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OHNE HAST,

ABER OHNE RAST,

DREHE SICH JEDER

UM DIE EIGNE LAST. Goetbe

EE? oder WINTERMOND

S. n. Neujahr E Genovefa

Sonntag Montag

S. n. Neujahr Enoch, D.

Dienstag Methusalem Titus Mittwoch Simeon Telesphorus Donnerstag | Heil. ; Kónige | Heil. 3 Kónige Freitag Melchior Lucian

Sonnabend Balthasar Severinus

Sonntag I. S. n. Epiph. 1. S. n. Epiph. Montag Paulus Eins. Agathon Dienstag Erhard Hyginus Mittwoch Reinhold Arcadius. Donnerstag | Hilarius Gottfried Freitag Felix Felix

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Sonnabend Habakuk Sonntag 2. S. n. Epiph. | 2. S. n. Epiph. Montag Antonius Antonius Dienstag Priska ` Petri Stuhlf. Mittwoch Ferdinand Canut Donnerstag | Fab., Seb. Fab., Seb. 21 | Freitag Agnes Agnes 22 | Sonnabend Vincentius Vincenz * 23 | Sonntag Septuagesima Septuagesima 24 | Montag Timotheus Timotheus 25 | Dienstag Pauli Bek. Pauli Bekehrung |(& 26 | Mittwoch Polycarp Polycarpus 27 | Donnerstag | Joh. Chrysost. Joh. Chrysost. 28 | Freitag Karl Karl d. Gr. 29 | Sonnabend Samuel Franz v. Sales * 3o | Sonntag Sexagesima Sexagesima 31 | Montag Valerius Petr. Nolasc.

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Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag

Albinus Louise Mittfasten

Adrianus Friedrich

Lätare Felicitas Philemon Prudentius Henriette Rosina

Gregor

Judica Zacharias Isabella Cyriacus Gertrud Anselmus

Joseph

Palmarum Benedictus Casimir Eberhard Gründonnerstag Karfreitag

Emanuel

Ostersonntag Ostermontag Eustachius Guido

Amos

LENZMOND

Albinus Simplicius Mittfasten

Adrianus Friedrich

Lätare Thomas v. A. Joh. de Deo Franziska

40 Märtyrer Eulogius Gregor d. Gr.

Judica Mathilde Longinus Heribert Gertrud Cyrillus Joseph

Palmarum Benedictus Octavian

Otto Gründonnerstag Karfreitag Ludgerus

Ostersonntag Ostermontag Eustachius Quirinus Dalbina

MIR 2 OSTERMOND

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Freitag Theodora Hugo Sonnabend Theodosia Fr. v. Paula

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3 | Sonntag Quasimodogen. | Weiber S.

4 | Montag Ambrosius Isidorus

5 | Dienstag Maximus Vinc. Ferrer 6 | Mittwoch Sixtus Cölestinus

7 | Donnerstag | Cölestin Hermann

8 | Freitag Heilmann Albert

9 | Sonnabend Bogislaus Mar. Cleophä *

Sonntag Miseric. Dom. Miseric. Dom.

11 | Montag Hermann Leo d. Gr. 12 | Dienstag Julius Julius

13 | Mittwoch Justinus Hermenegild 14 | Donnerstag | Tiburtius Raimund

15 | Freitag Olympiades Anastasia

16 | Sonnabend Carisius Drogo

17 | Sonntag Jubilate Jubilate 18 | Montag Florentin Eleutherius 19 | Dienstag Hermogenes Werner 20 | Mittwoch Sulpitius Victor 21 | Donnerstag | Adolph Anselm 22 | Freitag Lothar Soter u. Caj. 23 | Sonnabend Georg Georg

* 24 | Sonntag Cantate Cantate 25 | Montag Marcus Ev. Marcus Ev. 26 | Dienstag Raimarus Cletus 27 | Mittwoch Anastasius Anastasius 28 | Donnerstag | Therese Vitalis 29 | Freitag Sibylla Petrus M. 3o | Sonnabend Josua Kathar. v. S.

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Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag

Rogate Sigismund

T Erfindung Florian Himmelfahrt Dietrich Gottfried

Exaudi Hiob Gordian Mamertus Pankratius Servatius Christian

Pfingstsonntag Pfingstmontag Jobst Quatember Potentiana Anastasius Prudens

"Trinitatis Desiderius Esther Urban Eduard Beda Wilhelm

I. S. n. Trinit.

Wigand Petronilla

MAI oder WONNEMOND

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Rogate Athanasius

+ Erfindung Monica Himmelfahrt Joh. v. d. Pf.

Stanislaus

Exaudi Gregor Naz. Antoninus Mamertus Pankratius Servatius Bonifacius

Pfingstsonntag Pfingstmontag Ubaldus Quatember Petr. Cólestin Bernardin Felix

F. d. h. Dr. Desiderius Johanna Urban Fronleichnam Beda Wilhelm

e 9. fh Pfingst. Ferdinand Petronilla

JUNI oder BRACHMOND

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Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag

Nicomedes Marquardt Erasmus Carpasius

2. S. n. Trinit. Benignus Lucretia Medardus Barnimus Onuphrius Barnabas

3. S. n. Trinit. Tobias Modestus Vitus

Justina Volkmar Paulina

4. S. n. Trinit.

Raphael Jakobina Achatus Basilius

Joh. d. Täufer Elogius

e, S. n. Trinit. 7 Schläfer Leo

Peter u. Paul Pauli Ged.

Juventius Erasmus Klotildis Quirinus

3. 9. n. Pfingst. Norbertus Robert Medardus Felicianus Margaretha Barnabas

4. S. n. Pfingst. Anton v. Pad. Basilius

Vitus

Benno

Adolph Marcus u. M.

5. S. n. Pfingst. Silverius Aloysius Paulinus Edeltraud

Joh. d. Táufer

Prosper

6. S. n. Pfingst. Ladislaus

Leo II. Papst Peter u. Paul Pauli Ged.

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

Sonnabend |

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

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6. S. n. Trinit.

Anselmus Ulrich Jesaias Demetrius Kilian Cyrillus

7. S. n. Trinit.

Pius Heinrich Margaretha Bonavent. Apostel Th. Walter

8. S. n. Trinit.

Carolina Ruth

Elias

Daniel Maria Magd. Albertine

9. S. n. Trinit.

Jakobus Anna Berthold Innocenz Martha Beatrix

H EUMOND

Ulrich Numerianus Jesaias Willibald Kilian Cyrillus

8. S. n. Pfingst. Pius

Joh. Gualbert Margaretha Bonaventura Apostel Theil. Maria v. B.

