähnlicher Weise sich eingestellt habe, wie anerkannter- maßen im Lateinischen und Griechischen die Plurale näres uud jbTvec zunächst den Dual abgelöst haben, später aber, als einer jüngeren Anschauungsweise die Nase nicht mehr den Eindruck eines Gedoppelten oder Mehrfachen, sondern den der Einheit machte, selbst durch die Singulare näris und pic abgelöst worden sind, indem jenes bei lateinischen Dichtern, Horaz, Ovid, Persius u. a., im Sinne von "Nase* anstatt *Nasloch', dieses schon bei

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 189

Homer neben dem häufigeren Plural erscheint (E. Buchholz Die hom. Realien 2, 2, 228 f., Delbrück Vergleich. Syntax 1, 142. 159, vgl. auch Brugmann Grundriß 2, 642. 656). Bei dieser früheren Klugeschen Erklärung des ags. nosum hat es zu ver- bleiben, obgleich sie Cosijn a. a. 0. als "gewaagd" bezeichnet.

Auf den Einwurf desselben Gelehrten, daß es doch be- fremdlich sei, die Erhaltung nur eines einzigen Pluralkasus in singularischer Funktion bei dem ags. nosu anzunehmen, möchte ich erwidern, daß mir im Gegenteil von dem singularisierten Plural dieses Nomons noch mehr Trümmer im Angelsächsischen und sonst erkennbar zu sein scheinen. Es flektiert ja ags. nosu durchaus wie duru 'Tür' (Sievers Ags. Gramm. ^ § 274 S. 148 f.), und so wie ich L. v. Patrubänys Sprachwiss. Abhandl. 2, 116 die Flexion von duru Akk. und Nom., dura Gen., durum Dat als die alte des Plurals von idg. dhur- auffasse (vgl. dazu Brugmann IE. 17, 857 ff.), so nun auch die des Konsonantstammes germ. nus-. Ich leite also das ags. nosu auf die Akkusativform des Plurals germ. *nus-unz, den Gen. nosa auf germ. *nus-Ö** zu- rück; diese Pluralkasus hatten nach altem Herkommen als endungs- betonte die schwache Wurzelform idg. *w^s-, woraus germ. nus-^ dessen -s- aber, statt des nach Verners Gesetz zu erwartenden -z-^ frühzeitiger Einwirkung wurzelbetonter starkformiger Kasus, wie des Nom. Plur. germ. '^nds-iz = mnd. mnl. nese (s. u.), des Akk. Sing. *was-w" (vgl. S. 190), seinen Ursprung verdanken muß, ein ähnlicher Fall der Stammformenverschränkung, wie tunß- in got. tunß-uns aus Hund- und dem im West- und Nordgermani- schen verallgemeinerten tdnp- (Brugmann Curtius' Stud. 9, 335. Grundriß 1^, 377, Kahle Zur Entwickl. d. konson. Dekl. im Germ. 121). Das germ. nus- hatte sich ferner ags. in nu^- und wos-, je nach der Qualität der nachfolgenden Flexionsvokale, zu spalten, eine Doppelf ormigkeit, die dann aber zugunsten des nos- aus- geglichen wurde, der Akk.-Nom. Plur. nosu und der Dat. Plur. nosum sind die Substitute lautgesetzlicherer *«ttöw, *nusum nach Analogie des Gen. Plur. nosa^ während umgekehrt der Gen. dura sich für ein *dora nach duru^ durum einstellte.

Die ungeschwächte Stammform germ. nas- ist zunächst im Angelsächsischen als die für das Anfangslied der Komposita nceS'dyrlu 'Nasenlöcher' und nces-^ristle *cartilago' vorwiegend, neben seltenerem nos- in dieser Funktion, geltende in Gebrauch, wie Kluge PBrB. 8, 506 zeigt. Sie spielte aber ihre Rolle auch

190 H. Osthoff,

in der Flexion des Simplex, und zwar in der Gestaltung seines Singularparadignias. Denn der alte Singular des Wortes war, wie ich annehme, germanisch ebenfalls in Anwendung: sowie bei Homer pTv-ac und piv-a gleicherweise *Xase' ausdrückten (Delbrück a. a. 0. 159), so im Germanischen *mis-unz und der Akk. Sing, von starker Stammform *7ms-u**^ und diese letztere Form er- gab das seltenere ags. nasu^ in welchem man die spezielle Wort- gestait des altkent Dialekts zu sehen pflegt (Sievers Ags. Granun.^ § 274 S. 144, Kluge Ags. Leseb.« Gloss. S. 194a), jedoch ohne zureichenden Grund, wie mir Dr. R. Jordan mündlich mitteilt. Auf demselben germ. *was-w" Akk. Sing, beruht ferner das aisl. n^.«?, das aber seinerseits beachtenswerterweise nur das einzelne 'Nasenloch* bedeutet (Cleasby -Vigfüsson Dict 461b, Fritzner Ordbog 2, 858 b, Gering Yollständ. Wörterb. zu den Liedern der Edda 745), wie entsprechend ja auch lat närem^ näris und griech. ^iva, pic von Hause aus auf diesen Sinn beschränkt gewesen waren.

Es drang nun das ags. nasu aisl. nps vom Akk. aus auch in den Nom. Sing, vor, was als eine gemein-west- und -nord- germanische Entwicklung und als die Folge davon angesehen werden darf, daß ja den Wortausgang -u auch der Nom. Sing, der vielen Feminina der d-Deklination hatte. Und zum völligen Übertritt in diese Deklination war damit der Weg gebahnt: das ags. nasu wurde ausschließlich zur Nominativform, zu ihm außer dem Gen. Sing, na^ie auch ein neuer Akk. Sing. noM die Belege dafür bei Kluge PBrB. 9, 507 nach dem Schema sacu : sace hinzugebildet; im Altnordischen dagegen blieb nps auch für den Akk. Sing, üblich, dies zufolge davon, daß hier die ä-Dekli- nation ihrerseits die Nora.-Sing.-Formen wie spk^ ^ipf in den Akk. übertragen hatte; es wurde dann aber auf derselben Basis ein neuer Plural aisl. nasar^ und dieser nun in der Bedeutung •Nase', nachgeschaffen. Auch im Althochdeutschen muß einmal ein *nasu als aus dem Akk. Sing, eingedrungene Nominativform bestanden und den Keim zu dem d-Paradigma hergegeben haben, indem zu ihr die neue Akkusativform nasa ags. nase entsprang, dies ahd. nasa aber dann in Gemeinschaft mit seinen ^luster- formen sahha^ geba usw. die bekannte kontinentalgermanische Kasusfunktionserweiterung erfuhr, sodaß es, mit Verdrängung des *nasu auch aus seiner letzten Position, zum Nom. Sing, wurde.

Im Angelsächsischen ist aber der Entwicklung zur ä-Dekli- nation nicht nur das von Hause aus singularische nasu^ sondern

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 191

auch das häufigere nosu^ nachdem es seinem pluralischen Ur- sprung entfremdet auch Bezeichnung der einzelnen Nase ge- worden war, verfallen : das zeigt sich darin, daß auch ein neuer Akk. und ein Dat. Sing, nose^ jener in den Gesetzen, dieser in der Cura past. JElfreds bezeugt, sich einstellte (vgl. Kluge a. a. 0.). Denselben Prozeß vollzieht der altfriesische Dialekt, der einzige, der außer dem ihm ja verwandtschaftlich zunächst stehenden Angelsächsischen die schwache Stammform *nus- nos- aufzu- weisen hat: zu vorauszusetzendem afries. *nosu Nom. = ags. nosu ergaben sich hier die Kasus aostfries. Gen., Dat. und Akk. Sing. nose^ und dieser neue Akk. fungierte durch Übertragung auch als Nom. Sing., sodaß *nosu dafür in Wegfall kam (vgl. van Helfen Altostfries. Gramm. § 182 S. 148). Das "afries. nosu" ohne Asterisk bei Siebs Pauls Grundriß 1^, 1405. 1457 c ist eine irrige Angabe, die Siebs selbst (brieflich an mich, 3. Juni 1904) berichtigt.

Das Angelsächsische betätigte endlich seinen Neuschöpf ungs- trieb noch in einer besonderen und ihm ausschließlich eigen- tümlichen Weise, indem es sein nosu sowohl wie das seltenere nasu auch der w-Deklination zuführte. Hierauf beruht die Aus- bildung des Dat. Sing, nosa und der gleichlautenden Form nosa des Nom.-Akk. Plur.; bei nasu das Aufkommen des einmal, Ges. Cnut 2, 53 S. 348 Hds. G ed. Liebermann, bezeugten Gen. Sing. nasa. Die Erscheinung ist natürlich dieselbe, wie sie duru 'Tür' mit seinen w-Formen Dat. Sing, und Nom.-Akk. Plur. dura zeigt.

Nun gibt es aber bekanntlich im Angelsächsischen eine andere Gruppe ebenfalls ein- und kurzsilbiger femininer Kon- sonantstämme mit dem Nom.-Akk. Sing, auf -w, die solchem Anschluß an die w-Deklination ganz oder doch fast ganz fern bleiben, hnutu *Nuß', hnitu *Niß, Lausei' und studu studu 'Säule, Pfeiler'; diese, deren -u ja auch, wie wir es für nas-u an- nehmen, der Reflex des Akk.-Sing.-Suffixes germ. -w" = idg. -rp, ist (Kluge Pauls Grundriß 1^, 453, Streitberg Urgerm. Gramm. 248, Bethge Dieters Laut- u. Formenl. d. altgerm. Dial. 541), halten sich mit ihren Kasusbildungen des Dat. Sing, hnyte^ sttjde styde und des Nom.-Akk. Plur. hnyte^ hnite an das alte kon- sonantische Paradigma, oder sie folgen mit dem Gen. Sing, hnute und dem Dat. Sing, stude der Analogie der ä-Deklination, und einzig die auch vorkommende Form des Dat. Sing, studa kann als solche des «^-Paradigmas in Betracht kommen (vgl. Sievers

192 H. Osthoff.

Ags. Gramm.3 § 282 S. 149 f., Dieter Laut- u. Formenl. d. alt- germ. Dial. § 406 S. 677).

Woher kommt nun diesen hnyte usw. gegenüber die flexi- vische Sonderstellung der nosu und dum? Eine befriedigende Erklärung dafür liegt, meine ich, eben in dem Umstände, daß die letzteren von pluralischer Herkunft waren : sie brachten als abdankende Pluralia tantum ihre Genitivformen nosa und dura aus dem Plural in den Singular mit hinüber, und da nun von allen Deklinationsstammklassen im Angelsächsischen die m- Deklination die einzige war, die den Singulargenitiv auf -a bildete, so konnten die singularisch gewordenen Genitive noM und dura eben nur bei Jionda = got handatis aisl. handar^ bei ^flöra und weiterhin auch bei den maskulinen Gen. Sing, wie ags. suna^ {Liccit-)felda Anlehnung finden, es ergab sich daher zwanglos die Nachbildung der Dat Sing, nosa und dura nach dem Muster von hofida = got. hand<iu^ von ags. fiöra und Mask. suna. fdda^ dann auch diejenige der Pluralformen Nom.-Akk. nosa^ dura in Übereinstimmung mit ags. hofida usw. Wegen nosa Gen. Sing, zu nosu bekam aber leicht auch das gleich- bedeutende seltenere nasu seinen Gen. Sing, in der neuen Form nasa zur Seite des nach anderer Analogie, der von 8(k$ 8ao$^ ^iefe u. dgl., entsprungenen nam Ges. Cnut 2, 53 S. 348 Hds. A ed. Liebermann. Und wenn erst die Verhältnisse von Fem. Dat. Sing. no9a^ dura : nosu, dum Nom.-AklL Sing, da waren, mochte dann vereinzelt auch eins der drei Feminina der hmäu-Qnippe nach dieser Richtung hin abirren, zu studu studu neben dem Dat Sing, siude und dem ältesten Gebilde dieses Kasus 8tffd4 styde sich als dritte im Bunde die w-Form st^ida einfinden.

Es hat unverkennbar noch von einem andern Punkte der alten Pluralflexion des germ. not- *Nasloch' aus die Begründung eines neuen Singularparadigmas stattgefunden: mnd. mnl. nen F. 'Xase* ist die Form, in der der ursprüngliche Nom. Plur. germ. *naS'iz sich fortsetzte, wie dies auch schon Kluge PBrB. 8, 509 zu erkennen nahe daran war, ähnlich van Holten Middernederl. spraakkunst 337. 341. Auch für diese Entwicklung bietet der Wurzelstaram germ. dur- •Türe' seine genaue Parallele dar, denn es ist ja auch anfränk. duri ahd. turi aisl. dyr-r die in Singular- bedeutung auftretende alte pluralische Kominati vform = germ. *dur-iz^ und es verhält sich demnach das mnd. mnl. nese zu dem ags. nosu, als der ursprünglichen Akk.-Plur.-Form nach

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 193

unserer Auffassung, wie jenes anfränk. duri ahd. turi aisl. dyr-r zu ags. as. duru (vgl. Yerf. L. v. Patrubänys Sprachwiss. Ab- handl. 2, 116 f.), indem nur der eine Unterschied obwaltet, daß bei rand. mnl. nese und ags. nosu die beiden Pluralkasus auch die ihnen ursprünglich eigene Abstufung des Wurzel- vokalismus bewahrt zeigen, die in dem Falle von dur- sich aus- geglichen hatte.

Kluge hat bekanntlich PBrB. 8, 508 ff. Pauls Grundriß 1«, 452 den Versuch gemacht, das ags. nosu nebst seinem Genitiv nosa als echte Dualformen zu erklären, was mancherseits Zu- stimmung gefunden hat (Behaghel Pauls Grundriß 1^, 752, Franck Etym. woordenboek d. Nederl. taal 676, Johansson BB. 18, 25 Anm., Pedersen IF. 5, 45, Streitberg ürgerm. Gramm. 187, Bethge Dieters Laut- und Formenl. d. altgerm. Dial. 542, EQrt Handb. d. griech. Laut- u. Formenl. 216, Janko Soustava dlouhych slabik koucovych v stare germanstine Prag 1903 S. 52 f. = IF. Anz. 15, 250, Walde Lat. etym. Wörterb. 404), hie und da aber auch auf Bedenken gestoßen ist (J. Platt Anglia 6, 175, Brugmann Grundriß 2, 642. 656, Delbrück Vergleich. Syntax 1, 142. 159). Das dabei als Substrat des nosu zugrunde gelegte germ. '^nus-ö kann sich wohl vom Standpunkte indogermanischer Kasus- und Numerus- bildung als Nom.-Akk. Dual, eines Konsonantstammes ebenso- wenig rechtfertigen, wie *breust-0 'Brust', das in ags. br^ost afries. briast as. briost aisl. briöst vertreten sein soll, nach dem, was hierüber Kahle Zur Entwickl. d. konson. Dekl. im Germ. 37 f. gegen Kluge PBrB. 8, 510 f. bemerkt hat; das ai. näs-ä kann nicht maßgebend sein, so lange es trotz Wheeler IF. 6, 135 ff. und Hirt a. a. 0. das wahrscheinlichste und einzig rationelle bleibt, daß nach dem griech. -e von iroöe, inritepe und der damit un- gezwungen sich zusammenfindenden Bildungsweise von air. da eirig, mir. di siair der grundsprachliche Typus des in Rede stehenden Dualkasus von Konson antstämmen, nicht nach dem den konsonantischen und den o-Stämmen gemeinsamen aind. -ä(w), zu bestimmen ist (vgl. Brugmann Morph ol. Unters. 1, 159. Iw. V. Müllers Handbuch 23, 1, 2311 Grundriß 2 § 289 S. 644 f. Kurze vergleich. Gramm. 388 und Verf. Morphol. Unters. 1, 226 f.). Für Ursprünglichkeit des Typus von Tioöe treten auch Meillet Introduction ä l'etude compar. des langues indo-europ. 268 und Collitz BB. 29, 94 f., der letztere Gelehrte freilich unter absonderlichen Voraussetzungen, ein.

Indogermanisclie Forschungen XX. 13

194 H. Osthoff.

Indem die von mir zur Aufhellung der germanischen Formen- verhältnisse des nas- entworfene Theorie damit auskommt, daß sie nur den alten Plural neben dem Singular heranzieht, den alten Dual aber ganz unbehelligt läßt, scheint sie mir eben da- durch auch noch einen Torzug zu besitzen vor einer anderen Theorie, die mit dem Dual in erster Linie operiert, aber doch zugleich der ]ilithilfe des Plurals behufs Erklärung eines einzelnen Gliedes in der Formenkette, des mnd. mnl. nese^ nicht völlig ent- raten kann. Allerdings könnte jemand, der mit Kahle Zur Ent- wicklung d. konson. Dekl. im Germ. 38 in betreff des ahd. turi an die Möglichkeit seiner Entstehung aus einer indogerm. Dual- form ^dhur-e denken würde, entsprechend auch das mnd. mnl. nese auf *nas-e zurückführen. Allein solche Auffassung des ahd. turi und anfränk. duri hieße ja die Identität mit dem unleugbar nur pluralisch auffaßbaren aisl. dyr-r aufheben; zudem aber stünde ihr im Wege, daß nach Sievers PBrB. 5, 120. 122. 155 und Walde Die germ. Auslautsgesetze 110 ff. (vgl. auch Bethge Dieters Laut- u. Formenl. d. altgerm. Dial. 10 f.) der durchgängige Abfall eines ursprünglichen ungedeckten wortschließenden -e bereits in der Zeit der germanischen Gnmdsprache wahrschein- lich ist. Also würde dann auch nese als dualisches Gebilde zu erklären nicht angehen.

^lit seiner dualischen Auffassung des ags. no$u^ Gen. nosa hat Kluge a. a. 0. 508f. nicht nur die Frage: "wie kommt das Wort zu seiner w-Flexion ?'\ sondern auch die andere: "wie ist es möglich, daß das o der Stammsilbe nie als u erscheint?" beantworten zu können geglaubt. Das letztere, meint er, könne nur daher rühren, daß das u von nosu ein älteres gewesen sei. Aber seine Lautregel, daß bei einem aus entstandenen -u im Westgerm, ein o der Stammsilbe nicht zu u wird (ebend. 509 Anm. 1), ist bedenklich und stützt sich auf ziemlich an- fechtbares Beweismaterial. Bei den Femininen der ä- Dekli- nation ags. snoru » ai. mu^ä aksl. mucha^ ags. scdu *Schar', codu 'Krankheit*, die Kluge anführt, femer bei solchen Neutr. Plur, wie ags. jeocM, co/m, {stdn-^ yd')hofu^ holu^ if^^-j ntör-)hopu^ locu, sclii^ ags. as. dorn *Tore* waren der Kasus genug vorhanden, die den Wandel des wurzelhaften m zu o durch a-Umlaut gesetz- mäßig zu entwickeln hatten und nach denen darum der Xom. Sing. Fem. und Nom.-Akk. Plur. Xeutr. auf -u sich analogisch richten konnten. Dafür, daß im Westgerm., wie Nordgerm., -u

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 195

aus und altes -u ganz zusammengefallen waren und beide -u durchweg die gleichen Wirkungen ausübten, spricht doch vieles, vgl. van Helten PßrB. 21, 483 Anm. 1, auch Janko Soustava usw. 43 ff. = IF. Anz. 15, 249 f. i)

1) Von westgerm. Erscheinungen solcher Wirkungen des auf -0 be- ruhenden -u seien hier noch erwähnt : die von den Dialekten des Angel- sächsischen, vom Kentischen und den anglischen Mundarten, aufgewiesene, im Westsächsischen meist durch Ausgleichung beseitigte M-Umlautung von e, i, a im Nom. Sing. Fem. der ä-Stämme, z. B. kent. north, und Ps. ^eofu, Ps. ondswearu, im Nom.-Akk. Plur. der o- Stämme, Ps. north. ^ebeodu, Ps. ^espreocu, Ps. und vereinzelt wsächs. (bei ^Elfred) UomUj Ps. featu, in der 1. Sing. Praes. Ind. des starken Yerbums, kent. ^eofu Ps. north, a-^eofu, Ps. cweodu north, ctveodo, Ps. fearu (Paul PBrB. 6, 61 ff. 63 f. 68. 71 f. 74, Zeuner D. Sprache d. kent. Psalters 30. 31, Sievers Ags. Gramm.3 §§ 101 ff. S. 46 ff. § 160 S. 76. § 241 S. 124. § 253 S. 131. § 370 S. 201 f., Bülbring Altengl. Elementarbuch 1 §§ 226 ff. S. 92f. § 231 S. 96. § 235 S. 98f. § 241 S. lOOf.); die Vokalisation von as. ahd. gi- sihu ahd. sihu, as. gi-biudu ahd. biutu 1. Sing. Praes. Ind. Bekarmtlich wirkt auch im Altnordischen das späterhin nach kurzer wie nach langer Silbe abgefallene -ii = germ. *-ö ganz wie echtes -u im Nom. Sing. Fem. der a- und im Nom.-Akk. Plur. Neutr. der o-Deklination, also in aisl. gigf, igrp, rgst, nöl == got. giba, airpa, rasta, neßla, aisl. sgk = ags. wsächs. sacu, anderseits in den Neutr.-Plur.-Formea aisl. bgrn, Igmb = got. barna, lamba. Da ist doch wohl anzunehmen, daß in diesen selben zwei Formenkategorien auch ein germ. u der Wurzelsilbe lautgesetzlich un- verändert im Nord- und Westgerm, vorliegen müßte, nicht o dafür er- scheinen dürfte, daß mithin auch in den hierher gehörigen Formen, die im Nordischen durchweg, im Westgerm, bei langer Haupttonsilbe endungs- los auftreten, ein wurzelhaftes o durch Übertragung aus der Mehrzahl der anderen Kasus stammen muß, also z. B. in aisl. skor^ snor = ags. snoru Fem. Sing, und in aisl. lok Neutr. Plur. = ags. locu, ferner in aisl. fold, mold, sorg ags. sor^ Fem. Sing, und in aisl. orp ags. afries. as. Word ahd. wort, aisl. porp ahd. thorf dorf, aisl. ahd. hörn, aisl. folk ags. folc afries. as. ahd. folk, ags. hors ahd. hros, ags. holt ahd. holz Neutr, Plur. Man meint ja jetzt wohl mit Recht den a-Umlaut des u nicht mehr aus urgermanischer Zeit, sondern aus den einzeldialektischen Perioden des nord- und des westgermanischen Sprachlebens datieren zu müssen, so vornehmhch A. Kock PBrB. 23, 484ff. 511 ff. 525 f. und Bethge Dieters Laut- u. Formenl. d. altgerm. Dial. 12 f.; und in Konsequenz damit dürfte es doch auch stehen, daß man ein *sur^ an Stelle von aisl. sorg ags. sorj als Reflex des got. saurga und im Neutr. Plur. aisl. '^urp ags. afries. as. *tvurd ahd. *wurt u. dgl. als lautgesetzlichere Form- entwicklungen zu postulieren hätte. Auch dort, wo der Diphthong eu tu mit dem durch a-Umlaut aus ihm entfalteten eo io zu wechseln hatte, würde unsern beiden in Rede stehenden Formenkategorien eigentlich das unveränderte eu iu zukommen, und also müßten auch as. thiod theod ahd. diot Fem. Sing, und ahd. tior Neutr. Plur. Analogiebildungen anstatt as.

13*

1% H. Osthoff.

Also müßte wohl auch dann, wenn Kluge Recht hätte, für ags, nosu eine auf germ. ausgehende Dualform als Substrat zugrunde zu legen, die Erklärimg des o der ersten Silbe in der Ausgleichung mit dem Gen. nosa gesucht werden. Mit dem nosu zusammen läßt derselbe Gelehrte PBrB. 8, 513 und Pauls Grundriß 1', 452 das ags. duru ein ebensolches Dualgebilde sein (desgleichen Streitberg Urgerm. Gramm. IST, Hirt Handb. d. griech. Laut- u. Formenl. 216 und Janko Soustava usw. 53 = IF. Anz. 15, 250), spricht sich aber an keiner der beiden Stellen über die Frage aus, was er nun von der Wurzel vokalisation des duru halte, ob er etwa die Lautgesetzlichkeit des ersteren u dieses Wortes zu leugnen gedenke. Daß aber die Form ags. nosa als ein ursprünglicher Genetiv des Plurals wohl gelten dürfe, gibt übrigens auch schon Kluge selber PBrB. 8, 509 als eine Möglichkeit, für die er sich freilich nicht entscheidet, zu»).

*thiud ahd. *dud, abd. *f»Mr = got. ßiuda, diuza sein; man sieht das zweimalige as. thitid im Cott. des Hei. 5078. 5137 bisher als Schreib- fehler, der durch die dort vorhergehende Artikelform thiu veranlaßt sei, an (W. Schlüter Unters, z. Gesch. d. altsächs. Spr. 1, 183f., Holthausen Altsächs. Elementarb. 38), ob mit Recht, muß ich dahingestellt sein lassen. •) Anhangsweise mögen hier noch einige mit der Mannigfaltigkeit der Stammgestaltung des idg. nas- *Nase* zusammenhängende Erschei- nungen, bei denen besonders das Germanische beteiligt ist, kurz berührt werden. Die tiefstufige Ablautsform germ. nut- aus idg. »w«- bieten außer ags. nosu, nosdyrl und afries. nose bekanntlich noch die Ableitungen mnd. nuster nogter 'Nasloch', unser schriftsprachliches aus dem nd. ent- lehntes nhd. nOster, afries. notUrtn notftem nnd frühnhd. nwün nüsdn 'näseln', 'schnüffeln', nnd. westfäl. n«Me/ M. 'Nase* und niliseln 'näseln*, nuseln 'summen, undeutlich sprechen, dorch die Nase schnarren* dar (vgl. Kluge Etym. Wörterb.« 28öbf., Lexer Grimms Deutsch. Wörterb. 7, 1010. 1011, Heyne Deutsch. Wörterb. 2*, 1080, Franck Etym. woordenboek d. Nederl. taal 676; anders mbernüster und nugein, aber minder einleuchtend, Bemeker IF. 10. 153 und Walde lat. etym. Wörterb. 423). Das dehnstufige nOS' von lat. naris, nOtu», lit. nM* und ai. näsä, näsika, awest. nä»ha, apers. nah-am Akk. Sing, treffen wir auf germ. Boden in ags. nöse Fem. oder nösa Mask. Torgebirge' (Sievers PBrB. 10, 248, Kluge Ags. Leseb.* Gloss. S. 195a) an, sowie auch wohl in nschwed. nös 'Schnauze' (Noreen Abriß d. urgerm. Lautl. 11. 208. Altschwed. Gramm. § 174 S. 161). Zu ahd. nctsa, ags. natu, aisl. nps und aksl. non stimmen im Ablaut ags. n€B8{8) M. und ruBsse F. 'Landspitze. Felsenvorsprung, Vorgebirge', sowie aisl. anorw. nes und aschwed. dän. fues N. 'Vorgebirge, Landspitze, Land- zunge* aus germ. ♦n<w-ja-n; dazu ferner das aisl. sngs F. 'Felsenvor- sprung', in welchem man "anstätes" s- sieht (Noreen Abriß d. urgerm. Lautl. 208. Altschwed. Gramm. § 312, 4 S. 206, Lid6n BB. 21, 101, Char- pentier BB. 30, 166), das aber wohl auch einfach durch falsche Wort-

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 197

5. Eine scheinbare Dat.-Plur.-Form, die ebenfalls in Wahr- heit Instr. Sing, auf -mi gewesen sei, sieht Cosijn a. a. 0. 288, allerdings nur zweifelnd, in ags. lufum. Dieses bedeutet adverbial oder an den adverbialen Gebrauch grenzend 'aus Liebe, aus Gunst', entweder für sich allein gebraucht in lufum *affectibus* Old Engl, glosses ed. Napier (Anecdota Oxon., mediaeval and modern series 11) S. 34 a oder meist in der Verbindung for lufum 'per caritatem, um . . . willen'; vgl. Bosworth-ToUer Dict. 648a.

Die pluralische Auffassung halte ich auch hier für die einzig zulässige, und sie steht in Einklang mit dem, was Delbrück Yergleich. Syntax 1, 147. 166 ff. und Brugmann Kurze vergleich. Gramm. 414 über die Pluralfähigkeit von "Abstrakta, die in konkrete Bedeutung hinüberschwanken" lehren: aus Beispielen, wie ahd. mit wunnön^ nhd. mit freuden, atcs gnaden^ in treuen^ in ängsten^ zu gunsten^ aisl. dster 'geschlechtliche Liebe', lat. grätiae und Plur. tant. grätes 'Dank', inimicitiae^ celeritätes und tarditätes Cic, griech. xapiTec 'Gunstbeweise, Gunst', dv eucppo- cuvaic 'in Frohsinn, mit Heiterkeit' homer. eüqppocuvrjciv, homer. dva\Kair)ci 'durch Schwäche, Feigheit', dTac9a\iai 'Frevel, Frevel- mut', ai. ved. rdk^anebhih 'mit Schutz', mahitvebhih 'mit Macht', ist zu ersehen, "daß gewisse Vorgänge und Handlungen, Stim- mungen und Zustände als wiederholte Akte gedacht werden" (Delbrück), oder es "kann der Plural eine in sich irgendwie mehrheitliche oder eine wiederholte Handlung oder Manifestation der Eigenschaft ausdrücken" (Brugmann). Das ags. lufum^ for lufum in seinem Wechselverhältnis mit dem singularischen for lufe^ he lufe ist besonders dem lat. grätiae in grätiäs agere^ habere^ referre neben grätiam habere, referre, auch in grätiis gratis Adv. 'ohne Entgelt, umsonst', eig. 'für einen bloßen Dank' (Delbrück a. a. 0. 578 f.), neben grätiä und in grätiam 'zugunsten, zuliebe,

analyse aus bergs-ngs, einer den Gen. Sing, enthaltenen Zusammenrückung, losgelöst sein könnte, denn daneben ist ja das echt komponierte berg- ngs bezeugt, und eine ursprüngliche Dreiheit von Formen bergs-ngs, berg^ -ngs und be?'g-sngs mit Bugge Norrcen fornkvaeöi 216 zu Reginsmäl 15 (vgl. auch Gering Vollständ. Wörterb. zu den Liedern der Edda 100) für denkbar zu halten, wird man sich nicht allzu gern entschließen. Im Alt- indischen ist zur Seite von haupttontragendem nds- in ved. «rfsö, ndse, ndsika das näs- von nasä Instr., tiasi Lok. Sing., nasöfy Gen.-Lok. Dual. und nas-tdh Adv. 'aus der Nase' deutlich Vertreter schwacher Stammform (vgl. Lanman Noun-inflection 493. 494. 546); ich vermute daher, daß man in diesem ai. nas- eher den Reflex von idg. was-, germ. nus- wird sehen dürfen, als die Stammstufe idg. nas- von ahd. ^lasa, aksl. nosi.

198 H. Osthoff.

wegen* und dem griech. xo^piTec, in bid xapiTUJV eivai oder fi- Tvec9ai tivi Xenoph. neben x^piToc ^'veKO, netd xapiToc, ^v x^pi^ii TTpöc xo^piv gut vergleichbar.

Das ags. lufum^ for lufum ist aber nur ein Glied in einer längeren Kette adverbialer oder adverbienartiger Ausdrücke des Altgennaniscben, in denen der Kasus auf -m von Substantiven abstrakter Bedeutung teils für sich allein, dies wie in den ad- verbial erstarrten Instr.-Plur.- Formen des Litauischen tylomis tyloms 'schweigend, im stillen' zu tyl<i *das Stillschweigen*, ne-ziniomis 'unwissentlich' zu Hniä 'Kunde, Kenntnis* u. dgl. (Schleicher Handb. d. lit Spr. 1, 269, Kurschat Gramm, d. litt Spr. § 1422 S. 385, Delbrück a. a. 0. 579), teils mit Präpositionen verbunden auftritt, ags. 3f/*wm 'gratis*, ags. listum^ as. listiun, mid listiun 'mit Kunst, geschickt, klug*, ags. Itistum^ on (mid) lusfum^ as. an lustun 'freudvoll*, got us lustum 'gern, freiwillig*, ags. wundrum, as. wundron^ te ivundron 'wunderbar*, ags. unsnyttrum^ for unsnyttrum 'aus Mangel an Weisheit, törichterweise*, as. an (te) wunnion^ ahd. mit wunnön 'mit Wonne, freudig*, as. an minniun^ ahd. mit minnön 'mit Liebe, liebevoll*, as. te tvdron^ ahd. zi (in) wdron 'in Wahrheit, wahrlich*, as. nidon 'geflissentlich*, stridiun 'mit Mühe, mit Anstrengung*, as. gühuldion^ mid githtädiun 'mit Geduld, geduldig', te södon 'der Wahrheit gemäß*, ahd. danchun 'gratis*, unthurufieöm 'sine causa, frustra*, ernustin 'in ernster Stimmung*, mit giwurtin 'mit Befriedigung*, iriuwdn, ze triutcön 'fürvvahr, traun*, mhd. mdzen^ ze mdzen, mnl. te maten 'ziemlich, modice*, aisl. spkom "wegen, um . . . willen*, af dstom 'aus Liebe* u. a. bei Jac. Grimm Gramm. 3 136 f. 152 f. (vgl. auch Delbrück a. a. 0. 579, 0. Behaghel Die Syntax d. Heliand 41 und Sütterlin Die deutsche Sprache d. Gegenwart 143). Sollen etwa diese sämtlich nach dem Cosijnschen Rezept als nur scheinbar pluralisch geformt für den Singular in Beschlag zu nehmen sein ? Es liegt nicht der mindeste stichhaltige Grund vor, mit der älteren An- schauungsweise zu brechen.

6. Ferner möchte Cosijn a, a. 0. als Singularforiu das got. fragiftim gelten lassen. Es drückt (magaßs, qens) in fragiftim Luk. 1, 27. 2, 5 augenscheinlich nach Art eines Terminus technicus 'im Zustande der Verlobung befindlich, iyMx\cit\)\ki'\ir\ (TrapO^voc, Tuvn)* aus; daneben ist der Akk. Sing, fra-gift 'Hingabe, Ver- leihung, donationem* Skeir. 42 überliefert, vgl. ai. pra-ddnam

b

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 199

'Hingabe, das Fortgeben* und *das Verheiraten eines Mädchens an jemand', kanyä-pradänam Mas Verheiraten einer Tochter*, dazu W. Schulze KZ. 40, 401 Anm. 6. Der Plural got. fragiftim rechtfertigt sich aber in ähnlicher Weise wie bei ags. lufum. Auch das feierliche Eheverlöbnis ist eine kompliziertere, aus mehreren Handlungen oder Vorgängen sich zusammensetzende Zeremonie, oder kann wenigstens volksbräuchlich eine solche sein (vgl. 0. Schrader Reallex. 353 f.), und es wird daher auch in lat. spönsälia und franz. fiangailles pluralisch bezeichnet, ebenso in lit. deryhos und uzgertiives 'Verlobungsschmaus, -fest' die mit der Verlöbnisfeier verknüpfte Grasterei. Das lit. deryhos Plur. tant. reihen aber Delbrück a. a. 0. 164 und ich selbst IF. 6, 20 mit den ihm begriffsverwandten Wörtern lit. zvalgai *Brautschau', ahd. hrüüoufti 'Hochzeit', lat. nuptiae^ griech. Yd|Lioi der Kategorie pluralischer Ausdrücke für Feste des Familien- und des öffent- lichen Lebens ein, und in derselben Rubrik ließe denn allenfalls auch das got. fragifteis 'sponsalia' sich unterbringen.

7. Das Nomen dj&ßer 'Tod' braucht die Sprache der alt- schwedischen Rechtsdenkmäler einige Male in einer eigentüm- lichen Wendung: dJäpum drcepin 'zu Tode erschlagen, getötet' im Södermanna-Gesetz Corp. jur. Suev-got. ant. 4, 53 Z. 13 f. 57 Z. 9 ed. Schlyter, at däpum drcepin ebend. 4, 140 Z. 17 und im Dala-Gesetz ebend. 5, 24 Z. 16f. So hat auch das Altgutnische at daupum drepin ebend. 7, 31 Z. llf. ; dasselbe drepr ßü mann at daudom 'du schlägst jemand tot' in der jüngeren Kopenhagener Handschr. des Guta-Gesetzes, vgl. Corp. 7, 24 Z. 7 mit Anm. 31 und Z. 15 mit Anm. 36 ed. Schlyter.

Dies aschwed. däpum und agutn. daupum nun hat E. Brate Dalalagens böjningslära Gymnasialprogr. Stockholm 1890 S. 4 den Zeugnissen für den vermeinten Instr. Sing, auf -mi an- reihen zu sollen geglaubt. Da das Wort 'Tod', so urteilt er, sonst nicht im Plural vorkomme und da die allitterierende Konstruktion altertümlich aussehe, dürfte hier ein ausgestorbener Kasus stehen, und so möge die Form mit den bei Kluge Pauls Grundriß 1*, 386 erwähnten Beispielen eines singularen w-Kasus aisl. at hofpom^ ags. cet Mafdum^ ahd. zi houbiton und ags. meolcum zu- sammenzustellen sein. Daß das eine "unsichere Vermutung Brätes" sei, bemerkt aber schon Noreen Altschwed. Gramm. § 407 Anm. 3 S. 306, und ich glaube, man muß wiederum nur den

200 H. Osthoff,

Plural besser verstehen lernen, um den Gebrauch der Mehrzahl- form auch in diesem Falle nicht anstößig zu finden.

Wenn etwa Brate hat sagen wollen, daß von dem Worte tod^ nschwed. död im Germanischen überhaupt kein Plural vor- komme, so würde er sich damit im Irrtum befinden. Wenigstens im Hochdeutschen ist der Plural dieses Xomens im Sinne von Todesfälle' oder Todes arten' aus allen Perioden der Sprach- überlieferung nachzuweisen : ahd. töda Akk. und tödo Gen. Plur., jenes in den Murbacher Hymnen 1, 3, 3 ed. Sievers als Über- setzung von lat. moi-Us vorkommend, dieses bei Xotker Ps. 33, 22 dero sündigem tod der ist todo wirsesta^ ähnlich mhd. t6de und mit Umlaut tcßde^ nhd. tode und frühnhd. auch tMe. wo- für Beispiele bei Wilh. Müller Mhd. Wörterb. 3, 64b, Lexer Mhd. Handwörterb. 2, 1470 und in Grimms Deutsch. Wörterb. 11, 545, bei Heyne Deutsch. Wörterb. 3*, 987 1). In gleicher Weise drücken griech. Gdvaroi und lat. mortes Todesfälle, -arten', so- wie auch Todesstrafen, Hinrichtungen* und Todesgefahren*, aus, und das ai. mjiydvah bezeichnet ganz gewöhnlich Todes- arten*, vgl. Krüger Griech. Sprachlehre 1* § 44, 3 Anm. 3,

1) Das Angelsächsische kennt nach Bosworth -Toller Dict. 197 a dSadas, den Plural von ddad Tod', vereinzelt in der Bedeutung 'spirits, ghosts, manes'. Außerdem scheint dasselbe Wörterbuch zwei Belege für den Gen. Flur., nämlich mit dctt he diada ^tdäl drio^an «cäoW« Gedicht von Guthlac V. 206 und ^B^an^ öd diada beam de tu dimad Pariser Psalter (poet. Teil) 78, 12, gemäß der Anordnung in dem Stellenmaterial, die diesen beiden Zitaten angewiesen wird, geben zu wollen; und viel- leicht denkt ebenso Sievers Über dies (WtwJ«, da er Ags. Gramm.' §273 S. 143 diaö derjenigen Gruppe der ehedem zur «-Deklination gehörenden Wörter einreiht, die, im Gegensatz zu feld, ford, wtafd, häd u a., "ganz in die o-Deklination übergegangen" sind. Aber steht etwas im Wege, jenes zweimalige ddada als die ältere Form des Singulargenetivs = got. daupaua, die sonst durch die o-Form diaöe* verdrängt wurde, als gleichartig demnach mit den fiberlieferten Resten der Gen.-Sing.-Bildung der «-Flexion Liccitfelda, häda, Wihi^dra (Sievers a. a. 0. Anm. 2), gelten zu lassen? Es wäre d^ada ^§däl in der ersteren der beiden Stellen so viel als Trennung des Todes', d. i. 'die durch den Tod bewirkte Trennung von Leib und Seele', dasselbe was das Kompositum d^ad-^eddl in demselben Gedicht von Guthlac V. 936 ausdrückt (vgl. Bosworth-Toller a. a. 0. 197 b) In der Psalmenstelle hat auch Luther "Kinder des Todes", und ebenso könnte ja der ags. Übersetzer die biblische Vorlage verstanden und dar- nach sein ddaöa bearn gesetzt haben; vielleicht lag beiden das "filios interitüs" zur Wiedergabe vor, das in Abweichung von andern Fassungen des Vulgatatextes Hieronymi liber psalmorum (bei Migne Patr. 28, 1191) hier aufweist.

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 201

Kiihner-Gerth Ausführl. Gramm, d. griech. Spr. 2 3, 1, 16. 17, Kühner Ausführl. Gramm, d. lat. Spr. 2, 55. 61 f., Passow Hand- wörterb. d. griech. Spr. 1^ 1374b f., Pape-Sengebusch Griech.- Deutsch. Handwörterb. 13, 1186b, Ellendt Lex. Soph. 1, 781, Ebeling Wörterb. zu Soph. 151a, Forcellini-de Vit Tot. Latini- tatis lex. 4, 178b, Georges Ausführl. lat.-deutsch. Handwörterb. 2\ 900, Delbrück Vergleich. Syntax 1, 168 und Brugmann Iw. V. Müllers Handb. 2^, 1, 370. Kurze Vergleich. Gramm. 414. An dem griech. Odvaroi aber hat man noch eine andere und besondere Gebrauchsweise beobachtet. Nach Seidler zu Eurip. El. 479 = 483 Dind. ToiTap C€ ttot' oupaviöai Tre)ni|;ouciv eavaroici haben Passow Handwörterb. 1^, 1374b, Liddell-Scott Greek-Engl. lex.* 603b, Ellendt a. a. 0. und Ebeling a. a. 0. be- merkt, daß diese Pluralform öfters bei Dichtern und vereinzelt in der Prosa auch "emphatisch für den Sing., bes. vom ge- waltsamen Tode" gebraucht werde, und es werden dafür außer jener Euripidesstelle auch Soph. El. 206 touc €|lxöc löe irairip GavdTouc aiKeic, id. Oed. R. 496 AaßöaKiöaic CTTiKOupoc döriXujv GavoiTiuv, wo Gdvaxoi ebenfalls "de uno facinore" gesagt wird (Ellendt a. a. 0.) und an der zweiten Stelle döriXuuv OavdTiuv so viel als "dbrjXou qpövou" ist (Kühner-Gerth Ausführl. Gramm. 2% 1, 18), außerdem Plato Rep. 399a ri eic Tpauiuara r\ eic Gavdiouc iövToc 'wenn er entweder in Wunden oder in Tod geht' ange- führt. Zur Wahl der Pluralform mag wohl den Anlaß gegeben haben, daß auch hier die Vorstellung der ganzen Reihe von einzelnen Akten, in die sich die abstrakte Handlung als eine nicht einheitlich gedachte zerlegt, beim Sprechenden lebendig wurde; Gdvaioi als 'gewaltsamer Tod, Tötung, Ermordung' ist gleichsam der Inbegriff, die Summe der verschiedenen aufein- ander folgenden Phasen der von dem Opfer der Tötung aus- zustehenden 'Todesgefahren, -ängste, Todesstreiche, Todes- qualen', und der pluralische Ausdruck wirkt somit allerdings ganz naturgemäß "emphatisch" im Sinne des Singulars. Ebenso und vielleicht noch deutlicher in einem andern griechischen Falle, wo das den Tod durch Gewalt ausdrückende Substantiv geradezu als Plurale tantum auftritt: qpovai, das "nur im Plur. und meist poet." von Homer K 521. 0 633 an gebraucht wird, erläutert Passow Handwörterb. 2^, 2326a gut als "die einzelnen Ansätze, Angriffe, gemachte oder erduldete, beim Morde, der Tötung od. Schlachtung".

f

202 H. Osthoff.

Nun ist ja auch in aschwed. (at) dßpum drcepin und agutn. at daupum drepin^ drepr at daudom von gewaltsamem Tode die Rede; warum sollte also nicht die Auffassung des Sub- stantivs in seiner Pluralform hier die gleiche sein können, wie die des griech. Odvaioi, wenn dies die Tragiker und Plato **de morte violenta" brauchen? Daß die allitteriereude Formel jener skandinavischen Rechtsausdrücke auf Altertümlichkeit hin- deute, mag man immerhin mit Brate glauben, aber dann hätte hier nicht ein ausgestorbener Singularkasus, sondern vielmehr eine sonst erloschene semasiologische Verwendung des Plurals von todj aschwed. däper, got daußus sich behauptet.

8. An der Beowulfstelle V. 2353 kann mit Grendehs md^um wohl nur eine einzige Person, Grendels Mutter, bezeichnet sein, dieselbe, die V. 1391 mit deutlichem Singulargenitiv Grendles mä;^an heißt Da meinen denn Detter u. Heinzel Saemundar Edda

2, 15, indem sie gleichzeitig aber noch eine andere Möglichkeit der Erklärung zu erkennen glauben, daß bei jenem md;^um "der anglofrisische Instrum. Sing, zu erwägen ist". Meines Erachtens wird sich auch hier dieser "anglofrisische Instrum. Sing." als eine unhaltbare Fiktion herausstellen.

In der Dichtersprache der Griechen und Römer, bei den Lateinern aber auch in der Prosa, ist unter den Fällen der Anwendung der Pluralforra von konkreten Substantiven da, wo man den Singular envarten sollte, verhältnismäßig einer der häufigst vorkommenden der, daß Verwandtschaftsnamen in der Mehrzahl gebraucht werden, um eine bestimmte Person zu bezeichnen. Die Erscheinung besprechen mit Vorführung von Beispielen Krüger Griech. Sprachlehre (Berlin 1859), 2 § 44, 3 Anm. 2, Dräger Histor. Syntax d. lat Spr. 1 «, § 6 S. 9 f., so- wie besonders Kühner -Gerth Ausführl. Gramm, d. griech. Spr. 2», 1, 18 und Kühner Ausführi. Gramm, d. lat. Spr. 2, 59 f. 63, in neuerer Zeit Ed. Hailer Beiträge z. Erklärung des poet Plurals bei den röm. Elegikem Gymnasialprogr. Freising 1902 S. 19 und Paul Maas Wölfflins Archiv f. lat Lexikogr. 12, 481. 492. 498 ff.; bei Gelegenheit der Erklärung einzelner Literaturstellen Schneide- win-Nauck* zu Soph. Oed. R 366. 1007. 1176. 1184, Ael. Donatus Comment Terent und Westerhovius-Stallbaum zu Ter. Andr. 5,

3, 20. Hec. 2, 1, 15, Wagner* und Forbiger* zu Verg. Aen. 10, 532, Rothstein zu Prop. 2, 24, 25. Beispiele sind u. a. im

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 203

Griechischen: Soph. Oed. R. 1176 Kieveiv viv touc xeKoviac für TÖv TTaxepa, Eurip. Hec. 403 Dind. x«^« lOKeüciv für Tf) )nriTpi, Soph. Oed. R. 1007 outtot' ei|Lii toic cpuieijcaciv Y 6)lioO i. e. Tf) |Lir|Tpi, auch derartige Ausdrücke wie Soph. Oed. R. 366 cuv toTc (piXidcTOic (= Tri |Lir|Tpi) aicxicO' öjuiXoOvTa und selbst ibid. 1184 f. HiJV oic (statt rj, Tf] juriTpi) t' ou xpflv 6|uiXujv, oüc (statt ov, tov TTttTepa) Te )li' ouk löei KTavdbv. Sehr häufig begegnen ini Lateini- schen die Plurale patres^ parentes, liberi^ filit^ näti, mitunter auch avt^ conjuges und generi "von Mner Person" gesagt und sie werden "auch in der Prosa mit rhetorischem Nachdrucke ge- braucht"; so z. B. Verg. Aen. 2, 579 {Helena) patres natosque videbit i. e. Tyndarum patrem et Hermionen filiam^ Tac. Ann. 2, 71 parentibus seil. Äntoniae matri^ Ter. Hec. 2, 1, 15 dignum^ SU OS quoi Über OS committerent^ "inteUigit filiam unicam" (Wester- hovius-Stallbaum zu d. St.), Cic. Manil. 12, 33 ejus ipsius liberos seil, unam Äntonii filiam^ Tac. Ann. 1, 42 conjugem et liberos meos i. e. Caligulam filium, Yerg. Aen. 10, 532 gnatis parce tuis i. e. filio tuo, Tac. Ann. 14, 1 triumphales avos i. e. Poppaeum Sabinum^ Cic. Att. 8, 2, 3 cum conjugibus (seil. Terentia uxore) et liberis^ Yerg. Aen. 7, 98 externi venient generi von dem 6inen Aeneas.

Also "oratorie de uno pluralifer loquimur", sagt Donat zu Ter. Andr. 5, 3, 20; und man pflegt es den "generellen Plural der Konkreta" zu nennen, daß in solcher Weise der Redende sich der Mehrzahlform als allgemeinerer Bezeichnung bedient, wenn er doch nur ein Individuum, eine einzelne bestimmte Person öder Sache, im Sinne hat. Wie Krüger a. a. 0. meint, haben diesen "persönlichen Plural statt des Singulars" die griechischen Tragiker gebraucht, "ursprünglich wohl, um dem speziellen Satze einen Anstrich gnomischer Allgemeinheit zu geben"; von Kühner jedoch wird der Fall als eine Abart des "Pluralis majestaticus" registriert, den die Dichter und zu rhe- torischen Zwecken auch die Prosaiker anwenden, "um den Ausdruck zu amplifizieren" oder "um den Begriff zu verallge- meinem und dadurch zu heben". Recht treffend sind aber be- sonders mehrere Bemerkungen, die P. Maas a. a. 0. 481. 498 ff. macht: er betont vorzugsweise den "rhetorischen Charakter des generellen Plurals", der im Gegensatz zu dem sogenannten "poetischen Plural" in der Regel "bei Personennamen, Yerwandt- schafts- und Gattungsbezeichnungen" auftrete. Und man könnte,

204 H. Osthoff,

heißt es bei demselben Gelehrten S. 500, als das Seitenstück zu dem generellen Plural den sogenannten "kollektiven Singular" betrachten, den ebenfalls die Sprache der Prosa mit der der Dichter gemein, nur die letztere weiter ausgebildet habe, also z. B. Cicero Cato maj. 56 väla . . . ahundat porco^ haedo, agno, gallina^ lade, caseo, mdk und Ovid Metam. 11, 599 sdlidtive canes canibusve sagacior anser^ somit "nach Analogie des generellen Plurals" wohl auch diesen Singular "generell" nennen; "denn wie jener die Einzelerscheinung verallgemeinernd zur Gattung erweitert, so vereinigt dieser eine Summe von gleichartigen Einzelerscheinungen zum Gattungsbegriff". Es deckt sich im wesentlichen mit der Bezeichnung eines solchen Singulars als "generell", wenn von anderer Seite für dergleichen, wie lat. hostis, miles, Bömänus^ Poenus^ griech. f\ Ka}xr]\oc und 6 TtoXemoc, 6 crpaTidiTric, 6 TTepcr|c, 6 XaXKibeuc, im Deutschen ross und rind, der feind, der soldat^ der Franzose^ Russe, ai. gaur divah^ Drtütyuh, Turvä^h^ apers. Pärsa^ Mäda^^ Yauna^ im kollektiven Sinne gebraucht, der Terminus des "repräsentiei-enden" Singidars in Vorschlag gebracht wird (Delbrück Vergleich. Syntax 1, 154 ff., Brugmann Iw. v. Müllers Handbuch 2', 1, 370).

Warum nicht auch der germanische Beowulfdichter von jenem Mittel der rhetorischen Ausdrucksweise, daß er bei einem Verwandtschaftsnamen den "generellen Plural" für den Singular zu setzen sich gestattete, gelegentlich Gebrauch gemacht haben sollte, ist kein Grund einzusehen. Man würde also weder mit Detter und Heinzel das ags. mdk^um in dem Verse 2358 zur Singularform zu stempeln brauchen, noch hätte man bei An- erkennung der Pluralform nötig, mit H. Möller Das altengl. Volks- epos 146 daran zu denken, daß der in den Worten dieser Stelle (Bt ;^üde for;^rdp GrendeU»m<k^um vorausgesetzte Kampf ein zweiter Kampf Beowulfs, verschieden von dem mit Grendels Mutter, ein solcher mit andern Personen aus der Verwandtschaft des Un- geheuers, gewesen sei.

Aber Detter u. Heinzel wissen Sa?mundar Edda 2, 15, wie auch schon früher Heinzel Anz. f. deutsch. Altertum 10. 221 Anm., noch eine andere Auffassung des Grendeles moe^um in Vorschlag zu bringen: es könne, meinen sie in erster Linie, auch wohl "Grendel und seine Mutter" bedeuten, indem hier ein "Dvandvadual" vorläge, sowie Möller Das altengl. Volksepos 59 überzeugend einen solchen in bearnum ond bröÖrum V. 1074

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 205

gesehen habe. Doch sind ja offenbar diese zwei Fälle gram- matisch erheblich von einander verschieden ; sie wären dann unter sich gleichartig, wenn es Y. 2353 *Grendelum (ond) mce^um hieße. Ein Dvandvadual oder vielmehr, um es genauer zu bezeichnen, ein "elliptischer Dual mit einem Ergänzungsdual" zeigt doch wohl immer kasuelle Konformität der beiden paarweise vereinigten Glieder, wie ai. ved. miträ vdrunä^ awest. mißra ahura^ mit Plura- lisierung des älteren Duals vielleicht Catulls Veneres Cupdinesqm^ und ebenso tut dies der sogenannte "elliptische Dual mit einem Ergänzungssingular", wie z. B. ai. mitrd . . . vdruru) RY. 8, 25, 2, homer. Aiavie . . . TeuKpov xe M 335 f., bei Pindar d)U(poTv ITuGea le, ags. wit Scillin^ 'ich und Scilling' (vgl. Schwyzer IF. 14, 28 ff. u. zit. Lit, Brugmann Kurze vergleich. Gramm. 416). Ein Beispiel, daß an Stelle der alten Doppelduale oder der auf sie zurück- gehenden Doppelplurale in gleichem Sinne mit ihnen eine Yer- bindung stünde, bei der das eine Glied dem andern nicht durch- aus koordiniert, sondern in abweichendem Kasus dazu subordiniert wäre, ist mir wenigstens nicht bekannt ; wie könnte wohl z. B. ein lat. frätris soröres jemals 'Bruder und Schwester' ausdrücken, was für frätres soröres ja immerhin eine denkbare Möglichkeit wäre ?

Übrigens ist es für mich auch noch keineswegs über allen Zweifel erhaben, daß Möllers Erklärung von bearnum ond brödrum Beow. 1074, die auch bei Heyne-Socin Beowulf^ S. 95 Gehör findet, wirklich das Richtige treffe. Wenngleich "nicht mehr als ein Sohn der Hildeburg gefallen" ist, "so wenig wie mehrere Brüder gefallen sind", braucht man darum den alten "Dvandva- dual" doch nicht zu behelligen. Es handelt sich auch hier um Yerwandtschaftsbezeichnungen, und folglich käme man mit dem im Griechischen und Lateinischen so beliebten "generellen Plural" für den Singular der Wörter dieser Begriffssphäre auch in diesem angelsächsischen Falle aus: bearnum für nur 6inen Sohn und brödrum für 6inen Bruder, das wäre so, wie bei Cicero Catil. 1, 2, 4 occisus est eum liberis M. Fulvius, "sc. uno filio*\ und pro Sest. 24, 54 vexabatur tixor mea^ liberi ad necem quaerebantur^ "sc. unus fiUus" (Kühner Ausführl. Gramm, d. lat. Spr. 2, 63, Dräger Histor. Syntax d. lat. Spr. 1^, § 6 S. 10).

Den Gebrauch des "generellen Plurals der Konkreta" hat man ja auch schon in der altgermanischen Dichtersprache hin- reichend sicher beobachtet. Er ist besonders in der altnordischen Poesie ziemlich ausgedehnt vertreten, und nach Bugge Norroen

206 H. Osthoff.

fornkvaeöi 249 b zu Sig. kv. eii sk. 14, der zuerst auf die Alm- lichkeit mit der griechischen Erscheinung aufmerksam machte, ferner nach K. Gislason Njäla 2, 562 f., B. Sijmons Zeitschr. f. deutsche Philol. 24, 13 Anm. und Jiriczek Deutsche Heldensage

1, 11 Anm. haben eben Detter und Heinzel selbst Seemundar Edda 2, 15 f. eine Fülle von hierhergehörigen Beispielen aus der älteren Edda und spätem altisl. Dichtungen zusammengestellt. "Aber auch einzelne Nominalbegriffe erscheinen im Plural statt im Singular", lehren sie richtig, ihre Bemerkung über ags. hearnum ond hrödrum als "Dvandvadual" ergänzend, und sie bringen dann unter ihrem Material gerade auch mehreres bei, was die Be- teiligung der ein Verwandtschaftsverhältnis ausdrückenden Nomi- nalbegriffe an solchem Pluralgebrauche dartut : Helga kv. Hund.

2, 46 Bugge nu Wo hrüper byrgpar i hauge^ lofpa diser^ "es ist nur Sigrun gemeint" (vgl. Gering YoUständ. Wörterb. z. d. Liedern d. Edda 134. 149), Sig. kv. en sk. 14 at frd konungdöm kudner genge^ "nur eine Frau, näml. Brynhild ist gemeint" (Gering a. a. 0. 591), Egils saga Kap. 61 S. 204 ed. Sagabibl. sannspdr . . . hugr Upomk mipk mdga^ **mdga ist Gen. Plur. von einer Person" in der Bedeutung *des Schwagers* (vgl. Finiiur Jönsson z. d. St.), u. a.

Auch bei andern Personenbezeichnungen, die das (rrifchi- sche und Lateinische in den "generellen Plural" zu setzen lieben, zeigt sich Übereintreffen des Dichter- und Rhetor- gebrauchs dieser Sprachen mit dem der altgermanischen und insbesondere der altnordischen Poesie. Solche Personenbezeich- nungen sind z. B. der den Verwandtschaftsbegriffen nahestehende Begriff Treund* und sein Gegensatz 'Feind*, und man ver- gleiche unter diesem Gesichtspunkt Helga kv. Hjpn*. 34 frip gefa fipndom plnom d. i. 'mir, deinem Feinde* (Detter u. Heinzel a. a. 0. 15) mit Soph. Ant. 10 TTpöc touc q){Xouc (i. e. Poly- nicem) cieixovTa Tiiiv ^xöpiwv (i. e. Creontis) koko, id. Oed. Col. 813 TTpöc hl TOUC q){\ouc statt i\xl töv q)iXov (Kühner-Gerth Ausführt. Gramm, d. griech. Spr.* 2', 1, 18, Schneidewin-Nauck''' zu Soph. Ant 10). Femer 'Fürst, König*, das bei singularischer Bedeutung, nur 6in Individuum bezeichnend, pluralisch ausge- drückt wird Grfpisspä 40 vüdak eige väom heita ipfra brüfie d. i. *6ines Fürsten Weib, Brynhild', Heimskringla 3 S. 13 ed. F. Jönsson Jmfa Uzt unga ipfra erfp^ **es ist nur König Magnus gemeint*' (Detter u. Heinzel a. a. 0. 16); der entsprechende Fall

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 207

wie im Latein Horaz Carm. 4, 12, 8 reg um est vlta lihidines i. e. Terei regis^ Ciaudian. in Rufin. 1, 201 contentus honesto Fabricius parvo spernebat munera reg um und id. de quarto cons. Honor. 413 pauper erat Curius^ reges cum vinceret armis^ "an beiden Stellen ist Pyrrhus gemeint", Yerg. Aen. 8, 503 externos optate duces i. e. Aeneam^ Lucan. 10, 69 nox . . . quae prima cubili miscuit incestam ducibus Ptolemaida nostris seil. Caesari^ Corn. Nep. Pelop. 5, 2 persuasit Thebanis, ut tyrannos expellerent i. e. Älexandrum Pheraeum^ vgl. Kühner a. a. 0., auch Dräger a. a. 0. S. 9 f., der aber an der Neposstelle unter den tyranni "die königliche Familie" verstehen möchte.

Unter den aisl. Pluralformen, welche Detter u. Heinzel a. a. 0. als solche, die singularische Geltung nach dichterischer Ausdrucksweise haben, anerkennen, sind folgende Dativbildungen auf -m vertreten : das schon erwähnte fipndom ßinom Helga kv. HJ9rv. 34, ferner beßiom Hävam. 101, ^ges hpllom Lokas. 27, npttom Yolundarkv. 6 ed. Bugge, hrceom ßinom Helga kv. Hund. 1, 44 Bugge, hiplmom^ oddom^ langskipom Helga kv. Hund. 2, 7. 8. 13 Bugge, vgpnom^ folkUßgndom Fäfnism. 4. 41, hudlvpgnom Atlakv. 28 Bugge und bensigßum Gunnlaugs saga Kap. 11 S. 23 ed. Mogk. Ein richtiges grammatisches Gefühl hat die beiden Ge- lehrten davon abgehalten, in allen diesen Fällen mit dem Phantom des "anglofrisischen Instrum. Sing." zu operieren; sie hätten an und für sich dies letztere prekäre Erklärungsmittel ebenso berechtigter oder vielmehr durchaus unberechtigter Weise in weiterem Umfange in Anwendung bringen dürfen, wie sie es betreffs des ags. Grendeles mce^um Beow. 2353 für heranzieh- bar hielten.

9. Die Flexionserscheinung, daß im Angelsächsischen die Zehnerzahlen auf -^ij oft einen Genetiv in singularischer Form auf -es, dritti^esj fifti;^es usw., bilden (Sievers Ags. Gramm. ^ § 326 S. 174. PBrB. 9, 265), ist für Kluge Pauls Grundriß 1«, 455. 489 die Veranlassung, daß er auch den Dativ dieser Zahlen auf -ti^f^um einen "Dativ Singularis von alter konsonantischer Flexion" sein läßt. Es ist aber gar kein zwingender Grund vor- handen, das -ti^um mit jenem -ti^t^es enger, als mit den ja auch vorliegenden pluralischen Genitivbildungen derselben Kardinal- zahlen auf -ti^a und -ti^ra^ zusammenzuordnen, sowie dann auch in bedenklicher Weise das -ti^um von ags. tw^n-^ dritti;^um usw.

208 H. Osthoff,

und die gleichlautende gotische und altnordische Form, die in got. twaim tigum Luk. 14, 31 und aisl./nm tigum, fiörum tigum etc. doch nur pluralisch verstanden werden kann, verschiedenen Numeri zuzuweisen. So viel mir bekannt ist, hat aber auch Kluge mit dieser seiner Auffassung des ags. -ti^um keine Schule gemacht

10. Einen singularischen m-Instrumentalis hat Franck Mnl. Gramm. § 193 Anm. S. 131 in nhd. zufrieden und entsprechendem mnl. in vreden^ met vreden sehen wollen, was Wilmanns Deutsche Gramm. 2 *, 628 Fußn. zu billigen scheint Franck geht dabei so weit, daß er eine "weitere Anwendung der Form mit -en als Dat und Akk." statuieren zu dürfen glaubt, die, auf Grund des vermeintlichen "alten Instr. auf ursprünglich -mt" mnl. tn, met vreden entwickelt "auch in nicht formelhaften Ausdrücken van vreden^ binnen vreden, selbst hi ontdo Souls onvreden und sogar im Akk. te makm vreden" sich zeige. Das wird manchem, so wie mir, schier unglaublich vorkommen.

Bei Grimm Gramm. 3, 153 rangiert zufrieden in Gemein- schaft mit zuweilen^ vorhanden^ unterw^gm u. a. unter den "prä- positionalen substantivischen Adverbia**, die den Pluraldativ ent- halten, eine Auffassung, die man nicht unbedingt von der Hand zu weisen braucht Es wäre nämlich wieder, bei abstrakter Natur des Nominalbegriffes, ein Fall derselben Art, wie ags. lufum^ for lufum und mit zu jene ahd. z$ triuwön^ «» wdnm as. te tvdron^ as. te sodon^ te wundron, mnl. te mdten mhd. m mäaen (s. o. S. 198), und die Bearbeiter des Neudrucks des Grimmschen Werkes stellen ja a. a. 0. das entsprechende nnl. te vreden zijn auf gleiche Linie mit mnl. te zeden en te mdten und mnl. bi consten 'artc- ficiose*; es wäre auch die Seltenheit sonstiger Pluralflexion von friede^ das ja ahd. fridun als Dat. und frida als Akk. Plur. bildet (Braune Ahd. Gramm.« § 230 Anm. 4 S. 177, Behaghel Pauls Grundriß 1«, 761 § 183, Hartmann Dieters Laut- u. Formenl. d. altgerm. Dial. 736), an und für sich durchaus kein Hindernis eben dieser Erklärung. Ich möchte ihr aber doch eine andere, die offenbar zunächst sich aufdrängende, daß in zufrieden der Dat Sing, der später aufgekommenen schwachen Biegung des Substantivs stecke, vorziehen.

Die «-Deklination ist bei friede urgerm. *frißu'Z zwar Jüngern Ursprungs, immerhin aber doch, wie mir scheint, alt

Gab es einen Instr, Sing, auf -mi im Germanischen? 209

genug, um zur Erklärung der adverbialen Verbindung zufrieden^ md. mfränk. ze vriden, mnl. nnl. te vreden, mnd. to vreden, nnd. westfäl. tdfrean^ mdtfrean (Holthausen D. Soester Mundart 81) dienen zu können. Sie ist in mittelhochdeutscher Zeit neben der aller- dings noch vorherrschenden starken Flexion von vride besonders auf mitteldeutschem Boden vertreten; Belege dafür gibt Wein- hold Mhd. Gramm. 2 § 459 S. 494, auf ihn verweist auch und zugleich auf weitere über diesen Punkt handelnde Literatur Carl Kraus Deutsche Gedichte des zwölften Jahrh. Halle 1894 S. 232 zu Tyndalus 84. Auf eben diesem Dialektgebiet begegnet auch zufrühest der Ausdruck zufrieden^ und zwar als mfränk. ze vriden im Sinne von 'in friedlicher Weise' Annolied 342 ed. Rödiger ceiner sprächin di ci vridin si gelohit havitin^ wo auch der neueste Herausgeber Rödiger Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbücher des Mittelalters 1, 2, 122 Fußn. 5 "die schwache Form" im Anschluß an Weinhold und Kraus anerkennt, gleich- wie sie Grimm Deutsch. Wörterb. 4, 1, 182 hier sieht. Die n- Deklination von friede ist ferner mittelniederländisch, wie eben die von Franck selbst angeführten Beispiele beweisen (vgl. auch Lübben Mnd. Gramm. § 66 S. 95 und van Helten Middelnederl. spraakkunst 3361), und sie findet sich, wenngleich spärlicher, auch bei dem mnd. vrede^ das im Gen. Sing, des vreden neben des vredes bilden kann (Schiller-Lübben Mnd. Wörterb. 5, 519 ff., Behaghel a. a. 0. § 182). Dazu kommt, daß für oder neben zu- frieden öfters die Form dieses und der ähnlichen Ausdrücke ohne das schließende -n auftritt und entschieden den Eindruck der größeren Altertümlichkeit macht: mnl. in vrede^ met vrede neben m, met vreden (Franck a. a. 0.), mnd. to vrede^ binnen vrede neben to^ in vreden (Schiller-Lübben a. a. 0.), mh6. mit vride {Idzen Idn^ stn^ vgl. Wilh. Müller Mhd. Wörterb. 3, 405 a), nhd. Schweiz, ein zuo frid gestellt in einer Quelle vom Jahre 1536, erst später auch hier z'frid^ (Staub-Tobler Schweiz. Idiot. 1, 1276), frühnhd. zu fried bei Hans Sachs und ein mit friede lassen selbst noch bei Wieland (vgl. Heyne Deutsch. Wörterb. 1 1- 2, 979 f. 31, 1452). Allem Anschein nach ist es sonach das mitteldeutsche und mittel- niederdeutsche, mittelniederländische Sprachgebiet gewesen, das die Form zufrieden zuerst als Adverb aufbrachte, und vom Mitteldeutschen aus hat sie Verbreitung auch ins Oberdeutsche sowie Aufnahme in unsern schriftsprachlichen Gebrauch ge- funden, der dann, wie Kluge Etym. Wörterb.^ 439a bemerkt, vom

Indogermanische Forschungen XX.

210 H. Osthoff,

Anfang des 17. Jahrh. an weiterhin zur Ausprägung der ad- jektivischen Verwendung des Wortes gelangt.

11. Von einigen Formen des Substantivs ftacht hat man entweder gemeint, daß sie dativische des Plurals mit singula- rischer Bedeutung seien, oder daß auch in ihnen der siugu- larische Instrumentalis mit -mi zu suchen sei.

"Einzelne Nominalbegriffe erscheinen im Plural statt im Singular", bemerken Detter u. Heinzel Sa^mundar Edda 2, 15 and führen unter einer größeren Zahl eddischer und sonstiger altnordischer Belege für diesen im allgemeinen ja nicht an- fechtbaren Satz (s. 0. S. 206 f.) auch nöttom föro segger Völundarkv. 6 Bugge an. Singularisch übersetzen dies n'ttom auch Jac. Grimm. Gramm. 3, 137 und Gering VoUständ. Wörterb. zu d. Liedern der Edda 746, jener mit 'noctu', dieser mit *bei Nacht*, aber genaueres gibt Egilsson Lex. poet. 607 a mit *noctibus, per noctes, noctu*, das einzig genaue Delbrück Vergleich. Syntax 1, 246 mit *die Nächte über*: es ist an der betreffenden Edda- stelle von mehreren Nächten die Rede, in denen oder während deren Verlaufes die Helden ihre Fahrt machen. Dasselbe gilt von d nöttom Hyndlulj. 46. 47 Bugge: die Hexe läuft draußen umher "nächtlicher Weile, nachts*, aber nach Simrocks Über- setzung 'Nächte lang*, wie eine brünstige Ziege mit den Böcken. In solchen Fällen ist also ebensowenig der Singularbegriff plu- ralisch ausgedrückt, wie in got nahtam jah dagam als Über- setzung von vuKia Kai ^^^pav Luk. 2, 37, vuktöc koi ^^^pac Mark. 5, 5 und I. Tim. 5, 5, dagam jah nahtam ^^idpac koI vuKTOc Luk. 18, 1^\ oder wie in anorw. hdde um nckr ok um

1) Die Akten der Frage nach dem Ursprünge des got. nahtam sind ja jetzt wohl endgiltig zugunsten der Ansicht, daß es "nur Analogiebildung nach dagam'* sei, geschlossen; zuletzt darüber ausführlicher H. Pipping PBrB. 24, 5:^ ff. und G. Burchardi ebend. 26, Ö91f., dieser, indem er das Urheberrecht Jac. Grimms Zeitschr. f. deutsch. Alt, 7, 456 f. = Kleinere Schriften 7, 238 f. feststellt. Vcn^underlich ist mir aber, daß Pipping (1899) für die entsprechende Erklärung des ai. ved. naktdbhi^ RV. 7, 104, 18, daß es nach dem gegensätzlichen dhabhi^ geschaffen sei, die Gewähr seines Freundes Lid6n anführt und daß Burchardi (1900) dies als den einen von nur zwei neuen Gedanken, die der Pippingsche Aufsatz enthalte, anerkennt, während doch beide Gelehrte Kahles Schrift Z. Entwicklung d. konson. Dekl. im Germ. Berlin 1887 kennen und zitieren und Kahle dort S. 32 f. klipp und klar eben dieselbe Deutung des naktdbhify als eine ihm von mir mündlich mitgeteilte veröffentlicht.

Gab es einen Inslr. Sing, auf -tni im Germanischen? 211

daga Spec. reg. 73, 11 ed. Brenner, aisl. bceßi ncetr ok daga Heilag. m. sog. 1, 486, 40 f., wenn sich dies mit Cleasby-Yig- füsson Dict. 458b durch 'both by day and by night' übertragen läßt. Solche singularisch geformte Zeitadverbia wie hei nacht^ des nachts und bei tage^ des tags, tag und nacht, lat. nocte, noctü und die, diu, interdiü, griech. vuktoc usw. werden ja in den Sprachen, die sie kennen und verwenden, nicht selten auch von Handlungen und Zuständen gebraucht, deren Geschehen oder Stattfinden nicht an die Zeitgrenze von nur 6iner Nacht, änem Tage gebunden ist, es kommt alsdann dem Sprechenden bloß darauf an, mit 'Nacht' und 'Tag' den Begriff der Nacht-, Tageszeit schlechthin, ohne Rücksicht auf die Zahl der in Be- tracht kommenden Nächte und Tage, zum Ausdruck zu bringen. Das schließt nun aber nicht aus, daß in einem Falle, wo es sich um eine Mehrzahl von Nächten oder Tagen handelt, ander- seits auch die Pluralform hervortreten kann, indem eben die Vorstellung der Mehrheit gelegentlich beim Sprechen lebendig wird. Ja, es kann dann sogar, wenn in einem und demselben Satze die gegensätzlichen Begriffe Tag und Nacht im zeitad- verbialischen Sinne mit einander verbunden auftreten, nach einer Art von gemischtem System verfahren, das eine Mal der Plural und das andere Mal der Singular gesetzt werden, wofür ein paar Beispiele das homerische vuKiac t€ Kai rjjLiap, zur Seite von vuKTttc Te Kai f||uaTa und rnuaia Kai vuKxac (vgl. La Roche Homer. Stud. 10), im Latein credibile non est, quantum scribam die, quin etiam noctibus Cic. Att. 13, 26, dies gegenüber den formelhaften Verbindungen noctes et dies, noctis atque dies, noctis diesque, dies noctesque Cic. und noctibus atque diebus Sen., noc- tibus diebusque Quint, diebus ac noctibus Plin., sind. Mit Delbrück Vergleich. Syntax 1, 163 in dem vuKxac re Kai i^iiiap Homers die Pluralform durch Unterlegung des Sinnes 'Abschnitte der Nacht' zu deuten, kommt mir gesuchter vor.

Größerer formaler Korrektheit befleißigt sich, freilich dann auf Kosten der freieren Bewegung der Rede, das Litauische, indem es hier Regel ist, daß die Zeitbestimmungen 'nachts', 'morgens', 'abends' "bei einmaligem Geschehen" und bei allge- meiner Natur der Zeitangabe singularisch, im Lok. oder auch Instr., dagegen bei öfterem und gewohnheitsmäßigem Geschehen, "auf die Frage: wann gewöhnlich?'*, durch den Instr. Plur. ausge- drückt werden, also naktyß Lok. Sing, 'in der (einer bestimmten)

14*

212 H. Osthoff,

Nacht' und 'bei Xacht, zur Nachtzeit', nakcza Instr. Sing. *zur Nachtzeit, nachts', aber naktimh naktims Instr. Plur. *in Nächten, bei Nacht' in Verbindungen wie naktimls m-gerat megöti 'des Nachts (in der Regel) schlecht schlafen' gesagt wird, ebenso vakar^ Lok. Sing. *an einem Abende' und *am Abend, zur Abend- zeit', aber mkarais vüai gutt eilt 'abends (immer) spät schlafen gehen', vakarats vSjas mäykst 'abends (gewöhnlich) legt sich der Wind', rytmetyj Lok. Sing, '(eines) Morgens, am Morgen', aber rytmeczeis ankstl kütis 'morgens (immer) früh aufstehen'; vgl. Kurschat Deutsch-litt. Wörterb. 1, 6a. 2, 69b. 70a. 82a. S3a. Litt.-deutsch. Wörterb. 266a. 484a f. Gramm, d. litt Spr. § 1412 S. 383. Und dazu stimmt durchaus der ältere Gebrauch der die Zeiterstreckung ausdrückenden altindischen Instr.-Plur.-Formen naktabhih, rdtrihhih, k^pdbhih und dhcibhih: in RV. 7, 104, 18 vdyo y4 bhütm patdyanti naktdbhih 'welche in Vögel verwandelt in den Nächten* oder 'die Nächte über umherfliegen' ist es die "intensiv- iterativ -frequentative" Verbalbildung patdyati •flattert, fliegt umher* (vgl. Delbrück IF. 4, 132. Vergleich. Syntax 2, 109, auch Bnigmann Kurze vergleich. Gramm. 535), in TS. 2, 4^11 tdd rdksärßsi rätribhir asuhhftan 'das entzündeten die Rak$as während der Nacht' (Johansson IF. 3, 237) die Imperfektform asubhnan^ die auf das wiederholte oder auch gewohnheitsmäßige Geschehen hindeutet; das ahabhih des Rg\'eda faßt Graßmann Wörterb. 163 an allen Stellen im Sinne von *im Lauf der Tage, an allen Tagen*, ein Beleg dafür, zugleich der einzige üXvk^päbhih, ist RV. 4, 53, 7 sd nah k^apäbhir dhabhii ca jinvaiu 'er erquicke uns die Nächte und die Tage hindurch' (Delbrück Vergleich. Syntax 1, 245).

Man erkennt somit, daß es ein schiefer, spracligeschicht- licherseits nicht gerechtfertigter Standpunkt ist, in derartigem wie aisl. tuftUmi^ d npttom^ (um) ncktr ok [um) daga^ got. nahtam jah dagam, lat. noäibus cUqu» diä>us^ noctis et dies^ griecli. vuKrac T€ Kai fmaxa, lit naktimls^ ai. naktdbhih^ rdtribhih^ k^apdbhir dhabhii ca Singularbedeutung der Pluralformen zu finden, indem man an sie, weil sie mit bei nacht, des nachts, tag und nacht^ lat nocte^ noctü, nocte dieque u. dgl. übersetzbar sind, den Maßstab dieser letzteren Ausdrücke anlegt

Anders liegt die Sache bei dem Zeitadverb mhd. nehten nähten 'in vergangener Nacht, gestern abend', nhd. mundartl. nachten^ bei welchem letzteren auch der erweiterte Sinn von

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 213

'gestern' hinzutritt. Hier besteht also unleugbar die Beziehung auf eine einzige bestimmte Nacht, und trotzdem ist es gegen- wärtig noch immer die herrschende Auffassung der Form, daß man sie mit Jac. Grimm Deutsche Gramm. 3, 138 als erstarrten Dat. Plur. betrachtet. So beurteilen sie in neuerer Zeit noch Lexer Mhd. Handwörterb. 2, 48. Grimms Deutsch. Wörterb. 7, 173, Paul Deutsch. Wörterb. 318 b, Crecelius Oberhess. Wörterb. 618, Y. Michels Mhd. Elementarbuch 173. 251a und Staub-Tobler Schweiz. Idiotikon 4, 663 ; so insbesondere auch Delbrück Ver- gleich. Syntax 1, 549. 550. 579 und Wilmanns Deutsche Gramm. 22, 619, diese zwei Gelehrten jedoch nicht ohne Betonung der Schwierigkeit, die in dem Yerknüpftsein der singularischen Be- deutung mit der vermeintlichen pluralischen Form liegen würde.

Delbrück a. a. 0. 550 bringt die Bildungsweise des nachten^ mhd. flehten mit der von gestern zusammen, dies letztere sei "augenscheinlich ein Lok. oder Instr. Plur." und sein Plural erinnere an den in nachten. Allein ich kann diwch gestern schlechter- dings nicht als einen Dat. = Instr. Plur. gelten lassen, obwohl diese Erklärung auch von Erdmann Unters, über die Syntax d. Sprache Otfrids 2, 243, Heyne Deutsch. Wörterb. l^-^, 1152 und Hildebrand Grimms Deutsch. Wörterb. 4, 1, 4229 vertreten wird. Meine Ansicht über gestern eingehender darzulegen würde mich hier zu weit abseits führen; wiederholt sind schon von andern, wenngleich noch nicht mit der nötigen Bestimmtheit und Aus- schließlichkeit des Urteils, die Formen ahd. gesteron Tat. und gesteren Otfr. für Singularkasus schwacher Adjektivflexion angesprochen worden (vgl. Jac. Grimm Deutsche Gramm. 3, 94. 96, Weigand Deutsch. Wörterb. 1^, 676 und besonders Wilh. Wackernagel Alt- deutsch. Handwörterb.^ 106b), und ich möchte mir meinerseits für eine spätere Gelegenheit den Nachweis vorbehalten, daß und wie auf diesem richtigen Gedanken ersprießlich weiter zu bauen ist.

Der mißlichen pluralischen Auffassung des mhd. nehten^ der sich die Bedeutung dieses Adverbs nicht fügen will, geht nun Kluge Pauls Grundriß 1^, 455 dadurch aus dem Wege, daß er es zweifelnd als einen der vermeintlichen germanischen Über- reste des Instr. Sing, auf -mi, folglich als die genaue Entsprech- ung des lit. naktiml, zu deuten vorschlägt. Und für eine erwägens- werte Möglichkeit hält das denn auch Delbrück : er fügt, indem ihm eben docli bei seiner Annahme der Pluralform nicht wohl zumute ist, a. a. 0. 549. 579 das Zitat Brugmann Grundriß

2U H. Osthoff,

2, 638 hinzu, d. h. die Andeutung, daß es mit nehten doch auch dieselbe Bewandtnis haben möge, wie nach Cosijn, Khige und Brugmann mit ahd. zi houbiton^ ags. meolcum etc. Da für mich dieser Weg hier sowohl, wie in allen übrigen Fällen, ungangbar ist, versuche ich eine völlig andere Erklärung des nehten^ die ich als das Ergebnis einer zwischen Herrn Kollegen Ehrismann und mir statt- gehabten gemeinsamen Erwägung der Frage zu bezeichnen habe.

Nach den Angaben Lexers Grimms Deutsch. Wörterb. 7, 173 und ebend. S. 171 f. bestehen nebeneinander die beiden Formen nhd. nachten neckten nachten^ "mundartlich oberd. und md." = mhd. nehten nähten md. tiechten^ und ein kürzeres nhd. nachte nechte^ wofür auch durch Apokope nacht necht ; dies tiächte^ nacht ist ebenfalls sowolü oberdeutschen Dialekten, bair. tirol. Schwab. Schweiz., wie auch mitteldeutschen, henneb. kurhess., angehörig, im Henneb. findet sich dazu ein zu nachte im Sinne von "gestern*, und femer ist nacht zuweilen von neuem Dichtern, z. B. von ühland, wieder aufgenommen. Die kürzere Form ohne das -n wird man aber als auch schon mhd. vorhanden anzu- erkennen haben, da Lexer Mhd. Handwörterb. 2, 49 ein md. nechte mit Pass. 361, 94 Hahn und ein oberd. nacht mit Lassb. Lieders.

3, 552, 68 belegt, indem er dort freilich darin nur Verstümme- lungen von nehten sieht. Die weite Verbreitung der Doppel- formigkeit nachten und nächt($) in heutigen ober- und mittel- deutschen Dialekten bezeugen, außer der von Lexer Grimms Deutsch. Wörterb. 7, 171 f. 173 verzeichneten lexikographischea Literatur, noch Staub-Tobler Schweiz, Idiotikon 4, 663, Martin u. Lienhart Wörterb. d. elsäss. Mundarten 1, 766b f. und Crecelius Oberhess. Wörterb. 617 f.

Von mehreren Seiten ist nun das nhd. nachte bereits in richtiger Weise formal gedeutet worden : nach Lexer bei Grimm a. a. 0. 171, Paul Deutsch. Wörterb. 318b und Staub-Tobler a. a. 0. ist, während dieselben Gelehrten für nhd. nachten mhd. nehten noch die alte Grimmsche Erklämng aus dem Dat. Plur. geben, die kürzere Form vielmehr als "erstarrter Dat. Sing, von nacht** anzusehen. Es geht dann nachte nacht und mit ihm das md. neckte oberd. nacht der mhd. Zeit auf das ahd. nahti zurück, das mit dem gleichlautenden Gen. Sing, und dem Dat. Plur. nahtim zusammen die Heteroklisie des alten Konsonantstammes naht- nach der i-Deklination vertritt, die als alemannisch am frühesten, schon in den Murb. Hymn., bezeugt ist und vom

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 215

12. Jahrh. ab im Mhd. mit yiahte nähte nehte Gen. Dat Sing. allgemeiner herrscht (vgl. Kahle Z. Entwicklung d. konson. Dekl. im Germ. 36, Braune Ahd. Gramm.^ § 271 Anm. 1 S. 181 und Behaghel Pauls Grundriß 1^ 768); von noch weiterer Verbrei- tung dieser Heteroklisie zeugt das Vorkommen des anfränk. nahti als Dat. Sing. (Kahle a. a. 0., van Helten Middelnederl. spraakkunst 374 Fußn.). An und für sich wäre in dem Adverbium nachte neckte auch wohl den adverbial verwendeten Genitiv Sing., nach Art von mhd. tages^ äbendes äbents^ morgens und des nach der Analogie dieser entsprungenen nahtes^ zu suchen er- laubt, und selbst das henneb. 5;w nachte könnte sich dem fügen, vgl. mhd. ze morgens^ ze nahtes und vor nahtes^ vor tages^ von morgens (unze an die naht\ wider äbendes^ nhd. vor nachts, vor tages.

"Was nun nachten^ mhd. nähten nehten anbetrifft, so erkläre ich es mit Ehrismann als eine jüngere Erweiterung des gleich- bedeutenden nachte, md. neckte, die nach dem Vorbild von mhd. nhd. morgen 'cras' sich vollzogen hatte. Es ist dabei gleich- giltig, ob man die Musterform morgen Adv. auf den auch schon in mittelhochdeutscher Lautentwicklung das -e einbüßenden Dat Sing. ahd. morgane zurückführt, nach der meist üblichen Auf- fassungsweise, oder darin den adverbial gebrauchten Akk. Sing, mit Schade Altdeutsch. Wörterb.^ 620b zu finden vorzieht; zwischen "Dat. oder Akk." läßt auch Heyne in seinem Deutsch. Wörterb. 2^, 866 die Wahl. Aber Grimms Deutsch. Wörterb. 6, 2559 bemerkt derselbe Gelehrte : "dieser Dativ morgen, adverbial geworden, ursprünglich im Gegensatz zu einer vorhergehenden Nacht gedacht, und den ihr folgenden Morgen bezeichnend . . . welche Bezeichnung schon früh sich auf den folgenden Tag überhaupt ausgedehnt hat", und daraus erhellt zugleich, wie gut dies morgen geeignet sein mußte, mit einem andern Zeit- adverb von der Bedeutung *in vergangener Nacht, gestern Abend' formal assoziiert zu werden.

Die in Vorschlag gebrachte Erklärung des nehten scheint mir noch von einer andern Seite her bedeutend an Sicherheit zu gewinnen : es ist auch für mhd. kiute, nhd. keute = ahd. hititu, as. kiudu, was ja ebenfalls ein begrifflicher Gegensatz zu morgen ist, eine um -n verlängerte Nebenform, also ein mhd. Muten und nhd. keuten, je einmal vorkommend überliefert, jenes begegnet Minnes. 2, 362 a v. d. Hagen im Reime auf betiuten und liuten, das nhd. keuten bei ühland Volksl. Nr. 174 Str. 15, und für das

216 H. Osthoff.

entsprechende, aber auf mundartlichen Gebrauch eingeschränkte mnl. hüde ist mnl. hiideyi geradezu die gewöhnliche Form : in diesem Falle aber ist der zweifellos richtige Gedanke, daß der Zusatz des Nasals von der Ausgleichung mit mhd. nhd. nl. morgen *cras' herrühe, schon von andern Seiten geäußert worden. Während noch Jac. Grimm Deutsche Gramm. 3, 139 meinte, daß in dem mhd. Muten "der Plur. tagen zu liegen scheint", be- merkt dagegen Heyne Grimms Deutsch. Wörterb. 4, 2, 1295 über heuten und mhd. hitäen: "zu der alten Instrumentalform taucht eine mit dativischem Aussehen auf, heuten, die aber vielleicht nur nach Analogie von morgen ihren schließenden Nasal em- pfangen hat" ; und ebenso lassen van Helten Middelnederl. spraak- kunst 443 und Franck Etym. woordenboek d. Xederl. taal 347. Tijdschr. voor Nederl. taal- en letterkunde 15, 66 Anm. in dem mnl. hüden das -n von morgen = ahd. morgane und von nl. gistertn = ahd. gesteron überti'agen sein.

Der Adverbialform nhd. nächtens^ die volksmundartlich und in neuer Dichtung und Prosa bezeugt ist, eignen die Bedeutungen •nachts' und 'abends*, und Lexer Grimms Deutsch. Wörterb. 7, 174 erklärt sie als "aus nachten gebildet mit dem genitivischen s nach Analogie von nachts**. Das befriedigt deswegen nicht, weil nachten eben in gemäßheit seines ihm nachgewiesenen Ursprunges nur *nocte antecedente, gestern abend*, den Gegensatz zu morgen "cras* oder eigentlich zu einem •morgen früh*, nicht all- gemeiner •nocte, noctu*, den Gegensatz zu •tags, bei Tage*, aus- drückt. Aber diesen letzteren allgemeineren Sinn muß ja das kürzere nachte^ md. neckte^ von dem nächUn ausging, als alter Dat oder auch Gen. Sing, von nacht einmal gehabt haben. Daher erscheint es mir richtiger, zu sagen, daß ein nachte *nachts, bei Nacht' unter dem Einfluß von margen$ *mane' sich zu nächtem erweitert habe. Die umlautslose Form des bairischen Dialekts nächtens *in der Nacht' (Schmeller-Prommann Bayer. Wörterb. 1 *, 1717) mag wohl unmittelbar aus dem Substantiv nacht zufolge der Analogiewirkung des Adverbs morgens sich entwickelt haben.

Bei dem mhd. nehten nähten begegnet öfters ''angehängtes t*\ die bekannte namentlich gern hinter Adverbialformen auf -n und -5, seltener auch solchen auf -r, sich zeigende "Epithese**; vgl. Wilmanns Deutsch. Gramm. 2*, 631 und die Belege für mhd. nehtint nähtint^ md. necJitent nechtint nechtunt hei Lexer Mhd. Handwörterb. 2, 49. Ein entsprechendes *morgent 'cras'

Gab es einen Instr. Sing, auf -mi im Germanischen? 217

läßt sich zwar direkt nicht nachweisen, mittelbar jedoch zeugt für sein einstiges Dasein unser nur für die attributive Ver- wendung, in der morgende Tagn. dgl., dienendes Adjektiv morgend *crastinus', insofern als man mit Recht annimmt, daß sich dieses durch den Antritt eines schließenden, etymologisch nicht be- rechtigten -d aus der Adverbialform morgen im Sinne des fol- genden Tages herausgebildet habe, einer der Versuche neben mehreren, morgenig mornig^ morgig^ morgenlich u. a., für das Adverb in jener Bedeutung ein Adjektiv zu gewinnen, und daher zu erklären, daß sich die als Adverb verschollene Neben- form morgend wegen ihres partizipialen Aussehens geschickt für den Adjektivgebrauch festlegen ließ (Weigand Deutsch. Wörterb. 2 3, 136, Heyne Grimms Wörterb. 6, 2565 und ders. in seinem Deutsch. Wörterb. 2^, 8671, Paul Deutsch. Wörterb. 311a, Sütterlin D. deutsche Spr. d. Gegemvart § 117 S. 116): mhd. ist übrigens auch ein morgen als Adjektiv 'crastinus', an dem morgenem tage^ nachgewiesen (Zarncke Mhd. Wörterb. 2, 1, 220a, Lexer Mhd. Handwörterb. 1, 2200). Bei nhd. morgend als dialektisch vorkommender Nebenform des Substantivs morgen 'tempus matutinum' denkt man wohl besser an die Analogie von abend (Heyne Grimms Wörterb. 6, 2556. 2565, Brugmann Grundriß 2, 99, Wundt Völkerpsychol. 1^, 1, 441).

Aus dem alten Dat. Sing. ahd. morgane war aber nicht nur mit Abfall des stummen -e das mhd. nhd. morgen, sondern auch die Form mhd. morne 'cras', *mane' hervorgegangen, diese offenbar in der Weise, daß bei anderer Verteilung der Stärke- grade der Nebensilbenakzente innerhalb des Satzzusammenhanges die Vokalsynkope die Mittelsilbe getroffen hatte; die Fortsetzung ist das nhd. veraltete und dialektische morn, wofür frühnhd. alemannisch bisweilen noch unverkürztes morne (Heyne Grimms Deutsch. Wörterb. 6, 2559. 2588). Ein Analogieprodukt erscheint aber wiederum in mhd. mornen, en-mornen, das am einfachsten als Verschränkung der beiden Satzzwillingsformen mortie und morgen verständlich sein dürfte. Mit dieser Erklärung berührt sich ziemlich nahe die Anschauung F. Zarnckes Mhd. Wörterb. 2, 1, 220a, der daran denkt, daß das -n in mornen "später an- gehängt'' und "übrigens smch Muten statt hiiite'' ein vergleich- barer Fall sein könnte, während Lexer Mhd. Handwörterb. 1, 2199 mit seiner fragend hingeworfenen Bemerkung ^""mornen Dat. PI.?" auch hier wiederum den wohl allemal bei der formalen

218 K. Brugmann,

Analyse dieser Art von Zeitadverbien versagenden Notbehelf des Pluralkasus in Bereitschaft hält. Aus mornen dann durch Weiterbildung mit dem epithetischen oder unorganischen -t {-d) mhd. mornend^ mormnt^ mormmt, wofür auch mornet uud noch andere Schreib- oder Aussprachvarianteu, und auf Gnmd davon das Zustandekommen der genitivischen Adverbialformen mornendes^ mornundes, mornents^ betreffs deren auf die Einwirkung von äbendes passend hingewiesen wird (Lexer a. a. 0., Wilmanns Deutsch. Gramm. 2«, 631).

Wortinlautende Stellung hat der sekundär entwickelte dentale Verschlußlaut auch in ein paar älteren neuhochdeutschen Ge- staltungen des für den Begriff "crastinus* geschaffenen abge- leiteten Adjektivs bekommen, in ubermorndig *perendinus* Dasyp. und mornderig morndrig, das häufiger vorkommt, zufrühest als alemannisch in einer Quelle vom Jahr 1417, auch schweizerisch in bezeugtem übermornderig heute noch lebendig ist : vgl. Wein- hold Alem. Gramm. § 167 S. 166, Weigand Deutsch. Wörterb. 2«», 136, Heyne Grimms Deutsch. Wörterb. 6, 2589 f. und Staub- Tobler Schweiz. Idiotikon 4, 405. Bei mornd{e)rig ist die "Ein- schiebung eines unechten r*' offenbar Analogiebildung nach gest{e)rig'^ beachtenswert auch der hier nachweisbare adverbiale Gebrauch der Genitivform momderigs morndrigs 'postridie*, mit klarer Ellipse von tags (Heyne a. a. 0. 2589), während für und neben gesterigs tags, gestrigs tags^ gestriges tages die entsprechende Abkürzung mit Verschweigung des Substantivs nicht zu begegnen scheint (Hildebrand Grimms Deutsch. Wörterb. 4, 1, 4228), ähnlich jedoch lat histernö Adv. 'gestern' bei Sisenna, Cicero u. Spät als Entwicklung aus hesternö dii.

Heidelberg. H. Ost hoff.

Die (pOüKtti winobec der Odyssee.

Bekanntlich waren schon die Alten über die Bedeutung von veTTobec im Zweifel. Man kannte es aus 6iner Homerstelle: 5 404 d|Liq)i bi niv q)ujKai v^ttoöcc KaXnc AXocuövr|c | dGpöai eü- bouciv. Die einen nahmen das Wort in dem Sinne von dTToyovoi und interpungierten demgemäß cpüuKai, veTiobec KaXfic 'AXocuövrjc. Andere setzten ve-iroöec = d-TTobec. Wieder andere erklärten

»

Die cpOuKai v^Trobe(; der Odyssee. 219

das Wort durch vrjHiTTobec, ai öid xou vrjx^cOai Tr]v iropeiav ttoi- oij|uevai, also *schwimmfüßig'. Auf festem Boden stand dabei offenbar niemand.

Diese Meinungsverschiedenheit hat sich bis auf unsere Tage fortgesetzt, und es ist zu den drei genannten Auffassungen des Altertums neuerdings eine vierte hinzugekommen.

Die Deutung vriHiTToöec vertreten z. B. Lobeck Path. el. 1, 197, Faesi, Autenrieth im Schulwörterbuch ^), Mendes da Costa Ind. etym. dict. Hom. p. 269 (mit einem Fragezeichen). Strengere Sprachforscher der neusten Zeit weisen sie, so viel ich sehe, alle zurück. Wie sollte auch ve- eine Form des Verbums veuj (Fat. veucojuai) oder eine zu ihm gehörige T^ominalbildung sein können ?

Der Grleichung veiroöec = dTioöec widersetzten sich schon alte Grammatiker mit der Begründung, daß die Robben doch Füße hätten (Apoll. Soph. t6 |uev ouv d-rrobec ipeööo^ * ^xo^ci t^P TTÖbac ai qpujKai). Aber Joh. Baunack (Stud. auf dem Gebiete des Griech. usw. 1, 272 ff.) verweist auf Stellen der späteren Literatur, wo dTiobec so viel als KaKOTioöec u. dgl. ist, und er hält hiernach die cpujKai vcTroöec für 'die Robben mit den ver- krüppelten Füßen'. Dies mag in semasiologischer Hinsicht an- gehen. Jedoch hat es ein solches praenominales ve- = d- in der griechischen Sprache niemals gegeben, es bestand neben d- dv- vor nominalen Wörtern nur vr|-, mit dessen Entstehung es, wie Ber. der sächs. Ges. d. Wiss. 1901 S. 102 f. ausgeführt ist, eine eigne Bewandtnis hat. Es könnte also nur vrjTrobec erwartet werden. Diese Form findet sich bei Hesych mit der Er- klärung ixöuec. Unklar bleibt dabei aber, ob vriiTOÖec als d-rroöec oder aber als vnHiTToöec (Vergleich der Flossen mit den Geh- gliedern der übrigen Wirbeltiere) gemeint ist. Wahrscheinlich ist das Wort einem späteren Dichter entnommen und steht mit der Tatsache im Zusammenhang, daß jüngere Dichter das ho- merische vETTOÖec für ixöuec verwandt haben. War dabei denn veTTOÖec als Synonymum von dTioöec gedacht, so wird vrirroöec eine Umbildung sein, die das regelwidrig erscheinende veTioöec nach Anleitung von Formen wie vriiroivoc verbesserte.

Die meisten Neueren folgen der Deutung dTrÖYovoi und übersetzen mit 'Abkömmlinge' oder 'Brut'. So von den Heraus-

1) Der Neuherausgeber dieses Wörterbuchs Kaegi übersetzt v^irobec mit 'Junge'.

220 K. Brugmann,

gebern z. B. Kaegi und Ludwich, von den Grammatikern z. B. Fick (Spracheinh. 190, Wtb. 1* S. 96), Curtius (Grundz.s 267. 537), Osthoff (Zur Gesch. des Perf. 468. 599), G. Meyer (Griech. Graram.3 272), Prellwitz (Et Wtb.« 310) i). Sie glauben in dem Wort neben dveiiiiöc einen zweiten Vertreter des uridg. *nepöt- (ai. ncipät- lat. nepös usw.) auf griechischem Boden vor sich zu haben. Mit dem 6 statt des zu erwartenden t und mit dem o statt des zu erwartenden w war durch Annahme von Analogie- wirkung, von volksetymologischer Umbildung schon fertig zu werden, und die Bedeutung von *nepöt- paßte ja zu dTTÖTOvoi insofern nicht schlecht, als ai. ndpät- im Yeda meist nicht mit 'Enkel', sondern mit "Abkömmling* zu übersetzen ist.

Einen ganz eigenartigen Standpunkt nimmt unter denen, die sich in neuerer Zeit über veiroöec geäußert haben, Johansson IF. 4, 144 ein. Indem er aus dem Namen der Gottheit die bei den Indem apq ndpät^ im Avesta apqm napd d. i. *Enkel (Ab- kömmling) der Wasser' hieß, ein uridg. *nepöt- mit dem Sinne 'Wasser' entnimmt, vermutet er, v^irobec habe ursprünglich etwa 'Wassertiere* bedeutet Das Wort sei volksetymologisch um- geändert worden, in semasiologischer Hinsicht nach einem im Griechischen einmal vorhandenen *V€7TUiT- 'Enkel' das scheine durch die auf Auffrischung beruhende Verwendung in der späteren Literatur bewiesen zu werden*) , zugleich in formaler und semasiologischer Hinsicht nach Komposita mit -ttoöcc 'Füße*. Leider ist nicht im geringsten wahrscheinlich zu machen, daß das ndpät der Verbindung apq näpöt je etwas anderes gewesen ist als die Verwandtschaftsbenennung näpät^ und so fehlt der Johanssonschen Hypothese jede festere Unterlage.

Bemerkt sei noch, daß auf eine Deutung des homerischen v€TroÖ€c unter den neueren Etymologen nur Leo Meyer (Handb. 4, 250 f.) ganz und gar verzichtet Er bezeichnet das Wort als noch ganz unaufgeklärt und sagt von der fi«pö«-Hypothese kurz, sie tauge nichts.

Wie man im Altertum auf die beiden Erklärungen dfirobec und vr|Hi7To6€c gekommen ist, liegt auf der Hand : zu jener führte der Anklang an die Komposita mit vr|- wie vr|Troivoc, zu dieser der Anklang an v^ui. Zweifelhaft ist aber, worauf das dTtoTovoi

1) Zögerad schließt sich diesen Delbrück an, Verwandtsch. 479. 502.

2) Gemeint sind Stellen wie Theokr. 17, 25 dedvaroi hi KaXeövrai ^01 v^TTobec T€TciÄTec. S. die Lexika.

Die (piJüKai vdirobeq der Odyssee. 221

beruht. Es lag ja immerhin an und für sich nahe, daß man sich die Robben als Abkömmlinge der Meeresgöttin oder als Brut des Meeres (dXoc-uövr) war als Appellativum *Meeres- wasser' oder 'Meereswoge') vorstellte. Aber es ist auch möglich, daß zu der Zeit, als diese Interpretation aufkam, neben dvevpiöc irgendwo in Griechenland noch etwas wie *V6TTiJUTec = ai. nd- pätas lat. nepötes im Gebrauch war, und daß man sich von diesem bei der Deutung des in der epischen Tradition früh- zeitig unverständlich gewordenen Wortes leiten ließ.

Wie von den drei Meinungen der Alten, wie wir sie kennen, keine an sich auf eine größere Autorität Anspruch hat als die beiden andern, so ist a priori auch das ganz ungewiß, ob in dem Odysseevers veiroöec das Wort ist, von dem der Genetiv KaXfjc 'A\ocuövr]c abhängt, oder ob man diesen unmittelbar mit cpüuKec zu verbinden hat. Beides erscheint völlig gleich an- gemessen.

Trotz dieser verschiedenen Schwierigkeiten läßt sich nun eine von den drei Interpretationen des Altertums ganz wohl halten, und zwar gerade die, von der man si(;h, der äußeren Sprachform wegen, in der neuesten Zeit mehr und mehr ab- gewandt hat.

Zugunsten seiner Erklärung als otTToöec weist Joh. Baunack darauf hin, daß sich die Epitheta zu Tierbenennungen öfters auf die Form der Füße und die Art der Fortbewegung mit den Füßen beziehen, wie )liujvux€c 'ittttoi, xavauTToba |ufiXa, depciTtobec iTTTTOi, eiXiTToöec ßöec u. a. Es wäre in der Tat auch ein gar merkwürdiger Zufall, wenn ein auf -Troöec ausgehender Zusatz zu qpüuKai nicht auch ein Beiwort wäre, das mit den Füßen zu schaffen hätte. Freilich mit dTioöec geht's nicht. Wohl aber geht es mit vriHiTTobec.

Die 'Wurzer mit dem Begriff des Schwimmens, Fließens, Triefens, die hier in Frage steht, ist im Griechischen wie in andern idg. Sprachen in mehrfachen Gestaltungen vertreten.

Man hat eine Wurzelform auf und eine, die auf einen w-Diphthong ausgeht. Zu *swä-, das unerweitert in ai. snä-ti^ lat. näre umbr. snata *umecta', ir. snäim vorliegt, gehört vrj-xtu. Anderseits sind veiu ^-vveov veucojuai, l-vvoGev dKCXuvTO (Hesych) und vaiuj = *vaFiiu, vauer peu, ßXuZiei Hesych (Curtius Yerb. 2*, 433, Schulze Quaest. ep. 51) mit ai. snäu-ti snuta-s, ahd. snuzza u. a. zu verbinden : uridg. *sneu- und *s«äi«-. Mit *snä- läßt sich

222 K. Brugmann,

nun ve-7T0Ö€c so zusammenbringen, daß man eine themavokalische Stammform *sne- *sno- ansetzt, die sich zu *snä- so verhielt, wie erpero ^tP^o zu ^ypn-ccuj dTpn-Topa aw. fra-yrätö (Lok. Sg. 'beim Erwachen'), ibc-qppö|Liriv ai. ji-ghra-ti zu 6c-(ppr|C0)nai ai. ghrä-ti ghrätd-s^ ai. dhva-t zu hvätar- aksl. zvateljh u. dgl. mehr. Ein mit eTpe-^iaxoc (eTpt-|Lidxnc) vergleichbares *sm-pod-. mit verbalem Anfangsglied, wäre entweder 'die Füße schwimmen machend, im Wasser bewegend' (vgl. depci-Tiobec 'die Füße hebend') oder, wenn man *sne- intransitiv nimmt, 'schwimmend, rudernd mit den Füßen' (vgl. dTnxaipe-KaKoc = dirixalpiuv xaKÜJ, dvaHi-qpöpiLUTH = dvdccujv qpöpniTTi oder 9Öp^lTT0C, dpX€-KaKOC = dpxujv xaKOÖ, dpxeci-^oX7Toc = dpxtuv fioXirfic). Letztere Auf- fassung, 'schwimmend mit den Füßen*, entspricht der Inter- pretation vnHiTToöec der Alten. Freilich ist ein Tempusstamm *8n€- *8nO' neben *sna- anderwärts weder im Griechischen noch in einer der andern verwandten Sprachen belegt, und so ist diese Deutung nur eine entferntere Möglichkeit. Aber sehen wir weiter!

Die beiden Basisformen, die w-lose und die M-Form, zeigen in mehreren Sprachgebieten Erweiterungen mit konsonantischen Determinativen oder, wenn man lieber will, fomiantischen (suffix- alen) Elementen:

1) Auf *sn9't' (*sn9' Reduktionsstufe zu *«tkl-) beruhen lat. natäre und arm. nay 'naß, flüssig* mit y aus t nach Osthoff und Meillet in v. Patrub&nys Sprachw. Abb. 2, 128 ff. (vgl. Scheftelowitz BB. 29, 46). Daneben ist ^snet- *snot' (vgl. lat. meto neben ahd. mOen griech. dfinToc, &i.j\ka neben dfriMN ^P€T|h6c ^pexric neben aisl. röa ags. röwan mhd. rüejen u. dgl.) vertreten durch vÖToc ('Nässung*) 'Südwind* votioc "naß, feucht' voda und voTic 'Nässe'*). Dentalerweiterung zu der ti-Basis hat das Germanische in Wörtern, denen der Sinn der Feuchtigkeits- absonderung in den Atmungswegen zugrunde liegt, wie außer dem S. 221 schon genannten ahd. muzza 'eraunctoria* noch alul. snüder 'Nasenschleim*, afries. motte 'Nasenschleim', ahd. mhd. snüden 'schnauben*, nhd. achneti2en schnauze u. a. Zu dieser Hc- deutungsspezialisierung vgl. das formantisch unerweiterte ai. snu- 'eine Flüssigkeit des Körpers (besonders Muttermilch) entlassen,

•) Das von Sütterlin IF. f 102 f. und Hirt Ablaut 132 mit vötoc zusammengebrachte ags. aüd ahd. sundar-tcint ist fern zu halten. S. IF. 18, 424.^

Die (pOuKtti v^irobec; der Odyssee. 223

triefen', wozu lat. nütrlx^ Fem. zu einem *wM-^ör *Milch fließen lassend'.

2) Zu *snep- stellt sich ai. snapdya-ti 'er schwemmt, be- netzt, badet, wäscht' snäpana-s *zum Baden dienend' (vom Wasser gesagt) sndpana-m Mas Baden, Schwemmen; das Sichbaden'; daneben snäpdya-ti mit derselben Bedeutung wie snapdya-ti. Analoge ^-Erweiterungen mit unmittelbar dem p vorausgehendem e sind u. a. ai. su-srdpa-s 'leicht zu kochen' srapdya-ti *er kocht, röstet, brennt' zu srdya-ti srätd-s, jnaptd-s 'unterwiesen' jnapU-$ 'das Kennenlernen' jnapaya-ti 'er unterweist' zu ja-jnäü jüäsya- ti^ griech. kX€7ttuj lat. depo got. hlifan 'stehlen' zu lat. dam celäre ir. celim ahd. helan 'hehlen', griech. öpeTiiu 'ich breche ab, schneide' öpeTiavov 'Sichel' zu öepiü got. ga-tairan aksl. derq dira-ti (Persson Stud. 50 ff., Verf. Grundr. 2^ S. 1157). An ai. snap- schließt man mit gutem Fug Neptünus an, den Namen einer Gottheit der Römer, die ihre Beziehung zum nassen Element schon vor ihrer Gleichsetzung mit dem griechischen Poseidon gehabt haben muß (Corssen Ausspr. 1^ S. 434, Yerf. Morph. Unt. 1, 49, Grundr. 2' S. 1157, Persson Stud. 53, Walde Lat. et. Wtb. 411. 415). Beachtenswert ist, daß schon die Römer selbst Neptünus mit näre zusammengebracht haben: Cic. de nat. deor. 2, 66 ut Portunus a portu^ sie Neptünus a nando^ paidum primis litteris immutatis. Freilich darf diese Etymologie, die Anknüpfung an snä- und snep-^ nicht für sicher ausgegeben werden. Denn ebenso gut läßt sich bei Neptünus an die Wurzel nebh- in ai. nabhanü- 'Fluß', aw. napta- 'feucht' (Pischel Ved. Stud. 3, 101, Hörn KZ. 32, 584, Bartholomae Altiran. Wtb. 1039) denken. Man hat Neptünus überdies noch mit NdTrac r) Kprjvri eiri tujv öpüuv Tfjc TTepciöoc iCTopeiiai, f] q)epouca xd dqpoöa (Hesych) zusammen- gebracht. Aber diese Glosse ist kein zuverlässiges Zeugnis für ein altiran. nap- neben snap- und nab-. Ist indessen die Über- lieferung richtig, so hat man es wohl mit Anlehnung von *snapa- im Anlaut an nab- oder aber mit Anlehnung von *naba- im Inlaut an snap- zu tun. Vgl. Pott Et. Forsch. 2' S. 31 f. 167, Wurzelwtb. 1, 2 S. 1015 ff., E. Wilhelm BB. 12, 104 ff., Kretschmer Einleit. 133. Außerdem hat *swßp- im Italischen vielleicht noch einen Vertreter in lat. nepeta nepita nepta (die beiden letzten Formen in Gloss., s. Corp. gloss. Lat. 6, 734), Name der Katzen- minze, einer stark riechenden Pflanze: an dessen Zusammen- hang mit nhd. schnauben, schnupfen (vgl. unten *snu-p-) denkt,

224 K. Brugmann,

wenngleich stark zweifelnd, auch Walde Lat et. Wtb. 410. Der Ausgang -eta läßt griechische Herkunft des Wortes vermuten, um so mehr, als mit demselben Formans gebildet ist Kaiera- Ka\a)uiv0r|. Boiujtoi Hesvch, wozu Zenodots Erklärung des ho- merischen Kaieideccav B 581 als KaXajaivGiJuöri zu vergleichen ist (Kttiera eigentlich 'Brenner, Beißer, Ätzer', von Kaiuj gebildet w^ie vaieTduu von vaiiu). Im Griechischen selbst ist nepeta freilich nicht belegt; denn Hesychs vemta* f| KaXaiiivGri ist doch wohl die lat Form, in der e zu i geschwächt war. Als Ableitung aus einer durch p erweiterten Wurzel vergliche sich *veTT€Ta- mit öpaTTerric 'Ausreißer, Flüchtling' (zu öiöpdcKUi); die beiden Formen verhielten sich bezüglich der Gestalt der Wurzel selbst zu ein- ander wie ai. snapaya-ti zu snäpaya-ti^ -jnapana- zu jnäpana-^ griech. öpdmu zu öpujTrrui öpd)7Ta£ u. dgl. Was gegen diese Ety- mologie von nepeta bedenklich stimmt, ist nur der Umstand, daß die Bedeutungsschattierung, von der auszugehen wäre, sich anderwärts nur an die M-Formen unserer Wurzel knüpft: snu- im Ai., snU't- snu-p- im Germ. Diese /^Erweiterung aus der m- AYurzel ist im Germanischen reich vertreten, vgl. z. B. noch mhd. snupfe aisl. snoppa 'Schnupfen', engl, snivel 'Nasenschleim', mhd. snüfen 'schnaufen*, mhd. (md.) snüben 'schnauben*.

Nun ließe sich als erstes Glied von V€-7to6€c aucli ein Nomen *sne-t' 'schwimmend' betrachten. Der Schwund des Ver- schlußlauts am Ende des Vorderglieds des Kompositums hätte Analoga in dKpd-xoXoc = *dKpaT-xoXoc, 'EKd-ßn kd-[F]€pToc = *'EKaT-ßr|, *4KaT-FepT0C, al-TTÖXoc = *aiT-7ToXoc (IF. 17, 7 ff.). Indes ist etwas anderes jetzt noch näher gelegt, nämlich daß v^-7toÖ€C eine Form von ^mep- enthielt *v6Tr€-7Tobec wäre ein verbales Kompositum von der Art von 4XK6-xiTiuv und depci-TToöec und hätte die bekannte haplologiscbe Kürzung erfahren wie vriXirrouc = *vr|XiTro-7Touc, d^q)op€uc = d|Liq)i-<popeuc, dfiroiva = *d7r6-7Toiva usw. (Verf. Griech. Gramm.* 135, Solmsen Unt 97 f.). Freilich wird man auch hier wiederum ins Ungewisse gebracht dadurch, daß sich die Qualität des Vokals der haplologisch weggefallenen zweiten Wortsilbe lautgesetzlich nicht bestimmen läßt So könnte in unserm Kompositum das erste Glied auch ein Adjektiv, *v€7to- oder *vem- 'schwimmend', bezieh, 'was man im Wasser sich schwimmend bewegen läßt', gewesen sein, in welchem Fall die Bahuvrihi ujKu-7To6ec, dviTrrö-TTOÖec, lavau-Troöec und eiXi-TTobec (nach Osthoff BB. 22, 255 ff. zu lit selü 'ich schleiche, trete

Homerisch dvvf||nap, ^vvriKovxa und hesiodisch dvvdeTec. 225

leise auf und so 'schleichende Füße habend' bedeutend) zu ver- gleichen wären. Auch wäre ein von snep- aus gebildetes Substanti vum mit der Bedeutung 'das Schwimmen' oder Tlosse' nicht ausge- schlossen (vgl. deXXö-TTOÖec 'sturmfüßig', zu deWa 'Sturmwind').

Um mit dem, was sich zur Lösung des veiToöec-Rätsels darbieten mag, möglichst reinen Tisch zu machen, sei endlich noch erwähnt, daß jemand mit Rücksicht auf das zweisilbige ÖTÖoov in r| 261 = H 287 dW öt€ bi] ötöoöv |uoi eTTiTr\6)ievov etoc flXGev leicht darauf verfallen könnte, b 404 habe ursprünglich 9UJKai veeTTobec gelautet, vee-rroöec wäre 'schwimmend mit den Füßen', vgl. r| 344 x^ipecci veoiv. Allein jenes ötöoov steht ganz isoliert in der homerischen Sprache, und mit Dindorf, Bekker, Nauck, Ludwich wird öfböaiov zu lesen sein.

Zu einem nach allen Richtungen sicheren Abschluß sind wir somit in der veTioöec-Frage nicht gelangt. Jedoch hoffe ich dargetan zu haben, daß die alte Erklärung vriHmoöec, die a priori, namentlich im Hinblick auf den Wortausgang -iroöec, unter den verschiedenen Möglichkeiten das meiste für sich hat, ohne irgend welche Gewaltsamkeiten aufrecht zu halten ist, und wenn es dann nur eine einfache lautgesetzliche Veränderung ist, die das überlieferte veiroöec erfahren hat, so ist *v€7Te-7To6€c, denk' ich, diejenige Grundform, auf die man am ungesuchtesten und glattsten hinauskommt.

Leipzig. Karl Brugmann.

Homerisch ewniuap, ^vvriKovia und hesiodisch dwaeiec.

Über die Entstehung dieser hom. Formen, von denen die erstere siebenmal in der Ilias, fünfmal in der Odyssee begegnet, die letztere aber nur t 174, sind in den letzten Jahren von den Indogermanisten Ansichten aufgestellt worden, die ich für sehr viel schlechter begründet halte als die Erklärung, die vor vielen Jahren Lob eck von ihnen andeutungsweise gegeben hat, und die ich als die richtige betrachte.

Die gewöhnliche Annahme ist heute, ^vv- in diesen Formen sei *€vF[a]-, so daß dieselbe Gestalt des Zahlworts vorläge wie in hom. eivd-etec eivd-vuxec eiva-TOC eivd-Kic (eiva- aus *dvFa-). So z. B. G. Meyer Griech. Gramm.^ 503, Verfasser Griech. Gramra.^ 213, Hirt Handb. der griech. Laut- und Formenl. 313. Dieser Auffassung widerstrebt ein Doppeltes.

Indogermanische Forschungen XX. 16

226 K. Brugmann,

Erstlich erwartet man bei Homer nach dessen Dialekt- eigentümlichkeiten eivfiinap, eivriKovxa, wie es bei diesem auch z. B. HeTvoc, Touvaxa heißt, nicht ^evvoc, TÖwaia. Keine Er- klärung, sondern nur ein Durchhauen des Knotens ist es, wemi man mit Wackemagel (KZ. 25, 263. 280) und andern dieses zunächst erwartete eiv- für Iw- in den Text setzt Nicht viel besser ist, was ich Morph, ünt 5, 41 ff. angenommen habe: ur- sprünglich, vor der Entstehung der Dias und der Odyssee, sei im epischen Dialekt *dvFfi|Liap, *evFr|K0VTa gesprochen worden, aber ebenso auch z. B. *^vFaT0c, *£evFoc; während man nun für letztere tivaroc, Heivoc eingeführt habe. Formen, die auch in der ionischen Umgangssprache bestanden, sei man bei *evFfi)Liap, *dvFriK0VTa, denen keine Formen *€ivfi|iap, *eivr|KOVTa in der Umgangssprache gegenüberstanden, darauf verfallen, die Silben- länge mit Hilfe von w zur Darstellung zu bringen (vgl. utto- ööeicac neben öeiöiinev). Hieran ist vor allem das bedenklich, daß wenigstens bei *^vF-fi^ap die Gleichartigkeit mit *^vFd-eT€C *^vFd-vuxec kaum hätte verkannt werden können, man also nicht versteht, weshalb man nicht *eivfj^ap, wie eivaerec, schrieb. Gänzlich verfehlt erscheint mir immer noch W. Schulzes (Quaest ep. 105 sq.) Zurückführung auf *^vFv-rmap, *^vFvTi-K0VTa. Ein solches *enun' neben *enun- hat nirgends einen Anhalt und wird, innerlich unwahrscheinlich wie es ist, nicht glaubhafter, wenn Schulze in der Fußnote 2 hinzufügt: quod ex *envnös non *^vuvöc, sed *^vv6c natum est, forta.sse inde explicandum quod in v^Fa F spirans, non semivocalis inerat

Durch keinen dieser üeutungsversuche wird nun aber zweitens das Bedenken beseitigt, das die Betonung ^vvf^Map erregt, welche schon Herodian II 22, 13 als anomal erkannt hat. Warum heißt es nicht Jwrmap, wie clvdcicc, civdvuxec usw.?») Freilich sind mit dem Akzent von dwflMap auch TToccf^iiap Q 657, auTf^Map A 81. I 454. t 311 und ^i\^ap k 80. ^ 397. H 249. o 476 überliefert (Herodian II 23, 16). Aber auch ihr Akzent bedarf der Aufhellung, und so lange er unklar bleibt, kann auch ^vv^^ap nicht als erklärt gelten.

Auf das, wie mir scheint. Richtige führen Lobecks Worte Path. el. 1, 254: Homericum iyyn\\iap vel ex dvvdrmap vel ex ^vveriMOip contractum et ob hoc perispomenon est (vgl. 2, 92), und 1, 503 f.: ex dvvedKovra contractum est dvvriKOvra. dvvfi^ap,

1) iravfmap *den ganzen Tag über* (v 31) ist natürlich von anderer Art, es ist iräv r\aap mit Bewahrung der ursprünglichen Kürze des a.

Homerisch ^vvf||uap, dvvi^KOvra und hesiodisch ^vvdeTec. 227

dvvrjKovTa waren, so nehme ich hiernach an, aus *^vve[F]-ri)Liap, *^vv6[F]riK0VTa hervorgegangen, evvfjiaap zeigt also dieselbe Form des Zahlworts als Vorderglied wie die ebenfalls homerischen evvea- ßoiiuv, ewed-irrixuc, dvv€-öpTuioi. ewriKovra aber war eine Bildung vom Kardinale dvvea aus wie TrevTriKOvra, 4Hr|K0VTa, öxöduKOvra, und verhielt sich zu evevrjKovra, vorausgesetzt daß dieses das Ordinale barg, wie OTÖuJKOvra zu oTÖorjKOVTa. Speziell wäre es zu vergleichen mit dem phok. dvriKovra SGDI. n. 1529, 1, 7, falls dieses nicht, was gat möglich ist, haplologische Kürzung von evevri- Kovra, sondern aus *^vFTiK0VTa hervorgegangen war, und verhielte sich dann zu ihm wie evvedc zu eivdc, ewed-Tirixuc zu eivd-irrixoc.

Hatte evvfiiLiap diesen Ursprung, so ist es leicht erklärlich, daß man nach ihm, dessen Konstitution unklar geworden war, auch eHni^otp, weiter aiiiriiuap und iTOCcrijuap als Properispomena sprach und schrieb.

Eine mehr nebensächliche Frage ist, auf welchem Weg *^vv6ri|aap, *evv6r|K0VTa zu evvfiiuap, ewriKovia geworden sind. Zu- nächst denkt man wohl mit Lobeck an Kontraktion; ^vvriKovia aus *evv€riK0VTa (mit urgriech. x]) hätte in der homerischen Sprache ein Analogon an öficev 1 100 aus *öe[F]r|cev. Indessen ist mir wahr- scheinlicher, daß man zuerst *6VV6ri|uap, *€VV6r|K0VTa gesprochen hatte, wie evveopTuioi *neun Klafter lang' \ 312 und wie evveujpoc I 351. K 19. 390. T 179, falls dieses Wort wirklich 'neunjährig' (eigentlich 'neunlenzig') gewesen ist (vgl. auch Boperic I 5, TTrjXri'i- döeuu A 1 eeoi A 18, ttöXioc 0 567, AItotttiouc b 83 u. dgl., Gr. Meyer Griech. Gramm.^ 222 ff., Yerf. Griech. Gramm. ^ 65 f.). Es ist leicht begreiflich, daß e vor r] weniger von Bestand war als vor andern Vokalen und sich in der Aassprache verflüchtigte.

Dies führt schließlich noch auf die Frage, wie das zuerst bei Hesiod auftretende evva- in dvvaerripuj Op. 436 und evvdexec Theog. 801 (so M 3 u. andere Handschriften, während der Tauri- nensis u. a. eivdeiec bieten) zu deuten ist. Da auch hier keinerlei Recht vorliegt, eine lautgesetzliche Veränderung von *dvFa- an- zunehmen, und die Annahme einer Korruption aus eiva- nichts erklärt, so lange man nicht näher zu sagen weiß, wie man dazu kam, klares eiva- in evva- zu verderben, hat man dvvea im Vorderglied zu suchen, wie auch Rzach Der Dialekt des Hesiodos 423 tut. Entweder war auch hier evvea- die ursprüngliche Aussprache und e blieb ungeschrieben, so wie i in hom. örnnoßö- poc d. i. ÖTiWoßopoc u. dgl. (s. G. Schneider Progr. von Görlitz 1893, Verf. Griech. Gramm.s 55). oder bei der Konkurrenz der

228 F. Kielhorn, Zu ai. tithi.

drei silbischen Vokale -eae- in *^weaeTr|poc, *€vv€d€Tec ging das vordere e haplologisch zu gründe. Oder endlich in einer älteren Zeit, als noch F lebendig war, wurde *^vv€FaF€T- haplologisch zu *dweFeT-, und in diese Form schob sich unter dem Einfluß von eivd[F]€Tec, 47rrd[F]eTec, öeKa[F]€Tr|c öeKa[F]eTr|poc usw. a für das e der zweiten Silbe ein (vgl. auch hom. TrevideTec, irevra- erripov für *TrevTe-[F]6Tec, *TTevT€-[F]eTr|pov, sowie 4£deT€c); diese beiden Änderungen, den haplologischen Silbenschwund und den auologischen Ersatz von e durch a, kann man sich ebenso gut als zwei zeitlich getrennte Vorgänge wie als in Einern Schöpfungs- akt vollzogen vorstellen.

Die zwei letztgenannten von den drei für ^waeiripoc, ^wdeiec ins Auge zu fassenden Möglichkeiten haben mehr für sich als die erste, und die letzte das meiste.

Leipzig. K. ßrugmann.

Zu ai. tithi.

Auf 8. 371 des 19. Bandes der IF. bemerkt Professor Zubaty, er könne sich nicht leicht vorstellen, daß das Wort tiihi im Epos und in sonstigen volkstümlichen Schriften 'etwas anderes als einen wirklichen Tag' bedeute. Nach meinen Erfahrungen weiß auch der gewöhnliche Inder, daß die tithi und der wirkliche Tag zwei ganz verschiedene Dinge sind. Die Üthi ist, wie man aus jedem Handbuche ersehen kann, der nach den Umständen va- riierende Zeitraum, den der Mond gebraucht, um sich 12 ^ von der Sonne zu entfernen. Die erste tUhi der hellen (oder zu- nehmenden) Hälfte des Monats fängt im Momente des Neumondes an und endet, wenn der Mond sich 12® von der Sonne entfernt hat; dann fängt die zweite tithi an und endet bei 24®, usw. Bei jedem 'wirklichen Tage* gibt der Kalender, ohne den der Inder nicht die einfachste Zeitbestimmung machen könnte, bis auf die Minute genau an, wann im Laufe des Tages eine bestimmte tithi endet Der Tag erhält seine Nummer von der titiii. Fm religiöse Zwecke ist die tUhi auch heute die Hauptsache, nicht der 'wirkliche Tag', und ich bezweifle nicht, daß das schon vor Jahrtausenden so gewesen ist Die tithi ist ein durchaus indisches Produkt, und das Wort meines Erachtens nicht zu übersetzen. Je eher wir das irreführende 'lunarer Tag' los werden, desto besser!

Göttingen. F. Kielhorn.

I

J. Janko, Über germ. e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 229

Über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita.

§ 1. Nachstehende Erörterungen waren ursprünglich als Exkurs zu einer die Grundlagen der germanischen Auslautgesetze betreffenden Abhandlung geplant. Veranlaßt wurden sie dadurch, daß sich mir die Überzeugung von der Unzuverlässigkeit gewisser neuerer, dem urgermanischen e^ eine geschleifte Betonung zu- schreibender Theorien je länger je mehr aufdrängte, so daß ich schließlich dartun wollte, wie man auch ohne diese Annahme auskommen und den Tatsachen gerecht werden könne. Als ich mich dabei allmählich in die wichtigere einschlägige Literatur, namentlich über die reduplizierenden Praeterita, vertiefte i), hatte

1) Dieselbe ist zerstreut, immer für eine gewisse Zeit und gewöhnUch für e^ und die redupl. Präterita getrennt verzeichnet bei Brugmann Grundr. V S. 207 und 2, 1204, Kurze vgl. Gr. 74, bei Streitberg Urgerm. Gr. (als UG. weiterhin zitiert) 65 und 326 ff. u. a., jetzt auch bei R. Traut- mann Germ. Lautgesetze in ihrem sprachgeschichtlichen Verhältnis, Königs- berger Diss. 1906, S, 32 (über ei im Germ.). Indem ich auf alles dies verweise, versuche ich im Folgenden eine vielleicht erwünschte chrono- logische und möglichst vollständige Zusammenstellung der noch heute brauchbaren und besonders mir direkt oder auch indirekt nützlich gewesenen Hilfsmittel, wobei aber e^ und die Präterita als zu einander gehörig nicht geschieden werden sollen: J. Grimm Deutsche Gr. 1^, 95, 105, 109 usw. L. Meyer KZ. 8, 245 f. W. Scherer ZGDS ' (1868) 11 f. und passim ; ZföG. 24 (1873), 295 f. A. Holtzmann Altd. Gramm. 1, 1 (1870) S. 11 f. J. Schmidt Zur Gesch. d. idg. Vocal. 2 (1875) 408 ff. W. Scherer HZ. 19 (1876), 154 f. 390 f.; ZGDS ^ (1878) 259 ff. A. Schleicher Compend.'^ (1876) passim. E. Sievers PBrB. 1, 504 ff.; Jenaer Literatur- zeitg. 1876, Art. 79. ten Brink Angha 1, 514 u. 523 ff. Mahlow AEO. (1879) bes. 163. F. Kluge Beiträge z. Gesch. d. germ. Conj. (QF. 32).

Möller KZ. 24, 508 f.; PBrB. 7, 469 und 483. Paul PBrB. 7, 157 ff.

Osthoff ib. 8, 540 ff. —Sievers ib. 9, 284 ff. Kögel ib. 9, 509 ff. Pogatscher Zur Lautlehre d. griech., lat. u. rom. Lehnworte im Ae. (QF. 64), bes. 44 f. Franz Die lat.-rom. Elemente im Ahd. (1883). J. Schmidt KZ. 25, 600; KZ. 26, 15. Osthoff Zur Gesch. d. Perf. im Idg. (1884). Hoffory KZ. 27, 598 ff. Holthauscn ib. 618 ff. Brugmann Grundr. 1^ (1886) passim usw. (s. oben). Bremer PBrB. 11, 1 ff. Singer ib. 294 u. 302 f, Burghauser Die Bildung des germ. Perfektstammes usw. (1887).

Ljungstedt Anmärkningar tili det starka preteritum i germ. spräk (1887). Müller Zur ahd. Allitterationspoesie (1888), S. 67 ff. Osthoff PBrB. 13, 431 f. Braune ib. 573 f. Schrader BB. 15, 131 ff. Sarrazin

Indogermanische Forscliungen XX. 16

230 J. Janko,

ich den Kahmen eines Exkurses bereits überschritten : es ergab sich mir ein selbständiger Artikel, der zwar nichts von dem, was andere geleistet, weitläufig wiederholen, sondern nur meine Auffassung des ganzen Problems sowie jene Einzelheiten, in denen ich Neues zu bieten hoffe, mit wünschenswerter Ausführlichkeit darlegen sollte. Ton diesem Gesichtspunkt beti'achtet, dürfte auch die in manchen Punkten vielleicht etwas ungleichmäßig schei- nende Bearbeitung der gestellten Frage eine richtige und, wie ich wohl erwarten darf, nicht allzu strenge Beurteilung finden.

I. Für und wider den Schleiftoa von P.

§ 2. An erster Stelle kehre ich mich gegen die jetzt häufig (vgl. Kossinna Festschr. zur 50 jähr. Doktorjubelfeier K. Weinholds, 1896, S. 27—42 ; Wrede Stamm-s ülfilas 9, 1896, S. 338 ff. ; Bethge

ib. 278 f. R. Ottmann, Die redupliz. Praeter, in den germ. Sprachen (1890).

G. Holz, Urgerm. c und Verwandtes (1890). Jellinek PBrB. 15, 297 fr.

Zamcke ib. 350flF. Franck AfdA. 17, 101 u. 190. Holthausen ib. 185 ff. Collitz BB. 17, 28 f. Sievers PBrB. 15, 247 ; 16, 238 ff. ; 18, 409 f. H. Lichtenberger De verbis quae in vetustissima Germanorum lingua redupHc. praeteritum exhibebant (1891). Kluge in Pauls Grdr. 1* 327 und 373 f. = 1«, 436 f.; Noreen ib. i\ 5ü9f. = 1«, 630 f.; ebenda Behaghel 595 f. = 736 f.; ebenda Siebs u. a. Streitberg Zur germ. Sprach- geschichte (1892) bes. 71 ff. Much PBrB. 17, 126. Wilmanns Deut. Gramm. (1893), 171 f. Jellinek ZföG. 1893, 1091. Kögol IF. 3, 284 f. Bremer ib. 4, 18 f. Noreen Abriß der urgerm. Laull. (1894) 23, 27, 30 f. Roediger AfdA. 20, 243. Ehrismann Lit.-Blatt f. germ. u. rom. Phil. 1895, Sp. 217 ff. Franck IF. Anz. 5,283. BrugmannIF. 6, 89 ff. und Wood Germ. Studies 2, 27 ff. (Chicago 1895). Kretschmer Einl. in d. Gesch. der griech. Spr. (1896) S. 17 u. a. Streitberg UG. (s. oben u. S. 371). Jellinek ZZ. 29, 376. Wrede Gramm, in Stamms Ulf.» 340 f. Kossinna Festschrift zur öOjÄhr. Doktorjubelf. K. Weinholds (1896), S. 87. Franck HZ. 40, Iff. Mackel ib. 254 ff. Hirt PBrB. 21, lö9ff. van Helten ib. 438 u.445ff. Luft HZ. 41, 234 ff. Mikkola BB. 22, 244. Brugmann Grundr. (1897) s. oben.

Streitberg Got. Elementarb.' 31 u. 41. Luft KZ. 35, 304. A. Kock KZ. 36, 583 (schon früher Ark. f. nord. fil. 6, 20 Fußn.). Wilmanns Deut. Gr. (1897), 243 f. Luft Studien zu d. ältesten germ. Alphabeten (1898) 80 ff. Bethge u. a. in Dieters Laut- u. Formen!, d. altgerm. Dialekte (1900) passim. Jellinek AfdA. 28, 21. Verf. Soustava dlouhych slabik koncovych v st. germAnStinö (1903) bes. 39 f., 88 f., 182 f., 308 f. = IF. Anz. 15, 249ff. 0. Hoffmann TEPAI für A. Fick (1903) 38ff. Brugmann Kurze vgl, Gr. (1904) s. oben. R. Löwe Germ. Sprachwissen- schaft (1905, Göschen) passim. Weyhe PBrB. 31, 48. Streitberg Got. El.« (1906) 44, 51 u. m. R. Trautmann Germ. Lautgesetze (s. oben).

[Nach Abschluß des Mss. mir zugekommen: R. Löwe KZ. 40, 266 fl].

über germanisch e* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 231

in Dieters Laut- und Formenlehre der altgerm. Dial. S. 4, 25, 33 u. a.) geäußerte Ansicht, auf der dann weiter gebaut wird, daß nämlich im Gotischen zwei verschiedene ^-Laute bestanden haben, die, gewöhnlich gleich geschrieben, sich dennoch folgen- dermaßen unterscheiden: der eine (= urgerm. e^) wechsele in den späteren ostgotischen Hss. der Bibelübersetzung mit e^, während der andere (== urgerm. e^) immer nur als g erscheine. Z. B. sleipan neben slepan, jedoch Kreks^ he. Diese vermeintlich genaue Be- obachtung einer Doppelheit des gotischen e wird in der Kegel (vgl. Bethge a. a. 0.) als unumstößlich aügesehen, was ich keines- wegs gelten lassen kann. Yor allem ist ja der Wechsel zwischen und ei eine ostgotische Schreibeigentümlichkeit, für die von lautlicher Seite A. Kock und eventuell auch H. Hirt recht wahr- scheinliche Erklärungen gegeben haben (vgl. dazu Streitberg Got. Elementarb ach 2, 1906, S. 44 u. 51): für das Wulfilanische Gotisch folgt daraus einzig und allein die sehr ge- schlossene Aussprache seines e überhaupt. Ich will dies durch Nachprüfung des Bethgeschen grammatischen Rechen- exempels klarlegen.

§ 3. Nehmen wir also zuvörderst an, daß tatsächlich auf der einen Seite alle betonten urgermanischen e^ einer Ver- tretung durch ei im Ostgot. unfähig waren wo bleibt da die mathematisch klingende Strenge des Beweises, wenn auf der andern Seite durchaus nicht alle e^ gelegentlich durch ei ersetzt sind (z. B. gredus^ gredags usw.) und Bethge selbst S. 33 ff. von zufällig nur mit e (statt ei) 15 mal, resp. 7 mal belegtem in der Endsilbe unbetontem simle und bisunjane spricht? Doch abgesehen wieder davon, nicht einmal sämtliche e^ sind über allen Zweifel erhabene Zeugen einer NichtVertretung durch ei. Ich meine das auch von Bethge a. a. 0. einer näheren Erklärung für bedürftig erachtete dußei in dem durch ei-Be\ege besonders ausgezeichneten Lukasevangelium 7, 7, in welchem Worte wir beide e^ vermuten. Nur interpretierte Bethge laut angezogenem ßizei neben parallelem pize-ei jenes dupei ebenfalls als relatives dupe-ei^ während ich im engsten Anschluß an das griech. öiö einfach demonstratives dupe 'deshalb* mit ei für e^ d. i. e'^ darin sehe. Einen strikten Beweis vermag ich freilich für meine Lesung nicht zu erbringen, doch genügt es mir, auf die Möglichkeit, ja größere syntaktische Wahrscheinlichkeit derselben hingewiesen zu haben; beide Lesarten werden von Bernhardt Yulfila, 1875,

16*

232 J. Janko,

S. 177 Anm. als zulässig angeführt, bloß die meinige von allen denen, die in dupe noch e^ voraussetzen (Gabelentz-Löbe 79 1, Wrede Ulf. 253 2 u. a,).

Die Unsicherheit der von mir angefochtenen Schlußfolgerung läßt sich noch auf anderem ^e^Q erweisen. Wie oben bemerkt, schränkt Bethge jene Unfähigkeit, durch ei vertreten zu werden, auf e^ in betonter Silbe ein, muß daher auch dort den Wort- ton auf e annehmen, wo er gar fürs Spätgotische keinesfalls un- zweifelhaft nachgewiesen ist, wie z. B. in unte. Dieses mochte ganz gut mit ßande auf einer Stufe stehen*), d. h. es kann wie letzteres zwar unbetontes, allein im geraden Gregensatz zu ihm laut Bethge in 451 Fällen nicht mit -ei abwechselndes -e enthalten haben.

Man darf somit höchstens sagen, daß zufälliger- oder eigen- tümlicherweise eben die Wörter mit urgemi. e^ dem bewußten Wechsel mit ei beinahe gar nicht unterworfen waren ; der Grund dessen wird jedenfalls kein althergebracht lautlicher Unterschied, sondern lediglich der oder jener äußere Umstand gewesen sein^ z. B. bei Kreks etwa die stete Beziehung zum lat Graecus (gespr. Gre^cm'^ vgl. Seelmann Aussprache des Lat 224 ff.) oder bei den so oft gebrauchten Adverbien mit Instru mental bedeutimg pe und he vielleicht die Rücksicht auf die erwünschte Deutlichkeit gegen- über der Partikel /et und vor allem der reine Zufall *). Aller- dings beim Gen. PL überhaupt und besonders des Demonstrativs ßize^ wo mit Ausnahme des oben zitierten, im Cod. B statt pize^ des Cod. A verschriebenen pizei (IL Tim. 1, 15) eine Zweideu- tigkeit nicht leicht zu befürchten war, finden wir die graphische Veranschaulich ung der völlig geschlossenen Aussprache durch -ei (pizei nach Bethge 9 mal) recht häufig.

1) Vgl. in Rücksicht auf die Endung Verf. 'Soustava usw.' 115 ff., wo unte und pande (beide = 'solange als, denn, weil) aus urspr. Ablativ- adverbien *'e{t) hergeleitet werden. Der Vokal u- muß nicht gerade auf die Tiefstufe eines *^-d^ hinweisen, sondern kann analog den Ausführungen F. Perssons IF. 2, 238 neben pa-n-de in u-n-te mit dem Pron.-St. idg. *u- als erstem Bestandteil (vgl. lat. u-n-de) zerlegt werden. Freilich ist die Bedeutung nicht ablativisch 'von woher*, sondern konträr akkusativisch 'bis wohin', ebenso wie in got. hadre nicht 'woher', sondern 'wohin*. Vgl. Soustava a. a. 0. = IF. Anz. 15, 253 f.

2) Vgl. auch das von R. Löwe, der sonst Bethge zustimmt, in KZ.39, 316 im Hinblick auf das altbulg. misa (= spätgot. mts statt mis ?) geäußerte Bedenken.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 233

§ 4. Aus alledem geht meines Erachtens mit Bestimmtheit hervor, daß von einem nachweisbaren Unterschied zwi- schen den beiden e im Gotischen keine Rede sein kann, daß dort vielmehr etymologisches e^ und e'^ in einem Laute mit derselben sehr geschlossenen Aussprache zusammen- gefallen waren und demnach alle auf jener mutmaßlichen Unter- scheidung gegründeten Schlüsse als hinfällig zu betrachten sind. Hierher rechne ich in erster Linie die von Kossinna a. a. 0. aufgestellte Lehre, daß das gotische P offen war^), dann aber auch die an Stelle von Kossinnas unbefriedigender Deutung ge- tretene Theorie, welche durch Franck HZ. 40, 51 ff. zuerst näher begründet und schließlich von Bethge bei Dieter S. 6 ff. etwa derart formuliert ist: Die beiden durch das Schriftzeichen des geschlossenen^ bezeichneten ^"-Laute des Grotischen unter- schieden sich durch ihre Intonation oder den Silbenakzent: e^ war im Gotischen und, wenn wir dieses zurückprojizieren, be- reits im Urgermanischen gestoßen, e'^ hingegen geschleift betont. Diese These stützen Franck und Bethge durch die im Althoch- deutschen erfolgte Diphthongierung des e'^^ Bethge überdies durch die wenigstens teilweise Parallele des urgerm. ö = o, das, ab- weichend von den übrigen Dialekten, im ahd. oa, wa, uo venUl- gemeinert sein soll (a. a. 0. 7 und 13). Zu den letzterwähnt Anschauungen haben wir jetzt Stellung zu nehmen.

§ 5. Was den beliebten Hinweis auf die althochdeutsche\ Diphthongierung des e'^ zu ea^ ia, ie anlangt, so ist es allerdings richtig, daß besagte Lautveränderung "besonders gern bei zwei- gipfligem bezw. zweitönigem Silbenakzent" (Sievers Grundzüge der Phon.5 S. 282), sonach bei schleifender Betonung eintritt, allein diese braucht nicht aus dem Urgermanischen überkommen zu sein, sondern kann sich erst auf begrenztem Gebiete des Westgerm., im Ahd. Anfrk. Mnl. (zum Teil auch im As. und Afries.) spontan oder richtiger: unter uns im einzelnen ver- borgenen, im allgemeinen aber bekannten Bedingungen (vgl. Wrede HZ. 39, 268 ff., Brenner IF. 3, 300 und Mackel HZ. 40, 267) entwickelt haben. Ja die eben angedeutete Entwicklung ist schon deshalb viel wahrscheinlicher als die andere, weil das dem p lautlich so ziemUch parallele urgerm. ö dieselbe Diph- thongierung im Ahd. Anfrk. ^) (As.) erleidet, obzwar es im Wort-

1) Vgl. den Einspruch gegen Kossinna bei Luft HZ. M, 236, v. Hellen PBrB. 21, M4, Hirt IF. Anz. 7, 242, Streitberg Got. Elementarb.», 66 u. a.

2) Über ö im Mnl. vgl. Franck Mnl. Gramm. 28 f.

234 J. Janko,

innem gar nicht und in betontem Auslaut nur in ganz wenigen Fällen^) notwendig auf geschleiftes urgemi. o zurückzuführen ist. Bethge (bei Dieter S. 13 u. 25) setzt freilich urgenn. *böIori = aisl. böl^ got flödus = ahd. fluot u. ä. mit urgermanischem -o- aus idg. -öu- an, es ist dies jedoch ein recht ungesichertes Ver- fahren ; ich erkenne zwar mit Sievers und Wiedemann (vgl. dessen Lit Praet. 137) die Herleitung des griech. qpiuXeoc und aisl. böl^ hMi aus älterem *bhöu-l- an, vermag aber in der Reduktion des Langdiphthongen hier nur einen ursprachlichen Vorgang zu erblicken, dessen Ergebnis eben einfach gestoßenes idg. -ö- war; dasselbe gilt von griech. ttXujtöc und got. flödtis aus uridg. *plö{ii)t-. Ins Urgermanische herübergekommener Langdiphthong -öu- wird vor Konsonanten und im absoluten Auslaut eher nach Stieitbergs Lehre (vgL üG. 69 f.) wegen aisl. naust aus urgerm. *nöiist- aus idg. *näur!^- und aisl. tuau^ pau aus idg. *duöu^ *töu zu einer bestimmten Zeit Kürzung des ersten Komponenten erfahren haben; denn die von Brugmann und Walde parallel der Ent- stehung des e* aus urgerm. ei angenommene Entwicklung von idg. ♦^"dws zu urgerm. *küz habe ich als zu wenig begründet schon in meiner böhmischen Schrift "System der langen End- silben im Altgermanischen" S. 186 f. (vgl.IF. Anz. 15, 258, ebd. 17, 651, jetzt auch van Wijk IF. 19, 393) abgelelmt«).

1) M. E. nämlich im A. Sg. ♦ito" = ahd. ch%M aus ^g^Oih = dor. ßOuv, dann im NPIF. *pöz und Hwöz = got. pOs, ahd. zwuo. Diese 3 Fälle stellen genau bedingte Sonderentwicklungen dar, die neben ihrer qualitativen und quantitativen Eigenart eben in haupttoniger Auslautsilbe ihre urspr. Intonation eventuell bis in die Einzelsprachen deutlich erhalten haben konnten, was allerdings (ebenso wie bei *brüz = 6-(pp0c in ac. brü Soust. 379) schwer zu beweisen ist. Vgl. unten § 14, 1. (Schluß) und die dort angegebenen Zitate.

2) Höchstens könnte man, wenn sich Meringers Etymologien de» got. nöta (npö^vn), ahd. nuot und des ahd. nuosk aus der Wurzel *näu- (vgl. IF. 17, 151 ff.) bewahrheiten sollten, ähnlich wie bei ei 9) noch vor der Kürzung des überkommenen -öu- zu -au- eine zweite, natürlich erst urgermanische Reduktion des Langdiphthongen (unter welchen Bedingungen?) zu -ö-, das wiederum nur gestoßen wäre, voraussetzen. Vorläufig sind jedoch die von Streitberg ins Treffen geführten Stütz- punkte seiner Theorie m. E. weit zuverlässiger als Meringers Erklärungs- versuche, deren ersten er selbst nur hypothetisch vorträgt; zum zweiten bemerke ich, daß eben auch got. tiaups aus idg. *näu-ti-8^ urg. *nöupiz gekürzt sein könnte. Auf der Annahme einer allgemeinen Kürzung von urgerm. öu (nicht bloß im Auslaut, wie R. Trautmann Germ. Lautges. 19 will) würde ich aber im Hinblick auf die übrigen Langdiphthonge

über germanisch e"^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 235

§ 6. Wenn sodann Bethge (S. 7 und 179 A. 1) das ahd. Qi)nuo = as. hwö agfries. usw. eventuell aus urgerm. *}vö ableiten will, so verweise ich auf meine soeben zitierte 'Soustava etc.' S. 41 ff., wo ich dieselben instrumentalen Adverbia aus urgerm. *hö mit betonter gestoßener oder zweimoriger Länge und zwar im Zusammenhange mit anderen gesicherten gleich- artigen Kategorien (z. B. Nom. Sg. F. got. so, ; PI. Ntr. got. pö\ Du. ae. til^ hii aus *twü^ Hwö^ *duÖ) erkläre. Gegen die An- nahme geschleifter Länge sprechen da dieselben Wahrschein- lichkeitsgründe wie bei (urgerm.) got. h>e usw. (vgl. wiederum *Soustava' S. 88 ff. und hierselbst weiter unten) namentlich die danebenstehenden Endungen der vielsilbigen Instrumentale wie z. B. ahd. tagu^ -o, die auch nach Bethge (bei Dieter 537 ff.) auf gestoßenen Yokal zurückzuführen sind und die ihn wohl auf S. 554 sogar dazu verleitet haben, inmitten von lauter ge- schleiften Pronominalendungen gerade die unsrigen als gestoßen (idg. *qö und *^ö, ebenso *qe und *te^ vgl. aber S. 7 !) zu kenn- zeichnen. An und für sich wäre nach dem Muster der so oft statt des Stoßtons den Schleifton tragenden griechischen und litauischen Einsilbler (vgl. ttuj neben iroj-TTOTe u. ä.) auch bei *hö, */z/^" usw. schleifende Intonation schon im ürgermanischen möglich, allein die Erklärung sämtlicher betonter und unbe- tonter Adverbialformen gleichen Ursprungs gestaltet sich dann meines Erachtens viel schwieriger als bei der Voraussetzung einer einzigen gestoßenen Grundform.

Vor aUem ist es unmöglich, je von einer einzigen urger- manischen geschleiften Grundform, z. B. von *ße auszugehen, das unbetont nach den sonst geltenden Gesetzen im JSTord. Wgm. zu *ßa gekürzt worden wäre; die tatsächlichen, von mir in 'Soustava' S. 90 zusammengestellten Partikelformen -e (aschw. ße^ ahd. dd's-te^ des-de usw.) blieben dabei unaufgehellt. Anderer- seits, wenn man neben den betonten geschleiften Grundformen noch unbetonte gestoßene Formen urgerm. */#und *ßö ansetzt, vermag man wohl jene Partikeln -e^ desgleichen das immerhin in Kechnung zu ziehende ahd. dü-ii{u)idaro (Soust. 41, Anm. 41)

mit -ö- vor Konsonanz (UG. 70 f.) selbst dann beharren, wenn man vielleicht nach Bezzenberger und Trautmann (a. a. 0. 25) aisl. naust als Beleg dafür eliminieren müßte. Vgl. auch den kritischen, freilich unent- schiedenen Standpunkt Noreens (Abriss 28 u. 69 f.), über den ich nicht hinauszugehen wage, endlich v. Wijks neueste Vorschläge IF. 19, 393fr.

236 J. Janko,

kraft der giltigen Auslautregeln glatt zu erklären; um jedoch ahd. zu begreifen, muß man eben jenes betonte, von Anfang an zweigipflige und also dreimorige *pö sekundär sich verkürzen lassen, was doch zunächst das ebenfalls vorkommende undi- phthongierte ahd. thö. dö, noch stärker reduziert erst ergäbe. Wie natürlicher die Entwicklung, wenn man nur von gestoßenem betontem */^, *pö ausgeht; die Formen -#, sind ohne weiteres yerständliche Pro- und Enklisisfälle, dagegen ahd. eine begreif- liche spätere Kürzung des tonlos gewordenen *dö (*thö\ bevor es diphthongiert, d. h. überhaupt zweigipflig gesprochen wurde. Das kurze dö^ wieder mit Nachdruck gebraucht, ward langes nicht mehr diphthongiertes dö, ihö\ vgl. Jellineks Erklärung des NAF. ahd. zuö neben zum (ZföG. 1893, 1095).

§ 7. Daß übrigens eine durchgängige, von dem oder jenem Punkte um sich greifende Zirkumflektierung und demzufolge Diphthongierung (vgl. Singer PßrB. 11, 293 ff.) des e^ und ö auf einem beschränkten Gebiete des Wgm. sehr wohl erst mit der Zeit eintreten konnte, bezeugt uns die spätere, dem Wesen nach analoge Entwicklung von mhd. i und ü zu nhd. ei und au^)\ ebenso die durchaus nicht durch geschleifte Intonation des ürslav. oder wiederum nur durch Anlehnung ans Deutsche bedingte Diphthongierung von acech. 6, w, y zu späterem uo^ au^ aj*); endlich in sehr lehrreicher Weise für das Gotische die mit der althochdeutschen identische Lauterscheinung in finnischen Lehn- wörtern, in denen gerade dem urgerm. e^ (got e in meki^ neßla) finnisch ie (miekka^ nieklä) und dem urgerm. ö (z. B. in got. födr^ an. dömari) finnisch uo (huotra^ tuomari) entspricht. Hier muß der Übergang zum Diphthongen entweder spontan im Finnischen, dessen phonetischen Verhältnissen gemäß, erfolgt sein (und das ist meine Ansicht hierüber), oder es war eben #> und ö in den verglichenen germ. Wörtern schleifend betont, was sich natürlich ebensowenig beweisen läßt wie für das oben erörterte e* !

§ 8. So halte ich denn auch fernerhin meine Behauptung aufrecht, daß man mit geschleifter Intonation des ur- germ. e* nicht rechnen darf, daß man vielmehr mit einer

1) Vgl. abermals Wrede HZ. 39, 2ö7 u. 268 ff.

2) Vgl. zu dieser Frage die jüngste Kontroverse in Listy filol. 32, 475 f. und 33, 61 f. zwischen Ernst Kraus und A. Beer, wobei aber alle beide die Unabhängigkeit der aöech. Lautprozesse vertreten. Dort auch weitere Literatur.

über germanisch e' und die sog. reduplizierenden Praeterita. 237

andern, lediglich die Yokalqualität in angemessener Weise in Anspruch nehmenden Theorie sein Auskommen zu finden hat. Bevor ich aber dazu übergehe, muß ich noch eine scheinbare Schwierigkeit aus dem Wege schaffen, welche besonders 0. Hoff- mann gleichfalls zum Postulat eines Schleif tons für urgerm. e^ drängt (vgl. TEPAI, 1903, S. 34 ff.). Es ist der Umstand, daß man bei Herleitung der urgerm. 1. Sg. Praes. "^loetö aus idg. Heidö einerseits und bei Deutung der wgni. und nord. 'redu- plizierenden' Praeterita nach Wood und Brugmann, z. B. der 1. Sg. urgerm. "^IPta aus älterem Heita andrerseits eigentlich beidemal in derselben Wurzel denselben Lautwandel (Reduktion des ei) annimmt, dieser Wandel aber das einemal im Idg. zu gl (= urgerm. de\ das andermal im Urgerm. recht abweichend da- von zu e^ führt. Hoffmann sucht nun diesem durch Brugmann (Grrundriß 1^ 203 Anm. und Kurze vgl. Gramm. § 146 Anm.) nicht gelösten Widerspruche dadurch zu entgehen, daß er das idg. (urg.) e^ als gestoßen, das urgerm. e^ als geschleift und zwar nach seiner Deduktion aus ei^ der Dehnstufe von e% ent- standen auffaßt. Zur Erhärtung dieser seiner Lehre beruft er sich (S. 59), von seinem Standpunkt mit vollem Recht, auf die uns bekannten Yoraussetzungen Bethges bei Dieter S. 6 ff.

§ 9. Ich werde später bei passender Grelegenheit 14, 1) das Unannehmbare von Hoffmanns spezieller Erklärung des Schleiftons in urgerm. ei und dem daraus hervorgegangenen e {== ßi'j aufzeigen; jetzt möchte ich nur die Beseitigung des oben erwähnten Widerspruches wenigstens anbahnen. Es ist klar, daß besagte Reduktion des ei zu jeder Zeit erfolgen kann, in der solche Langdiphthonge vorkommen demnach ist es ganz gut denkbar, daß ei einmal (in gewissen Wörtern) im Uridg. zu Pi ein zweitesmal (also bedeutend später und wieder in anderen Wörtern) im Urgerm. zu e^ reduziert worden ist. Jedoch bei einer und derselben Wurzel wie in *leidö^) kann jene Reduktion bloß einmal und zwar in der Ursprache vollführt sein, weil nach meinem Dafürhalten der Stamm *let- im Germ, überhaupt nicht mehr zu den langdiphthongischen, sondern zu den ein- fach langvokalischen und in gewisser Hinsicht starren Stämmen gehört, die mit den ^'-Stämmen dazumal nichts mehr zu tun hatten. Auf dieser Erkenntnis wird daher die später zu

1) Wenn anders dieses Etymon richtig ist ; vgl. Hirt Der idg. Ablaut § 56 und 90.

238 J. Janko,

liefernde Erklärung des Praet *le^ta auch aufgebaut sein. Die ursprachliche Reduktion des gestoßenen ei zu einfacher wiederum gestoßener Länge ist unter bestimmten, uns heute mehr oder minder unzugänglichen Bedingungen erfolgt, doch so, daß noch genug Langdiphthonge ei in andern davon nicht betroffenen oder erst nachher erwachsenen Wörtern ins IJrgerm. überkommen sind: z. B. Lok.-Adv. *hei-r^ woraus *hi^r = got her, ahd. hear^ hiar, hier usw.

Fassen wir nun die beiden bewußten Eeduktionen ins Auge, so wäre es an sich nicht unmöglich, daß jedesmal in zwei verschiedenen Perioden und bei verschiedenen Wörtern auch von einander verschiedene Lautgesetze in Bezug auf die resultierende Intonation (ob gestoßen oder geschleift) gewaltet hätten. Aber beweisen läßt sich nichts, und wahrscheinlich bleibt doch eher der analoge oder ganz gleiche Verlauf der Lautveränderung. Daß auch spezielle Wahrscheinlich- keitsgründe gegen den Schleifton des durch Reduktion aus H entstandenen urgerm. e* Einspruch erheben, will ich an dem für mich ungünstigsten Falle, dem obigen *he^r, darlegen^).

§ 10. Zuvörderst sei konstatiert, daß alle neueren Theorien für die Entwicklung von idg. *leidö zu *Udö mit Stoßton in beiden Formen eintreten, ferner daß für *h^*r fast alle Forscher die Grundform *hei-r^ zusammengesetzt aus dem Lok. (bei Bethge S. 565 Instr.?) Sg. des St *ici' : *kH und dem ebenfalls lokativischen Suffix -r, anerkennen'). Da nun der Lok. *fcei auf einer Stufe mit *ognSi in ai. Agndy-f (vgl. Brugmann Kurze vgl. Gr. 384) steht und als Dehnstufe zu gelten hat, so muß er doch gestoßen sein; und daß das angetretene -r an gestoßener Intonation nichts geändert hat, ersehen wir aus dem genauen Analogen des *ÄÄ-r, nämlich dem idg. *t/-r, *qS'r mit #* in as. thar, ahd. dar usw.») Dadurch ist aber die eigentlicheGrundlage der neueren

1) In meiner 'Soustava usw.' S. 308 ff. hatte ich mich gegen den Schleifton in *h^r zwar zweifelnd, aber noch nicht so entschieden aus- gesprochen wie hier.

2) Die Herleitung aus *1cei, dem Lok. Sg. eines o-St.. an welche Hirt IF. 1, 29 oder Franck HZ. 40, 52 ff. anspielt, ist bestimmt abzu- lehnen; in Kurzdiphthongen schwindet ja der zweite Komponent nicht und die Gfm. *hei-r benötigen wir für die f-Formen des Wgm., wie es Franck a. a. 0. 53 Anm. selbst vorschlägt, nämlich für hxr und gekürztes hfr. Vgl. Soustava 309 ff. und Kögel IF. 3, 286.

3) Vgl. Soustava S. 304 ff. = IF. Anz. 15, 265 f.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 239

Theorien, nicht allein der von mir oben gestreiften und noch zu widerlegenden 0. Hoffmanns, sondern auch der von Meringer IF. 16, 151 vorgetragenen Ansicht (geschleiftes idg. et bleibt gi und wird germ. ^: got her) bedenklich erschüttert^). Was ferner die Intonation des urgerm. *her nach der Reduktion betrifft, so wird sie z. B. von Bethge bei Dieter S. 13 als sicher geschleift postuliert^). Allein wir haben einen analogen Fall von Eeduktionen in der betonten Lokativendung idg.*-ei in ai. agnä (event. = an. gest\ wo Stoßton resultierte, und überhaupt kenne ich nur unter ganz bestimmten Bedingungen, im Nasaltriphthong *-eim (vgl. ai. räm^ lat. rem) vorausgesetzten und bloß im Nasal- triphthong *-eum (vgl. Znv), dann *-öum (vgl. ßüuv) wirklich nach- gewiesenen derartigen Schleifton in der Ursprache. Für r-Tri- phthonge haben wir kein Beispiel. Doch hätte *he^r (ebenso N. PL *wPr) nicht als Einsilbler geschleiften Ton tragen können? Da kommt uns wieder die oben bei *ße^ */ö gewonnene Erfahrung zugute, daß die germanischen Einsilbler jene griech.-lit. Eigenart durch nichts verraten, im Gegenteil : ein aus */^e^V entstandenes gestoßenes he^r, das nur lokal Schleifton erhielt, kann viel eher den Übergang zu htr^ der wenigstens fürs Fries, neben etymo- logischem hir aus '^heir eventuell anzusetzen bleibt (Soustava 309), erlitten haben, ebenso wie die Verkürzung zu hir^ her^ wenn ja eine solche zu statuieren wäre.

§ 11. Ich lasse also den Schleif ton auch hier als ganz unverläßlich fallen und kehre mich fortan bloß an die Yokal- qualität und die chronologische Reihenfolge der Er- scheinungen, welch letztere sich uns bereits in dem Yerhältnis des idg. He^dö zu urgerm. HeHa als äußerst wichtig erwiesen hat. Auf dieser Grundlage gedenke ich jetzt meine eigene Theorie vorzuführen, die, um das Wesen des #2 j^s rechte Licht zu rücken, gerade von idg. e^ ausgeht und die Entwicklungsstadien dieses Urlautes im Germ, unter den verschiedensten Bedingungen (haupt-, nebentonig, tonlos ; selbständig oder als erster Komponent

1) Eine ganz verwandte Ansicht, daß nämlich idg. zu ä wird, äi aber bleibt, äußert Bartholomae in IF. 3, 5 Anm. unter Angabe weiterer Literatur.

2) Dasselbe tut wohl stillschweigend auch 0. Hoffmann und Meringer (a. a. 0.) ; Streitbergs ehemalige Andeutung (Zur germ. Sprachgesch. 42 und 72) hat Franck a. a. 0. in voller Geltung aufgenommen ; zweifelnd hatte den Zirkumflex auch schon Noreen Abriß der urg. Lautl. 30 proponiert.

240 J. Janko,

eines L-Diphthongen u. ä.) genau verfolgt Ich bespreche somit im nächsten Kapitel das nicht uninteressante Verhältnis von e^ und e^ im Verlaufe des Germ., woran sich im 3. Kapitel eine Aufzählung und ergänzende Charakteristik sämtlicher historischer Kategorien unseres p ansclüießen soll. Den Beschluß der Untersuchung mag dann, gleichsam als Prüfstein meiner Theorie, eine knappe, aber den Gegenstand zweckgemäß erschöpfende Behandlung der sog. reduplizierenden Präterita bilden.

IT. Zum Verhältnis von e^ und e^.

§ 12. Unter e^ verstehen wir das ursprüngliche idg. e^ welches vielleicht schon damals offener Aussprache zuneigte^), diese aber sicherlich im Urgerm. erreichte. Ob diese Aussprache anfänglich ausnahmslos in allen Stellungen eintrat, ist nicht zu entscheiden ; jedenfalls müssen wir im Hinblick auf die folgende Entwicklung schon im Urgerm. einen genauen Unterschied be- obachten zwischen Stellungen, in denen sich der offene Charakter hielt, ja gegebenenfalls steigerte, und anderen, wo er früher oder später einem geschlosseneren wich. Überhaupt sind in dieser Hinsicht folgende Fälle heimischen Lautstandes hervorzuheben :

1. In Haupttonsilben:

a) Vollvokalisches e in Wurzelsilben der Poly- syllaba ist ausgeprägtes e\ das die Mitte hielt zwischen a und #, also c& oder a% nach Jespcrsen Lehrb. der Phon., 1904, 147 ff. etwa dünner event breiter niedriger Vorderzungenvokal : urgerm. *ldetö*). Dieser Lautcharakter ist fürs Urgerm. notgedrungen an- zunehmen; denn nur so vermag man sich den fortschreitenden Übergang bis zu ganz offenem ä im Nord, und Westgerm. (Ahd. As.), wo ich ungestörte Entfaltung der urgerm. Keime vermute, glatt zu erklären. Dabei bemerke ich, daß meines Erachtens unter Umständen, sagen wir im Ahd., besagtes ä aus e^ laut Sievers Phon.» 220 582 f.) u. 264 ebenfalls den Zirkumflex bekommen konnte, ohne daß natürlich dieser zur Diphthongierung geführt hätte : z. B. im Subst jär oder im Imper. läz ebenso wie im

1) Vgl. Noreen Abriß usw. 23, Streitberg UG. 63, Pedersen KZ. 38, 330 u.a.

2) Vgl. die fast konforme Definition des Lautes bei Mackel HZ. 40, 260, welcher ihn einen überoffenen nennt.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 24;1

Prät. Wz^ liaz. Im Got. freilich ist urgerm. öe bis auf ^aian = scean u. ä. wieder zu geschlossenem e (^•), das sogar bis i (geschr. ei) vorschreiten konnte, geworden und, wie bekannt, mit dem eigentlichen p (s. unten) zusammengefallen. Dieselbe rück- läufige Bewegung, welche wir uns durch die das Agfries. über- haupt kennzeichnende Palatalisierung erklären, treffen wir beim ae. de (e) und afrs. e: diese sind erst sekundär aus urwestgerm. ä, d. i. ä* entstanden. Für eine derartige Entwicklung im Agfries. sprechen gegenüber Mackel HZ. 40, 257 f. die von Bremer IF. 4, 19 ff. durch Literaturangaben angedeuteten und trotz seines ehemaligen Standpunktes nunmehr als richtig anerkannten Ein- wände, welche übrigens auch bei Siebs P. Grrundr. 1^, 12101 und Bülbring Ae. Elementarb. 53 A. 2 zu Worte kommen.

b) Yollvokalisches e in betonten Monosyllaba ist der erste lehrreiche Fall von germ. e^^ der vielfach nicht be- achtet wird und der gleich hier etymologisch und phonetisch erledigt werden soll. Es gehören hieher die uns geläufigen Ein- silbler *he, "^ße und ihre wurzelbetonten Komposita: got. h/e, hihe^ diiJve^ pe^ dupe u. ä. i); wn. hvA und pm\ ae. hiv6 (kent. Instr.) und de\ afr. the und as. ihe^ thie\ ahd. [h)we^ {h)wia^ wea^ wie [heuuie^ hiuuie)^).