9. S. n. Pfingst. Friedericus Vinc. v. Paula Margarethe Praxedes Maria Magd. Apollinaris

ro. S. n. Pfingst. Jakobus

Anna

Pantaleon Innocenz Martha

Abdon

AUGUST oder ERNTEMOND

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Montag Petri Kettenf. Petri Kettenf.

2 | Dienstag Portiuncula Portiuncula 3 | Mittwoch Augustus Stephan Auff. 4 | Donnerstag | Perpetua Dominicus 5 | Freitag Dominicus Maria Schnee 6 | Sonnabend Verkl. Christi Verkl. Christi * 7 | Sonntag 11. S. n. Trinit. | 12. S. n. Pfingst. 8| Montag Ladislaus Cyriacus 9 | Dienstag Romanus Romanus

ro | Mittwoch Laurentius Laurentius

rr | Donnerstag | Titus Tiburtius

ı2 | Freitag Clara Clara

13 | Sonnabend Hildebrand Hippolytus

12. S. n. Trinit. Mariä Himmelf.

Sonntag Montag

13. S. n. Pfingst. Mariä Himmelf,

r6 | Dienstag Isaak Rochus 17 | Mittwoch Bertram Liberatus 18 | Donnerstag | Emilia Helena 19 | Freitag Sebald Sebald

20 | Sonnabend Bernhard Bernhard

21 | Sonntag 13. S. n. Trinit. | 14. S. n. Pfingst. 22 | Montag Oswald Timotheus

23 | Dienstag Zachäus Philipp Benit. 24 | Mittwoch Bartholomäus Bartholomäus 25 | Donnerstag | Ludwig

26 | Freitag Irenäus

27 | Sonnabend Gebhard

* 28 | Sonntag 14. S. n. Trinit. | 15. S. n. Pfingst. 29 | Montag Joh. Enthaupt. | Joh. Enthaupt. 3o | Dienstag Benjamin Rosa 31 | Mittwoch Rebekka Raimund

SEPTEMBER oder HERBST MOND

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ı | Donnerstag | Aegidius Aegidius

2 | Freitag Rahel, Lea Stephan

3 | Sonnabend Mansuetus Mansuetus

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4 | Sonntag re, S. n. Trinit. | 16. S. n. Pfingst. 5 | Montag Nathanael Victorin

6 | Dienstag Magnus Magnus

7 | Mittwoch Regina Regina

8| Donnerstag | Marii Geb. Mariä Geb.

9 | Freitag Bruno Georgonius to Sonnabend Sosthenus Nicol. v. Tol. 11 | Sonntag 16. S. n. Trinit. | 17. S. n. Pfingst.

Ottilie Guido

Montag

13 | Dienstag Christlieb Maternus 14 | Mittwoch Kreuz-Erhóhung | Kreuz-Erhóhung 15 | Donnertag ‘| Constantia Nicomedes

Freitag Sonnabend

Corn. u. Cypr. Lambertus

Euphemia Lambert

* 18 | Sonntag 17. S. n. Trinit. | 18. S. n. Pfingst. 19 | Montag. Januarius Januarius

20 | Dienstag Friederike Eustachius

Quatember Moritz Thekla Joh. Empf.

Quatember Moritz Joel

Joh. Empf.

Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

25 | Sonntag 18. S. n. Trinit. | 19. S. n. Pfingst. 26 | Montag Cyprianus Cyprianus

27 | Dienstag Cosmas Cosm. u. Dam. 28 | Mittwoch Wenzeslaus Wenzeslaus

Michael Hieronymus

Michael Hieronymus

Donnerstag Freitag

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OKTOBER oder WEINMOND "Sonnabend Remis _ [Remp | -

I * 2 | Sonntag 19. S. n. Trinit. | 2o. S. n. Pfingst. 3 | Montag Ewald Candidus 4 | Dienstag Franz Franz 5 | Mittwoch Fides Placidus 6| Donnerstag | Charitas Bruno 7 | Freitag Spes Marcus P. 8 | Sonnabend Ephraim Brigitta * 9 | Sonntag 20. S. n. Trinit. | 21. S. n. Pfingst. ro | Montag Amalia Franz Borgia rr | Dienstag Burkhard Burchard r2 | Mittwoch Ehrenfried Maximilian 13 | Donnerstag | Coloman Eduard 14 | Freitag Wilhelmine Calixtus 15 | Sonnabend Hedwig Theresia * 16 | Sonntag 21. S. n. Trinit. | 22. S. n. Pfingst. 17 | Montag Florentin Hedwig r8 | Dienstag Lucas Lucas Ev. 19 | Mittwoch Ptolemäus Petrus v. Alc. 20 | Donnerstag | Wendelin Wendelin ir | Freitag Ursula Ursula 22 | Sonnabend Cordula Cordula * 23 | Sonntag 22. S. n. Trinit. | 23. S. n. Pfingst. 24 | Montag Salome Raphael 25 | Dienstag Adelheid Crispin | 26 | Mittwoch Amandus Evaristus 27 | Donnerstag | Sabina Sabina 28 | Freitag Sim., Juda Sim., Juda 29 | Sonnabend Engelhard Narcissus 3o Sonntag 23. S. n. Trinit. | 24. S. n. Pfingst. 31 | Montag Reformat.-Fest | Wolfgang

NOVEMBER oder WINDMOND

ı | Dienstag Aller Heiligen | Aller Heiligen 2 | Mittwoch Aller Seelen Aller Seelen 3| Donnerstag | Gottlieb Hubert 4 | Freitag Charlotte Carl Borrom. $ | Sonnabend Erich Emmerich * 6 | Sonntag 24. S. n. Trinit. | 25. S. n. Pfingst. 7| Montag Erdmann Engelbert 8 | Dienstag Claudius 4 Gekr. Mirt 9 | Mittwoch Theodorus Theodorus Io | Donnerstag | Marth. Luth. Andreas Avel. |) 11 | Freitag Martin B. Martin, B. 12 Sonnabend | Kunibert 13 | Sonntag 25. S. n. Trinit. | 26. S. n. Pfingst. 14 | Montag Levinus Jucundus 15 | Dienstag Leopold Leopold 16 | Mittwoch | Allgem. Bußtag | Edmund 17 | Donnerstag | Hugo Greg. Taum. ı8 | Freitag Gelasius Otto 19 Sonnabend | Elisabeth Elisabeth 20 | Sonntag Totenfest 27. S. n. Pfingst. 21 | Montag Mariä Opfer Mariä Opfer . 22 | Dienstag Alphonsus Eugen 23 | Mittwoch Clemens Clemens 24 | Donnerstag nu Chrysogonus 25 | Freitag Katharina Katharina 26 | Sonnabend | Conrad Conrad M | 27 | Sonntag I. Advent 28 | Montag Günther Sosthenes 29 | Dienstag Noah Saturnin 30 | Mittwoch Andreas Andreas

DEZEMBER oder CHRIST MOND

Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Candidus Cassian

Abigail Nikolaus Antonia Mariä Empf. Joachim Judith

3. Advent Epimachus Lucia Quatember Johanna Ananias Lazarus

4. Advent Abraham Ammon Thomas Beate Ignatius Adam, Eva

Christfest Stephanus Joh. Evang.

Unsch. Kindl.

Jonathan David Sylvester

Eligius Bibiana Franz Xaver

Sabbas Nikolaus Ambrosius Mariä Empf. Leocadia Melchiades

3. Advent Epimachus Lucia Quatember Eusebius Adelheid Lazarus

4. Advent Nemesius Ammon Thomas A. Flavian Victoria Adam, Eva

Christfest Stephanus Joh. Evang. Unsch. Kindl. Thomas B. David Sylvester

LESER, WIE GEFALL ICH DIR? LESER, WIE GEFÄLLST DU MIR?

EMILE VERHAEREN: DER BAUM

WIG allein Im Winterfrost wie im Sonnenschein, Begrünten Stammes und fróstelnd-nackt, Von der Stille gekost, vom Wetter gepackt, Ewig hàlt er das niedre Land Mit der Gröbe und Wucht seines Lebens gebannt.

Gleiche Felder sieht er ser Hunderten Jahren, Die gleiche Arbeit, die gleiche Saar,

Die Augen derer, die einstens waren, Belauschten ıhn schon und die heimliche Tat, Wie langsam Ring an Ring im Stamme schwoll Und breite Zweige aus der Rinde grünten. Ruhig und hoheitsvoll

Sah er auf sie, wenn sie der Arbeit dienten. Klingende Nester wuchsen auf in seinen Ästen. Er barg am Tag des Schattens blaue Flut,

Und den Verliebten war zu stillen Festen

An goldnen Abenden sein Dunkel traut und gut.

- Nach seinen Tränen, nach seinem Glanz : Messen die Bauern das Wetter am Morgen. . Er weiß alle Wunder und Heimlichkeiten, Die in den wilden Wolken verborgen, Und kennt die Pfade der Sonne ganz, Der einsame Hüter vergangener Zeiten Des traurigen Lands. Doch wie diese Erinnerung auch sei, Die noch in seinem Holze währt,

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Wenn sich erst Januar zu Ende neigt

Und junger Saft im Stamme aufwärts gärt, Dann reckt er sich hoch und hält den Segen Seiner Áste, zitternd und neu,

Trunkene Blätter, ekstatische Hände! Mit einem unendlichen Jubelschrei

Der Zukunft entgegen.

Dann flicht

Er der flirrenden Blätter zartes Gezwirne

Mit rieselnden Fäden aus Regen und Licht.

Er preßt seine Knoten, renkt Zweige ein

Und hebt mit Stolz seine wachsende Stirne

In den besiegten Himmel hinein.

Sein Wurzelwerk wühlt sich von Schacht zu Schacht Und trinkt den Teich und die Erde trocken,

Daß er selbst oft erschrocken

Anhalt von der wühlenden Arbeit Macht,

Die er in der Tiefe schweigend vollbracht.

Allein wie viele Kämpfe, hart und ungezählr,

Eh ihn sein Trotz zu solcher Kraft gestählt!

O, die Schwerter des Winds, die schweren Gewitter, Die seine Krone mit Blitzen durchspellten,

Des Hagels scharfe, schneidende Splitter

Und der eisig fressende Rost der Kälte!

Doch, ob auch der Schmerz seine Fasern durchnagte, Es war keine Stunde, da er verzagte,

Weil er treu

Und hartnäckig wollte,

Daß er mit jedem Frühling neu

In doppelter Schónheit aufblühen sollte.

Im Herbst, als ihn schon helles Gold umglühte, Ging ich oft hin zu diesem hohen Stamme Mit meinen alten Schritten, die schon müde Geworden, wenn sie auch noch rüstig sind. Und staunte auf, wie eine rote Flamme Sein Laubwerk lodernd floß im Wind. .

In seinen Wipfeln schienen Millionen

Von fremden Seelen leisen Sangs zu wohnen. Ich ging zu ihm, die Augen heif von Feuer, Ich rührte ihn mit meinen Fingern und Erstaunte, wie sein Schwanken ungeheuer Verbebte tief bis in der Erde Grund.

Ich preßte meine Brust an seinen Schaft

Mit solcher Liebe an und solcher Glut,

Daß seine Melodie, sein Sein und seine Kraft Aufquoll und tief verstrómte in mein Blut.

Da fühlte ich mich seinem vollen Leben nah,

Ich drángte mich an ihn wie einer seiner Aste, Und ihn belauschend spürt ich da,

Ich liebte jetzt das Licht, die Wälder mehr,

Die weiten Flächen und der Wolken Heer,

Dem Schicksal stemmt ich mich mit neuer Feste; Ich sehnte mich, das All an mich zu raffen,

Die Muskeln fühlt ich wundersam geschnellt

Und jauchzte auf: „Gott hat die Kraft erschaffen, Daß sich der Mensch zu kühner Tat begeistert; Sie ist es, die noch Edens Schlüssel hält,

Sie ist die Faust, die alle Türen meistert !“

Und glühend küfte ich den harten Stamm, Und heimwärts wandernd durch die trauervollen

Gelände nach der roten Abendflamme Fühlte ich erst, wie heiß aus meiner Brust die tollen Schreie unsagbaren Glückes quollen.

Nachdichtung von Stefan Zweig.

EIN NEUJAHRSBRIEF WILHELM VON HUM- BOLDTS AN CHARLOTTE DIEDE

Tegel, 4. Januar 1831.