In allen diesen Wörtern sieht man am allerwahrschein- lichsten betonte gestoßene, meist als Adverbia gebrauchte Instrumentale des Ntr. Sg. idg. *-^, in welchen sich außer den im voraus angegebenen Gründen namentlich wegen des parallelen Instr. der Yielsilbler *-e (z. B. im got. Dativ daga neben hammeh) und der analogen Einsilbler *1vö^ *pö keine geschleifte Intonation erweisen läßt. Als Urform darf da überall ein urspr. *-^m, *-dm gelten, das seines Nasals in der Regel ohne hinter- lassenen Schleif ton verlustig ging (vgl. ai. paäcä^ lak. irrj-TTOKa neben dor. irrj); möglich aber auch, daß wir nach Streitbergs, die schier unentwirrbaren Verhältnisse wenigstens einigermaßen klärenden Hypothese (IF. 1, 272) hier noch die primären Forma- tionen mit bloßem stoßtonigem *-^, *-ö bewahrt haben.

1) Wie bekannt, zähle ich nicht hieher got. unte; über got. swe, an. sud vgl. weiter unten.

2) Neben obiger Auffassung kommen natürlich die ahd. Entsprech- ungen des got. Ivaiwa 'wie' (zur Etymologie vgl. Bethgc bei D. 554;), nämUch hweo, uuio und abermals uuie, auch zu ihrem Recht. Derselben Meinung ist Franck HZ. 40, 20.

242 J. Janko,

Franck HZ. 40, 56 hat noch eine andere Etymologie aus lokativem *hei^ *pei vorgebracht, Wenn dies richtig wäre (und man darf da niemals zu apodiktisch vorgehen), so hätten wir ein ganz neues Beispiel für Reduktion des idg. ei zu urgerm. e^ im absoluten Wortauslaut vor uns: zugleich wäre dies ein weiterer Beweis dafür, daß aus gestoßenem -ei- wieder nur gestoßenes -e- wie eben in *he^ *p€ entstehen konnte. Es bleibt aber Fol- gendes zu erwägen: Allgemein ist in den bewußten Partikel- formen die instrumentale Bedeutung vorherrschend ; und obzwar gerade Adverbia sich sehr gerne von der eigentlichen Bedeutung ihres Stammkasus entfernen, wird man dennoch ihrer Herleitung aus dem Instr. als der direkten und natürlichsten Entwicklung den verdienten Vorzug geben.

Mehr als auf diese etymologische kommt es uns jetzt auf die phonetische Erklänmg der auf den ersten Blick befremdenden Vertretung von idg. 6^ ebenhier durch e^ an. Das Auffallende daran begründe ich mit der Sonderstellung im betonten Aus- laut, die ja auch bei idg. (urg. -d) eine spezielle Entwicklung zu engem (ahd. as. got.) -ö, (agfr. an.) gezeitigt hat Vgl. Soustava 38 f. Ein ziemlich genaues Analogon bietet übrigens im Westgerm, und Nord., also in der meines Erachtens ungestörten Fortsetzung des ürgerm., die allmähliche bis ganz hellem *-e (gekürzt -«, event -i) zustrebende Verengung des idg. ^-Lautes in neben- tonigen Mittel- und unbetonten stoßtonigen Endsilben ; vgl. unten sub 2. b) und sub 3. a).

Wie schon angedeutet, vermögen wir die Frage, ob idg. auch in den soeben besprochenen Einsiiblem zu allererst zu urgerm. ä geworden, nicht sicher zu beantworten, obzwar die Sache wahrscheinlich klänge; allein so viel steht fest, daß die eventuell rückläufige Bewegung bereits im Urgerm. auf einer Lautstufe e*" ja e^ (nach Jespersen a. a. 0. 144 ff. breiter oder gar dünner mittlerer Vorderzungenvokal) angelangt war, welche ein Zusammentreffen mit jenem -et- in *ldttan vorläufig und bei geradliniger Entwicklung beiderseits (im Nord, und Deutschen) auch für die Folgezeit ausschloß. So lernen wir denn hier zum erstenmal einen wichtigen Unterschied zwischen e"^ und p kennen : worin derselbe im besonderen bestanden, ob nur in der ungleichen Mund- und Zungenflächenartikulation (Jespersen S. 52) oder auch in einer bestimmten Art und einem gewissen Grad von Spannung, wie sie Sievers Grundz. d. Phon.^ 98 u. 107 nach

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 243

dem Sweet-Bellschen System als wesentlich bedingendes Moment anführt, Jespersen jedoch laut S. 112 nicht anerkennt, ist heute uns, den der damaligen Lautbildung weit Entrückten, schwer zu sagen. Für sprachgeschichtliche Zwecke muß es genügen, auf den entscheidenden Einfluß des Tons und der Auslautstellung hingewiesen und die dem urgerm. -ob- sub 1. a) gerade entgegen- gesetzte Tendenz zu geschlossener Aussprache konstatiert zu haben.

Ist nun durch diese Auffassung eine gewisse Norm ge- geben, so dürfen wir uns selbst an zweifelhafte oder schwierige Fälle heranwagen, wie z. B. an got. 8wa^ swe neben wn. sud (sa), ae. swä neben swä^ swe^ aofries. (so), aschw. s(w)d und s(w)ö agutn. anorw. ahd. as. mnl. so. Die got. Formen würden die Zu- rückführung auf eine einzige urgerm. Grundform '^swe (got. be- tont swe wie Ive^ vgl. Bethge bei D. 6. u. 33, unbetont swä) ohne weiteres gestatten, dazu stimmen aber die sonstigen ä-Formen nicht: es rettet aber der vorteilhafte Ausweg, neben got. swa = idg. Adv. *suö auch ein '^sue samt den durch Emphase (vgl. idg. nu nü) entstandenen Dehnstufen *sue und *smö zu statuieren. Das kurze urgerm. "^swä ergab sodann, im Nord, und IJrwgm. sekundär gedehnt, einesteils das nord. swä^ (zu diesem vgl. Noreen Aisl. Gr.^ 151 und Aschw. Gr. 192), event. verdumpft zu anorw. so, mschw. swö^ andern teils ae. (ws.) swce, angl. kent. swe^ woneben durch Kürzung in schwach betonter Stellung swä^ swe und durch gewissermaßen tertiäre Dehnung des neben den Langformen stets brauchbaren, daher immer fortlebenden ae. swä^ aofrs. das auffallende ae. swä und aofrs. st. *s(w)äj event. verdumpft zu sd (vgl. Bülbring Ae. Elem. 39 f. und v. Helten Aofries. Gr. 45 u. 74). Die meisten ö-Formen aber, be- sonders im Agutn. Ahd. As., werden nach Noreen Abriß d. urg. Lautl. 45 u. a. auf urspr. *suö zurückgehen, sodaß eigentlich überall der kurze oder lange dunkele Typus Fuß gefaßt hätte und nur im Got. (vgl. G. PL dage: ahd. tago^ got. k/ß: as. hwö usw.) auch das gedehnte helle *sue.

c) Als erster Komponent der urgerm. Langdi- phthonge eij eUj em^ en^ el^ er vor Konsonanz hat idg. e die Lautstufe ce entweder gar nicht erreicht oder vielmehr sie früh- zeitig wieder bis zu g"", e* rückgängig gemacht. Die Begründung der Tatsache, daß wir in diesen streng umgrenzten Lautver- bindungen ebenfalls regelrechtes urgerm. e^ vor uns haben, kann nur aus ihren weiteren Schicksalen geschöpft werden: als

244 J. Janko,

schlagender Beweis sei hier schon angeführt, daß unser e. auch wo es sich unverkürzt erhalten (s. gleich sub a.), in den beweis- kräftigen Dialekten keineswegs mit jenem ob (oben sub 1. a) zusammengetroffen ist, sondern immer seine reinere e-Qualität bewahrt hat. Für die gleiche oder analoge Behandlung aller genannten unter denselben Bedingungen stehenden Lautgruppen spricht natürlich auch in unserer Frage das triftige Argument, wie es schon längst Hirt IF. 1, 28 hervorgehoben und Streitberg durch seine Theorie gestützt hat, daß sie nämlich insgesamt im Urgerm. (wie z. B. im Lit.) als Diphthonge behandelt wurden. Ihre ferneren Schicksale sind, chronologisch betrachtet, folgende :

a) Das frühzeitig enges e* aufweisende ei vor Konsonanz*), wo man die geschlossene Qualität geradezu mit Sievers PBrB. 18, 409 als i-ümlaut auffassen kann, muß vor allem andern die uns mehrmals schon begegnete Reduktion zu engem, von urgerm. ä scharf getrenntem g* (= t) erlitten haben : *heir ward über *Wr zu *Ä^*r, idg. (s)pheira nach ühlenbeck PBrB. 30, 275 zu *fß*rö = got. fera usw. Daß diese Reduktion eben nur beim e-Diphthong (vgl. Hirt IF. 1, 222) und daß sie viel eher in gestoßener als geschleifter Silbe zustande gekommen, wird in dem ausschließlich dem e^ gewidmeten Kapitel eine alles früher Gesagte ergänzende Erörterung erfahren. Jetzt sei betont, daß ich in der Chronologie völlig den Standpunkt Streitbergs Urgerm. Gramm. 71 teile, und daß besagte Reduktion eine stattliche Anzahl haupttoniger p geschaffen und zugleich den urgerm. Langdiphthoug Vi beseitigt hat Vgl. die Zusanmienstellung bei Noreen Abriß usw. 30 f. (überprüft von Franck HZ. 40, 53 f.) und nun auch bei R. Trautmann Germ. Lautges. 33 ff.

ß) Kürzung der übrigen Langdiphthonge vor Kon- sonanz ist die zeitlich spätere Lautveränderung, aus deren Resultaten wir eigentlich erst einen Schluß auf die Qualität des ehemaligen langen Komponenten ziehen können. Bei #w, für dessen urgerm. Kürzung vor Konsonanz*) zu #m Streitberg

1) Gegebenenfalls auch im Auslaut, wenn germ. *fveusw. mit Franck auf *fvei zurückzuleiten wäre 12, 1, b).

2) Über haupttoniges »-eu im absoluten Auslaut ist mißlich zu urteilen, da kein evidentes Beispiel zur Hand ist. Doch dürfte noch im Urgerm. die Quantität vermindert und die c-Qualität vor -u ( : eu) bewahrt worden sein. Auch im unbetonten Auslaut sind die «- und M-Diphthonge mit langem erstem Komponenten zwar erst einzelsprachlich, jedoch früh- zeitig gekürzt worden. Vgl. übrigens an. tuau, pau 5).

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 245

Zur germ. Sprachgesch. 72, Brugmann IF. 6, 89 ff. und wegen ahd. giiimo selbst der in dieser Hinsicht skeptische 0. Hoffmann (FEPAI 34) eintritt, wird man wohl die Qualität #• vorauszu- setzen haben, was man event. auch als Beeinflussung des e durch u ansehen kann ; die Annahme dieser Art urgerm. w-Um- lautes und seiner durch den Diphthong engbegrenzten Wirkung, die sich gelegentlich in in äußert, hat meines Erachtens nichts Anstößiges an sich. Viel zweifelhafter bleibt doch der von Noreen Abriß d. urgerm. Lautl. 12 zur Deutung von agfr. (as.) of und ae. ot- ad hoc statuierte urgerm. w-Umlaut des a-, dessen man völlig entbehren kann ; vgl. Bethge bei Dieter S. 10 und den Kern seiner die ünbetontheit in Anspruch nehmenden Erklärung.

Y) Bei den Liquida- und Nasaldiphthongen vor Konsonanz ist Verkürzung zu e- erfolgt, das mit ursprachlichem e zusammengefallen imd in der Verbindung mit Nasal und Kon- sonant bei regelrechter Entwicklung noch zu i erhöht ist: got. fairzna^ ahd. fersana usw. neben ai. pär^nis; ae. as. wind, an. vindr usw. aus idg. *uent- u. ä. (Streitberg UGr. 70). Die Lautstufe der urgenn. Länge vor der Kürzung muß e", wenn nicht vor Nasalen (der Analogie mit ei und eu gemäß) e* gewesen sein, welch letzteres man freilich nicht erweisen kann ^) ; genug an der Er- kenntnis, daß damals unter dem Haupttone vor Konsonanz jene ganz offene c^-Qualität, die unbedingt zu gekürztem ä- geführt hätte (s. gleich weiter), mit nichten geherrscht hat.

AVas ist mit ebendenselben Langdiphthongen im betonten absoluten Auslaut geschehen? In unbetonter Auslautstel- lung Avurden die Lan^diphthonge (es kommen nur die auf -r in Betracht) einzelsprachlich zwar auch gekürzt, allein sie traten ihrer geringeren Schallfülle wegen bedeutend später in die Be- wegung ein als die parallelen i- und w-Diphthonge (urn. swestar = 'öer: Kunimu(n)diu\ IF. Anz. 15, 264 ff.). Im betonten Aus- laut aber sind sie laut den noch immer voUgiltigen Zeugen an. vär aus urgerm. *ue-r, bes. aber ahd. as. thär, hwär usw. aus */>#-r, ^fve-r (a. a. 0.) überhaupt nicht reduziert worden. Schon dies deutet darauf hin, daß hier andere uns nicht in allem und jedem ver-

1) Vgl. aber die erwiesene geschlossene Aussprache derselben Lautverbindungen gleichviel welches Ursprungs in ae. cimban, Snde, fÜd usw. (Bülbring Altengl. Eiern. 113 ff.). Daneben freiUch die (ebenda 137) angeführte Entwicklung von urengl. *C^nUbön m. E. wohl über *e<^nlitön zu ae. enlefan '11'.

Indogermanische Forschungen XX. 17

246 J. Janko,

ständliche Bedingungen und Begleitumstände gewaltet haben als anderswo, mit andern Worten : das *-^r ward hier nicht wie das vor Konsonanz in unserem obigen Sinne als diphthongisch ge- fühlt, sondern den Verbindungen von e mit gewölmlicher Kon- sonanz gleichgestellt '). Es kann demnach nicht überraschen, wenn wir in diesem Falle weder Kürzung noch die Qualität ^2, sondern das ursprüngliche ^*, d.i. *<x = wgm. nord. ä fortgesetzt finden.

2. In nebentonigen Mittelsilben: a) Im Gegensatz zu den vorangehenden enthielten die nicht haupttonigenLangdiphthongeimUrgerm. entschieden offenes <*-, das durch Kürzung zu ä- wurde: z. B. got. Ind. 2. 3. Sg. habais^ habaip aus idg. *khabhei-si = urg. */abdeiz(i) usw.*); got. fijands^ ahd. fiant usw. (das beweiskräftigste Beispiel) aus urg. *fißnd' u. ä. Daß demnach diese Kürzung noch ins ürgemi. fiel,

1) Vor allem muß ein immer mehr empfindhcher Quantitätsunter- schied zwischen urgerm. *fiar u. dgl. und dem der Kürzung zustrebenden *fi^rznd, außerdem wohl auch ein Qualitätsunterschied zwischen den beider- seiügen r-Lauten (ersteres mit a-Farbe, etwa ungespannt?) bestanden haben.

2) Vgl. Osthoff PBrB. 13, 444 f. u. Streitberg UG. 72 usw. Die im Texte reproduzierte Auffassung der got. Indikativformen von schwachen c-Verba ziehe ich noch immer als plausibler den neuesten Vorschlägen Brugmanns Kurze vgl. Gr. ö26f. vor. Brugmann will nämlich habaip u. ä. aus thematischem urgerm. *-e{i)idi = idg. *-eie-ti mit berechtigtem Schwund des -j- im Urgerm. und Entwicklung des Diphthongen -01- in Mittelsilben des Got. (ebenda 258) ableiten. Gegen diese Erklärung, welche natürlich an unserer obigen Lehre betreffs der offenen Qualität des -c- auch vor ~{i)i- festhalten müßte, wäre übrigens vom Standpunkte jener Formen nichts einzuwenden: höchstens würde ich die Bildung und Reduktion des Diphthongen ♦-«- zu -ai- (weil got. pdhaip = ahd. daget sein soll) bereits ins Urgerm. verlegen. Allein das an sich nicht ganz unberechtigte Streben, überall im Germ, nur Ihemavokalische Flexion im Praes. zu entdecken und die athematischen Formen des St. -e(t)- nach Möglichkeit auszumerzen, verführt Brugmann zu ungewöhnlichen Inter- pretationen weiterer Formen, die ich mir nicht zu eigen machen kann. Weil er bei den got. a-Formen paha, -am, -and usw. in die Enge gerät, so ist er gezwungen, die Endung als -a, entstanden aus *-aia, d. i. *(Ta aus *-e{f)a, zu lesen, desgleichen den Inf. als -an, das Part, als -ands. Noch eigentümlicher ist es um den Opt. bestellt : da soll got. pahai = -ai aus *aiai d. i. *-aai aus *-e{i)ai hervorgegangen sein. Um wie viel ein- facher ist die Deutung aus urspr. *-e-t-t = *-ei{p), woraus durch Kürzung -o» (Bethge bei Dieter 372)! Ich kehre daher überall zu den älteren Theorien zurück, umsomehr als die neu vorgeschlagene uns zwar über die bekannten Schwierigkeiten mit got. armaiö (Kurze vgl. Gr. 96), jedoch nicht über die mit ahd. arbeit (ebenda 2ö9) hinweghebt.

über germanisch e'^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 24;7

ist schon längst von Osthoff und Streitberg ausgesprochen ; wann sie im Vergleich zu dem analogen Vorgang in Wurzelsilben ein- getreten, ist streng genommen unmöglich zu entscheiden. Es ist jedoch denkbar, daß in den nicht bloß durch geringeren Druck, sondern auch durch schnelleres Tempo ausgezeichneten und daher relativ schon damals kürzeren Mittelsilben eben die unbequemen L-Diphthonge früher zur Keduktion gedrängt wurden als anderswo.

b) Grleichzeitig mit den Langdiphthongen mag der voU- Yokalische nebentonige Laut aus idg. -e- in Mittelsilben noch *-6&- gelautet haben, welches aber bei ungehemmter Ent- wicklung, abweichend vom haupttonigen, keinerlei Tendenz zu ganz offener Qualität verriet : es beharrte wohl noch einige Zeit auf seiner Lautstufe, um dann im Got. (was übrigens selbstver- ständlich und nicht beweisend ist), desgleichen im Westgerm, und Nord, dem stracks entgegengesetzten Ziele, der geschlosse- neren Aussprache, unter eventueller Kürzung zuzustreben. Neben einseitig gotischen Belegen (faheps^ auch mit -ei- geschrieben u. a.) sind für uns günstige Beispiele gewisse Formen der 3. schwachen Konjugation: ahd. 1. Sg. hahem (aus idg. *-^-m^ = urgerm. *-cemi\ 1. PI. habe-mes und Inf. habe-n^\ wahrscheinlich auch 2. Sg. ahd. habes^ an. hefer^ -ir (aus *-e-si\ vgl. Lorentz IF. 5, 383 ff. und allerdings Löwe Germ. Sprachwiss. 123 ff.; ferner die zweiten Glieder der Komposita wie -mer^ -red (ae. JElfred) u. ä., soweit sie nicht von dem haupttonigen Laut der einfachen, selbständigen Wörter beeinflußt sind (z. B. ahd. Walde-mär^ Bülbring Altengl. Elementarb. 143 u. 153 leitet auch JElfred aus älterem *-räc?, -räd ab).

Die unbestreitbare Tatsache, daß besagtes nebentoniges -e- somit sich länger erhalten hat als das hochbetonte, ist bereits von Bremer PBrB. 11, 25 ff. an der Hand reicher Belege vollauf gewürdigt; mir erübrigt zu konstatieren, daß jenes -e- im Grunde genommen e^ vorstellt, das im Spätgot. gleichfalls mit t wechselt, aber im Ahd., trotzdem es Qualität und Länge (e") rein bewahrt hat, wegen des mangelnden Haupttons natürlich ohne Sclileifton und Diphthongierung erscheint.

1) In der ahd, 3. PL hahent und Part, habenti ist dasselbe -«- bekanntlich analogisch wieder eingeführt. Über Brugmanns Zweifel an der Parität von ahd. dage-t, habe-t, die er für themavokalisch hält, und lat. tace-t vgl. die voraufgehende Anm. ; dagem, dagent wären nach ihm nur Neubildungen.

17*

248 J. Janko.

3. In unbetonten Endsilben,

mit denen die wenigen nebentonigen in Bezug auf Qualität in einer Linie stehen, haben wir insgesamt von urgerm. -de(-) aus- zugehen, das jedenfalls wieder durch die Stellung jener Silben im Worte bedingt ist und je nach der verschiedenen idg. Into- nation in den einzelnen Sprachgruppen verschiedene Behandlung erfahren hat*):

a) Die gestoßenen absoluten (dazu die durch *'t gedeckten) und urspr. nasalierten, ebenso die durch -s geschützten voll- vokalischen Endungen machten in den ausschlaggebenden Dialekten fast genau dieselbe Entwicklung durch, wie wir sie sub 2, b) verzeichnet haben. Das urgerm. -ce{-) hielt sich da z. B. bis ins Umord. des 6. 7. Jahrh. {tvrta Etelhem mit -ce aus idg. -et; Wiwila Veblungsnaes u. ä. mit -ce** aus idg. -^n), während haupttoniges ce schon im ältesten Umord. zu ä geworden war. Später hat die Auslautslänge im Nord, wie im Westgerm, die charakteristische Tendenz zu geschlossenem -#(-), das außer vor -s gekürzt wurde und eventuell wegfallen konnte : vgl. Nom. Sg. ae. hwle (idg. *-Ä) und aisl. hane, -i (idg. *-^) ; femer aisl. Praet 3. Sg. wurte^ safnade (*-^t) und 2. Sg. ahd. chiminnerödes Is., aä. nerides^ ae. mredes(t\ aisl. safnader aus idg. *-ä. Das letzt« Beispiel gedeckten und meines Erachtens nebentonigen *-Ä «* urgerm. *-cps*) stimmt in seinem Endergebnis vollkommen mit dem Falle sub 2, b) überein und ist zugleich mit wHä^ tcurte (ebenfalls mit Nebenton) ein indirekter Beweis für die Richtigkeit der dort vorausgesetzten Entwicklung: in allen diesen Fällen haben wir also tatsächlich ein bis #", e* vorgeschrittenes «'.

Im Got sehen wir dasselbe nur bei -48 {na8ide8\ sonst ist

1) Waram wir im Wortinnern nur wenige urgerm. (idg.) Zirkum- flexe nachweisen können, erklärt sich daraus, daß ihre Reflexe mit der Zeit, z. B. in hauptlonigen Silben, viel eher geschwunden und neue Schleiftöne an Stelle der alten getreten sind; zudem waren jene Zirkumflexe nicht so zahlreich wie in den oft durch Kontraktion u. dgl. erwachsenen Endungen, wo doch sehr wichtige Funktionsunterschiede der Wörter speziell an die Intonation geknüpft waren, was sich denn auch das Germ, nach seiner Art (ähnlich wie in der Bildung der Tempusstämme den idg. Ablaut) zunutze gemacht hat.

2) Vgl. 'Soustava' S. 356 und 106 ff., zu den übrigen Belegen S. 98 (hcBle) und 190 ff. {Wiwila usw.). Bezüglich des von mir hier und anderswo angenommenen Nebentones in Endungen bemerke ich, daß die etwaige UnZuverlässigkeit dieser These obigen Erörterungen keinen Eintrag tut.

über germanisch e"2 und die sog. reduplizierenden Praeterita. 249

das alte -ce(-) im Yorgot. gemäß dessen überhaupt weiter (mittlerer) Artikulation der neuen Auslautkürzen zu -a (Instr.-Dat. daga^ N. Sg. hana) geworden.

b) Ebendasselbe e^^ nur daß es überall schließlich der Kürzung unterlag, hatten alle langdiphthongischen Endun- gen mit idg. -e- als erstem Komponenten: also urgemi. -cei, -deu^ -der (vgl. noch um. swestar Opedal = -der vor 600) wurden im Nord, und Wgm. zu *-ei und dieses über *-^7, -w, -i zu -i (ahd. as. ensti usw.), bez. zu *-#w, gekürzt -iu^ -i (urn. Kunimu[n\diu^ an. syni^ -e usw.), bez. zu *-^r, gekürzt -er {syster^ -ir). Das vom Grundstock des Germ, abgetrennte Gotisch ist auf der Laut- stufe des ürgerm. stehen geblieben und hat *-c&^ zu -ai (Lok.- Dat. anstai\ *-ceii zu -au {sunau) und *-der zu -ar (N. Sg. swistar) reduziert. Diese besonders mit Rücksicht auf got. -ai sonst an- gefochtene Entwicklung dürfte nunmehr, in die richtige Be- leuchtung der got. Sonderstellung und des Parallelismus mit dem Falle sub 2, a) gerückt, allen ernsten Zweifeln an Streit- bergs Kürzungstheorie endgiltig die Spitze abbrechen. Vgl. Sonst. 281ff. und 310ff.

Wann sind alle die genannten Auslautkürzungen ein- getreten? Jedenfalls erst in den einzelnen Sprachgruppen, wie wir es im Nord, nachweisen können. Im Wgm. mag die rück- läufige Bewegung zu e* zur selben Zeit sich eingestellt haben, obzwar es nicht ausgeschlossen ist, daß auch in Endsilben (wie ja sehr wahrscheinlich in Mittelsilben) die geschlossene Aus- sprache da schon früher erreicht war, wenn nämlich das haupt- tonige ä statt de sich wirklich so langsam festgesetzt haben sollte, wie es Bremer PBrB. 11, 17 ff. für das Fränkische (6. 7. Jahrh.) auf Grund der meines Erachtens nicht ganz verläßlichen, weil viel zu konservativen und bei alledem doch auch latinisierten i)

1) Nur im Vorbeigehen will ich anmerken, daß die richtige Erkenntnis von der oft sehr geringen Verläßlichkeit der Eigennamen für Lautgeschichte und Chronologie (vgl. nur z. B. das seit Caesar konstant gewordene Suebi und Suevi, Suevia bei lat. Historikern und ganz späten Chronisten !) sich heute immer mehr Bahn bricht. Vgl. R. Trautmann Germ. Lautges. 9. Bei Bremer ist es zudem unter den mit -e- angeführten späteren Belegen aus dem Frank, immer nur der St. mero- {Merofledis 565, Merulfus 653 u. 659 n. Chr.), welcher in nebentoniger Silbe besonders oft und zwar lautgesetzlich als -meres, -merus erscheint, daselbst aber seit dem Ende des 5. J. nach haupttonigem Mar- zu -mürus gewandelt wird. Kann dieselbe Analogie nicht auch umgekehrt hier und in allen analogen Fällen stattgefunden haben?

250 J. Janko.

Eigennamen erschlossen hat Ygl. aber damit EF. 4, 20 ff. Daß auf keinen Fall, nicht einmal in den bisher behandelten End- silben, eine Berührung zwischen e^ und #^ und den durch sie vertretenen Entwicklungstendenzen stattgefunden hat, wird gleich das Folgende lehren.

c) Regelrechtes -e"^, d. h. urgerm. -öe und wgerm. nord. *-ä zu -a gekürzt, treffen wir in den urspr. schleif tonigen, ab- soluten und nasalierten voUvokalischen Endungen: an. /a^ra, ahd. dara usw. aus *-e^ (Soustava S. 117). Diese Laut- bewegung ist der sub a) und b) beobachteten diametral entgegen- gesetzt und überdies ein Beweis, daß ganz offenes mit dem Schleifton sich sehr wohl verträgt (vgl. übrigens Bartholouiae IF. 3, 43). Das Got hat auch hier e^ und ^^ zusanmienfließen lassen, es bewahrt die urspr. geschleifte Länge als enges, mit abwechselndes -e z. B. in hidre (aus *-et) und G. PI. d<ige (aus *-en oder urgerm. *-^). Soust. 115 u. 200 ff.

§ 13. Unsere Übersicht ist beendet Wenn wir alles zusammenfassen, so finden wir, daß zwischen ^* und e^ in den Dialekten, wo überhaupt ihr Unterschied praktisch hervortritt, ein überall nachweisbarer tiefer Gegensatz besteht, nämlich eine durchaus auseinandergehende Entwicklungstendenz einmal nach der ganz offenen, das andere mal nach der geschlossenen Aussprache hin. Und aus diesem Gegensatz ist auch das Wesen von #2 zu begreifen; ist es doch meines Erachtens keine ganz konstante und einheitliche Größe, sondern der gegen die stetig fortschreitende Artikulationsreihe dt (ä*) bis d jedesmal genau und deutlich abgegrenzte Lautabstand (nicht haupttonig sogar dt) bis g'', d. h. mindestens zwei charakteristische das reinere ^-Timbre festhaltende Lautqualitäten, zu denen aber noch weitere Zwischenstufen denkbar sind. Die Hauptsache bleibt, daß jene beiden Lautreihen im Nord, und Ahd. As. nicht parallel oder konvergierend, sondern eben divergierend verlaufen (wo sie konvergieren, wie im Got Agfr., ist es sekundär); in dieser ziemlich lose bestimmten Yokalqualität suche ich den Kern des einschneidenden Unter- schieds, alles andere, wie z. B. der event aufgekommene Schleif- ton, ist mit Rücksicht aufs Gesamtgermanische ohne Belang. So bilden denn die beiden Lautcharaktere zwei scharf und reinlich von einander getrennte Artikulationstypen, vergleichbar etwa dem engl. aeV, man einer- und let^ lote andererseits (Jespersen

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 251

Lehrb. d. Phon. 144 f.). Diese Erkenntnis wird bei Besprechung der Lehnwörter des Germ, mit e^ uns zu besonderem Nutz und Frommen gereichen.

in. Die einzelnen Kategorien des e^.

§ 14. Wie oben angegeben, sollen zu vöUiger Erfassung des Wesens und der Entwicklung von germ. e'^ jetzt sämtliche historische, d. h. als lang erhaltene und von e^ offenbar abweichende Kategorien desselben aufgezählt und hinreichend charakterisiert werden. Dies bedingt zwar einesteils die Wieder- holung einiger schon vorangegangener FäUe, welche nunmehr zum endgiltigen Abschluß zu bringen sind, andernteils aber die Anführung neuer Sonderfälle, die in unserer allgemeinen Theorie gleichfalls vorgesehen und mit ihr leicht in Einklang zu setzen sind. Yon umfassenden Beispielsammlungen sehe ich dabei grundsätzlich ab.

1. Die allem Anschein nach älteste Kategorie unseres Lautes ist haupttoniges urgerm. e^^ hervorgegangen durch Reduk- tion des L-Diphthongen ei (vgl. § 12, 1. c. a). Die Mög- lichkeit solcher Entstehung des e'^ wird überall dort zulässig sein, wo Zugehörigkeit zur ei-Reihe oder irgendwie veranlaßter Übertritt zu derselben aus einer andern i- (z. B. ai-) Reihe nach- weisbar ist. Wichtig, aber auch schwierig bleibt dabei die Frage nach der Herkunft des ei^ insofern es eben als Dehn stufe einer e^-Reihe, wie z. B. in he'^r^ an. v6r usw. neben got. weis^ ahd. zeari^ ziari neben an. tirr aufzufassen ist.

Meines Erachtens ist diese Dehnstufe unter ganz besonderen Bedingungen in gewissen einzelnen Formationen zustande ge- kommen, etwa als Ersatz für eine verloren gegangene nachfol- gende Silbe; dann aber ist ebenderselbe Modus, die Normalstufe zu dehnen, auch anderswo, wo vielleicht die ehedem notwendigen Yorbedingungen nicht zutrafen, geübt und so verallgemeinert worden. Aus den germ. Belegen für e^ geht eine ziemliche Aus- dehnung jenes Dehnungstypus hervor.

Wenn ich von urspr. genau begrenzten Bedingungen redö, so habe ich vornehmlich Streitbergs (IF. 3, 370 f.) und Hirts (Der idg. Akz. 127) wahrscheinlich klingende, allein im Grunde nicht bewiesene Doppelbestimmung im Auge, wonach gestoßener Kurz- diphthong *ei mit tautosyllabischem -i zu geschleiftem ef, hin-

252 J. Janko,

gegen mit heterosyllabischem -t zu langdiphthongischem gestoß. ei umgewandelt wird. Dem gegenüber könnte ich mit Recht auf die große Schwierigkeit aufmerksam machen, die uns die Fest- setzung der Silbenscheide selbst in lebenden Sprachen verursacht (vgl. die ironische Anmerkung Jespersens a. a. 0. 201), mag aber schließUch zugeben, daß wie Hirt will z. B. die Aoristformen ai. dräikäam^ griech. *lbr]i^a analogisch gebildet sind. Nur hebe ich nachdrücklich hervor, daß dieselbe oder eine ähnliche Ana- logie nach lautgesetzlichen Mustern auch in vielen hieher ein- schlagenden Belegen mit urgerm. #* aus ei um sich gegriffen haben muß, wenn anders letzteres einigermaßen wahrscheinlich und natürlich erklärt werden soll. Denn daß dies aus obigem geschleiften *et (mit quantitativ überwiegendem -t) nicht gut möglich wäre, dürfte feststehen, und so lehnen wir jegliche direkte Herleitung des ^* aus ei an dieser Stelle ebenso bestimmt und allgemein ab, wie es im 1. Kap. 10) bei Besprechung von her bereits in einem Spezialfälle geschehen ist.

Nicht befreunden kann ich mich femer mit 0. Hof fmanns Auffassung der Dehnstufe ei und ihrer Reduktion zu ^*, nach ihm = e^). H. meint nämlich (FEPAZ 57 ff.), zum Ersatz für verschwundene Endsilbe seien im Urgerm. aus urspr. stoßtonigen Praet. 3. Sg. *lSike^ *st^ute dehnstufige und eben deshalb schleifend betonte *lSik imd *stitd entstanden ; und diese seine Ansätze mit Schleifton illustriert er durch den Hinweis auf die ai. Aoriste dräik^am^ dbhäuk^m. Doch wer bürgt uns dafür, daß die letzteren zirkumflektiert und nicht normal intoniert waren? So wie die Formen gewöhnlich und meines Erachtens mit Recht gedeutet werden*), weisen sie übereinstimmend mit noch unverkürztem griech. *?6r|iHa u. ä. eben in der Längung des ersten Diphthongal- komponenten hinreichende Ersatzdehnung auf, die nicht noch durch eine Quantitätssteigerung des zweiten Komponenten und eine solche bedeutet offenbar im Idg. und Urgerm. ein geschleifter Kurz- oder Langdiphthong (vgl. Pedersen KZ. 38, 297 ff. und 'Soustava etc.' 206 ff.) verstärkt werden mußte. Entweder die DehnuDg des ersten oder zweiten D-Komponenten (nach Streit- berg IF. 3, 81 9 ff. idg. *diSus^ *0us wohl aus uridg. dieuos usw.

1) Derselben Ansicht betreffs e " huldigt bekanntlich auch Meringer (IF. 16, 151), indem er aus gestoß. schon im Idg. ?*, aus geschleiftem längerbewahrtem et im Germ. /' herleitet.

2) Vgl. z. B. Bartholomae IF. 3, 4 ff., der gestoßenen Ton annimmt.

über germanisch e' und die sog. reduplizierenden Praeterita. 253

Gr. Sg. lit. naktis, sünaus aus idg. *noktois aus uridg. *noktoiso usw.) dünkt mich ein genügender Ersatz für Silben- und Quan- titätsverlust zu sein, und wir kommen auch damit aus.

Übrigens bietet sich uns ein belehrendes Analogen in den sonstigen urgerm. L-Diphthongen eu^ er^ en usw. vor Konsonanz, mit denen gemäß unserer Darlegung in § 12, 1, c) das in Eede stehende ei in Ansehen des Silbenakzents ganz identisch war. Nun gibt es aber keinen irgendwie zwingenden Grund, in Fällen wie urgerm. *;i^eumö (ahd. giumö) aus idg. *gheu-mÖ oder *wendaz (ahd. wint) aus idg. *ue-nt-os Schleifton und Überdehnung des L-Diphthongen zu proponieren.

Allerdings Hoffmann braucht, unter Berufung auf phonetische Gründe (a. a. 0. 60 ff.), den geschleiften Ton des ei dazu, um daraus auf einem ihm einzig wahrscheinlichen Wege das geschleifte urgerm. e^ durch Reduktion hervor- gehen zu lassen. Aus seinen von L. Hermann bestätigten Beobachtungen soll sich Folgendes ergeben: Unter dem gestoßenen Tone, der musikalisch fallend ist, wird ein e gegen Ende als ä oder oe klingen, unter dem geschleiften Tone dagegen, der musikalisch einfach steigend (oder steigend-eben) ist, als ein zwischen e und i Hegender Laut^). Beispiele entnimmt er aus dem Nhd.: Weh^ Lehm (einmal behauptend und fallend, das anderemal fragend und steigend).

Dazu bemerke ich nur kurzhin soviel, daß hier vom urgerm. Stoß- und Schleifton in musikalischer Hinsicht per analogiam dieselben Eigentümlichkeiten stillschweigend voraus- gesetzt werden, welche man heute in entsprechenden nhd. (schrift- sprachlichen oder dialektischen) Verhältnissen ergründen könnte. Der tatsächliche Charakter der urgerm. Intonation in Wurzel- silben ist uns aber gänzlich (in seinen Details) unbekannt, und es mögen gegebenenfalls noch andere feine Nuancen bestanden haben als die, welche wir mit den Termini 'fallend' und 'steigend' kennzeichnen. Dasselbe gilt bekanntlich auch von den übrigen, ihrem Kern nach recht unsicheren und vagen Definitionen

1) Schon hier ist zu betonen, daß diese Aufstellungen eine all- gemeinere Giltigkeit für sich nicht beanspruchen können. Denn im Griech., Slav. und Lettischen weisen die Intonationen gerade den entgegengesetzten Charakter auf: dort ist eben der schleifende Ton fallend! Und selbst vom Lit., wo der gestoßene Ton fallend ist, bemerkt Kurschat Lit. Gr. 59 ausdrücklich, daß das 'Abbrechen' des Vokals und Abgleiten zu ^ oder ä lediglich in manchen Gegenden hörbar ist.

254 J. Janko,

prähistorischer, ja neuzeitiger Alvzentunterschiede, der Ein- und Zweigipfligkeit usw. Vgl. van Wijk PBrB. 28, 246. Doch zu- gegeben, daß die heutigen Beobachtungen einfach aufs Urgerm. zu übertragen seien, so scheint mir wenigstens die richtige nhd. Parallele erst die diphthongenartige Verbindung z. B. von 'Weh ist' zu 'w^ist' (in schnell gesprochenem "Großes Weh ist mir tciderfahren') zu sein ^). Dadurch aber nähert sich der urgerm. gestoßene Langdiphthong augenscheinlich dem litauischen in Mikiu = ke'kiu^ im Dialekt schließlich keku u. ä. (Brugmann Grundr. 1*, 209 ff.) und auch bei ihm wird der erste Komponent den zweiten event. völlig verklingenden weit überwogen haben während umgekehrt beim geschleiften Tone eben der zweite Komponent rein und voll, teilweise auf Unkosten des ersten langen, ertönte (vgl. Pedersen KZ. 38, 297 f. und lit. geistig haüsti bei Kurschat Lit. Gr. 61). Hält man sich dieses so natürliche, von Hoffmann selbst a. a. 0. 35 gewürdigte Verhältnis klar vor Augen, so begreift man nicht nur Bezzenbergers allbekannte Regel über die Reduktion lediglich der gestoßenen i dg. Lang- diphthonge, sondern auch die von mir verteidigte These, daß wie in idg. *Uidö zu *Udö^ so auch in urgerm. *fiira zu *fe^ra eben gestoßenes und kein geschleiftes -^"t- seinen zweiten Komponenten eingebüßt hat

Was endlich Hoffmanns (und Hermanns) Beobachtung an- betrifft, daß die geschlossenere Qualität des #* nur mit ge- schleiftem Tone vereinbar sei*), so greife ich abermals auf die systematische Zusammenstellung im 2. Kap. 12) zurück, aus der ersichtlich ist, daß sich geschlossener Charakter ebenso mit dem Stoßton wie offener mit dem Schleifton (z. B. in Endsilben) verträgt. Soweit überhaupt die Färbung des Vokals durch die Intonation bedingt ist, kenne ich im Germ, eine instruktive, Hof f manns Beobachtung schlechterdings widersprechende Parallele in haupttoniger Silbe: urgerm. A. Sg. *kö'* und A. PI. F. *tii)ö(z) streben beide in ihren Reflexen (ahd. kuo^ ae. cu usw. und alem. zwuo) gerade dem dunklen Timbre zu gegenüber dem A. Sg. F.

1) Ebenso für -/u- das mit Synizesc gesprochene Kompositum 'Seeungeheuer = 'anfing . . .' usw.

2) Bethge bei Dieter 6 ff., auf den sich Hoffmann wie wir wissen in Sachen des Schleiftones beruft, nimmt in seiner von mir im Eingangs- kapitel widerlegten Lehre in Bezug auf Qualität für das vermeintlich geschleifte got. e in ßra u. ä. sonderbarerweise f, das nicht mit f wechselt, also doch relativ offeneren Charakter an!

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 255

*/(5'*, welchem ae. dd^ und dem unbetonten und daher zu gestoßenem verkürzten A. PL F. *twö(z\ welchem ahd. zwä entsprungen ist. Ygl. Soustava 148, 182 u. 326 ff.

2. Ein bis heute rätselhafter Fall liegt in ae. m^d^ afr. mede^\ sls. meda^ ahd. mit a, meata nsw. vor. Wie aber auch die schließliche Lösung der Frage nach der Herkunft seines e^ ausfallen möge, unsere Theorie wird dadurch nicht gestört werden. Es kommen vornehmlich zwei Erklärungen in Betracht, von denen ich mich für die wahrscheinlichere entscheide.

Wegen got. mizdö (ae. meord ctTraH XeTOfa.), av. mizddm usw. gegenüber ai. midhdm aus *mizdMm (Brugmann Grdr. 1^ 524) führt man auch Avgerm. "^medö auf älteres, a- Umlaut aufweisendes *mezdö durch allerdings noch unerklärten Schwund von z und Ersatzdehnung des e zurück. Die Qualität der so im Westgerm, neuentstandenen Länge (meiner Ansicht nach #«, nach Kögel IF. 3, 286 "wohl geschlossenes" e') hätte aber lediglich Anschluß an die Lautkategorie e^, gewiß nicht an e^ (damals fast schon ä) gestattet.

Weil jedoch der Schwund des -z- in urgerm. "^mezdö neben ae. meord nicht gesichert, sondern derselbe eher nach langem Yokal in dem von Braune Ahd. Grr.^ 24 nur als graphische Variante angeführten ahd. meida und dem damit zu identifizieren- den afries. meide.^ meyde (Siebs a. a. 0.), welche Formen beide der ei-Reihe (*-oi-) angehören, anzunehmen ist: so kommt auch mir die von Jellinek und Sievers unabhängig von einander ge- fundene 2), von andern angenommene und noch unterstützte 3) Erklärung viel wahrscheinlicher vor, daß nämlich wgerm. *me^dö aus urgerm. *me\z)dö und dieses aus *me(i)zdä geflossen ist. Dann aber entpuppt sich die unter 2. verzeichnete Kategorie als ein bloßer Spezialfall von 1., und obgleich der Schwund des -z- noch weiterer Untersuchung bedarf, dürfte wenigstens die vorausgesetzte ei-Reihe durch got. mizdö einer- und ahd. meida usw. (auch afr. mtde? s. unten die Anm. 1) andrerseits hinläng- lich beglaubigt sein.

1) Daneben mtde, mttha (Siebs, Pauls Grundr. 1* 1218), das ich nicht anstehen würde, durch Verengung aus ntede abzuleiten außer es stellte sich auch das -t- als regelrechte Ablautstufe *-«'- neben meide und mede (s. gleich weiter) heraus.

2) Vgl. die Liter, bei Sievers PBrB. 18, 409.

3) Vgl. Johansson IF. 2, 33 Anm., Noreen Abriß usw. 31, Brugmann Grundr. 1 ^ 723 und 779, Kurze vgl. Gr. 90.

256 J. Janko,

3. Ein zweiter unaufgeklärter Fall ist das sicher schon urgerm. oder nach Luft (s. unten) 'gemeingerm/ Lehnwort got. Kreks^ ahd. Chreh^ Chreah^ Kr lach ^ Chriech^ ae. Crecas usw. (der germ. Xorden, der mit den Griechen nicht einmal in entfernte Beziehungen trat, hat da ein späteres Lehnwort Grekkir). Obgleich die Übernahme des Wortes ins Germ, verschieden ge- deutet wird, ist diese Unsicherheit für meine Theorie abermals nicht von Belang.

Von den gebotenen Erklärungen vermag ich nur zwei als wahrscheinlich oder doch möglich 'anzuerkennen. Es ist zu- vörderst die von Sievers PBrB. 18, 409 ff. (vgl. UG. 66) auf phonetischer Grundlage vorgeschlagene Entwicklungsreihe, wo- nach griech. rpaiKÖc auf der Übergangsstufe zu fpöKoc noch diphthongisch ertönte, so daß es eben damals ins Urgerm. als *Krmkaz herüberkam. Durch Einwirkung des -i- und überhaupt durch die uns bewußte Entwicklung des L-Diphthongen wäre 'äi- zu -ei- und dieses sicherlich auch hier gestoßen betonte (!) weiterhin zu -e*- gewandelt: so wäre *Kre^kaz ebenfalls nur ein Spezialfall von No. 1.

Indes aus chronologischen und ethnographischen Gründen stehe ich selbst auf dem von Hirt (IT. Anz. 7, 242) und na- mentlich von Luft (HZ. 41, 234 ff. und Studien zu den germ. Runenalphabeten, 1898, 35 Anm.) vertreteuen Standpunkt, der freilich seine Spitze vor allem gegen Kossinnas und auch Mackels (HZ. 40, 259 f.) Hypothese kehrt, daß nämlich die Herüber- nahme besagten Wortes zuerst durch die Goten erfolgt sein muß. Ohne die ins Treffen geführten Gegengrtinde hierorts wieder- holen zu wollen, erkläre ich im besonderen Hinblick auch auf meine bisherige Beweisführung gerade die Annahme für die wahrscheinlichste, laut welcher ein lateinisches eben damals imd speziell den Germanen wie Gricus klingendes Fremdwort von ihnen aufgenommen wurde; das etwa entgegenstehende Kaisar findet nach Luft durch keltische Vermittlung, das Wort mes im Folgenden seine Erläuterung. Jene uns interessierende Vokal- qualität wird sicher 4% vielleicht aber vulgär schon #' gewesen sein, was meiner Theorie nichts verschlägt beidemal mußte es in urgerm. Zeit als P und nicht als das ganz offene e^ = Ct apperzipiert werden.

4. Zu den vorangehenden reihe ich jetzt noch einen dritten problematischen Fall an: got. mes^ ahd. (alem.) w^os, mias aus

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 257

urgerm. *mPs-. Ton den vorgebrachten Auffassungen kann ich nur zwei^) gutheißen, die beide mit meiner Theorie sehr wohl sich vertragen. Die eine geht dahin, *mes sei ein aus dem vul- gärlat. me{n)sa^) geflossenes Lehnwort (Bremer PBrB. 11, 0, Kluge P. Grdr. 1^ 310 u. a.); Yokalqualität ß" bis e*^ daher ur- germ. e^. Die andere Anschauung geht von der durch Lid6n PBrB. 15, 512 ff. angeregten und von Noreen Abriß usw. 31 u. 192 gewonnenen, teilweise auch von Mikkola (s. unten die Anm. 1) gebilligten Erkenntnis der Zugehörigkeit zur ei-Reihe aus (got. maitan^ aisl. meiss^ auch meidr^ ahd. meissa) und läßt *me^s aus *me(i)s- hervorgehen. Also Spezialfall zu No. 1.

Ich belasse beide Möglichkeiten in der Schwebe, ja gehe sogar so weit, daß ich neben heimischem *me{i)s auch früher (?), sicher aber später entlehntes (rom.) *mesa in ae. mise, myse^ as. mis Run. (Schlüter bei Dieter 98) annehme; vgl. slq. pis aus pesum aus pensum (Pogatscher QF. 64, 85 f.) und anderes der- gleichen unten sub 7.

5. Als weitere schon oben 12, 1. b) genugsam besprochene Kategorie gehört e^ in betonten Einsilblern wie "^Ive usw. hieher. Obzwar ich von der größeren Wahrscheinlichkeit der Auffassung dieser fragenden und hinweisenden Partikeln als haupttoniger Formen fest überzeugt bin, will ich trotzdem im Vorbeigehen Bezug nehmen auf die z. B. in Streitbergs UG-. 273 vorgetragene Deutung aus urspr. gekürzten i^lve) und dann erst sekundär in den Einzeldialekten gedehnten Instr.-Formen. Die hier überall verfochteue Theorie könnte, wenn sie müßte, auch damit sich leicht ins Einverständnis setzen : Qualität des kurzen wie gedehnten Vokals bis e\ daher unbedingt einfach langes, erst im Ahd. (!) zweigipflig gewordenes p.

6. In dieser Kategorie vereinige ich die im § 12 sub 2. b) und 3. a) erörterten Fälle des nichthaupttonigen e*: des nebentonigen in Mittelsilben (ahd. hahem u. ä.) und des wohl ebenso betonten, in durch -s gedeckten Endungen bewahrten -^-

1) Mikkolas (BB. 22, 244) Deutung des mes aus *mjes und seine ebenso wie Ehrismanns (Lit.-Blatt für germ. u. rom. Phil. 1895, Sp. 216 f.) Entstehungstheorie über e* muß ich wenigstens an diesem Orte als unglaubwürdig hinstellen.

2) Man könnte hier event. Schleifton vermuten, obzwar nichts erwiesen ist ; für die empfangenden Germanen, die solche Feinheiten wohl kaum erfaßt hätten, desgleichen für unsere Theorie, die gegen Schleifton als sekundäre Erscheinung nichts einwendet, wäre es ohne Belang.

258 J. Janko,

(got. nofddes^ ahd. -es; die Länge hätte sich in diesen Dialekten selbst in tonloser Endung gehalten). In urspr. Mittelsilben mag die geschlossene Aussprache sich schon früher eingestellt haben als in den Endsilben, und in diesen wieder im Westgerra. früher als im Nord. ; in der literarischen Zeit sind beiderlei Silben von einander nicht zu unterscheiden.

Als nebentonig betrachte ich auch die Endung der 1. PI. ahd. -mis aus idg. *-mes^ wo ich, wie im Praet -es, eben durch den noch im Westgerm, wirkenden Nebenton die Erhaltung des -s erkläre (Soustava 354 ff.). Um nun diese meine These besser zu stützen, nehme ich westgerm. (vorhd.) Beeinflussung des tat- sächlich als Pronomen gefühlten -mes durch ein wirkliches Personalpronomen *iv^s oder sogar durch ein mit jener Endung kontaminiertes selbständiges Pronomen *m^ an. Dieses *mes und nicht das Personalsuffix kann ganz gut die Urform des urspr. unbetonten nmd. wer, mir (dieses analog, nach tvir) abgegeben haben (vgl. Hartmann bei Dieter 506) ; ein solches von mir not- wendig vorausgesetztes *mh vergliche sich dem lit, als Einsilbler schleiftonigen mes (vgl. v. Helten PBrB. 28, 534 Aum. 1 und Brugmann Kurze vgl. Gr. 408) und hätte ein treffliches Analogen in dem anorw. kallum mir st v6r (Noreen Aisl. Gramm.' 176). Weil aber das als Musterform postulierte *ic4s wegen der übrigen Formen an. o^r, ahd. wer^ wir usw. bekanntlich p aus ei (*^iiz) enthielte, so läge wenn anders meine Kombination sich als berechtigt erweisen sollte in der Endung -mes eigentlich ein durch den Fall No. 1 mitbeeinflußtes -e- vor, und kein so selb- ständig entwickeltes wie im Praet. -es. Vgl. jetzt noch hiezu Trautmann, Germ. Lautges. 35, der berames im Ahd. geradezu aus beram -f u:e^s neugebildet sein läßt

7. Eine eigenartige Gruppe von Fällen mit P bilden ge- wisse aus dem Vulgärlatein und dem Romanischen übernommene Lehnwörter, die zu verschiedenen, nicht immer fixierbaren Zeitpunkten ins Germ, hinüberkamen. Es sind hauptsächlich drei Kategorien solcher Wörter zu unterscheiden : die eine enthielt vulgärlat -^- mit einer schon dem Mutterlatein eigenen, im Verlaufe der Zeit aber noch gesteigerten engen Vokalqualität #' bis f*, welche stellenweise im Rom. bis zu vollem i fortscbritt oder als helles e mit deutlichem i-Nachschlag oder schließlich als Diphthong ei erklang: vulglat p^na st poena => *pHna usw. (vgl. ÜG. 66, wo weitere Liter., und Franck HZ.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 259

40, 47). Die zweite Kategorie wies ein urspr. kurzes, jedoch im Yulgärlat. (Rom.) gedehntes -e- {breve) auf mit der offeneren Aus- sprache e'*^ ja sogar über letzteres hinaus gegen ce. Etwa auf derselben Stufe stand die dritte Wortkategorie mit lat. -ae- (vg[. oben Graecus). All die fremden Yokalqualitäten aber konnten sich im Westgerm., um das es sich bis auf das fragliche got. ahd. mes (s. sub 4.) einzig handelt, keinesfalls dem immer offener werdenden e^ (beinahe ä), sondern wenn überhaupt ledig- lich dem heimischen e'^ anschließen, welches in einer gewissen Periode des Westgerm, wenigstens annähernd die verschiedenen, einander immerhin nahen Lautstufen e"* (dessen Grebiet nach der Umwandlung von e^ zu ä* sich auch nach ös hin ausdehnen konnte) bis e^ umfaßte. Freilich in den Einzelsprachen hat sich mit der Zeit ein mehr einheitlicher Typus ausgebildet: im Ae., wo außerhalb des Sächsischen e^ (= ws. ä:) und e^ zusammenfielen, eher #«, im Altfries, mit i wechselndes e% im Ahd. und überall, wo Diphthongierung eintrat, vor derselben offenbar e'* mit scharfer Abgrenzung gegen das aus *ai neuentstandene urspr. recht offene de.

Den urwestgerm. oder den jeweilig späteren Verhältnissen nun wäre gerade bei Interpretation der Lehnwörter nach Möglich- keit Rechnung zu tragen und der Lautcharakter der abgebenden Sprache mit ihnen zu vergleichen. Freilich wdrd das Können hier oftmals hinter dem Wollen bleiben. Im Rahmen meiner ein anderes Ziel verfolgenden Abhandlung muß es vorderhand genügen, wenn ich auf die trefflichen, allein noch lange nicht abschließenden Vorarbeiten von Pogatscher, Franz, Kluge (Grdr.), Franck und namentlich Mackel (s. § 1 unter Liter.) hinweise mit dem Bemerken, daß letzterer eben in dieser Frage so ziemlich meinen Standpunkt vertritt und eigentlich meiner Theorie das Wort redet. Selbst will ich mich auf folgendes Gerippe be- schränken :

a) Das meist äußerst geschlossene lat. e ist in der älteren Schichte des Westgerm, ausgedrückt durch e^^ aber vollkommener und auch viel häufiger durch f, besonders als im Ae. Ahd. die e •-Qualität des p verloren ging: {e^, alt) beta = ahd. biezza^ mnl. bete^ ae. bäe., über mundartl. Beisse u. ä. vgl. Franck HZ. 40, 47 ; remus = mnl. mhd. rieme^ dazu abermals Franck ib. 46. (f, alt) pena = ahd. jpfin^ ahd. as. pina^ ae. pin ; ebenso s^da = ahd. sida^ ae. side und feri(a) = ahd. ffra^ as. firion. [e^ neben i mit dial.

260 J. Janko,

Schwanken oder Ausgleich) p€{n)sih = ahd. phiesal^ phisah nndl. pijzel, ae. pisle, Rfiies. pisd : thsm = ahd. ziahha^ mnl. tike. ue. tick; Ugvda = ahd. ziagal^ as. tieglan^ ae. ti^le. (f, jünger) cepa = ae. c/pe, Sequana -= ae. S/jcn, hierher event m^n)sa = ae. m^^, as. mi8\ creta = ahd. cnc?a neben älterem mnd. mnl. crife, sp^ti)sa = ahd. spisa^ velum = ahd. wil-lahhan. (e aus dem Schriftlatein ent- lehnt) credo ae. creda, Fenix (Pogatscher QP. 64, 36).

b) Das aus e gedehnte vulgärlat. (rom.) e erscheint ausnahmslos als p: (alt) hrive = ahd. briaf, brief^ as. westfries. bref^ brief^ mnl. brief, ae. brSfian; fibris = ahd. fiebar, as. febar^ WS. /(^/br, -«r; Pi^r(Ms) = ahd. Piet{ar)^ mnl. JVeter, ae. Päre'^ speculum = ahd. mnl. spiegd; (jünger) antSphona = ae. anUfon.

c) Durch Kontraktion aus e entstandenes €" wird ent- sprechend reproduziert: (alt) pres{by)ter = ahd. (as.)^^8tor, pHester^ afries. prestere\ Tre(vi)ri = Triere\ *fl€(b)tma aus phlebotomum = fliet(ü)ma^ mit assimiliertem rf : ftiedima^ mnd. i^^Ye usw., ae. /?yfme abweichend entweder für aufgenommenes *fUtma^ was bei einem schon im Lat. ganz unverständlichen und daher ver- fallenden Worte nicht Wunder nehmen darf, oder unter dem erneuten Einfluß des bereits diphthongischen *flie{t)me = afrz. fiieme, welches wohl in dieser Gestalt wirklich zum zweitenmal entlehnt ist in mnl. dieme usw. (vgl. Franck a. a. 0. 44 f.).

d) Lat ae d. i. e" kehrt als e^ in dem sicherlich alten ahd. Riez = Rhaetia und dem ws. prMkian wieder.

e) Das minder betonte sehr geschlossene lat -^ ist in den älteren Lehnwörtern im Einklang mit § 12, 2. b) durch -f- (geschw. -e-) reflektiert: got akeit^ ae. eded usw. ÜO. 66.

8. Kein eigentliches organisches, sondern bloß an alogisch übertragenes oder scheinbares P findet sich in dreierlei Pronominalformen : dem sehr seltenen A. Sg. F. ahd. de neben regelrechtem dea, dia\ dem N. PI. M. as. ihe, ahd. ihe^ di regel- rechtem N. urgenn. *ßai) neben as. thea^ thia, ahd. rfea, rfio, die (=* A. PL); zu dritt im N. Sg. as. the, hi, hio4, ahd. the (ebenso gebildet wie urgerm. *9at) neben analogisch nach dem N. PL hinzugekommenem as. thea^ thia, thU usw., ahd. thie Tat. VgL die diesbezüglichen Ausführungen in 'Soustava' S. 153f£., 21 5 ff., 229 u. 299 ff.

9. Schließlich bieten die wgm. und nord. Praeterita ohne Reduplikation die letzte und am wenigsten durchsichtige Kategorie von ^ dar. Ich habe folgenden Weg eingeschlagen:

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 261

von den klarsten Formen ausgehend, wende ich zur Aufhellung des verwickelten Problems nur die im Yoranstehenden sicher- gestellten Entstehungsarten an, deren zwei und zwar die in einheimischen urspr. mehrsilbigen Wörtern einzig möglichen Kategorien No. 1 und No. 6 sich mir aus den faktischen Ver- hältnissen von selbst ergeben. Wie soll das 4. Kap. lehren.

IV. Die reduplizierenden Praeterita.

§ 15. Die neueren Erklärungsversuche Ljungstedts, Brug- manns und Woods, nicht anders 0. Hoffmanns gehen von der einmütigen Überzeugung aus, daß eine erfolgreiche Ausdeutung der wgm. und nord. Praeterita ohne Reduplikation mit Hilfe der reduplizierten, im Got. und restweise auch im Wgm. vorkommenden Perfektformen (etwa durch Annahme eingetretener Kontraktion, Verschleifung, Reduplikationsverlustes u. dgl.) sich keinesfalls erzielen lasse. Wenn nun Bethge (bei Dieter 355 u. 361 ff.) und zu allerjüngst Löwe (Germ. Sprachwissenschaft, 1905, S. 129 ff.) letzterer unter Voraussetzung ähnlicher Dissi- milation wie z. B. in *\e\i\r|)Liai zu \e\ir||uai auch im Perf. H6let zu Hiet zu UH dennoch denselben Weg betreten, so ist gegen Bethge das bereits von Hoffmann (FEPAZ 54 und sonst) Vor- gebrachte, gegen Löwe aber besonders das Folgende ins Feld zu führen. Die eine Grundform Häet reicht zwar Löwe zur Auf- hellung von UH hin, jedoch zur Erklärung des eigentlich redu- plizierten ae. reord u. ä. muß er von unbelegten und daher völlig problematischen Pluralformen *re-rd-un angl. reordon ausgehen, obzwar dies schon von Kluge (Pauls Grundriß 1^, 374) versucht, jedoch von Streitberg (ÜG. 330) als unrichtig bezeichnet worden ist^). Überdies vermag ich zwar in Fällen wie vorhd. *he(h)aU, *skrezdt eben diese vorausgesetzten Stadien der Entwicklung als richtig anzuerkennen, muß aber das eine gefolgerte Resultat heHt == healt usw. angesichts der im Ahd. bei dunklerem Wurzelvokal unkontrahiert oder doch diphthongisch gebliebenen Yormen piheialt = pihe(h)alt und screrot^) wiederum als ungesichert hinstellen, trotzdem gerade ich gegen die Herleitung des -^- aus -ee- (s. oben) oder sogar -ea- daselbst nichts einzuwenden hätte. Vgl. Hoff mann

1) Vgl. übrigens Loewes eigene Rezension von Lichtenbergers Schrift in IF. Anz. 1, 123 über north, heht aus *he-hit-e [u. Nachtrag § 71 f.].

2) Die nähere Erklärung vgl. später in §§ 62 und 69, dann 32.

Indogermanisclie Forschungen XX. 18

262 J. Janko,

a. a. 0. 58 ff. Unter diesen Umständen ist also eine Statuierung von bereits urgerm. Praeteritalformen ohne Reduplikation, d. h. mit aoristischem Stamm und angefügten perfektischen En- dungen ^), kaum zu umgehen, um so weniger als die verschiedenen indogerm. Aoristbildungen wohl nicht spurlos im Germ, ver- schwunden sein können und von diesem Gesichtspunkt ist auch der vorliegende Versuch geleitet.

§ 16. Wie hat man sich somit die Stammbildung der mit der Zeit zu Perfekten gestempelten unreduplizierten Praet.- Formen vorzustellen? Auf diese Frage sollte vor allem auch meinerseits eine genaue etymologische Untersuchung über die Zugehörigkeit der einschlägigen Verbalgruppen zu bestimmten Ablautsreihen, die jenen Praet-Formen einen genügenden Halt böten, angestellt werden. Diese Aufgabe ist mir durch die Vor- arbeiten anderer, namentlich durch 0. Hoffmanns gediegene ety- mologische Analyse fast aller einzelnen Verba, die meines Er- achtens den Kern und wertvollsten Teil seiner Abhandlung bildet, sehr erleichtert worden. Auf 0. Hoffmanns Darlegung verweise ich daher aufs nachdrücklichste und bemerke nur, daß als Zu- sätze und Kontrolle seiner im ganzen unverrückbaren Resultate noch die Anmerkungen Uhlenbecks in PBrB. 30, 252 ff. in Be- tracht kommen. Das Resultat der Hoffmannschen Analyse ist aber dasjenige, welches er betreffs der redupl. Verba mit -oi- und -aU' auf S. 54 etwa so ausspricht : 'Zu keinem dieser Frae- sentia sind Stammesformen mit -ei- und -eu- sicher nachzuweisen. Wenn wir also -e- und -cm- im Praet auf -Ä- und -en- zurück- führen, so bleiben diese Ablautstufen in jedem Falle Konstruk- tionen. Trotz alledem verdient eine Erklärung, die -e- und -eu" als stammhafte Vokale in ein lautlich mögliches Ablautsverhältnis zu dem -at- und -au- des Praes. setzt, zweifellos den Vorzug, auch wenn -ei- und -eu- außerhalb des Praet im Germ, nicht nachzuweisen sind*.

§ 17. Zu ebendemselben Postulat dehnstufiger Formen und zwar in Rücksicht auf alle zu behandelnden Verbalklassen bekenne ich mich selbst und füge hinzu, daß die große W^ahr-

1) Vgl. die analoge Aufnahme von sigmalischen Aoristformen ins Perf.-System des Lateinischen und die noch heute beachtenswerten Aus- führungen Bartholomaes über got. (germ.) sftum und forum in BB, 17, 126 f. (IF. 3, 1 ff.), dazu 0. Hoffmann TEP. 62. Wie Perfektflexion in Aorist- formen einzudringen vermochte, zeigt z. B. die 2. 3. Sg. von griech. ih^xla: X^onra (Brugmann Grdr. 2, 1178).

über germanisch e* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 263

scheinlichkeit besagter 'Konstruktionen' selten, aber dennoch auch aus der Wortbildung, z. B. aus dem im 3. Kap. 14, 4.) von *me{i)s- (neben got. maitan u. a.) hergeleiteten me'^s^ hervorgeht. In der Hauptsache freilich stütze ich meinen Bau durch die uns be- kannten dehnstufigen s -Aoristformen des Aind. und Griech.. denen ich ganz besondere Beweiskraft zuschreibe. Dieselben wiesen laut Brugmann Kurze vergl. Gr. 538 ehedem im Sg. Ind. Akt bei leichten Basen einfache, d. h. stoßtonige Dehnstufe {aräiksam dräik, ähhäuksam\ aber im Du., PI. und Med. Schwundstufe auf. Doch ist dies nirgend rein erhalten, sondern die Dehnstufe drang auch in den Du. und PI. Die Schwundstufe ist nur im Med. ai. dvitsi^ cirutsi oder im griech. icav erhalten neben gleichfalls analo- gischem rjcav aus l^icav. Und dieselbe allgemach fortschreitende üniformierung ist auch fürs Germ, vorauszusetzen, wo wir neben einheitlich durchgeführter normaler Dehnstufe Keste schwund- stufiger, in der Folgezeit mehr oder minder isolierter Formen wie aisl. PL suipom^ hlupom usw. antreffen^).

§ 18. Demgemäß hätten wir im Urgerm. neben dem durchs Got. und Westgerm, durchgehends bezeugten, vom Praes. ge- Avöhnlicli nur durch die Eeduplikation unterschiedenen Perfek- tum (abgek. : Pf.) auf jeden FaU noch ein durch ^"-Färbung aus- gezeichnetes dehn- und ein schwundstufiges Praeter itum (abgek. : Pt.) anzusetzen. Damit ist aber meines Erachtens die schon fürs Urgerm. unumgängliche, bei der Formenentwickelung des Ge- samtgerm, in Rechnung zu ziehende Mannigfaltigkeit noch keines- falls erschöpft. Die Ablautsverhältnisse der redupl. Yerba sind zwar vom idg. Standpunkte in gewissem Sinne als erstarrt oder ziemlich beschränkt anzusehen; allein noch im Urgerm. ist ein enger Spielraum übrig geblieben, indem gewissermaßen als der Reduplikation entblößte Pf. -Formen sich unreduplizierte, offenbar die o-Abl autstufe verratende Formen einstellen konnten Formen, die eben nur gegebenenfalls, unter bestimmten Beding- ungen und auf beschränktem Gebiete (meines Erachtens im Nord.,

1) Reflexe solcher Schwundstufen spiegeln sich auch in der Wort- bildung, z. B. in aschw. loppa usw. Tloh' (zu hlaupa); vgl. Noreen Abriß d. urg. Lautl. Ib4f f. Daß sich im Germ, wenigstens zahlreichere Trümmer dieses Typus mit Nullstufe als anderswo gerettet haben, mag darauf beruhen, daß das zu redupliziertem Perf. *hehaita im Plural vor- auszusetzende *hehitumiz u. ä. gelegentlich der fast allgemeinen Beseitigung der Reduplikation wohl noch vor der urgerm. Akzentverschiebung in jenem schwundstufigen Praeteritum mitaufgegangen war.

18*

264 J. Janko,

speziell im On., und Yorgot, sonst strichweise), den Kampf mit den übrigen Formen aufgenommen haben. Hieher zähle ich Formen wie z. B. aisl. heit = urgerm. Viaüa neben hSt: ihr Ur- sprung ist uns heute nicht immer ganz klar, jedoch auf beiden möglichen Entstehungswegen begreiflich. Entweder hat sich zum Pt. *heita {Mt) ein Viöita, gekürzt urgerm. *hmta gesellt (und dieser e ö-Ablaut ist im Germ, noch lebendig), oder Viaita^ Vüaiipa sind sekundär durch jene vorerwähnten Schwundformen ViitumiZy *Uupomiz analogisch nach der ablautenden ei- {eu-) Klasse auch noch im Urgerm. hinzugeschaffen worden ').

§ 19. Also statt einer oder nur zwei (mit der schwund- stufigen drei) Grundformen stehe ich nicht an, zur Entwirrung des vielverwickelten Problems eigentlich vier durch die einzelnen Dialektgruppen tatsächlich beglaubigte Prototypen vorzu- schlagen. Ich bezeichne die dehnstufige ^-gefärbte Form mit Pt.i, die o-gefärbte mit Pt*, die schwundstufige mit Pt.<^. Aus der proponierten Möglichkeit der urgerm. Existenz aller jener Formen ergeben sich mir sodann die Erklärungsprinzipien für die Einzelformen. In erster Reihe ist dies eine rege Wechsel- beziehung zwischen den altüberkommenen und event. neu- gebildeten Formen mit und ohne Reduplikation, welche sämtlich in derselben Funktion, der des Praet schlechthin, unterschiedslos gebraucht wurden. Diese Wechselwirkung, besonders zwischen redupliz. und unreduplizierten Formen, hatte entweder lautliche Angleichung oder bei schon gleichlautender Wurzelsilbe gegen- seitige Unterstützung, in den weiteren Konsequenzen oft Ver- drängung der einen Form durch die andere zur Folge. Assoziation und etwaige Analogie und ein allgemeiner Kampf ums Dasein dürften uns in dieser Richtung die meisten Einzelentwicklungen der verschiedenen Diaüekte einleuchtend und naheliegend er- scheinen lassen. Nebstbei kamen Beziehungen der Pt.<^ und Pt.* zu einander und zu den verwandten charakteristisch ablauten- den Verbalklassen, eventuell unter gänzlicher Anlehnung an

1) Diese meine Annahme schon urgermanischer o-Formen schließt nicht aus, daß später in den Einzelsprachen eine ähnliche, mit der zweiten angeführten Entstehungsmöglichkeit identische Analogie nicht hätte stattfinden können. Nur ist dies chronologisch schwer zu entscheiden und meine aufs Urgerm. zielende Theorie fußt auf solchen o-Praeterita, zu denen schwundstufige Vermittlungsformen in der betreffenden Einzel- sprache oder überhaupt nicht vorkommen, z. B. auf ae. janj (s. sub 5 § 62) und on. lot (sub 3 § 39).

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 265

letztere zur Geltung. So ist denn als Nachwirkung der für uns allerdings nicht immer erforschbaren Grund- und Einzelbedin- gungen mit der Zeit in jeder Dialektgruppe ein anderer Urtypus zur unbestrittenen Herrschaft gelangt : im Got. das Pf., im Nord, das Ft., und nur im Wgm. haben wir anfangs einen erwünschten Beleg des noch währenden, wenn auch zugunsten des Pt. bereits entschiedenen Kampfes. Dieses grob umrissene Bild mag nun in jeder Yerbalgruppe im Detail ausgeführt werden.

1. Die Yerba mit -ai- im Praesens.

§ 20. Diese Klasse enthält zuvörderst im westgerm. und nord. Praeteritum ein der Erläuterung bedürftiges e^ (]ieH\ das ich nach dem Beispiel meiner Vorgänger aus urgerm., aber natür- lich gestoßenem, weil einfach dehnstufigem -ei-(*heita) herleite. Also Pt.i, zu subsumieren unter 1. des Kap. 3. Außerdem sind vorauszusetzen : Pt.^ *hitu7niz usw. und ein früher oder später lokal daneben aufgekommenes Pt.^ "^haita (Erklärung s. oben); endlich das im Wurzelvokal mit dem gleicherweise 'perfektischen' Praesens gleichklingende und daher eben mit der Reduplikation versehen gebliebene Pf. *hehaUa : -ai- wohl Yollstufe = idg. *-o^-^). Wirksame Wechselbeziehungen konnten da eintreten zwischen Pt.^ und Pt.2, dann meines Erachtens zwischen Pf. und Pt.^ Im Verhältnis zum Praesens war unsere Zeitform treffend charak- terisiert durch Pf. und Pt.^ (Pt.^), jedoch nur unzulänglich durch Pt.2.

§ 21. Das Got. hat im Einklang mit den übrigen Klassen auch hier den Typus *heHa und scheinbar auch *haita durch die Pf .-Formen spurlos verdrängt; nach meinem Ermessen ist aber in dem vollständigen Siege von haihait auf einem ehemals mit dem Nord, eng verknüpften Dialektgebiete wenigstens ein indirekter Einfluß jenes sicher dort lokal verbreiteten Viaita zu

1) Nicht ganz unmöglich ist freilich auch eine Grundform des Pf. mit eingedrungener Dehnstufe *hehöita u. ä. (vgl. Bethge bei Dieter 3ö8), die dann jenes von mir schon urgerm. eventuell vorausgesetzte Pt.' in der Form *hOita, später haita u. ä. natürlich durch einfache Analogie aus Pt.^ *heita geschaffen hätte. Wir hätten dann folgende Grundformen : mit und ohne Redupi. *{he)höüa, dann *heita und vielleicht mit Redupi. hinzu- gebildetes *heheita, das aber praktisch mit *hehölta hätte zusammenfallen, nämlich gekürzt ebenfalls *hehaita ergeben müssen; endUch das Pt.*^ *hUumiz. Effektiv also derselbe Grundformenstock, welchen ich bei anderer, meiner gesamten Auffassung des Problems nach wahrscheinlicherer Deutung benötige.

266 J. Janko,

vermuten. Was die Erhaltung der Reduplikation betrifft so war sie wie wir sehen werden namentlich in der e- und ö-Klasse notwendig: und dem im Got. besonders mächtigen Unifomiierungstriebe mußte das in dieser Klasse gewiß nicht unprägnante, allein mit nicht genug charakteristischem Ve^a) gleichstimmende *het(a)^ ferner selbstredend das Pt.<> zum Opfer fallen. Wir finden also nur: haihait luilaik, tnaimait usw. mit urspr. und wohl noch zu Wulfilas' Zeiten diphthongisch ge- sprochenem -di- der Wurzelsilbe.

§ 22. Im Nord., welches wiederum die Reduplikation überall, wo sie deutlich erkennbar war, als Superfluum ver- schmähte^), ist somit der Pf.-Typus vollständig verschwunden oder allenfalls in dem hier heimischen Pt* *Jiaita (s. unten) auf- gegangen. Demzufolge hat das vom Praes. weit abliegende Pt.* das entschiedene Übergewicht erlangt: wn. Sg. hdt PI- hitom^ on. Sg. höei, PI. hceto (rschw. d. i. hei, Noreen Aschw. Gr. 444); wn. Uk^ -om, on. Idek^ -o. Hieher auch das seltene hat (Noreen Aisl. Gr.3 179).

Daneben finden wir Pt* wohl schon als rschw. ait d. i. halt (Noreen Aschw. Gr. 444); femer ist wn. selten heit^ -om^ dafür mschw. gewöhnlich het (vgl. aber sub 8 § 40 das parallele aschw. let). Noreens a. a. 0. vorgetragene unentschiedene Erklä- rung desselben h^t veraiag ich nicht zu billigen: ist es doch durch runenschw.flrt^ direkt und aschw. let indirekt belegt und mag es vermittels eines zwar nicht erhaltenen, aber per analogiam hier mit Recht zu erschließenden *hitu{m) längst eine Stütze an Praeteritis wie bet—büu gefunden haben. Formen derselben Art sind mschw. (neben Idek) auch lek^ wozu agutn. ein PI. lüco vor- liegt, und dann das im Wn. ausschließlich durchgedrungene

1) Nach dem Vorbilde Ljungstedts faßt Noreen Aisl. Gr.* 114 noch jetzt das Verschwinden der Reduplik. und die Bildung des Typus *haita als einen Akt auf und zwar als Nachwirkung einer Akzentver- schiebung von der Reduphkations- auf die Wurzelsilbe in *hehäita (vgl. auch Pauls Grundr. 1», 633 und Bethge bei Dieter 418). Doch eine solche neue Verschiebung ist im Nord., wo wir nur in »era u. ä. (s. § 39) eine deutliche Spur der schon urgerm. Akzentverrückung von Wurzel- auf Reduplikationssilbe haben, chronologisch nicht gut nachzuweisen (vgl. Bethge 361) umsoweniger als dieser Vorgang den got. und wgerm. Verhältnissen durchaus widerspricht ; dagegen mußte die von mir dar- gestellte Sachlage, daß neben *hehait{a) noch ein Typus *hait{a) erwachsen war. das Gefühl der Überflüssigkeit der Red. -Silbe im Vorurn. geradezu aufdrängen. Vgl. übrigens Streitberg ÜG. 328.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 267

sueip, PI. suipom (im On. unbelegt). Das Ergebnis des Kampfes um die Existenz, bei welchem oft die verschiedensten imponde- rablen Kräfte mitwirkten, ist gerade bei diesem Verb zugunsten des Pt.* ausgefallen, wohl deshalb, weil es noch engere Bezieh- ungen zur ei-Reihe hatte (vgl. Hoff mann PEPAX 41, dessen Auffassung von aisl. sueip ich jedoch nicht teile) und weil über- haupt die Stellung dieses sonst schwach flektierten Yerbs inner- halb der reduplizierenden keine allzu feste war.

Die obenerwähnte Pt^-Form *hitum wird in der Regel (Noreen a. a. 0.) hauptsächlich wegen der langen Sg.-Form: agutn. hit, aisl. sehr selten (Hausbök) in Anspruch genommen. Ich stimme dem bei besonders fürs Wn.; es gilt da die Proportion: neben *hitum wie Mt neben Mtum. Fürs Agutn. käme viel- leicht die Frage in Betracht, ob hier nicht wie im Afries. das -i- verengt ist aus -^"^-P (S. unten § 26.)

§ 23. Im Wgerm. sind Pf. -Formen Viehait{a) (durch etwaiges *haita gestützt?) erhalten neben den weitaus glücklicheren, weil scharf abstechenden Formen wie '^hpt{a). Die ersteren sind in Auflösung begriffen, sie vegetieren und degenerieren, man hat neben den übrigen fast insgesamt im Sg. einsilbigen alten Praeterita das Verständnis für sie verloren. Ja das Streben, sie ebenfalls einsilbig zu gestalten, hat zu ihrem ungewöhnlich raschen Ver- fall — vor allem zur Kürzung und Synkope der ehemals neben- tonigen, nach Verlust der Endungen aber tonlosen Wurzelsilbe wesentlich beigetragen (vgl. die analoge Grundlage früherer Erklä- rungen bei J. Schmidt Idg. Voc. 2, 428ff. und Bethge-Dieter 362 f). Sogar in der Gestalt des auf der ersten Silbe starkbetonten *Mhet dürften sie sich zeitweilig mit het u. ä. assoziiert, letztere Formen gekräftigt, ihr eigenes Los aber vorbereitet haben.

§ 24. Die Pf.-Formen treten uns diesmal im Ae. entgegen: im Angl. und in der Poesie lesen wir hellt neben sonstigem, besonders WS. Mt (ws. heht ist fremden Vorlagen entnommen), ferner nur in der Poesie leolc^ vgl. Sievers Ags. Gr.^ 221. Eine befriedigende Erklärung für beide Formen zugleich ist schwer zu geben, zu- mal da die Quantität in heht nicht praktisch ermittelt, sondern erst je nach der betreffenden Theorie festgestellt werden kann.

Aus der Fülle der gebotenen Erklärungen will ich nur die prinzipiellen Fragen und speziell Wejhes (PBrB. 31, 48) neuesten Vorschlag herausgreifen. Außer der Quantitätsfrage handelt es sich da vornehmlich um die Entscheidung, ob man

268 J. Janko,

den Diphthongen in leclc mit Holtzmann und J. Schmidt (Idg. Yoc. 2, 429), dann Weyhe durch w-U miaut oder wie üblich mit Ettmüller und Scherer (ZGDS.^ 11 ff. u.a.), Sievers und ten Brink (Anglia 1, 514 und 523; dort weitere Liter.) durch Brechung hervorgehen lassen soll. Im Anschluß daran muß das Verhältnis zur anglischen Ebnung, die sicher nach der Brechung, jedoch gelegentlich auch nach dem «/d-Umlaut (Bül- bring Altengl, Elem. 80 f.) gewirkt hat und in urspr. sicher kurzem heht trotz der Diskrepanz mit leolc sehr wahi-scheinlich ist, rein- lich aufgeklärt werden.

Versuchen wir es mit Weyhes Interpretation. Er faßt den Sg. hole als analogisch nach dem PI. leolcun auf, diesen aber leitet er aus *lelaikum^ *leläkun über *l€lucun (Einfluß des u auf a) und leol{ü)cun mit li-ümlaut ab. Dabei betrachtet er leolc als anglische Form, und wo sie es nicht ist, als poetische Dialekt- entlehnung aus dem Angl., meines Erachtens mit vollem Recht. Allein die Parallele, die er nach Bülbring a. a. 0. 158 § 377 b) anführt, nämlich eofot aus *ebiU aus älterem ebhät Ep. Erf. Glossen, ist mit nichten geeignet, seiner Deduktion unser Vertrauen zu gewinnen; denn in ebhät ist das ä aus ai im zweiten Kompositions- glied, somit in wirklich nebentoniger Silbe, die es lange (bis zum spät-wgerm. Abfall der Endung des Ntr. Sg. *-a'', vgl. Sievers Gr.3 17) blieb, entwickelt und hat sich selbst nach dem Eintritt des M-Umlauts als Kürze erhalten. Hingegen im Pf. *lelaik(a) mit schon urgerm. Verlust des Vokals der Endsilbe ist in der im "VVgerm. längst tonlos gewordenen Wurzelsilbe ai zu e kontra- hiert (vgl. Bülbring Ae. Elementarb. 157), gekürzt und bereits urenglisch infolge des starken Übergewichtes der Anfangssilbe synkopiert worden. Und diese Synkope des helleren i vermögen wir auch mit ähnlicher Ausstoßung des hellen Lautes in ae. swelc (aofries. sulc) und htrilc = got swaleiks^ hwileiks (vgl. Khige Pauls Grundr. 1», 904, Streitberg UG. 330, auch Bülbring a. a. 0. 170) entsprechend zu stützen»). Demnach werden auch wir

1) Durch die Gleichung sicelc = »uHÜeiks sei noch nichts über die im Got. anzunehmende Betonung entschieden. Während das Wgerm. ohne Widerrede die erste Silbe betonen mußte, kann das Got. mit dem Nord. {sUkr) den Ton auf die zweite gelegt haben und dies von allem Anfang an. Doch selbst wenn eine Akzentverschiebung hier stattgefunden, eignet sich das aisl. alikr noch immer nicht als Analogon für die von Noreen wie in der Anm. auf S. 266 berührt vorausgesetzte und wiederholte Tonverlegung in *hehdita zu *hkhait{a) zu *{he)häit = an. heit.

über germanisch e* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 269

meinem Dafürhalten nach vom w-Umlaut abzusehen und auf urengl. "^heht^ "^lelc die herrschenden Gesetze der Brechung und Ebnung anzuwenden haben.

Es ist a priori nicht wahrscheinlich, daß urengl. h = ur- germ. x in der ehemals helleren vokalischen Umgebung mitten in *hehet sein dunkleres Timbre aufgegeben und gar keine Brechung bewirkt hätte (vgl. Bülbring 58) also wird *heht und *lelc gleichmäßig zu "^heoht^ leolc gebrochen worden sein. Anders mag es sich mit der urangl. Ebnung verhalten haben. Dieselbe hätte zwar sowohl vor h ein heht^ als auch vor Ic (vgl. melcan bei Bülbring 80; Sievers Ags. Gr.^ 78 erwähnt aber diese Gruppe als ebnende nicht) ein Helc ergeben sollen, statt dessen ist je- doch leolc auf dem Wege zur Ebnung aufgehalten worden. Dafür bieten sich zwei Gründe, einer aus dem Anglischen, der andere aus den übrigen Dialekten. Im Urangl. wird sich leolc (zu Idcan) leicht mit den gleichfalls Liquida enthaltenden, aber regelrecht ungeebneten Perfekta Heolt^ später leort (zu ldtan\ reord (zu rädmi usw.; vgl. § 41) assoziiert und sein eo wiederhergestellt oder fest- gehalten, d. h. sein tieferes Timbre (t) zur Geltung gebracht haben (vgl. ten Brink Anglia 1, 524 ff. und oben Sievers). In den übrigen Diall. aber ist dasselbe leolc von Anfang an aufgenommen, dort natürlich imgeebnet belassen und speziell in der Poesie verall- gemeinert worden.

Demgegenüber hat sich angl. *heoht (zu hdtan) wegen seines andersartigen Charakters weniger leicht jenen Verben anschließen können, es ist geebnet in die übrigen Diall. ge- drungen, indem es seine natürliche Stütze an dem einsilbigen Mt suchte und wahrscheinlich deshalb auch in der Quantität (heht) zu schwanken begann. Das von uns postulierte *heoht aber ist vielleicht nur zufällig im Außerangl. nicht belegt: wenigstens will ten Brink (a. a. 0.) aus der Weiterentwicklung zu me. hihte^ highte^ meines Erachtens recht wahrscheinlich, seine ehemalige Existenz erweisen (vgl. jedoch Kluge, R Grundr. 1\ 904 = 12, 1068).

§ 25. So wäre der gewisse Widerspruch zwischen heht und leolc behoben und ein Einblick eröffnet in die ae. Dialektverhältnisse, in denen auf außerangl. und besonders ws. Gebiete das Pt. ^ den Sieg errungen hat. Dasselbe ist im übrigen Wgm. bis zur völligen Unterdrückung des Pf. bereits in vorliter. Zeit geschehen. Hieher fallen: ae. M, -on = afries. hef^ -ew, as. het (hiet), heton^ ahd.

270 J. Janko,

hiaz, -um usw. i); ae. /^c; ws. sced (über scead § 26) = ahd. sked; ahd. miaz (apafarmeez\ kimiazin. Ae. swapan hat ein ersichtlich angelehntes sweop neben ahd. kesiiefin (?) und rahd. sicief^ -en^)\ zu seiner Aufhellung genügt noch immer die Proportion Scherers (ZföG. 24, 299), nach der dieses offenbar auch im Agfries. un- feste Verb sich gerichtet hat : sdican zu sSow u. dgl. 46) wie swapan zu sweop.

§ 26. Als vollgiltige Spuren von Pt* im Wgm. kann man ahd. ca-heiz und üz-sceit (Singer PBrB. 11,294) ansehen, mit welch letzterem das ws. *scaf/, palatalisiert sciad (meines Erachtens auch im schwach flektierten angl. schade, scdad(a)de u. ä. entlialten) übereinstimmen würde. Vgl. auch Kluge QF. 32, 98. Für mehr als hypothetische Entscheidung spricht da einesteils der Umstand, daß man sonst das Praet. scdad st scSd höchstens in etwas gezwungener Weise nach dem Praes. scdadan st. scadan er- klären müßte, andemteils noch obendrein die Notwendigkeit, für die später 42) zu verzeichnenden und höchstwahrscheinlich doch beweiskräftigen Formen wie ahd. {fur)l€iz einen vorbild- lichen Typus Pt.* heiz bereit zu haben. Damit ließe sich dann das einzige, vorderhand etwas problematische Pt.^ *hüum (mhd. swifum hat einem wirklichen et-Verb angehört) sehr gut vereinigen^ insofern man das alt- und nfries. neben hit auf ähnüclie Weise ableiten wollte wie die gleichlautenden nord. Formen (s. oben). Freilich erhebt sich gerade im Fries., wie schon einmal betreffs mide und hir (vgl. § 14, 2 und § 10), die berechtigte Frage, ob e^ in gewissen Dialekten nicht spontan in i sich gewandelt habe: und diese Frage möchte ich, da Entstehimg aus 'imperfektischem' *heita (vgl. griech. TT^cpeuta) recht unwahrscheinlich, das vermit- telnde Pt.<> aber speziell dem Fries, ganz abhanden gekommen ist, diesmal bejahen. Vgl. van Uelten Aofries. Gr. 18, Heuser Afries. Leseb. 8 und Siebs P. Grdr. 1*, 1218, von denen jedoch die ei-sten zwei den beregten Wandel sicher mit Unrecht einem folgenden r zuschreiben.

2. Die Verba mit -au- (-«-) im Praesens.

§ 27. Diese Gruppe geht der vorigen im ganzen parallel; ja die von mir dort vorausgesetzte Entwicklung zeigt sie bei

1) Das mhd. iesch zu eischen = mnl. {h)iesch zu {h)e8chen ist s^lbst- verständhch erst späte Analogiebildung nach heizen, resp. heten.

2) Über die ahd. Belege vgl. Hartmann bei Dieter 491 f.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 271

Pt.i noch deutlicher, indem dessen Reflexe, die sämtlich urgerm. -eu- verraten, der ursprünglich dehnstufigen Grundform -eu-^) und demgemäß auch -ei- usw. vernehmlich das Wort reden. Neben *hleupa bestanden femer : Pt.^ '^hlupomiz ; lokal beschränktes und durch den Gleichklang mit dem Praes. von vornherein weniger günstig situiertes Pt.^ *hlaupa (entweder ablautend zu Pt.^ aus *hlöupa oder schon urgerm. analogisch hinzugebildet zu *hlupumiz); endlich das mit dem Terfektpraesens' (vgl. hier und anderswo Noreen, Pauls Grundr. 1^, 511) identische und daher notwendig reduplizierte Pf. '^hehlatcpa : -au- wohl Vollstufe und wenigstens in den grundlegenden Fällen = idg. -ou-. Wechsel- beziehungen dieselben wie bei haitan.

§ 28. Das Got. hat aus den sub 1. schon angedeuteten Gründen das Pf., welchem meines Erachtens überdies Pt.^ zu- hilfe kam, verallgemeinert. Tatsächlich ist nur aiauk belegt, *haihlaup und "^staistaut sind ergänzte Formen ; aber gerade aukan hat sich nach Hoffraann TEP. 47 erst analogisch zu unserer Gruppe geschlagen.

§ 29. Im N'ord. siegte das ausdruckvolle Pt.^ im allge- meinen über alle anderen Typen im Sg. und PL : wn. hliöp^ -om^ on. dementsprechend Sg. (freilich erst spät mschw.) liöp, sonst mit analogisch entferntem -i- (mschw.) lop und lopp, PL lopu^ loppu; wn. iös^ -om und iök^ -om. Das Übergewicht des Typus Pt.i auch im Plural erweisen uns anschaulich anorw. liupum^ dann wn. iukom und iusom^ die alle durch Kontamination aus urspr. dehnstufigen Formen mit -iö- und Schwund stufigen mit -u- (s. gleich weiter hlupom) entstanden sind. Ygl. dazu Noreen Altisl. Gr.3 80 und überhaupt hier 300, ferner seine Aschw. Gr. 446.

Das reine Pt.<^ liegt in den Formen zutage: aisl. hlupom^ anorw. lupum^ on. lupu (mschw. luppo zum Teil dem Sg. nach- gefolgt). Umgekehrt ist wieder nach dem PL lupu geformt der Sg. mschw. Iwp^ der infolge einer Nebenanalogie als lypp erscheint (Noreen a. a. 0.).

Schließlich hat sich auch das Pt.^, von dem vermeintlich überflüssigerweise reduplizierenden Pf. unterstützt, in mschw. Ijäp^ ngutn. lawp erhalten und ist im mschw. Uiyu sogar in den PL gedrungen. Das Wn. bietet keine entsprechende Sg.-Form,

1) Ein vollstufiges idg. -eu-, das als Mmperfektisch' ehedem Ljung- stedtj Anmärkningar usw. 128 proponierte, hatte im Ind. Aor. keine Berech- tigung ; vgl. Brugmann Kurze vgl. Gr. 538.

272 J. Janko,

doch beweist der seltene anorw. PL laupiim unzweifelhaft die einstige Existenz derselben.

§ 30. Das sind die nord. Hauptformen, an denen man hier und weiter unten wie vielleicht nirgend sonst Ver- mischung und gegenseitige Beeinflussung verschiedener und doch verwandter Sprachgebilde studieren kann. Es erübrigen uns noch zwei Probleme: a) Wie ist das seltene anorw. und dalek. Mp = adän. Icep (= *Ä/ep) und das nschw. dial. (Dalarua) liep (= *hl€ip) aufzufassen? b) wie die Formen von hpgg{n)a zu erklären?

Ad a). Noreen (Pauls Grundr. 1*, 633) nennt die erwähnten Formen unklar, sie sind es in der Tat. Dennoch läßt sich eine Brücke schlagen von örw-Yerben zu den schon behandelten ai- Verben ; denn lediglich zu diesen passen die fraglichen Formen. Einmal kann man auf die bekannte, von Noreen (Abriß der urg. Lautl. 67 ff. ; dort Liter.) speziell fürs Germ, kurz und über- sichtlich dargestellte 'Wurzelvariation', z. B. in as. säian : ae. sdwan^ hinweisen, welche sich auch in der Konjugation als Vermischung der 1. und 2. Ablautsreihe (aschw. snepa: snirpa usw.) äußert; außerdem sei betont, daß gerade das Praes. aschw. heta selten und wohl dialektisch häta (adän. hsUe; vgl. die Ansicht Noreens, Aschw. Gr. 99) lautet, was ich mir freilich nicht durch alte, sondern jüngere bloß nachahmende Variation erkläre. Und das Vorkommen solcher, wenn auch rarer Nebenformen genügte, um durch rück- läufige Bewegung l0pa zu *lepa umzugestalten und zu dieser Ent- gleisung noch die weiteren im Pt* Up usw. und Pt* liep hin- zuzufügen.

Ad b). Zu hpgg(u)a (= urgerm. ^hauuan- wohl aus urspr. *ÄaMf3]«an-, vgl. Brugmann IF. 6, 99 f. und noch bestimmter Kurze vgl. Gr. 108) vermögen wir alle drei uns bewußten reduplikations- losen Grundformen nachzuweisen, nur haben Sekundärbildungen verschiedenster Art dieselben noch mehr überwuchert wie oben bei hlaupa. Das Pt* heuu(a\ später *heti{u) erscheint in aisl. hiö^ selten Atti, runenschw. (Ä)tM, d. i. hiö. Ein ganz klares Pt® *huuuumiz == goton. *hugg{w)um liegt in rschw. uku = mschw. hiiggo^ ^oggo vor. Belege bei Noreen Aschw. Gr. 445. Durch Anpassung an den Sg., einmal durch Einführung des -i-, das andermal auch durch Umfärbung des -m- zu -o- (wie schon in hoggo\ entsprangen die Normalformen : wn. hiuggom^ hioggom^ ebenso rschw. (h)iuku u. ä. = aschw. hioggo, mit aus dem Konj. und eventuell der 2. 3. Sg.

über germanisch e' und die sog. reduplizierenden Praeterita. 273

Ind. schwacher Flexion (s. gleich weiter) stammendem palatalem -ggi-: seltenes wn. hiuggiom und wn. on. hioggio{m). Der um- gekehrte Einfluß des PL auf den Sg. verrät sich im anorw. hiogga (an die schwache Flexion angelehnt) ; ohne diese Anlehnung steht statt hiö oft runenschw. und auch aschw. hiog^ statt des seltenen hiü einmal hing (vgl. übrigens Xoreen a. a. 0.). Aus hiog wird seit 1850 hij0fg, durch Einfluß des Inf. ohne -i- spätmschw. Jwg^ hyg.

Im Gegensatz zu Noreen sehe ich als Pt.^ *hmm[d) usw. das mit dem Inf. im Yokal übereinstimmende und im Auslaut vom Inf. und PL beeinflußte rschw. (h)auk^ d. i. mit tr-Umlaut hpgg, woraus weiter wie im Inf. rschw. mschw. hog^ hug ^). Für dialektische Ausgleichung zuungunsten des w^-Umlauts^) zeugt meines Erachtens rschw. hagg^ resp. hoegg^ eine Eigentümlichkeit, die im dalek. agg^ {h)oegg noch erhalten wäre; sicher ist aber die Unterbleibung des Umlauts fürs Agutn. vorauszusetzen. Nur drang hier und dialektisch im Aschw. das als notwendiger Be- standteil des Praet. zeitweilig gefühlte -^- in die vorbenannten Formen ein, also rschw. hiagg, woraus hicegg (beides geschrieben hiak u. ä.), dalek. und ngutn. ioegg. Ygl. die in § 61 zu be- handelnde ganz konforme Entwicklung der,Pt.2 fal und '^halt.

§ 31. An die Formen von hpgg(u)a reiht man im Nord, am besten gleich die ihnen parallelen von büa (mit Schwund- stufe *bü- = griech. ^-qpü der idg. Wurzel "^hheu-^ Basis nach Hirts Idg. Ablaut S. 105 *bhewä) an. Die Schwundstufe des ursprünglich athematischen Praesens ist antekonsonantisch, die antevokalische wie in aksl. ^a-bdv-em neben by-ti vermute ich im Pt.^ "^buU'Umiz, Opt. *buu-t-m usw., daraus *biiuuumiz usw. = goton. *bugg{w)um. Auf diese Weise wäre schon *buggum mit *huggum zusammengefallen, und auch Pt.^ *beu(a) oder eher '^beuu(a) mußte ein dem wnord. hiö kongruentes biö ergeben. Daraus resultiert nun beinahe derselbe Formenreichtum im Bereiche von Pt.^ und Vt^ wie oben, wenigstens im Wn. : also anorw. (selten aisL) biogga^ anorw. biugga und selten binggia; im PL neben normalem biuggom^ bioggom auch das seltene buggiom, biuggiom (vgl. Noreen AisL Gr.3 300). Im On. kommt nur, analog dem anorw. biugga^

1) Dieses hog^ hug kann auch bei umgekehrter Filiation dem rschw. mschw. Plural huggo, hoggo seinen Ursprung verdanken, was schwer zu entscheiden. Beide Bildungsarten sind da wohl zusammengetroffen.

2) Wohl unter Mitwirkung des von Noreen a. a. 0. angezogenen ablautenden Typus bt-ag : bruggo (ebenda 430).

274 J. Janko,

das mit dem i-Umlaut des Konj. versehene, im Ruuenschw. häufige, im Aschw. jedoch sehr seltene hyggi (agiitn. noch biggui)^ PI. byggu vor.

Ein Pt.* ist hier nicht erhalten, offenbar weil es keinen Halt am Inf. böa gefunden hätte ; und auch die selbständig weiter- entwickelten, eigentlich schon schwachen Formen byggi, da ohne Eückhalt an etwaigem Viyggi, vermochten sich auf die Dauer nicht zu behaupten und wurden durch regelrecht schwaches böße usw. ersetzt.

§ 32. Im Wgerm. müssen die Pf. -Formen ^hehlaupa dem Pt.^ frühzeitig unterlegen, dennoch aber (durch *hlaupa gestützt?) nicht völlig getilgt worden sein. Wir treffen vor allem im Ahd. merkwürdige, ihrer angestammten Kategorie entfi'emdete imd eben in dieser Hinsicht lehiTeiche Reste davon. Das aus *stestaut{e) dissimilierte *st€zatä(e) ergab *sterdt^ woraus das unverstandene steroz^ sterozun mit den degenerierten Nebenformen steraz, stinz^ stirz. Ähnlich kiscrerot zu scrötati^). Die Nebenformen zu steroz erläutert Kögel: steraz st -oz und das stamm hafte -t- aus tief- stufigem *stiruzzum (vgl. Lit.-Blatt f. germ. u. rom. Ph. 1887, 108 und PBrB. 16, 500 f.); Doch ist meines Erachtens wegen der Unsicherheit der letzten Form (s. unten) ein anderer Ausweg vorzuziehen. Neben steroz bestand ein in § 55 zu erörterndes pleruz-^ nach dessen Muster oder auch spontan durch weiteren Verfall sich ein *stertiz einstellte. Dieses vegetierte laut Kögel im Bair. weiter fort, als pleruz- längst verschollen war, und führte einesteils den immer möglichen u-ümlaut durch (*f(tiriiz\ andernteils folgte es dem Beispiel von hiruz: hirz und ward zu stirz^ durch Nachahmung etwa von bircJia : birihha zu stiriz.

Fast überall anderswo herrscht Pt * im Sg. und PI. : ahd. regel- mäßig st€oz^ stioz^ stiez^ ebenso screot^ leof usw.; as. hliop, hleop, hliep; ae. hUop^ h6ot^ dhnSop*). Im Fries, sind die 'to-Praeterita'

1) NämHch, wie die landläufige Erklärung wahrscheinlich mit Recht lehrt, aus *8ke-8kräuda ward über *8kre-zäuäa (mit -z- aus -«-) über *skr^zöd das ahd. acrerot. Doch konnte bei einem so mechanischen Vorgange, wo die Sprache das Ziel der Deutlichkeit auf dem kürzesten Wege zu erreichen strebte, aus der Lautgruppe -skr- im Wurzelanlaut nicht gleich das -r- an Ort und Stelle bleiben? Vgl. ae. -dreord, an. grera.

2) Zu diesem und andern scheinbar hieher gehörigen Praeterita mit -eo- erkennt HoflFmann PEP. 55 keinerlei Praesentia mit -^a- an. Recht hat er entschieden betreffs des Pt. h^of, -on, zu welchem im Ae. wie anderswo nur das gleichklingende Praes. hdofan (im Got. die 1. PI. Praet.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 275

ähnlich wie im Nord., aber regelmäßig und zwar durch Yermittelung der 2. 3. Sg. Praes. statst^ hlapt(h) und des Part, hlepen aus *hlaupin^ zu den ^-Praeterita übergegangen: hlep{h\ *hlip. Vgl. Siebs in Pauls Grundriß 12, 1219 u. 1321, dazu 1185 u. 1233. Über awfrs. hliope^ hlope s. sub 4. § 56.

Ein wgerm. Pt.^, natürlich ohne Reduplikation, ist in dieser Klasse durch ae. hlupon (Imal), me. lupen^) und mhd. PI. luffen (dazu analogisch Fsüctloffen) direkt belegt; denn an dessen Altertüm- lichkeit kann man nicht gut zweifeln, da die von Nagl, Deutsche Sprachl. für Mittelsch.^ 133 A. 3., aucli fürs Nhd. unnützerweise angenommene Analogie nach ^^so/fen im Mhd. schier unmöglich war. Ygl. noch Behaghel in P. Grundriß 1^, 596 = 1^, 737.

§ 33. Unter besonderen lautlichen Bedingungen stehen abermals die Formen von *haumn. Doch ist da lediglich Pt.^ *heuu(a) belegt, das auch im PL herrscht. Als lautgesetzlich ent- wickelte Reflexe des gekürzten *heuw lassen sich alle historischen Formen begreifen, die im Auslaut der 1. 3. Sg. das vokalisierte -w sämtlich verloren, im Ae. jedoch nach den übrigen Personen es wieder festgelegt haben: ae. heow^ -on^)] as. heu Hei. 4981 (im Hildebr. heuivun)] damit übereinstimmend, nur mit laut-

hufum) vorkommt. Man kann nun heof, ohne zu *heuban- ein redupU- ziertes und entgegen allen anderen Perfekta dieser Ablautsklasse so kon- serviertes *hehaub{a) ansetzen zu müssen, gemäß 0. Hoffmanns und unseren Voraussetzungen aus einem dehnstufigen und vielleicht ursprünglichen Pt.* *heub{a) ableiten, wozu ein ebenso altertümliches Pt.° *hubumiz gehört und das "ablautende' Praes. mit *-eu- erst veranlaßt hätte. Allerdings ist auch der umgekehrte Prozeß möglich, daß zu regelrechtem, der Redupli- kation im gegebenen Zeitpunkt entblößtem *{he)hubumiz durch Zusammen- fall mit Pt.° *hlupumiz (s. gleich weiter und oben § 17 Anm.) die ana- logische Neubildung *heub{a) nach Pt.* *hleup{a) vorgenommen und aus heutzutage nicht mehr klaren Gründen festgehalten wurde freilich nur solange, als die Sucht nach Differenzierung gegenüber dem Praes. nicht den Übergang in die schwache Flexion Qidofde) verursachte. Der eine oder andere dieser beiden möglichen Vorgänge wäre natürlich auch anderswo, namentlich bei -hneop, anzunehmen, wenn nämlich mit Sievers Ags. Gr.'^ 223 kein ae. Praesens -hn^apan, sondern nach dem got. dis- Jiniupands ein -hn^opan vorläge. Doch läßt sich meines Erachtens in dieser Frage nichts Positives ausmachen.

1) Vgl. Kluge QF. 32, 84 f.

2) Das merc. h^u in Ru*. ist seiner phonetischen Geltung nach unklar. Bülbring Ae. Elem. 42 will es h^uw mit vor -lo bewahrtem -u- lesen; das -u- kann sich aber außer vor inlautendem -w- auch in der 1. 3. Sg. vor -w= -u gehalten und selbst nach Abfall des letzteren (Hes Mu und vgl. obd. hin) im Einklang mit den anderen Personen behauptet haben.

276 J. Janko,

gesetzlich über -io- zu -ie- umgeformtem Yokal mnl. hieu (vgl. mnd. hef^ heu^ heeu usw., Lübben Mnd. Gr. 69 u. 25), hieu-wen^)] anfränk. hieutwn und ahd. (frk.) /lio, hi&wun und hiewun^ (obd.) hiu, hiutven^ woraus die ausgeglichenen mhd. Formen.

§ 34. Im Wgerm. geht mit *hautoan das Praet. von büan nicht parallel, es ist völlig in die schwache Flexion (vgl. das On.) übergetreten. Nur zwei rätselhafte 'starke' Formenreste be- reiten den Erklärern große Verlegenheit : es sind die Otfridischen 3. PI. hiruun und 2. Sg. Konj. hiruuuis^ d. i. birutvis (s. Braune Ahd. Gr.2 250). Meines Brach tens liegt ein echtes Pf. *be-bü-um zum Inf. büan (vgl. in § 51 got. lailöun zu lauan mit -a-) vor. Daß im Wgerm., wo Pf.- und Pt-Formen neben einander galten, einst auch Pt.^ *beu{w) existierte, läßt sich nur mutmaßen; hin- gegen ist das fürs Nord, geforderte Pt.^ *buuuumiz = wgerm. *büuum bis auf die Reduplikation mit Pf. *be-büuum^) zusammen- getroffen und hat eben deshalb gegenüber *büan (ahd. auch büwan) dem markanteren Pf. den Platz räumen müssen.

In *b€büwum jedoch, das mit dem Übergang des anlauten- den b- in b- immer unverständlicher wurde, war von Anfang an die Aussprache der drei Labiale hinter einander, wovon mindestens die beiden letzten einander sehr nahe lagen, schwierig : die Sprache dissimilierte hier den mittleren durch den nächst verwandten r-Laut, der z. B. in engl. Twinity st. Trinity als eine Art nachlässig gebildetes bilabiales tc (vgl. Jespersen Phon. 133) erklingt. Und diese dann mit wirklichem r wechselnde Aussprache faßte um so eher Boden, als sie durch die Existenz anderer Perfckta mit -r- {^Uer(Hum zu Uotan^ so auch *berü[tc\um zu bü{w\an) unterstützt ward. Als in der Folge wie wir sehen werden das urwgerm. *he{fv)öpum neben */vöpum Elision und Zusammenziehung erfuhr, war die Dissimilation in unserem FaUe zwar schon vollzogen, doch wurde gleichzeitig auch hier das -ö- verkürzt So resultierte meines Erachtens *beru{w)umy

Sievers Ags. Gr.' 224 liest offenbar hSw gemäß dem merc. oncniw Ps., und diese auch mir wahrscheinlichste Lesart ist dann eine Analogie- bildung nach siw neben siow (s. § 46), da ja auch sonst im Wgerm. die Praeterita beider Verba sich berühren.

1) Danach ist der Sg. hieu tatsächlich eine Ausgleichsform nach dem PI. statt *hie, wie Franck Mnl. Gr. 64 und HZ. 40, 40 lehrt. Nach houwen hat sich von rouwen auch rieu, rieuwen gerichtet.

2) Das -t*- ist entweder durch Nachahmung von Pt.° oder auch spontan hier aufgekommen. Ersteres ist mir wahrscheinlicher.

über germanisch e' und die sog. reduplizierenden Praeterita. 277

mit durchgeführtem ahd. w-Umlaut das obige hiru(w)um und birums.

3. Die Yerba mit -e- im Praesens.

§ 35. Die vorliegende Gruppe, bei welcher ein zu ent- rätselndes westgerm. und nord, -e^- im Pt.^ *le^ta das Haupt- problem bildet, leite ich von langvokalischen, vom Gesichtspunkt des Germ, in der Hinsicht starren Wurzeln ab, daß sie im leben- digen Konjugationssystem nur der Abtönung zwischen -e- und -ö- und ausnahmsweise der Schwundstufe idg. -a- = urgerm. -a-, z. B. im Praes. an. taka oder Part. got. garapans^ fähig waren i). Infolge dessen ist ein Pt.^ überhaupt, auch wie es Kluge in Pauls Grdr. 1^, 374 und Loewe Germ. Sprachw. 131 in Form von *re-rd-un u. ä. statuieren, aus den in Betracht kommenden Ablautstufen im vorhinein auszuschließen.

Dafür ist das Pf. im Urgerm. nach dem Zeugnis des Got. mit beiden möglichen Tonstufen anzusetzen : Heleta und *lelöta (Pf.i und Pf. 2). Daß nach Ausweis des griech. eppiuTa neben dial. eppriTöTa eben die dunklere Grundform im Ind. des Urgerm. allein lautgesetzlich gewesen wäre 2) und nicht zugleich die hellere, läßt sich meines Erachtens schwerlich dartun. Denn wie einerseits das sicher in die Zeit der Lautverschiebung fallende und damals wohl auf der Wurzelsilbe betonte, demnach alte *sesUpa = got. saizlep % anderseits got. saisö und an. sera aus chronologisch gleichwertigem "^sezön (vgl. weiter unten) neben dor. dqpeiUKa, aber auch neben wahrscheinlich vorausgesetztem urgriech. *4riKa*) unserer heutigen Betrachtung nahelegen, muß man in der Phase des Urgerm., die für uns den eigentlichen Ausgangspunkt bildet, sowohl Pf.* wie Pf.^ für möglich und

1) Wie im 1. Kap. 9) auseinandergesetzt, stammten besagte Wurzeln zum Teil (wie höchstwahrscheinlich *l^t-) von uridg. langdiphthongischen Basen ab, mit denen sie jedoch in urgerm. Zeit in keiner organischen Verbindung mehr standen. Die in der Wortbildung regelmäßig zutage tretenden Schwundstufenformen (got. lats, ahd. slaf mit idg. -d- ; vgl. oben) gegenüber der zu idg. *leid- gestellten, sonst aber ganz abseits liegenden Schwundstufe in aisl. Uda bezeugen dies augenscheinlich. Vgl. Hirt Der idg. Ablaut S. 36.

2) Vgl. Bethge bei Dieter S. 356 ff.

3) Dieses 2 mal neben 8 maligem angeglichenem saw/ep belegt. Vgl. darüber Sievers PBrB. 16, 253 und Streitberg UG. 328.

4) Vgl. Brugmann, Kurze vgl. Gr. 545.

Indogermanische Forschungen XX. 19

278 J. Janko,

bereits entwickelt halten. Jedesfalls war der Typus *leleta durch die Reduplikation, auch ohne die sonst freilich ganz geLäufige Abtönung, gegenüber dem Praes. hinreichend charakterisiert

§ 36. Wie mußte das aoristische, somit unredupliziertePt* hier beschaffen sein? Gremäß den sub 1. und 2. besprochenen Formen kann es wieder nur die ^-Qualität, höchstens mit Dehn- stufe, d. i. mit Überlänge und Schleifton des starren und konstant langen Wurzel vokals, enthalten haben so etwa wie Bartholomae, Streitberg, Hirt u. a.*) diese Stufe in den sogenannten schweren Reihen annehmen. Jedoch gerade die noch urgerm. Existenz eines solchen Schleiftons in Wurzelsilben und sein vermeint- licher Einfluß auf die Vokalqualität haben sich uns in allen analogen Fällen (wie urgerm. */i#r, *fve u. ä.) als höchst zweifel- haft ja unbeglaubigt erwiesen ; es kommt hinzu, daß wenigstens in dem von Bartholomae und auch von Streitberg a. a. 0. ange- führten Musterbelege *ureg' (zweizeitig) : *urdks (dreizeitig) die zu gewärtigende Überdehnung, bez. der Schleif ton laut griech. ßiJüH (: f)r|TMVJ|uii ; fnÖT^c ist sekundär) sich nicht eingestellt hat! Man darf also ernsthaft auch bei Ft.* *l€fn nur mit einfacher Länge idg. e = urgenn. de rechnen.

Lokal und zwar besonders auf nord.-got Gebiete (wie schon bei haitan, hlaupan proponiert) hat sich im Urgerm. schließ- lich ein Ft.* *löta hinzugesellt, ob mit oder vielmehr ohne Schleifton, ist für die germ. Vokalentwicklung ohne Belang. Ein genügender Grund für die Annahme dieses Typus liegt in der uns bewußten Beliebtheit der Abtönung e zu ö, welche übrigens ursprünglich hier das einzige Mittel zu genauerer Unterschei- dung dem Fraes.- Vokal gegenüber bot

Wirksame Wechselbeziehungen traten ein: zwischen Ff.^ und Ft*, ähnlich obgleich beschränkter zwischen Pf.* und Pf, endlich zwischen den beiden Pf.

§ 37. Die ersterwähnte Wechselbeziehung i>i .>i>eziell in der von uns verfolgten Frage über e* bedeutungsvoll geworden. Sich selbst überlassen, hätte nämlich Pt» *l(Ha ein regelrechtes «"», im Westgerm, und Xord. also ä (*lät) entwickelt und wäre vielleicht eben wegen des Zusammenfalls mit dem Wurzelvokal des Praes. als nicht genug prägnant zugrunde gegangen (vgl. unten die got Verhältnisse). Es assoziierte sich aber auf die natür-

1) Vgl. BB. 17, 106 flF; IF. 3, 337 ff; Der idg. Ablaut 175 ff.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 279

lichste Weise gleich im Ürgerm. mit *leleta^ welches nach der germ. Akzentverschiebung anfangs zwar noch de zeigte, allein je weiter je mehr nach § 12, 2. b) und § 14, 6. zu engerem und freilich nebentonigem e^ fortschritt. Und diese Qualität des # wurde meines Erachtens aus der minderbetonten in die haupttonige Stellung übertragen und etablierte sich dort um so leichter, je mehr die neue analogisch gewonnene Lautstufe von der des Praesensvokals abstach und je ausgiebiger sie von dem damals schon völlig stabilisierten Pt.i "^hpta aus "^heita unterstützt ward. Auf diese Weise muß z. B. im ürwgerm. einstens "^leleH und damit harmonierendes HeH neben praesentischem, im Vokal dem vollen ä stetig zustrebendem HäH- naturgemäß bestanden haben. Die von vornhinein charak- teristische Kategorie des Pt. heH wurde durch UH nicht unbe- trächtlich vermehrt und bildete sodann in den beteiligten Dialekten für alle Folgezeit eine so typische Formation, daß sie imstande war, nicht nur verschiedene Analogien (vgl. unten) hervorzurufen, sondern auch den Existenzkampf mit anderen Formen erfolg- reich aufzunehmen. Meine eben vorgetragene Theorie über den Ursprung des Pt. HeHa mag nun in den einzelnen Sprach- gruppen weiter ausgesponnen und so vollends begründet werden.

§ 38. Im Got. (Vorgot.) wurde durch die retroverse Ent- wicklung des urgerm. de {== e^) zu geschlossenem einheitlichem e (ostgot. ei) der Unterschied zwischen dem Praesens- und Pt.^- Yokal regelrecht verwischt. Was blieb der Sprache anderes übrig, als die Reduplikation wie ein willkommenes Kennzeichen der Yergangenheit beizubehalten und somit der Pf.-Form *lelet den entschiedenen Yorzug zu geben vor dem geradezu farblos gewordenen Hef} Da jedoch dieselbe Bevorzugung auch in haihöp und haihald sich als notwendig herausstellte, so wurde die in den übrigen Diall. als überflüssig empfundene Doppelsetzung im Got. in ihre alten Rechte eingesetzt: auch das charakteristisch abgetönte */ö^ mußte einem lailöt weichen, ja diese Abnei- gung gegen reduplikationslose Formen, denen perfek- tische zur Seite standen, wurde bei allen hier behandelten Gruppen in dem so gern nivellierenden Gotisch zum allge- meinen Prinzip erhoben. Wir haben dessen Herrschaft in den Gruppen 1. und 2. schon kennen gelernt.

Warum gewann aber das Pf.^ die Oberhand im Got. über Pf.^? Denn in Wirklichkeit ist letzteres nur durch das oben

19*

280 J. Janko,

erörterte und offenbar zurückweichende saizlep usw. belegt. Bei dieser Frage kommt uns die bei den ai- und au- Verben gemachte Erfahrung und Voraussetzung zuhilfe, daß das Got. ebenso wie das einst nächstverwandte Nord, dem abgetönten Pt.^ *löt eine größere Verbreitung eingeräumt hatte als das Westgerm. ; und als die praeteritalen Formen des Got. überhaupt durch die perfek- tischen ersetzt wurden, ging jenes Überhandnehmen des ö- Vokalis- mus (lailöt st. *laiIM) auch auf die letztgenannten über. Also taitök^ rairöp^ gaigröt zu tekan usw., saisö und waiwö (wohl mit analogisch nach den übrigen Pers. erhaltenem -ö; vgl. 'Soustava etc.' 181) zu saian = scean usw.

§ 39. Im Nord, sind von den vier Grundformen die redu- plizierenden mit Ausnahme von sera usw. dasselbe war nach der Akzentverlegung auf die erste Silbe über *seRa aus urspr. *sezd(n) aus *«e-sö hervorgegangen und dann als unverständliche, nicht mehr wie redupliziert empfundene Form direkt zum Praes. sd ^) gestellt worden völlig verschwunden oder viel- mehr in den aoristischen, an sich recht bezeichnenden Pt.-Formen aufgegangen. Erhalten also sind: a) in überwiegendem ^laße Pt.^ mit dem im voraus klargelegten, vom -ä- des Praes. ab- weichenden -e*-: wn. l^t^ 'Om^ on. l(H^ -o (rschw. noch oft lü^ rip = let^ red); ebenso wn. r^ß^ grk, hUs^ on. rdep^ grdet.

b) Pt.2 lediglich in sehr häufigem on. löt^ -o. Wn. (on.) tök^ '(im\ das urspr. ebenfalls hierher gehörte, wie das Got be- stätigt, hat sich auf Gnind des schwundstufigen Praes. taka ganz der 6. ablautenden Klasse angeschlossen. Daß diese Auffassung richtig ist (vgl. Streitberg UG. 293), bezeugt meines Erachtens der Inf. Wto, der analogisch nach taka u. a. gleichfalls nicht selten lata lautet, was Noreen (Aisl. Gr.' 302 und Aschw. Gr. 449) zwar aus proklitischer Stellung erklärt, ich aber im Verein mit dem Part anorw. letenn für die nämliche, wenn auch nur halbenwegs vollführte Anlehnung an die 6. Klasse halte.

§ 40. Eben an dem vollständigen Siege der Pt.-Fonnen in dieser Gruppe vermag ich die Unhaltbarkeit der schon ein- mal abgelehnten Noreenschen Herleitung unserer Formen aus einseitig vorausgesetztem *lelet und *hlöt (mit Akzentverschiebung auf die Wurzelsilbe; vgl. oben § 22 Anm.) vollends aufzudecken. Während nämlich aus *ld6t ohne weiteres löt entsteht, kann

1) Daraufhin zu »Id rein analogisch gebildetes Praet. slera usw.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 281

man aus vorurn. HeUt mit betonter Länge kein e'^ ableiten, sondern höchstens (was auch Noreen Pauls Grrundriß 1^, 512 = 1^, 634 tut) e^ in der ziemlich häufigen Nebenform on. lät usw. i), wo- gegen für Ut wieder die von uns verpönte Interpretation aus langdiphthongischem Heii an die Reihe käme. Aber selbst bei Herleitung des lät aus HeUt setzt man sich der Gefahr aus, der Lautkategorie e^ = vorurn. ä^ einen Fall anzugliedern, über dessen damalige Lautstufe wir nicht genau unterrichtet sind, zumal da jene hypothetische Akzentverlegung zeitlich mehr oder weniger unfixierbar ist.

Deshalb beharre ich um so fester auf meiner Theorie, daß Yi> einem ebenfalls schon urgerm. Pt^ zu e^ und zum Siege überhaupt verholfen hat, während das dunkler gefärbte Pt.2 seinerseits von Pf.^ gestützt ward. Der Zusammenschluß der Pt.i-Formen Mi und let gegenüber den unvereinbaren Pt.^ halt und löt gab dann im Kampfe um die Majorität zugunsten der ersteren den Ausschlag. Die von mir wiederholt betonte Anknüpfung an ^heH hatte aber in unserer Gruppe auch eine beträchtliche Formenvermehrung zur Folge: sämtliche Neben- formen von Mt tauchen da mutatis mutandis auf, allein nur bei den Praet. auf -f, -/, welche sich mit dem Musterwort leicht assoziierten (keineswegs bei dem weiter abliegenden hUs). Gerade der letztere Umstand ist für mich ein Beweis, daß Brenner Lit- Bl. f. gemi. u. rom. Phil. 1885, Sp. 53, Bethge bei Dieter 418 u. a. recht haben, wenn sie hierin bloße Analogiewirkungen sehen, um so mehr als von einer urgerm. Stammform mit -ei- bei den betreffenden Verben keine Rede sein kann (trotz Noreen P. Grundriß 1^, 634; vgl. auch Brugmann IF. 6, 97).

Solche seltenere Parallelformen sind: (Pt.^) wn. leit^ greit^ reiß = aschw. let, gret^ rep (agutn. riap wohl verschrieben für raip)'^ (JPt.^) an. lito^ -w, on. gritu^ -o. Daneben findet sich UU wie hStt^ spontan im Auslaut entstanden, und sehr seltenes wn. agutn. Ut (nschw. dial. lit^ grit^ rid\ ebenso erwachsen wie oder diesem nur mechanisch nachgebildet. Das Walten der um- gekehrten Analogie äußert sich übrigens im Praes. : Lif. hdta nach Idta^ vgl. Noreen Aisl. Gr.^ 43.

1) Die Formen lat^ grät, rüdh (s. Noreen Aschw. Gr. 449) erläutere ich durch Analogie nach dem Inf. und Part. Pt. und stelle die Proportion auf: ima (Inf.) zu Ic^t (Pt.^) = lata (Inf.) zu lät (dieses höchstwahr- lich st. löt). Noreen schlägt a. a. 0. die gleiche Analogie vor, zieht aber als Parallele got. saislep heran, was ich selbstredend nicht gutheißen kann.

282 J. Janko,

§ 41. Im Westgerm, vegetiert der Pf. -Typus in an gl. leort, reord, on-dreord (north, -dreard)^ die man aus *Met neben *rered, *on-dre(d)red wohl begreifen kann. Der erste Beleg weist Dissi- milation des -l- zu -r-, wahrscheinlich auch unter Einfluß des homogenen reord ^) auf, der letztgenannte eine ähnliche Yerun- deutlichung des Wurzelanlauts wie westgerm. *stes{t)aut = ahd. st^roz: alle aber haben vgl. das in § 24 über lieht imd /«o/c Darge- legte — nach Schwund der Endungen ihr ursprüngliches neben- toniges -e- zu tonlosem gewandelt dasselbe bald darauf gekürzt und endlich ausgestoßen, um noch in urengl. Zeit Brechung des -e- in *rerd^ darnach und nach *lelc in Veit usw. zu erleiden. Eine Ebnung konnte vor den hier erscheinenden Konsonanten- gruppen natürlich nicht stattfinden. Unnötig, ja unwahrscheinlich ist meines Erachtens die meistverbreitete Ansicht, daß die Grund- formen der angl. Belege genau dem got. lailöt usw. entsprochen haben: erstens ist es fraglich, ob das dunkle tonlose -o- ebenso leicht geschwunden wäre (vgl. ahd. steroz)^ zweitens befriedigt die von mir vertretene Theorie auch nach der Seite hin, daß *lelet^ nachdem es im Vorwestgerm. zur Bildung des prägnanten le^t das Notwendige beigetragen, später selbst nicht mehr verstanden, nämlich als zwecklos zweisilbig gefühlt und somit in den meisten Dialekten endgiltig aufgegeben wurde.

§ 42. Schon das Ws. zeigt bloß den Typus Pt»: Ut, rM, ondred (neben radde und anderen jüngeren schw. Formen); ist für diese von den ae. Dialekten getroffene Auswahl irgend ein Grund zu finden? Ich glaube folgender: Im Ws. wurde Pf.^ überhaupt fallen gelassen, weil gegen den Inf. Idtan das Pt^ Ut hinlänglich im Vokal gekennzeichnet war. Im Angl. aber, wie gemeinhin im Aiißerws., war eine solch reinliche Scheidung des Inf. Uta(n) vom Pt^ Ut unmöglich man hielt daher an den immer noch ausdrucksvolleren Pf.-Formen leort usw. fest.

Im Fries, ist entweder belegt oder aus nfrios. Formen sicher zu erschließen: Ul^ red und *slep. Die Nebenformen let^ slep sind wohl analogisch und zwar laut Siebs (P. Grdr. P, 1218) nach der 2. Sg. Praes. letst; meiner Ansicht nach kommt hier

1) Diese weitere, völhge Analogie nach reord bin ich deshalb ge- neigt anzunehmen, weil leolc, das ehedem an *leolt wie ich lehre einen Halt gefunden, eben jene Dissimilation nicht mitgemacht hat ; doch lege ich darauf kein Gewicht, da der phonetisch verschiedene Charakter von -It- und -Ic- vöUig zur Rechtfertigung des bewußten Unterschiede» hinreicht.

über germanisch e"^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 283

aber eher die umgekehrte Analogie in Betracht, als die wir in § 66 für die lautgesetzlichen Kurzformen limg usw. (dazu nach het^ lei analogisch hinzugebildet heng) beanspruchen werden : also nach Mng u. ä. statt Ut auch Ut Das ans Kord, erinnernde Ui und *sZf/? kann entweder als spontane Entwicklung aus sehr engem UH usw. oder als Systemzwang nach Mt beurteilt werden: während jedoch Siebs bei *s% (a. a. 0. 1219) sich nicht entscheidet und bei lii (1321) für Analogie eintritt, neige ich mich überhaupt zur ersten Auffassung und ziehe bei lii außerdem die Analogie herbei. Über altnfränk. sdip^ slip vgl. § 67 Anm. 1.

Im Deutschen sind von Pt.^ vertreten: as. Ut (liet), ahd. liaz usw.; as. red {giried\ ahd. riat'^ as. -dried, ahd. in-triat; as. bredj ahd. briat] ahd. blias^ sliaf^ far-wiaz^ biag. Und die Formen mit -ei- wie ahd. reitun Otfr., furleiz^ firleizssi (vgl. Braune Ahd. Gr.2 24) ? Obzwar auch andere Auffassungen, besonders die einer graphischen Yariante für geschlosseneres e^ (vgl. Braune a. a. 0. und Hartmann bei Dieter 134, auch 144), wenigstens für die älteste Zeit nicht ganz unmöglich sind, muß dennoch im Ernst damit gerechnet werden, daß das -ei- wie in meida etymologisch berechtigt ist: dann aber ist unser leiz dem nord. leit gleich- zusetzen und als Nachbildung eines von uns sub 1. 26) bereits vorerwähnten heiz zu betrachten. Ein neuer Beweis der großen Anziehungskraft von hez für Uz. Sämtliche direkte Erklärungen aus urgerm. -ai- = idg. -oi- oder -di- (vgl. Noreen in P. Grdr. 1^, 634, dort Liter.) lehne ich gemäß allem Vorausgegangenen hiemit ab.

§ 43. Neben Pt.^ ist im Westgerm. Pt.^ (und um so weniger Pf.2) im allgemeinen nicht aufgekommen. Wurde doch die ö- Färbung im Praet. eher in Beziehung zu praesentischem -a- (för : faran) gebracht, zumal da sie durch den Verfall der sub 4. zu behandelnden ö-Klasse aus den 'reduplizierenden' Formationen schlechterdings ausgeschlossen war. Trotzdem läßt sich meines Erachtens das einstmalige Vorhandensein auch des westgerm. Pt.^ (*löt) indirekt nachweisen, nämlich vorerst bei *grätan aus dem As., wo wir als Praet. kein *^r^^, sondern ^no^, ^na^ (Hei. 4072) finden, und sodann bei den vokalisch auslautenden Wurzeln.

§ 44. Was griot anlangt, so erklärt es Rödiger AfdA. 20, 243 als einzigen Rest der sonst geschwundenen Katagorie Utan: lailöt] es verhalte sich as. *grätan mit griot: got. gretan mit gaigröt = got. höpan mit IvaiJvöp: as. ivöpan mit iviop.

284 J. Janko,

0. Hoff mann, TEPAZ 56 meint freilich, as. griot gehöre schwer- lich als ungewöhnliche Bildung (statt *gret) zu einem sonst unbelegten as. *grät<in^ sondern zu griotan Veinen' = ae. ^r^otan^ Pt. ;{^rkd, also zu dem nach Schröder bekanntlich aus *grätan und ae. rSotan = ahd. riozan (vgl. HZ. 20, 244) kontaminierten Yerbum.

Ich behaupte nun, daß Roediger vom Standpunkte des Westgerm, die zwei in die Augen springenden Punkte hier wohl erkannt, wenn auch noch mit der Kontraktionstheorie in Ein- klang zu bringen versucht hat: die Zurückführung auf das dunkler gefärbte (gat)gröl auf der einen und den Parallelismus mit wöpan: taiop auf der anderen Seite. Die Richtigkeit dieser Grundlage seiner Theorie werde ich aber auf anderem Wege zu erweisen und die Filiation der Formen auf wahrscheinlichere Weise aufzuhellen trachten. Vor allem kann ich nicht zugeben, daß fürs As. (richtiger ürdeutsche oder Westgerm.) ein Yerbum *grätan nicht als ursprüngliche Formation anzunehmen wäre; heißt es doch mhd. gräzen und setzt Schröders von Hoff manu selbst anerkannte Etymologie sogar ein gemeinsächs. *grätan voraus. Überdies ist durch die an und für sich äußerst wahr- scheinliche westgerm. Kontaminationstheorie (vgl. Osthoff bei Streit- berg IF. Anz. 2, 196) das PraeL griot noch keinesfalls erläutert; denn zu as. griotan erwarten wir, entsprechend dem ae. jrÄi^, ein Praet *gröt ! Und griot vermag man weder auf Grund einer von Bremer PBrB. 11, 283 oder von Noreen Abriss usw. 68 (hier neben *greid') vorausgesetzten idg. Wurzel *greud'^\ noch zufolge der doch bedeutend jüngeren und mechanischen Ver- schmelzung mit kurzdiphthongischem westgerm. Veoton-') etwa nach den von Hoff mann a. a. 0. 55 beigebrachten Parallelen aus einem dehnstufigen Pt* *greuta abzuleiten.

So setze ich denn eben jene Form *gröt als bis ins Voras. erhalten an; sie ergibt sich mir ohne Schwierigkeit als ein Rest des dunkleren Typus Pt* und mag sich schon früh dem Pt der nächstfolgenden Klasse, z. B. den begrifflich naheliegenden *(h)wöp^ *hröp assoziiert haben. Die umgekehrte Analogie, wo nämlich ein Verb der ö-Klasse ein c-Pt neu hinzugebildet, werden wir unten bei nord. bUt beobachten können. Die reduplizierenden

1) Das Problematische dieser und ähnhcher Annahmen betont Streitberg Zur germ. Sprachgesch. 72 ff.

2) Vgl. dessen Ablauts Verhältnisse bei Hirt Der idg. Abi. 106, § 419.

über germanisch e"^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 285

Yerba bilden zwar in den germ. Dialekten noch ein nach außen hin ziemlich festgefügtes Flexionssystem, allein die Grenzen zwischen den einzelnen Klassen sind fließend oder werden es allmählich. Nach erfolgter Assoziation mit *(Ä)w;ö/), welches selbst durch as. wloj) ersetzt ist (vgl. § 54), stellte sich naturgemäß statt ^gröt infolge analogischer Nachbildung das bewußte griot^ griat ein, das demnach meines Erachtens nichts anderes vorstellt als den völligen Übertritt von *grätan (eventuell ana- logisch '^grötan?) zur folgenden Gruppe wöpian usw. im As.

Auch zu kontaminiertem griotan hätte ein regelrechtes Pt. as. "^gröt gehört. Offenbar ist dasselbe als relativ isolierte Formation dem fester gestützten griot gewichen, worauf dieses um so enger mit griotan verkettet und die Position beider gegenseitig ge- kräftigt wurde. Im As. ward sodann "^grätan durchaus fallen gelassen; daß dieses Yerb im Westgerm, überhaupt seiner Kategorie entfremdet war, wird uns indirekt durch den Mangel sowohl eines ae., als auch ahd.(mhd.)*reduplizierenden'Praeteritums nahegelegt.

§ 45. Eine Sonderstellung infolge ihrer eigentümlichen Gestaltung und demgemäß etwas abweichenden Formenbildung nehmen auch im Westgerm, die vokalisch auslautenden Wurzeln ein. Im Grunde ist freilich das ßildungsprinzip das- selbe wie sonst. Von den vier möglichen Typen ist mit Sicher- heit Pt.i *se^ st. *sde{a) vorauszusetzen neben Pf.i *sese^(a)^ das zuerst in der uns bewußten Weise analogisch gewirkt, dann aber das Feld geräumt hat. Weniger bestimmt und eher in- direkt läßt sich auch hier das urwestgerm. Pt^ *sö(a), wohl neben ebenfalls verschollenem Pf.^ *sesö(a) = got. saisö, aufzeigen.

In Wirklichkeit ist Pt.^ direkt bezeugt nur in einmaligem aofrs. ble^) und zweimaligem awfrs. we und vielleicht auch in einmaligem mnl. uHey (-y analogisch nach dem Praes. wäien hin- zugefügt). Die meisten übrigen Formen aber weisen, da sie mit denen von *hauwan zusammenklingen, auf eine durch -«- er- weiterte Grundform, auf *seu{ä) oder mit *heuu(a) assoziiert und nivelliert, auf *seuu(a) hin. Die Herkunft dieses -u- vermag man sich am besten durch die schon einmal beregte Wurzel- variation zurecht zu legen, indem die vokalische Wurzel im idg. Praes. durch -/- (lit. se-j-u, aksl. se-j-q -= as. sä-i-an usw., wohl mit Yerlust des -i- ahd. sä-en usw.), im Praet. dagegen

1) Vgl. zu den Belegen Siebs P. Grdr. V, 1321, dann Franck ZfdA. 40, 38ff. und Mnl. Gr. 109.

286 J. Janko,

durch -«- (lat. se-v-i = urgerm. *se-u-a, dasselbe ins Praes. über- tragen: ae. sd-ic-an usw.) erweitert werden konnte. Vgl. Noreen Abriß usw. 67, R. Trautmann Germ. Lautgesetze usw. 19 f. u. a. Im Westgerm, war hiermit die Möglichkeit einer neuen Wechsel- wirkung, eventuell eines neuen Kampfes zwischen so erweiterten und nicht erweiterten Formen gegeben und von diesem Ge- sichtspunkt aus wollen wir jetzt den einzel dialektischen Tat- bestand beurteilen.

§ 46. Im Ae. mußte aus den -«-Formen der sieben Verba sdivan^ bldtvan usw. dasselbe Gebilde hervorgehen wie bei heawan : also PI. sSotvon und Sg. ursprünglich *s^o, mit analogischem -to gleichfalls s^ou\ was im Bunde mit hSow^ -on das Übergewicht erlangt hat. Da aber neben *sdo seinerzeit auch unerweitertes *8S bestand, so verursachte die erwähnte Wechselbeziehung einen Ausgleich vor allem im PI. sSwon und dann auch im Sg. sSw neben s^ow. Die Belege mit innerem -S- aus altws. Cura past. und aus dem Merc. Xorthurabrischen vgl. bei Sievers Ags. Gr. ^ 224; dort findet sich auch das höchstwahrecheinlich analogische merc. h^u d.i. hSw. Freilich ßülbrin^ Ae. Elem. 42 möchte alle ^-Formen unserer Verba wie oncnSw, -cniu^ sStve am liebsten mit -euw- statt -eow-^ darunter die in der Lindisfarne-Hs. vorkommenden north. Belege (vgl. ebenda 44) gar mit -ätiiV' lesen. Hierin dürfte er meines Erachtens nur insoweit recht haben, als auch in cndw u. ä. sich spontan der Gleitlaut -w- einstellen konnte, was allerdings in der Schrift nur ausnahmsweise {bUuu d. i. bletm *blies*) zum Ausdrucke kam; dagegen glaube ich nicht, daß bl^uu = bUaw^ allerdings mit vor -m? bewahrtem urspr. -m- sei, denn neben bl^uu findet sich in derselben genannten Handschrift eben auch bl^ou** d. i. bUow. Verlockender noch scheint auf den ersten Blick Bülbrings Interpretation der north. Belege mit -c^-: oncndw^ -cndu, 2. Sg. sdice bezeichneten 'wahrscheinlich* oncfuxuw für und neben oncneaw^ der gewöhnlichen Fonn des nördlichen North, statt -cneow (a. a. 0. 44). Und doch gibt es selbst hier einen anderen guten Ausweg, wenngleich eine ganz einfache Deutung, z. B. die durch lautliche Annäherung des Pt. -cnew ans Praes. (north, auch cn4tcä)^ diesmal nicht Platz greifen kann. Eher war es meines Erachtens hier das Bestreben einer Unter- scheidung vom gleich vokalischen Praes., was neben gebräuch- lichstem -cniaw eine letzterem entgegenkommende Umfärbung des Vokaltimbres in cnSw zu cncew u. ä. bewirkte.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 287

§ 47. Im Af ries. hätte das erweiterte westgerm. Pt. *seu{w) gesetzmäßig *sm {*sio) ergeben müssen und wäre sonach mit dem aus urfries. *sewan entsprungenen Inf. *sia anderen mit einander regelrecht wechselnden Formen zufolge (vgl. Siebs P. Grdr. 12, 1214 und 1233 ff.) beinahe als gleichwertig gefühlt worden. Wir begreifen nun, warum da der unerweiterte Typus gesiegt hat, um so mehr als die von Franck HZ. 40, 41 f. allein ver- antwortlich gemachte Analogie nach dem Praet. ske zu skia 'geschehen' u. dgl. überdies mitgewirkt haben kann.

§ 48. Im Mnl. ist sieu^ crieu, loieu natürlich ebenso zu verstehen Avie hieu^ nämlich als Analogiebildung nach einem (neben sonstigem schwachen) zwar nicht belegten, aber voraus- zusetzenden PI. *sieuwen. Den Mangel des starken Plurals kann man sich durch die Inkongruenz von säten mit houiven (vgl. hingegen rouwen) erklären, welche in dieser Sprache den Zu- sammenschluß von beiderlei Yerba lockerte und den PI. all- mählich versinken ließ; der Sg. muß durch daneben stehendes *s^ = *s^e (s. oben wiey) ausreichend gestärkt worden sein. Daß selbst der Sg. mit der Zeit zu wanken begann, ersieht man aus eben genanntem, ans Praes. angelehnten loiey. das auf diesem Wege auch aus wieii umgeformt sein könnte. Doch glaube ich an der Herleitung aus Pt.^ "^ive + j festhalten zu müssen, da ich im Mnl. noch eine Spur von Pt.^ "^wö vermute: iväien hat woei^ -en, was Franck Mnl. Gr. 109 wohl richtig durch Analogie nach der 6. Klasse vären erläutert; dennoch meine ich den Anstoß zu dieser Neubildung gerade in archaistisch erhaltenem und sonst unverständlichem *wö zu erblicken.

Im As. ist obar-seu ebenso wie heu einmal (Gott. 2545) bezeugt.

§ 49. Auf Grund aller voraufgehenden Belege vermöchten wir geradezu die Alleinherrschaft des hellen Typus Pt.^ bei der ganzen besprochenen Gruppe zu proklamieren. Und doch muß neben ihm auch der Typus *wö^ *s(5, wie wir vermutet, in urwestgerm. Zeit wenigstens vegetiert haben : es verrät dies eine Erscheinung, welche erst bei der nächsten Gruppe im gehörigen Zusammen- hang behandelt wird, daß nämlich die ö-Praesentia im Ae. und Mnl. wie flöwan u. ä. statt des ihnen zukommenden dunklen denselben hellen Pt.-Typus wie unsere ^- Yerba samt allen Neben- formen aufweisen. Dies wäre schließlich durch einen spontanen, im Germ, überhaupt lebendigen Ablaut e-ö zur Not erklärbar

288 J. Janko,

allein eine gewisse, mehr oder weniger ausgedehnte Be- rührung der beiderseitigen dunklen Formationen wird der wahre Ausgangspunkt jener opportunen Neubildungen gewesen sein. Wenn der Schein nicht trügt, so hätte sich sogar eine solche Pt.2-Form auf indirektem Wege in north, hröumn vom Inf. hrSowa, hrSawa erhalten, der nach Sievers Ags. Gr. 224 im Praet. mit sSwa^ flötva zusammengeht (vgl. mnl. rotiwen). Eigent- lich hätte es da süd-north. hrSaw, hriow^) heißen sollen, was jedoch mit dem Praes. zusammengetroffen wäre : es kam demnach analogisches hrSwun^ mit a-Färbung hrduun und auch besagtes dunkles hröwun auf. So wäre denn der versprochene Nachweis geliefert und einmal durch as. grioU sodann durch mnl. ivoei und eventuell north, hröivun die einstmalige Existenz des westgerm. Pt* hier hinreichend dokumentiert.

4. Die Yerba mit -ö- im Praesens.

§ 50. Auch diese Verbalgruppe weist im Germ, schwere, starre Wurzeln auf, deren Grundton -ö- (= idg. -ä- z. B. in *TrXdccuj, *flökan mit Schwundstufe idg. -a- in TiXaTrivai) ist; sie waren einer weiteren *lautgesetzlichen' Abtönung nicht mehr fähig und ihre etwa mit Schleifton angesetzte Dehnstufe bewirkte keine Wandlung der Yokalqualität.

Mit dieser Unbildsamkeit des -ö- hängt die beschränkte Zahl der als ursprünglich zu betrachtenden Praeteritalformen zusammen : es gibt nur Pf. */vefvOpa und Pt böpa^ welche somit den Kampf mit einander aufnehmen mußten. Hiebei hatte das mit dem Praes. nicht gleichtönige Pf. eine entschieden günstigere Stellung. Ein Pt.^ ist hier so wenig wie bei den c-Verba an- zusetzen.

§ 51. Das Got mußte speziell in dieser Klasse dem Pf. den Vorzug geben, wenn es die Vergangenheit entsprechend charakterisieren wollte; wie wir wissen, wurde zweifelsohne von hier aus die Verallgemeinerung des Pf.-Typus im Got an- gebahnt. Belege : haihöp^ faiflökun^ lailöun (dieses zu latian = Idan; vgl. Streitberg UG. 74 A).

§ 52. Das Nord., das in den vorangehenden Klassen die deutlich empfundene Reduplikation der Pf.-Formen als Ballast gefühlt hatte, tat es auch hier; allein das Uncharakteristische

1) Auch spätws. hrdaw wird laulgesetzlich zu hr^ow (Sievers a. a. 0. 58 u. 211).

über germanisch e^ ^nd die sog. reduplizierenden Praeterita. 289

des angestammten "^hlöt veranlaßte es zu einer allerdings nahe- liegenden Analogiebildung hUt (zu hlöta^ dem einzigen solchen wn. Yerbum). Musterform das markante Ut (woneben on. löt) und zugleich das immer weiter um sich greifende Mt. Be- wahrt sind auch diesmal (vgl. sera) die durch den Übertritt in die schwache Flexion verundeutlichten wn. Perfekta vokalisch auslautender Wurzeln rera^ grera aus ursprünglichem *re-rö(w), *gre-rö{n) zum Inf. rö-a^ grö-a (= ae. röwan usw.); ebenso snera aus "^sne-zöin) aus ursprüngl. '^se-znö[n) zu ehemaligem Inf. *swo-a (= ae. snöwan\ mit analogischer Schwundstufe snü-a (vgl. wn. bü-a neben seltenem anorw. bo-a, Noreen Aisl. Gr.^ 125, A. 2 und 3) ; darnach rein analogisch gnera und 3. Sg. bnere zu gnüa 'schaben' und *bnüa 'reiben' (a. a. 0. 303).

§ 53. Abweichend und schwierig zu erklären sind die westgerm. Verhältnisse. Der Tatbestand ist folgender: Das Fries, steht mit awfr. röp, nwfr. röp, rüp neben zu erschließendem *Är^p, *hrip ebenso allein da wie das Ahd. mit dem in alten Glossen belegten pleruzzun Rb, ca-pleruzzi ; dagegen stimmt das sonstige Ahd. mit dem As. und Ae. darin überein, daß alle diese Dialekte in dem Praet. der ö-Verba denselben Diphthongen entwickelt haben wie bei den aw-Verba: ahd. plioz^ ae. bUot] ahd. (h)reof^ (h)riof^ {h)riaf, as. hriop^ ae. hriop\ ahd. wiof^ as. weop^\ ae. w6op^)\ as. smog^ ae. swdo^\ ae. fleoc u. ä. Bevor wir aber an die Erklärung dieser Fakta herantreten, sind zwei wichtige Yorfragen zu erledigen.

Zunächst handelt es sich darum, ob die auffallende Ent- wicklung des Diphthongen in der Mehrzahl der westgerm. Sprachen als einzeldialektisch oder als eine wenigstens in den Anfängen dem Urwgerm. angehörende Erscheinung aufzufassen ist. Wenn wir nun sehen, daß die beiden Tole' des Westgerm., das Ae. und Ahd., in gleicher Weise davon betroffen sind, so

1) Das einmal vorkommende wepin Cott. 5520 sehe ich mit Sievers PBrB. 16, 254 und Schlüter bei Dieter 4tQi6 für Kontraktion aus weopin, event. als Schreibfehler an. Freilich, wenn es beweiskräftig wäre, hätten wir darin einen vereinzelten Splitter des wie an. bUt analogisch zu *wöp geschaffenen *wep, ein erwünschtes neues Vermittlungsglied zwischen *gret, *gröt und as. griot (s. sub 3. § 44.)

2) Die north, neben wSop, tv^ap erscheinenden Nebenformen tc^oep, woeap, ivdep und schwaches wcep-de (Sievers Gr.' 224) sind sämtlich auf Einfluß des regelrechten Umlaut von -ö- enthaltenden Praes. north, wcepa st. *to6p(i)a zurückzuführen.

290 J. Janko,

werden wir uns der größeren Wahrscheinlichkeit nach für die letzterwähnte Auffassung entscheiden und zwar um so eher, da auch das Fries. wie ich indirekt nachweisen werde ein- mal diphthongische Formen neben anderen besessen hat.

Die zweite Vorfrage gilt der Qualität des Diphthongs. Es ist nötig zu wissen, ob es tatsächlich oder nur scheinbar der- selbe Laut ist, der sich uns im Pt^ der aw-Verba aus urgerm. *hlmpa ergeben hat Da kommt uns wieder das indirekte Zeugnis des Fries, (s. unten) zugute : der aus urgerm. -eu- resultierende afries. Laut müßte -ta- lauten, das sich freilich in dem völlig verdrängten *hliap nicht erhalten hat (vgl. oben sub 2, § 32), während bei den ö-Yerba der afries. Diphthong -to-, nicht -ia- geheißen haben muß (vgl. v. Helfen PBrB. 21, 446 ff. und weiter unten). Demzufolge kann nur von einem scheinbaren und lokal beschränkten, aber nicht von tatsächlichem, etwa durch eine neben der ö-Wurzel anzusetzende öw-Basis im Urwestgerm. be- wirktem Zusammenfall mit den aw-Yerba die Rede sein.

§ 54. Bei der nunmehr zu gebenden Erklärung stütze ich mich einesteils auf die bekannte Wechselwirkung zwischen Pf. und Pt., andernteils auf das schon mehrmals bewährte westgerm. Prinzip, daß die Ausgleichung und eventuelle Beseitigung der gleichbedeutenden Formen nicht so radikal erfolgt ist wie im Got. und Nord., daher Doppelformen auch hier zu gewärtigen sind. Allerdings wird das markantere Pf. *h/efvöp(a) bereits im Ur- westgerm. das Pt *k'öp(ä) weit überwogen haben, obgleich es letzteres nicht gänzlich unterdrückt und sonach auch dessen Einflüsse, nämlich selbst ebenfalls einsilbig zu werden, sich nicht entzogen hat. So muß denn schon damals, in der noch vordialektischen Periode, mit der Kontraktion der (nach Ab- fall der Endungen) zweisilbigen zu einer einsilbigen Form der Anfang gemacht sein. Im Detail stelle ich mir den Vorgang dergestalt vor: In */vefvOp (ähnlich wie in *stezaut usw.) trat in der letzten urspr. nebentonigen, dazumal unbetonten Silbe frühe Verkürzung und hier überdies Verdumpfung zu -^ (=-i<o-) ein; und vor einem solchen -^ mag vor allem -{h)w-^ das schon im Urgerm. vor vollem -m- (*mwHn = got niun usw.) geschwunden war, verklungen und dadurch die Bildung des Diphthongs -eo-, -io- ermöglicht worden sein. Das war im Urwestgerm. zumindest bei höpan^ dann 8wö;(fln der Fall. Dialektisch haben sich diese Keime durch gleichen Lautwandel (z. B. bei intervokalischem -h-)

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 291

oder auch durch Analogie (s. § 57) noch weiter entwickelt; ja in gewissen Dialekten, wo die neue Form mit dem Pt.^ der aw-Yerba lautlich zusammenfiel, hat dann außerdem der mehr oder weniger vollkommene Grleichklang auch des Praes. (as. stötan, ahd. stözan neben ui&p[i]an) zum völligen Siege der diphthongischen Formation bei den Yerben mit dunkler Länge im Praes. beigetragen.

§ 55. Was gegenüber den besagten Formen ahd. pleruz- bedeutet, ist zwar nicht mit absoluter Sicherheit festzustellen, dürfte aber im Kahmen unserer Theorie nur folgendermaßen gedeutet werden : Es ist ein Eest des unkontrahierten, weil eben nicht so leicht verschleifbaren '^ble[h)löz (vgl. rücksichtlich des Wurzelanlauts ae. -dreord und vielleicht auch ahd. screrot\ mit begreiflicher Dissiuiilation des -l- : *pleroz = pleruz. An eine relativ junge ahd. Analogiebildung, die Osthoff PBrB. 8, 558 ff. gemäß der Proportion stözan : ste^^oz = pluozan : pleruz vermutet, ist meines Erachtens nicht zu denken; denn die belegten Formen sind entschieden altertümlich und weichen alsbald (im Gegen- satz zu steroz^ *stiruz', vgl. § 32) dem einsilbigen plioz. Außer- dem könnten sie bei analogischem Ursprung nur vor der Mitte des 8. Jahrh. auf Grund des noch vollvokalischeu plözan^ keines- wegs später auf Grund des diphthongierten alem. ploazan^ pluazan (-ua- herrscht eben in Rb.; Braune Ahd. Gr.^ 26) entstanden sein bei dem zweigipfligen plözan ist jedoch die sehr ge- schlossene Aussprache vor der Diphthongierung und zwar gerade im Alem. recht zweifelhaft.

§ 56. Wie hat sich endlich das Fries., welches den fak- tischen Belegen nach abseits steht, mit "^heJvöp abgefunden? Meines Erachtens muß man auch hier voraussetzen, daß ein kontrahiertes *hwiop (nicht mit -ia-) aus dem ürwestgerm. über- kommen war. Nun trat entweder lautlicher Zusammenfall mit oben erläutertem *hHap vermittels des Opt. *hUupe (hliope; vgl. § 47) ein oder es konnte, ebenso wie *hmop statt '^kehöp^ im Yorfries. statt des Pf. *hlehdp ein sekundäres {h)Uop auftauchen, das wir in der Tat in dem eigentümlichen awfrs. hliope^ liope (Siebs in P. Grdr. l^, 1219) vorfinden. Daß aber neben diesem {}i)Uop auch jenes unbelegte '^'(h)wiop u. ä. bestanden hat, erhellt aus folgender, schon oben angesagter Beweisführung.

Im Fries, war von Seiten der ö-Yerba ein Anschluß an diemi- Yerben lediglich vermittels hliop möglich. Nun erschien aber dem Fries, der Gleichklang des Yokals im Pt. mit dem des Praes. (vgl-

292 J. Janko,

heta-het^ Uta-let) durchaus nicht immer unbequem ; so wurde, da das diphthongische Praet speziell in der Klasse lüäpa nicht durch- gedrungen war, auch bei (h)röpa dem unreduplizierten und ein- fache Länge enthaltenden Pt. der Vorzug eingeräumt: also röp, rüp. Und nach Analogie dieses röp muß, von einem gemein- samen Berührungspunkte (h)liop: *{h)wiop^ *{h)riop aus, zu ersterem ebenfalls ein Möp hinzugeschaffen worden sein. Das- selbe ist, wenn kein Schreibfehler etwa für Mepe vorliegt, in zweimaligen Mope U (Siebs a. a. 0.) konserviert.

Auf jeden Fall hat aber im Fries, eine engere Berührung zwischen au- und ö-Yerba auf dem oder jenem Wege statt- gehabt. Denn neben röp existiert im Nfries. auch *hrSp^ *hrtp (vgl. wn. biet). Doch kommen wir hier, wo ein Pt^ löt in irgend einem deutlichen Reflex nicht nachzuweisen ist, mit der An- nahme sekundären Ablauts kaum aus es erübrigt nur Analogie nach anderen Praet. oder nach dem Part. Pt. hrepen (vgl. Siebs a. a. 0., der freilich ebenso röp ans Part, hröpen anlehnt). Meines Erachtens ist die Analogie nach hef^ oder besser gesagt, nach (h)lep^ (h)lip am natürlichsten und zwar wiederum von dem bewußten Berührungspunkte hliop: *hriop aus.

§ 57. Bisher war nur von den konsonantisch auslautenden Wurzeln unserer Gruppe im Westgerm, die Rede. Allein die zumindest ebenso zahlreichen vokalischen Wurzeln auf hatten auf selbständigem Wege ein urwestgerm. ^-eutv- usw. entwickelt, welches in seinen einzelsprachlichen Reflexen, be- sonders im Ae., zur Kräftigung und Verallgemeinerung der diphthongischen Formation überhaupt (z. B. in ae. hriop 'rief zu hröpan wie hldow 'brüllte* zu hlötoan) beitragen mußte. Die Provenienz jenes *-€UW' {= ae. -Saw-) ist uns bereits bekannt; hier nur einige Worte über Verlauf und Resultat der Neuerung. Das regelrechte Pt wäre da z. B. *rö(a) neben Pf. *rerötia) ge- wesen, ein gegenüber dem Praes. *röMan-*) zu wenig ausdrucks- volles Gebilde; und auch bei durchgeführter Wurzelenveiterung

1) Wohl wieder analogisch variiert durch -|t- (gr. ♦^-piu-F-i'i 'Schwung'), das beim Verb eigentlich dem Praet. zukam; dem Praes. gebührte die Er- weiterung -jf- : as. blöian, mnl. bloeien, ahd. bluojen gegenüber ae. blöwan. Zur Lautentwicklung vgl. Streitberg UG. 73 ff. und R. Trautmann, Germ. Lautgesetze usw. (1906) S. 17 u. 19 ff., mit dessen Deutung von an. snü-a neben ae. sn6tc-an aus urgerm. freien Akzentverhältnissen (S. 2ß) ich jedoch keinesfalls einverstanden bin. Vgl. dagegen Hirt Idg. Abi. § 327 u. 478, femer oben § 62.

über germanisch e' und die sog. reduplizierenden Praeterita. 293

mit -u- änderte sich die Sachlage nicht; das so entstandene *röu{a) vermochte in Ermangelung der festen Stütze eines im Westgerm, eben nicht lebendigen *höuu{a) keinen festen Fuß zu fassen und etwa dem Pf. *reröw(a) zum Siege zu verhelfen. Kein Wunder also, daß die bewußte Berührung mit dem Pt.^ der vokalischen ^-Wurzeln *sö(a) usw. (vgl. den mutmaßlichen indirekten Beleg north, hröwun) der Sprache gerade gelegen kam, um die beliebte Abtönung diesmal freilich in entgegen- gesetzter Richtung nach *s^(a) usw. zu *re{a) oder vielmehr zu *reu(a\ dann *r^wM(a), gekürzt '^reuiv- zu schaffen. Die Folge dieser Gleichmachung sind dann die uns zur Genüge klaren Wechselformen: das normale ae. rSow u. dgl. i), der north. Opt. spSua meines Erachtens = spewa, die 3. Sg. (durch syntaktischen Lapsus eigentlich die 2. Sg.) mit a-Färbung north. ;^i-fl(]etve] außerdem nur noch mnl. grieu zum Inf. groeien 'wachsen'.

Ein Zeugnis für die Richtigkeit meiner Erklärung durch Analogie erblicke ich darin, daß die erörterten Formen nur dort bei ö- Wurzeln vorkommen, wo sie, wie namentlich im Ae., auch bei e-Yerben gebräuchlich sind : sie erscheinen, wenn auch be- greiflicherweise numerisch schwächer, noch im Mnl. (1 : 3), nicht mehr im As. (0 : 1) und von vornherein nicht im Fries, und Ahd., wo sie sämtlich durch schwache Flexion ersetzt sind. Vielleicht war im Ae. ihre Position durch Pf.-Formen wie *reröw besonders befestigt worden, indem sich diese ins Urengl. hin- übergerettet, jedoch ihrer Zweisilbigkeit wegen den Kampf mit normal einsilbigem imd überdies dieselben beiden Vokalfarben aufweisendem r^ow nicht bestanden hatten.

5. Die Verba mit -a- im Praesens. § 58. Dieselben sind aus diphthongischen, den ai- und aw-Formationen parallelen, aber freilich Liquida oder Nasal enthaltenden Grundformen abzuleiten: ihre historische Entwick- lung ist hauptsächlich durch den anders gearteten Charakter der betreffenden Diphthonge bedingt.

1) Ursprünglich gehörte wohl auch im Ae. (wie im An.) snöwan 'eilen' (poet.) und dann cnödan "zuteilen' hieher (Sievers Ags. Gr.-"* 212). Die Nebenformen sn^owan und cniodan verstehe ich so, daß neben regel- rechtem Praet. *s7teow, *cti^od im ältesten Northumbrisch (einmal in der Poesie, das andermal im Beda) auch sndaiv, cn4ad gesetzmäßig vorkamen, zu den Inf. nach der 2. Ablautsklasse mit -^o- die Anregung gaben und in Verbindung mit diesen sich dauernd festsetzten.

Indogermanische Forschungen XX. 20

■294 J. Janko.

Vorauszusetzen sind: Pt^ mit ui^pr. dehnstufigem und darum gestoßenem -el- usw.: * heida: der von 0. Hoff mann (FEPAl 59) postulierte Schleifton muß allen unseren voraufge- gangenen Ausführungen nach als unbegründet und unnötig ab- gelehnt werden. Das prähistorische -e^- in *helda ist (vgl. § 12, 1. c. ß) schon im Urgerm. gekürzt zu -e- (*held) ; vor Nasal und Kons, sollte es lautgesetzlich als -/- i^fin;^^ das -3 analogisch nach Pt.o) erscheinen, was tatsäcWich im Nord, der Fall ist Im West- germ, ist -/- wohl nach dem Muster der entschieden zahlreicheren Liquidaverben durch -e- (das Nähere vgl. unten) wieder ver- drängt worden.

Pt.o = *huldumiz mit schwundstufigem -/-; Pt.^ = *halda ist als lokal begrenzte, jedoch schon urgerm. Nebenform, na- mentlich fürs Nord. (Got.) anzunehmen. Entstanden ist es ent- weder aus abgetöntem dehnstufigem Vwlda (woraus gekürzt *halda) oder analogisch zu Pt." *huldumiz nach dem Verhältnis "*hdipa : *hulpumiz. Pf. = *h€halda^ das sich vom urgerm. Praes. *haldö {-a- = idg. -0- oder -a-; vgl. Streitberg UG. 293 ff., Bethge bei Dieter 349 ff.. Hoff mann TER. 57 f.) bloß durch die Doppelsetzung unterschied; der Pf. -Vokal war sehr wahrscheinlich idg. -0-, obzwar auch gegen eine Gnindform *hehöldn^ gekürzt *hehalda vom Standpunkte des Urgerm. lautlich nichts einzu- wenden wäre. Vgl. das oben 20 A.) über *hehöüa usw. An- gemerkte. — Wechselbeziehungen dieselben wie bei den ai- und aw- Verba.

§ 59. Das Got. hat das Pf. sowohl dem FV (Pt») als auch dem von mir speziell fürs Gotonord. angesetzten Pt« vor- gezogen. Pt.* schien vielleicht eine vom sonstigen Praet. Sg. gar zu sehr abstechende Lautung (nach got Gesetze *hild^ *fi^g) zu haben, Pt.» wiederum war gegenüber dem Praes. zu wenig ausdrucksvoll und ging daher als stützendes Element im Pf. auf, welches in der Reduplikation ein willkommenes und auch von anderer Seite her verallgemeinertes Kennzeichen hatte. Belege : haihald^ staistald^ faifalp\ faifah^ haihäh (aus ursp. *fefäid/a usw.).

§ 60. Das Nord, hat, seinem Prinzip getreu, das Pf. auch diesmal völlig aufgegeben und vornehmlich im Wn. das charak- teristische FV weitergeführt: aisl. fell^ -om, aschw. selten fod (dalek. /ö?/7); aisl. helt (sehr selten heU)^ PI. Jieldom^ on. Iwdt', aisl. feU, feldom; ngutn. vcdt Die Fortentwicklung von urgerm.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 295

-^- vor Nasal und Kons, ist regelrecht in wn. fekh (aus *f,nk\ aschw. fwk (fek\ PI. fingo{m\ analogisch dagegen in wn. fengom und on. fik durch Ausgleich niit dem Sg., bez. Plural. Dasselbe gilt von: wn. gekk usw.; wn. hekk^ hengom^ wozu unassimiliertes aschw. hoenk und hink\ endlich wn. hlett (aus *bUnt\ PL hlendom}). Einfluß der Nasalverba auf falla ist meines Erachtens deutlich erkennbar -in Formen, die Noreen Aschw. Gr. 448 Anm. 7 un- klar nennt : in mschw. fil^ fel^ nschw. dial. feil (nach fik und fek).

Eine noch interessantere Analogiewirkung, auf welche ich ebenso wie auf die letzterwähnten im besonderen Hin- blick aufs Westgerm. Nachdruck lege, tritt in den seltenen wn. Formen helt und heilt zutage. Yeranlassung dazu muß meines Erachtens die von den übrigen redupl. Praeterita Mt^ Ut^ hUt^ hljöp auffällig sich abhebende Kürze des Yokals in helt gewesen sein : was Wunders also, daß bei überdies noch anklingendem Infinitiv (halda : läta^ event. häta) die beiden Langformen Mt^ ist und heitj leit im Praet. nachgeahmt wurden. Scheinbar identisch mit heilt ist aisl. geingu (seit 1300), das aber Noreen Aisl. Gr.^ 81 als lautgesetzlich erklärt.

§ 61. Pt.2-Formen gibt es nur im On. bei Yerben mit Liquida: seltenes aschw. fal^ dalek. fall] aschw. valt (häufiger schwach, s. unten). Dasselbe Pt.^ erscheint, wohl nach dem Muster der übrigen einen «-Diphthong enthaltenden Plural- und dann auch Singularformen (s. gleich weiter), mit anstatt -a- analogisch eingeführtem -ia-: aschw. fial (ob schon runenschw. im 10. Jahrh. fial KäKvesten, feal Högby?), daraus lautgesetzlich fioelj ngutn. und dalek. fioell ; ebenso statt "^halt aschw. *hialt^ *hicelt = agutn. PI. hieldu^ ngutn. und &di\Qk. joßW^). Der Grund, warum die Pt.^- Formen nicht besonders zahlreich sind, ist wiederum das LTn- markante dieser Formengattung, welcher Mangel zum geringen Teil

1) Vgl. die nord. Belege überhaupt bei Noreen Aisl. Gr.' 301 und Aschw. Gr. 446 ff., die Erklärung derselben ebenda und passim in den Lautlehren, dann in Pauls Grdr. 1^, 633.

2) Wenn Noreen in Pauls Grdr. 1 *, 633 diese und ähnhehe Formen mit dem später zu interpretierenden ae. ^an^ in eine Reihe stellt, so hat er darin sicherUch recht, daß beidesmal Pt.* vorliegt; kaum aber dürfte seine Hypothese von der neuerlichen Verlegung des Akzents auf die Wurzel- silbe im Nord, durch einen analogen auch im Agfries. etwa anzunehmenden Vorgang i^^e^än^ = ^an^) illustriert werden hat doch im Westgerm. überhaupt ein recht starker Ton gerade auf der Reduplikationssilbe (vgl. angl. hehf) geruht.