A ich jetzt wenige Briefe selbst schreibe, so fiel es mir

auf, als ich die Jahrzahl hinkritzelte, denn wirklich nur Kritzeln kann ich mein jetziges Schreiben nennen, daß ich dies in diesem Jahre zum erstenmale thue. Nehmen Sie denn also auch, liebe Charlotte, meinen herzlichen Glückwunsch an. Möge nichts Aeußeres Widerwärtiges Ihnen zustoßen, und mögen Sie immer die nöthige Stärke haben, Sich die innere Ruhe zu erhalten, wenn sie, wie man bei menschlichen Schick- - salen nie eine sichere Bürgschaft dagegen hat, einmal bedrohet würde. . Nach der Art, wie die Menschen, vorzüglich der höheren Stände leben, hat, genau genommen, der Jahres- wechsel seine wahre Bedeutung verloren. Im Grunde fängt mit jedem Tage ein neues Jahr an. Nur die Jahrszeiten machen einen wirklichen Abschnitt. Diese aber haben bei uns kaum auf mehr, als unsre Annehmlichkeit und Bequem- lichkeit Einfluß. Mir ist aber demohngeachtet ein neues Jahr immer eine Epoche, die mich aufs neue in mir selbst sammelt. Ich übersehe, was ich gethan habe, etwa noch thun möchte, ich gehe mit meinen Empfindungen zu Rathe, misbillige oder billige, befestige mich in alten, mache neue Vorsätze und bringe so gewöhnlich die ersten Tage des Jahrs müßig und arbeitslos zu. Ich lächle dann selbst, daß ich die guten Vor-

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sätze mit Müßiggang verbringe, aber es ist nicht sowohl Müßiggang, als Muße, und diese ist bisweilen heilsamer, als Arbeit. Worauf aber diese periodischen Betrachtungen immer und gleichmäßig zurückkommen, ist eine Freude, daß ein Jahr mehr sich an das Leben angeschlossen hat. Es ist dies keine Sehnsucht nach dem Tode. Diese habe ich schon darum nicht, weil ja Leben und Tod, unabänderlich mit einander zusammen- hingend, nur Entwicklungen desselben Daseyns sind, und es also unüberlegt und kindisch seyn würde, in demjenigen, was moralisch und physisch seine Zeitpunkte der Reife haben muß, durch beschränkte Wünsche etwas ändern und verrücken zu wollen. Es ist auch nicht, ja noch viel weniger Ueberdruß am Leben. Ich habe dieselbe Empfindung in den genußreichsten Zeiten gehabt, und jetzt da ich gar keiner äußeren Freude recht empfänglich bin, wenigstens keine suche, aber still in mir und in der Erinnerung lebe, kann ich noch weniger dem Leben einen Vorwurf zu machen haben. Aber der Verlauf der Zeit hat in sich für mich was Erfreuliches. Die Zeit ver- läuft doch nicht leer, sie bringt, und nimmt, und läßt zurück. Man wird durch sie immer reicher, nicht gerade an Genuß, aber an etwas Hóherem. Ich meine damit nicht gerade die bloße trockne Erfahrung, nein es ist eine Erhöhung der Klar- heit und der Fülle des Selbstgefühls, man ist mehr das, was man ist, und ist sich klarer bewußt, wie man es ist und wurde. Und das ist doch der Mittelpunkt für des Menschen jetziges und künftiges Daseyn, also das Hóchste und Wichtigste für ihn. Das wird Ihnen, liebe Charlotte, mehr und besser zeigen, wie ich es meine, wenn ich das Alter der Jugend vorziehe. Mein eigentlicher Wunsch wäre aber, daß ich allein alt würde, und Alles um mich her jung bliebe. Damit würden auch die Anderen zufrieden seyn, und gegen diese Selbstsucht keine

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Einwendung machen. Ganz im Ernste zu sprechen, obgleich auch das mein Ernst ist, ich meine nur in dem Ernste zu sprechen, den auch andre dafür nehmen würden, so bin ich weit entfernt zu verkennen, daß die Jugend im ge- wissen und im wahren Sinne eigentlich nicht bloß schöner und anmuthiger, sondern auch in sich mehr und etwas . Höheres ist, als das Alter. Eben weil wenig Einzelnes ent- wickelt ist, wirkt das Ganze mehr als solches, auch ent- wickelt das Leben nicht immer alle Anlagen, oft nur wenige, und da ist dann die Jugend wirklich mehr. Auch liegt da in beiden Geschlechtern ein großer Unterschied. Dem Mann wird es viel leichter, den Schein und selbst die Wirklichkeit zu gewinnen, als sey er im Alter mehr und viel mehr geworden. Man schätzt in ihm viel mehr die Eigenschaften, die wirklich dem Alter mehr angehören, und erläßt ihm die Frische und den Reiz der jüngeren Jahre. Er kann immer Mann bleiben, und sogar mehr werden, wenn er auch die körperliche Kraft sehr einbüßt. Bei Frauen ist das nicht ganz so der Fall, und die Strenge der Willensherrschaft, die Höhe der freiwilligen Selbstverläugnung, durch die das weibliche Alter sich eine so jugendliche Kraft erhalten kann, haben nur wenige den Muth sich anzueignen. Allein auch in Frauen bewahrt das Alter Vieles, was man in ihrer Jugend vergebens suchen würde, und was jeder Mann von Sinn und Gefühl vorzugsweise schätzen wird... In demjenigen, was Sie über den Unterschied zwischen der neueren Geschichte und dem Alterthume sagen, stimme ich Ihnen vollkommen bei. Man befindet sich auf einem ganz andren Boden im Alterthum. Es ergieng zwar den Menschen in jenen fernen Jahrhunderten auch wie uns jetzt. Aber die Verhältnisse waren natürlicher, einfacher, und wurden, was die Haupt-

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sache ist, frischer aufgenommen, ergriffen, behandelt und umgestaltet. Auch ist die Darstellung würdiger, hinreißender, und vor allem poetischer. Die Poesie war damals noch wahre Natur, nicht eine Kunst, sie war noch nicht geschieden von der Prosa. Dies poetische Feuer, diese Klarheit anschaulicher Schilderung verbreitet sich nun für uns über das ganze Alter- thum, das wir nur durch diesen Spiegel kennen. Denn aller- dings müssen wir uns sagen, daf wir wohl manches anders und schöner sehen, als es war. Ich will damit nicht geradezu sagen, daf die Art, wie die Dinge erzáhlt werden, unrichtig sey. Das nicht. Allein das Colorit ist ein andres, wir sehen die Menschen und ihre Thaten in anderen Farben. Auch fehlen uns eine Menge kleiner Details, wir sehen nicht Alles, oft nur die hervorstechenden, wenn auch nicht mit Fleif aus- gewáhlten Züge. So wird Alles überraschender und colos- saler. Ich vermuthe, daß Sie bei dem schönen, gelinden und oft sonnigen Wetter auch täglich Ihren Garten besuchen. Ichlassekeinen Tag ohneSpatziergang vorübergehen. DieSonne aber entgeht mir bisweilen, da ich mich in meinem Spatzieren- gehen nicht nach ihr richte. Ich gehe immer Sommers und Winters am Nachmittag, und die Sonne versteckte sich in diesen Tagen hier am Mittag in Nebel. Meine Gesundheit, denn ich sehe, daß ich noch nicht von ihr gesprochen, ist sehr gut. Ich habe bis jetzt in diesem Winter nicht einmal einen Schnupfen gehabt. Ich kónnte also nur über Altersschwáchen klagen; diese sind aber natürlich, undichertragesieohne mich über gie zu wun- dern. Ich bitte Sie, liebe Charlotte, Ihren nächsten Brief am 25. dieses Monats zur Post zu geben. Leben Sie nun recht wohl, und rechnenSie immer auf meineunveränderte Theilnahme. H.