20*

296 J. Janko,

durch Einführung von -ia-, in der Regel aber durch Bevorzugung der anderen eigenartiger gefärbten Typen wettgemacht wurde.

Zu letzteren gehört auch Pt.o, wie es ganz unzweifelhaft im Plural wn. oldo, aschw. volto^ wltu vorliegt. Freilich ward letzteres einer naheliegenden Assoziation zufolge bald als schwach empfunden und veranlaßte die Entstehung eines ebensolchen Sg. on. (v)idtej vdte ; im Wn. hat sich bei ähnlicher Entwicklung *tcolßa an Verba wie *unßa^ *kunPa angeschlossen und somit oUa neben späterem olda usw. (Xoreen Aisl. Gr.^ 314) ergeben.

Als Pt '^-Formen hatte man früher (Ljungstedt und nach ihm Noreen P. Grdr. 1», 512) auch mschw. fullo, foUo^ wozu analogischer Sg. fol{l), und hMo^ hMo (hidlo usw.) aufgefaßt, A. Kock jedoch im Arkiv f. nord. fil. 11, 320 f. sich ^e^^n eine solche Beurteilung gewendet. Meiner Ansicht nach wurde das Schicksal der althergebrachten, neben oldo immerhin als wahr- scheinlich vorauszusetzenden *ftdlum und ^huldum ^) hauptsächlich dadurch besiegelt, daß wie allgemein angenommen wird aus überwiegendem Pt^-Plural feüum usw, mit der Zeit durch lautgesetzliche Brechung *fiullum hervorging, wie es in mschw. fitUlo, hiuldo klar ersichtlich ist; im Wn., wo sonst im Einklang mit dem Sg. das ursprünglichere fello^ heldo durchgedrungen, finden wir wenigstens mnorw. hsldo^ h/BfUo^ das Noreen Aisl. Gr.3 301 aus hiBldo^ älter *hioldo ableitet In diesen gebrochenen Formen mit -tu- nun sind meines Erachtens die alten Schwund- stufenformen aufgegangen und haben dadurch die Position jener Formen im On. noch merklich gestützt. Hier treffen wir nämlich auch im Sg. fiuh hiult (woraus fyl hyU\ dann bei Stellver- tretung des -tu- durch -io- und abermals progressivem i-Umlaut fid^ hiolf^ bez. fi^l^ higlt (dass. im PI.). Ja das anscheinend fürs Praet. charakteristische -i- wird analogisch ins Pt* fiaL *hiaH (s. oben) übertragen. Zugleich setzt aber analogische Einwirkung des Inf. und Part. Pt. ein, welche eben nach Kocks Lehre (vgl. jetzt auch Noreen Aschw. Gr. 448) in den bereits genannten, etwas späteren mschw. Formen f6l{l) usw. wiederum die Ent-

1) Diese Voraussetzung gewinnt m. E. eine Stütze durch die sehr seltene Nebenform in der 3. Ablautklasse wn. Praet. help zu hialpa, welche man am plausibelsten durch Zusammenklang des PI. hulpom mit *huldom u. ä. deuten könnte. Die dunkle ebenso seltene Nebenform holp (Noreen Aisl. Gr.» 294) entsprang wohl dem Streben, den normalen Sg. Praet. Iialp, hialp neben Inf. hialpa durch die Vokalfärbung des PI. und Part, holpenn deutUcher zu gestalten.

über germanisch e' und die sog. reduplizierenden Praeterita. 297

fernung jenes -i- zur Folge hat. Durch solche jedesmal erneute IJmvvandlung der Brechungsformen erklärt sich uns auf sekun- därem Wege ungezwungen alles das, was wir uns sonst bloß teilweise primär (ful, fol\ im übrigen gleichfalls analogisch (fal) zurechtlegen müßten.

§ 62. Im Westgerm., wo uns bisher immer, wenn auch unverstandene und mit der Zeit verschwundene Pf.-Formen vorgekommen waren, ist die Existenz derselben durch das meines Erachtens ganz gut interpretierbare ahd. pi-heialt Ben. 57 mit verschriebenem oder mechanisch aufgekommenem hiatischem -i- st. *'he{h)alt beglaubigt ^). Über sonstige mögliche Reflexe s. unten.

Wie anderswo, siegte auch hier auf der ganzen Linie Pt.^ ; von Pt.^ gibt es nur im awfries. ful, fol (vgl. Siebs in P. Grdr. 1^, 1321), von Pt.2 bloß in dem schon öfter erwähnten, bekanntlich 3 mal im Beowulf vorkommenden angl. ^aw^ verläßliche Spuren. Letzterer Beleg eines nicht besonders lebensfähigen Typus, den ich bereits ins ürgerm. projiziere, ist für meine Auffassung des- halb so wichtig, daß man ihn weder als ablautendes Praet. zu einem nirgends zweifellos bezeugten Inf. "^^i^in^an^ den mit Kluge auch 0. Hoffmann TEP. 58 ansetzt % noch als der Reduplikation beraubtes, da im Westgerm, sicher auf der ersten Silbe zu be- tonendes *5^3an5a begreifen kann ; die Anhänger der Kontraktions- theorie benötigen überdies dasselbe *5«^3an3a als Grundform für anderweitiges westgerm. *3en3. Was man gegen meine Darstellung höchstens einwenden könnte, wäre das chronologische Moment: ^an-^ hätte erst im Agfries. etwa auf Grund eines zwar nicht direkt erhaltenen, doch vielleicht später analogisch in den Inf. aufgenommenen Pt.^ *3wn3ww entstehen können. AUein sowohl für den afries. Inf. gunga st. "^gonga^ als auch für spät-north. 1. Sg. Praes. ^iun;(fi usw. neben Inf. 360^3«, ^ion^a liegen andere

1) Scherer ZföG. 24, 295 und ZGDS« 279 möchte das -ei- als Neben- einanderschreibung des zweifelnden Schreibers, gleichsam als Kontami- nation aus healt und Malt (vgl. deiob aus deob und diob) erklären. Mit Recht wendet sich gegen die zu häufige Anwendung dieses Auskunfts- mittels Singer PBrB. 11, 294-, der in -eia- eine Zerdehnung des -ei- für -e- erblickt, was ich freilich auch nicht gelten lassen kann.

2) Wegen mehrmaliger 3. Sg. Praes. aisl. gingr st. gengr wäre selbst Noreen Aisl. Gr.^ 301 geneigt, einen solchen Inf. *ginga anzusetzen. Aber abgesehen davon, daß der Hinweis auf ahd. gingen nichts besagt, kann gingr ebenso wie das Part, gingenn neben gengenn u. ä. sein -*- dem Nebeneinander von gingom und gengom im Praet. oder nach Kock PBrB. 23, 508 sogar gesetzmäßiger Entwicklung verdanken.

298 J. Janko

Erklärungen viel näher: vgl. zu ersterem Siebs in P. Grdr. P, 1182, zu letzterem Sievers Ags. Gt.% 223 und 74 (bes. auch kent. iun;^ neben ;^ion;^). Ae. ;^an;^ stellt demnach etwas ziemlich Altertümliches vor*).

§ 63. Fürs westgerm. Pt^ nehme ich in Übereinstimmung mit Sievers (PBrB. 1, 505 ff.) und meinen früheren Ansätzen selbstverständlich die Kurzform *held usw. als ältere Formation in Anspruch, die denn auch in allen Dialekten schon in ältester Zeit bezeugt ist. Das häufigere oder seltenere Yorkommen der Langform *held erkläre ich unter Hinweis auf die analoge nordische Erscheinung (s. oben) durch mehr oder weniger festen An- schluß an das fürs Sprachgefühl überaus charakteristi- sche Pt.^ *het und *let: zur Kräftigimg der aus Kurz- oder Langformen entsprungenen diphthongischen Formen können even- tuell auch die in den Einzeldialekten kontrahierten Pf.-Formen ihr Scherflein beigetragen haben. Die Frage, ob wir für *fel u. ä. nicht ein vom Praes. *fallö (urspr. ^fal-nöy) abweichendes, nur einkonsonantisch dehnstufiges Pt^ nach dem Muster von *leH vorauszusetzen haben, welche Langform sodann mit jenen ebenfalls lautgesetzlichen und mit dem Praes. in der Doppel- konsonanz zusammenstimmenden Kurzfonnen in verschieden aus- gleichende Wechselwirkung getreten wäre glaube ich fuhig verneinen zu können. Trotzdem will ich hervorheben, daß meine ^'-Theorie auch dadurch nicht gefährdet wäre, sondern sich auf ähnliche Weise wie beim Pt* leH bewähren müßte. Doch halte ich, wie gesagt, den analogischen Anschluß an *ä^, *let für einen hinreichenden Erklärungsgrund des Pt *fel.

§ 64. Besondere Aufmerksamkeit erheischen die sechs auf Nasal + Kons, ausgehenden Verba, bei denen wir statt des ge- setzmäßigen *fing fast durchgehends/ilw^ vorfinden. Klare i-Formen begegnen uns nur im Fries.: awfrs. fing, ging^ aofrs. 1 mal gingen-se (hier überall neben den a-Formen); dann im Anfränk.: intfinc

1) Daran ändert m. E. nichts, daß in nfries. Dialekten Praeterita wie $u», 50» usw. und im Nnl. (Spätmnl.) gong, -en usw. vorkommen; beidemal werden sie auf analogischem Wege erklärt (vgl. Siebs P. Grdr. V, 1219 u. 1822, dann Franck Mnl. Gr. 109), womit ich ihres späten Vor- kommens halber nur übereinstimmen muß. Sollten sie trotzdem älter sein, möchte ich darin nicht ursprünghche Pta.**, sondern nacli Pt.^ jaw^ erst neu hinzugebildete erkennen wollen. Vgl. spätmnd. vunk, vonk, gütigen.

2) Vgl. Wiedemann Lit. Praet. 23 u. 39, dann zu *ßl lat. i>e<7-f neben pe-pig-% von pa-n-g-o.

über germanisch c* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 299

neben antfienc; schließlich in dem Dialekt, den ich ähnlich wie das lilnd. seiner späteren Entwicklungsstufe wegen (der allge- meine Praet.-Yokal ist da -ie-)^) nicht regelmäßig heranziehe, auf den aber in unserem Falle Franck HZ. 40, 31 ff. besonders nach- drücklich hingewiesen hat, im Mnl.: hier in der älteren Sprache nur Äc, hinc, ghinc, PL vinghen usw., erst später venc (ausnahms- weise vienc). Zwei Fragen drängen sich da auf, die eine gemein- same Beantwortung erfahren können : Ist die Yertretung des *-i- durch -e- als urwestgerm. anzusehen und sind die historischen Formen mit -i- Reste des ehemaligen Zustandes oder erst sekundär durchgeführte dialektische Neuerung?

Den Gnindzug der zu gebenden Erklärung habe ich schon früher angedeutet. Die urwestgerm. Formen *fing usw. enthielten im Vokal nach dem Maßstab der parallelen ablautenden Yerba der 8. Klasse ein noch mehr als bei "^held auffallendes praesenti- sches Gepräge, welches eben durch Angleichung an letztere der Zahl nach überwiegende Kategorie der Liquidaverba gemildert Avurde ; als aber diese die noch immer un charakteristische Lautung -e- durch die signifikantere -e- ersetzten, folgten ihnen darin auch die Nasal verba nach 2). Übrigens wird der Abstand zwischen urwestgerm. '^fing{um) und *feng{um) nicht zu erheblich gewesen sein: ward -in- mehr als nasalierter Vokal, d. h. mit stärkerer Senkung des Gaumensegels gesprochen, so mußte sich unwill- kürlich ein -i- mit deutlichem e-Timbre einstellen (vgl. Jespersen Lehrb. d. Phon. 60), und unter dem Einfluß besagter Analogie drang die e-Färbung dann vollends durch. Umgekehrt treffen wir in der Kategorie *held eine gelegentliche Erhöhung zu *hildy deren Ursache wohl wieder in der analogischen Nachbildung von "^fing (vgl. oben das Nord.) gelegen war. Doch nicht einmal

1) Auch in den Klassen mit dunklem Praesensvokal heißt es mnl. liep, riep, was wohl lautgesetzlich aus den anderwärts im Westgerm, gebräuch- lichen Hiop, ""Hop hervorgegangen ist (Franck Mnl. Gr. 87 u. 28). Diese Entwicklung dünkt mich dem Charakter des Mnl. angemessener, als daß CS neben *{hyöp die hellere Analogieform *{h)rep bewahrt und wegen des- Zusammenfalls der eben genannten (gemeinwestgerm.) Formen *riop und *Uop zu letzterer eine gleich helle Form *lep hinzugebildet und beide- dann zu Uep, riep diphthongiert hätte. Vgl. dazu Franck a. a. 0. 28.

2) Eine zwar andersartige, aber insofern identische Analogie, als sich Nasalverba den Liquidaverba anschlössen, nimmt man ohne weiteres fürs Urfries. bei den Praet. der 3. und ^. Ablautsklasse an, bei nam, band st. *wom, *bond gemäß gald, starf (Siebs in P. Grdr. 1182).. U. dgl. m.

300 J. Janko,

die analogische Entwicklung zu "^feng ist etwa wie eine laut- gesetzliche Yeränderung überall ausnahmslos eingetreten; eben in jenen obenerwähnten meines Erachtens nicht zufällig be- nachbarten Dialekten sind die ursprünglichen unangeglichenen Formen noch vorhanden. Zum besseren Verständnis dessen darf man vielleicht auf die in ebendenselben Diall. sogar das sekundäre Umlauts-ö (aus a) treffende Erhöhung verweisen, wie in awfries. Part. Pt. finszen, gimen usw., Fem. onbrinse (aus *f angin u. ä. ; Siebs in P. Grdr. 1«, 1185 u. 1299), ferner in mnl. inghe, gingJie usw. (vgl. Franck Mnl. Gr. § 60 und betreffs der Schwankungen zwischen i und c § 72 f.). Eine viel hartnäckigere Tendenz zur i-Färbung als anderswo kommt hier zur Geltung.

§ 65. Gehen wir nun auf die Verhältnisse jedes Einzel- dialekts ein. Das Ae., welches seine Empfindlichkeit mit Rück- sicht auf die Erhellung des e^ wenigstens vor m + Kons, eingebüßt hat (vgl. neben altererbtem 3mm jüngeres ;^emme = lat. gemma^ ae. temprian neben mnl. timperen\ besitzt gar keine «-Formen mehr, sondern nur Kurzformen mit -€-\ dieselben erscheinen ohne Anschluß an die Langformen hSt^ Ut^ denen ja ursprünglich ebenfalls kurzvokalisches heht^ *lelt zur Seite stand, in nach- stehend reiner Gestalt: blend^ fen^^ hen;^ (später event gedehnt; Sievers Ags. Gr.^ 222). Alle übrigen Verba haben aus sicher vorauszusetzenden Kurzformen mit -e- auf teils gesetzmäßigem, teils analogischem Wege Formen mit -eo- entwickelt, um deren Erläuterung es sich jetzt handelt. Als lautgesetzlich gebrochen ist ohne weiteres nur iveolc und zwar bloß im Südengl. zu betrachten; im Angl. sollte es (ähnlich wie leolc § 24) zu *u)elc geebnet sein aber daß dies nicht geschehen ist verrät störenden Einfluß von anderer Seite her. Vor W, nn und nd ist nämlich im PI. w- Umlaut möglich (vgl. Bülbring, Ae. Elementarb. 102), der sich auch auf den Sg. verbreitet hat: feoU(on)^ merc. feollan (feaUan) neben unumgelautetem fellun (Sievers, Ags. Gr.* 223); weolJ{on)\ beonn{on); speonn(on); für -nd- gibt es neben obigem blend keinen solchen Beleg. Die übrigen eo-Formen : feddj Iieold, steold und weold können sehr wohl den vorbenannten Formen und besonders tveolc analogisch gefolgt sein ; in allen den Fällen mag schließlich vor Liquida (Nasal) -f Kons, sekundäre Dehnung stattgehabt haben. Zur Verallgemeinerung des Typus -So- hatten meines Erachtens aber noch andere Umstände mitgewirkt : die Kon- traktionsprodukte der Pf. -Formen *we(w)aJ<i^ *tD€{w)aM^ *we(w)all^ die

über germanisch e* und die sog, reduplizierenden Praeterita. 301

mit Verdumpfun^ des -a- zu -o- (vgl. z. B. hldford 'Herr' aus *hlaibward; J. Schmidt Idg. Voc. 2, 430) langsilbiges weolc usw. ergaben und mit jenen kurzen oder sekundär gedehnten Pt.- Formen zusammenfielen ; sodann im \Ys. wenigstens der bis auf die Quantität augenfällige Parallelismus zwischen feallan und hleapan^ der zu hleop ein feoll u. dgl. treten ließ ; vgl, Löwe Germ. Sprachw. 130 1).

Es erübrigt noch ;^eon^ (sek. gedehnt ^eon;^) zu erklären. Man könnte sich neben schwachem Pt. ;^en;^de (worin die Kurz- form *5en3 enthalten) mit der Annahme einfacher Analogie nach beonn usw. begnügen, wenn bei dem urspr. velar, später palatal anlautenden Yerb sich nicht noch ein anderer Ausweg darböte. Außer dem vorauszusetzenden Pt.^ *5ßW5 bestand bekanntlich auch das Pt.^ ^an^ (Laut wert des -a-, geschrieben auch -o- = -ä-). Nun lag aber nichts näher, als unter der vorbildlichen Einwirkung aller übrigen verwandten Formen mit -eo- hier, wo weder die eine noch die andere Formation genau mit ihnen übereinstimmte, durch Kontamination ihrer beider die wünschenswerte Harmonie tatsächlich herzustellen : ^eon^ (-o- = -ä-). Die palatale Aussprache des 3" war in *;^en^ heimisch und ist auf ^an^ und somit auf 360^3, von da ins Praes. (vgl. Bülbring a. a. 0. 196 A. 1) über- tragen worden.

§ 66. Die Stellung des Fries., das mit seinen Nachbar- dialekten sich teilweise dem Nord, nähert, ward schon früher beleuchtet. Die bewußten i-Formen sind zwar alt, jedoch ent- schieden im Rückgang, im Aofries. (1 mal gingen) im Verschwinden begriffen. An ihre Stelle sind vor allem Kurz- und weiter Lang- formen mit -e- getreten, welch letzteren von Siebs (P. Grrdr. 1^ 12181, vgl. aber 1321 und v. Helten Aofrs. Gr. 214) wolü na- mentlich des Nfries. wegen bereits auch fürs Aofries. durch- gängig angesetzt werden : aofrs. heng (analog. hweng\ feng^ g^^9i aber ben{n\ PL bennon ebenso wie *fell, belegt im Opt. fori-

1) Als analogisch nach den beiden genannten Proportionen hinzu- gebildet wird gewöhnlich das Praet. weox zu ws. tveaxan interpretiert. In Anbetracht des angl. Inf. wexa{n) jedoch, welcher in die postulierte Gleichung nicht paßt, sehe ich darin eine gleichfalls analogische Ersetzung des zuständigen und im North, erhaltenen ivöx durch w4ox nach dem Muster der einstigen Vertauschung des Pt. *w6p mit kontrahiertem Pf. weop. Demselben Einfluß schreibe ich auch das Praet. spion zu sponan, spanan (st. sp6n\ und w4oc st. tv6c'>) zu, im ersteren Falle natürlich unter vorbildlicher Klangeinwirkung auch von speonn zu sponnan.

302 J. Janko,

felle^ und "^hell wegen nfrs. hod. Siebs, der a. a. 0. 1219 offenbar die Länge für ursprünglicher hält, zieht zur Erklärung der Kürze die 2. Sg. Praes. *benst feist heran, was natürlich laut unserer Darstellung überflüssig ist. Sicher scheint das zu sein, daß die Langformen erst mit der fortschreitenden Entwicklung zum Nfries. hin immer mehr an Boden gewinnen: im A^vfries. findet sich neben g{h)ing(h\ ontfingh einerseits und g{h)eng{h)-, -feng ander- seits nur einmal deutlich ausgedrücktes gheengh (Siebs a. a. 0.). Der Anschluß an het^ let erfolgte wohl (wie im Nord.) zuerst und am weitgehendsten bei held und *weld. denen sich die ganz verengten Formen hild und mld Rüstr. hinzugesellten; die Ana- logie wurde hier durch den Gleichklang der 2. 3. Sg. Praes. (letztere z. B. halth wie Jiath u. lath: vgl. Siebs a. a. 0. 1321, ebenda die Belege) angeregt oder gefördert.

§ 67. DasMnl. weist zufolge seiner Mittelstellung zwischen Friesisch und Sächsisch auf eine vorgerücktere Entwicklung hin. Dieselbe Stufe, wenn auch unvollständig bezeugt, muß bereits in dem sprachlich engverwandten Anfränkisch, wo in den Psalmen das zitierte intfinc neben antfienc vorkommt^), erreicht worden sein. Den hier ersichtlichen Übergang zu -ie- muß man natürlich, ebenso wie im angrenzenden As. und Ahd., durch völligen Anschluß an -i- und die beim langen Vokal dann eingetretene Zweigipfligkeit und Diphthongierung sich erklären. Die diphthongischen Formen herrschen ausschließUch bei mnl. bannen^)^ spannen und irallen, während das gleichfalls Doppel- konsonanz enthaltende vollen gleichmäßig vel^ vellen und vid^ vielen^ selten vil hat und uns dadurch den Schlüssel zum Ver- ständnis an die Hand gibt. Die urspr. Formen mit -e- hielten sich nämlich am festesten vor der im Plural bewahrten Doppel-

1) Das dort außerdem belegte Pt. setip neben slip ist zwar unklar, kann aber meinem Dafürhalten nach nicht mit Franck HZ. 40, 34 dem -fink mit kurzem -»- gleichgesetzt werden. Dagegen möchte ich für die zitierten wirklichen i-Formen in Anbetracht der sonst ausschließlich in den Psalmen vorkommenden diphthongischen Pt.-Formen mit -ic- Francks zweite eventuelle Erklärung 'durch jüngere Lautentwicklung von te' mir völlig zu eigen machen. Vgl. das jüngere ahd. f aus ie in finc Physiol. (Hss. des 11. Jahrh.) Vgl. Braune Ahd. Gr. 24.

2) Nach bannen hat sich im Mnl. auch hassen 'bellen' (Franck Mnl. Gr. 108) gerichtet, was die Doppelkonsonanz {-an- ward hier nicht mehr als Diphthong gefühlt) und überdies das entschiedene Übergewicht der tc-Praeterita überhaupt verursachte. Vgl. wiese, wies von wancen, urissen u. ä. (ebenda 106 f.)

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 303

konsonanz (vellen) und konnten dort durch Einfluß der gesetz- mäßigen z-Formen sich auch diesen Laut zu eigen machen i^villen). Im Sg. dagegen lag vor einfacher Konsonanz wieder die Dehnung des -e- zu -§- = -ie- viel näher: viel^ und erst durch gegen- seitige Ausgleichung aller dieser Formationen im Sg. und PL resultierte unter Mitwirkung verschiedener Imponderabilien jener historische Zustand des Mnl.

Die übrigen auf Liquida oder Nasal + Kons, endigenden Verbalstämme haben auch im Sg. den kurzen Formen mit -e- oder -i- (gesetzlichem oder analogischem) den entschiedenen Vorzug erteilt vor den ^e-Formen: von houden erscheint urspr. helt^ helden ebenso wie analog, hilt^ hilden (zu souten 1 mal silten\ jedoch seltener hield^ hielden^ von vanghen^ hanghen^ ganghen urspr. vinc^ vinghen usw. (im älteren Mnl.), später venc^ venghen (in der brab.-holl. Periode) und nur 'ganz ausnahmsweise, vermutlich in Grenzdialekten' vienc, vienghen (Franck Mnl. Gr. 108). Die von Franck (a. a. 0. und HZ. 40, 32) unternommene Parallelisierung unserer angeblich auch aus Langformen entstandenen Kurz- formen veno nnd vinc mit dem ganz sicher aus *stönt hervor- gegangenen stont ist meines Erachtens nicht recht zutreffend; bei letzterem handelt es sich doch um ein evidentes Verhältnis zu urspr. "^stöd = mnl. stoet^ während im ersteren Falle die richtige Filiation aller von Anfang an w-haltigen Formen erst gewonnen werden soll. Und die sekundäre Kürzung von *stönt stimmt eben völlig mit dem fast ausnahmslosen Vorkommen der primären Kurzformen vinc und veno u. ä.

§ 68. Das As., das gewissermaßen die direkte Vorstufe des Ahd. vorstellt, hat wie dieses aus nicht gleich offen- kundigen, allein trotzdem aufdeckbaren Gründen die ^-Formen durchaus aufgegeben und kennt nur Kurzformen mit -e- und Langformen mit -^e-, event. auch -e-. Vgl. Holthausen As. Ele- mentarb. 165 und Schlüter bei Dieter 466. Die Verdrängung der e-Formen schreibe ich im Deutschen neben der nasalierten Aussprache im PL *fi^idum (vgl. Holthausen a. a. 0. § 193) noch dem vollständigen Parallelismus von fähan^ hähan im Praesens- vokal mit lätan zu : wie zu diesem let, liet, so setzte sich zu jenen zuvörderst feng und weiter feng = fieng (ebendies 9 mal im Gott.) usw. fest. Die anderen Nasalverba folgten, also geng (in der ags. Genesis der Opt. ^en^e) neben gieng (13 mal im Gott., 3^^[3] ui der ags. Gen.), dann spenn (ags. Gen.). Im ganzen sind

304 J. Janko,

bei Verben unserer Gruppe 24 -ie- zu Anfang des Cott. belegt, je 1 mal noch hield und tvield neben sonstigem held^ weld^ tceU Cott. = wel Mon., feil Cott. Gen. = fd Mon. Abweichende Formen sind: anuuülun Cott. 4073 (= auuellun Mon.) ist entweder nur verschrieben statt der richtigen Lesart des Mon., welche der Schreiber auch im Praefix nicht wiedergibt oder das -/- ist phonetische Variante für sehr enges, dem langen -e^- (IM) oder dem urspr. -i- der Nasal verba {*iing) angenähertes -e-^ welches uns zugleich den geringen Abstand zwischen den beiden bei Entstehung von feng in Frage kommenden Lautstufen illustriert^); femer gcengun Cott. 4738 unter Anlehnung ans Praes. gangan unrichtig statt gengun Mon. ; endlich -geing Ess. GL, das mit ahd. pheing (s. unten) zu vergleichen ist: man kann im As. aber, wo ei-Formen von lätan nicht belegt sind, darin lediglich einen graphischen Ausdruck für sehr enges -#-, meines Erachtens das dem -e- der Liquidaverba bereits angepaßte urspr. -i- der Nasal- verba sehen.

§ 69. Das Ahd. zeigt uns in anschaulicher Weise den. völligen Abschluß und erreichten Zielpunkt der ganzen von uns verfolgten Entwicklung. In seinen oberfränk. Denkmälern des 8. 9. Jahrhs., welche mit dem spärlich belegten Mfränkisch die Brücke schlagen zwischen Anfränkisch und Oberdeutsch (vgl. Braune Ahd. Gr.* 248), erblicken wir noch die kurzen, allein durchgängig schon -e- enthaltenden Formen : kenc, kengun {gengun)\ ipfenc^ kafengun; arhenc. Ob in dem alera. Keronischen Glossar neben dem sicher langen, weil in der Konsonanz vereinfachten jnfel Ra. = pifeal gl. K. auch heU gl. K. mit -e- oder noch mit -e- (vgl. Hartmann bei Dieter 492) zu lesen sei, ist schwer zu entscheiden. Jedenfalls ist je weiter gen Süden, desto ausschließ- licher die Analogie nach lez^ hez usw. (mit läzan stimmte hier wie im As. das Praesens fahan^ hdhan überein) aufgekommen und durchgedrungen. Zur dauernden Kräftigung des lang\'okali- schen und in Bälde diphthongischen Typus mag im Ahd. vgl. die analoge Annahme oben im Ae. gerade zur Zeit, da die Lautschattierung ea, ia herrschte, noch der dem Verfall zu- eilende Pf.-Typus mitgeholfen haben: neben einsilbigem *helt und helt = liealt usw. mußte in dem unzutreffend zweisilbigen ^hehalt alsbald durch außergewöhnliche Elision und nachfolgende

1) Kögel (IF. 3, 286) denkt an dieselbe enge Qualität ; freilich geht er von der Länge aus und hält -willun für gekürzt aus *tcelliin.

über germanisch e* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 305

Verschleifung sich ebenfalls healt (vgl. -heialt Ben.) einstellen, das nun im Verein mit den konformen Langformen die etwa noch gebräuchlichen kurzen Formen vollends aus dem Felde schlug. Dasselbe war bei den Pf. mit w- möglich : aus *we(w)all^ *we{w)alt u. a. ward weal(l\ wealt. Wie man sieht, ergab sich auch auf diesem Wege eine lange Silbe, welche die Vereinfachung der Doppelkonsonanz zuvörderst natürlich im Sg. zur Folge hatte. Einer Pf.-Form *e-ara (vgl. got. ai-auk) verdankt vielleicht ahd. ^ar, -tm vom Inf. e^^ien (got. arjan) sein Entstehen (vgl. Bethge bei Dieter 355), indem es entweder verhältnismäßig spät (als e^ bereits zu ä* geworden) zu e^r^ d. 1. c&r, e"r kontrahiert oder in bloß diphthongischer Gestalt ear, iar erst mit den fa-Formen zusammengefallen wäre; doch wird eher Brugmanns Ansicht, der IF. 6, 95 u. 97 von einem mit lat. eg-i^ cep-t stammesgleichen Pt.i *e^r{a) = urgerm. *cer{a) ausgeht, das Kichtige treffen, wenn bei diesem eigentlich der ablautenden Gruppe faran angehörigen Verbum (vgl. vereinzeltes Praet. uor^) längst eine Angleichung an '^leH{a) stattgefunden hat und diese dürfte, da nach unserer Theorie (s. § 37) auch letzteres aus urspr. *lceta neben *lele^ta hervorgegangen, überaus nahe gelegen haben 2).

§ 70. Abweichende Formen sind: biheilt und infpheing (in Fuld. Beichte A), dann untarf eilte Rb ; bei ihrer Beurteilung kommt es einzig darauf an, ob Formen wie furleiz (ebenfalls in Fuld. Beichte A) u. ä. als phonetisch vollgiltig zu betrachten sind. Wenn ja 42), dann sind die ee-Formen unserer Gruppe höchstwahrscheinlich nur eine weitere Konsequenz des schon vollzogenen gänzlichen Anschlusses von hell an Uz ; sonst müßte an Verschreibung oder graphischen Ausdruck des zwischen -e- und -i- schwebenden kurzen Lautes gedacht werden. Vgl. die parallelen nord. und as. Belege.

Was schließlich die einigemal ohne den Nasal im Praet.

1) Die Belege s. Kögel PBrB. 16, 502. Das in den gewiß oberd. Reichenauer Glossen der Hs. Ra überraschende ki-hliad ist höchstwahr- scheinlich nach Kögel (Keron. Glossar 190) für -hluad verschrieben oder im entgegengesetzten Falle eine Entgleisung eben nach uoriiar. Eine Altertümlichkeit für urspr. Pf. *hle{h)ad wäre a priori nicht un- möglich, könnte aber erst dann in Rechnung kommen, wenn der Ursprung von iar aus *eara feststünde.

2) Daß im urgerm. *eVa selbst nach frühem Abfall des -a kein lautgesetzliches e'^- entstehen konnte, ergibt sich aus dem in § 12, 1, c) t) über an. vdr, ahd. dät^ u. ä. Gesagten.

306 J. Janko,

erscheinenden Formen intfiegun^ infphiec usw. (Braune Ahd. Gr.* 248) anlangt, so werden wir auch für sie eine urgerm. Grundform */*^2^- mit nichten beanspruchen, sondern an der üblichen Er- klärung aus analogischer Nachbildung des Praes. festhalten : die Unterdrückung des -n- ward meines Erachtens dadurch erleichtert, daß die Form gewöhnlich mit dem gleichfalls nasalhaltigen Präfix int' verbunden und nach einer schon früher geltend gemachten Annahme namentlich im Plural mit Nasalität gesprochen wurde. Übrigens wirkte das Yorbild des Praes. noch im Mhd. weiter, wo zuerst zu gän ein gie neben gienc^ sodann zu vöw, hän = vähen usw. ein vie^ hie neben vienc^ hienc (event. statt *-viec?) gebildet wurde (Paul Mhd. Gr.^ 85). Vgl. noch dieselbe Neu- bildung im ;Mnl., wo gie^ gien neben sonst fast alleinherrschenden Kurzformen, also sicher auf Grund des Praes. gaen gelegentlich erscheinen (Franck Mnl. Gr. 109).

Nachtrag.

§ 71. Als mein Manuskript bis auf einige belanglose An- merkungen abgeschlossen war, gelangte mir R. Lowes neuester Aufsatz über Mas starke Praeteritum im Germanischen* (KZ. 40, 266 ff.) in die Hände. Da Löwe darin die Lösung der ganzen Frage und speziell auch die Erklärung der sogen, reduplizierenden Praeterita von einem geradezu entgegengesetzten Standpunkt versucht, hätte ich eigentlich keine Veranlassung gehabt, auf seine Ausführungen hier nachträglich zu reagieren; geschieht dies dennoch, so entspringt es dem unabweislichen Gefühl der "Verpflichtung einem Autor gegenüber, dessen einschlägige An- schauungen in der 'Germ. Sprachwissenschaft' (1905) ich bereits in meiner obigen Arbeit (vgl. § 15) gutzuheißen nicht imstande war, der aber in seinem jüngsten Artikel ebendieselben Ansichten ergänzt, besser begründet und teilweise berichtigt uns darbieten wollte. Und an seinen nunmehrigen Aufstellungen mag nun, was die prinzipielle Seite anbelangt, eine etwas ausführlichere, an allen von vornherein anders gelösten Einzelfragen eine nur knappe Kritik geübt werden.

§ 72. Hiebei soll nicht verschwiegen bleiben, daß Löwe in gewissen Details recht anerkennenswerte Beobachtungen und Aufschlüsse geliefert hat und daß er in mancher Beziehung trotz des aprioristischen Gegensatzes mit meinen eigenen

über germanisch ^* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 307

Ansichten zusammengetroffen ist. Yon solchen durch den consensus wenigstens zweier Fachgenossen beglaubigten Resultaten führe ich an^): das an. Praes. lata ist analogisch gebildet zu löt (S. 309; § 39), was ich von täka allerdings nicht behaupte (vgl. auch Lowes *Germ. Spr.' 117); die nord. Formen litom^ gritum u. ä., ebenso leit^ ahd. furleiz u. a. sind analogisch (S. 3251; § 40 f.); die Nebenformen von ae. weop deuten auf Einwirkung des Praes. (S. 338 ; § 53 A. 2) usw. Löwe allein lehrt, daß ae. 5rfn5 sich wohl des Praes. ^än wegen so hartnäckig gehalten (S. 305) oder daß angl. sUpa(n) infolge des dortigen Zusammenfalls von e'^ und e'^ ins schwache Praet. mit sUpde übergegangen (S. 326). Anscheinend besser als ich erklärt Löwe das seltene nord. Up (S. 340; § 30 a), nämlich laut der Proportion: "^hliöt : hUt = hliöp : {h)Up, wobei die erste Form aus urspr. %eUöt (s. §52f.) hypothetisch an- gesetzt ist; nach meiner Theorie müßte da das Pt. "^hlöt stehen und es ergäbe sich folgende einfache, wenn auch etwas ungenaue Gleichung: %l6t : hUt = hliöp (älter *hleop) : {h)lep.

§ 73. In den Grundanschauungen dagegen weichen wir beide weit von einander ab. Löwe ist Anhänger einer aus- schließlichen, ja wenn ich den Ausdruck gebrauchen darf, leiden- schaftlichen Reduplikations- oder Perfekttheorie, bei den sogen, reduplizierenden Yerba demnach der Kontraktionstheorie ich hingegen beharre nach wie vor auf dem Standpunkt, daß ins germanische Perfektsystem auch zahlreiche reduplikationslose, somit dem Aussehen nach aoristische Stämme miteinverleibt wurden. Nur kurz will ich hier Lowes rein ursprachliche Kombinationen berühren und der Hoffnung Raum geben, daß sein Widerspruch gegen Brugmanns Meinung, idg. *uoida sei ein Perfektum ohne Reduplikation gewesen (S. 268 und 284 f.), wohl wenige Gläubige unter den Indogermanisten finden wird: denn daß wir über die 'genannte Form noch bis *ueuoida^ das überdies nach Löwe sein zweites u erst durch Analogie wiedererlangt hätte 2), hinausgehen und *uoida daraus ableiten könnten, \\drd durch nichts wahrscheinlich gemacht.

§ 74. Doch Löwe sucht uns ehemalige Reduplikation auch

1) Die Seitenzahl in Klammer bezieht sich hier überall auf Lowes, die Paragraphenzahl ebendort auf meinen Aufsatz.

2) Sonst wäre es nämlich nach besagter Theorie zu *y,e-oida dissi- miliert geblieben. Alle übrigen Perfekta außer *jioida sollen nun gleich- falls ihre Reduplikation verloren, dieselbe aber wieder angenommen haben ! Vgl. jedoch 'Germ. Sprachw.' 134.

308 J. Janko,

in den drei folgenden, schon früher und jetzt wiederum von ihm gleichgesetzten Formen: in ai. sedimd, lat siäi und got (germ.) setum begreiflich zu machen, indem er ein urindogerm. *se{s)ddme ansetzt, hieraus die Tjänge durch Kontraktion erklärt und dann analogische Übertragung derselben auf andere Per- fektformen annimmt. Vgl. S. 289 f. i). Einer solchen Auffassung muß ich jedoch widersprechen: nicht nur daß die richtige Schwund stufenform unserer c-Wurzel * se-sd-amS^) heißen müßte und somit gut aussprechbar wäre, es darf aus solcher Grund- form sicher nur das ai. sedimd hergeleitet werden (vgl. Thumb Handb. d. Sanskrit 1, 362 A.) dementgegen haben lat. sedi und got. setum, nicht minder lat. scabl und got. sköf wohl je als identische und in der uns noch erreichbaren Periode der Sprach- gemeinschaft als reduplikationslose Formen jedenfalls mit Dehn- stufe zu gelten. Vgl. unter andemi Wiedemann Lit. Praet 106 f.; Bartholomae BB. 17, 125f., IF. 3, 9f.; Chadwick IF. 11, 182f.: Hirt IF. 17, 278f.; Hoffmann TEPAI 62: Brugmann Kurze vgl. Gr. 542 ff.; Thumb a. a. 0. 354. Paßt doch zu einer Dehnstufenform got. sköf^ wöhs =^ aisl. 6x^ die dann auch in den Plural gedrungen, sehr wohl die ursprüngliche, gleichfalls un- redupUzierte Schwundstufenform des PI. von der Wurzel *ueg- : aisl. tixotn {mit zu w- vokalisiertem «-). Lowes Deutung (S. 299 f.) des vxom aus *ue-uuhsmi durch Schwund der Reduplikation und seine eventuelle Deutung (S. 303 f.) des ae. iv^ox^ wdoc aus gleich- zeitig intakt gebliebenem *ue-tihsmS usw. vermag keinen Glauben bei mir zu erwecken 3).

§ 75. Auf dem Boden des Germanischen erkennt Löwe nur sehr spärliche Reste von Aoristformen, nämlich got. iddja^

1) Die gleiche Entwicklung wird da vorausgesetzt für cepimus u. dgl. (S. 304), und auch sämthche Partizipien Perf. (got. berusjos S. 293, aisl. heize, halte a. a. 0. und S. 308) sollen redupliziert gewesen sein. Als Stütze meiner gegenteiligen Ansicht vgl. Thumb, Handb. d. Sanskr. 1, 364 (Liter.).

2) Fürs Germ, pflege ich bei der großen Unsicherheit (vgl Streit- berg UG. 334 u. Brugmann Kurze vgl. Gr. 591) die Primärendung -miz überall anzufügen.

3) Die zweite Erklärung des ae. wiox als Analogiebildung nach heold, wie sie Löwe S. 305 vorschlägt, ist im Angl. undurchführbar; denn wegen der dort nicht erfolgten Brechung des a vor / -f- Kons, hat es auch keine urangl. Proportion *Äca/don : *weaxan gegeben, und north, sealla ist als a-Umlautsform zu beurteilen. Vgl. Bülbring Ae. Elem. 56. 84 f., 102, dann oben S. 301 Anm.

über germanisch e^ und die sog. reduplizierenden Praeterita. 309

as. deda usw. und die 2. Sg. Pt. im Westgerm. *-iz^ an^) und geht sonst überall von wirklichen Pf.-Formen aus. Um den Verlust der Doppelung bei den ablautenden Yerba zu erläutern, beruft er sich auf ein germanisches 'Haplologiegesetz' (S. 295f.), das nach ihm wenigstens bei den Perfekta fast ausnahmslos ge- wirkt haben soll, sodaß diese alle ihrer Reduplikation verlustig gingen bis auf die sogen, reduplizierenden und sehr wenige andere Praeterita, in denen ein Gleichklang des Praesens- und Perfektwurzelvokals, also ein Mangel des zum Tempuscharakter gewordenen Ablauts empfunden wurde. Um aber die Fülle der germ. und speziell der nordischen Formen entwickeln zu können, läßt Löwe doch wieder gedoppelte und ungedoppelte Formen auch bei den 'reduplizierenden' Verben nebeneinander fort- bestehen (S. 305f.) und zwar ohne alle Wechselbeziehung, welche sich meines Erachtens sehr bald hätte einstellen und über das Schicksal derrivalisierenden Formen entscheiden müssen 2). So z. B. bleibt von haitan ungehindert nebeneinander bis ins Nord, hinein *Jiehaita und "^haita (woraus schließlich wn. Mt und heit\ ebenso "^hehlaupa und "^hlaupa usw., endlich Höta und eigentlich ungesetzmäßig Helöta neben "^leUta und ungesetzlichem Heta\ denn nur auf diesem Wege verschafft sich Löwe den nötigen Formenvorrat fürs Gotonordische : on. löt^ got. lailöt (= westgerm. *Zeo^?) und wn. Ut = aschw. lät neben aschw. lät (die letzte Form hatte aus Heta schon ehedem Noreen erklärt; vgl. oben § 40). Streng genommen bleibt eben das Vorkommen der zahlreichen nord. Doppelformen, die Löwe teils mit, teils ohne Reduplikation an- setzt, unaufgehellt ; denn mit dem Nebeneinander von Lento- und Allegroformen ist uns meines Erachtens nur für den ersten

1) Nach dem allgemein (?) giltigen Erfahrungssatze nämlich (S. 266 f.), daß dort, wo eine Kategorie untergeht, nur isolierte Einzelformen übrig bleiben können. Allein die Isolation ist in vorhistorischer Zeit von uns schwer zu erfassen und richtig ist es wohl auch, daß solch ein Splitter neuer- dings sprossen und wenigstens analogische Bildungen hervorrufen kann.

2) In diesem Punkte getraue ich mir über die sicher zu gewärti- gende Möglichkeit der Beeinflussung von fast gleichlautenden und gleich- bedeutenden Formen untereinander zu urteilen, obzwar ich sonst nicht so weit gehe wie Löwe, der gerne über den möglichen oder wahrschein- lichen Ausgang jedes einzelnen Analogiefalles ins reine kommen möchte (S. 302, 303 unten, 306, 325 u. a.). Es gelten hier eben keine strikt ein- seitigen Gesetze und oft spielen für uns unsichtbare Fäden und Be- ziehungen mit hinein. Vgl. Wundt, Völkerpsych. P, 1, 434f.

Indogermanische Forschungen XX. 21

310 J. Janko,

Anfang gedient, allein im weiteren Verlauf der Sprachentwick- lung nicht.

§ 76. Dem gegenüber will ich nun meine eigene An- schauung kurzMu präzisieren. Ich nehme gleichfalls Scliwund der Reduplikation, jedoch bloß bei wirklich nachgewiesenen Pl- Formen der ablautenden Yerba höchstwahrscheinlich noch vor der germanischen Akzentregelung, jedenfalls aber nach Durch- führung des Yemerschen Gesetzes an. Also gleicherweise eine Haplologie, nur nicht als lautgesetzlich ausnahmslose Erscheinung, sondern als eine lediglich *im Dienste des Formenwandels' durch zufällige, besonders günstige umstände eingeleitete Bewegung. Solche Umstände waren : der sich immer mehr als Konjugations- prinzip aufdrängende Ablaut und die verschiedenen unredupli- zierten Praeteritalformen schon aus vorurgerm. Zeit, von denen bereits die Rede war. In dieser Hinsicht decken sich meine Vorstellungen von dem Ursprung der ablautenden Praeterita in den Hauptzügen mit denen Bethges bei Dieter S. 359 f., wobei ich freilich gestehen muß, daß uns dieses Phänomen weit ent- fernter und daher nicht so zugänglich ist wie der meinem Da- fürhalten nach entschieden spätere Existenzkampf und Ausgleichs- prozeß der Formen bei den sog. reduplizierenden Praeterita. Denn darauf ist in meinem Lösungsversuch alles aufgebaut: ursprüng- lich erscheint neben dem Pf. *hehaita ein Pt* *heita^ später eventuell auch Pt.* *höita = *haita, neben Pf.* *ldeta und sekundär entstandenem Pf.* *lelata ein Pt.» *leta und Pt« *löta usw. und die jeweilig gegebenen Wechselwirkungen beginnen. Bewah- rung der Reduplikation proponiere ich überhaupt nur dort, wo das Perf. gegenüber dem Praes. im Wurzelvokal nicht genügend charak- terisiert war, und bei Formen wie *lelöta *). Zur ersteren Kategorie zählt natürlich auch die Schwundstuf enform \xrwQstgQrm.*beba-um zu büan (vgl. oben § 34), femer, wenn es kein «-Aorist ist, ahd. scrirun zu scrian^ wonach spirun zu spftoan^ und endlich die 3. Sg. imdarspirun{l mal) zu -spuman. Zur Erklärung genannter r-Formen vgl. Löwe S. 297 f., überdies Brugmann Kurze vgl. Gr. 598 A.

Über den ursprünglichen Reduplikationstypus des Germ, bei mehrkonsonantischem Wurzelanlaut ist schwer zu ur-

1) Wie gesagt, erscheinen mir als die ältesten Formen *lelita u. dgl., welche ich nicht erst wie Löwe (S. 324 f.) nach dem angeblich einzig und allein mit hellerer Qualität versehenen *8e$lepa im Nord.-Westgerm. analogisch entstehen lasse.

über germanisch e* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 311

teilen ; doch ist wohl Osthoff nicht im Recht, wenn er (PBrB. 8, 556 f.) ein got. *staistaut u. dgl. für weniger altertümlich hält als ein westgerm. *stezaut{a). Vgl. neben Lowes Darstellung auch die Brugmanns Kurze vgl. Gr. 484. Natürlich muß das Nord, und West- germ, frühzeitig zu seinem dissimilierten Typus gelangt sein, der den Wurzelanlaut in die Reduplikationssilbe versetzte und jenen nur in fragmentarischer Gestalt beließ. Wie sich die Sprache dabei jedesmal im besonderen benommen, dafür läßt sich meines Erachten s keine bestimmte Schablone aufstellen : veranlaßt durch die mit Geräuschlaut und Liquida anlautenden Yerba, wurde diese aus Rücksichten der Deutlichkeit erfolgte Anähnlichung an den sonstigen Anlaut der Yerbalformen gewiß auf dem nahe- liegendsten Wege durchgeführt; vgl. meine früheren Bemerkungen über aisl. grera 52 f.) zu gröa oder ahd. screrot aus urspr. *ske- skratida zu scrötan (§32 A. 1). Yon dea einzelnen unsrerseits ge- wöhnlich peinlichst genau zu Papier gebrachten Zwischenstufen der Entwicklung, die zweifelsohne auch übersprungen werden konnten, gilt eben noch heute das Wort Scherers (ZGDS.^ 280): *'Die Mittelstufen können wir nur als Krücken für die Phantasie hinstellen, nicht als erasthaft wissenschaftliche Konstruktionen". § 77. Weil Löwe lediglich von reduplizierten Pf. -Formen zu den rätselhaften Praeteritalformen des Nord, und Westgerm, wie aisl. Mt^ hliöp usw. gelangen kann, so bringt er ein neues "Dissimilationsgesetz^ in Anwendung, welches in den er- wähnten Sprachzweigen des Germ, wenigstens bei einkonsonantisch anlautenden Verben ebenso ausnahmslos gewirkt haben soll wie sein Haplologiegesetz (S. 3181). Allerdings gesteht Löwe selbst zu, daß das neue Gesetz außer den Perfekta überhaupt nicht zur Geltung kommt (ahd. hehara\ und so wird auch diese Er- scheinung, nämlich die Entstehung von im Sg. einsilbigen Praeteritalformen aus urspr. Pf.-Fomien dort wo sie unum- gänglich vorausgesetzt werden muß nicht als eine streng gesetzmäßige, sondern vielmehr als eine von zufällig sie be- günstigenden Umständen hervorgerufene und außergewöhnliche zu betrachten sein^). Derartige zur Yerschleifung in eine Silbe drängende Umstände waren aber teils der lautliche Charakter der Pf.-Formen, teils u. zw. in besonders hervorragendem Maße die Einsilbigkeit der meisten übrigen Praeterita im Sg. Ygl.

1) In dieser Ansicht bestärkt mich auch Lowes wenig glaubwürdige Begründung des Unterbleibens der Dissimilation in as. deda usw. (S. 319).

21*

312 J. Janko,

namentlich westgerm. *he{h>)öpa neben und für *h'öpa § 54. Bei Löwe vermag ich zudem die angezogene altirische Parallele seines Dissimilationsgesetzes kaum als völlig passend anzuerkennen, und wenn man dies nicht tut, so darf meines Erachtens ein Moment nicht übersehen werden, welches durch das von Löwe ganz beiseite gelassene, von mir jedoch genugsam erörterte ahd. pi- h€ialt(yg\. § 62 und 69) auffällig bestätigt wird : daß in sämtlichen tat- sächlich parallelen Fällen von Dissimilation nur Ausfall des Kon- sonanten und höchstens Verschmelzung zum Diphthongen, jedoch keine Kontraktion zu langem Vokal erfolgt, wie für -ea- speziell das neubulg. agnea-ta aus abg. agneta-ta kundtut (vgl. Germ. Sprachw. 129).

§ 78. Beide von Löwe eigens statuierten 'Gesetze', die im Grunde sehr wenig bindend sind, würden ihn aber noch immer nicht in die Lage versetzen, alle gegebenen Formen aufzuklären, wenn er nicht wie andere Interpreten auch Schwundstufen- formen u. zw. mit und ohne Doppelung heranzöge. Grundformen der ersten Art sollen ihm namentlich zur Enträtselung des angl. reord{on) usw. und heht{on) usw. verhelfen. Er greift da auf Kluges uns bekannte Deutung zurück, wonach die erste Form aus pluralischem ^re-rd-umS hervorgegangen und die zweite wieder nach ihr analogisch statt *he'hit-umi erwachsen wäre (S. 310 f.). Doch verstößt er dabei vor allem gegen die wahr- scheinliche Weiterentwicklung der Urform *rer9d9mi^ wo zu einer langvokalischen schweren Wurzel eher die entsprechende Schwund- stufe 9 an erster Stelle, nämlich unter dem Nebenton, bewahrt und das zweite 9 geschwunden wäre*), wenn hier überhaupt nicht die Vollstufe aus dem Sg. eingedrungen wäre: *reredumiz nach *rerep(a\ woraus ich angl. reord durch Kürzung und Syn- kope des hellen -e- ableite (vgl. § 41). Von der Richtigkeit seiner Erklärung aus *rerdun (P. Grdr. P, 374 = 1«, 437) war übrigens Kluge selbst nicht sonderlich überzeugt; denn in seiner *Gesch. der engl. Spr.' (ebenda 1», 904 = 1«, 1068) schlägt er für kort, hole die Deutung aus synkopiertem *le-löt, *le-laic vor. Indirekt spricht zugunsten meiner Auslegung auch der Umstand, daß Löwe a. a. 0. in der Anm. die Einwände Streitbergs gegen Kluge

1) Dasselbe gilt von Lowes Nullformen ohne Reduplikation, wie sie in den ebenfalls kein wurzelhaftes -«- enthaltenden Grundformen *^rutum^ aus *{ghe-)ghrd9mS (S. 311), *8lupumd {S. 326) u. ä. zutage treten, die ich sämtlich als unwahrscheinhch ablehne.

über germanisch e* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 313

damit abschwächen will, daß er für zu synkopierendes *reröp (nach meiner Theorie "^rerep) einen überaus starken Hauptton der Reduplikationssilbe fordert und das habe ich ja gerade für diese Silbe zu erweisen und dadurch die tonlose Natur der Wurzelsilbe begreiflich zu machen mich bemüht 24). Schließlich ist es nicht belanglos, daß Löwe beim Verbum -drä- dan, Praet. -dreord seiner eigenen Lehre untreu wird: statt der Nullstufenform, die er sehr wohl als *-drerudumS (unredupl. "^-drudume) ansetzen könnte, muß er mit Scherer bloße Nach- bildung von *reordum voraussetzen.

§ 79. Dies wären die Hauptgrundsätze von Lowes Ver- fahren. Von Details hebe ich nur diejenigen heraus, die für meinen Standpunkt prinzipiellen oder sonst bedeutsamen Charakters sind. Es sind folgende:

a) Löwe geht auch bei den mit langem Vokal anlautenden st. Praeterita von reduplizierten Urformen aus : für lat. edi^ germ. *eda (got. fr-et) von *4-eda (282), für lat. egi von *e-agi und ähnlich für ahd. iar von *S-ara = germ. *^ra (308). Da nun "^e^da im Ahd. äz ergab, "^e^ra d. i. cera somit zu ahd. *är ge- führt hätte, so behilft sich Löwe mit erneutem Vortritt des Reduplikationsvokales, was ich aber trotz oder vielmehr wegen des Hinweises auf das anders geartete got. aiauk im Hinblick auf das Praes. "^arjö als völlig ungerechtfertigt bezeichnen muß. Auch hätte ein *e-era d. i. *e-cera in urgerm. Zeit nicht ^^-, sondern wohl abermals e^- zum Resultat gehabt und iar bliebe unerklärt. Meines Erachtens ist hier wiederum das äußerste er- reichbare idg. Stadium *e ^da, *e ^ra ^), welch letzteres allerdings (vgl. got. ai-auk zu aukan) auch durch *e-ara zu *arjan mit der Zeit ersetzt werden konnte. Zur Deutung des e^ s. oben § 69.

b) Löwe glaubt bei seiner Theorie selbst in lautlicher Beziehung, nämlich betreffs des Praeteritaldiphthongs aisl. -iö-^ ahd. -eo-, -20-, -fV, weit sicherer zu gehen als diejenigen, welche aisl. hliöp usw. direkt aus unredupliziertem Pt.^ *hleupa herleiten (S. 3841). Vor allem im Aisl. sollte man nämlich vor /", ^, p und k aus um. -eu- ein -^w-, aber kein -iö- erwarten: also "^hliüp, Hük. Dazu bemerke ich : Die Lehre von der Vertretung des eu im Nord, und Ahd. müßte sich der von mir verfochtenen Praet-Theorie, wenn dieselbe als richtig befunden würde, an-

1) In ähnlich skeptischer Weise spricht sich Brugmann z. B. Kurze vgl. Gr. 5M aus.

314 J. Janko.

passen und nicht umgekehrt. Nun ist aber die vorbenannte Regel über die Vertretung des um. eu^ tu keineswegs ausnahmslos (vgl. aisl. piöfr und aschw. st iü) durchgeführt und der un- fehlbare Einblick in die Entwicklung dieses Diphthongen, vor- nehmlich des um. eo uns zur Zeit noch verwehrt (vgl. die ab- weichende Darstellung Noreens bezüglich liüfr in Pauls Grrdr. 1^, 450 u. P, 559 neben der in seiner Aisl. Gr.^ 44, SO u. Aschw. Gr. 80). Nach der ersten Fassung ist im Sg. Praet nur dieser konnte bei den aw-Verba über die Qualität des Diphthongs entscheiden aus der 1. 2. Person "^hleupa usw. ein urn. ^hleop usw., aus der 3. Ps. *hleupe ein um. *hleup ent- sprungen; es konnte also nach geschehener Ausgleichung eher *hleop = aisl. Jüiöp den Sieg davontragen und in den PI. und Konj. {hUpe) übergehen. Hält man sich genau an die zweite Fassung, so bilden die noch im Aisl. erhaltenen regelrechten Pta. »OS, M^ hiö (von *hi6t sehe ich ab) noch immer die Majorität gegenüber den etwa zu gewärtigenden *Uiüp und *iük, d. h. auch so mußten wohl die w^Forraen ihr Übergewicht geltend machen. Vom Gesichtspunkt der Kontraktionstheorie zeugt speziell 6id gegen den vorgebrachten Einwand: da ich es nicht aus *bebauw^ sondern nur aus *be(b)üw begreifen könnte, so hätte sich auch hier statt des sekundären Diphthongen *-tM ein 'un- regelmäßiges' 'iö wie in den bemängelten meines Erachtens primären Fällen eingestellt. Den Anhängern der Aoristtheorie mag es endlich zum Trost gereichen, daß an der lautlichen Seite von Ljungstedts und Brugmanns Aufstellungen einer der besten Kenner des An. in Pauls Grdr. 1*, 511 u. 1\ 633 mit nichten Anstoß genommen hat.

c) Löwe führt einigemal Belege an, welche ich, den besten Spezialgram matiken folgend, nur deshalb unbeachtet gelassen habe, weil ich die Gründe, mit denen man ihre Verbürgtheit angezweifelt^ selbst billige. Es sind dies namentlich north, blefla (S. 321), ahd. anagdierzon (348) und farsterc (347 f.), das hleod des Beowulf (305). Sollten sich aber diese Fomien wider alles Erwarten dennoch einmal als voUgiltig erweisen, so vermag ich sie insgesamt mit meiner Theorie sehr wohl zu vereinbaren; denn ich erkenne im Westgerm, sowohl Pt- als Pf.-Fornien neben einander als nicht vollständig ausgeglichen an. Also blefla wäre Pf. 2 von bldwa(n), freilich das einzige, sonderbarerweise nicht dissimilierte Beispiel (die event. Erklärung bei Löwe a. a. 0. ;

über germanisch e* und die sog. reduplizierenden Praeterita. 315

doch füge ich hinzu, daß ein urspr. *hehlö viel eher hätte zu ae. Hlera führen können, ferner daß mir diese Form noch kein Beweis ist, daß das i<?-Siiffix in hläwan präsentisch sei). Ahd. 'lierzon scheint mir auch jetzt mit Kögel verschrieben st. -liezon\ wenn es ti'otzdem Pf. ^ -Rest sein sollte, so wäre es dem urangl. Heltum, woraus *leoltun = angl. leortun (§41) gleichzusetzen, nur daß es statt der Brechung Angleichung an Pt.^ He^t erlitten hätte. Ahd. -sterc ist degeneriertes steraz oder auch *steruz (vgl. § 32), dann aber ohne den ja vielfach von Analogien durch- brochenen w-Umlaut; dagegen kann ich Zarncke und Löwe (345) nicht beipflichten, daß der so leicht begreifbare PL sterozun aus der Reihe der wirklichen Belege ausscheidet. Ae. hleod wäre ähnlich zu beurteilen wie ahd.ki-hliad (vgl. S. 305 A. 1), nämlich als Analogie ausgegangen von regelrechtem Möd, das ehedem zu- sammengetroffen war mit Pt. '^(h)wöp u. dgl., wofür schließlich eintrat Pf. {h)wSop usw. 541).

§ 80. Zu den bisherigen könnte ich noch weitere Einzel- fälle anreihen, mit deren Ausdeutung ich mich ebenso wenig zu befreunden vermag wie mit den leitenden Gedanken und Prinzipien der angefochtenen Theorie Lowes. Ich könnte z. B. auf die großen Schwierigkeiten hinweisen, mit denen er bei Aufhellung der einzelsprachlichen und speziell der flämischen Verhältnisse in der Gruppe haldan (S. 327 f.) zu kämpfen hat, da er von einer kontrahierten westgerm.-nord. Grundform "^held aus- geht und die Angleichung des früher und häufiger belegten held usw. an het, let innerhalb der Systemzwangsgruppe der 'reduplizierenden' Praeterita selbst von vornherein ablehnt'). Doch bin ich einesteils überzeugt, daß sogar die wahrschein- lichste Erklärung prähistorischer sprachlicher Vorgänge nimmer ohne jeglichen Rest aufgehen kann, andernteils sind dies alles lediglich die Konsequenzen des einmal von Löwe eingenommenen und festgehaltenen Standpunktes. Und eben deshalb will ich, der doch immerhin Befangene, es nunmehr dem unparteiischen Leser überlassen zu entscheiden, welche von beiden Theorien die größere Probabilität für sich beanspruchen darf. Bloß das sei noch angemerkt, daß mit meinem Versuch auch einmal die ''Aoristtheorie' vollends zu Worte gekommen ist (sie war seit Brugmann-Woods Entdeckung überhaupt nie vollständig

1) Natürlich faßt Löwe dann das Verhältnis des nord. hdlt, das übrigens im Wn. selten belegt ist, anders u. zw. umgekehrt als ich auf.

316 F. Holthausen,

ausgebaut worden) und daß, wenn man gegebenenfalls mit meiner oder einer ganz ähnlichen Auffassungsart nicht vorwärts zu kommen sich getraute, sodann unsere gegensätzliche Grundanschauung voraussichtlich aufzugeben wäre was ich freilich vorderhand nicht erhoffe und wovon das Gegenteil zu behaupten mich gerade Lowes jüngste Ausgestaltimg der Kompositionstheorie jetzt von neuem veranlaßt hat.

Prag-Smichov. Josef Janko.

Etymologien.

1. Ae. ägläc, griech. aixinri. Das in der ae. Dichtung so häufige äg-läc N. *Elend, Qual' nebst dem davon abgeleiteten äg-läca M. 'Elender; Ungeheuer; Held, Kämpfer* (aus *äg-läkja entstanden) ist offenbar ein Kom- positum, dessen erstes Glied wohl mit griech. o\x\xr\ 'Lanzenspitze, Lanze, Waffe' zusammengehört Somit würde äg4äc eigentlich *Lanzenspier bedeuten, eine poetische Umschreibung für Kampf, Krieg, woraus sich die andern Bedeutungen leicht ableiten lassen. Die Nebenform äg- weist vielleicht auf einen alten neutralen s-Stamm (griech. *aixoc) hin, wenn nicht der Umlaut aus dem abgeleiteten äg-läca stammt Das neben letzterem häufige äg- läca müßte dann wieder durch das Grundwort äg-läc lautlich beeinflußt worden sein. Zu aixMH gehören nach Prell witz* noch lit (j)i82mas^ lett. esms 'Bratspieß* und preuß. aysmis 'Spieß*, nach Bezzenberger (ib.) auch preuß. eysux) 'Wunde* und lit ejüeti "brechen*.

2. Ae, finta^ lat pendo.

Ae. fifUa M. "Schwanz, Folge* stellt sich gut zu lat pendo 'hänge', bedeutet also eigentlich 'Hänger* oder 'Anhang*. Weiteres s. bei Walde s. pendeo.

3. Ae. ämerian^ lat merus. Ae. ä-merian 'läutern ; prüfen, auf die Probe stellen' setzt ein got *marjan oder *mazjan voraus. Nehmen wir die erstere Möglichkeit an, so ergibt sich Verwandtschaft mit lat merus 'rein, lauter, unvermischt', zu dem *marjan mit a = idg. o im Ablauts- verhältnis stehen würde.

Etymologien. 317

4. Ae. deall^ griech. GdXXuj, arm. dalar.

Ae. deall 'stolz, glänzend, ausgezeichnet', aisl. Heim-daU-r *ein Gott', Delling-r 'ein Gott, Yater des Tages' gehören offenbar zu griech. 0dX\iu, Gr|Xeiu 'blühe, sprieße, grüne, strotze, gedeihe', edXoc, GaXXoc, OaXXia 'Zweig, Sprößling, Sohn', epi-ÖaXic 'eine Pflanze', ödXeioc 'blühend, reichlich', GaXepoc 'blühend, grünend, jung, frisch, munter, kräftig, stark, hell, gesund', GfiXuc 'erquickend', epi-GriXr|c 'sproßend, wachsend', eu-GriXric 'üppig', GaXia 'Blüte, Glück, Freude, Schmaus', GaXXeiov 'Olivensprößling', weiter zu armen. dalar *grün, frisch', alb. daV 'Sprosse' (IR 17, 94), air. deü 'Reis, Zweig', mhd. toi 'Zweigspitze', ahd. toldo^ nhd. dolde 'Blüten- schirm', ahd. tilli^ as. dilli^ ae. dile 'Dill' neben ae. dyle^ dän. dylle^ nhd. tülle. Dieselbe Lautstufe erscheint in aisl. dylla 'Gänsedistel, sonchus arvensis L.' für eine andre Pflanze, vgl. den Art. dild bei Falk-Torp Etym. Ordb. und GaXia, GdXXuu, GriXeuu bei Prellwitz^. Ob in germ. *dalla- ein l- oder w-Suffix steckt, läßt sich nicht entscheiden.

5. Ae. meagol^ aisl. müg-r, -i.

Ae. meagol 'kräftig, stark, fest, ernst', setzt ein got. *maugtd'S oder *maugal-s resp. *maugl-s voraus und kann natürlich nicht, wie man wohl gemeint hat, zu mceg 'vermag' gehören, sondern steht im Ablaut mit aisl. mügi^ müg-r 'Haufe, Masse', ae. müha^ jtüga, müwa^ ne. mow 'Haufen' (bes. Korn), schwed. moa 'zu- sammenhäufen'. Dazu stellen sich mit kk aus gn noch: me. mukke^ mokke = norw. mukka^ schwed. mokka^ dän. mokke 'Haufen, Masse', mhd. mocke 'Klumpen, Brocken', (vgl. Björkman Scand. Loan- words S. 250, Falk-Torp Etym. Ordbog unter muge I und mukkert\ nl. moggel^ mokkel 'dicke, fette Person', nhd. muglich^ muckelicht 'dick, fett'. Ae. meagol bedeutete also eigentlich 'massig, dick'.

6. Got. gilpa.

Got. gilpa 'öpeiravov, Sichel', gebildet mit dem idg. Suffix -tä wie ae. sigpe 'Sense', ae. egepe^ ahd. ^gida 'Egge', ahd. erida 'Pflug' (Kluge Nom. Stammbild. ^ § 99 a) kann einmal zu der in nhd. gellen = aisl. gialla^ ae. giellan^ ahd. gellan^ ferner in ahd. as. galm (mhd. auch gelm) 'Schall, Ton, Lärm, Geräusch', ahd. ae. galan, aisl. gala 'singen', ahd. nahti-gala 'Nachtigall', aisl. galdr, ae. gealdor^ ahd. galstar 'Zauberlied', got. göljan 'grüßen' = aisl. gJBfla 'lachen machen', ahd. guol-lih 'prahlend', ur-guol 'berühmt*,

318 F. Holthausen,

griech. xeXiöujv 'Schwalbe' (nach ihrem Gezwitscher) vorliegenden Wurzel idg. "^glid gestellt werden und würde dann eigentlich 'Klinge' bedeuten, vgl. aisl. geire giallanda Atlakv. 5, 2 vom Waffenklirren. Oder aber gü- in güpa ist Tief stufe der german. Wurzel *gail^ zu der aisl. N., geü F. *Kluft', schwed. dial. gilja F. 'Hohlweg', nl. giUen 'schräg abschneiden', ae. gähn 'hindern, zögern' (*gaüjan) = isl. geila 'trennen' (Ettniüller, Lex. anglosax. S. 433) gehören und die nach Torp-Falk unter geü^ gildkat% gilling^ gire und gjepe eigentlich 'aufstehen, gähnen' bedeutet als Er- weiterung der in nhd. gähnen^ lat Märe (vgl. dieses bei Walde) vorliegenden idg. Wurzel *ghei. In diesem Fall wäre die Sichel im gotischen nach ihrer halbmondförmigen, gleichsam 'gähnenden' Form als die 'ausgehöhlte' bezeichnet; vgl. dazu H. Schröder IF. 16, 464. Anders, aber wenig überzeugend, erklärt v. Grien- berger das Wort in seinen Unters, zur got. Wortk. S. 97 ; Uhlen- beck will es PBrB. 27, 120 f. mit ai. halds, -m 'Pflug' zusammen- bringen, wozu Niedermann IF. 15, 106 zu vergleichen ist.

7. Ae. sleac^ nl. sluik^ lit. slügti. Ae. sleac 'schlaff, träge, langsam, nachlässig, faul* hat na- türlich nichts mit dem gleichbedeutenden slcec zu tun, mit dem es in den Wörterbüchern beständig zusammengestellt wird, sondern gehört als regelrechte Entsprechung eines westgenn. *8lauka- zu nl. sluik 'schlicht, herabhängend, schlank', dtUken 'schleichen', mhd. sluhtisch 'träge, faul*, ndd. sluk-orig^ dän. sluk-sret 'ohren- hängerisch, beschämt, verlegen, mutlos', ndd. duk^ dok 'schlaff, matt, schwach', sickeren 'schlottern, schlaff sein, herabhangen*, sloks 'nachlässiger, schlottriger Mensch', doksen 'nachläßig gehn', dük M. 'Kohl, der keine Köpfe bildet' (= nL duik). Zu dän. dukaret stellen Falk-Torp lit. dügti 'abnehmen, schwinden'. Ob auch ne. domh 'schlaff herabhängen, schlottern*, nach Skeat ent- lehnt aus afrz. edoticher^ edochier 'to be loose in the Joint, to waver', hierhergehört, ist nicht ganz sicher, wenn auch der Form und Bedeutung wegen wahrscheinlich (Skeat stellt es zu nhd. locker)^ aber me. dekenen 'to slacken* scheint mir eine Weiter- bildung von ae. sUacian zu sein.

8. Ahd. setm, griech. aifua. Eine bisher nicht beachtete Ablautsform zu ahd. seim, nX.zeem^ aisl. sHm-r 'Honigseim', ahd. lang-seimig norw. sHmen 'langsam, saumselig' (eigentl. 'langsam fließend'), griech. ai^a 'Blut' liegt in

Etymologien. 319

westfäl. sidmern 'sickern' (Woeste) vor, das ein as. *simarön voraus- setzt. Der tiefstufige Vokal der Wurzelsilbe steht im schönsten Ein- klang mit der Suffixbildung, vgl.Wilmanns Deutsche Gramm. ^ 2, 94.

9. Ndd. kän^ griech. yovoc. Westfäl. kän M. Verschnittener junger Eber' (Soest) setzt ein as. *kano oder *kan voraus (vgl. tän 'Zahn'), das zu as. kennian^ ae. cennan 'erzeugen, gebären' gehören wird und seiner Bildung nach dem griech. YoveOc 'Erzeuger, Yater' resp. tovoc 'Erzeugter, I^achkommenschaft, Junges, Brut (von Tieren)' = ai. Janas 'Stamm, Volk' am nächsten steht, je nachdem man 'Er- zeuger' oder 'Erzeugter' als Grundbedeutung annimmt. Der Be- griff 'verschnittener Eber' wird erst eine spätere Entwicklung sein, etwa wie bei unserm ochse = ai. ukßdn- 'Stier' oder um- gekehrt bei hengst^ ursprünglich 'Wallach'.

10. Mhd. rüne, nl. ruin.

Nhd. raun^ mnd. rüne^ nl. ruin 'Wallach' kann einmal 'Brüller' bedeuten und gehört dann zu ae. ryn^ rynan 'brüllen', reonig 'traurig', mhd. rienen 'jammern, klagen', dän. ry 'Ruf, Gerücht', früher auch 'Lärm, Klageruf, Klage', schwed. dial. rya sig 'sich beklagen, jammern', norw. r«/, rjoa 'schwatzen', lat. rümor 'Geräusch', griech. ujpuo|Liai 'brülle, heule', aksl. revq^ rjuti 'brülle', ai. ruvdti^ räuti 'brüllt', vgl. Falk-Torp unter raute und ry, Walde unter ravus. Wegen der Bedeutung vgl. man dän. vrinske, ndd. wrensken^ wrinsken 'wiehern' zu vrinsker 'Hengst', vrinsk 'brünstig' (Schade unter unranjo). Bei dieser Erklärung wäre von 'unkastrierter Hengst' als der Grundbedeutung von rüne auszugehn, vgl. das zu kän oben Bemerkte.

Will man aber die Bedeutung 'Wallach' als die eigentliche annehmen, so läßt sich das Wort zu got. riurs 'vergänglich' = aisl. ryr-r 'unbedeutend, unterlegen', got. riurei 'Verderben', aisl. ryrd 'Verlust', ryia 'Wolle abreißen', lat. ruere 'aufreißen', lit. räuti 'raufen', aksl. rüvq 'reiße aus', runo 'Schafpelz', griech. epucixOujv 'die Erde aufwühlend', ai. rutd-s 'zerschlagen' etc. stellen (vgl. Uhlenbeck Got. Wtb. s. v., Falk-Torp unter ragg und roi\ Walde s. ruo 3).

11. Ae. hosp, lat. cuspis.

Wenn man ae. hosp M. 'contumely, insult; blasphemy, contempt, cause of shame, reproach' und hyspan sw. v. (got.

320 F. Holthausen,

*hus2)jan) *to scorn, revile' als ursprünglich 'spitze Kede', resp. "spitze Reden führen' versteht, läßt es sich leicht mit lat cuspis^ Gen. -idis 'Spitze, Stachel, Spieß, Lanze, Dreizack' vereinigen, das dann natürlich nicht für *coispis stehen könnte (vgl. Walde s. v.).

12. Ae. nägan^ griech. veiKeiw.

Ae. nägan (got. *naigjan) "angreifen, angehen, anreden* dürfte zu griech. veiKoc N. "Hader, Zank, Streit, Zwist, Tadel, Wortwechsel', veiKeuj "reize, necke, kränke, höhne, schelte, schimpfe, zanke, hadre' gehören. Man vergleiche unser grüßen^ das ebenfalls im ae. (gretan) nicht bloß "grüßen, anreden' sondern auch "an- greifen' bedeutet und im ahd. und mhd. (gruozen^ grüezen) eben- falls die Bedeutungen "grüßen, anreden' und "beunruhigen, an- greifen, züchtigen, strafen' vereinigt Wie im griech. vemeiv gern mit ^u6uJ, Ittcciv verbunden wird, hat auch im ae. nägan häufig den Zusatz tvordum bei sich. Der grammatische Wechsel stimmt vollkommen zu der ursprünglichen Betonung der schwachen ja-Stämme, die Vokale stehen im Ablautsverhältnisse: genau würde ein griech. *voiKeiü dem germ. *naigjan entsprechen. Vgl. Prellwitz 2 s. ^vIttti, der auch lit n)kii 'überdrüssig werden' heran- zieht

13. Ae. ofost^ as. obast^ griech. oictpoc.

Ae. ofost^ ofst^ as. obast^ ofst "Eile, Eifer* ist nach Sievers PBrB. 10, 505 f. zusammengesetzt aus dem im nord. so häufigen verstärkenden 0/"+ ans^t-, unsti-^ d. h. got anst-s, ae. est "Gunst* resp. ae. yst "Wirbelwind, Sturm*. Gegen diese Erklärung spricht, was den zweiten Teil anlangt, doch nicht bloß die Form, sondern auch die Bedeutung des Wortes. Ae. 0 im zweiten Teile eines Kompos. *) beruht häufig auf älterem ä = germ. ai (vgl. Sievers Ags. Gr.8 § 43 Anm. 4) und as. unbet a kann aus e = ai her- vorgegangen sein (mein as. Elem.-Buch § 136). Ein urae.-as. ^ob-aist stellt sich schön zu aisl. Hsa 'sich schnell vorwärts be- wegen*, ai. ekiti "schleudert, treibt, drängt vorwärts', iS "Kraft*, Üyati 'erregt*, avest aeima- "Zorn*, griech. oi^a 'Angriff, oictpoc "Bremse; Stachel; Wut', kpöc "kräftig', lat ira "Zorn', vgl. Falk- Torp unter geist^ Bartholomae Altiran. Wtb.. Sp. 31 f.. Prell witz» s. iaivu), Walde s. ira.

1) Das nordhumbr. osf-est, -ist beruht offenbar auf Umbildung nach dem abgeleiteten Verbum oefistia, merk. oefe8t{i)an, ws. efstan 'eilen*.

Etymologien. 321

14. Ae. ro'p'p^ lat. rumpo.

Ae. mnl. ropp M. *Grimmdarm' läßt sich auf urgerm. *ruppa- aiis idg. *rup-nö- 'gebrochen' zurückführen, und würde also zu lat. rumpo (part. prt. ruptus). ai. röpayati 'bricht ab', lit. rupas *rauh', ir. ropp 'stößiges Tier', ae. reofan 'brechen' usw. gehören. Den Namen hätte der Darni dann von seiner doppelt gebrochenen Form: Fl {"colon ascendens^ transversum und descendens')^ wonach er auch im griech. küuXov 'Grlied, Absatz' heißt. Ygl. Walde s. rumpo.

15. Ai. germ. su-,

Nach Kluge Pauls Grundriß ^ 1, 480 käme das Präfix SU- im German. nur in dem Yölkernamen Su-gamhri 'die sehr Tapfem' vor; aber auch aisl. sü-svprt F. 'Schwarzdrossel', eigtl. "^sü-svartu 'die ganz schwarze' gehört hierher, vgl. Falk-Torp unter solsort, wo die Sugambern hätten erwähnt werden sollen.

16. Ae. sweo-tol^ griech. öiZiriiuai, lat. deus. Ae. sweo-^ swu-^ su-tol 'offenbar, klar, deutlich' ist nach Kluge a. a. 0. eine Zusammensetzung von sm und tat., wie got. suri-kunp-s. Was das zweite Element sein soll, sagt er nicht, ich vermute darin ae. *täl^ westgerm. Haila-^ das zu griech. öeaxai aus *öe;aTai 'scheint', aor. öearo = ai. d-di-de-t 'schien, strahlte', imper. di-di-hi usw., griech. öiZirmai 'suche' aus *didjäp.ai 'schaue aus nach', öodccaro aus *öoiaccaTO 'schien', ai. devds^ lit. dewas^ lat. deus 'Gott', lat. divus 'göttlich', aisl. tivar 'Götter', griech. ZeOc, lat. Juppiter^ lat. dies 'Tag' usw. gehören wird, vgl. Brugmann Grundriß 2, 902 und 931, Prellwitz^ s. öeaiai, Walde s. deus, dies und Juppiter. Dasselbe Suffix wie ae. '^täl zeigen griech. dpiZlriXoc, -öriXoc 'sehr deutlich, klar', betXoc, bfjXoc 'offenbar', eu- öeieXoc 'wohl leuchtend', öiaXoc 'schimmernd'.

17. Lat. rudens^ griech. dpuuj, pu)Li6c.

Lat. rudens 'starkes Seil, Schiffstau' N. könnte das Part. eines dh- oder c?-Präsens urlat. *vrudere 'spannen, ziehen' sein, das zu griech. epOuu 'ziehe', pü)Liöc 'Zugholz, -riemen', püxrip 'Ziehender, Riemen', püröc, epucxöc 'gezogen', f)uciov 'Beute*, pucioc 'rettend, angespannt, Pfand', pO)Lia 'Ziehen, Bogensehne', pu|an 'Schwung, Anspannung, Andrang' usw. gehören würde, die im An- laut F gehabt haben, vgl. Prellwitz ^ s. epucOai, Ipuuj und ^u)li6c.

322 F. Holthausen,

Die Bildung von rudens läßt sich vergleichen mit der von ne. painter 'Festmacherleine', das ein lat. *panctor voraussetzt.

18. Ae. hop^ lat. cumbo^ griech. Kußoc.

Ae. hop N. 'Schlupfwinkel* nur in fen- und mör-hop belegt setzt ein urgerm. hupa- voraus und gehört wohl zu lat. cubäre 'liegen', cumbere 'sich legen', cubitm 'Ellbogen' = griech. KußiTov, Kußoc 'Höhlung vor der Hüfte', g. hup-s^ ae. hype 'Hüfte usw., vgl. Walde s. cubittis, cubo. Prellwitz ^ s. KußiTOv, Kußoc. Die Grundbedeutung von ae. hop würde demnach 'Lager, Höhlung' sein.

19. Ae. galg^ griech. xaXxaiviu.

Ae. galg^ gealg 'traurig, finster' läßt sich gut zu griech. KttXxaivuj 'denke sorgend nach, sinne, bin in tiefen Gedanken* stellen, wenn man annimmt, daß dieses aus einem ursprünglichen *XaXxaivuj entstanden ist Eine andere Erklärung des griechischen Wortes verzeichnet Prell witz*, wonach Stokes es mit got. glaggwö zusammenbringt.

20. Ae. *craga^ ahd. krago^ nhd. krug. Ein ae. *craga 'Hals* ist zwar nicht belegt, wird aber durch me. crawe^ ne. cratc 'Kropf der Vögel* vorausgesetzt und ent- spricht genau ahd. krago^ mhd. mnd. krage, nhd. kragen^ dessen ursprüngliche Bedeutung 'Kehle, Schlund, Hals* ist Möglicher- weise gehört es zu griech. ßpörxoc 'Kehle, Schlund*, aber sicherer scheint mir Verwandtschaft mit nhd. krug 'Dorfwirtshaus*, das aus nl. kroeg = mnd. krOg stammt Ursprünglich bedeutete dies offenbar so viel wie 'enges Loch, Höhle*, vgl. unser modemet kneipe und lat gurgtistium 'ärmliche Wohnung, Hütte, Kneipe' zu gurgtdio 'Gurgel* (vgl. Walde s. v.), sowie frz. gargousse •Kneipe, Spelunke* von lat. gurguHa =* it gar-^ gorgozza 'Gurgel' (Körting Lat-rom. Wtb. s. gurgutia).

21. Ae. forßylman^ griech. TdXjio. Ae. for-pylman 'choke: envelope, encompass, cover, over- whelm* läßt sich zu griech. r^X^a N. 'Sumpf, Pfütze, Morast; Schlamm, Kof, leX^iic F. 'Kot', armen. «Am, teKtn 'Schlamm, Kot* stellen (weiteres s. bei Prell witz* s. v.), wenn man an- nimmt, daß es ursprünglich 'versumpfen*, d. h. 'im Schlamm, Sumpf ersticken* bedeutete. Ich erinnere dabei an die von

Etymologien. 323

Tacitus berichtete Sitte der alten Germanen (Germ. Kap. 12), Feiglinge und Schwächlinge auf diese Weise umzubringen : ignavos et imbelles et corpore infames coeno ac palude . . . mergunt.

22. Ae. ßearl, griech. lopoc, lat. tero. Ae. pearl 'stark, streng, hart' gehört zu der indogerm. Wurzel Her 'durchdringen', wie sie vorliegt in ai. tär-ati 'über- schreitet, wird Herr', tdras^ tärds 'überwindend', griech. Topoc 'durchdringend, scharf, stark, kräftig', xöpoc 'Grabeisen, Griffel', Topeuc 'Schnitzmesser', lopjuoc 'Loch', lat. tero 'reibe' = aksl. tzrq usw., vgl. Prellwitz ^ unter Teipuu. Ae. ßearl entspricht genau einem idg. Hor-lo-s.

23. Ae. wöm{a)^ nhd. wimmern.

Ae. wöm^ wöma M. 'Geräusch, Lärm', weman (*wömjan) schw. V. 'schallen, verkünden', aisl. öm-r M. 'Schall', ömun F. 'Stimme', Omi M. Beiname Ööins, norw. öma 'tönen, schreien" lassen sich wohl zu mhd. wimmer N. 'Gewinsel' = gewammer und nhd. wimmern stellen, wenn man eine Wurzel wem : wem : wöm annimmt.

24. Ae. ßafian^ griech. töttoc.

Ae. pafian^ me. thäven 'zustimmen, gewähren, gestatten, erlauben; dulden' stelle ich zu griech. töttoc 'Ort, Stelle, Platz'. Wir haben hier dieselbe Bedeutungsentwicklung wie in unserm gestatten, einräumen^ in engl, allow = frz. alouer aus lat. ad-locäre^ in griech. eiri-xujpeTv 'nachgeben, gestatten, gewähren'. Auch die Konstruktion von ßafian mit dem Dativ, woneben allerdings auch der Akkusativ erscheint, spricht für meine Herleitung; ebenso verbindet sich griech. eTTi-xuupeiv mit dem Dativ. Ursprünglich bedeutete ßafian also: 'Platz machen, Raum geben, zulassen', daraus ist auch die transitive Bedeutung : 'dulden, leiden' leicht zu verstehen!).

25. Ae. as. lef^ lat. letum^ griech. Xeipoc. Ae. as. lef 'schwach, krank, gelähmt, gebrechlich' (über den Yokal vgl. Sievers PBrB. 10, 504) läßt sich auf urgerm.

1) Wie ich nachträglich sehe, hat schon Bezzenberger in seinen Beiträgen 27, 178 ßafian zu töttoc gestellt, ohne jedoch den Zusammen- hang der Bedeutungen zu erklären. Nach Osthoff IF. 8, 21 ff. gehört töttoc zu einer Wurzel *teqjf, vgl. Walde Lat. etym. Wtb. s. porticus. Ist dies richtig, so wäre natürlich die obige Gleichsetzung unmöglich.

324 F. Holthausen,

*l€fa- oder *leba' zurückführen, da ahd. oder älteste ae. Formen, die über die ursprüngliche Beschaffenheit des labialen Spiranten Auskunft gäben (vgl. Sievers a. a. 0. 11, 542 ff.), leider nicht überliefert sind. Nehmen wir die zweite Alternative an, so könnte urgerm. *leba- aus *leiba- (vgl. Brugmann Kurze vgl. Gramm. § 101 Anm.) entstanden sein, und dies möchte ich zu lat. iMum 'Tod, Vernichtung', osk. limu *famem', ai. liyate 'verschwindet*, griech. Xoi)Li6c Test, Seuche', Xl^öc 'Hunger', Xeipöc 'mager, bleich*, Xeipiov 'Lilie', lit. leüas 'dünn, schlank', Usas 'mager', lainas 'schlank' und abulg. libivb 'gracilis' stellen, vgl. Walde Lat etym. Wtb. sub Utum^ das mit Stolz aus *leito- zu erklären sein dürfte^). Im Germ, ist die Wurzel Ui mit dem Suffix -hho- (vgl. Brugmann a. a. 0. § 403, 2 und 407, 1) weitergebildet, das auch im angeführten abulg. lihivh erscheint, hier allerdings noch mit einem zweiten Suffix verbunden.

26. Ae. teorian^ griech. öeuoinai.

Ae. teoriatt, me. teren^ tiren^ ne. tire*) 'ermüden' läßt ein got *tiuzOn oder *tiurön erschließen, das sich schön zu griech. beOoiLiai (att Ö€0|nai) 'mangeln, bedürfen, nötig haben, nachstehen*, öeuiepoc 'zweite', öeuTaioc 'letzte*, ai. döSas 'Mangel' stellt Vgl. über diese Sippe Brugmann Gr. Gram.» 277 und Osthoff IF. 5, 280, Walde Lat Wtb. unter düdum (am Ende). Ae. teorian bedeutet also eigentlich 'der letzte sein, zurückbleiben*; daß sich hieraus die Bedeutung von 'ermüden* entwickelt, begreift sich leicht, wenn man an die Wanderzüge unserer Vorfahren denkt

27. Ae. tiedrey nl. teeder.

Zu derselben Wurzel de^^ durch einen Dental (dh oder t?) erweitert, dürfte auch ae. tiedre^ fydre^ tidder und afries. t€d{d)re^ nfries. tier 'zart, schwach, gebrechlich, kränklich, unbeständig' gehören. Der altenglische Wechsel von tc, f, y weist mit afries. e auf umgelautetes germ. au hin, sodaß die Grundform als Haudri anzusetzen wäre. Aus dem Friesischen stammen offenbar mnl. ndd. t^der^ nnl. ieeder^ teer 'zart, zärtlich*.

1) Wackernagel KZ. 30, 295 verbindet Xi^öc mit Xiirap^uj, \oi|liöc mit Xelßtü, Prellwitz" denkt an Xeioc.

2) Mit derselben Entwicklung von fr zu »r wie in briar, choir, friar, entire, quire und umpire, vgl. auch niederd. tcfr aus wer wäre' u. ä.

Etymologien. 325

28. Lat. nola^ nhd. knall, ne. to knell.

Lat. nola 'Schelle, Glöckchen' könnte, obgleich erst spät (bei Avianus im 4. Jahrb.?) belegt, ein altes Wort sein und für alat. *gnola stehen. Dann ließe es sich schön mit ae. cnyll 'Glockenklang', cnyll(s)an 'läuten', ne. to knell, mhd. er-knellen 'erschallen', nhd. knall, knallen zusammenbringen. Das -II- der germ. Wörter dürfte auf idg. -In- beruhen.

29. Lat. inänis, onus, griech. dvioc.

Lat. inänis 'leer' kann nach lat. Lautgesetzen auf *in-nä-ni-s beruhen, das 'unbeladen' bedeutet hätte, wenn man in die lange Schwundstufenform zu on-us 'Last', ai. änas 'Lastwagen' sieht, wozu sich nach Walde s. v. onus noch gTiech. dvia, 6via 'Plage', dvioc, dviapöc 'lästig', dvid(Z:)iu 'quäle' stellen (vgl. auch Prellwitz^ s. v. dvia). Wenn daher Georges als Gegensatz von inänis u. a. auch onustus aufführt, so hat er damit unbewußt gleich das Grundwort angedeutet. Verbindungen wie homo, equus, navis, funda, venter mit uuserem Adjektiv lassen noch deutlich die ursprüngliche Bedeutung 'unbeladen' erkennen. Über die lat. Endung -ni-s vgl. Brugmann Grundriß 2, S. 269 f.

30. Ae. yce, ahd. ühha, griech. o^poc.

Ae. yce aus *ükjön-, ahd. ühha (nhd. nasaliert Unke) 'Kröte' dürfte zu griech. uTpoc 'nass, feucht', lat. uveo 'bin feucht', uvidus 'feucht', ümor 'Feuchtigkeit', aisl. vpk-r 'feucht', vpkva F. 'Nässe', ai. tik^, vavakße 'benetzen' gehören, vgl. Prellwitz^ s. v. Sie heißt 'die Feuchte' wegen der von ihr aus den Hautdrüsen ausgesonderten stinkenden Flüssigkeit.

3L Got. barusnjan, ae. ür.

Got barusnjan 'ehren, eoceßeiv', das nur L Tim. 5, 4 belegt ist, wird wohl eine Ableitung von *bar-usn-s 'geehrt' und dies wiederum eine Zusammensetzung mit dem Präfix as. bar-, ahd. bora-, buro-, mhd. bor{e)- 'sehr', z. B. in as. bar-mrdig 'sehr würdig', mhd. bor-tiure 'sehr teuer', bor-verre "sehr fern' usw. sein. Das zweite Glied dürfte zu got. iusiza 'besser und iusila 'Besserung, Erleichterung' gehören, wozu ich auch ae. ür 'Gut' (Name der Rune u) stelle. Ygl. im übrigen Uhlenbeck, PBr. Beitr. 30, 265 u. 295.

Indogermanische Forschungen XX. 22

326 F. Holthausen,

32. Ae. hunta.

Ae. hunta 'Jäger', hunfian 'jagen' stellen sich als Tiefstufen- formen ohne s-Präfix zu lat. scando 'steige, klimme', air. ro-sesatind 'prosiluit', griech. cxdvöaXov 'Fallstrick', cKav6d\r|6pov 'Stellholz der Falle', ai. skandafi 'schnellt, springt, spritzt', ä-skdndati 'fällt an', vgl. Prellwitz Etym. Wtb.^ unter cKdvöaXov, Walde s. scando. Letzterer stellt das altengliche Wort übrigens zu cassis.

33. Ae. ßyssa^ ai. idvas.

Das ae. besitzt ein schw. M. pyssa Toser', das in den poe- tischen Bezeichnungen für 'Schiff': brim-^ mere-, water- pyssa *Meer-, Wasserdurchtoser' erscheint. Es setzt ein got. *ßusja voraus und stellt sich nebst dem F. mcegen-pysse 'Kraft' zu aisl. ßausk^.^ ßausn F. 'Lärm, TumuW, ßeysa (= got. *pamjan) 'kräftig vorwärts treiben, stürmen', ßys-s ') M. 'Auflauf, Länn, Getümmer und ßysja = ßeysa. Aus dem Nhd. gehöi'^n hierzu wohl westf. düsen 'einen Schall hervorbringen', worunter Woeste auf Gl. belg. dcesen 'pulsare cum impetu et fragore' verweist, sowie münst. dtissich 'hohl klingend' (bei Kaumann). Schade* vergleicht richtig unter ahd. dösön (nhd. tosen) die obengenannten aisl. Wörter, trennt aber davon mhd. diusen (= got. *ßuisjan) 'zerren, zausen, sich verwirren' und ahd. dösen^ mhd. dcesen 'zerstreuen, zerstören, vernichten', während J. Grimm Gram. 2*, 961 Nr. 535 b diese ohne weiteres zusammensteUt. Wie es sich nun auch mit der letzteren Gruppe verhalten mag: so viel dürfte sicher sein, daß die germ. Wurzel *ß%is zu ai. tdvas 'Kraft*, tuvi 'viel', tüvi^ mat 'kräftig' (vgl. Kluge unter tausend) gehört und als Erweiterung der indogerm. Wurzel *tu auch nhd. Stier nebst aisl. ßiär-r^ nhd. Daume^ ai. tumra-s 'strotzend', lat. tumeo 'strotze' sowie griech. TuXr) 'Wulst, Schwiele' und seine Sippe (vgl. Prell witz' s. v.) heranzuziehen sind.

34. Ae. s/flprf, lat. läma.

Ae. slced N., ne. dade 'Tar= westf. släde MF. Talung, Berg- schlucht', norw. slad 'sich schwach neigend', slada 'sich schwach neigen', slad(e) 'Abhang', dän. slade 'flaches Stück Land' möchte ich nicht mit Falk-Torp s. slm zu aisl. död 'Spurweg', slödi 'was

1) Ein ae. ßys, das Gering Edda-Glossar s. v. zitiert, gibt es nicht, da Napier dies Scheinwort beseitigt hat!

Etymologien. 327

man schleppt', sUda 'schleppen* usw. unter einer Wurzel *sgladh *gleiten' vereinigen, sondern von diesen Wörtern trennen und vielmehr zu lat. lett. läma *Lache, Morast; Einsenkung auf dem Acker', lit. löma 'niedrige SteUe auf dem Acker', lett. läni Tfütze', länis 'Bruchland', ksl. lorm 'sumpfiger Ort' usw. stellen, die Walde s. läma mit Prellwitz von einer Wurzel 'niedrig sein, liegen' ableitet. Ob das d der genannten germ. Wörter auf idg. dh oder mit grammatischem Wechsel auf idg. t zurückgeht, läßt sich natürlich nicht feststellen ; ae. slced aus urgerm. *slada- würde im letzteren FaUe = idg. ^s-U-tö-m sein.

35. Ae. getan^ lit. zudyti. Ae. getan 'verletzen, töten', ein poetisches Wort (vgl. dar- über Sievers PBrB. 10, 313) kann auf got. *gautjan beruhen und würde sich dann schön zu lit. zudyti 'ums Leben bringen', lett. fandet 'verderben, verlieren', stellen. Über weitere Verwandte vgl. Prellwitz 2 s. x^uj und Walde s. fünus 4.

36. (j ot jhiha^ av. yaozaiti.

Wood verbindet Mod. Phil. 2, 471 unter 3. got. jiuka *Streit, Zank', jiukan 'kämpfen' mit mhd. jouchen 'jagen, treiben', av. yaozaiti 'bewegt sich, zittert, wallt' und arm. yuzem 'rege auf. Die schwache Wurzelstufe, germ.^wÄ:, liegt nun noch vor in westfäl. judkeln 'schlecht reiten' (Woeste).

37. Ae. wridan^ lat. irritäre.

Lat. irritäre 'erregen, aufbringen, erbittern' kann aus *in- vritäre entstanden sein und ließe sich dann mit ae. wridan^ aisl. rida^ schwed. vrida^ ahd. (w)ridan st. v. 'drehen, winden', ver- binden. Die Bedeutungsentwicklung von ahd. {w)reid(i) 'lockicht, kraus' zu as. tvred^ ae. wräd, aisl. reidr^ schwed. vred 'zornig, er- regt, heftig, feindlich' gibt auch fürs Lateinische eine Grund- bedeutung 'verdrehen' an die Hand.

38. Griech. Ö€vöp(e)ov.

Griech. öevöp(e)ov 'Baum' aus *öev-bpeFov dürfte ein Kom- positum sein, dessen erstes Glied ursprünglich 5e)u- lautete und zu Ö€|Liac 'Gestalt', öejuiu 'baue' gehört; öev-öpeov bedeutete dem- nach eigentlich 'Zimmer-, Bauholz'.

22*

328 F. Holthausen,

39. Nl. pier^ griech. irnpa. Das bei Franck und Yercoullie* nicht erklärte nnl. pier *IIodensack' ist offenbar ein Lehnwort und stammt (wie ahd. biara) von lat pera = griech. irripa *Reisesack, Ränzel', vgl. irripiv, TTTipic *Samenbeutel, Hodensack'.

40. Lat armillum^ arca^ arceo. Lat. armälutn *Weinkrug* wird schweriich mit Walde als 'kleines Gerät' zu arma zu stellen sein, sondern ist wohl aus *arcmenlom 'Behälterchen', Demin. von *arcmen 'Behälter' zu arceo Verschließe', arca 'Kiste', arcänus 'geheim', arcera 'be- deckter Wagen', arx 'Burg* usw. entstanden, vgl. Walde s. v.

41. Ae. reoc^ lat. rugio. Ae. reoc 'wild', das nur Beowulf Y. 121 f.:

grim otid grädig gearo söna tvces^

reoc ond r€pe vorkommt (von Grendel) dürfte got. *riuk-s voraussetzend zu lat. rugio 'brülle', griech. ^puTÖvia, ^puTfin^oc 'brüllend', ibpu- TMOC, ibpurn, uJpuTl^a 'Gebrüll, Geheul', puileiv 'knurren, bellen* usw. gehören, vgl. Walde s. v. Die Grundbedeutimg wäre also : 'vor Wut brüllend, heulend, knurrend' und diese läßt sich gut mit unserm brummig^ knurrig sowie mit gram^ grimm ver- gleichen, die man ja zu xpoMoc 'Knirschen', xP^Mi^uj 'wiehere* usw. stellt, vgl. Walde S. 244 oben. Auch ^peuT0)Liai 'breche aus, speie, rülpse; schäume auf, brause auf*, lat. irügo^ wird heran- zuziehen sein, umsomehr, als der Wurzel-Diphthong (eu) der- selbe ist, femer nhd. rucken^ mhd. ruchezen 'girren* (vgl. ()u2:€iv).

42. Ae. reoic^ lat ruo.

Ae. reow 'wild, grimmig, wütend', germ. ^reuwa-^ dürfte zu der indogerm. Wurzel *reu gehören, die in lat ruo 'renne, eile, stürme', air. rüathar 'Ansturm', ai. rürds 'hitzig*, öpouuj 'stürme los', ai. fn<^^t 'erhebt sich* usw. vorliegt, vgl. Walde S. 534, 2. Vielleicht gehört auch der Name der Ruhr (= as. Rüra^ nl. Roer) hierher ?

43. Ae. rede^ ahd. ruod^ lat ravus.

Ae. rede^ in ältester Form rdedi aus *rößi 'wild, streng, grimmig, wütend, zornig' stelle ich zu ahd. ruod 'Gebrüll', mhd. rüeden 'brüllen, lärmen, toben', lat ravus^ raucus 'heiser', lit

Etymologien. 329

reju 'schreie heftig los', lett. ret 'bellen', rät 'schelten', russ. rdjath 'klingen, schallen', raj 'Schall', ab. rarb 'Schall', aisl. räm-r 'heiser', röm-r 'Stimme, Gekreisch, Beifall', lat. rümor *Geräusch, Euf, ai. rdut% ruväti^ ravati 'brüllt, schreit', rdvas 'Gebrüll', ab. revq^ rjevq^ VJH)^ 'brülle', griech. dupuojLiai 'heule, brülle', ai. ryn 'Brüllen, Gebrüll', vgl. Walde s. ravus. Das gerra. *rö/- kann auf idg. "^röt, rät oder *röut beruhen; wegen der Bedeutungsentwicklung vgl. oben unter reoc.

44. Ae. recen^ lat. regere. Ae. recen^ -on 'schnell, bereit, eilend', nebst dem Adverb recene, ricene^ -one 'schnell, eilends, alsbald, sofort, schleunigst' gehört wohl zu got. uf-rakjan 'ausstrecken', ahd. rücken ^ ae. räccan 'recken, strecken' usw. und damit zu lat. regere^ griech. opeTUJ, air. rigim usw. Die Bedeutungsentwicklung wird klar durch Hinweis auf nhd. stracks zu strack : strecken und lat. protinus zu tenus] der Wechsel der Yokale setzt einen früheren Suffixablaut: *rekan- : "^rikin- voraus und das Adjektiv ist schließlich nichts anders als das Part. Prt. des st. Verbums germ. *rekan 'strecken'.

45. Griech. TiöTri, ttutuuv, lat. pugnus. Griech. iröTn 'der Hintere' gehört offenbar zu nv^^r\ 'Faust', ttutOuv 'Ellenbogen', ttijH 'mit der Faust', lat. pungo 'steche', pugnus 'Faust', pugnäre 'kämpfen', |?w^^7 'Faustkämpfer' und pügio 'Dolch'. Denn Txdfx] ist 'der hervorstoßende Körperteil', vgl. nhd. steiß^ älter steuß^ mhd. stiuz zu nd. stüten 'gekerbtes Backwerk', nl. stuit^ stiet 'Stoß, Steiß' im Ablaut mit stoßen = got. stautan.

46. Ae. cwidan^ lat. visire.

Ae. cmdan = as. quidian^ aisl. kvida 'klagen, bekümmert sein' und ae. cwänian = got. qainön^ aisl. kveina 'klagen, jammern, weinen', nebst norw. hndla 'winseln, jammern, klagen' = ahd. quitilön stellen Falk-Torp s. kvide und kvinke zu skr. gäyate 'singt', griech. iböivtu 'habe Wehen', lit. gedöti 'singt' und gaidys 'Hahn'. Dazu könnte noch lat. visire aus *guisfre 'pedere' gehören, das dann ursprünglich nur 'einen Ton von sich geben' bedeutet hätte und somit eine euphemistische Bezeichnung des Vorgangs gewesen wäre.

47. Ne. tripe^ griech. Tpuirri.

In den roman. Sprachen ist ein Wort, das 'Bauch, Ein- geweide' bedeutet, weit verbreitet und auch ins Niederländische

380 F. Holthausen,

Englische und Keltische gedrungen, nämlich ital. trippa^ span. port tripa, frz. tripe^ mni. tripe^ nnl. trijp^ me. ne. tripe, welsch tripa^ bret. stripen^ dessen Herkunft bisher dunkel ist. Allen diesen Formen dürfte griech. ipumi 'Loch, Hölile' mit der späteren Aussprache des ü als i und unorganischer, aber im Komanischen nicht seltener, Verdoppelung des -p- zu Grunde liegen ; dieselbe Bedeutungsentwicklung von 'Höhle' zu 'Bauch- höhle, Bauch' zeigt auch das mit Tpuirn urverwandte aslav. trupu 'Bauch'.

48. Ne. shriek, ital. scriccio. Ital. scriccio 'Zaunkönig' halte ich für entlehnt aus wgerm. *skrikkj/o 'Schreier', Nom. agent. zu as. scricöth schwed. skrika^ dän. skrige 'schreien', i^X.skrikja 'zwitschern', ne.shriek^) 'schreien, kreischen' (vgl. über diese Wörter Wadstein ZfdA. 43, 136 und Falk-Torp s. skrige) und finde sein Gegenstück in dem gerra. Namen des Eichelhähers (isl. skrikja^ schwed. skrika^ norw. skrike) resp. Würgers (ae. scric, ne. shrike) oder Wachtelkönigs, (mnd. westf. schrik). Der Zaunkönig zeichnet sich durch seinen kräftigen und vollen Gesang aus; it. scriccio wird zu einem ur- sprünglichen *scriccione neugebildet sein.

49. Nfrz. crailler, ne. crack (croak). Neben frz. graiUer 'krächzen* aus lat. *gracfiläre zu gracuUi^ -us 'Krähe, Dohle' findet sich ein gleichbedeutendes crailler. Dasselke setzt eine Grundform *craculäre voraus, die genau dem mnd. krakelen 'lautes Geschrei erheben, gackern* entspricht Dies ist seinerseits wieder abgeleitet von mnd. kraken 'krachen; murren, jammern' = ahd. krahhön^ ab. cracian^ ne. crack^ das als craquer 'krachen, klappern* auch ins Französische gedrungen ist Oder wäre das gen. *cractdäre eher von aisl. kräk(i 'Krähe*, ae. crOcetung 'Gekrächz', ne. croak 'krächzen* abzuleiten? Füi-s Französische bleibt sich das allerdings voll- kommen gleich!

50. Ae. reofan^ ahd. äriup. Ahd. äriup 'trux, dirus', äriublihho 'rigide* und äriubi 'rigiditas' (vgl. darüber Lehmann Das Präfix tiz- im Alteng- lischen, Kiel 1905, S. 49) stelle ich zu ae. reofan^ aisl. riüfa

1) Neben icreak, acreech^ vgl. Björkmann Scand. Loan-Words S. 131.

Etymologien. 881

'brechen, reißen' = got. "^riuhan und verwandt mit nhd. rauhen (vgl. über die ganze Sippe Falk-Torp s. rov) ; äriup würde somit eigentlich 'ungebrochen' bedeuten. Man vgl. ne. to break a horse^ dog^ man 'zähmen, bändigen, abrichten' = frz. rompre und ne. unbroken 'ungezähmt, ungebändigf. Über die Bildung des Adj. s. Kluge Stammbildung2 § 170.

51. hsit gladius^ ndd. klätern^ mhd. klaz. Lat. gladius^ ablautend mit aisl. klöt 'Schwertknauf' (s. Walde s. v.) hat im Hoch- und IS'iederdeutschen noch Verwandte mit demselben Vokal, nämlich das weitverbreitete ndd. klätern 'klettern', eigentlich 'fest haften', wie kläter 'festhaftender Schmutz* und kläterig 'schmutzig' lehren ; vgl. H. Schröder, Streckformen, S. 161 über diese Wörter, die altes kurzes a in offener Silbe gedehnt zeigen. Ob ne. etat 'Schmutz-, Mist-Klumpen' auch hierher gehört, oder bloß eine dialektische Nebenform von cht ist, läßt sich nicht entscheiden; im Dänischen erscheint klat 'Fleck, Klecks' als ndd. Lehnwort, vgl. Falk-Torp s. v. Es entspricht hier dem mnd. klatte 'Fetzen', wozu F.-T. richtig nhd. klatz 'Schmutz, Fleck', nhd. bekletzen 'beschmutzen' und norw. schwed. klatra^ dän. hladre 'pfuschen, hudeln' stellen^) Weitere Ableitungen s. ib. unter Maske. Auf eine Grundform mitwestgerm.ä = urgerm. e weist daneben westf. klätern 'klettern' (Woeste) =^ as. *klätirön^ denn ce kann hier nur ^-Umlaut von altem ä sein, vgl. z. B. kößse 'Käse', schär 'Scheere'. Die Wurzel *glad 'sich ballen' erscheint somit in den drei Ablautstufen glad : gled : glöd^ wenn aisl. klöt altes ö hat, was allerdings nicht zu beweisen ist!

52. Lat. glarans^ ndd. kläter.

Lat. glarafis 'augenbutterartig' (bei Plinius) könnte auch hierher gehören, vgl. westf. kläter ¥. 'Klunker von Augenbutter', wenn man die Entwicklung: ^gladans zu *glalans zu glarans, also erst Übergang von d in l wie bei oleo : odor^ dann Dissimi- lation annehmen darf. Dissimilation aus *grarans hält Walde s. v. für möglich.

1) Falsch ist aber ihre Herleitung von ndd. klateren aus dem fries. s. v. hlatrel Mhd. Mate 'Kralle' muß natürlich auch fernbleiben, wenn es nicht mnd. Lehnwort ist. Im Ndd. findet sich daneben eine Wurzel hlad, vgl. Schröder a. a. 0. und Falk-Torp s. kladd.

332 N. van Wijk,

53. AL tvacatn, griech. cdtKoc, ne. thwack. Ne. thwack 'durchprügeln' läßt sich auf ae. *pwaccian zurück- führen und könnte dann zu griech. coikoc N. 'Schild', ai. tvac^ -am 'Haut, Rinde', tvacasyas 'in der Haut befindlich' (s. Prellwitz* s. V.) gehören, indem man als Grundbedeutung des englischen Wortes 'abhäuten' annimmt, vgl. griech. öepu) 'schinde', prügle', ferner unser gerben oder schinden in übertragener Bedeutung, sowie mhd. ndd. vülen 'das Fell abziehen, schinden, blutig schlagen, geißeln, stäupen, züchtigen, strafen, quälen' (Lexer, Woeste). Das englische Yerb ist nach Skeat zwar erst bei Levins, Manip. Vocab. (1570) belegt, kann aber trotzdem recht alt sein; seine Vergleichung mit ae. ßaccian 'streichen, streicheln' und nisl. ßjökka *to thwack, thump' ist lautlich höchst bedenklich. Die dialektische Nebenform whack zeigt denselben Übergang von ßi{>- in htc- wie whüüe 'Messer* neben me. thwüel. Das ae. -cc- würde natürlich aus -kn- hervorgegangen sein.

54. Lat. hirrire^ hirundo, nl. gieren. Lat. hirrire 'winselnd knurren* und hirundo 'Schwalbe* enthalten offenbar dieselbe Wurzel, wie mud. giren 'schreien, tönen, knarren' und nnl. gieren 'een schürend geluid maken* (Vercoullie), wozu auch nnl. gierzwaluw 'Gierschwalbe* gehört. Der Vogel hat also seinen Namen vom zwitschernden Gesänge. Kiel. F. Holthausen.

Zum indogermanischen Ablaut.

Von dem Tage an, wo ich die Dehnstufentheorie kennen lernte, habe ich mir wiederholt die Frage gestellt: Welche Ge- stalt bekam infolge des nachhaupttonigen Vokalschwundes eine indogerm. Form wie *bh6legos? Mit anderen Worten: Wie würde ai. bhdrgas aussehen, wenn die lautgesetzliche Fortsetzung der indogerm. Grundform noch bestünde? Die Regel ist bekannt- lich: Durch den Schwund einer Silbe wird der Vokal einer kurzen Silbe zu einer gestoßenen Länge, lange gestoßen betonte Silben bekommen einen schleifenden Akzent. Wie entwickelte sich nun *bhölegos? Wurden die beiden unbetonten Vokale zu

Zum indogermanischen Ablaut. 333

gleicher Zeit reduziert und entstand also zuerst *bhölegoS und dann weiter *bhofgs? Oder wurde *bhölegos über *bhölgos oder *bhdlegs zu *bhÖlgs? Wäre also *bholgs oder %hölgs zu erwarten? Als ich mir diese Fragen stellte, nahm ich ohne weiteres an, daß nicht bloß die unmittelbar nach dem Hauptton stehende Silbe, sondern daß alle nachhaupttonigen Silben im Indogerm. gekürzt worden seien. Auch Hirt Ablaut 164 Nr. 795 und andere sind dieser Ansicht. Durch diese Annahme sind wir aber genötigt, weitaus die meisten historisch überlieferten Wörter, die auf Grundformen vom Typus ^bhölegos zurückgehen, als Analogie- bildungen zu betrachten. Denn Formen, die regelrecht einem idg. "^bholgs oder *bhölgs oder Bildungen von solcher Gestalt ent- sprechen könnten, kommen beinahe gar nicht vor, während der Typus *bhölgos ai. bhdrgas in mehreren Sprachzweigen reich vertreten ist, z. B. ai. vesas^ av. vaesö^ griech. oikoc, lat. vicus] ai. ati-Hkas^ ahg. otb-lekb, lit. ät-laikas^ griech. Adj. Xomoc; ai. todas^ ahd. stöz\ aj. jdmbhas^ griech. Toiuqpoc, abg. zqbi^ lit. zambas. Vor- nehmlich das Ai. besitzt zahlreiche Bildungen dieser Art. Um diese Formen zu erklären, könnte man von *bholgs u. dgl. aus- gehen und annehmen, daß solche Nomina unter dem Einfluß von ursprünglich oxytonierten Wörtern wie *bholg6s (aus %holeg6s) den thematischen Yokal angenommen hätten : so ließe sich auch erklären, weshalb im Ai. und Griech. ein Teil dieser Wörter oxy- toniert ist, ein anderer Teil nicht ; z. B. : ai. deväs^ bhogds ('Win- dung'), markds : döghas^ bhögas ('Genuß'), griech. Xoitoc : oikoc^): die Oxytonierung könnte von der ursprünglich endbetonten Form mit schwundstufiger Wurzelsilbe herrühren. Wir finden noch eine andere Klasse von Nominalbildungen dort, wo wir *bhdlgs-FormQn erwarten würden, und zwar schwundstufige wie ai. i?#, av. V2s-^ abg. vhsb (mit Übertritt in die e-Deklination); griech. vicpa, lat. nix^ nivis. Diese Formen sind leicht zu erklären : die Nominative und Akkusative haben sich inbezug auf ihren Vokalismus den endbetonten Casus obliqui angeschlossen: der Genitiv lat. nivis z. B. geht regelrecht auf idg. *sneiegMs zurück ; hieraus mußte ""sUeig^Ms^ *snig}fhSs entstehen, ebenso wie aus *eietös idg. *eitös^ ai. itäs^ griech. itoc, lat. itus entstand.

Diese schwundstufigen Formen lassen sich also viel ein-

1) Die Regel, daß die Nomina agentis Oxytona, die Nomina actionis Barytona sind, ist nicht ohne Ausnahmen. Wie dieser Akzentwechsel zu erklären sei, darüber spreche ich jetzt nicht weiter.

334 N. van Wijk,

facher erklären als diejenigen vom Typus *bholgos. Der Nominativ lat. nix beruht einfach auf Verallgemeinerung der Stammesgestalt der obliquen Kasus, während wir oben um ai. stiehas, got. stiaitvs, abg. snegTt, lit. snigas. idg. *snöig¥hos zu erklären, Kontamination zweier Formen, *snoig¥hs und *snoig^hös, annehmen mußten. Und was inbezug auf *snöig¥hos bemerkt wurde, gilt für alle Nomina vom Typus *bhölgos. Es kommt mir aber vor, daß a priori eine solche Kontamination sehr unwahrscheinlich ist; und nur dann möchte ich mich zu dieser Annahme entschließen, wenn sich entweder nachweisen ließe, daß im Indogerm. alle nachhaupt- tonigen Kürzen notwendigerweise schwinden mußten, sodaß keine andere Grundform als *hholgs möglich wäre, oder wenn wir wahrscheinlich machen könnten, daß es einmal Nomina der postulierten Gestalt gegeben habe. Weder das eine aber noch das andere läßt sich nachweisen. Zuerst hoffe ich zu zeigen, daß die historisch überlieferten Formen uns nicht zur Annahme eines idg. Typus *hh6lgs zwingen; dann werde ich die Frage besprechen, ob trotzdem vielleicht dieser Typus aus aprioristischen Gründen notwendig existiert haben muß.

Alle Formationen, die im Indogerm. aus oxytoniertera oder barytoniertem *hholegos u. dgl. nach den uns bekannten Synko- pierungsgesetzen hervorgehen mußten, sind tatsächlich in mehreren Einzelsprachen vorhanden. Aus oxytonierten Formen entstanden Nominative wie ai. itds^ griech. It6c, lat itus^ Genitive wie ai. divds^ griech. Aiöc*). Auf Paroxytona gehen ai. rfyäfW, griech. Ztuc u. dgl. zurück. Aber eine in mehreren Sprachzweigen belegte Form des Typus *bhdlgs besteht nicht: wohl aber gibt es eine weit verbreitete bhofgos-KlsiS^e (z. B. ai. bhdrgas. ai. ve^as, griech. oiKoc, ai. SifMS^ griech. oi^oc): liegt unter diesen Umständen die Annahme nicht sehr nahe, daß die Nominative dieser Gestalt die lautgesetzlichen Fortsetzungen von proparoxytonierten *bholegoS' Formen sind ? Jetzt zuerst einige Worte über ein paar Formen, die man auf den ersten Blick für *bhofgs- oder *^Äö/^.s-Nomina halten könnte. Schon vor der Sprachtrennung bestanden im Indogerm. die zwei Wörter *mens 'Mond, Monat' (griech. |Lir|v, ion. iLieic, lat mens-is, ir. mi) und *§häns 'Gans* (griech. xnv, ags. g6s^ lit iqs'h\ von denen es nicht zu leugnen ist, daß sie ihrer

1) Auf ähnliche Grundformen wie diese Wörter gehen auch wohl zurück griech. Nom. ßpoxoc, kXowÖc, Gen. kXottoc u. dgl. Vgl. Verf. Der nom. Gen. Sing. 34.

Zum indogermanischen Ablaut. 335

Gestalt nach zum Typus *bhölgs gehören. Aber sie sind wohl auf eine ganz andere Weise entstanden, als wir oben für die ^bhölgs-^omina voraussetzten; "^mens geht nicht auf *menesos zurück, sondern der erste Yokal ist wohl von jeher lang ge- wesen; das Wort wird ja gewöhnlich zur Wurzel me- 'messen' gestellt. Auch für *ghäns nimmt man am besten eine Grundform mit ä an : *ghänese' ; auf diese Weise lassen sich auch der ai. Nomi- nativ harhsds und der griech. Genitiv x^^öc (aus *xavc6c, vgl. Brugmann griech. Gr.^ 126) als lautgesetzliche Formen erklären. Auch was die Endung betrifft, brauchen diese, zwei Formen nicht zum Typus *bhölgs gerechnet zu werden ; ebensowenig wie bei den sonstigen s-Stämmen läßt sich hier die Existenz eines Nominativ-s nachweisen: vielleicht müssen wir Nominative *mßn(e)s^, *ghän{e)se ansetzen, ohne -s ebenso wie z. B. *lc€uönej woraus idg. *k(e)uön^ ai. sot, griech. kuuuv entstand. Was die hie und da je in einer Sprache auftauchenden *bholgs-^ omma. be- trifft, diese sind nicht imstande, diesen Typus als indoger- manisch zu erweisen, zumal weil sie nicht zahlreich sind. In dem Verzeichnis von Stämmen, das Graßmann seinem 'Wörter- buch zum Eig-Yeda' hinzugefügt hat, finde ich nur zwei solche Wörter, beide ätt. XeT-, und zwar: 1. ärkh- RV. 6, 3, 1 : ydm tvdm . . . päsi tydjasä mdrtam amhdh^ welche Worte Graßmann folgenderweise übersetzt : 'Wen du . . . beschirmst durch kräft'ge That vor Unglück^; 2. drc- KY. 6, 34, 4: dsmä etdd dimj ärcSm mäsä mimik^d indre ny äyämi sömah. Was arhhds betrifft, wenn dieses Wort aus der Grundsprache stammt, so könnte man die Form ebenso wie den dii.^om.harhsds und den griech. Gen. *xavc6c beurteilen, indem man ursprüngliches ä annimmt. Über arcd wage ich es nicht, etwas Positives zu behaupten : die Graßmann- sche Übersetzung von 6, 34, 4 ("Das glänzt ihm hell, wie Mondes Strahl am Himmel, dem Indra ward der Somatrank gespendet.") ist alles weniger als sicher; und auch wenn Graßmann insofern Recht haben sollte, daß arcd ein Instrumental ist, so könnten wir auch von einem Stamme arca- ausgehen, sodaß der Nomi- nativ arcds wäre; ein solcher Stamm wird auch von BR. an- gesetzt. — Aus dem Av. möchte ich die jav. Stämme var^z- und bar^z- besprechen. Bartholoraae weist s. vv. auf seinen Auf- satz "Zur Vertretung des urir. f im Altiranischen" IF. 9, 261 ff. hin. Unter bar^z- bemerkt er, daß die idg. Grundform er oder /• gehabt hat. Aus dem Aufsatz, wohin verwiesen wird, geht

336 N. van Wijk,

hervor, daß Formen mit iran. /• bei beiden Wörtern möglich sind : j. av. var'z- und bar'z- können sich zu g. av. V9r^2- und hdf'z- verhalten wie arsuxbö zu »i^zuxhäü^ mar^zdikäi zu mar'Mikäi. Die Annahme bar'z = hdr'z empfiehlt sich auch Avegen got. haürgs. Im Griech. gibt es unleugbar einige Nomina von der Gestalt *hholgs^ z. B. ööpH 'Gazelle', das öfters zur Wurzel derk-^ dj^k- 'sehen' gestellt worden ist (vgl. z. B. Brugmann Gr. 2 449), T^aöH 'Eule* u. a. Wörter. Diese Wurzelnomina kommen außerhalb des Griech. nicht vor, und ich glaube nicht, daß sie das Vorhandensein ähnlicher indogermanischer Bildungen beweisen können. Allerdings ist es nicht möglich, genau naclizuweisen, auf welche Weise sie entstanden sind. Was ööpH betrifft, daneben finden wir bopKdc (über lupKec und lopKcc bei Hesjch und über lo^il vgl. Schrader, Reallex. 41); ebenso hat man nebeneinander iJ&XH, iIiXaH, dXoH, auXa^ 'Furche'. Unter solchen Umständen dürfen wir ööpH und luXH nicht benutzen, um eine gruiidsprach- liche Bildungskategorie nachzuweisen. Die Wörter mit a-Voka- lismus, wie TXaöE, dürfen vielleicht beurteilt werden wie der Gen. *X«vcöc, vgl. oben. Eins derselben ist auch außerhalb des griech. belegt und zwar ai^ : arm. aic. Das a kann auf a oder 9 zurück- gehen, vgl. Brugmann Gr. 1«, 180, K. vgl. Gr. 83. Ebensowenig wie die eben genannten griech. Wörter können lat Nomina wie lüx^ arx, faex^ faux die Existenz eines idg. Typus *bholgs be- weisen. Obgleich die Gesetze der lat nachhaupttonigen 8ynko- pierung bisher nicht genau festgestellt worden sind, soviel wissen wir, daß Nominative wie die eben zitierten oft auf Grundformen auf -w (oder -os) zurückgehen, und wenn einem solchen lat Wort in keiner andern Sprache ein konsonantischer Stamm entspricht, so kann es ein ursprünglich vokalisch auslautender Stamm sein. Zu got alhs möchte ich noch bemerken, daß dieses Wort nur im Got ein weiblicher konsonantischer Stamm ist, während der mskl. «-Stamm ags. eo/Ä, as. alah (zum Dat. ala vgl. Holthausen Asächs. Elementarb. 115) denselben Stammesauslaut hat wie lit elkas^ atkas 'heiliger Hain', lett eUcs 'Götze* (vgl. Leskien Die Bildung der Nomina im Litauischen 11 (161). Es wäre wohl allzu kühn, auf Grund von got alhs, griech. oXk-i einen idg. Nomi- nalstamm *alk' 'Tempel, Wehr, Kraft' anzusetzen.

Es ergibt sich also, daß die überlieferten Formen die An- nahme gnmdsprachlicher Nomina wie *bholgs, *bh6lgs, *uoik8, *uÖiks nicht wahrscheinlich machen. Nun könnte man aber

Zum indogermanischen Ablaut. 337

fragen, ob es vielleicht a priori wahrscheinlich sei, daß alle nach- haupttonigen Silben Schwundstufenvokalismus erhalten? Die Antwort auf diese Frage ist aber ganz einfach. Jede Sprache hat ihr eigenes Betonungssystem und deshalb ihre eigenen Vokal- reduktion sgesetze, und wenn man ganz im allgemeinen redet, darf man nicht behaupten, daß die Sprache alle nachhaupt- tonigen Vokale so stark wie möglich zu reduzieren sucht. Und tatsächlich finden wir in vielen Sprachen gar keine starke Eeduktion nach dem Akzent. Hirt hat IF. 7, 135 ff. zur Unter- stützung von Streitbergs Dehnungshypothese auf parallele Er- scheinungen im Serbischen hingewiesen. Nun, in dieser Sprache, die also in einem sehr bedeutenden Punkte mit dem Indogerm. übereinstimmt, sind nicht alle auf die Tonsilbe folgenden Vokale so stark reduziert; im Gegenteil, in einem Fall, worauf auch Hirt a. a. 0. 137 hinweist, vor Z, r, m, n, v^ j 4- Konsonant, tritt im Serbischen Dehnung eines kurzen Vokals ein, sogar nach dem Hauptton ; und obgleich das Gakavische in dieser Stellung keine Länge zeigt, dürfen wir mit Leskien Unters. 1 Abb. d. k. s. Ges. d. Wiss. 10, 75 f. hierin eine gemeinserbische Erschei- nung erblicken. Indem ich der zuerst von Hirt besprochenen Parallele zwischen den indogerm. und den serb. Abiautgesetzen noch eine neue hinzufüge, möchte ich fragen, ob wir nicht fürs Indogerm. etwas ähnliches annehmen dürfen: Formen wie idg. *dieus^ *icuön (kuuön) enthalten eine ursprünglich haupttonige Silbe, die gedehnt worden ist : könnten nun nicht idg. Hirmön^ griech. Tepjuuuv, lat. fermö. idg. und-uöts, *uSid-uös^ griech. eiöiüc (die überlieferte Betonung wäre in diesem Falle nicht die ur- sprüngliche), got. veitvods u. dgl. einen nachhaupttonigen gedehnten Vokal haben : *t4rmön aus "^tSre-möne^ *u4iduöts (-ös) aus uSide-udtes {'udse)? Dann verhielte sich *ueiduöts zu *pöds 'Fuß' wie serb. läjdvca zu serb. skäkävca (aus ^skakävca); vgl. Leskien a. a. 0. Damit behaupte ich natürlich nicht, daß das indogerm. Dehnungs- gesetz und das serbische einander vollständig gleich gewesen seien: die Übereinstimmung zwischen den beiden Sprachen be- steht — angenommen, daß meine Hypothese richtig ist bloß darin, daß die Dehnung nicht auf haupttonige Silben beschränkt ist. Ich möchte aber jetzt auf die serbischen Verhältnisse nicht weiter eingehen : ich habe das Serbische nur deshalb heran- gezogen, um zu zeigen, daß nach dem Haupttone nicht immer Schwundstufenvokalismus aufzutreten braucht.

338 N. van Wijk,

Ich nahm oben ohne weiteres an, daß Nomina wie ai. hMrgas, vesas^ griech. oikoc u. dgl. auf Grundformen "^hMlegos. *uöieicos usw. zurückgehen, mit anderen Worten auf Grundformen, wo zwischen dem zweiten und dritten Konsonanten ein Vokal stand. In vielen Fällen machen verwandte Wörter solche Grund- formen wahrscheinlich : z. B. : neben ai. hMrgas hat man ai. bhräjds^ bhräjate, griech. qpXöH, q)XeTtu : neben av. aoba steht got wato, abg. tx>da usw. Auch die neben gewissen hierhei'ge hörigen Nomina vorkommenden ai. Präsentia der 7. Klasse weisen auf solche Formen hin; vgl. Hirt Ablaut 188, Nr. 693: so hat man neben ai. atirSkas^ lit. ätlaikas das Präs. ai. ri-n-dk-ti^ av. 'rinaxti^ neben ai. yögas : yunäkti^ neben bhedds : hhinätti. In solchen Fällen nehmen auch Hirt und andere (vgl. Brugmann K. vgl. Gr. 147 f.) Wurzeln wie leiek^-^ i^y^-^ bheied- an. Weshalb sollten wir nun nicht noch einen Schritt weiter gehen und auch da, wo keine Formen mit bewahrtem zweiten Wurzelvokal überliefert worden sind, z. B. bei ai. todas^ ahd. stöz Basen wie teuede-^) ansetzen? Daß alle hierhergehörigen Nomina auf Grundformen wie *iöuegos^ *^«ec?o« zurückgehen, das glaube ich nicht; vermutlich gibt es nur wenige so alte Wörter; die meisten sind wohl erst später, viele erst einzelsprachlich gebildet worden oder durch Ent- gleisung in die Klasse von *bhölegos, *bh(/gos hereingekommen (vgl. hierzu Wood Indo-European a^ : a^i : cfu. A study in Ablaut and in Wordformation 211): ideell aber dürfen wir auch bei solchen Nomina von Grundformen wie *joft0gos ausgehen. Sollten vielleicht in gewissen Fällen wirklich im älteren Indogerm. zu gleicher Zeit mit Formen von dem Typus *bholego8 solche von dem Typus *bh<Ugos vorhanden gewesen sein, so hätten wir hieraus entstandene Wörter wie *bhofgs zu erwarten, ebenso wie aus *näuos idg. *näils entstand (ai. näu^, griech. vaöc, vriöc). Eine solche Wortkategorie möchte ich in den Ptzz. Präs. erblicken: Nom. Sing. idg. *ue§hont'S, lit veiqs aus früherem *ue§hönto-s^ vgl. Streitberg IF. 3, 350 ff. Das Formans -nt{ey dürfen wir mit Hirt IF. 17, 77 mit dem in dem Suffix der 3. Pers. Plur. enthaltenen Element -nt- identifizieren.

In den eben angeführten Formen, wo der mittlere Vokal der Gruppe *bhölegos geschwunden ist, zeigt die erste Silbe einen

1) Daß ich im Gegensatze zu andern von der thematischen Form ausgehe (vgl. Verf. Der nominale Gen. Sing, im Indogerm. 4) ist hier von keinem Belang.

Zum indogermanischen Ablaut. 339

Kurzdiphthong. Bewirkte der Yokalschwund hier niemals Deh- nung? Es ist kaum möglich, diese Frage zu entscheiden. Nur auf eine Möglichkeit möchte ich hinweisen. Bekanntlich hat nicht nur im Ai., sondern auch bereits in der indogerm. Periode eine dynamische Vrddhi bestanden; vgl. u. a. Bechtel Hauptprobl. 175, Streitberg Ir' 3, 379 ff., ühlenbeck PBrB. 22, 1891, 545. An der zuletzt angeführten Stelle werden die Formen lit. varnas^ russ. vöron^ serb. vrän : lit. värna^ russ. voröna^ serb. vräna be- sprochen und auf baltoslav. ^uoriw- : *uörnä zurückgeführt. Wenn wir in diesen Formen eine regelrechte Fortsetzung indogerm. Bildungen sehen (idg. *uornos : *uörnä) und annehmen, daß in einer älteren Periode die Gruppe *uoren- in "^uorenos^ *uorenä unter nicht näher zu bestimmenden Bedingungen zu *uorn-^ unter anderen Bedingungen aber zu *wörw- geworden war, so dürfen wir in solchen Formpaaren wie '^uornos: *uörnä einen Ausgangspunkt für die indogerm. Yrddhi erblicken ^). Neben- bei bemerke ich, daß wir bei dieser Auffassung (lit. vafn- und vdrn- beide aus frühidg. "^uoren-) im Intonationswechsel von lit. af und är die regelrechte Fortsetzung eines indogerm. Wechsels sehen dürfen. Im Indogerm. finden wir oft neben Formen mit gestoßenem Dehnstufen vokal solche mit geschleiftem Normal- stufenvokal, z. B. Nominativ griech. Zeuc (aus *Z]iiic) : Yokat. ZeO ; Lok. ai. sünäü : av. gätav-a (vgl. Streitberg IF. 3, 355 ff). Daß wir es hier mit auf die Grundsprache zurückgehenden Intonations- unterschieden zu tun haben, daran darf man nicht zweifeln ; in Schlußsilben gestatten ja die Einzelsprachen einen Schluß auf die Yerhältnisse der Grundsprache. Der Intonationsunterschied hängt wohl zusammen mit alten indogerm. Betonungsverhält- nissen; vgl. Yerf. Der nom. Gen. Sing. 3 f. Wenn wir nun oben sowohl lit. vafn- wie vdrn-^ idg. *uorn- und *uörn-^ auf ein älteres "^uoren- zurückgeführt haben, liegt dann die Annahme nicht ganz nahe, daß *uorn- sich zu *Mörn- verhält wie *dieu (griech. ZeO) zu *dieus^ mit anderen Worten, daß "^uorn- schleifende Betonung gehabt hat?

Es würde zu weit führen, und ich würde wohl zu sehr unsicheren Resultaten kommen, wenn ich versuchen wollte, genau die Bedingungen festzustellen, worunter ein nachhaupttoniger

1) Auf eine andere Möglichkeit, diese Vrddhi zu erklären, weist Streitberg IF. 3, 380 hin. Wenn er Recht hat, so braucht aber seine Er- klärung die von mir gegebene nicht auszuschließen.

340 N. van Wijk,

Vokal nicht geschwunden ist : Bisher sprach ich nur vom Typus *bhol€gos. Wie entwickelten sich aber vier- und mehrsilbige Wörter auf -os? *bholegom wurde, wie es mir vorkommt, eben- so behandelt wie *bhöl€gos: aber was geschah, wenn die dritte Silbe offen war, mit anderen "Worten, was wurde aus Yerbal- formen wie *leiek^e-fi? *leikni. leik^ti? Oder *leik^eU, leik^efi? Ich möchte jetzt auf diese Frage nicht eingehen. Nur bemerke ich, daß es mir wahi*scheinlich vorkommt daß ein auslautender Yokal in dritter Silbe abgefallen ist: so führe ich griech. Kfip, arm. «W, idg. *icerd auf *kerede^ zurück, ebenso ai. däru, griech. ööpu, idg. *döru^ und ai.^anw, griech. fövu, lat genu, idg. *gönUj §6nu auf älteres *d6reue^ göneue, geneue^ ai. mddhu^ griech. |Lie0u, idg. *mMhu auf *midheue.

Die Xeutra auf -u lassen sich also leicht erklären ; wie sind aber die männlichen und weiblichen Nominative auf -us und die dazu gehörigen Akkusative auf -um zu beurteilen? Und wie die Formen auf -w und -im'^ Früher, als ich glaubte, daß nach dem Haupttone alle Silben so stark wie möglich reduziert worden seien, ging ich von Grundformen auf -euos^ -euom^ -eios, -eiom aus. Jetzt aber möchte ich eine andere Deutung vorschlagen. In idg. *deiuo8^ ai. devds^ lat. dfvus^ deus^ an. Tgr (vgl. Bremer IF. 3, 301 f.), lit. divas sehe ich die regelrechte Fortsetzung eines älteren *dSieuos^ und ich wüßte nicht, wie wir die Form erklären könnten, wenn wir sie nicht für lautgesetzlich halten. Ebenso halte ich idg. *koHos^ got harjis, apr. karia-^ lit karian (vgl. Ost- hoff, IF. 5, 277 f.) für eine lautgesetzliche Bildung, aus älterem *köreio8. Sind nun die Wörter auf -us und -is aus Grundformen derselben Gestalt hervorgekommen bei einer anderen Betonung, etwa in enklitischer Stellung? Die Möglichkeit wäre kaum zu leugnen, ich möchte aber zu einer solchen Erklärung nur dann meine Zuflucht nehmen, wenn keine andere Deutung möglich wäre, und es kommt mir vor, daß eine solche leicht zu geben ist In einigen Fällen kann die Analogie von auf -m aus -eue oder -f aus -eje auslautenden Formen gewirkt haben, so z. B. in griech. TToXuc neben iroXu, got filu; in den meisten Fällen aber glaube ich, daß die Analogie der endungbetonten obliquen Kasus gewirkt hat: hierauf weist auch der nicht nur bei vielen Einzelwörtern (z. B. ai. w^, av. viä, ai. asiä^ lat, ensis^ ai. r-^, kfmi^^ got waürms\ sondern auch bei ganzen Kategorien von Wörtern, wie bei den Abstrakta auf -ti- (vgl. Brugmann Gr. 2, 277) und

Zum indogermanischen Ablaut. 34;1

bei den Adjektiven auf -u (a. a. 0. 294) herrschende Schwund- stufenvokalismus der Wurzelsilbe hin. Lautgesetzliche Formen können z. B. vorliegen in den Genitiven idg. *inent(i)tSs^\ (Genitiv zu ^mefifis^ ai. matis^ lat. mens)^ *g^er(u)uis (Genitiv zu *g^^rüs^ ai. gurüs^ griech. ßapuc, got. kaürus). Nach der Analogie solcher Genitive meine ich, daß die historisch überlieferten Nominative gebildet worden sind 2). Welchen Yokalismus die Schlußsilbe bekam, das hing von der Natur der Gruppe -(%, -w(w) der ob- liquen Kasus ab. Ich stelle mir vor, daß das dem Halbvokal vorangehende i und ti ein sehr schwacher Übergangslaut war; als nun zum Genitiv auf -ii-^s, -uU-^s ein Nominativ auf -;i-s, -„US gebildet wurde, entwickelte sich ,1 weiter zu i und „« zu u. Formen mit vollerem «, uu konnten Nominative wie ai. nadi$, tanuß hervorrufen. Die neuentstandenen Nominative auf -is, -ms haben vermutlich für einen Teil ältere dehnstufige Bildungen verdrängt, von der Gestalt von av. häzäue^ hid'äus^ griech. qpopeuc, 6x€uc, ai. sdkhä, av. haxa^ griech. AriTiJb. Ygl. Verf. IF. 17, 313 ff. 3) Darauf, daß solche dehnstufige Formen einmal häufiger ge- wesen sind, weisen auch Genitive wie att. irrixeujc, TTÖXeuic^ hom. TToXrioc hin.

Ebenso wie aus idg. "^bhölegos ein jüngeres *bholgos (woraus ai. hhdrgas) hervorging, glaube ich auch, dal^ der Yokal der letzten Silbe bewahrt blieb, wenn die mittlere Silbe der Grund- form einen langen Vokal hatte. Ich halte z. B. folgende Wörter für lautgesetzliche Formen : lat. armus^ got. arms, (daß ar- = ard- ist, darauf weist die Schwundstufe ir- von ai. irmäs hin, und auch die Betonung von serb. rämo^ räme) ; lat. cervus (aus *ic€ra-uo-s, vgl. griech. Kepa(F)6c, ahd, hirtcz^ ags. heorof'^ griech. Ytpavoc;

1) Über das Verhältnis der Endungen -eis, -ots, -eüs, -oüs zu -ies und -jies vgl. Verf. Der nominale Gen. Sing. 73 f.

2) Im Anschluß an das S. 337 über nachhaupttonige Dehnstufenvokale Gesagte möchte ich jetzt noch bemerken, daß normalstuiige Komparative wie ai. värti/än, griech, Kpdccuuv meiner Meinung nach ebensogut lautge- setzHche Formen sein können wie die Genitive des Positivs idg. *ur{u)y,h, *kert{u)u4s.

3) Dort hielt ich auch <äie Nominative auf -is und -ms für lautge- setzlich, und daher würde ich jetzt über einige der dort behandelten Punkte ein wenig anders geschrieben haben. Auch jetzt aber leugne ich nicht, daß in gewissen Fällen -is und -ms auf lauthchem Wege ent- standen sein können. Ich denke hierbei nicht bloß an Enklisis, sondern auch an mehr- als dreisilbige Grundformen : aus *dSie^os wurde *d^ifi08. Wie sollte sich aber etwa *tSrenebe}os entwickelt haben?

Indogermanische Forscilungen XX. 23

342 N. van Wijk.

russ. poröm, serb. präm (der steigende Ton, dem im Lit. ge- stoßene Betonung entsprechen würde, weist auf indogerm. Dehn- stufe oder auf die Gruppe -of'd- hin); lit. ber^as^ russ. bereza (auf eine se^Basis weist auch der Yokalismus von ai. bhürjas hin); griecb. KeXaboc (vgl. Hirt Ablaut 86, Nr. 261); got miluks ( : lit. mSUu, mllszti); ai. dnilas (auf das Verhältnis von ai. dni-las zu griech. dve-)Lioc gehe ich hier nicht ein) ; griech. KÖvaßoc (Hirt Ablaut 92, Nr. 314); xpoinaöoc (a. a. 0. 96, Nr. 340); lit. sStas^ serb. sito ( : lit. sißti; vgl. Leskien Ablaut 20 [282], Hirt Ablaut 100, Nr. 376), got. stains (vgl. Uhlenbeck Etym. Wtb. d. ai. Spr. s. v. styäyafe, Walde Lat. et. Wtb. s. v. stipo, -äre); ahd. toum {*dhöu9-mos: ablautend mit ai. dhümd^^ griech. eü|uöc, lat. fümu.% lit. dümas^ abg. dyym) ; as. fathmos (vgl. Hirt Ablaut 108, Nr. 437). Absichtlich habe ich keine Wörter zitiert wie ai. caritram^ griech. jueXaepov, lat. cerehrum^ lit. dr/das^ deren Suffix mit zwei Konsonanten anfängt: die meisten Nomina dieser Klasse sind wohl erst in der Periode entstanden, wo die Suffixe schon einsilbig waren ; für die ältesten Wörter von dieser Gestalt aber müssen wir vier- oder mehr- silbige Grundformen annehmen, etwa ^k^ä^-tero-m und wir würden ein allzu gefährliches Gebiet betreten, wenn wir untersuchen wollten, wie solche Gruppen sich lautgesetzlich entwickelt haben. Auch haben sich wolj sehr viele von diesen Wörtern, was den Vokalismus der Wurzelsilben betrifft, nach Bildungen mit kurzem Suffixen gerichtet.

Die Erklärung, die ich für griech. t^pavoc, KtXaboc u. dgl. gab, gilt nach meiner Ansicht auch für edvaTOc usw., d. h. für diejenigen Wörter, die Hirt Ablaut 67 f. unter der Überschrift 'Betonte RS.* bespricht, und worin man ziemlich allgemein Formen mit starker Reduktion der beiden Wurzelsilben erblickt; vgl. z. B. Brugmann K. vgl. Gr. 142, der meint, daß griech. -ava- einem idg. -nn»- entspreche : -nn9- soll aus -e«*- und dies wieder aus -enä'- entstanden sein. Ich glaube vielmehr, daß wir in edvaioc u. dgl. V.I-Formen vor uns haben, die in der indogerm. Periode in der ersten Silbe e oder o (bisweilen auch a?) und in der zweiten 9 hatten: das doppelte a des Griech. entstand nach meiner Ansicht infolge von einer speziell griechischen Entwicklung. Den Versuch von Hirt (Ablaut 68 Nr. 171), auch im Ital. und Kelt. entsprechende Formen mit -ara- und -ala- nachzuweisen , kann ich nicht als gelungen betrachten : es

Zum indogermanischen Ablaut. 34-3

ist keine einzige Form dabei, wo einem griech. Wort mit -apa-, -aXa- ein ital. oder kelt. mit derselben Lautgruppe entspricht. Daß im Griech. in gewissen Fällen Assimilation der Yokal- qualität stattgefunden hat, daran zweifelt keiner, vgl. Brugmann Griech. Gr.^ 69 ff. und die dort zitierte Literatur; wie aber in diesem speziellen Fall die Ablautgestalt der Formen sich geändert hat, darüber werde ich nicht weiter reden : es unterscheidet sich ja das Griech., was die Qualität der Vokale betrifft, in vielen Fällen von den andern indogerm. Sprachen, wo man bisher über unsichere Hypothesen nicht hinaus gekommen ist (z. B. ai. hitds: griech. 06töc ; ai. änilas : griech. dve|uoc ; vgl. u. a. Hirt Ablaut 54, Nr. 149, Hübschmann IF. Anz. 11, 42). Ich begnüge mich damit, auf zwei Tatsachen hinzuweisen, die für meine Annahme sprechen. Ich gehe hierbei von den von Hirt Ablaut 67 Nr. 170 angeführten griech. Wörtern aus:

1. Es sind unter diesen Wörtern einige, denen in andern Sprachen, oder sogar im Griech. selbst. Formen mit e- oder o- Yokalismus gegenüberstehen : Kdpr|vov aus *Kapac-v- : lat. cerebrum aus * leer 9S-ro-m (auch griech. Köpavvoc? nach Brugmann IF. 18, 429 hat es äol. o aus a). Der Wechsel von r- und w-Suffixen hat nichts auffälliges; man vergleiche das heteroklitische Para- digma ^). Erweiterte n-Suffixe findet man in ahd. hirni^ an. Marne aus "^icerds-n- ; das s der urgerm. Form wird erwiesen durch ndl. hersenen'^ vgl. Kluge® s. v. Hirn. ßdpaGpov : ark. öepeöpov, Z:epe0pov (vgl. über diese Formen Brugmann Griech. Gr.^ 116). cqpdpttTOC, dcTidpaToc : ir. arg^ kymr. eira, akorn. irch^ nkorn. €r, bret. erc'h, urkelt *{p)argo-, *(p)ergo-, 'Tropfen, Schnee' (Fick 2*, 18), mndd. sparke; zur ganzen Sippe vgl. Walde, lat. etym. Wtb. s. V. spargo. KdXajLioc, Ka\d|ur| : lat. culmus^ ahd. halm^ halam, serb. släma^ russ. solöma ; die slavische Gruppe -61- mit steigen- der Betonung geht auf idg. -oU- zurück. ßdXavoc, vgl. mit längerem Formans abg. zelqdh; auch abg. ^leza (vgl. Zupitza, Guttur. 83) kann aus einer Y.I-Bildung entstanden sein. (pdXarH : an. bdlkr^ ahd. balko^ balcho, as. bcdko ( ? vgl. Kluge® s. v. Balken). inaXaKOC : arm. metk. d|naOoc : ahd. sant^ baier. tirol. samp^ mhd. sampt\ vgl. Kluge® s. v. Sand; aus idg. *sömadhos (oder *sdm9dhos?).

2. Einigen Substantiven mit a-a stehen Adjektive gegenüber,

1) Ein r-Suffix hat innerhalb des Griech. Kapotpä * Ke^aXi^i (Hesych), wovon der Eigenname Kapdpujv, vgl. Brugmann IF. 18, 430.

23*

^ N. van Wijk.

die auf Gnindformen mit «wa, «w^, e^9, eh zurückgehen; mit gleichem Suffix haben wir nebeneinander :0dvaToc:evr|TÖc,Kd)uaTOc: K^r|TÖc. Außerdem vergleiche man : ßdpa-9pov : ai. gfr-^is. griech. ßpu)-TÖc; ToXa-poc : xXn-Toc*), lat. lä-tus\ öa^d-XT]C : bjüir|-TÖc. Hirt führt Ablaut 68 Nr. 170 solche Doppelformen an zur Unter- Stützung seiner Ansicht, daß beiderlei Bildungen denselben Ur- sprung haben. Ich aber glaube, daß sie vielmehr das Umgekehrte Wahrscheinlich machen: Der nom. Gen. Sing. 79 f. habe ich im Anschluß an Delbrück die Meinung ausgesprochen, daß im Indo- germanischen der attributive Genitiv und das attributive Ad- jektiv dem Regens vorangingen ; weiter habe ich a. a, 0. 80 t nachzuweisen versucht, daß das vorangehende attributivum oxy- toniert, das Regens aber barytoniert war. Substantive wurden natürlich oft mit einem Attributivum gebraucht und daraus er-> klärt sich die Barytonierung so vieler Substantivie im GegensÄtl 2U der Mehrzahl der Adjektive*). Liegt nun die Annahme nicht ganz nahe, daß Substantive wie Gdvaroc ^) von Haus aus anfang- betonte Formen sind ? De Saussure hat schon darauf hingewiesen, daß Kd^aToc u. dgl. und K^T^TÖc u. dp^. eng assoziiert gewesen sind (M6moire 273). Die Beispiele, die er gibt, erklären dies obtte weiteres: neben K^r|TÖc steht nicht nur Kd^atoc, sondern awch das Adj. <i-Kd|naToc ; ebenso neben 6vr|T6c : d-Odvaroc ; die Wörter mit a privans waren ursprünglich Bahuxtlhi-KompositÄ; daß sie sich aber im Sprachbewußtsein mit Adjektiven wie K>ir)T6t und OvriToc assoziierten, versteht sich von selbst Dies geschah umso leichter dadurch, daß die »Substantive, wie ich in diesem Aufsatz nachzuweisen versnobte, stets den Ausgang -os gehabt

i) Wenn Brugmann IF. 18, 433 Recht hat und -X5- nicht die laut- gesetzliche Fortsetzung von -«/»- (-/-) ist, so dürfen wir trotzdem in tXtitöc eine RSV.-Form Sehen, wenn wir annehmen, da6 -lö- sich unter dem EiÄfluß von Formen mit V.II am -Id- «ntwickelt hat

2) J. van Ginneken Leuvensche l»ijdragen 7, 118 (1906) meint, daß der Nominativ und Akkusativ aller Substantive ursprünglich barytoniert gewesen seien. Diese These ist die Konsequenz einer im vorhergehenden ausführlich begründeten Belonungstheorie.

3) Unter den von Hirt Ablaut Nr. 170 gegebenen Beispielen ist nur 6in primäres Adjektiv : ^aXoKÖc. -ioKry^hc aus *TaXac-v.k ist wohl ein« sekundäre Formation. Wie sind xdXac und raXa-Föc, die Hirt Nr. 170 nicht erwähnt, zu beurteilen ? Ist xdXac aus einer Form mit umgebildet worden (vgl. TeXa^lbv), die auf einer Linie stand mit \xi\äc ? Aber auch lui^Xac seihet ist ein schwieriges Wort. Wie verhält es sich zu ai. fnalinä* (vgl. iieXavöxpoec N. 589?) und mälatn?

Zum indogermanischen Ablaut. S4^

haben, mit anderen Worten thematisch waren, ebensogut wie die Adjektive.

Wenn ich in meiner Beurteilung sowohl von ai. hhärgas^ griech. oitoc^) usw. wie von ai. dnilas, griech. Yepavoc usw. das Eichtige getroffen habe, so ergibt sich, daß Hirts Ansicht die von vielen Forschern vertreten wird und woran auch ich bis vor kurzem glaubte , 'daß überhaupt eine stärkere Akzent- wirkung nach dem Hauptton als vor ihm auftr[ete]' (Ablaut 10, Nr. 19) nicht richtig ist. Eins ist meines Erachtens nicht zu leugnen: Unmittelbar nach dem Hauptton tritt die Nullstufe ein : das beweisen die dehnstufigen Bildungen, die Hirt a. a. 0. Nr. 20, 2 heranzieht. Daß aber die Nr. 20, 1 und IF. 7, 147 ff. erwähnten Komposita wie ai. mitdjnu^ griech. TTpoxvu, ai. annävfdh- die starke nachhaupttonige Reduktion beweisen, glaube ich nicht: was mitajnu u. dgl. betrifft, hier kann ich mir vorstellen, daß "^genu (aus *geneue^ vgl. S. 340) u. dgl. in der Enklisis ihr e ver- loren haben 2). Aber in den meisten Fällen, wozu auch annävf:dh- gehört (vielleicht in allen Fällen, sogar auch in mitajnu-, vgl. Fußnote 2), haben wir wohl Zusammensetzungen mit schwund- stufigen Wurzelnomina vor uns. Wie diese ihren Schwundstufen- vokalismus erhalten haben, darüber vgl. S.333. Daß solche Nomina so oft als zweite Kompositionsglieder vorkommen, das hat seinen Grund in der indogerm. Wortstellung Attribut Regens : ebenso kommen ja auch Nomina von der Klasse von ai. bhärgas, griech. oiKoc, XÖToc^) sehr oft auf diese Weise vor. Die Zusammen- setzungen mit schwundstufigem zweiten Glied sind vornehmlich im Altindischen eine reichlich vertretene Klasse : Ob es aber in der indogerm. Periode schon viele Wörter dieser Gestalt gegeben hat, daran darf gezweifelt werden. Einige haben damals wohl be- istanden, aber sie beweisen nichts in bezug auf die Yokalreduktion. Ich glaube daher im Gegensatz zu Hirt, daß, abgesehen von der unmittelbar auf den Hauptakzent folgenden Silbe, die indo- germ. Wörter vor dem Ton stärker reduziert wurden als nach dem Ton; z. B. : aus *mere-tös entstand *mer-tös^ ai. mftäs', aus

1) Ob wir es mit Wurzelnomina oder mit Suffixalbildungen zu tun haben, das macht keinen Unterschied.

2) Man beachte aber, daß *^nu- u. dgl. auch als erste Kompositiona- glieder vorkommen; \g\. a-i.jnubddh-, a.i. dm^dd-, griech. bpuToimoc, gall. Drutalos.

3) In der historischen Periode gehören oIkoc und Xoyoc zu 6iner Bildungskategorie. Auf die Frage, woher das kommt, gehe ich hier nicht ein.

346 Carl Marstrander,

*mdre-tos entstand *mor-tos^ ai. mdrtas^ griech. iLiopiöc ; ^deieuö-s wurde zu *deiuö-s^ ai. divds^ griech. Aioc; *(idieuo-s wurde zu *deiuo-s, ai. devds. lat. dtvos^ an. Tyr, lit. divas. Wie aus dem letzten Beispiel hervorgeht^ können ursprüglich oxytonierte Genitive und ursprünglich anfangbetonte Nominative einen und denselben Ausgang haben: -os^). Ein Paradigma wie *detuos (Nominativ): *deiuos (Genitiv) ist uns aber bei keinem Worte überliefert worden. Ebenso wie zu den ursprünglich oxjto- nierten Nominativen auf -os stellten sich auch zu den anfang- betonten Genitive mit anderen Endungen, u. a, -sio (vgl. Pedei'sen KZ. 40, 152, dessen Ansichten über die 'Subjektkonstruktion* sich in vielen Punkten nahe berühren mit den meinigen, vgl. Der nom. Gen. Sing. 78 ff.), während zu den Genitiven auf -ös^ -is entweder neugebildete oder dehnstufige Nominative gehören: z. B. ai. visds : vU', av. hr^zö^ got. baürgs : av. bar$^ got. baürgs; lat. nivis : nix^ ducis : dux\ ai. ditxis, griech. Aiöc : ai. dyäu4^ griech. Zeuc; ai. sunds^ griech. kuvöc : ai. svd^ griech. Kuuiv.

Goes. N. van Wijk.

Etymologische Miszellen.

1. Germ. *rukka[fi\- 'Rocken*. Die Vergleichung Walters KZ. 12, 377 f. (von Walde in seinem etymologischen lateinischen Wörterbuch angenommen) mit griech. dfpKuc 'Netz*, dpdxvn 'Spinne* (*arak'Snd\ lat ardnea ds. muß in lautlicher Hinsicht Bedenken erregen. Von einer Wz. *arak- kann germ. *rukka' nicht ausgegangen sein. Nimmt man aber mit Streitberg (Urgermanische Grammatik § 56), Hirt (Ab« laut § 14), Falk und Torp (Ordbog«) 'agg) u. a. an, daß idg. 9, d. h. die Reduktionsstufe der langen Vokale im Germanischen auch durch u vertreten wird, erklärt sich freilich die germanische Form von einem idg. *ar9k-n6- aus. Aber ein *arS'k- ist über- haupt nicht zu erweisen, und was das u betrifft, dürfen wir es wohl als sehr fraglich bezeichnen, ob germ. m, die Stellung vor m, n vielleicht ausgenommen, dem idg. 9 entsprechen kann.

1) Der Genitiv hat daneben die Endung -^ gehabt. (N. van Wijk).

2) Etymologisk ordbog over det norske og det danske sprog af Hjalmar Falk og Alf Torp, Kristiania, Aschehoug & Co. 1903—1906.

Etymologische Miszellen. 347

Sehr unwahrscheinlich zieht eine andere Etymologie schwed. rukka *hin und her bewegen' zum Vergleich heran. Falk und Torp 1. c. 'slaabrok' vermuten eine germanische Wz. *ruk- 'spinnen', verzichten aber übrigens auf weitere Anknüpfung.

Ich möchte germ. "^rukka- aus idg. *ui-tko- erklären. Die Wurzel ist *ueret- Mrehen, rollen', die wir im skr. vartati^ lat. verto usw. wiederfinden. Mit germ. *rukka- formell fast identisch ist meines Erachtens skr. vrkka- 'Niere', ein unerklärtes Wort, das ich auf dieselbe Wurzel beziehe ^). *Rukka- verhält sich zu vfkka- wie got. lud- 'wachsen' zu skr. vardh-^ skr. hru- zu Äz;/*-, präkr. rukkha- zu skr. vfk^as, griech. Xukoc zu skr. vfkas. Ygl. Wackernagel Altind. Gr. 1, 206, Brugmann Gr. 1^, 260. Mir be- kannt ist eine Ablautstufe *rut- sonst nicht belegt. Nichts hindert uns aber das griech. puxic 'Runzel' hierher zu stellen 2); formell würde es mit skr. vartis 'allerlei gerolltem' fast identisch sein. Für das semasiologische Verhältnis vgl. ags. wrincle 'Runzel' zu iorencan 'drehen', lat. rüga zu vergo^ skr. varj- 'krümmen, drehen'. Ähnlich liegt vielleicht die Sache bei skr. lütd 'Spinne', von Uhlenbeck als unerklärt aufgeführt; lütd könnte *uftd sein und sich zu vartatS ebenso verhalten wie rüpam zu varpas^ mhd. rüte 'Viereck' zu idg. "^quetuör- (Osthoff Morphol. Untersuch. 5, 62), griech. pöxri, lat. rüta 'Raute' zu "^suer- im irischen serb 'bitter'

1) Mit Ableitungen aus der Wz. "^ueret- werden besonders im Indi- schen viele Gegenstände nach ihrer runden Form benannt. Vgl. insbes. skr. varti^ F., 'allerlei (insbes. länglich) gerolltes' (PW.) z. B. Wulst, der um ein Gefäß läuft, Polyp im Halse, Docht, der durch einen Unterleibsbruch gebildete Wulst usw., vartsas M., 'Wulst des Zahnfleisches' (entstellt aus barsvas? s. Weber Ind. Str. 2, 96), vartulam N., 'Knolle einer Zwiebelart' {vartulas ad., 'rund'), vpitam N., 'Brustwarze, Stiel'. Eine Ableitung aus derselben Wurzel ist auch vfttas 'rund', fast ausschließlich sich auf Körper- teile beziehend ; Sat. Br. 7, 5, 1, 38 : vfttam Iva hi äiänam, Mhbh. : v/^a- pindbhydm bhujdbhydm, cdruvjitapayödhard^ vfttdu-standu. Ich vermute deshalb, daß *^j^-ko- die Niere nach ihrer runden, bohnenähnlichen Form benennt. Seiner Grundbedeutung nach wird *^ft-ko- von idg. *[e]neg}fh- nicht sehr verschieden sein, falls man mit Pedersen und Hirt griech. vecppoc mit anorw. ßkkr 'Geschwulst' zusammenbringen will. Mit skr. vj'kka-, aw. vdr»dka vergleiche ich lat. ren 'Niere' (Stamm *reni-, nicht *ren- wie bisher angenommen), das durch Umbildung mittels sni- Suffix von einem älteren *recco- d. h. idg. *jiret-ko- (vgl. vfkka-) ausge- gangen sein könnte. Auf diese Etymologie hoffe ich aber gelegentlich später zurückzukommen.

2) Neben ^uxic erscheint auch ein Ad. jiücöc, das man aber besser mit lit. raükas 'Runzel', rukti 'runzelig werden' zusammenbringt.

348 Carl Marstrander.

(aus *sueruos nach Stokes KZ. 28, 81, a. 3). k ist eigentlich nur in den langvokalischen Reihen berechtigt, tritt aber auch in den kurzvokalischen auf. Dies Verhältnis rührt natürlich ursprüng- lich davon her, daß leichte und schwere Basen nicht selten bei derselben Sippe mit einander abwechsehi; außerdem ist f als schwächste Ablautstufe auch bei den langvokalischen Reihen am Platze ^). Hierdurch war der Übertragung des f der Weg gebahnt Nach dieser Auffassung bedeutet sVr.lütä eigentlich *die Spinnerin', ürna = vdbhi^, wie im aw. wawzaka (vgl. anorw. k^ngur-mfa\ im germ. *spennön- und *spendr6- und im griech. und lat. *arak-snd'.

Das germanische Spinngerät war eine Spindel, die von der Spinnerin in drehende Bewegung gesetzt wurde. Germ. *rukka- *Spinder ist von einer Wurzel mit der Bedeutung 'drehen' ab- geleitet, ebenso wie skr. farku^ und griech. dipaKToc 'Spindel' von *ter€k im lat. torquere (alb. tjef 'Spinne'). Zugunsten unserer Etymologie spricht auch der Umstand, daß die germanische*) Bezeichnung des Spinnwirteis von derselben Wurzel *ueret' aus- gegangen ist.

Was endlich die Lautverschiebung -tk- zu -kk- betrifft, so ist mir zwar aus dem Germanischen sonst kein sicheres Beispiel bekannt, aber die Verschiebung, die auch im Lateinischen (ecce^ hoc^ ecquis^ sSMo) und Mittelindischen (präkr. ukkan^ha = skr. ufkantJiä) auftritt, scheint mir eine ganz natürliche zu sein.

2. Lat pernix^ -icis "hurtig, behend*.

Eine alte Etymologie knüpft das Wort an perna 'Schinken' an, pernix eigentlich 'gut zu Beinen, mit leistungsfähiger Ferse'. So Bopp, Curtius, Fick, Grimm, Vaniäeck, Wölfflin u. a. Ihnen gegenüber erklärt Lagercrantz KZ. 87, 186 ff. pernix aus *perp- noikos und stellt es mit lett naiks 'gewandt, schnell', lit nUäi •heftig beginnen* zusammen.

In formeller Beziehung stimmt pernix mit Bildungen wie fäix genau überein. Wie diesem ein *fäa (griech. Qr\\y\) könnte auch pernix ein *perna 'Eile* zugrunde liegen. Dies könnte ein (wie skr. tf^-nd 'Durst* gebildetes) Verbalabstraktum zur Wz. *tuer- 'eilen*, skr. tvarati sein. Besonders zu vergleichen wäre

1) Vgl. skr. kirtU 'Ruhm', anorw. hr68 ds. : cakj^is. Skr. dirpoM 'ge- spalten*, abg. dhrati, griech. ^bdpr]v : dfta» (= bparoc) usw.

2) Indogermanische ? Vgl. skr. vartulä, vartanam, abg. vriteno, lat. verticillus.

Etymologische Miszellen. 349

ved. tvaranas 'eilend' in der Stelle AV. 11, 8, 28: dsneijUca vdsteytsca krpanäsca yd (sc. dpah\ und ved. türnis *eilig, behend, gewandt', das im Gebrauch mit pernix völlig übereinstimmt. Griech. ropuvri 'Rührkelle', orpuvuu 'treibe an' liegen von Seite der Bedeutung ferner, zeigen doch aber dieselbe w-Er Weiterung wie die obigen Wörter.

Ich schließe mich also der Meinung Sommers an, daß an- lautendes idg. tu- im Lateinischen als^- auftritt^). Die Behand- lung von inlautendem -tu- unterliegt keinem Zweifel; in dieser Stellung bekam das -u- sonantische Geltung, vgl quatttcor und mm'tuus im Verhältnis zu got. fidwör^ abg. mrbtm. Anlautendes idg. tu- wird nach Sommer Handb. d. lat. Laut- u. Formenlehre S. 227 in folgenden Wörtern durch p- vertreten : partes 'Wand*, pdnm 'Geschwulst', puMnus 'Pfühl', postis 'Pfosten'. Von diesen scheinen mir aber nur paries und postis lautlich unangreifbar. Jenes wird aus *tufiet- (lit. tvora 'Bretterzaun', tvSrti 'fassen, zäunen') erklärt, dieses aus "^tuostis^ vgl. got. gapwastjan 'fest- machen', pwastipa 'Festigkeit'. Pdnus dagegen wird kaum aus Huonknos (lit. tvinkti 'anschwellen') entstanden sein; denn dies hätte wohl "^fonus oder '^pünus ergeben müssen. Ebenso unwahr- scheinlich scheint mir die Zusammenbringung von pulvtnus mit griech. TuXri; eine Ablautstufe Huo-l- ist ja nicht nachweisbar 2).

Eine andere Auffassung vertritt Brugmann Gr. 1^, 321. Nach ihm ist t- die lautliche Entsprechung des tu-. Als Beispiele werden angeführt: tesqua^ N. PI. 'öde' aus Huesqud (skr. tucchas 'leer'), tinea 'Motte' (griech. crjc ds.), toles^ tönsillae (lit. tvinti 'an- schwellen'). Was tesqua betrifft, so billigt auch Sommer die Zu- sammenstellung mit skr. tucchas^ -u- dürfte aber nach ihm in dissimilatorischer Weise geschwunden sein, ebenso wie in torqueo, falls dieses aus Huorqueiö zu erklären ist 3), vgl. sluotw. ßverr, a^s. ßweork Die übrigen Beispiele sind zweifelhaft. Am glaub- würdigsten lautet Ficks Zusammenstellung von tölSs mit tvinti.

1) Vgl. du- zu b-. Die Verschiebung ist phonetisch nicht auffällig. In indischen Dialekten findet sich öfters ein -tfi- zu p versclioben.

2) Ähnlich darf man auch nicht *pollo- (woraus polleo) aus Hfiomlo- mit dissimilatorischem Ausbleiben des zu erwartenden^ (*^om-p-^o) erklären.

3) Ob lat. torqueo mit tu- oder t- angelautet hat, läßt sich gewiß nicht ausmachen. Fürs letztere spricht skr. tarkus. Der Wechsel von tj*- und t- scheint bei mehreren Wörtern bis in die urindogermanische Zeit zurückzugehen. Auch dies muß bei der Beurteilung der Anlautverbindung tu- in Betracht genommen werden.

350 Carl Marstrander,

Aber toles *der Kropf am Halse' wird auch zugleich mit tonsiüae *die Mandeln im Halse' angemessen zu der Wz. *ten-s- 'spannen, dehnen' gezogen. So Brugmann Gr. 2, 27.5. Auf die Kombination von tinea mit crjc^) (Gen. ceöc und cr|TÖc) sowie auch auf die von tabula (*tua-dhlä) mit griech. cavic 'Brett' (Schwüzer KZ. 37, 149) ist meiner Meinung nach gar nichts zu bauen. Somit dürfte die Sommersche Auffassung den Vorzug verdienen.

Zur Chronologie ist endlich zu bemerken, daß die Wandlung von tu- zu p- sich schon vollzogen hatte, als ue die Änderung in uo erfuhr.

3. Ved. mSni' 'Wurfgeschoß' gilt bis jetzt als unerklärt. Die gewöhnliche Annahme ist wohl die, daß mSniß von einer Wz. *mei- *moi- 'entsenden, schleudern* ausgegangen ist, ebenso wie z. B. das lat. kelt. lancea *Lanze' von ir. do-Ucim *ich lasse los, werfe*. Dies wäre fi-eilich recht ange- messen, falls man eine derartige Wurzel nachweisen könnte. Allein sie liegt nicht vor. Ich führe meniß auf *mazd-nis zurück und stelle es zu idg. ^mazdo- im ahd. mast *Speerstange, Fahnen- stange, Mastbaum', anorw. mast^ lat. mdlus *Mastbaum' und neuir. maide *Stock', das man ohne Bedenken als *mazdio- erklären kann.

Über die Behandlung von inlautendem -dn- im Indischen scheinen die Ansichten auseinander zu gehen. Während Benfey den Übergang zu -n«- als das normale bezeichnet, tritt Bartholoraae Stud. 2, 94 für eine andere Auffassung ein. Nach ihm sind z. B. die Partizipien auf -n«- sogenannte "Musterfornien*, wo -nn" auf -ndn- beruhe; demgemäß wäre z.B. bhinna- nicht aus ^bhid-na-, sondern aus ^bhindna- (vgl. Präs. bhinatti, bhindanti) entstanden. Mir will das nicht einleuchten. Das ved. anna- *Speise' kann doch schwerlich von ^andna- mit Übertragung eines (bei ad- nicht vorkommenden!) präsentischen n hergeleitet werden. Vielmehr scheint mir Benfey das Richtige getroffen zu haben. Im allge- meinen dürften die Fälle, wo -<in- erhalten blieb, durch System- zwang eine befriedigende Erklärung finden.

Um das einfache -n- zu erklären, braucht man nicht zum Mittelindischen seine Zuflucht zu nehmen. Die Silbenteilung wurde unmittelbar nach der langen Silbe me- gelegt. Die Ver- einfachung des doppelten -nn- wäre also ein ganz natürlicher Vorgang.

1) Fröhde KZ. 22, 263.

Etymologische Miszellen. 351

Über die Grundbedeutung der idg. Wz. *mazd- (maz-d-?) weiß ich freilich nichts sicheres zu sagen. Die Bedeutungen 'Mast- und Speerbaum' könnten aber beide auf einer älteren Bedeutung 'Holzmaterial' (vgl. ir. admat 'Zimmerholz') beruhen. Die Anknüpfung Prellwitz BB. 26, 307 mit lit. mästas 'Elle* {*mazdo- eig. 'ausgereckter Arm') überzeugt nicht.

4. Skr. hhaga- 'die weibliche Scham'.

Bhaga- wird vorwiegend von den weiblichen Geschlechts- teilen gebraucht. In dem medizinischen Wörterbuch Räjanighantu wird auch eine Bedeutung purhsdm gudamußkamadhyabhdgah d. h. 7T€piveoc erwähnt.

Skr. hhaga- ist meines Erachtens mit dem gemi. *baka- 'Rücken, Hinterbacke, Hinterseite' identisch, Grundf. ^bhogo-. Hierher gehören anorw. bak^ ahd. bah^ vgl. ^bhogo"^ in ahd. bahho 'Hinterbacke, Schinken, Speckseite'. Eine ^-Erweiterung liegt in mhd. arsbacke vor. Die Bedeutungsentwicklung dürfte ganz natür- lich und gewöhnlich sein. Ygl. u. a. skr. bhasat 'Hinterteil: Scham- teile des Weibes' ; bhdsada- 'Hinterbacke' ; skr. jaghana- 'Hinter- backe : Schamgegend bei Menschen und Tieren', jaghanSna par- vatändm wie anorw. d fjalla baki; skr. buli- 'After: weibliche Scham', identisch mit lit. btdls 'Pödex' ; skr. putdu 'die beiden Hinterbacken', griech. ttuvvöc * 6 TrpuuKTÖc, anorw. fttd- 'Vulva', in norw. Folksspr. auch 'Pödex', anorw. fytta 'Vulva' aus *puti6% mhd. vut 'Vulva' und 'Pödex', bair. fud 'cunnus'; apr. peisda •Arsch', litpyzdä 'cunnus, vulva', urbalt. ""ptzda ; av. zadah- 'Pödex' (skr. hadati: xil^\\ griech. xoöavoc 'Steiß', ir. gead ds., abg. zadi 'Rücken', zadi bak' ; lat. cülm 'die Mündung des Mastdarms', ir. cül 'Rücken''); ir. tarr 'Rücken, Hinterteil, Schwanz', lit. tursöH 'mit ausgestrecktem Hinterteil dastehen', tursas 'Hinterer' (Zupitza BB. 25, 97)2).

Die ältere Bedeutung ist pödex^ cunnus die daraus abge- leitete. Sehr deutlich tritt diese Entwicklung im balt.-slav. *ptzdä' 'cunnus, pödex' zutage; denn dies gehört nach Rozwadowski

1) Osthoff MU. 4, 16 a. Nach Vaniäek gehört cülua zu lit. küazys 'cunnus', nach Brugmann Gr. 1 '^, 769 zu kOcGoc 'weibliche Scham*, vgl. KOccapoc 'änus', nkymr. cwthr 'Mastdarm'. Andere verbinden es mit cunnus. Dann müßte cülus aus *küt-slo-s entstanden sein.

2) Oder tarr zum lat. tergum 'Rücken', tergus, -oris 'Leib, Rumpf ? (Fick).

352 Carl Marstrander,

IF. 5, 354 zu griech. miluj, skr. ptdayati (pidd) und bedeutet somit eigentlich 'Gesäß'.

Die sekundäre Bedeutung 'cunnus', die im Indischen vor- herrschend blieb, glaube ich auch fürs Germanische nachweisen zu können. Falk und Torp stellen in ihrem Etym. Wtb. anorw. hikkja 'Hündin', grey-haka *Hündin, Dirne' mit abg. hezati 'läuft* zusammen. Germ. *bekio'' und *bak6'' erklären sich aber angemessen als Ableitungen aus dem skr. bhaga- 'cunnus*. In dieser Weise wird bekanntlich nicht ungewöhnlich das Weibchen im Gegen- satze zum Männchen gekennzeichnet. Vgl. aus dem anorw. keila *cunnus': refkeüa *Füchsin' (umgekehrt rjüp-keri 'mämiUches Schneehuhn', keri 'Zapfen, Penis'), vgl. auch fud-hundr 'Schimpf- name', eig. = hikkja. Ähnlich liegt die Sache bei mehreren Bezeichnungen männlicher Tiere : czech. pechovy 'Hengst' : griech. TT€0c 'Penis*, lit. erzilas 'Hengst' : griech. öpxic'Hode', ir. w'r^e 'Penis', griech. KctTipoc 'Eber*: skr. kaprth- 'Penis* (?), und aus dem germ. d. btdle : griech. q)dXXoc, qpdXnc 'Penis', und besonders anorw. sfeggr^ steggi 'Männchen von Ente, Ganz' o. ä. (im Neuisl. auch 'Katr'), germ. *staggian- eig. 'das mit einem Stachel (d. h. Penis) versehene Tier' (s. Falk u. Torp 1. c. ^stegg*\ aus einem *siogho- (dän. stag 'Spitze, Stachel') ebenso abgeleitet wie *heki&* aus *bhego-^).

Hinsichtlich des skr. bhaga- sei endlich erwähnt, daß die indischen Lexikographen auch die Bedeutung siri kenneu. Diese Bedeutung ging von d. Bed. 'cunnus* hervor. In zahlreichen Fällen werden nämlich die Weiber nach ihrem Geschlechtsorgan benannt, vgl. z. B. anorw. skaud 'V^agina, Weib', skjöda 'Beutel, Weib' (wie mhd. lösche 'Beutel, Vulva, Dirne*), sprund *Riraa, Weib', gas 'cunnus, Dirne', bair. fnd ds., serb. pUdra 'cunnus, Schimpfname für ein Frauenzimmer*.

5. Griech. TraToc* ?v6una inc "Hpac kommt, soviel mir bekannt, nur bei Hesychios und Kalli machos vor, beim letzteren in der Verbindung: "Hpric döpöv uqpaivenevai Tfjci p^ian^e TTttToc (Brucbst. 495).

TTdxoc wird von Prellwitz nicht erwähnt. Leo Meyer führt zwar das Wort auf, erklärt es aber für etymologisch dunkel. Ich stelle Trdroc zum ir. itim 'Kleide*, Grundform *pn-t-. Die Wurzel ist *[s\pen- 'spinnen*, die im got spinnan vorliegt*). In

1) Oder ist steggr mit kymr. te«n 'conspersio, adspersio' zu verbinden?

2) TTdroc- ist also mit einem Suffix -tos- gebildet, ebenso wie skr. ritiM- 'Guß' zu ri^äti, ardtas- 'Strom' zu sravati (Whitney S. -429), anorw.

Etymologische Miszellen. 353

ähnlicher Weise möchte ich auch skr. ntvi-^ ntvt- 'Schurz' auf die idg. Wz. *{ü)nei' 'spinnen', ir. snlm Mas Spinnen' zurückführen, ühlenbeck bringt ntvi- mit ni-vyayaii 'hängt um' zusammen, was mir aber wegen des langen t unmöglich scheint.

6. Lat. scapulae^ -drum 'Schulterblatt', umbr. scapla (Tab. Iguv. 6, b, 49 : destrame scapla anouihimu, Bück A grammar of Oscan and ümbrian S. 278) ist etymologisch, nicht durchsichtlich. Yanisek und Stolz (Lat. Laut- u. Fonnen- lehre^ S. 37) verbinden es mit scäpus 'Schaft, Stiel', scopa 'dünner Zweig, Reis', aber weder diese Zusammenstellung, noch die mit scamnum 'Lehne, Schemel' (Yanisek) will mir einleuchten.

Der indogermanische Wechsel von sk- und k- im Wort- beginn (wie im skr. supti- 'Hüfte' : d. schuft 'Schulterblatt') ge- stattet uns lat. scapuld- mit skr. kapöla- 'Wange', kapölt- 'Knie- scheibe' zu vereinigen. Ich vermute, daß man mit dem idg. *[s]kapeulo- jeden hervorspringenden, beinernen Teil des mensch- lichen Köi-pers bezeichnen könnte. Semasiologisch dürften somit die Bedeutungen 'Wange (eig. Wangenbein), Kniescheibe, Schulter- blatt' nicht auffallen. Daß unser Wort mit dem in lautlicher Hinsicht nicht sehr verschiedenen idg. *kaput- 'Kopf verwandt wäre, liegt mindestens im Bereiche der Möglichkeit.

7. Lat. telo^ -önis 'Brunnenstange, Wasserheber'.

Man könnte auf den ersten Blick geneigt sein, von der Wz. *tel- 'in die Höhe heben' in tollo (aus *tfnö) 'hebe empor'^ skr. tuld 'Wagbalken', tulayati 'hebt auf auszugehen, besonders wegen des von Seite der Bedeutung genau entsprechenden tollena, von Festus S. 356 ed. M. erwähnt: Holleno est genus machinae, quo trahitur aqua, alteram partem praegravante pondere, dictus ä tollendo'. Trotzdem ist aber diese Etymologie kaum aufrecht zu halten, solange eine Ablautstufe *tel- bei dieser Sippe nicht nachgewiesen ist').

Yielmehr scheint mir tdo aus *thengsl&' entstanden und mit anorw./^s/, Sigs.ßixl^ ahd. dthsala 'Deichsel' verglichen werden zu müssen. Yen germ. ^penyslö- wird telo wesentlich nur durch das ableitende n verschieden sein. Hierher sind noch zu stellen

hrddr (Gen. -rar und -rs) zu skr. kar- 'rühmend erwähnen', aor. akdri^am. Weitere Beispiele aus dem Germanischen s. Lid6n BB. 21, 105 f.

1) Skr. tdlu- 'Gaumen', üirepiüri, hat mit tulayati vermutlich nichts zu schaffen.

354 E. Hermann,

apr. teansis 'Deichser, vielleicht aus Hhetigsio-, und lat fetno ds. aus Hhengsmö**. Die Wurzel idg. *theng- liegt im Siw.ßanj- 'ziehen', abg. tegnqti ds. vor, vgl. Zupitza BB. 25, 89. Auf die überaus schwierige Frage nach der Veiiretung anlautenden idg. fh- im Lateinischen, gehe ich hier nicht näher ein. Mir scheint es mit Zubaty KZ. 31, 6 wahrscheinlich, daß die indogerm. Tenues aspiratae im Italischen wie in den meisten übrigen Spmch- gruppen dieselbe Behandlung wie die einfachen Tenues erfuhren. Ganz anders Brugmann Kurze Gramm. S. 154. Nach ihm hätte sich aus einem *thengsld" nur lat. feto entwickeln können, indem die aspirierten Tenues und Mediae in uritalischer Zeit in ß zu- sammengefallen sein sollten. Die Literatur findet man in Wakernagels Altind. Gr. 1, 118 ausführlich zusammengestellt. Christiania. Carl Marstrander.

Der kyprische GenitiTos Singnlaris auf -luv.

In den ky prischen Inschriften findet sich häufig der Geni- tivus Singularis der o-Stämme auf -luv gebildet. Eine allseitig an- erkannte Erklärung für diese eigentümliche Form ist bisher noch nicht gefunden worden. Bezzenberger (Zur Gesch. d. lit Spr. 353) und Leskien (Ber. Sachs. Ges. Wiss. 1884, 105) haben an baltische und slavische Erscheinungen angeknüpft Keiner von beiden ist mit seiner Ansicht durchgedrungen. Deecke hat BB. 6, 71 das 'parasitische* -v dieses Genitivs aus einer Ver- mengung mit dem Gen. Plur. erklären wollen, die durch Schwächung des -v vor Konsonanten herbeigeführt worden sei. Dieser Auffassung ist neuerdings auch Hirt (Handbuch d. griech. Laut- und Formenl. 242) beigetreten. Ich glaube in der Tat, daß sie richtig ist; nur bedarf sie noch besserer Begründung.

Zunächst scheint der Deeckeschen Hypothese eine Tat- sache zu widersprechen. Gerade das Wort, bei dem man am ehesten Schwächung des -v und daher die Vermengung ver- muten sollte, der Artikel, hat im Gen. Sing, nur tu», nie tujv, vgl. Hoffmann Griech. Dial. 1, 234. Aus diesem Grunde verbietet sich auch die Anknüpfung an die arkad. Form xujvi, die Deecke- Siegismund, Gurt Stud. 7, 233 vorgeschlagen haben. Das arkad.

Der kyprische Genitivus Singularis auf -ujv. 355

Wort zerlegt sich vielmehr in tuj-vi, sowie der dazu ge- hörige Akkus. Tttvi als Ta(v)vi aufzufassen ist (Gr. Mejer Griech. Gramm.^ 445). v. Wilamowitz dürfte recht haben (bei Robert, Hermes 17, 475), wenn er dieses -vi mit thessalisch -ve- in t6-v€, Toi-ve-oc usw. identifiziert; ganz ähnlich kennt das Arkad-Kyp- rische ein Demonstrativum ö-vu (Hoffm. 1, 256).

Für die Verschmelzung des Gen. Sing, und Plur. ist Vor- aussetzung, daß sich auslautendes -v unter gewissen Beding- ungen nicht bloß bis zur Nasalierung des vorausgehenden Vokals verflüchtigt hatte, sondern daß es gänzlich geschwunden war. Um dies festzustellen, bedarf es erst eines Nachweises über die Aussprache des Nasals vor Konsonanten im Inlaut.

Wenn man die kyprischen Inschriften allein zu Rate ziehen wollte, käme man wohl zu dem Schluß, daß inlautender Nasal vor Konsonant spurlos verschwunden war. Dem widersprechen aber einige Glossen Hesychs, vgl. Meister Griech. Dial. 2, 262; Hoffmann 1, 211. Hoff mann vermutet wie Meister für die Hesychglossen nasa- lierten Vokal und weist die Glossen einer älteren Zeit zu, in die er auch die Inschrift Nr. 68 bei Collitz , SGDI. (= 144 bei Hoffm.) setzt. Ich fürchte, daß man so einfach die Unbequemlichkeit nicht los- werden kann. Hoff mann hält das erste a der Form Trd(v)Ta in Nr. 68, 2 des Metrums wegen für lang und glaubt die Länge durch nasalierten Vokal hinreichend erklärt zu haben. Dem kann ich nicht beipflichten. Ein nasalierter Vokal dürfte kaum posi- tione lang machen, wenn man nicht annehmen will, daß später nach völliger Verflüchtigung des Nasals 'Ersatzdehnung' eintrat. Von Ersatzdehnung will aber Hoff mann nichts wissen. Sieht man sich die Hexameter einmal auf ihre Prosodie an, so wird man auch leicht von einem langen -a- in 7Td(v)Ta abkommen. Wenn in Zeile 3 gemessen wurde

Ou Yöp Trd|7TicTaic,

das heißt, wenn a vor pt kurz behandelt wurde, nahm man es mit der Quantität von -a- in 'iTd(v)Ta auch nicht so genau. Die metrische Inschrift Nr. 68 kann uns also über die inlautenden Nasale nichts lehren.

Wohl aber wird man für die Hesychglossen mit recht nasalierten Vokal vermutet haben. In der Tat wurde der redu- zierte Nasal ja vielfach mit dem konsonantischen Nasalzeichen

356

geschrieben, vgl. Brugmann Griech. Gramm. ^ 76 (bei Blaß, Über die Aussprache des Griech.^ 83 f. entscliieden unrichtig). Es sind im ganzen 15 Glossen, darunter 5, die Hoff mann 1, 116 der Vorsilbe iv- wegen zum Kyprischen rechnet. In den sämt- lichen Wörtern steht der Nasal vor Verschlußlaut. Wir wissen daher vorläufig noch nichts von der Aussprache vor anderen Konsonanten. Wenn man sich nun erinnert, daß im Attischen Nasal im Inlaut und -v im Sandhi: vor Explosivlauten nur in der Artikulationsstelle, dagegen vor v, n, p, \ völlig assi- milliert wurden, vor c oder z -f Konsonant aber schon urgriechisch ausgefallen waren, vgl. cuttiTtuuckuj, cu^ßouXe\JLu : cuwo^uu, cu)U|üiax€Uj, cuppeuu, cuXXaiißdvu) : cucTpaxeuuj, cuZeuTVuim, so wird es für das Kyprische erlaubt sein, ebenfalls verschiedene Behandlung des Nasals anzunehmen: vor Explosivlaut nasalierten Vokal, vor c, b -f- Konsonant Schwund, vor v, ^, p, X Assimilierung oder Schwund oder nasal. Vokal.

Da nun nach IF. 19, 240 f. der kypr. Artikel proklitisch war und nur in einem einzigen Fall, nämlich vor einer Prä- position, nicht proklitisch behandelt ist (rctv TT€p' 'HödXiov oder *HöaXiu)v 60, 27 (135), so läßt sich mit Fug annehmen, daß auslautendes -v des Artikels behandelt wurde wie -v der Prä- positionen in Kompositis. Demnach lassen sich z. B. folgende Formen im Genitiv erwarten:

Sing.: Tui dpTupuj tuj KcxTnjj tu» cttt^oc tu» mcOd» Plur. : Tuuv dpTOpa)(v) tu( KdTrui(v) toi aTTiu>(v) tüj oder toi oder toih

mc6uj(v).

Ein Anlaß zur Verwechslung lag nicht vor, man hätte denn die antevokalischen und antekonsonantischen Formen unter- einanderwerfen müssen. In der Tat finden wir im Singular nur TOI, im Plural antevokalisch immer xuiv, antekonsonantisch immer TOI, was entweder tui oder toj oder Tüü^, tüuv, Tiüp, tüuX bedeutet.

Anders stand es mit dem Substantivum. Hier waren die enge Anlehnung eines Genitivs an das folgende Wort und daher Sandhiei-scheinungen für -v sicherlich nicht das Ausschließliche. Bald sprach man zwei Wörter enger zusammen, bald weniger eng, wir können das in den Einzelheiten nicht mehr feststellen. Lautgetetzlich sollte man folgendes erwarten:

1. Sing. KaofvriTuj dfprupoc 1 , , . ^, , ^ / allegro und andante Plur. KaciTvrjTUJV dpTupoc J °

2. Sing. KaciTvr|TUJ köttoc allegro und andante

Der kyprische Genitivus Singularis auf -uuv. 357

Plur. KaciTvriTw KotTToc allegro KaciTvriTiuv kcittoc andante

3. Sing. KaciTvriTuu cirfioc (Gen.) allegro und andante Plur. KaciTvriTuu CTrfjoc allegro

KttciTvriTiüv cTTfioc andante

4. Sing. KaciTvr|TUj |uic0öc allegro und andante

KaciTvriTUj oder -tuj oder -tiju|u jliic06c allegro KaciTvrjTuuv juicGöc andante. Bei 1 und 2 war eine Verwechslung ausgeschlossen. Bei

3 dagegen fiel die Allegroform des Plurals mit der Singular- form zusammen. Von hier konnte die Verwechslung ausgehen; KaciTvrjTOJV crrfioc konnte auch als Singular verwandt werden. Sprach man im Plural KaciTvriTuu juicööc als Allegroform, so war auch in der vierten Gruppe Anlaß zur Vermengung gegeben. Nachdem einmal so die Singular- und Pluralformen mit ein- ander vermengt waren, war die Verwechslung, so denke ich mir, auch vor Vokal und Verschlußlaut möglich: vielleicht so, daß die Form auf -v im Plural (besonders als Andanteform) be- vorzugt wurde.

Die Inschriften stellen sich hierzu folgendermaßen: In Edalion Nr. 59 und 60 (134 und 135) hat der Gen. Sing. 17 mal -V, 4 mal hat er es nicht. Wenn Hoff mann 1, 71 meint, das Fehlen des -v aus dem besonders engen Zusammenhang mit dem folgenden Worte erklären zu können, so irrt er wohl. 60, 25 heißt es äpfvpyjj TT6[\eKeFac], zehn Zeilen weiter unten genau in demselben Sinne dpY^ipuuv TT6[\eKeFac]. Ich sehe in der Verschieden- heit nur ein Anzeichen dafür, daß -v die anderen Formen nicht ganz verdrängt hatte. Die Formen auf -v verteilen sich so: 3 vor Vokal, 1 3 vor Verschlußlaut oder F, 1 vor v ; die ohne -v :

4 vor Verschlußlaut. Im Plural steht jedesmal -v : dreimal vor Verschlußlaut, zweimal vor Vokal.

In den anderen Orten Kyperns war der Singularis auf -ujv weit seltener ; er ist 7 oder 9 mal erhalten : vor Vokal 2 mal 42 (117) und Journ. Hell. Stud. 12, S. 330, in Pausa viel- leicht Imal 20 (70); vor Verschlußlaut 5 mal, vor v vielleicht Imal, 21 (71). Dem stehen 68 Genitive Sing, auf -lu (d. h. uu, tu oder uüju usw.) gegenüber, vgl. Hoffmann 1, 233 f., dazu Journ. Hell. Stud. 11, 63, 5 und 66, 9. Sie verteilen sich so: vor Vokalen 13, in Pausa 27, vor Verschlußlauten 22, vor c- 6. Es könnte vielleicht auffällig erscheinen, daß gerade vor c- 6 Fälle mit

Indogermanische Forschungen XX. 24;

358 E. Rodenbusch,

-tu vorliegen, aber es sind das lauter Formen von Inschriften aus Abydos in Ägypten, die einen Gen. Sing, auf -v nicht kennen, sie fallen daher kaum ins Gewicht. Somit besagen die Zahlen weiter nichts, als daß -lu außerhalb Edalions bedeutend überwog. Von Genitiven Plur. ist nur eine einzige Form belegt, und zwar mit -v. Bergedorf. Eduard Hermann.

Die syntaktische EntwickluDg des lateinischen Coignnktiyns Imperfekti.

Brugmann hat K. Tgl. Gramm. 588 mit recht die frühere, noch von Sommer vertretene Ansicht abgelehnt, daß der sog. Konj. Imperf. als Konjunktiv zu dem so-Futurum hinzugebildet worden sei. Er sieht in ihm vielmehr ein dem so-Futuinim nach- gebildetes Präteritum mit optativischer Funktion. Diese Bezeich- nung erscheint insoweit gerechtfertigt, als damit das schließliche Ergebnis einer komplizierter gestalteten Entwicklung gemeint sein soll, die, wie in andern indogermanischen Sprachen, zum unzwei- deutigen Ausdruck eines Optativs der Vergangenheit geführt hat. Im einzelnen ist jedoch die Entwicklung anders verlaufen, als z. B. im Griechischen. Hier konnten sämtliche Präterita, wenn auch teilweise unter besonderer Kennzeichnung durch die Modal- partikel dv, im Sinne eines präteritalen Optativs verwendet werden, ohne dabei die Fähigkeit zu indikativischer Verwendung einzu- büßen. Im Lateinischen dagegen tibernahm ausschließlich die italische Neubildung mit dem Formans -se- und späterhin der hiemach weitergebildete Konj. Plusquamperf. die Funktion eines optativischen Präteritums*), um zugleich, anders als im Griechi- schen, darin vollständig aufzugehen.

Es fragt sich nun, wie die so gebildete Verbalform zu dieser ihr dauernd verbliebenen Funktion gelangen konnte*). Eine präteritale Neubildung zu dem «o-Futunim, die als solche

1) Fälle wie labebar longiut, nisi me retinuissea sind anderer Art ; wegen der Formen auf -ürtts eram usw. s. u.

2) Die spätere, aus der alten sich herausbildende und neben ihr hergehende Verwendung im Sinne eines präsentischen Irrealis kann hier beiseite gelassen werden.

Die syntaktische Entwicklung des latein. Konjunktivus Imperfekti. 359

zunächst entsprechende Bedeutungselemente enthalten mußte, lag nur dann nahe, wenn dieses Futurum zugleich modale Be- deutung hatte. Von rein temporaler Grundlage aus hätte ja die iN'eubildung nichts anders besagen können, als daß ein Ereignis der Vergangenheit von einem andern Standpunkt der Vergangen- heit aus als zukünftig erschiene; die relative Zeitstufe aber wurde vielfach gar nicht, in andern Fällen nur durch Bildungen dargestellt, die erst sekundär zu dieser Funktion gekommen waren (Brugmann a. a. 0. 570). Es ist also auch in diesem Falle nicht anzunehmen, daß eine Neubildung zum Zwecke relativer Zeitgebung ins Leben gerufen worden ist. Wohl aber hatten die Formen, die zusammen die lateinischen Futursysteme bilden, entsprechend ihrer, wenn nicht durchgehends, so doch über- wiegend konjunktivischen Herkunft, neben dem temporalen einen bald stärker, bald schwächer hervortretenden modalen Sinn. Diese Modalität konnte je nach der Verschiedenheit der Situation ver- schiedene Nuancen annehmen ; sie konnte die Handlung als eine gewollte, gesollte oder auf Grund der Umstände erwartete bezeich- nen. Deutlich ausgeprägt ist der letztgenannte Typus (Prospektivus) z. B. Plaut. Merc. 140 : Ät tu edepol calidam picem hihito: aegritudo abscesserit] ibid. 399 : Horunc illa nihilum quicquam facere poterit; Pseud. 965 : Set eccum qui ex incerto faciet mihi quod quaero certius ; Trin. 605 : Non credihile dices ('das wirst du nicht als glaubhaft erweisen'); Capt. 609: He.: Quid, si adeam hunc insanum? Ty.: Nugas : ludificabitur, garriet . . . He. : Nihili facio, tarnen adiho. Es wird dabei, wie namentlich das letzte Beispiel zeigt, nicht so sehr auf eine künftige Wirklichkeit hingewiesen, als auf das, was zu- treffenden Falls zu erwarten steht. Auch dicet aliquis zur Ein- führung eines Einwurfs, sowie das häufige Futurum in Ciceros Orator bei der Schilderung des zu erwartenden Ideals gehören hierher.

Dieses modale Verhältnis gestattete Übertragung auf die Vergangenheit ('es war zu erwarten'). Hieraus entwickelte sich, zunächst vielleicht nur in Hauptsätzen, die irreale Bedeutung. Wenn ich von etwas sage, daß es in der Vergangenheit zu er- warten war, so verbindet sich damit leicht die Vorstellung, daß Erwartung und Wirklichkeit in Gegensatz stehen, namentlich wenn dabei eine Bedingung vorschwebt oder ausgesprochen ist. Es ist daher leicht verständlich, wenn sich derselbe Vorgang später bei den zusammengesetzten Formen auf -ürus eram usw.

2<fc*

360 E. Rodenbusch, Die syntaktische Entwickl. d. lat. Konj. Imperf.

(-ürum fuisse) wiederholte ^). Doch behielten die periphrastischen Formen des Verbum finitum in nicht kondizionalen Satzgefügen die Bedeutung des in der Vergangenheit zu erwartenden Ereig- nisses schlechthin, d. h. ohne Hervorhebung der Irrealität; im Konj. Imperf. dagegen trat die Bedeutung der Erwartung hinter der der Irrealität zurück.

Somit ist also bei der Entwicklung des lateinischen Irrealis ein futurisches oder genauer ein die Erwartung ausdrückendes modales Element beteiligt*), und aus dieser Entstehung erklärt sich die Beschränkung der irrealen Bedeutung auf den sog. Konj. Imperf. und die periphrastischen Formen. Der Konj. Imperf. war also nicht nach Analogie des griechischen Vorgangs ein mit allen Bedeutungen in die Vergangenheit versetzter Optativ, sondern ursprünglich ein präteritaler Modus der Erwartung, der sich zum Irrealis entwickelte. Diese seine ursprüngliche Be- schränkung auf den Ausdruck der Irrealität tritt noch in dem Gegensatz von nescio quid faceret (modus irrealis) und nescio quid fecerif (modus obliquus) zutage. Hätte er von Anfang an eine weitere Bedeutung gehabt, so ließe sich nicht verstehen, weshalb zu einer Zeit, wo es eine consecutio temporum im spätem Sinne noch nicht gab, im letztem Falle sich nicht fac$r$t einbürgerte, zumal fecerif wohl eret später zur Vergangenheits- bedeutung gelangte (Brugmann a. a. 0. 586). Die uneingeschränkte optativische Bedeutung') hat er erst dadurch bekommen, daß

1) Bei den an sich schon eine Erwartung enthaltenden Begriffen des Könnens und Sollens reichten hierzu die unumschriebenen indikativischen Formen der Präterita aus. Genaueres s. Blase Geschichte des Irrealis 75 ff.

2) Hiernach versteht es sich auch, wie eine Formation, die zwar kein Konjunktiv war, aber doch von einem Konjunktiv abslammte und konjunktivische Bedeutungselemente enthielt, zu optalivischer Funktion gelangen konnte. Von den beiden von Brugmann a. a. 0. S. 588, Anm. gegen die ältere Ansicht angeführten Gründen kommt also wesentlich nur der zweite in Betracht.

3) Wenn Delbrück Vgl. Synt. 2, 403 sagt, daß der Konj. Imperf. nur den Teil des Optativs umfasse, durch den ausgedrückt wird, daß der Satzgedanke der Sphäre der Wirklichkeit entrückt ist, so liegt darin keine Beschränkung des modalen Gebrauchsumfangs. Es hat vielmehr für den Konj. des Präsens und Imperfekts nur eine Teilung zwischen Gegenwart und Vergangenheit stattgefunden. Der Gegensatz zur Wirklichkeit aber kommt mit der Versetzung in die Vergangenheit von selbst schärfer zum Aus- druck. Innerhalb der Sphäre der Vergangenheit hat dann der Konj. Imperf. denselben Gebrauchsumfang, wie der sich nunmehr auf die Gegenwart und die Potenzialität im engern Sinne beschränkende Konj. Präs.

E. Strömberg, Die Entstehung von -öz- in der germ. Komparation. 361

er zu dem Subjunktiv, d. h. dem vereinigten Konjunktiv und Optativ des Präsens, in parallele Beziehung gesetzt wurde zu einer Zeit, wo dieser, wie vielfach im altern Latein, noch irreale Bedeutung hatte ^). Damit wurden dann dem Konj. Imperf. auch die andern Yerwendungsweisen des Subjunktivs zugeführt; z. B., wie schon das dem Prospektiv und seinen Abkömmlingen fremde ne beweist, in Wunschsätzen, während sich mit dem Deliberativ der Yer- gangenheit, einer Abart des Prospektivus-Irrealis, non verband- Duisburg-Meiderich. E. Rodenbusch.

Die Entstehung von -öz- in der germ. Komparation.

Neuerdings hat van Holten einen Versuch gemacht (IF. 16, 63 ff.), seine früher ausgesprochene Meinung (PBrB. 17, 550) auf festeren Boden zu stellen.

In Anerkennung der Berechtigung des von Brugmann er- hobenen Einwandes, daß der Nachweis des Momentes, das den eben geschaffenen Parallelismus -iöz- zu -^(-), -io- neben -öz- zu -0- vernichtete, geliefert werden müsse, ist es van Holten namentlich darum zu tun, das Schwinden von -iöz- zu erklären.

Auf seiner früheren Ansicht beharrend, daß in den reinen o-Stämmen zunächst eine Ausgleichung zugunsten der i-losen Endung eingetreten sei, führt van Helfen folgendes aus : "Also zu besagten Positiven [o-Stämmen] Komparative mit den Suffix- elementen -öz- und -iz-^ die in der Folge durch Ausgleichung zu Normaltypen werden konnten und so auch für die Bildung von zu anderen Positivstämmen stehenden Komparativen ver- wandt wurden, ein Vorgang, dem als Parallele die Entwicklung zur Seite stände der westgerm. adverbialen Positive, deren eigent- lich nur den o-Stämmen zukommende Endung bezw. -e (bereits vor der Umlautswirkung) durch Verallgemeinerung auch für die 10-, 20-, i- und w-Stämme in Schwang gekommen war (vgl. ahd. samfto^ fasto ; as. darno ; ags. Sade^ softe usw.)".

Ich möchte mich nun dagegen verwahren, daß van Holten so ohne weiteres eine Ausgleichung in den reinen o-Stämmen zugunsten der -a-losen Endung annimmt. Warum sollte eben -öz- zum Normaltypus werden und nicht vielmehr -iöz-^ da ja doch

1) In Nebensätzen auch im klassischen Latein, z. B. nach quasi.

362 E. Strömberg, Die Entstehung von -öz- in der germ. Komparation.

die reinen o-Stämme, wo jede Ungewißheit hinsichtlich der Zu- gehörigkeit des -i- zum Komparativsuffix ausgeschlossen war, weitaus zahlreicher waren? Von diesem Gesichtspunkte aus ist es durchaus verfehlt, die Ausgleichung in den Positivadverbien als Parallele heranzuziehen, weil diese durch die überwiegende Zahl der o-Stämme zur Genüge bedingt war.

Hiermit glaube ich nachgewiesen zu haben, daß van Helten den Schwund von -töz- in den jo-Stämmen nicht genügend be- gründet hat, worauf es doch in erster Linie ankam.

Bei der Erklärung von -öz- gehe ich wie Streitberg und van Helten vom vorgerm. abstufenden Paradigma der adjektivi- schen -to-Stämme aus. Nachdem die Dehnstufe -iös- in alle Kasus eingedrungen war, wurde das -i- allmählich mit dem zum Stamme gehörigen -i- des Positivs identifiziert und der Steigerungsbegriff knüpfte sich in diesen Wörtern ausschließlich an -öz- an. Von nun an haben wir es tatsächlich mit einem neuen Suffix -ö5J- zu tun. Gegen van Heltens Annahme, daß nun -öz- überall in den reinen o-Stämmen für -töz- substituiert wurde, habe ich den Umstand hen^orgehoben, daß die reinen o-Stämme, wo keine Verwechslung des -i- möglich war, bei weitem in der Mehrzahl waren. Die eigentliche Triebfeder der Ausgleichungstendenz wird wohl in dem Umstand zu suchen sein, worauf Ehrismann (Ltbl. f. germ. u. rom. Phil. 14, 234) hingewiesen hat, daß eine Form wie *frödiöza zu dem Positiv Dat got frödamma usw. im Ver- gleich mit *alßjOza zu Dat got (dpjamma usw. als sprachwidrig aufgefallen sein mag, was die Bildung der Form frödöza be- günstigte. Soweit wäre die Sache, was die reinen o-Stärame be- trifft, erledigt. Hier muß nun der obengenannte Einwand von Brugmann zur Sprache kommen, d. h. die Frage, was wohl den einstigen Parallelismus *niujöza : niujamma == frödöza : frödamma hinfällig gemacht habe, und warum die -jo-Stämme seit urgerm. Zeit ihren Komparativ lediglich mit -iz- bilden. Mir scheint die Sache so zu liegen. Erstens waren, wie schon bemerkt, die reinen o-Stämme, wo das -j- im Komparativsuffixe in oben aus- geführter Weise durchgehends in Wegfall kam, in weitaus über- wiegender Zahl vorhanden. Ferner muß in Betracht kommen, daß zu jener Zeit die Komparativsuffixe wohl immer noch in der Regel an die Wurzel antraten; wenn nun -öz- als Träger des Steigerungsbegriffes empfunden wurde, mußte es auch den Wurzeln der -lo-Stämme angehängt werden. Weiterhin wird man

K. Brugmann, Griechisch Qic, ?c, boc. 363

wohl annehmen dürfen, daß eine Zeitlang jedes Adjektivum will- kürlich mit -öz- oder -iz- gesteigert werden konnte und daß sich allmählich ein Gefühl geltend machte, als ob -öz- von Rechts- wegen bloß den reinen o-Stämmen zukäme. Wenn man dem Zeugnis des Gotischen trauen darf, ist ja die Steigerung mit -öz- von altersher nur in den reinen o-Stämmen zu Hause. Daß dabei das Suffix -iz- den -jo-Stämmen zuteil wurde, kann nicht Wunder nehmen. Zwar läßt sich hiergegen einwenden, daß im außergot. auch -/o-Stämme mit -öz- gesteigert wurden, wie das vereinzelte ahd. tiuröro für tiuriro und anord. dyrari für dyrri zeigen, und daß sogar im got. o-Stämme mit -iz- gesteigert wurden. Dies läßt sich aber alles als jüngeres Ausgleichungsprodukt glatt erklären.

Zum Schluß möchte ich bemerken, daß ich weit davon entfernt bin, zu leugnen, daß eine Analogiebildung auf Seiten der Adverbia, wie sie sich Brugmann gedacht hat, zur YeraU- gemeinerung von -öz- in den Adverbien habe beitragen können.

Göteborg. Edvard Strömberg.

Griechisch Gec, ec, boc.

Diese Imperative sind sprachgeschichtlich schwierig. Sie erscheinen seit Homer, bei dem 0ec als Simplex und in liri-Gec iTapd-0ec, €c nur in eqp-ec Huv-ec Trp6-ec, ööc nur als Simplex belegt ist. Hinzu kam nachhomerisch qppec, in ^K-qppec Aristoph. Yesp. 162, eine Neubildung im Anschluß an ec (vgl. Yerf. Fleckeisens Jahrbb. 1880 S. 217 ff., IR 12, 153 f., Prellwitz Et. Wtb.2 495). Über den Ursprung dieser Formationen habe ich mich Griech. Gramm. ^ 332 so geäußert: "Entweder waren sie Umbildungen von *0ric (ai. dhds\ *ric, *ÖUJC (ai. das) nach 0€tuj 06X6 usw. "(Yerf. MU. 3, 3, G. Meyer Gr.^ S. 647), oder Gk, k waren Konjunktive wie ai. -dh-a-t da-dh-a-t, die in das Imperativ- system hineingezogen worden sind und, mit 0eTe usw. verbunden, den Anlaß dazu gegeben haben, zu boxe usw. die Form ööc zu schaffen (Verf. Grundriß 2, 12961)".

Jener Yoraussetzung, die Formen hätten erst nach dem Muster von 0eTaj 0eTe usw. Yokalkürze bekommen, ist die Tat- sache wenig günstig, daß in andern Formen der 2. Sg. Imper. unter analogen Yerhältnissen solche Kürzung nicht stattgefunden hat. So erfuhren nicht die entsprechende Yokalausgleichung

364 K. Brugmann,

z. B. icTTi, Kpi^VTi, cTopvö, IH-Ei neben icxaTuu 'icraTe usw. Auch sollte man denken, daß *0r|c, *f)c, *öujc neben den medialen 6eo GoO, ^0 ou (eH-eo dqp-oö), öoO (dTTÖ-öou Trpo-6ou) an tiQy]c hiQr]C (dxiGeic), ir|c, bibvjc ibibvjc (eöiöouc) neben den medialen *Ti9€ai (xiGecai), e(p-iri (-iei), *öiöoai (biöocai) eine Stütze gehabt hätten. Mißlich ist aber anderseits auch, anzunehmen, 0ec, ec seien themavokalische Bildungen gewesen von dem Schlage der Formen g(ec ^7Ti-g(€c, dvi-cirec^), teils wegen der Differenz der 3. Plur. OevTUJV : cxovtujv, die deutlich besagt, daß das e von Öec Wurzel- vokal (vgl. l-0e-)Liev usw.) war, teils wegen öoc, das erst nach dem Verhältnis von öec zu Gere usw. zu ööt€ hinzugebildet sein müßte, von dem aber nicht nachzuweisen ist, daß es jünger war als Gec, 4'c, und das seinerseits vielmehr nur bestätigt, daß das e von G€C, ^c nicht der thematische Vokal gewesen ist. Kein Gewicht ist bei der Frage, ob unsere Imperativformen Injunktive waren, darauf zu legen, daß die aoristischen Injunktiv- formen in uridg. Zeit nur erst im Verbot mit *me (|nn) im Ge- brauch gewesen zu sein scheinen, z. B. *mS dhes = ai. dhäs •setze nicht' (Delbrück Grundriß 4, 355 ff. 362 ff.), während Gec dem positiven Geheiß angehört. Denn in dieser Beziehung wäre Bic gedeckt durch die sicher injunktivischen Formen G^te, böte und Geo, öou, irpoc-Xaßoö usw., sowie auch durch cxec, ^vi-CTtec, die doch wohl ebenfalls dem Injunktiv zuzusprechen sind (vgl. unten).

Es fragt sich weiter, ob Gk eine Konjunktivbildung wie ai. prdti-dhaf^ dadho-t u. dgl. gewesen sein kann. Wahrscheinlich ist auch das nicht Erstlich müßte man auch hier wiederum eine Umdeutung der Form auf griechischem Boden annehmen wegen G^vtuuv, und ööc müßte auch hier wieder eine nach Voll- zug dieser Umdeutung aufgekommene Neubildung gewesen sein. Zweitens aber waren diese kurzvokalischen arischen Konjunktive wahrecheinlich speziell arische Schöpfungen und jung (Bartholomae Grundriß der iran. Phil. 1, 57, Verf. K. vgl. Gramm. 554), und sonstige Spuren von dieser Art Konjunktivbildung bei Wurzeln wie dhe- fehlen im Griechischen.

So hat man sich nach anderen Erklärungsmöglichkeiten umzusehen.

Den Imperativsystemen der indogerm. Sprachen haben sich zum Teil Infinitivformen angegliedert, da der Infinitiv seit ur-

1) Hesychs KdBe in\h6c ist, falls die Glosse unverderbt und die Form auf KaOi^vai zu beziehen ist (Curtius Verb. 2', 49), zu KdGec hinzu- gebildet worden auf Grund von ^iri-gc€c: ^irl-cx«, ^vi-cn€c: ^vi-cire.

Griechisch e^c, ?c, boc. 365

indogerm. Zeit auch konjunktivisch-imperativisch gebraucht worden ist (Delbrück Grundriß 4, 453 ff., Verf. K. vgl. Gramm. 604 f.). Eine adhortative Infinitivform hat das Aoristsystem des Griechischen sehr wahrscheinlich in der als Medium fungierenden 2. Sing. beiHai, einer Form wie av. raose *zu wachsen' (zu raobaHi = ai. rödha-ti\ das Imperativisch in Parallele mit einer 2. Sg. Opt. gebraucht ist Y. 10, 4 haoma raose gara paiti uta fräbaesa vis- paQa 'o Haoma, wachse (wachsen mögest du) auf dem Berg und mögest du allerwärts gedeihen' (Griech. Gramm. ^ 345). Auch hat man, was aber weniger sicher ist, die aktive 2. Sg. öeTEov, €iTrov für eine nominale Formation erklärt; öeiSov könnte, als endungsloser Lokativ, mit der ai. Infinitivbildung auf -sani, wie nesdni, näher verwandt sein.

Es fragt sich hiernach, ob nicht Oec usw. Imperativisch verwendete Infinitivgebilde gewesen sind.

Zunächst ließen sich 9ec und 56c anschließen an die lat. con-dere ab-dere credere = *-dhdsi und dare = *ddsi. Ein s-Stamm "^dhes- ^dhds- 'Setzung, Satzung', speziell auch 'heilige Satzung, religiöse Handlung', ist als altererbt anzusehen: *dhes- in arm. dilc (Gen. di^) 'Götter' aus *dhes-es^ lat. feriae festus^ osk. fiisnu 'templum', außerdem "^dlws- noch in ai. dhisnya-s^ Beiwort der Götter, lat. fänum aus ^fas-no-m (s. Walde Et. Wtb. 2061 und die dort zitierte Literatur). Die starke Stammform "^dös- *Gabe' in av. däh- N. 'Gabe' (Nom. Akk. dä\ dähista- 'der am meisten gibt', ai. däs-vant- 'gabenreich', su-däs-, Gen. su-däsas, 'reichlich gebend', wozu lit. düsnis 'Gabe' dosnas dosnüs 'freigebig'. Es sind dies substantivische s-N^omina von derselben Art wie die zu langvokalischen \Yurzeln gehörigen abstufungslosen Substantiva wie ai. bhäs- N. 'Licht', av. yäh- N. 'Krise, Entscheidung', lat. /os, wozu Inf. /an, u. a. (Grundr. 2, 1^ S. 5361). Dürfte man nun 0€C, öoc als Fortsetzung der uridg. Lok. Sg. ^dhasi^ ^ddsi betrachten, so ergäbe sich eine plausible Erklärung für sie. Aber nach dem, was wir von urgriechischen satzphonetischen Veränderungen wissen, ist dieser Ursprung der beiden Formen auszuschließen. Gegen endungslosen Lokativ (*dhds^ *d9s) aber spricht die schwache Stammform. Auch an den Akk. Sg. N. ist aus formalen Gründen nicht zu denken. So scheint dieser Weg nicht gangbar.

Daneben kommt nun noch eine andere Klasse von Infinitiv- formen für 0ec, ^c, öoc in Betracht, und dieser diese Formen anzureihen scheint mir unbedenklich.

366 K. Brugmann, Griechisch Gec, ^c. boc.

IF. 18, 68 ff. und Grundr. 2, 12 S. 63 ff. habe ich unter Zustimmung von Wackernagel Altind. Gramm. 2, 1, 320 f. den ersten Bestandteil der verbalen Rektionskomposita mit regierendem Anfangsglied wie griech. lepipi-iußpOToc 'Menschen ergötzend'^ eXKeci-TreiTXoc *Gewand schleppend', ^puc-dpMaT€c 'Wagen zieliende', ai. däti-vära-s 'Schätze gebend', rity-äp- 'Wasser strömen lassend* für alte Imperative auf -ti, genauer für Imperativisch gebrauchte Infinitive auf -ti erklärt, die zu den Yerbalabstrakta auf -Ni- eder zu denen auf -^ (oder zu beiden zugleich) gehören. Wie sich diese Infinitivbildung außerhalb der Komposition im Aw. in frähati-ca 'und zu fördern' (vgl, frädat-gaiQa- 'die Lebewesen fördernd') erhalten hat (IF. 18, 72, Bartholoraae Altiran. Wtb. 1013), so im Griechischen, wie ich annehme, in unscrn Bec, ^c, ööc, die demnach ihrer Stammbildung nach zu 6kic, kic (cuv-ecic, dqp-€ac, ?£-ecic, Trpö-ecic)^), ööcic gehören. Sie sind die vor vokalischem Anlaut des folgenden Wortes aufgekommenen Formen, entsprechen also den Anfangsgliedem in ^puc-dp|LiaT€C, Kiric-avöpoc usw.

Daß von Doppelformen, die durch den Wechsel zwischen konsonantischem und sonantischem Anlaut nachfolgender Wörter ins Leben getreten sind, die eine verallgemeinert wird und die andere darüber ausstirbt, kommt auch sonst oft genug vor. Da es sich hier um den ursprünglichen Auslaut -ti und um Verall- gemeinerung der antesonantischen Gestaltung handelt, vergleichen sich am nächsten irpöc = TTpori und ttöc = ttoti: Ttpöc wurde im Att. Ion. und im I^sb., ttöc im Arkad. Kypr. auch antekonso- nantisch durchgeführt (s. hierüber jetzt Günther IF. 20, 24 ff., 37 ff., dem ich in allem Wesentlichen beistimme). Wie man dazu kam, 6k usw., nicht *eki usw., zu verallgemeinern, liegt auf der Hand. Qic, Ic, ööc mußten bei ihrem Gebrauch als 2. Sing, den Sprechendon wie Formen von der Art des cxk, überhaupt wie Formen mit der Personalendung -c erscheinen, während *8^g, *ki, *66a, wenn man von dem nicht adhortativen icci absieht^ solchen Anschluß nicht hatten.

Jetzt drängt sich aber auch noch die Frage auf, ob nicht in cxk, -C7T6C zweierlei zusammengefallen ist, nämlich die alte Injunktivbildung auf uridg. -es (vgl. Hesych dfrec" dre, cpepe

1) Das Simplex ?ac hat Plato (Krat. 411D. ^20 A) aus den Kom- posita abstrahiert, etwa so, wie wenn man heute nach der anstieg, auf- stieg, abstieg ein der stieg, nach die annähme, abnähme, zunähme ein die nähme bilden wollte.

H. Petersson, Etymologische Beiträge. 367

u. a., Griech. Gramm.^ 332) und ebensolche Imperativische In- finitive wie Oec. Die Form cxec gehörte dann zugleich zu cxecic, so wie das erste Glied in dpKeci-Tuioc, 'ApKeci-Xöoc zu dfpKecic gehört, und man verstünde um so leichter, wie die injunktivischen Formen im Griechischen auch im Aorist dazu gekommen sind, bei positiver Aufforderung verwendet zu werden. Ich begnüge mich damit, auf diese Möglichkeit hingewiesen zu haben. Leipzig. K. Brugmann.

Etymologische Beiträge.

1. Ahd. thwesben.

Dieses Wort, für welches meines Wissens noch keine be- friedigende Etymologie gefunden ist, leite ich von einer idg. Wz. Huesqu- : Huosqv- her. Zu dieser Wurzel gehören u. a. lat. tesqua, -orum 'unfruchtbare Steppen, Einöden', lit. tüszczas 'leer', abg. tbstb 'leer', ai. tucchas, tucchyas 'leer, nichtig'.

Thwesben ist durch ^thwasbjan aus urgerm. ^ßmsbionon ent- standen und dies aus idg. Huosquj. durch Übergang von idg. qt* zu germ. fresp. b. Hier b durch die Wirkung des Vernerschen Gesetzes.

Auch die Bedeutung spricht für diese Anknüpfung. Schade (Altd. Wb.) übersetzt thwesben mit 'auslöschen' (vielleicht weil es Otfr. I, 17, 52 mit irlesgen parallel steht: er uuolta nan ir- ihweshen ioh uns thia fruma irlesgen\ außerdem auch mit 'ver- tilgen, verderben', Bedeutungen, die sich sehr wohl mit der Be- deutung der Wz. *tuesq¥- 'leer sein' oder dgl. vereinen lassen. Yon sprachgeschichtlichem Gesichtspunkte aus wäre 'veröden' eine treffende Übersetzung.

2. Ahd. zerben. In seinem Et. Wb. der ai. Sprache wirft Uhlenbeck unter dfbhati 'flicht' die Frage auf, ob nicht ahd. zerben (*zarbjan) 'drehen' zu diesem ai. Verbum zu stellen sei. Dieser Vermutung kann man, scheint mir, nur zustimmen. Daß Uhlenbeck nicht mit größerer Bestimmtheit diese Etymologie vorgetragen hat, dazu haben ihn vielleicht nur die auf den ersten Blick ziemlich verschiedenen Bedeutungen der beiden Wörter bewogen. Daß sie jedoch vereinbar sind, läßt sich beweisen. Das deutsche Wort Wand gehört, wie Meringer (Etym. zum gefl. H.) gezeigt hat, zu den Verben winden und tuenden. Wie aisl. veggr^ got.

368 H. Petersson, Etymologische Beiträge.

waddjus (aus idg. *uoi- : *uei- 'flechten') bedeutet es eigentlich 'Hürde, geflochtene Wand', setzt also die Bedeutung 'flechten* für idg. *uendh- voraus.

3. D. Stimme.

Wie got stibna zeigt, geht Stimme auf eine urgerm. Form *stimnö zurück, welche ich aus idg. *stimdnä ableite. Es scheint mir, daß *stimdnä mit wo-Suffix aus dem Element *stim- gebildet ist, das dem ai. Part stimitas^ schwerfällig, träge, still' zugrunde liegt. Ich nehme an, daß die idg. Wz. *stim- 'zum Stocken bringen, zusammendrängen' oder dgl. bedeutet habe. Falls dies richtig ist, ist Urv^erwandtschaft mit lat. sto, d. stehen usw. kaum abzulehnen. Für *stim9nä erschließe ich die Bedeutung 'zusammengedrängter Haufen, Schar (von Menschen oder Tieren), die mit Lärm zusammenströmt', dann 'Lärm, Geschrei' überhaupt, 'lautes Rufen' usw. Dieses scheint in der Tat die älteste Bedeutung von Stimme gewesen zu sein, wenigstens dem Angelsächsischen nach zu urteilen, wo stemn, stefn 'Lärm, Geschrei' bedeutet.

Zum Bedeutungsübergang vgl. das schwedische Substantiv sffm, welches 1. 'Schar, Menge' (von Fischen im Wasser), 2. 'Lärm* bedeutet; hierher ein deuom. Verbum stimma 1. 'scharenweise schwimmen (von Fischen), wimmeln' z. B. von Menschenhaufen, 2. 'lärmen'. Sch\y. stim ist mit aisl. stim 'Anstrengung, Ringen', mhd. stim^ steim 'Gewühl, Getümmel' identisch und ist wie ai. stimcis 'träge' aus Wz. *steiä 'verdichten' gebildet Die Bedeu- tung dieser Wurzel geht also auf demselben Wege, den ich für *stim- zu *stim9nä angenommen habe, von 'verdichten* zu 'lär- men'. Die Bedeutung 'sprechen' geht oft aus der von 'lärmen* hervor, z. B. aksl. govorb 'Lärm', govoriti 'lärmen* : russ. govorh •Rede' govorüh 'sprechen*; ahd. sprehhan 'sprechen' : aisl. spraka •prasseln, knattern*, Ut sprageti 'prasvseln*.

4. D. kehren.

Dieses Wort leitet Kluge durch westgerm. *karrjan auf germ. *karzjan zurück. Die Wurzel *kars- glaubt er auch in Karst zu finden, er ist aber nicht imstande, sie weiter zu verfolgen.

Ich stelle sie zu griech. Tepf)ov n. 'geflochtener Schild, Flecht- werk' aus idg. ^gerS' 'flechten', daneben tapcava aus idg. *g]^s-. Zur Bedeutung vgl. was ich oben unter 2. zerben von 'flech- ten' : 'drehen' oder 'wenden' vorgeführt habe.

Lund. Herbert Petersson.

Sachregister.

Ablaut 189, 196, 316, 318, 331, 332 ff., Entwicklung der Form bho- legos 332 ff., Nichtsch winden eines nachtonigen Vokals 340, Reduktion der nachtonigen Silben 337, Serbi- sche Parallelen zur Vokalreduktion 337, Vokalschwund und Dehnung 339, Vriddhi, Ausgangspunkt 339, Nullstufe nach dem Hauptton 34^5, betonte RS. 342, gr. edvaroc : evrjxöc 344, Schwundstufe im s- Aorist 263.

Adjektiva mit Suffix -ro-^ Be- deutung 183.

Adverbia der Zeit 211 ff., ad- verbiales -t im mhd. 216, 218; prä- positionale substantivische A. 208, Instr. Plur. in Adverbien 198; von ^vvf||LAap 226.

Akzent, Intonationswechsel 339, Intonation im Germ. 253, schleifender Ton im Wortinnern selten 248, Schwund des Nasals nach langem Vokal ohne Entwicklung von Schleif- ton 241, Schleifton des germ. e* 230 ff., schleifende Betonung im Deutschen neu entwickelt 233, d. t und ü erhalten schleifende Betonung 236, Instr. ö war im Germ, stoßend betont 235, Betonung der germ. Dia- lekte 268. S. a. Ablaut.

Analogiebildung, Raupten nach Füssen 165, zu köpfen 167, 170, russ. v- golovachü nach v no- gachülQSj lii.galvü kojü^ gr.'0\u|Li- TTiaZIe nach 'A9rivaZ;e, aisl. til hofda 171; 227; nehten nach morgen 215.

Bedeutungsentwicklung: recken zu schnell 329; von Steiss

Indogermanische Forschungen XX.

329: Höhle zu Bauch 330, Hinter- teil zu Scham 351, Vagina zu Weib 352; Euphemismus 329.

Chronologie der Lautgesetze im Lat. 350.

Dissimilationsgesetz des Germ. 311.

Dual s. Numeri.

Eheverlöbnis 199.

EigennamenfürLautgeschichte nicht verläßlich 249.

Flexion von ags. nosu, duru 189, kurzsilbige fem. kons. Stämme im ae. 191, w-Deklination von fride 208 f., got. nahtam 208 f.

Haplologie 53. 25. 224. 228. 309.

Infinitivformenfür Imperativ- system 364.

Kasus, Instr. Sg. auf -mi im Germ. 163 ff. gr. Lok. auf -oi 169, gr. -nci 169 f.; Kypr. Gen. Sg. auf -uüv 354. Nom. Akk. Plur. der «-St. im Ags. 177, ht. mefgos, mergäs 177, Akk. im Germ, durch den Nom. er- setzt 178. Nom. DuaHs, Bildung 193, gr. Tr6b€ 193.

Kasussyntax Genitiv des Be- reiches 68, Dat. statt Gen. im Arkad. Kypr. und Pamphyl. bei Präpos. 72 ff., Akk . im Griech. , wo wir 'wo' fragen 84.

Komparativ, germ. auf -tf2?361.

Komposita, Bahuvrihi- 344, Schwund des Verschlußlautes am Ende des Vordergliedes der griech. Komposita 224, der Typus T€pi|ii,u- ßpoToc 366.

Konjunktiv Imperfekti, lat., syntaktische Entwicklung 358.

25

370

Sachregister.

Komsonantismus s-mobile 196, Wechsel von tu- und t- im Idg. 349; Wechsel von sTc- und k- im

Idg. 353. dn- im Ind. 350.

Arm. y aus t 222. gr. t aus qy. 14; böot. TTl2f., Schwund des V im Kyprischen 355. Idg. tji- zu lat. p 349, zu t 349; idg. im Lat. 354; Dissi- milation von l-l im Lat. 331. lat. d zu l 331. Germ. -II- aus -In- 325, -tk- zu -kk- 348, Dissimilation der Konsonanten im Germ. 261, Schwund des z im Ahd. 255, germ. pw zu engl, hw 332, urengl. h hat sein dunkles Timbre aufgegeben 269, grammatischer Wechsel 320.

Lehnwörter des Germ, aus dem Vulgärlatein und Rom. 258, ndl. aus dem Lat. gr. 328, ital. aus Germ. 330. Metathesis im Griech. 24. Numeri. syntaktischerGebrauch der Numeri, Singular, kollektiver 204, Dvandvadual 204, elliptischer Dual 205. Dual 167, 193, werden zu Singularen 192, 193, zu Pluralen umgedeutet 188. Plural, Gebrauch des 164 f. 187 f., zur Bezeichnung der Masse 173, von Milch 173. Plural und Sing, im Germ, formell zu- sammengefallen 180 f., von (üu 18if., von Bier 186, von Abstrakten 197, von Festen 199, von Tod 200, Ver- wandtschaftsnamen im Plural 202, genereller Plural der Konkreta 205. Plural einzelner Nominalbegriffe 206, Plural statt Singular 210. aisl. Plural- formen mit sing. Geltung 207, Instr. Plur. in Adverbien 198. Plural 8. Numeri. Präfix, 8U' im Germ. 321. Präposition, griechische, in den Dialekt inschriften Iff.

Gestalt der Präpositionen, ^v,

eVC 3fr., iv, IC 10, {CT€, ?VT€ 11, il 14ff.. ÖXPl, M^XP» 18 f., ?V€Ka, fc'V€K6V,

?veK€ 19, Trebd und uerd 21. 50, TTpöc usw. 24 fT. Das beweghche Schluß-c 31, bid 32, diru 33, Oiru

34, uTtd 34. KttTÜ 35. utr^p 35. öv, öv 35. biai, Karai. irapai 36. du 37, dir 37. irapd 37, irdp 38ff.. dv 42fT.. KttTd, KÖT 46 ff.. Tr€pi, TT^p 50 f.

Gebrauch der Präpositionen : d|uia 66; d^<pi66; dv, dvd 67 f.; dviüOev 69; dvibrepov 69; dirdviu 69: öveu 69; äv€uc c. Akk. 69; dvri 70. dvri 'während' 71 : Ivavxx 72 ; dvavTiov 72; diTÖ 72ff. : dxpi, lu^XP^ 79; ^cre 79 f.; |uI€Tt', indcra 80; ^'u)C 80; bid 80ff. mit Akk. 81, mit Gen. 82; dv, dvc 84 ff., mit Akk. 85 ff. örthch 85, zeitlich 89, modal 90; mit Dat. ört- lich 91. zeitlich 92, abstrakter 94; mit Gen. 94 ff.; Icuü 96; dvxöc 96: Jvboc 96; ?vboi 96; ^'veKa 96 f.; il 97 ff. mit ablativischem Genitiv 98. örtlich 98 ff., zeitlich 101. modal 102, mit echtem Genitiv 103; irapdE 104; i-nil 104; ^ktöc 104; «u) 104; llox 105: Hoc 105; dxeöc 105; «xeiw 105; ini 105 ff., mit Akk. 106 ff., örtlich 106 ff., zeitlich 109 f.. modal 109; mit Dativ 111 ff. mit echtem Dativ 111. mit lokalem Dativ 113 ff., mit instrumentalem Dativ 115 f., mit dem Genitiv 116, örtlich 118, zeitlich 119, mit ablativischem Genitiv 119; Kard mit Akk. 120, mit Gen. 124, mit Abi. 125, Kdtiu 126; M€Td. irebd 126, mit Akk. 127, mit Dativ 128, mit Genitiv 128 f.; ncraEu 130; ömce€, öiricu) 130; irdp. irupd mit Akk. 131, örtlich 131, zeitlich 134, modal 134, mit dem Dativ 135. mit dem Genitiv 135; irepi mit Akk. 137, mit Dat.-Lok. 138, mit Gen. 138 ff.; irXdv, irXriv 140; trpöc usw. mit Akk. 141. mit Dat.-Lok. 146. mit Genitiv 147; lipo mit Gen.-Abl. 148, mit Lok. 149: OiriTpö 150; irp6ce£(v) 150; {lüiTTpocec 150; irpiv 150 ; cuv 150ff.; u 52; undp mit Akk. 153, mit Dat.- Lok. 156f., mit Gen. 156; KaTunepec 159; Otto mit Akk. 159. örtlich 159, zeitlich 160, mit Dat. 160, mit Genitiv 161; xdpiv 162; xu)p(c 163; üdc 163.

Sachregister.

371

Reduplikation, Erhaltung im Got. 266, Schwinden im Nord. 266, Reduphkationstypus des Germ, bei mehrkpns. Anlaut 310 f., Schwund der R. im Germ. 310. Perfekta ohne Redu- plikation 307.

Serbische Parallelenzuridg. Vokalreduktion 337.

Silbentrennung im Griech. 59.

Spindel 348.

Stammbildung, Wechsel von -s- und -^-Stamm im Germ. 182 f.

Sichel, Benennung 318.

Stellenverzeichnis: Od. S 287 S. 225. Beow. 1074. S. 205. Edda, Sig. Kv. en. sk. 67 Bugge S. 165.

Tag, lunarer 228.

ai. tithi 228.

Verb um, gr. Gec, ec, böc 363. Indikativformen der schwachen e- Verben im Got. 246, Aoristformen im germ. Perfektsystem 262, 308 f. Schwundstufe im s-Aorist263,Stamm- bildung der reduplizierenden Prä- terita 262, redupl. Verben mit au im Präsens 270 ff., mit e im Präsens 277 ff., mit ö im Präsens 288, mit ä im Präsens 293, mit a im Präsens 293, engere Berührungen zwischen au- und ö-Verben irn Fries. 292, Perfekta ohne Reduplikation 307, 1 Plur. ahd. auf -mes 258.

Vokalismus, idg. ewimlnd.Aor. nicht berechtigt 271, ei im Idg. 252, vj' und ru im Idg. 347, Reduktion der gestoßenen Längen im Idg. 254-, Dissimilation zweier tt 349, ge- schleiftes idg. et bleibt ei und wird germ. e 239, idg. ai zu ä, di bleibt 239. Wechsel von la und i€ im Griech. 83, o zu u im Ark.-Kypr. 33, Apokope der Vokale in den griech. Präp. 37 ff., allgemeine Über- sicht 51 f., Erklärung 52, Assimilation der Vokalqualität im Griech. 343,

Synkope im Griech. 52 f. Schwund von Vokalen zwischen 2 Explosiven im Griech. 55. idg. 9 im Germ, durch u vertreten 251 , w-Umlaut von a im Germ. 194, 245 germ. e* und e*, ihr Verhältnis 240, urgerm. 229 ff. e in betonten Monosyllaba = e"^ 241, e^ nicht notw^endig mit Schleifton verbunden 254, e^ in den einzelnen Kategorien 251, e' in gewissen Dia- lektenspontan zu F 270; geschlossene e-Quahtät aus der minder betonten in die haupttonige Stellung über- tragen 279; ei vor Konsonanz 244; nicht haupttoniges e^ 257 f. germ. e und ö parallel 233, urgerm. ö aus öu 234, urgerm. öu zu au vor Kons. 234; urgerm. Reduktion der Lang- diphthonge 234; urgerm. Langdiph- thonge ei^ eu, ffm, en, el, er 243, Kürzung der Langdiphthonge vor Konsonant 244 f., Langdiphthonge in nebentonigen Mittelsilben 246 fg., im absoluten Auslaut 245, eu im absoluten Auslaut 244, Langdiph- thonge in unbetonten Endsilben 248 ff. got. e mit ei wechselnd 231 ff., 2 e-Laute im got. 231 ff., westgerm. und nord. und -u zusammenge- fallen 195; lat. e im ahd. durch e und * wiedergegeben 259, lat. ^"ahd. stets zu e' 260, lat. ae zu ahd. e' 260; Ebnung, anglische 268, ae. o im zweiten Teil von Komposita aus ai entstanden 320, Diphthong in ags. leolc 268.

Volksetymologie 220.

V r i d d h i, Ausgangspunkt des339.

Wortstellung, Stellung des attributiven Genitivs und Adj. im Idg. 349.

Wurzeln, äu- W. 221.

Wurzelnominaim Griech. 336.

Wurzelvariation 285.

ZeitbestimmungenimLit.211.

25*

Wortregister.

I. Indogermanische Sprachen.

Altindisch.

dh- 335. qhds- SSb. accha 14. atirgkas 338. ddUit 321. dnas 325. dnilas 342. 343. anti 02. anna 350. annävfdh 345. apa 62. 105. <i/>t 105. abhi 105. 106. arcrf 335. as{$ 340.

«'ÄaÄÄt^ 210. 212. dhmt 222. äskandcUi 326. tM« aS3. 334. t^ 320. %«<« 320. irmrf« 341. uÄ^i? 325. uk0n- 319. utkattfha 348. wrf 153. M^ 62. n»d<t 328. f^i^ 340. Amw 334. g^ati 320. Ä^op/'fA 352. fcai>ö?a- 353.

kapölf' 353. Ärar- 353. kirti^ 348. Ä7Sn»if 340. k^apnbhih 212. k$irdm 173. ifci?#rfl/Ä 173. ^rfyo/^ 329. gft-^ds 344. guru4 341. ^Äraft 222. coÄ:/Y»/ .348. carüram 342. jaghana- 351. ^'amw 319. >fl«M 340. ji-ghrati 222. jnapayati 223. jUaptds 223. jÄij»e// 223. jfiäsyati 223. jüubädh- .345. fama^ laS. fam(«ram 183. tdmisrä laS. «arori 323. fdftM 323. farfcw/ 348. 349. <rfwM 326. färrf« 323. <ä/ti- 353. /»7A« 228. <uccÄ<M 349. 367. tucchj/as 367.

tumras 326. tulayati 353. /u/a 353. fMr»- 326. tüvi^mat- 326. fM/-p// 349. f/-i?w« 34«. förfflw 338. <twc- 332. tvaca^gas 332. tvarapas 349. ffwrrt/» 348. dorfA«/ 364. dOthäras 366. rf«r»< 340. rfd« .363. däsvatU 365. d/<;»Ai 321. diW« 334. 346. drrfM 348. df^/w 348.

derrf« 321. .340. 346. döfas 324. dyau^ 334. drti^ 346. dhi^yas 365. dAtZmrf« 342. nakidhhih 210. 212. tirfj»«/- 220. 221. naÄ/mniJ- 223. nasd 197. tMw/ 197. nasöh 197. »ia«<# 197.

Wortregister.

373

7iäsa 196. 197. näsikä 196. 197. nfvt- 353. ne^dni 365. näü$ 338. pdyafy 173. pdi/ämsi 173. paW 62. pahä 241. pü7p,8urdh 183. pämsüh 183. pdränU 24-5, pii^ayati 352. putäu 351. ^wrfl 62. 2)ra7> 24. 62. 71. prdtidhat 364. pradänam 198. &w?/ 351. Ma^a- 351. 352. bhdrgas 334. 338. bhasat 351. Mrfs 365. bhäsada 351. bhindtti 338. bhinna- 350, bhürjas 342. Me«^«'s 338. bhrdjate 338. bhräjds 338. mati^ 341.

ma<?;^M 183. 184. 340. madhurah 183. madhulam 184. madhuldh 183. mddhyas 14. mdrtas 346. mdlam SM. malinds 344. mitdjnu 345. mf4h,dm 255. m/^<^s 345. mp-ydvaht. 200. me^»- 350. yundkti 338. yögas 338. rdkäaT^ebhih 197. ravas 329.

rdtrfbhili 212. röm 239. ^?><fÄ;<» 338. rr<^/-d^ 366. »•mMs 319. rwijff^e 319. rüpam 347. rwra's 328. rÄas 352. röpayati 321. r(iMf* 329. /äyöf^e 324. ?M^ä 347. 348. vdrtyän 341. vavak^e 325. «jar;- 347. vartate Ml. vartanam 348. vartis 347. vartulam 347. vartulä 348. vartsas 347. vardh- 347. varpas 347. «j«7 333. 346. vi-vyayati 353. v/^ 340. ij/ias 346. f/Ä;«s 347. vfkka- 347. «^/•Är^as 347. vfttas 347. vfntam 347. i7e.^as 334. iunds 346. iupti- 353. Srapdyati 223. ird</a^» 223. im 335. 346. «rfÄJÄä 341. sw<?(is 365. suSrdpas 223. sedimd 308. stimitas 368. s^fmas 368. sndpanas 223. snapdyati 223. 224. swrff/ 221.

öHM- 222. SM?<^rf 194. snäuti 221. srötas 352. Ä^sas 335. hadati 351. Ä«/as 318. ÄtYas 343. Ärw- 347. hvatar- 222. Ät;^- 347.

Prakrit.

ukkäntha 348. rukkha 347.

Awestisch.

«^^ma 320. aorfa 338. awa 63. arSuxdö 336. ^rinaxti 338. ^amö 183. /aw;- 354. «^ä/^- 365. dähista 365. i?a'V/ 60. 62. öar^ 346. bäzäus 341. Ä^r»^; 336. Äar32!ö 346. fra-^rätö 222. frOdatida 366. wawzaka 348. nap^a- 223. näwha 196. mar^zdikäi 336. mizdstn 255. yaozaiti 327. yöÄ- 365. tJar»«- 335. V9r»dka- 347. rVi 340. i'fs- 333. raose 365. zadah- 351. Äaara 341. Ät^ÖMi 341.

374

Wortregister.

Altpersisch. naham 196.

Armenisch.

aic 336. dalar 317. di/^ 365. metf? 343. !/et 60. 127. yuzem 327. nay 222. 8irt 340. «nar 168. snarlt 168. r^ro^r- 336. fc^m 322. tum 322.

Griechisch.

äßaroc 61. d€\\6Trob€C 221. 222.

224. 225. äexina 222. dTTPÖH'ai 36. ÖT€C 366. dxxpiävacGai 64. 6.r\\i\ 222. dedvaroc 344. ^ABrivTici 169. ai 8.

Airiöoio 12.

at^a 318. aluarnpöc 184. aTE 336. ainöXoc 224. aixM^ 316. dKd|iaToc 344. dKpdxoXoc 224. dXKi 336. dXXu 34. bXol 336. d^aeoc 343. d|ndpioc 35. ÖMUToc 222. d|ji|uiöviov 63. diairaibec 64. diLiTT^ai 64. d|uiq)^XX€Tov 32.

d|H(pi 59. 62. 64. d^q)l9aXdccloc 66. d^(plXX€Tlu 31. 32. djuqpiindxecGai 67. d!H(pi(c) 31. d|Li(picßaT^aj 31. djiqpopeüc 224. dv 42. 43. 44. 62. dvd 35. 42. 43. 44. 62. dvaöuuu 36. dvd in^cov 68. dva£i(pöp|LiiTE 222. dvboKafa 43. dv^GcKav 36. dveGeiKQiv 36. dv^enxev 36. dv^Guce 36. dveiioc 342. 343. dv€u 32. dveuv 32. dveuc 32. dv^Hiioc 220. dvG^vra 42. dvia 325. dvid(Z:)uj 325. dviapöc 325. ftvioc 325. dvic 32. dvvioiTO 68. övra 70.

dvT( 59. 62. 64. 70. dvTiG€oc 70. dvTlq)^po^al 70. dvq)OTdpoic 8.

fivui as.

&vu)G€v 69. dvd)T€pov 69. du' 33. 37. dndpßoXov 38. diTÖ 3:1:^.37. 54. 62. 64. dirotva 53. 224. dTTu ,33. 37. dpdxvn 346. dpTwpuJv iT€ 357. dpTupuj ue .357. dpibnXoc 321. dpiln^oc 321. dpK€ciTuioc 367.

"ApK€ciX5oc 367. dpKuc 346. 'Apre [LI IV 58. dpx^KttKoc 222. dpxeciuoXrroc 222. dcirdpaToc 343. dx' 37.

öxpaKToc 348. auepOuü 53. axiXal 336. aOcauxoO 54. auxfjiuiap 226. dqp^uüKa 277. fiXpi 18. 32. dXPic 32. diy 54. ßdXavoc 343. ßdpaGpov 343. 344. ßapuc 341. Bi^care 169. ßpÖTXoc 322. ßpoxöc 334. ßpuixrtc 344. ßiöv 234. 239. TdXo 173. ToXnvöc 344. TdMOi 199. Tdpcava 368. T^pavoc 341. T^ppov 368. TXaOE 3:^. tXdcpu 183. TXaq)upöc 183. TOV€0c 319. TÖvoc 319. Tövu 340. ToOvaxa 226. rpaiKÖc 256. bandXnc 344. b^axai 321. b^axo 321. betEai 365. b€iEov 365. b^imac 327. hi\iyxi 327. b^vbp(€)ov .327. hio\xa\ 324. b^peGpov 343.

Wortregister.

375

b^puj 223. 332. beuo|uai 324. beuxaxoc 324.

b€UT€pOC 324.

bfiXoc 321. briMoßöpoc 227. bfjCGv 227. bi' 65. bid 32. 33. biai 36. bii 33. bieKi 82. biexric 60. biZr\[xm 321. Aiöc 334. 346. biÖTi 82. biprjuoc 33. b|ur|TÖc 344. bodccaxo 321. bopKcxc 336. böpH 336. böpu 340. böc 3ß3. bpäTT^xrjc 224. bpaxöc 348. bpeiravov 223. bp^TTO) 223. 224. bpocepöc 183. bpöcoc 183. bpuxö|uoc 345. bpOuiraH 224. bpdjTTXiü 224. Iytovoc 15. ^Y^vovxo 34. ^TP^-l^axoc 222. iTpexo 222. ^TPnTopa 222. ^bdpriv 348. ^e^Xui 13. €ibujc 337. eiXairivai 187. €i\aTTivri 187. ei\(iTob€C 221. 224. eivdexec 225. eivdKic 225. €ivdvux€C 225. €ivaxoc 225. eic 4.

GiccaYUJTnv 16. ^K 14. 'Exdßn 224. ^Kd-[F]epToc 224. Ikyovoc 15. ^Kxöc 104. ^Kqppec 363. heX^cxai 8. ^XKeciTTGTrXoc 366. ^\k6Xitujv 224. ^XOcaxo 34. Ijuiraciv 10. 12. Iiuirpocee 150. ^v 3.

^vavxi 72. ^vavxiov 72. 'EvavxiöviKoc 72. 'Evavxioq)r)|uou 72. ^NauTrdKxoj 57. ^v TdXaHiv 174. gvboi 96. Ivboc 96. IveKtt 19. gv6Ka 19. gveKe 19. gv6Kev 19. ^vevi^Kovxa 227. ^viauxöc 71. ivicTiec 364. 366. Ivvderec 225. 227. 228. ^vva^xripoc 228. dvvaexrjpuü 227. dvv€aßo(ujv 227. ^vveaiTfixuc 227. 2vv€Ka 19. ^vvi^Kovxa 225. 227. ^vvriinap 225. 226. 227, ^vveöpYUioi 227. ^vc 3. 54. Ivx€ 3. 9. 11. h^vxe 11. ^VTÖc 96. dg 14. ?H 57. gSei 364. ^Ei^Kovxa 227. ^gfmap 226. I ^HHavaKdbr^v 59.

ggoi 104 f. ?Hoc 104 f. lEuj 96. 104. dir' 37.

^irdvOexoc 45. ^TTdvuj 69. ^ir^E 104. ^tt{ 37. 62. 64. imQec 363. ^TTivoiaiav 37.

^TTlOpK^UJ 105.

^Tri TToXuS^voi 37. ^TTixaip^KaKoc 222. ^TTixujpeiv 323. ^TTTracic 12. ^p^xnc 222. dpexMÖc 222. dpeuYO|Liai 328. ^pieaXic 317. dpiGriXric 317. ^ppriYuia 277. Fep(p)Tiv 144. gppcuYct 277. ^puYÖvxa 328. ^puYiLiTiXoc 328. ^pucdpinaxec 366. ^pucixeiuv 319. dpucxöc 321. ^puoj 321. ^c 3. 14. gc 363. 364. ecic 366. ^CKribeKa 57. dcc 15. 57. kxa 11.

Icxe 3. 9. 11. 80. ^cxe 11. ^cxaxoc 14. ^cuj 96. ^x 37.

gxxe 11 f. 80. ei) 152. €Öbe(€Xoc 321. €i)enXric 317. I(p€c 363. 'EqpidXxric 105. ^qpieXöbu 105. ^(piiriwibTtti 105.

376

Wortregister.

^qptopKoc 105. ^xeöc 57. 104 f.

?xeuj 104 f.

dxcaiLiiujv 59. Id 33. ZaKÖpoc 33. Za}jiiav 34. I^peepov 343. Zeuc 321. 334. 339. Zeö 339. Zf\v 239. röpH 336. filüiiccoc 8. edXeioc 317. eaXepöc 317. eaXCa 317. eoXXeiov 317. QaWia 317. eaXXöc 317. edXXuü 317. edXoc 317. edvatoi 200. 201. edvaxoc 342. 344. e^c 363. GecTTiäci 169. eeröc 343. enX^iü 317.

enXi^ 34«.

ef^Xuc 317. evTiTÖc 344. eoivai 187.

eoivn 187.

eOnöc 342. iapöc 33. Upöc 33. 320. hiXaEdcTo 8. tiuiTTaciv 10. tv 3. 10. !opK6C 336. {c 3. 10. 'keiiioi 170. l'cTTi 364. ixöc 333. 334. Irru) 12. iupK€c 336. ixeunpöc 184. KdßßaXev 53. xabbOcai 53.

Kdee 364. Kde(6)riKe 55. KaÖUTQic 50. KttUra 224. Kaiexdeccav 224. KttKei^evau 47. KaKKfjai 53. Kaxpierin 47. KaKpivr] 47. KdXa^oc 343. xdXXiire 56. xdXXiirev 53. xaXxaiviu 322. xd|LiaToc 344. xa|LX|Liovir| 53. xavveucac 53. xdnTiecov 53. xaFoixiac 47. xdnpoc 352. xapdpä 343. Kapapuiv 343. xdpr|vov 343. xapp^Iouca 53. xa^^öov 56. xdc 70.

xaccTiparöpiv 46. xa(T) 35. 46. 47. 4«. 60.

65. xard 34. So. 47. 48. öO.

46. 62. 64. xaTdb€ 59. xatabiKÖv 52. xoral 36. xaratßdTac 36. xarbouXiCMÖc 48. xdreave 53. 56. xaTe€VTi 46. xarrOuu 66. xarO 35. 47. xaTußXaq>e^v 47. xarOircpec 159. xaTucrdcn 47. xaTU9povficai 47. xdTU) 126. xaxiuvvu 47. xaTiOpp^vT€pov 47. xaudEatc 53. xa(<p)q)UTabeOavTi 50.

xölaboc 342. xeXaiv€(pr|C 55. xepaöc 341. xf]bd|uiuj 57. xfip 340. Kixuvvoi 170.

XX^TTTU) 223.

xXoTTÖc 334.

x^iiTÖc 344.

xövaßoc 342.

Köpavvoc 343.

xp^ccujv 341.

xpiuvri 364.

xußiTov 322.

xußoc 322.

xuvöc 346.

xöcBoc 351.

xOccapoc 351.

xOuüv .335. 346.

xiöXov 321.

Xcfßuü 324.

Xeioc 324.

X€ipiov 324.

Xeipöc 324.

AnxOj 341.

XiTupöc 184.

Xl^öc 324.

Xhra 183.

Xiirap^u) 324.

Xmapöc las.

XoiMÖc 324.

Xöxoc 347.

^oXaxöc 343. 344.

Mcrapoi 170.

tiiQv 340.

Mcic 334.

lui^aepov 342.

M^ac 344.

M^i 183.

H€Xix- 184.

McXixnpöc 183.

li^coc 14.

ji€cx' 12. 14.

li^cxa 12. 14. 58.

|i^C9a 14.

M€xd 14. 21. 50. 59. 62.

64. (iCxaSu 130.

Wortregister.

377

lueTaqpepövToc 22. jueT^X^Jv 22. jueroiKeiuev 22. jueToiKoi 22. ILiETT' 14t. 58. M^XPi 18. 32. jLiriv 334. ^opTÖc 346. Mouvuxia^e 169. Mouvuxiäci 169. juiuXupöc 184.

|L1UJVUX€C 221.

vaiuj 221. Ndirac 223. vaOc 338. veiKOC 320. N€M€oi 170. veirixa 224. v^TTobec 218. 220. v€(ppöc 347. veuu 221.

VriKGCTOC 61.

vriXiTTouc 224. vi^TTobec 219. v)'-)Troivoc 219. vrjxu^ 221. viqpa 333. vÖTioc 222. voTic 222. voToc 222. vuKxac 212. VUKTOC 211.

Seivoc 226. 2ü\a 188. 56vec 363. ÖYYPCiMiiv 36. ^TboriKOVTa 227. ÖYboov 225. ÖYbujKovxa 227. oiKoc 334. oi|ua 320. oi^oc 334. oivoi 188. oicuTrri 183. oicTpoc 320. oicuirripoc 183. '0\u|LiTriaZ:6 169. 'OXujUTTiäci 169.

öv 35. 43. övdXav 35. övdXouiaa 36. övYpaqp^v 36. övYpav|J€i 36. övYpdnieiv 35. öveBekaev 36. öv^06iKe 35. 36. öv^GeKe 36. övia 325. övu 355.

ÖTTl 54.

öm-Q€v 106. OTTicee 130.

ÖTTICUÜ 130.

öirixeoTiXa 12. öp^YUJ 329. 'Opoßiäci 169. öpouuü 328. öpxic 352. öcqppricoiuai 222. 'Oxpuvrici 169. öqppOc 234. öxeuc 341. TraAd|uaxpa 57. iTaAd|Liaxpi 38. TuavfiiLiap 226. TTci(v)xa 355. irap 37. 38. 40. 41. 42

62. TTapd 37.38.40.42.62.73. Trapdeec 363. irapai 36. irapaißdxac 36. iTapaxpf||ua 38. uapdE 104. TrapGdvxcu 38. TTapKaXicioc 38. TTapiuevicKoc 37. 38. TTapiuevixdboc 37. TTapiu^vovxoc 37. 38. TTapiuovibric 62. T:ap(p4.pY\v 40. iraxT^bbiiürii 58. Trdxoc 352. Ttebd 21. 60. 62. 73. uebdYaYov 22. irebaY^vric 22.

TTebdYovoc 22. TTebaKXeiuü 22. TTebdKpixoc 22. TTebdKUJv 22. n€bdXXoi 22. TTebavY€Xic 22. irebdFoiKoi 22. TTebapixo 22. iTebaq)opdc 22. ireb^Xeiv 23. iT6b' iapov 22. Trebiiiiv 22. TTeb(x)aY€ixvouc 23. Tr6vxa|uapix€Üujv 8. irevxrjKovxa 227. ireoc 352. Tr6p 51. 62. 65. TTepYacfici 169. TTepYeviba 50. irepi 50. 51. 62. 65. 73. TTepKXeibac 50. TTepqoGapidv 51. TTGpXl 24. 31. TTepqpiXa 50. TTexaYeixviujv 22. TTexaXXic 22. (it)€xoTc 22. TTGXOIC 22. 50.

TTf| 241.

Trr)TTOKa 241. Tiripa 328. TTTipiv 328. uripic 328. m- 106. irfaXoc 184. TTidZoj 352. nXaxaidci 169. irXuüxdc 234. TTO- 25.

TToi 24. 28. 29. 52. 54. 60. TTotbiKoc 27. TToiri 183. TTOiripoc 183. TTOcxeixovxi 25. TToXOc 340. TTopri 24. 29. TToc 24. 25. 52. 53. 61. 65. 366.

378

Wortregister.

TTOCKaxu ßXdiyr] 47. Troccf||Liap 226, iroT- 25. 27. 29. TTOTi 24. 25. 27. 29. 50. 54. 60. 65. 366.

TTOTOl 187. TTOTOC 187.

iTp^c 24.

Trpoec 363.

irpoeea 14. 58.

irpoc 24. 29. 52. 53. 54.

65. 366. irpocBev 1.50. irpornvi 149. 150. TtpoTi 62. 65. 366. irpöxvu 345. ixvf^ 329. iruTMi^l 329. ttutUjv 329. 7r(»|iaToc .33.

TTUVVOC 351.

ttOE 329. iru) 2.35. TTibiroTC 235. ^r)Tvufii 278. ^iva 190. ^Tvac 190. ATvec 188. A»c 188. 190. iivUiv 328. t>Ona .321. ^ü^öc 321. ^öciov 321. jJÖcioc 321. ^ücöc 347. ^ÖTi^ 347. i!)ÖTi^p 321. ^ut(c 347. jJÖToc 321. {»ibg 278. cdKoc 3.32. cavic 350. cM 349. 350. CKdvbaXov 326. cxavbdXriOpov 326. cTopvü 364. cqpdpayoc 343. £q)TiTToi 343.

cx^c 364. 366. 367.

cx^cic 367.

TaXaFoc 344.

xdXapoc 344.

xdXäc .344.

xavi 355.

xcXaiLidiv 344.

x^^a 322.

xeX^ic 322.

x^pjiuiv .337.

x€pnii|Lißpoxoc 366.

xXr|x6c 344.

xo{v€oc 355.

x6v€ 355.

xoiToc 323.

xopeOc 323.

x6p^oc 323.

xopoc 323.

xopoc 323.

xopuvri ,349.

xpuTTn 330.

xuXn .326. 349.

xuüvi 354.

{) 152.

CiFaic 153.

ÖTpoc 325.

Ö€uEdnevoc 163.

ÖMoi 66.

Ov 36.

Ov^er|K€ 36.

öv^euc€ .36.

öird 34.

öwap 35.

ÖTT^p 35. 73.

öir(5 34. .37. 62. 64. 73.

öiroTCTpa^n^voc 37.

öinrpo .34. 87. löO.

öwO 34. 35.

öcirXnE 163.

öcxaxoc 162.

ÖCT€poc 152. 153.

öcxpiS 162. 153.

cpdXatE 343.

q)dXnc .352.

qpdXXoc 352.

q)dp€v 8.

cpX^TUJ 338.

cpXöE 338.

qpovai 201. qpopeuc 341. cppec 363. 9U)X€6c 234. Xdpixec 197. Xllw 351. XeXibüüv 318. Xt^v 334. Xnvöc 335. Xobavoc 351. XP€m(:u) 328. Xp6|naboc 342. Xp6|ioc 328. Xiwpi 32. Xiwpic 32. ibbivw 329. iLXaE 336. AXS 336. üjpuTina 328. \hpvrf\ 328. dipuTMtJc 328. dipuoiuai 319. 329. U)C-9p6!Linv 222.

Nengrieehisch.

Tid 32. Tiaxd 32. H^ 69.

Albanesisch. dal' 317. tjer 34«.

Lateinisch.

aMere 365. abt 64.

alümen 183. 184. alüta 183. 184. aranea 346. arca 328. arcänus 328. areeo 328. arcera 328. armillum 328. armus 341. arx 328. 336. ari 203. brassicae 188.

Wortregister.

379

cassis 326.

celäre 223.

cepi 305.

cepimus 308.

cerebrum 342. 343.

cervus 341.

cZ«m 223.

c?e^o 223.

commissätiönes 187.

condere 365.

coniuges 203.

credere 365.

cubäre 322.

CM^^/^M« 322.

culmus 343.

cw?ws 351.

cwm 120.

cumbere 322.

cuspis 320.

d'a^es 187.

(^aps 187.

(^«re 365.

rZews 321. 340.

(?ee 211.

6?»s 32.

rZm 211.

r^FtJws 321. 340. 346.

ducis 346.

düdum 324.

ecce 348.

ecquis 348,

e(^« 313.

e^r^' 305. 313.

ews^s 340.

epulae 187.

erügo 328.

/•«e^ 336.

fänum 365.

/"är* 365.

fäs 365.

/"«Mic 336.

/*eZ*a: 348.

feriae 365.

/"es^ws 365.

filu 203.

frumenta 188.

fümus 342.

«/ewer«- 203.

^eww 340. gladius 331. glarans 331. gracula 330. Graecus 232. ^ra^es 197. gratiae 197. gurgulio 322. gurgustium 322. gurgutia 322. hesternO 218. Ämre 318. hirrfre 332. hirundo 332. ;»oc 348. inänis 325. int er diu 211. fm 320. irritäre 327. «Vws 333. 334. Juppiter 321. ?ac 173. ?ac^^s 173. /am« 327. Zäwae 188. lancea 350. Za^ws 344. Ze^wm 324. /i^»eri 203. Zwo; 336. malus 350. me??« 181. mews 341. mensis 334. merus 316. me^o 222. mo/Yes 200. mortuus 349. musta 188. Mär^ 221. näres 188. närem 190. M«ris 188. 190. 196. wöSMs 196. natäre 222. wä^f 203. wepe^a 223. nepita 223.

we^jös 220. 221. we^^rt 223. Neptünus 223. nitidus 52. M/t)/5 333. 346. m> 333. 334. woc^e 211. noctibus 212, MOC^W 211.

wo?a 325. nübilus 184. nuptiae 199. nütrTx 223. 105. o&s 54. onMs 325. onustus 325. pänus 349. parentes 203, partes 349. i^a^res 203. ^e^/ 298. ^Jewa 258. _pew(?o 316. pepigi 298. j?)em 328. perna 348. per nix 348. ^/cem 175. ^/ces 175. pocula 186. 2>o/Zßo 349.

62. ^ !*s 349. potationes 187.

36. pretium 24. 71.

mws 329. 329. 329. pugnäre 329. pugnus 329. pulvfnus 349. pungo 329. quattuor 349. rat;Ms 328. raucus 328. regere 329.

por

posti

potai

prae

preti

proti

pugil

pügio

380

Wortregister.

rem 239. ren 347. rudens 321. ruere 319. rüga 347. rugio 328. rwwor 319. 329. rumpo 321. rMO 328. rüta Ml. scäbi 308. scamnum 353. «camfo 326. scapulae 353. 8cäpti8 353. «cöpa 353. secedo 348. «^f 308. spOnsälia 199. s/o 368. tabula 350. <c^o 353. tenebrae 183. <^mo 354. <«nu« 329. tergum 351. tergtts 351. ^g/tnö 337. ^ero 323. ^('«^Ma 349. 367. fmca 349. 350. /ö/c« ;^9. 350. tolleno 353. ^o«o 353. tömillae 349. torquere 34«. 349. ^um«o 326. »er^o 347. verticillus 348. rer/o 347. r»na 188. f>isfr« 329. ümor 325. «nde 232. unguenta 188. u^g'ue 14. Mr«o 325. uvidus 325.

Oskisch.

fiisnü 365. Ärom 120. Z»mM 324.

Umbrisch.

scapla 353. Ļmfa 221.

Französisch.

alouer 323. craiUer 330. craquer 330. eslochier 318. esloucher 318. fianfailles 199. /f«>mc 260. gargousse 322. grailler 330. rompre 331. fr»p« 330.

Italienisch.

gargotza 322. Mcrto 52. scriccio 330. fr»ppa 330.

Spanisch.

rri/Ki 330.

Gallisch.

.^m6tr«MiM 62. DrutaloB 345.

Irisch, admo/ 351. amm« 63. nr^ 343. ctfZtm 223. cm/ 351. d<?*/ 317. (io/ectm 350. 9tm 352. j^ecM/ 351. maide 350. m/ 334. rigim 329.

ro2)/> 321. rosescaind 326. rüathar 328. scri 347. snäim 221. «n»m 353. tarr 351. M»r<7e 352.

Bretonisch.

«rc'Ä 343. -stripen 330.

Komisch.

«r 343. trcÄ 343.

Kymrisch.

amynedd 63. ctrrMJ back 186. cir^Är 351. c«ro 343. taen 352. fr«pa 330.

Germanisch.

Äflimg 164. o/u^- 184. Merofledis 249. Merulfu» 249. £ISii»tcAam*m« 164. «w- 321. 5m€6i 249. Sugambri 321. Vatvims 164.

Gotisch, af 63.

a»auAr 271. 313. aiktfi^ 260. alhs 336. ana 62. 63. and 63. 71. awia- 70. anitai 249. afwf« 320. arjan 305. armaiO 246.

Wortregister.

381

arms 341,

barusnjan 325.

baurgs 178. 336. 346.

berusjös 308.

bi 106.

UM 241.

bisunjane 231.

dishniupands 275.

c?w/ye 241.

(?t<^e 232. 241.

dupei 231.

/"«Äe^s 247.

faifäh 294.

/"a/faZ^ 294.

faiflökun 288.

fairzna 24^6.

faur 62.

faura 62.

f^ra 244. 254.

fldwör 349.

figands 246.

/j?j« 340.

flödus 234.

/^<?r 236.

fragiftim 198. 199.

/"re-^ 313.

gaigröt 280.

garapans 277.

gatairan 223.

gapwastjan 349.

^«7^a 317. 318.

glaggwö 322.

göljan 317.

grediis 231.

Äa^»ae^ 246.

haihäh 294.

haihait 266.

haihaM 294.

harjis 340

Äer 238. 251.

/iif^re 250.

hlaupa 263.

/i/tfan 223.

/mi9s 322.

/mc^re 232.

Jvailvöp 288.

Jvaiwa 241.

/i;e 231. 232. 235. 241,

Ä;i7e/Ä;s 268.

»WJa 308.

inu{h) 70.

mj9 153.

iusila 325.

iusiza 325.

^VwÄ;« 327.

jiukan 327.

kaisar 256.

kaürus 341.

Zr^-^s 231. 232. 256.

;a«7aiÄ; 266.

?a«7ö^ 309.

lailöun 288.

Za^s 277.

?w<^- 347.

maimait 266.

maitan 257.

meÄ:* 236.

menöps 178.

mes 256.

mi7*^ 184.

m«7w^s 173. 342.

mizdö 255.

nahtam 212.

nahtam jah dagam 210.

waÄ^s 178.

nasides 248.

we^?« 236.

Mö^a 234.

qainön 329.

ra«>ö^ 280.

re/Ars 178.

riurei 319.

Wwrs 319.

satan 241.

sa/sö 277. 280.

se^wm 308.

s/m/e 231.

sArö/- 308.

sleipan 231.

slepan 231.

spinnan 352.

sunau 249.

stains 342.

staistald 294.

stautan 329.

s^««>«a 368.

«M?« 243. sivaleiks 268. SM;e 241. 243. swikunps 321. swistar 249. ^a«7ö^' 280. twaimtigum 208. ^am^^ 232. /^ 232. 241. jöi"?^/ 231. ^ös 234. pwastipa 349. M/" 63.

ufrakjan 329. Mw^e 232. 241. «i? 153. uslustum 198. waddjus 368. waiwö 280. «<?a^ö 338. waürms 340. M^e^s 251.

weitwöds 178. 337. M^ö/js 308.

Althochdeutsch.

anagelierzon 314. 315.

äwo 70.

ar5e;7 246.

arhenc 304.

äriiibi 330.

äriubltJiho 330.

äWw^ 330. 331.

äsr 313.

mvahst 63.

öa/^ 351.

bahho 351.

^»a^Ä^o 343.

^>» 106.

«»m^ 283.

^>mr« 328.

biezza 259.

biheilt 305.

biruun 276.

biruuuis 276.

Wi'os 283.

bluojen 292.

^>ora- 325.

382

Wortregister.

briaf 260.

briat 283.

brüst 179.

brüfloußi 199.

bürg 178.

buro- 325.

danchun 198.

rfär 238. 305.

rfara 250.

de 260.

de« 260.

desde 235.

rfe«*« 235.

dihsala 353.

dinstar 183.

c/to< 195.

<;ö 236.

<^ö«cn 326.

rfÖÄön 326.

dü-u{u)idaro 235.

e^tda 317.

endi 70.

e;w^t 24-9.

errV» 305.

ernustin 198.

farsterc 314. 315.

faru'iaz 283.

/•««/o 361.

fersana 2ib.

fiant 246.

/ie6ar 260.

/Tra 259.

firhfZßsi 283.

fli€t{u)ma 260.

/•o/Är 195.

/"Mr/^t^r 283. 305. 307.

galan 317.

^rr/m 317.

galsiar 317.

(^c/ten 317.

gesteren 213.

gester on 213.

gingen 297.

gisihu 195.

giumo 245. 253.

giwurtin 198.

(/»/o^/tÄ 317.

ÄffÄem 247. 257.

Äflf/m 343. Äcar 238. hehara 311. Äc»W^ 305. AeZan 223.

Ä«?^ :^04.

Äia.2. -Mm 270.

Äto 276.

ÄtVnt 343.

hiruz 341.

Ä«w/M 215.

Anoi 168.

Äowec 181.

(zi) houbiton 164. 165.

214. hrop 195. AM7är 245. {h)we 241. Am7Ä) 241. (A)ir»a 241. {h)uuo 235. mr 305. 313. infenc 304. intpheing 305. intphienc 306. in/ria/ 283. kafengun 304. caheiz 270. capleruzzi 289. A'<Mc 304. kesuefin 270. A:»A/iW 305. 315. chiminnerödet 848. kiscrerot 274. itroyo 322. ArroAAön 880. cAreA 256. crfrfa 260. cAuo 234. langseimi 318. (^ury«i> 270. fw/- 274. /mr 2^3. mäen 222. mänöd 178. m««f 350. m«w 256. meata 255.

meida 255. meissa 257. mßifa 255. m»a^ 270. m»7MA 178. 180. minnön 198. morgane 215. 217. »k»A/ 178. naA<» 214. nahtigala 317. noA^5 167. tMwa 196. nuos^* 234. «Mof 234. j>/fn 259. pheing 304. /)A»c«a? 260. phtsal 260. P»c^(ar) 260. />./?? 304. piheialt 297. 312. jöimi 259. pleruz 274. 291. plerurzun 289. />2to« S89. 291. prester, priester 2 quUilOn 329. re><Mw 283. recken 329. rtcrf 283. Riez 260. -rfA 178. Wo/- 289. ruod 328. «öen 285. 9€mfto 861. «an/ a<3. «e»m 318. »%da 259. «iterf 270. screot 274. screrot 311. scrirun 310. s/a/- 277. «^M»/- 2a3. »nürfcn 222. «nüdcr 222. »nuzza 221. 222.

Wortregister.

383

so 243. spiriin 310. spTsa 260. sprehhan 368. steoz^ stioz 214:. steraz 214t. steroz 274. 282. stioz 274. stiriz 274. stöz 338. sundarivint 222. ^Äär 245. ^Äe 260. thes fartes 167. ^/iö 236. thwesben 367. ^//?* 317. ^«or 195. tiuriro 363. tiuröro 363. ^ö<?a 200. /o?(^o 317. /oMw 342. Triere 260. triuwön 198. ^«/n 192. 193. 194. uawahst 63. MÄÄa 325. untarfeille 305. unthurufteom 198. i^or 305. urguol 317. üzsceit 270. Waidemär 247. wäron 198. ?/;eö!/^ 305. frg«?^ 305. tvidarspirun 310. ?We 241. tvThlahhan 260. ?<^iM^ 253. ?<?/«, w^^'e 241. m'o 241. ?^/o/* 289. {iv)reid{i) 327. {w)ridan 327. wimnön 198. eew fuaszon 167.

s-erÄew 367. ziagal 260. ziahha 260. s^mr* 251. 5;i houbiton 167. SMO 236. sJM^ä 255. s^MJMo 234. «WMO 236.

Mittelhochdeutsch.

übendes 215.

äbents 215.

arsbacke 351.

^'or(e)- 325.

bortiure 325.

borverre 325.

diusen 326.

f^oesew 326.

erknellen 325.

t'te 306.

VM^ 351.

^e/m 317.

^/e 306.

gräzen 284.

Ate 306.

/^mie 215.

Ätw^en 215. 216. 217.

iV.'^t'Ä 270.

jouchen 327.

Ä-Z«^e 331.

Ä;m^e 322.

/w/few 275.

mäzen 198.

mitvride 209.

mocÄ-e 317.

morgen 217.

morgens 215.

morne 217.

mornen 217.

mornend 218.

mornendes 218.

mornent 218.

mornunt 218.

nähten 216.

wM^e/i 212. 213. 214.

216. nehtint 216.

rieme 259. rienen 319. ruckezen 328. rüeden 328. rüejen 222. riZ^e 347. sampt 343. sluhtisch 318. snüben 224, snüden 222. snüfen 224. snupfe 224. s^e/m 368. s^Fm 368. s^/w^ 329. st^'/e/' 270. swifum 270. ifap'es 215. tasche 352. ^öc?e 200. ^0? 317. wimmer 323. 2;e houpten 165.

Neuhochdeutsch.

aößMC^ 217. Äet wacÄ^ 211. Beisse 259. &et ^a^e 211. bekletzen 331. ^'/ere 188. brummig 328. *wWe 352. D«rm 321. daume 326. rfes nachts 211. c?es to^s 211. t^o/rfe 317. erbbier 186. erntebier 186. /•rt><?e 208. 209. /•wrf 351. 352. gähnen 318. ^e^/ew 317. ^erie» 332. gest{e)rig 218. gesterigs 218. gestern 213.

384

Wortregister.

gildebier 186. gram 328. gräser 188. grimm 328. grossen 320. hengst 319. ÄcM^c 215. ÄcM/en 215. 216. ÄoZzcr 188. kaffee 186. Ä;ar«f 368. kehren 368. kindelbier 186. kirchbier 186. Är^a^^ 331. Ä:«aW 325. knallen 325. ;^w«»pc 322. knurrig 328. kopfhappm 170. kopfhaupten 170. Ära^rgn 322. Ärrdu^cr 188. /.rw^ 322. ^ocÄrer 318. moo«e 188. morgen 215. 216. morgend 217. morgenig 217. morgenlich 217. morgig 217. morn 217. mornderig 218. mornderigs 218. morndrig 218. morndrigs 218. morne 217. muckelicht 317. muglich 317. >mcÄ/ 210. ^w/cA/ 2U. «acÄ^c 2U. miA^«n 214. MdcÄ^en 212. 213. 214. nächtens 216. ttächtens 216. ;mÄme 366. »ccÄ^ 214.

«ecÄ^e 214. nuseln 196. nüseln 196. nOster 196. ocÄ«e 319. rauben 331. Rocken 346. rucken 328. i?MÄr 328. «o»np 343. schinden 332. schnauben 223. «cAnau^re 222. schneuzen 222. schnupfen 223. «cÄu/'f .353. Spiegel 260. «fcÄ«« 368. «/«■«« 329. »f«>^ .366. «ficr 326. stimme 368. «Bossen 329. strack 329. stracks 329. strecken 329. to<7 t/N<f nocA/ 211. tausend 326. <«« 186. ^Äfe 200. to«e» 326. fucA« 188. rö//e 317. übermorndig 218. übermomderig 218. ufiJke 325. Unterwegen 208. vorhanden 208. frafui 367. tcimmern 823. «cr6e» 368. bair. z' köpft' 170. zufrieden 208. 209. 2U haupten 165. CM häupten 165. 170. cu köpfen 170. zuweilen 208.

Altsächsisch.

a/a ,336. o/oÄ 336. o/o/af 184.

anuuellun 304. anuuiUun 304. *a/Ä:o 343. 6ar- ,325. barwirdig 325. Wötan 292. *r^ 283. Are/, ^ric/" 260. irMW^ 193. darno 361. rfcda 309. 311. d»7/» 317. rforu 194. drterf 283. duru 193. fathmos 342. /leftar 260. /'c// 304. ^w<7 303. 304. ffrion 259. jra/m 317. j^einjf 304. ^en^ 303. gtngun 304. gibiudu 195. yi>n^ 303. gühuldion 198. yWor 283. 284. griotan 284. ^<, -on 269. *«u 275. 287. AtfWfTMn 275. A0M 304. A»e/<2 .304. hiudu 215. Ä/io/? 274. Är»o/? 289. Äirö 235. kennian 319. /«/• 323. 283. /Mrftun 198. meia 255.

Wortregister.

385

milukas 181. minmiin 198. niTs 257. 260. nerides 24^8. mdoti 198. obarseu 287. obast 320. ofst 320. qmdian 329. 2?rwa 259. rfc^ 283. Rüra 328. sämw 272. 285. scricön 330. sodon 198. spenn 303. stridiun 198. si^io^ 289. <Äör 238. ^Äe 2^1. 260. ^Äeoc? 195. i(Ä*e 24^1. ^/i/oc^ 195. thiud 196. tieglan 260. wm-on 198. w;e?(? 304'. M^eZ? 304. «d^eop 289. tvepin 289. ^^'^eM 304-. mo^ 283. «^^r^if 327. wundron 198. wunniun 198.

Mittelniederdeutsch.

t^je^j6' 299. ^^eife 260. vrede 209. wwÄr 298. tJMwÄ: 298. giren 332. gütigen 298. /^ß/; /i«;w 276. /c^a^^e 331. krage 322. krakelen 330.

Ä;rö.9 322. c'o^e 260. mer, m/r 258. nese 192. 193. 194. noster 196. nuster 196. Herne 259. ri7«e 319. schrTk 330. s^arÄ; 343.

Neuniederdeutsch.

c^ösew 326. 6?wse/^ 326. dussich 326. «;»7?e« 332. judkeln 327. 7mw 319. Ä:/«^^ 331. ^^ä^er 331. klätern 331. klceteren 331. kläterig 331. kraken 330. nuseln 196. nüdsel 196. nüdseln 196. i?»/5?e? 260. sidmern 319. s?ä(?e 326. s?oÄr5 318. sloksen 318. slokeren 318. s^MÄ:, sZoÄ: 318. sZmä^ 318. slukörig 318. Stuten 329. ^e<?er 324. wrinsken 319. wrensken 319.

Altniederf ränkisch.

aw^^enc 299. 302. <?wW 192. 193. 194. *w#/iMc 298. 302. waÄif/ 215. sc^Fp 283. 302. s% 283. 302.

Mittelniederländisch^

bannen 302,

hassen 302.

Äe^e 259.

biconsten 208.

bloeien 292.

«>r*V 260.

deemster 183.

mZ/ew 302.

«jewc 299. 303.

wewc 303.

i;mc 299. 303.

vUeme 260.

^Ämc 299.

^«e 306.

gieren 332.

ginghe 300.

griew 293.

Äe^^ 303.

Ä/e?(^ 303.

Ä/ew 276. 287.

Ä«7^ 303.

Ämc 299.

Äw(Ze 216.

hüden 216.

(;i)*escÄ 270.

m vrec?e 209.

/n vreden 208. 209.

wp^Äe 300.

cnew 287.

crFfe 260.

liep 299.

mäten 198.

me^ vreden 208.

wese 192. 193. 194.

P»e^er 260.

Wci? 299.

ropp 321.

routven 288.

si'eM 287.

si7^(?n 303.

spannen 302.

Spiegel 260.

s^oe^ 303.

s^on^ 303.

^^^er 324.

^eer 324.

te vreden 208.

Indogermanisclie Forschuugeu XX.

386

Wortregister.

te zeden 208. tike 260. timperen 300. tri2)e 330. wallen 302. wies 302. wiese 302. «?»>«< 287. i<?«e/^ 285. woei 287.

Neuniederländisch.

gierzwalw 332. ^t7/en 318. ^o^pr 298. hersenen 343. Ä-roe^ 322. moggel 317. moÄ-Ä-e/ 317. i)»cr 328. raun 319. Äocr 328. rwm 319. sluik 318. sluiken 318. «<»e< 329. sfM>7 329. teeder 324. <ry;) 330. «ccm 318.

Friesisch.

ben{n) 301. 6?c 285. briast 193. /'cn(7 302. /in<7 298. finszen 300. /•o/ 297. ful 297. prAipr 301. g{h)eng{h) 302. gihyngih) 302. 5'»>»5' 298. gingen 301. gizzen 300. 50» 298. 5M» 298.

gunga 297.

AÄ»^ 301.

Ä?f, -gn 269.

ÄF/<f 302.

Ätr 239. 270.

hliope 275.

Ä?op« 275.

Ärcpcw 292.

hwing 301.

meirfc 255.

meide 255.

mf/oÄ-on 172. 173. 174.

mtde 255. 270.

tto«e 196.

nosteren 196.

onbrinse 300.

ontfingh 302.

/>t*f/ 260.

prestere 260.

rö/> 289.

rM/> 289.

«4 243.

»no^/<? 222.

»m/c 268.

ted{d)re 324.

<Ä« 241.

Her 324.

ire 285.

tc'tM 302.

Altenglisch.

agläc 316. ä^/(fca 316. dhr^p 274. CBfeH(i)an .320. ^«?ArÄ 247. am^*tan 316. cenlfffon 260. orf (f<^ /"(J^um 167. <Bt dehn hiafdum 16ö. bearnum ond brödrum

204. 205. 206. b^ot 274. 6«(^« 259. 6Miran 315. Mefla 314. Wcnrf 300. bl^ot 289.

W«)»r 286.

Wöj^w 292.

brefian 260.

Är^osf 193.

brü 234.

brydealo 186.

deo« 317.

d«&wfa« 200.

rft7« 317.

doru 194.

-dreord 274. 313.

dt/m 191.

duru 189. 191. 192. 193.

196. dyle 317. eade 361. ea/cda 188. co/m 183. edlh 336. ea/od 183. ealoda 188. co/u 187. c/sfa« 320. egepe 317. «Verf 260. inde 245. enlefan 245. «o/bf 268. w/ 320. fea//an 801. fearu 195. ^«ffor 260. /VW 245. felda 192. ^e«5 .300. Fenix 260. ^eoW 300. /eo// 300. Unta 316. /fifor 289. flytme 260. forpylman ^22. galan 317. i7«?an 318. ya/pr 322.

yin^ 295. 297. 298. 307. gealdor 317. ^Äi/^ 322.

Wortregister.

387

^ebeodu 195. ^emme 300. ^eofii 195. ^eocu 194 ^eon^ 301. ^eony:i 297. ^espreocu 195. _^e^«w 327. giellan 317. ;^i-flcewe 293. ^ifiim 198. j/mm 300. 5*0^3 298. ^ös 334'. ^reotan 284. gretan 320. Äcp^e 248. ÄeÄ^ 267. 295. hehton 312. Ae>i5 300. /»e'o/- 274. 275. /ieoM 300. heorot Sil. Mow 275. Äe'^ 267. 268 f. 269. heton 269. /i^w 275. 286. hldford 301. hleapan 301. /i/eo(^ 314. 315. A?eo2? 274. JiUow 292. hlupon 275. hniopan 275. ÄmYw 191. /iwo? 168. ÄMW^M 191. Äofi* 194. ÄoZ^ 195. holu 194. honda 192. Äo^j 322. Äo^?^ 194. /iosi) 319. hreaw 288. /ir^o^ 289. 292. hreow 288. hr^owa 288.

hröwun 283.

AM 235.

Äww^a 326.

huntian 326.

Äyi?e 322.

hyspan 319.

Ä/^'ß 241.

Ä«<;»7c 268.

»WW3 298.

c4mban 245.

cennan 319.

c/^e 260.

cnödan 293.

cn^^^Z 325.

cnt/ll{s)an 325.

cotfw 194.

CO?«* 194.

crcBcetung 330.

cracian 330.

crec?« 260.

Crecas 256.

cwänian 329.

cweodu 195.

cundan 329.

Ze/^ 323.

Zec 270.

?eo/c 267. 268. 269. 282.

312. ?eor^ 269. 282. 312. leortun 315. ?^^ 282. //s^Mm 198. Zt^ 283. /ot'w 194. /M/'wm 197. 198. luatum 198. mwgenpysse 326. mcpjem 202. 204. 205ff. meagol 317. m?(^ 255. meolce 181. meolcum 164. 172. 174.

175. 176. 214 meo^wc 178. 179. meord 255. wt7c 177. m*o/oc 177. 179. mise 260. 257.

molcene 176. mi*^« 317. müÄa 317. mütva 317, my'se 257. nc^gan 320.

^KKS(5) 196.

nces-^ristle 189.

wo^e 190.

Mößsse 196.

ncesdyrlu 189.

wasM 190.

fieredes 248.

«osa 189. 191.

«dsa 196.

nöse 196.

wose 191.

nosdyrl 196.

wosM 189. 191. 192. 193.

194. 196. nosum 188. 189. of 245. «/"es^ 320. oefestia 320. o/os^ 320. o/'s^ 320. ondrM 282. ondreord 282. ondswearu 195. oncncew 286. oncncew 286. oncnew 286. 0^ 245. P^^re 260. i>Fw 259. jp/s 257. i>/s/e 260. prMicien 260. r^</ 282. rece« 329. recene 329. re'ccan 329. reo/"«» 321. 330. reoc 328. r eonig 319. reorrf 269. 282. reordon 312. reof<> 328.

26*

388

Wortregister.

rede 328. ricene 329. ropp 321. röwan 222. ry» 319. r^nan 319. sdwan 272. S£Pire 286. «eaWa 308. siow 286. «^M^ 286. «^M^c 286. s4won 286. «trf« 259. Sl^en 260. »»Vj^g 317. «c^d 270. 8c4ade 270. «cÄ/ 270. scolu 194. scrtr 330. s/cKrf 326. 327. slcec 318. «/corr 318. sUpde 307. snoru 194. «ncJM'an 292. 293. tö/"««! 361. 80lu 194. sorj 195. «/>^on 301. stefn 368. «f^n 368. ateold 300. j»furfa 192.

«/MrfM 191. Stada 191. s/urfM 191. sutol 321. »»/'<f 222. »irtf 243. »fror 243. stodpan 270. st«?/ 243. «M'c/c 268. «ir^oj 289. sweop 270. sweotol 321.

«TM/O/ 321. temprian 300. teorian 324. <»VWcr 324. Niedre 324. </5/c 260. -^»5um 207. ^^rtf 324. tw4nti^um 207. <frf 255. pafian 323. paccian 332. rfrfwi 176. rf^241. j&«»r/ 323. j^tj-/ 353. pweorh 349. j&y« 326. pyssa 326. unsnytfrum 198. «r 325. M7C[^o/) 289. irc^/) 289. tc^p 289. ireman 323. irÄ>c 308. weold 300. ir«o/c 300 w^p 289. 807. •r<foj: 301. 308. wexa{n) 301. •rtm; 245. ^Ow^a) 823. Nwtf 195. •o<Sa? 301. ufräd 327. irreMcoM 347. wrtHcle 347. •r>n<fan 327. irMn</rMm 198. fce 325. ^«/ 320.

Mittelenglisch.

hfghfe 269. Ä/Ä<e 269. eratce 322. /Mi>ff» 275.

moÄ*i*c 317. mukke 317. slekenen 318. fercn 324. /Äär^n 323. fAjr»<e/ 332. ttren 324. ^ri>e 330.

Neuenglisch.

ale 186. aWow 323. bidale 186. 6r«fa/ 186. churchale 186. cZfrf 331. c/^Ao/c 186. clot 331. crocAr 330. croöÄ- 330. cratc 322. Am»// 325. leetale 186. moM? 317. painter 322. «coto/e 186. «crmJt 330. Mcreech 330. •Ariei- 330. MrO^ 880. •UuU 826. ffoMcA 318. «nitW 224. /Airadl' 332. /IC* 260. tire 324. fn>e 830. Twinity 276. unbroken 331. irac«: 332. «'Ai/t/e 332.

Urnordisch.

kunimu{n)diu 245. 249. atrestar 245. 249. ITiVi/a 248. M?;'/a 248.

Wortregister.

Altwestnordisch.

bleu 295. fengom 295. gekk 295. greit 281. heilt 295. heit 309. ÄeM 295. help 296. Ä^?^ 295. het 309. Ä/d 273. Äo?i> 296. leit 281. ?^^ 309. lit 281. o/<^o 296. 9?/r 182. 184. reip 281.

Altnordisch und Altisländisch.

dstom 198.

fotum 166. 167.

a^ /j^/'^om 165. 171.

at glprum 182.

dster 197.

Ä<^ZÄ;r 343.

bensigpum 207.

bergsngs

bepiom 207.

ö^'d 314.

biugga 273.

biuggiom 273.

*?^s 280.

&o? 234.

^>0;/ 234.

^r*os^ 193.

buggiom 273.

Dellingr 317.

dömari 236.

<?yZ/a 317.

dyrari 363.

<?yrr 192. 193. 194.

(?//rH 363.

e/sa 320.

feÄ^Ä; 295.

/•«Mom 294. feil 294. /•e?^ 294. figndotn 207. fo/rf 195. folkUpgndom 207. fötabrik 171. /■dto-/jpZ 171. fötahlutr 171. föta-püe 171. ^ra?« 317. ^ra^t^r 317. ^e?; 318. geingu 295. pr^aZZa 317. ^j7 318. gingr 297. ^öZa 317. Grekkir 256. ^rem 274. 311. ^re^ 280. gritum 307. Äa/2;e 308. handar 192. Äawe 248. Heimdallr 317. Äe/; 264. Äe/2;e 308. ÄeWom 294. Äe?/ 294. Äe?^ 294. hilt 315. Ä^« 266. hiarne 343. Ä«d 272. 314. hioggom 272. higlmom 207. Ä*V 267. Am 272. htuggiom 273. hiuggom 272. ÄZidp 271. 313. ÄZwpom 263. 271. hgfophlutr 171. hgfpabrik 171. hgfpa-bulstr 171. }igfpa-figl 171. hgfpagerp 171.

hgfpa-hlutr 171.

hgfpa-skip 172.

hgfda-tal 172.

hgfup-gerp 171.

hgfup-skip 172.

hgllom 207.

hrwom 207.

Ärös 348.

AMC 241.

huelvggnom 207.

^({^•, -om 271.

*d5, -om 271. 314.

iukom 271.

iusom 271.

Ä;?ö^ 331.

hpäka 330.

kveina 329.

Ä:wrfa 329.

langskipom 207.

/a^a 307.

?e*Y 283. 307.

?^i? 307.

?«Yo 281.

?*Yom 307.

//rfa 277.

Z/t^/'r 314.

mceles-gl 185.

mms 257.

meidr 257.

mid/Ä; 178.

moM 195.

mönopr 178.

mw^/ 317.

mwpfr 317.

nasar 190.

naifs^ 234. 235.

wes 196.

wps 190.

np'^om 207. 210. 212.

o?c?a 296.

orfrfom 207.

o^Zrt 296.

o?s-a/r 183.

ömt 323.

öm?- 323.

ömwH 323.

or^ 195.

dx 308.

390

Wortregister.

Ql 184. 187.

padra 250.

hgfda-tal 172.

gipr 183. 184. 187.

pau 234. 244.

Ärörfr 353.

(fip^'i 185.

/awsÄ: 326.

Ärct/a 352.

(}iprom 181. 187.

pausn 326.

^-er» 352.

(fipum 181.

j&^ysa 326.

kgngur-väfa

rämr 329.

j5MJ/^r 314.

laupum 272.

reidr 327.

piörr 326.

i*fi) 272.

rem 289.

)5rfmr 163.

ic/cn« 280.

rip 280.

Prim tigum 208.

liupum 271.

rFefa 327.

)&M^ 241.

lupum 271.

riüfa 330.

pysja 326.

ma«f 350.

rö« 222.

j5^ss 326.

9^ 187.

rJmr 329.

ua:om 308.

pWa 182.

ryia 319.

vdr 245. 305.

iffit^r 347.

r^n 329.

rc^(7r 367.

rcA'^Ta 352.

ryrr 319.

ver 251.

rjüp-keri 352.

r^rrf 319.

rtnrfr 245.

«rf/o-pZ 182. 185.

«a' 243.

vgkr 325.

«Aau^i 352.

safnade 248.

cpÄrra 325.

sJt/öda 352.

safnader 248.

vtppnom 207.

«ö 243.

seimr 318.

fTMrfe 248.

sprund 352.

«cra 277. 280.

5/c^^t 352.

sÄ:or 195.

Neuisländisch.

s/e^^rr 352.

«Zörf 326.

^c>7a 318.

pisl 353.

«?ö(f» 326.

öl 184.

^rc/r 349.

slera 280.

ö?Wr 186.

«;/Ärr 268.

skrtkja 330.

Mittelnorwe^isch

alMa 327.

<»7 Äo/"rfa 171.

haldo 296.

snoppa 224.

Pjökka 332.

AäWo 2<W.

«;M)r 195.

«n(>s 196.

Altnorwegi8ch.

Nennor wegisch.

»nt«a 292.

*rtÄ- 351.

sorg 195.

bikkja 352.

klatra 381.

«9Ärom 198.

*M)(7i7« 273.

itrW/a 329.

s^waA:« 368.

hioggom 273.

muA-iha 317.

stim 368.

WM^i^o 273.

older 186.

«wa' 241. 243.

biuggia 273.

öma 323.

suipom 263.

biuggom 273.

ry, rjoa 319.

susvprt 321.

er/i-p/ 182. 185.

«etmen 318.

syni 249.

erfda-glda 185.

skrike 330.

«y«<cr 249.

/•urf- 351.

Wod 326.

^«^a 277. 307.

fudhundr 352.

«/ada 326.

Hl föta 171.

/y/a 351.

aad{€) 326.

tirr 251.

oös 352.

/fyar 321.

grey-haka 352.

Ostnordisch.

^»mu 234. 244.

hiogga 273.

/JA: 295.

tueimr 163.

hgfda-kodde 171.

fiol 296.

Tyr 340. 346.

hgfda-lopt 172.

/fu/ 296.

Wortregister.

grcBt 280.

r#^ 281.

Gutnisch.

grera 289.

snepa 272.

biggut 274.

gritu 281.

sn^ä/wt 272.

daupum 199. 202.

hwlt 294.

s{w)ä 243.

^(»W 295.

hioggio{m) 273.

.<w;)ö 243.

Ä«e/rfM 295.

hiult 296.

i5e 235.

htt 267.

Z«^ 281.

volto 296.

tflP<jr^ 273.

/ö^ 280. 289. 309.

M^Z^M 296.

jcelt 295.

rcep 280.

/«Mi? 271.

tök 280.

Mittelschwedisch.

Z/Ä;o 266.

(«?)w^i'e 296. Runischschwedisch.

ßl, fei 295. ^M??o 296.

riap 281. t;(»Z^ 294.

{h)auk 273. ^/a^pr 273.

het 266. Ä^w/rfo 296.

Altdänisch.

hirtae 272.

(;i>'M 272. {h)mku 272.

hog 273. Ä^^ 273.

Z(ti) 272.

ÄPP'^ 273. uku 272.

Äo^^jro 272. 273. hug 273.

Neudänisch.

dylle 317.

Ä«(7^o 272. 273.

hoved-gjerde 171.

Altschwedisch.

hyg 273.

Ha<^re 331.

««■# 266.

/*öi? 271.

/fcZa# 331.

at hofpum 166. Z>/y^^i* 274.

löp 271. Z^jp 271.

moMe 317. nces 196.

bi/ggu 274. <^ö^gr 199.

lopp 271. Zm^j 271.

r^ 319. skrige 330.

fcKÄ; 295.

Zm^^o 271.

s?ac?e 326.

fal 295. /te^ 294.

lypp 271. swö 243.

slukeret 318. s^a^ 352.

fall 295.

vrinske 319.

/la? 295.

Neuschwedisch.

vrinsker 319.

^r«^ 281.

feil 295.

gret 281.

^»7;« 318.

Litauisch.

Äef« 272.

grlt 281.

aZifs 184.

hiog 273.

;^m^' 295.

af/tas 336.

hioggo 272.

ÄT^M^m 331.

aw# 72.

Ä»>^ 273.

m 281.

a^)/ 54.

Am 273.

Z/ei? 272.

drklas 342.

/^m^ 273.

moa 317.

ätlaikas 338.

h0ta 272.

moÄ:Ä:a 317.

Ä^r;2d!S 342.

^ä^ 281. 309.

Mos 196.

ÄwZ^s 351.

Icet 309.

rid 281.

<?er^Äos 199.

Ze^ 281.

r//a s*> 319.

devas 321. 340. 346

Zoi)2?a 263.

skrika 330.

dosnas 365.

nces 196.

s^«m 368.

(^oswMS 365.

^? 184. 185. 187.

stimma 368.

<?wm«s 342.

Bldum 181. 185. 187.

w^eeZ 327.

düsnis 365.

rädh 281.

vWda 327.

c;i»V^» 316.

391

392

Wortregister.

elkas 336.

uzgertüves 199.

rjujq 329.

efSilas 352.

f?aÄ-ar^ 212.

rÄto 319.

gaidys 329.

vdrna 339.

rwHO 319.

gedöti 329.

f?afnas 339.

sijq 285.

jeszmas 316.

rcio« 338.

«»MfÄa 194.

Äar^o« 340.

Sqsh 334.

62. 120.

küszys 351.

iMd^t 327.

^f^na^i' 354.

/a»na« 324.

Smlgat 199.

timt 176.

Z«7a5 324.

^«•a 323.

?/sas 324.

Preußisch.

<o;a 176.

löma 327.

a^M 184.

trüpü 330.

mästas 351.

aysmis 316.

^tW/» 367.

me7iM 342.

cyfiiro 316.

vist 333.

naktimis 212.

Araria 340.

rorfa 338.

Ma/»:c2rd 212.

peisda 351.

rrÄc«o 348.

neziniomis 198.

teanais 354.

rÄ(n) 64.

nJÄrf» 320. 348.

zabüvenü 273.

?to«w 196.

Lettisch.

^orf» 351.

2>ef 62. 65.

e^A» 336.

2ra<ii« 351.

penai 173.

wm« 316.

rm<c/;T 222.

p/n«s 173.

läma 327.

ielqdf 343.

pitüs 187.

/am 327.

^/#^a 343.

py^dd 351.

/an« 327.

pri galvü 168. 169.

naiks 348.

Neubnlgarisch

rawÄros 347.

/>/ 24. 54.

agneaia 312.

rrfw/» 319.

rät 329.

r/ju 329.

rcf 329.

Czechisch.

rM^•<t 347.

za'udet 327.

/)#cAory 352.

rupas 321. rytmetyj 212.

V hlaväch 168.

Althnlgarisch.

Polnisch.

*c/Ä 224.

q( 64.

s^M 285.

biiati 352.

w gtotcach 168.

sÄas 342.

«fer^ 223.

Russisch.

8ij6ti 342.

rffro// 34«.

60rC«a 342.

s%<» 318. sprageti 368. szefmenys 187.

dymü 342. govorüi 368 ^owrÄ 368.

Hl golotdchü 168. gocoritr 368. ^opo/-Ä .368. moldki 178

82;efmcn« 187.

i«A« 14.

timsras 183.

/t^V« 824.

rr^^^i-Vfi- » X ff *^*

mo/oA*({ 173

fur«a« 351. fMr«(Jft 351.

lomü 327. m»«a 232.

rrn/»vffi. V X ff <-/•

/>or(Jm 342. raj 329. rrf/a<r 329.

tüszczas 367.

mrüttü 349.

fy^omw 198.

«MÄ 196.

8ol6ma 343.

fy^oms 198.

o/i{ 184.

rdron 339.

<t>^r/» 349.

pri 62.

ror(J»ui 339.

<»»«Ä:<» 349.

rar« 329.

tvinti 349.

revq 319. 329.

Serbisch.

«rora 349.

rjVr^ 329.

piidra 352.

Wortregister. 39H

präm 342. i sito 342. 1 vrän 339.

rämo 341. | släma 343. | vräna 339.

II. Nichtindogermanische Sprachen.

Finnisch. 1 miekka 236. 1 olut 184.

236. I niekla 236. i ^woma« 236.

Leipzig-Gohlis. H. Hirt.

ANZEIGER

FÜR

INDOeERMAJflSCHE SPRACH- UND ALTERTUMSKUNDE

BEIBLATT ZU DEN INDOßERMANISCHEN FORSCHUNGEN

HERAUSGEGEBEN

VON

WILHELM STREITBERG

ZWANZIGSTER BAND

STRASSBURG VERLAG VON KARL J. TRÜBNER

1907.

IL DmMont Schaaberg, Strafiburg.

Inhalt.

Seite

Bibliographie der Jahre 1902—1904. Erste Hälfte . . . 1-161 I. Allgemeine indogermanische Sprachwissenschaft

und Altertumskunde (W. Streitberg) 1

II. Arisch (A. V. William Jackson) 45

A. Indo-Iranisch S. 45. B. Indisch S. 46. C. Iranisch S. 64.

IIL Armenisch 78

IV. Griechisch (Albert Thumb) 82

V. Albanisch 104

VI. Italisch (W. Freiherr v. d. Osten-Sacken. Kurt Eulenburg) 105

VII. Keltisch (1902: J. Vendryes. 1903/04: B 154

Bücherbesprechungen : 162-192

Wackernagel J. Altindische Grammatik II. 1 (Chr. Bartholomae) 162 Hoff mann 0. Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volks- tum (G. N. Hatzidakis) 172

Bück C. D, Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte

(Max Niedermann) 175

Tiktin H. Rumänisches Elementarbuch (Kr. Sandfeld Jensen) 177 Puscariu Sextil. Etymologisches Wörterbuch der rumäni- schen Sprache (Kr. Sandfeld Jensen) 180

Hirt H. Die Indogermanen, ihre Verbreitung, ihre Urheimat und

ihre Kultur (H. Hirt) 182

Mitteilungen (Personalien) 192

Die zweite Hälfte der Bibliographie der Jahre 1902 1904 befindet sich unter der Presse und wird im 21. Band des Anzeigers erscheinen.

ANZEIGER

FÜR IIOGERMÄMSCIIE SPRACH- Ul ALTERTÜMSKIDE.

BEIBLATT ZU DEN INDOGERMANISCHEN FORSCHUNGEN

HERAUSGEGEBEN

VON

WILHELM STREITBERG.

ZWANZIGSTER BAND. 1.— 3. HEFT.

Bibliographie der Jahre 1902—1904.

Erste Hälfte.

Vorbemerkung. Durch äußere Gründe ist es notwendig geworden, die Bibliographie der Jahre 1902—1904 zusammenzufassen. Die indische Bibliographie und die keltische Bibliographie der Jahre 1903 u. 1904 konnten von den regelmäßigen Bearbeitern nicht geliefert werden; die als Ersatz für die ind. Bibliographie gebotenen Titelzusammenstellungen wollen nur als Notbehelf, als Ausfüllung der schlimmsten Lücken, betrachtet werden.

Bei der Bearbeitung der Bibliographie haben mich die folgenden Herren in gewohnter Liebenswürdigkeit unterstützt: Prof. Dr. D. Andersen in Kopenhagen (Skandinavische Erscheinungen), Prof. Dr. A. V. W. J a c k s o n in New- York (Amerikanische Erscheinungen), Prof. Dr. J. Zubaty in Prag (Slavische Erscheinungen).

Wie bisher benutze ich auch heute die Gelegenheit, meine Bitte um Unterstützung zu wiederholen. Nur wenn sich die Herren Autoren durch Sendung von Dissertationen, Programmen, Gelegenheitsschriften, Sonderabzügen aus schwerer zugänglichen Zeitschriften auch fernerhin am Aus- bau der Bibliographie beteiligen, kann die erstrebte Voll- ständigkeit und Genauigkeit der Berichterstattung erreicht werden.

Münster W., August 1906. Wilhelm Streitberg.

I. Allgemeine indogermanische Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

1902.

Allgemeine Sprachwissenschaft. Sprachpsychologie.

1. Sütterlin L. Das Wesen der sprachlichen Gebilde. Kritische Bemerkungen zu W. Wundts Sprachpsychologie. Heidelberg Winter 1902. VII u. 192 S.

2. Zaborowski S. Der Ursprung der Sprache. Aus dem Französischen übersetzt. (=Wissenschaftl. Volksbibliothek Nr. 94 96). Leipzig Schnur- pfeil, in u. 206 S. 0,60 M.

Das Original ist 1879 erschienen !

Anzeiger XX. 1

2 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

3. Cejador y Frauca J. Los germenes del lenguaje. Estudio fisiol. y psi- col. de las voces del lenguaje como base para la investigacion de sus origines. Bilbao 1902. VII u. 504 S.

4. Nausester W. Denken, Sprechen u. Lehren. I. Die Grammatik. Berlin Weidmann 190L 195 S. 4 M.

Das Werk verfolgt pädagogische Ziele u. sucht nachzuweisen, daß nicht die Wortform, sondern der Wortsinn die Grundlage des Verständ- nisses einer fremden Sprache sei.

5. Schmieder A. Anregungen zur psychol. Betrachtung der Sprache. (= Pädagog. Magazin Nr. 178). Langensalza Beyer 1802. 37 S. 0,50 M.

6. Ganzmann 0. Über Sprach- und Sachvorstellungen. Ein Beitrag zur Methodik des Sprachunterrichts. (= Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der Päd., pädag. Psychologie u. Physiologie 4, 6). Berlin Reuther u. Reichard 1902. 80 S. 1,80 M.

7. Rodhe E. La methode m^canique en grammaire. Lund Gleerup. 66 S. 8'.

8. Haag K. Versuch einer graphischen Sprache auf logischer Grundlage. Stuttgart W. Kohlhammer 1902. 67 u. 4 u. 13 S. 1,50 M.

9. Ingraham A. Stöhr's Algebra der Grammatik. Am. Phil. Ass. Procee- dings 33, XI.

Kritischer Überblick über Stöhrs Methode u. ihre Bedeutung.

10. RegnaudP. Les conditions d*6tablissement d'une langue internationale. Bull. Soc. des amis de TUniversite de Lyon 1902. 15. 8—32.

11. Croce B. L'estetica come scienza dell' espressione e linguistica ge- nerale. I Teoria. II Storia. Milano, Palermo, Napoli Remo Sandron 1902. XX u. 550 S.

Sprache ist ästhetische Objektivierung, die Sprachwissenschaft also von der Ästhetik nicht loszulösen.

12. Mauthner F. Beiträge zu einer Kritik der Sprache. Band 3: Zur Grammatik u. Logik. Stuttgart Cotta 1902. VIII u. 666 S. 12 M.

13. Vinson J. Conferences de linguistique. La science du langage. Revue de l'ecole d'anthrop. Paris 1902. Nr. 5.

Vgl. Revue de Ling. 35 und 36.

14. de Reul P. LY'VoIution du langage du point de vue sociologique dans l'histoire du langage. Revue des cours et Conferences 10, 18.

15. Baudouin de Coortenay J. A. Über den Mischcharakter aller Sprachen (russ.) ^ur. Min. 337 (1901) Sept. 12—24.

16. Winslow 0. Lr spr&kets historia. Stockholm Sandberg. 87 S. 8». 1,25 Kr.

17. Delbrück B. Das Wesen der Lautgesetze. Ostwalds Annalen der Naturphilosophie 1, 277—308.

Histor. Übersicht. Auseinandersetzung mit Wundt. Ergebnisse : Die Lautgesetze sind spezieller (nicht allgemeiner) Natur; dies beruht teils auf der gleichen Organisation der Sprachwerkzeuge, teils und haupt- sächlich aber auf der Tatsache, daß die Sprache eine Fertigkeit ist, welche im fortwährenden Verkehr mit Sprachgenossen erworben wird, wobei das Bedürfnis nach Verständigung auf eine möglichst einheitliche Einübung innerhalb einer Verkehrsgemeinschaft hinarbeitet. Somit sind die Lautgesetze allerdings sui generis, doch braucht man ihnen deshalb

I. Allgemeine indogerm, Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 3

den Namen von Gesetzen nicht abzusprechen, da auch andere Wissen- schaften unter Gesetzen Gleichmäßigkeiten verstehen, die unter gleichen Bedingungen eintreten.

18. Vendryes J. Reflexions sur les lois phonetiques. Melanges linguistiques Offerts ä M. Ant. Meillet. S. 115—30.

Ein isolierter Lautwandel existiert nicht. Jede einzelne Lautver- änderung steht mit der Änderung des Gesamtsystems im Zusammenhang. Die unbewußten Veränderungen vollziehen sich innerhalb des Systems, die bewußten durchbrechen es. Wichtiger als die Untersuchung der einzelnen Lautgesetze ist die der Tendenzen, die das Lautsystem umgestalten. Diese sind z. T. allgemein, z. T. zeitlich und örtlich bedingt.

Ein Beispiel dieser letztern ist die germ. Lautverschiebung.

19. Andersen N. Sproglige aendringer. IL Sönderjyske Aarbeger. 1902. S. 161—24-0.

Fortsetzung, vgl. IF. Anz. 15, 6 (Nr. 42).

20. Krause A. Entstehung der Konjugation in den flektierenden Sprachen. Zweiter Teil: Die Tempora. Progr. Gleiwitz 1902. 21 S. 4».

Methodelos.

21. Martinak E. Psychol. Untersuchungen zur Bedeutungslehre. Leipzig Barth 1901. VL u. 98 S.

1. Der Begriff der Bedeutung und des Zeichens; 'reales' und Tmales' Bedeuten. 2. Spezielles über das finale Bedeuten; Zweckmäßigkeit der Zeichen ; natürliche und künstliche Zeichen. 3. Das richtige und das un- richtige Verstehen; die Bedeutung als Norm und als virtueller Tatbestand. 4. Wesen und Natur des Zeichen und Bedeutung verknüpfenden psychi- schen Bandes. 5. Verkürzungen im psychischen Vollzug von Zeichen und Bedeutung. 6. Veränderungen in der Zuordnung von Zeichen und Be- deutung. — 7. Ausblick auf die Hauptmerkmale des sprachlichen Bedeutens.

22. Karsten T. E. Über den Wandel der Wortbedeutung. Neuphilol. Mit- teilungen (Helsingfors) 1902 Nov.-Dez.

23. Kjederqvist J. Lautlich-begrifflicheWortassimilationen. Zur halbhundert- jährigen Geschichte des Begriffs der Volksetymologie. PBrB. 27, 409 45.

Geschichte der Forschung. Analyse des Vorgangs. Einteilung der Erscheinungen.

24. Scerbo F. Note semasiologiche. Actes XII. Congrös intern, des Orient. 8, 11, 115-26.

25. Münch W. Sprache und Religion. Zeitschrift für den deutschen Unter- richt. 16, 665—78.

Die stetige Bedeutungsentwicklung übt auf die religiösen Anschau- ungen Einfluß aus. Die religiöse Terminologie schützt archaisches Sprach- gut, verleiht ihm dabei aber zugleich einen ganz bestimmten Gefühlswert.

26. Krüger. Wie werden Abstrakta zu Konkretis ? Vortrag, gehalten in der Berhner Gesellsch. f. d. Studium d. neuern Sprachen. Archiv 108, 164—66.

27. Bourdon B. Contribution ä l'etude de l'individualite dans les asso- ciations verbales. Philos. Studien 19, 49—62.

28. Wackernagel J. Über Bedeutungs Verschiebung in der Verbalkompo- sition. Gott. Nachr., Phil.-histor. Kl. 1902. S. 737—57.

Erörtert die Fälle wie iungo : seiungo usw. auf Grund ai., griech., lat. Beispiele.

1*

4 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

29. Lindelöf ü. Zur Frage vom (!) Begriff des Satzes (aus Anlaß von Wundts Völkerpsychologie). Neuphilol. Mitteilungen (Helsingfors) 1901.

30. Dittrich 0. Die sprachwissenschaftliche Definition der Begriffe 'Satz* und 'Syntax . Philos. Studien 19, 93—128.

Auch die einwortigen Sätze zeigen Zweigliedrigkeit der Bedeutung ; es sind daher keine Satzäquivalente, sondern echte Sätze. Deshalb ist Wundts Satzdefinition folgendermaßen auszugestalten: Ein Satz ist eine modulatorisch abgeschlossene Lautung, wodurch der Hörende veranlaßt wird, eine vom Sprechenden als richtig anerkennbare relativ abge- schlossene apperzeptive (beziehende) Gliederung eines Bedeutungstat- bestandes zu versuchen. Zwischen der Syntax des Sprechenden und der des Hörenden muß geschieden werden.

Kindersprache.

31. Grammont M. Observations sur le langrage des enfants. M^langes linguistiques offerts ä M. A. Meillet S. 61 82.

Die Rolle der Assimilation, Dissimilation, Methathese bei den ersten Sprechversuchen. Beobachtung, daß bei einem Kinde Anklänge an die Sprache seiner Amme wahrgenommen wurden, obwohl diese es einen Monat vor dem Auftreten der ersten Wortbildungen verlassen hatte.

32. Meumann E. Die Entstehung der ersten Wortbedeutungen beim Kinde. Philos. Studien 20, 152—215.

Das Kind beginnt mit Satzworten; die Worlfunktion des Wortes ist jünger als die Satzfunktion. Entwicklung des Sprachverständnisses; Wunsch- wörter; Intellektualisierung der emotionellen Sprache; assoziativ-reproduk- tive u. logisch-begnffl. Stufe; das Schließen.

33. Ament W. B -griff u. Begriffe in der Kindersprache. (= Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der Päd., päd. Psychologie u. Phy- siologie 5, 4). Berhn Reuther u. Reichard. VI u. S. 2 M.

Phonetik. Sprache und Schrift.

34. Trausei W. Einführung in die Phonetik u. ihre praktische Anwendung auf den ersten Sprachunterricht. Wien Pichler 1902. VHI u. 94 S.

35. Sweet H. Primer of phonetics. 2n<i ed. Oxford Clarendon press. 128 S. 3 Sh. () d.

36. Scripture E. W. The elements of experimentat phonetics, With 348 illustralions and 26 plates. New York Scribner's sons, London Arnold 1902. XVi u. 627 S.

37. Scripture E. W. Researches in experimental phonetics. Second series. Studies from the Yale psychological laboratory 10, 49—80.

Beschreibung eines Apparates, der die Kurven so zeichnet, daß die einzelnen Woilbilder deutlich hervortreten. . 38. Tuttle E. H. Phonetic notation. Studies from the Yale psych, labo- ratory 10, 96—117.

Tritt für die Annahme eines einheitlichen wissenschaftlichen Alpha- bets ein.

39. Logeman H. Klanken en Klank-symbolen. Taal en letteren. Bd. 12, Heft 3—5.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 5

40. Kronsbein W. Die physiologischen und psychologischen Beziehungen zwischen Sprache und Schrift, mit besonderer Berücksichtigung der Stenographie. Wiesbaden Bächtold [1902]. 69 S.

Idg. Sprachwissenschaft.

41. Regnaud P. L'avenir de la philologie indo-europeenne. Rev. de ling. 35, 113—125.

42. Gildersleeve B. L. Oscillations and mutations of philological studies. Johns Hopkins University Circulars, 1902, S. 45 50.

43. Blatt G. Die Prinzipien und Methoden der vergleichenden Sprach- wissenschaft (poln.). Eos 8, 87 99.

44. Pogodin A. Novyja socinenija o jazykg i kul'turg Indo-germancev. ZMNP. 321, 493—512.

45. Brugmann K. Kurze vgl. Grammatik der idg. Sprachen. Auf Grund des fünfbändigen 'Grundrisses der vgl. Grammatik der idg. Sprachen von K. Brugmann u. B. Delbrück' verfaßt. Erste Lieferung: Einleitung und Lautlehre. Straßburg Trübner 1902. V u. S. 1—280.

46. XaxlihdKY\c P. N. 'AKabri|U€iKd dvafvdjciuaTa eic Tr\v ' EWriviKr^v, Aa- TiviKriv Ktti iLiiKpöv eic Triv 'lvbiKT*)v Tpa|U|uaTiKr|V. T. I. (= Biß\io0riKr| MapacXf]. 175—8). 'Ev AOrivaic K. MireK 1902. ky] u. 608 S. 8 Dr.

47. Meillet A. Varia. MSL. 12, 213—238.

1. aisl. gaukr, lit. geguzi. §- Erweiterung der Wurzel ^ghü. 2. Sur le timbre de la voyelle du redoublement en indo-europeen. a) dans le redoublement normal: im Perfekt stets e, falls der Wurzelvokal nicht Ein- fluß ausübt wie bei Wurzeln mit «', u (indo-iran., Lat.); im Präs. u. Aor. bald e, bald i. Einige ved. Verba haben beide Formen nebeneinander. Bei den Nominibus ist es ebenso : nur e oder i in der Reduplikationssilbe, niemals ein dunkler Vokal. "11 resulte de la que, en principe, la voyelle du redoublement tend ä etre plus aigue que la voyelle radicale." 6. Re- doublement intensif. Nur im Sanskrit wohlerhalten. Deshalb der Vokal schwer bestimmbar, doch zeigen die isolierten Formen mit zweisilbiger Reduplikation wie kdnikranti, gamganti usw., k, g, also dunkeln Vokal, u. beweisen, daß der Palatal in carkarmi usw. durch den Einfluß der nor- malen Reduplikation entstanden ist. Dazu stimmt slav. glagoljq usw., griech. iropqpupuj usw. Dasselbe gilt von den Nominibus. Die intensive Re- duplikation unterscheidet sich daher auch im Vokalismus von der normalen, da sie bestrebt ist denselben Vokal wie die Wurzelsilbe zu haben, keinen heilern. 3. got. awistr. Darf nicht von ewist getrennt werden. Im zweiten Teil ist mit Pott usw. die Wurzel sthä- zu suchen, awistr = owi- sth{d)ro-, dessen zweiter Komponent zu ^bpa stimmt. 4. skr. jdnima janma. Das von Saussure Melanges Graux fürs Griechische nachgewiesene rhythmische Gesetz gilt auch fürs Altindische. Besonders deutlich ist der (bisher unbemerkte) Parallelismus bei den Nominibus auf -men-. Das aus- lautende -d bei schweren Basen fehlt oft vor diesem Suffix: stets zur Vermeidung dreier aufeinanderfolgender Kürzen. Der Ausgangspunkt dieser rhythmischen Regel sind die Formen, wo d vor Vokal schon ursprachlich geschwunden ist, vgl. z. B.jdnak. Vor Konsonanten (außer y) ist der Verlust niemals idg. (wie Hirt meint), sondern stets einzelsprachlich. 5. ahd. rüm, skr. urü^, abg. rävmü. urüfy : rüm = ävdsurafy : ävasrüli, socer : socrus.

6 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

Die schwachen Formen der Wz. werd- sind 1. werd 2. ura- 3. wr9-. 1. liegt in aw. vouru- u. varö vor. skr. urüh kann im Anl. v verloren haben, es kann auch zu 2. gehören. Das aw. uru- spricht für die 2, Auffassung. 3. ivr9- wird rw9- rü-: dazu rüm. Aus dieser Schwundstufe wird die neue Voll- stufe rew9- gebildet, vgl. aw. ravö. eupOc u. *ofvtnü sind durch Prothese entstanden. 6. griech. buo, vgl. IF. Anz. 15 Abt. IV Nr. 28. 7. D'une anomalie de la quantit^ en Lituanien occidental. "Les breves accentuees Interieure s qu'on rencontre ne sont en realit^ que des breves accentuees de syllabes finales accidentellement transportees ä l'interieur du mot." Note sur les enclitiques lit. m», ti, si: sie haben i. das dieselbe Partikel ist, die in ved-i, g-i usw. erscheint. Vgl. griech. -iv -iv. 8. L'accusatif singulier de l'ancien armenien : -os -on, -a -an, -is -in, -us -un sind im Auslaut mehrsilbiger Worte vollständig geschwunden: dadurch ist der Nom. u. der Akk. Sg. zusammengefallen.

48. Pedersen H. Exkurs über den griechischen und lateinischen Akzent. KZ. 38, 336—41.

S. IX B N. 2, 3.

49. Pedersen H. Zur Lehre von den uridg. Vokalalternationen. KZ.38, 398— 421.

"Die Lehre von den uridg. Alternationen (d, h. von den im Urindo- germanischen vorliegenden Resultaten der in [zum Teil um Jahrtausende] älteren Perioden eingetretenen Lautübergänge) wird namentlich durch zwei Irrtümer auf falsche Bahnen gelenkt : durch die Nichtbeachtung der Chronologie und durch den Aberglauben, daß die Alternationen sich in ein einheithches System einordnen lassen müssen". Das Vokalsystem war vor der Entstehung der idg Alternationen ebenso bunt, wie in der Ur- sprache und kannte z. B. auch ein i u o a. Wegen des ar. « (in pädr usw.) braucht man kein 9 aufzustellen : es genügt ein Lautgesetz, wonach ein unbet. inl. idg. a in offener Silbe im Arischen in i übergeht, wenn es nicht auf y, V, k, g (im Gegensatz zu gh, welches im Arischen nicht wie k g gerundet war) folgt und nicht unmittelbar vor y steht (in ai. tucif- n. tdvas- u. dgl. liegt ein ursprüngliches i vor). Die Alternation a : ö gibt es nicht (q)U)v^ vielleicht: sl. ^-po«»); dagegen jedoch e:ü (die Femininsuffixe -e:-ä\ Abi. -ad:-ed; lat. Fut -am: -es wie griech. -ov -€c; ksl. eriti i^fpadc; W. me- 'messen': lit. möju; ai. cdrus: lat. cÄri«; ksl. mih: lit. mdlis; ksl. viko: lit. vdkas; griech. KY\p6c: lit. korfs; lit. pUkiu: griech. nX^cciu). Die urspr, Länge f (urspr. wohl offen) alterniert mit ä, das durch Dehnung ent- standene, urspr. wohl geschlossene e mit ö; die Alternation von «:ö als urspr. Längen beruht teils auf unrichtigen Etymologien, teils auf auch sonst häufigen analogischen, vielfach einzelsprachlichen Entgleisungen (so in ^TiTvu|Lii: ?ppu)Ta, sl. rizati : -raziti, riQr\^\ : Ouümöc, q>^pnT€ : (plpw^ev).

Die ümlautstufe [o usw.) hängt mit dem Timbre der folgenden Kon- sonanten zusammen (Baudouin de Courtenay IF. 4, 53f.), welches im wesentlichen von den danach geschwundenen Konsonanten abhängig war (in T^voc im Ausl. war ein hinterer, in ?<p€p€C ein vorderer Vokal geschwun- den); jedoch ist möghch, daß gewisse Konsonanten (z. B. m) vor der Ent- stehung der Umlautstufe ihre einstige Mouillierung verloren hatten, so daß sie immer ein dunkles Timbre hatten. Trotzdem wird H. Möller darin Recht haben, daß die Umlautstufe nur nach dem Hauptton eintritt: in unbetonten Silben tritt der Umlaut am leichtesten ein. Allerdings war einst jeder unbetonte Vokal im Indogermanischen reduziert worden; aber nach der Entstehung der Schwundstufe hatten vielfach morphologische

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 7

Neuerungen stattgefunden" (so in Formen wie cp^puj, t^voc). "Da dem- nach die Umlautstufe namentlich da vorkommt, wo nach der Entstehung der Schwundstufe eine Neuerung eingetreten war, so muß sie jünger als die Schwundstufe und die mit dieser gleichzeitige Dehnstufe sein. Die Entstehung der Schwund- und der Dehnstufe ist wohl überhaupt der älteste Vorgang aus der Vorgeschichte der idg. Ursprache, von dem wir eine Ahnung haben können". Die Längen e ö sind aus den Diphthongen ea oa entstanden (daher a [d] die Tiefstufe zu d); wie die Alternation e:ä beweist, muß urspr. ea oa zur Zeit des Umlautstufengesetzes bereits monophthongiert gewesen sein. Die Alternation eu : oti läßt sich nur als Analogiebildung begreifen (falls nicht vor moullierten Kons, urspr. eü, vor nicht mouillierten eu gesprochen wurde, worauf e vor u zu o umgelautet wurde). Die Alternation ei : oi läßt sich nur so verstehen, daß ei vor mouill. Kons, geblieben, vor nicht mouillierten zu (woraus späterhin oü, o») ge- worden ist. Vermutungen über die Vorgeschichte der Endungen der 1. 3. Sg. Pfti., N. PI. und Du., 1. Sg. und Inst. Sg. an -öm, V. Sg. -e -ai, L. Sg. der -ä- und -o-St., N. Du. Neutr. der kons. St.).

F. nimmt an, daß vor der Zeit der Schwundstufe im Präidg. eine Reihe von verschiedenen Vokalen bestand, die aber alle kurz waren: a o u e i. Daneben gab es sehr viele Diphthonge : ai oi ei au ou eu ea oa oe und vielleicht noch mehr. Dieser Bestand wurde durch eine Reihe von Lautgesetzen geändert: 1. Jeder Sonant einer unbetonten Silbe fällt aus; die Dehnstufe entsteht. 2. Die Diphthonge ea oa oe werden monophthongiert. 3. e, dehnstufiges (geschlossenes) e und das urspr. diphthongische (offene) # unterliegen einem Umlautgesetz, wodurch o, ö und fl entsteht. 4. e aus ea und ö aus oe werden im absoluten Auslaut zu ai (V. Sg. der ö-St. ai. -e, griech. Y^vai; N, Du. Fem. -ai aus -ea-\- e; L. Sg. der -ö-St. -ai aus -ea, eig. sufßxlos, darnach männlich -oi gebildet) und -öu {-äu ? vgl. N. Du. -öm oder -au [lat. octävus] n. aus -o -j- ß, vielleicht auch ai. daddu usw.). 5. Ausl. -öm -ön -ör -en -er werden unter Umständen zu -e; gleichzeitig mag der Verlust des zweiten Elementes der Langdiphthonge im Wortinnern sein. Zwischen der Zeit des 5. Gesetzes und der durch Sprachvergleichung konstruierbaren Ursprache liegen noch massenhaft Analogiebildungen: Entgleisungen der Art, daß ein ^ ö aus ei öi eine analogische Schwund- stufe a (d), bzw. eine analogische Nichtdehnstufe e o bekommt; so kann neben einer ei- eine e-, bzw. eine e/a-Wurzel aufkommen (Belege, insbes. W. deifc-jdeh-, auch dei§- 'zeigen'). "Aber auch abgesehen von solchen augenfälligen Entgleisungen ist das idg. Alternationssystem durch und durch von Analogiebildungen durchwoben; ja, nur die Analogiebildungen haben überhaupt ein System geschaffen, nur die Analogiebildungen haben den Schein hervorgerufen, als ob jedes * u aus ei eu, jedes o aus e, jedes a aus e, ö hervorgegangen sei".

Der Unterschied zwischen schwundstufigem j'r II i/im ^n (im Balt- Slav. liegt hier eine offenbar aus der Urspr. ererbte doppelte Färbung vor) und r vor Vokal usw. mag von rein lautkombinatorischen Bedingungen ab- hängen (in ß^ßXr^Ka steht die reduzierte Silbe konstant nach einem Vokal, in ßaAeiv nicht; Analogien aus dem Slavischen). "Ganz willkürlich ist Hirts Annahme, es hätte neben dem interkonsonantischen f l i^i ^ noch ein «r usw. gegeben". Die (auf Kontraktion aus iia [iia] p-a usw. zurückgehen- den) schwundstufigen Längen t f usw. haben nach dem Zeugnis des Balt.- Slav. gestoßene Intonation gehabt (ai. %r ür ä aus f ^, falsch ist die Annahme,

8 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

daß im Griechischen ein apa aXa a|uia ava entsprechen könne); der Satz, eine aus Kontraktion resultierende Länge müsse geschleift sein, beruht auf einem Circulus vitiosus. Auch die verschiedene Behandlung eines schwundstufigen e. o vor Geräuschlauten beruht nicht auf Akzentunter- schieden, sondern auf lautkombinatorischen Bedingungen (griech. uoboc: ^irißbai = ßaXeiv ß^ßXriKa). Hirts Lehre von Vertretungen von stimmlosem « 0 im Balt.-Slav., Griech.. Lat., Arm. (Abi. 149) ist falsch : fürs Arm. vgl. KZ. 36, 93; im Lat. wurde nach urspr. Akzentuierung vortoniges e o unter noch genau zu formulierenden Bedingungen zu a (die Causalia lat. mo)ieO, russ. 3. Sg. töpit u. dgl. deuten viell. auf urspr. Hopiieti: *t6pe- *t6pT-, neben Denom. Hepejeti: *tepe- H4p%- hin); im Griech, beruht i u für e o teils auf laut- kombinatorischen Unterschieden, teils auf Analogie (TriTvriiLii Kpi|Livr|ui nach CKibvTiiLii, wo » urspr. ist, auch nach icrrmi usw.). Was sl. *pbzditi n. bbzdeti: lit. bezdeti anlangt, so mag es sich um urspr */>»-{- «(ic- neben' pe-\-zde: W. sed- handeln (semasiologisches zu W. p»>d- pezd- u. perd-)\ sonst gibt es im Balt.-Slav. Fälle, die auf Entgleisungen zurückzuführen sind. In sl. thci^ vhdera, S^l^ u. dgl. handelt es sich um speziell slav. Wandel von vorsl. c in »; die übrigen Beispiele für sl. » in der c-Reihe vor Geräusch- lauten [phgb] bzt wohl zu Pron. t-; t»zh '^itüivu|l1oc' wohl zu Skvati, mit Präf. tb: ai. ati, in der Nebenform tozb mit o bzw. » aus >) sind falsch.

(Zubaty).

50. Gauthiot R. Note sur le degre de z6ro. Melanges linguistiques offerts ä M. Ant. Meillet. S. 49-60.

Weist darauf hin, daß das Nebeneinander von Voll- und Null- (Schwund-) stufe als morphologisches Ausdrucksmittel gefühlt werden kann, daher die Möglichkeit besteht, daß Vollstufenformen zu Nullstufenformen neugebildet werden. Neben dem mechanischen ist das psychologische Moment für die Wortform wesentHch.

51. Ciardi-Dupr^ G. Sul trattamento delle liquide indogermaniche nell' indoiranico e specialmente nell' antico indiano. Actes XII. Congr. int. des Orient. 3, II, 127—92.

52. Schrijnen J. Zu Zeilschr. 37, 277. KZ. 38, 138—40.

Zu Siebs Aufsatz über den Anlaut mit bewegl. «. Dagegen Siebs S. 140—42.

53. Reichelt H. Beiträge zur Geschichte der idg. Konjugation. BB. 27. 63—105.

l. Die abgeleiteten ei-Stämme. Vgl. BB. 25, 234fT. 26, 266 ff. Es werden die Verba auf -jo- behandelt, die einen 2. Stamm auf -i haben. Diese zerfallen in zwei Haupt gruppen, je nachdem der 2. Stamm auf a oder e ausgeht. Die auf -e hängen mit der nominalen e»-Klasse zusammen. Die Erklärung Reichelts schließt sich an Bartholomae an und ist eine Umbildung der Theorien Streilbergs und Hirts.

54. Delbrück B. Die Grundbegriffe der Kasus und Modi. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1902. 9, 317-36.

Im Anschluß an E. P. Morris (On Principles and Methods in Latin Syntax. N. Y. 1901), dessen Theorie bestritten wird. "Vergleichen wir die in den ältesten für uns erreichbaren Schichten der Einzelsprachen vor- liegenden Anwendungstypen, so können wir mit erheblicher Wahrschein- lichkeit für jeden Kasus seine hauptsächhchsten idg. Anwendungstypen erschließen. Von diesen idg. Typen aus steigt nun unsere Betrachtung ab- wärts und aufwärts. Sie sind einerseits die Gebilde, von denen die Syn-

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 9

tax der Einzelsprachen auszugehen hat (innerhalb deren man also einen Grundbegriff nicht aufstellen kann), anderseits versuchen wir von ihnen aus rückwärts zu wenigen Gruppen oder zu einer Einheit zu gelangen". Begründung einer Herleitung des Potentials aus dem Wunsch, vorab in den Nachsätzen der Bedingungsperioden, z. B. 'wäre ich reich, [so) wäre ich glücklich'. "Der Wunsch wäre ich reich muß vorhergehen, der andere schließt sich an, die Reihenfolge kann nicht umgedreht werden. Darauf verschmelzen die beiden zusammengehörigen Sätze zu einer Ein- heit . . . und infolgedessen verlieren die beiden Sätze ihre Selbständigkeit. Dabei verändert sich ihr Aussagecharakter. Der erste wird der Ausdruck einer Annahme (Voraussetzung), der zweite der einer Folge. Die Sprach- form aber verändert sich nicht". "An diese Nachsätze von Bedingungs- perioden schließen sich nun die optativischen Hauptsätze an, bei denen eine unausgesprochene Bedingung mehr oder weniger deutlich vorschwebt". Verteidigung der volitiven Bedeutung des Konjunktivs; die prospektive ist aus jener entstanden, indem die psychische Erregung ermattete.

55. van Wijk N. Der nominale Genitiv Sing, im Idg. in seinem Verhältnis zum Nom. Zwolle, Tijl 1902. VIll u. 98 S. 1,50 Frs.

Der Genitiv Sing, der konsonant. Stämme ist der alte endbetonte Nominativ {*pedös), der dehnstufige 'iiomina.iiv *peds*pÖds ist die anfangs- betonte Nominativform. Mit dem Akzentunterschied war ein Bedeutungs- unterschied verknüpft. Über die Abstufung der es -Stämme.

56. Uhlenbeck C. C. Nachtrag zu IF. 12, 170 f. IF. 13, 219 f.

Zur Geschichte des Akkusativsuffixes -m.

57. Bogorodickij V. A. Die Dekhnation der ario-europäischen Sprachen (Vorles. über die vergl. Gramm. H. 4; russ.). Kazan. 70 S. 80 Kop. (SA. aus Zap. Univ. Kaz. 69, Jan., März).

Kurze Bemerkungen über die syntaktische Bedeutung einzelner Kasus mit Erörterungen über ihre Form im Ai., Griech., Lat., Ksl. und in der Ursprache. Anz. von 0. Hujer Listy Fil. 30, 388 90.

58. de la Grasserie R. Du verbe prepositionnel. Museon N. S. 2, 327—52.

59. Sarauw Chr. Syntaktisches. KZ. 38, 145—93.

1. Kritik des Begriffes 'punktuell': eine gramm. Kategorie 'punktueller' Verba gibt es nicht. 2. Der Aorist und das Imper- fekt im Altslavischen. Der griech. Aorist berührt sich einerseits mit dem slav. Perfektiv, anderseits mit dem slav. Aorist, deckt sich mit keinem von beiden. 3. Zum gnomischen Aorist. Gegen Music IF. Anz. 5, 91 ff. 4. Das perfektive Imperfekt im Altslavischen. 5. ei)ai rega idem. Verba der Bewegung nehmen im Präsens leicht Futurbedeutung an. 6. Die Tempusbedeutung des slavischen Präsens und die kann-B edeutung des irischen Perfektivs. 7. Abschließende Bemerkungen über die Perfektivformation im Irischen. Vgl. die Erklärung H. Pedersens KZ. 38, 421—5.

60. Crimi L. C. II Hempus actionis perfectae' in Latino. Breve trattazione storica e comparativa di un capitolo della 'Scienza del linguaggio' con 2 appendici. Caltanissetta 1900. XXIV u. 152 S.

61. Fowler F. H. The negatives of the Indo-European languages. Chi- cago University of Chicago Press 1901. 40 S. 50 Cts.

62. Barth P. Zur Psychologie der gebundenen u. der freien Wortstellung. Philos. Studien 19, 22—45.

10 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

Wortforschung.