Aus Wilhelm von Humboldt; Briefen an eine Freundin, zum erstenmal nach den Handschriften herausgegeben von Albert Leitzmann.

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HUGO VON HOFMANNSTHAL: AUS DER FREIEN ÜBERTRAGUNG DER „ALKESTIS“ DES EURIPIDES

PROLOG

Stimme auf der Gartenmauer, von einer leisen Musik begleitet,

halb Gebet, balb Lied

O liebst du nicht mehr dies gastliche Haus, Phöbos Apollon? Und liebtest es doch und hast einst nicht verschmäht, Phöbos Apollon, Hier dienend im Hause, ein weidender Hirt, Zu führen die Herde auf Heide und Hald Und mit tönendem Rohr zu berauschen den Wald, Herr, Phöbos Apollon! Da kamen die Lüchse und weideten mit, Da folgten die Löwen dem Klang und dem Schritt In feuerfarbenem Rudel, Gebunden von süßer Gewalt, Um deine Zither die bunten Reh Hintanzten und lieben für deine Nah Den dunklen schweigenden Wald! Vergißt du, Apollon, so bald, Die sterblichen Menschen so bald?

NÄNIE AN DER BAHRE DER ALKESTIS

Die älteren Frauen, rezitativisch

Es pflücken die Menschen die Früchte des Lebens, Die Wunder der Weite, die Wunder der Nähe. Sie saugen den Zauber der Töne aus Flöten

Und Königsgedanken aus Träumen der Nacht.

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Sie fahren im hohen Wagen des Lebens

Mit stolzen Stirnen den Wunderweg,

Da springt gegen sie mit eichener Keule Und schlägt sie nieder das stumme Geschick.

Die jüngeren Frauen

Wir dürfen nicht fragen, wir kónnens nicht fassen! O brechet die Früchte, umschlinget einander, Beladet mit Leben die fliehenden Stunden,

Mit Lachen und Liebe, mit Herrschaft und Lust! Was frommen die duftenden, goldnen Sandalen,

Was frommen die Spangen, was frommen die Blumen, Um nieder ins Dunkel zu folgen dem Tod?

Gesang der Sklavinnen

Nicht des Geiers Schwingen schlage Ihr ums Haupt, die wilden, Tod, Flieg ihr auf den Mund, ein Falter, Schwarz und still im Abendrot!

Führ sie nicht die schlimmen Wege Zu der blutigen Schatten Schar, Laß sie gehn auf Dämmerwiesen,

"Tráumerei und Mohn im Haar!

Aus dem Jahrbuch „Hesperus“.

LG FICHTE: MARTIN LUTHER UND DIE DEUTSCHE NATION

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AS aus Asien stammende und durch seine Verderbung

erst recht asiatisch gewordene, nur stumme Ergebung

und blinden Glauben predigende Christentum war schon für die Rómer etwas Fremdartiges und Auslándisches; es wurde niemals von ihnen wahrhaft durchdrungen und angeeignet und teilte ihr Wesen in zwei nicht aneinander passende Hälften, wobei jedoch die Anfügung des fremden Teils durch den an- gestammten schwermütigen Aberglauben vermittelt wurde. An den eingewanderten Germaniern erhielt diese Religion Zöglinge, in denen keine frühere Verstandesbildung ihr hinder- lich war, aber auch kein angestammter Aberglaube sie be- günstigte, und so wurde sie denn an dieselben gebracht als ein zum Rómer, das sie nun einmal sein wollten, eben auch gehóriges Stück ohne sonderlichen Einfluß auf ihr Leben. Daß diese christlichen Erzieher von der altrómischen Bildung und dem Sprachverständnisse als dem Behälter derselben nicht mehr an diese Neubekehrten kommen ließen, als mit ihren Absichten sich vertrug, versteht sich von selbst. Als später- hin die echten und unverfälschten Denkmale der alten Bildung in die Hände dieser Völker fielen und dadurch der Trieb, selbsttátig zu denken und zu begreifen, in ihnen angeregt wurde, so mußte, da ihnen teils dieser Trieb neu und frisch war, teils kein angestammtes Erschrecken vor den Góttern ihm das Gegengewicht hielt, der Widerspruch eines blinden Glaubens und der sonderbaren Dinge, welche im Verlaufe der Zeiten zu Gegenstánden desselben geworden waren, dieselben weit hárter treffen denn sogar die Rómer, als an diese zuerst das Christentum kam. Einleuchten des vollkommnen Wider- spruchs aus demjenigen, woran man bisher treuherzig geglaubt hat, erregt Lachen; die, welche das Rátsel gelóst hatten, lach- ten und spotteten, und die Priester selbst, die es ebenfalls gelöst hatten, lachten mit, gesichert dadurch, dab nur sehr wenigen der Zugang zur altertümlichen Bildung als dem

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Lösungsmittel des Zaubers offenstehe. Ich deute hiemit vor- züglich auf Italien als den damaligen Hauptsitz der neu- römischen Bildung, hinter welchem die übrigen neurömischen Stämme in jeder Rücksicht noch sehr weit zurück waren.

Sie lachten des Truges, denn es war kein Ernst in ihnen, den er erbittert hätte; sie wurden durch diesen ausschließen- den Besitz einer ungemeinen Erkenntnis um so sicherer ein vornehmer und gebildeter Stand und mochten es wohl leiden, daß der große Haufe, für den sie kein Gemüt hatten, dem Truge ferner preisgegeben und so auch für ihre Zwecke folg- samer erhalten bliebe. Also nun, daß das Volk betrogen werde, der Vornehmere den Betrug nütze und sein lache, konnte es fortbestehen; und es würde wahrscheinlich, wenn in der neuen Zeit nichts vorhanden gewesen wäre außer Neu- römer, also fortbestanden haben bis ans Ende der Tage.