63. Bailey T. G. On the secret words of the Cülüäs. Proceedings of the As. See. of Bengal 1902. S. 2 f.

"Tribe of hereditary thieves and cattle poisoners of the Punjab. They form their secret language words by insertion of ma into Panjabi words (skul: akumaJ)."

64. Juroszek L, Die Sprache der Ortsnamen. Progr. Wien. 10 S.

65. Schröder E. Über deutsche u. griechische Personennamen. Verhand- lungen der 46. Vers, deutscher Phil. u. Schulm. Leipzig Teubner 1902. S. 34-36.

Begriffliche, ästhetische u. morphol. Ursachen entscheiden die Wahl des 2. Kompositionsgliedes der Namen, besonders das, später stark ver- dunkelte, german. Gesetz, daß bei Maskulinen ein Maskulinum, bei Femi- ninen ein Femininum gefordert wird, ein Neutrum ausgeschlossen ist. Das Griechische kennt jene Scheidung nicht.

66. Laurent D. und Hartmann G. Vocabulaire etymologique de la langue grecque et de la langue latine. Paris Delagrave 1900. XXVIII u. 497 S.

Wertlos.

67. Ascoli G. I. Lat. rfd- (ridere), idg. vrizd-. IF. 13, 278 f.

68. Breal M. Etymologies. MSL. 12s 239—4«.

1. dpiGiLiöc. 2. b^iLiac. 3. dpiZri^oc. 4. \idrr\v 'vainement*. 5. &\\i. 6. ^TTi^c. 7. comminus, eminus. 9. cum maxitne. 10. dvTiKpuc. 11. vicissim. 12. sacer. 13. doccrirnp 'qui porte se- cours'. 14. €iKOCivr|piTa. 15. frang. remugle. 16. La Gironde.

69. Br6al M. Les verbes signifiant parier. Rev. d. 6t. gr. 14, 113—21.

70. Brugmann K. Wortgeschichtliche Miszellen. IF. 13, 144—63.

Vgl. IF. Anz. 15, 74. Nachzutragen sind: 6. Nochmals latein. |>r#- tium. 7. got. bi-niuhsjan: mnd. mtcken: ai. ndcati. 8. ahd. irium- man: durch Mischung von tcim- mit tum- (got. iumjo) entstanden.

71. Kretschmer P. Etymologien. KZ. as, 128—37.

Vgl. IF. Anz. 13, 74. Nachzutragen sind: 1. orbis, (aus *öri-dhis 'randbildend'), orbita laus orbu< u. Part. Uä). 2. Mavort, Mars, Mamert, *Mag8vor8 'der mit Macht wendende'.

72. Rozwadowski J. Etymologica. Eos 8, 99—102.

1. (Zu OstholT Parerga 1, 71—87). Zur Base iri^m)bh ärS[m)bh r. rjabitwvaja nod' 'trübe, stürmische Nacht* (öp<pvata vuE. dpq)vri). Lat. rö- bur kann jedoch (mit rustikem ö) zur Base (e)reudh {o)roudh 'rot' ge- hören, wie poln. rdzeA (ursl. *r»djenjh) 'Kern, Mark' (vgl. Miklosich Elym. W. 293 s. V. serdo), und sl. *rtdetn Polygonum*. 2. Osk. cereiä- 'civitas, Publikum' u. dgl.: W. ter-. Vgl. ß. vefejnj^ 'öffentlich' aus sl. *verija 'Tür- angel', welches auf ein *ceroi (Lok.) -f- fo zurückgeht, lat. foreruis, forum, sl. dvorb (das außerhalb des Hauses Befindliche') u. A.

73. Wiedemann 0. Etymologien. BB. 27, 193—261.

1. got. duginnan, abg. -iffi konh, schwed. börja lett. säkt, alb. ze. {duginnan : zV). 2. got. brüps u. andere idg. Verwandschaltsnamen. (mit Wood zu martl ^dpTlC). 3. got. brusts u. andere idg. Benennungen der Brust, {brusts urspr. = 'Rippen': alb. bres 'Gürtel', vgl. aisl. bringa 'Brust': briggan aus bhrenk 'fest umschließen').

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 11

74. Wood F. A. Some derived bases. AJPh. 23, 195—203.

1. IE. kel- and its derivatives. II. IE. ele^io- Uuo- and its derivatives.

Kleine oder zweifelhafte idg. Sprachen. Nicht-idg. Sprachen.

75. Torp A. Phrygisches. BB. 27, 280—91.

1. Die Bilinguis von Dorylaion. 2. Die Inschrift von Tyriaiön.

76. Kretschraer P. Die Inschriften von Ornavasso und die ligurische Sprache. KZ. 38, 97—128.

1 . Die Inschriften von Ornavasso : sie sind nach K.'s Ansicht ligurisch.

2. Die ligur. Sprache : sie ist ein selbständiges Glied der idg. Sprachfamilie.

77. Scheftelowitz J. Die Sprache der Kossäer. KZ. 38, 260—77.

Sucht den idg. Charakter des Kossäischen darzutun : die Hälfte der etwa 40 sichern koss. Wörter sind lautlich und begrifflich ohne weiteres als idg. kenntlich, der Rest läßt sich ohne große Schwierigkeiten eben- falls als idg. erweisen. Die acht koss. Eigennamen sind nach idg. Weise zusammengesetzt. Wir haben im koss. Dialekt eine demVedischen am nächsten stehende idg. Sprache vor uns.

78. Knudtzon J. A. Die zwei Arzawa-Briefe. Die ältesten Urkunden in idg. Sprache. Mit Bemerkungen von Sophus Bugge und Alf Torp. Leipzig Hinrichs 1902. 140 S. 5 M.

Vgl. H. Pedersen Fra vor sprogsets grsenseegne. Nord, tidskr. f. fil. 12, 1—18, der ebenfalls für den idg. Charakter der beiden Briefe eintritt.

79. Gleje A. Ario-europäische und speziell illyrische Elemente im Gruzi- nischen (russ.). Sborn. Mater, plem. Kavk. 31, 4, 8 20.

Ebd. hat G. durch Nachweis der sprachlichen Übereinstimmungen vorgeschichtüche Beziehungen der Gruzinen mit Semiten und Ugro- Finnen behandelt. Es gibt jedoch auch gruz.-idg. Übereinstimmungen, die zum Teil auf spätere Zeit hinweisen (pers., armen., russ., griech. Lehn- wörter), daneben jedoch auch solche mit dem Baltischen und Slavischen. die auf eliemalige phrygisch-thrakische oder illyrische Beeinflussung zu- rückzuführen sind (es hat auch Übergangsstämme zwischen den Illyriern und Phrygo-Thraken gegeben, wozu z. B. die illyr. Dardanier und die Mazedonier, auch die Trojaner gehören). 1. Übereinstimmungen in Suf- fixen von Orts- und Stammesnamen. 2. Lexikalische Übereinstimmungen.

3. Morphologisches.

80. Pogodin A. Zum Einfluß der indoeurop. Sprachen auf die kaukasi- schen (russ.) Sborn. Mater, plem. Kavk. 31, 4, 52 6.

Idg. Lehnwörter im Awarischen, die zum Teil die ehemalige Existenz von in Südrußland und am Kaspischen Meere wohnenden Übergangs- stämmen zwischen Iraniern und Indiern nahelegen (awar. s für iran. h).

81. Darricarrere J.-B. La langue basque et les idiomes aryens. 2 Fase. Paris Maisonneuve; Bayonne Marceau 1885. 1898. XI u. 55 S. 3,50 Frs.

Sucht die Verwandtschaft des Baskischen mit dem Altindischen zu erweisen !

82. Conway R. S. The pre-hellenic inscriptions of Praesos. Annual of the Britisch School of Athens Nr. VIfl, 1901—1902.

83. Bugge S. Lykische Studien II. Videnskabs-Selskabets Skrifter II. Hist.- filos. Klasse 1901, Nr. 4. Udgivet for H. A. Benneches Fond. Christiania Dybwad. 123 S. 8«. 3,20 Kr.

12 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

84. Corpus inscriptionum etruscarum Academiae litterarum regiae borussicae et societatis litterarum regiae saxonicae munificentia adiutus in societatem operis adsumpto Olavo Aug. Danielssoned. Carolus Pauli- Volumen prius titulos 1—4917 coulineus. Leipzig J. A. Barth. 1893—1902. IX u. 6U S. Fol. 156 M.

85. Herbig G, Das Corpus inscriptionum etruscarum. Allgemeine Zeitung Beilage 1902 Nr. 109.

86. Fraczkiewicz A. Etruskologisches (poln.). Eos 8, 192-8.

Referat über Publikationen der letzten Jahre.

Altertumskunde. Urheimat der Indogermanen.

87. Avebury Lord [Lubbock]. Origin of civilisation; primitive condition of men ; mental and social condition of savages. 6 th. ed. London Longmans 1902. 602 S. ill. 18 Sh.

88. RichelA. Urgeschichte und Archäologie. Arch.f. Anthrop. 28 Beil.S. 1—26.

89. Hehn V. Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige Europa. Historisch- Hnguistische Skizzen. 7. Aufl. Neu herausgeg. von 0. Seh rader, mit botan. Beiträgen von A. Engler. Berlin Bornträger 1902. XXVI und 651 S. 12 M.

90. Keller Conr. Die Abstammung der ältesten Haustiere. Phylogenetische Studien über die zool. Herkunft der in prähistor. Zeit erworbenen Haus- tierarten, nebst Untersuchungen über die Verbreitungswege der einzelnen zahmen Rassen. Zürich Amberger in Konmi. 1902. V u. 232 S. mit 111. 12 M.

91. Meringer R. Die Stellung des bosnischen Hauses und Etymologien zum Hausrat. (Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, phil.-hist. Kl. Bd. 144. 6) Wien Gerold in Komm. 1901. 118 S. 4.60 M.

92. Bücher K. Arbeit und Rhythmus. 3. Aufl. Leipzig Teubner. X u. 455 S.

93. Gräbner Fr. Theorien von der Herkunft der Arier. Naturwissensch. Wochenschr. 14, 207—9, 353 f. 16, 352 f.

DazuWilser L. Die Herkunft der Arier 14, 252—4.

94. Mach M. Die Heimat der Indogermanen im Lichte der urgeschicht- lichen Forschung. Berlin Costenoble 1902. VII u. 311 S. 7 M.

Sucht nach dem Vorgang Kossinnas die Heimat der Indogermanen auf Grund der archäologischen Funde zu bestimmen und glaubt sie im westbaltischen Gebiet zu finden.

95. Kossinna G. Die idg. Frage archäologisch beantwortet. Zeitschr. f. Ethnologie 34, 161—222.

Die auf Grund der vorgeschichtlichen Archäologie 1895 nachge- wiesene germanische Urheimat ist auch die idg. Ergebnis : "Wohl noch am Anfang des 3. Jahrtausends [zogen] zwei Ströme von Idg. nach Süden (Kugelamphoren und Bernburger Typus), im Westen längs der Elbe und Saale nach Thüringen, im Osten die Oder hinauf. Aus dem westl. Stamme ging mehr gegen Ende des 3. Jahrtausends in Thüringen, Hessen und Süd- deutschland durch Verbindung mit den Ausläufern der südosteuropäischen Stämme (Bandkeramik) eine Abart der Germanen hervor (Rössen-Albsteiner Typus), aus der um 2000 herum zwei Volksstämme sich entwickelten : die Italiker und die Kelten (Beginn der Bronzezeit). Gleichfalls um 2000 herum

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 13

verbreiteten sich von der Saale und Elbe her Stämme nach Böhmen, Mähren, Niederösterreich (Aunjetitzer Typus), aus denen unmittelbar die Illyrier und Griechen hervorgingen. Etwas später (um 1600) als die Illyrier-Griechen scheinen innerhalb Ungarns die Thraken aus zerstreuten Siedelunfrsgebieten zu einer engen Gruppe sich zusammengeschlossen zu haben. Weiter ost- wärts haben die Arier nebst den Slaven bereits zu Anfang des 3. Jahr- tausends Ostdeutschland verlassen. Nur bei den Ariern sind wir in der Lage, mit geschichtlichen Daten unsere Folgerungen in Verbindung zu bringen." (212 f.)

"Nach meiner festen Überzeugung ist die lettische [d. i. die bal- tische] Sprache und Volksgruppe überhaupt keine selbständige Abteilung der Idg., sondern eine ganz späte Bildung aus den nördlichsten Teilen der Slaven, durch und durch gemischt mit den fmn. Stämmen, die ursprüng- lich im Memelgebiet seßhaft waren. Es ist ja von vornherein unverständ- lich, wie zwei von jeher so weit voneinander getrennte und erst im Mittel- alter zu näherer Beziehung gelangte idg. Stämme wie die Slaven am mittleren Dnjepr und die lett. Stämme an der Memel und Düna, eine solche verblüffend nahe Verwandtschaft der Sprache und eine derartige Übereinstimmung im Wortschatz aufweisen können. Es ist mir unbekarmt, wie die Slavisten diese Tatsachen sich zurecht legen, oder ob sie sie ein- fach auf sich beruhen lassen. Meine Überzeugung vom Ursprung der Letten-Litauer ist aber nicht von sprachlichen Erwägungen ausgegangen, sondern einzig und allein durch die archäologischen Verhältnisse diktiert worden." (214)

96. Hempl G. The sexagesimal System and the cradle of the Aryans. Classical Review 16, 413—16.

Die Idg. sind im Besitz einer Mischung des Dezimal- und Sexa- gesimalsystems, und je weiter wir zurückgehen, um so stärker überwiegt das letztere. Frühzeitig begann das Dezimalsystem die Oberhand zu ge- winnen. Besonders deutlich die Spuren des alten Sexagesimalsystems im Germ., wo es ursprünglich keine Zehner über 60 gab; die späteren Zahlen über 60 entsprangen aus dem Großhundert. Ähnlich die Slaven {kopa), Kelten, Römer, Griechen. Hätten die Idg. das Sexagesimal- system von den Sumeriern erhalten, so müßte es am deutlichsten im Zentrum der idg. Kultur sein. Das Gegenteil ist der Fall. Erklärung, wie das gemischte Sexagesimal-Dezimal-System allmählich rein dezimal ward.

97. Legge F. The home of the Aryans. Academy 63, 710 f.

98. Zaborowsky S. Le Centre-Asie et les origines aryennes. Rev. scient. 4e Serie 18, 705—12.

99. Davidsson I. A. De första arierna, deras kultur och ursprungliga hem- land. (= Populär -vetenskapliga afhandlingar 22). Stockholm Bonnier 1902. 50 S. 0,75 Kr.

100. Modestov V. I. Das Ende der neolithischen Zeit und die damalige Bevölkerung in Italien (russ.). ^ur. Min. 336 (1901) Aug., S. 368—426.

101. de Paniagua A. Les temps heroiques. Etüde prehistorique d'apr^s les origines indo-europ6ennes. Pr6face par L. Rousselet. Paris Leroux 1901. IV u. 866 S.

102. Petersdorff R. Germanen und Griechen. Übereinstimmungen in ihrer ältesten Kultur im Anschluß an die Germania des Tacitus und Homer. Wiesbaden Kunze 1902. VII u. 135 S. 2,60 M.

14 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

103. üsener H. Über vergleichende Sitten- und Rechtsgeschichte. Hessische Blätter für Volkskunde. 1, 195 235. Sonderdruck: Leipzig Teubner 1902. 67 S. 1,80 M.

Die Ephebien des Altertums gehören zu den ländl. Junggesellen- btinden. Der sakrale Hintergrund schimmert hier noch deutlich durch.

104. Wüutzky P. Vorgeschichte des Rechts. Prähistorisches Recht. I. Mann und Weib. Die Eheverfassungen. Breslau Trewendt 1903. VUI u. 251 S. 6 M.

Religionswissenschaft.

105. Tide C. P. Geschiedenis van den godsdienst in de oudheid tot op Alexander den Groote. Nieuwe, geheel omge werkte en verm. uitg. van 'De Geschiedenis van den godsdienst tot aan de heerschappij d.i wereldgodsdiensten'. Schluß. Dl. II, 3e Stuk. Amsterdam, v. Kampen & Zoon, 1902. S. I— XII u. 387—413. 0.50 Frs.

106. Segerstedt T. Till frägan om polyteismens uppkomst. En religions- historisk undersökning. Stockholm 1903. 128 S. 8«. 2,00. Kr.

107. Siecke S. Max Müllers mythologisches Testament. Arch. f. Religions- wissensch. 5, 105—31.

108. Bloomfield M. The symbolic gods. Studies in honor of B. L. Gildersleeve. Baltimore 1902. S. 37—48.

Behandelt vorwiegend Probleme der arischen Mythologie.

109. Speijer J. S. Eene indische verwante van de Germaansche godin Nerthus. Handelingen en Mededeelingen van de Maatsch. der Nederl. Letterk. 1901/02, D. 2 (Mededeelingen) S. 3—26. (Sonderdruck bei Brill Leiden 1902).

Identifizierung von Nerthtis und Nir/ii.

110. V. Schröder L. Lihgo. Mitteilungen d. anthrop. Gesellsch. zu Wien. 32, 1—11.

lihgo ist der Refrain der lett. Sonnwendlioder. Über idgerm. Naturverchrung ; Sonne als Schaukel, Morgenröte als Tänzerin im Veda.

111. Fries C. Babylonische und griech. Mythologie. Neue Jahrbücher für das klass. Altertum. 1902 S. 689—707.

112. Strack A. Volkskunde. Hessische Blätter für Volkskunde 1, 149-56.

Volkskunde ist "Erforschung, Darstellung und Erklärung aller Lebens- formen und geistigen Äußerungen, die aus dem natürlichen Zusammen- hang eines Volkes unbewußt hervorgehen und durch ihn bedingt sind**.

113. Dieterich A. Über Wesen und Ziele der Volkskunde. Hessische Blätter für Volkskunde 1, 169 -94.

Die Volkskunde ist "Kunde vom Denken und Glauben, von der Sitte und Sage des Menschen ohne Kultur und unter der Kultur".

Varia.

114. L'ann6e linguistique publice sous les auspices de la Societ6 de Philologie. (Organe de l'oeuvre de saint J6röme). Tome 1 1901—02. Paris Klincksieck 1902. VI und 301 S. 6 Frs.

115. Hirt H. Allgemeine Sprachwissenschaft in: Ergebnisse und Fortschritte der germ. Wissenschaft im letzten Vierteljahrhundert S. 3—25.

116. Jacobsohn H. Die idg. Sektion auf dem 13. Orientalisten-Kongreß in Hamburg vom 4.— 10. Sept. 1902. IF. Anz. 13, 290—4.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 15

117. Studier i modern spräkvetenskap, utg. af Nyfilologiska Sälls- kapet i Stockholm II. 1. Upsala, Almqvist und Wiksell. 241 S. (1901.) 5,00 Kr.

Inhalt: C. Wahlund, Kronologiskt ordnade Geografiska Schemata öfver nordfranska medeltidslitteraturen (S. 1—10). A. Malmstedt, Sur les "propositions relatives doubles" (S. 11—52.) A. Nordfeit Om franska länord i svenskan (S. 53—72). A. W. Munthe, Om användningen af ordet hatt i svenska eder och liknande ultryck (S. 73—104-). G.Ernst, Les pronoms fran^ais au seizieme siecle (S. 105— 132). Anna Ahlström, Sur les adverbes qui determinent les substantifs (S. 133—142). E. S t a a f f, Sur le de veloppement phonetique de quelques mots atones en f ran^ais (S. 143—162). Fr. Wulff, La note sur le Virgile de l'Ambrosiennc S. 163-172). R. G. Berg, Rimstudier hos Verlaine (S. 173— 196). P. A. Geijer, Modus Gonjunctivus, särskildt i franskan (S. 197 226).

118. Frän filologiska föreningen i Lund. Spräkliga uppsatser IL Lund, Gleerup. 35 + 20 + 8 + 15 + 32 + 11 + 32 S. 8 3,50 Kr.

Inhalt: A. W. Ahlberg, Nägra anmärkningar tili imperfektets och aoristens syntax hos Thukydides. H. Borelius, Etüde sur Temploi des pronoms personnels sujets en ancien fran9ais. A. Kock, Till frägan om den östnordiska avledningsändelsen -eise. M. P. Nilsson, Das Ei im Totenkultus der Griechen. E. Walberg, Etüde sur la langue du ms. ancien fonds royal 3466 de la bibliotheque royale de Copenhague. M. Wisen, Miscellanea. Fr. Wulff, Trois sonnets de Petrarque selon le ms. sur papier, vat. 3196 (et une rectification).

119. Studies in honor of B. L. Gildersleeve. Baltimore 1902.

120. Melanges lihguistiques offerts ä M. Antoine Meillet par ses eleves D. Barbelenet, G. Dottin, R. Gauthiot, M. Grammont, A. Laronde, M. Niedermann, J. Vendryes. Avec un Avant-Propos par P. Boyer. Paris C. Klincksieck 1902. VII und 131 S.

121. Thomson V. Sprogvidenskabens historie. En kortfattet fremstilling. Indbydelsesskrift til Kjobenhavns Universitets Aarsfest. Kjobenhavn, Druck von J. H. Schultz 1902. S. 1 - 87.

Kurzer Überblick über die gesamte Entwicklung der Sprachforschung : die Probleme und die zu ihrer Lösung führenden Methoden werden cha- rakterisiert. Die Berücksichtigung der zu wenig bekannten dän. Sprach- forschung ist besonders wertvoll.

122. Meyer R. M. Zur Geschichte einiger linguistischen Hypothesen. IF. 13, 126-32.

1. ßopps Analyse der Verbalformen als Zusammensetzungen von Stamm- und Personalpronomen schon bei Ramler und Klopstock. 2. Der Begriff 'Wurzel' wird bei dem Präsidenten de Brosses nachgewiesen. 3. Jenisch ist der Entdecker des germ. Akzentgesetzes. 4. W. Schlegel hat zuerst die Auslautgesetze untersucht.

123. t Müller Max F.: H. Brunnhofer, Westermanns Monatshefte 92, 243 55. M. Winternitz, Jahresb. f. klass, Altertums- Wissenschaft 30, 4. Abt., S. 7—39 und Biograph. Jahrbuch 5, 273—88.

1903.

Allgemeine Sprachwissenschaft. Sprachpsychologie.

124. Vinson J. Conferences de linguistique. La science du langage. Revue de hng. 35, 312—35. 36, 184—212.

16 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

125. Moulton J. H. Two lectures on the science of language. Cambridge University Press 1903. X. u. 69 S. 1 Sh. 6 d.

126. Baudouin de Courtenay J. Linguistische Bemerkungen und Aphoris- men (russ.). ^ur. Min. 346 Apr. 279—334; 347 Mai 1-37.

Kritische Analyse von Bogorodickij Anz. 15, 129 und seiner sonstigen Schriften. 1. Fehler und Ungenauigkeiten, 2. Übersicht und Klassifikation der Sprachen. 3. Phonetische Untersuchungen und damit verwandte Fragen. 4. Aus der vergl. Lautlehre der ario-europ. Sprachen (u. A. ur. o wurde zu ar. a nicht auf direkt phonetischem Wege, sondern infolge der ar. Ablautsverhältnisse: i : e = u : ö = a : x; x = ä). 5. Morphologie. Einzelne morphol. und syntakt. Fragen. Fälle von Analogiewirkung und Völks- etymologie. Redeteile, Lexikologie. 5. Psychologie der Sprache. Psycho- logische Deutungen im Allg, Psychologische Analyse des Sprachprozesses. Zerlegung in psychische Elemente. Redeteile. 7. Semasiologie. Etymologie. Etymologische Zusammenstellungen. 8. Allgemeine Charakteristik des Hrn. Bogorodickij, als des Verfassers seiner Werke. 9. "Die Kasaner sprach- wissenschaftliche Schule". (Zubaty).

127. Sachs Zusammenhang von Mensch und Tier in der Sprache. Neu- philol. Centralblatt Bd. 17 Heft 1.

128. Turmes F. Der Ursprung der Sprache im Lichte der Philosophie und Sprachwissenschaft. Naiur und Offenbarung 49, 340 55. 385 400.

Gegen die modernen psychol. Theorien über den Ursprung der Sprache.

129. JespersenO. Sprogets Begyndelse. (Barnets Sprog.SprogetsOprindelse). (Grundrids ved folkelig Universitetsundervisning Nr. 71.) Kopenh. 1903. 16 S. 0,20. Kr.

130. Strigl H. Sprachliche Plaudereien. Kleine volkstüml. Aufsätze über das Werden und Wesen der Sprachen und die Naturgeschichte einzelner Wörter. Wien Weiß 1903. VII und 100 S. 1,50 Mk.

131. Stolz F. Sprachpsychol. Späne. Zeitschr. f. österr. Gymnasien 54, 491—8.

Stützt durch eigene Beobachtungen Mcringer-Meyers Theorie über die psychischen Ursachen der Haplologie, Haplographie, Lautantezipation u. dgl. Dazu Nachträgliches 55, 203 5.

132. Erdmann B Psychologische GrundbegrifFe der Sprachphilosophie. Apophoreton der Graeca Halensis zur 47. Versammlung deutscher Philol. u. Schulm. Berlin Weidmann 1903. S. 116—28.

"Die Sprache ist unzulänglich erfaßt, wenn ihre Funktion lediglich oder auch nur vornehmlich in den Zwecken der Mitteilung gesucht wird . . . Nicht die Bedürfnisse der Mitteilung, sondern Bedingungen unseres Denkens haben der Sprache den Ursprung gegeben".

133. Rieger W. L. Zifferngrammatik, welche mit Hilfe der Wörterbücher ein mechanisches Übersetzen aus einer Sprache in alle anderen er- möglicht. Graz Styria 1903. Xll u. 196 S. 4 M.

134. Haag K. Die Begriffssprache im Dienste der Sprachwissenschaft. Die neuern Sprachen 11, 226—31.

135. Couturat L. und Leau L. Histoire de la langue universelle. Paris Hachelte lll u. 576 S.

136. Andr6 Ch. Le latin et le probleme de la langue internationale. Avec une preface de M. Paul Regnaud. Paris Le Soudier 1903. VI u. 85 S. 1,50 Fr.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 17

137. Wiwel H. G. Om begreb og form i grammatiken. Nord, tidskrift for filologi 11, 161—68.

Man darf in die Grammatik keine Abstraktionen hineintragen, die in der Sprache keinen Ausdruck finden.

138. Dahlerup V. Abstrakter og konkreter. Dania 10, 65—80.

Sucht eine neue Definition des Unterschieds der beiden Kategorien zu geben.

139. V. Rozwadowski J. Semasiologie oder die Lehre von der Bedeutungs- entwickelung der Wörter. Ihr gegenwärtiger Zustand, ihre Grundsätze und Probleme (poln.). Eos 9, 17—111.

1. Kritische Analyse von Wundts Völkerpsychologie I, 2, 420—583 (19—84). 2. Ergebnisse. 3. Probleme.

140. Behaghel 0. Der Einfluß des Schrifttums auf den Sprachschatz. Ein Vortrag. Zeitschr. d. deutschen Sprachvereins 18, 85 4f0. 68—76.

141. Thüssing J. Gedanken und Bedenken. Die subjektlosen Sätze. Progr.

des Privatgymnasiums an der Stella Matutina, Feldkirch. 34 S.

142. Boucke E. A. Associative and apperceptive types of sentence structure. Journ. Germ. Phil. 4, 389—420.

148. Ritter G. Die Sprachstatistik in Anwendung auf Goethe u. Piaton. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum 1903. 11, 241—61. 313—25.

Über den Wert statistischer Sprachuntersuchungen für chrono- logische Fixierung undatierter Werke eines Schriftstellers. Er prüft die für Plato von ihm selbst 1888 angewandte statistische Methode an Goethe. Diese Statistik ist im Euphorion erschienen. Sie hat sich nach des Verf. Ansicht bewährt und brauchbare chronol. Anhaltspunkte ergeben. Die Gegenprobe bildet eine Sprachstatistik aus E. Zellers Schriften.

Kindersprache. Sprachstörungen.

144. Gutzmann H. Fortschritte auf dem Gebiete der Erforschung der kindl. Sprache 1898—1902. Archiv f. d. gesamte Psychologie 1, 7 ff.

145. Gutzmann H. Die neuern Erfahrungen über die Sprachstörungen des Kindesalters. Archiv f. d. gesamte Psychologie 1, 67 ff.

146. Schleißner F. Sprache u. Sprachstörungen. (Sammlung gemeinnütziger Vorträge hrsg. vom deutschen Vereine zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag Nr. 299.) 0.20 M.

Phonetik. Sprache und Schrift.

147. Stein R. An international Phonetic Conference. Pedagogical Seminary, Worcester, Mass. 1903. 423—437.

Discusses the subject of phonetic alphabets and proposes a tentative scheme to represent the elementary sounds of the principal European languages by invariable simple (not Compound) signs.

148. Leviticus F. Wat behoort tot het gebied der phonetica? Hande- lingen van het 3de Nederl. philologen-congress. S. 107—15.

149. Hopkins E. W. Rousselot's phonetic synthesis. Am. Phil. Ass. Procee- dings 34, XXIII.

Über Meillets u. Rousselots Synthhe phon^tique.

150. Eräov. Eksperimentalhaja fonetika. Kazan. 1,50 Rbl. Anzeiger XX. 2

18 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

151. Petrovskij S. Studien über Dauer und Tonhöhe der Laute im Worte (russ.) Univ. Izv. Kazan 70, 6, 103 28.

Resultate von Messungen über die Zahl von Vibrationen während der Dauer einzelner Laute, über die Pausenlängen sowie die Tonhöhe einzelner Laute und Wortteile.

152. Krüger F. Differenztöne und Konsonanz. Archiv f. d. gesamte Psycho- logie 1, 205 ff.

153. de Gregorio G. Sur la simplicite de deux articulations prepalatales et sur la necessite d'admettre une classe de phon^mes ainsi nomm^s. Verhandl. des 13. Orientalisten-Kongresses. S. 11 13.

154. Scripture E. W. Current notes in phonetics. Mod. Lang. Notes 1903 S. 113—15.

Mitteilungen über die Wiener Dialektaufnahmen, über phonet. Appa- rate, Bemerkungen über Rousselots Principes usw., Laclottes Precis de prononciation fran^aise u. a.

155. Scripture E. W. Phonetic records of dialects. Mod. Lang. Notes 1903 S. 92 f.

Tritt für die phonogr. Fixierung lebender Dialekte ein.

156. Lang K. Elemente der Phonetik zur Selbstbelehrung, mit Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse des Seminars. 2. verm. u. verb. Aufl. Berlin Reuther und Reichard 1903. 66 S. 1 M.

157. Landen J. A. Praktisk fonelik. Huru spräkljuden bildas. Hur man talar. Stockholm (Upsala) 1903. 22 S. 8«. 0,40 Kr.

158. Trautmann M. Kleine Lautlehre des Deutschen, Französischen und Englischen. 2. Hälfte (S. 81—150 und XI Bonn Georgi 1903. 2 M.

Behandelt *die Laute des Engl., Franz. und Deutschen im Besonderen*.

159. Vietor W. Kleine Phonetik des Deutschen, Englischen und Fran- zösischen. 3. Auflage. Leipzig Reisland 1903. XVI und 132 S. 2,50 M.

160. Bremer 0. Wandtafeln der deutschen Aussprache. Tafel 1 : Diemensch- lichen Sprachwerkzeuge ; senkrechter Durchschnitt durch die Mitte des Kopfes. Nach Bremers Deutscher Phonetik. 112 : 81 cm. Leipzig, Breit- kopf und Härtel 1903. 1 M.

161. Brenner 0. Über Sprache und Aussprache. WissenschafU. Beihefte zur Zeitschr. d. deutschen Sprachvereins Nr. 22.

Indogermanische Sprachwissenschaft.

162. Meringer R. Indogermanische Sprachwissenschaft. 3. durchgesehene Auflage (= Sammlung Göschen Bd. 69). Leipzig Göschen 1903. 151 S. 0,80 M.

163. Meillet A. Introduction k Tetude comparative des langues indo- europ^ennes. Paris Hachetto 1903. XXIV und 434 S.

164. Brugmann K. Kurze vgl. Grammatik der indogerm. Sprachen. Auf Grund des fünfbändigen 'Grundrisses der vgl. Grammatik der indogerm. Sprachen von K. Brugmann und B. Delbrück', verf. 2. Lieferung: Lehre von den Wortformen und ihrem Gebrauch. Straßburg, Trübner 1903. VIII u. S. 281-622. 7 M.

165. Brugmann K. Kurze vgl. Grammatik der indogerm. Sprachen. Auf Grund des fünfbändigen 'Grundrisses der vgl. Grammatik der indogerm. Sprachen von K. Brugmann und B. Delbrück' verf. 3. (Schluß-) Lieferung:

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 19

Lehre von den Satzgebilden und Sach- und Wörterverzeichnis. Straß- burg Trübner 1903. XXII und XXVIII und S. 623-777. 4 M. Vollständig 18 M., geb. 21 Mk.

166. Hoogvliet J. M. Lingua. Een beknopt leer-en handboek van All- gemeene en Nederlandsche taalkennis, meer bepaaldelijk bestemd voor leeraren en onderwijzenden in moderne en oude talen. Amsterdam van Looy 1903. XX und 176 S.

167. Bogorodickij V. Kurs sravnitel'noj grammatiki ario - evropejskich jazykov. Ucenija Zapiski Kazansk. Univ. 70, 12, S. 81 7.

Schluß der Einleitung.

168. Liden E. Blandade spräkhistoriska bidrag. I. (= Göteborgs Högskolas Ärsskrift 10 Nr. 1). Göteborg Wettergren und Kerber 1903. 43 S. 1,25 Kr.

169. Stolz Fr. Zur griechischen und lateinischen Sprachgeschichte. IF. 14, 15—24

Zur Bildung der 2. und 3. Sg. Präs. Akt. von (piiiai. 2. lac.

170. Schwyzer E. Varia zur griech. und lat. Grammatik. IF. 14, 24—31.

1. Ein besonderer Fall von Haplologie im Lateinischen. 2. Ein ver- kanntes Dialektwort. 3. Veneres Cupidinesque.

171. HornP. Über Ablaut und Vriddhi. Verhandlungen der 46. Versammlung deutscher Philologen u. Schulmänner S. 157 59.

172. Monsieur E. Sur les voyelles faibles des langues aryennes. Bulletin de la Societe pour le progres des etudes philol. et histor. fondee ä Bruxelles, le 12 Avril 1874. Seance du Dimanche 7 Juin 1903. S. 3—14.

Gegen die silbischen Nasale u. Liquiden. Sie sind zu leugnen und statt ihrer unsilbische Nasale und Liquiden, begleitet von einem redu- zierten Vokal, anzunehmen. Auch skr. /" ist kein silbisches r. Solcher reduzierten Vokale gibt es im Idg. 3 : e ä ö. Sie erscheinen auch in Wörtern wie Gexöc CTaxöc boTÖc u. dgl. Auch i u. u schwächen sich zu i' ü. Sie können auch halblang erscheinen, e ä usw. können noch weitere Schwächung erfahren.

Les voyelles de l'Aryen

i e % e

3 t: e:

a ä

ä:

0

ö ö:

u ü

ü:

Gas d'indetermination

Fortes

relative

absolue

reduites

A

trfes reduites

n

reduites allongees . . .

A:

Vertretung dieser Vokalstufen in den einzelnen idg, Sprachen.

173. ColinetPh. Nasalis sonans nu en voorheen? Album Kern S. 231— 4.

Schließt aus dem Schicksal des unbetonten en im Aalster Dialekt auf die analogen Fälle der idg. Urzeit. Da dort nirgends silbischer Nasal oder silbische Liquida auftritt, steht er idg. ^ ^ / /' zweifelnd gegenüber.

174. Levi A. Apofonia consonantica. Turin Clausen 1903. 103 S. 3 L.

175. Ribezzo F. II problema capitale delle gutturali indo-europee. Rendi- conto delle tornate e dei lavori delF Acc. di arch., lettere e belle arti di Napoh N. S. 17 (1903).

2*

20 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

176. Johansson K. F. Ein idg. Lautgesetz. Verhandlungen des 13. Orienta- listenkongresses S. 8 f.

In der idg. Verbindung Dental -f- Zischlaut -]- Dental geht der erste Dental schon in idg. Zeit verloren. Vgl. En indoeuropeisk Ijudlag. För- handlingar vid sjätte nord. filologmötet i Upsala. Stockholm 1903.

177. Bezzenberger A. Über das lange einiger Ableitungs-Elemente. Rpac S. 153—214.

In mehreren Gruppen grundsprachlicher Bildungen zeigt sich » an Stelle eines themat. {-i). So in zahlreichen Adjektiven bezw. Adjektiv- Substantiven auf -fnö-. Die lit. Adverbia auf -yn- sowie die ai. Fälle, wo ein Adv. oder ein Nom. Akk. PL N. auf -ai in Verbindung mit einem Verbalnomen oder einer betonten Form des finiten Verbs das äi zu % wandelte, geben die Erklärung der Stämme auf -inö- : ihre Musterformen sind durch Hypostase aus der Verbindung von Nom. Akk. PI. N. und Ad- verbien auf -äi mit der Postposition na erwachsen. Schwierigkeiten be- reitet nur die Betonung -ino (neben -%n6-).

II. ndvtyas neben navtna, kdnfyas neben kantna: das % der Kom- parative beruht auf den Adverbien *kanäi *naväi usw. Vgl. lit. ilgai: dt-aghi-. Die lautliche Rechtfertigung geben Öjü/as : öjäjf-dmänas usw., die slav. Komparative auf -ijh^- und die germ. auf -özan-, die auf Adv. beruhen. Das f von naviyas entspricht dem ai von preuß. uraisin usw.

III. equtnus : aävfi/a = kantna : kdnfi/as. Somit liegen auch bei den ai. Bildungen auf -fi/a- Ableitungen von Nom. Akk. PI. N. auf -äi vor. Zu dem ai. -tya- gehören die Ht. auf -y-s und viele auf -i-s, die maskul. ved. f-Stämme wie ratht 'Wagenlenker' u. a. Das lit. -y-« entspricht in der Akzentuierung dem ai. -ti/a-, es ist aus -fja-s entstanden, bei-is : tebrfs = *berfjas : *iebrija8 = *bert8 : *^ebrtjas. Bedenklich ist bei dieser Er- klärung nur, daß der Rigveda kein proparoxytoniertes -ft/ä- kennt.

IV. Den denom. Verben auf -äya- und -fi/a- liegen zum Teil Formen auf -äi zugrunde; sie entsprechen insofern den ved. Denominativen wie göpäydti : gOpds, den Deverbalien wie gfbhägdti : gfbhfj^äti. Die ä-Verba, von o-Nominibus abgeleitet, beruhen auf -äi. Den ai. Verben auf -ägati -fyati entspricht im Slavischen -a/g : -ati u. -jq : -»7i sowie -jq -nti; im Lit. nicht nur -oju -oti u. -yju -yti, sondern auch -au ^yti, -au -oti.

dvTidv : dvTioc, dTi|uiäv : ÄTiiioc usw. sind gleichfalls Ableitungen einer Kasusform bezw. eines Adverbs auf -äi; ebenso erklärt sich das Neben- einander von lat. annäre, caeläre usw. u. «»-ma, caelum usw. sowie von blandfrf u. blando- usw. nomre : insanfre = a4anäyati : aäanfyati. Auf ä»-Basen weist die Doppelheit: amäre amfcus u. dgl.

Für die germ. Verhältnisse sind folgende Gleichungen charakte- ristisch : sakau : sakyti = sagen.

ai. ajagrabhai-ftam : gfbhftä-ti : gfbhäyd-H = ahd. wachen ae. waci- an : got. gawaknan : as. wakogeandi.

as. tvakogeandi : ahd. icachOn = pdsakoju : pdsakosiu.

ahd. nuzzön ; nuzz(j)an = ai. aMnäyati : aäanfyati. Die verbal flek- tierten Grundformen auf -äi werden also durch die 8. schw. Konjugation vertreten.

Indem die Grundformen auf äi teils selbst verbal flektierten, teil« wie manäi: ved. manäy-ati ved. h/^f-t/: h/^äy-dntam Vcrbalstämme auf -äje- aus sich entwickelten, wurden die zahlreichen Fälle hervor- gerufen, in denen ein Verb zugleich der 2. u. der 3. schw. Konj. folgt.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 21

Verba wie asanfyati werden im Germ, durch Verba auf -ija- und ~ija- vertreten: follön-.fulljan usw. Hierzu auch die Doppelformen ha- ben : hebbian. Dem Durcheinander der as. ahd. Präterita auf -da u. -ida (-ta -ita) scheint der alte Unterschied von -ida u. -ida zugrunde zu liegen. Die deutlichste Spur haben die Verba auf -i-ja- in den Abstrakten auf got. -eini- hinterlassen.

178. Paul H. Das Wesen der Wortzusammensetzung. IF. 14, 251 58.

Es braucht nicht immer beim Kompositum eine Bedeutungsverengung oder Bereicherung des Sinnes einzutreten, vielmehr ist nur nötig, daß das Ganze seinen Elementen gegenüber isoliert wird.

179. Wheeler B. J. The so-called mutation in Indo-European Compounds. Am. Phil. Ass. 34., LXVIII— LXX.

How did it come about that there should exist side by side the two types of signification, represented by inovÖTiaic 'only child' vs. |uov6- irouc liaving one foot', skr. yajnakämd. 'desire of sacrifice' vs. yajndkäma 'having desire of sacrifice' ? Jacobi (Kompositum u. Nebensatz) was upon the right track and would have reached his goal if, taking the Greek rather than the Hindoo Bahuvrihis as his guide, he had (1) recognized the exis- tence of the verb in the verbals of the second component and (2) at- tended to what even the dull Greek grammarians report concerning the passive value of these verbals in what we now call the Bahuvrihis.

(1) Wenn man GeoYovoc, irpuuTOYovoc mit 'having god-, first birth', übersetzt, trennt man sie gewaltsam von t6kvoy6voc, dvbpoYovoc usw., in denen der 2. Komponent deutlich verbal d. i. partizipial ist. Schlimmer noch, man trennt sie auch von cytovoc öipi^ovoc usw., die sicherlich Verbale enthalten, keine Nomina. TroXuTpoiroc gehört näher zu Tp^iTuu als zu TpoTToc, wird als 'much turned', nicht als 'having many turns' empfunden.

Die bisher unerklärten idg. Bildungen wie dvTiGeoc, ävoboc, bi- YXuuccoc usw.; interrex, exanimis, biformis, in denen ein Adverb oder eine Partikel ein Nomen zu modifizieren scheint, stammen aus einer Zeit, wo Nomen und Verb noch nicht deutlich geschieden waren; eörcKvoc usw. bewahren auch in der spätem Zeit der Sprache für *TeKvoc verbale Bedeutung : 'blest with children', nicht 'having good children'.

In den ai. Kompositis überwiegt das Nomen im 2. Glied des Komp., und dadurch sind wir zu der Übersetzung mit Hilfe von 'having' gekommen.

(2) Die griech. Verbalia oder Quasi-Partizipien in den zweiten Kom- positionsgliedern sind bald aktiv, bald passiv, wie die griech. Gramma^ tiker wohl bemerkt haben. Der Entstehungszeit diesen Unterschied zuzu- schreiben auf Grund der formalen Differenzierung einer späten Periode wäre ungenau. 'The real distinction is one merely of the attitude of the verbal action is it turned toward the noun commonly appearing as subject (active) or toward the noun commonly appearing as object (passive) ? It is this uncertainty of attitude that conditions e. g. the in- difference of 9aö|Lia ibeiv, xauTa \)^h\6. icx\ |ua6eTv, äHioc Gauiudcai. . . Traces of an early differentiation in the meaning of verbals attending a diffe- rentiation of accent werc noted in Der griech. Nominalakzent S. 70ff., e. g. Tpoxoc 'the wheel' : xpoxoc 'the course' etc.

Herein lies, I am convinced, the basis of differentiation between the Bahuvrihi Compounds and their counterparts; GeÖYovoc (dvr|p) 'god- born' represents the action as set forth in what is commonly known as the object (Avrjp), instead of the subject (eeoc); TeKvoYovoc (T^vri) 'child-

22 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

bearing' on the other hand, represents the action as set forth in the subject (Tuvrj) rather than the object (t^kvov). Use of the verb-noun of the second component in a passive sense is the original characteristic of the Bahuvrihis. The idea of 'having' (so far as really existent in the Speech consciousness) is historical successor to this passivity, representing and inlerpreting it wherever in the later developed type the fully diffe- rentiated noun takes place of verb-noun; v€ot6|lioc means 'new cut' etc. and likewiso ^KaTouiruXoc 'hundredgated' etc.

180. Brugmann K. Zu den Superlativbildungen des Griechischen und Lateinischen. IF. 14, 1 15.

1. Griech. -Taxoc. 2. Lat. -issimtis.

181. Delbrück B. 9^piCToc und Verwandtes. IF. 14, 46— 5i.

182. Kappus L. Der idg. Ablativ. Diss. Marburg 1903. Leipzig, Druck von Drugulin. 94 S. 2 M.

Erklärt die Form aus der Verbindung des Instrumentals mit einer Postposition (abg. of* usw.). Die Funktion dieser Präpositionen, sowie die Syntax des Ablativs bestätigt ihm diese Auffassung. 188. Ludwig A. On the dual-forms e uu äu. Sitzungsber. d. Gesellsch. d. Wissensch. zu Prag. Philos. Klasse. 1903 Nr. IX. 6 S.

184. Windisch E. Pronomen infixum im Altirischen und im Rigveda. IF. 14, 420--26.

Bringt Parallelen aus dem RV. Dazu der Nachtrag: Zum Pro- nomen infixum. IF. 15, 126: Hinweis auf d'Arbois de Jubainville's Ab- handlung L'infixation du substantif et du pronom entre le preflxe et le verbe en Grec archaique et en vieil Irlandais. MSL. 10.

185. Brugmann K. Zur griechischen und germanischen Präsensticxion. IF. 15, 126-28.

Über -€K -€i, 2. Sg. Imperativi auf -€i und germ. ♦jow« *^aipi, Ausgangspunkt die durch Suffix erweiterte 2. Sg. Imperativi.

186. Hoogvliet J. M. Zur indo - europäischen Vorgeschichte des {trioch. Passiv-Aorists. Album Kern S. 276--^.

187. Hemmerich K. Aktionsarten im Griechischen, Lateinischen und Germanischen. Progr. des Gymnasiums zu Günzburg 1903. 36 S.

Literaturübersirht. Untersuchungen auf griech. und ahd. Sprach» gebiet sollen folgen.

188. Uljanov G. Die Iterativbedeutung reduplizierter Stämme (russ.) Rus». Fil. Vesl. 49, 235—49.

Zu Delbrück Grdr. IV 16 IT. Redupi. Verba des Typus ai. ßgäti, griech. ß{ßä|uii dienten urspr. zur Bezeichnung der Wiederholung einer nicht dauernden Handlung (wie lit.-sl. Komposita mit po-) im Gegensatz zu Iterativen wie ai. patfft/ämi, griech, qtopiw irujTdo^ai, sl. no^g^ plavajg, die urspr. die Wiederholung einer dauernden Handlung bezeichneten. Den fedupl. Verbis stehen meist unredupl. Bildungen zur Seite (ai. dffdäti : ddti, ddät; ß(ßä|uii : {ßa usw.), denen urspr. nicht dauernde Aktionsart zukommt. Im Veda stehen derart nicht redupl. Präsensformen sehr oft in zeitlosen Sätzen (wie Injunktive : IV 8 3. VIl 15 12. VI 24 2. VII 42 4. V 48 5. II 38 1. VII 90 3. IV 55 1. II 11 14. I 89 3. VI 46 3); nicht dauernde Bedeutung findet man z. B. X 126 2. VI 13 3. I 42 9. VIII 95 4. 78 10. VII 24 6. Ent- sprechende Bildungen sind nicht dauernd im Griechischen und selbst im

r

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 23

Slavischen {da-, da-, sta-), obwohl hier die redupl. Nebenformen verloren gegangen; abweichende Bedeutungen im Ai. dürften unursprünghch sein. Bei der Mehrzahl der redupl. Bildungen liegt die angenommene Bedeu- tung im Veda vor (neben der zuweilen noch zu erweisenden Momentanbe- deutung der entsprechenden nicht redupl. Bildungen, z. B. IV 28 8. V 55 7), während dieselbe im Griechischen vielfach verblaßt ist. Die der Bedeu- tung nach ihnen entsprechenden lit.-sl. Komposita mit po- sind an Stelle von dgl. Bildungen getreten. (Zubaty.)

189. Lattmann. Bedeutung der Modi im Griechischen und Lateinischen. Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1903. 11, 410—18.

Potentiale Grundbedeutung für den Konjunktiv, fiktive für den Optativ.

190. Nutting H. G. The order of conditional thought. Am. Jour. Phil. 24-, 25-39. 149—62.

Psychologische Analyse der Bedingungssätze. 'Every cond. thought- period involves at least two groups ; these, according to their function, may be called the conditioning and the conditioned concept groups. Ob- viously there are two possible Orders . . . . a concept-group may condition another group that lies further down in the stream of conciousness or a concept-group may be conditioned by a subsequent group. According as the prior group conditions or is conditioned, the result may be styled a Consequence or a Proviso period. The stages of Condit. Speaking. Andwendung auf Griech. und Lat.

Wortforschung.

191. Nyrop K. Das Leben der Wörter. Autorisierte Übersetzung aus dem Dänischen von R. Vogt. Leipzig Avenarius 1903. 3 M.

Vgl. R. Vogt Die Hauptprobleme des Semantik nach Kr. Nyrops Ordenes liv. Zeitschr. f. Realschulwesen Bd. 28, Heft 1.

192. Boisacq E. Notes de linguistique. Revue de l'instr. publ. en Belg. 46, 241—7. 385—95.

Ankündigung seines Etym. Wörterbuchs der griech. Sprache. Referat über Nyrops Ordenes liv. (übersetzt von Vogt).

193. Bloomfield M. On the initial sound of the Sanskrit words for 'door'. Album Kern S. 193 f.

*dhvör alter kons. Plural. Durch Kontamination mit duä 'zwei' ward dieser zum Dual und erhielt ein d statt dh.

194. Brugmann K. Beiträge zur griech., germ. und slav. Wortforschung. IF. 15, 87—104.

1. griech. ^viauröc. 2. homer. ala. 3. griech. KeprofA^uj und KepßoX^uj. 4. got. waila (: ai ii^lä).

195. Brugmann K. Altindisch däyädd- . griech. x^P^crrjc u. lat. heres. Album Kern S. 29—32.

196. Niedermann M. Etymologische Forschungen. Erster Teil. IF. 15, 104—21.

A. Namen von Werkzeugen u. Geräten. I. lat. ftirca furcula 'Gabel', lit. zirkle's 'Schere', got. gilpa 'Sichel, griech. cxaXic 'hölzerne Gabel als Stütze aufgerichteter Jagdnetze', CKaXic 'Hacke, Karst'. II. griech. cxevbüXri, cKevbuXiov 'Zange', altpreuß. scrundus 'Schere'. III. lat. marctcs marculus marcellus, martulus martiolus ntartellus 'Hammer', ksl. malti,

24 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

russ. molotb, poln. mtot usw. dass., lat. malleus 'Hammer, Schlägel'. B. Baumnamen. I. lat. sorbus 'Eberesche' (lat. derbiostis existiert nicht).

197. Osthoff H. Über den Hund im Idg. Verhandlungen der 46. Ver- sammlung deutscher Philologen und Schulmänner S. 153 f.

Vgl. Parerga S. 199 ff.

198. Lefmann S. Zur Et^TUologie des Wortes hund. Verhandlungen des 13. Orientalistenkongresses S. 8.

Gegen Osthoffs Etymologie Parerga 199 ff. Nimmt semit. Herkunft an.

199. Scheftelowitz J. Die Begriffe für 'Schädel' im Indogermanischen. BB. 28, 143—58.

'Hirnschale, Schädel' bedeutet in den idg. wie in den nicht-idg. Sprachen nichts anderes als 'Gefäß'. Trinkgefäße aus Schädeln. Auf- zählung und Analyse von 63 Bezeichnungen für 'Schädel'. Die Bedeutung 'Kopf hat sich meist aus der von 'Schädel' entwickelt.

200. Schrijnen J. De begripsverwantschap van licht en duister in het Indogermaansch. Album Kern S. 321 L

Entwicklung scheinbarer Begriffsgegensätze aus neutraler Bedeutung.

201. Thurneysen R. Etymologien. IF. 14, 127—33.

1. lat. pluma : ir. lumm. 2. lat. trucidare : mir. trü 'dem Tode verfallen'. 4. lat. reus, mit Cicero von res abzuleiten, dessen alter Genitiv es ist. 4. cymr. caniad, cennad 'Erlaubnis, Urlaub' = lat. commeatus. 5. air. in-made 'vergeblich' : modere.

202. Wiedemann 0. Etymologien. BB. 28, 1—83.

Fortsetzung von BB. 27, 193 ff.

4. got. fairfvus, flhan^ ahd. felga, folgen. 5. got. hraiwa- u. die vermeintliche i- Epenthese im Germanischen. 6. got. magan u. seine Sippe. 7. Über einige idg. Wörter für 'Abend'; lat. finis.

203. Wood F. A. Etymological Notes. Mod. Lang. Notes 1903 S. 13—18.

1. sidus : iGuc. 2. aisl. sfrfa, seüta : ai. sädhu. 3. ahd. sfta : ai. »edhati. 4. ahd. sintfluol : aindhu. 5. ahd. afgan : aißcati, Vkuj. 6. got. sihu. sigis : ai sägaka lat. sica. 7. ahd. seich, ae. sfc. 8. mhd. seifei usw. : sibilo. 9. got. aaiwala. 10. got. seipus : serus. 11. got. galeiks : lit. If^gus. 12. got. leik : öXItoc, Xgitöc. 13. got. hraiwa- : lit. kretvas. 14. got. drigkan : lit drangüs. 15. got. weih« : ai. vinakti. 16. got. wis, wizön : rasati. 17. ahd. wett : ai. vasati. 18. aisl. efne : lat. opes. 19. aisl. gympell : ahd. gambar. 20. aisl. ruf. ai. näbhä. 21. aisl. söa ahd. geswOgen : lit. sukii. 22. aisl. sättr : sajati. 23. aisl. tapa : damnum. 24. aisl. poka : ai. tujati. 25. aisl. prffa : lit. trgpit\. 26. ahd. lentin : lit. lendü. 27. ae. leosca : luscus. 28. nhd. leiste : lit. Usas.

204. Wood F. A. The IE. root selo-. Am. Journ. Phil. 24, ^10-61.

205. Munkacsi B. Verschiedenheit in den arischen Lehnwörtern der finnisch- magyarischen Sprachen. Keleti Szemle 4, 374 84.

Sprachen zweifelhaften Charakters. Nicht-indogermanische

Sprachen.

206. Johansson K. F., Om Hethitema. (Die zwei Arzawa-Briefe. Die ältesten Urkunden in indogermanischer Sprache von J. A. Knudtzon. Mit Be- merkungen von S. Bugge und A. Torp. Leipzig 1902.) Letterstedts Tidsskrift, 1903. S. 525—43.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 25

207. Jullian C. La langue ligure etait-elle indo-germanique? Rev. arch. 1,65 f. (1903).

208. Modestov V. La questione etrusca. Riv. d'Italia 1903, Juni.

209. Modestov V. I. Die etruskische Frage (russ.) ^ur. Min. 348 Aug. 354—80.

Vortrag vom Hist. Kongresse in Rom 1903. "Die etruskische Sprache bleibt immer noch ein Rätsel, wiewohl auch hier die Entdeckung der lemnischen Inschriften einerseits, noch mehr die sich ergebende grammatische Verwandtschaft mit den kaukasischen Sprachen (Pauli), insbesondere mit den nördlichen (Thomsen) andererseits, und gleichenfalls die Existenz von mit TapKuv, TapKov, TpoKov ( : etr. Tarchun, TapKUüv, Tarchna [Tarquinius]) zusammengesetzten Namen in den griechisch- kilikischen Inschriften sowie des Namens Tarchundaraba (nach Andern Tarchundaraiis) in den babylonischen Inschriften aus Tell-el-Amarna uns direkt nach Asien führen oder wenigstens als Stütze der auf anderem Wege zu erweisenden Annahme eines klein-asiatischen Ursprungs der Etrusker dienen". (Zubaty.)

210. Abel C. Ägyptisch -indoeuropäische Sprachverwandtschaft. 2. ver- mehrte Auflage. Berlin u. Leipzig Luckhardt 1903. VI u. 66 S. 2 M.

211. Brandstetter R. Auslaut und Anlaut im Indogermanischen und Malaiopolynesischen. Album Kern S. 349 351.

Lehrreiche Parallelen.

Altertumskunde. Urheimat der Indogermanen.

212. Schurtz H. Völkerkunde. Leipzig und Wien. (= Die Erdkunde. 16. Teil). Deuticke 1903. XIII und 178 S. 7 M.

213. Tylor E. B. Primitive culture. Researches into the development of mythology, philosophy, religion, language, art, custom. 2 Vols. 4th ed. London Murray 1903.' 994 S. 21 Sh.

214. Reclus El. Les primitifs. Etudes d'ethnologie comparee. Paris, Schleicher 1903. XIV und 493 S.

215. Le Bon G. Les premi^res civilisations. Paris Flammarion 1903. 820 S. 12 Frs.

216. Hörnes M. Der diluviale Mensch in Europa. Mit Abbildungen. Braun-

schweig Vieweg 1903. XIV und 227 S. 8 M.

217. Hahn E. Zur Entstehung des Getreidebaus. Zeitschr. f. Ethnologie 35, 1007—19.

218. Albrecht 0. Zur ältesten Geschichte des Hundes. Studien zur Ge- schichte seiner Zähmung, Verbreitung und Rassengliederung. Berner Diss. München Reinhardt 1903. 63 S.

219. Schliz A. Der Bau vorgeschichtlicher Wohnanlagen. Vortrag. Mit- teilungen der anthropol. Gesellschaft in Wien. 33, 301—20. 1 M.

220. Meyer A. B. Zur Nephritfrage (Neu-Guinea, Jordansmühl u. a., Alpen, BibHographisches). 32 S. mit 2 Tafeln und 1 Abbildung. Abhandlungen und Berichte des kgl. zool. u. anthropol.-ethnogr. Museums zu Dresden 1902/03. Bd. 10 Nr. 4. Berlin Friedländer. 8 M.

Die Annahme, die Nephritgeräte stammten aus Asien, ist durch die Funde unhaltbar geworden.

221. Hedinger A. Die vorgeschichtliche Bernsteinartefakte und ihre Her- kunft. Straßburg Trübner 1903. V u. 30 S. 1 M.

26 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

Es ist nicht möglich, durch chemische Analyse die Herkunft des Bernsteins zu bestimmen, da der Gehalt an Bernsteinsäure im Lauf der Zeit starke Veränderungen erleidet. Helms Theorie von der Herkunft alles Bernsteins von der Ostsee ist daher unhaltbar.

222. Wilutzky P. Vorgeschichte des Rechts. Prähistorisches Recht 2. und 3. Teil. II. Eltern und Kinder. III. Künstliche Verwandtschaft und Blutsbrüderschaft. IV. Kommunismus und Hausgenossenschaften. Die Anfänge des Vermögensrechtes. V. Stammverfassung und Anfänge des Staatsrechts. VI. Blutrache. Anfänge des Strafrechts und des Pro- zesses. — VII. Berührung der Völker und Sklaverei. Breslau Trewendt 1903. III u. 192, HI u. 212 S. Je 5 M.

223. Winternitz M. Was wissen wir von den Indogermanen? Allgemeine Zeitung, Beilage 1903, IV, 129 -32, 139—43, 193—6. 242—4, 251—3, 291—4, 300—2, 337—40. Im Sonderdruck: Leipzig E. F. Steinarker in Komm. 1903. 75 S. 1 M.

Im Anschluß an Schraders Reallexikon.

224. Meringer R. Zur indogermanischen Altertumskunde. Zeitschrüt (Ür österreichische Gymnasien. 54, 385 401.

Ergänzungen und Berichtigungen zu Schraders Reallexikon.

225. Rolland E, Flore populaire ou histoire naturelle des plantes dans leurs rapports avec la iinguistique et le folk-lore. Tome III— IV. Paris Rolland 1900-1903. 378, 263 S.

226. V. Negelein J. Das Pferd im arischen Altertum (= Teutonia Heft 2). Königsberg i. Pr. Gräfe u. Unzer 1903. XXXVII u. 178 S.

227. Zaborowski. Le cheval domestique en Europe et les Protoaryens. Assoc. fran^. pour Tavancement des sciences 32, 2, 845 62.

228. Loth J. Les douze jours supplementaires (^otwdeziou) des Rretons et les douze jours des Germains et des Indous. Revue celtique 24, 310—2.

Dazu Seymour de Ricci. Un passage remarquablc du calondrier de Coligny S. 313—16.

229. d' Arbois de Jabainvüle H. Les gourdeiziou bretons et leur origine babylonienne. Compte rendu de lacademie des inscriptions 1903. S. 315— 8.

2.30. Montelius O. Die altern Kullurperioden im Orient u. Europa. I. Die Methode. Stockholm 1903. 110 u. XVI S. 25 M.

231. Lanz-Liebenfels J. Aus der Urgeschichte Europas und Asiens. 1. Vor- geschichtl. Beziehungen der Indogermanen zu den andern Menschen- rassen. 2. Die Heimat der Indogerm. Umschau 7, 338 f. 649—51.

232. Sergi G. Gli Arii in Europa e in Asia. Studio etnogiafico. (= Piccola bibliothoca di scienze moderne Nr. 57). Turin Bocca 1903. VIII und 272 S. 3,.50 L.

233. Schrader O. Die neuesten Arbeiten auf dem Gebiet der indogerm. Heimatsfrage. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft für Urgeschichte in Jena. Jen. Zeitg. 1903 Nr. 137.

234. Jagello I. Po voprosu ob arijskoj teorii proischo2denija narodov Evropy. Protokoly Turk. Kruzka Ljub. Arch. 7. 49-51.

235. de Michelis E. L'origine degli Indo-Europei {— Bibl. di scienze moderne Nr. 12). Torino fratelli Bocca 1903. VIII u. 699 S. 15 L.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 27

1. I dati del problema e la sua soluzione tradizionale. 2. Le indu- zioni della linguistica e d'epoca protoaria. 3. Linguistica e antropo- logia. 4. L'espansione protoaria e la formazione dei popoli indo-europei.

5. L'ipotesi asiatica e Tipotesi europea dal punto di viste paletnologico.

7. L'ipotesi nord-europee. 8. L'ipotesi est-europee. 9. L'etnogenesi indo-europea. 10. Conclusione.

236. Much M. In eigener Sache. Zeitschr, f. Ethnologie 35, 73 f.

Entgegnung auf Kossinnas Angriff.

237. Schlüter W. Über M. Muchs Werk 'Die Heimat der Indogermanen'. Vortrag zur Feier des Stiftungstages der Gelehrten Estn. Gesellsch. am 31. Jan. 1903. Sitzungsberichte 1903. S. 1—26.

238. Krause E. H. L. Kann Skandinavien das Stammland der Indoger- manen sein? Globus 83, 109 f.

239. Tilak Bäl Gangädhar. The Arctic home in the Vedas, being also a new key to the interpretation of many Vedic texts and legends. Poona and Bombay 1903. XyiV + 503.

An attempt to sho v from Vedic and Avestic evidence 'that the ancestors of the Vedic Rishis lived in an Arctic home in inter-glacial times'.

240. Zaborowski. Comment est resolue la question d'origine des peuples aryens de TAsie? Assoc. franp. pour l'avancement des sciences 32, 2, 822—8.

240 a. La patrie originaire des Aryens d'apres 0. Schrader. Revue de l'Ecole d'anthropologie. Paris 1903 Nr. 8 f. 11.

241. Conway R. S. I due strati nella popolazione Indo- Europea deir Italia antica. Estratto dal Fascicolo di Agosto 1903 della Rivista d'Italia.

Es gibt zwei Bevölkerungsschichten im alten Latium: 1. I Volsci 'uomini di palude' abitanti su palafitte, che usavano il bronzo e probabil- mente inumavano i cadaveri ; 2. I Sabini, che usavano il ferro, bruciavano i cadaveri e venivano dalle Alpi, la cui lingua puo essere identificata con quella del ramo non-labializzante dei Celli, dei Sequani della Francia, dei Goidels della Britannia.

242. Tiele C. P. Geschichte der Religion im Altertum bis auf Alexander den Großen. Deutsche autorisierte Ausgabe von G. Gehrich. IL Bd. Die Rehgion bei den iranischen Völkern. 2. Hälfte, Gotha F. A. Perthes 1903. XXII u. S. 187—442. 4,40 M.

243. Tiele C. P. Kompendium der Religionsgeschichte, übersetzt von F. W. T. Weber. 3. deutsche Auflage durchgesehen und umgearbeitet von N. Söderblom. Breslau Biller 1903. XH u. 426 S. 4,60 M.

244. Usener H. Dreiheit. Rhein. Museum N.F. 58, 1—47. 161—208. 321—64.

Heiligkeit der Dreizahl. Götterdreiheiten.

245. Hertz F. 0. Das religiöse Leben bei Ariern u. Semiten. Politisch- anthropol. Revue 2, 569—79. 649-61. 734—43. 894—905.

246. Cox G. W. The mythology of the Aryan nations. New edition. Lon- don Paul, Kegan etc. 1903, 622 S. 10 Sh. 6 d.

247 Regnaud P. La liturgie mythique des Indo-Europ6ens compar^e ä Celle de FEgypte ancienne. Revue de Linguistique 36, 50—68.

248. Wünsch R. Griech. u. german. Geisterglaube. Hessische Blätler für Volkskunde 2, 177—92.

28 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

249. Kaindl R. F. Die Volkskunde. Ihre Bedeutung, ihre Ziele u. ihre Methode, mit besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zu den histor. Wissenschaften. Ein Leitfaden zur Einführung in die Volks- forschung. (= Die Erdkunde 17. Teil). Leipzig u. Wien Deuticke. 1903. XI u. 149 S. 5 M.

250. Hoffmann-Krayer E. Naturgesetz im Volksleben? Hessische Blätter für Volkskunde 2, 57 64.

Betont die Bedeutung individuellen Einflusses für die Entstehung des volkstümlichen Brauches.

251. Strack A. Der Einzelne und das Volk. Hess. Blätter für Volkskunde. 2, 64—76.

Entgegnung. In der Volkskunde kommen nicht individuelle, sondern Massenerzeugnisse in Betracht, d. h. die Schöpfungen der Volksseele als der 'geistigen Kraft der Gemeinschaft'.

252. Fries C. Symbola metrica. Philologus 61, 503—12.

Vergleichung griechischer und indischer Versmaße.

Varia.

253. Brngmann K. Sanskrit-Philologie und idg. Sprachwissenschaft an den deutschen Universitäten. Allgemeine Zeitung Beilage 1903, Bd. II S. -töl f.

Tritt für die Trennung der beiden Fächer ein. Betont die Wichtigkeit sprachwissenschaftlicher Vorbildung für alle Philologen, während die indische Philologie nur für wenige Spezialisten in Betracht kommt.

254. Jellinek M. H. Zur Geschichte einiger linguistischer Hypothesen. IF. 14, 42-6.

Knüpft an R. M. Meyer IF. 13, 126 ff. an. I. Über die Erklärung von -er bei Wächter. II. Der Begriff 'SprachwurzeF vor de Brosses.

III. Das germanische Akzentgesetz schon bei ten Kate u. bei J. P. Titz

IV. W. Schlegel weist nicht zuerst auf die germanischen Auslautgesetze hin; die von M. zitierte Stelle hat andere Bedeutung.

255. Petersen C. S. Et Bidrag til Rasks Levned. Dania 10, 155—170.

Enthält eine bisher ungedruckte briefliche Mitteilung von Dr. C. Mundt (Mililärchirurg in Indien 1814—26) betreffend den Aufenthalt R. Rasks in Serampore 1821.

256. Zimmer H. Gedächtnisrede auf J.Schmidt. Abhandlungen der kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften 1902. Berlin G. Reimer i. K. 10 S. 4«. 1 M.

257. Pull6F. L. Comunicazione relativa agli studi del Prof. Alfredo Trom- betti sui rapporti delle lingue indogermaniche con altre famiglie lin- guistiche. Verhandlungen des 13. Orientalisten-Kongresses S. 15 7.

258. Vemer K. Afhandlinger og breve udgivne af Selskab for germansk filologi. Med en biografi ved Marius Vibsek. Trykt p& Carlsbergfondets bekostning. Kobenhavn J. Frimodt (Leipzig Harrassowitz) 1903. IV u. XCIII u. 372 S. mit Porträt und Faksimile. 10 M.

259. von Humboldt W. Gesammelte Schriften, hrsg. von der Kgl. preuß. Akademie der Wissenschaften. Bd. 1. 10. 11. Berlin Behr 1903. VII u. 438, VI u. 302, V u. 331 S. 8 M. 6 M. 6 M.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 29

260. Müller F. Max. Gollected works. 19 vol. London Longmans 1898—1903.

261. Ausgewählte Werke. Leipzig Engelmann (Schluß) 1901.

262. Album Kern. Opstellen geschreven ter eere van Dr. H.Kern, hem aangeboden door vrienden en leerlingen op zijn zeventigsten verjaardag den 6. april 1903. Leiden Brill 1903. XVII u. 420 S. 4«. Mit Porträt.

263. fepac. Abhandlungen zur idg. Sprachgeschichte, August Fick zum 70. Geburtstage gewidmet von Freunden und Schülern. Göttingen Vanden- hoeck u. Rupprecht 1903. IV u. 272 S. 10 M.

264. Hirt H. Die idg. Sektion auf der 47. Versammlung deutscher Philo- logen und Schulmänner in Halle. IF. Anz. 15, 204 7.

265. Förhandlingar vid 6. nordiska filologmötet i Upsala 14.— 16. Augusli 1902, ütg. af E. Staaff. Stockholm (Upsala) 1903. 243 S. 8^ 5,40 Kr.

Inhalt: L. Wimmer, Billedlige fremstillinger de danske runestene, S. 17. F. Gustafsson,Om möjligheten afett universalspräk, S. 23. Fr. Wulff, Bilder och scener frän Petrarcas Vaucluse, S. 38. Edv. Lehmann, De eleusinske mysterier, S. 46. Sektion für allg. Sprachwiss.: A. Torp, Efterhsengte Pronominer i Etruskisk, S. 49. K. F. Johansson, En indo- europeisk Ijudlag, S. 50. W. Thalbit z er, Studiet af et primitivt sprog S. 50. Sektion für klassische Sprachen; M. C. Gertz, Nogle text- bemserkninger til Aristoteles's 'AOrjvaiujv iroXiTeia, S. 63. E. Rosengren, Om identiteten af antikens kvantitet och den moderna fonetikens s. k. dyna- miska accent, S. 71. J. Berg man, Modernt Studium af antiken, S. 77. R. Törnebladh, Om epiteten i latinsk poesi, förnämligast med afseende Vergilius, S, 86. J. Bergman, De skandinaviska historisk-arkeologiska feriekurserna i Rom, Pompeji m. fl. orter i Italien (och eventuelt Grek- land), S. 107. S. Wide, Om prehistorisk forskning i Grekland, S. 112. F. Gustafsson, De gerundio et gerundivo, S. 113. Sektion für germ. u. roman. Sprachen: A. Erdmann, Främmande geografiska namn i engelska spräket, S. 115. Fr. Wulff, Hvem har utfört stympningen af Petrarcas minnesanteckningar i Vergiliushandskriften? S. 126. G. Ryd- berg, Principerna för artiklens utveckling i franskan, S. 144. E. Björk- man, Blandspräk och länord, nägra synpunkter med särskild hänsyn tili engelskan, S. 145. Sektion für nordische Sprachen: F. Jönsson, De formentlige vers i det gamle lovsprog og runeindskrifter, S. 162. L. F. Läffler, En svensk mytbildning i nyare tid, S. 162. A. Olrik, Ragnarök, S. 163. H. Pipping, Bidrag tili Eddametriken, S. 166. J.Bing, Folke- visernes versform, S. 167. B. Sjöros, Om de nasalerade vokalerna och deras beteckning i de danska runinskrifterna med de yngve runorna, S. 168. P. K. Thorsen, Den danske dialekt ved Husum i Slesvig, S. 170.

266. Jagiö V. Der erste russische Philologentag. Allgem. Zeitung, Beilage Nr. 110 vom 16. Mai 1903.

1904.

Allgemeines. Sprachpsychologie.

267. Elsenhans Th. Die Aufgabe einer Psychologie der Deutung als Vor- arbeit für die Geisteswissenschaften. Gießen Ricker 1904. 26 S. 0,50 M.

S. 11 ff. Über die 'Deutung' der Sprachzeichen.

268. Wundt W. Völkerpsychologie. Eine Untersuchung der Entwicklungs- gesetze von Sprache, Mythos u. Sitte. I. Band. Die Sprache. 2. umge- arbeitete Aufl. 1. u. 2. Teil. Leipzig Engelmann 1904. XV u. 667 S. u. X u. 673 S. je 14 M.

;J0 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

2ß9. Dittrich 0. Grundzüge der Sprachpsychologie. I. Band : Einleitung

u. allgemeinpsychol. Grundlegung. XI u. 726 S. Mit Bilderatlas von

Tafeln. Halle Niemeyer 1904. 24 M.

Vgl. das Programm des Verf. im Archiv f. d. gesamte Psychologie 3. Literatur, 58 72. 270 van Ginneken J. Grondbeginselen der psychologische taalwetenschap.

Eene synthetische proeve. Overgedrukt uit de Leuvensche Bijd ragen,

VIde jaargang. Lier van In 1904/5. VIII u. 239 S.

Inhalt: 1. Woordvoorstellingen. 2. De objectieve zaakvoorstell- ingen. 3. Het verstand en zijne beaming. 4. Gevoel en waardeering.

271. van Ginneken J. Grondbeginselen der psych, taalwetenschap. Tweede dcel. Overgedrukt uit de Leuvensche Bijdragen, VIM« jaargang. Lier van In 1906. 320 S.

5. Vrije wil en automatisme: Inleidende Opmerkingen. De 4 fundamenteele wetten van het psych, automatisme. De praktische samen- werking van automatisme en vrijen wil. De secundaire taaleenheden. I. Algemeene historische klankleer. Over het accent inhetalgemeen. Het intensiteits-accent. Het muzikaal accent. Het kwantiteitsaccent. De kleur der spraakklanken, of het kleuraccent. Het articulatie-accent. De klankwetten. II. Algemeene Semasiologie. III. Algemeone leer der woordschikking. Besluit.

272. Baudouin de Courtenay J. Versuch einer Feststellung der Selb- ständigkeit psychischer Erscheinungen auf Grundlage von sprachlichen Tatsachen (poln.). Aus Rozprawy der Krakauer Akademie. 28 S. 60 HpII R6sume BuU. 1903 108 ff.

273. Kudrjavskij D. Psychologie und Sprachwissenschaft (zu den neuesten Arbeiten von Wundt und Delbrück) (russ.). Izv. russk. jaz. 9, 2, 177—256.

274. Barth P. Die Bedeutung von W. Wundts Sprachpsychologie für den Sprachunterricht. Verhandlungen der 47. Versammlung deutscher Philol. u. Schulmänner. 1904.

275. Rutz 0. Psyche u. Tonorgan. Joseph Rutz und seine Tonsludien. Vortrag, gehalten im akadem. Orchesterverband München. Allgem. Zeitg. Beilage 1904 Nr. 50 IT.

Die wertvollen Untersuchungen von J. Rutz berühren sich nahe mit den Forschungen von Sievers zur Sprachmelodik und ergänzen sie in willkommener Weise. R. zeigt u. a., vi\e jedes Vokalwerk seine spezifische Tongebung hat.

276. Voßler K. Positivismns u. Idealismus in der Sprachwissenschaft. Eine sprach-philos. Untersuchung. Heidelberg Winter 1904. VII u. 98 S. 2,80 M.

277. Mauthner F. Zweck u. Organismus. Ein Beitrag zur Sprachkritik. Nord u. Süd, 1904, Maiheft.

Vgl. auchGloßner M. Fritz Mauthners sensualistisch-positivi.stische Kritik der Spr. Jahrb. für Philos. u. spekulative Theologie 18, 18«— 218. Mongrc P. Sprachkritik, Neue deutsche Rundschau Bd. 14 Heft 12.

278. Schulze W. Sprachwissenschaft u. Philologie. (Antrittsrede). Silz- ungsber. d. Ak. d. Wissensch. zu Beriin. 1904. S. 1016—19.

Erwiderung von Diels 1019 21.

279. Regnaud P. L'origine des idees, ^clairee par la science du langafe. Paris Alcan. VIH u. 119 S.

Vgl. Grammont Revue des langues romanes 1904. S. 185 f.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 31

280. Pflaum. Entstehung und Leben der Sprache. Preuß. Jahrbücher lU, 455—503.

Der Verf. vergleicht die Theorien Wundts u. Mauthners und ent- scheidet sich für Mauthner!

281. Saran F. Der Rhythmus des französischen Verses. Halle Niemeyer 1904. 455 S. 12 M.

Für das Verständnis der Betonungsprobleme von großer Bedeutung.

282. Laurila K. S. Über Lautwandel. Neuphilol. Mitteilungen (Helsingfors) 1904. Heft 3/4 S. 57—72.

Entscheidet sich für Wundts Auffassung und sieht in der Rassen- und Völkermischung eine Hauptursache des Lautwandels.

283. de la Grasserie R. L'expression de l'id^e de sexualite dans le langage. Revue philosophique de la France et de l'Etranger 29, H 9.

284. V. Rozwadowski J. Wortbildung und Wortbedeutung. Eine Unter- suchung ihrer Grundgesetze. Heidelberg Winter VIII u. 109 S. 3 M.

285. Lefmann S. Die Stufen des sprachlichen Bedeutungswandels. Ver- handlungen des 13. Orientalistenkongresses. S. 3—8. (Leiden Brill 1904.)

3 Stufen werden unterschieden. 1. Wurzelstufe: Kein anderes Erkennen ohne anderes Benennen. 2. Grammatische Stufe: Ver- wendung des vorhandenen Lautstoffes zu weiterer Sonderung. 3. Logische Stufe: Bedeutungswandel ohne Änderung des Lautgehalts. Für die 3. Stufe genügt der Forschung eine Einzelsprache, für die 2. eine Sprachfamilie, für die erste sind verwandte Sprachfamilien wie Sem. u. Idg. in ihren Grundformen heranzuziehen.

286. Breal M. Essai de semantique (science des significations). 3e ed. revue, corrigee et augmentee. Paris Hachette 1904. 378 S. 3,50 Fr.

Hinzugefügt sind zwei ältere Aufsätze : La . linguistique est-elle une science naturelle? und Les commencements du verbe.

287. Ostwald W. Die Weltsprache. Vortrag. Stuttgart Franckh 1904. 15 S. 0,10 M.

Kindersprache.

288. Nausester W. Das Kind und die Form der Sprache. (= Sammlung von Abhandlungen aus dem Gebiete der Päd., pädagogischen Psychologie u. Physiologie hrsg. von Th. Ziehen (Straßburg) u. Th. Ziehen (Berlin) 7, 7). Berlin Reuther u. Reichard 1904. 51 S. 1,20 M.

Phonetik.

289. Jespersen 0. Phonetische Grundfragen. Leipzig Teubner 1904. IV u. 185 S. 3,60 M.

289 a. Lehrbuch der Phonetik. Übers, von H. Davidsen. Leipzig Teubner 1904. VI u. 255 S. 5 M.

290. Victor W. Elemente der Phonetik. 5. durchgesehene Aull. Leipzig Reisland 1904. XUI u. 386 S. 7,20 M.

291. V. Hagen H. Ein amerikanisches Laboratorium für experimentelle Phonetik in Deutschland. Prometheus 17 (1905) S. 1 6.

Mitteilungen über das in Berlin errichtete Privatlaboratorium Prof. E. W. Scriptures aus Baltimore. Scripture ist damit beschäftigt, die

32 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

Hauptmethoden der exakten Wissenschaften das Experiment u. die Messung auf die Verskunst anzuwenden.

292. Scripture E. W. Über das Studium der Sprachkurven. Annalen der Naturphilosophie 4, 28—46.

293. Howe G. M. The artificial palate, one way of making it and of keeping its records. Journ. of Engl, and Germ. Phil. 5. 77 82.

294. Verschnür A. Zur Charakteristik der Vokale eines niederländischen Dialekts. Onderzoekingen gedaan in het Physiologisch Laboratorium d. Utrechtsche Hoogeschool. Utrecht 1904.

Experimentelle Untersuchung mit Hülfe des Apparats von Boeke. Die Vokale des noord-bevelandschen Dialekts sind zugrunde gelegt.

295. Hoffmann H. Die Lautwissenschaft (Phonetik) u. ihre Verwendung beim muttersprachlichen Unterrichte in der Schule. Breslau Hirt. VIII u. 120 S. 2 M.

Idg. Sprachwissenschaft.

296. Delbrück B. Einleitung in das Studium der idg. Sprachen. Ein Beitrag zur Geschichte und Methodik der vgl. Sprachforschung. 4. völHg umgearbeitete Auflage. (= Bibliothek idg. Grammatiken 4. Bd.). Leipzig Breitkopf u. Härtel 1904. XVI u. 175 S. 3 M.

297. Schrijnen J. Inleiding tot de Studie der vergelijkende idg. taalweten- schap, vooral met betrekking tot de klass. en german. talcn. Bib- liografie. Geschiedkundig overzicht. Algemeene beginsolcn. Klankleer. Leiden Sijthoff [1905]. XIV u. 224 S.

298. Ruibal A. A. Los problemas fundamentales de la filologia comparada, SU historia, su naturaleze y sus diversas relaciones cientificas, 2 partes. Madrid Fe 1904. 376. XII u. 736 S. (Leipzig Harrassowitz) 14 M.

299. Torbiörnsson T. Jämförande spräkvetenskap ur allmänbildande och pedagogisk synpunkt. Upsala, Lundequist in Komm. 1904. 51 S. 0,75 Kr.

300. Bogorodickij V. A. Kurs sravnitelhoj grammatiki arioevropejskich jazykov. I. Einleitung. 2. Aufl. Kazan. 87 S. 75 Kop.

301. Vinson J. Les langues indo-europ6ennes. Les Aryens. Rev. de Ling. 37, 335-46. 38, 97—113.

302. XaxIibdKric F. N. AKabr)|i€iKd dvaTviüciiara ck ti^v ' EKXr|viK?^v, Aa- TiviKi^v Kai liiKpöv cic Ti^v'IvbiK^v Tpa^MaTiKi^v. T. IL (= Biß\. MapcXf^ 225—8). 'Ev AGi^vaic k. Mtt^k ÜKH. Kß' u. 688 S. 10 Dr.

303. Hirt H. Zur idg. Laut- u. Formenlehre. IF. 17, 388—402.

1. Zu den Gutturalreihen. 2. Zum n-Suffix im Lateinischen u. Griechischen. 3. Zur Infinitivbildung im Griechischen. 4. Nochmals griech. qpepövTUJv.

304. Meillet. Notes sur quelques formes indo-europ^ennes. MSL. 13, 202—14.

1. Sur les participes passes actifs du baltique et du slave. Abg. umrichi ist ein idg. Ind. Aor., umhrb ist ein Part. Perf., desgl. lit. mirfs, mtrusio, vgl. preuß. gimmusin. Diese Unabhängigkeit des Partizips er- klärt sich aus dem Umstand, daß das Part. Aor. ursprünglich eine sehr seltene und daher leicht dem Untergang ausgesetzte Form war. 2. Dune alternance vocalique dans la d^sinence du pluriel neutre. Es fragt sich,

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 33

ob IvfOL lat. tugd auf der einen, abg. imena got, namna auf der andern Seite nicht gleicherweise idg. sein können. Nun aber lauten idg. ä u. 9 regelmäßig miteinander ab, ist der Nom. Akk. PI. N. = Nom. Sing. F. und im F. existiert der Ablaut ä:d: also können iugä Ivfa alt sein. 3. Lat. un- decim, duodecim etc. Warum e statt * in innerer offener Silbe? Warum -im? e bleibt in offener Mittelsilbe nur vor Dental oder Guttural -f- *: sepelire usw. Aber decem : -decim = arm. tasn : metasan '11', erkotasan '12', Gen. tasang, aber metasanig. Armen, -tasan ist also -tasani, ebenso kann lat. -decim auf -*decimi beruhen. Auch die Erhaltung des -n in taihun usw. kann zum Teil auf derselben Ursache beruhen. Vgl. die got. «-Flexion u. ae. tyn. 4. got. wit aus we-dwo, dwo wird tw, das sein w verloren hat wie ni-h das seine. 5. Du feminin dans les adjectifs compos6s. M. F. N. sind im Indogermanischen keine homogenen Kategorien, weder der Form noch dem Sinne nach«. 1. Eine eigene Femininform bilden alle Adjektiva, die einfach sind (mit Ausnahme der prim. Komparative) und die zusammen- gesetzten, deren 2. Glied kein Substantiv ist und ein Adjektivsuffix ent- hält. — 2. Kein Femininum haben jene zusammengesetzten Adjektiva, deren 2. Glied Substantiv ist. Sie behalten die charakteristische Form des Substantivs bei. Vgl. Komposita mit zweiten Gliedern auf -es-, -u-, -n-, mit nullstufigem Substantiv (z. B. vacö-vid- usw.) als 2. Glied. Bilden o- Stämme das 2. Glied, so bleiben diese nur im Griechischen unverändert, während Indo-Iran. ö-Stämme aufweist. Das Griechische bewahrt das ur- sprüngliche, das zeigt vuöc, armen, nu. Von allen einfachen Adjektiven haben allein die prim. Komparative keine besondere Femininform: sie waren ursprünglich keine Adjektiva. Wenn nun die Adjektiva des Typus ^laKpöxeip keine Femininform haben, so kommt das daher, daß sie zuerst appositionelle Substantive waren. Das echte idg. Adjektiv wird dadurch charakterisiert, daß es stets eine vom Maskulinum unterschiedene Femininform hat. 305. Meillet A. Varia. MSL. 13, 237—53.

1. Sur les conditions generales du developpement de l velaire: 1) Assimilation ä une voyelle; ce traitement est celui qu'on constate dans les langues qui tendent ä opposer deux series de voyelles, l'une pre- palatale, l'autre postpalatale, determinant des prononciations molle et dure des consonnes voisines. 2) Gomme second element de diph- tongue, l tend ä passer ä i; cette alteration, qui se produit facilement dans les langues il existe dejä des t provenants d'assimilations, se rencontre aussi il ne s'est produit aucune assimilation , . . la transformation de / en ^ se traduit toujours par cette tendance ä la perte du contact de l'extremite de la langue avec le palais qui carac- t6rise le passage ä l velaire; c'est-a-dire qu'un mouvement 6tranger ä la voyelle, quelle qu'elle soit, de la diphtongue tend ä etre supprime et Test souvent tout ä fait; on est donc en presence d'une tendance ä la simpli- fication des diphtongues dont l est le second element, . ."

2. A propos de v. sl. g^sd. Das Wort ist nicht aus dem Germani- schen entlehnt; sein g statt z ist durch Dissimilation entstanden, wie stets wenn ein Zischlaut vorhanden ist. Vgl. dzväzda 'Stern' : lit. zvaigzdä kosa : sastrdm. Dasselbe Gesetz gilt in einem arab. Dialekt und tritt uns in einem Fall auf armen. Sprachgebiet entgegen. Die Dissimilation muß zu einer Zeit erfolgt sein, wo c' g' noch keine einfachen Zischlaute waren.

3. Sur l'accentuation grecque. 1) De l'origine de la barytonaison. Die Regel des S'atapathabrähmana, dalä ein Wort mit betonter Endsilbe

Anzeiger XX. 3

34 I. Allgemeine indogerm. Sprachw^issenschaft und Altertumskunde.

vor betonter Anfangssilbe den Akzent verliert, hat auch in alter Zeit auf griech. Boden gegolten: irarrip q)dpuuv (alt); iraxrip qpepöjLievoc (für ♦qp^po- l^evoc); Traxrip Xnruiv. Die Bary'tonese wird verallgemeinert. Durch Ana- logiebildung ist die Erhaltung des Tons auf der Endsilbe vor Enklitizis im Griechischen ausgedehnt worden : jedes unbetonte Wort erhält den Ton auf der Endsilbe, vor flg. Enklitika, vgl. uepi yiov, dTröboc usw. Nach derselben Regel erklärt sich lat. uterque utrdque. 2) Sur Taccentuation de l'imperatif grec ^vGoO. IvQov steht im Gegensatz zu dTröboc. Es re- präsentiert eine alte Form -♦9^o und ist eine gewisse Bestätigung der Regel, daß die Medialendungcn bei athem. Verben nicht immer den Ton tragen.

4. Quelques remarques sur le vocabulaire de l'Avesta. 1) mgQrän-. 2) gainti^. 3) Sur gäth. kamnafSvä. 4) varadva.

306. ühlenbeck C. C. Miszellen. KZ. 39, 599—603.

1. Zur Geschichte des s im Slavischen. Stimmt Zupitzas Regel über den slav. Wandel von s in z (KZ. 37, 398) zu, modifiziert sie aber dahin, daß slav. s zu z ward, wenn der Ton folgte u. ent- weder ein Nasal oder ein stimmhafter Konsonant mit nachfolgender Liquida voranging.

2. Zur Kasuslehre. Gebrauch des baskischen Transitivus und Intransitivus durch Beispiele erläutert.

307. Pedersen H. Zur Akzentlehre. KZ. 39, 232—55.

Im Anschluß an Fincks Beobachtung, daß auch ohne starken expir. Akzent Vokalreduktion und -schwund auftreten, will er die Erhaltung des vorwiegend musikal. Akzents für das Lat., Armen, vielleicht auch für das Urgerm. dartun. Nachtrag S. 254 f. zu Meillet Etudes sur Tety- mologie et le vocabulaire du vieux slave S. 120 ff.

308. Meillet A. La place du ton dans les formes moyennes du verbe indo- europeen. MSL. 13, 110—15.

"Tandis que les participes et infmitifs parfaits grecs ont le ton sur leurs caract6ristiques grammaticales k la fois ä Tactif et au moyen, les participes et infmitifs moyens presents ou aoristes du type ath^matique reculent tous le ton le plus possible, par Opposition aux formes aclives du mßme type qui ont le ton sur les caract^ristiques." Vgl. bcböcöai bcbo- lüi^voc genau wie bebiuK^vai bebtuKibc, aber biboc6ai blbö^€voc gegenüber bibövai biboOc usw. Wie verhält sich die vedische Akzentuation zu dieser Tatsache? Im Perf. ist die Übereinstimmung vollständig. Im Präs. und starken Aor. ergibt sich folgendes Bild: 1. Athem. Wurzelverba ohne Re- duplikation. A. Wurzelbetonung haben im Vedischen die Verba mit c- Vokal vor den Medialendungen. B. Die vedischen Themen mit langer Wurzel- silbe in allen Personen haben den Ton auf dieser Wurzelsilbe, auch dann, wenn sie schwundstufig ist, vgl. ifife usw. Auf der Endung haben den Ton die schwundstufigen Wurzeln mit kurzem Vokal (wenigstens in einem Teil der Formen), z. B. Arup/, brüU usw.

Das Griechische stimmt also mit der Mehrzahl der ved. Beispiele überein; mindestens im Falle A ist also die griech. -ved. Wurzelbetonung des Mediums alt. Dazu stimmt lit. s^mi usw., dessen -mi eine Medial- endung ist.

2. Athem. reduplizierte Verba: Die meisten Verba haben ihn stets auf der Reduplikationssilbe (: ddde usw.), bei einigen steht er auf der

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 35

Endung {dhatti, juhvi usw.). "Ici mßme, la place attestee par les parti- cipes et infmitifs grecs s'accorde exactement avec ce qu'enseignent les formes vediques. Mais l'opposition de Tactif TiGeic riG^vai et du moyen TieecGai Ti0e|uevoc est purement hell6nique; car le vedique a dadhmdsi comme dhattS et le participe dddhat comme dddhänak"

3. Athem. Verba mit Nasal: alle ved. Beispiele haben den Akzent auf der Endung {kj^uti usw.). Der Gegensatz zu griech. beiKvucGai beiKvu- laevoc usw. ist vollkommen. Die slav. Nasalverba haben wie die griech. den Ton auf der Wurzelsilbe. Dazu stimmen vereinzelte ved. Formen wie indhänah. Die Anfangsbetonung war somit bei einigen Medialformen der Nasalverba schon idg.

"On doit donc admettre que, contrairement ä ce qu'indique le vedi- que, le mouvement du ton indo-europien avait Heu normalement non pas €ntre la syllabe predesinentielle et la dSsinence mais entre la syllabe ini- tiale du mot et la dSsinence"

309. Hirt H. Zur Entstehung der griech. Betonung. IF. 16, 71—95.

310. Blatt G. Über zweisilbige Wurzeln in den indoeuropäischen Sprachen (poln., referierend). Eos 10 122—37.

311. ühlenbeck G. G. Eene opmerking naar aanleiding van Hirt's vocaal- system. Handelingen v. h. 2. Nederl. Phil.-Gongr. Leiden. S. 159 64.

312. Reichelt H. Der sekundäre Ablaut. KZ. 39, 1—80.

Einleitung. Basenmischung. Basenstörung. Wichtige Er- gänzung zu Hirts Ablautsbuch. R. verfolgt die Vermischung der ver- schiedenen Ablautsreihen, deren Ursache der Zusammenfall einzelner Basen- formen ist. Neben diesen Basenmischungen sind auch die Basen- störungen zu beachten; hier entsteht durch suffixale Weiterbildung ein neuer Ablaut.

313. Schrijnen J. Prothese. KZ. 39, 485—9.

'Prothese' kann beruhen: 1. Auf Erhaltung eines Wurzelvokals (dvrip). 2. Auf Reduplikation (^opTr) aus FeFopTri). 3. Auf Vokal- entfaltung : im Agr. nur vor p sicher, vielleicht auch vor \ |li F. 4. Auf den intensiven Präfixen d- 6- (Pott, Fröhde), die nach dem Verf. die semantische Funktion des s übernommen haben, zu einer Zeit, da die griech. Lautgesetze anlautendes c nicht mehr duldeten. Beispiele.

314. Pedersen H. Sur les alternances vocahques indo-europ6ennes. Appen- dice zu Les pronoms d^monstratifs de l'ancien armenien. Kgl. Danske Vidensk. Selsk. Skr., 6. Rsekke, bist, og fil. Afd. VI, 3 S. 339—47. Kopen- hagen 1905.

Nimmt mit Saussure an, daß das lange e auf einer Verbindung von e-{-a beruhe. Durch Finck sei dargetan, daß der idg. Verlust eines e nicht durch den Intensitäts-, sondern den musikalischen Akzent hervor- gerufen sei, nicht auf dem Verlust an Quantität, sondern auf dem von Stimmton beruhe. Dadurch wird es unmöglich, die Theorie von d als einer Reduktion der Länge anzunehmen. Das a Saussures ist mit H. Möller als konsonantisches Element (») zu fassen. Schon Hirt hat auf den über- raschenden Parallelismus der idg. Ablautserscheinungen mit den im Sla- vischen durch den Schwund von » und h hervorgerufenen Verhältnissen hingewiesen. 5 Punkte kommen in Betracht : 1. La chute des voyelles est reglee par des principes sinon identiques, du moins semblables Tun ä l'autre. russ. v seU aus m seU : vo sni aus m sinS = cxeiv : 4ktöc.

3*

36 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

2. Allongement. Vgl. serb. bog (aus bogT>): Gen. boga = pes. Trart'ip: peäem Trar^pa.

3. Abtönung: Poln. eio (aus asl. e). vgl. /cc»c{f' stehlen': lof: poln. e (aus asl. ä) : a = idg. e : o, vgl. cplpw : qpöpoc; e : fl, vgl. leg^s : legatn.

4:. Schwierige Konsonantengruppen, die durch den Vokal- schwund entstanden sind, werden auf sehr verschiedene Weise vereinfacht.

5. Behandlung der 'sonantischen Koeffizienten'. Im Sla- vischen können j, r, (n), m, r, l silbisch werden, wenn sie nach dem Schwund der stimmlosen Vokale zwischen Konsonanten stehen; sie können aber auch in derselben Stellung ihre konsonantische Funktion beibehalten und infolgedessen mannigfachen Umbildungen ausgesetzt werden.

a) m ist 111 geworden in cech. sedm '7' usw., Konsonant geblieben in russ. serm; durch analoge Umbildung sind verändert russ. vosentb usw.

b) jb wird »; aber j bleibt erhalten in öech. jtnSno. Man spricht ne-jdu aber du.

c) V wird mitunter silbisch: serb. üpiti (abg. mpiti) usw., aber es ist unsilbisch in poln. drzwi (mit Metathese, vgl. abg. dvhri).

d) Im Serbischen sind die Koeffizienten r, l regelmäßig silbisch geworden; im Russischen ist der stimmlose Vokal und damit kons. Liquida erhalten.

Ganz genau entsprechen die idg. Vorgänge; der Übergang in silbische Funktion ist bekannt, weniger die Bewahrung unsilbischer Funktion:

a) Nasale, vgl. aisl. kol : ai. dvgäram. lit. anglis.

ß) Schwund von j bei dem Wechsel von » mit Null. Vgl. KZ. 38, 314 u. ö. Z. B. b^pn aus ^g^er^ta, älter g**eriffä usw.

T) ff schwindet vielleicht vor r, vgl. Meillet MSL. 13, 38.

b) Schwund von Liquiden zwischen Konsonanten möglicherweise in cttXi^v aus *2)slffh€n .

Hiernach begreift sich der Schwund des Koeffizienten v in deva-tta u. ö. : er ist konsonantisch geblieben. Metathesen usw. Beispiele für die konsonantische Natur des Elementes » in der 9. Präsenski. (IF. 2, 326.)

315. Monsieur E. fentus ei xaxöc. Bulletin de la soci^t6 pour les Progr^ des etudes philologiques et historiques fond6e k Bruxelles le 12 Avril 1874. Seance du dimanche 10 Juillet 1904. S. 8—17.

Der Vortrag gibt Erläuterungen einzelner Formen auf Grund der Theorie des Verf. fenfus, tgtöc : Erklärung der Entwicklung. jOtas, natu«. \xr\ripa, mätdram. ?CTav (-v von den antevokalischen Formen übernommen). brebis et gourmet. bpaK€iv et TpdToc. fulgur et gratis, pnaco et iraTpdci. nactus et a^nöti. ingens et magntts. ingens et äfav. ingens et mahän.

316. Bally Gh. Contribution k la th^orie du z voyelle. MSL. 12, 314—30.

317. Schrijnen J. Guttural-sigmatische wisselvormen. Tijdschr. 23, 81 88.

Umbildung von Siebs Anlautstheorie: neben beweglichem s erscheint auch bewegliches g oder gh sowie die Verbindung beider Elemente : sk skh.

318. van Wijk N. Welchen Platz nehmen die griech. Nomina auf -eOc unter den nominalen Stammbildungsklassen der Idg. ein? IF. 17,296—316.

319. Brugmann K. Die Demonstrativpronomina der idg. Sprachen. Eine bedeutungsgeschichtliche Untersuchung. (= Abhandlungen der Kgl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften philol.-histor. Klasse 22. Band Nr. 6). Leipzig Teubner 1904. 151 S. 5 M.

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I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 37

320. Jensen Th. V. Die vedischen Gerundiva auf -äijt/a- {-äyiya-). KZ. 39, 586—93.

vidäyya- sei Gerundiv zu *videjö. Exkurs über die Verba auf -e-, -eje-.

321. Hirt H. Über den Ursprung der Verbalflexion im Idg. Ein glotto- gonischer Versuch. IF. 17, 36—84

Entstehung der Nomina Iflexion. Der Casus indefinitus (in den Nominativen, Vokativen und Lokativen ohne Endung, den ersten Gliedern der Komposita, in -ya -tvä, in ^Ti|nri-9riv amä-bam, calefacio, salboda usw.). Analyse der Kasus. Verbalflexion: Nominalformen im Verbalsystem (Erklärung der 1. 3. Sing. Perf. Akt.). Endungen.

322. Hirt H. Zur Verbalflexion. IF. 17, 278—92.

1. Zum lat. Perfekt. 2. Ahd. teta u. das schwache Präteritum im Germanischen. 3. Die Endungen der 3. Pers. Sg. u. Plur. im Slavischen u. die Auslautsgesetze.

323. Brugmann K. Zur Bildung der 2. Pers. Sing. Akt. in den idg., ins- besondere den baltischen Sprachen. IF. 17, 177 86.

lit.-lett. -i im Imp. {vedi usw.). Es entspricht dem -ei vor äyei usw. (IF. 15, 126 ff.), vedi 'du führst' damit identisch. säkay wie vedi. 2. PI. lett. -it nach der 2. Sg. Preuß. -eis für -ais unter dem Einfluß von *wedei. Reste des imperativischen -* im Slavischen.

324. Brugmann K. Umbr. persnihimu u. die aind, neunte Präsensklasse. IF. 16, 509 f.

Das umbr. Verbum hat mit der 9. ai. Präsenski. nichts zu tun; denn es ist Denominativ.

325. Schulze W. Lit. kldusiu u. das idg. Futurum. Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1904. S. 1434—42.

Der Unterschied zwischen /•- und ^-Wurzeln ist im ai. Futur prinzi- piell aufgehoben. l€ari$ydti gehört ebensogut zu kp;d- wie zu kfrnd-. Diese Besonderheit war urspr. nicht auf die r- Wurzeln beschränkt, vgl. hom. CT€\^a) ktev^uj. Auch die Chronologie der ai. Futura lehrt dasselbe : die anit-Formen des Futurs der Nasalwurzeln lassen sich nicht in den RV. hinauf verfolgen ; es bestand hier ein deutlicher Gegensatz zum Aorist. Der Parallelismus zwischen idg. u : v, i : y zwingt uns, auch e$yämi usw. auf *ayi$yämi zurückzuführen. Das Futurum steht nun in enger Beziehung zum Desiderativ. Dort herrschen, ohne Rücksicht auf ursprüngl. Ein- oder Zweisilbigkeit der Wz. nur Tr {ür), ä (am), T, ü : Das Desiderativ hat also wie das Futur den Unterschied zwischen ein- und zweisilbigen Wurzeln überall aufgehoben, wo das letzte konson. Element ein Sonorlaut ist.

Genau zu dieser Regel stimmt lit. kldusiu, das sich zu klausaü verhält wie stavi?ydti : dstö^fa. Zum Desiderativ s4srü$ate verhält sich kldusiu genau so wie stavi^yämi : tu^fü^ita-. Die lit. Ablautsregel fordert du : ü wo die indische avi : ü hat, und : w, wo im Ai. ö, av : ü steht. Auch die Bedeutung trifft zu : wer 'fragt', der 'will hören'. Auch der syntakt. Gebrauch stimmt zu dieser Etymologie. Genau ebenso verhält sich Präs. mlrsztu : mifti = ai. Desiderativ mumür$ati : Verbalnomen m^^i-.

326. van Swaay H. A. J. De 'aktionsart' en de prefixen. Taal en letteren 13, 11.

327. Meltzer H. Die Aktionsart als Grundlage der Lehre vom idg., bes. griech. Zeitwort. Verhandlungen der 47. Versammlung deutscher Philol. u. Schulm. S. 148—50.

38 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

328. Meltzer H. Zur Lehre von den Aktionen bes. im Griechischen. IF. 17, 186—277.

329. Bmgmann K. Die Entstehung und Kennzeichnung der konditionalen Nebensätze in den idg. Sprachen. Verhandlungen der 47. Versammlung deutscher Philol. u. Schulmänner (Leipzig 1904) S. 147 f.

330. WolH F. Zur Frage des Akkusativs mit dem Infinitiv. KZ. 39, 490—500.

Beispiele aus dem Rigveda und aus dem Avesta.

Wortforschung.

331. Thumeysen R. Die Etymologie. Freiburger Prorektoratsrede. Frei- burg i. Br. 1904. 38 S. 4».

332. Hermann E. Restwörter. KZ. 39, 609—11.

Macht auf die Bedeutung der Umgangssprache aufmerksam. Reste sonst verdrängter Mundarten finden sich darin. Auf solchen 'Restwörtern' kann manche 'Ausnahme' von den Lautgesetzen beruhen.

333. Boisaeq E. Notes de linguistique. Revue de Tinstruction publique en Belgique. 47, 233—51.

III. Über Leo Meyers Etym. Wtb.

334. Brugmann K. Etymologische Miszellen. IF. 16, 491—509.

1. Griech. !bioc ai. vi. 2. Lat. igitur griech. iKTap. 3. Griech. coqpöc lat. tueor. 4. Nochmals got. waila ahd. as. tcela (zu IF. 15, 99 ff.).

5. opfmus, patrfmus, tnätrfmus. 6. osk. angetuzet lat. indigetare.

335. Brugmann K. Griech. ^vmuTÖc u. got. wis. IF. 17, 319 f.

1. InIF. 15,87fF. (: lauuu 'raste', vdsati.wi^an). 2. Dazu trw 'Meeresstille'.

336. Brugmann K. Verdunkelte Nominalkomposita des Griechischen u. des Lateinischen. IF. 17, 351—73.

1. uepi-ccöc aus iT€pi-iqdc ai. -rff- u. ä. 2. koivöc aus ko|üi-iö-c 'in Gemeinschaft sich bewegend*. Gaipöc aus ♦9Fapi6c 'Gänger an der Tür'. aiTwiriöc 'alxac ömibv*. xaipöc Komp. eines mit aw. Sar- ai, iir- verwandten Wurzelnomens und -lö 'gehend*. kcivöc (Übertritt aus der f- in die o- Flexion). 3. noun/iM«, norentius aus novi-ventio'.

4. Lat. -fvo8 zu ^ras 'Gang', vgl. dur-ivas 'bösartig' u. ft.

337. Brugmann K. Griech. ulOc, ulöc, uiuivöc und ai. aünii^ got. sunuB. IF. 17, 483—91.

8uiu8 ursprünglich 'das Gebären, die Geburt', dann konkret (vgl. got. baür). uliuvöc aus «M|ö[u]-no-». (vgl. Kopu)v6c u. ä.). von HUfön 'Sohn- schaft' abgeleitet.

338. Brugmann K. Lat. annus, osk.-umbr. akno-, got. apnn-. \Y. 17. 492.

Osk.-umbr. akno- gehört zu anntis apna-.

339. Giardi-Dapr6. La supposta influenza semitica sul sistema numerale indogermanico. Giorn. Soc. as. ital. 17, 335 43.

340. Fay E. W. Some greek cognates of the sanskrit root tvif-. Class. Rev. 18, 207—8.

T€TiTm^voc, Tlpioc {t '. tv wic iu ai. tak^- : trak^-, hom. xol : col), ciXXoc, c\)iöc, l€iXr|vöc, c(v€Tai.

341. Fay F. W. Studies in etymology. II. Am. Journ. Phil. 25, 163—83.

Im Anschluß an Pedersen KZ. 36, 103 gibt der Verf. eine Anzahl von Etymologien, in denen ai. yo- griech. l€- einem lat. ge- entspreche : 1. gemini: yamds. 2. gestU : ydsyati. 3. gerit : Zit\. 4. gemma, germen

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 39

zu Zec-. b. gerro: desgl. 6. gemit: ydmati. 7. gemoniae, gemiones, gemursa : tjan-trdm. 8. Gegenbeispiel : per-ierat : iürat : yas- yati (Brugmann). 9. aermdatur (nicht zu yamds). 10. imitatur, imago.

11. ira. 12. aerumnula. 13. Carmen, casmillus. 14. hiihsanti i hanti. 16. aperit. 17. parat.

342. Goebel J. The etymology of Mephistopheles. Am. Phil Ass. Trans-

actions 35, 148—56.

Kritik der altern Etymologien. Hermes Trismegistos was wor- shipped during the first centuries of the Christian era in many parts of the Roman empire and was the special god of the astrologers, alchemists and magicians ; lie was considered by later Christian writers as a demon and appears as such under the name Ophiel and Mephist-ophiel (= Me- gistophiel) in the demonological literature of the sixteenth and seven- teenth centuries.

343. Johansson K, F. Grek. repuiöeic. Commentationes philologae in ho- norem Johannis Paulson. Gotenburg Wettergren 1905, S. 134—39.

xepiLiiöeic heißt 'med hud(ar) försedd'; *T€p^a = cdrma 'hud, sköld', dazu auch aisl. huarmr 'ögonlock' eg. 'hud', lat.-gall. parma 'sköld' thrak. TTcipiuri. Grundformen k^ermn u. k^'ormo-.

344. Kretschmer P. Wortgeschichtliche Miszellen. KZ. 39, 539—56.

1. Kirche, Dom, Münster. 2. ä|uaHa (gegen Meringer Zeitschr. f. österr. Gymnasien 1903. S. 387, der von sTu-ahsja 'Einachser' ausgeht; denn äjua^a bedeutet den vierrädrigen Wagen. ä|LiaHa = ä|Lia äEovi. Dagegen Meringer KZ. 40, 217ff. : Zu a\xala\i. der Geschichte des Wagens. Ein Beitrag zur Methode der Etymologie. Weist auf Parallelen hin, die ähnliche Bedeutungsentwicklung dartun u. zeigen, das der Name älter als die Sache sein kann. Er sucht die Unmöglichkeit von Ks. Etymologie dar- zutun). — 3. oÖTOc. Macht auf das M. oöto aufmerksam; Anfügung von -u-To u. Verdoppelung existierten nebeneinander. 4. ngriech. x^pa 'Stadt' (verteidigt gegen Dieterich Rhein. Mus. 59, 225 die Erklärung Byzant. Zeitschr. 10, 584).

345. Leskien A. Aksl. ojb. IF. 17, 491.

ojh = ai. aydm. Vgl. Nachtrag IF. 19, 636.

346. Meringer R. Wörter u. Sachen. IF. 16, 101—96. 17, 100—66.

I. Thesen, a) Zur Manios-Inschrift. b) Zur Duenos-Inschrift. c) laden 'onerare', Lade 'arca, cista'. Laden, Latten. laden 'invitare'. Luder.

d) aks. chUvb = got. hlaiw. got. hleipra 'Leiter'. aks. kUih, lit. Metis 'Klete'. e) an. vhid-aiiga, got. auga-dauro. an. gluggr 'kleines Fenster' : griech. y\Y\vY] 'Augapfel'. f) Harfe 'Musikinstrument'. Bair. Harpfe, Harfe 'ein Trockengerüst für Getreide'. Geige 'Musikinstrument'.

Bair. Gelgn, Heugeign 'lange dünne Person'. g) Der Feuerbock. Frz. chenet, latidier. h) got. razn oikoc, o(K{a. got. gadatika. i) St. Leonhardt, der Löser der Bande. k) Der Bronzewagen von Strettweg (Judenburg). 1) got. tvaila- ahd. tvela 'wohl'. got. sels. ahd. fäli. m) nslov. bozid 'Julblock'. aksl. *büdu%i 'Julblock, Kufe'. ags. byden 'Butte'. got. bagms 'Baum', an. badmr. n) Einige Bezeichnungen des Bienenkorbs (-Stocks). nhd. Beute 'Backtrog, Bienenkorb'. aksl. pim.

cech. brt usw. aksl. uUj. Zeidler. Feile. o) Kopfdreier, Kedere, Köpfl (moderne Gesichtsurnen). p) Die Bedeutung des Namens.

lat. enim: övo^a. q) Wie erklären sich die 'Abschnitte' bei 60, 12,

40 I. Allgemeine indogenn. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

120 in den idg. Sprachen? r) testis 'Drittsteher. Zeuge'. s) Das Femi- ninum der Drei- u. Vierzahl im Idg. t) Wayid zu witiden vom ge- flochtenen Haus. ui Zum Fachwerkbau. v) zum Blockbau, Schrot- bau. — w) wohnen, Wonne, gewinnen usw. Pflug zu pflegen. lat. putare. y) Sach- und Sprachwellen. z) Der Sieverssche Satz vom Einfluß der Gefühlsbewegung auf die Laute der Sprache.

II. a) Pflegen, Pflicht, Pflug (vgl. IF. 16, 184 ff.). b) Die Zoche. c) got. hoha M. äpoxpov, occa. d) Zu dpöuu, arare {Eren; ÄrlY.; Art; s\a.y. rodü, radü: \ai. ritus, dpapiCKiu, ahd. rfm; lat. ar«; ai. /^a'- ^tü-; 'AttöXXiüv, inquilinits). f) 'üben' vom Feldbau. g) 'arbeiten' vom Feld- bau (Allgemeines zum Pflug). h) Zum germ. Fachwerkbau. i) Zum Flechtwerkhause (Wz. ^endh ; Gewand ; Wz. ^edh ; frz. hourder 'grob über- tünchen'). — k) Einige juristische Ausdrücke (lat. lex. jus, regere). 1) 'machen' vom Lehmhause (= kneten). m) ai. näu^, got. bnauan, an. nüa usw. n) 'wirken' von der Weberei. o) iroUuü vom Scheiterhaufen u. Blockbau. p) idg. *8tegö 'ich flechte' (lat. urbs zu aksl. vrüba 'salix').

r) Benennungen des Balkens {decet : boxöc 'Balken', aisl. dss 'Balken', ^S8 'Ase'). s) lat. clam von Höhlenhaus. t) lat. queo u. nequeo. u) Xibirrj 'Gewand' (: got. löfa). v) digitus, bdicTuXoc. w) tignum, lignum.

x) Die Wurzel {8)pän (sjpän 'flechten, spinnen, weben' (Wz. {s)pen {s)pon dass.). y) Nachträge zu IF. 16, 101 f. z) Zur Geschichte des Pflocks.

347. Ostholf H. Etymologische Beiträge zur Mythologie u. Religionsge- schichte. Archiv f. Religionswissenschaft 7, 412 8.

1. irpiaTTOc: 'wer vorn {*pri) einen ♦airoc {söpio) d. h. einen be- sonders großen, hat'.

348. Schrader 0. Über Bezeichnungen der Heiratsverwandtschaft bei den idg. Völkern. IF. 17, 11—36.

Kein idg. Name für den 'Schwiegersohn'. Slavische oder durch Slaven vermittelte Lehnwörter im älteren Deutsch. (Die slav. Völker sind hinsichtlich der beiden Wörter 'Schwager' u. 'Enkel' vorbildlich für die Deutschen geworden.)

349. Schulze W. b^ra afboiov tuvaiKciov. KZ. 39, 611 f.

Unter den hieroglyphischen Zeichen der Kundensprache wird in einem Artikel der 'Woche' eine Zeichengruppe (etwa VAAA) mitgeteilt, die bedeutet : 'Erzähle eine rührselige Geschichte, es sind 3 Frauen im Hause'. Das erinnert an eine Mitteilung Renans über die mit ähnlichen symboli- schen Zeichen versehene 'cavema pudendorum muliebrium'.

350. Torbiömsson T. Slaviska och nordiska etymologier. Nordiska studier tillegnede A. Noreen S. 25ö Ö7.

1. russ. gvozd* 'Nagel': schw. kvast, kvUt 'Besen, Zweig*. 2. russ. veräa Reuse' : ahd. rüsa. 3. schw. hals : abg. kolo 'Rad'.

351. Uhlenbeck C. C. Etymologica. KZ. 39, 258—61.

1. cedo : abg. deznqti 'schwinden'. 2. abg. grtntt 'Gebüsch' : ai. gulma 'Strauch'. 3. Lit. kopüstas 'Kohlkopf (gegen Johansson IF. 14, 336 f.). 4. russ. köriik 'Hirschfänger* : idg. kert- 'schneiden*. 5. abg. lata 'Bank' : ai. lunäti 'schneidet ab*. 6. gemeinslav. Um Schleie' (aus *lipm) : leip- 'kleben*. 7. abg. lunb 'vultur' : leup- 'schälen, schinden, rauben', vgl. ai. löpä. 8. abg. li/ko : ai lüücati. 9. ai. mußfi- 'Faust' : lit. muszü 'schlage'. 10. russ. ponürgj 'mit gesenktem Kopf : veuuu, nuo.

U. russ. raldndath 'träge arbeiten' aus lit. valandä 'Weile'.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 41

352. Wood F. A. Some derived meanings. Med. Lang. Notes. 19, 1 5.

1. ahd. spar : cirduü. 2. ae. gepind : tendo. 3. lit. tempiü an. pamb, tempus. 4. lit. tenkü got. peihan. 5. ae. ping. 6. got. peihs. 7. nhd. kaule fauXöc. 8. kuchen : lit. güzas. 9. ae. cwidele usw. 10. mnfr. co7'n : Yupöc. 11. ae. cot: ai. guda. 12. an. kiös : Yua\ov. 13. mhd. küme. 14. mhd. kobe : y\JUY\. 15. lit. kuvStis got. haicns. 16. hüren : Kaupöc. 17. an. hüka. 18. lit. kaupas ahd. hovar usw. 19. lat. cubo got. hups. 20. yupöc an. küra. 21. lit. guliü mhd. küle. 22. mhd. küme : ai. kOmala. 23. fuiTri KÜTTr). 24. ae. cypa : Kußoc. 25. mhd. küchen : hüka. 26. mhd. küte : kutoc. 27. an. kiös : kö^a. 28. Angleichung synon. Stämme. 29. bhavati boum. 30. ai. bhüti cpuTÖv an. bode. 31. ai. bhü^ati; mhd. büs. 32. got. ufbauljan lit. bulis ai. bhüri. 33. ai. bhü : bhuj. 34. got. biugan; lit. buküs. 35. an. bolr; russ. -buchnuti'; mhd. büsch; an. bütr; mhd. buch usw. 36. an. bugr : ai. bhüka; Tru0|ur|v got. biups usw. 37. ai. bhävayati, qpuu) büan; biotan bödhayati) ae. beäcen.

353. Hemme A. Das latein. Sprachmaterial im Wortschatze der deutschen, franz. u. engl. Sprache. Leipzig Avenarius 1904. VIII u. 1236 S. 4<>. 16 M.

Kleinere idg. Sprachen. Nicht-idg. Sprachen.

354. Bloomfield M. On some alleged I.-E. languages in Guneiform cha- racter. AJPh. 25, 1—14.

Gegen Scheftelowitz KZ. 38, 260 fr. Von vornherein ist die geogr. Diskontinuität zwischen Ved. u. Kossäisch ein großes Hindernis gegen Schs. Theorie. Nach Bl. ist Kossäisch nicht idg., sondern wahrscheinlich Elamitisch, das unter den Einfluß eines iran. Dialekts gekommen ist.

Ebensowenig ist die Mitani-Sprache durch Scheftelowitz als idg. erwiesen, noch die Arzawa-Sprache durch Knudtzon.

355. Bloomfield M. On the minor and problematic I.-E. languages. Am. Phil. Ass. Proceedings 35, XXVII— XXXIV.

AJPh. 25, Iff. sind die Kossäische, die Mitani u. die Arzawa-Sprache als nicht-idg. charakterisiert ; doch enthalten sie iranische oder 'iranoide' Eigennamen. Sehr wenig wahrscheinlich ist auch, daß Hettitisch eine idg. Sprache sei; sicher unidg. ist Lykisch. Der allophyle Charakter Klein- asiens deutet darauf hin, daß die Idg. somewhere in Europe, nicht some- where in Asia entsprungen sind. In Praisos auf Kreta und in Lemnos sind ungr. Inschriften gefunden worden. Thrakisch-Phrygisch. Illyrisch : die Beziehungen des Alban. zum Venetischen u. Messapischen, die Stellung der beiden letzten zueinander sind unklar.

356. Olsen M. Ligur. Porcobera (Flußname). KZ. 39, 607—9.

Aus einem Fischnamen (zu ir. orc usw. u. bhero- 'gebären') gebildet.

357. Breal M. L'etrusque vinum et la langue ligure. MSL. 13, 108 f.

Zu Kretschmer KZ. 38, 108 ff.

358. Uhlenbeck G. G. Eine baskische Parallele. IF. 17, 436—41.

Wie im Idg. gibt es auch im ßaskischen Dvandva-, Tatpurusa-, Karmadhäraya- und Bahuvrihi-Komposita.

Altertumskunde. Urheimat der Indogermanen.

359. Beck P. Die Nachahmung und ihre Bedeutung für Psychologie u. Völkerkunde. Leipzig Haacke 1904. 173 S. 5 M.

42 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

360. Mnch R. Das Zeitverhältnis sprachgeschichtlicher u. urgeschichtl. Erscheinungen. Corresp.-Bl. d. deutschen Ges. f. Anthrop. usw. 35, 13ö 8.

361. Petrie W. M. Flind. Methods and aims in archaeology. With 66 ill. London Macmillan 1904. XVII u. 208 S. 6 Sh.

362. Bücher K. Die Entstehung der Volkswirtschaft. Vorträge u. Versuche. 4 Aufl. Tübingen Laupp 1904. XI u. 456 S. 6 M.

363. Joret Gh. Les plantes dans l'antiquite et au moyen äge. Histoire, usages et symbolisme. Premiere partie. Les plantes dans l'Orient classique. II. L'Iran et l'Inde. Paris Bouillon 1904. XV u. 657 S. 12 Frs.

364. Wächter W. Das Feuer in der Natur, im Kultus u. Mythus, im Völkerleben. Wien Hartleben 1904. VII u. 166 S. 3 M.

365. Meyer E. H. Idg. Pflügebräuche. Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde. 14, 1—18. 129—51.

366. Behlen H. Der Pflug u. das Pflügen bei den Römern u. in Mittel- europa in vorgeschichtl. Zeit. Zugleich als ein Beitrag zur Besiedelungs- geschichte von Nassau. Dillenburg Seel 190 i. XVI u. 192 S. 4 M.

367. MeringerR. Beiträge zur Hausforschung. Mitteilungen der an thropol. Gesellschaft zu Wien 1904. 34, 155—80.

A. Zur Erklärung des bosnischen Hauses. B. Zur neuen Literatur über das Haus u. das Hausgeräte. C. Wirtshausschilder.

368. Koeppen A. u. Bauer C. Geschichte des Möbels. Die Entwicklung des Möbels von den Anfängen des menschlichen Wohnbaues bis zur römischen Kaiserzeit. BerUn Heßling 1904. VIII und 309 S. mit 433 Abb. 24 M.

369. Hermann E. Zur Geschichte des Brautkaufs bei den idg. Völkern. Progr. Hansaschule zu Bergedorf bei Hamburg. 1903 1904. 44 S.

370. Hermann E. Beiträge zu den idg. Hochzeitsgebräuchen. IF. 17, 273—87.

1. Zur Methode. 2. Die Stellung der Frau. 3. Kinderehe. 4. Enthaltsamkeit. 5. Mädchenmarkt u. Brautwahl. 6. Material.

371. Schrader 0. Die Schwiegermutter u. der Hagestolz. Eine Studie aus der Geschichte unserer Familie. Braunschweig Westermann 1904. IV u. 119 S. 2,40 M.

372. Schütte G. Über die alte politische Geographie der nicht-klassischen Völker Europas. IF. 15, 211— aS6.

Einleitung. I. Vorbemerkungen. 11. Allgemeine Orientierung über die StofFgattungen. A. Rohstoff. B. Überheferung. III. Verkehrskreis. Erster Hauptabschnitt: Der Verkehr. I. Entfallung A. Der Verkehrs- kreis in ungehemmter Entfaltung : a) Quantität des Verkehrswegs, b) Qua- lität des Verkehrswegs, c) Quantität u. Qualität des Zentrums und des Ziels, d) Kulturstufe, e) Nationale Anlage, f) Individuelle Beeinflussungen. B. Der Verkehrskreis im Zusammenstoß mit andern Verkehrskreisen. II. Entfaltung A. B. (wie oben). Zweiter Hauptabschnitt: Die geo- graphische Vorstellung. I, II AB (wie oben). Dritter Hauptabschnitt: Die Sprache. I. Etymologie AB. II. Statistischer Gesichtspunkt. III. Sprach- geschichtl. Gesichtspunkt. IV. Schriftsprachl. Gesichtspunkt. V. NationaU- tätsgeschichtl. Gesichtspunkt. Vierter Hauptabschnitt: Die Ortsnamen. (Einteilung wie beim 3. Hauptabschnitt). Nachschrift.

I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde. 43

373. Kraitschek G. Die Menschenrassen Europas. Polit.-anthrop, Revue,

Bd. 1 Nr. 7; Bd. 2 Nr. 1.7.9. 374 Stolz F. Zur alttirohschen Ethnographie 1894 1904. Ferdinandeums- Zeitschrift III. Folge 48. Heft S. 143-69.

Dankenswerte Zusammenfassung der Untersuchungen des Verfassers zur Paläoethnologie von Tirol, durch reichhaltige Anmerkungen erläutert. 374a. Zur tirolischen Ortsnamenkunde. Ferdinandeums-Zeitsch. III. Folge 49. Heft 433—36.

Rum nicht etruskisch, wie W. Schulze nach Steub für möglich hält.

375. Beddoe J. Die Rassengeschichte der britischen Inseln. Polit.-anthrop. Revue 3, 26—38.

376. Wilser L. Indogermanische Probleme. Polit.-anthrop. Revue 3,38—46.

1. Was wissen wir von den Idg. ? 2. Die Urheimat der Idg. 3. Die idg. Frage archäol. beleuchtet. 4. Die vorsemit. Rasse im Zweistromland. 5. Der Ursprung der Indoeuropäer. (Unkritisch.)

377. Henry V. On the vexed question of the origin of the Aryans. Athe- naeum 1904. 2, 357.

378. van der Molen Het vraagpunt waar de bakermat der Ariers moet gezocht worden. Vragen van den Dag 1904 August.

379. Much M. Die Heimat der Indogermanen im Lichte der urgeschicht- lichen Forschung. 2., mit Berücksichtigung der neueren Forschungen vermehrte Auflage. Berlin Costenoble 1904. VII u. 421 S. 8 M.

380. Fritsch G. Die Urheimat der Indogermanen. Polit.-anthrop. Revue 3, 104—11.

Gegen Much. Verständigung sei nur möglich, wenn Much seine Hypothese nicht für den Uranfang des Indogermanentums, sondern für eine spätere Zeit aufstellte.

381. Tiele C. P., Grundzüge der Religionswissenschaft. Eine kurzgefaßte Einführung in das Studium der Religion und ihrer Geschichte. Deutsche Bearbeitung von G. G ehr ich. Tübingen Mohr 1904. VII. u. 70 S. 1,80 M.

382. Achelis Th. Abriß der vgl. Religionswissenschaft. (= Sammlung Göschen Nr. 208.) Leipzig Göschen 1904. 163 S. 0,80 M.

383. Achelis Th. Mythologie und Völkerkunde. Deutschland 3, 751—63.

Nur die völkerpsychologische Betrachtung führt zum Verständnis mythol. Fragen.

384. Usener H. Mythologie. Archiv für Religionswissenschaft 7, 6—32.

Aphorismen zur methodischen Behandlung der Mythologie.

385. Usener H. Heilige Handlung. Archiv f. Religionswissenschaft 7, 281— 339.

I. Wasserweihe. II. Caterva. III. Ilions Fall.

386. Much R. Zur idg. Mythologie. Verhandlungen der 47. Versammlung deutscher Philol. u. Schulm. 1904. S. 150.

387. V. Schröder L. Über den Glauben an ein höchstes gutes Wesen bei den Ariern (Idg.). R^sume. Verb, des 2. Kongr. f. allgem. Religionsge- schichte S. 89—92.

388. Dieterich A. Die Religion der Mutter Erde. (R6sum6.) Verhandlungen des 2. Kongresses f. allgem. Religionsgeschichte S. 73 6.

389. Cook A. B. Zeus, Jupiter and the Oak. Classical Review. Vol. 18

(1904). Nr. 5. 6. 7.

44 I. Allgemeine indogerm. Sprachwissenschaft und Altertumskunde.

390. Mannhardt W. Wald- u. Feldkulte. 2. Aufl. besorgt von W. Heus chkel. 1. Band. Der Baumkultus der Germanen u. ihrer Nachbar stamme. Mytho- logische Untersuchungen. Berlin Bornträger 1904. XVIII u. 648 S. 14 M.

391. Günther S. Ziele. Richtpunkte u. Methoden der modernen Völker- kunde. Stuttgart Enke 1904. VII u. 52 S. 1.60 M.

392. Reaschel Methodik u. Geschichte der Volkskunde. Korrespondenzbl. d. Gesamtvereins d. deutschen Geschichts- und Altertumsvereine. 51. Nr. 6,/7, S. 125—28.

393. Kauifmann F. Die Hauptprobleme der Volkskunde. Die Heimat. Bd. 13 Nr. 9.

394. Mogk E. Die Volkskunde im Rahmen der Kulturentwickelung der Gegenwart. Vortrag. Hess. Blätter f. Volkskunde. 3, 1—15.

395. Voretzsch C. Philologie u. Volkskunde. Verhandlungen der 47. Vers, d. deutschen Philol. u. Schulmänner. S. 129 f.

Varia.

396. Zimmer H. Joh. Schmidt, Prof. für idg. Sprachwissenschaft an der Universität Berhn 1843—1901. Biograph. Jahrbuch 6, 247—52.

397. Menant Max Müller et M. Malabari. Les Hibbert Lectures. Revue chretienne 51, 227—35 (1904).

398. t Böhtlingk. Vgl. Ballini A. Studi ital. di filol. indo-iran. 6, V— XIII.

Bloch I. Proceedings As. Soc. Beng. 1904 S. 48 f. Lindner B. Illustr. Zeitung v. 14. April 1904. Oldenburg S. 2urn. Min. Narodnago Prosve§cenija 353, 41 7. v. Schröder L. Beilage zu der Neuen Freien Presse 17. April U)04. St reit bergW. Frankfurter Zeitung 2. April 1904.

Windisch E. Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung 1904 Nr. 46. Delbrück Sitzungsberichte der Kgl. sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, Phil.-hist. KI., 14. Nov. 1904 u. IF. Anz. 17, 131—36 (1904/5).

398a. t E. Hardy. Vgl. Allg. Zeitung Beilage 1904 IV, 103. Köln. Volks- zeitung vom 18. Okt. 1904. Streitberg W. E. Hardy. Ein Gelehrten- leben. Hochland 2,1, 427—46. Kuhn E. Sitzungsberichte der Ak. d. Wissensch. zu München, philos.-philol. u. bist. Klasse 1904 S. 528 f.

399. MeiUet A. L'oeuvre scientifique de L. Duvau. MSL. 13, 233—36.

400. Ein neuer Mezzofanti [Alfredo Trombetti]. Allg. Zeitg. Beilage 1904 2, 454 f.

Vgl. Schöner R. Die sprachwissenschaftlichen Forschungen des Professors A. Trombetti. Vossische Zeitung 1904. Sonntagsbeilage Nr. 28 S. 220—2. Pul 16 F. L. Communicazione relaliva agli studi del prof. A. Tr. sui rapporti delle lingue idg. con altre famiglie linguistiche. Verb, des 13. Or.-Kongr. S. 15—17. ^1. Bück C. D. 'Indo-European* or *Indo-Germanic* ? Classical Review 8.

S. 399-401. 402. Commentationes philologae in honorem lohannis Paulson scripserunt

cultores et amici. Gotenburg Wettergren 1905. 213 S.

Von grammatischen Arbeiten enthält das Sammelwerk: A.W. Ahl- berg De s finali et elisione quadam Plautina S. 1 25. K. F. Johanns- son Grek. xepMiöcic. E. Lid6n Ett grekiskt länord S. 159—63. J.

II. Arisch. A. Indo-Iranisch. 40

Samuelsson Det logiska subjektet vid valet af pronomina i abl. absol. S. 55—62. C. Thulin Synonyma quaedam latina S. 194—213. 403. Bück C. D. A sketch of the linguistic conditions of Chicago. Decen- nial Publ. of the University of Chicago. First Series. 6, 95—114.

W. Str.

II. Arisch.

A. Indo-Iranisch.

1902.

1. Scherman L. Orientalische Bibliographie. 16. Band (für 1902) Berlin Reuther u. Reichard 1903.

Indien S. 125—63. Iran S. 167—75.

2. Gray L. Indo-Iranian phonology with special reference to the middle and new Indo-Iranian languages (= Columbia University Indo-Iranian series. Vol. II). New York Columbia University Press (Macmillan). 1902 XVII u. 264 S. 3 Doli.

Vgl, des Verfs. Notes on Indo-Iranian Philology. Am. Phil. Ass. Proceedings. 32, XXXII f.

1903.

3. Scherman L. Orientalische Bibliographie. 17. Band (für 1903). Berlin Reuther u. Reichard 1904.

Indien S. 123—164. - Iran S. 169—177.

4. Mills L. H. The comparative claims of the Avesta and the Veda. As. Quat. Revue. 15, 110—6. (1903).

5. Johansson K. F. Arische Beiträge. IF. 14, 265—339.

1. Zur Vertretung der idg. Dentalgeminaten im Arischen (idg. tt zu tst ar. st iran. st] entsprechend idg. dd{h)] auch im Skr. ist st ent- standen). — Eine Fortsetzung soll Dental -f s{z) -f Dental; Dental + s{z) -f nicht dent. Explosiva behandeln (vgl. IF. 18^ 112 ff.)

1904.

6. Scherman L. Orientalische Bibliographie. 18. Band (für 1904). Berlin Reuther u. Reichard 1905.

Indien S. 144—184. Iran S. 189—202.

7. Jackson A. V. W. On Skr. l = Av. d. JAOS. 25, 175.

Dazu Grierson S. 339.

8. Keller 0. Die Nasalpräsentia der arischen Sprachen. KZ. 39, 137—205.

Z. T. als Gießener Dissertation 1904 erschienen.

Gibt das ai. und airan. Material vollständig, das mind. u. miran. soweit als möglich, die übrigen idg. Sprachen sind nur da herangezogen, wo es zur Illustrierung des Ar. nötig war. I. Die nasalinfigierenden Prä- sentia. — II, Die nasalsuffigierenden Präsentia. 1. Die Stammform. 2. Die Formen des Nasalsuffixes. 3. Die Verteilung u, Verbreitung der nasalsuff, Präsentia. III. Wechselwirkung zwischen infigierenden u. suffigierenden Nasalpräsentien : 1, Formenwechsel zwischen den beiden Gruppen, 2. Mischbildungen (Infix-Suffix-Präsentia). Tabelle,

9. Fay E. W. The Indo-Iranian nasal verbs, AJPh. 25; 369—89,

I. Introduction : The origin of the nasal -inflection. The nasal- flexional type had its rise, I surmise, in contamination (syncretism) of

46 n. Arisch. B. Indisch.

roots of similar (or contrasting) meanings. So ist badhnäti aus badh 'binden' 4- näti 'er bindet' (lät. net) entstanden, sinöti aus si -f- ndti (abg. snuti), tpiiihi aus ter-\- ne§h (abg. nt>g). Vorbemerkungen über Langdiphthonge u. ihre Monophthongierung, Reihenwechsel, Wechsel von r u. l, ä in ijÖ' Reihen, Wurzeldeterminative, idg. t : d, d : dh u. dgl., Wurzelbedeutung, Metaphern, Bedeutung des täglichen Lebens für die Bedeutungsentwick- lung, Wurzelvarianten, Suffix 'nä\ 'nö', die mech. Prozesse des neolithischen Menschen.

B. Indisch.

1902.

Allgemeines.

10. Grierson G. A. Linguistic Survey of India. Vol. III: Tibeto-Burman family. Part 2 : Specimens of the Bodo, Nägä and Kachin groups. Cal- cutta Government Printing 1902. 528 S. fol.

10a. Vol VI : Indo-Arian family. Mediate group. Specimens of the Eastern

Hindi language. Calcutta 1902. 277 S. fol. 10b. Census of India 1901. Note on the languages of India, prepared

by G. A. G[rierson]. [Camberley 1901]. XUI u. 132 S. fol.

11. Grundriß der indo-arischen Philologie und Altertums- kunde. (Encyclopaedia of Indo-Aryan Research). Begründet von G. Bühl er, fortgesetzt von F. Kielhorn. Straßburg.

Bd. 3 Heft 10: Jolly J. Medizin 140 S. Subskriptionspreis 6 M., Einzelpreis 7 M. Vgl. Hardy E. LCB. 1902 Sp. 337—41. (Ergänzungen aus der buddhist. Literatur).

12. Klemm K. Inder (bis zur Gegenwart). Jahresberichte f. Geschichts- wissenschaft 24, 1, 50—62.

Für 1901.

Sprache und Literatur.

13. Stenzler A. F. Elementarbuch der Sanskrit-Sprache. Grammatik, Texte, Wörterbuch. 7. Aufl. umgearbeitet von R. Pischel. München Köhler 1902. IV u. 118 S. 5 M.

14. Fick R. Praktische Grammatik der Sanskritsprache f. den Selbst- unterricht. Mit Übungsbeispielen, Lesestücken u. Glossaren. 2. Aufl. (= Die Kunst der Polyglottie Nr. 33). Wien Hartleben 1902. XH u. 183 S. 2 M.

15. Henry V. I^löments du sanscrit classique (= Biblioth^que de l'Ecole fran<;aise de rExtröme-Orient Vol. 1). Paris Imprimerie nationale 1902. XVI u. 284 S.

16. BhÄndäxkar R. G. First bock of Sanskrit. Fourteenth edition. Bombay 1902. 193 S. 2 Rs.

17. Neisser W. Probe eines altindischen Wurzelwörterbuchs. SA. a. d. Jahresber. der Schles. Ges. für Vaterland. Kultur. HS.

Vorbemerkung (Plan des Werkes). Artikel: ak^- 'sehen*, aßj- 'salben', OS- 'werfen', äp-, edh- 'entzünden', ök- 'heimisch sein'.

18. Böhtlingk 0. vi made. ZDMG. 56, 159.

ist Aorist von rar, vgl. RV. Prät. 1, 33 (M. Müller).

19. Hopkins E. W. Remarks on the form of numbers, the melhod of using them and the numerical categories found in the Mahäbhärata. JAOS. 23, 109—55.

II. Arisch. B. Indisch. 47

20. Lüders H. Skr. äläna. KZ. 38, 431—3.

Spätes Wort, das in der Bedeutung mit nidäna u. sarhdäna überein- stimmt. Identisch mit ädäna des AV.

21. Lüders H. Eine indische Glosse des Hesychios. KZ. 38, 433 f.

|Lia|udpTar oi CTpaxriYoi, irap' 'IvboTc, aus skr. mahämätra. bopcdvr|C' 6 'Hj!)aK\fic irap' 'Ivboic schon von S. L6vi JA. 9, 9 S. 37 als Kopcdvr]C erklärt und dem skr. krsna gleichgesetzt.

22. Ness J. A. The etymology and meaning of the Skr. root T(^. Studies in honor of B. L. Gildersleeve. Baltimore 1902.

23. Oldenberg H. Die Literatur des alten Indien. IV. Die Kunstdichtung. Deutsche Rundschau 113,380—406.

24. Arnold E. V. The second Mandala of de Rigveda. Addendum. KZ. 38, 293 f.

Zu KZ. 37, 465. Vgl. IF. Anz. 15, 25 Nr. 65.

25. Bernheimer G. Note vediche. Giorn. Soc. as. it. 15, 27—77.

26. Böhtlingk 0. Vedisches. Berichte der phil.-hist. Klasse der Kgl. Sachs. Ges. d. Wissenschaften 54,9-18. 173—84.

1. RV. 6, 62, 10, bes. über vartis u. antara. 2. Wz. pan, zu Pischel Ved. St. 1, 199—201. pan u. pan sind lautlich, aber nicht begriffl. mit ein- ander verwandt. 3. RV. 1, 166, 48, bes. über s'aidku = 'Speiche'. 4.

RV. 1, 23. 5. Zur Sage von Tugra u. Bhuju, zu Baunack KZ. 35, 485 ff.

6. Hiranyakesin Grhyasütra 1, 11, 1, zu Oldenberg SBE. 30, 167. Vgl. Böhtlingk ZDMG. 52, 82: Oldenberg ebd. 55, 258 f. 7. RV. 6, 62, 10: Er- gänzung zu Nr. 1. 8. jivri, zu Baunack KZ. 35, 495 f. Bedeutung des Wortes : 'alt, gebrechlich'. Vielleicht zu jiv.

27. Böhtlingk 0. TS. 1, 1, 1. ZDMG. 56, 116.

tväväyavah ist in tvä aväyavah nicht in tvä väyavah zu trennen.

28. Böhtlingk 0. Eine mißlungene Korrektur aus alter Zeit. ZDMG. 56, 208.

Kaivalyop 2 ist tyägenaikenämj'tatvam zu lesen.

29. Bolling G. M. The relation of the Vedic forms of the dual. JAOS. 23, 318—24.

30. Caland W. Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras. ZDMG. 56, 551—8.

30a. Zur Maiträyani Sarnhitä. WZKM. 16,97-100.

31. Kirste J. Zur Interpretation des Veda. WZKM. 16, 71—5.

32. V. Negelein J. Erklärung einer Veda-Stelle. WZKM. 16, 63—70.

V. S. 23, 18 = M. S. 3, 12, 20.

33. Regnaud P. Remarques sur le 9e mandala du Rig-V6da. Rev. de l'histoire des religions 43, 308 13.

34. Ryder A. W. Note on brhäcchandas AV. 3, 12, 3. JAOS. 23, 77 f.

35. S'aunakas Prätisäkhya of the Rigveda, with the comm. of Uvvata. Ed. and annotated by the late Pandit YugalakisoraVyäsa and Pandit Prabhudatta S'armä. Fase. 3. (= Benares Skr. Series Nr. 64) Benares 1902. S. 193—288. 1 R.

36. The S'atapatha Brähmana of the White Yajurveda, with comm. of Säyana Äcärya. Ed. by Acärya Satyavrata Sämaärami. Vol. 1 Fase. 6. * Calcutta As. Society 1902. S. 481—576. (Leipzig Harrassowitz. 1 M.)

4S II. Arisch. B. Indisch.

37. Krishna Yajus Samhitä. [Taittiriya Saiphitä]. Ed. by K. P. Rama- krishna Sästri. Palghat 1902. 380 S. 1 *R. 10 A.

38. Taittiriya Yajur Brähmana. Tritiyäshtaka ed. by M. A. Vaidya- nätha Sästri. Kumbakonam 1902. l'54 S. 1 R.

39. The S'rauta Sütra of A'pastamba belonging to the Black Yajur Veda ed. by R. Garbe Vol. III Fase. XVII (Schluß). Calcutta As. Soc. 1903. S. 385—498 u. I— XXXIV 6 A.

40. Das Äpastamba-Sulba-Sütra hrsg., übers, u. mit einer Einleitung versehen von A. Bürk. II. Übersetzung. ZDMG. 56, 327—91.

Vgl. IF. Anz. 15, 23 Nr. 53. Gegen die in der Einleitung behauptete Abhängigkeit der griech. Geometrie von der indischen wendet sich C. F. Lehmann Beiträge zur alten Geschichte 2, 166; die gemeinsame Quelle für beide Teile sei Babylonien.

41. Charanavyüha Parisishta Sütram. A Supplement to the metrical lines describing the branches of the Veda. Ed. with a comm. by Mahi Das. Benares 1902. 55 S. 6 A.

42. Charaka-Samhitä. Translated into English bv Avinash Chandra Kaviratna. Parts XXIV— XXVIII. Calcutta Herkid 1901—92.

43. Candra-Vyäkarana. Die Grammatik des Candragomin. Sütra, Unädi, Dhätupätha. Hrsg. von B. Liebich (= Abhandlungen f. d. Kunde des Morgenlandes hrsg. von der deutsch -morgenl. Gesellschaft Bd. 11 Nr. 4). Leipzig Brockhaus in Komm. 1902. X u. 47 u. 235 S. 9 M.

44. Zachariae Th. Die Nachträge zu dem synonym. Wörterbuch des Hemacandra. WZKM. 16, 13—44.

45. Journal of the Päli Text Society ed. by T. W. Rhys Davids. London Frowde 1901. VIII u. 92 S.

46. Franke R. 0. Päli und Sanskrit in ihrem historischen u. geogra- phischen Verhältnis auf Grund der Inschriften und Münzen dargestellt. Straßburg Trübner 1902. VI u. 176 S. 6 M.

46a. Geschichte und Kritik der einheimischen Päligrammatik. Strasburg Trübner 1902. V u. 99 S. 4 M.

47. Bode M. H. Index to Päli words discussed in translations. Journ. of

the Päli Text Society 1897-1901. S. 1—42.

48. Tilbe H. H. Studcnt's Pali Series. Pali first lessons. Rangoon 1902. XII u. 124 S. 3 Rs. (Harrassowitz 6 M.)

Sechs Jätakas mit Erläuterungen u. Vokabular.

49. Tha Do Oong A grammar of the Päli language (in 4 volumes). Vol. 4. Akyab 1902. S. 341-80. 1 R. 8 A.

50. Moggall&na Th. Abhidhänappadipikd or dictionary of the Päli langu- age. With English and Sinhalese interpretations, notes and appendices by WaskaduweSubhüti. Third. ed. Colombo 1900. XVI u. 272 S. 3 Rs.

51. Pischel R. Materialien zur Kenntnis des Apabhram^a. Ein Nachtrag zur Grammatik der Präkrit-Sprachen. (= Abb. des Ges. d. Wissensch. in Göttingen. Phil. -bist. Kl. N. F. Bd. 5 Nr. 4). Berlin Weidmann 1902. 86S. 4o. 6M.

Behandlung der Apabhramäa-Verse Hemacandras und andrer. 62. Präkrita-Paingalam. Ed. by Chandra Mohana Ghosha. Fase. 7 (Schluss). Calcutta As. Society 1902. S. 577—702. VIII u. 14 S. 6 A.

II. Arisch. B. Indisch. 40

53. Erzherzog Josef Zigeunergrammatik. (= Mitteilungen zur Zigeuner- kunde. Organ der Gesellsch. für Zigeunerforschung. Red. u. hrsg. von A. Herrmann. Bd. 1). Budapest 1902. 161 S. 20 Kr.

54'. Pogodin A. Materialy dlja Slovarja litovskich cygan. Sbornik posvjaäcennyj uöenikami i pocitateljami akademiku F. F. Fortunatovu (Var§ava 1902) S. 528—34.

55. Thesleff A. Wörterbuch des Dialekts der finnländischen Zigeuner. Acta societatis scientiarum fennicae. Tom. XXIX. No. 6. Helsingfors VIII u. 125S. 4o.

Altertumskunde. Religionsgeschichte.

56. Schmidt E. Die Prähistorie des südlichen Indien. Globus 81, 213—8.

57. Hayavadana Rau G. The date and nature of the Aryan immigration into South India. Madras Christian College Magazine 18, 317 31.

57a. Some questions of South Indian ethnology. I. The Turanian and the North-West passage hypothesis. II. The Dravidian dispersion and Supplement proofs of Dravidian homogeneity. Madr. Christ. Coli. Mag. 18, 433 ff.

57b. Aryan and Dravidian in Southern India. Madr. Christ. Coli. Mag. 18, 626—35.

58. NÄräyan Hemchandra. An account of the state of the A'ryan people in Vedic times (= Bhävsinhji Maharäja of Bhävnagar Series of Books of miscellaneous knowledge Vol. 33). Ahmedabad 1902. 111 S. 6 A.

59. Amrita Krishna Basu Aryan civilisation in India. The epic age. The Philosophie age. National Magazine 10, 281—97. 321—31. 11, 131—45. 161—73. 12, 18—33.

60. Anspach A. E. De Alexandri Magni expeditione Indica. Fase. II. Progr. Gymn. Duisburg 1902. 45 S.

61. Schmidt R. Beiträge zur ind. Erotik. Das Liebesleben des Sanskrit- volkes nach den Quellen dargestellt. Lief. 2 6 (Schluß). Leipzig. Lotus- verlag 1902. S. 161-976. Vollst. 30 M.

62. V. Negelein J. Eine Einzelheit aus dem altindischen Familienleben in volkskundlicher Beleuchtung. WZKM. 16, 100—02.

Über das Verhältnis der Schwiegertochter zu den Schwiegereltern (Käth. 11, 12).

63. Hopkins E. W. The rehgions of India (= Handbooks on the history of religions ed. by Morris Jastrow. Vol. 1). Boston Ginn 1902. XIII u. 612 S.

Titelauflage.

64. Barth A. Bulletin des religions de l'Inde. IV. Jainisme. V. Hindouisme. Revue de l'histoire des religions 45, 171—207. 320—58.

65. Hillebrandt A. Vedische Mythologie. Dritter Band. Breslau Marcus 1902. XXII u. 466 S. 22 M.

66. Närayan Aiyangär Essays on Indo-Aryan mythology. Part. II. Madras 1902. 653 S. 5 Rs.

67. Blake F. R. Babylonian and Atharvan magic. Johns Hopkins University Circulars 22, 66 f.

Anzeiger XX. 4

50 n. Arisch. B. Indisch.

68. Serensen S. Et stykke indisk reHgionshistorie. Overs. over d. Kgl. danske Vidensk. Selsk. Forh. 1902. S. 31—42.

Verf. sucht die Brechungen zwischen älteren religiösen Standpunkten und neueren auftauchenden Strömungen zu beleuchten, wie sie mehrfach in der Geschichte der indischen Religionen zum Vorschein kommen, be- sonders in mehreren Teilen des Mahäbhärata : Kuntis Aufforderung an Yudhishthira und (später) Krishnas Belehrung des Arjuna in Bhagavadgitä. Die Einführung des Moksha in die Ethik neben Dharma etc. ist ein Kom- promiß ; die Pflicht muß ohne inneres Verlangen getan werden, lediglich weil sie Pflicht ist, nicht aus Egoismus, damit die Handlungen nicht an die Existenz binden, denn Moksha ist das einzig zu erstrebende. Hier wie überall in der indischen religiösen Entwicklung gilt es, daß das Neue nicht als durch Evolution aus dem Alten hervorgegangen aufgefaßt werden kann, es hat früher neben dem Alten existiert, nach seinem Erscheinen in der Literatur muß es mit letzterem eine Zeit hindurch kämpfen, bis am Ende das Alte ganz verschwindet.

69. Hardy E. 'Narrenfest' in Altindien ein Fest zur Austreibung der bösen Geister ? Arch. f. Religionswissenschaft ö, 132—41.

70. Casartelli L. C. Hindu mythology and literature as recorded by Por- tuguese missionaries of the early 17'*» Century. Babylonian and Oriental Record 9,41-6. 63—7.

71. Wintemitz M. Das Schicksal im Glauben u. Denken der Inder. Allg. Zeitg. Beilage 1902 2, 225—8. 234—7.

72. Baierlein E. R. Die Lehre des Vedanta von Gott, von der Welt, von dem Menschen und von der Erlösung des Menschen. Aus den Quellen dargestellt. 2. vermehrte Aufl. mit einem Anhang aus dem Dharma Sastra des Manu. Dresden Richter 1902. VII u. 80 S. 1.20 M.

73. Dahlmann J. Mahäbhärata-Studicn. Abhandlungen zur altind. Literator- u. Kuliurkunde. II. Die Sämkhya-Phiiosophie als Naturlohre u. Erlösungs- lehre. Nach dem Mahäbhärata. Berlin Dames 1902. XXXI u. 294 S. 16 M.

74. Schrader F. 0. Über den Stand der ind. Philosophie zur Zeit Mahä- viras u. Buddhas. Diss. Straßburg Trübner 1902. X u. 68 S. 2,60 M.

75. Laiita VUtara. Leben u. Lehre des S'äkya-Buddha. Textausgabe mit Varianten-, Metren- U.Wörterverzeichnis von S. Lefmann. Teil 1: Text. Halle Waisenhaus 1902. 44« S. 24 M.

76. Davids T.W. Rhys. Recent discoveries concerning the Buddha. Century Magazine 63, 837— 4>S.

77. Pischel R. Die Echtheit der Buddhareliquien. Allg. Zeitg. Beil. 1902 1, 26—8.

78. Barnett L. D. Buddhist notes. JRAS. 1902 S. 429 f.

On a Päli version of the Lalitavistara in Burma. An example of the benedictive* imperative in -tat. A point of contact in terms of Buddhists and Jains.

79. Böhtlingk 0. Über einen Imperativ avafOt in einem buddhist.Werke. Ber. der phil.-hist. Klasse der Kgl. Sachs. Ges. d. Wiss. 54, 19—21.

Zu Barnett, oben Nr. 78: avanät für avatät ist Ablativ. Zusatz von Windisch S. 21, der avatät bestehn läßt und nur augataaya in sugatas sa ändert.

II. Arisch. B. Indisch. 61

SO. de LaVallee Poussin L. Dogmatique bouddhique. I. Le negation de l'äme et la doctrine de l'acte. JA. Ser. 9 Tome 20, 237—306.

81. de La Vallee Poussin L. und Thomas F. W. Le Bouddhisme d'apr^s les sources brahmaniques. Note preliminaire. I. Sarvadar^anasamgraha. II. Sarvasiddhäntasamgraha. Mus6on N. S. 3, 40 54. 391 412.

82. de La Vallee Poussin L. On the authority (Prämänya) of the Buddhist Agamas. JRAS. 1902. S. 363—76.

83. Dharmaratna M. Satvotpatti Viniscaya and Nirväna Vibhäga. An enquiry into the origin of beings and discussions about Nirvana. Translated by H. M. Gunesekara. Colombo 1902. XLIu. 66 u. 8 S. 5 Sh.

84. Prever G. Ambiente sociale del buddismo primitive. Parte I: Evoluzione delle caste. Parte II : Rivoluzione buddista. Savigliano Bressa 1900—02.

85. Geiger W. Buddhistische Kunstmythologie. Archiv f. Religionswissensch. 5, 177—201.

1903. Allgemeines.

86. [Grierson G. A.] Languages in India. JRAS. 1903. S. 425—7.

Census von 1901.

87. Grierson G. A. The languages of India, being a reprint of the chapters on languages contributed to the Report on the Census of India 1901, together with the Census statistics of language. Calcutta 1903. X u. 146 S.

Sonderabdruck aus dem Census-Report von 1901.

88. Grierson G. A. Linguistic Survey of India. Vol. III. Tibeto-Burman family. Part 2. Specimens of the Bodo, Nägä and Kachin groups. Cal- cutta Government printing 1903. II u. 528 S.

Endgültige Ausgabe.

89. Grierson G. A. Linguistic Survey of India. Vol. V. Indo-Aryan family. Eastern group. Part. 1. Specimens of the Bengah and Assamese lan- guages. Part. 2 : Specimens of the Bihäri and Oriyä languages. 1903. X u. 449 S. 10 Sh.

Endgültige Ausgabe.

90. Klemm K. Indologie. ZDMG. 58, 283—92.

Bericht für das Jahr 1903.

91. Klemm K. Inder (bis zur Gegenwart). Jahresberichte f. Geschichts- wissenschaft 25, 1, 23—43.

Für 1902.

92. Pischel R. Über die Entwicklung der indischen Philologie. Antritts- rede. Sitzungsber. der Ak. der Wissensch. zu Berlin. 1903. S. 709 12.

S. 712 14 Erwiderung von Diels, der das Verhältnis von ai. Philo- logie u. idg. Sprachwissenschaft berührt.

93. Gommission für Herausgabe einer indo-arischen Bibliographie (durch E. Kuhn und L. Scherman). Protokolle der Kartellversammlung des Verbandes wissenschaftl. Körperschaften in Göttingen am 15. u. 16. Mai 1902. Almanach d. Ak. d. Wiss. zu Wien 52, 215—17.

94. Kuhn E. Bericht über den Stand der Arbeiten an Kuhns u. Schermaus 'Manual of Indo-Aryan bibliography'. Verhandlungen des 13. Orienta- listenkongresses S. 82 f.

4*

52 n. Arisch. B. Indisch.

95. Garbe R. Beiträge zur indischen Kulturgeschichte. Berlin Paetel 1903. Vm u. 268 S. 6 M.

Inh. : Die Weisheit des Brahmanen oder des Kriegers ? Die 6 Systeme der ind. Philosophie. Der Milindapafiha, ein kulturhistor. Roman aus Altindien. Die Witwenverbrennung. Über die Thugs. Über den willkürl. Scheintod ind. Fakirs. Leben der Hindus, eine Skizze.

96. Pfungst A. Aus der indischen Kulturwelt. Gesammelte Aufsätze. Stuttgart Frommann 1904. 202 S. 2,60 M.

Inh.: Philos. d. Veda. Upanishads. Das älteste phil. System der Inder. Kasten. Fortschritte in der Ausbreitung des Buddhismus in Indien u. im Westen. Buddh. Katechismus. Was ist das buddh. Nirväna in Wirklichkeit? Sutta Nipäta. Die Fragen des Königs Milinda. Jätakas. Reservatio mentalis in der ind. Märchcnliteratur u. im Tristan. Mondsagen. Was wir von den 'Heiden' lernen können. Ein deutscher Buddhist. Die Japan. Shin-Shu-Sekte. Die 32 Erz. des Thrones des Königs Vikramäditya. Rämakrishna. Die älteste deutsche Übers, einer Uspanishad. Wie Buddha zu einem HeiUgen der kath. Kirche wurde. Persönl. Erinnerungen an M. Müller.

97. Denssen P. Erinnerungen an Indien. Mit einer Karte, 16 Abbildungen und einem Anhang : On the philosophy of the Vedänta in its relations to Occidental metaphysics. Kiel u. Leipzig Lipsius u. Fischer 1904. VIII u. 256 S. 5 M.

98. Loti Pierre. L'Inde (sans les Anglais). Paris Calman-Levy 1903. VI u. 453 S. 3,50 Frs.

Vgl. Sylv. L6vi RC. 44, 345 f.

99. Mozoomdar P. C. Prof. Max Müller 's relations to India. East and West 1, 92—7.

Sprache und Literatur.

100. Hara Prasad Shastri. Sanskrit learning in India. Calcutta Review 117, 106—10.

101. Rajaram Ramkrishna Bhagavat A course of 8 lectures on the Skr. language. Bombay 1903. XVI u. 94 u. 40 S. 1 R. 9 A.

102. VanamÄli Chakravarti. A manual of Skr. 2nd ed. Calcutta 1908. 160 S. 10 A.

103. Mahidev ShivrÄm Gole Second Skr. course, Part. 1. Poona 1908.

42 S. 6 A.

104. BhÄnd&rkar Ramkrishna GopÄl Second book of Skr. lOth ed. Bombay 1903. 275 S. 12 A.

105. Kndrjavskij D. Naöal'naja sanskritskaja chrestomatija (Sanskrit- Chrestomathie für Anfänger, mit Glossar und kurzem Abriß der Laut- und Formenlehre der Sanskritsprache). Dorpat. 1,25 Rbl.

106. Venkatasubbarima S&stri A guide to Skr. verbs Part 1. Containing the leading forms of the useful Skr. roots of the first, fourth, sixth and tenth conjugations in all the tenses and moods. Little Conjiveram 1903. 139 S. 10 A.

107. Barnett L. D. Sanskrit imperatives. JRAS. 1903. S. 825.

Vgl. IF. Anz. S. 50 Nr. 78. Weitere Belege.

II. Arisch. B. Indisch. 53

108. Leumann E. Zur Geschichte der 4. Präsensklasse des Skr. Ver- handhingen der 46. Versamml. deutscher Phil. u. Schulmänner. S. 159f.

109. Thurneysen R. Über das periphrastische Furturum im Altindischen. Verhandlungen des 13. Orientalistenkongresses. S. 9f.

110. Thommen E. Die Wortstellung im nachvedischen Altindischen und im Mittelindischen. Diss. Göttingen 1903. = KZ. 38, 504—63.

111. Jacobi H. Über den nominalen Stil des wissenschaftl. Sanskrit. IF. 14, 236—51.

112. Wackernagel J. Prakritismen im Altindischen. Album Kern. S. 149—52.

1. janoväda-. 2. w aus /•.

113. Blake F. R. Sanskrit loan-words in Tagälog. Johns Hopkins Uni- versity Circulars. Vol. 22 Nr. 163, Juni 1903. S. 63—65.

Im Tagälog, der wichtigsten Sprache der Philippinen ist der Wort- schatz, wenn auch nur in geringem Maße, vom Sanskrit beeinflußt. Ver- hältnis 1 : 1000. Der Verf. gibt eine allgemeine Übersicht über die skr. Elemente im Tagälog und verheißt für später eine vollständige Liste, die auch für die Kulturgeschichte von Bedeutung sein werde.

114. Aufrecht Th. Wurzel dhvar. Adjektive im RV. als Substantive verwendet. Koordination statt Subordination im RV. KZ. 38, 499 bis 502.

115. Bloomfield M. On the initial sound of the Skr. words for 'door'. Album Kern 193 f.

dvärau, dväras von dväu beeinflußt. Pluralform ursprünglich.

116. Ewing A. H. The Hindu conception of the functions of breath. A study in early Hindu psycho - physics. Part. 2. Allahabad Liddell's Printing Works 1903. S. 1—48.

A continuation of the author's study Part. 1 (JAOS. 22, 248—308 = Johns Hopkins Diss. 1901). This second part deals especially with the usage of the word präiia in the plural.

117. Gubler Th. Die Patronymika im Altindischen. Göttinger Dissertation 1903. 108 S.

1. Gebrauch der Patronymika in der vorklassischen Prosa. An- hang: Gebrauch des Patronymikons im RV. 2. Die ai. Patronymika mit Rücksicht auf das durch sie zum Ausdruck gebrachte Abstammungs- verhältnis. — 3. Bildung der Patronymika mit Rücksicht auf die Lehre der ind. Grammatiker u. im Vergleich mit den verwandten Sprachen.

118. Hopkins E. W. Limitation of time by means of cases in epic Skr. Am. Jour. Phil. 24, 1—24.

119. Hopkins E. W. Epic chronology. JAOS. 24, 7—56.

Negative time ; indefinite periods. Definite divisions. Day and night.

The asterisms. The planets. Sun, year, ages, aeons and cycles. Excursus : analysis of epic dates. Syntactical note on the ablative of time.

120. Huizinga J. Over eenige euphemismen in het Oud-Indisch. Album Kern S. 153—6.

1. jvaras de koorts. 2. ku^fham lepra. 3. s'lfpadam elephantiasis.

vi^ücikä eene gevreesde ingewandsziekte. 5. ari^fam doodsteeken.

6. parävatas tortelduif.

bS IL Arisch. B. Indisch.

121. Kern H. Beteekenis en oorsprong van 't Asidhärävratam der Indiers. Versl. en Mededel. Ak. Wet. Amst., Afd. Letterk., Reeks 5, 21—30.

122. Kielhom F. A pecxüiar use of the verb in a verse of the Harsa« carita. Album Kern 119 f.

123. Meillet A. Sur retymologie de Fadjectif v^dique «ipy#. Album Kern

S. 121 f.

124. Neisser W. Altindisch bhamtijayät. Rpac S. 215—27.

Suppletiv- Verhältnis zwischen bhü u. as.

125. Oldenberg H. kräitd, kräitd im RV. Album Kern S. 33—6.

126. Vogel J. Ph. Sanskrit /jra^o/f— Hindi pauJt. Album Kern S. 235—7.

protoli häufig Pforte, Tor', genau wie das Hindi-Wort.

127. Baynes H. The rise and growth of Vedic literature. Transactions of the Roy. Society of Lit. 23,43-96.

128. Oldenberg H. Die Literatur des alten Indien. V— X Das Drama. Das Singspiel Gitagovinda. Deutsche Rundschau 114,57—88.

Schluß. 128a Die Literatur des alten Indien. Stuttgart Cotta 1903. IV U.299S. 5M.

129. Bloomlield M. Report on the present Status of the concordance of Vedic literature. Verhandlungen des 13. Orientalistenkongresses S. 49 f.

130. Arnold E. V. Rigveda 7, 18. KZ. 38, 491—6.

131. Böhtlingk 0. Vedisches. Berichte d. sächs. Ge«. d. Wissensch. PhiL- hist. Klasse 55, 2—6. 115—20.

Fortsetzung. Vgl. IF. Anz. S. 46. Nr. 26.-9. RV.4, 24, 9 u. 10. Inter- pretation der Stelle, die auf Kenntnis der Schrift hindeuten soll. 10. Über ndydm (RV. 1, 121, 13 \x. ö) = nd aydm 'nicht als dieser, nicht als solcher d. h. nicht in eigener, sondern in angenommener Gestalt'. 11. Interpre- tation von RV. 6, 3, 3.

132. Caland W. Zur Exegese und Kritik der rituellen Sutras. ZDMO. 67, 744)— 4.

Fortsetzung. Vgl. IF. knz. S. 47 Nr. 30.

133. Caland W. Über das rituelle Sutra des Bandhäyana. (= Abb. f. d. Kunde des Morgenlandes Bd. 12 Heft 1). Leipzig Brockhaus in Komm. 1903. VIII u. 65 S. 2 M.

Vgl. Caland Das BandhäyanasQtrm als Quelle des Mahäbhärata WZKM. 17.351-5.

134. Henry V. Dadhikrä-Dadhikrävan et l'^vh^m^risme en ex^gtee v^dique. Album Kern S. 6—12.

135. HillebrandtA. Vedischari-rf«ä/«und medArf««/!. Album Kern S. 263—5.

136. Lanman C.h. R. Atharva-Veda : Critical notes with some account of Whitney's commentary. Album Kern S. 301—7.

1. Condensed üha-pädas in the samhitä. 2. Orthographie prä- kritisms. 3. Faulty assimilation. 4. Some account of Whitney's com- mentary.

137. Michelson Tr. Some text emendations to the Rig-Veda, Atharva-Veda and Kena-Upanishad. Am. Phil. Assoc. Proceedings 32S.LXXVI— LXXIX.

Kenop. 2, 5. AV. 1, 8, 4. RV. 1, 61.

138. V. Negelein J. Eine Konjektur im jungem Veda. WZKM. 17, 96—9.

Zu Käthaka 12, 10.

II. Arisch. B. Indisch. 66

139. Windisch E. Die Gespanne der Götter. Album Kern S. 189 f.

RV. 1, 165, 5.

140. S'aunakas Präti^äkhya of the RV. with the commentary of Uvvata. Ed. and annotated by the late Pandit Yugalakisora Vyäsa and Pandit Prabhudatta S'armä. Fase. 4. (= Benares Skr. Series Nr. 79). Benares 1903 S. 289—399. 1 R.

Schkiß.