Nicht länger aber konnte der bisherige Zustand der Dinge bestehen, sobald dieses Licht in ein in wahrem Ernste und bis auf das Leben herab religiöses Gemüt fiel und wenn dieses Gemüt von einem Volke umgeben war, dem es seine ernstere Ansicht der Sache leicht mitteilen konnte, und dieses Volk Häupter fand, welche auf sein entschiedenes Bedürfnis etwas gaben. So tief auch das Christentum herabsinken mochte, so bleibt doch immer in ihm ein Grundbestandteil, in dem Wahr- heit ıst und der ein Leben, das nur wirkliches und selbständiges Leben ist, sicher anregt, die Frage: was sollen wir tun, damit wir selig werden? War diese Frage auf einen erstorbenen Boden gefallen, wo es entweder überhaupt an seinen Ort ge- stellt blieb, ob wohl so etwas wie Seligkeit im Ernste mög- lich sei, oder wenn auch das erste angenommen worden wäre, dennoch gar kein fester und entschiedener Wille, selbst auch selig zu werden, vorhanden war, so hatte auf diesem Boden

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die Religion gleich anfangs nicht eingegriffen in Leben und Willen, sondern sie war nur als ein schwankender und blasser Schatten im Gedächtnisse und in der Einbildungskraft be- fangen geblieben; und so mußten natürlich auch alle fernere Aufklärungen über den Zustand der vorhandenen Religions- begriffe gleichfalls ohne Einfluß auf das Leben bleiben. War hingegen jene Frage in einen ursprünglich lebendigen Boden gefallen, so daß im Ernste geglaubt wurde, es gebe eine Selig- keit, und der feste Wille dawar, selig zu werden, und die von der bisherigen Religion angegebnen Mittel zur Seligkeit mit innigem Glauben und redlichem Ernste in dieser Absicht ge- braucht worden waren, so mußte, wenn in diesen Boden, der gerade durch sein Ernstnehmen dem Lichte über die Be- schaffenheit dieser Mittel sich länger verschlof, dieses Licht zuletzt dennoch fiel, ein gráfliches Entsetzen sich erzeugen vor dem Betruge um das Heil der Seele, und die treibende Unruhe, dieses Heil auf andere Weise zu retten, und was als in ewiges Verderben stürzend erschien, konnte nicht scherzhaft genommen werden. Ferner konnte der einzelne, den zuerst diese Ansicht ergriffen, keinesweges zufrieden sein, etwa nur seine eigne Seele zu retten, gleichgültig über das Wohl aller übrigen unsterblichen Seelen, indem er seiner tiefern Religion zufolge dadurch auch nicht einmal die eigne Seele ge- rettet hátte; sondern mit der gleichen Angst, die er um diese fühlte, mußte er ringen, schlechthin allen Menschen in der Welt das Auge zu öffnen über die verdammliche Täuschung.

Auf diese Weise nun fiel die Einsicht, die lange vor ihm sehr viele Ausländer wohl in größerer Verstandesklarheit ge- habt hatten, in das Gemüt des deutschen Mannes Luther. An altertümlicher und feiner Bildung, an Gelehrsamkeit, an andern Vorzügen übertrafen ihn nicht nur Ausländer, sondern

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sogar viele in seiner Nation. Aber ihn ergriff ein allmächtiger Antrieb, die Angst um das ewige Heil, und dieser ward das Leben in seinem Leben und setzte immerfort das letzte in die Wage und gab ihm die Kraft und die Gaben, die die Nachwelt bewundert. Mögen andere bei der Reformation irdische Zwecke gehabt haben, sie hätten nie gesiegt, hätte nicht an ihrer Spitze ein Anführer gestanden, der durch das Ewige be- geistert wurde; daß dieser, der immerfort das Heil aller un- sterblichen Seelen auf dem Spiel stehen sah, allen Ernstes allen Teufeln in der Hölle furchtlos entgegenging, ist natür- lich und durchaus kein Wunder. Dies nun ist ein Beleg von deutschem Ernst und Gemüt.

Daß Luther mit diesem rein menschlichen und nur durch jeden selbst zu besorgenden Anliegen an alle und zunächst an die Gesamtheit seiner Nation sich wendete, lag, wie gesagt, in der Sache. Wie nahm nun sein Volk diesen Antrag auf? Blieb es in seiner dumpfen Ruhe, gefesselt an den Boden durch irdische Geschäfte und ungestört fortgehend den ge- wohnten Gang, oder erregte die nicht alltägliche Erscheinung gewaltiger Begeisterung bloß sein Gelächter? Keinesweges, sondern es wurde wie durch ein fortlaufendes Feuer ergriffen von derselben Sorge für das Heil der Seele, und diese Sorge eröffnete schnell auch ihr Auge der vollkommnen Klarheit, und sie nahmen auf im Fluge das ihnen Dargebotene. War diese Begeisterung nur eine augenblickliche Erhebung der Ein- bildungskraft, dieim Leben undgegen dessen ernsthafte Kämpfe und Gefahren nicht standhielt? Keinesweges, sie entbehrten alles und trugen alle Martern und kämpften in blutigen zweifelhaften Kriegen, lediglich damit sie nicht wieder unter die Gewalt des verdammlichen Papsttums gerieten, sondern ihnen und ihren Kindern fort das allein seligmachende Licht

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des Evangeliums schiene; und es erneuten sich an ihnen in später Zeit alle Wunder, die das Christentum bei seinem Be- ginnen an seinen Bekennern darlegte. Alle Äußerungen jener Zeit sind erfüllt von dieser allgemein verbreiteten Besorgtheit um die Seligkeit. Sehen Sie hier einen Beleg von der Eigen- tiimlichkeit des deutschen Volkes. Es ist durch Begeisterung zu jedweder Begeisterung und jedweder Klarheit leicht zu'er- heben, und seine Begeisterung hält aus für das Leben und ge- staltet dasselbe um.

Auch früher und anderwárts hatten Reformatoren Haufen des Volks begeistert und sie zu Gemeinen versammelt und. gebildet; dennoch erhielten diese Gemeinen keinen festen und auf dem Boden der bisherigen Verfassung gegründeten Be- stand, weil die Volkshäupter und Fürsten der bisherigen Ver- fassung nicht auf ihre Seite traten. Auch der Reformation durch Luther schien anfangs kein günstigeres Schicksal be- stimmt. Der weise Kurfürst, unter dessen Augen sie begann, schien mehr im Sinne des Auslandes als in dem deutschen weise zu sein; er schien die eigentliche Streitfrage nicht sonder- lich gefaßt zu haben, einem Streite zwischen zwei Mónchs- orden, wie es ihm schien, nicht viel Gewicht beizulegen und hóchstens blofó um den guten Ruf seiner neu errichteten Universitát besorgt zu sein. Aber er hatte Nachfolger, die, weit weniger weise denn er, von derselben ernstlichen Sorge für ihre Seligkeit ergriffen wurden, die in ihren Völkern lebte, und vermittelst dieser Gleichheit mit ihnen verschmol- zen bis zu gemeinsamen Leben oder Tod, Sieg oder Unter- gange.