141. The Qatapatha Brähmana of the_ White Yajurveda. with the comment. of Säyana Acärya. Ed. by Acärya Satyavrata Säma- ^rami. Vol. 1 Fase.'?. Vol. 3, Fase. 1—2. Calcutta As. Soc. 1903. S. 577 —638 u. 50 S. Vol. 3 S. 1—192. Je 6 A.

142. Krsnayajurvedäya-Taittiriya-Samhitä ed. by Kä^Tnäthasästri Agäse. Vol. 6 7. (= Anandäsrama-Samskrtagranthävalih 42). Poona 1903. S. 2461—3899. 8 Rs. 8 A.

143. Taittiriyäranyakam with Käthakabhäga ed. by M. A. Vaidya- nätha Sästri. Kumbakönam 1903.' 223 S. 1 R. 8 A.

144. Mänava-(^rauta-Sütra hrsg. von F. Knauer. Buch 3 5. Peters- burg, Akademie 1903. Xu. S. 131—214. 4°.

145. Kätyäyana S'rautasütra, with a commentary by Sri Karkächärya. Ed. by Madanmohan Päthak. Fase. 1—3 (= Ghowkhambä Skr. Series Nr. 68 f. 72). Benares 1903. S. 1—300. je 1 R.;

146. Äpastamba Grihya Sütram, with Tätparyadarsana by Sudar- sanächärya. Ed. by M. A. Vaidyanätha Sästri. Kumbakönam 1903. 202 S. 1 R.

147. [Bädaräyaüa] The Brahma Sütras. Construed literally according to the commentary of Sri Madhavächärya. Compiled from the Sütra Bhäshya, Tattva Prakäsikä etc. by P. Rämachandra Räo. Kumba- könam 1903. 108 S.

148. Brahmasütra with a commentary by Bhäskarächärya. Ed. by Pandit Vindhyeshvariprasäda Dvivedin. Fase. 1. (= Ghowkhambä Skr. Ser. Nr. 70). Benares 1903. S. 1—100. 1 R.

149. Jaimini Sütram. Ed. by Rasik Mohan Ghatterji. Galcutta 1903. 38 S. 12 A.

150. Charaka-Samhitä. Translated into English by Avinash Chandra Ka vi rat na. Parts. XXIX— XXXTI. Galcutta 1903. 3 Rs.

151. Macdonell A. A. The grammatical sections of the Brhaddevatä. Album Kern S. 333 40.

Text, Übersetzung, Anmerkung.

152. Sree Annam Bhatta Mitäkshara, a gloss on Pänini's grammatical aphorisms. Ed. by S. P. S. Jagannätha Swämy Aryavara Guru and Achärya Bhattanäthaswämy. Fase. 1—2. (= Benares Skr. Series Nr. 76 f.). Benares 1903. S. 1—192. 2 Rs.

153. V. Schröder L. Bericht über den Stand der vorbereitenden Arbeiten für eine kritische Ausgabe des Mahäbhärata. Verhandlungen des 13. Orien- talistenkongresses S. 83 f.

154. Jacobi H. Mahäbhärata. Inhaltsangabe. Index u. Konkordanz der Calcuttaer und Bombayer Ausgaben. Gedruckt mit Unterstützung der

56 II. Arisch. B. Indisch.

Kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu Wien. Bonn Cohen 1903. IV u. 257 S. 14 M. 154a. Bericht über den Beschluß des Comites für eine kritische Textaus- gabe des MBh. Verhandlungen des 13. Orientalistenkongresses. S. 84f.

155. A prose English translation of the Mahäbhärata (transl. literally from the original Skr. Text). Ed. by Manmatha Nath Dutt. Vol. 12 Parts 30-31, Calcutta 1903. S. 321—594 u. I— VIII. vollst. 12 Rs.

156. Znbatf J. Aus neueren Arbeiten über die altindische Epik (^ech.) Vgstnik Akademie 12, 609-31, 702—21.

Referierend. 702 ff. : Die epische Dichtung war urspr. nicht präkrtisch, sie bediente sich jedoch eines volkstümlichen Sanskrit, welches nicht nur in der Formenlehre, im Lexikon und in der Syntax, sondern auch in der Aussprache der sanskritischenWörter stark präkftisch angehaucht war. Die alten Dichtungen sind nicht nachträglich ins Sanskrit übersetzt worden, aber die schriftlich fixierte Form gibt doch auch nicht die in den ursprünglichen epischen Vorträgen übliche Lautform wieder; zuweilen wurden die alten Texte, wie aus einer Vergleichung der verschiedenen Rezensionen des Räm. erhellt, auch in morphologischer Hinsicht nach- träglich retouchiert. Auch das dramatische ^Orasena-Präkrt stellt keine reine Sprache dar, sondern ist vielmehr eine Kompromißbildung zw. Präkft und Sanskrit, eine Art sanskritisierendes Präkft der äürasenischen (ma- thurischen) Schauspieler.

157. Journal of the Päli Text Society 1902—3. Ed. by T. W. Rhys Davids. London Frowde 1903. 127 S.

158. de la Vall6e Poussin L. Päli and Sanskrit JRAS. 1903 S. 359—62.

159. Burn R. Rare Päli words. JRAS. 1903 S. 186 f.

pekkha, sämäka. Vgl. Grierson S. 363.

160. Franke R. 0. Die Wurzelzitate in der Rüpasiddhi. Album Kern S. 353-6.

161. Hardy E. Über den Ursprung dps samajja. Album Kern S. 61 6.

Name eines in Räjagrha gefeierten Festes.

162. Finck F. N. Lehrbuch des Dialekts der deutschen Zigeuner. Mar- burg Elwert 1903. XVI u. 96 S. 2,80 M.

163. Wiener L. Die Geschichte des Wortes 'Zigeuner*. Archiv f. d. Studium der neuen Sprachen Bd. 109, Heft 3/4.

164. de Goeje M. J. Zigeunerwoorden in het Nederlandsch. Album Kern S. 25 f.

165. Pogodin A. Materialien zum Wortschatz der litauischen Zigeuner (russ.). Russk. Fil. V6st. 49, 60—7.

166. Kluyver A. Gordiracheri. Album Kern S. 297—300.

Zigeunerwort französischer Herkunft.

Altertumskunde. Religionsgeschichte.

167. Hanter W. W. A brief history of the Indian peoples. 23«* ed. New York, Oxford Univ. Press 1903. 260 S. 90 c.

168. V. Ujfalvy C. Zur anthropologischen Geschichte Indiens. Politisch- anthropol. Revue 2, 779 99.

i

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Vgl. IF. Anz. S. 49 Nr. 60. Die ganze Untersuchung ist bei Teubner Leipzig 1903 erschienen. 131 S. 4,40 M.

170. Hoernle A. F. R. Some problems of ancient Indian history. JRAS. 1903. S. 545—70.

Über Münzen der Könige Vikramäditya u. Harsa Vardhana. Vgl. Fleet J.F. JRAS. 1904. S. 164—7 u. Hoernle ebd. S. 357f.

171. Smith Vinc. A. The Kushän or Indo-Scythian period of Indian history B. G. 165 to A. D. 320. JRAS. 1903. S. 1—64. 371 f.

Vgl. Fleet J. F. JRAS. 1903. S. 325—34.

172. Smith Vinc. A. A^öka notes. Ind. Antiquary 32, 364—6.

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174. de la Mazeliere Essai sur l'evolution de la civilisation indienne. T. 1 : L'Inde ancienne. L'Inde au moyen-äge. T. 2 : Linde moderne. Paris Plon-Nourrit 1903. 439. 644 S. 8 Frs.

Vgl. Hardy LCB. 1903. Sp. 1397f.

175. Kuhn E. Der Einfluß des arischen Indiens auf die Nachbarländer im Süden u. Osten. Rektoratsrede. München 1903. 28 S. 4°.

176. Alä ud Din Khan India's Millions. A short account of the land and the people of India, with a brief description of their manners and cus- toms, social evils, religious rites and ceremonies etc. Moundsville 1903. 260 S. 35 C.

177. Ganeshji Jethabhai Indian folklore. Calcutta Thacker Spinck & Co. 1903. 236 S. 1 R 8 A.

Wertlos.

178. Phillips M. The evolution of Hinduism. Berner Diss. reprinted Madras 1903. V u. 129 S.

179. Speijer J. S. De Brahmanen en hunne beteekenis voor het Indische Volk. Leidener Universitätsrede. Groningen Wolters 1903. 35 S. 0,75 Frs.

180. JoUy J. Über einige indische Hochzeitsgebräuche. Album Kern S. 177—81.

181. Zachariae Tb. Zum altindischen Hochzeitsritual. WZKM. 17, 135—55. 212-31.

Schluß.

182. Lakshmi Charan Dds Gupta An essay on the Hindu Joint family

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183. Khory R. N. and Katrak N. N. Materia Medica of India and their Therapeutics. vol. 1. Bombay 1903. VIII u. 620 S. 8».

184. Cordier P. Origine, evolution et d6cadence de la medecine indienne. Annales d'hygi^ne et de medecine colon. 4, 77 89.

185. Enseignement medical dans l'Inde ancienne. Temps vedico-brah- maniques. Bull. Soc. frang. d'histoire de la medecine. 1, 177 91.

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56 U. Arisch. B. Indisch.

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189. Dhirendra Näth P41 A comprehensive history of the religion of the Hindus. Part 1. Calcutta 1903. 72 S. 1 R. 4 A.

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191. Oldenberg H. Indische Religion. Archiv f. Religionswissenschaft 7, 212—31.

Bericht über das Jahr 1903, dessen Erscheinungen in Auswahl be- sprochen werden.

192. Ratnikaxa Jayasinha Kalpadruma or a treatise on Hindu ritual and observances. Bombay 1903. 912 S. 5 Rs.

193. Oltramare P. Le röle du Yajamäna dans le sacrifice brahnianique. Museon N. S. 4, 43—76.

194. V. Negelein J. Eine altindische Opferidee. WZKM. 17, 99—101.

Zu S'at. Br. 1, 4, 1, 10—16.

195. BloomiieldM. The god Indra and the Säma-Veda. WZKM. 17, 156—64.

196. Oppert G. Über die vedische Göttin Aditi. ZDMG. 57, 508—19.

197. Henry V. La magie dans l'Inde antique (= Les religions des peuples civilis^s. T. 1). Paris Dujarric 1904. XXXIX u. 288 S. 3,50 Frs.

198. V. Negelein .1. Das Bluten der Bäume im indischen Altertum. Archiv f. Religionswissenschaft 6, 246 f.

Zu Manu 5, 6.

199. Fausball V. Indian mythology according to the Mahäbhärata in outline (= Luzac's Oriental Religions Series Vol. 1). London Luzac 1903. XXXII u. 206 S. 9 Sh.

200. Hopkins E. W. Two notes on the Mahäbhärata. Album Kern S. 249 bis 51.

Relig. Intoleranz. Vedischer Fluch in epischer Form.

201. Gray L. H. Critical notes on the brahmanistic parallels in the apo- cryphal New Testament. Am. Jour. Theol. 7, 308—13.

202. Deussen P. Vedänta u. Piatonismus im Lichte der Kantischen Philo- sophie (= Vorträge u. Aufsätze der Commenius - Gesellschaft. 12. Jahr- gang 3. Stück). Berlin Weidmann 1903. 25 S. 1 M.

203. Müller F. M. The six Systems of Indian philosophy. New edition. London Longmans 1903. 508 S. 7 Sh. 6d.

204. Pf angst A. Die älteste deutsche Übersetzung einer Upanishad. Das freie Wort 3, 116 f.

Th. Anselm Rixner, Nürnberg 1806. Vgl. Allg. Zeitg. Beilage 1903 2, 223 f.

205. Bühler J. G. On the Indian sect of the Jainas. Translated from the German edition, with an outline of Jaina mythology by J. Burgess. London Luzac 1903. 79 S. 3 sh. 6 d.

206. Guerinot A. La doctrine des ßtres vivants dans la religion Jaina. Rev. de l'histoire des religions 47, 34-50.

II. Arisch. B. Indisch. ft^

207. Edmunds A. J. A Buddhist bibliography, based upon the libraries of Philadelphia. Jour. Päli Text Society 1902/03. S. 1—60.

Supplement im Light of Dharma, San Francisco, 4, 147 50. 193 8.

208. Davids T. W. Rhys, Buddhist India. (= Story of the nations Vol. 61). London Unwin 1903. XV u. 332 S. 5 sh.

209. Oldenberg H. Buddha, sein Leben, seine Lehre, seine Gemeinde.

4. Aufl. Stuttgart Cotta 1903. VIII u. 444 S. 9 M.

210. Hardy E. Buddha (= Sammlung Göschen Nr. 174). Leipzig Göschen 1903. 132 S. 0,80 M.

211. Costa A. II Buddha e la sua dottrina. (= Piccola bibl. di scienze moderne Nr. 69), Torino Bocca 1903. 256 S. 3,50 L.

212. Windisch E. Über Buddhas Geburt. Verhandlungen des 13. Orien- tahstenkongresses S. 50—53.

213. Silbernagel Is. Der Buddhismus nach seiner Entstehung, Fortbildung u. Verbreitung. Eine kulturhist. Studie. 2. ergänzte Ausg. München Lentner 1903. VIII u. 207 S. 3 M.

214. Dahlke P. Aufsätze zum Verständnis des Buddhismus. Teil 1 u. 2. Berlin Schwetschke 1903. V u. 157 S. V u. 137 S. je 2,50 M.

215. de la Vallee Poussin L. Dogmatique bouddhique. IL Nouvelles recher- ches sur la doctrine de l'acte. Grand vehicule. Systeme Mädhamika. Les deux v6rites. Prajna, Karunä, Bhakti. JA. S^r. 10 T. 2, 357—450.

216. Davids C.A.F. Rhys, The soul-theory in Buddhism. JRAS. 1903

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Zu de la Vallee Poussin JA. Ser. 9, tome 20, 237—306.

217. V. Negelein J. Eine Quelle der indischen Seelenwanderungsdarstellung. Archiv f. Religionswissenschaft 6, 320 34.

Aitareya-Br. 7, 13 u. Manu 9, 8 lehren, daß die Befruchtung des menschl. Weibes durch den Mann als Neuzeugung des Mannes durch das Weib aufgefaßt wird, sodaß der Mann durch die Geburt eines Sohnes seine eigene Persönlichkeit verdoppelt. Das Wort dvija ist nur als 'zwei- mal Geborener' in unserm Sinn zu verstehen.

218. Senart E. Nirvä^a. Album Kern. S. 101—4.

219. Kirste J. Das buddhistische Lebensrad. Album Kern S. 75 7.

220. Bendall G. Fragment of a Buddhist ordination-ritual in Skr. Album Kern S. 373—6.

221. Speijer J. S. Naar aanleiding van eenige duistre plaatsen in Buddho- carita en Lalitavistara. Album Kern S. 41 4.

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Allgemeines.

222. Grierson G. A. The languages of India and the Census of 1901. As. Quat. Review 17, 267—86.

223. Grierson G. A. Linguistic Survey of India. Vol. II : Mön-Khmer and Siamese-Chinese families (incl. Khassi and Tai). Calcutta 1904. 233 S. Fol. 10 Sh. Vol. II : Tibeto-Burman family Part. 3. Specimens of the Kuki-Chin and Burma groups. 1904 VIII u. 403 S. Fol. 10 Sh. Vol. VI : Indo-Aryan family. Mediate group. Specimens of the Eastern Hindi language. 1904. 277 S. Fol. 10 Sh.

60 11. Arisch. B. Indisch.

224-. Geiger W. Die kulturgeschichtl. Bedeutung Indiens. Beiträge zur Kenntnis des Orients 1, 211 37.

225. de Vasconcellos-Abreu G. Samscritologia e seu valor. Coimbra 1904.

226. Hemendra Prasad Ghose Sanskrit learning in India. Calcutta Review 118, 170—9.

227. Rapson E. J. In what degree was Sanskrit a spoken language '? An essay on the development of the Skr. language. JRAS. 1904, -435 56.

Daran anknüpfend S. 457 87 wichtige Diskussion, an der sich Rhys Davids, F.W. Thomas, Grierson u. Fleet beteiligen.

Sprache und Literatur.

228. SwaminÄtha Sostril An elementary Skr. grammar for beginners. Madras 1904. 366 S. 1 R.

229. Fumi F. G. Limen indicum. Avviamento allo studio del Sanscrito. 3. edizione rinnovata. Milano Hoepli 1905. XVI u. 343 S. 4 L.

230. Mahidev ShivrÄm Gole Second Skr. course. Part. 2. Bombay 1904. 136 S. 7 A.

231. Neisser W. Vedisch gtu^e. BB. 27, 262—80.

232. Schulze W. Kakophonie. KZ. 39, 612.

Zu RV. 9, 69, 8, wo die kakophone Silbenfolge vava vermieden ist.

233. Michelson Tr. Linguistic archaisms of the Rämäyana. JAOS. 26, 89—145.

233a. On some verb-forms in the Rämäyana. Am. Phil. Assoc. Proceedings 34, LXf.

234. Gundermann G. Philolaos über das 5. Element. Rhein. Mus. 69, 145—8.

Gegen L. v. Schröders Identifizierung von öXxdc u. äköAa. Vgl.Böht- lingk Ber. Sachs. Ges.Wiss.. Phil. bist. Klasse 1900 S. 149 ff.

235. Kielhom F. A peculiar use of the causal in Skr. and Päli. JRAS. 1904 S. 364 f.

236. Henry V. Pr^cis de grammaire pälie accompagnä d'un choix de textes gradues. (= Biblioth^que de TEcole fran^aise d'Extrßme-Orient Vol. 2). Paris Leroux 1904. XXV u. 190 S. 10 Frcs.

237. Gray J. First Pali course. 62 S. Part. 2. 66 S. Pali poetry 100 S. Rangoon 1904.

238. Elementary Päli grammar. Rangoon 1904.

Birmanische Schrift; Erklärungen birmanisch.

239. Davids T. W. Rhys, The proposition of the British Academy in respect of the new Pali dictionary. Internat. Assoc. of Academies. Second general assembly. Report of proceedings. London 1904. S. 35 f.

240. Andersen D. A Päli reader with notes and glossary. Part 2: Glossary, Kopenhagen Gyldendalske bogh. 1904 5. S. 1—112.

241. Thomas F. W. Päramitä in Pali and Skr. books. JRAS. 1904 S. 547 f.

päramf = 'the highest point'.

242. Henry V. Etudes präcritiques. I. La d^clinaison en Apabhram^a. MSL. 13, 149—62.

II. Arisch. B. Indisch. 61

243. Henry V. Les htteratures de Tlnde. (Sanscrit, Päli, Präerit). Paris Hachette 1904^. XII u. 335 S. 3,50 Frs.

244. Winternitz M. Geschichte der indischen Litteratur. Erster Halbband. (z= Die Litteraturen des Ostens in Einzeldarstellungen. Bd. 9, 1). Leipzig Amelang 1904 (1905). 258 S. 3,75 M.

245. Hopkins E. W. Two notes on the Rig Veda. JAOS. 25, 336—8.

RV. 3, 32, 4 u. 10, 18, 14.

246. Caland W. Bijdrage tot de kennis der Atharvaveda-litteratuur. Versl. en Mededel. Ak. Wet. Amst., Afdel. Letterk., Reeks 7, 1—17.

Erweiterte deutsche Bearbeitung WZKM. 18, 185—207.

247. Caland W. Zur Exegese und Kritik der rituellen Sütras. ZDMG. 58, 505—17.

Vgl. IF. Anz. S. 54 Nr. 132.

248. The Brhad-devatä,attributedtoS'aunaka,asummaryof thedeities and myths of the Rig-Veda, critically edited in the original Skr. with an introduction and seven appendices, and translated into English with critical and illustrative notes by A. A. Macdonell. Cambridge Mass., Harvard University 1904. 2 Vols. (= Harvard Oriental Series ed. by C. R. Lanman Vol. 5. 6) XXXV u. 198 S. XV u. 334 S. 3 Doli.

249. The ^atapatha Brähmana of the White Yajurveda with the commentary of Säyana Acärya. Ed. by Äcärya Satyavratä Säma- srami. Vol. 3 Fase. 3—7. Calcutta As. Society 1904/5. S. 193-600 u. 56 S. je 6 A.

Schluß des 3. Bandes.

250. Bolling G. M. The S'äntikalpa of the Atharva-Veda. Am. Phil. Ass. Transactions 35, 77—127.

251. Kätyäyana S'rautrasütra with a commentary by Sri Karkä- chärya. Ed. by Vyäkaranächärya Pandit Madanmohan Päthak. Fase. 4—10. Benares 1904* S. 301— 1000. 'je 1 R.

252. The Srauta-sütra of Drähyäyana, with Dhanvin's commentary. Ed. by J. N. Reuter. Part 1. London Luzac 1904. 216 S. 4o Subscr. 8 Sh. 6 d.

Das Werk erscheint in den Acta Societatis Fennicae, doch wird eine kleine Anzahl von Exemplaren in 3 Teilen vorher ausgegeben werden.

253. Baudhäyana S'rauta Sütra belonging to the Taittiriya Samhitä. Ed. by W. Caland Fase. 1—3. Calcutta 1904/5 S. 1-298. je 6 A.*

254. The Vedänta-Sutras with the commentary by R am änuga transl. by G. Thibaut. Oxford Clarendon Press 1904. IX u. 800 S. 25 Sh.

255. Jaiminiya Sütram. Benares 1904. 103 S. 10 A.

256. The twenty-eight Upanishads ed. by Väsudev Laxman Shastri Phansikar. Bombay 1904. 334 S. 12 A.

257. Taittiriyöpanishad. Sikshavalli, Änandavalli and Bhriguvalli with Vidyäranya's commentary. Madras 1904. 324 S. 2 Rs.

258. Sree Annambhatta Vyäkaranamitäkshara, a gloss on Päninrs gram- matical aphorisms. Ed. by Jagannäthaswämy Aryavaraguru and Ächärya Bhattanäthaswämy Fase. 3 5. Benares 1904. S. 193 480. je 1 R. * '

02 H- Arisch. B. Indisch.

259. Akhyatachandrika, a lexicon of Skr. verbs by Bhattamala. Ed. for the first time with indexes by S. P. V. Ranganathasvami Ayya- varalugaru. (= Chowkhambä Skr. Ser. Nr. 82). Benares 1904. 4 u. 50 u. 42 u. 13 u. 3 S. 1 R.

260. Avinash Ghosh Rati-sästram. The Hindu System of sexual science. 2nd ed. Calcutta 1904. 87 S. 1 R. 4 A.

261. Promemoria über den Plan einer kritischen Ausgabe des Mahäbhä- rata. Im Auftrage der Akademien und gelehrten Gesellschaften zn Göttingen, Leipzig, München und Wien ausgearbeitet von Jacobi, Lüders und Winternitz. Sonderabdruck aus dem Almanach (der Ak. d. Wiss. zu Wien) 1904. Wien Gerold in Komm. 1904. 12 S.

Altertumskunde. Religionsgeschichte.

262. Adhar Chandra Mukherji A short history of the Indian people. 5th ed. Calcutta 1904. 192 S. 1 R. 6 A.

263. Rama Prasad Chanda Indo-Aryan expansion and the early relations of the Aryas with the Pre-Aryans. Calcutta Review 118,7—33.

264. Robertson W. An historical disquisition of ancient India, Calcutta 1904. 294 S. 2 Rs.

265. Smith V. A. The early history of India from 600 B. C. to the Muham- medan conquest, including the invasion of Alexander the Great. Ox- ford Clarendon Press 1904. X u. 389 S. 14 Sh.

266. Lloyd A. A chapter in Indian history. Transactions of the As. Soc. of Japan 31,41—57.

Daten zur Geschichte des Buddhismus.

267. L6vi Sylv. Notes on the Indo-Scythians. Extracted and rendered into English ... by W. R. Philipps. Part. 3. Saint Thomas, Gondophares and Mazdeo. Indian Antiquary 33, 10 16. Further notes on the Indo- Scythians. ebd. 110—6.

268. Hoemle A. F. R. Some problems of ancient Indian history. II. The Gürjara empire. JRAS. 1904. S. 639-62.

269. Prithwis Chandra Ray The map of India. From the Buddhist to the British period. An open letter to Lord Curzon. Calcutta 1904. 36 S. u. 6 Karlen. 4». 1 R.

270. R&m Satya Mukherji Indian folklore. Calcutta 1904. 127 S. 1 R.

271. Noble Margaret E. The web of Indian life. New York Holt 1904, IV u. 304 S. 2,25 Doli.

272. Pischel R. Fürst und Dichter im alten Indien. Deutsche Revue 29. 2, 51—61.

273. Schmidt R. Liebe u. Ehe im alten und modernen Indien (Vorder-, Hinter- und Niederländ.-Indien). Berlin Barsdorf 1904. VII u. 571 S. 10 M.

274. Zachariae Th. Ein indischer Hochzeitsbrauch. WZKM. 18, 299-306.

275. Caland W. Parallelen zu den altindischen Bestattungsgebräuchen. Museum (Leiden) 10, 33—9.

276. Zachariae Th. Zur ind. Witwenverbrennung. Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde 14, 198-210. 302—13. 395—407. 15, 74—90.

IL Arisch. B. Indisch. 63

277. Bühler G.Indian palaeography from about BC. 350 to about A.D. 1300. Indian Antiquary 33, Appendix 1 72.

Sonderbeilage zum Ind. Ant. April-Sept. 1904.

278. Cantor M. Über die älteste ind. Mathematik. Arch. d. Math. u. Physik. 8 (1905), 63—72.

Die Entstehungszeit des (^ulvasütra macht die Annahme alexandrin. Beeinflussung unmöglich; dennoch lässt sich nicht ohne weiteres behaupten, eine alturspr. ind. Anschauungsgeometrie habe den Anstoß zur pythagore- ischen Geometrie gegeben.

Vgl. IF. Anz. S. -48 Nr. 40.

279. Hardy E. Indische Religionsgeschichte. 2. durchgesehene u. ver- besserte Auflage. (= Sammlung Göschen Nr. 83.) Leipzig Göschen 1904. 143 S. 0,80 M.

280. V. Schröder L. Über den 7. Aditya. (Auszug.) Verhandlungen des 2. Kongresses f. allgem. Religionsgeschichte S. 288 f.

Indras Platz habe ursprünglich dem Parjanya gehört.

281. Winternitz M. Das Schlangenopfer des Mahäbhärata. Kulturgeschicht- liches aus der Tierwelt. (Vom Verein für Volkskunde u. Linguistik in Prag seinen Mitghedern gewidmet zum 12. Jahrestag seines Bestandes. Prag [1904]. 99 S. 68—80.

282. Deussen P. Über die innere Verwandtschaft der ind. Religion mit der christlichen. (Auszug.) Verhandlungen des 2. Kongresses für allgem. Religionsgeschichte. S. 77 f.

283. Jahn W. Über die kosmogonischen Grundanschauungen im Mänava- Dharma. S astram. Diss. Würzburg 1904. 79 S.

284. Franke 0. R. Kant u. die altindische Philosophie. Abh. aus Anlaß der 100. Wiederkehr des Tages seines Todes, hrsg. von der Universität Königsberg. Halle 1904. S. 107—41.

1. Kant u. die uridg. Religion. 2. K. u. der RV. 3. K. u. die Upanishaden-Philosophie. 4. Kant u. Buddha.

285. Fleet J. F. The date of Buddha's death, as determined by a record of Asoka. JRAS. 1904. S. 1—26.

286. Suzuki D. T. The first Buddhist Council. With prefatory note by J. A. Edmunds. Monist 14, 253—82.

Sammlung der chines. Quellen, die das 1. Konzil nach Räjagrha, unmittelbar nach Bs. Tod, versetzen.

287. Huber E. Etudes de litterature bouddhique. Bulletin de l'Ecole fran^aise de l'Extreme-Orient 4, 698 726.

288. Edmunds A. J. A Buddhist Genesis. Monist 14, 1904. 207—214.

289. Walleser M. Die buddhistische Philosophie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. 1. Teil : Die philos. Grundlagen des älteren Buddhismus. Heidelberg Winter 1904. XI u. 148 S. 4,80 M.

290. de Stcherbatskoi Th. Rapports entre la thöorie bouddhique de la connaissance et l'enseignement des autres ecoles philosophiques de rinde. Museon N. S. 5, 129—71.

fe4 n. Arisch. C. Iranisch.

291. van den Bergh van Eysinga G. A. Indische Einflüsse auf evan- gelische Erzählungen. Mit einem Nachwort von E. Kuhn. (= Forschungen zur Religion u. Literatur des Alten und Neuen Testaments hrsg. von W. Bousset u. H. Gunkel. Heft 4). Göttingen Vandenhoeck u. Ruprecht 1904. VI u. 104 S. 3 M.

292. Edmnnds A. J. Buddhist and Christian Gospels. now first conipared from the Originals. Philadelphia-Author 1904. 25 Cents.

C. Iranisch.

1903.

1. Allgemeines.

293. Geiger und Kahn Grundriß der iranischen Philologie. Anhang zum ersten Band. Die Sprache der Osseten von Wsewolod Miller. Stuttgart 1903. S. 1—111.

Siehe unten.

294. Johannson K. F. Arische Beiträge. IF. 14, 1903. S. 265—338.

Abundant material for the illustration of Iranian phonetic laws.

295. Wilhelm E. Perser. Jahresberichte der Geschichtswissenschaft (für 1901). I, 63—84.

A carefully classified report of works and contributions in the Iranian field published during the year 1901.

2. Avesta und Verwandtes.

296. Andreas J. C. lieber einige Fragen der ältesten persischen Geschichte. (Mit Vorlegung von Photographien durch Herrn Dr. Sarre). (Auszug.) Verhandlungen des XIII. Intern. Orient. -Kongresses, Hamburg. September 1902. Leiden Brill. 13. S. 93—99.

The first part of this paper, which is printed only in abstract, dealt with the question of the nationality of Cyrus and bis relation to the Achaemenian line. According to the view set forth by the wriler of the article, the name of Cyrus (OP. KuruJ, Bab. Kuraf) is not Aryan and Cyrus himself therefore was not a Persian. but belonged lo the race whose language is preserved in the second order of the inscriptions. The second part of the paper elucidated the list of nations represen- ted in sculputures on the tomb of Darius and identified these (30 in number) by means of fine photographs, by Dr. J. Sarre, conipared with the inscriptions themselves. In the discussion which followed, Eduard Meyer disagreed with the view that Cyrus was not an Aryan ; C. F. Leh- mann accepted the theory but explaincd some of the historic details differently.

297. Andreas J. C. Die Enstehung des Awesta- Alphabets und sein ursprüng- licher Lautwert. (Auszug.) Verhandlungen des XIII. Internat. Orient.- Kongresses, Hamburg. September liX)2. Leiden Brill. 13. S. 99—106.

The Avesta aiphabet goes back to an older and simpler aiphabet, the Irano-Aramaic or Pahlavi aiphabet used in the province of Pars. Several of the later differentiated letters may be traced back to a Single older letter, and several older letters have sometimes been combined to represent certain sounds. Evidences of a palaeographic and a linguistic nature tend to show(l), that, the traditional reading of the Avesta aiphabet

II. Arisch. C. Iranisch. 65

is wrong in many points ; (2), that the transcribers themselves in Sasanian times made mistakes. Each letter of the aiphabet is then discussed in Order. Among the more radical points brought out by the paper is the view that the sign which is commonly transcribed by 9, d goes back to an older w-sound and that it has the phonetic value u, o, ö. With regard to consonants the monograph Claims that Old Iranian possessed no voiced explosives but voiced spirants (t, b, uj). As an instance, moreover, of mistaken reading of a character, the sign which is generally by ^ was adduced ; this the investigation went on to show is not an sÄ-sound, but is to be read uhr {Ämuhrospunto not Ameshospuntö).

298. Antia E. E. K. The Vendidäd. A new edition for the use of Students. Bombay. Trustees of the Parsee Punchayet. 1901. 3 u. 200 u. 3. 4o.

299. [Carus F.] The Gathas of Zarathushtra. With extracts from Prof. Law- rence H. Mills's translation. Chicago Open Court 17. 1903. S. 374—380.

A brief populär sketch with illustrative selections.

300. Mithraism and its influence upon Christianity. Chicago Open Court 17. 1903. S. 104—106.

Points out certain parallels and Claims that these are due to the influence of Mithraism.

301. Casanowicz J. M. Parsee religious ceremonial objects in the National Museum. American Anthropologist (N. S.) 5. 1903. S. 71 75.

This brochure contains two plates of objects connected with the fire ritual and of a Tower of Silence. A brief description accompanies the pictures.

302. Casartelli L. C. The first Gatha of the Avesta. Dublin Review 133. 1903. S. 260-264.

A metrical rendering of Ys. 28.

303. The Magi: a footnote to Matthew 2. 1. Dublin Review. October 1902.

Sonderdruck: London, The Westminster Press. 1902. pp. 1—18.

This paper begins by pointing to the accepted fact that the word ILidYoi in Matth. 2. 1 is used in the noblest sense of the term, and then gives the evidence to prove, as many believe, that the wise men who came to worship the Infant Jesus in Bethlehem 'were none other than Mazdean or Zoroastrian priests, learned and holy men, coming from some part of Erän, or Persia'.

304. CoUitz H. Zum Awesta-Alphabet. Verhandlungen des XIII. Internat. Orient.-Kongresses, Hamburg, September 1902. 13. 1902. S. 107—108.

After discussing certain phonetic questions the author comes to this result: 'Vergleichen wir diese phonetischen Regeln mit der Lautbe- zeichnung des Awesta, so ist es, denke ich, klar, daß t die dentale Tenuis im Wort- und Silbenanlaute, / die dentale Tenuis im Wort- und Silben- auslaute'.

305. Cumont J. The Mysteries of Mithra, translated by Thomas J. Mc Cor- mack. Chicago, Open Court Publishing Co. 1903. S. 16 u. 239. $ 1.50.

Fifty illustrations and a map add to the value of this important work.

306. Mithraic Art. Chicago Open Court. Band 17. 1903. S. 1—13.

307. Geiger W. und Kuhn E. Grundriß der iranischen Philologie. Anhang zum I. Band : Die Sprache der Osseten. Von Prof. Dr. Wsewolod Miller. Straßburg Trübner 1903.

Anzeiger XX. 5

66 II. Arisch. C. Iranisch.

308. Geldner K. J, Avesta. Das zoroastrische Glaubensbekenntnis. Mark- steine aus der Weltlitteratur. hrsg. von J. Baensch-Drugulin. Leipzig Drugulin. 1902. II, 8—12.

A Version of the Zoroastrian creed, Yasna 12, with comments.

309. Das achtzehnte Kapitel des Vendidäd. Sitzb. d. Kgl. Preuß. Akad. der Wissenschaften. 19. 1903. S. 420-431.

A new translation of this chapter with explanatory notes.

310. Grimaldi A. B. Zodiacal Mithraic Tablets. Chicago Open Court. 17. 1903. S. 761—763.

All the figures on the Mithraic tablets may be brought into con- nection with the signs of the zodiac if we examine the 48 Symbols of the original zodiacal constellations, that is, including the 36 'Decans' as well as the 12 great familiär signs.

311. Kaikhasm Dastur Jamaspji. Arda Viraf Nameh. The original Pahlavi text, with an introduction, notes, Gujarati translation, and Persian Version of Zartosht Behram in verse. Bombay Education Society 1902. 163 S. 8».

This volume makes accessible an edition. an important text which has been difficult to obtain since the edition of Hoshangji, Haug. and West became out of print.

312. Meillet A. et Ronsselot, L'abb^. Synthese phonetique. Reconstitutions des groupes z et z et nasale en zend et en vieux perse. Extrait de La Parole nMl, Novembre 1901. Paris 1903.

Applies experimental phonetics by means of physiological exami- nations to the historic changes of zn, in, respectively, in Avestan and Old Persian.

313. Modi J. J. The Parsees at the Court of Akbar and Dastur Meherjee Ränä. [With plates.] Bombay Education Society 1903. 193 S. 8».

The object of this elaborate monograph is to prove that it was the Naosari Parsees, and not the Persian Zoroastrians, who exercised an in- fluence on Akbar with regard to certain forma of worship, rituals, and festivals ; furthermore that this was due particularly to the ability of their leader Dastur Meherji Rana.

314. St. Michael of the Christians and Mithra of the Zoroastrians A comparison. [Paper read at the Oriental Congress at Hamburg in 1902.] Joum. Anthropolog. Society in Bombay. VI. 1903. Nr. ö, S. 1—17.

The purpose of the paper is to show that Michael as represented in later Christian writings and in sacred Art seems to have been con- ceived rather in the picture of Mithra as presented directly by the Zoro- astrian books and indirecUy by the Mithraic rites and the worship of the Romans and adjoining nations.

315. Michael, the Saint of the Christians, and Mithra, the Yazata of the Zoroastrians (Auszug). Verhandlungen des Xlli. Internat. Orient.-Kon- gresses, Hamburg, September 1902. 13. S. 109 111.

316. Moüat J. Zoroastrianism and primitive Christianity. Hibbert Journal. L Bd. 1903. S. 763-780.

See also the Parsi Magazine 'Zartoshti'. I. 64—66, Bombay 1903 (in Gujarati).

317. Scheftelowitz J. Altiranische Studien. ZDMG. 57. 1903. S. 107—172.

II. Arisch. C. Iranisch. 67

The first fifty pages are devoled to a study of the text of Vendldäd 5 8 with translation and comrnentary. Then follow syntactical notes on the accusative and the partitive genitive. To these are added a Suggestion for the etymology of Av. aaßdrana '(gefüllte) Schüssel', some additions to Justi's Namenbuch, and comments on Semitic loan-words (including Av. moyu) in Iranian.

318. Arisches im Alten Testament. I. Eine sprachwissenschaftliche und kulturhistorische Untersuchung. Berlin S. Calvary & Co. 1901. 6 u. 98 S.

This monograph is devoted especially to an examination of Aryan Clements in the book of Esther. Purim and pur have nothing to do with the Persian festival of Farvardigan as has been supposed. The proper names in Esther, however, are genuinely Persian and the coloring of the book is truly Aryan. Old Persian influence may be recognized in the language of the books Ezra and Nehemiah.

319. Arisches im Alten Testament. Teil II. Berlin S. Calvary & Co. 1903. 6 u. 64 S.

The fifth division (V) of this study is devoted to a discussion of possible religious influences from Persia on the Old Testament. The writer thinks that Judaism borrowed nothing from Parsiism in the Old Testament times ; he discusses this from the standpoint of religious obser- vances, rites, ceremonies, the doctrine of the resurrection, of angels and of satan. Some later influences may perhaps have been possible.

320. Smith H. G. The Ahuna Vairya. Archiv für Religionswiss. 6. 1903. S. 233—243.

A brief consideration of all the more important versions of this sacred Zoroastrian stanza, with a comment on its use as a reHgious formula in general.

321. V. Spiegel Fr. Über den Zoroastrismus. ZDMG. 57. 1903. S. 745— 746.

The Iranian religion owes nothing originally to India. It was in- fluenced by Babylon on the west. The Old Persian laith during Achaemenian times recognizes a supreme god Ahura-Mazda as ruler of heaven, and the king as ruler on earth. The Clements of nature are regarded as divine. After the fall of the Achaemenian empire the religious power of Iran is in the hands of the priesthood in Bactria in the east. The king ceases to play an important part religiously. It is then that the recognition of the evil spirit Angra Mainyu and of the Amesha Spentas becomes prominent and this continued tili Sassanian times and the fall of Zoroastrianism.

322. Tiele C. P. Die Kosmogonie des Avesta und Genesis I. Archiv für Religionswiss. 6. Bd. 1903. S. 244—246.

Shows that the Aveslan cosmogony is not borrowed from Judaism.

323. Die Religion bei den iranischen (persischen) Völkern. Der Mazdais- mus. In Tiele's Kompendium der Religionsgeschichte, übersetzt von F. W. T. Weber. Dritte deutsche Auflage, durchgesehen und umgearbeitet von N. Söderblom. Breslau Biller 1903. S. 264—302. 16^0.

A convenient short sketch with brief bibliography of the most im- portant works dealing with the Zoroastrian religion.

3. Altpersisch und Verwandtes.

324. Hüsing G. Flämisches. ZDMG. 56. 1902. S. 790—795.

325. Jackson A.V.W. The Great Behistun Rock and some results of a re-

ö*

68 II. Arisch. C. Iranisch.

examination of the Old Persian Inscriptions on it. JAOS. 24. 1903.

S. 77—95.

Gives an account of an ascent of the rock in 1903 and a descrip- tion of the present condition of the Darius inscription. Then follows a detailled report of the results of the re-examination of the text of certain mooted words and passages. Mention, for example, may be made of t?«e«&«ti«-a, woy«Är«aMar«a, asam, ar^^toamc, äakaurim, [ . . ] uvatam, and of others.

326. Sarre Fr. Die altorientalischen Feldzeichen, mit besonderer Berück- sichtigung eines unveröffentlichen Stückes. Beiträge z. alten Geschichte. 3. 1903. S. 333—71.

This monograph is of value in the interpretation of Iranian texts as more than one half of its contents is devoted to a study of the representations of the national emblem or Standard of Iran during the old Persian, Parthian and later periods.

327. Tolman H. C. The Persian ßaciXnioi 0€o{ of Herodotus 3. 65, 5. 106. American Philological Association Proceedings. 33. 1902. S. 17 19.

Notes on the Persian idea of god and the minor divinities and foreign gods, together with some memoranda on Persian diialism in connection with the inscriptions.

328. Weissbach J. H. Babylonische Miscellen. Mittl. D. Or.-Ges. Bd. XI S. 11—15. Leipzig Hinrichs 1903. Nr. X.

No. X. contains a duplicate inscription of Behistan 1. 55 58; 69 72. Compare also OB. 16. Nr. 3387, and VVZKM. 17. 364.

4. Mittelpersisch, Pahlavi, Pazend.

329. Kirste J. The Semitic verbs in Pehlevi. Sitzungsberichte der Kais. Akademie d. Wiss. in Wien. Philosophisch-historische Klasse. 116. 1908. 9. Abhandlung S. 1-14.

This paper discusses (1) the Iranian sufflx t of the past participle as represented in Pahlavi ; (2) second the syllable en appented to Semitic verbs in the later Pahlavi as an equivalent of the Aryan suffix ana, äna ; (3) third, the prefix ye in a few stems derived from the Aramaic. As to the phonetic value of the Pahlavi verbs, the writer argues in favour of giving a Semitic value to the logograms at an earlier period. «voti if the Iranian cquivalents were substituted at a later time.

330. Das semitische Verbum in Pehlevi. Verhandl. d. XIII. Intern Wi i»iii.- Kongr. Hamburg Sept. 1902. 13. S. 113—114.

A brief abstract of the preceding.

331. Hills L. H. Pahlavi Yasna I. Edited with all the MSS. collated. ZDMG. 67. 1903. S. 766—770.

The text is given in transliteration, together with the various readings.

332. The Pahlavi text of Yasna IX. 49—103 for the first time critically translated. JAOS. 24. 1903. S. 64—76.

A continuation of the author's contribution in JAOS. vol. 23.

333. Pahlavi Yasna XIV, XV, XVI with all the MSS. collated. ZDMG. 57. 1903. S. 13-15.

A transliteration of the Pahlavi text of these three chapters of the Avesta.

II. Arisch. C. Iranisch. 69

334. Pahlavi Yasna XIX, 12—58, with all the MSS. collated. ZDMG. 57. 1903. S. 577-580.

A translation into Roman Char acters of a portion of Pahlavi text.

335. The Pahlavi text of Yasna XIX (Resum6). Verhandl. d. 13. Intern. Orient.-Kongr. Hamburg Sept. 1902. 13. S. 112—113. Leiden E. J. Brill.

A brief statement as to the value of the Pahlavi version of this Yasna.

336. Communication on the Relation existing between the Persian Biblical Edicts, the Achaemenian Inscriptions and the Avesta. Critical Review. 13. 1903. S. 125—132.

337. Modi J. J. Jämäspi Pahlavi, Päzend, and Persian texts. (Pahlavi translations, Part III.) Bombay Education Society's Press. 1903. S. 25 u. 129.

This volume contains a Gujaräti transliteration and English and Gnjaräti translations with notes of the Pahlavi Jämäspi, a Gujaräti trans- lation of the Persian Jämäspi, and an English translation of the Päzend Jämäspi.

338. Bundehesh transliteration and translation, with notes in Gujaräti. Bombay. 1901. S. 195. 4».

For some of the chapters a collation is added from three old Ven- didad MSS. not accessible to Geldner.

339. Reichelt H. Das Pronomen im Mittelpersischen. ZDMG. 57. 1903. S. 570-575.

Notes on the derivation of the pronominal forms in Pahlavi from their Avestan and Old Persian equivalents.

5. Neupersisch.

340. Adams Isaac. Persia by a Persian. Personal experiences, manners, customs, habits, religions, and social life in Persia. Grand Rapids Michi- gan U. S. A. 124 Lagrave street 1900. S. 1—536. $ 2.50.

This volume has a certain advantage in being a work composed by a native of Persia and gives a picture of Persian Hfe and Persian thought. One half of the volume is devoted to the religions of Iran. 341.Barakatullah Mohammad. Sufeeism. New York Mind. 12. 1903. S. 481 bis 493; 603-614.

A study of the 'love philosophy and philosophic love of the Sufees'. 'The Sufee literature clearly indicates their belief in unceasing progress of the human soul after death, as well as in the doctrine of evolution in the modern sense'.

342. Bacher W. Jüdisch-Persisches aus Buchara. ZDMG. 56. 1902. S.729— 759.

A study of certain peculiarities in the language of a ritual-cora- pendium pubhshed in Hebrew at Jerusalem in 1901 and accompanied by a Persian version made by a native of Bokhara for the purpose of giving the book a larger circulation among the Persian-speaking Jews of that city. The investigation draws attention to four particles hitherto unknown, discusses the Persian, Arabic and European words that are peculiar to the vocabulary, and concludes with notes on certain Perso-Hebraicisms in the style.

343. Bjerregaard C. H. A. Sufi Interpretation of the Quatrains of Omar Khayyam and Fitzgerald. N. Y., J. F. Taylor and Co. 1902. $ 5.00.

70 n. Arisch. C. Iranisch.

S44. Blochet E. Le Messianisme dans Th^terodoxie musulmane. Paris. Maisonneuve. 1903. S. 192. S».

This work is of interest to Zoroastrian students in connection with the Saoshyant doclrine and eschatology.

345. Bratm 0. Ein Beitrag zur Geschichte der persischen Gotteslehre. ZDMG. 57. 1903. S. 562—565.

A quotation from the Syriac Katholikos Mar Aba showing that the Zervanite doctrine lasted beyond the time of Mazdak.

346. Hom P. Zur Krankenpflege im alten Persien. Zt. für Krankenpflege. 25. Nr. 5. 1903. SA. pp. 1—5.

A sketch of the principal allusions in the Shäh Nämah to diseases and their treatment, including general questions of medicine. food and diet.

347. Sähnäme 64. 68. ZDMG. 57. 1903. S. 176.

Notes on identifying some place-names in the Shah-Namah, c. g. Firedun's residence as at Küs or Küsan in Mazandaran, cf. gar öahar- gOS and Av. varana öadru-gaoSa ; dmA Zävah-Kuh is misread for Jtäwak of Bund 12. 24. Suggestions for identifying some other names are added.

348. Vorschläge für ein neupersisches Wörterbuch. (Auszug). Verhand- lungen des XIII. Internat. Orient.-Kongresses, Hamburg, September 1902. 13. S. 119—122.

Announces the plan for a comprehensive Persian dictionary to be combiled with the coUaboration of various scholars. The coUcction of material has already been begun.

349. Haart Cl. Traditions populaires k Choucht^r. Verhandlungen des Xlll. Internat. Orient.-Kongresses, Hamburg, September 1902. 13. S. 115— 117.

Notes on the Contents of the To^fat ul-Alam, a work written in India in 1801, giving a description of the topography of the village and some traditions regarding the origin of the dike and of the caslle of Seläsil.

350. Les resultats linguistiques de la Mission de Morgan en Pei^e. Verhandlungen des XIII. Internat. Orient.-Kongresses. Hamburg, Sep- tember 1902. 13. S. 117—119.

Draws attention to the linguistic volume soon to bc published by de Morgan containing the results of his dialect studies in the neighbor- hood of the Caspian Sea, Lake Urumiah, the Kurdish mountains, and Susa.

351. Stackeiberg R. v. Beiträge zur persischen I^xikographic (Fortsetzung). WZKM. 17. 1903. S. 47—59.

A study of the meaning and ctymology a number of Pahlavi words in the Yätkär-i Zarerän etc. in connection with Persian and Armenian parallels: (1) Phl. hamharz Trabant'; (2) ämfd eine Speise, a word borro- wed from Armenian and Syrian ; (3) bagdespän 'Königsböte*; (4) Bagan köf 'der Götterberg*, in Dranjiana ; (5) häHadenikän sardär 'Oborzere- monienmeister'; (6) büax^ 'Statthalter'; (7) drüt 'Heil, Gruß'; (8) Käö ka 'o daß doch'; (9) hutüväkeh 'Musik'; (10)* nivarStan 'zusammenrollen*; (11) humäi, as a bird of good omen.

352. Whigham H. J. The Persian Problem : An Examination of the Hival Positions of Russia and Great Britain in Persia. N. Y., Scribner's. 1903. S. XVI, 424.

II. Arisch. C. Iranisch. 71

6. Afghanisch, Balüci, Kurdisch, moderne Dialekte.

353. Arakelian H. Les Kurdes en Perse. (Resume.) Verhandlungen des XIII. Internat. Orient-Kongresses, Hamburg, September 1902. S. 148— 150.

Notes on the ethnology, life, manners, customs, etc. of the Kurds.

354. Miller. Wsewolod. Die Sprache der Osseten. Grundriß der iranischen Philologie. Anhang zum I. Band. 1903. S. 1—111. Straßburg Trübner.

Contains lirst a grammar of the language of the Ossetans, embo- dying the material published in the author's 'Ossetische Studien' (1882), but thoroughly revised, and Supplements this by a considerable amount of new matter relating to the adverbs, conjunctions, and interjections, and a study of the foreign Clements in the Ossetish vocabularly. The index verborum at the end of the volume is conveniently arranged to serve also as a glossary, as the meaning is appended to each Ossetish Word in the list.

1904. 1. Allgemeines.

355. Bacher W. Judaeo-Persian Language and Literature. New York Jewish Encyclopedia 8. 1904. S. 313—324.

356. Ellinwood J. J. Babism. Homiletic Review. 48. 1904. S. 259—263.

357. [Carus P.J A new Religion, Babism. Behaism in Chicago. (lUustrated.) Open Court. 18. 1904. S. 355—372; 398—420.

358. Christensen A. Die Moschee Mäh in Bukhära. Orient. Litt. Zt. 7. 1904. Nr. 2.

The Persian accounts of the Mosque Mäh at Bokhara contain legends of a King 'Mah' and an older form of religion prior to Moham- medanism which must have even antedated Zoroastrianism.

359. Gottheil R. J. H. Some Early Jewish Bible Criticism. Journal of Biblical Literature. 23. 1904. S. 1—12.

In pages 3 7 this article touches on the contact of Zoroastrianism and Judaism in Persia and cites Pahlavi criticism of Jewish doctrines.

360. Hüsing G. Zum Mäh-Feuertempel von Bukhara. Orient. Litt.- Zt. 7. 1904. S. 134—136.

Refers to an article by Christensen [OLK. 6 Nr. 2) and supports the view that the Mäh tempel at Bokhara was an old Zoroastrian or even pre-Zoroastrian shrine.

361. Jackson A. V. W. Articles 'Media', 'Merv'. Jewish Encyclopedia, New York. 1904. vol. 8.

362. Labourt J. Le Ghristianisme dans l'Empire Perse sous la dynastie Sassanide (224—632). Paris, Lecoffre. 1904. S. XI u. 372. 8«. 3,50 Fr.

Besprochen (günstig) von Seybold OLZ. 7. Jahrg. Nr. 10. 393—395.

363. Modi J. J. A few events in the early History of the Parsis and their dates. (To be continued.) Bombay Zartoshti 1. 1904. S. 234—250, 281 bis 299.

The object of this paper is as certain the dates of a few events in the early history, of the Parsis after their emigration to India. Portions of the Persian history of Sanjan {Kessah-i Sanjän) are translated for this purpose and commented upon.

72 II. Arisch. C. Iranisch.

364. References to China in the Ancient Books of the Parsees. Journal of the Anthropological Soc. of Bombay. 1904. (Article 18.)

China is mentioned in the Avesta under the name of Säini as the author shows by citations from Pahlavi, Persian and Arabic works.

365. The veneration paid to the Plane-tree in Persia. Journal of the Anthropological Society of Bombay. 6 No. 8. 1904. S. 1—8.

The plane-tree as the same as the Persian chinär and of the same species as the sarv or cypress. The veneration of it is not confmed to Iran but is found in other nations. The sarv of Kashmar is associated with Zoroaster and the plane-tree was venerated as early as the time of the Achaemenian kings.

366. Nroceya S. K. Persia, the Land of the Magi; or the Home of the Wise Men, A Description of Persia . . . (lUustrated.) $ 1.10.

'Not sold in book-stores, but to be had of the author at Indiana- polis, Indiana'.

367. Phelps M. H. Life and Teachings of Abbas Eflfendi. New York. Putnam's Sons. $ 1.25.

This work is interesting to all those who are attracted by the history of the Bab movement. The introduction is wntten by the well- known scholar Edward G. Browne.

368. Shoemaker M. M. The Heart of the Orient : Saunterings through Georgia, Armenia, Persia, Turcomania, and Turkestan, to the Vale of Paradise. New York. Putnam's Sons. 1904.

369. Tisdall C. E. G. Bäbiism What is it ? Record of Christian Work 23. 1904. S. 416—419.

370. Wilhelm E. Perser. Jahresberichte für 1902, 1903. Jahresberichte der Geschichtswissenschaft I, 43 72; I, 79—107. Berlin Weidmannsche Buchhandlung.

Annual reports of the progress of Iranian studies during the yean 1902, 1903. Comprehensive and clear.

371. [Anonymous]. The Yezidis: Astrange survival. Church Quarterly Review. 58. 1904. S. 119—137.

2. Avesta, Zoroaster und Verwandtes.

372. Bartholomae C. Altiranisches Wörterbuch. Straßburg Trübner 1905. S. 32 u. 1000. 50 M.

This Old Iranian dictionary claims to give a reasonably complete and scientific presentation of the linguistic material of ancient Iran, as far as preserved in the monuments of the Avesta ant the Old Persian inscriptions. It is certainly the most important Iranian contribution of the year.

373. Bhagawat Rajaram Ramkrishna. Khordeh-Avesta Searched. I. Mihr Ya§t. (From the Brahminical stand-point): Bombay Taraporevala, Sons &Co. 1904. S. 8 u. 47. 10 annas.

Draws attention to various Vedie parallels to Avestan phraseology, rites, and beliefs.

374. Casartelli L. C. The Ninth Gäthä of the Avesta. Dublin Review 136.

1904. S. 382—386.

IL Arisch. C. Iranisch. 73

375. Coyajee J. C. The Spirit of the Gathas. A Lecture. (The Gatha Socie- ty's Pubhcations, 1.) Bombay 1904. S. 32. W. 4 annas.

A summary of Zoroastrian teachings, with some account of Zoroaster.

376. Desai. Palanji Burjoji. The Age of King Jamshed (In Gujarati). Zar- toshti 1. 1904. 191—196.

377. Geldner K. F. Die neunte Gäthä des Zarathushtra» und der Honover als Probe einer vollständigen Übersetzung der zarathushtrischen Reden. Sitzungsberichte der K. preuß. Akad. d. Wiss. 38. 1904. S. 1081—1097.

The text of Yasna 44 is given and accompanied by a translation and comments and a Version is given of the Ahuna Vairya formula.

378. Gray L. H. The origin of the names of the Avesta months. American Journal of Semitic Languages a. Literatures 20. 1904. S. 194—201.

A marked similarity in the spirit of the Babylonian and Iranian Systems of nomenclature of the months incline to the assumption that Babylon may indirectly have influenced Iran.

379. Gorwalla Ratanji Ferdunji. Manashni, Gavashni, Kirnishni, good thoughts, good words, good deeds. (In Gujarati.) Zartoshti 1. 1904. S. 43—48.

380. Gray L. H. The Double Nature of the Iranian Archangels. Archiv für Rehgionswissenschaft 7. 1904. S. 345—372.

This paper traces the development of the Zoroastrian Amshaspands from nature divinities to spiritual abstractions ; the writer maintains that the material conception in each case preceded the spiritual.

381. Kai Lohrasp and Nebuchadrezzar. WZKM. 18. 1904. S. 291—298.

When Nebuchadrezzar took Babylon he seems to have had under his command some troops from northern Iran, which may bear out the allusions in Pahlavi literature connecting Lohrasp's name with Nebucha- drezzar.

382. Grill J. Die persische Mysterienreligion im römischen Reich und das Christentum. Festrede. Tübingen u. Leipzig J. C.B. Mohr 1903. S. 4u. 60.

Based largely on the researches of Cumont, but supplemented by independent investigations and original work.

383. Inostrantseff K. Drevnei§iya Arabskiya Izvästiya o Prazdnovanii Nau- rüza V Sasanidskoi Persii. St. Petersburg 1904.

Under the title 'Ancient Arabic Researches on Nauruz in Sasanian Persia' this work takes up the Statements of Albirüm and other arabic writers about the Persian New-Year festivals.

384. Jackson A. V. W. On Sanskrit l =Avestan d. JAOS. 25. 1904. S. 175.

Gives several instances, of Skt. l = Av. d, and equates Skt. lüma 'tair with Av. düma as a new Illustration.

385. Jackson A. V. W. Die iranische Religion (Schluß). Grundriß der irani- schen Philologie 11. 1904. S. 641—710.

Bringt den Schluß dieser Arbeit und enthält : Kapitel 5. Das himm- lische Heer; 6. Die höllischen Scharen; 7. Das Weltall und der Mensch; 8. Moral der altiranischen Religion ; 9. Eschatologie, die altpersische Lehre vom zukünftigen Leben; 10. Die Religion der Achaemeniden ; 11. Die Religion nach Alexander; 12. Gottesverehrung, Riten und Ceremonien; 13. Verhältnis zu anderen Religionen ; 14. Zusammenfassung und Schluß.

74 n. Arisch. C. Iranisch.

386. Notes of a Journey to Persia, I. JAOS. 25. 1904. S. 176— 18-I-.

This first series contains the following Communications: (1) The Caucasus and Old Legends ; (2) The Fire-Temple at Baku ; (3) The Yezidis, or so-called Devil-Worshippers, around Tiflis; (4) Avestan Observations in Azarbaijan; (5) The Region where Zoroaster probably made las First Convert; (6) Among the Zoroastrians of Yezd.

387. Light on a ruined shrine. N. Y. Tribüne. Illustrated Supplement Sept. 4. 1904.

An identification through Masudi of the ruined fire temple near Isfahan, as the shrine of 'Maras', founded by Zoroaster's patron Vishtaspa,

388. The Modern Zoroastrians of Persia. Homiletic Review 48. 1904. S. 14—19.

Beschreibt besonders einen Besuch, den der Verfasser bei den Par- sen von Yezd gemacht hat. Bemerkungen über die Aussprache des Avestas bei den jetzigen Zoroastriern.

389. Kaikhosru Jamaspji The Tree of Life. (In Gujarati.) Zartoshti 1. 1904. S. 4-9.

390. Kanga Sorabji Navroji. Ahura-Mazda and bis two Spirits. (1) Spento- Mainyush and Angro-Mainyush. (2) Heaven and Hell. (In Gujarati.) Zartoshti 1. 1904. S. 108—124, 197—20(5.

391. Kanga Kavasji Edulji. King Jamshid. (In Gujarati.) Zartoshti 1. 1904. S. 17—21.

392. Koka Meherjibhai Noshervanji. The Dog in the Vendidad. Zartoslili 1. 1904. S. 271-280.

The use of the dog in connection with ceremonies relating to the dead is first discussed; the sacred character of the animal is ascribed to its probably being a primitive totem of the Iranian tribe. The Tour eyed dog' is inlcrpreted, as gcnerally, to mean that the animal has two symmetrical spots over the eyes. In eschatalogical ideas there may possibly be some idea connecting the soul of the dead with the Dog Star, Sirius.

393. BIül» L. H. The God of Heaven is Deva. Zartoshti 1. 1904. S. 81-87.

Reference is made to the use of a name for the God of Israel in 2. Chron. 36, 23 and in Ezra 1. 2, which is equivalent to devä. From this it is argued that the degradation of the word daeva in the Avesta 'had not begun to be firmly establishcd during the timc of Cyrus, but was in process of becoming fixed during the reign of Darius*.

394. Zoroaster, Philo and Israel, being a treatise upon the antiquity of the Avesta. Part I : Zoroaster and the Greeks. Oxford 1904. 7 sh.

Argues against the theory advanced by Darmestcter that the Avesta was influenced by Judaism, especially through Philo.

395. Modi J. .1. Zoroastrian Priesthood Nävar and Marätib. Zartoshti I. 1904. S. 88—94.

The Nävar is an initiatory ceremony which the candidatc for the priesthood must undergo in order to become a Marätib and qualified to perform the Yasna and other higher ceremonies. Zoroastrians in India sometimes havc their sons go through it even if they do not intend fo enter upon the ministry.

396. The Cypress Tree connected with Zoroaster and its Place. (In Gujarati.) Zartoshti 1. 1904. S. 37—42.

II. Arisch. C. Iranisch. 75

397. Moffatt J. Zoroastrianism and Primitive Christianity. Hibbert Journal 2. 1904. S. 847— 359.

398. Pavri E. K. E. The Ahunavar Formula and Zarathushtra's biography. Zartoshti 1. 1904. S. 251—263, 300—305.

After giving a summary of the previous translations of the Ahunavar, the author offers a new rendering, adding comments on his version in connection with the Gathas.

399. Athravan and Mathrik Science. (In Gujarati.) Zartoshti 1. 1904. S. 133-140.

400. Sinker R. Christmas and the Nativity of Mithras. Open Court 18. 1904. S. 3—5.

401. Smith H. G. Persian DuaHsm. American Journal of Theology 8. 1904. S. 487—501.

A study in Zoroastrian rehgious philosophy.

402. Wolff J. Zur Frage des Akkusativs mit dem Infinitiv. KZ. 39. 1904. S. 490—500.

Shows the use of this construction in the Avesta as well as in the Veda.

403. Zartoshti. A quarterly review of Zoroastrian religion, morality, philosophy, and history, 1. 1904 Bombay Fort Printing Press.

This magazine contains articles, partly in English and partly in Gujarati, on the subjects indicated in the title.

3. Altpersisch.

404. Hüsing G. Beiträge zur Kyrossage. Orient. Litt. Zt. Nr. 5, 7. 1904. S. 172—179.

405. Mills L, H. The Cyrus Vase Inscription : Ezra and Isaiah. Imperial and Asiatic Quarterly Rev. 18. 1904. S. 83—86.

The cuneiform edict of Cyrus is compared with the Biblical Edicts of Cyrus, Darius and their successors in matters of style and expression.

406. Gaige R. An insculpted story of the deeds of King Darius. New York Times. Magazine Section. Aug. 4, 1904.

Describes the cuneiform records of Darius and gives an account of Jackson's ascent of the Behistan Rock.

407. Desai P. B. A Persian Palace in Susa. (In Gujarati.) Zartoshti 1. 1904. S. 10-16.

408. Meissner B. Parysatis. Orient. Litt. Zt. 7. 1904. S. 384—385.

The name of Parysatis, wife of Dareios Nothos, is mentioned in the Nippur tablets published by Clay, Business Documents of Murrasshu Sons^ Nos. 9744; 131. 27.

409. Wilson R. D. Royal Titles in Antiquity : An Essay in Criticism. Prin- ceton Theological Review 2. 1904. S. 257—282.

The pages here enumerated give a list of the titles of the ancient Persian kings as found in the Old Testament and in the Assyro-Baby- lonian inscriptions.

4. Mittelpersisch, Pahlavi, Pazand.

410. Davar Manekji Bamanji. The Pahlavi Version of Yasna IX. Edited with the collation of Mss., a literal translation into English, explanatory

76 n. Arisch. C. Tranisch.

and philological notes. and an introduction. Leipzig Harrassowitz 1904. S. 1—64. 80.

A careful piece of work by a Parsi of Bombay who has made his doctorate at the University of Berlin.

■411. Geldner K. F. Bruchstück eines Pehlevi-Glossars aus Turfän, Chine- sisch-Turkestän. Sitzungsbericht der K. Preuß. Akad. d. Wiss. 38. 1904. S. 1186—1137.

A fragment of a Huzvarish-Pahlavi glossary which appears to be over

three hundred years old. The specimen given contains only verbs.

412. Gray L. H. Article *Jews in Pahlavi hterature'. Jewish Encyclopedia New York 1904. vol. 8.

Brings together all the passages in which Jews or Judaism are alluded to in the Pahlavi texts.

413. Mills L. H. The Pahlavi text of Yasna XI, XII. For the first time critically translated. JRAS. Jan. 1904. S. 75—82.

414. The Pahlavi Text of Yasna I, for the first time critically trans- lated. JRAS. 1904. S. 687—702.

415. The Pahlavi Texts of Yasna XX, XXI XXII, edited with all the Mss. collated. ZDMG. 58. 1904. S. 426—430.

416. The Mazdayasnian Confession of faith, being the Pahlavi Text of Yasna XIII (XII), as for the first time critically translated. Mus6on NS. 5. 1904. S. 76-84.

417. Müller F. W. K. Handschriften-Reste in Estrangelo-Schrift aus Turfan, Chinesisch-Turkistan. Sitzungsberichte der Kgl. preuß. Akad. d. Wiss. 1904. S. 348-352.

These fragments are in Pahlavi as well as Turkish, and they are thought to be remnants of a lost Manichaean literature.

418. Pizzi J. La disputa del maledetto Abalish. Traduzione del pchlevico, Bessarione, Ser. II. vol. 3. 1903. S. 299—307. [from OB.]

419. Wadia Pestonji Ardeshir. Shikand-Gumanik Vajar a philosophical Commentary. Zartoshti 1. 1904. S. 67—80, 95—107, 224—233, 265—270.

A free running commentary in English, rhapter by chapter, on Ihis Pahlavi speculative work schieb was writlen after the conquest of Persia by the Moghuls.

5. Neupersisch.

420. Anklesaria Bahramgor. The Zartusht Namah in Poetry of Mobed Rustom Peshotan Hamjiyar. Zartoshti. 1. 1904. S. 49—63, 156—168, 336-351.

421. Beveridge H. Omar Khayyam and the story of the three friends. Calcutta Rev. Nr. CCXXXVIII. 431—437. Oct. 1904.

The familiär story connecting Omar Khayyam with Nazim ul- Mulk and Hasan may be traced back to at least the seventh Century of the Hejira, but its authority is doubtful and it seems to have originated with the followers of Hasan of the Assassin sect and not with any admirer of Omar Khayyam.

422. Bricteux A. Histoire de Khodädäd, fils de Nauroüz-Chäh, et de «ei fr^res, traduit du Persan. Mus6on. N. S. 5. 1904. S. 172—192.

II. Arisch. C, Iranisch. 77

This translation from a Persian manuscript, preserved in the Ber- lin Library, now makes accessible the story of Khodädäd which was given in Galland's collection of the Thousand and One Nights but not hitherto accessible in the texts.

423. Browne E. G. The Lubabii '1-Albab of Muhammad 'Awfi. Part 2. Edited in the original Persian, with preface, indices and variants. Lon- don Luzac. 1904. S. 78 u. 272. 8». 18 sh. net.

This work forms the second volume of the editor's series of Persian historical texts.

424. Note on the Contents of the Ta'rikh-i-Jahän-gushä. JRAS. 1904. S. 27—44.

A Persian history of Changiz Khan by 'Ata Malik Juwayni.

425. Effendi A. Quilliam. AI Mocaddamah, or the Introduction to the Gulistan of Sheikh Saadi Sherazi translated from the original Persian. Crescent 24 No. 616. 1904.

(From Luzac's Oriental List.)

426. Gray L. H. u. Mumford E.W. The hundred love-songs of Kamal ad- din of Isfahan, now first translated from the Persian by Louis H. Gray and done into English verse by E. W. Mumford. New York Scribner's. 1904. S. 68.

Besides the translation into English verse there is an interesting introduction on the life of Kamal who met his death in 1237. An appen- dix gives all the known references and citations of Kamal's text in Occi- dental writers.

427. Holden E. S. Flowers from Persian gardens. Selections from poems of Saadi, Hafiz etc. 1904. 16 "o, 5 sh.

(From Luzac's Oriental List.)

428. Modi J. J. Shäh-Nämeh. Translated into Gujarati from Firdousi. Bombay 1904. S. 16 u. 144.

This Gujarati translation goes from the beginning of the epic as far as the reign of Minocheher. An appendix contains an account of the kings, according to the Avesta and Pahlavi and other Persian books.

429. Rosenberg J. Le Livre de Zoroastre (Zarätusht Näma) de Zartusht-i Bahärm ben Pajdü, publie et traduit. St. Petersburg Imperial Academy of Sciences 1904. S. 34 u. 82 u. 103.

This important book gives a critical edition of the Persian text of the Zartusht Namah, together with a translation, and critical noles.

430. V. Stackeiberg R. Beiträge zur persischen Lexikographie. (Fortsetzung.) WZKM. 18. 1904. S. 280—290.

A continuation of the articles in vols. 15 and 17, giving further etymological material on certain Persian words : (1) äfröäah 'eine Art Kuchen', (2) bazmävard 'eine Art Pastete' and (3) sipedbä 'Fleischbrühe' are illustrated by Pahlavi and other passages. Further material is ad- duced to confirm the accepted etymology of (4) Btsutün (Bestün) from *Bagastäna and the name (5) Huzvaresh is read as Xüzvriän and ex- plained as the language of Susiana.

431. Uddin M. G. Ghayäs-ul-Laughat. A Persian Dictionary in Persian. 22 nd Edition. Cawnpore 1904. 526 S. 8». 3 Sh.

(Luzac's Oriental List.)

78 III. Armenisch.

6. Afghanisch, Balüöi, Kurdisch, moderne Dialekte.

•432. Boniger D. C. The Awakening of Afghanistan. Fortnightiv Review. 82. 1904. S. 1055—1063.

433. Hartmann M. Der kurdische Divan des Schech Ahmed von Geziret ihn 'Omar genannt Mala 'i Gizri. Fotolithographie einer Handschrift ; mit einer Einführung von M. Hartmann. Berhn 1904. 4". Subskriptions- preis M. 60.

434. Modi Jivanji Jamshedji The Country of Mekran, etc. Fast History. Bombay East and West. 1904. S. 1—12.

Mekran corresponds in part to the modern Baluchistan. The ety- mology of the name is discussed and the history of the country traced down to the time of Firdausi and later.

435. Morgan J. de Mission Scientifique en Ferse. Tome 5. Etudes Lin- guistiques: Dialectes Kurdes ; Langues et Dialectes du Nord de la Ferse. Faris Leroux 1904. 15 u. 325 S. 4«.

This volume contains the grammatical and lexical material coUected by the author during his travels in Kurdistan and Northwestern Fersia from the year 1889 to 1891.

New York. A. V.Williams Jackson.

III. Armenisch.

1902.

1. Handes Hayagitouthean. Zeitschrift für armen. Fhillologie. Unter Mit- wirkung von Abgar Joannissiany hrsg. v. Franz Nikolaus Finck, Esnik Gjandschezian u. Agop Manandian. Marburg Elwcrt 1902 IT. Ein Band 10 M.

2. Gleje A. Die Stellung des Armenischen unter den arioeurop. Sprachen (russ.) Sborn. Mater, plem. Kavk. 31, 4, 1—8.

Der zentrifugalen Richtung in der Verbreitung von phonetischen Neubildungen gemäß sind nordwestl., n.-ö., w., s.-w., s.-ö. Arioeuropäer entstanden (d. h. germanische, slavobaltische, italienisch-keltische, grie- chische, indoiranische Stämme) ; die Neubildungen verbreiteten sich jedoch auch in zentripetaler Richtung, wodurch zentrale Dialekte entstanden sind, zu denen das Illyrische, Thrako-Phrygische, und das Armenische zu rechnen. Das Arm. weist Beziehungen zu den anderen zentralen Sprachen, daneben auch solche zum Griech. (Kretschmer, Einleitung). Kelt, Indoiran. auf. Aufzählung von lautlichen und lexikalischen Übereinstimmungen zw. Arm. und Kelt.

3. Meillet A. Esquisse d'une grammaire compar^e de l'Arm^nien classique. Vienne, imprimerie des Mekhitaristes 1903. XX u. 116 S. 6 Fr.

4-. De quelques archaYsmes remarquables de la d6clinaison armönienne. Zeilschr. f. arm. Fhil. 1, 139—4«.

5. Pedersen H. Zur armenischen Sprachgeschichte. KZ. 38, 194—240.

1. Einleitende Erörterungen über einige armen. Lautgesetze (idg. f, »/, Explosiva). 2. Das auslautende idg. im Armenischen. 3. -r im Auslaut armen. Flexionsformen.

6. Finck F. N. Lehrbuch der neuostarmenischen Literatursprache. Unter

III. Armenisch. 79

Mitwirkung von Stephan Kanajeanz bearbeitet. Wagarschapat (Mar- burg Elwert) 1902. X u. Ul S. 4,50 M.

7. Die franz. Laute des 13. Jhs. nach den Zeugnissen mittelarmen. Transskriptionen. Die Neuern Sprachen 9, 385—91.

8. Kleinere mittelarmenische Texte. Hrsg. mit Einleitung u. Glossar. Zeitschr. f. arm. Phil. 1, 97-117. 177-219. 301-52. 2, 81—111.

9. Asatour Z. Prakt. Grammatik des Neuarmenischen (armen.) . Buch 3 Teil 1. Konstantinopel 1902. 5 Piaster.

10. Dalbaäean V. Vollst, russisch-armen. Wörterbuch. Heft 1—3. Tifl. Martiroseang 1902. Je 1 Paket.

11. Adjarian H. Lautlehre des Van-Dialektes. Zeitschr. f. arm. Phil. 1, 121—38.

12. Etudes de dialectologie armenienne. III. Examen du dialecte du Karabagh. VaJaräapat 1901. III u. 198 S. 3 Frs.

13. Aöatean H. Türkische Lehnwörter im Armenischen (arm.). Moskau- WaJarschapat 1902. 381 S.

14. V. Patrubäny L. Idg. *eloz§h im Armenischen. IF. 13, 124 f.

15. Armeniaca IF. 13, 163 f.

1. xuQ 'Stube'. 2. anjn 'Wesen, Person'.

16. Wangean G. -oum masniki cagoume. Zeitschr. f. arm. Phil. 1, 167 9.

Zu Meillets Notes in Banser 2.

1903.

17. Hände s amsöreay baroyakan, ousoumnakan, arouestgitakan. Bd. 16 17. Wien Mechitharisten 1902—1903. 408. 384 S. 4^ je 10 Frs.

18. Handes Hayagitouthean. Zeitschrift für armen. Philologie. Hrsg. von Agop Manandian, T. N. Fincku. Esnik Gjandschezian. Band II Heft 1—3. Marburg Elwert 1903. S. 1-240. Band von 4 Heften 10 M.

19. Menewiäean G. Die Sprachwissenschaft der Gegenwart (armen.). Band 1. Wien Mechitharisten-Buchdruckerei 1903. VIII u. 204 S. 3 Frs.

20. Meillet A. Observations sur la graphie de quelques anciens manuscrits de TEvangile armenien. Journ. As. Ser. X T. 2, 487—507.

21. Meillet A. Remarques sur la grammaire historique de l'arm^nien de Cilicie de M. J. Karst. Zeitschr. f. armen. Phil. 2, 18—28.

Dazu F. N. Finck Eine Bemerkung zu A. Meillets Ansicht vom Wert der mittelarmen. Transkriptionen. S. 72 f.

22. WanandaQi Th. Das Problem des klassischen Armenisch (armen.). Handes 17, 225-40.

Auch im Sonderdruck, Wien Mechitharisten-Druckerei 1904. 31 S. 0,75 Frs.

23. Galemkhearean G. Die klassische und die nichtklassische armen. Sprache (armen.). Handes 17, 257—72.

Auch Sonderdruck mit Zusätzen. Wien Mechitharistendruckerei 1904. 58 S. 1,25 Frs.

24. Marr N. Grammatika drevne-armjanskago jazyka (Gramm, der alt- arm. Spr.) II. Formenlehre. S.-Petersburg. 1 Rbl.

80 III. Armenisch.

25. Kritika i melkija stat'ji (Kritisches und kleinere Aufsätze). V. St. Petersburg. 1 Rbl.

Texte und Erörterungen zur arm.-grusin. Philologie.

26. A^afean H. Die haldischen Laute ie und e und die armen, e und e (arm.). Handes 17.67—9.

27. Lehmann C. F. Vorschläge zur Sammlung der lebenden armenischen Dialekte. V'erhandlungen des 13. OrientaHstenkongresses S. 141 3,

28. Mseriantz L. Les Clements ourartiques dans la langue arm6nienne. Verhandlungen d. 13. Orientalistenkongresses S. 128 f.

29. Dauith-Bek M. S. Der Dialekt von Arabkir (armen.). Handes 16, 19-24. 48—53. 177—9. 219—24. 268—71. 326—30. 359—63. 393—6. 17, 125—7. 218—20. 335—8.

30. Aus dem Dialekt von Balou. Handes 17, 45 9.

81. Nanasardeanc T. Wörterbuch des Dialekts vom Ararat (armen.). Tiflis 1903. 132 S. 0,.oO Rubel.

32. V. Patrubany L. Zur armen. Wortforschung. IF. 14, 54 60.

1. arm. ^ = idg. hh. 2. arm. z = idg. z§h. 3. arm. x = idg. kh. 4. arm. n = idg. n. 5. arm. anl. st = idg. st. 6. arm. -f = idg. -«r.

33. Etymol. Untersuchungen (arm.). Handes 17, 150—2. 220—2. 380—2.

34. de Lasignan G. Nouveau dictionnaire illustre fran^ais-armönien. Tome 2. Paris imprimerie Morris 1903. 16 u. 816 S. vollständig 25 Frs.

1904.

35. Handes amsöreay baroyakan, ousoumnakan, arouestgitakan. Bd. 18. Wien Mechitharisten 1904. 38t S. 4o. 10 Frs.

36. Handes Hayagitouthean. Zeitschrift für armen. Philologie. Hrsg. von A. Manandian, F. N. Finck u. G. Gjandschezian. 2. Bd. 4. Heft. Marburg Elwert 1904. S. 241—320. Jeder Band 10 M.

Findet mit Band 2 ein vorläufiges Ende.

37. Santal^ean Y. Sprachwissenschafll Erscheinungen auf dem Gebiet des Altarmen, (armen.). Bazmawep 62, 497 502.

;}8, YaroathinneanQ I. Die Erfindung der armen. Buchstaben vor 1500 Jahren (armen). Tiflis 1904. 64 S. 0,20 Rubel.

39. Nazareanp E. Die [armen.] Sprachenfrage (arm.). Teil I. Moskau 1904. 98 S. 0,65 Rubel.

40. Pedersen H. Armenisch und die Nachbarsprachen. KZ. 39, 334—485.

I.Vorbemerkungen über das armenische Lautsyslem. 2. Armen. Lehnwörter im Türkischen (S. 442 fT.) 3. Die armen. Pluralbildungen (S. 465 ff.). Nachwort (S. 485).

41. Pedersen H. Beitrag zur armen. Sprachgeschichte. Übersetzt von G. Garanfilean. Wien Mechitharisten-Buchdruckerei 1904. VIII u. 87 S. 1,25 Frs.

42. Der Akzent in der altarmen. Sprache, (arm.) Handes 18, 131—33.

43. Meillet A. De quelques 6vangeliaires arm^niens accentu^s. Extrait des Memoires orientaux Congr^s de 1905. (Publi6s par l'tcole nationale des langues orientales Vivantes). Paris Leroux 1905. S. 133—68.

III. Armenisch. 81

U. Scheftelowitz J. Zur altarm. Lautgeschichte. BB. 28, 282—313. 29, 13—71.

I. Die idg. gutturalen Verschlußlaute im Altarmenischen. A. Die Vertretung der idg. palat. Verschlußlaute im Arm. B. Die velaren Ver- schlußlaute; reinvelare Verschlußlaute. Dazu vgl. Pedersen KZ. 39, 485.

Labiovelare Verschlußlaute (29, 13 ff.). II. Zu den Dentalen. III. Zu den Labialen. Zur Vertretung der stimmhaften Laute. Das idg. l im Arm. Die sekundären Nominalsuffixe mn, n und uk. Lautversetzung. Zum Vokalismus. Zu den arm. Diphthongen. Idg. Vokalablaut. Das r im Auslaut der w-Stämme. Reduplizierte Nominal- und Verbalbildungen. Zu den Lehnwörtern.

45. Andrikean N. Das System des arm^n. Plurals (armen.). Bazmawep 62, 221—4.

46. Pedersen H. Les pronoms d^monstratifs de Fanden arm^nien. Avec un appendice sur les alternances vocaliques indo-europeennes . Kgl. Danske Vidensk. Selsk. Skrifter, 6 Raekke, bist, og filos. Afd. VI, 3 S. 308—53. Kopenhagen 1905.

Introduction : Systeme et Clements. Le theme to- et ses composes en indo-europeen. Le theme ^i- en indo-europeen (avec un excursus sur quelques pronoms albanais.) Les themes eno- ano- en indo-europeen. Les mots signifiant 'un' en indo-europeen (y compris l'armenien).

Theorie de M. Meillet sur le Systeme demonstratif armenien: ais etc., sa etc., sa etc. et les articles.

Ma theorie sur le Systeme demonstratif armönien : Les articles sa etc., ais etc., Adverbes, Interjections.

Appendice. Index. Gorrections et additions.

47. Meillet A. Recherches sur la syntaxe comparee de l'armenien. MSL. 12, 407—28.

48. Finck F. U. Die altarmenische Präposition dnd. KZ. 39, 501—38.

Gegen Meillet Esquisse. Behandelt den Gebrauch der Präposition. dnd mit Gen. entspricht genau dem griech. dvxi; mit Akk. dem gotischen and in der Bedeutung 'entlang', in der Bedeutung 'gegen, gegenüber' dem griech. ävxa got. anda-; mit Instrum. ist es dem ai. adhak gleichzusetzen. Ohne Entsprechung steht and mit dem Abi. 'zur Seite' und dem Lok. 'mit, bei' da. Als Ausgangspunkt ist auch hier *anti anzunehmen.

49. Meillet A. Etymologies arm^niennes. MSL. 12, 429—31.

50. Liden E. Ett grekiskt Länord. Commentationes philologae in honorem Johannis Pavlson. Göteborg 1905. S. 159—63.

caxivr] 'Streitwagen' ; armen, sail 'Wagen' aus satilo Hesych cdxiWa uXeictc x6 äcxpov 'Wagen' zu sail aus phryg.-arm. satiliä.

51. V. Patrubdny L. Etymol. Untersuchungen (arm.). Handes 18, 94. 184 f. 334.

52. Hübschmann H. Die altarmenischen Ortsnamen. Mit Beiträgen zur histor. Topographie Armeniens u. einer Karte. IF. 16, 197 490.

Auch Sonderdruck, Straßburg Trübner 8 M.

53. DaJbaäean Y. Russ.-armen. Wörterbuch Lief. IV u. V. Tiflis 1903/04. Je ein Rubel.

Anzeiger XX. 6

IV. Griechisch.

IT. Griechisch.

1903.

1. PreUwitz W. Griechisch 1899—1902. Roman. Jahresber. 6, 1. 1903. S. 6—73.

Bericht über wichtigere Arbeiten aus dem Gebiet der alt- und neu- griech. Sprachforschung.

2. Bemdt R. De Charete, Chaeride, Alexione grammaticis eorumque reli- quiis. Pars prior. Charetis Chaeridisque fragmenta quae supersunt. Diss. Königsberg 1902. 67 S.

3. Henbach H. Quibus vocabuHs artis criticae propriis usi sint Homeri schoHastae. II. G^Tnn.-Progr. Eisenach 1903.

4. Maeller B. A. De Asclepiade Myrleano [grammatico]. Diss, Leipzig 1903. 52 S.

5. Bragmann K. Beiträge zur griechischen, germanischen und slavischen Wortforschung. IF. 15. 1903. S. 87—104.

Darin 1. Griech. ^vioutöc. 2. Homerisch ala. 3. Griech. K€pTO|Li^u) und K€pßoX^uj.

6. Cmsius 0. Kleinigkeiten zur alten Sprach- und Kulturgeschichte. Philo- logus 62. 1903. S. 125-140.

1. 'EXacpöcTiKToc: Belege für das 'Brandmarken' u. ä. bei den Griechen als Stütze von Dittenbergers Etymologie des Namens im Hermes 37, 299. Aatößioc = XaToO ßiov Zww. 2. Lateinische Schrift in griechischen Texten. Die ersten sicheren Beispiele fallen ins 4. Jahrh. n. Chr.

7. KövToc-XapiTiüvibTic K. I. TTotKiXa <p»XoXoTiKd. 'AOnvä 15. 1903. S. 213-454.

1. KaXÖTTOuc. 2. TnvvoTi'ipnc und ciroTTOTi'ipnc, nicht irivvoxi'ipac und ciroTToxripac. 3. ?q)a|i£v ist eine gute, ?q)nii»€v eine schlechte Form. 4. ^6paKa. nicht ^iJbpaKa. 5. Perf. ^öpaKa, aber Plusquamperf. ^ujpdKri -ioipdKciv. 6. ^lupdceai, 6paÖf|vai, öpoO/|C€cOa!. 7. b^bo^€v und tIOcmcv sind gute, biböajucv und Ti6^a|ui€v schlechte Formen. 8. Mrrd iroXXdc y^vcdc tivoc, mcO' ^{ii^pac 6X(Tac Tivöc, |Li€Td iroXXoOc tivoc xp<ivouc u. ä. 9. ^eTd iroXö KQTd TToXö. 10. 4cTd)c u. dgl., nicht x6 icrdc usw. 11. KaTcXdßovro KarAaßov. 13, 14. Aboucioc Aboucioc, 15. iröXic = AKpöiroXic, Ond iröXiv =* öirö Ti'iv dKpöiToXiv. 16. AvTaTiKiCTyic-dvnaTTiKicn'ic, 17. TTcbdpixoc, nicht TTaibdpriToc. 18. 20. cuvbiaxplßciv, cuvaKoXoueeiv, cuinnXcTv, cu|uttoX€|H€iv, cuvb€mv€iv |n€xd xivoc u. ä. Konstruktionen von Verben, die mit cuv zu- sammengesetzt sind. 21. cuvbiaxpi߀iv cuv xivi. 22. dKoXoueeiv, ^ncceai fiexd xivoc. 23. Ein Verbum ndccu) für iri'iccu) gibt es nicht in der griech, Sprache. 26. direXirÜlui im Altgriech., drrcXirßlo.uai im Neugriech. 27. direX- inc|Liöc, nicht dTTcXmcCa ist korrekt. 28. ^T'^^mcvu» : ^v€ku)ii6vouv, ^vexuiuiövrica. 29. cuiiiraea» : cuv€ird6ouv u. dgl. 30. TraXippoia, nicht noXlppom. 31. dXXr|Xo- indxa, nicht dXXnXöfiaxa. 32. 33. ^ovo^dxoc Movoiüidxnc, cumLiaxoc u. dgl. 34. xp(Jl€iv npiZciv. 35. Tpi9iöbuüpoc Tpu9iöbu)poc. 36. lapbavdnaXXoc, nicht XapbavdTTaXoc.

(Die meisten dieser Artikel sind durch Bernardakis' Plutarchaus- gabe veranlaßt.)

8. Meillet A. Hellenica. M6m. Soc. Lingu. 13. 1903. S. 26-55.

1. De Tabr^gement de quelques mots longs. Kürzungen wie (ion.)

IV. Griechisch. 83

voccöc, spätgriech. rpicivTa u. dgl., neugriech. 0d = 0^\uj vd und ähnliche Fälle in andern Sprachen werden durch das von Gr^goire und Rousselot beobachtete Gesetz verständlich, daß im (im Französ.) eine Silbe um so kürzer wird, je mehr Silben darauf folgen.

2. Sur l'amuissement de la sonante dans les diphtongues k prämier Clement long. Für die Beurteilung der Kürzung oder Monophthongisierung der Langdiphthonge ist die phonetische Beobachtung Gauthiots von Inter- esse, daß sich z. B. an und an weniger durch ihre gesamte Dauer unter- scheiden, als vielmehr dadurch, daß bei flw die Laute a und n ungefähr ■dieselbe Dauer haben, während bei an die Dauer des n größer ist.

3. A propos du traitement a des nasales voyelles en Grec et en Indo-iranien.

4. Sur la prononciation du digamma. Überall wo F spontan ge- schwunden ist, muß als Vorstufe ein stimmloses u vorausgesetzt werden. Note sur l'initiale de ^eHai 'teindre'. M. vermutet ein ursprünghches wr- im Wechsel mit r-.

5. Observations sur le traitement des labio-velaires en Grec. Wie ß^ vor i durch ß vertreten ist, so auch qV' durch tti (vgl. irivuröc a. a.); T ist nur vor e lautgesetzhch (z. B. t^o) und von da gelegentlich durch Analogie übertragen worden (tic).

6. A propos des aoristes en -cc-. Schulzes Erklärung der hom. Aoriste öiuöccai, öX^ccai setzt voraus, daß Wechselformen wie xeX^ccai : T€\^cai, dpeccuu : *^pecuj im Ionisch- Attischen wie im Lesbischen neben einander bestanden haben. Rhythmische Gründe bedingten wohl den Wechsel dieser Formen (reX^cai aber ^x^Xecca). Hierauf wurde in einem Teil der Formen cc (^p^cctu); in einem andern Teil c (TcXecai) verall- gemeinert.

7. TTiTTTUJ und TzevojjLai gehören zu verschiedenen Wurzeln.

8. Sur le comparativ grec en -lov-. M. verteidigt Thurneysens Er- klärung gegen die Einwände Hirts.

9. Sur les accusativs pluriels attiques du type iröXeic etc. Der Akk. TTÖXeic u. ä. ist nicht eigentlich Nominativ, sondern das Ergebnis der Durchführung des e (vgl. Dat. iröXeci) in der Flexion dieser Stämme.

10. Sur la 3e personne active du pluriel de l'aoriste sigmatique. Die idg. Endung war -S'-^t, d. i. griech. *-ca, an welches -v nach dem Muster von ^XiTT-ov u. dgl. antrat.

IL Sur le parfait aspire. Der Ausgangspunkt der Analogiebildung sind Verba wie CKdirTuu, kutttuü u. ä., wo dem praesentischen tt ein Wurzel- auslaut cp gegenübersteht.

12. D 'une Innovation parallele en attique et en lesbien. Der att. Flexion Ari|LAoc9^vr|c, Gen. -ou (4 Jahrh.) entspricht lesb. 0eoT^vr|c, Gen. -flvY\ ; vgl. dazu den Parallelismus von att. iroXiTric : -txou und lesb. troXi- Tttc : -fxa. Angefügt sind einige Bemerkungen über Kretschmers Hypo- these der Entstehung der Koivr) (die abgelehnt wird).

9. Schwyzer E. Varia zur griechischen und lateinischen Grammatik. IF. 14. 1903. S. 24—31.

1. Ein besonderer Fall von Haplologie im Griechischen. 2. Ein verkanntes Dialektwort (d^pdva ' X£^iö<^vujv öpocpi^i. Hesych.)

10. Thumb A. Alt- und neugriechische Miszellen 14. 1903. S. 343—362.

1. Griech. aiy\r\. 2. Griech. öXicGdvuj. 3. Altserb. sebrd und neu- griech. c^iLiirpoc 4. Neugriech. cufLiuXioc 'Nachbar'. 5. Neugriech. xc^pja

6*

84 IV. Griechisch.

'Decke' und seine Verwandten in den Balkansprachen. 6. Zu den german. Elementen des Neugriechischen.

11. Vendryes J. Notes grecques. M6m. Soc. Lingu. 13. 1903. S. 56—64.

1. Sur une phrase d'Apollonius Dyscole. [p. 62 B ed. Bekker]. Die Stelle zeigt, daß auch der alten Grammatikern das Wesen der Prok- lisis nicht unbekannt war, wenngleich sie sich nur über die Enklise aus- drücklich und eingehend äußern. 2. Tbou st. iboö (imperatif) läßt sich aus Grammatikerangaben erschließen. 3. f\l . . . y\€.. Die beiden disjunk- tiven Konjunktionen sind durch den Akzent verschieden: im ersten GHed ist die Konjunktion proklitisch, im zweiten vollbetont (vgl. auch T€ Kai). 4. A propos de cujköc [Hom. Y 72]. Das Wort ist kein Beiname des Hermes, sondern steht prädikativ in der Bedeutung 'fest, kräftig': die W. iPt *tuek, vgl. ai. fvanakfi 'er preßt' ahd. dtcingan.

12. Blaß F. TTapfi€v{bric oder TTap|iev€ibT]c. Rpac. Abhandlungen . . . August Fick gewidmet (Göttingen 1903). S. 1—16.

Der Satzrhythmus im platonischen Dialog Parmenides beweist die Form TTapnevfbnc.

12 a. Korsch Th. Die altgriechischen Diphthonge vom physiologischen Standpunkt aus (russ.). Russ. Filol. Vßstn. 49. 1902. S. 281—34«.

Ein eigentlicher Diphthong ist eine Verbindung von zwei Vokalen (oder vielleicht Vokal mit Halbvokal) ohne konsonantischen (z. B. aleph- artigen) Zwischenlaut ; solche Diphthonge mit vollvokalischem, nicht kon- sonantischem » u gibt es im D. (Bauer u. dgl.), Engl, (fiar), Ital. ; analoger Art sind die griech. Synaloischen €U) €0 usw. und Ähnl. im Ital. und Lat. Auch die griech. Diphthonge waren derselben Art (urspr. auch die Lang- diphthonge, die später z. T. zu Monophthongen in der Weise geworden sind, daß das urspr. vokalische i, u konsonantisch und u. U. verflüchtigt wurde). Dadurch erklärt sich z. B. der Akzentunterschied zw. olvoc. oivöc TIC und äpKToc, äpKTOc TIC (d. i. drktos tis, n. 1r6Xc^6c Tic, d. i. pöUmds tis). Konson. i war dagegen in Fällen wie 1röX€^o^ ßouX€ucai ßouXeöcai gegenüber oikoi, ßouXcucat, auch z. T. vor Vokalen in Fällen wie noieiv =-^-, okoi ?cav = -^v^iz. Vokalische Geltung des zw. Lautes bezeugen Schreibungen wie aÖToc, 'AxiXXcoöc. Spätere Entwickelung der griech. Diphthonge, teils zu Monophthongen, teils zu Verbindungen von Vokalen mit konsonantischen Begloitlauten. Auch die unechten Diphthonge beweisen jenen urspr. Charakter der griech. Diphthonge, sowie die griech. Kon- traktionserscheinungen u. A. Im Wandel mit kons. Hinterlaut bestimmt dieser die spätere BeschafTenheit des Vorderlautes [ai wird zu «j u. dgl., cjt zu o|t u. dgl.), während der vok. Hinterlaut selber sich dem Vorderlaut annähert {ai zu ae u. dgl.). (Zubaty.)

13. Bally Chr. Les Diphtongues u>, qi, 13 de TAttique. M^m. Soc. Lingu. 13. 1JKJ3. S. 1—25.

Der Verf. kommt (besonders im Gegensatz zu Wackernagel) zu folgenden Ergebnissen :

A. Bis 380 V. Chr. ist die Entwickelung bei allen drei Diphthongen gleichartig ; r| ist nicht zu / geworden.

B. Die verschiedene Behandlung der drei Diphthonge hängt von den darauf folgenden Lauten ab. Die Diphthonge bleiben 1. unverändert im Auslaut und vor Konsonant-, sie können 2. gekürzt werden vor einem Vokal ; dies geschieht jedoch nur vor a if). Diese Kürzung ist speziell attisch und fehlt dem Ionischen.

IV. Griechisch. 85

14. Eulenburg K. Zur Vokalkontraktion im ionisch-attischen Dialekt. IF. 15. 1903. S. 129—211.

15. Büttner-Wobst Ph. Der Hiatus nach dem Artikel bei Polybios. Philol. 62. 1908. S. 541—562.

Polybios vermeidet in der Regel auch nach den Formen des Ar- tikels den Hiatus; der Hiatus wird nach und xd nur zugelassen, wenn das folgende Wort mit Jota oder 6- und u- anfängt, ist aber sonst ganz selten.

16. Solmsen F. Über Dissimilations- und Assimilationserscheinungen bei den altgriechischen Gutturalen. Deutsche Übersetzung aus der (russ.) Festschrift "Sbornik statej v ßesti F. F. Fortunatova". Warschau 1903. 16 S.

Das Auftreten eines k statt eines ir erklärt der Verf. aus der dissi- milatorischen Wirkung eines Labials der folgenden Silbe in Komvöc, (lit. szvdnkus), KÖpvoni (neben Trdpvovy, aus *qifj'no-q^-), y^qpupa (kret. b^qpupa), YXeiro) (ßXeTTUü), dprÖKo-rroc, Kapiröc (got. Tvairhan), kö\ttoc (aisl. hualf), KdiTTuu (aisl. huepsa), ckujittuü (got. Jvöpan), diriKOUpoc (*^Tri-g'^opcoc), KÜaiaoc (neben Truavoc). Umgekehrt ist in ion. yXrixuJv, dor. böot. YXaxiwv (st. att. ßXrixuJv) ^QV^lägh zu *glägJi geworden infolge von Assimilation des g^ an den folgenden reinen Guttural.

17. Bally Gh. Contribution ä la theorie du z voyelle. Mem. Soc. Lingu. 12. 1903. S. 314—330.

Fast alle Belege für ^, die der Verf. zusammenbringt, sind dem Griechischen entnommen, nämlich Z\}\xr\ {*J2fmä zu I^uu), öXri {*zlswä zu ?Xoc), TrebTXov (aus *pedzlom), ^XTvOuü {*el^neumi, W. eis in lit. itsti), ^pivöc {*er^nos, zu lat. ornus aus*7'0nos), iruwoc öttüuj ßiveuu {*p§'nos, *siiipsfjö, *pznejo zu j)es in tt^oc, penis), iuiyvujui iuicyuj i^m^gx- wird juTt-, wovon *|aiYCKa) *|luyzyuj i^icYUj), piSa i^wr^dja aus *w^dja). Anhang I. Tdqppoc wird aus Hijipsros abgeleitet und mit Taueivöc und Te^iirri ver- bunden. II. -uki-w ird im Griech. -uk- oder -iir-, ebenso ugit -uy- oder -iß-.

18. Kindlmann Th. Über die Betonung des griechischen adjektivischen und partizipialen Substantivs der 1. und 2. Deklination im Nominativ Singularis. Gymn.-Progr. Mähr.-Neustadt 1901.

19. Wackernagel J. Zur griechischen Nominalflexion IF. 14. 1903. S. 367 —375.

1. Der Akkusativ Pluralis auf -eic. 2. Der Dativ Pluralis auf -ecci.

20. Wecklein N. Über xoioc und tocoötoc. Rhein. Mus. NF. 58. 1903. S. 159 f.

Gegen Radermachers Anschauung (Rh. Mus. 55, 482 f.), daß tocoötoc nicht bloß eine relative, sondern auch eine absolute Bedeutung ('sehr groß') habe; die von R. benutzten Stellen sind anders zu deuten.

21. Brugmann K. Zu den Superlativbildungen des Griechischen und Lateinischen. IF. 14. 1903. S. 1—15.

1. Griech. -TaTOC.

22. Delbrück B. (p^picToc und Verwandtes. IF. 14. 1903. S. 46—54.

23. Stolz Fr. Studien zur Doppelaugmentierung der griechischen Verba. Wiener Stud. 25. 1903. S. 127—142.

Die hom. Sprache hat die doppelte Augmentierung (von Präposition und Verb) sowie die Augmentierung der Präposition (die man in f]va{veTo annimmt) nicht gekannt (dvaivo|Liai ist wohl dv-dv-io|Liai, d. h. eine Ab- leitung der Negation dv-) : sie ist eine Eigentümlichkeit späterer Zeit und

86 IV. Griechisch.

scheint speziell attisch zu sein, da sie bei Herodot textkritisch wenig gesichert ist.

24. Bragmann K. Zur griech. und germ. Präsensflexion. IF. 15. 1903. S. 126—128.

Handelt über 2. 3. Sing, ät^ic, öi^ei.

25. Stolz F. Zur griechischen und lateinischen Sprachgeschichte. IF. 14. 1903. S. 15—24.

1. Zur Bildung des 2. und 3. Sing. Präs. Akt. von (pr\)ii.

26. Solmsen F. bilr]\xa\, b{lo\iai und hilw. IF. 14. 19a3. S. 426—438.

27. Ciardi-Dupr6 G. Nota sui nomi greci in -bä-c (-bn-c). Florenz Societä tipografica Florentina 1903. 28 S.

Verf. gruppiert die abgeleiteten Eigennamen auf -bäc nach ihrem verschiedenen Ursprung, wobei sich ergibt, daß die Patronymica keines- wegs die Hauptmasse bilden; Ableitungen von geographischen Namen z. B. spielen eine bedeutende Rolle. Die Appellativa sind offenbar erst nach dem Muster der Eigennamen gebildet. Der Ursprung der letzleren liegt in den Femininis auf -(i)b- (vgl. Aeovric : Aeovribric) ; sie sind das Produkt einer Kontamination von männlichen -5- (-lä-, -xä-) Stämmen und Femininen auf -b-. Man beachte auch die Erörterungen über "Aibric (S. 19 ff.); der Verf. vertritt die Etymologie ♦Aub^c zu aia.

28. Neckel. Die Zusammensetzung der Nomina im Griechischen. Gymn.- Progr. Friedland 1903. 17 S. 4o.

29. Stolz F. Beiträge zur griechischen, insbesondere homerischen Wort- zusammensetzung und Wortbildung. Wiener Stud. 25. 1903. S. 218 256.

1. Zxuypiw ist ein Kompositum aus lw6c 'lebendig' und dfp^i» 'fangen'. 2. X€pvi\|;avTo, irobdvinTpov, öviocTixdei sind weitere Belege für Komposition von Namen (Adverb) und Verbum. dXXoirpöcaXXoc ist eine unmittelbare 'Worteinung', deren Vorstufe ein Satz '8c &XXot€ npoc AXXov ?px€Tai' ist. 3. Homerische Verba auf -^uj, als deren Grundwörter zusammengesetzte Nomina gelten. Grundwörter wie etwa ♦beipoTÖiuioc zu b€ipoTO|i^uj vorauszusetzen ist nicht nutig, ja nicht einmal überall möglich: es handelt sich meist um unmittelbare verbale Zusammen- setzung. 4. bmnupiTaXdmiccv (Hymnus Etc 'Ep^f^v v. 357) ist Ableitung von ^^upTra\d^r^c 'Flammenhand' d. i. soviel als 'gewandter', durchtriebener Mensch'. 5. y^iöc 'lahm' ist eine a verbo-Bildung zu twi6u), das selbst an Stelle eines älteren dwo-Tviöiu getreten ist (vgl. köpfen aus mhd. enköpfen).

30. Oldenburger E. De oraculornm SibvUinnrum plorulione. Dis». Rostock 1903. 64 S.

31. Scott J. A. The Vocative in Homer and Hcsiod. Am. .Journ. ot l'iul 24. ltK)3. S. 192-196.

Der Gebrauch von A ist viel seltener als der bloße Lokativ und beschränkt sich auf die vertrauliche Anrede (weshalb ili bei der Anrufung der Götter fehlt).

32. Gildersleeve B L. & Miller C. W. E. The Vocative in Apollonios Rhodios. Am. Journ. of Phil. 24. 1903. S. 197—199.

Der Gebrauch stimmt zu demjenigen, den Scott (s. Nr. 31) für das ältere Epos festgestellt hat.

32 a. Jaakkola K. De praepositionibus Zosimi quaestiones. Diss. Helsing* fors 1903. VIII, 1265 S. M. 1,50.

IV. Griechisch. 87

32 b. ^danov S. N. Zur Attraktion des Pronomens öc [russ.] Filol. Obozr.

21. 1902. 33. Ahlberg A, W. Über den Gebrauch von Imperfekt und Aorist bei

Thukydides. Frän Filolog. Föreningen i Lund. Spräkliga uppsatser. U.

Lund. 1902. 34". Mutzbauer C. Die Grundbedeutung des Konjunktivs und Optativs

und ihre Entwicklung im Griechischen. Philol. 62. 1903. S. 388—409. Der Konjunktiv ist der Modus der Erwartung; diese Grundbedeutung (von der diejenige der Aufforderung abgeleitet ist) läßt sich bei Homer noch durchweg feststellen.

35. Das Wesen des Optativs. Philol. 62. 1903. S. 626—638.

Der Verf. sucht an homerischen Stellen zu zeigen, daß alle Ge- brauchsweisen des Optativs sich aus der Grundbedeutung des Wunsches entwickelt haben. Konzessive Bedeutung wird dem Modus ebenso ab- gesprochen wie die der Wiederholung; auch von Modusverschiebung (Opt. statt Konjunktiv in abhängigen Sätzen nach Nebentempus) ist nirgends die Rede.

36. Kaplf R. Der Gebrauch des Optativus bei Diodorus Siculus. Diss, Tübingen 1903. VI, 116 S.

37. Allen J. T. On the so-called iterative optative in Greek. Trans, of the Philol. Assoc. 23. 1903. S. 101—126.

37 a. Korsch Th. Praeteritum in hngua graeca cur cum optativo iungi solet. ^ur. Min. 336. Juli 1901. S. 18—27.

38. Fuchs A. Die Temporalsätze mit den Konjunktionen 'bis' und 'so lange als'. Beiträge z. histor. Syntax d. griech. Sprache. 14?. Heft. Würz- burg Stuber 1902. V, 130 S. 3,60 M.

39. Eckeis W. A. löcxe as an index of style in the orators. Diss. Balti- more. 1901. 83 S.

40. Kemmer. Über polare Ausdrucksweise im Griechischen. Beiträge zur griech. Syntax herausg. von Schanz. 15. Heft. 1903.

4-1. Buennings E. Quomodo inducantur orationes directae in Antiquorum oratione soluta. Pars prior. Diss. Marburg 1903. 76 S.

41a. Thulin G. De obliqua oratione apud Thucydidem. Acta Univers. Lundensis. 38. 1902. Afd. I, 2. 170 S. Kr. 1,00.

42. Ludwich A. Julius Africanus und die Peisistratos-Legende über Homer. Berl. phil. Wschr. 1903. S. 1467—1470. 1502-04.

Behandelt ein Fragment aus den Kecxoi des Julius Africanus (Schluß des 18. Buches), das sich in den Oxyrhynchus-Papyri III Nr. 412 (samt Odyssee \ 34—43. 48 81) findet; Verf. findet dadurcii die Ansicht be- stätigt, daß die Peisistratoslegende ganz schlecht bezeugt ist.

43. Leidenroth B. Indicis grammatici ad scholia Veneta A specimen II. Gymn.-Progr. Leipzig 1903.

44. Ludwich A. Textkritische Untersuchungen über die mythologischen Schollen zu Homers Ilias. Univ.-Progr. Königsberg 1903.

45. Römer A. Homerische Studien. Abh. d. Bayer. Akad. 22. 1902. S. 387-451.

I. Teil : Zur Kunstbetrachtung des zweiten Teils des Odyssee. Darin S. 429 ff. einige Bemerkungen über sprachliche , besonders lexikalische Eigenheiten, welche auf eine jüngere Zeit weisen.

88 IV. Griechisch.

II. Teil: 1. Aristarch und die Rezension des Pisistratus. Wenn Aristonikos über die Redaktion des Pisistratus schweigt, so ist dies kein Beweis, daß die Nachricht darüber bei den alexandrinischen Philologen gefehlt habe.

2. Zur Konjekturalkritik Aristarchs. Der Verf. ist der Ansicht, daß Aristarch auf Konjekturen nicht verzichtet hat. 4ß. Bechtel F. Ein Einwand gegen den äolischen Homer. Rpac 17 32.

An die Sänger, welche den äohschen Homer in den ionischen Dialekt übertrugen, darf man nicht den Maßstab einer strengen gramma- tischen Schulung anlegen. Wie ein solcher Übersetzer verfährt, zeigt die angelsächsische Genesis (deren Übersetzungstechnik von B. eingehend be- handelt wird); "man wird das Sprachgefühl eines Rhapsoden, der sein ionisches Publikum mit einem äolischen Liede bekannt machen will, nicht höher einschätzen als das eines Geistlichen, der Angelsachsen für ein in altsächs. Dialekte verfaßtes Dichtwerk zu gewinnen sucht". Im Anschluß daran bespricht Verf. das Vorkommen derjenigen hom. Formen ihM^ic, fm^ujv usw., die nicht durch ämbi€ ersetzt werden können.

47. Szcznrat B. De infinitivi Homerici origine casuali. Gymn.-Progr. Brody (Österreich) 1902. 17 S.

Vgl. dazu Stolz Zschr. f. d. öst. Gymn. 1903. S. 561

48. Hentze C. Die Ent\^^cklung der €(- Sätze mit dem Indikativ eines Präteritums in den homerischen Epen, f^pac S. 77 107.

Behandelt : I. Die irrealen ei-Sätze. II. Die realen ei-Sätze. 1. Die el-Sätze, welche eine Tatsache der Vergangenheit enthalten, a) Die mit etiroTC eingeleiteten Sätze, b) Die mit ei eingeleiteten Sätze. 2. Die €(-Sätze, welche eine Annahme oder Fallsetzung in bezug auf die Vergangenheit enthalten. 3. Gebrauch der fallsetzenden €f-Sätze in abhängigen Fragen.

49. Waehmer W. Über r], il»c qpdTo, (bc ctirvJüv und verwandte epische Formeln. III. Gymn.-Progr. Göttingen 1903.

50. Godley A. D. The Homeric ^ToX^^olo t^cpupai. Class. Rev. 17. 1903. S. 3.

Bedeutet 'the barriers of the war*.

51. Prellwitz W. Hom. KCKacpriöxa. BB. 27. 1903. S. 332.

Zu K^Kr|q)€v T^evnK£v (Hesych) und Kuxpöc.

51a. ZubattJ. KOYPIAIOI (öech). Lisly Filol. 31. 1902. S. 405-19.

Die heimischen Erklärungen des homer. Wortes (Koupihin ftXoxoc *f\ iK irapOcviac TCTOMn^^^n'j Koupibioc nocic ^k irapGcviac Av^p tctomI- kUjc' u. Ä.) stehen im Einklang mit der Etymologie und den homer. Stellen und finden ein Analogon in ai. kaumdrd^ f. kadmärt, welches ganz wie griech. Koupibioc gebraucht wird ; vgl. auch irapB^vtoc dv/ip Plut. Ag. 17, Pomp. 74 (und 55); nur vereinzelt entwickelt sich in der Verbindung Koupibin Tuvi^ durch Verblassung des Attributs die Bedeutung 'rechtmäßige Gattin', die schon dem Subst. &Xoxoc, t^vi'i allein zukommt. Die Adj. -ib- loc, sowie die Patronymica auf -ib-ric, Verba auf -iZu), Femin. auf -ib- gehen auf urspr. Nebenstämme auf -it- zurück (wie ai. yrf^ä : yö^ft, hdri^ : harff).

62. Prodinger K. Die Menschen- und Götterepitheta bei Homer in ihrer Beziehung auf die hellenischen Personennamen. 2 TIe. Progr. Kaaden. 1903/4. 18 u. 12 S. 53. Fries C. Griechisch-orientaUsche Untersuchungen. I. Homerische Bei- träge. Beitr. z. alten Gesch. 3. 1903. S. 372—396.

IV. Griechisch. 89

Der Verf. zeigt, daß sich gewisse Eigentümlichkeiten des epischen Stils und homerische Motive und Vorstellungen im Orient (besonders in Babylon) ebenfalls finden, und vermutet, daß solche Dinge auf orientalischen Ursprung hinweisen.

53. GemoU A. Bericht über die homerischen Realien 1896—1902. Bursians Jahresber. 117. 1903. S. 1—46.

54. Meltzer H. Ein Nachklang von Königsfetischismus bei Homer? Phi- lologus. 62. 1903. S. 481—488.

Verf. erörtert Od. 19, 107—114 in dem oben genannten Sinne.

55. Künneth Der pseudohesiodeische Heraklesschild sprachlich-kritisch untersucht. 1902.

Zu Homer vergl. auch Nr. 3. 29. 111.

56. Bourguet E. Bulletin epigraphique. Rev. des Et. gr. 16. 1903. S. 84 —104.

57. Weill R. La question de Tecriture lineaire dans la Mediterran^e pri- mitive. Rev. archeol. 4rae serie. 1. 1903. S. 213—232.

Verf. bestreitet die Identität der sog. linearen 'mykenischen' Schrift und der (aus Hieroglyphen abgeleiteten) im Duktus ähnlichen Schrift ägyp- tischer Töpfereien; daher sind chronologische Schlüsse verfehlt, die von jener Identität ausgehen.

58. Bates W. N. Das altgriech. Alphabet nach den neueren Entdeckungen in Ägypten. Trans, of the Phil. Ass. 23. 1903. S. LXXVI.

59. Earle M. L. The supplementary signs of the greek aiphabet. Am. Journ. of Archaeol. 7. 1903. S. 429—444.

60. V. Wilamowitz-Moellendorff U. Neubezifferung der Bände der Corpora Inscriptionum Graecarum. Sitz.-Ber. d. Berl. Akad. 1903. S. 702—704.

Die verschiedenen Neuausgaben des GIG. werden einheitlich nach Bänden (I— XIV) geordnet, wodurch in Zukunft ein bequemeres Zitieren möglich wird.

61. Reinach Th. Inscriptions grecques. Rev. des Et. gr. 16. 1903. S. 180—192.

I. 2 Epigramme aus Thasos (das erste dorisierend).

II. Epigramme aus Ägypten ; Nr. 1 (aus dem 2./1. Jahrh.) ist dorisierend.

III. Zwei jüngere Inschriften aus Rhodos.

IV. EUsche Inschriften. 1. Zur Erklärung der Inschrift Oesterr. Jahresb. I, 197. 2. Zur Herstellung und Erklärung von Nr. 4 der Inschriften von Olympia.

62. Hanisch E. De titulorum ArgoHcorum dialecto. Prior pars. Diss. Breslau 1903. 57 S.

63. Powell B. Greek inscriptions from Corinth. Am. Journ. of Arch. 7. 1903. S. 26—71.

Außer einigen archaischen Fragmenten meist späte Texte.

64. Nikitsky A. dveirißacia. Hermes 38. 1903. S. 406—413.

Das Wort, welches sich in einer öfter behandelten Inschrift aus Trözen (CJG. Pel. I, 752) findet, ist auch aus einem pseudo-heraklitischen Brief bekannt und bedeutet 'Aufhebung jedes Verkehrs'.

65. De Sanctis G. Esplorazione archeologica delle provincie occidentali di Greta. II. Iscrizioni. Mus. ital. di ant. class. XI. 1901. S. 473—550.

90 IV. Griechisch.

Meist jüngere Inschriften im Dialekt. Wichtig ist die Neukollation der Mus. it. III, 735 ff. veröffentlichten Inschrift; der Verf. liest TTp<^o>biKvuTi statt Halbherrs iriblKvuTi.

66. Comparetti D. Su alcune epigrafi metriche Cretesi. II. Wiener Stud. 25. 1903. S. 1—4.

Zwei jüngere Texte im üblichen Mischdialekt.

67. Strachan J. The Gortvnian infinitive in -}Ji^v. Class. Rev. 17. 1903. S. 29 f.

bö^1^v ist zu bö|Li€v geschaffen nach dem Muster der Infinitive auf -€v und -nv.

68. Björkegren R. De sonis dialecti Rhodiacae. Upsala. Akad. Buch- handlung 1902. 100 S. Kr. 1,75

69. Blinkenberg Chr. et Kinch K. F. Exploration arch^ologique de Rhodes. Bull, de l'Acad. R. des Sciences de Danemark. 1903. Nr. 2. S. 73—98.

Darin auch neugefundene Inschriften.

70. Nachmanson E. Rhodische Beiträge. BB. 27. 1903. S. 291—297.

1. dtaeäi TÖxai in einer gemeingriech. Inschrift ist als Bewahrung einer alten Formel zu betrachten. 2. Zur Geschichte des €i. 3. oi > o. 4. Zur Liquidadissimilation (im Satzzusammenhang). 5. Silbentrennung.

71. Hiller von Gärtringen F. Neue Forschungen über die Inseln des Ägäischen Meeres. II. Thera. 1899—1903. Bursians Jahresber. 118. 1903. S. 149-176.

Bespricht eingehend die neueren Inschriftenfunde.

72. Prott H. von. Neue Inschriften aus Ithaka. Mitt. d. D. Arch. Inst, 27. 1903. S. 377—378.

73. Kolbe W. Neue Grabinschriften aus Leukas. Mitt. d. D. Arch. Inst 27. 1903. S. 368—371.

74. Preuner E. Inschriften aus Leukas. Mitt. d. D. Arch. Inst. 27 l'^'^'V S. 353—367.

Teils Zusätze zum GIG. septentr. III, teils neue Inschriften

75. Bourgaet E. Inscriptions de Delphcs. Bull, de corr. hell. 26. 1908. S. ö— 94.

Enthält: I. Les comptes de Tarrhontat d'Arislonymos. II. Comptes particuliers des naopes.

76. Jardi Insriptions de Delphes. .\y .. - .unphictyoniques de la domi- nation 6tolienne. 26. 1903. S. 246— 286.

77. Laurent M. Inscriptions de Delphes. Bull, de corr. hell. 25. 1903. S. 337-.358.

Nr. 2 u. 3 im Dialekt.

78. Preuner E. Inschriften aus Aknmnni.n Mitt. d. D. Arch. Inst. 27. 1903. S. 330—352.

79. Glotz G. Sur la date dune inscnpiion trouvec ä Olympie. Rev. des Et. gr. 16. 1903. S. 143-153.

Auf Grund sachlicher Erwägungen kommt Verf. zu der Schluß- folgerung, daß die elische Inschrift bei Collitz 1152 in den Anfang de« 6., vielleicht sogar noch ins 7. Jahrb. zu setzen sei.

80. Vollgraff W. Inscriptions de B6otie. Bull, de corr. hell. 25. 1903. S. 359—378.

IV. Griechisch. »1

Sprachlich bemerkenswerte Inschriften aus verschiedenen Städten Boeotiens. Nr. 3. 5. 6. 8 12. 16 sind kurze Inschriften im einheimischen Alphabet.

81. Jamot P. Fouilles de Thespies. Bull, de corr. hell. 26. 1903. S. 129—160.

Unter den mitgeteilten Inschriften ist nur Nr. 6 (S. 156) im (böot.) Dialekt.

82. Bornemann L. Jahresbericht über Pindar 1901—1902. Bursians Jahresber. 117. 1903. S. 110—137.

83. Solmsen F. Thessahotis und Pelasgiotis. Rhein. Mus. NF. 58. 1903. S. 598—623.

Auf Grund der neueren und der alten Funde stellt S. die sprach- lichen Eigentümlichkeiten und Verschiedenheiten der beiden Landschaften zusammen. Daraus ergibt sich deutlich 'daß der Westen Thessaliens sprach- lich erheblich stärker als der Osten mit unäolischen Elementen durchsetzt ist'; dies ist durch eindringende (nord)westgriech. Stämme verursacht. Der westgriech. Einfluß zeigt sich übrigens durch ganz Thessalien, wenn auch nach Osten hin abnehmend; noch stärker ist er in Boeotien. In den dorischen Gebieten (mit Einschluß der Inseln) ist vollends die alte achäische (vordorische) Grundlage so stark überwuchert, daß sie nur noch in ge- legentlichen Überbleibseln zutage tritt: aber je mehr die Funde wachsen, desto mehr werden diese Überbleibsel für uns erkennbar.

84. Jurenka H. Die neuen Bruchstücke der Sappho und des Alkaios. (Fortsetzung). Zschr. f. d. österr. Gymn. 54. 1903. S. 481—491.

Neue Beiträge zur Lesung und sprachlichen wie inhaltlichen Inter- pretation der Fragmente.

85. Mendel G. Fouilles de Tegee. Bull, de corr. hell. 25. 1903. S. 241 ff.

Darin S. 267—281 Inschriften; Nr. 1—4 sind archaisch, die übrigen jung und nur z. T. im Dialekt.

86. Dercsenyi M. Geschichte des kyprischen Dialekts von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. I. Lautlehre [ungar.]. Diss. Budapest 1902. 79 S.

S. dazu Byz. Zeitschr. 12, 651 f.

87. Edgar C. C. An lonian dedication to Isis. Hell. Stud. 24. 1903. S. 337.

Archaische Inschrift des Museums in Cairo.

88. Delamarre J. Decrets religieux d'Arkesine (Amorgos). Rev. des Et. gr. 16. 1903. S. 154—172.

Zur Lesung und Erklärung von zwei (älteren) Inschriften, die seiner- zeit im Bull, de corr. hell. 15, 592 Nr. 12 und 593 Nr. 14 veröffentlicht worden sind.

89. Rubensohn 0. Ein parisch-thasischer Vortrag. Mitt. d. Arch. Inst. 28. 1903. S. 273—285.

Pari sehe Inschrift des 5./4. Jahrb.

90. Seure G. Voyages en Thrace: Inscriptions funöraires. Bull, de corr. hell. 25. 1903. S. 308 ff.

Darin S. 316 f. einige kleine archaische Inschriften aus Apollonia in ion. Dialekt.

91. Wilhelm A. Inschrift aus Thasos. Mitt. d. arch. Inst. 28. 1903. S. 437—448.

92 rV. Griechisch.

Zur Lesung und Ergänzung der Inschrift bei Hoffmann, Griech. Dial. III 36 Nr. 72.

92. Sitzler J. Jahresbericht über Herodot 1898—1901. Bursians Jahresber. 117. 1903. S. 74—109.

93. Dunham M. A. The cave at Vari. II. Inscriptions. Am. Journ. of Archaeol. 7. 1903. S. 289—300.

Archaische Inschriften aus Attika mit einigen bemerkenswerten Formen wie vuq)ai[c = vu|LX(paic (Nr. 3j, Gen. AanXcou (Nr. 6), Tai vuqpaiciv (Nr. 8). Nr. 17 ist dorisch (von einem Theraeer herrührend), Inschrift Nr. 20 (die von derselben Person handelt) enthält den Dorismus llr\p- ydlaxo.

94. Smith Ch. F. Poetische Wörter und Konstruktionen in Xenophons Anabasis. Proceed. of the Am. Phil. Ass. 33. 1902. S. XXXIV— XXXVII.

95. Timotheos Die Perser. Aus einem Papyrus von Abusir herausg. von U. von Wilamowitz-Möllendorff. Leipzig Hinrichs. 1903. 126 S.

S. 38 ff. handelt über die Sprache des neuen Fundes; am Schlüsse findet sich ein Wortverzeichnis.

96. Fritsch J. Der Sprachgebrauch des griechischen Romanschriftstellers Heliodor und sein Verhältnis zum Attizismus. 2 Teile. Gymn.-Progr. Kaaden (Oestr.). 1901/02. 34 -f 34 S.

Cf. Zschr. f. d. österr. Gymn. 56 (1905) 91 f.

97. Krauss S. Der Hellenismus. Egyet. Philol. Közl. 27 (1903). S. 396—405,

98. Thumb A. Die Forschungen über die hellenistische Sprache in den Jahren 1896—1901. Arch. f. Papyrusforsch. 2. 1903. S. 396—427.

99. de Ricci S. Bulletin 6pigraphique de TEgypte romaine. Inscriptions grecques (1896—1902). Arch. f. Papyrusforsch. 2. 1903. S. 427—462. 561—571.

100. Nachmanson E. Laute und Formen der magnetischen Inschriften. Upsala Almquist A Wichsell 1903. XVI, 199 S, Kr. 6,40.

101. Ricci S. de Bulletin papyrologique. Rev. des ti. gr. 16. 1903. S. 105—125.

102. Wilcken U. Papyrus-Urkunden. Arch. f. Papyrusforsch. 2. 1903. S. 385—396.

Übersicht über die neusten Publikationen.

103. Crönert W. Sprachliches zu griechischen Ärzten, eine Untersuchung über den Verfasser des griechischen Papyrus Lond. Nr. 155. Arch. f. Papyrusf. 2. 1903. S. 476—482.

Durch eine kurze Vergleichung der sprachlichen und stilistischen Eigenart der Ärzte Rufus, Heliodor, Heraklas und Antyllos mit dem ge- nannten Papyrus kommt Verf. zu dem Ergebnis, daß der letztere dem Hehodor zuzuschreiben ist.

104. Adnotamenta in papyros Musei Britannici graecas maximam partem lexicographica. The Class. Rev. 17. 1903. S. 26—27. 193—198.

Bespricht eine große Reihe von Stellen aus Kenyons Sammlung, in denen neue Wörter oder neue Bedeutungen bekannter Wörter vorkommen.

105. Wessely C. Die lateinischen Elemente in der Graecität der aegyp- tischen Papyrusurkunden. II. Wiener Stud. 25. 1903. S. 40—77.

IV. Griechisch. 93

Der Verf. stellt die lautlichen (orthographischen) und flexivischen Verhältnisse der lat. Elemente dar, wobei auch die Eigennamen berück- sichtigt sind, und liefert dadurch eine wichtige Ergänzung zu Eckinger (Die Orthographie lat. Wörter in griech. Inschriften. Diss. Zürich).

106. Völker F. Syntax der Papyri. I. Der Artikel. Gymn.-Prog. Münster 1903. 20 S.

107. Brüning W. Die Sprachform des 2. Thessalonicherbriefes. I. Diss. Jena 1903.

Zu Polybios vgl. Nr. 15.

108. Laurent D. & Hartmann G. Vocabulaire ötymologique de la langue grecque et de la langue latine. Paris Delagrave 1901. 500 S. 6 Fr.

109. Bechtel F. Ueber die Bezeichnungen des Magens im Griechischen. In: Apophoreton. Festschrift z. Philologenversammlung in Halle. Berhn 1903.

110. Schmidt K. Beiträge zur griechischen Namenkunde. Progr. Elber- feld 1903. 33 S. 4o.

111. Prodinger K. Die Menschen- und Götter-Epitheta bei Homer in ihrer Beziehung auf die hellenischen Personennamen. I. Gymn.-Progr. Kaaden 1903. 18 S. 80.

112. Breal M. Etymologies. Mem. Soc. Lingu. 12. 1903. S. 289—294.

1. öcpelXuu : über den Bedeutungsübergang von öcp^Wuj zu ö(p6i\a).

2. r]\iKiri: zu f]\iKoc, mit einem ähnHchen Bedeutungswandel, wie er z. B. in franz. qualite = noblesse vorliegt.

3. fipiov (bei Homer) = riptucv 'Heldengrab'.

4 L'adjectiv r\\ic et ses composes : f)Oc steckt in (hom.) Gen. ^vrieoc Akk. ^vri^a und in upriOc (irpaOc).

113. Wheeler J.R. Two lexicographical notes. Glass. Rev. 17. 1903. S.28f.

1. ira^aTOcpaYeicTai in der lokrischen Inschr. JGA. 321 = 'brmo- ci€U€c8ai zeigt noch einen Rest der Grundbedeutung der Wurzel qpaY- wie sie in ai. bhaj- vorliegt'.

2. AoK(h)aia in theräischer Inschrift (Inscr. Insul. Maris Aeg. Nr. 361) ist vielleicht mit Xdxeia (Odyssee 9, 116 und 10, 509) 'fruchtbar, with rieh soir zu verbinden.

114. Zacher K. Zur griechischen Wortforschung: luucraE, \jLdcxal und i^TTnvri. r^pac S. 229—248.

luiücTttS (das jedoch nicht dorischen Ursprungs sei) bezeichnet den 'Schnurrbart' oder 'Schnauzbart' und nur diesen; uui^vri bezeichnet den Bart um die Lippen herum und schließt auch den Schnurrbart ein. Das erstere Wort hat mit ludcxaH weder etymologisch noch semasiologisch etwas zu tun; denn dieses bedeutet bei Homer 'Kauwerkzeug, Gebiß', einmal (I 324) 'Heuschrecke', d. i. eigentlich 'Kauer, Fresser'.

115. Bill C. P. Notes on the Greek Beuüpöc and Geiupia. Trans. Amer. Phil. Ass. 1901. S. 197-204.

116. Birdwood G. caivov. Athenaeum Nr. 3851. S. 221—222.

117. Deissmann A. IXacrripioc und i\acTr)piov. Eine lexikalische Studie. Zschr. f. die neutest. Wiss. 4. 1903. S. 193—212.

Behandelt den Gebrauch des Wortes in der profanen und in der biblischen Gräzität ; ein prinzipieller Unterschied besteht zwischen beiden

94 IV. Griechisch.

nicht : IXacri^piov bedeutet jeglichen Tersöhnungsgegenstand' oder 'Sühne- mittel'.

118. Diels H. und Brugmann K. Griech. KpoKÖbiXoc. IF. 15. 1903. S. 1—9.

119. Kretschmer P. Demeter. Wiener Stud. 1902. S. 523—526.

120. Regnaud P. Sur KÖc^oc. Revue de hnguist. 1903. S. 160—162.

121. Thoresen Y. Megara scribendum an Megaram? Nord. Tidskrift f. Fil. 13. 1903. S. 18—21.

122. Wackernagel J. Nochmals ßXac(pTiii€iv. KZ. 38. 1903. S. 496—499.

W. hält zwar seine eigene Etymologie (KZ. 33, 41 ff.) jetzt für zweifelhaft, glaubt aber noch weniger an diejenige Schulzes (38,289 f.), weil die älteste Bedeutung des Wortes ('bei einer heihi^en Handlung un- heilige Worte brauchen') nicht zu ai. m/'dhrd-väc- 'schmähend' stimmt.

123. Berard V. L'6tude des origines grecques. Rev. bist. 76. 1901. S. 1—25.

124. Schneider St. Über den Ursprung des Dionysoskultes. Wiener Stud. 25. 1903. S. 147—154.

125. Thomsen A. Orthia. £n religionshistorisk undersögelse. Kopenhagen Kleins Verlag 1902. 42 S. Kr. 0,75.

Vgl. die Rezension von S. Wide Berl. phil. Wschr. 1903, 1230 ff.

126. von Wilamowitz U. Apollon. Hermes 38. 1903. S. 575—586.

Die Göttcrgestalt des Apollon stammt aus Kleinasien (vielleicht Lykien); der Name ist jedenfalls fremden (ungriechischen) Ursprungs.

1904.

127. Schwyzer E. Bericht über die Forschungen auf dem Gebiete der griechischen Sprachwissenschaft mit Ausschluß der Koivi'i und der Dialekte in den Jahren 1890—1903. Burs. Jahresber. 120. 1904. 1—152.

128. Bachmann W. Die ästhetischen Anschauungen Aristarchs in der Exegese und Kritik der homerischen Gedichte. 2. Gymn.-Progr. Nürn- berg. 1904.

129. Schneider R. Die Sammlung der Fragmente des ApoUonios Dys- kolos. Rhein. Mus. NF. 59. 1904. S. 580—587.

130. Fick A. Hesychglossen. BB. 28. 1904. S. 84—111.

Stellt zunächst die Glossen zusammen, die sich durch ihre Laut- form als ionisch verraten. S. 97 ff. werden folgende Glossen besprochen : d^aXdiTTUJ, ßXdiTTiu und Sippe; dMOpßöc, ßpaßcOc; ß\abOc, dß\abr)C zu M^biw; fiXdi aus lioXaKÖc; bcpKuWciv, böpKat; KovicaXoc (Kivaiboc. Kivaboc); XaiöapYoc und Xrj^To; |Ltr|Xaq)diu, q)Xnva<pduj, ^fn^Q<P<^^i MviijCK€i, ^cc^övu); oecOciv d6p€iv, öe€in ÖBiIq; irnpia: napat; die Olvorpönoi (TpoTr^ovTO* ^ndtouv); c neben h* in &C€ktoc, dcO<piiXoc und a{c09ioc; ?T€^€v• fmeXtcv und Sippe (Koiaiuca- T^imouca); d9iKToc zu q)oißoc. S. 110 f. Konjekturen zu den Glossen biKTciv, bpaiöv, bu)\^vv€Toc, iQr]Cty, fvciuv, inXcvec.

131. van Herwerden H. Hesychiana. Mnemosyne. NS. 32. 1904. 255 f. S.

Konjekturen zu einigen Glossen (aus dem Buchstaben E).

132. Schrader H. cx^ma und Tpöiroc in den Homer-Scholicn. Ein Beitrag zur Entwickelungsgeschichte beider Wörter [in der Terminologie der Rhetoren und Grammatiker]. Hermes. 39. 1904. S. 563—603.

IV. Griechisch. 96

133. XaTlibdKic r. N. TpaiiiiaaTiKd ZriTriiLiaTa. S.-A. aus der 'EtrexTipic toü 'E9v. TTaT€iTiCTr||iiiou. Athen XaKeXXdpioc. 1904:. 16 S.

1. TTepi Tf\c cuvaipeceiuc toö SFo, äFoj, riFo, r^Fuj ^v xri 'AxTiKfj biaX^KTUJ. a) ö + Fo, Fun wird in u) kontrahiert, b) 5Fo, äFuj, riFo, r|Fuj ergeben gewöhnlich euj, aber c) nach i ein uu. d) eFo, eFuj bleiben un- kontrahiert, oFuj wird zu uj.

2. YiTvo|Liai-Yivo|nai Kai YiTvdjcKtu-YivdjCKUJ. Der Verlust des y ist durch Dissimilation hervorgerufen.

3. TTepi ToO cxri|naTic|aoO Kui Tfjc xpnceuuc tujv -rrpocriYOpiKOüv övo|iid- TtJüv Yfevouc 9r|\uKoö ^v ty} v€UüT^pa 'EWriviKf). Behandelt das Vorkommen der weiblichen Endungen -aiva, -icca, -eid, -a, -x], -oö, -Iva im Neugriech. (mit gelegentlicher Berücksichtigung der älteren Sprache).

134 KövToc K. I. KpiTiKd Kai YpaiLi^aTiKd. 'Aenvd. 16. 1904. S. 433— 604 (mit Zusätzen von Xapiruuvibric 605 612).

In Betracht kommen: 2. Xriirröv-XriTTTeov u. ä. (Beispiele für den Gebrauch der beiden Verbaladjektive). 3. IXeoc ist in der guten Gräzität nur Maskulinum, nicht Neutrum. 7. qpOc (pOvxec und qpucac qpucavxec. 9. TraT€p€c (unklass.) st. YO'^e^c. 10. iLieraYpdqpeiv und irapaYpdfpeiv. 12. direx- 0dvo|ua{ Tiva findet sich bei keinem altgriechischen Schriftsteller. 13. Das Wort ^uiraciuöc ist schlecht bezeugt. 17. dvbpiovdvbpeiov u. ä. Bildungen. 21. Aktiv und Medium von irpdTxuj und seinen Komposita.

135. Radermacher L. Griechischer Sprachbrauch (Forts.). Philol. 63. S. 1—11.

7. Vorkommen der Formel bij(o) f\ xpeic, bic f| rpic. 8. Einige Be- lege für intransitiven Gebrauch transitiver Verba. 9. Spätgriech. Belege für die Weiterbildung -juarov = -\xa (Gen. -ludrou). 10. Zum freien Gebrauch von dXXoc. Belege für (ö) Aiöc 'Ep|Lxr|C 'H. Sohn des Zeus' u. ähnl. Wendungen. 11. Belege für einige ungewöhnliche Wortstellungen. irepiiraToc (. . . Xöyudv) Arist. Ran. 953 u. A. T. Makkab. ß II 30 = 'weit- läufiges Gerede'. 12. luacreuiju, nicht inaTeuuj ist die normale Form der att. Tragödie. 13. dcG^veia buvdiueujc. Über die Methode des Zitierens bei Dionys. ^HerdlecGai = ^XeYX^cGai, diroqpaivecGai. 14. irapd c. Gen. statt Dat. Pausan. VII 16, 8 wird durch die Papyri als Volksgriechisch bestätigt.

136. Bendall G. Notes on the pronunciation of Greek as deduced from Graeco-Indian Coins, B. C. 180-20. Journ. of Philol. 29. 1904. S. 199—201.

Bemerkenswert ist die Vertretung von y] durch i, von u durch », von eu durch eu oder evu, von X ö qp durch kh, th, ph, von y und b durch k und t. *

137. Vendryes J. Trait6 d'accentuation grecque. Paris KHncksieck. 1904. XVIII, 276 S. 3,50 Fr.

138. Hirt H. Zur Entstehung der griechischen Betonung. IF. 16. 1904. S. 71—92.

139. Vendryes J. Une loi d'accentuation grecque : Topposition des genres. Mem. Soc. Linguist. 13. 1904 S. 131—146.

Zwischen Maskulina auf -oc und Feminina auf -a besteht ein ziemlich durchgreifender Akzentunterschied, vgl. tLvoc, uüvr) u. ä., ebenso zwischen Nomina agentis und actionis, vgl. Kdinirn und KaiLurri; der Gegensatz von Xeirpöc und X^upa u. ä. gehört ebenfalls hierher. Das Griechische hat diesen Gegensatz noch weiter entwickelt, um den Unter-

96 IV. Griechisch.

schied des Geschlechtes auch durch entgegengesetzten Akzent kenntlich zu machen, vgl. die männlichen Verwandtschaftsnamen irarrip. ctbeXqpöc (st. *äbe\q)oc), ^KDpöc (st. *^'iojpoc) u. ä. gegenüber den weiblichen wie BuTcxTTip, Mnrrip. Auch bei Tier- und Pflanzennamen entsprechen sich Geschlecht und Akzent öfter, wenn auch die Ausnahmen reclit häufig sind, in denen der überlieferte Akzent sich als widerstandsfähig erwies.

140. L'accent de ?-fWJT€ et la loi des properispomenes en Attique- M6m. de la Soc. de Linguist. 13. 1904. S. 218—224.

Die Verbindung einer enklitischen Partikel mit einem Pronomen zu einem Wort wird schon von den alten Grammatikern als lulKvacxc von der gewöhnlichen EnkHse unterschieden ; in ^t^ T€ ist t€ enklitische Konjunktion, in ^tu^T^ sogen. ^ir^KTacic. Im letzteren Fall gelten die Akzent- rogeln des einheitlichen Wortes. Man erwartet daher zunächst *^t^T€, *^|ioiT€, i}Jiife; die Betonung ?TUiT€, ^iLioite beruht auf dem (jüngeren) attischen Akzentgesetz, wonach Properispomena in Proparoxytona ver- wandelt werden, wenn die drittletzte Silbe kurz ist; vgl. zu diesem Ge- setz Fälle wie att. äTpoiKoc [sonst dtpoiKocJ u. ä., ferner ß^ßaioc gegen- über d|Lioißaioc, ßaciXeioc gegenüber dTpeioc u. dgl. m. Auch ?xnc gegen- über db^i^c, tXukOttic gegenüber (hom.) dvbpcn^c scheinen auf diesem Gesetz zu beruhen (Ausgangspunkt der Betonung sind die obliquen Kasus).

141. Dieterich K. Akzent- und Bedeutungsverschiebung im Mittel- und Neugriechischen. IF. 16. 1904. S. 1—26.

142. Psichari J. Essai de grammaire historique sur le changenient de X en p devant consonnes en Grec ancien. mödieval et moderne. M^moires orientaux (Paris Leroux) 1905. S. 291—336.

Eine Zusammenstellung der Belege des in ngriech. db€p9Öc = dbtX- (pöc u. dgl. vorliegenden Lautwandels (vom Altgriech. an); eine genaue Bestimmung der lautgesetzlichen Bedingungen ist bis jetzt noch nicht möglich: darauffolgende Dauerlaute scheinen den Lautwandel besonders zu begünstigen.

143. Stolz Fr. Nachträgliches zu dem Aufsatze 'Sprachpsychologische Spähne'. Zschr. f. d. öst. Gymn. 55. 1904. S. 204-205.

Sammelt einige Beispiele für Haplologie besonders aus dem Griechischen.

144. Ramsay W. M. The vocative of Ocöc. Class. Rev. 1904. S. 158.

145. van Wijk N. Welchen Platz nehmen die griechischen Nomina auf -euc unter den nominalen Stammbildungsklasscn des Indogermanischen ein? IF. 17. 1905. S. 296—316.

146. Solmsen F. Zur griechischen Verbalflexion. KZ. 39. 1904. S. 205— 232.

1. Der Geltungsbereich der Endung -cöa. Im Ionisch-Attisch«»n findet sich -cöa nur in Vergangenheitstempora; im Ionischen wurde die Endung früh eliminiert zugunsten von -c. Die Beseitigung von -cÖa in der Koiv/| scheint ionischer Einfluß zu sein. Die präsentische Verwendung ist äolisch; die homerischen Formen wie riericea sind Äolismen.

2. bibnui scheint nach seinem Vorkommen (Homer, Boeotien [von wo nach Attika verschleppt] und Delphi) äolisches Sprachgut zu sein ; der delph. Dialekt zeigt auch sonst gelegentlich äolischen Untergrund (<t>€KT{u)v zu boeot. 0iö-(peiCToc gegenüber sonstigem 0€CT(ac u. dgl., forner Kcpaiir Ttti u. a.).

3. Y\}jii und &vu)Toi gehören zu einer W. äg lg ög (vgl. lat. aio u.

IV. Griechisch. 97

Verw., wozu auch nego), sind aber von ai. aha (W. ädh-) zu trennen. Das uridg. Perf. *6ga ist gegenüber *Sda, *ha u. dgl. bemerkenswert ; der e- VokaUsmus war vielleicht ursprünglich nur der 1. P. S. eigen.

147. Stolz Fr. Zur Doppelaugmentierung der griechischen Verba. Wiener Stud. 26. 1904. S. 157 f.

Ergänzung zu dem Aufsatz Nr. 23 aus Crönert Memoria Graeca Herculanensis.

148. Fick A. Heta und Sigma in der Tempusbildung. BB. 29. 1904. S. 1—13.

F. hofft gezeigt zu haben, 'daß die mit ^c- "sein' gebildeten griech. Tempora (d. h. Futur und Aorist) sich aus dem Griechischen selbst ge- nügend erklären lassen, indem sie mit den Formen von elvai: Ihu» ?uj, ^ha ^a, äc(c)o|uai und ec(c)a, nach Abwurf ihres hochbetonten Anlauts in der Gestalt -hiw, -ha, -c(c)o|Liai und -c(c)a zusammengesetzt sind'.

149. Wackernagel J. Studien zum griechischen Perfektum. Univ.-Progr. Göttingen 1904. 24 S.

150. Solmsen F. Der Konjunktiv des sigmatischen Aorists. Rhein. Mus. 59. 1904. S. 162—169.

Neben der regelmäßigen Ersetzung der kurzvokalischen Form e-o durch' ri-uü gibt es auch einige Fälle, wo ein neuer Konjunktiv durch Dehnung des indikativischen a zustande kam : Trapeucärai in Gortyn (Amer. Journ, of arch. II, 1, 162 Nr. 1); qpuYabeOävTi auf der elischen Bronze Jahreshefte d. österr. arch. Inst. I 197 ff. [Verf. macht aus diesem Anlaß einige weitere Bemerkungen zur Erklärung der Inschrift, so über dbeaXTUühaie] und in Epidauros GIG. Pel. I 951.

151. Hirt H. Zur Bildung des griechischen Futurums. IF. 16. 1904. S. 92—95.

152. Greene H. W. Verbais in -toc. The Class. Rev. 18. 1904. S. 23.

Beleg für aktive Bedeutung.

154. Stolz F. Beiträge zur griechischen Wortzusammensetzung und Wort- bildung. Wiener Stud. 26. 1904. S. 169—184.

I. Die homerischen Komposita mit qpiXo-, q)i\-. qpiXöHeivoc ist die Unierung eines Ausdrucks qpiXoi Eeivoici 'den Gastfreunden zugetan' ; in den übrigen Komposita hat (pi\(o)- durch Anlehnung an Komposita mit (iT(e)-, |U€ve- u. ä. als erstem Ghed verbale Umdeutung erfahren. II. Ccö- öeoc u. ä. sind ebenfalls durch Unierung von icoc 0eiu u. ä. entstanden. III. icoTToXirric ist eine (junge) Rückbildung von icoiroXireia. IV. Zu den Komposita mit -|uavTic. 06Ö-|uavTic ist 'der Seher der Gottheit', d. h. der 'Seher, durch den die Gottheit ihre Absichten kundgibt'; 0u|Li6-|aavTic 'Verkünder seiner innern Eingebungen'; dpiCToiuavTic 'der das beste ver- kündet' u. s. w. : das erste Ghed ist immer im Genetivverhältnis zu denken. V. XeuJccpeT€poc (Herod. IX 33, 6) ist Unierung von Xeuj cqpGT^pou, z. B. X. cqp. diToiricav 'sie machten ihn zum Glied des eigenen Volkes'.

155. Wilpert 0. Der Numerus des verbalen Praedikats bei den griechi- schen Prosaikern. Progr. Oppeln 1904. 11 S. 4*'. 1 M.

156. Scott J. A. The vocative in Aeschylus and Sophocles. Am. Journ. of. Phil. 25. 1904. S. 81—84.

Zeigt statistisch den zunehmenden Gebrauch der Interjektion gegenüber Homer und Hesiod.

157. Brown L. D. A study of the case construction of words of time [im Griech.], Diss. der Yale Univers. New- York 1904. 141 S.

Anzeiger XX. 7

S8 IV. Griechisch.

158. Helbing R. Die Praepositionen bei Herodot und andern Historikern. Beiträge, herausg. von Schanz 16. 1904. 159 S. 5 M.

159. Priewasser P. Die Praepositionen bei Kalhmachos und Herondas, verghchen mit denen bei Bakchyhdes und dem bereits für Pindar be- kannten Resultate. Gymn.-Progr." Hall 1904. 43 S.

160. Hemmerich K. Aktionsarten im Griechischen, Lateinischen und Ger- manischen. Progr. Günzburg 1904. 36 S.

161. Meltzer H. Zur Lehre von den Aktionen, besonders im Griechischen. IF. 17. 1904. S. 186-277.

162. Naylor H. D. Grammatical notes. L Epistolarv tenses in Greek. Class. Rev. 1904. S. 206 f.

163. Jackson H. Prohibitions in Greek. The Class. Rev. 1904. S. 262-263.

164. Gildersleeve B. L. Temporal Sentences of Limit in Greek. Am. Journ. of Phil. 24. 1904. S. 388—407.

Der Verf. gibt einen kritischen Auszug der Arbeit von Fuchs, Die Temporalsätze mit den Konjunktionen 'bis' und 'so lange als'.

165. Langdon St. Histor^^ of Use of Idy for äv in Relative Clauses. Am. Journ. of Phil. 24. 1904. S. 447—451.

Vorkommen des Gebrauchs in der Koivri (LXX, Papyri, NT., Josephus und Christi. Schriftsteller) ; in älterer Zeit findet sich idv nur an 2 Stellen (Xen. Mem. 3, 10, 12 und Lysias 17, 18).

166. Hammer B. De t€ particulae usu Herodoteo Thucydideo Xenophonteo. Diss. Leipzig 1904.

167. Hnde K. Über fdp in appositiven Ausdrücken. Hermes 39. 1904. S.476f.

Belege aus Herodot.

168. Navarre 0. fitudes sur les particules grecques. I. La particule fjbn- Rev. des 6t. anc. 1904. S. 77—98.

169. ühle H. Bemerkungen zur Anakoluthie bei griechischen Schriftstellern, besonders bei Sophokles. Dresden 1904.

170. J0rgensen 0. En ny Stremning i den hsjere Homerkritik. Nord. Tidsskr. f. Filol. 13. 1904. S. 1—21.

Erörterungen im Anschluß an Immisch u. a. neuere Arbeiten.

171. Ludwig A. Der blinde Mann von Chios und sein Name. Homerische Thesen. Prag 1904. 14 S. 0,20 M.

172. Allen T W. New Homeric Papyri. The Class. Rev. 18. 1904. S. 147-150.

Erörtert die neuen Funde in den Oxyrhynchus Pap. IH.

173. Ladwich A. Fragment einer unbekannten Iliasrezension. Philol. 63. 1904. S. 473-475.

Ein bemerkenswertes Papyrusfragroent (in Florenz), enthaltend A 484-498.

174. Die neuen Papyruskommentare zu den homerischen Gedichten. Beri. phil. Wschr. 1904. Nr. 11 und 12.

Behandelt die neuen Funde aus Oxyrhynchus Bd. III.

175. Sattler G. De Eudociae Homerocentonibus. Gymn.-Progr. Bayreuth

1904. 42 S.

IV. Griechisch. 99

176. Blaß F. Die Interpolationen in der Odyssee. Eine Untersuchung. Halle Niemeyer 1904. 306 S. 8 M.

177. Bethe E. Die trojanischen Ausgrabungen und die Homerkritik. N. Jahrb. f. d. kl. Alt. 13. 1904. S. 1—11.

Aias ist der Hauptheld der Ilias ; diese ist ursprünglich ein Kampf zwischen Rhoiteion und Troia. Die Aiaslieder sind der Kern des Epos.

178. Vendryes J. Un petit problöme d'accentuation Hom6rique. Extrait des Melanges de philologie offerts ä M. F. Brunot. (Paris Soci6te nouv. de hbrairie 1904). 7 S.

Die überlieferte Betonung von Oöxic (Homer i 366 ff. in der Poly- phemepisode) bietet eine exegetische Schwierigkeit : durch jene Akzentuation ist das Wort als Zusammenrückung mit einem Enklitikon gekennzeichnet, während man die Akzentuation eines einheitlichen Wortes (also Outic) erwartet, wenn man verstehen will, wie der Zweck der Täuschung beim Kyklopen erreicht wurde ; andererseits geht aus i 408 hervor, daß die Aus- sprache des Wortes einen doppeldeutigen Sinn ermöglichte. V. findet einen Ausweg aus der Schwierigkeit durch die Vermutung, daß in der homerischen Zeit OuTic in beiden Fällen die regelrechte Betonung war, daß also das Betonungsgesetz der Properispomena noch nicht gegolten hat ; daß dieses Gesetz nicht allgemein griechisch war, zeigen die als dorisch bezeugten Akzentuierungen wie iraiba, bpaiueirai u. dgl.

179. Riba M. Der kollektive Gebrauch des Singular in der Sprache der homerischen Odyssee. Progr. Brüx 1904. 17 S.

180. Hentze C. Die Entwicklung der Funktion der Partikel |uri in den homerischen Gedichten. BB. 28. 1904. S. 191—256.

Der Verf. behandelt in statistischer Vollständigkeit den Gebrauch von \xr] in folgender Gruppierung. 1. |uri mit dem Imperativ u. imperativ. Infinitiv, 2. mit dem Konjunktiv : A. Abmahnungssätze, a) in der 2. Pers. Sing, b) in der 1. P. Sing, c) 3. P. Sing, d) 1. P. Plur. B. Befürchtungs- sätze, a) absoluter Gebrauch, b) Präposition, c) postpositiver Gebrauch; im letzten Falle können diese Sätze motivierend oder ausführend sein. 3. |Liri mit dem Optativ : I. absoluter Gebrauch, a) prohibitive Wunschsätze, b)prohibitive Konzessivsätze. IL Der postpositive Gebrauch, a) motivierende, b) ausführende larj-Sätze. 4. ixy] mit dem Indikativ: A. Der absolute Ge- brauch. B. postpositive Sätze. 5. }xy] beim abhängigen Infinitiv. 6. beim Partizipium. 7. \JiY\ und ixr]b^ ohne Verbum. 8. |uri kombiniert mit Kon- junktionen und dem Relativpronomen 8c: A. Sätze mit et, eiKe und f|v, a) mit dem Konjunktiv, b) ei |ur) mit dem Optativ, c) mit dem Indikativ des Präs., Fut. und Präter. B. Sätze mit öxe (euTc), C. |li/| im Relativsatz. D. in Verbindung mit finalen Konjunktionen.

Bemerkenswert ist das Gesamtergebnis, "daß in dem Gebrauch der Partikel |ur| in den homerischen Gedichten ein bedeutendes Stück Ent- wicklungsgeschichte vorliegt und daß die Ausgangs- und Endpunkte dieser Entwicklung so weit auseinander liegen, daß sie nicht in dem Zeitraum von einer oder zwei Generationen sich vollzogen haben kann, sondern über einen größeren Zeitraum sich erstreckt haben muß".

181. Fries C. Griechisch-orientalische Untersuchungen. I. Homerische Bei- träge (Forts.). Beitr. z. alten Gesch. IV. 1904. S. 227—251.

B. Mythologische Zusammenhänge. 1. Leitende Gesichtspunkte. 2. Kyklopeia-Doloneia-David. 3. Iliupersis und Doloneia. 4. Patrokleia 384 ff.

7*

100 IV. Griechisch.

182. Brehier L. La Royaut6 homerique et les origines de l'Etat en Gr^ce. Rev. hist. 84. 1904. S. 1—32. 85, 1—23.

183. Engel F. J. Ethnographisches zum Homerischen Kriegs- und Schütz- lingsrecht. I. Gymn.-Progr. Passau 1904. 42 S.

184. Hackmann 0. Die Polyphemsage in der Überheferung. Diss. Hel- singfors 1904. 241 S.

185. Monti A. Archilochius index cum homerico hesiodeo et herodoteo comparatus. Turin 1904. 38 S.

186. Riedy N. Solonis elocutio quatenus pendeat ab exemplo Homeri. Accedit index Soloneus. Gymn.-Progr. München 1904. 31 S.

187. Reinach Th. Bulletin epigraphique. Rev. des fit. gr. 17. 1904. S. 237—266.

188. Sammlung der griechischen Dialektinschriften. III, 2, 3. Heft. Die kretischen Inschriften, bearb. von F. Blass. Göttingen 1904. S. 225—423. 6,40 M.

189. Hnelsen Ch. Ein neues ABC-Denkmal. Mitt. d. Arch. Inst, in Rom 18. 1903. S. 73—86.

Die von A. Dieterich behauptete mystische Verwertung der Alphabete ist erst in der späteren Kaiserzeit aus dem Orient nach dem Westen gelangt.

190. Boisacq E. Sur le traitement du Sigma intervocahque en Laconien. M^langes Paul Fr6d6ricq 1904. S. 29—32.

Die Verhauchung des Sigma ist nicht Kennzeichen einer jüngeren Epoche des Lakonischen (nach 450 v. Chr.); der Terminus a quo ist uns überhaupt unbekannt, da die ältesten Inschriften (Xuthiasinschrift und Platäisches Weihgeschenk) kein beweiskräftiges Material für die Erscheinung zu bieten vermögen.

191. Strijd J. H.W. De inscriptionibus in insula Prota [nahe bei öphaktensj inventis. Mnemos. N. S. 32. 1904. S. 361 ff.

Bemerke aus den kurzen und im übrigen kaum interessanten In- schriften Mh€Tap€uc Nr. 1, 60q)iXoc Nr. 3.

192. Boisacq E. Epicharme : Tpaiai t' ^pi9aKdjb€€c. Rev. de Tinstr. publ. en Belg. 1904. S. 88—93.

Tpaia ist der Name eines uns unbekannten Fisches (nicht einer Krabbe); das Beiwort bezeichnet 'qui abonde en ^piOdKn ou entrailles*, d. h. etwa 'replet' oder 'rebondi*.

193. Weill R. Le vase de Phaestos, un document de Thistoire du monde cr6to-asianique. Rev. arch. s6rie 3. 1904. S. 52—73.

Aus dem Aufsatz ist hervorzuheben, daß der Verf. an der Identität von äg. Akaiwa^a und 'AxaioC zweifelt und die mykenische Kultur Kretas für ungriechisch hält: sie gehört der prähistorischen 'Mittelmeerrasse* (wozu Kleinasiaten wie die Karer usw.) an.

194. Eaveoubibnc I. *A. '0 KpnxiKÖc TroXixiciiöc. Aenvä 16. 1904. S. 297—432.

Übersicht über die Kultur der mykenischen Zeit in Kreta (auch die eigenartige Schrift wird besprochen).

195. Deiters P. De Cretensium titulis publicis quaestiones epigraphicae. Diss. Bonn 1904. 58 S.

IV. Griechisch. 101

Enthält vor allem eine Interpretation von Collitz Samml. Nr. 5039. 5075. 5147.

196. Zwei kretische Inschriften aus Magnesia. Rhein. Mus. NF. 59. 1904. S. 565—579.

Behandelt Nr. 65 und 75/6 der Sammlung der Magnet. Inschriften.

197. Hiller v. Gärtringen I. G. I, 424 Hermes 39. 1904. S. 472.

Zur Lesung einer archaischen Inschrift aus Thera (vergl. dazu Amer. Journ. of Arcli. VII 297 f.).

198. Reinach Th. Inscriptions des lies. Rev. des Et.gr. 17. 1904. S. 197—214.

Darin S. 204 ff. einige Inschriften aus Rhodos im Dialekt.

199. Chaviaras D., Hiller von Gärtringen und Saridakis S. Inschriften von Syme Teutlussa und Rhodos. Jahresh. d. öst. arch. Inst. 7. 1904. S. 81—94.

Im Dialekt.

200. SadeeL. De Boeotiae titulorum dialecto. Diss. [bezw. in: Diss. philol. Halens]. Halle 1904.

201. Solmsen F. Eigennamen als Zeugen der Stammesmischung inBoeotien. Rhein. Mus. 59. 1904. S. 481—505.

Daß sich in Böotien die Mischung eines westgriech. Stammes mit vorböotischer (äolischer) Bevölkerung vollzogen hat, beweisen u. a. eine Reihe von Personennamen; so scheinen westgriechisch zu sein die Namen mit TeiXe- (neben TTeiXe-), Odpovi; und Namen mit ähnlicher Behandlung von pc (neben Oepc- u. dgl), Namen mit -cxpaTO- (neben -CTpoxo- u. ä.), die asigmatische Nominativform MoY^a u. dgl. (neben Heviac u. ä.), die gelegentliche Verwendung des Gen. statt des patronym. Adjektivs, Aiöc- boTOC GeöcboToc gegenüber AiöboToc, OeöcboToc, der Name <t)aiKoc.

202. Lambert C. De dialecto aeolica quaestiones selectae. Dijon F. Reys. 1904. 120 S.

203. TTaTraTGUjpTiou TT. N. 'EpecoO ^iriTpaqpri. 'AGrivä. 16. 1904. S. 243—247.

Zur Lesung der von Kretschmer Jahreshefte d. öst. Inst. V. 139 ff. veröffentlichten Inschrift.

204. Meister R. Beiträge zur griechischen Epigraphik und Dialektologie IV. Die Inschrift von Sillyon und der pamphylische Dialekt. Verhandl. d. Sachs. Ges. d. Wiss. 56. 1904. S. 1—42.

Eingehende Interpretation und Deutung der Inschrift mit gründlicher Erörterung des Sprachlichen.

205. Körte A. Zu den Bleitäfelchen von Styra. Rhein. Mus. N. F. 59. 1904. S. 616—622.

Eine Revision der Lesung ergibt manche Berichtigung der Texte.

206. V. Wilamowitz-Moellendorf U. Satzungen einer milesischen Sänger- gilde. Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1904. S. 619—640.

Eine Inschrift des 1. Jahrh. v. Chr., die jedoch die Erneuerung einer sehr viel älteren, spätestens zur Zeit des Hekataios redigierten Urkunde ist; es finden sich neben sehr altertümlichen Schreibungen (o = ou) und Wörtern (die teilweise neu sind) Züge der jungen (heilenist.) Orthographie (e = ai) ; einige Stellen sind unverständlich. Obwohl nur eine Kopie, ist die Inschrift "doch ungleich verläßlicher als alle literarische Überlieferung der altionischen Prosa".

102 IV. Griechisch.

207. Wnndt M. De Herodoti elocutione cum SophistÄrum comparata. Diss. Leipzig 1901. 63 S.

208. Broschmann M. Supplementum lexici Herodotei. II. Progr. Zwickau. 1904 24 S. 4°.

209. Wilhelm A. Über die Zeit einiger attischer Fluchtafeln. Jahresh. d. öst. arch. Inst. 7. 1904. S. 105—126.

Dem 4. Jahrh. v. Chr. gehören mehr dieser Tafeln an als bisher an- genommen wurde.

210. Der älteste griechische Brief. Jahresh. d. öst. arch. Inst. 7. 1904. S. 94—105.

Ein attisches Bleitäfelchen, das nach der Schrift dem 4. Jahrh. v. Chr. angehört; das unechte ei und ou sind immer mit E und 0 geschrieben. Bemerkenswert ist ßöXecre = ßouXecGe, ic = de, KdTU|iia = KdTTUfia.

211. Rogers J. D. The language of tragedy and its relation to Old Attic. Amer. Journ. of Philol. 25. 1904. S. 285—305.

Verf. untersucht die unattischen (dorischen, ionischen, 'poetischen') Elemente der Tragödie und betont vor allem den Einfluß der dorischen Poesie auf die Tragödie.

212. Aly W. De Aeschyli copia verborum prolegomena et caput primum. Diss. Bonn. (Berlin) 1904. 52 S.

213. Preuss S. Index Isocrateus. Leipzig Teubner. 1904. 112 S. S M.

214. Witkowaki St. Bericht über die Literatur zur Koine aus den Jahren 1898—1902. Bursians Jahresber. CXX. 1904. S. 153— 2ö6.

215. Blass F. Literarische Texte mit Einschluß der christlichen. Arch. f. Papyrusforsch. 3. 1904. S. 257—299.

Zusammenfassender Bericht über die neuen Funde literarischer Papyri.

216. Crönert Guil. Memoria graeca Herculanensis, cum titulorum, Aegypli papyrorum, codicum denique testimoniis comparata. Leipzig Teubner. 1904. X, 318 S. 8«. 12 M.

217. Moulton J. H. Grammatical Notes from the Papyri. The Class. Rev. 18. 1904. S. 106—112. 151—166.

Stellt bemerkenswerte sprachliche Tatsachen aus den verschiedensten Papyri zusammen (geordnet nach den grammatischen Kategorien).

218. Moziey F. W. Notes on the biblical use of the prosent and aorist imperative. Journ. of Theol. Stud. 4. 19a3. S. 279—282.

219. Miller H. G. The rendering of hl in the New Testament. The Expo- sitory Times 15. 1904. S. 551— 555.

Untersucht eine Reihe von Beispielen und kommt tn dem Ergebnis, daß bi immer adversative Kraft habe, auch wo es ganz abgeschwächt ist.

220. Kröning G. Was bedeutet ftpTOC ^nioOcioc ? Gvmnasium 1904. S. 165 —168.

221. van Herwerden H. Appendix lexici graeci suppletorii et dialectici. Leiden Sijthoff 1904. S. VI, 262.

222. Boisacq E. Notes de Linguistique. III. Rev. de Tlnstr. publ. en Belg. 1904. S. 233— 251.

Enthält eine Kritik von Leo Meyer, Handbuch der griech. Etymologie.

IV. Griechisch. 108

223. Breal M. Etymologies grecques. Mem. de la Soc. de Lingn. 13. 1904. S. 102—109.

Behandelt öqpeXoc u. Verw., öXßoc, ^x^piuGi (Hom. II. 5, 351), 'AteXciri, Xdqpupov, qpuXoiric, la^poTrec, bidßoXoc, äXXoTrpocaXXoc, töcoc 'ganz, all', ai|uüXoc, ngriech. ßpdxoc, dveuüc ävouc ^veöc.

224. Brugmann K. Etymologische Miszellen. IF. 16. 1904. S. 491.

1. Griech. ibioc, ai. vi. 2. Lat. igüur, griech. iKxap. 3. coqpöc, lat. tueor.

225. Greene H. W. ßouXuröc iroXuexric. The Class. Rev. 18. 1904. S. 49

Belege zur Bedeutung der beiden Wörter.

226. Nazari 0. Spizzico di etimologie latine e greche. (Fortsetzung.) Riv. di filol. 32. 1904. S. 94—105.

12. ävGpuüTüoc aus *dv0puj-qpF-oc ; *dv0puj- ist ein Adverb (cf. ävu)), -qpF- gehört zur W. qpu-; vgl. dazu uirepqpiaXoc. 13. Ancora di gr. ^uc fiuc flu- du- ib €u. Zu ai. su, *esu u. su- gehören zur ablautenden W. esjs- 'sein'. 14. Kevxeoj etc. e Kdvxaupoc. kgvx^u) ist eine x-Weiterbildung der W. Kev- (Kaivuu) u. setzt ein Verbum *k€vxuj voraus, das in Kevx-aupoc vorliegt ; aupoc bed. 'schnelles Tier, Hase, Pferd', vgl. lat. aurtga u. Hesych aupoi XaTOi. 15. Aiixib XavGdvu) XriGuj, lat. lateo, ai. Rähu-s. Die mytho- logischen Namen Arixdj und Rahus vereinigen sich unter der W. ladh-jlath- (wozu griech. XrjGuj, lat. lateo). 16. lat. racemus, griech. ^dE, lat. frügum. Das letztgenannte Wort ist von den beiden ersten zu trennen, die zu ai. räB-s gehören.

227. Fay E. W. Some Greek cognates of the Sanskrit root twis-. Class. Rev. 1904. S.207f.

228. Schultz W. Das Farbenempfindungssystem der Hellenen. Leipzig Bart 1904.

(Erörtert sehr ausführlich auch die sprachliche Seite des Problems.)

229. Cousin G. De urbibus in quarum nominibus vocabulum ttöXic finem faciebat. Thesis. Nancy Berger-Levrault & Cie 1904. 302 S. 6 M.

230. Bechtel F. xavriXeTnc Hermes 39. 1904. S. 155 f.

Das bei Homer 0 70, X 210, X 171, 398, ß 100, t 238, x 145, uj 138 vorkommende Wort fällt der Überlieferung zur Last : es ist wohl an Stelle von dvriXeTnc (vgl. bucTiXeYnc) in den Text gedrungen, weil dadurch ein (bei Homer jedoch ganz gewöhnlicher) Hiatus nach dem Trochaeus des dritten Fuß getilgt wurde.