Sehen Sie hieran einen Beleg zu dem Grundzuge der Deutschen als einer Gesamtheit und zu ihrer durch die Natur begründeten Verfassung. Die großen National- und Welt-

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angelegenheiten sind bisher durch freiwillig auftretende Redner an das Volk gebracht worden und bei diesem durch- gegangen. Mochten auch ihre Fürsten anfangs aus Aus- länderei und aus Sucht, vornehm zu tun und zu glänzen, wie jene sich absondern von der Nation und diese verlassen oder verraten, so wurden sie doch später leicht wieder fortgerissen zur Einstimmigkeit mit derselben und erbarmten sich ihrer Völker. Daf das erste stets der Fall gewesen sei, werden wir tiefer unten noch an andern Belegen dartun; dab das letztere fortdauernd der Fall bleiben möge, können wir nur mit heiber Sehnsucht wünschen.

Ohnerachtet man nun bekennen muß, daß in der Angst jenes Zeitalters um das Heil der Seelen eine Dunkelheit und Unklarheit blieb, indem es nicht darum zu tun war, den äube- ren Vermittler zwischen Gott und den Menschen nur zu ver- ändern, sondern gar keines äußern Mittlers zu bedürfen und das Band des Zusammenhanges in sich selber zu finden, so war es doch vielleicht notwendig, daß die religiöse Ausbildung der Menschen im ganzen durch diesen Mittelzustand hindurch- ginge. Luthern selbst hat sein redlicher Eifer noch mehr ge- geben, denn er suchte, und ihn weit hinausgeführt über sein Lehrgebäude. Nachdem er nur die ersten Kämpfe der Ge- wissensangst, die ihm sein kühnes Losreißen von dem ganzen bisherigen Glauben verursachte, bestanden hatte, sind alle seine Äußerungen voll eines Jubels und Triumphs über die erlangte Freiheit der Kinder Gottes, welche die Seligkeit ge- wiß nicht mehr außer sich und jenseit des Grabes suchten, sondern der Ausbruch des unmittelbaren Gefühls derselben waren. Er ist hierin das Vorbild aller künftigen Zeitalter ge- worden und hat für uns alle vollendet. Sehen Sie auch hier einen Grundzug des deutschen Geistes. Wenn er nur sucht,

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so findet er mehr, als er suchte; denn er gerät hinein in den Strom lebendigen Lebens, das durch sich selbst fortrinnt und ihn mit sich fortreißt.

Dem Papsttume, dieses nach seiner eignen Gesinnung ge- nommen und beurteilt, geschahe durch die Weise, wie die Reformation dasselbe nahm, ohne Zweifel unrecht. Die Áufe- rungen desselben waren wohl größtenteils aus der vorliegen- den Sprache blind herausgegriffen, asiatisch rednerisch über- treibend, gelten sollend, was sie kónnten, und rechnend, dab mehr als der gebührende Abzug wohl ohnedies werde gemacht werden, niemals aber ernstlich ermessen, erwogen oder ge- meint. Die Reformation nahm mit deutschem Ernste sie nach ihrem vollen Gewichte; und sie hatte recht, daf man alles also nehmen solle, unrecht, wenn sie glaubte, jene hátten es also genommen, und sie noch anderer Dinge denn ihrer natür- lichen Flachheit und Ungründlichkeit bezichtigte. Überhaupt ist dies die stets sich gleichbleibende Erscheinung in jedem Streite des deutschen Ernstes gegen das Ausland, ob dieses sich nun außer Landes oder im Lande befinde, daß das letztere gar nicht begreifen kann, wie man über so gleichgültige Dinge, als Worte und Redensarten sind, ein so großes Wesen erheben möge, und daß sie, aus deutschem Munde es wieder hörend, nicht gesagt haben wollen, was sie doch gesagt haben und sagen und immerfort sagen werden, und über Verleumdung, die sie Konsequenzmacherei nennen, klagen, wenn man ihre Äußerungen in ihrem buchstäblichen Sinne und als ernstlich gemeint nimmt und dieselben betrachtet als Bestandteile einer folgebeständigen Denkreihe, die man nun rückwärts nach ihren Grundsätzen und vorwärts nach ihren Folgen herstellt indes man doch vielleicht sehr entfernt ist, ihnen für die Person klares Bewußtsein dessen, was sie reden, und Folge-

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beständigkeit beizumessen. In jener Anmutung, man müsse eben jedwedes Ding nehmen, wie es gemeint sei, nicht aber etwa noch darüber hinaus das Recht, zu meinen und laut zu meinen, in Frage ziehen, verrát sich immer die noch so tief

versteckte Auslánderei. Aus Fichtes „Reden an die deutsche Nation“, nene revidierte Ausgabe von Rudolf Eucken.

DREI SONETTE VON WILLIAM SHAKESPEARE

EBST: du noch fort, wenn nach genoßnen Tagen Der Tod mein Irdisches dem Staube gibt, Und musterst du noch einmal diese zagen, Kunstlosen Zeilen deß, der dich geliebt: Bemiß sie nach der bessern Zeiten Gunst, Und sind sie gleich veraltet und verpönt, Ehr meine Liebe, nicht des Liedes Kunst, Das schon manch Glücklicherer übertönt. Dann sollst du noch in Liebe von mir sagen: Hätt er den Aufschwung dieser Zeit gesehn, Sein Lieben hätte beßre Frucht getragen, Er dürfte kühn in stolzern Reihen gehn.

Doch weil er tot, und andre besser schrieben, Frag ich nach ihrem Stil, nach seinem Lieben.

MANCH holder Morgen stieg aus Finsternissen, Mit Herrscherblick die Höhen zu umwerben, Mit goldnem Mund der Wiesen Grün zu küssen Und blasse Ströme wundersam zu färben;

Bis niederstes Gewölk am Himmelszelt

In trübem Schwarm sein Antlitz überflog

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Und er sich barg vor der verlaßnen Welt Und heimlich, ohne Zier gen Westen zog: So schien auch mir ein Morgensonnenschein, Von allgebietend-hehrem Glanz erfüllt; Doch ach! er war nur eine Stunde mein. Die Wetterwolke hat ihn mir verhüllt.