231. Brugmann K. Griech. dviauxöc und got. tvis. IF. 17. 1904. S. 319 f.

232. 'Ekujv und seine griechischen Verwandten. IF. 17. 1904. S. 1—11.

Vgl. dazu auch 'AKpriTreboc (Nachtrag) zu S. 8 ebda. S. 174 f.

233. Levi A. L'etimo di Gentauro. Riv. di filol. 32. 1904. S. 601—611.

Nach Erörterung der verschiedenen Etymologien gibt der Verf. eine eigene : K^vxaupoc ist volksetymologische Umgestaltung von Kevxeupoc nach xaupoc; dies ist mit dem Suffix -upo- von dem Stamm k€vx€- ge- bildet, wie öiXeupov von dXe-.

234. Osthoff H. Etymologische Beiträge zur Mythologie und Religions- geschichte. Arch. f. Religionswiss. 7, 412—18. 8, 51—68.

1. TTpiaTTOC bedeutet 'einer der vornen einen aTTOC, d. i. einen be- merkenswerten oder auffäUig großen penis hat' ; irpi- zu lat. prae, lit. pre- \\. Verw., *dTTOC zu lat. söpio (prosäpies), ai. sapa-.

10* V. Albanisch.

2. TT^iwp, durch Dissimilation aus ♦irepiup. gehört zu ripac. beide zu ai. ä-Scar-ya- 'wunderbar*, altnorweg. skars 'ein Ungeheuer' u. Verw. Die Wurzel ist {s)qffer- 'machen' (ai. kar- usw.).

235. Radermacher L. Baußuü. Rhein. Mus. NF. 59. 1904. S. 311—313.

B. ist eine onomatopoetische Bildung und zwar nach dem Bellen des Hundes (also unserm Wauwau entsprechend).

236. Ussing J. L. ^cxdpa. En lexilogisk Udvikling. Nord. Tidsskr. f. Filol.

13. 1904. S. 22—25.

237. Vürtheim J. 'Obucceuc. Mnemos. N. S. 32. 1904. S. 284 f.

'0. ist eine volksetymologische Umgestaltung von 'OXucceuc nach öböcco|Liai; dieses ist =*'0-XuK-jeuc zu Xuk- 'Licht'.

238. Ziehen L. Die Bedeutung von upoeöeiv. Rhein. Mus. 59. 1904. S. 391—406.

Der Verf. erörtert Belege des Wortes, wo die Bedeutung strittig ist (so auch in der Labyadeninschrift), und kommt zu dem Schluß, daß irpoeöeiv 'vorher opfern' (nicht 'für jem. opfern*) bedeutet.

239. Fritzsche. Die Anfänge des Hellenentums. N. Jahrb. f. d. klass. Alt. 1904. S. 546—565, 609—634.

Eine Übersicht über die Anfänge der griechischen Geschichte und Kultur.

240. Torp A. Die vorgriechische Inschrift von Lemnos. Christiania Dyb- vad. 1904. 3 M.

Albert Thumb.

T. Albanisch.

1902.

1. Galant! A. L'Albania. Notizie geografiche, etnografiche e storiche (= Bibl. italo-albanese I). Rom Alighieri 1901. 261 S. (mit Karte). 2,50 L.

2. Yakova G. Ortografla della lingua albanese : proposta. Venezia tip. Sosteni e Vidotti. 1902. 21 S.

1903.

3. Dareste R. Les anciennes coutumes albanaises. Journ. des Savants 1903. S. 325—34. 383—90.

4. Miedia A. De pronunciatione palatalium in diversis albanicae linguae dialectis. Verb, des 13. Orientalistenkongresses. S. 14 f.

5. de Gregorio G. Notice sur la d^couverte d'un nouveau ilot linguistique albanais en Sicile. Verhandlungen des 13. Orientalistenkongresses. S. 13.

6. de Rada G. Poemi albanesi, trad. ed illustr. de Michele Marchianö, con una prefacione e una appendice cronistorica. Trani Vecchi. 1903. 345 S. 4 L.

7. Heibig R. Die italienischen Elemente im Albanesischen. Diss. Leipzig. 137 S.

VI. Italisch. 105

1904.

8. Marienescu A. M. Ilirii, Macedo-Romänii si Albanesii. Disertajiune istoricä. Anal. Acad. Romane Ser. 2 Tom. 26 (1903/04). Mem. Se^t. ist. S. 117—69.

9. Jakova-Merturi G. Grammatica della lingua albanese. Parte I. Elementi grammaticali. Frascati Stab. tip. Tuscolano 1904. 217 S. 4,60 L.

10. XpiCToqpopibric K. AeHiKÖv Tf|c d\ßaviKf|c Y^i^ccric 'Ev 'AOrjvaic 1904. (Leipzig Harrassowitz). 502 S. 8 M.

11. Ippen Th. A. Über die geographischen Namen in Albanien. Mittei- lungen d. geogr. Ges. zu Wien 47, 2—10.

Tl. Italisch.

1902.

a) Allgemein Bibliographisches; Varia.

1. Bibliotheca philologica classica. Index librorum, periodicorum, disser- tationum, commentationum vel seorsum vel in periodicis expressarum, recensionum. Appendix ad annales de studiorum quae ad scientiam antiquarum rerum pertinent progressibus. Bd. 29. Leipzig 0. R. Reisland. 358 S.

Vgl. IF. Anz. 15, 77 : 'Stellt bes. in den Abschnitten : II. 2. Scriptores Latini; III. Ars grammatica, 1. Grammatica generalis et comparativa, 2. Pro- sodia, metrica, 4. Grammatica et lexicographia latina; X. Epigraphica, hierher gehörige Literatur zusammen'.

2. Draheim H. Über den Einfluß der griechischen Metrik auf die lateinische Sprache. Woch. f. kl. Philol. 19, 1210—1216.

b) Geschichte der Grammatik, c) Grammatiken.

3. Sommer F. Handbuch der lateinischen Laut- und Formenlehre. Eine Einführung in das sprachwissenschaftliche Studium des Lateins. Band III der Sammlung idg. Lehrbücher, herausgeg. v. Prof. Dr. H. Hirt. Heidel- berg Winter. XXIII u. 691 S. M.

4. Meyer-Lübcke W. Grammatik der romanischen Sprachen. 4. Bd., Re- gister. Leipzig Reisland. VI u. 340 S. 10 M.

5. Bauer B. Praktisches Handbuch zum Erlernen der lateinischen Kirchen- sprache. Schlüssel. Übersetzung der deutschen Lektionen in das La- teinische. Radolfzell Moriell. 36 S. 0,50 M.

d) Schrift. Aussprache. Akzent.

6. Zangemeister K. Das Stigma in lateinischer Schrift. Rhein. Mus. f. kl. Philol. NF. 57, 170—171.

7. Weinberger W. Handschriftliche und inschriftliche Abkürzungen. Wien. Stud. 24, 296-300.

8. Hill G. The aspirate, or the use of the letter 'H' in English, Latin, Greek and Gallic. London 1902. 160 S. 3 sh. 6 d.

9. Secheresse A. Sur la prononciation du Latin. Rev. Univers. 1902. S. 21—33.

106 VI. Italisch.

10. Vendryes J. Recherches sur l'histoire et les effets de l'intensite initiale en latin. These. Paris Klincksieck. XIV u. 348 S. 8 Frcs.

11. Schlicher J. J. Word-Accent in Earlv Laiin Verse. Am. Journ. of Phil. 23, 46-67 u. 142—150.

12. Gran J. Versuch des Nachweises, daß positionslange Silben nicht durch Satzung, sondern infolge ihrer natürlichen Beschaffenheit lang sind. Progr. Berlin R. Gärtner. 22 S. 1 M.

e) Lautlehre.

13. Stolz F. Über angeblichen Wandel von lat. ör^'zu «. KZ. 38, 425—430.

Der von Ehrlich KZ. 38, 65 f. angenommene Wandel von äve zu ä ist unmöglich wegen cadäv^r und papäver, die als Neutra altes -e- und nicht aus -e- gekürztes -e- haben ; wegen der Isoliertheit ist die Lautgesetzlich- keit dieser Bildungen anzuerkennen. Die von Ehrlich als Beweis für seine Ansicht beigebrachten Formen erklärt Verf. wie folgt : quctssum 'quomodo' nicht aus *quäver8um, sondern aus *quävorsum vgl. prörsus aus *pro{v)or808 und rürsus aus *re^{o)r808 *rour80s; *quäv{o)r8um zu *quaursum 7.u*quär- 8um zu *quäs8um (vgl. Maurte zu MäHe). amärunt, amärim usw. sind Analogiebildungen nach den lautgesetzlichen explerunt aus *explerirunt usw., wie amä8ti usw. nach audisfi gebildet sind. mäh ist eine direkte Angleichung an nolo (vgl. Solmsen Studien 55 ff., Sommer IF. 11, 56 ff.).

14. Fay E. W. An Erroneous Phonetie Sequence. Stud. on Hon. of Gilders- leeve. S. 189—203.

Verf. bestreitet den Wandel von unbetontem ov zu av im Lat. und sucht für die die Lautgruppe -av- enthaltenden Wörter andere Anknüp- fungen {favilla 'glowing cinder' aus *faves-8Jä zu q)dFoc 'light' und nicht zu fovel 'warms'; avillus zu agmis und nicht zu ovis usw.). ausgenommen lavit: Xöei, wo in Formen, wie lavdre u. dgl. Vokalassimilation stattge- funden haben kann.

15. Uhlenbeck C. C. Die Vertretung der Tenues Aspiratae im Lateinischen. IF. 13, 213-219.

Verfasser hält die zum Beweise des Zusammenfalles der Tenuis aspirata mit der Media aspirata im Lateinischen geltend gemachten Gleichungen für nicht beweiskräftig und bringt folgende sichere Beispiele für die Vertretung der Tenuis aspirata durch die Tenuis: Lat. pümex 'Bimsstein': ai. pÄÄia- 'Schaum'. Lat. quatio: ai. kvdthati 'kocht, siedet*, goi^hwapö 'Schaum', Afra^>an 'schäumen'. Lat. rata: ai. rätha-, av. raßa- 'Wagen'. Lat. Vitium: ai. rydthate 'schwankt, taumelt, geht fehl'. Lat. pons: ai. pdtUhan- 'Pfad'. Lat. cento 'Flickwerk': ai. kanthä 'geflicktes Kleid'. Lat. cüdo 'Helm aus Leder' : av. xaoda- Helm'. Lat. caedo : ai. khMä 'Ham- mer, Schlägel'. Lat. calx: griech. xdXiE 'Kiesel, Steinchen*. Verfasser schließt mit einem Zweifel an der Existenz der Tenuis aspirata in der Ursprache.

16. Zimmermann A. Zur i-Epenthese im Latein. BB. 27, 331—332.

In der Vulgär- bezw. Dialektsprache muß «-Epenthese eingetreten sein nach Ausweis der romanischen Sprachen und vor allem der Eigen- namen. Im CIL. stehen 117 Gentilicien mit dem Stammvokal a eben- soviel Parallelgentihcien mit ae (bezw. ai) gegenüber, wobei meist nur diejenigen mit a etymologisch durchsichtig sind. Vgl. ÄUius neben Äetius,

VI. Italisch. 107

Navius neben Naevitis, Painiscos für TTaviCKOc (CIL. XIV 4098) ; Flaivius, Graiti, Urbaini u. a.

17. Solmsen F. Beiträge zur Geschichte der lateinischen Sprache. (Vgl. Ztschr. 34,1 ff. 37,1 ff.) KZ. 38, 437—458.

7. -II- aus -lu- ? Kein schlagendes Beispiel für den Wandel ; über- all kann -II- aus -Is- oder -In- oder -Id- erklärt werden. Die Überein- stimmung von helvos mit germ. geliva- und lit. zelvas legt die Annahme nahe, daß -lu- geblieben ist. 8. Noch einmal Mävors Mars gegen KZ. 38, 129 ff. (s. unter 23). Mars lautgesetzl. aus *Mäurs aus Mävors, wie mälo aus *mäulo aus mävolo. Die verschiedene Behandlung des -au- in gaudeo aus *gämdeo kann durch die dissimilierende Wirkung des Labials m, die triphthongische Verbindung -äur- und das Munkle' f in -äul- erklärt werden. Kontraktion des ävo zu ä mit Ausfall des v ist unmöglich wegen söl aus *säuol aus *säuel = got. sauil. 9. täberna durch Dissimilation aus *träb-er-na zu osk. triib-ar-akavum 'aedificare', umbr. trem-nu gr, T^paiava 'Haus, Gemach, Zimmer', lat. trabs 'Balken, Baumstamm, Haus.'

18. Stolz F. Zur lateinischen Sprachgeschichte. IF. 13, 95—117.

Betrachtungen betreffend eine chronolog. Fixierung der Vokalsyn- kopierungen. Beachte : asinus aus *asnos wegen asellus aus *asenlo- aus *asfilo- aus *asn{o}lo-. Die Inlautsgruppe -sn- (u. -sm-) war also intakt bis nach Abschluß des Rhotazismus, der vor der Anaptyxe in asinus einge- treten sein muß. Dagegen ornus aus *orinos aus *ozeno- ; also hier die Synkope jünger, als der Rhotazismus. südus aus *suzdos aus '^suse-do-s oder *suso-do-s', in dieser Lautgruppe der Rhotazismus jünger, als die Synkope, und -zd- zu -d- älter, als -sm-, -sn-, -sl- zu -m-, -n-, -1-. Zur Zeit der An- fangsbetonung sind entstanden : audio aus *dvizdiö, claudus, crüdus, nüdus, latus; daneben löfussius deTamchisYnkoYiieYien'*'love-to-sühev*lovotos*loofos. Dagegen erst zur Zeit des Dreisilbengesetzes entstanden sind die Formen: fautum, cautum, lautus, die den Wandel von öv zu äv voraussetzen.

19. Wedding G. De vocalibus productis Latinas voces terminantibus. BB. 27, 1—62.

f) Etymologien. Wortbildungslehre.

20. Breal et Bailly. Dictionnaire 6tymologique latin, 5e Edition. Paris Hachette & Cie. VIII, 463 S. 5 Fr.

21. Les mots latins group^s d'apres le sens et l'^tymologie. 11^ edi- tion. 16. Paris Hachette XVI, 203 S. 2,50 Fr.

22. Berge R. Etymologische Anknüpfungen lateinischer Wörter an ver- wandte Stämme. Lehn- u. Fremdwörter der deutschen Sprache. Pro- gramm. Freiberg. 23 S. 4».

23. Kretschmer P. Etymologien. KZ. 38, 128—137 (134).

1. Lat. orbis, orbita. örbis wegen altfranzösisch ourde) aus örfis aus örpis aus öripis aus ösi-dhis oder oso-dhis 'randbildend' aus öra = *ösä gr. i)jä 'Rand' -|- dhi- = skr. -dhi- in Kompositis wie iSu-dhi-, api- dhi- usw. (zu dhe- 'setzen, machen'), vgl. morbus aus *mori-dhos 'sterben machend'; örbis bedeutete danach ursprünglich die Kreislinie (vgl. orbem ducere 'einen Kreis ziehen'), dann auch die Kreisfläche, Scheibe, Rad usw. örbita 'Wagengeleise, Räderspur' ist ein Kompositum aus örbis 'Rad' und dem Partizip itä 'gegangen', also gebildet wie djuaHiTÖc 'vom Lastwagen be- gangen, Lastenstraße'. 2. Mävors, Mars, Mamers. Mävors aus *Mags-vors;

108 VI. Italisch.

*mags- ist kaum der Komparativ magis, sondern ein Positiv *mages 'mächtig, mit Macht, in hohem Maaße', das adverbial gebrauchte Neutrum eines s-Stam- mes = ved. mahds. Mävors würde danach 'der mit Macht Wendende' be- deuten. In Mars = Mävors handelt es sich um eine innere Kürzung vgl. Kurt = Kuonrät, ital. monna = madonna u. ähnl. 'Diese Verstümm- lungen sind schwerlich rein phonetisch zu erklären, sondern sie sind psychischer Natur d. h. beruhen auf bewußtem Streben nach Kürze, auf Sprechfaulheit, wenn man will'. Osk. Mamers kann entstanden sein durch Ausgleichung eines nom. *Mävers (o in lat. -vors kann analogischen Ur- sprungs sein) und eines vok. *Mämär, der durch Dissimilation aus *Mar' mar [Marmar im Carmen saliare) entstanden ist.

24. Niedermann M. Notes d'etymologie latine. M61anges ling. offerts ä M. A. Meillet. S. 97—111.

A. cornus 'cornouiller' cornum 'cornouille', gr. Kpdvoc, Kpdvov zu lit. Kirnis, Name eines Gottes, von dem Lasicki sagt: Kirnis caerasos arcis alicuius secundum lacum sitae curat; vgl. Addenda S. 112 u. Schrader Reallexikon 429 u. 458. B. corulus 'coudrier', ahd. hasal, hasala. aisl. hast, ir. coli aus *coslo usw. zu lit. kasttlas 'epieu'. C. ebrius aus ♦c-(Präf.) -j- hrius. Das Präf. e- findet sich in edurus (CGL. IV, 834, 34: satis durus) u. in emollis, viell. auch in hom. nßaiöc 'petit, minime' neben ßaiöc u. ist gleich dem ai. ä- in äkapilas 'brunätre', ädlrghas 'un peu allong6' usw. Das vorauszusetzende *bri%is 'ivre' ist verwandt mit bria 'vas vinarium' u. viell. mit der Glosse 'exbures exinteratas sive exburae quae exhiberunt quasi epotae.' D. ebulum, -i N. u. ebulu^ -i F. 'hiöble' zu 2is\. jela '^Xdxri', cech. Jedla, apreuß. addle, lit. igle; ebulum, ebulus aus *edhlo-. E. ßnum 'foin' zu sl. sino, lit. szinas 'foin' aus ^Ichdi-no-m. Das lat. Wort eine Entlehnung aus einem ländl. Dial., wo f für hw.e für ae eintrat; die Orthographie faenum beruht auf einer Kontamination zw. fenutn u. *haenum. Mit diesen Wör- tern zu verbinden gr. xik6c 'fourrage' aus *khf-lo-8. F. mulus 'mulet' u. gr. IJivjxXöc 'äne reproducteur' wird von Verf. mit Bartholomae Berl. phil. Woch. 1898, 1060 f. auf *muk8lo-8 od. *mu§zMo-s zurückgeführt, wie alb. muSk 'mulet' auf *muk8ko-8. In Betracht zu ziehen sind mtiscellus, mus- cella 'jeune mulet, jeunc mule' aus *muselo-lo-8 *mu8clo-lä, d. h. Demi- nutiva von *mu8clo-8 aus *muc8l0'8 vgl. vulglat. ascella ascüla zu nxilla. G. ruscus aus *ro8co8 'fragen piquant' zu lett. ehrschkis, lit. erazkitis 'nerprun purgatif vgl. lat. rermis zu gr. (F)()ömoc. H. Les adjectifs verbaux en -bundus. 'Le type tout cntier a du partir de formes comme moribundus, attest6es en fait k la date la plus ancienne. Or, moribundus peut s'ex- pliquer comme issu d'une contamination de moriundtis et de morbendus. ce dernier 6tant le g^rondif d'un verbe morbeo que la comparaison du lituanien mirdziu nUrditi 'agoniser', et du lette m4rd4t 'afTaiblir, laisser mourir de faim, maltraiter', nous autorise k poser et qui se trouve d'ail- leurs dans les gloses (CGL., II, 247, 34). 'Nach moribundus : mortem wurde zu lasciviens ein lasciribundus geschaffen; nach moribundus: mori queri- bundus: queri, nach queribundus: querens ludibundus: ludens, nach ludi- bundus: ludis, ludit plorabundus: ploras, plorat. J. 6tudes glossogra- phiques. I. Becillis, Cabo, Nauchus für imbecilli, caballus, nauarchus sind Beispiele für die 'mutilation arbitraire d'un hon nombre de mots ou de groupes de mots par la suppression du commencement (aph^röse), de la fin (apocope), ou bien encore par l'^lision d'une ou de plusieurs syllabes mediales'. II. Lupal 'bordel' neben hqxinar a.us *lupanal durch Dissimilation.

VI. Italisch. 109

'Ou bien nous sommes en presence d'une formation qui serait ä Hupanal lupanar k peu pres ce que le lat. lupa est au grec XuKaiva, ou bien lupal est un terme argotique exactement comparable ä nauchus . , .' III. Genta 'gener' aus *gemta zu lit. zentas asl. zftt 'beau-fils'; für das Suff, -ta vgl. skr. bandhutä "parente', serb. svojta 'parent' hom. {^)txr\c 'parent, ami'. Gener ist entstanden durch Kompromiß zwischen gen-ta u. *gem-eros zu skr. jämätar-. IV. Feriferus. Ipsipse zu vergl. mit mhd. wiltwilde ved. ma- hämahds 'tres grand' u. skr. alpälpas 'tres petit', bret. uheluhel 'trös haut', tomtom 'tres chaud'; für ipsispse bes. vgl. gr. aöxauToc, ahd. selpselpo.

25. Gray L. H. Contributions to Old Italic Etymology. BB. 27, 297—310.

Oscan aflakus, aflukad: Latin {ah)laqueo. Osca,n cadeis : Late Latin cadmeus. Oscan angetuzet, angitu- : Latin ango. Volscian sepu : Latin sequo. Pompeian kaila: Latin caelum. Paelignian uus: Old Church Slavic vy. Paelignian hanustu : Latin fanum. Umbrian an gif: Sanskrit ancati. Umbrian ampefia: pefum. Umbrian nirw. Greek vipov. Umbrian eru 'ab se'. Umbrian afideruomu: Latin interluo. Umbrian asiane. Umbrian ruseme: Old Norse rodra. Umbrian furfaQ: Sanskrit grhhnäti. Umbrian ander- safust: Italian andare. Umbrian vatuva: Latin vates.

26. Rozwadowski J. Etymologica. Eos 8, 103—128.

1. Pol. rdzeii, rdest: lat. röbur, röbustus russ. rjabinövaja noö' . 2. Osk. vereiiai 'civitati', vereias 'civitatis'.

27. Brugmann K. Lateinisch cedo und arcesso, incesso. IF. 13, 84—94.^

1. cedo aus *ce-zdö; ce- ist die zu dem Demonstrativpronomen *ko- *ki- gehörige Partikel *ke, vgl. hun-ce, ce-do 'gib her', osk. cebnust 'venerit'; -zdö ist ein Präsens von der Wurzel se<^ 'gehen' (griech. öböc), welche identisch ist mit sed 'sich setzen', indem sie das Aufsetzen des Fußes auf einen Boden zum Zweck des Schreitens ausdrücken konnte. Die Präsensbildung -zdö nach der ai. 6. Klasse vgl. mit alat. inque = *en-sque (griech. ^vi-crre), rudo (ai. rudd-ti) u. dgl. In bezug auf die Bedeutung läßt sich ce- teils durch unser hin, teils durch unser her verdeutlichen z. B. incedo = ein- hergehen, cessi kann einen alten s-Aorist -zd-s- repräsentieren; für -sts- zu -SS- vgl, oss- 'Knochen' aus *ost[e\s-. -cessus kann als Grundform -stHo-, d. i. -zd-to- oder -stso- d. i. -zd-so- haben ; wahrscheinlich bestand zwischen cessT und -cessus dasselbe Verhältnis wie zwischen fixt und fixus u. dgl. Die Schlußglieder von ce-ssT, -ce-ssus sind vielleicht auch in pressT, pressus enthalten, deren erstes Glied die Präposition *preti, äol. irpec, lett. preW vgl. griech. TTpoxi, ai. prdti, sein kann ; dazu premo Analogiebildung aus *gemö. 2. arcesso, incesso aus * ar-f[a]cessö , * in-f[a]cessö \g\. pergo aus ^per-r[e]gd u. a. ; somit ist r die vor Labial lautgesetzliche Vertretung von d, vgl. nach einer Vermutung von Osthoff arger (alat. = agger) aus *ar- figer (zu fingo); *ar-facessö wäre zunächst etwa 'herbeischaffen, heran- schaffen' gewesen; *in-facessö enthielte das Simplex in der Bedeutung 'sich machen' in 'sich fortmachen, sich aufmachen' u. ließe sich in bezug auf den intransitiven Sinn mit invado, ineo u. dgl. vergleichen.

28. Zimmermann A. Zu avärus, amärus, cärus. KZ. 38, 502 503.

Avärus, amärus, cärus sind Ableitungen der Lallworte am, amä, ; ava 'Großmutter', d. h. 'die gute, liebe' ; daher avärus ursprgl. 'lieb, liebend', später erst 'geldliebend, geldgierig'. Da nach Kretschmer E. S. 335 ff. d. Kinderworte nicht nur die nächsten Verwandten, sondern auch das Häßliche, Widrige bezeichnen konnten, so konnte von amä, was sonst

110 VI. Italisch.

die Mutter bezeichnete, im Lat. sowohl amäre, als auch amärus abgeleitet werden. Zu cärus stellt Verfasser außer den außerital. Entsprechungen bei Brugmann Grdr. V blAt noch die reduplizierte Form cicaro (Petron. 46. 71) = 'Liebling, Junge* und das cognomen Cicero.

29. AscoU G. J. Lat. rTd- (ridere) idg. rrizd-. IF. 13, 278—279.

rideo zu ai. vrf^ {vrt^yati rr^tjkite) 'verlegen werden, sich schämen' idg. vrizd-. Zur Bedeutung vgl. ai. smdyate 'lächeln, verschämt lächeln, erröten', mit Präf. vi 'betroffen, bestürzt werden, staunen'. Als Grund- bedeutung ist anzunehmen : 'auf milde, zaghafte, angenehme Weise be- troffen werden'.

30. Ciardi-Dupre G. Lat. prömulgäre. BB. 27. 185—187.

Prömulgäre ist eine Umbildung von prömere (Martial 8. 18 'bekannt machen' in 'promere vulgo epigrammata') nach vulgäre, dividgäre usw. oder nach vulgus.

31. Pokrowskij M. Vitüperäre. KZ. 38, 434—435.

Vituperare ist eine Ableitung von einem Adj. *vltüper aus *vifÖ- päros (vgl. löcüples aus *löc6-pl€s) 'Fehler, Schuld habend' (eigentlich 'erworben habend' vgl. latidem parere) u. bedeutet: 'jemanden, bezvv. etwas als schuldig, fehlerhaft hinstellen' {\g\. jyrobare, improbare 'jemanden, bezw. etwas als probum, improbum hinstellen). Der Stamm *vf fö- ist ein Partiz. *ri'to-8, etwa mit substantiviertem Neutrum *ri-tom u. liegt ebenfalls dem Subst. Vitium zugrunde. *Vituper muß morphologisch mit pauper, puerpera, semasiologisch speziell mii pauper verbunden werden, das ebenso eine abgeschwächte Bedeutung des zweiten Kompositionsgliedes hat ('wenig erworben habend* zu wenig habend' zu 'arm'); vgl. auch die spätere Bildung opiparus. Die für *vtto- anzunehmende Bedeutung 'Schuld' ist auch zum Teil in Vitium wahrzunehmen : Plaut. Asin. 902 : Vitium dicere u. dgl.

32. MiodoÄski A. Auiare. IF. 13, 142—144.

In einer Inschrift aus der Umgegend von Bolscna (4.-6. Jahrb. nach Chr.) finden sich folgende an einen treulosen Geliebten gerichtete Worte: Tace (?), ttoli perierare. ego te vidi aliam aviare. Da das an- lautende a dem Metrum zufolge sowohl lang, als auch kurz gelesen werden kann, gibt Verfasser seine frühere Erklärung des Wortes als ä-riare 'auf Abwege bringen, verführen' auf u. leitet äviare von äris ab in der Be- deutung 'auf jemanden Jagd machen, nach jemandem vogelstellen, nach jemandem haschen' u. ähnl.

33. Zimmermann A. Gab es im Latein ein zu sero säen* gehöriges selb- ständiges Hilfszeitwort *80, *8ere, Ulvi, ^sftus ? KZ. 38, 435—436.

S/ro 'säe' ist nicht durch Reduplikation von *80 in derselben Be- deutung entstanden, sondern ist identisch mit 8iro 'füge', das in der Bedeutung 'säen' an die Stelle von 8e{i)o getreten ist infolge der großen Ähnlichkeit der Form und des häufigen Zusammenfalls der Bedeutung, denn die Verwendung für 'pflanzen, setzen' kam ursprgl. dem Verbum s^ro, serui zu.

34. Vetter E. Zur lateinischen Grammatik. Wien. Stud. 24, 531—536.

1. Fas und nefas. Fä8 ist ein aktiver Infinitiv des Verbums färi: *fäst, aus satzphonetischen Gründen gekürzt zu fäs vor dem Eintreten des Rhotazismus. Dafür, daß es nicht von Haus aus ein Substantivum ist, sprechen die Umstände, daß es in der älteren Literatur nur prädikativ

VI. Italisch. 111

verwandt wird und nicht deklinierbar ist. Die Bedeutungsentwicklung geht von der überwiegend negativen oder hypothetischen Verwendung aus: nefas est und si fas est 'man darf es nicht aussprechen', 'wenn man es aussprechen darf. 'Wenn man aber etwas nicht auszusprechen wagt, so ist der Grund meist religiöse Scheu vor dem bucqprmeiv; so wird nefas est zu einem einheitlichen Begriff und erhält die Bedeutung 'es ist eine Sünde'. Deshalb also ist fas im Gegensatz zu ins das 'göttliche Recht'. 2. Experirus. Die Form experirus (Cato. De re rustica 157, 8) ist eine 2. Pers. Sg. Med. {-rus eine auch sonst vorkommende Nebenform zu -ris und -re), dem Ursprünge nach Ind., aber in imperativischer Funktion. Daher kann das ausl. -s nicht zur Unterscheidung mit dem Imperativ an die Indikativform angetreten sein, u. offenbar sind auch die herrschenden Formen experire und experimini Indikative in imperativischer Funktion und die Gleichung sequere = lnov besteht nicht unmittelbar,

35. Meyer-Lübke W. Zum italischen Wortschatz. Wien. Stud. 24, 527—530.

Beachte: Italien, (pistojes.) farfecchie 'Schnurrbart' zu lat. barba aus *farba aus idg. *bhardhä. Durch umgekehrte Angleichung konnte aus *farba ein '^farfa entstehen, zu dem farfecchie das regelrechte Deminu- tivum wäre, oder es geht direkt auf osk.-umbr. farfo zurück. Trotz venez. kufarse für ital. covarsi riet, skofd 'aus dem Bette steigen', die auf cufa- statt cuba- hinweisen, ist die Annahme von ital. cufa- un- wahrscheinlich, weil das Verbum cubare zweimal auf Inschriften vor- kommt, die altes bh, dh durch f wiedergeben, dazu vgl. mit Osthoff ahd. huofo, houf asächs. höp ags. heap. In faber ist wahrscheinlich nicht das Suffix -dhro anzunehmen wegen -b- in der korfinischen Grabschrift; die alte Gleichung mit slav. dobrü ist aufrecht zu erhalten, und diese Wörter weisen mit nhd. tapfer auf europ. *dhabros 'tüchtig, geschickt'.

36. Zangemeister K. Secus statt Secundus und Ähnliches. Rhein. Mus. f. Philol. N. F. 57, 169—170.

37. Valmaggi L. Varia II. 2. Probitas 'pudicizia.' 3. Burgus. Riv. di fil. e d'istr. class. 30, 427—431.

Burgus überall = 'castellum' und stets entlehnt aus d. bürg, hat mit TTupYoc nichts zu schaffen.

38. Kauer R. Babulus. Wien. Stud. 24, 537—541.

Babi/lo Ter. Ad. 914 f. ist zu lesen babulo und ist der Dat. des seltnen Wortes babulus 'Schwätzer', des Deminutivs zu baba oder babus.

39. Pokrowskij M. Beiträge zur lateinischen Stammbildungslehre. KZ. 38, 277—286.

1. Nochmals zum Silben vertust durch Dissimilation vgl. KZ. 35, 249. 2. Die Suffixe -d-on, -g-on-. 3. hirtus : hirsütus. 4. Cinxia. Unxia. 5. aditialis. 6. vindtcta. furtum. 7. volücer, fellebris u. dgl. 8. singultus. sin- gultim. singulare, singultare. tumultus.

40. Radlord R. S. Use of the Suffixes -änus and -Tnus in forming Pos- sessive Adjectives from Names of Persons. Stud. in Hon. of Gildersleeve. S. 95—111.

41. Zimmermann A. Zur Entstehung bezw. Entwickelung der altrömischen Personennamen. Progr. d. Wilh.-Gymn. Breslau. 1901/02. 20 S. 4^

42. Über die römischen bezw. italischen Personennamen, die bald die Stammsilbe Pop{b) bald Püb{p) tragen. Rhein. Mus. f. Phil. 57, 636 bis 639.

112 VI. Italisch.

43. Über die römischen Eigennamen Porcius, Ovinius, Caprilius und ähnliche. Wochs. f. klass. Phil. 19, 887—888.

44. Schulten A. Italische Namen und Stämme. Btg. z. alt. Gesch. 2, 167—193 u. 440—465.

Behandelt die Namen auf -iedius, -edius, -idius.

45. Lattes E. Zu den etruskischen Monatsnamen und Zahlwörtern. Rhein. Mus. f. kl. Phil. N. F. 57, 318—320.

46. Torp A. Etruskische Beiträge. Erstes Heft. Leipzig Barth (Meiner). VIII, 110 S. 6 M.

g) Flexionslehre.

47. Zangemeister K. Erstarrte Flexion von Ortsnamen im Latein. Rhein. Mus. f. Philol. 57, 168—169.

48. Hochstetter J. Das Pronomen der dritten Person im Lateinischen. Gy. 20, 81—86.

49. Exon Ch. Latin verbs in -io with infinitives in -ere. Hermath. 27. 1901. S. 382—402.

50. Postgate J. P. To Eat' and To Drink' in Latin. Class. Rev. 16, 110 bis 115.

Behandelt die Flexion der Verba: edo, bibo und poto. A. edo and Compounds. I. The shorter, or unthematic, forms. II. The old subjunctive- optative edim. B. The Parts of bibo and poto. öl. Leo F. Visa vidi. Hermes. 37, 315—316.

Vidi in einer Reihe von Stellen als Perf. zu rwo bezeugt.

h) Syntax.

52. Delbrück B. Die Grundbegriffe der Kasus und Modi. (Mit Beziehung auf Morris, Principien der lateinischen Sprache). N. Jhb. f. kl. Alt., Gesch. u. d. Litt. 9, 317—336.

53. Reinhardt K. Lateinische Satzlehre. 2 Aufl. v. J. Wulff. Berlin Weichmann. 1901. XIV, 194 S. geb. 2,40 M.

54. FuBCO R. De coniunctivi latini usu apud priscos scriptores usque ad Terentium. Napoli, Detker et Rocholl. 59 S.

55. Eimer H. C. Clements Prohibitives in Terence. Class. Rev. 16, 107 bis HO.

Entgegnung auf Clement Prohibitives in Terence. Class. Rev. 15, 157.

56. Clement W. K. The Latin Prohibitive. and Prof. Eimer. Class. Rev. 16, 172-176.

57. Eimer H. C. A Last Word on the Prohibitive in Terence. Class. Rev. 16, 408-409.

58. Bayard L. De gerundivi et gerundii vi antiquissima et usu recen- tiore. Th^se. Lille, impr. Lefebvre-Ducrocq. 69 S.

59. V. Kobilinski G. Das Supinum als Adverboform. Zs. f. d. Gymnasial- wesen. 56, 498—506.

60. Rickmann E. Zur lateinischen Tempuslehre. (Relativität der Tempora). Progr. Domsch. Güstrow. (729). 23 S. 4«.

61. Lattmann H. Der neueste Angriff auf die Lehre vom selbständigen und bezogenen Gebrauch der Tempora. Gy. 20, 605 611.

VI. Italisch. 113

62. Methner R. Die Darstellung der lat. Temporalsätze in der Obertertia nebst einem Anhang über die Bedeutung von poatqtiam. Progr. Brom- berg Mittler. 47 S.

63. Antoine F. Du Mode des Propositions introduites par prius quam, ante quam. Mus. Belg. 6, 305—321.

64. Wassis Sp. rpamuaxiKd. [Lat. Fragesätze in indirekter Rede]. 'Aer]vä. 14, 209—218.

65. Bone K. Der Bedingungssatz und seine sogenannten 'Fälle' (zunächst für das Lat.). Gy. 20, 533—538 u. 573—578.

&Q. Lodge G. On the Theory of the Ideal Condition in Latin. Stud. in Hon. of Gildersleeve. S. 253—261.

67. Hude K. Infmitivus imperfecti i Latin. Nord. Tidskrift Fil. III R. X. 1901. 185—186.

68. Hailer E. Beiträge zur Erklärung des poetischen Plurals bei den römischen Elegikern. Programm Freising. Leipzig Fock. 28 S. 1,20 M.

69. Gaffiot F. Remarque sur la syntaxe de cum. Rev. de Phil. 26, 143 bis 148.

Verf. bestreitet die Ansicht von Lebreton (Etudes sur la langue et la grammaire de Ciceron, Paris 1901) betreffend: l'emploi de cum pour exprimer l'equivalence', indem er bei cum c. Ind. immer 'un rapport de temps' anninjmt.

70. Lebreton J. Etudes Cic6roniennes. I. Emploi de Cum et de Quod dans

les propositions exprimant l'equivalence. Rev. de philol. 26, 182 194. Entgegnung auf Rev. de phil. 26, 143—48.

71. Gaffiot F. La conjonction cum. Nouvelles remarques. Rev. de phil. 26, 282—290.

72. Etudes latines. I. A propos de quelques locutions fixes. Rev. de philol. 26, 400—403.

I. Quid est quod. II, Ut qui. III. Praesertim cum.

73. Lease E. B. The Use of atque and ac in Silver Latin. Stud. in Hon. of Gildersleeve. S. 413- 425.

Der Gebrauch von ac ist überwiegend, ausgenommen in der Poesie, wo metrische Gründe maßgebend sind. Im allgemeinen wird ac vor Kon- sonanten, atque vor Vokalen und Gutturalen bevorzugt.

74. On the Use of neque and nee in Silver Latin. Class. Rev. 16, 212 214.

Nee wird in Prosa und Poesie häufiger verwandt, im Gegensatz zu ac auch vor Vokalen. II. Neque {nec)enim. III. Nee (= ne . . . . quidem). IV. Nee dubie. V. Nee .... neque.

Ib. Abbott F. F. The Use of Repetition in Latin to Secure Emphasis, Intensity, and Distinctness of Impression. Studies in class. phil. Chicago 3, 67—87.

76. Boegel Th. De nomine verbali latino quaestiones grammaticae. Com- mentatio ex suppl. XXVIII. Annal. philol. seorsum expressa. Leipzig Teubner. 123 S. 4,80 M.

77. Laing G. J. Notes on the Latin Verbs of Rating. Stud. in Hon. of Gildersleeve. S. 131—136.

I. The Stylistic Use of Pro : pro c. Abi. anstelle d. Gen. z. B. pro

Anzeiger XX. 8

114 VI. Italisch.

nihilo. II. A Group of Partitive Genitives : Boni consulere. Äequi bonique facere. Nihil pensi esse, höhere etc.

78. Edwards G. V. Ingenium in the Ablative of Quality and the Genitive of Quality. Stud. in Hon. of Gildersleeve. S. 301—314.

Die an dem einem Worte ingenium vorgenommene Vergleichung zwischen dem Abi. quäl, und dem Gen. quäl, ergibt das auch durch andere Beispiele bestätigte Resultat, daß der Unterschied zwischen den beiden Konstruktionen vorwiegend ein chronologischer ist, indem der Abi. quäl, die ältere, der Gen. quäl, die jüngere Gebrauchsweise ist.

79. Sloman A. Constructions in Connexion with 'Pondo\ Class. Rev. 16, 317-319.

SO. Wisen M. Miscellanea. 1. Cubi et cunde. Frän Filologiska Föreningen i Lund Spräkliga uppsatser Bd. 2.

i) Semasiologie.

^1. Methner R. Über die Begriffe 'Situation' und 'näherer oder begleitender Umstand' in der lateinischen Syntax. Monatschrift für höhere Schulen 1. 1902. S. 683-685.

82. Scholl F. Vir bonus dicendi perüus. Rhein. Mus. f. kl. Philol. NF. 57, 312—314.

83. Ra4ennacher L. Vir bonu» dicendi peritus. Rhein. Mus. f. kl. Philol. NF. 57, 314.

84. Reissinger K. Par pari referre. Bayr. Gy. 1902. S. 248—251.

85. Cumont F. übi ferrum nascitur. Rev. de Phil. 26, 280—281.

Sß. Eimer H. C. Ne emisses, ne poposcisses, and Similar Expressions. Stud.

in Hon. of Gildersleeve. S. 123—129. -87. Reinach S. Le mot 'orbis* dans le Latin de l'Empire propos de

rOrbis alius des druides). Chartres Durand. 11 S.

88. Flügel E. History of the Word Religio in the Middle Ages. Proceed. of the Am. Philol. Assoc. 33. 101—102.

89. Hesky R. Ein Beitrag zur Semasiologie des Wortes lex. (Dig. XXXVIII 8, 1, 2). Wien. Stud. 24, 542—547.

Lex steht in der Bedeutung edictum praetorit.

k) Lexikographie.

90. Thesaurus linguae Latinae editus auctoritate et consilio Academiarum quinque Germanicarum etc. Leipzig Teubner.

Im Berichtsjahre erschienen : vol. II fasc. 3 {ardcUio artus adject.) Vgl. die Besprechung von J. P. Waltzing, Bull, bibliograph. et p6da- gogique du Mus6e Beige 1902, XIV, S. 291—297.

91. Schmalz J. H. Zum Thesaurus linguae latinae. Berl. phil. Wochs. 22, 958.

92. Loewe Ph. Nachträge zum Thesaurus linguae latinae aus Ovidius. Programmabhandlung Friedrichs-Gy. (194). Breslau. 33 S. 4".

93. Georges K. E. Kleines lateinisch -deutsches u. deutsch -lateinisches Handwörterbuch. Lateinisch -deutscher Teil. 8. verb. u. verm. Aufl. v. H. Georges. Hannover Hahn. VUI u. 2742 S. 7,50 M.

94. Constantin E. Nouvelle lexicologie latine. l^e s^rie. Paris Vic et Amat. X, VI u. 196 S.

VI. Italisch. 115

95. Harre P. Lateinische Wortkunde im Anschluß an die Grammatik. 3. Aufl. bearbeitet von H. Meusel. Berlin Weidmann. VII u. 111 S. Kart. 1,60 M.

96. Stowasser J. M. Aus und zu den Glossen. Wien. Stud. 24, 194—215.

97. Pessonnaux E. Gradus ad Parnassum, ou dictionnaire prosodique et po6tique de la langue latine, redige sur un plan nouveau. 6e ed. Paris Delalain fr^res. XVI u. 672 S. 1901. 6 Fr.

98. Pichler F. Austria Romana. Geographisches Lexikon aller zu Römer- zeiten in Österreich genannten Berge, Flüsse, Häfen, Inseln, Länder, Meere, Postorte, Seen, Städte, Straßen, Völker. Mit 1 Karte. (Quellen u. Forsch, zur alten Gesch. u. Geogr. von W. Sieglin IL). Leipzig Avenarius. 102 S. 8,50 M.

99. Hegedüs J. Symbolae ad supplementum glossarii mediae et infimae latinitatis regni Hungariae. Egyet. Phil. Közl. 1902. S. 117—118, 216—218.

100. Rostowzew M. Namen und Wappen kleiner Leute. Wien. Stud. 24, 412—417.

101. Mommsen Th. Sallustius = Salutius und das Signum. Hermes 37, 443 455.

102. Lietzmann H. Prodecessor. Rhein. Mus. f. Phil. NF. 57, 634—635.

103. Wessely G. Die lateinischen Elemente in der Gräzität der ägypti- schen Papyrusurkunden. I. Wien. Stud. 24, 99 151.

104. Vendryes J. De hibernicis vocabulis quae a latina lingua originem duxerunt. These. Paris Klincksieck. 108 S. 7,50 Fr.

105. Finzi G. Dizionario di citazioni latine ed italiane. Citaz. latine Detti proverbiali Frasi e versi curiosi Versi leonini e salernitani Detti et motti storici e allegorici Massime di diritto romano Citazioni italiane. Milano Palermo Napoli Sandron XIV u. 967 S. 8L.

106. De Blasi P. Frasario metodico della lingua latina. Fase. XXV— XXX. Noto Zammit. 1901/02. S. 1153—1440.

1) Grammatisches zu einzelnen Texten, Literaturgattungen, Sprachkreisen.

107. Pichon R. De sermone amatorio apud latinos elegiarum scriptores. Th^se. Paris Hachette. IX u. 276 S.

108. Penndorf J. De sermone figurato Quaestio rhetorica. Leipz. Stud. cl. Ph. 20, 169—194.

109. May J. Über den numerus bei Cicero. N. Phil. Rundsch. S. 217—225.

110. Barendt P. 0. Ciceronian Use of Nam and Enim. Class. Rev. 16, 203—208.

111. Wagener C. Der Infinitiv nach Adjektiven bei Horaz. N. Phil. Rundsch. S. 1—9.

112. Waters W. E. The Uses of the Preposition cum in Plautus. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 75—77.

113. Clement W, K. The Use of the Infinitive in Lucan, Valerius Flaccus, Statius, and Juvenal. Proceed. of the Am. Philol. Assoc. 33, 71—75.

114. Steele R. B. The Ablative Absolute in Livy. Am. Journ. of Phil. 23, 295—312 u. 413—427.

8*

116 VI. Italisch.

115. Earle M. L. Notes on Cicero, De natura deorum I. Proceed. of the Am. Philol. Assoc. 33, 70—71.

116. Knapp Ch. Notes on Tacitus, Agricola 31. 5. Proceed. of the Am. Philol. Assoc. 33, 49—51.

117. Notes on the Medea of Seneca. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 8—10.

118. Bushneil G. C. A Note on Seneca, Medea 378—382. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 7—8.

119. Kirk W. H. Note on Velleius 2. 42. 2. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 10—11.

120. Anderson E. P. Some notes on Chaucers Treatment of the Som- nium Scipionis. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 98 99.

121. Rolfe J. C. Varia. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 62—64.

1. On Hör. Carm. III 6. 21. 2. On the meaning of canicufa. 3. On Varro L. L. v. 3. 4. Notes on ellipsis.

122. Dnnn F. S. Cicero's Lost Oration, Pro Muliere Aretina. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, S. 100.

123. Harrington K. P. Ciceros Puteolanum. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 52—53.

124. Fester B. 0. Nicander and Vergil. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. .33, 96-98.

125. Bnshnell C. C. The First Foiir Feet of the Hexameters of Horace's Satires. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 83, 56—59.

126. Archibald H. T. The Fable in Archilochus, Herodotus. Livy, and Horace. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33. 88—90.

127. Richardson L. J. On Certain Sound Properties of The Sapphic Strophe as employed by Horace. Trans, of the Am. Philol. Assoc. 33, :^— 44.

128. Steele R. B. Some Forms of Complemental Statements in Livy. Trans, of the Am. Phil. Assoc. 33, 55—80.

129. The Pestilences meniioned by Livy. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 64—65.

130. Shipley F. W. Numeral Corruptions in a Ninth Century M. S. of Livy. Trans, of the Am. Phil. Assoc. 33, 45—54.

131. West A. F. The Lost Parts of Latin Literature. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 21—26.

132. Bücheier F. ConiecUnea. Rhein. Mus. f. kl. Phil. NF. 57, 321—327.

Bemerkungen zu antiken Grammatikern vgl. Rhein. Mus. 56, 321 332.

133. Engelbrecht A. Zwei alte Gebetsformeln bei Macrobius. Wien. Stud. 24, 478—484.

134. Swoboda A. Über die metrische Form der sortes von Forum Novum. Wien. Stud. 24, 4«5— 488.

135. Helm N. W. The Carmen Figuratum as shown in the Works of Pub- lilius Optatianus Porphyrius. Proceed. of the Am. Phil. Assoc. 33, 43—49.

136. de la Ville de Blirmont H. La 'Nenia'. Rev. de phil. 26, 263—271 u. 3.35—348.

VI. Ilalisch. 117

137. Carnoy A. Le Latin d'Espagne d'aprös les inscriptions. Etüde phone- tique et morphologique. Ire partie: Vocalisme. Louvain J. B. Istas. 119 S.

138. Goidanich P. G. Studi di Latino arcaico. Studi ital. di fil. class. 10, 287—319.

I. L'iscrizione di Caso Cantoviose i latino arcaico preletterario. II. II Carmen Arvale.

139. Schoene J. Zur Notitia dignitatum. Herrn. 37, 271—277.

m) Inschriften-Papyri.

140. Mommsen und Hirschfeld. Jahresbericht über die 'Sammlung der lateinischen Inschriften'. Sitzber. Pr. Ak. d. W. 1902. S. 43—44.

141. Cagnat und Besnier. Revue des publications 6pigraphiques relatives ä l'antiquite romaine. Rev. archeol. Ille ser. Bd. 40 u. 41.

Janvier-Mars, B. 4^0, 138—148. Avril-Juin, B. 41, 343—368. Juillet- Decembre, B. 41, 432—462.

142. L'annee epigraphique, revue des publications epigraphiques re- latives ä l'antiquite romaine (annee 1901), et table generale des treize premieres annees. Paris Leroux. 156 S.

143. Cagnat R. Bibliographie critique de l'epigraphie latine. [Bibliotheque de bibl. crit. publice par la soc. des etud. bist.]. Paris Picard et fils. 1901. 24 S. 2 Fr.

144. Notizie degli Scavi (= Atti della R. Accad. dei Lincei, Ser. V. Classe di Scienze morali etc. Vol. 10, 2. Jan.— Dez. 1902). Roma.

145. Corpus Inscriptionum Latinarum. Vol. III Suppl. Inscriptionum Orientis et lUyrici latinarum supplementum, edd. Thdr. Mommsen, Otto Hirschfeld, Alfr. Domaszewski. Pars II. Adiectae sunt tabulae geographicae decem. Berlin Reimer. S. XXVI— LXXXIH, 35*— 48*, 2039—2724, 2316^ bis 2316^« u. 2328«— 232820*. 20. 114 M. (Vol. HI m. Suppl. I I-III u. II 300 M.) Ferner : Vol. VI. Inscriptiones urbis Romae latinae. Pars IV. Fase. 2. Additamenta coli, et ed. Christianus Hülsen.

Berlin 1902. S. VIR, 3003—3752. 2».

146. Mommsen Th. Zu CIL. XI, 1146. Wien. Stud. 24, 238—239.

147. Dessau H. Inscriptiones latinae selectae. Vol. II. Pars I. Berlin Weid- mann. S. IV u. 736. 24 M.

148. Ihm M. Zu lateinischen Inschriften. Rhein. Mus. f. kl. Philol. NF. 57, 316—318.

149. Fabre. Simples notes au sujet de deux inscriptions romaines. Bull. trimestr. de g^ogr. et d'arch6ol. 1902. S. 399.

150. Maionica E. Metrische Inschrift vom Jahre 336 n. Chr. Wien. Stud. 24, 586—587.

151. Puschi und Sticotti. Zur Ehreninschrift für Fabius Severus. Wien. Stud. 24, 252-260.

152. Schulten A. Zur Lex Manciana Pro salute imperatoris. Rhein. Mus. f. kl. Phil. N. F. 57, 632—634.

153. Hellems F. B. R. Lex de imperio Vespasiani. (engl.) Chicago Scott, Foresman and Co. (Leipzig Fock.) 24 S.

154. Keil J. Zur lex Cornelia de viginti quaestoribus. Wien. Stud. 24, 548—551.

118 VI. Italisch.

155. Hackel H. Die Hypothesen über die sogenannte lex Julia mimi- cipalis. Wien. Stud. 24, 552 562.

156. Hirschfeld 0. Die sogenannte Laudatio Turiae. Wien. Stud. 24, 233—237.

157. V. Domaszewski A. Das Tribunal der Signa. Wien. Stud. 24. 356—358.

158. Poupardin R. Note sur un manuscrit 6pigraphique de la Bibliotheque Vallicelliane k Rome. Rev. de Phil. 26, 219—221.

159. Pollak L. Neue Inschriften mit Reliefs aus Cumae. (Tafel IV.) Wien. Stud. 24, S. 441.

160 Mommsen Tli. Weihe-Inschrift für Valerius Dalmatius. Mit einer Tafel. Stzgsber. d. Akad. d. Wiss. z. Berlin. 1902. S. 836-840.

161. Comont F. Une d6dicace ä Jupiter Dolich^nus. Rev. de Phil. 26, 5—11.

162. Zangemeister K. Neue Dolichenus -Inschriften. Bonn. Jahrb. 107. 1901. S. 61—6.5.

163. Ihm M. Epigraphische Miscellen. I. Die angeblichen Droviae. II. Zu der Nettersheimer Votivinschrift, Bonn. Jahrb. 101 p. 181. III. Nach- trägliches zu einigen Matronenbeinamen. Bonn. Jahrb. 107. 1901. S. 288 bis 289.

164. Zu den Inschriften des Apollo Grannus. Bonn. Jahrb. 108/9, 42 bis 45.

165. Klinkenberg J. Die römischen Grabdenkmäler Kölns mit 3 Tafeln. Bonn. Jahrb. 108/9, 80—184.

166. Weynand R. Form und Dekoration der römischen Grabsteine der Rheinlande im ersten Jahrhundert. Bonn. Jahrb. 108/9, 185—238.

167. Schröder B. Studien zu den Grabdenkmälern der römischen Kaiser- zeit. Bonn. Jahrb. 108/9, 46—79.

168. 0x6 A. Ein Merkurheiligtum in Sechtem. Bonn. Jahrb. 108/9, 246 bis 251.

169. Zangemeister K. Strassen-Säule auf dem Donon. Westd. Zs. f. Gesch. u. Kunst. 20. 1901. S. 115—119.

170. Dogn^e E. M. 0. Un officier d'arm^e de Varus. Brüssel Leb^gue.

225 S.

Unter anderm Grabstein mit Inschrift genau geschildert.

171. Burckhardt-Biedermann Th. Römische Inschrift am oberen Hauen- stein. Anz. f. schweizer. Altertumskunde. N. F. 3. 1901.

172. Eine Tiberius-Inschrift in Windisch. Anz. f. schweizer. Altertums- kunde. N. F. 3. 1901.

173. Graf v. Walderdorff H. Römische Inschriften im Jahre 1901 in Regensburg aufgefunden. Verhandlungen des historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg. 53. 1901. S. 307—316.

174. V. Premerstein A. Römischer Grabstein in Mödling. Mittlgn. d. k. k. Centralcomm. f. Erforschg. u. Erhaltg. der Kunst- u. histor. Denkm. 1901. S. 221.

175. J. G. Thalnitschers Antiquitates Labacenses. A. Topographische und antiquarische Notizen. B. Inschriften. Jh. d. öst. arch. Inst. Beibl. Bd. 5, 8—32.

VI. Italisch. 119

176. Gurlitt W. Römische Inschrift aus Steiermark. Mittlgn. d. k. k. Gentralcomm. f. Erforschg. u. Erhaltg. d. Kunst- u. histor. Denkm. 1901. S. 221—222.

177. V. Wieser F. R. Ein römischer Votivstein aus Sanzeno. Mit einer Ab- bildung. Zs. d. Ferdinandeums für Tirol u. Vorarlberg. 3 F. 45. 1901. S. 230—233.

178. Münsterberg u. Dehler. Antike Denkmäler in Siebenbürgen. Jh. öst. arch. Inst. Beibl. Bd. 5, 94—136.

179. Patsch M. Archäologisch- epigraphische Untersuchungen zur Ge- schichte der römischen Provinz Dalmatien. V. Wissenschaf tl. Mitt. a. Bosnien u. d. Herceg. 8, 61 130.

Beachte II. Epigraphische Einzelfunde. III. Eine Inschrift aus dem Timoktale.

180. Ippen Th. Prähistorische und römische Fundstätten in der Um- gebung von Scutari. Wissenschaftl. Mitt. a. Bosnien u. d. Herceg. 8^ 207—211.

181. Buliö F. Ritrovamenti antichi. Iscrizioni inedite. Bull, di Arch. e stör, dalmata. 25.

Unter diesen und andern Titeln von B. und andern verschiedene lat. Inschriften veröffentlicht.

182. Liebl H. Epi graphisches aus Dalmatien. Jh. d. öst. arch. Inst. Beibt. Bd. 5, 1—8.

183. Perdrizet P. Trois inscriptions latines de Roumelie. Bull, de corr. hell. 1900. S. 542—552.

184. Tocilescu G. Monumentele epigrafice si sculpturalT ale museului national de antichitati din BucurescT. I. Bucarest. 488 S. 4°.

185. Nowotny E. Neue norische Inschriften. Jh. öst. arch. Inst. Beibl. Bd. 5, 170—179.

186. Gerojannis C. Die Station 'ad Dianam' in Epirus. WissenschaftL Mitt. a. Bosnien u. d. Herceg. 8, 204—207.

187. V. Domaszewski A. Inscription d'Ephöse. Festschr. f. Th. Gomperz. Wien.

188. Cumont F. Nouvelles inscriptions du Pont. Rev. des etudes grecques. 15, 311—335.

189. Carton. Le theätre romain de Dougga. Extrait des m^mokes pr6sent6s par divers savants ä l'acad. des Inscr. et Bell.-Lettr. Paris Klincksieck.

190. Rufer J. Ten^s et ses inscriptions romaines. Bull, trimestr. de g6ogr. et d'arch^ol. 1902. S. 391—398.

191. Gagnat M. Notes sur des decouvertes nouvelles survenues en Afrique. I Gighti (2 Ins.) ; II Lamb^se (1 Ins.). Compt. rend. de l'ac. des inscr. et bell.-lettr. 1902. S. 37—46.

192. Fiebiger 0. Unedierte Inschriften aus dem römischen Afrika. Jh. d. öst. arch. Inst. Beibl. Bd. 5, 41—52.

193. Gauckler M. P. Le Gentenarius de Tibuluci (Ksar-Tarcine Sud Tunisien). Compt. rend. de l'ac. des inscr. et bell.-lettr. 1902. S. 321—344.

Vgl. 562—564 ds. Zs. S6ance du 7 novembre 1902. Mitteilung einer durch Gauckler u. Lacroix in Tunis gefundenen Ins. zu Ehren des Septi- mius Severus.

120 VI. Italisch.

194. Dautremer L. Inscription metrique de Timgad. Rev. de Phil. 26. 222-223.

195. Derrien. Nouvelles pierres fun^raires comaines des environs de Renault (Dahra). avec 2 fig. Bull, trimestr. de g6ogr. et d'arch^ol. 1902. S. 341—342.

196. Des Meloizes. Une inscription votive decouverte k Sagonne. Extr. des Mem. de la soc. des Antiqnaires du Centre. Bourges.

197. Hühner E. Inscriptions latines d'Espagne : Nouvelles inscriptions de Tortose ; l'inscription metrique d'Oviedo. Bull, hispan. 1902. S. 20—29.

198. Fita F. Inscripciones romanas de la puebla de Montalban, Escaho- nilla y Mentrida. Bol. de l'Acad. de la historia. 1902. S. 155—165.

199. Dessau H. Zu den spanischen Stadtrechten. Wien. Stud. 24, 240—247.

I. Wie gelangte die Lex Salpensana nach Malaca ? II. Die Interpola- tionen der Lex Ursonensis. III. Über ein neues Fragment eines spanischen Stadtrechtes.

200. Schnermans M. L'age de la colonne itin^raire de Tongres. Tongres Impr. Demarteau-Thys. 1901. 30 S.

201. Waltzing J. P. I. D6didace des G6sates k Volkanus, trouvöe k Tongres en 1900. 11. Les Milices locales sous Tib^re. Mus. Belg. 6, 94—99.

202. de Laigue, L. Notice sur une necropole pr6romaine et une inscription latine decouvertes ä Nesazio. Bull. arch. du Comit6 des trav. bist, et scient. 1902. S. 61—64.

203. Waltzing J P. Inscriptions Latines de La Belgique Romaine. Mus. Belg. 6, 445—455.

I. Les marques de fabrique Meddu et Primus ä Eischen et k Foy. II. Inscription de Neutto, k Celles. III. Ammaca. surnomm<^e GamaledOf dans une inscription nouvelle de Maestricht. IV. Deux Gladiateurs, k Maestricht.

204. Toumeur V. Recherches sur La Belgique Celtique. I. Inscription de Neutto, fils de Tagausius (Celles-Lez-Dinant.) Mus. Belg. 6, 423—439.

205. JuUian C. L'inscription d'Hasparren. Rev. des 6lud. amciennes. 1902. S. 46.

206. Dumuys L. Une inscription romaine d^ouverte k Orions. Bull, mo- numental 66, 232—236.

207. Marteanx Ch. Deux inscriptions romaines in^dites. Rev. savoisienne. 1901. S. 92—95.

208. Assandria G. Nuove iscrizioni romane del Piemonte emendate e indeti, con 1 fig. Atti di Soc. di. arch. e belle arti per la prov. di Torino. 1901. S. 191—195.

209. Lattes E. L'iscrizione etrusca della paletta di Padova. Studi ital. di fil. class. 10, 1—17.

Erschien auch als Sonderabdruck Firenze, Seeber.

210. Hempl G. The Duenos Inscription. Trans, of the Am. Phil. Assoc. 33, 150—169.

211. Tropea G. La stele arcaica del foro romano, cronaca della dis- cussione V. (Sett. 1901 Dec. 1902). Padova. 1903. 12 S.

212. Huelsen Ch. Die Ausgrabungen auf dem Forum Romanum 1898—1902. Rom Loescher u. Co. 97 S. 5 L.

VI. Italisch. 121

213. Neue Inschriften vom Forum Romanum. Btg. z. alt. Gesch. 2, 227—283.

1. Der archaische Cippus. 2. Sakrale Inschriften. 3. Kaiserinschriften. 4-, Magistratsinschriften. 5. Priesterinschriften.

214. Bienkowski S. Die neuen Ausgrabungen auf dem Forum Romanum. Mit einem Plane. Eos 8, 138-142.

215. Deubner L. Juturna und die Ausgrabungen auf dem römischen Forum. N. Jbb. f. kl. Alt., Gesch. u. d. Litt. 9, 370—388.

216. Fregni G. Delle due iscrizioni poste nella fronte de Pantheon di Roma. Studi storici e filologici, mit 1 Tafel. Modena tip. degli operai. 52 S. 1,50 L.

217. Ashby Th. Recent Excavations in Rome. Class. Rev. 16, 94—96 u. 284—286.

218. Krause E. F. Über einige Inschriften auf den Erztüren der Basilika di S. Paolo bei Rom und der Michaelskirche S. Angelo. Rom. Quartals- schrift. 1902. 41—50.

n) Zur italischen Mythologie und Altertumskunde.

219. Röscher W. H. Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie im Verein mit [vielen] herausgegeben von W. H. Röscher. Leipzig Teubner.

Im Berichtsjahre 1902 erschienen Lieferung 46 (Pan-Paris) und 47 (Paris-Peirithoos).

220. Wissowa G. Religion und Kultus der Römer. (Handbuch der klass. Altertumswissenschaft. Herausgegeben von J. v. Müller). Fünfter Band, vierte Abteilung. München C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung. XII u. 584 S. Geh. 10 M.

221. Hemme A. Abriß der griechischen u. römischen Mythologie mit be- sonderer Berücksichtigung der Kunst u. Litteratur. 2. Aufl. Hannover Goedel. VIII u. 51 S. 0,60 M.

222. Michel Ch. Rehgion romaine. Superstitions des peuples classiques. Rev. bist, et de litterat. relig. 1902.

223. Paoli G. Grundriß zu Vorlesungen über lateinische Paläographie und Urkundenlehre. I. Lateinische Paläographie. Dritte Auflage über- setzt von Karl Lohmeyer. Innsbruck Wagnersche Universitätsbuchhand- lung. IX u. 108 S. 2,50 M.

224. Modestov B. Introduction ä Thistoire romaine. L'ethnologie pröhisto- rique et les influences civilisatrices ä Töpoque preromaine en Italie et les commencements de Rome. Premiere partie. Mit 35 Tafeln. St. Peters- burg M. 0. Wolff. XV, 256 u. 17 S.

225. Drumann W. Geschichte Roms in seinem Übergange von der repu- blikanischen zur monarchischen Verfassung ; 2. Auflage von P. Groebe, 2. Band. Berlin Verlag von Gebrüder Borntraeger. 569 S. 12 M.

226. Nissen H. Italische Landeskunde. Zweiter Band: Die Städte. Erste Hälfte. Berhn Weidmann. IV u. 480 S. Geh. 7 M.

227. Asbach. Zur Geschichte und Kultur der römischen Rheinlande, mit einer Karte. Berlin Weidmann. VIII u. 68 S. 4^ 1,80 M.

Leipzig. W. Frhr. v. d. Osten-Sacken.

122 VI. Italisch.

1903.

a) Allgemein Bibliographisches; Varia.

1. Bibliotheca philologica classica. Index librorum, periodicorum. disser- tationum, commentationum vel seorsum vel in periodicis expressarum, recensionum. Anhang zu Bursians Jahresberichten über die Fortschritte der klass. Altertumswissenschaft. Bd. 30. 1903. Leipzig 0. R. Reisland.

S. bes. die Abschnitte : II. 2. Scriptores Latini, III. Ars grammatica, X. Epigraphica.

2. Pauly-Wissowa. Realencyklopädie der klassischen Altertumswissen- schaft. Stuttgart J. B. Metzler.

Im Berichtsjahr sind erschienen der 9. Halbband, umfassend die Artikel Demogenes- Donatianus, und das 1. Supplementheft.

3. Klussmann R. Systematisches Verzeichnis der Abhandlungen, welche in den Schulschriften sämtlicher an dem Programmtausch teilnehmen- den Lehranstalten erschienen sind. Nebst 2 Registern. 4. Bd. 1896—1900. Leipzig Teubner 1903. VIII u. 347. gr. 8«. 8 M.

4. Bncciarelli L. Contributo ad una bibliografia sistematica degli scritti di filologia classica. Riv. di fil. 31. 1903. S. 478—491.

5. Sabbadini Rem. Lo studio del latino. Discorso inaugurale. Mailand G. Martinelli. 1903. 27.

b) Geschichte der Grammatik.

6. Thilo G. u. Hagen H. Servii Grammatici qui feruntur in Vergilii car- mina commentarii. Vol. III. fasc. 2: Appendix Serviana. Leipzig Teubner 1902. XIII u. b40 S. gr. 8». 20 M.

7. V. Rozwadowski J. Neue wissenschaftliche Bearbeitungen der latei- nischen Grammatik (Recensionen : Brugmann, Delbrück, Henry, Giles, Riemann-Goelzer, v. Planta, Conway, Stolz, Lindsay, Sommer. Eos. 8, S. 182—190.

c) Grammaliken.

8. Landgraf G. Historische Grammatik der lateinischen Sprache. HI. Bd.: Syntax des einfachen Satzes. 1. Heft: Einleitung i. d. Geschichte der lateinischen Syntax (Golling); Litteratur zur historischen Syntax der einzelnen Schriftsteller (Landgraf u. Golling); Tempora u. Modi; Genera Verbi (Blase). Leipzig Teubner. 1903. VI u. 312 S. gr. 8». 8 M.

9. Haie W. G. u. Back C. D. A Latin Grammar. Boston and London, Ginn Co. 1903. XI u. 388 S. 8». geb. 4 sh. 6 d.

10. Riemann 0. u. Goelzer H. Grammaire Compar^e du Grec et du Latin. Premiere partie: Phonötique et fitude des Formes Grecques et Latines. Paris A. Cohn. 1901. 540 S. 20 fr.

11. Allen and Greenongh. New Latin Grammar. Ed. by J. B. Greenough, G. L. Kittredge. A. A. Howard, B. L. D'Oodge. Boston Ginn Co. 1903. X u. 490 S. 1,20 Dollar.

12. Loccasini M. Grammatica italiana e latina in correlazione. Parte 2a : Sintassi con nozioni di prosodia e indice dell' uso del verbo. Mon- dovi, Tipografia vescovil^. 1902. 295 S.

VI. Italisch. 123

18. Hatzidakis G. N. 'AKabr^iaeiKd dvaTviijcuaTa. 1. Band. Bibliothek Ma- rasly. Fase. 175—178. Athen. 1902. XXVIII u. 608 S. 8«.

Entwurf einer vergleichenden Grammatik des Sanskrit, Griechischen

und Lateinischen.

14;. Isola J. G. I parlari italiani dall' antichita fmo a noi. Livorno, R. Giusti. 1903. 176 S.

d) Schrift. Aussprache. Akzent.

15. Steffens F. Lateinische Paläographie. 100 Tafeln in Lichtdr. mit gegenüberstehender Transskription, Erläuterungen u. e. systematischen Darstellung der Entwickelung der lat. Schrift. I. Entwickelung d. lat. Schrift bis Karl d. Großen. Freiburg (Schweiz) Univers.-Buchhandl. (B. Veith). 1903. Tfl. 1—35, u. IVp. gr. Fol. U M.

16. Arndt W. Schrifttafeln zur Erlernung der lateinischen Paläographie. Begr. von W. A. 3. Heft. Herausgeg. von M. Tangl. Berlin G. Grote. 1903. 37 Tafeln, mit Text VI, 35—64. 42 X 32 cm. In Mappe 20 M.

17. Lindsay W. M. The Orthography of Martials Epigrams. Journ. of Philol. 29. 1903. S. 24—60.

18. Sabbadini Rem. L'anomalia e l'analogia nell' ortografia latina. Riv. di fil. 31. 1903. S. 19-45.

19. Meunier J. M. La prononciation du latin classique. extr. de la Revue du Nivernais. Nevers G. Valliere. 1903. VIII u. 38 S. 8°. 1,50 fr.

20. Secheresse A. Traite elementaire de la prononciation latine. Paris Colin. 1903. 61 S. 2 Fr.

21. Calvagna N. Süll' accento dell' enclitica latina. Caltanisetta Tipo deir Omnibus. 1902. 37 S.

e) Lautlehre.

22. Brugmann K. Altitalisches. IF. 15, 69—86.

Für die Lautlehre kommt in Betracht : 2. osk.-umb. aw- 'un-' und an- 'in', e hat im Anlaut vor Nasal -f- Konsonant urosk.-umb. eine sehr offene Aussprache bekommen und konnte so mit urit. a zusammenfallen.

23. Skutsch Fr. Jambenkürzung und Synizese. Aus P^pac. Abhandlungen z. idg. Sprachgeschichte, A. Fick zum 70. Geburtstag gewidmet von Freunden und Schülern. Göttingen Vandenhoeck u. Ruprecht. 1903. S. 108 bis 151. 10 M.

24. Heraeus W. Con und com vor Vokalen in der Komposition. ALL. 13. 1902/3. S. 51—58.

con- ist allgemein durchgedrungen; com- nur in wenigen Fällen sicher erhalten: comedere; com-i-tium, com-i-tem, com-i-to; ferner in den Glossen comegit : coegit , comercere : coercere , comactor : coactor u. a. Alle Formen mit com- weisen auf ein hohes Alter, abgesehen von einigen später restituierten; con- ist jünger und nur durch Analogie zu seiner hohen Verbreitung gelangt.

25. Rolfe J. C. Ab before Proper Names beginning with a Consonant. Tr. Pr. Am. Phil. Ass. 34. 1903. S. LV.

26. Sturtevant E. H. Contraction in the case Forms of the Latin io- and iä- stems and of deus, is and idem. Dissertation. Chicago Scott Fores- man and Co. 1902. 35 S. gr. 8°.

124 VI. lUlisch.

27. Maas P. Prosodisches zu conubium. ALL. 13. 1903. S. 433—435.

Bis zur augusteischen Zeit ist das u in conubium lang, später anceps.

28. Levi A. Apofonia consonantica. Turin Clausen. 1903. 102 S.

L. stellt ein Konsonantenablautssystem, ähnlich dem grammatischen Wechsel des Germanischen, für das Lateinische auf; vgl. die Besprechung von Thumb IF. Anz. 15, 237.

29. Carnoy A. Le latin d'Espagne dans les inscriptions. Etüde phonelique et morphologique. 2e partie : Consonantisme (Suite et fin). Le Müssen

4. 1903. S. 183—239.

f) Etymologie Wortbildungslehre.

30. Thumeysen R. Zu den Etymologien im Thesaurus Linguae Latinae. ALL. 13. 1902. S. 1-40.

ab abdomen aboleo, abolesco absurdus accipiter an, anne an- annus annona ante antiquus aperio apiscor, apio apud arcesao, accesao, incesso.

31. Bmgmann K. Altitalisches. IF. 15, 69—86.

Für die Wortbildungslehre kommt in Betracht : 3. Die osk. f-Verba. Die ^-Formation ist präsentisch. Auch das Lat. hat zahlreiche derartige Präsensbildungen. 4. Pälign. ecuf 'hier' hat altes «, wohl nach osk. puf, umh. pufe wo', lat. {c)ubi. 6. Osk. verehias und Verehasiüi. verehias ist statt vereeiias zu lesen. Das Wort ist zu verbinden mit ahd. würgen, an, virgill 'Strick', lit. veriifi, ririys, viriiti abg. vr^zq 'binden'. Grund- form : *^er^h-iä- 'Gehege, Zaun', vgl. nslov. vrzfl, griech. ^pxctdu) 'einhegen'.

32. Otto W. Über die latein. Wörter auf -tca, -tcus, -iciu^, -ix u. Ver- wandtes. IF. 15, 9—53.

33. Zimmermann A. Die Personennamen auf -ütus, -ütius. ALL. 13. 1902.

5. 130—133.

34. Die lateinischen Personennamen auf -o, -oni«. ALL. 13. 1903/4. S. 225—252, 415—426, 475—501.

35. Schalten A. Italische Namen und Stämme. III. Beitr. z. alten Gesch. 3. 1903. S. 235-267.

V. u. VI. Die einzelnen Namen auf '{i)edut, -üHui. VII. Sprachliches.

36. Zimmermann A, Die Endung -por in Oaipor^ Lucipor usw. IF. 15. S. 121-122.

Erwiderung auf Stolz IF, 8, 112, der sich gegen Verf. ALL. 12, 281 f. wendet.

37. Bmgmann K. Zu den Superlativbildungen des Griechischen u. des Lateinischen. IF. 14, 9—15.

2. Lat. -issimus. Die dem lat. Superlativ zugrunde liegende Endung -hinmo- ist eine unabhängige Parallelbildung zu -isto-, u. entstand durch Erweiterung des Typus magis, urgerm. *minniz mit ^iwo-, daher alat. plvsima aus * pleia-tiimo- , vgl. ir. lia 'plus* griech. irXeicxoc aus *pleistoif. Das im Lat. allgemein gewordene -issimus beruht auf Erweiterung des- selben Typus durch -s^mo- d. h.: clärissimus, alat. clärimus aus *clär{t)seino8 wie *päcslos pälus : repägulum u. a., nur durch das »-Determinativ unter- schieden. 3. Lat. supremus, extrimus, postrfmus sind Neubildungen nach *demo8, in demum erhalten, bezgl. dessen Erklärung sich B. an Sommer Lt. u. Fl. 12, 209, 288 anschließt.

VI. Italisch. 125

38. Skutsch F. Latina. IF. U, 4.88—480.

2. Zahladjektiva auf -farius sind etwa 300 Jahre später aufge- kommen als die entsprechenden Adverbia auf -fariam, die dann in -farie umgebildet wurden.

39. Thurneysen R. Etymologien. IF. 14, 127—131.

1. Lat. pluma Teder', nicht zu lit. plünksna 'Feder', sondern zu ir. lomm, kymr. Iwmm 'bloß, kahl' aus *{p)lusmo-, Wz. plus- 'rupfen', wozu noch ir. 16 'Wollflocke', mndd. vlüs{ch) 'Schaffell', mhd. vlius, nhd. Vliess, mir. luascach 'zottig', lit. pluskos 'Haare', lett. pluskas 'Zotten, Lumpen'. 2. Lat. trucidare 'niedermetzeln', zu trux, ir. trü aus Hruks 'dem Tode verfallen', gehört zu einem *tru{ci)-cida. 3. Lat. reus aus *r^ios ist alter Genetiv zu res.

40. Sommer Ferd. Lateinische Miszellen. IF. 14, 238—235.

1. Lat. me als Dat. Sing, liegt vermutlich vor bei Varro LL. VII, 8, u. ist als archäische Schreibung für nii bzgl. mei anzusehen, die aus mihi, mihei kontrahiert sind. 2. quartus geht entgegen Verf. Lt. u. Fl. 501 f. direkt auf *qtuortos zurück, das sein t durch Dissimilation verloren hat. 3. fünus hat wegen der Nebenform fönus dreisilbige Grundform: dheuoties = ir. döini. 4. sölus vielleicht aus *seues-los aus *se- 'für sich, abgesondert' -f- Wz. ues 'verweilen', Zwischenform *soueslos.

41. Stolz Fr. Zur griechischen und zur lateinischen Sprachgeschichte. IF. 14, 20-24.

2. Lat. lac gehört vermutlich trotz der lautUchen Schwierigkeit mit griech. fd\a zusammen, das wegen f^^ciKToqpdYoc abstufend flektiert haben muß: *galakt-, *glakt-; vielleicht auch *glkt-, das nach Schwund des g- Grundlage der lat. Form wurde.

42. Prellwitz W. Zur lateinischen Wortbildung, considero, desidero und andere Präfixdenominativa. Aus fepac. Abhandlungen z. idg. Sprach- geschichte, A. Fick zum 70. Geburtstag gewidmet von Freunden und Schülern. Göttingen Vandenhoeck u. Ruprecht. 1903. S. 63—76. 10 M.

considero und desidero sind nach einer schon im Altertum vor- handenen und zuerst von Corssen wieder aufgenommenen Ansicht De- nominativa von sTdus 'Gestirn', ebenso praesidero, das den zu frühzeitigen Eintritt des Winters bezeichnete ('vor den Sternen'), consideratus heißt eigentlich 'im Einklang mit den Sternen' und ist zunächst nur Adjektiv, considerare 'nach den Sternen einrichten', ohne daß es je ein Simplex dazu hätte geben müssen; solche Ausdrücke stammen aus einer Zeit, wo noch kein fester Kalender bestand. Aus praesiderat 'die Witterung ist den Gestirnen voraus, es wintert frühzeitig' erklären sich italien. sido 'strenge Kälte', assiderare 'vor Kälte erstarren', desiderare 'verlangen', nämlich von den Sternen. Die 3 genannten Verba sind nicht Kompp. von siderari 'den Sonnenstich bekommen', sondern selbständig aus sidus gebildet ; vgl. im D. : verkörpern, be-, entvölkern. Es liegen also hier weder einfache Denominativa noch zusammengesetzte Grundwörter vor. Ähnliche Bildungen im Lat. sind: conväsäre, con- und segregare, recordari u. a.

43. Schuchardt H. Lat. flex; lat. cisterna. Zschr. rom. Phil. 27. 1903. 105—110, 623—624.

44. Lindsay W. M. Parum, parvum. ALL. 13. 1902. 133—134.

Die vollere Form parvum scheint erhalten in der Redensart 'parvum est fides alicui'.

126 VI. Italisch.

45. Miodoöski A. Olim oliorum. ALL. 13. 1903. 280—281.

46. Landgraf G. Hypodromus. Epicastorium. ALL. 13. 1903. 285—286.

47. Wölfflin Ed. Mandare. ALL. 1902. 49 S.

mandare aus *manum dare (Akkusativ auf die Frage : wohin ?), vgl. vendo aus Henum do\ nicht in die 3. Konjugation übergegangen, weil es schon ein Verbum mandere 'kauen' gab.

48. Mayhoff K. Que an Präpositionen angehängt. ALL. 13. 1903. 435—436.

49. Fay Edw. W. Lat. cena, caesna (Festus) Test.' ALL. 13. 1903. 436 -437.

cena aus Ceresna, cersna = Test der Ceres, Erntefest.' vgl. ai. Är^V- 'pflügen', dann auch 'ernten*, auch Kop^vvujui ist verwandt; zweifel- haft dagegen lit. szerti 'füttern'.

50. Wiedemann 0. Etymologien. BB. 28, 1—83.

S. 74 83 handeln über lat. fim's, das zu figo 'stechen' gehört; außerhalb des lat. gehört hierher lit. dygsnis 'Stich*, dyghs 'stachlig, scharf, dygti usw.

51. PreUwitz W. Lat. hümänus. BB. 28. 1903. 318—319.

hümänus gehört zu hümus: sein ü ist vielleicht durch einen akk. *hOm-an zu erklären, das dem griech. xööva entsprechen würde, und gegenüber ai. k^äm erweitert ist.

52. Mommsen Th. Jumentum. Herrn. 38, 151 153.

Jumentum hat nichts mit iungere und alat. iouxmenta zu tun. sondern muß aus lautlichen und sachlichen Gründen zu iuvare gestellt werden; vgl. adiumentum : adiuvare.

53. Teza E. Jumentum. Riv. stör. ant. N. S. 7. 1903. S. 428.

Lautstand und Bedeutung weisen auf iungo.

54. Zimmermann A. Etymologische Beiträge. IF. 15, 123—126.

1. Lat. Villa entgegen Sommer Lt. u. Fl. 263 zu Wz. rf- 'flechten' in viere usw. 2. Lat. autumare 'berichten, erzählen' von autem. Grundbdtg. : 'wiederholen.' 3. Zur Endung -ai<ter -ater entstand durch Vermischung der nom. actoris auf -ator mit {p)ater, zumal -tor und -Ur häufig wechselte, -aater xon den Verben auf -sco, vgl. pasfor. 5ö. Zur Etymologie von Marors. Rh. M. 58, 316—317

Mars ist Grundform. Mavors vielleicht aus *Mamj'8 (= osk. Mamers), das Mafors werden mußte, und als solches in Maforiius vorzuliegen scheint, v und f wechseln häufig in den ital. Dialekten.

56. Stolz Fr. Latein, püsus, püfus und Verwandtes. IF. 15, 53 69.

püsus aus *pHS8a8, *püi808\ nach pusillus : püsus richtete sich putiUus : pütus, dessen langes u sonst nicht zu erklären wäre. Grund- bedeutung dieser Wörter, wie der verwandten ai. putras usw.: 'Sohn, Kind', dann 'Junges' überhaupt. Lat. püpa 'Brustwarze' (diese Bedeutung nur in den roman. Sprachen erhalten) wurde mit püsa vermengt, und dadurch die ^evxhW&Mn^^Qn püpus, püpillus, -a ermöglicht, pitinnus, pisinnus sind Schallwörter; ähnlich wie jyijxire, griech. iriiroc u. a., daher mit den obigen nicht verwandt. puUus aus *pü-lo- (mit Konsonantendehnung) neben pöulos in griech. iriwXoc.

57. Niedermann M. Etymologische Forschungen. IF. 15, 104—121.

A. Namen von Werkzeugen und Geräten. I. Lat. furca 'Gabel' zu lit. kirklis 'Schere', das genau dem Diminutiv furc{u)la entspricht, dazu

VI. Italisch. 127

got. gilpa 'Sichel', griech. cxaXic 'hölzerne Gabel', CKaXic 'Hacke'; dagegen zu trennen lit. kefti 'scharren', griech. xäpaH, xapdccuü. III. Lat. marc{ul)us, marcellus aus martulus, marfiohis, martelhis 'Hammer' zu abg. mlalii usw., auf *mal-tlos zurückgehend, wohl Wz. mel- 'zerreiben, mahlen', marcus ist Rückbildung aus marculiis, marcellus nach ersterem. Während aber die letzteren beiden Wörter ein idg. Suffix -tlo- enthalten, weisen mar- tulus, martellus auf -tro- zurück; vgl. ebpa 'Sitz': lat. sella aus *sed-lä. Auch malleus gehört hierher, aus *mal-lo-. B. Baumnamen. I. Lat. sorbus nicht aus *sorduos, weil der Wandel von -rdu- zu -rb- nicht zu erweisen ist, sondern nach der Frucht dieses Baumes, sorbum genannt, dies zu einem Adjekt. *sorbus 'rot', das zu lit. saftas 'fuchsig', lett. särts 'rot im Gesicht' gehört, und auf ^sorduos zurückgeht.

58. Holthausen F. Etymologien. IF. U. S. 341.

8. Lat. si7ie, wenn aus s + ine, zu got. inu(h), an. an, ön, as. äno, ahd. äno, griech. äveu, oss. änä. 11. Lat. tabula zu germ. staba- 'Stab'.

59. Lenel. Zur Ableitung der Worte vas und praes. Zschr. d. Savigny- stiftg. f. Rechtsgesch. Roman. Abt. 24. 1903. 414 S.

vas urverwandt mit got. wadi 'Handgeld, Pfand', nhd. Wette, lit. vadüti 'ein Pfand einlösen, loskaufen', Wz. uadh-. praes aus *prai-veds, älter *prai-vads; praes bedeutet prae-vas 'Vorzugspfand.'

60. Stowasser J. M. Kleine Beiträge zur lateinischen Grammatik. ZOG. 54. 1903. 1—8 u. 201—202.

XII. Einige Fälle nachgestellter Präposition. Formen vom Typus alio. Formen vom Typus contra, exträ. Adverbia auf -im. XIII. alias und Verwandtes.

61. Zubaty J. Absque usque. Listy filologicke. 1903, I. S. 1—11.

62. Reciprocus. Listy filologicke. 1903. S. 340—346.

63. V. Rozwadowski J. Etymologica. Eos 8, 99 102.

1. poln. rdzen, rdest: lat. roiwr, robustus russ. rjabinovaja noö. 2. osk. vereiiai 'civitati', vereias 'civitatis'.

64. Fay Edw. W. Latin Etymologies. A. J. Ph. 24. 1903. S. 62—74.

1. vestibulum aus *ver{o)-stabulum. 2. Veiovis aus Vediovis. 3. vada 'shallows', vädit 'goes'. 4. vemens and Clemens. 5. quintus : quinctus. 6. culpa, culter. Ersteres zu sculpare, scalpere, letzteres vielleicht aus *sculptro-. l.populus, populari zu ai. cakras 'Rad, radförmige Formation eines Heeres', Grundbedtg. : 'Schar'.

65. Postgate J. P. Etymological Varieties. Class. Rev. 17. 1903. S. 56—57.

III. On arma victricia and the like. IV. On the passive Infinitive with -iri.

66. Baker W. W. Quandöquidem or quandöquidem? Class. Rev. 17. 1903. S. 313-316.

Quando hat, auch als 2. Glied eines Kompositums, ö, ebenso quandö- quidem; dagegen quandöque, quandOcunque.

67. Regnaud P. Etymologies latines. Rev. d. ling. 36. 1903. 69 S.

Für den Wandel -dn- : nn : n sprechen: orno aus *ord[i)no; cinis aus *cidnis zu candeo, dazu cänus; ferner fTnis aus *ftdms zu findo; fünis aus *füdnis, verwandt mit foedus; endlich penis aus *pednis zu

pendeo.

128 VI. Italisch.

68. d'Arbois de Jubainvüle. VENITOVTA QVADRVNIA. Comptes rend. d. Tacad. d. inscript. 1903. S. 108—109.

Eine in der Provence gefundene Inschrift, deren 1. Wort keltisch ist (ir. würde fin -j- tuath entsprechen), das 2. dagegen ligurisch, u. dem lat. Petronia entsprechend.

g) Flexionslehre.

69. Zimmermann A. Flexionsentgleisung der lateinischen, den griechi- schen auf -lov, bez. -uj entlehnten Frauennamen. Bl. f. d. bayer. G>Tn- nasialw. 39. 1903. S. 70—71.

70. Brugmann K. Altitalisches. IF. 15, 69—86.

Für die Flexionslehre kommt in Betracht : 1. Lat. tum, quam. osk. pon, umb. ponne aus *quom-de sind urspr. Nom.-Akk. Sing. Neutr. wie primum, umb. promoin\ ebenso alat. im, em (zu is). 5. Osk. en eihias (Tab. Bant. 9). eituas ist Gen. Sing. ; ebenso ist eizasc (auf derselben Zeile) Gen., obgleich es mit dat verbunden ist, das sonst den Abi. regiert.

71. Vetter E. Kleine Beiträge zur lateinischen Wortforschung. Programm des k. k. Staatsgymnas. im 17. Bez. von Wien. Wien 1903. 11 S.

1. pacari auf der Duenosinschrift ist 2. Sing. coni. praes. med. von pacere, nicht inf. pass. von pacare. 2. damnäs, bes. häufig in Verbindung mit esto, ist Infinitiv, aus *damnäsi, dessen f vor Eintritt des Rhotazismus apokopiert wurde, eine Erklärung, die der Verf. WSt. 24, 535 auch für fas angenommen hat; Bedeutung: man darf oder soll zur Zahlung ver- halten'. Etymologisch gehören damnaa. damnum nicht zu dare. sondern, auf *dap-nom zurückgehend, zu daps und griech. bairavTi, daher Grundbed. 'eine zu bestreitende Ausgabe*, damnäre 'eine Ausgabe auferlegen'.

72. Sonter A. A Nominative for vicem. Class. Rev, 17. 1903 S. 55—56.

Der Nominativ lautet nach den besten Handschriften von Augustins Quaestiones Veteris et Novi Testamenti: vices.

73. Levi A. Postille greco-latine. Boll. di fil. class. 9. 1902/3. S. 61—62.

Der Imperativ sequere ist nicht mit griech. ?trou aus *4n€(c)o identisch, sondern formal dasselbe wie lat. legere,

h) Syntax.

74. Heine T. Reitrag zu einer deutsch-lateinischen Satzlehre. Programm. Breslau 1903. öl S. 4».

75. Strigl J. Übertragung deutscher Sprachgebildo in lateinische Parti- zipien. Gymn.-Progr. Linz 1903. 17 S.

76. Stabile Fr. Studi di lingua e stile latino: vol. 1. Neapel R. Pesole 1903. 140 S.

77. SamelsBon J. Kasusassimilationen und Satzwörter im Latein. Eranos 6. 1903. 54-77.

I, Fälle, wo die alte Ellipsenerklärung möglich ist (Relativsätze mit verbum dicendi im Prädikat: tuic de causa, qua dixi). II. Auszuscheiden sind Stellen mit unsicherer Lesart oder der Möglichkeit einer andern Er- klärung. III. Wirkliche Ausgleichungen: cum aliquid agas eorum, quorum consuesti, gaudeo; u. a. IV. In andern Fällen, wie: ibi Scipio cum quibus ante dictum est copiis substitit ist der Relativsatz aus der Stellung eines Satzes zu der eines Satzteiles degradiert worden. Ähnlich die V.Art: raptim quibus quisque poterat elatie.

VI. Italisch. 129

78. Schwyzer E. Varia zur griechischen u. lateinischen Grammatik. IF. 14, S. 28—31.

3. Veneres Cupidinesque. Ein Beitrag zur Erklärung des Catull u. zur vergleichenden Syntax. Zu übersetzen: 'Venus und Cupido'; sog. elliptischer Dual mit einem Ergänzungsdual, sonst noch aus den ar. Sprachen bekannt : mitrd vdruiiä. Andere latein. Belege für diese Konstruktion sind nicht sicher nachgewiesen.

79. Cartault A. Sur un emploi particulier des noms propres dans les epi- grammes de Martial. Aus: Melanges Boissier. Receuil de m6m. etc. dedie ä Gaston Boissier ä Foccasion de son 80 e anniversaire. Paris A. Fonte- moing 1903. S. 103-113.

80. Wölfflin Ed. Die Adjectiva relativa. ALL. 13. 1903. S. 407—414.

81. Der Gebrauch des Ablativs absolutus. ALL. 13. 1903. S. 271—278.

82. Funaioli G. Der Lokativ und seine Auflösung. ALL. 13. 1903. S. 301—372.

L Die Lokativbildungen der 1., 2. und Deklination; Briefunter- schriften, Attribut u. Apposition. II. Die Auflösung des Lokativs durch die Präpositionen in (intra), apud, ad und Synonyma, circa, per. Vgl. auch die Besprechung von Delbrück BPhW. 1903, 1551 ff.

83. Bodiss J. Erläuterung der Konditionalsätze im Griechischen u. Latei- nischen (A fölteteles mondatok megvilägitäsa as gorög es latin nyeloben). Magyar Paedagogia. XI, 5/6, 273—284.

84. Gaffiot F. Le subjonctif apres quotiens. Revue de philologie 27. 1903. S. 273—278.

85. Le subjonctif de repetition. Revue de philologie 27. 1903. S. 164—208.

1. Der in Frage kommende Konjunktiv beruht nie auf dem Ge- danken der Wiederholung, sondern immer auf irgend einer Nüancierung dessen, was das redende Subjekt ausdrücken will.

2. Es muß eine Beziehung zwischen den in Haupt- und Nebensatz ausgedrückten Tatsachen vorliegen, die durch die Idee der Wiederholung nicht berührt wird.

3. Der lateinische Sprachgebrauch hat sich hierin von Plautus bis Tacitus nicht geändert.

4. Das Lateinische bezeichnet immer durch den Indikativ die ein- fachen u. hauptsächlichen Beziehungen zwischen den Tatsachen, durch den Konjunktiv fügt es diesen logische Nuancen hinzu. Vgl. auch die Besprechung WklPh. 1903, 1033 f.

86. Lindskog E. In tropos scriptorum Latinorum studia. Commentatio academica. Upsala. 1903. 64 S. 4°.

Die Abhandlung, ursprünglich als Vorwort einer Schrift über die Tropen eines römischen Dichters gedacht, behandelt Synekdoche und Metonymie.

87. Hemmerich K. Aktionsarten im Griechischen, Lateinischen u. Ger- manischen. Programm des Gymn. zu Günzberg. 1903. 36 S.

88. Lattmann H. Die Bedeutung der Modi im Griechischen und Latei- nischen. N. Jahrb. f. d. klass. Alt. 11. 1903. I. S. 410-418.

Dem Konjunktiv liegen eine Imperativische und eine potentiale Be- deutung zugrunde, deren erstere aus der letzteren hervorgegangen ist. Die Funktionen des Optativs dagegen lassen sich sämtlich auf die fiktive Bedeutung zurückführen.

Anzeiger XX. 9

130 VI. Italisch.

89. Zur lateinischen Tempuslehre. Z. f. d. Gymn. -Wesen 57. 1903. S. 496—504.

90. Nutting H. C. Some Theories on Subjonctive Protasis with Indicative Apodosis. Class. Rev. 17. 1903. S. 449—456.

91. Antoine F. Lattraction modale en latin. Aus: M^langes Boissier. Receuil de mem. etc., dedie k G. Boissier, ä Toccasion de son 80 e anniversaire. Paris A. Fontemoing 1903.

Vgl. die Besprechung von Gaffiot, Rev. crit. 57 (1904, 1), 7 f.

92. Ritchie Mary Helen. A Study of Conditional and Temporal Clauses in Pliny the Younger. A Dissertation presented to the Faculty of Br^Ti Mawr College for the Degree of Doctor of Philosophy. Philadelphia Awil Printing Comp. 1902. 57 S.

93. Hallihen W. Antequam and priusquam, with special reference to the historical development of their subjonctive usage. Dissertation. Baltimore 1903. 108 S.

94. Antoine F. Du mode de Tindetermination et de la r^pdtition en laiin. Mus. Beige 7. 1903. S. 389—419.

95. Rickmann. Zur lateinischen Tempuslehre (Relativität der Tempora). Progr. Güstrow. 1902. 23. 4».

Ablehnende Kritik der Lattmannschen Theorie von der Scheidung in absolute und relative Tempora.

96. Methner R. Untersuchungen zur lateinischen Tempus- und Modus- lehre mit besonderer Berücksichtigung des Unterrichts. Berlin Weid- mann. 1901. VIR u. 313 S. 8». 6 M.

97. Wheeler A. L. The imperfect Indicative in Early Latin. AJPh. 24. 1903. 163-191.

1. Introductory. 2. The Facts of Usage: I. A. The Simple Pro- gressive Imperfect. B. The Imperfect of Customary Past Action. C. The Frequentative Imperfect. D. The Conative Imperfect. II. The Aoristic Im- perfect. III. The Shifted Imperfect. 3. Historical and Theoretical. Re- sultate: Der älteste Gebrauch des Imperfekts, sicher schon uridg., ist I A, nebst einigen Varianten; in 2. Linie kommt I B, das ebenfalls bereits vorhistorisch ist, während I C der ältesten literarischen Zeit angehört und I D sich erst zu Ciceros Zeit einbürgerte; II u. III sind im älteren Latein nur vereinzelt.

98. Thoresen V. En up&agted bnig af imperfectum i Latin. Nord, tidskr. f. fil. 12. 1903. S. 77, 144.

99. Bazalgette L. Le probl^me de Tavenir latin. Paris Fischbacher 1908. 261 S. 16». 3,50 Fr.

100. Steele R. B. The Nominative of the Perfect Participle of Deponent Verbs in Livy. AJPh. 24. 1903. S. 441—446.

101. Buecheler F. AfnarUissimo suis (deutsch geschr.). Aus: Melanges Boissier. Receuil de m^m. concemant la Htt. et les antiquites romaines d6die ä Gaston Boissier ä Toccasion de son 80 e anniversaire. Paris A. Fontemoing 1903. S. 85—90.

amantissimtiSy desiderantissimus u. a. als Superlative eines Part. Präs. Pass. : eine aus dem alten Latein entwickelte Spracherscheinung.

102. Bayard L. De gerundivi et gerundii vi antiquissima et usu recentiore.

VI. Italisch. 131

Thesim proponebat facultati litt. Parisiensis L. B. Paris Lefebure-Decrocq 1902. 60 S. 8«.

103. Bögel Th. De nomine verbau latino quaestiones grammaticae. Suppl. Jahrb. f. klass. Philol. 28. Leipzig Teubner. 1903. 57—179. Gr. 8». 4,80 M.

i) Bedeutungslehre.

104. Hey 0. Ein Kapitel aus der lateinischen Bedeutungsgeschichte. Bedeutungsverschiebung durch sprachliche Faktoren. ALL. 13. 1903. 201—224.

Es gibt 3 Hauptarten sprachlichen Einflusses auf die Wortbedeutung :

I. Lokal, d. h. von der äußeren Umgebung des Wortes ausgehend, ver- mittelt durch Syntax und Phrase ; es tritt dabei eine Umdeutung, mit dem Resultat einer totalen Bedeutungsverschiedenheit, ein. Ausgesetzt sind dieser Umdeutung am meisten Wörter, denen für ihre Bedeutung ein sachlicher und sprachhcher Anhalt fehlt, so bes. Adverbia u. Partikeln. IL Formal, indem die wirkliche oder die vermeintliche etymologische Gruppe auf die Bedeutungsentwickelung wirkt, im letzteren Falle sog. 'Bastardbedeutung', entsprechend der Volksetymologie auf lautlichem Ge- biet; doch ist natürhch der erstere Fall der häufigere. III. Begrifflich: durch Synonyma und Opposita. Ein Wort erhält danach eine Bedeutung, die ein mit ihm synonymes Wort auch hat, obwohl dieselbe außerhalb der synonymischen Sphäre liegt; eine ähnliche Wirkung üben Pendants und Gegensätze. Zu den Synonymen gehören übrigens auch bedeutungs- verwandte Wörter fremder Sprachen. Zwei unsichere Fälle von Be- deutungswandel sind: defendere und mactare.

105. Heraeus W. Die Sprache der römischen Kinderstube. ALL. 13. 1903. 149—172.

I. Bezeichnungen für die Eltern, andere Verwandte, Ammen usw.

II. Bezeichnungen für Speisebedürfnisse u. ä. III. Bezeichnungen für die Notdurft der Kinder. IV. Verschiedenes.

106. Church jun. J. E. Sepidtura = sepulcrum. ALL. 13. 1903. 427—428.

Bestätigungen dieses schon bekannten Bedeutungswandels aus dem CIL. Derselbe wurde erleichtert durch locus sepidturae, das ebenfalls mehrfach inschriftlich vorkommt. Doch gehört dieser Gebrauch von sepultura erst der christlichen Zeit an.

107. Küspert 0. Über Bedeutung und Gebrauch des Wortes capid im älteren Latein. Programm. Hof. 1903. 51 S.

108. Cornu J. Cornua, Sil. Ital. 15, 761. ALL. 13. 1902. S. 118.

'vana inter cornua' bedeutet °bei leeren Verhöhnungen' ; wobei zum Vergleich an ital. far le corna, frz. faire les cornes gedacht werden kann.

109. Rothstein M. Suffragium. Aus : Beiträge zur alten Geschichte. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. S. 30—33. Berlin Weidmann. 1903.

Ursprüngliche Bedeutung : 'das Dabeilosbrechen', nämlich des Lärmes der beistimmenden Menge ; ebenso ist auch fragor bei Gic. und Quint. als 'Lärm' nachzuweisen, eigentlich nur: das Losbrechen desselben.

110. Meyer-Lübke W. Albarus. ALL. 13. 1902. S. 50.

albarus bedeutet 'Weißpappcl' und ist Wiedergabe des gleichbedeu- tenden griech. \d)KY\ (ngriech. XeuKOv); vgl. auch it. albaro, sard. sdlraru, piem. drbra, alle aus (sti) dlbaru.

132 VI. Italisch.

111. Mommsen Th. Nexum. Zschr. d. Savignystiftg. Rom, Abt. 23. 1902. S. 34«-355.

112. Manicipium manceps praes praesidium. Zschr. d. Savigny- stiftung f. Rechtsgeschichte. Roman. Abt. 23. 1902. S. 438—^1.

Mancipium (Varro: qtiod manu capüur): 'das mit der Hand Er- griffene, das (bewegliche) Eigentum, bes. der Sklave'. Doch ist die Juri- stensprache dem Bedeutungswandel nicht gefolgt, manceps verhält sich zu mancipium, wie princeps zu pritwijnum, bezeichnet aber abweichend den Nehmer bei staatlichen Lizitationen, praes. äMer praeves (zu praevi- dere, wie obses, praeses zu sedere u. a.) ist der für die dabei übernom- mene Leistung dem Gemeinwesen haftende Bürge; dazu wieder gehört praedium, das von der antiken Etymologie entgegen der modernen richtig auf *praeiidium zurückgeführt wird (Isidor orig. 15, 13, 5): Tfandstück', dann allgemein: 'Grundstück' zunächst als Pfand; in alter Zeit auch für das prophylaktische Heilmittel gebraucht. Von den 4 Ausdrücken gehört mancipium dem ius civile, die übrigen dem jüngeren ius praediatorium an.

113. Delatmay D. Le terme sententia dans la langue technique du droit public ä Rome. Aus: M^langes Boissier. Receuil de memoires etc. dedi6 k Gaston Boissier ä Toccasion de son 80« anniversaire. Paris A. Fon- temoing. 1903. S. 161—164.

114. Hiron de Villelosse A. Crusfae aut emblemata. Aus: Melangcs Bois- sier. Recueil etc. d^die ä Gaston Boissier ä Toccasion de son 80« an- niversaire. Paris A. Fontemoing. 1903. S. 277 284.

crusfa = enveloppe, revetement ; emblema = ornemenl d'applique, en relief, g^neralement de forme ronde, rapporte ä l'int^rieur dime pi^ce.d'argenterie. au fond dune phiale, dune coupe etc.

115. Renel Ch. Le sens du mot cliens et les origines de la client^le ro- maine. Rev. de ling. 36. 1903. S. 213—225.

116. Huvelin P. La notion de Viniuria dans le Ires ancien droit romain. Annales de l'universit^ de Lyon. M^langes Chr. Appleton. Lyon. 1903. 131 S. 8«.

Vgl. die Besprechung von L. SeulTert ALL. 13, 586 ff.

117. Pottier E. SinMer. Aus: M^langes Boissier. Receuil de mem. etc. d6die ä Gasion Boissier k roccasion de son 80« anniversaire. Paris A. Fontemoing. 1903. S. 405—41.3.

Sinister hatte in der klassischen Latinität zwei sich schroff gegen- überstehende Bedeutungen, einerseits, in der rituellen Sprache: religiös, günstig; andrerseits, in der Umgangs- und Schriftsprache: ungünstig; ersteres ist echt römisch, letzeres beruht auf griechischen Einfluß. Die römische Auffassung widerspricht der allgemein idg. und ist etruskischen Ursprungs.

118. Garofalo F. P. Sui msddices. Rendic. della R. Acc. dei Line. Cl.delle scienze morali ecc. V. Serie 12. 1903. S. 61—79.

119. Cevolani Gius. Se nascor sia copulativo. Riv. di fil. 31. 1903. S. 492 bis 494.

nascor gehört nicht zu den kopulativen Verben.

120. Gradenwitz 0. Libertatem imponere. Zschr. d. Savignystiftg. Roman. Abt. 23. 1902. S. 337—347.

Libet-tatem imponere bedeutet bei Papinian nicht: libertatem prae-

VI. Italisch. 133

Stare, ntamimittere, sondern wörtlich : 'Freiheit auferlegen', nämlich zu Lasten des Eigentümers, nicht ein Freilassen durch diesen.

121. Gaffiot F. Note complömenlaire sur quid est quod. Revue de Philo- logie 27. 1903. S. 86—88.

122. Wölfflin Ed. Minus = non. ALL. 13. 1903. S. 438.

Vgl. Catull 62, 58.

123. Stolz Fr. Das Präfix dis-. ALL. 13. 1902. S. 99—117.

Etymologischer Zusammenhang mit bid ist sicher, mit dem Stamm der Zweizahl unsicher; vielleicht steckt aber dy,i- in der Glosse bifer: bi(a)(pöpoc. Jedenfalls muß ein etwaiger Anlautwechsel von d und du uridg. sein. Bedeutung von dis-: I. in der Nominalkomposition: Begriff der Negation in difficilis, dispar, ferner Gegensatz: discors, dissonus: Concors, consonus. Trennung : dfmidius (alt) 'nach beiden Seiten zur Hälfte auseinander', dissitus. Vereinzelt sind discrimen (durch discerno beein- flußt), sowie einige Partizipia, endlich diverbium (Übersetzung von bidXofoc) und dilüdium. IL Praeverbial: meist Trennung: dfbücinare, differre, diffugere, dazu verschiedene Bedeutungsschattierungen : 'nach allen Sei- ten hin' : diffulgurare, dilucere, 'hin und her' : dfvexare, 'zer-' in diffringere, diläbi, ähnlich difßngere 'umbilden'. Gegensatz : dtßbulare, discingere, spätlat. discredere und zahlreiche Bildungen der Volkssprache. Auch hier häufig im Gegensatz zu con- : difßdere, dissentire. Verstärkung : dishiascere, dissolvere, distaedet. Direkter etymologischer Zusammenhang von dis- mit gr. buc- ist nicht anzunehmen.

124. Heraeus W. Ein eigentümlicher Gebrauch der Präposition cum. ALL. 13. 1903. S. 288-290.

Besprechung der Stelle : cum M. Titinio primum . . . f^ecuperatores sumserunt. Livius 43, 2.

125. Martha J. La negation en etrusque. Rev. de ling. 36. 1903. S. 87—94.

k) Lexikographie.

126. Diels Bericht über den "Thesaurus linguae Latinae". Sehr. d. preuß. Akad. 1903. VI. S. 99—100.

127. Thesaurus linguae Latinae. Editus auctoritate et consilio academia- rum quinque Germanicarum Berolinensis, Gottingensis, Lipsiensis, Mona- censis, Vindobonensis. Leipzig Teubner. 1903. Lex. 4<>.

Im Berichtsjahr sind erschienen Vol. II. fasc. 4: arfus (adiect.) astringo und fasc. 5 : astringo auctor.

128. Schmalz J. H. Zum Thesaurus linguae Latinae. Berl. phil. Woch. 1903. Sp. 1436—1438.

129. Heraeus W. Index graecolatinus. Accedit index anglosaxonicus ab eodem compositus. Corpus glossariorum Latinorum. Vol. 7, fasc. 2. Leipzig Teubner. 1903. S. 439—714. gr. 8». 12 M.

130. Stowasser J. M. Lexikalische Vermutungen zu Büchelers Carmina epigraphica. Wiener St. 25. 1903. S. 257-271.

Inhaltsübersicht am Schluss der Abhandlung.

131. Meyer-Lübke W. Zu den lateinischen Glossen. Wiener Stud. 25. 1903. S. 90—109.

Besprochen werden die Glossen : arcisellium, badare, bancalis, basus, berna, brucus, bruscum, calabricus, calcatrippa, carius, cascabus, cattia.

IM VI. Italisch.

cervunus, dauculas. conodea, copa, cottneos, cutüo. derhitas. elicis. falfa, falulia, fledomum, fleuma, globa, graulus, graphium. gufo. iungla. Jerns, licinium, lubellum, maptola. matrinia. tnattus. mentiriosus. micina. mordacius, obestrum, panna, patreus, pecosus, pedito. pimenta, plictura. porcopiscis, ragit, rasia, repe, scopiliae. spdtum, tenaces, uvula.

182. Heimchen F. A. Lateinisch-deutsches Schuhvörterhuch. 7. verb. Aufl. bearb. v. C. Wagener. [Lateinisch-Deutsch u. Deutsch-Lateinisch. 1. T.] Leipzig Teubner 1903. XXVI u. 937 S. 8«. Geb. 7,50 M.

133. Menge H. Taschenwörterbuch der lateinischen und deutschen Sprache. Berlin Langenscheidt 1903. VIII u. 390 S. 12«. 2 M.

134. Plaistow F. G. Latin Dictionary. 2nd ed. Oxford Clive. 1902. 524 S. 6 sh. 6 p.

135. Watson E. W. Lexicographical Notes. Journ. Phil. 28. 1903. S. 84—86.

W. zählt eine Anzahl lateinischer Wörter mit Belegstellen auf. die nicht in der 7. Aufl. von Georges' Wörterbuch verzeichnet sind.

136. Quicherat L. et Davelny A. Dictionnaire latin-francais. Revise, corrig^ et augmente d'apres les travaux les plus r6cents de la lexico- graphie latine par E. Chatelain. 43e 6d. Paris Hachette et C'^ 1903. XXVIII u. 1519 S. 8<' ä 3 col.

137. Omont M. H. Glossaires grec et romains. (Notices et extraits des Mscr.). Paris 1903. 60 S. 4«. 2,60 Fr.

Drei lateinische und ein griechisches Glossar, enthalten in einer Handschrift aus dem 9. Jahrh.

138. Wetzel M. Die wichtigsten lateinischen Synomyma. 3. Aufl.. bearb. von A. Wirmer. Paderborn F. Schöningh 1903. 20 S. 0,.30 M.

139. Spanoghe E. en Vercoullie J. Synomyma Latino-Teutonica (et ely- mologico C. Kiliani deprompta). Lalijnsch-Nederlandsch woordenboek der XVII. eeuw. Dl. III. Uitgave der Maatschappij 'De Antworpscho Bibliophilen'. Antwerpen Buschmann. VIII u. 304 S. 8*. 6 fl.

140. Zauner A. Die romanischen Namen der Körperteile. Rom. Forsch. 14. 1903. S. 339—5.30.

141. Greef A., John C. Lexicon Tacileum. Fase. XV, XVI. Leipzig 1902/3. S. 1601-1802. 8«.

142. Schmidt Ad. Beiträge zur Livianischen Lexikographie IV. Teil : c«t, citra, exttxt, infra. Gymnasial-Programm. St. Polten 1903. 22 S. gr. 8®.

143. Lodge G. Lexicon Plautinum. Vol. I. fasc. 2. alius-aufugio. Leipzig Teubner 1903. 2 M.

144. Lessing C. Scriptorum liistoriao Augustac lexicon P'asr. 7. Leipzig 1903. S. 481— 560. gr.

14Ö. Kramhiegel R. Index vorhorum in Varronis reruin rusticarmn iibros tres. Leipzig B. G. Teubner 1902. IV u. 292 S. 8«.

146. Wörpel G. Einige Bemerkungen zu Juvenal VII 4^) fT., besonders über den Eigennamen Macula. Aus : Beiträge z. klass. Philologie. A. Schöne dargebracht von seinen Schülern. S. 11—23. Kiel R. Cordes 1903. 43 S.

147. Buecheler Fr. Artistenwörter. Rh. M. 58. 1903. S. 317—320.

Zur Interpretation von CIL. 2787 : periica 'Stange mit Haken', eura 'Legblech' aus eupd.

VI. Italisch. 136

14^8. Kretzer M. De Romanorum vocabulis pontificalibus. Dissertation. Halle 1903. 81 S.

149. Vocabularium iurisprudentiae Romanae, iussu instituti Savigniani compositum. Fase. 4 : ceterum cymbalum. Berlin G. Reimer 1903. Col. 737—1160. gr. 4». 10,60 M.

150. Pichler Fr. Austria Romana. Geographisches Lexikon aller zu Römer- zeiten in Österreich genannten Berge, Flüsse, Häfen, Inseln, Länder, Meere, Postorte, Seen, Städte, Straßen, Völker. Quellen u. Forschungen, herausg. von W. Sieglin. 2. Heft. Leipzig E. Avenarius 1903. 102 S. u. 1 Karte, gr. 8«. 8,50 M.

151. Lejay P. Lexicographie latine. Aus: Melanges Boissier. Receuil de memoires etc. dedie ä G. Boissier ä l'occasion de son 80^ anniversaire. S. 345—354. Paris A. Fontemoing 1903. 4".

I. Ab normis, nicht abnormis, das nur Horaz Sat. II, 2, 3 vorkommt und zu ändern ist. II. Patriae Verg. Aen, XI 594 ist nicht Lokativ, sondern Dativ. III. Protinus, nicht protenus. IV. Quassa nuce Hör. Sat. II, 5, 36 darf nicht in cassa n. geändert werden, wie viele Herausgeber getan haben; auch haben beide Wörter nichts miteinander zu tun.

152. Skutsch F. Latina. IF. 14, 485—488.

1. Äccipetrina ist Femininum zu accipiter 'Habicht', ebenso wie galUna : gallus.

153. Stolz Fr. Die Präposition o- im Lateinischen. BB. 28, 313—318.

Lat. ömitto, oportet postulieren eine Präposition o-; vgl. auch griech. ö-qpXiCKdvuu, ö-K^Wuu, ö-xpuvuü.

154. Lattes E. Etruskisch- lateinische oder etruskisierende Wörter und Wortformen der lateinischen Inschriften. ALL. 13. 1902—4. S. 119—127, 181—191, 373—378, 502—530.

155. Torp Alf. Etruskische Beiträge. 2. Heft. Leipzig J. A. Barth 1903. VIII u. 144 S. 8«. 7,60 M.

1) Grammatisches zu den einzelnen Texten, Literatur- gattungen, Sprachkreisen.

156. Pierson J. La langue des inscriptions latines de la Gaule. Bibliothfeque de la Fac. de philos. et lettres de l'Univers. de Li^ge. fasc. 11. Bruxelles Societe beige de librairie 1901. XVI u. 328 S. 8^

157. Peck T. The Personal Adress in Roman Epitaphs. AJ., Arch. II. Ser. 7. 1903. S. 88—89.

158. Weyman C. Zu den Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten der Römer. ALL. 13. 1903. S. 253—270, 379—406.

159. Previtera L. II metodo statistico nelle nuove ricerche della prosa metrica latina e greca e le leggi definitive. Giarre Fr. Macherione 1903. 28 S.

160. Wölfflin E. Zur Allitteration. Aus: Mölanges Boissier. Receuil de mem. etc. dedi6 ä G. Boissier ä Toccasion de son 80e anniversaire. Paris A. Fontemoing 1903.

161. De la Ville de Mirmont H. Etudes sur l'ancienne po6sie latine. Livius Andronicus Le Carmen Nelei Le po^te Laevius La satura La nenia. Paris A. Fontemoing 1903. IV u. 409 S. 8^

136 VI. Italisch.

162. Sniehotta L. De vocum Graecarum apud poetas Latinos dactylicos ab Enni usque ad Ovidi tempora usu. Breslauer philol. Abhandl. IX. Band. 2. Heft. Breslau M. u. H. Marcus 1903. VIII u. 75 S. 8«. 3 M.

163. Bosscher H. M. De Plauti Curculione disputatio. Dissertation. Leiden E. .1. Brill 1903. 163 S. 8«.

164. Hodgman A. W. Adverbial Forms in Plautus. Class. Rev. 17. 1903. S. 296-303.

I. Nouns and Adverbs. II. Adjectival Forms. III. Pronominal Adverbs. IV. Verbs and Adverbs. V. Prepositional Compounds. VI. Syncope, Apocope, Synizesis, Hardening. VII. Quantity. VIII. Parallel Forms. IX. Miscellaneous.

165. Meyer W. Quaestiones Terentianae. Leipzig E. Freter 1902. 85 S. S^.

166. Radford R. S. The Latin Monosyllables in their Relation to Accent and Quantity. A Study in the Verse of Terence. Transactions a. Proc. of the Am. Phil. Ass. 34. 1903. S. 60—103.

I. Problem and Method. II. Comparison with Greek Verse. III. Sum- mary of Terentian Usage. IV. Additional Metrical Tests. V. Terential Usage in Detail. VI. Ancient Testimonies, VII. Evidence of Ihe Romance Languages. VIII. Previous Investigators.

167. Oldenburger E. De oraculorum Sibyllinorum elocutione. Rostock H. Warbentien 1903. 54 S. 8». 1,20 M.

m) Inschriften Papyri.

168. Mommsen u. Hirschfeld. Bericht über die 'Sammlung der latein. Inschriften'. Sehr. d. preuß. Akad. 1903. VI. S. 94—96.

169. Mommsen Th., Hirschield 0.. Dessau H. Ephemeris epigraphica, corporis inscriptionum Latinarum supplementum. Vol. IX. fasc. 1. Berlin G. Reimer 1903. III u. 185 S., 1 Tafel. Lex. 8. 9 M.

170. Notizie degli scavi (= Atti della R. Accad. dei Lincei, Ser. V. Classe delle scienze morali etc. V'ol. 11, Parte 2a, Jan.— Dez. 19aS). Rom Tipogr. della R. Acc. dei Line.

Jan. Regione IX. Vcntimiglia S. 3—4. Titoli sepolcrali di Albin- timiliüm. Roma S. 20—22. Nuove scoperte nella citlä e nel suburbio. Reg. I. Pompei S. 25 33. Relazione degli scavi eseguiti durante il mese di novembre.

Febr. Reg. IX. Monteu da Po. S.43— 46. Scoperte nell' area dell' antica 'Industria'. Roma S. 59 60. Kleinere Inschriften. Reg. I Palest rina S. 63f. Scop. di un pregevole frammento epigrafico.

März. Romas. 92 f. Mehrere Inschr.

April. Reg. V. Belmonte Piceno S. 101—105. Pietra con iscriz. cosi detta sabellica proveniente dalla necropoli picena. Falerone. Kleinere Inschriften. S. 106—116. Reg. VII. Viterbo. Sarcofagi etruschi scoperti nella necropoU deir antica Musarna. S. 116 120. Roma S. 120 bis 122. Kleinere Inschriften. Reg. I. Cuma S. 171 f. Lamine plumbee devotive. Reg. IV. Pentima S. 173. IN. FR. P. XX. IN.

Mai. Reg. VI. Spoleto. Nota degli oggetti rinvcnuti durante lo sterro. S. 196—198. Roma S. 199—201. Inschriftensteine. Reg. II. Venosa S. 204. Titolo sepolcrale.

Juni. Reg. XI. Novara S. 217. Inschrift. Roma S. 225— 227. Versch. Inschriften. Reg. I. Norba S. 255. P. Rutüius M. F. Junonei

VI. Italisch. 137

Loucina dedit meretod Diovos castud. S. 256. Junonii Locina dono pro C. Rutilio P. F.

Juli. Reg. XI. Dormelletto S.265. Inschrift. Roma S. 279— 288. Scavi nelle catacombe romane (Nov. 1902— Mai 1903). ~ Reg. IV. Callan- nele S. 347—349. Inschriften. Reg. II. Troia S. 34-9. Inschrift.

August. Reg. X. Este S. 351 f. Grabinschrift. Reg. VII. Bolsena S. 866 374. Monumenti epigrafici.

Sept. Roma S. 460— 468. Inschriften.

Okt. Roma. S. 509— 513. Inschriften. Reg. IV. Castelnuovo S. 514 f. Epigrafe lat. e tombe ad inumazione. Goviano Sicoli S. ol5f. Cippo milliario della Glaudia-Valeria. Sardinia S. 535. Iscriz. sepol- crale. Nuragus S. 535 f. Tomba romana.

Nov. Reg. I. Palestrina S. 575—581. Iscrizioni onorarie scop. neir area dell' antico Foro prenestino.

Dez. Reg. IX. Torino S. 583 f. Iscr. romana scop. alla destra del Po. Reg. VII. S. 598 f. 2 Inschr. von etruskisch-römischen Gräbern. Roma S. 600—603. Inschriften.

171. Cagnat R. u. Besnier M. L'annee epigraphique ; revue des publi- cations epigraphiques relatives a, l'antiquite romaine 1902. avec fig. et tableau. Paris Leroux 1903. 86 S.

172. The Oxyrhynchus-Papyri. Part. III, ed. with translations and notes by Banard P. Grenfell and Arthur S. Hunt. [Egypt Exploration Fund. Graeco-Roman Brauch]. London Offices of the Egyptian Explo- ration Fund, 37 Great Russell Str. WC. 1903. XII u. 388 S- u. 6 Tafeln- 4». Geb. 27 Sh., für Subscrib. 20 Sh.

173. Gradenwitz 0. Rescripte auf Papyrus. Zschr. d. Savignistiftung f. Rechtsgeschichte, Roman. Abt. 23. 1902. S. 56—79.

174. Hülsen Chr. Ein neues A-B-G-Denkmal. Mitteilgn. d. kais. deutschen archäol. Inst. Rom. Abt. 18. 1903. S. 73—86.

175. Cholodniak J. Carmina sepulcraHa Latina epigraphica, collegit J. C. Editio altera, emendata et aucta. Petersburg Birkenfeld 1903. 517 S. 8".

176. Tropea G. La stele arcaia del foro romano. Cronaca della discussione (Settembre 1901— Aprile 1903). Riv. stör. ant. NS. 7. 1903. S. 36—45, 425—427.

177. Hülsen Chr. Neue Inschriften. Mitteilgn. d. kais. d. archäol. Inst. Rom. Abt. 18. 1903. S. 334—340.

178. Bormann E. Zu römischen Urkunden der Zeit der Republik. Aus: Beitr. z. alten Gesch. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. S. 431 bis 439. Berlin Weidmann 1903.

1. SenatusconsuUum de Oropiis, 73 v. Chr. 2. Leges repetundarum und agraria, 123 od. 122 v. Chr., vgl. CIL. I, 198, 200. 3. Lex Antonia de Termessibus, 72 v. Chr. vgl. Ritschi Monumenta, Tfl. 31.

179. Orsi P. Frustula epigraphica Pompeiana. Aus : Beitr. z. alten Gesch. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. S. 412. Berlin Weidmann 1903.

180. Krascheninnikov Mich. Observationes epigraphicae Pompeianae. Beitr. z. alten Gesch. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. S. 408—411. Berhn Weidmann. 1903.

181. Mommsen Th. Das neugefundene Bruchstück der kapitolinischen Fasten. H. 38. 1903. 116—124.

138 VI. Italisch.

182. Bruchstücke der Saliarischen Priesterliste. H. 38. 1903.125—129.

183. Mitteis L. Weiheinschrift für einen Rector provinciae aus dem 5. Jahrb. Zschr. d. Savignystiftg. f. Rechtsgesch.. roman. Abt. 23, 443 444.

184. Gamurrini G. F. Iscrizioni inedite di Capua tratte da un mano- scritto di Alessio Simmaco Mazzocchi. Memoria del soc. G. F. G. pre- sentata nella seduta del 17 maggio 1903. Atti d. R. Acc. dei Lincei, Serie quinta; parte la. 9. 1903. 75—111.

185. Martini E. Per l'officina dei papiri Ercolanesi. Neapel. 1903. 22 S.

186. Paribeni R. Iscrizioni romane di Doclea e di Tusi. Boll. della commiss. archeol. commun. di Roma 1903. IV. 374 379.

187. Liebl H. Inschriften aus Dalmatien. Jh. d. österr. arch. Inst. Bei- blatt. 6. 1903. 85—86.

188. Frankfurter S. Eine doppelsprachige Inschrift aus Carnuntum. Aus: Beitr. z. alten Gesch. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. S. 440— 44'3. Berlin Weidmann. 1903.

189. V. Jaksch A. Die römischen Inschriften im Loiblgebiet. Carinthia. 1903. 18-19.

190. Kubitschek W. Neue römische Inschriftsteine. Carinthia. I. 5/6. 175—177.

191. Baliö Fr. Das Grabdenkmal der Pomponia Vera in Salona. Aus: Beitr. z. alten Gesch. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. S. 369—372. Berlin Weidmann. 1903.

Gut erhaltene Inschrift, um 100 n. Chr.

192. Lehner H. Römische Inschriften (Remagen, Bonn). Korresp.-Bl. d. westd. Zs. f. Gesch. u. Kunst. 1903. IV/V. S. 31 ff.

193. Fink. Römische Inschrift aus Bayern. Bl. bayr. Gymn. 1903. 721—722.

194. V. WaldendorH H. Römische Inschriften, im Jahre 1902 in Regens- burg entdeckt. Verhdlgn. d. bist. Ver. v. Oberpfalz u. Regensbg. 64. 309—313 u. 1 Tfl.

195. Postgate J. P. On some Papyrus Fragments of Isidore at Zürich. With a photogr. Reproduction. Transact. of Ihe Cambridge Philol. Soc. 5, part. 4. 1902. 190—193.

196. Waltzing J. P. Inscriptions latines de la Beige romaine. Mus. Beige. 7. 1903. 89-100, 335—349.

V. L'inscription du chr6tien Amabilis, h Maestricht. VI. Epitaphe fragmentaire de Saturninus, k Maestricht. VII XII. Inscriptions trouvees ä la citadelle de Namur (1886).

197. Cagnat R. Inscriptiones romaines. Bull, archeol. du comit^ des trav. bist, et scient. 190B. 156—183, av. 4 pl.

198. Zeiller J. Inscriptions latines. Bull, archeol. du comite des trav. bist, et scient. 1903. 184—201.

199. Marteaux Ch. Note sur trois fragments d'une inscription romaine k Rumilly. Rev. savoisienne. 1903 II. 84—86.

200. Fita F. Epigrafia romana de Astorga. Boletin de la R. Acad. de la Historia. 1903 Marzo.

201. La epigrafia latina en la provincia de Orense. Bolet. de la R Acad. de la Hist. 1903. S. 392—400 m. 2 Tafeln.

VI. Italisch. 1H9

202. Monsalud. Nuevas inscripciones romanas y visigoticas de Extrema- dura. Bolet. de la R. Acad. de la Hist. 43. S. 240—250.

203. de Ricci S. Un papyrus latin d'figypte. Rev. Arch6ol. IV© S6rie. 1903. II. S. 257—261.

204 Clermont-Ganneau. Lepeis et Leptis Magna. Comptes rend. de l'aead. d. inscr. 1903. S. 333—346.

Besprechung mehrerer lateinischer Inschriften.

205. Cagnat R. Africana. Aus: Beitr. z. alten Geschichte. Festschr. z.

0. Hirschfelds 60. Geburtstag. Berlin Weidmann. 1903. S. 167—170 u.

1. Tfl.

Zwei Inschriften der Kaiserzeit.

206. Heron de Villefosse A. Nouveau fragment date des allocutions d'Hadrien ä l'armee de Numidie. Aus: Beitr. z. alten Geschichte. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. Berhn Weidmann. 1903. S. 192—197.

207. Merlin A. Inscriptions inedites de Khamissa. M61. d. arch. et d'hist. 23. 1903. S. 117-130.

208. Gauckler P. Castellum Biracsaccarensium. Aus: M61anges Boissier. Receuil etc. dedie ä Gaston Boissier ä l'occasion de son 80e anniver- saire. Paris A. Fontemoing. 1903. S. 209—215.

Besprechung nordafrikanischer Inschriften aus der Kaiserzeit.

209. Regling K. Römische aurei aus dem Funde von Karnak. Aus: Bei- träge z. alten Geschichte. Festschrift zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. Berlin Weidmann. 1903. S. 286—298 u. 1 Tfl.

210. Lattes Elia. Le prime due linee della grande iscrizione estrusca di S. Maria di Capua. BB. 28, 112—143.

211. Studniczka Fr. Eine ligorische Portraitinschrift. Aus: Beitr. z. alten Gesch. Festschr. zu 0. Hirschfelds 60. Geburtstag. Berlin Weidmann. 1903. S. 413—416.

n) Mythologie und Altertumskunde.

212. Röscher W. H. Ausführliches Lexikon der griechischen und römi- schen Mythologie im- Verein mit . . . herausgeg. von W. H. R. Leipzig Teubner. 1903. Jede Lief. 2 M.

Im Berichtsjahr sind erschienen die 48.— 50. Lieferung, enthaltend die Artikel Peirithoos Fhalaritis, Sp. 1761-224Ö.

213. Vaglieri Dante. GU scavi recenti nel foro Romano. Supplemento I (con 4 tavole e 20 incisioni) Bulletino della commissione archeologica communale di Roma. Fase. 3. Rom E. Leescher u. Co. 1903.

214. Richter 0. Beiträge zur römischen Topographie, Beilage zum 13. Jahresber. des kgl. Prinz Heinrich-Gymn. Berlin W. Büxenstein. 1903. 31 S. 40.

215. Hodermann M. Unsere Armeesprache im Dienste der Cäsar-Über- setzung. Leipzig Dürrsche Buchhdlg. 1903. 53 S. 8°. 1 M.

216. Klinkenberg J. Miscellen. Bonner Jahrb. 110. 1903. S. 358—361.

3. Neue römische Funde in Köln. 4. Zu den römischen Grabin- schriften Kölns.

217. Oliveri G. Le favole mitologiche delle odi di Orazio confrontate con le pitture di Pompei ed Ercolano. Palermo G. Fiore. 1903. 88 S.

140 VI. Italisch.

218. Pascal C. Fatli e legende di Roma antica. Florenz L. Monnier. 1903. 219 S. 8^ 5 L. = 4 M.

219. Conway R. S. I due strati di popolazione indo-europea del Lazio e deir Italia antica. Sunta d'una communicazione fatta alla sezione del congresso internazionale delle szienze storiche a Roma, 2 Apr. 1903. Riv. Stör. ant. N. S. 7. 1903. S. 422-424.

Es sind eine ältere und eine jüngere Schicht indogermanischen Elementes in Italien zu unterscheiden: die ältere, sprachlich durch die Ethnika auf -co- ausgezeichnet {Volsci, 0{p)sci) bewohnte Latium und Campanien schon vor dem Auftreten der Etrusker, denen sie auch den Namen gab, die jüngere (Ethnika auf -no-: Sabini, Latini) kam später von Norden und wurde in ihrem Vordringen von den Etruskem und den von diesen unterworfenen co-Stämmen aufgehalten.

220. Curis G. Gli elementi africani nella etnografia italica. Bessarione 71. 1903.

C. spricht von einer lybisch-ligurisch-pelasgischen Urbevölkerung, die, von Afrika kommend, Italien vor der arischen Einwanderung bewohnt und bei den historischen Bewohnern des Landes deutliche Spuren zu- rückgelassen habe.

221. Modestov B. La questione etrusca. Rivista d'Italiaß, 1. 1903. S. 896—923.

Die Sprache wird immer rätselhaft bleiben ; das Volk stammt mit Bestimmtheit aus Kleinasien.

Leipzig. Kurt Eulenburg.

1004.

a) Allgemein Bibliographisches; Varia.

1. Bibliotheca philologica classica. Index librorum, periodicorum, disscr- tationum, commentationum vel seorsum vel in periodicis expressorum, recensionum. Anhang zu Bursians Jahresberichten über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft 31. 1904. 0. R. Reisland, Leipzig.

s. bes. die Abschnitte : IL 2. Scriptores Latini, III. Ars grammatica. X. Epigraphica.

2. Reinach S. Manuel de la philoIogie classique. 2R>e ^d. Nouveau tirage augmcnt^ dune bibliographie m^thodique de la philoIogie classique de 1884 ä 1904. Paris Hachette et Cie. 1904, XXXIll u. 414. 8«. 7,50 Fr. Tome II Appendice. 1 Vol. de XVI-310 pp. 8«. 7,50 Fr.

b) Geschichte der Grammatik.

3. Weinberger W. Der Dichter Ennius als Verfasser eines orthographischen Hilfsbuches. Philol. 63, 633—636.

4. Heinicke B. De Quintiliani Sexti Asclepiadis arte grammatica. Disser- tation. Straßburg i. E. Schlesier u. Schweikhardt. 1904. 79 S. 8». 1,60 M.

5. Brüll H. Die altenglische Latein-Grammatik des iElfric. Berlin Mayer u. Müller. 1904. 36 S. gr. 8«. 1 M.

6. Wölfflin Ed. Nach zwanzig Jahren. ALL. 14. 1904. S. 113—118.

Überblick über die Fortschritte der lateinischen Sprachwissenschaft seit dem Beginn des Erscheinens des ALL.

VI. Italisch. 141

c) Grammatiken.

7. Bück C. G. A Grammar of Oscan and Umbrian. Boston Gimm and Co. 1904 352 S. 8». 3 Doli.

d) Schrift Aussprache Akzent.

8. Steffens F. Lateinische Paläographie. II. Entwickelung der latein. Schrift V. d. Zeit Karls d. Großen bis z. Ende des 12. Jahrh. Freiburg i. Schw. Universitätsbuchh. (B. Veith). 1904. Taf. 36—70 u. Text S. 36—70. Gr. Fol. Subskr.-Pr. 14 M.

9. Schulze Wilh. Die lateinischen Buchstabennamen. Sitz.-Ber. d. preuß. Akad. d. Wiss. zu Berlin. 1904. S. 760—785.

Vgl. die Besprechung in ALL. 14, 142 f.

10. Zimmermann A. Ungewöhnliche Abkürzungen der latein. praenomina. Philol. 63, 631—633.

11. Rice, G. C. The Pronunciation of Gallic Clerical Latin in the Mero- vingian and Later Periods. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. LXIVf.

12. Wagener G. Betonung der mit qiie, ve, ne zusammengesetzten Wörter im Lateinischen. Neue philol. Rundschau. 1904. S. 505 511.

Die mit que, ve, ne zusammengesetzten Wörter unterliegen dem all- gemeinen Betonungsgesetz, z. B. Musdque, Müsäque; aber drei- u. mehr- silbige Wörter mit dem Ton auf der Antipaenultima, verbunden mit que, ve, ne, behalten den Hauptton auf der drittletzten Silbe, bekommen indes auf der Partikel einen Nebenton, z. B. Uminaque. Musterbeispiele s. Verz. Aen. 7, 186 u. Ovid. Met. 10, 308.

13. Radford R. S. On the Recession of the Latin Accent in Gonnection with Monosyllabic words and the Tiaditional Word-Order. AJPh. 25. 1904. S. 147-162, 256-273, 406-427.

Part I : Introduction and Problem. The Republican Accent. Extent of Recession. 'Enclisis'. Separable Gomposita. Accent of Mono- syllables. Part II : The Latin Accent and the Traditional Word-Order. Plautine üsage in Tribrach Groups. Part III : Plautine Usage in Dactyhc and Cretic Groups in Prepositional Gomposita . Summary. Con- clusion. Relation of Word and Word Accent.

14. Studies in Latin Accent and Metrie. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. 33—64.

Einleitung Konjunktionen Pronomina Adjektiva.

15. Johnson Gh. The Accentus of the Ancient Latin Grammarians. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. 65—76.

Über die Beeinflussung der lateinischen Akzentlehre durch die griechische. Zahlreiche Belegstellen der lateinischen Grammatiker.

16. Moore F. G. Accent and Ictus in Late Latin Hexameters. Tr. and Proc. of the Am. Phil. Ass. 35. 1904. S. Xf.

e) Lautlehre.

17. Niedermann M. Sp6cimen d'un pr6cis de phon6tique historique du latin, ä l'usage des Gymnases, Lycöes et Ath6n6es, avec un avant-propos par A. Meillet. La Chaux-de-Fonds. 1904. VIII u. 40 S. 4°.

142 VI. Italisch.

18. Paris G. Le mode et les 6tapes de l'alt^ration du c cn gallo-roman. Romania 33. 1904. 321—332.

19. Exon Ch. The Form and Prosody of the Compounds of iacio in the Present Stem. Hermathena. 1904. S. 129—163.

20. Meület A. A propos du latin barha. MSL. 13. 1904. S. 215—217.

Anl. f wird an inl. b (aus f) assimiliert, wenn dies vor oder nach Konsonant steht, nicht aber, wenn es interv^okalisch ist.

21. Ahlberg Axel W. Nontio et nvntio, sim. Eranos. 5. 1903/4. 156—163.

A. bekämpft Solmsen, Stud. z. lat. Lautgesch. 82 fr. und stellt das Gesetz auf: Überall, wo orc, ovi, ovo im Wortinnern vorkommen, fiel der Vokal nach v aus. Ist dabei die 2. Silbe offen, so entsteht om, weiter ü : iüstus aus *jove-8tos, nüdus aus *noQ¥o-dos prüdens *providens. Alles ab- weichende ist durch Analogiewirkung zu erklären: nönu^ nach novem., bei einigen schwankt die Etymologie. Ist dagegen die 2. geschlossen, d. h. folgt n -{- Kons., so entsteht orp, weiter ovon, On, endlich in der Zeit nach Plautus: ün; daher sind nöntio : nüntio aus *noventio, nOn- dinum : nütidinum aus *novendinum als zeitliche Unterschiede anzusehen. Die Ausnahme contio wird durch coventionid (S. C. de Bacch.) begründet. Derselben Entwickelung unterhegt die in Sklavennamen gebräuchliche Endung -por aus *-pover (entgegen Zimmermann ALL. 12, 281, IF. 15, 121 f.).

f) Etymologie. Wortbildungslehre.

22. Regnaud P. Specimen d'un dictionnaire etymologique du latin d'apr^s la methode 6volutionniste. Les mots a l'initiale g. Essai de linguistique indo-europ. apphqu^e. Rev. de ling. 37. 1904. S. 150—181.

Im Vorwort weist R. auf seine früheren Arbeiten über die evolu- tionistische Methode, besonders seine 'Grammaire comparee du grec et du latin' hin, und spricht seine Überzeugung von der epochemachenden Bedeutung dieser Methode sowie sein Bedauern darüber aus, daß die- selbe in Thes. ling. Lat. keine Berücksichtigung findet. Am Schluß der einzelnen Artikel sind zum Vergleich die Etymologicen von Br^al-Bailly angeführt,

23. Schulze W. Zur Geschichte lateinischer Eigennamen. (Abhdlgn. d. kgl. Gesellschaft d. W. zu Göttingen. NF. Bd. V, Nr. 5). Berlin Weid- mann. 1904. 647 S. Lex. 8«. 40 M.

24. Collin C. Zur Geschichte der Nomina actionis im Romanischen. ALL. 13. 1904. S. 453-473.

25. Wackemagel .1. Zu den lateinischen Ethnika. ALL. 14. 1904. 1--24.

Im Lateinischen haben in bes. großem Umfange die Ethnika, die mit den ihnen zugrunde liegenden Länder- und Städtenamen entlehnt wurden, die fremdländische Gestalt bewahrt.

26. Qildersleeve B. L. and Lodge G. Latin Composition. 2«* ed. New- York Univers. Publishing Co. 1904. IV u. 197 S. 75 cts.

27. Meület A. Observations sur le verb latin. MSL. 13. 1904/5. S. 350— 375.

1. Gen6ralit6s. 2. Le part. pr6s. iens : euntem. 3. Sur la repartition des diverses formes de subjonctif. 4. Präsents en et en -eO. 5. aöpfre.

28. Zimmermann A. Wie sind die aus dem Romanischen zu erschließenden vulgärlateinischen Suffixe -atttis (o), ottus [a) und -Uta entstanden? Zschr. f. rom. Phil. 28. 1904. S. 343—350.

VI. Italisch. 143

29. Zum lat. Suffix -moma{um). KZ. 39, 262—264'.

Die Wörter auf -monia wurden zu denen auf -mo gebildet, indem diese nomina actoris, jene actionis waren; vgl. auch griech. dnrrniiuuv : dirriiLiovia. Ziemlich nahe steht -men{tiim), das meist die Oberhand ge- wann; doch waren zahlreiche andere Bildungen auf -monia, -monium analogisch entstanden.

30. Fay Edw. W. Studies of Latin Words in -clnio- -cinia-. Gl. Rev. 18. 1904. S. 303—307, 349—351, 461—463.

1. Luscinia. IL -cinium, 'calling', a partially developed Latin Suffix. III. mantiscinatur . IV. tubuscinatur 'raptim manducat.'

31. Brugmann K. Etymologische Miszellen. IF. 16, 491—509.

2. Lat. igitur zu griech. iKxap. 3. Lat. tueor zu griech. coqpöc. 5. Lat. opfmus patrfmus mätrtmus. opfmiis kann medialpassivisches Partizip zu *opio, opire sein, ebenso wie lit. vezamas, abg. vezom'b, chvalimd. Zur Bestärkung dienen jMtrfmus, mätrfmiis 'den Vater, die Mutter noch am Leben habend', die sich mit patritus, avttus vergleichen lassen. 6. Osk. angetuzet zu lat. indigetare, beide zu lat. aio aus *agiü. Das osk. Prä- verbium ist entweder =-- dvd, oder == lat, in. angetuzet ist wahrscheinlich t-Präteritum.

32. Zimmermann A. Miscellanea etymologica. KZ. 39, 604 607.

a) Die latein. Suffixe -cfniis und -cmnim. -cfnus beruht auf -Tnus durch falsche Abtrennung, bei Personennamen auch auf Vermischung von -mus und -icus; -cinium dagegen aus -nicium, besser -önicium, da stets ö vorhergeht, b) aerumna bedeutet : 'größeres Werkzeug zum Tragen', dann auch 'die zu tragende Last'; es ist der zum Fem. Sing, gewordene Plur. eines Subst. *aerumen neben aerämen. c) actutum ist Adverbial- form eines aus actus gebildeten Part, actü-tus.

33. Uhlenbeck C. C. Etymologica. KZ. 39, 258—261.

1. Lat. cedo aus *cezdo gehört zu abg. deznqtt 'schwinden'.

34. Stolz Fr. Beiträge zur lateinischen Wortkunde. WSt. 26. 1904. S. 318— 337.

1. Der Name Äborigenes ist entstanden aus ab origine zunächst in solchen Verbindungen, wo dieses attributiv fungierte, und ist sicher ursprünglicher als griech. BopeiYovoi. 2. actütum ist, ähnlich wie com- modum, erstarrter Akkusativ eines Adjektivs acfütiis, das zu *actus ge- bildet wurde, wie astüfus zu astus. 3. tolütim 'schnell' ist Akkusativ eines Verbalnomens Holütis 'Trab', urspr. 'Hebung', nämlich des Fußes, und gehört zu tollo, für das nebeneinander folgende Formen anzusetzen sind : tollö (aus Holuö), Hollf (aus Holy,t), Holütus und Hulö, t{e)tuli {t)Iätus.

35. Fay Edw. W. Studies in Etymology. II. AJPh. 25. 1904. S. 163—183.

1 7. Latein. Etymologien, aus denen das Lautgesetz abstrahiert wird, daß idg. j- (griech. Z;-, ai. g-) vor e im Lat. zu g wurde. 8. per- ierat 'forswears' : iürat 'swears'; 9. aemulatur 'sequitur' zu griech. alV^^^v (Hom.) 'pursner, taker', ai^uXoc, Wz. ais-, wozu ai. ichati, umbr. eiscurenf, arm. aig 'undertaking', ahd. eisca 'Forderung', lit. jeszköti 'suchen'. 10. imitatur, imago, aus *ism-] ein primäres *imätur ist verloren. 11. ira : aerumna : av. aß^ma 'Wut.' 12. aerumnula 'carrying stick' zu der weit verbreiteten Wz. ais- 'nehmen, suchen, verfolgen'. 13. carmen 'song' : cas- millus 'priest's apprentice'. 15. oportet 'it behooves', zu opportünus, od. zu pars, portio, griech. Tre-rrpujTai. 16. aperit 'opens' aus *(ipp-, apertus

144 VI. Italisch.

aus *ab-portus 'with the door off'; od. ^ap-perit 'revelat'. 17. Lat. jxirat 'makes' zu griech. updcciu.

36. Nazari 0. Spizzico di etimologie greche e latine (Continuazione), Riv. di fil. 32. 1904. S. 94—105.

B'ür das Lat. kommen in Betracht : 15. lateo, griech. Arjeib, Xavedvo), Xr|Guu, ai. Rähu^. 16. Lat. racemus, griech. ^dl, lat. frägum aus *sr-, ai. röM^ mucchio, quantita, massa'.

37. Brugmann K. Lat. hümänus. IF. 17. 1904/5. S. 166—174.

Entgegen den zahlreichen Erklärangen des vielbesprochenen Wortes, die es sämtlich mit homo oder humm verbinden, erblickt B. im ersten Bestandteil das Adv. hüc von Pron. hie; für die Bedeutung vgl. Dies- seits und Jenseits, hü-c ging zurück auf den Lok. *hoi 'hier, woraus das superlativische *hoimo- 'am meisten hier' ; später verwischte sich die Superlativbedeutung. Dies *hoimo- trat jedenfalls schon vor seiner Weiter- bildung zu *hoimäno8 mit hemö in engere Beziehungen auf Grund der be- grifflichen und lauthchen Nähe.

38. Bonnet M. Cambxis. subcambaster, subctücaster, aurorus. ALL. 13. 1904. S. 579— .580.

39. Wölfüin E. FausUis. ALL. 14. 1904. S. 24.

Das 8 in faustus (zu faveo) erklärt sich aus *favo8 neben faror; vgl. honos : honor.

40. Jones .1. C. .Simf«/, «tmw/ac und Synonyma. ALL. 14. 1904. S. 89— 104.

1. simul, simulac, simtdatque. 2. quom extemplo.

41. Döhring A. V index, iudex und Verwandtes. Lateinische Etymologieen. ALL. 14. 1904. S. 136-138.

Vindex, vindicare weisen in allen ihren Bedeutungen auf Heilen, scheiden, trennen, lösen', zurück, vgl. vidua (germ. fcituwä) sowie das Kompositum dividere. iudex gehört zu iubeo. W^z. i%idh, dazu ^uGOc, €Oeuvu) 'zur Rechenschaft ziehen, prüfen, zurechtw^eisen, tadeln', und ab- lautend leOu) 'angreifen, begehren' aus *iFe-. lOuc 'gerade'. Auch iurare gehört hierher; nur iü8 ist schwierig.

42. Brugmann K. IJmbr. ptrsnihimu und die ai. 9. Präsensklasso. IF. 16, 609— 510.

Das Nasalformans von pertnihi-mu 'precamino, supplicato' hängt vermutlich mit dem von av. p0r'$anye*ti 'fragen", ai. proAnas, av. frainö 'Frage', got. fraihnan 'fragen' zusammen.

43. Gutmann R. Zwei rinnisch-ugrische Wörter im romanischen Sprach- gebiet. BB. 29. 1904/5. S. 154—168.

Span. port. cat. sarna 'Räude' (nach Isidor = impetigo) aus bask. sara Schlacke', zaragar 'Krätze, Grind', diesem liegen zugrunde: magy. »ar, sarni Kot', ers. mord. säran, sernen !Notdurft verrichten', ehstn. särnane schwach, kränklich', finn. sairas 'krank' usw. Span. prov. cat. sdrria 'Netz, Geflecht', span. aera, port. »eira 'Binsenkraut' aus bask. aare od. zare 'Netz, Henkelkorb'; zugrunde liegt finn. aara 'Riedgras'; aarpa, aarva 'Schilfrohr, Binse', ehstn. aara-pü 'Haselstrauch' usw.

44. Olsen M. Ligur. Porcobera (Flußname). KZ. 39, 607—609.

Porcobera ist zusammengesetzt ; zweiter Bestandteil ist Wz. bher- 'gebären, hervorbringen', erster dagegen porco- ein Fischname, vgl. ir. orc 'Lachs', \2ii. perca 'Barsch' griech. ir^pKn; ahd. forhana 'Forelle' usw., die zu ir. erc, griech. irepKvöc, ai. pfani- 'brunt, gesprenkelt' gehören.

VI. Italisch. 145

45. Lang P. cerno cello. Listy filologicke. 1904. S. ^27— 342.

46. Meillet A. Lat. undecim, duodecim etc. MSL. 13. 1904. S. 207—208.

Wegen -im statt -em ist vielleicht urspr. *-decimi anzusetzen, ähn- lich wie im Arm. *-tasam, in metasan gegenüber tasn.

47. Reinach Th. Catulus ou Catilina? Rev. des Et. gr. 17. 1904. S. 5—11.

g) Flexionslehre.

48. Leopold J. H. Quid Postgatius de origine Latini infinitivi et participii futuri activi senserit. Groninger Dissertation. Leeuwarden. 1904. VI. u. S. 78.

h) Syntax.

48a. Reinhardt K. Lateinische Satzlehre. 3. Aufl. v. E. Bruhn. Berlin Weidmann. 1904. 2,40 M.

49. Borghesio Gius. Avviamento allo studio scientifico delle lingue. Temi per le principah e piu difficili regole della sintassi latina. Turin Roux e Viarengo. 1905. 96 S.

50. Landgraf G. Bemerkungen zum sog. poetischen Plural in der latei- nischen Prosa. ALL. 14. 1904. S. 63—74.

51. Gustafsson F. De dativo Latino. Helsingfors Weilin u. Göös. 1904. 75 S. 80.

52. Steele R. B. The Ablative Absolute in the Epistles of Cicero, Seneca, Pliny and Fronto. AJPh. 25. 1904. S. 315—327.

53. Sabbadini Rem. Questioncelle storiche di sintassi e stile latino. Riv. di fil. 32. 1904. S. 58—62.

1. L'ablativo assoluto. 2. 'Apuleius Rudens' ed il latino neo-africano.

54. Frank T. The Influence of the Infinitive upon Verbs subordinated to it. AJPh. 25. 1904. S. 428—446.

55. Postgate J.P. The Latin Future Infinitive. Gl. Rev. 18. 1904. S. 450— 456.

Entgegnung auf die Dissertation von J. H. Leopold : Quid Postgatius de origine Latini infinitivi et participii futuri activi senserit.

56. Gustafsson F. De gerundiis et gerundivis Latinis. Eranos 5. 1904. S. 81—97.

G. vertritt die ebenso oft anerkannte als bekämpfte Ansicht, daß das Gerundiv aus dem Gerundium hervorgegangen ist.

57. Blase H. Studien und Kritiken zur lateinischen Syntax. Gymnasial- programm. Mainz H. Prickarts. 1904. 53 S. 8».

I. Der Indikativ des Imperfekts im Altlatein. II. Der Indikativ im Hauptsatz bei konjunktivischem Nebensatz in der bedingenden Periode der Vergangenheit. A. Das Plusquamperfektum. B. Das Imperfektum. C. Das Perfektum.

58. Frank F. Attraction of Mood in Early Latin. Dissert. Chicago Uni- versity of Chicago Press. 1904. 59 S. gr. 8^

59. Blase H. Der Potential des Perfekts mit Vergangenheitsbedeutung im Lateinischen. Philol. 63. 1904. S. 636—639.

Aus einer Reihe von Beispielen wird der Satz abgeleitet : Ein Po- tential des Perfekts mit Vergangenheitsbedeutung ist überall da anzuer- kennen, wo der Konjunktiv sich auf eine als wirklich behauptete, durch das Perfekt auszudrückende Handlung der Vergangenheit bezieht.

Anzeiger XX. 10

146 VI. Italisch.

60. Valmaggi L. Sul congiuntivo iterativo. Boll. di fil. class. 10. 1903/4. S. 17—18.

V. hält die Ausführungen Gaffiots (Rev. de phil. 27, 164 flf.), der das Vorhandensein des coniuntivus iterativus leugnet, nicht für überzeugend, weil eine Anzahl Stellen unberücksichtigt bleiben.

61. Cevolani G. Sur la valeur de modo accompagn^ du subjonctif. Bull. bibl. et pedag. du Mus. Beige 8. 1904. S. 417—419.

62. Terrell G. The Apodosis of the Unreal Condition in oratio obliqua in Latin. AJPh. 25. 1904. S. 59—73.

Resultate: 1. Das Lateinische unterscheidet in der or. obl. nicht zwischen Gegenwart u. Vergangenheit bei der irrealen Bedingung, da hier im Nachsatz allein -urus fuisse gebraucht wird. 2. Eine Zweideutigkeit konnte hier nicht entstehen, sobald die Form des Vordersatzes und der Sinn der Stelle die Zeit mit genügender Deuthchkeit bezeichnen konnten. 3. An der einzigen Stelle, wo wir in diesem Falle -urum esse lesen (Caesar BG. 5, 29), ist esse in sese zu ändern.

63. Sears 0. B. On Latin Conditional Sentences of Unreality in Indirect Discourse Proper. University of Virginia. Dissertation. 1904.

64. Cevolani G. Sul periodo ipotetico latino. Osservazioni critiche. Livorno R. Giusti 1904. 61 S. 16». 1 L.

65. Elmore J. The Subjonctive in the So-called Restrictive ^worf-Clauses. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. LV.

66. Cevolani G. Sur les propositions concessives. Bull. bibl. et p6d. du iMus. Beige 8. 1904. S. 153—157, 217—222, 273 -278.

67. Antoine F. Le style indirect partiel. Mus. Beige 8. 1904. S. 177—193.

68. Hom W. Angebliche Ellipse von lat. quam. IF. 17. 1904/5. 100 S.

Die Wendung : minus quindecim dies sunt beruht auf Vermischung der beiden Konstruktionen: minus quam quindecim dies sunt und minus quindecim diebus est. Zahlreiche syntaktische Erscheinungen, bes. im La- teinischen, sind auf solche Kontaminationen zurückzuführen.

i) Bedeutungslehre.

69. Schloßmann S. Tributum, tribuere, trihtis. ALT>. 14. 1904. S. 25— 40.

70. Stipulari. Rh. M. 59. S. 346—372.

I. Juristischer Sprachgebrauch. 11. iytipumn und ^"^tipula. III. Stipu. Anhang : Das umbr. stipfo.

71. Heibig VV. Toga und Trabea. Herm. 39, 161-181.

72. Klotz Alfr. Nochmals eques = equus. ALL. 14. 1904. S. 126—130.

In der Stelle Gellius 18, 5, 4 sq., übernommen aus Ennius, kommt zuerst eques in der Bedeutung 'Pferd* vor.

73. Sonnenschein E. A. The Plural of res publica. Gl. Rev. 18. 1904. S. 37—38.

74. Botsford G. W. On the Distinction between Comitia and Concilium. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. 21—32.

Während in der Sprache des Cicero und Livius der Unterschied .ziemlich verwischt ist, kommt für eine induktive Definition beider Be- griffe folgendes in Betracht: 1. comitia curiata, centuriata, tributa; con- cilium kommt nicht in dieser Verbindung vor. 2. concilium kann eine

VI. Italisch. 147

politische Versammlung sein oder nicht, comitia nur ersteres, 3, concilium als 'poHtische Versammlung' ist der allgemeine Ausdruck und setzt nicht; wie comitia, eine Organisation voraus. 4. Für organisierte Volksversamm- lungen dagegen ist comitia der allgemeine Ausdruck ; concilium bezeichnet nur solche mit legislativer oder richterlicher Funktion. 5. Außerhalb Roms sind comitia immer Wahlversammlungen, in Rom concilia immer legislative oder Gerichtsversammlungen. 6. comitia ist weit häufiger Wahlversammlung als legislative oder richterhche Versammlung. 7. Nur selten werden Centuriat- oder Tribusversammlungen concilium genannt, außer den plebeischen Tribus- versammlungen, die gewöhnHch concilium heißen.

75. Zocco-Rosa A. Nuovi studi sul testamentum in procinctu. Estratto della Riv. ital. per le scienze giuridiche 35, fasc. Il/III. S. 1 26.

s. die Besprechung Riv. di stör. ant. 8, 184 f.

k) Lexikographie.

76. Diels. Bericht über den Thesaurus linguae Latinae. Sehr. d. pr. Akad. 1904, VI. S. 233—235.

77. Thesaurus linguae Latinae. Editus auctoritate et consilio acade- miarum quinque Germanicarum Berolinensis, Gottingensis , Lipsiensis, Monacensis, Vindobonensis. Leipzig Teubner. 1904. Lex. 4®.

Im Berichtsjahr sind erschienen Vol. II. fasc. 6: auctor-avis, fasc. 7: avisa-Bagaudae , ferner: Index librorum, scriptorum, inscriptionum, ex quibus exempla adferuntur. 109 S.

78. Vollmer Fr. Vom Thesaurus linguae Latinae. Bericht, vorgetragen der 47. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner am 7. Okt. 1903 zu Halle. N. Jahrb. f. d. klass. Alt. 13. 1904, 1. S. 46—56.

79. Schmalz .1. H. Zum Thesaurus Hnguae Latinae. Berl. phil. Woch. 1904. Spalte 508—509.

80. HuUihen W. A Proposed Supplement to the Thesaurus Linguae La- tinae. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. XXII— XXIV.

H. schlägt die Herstellung von Supplementbänden vor, in denen alle im Thesaurus fehlenden Belegstellen gesammelt werden.

81. Bacfj I. In thesauro hnguae latinae addenda supplendaque. AGrivä 16. 1904. S. 231—232.

82. Oleott G. N. Thesaurus linguae Latinae epigraphicae : a Dictionary of the Latin Inscriptions. Vol. I. fasc. 1 : A Ab. New- York. Lemcke u. Buechner. 1904. 24 S. 4o. 0,50 Fr.

83. Sinke Th. Theorie und Praxis der gegenwärtigen lateinischen Lexiko- graphie. Eos 10. S. 58—71.

84. Eimer H. C. A Suggestion for a New Latin Dictionary. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. XXXIV— XXXVI.

85. Goelzer H. Nouveau dictionnaire fran(?ais-latin compose d'aprfes les travaux les plus recents. Paris Garnier Fr^res. 1904. 1900 S.

86. Benoist E. et üri S. Nouveau lexique fran^ais-latin ä l'usage des classes de grammaire redige d'apr^s les travaux les plus recents de lexicographic; contenant les termes usuels, les principaux noms propres d'hommes et de lieux etc. 7e Edition, revue et corrigee. Paris Garnier freres. 1904. VI u. 858 S. 8^ ä 2 col.

10*

148 VI. Italisch.

87. Brächet A. Dictionnaire ^tyraologique de la langue fran^aise. Preface par E. Egger. Nouvellc edition. Paris J. Hetzel. 1904. CVIII u. 560 S. 18^ i Fr.

88. BÄlint-niyes (de Szentkatolna) G. Lexicon cabardico-hunearico-la- tinum. Klausenburg. 1904. XXIII u. 611 S. 20 M.

89. Ebert A. Beiträge zu den deutsch-lateinischen Wörterbüchern. Pro- gramm. Ansbach. 1904. 44 S.

90. Linderbaner B. Studien zur lateinischen Synonymik. Landshut. 1904. 65 S. 8«.

91. Hemme A. Das lateinische Sprachmaterial im Wortschatze der deut- schen, französischen und englischen Sprache. Leipzig E. Avenarius. 1904. XVIII, 1054 Sp. u. 364 Halbsp. Lex 8«. geb. 16 M.

92. Gradenwitz 0. Laterculi vocum Latinarum. Leipzig S. Hirzel. 1904. 546 S. 80. 16 M.

93. Löfstedt Einar. Glossographische Beiträge. ALL. 14. 1904. S. 130—136.

1. Vergilglossen. 2. Vermischtes.

94. Stolz Fr. Zum lateinischen Wortschatz. IF. 17. 1904/5 S. 85—93.

I. arcifinius (arcifinalis) in Verbindung mit ager wird zur Bezeich- nung von Grenzmarken gebraucht, nach den arcae finium (künstliche Grenzmarkierung), also eigentlich ager cum arcis finium. Vgl. sexfascalis {consularis) für den Abi. quäl, sex fascibus. II. cräpula, das zweifellos dem griech. KpanrdXri entnommen ist, zeigt die Behandlung des griech. ai in der volkstümlichen Sprache; in der Schriftsprache wäre *craepula zu erwarten. Gestützt wird diese Ansicht durch spätere Entlehnungen aus dem Germ.: lat. säpö aus *8aipö u. a. Vielleicht stammt auch ätrium von griech. a!0pioc. III. oblucuviOsse (Paul. Fest. 187, 11 M.) nicht aus ob lucutn viasse, wie die Alten volksetymologisch deuteten, sondern aus einem Adj. *oblucuviu8 (*obluco8~}-ma), *oblMCo$ wäre mit Itixu* 'verrenkt' verwandt. *oblucuviu8 bedeutete 'einen krummen (= verkehrten) Weg gehend' ; daher oblucuviare nach Paul. Fest. = menU errar$.

95. Oxi A. Zur älteren Nomenklatur der römischen Sklaven. Rh. M. 59, 108—140.

96. Buecheler Fr. De idiotismis quibusdam Latinis. Rh. M. 59. 34—41.

1. SpechoB für PtBca: 2. dacendidit für dmcendit. 3. kixuti, lassua^ lapsus im Wechsel. 4. Zu Fulgentius. 5. Zu den Bemer VirgilschoHen. 6. Zu Joh. £v. 13, 14. 7. -gn- zwischen Vokalen als n, nn. 8. pitta, cittm, tribuna.

97. Wagener C. Perfectum und Supinnm von f^rio, ferire. Neue philog. Rundschau. 1904. S. 529—533.

Perfectum und Supinum von ferire werden bei ursprünglicher Be- deutung, z. B. securi ferire durch percussi, percussum, bei übertragener Bedeutung, z. B. foedus ferire durch »o*, ictum ersetzt.

98. Long 0. F. On the Usage of quotiens and quotietiscunque in different Periods of Latin. Diss. Baltimore J. Murphy Comp. 1903. 48 S. gr. 8».

99. Zimmermann A. Zum Etruskischen. BB. 29. 1904/5. S. 270—277.

Besprechung einer Anzahl etruskischer Lall- und Schallwörter: 1. puia 'Gattin'. 2. papa, apa 'Vater'. 3. mama, ama, rna 'Mutter'. 4. ava-, Kinderwort zur Bezeichnung der Großeltern und sonstiger älterer Ver- wandter. 5. nat^n)a, an{n)a, zur Bezeichnung alter, lieber Familienan- gehöriger verwendet. 6. kak-, ak-, außerhalb des Etr. vielfach in Eigen-

VT. Italisch. 149

namen. 7. at{t)a, tat{t)a Tater'; vielleicht a^ar 'Haus', eigentlich: 'das des Vaters, das Ererbte'. 8. lal, mit Ablaut lul, u. 9. sus, sis, beide in Eigen- namen. 10. fron-, Schallwort für den Donner, vgl. osk. frunter, griech. ßpovTr), poln. bron 'Gewehr'.

1) Grammatisches zu den einzelnen Texten, Literatur- gattungen, Sprachkreisen.

100. Ernout A. Le parier de Preneste d'aprös les inscriptions. MSL. 13. 1905. S. 293—349.

Übersicht über die pränestinischen Inschriften Alphabet und Schrift Laut- und Akzentlehre Formenlehre.

101. Heckmann Joh. Priscae latinitatis scriptores qua ratione loca signi- ficaverint non usi praepositionibus. Diss. inaug. Münster i. W. 1904. 79 S. 8«.

102. Reinach S. De quelques textes grecs et latins r^cemment decouverts en Egypte. Lecture faite aux cinq Academies le 6 juillet 1904. Rev. archeol. IVe Serie. 1904 II. S. 403—414.

103. Colombo C. Manuel du latin commercial. 2e ed. Paris Lethielleux. 1904. 192 S.

104. Calvagna N. Süll' epigrafica poetica della decadenza. Studio metrico e prosodico. Cattanissetta, Tip. dell' Omnibus. 1904. IV u. 148 S.

105. Lindsay W. M. The Ancient Editions of Plautus. Oxford J. Parker a. Comp. 1904. 152 S.

106. Ramain G. Piaute. Rev. de phil. 28. 1904. S. 203—212.

Bemerkungen zu einzelnen Stellen.

107. Havet L. Plautus. Rev. de philologie 28. 1904. S. 136—150, 169—180, 256-273.

Grammatisches u. Textkritisches zu einer Anzahl einzelner Stellen.

108. Jacobsohn H. Quaestiones Plautinae metricae et grammaticae. Dis- sertation. Göttingen. 1904. 54 S. S\

Vgl. die Besprechung von Sonnenburg, IF. Anz. 17, 18.

109. Kakridis Th. Die Kontamination in Plautus' Miles gloriosus. Rh. M. 59, 626-628.

110. Amatucci A. G. Emendazioni e interpretazioni Plautine. Parte I: Amphitruo. Memoria letta alla R. Acc. di Archeol., Lettere e Belle Arti, 13. Febr. 1904.

111. Kauer R. Die sogenannten Neumen im Codex Victorianus des Terenz. WSt. 26. 1904. S. 222—227.

112. Gaffiot F. La conjonction ut dans Terence, Hec. 378 et Horace, Sat. I, 4, 13. Revue de philologie 28. 1904. S. 126—127.

113. Finghiera S. L. La hngua e la grammatica di C. Sallustio Grispo. Savona Bertolotto e C. 1904. 280 S. gr. 8^ 5 L.

m) Inschriften Papyri.

114. Hirschfeld 0. Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. Sehr. d. preuß. Akad. 1904, VI. S. 228—230.

115. Corpus inscriptionum Latinarum consilio et auctoritate academiae litterarum reg. boruss. editum. Vol. VIII. supplem. pars IIL Inscriptiones

150 VI. Italisch.

Mauretaniae, latinarum, miliariorum et instrumenti domestici in pro- vinciis africanis repertorum siipplementum , ediderunt J. Schmidt (f), R. Gagnat, H. Dessau. Berhn G. Reimer. 1904. S. 1905—2285. Fol. U M.

116. Vol. XIII, partis I fasc. II. 1. Inscriptiones trium GalHarum et Germa- niarum Latinae. Ediderunt 0. Hirschfeld et C. Zangemeister. 2. Inscrip- tiones Belgicae. Berlin G. Reimer. 1904. S. V. 39—64, 521—719. 40,5 X 29,5 cm. 24 M.

117. Cagnat R, et Besnier M. L'ann^e 6pigraphique. Revue des publi- cations epigraphiques relatives ä l'antiquit^ romaine. Paris Leroux. 1904. 114 S. et planche.

118. Notizie degli scavi (= Atti della R. Accad. dei Lincei, Serie V, Classe delle scienze morali ecc. Parte 2*). Rom, Tipogr. della R. Acc. dei Line. 1904.

Jan. Reg. X. Saletto di Montagnana. Scoperte archeol. ro- mane. S. 3—6. Reg. VIII. Ravenna. Frammento di un sarcofago figu- rato. S. 6 8. Roma. Foro Rom. Nuovi frammenti marmorei degli acta triumphorum e dei fasti consulares. S. 8— 10. Reg. III. Stigliano. Scoperta nel territorio dei Comune. S. 19.

Febr. Reg. XI. Milano. Erma romana inscritta. rinvenuta neir abitato. S. 39—41. Roma. Inschriften. S. 41—43. Reg. I. Piperno. Kleine Inschr. S. 53.

März. Reg. X. Venezia. Lapide romana scoperta presso la piazza di S. M. S. 99—101. Roma. Mehrere Inschriften. S. 105—107. Sar- dinia: Portotorres. Nuove iscrizioni romane dell' antica Turris Libisonis. S. 141-145.

April. Reg. VII. Oivita Castellana. 2 Grabinschriften. S. 151 bis 152. Reg. VI. Collescipoli. Epigrafi sepolcrali lat. S. 152—153.— Roma. Reg. XIII. Inschrift. S. 158. Sardinia. Iscrizione rom. ecc. nell' agro deir antica Olbia. S. 171—172.

Mai. Reg. V. San Severino Marche. Iscrizioni sepolcrali nel territorio dei Comune. S. 192—195.

Juni. Roma. Kleinere Inschriften. S. 225—226.

Juli. Reg. VI. Assisi. Necropoli presso f'hiagina e Petrignano. S. 271— 272. - Roma. Inschriften. S. 272—273.

August. Roma. Inschriften. S. 296— 298. Reg. II. Brindisi. Nuove iscrizioni sepolcrali. S. 300.

Sept. Reg. X. Villanova di Fossatta di Portoguaro. Kl. In- schriften. S. 354— 355. Roma. Inschriften. S. 365— 367.

Okt. Reg. VIII. Modena. Frammenti epigrafici lat. S. 385— 387. Reg.V.Falerone. CippomiUiario. S. 389. Roma. Inschriften. S.391— 392.

Reg. I. Palestrina. Nuovo frammento dei calendario di Verrio Flacco. S. 393— .395. Note illustrative dei framm. di calend. S. 395—397.

Nov. Roma. Inschriften. S. 401—402. Reg. I. S. Polo dei Cavalieri. Iscriz. latina.

Dez. Reg. X. Este. Scoperta di un sigillo d'oculista. S. 431— 435.

Reg. VIII. Lugo. Lapide sepolcrale. S. 435. Roma. Inschriften. S. 436—443.

119. Cagnat R. Cours d'^pigraphie latine. Supplement ä la 3"»« Edition. Paris E. Fontemoing. 1904. S. 473—505. 8».

120. Tropea G. Cronaca della stele arcaica dei foro romano. Riv. di stör. ant. 9. 1904. S. 529—534.

VI. Italisch. 151

121. V. Grienberger. Zur Duenosinschrift. IF. 16, 27—35.

122. V. Premerstein A. Lex Tappula. Herrn. 39, 327—347.

123. Kretschmar P. Zum Cippus vom Forum Romanum. W. St. 26. 1904.

S. 158—159.

124. Assandria G. Nuove iscrizioni romane del Piemonte emendate ed inedite. Atti di soc. di archeol. e belle arti per la prov. di Torino VII, 4, 294—301.

125. de Marchi A. Iscrizioni romane inedite. Archivio storico lomb. ser. 4. 2, 454—456.

126. Nota epigrafica. Rendiconti d. R. Istituto Lombardo ser. II. 37, 298-301.

127. Cantarelli L. Miscellanea epigraphica. Boll. della commiss. archeol. commun. di Roma. 1904, I/II. S. 147—153.

I. Un prefetto di Egitto in una lapide di Bolsena. II. Cippo milliario della via Claudio-Valeria. III. Per la serie dei Curatores aquarum.

128. Fita F. Nuevas inscripciones romanas de Cartagena, Herram611uri y Astorga. Bolet. d. R. Acad. de la Historia 44, 3.

129. Bev N. A. AariviKai ^iriYpaqpal NauirXiou Kai Mov€|ußaciac Tujvxpövujv Tf|c 'EvexcKpaTiac. AGrivöl 16. 1904. S. 233—242.

130. Mitteis L. Neue Urkunden. Zschr. d. Savignystiftg. Rom. Abt. 25. 1904. S. 374—379.

131. Correra L. Miscellanea epigraphica. Mitt. d. kais. deutschen arch. Inst. Rom. Abt. 19. 1904. S. 183—187.

Besprechung einer griechischen u. mehrerer lateinischer Inschriften.

132. v. Domaszewski A. Titulus Divitiensis vindicatus. Rh. M. 59, 479—480.

133. Hülsen Chr. Neue Inschriften. Mittlgn. d. kais. deutschen arch. Inst, Rom. Abt. 19. 1904. S. 142—153.

134. Poppelreuter. Römische Inschriften (Köln). Korresp.-Bl. d. westd. Zschr. f. Gesch. u. Kunst. 1904. IV. S. 29.

135. Körber. Römische Inschriften. Korresp.-Bl. d. westd. Zschr. f. Gesch. u. Kunst. 1904. V/VI. S. 43.

136. Lehner H. Die Einzelfunde von Novaesium: Inschriftreste. Bonner Jahrb. 111—112. 1904. S. 321—324.

Grabsteinreste Altäre Bau- oder Ehreninschriften Unsichere Inschriftreste.

137. Mehlis G. Römische Inschriftsteine in der Pfalz. Berl. phil. Wschr. 1904. Sp. 476—479.

138. Hang F. Eine neue römische Inschrift in Ober schefflenz. Mannheimer Geschichtsbl. 1904. S. 161—162.

139. Fink. Römische Inschrift aus Bayern. Bl. f. bayer. Gymn. 1904. S. 63—64.

140. Stowasser J. M. Über ein paar anapästische lateinische Inschriften. Progr. Wien 1904. 15 S.

141. Moser K. Römische Inschrift aus St. Martin bei Dollina. Mittlgn. d. k. k. Zentralkomm. z. Erforsch, u. Erhalt, d. Kunst- u. histor. Denkmäler^ 3. F., 2, N. 5. S. 173.

152 VI. Italisch.

14:2. de Finaly G. Inscription romaine de Szamos-ujvär. Archaeologiai Ertesitö 22. S. 336—338.

143. Zwei römische Inschriften vom linken Donauufer (Ungarisch) Archaeo- logiai Ertesitö. NF. 23. S. 404—405.

144. V. Domaszewski A. Inschrift aus Aquincum. Jh. d. öst. arch. Inst. Beiblatt 7. 1904. S. 11—14.

145. Kuszinsky V. Römische Inschriften im Museum von Aquincum (Un- garisch). Budapest Regisegei. Jahrb. f. Arch. u. Gesch. d. Stadt B. Band 8. S. 159—176 u. Abbgn.

146. Cagnat. Un milliaire de la route de Böne (Hippo Regius) ä Guelma (Calama). Comptes rend. de l'acad. d. inscr. 1904. S. 377 382.

Lateinische Inschriftenfragmente aus Nordafrika.

147. Dissard P. Quatre inscriptions latines de Lyon. Acad. des inscrip- tions. 1904. Jouillet-Aoüt. S. 446—450.

148. Waltzing J. P. Orolaunum vicus. Inscriptions latines de la ville d'Arlon. Mus. Beige 8. 1904. S. 21— 63, 289— 328.

I. Inscriptions conservees: Inschriften 1 18, dazu je 1 Abbil- dung. II. Inscriptions de monuments dont l'origine arlonaise est certaine: Inschr. 19—48, mit einzelnen Abbildungen.

149. Ganckler. Municipium Felix Thabbora. Comptes rend. de l'acad. d. inscr. 190-^. S. 180—190.

Besprechung von Inschriften aus der Kaiserzeit.

150. Cagnat. Inscription inedite de Khamissa (Thubursicum Numidarum). Comptes rend. de Pacad. d. inscr. 1904. S. 478—484.

151. Germer-Diirand. Rapport sur Pexploration arch^ologique en 1903 de la voie romaine entre Amman et Bostra (Arabie). Bull, archöol. du comite des trav. bist, et scient. 1904. S. 3 43.

Zahlreiche Inschriften aus der Kaiserzeit, meist römische.

152. Carcopino J. et Focillon H. Inscriptions latines d'Afrique. Bull. archeol. du comit6 des trav. bist, et scient. 1904. S. 190—216.

153. Grenier A. Inscriptions d'Alg6rie et de Tunisie. Bull. arch6ol. du comite des trav. bist, et scient. 1904. S. 217—240.

154. Herbig G. Vorarbeiten zum Corpus inscriptionum Etruscarum. Ein Reisebericht. Sitz.-Ber. der kgl. bayer. Akad. d. Wiss. philos.-philol.-hist. Klasse. 1904. S. 283-296.

155. Lattes E. I fascicoli nono e decimo del Corpus inscriptionum Etrus- carum. Studi it. di fil. class. 12. 1904. S. 11—120.

Verbesserungen und Erklärungen zu den Inschriften 4267 4910. Der Hauptabschnitt (S. 25—102) ist dem Cippus von Perugia gewidmet.

156. Torp A. u. Herbig G. Einige neugefundene etruskische Inschriften. Sitz.-Ber. d. kgl. bayer. Ak. d. Wiss., philos.-philol.-hist. Kl. 1904. S. 489 bis 520.

157. Cortsen S. P, Nye etruakiske Indskrifler. Nord. Tidsskr. f. Fil. 13. 1904/5. S. 109—115.

n) Mythologie und Altertumskunde.

158. Röscher W. H. Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen

VI. Italisch. 153

Mythologie im Verein mit . . . herausgeg. von W. H. R. Leipzig Teubner 1904. Lex. 8<^. 2 M. jede Liefg.

Im Berichtsjahr ist erschienen die 51. Lieferung, enthaltend die Artikel Phalas Phoimssa, Sp. 2241—2400.

159. Wissowa G. Gesammelte Abhandlungen zur römischen Religions- u. Stadtgeschichte. Ergänzungsb. zu des Verfs. 'Religion u. Kultus der Römer'. München Beck 1904. VII u. 329 S. 8«. 8 M., geb. 10 M.

160. Hülsen Chr. Das Forum Romanum, seine Geschichte und seine Denk- mäler. Mit 3 Plänen u. 109 Textabbildungen. Rom Loescher u. Co. 1904. VII u. 219 S. 8^ 4 M., in Ganzleinen 5 M., röm. Pergamentbd. 7 M.

161. Thiele R. Das Forum Romanum, mit bes. Berücksichtigung der neuesten Ausgrabungen (1898—1903). Mit einem Plan 'Forum Romanum'. Erfurt Bartholomäus 1904. 24 S. 8«. 1 M.

162. Lanciani R. Storia degli scavi di Roma. Vol. II. Rom Loescher u. Co. 1904. 13 L.

163. Cichorius C. Die römischen Denkmäler in der Dobrudscha. Ein Er- klärungsversuch. Berlin Weidmann 1904. 42 S. 8°. 1 M.

164. Bücheier Fr. Neptunia Prata. Rh. M. 59, 321—328.

Darstellung einer Schiffstabelle auf dem Mosaikfußboden eines römischen Hauses zu Althiburus, dem Charakter der Schrift nach um 200 n. Chr.

165. Cuntz 0. Topographische Studien. Jh. d. österr. arch. Inst. 7. 1904. S. 42—70.

8. Leuceris. 9. Die Appenninenstraßen von Luna. 10. Die etrurische Küste zwischen Cosa u. Populonia. 11. Die Straßen Cale ad Pirum u. Fanum Fortunae Sena Gallica. 12. Das sabinische Pitinum.

166. Wiegand Th. Le temple ötrusque d'apr^s Vitruve. S.-A. aus *La glyptoteque Ny-Carlsberg. Mit 5 Textabbildungen. München Bruckmann 1904. 13 S. 4«^.

167. Psichari M. Index raisonne de la mythologie d'Horace. Avec une preface d'Anatole France. Paris H. Welter 1904. 48 S. 8«.

168. Wilser L. Die Germanen. Beiträge zur Völkerkunde. Eisenach u. Leipzig Thüring. Verl.-Anstalt 1904. IV u. 447 S. 6 M.

In dem Abschnitt Tyrsener und Rhaeter' (S. 129—147) wird die etruskische Frage behandelt und dahin entschieden, daß die Etrusker Indogermanen sind und mit den ihnen nahe stehenden Rhaetern zur thrakischen Gruppe gehören. Zur Beweisführung werden linguistische und anthropologische Momente herangezogen.

169. Bloomfield M. On the Minor and Problematic Indo-EuropeanLanguages. Tr. a. Proc. of the Am. Phil. Assoc. 35. 1904. S. XXVII— XXXIV.

S. bes. die letzten Absätze: über das Venetische, Messapische und Ligurische. Etruskisch wird als nicht idg. übergangen.

170. Modestov B. Introduction ä l'histoire romaine. 2e partie : Etrusces et Messapiens (russisch). St. Petersburg Wolff 1904.

171. Lattes E. GH Etruschi in Sicilia. Rendiconti d. R. ist. lombardo di scienze e lett. ser. H. 37, 619—622.

Leipzig. Kurt Eulenburg,

154 Vn. Keltisch.

TU, Keltisch,

1902. A. Altkeltisch und Gallisch.

1. Holder A. Altceltischer Sprachschatz. 13. Lieferung: Poetanion- Sacrillos. 1901. 14. Lieferung: Sacrillus-Sextus. 1902.

2. Zupitza E. Noch einmal der Diphthong au. ZCPh. III, 591 ff. (cf. ib. III, 275 ff. und W. Foy. ib. 111 264 ff.).

La diphthongue au, encore parfois distincte des diphthongues eu ou en vieux-gaulois, s'est de bonne heure confondue avec elles en celticpie des lies. Le -guallaun du Liber Landavensis remonte ä *Ve{a)Hänos avec changement de suffixe au Heu de Vellaunos.

3. Meyer-Lübke W. Die Betonung im Gallischen. Sitzber. d. Wiener Akad, Bd. CXLIII. 1901. 71 S. 1,60 M.

L'auteur passe en revue les noms de lieu gaulois qui ont donn6 des d^riv^s en roman et montre les difficult^s qu'il y a ä admettre pour le gaulois Taccentuation sur Tinitiale etablie pour le gaelique par les tra- vaux de M. Thurneysen. Par exempie, Büurfges d'oü sort le nom actuel de Bourges ne s'explique ni par Büurfges, ni par Bituriges (accentu^ k la latine); Taccent de Bituriges est donc certainement gaulois.

4. d'Arbois de Jabainville H. La d^clinaison celtique des noms. RC. XXIII, 135—172.

Reproduit maintenant dans les Elements de grammaire celtique du m^me auteur.

5. Gaidoz H. Le grand dieu Gaulois chez les Allobroges. Opuscule d^di^ ä An. de Barthelemy. Paris, Mai 1902. XIX S. 8».

Vgl. ZCPh. III, 378.

B. Irisch und Gälisch.

6. Stokes Wliitley and Strachan J. Thesaurus Palaeohibermcus, a col- lection of Old-Irish glosses, scholia, prose and verse. Vol. 1, Biblical glosses and scholia. Cambridge, University Press. 1901. XXVIII— 727 S. 8*.

Vgl. Indog. Anz. XIV, 17.

7. Togail Bruidne Da Derga, edited with translation and glossarial index. Paris E. Bouillon. 1902. XI— 199 ?

Separatabdruck aus RC. Bd. XXII

8. Meyer K. King and Hermit, a colloquy brtwrc n King duaire of Aidne and bis brother Marbän, being an Irish poem of the tenth Century, edited and translated. London Wohlleben. 1901. 30 S.

Vgl. ZCPh. III, 620.

9. Liadain and Curithir. an Irish love-story of the ninth Century, edited and translated. London Nutt. 1902. 30 S.

Vgl. ZCPh. IV, 377.

10. Stern L. Chr. Fled Bricrend nach dem Codex Vossianus. ZCPh. IV, 143 ff.

Publication d'un ms. de Leide contenant un exemplaire de la se- conde recension du Fl. Br.

11. Bemerkungen zu den Bemer Glossen. ZCPh. IV, 178 ff.

VII. Keltisch. 155

12. Thurneysen R. Zu irischen Texten: 1. die Überlieferung der Fled Bricrenn; 2. zum Gedicht von St.-Paul II. ZGPh. IV, 193 ff.

13. Sagen aus dem alten Irland. Berlin Wiegandt und Grieben. 1901. XII— 152 S. 80.

Traduction de 14 morceaux conservös dans la litt^rature narrative du moyen-irlandais, mais dont la matiöre appartient au passe legendaire de rirlande. Ghaque traduction est precedöe d'une breve introduction.

14. Dottin G. La litterature ga^lique de l'Irlande. Revue de synth^se historique III— 1 (aoüt 1901), 60—97.

15. Atkinson R. Glossary to vol. 1— V of the Ancient Laws of Ireland. Dublin 1901.

Vgl. die Besprechung von Wh. Stokes, ZGPh. IV, 347 ff.

16. Dottin G. Les mots irlandais dans le dictionnaire de Le Pelletier. ABr. XVII, 45 ff.

Le dictionnaire de la langue bretonne par Dom L. Le Pelletier (Paris 1752) contient de nombreuses comparaisons du breton avec l'ir- landais. Le Pelletier connaissait surtout l'irlandais par transmission orale et ses transcriptions sont interessantes pour l'histoire de la prononciation irlandaise. Le dialecte connu de Le Pelletier est celui du comte de Water- ford (Munster).

17. Vendryes J. De Hibernicis vocabulis quae a Latina lingua originem duxerunt, dissertationem scripsit atque indices construxit. Lutetiae Pa- risiorum. 1902. 200 S.

Vgl. RG. XXIV, 105 ff., R. Gritique 14 sept. 1903, S. 306 ff: ZGPh. IV, 576 ff.; GlRev. XVII, 326.

18. Brugmann K. Irisch duine 'Mensch'. ZGPh. III. 595.

Verwandt mit got. diwans 'sterblich' und lat. fümis Tod, Leiche' (aus *dheuenes- *dheuones-, bezw. *dhouenes- *dhouones-).

19. Stokes Wh. Irisch Etymologies. ZGPh. III, 467 ff.

bürim 'I strike' verwandt mit cymr. bwrw ergyd Ho strike a blow'.

canim 'l sing' and 'I make', because canim is employed in connection with magical spells. cet 'a. blow', vgl. anord. hitta, engl, hit (aus *henßan). dega 'stag-beetle', ^-Stamm, verwandt mit engl, tick, d. zecke.

drochta 'a wooden tub', vgl. engl, trough, d. trog; air. drochat (gl. pons) = *druko -j- pontos. inboth 'wedding' = in -\- lat. nötum. the verbal particle ror = ai. prdpra, griech. TrpoTrpö. forc 'boar' aus *trogos, vgl. xpaYoc und lat. troia.

20. Thurneysen R. Irisches. KZ. XXXVII, 423 ff.

det 'Zahn' aus *dnt. Präp. le, la aus dem Substantiv leth 'latus'.

21. Altirische Adverbien. Miscellanea Linguistica in onore di Graziadio Ascoli. Torino 1901.

22. Dottin G. L'^volution de la döclinaison irlandaise 6tudiee dans deux dialectes du Gonnacht. M61anges Linguistiques offerts ä Ant. Meillet, 17 ff. Paris 1902.

L'auteur montre successivement, en partant toujours du vieil-ir- landais, d'abord comment les differents types de dechnaisons se sont simplifies en se fondant les uns dans les autres, puis comment le neutre a 6te peu ä peu 61imin6, enfm quel a 6t6 le sort des differents cas du singuher, du pluriel et du duel.

156 Vn. KelHsch.

23. Sarauw Chr. Syntaktisches . . . VII. Abschließende Bemerkungen über die Perfektiv-Formation im Irischen. KZ. XXXVIII. 176 ff.

Remarques compl6mentaires sur une question dejä traitee par l'auteur dans ses Irske Studier. L'idee essentielle se ram^ne k ceci : "Aus morphologischen Gründen ist es sicher, daß das irische System auf ein Per- fektiv-System zurückgeht : die Bedeutungen der Formen (Perfektbedeutung und Kannbedeutung) widersprechen dem nicht" (S. 186). "Nach dem Be- deutimgszusammenfall des ursprünglichen Perfekts und Aorists, der gewiß vollständig war, . . . wandelte sich das ursprünghche Perfektivsystem in ein Perfekt- und Kann-System; gewisse Verba aber, die von Haus aus nur der einen Aktion fähig waren, gewannen beim Umschwung die der neuen Weise entsprechenden Formen nicht, sondern man behalf sich aus Konservatismus mit dem was da war" (S. 180): Hauptergebniss : "Wir haben es fortan nicht mit einer perfektivierenden Präposition zu tun, sondern mit perfektiven Verben, die mit imperfektiven gepaart wurden; insofern sie zusammengesetzt waren, die konkrete Bedeutung der Präposition einbüßten; unter fortgesetzten Kämpfen, die bis in die neuesten Zeiten gedauert haben, dem siegreich vordringenden ro immer größere Gebiete abtreten mußten; und indem sie verloren, was sie an Imperativen und Nominalformen gehabt haben mögen, innerhalb des in seiner Grundform imperfektiven Verbs eine Art von Tempus- und Modusformen wurden" (S. 192).

Cf. KZ. XXXVIII, 421fr. une replique de M. Pedersen, contre qui l'article de M. Sarauw etait surtout dirige.

24. Strachan J. Grammatical Notes. ZCPh. III, 474 AT.

11. The Sigmatic Future and Subjunctive. Compl^ment au travail du meme auteur sur le vieil-irlandais (Tr. Phil. Soc. 1900); contient des exemples emprunt^s au moyen-irlandais (Lebor na h-Uidre). - 12. Re- duplicated asigmatic future and «-future. D^pouillements du vieil-irlandais et du Lebor na h-Uidre.

25. On the language of the Milan glosses. ZCPh. IV, 48.

Etüde phon^tique et morphologique: graphie des voyelles. int^rieures DU finales, braves ou longues, graphie des consonnes, 6clipse, assimilation, redoublement, aspiration; remarques sur 1a d^clinaison dßs articles, nom», pronoms et sur la conjugaison.

26. Ro with Ihe iraperfcct indicative in Irish. RC. XXfll, 201 f.

Le praeteritum consuetudinale perfectum, imagin^ par Sarauw (Irske Studier, 34) cxiste en fait. non dans le passage MI. 82 d 11 {ruMth), mais dans 3 passages du moyen-irlandais : roiernad (Longes mac n-Usnig, Win- disch, Irische Texte, I. 78, 3), roduhtU et roöidis (Cath maige Tured, RC, XII, 68, 1 et 94, 2).

C. Kymrisch.

27. Stokes Wh. A collation of Skene's edition of the Book of Aneurin. ACLex II, 132 ff.

28. Loth J. La mdtrique galloise depuis les anciens textes jusqu'ä nos jours (Cours de Litt6rature celtique, Tomes IX, X et XI). Tome I, la M^trique galloise du XV« si^le jusqu'ä nos jours, 1900. Tomes II et III la M^trique galloise du IX« ä la fin du XI sifecle. 1901—1902.

Vgl, RC XXIV, 86ff.

VU. Keltisch. 157

D. Kornisch.

29. Loth J. Etudes corniques, IV : Remarques et Corrections au Lexicon Cornu-hritannicum de Williams. RC. XXIII, 237 ff. importante etude lexicographique.

E. Bretonisch.

80. Guillevic A et Le Goff P. Grammaire bretonne du dialecte de Vannes, avec une introduction sur les dialectes bretons par Em. Ernault. Vannes Lafolye, 1902. 151 S. 8<>.

Vgl. die Besprechung von Loth. ABr. XVIII, 479.

31. Vallee Fr. Lecons elementaires de grammaire bretonne. St. Brieuc 1902.

Vgl. die Besprechung von Loth. ABr. XVIII, 616.

32. Ernault Em. L'Epenthese des liquides en breton, II. L adventice. ABr. XVI, 39ff.

33. Henry V. Etymologies bretonnes. Miscellanea linguistica in onore di Graziadio Ascoli. Torino 1901.

34-. Frances J. Vocabulaire de Beuzec -cap- Sizun. ABr. XVII, 127 ff.

Transcription phon^tique de tous les mots de ce dialecte (S. 0. du d^partement du Finistere) qui existent dans le dictionnaire de Troude. Voir des corrections et remarques de J. Loth, ABr. XVII, 420.

35. Loth J. Recherches dialectales bretonnes (suite). Remarques aux noms propres de Ploc^off (Finistere). ABr. XVI, 136 ff.

36. Notes etymologiques bretonnes (suite). RG. XXllI, 117 ff.

surtout des corrections au Lexique Etymologique de V. Henry.

37. Vendryes J. Notes de phonetique dialectale: 1. Le groupe chtv. 2. Le groupe liquide -f- c'Ä a la linale. 3. Les groupes tl, dl. ABr. XVI, 301 ff.

Clermont-Ferrand. J. Vendryes.

1903/1904^).

a) Gesamtkeltisch. Altkeltisch.

1. Windisch E. Keltische Sprache. Gröbers Grundriß der roman. Phil., I. Band, 2. Aufl., S. 371—404. Straßburg K. J. Trübner. 1904.

2. d'Arbois de Jubainville H. Elements de la grammaire celtique. Decli- naison, Gonjugaison. Paris Albert Fontemoing. 1903. 180 S. Kl. 8*^.

Sucht sprachvergleichend die Formen des Urkeltischen zu gewinnen, wobei innerhalb des Keltischen selbst das Altirische in den Vordergrund gestellt wird. Von den britannischen Dialekten ist am meisten der breto- nische berücksichtigt.

3. Nicolson E. W. B. Keltic Researches, Studies in the History and Distri- bution of the ancient Goidelic Language and Peoples. London H. Frowde. 1904. XIX u. 21 IS. 8».

Will nachweisen, daß sich uridg. ^ im Anlaut und zwischen Vo-

1) Bei dieser keltischen Bibliographie boten wesentliche Unter- stützung die Literaturübersichten der Revue Celtique [RC.] und der Zeit- schrift für celtische Philologie.

158 VII. Keltisch.

kalen in gewissen Fällen im Keltischen behauptet habe. Vgl. dazu d'Arbois de Jubainville RC. 25, 350—353.

4. Societe nationale des Antiquaires de France. Centenaire 1804 1904. Recueil de Memoires publies par les membres de la Soci6t6. Paris C. Klincksieck. 495 S. 8 ^

S, 15 f. behandelt d'Arbois de Jubainville das altkeit, avotis, das auf Töpferwaren neben Eigennamen erscheint und deutet es als 'chef d'usine'.

5. Malvezin P. Dictionnaire des racines celtiques. Paris Societe filologique fran^aise. 1903. 116 S.

Führt alle französischen Wörter, die sich nicht ohne weiteres aus dem Latein oder dem Germanischen herleiten lassen, auf das Keltische zurück. Nach Thurneysen Ztschr. f. celt. Phil. 5, 189 wissenschaftlich wertlos.

6. d'Arbois de Jubainville H. Melanges celtiques. MSL. 13, 71—72.

Lat. capto, air. gcibim. Lat. caper, gall. gabros. Silvanecti.

7. Le candetum gaulois. RC. 24, S. 317—318 und S. 338.

8. Gramer F. Aliso sein Name und seine Lage. Westdeutsche Zeit- schrift für Geschichte und Kunst. Bd. 21, S. 254—276.

Gelegentlich der Untersuchung des Namens wird das Flußnamen- element Alis- im keltischen Sprachgebiet näher verfolgt.

9. Vendryes J. Le nom de la ville de Melun. MSL. 13, 225—230.

10. Seymour de Ricci. Notes d'onomastique pyr^neenne. RC. 24, 71 83.

11. d'Arbois de Jubainville. Les Celles depuis les temps les plus anciens jusqu'en Tan 100 avant notre ^re. I^lude historique. Paris A. Fontemoing. 1904. XII u. 219 S. 8».

Urheimat der Kelten war das heutige Hessen - Darmstadt, Baden, Württemberg und Nordbayern. Ein Teil wanderte um 800 v. Chr. nach Britannien. Um 200 v. Chr. wanderten ebendahin die belgischen Gallier. Nach Gallien kamen die Kelten zuerst um 600, eine 2. Einwanderung ge- schah um 300 V. Chr. Um 500 v. Chr. kamen die Gallier in die iberische Halbinsel, um 400 nach Norditalien. Allgemeinkeit. Gottheiten sind Lugusu. Ogmios, gallische namentlich Epone, Balenos, Grannus, Teutatis, Taranis.

12. Zupitza E. Kelten und GaHier. Ztschr. für celt. Phil. 4, 1—22.

Die Lehre vom Gegensatz zwischen keltischer und gallischer Sprache ist unhaltbar, und es gähnt zwischen Celtae und Oalli roXdxai durchaus keine Kluft. Was wir von der Sprache der Belgae wissen, berechtigt uns nicht, sie von der der Celtae zu trennen.

13. Kraosse W. Die keltische Urbevölkerung Deutschlands. Leipzig F. Eger. 1904. 135 S. 8».

Sucht viele hunderte von deutschen geographischen Namen aus dem Keltischen zu erklären. Unwissenschaftliche Arbeit nach Stern Ztschr. f. celt. Phil. 5, 422 f.

14. Toumeor V. Recherches sur le Belgique celtique. Le Mus6e Beige VI, 423 ff., VII, 476 ff. 1902. 1903.

Entscheidung darüber, ob die Bewohner Belgiens vor der römischen Eroberung Germanen oder Kelten waren, kann nur die Eigennamen- forschung bringen. Diese spricht für Kelten. Eine Fortsetzung dieser Studien in derselben Zeitschr. Bd. IX (1905).

15. d'Arbois de Jubainville H. Conqußte par les Gaulois de la r^gion situ6e entre le Rhin et 1" Atiantique au Nord des Pyr6n6es. RC. 24, 162—169.

VII. Keltisch. 159

16. Dottin G. La religion des Geltes. Paris, Bloud & Gie. 1904. 64 S. S\

Die Nachrichten, die die Schriftsteller der Griechen und Römer über die religiösen Gebräuche und Vorstellungen der Gallier bieten, müssen unsicher bleiben, weil wir keine alten keltischen Texte haben, auf Grund deren man sie kontrollieren könnte. Für die Druiden haben wir wenig- stens irische Zeugnisse.

17. Cumont F. Le dieu celtique Medros. RC. 25, 47—50.

18. Ihm M. Druiden. Pauly-Wissowa Real-Encyclopädie. S. 1730—1737.

19. Loth J. L'annee celtique d'apr^s les textes irlandais, gallois, bretons, et le calendrier de Goligny. RC. 25, 113—162.

20. d'Arbois de Jubainville H. La famille celtique. RC. 25, 1—16. 181 —207.

21. Le pantalon gaulois. Revue archeologique 1903, L S. 337 342.

22. Garofalo F. P. Questioni di diritto Celtico. RG. 24, 414—429.

23. Olsen M. Über eine in Steiermark gefundene gallische Inschrift in nordetruskischem Alphabet. Ztschr. f. celt. Phil. 4, 23 30.

Die Inschrift eines Bronzehelms: ucpni (panua(pi, in besserer Um- schrift obni banvabi enthält zwei Gen. Sg. ; obni ist der Gen. eines Namens * Obnos =: ir. omun 'Furcht'; banvabi gehört zu *banvos 'Schwein' = ir. banb.

b) Irisch-Gälisch.

24. Eriu. The Journal of the School of Irish Learning, Dublin, ed. by Meyer K. and Strachan J. Vol. I, Part I, II. Dublin, Uodges, Figgis & Co. 1904. 8°.

Neue Zeitschrift, von der alle Jahre zwei Hefte erscheinen sollen. Das 1. Heft enthält u. a. einen Aufsatz von Strachan über mehrere Punkte der altirischen Formenlehre (z, B. über den Nom. PI. der mask. i*-Stämme, über den Akk. u. Vok. PI. Mask. der adjektivischen o-Stämme, über das Interrogativpronomen, über den Sing, des Ind. Präs. Akt. der Ver- balstämme auf aspir. t und d) und einen Aufsatz von Lloyd über die unpersönlichen Formen des ir. Verbum substantivum. Im 2. Heft legt Strachan an einer Auswahl mir. Texte dar, in welchem Umfang die im Anfang der nir. Periode erlöschenden Formen der infigierten Pronominal- suffixe noch vorkommen, und Bergin stellt aus dem Dialekt von Cork einen Unterschied fest, der die Flexion der 3. Sg. Prät. Akt. bei den Stäm- men auf die schwachen Konsonanten gh, dh regelt.

25. Meyer K. Miscellen. 1. Lat. a in irischen Lehnwörtern. 2. Der Name Tnugdalus. Ztschr. f. celt. Phil. 4, 345—346.

a wird zu u (über au) in bauptaist aus baptista ; Düid aus Dauid ; lubar aus labor; pupa aus papa; pupall aus papilio; uball aus abella. Tnugdalus ist die Latinisierung des irischen Namens Tnüdgal, Tnüthgal.

26. Windisch E. Pronomen infixum im Altirischen und im Rgveda. IF. 14, 420—426. 15, 126.

27. Sarauw Chr. Remarks on the verbal System of the modern Irish, Ztschr. f. celt. Phil. 4, 72—86.

Lacunes de l'enseignement traditionnel des grammairiens indig^nes des XVIIe et XVIIIe s. en ce qui concerne le subjonctif et l'optatif. Raisons de ces lacunes. Examen de quelques textes ä l'appui.

160 YII. Keltisch.

28. Purton W. J. Some Remarks on the Irish third person in »m, nd. RC. 25, 42—46.

29. Stokes W. Hibernica. KZ. 38, 4ö8— 472. 39, 255—258.

1. Etymologies. 2. Relative Forms in the Passive.

30. Meillet A. Etymologies irlandaises. RC. 24, 170—171.

1. doe. 2. brü. 3. do uccim.

31. Stokes Wh. Irish Etymologies. In den M^langes Kern. Leiden 1903.

32. Thtirneysen R. Altirisch in-made. IF. 14. 132—133.

33. Tonmeur V. Note snr le sens juridique de fir. RC. 24, 121—126.

34. Vendryes J. Les mots vieil-iriandais du manuscrit de Laon. RC. 25, 377.

35. Foumier d'Albe E. E. An English-Irish Dictionary and Phrase Book with Synonyms, idioms. and the genders and declensions of nouns. Dublin, 1903. 238 S. 8».

Anerkennend besprochen von Stern, Ztschr. f. celt. Phil. 5, 191.

36. T O'Neill Lane's. English-Irish Dictionary, compiled from the most authentic sources. London, D. Nutt, 1904. IX u. 581 S.

Nach verschiedenen Richtungen sehr verbesserungsbedürftig (Stern Ztschr. f. celt. Phil. 5. 426 f., d'Arbois de Jubainville RC. 25. 353 flf.).

37. Dinneen P. S. Focloir Gaedhilge agus bearla. An Irish-English Dictio- nary. London D. Nutt 1904. XVI u. 803 S. Kl. 8«.

Reichhaltig, zuverlässig und sehr nützlich. Stern Ztschr. f. celt. Phil. 5, 426.

38. Rh^s J. Über irische Ogaminschriften, Journal of the Royal Society of Antiquaries of Ireland, t. XXIII. 19a3 (RC. 25, 102 f. 366).

39. Stokes Wh. A criticism on Dr. Atkinson's Glossary to Volumes I V of the Ancient Laws of Ireland. London D. Nutt, 1903. 49 S. 8».

Vgl. hierzu RC. 24, 328-329. 404—407.

40. Stokes Wh. und Strachan J. Thesaurus Palaeohibernicus, a Collec- tion of Old-Irish Glosses Scholia Prose and Verse. Vol. II. Cambridge 1903. XL u. 422 S. 8».

41. Strachan, J. Selections from the old Irish glosses with notes and vocabulary. Dublin, Hodges, Figgis * Co. 1904. VII u. 123 S. Kl. 8».

'Zur praktischen Einübung der altirischen Verbalflexion bildet das mit Anmerkungen und einem kleinen Vokabular versehene Büchlein ein nützliches HülfsmitteF. Stern Ztschr. f. cell. Phil. 6, 425.

42. Strachan .1. On the language of the Milan glosses. Ztschr. f. celt. Phil. 4. 48-71.

43. On the language of the St. Gall glosses, Zlschr. f. celt. Phil. 4, 470—492.

44. Transactions of the Gaelic Society of Inverness. Vol. XXIV. 1899—1901. Inverness 1904. XVI u. 405 S. 8«.

Enthält u. a. eine grammatische und lexikalische Studie über den gai. Dialekt von West-Ross-shire von Ch. M. Robertson und einen Auf- satz von D. Mac Ritschie über das Shelta oder die Sprache der Kessel- flicker, eine eigentümliche Mischsprache, die u. a. auch Elemente aus der Zigeunersprache aufweist.

45. Henderson G. The Gaelic dialects. Zlschr. f. celt. Phü. 4, 87—103. 244—275. 493—524 u. 5, 88—102.

Minutieuse 6tude phon^tique, qui doit 6tre conlinu^e.

VII. Keltisch. 161

4:6. Watson W. J. Place-names of Ross and Cromarty. Inverness 1904 LXXXVI u. 302 S. 80.

Zusammenstellung und Erläuterung schottischer Ortsnamen.

c) Kymrisch. Cornisch. Bretonisch.

47. Rh^s J. Early Britain, Celtic Britain. 3. Aufl. London 190-4. XVI u. 339 S.

48. Gaidoz H. La pretendue particule verbale a, Ztschr. f. celt. Phil. 4, 525—526.

49. Loth J. Melanges brittoniques. RC. 24, 84—85.

1. Kymr. ancwi/n. 2. Bret. d zwischen Vokalen.

50. Thurneysen R. Kymr. caniad, cennad. IF. 14, 131 132.

51. Jones Morris. Welsh versification. Ztschr. f. celt. Phil, 4, 106 142.

52. Jenner H. A Handbook of the Cornish language chiefly in its latest stages with some account of its history and literature. London D. Nutt. 1904. XVI u. 208 S. 8^

Enthält eine Geschichte der Sprache, ein Verzeichnis ihrer Literatur und einen grammatischen Abriß.

53. Jenner H. Some rough Notes on the present Pronunciation of Cornish Names. RG. 24, 300—305.

54. Petition pour les langues provinciales au Corps legislatif de 1870 par le Comte de Charencey, H. Gaidoz et Ch. de Gaulle. Paris A. Picard et fils 1903. 57 S. S\

Petition zugunsten der Volkssprachen, die neben dem Französischen in einigen Provinzen Frankreichs fortleben. Wird heute, 33 Jahre nach der Abfassung, von Gaidoz veröffentlicht und aufs neue befürwortet. (Ent- hält zugleich einen Artikel von Gaidoz über die bretonische Kriegspoesie von 1870—71.)

55. Ernault E. Gwerziou, soniou ha marvailhou, brezonek ha gallek, gant toniu, Barz ar Gouet. Poesies bretonnes et fran^aises avec un conte en prose et airs notes. Saint-Brieuc, Rene Prud'homme. 1903. XXI u. 293 S. 8».

30 Dichtungen, vorwiegend Balladen, Schwanke, Märchen und Fabeln. Die Sammlung gibt zu dialektologischen Studien Anlaß und Stoff.

56. Loth J. Carhaix, Maraes, Osismii, Uxisama ; Caer, Cai% Ker et la question du recul de la lange bretonne de la fm du X^ siöcle jusqu'ä nos jours. RC. 24, 288—299.

57. Ernault E. Notes d'etymologie bretonne, Annales de Bretagne, Nov. 1902, Jan. und Apr. 1903. (RC. 24, 223.)

58. Sur l'etymologie bretonne. RC. 25, 51—83. 269—297. 405—419.

59. Etudes d'etymologie bretonne. MSL. 12, 252—288. 295—313. 432 —468.

60. Notes d'etymologie bretonne, Annales de Bretagne, t. XIX, no 1 und no 4.

61. Loth J. Notes etymologiques bretonnes (suite, no. 36—57). RC. 24, 408—411. 25, 40—41. 382—384.

62. Les douze jours suppl6mentaires (gourdeziou) des Bretons, des Germains et des Hindous. RC. 24, 310—312.

B.

Anzeiger XX. 11

162 J. Wackernagel

Bücherbesprechungen.

Wackernagel J. Altindische Grammatik. IL 1. Einleitung zur Wort- lehre. Nominalkomposition. (Vandenhoeck & Ruprecht in Göltingen). 1905. XII und 329 S. 8°. 8 M.

Es hat um vieles länger gedauert, als allgemein geliofft und er- wartet wurde, bis dem ersten Band des umfassend angelegten Werks die erste Fortsetzung gefolgt ist ; fast ein Jahrzehnt ist darüber hingegangen, so daß die Besorgnis, ob man auch das Ende noch sehen werde, nicht ganz unberechtigt erscheint. Hoffentlich kommen die nächsten Bände in rascherer Folge, und hoffentlich bringt der letzte einen recht aus- führlichen Index; erst dadurch ja wird das ganze Werk in vollem Maß nutzbar werden; ich denke wenigstens, daß der Mangel eines Index bei den vorliegenden Bänden nicht etwa von mir allein lästig empfunden wird.

Zum Lob des vorliegenden Bandes kann ich nichts besseres sagen als das, daß er sich dem erst erschienenen *) würdig anschließt. Die große Sorgfalt, mit der die heimischen Grammatiker verwertet und ausgezogen sind, ist besonders zu rühmen. Im übrigen glaube ich der Sache am besten zu dienen, wenn ich, statt überflüssiger Weise zu loben, vielmehr eine Anzahl von Einwendungen vorbringe, die sich mir beim Studium des Buches ergeben haben, sowie Ergänzungen und Verbesserungen vorschlage.

S. 22 §6c€: Es wird hier die Verschiedenheit von ved. mdrta- 'Mensch' und m/trf- 'tot' besprochen. Sie beruhe auf einer Akzentvariation, wie sie z. B. auch in dpm- n. 'Werk' und apds- 'werktätig', in griech. TÖimoc "Schnitt' und to|liöc 'schneidend' vorliege. Ich füge noch zwei Paare hin- zu : jAw. sraota 'Hören-' und sruta- 'gehört' und jAw. staota- 'Preis' und aind. stutd- 'gepriesen'.

Aber die Parallele wäre doch, meine ich, nur dann gegeben, wenn mdrta- 'Tod' bedeutete. Es sei darauf hingewiesen, daß im Awesta ein Unterschied zwischen ta-Stämmen mit voller und mit schwacher Wurzel- gestalt in der Weise zu bestehen scheint, daß die letzteren wie sonst allgemein, die ersteren dagegen als Passivpartizipien des Futurs ver- wendet werden. Neben ai. tipastttfa- 'laudatus' steht jAw. upa.staota- Yt. 17. 17, das mir 'laudandus* zu bedeuten scheint; neben jAw. apayata- 'depulsus' fmdet sich jAw. *apayanta- in apayant^ma 'maxime depellendus' Yt. 21. 1 (Air. Wb. 76 o.) Da in gleichem Sinn wie ta- auch ihn- vorliegt, vgl. jAw. fri^a- gegenüber ai. prttd- , so darf auch noch das Paar jAw. aitci.draoxba- 'fallendus' Yt. 10. 17 und anaitri.druxba- 'non falsus' Yt. 10. 5 herangezogen werden. Auf Grund dieser Zusammenstellung würde man für mdrfa- neben mjid- 'gestorben' als eigentliche Bedeutung aufstellen können 'der sterben wird oder muß. sterbUch', eine Bedeutung, die jedenfalls sehr gut paßte. Ich will jedoch nicht zu erwähnen versäumen, daß im Awesta auch nicht wenige <a-Stämme mit voller Wurzelform bezeugt sind, die die Bedeutung eines Part. Perf., nicht Fut. Pass. haben; vgl. GlrPh. 1. 110.

S. 22, § 6 d a heißt es : "Durch Übertragung des Akzents aus ver- wandten oder analogen Formen' erklärt sich 'v. gdcchati 'geht', v. ydcchati

1) Den ich oben 8. llflf. und in ZDMG. 60. 674 ff. ausführlich be- sprochen habe.

Altindische Grammatik. IL 1. 163

'hält fest' gegenüber der in 2'<^chcitt pj'cchdti erhaltenen idg. Betonung des Präsensformativs -cha-^ und zwar 'nach den Präsentia auf -ati mit wurzel- haftem -d- wie pdtati 'fliegt' ". Ich kann das nicht für eine ausreichende Erklärung ansehen.

Im Rigveda finden wir vier Inkohativstämme mit Sufßx- und drei mit Wurzelbetonung, einerseits icchdnti, ucchdnti, j'cchdnti, pi'cchdnti, anderseits gdcchati, i/dcchati, t/ücchati. Warum hat sich denn der Einfluß der allerdings überreichen ersten Präsensklasse nur auf die kleinere Hälfte der Inkohativa erstreckt ? Wn. spricht nur von gdcchati und gdcchati und verweist für sie auf de Saussure Memoire 234 und 174, wo gesagt wird: "L'accent, en sanskrit, a et6 attire sur la racine par Va qui s'y trouvait . . . Aucun present indien en a n'a le ton sur le suffixe quand il g a un a. dans la racine \ Vgl. auch Brugmann Kurzgef. vergl. Gramm. 58. Aber de Saussures Satz, daß kein indischer Präsensstamm auf a das Suffix be- tone, wenn die Wurzel a enthalte, ist doch nicht richtig. Die Zahl der entgegenstehenden Beispiele ist freilich nur gering. Sie kann aber auch gar nicht groß sein, denn ar. a im Tiefton ist lautgesetzlich doch nur für silbischen Nasal der Ursprache eingetreten, de Saussure beruft sich auf Delbrück Altind. Verb. 138 und 145 ff. Aber S. 145 wird doch als erstes Beispiel für die a-Präsentien mit betontem Suffixvokal angeführt: van- 'lieben' vanäti. Mir scheint die herkömmliche Zusammenstellung von vanäti, vandma mit got. unwunands so zuletzt Brugmann a. a. 0. 129 nicht anfechtbar. Es hilft nichts, wenn man van^ma (und sanima, gamema, sakema) ') als Aoristpräsens bezeichnet. Zu ddsati 'er beißt' bemerkt de Saussure a. a. 0. 174 Note: "ddgati de la rac. damg est forcement pour *dagdti, *dfigdli (cf. baKeiv)". Gerade doch wegen des griech. baKeiv neben bdKveiv müßte die Bezeichnung Aoristpräsens ja auch von ddsati gelten. Wenn aber hier der Akzent gewaltsam verschoben wurde, warum nicht auch dort?

Und wenn gdcchati und gdcchati ihre Betonung dem a der Wurzel- silbe zu danken haben, wie steht's ddinnmii gücchati? Ich kann es nicht glauben, daß die Gründe für die Umwandlung von *gacchdti in gdcchati so allgemeiner Art waren, wie Wn. nach de Saussure annimmt. Bei Wn.s übrigen Beispielen für die 'Übertragung des Akzents' liegen die Verhältnisse doch wesentlich anders. Es sind Zahlwörter, bei denen ja allerorten die Nebeneinander- und die Gegenüberstellung in ausgleichendem Sinn gewirkt haben. Die Betonung von kl. d^t^ 'acht' gegenüber ved. a^fd hat sich nach der von ndva 'neun' gerichtet: ved. a^fd selber aber hatte seinen Ausgang -a für -fl, -au {a^fd, a^fdu) von saptd 'sieben' und 7idva 'neun' eingetauscht ; von «^/a wieder ging die Anfangsbetonung auf kl. sdpta über. ^) Mindestens bei einem der drei wurzelbetonenden Inkohativa muß ein besonderer Grund für die Verrückung des Haupttons vorgelegen haben.

Bei Delbrück Vgl. S. 2. 60 lesen wir im Kapitel über 'die mit s^o gebildeten Präsentia': "Von gdchati läßt sich gdmati, so viel ich sehe, nicht unterscheiden, vgl. got. qima, ags. cume usw.". Die völlige Bedeutungs- gleichheit der beiden Formationen steht mir nicht fest, s. a. a. 0. 97 ; aber

1) Woher kommts, daß die Formation im Optativ besonders häufig ist?

2) Ich verweise dazu auf die merkwürdigen Assoziationserschein- ungen bei den Zahlwörtern im Turfanpahlavi, die ich Zum Air. Wtb. 1, 68 ff. besprochen habe.

11*

164 J. Wackernagel,

jedenfalls war der Unterschied gering. Im Awesta entspricht den aind. Formen gdcchati und gdmati jAw. Jasaiti und g,Aw. ßmaitt (mit » aus älterem «, \g\. Jantaete). Dem aind. Anlauts-<7 steht also beidemale / gegenüber. Da nun die idg. Grundformen sicher *£^yisk{hyfi und *s^^mefi waren, so sollten wir im Arischen verschiedenen Anlaut erwarten. Er wurde jedoch in den arischen Dialekten in entgegengesetztem Sinn ausgeglichen (vgl. bei Wn. S. 318). Im Altindischen aber ging der Ausgleich noch um ein Stück weiter. Er erstreckte sich zugleich auf die Betonung, wobei der Umstand von entscheidender Bedeutung war, daß die in der Ursprache verschiedenen Sonanten der Wurzelsilbe im Arischen in a zusammen- gefallen waren. Und nun erst kommt die erste Präsensklasse in Betracht, insofern als sie durch die Analogie ihrer zahlreichen Angehörigen wie pätati die neuaufgekommene Betonung von gdcchati begünstigte und be- festigte, trotzdem ja gamSma nach der andern Seite zog.

An gdcchati neben gdmati schloß sich unmittelbar t/dcchafi neben gdmati an. gdcchati und gdcchati nehmen durch das a ihrer Wurzelsilbe unter den indischen Inkohativen eine besondere Stellung ein '). Auch im Arischen hat es jedenfalls keine weiteren Inkohativa mit a in der ersten Silbe gegeben, gdcchati 'er entfernt sich, geht weg' scheidet sich von jenen beiden Inkohativen durch die VokaHsation der Wurzelsilbe und verlangt darum eine besondere Behandlung und Begründung seiner unursprüng- lichen Betonung. Sollte hier etwa die Verschiebung des Hochtons durch das gegenteilige gdcchati 'er kommt' veranlaßt worden sein ? Wörter von entgegengesetzter Bedeutung wirken ja vielfach aufeinander ein. Freilich vermag ich keine Stelle anzuführen, darin sich (7</ccA<ifi und yi/'tcÄa/» gegen- überstehen; das wäre aber auch, bei der Seltenheit von guccha-, ein geradezu wundersamer Zufall. Ich verweise immerhin auf RV. 8. 89. 2: itd guchantr ämdra^ und 1. 22. 1 : oAvlttnr ^hd gacchatäm, ferner 1.21. 4, 10. lö. 11.

Von den heimischen Grammatikern werden noch einige weitere Inkohativstämme zur ersten Präsensklasse gerechnet, z. B. mürcha- und hürcha-. Die akzentuierten Vedatexte bringen aber keine Bestätigung ihrer Angaben.

Die Frage nach dem Grund der Tonverlegung auf die Wurzelsilbe ist noch für manch andern Präsensstamm des Altindischen aufzuwerfen, z. B. für äümbhante neben äumbhdnti, dfmhata neben dpnh^the, ferner für pinran (RV.) neben pinrdn (AV.) usw. Ein gemeinsamer Grund ist sicher nicht dafür vorhanden. Die Formen müssen einzeln oder gruppenweise untersucht werden.

S. 115 § 5()a a und S. 118 §6()c: Zur Beurteilung der Kasusbildung in Komposita auf man-Slämme, wie sie in rigved. rfrdknrmam (neben vi^va- kdrmafiam) , viärdkarmena (neben riSrdkarma^S), dernkarm^bhih (neben gukdrmabhi^) vorliegt, erinnere ich an die jAw. Formen öaJh'u.dnSm9m (neben baevara.da^mantm), duidümO (NS. neben huhämanö GS.) und auch an das nichtkomponierte a^im9m neben asman»m. Im GIrPh. 1, 226 habe ich bereits die Vermutung ausgesprochen, daß die Formen mit den vedischen wie dräghmä, rasmd IS. (neben ara^mdnah) in Beziehung stehen. Freilich darf auch nicht verschwiegen werden, daß die Fundstellen der awestischen Formen nicht gerade zu den vertrauenswürdigsten gehören.

S. 125 § 55 b a und S. 242 § 97 a ß: Ich vermag mit Wn. s. Fas-

1) Von rapäate sehe ich dabei aus leicht erkennbaren Gründen ab.

Altindische Grammatik. IL 1. 165

sung von ai. vispdtt-h, jAw. vUpaitiä nicht zurecht zu kommen. Wn. gibt zu, daß die Wandlung von ar. ^ in .? nicht nur vor t (ar. *aätäu 'acht', ai. a^täu gegenüber gr. öktoj) eingetreten sei, sondern, 'wahrscheinlich (in Anbetracht von aw. sa^kuMdma- . . : ai. sak-y auch vor k. Entsprechendes gelte von ar. i aus idg. §. Dagegen heißt es : 'Vor Labialen denselben Übergang anzunehmen wird verwehrt durch v. vispdlä- n. pr. und nicht gefordert durch die Verwandlung der Ä-Laute in av. i ai. <^ . . vor den mit bh anlautenden Kasusendungen z. B. av. mzibyd v. viibhih. Vor diesen Endungen haben sich schon sehr früh Pausaformen eingedrängt.' Das Auf- treten von Pausaformen vor den ÄÄ-Suffixen steht fest. Soll viibhih durch Übertragung der Pausaform entstanden sein? Man beachte, daß sich Wn. damit in Widerspruch setzt zu dem, was er AiGr. 1, 175 § 149 a gelehrt hat. Dort hieß es : 'Vor den mit bh beginnenden Kasusendungen erscheint V. 4 bei pas- 'Blick' pas 'Strick' . . , vis- 'Niederlassung' . . . Der Zerebral ist gesetzmäßig'. Aber nehmen wir einmal an, das sei irrig. Wo, frage ich, wo soll denn die Pausaform vif^ die sich in der Folge in die ÄÄ-Kasus eingedrängt hat, entstanden sein? Der Nom. Sing, zu vts-am lautet aller- dings vif. Aber die B'orm beruht doch selber erst wieder auf Übertragung. Regulär wäre *vik, denn der idg. Nom. Sing, lautete *^iks. Im Awesta ist das lautgesetzliche vf^ (Yt. 13. 2) bewahrt. Fürs Awestische ließe sich also die Annahme vertreten, der Dat. Plur. vizibyö sei auf dem normalen Nom. Sing. vt§ aufgebaut, ebenso wie vä-^zibi/ö auf växä (Air. Wb. 1335). Aber fürs Altindische geht das nicht an. Der Nom. Sing, vif muß ja eben selber seinen Ausgang erst von anderer Seite her bezogen haben; vgl. Wn. AiGr. 173 § 149 a a: Im Auslaut der Nom. Sing. mask. und fem. aus Stämmen auf Palatale 'muß der Zerebral aus andern Formen stammen, in denen er lautgesetzlich war'. Welche Formen aber Wn. dabei im Auge hat, sagt er uns selbst, indem er uns auf § 149 a ß, a b und b a verweist. Es ist dort der Reihe nach die Rede 1) von dem Akk. Sing, des Neutrums. 2) von den ersten Ghedern von Kompositis und 3. von den Kasus mit M-Sufiixen. Die zweite Abteilung kommt nicht in Betracht, denn Wn. schreibt ja selbst: 'Im Stammauslaut erster Gheder von Kompositis er- scheint der Konsonant der Nominativform'. Und die dritte Abteilung na- türlich erst recht nicht. Es bleiben somit als die einzigen Formen, in denen ein idg. Palatallaut im absoluten Auslaut gestanden haben könnte, die des Akk.-Nom. Sing, des Neutrums übrig. In der Tat aber 'folgt das Neutrum durchaus der Weise des Nom. mask. fem.'. Das heißt, wo das Mask. oder Fem. von Palatalstämmen im Nom. Sing, den Ausgang -k auf- zeigt, da hat auch das Neutrum k. Der Ausgang -f aber kommt im Neu- trum überhaupt nicht vor. Also in der einzigen Formenklasse, wo -/ als Vertreter eines absolut auslautenden idg. Palatallauts möghch, allenfalls möglich wäre (vgl. IF. 4. 121), ist es geschichtlich nicht bezeugt.

Mir scheint dadurch Wn.s neuerHche Erklärung von viibMfi usw., wonach vi(l, die Pausaform sei, die sich schon früh eingedrängt habe, aufs Äußerste gefährdet zu sein. Wie würde nach Wn. der Instr. Plur. statt viibhih gesetzlich zu lauten haben?

Das Mißliche, das meiner Fassung von aind. vi^pdülji, jaw. vTspaitiS anhaftet, verkenne ich nicht. Das vor p lautgesetzliche i müßte schon in indoiranischer Zeit durch i, den sonst im ersten Wort üblichen Zischlaut, verdrängt worden sein. Das Mißliche dabei ist, daß eben die Neuerung in so frühe Zeit zurückverlegt werden muß. Aber bei Wn.s Erklärung

166 J. Wackernagel,

muß man auch weit zurückgehen und sich dazu auf Formen stützen, die es wahrscheinlich gar nie gegeben hat. Der von mir angenommene Aus- gleich war dadurch begünstigt, daß das Arische jedenfalls neben dem Kom- positum *uiSpdtiä in gleicher Bedeutung auch die syntaktischen Verbin- dungen uiSds pdtiS. *jiiSäm pdtiS, sowie *iiisÖ ^iäpdti§ und *uisdm jt«^- pdti^ besessen hat, wie soche im Veda und Awesta bezeugt sind : s. RV. viäds pdtih 10. 152. 1. risdmpdtim 6. 15. 1. viääm . . . vispdtih, 7. 7. 4. vispdtim visdm 3. 13. 5 und aw. vTsö mspaitfnt. visqm rfspaiti^ (s. Air. Wb. 14f>3\ Es sind insbesondere die an zweiter Stelle genannten Verbindungen, durch die eine Überführung des i-Lauts ins Kompositum sehr nah gelegrl ward.

Nun beruft sich ja allerdings Wn. zugunsten seiner Annahme auf den vedischen Namen viäpdlä-. Wüßten wir nur. was er eigentlich be- deutet! Pischel sieht den Namen einer Stute darin, VSt. 1. 171. Sayana den einer Frau, einer Verwandten (sambandhinf) des Königs Khela, die in seinem Heer kämpft {rajnah senät/äm i/oddhrf), und ihm haben sich Roth usw. angeschlossen; vgl. Ludwig Über Methode 60f. Steht der Name in Beziehungen zu rispdtih? Nach Sayana, der vispaiävasü RV. 1. 182. 1 mit Piääm prajanäm asmäkam palayüfdhanoM wiedergibt, wäre die Frage zu bejahen. Dann aber kann gar wohl die Laut form des Worts durch die von ri^pdtih bestimmt oder beeinfhißt worden sein. Nach Olden- berg SBE. 46. 72 käme als weitrer Verwandter noch viApdli 'protector of the clans' hinzu, daß er RV. 1. 70. 4 für das handschriftlich bezeugte viAvafy eingesetzt wissen will.

Die etymologisch durchsichtigen aind. Wörter mit -^p- weisen alle auf idg." 8p-. Unklar sind: bä^pa-. äd^pa- und auch vi^pitd-. Ich empfehle, beim Suchen nach einer Etymologie für sie auch idg. -kp- als Grundlage von 9p in Rechnung zu ziehen. In ^d^pa n. 'Graskeim, junger Trieb von Reis usw.. Gras (überhaupt)' könnte eine reduplizierte Wortbildung ent- halten sein, die mit lit. szdpa^ 'Halm, verstreuter Halm' (Leskien Bildung der Nomina 26) zusammengehört; zur Art der Bildung vergleiche man z. B. griech. u^ttXoc 'Hülle, Gewand* und ftircXoc 'ohne Haut(hülle)'. •)

S. 146, § 59f : "Iterative Doppelsetzung von Nomina ')*, so heißt es hier, 'findet sich auch in andern idg. Sprachen . . ., doch im Gegensatz zum ai. Gebrauch so selten, daß es fraglich ist. ob dessen Typus aus der Grundsprache stammt." Als Beispiele dienen die awestischen Verbindungen vtsi visi und nmäne nmäne beide V. 5. 10 bezeugt , dieselben, die auch Delbrück Vgl. S.S. 144 beibringt, und zwar als die einzigen, die ihm bekannt wären. Ich verzeichne noch manO manö Y. 9. 28 (s. mein Air. Wb. 1128u.) und narim natvm Y. 30. 2 (a. 0. 1053 m). Die Zahl der Beispiele bleibt ja auch so gering genug. Es ist aber zu bedenken, daß bei der Eigenart der altiranischen Texte auch keine Gelegenheit zum Gebrauch solcher Doppelwörter gegeben war. Auch für iterativ-distributive 'Doppelsetzung beim Zahlwort, beim Pronomen und bei den Präpositionen', die Wn. für sicher indogermanisch erklärt, gibt es ja nur wenige alt- iranische Belege; s. Air. Wb. 161 m. {aem a4m) und 425u. In den jüngeren iranischen Literaturwerken dagegen ist jene Doppelung (der Substantiva) ziemlich geläufig. So steht z. B. in den von F. W. K. Müller veröffent- lichten Turfanhandschriften (S. Preuß. A. W. 1904) : päd zamfg zamfg auf jeder Erde', päd äsmän äsman 'in jedem Himmel*, päd zamän zamän 'zu

1) Gemeint sind SubsUntiva. 2) S. jetzt KZ. 40. 436 f. [Korr.-Note].

Altindische Grammatik. II. 1. 167

jeder Zeit'. Der von Sachau SWien AW. 67. 822 veröffentlichte Parsitext bietet hinter einander yak ('eins') yak tan (Terson') tan xud ('von selbst') xud.

Dabei mache ich darauf aufmerksam, daß die Sammlung der rig- vedischen Ämret^ita bei Colli tz in den Ahhandl. des 5. Or. -Kongresses keineswegs 'sämtliche Beispiele' (Wn. 143, § 59 a Anm.) enthält. Nach meiner Zusammenstellung ^) fehlen dort 12 Belege, darunter die beiden einzigen für den ««/«-Genetiv, nämlich devdsi/a-deoasya RV. 10. 1. 5, 136. 4 und yajndsya-yajnasya 10. 1. 5.

Die Stelle RV. 10. 1. 5, wo die beiden Ämre^itas bezeugt sind, ent- hält in Zeile b und c folgenden Wortlaut:

b) yajndsya-yajnasya ketiim rüSantam]

c) prdtyardhim devdsya-devasya mah^ä.

Das Metrum ist Tri^fubh. Wenn man einfach die Silben addiert, so erhält man ja allerdings die geforderte Elfzahl; aber Verse kommen nicht dabei heraus; beide Zeilen wären zäsurlos. So liegt nahe, ihre Heilung mit der nämlichen Operation zu versuchen, der Tilgung des Kasus- suffixes beim ersten Glied der Iterativverbindung. Die Zeile c wird da- durch eine tadellose JVi^fubhzeile , für b aber erhalten wir einen Zehn- silber, wie solche oft genug in Tri^fubhsirophen unterlaufen, s. Ol den - berg Rigveda 1. 73. 97; zehnsilbige Zeilen in derselben Hymne 10. 1 sind noch 1 d, 6 b und c. In den so gewonnenen Gen. Sing, devddevasya und yajndyajnasya wären somit die frühesten Vertreter der bei Wn. 147, § 60c besprochenen Kompositionsklasse zu erkennen: "Komposita, aus Ämrec^ita- verbindungen erwachsen, im Sinne eines gewöhnlichen Ämre^ita durch bloße Einführung der Stammform in das erste Glied". Wn. verzeichnet als ältesten Repräsentanten ekaika- der TS., während RV. ikaekah, ekamekam usw. bietet. Über den dritten Beleg des s^a-Genetivs beim Ämret^ita, de- vdsya-devasya 10. 134. 4 läßt sich kein Urteil abgeben. Der Hymnus steht metrisch so tief, daß darin auch eine GäyatrTzeUe miinir devdsya-devasya mit dem Rhythmus w w w als möglich gelten muß.

Es ist übrigens beachtenswert, daß der Rigveda von jenen drei Genetiven abgesehen kein Ämre^ita aus «-Stämmen in einem Kasus ent- hält, der mehr Silben umfaßt als der Nominativ (und der Stamm.) Die Belege beschränken sich vielmehr auf den Nominativ {devö-devafy), den Akkusativ {devdm-devam), den Ablativ {dngäd-angät) und den Lokativ {mdde- made). Es fehlt der Instrumental {devena), der Dativ (deväya) und der Genetiv (devdsya), abgesehen von jenen drei Beispielen, mit deren zweien es eben sicher eine besondere Bewandtnis hat. Ich möchte bezweifeln, daß das Fehlen solcher Formen auf bloßem Zufall beruht.

Ob man für yajndyajnasya mit Wn. von 'bloßer Einführung der Stammform in das erste Glied' reden darf, halte ich für zweifelhaft. Eher möchte ich glauben, daß yajndyajnasya aus yajndsya-yajnasya durch Weg- lassung des beiden Gliedern gemeinsamen Kasussuffixes hervorgegangen, also wie dha dyiihhih entstanden ist, s. unten S. 376. Aber für andere Fälle wird Wn.s Erklärung zutreffen.

S. 153 § 63e: Neben dem Nom.-Akk. miträvdrutiä steht der Dat.- Instr. mürävdrunäbhyäm, der Gen.-Lok. miträvdruiiayofy. Wn. erklärt die Bildung der obliquen Kasus so : "Früh wurde die Verbindung als einheit- lich empfunden und demgemäß . . . die häufigste Form des ersten Gliedes^

1) Deren Vollständigkeit ich aber auch nicht verbürgen will.

168 J. Wackernagel,

die des Nom.-Akk., auch in den andern Kasus . . . festgehalten, nach der Weise von . . . d jedermanns st. jedes Manns \ Der Bezug auf die deutsche Verbindung ist meines Erachtens darum nicht recht treffend, weil hier sich die beiden Wörter unter einem Hochton vereinigten, während dort, bei den vedisclien Dvandvas zwei Hauptakzente bezeugt sind : das spricht doch kaum für die Annahme, daß die Verbindung als volle Einheit emp- funden wurde. Wn. findet mit Recht, daß zwischen den Ausdrucksweisen mitrdvdruTiä und mitrö vdrunah, d. h. zwischen der asyndetischen Dual- und Singularverbindung, die gleichwertig gebraucht werden, ein 'geneti- sches Verhältnis' besteht (S. 151 unter ß). Aber mUr6 vdni^ah hat nirgend einen Genetiv *mitr6 vnru^asya zur Seite, wie er dem nhd. jedermanns entsprechen würde ; er lautet immer mitrdj<ya vdruitasya. der Dativ mitrdya vdrunäya. Erst die in den Piyadasiinschriften auftauchende Verbindung mätäpitari, Lok. Sing, ist unserm jedermanns vergleichbar ; s. auch den ebenda bezeugten Lok. Plur. mätäpüisu. Das erste Glied darin ist der Nom. Sing, eines tor-Stamms. Offenbar gehören diese inschriftlichen Komposita mit den bei W n. 154 § 64 und 157 § 67 a t besprochenen vedischen und klassischen wie pitäputräu. mätäpitdrau zusammen, die dieselbe Eingangs- form aufweisen, mit dem "für das erste Glied solcher Verbindungen cha- rakteristischen Vokal a' (Wn. 152 § 63 d).

Ich habe vor langen Jahren die Dativform miträvdrufiäbhynm als das Ergebnis einer Kürzung nehmen wollen, die dann eintritt, wenn zwei oder mehr dem Sinn nach zusammengehörige komponierte oder kompo- sitionsähnliche Wörter mit dem gleichen Stück anfangen oder enden, also wie in unsern Verbindungen Leit- und Schweißhunde, Hundezucht utui 'Pßege, Bürger- und Bauerschaft; vgl. Wn. 30f. § 11 c. Wn. lehnt S. 158 diese Fassung ab, wobei er sich damit begnügt, auf Schmidt Pluralbild. 313 f. zu verweisen. Aber gerade dessen hauptsächlichstes Beweisstück, das vedische Wort miträvdruftavantä RV. 8. 35. 13, scheint mir recht wenig zu beweisen, und zwar darum, weil es seine Gestalt ofTenhar einem Rezensenteneingriff verdankt ; wie BB. 15. 193 gezeigt wurde und W n. stimmt dem S. 31 anscheinend zu , muß statt des überlieferten muri- vdru^ävantn utä dhärmavantä ursprünglich miträvdru^a utd dhdrmaranto im Text gestanden haben; darin aber könnte ebensogut die Abkürzung einer dreigliedrigen wie die einer zweigliedrigen Verbindung enthalten sein. Graßmann übersetzt 'vereint mit Mitra-Varuna und dem Gesetz', aber Ludwig 'mit Mitra und Varuna und Dharma'. Auf keinen Fall jedoch kann man mit der Begründung, daß sich miträvdru^vantä nicht aus miträvanfä vdrufiävantä herleiten lasse, die Unmöglichkeit erhärten wollen, mitrdvdru^nbhynm auf *mitrdbhy(lifi räru^äbhyäm zurückzuführen.

Ich glaube, wir müssen zur befriedigenden Erklärung von miträ- vdru^äbhyfim die beiden dafür gegebenen Erklärungen zusammennehmen. Die urindische Dvandaverbindung *mitrdbhyäifi vdru^äbhyüm, mit dem Kasussuffix bei beiden Gliedern, eine Form, wie sie im Awesta allein übhch ist. konnte ebensowohl auf dem Weg der Kürzung wie auf dem der Neubildung (zum Nominativ mitrdvdrupä) durch mitrdvdru^ahh>/nm ersetzt werden, und die Tatsache, daß beide Wege zum nämlichen Ziel führten, mag frühzeitig die völlige Verdrängung der alten Bildung bewirkt haben ; es kommt kein Dvandvadativ mit zweimaligem bhyäm vor. Dagegen findet sich der Genetiv mit dem Kasusausgang bei beiden Gliedern ; neben mitrdvdrufiayo^ ist mürdyorvärufßayoft bezeugt. Hier war eben die Mög-

Altindische Grammatik. II. 1. 169

lichkeit der Kürzung? nicht gegeben, zum mindesten nicht in dem Maß wie dort, weil sich das KasussufRx nicht so deuthch abliebt ; es führte also zunächst s. unten nur ein Weg, der zweite zu miU'dvdrunayoh. und so konnte es geschehen, daß das alte mitrdyorvdrw^ayok noch eine Zeit lang bestehen blieb, bis er dem gemeinsamen Angriff des Nominativs miträ- vdruiiä und des neuen Dativs mitrdvdruitiäbhyäm erliegen mußte.

Im Awesta zeigen, wie bereits erwähnt, stets beide Glieder des dualischen Dvandvas den von der Syntax verlangten Kasusausgang. Die Voraussetzung für Wn. s. Erklärung des aind. miträväric^äbhyäm war ja auch hier gegeben. Entsprechend hätte sich neben dem Nominativ ahuru mi&ra die Dativform *ahura mii>raeibya einstellen können. Es geschah das aber nicht, weil für ahuraeibya *mix9ra^ibya nicht auch zugleich die bei urind. "^mitrdbhyäm mrupäbhyäm vorhandene Kürzungsmöglichkeit gegeben war. Auch für das aw. /^asM^//« vfraeibya und das ihm ent- sprechende urind. *pasubhyäm vTräbhyäm lagen die Bedingungen ungleich, und zwar wegen der verschiedenen Vokalisation vor dem Kasussuffix beim Schlußglied.

Als ein vedisches Beispiel für die angenommene Wortkürzung beim M-Suffix außerhalb der Dvandvas habe ich BB. 15. 200 dha dyübhih RV. 10. 189. 3 angeführt, indem ich es für gleichwertig mit dem RV. 10. 7. 9 be- zeugten dyühhir . . dhabhih faßte ; zur Verbindung der beiden Wörter und zur Bedeutung dieser Verbindung verweise ich auf dhardivi RV. 9. 86. 41, AV. 5. 21. 6, bei Whitney -Lanm an Atharvaveda S. 1. 258 'day by day'.^) Freilich darf nicht verschwiegen werden, daß Sinn und Wortlaut der Stelle strittig sind. Die Strophe, die in mehreren Texten wiederkehrt, zeigt zahlreiche Varianten. Insbesondere dha hat den Rezensenten Schwierig- keit gemacht; vgl. Whitney-Lanman a. a. 0. 1. 803, wo gesagt wird: "The vatiety of reading of the texts indicates . . . the perplexity of the text makers". Ihre Ratlosigkeit beruht auf der Verkennung dessen, was dha dyübhih besagen will.

Ein zweites Beispiel, darin die Kürzung allerdings in unserm Text nicht zum Vorschein kommt, aber vielleicht aus metrischen Gründen für den Urtext anzunehmen ist, liegt RV. 1. 127.4- war, wo vermutlich tiji^fhä dranibhih statt des überlieferten Uji$thäbhir draiiibhih so metrisch richtig 1. 119. 5 im Urtext gestanden haben wird; s. meine Studien 1. 78. Doch ist zu beachten, daß dem Metrum auch mit einem tSji^fhäbhir drant geholfen werden könnte, das nach citräbhir üti RY. 6. 26. 5 usw.; Ludwig Infinitiv 17, Lanm an Noun-Inflexion 396, Grass mann Wör- terbuch 271 b neben citräbhir ütibhih wenigstens nicht unmöglich scheint.

Als awestischen Beleg dafür habe ich im Air. Wb. 1543 uriä^ dätöibyasöä Y. 51. 14 in Anspruch genommen, das urväOäbyö dato vertritt.

Ganz gleichartig ist die Weglassung des Taddhitasuffixes vor dem letzten Glied einer gleichartigen Reihe. Auf ein vedisches Beispiel, das auch Wn. anzuerkennen scheint, ist schon oben S. 375 hingewiesen worden, RV. 8. 35. 13. Aus dem Awesta gehören hierher :

1 . frafSu frävTratääa 'Besitz trefflicher Haustiere und Leute' Vr. 12. 1, das ist so viel als *frafäuta frävira-tä-da ; s. Air. Wb. 986.

1) Ludwig übersetzt merkwürdigerweise 'Tag und Nacht' und 'des Tages und des Nachts'; Rigveda 2. 492, 3. 375.

170 J. Wackernagel,

2. uätänä aojönghvai Uebens-, kraftvoll' Y 43. 16, so viel als w^^- navai aojönghvai. Die heimischen Übersetzer haben uMänä mit richtigem Gefühl durch yänöniand wiedergegeben matid entspricht dem aind. Pos- sessivsuffixe mant-j während sie sonst für uitäna- yän bieten. Vgl. Air. Wb. 420.

Hatten sich erst miträvdru^bhyäm und mitrdvdru^ai/oh neben m»- trdvdrunä festgesetzt, so war damit auch die Formel zur Bildung von indrägnibhyäm. indrägnyöh, indräpu^oh usw. gegeben, Verbindungen, bei denen auch andre als o-Stämme beteiligt sind.

Ich mache hier darauf aufmerksam, daß das Awesla noch eine be- sondere Klasse dualischer Dvandvas besitzt : zweigliedrige Verbindungen, bei denen jedes Ghed selber wieder sich aus zwei flektierten Wörtern zusammensetzt. Die Beispiele sind \. pasubtfa vfra€ibya txit/aeibi/a patar»- taeibya 'mit Klein- und Groß%'ieh und mit fliegenden Vögeln' Yt. 10. 119*) und 2. fSaonibya rq&wäbya aspanibya yaanibya 'feisten Herden und üppigen Feldern' S. 1. 7. Das zweite Beispiel vereinigt die beiden Begriffe 'Herde' und 'Gefilde*, von denen jedes mit einem Attribut verbunden ist. Die Glieder der andern sind ungleichartig. Während der zweite Begriff 'Vögel' wie dort mit einem Attribut versehen ist, wird der erste 'vierfüßige Haus- tiere' durch eine Zusammensetzung der Wörter für die beiden Klassen jener Haustiere zum Ausdruck gebracht, die selber wieder für sich ein Dvanda darstellt und auch sonst für sich allein bezeugt ist. Daß im Alt- indischen dergleichen vorkäme, ist mir nicht bekannt.

In dem einzigen awestischen Beispiel"), das für das Auftreten eines Drandra in der Komposition angeführt werden kann. asiM.rfraJa Yt. 10. 101 'Roß und Mann schlj^end' ') ist axpa.rfra wie dem iSinn so auch der Form nach als Akkusativ zu nehmen, das Wort also seiner Bildung nach mit V9r99t9m.jä und vfrfn/anO auf gleiche Stufe zu stellen. Die Art der Komposition ist eine recht lose. Daß ein dem aind. *aAtäv%rähhyäm gleich- stehendes *a8pav%ratibya möglich gewesen wäre, wird keineswegs durch sie erwiesen.

Bezüglich einer Reihe von Punkten begnüge ich mich mit einfachen Verweisen, ohne in eine Erörterung einzutreten.

S. 48 § 19 Anm. : Zu ai. karäaakhd' EN. s. Blhl. Zum Air. Wb. 157.

S. 35 § 13 a a Anm.: Wegen kl. catura- habilis' vgl. Bthl. Air. Wb. 582 m. Dazu noch Wn. Ai. Gr. 1. 29 § 25 b t-

S. 91 § 39 a T : Zu den aind. Zusammensetzungen mit imm- 'Nase* am Ende vgl. Blhl. Zum Air. Wb. 194,

1) Darmesteter ZA. 2. 473 übersetzt richtig 'du petit betail et du gros bötail, et des oiseaux volants', Geldner KZ. 25. 508 falsch: 'zwei Stück Kleinvieh, zwei Zugtiere, zwei befiederte Vögel'; das müßte mit dem Zahlwort für 'zwei' ausgedrückt sein.

2) Wn. 150 § 62c kennt noch ein zweites: spänawha.meidyä.paiU Y, 9. 27. S. aber die Neuausgabe und Air. Wb. 1322.

3) Wn. verzeichnet es richtig S. 150. Auf der folgenden (151) be- gegnet uns aspa mra da. Es hätte doch gesagt werden müssen, daß es sich da und dort nur um verschiedene Lesarten an ein und derselben Stelle des Awesta handelt, aspa rlraöa aber ist eine ganz minderwertige Variante des sonst einmütig bezeugten und zudem durch das vorausgehende Äö . . . ga6qm nijainti aspaeda paiti vtraeda unterstützten aspa.mraja.

Altindische Grammatik. II. 1, 171

S. 186 § 78 a Anm.: Die hier befürwortete Etymologie von ai. «r//a- mdn ist mir überaus zweifelhaft; s. a. a. 0. 118.

S. 194 § 82 b ß : Daß die Zusammensetzung mit Partizipien als Schliißglieder in der Sprache des Awesta 'beliebt' gewesen sei, wird man nicht behaupten dürfen. Man vergleiche die Indices im Air. Wb.. die darüber Aufschluß geben,

S. 291 § 113 a Anm.: Wegen des Aw. hr (in kdhrpam usw.) statt oder neben r s. Bthl. Zum Air. Wb. 8 Note.

Für die awestischen Wörter empfehle ich die Neuausgabe oder mein Air, Wb. zu vergleichen. Wn. stützt sich mehrfach auf veraltete Lesungen, z. B. S. 106, 107 {*hurai&t/a-) , S. 33 {*hük9hrpahe) , S. 54 {zrüäyu). Das S, 27 und 242 angeführte äöi&rapaiti- beruht auf einer ganz minderwertigen Lesung des Vendidad sada zu Y. 2, 16, wo äoi&rahe jjaittm bezeugt ist.

Störend wirkt die ungleichmäßige Schreibung des konsonantischen Auslauts altindischerWörter. Wir stoßen da auf ein fortwährendes Schwanken zwischen der etymologischen und einer Sandhiform. Der Akk. Sing, neutr. der Pronomina wird mit d geschrieben (s. S. 83, 85, 324: kdd, cid, yad), aber ihr Abi. Sing, mit t (s. S. 15, 79. 324: tvdt, i/uvdt, akasmät, yät). S, 226, 314 werden die Adverbien tirds, purds angeführt, aber S. 67 steht adhdk, pardh, S. 227 ubhaydtah. Auf S. 79 finden wir ndki?, auf S, QQ sdhobhts, auf S. 129 pumbMh und auf S. 288 gar kr$iidyönTr (so!) S. 93 enthält nebeneinander dhdnus und dhdnuh. Das doch nur am Anfang von Kom- positen auftretende idg. dus (griech. buc-) erscheint als altind. dus, dus-, du?- und duh-, s. S. 80f,, 125, 193, Ich stehe nach wie vor auf dem Stand- punkt, daß es das einzig Empfehlenswerte ist, altindische Wörter in der Form des absoluten Auslauts, Stämme dagegen in etymologischer Gestalt anzuführen ; wenn es nötig erscheint, kann man ja bei den ersteren den etymologisch zugrunde liegenden Auslautskonsonanten zusetzen, also etwa triJi (s), catük (r).

Noch ein andres Verfahren Wn.s, halte ich für nicht nachahmens- wert, d. i. daß er nebeneinander Stämme, die als solche durch - dahinter gekennzeichnet sind, und Nom. Sing, anführt, und zwar diese dann, wenn Stamm und Nom. Sing, gleich lauten. So steht z. B. S. 38 nebeneinander : V. dhan- ntr. Tag' rätri fem. 'Nacht', v. uk^dn 'Ochse' vasa 'Kuh'; S. 40: V, rdtrf Samh. rätri- fem. 'Nacht', S, 37 : TB. vSsantä AV. vesantd- -nti. Ein Wort der i-, u- oder s (Ä)-Deklination erscheint mit * u as is us, wenn es neutral, mit i- u- as- i?- u?-, wenn es geschlechtig ist ; so S. 20 ^;«iw ntr. pasü- mask., dpasnir. apds- Adj., S.d^jänu ürdhvajänu-. Ich vermag den Vorteil dieses Verfahrens vor dem hergebrachten, der durchgängigen Anführung von Stämmen, nicht einzusehen ; man vergleiche z. B. S. 294 : «v. su-srdvas- : srdvas 'Ruhm', v. dur-inäman- : v. näman- 'Name'.» Der- gleichen kann doch nur verwirrend wirken. Dazu kommt noch, daß der Strich ab und zu versehentlich bei Stämmen fehlt, z, B. S. 24 npndjias Adj,, S. 266 mahänira^fa, S. 58 naciketas, S, 41 sdcTpdti, S, 43 n^ma, S. 44 ka- pücchala. Zum mindesten doch hätte Wn. streng konsequent verfahren müssen. Das ist aber keineswegs der Fall. So finden wir S, 22 äsre^d- (neben äsle^d), S. 42 dk^arä-, S. 37 ulkd-, S. 39 niää-, S. 258 adliisfrf-, S, 277 hatdvx?ni-, S. 285 prdfinämm-, S. 13 sdhas- 'Gewalt', S, 38 äyu?- ntr., S. 257 präyu?- 'langes Leben', aber S. 3 tdpus, S. 269 ydjus), S. 13 kravi$-, S, 92 jyöti?- (aber S. 294 havh), S. 256, 267 prdnapät-, S, 41 tdnü-

172 0. Hoffmann,

näpät-, S. U ndk-, 'Nacht' '), S. 198 ff., 204, 213 hurascit-y vipascit- u. a. (neben fnactt), usw.. alle mit einem nach VVn.s. Methode unberechtigter Strich am Ende.

Auch der ungleichmäßige Ansatz der Stämme hätte vermieden werden müssen. So der Komparativstämme, die S. 13, 16 f., 230, 233 mit Tt/as- aber S. 196 mit ti/ä^- aufgeführt werden. Auf S. 24 stehen neben- einander dvipdd, tripdd-. cdtu^pad- und satapdd-. Daß aus dem zweiten Stamm alle belegbaren Formen des Rigveda ä aufweisen, ist doch nicht von ausschlaggebender Bedeutung; es kommen eben nur der Nom. und Akk. Sing. vor.

Von Druckfehlern und kleineren Versehen, die ich mir angemerkt habe, mache ich noch folgende namhaft:

S. 24, Z. 11 lies: indoar. (statt indoir.);

S. 25, Z. 3 lies: OsthofT (statt Bartholomae) ;

S. 47, Z. 21 f. lies zweimal: angirc^ (statt angiras^)\

S. 53, Z. 34 lies: ivemann-i^- (statt neman-f^-). Das Beispiel paßt

also nicht; S. 216, Z. 6 lies: ddhrigw (statt d-dkriju-); ferner: S. 209, Z. 26 f. lies: vir9njan- (statt vir9tnjan-)\ S. 216, Z. 6 lies: driyu- (sUtt driju-); S. 279, Z. 7 lies: ayraeraOa- (statt agt-o): S. 279, Z. 32 lies: aesmö.zasta- (statt a«Äno); S. 314, Z. 11 f. lies zweimal: tarö^' (statt taroo): S. 317, Z. 13 lies: fraspn-yaojn^ra- (statt ^y<wx9dra')\ S. 317, Z. 20 lies: vik^yg^-u^äna- (statt ou^äna-); S. 328, Z. 9 lies: 8p9nläo (statt spentäo). Die diakritischen Zeichen fehlen nicht selten. Zum Teil mögen sie abgesprungen sein. So däsyäh S. 46, amutah S. 220 h statt A ; ksäranifr S. 127, bhtsä S. 4, abhispak S. 72 8 statt # ; jardda^ti- S. 190 * statt t ; pürnd- S. 253 n statt fi : -<'/»- S. 301 t statt i : ogrhftam S. 45 r statt f ; Samjnäs S. 206 n statt iÜ.

S. 19 lesen wir; ". . . im Aorist, wenn in Verbindung mit dem ver- bietenden mä das Augment wegfällt". Das klingt einigermaßen werkwürdig. S. 27 steht 'schlechthinige Verwendung'; das geßlllt mir nicht.

Gießen. Bartholomae.

Hoffmann O. Die Makcdonen, ihre Sprache und ihr Volkstum. (Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen). 1006. VI und 284 S. 8«. 8 M. Obgleich der griech. Charakter der Makedonen für den Ref. und für viele andere P'orscher schon seit Jahren über allen Zweifel erhoben ist, so darf man nicht sagen, daß Verf. acta egit. Im Gegenteil, ein jeder wird seiner Methode volles Lob schenken und seinen Grundsätzen voll- ständig beistimmen müssen. So lehrt er ganz richtig, daß nicht der einzige Name, sondern die Gesamtheit derselben und der durch sie bedingte Ge- samtcharakter des Namensystems das Ausschlaggebende ist, und daß alle diejenigen Fragen, die sich sachlich an die maked. Glossen knüpfen, zusammenerforscht werden müssen. Ebenfalls wird ein jeder dem Verf. zugestehen : "waren die Makedonen Griechen, so müssen die griechischen Worte den Grundstock ihrer Sprache bilden ; waren sie dagegen ein thra-

1) Der Stamm ist doch nakt-, s. BB. 15. 21.

Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum. 173

kischer oder illyrischer Stamm, so ist alles Griechische entlehntes Gut, übernommen aus der Kultur der Städte, die hellenische Siedler an der Küste Thrakiens gegründet hatten. Ob die griechischen oder die barbari- schen Worte das Fundament des makedonischen Sprachschatzes bilden, vermögen wir ganz allein an der Art seiner Zusammensetzung und Mischung zu erkennen. Diese wird uns aber erst dann klar werden, wenn wir die verschiedenen Elemente, so gut das möglich ist, ihrem Ursprünge nach bestimmt und von einander geschieden haben". S. 35, und "wenn ein make- donisches Wort vollständig oder mit dialektischer Färbung einem grieclü- schen entspricht und wenn dieses griechische Wort in seinen Lauten und seiner Form weder aus einer anderen indogermanischen Sprache belegt noch so farblos ist, daß es ebensogut thrakisch oder illyrisch sein könnte, so haben wir so gut wie sicher ein griechisches Element des Makedonischen vor uns. Das Gleiche ist der Fall, wenn nur der Stamm eines make- donischen Wortes oder die Elemente seiner Zusammensetzung spezifisch griechisch sind" S. 86. Diesen seinen Grundsätzen folgend dehnt Verf. seine Forschung über die Natur des Landes, über den Menschen und sein tägliches Leben, über den maked. Staat und das Heer, über die Religion usw. aus. Da- rauf untersucht er die Eigennamen des Herrscherhauses der Argeaden ("kein einziger Name des Argeadenhauses ist barbarischen Ursprungs, die Wort- stämme und die Bildung sind bei allen griechisch. Eine Entlehnung aber aus der griechischen Sage ist nur für 'Opecxnc wahrscheinlich, für Mev^Xaoc möglich" S. 14fO), die des Perdikkasvertrages ("im ganzen sind etwa 40 Namen ... die Möglichkeit thrakischer Abstammung besteht für BupYivoc KpdcTUJvoc; unerklärt bleibt vor der Hand Aipße . . .; alle übrigen Namen sind schöne, durchsichtige griechische Bildungen, und nur zwei von ihnen, NeoTTTÖXeiLioc und MeX^aTpoc, könnten aus der griechischen Helden- sage entlehnt sein" S. 150), die der Fürsten und des Adels im oberen Make- donien ("nicht wenige Adelsnamen des oberen Makedoniens kehren am Hofe von Pella wieder , . ., andere tragen . . . deutlich griechisches Gepräge, und keiner verrät barbarischen Ursprung" S. 167), die der Somatophylakes des Alexander und ihrer Angehörigen ("die besprochenen 18 Namen sind . . ., deutlich griechischer Bildung, und keiner von ihnen stammt aus der Heldensage" S. 179), die der Pagen Alexanders ("nur einer der Pagen trägt einen Namen, der dem Epos entlehnt sein könnte, EupuXoxoc" S. 180), die der Truppenführer und Verwaltungsbeamten ("auch von den maked. Truppenführern Alexanders trägt kein einziger einen Namen, der auf barbarischen Ursprung schließen ließe . . ." S. 201), diejenigen anderer vornehmen Makedonier und maked. Frauen im V. und IV. Jahrb. und einzelner Makedonen einfacher Herkunft. ("Die Namen der echten vollbürtigen Makedonen, vor allem die Namen der Fürsten und Adligen, sind ihrer Bildung und ihren Lauten nach rein griechisch") Sie zeigen dialektische Färbung. und erscheinen den thes- salischen Namen am nächsten verwandt. Der griechische Gesamt- charakter des makedonischen Namenschatzes wird dadurch nicht im mindesten zweifelhaft, daß manche Namen aus der griechischen Helden- sage entlehnt sein mögen und daß ein ganz geringer Bruchteil sogar aus den Sagen nichtgriechischer, genauer vorgriechischer Völker stammt (z. B. TeuxaiuGc, Mapcuac, ZeiXrivöc u. a.). Denn diese beiden Quellen haben nicht bloß in Makedonien, sondern ebenso auch in Griechenland selbst dem Namenschatz reiches Material zugeführt. Der griechische Name ist

174 0. Hoffmann, Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum.

in seinen Lauten und den Gesetzen seiner Bildung so grundverschieden von dem thrakischen und illyrischen, daß der griechisch-makedonische Name als ein 'Mittelglied' zwischen dem Griechischen und Thrakischen ganz undenkbar ist. Wer also die Makedonen nicht zu den Griechen zählt, der muß konsequenterweise folgern, daß sie ihre nationale ursprüngliche Namengebung schon im VI. und V. Jahrhundert vollständig aufgegeben und dafür zum Zeichen ihrer Bewunderung der griechischen Kultur die griechischen Personennamen eingeführt hatten . . . Beweisen aber die Namen unzweideutig, daß die voUbürtigen Makedonen echte Griechen waren; so ist auch ihr griechischer Wortschatz nicht den Thes- salern entlehnt, sondern ein Erbstück ihres Volkstumes" S. 230 1.

Ebenfalls wird von Verf. nachgewiesen, daß sich kein einziges barbarisches Wort im Maked. findet, das sich auf die Verwaltung des Staates, auf das Heerwesen, auf das Recht bezöge ; daß auch im täglichen Leben, in der Fauna und Flora überwiegend griech. Nomina üblich waren, und daß die Zahl der Fremdwörter gegenüber den Fällen echt griechischer Worte des Makedonischen immer noch so gering ist, daß der griechische Gesamtcharakter des maked. Sprachschatzes dadurch nicht verwischt werden kann ; daß die Elemente des maked. Wortstammes, wären sie wirk- lich dem Griechischen entlehnt, schon in sehr alter Zeit ins Make- donische hätten aufgenommen sein müssen ; denn sie sind nicht attischer oder vulgärgriechischen Ursprungs, sondern äußerst altertümlich und dem Äolischen Thessaliens sehr verwandt.

Erst nach diesen langen Untersuchungen kommt Verf. über den Dialekt der Makedonen zu sprechen, wo er alle die im vorigen sporadisch berührten Erscheinungen zusammenstellt und erörtert; darnach folgt ein letzter Abschnitt über die Gründung des maked. Reiches, wo er auf Grund der alten Überlieferungen über die Makedonen und über das maked. Reich zum Resultate gelangt, daß "die Makedonen zu einer Gruppe griechischer Stämme gehörten, die an den Abhängen des Pindos im nordwestl. Thessalien wohnten . . ." S. 2ö9.

Das Buch enthält, wie zu erwarteu ist, eine große Masse von sehr scharfsinnigen Bemerkungen und Etymologien, die natürlich oft Anlaß zu anderen Bemerkungen geben. So meint Ref., daß die Art und Weise, wo- mit Verf. die Frage über die maked. Medien ß, t, ^ »*• der Aspiraten 9, X, e löst, nicht klar genug ist; daß man in bezug auf das x «<• T viel- mehr den sicher gedeuteten maked. &tXap^ov, xdpiuv, TToXucttt^pxiwv, ^To(u)\a{^axoc u. dgl. als den dunklen TaiT^ac, Köppatoc und Mdrac Glauben schenken muß ; daß wenn man dem Verf. in bezug auf die mittel- und neugriech. Kdpaßoc (Kapdßi) und caKKoXaißa folgen will, es nicht auch bezüglich des größten Teils der anderen von ihm angeführten ngriech. Wörter tun darf; denn sie sind entweder sicher oder höchst wahrschein- lich anders zu erklären. So ist z. B. 7ra/|Ct^ou von uirdT"'- (ö)iTaTaivu) (d)TTd(T)nca (so heißt der Aorist dieses Verbs in Thessalien und Make- donien) regelrecht gebildet (über die ngriech. Neutra auf -(c)i^ov, wie ^vböci|Liov, dvaXi^vjii^ov usw., vgl. Ref. in seiner Einleitung S. 185) ; das r\ im ngriech. urixalviu, nr|T€nöc ist unregelmäßig vom Aor. uTrfjTci verschleppt worden, ydcrpa woraus Tpdcra, tpdcxpa-TXdcTpa, ist gemeinneugriechisch TdcTpa; es wird schon in Bekkers Anecd. S. 88 angeführt (vgl. Ref. in KZ. XXXIII, 122 und XXXIV, 104). v€d^a und weölw sind ebenso überall in Festgriechenland üblich. Das maked. xdviü ist vom Aor. fxavov gebildet.

Carl Bück, Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte. 175

wie das gemeinneugr. fiSeupuü von Aor. ^Seöpov, vgl. Xdßuj, cxeiXu) auf Cypern von ^Xaßov ^creiXa. Kouinra (so, mit zwei tttt auf Cypern) ist das Lat. cuppa. Anderes ist zweifelhaft und mithin für unseren Zweck un- brauchbar. Auch ct)oucKUJv S. 213 beweist wohl für die Aussprache des u bei den alten Makedonen nichts, da cpoücKa (poucKUivuj heutzutage überall ausgesprochen wird und der w-Laut mit dem cp zusammenliängt, wie Ref. in seiner Einl. S. 103—1 gezeigt hat. Das Wort Kd|a|nacTic, worüber Verf. S. 12 handelt, wird wohl mit *KaT-|uap\|iic-Kd|H|Liapniic zu verbinden sein, wenn wir annehmen, die Basis ma mar, woraus \xdpr], sei einerseits zu laap-ir und |Liap-K, iLidpiTTUj ßpaKeiv, andererseits zu |aap-T erweitert worden (vgl. FgX-tt IXnyx) und FeX-b F^Xbujp (Persson 51—2)); von liapx ist wohl auch *|napT-Tic *|napcTic-|LidcTic entwickelt worden, wie nach Osthoff in IF. Bd. VIII S. 10 iracTdc neben irapTdc aus irap-CTdc^).

Verf. hat die Behandlung der Palatalen ^, ^, ^h und der Gutturalen q, 5, ^h im Maked. nicht stark emporgehoben. Und doch gehören Er- scheinungen wie dKpaia, dKpouvoi, Kpar^wac, BdXaKpoc, AdTOC, Kobapöv, Koppdxac, KoTTpia, Ai'fai, MaK^rac, MaKebujv, TToXuir^pXuJv, Xdpojv einerseits und KoTipia, TTpeireXaoc, EupujTrn. TT^xpa andererseits zu den kräftigsten Charakteristika des Griechischen als einer Zentum-Sprache, da sie dadurch stark von allen Nachbarsprachen in unseren Halbinseln unterschieden wird.

Ebenso hat Verf. einige geschichtliche Zeugnisse nicht in das richtige Licht hervortreten lassen, obgleich sie, da sie die allgemeine Stimme der ganzen griecli. Nation ausdrücken, von der allergrößten Wichtigkeit für unsere Frage sind ; vgl. was Plutarch in v. Flamin XI erzählt "Ei Mapa- eOüviöv TIC epTov dcp^Xoi, Kai Trjv ^v ZaXa|uTvi vau|uaxiav Kai TTXaTaidc Kai 0epp.OTruXac Kai xd Trpoc Eupu|a^bovri Kai xd -rrepi Künpov Ipfa, udcac xdc ^idxac f\ 'EXXdc im bouXeia |iie|Lidxrixai Trpöc auxrjv Kai irdv xpöiraiov auxf|C cuiuqpopd Kai öv€iboc in auxf|v lcTY\Ke, xd TrXeTcxa KaKia Kai qpiXo- viKiqt xiöv riYou|aevujv Trepixpaireicric". Das sagten die Griechen zu ein- ander in Isthmos an dem Abend jenes historischen Tages, als Flaminius durch den Herold ankündigte, daß alle Griechen künftig frei sein sollen. Hier also spricht kein vorurteilsvoller Redner oder Advokat, sondern das Herz des ganzen Volkes.

Indes, das sind Kleinigkeiten, womit Ref. den großen Wert des vor- trefflichen Werkes durchaus nicht schmälern will ; im Gegenteil, er wünscht ihm viele Leser.

Athen. G. N. Hatzidakis.

Bück C. D. Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte.

Deutsch von E. Prokosch. (Carl Winters Universitätsbuchhandlung in

Heidelberg). 1905. XII u. 235 S. 8«. 4^.80 M.

Dieses Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte wird zweifel- los als Grundriß für akademische Vorlesungen und besonders als Grund-

1) Auf dieselbe Weise ist auch das tegeatische at k' dv irapainaHeüe eOcGev xdc KeXeuGö zu erklären; es kann nämlich kein Infinitiv von Guiw sein; es ist weiter nichts als ein Adverb von *Gup (vgl. öOp-ba ?Huj), d. i. *6up-e6v und nach ^KxocGev, irpöcGev, öiricGev usw. zu ♦up-GcGev ge- worden, woraus GOcGev = ^HujGev. Näheres darüber in der 'Eirexripic xoö 'EGviKoO TiaveTTicxrmiou 1906. S. 62—6 und 384.

176 Carl Biick, Elementarbuch der oskisch-umbrischen Dialekte.

läge für sprachwissenschaftliche Seminarübimgen gute Dienste leisten. Es ist eine verkürzte Übersetzung von Bucks im Jahr 1904 bei Ginn & Co. in Boston veröffentlichter Grammar of Oscan and Umbrian ; die Zwischen- dialekte Pälignisch, Vestinisch usw. sind fortgelassen, die Vergleichung ist fast ausschließlich auf das Italische beschränkt, was wir beides ohne weiteres billigen. Dagegen bedauern wir sehr, daß bei der Verkürzung die gesamte Wortbildungslehre in Wegfall gekommen ist. Die Forscher- tätigkeit des Verfassers hat sich von jeher mit Vorliebe den italischen Dialekten zugewandt; grammatische Darstellung und Publikation der In- schriften lassen infolgedessen an Zuverlässigkeit und wissenschaftlicher Akribie nichts zu wünschen übrig. Bei der Interpretation der Texte scheint uns hie und da eine andere Deutung als die von Bück adoptierte das Richtige zu treffen, und wir hätten darum gewünscht, daß er bei der Mit- teilung abweichender Ansichten etwas weniger sparsam zu Werke gegangen wäre. Freilich ist ja nichts schwieriger als der Entscheid darüber, was man in einem solchen Handbuch bieten oder unterdrücken soll.

In der Notiz über die Etrusker auf S. 5 vermißt man die Erwäh- nung der von Krall gelesenen und in den Denkschriften der Wiener Akademie 1891 publizierten Mumienbinden des Agramer Nationalmuseums. S. 26 § 32 heißt es : 'Auch vor r war die Aussprache von e im Um- brischen geschlossen, wie (seltene) »-Schreibungen zeigen, z. B. herti, hertei neben herter, herte". Wie will der Verfasser beweisen, daß der »-Um- laut in het-ti, hertei vor dem Abfall des r stattgefunden hat, also wirklich durch dieses r bedingt war? Die Form herti scheint doch wohl eher auf das Gegenteil liinzudeuten. S. 31. § 52 wird behauptet, daß aus ai entstandenes umbrisches e den Lautwert f gehabt habe, weil die für altes e häufige Schreibung % dafür nie vorkomme. Dem gegenüber möchten wir darauf hinweisen, daß während in den echtlatcinischen Wörtern ae mit e zusammengefallen ist, in rustiken Wörtern wie caespes. faenum. naepes^ saeptum, mefa die meisten romanischen Sprachen e, also geschlossene Aussprache voraussetzen. S. 65, § 138 wird gelehrt, daß im Oskischen Konsonantenverdoppelung häufig vor t und gelegentlich vor r und r ein- getreten sei. für die Verdoppelung vor r aber kein Beispiel angeführt. Auch über die ratio des Vorgangs, die offenbar in der Silbentrennung liegt, unterläßt es der V^erfasser, sich zu äußern.

S. 140. Unter den Literaturausgaben fehlt die wichtige Publikation von AudoUent Defixionum tabellae, Paris l{K)i. S. l-il. Von dem viel- umstrittenen lamatir wissen wir jetzt, deß es weder caedatur noch reneat bedeutet, sondern uralur; s. den Aufsatz 'Feuerzauber' von E. Kuhnert im Rhein. Museum N. F. XLIX S. 39. S. Ulf., No. 20. Hier scheint uns die schon 1857 von Minervini vorgetragene Auffassung der von Bück vertretenen Plantaschen gegenüber entschieden den Vorzug zu verdienen. Die Inschrift besteht, was aus Bucks Reproduktion nicht ersichtlich ist, aus zwei durch einen Strich getrennten Teilen, deren zweiter mit Zeile 7 beginnt. Minervini hat nun angenommen, daß der im ersten Teil ver- wünschte Lucius Octavius, als ihm das gegen ihn und einige andere gerichtete Verfluchungstäfelchen zu Gesichte kam, statt es zu zerstören, vielmehr den darauf noch bleibenden Raum dazu benutzte, auch seiner- seits seinen Gegner, den Urheber des ersten Teils zu verwünschen. Er deutet daher den zweiten Teil: L. Octacius {imprecatur) Novellum Velliam t\€c dicere nee fari posait . . . und darin ist ihm Zwetajeff gefolgt, der

H. Tiktin, Rumänisches Elementarbuch. 177

übersetzt : L. Octavius Novellum Velliam {exsecraiur) etc. Hiegegen hat V. Planta eingewendet, daß es nicht denkbar sei, daß L. Octavius das Bleiplättchen, auf dem er selbst verwünscht war, dem Grabe übergeben habe, ohne wenigstens zuvor seinen Namen auszutilgen. Das mag in der Tat auffällig scheinen, undenkbar ist es jedoch nicht. Jedenfalls halten wir für viel bedenklicher, daß nach der v. Plantaschen Auffassung L. Oc- tavius zuerst bedingungslos verflucht sein sollte, zwei Zeilen weiter unten aber nur unter der Bedingung, daß er einen gestohlenen Sklaven heraus- gebe. Auch ist die Ellipse von reddat, si non, die v, Planta und mit ihm Bück hinter Novellum Velliam anzunehmen genötigt ist, nicht oder nur sehr schwer zu erklären, die von imprecatur (Minervini) oder exsecratur (Zwetajeff) dagegen ohne weiteres verständlich.

Zug (Schweiz). Max Niedermann.

Tiktin H. Rumänisches Elementar buch (Sammlung romanischer Elementarbücher, hrsg. v. Wilhelm Meyer-Lübke. I. Reihe : Grammatiken, 6. Band), (Carl Winters Universitätsbuchhandlung in Heidelberg). 1905. ■4.80 M., geb. 5.60 M.

Der ausgezeichnete Kenner des Rumänischen, dem wir in so vielen Hinsichten reiche Förderung des rumänischen Sprachstudiums verdanken, hat es in diesem Buche unternommen, die Hauptresultate der neueren Forsch- ungen über das Rumänische für Anfänger darzustellen. Es ist demnach kein praktisches Lehrbuch, obwohl es eine Fülle wertvoller Angaben über den heutigen Sprachgebrauch enthält, sondern eine Einführung in das wisbcn- schaftliche Studium der rum. Sprache und zwar deren nördlichen, dako- rumänischen Zweiges. Die anderen Zweige werden eingangs kurz erwähnt und ihre Eigentümlichkeiten in den Hauptzügen vorgeführt. In diesem Zusammenhange wird auch über die äußere Geschichte des Rumänischen berichtet, wobei der Verf. sich entschieden für die Annahme ausspricht, daß die rum. Sprache südlich der Donau entstanden sein muß. Er gibt zu, daß Reste der ursprünglichen rumänischen Ansiedler vielleicht ge- blieben sind, die müssen dann aber später entweder spurlos geschwunden oder in die Masse der neu eingewanderten Rumänen gänzlich, ohne Ein- fluß auf die Sprache, aufgegangen sein (ähnlich hat sich Ref. vor Jahren geäußert, vgl. Nordisk Tidskrift for Filologi 1895, S. 16Q). Wie die Sachen augenblicklich liegen, kann man mit gutem wissenschaftlichem Gewissen nur das eine behaupten, daß die Sprache, wie wir sie kennen, unmög- lich südHch der Donau entstanden sein kann, und der Verf. hat sehr wohl getan, die gewiß sinnreiche, aber auch sehr unsichere Hypothese Densusianus von einem sprachlichen Kompromisse zwischen der alten und der neuen Bevölkerung nicht anzunehmen.

Die Darstellung der Sprache beginnt mit einigen Worten über die heutige Aussprache. Man hätte gern diesen Abschnitt ausführlicher ge- sehen. Um ganz davon zu schweigen, daß die Laute d und / noch nie eine befriedigende Beschreibung und Erklärung erhalten haben, bietet die rum. Aussprache auch in vielen anderen Hinsichten beachtenswerte Er- scheinungen. Der Verf. macht darauf aufmerksam, daß z. B. bati zwischen deutschem Bann und Bahn gesprochen wird. Das heißt doch wohl nichts anderes, als daß die Silbe "schwach geschnittenen Akzent", wie Sievers sagt, hat. Gilt dies aber für alle Silben ? Es scheint nicht so, wenigstens

Anzeiger XX. 12

178 H. Tiktin,

hat Ref., besonders in den Endungen -at, -U, -tU, oft einen deutlichen, ''stark geschnittenen Accent" beobachtet. Ferner vermißt man eine Er- wähnung von Schwankungen wie z. B. Ungezesc-lincezesc, jneapän-?neapän, tignä-ticnä oder wie Crdiova-Craiova, dripä-aripä. bölnav-bolndv usw.. wenn auch die beiden zuletztgenannten Wörter im Glossare mit doppelter Be- tonung aufgeführt sind. Es soll jedoch zugegeben werden, daß ein näheres Hineingehen auf diese Dinge außerhalb der Bestimmung des Buches liegt.

Es folgt dann eine ausführliche Untersuchung der Provenienz jedes einzelnen mm. Lautes. Man würde gegen dieses Verfahren verschiedene Einwände erheben können. Wer sich darüber zu unterrichten wünscht, wie die lateinischen Laute sich im Rumänischen entwickelt haben, wird sich in diesem Buche nicht leicht zurechtfinden können. Um z. B. die Schicksale des lat. a zu verfolgen, muß man sehr verschiedene Para- graphen nachsehen. Anderseits aber bietet diese Darstellungsweise nicht zu unterschätzende Vorteile, indem man bequem überblickt, auf welche Vorstufen jede beliebige heutige Lautverbindung zurückgehen kann. Außer- dem lassen sich die fremden Bestandteile nur in dieser Weise mit den «inheimischen zusammen behandeln, und ich glaube, man wird dem Verf. dankbar sein, daß er diese Einrichtung getroffen hat. Vielleicht wäre es angebracht, in einer neuen Ausgabe eine knappe Übersicht der Entwick- lung der Laute vom Lateinischen aus nebenbei zu geben, und dies um so mehr, als der Verf. in den Abschnitten über Schwund von Vokalen und Konsonanten nicht hat entgehen können, diesen Weg zu gehen.

Die Erscheinungen werden durchweg klar und bündig besprochen. Dasselbe irilt für die Formenlehre, wo jedoch mehr Paradigmen ohne Schaden hätten gegeben werden können.

Aus der Syntax ist zunächst nur dasjenige mitgenommen, das die Texte enthalten, was bisweilen zu einer etwas zu engen Abgrenzung der besprochenen Fälle führt ; z. B. könnte man den § 353 so verstehen, daß die sehr häufig vorkommenden Verbindungen von cu und einem Sub- stantive in adjektivischer Geltung immer prädikativ seien. Die Ordnung des Stoffes ist nach Meyer-Lübkes Rom. Syntax vorgenommen und wird dem Anfänger vielleicht ein bischen befremdlich erscheinen, aber auch hier wird man schließlich dem Verf. beistimmen müssen. Die Ordnung ist keine ideale, hilft aber beträchtlich mehr zu einem wahren Verständnis des Sprachlebens als das althergebrachte. Während in der I^aut- und Formenlehre die nichtlateinischen Bestandteile des Rum. in der Darstellung des Verfassers sehr deutlich hervortreten, ist in der Syntax nirgends darauf hingewiesen, daß fremde Sprachen oft die Entwicklung bestimmt haben.

Die Texte bieten Proben sowohl aus der älteren als aus der neueren 4ind der Volkshleralur, auch das Aromunische, das Meglenitische und das Istrische sind vertreten. Sie sind gut zurechtgelegt und anfangs mit Inter- linearübersetzung versehen. Ein Glossar mit etymologischen Erläuterungen schließt das Buch.

Im ganzen ist es dem Verf. gelungen, in diesem kleinen Buche ein sehr reichhaltiges Material zusammenzudrängen, so daß wohl über- haupt alle wichtigen Erscheinungen besprochen sind. Ich mache jedoch darauf aufmerksam, daß man § 261 eine Erwähnung der Erhaltung des -u beim Gerundium in Fällen wie auzindu-se vermißt. Daß der Verf. manchmal in verwickelten Fragen sich damit begnügt, die Entwicklung einfach zu konstatieren, ohne nähere Erklärung mitzuteilen, ist in einem

Rumänisches Elementarbuch. 179

Elementarbuche durchaus gerechtfertigt, wenn auch Fälle wie ucig aus occido 154) keineswegs rätselhaft sind. Ich sehe überhaupt nur einen ernsten Einwand, den man im allgemeinen gegen ihn erheben könnte, nämlich daß er öfters bei Etymologien beharrt, die entweder ganz un- haltbar oder wenigstens sehr unsicher sind, wie z. B. minz aus mansues, täun aus tabatius, speria aus expavere, curea aus corrigia, mus aus morsico, mire aus miles. In vielen Fällen deutet er aber durch ein Fragezeichen an, daß er auch selbst nicht recht daran glaubt. Ein ähnlicher Konser- vatismus ist es, wenn er von fünf Kasus in der rum. Deklination spricht, während für eine modernere Betrachtung nur die Form, nicht die Funk- tion des Wortes in dieser Hinsicht maßgebend ist.

Das sind aber nur Kleinigkeiten dem vielen Guten und Wertvollen gegenüber, das uns der Verf. in diesem Buche gegeben hat. Er hat in der Tat ein Hilfsmittel geschaffen, das für das Studium dieser hochinter- essanten Sprache sehr fördernd sein wird. Der Wert des Buches wird auch nicht dadurch beeinträchtigt, daß man in verschiedenen Einzelheiten anderer Meinung als des Verf. sein wird. Ich möchte so die lautsymbohsche Erklärung des o in broscoiü 'Kröte' aufgeben und gutuiü als Lehnwort betrachten 38), und ich glaube nicht, daß man die Vokalverbindung in Wörtern wie mmü, cum zutreffend als Triphthongen bezeichnen kann 51). Das Wort mrpe 173) ist ganz entschieden nicht der Nominativ serpens, sondern beruht auf analogischem ^serpem zu serpe{n)s] ebenso rece 'kalt' aus ^recem ; auch frate ließe sich nach § 160 aus fratrem er- klären. Von der Abfassung des § 174 wird ein Anfänger leicht den Ein- druck bekommen, daß in fatä 'Gesicht' das ä erst auf rumänischem Boden entstanden sei, während ja doch ein gemeinromanisches *facia für fades anzusetzen ist. Daß das lat. Supinum als solches erhalten sei 283), wird zwar oft behauptet, kann aber nicht richtig sein. In keinem der genannten Beispiele würde das Lat. das Supinum verwenden. Schon der Umstand, daß das 'Supinum' immer mit einer Präposition versehen ist, zeigt, daß eine andere Bildung vorliegt. Es ist ein Verbalsubstantiv, das ganz wie ein Infinitiv verwendet werden kann, und nur in den wenigsten Fällen entspricht es dem lat. Supinum, dagegen fast immer der südalbanesischen Verbindung von per und Neutrum des Partie. Perf. ; vgl. meine 'Rumsenske Studier' § 49ff.

Im Glossare wird öfters eine Etymologie als unbekannt hingestellt, wo annehmbares sich indessen finden läßt. Ich hebe nur einiges hervor: brtü 'Gürtel' wird mit albanesisch bres zusammengehören, wie schon G. Meyer erkannt hat; domä 'Volkslied' ist jedenfalls dasselbe Wort wie litauisch daina ; hom 'Rauchfang' ist kleinruss. hörn = russ. gorn 'Herd* ; mä, mm, märe 'he, du' gehen auf neugriech. luaipd zurück, das in ver- schiedenen Gestalten in allen Balkansprachen verbreitet ist ; mos 'Greis' ist alb. moSe 'Alter, Greis'; das arom. tra, das wohl nur in Verbindung mit {si) vorkommt, kann man unbedenklich dem trä gleichsetzen; es wird sich nach ca in ca gerichtet haben.

Schließlich sei noch erwähnt, daß S. 23 auf des Verfassers 'Ru- mänische Studien' verwiesen wird, ohne daß sie in der BibUographie auf- genommen sind, und daß S. 5 die Zahl der Rumänen in Dobrudscha gar zu niedrig angeschlagen ist; die Rumänen sind vielmehr in diesem Landesteil heute in Majorität. Ein einziger Lapsus ist mir aufgefallen :

12*

180 Sextil Puscariii,

§ 305 cu pieptul pe omät lungitt heißt ja 'hingestreckt mit der Brust auf dem Schnee' und nicht 'mit auf den Schnee hingestreckter Brust'. Kopenhagen. Kr. Sandfeld Jensen.

Pn^carin Sextil. Etymologisches Wörterbuch der rumänischen Sprache. I. Lateinisches Element mit Berücksichtigung aller roma- nischen Sprachen (Sammlung romanischer Elementarbücher, hrsg. von Wilh. Meyer-Lübke, III. Reihe, Wörterbücher, 1. Bd.). (Carl Winters Uni- versitätsbuchhandlung in Heidelberg). 1905. 6 M.. geb. 7 M.

Der Wert dieser trefflichen Leistung erhellt am besten aus einem Ver- gleich mit ihrem Vorgänger, Cihacs im Jahre 1870 erschienenem 'Diction- naire d'^tymologie daco-romane'. Das Cihacsche Werk war. trotz seiner vielen Mängel, ein sehr verdienstliches und hätte wohl damals überhaupt nicht wesentlich besser werden können. In den verflossenen 35 Jahren hat aber die rumänische Sprachforschung solche Fortschritte gemacht, daß in der Tat eine gründliche Revision dieses Wörterbuches dringend notwendig geworden war. Die rumänische I^utlehre ist besser erforscht, wir kennen sämtliche d,-rumänische Dialekte ziemlich genau, dank den Forschungen Weigands, die auch das Aromunische oder Südrumänische wissenschaftlich zugänglich gemacht haben, und für den Vergleich mit den übrigen rum. Sprachen steht uns ein weit umfassenderes und zuverläs- sigeres Material zu Gebote, als es vor 35 Jahren der Fall war. Dazu kommt noch, daß die Methode Cihacs nicht selten ganz unbefriedigend war. Ety- mologien wie noian ar.s lat. oceanus 'avec prothese dun n et syncope du c, peut-etre ä cause de sa prononciation gutturale' oder uU von *tuitare sind ziemlich häufig in seinem Buche vertreten. Auch scheidet er nicht zwischen Erbwörter und Buchwörter.

Im vorliegenden Wörterbuche findet man hingegen eine eingehende Kenntnis der rum. Sprachgeschichte, eine ausgiebige Verwertung aller neueren und neuesten Hilfsmittel und eine sichere wissenschaftliche Methode, und da außerdem die übrigen rum. Sprachzweige, besonders das Aromunische, gebührende Berücksichtigung gefunden haben, kann man getrost behaupten, daß Cihacs Wörterbuch, was die lateinischen Restandteile des Rum. be- trifft, seine Rolle ausgespielt hat. Wir besitzen also jetzt ein Wörterbuch, das eine zuverlässige Darstellung des Zusammenhanges des Rum. mit dem übrigen romanischen Gebiete gibt. Die Buchwörter sind gänzhch ausge- schlossen, abgesehen von den wenigen Fällen, wo sich Zweifel erheben kann. Ferner sind die Ableitungen der verschiedenen Wörter nicht in der Ausdehnung wie bei Cihac verzeichnet, was der Übersichtlichkeit des Buches sehr zu statten kommt.

Mit Recht hat der Verf. Gewicht darauf gelegt, die einzelnen Wörter so weit möglich durch sämtliche rom. Sprachen und Mundarten zu ver- folgen. Vollständigkeit ist indessen hier nicht beabsichtigt, weshalb es über- flüssig sein wird, Lücken nachzuweisen (wie z. B. allfrz. aüMr zu Nr. 31 adun, frz. dial. chaudure zu Nr. 261 cäldurä).

Der ganzen Behandlung der etymologischen Fragen ist nur Lob zu spenden. Der Verf. hat schon früher gezeigt, daß er eine spezielle Begabung für die Etymologie besitzt, und er hat auch aus seinen eigenen Forschungen einen beträchtlichen Teil beigesteuert. Es versteht sich von selbst, daß in vielen Fällen verschiedene Auffassungen sich geltend machen

Etymologisches Wörterbuch der rumänischen Sprache. 181

werden, und nicht alle Etymologien, die der Verf. gibt, sind gleich un- anfechtbar; hier ist aber zu bedenken, daß gerade die rumänische Ety- mologie, wegen des Fehlens alter Texte, dem Forscher schwierige Aufgaben stellt. Es ist so nicht die Schuld des Verf., wennArtikel wie z. B. die über adineaori oder pururi{a) etwas dürftig ausfallen. Ich will hier nicht auf alle Fälle näher eingehen, wo für mich ein Zweifel besteht, sondern hebe bloß einiges hervor, z. T. nur um einige Ergänzungen zu geben.

Nr. 3 : abea 'kaum' < a^ -|- rix ist schwerlich richtig. Das von Cihae vorgeschlagene altbulg. abije 'gleich' stimmt lautlich, besonders mit der dialektalen Form abie^ und die Bedeutungen sind gar nicht unvereinlich, wie Densusianu, Hist. de la langue roum. I 245 meint. Das dänische Wort knap 'kaum' bedeutet in jütländischen Dialekten 'gleich'. Der Übergang ist aus Fällen wie Klokken e knap fire 'es ist kaum [oder gleich] vier Uhr' ersichtlich. Nr. 34: aflü 'finde' < afflare. Zu nennen wäre das dalmatinische aflatura 'Fund auf offenem Meere, Beute, Wrack', das Jirecek in Die Romanen in den Städten Dalmatiens 87 angeführt hat. Nr. 156: asupra; das -a ist doch wohl der Artikel, nicht ad. Nr. 176: aza"heute'; ich ziehe es vor, dieses Wort als eine Kürzung von astäzt zu betrachten, statt ein lat. *hädte für hodie zu konstruieren. Nr. 264 : cam 'ziemlich' wird schlagend aus camai 'mehr' erklärt; eine genaue Parallele dazu findet sich in der in Finnland gesprochenen schwedischen Sprache, wo z. B. denna gran är mera hög bedeutet : 'diese Fichte ist ganz hoch', während sonst im Schwedischen mera hög Komparativ ist. Nr. 310 : Aromunisch castru ist gewiß nicht ein Latinismus, sondern Entlehnung aus dem Grie- chischen (tö Kdcxpov 'Burg, Festung'). Nr. 361 : tau cimpii hat wohl nichts mit it. scampare zu tun. Nr. 379: cUe 'je' kann sowohl wegen des t als wegen des -e unmöglich aus cata = griech. Kaxd hergeleitet werden; cf. Weigand, .Jahresber. XI 190. Nr. 392: codru 'Urwald; Stück Brot'; gegen Entlehnung aus dem Albanesischen spricht der Umstand, daß alb. kodre im Rumänischen codrä ergeben würde. Daß kodre mit armen, katat^ verwandt sein sollte, wird von H. Pedersen KZ. XL (N. F. XX) 213 bestritten. Dagegen erklärt sich alb. kodre leicht als Entlehnung aus rum. codru. Das Wort ist also ziemlich sicher romanisch. Nr. 407 : cräciun 'Weihnachten'; das erste a in magy. kardcson beweist eigentlich nichts für eine ursprüngliche Form cäräcmn{e), denn anlautende Konsonant- gruppen werden bekanntlich im Magyarischen aufgelöst, besonders in der älteren Sprache. Nr. 491: de 'von'; es ist nicht zutreffend bezüglich dieses Wortes auf Abhandlungen zu verweisen, wo ein ganz anderes de behandelt wird. Nr. 554: dulceatä 'eine Art eingesottener Früchte'; neben neugr. ^\\)kö wäre auch auf bulg. sladko zu verweisen. Nr. 558: Dumnezeu im Arom. auch 'Himmel' ; vgl. alb. perendi. Nr. 686 : furtunä 'Sturm'; vgl. frz. fortune de mer. Nr. 788: ?m^m^ 'hineinstoßen' ; daß im. kxm. pingu auch 'stoßen' bedeuten kann, wird mit Unrecht bestritten; cf. z. B. Weigand, Ar. II 28. Nr. 846: tnfulec 'gierig verschlingen' ver- langt ein infollicare "m den Schlauch stecken' (cf. foale) wie frz. ensacher empocher etc. Dagegen paßt die gegebene Erklärung auf das nicht zu- sammengesetzte span. u. portug. Verbum. Nr. 870: ms 'Wesen'; vgl. alb. vete. Nr. 1076: mijloc 'Mittel' ^*medwliis locus: die Gründe, die der Verf. Jb. XI 54—55 für dieses Etymon statt medius locus gibt, scheinen mir nicht überzeugend. Nr. 1158: tiat 'Kind'; das spanische nadie be- deutet jetzt 'Niemand'. Nr. 1237 : päcurä 'Pech' wird auch für 'Erdöl'

182 ' H. Hirt,

gebraucht. Nr. 1273: partal 'Stück' < quartarius, -um bedarf einer näheren Erklärung. Nr. 1476: pe de rost 'auswendig' gibt slav. naisiist wieder. Nr. 1528 : särut 'küssen' ; die Abweichung von der gemeinrom. Bedeutung 'grüßen' ist durch slav. cilovati veranlaßt, das im altbulg. 'grüßen', im Neuslavischen 'küssen' bedeutet. Nr. 17 nO:totdean na immer ; zu verweisen ist nicht nur auf alb. ^jiQeiie. sondern auch auf neugr. öXo^va: auch im Bulgarischen findet sich Entsprechendes. Nr. 1789: uit 'betrachte'. Es ist meines Erachtens ganz verfehlt, als Etymon ein *obitare zu konstruieren. Der ausschließliche reflexive Gebrauch des Wortes wird dadurch nicht erklärt. So weit ich sehen kann, ist der Ausdruck relativ jung, und ich halte es für ausgemacht, daß er ganz einfach das Reflexivum von Ulla 'vergessen' ist. A se utta la ceva bedeutet ursprünglich 'sich in der Betrachtung von etwas zu vergessen', seine Aufmerksamkeit aus- schließhch auf ein Ding zu richten, nicht damit fertig werden können'. In ähnlicher Weise kommt mitunter im Franz. s'oublier ä qch. vor. z. B. Zola, Le ventre de Paris 24: Claude etait rari de ce tumulte; il s'oubliait ä un effet de lumih-e, ä un groupe de bfouses. au dechargement d*nne voiture. Enßn. ih se digagerent. Claude konnte nicht fertig werden, mußte immer und immer diese Dinge betrachten. Vgl. auch das deutsche gaffen, urspr. 'den Mund aufsperren aus Neugierigkeit", dann 'auf etwas sehr aufmerksam sein, alles andere vergessend', endlich neugierig betrachten'; ähnlich norwegisch gapa, dänisch gäbe; vgl. auch it. badare.

Das Buch enthält 1947 Schlagwörter. Weitere Forschungen worden vielleicht diese Zahl etwas ändern, schwerlich aber in höherem Grade. Ein gut eingerichteter Index schließt das Werk, das hiermit am besten allen denjenigen empfohlen sei, die sich aus irgend einem Grunde um das Rumänische kümmern. Der Verfasser hat sie zu großer Dankbarkeit verpflichtet.

Kopenhagen. Kr. Sandfeld Jensen.

Hirt, H. Die Indogermanen, ihre Verbreitung, ihre Urhoimat und ihre Kultur. 2 Bände. Mit vier Karten und 56 Abbildungen. (Karl J. Trübner in Straßburg). 1906/07. X, V u. 771 S. 18 M., geb. 20.50 M. Nachdem der zweite Band meines Werkes über die Indogermanen erschienen ist, möchte ich vor einem Leserkreis der durch meine in den Indogermanischen Forschungen erschienenen Aufsätze schon manche meiner Ideen kennt, selbst einen Rechenschaftsbericht über das, was ich erstrebt habe, geben. Die Umstände bringen es mit sich, daß dieser Rechenschafts- bericht in der Hauptsache zu einer Auseinandersetzung mit 0. Schrader werden muß, denn dieser betrachtet ja die indogermanische Altertums- kunde als seine eigenste Domäne, obgleich er vielleicht weniger als mancher andere geeignet ist. die schwierigen Probleme dieses Forschungsgebietes mit Erfolg zu bearbeiten. Schrader hat in der deutschen Literaturzeitung 1906, 431 ff. meinen ersten Band einer, wie er selbst glauben mag, ver- nichtenden Kritik unterworfen. Darauf an demselben Ort zu antworten, schien mir nicht angebracht, da eine allgemeine kritische Zeitschrift nicht soviel Raum zur Verfügung hat, wie nötig ist, um die vielen Irrtümer und Entstellungen Schraders zu berichtigen.

OfTen gestanden habe ich von Schrader kein anderes Urteil erwartet. Denn seine Angriffe auf P. von Bradke haben klar genug gezeigt, daß

Die Indogermanen, ihre Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur. 183

er nicht imstande ist, fremden Gedankengängen zu folgen, abweichende Ansichten unbefangen zu würdigen. Sein Mangel an Verständnis wie an gutem Willen träte vielleicht am deuthchsten zutage, wenn ich dem Bei- spiel v.Bradkes folgte und Schraders Rezension mit kritischen Anmerkungen versehen in extenso abdruckte. Doch würde dadurch die Geduld der Leser allzusehr in Anspruch genommen. Ich beschränke mich daher auf die Er- örterung der Hauptpunkte.

Schrader beginnt seine Ausführungen mit den Worten, die indo- germanische Altertumskunde dürfe nicht als ein Tummelplatz vor unbe- dachten, schlecht oder gar nicht begründeten Behauptungen angesehen werden, wo es möghch sei, ein Buch über Kultur und Heimat der Indo- germanen gleichsam aus dem Ärmel zu schütteln. Das gibt gleich ein gutes Präludium; ich aber muß annehmen, daß Schrader diese Worte wider besseres Wissen geschrieben hat. Denn Schrader mußte wissen, daß ich mich seit Jahren mit den Problemen der indogerm. Altertumskunde beschäftige. Hat er mich doch schon vor dem Jahre 1894 aufgesucht, weil ich auf diesem Gebiete arbeitete. Und in der Tat fallen die Anfänge dieses Buches schon in das Jahr 1891 zurück. Ich bin seit dieser Zeit auf diesem Felde tätig gewesen und habe eine Reihe von Problemen in Einzelunter- suchungen behandelt. Diese Aufsätze betreffen zwar scheinbar sehr dis- parate Dinge, sie stehen aber in einem engen Zusammenhang, wenn man sie im Hinblick auf das künftige Buch betrachtet. Um die Grundlosigkeit jenes Vorwurfs zu zeigen, muß ich jene Arbeiten hier zusammenstellen. Über die Urheimatsfrage habe ich geschrieben IF. 1, iß-i ff. und Hettners Geographische Zeitschrift 1, 649 ff. Die Frage nach der Wirtschaftsstufe der Indogermanen ist erörtert worden a. a. 0. 4, 369 ff. in den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik III. Folge, 15, 451 ff., IF. 5, 395 ff. Dazu kommt der Aufsatz über die Schiffahrt (Beilage z. Allg. Zeit. 1898 Nr. 51) ein Aufsatz über die Zahlen (Nord und Süd 87, 261), ein Artikel über die Erschließung der europäischen Urgeschichte in der Sonntagsbeilage der Vossischen Zeitung 1896, Nr. 479. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Idg. Sprachen haben mich andauernd beschäftigt. Aus dieser Beschäftigung entsprangen die Aufsätze IF. 4, 36, IF. 5, 251, Ztschr. f. deutsche Philo- logie 29, 289 ff. (über die Stellung des Germanischen), PBrB. 23, 330 (Zu den germanischen Lehnwörtern im Slavischen und Baltischen) ; ferner die Untersuchung über die sprachliche Stellung des Illyrischen in der Fest- schrift für Kiepert und Bemerkungen über die Stellung des Griechischen in meinem Handbuch der griech. Laut- und Formenlehre. Beschäftigung mit den kleinasiatischen Sprachen zeigte der Aufsatz IF. 2, 143 ff. Schließ- lieh gewährt auch der Aufsatz in den Neuen Jahrbüchern für das klas- sische Altertum 1898, 1, 485 einen Einblick in meine Arbeit. Dazu kommen noch eine Reihe von Anzeigen, auf die ich nicht weiter einzugehen brauche

Alle diese Arbeiten kennt Schrader, denn er hat sie in seinem Reallexikon zitiert und benutzt. Dazu kommt noch ein Anderes. Wenn man über die Fülle der Literatur, die er in seinem Lexikon vereinigt, er- staunt ist, so möge man nicht vergessen, daß ich es gewesen bin, der jahrelang die Bibliographie der idg. Altertumskunde in diesem Anzeiger zusammen- gestellt hat. Schrader hat sie ausgiebig benutzt, freilich hat er gerade aus den wertvollsten Leistungen nicht den zu erwartenden Nutzen ge- zogen, weil er ihre Bedeutung nicht zu würdigen vermochte. Ich denke, daß alle diese meine Arbeiten, die im Laufe vieler Jahre erschienen sind, allein

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schon beweisen, daß mein Buch nicht aus dem Ärmel geschüttelt, sondern die Frucht ernsten Studiums ist.

Natürhch kann kein Forscher alle Teile seines Arbeitsfeldes gleich- mäßig bestellen. Mir sind von allem Anfang an zwei Probleme besonders bedeutungsvoll erschienen, nämlich die Erschließung der Urheimat und die Erschließung der wirtschaftlichen Kultur der Indogermanen. Von ihnen ist am Ende alles übrige abhängig. Beide Fragen habe ich in einem von Schrader durchaus abweichenden Sinne beantwortet. Schrader verlegt die Urheimat in die südrussische Steppe; ich verlege sie IF. 1. 464 an die Ostseeküste, jetzt noch weiter nach Westen. Schrader sieht in den Indo- germanen Nomaden, ich sehe in ihnen Ackerbauer und zwar Pflugbauer. Beides habe ich schon in meinen ersten Publikationen ausgesprochen, und die Zeit hat mich in dieser Auffassung nur bekräftigt. Zu meiner Freude kann ich feststellen, daß auch ein Forscher wie Hoops ganz zu denselben Anschauungen gekommen ist. Daß Schrader das Unglück gehabt hat, von Anfang an eine verlorene Position einzunehmen, mag ihm heute sehr peinlich sein, läßt sich aber selbst durch die lärmende Kanonade seiner Rezension nicht ungeschehen machen.

Was soll man aber von der Gewissenhaftigkeit eines Kritikers sagen, der eine derartige Verschiedenheit der Ansichten in einem Fall, wo er selbst Partei ist. seinem Leserkreis völlig verschweigt, der sich mit dieser Unterdrückung offenkundiger Tatsachen nicht begnügt, sondern sogar die Kühnheit hat, den Vorwurf des Abschreibens sowie der Unselbständigkeit zu erheben? Schrader tut dies. Er behauptet nämlich, er hätte sich bei der Lektüre meines Buches in steigendem Maße davon überzeugt, wie sehr ich von seinem Reallexikon abhängig sei und führt zum Beweise seiner Behauptung eine Reihe von Stellen an. Es fällt mir nun gar nicht ein zu leugnen, daß ich das Reallexikon eifrig studiert habe: meine Kritik in diesem Anzeiger 13. 5 ff. gibt davon hinlänglich Kunde. Ich habe dort ausgesprochen, daß es als Tatsachensammlung ganz brauclibar sei, daß dagegen die Auffassung der Tatsachen schweren Bedenken unterliegt. Schrader scheint nun die Bedeutung seiner fleißigen Sammlungen weit zu überschätzen, wenn er aus ihnen die Berechtigung zu solchem Vor- wurfe herleitet. Er vergißt ganz, daß dieselben Quellen, aus denen er sein Buch geschöpft hat, auch mir zur Verfügung standen. Nur wenn es sich um Kleinigkeiten handelt, habe ich Schraders Buch auch direkt benutzt und das in den Anmerkungen des zweiten Bandes hervorgehoben. Ich glaube, daß Schrader auf diese Weise sehr wohl zu seinem Recht kommt. Weiter zu gehen, war mir unmöglich, denn das Werk kann kaum Anspruch darauf erheben, als primäre Quelle zu gelten. Man glaube nÄmlich ja nicht, daß dieser Autor zu den wichtigsten Quellen, den antiken Zeugnissen, selbst hinabgestiegen sei, er schöpft in der Regel nur aus zweiler Hand, er kom- piliert. Es genügt ein Beispiel dafür anzuführen. Der Artikel Salz' in dem Reallexikon ist nichts weiter als ein Auszug aus Hehns kleiner Schrift über das Salz. Die Zeugnisse, die Hehn hat, bietet auch Schrader und ich gebe sie auch. Aber Hehn ist nicht vollständig. ¥.s ist ihm das wichtige Zeugnis entgangen, daß die Perser kein Salz gebrauchen, Her, 1, L33. Ob- gleich nun in unmittelbarer Nähe dieser Stelle andere stehen, die Schrader zitiert, kennt er diese selbst nicht !

Wie es um die Stichhaltigkeit von Schraders Vorwurf bestellt sei, zeigt am klarsten eine Nachprüfung der von ihm genannten Stellen. Ich kann sie dem Leser daher nicht erlassen.

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Pflug S. 351 = Reallexikon S. 630, 631.

Bei Schrader steht das Zitat Rau Geschichte des Pfluges, ein Werk, das allgemein bekannt ist und jedenfalls zitiert werden mußte, bei mir werden außerdem noch die Werke von Meitzen und Behlen angeführt. Die Entwicklung aus dem einfachen Haken ist allgemein bekannt, man vgl. noch Meringer IF. 17, 130, ebenso die Stelle aus Hesiod, die sich schon bei Helm 59 findet. Ich verweise außerdem auf die Steine, die man als Pflugscharen anspricht und gebe 5 Abbildungen. Soll etwa die Gleichung got. höha, ht. szakä den Vorwurf des Abschreibens begründen? Ich bitte den Leser dringend, die beiden Stellen zu vergleichen, um über die Be- rechtigung von Schraders Vorwurf zu urteilen.

Sippendorf S. 265 = R. 143. IM. Die Tatsache des Sippendorfes ist so allgemein verbreitet und so allgemein bekannt, daß es sich wirklich nicht lohnt, diese Sache abzuschreiben, auch nicht die Gleichung griech. oiKoc, ai. vis 'Sippe' ; die attischen Dorfnamen sind bei E. Meyer Geschichte des Altertums angeführt und richtig erklärt. Ich füge die griech. Plurale auf ai und oi hinzu. Auch daß die germ. Ortsnamen auf -ingen und die slavischen auf -ict Sippenbezeichnungen sind, brauchte wohl keiner von Schrader zu lernen. Ich habe diese Dinge schon vor dem Erscheinen von Schraders Wörterbuch in einem Vortrag auf der Bremer Philologenver- sammlung in größerem Zusammenhang behandelt.

Keule S. 339, 340 = R. 422 f. Wer das liest, ohne nachzuschlagen, muß denken, es handelte sich um eine umfangreiche Abschreiberei. In Wirklichkeit ist es eine kurze Notiz, bei der Schrader noch ausdrückhch erwähnt wird. Die Auffassung ist völlig verschieden. Schrader sagt: "eine idg. Gleichung für diese ohne Zweifel uralte Waffe konnte bis jetzt nicht ermittelt werden", ich dagegen bemerke : "den Tatsachen gegenüber, daß die Keule uralt ist, ist es recht bezeichnend, daß sich ein idg. Ausdruck für die Keule nicht nachweisen läßt, oder daß wir wenigstens nicht wissen, welcher der verschiedenen Namen, die in den einzelnen Sprachen vor- hegen, idg. ist"; das ist m. E. eine prinzipiell verschiedene Auffassung. Die Fassung der Stelle ist von dem in meinem Buche immer wiederkehrenden Gedanken beherrscht, daß wir ex silentio aus dem Schweigen der Sprache nichts erschließen können.

Haus S. 380, 381 = R. 339, 340.

Ich kann auch hier keine weitere Übereinstimmung entdecken als die, die sich aus der notwendigen Gleichheit des Materials ergibt. Daneben steht aber eine wesentliche Verschiedenheit in der Auffassung der Tat- sachen. Nach Schrader ist das runde Haus das ältere, ich betone, daß dies eine Form war, daß aber daneben das eckige Haus als Grundtypus bestanden hat. Schrader sagt ferner S. 340 : "So eröffnet sich auch von dieser Seite (s. u. Ackerbau und Viehzucht) der Ausblick in eine Zeit, in welcher die Indogermanen noch ein wenig seßhaftes und fast ausschließlich der Viehzucht ergebenes Leben führten". Einen wesentlichen Punkt meiner Ausführungen bildet der Nachweis, daß die feste Siedelung in Europa und bei den Indogermanen uralt ist, was ich durch die Höhlenwohnungen, die festen Grabkammern und die Pfahlbauten zu bekräftigen suche.

Pelzkleider S. 365, 366 = R. 614, 615. Auch hier ist, wie immer, dasselbe Verhältnis. Eine Reihe von Tatsachen, die Schrader zusammen- stellt, finden sich auch bei mir, davon sind einige allgemein bekannt, wie die aus Caesar und Tacitus, andere stehen bei Hehn und andern Autoren.

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Es kommen bei mir neue Zeugnisse hinzu. Glaubt Schrader wirklich für die Tatsache, daß man im Altertum Felle trug, etwas besonderes ermittelt zu haben?

Düngen S. 266, 267 = R. U7. 148.

Schrader hält das Düngen für jung, ich weise auf die Möglichkeit hin, daß es sehr alt gewesen sei und erwähne einen Fund, über den Heer (die Pflanzen der Pfahlbauten) berichtet. Ihn kennt auch Schrader. Ich füge hinzu, daß der Flachsanbau einen sorgfältig vorbereiteten, auch ge- düngten Acker erfordert, und mache auf den Weidegang des Viehes auf- merksam, der in alter Zeit sicher zum Düngen gedient habe. Außerdem erwähne ich die Arbeit von Lasch über die Landwirtschaft der Naturvölker, die Schrader nicht hat.

Gerben 334 = R. 498. Die Übereinstimmung erstreckt sich auf die Anführung der einzigen homerischen Stelle und auf ein gemeinsames Zitat; außerdem darauf, daß das Gerben ein chemischer Prozeß ist. über dessen Arten jedes Konversationslexikon Auskunft gebe. Ich hatte aber schon früher darauf hingewiesen, daß das Gerben uralt sein müsse, wenn man in alter Zeit Tierfelle getragen habe, da ohne eine Bearbeitung das Tierfell nicht verwendet werden könne. Schrader befindet sich dem gegen- über in Verlegenheit, weil ein Ausdruck für gerben' nicht im Indo- germanischen nachgewiesen werden kann . und er meint , es werde sich eben eine besondere, einen speziellen Namen erfordernde Technik noch nicht ausgebildet haben. Der Schluß ist, wie alle ex silentio falsch. Er ist gerade so richtig, wie wenn man aus unserm deutschen Worte 'gerben*, dessen heutige Bedeutung sich erst seit etwa 1300 festgesetzt hat. schließen wollte, daß das Gerben erst um diese Zeit aufgekommen wäre. Wenn hier ein Verbum seine allgemeine Bedeutung zu einer speziellen verwandelt hat, so ist das ein ganz gewöhnlicher Vorgang, aber bekanntlich ist der um- gekehrte nicht minder häufig. So könnte denn z. B. das idg. der- auf die Lederbereitung gehen, jedenfalls geht es auf das Abziehen der Haut. Für die übrigen Tätigkeiten, aus denen das Gerben besteht, wird es eben eine Fülle von Ausdrücken gegeben haben, genau wie für die Bereitung des Flachses eine große Zahl verschiedener Tätigkeiten nötig sind, die sprach- lich alle unterschieden werden.

Getrenntes Speisen der Geschlechter S. 311 R. 516. Die Tatsache des getrennten Speisens der Geschlechter ist so bekannt, daß man in diesem Punkte wirklich nichts abzuschreiben braucht. Schrader beschränkt sich in seinen Zeugnissen auf Homer. Ich führe den etruskischen Brauch als das Widerspiel der bei den klassischen Völkern üblichen Sitte an, und belege diese durch eine Stelle bei Athenaios über das athenische Hochzeitsfest und die kretisch-spartanischen Männerspeisegenossenschaften. Die slavische Trennung der Geschlechter bei der Mahlzeit kenne ich aus eigener Anschauung, die Nachricht über die Armenier steht bei Leist, und die mittelalterliche Sitte kennt jeder, der das Volksepos gelesen hat.

Das wesenthche aber ist. daß ich die ganze Sache anführe, um zu zeigen, daß dies ein Rest der alten getrennten Frauen- und Männer- wirtschaft sei, während Schrader darin einen Punkt sieht, der zu der niedrigen Stellung der Frau in der Urzeit stimme.

In allen diesen Punkten und in anderen beschränkt sich also die Übereinstimmung auf die Anführung der gewöhnlichsten Tatsachen, die bei mir meist noch vermehrt und in einer ganzen Reihe von Fällen anders

Die Indogerrnancn, ihre Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur. 187

erklärt sind. Wenn das keine Unterschiede sind, so weiß ich nicht, wie man solche entdecken will. Ich sehe nur daraus, daß Schrader an einer maßlosen Überschätzung seiner Leistungen leidet, die es ihm unmöglich macht, auf diesem Gebiete unbefangen zu urteilen.

Die Gegenüberstellung dieser Stellen wird neben der Widerlegung von Schraders Vorwürfen auch dazu gedient haben, dem Leser zu zeigen, daß an vielen Punkten wesentliche Unterschiede zwischen Schraders und meiner Fassung bestehen. Und in der Tat ist das Bild, das ich von der Kultur der Indogermanen zu entwerfen versucht habe, in fast allen Punkten von Schraders Bild verschieden. Das ist zum guten Teil bedingt durch die verschiedene Auffassung von der Urheimat und von der wirtschaft- lichen Kultur. Daß von dieser das ganze übrige Leben abhängig ist, ge- hört heute wohl zu den anerkannten Grundsätzen der Forschung, und es muß daher notwendigerweise die Auffassung der sonstigen Kulturzustände durchaus abweichend ausfallen, wenn man in diesen Punkten verschie- dener Meinung ist. Schließlich stehen die Fragen nach der Urheimat und der Wirtschaftsstufe der Indogermanen auch in Wechselbeziehung. Wohnten die Indogermanen in Nordeuropa, so können sie keine Nomaden gewesen sein ; waren sie Ackerbauer, so können sie nicht in der südrussischen Steppe gesessen haben.

Der erste Teil meines Werkes ist der Urheimatfrage gewidmet, aber ich habe diesen Teil insofern sehr umfangreich angelegt, als ich zunächst die Frage nach den Ursitzen der einzelnen europäischen Völker behandle. Es liegt doch außerordentlich nahe, erst zu fragen, wo saßen die Indo- germanen nicht? Dadurch ist dieser Teil zu einer, wie ich hoffe, nicht unbrauchbaren Übersicht über die ethnographischen Verhältnisse Europas und der angrenzenden Teile Asiens geworden. Wir besaßen ja bisher kein Buch, aus dem man sich über die ethnographischen Verhältnisse Europas unterrichten konnte. Natürlich wollte ich keine Ethnographie von Europa schreiben. Durch reichliche Anführung von Literatur wird der Leser je- doch in den Stand gesetzt, sich weiter zu unterrichten und sich gegebenen- falls auch eine abweichende Ansicht zu bilden.

In den Anmerkungen habe ich Proben des für die kleinern Sprachen überlieferten Sprachmaterials gegeben ; das wird, wie ich hoffe, manchem willkommen sein. Sind doch die Werke, in denen das Material niedergelegt ist, meist recht teuer und wohl nur auf den größern Universitätsbibliotheken zugänglich. Ich hoffe dadurch, daß ich eine wirkhche Anschauung von den Sprachresten gebe, zu weiterer Forschung anzuregen. Insbesondere hoffe ich, daß die Arbeit am Lykischen neue Mitarbeiter finden wird. Denn bei ihm liegt reiches inschriftliches Material vor, und die Frage, ob die lykische Sprache indogermanisch sei oder nicht, erscheint mir noch nicht gelöst. Ich habe die lykischen Inschriften immer wieder vorgenommen, und kann nicht leugnen, daß ich zu einer festen Entscheidung noch nicht habe kommen können. Immerhin vermag ich die Ansicht von dem indo- germanischen Charakter des Lykischen nicht mehr rundweg abzulehnen, wie ich das früher getan habe. Ich hoffe in späterer Zeit noch einmal ausführlich auf diese Frage zurückzukommen und einiges zur Klärung der Frage beizutragen. Beim Phrygischen habe ich noch die von Ramsay neu entdeckten Inschriften verwerten können, die manchen interessanten Auf- schluß gewähren. An dem nicht indogermanischen Charakter des Ligurischen halte ich fest. Die Inschriften von Ornavasso halte ich für keltisch. In

188 H. Hill.

Betreff der Herkunft der Etrusker scheinen mir außerordentlich viel Momente nach Asien zu weisen. Meine Ansichten über die Stellung des Illyrischen und des Albanesischen sind so gebheben, wie ich sie in der Kiepertfestschrift dargelegt habe. Daß das Venetische zu dem Illyrischen gehört, wurde durch die Untersuchungen von W. Schulze 'Zur Geschichte lateinischer Eigennamen' bestätigt. Jedenfalls vermisse ich nach wie vor den Beweis dafür, daß das Illyrische zu den satem- Sprachen ge- hört. An und für sich ist die Zugehörigkeit zu den satem-Spraclien natürlich möglich, aber nach der ganzen Lage der Dinge recht unwahr- scheinlich.

Die Frage nach der Urheimat habe ich auch dadurch zu klären versucht, daß ich meinem Buche eine Karte beigegeben habe, auf der die ursprünglichen Sitze der Völker, ihre Wanderungen und die Urheimat der Indogermanen angegeben sind. Natürlich ist das nur ein Versuch, aber ich hoffe kein überflüssiger ; denn die Anschauung sagt mehr als alle Worte. Neu ist bei mir auch die Ansicht, daß die Arier über den Kaukasus nach Iran eingewandert seien. Wer die dritte Karte betrachtet und die Tatsache auf sich wirken läßt, daß die Iranier das ganze Gebirgsrund Irans bis nach Indien hin besetzt haben, der wird auch diese Ansicht wahrscheinlich, ja vielleicht so einfach finden, daß er sich wundert, wenn sie fast gar nicht vertreten worden ist. Ich glaube also, daß dieser erste Teil nicht bloß eine brauchbare Zusammenstellung über die ethnographischen Ver- hältnisse Europas und der Indogennanen enthält, sondern daß er auch manchen neuen Gedanken bringt.

Der zweite Teil behandelt nun die Kultur. Auch lüer ist die Haupl- ansicht mein Eigentum, wenngleich sie heute nicht mehr neu ist. Denn ich habe schon längst die Meinung ausgesprochen, daß die Indogermanen auf einer wesentlich anderen wirtschaftlichen Stufe gestanden haben müßten, als Schrader und andere vor ihm annehmen. Ich habe neuerdings nun die Werke nachgeprüft, die die älteste deutsche Geschichte behandeln, und gefunden, daß sie fast alle von Schrader abhängig sind. Wenn man dergleichen sieht, so muß man sich sagen, daß der Sprachwissenschaft aus dieser Führerstellung eine ungeheure Verantwortung erwächst. Ich glaube es deshalb schon als ein Verdienst in Anspruch nehmen zu dürfen, daß ich in leichtverständlicher Form eine wesentlich andere Auffassung von der wirtschaftlichen Entwicklung, als sie Schrader bietet, vertreten und dadurch die Historiker zur Nachprüfung gezwungen habe. Ich bin verschiedentlich bei einzelnen Punkten gefragt worden, ob Schraders mit großer Sicherheit vorgetragene Aufstellungen und Auffassungen richtig oder wahrscheinlich seien ; da konnte ich immer nur warnen, den Schluß- folgerungen dieses Autors zu vertrauen. Diese Warnung will ich auch an dieser Stelle noch einmal aussprechen. Die Folgerungen Schraders sind zum größten Teile falsch. Selbst die scheinbar sichersten Schlüsse, wie die Folgerungen aus den Verwandtschaftsnamen, haben sich mir schließlich als unzulänglich erwiesen.

Ich kann natürlich an dieser Stelle nicht auf alle Punkte eingehen, sondern muß mich auf einige prinzipielle Fragen und wichtigere Einzel- heiten beschränken. Da ist zunächst die Frage, wie weit überhaupt Fol- gerungen aus der Sprache zuverlässig sind. Ich habe hier vor allem den Grundsatz vertreten, daß Schlüsse ex silentio, aus dem Schweigen der Sprache, hinfällig seien. Dieses Problem hier zu behandeln, würde zu weit

Die Indogermanen, ihre Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur. 189

führen, ich werde es daher in einem besonderen Artikel in den Forschungen erörtern. Alle Punkte, in denen Schrader etwas ex silentio schließen will, haben sich als hinfällig erwiesen. Ebenso habe ich noch einmal die Frage untersucht, in wie vielen Sprachen ein Wort vorhanden sein müsse, um als indogermanisch gelten zu können. Auch hier glaube ich gezeigt zu haben, daß Schraders Standpunkt unhaltbar ist und daß ich nicht Schraders Standpunkt vertrete, wie dieser in seiner Anzeige behauptet, sondern einen wesentlich andern.

In Kapitel 4 behandle ich die wirtschaftlichen Zustände der Indo- germanen. Daß hier meine Anschauungen wesentlich von denen Schiaders abweichen, wird dieser selbst nicht leugnen können. Ich gehe von der uralten Teilung der Arbeit in Männer- und Frauenarbeit aus, der Frau fiel das Früchtesammeln und später der Ackerbau zu, den sie erfunden hat, während der Mann die Viehzucht betrieb. Beim Pflugbau sind dem- gemäß beide Geschlechter wieder vereinigt, und die Stufe des Pflugbaues hatten die Indogermanen schon erreicht.

Ich habe an verschiedenen Stellen darauf hingewiesen, wie diese Scheidung in Männer- und Frauenarbeit die ganze Kultur durchsetzt, wie sich nur von diesem Grundgedanken aus die in historischen Zeiten be- stehende Teilung der Arbeit verstehen läßt. Schrader hat dafür nichts als Redensarten, denen man es anmerkt, daß sie in der Studierstube ge- wonnen sind, daß der Autor nie einen Blick in das wirkliche Volksleben getan hat. Das Verständnis für primitive wirtschaftliche Kultur läßt sich aber eben nicht in der Studierstube oder durch eine flüchtige Reise ge- winnen, sondern man muß einmal unter primitiven Verhältnissen längere Zeit gelebt haben. Daß mir das verschiedene Male vergönnt war. betrachte ich als ein großes Glück.

Das 5. Kapitel über die Kulturpflanzen und Haustiere kann natürlich nichts wesentlich Neues bringen, nachdem Hoops einen Teil des Gegen- standes so gründhch behandelt hat. Immerhin wird man manches antreffen, was nicht allgemein bekannt ist, und so steht es auch in den übrigen Kapiteln. Ich will hier nicht auf alle Einzelheiten eingehen, da ich hoffe, daß mein Buch gelesen wird, aber immerhin möchte ich eine Reihe von Punkten anführen, wo ich gerade das Gegenteil von dem vertrete, was Schrader behauptet.

Schrader glaubt, daß das Salz den Indogermanen unbekannt ge- wesen sei, ich nehme das Gegenteil an, Schrader meint, daß die Indo- germanen keine Fischesser gewesen seien, ich suche das Halllose dieser Behauptung nachzuweisen. Vom Steinkochen weiß Schrader nichts, so viel ich sehe. Schrader schließt, daß das Menschenopfer auf ursprünglichen Kanibalismus weise, ich lehne das ab. In dem Kapitel über die Schiffahrt entwickle ich ganz andere Anschauungen als Schrader, ebenso stehe ich in der Frage nach dem Vorhandensein der Gastfreundschaft auf einem ganz andern Standpunkt usw. usw. Ich kann wohl sagen, daß ich in den Punkten, wo überhaupt eine abweichende Ansicht möglich ist, wo es sich also nicht um notorische Tatsachen handelt, von Schrader abweiche, und ich habe im Laufe der Jahre gelernt, daß man Schraders Ansichten gegen- über gar nicht vorsichtig genug sein kann.

Ich wende mich zum Schlüsse noch zu einigen besonderen Angriffen Schraders. Daß in meinem Buch, an dem ich jahrelang gearbeitet habe, Widersprüche vorkommen, daß ich auch Fehler gemacht oder fehlerhafte

190 H. Hirt,

Schlüsse gezogen habe, das zu leugnen fällt mir nicht ein. Aber es steht freilich etwas anders damit als Schrader behauptet. Mir ist bei den Unter- suchungen über die Verwendung der Sprache klar geworden, daß die Er- haltung von kulturhistorischen Gleichungen meist einen besonderen Grund hat. Wenn sich Worte Jahrtausende lang in der Sprache erhalten, so wird man sich immer fragen, wodurch das veranlaßt ist. Als Ursache habe ich gefunden, daß die Dinge, die durch solche Worte bezeichnet werden, einen stark wirtschaftlichen Hintergrund haben. Das zeigt sich deutlich bei dem Worte für Mist. Fragt man sich, weshalb sich Gleichungen wie griech. Koirpoc, ai. Qakjir erhalten haben, so ist als Grund nur die wirschaftliche Verwendung des Düngers anzunehmen. An dieser Auffassung halte ich auch heute noch fest. Wenn wir die Gleichung ßdXavoc, lat. glans finden, so schloß ich ebenso, es muß eine andauernd wirtschaftliche Benutzung der Eicheln stattgefunden haben, nicht so sehr vielleicht als menschliches Nahrungsmittel denn als Schweinefutter. Ein reicher Fruchtansatz der Eichel ist für die Schweinezucht in älterer Zeit von höchster Bedeutung. Daß aus den Gleichungen für 'Gans' und 'Ente' nicht folgt, daß diese Tiere gezähmt waren, ist allgemein bekannt. Immerhin macht mich die Erhaltung dieser Ausdrücke stutzig, und ich würde die Erhaltung besser verstehen, wenn die Tiere im Norden schon früh gezähmt gewesen wären. Weshalb sind denn so wenig Gleichungen für andere Vögel vorhanden? Tatsächlich sind Wildgans und Wildente sehr leicht zähmbar.

In einer ganzen Reihe von Fällen ändert Schrader meinen Wort- laut oder gibt ihn nicht genau wieder. So sage ich S. 276, die Tatsachen der Sprache wiesen darauf hin, daß wenigstens ein Teil der Indoger- manen den Hafer gekannt habe, S. 275 aber bemerke ich, die Gleichungen der Sprache könnten es nicht erweisen, daß die Hirse bekannt gewesen sei. Zwischen 'erweisen' und hinweisen" ist aber nach meinem Sprach- gebrauch ein wesentlicher Unterschied. Schrader aber läßt im zweiten Fall das Verbum 'erweisen' aus.

Während ich mich im allgemeinen gegen Schlüsse aus dem Schweigen der Sprache ausgesprochen habe, habe ich sie nach Schrader S. 187 als bedingt zulässig erklärt. Tatsächlich stehen an dieser Stelle, wo es mir auf prinzipielle Fragen noch nicht ankam, diese Worte, aber doch mit dem Zusatz 'sehr', den Schrader ausläßt.

Ich habe bei meinen Arbeiten auch die Völkerkunde herangezogen. Daß dies geschehen müsse, darüber kann unter Einsichtigen kein Zweifel bestehen, und es ist ja bekannt, welche glänzenden Ergebnisse E. Rohde, Usener, Oldenberg, von andern ganz zu schweigen, erzielt haben. Vor allem habe ich aber aus den Büchern E. Grosses 'Die Anfänge der Kunst' und 'Die Formen der Familie und die Formen der Wirtschaft' das eine gelernt, daß die wirtschaftliche Kulturstufe für die Beurteilung der primitiven Völker von höchster Bedeutung ist. Man darf nicht ohne weiteres Jäger zum Vergleich heranziehen, wenn es sich wie bei den Indogermanen um Acker- bauer handelt. Denn auch unter einfachen Verhältnissen ist die Kultur von der Wirtschaft abhängig. Und diesen Grundsatz habe ich auch bei der Betrachtung von Pfeil und Bogen angewendet. Die Völkerkunde lehrt, daß sie nicht überall gebraucht werden, und Peschel hat behauptet. Bogen und Pfeil sei eine Waffe der Jägervölker. In der Tat erfordert die Ver- wendung von Bogen und Pfeil eine fortdauernde Übung, wie sie nur die Jagd gewähren kann. Tatsächlich tritt nun der Bogen bei den meisten

Die Inclogermanen, i?ire Verbreitung, ihre Urheimat und ihre Kultur. 191

indogerm. Völkern stark zurück, und in der älteren Bronzezeit des Nordens fehlen Pfeilspitzen durchaus, nur bei Slaven, Indern und Iraniern ist der Bogen als Waffe sehr beliebt. Da fragte ich mich, muß diese BeUebtheit des Bogens in die indogermanische Urzeit zurückgehen, kann hier nicht, wie auch sonst so oft, eine Sonderentwicklung vorliegen? Das ist in der Tat möghch, da unter entwickelteren Verhältnissen der Bogen als Waffe eines besonderen Kriegerstandes wieder aufgenommen werden kann.

Wenn wir nun den Bogen allein bei den Indern verwendet anträfen, so müßte man sich an der bloßen Tatsache genügen lassen. Da wir ihn aber auch bei den Iraniern antreffen, so führt eine geographische Ver- mittlung leicht nach Babylonien, wo der Bogen zur Kriegswaffe geworden war. Daß aber die geographischen Zusammenhänge für die Verbreitung der Kulturerrungenschaften außerordentlich wichtig sind, das ist längst bekannt. Keine Kulturerscheinung macht an den Volksgrenzen Halt.

Spaßhaft kommt es Schrader vor, 'daß ich mit dem Kriegspfad der Indianer wirtschafte'. Nun, wer sich mit der Verwendung der Sprache zu kulturhistorischen Zwecken beschäftigt, dem wird doch dieser Ausdruck auffallen müssen, und er wird sich fragen, welche reale Grundlage die formelhafte Wendung habe. In der Anmerkung zu dieser Stelle habe ich auf eine Arbeit hingewiesen, die diesen Gegenstand behandelt und die zeigt, daß der Krieg in der Tat für die Ausbildung der Wege von großer Bedeutung gewesen ist.

Am Schlüsse kommt Schrader auch auf mein Verhältnis zu P. von Bradke zu sprechen, und es zeigt sich auch hier, daß er nicht im- stande ist, objektiv zu urteilen. Ich habe meine Ansichten über diesen Forscher in der Beilage zur Münchener allgemeinen Zeitung 1897, Nr. 71 klar und deutlich ausgesprochen, und habe seine Bedeutung hervorgehoben. Schrader aber vermißt einen entscheidenden Einfluß bei mir. Das ist nun wieder vollständig falsch. In meinem Nekrolog habe ich in den An- schauungen von Bradkes drei Punkte als besonders bedeutungsvoll her- vorgehoben, nämlich 1. die Verwendung der Sprache zu kulturhistorischen Zwecken, 2. die Entstehung der indogermanischen Dialekte und 3) die Bedeutung der Kultgemeinde. In allen drei Punkten bin ich durchaus abhängig von ihm, wenngleich ich sie zum Teil selbständig weiter gebildet zu haben glaube. Daß ich in Einzelheiten von ihm abweiche, daß ich unbedeutendere Punkte anders auffasse als er, ist natürlich. Aber darauf kommt es nicht an. Schrader klammert sich an diese Einzelheiten, ohne die großen Gesichtspunkte überhaupt zu erwähnen, und er zeigt eben damit, daß er von Bradkes Leistungen bis zum heutigen Tag noch nichts verstanden hat, wie das ja auch jeder weiß, der v. Bradkes und Schraders Bücher kennt.

Damit will ich abbrechen. Es lohnt sich nicht, auf andere Punkte einzugehen. Daß auf einem so schwierigen Gebiete wie es die indoger- manische Altertumskunde ist, Meinungsverschiedenheiten bestehen bleiben werden, ist selbstverständlich. Daß ich aber in den Hauptpunkten meiner Auffassung gegenüber Schrader Recht behalten werde, davon bin ich fest überzeugt. In dieser Überzeugung bestärkt mich vor allem die Beobachtung, daß schon heute sich viele Forscher meinem Standpunkt genähert, den Schraders verlassen haben.

Die Sprache kommt nun allerdings in meinem Buch etwas zu kurz. Das hat seinen guten Grund. Ich habe mehr und mehr eingesehen, daß

192 H. Hirt, Die Indogemi.. ihre Verbreitung, ihre Urheimat u. ihre Kultur.

die Verwendung der Sprache zu kulturhistorischen Zwecken eine ganz andere Grundlage erhalten muß als bisher. Dringend not tut uns ein Wörterbuch der indogermanischen Kulturwörter, und ich ge- denke dieses mit der Zeit ausarbeiten zu können. Es wird sich erst nach der Vereinigung des gesamten Materials überblicken lassen, was wir mit Hilfe der Sprache erreichen können, was nicht. Wie dem auch sei. mein heute vorliegendes Buch zeigt jedenfalls so viel, daß wir der Sprache bei der Erschließung der vorgeschichthchen Kultur in weitem Umfang ganz entbehren können, daß sie nur als ein sekundäres Hilfsmittel zu den anderen hinzukommt. Ob uns das traurig stimmt oder nicht, ist ja ziemlich gleich- gültig. Die Sprachwissenschaft hat auf ihrem eigenen Arbeitsgebiet genug geleistet, sie hat daher nicht nötig, dem Trugbild der 'linguistischen Palä- ontologie' nachzulaufen.

Alle Fragen, die in dieser Anzeige nicht zur Sprache gekommen sind, werden in einer Reihe selbständiger Aufsätze in den Indogermanischen Forschungen behandelt werden. Auf sie verweise ich die Leser.

Leipzig-Gohlis. H. Hirt.

Mitteilungen. Personalien.

Am 30. Dezember starb zu Königsberg i. Pr. im 81. Lebensjahr der ordentl. Professor der deutschen Sprache und Literatur Geh. Regierungs- rat Oskar Schade, der Verfasser des durch ein reichhaltiges etymo- logisches Material wertvollen Altdeutschen Wörterbuchs.

Am 21. Januar starb zu Mailand der bedeutendste Sprachforscher Italiens, Prof. Graziadio Isaia Ascoli. im 78. Lebensjahr. Er hat auf den verschiedensten Gebieten zu den Rahnbrechern und Führern der Sprachwissenschaft gehört. Sein Name und sein Werk werden unvergessen bleiben.

P Indogermanische Forschungen 501

Bd. 20

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