Doch bleibt er unverachtet meinem Herzen; Wenn Sonnen fliehn, mag Erdenlicht sich schwärzen.

SOLL ich dich einem Sommertag vergleichen ? ‘Holdseliger und milder noch bist du:

Durch Maienknóspchen rauhe Winde streichen, Des Sommers Frist geht raschem Ende zu.

Oft glüht des Himmels Auge gar zu heiß,

Oft zeigt sein goldner Glanz des Dunkels Spur, Das Schóne weicht oft aus der Schónheit Gleis Durch Zufall oder Wandel der Natur.

Doch nimmer schwindet deines Sommers Pracht, Und was du Holdes hast, wird ewig weilen; Du wirst nicht wandeln in des Todes Nacht, Wenn du verewigt bist in ewgen Zeilen. Solange Menschen atmen, Augen sehn,

Lebt mein Gedicht, in ihm wirst du bestehn.

Aus: Shakespeares Sonette. Fubiläumsansgabe (1609—1909). Übertragen von Eduard Sänger.

WILHELM HEINSE: DER RHEINFALL BEI SCHAFF- HAUSEN

Neuhaußen bey Schafhausen. Den 14 August, 1780. ER Rhein bey Schafhausen thut einen solchen Schuß in die Tiefe, dab er das Laufen vergißt, und sich

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besinnt, ob er Dunst werden, oder Wasser bleiben will. Wenn man ihn zum ersten erblickt: so sieht man lauter Dunststaub wie Silberrauch in der Luft. Sein Brausen in der Ferne scheint wie Harmonie, in welche einzelne Fluthenschläge die Melodie machen. Er sieht ganz wild und ernst aus, und stürmt trotzig über die Felsen hin, kühn und sicher nicht zu vergehen. Es ist eine erschreck- liche Gewalt, und man erstaunt, wie die Felsen dagegen aushalten können. Das Wasser scheint von der heftigen Bewegung zu Feuer zu werden und raucht; aber sein Dampf ist Silber, so rein wie sein Element ist.

Den 14 Nachmittags auf der Zürcherseite.

Es ist der ungeheuerste Krieg der Riesenkräfte der Natur gegen einander. Allmählich vom weiten rauscht der Rhein die Felsen an, die hervorstehen; und fängt schon an zu zürnen, und schäumt an vielen Orten und Seiten auf, bis er sich im Grimm herniederstürzt, und seine Fluthen an den großen Massen von Stein aufbrausen, und immer schneller und jähzorniger mit einer Allgewalt gegen die entgegen stehenden und weit darüber herausragenden un- beweglichen Pfeiler in die Tiefe schießen, daß der Dunst- staub davon in die Luft prallt, als ein starker Geist herum wirbelt, immer in feinere Wölkchen sich wälzt, und end- lich menschlichen Augen verschwindet. Das unergründlich tiefe Brausen schlägt mit einer entzückenden Majestät in die Ohren. Die zwey hervorragenden Steinpfeiler sehen aus wie feindliche Dämonen; insonderheit hat der erste von der linken Seite, welchen der Anprall unten ausgehöhlt hat, einen runden Katzenkopf. Man steht wie mitten in

der Schlacht; nur ist der Eindruck weit größer, als er bey e

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einem menschlichen Gewürge seyn kann; und vielleicht dem muthigsten Helden wird es vor dem Gedanken zittern, mit anzugreiffen.

Was dieser Anblick für eine Menge Bilder und Gefühle in mir erregt hat, ist unaussprechlich und unbeschreiblich. Das grofe Becken, wohinein er stürzt, prallt wieder, wie ein stürmischer See auf allen Seiten. Er kómmt oben herangezogen, und fällt mit allerley majestätischen Formen von Kopfsgestalt in Achillischer und Ajaxischer Wuth herein und an, grün, wie Feueraugen, und weich von Schaum wie Sammt und Seide in brennender Zartheit, die in den aller- geschwindesten Momenten sich immer abändert.

Auch das bestgemahlte Bild von ihm wird immer todt bleiben. Die Heftigkeit der Bewegung giebt ihm das Leben, welches warm und kalt ans Herz greift, daß einem vor Entzücken und Furcht der Odem aussenbleibt. Man müßte ihn denn von oben herab mahlen, daß man sähe, was er wolle. Er will in die Tiefen der Mutter Erde, um sich mit ihr im Innern zu vereinigen. Ihr Fleisch und Gebein von außen hemmt ihn. Nun oft er Grund an, und will hinein; Felsen halten ihn auf; er stürmt, und führt mit Allgewalt seine Wogen an; schießt hernieder, und schäumt und sprudelt, und löst sich auf im Feuer der Liebe, daß sein Geist in den Lüften herum dampft. Auch will er nicht fort unten, und wirbelt noch lange heiß herum im Becken, als ob ihm die Zeit still stünde.

Den 15 August Nachmittags um 5 Uhr auf der Zürcher Seite.

Es ist, als ob eine Wasserwelt in den Abgrund aus den Gesetzen der Natur hinausrollte. Die Gewólbe der Schaum- wogen im wüthenden Schuß flammt ein glühender Regen-

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bogen wie ein Geist des Zorns schräg herab. Keine Er- innerung, der höchste Flug der Phantasie kanns der gegenwärtigen Empfindung nachsagen. Die Natur zeigt sich ganz in ihrer Größe. Die Allmacht ihrer Kräfte zieht donnernd die kochenden Fluthen herab, und giebt den un- geheuern Wassermassen die Eile des Blitzes. Es ist die allerhöchste Stärke, der wüthendste Sturm des größten Lebens, das menschliche Sinnen fassen können. Der Mensch steht klein wie ein Nichts davor da, und kann nur bis ins Innerste gerührt den Aufruhr betrachten. Selbst der schlaffste muß des Wassergebürggetümmels nicht satt werden können. Der kälteste Philosoph muß sagen, es ist eine von den un- geheuersten Wirkungen der anziehenden Kraft, die in die Sinne fallen. Und wenn man es das hundertste mahl sieht: so ergreifts einen wieder vom neuen, als ob man es noch nicht gesehen hätte. Es ist ein Riesensturm, und man wird endlich ungeduldig, dab man ein so kleines festes mecha- nisches zerbrechliches Ding ist, und nicht mit hinein kann. Der Perlenstaub, der überall, wie von einem großen wüthen- den Feuer herum dampft, und wie von einem Wirbelwind herumgejagt wird, und ‚allen den großen Massen einen Schatten ertheilt, oder sie gewitterwolkicht macht, bildet ein so fürchterliches Ganzes mit dem Flug und Schuß und Drang, und An- und Abprallen, und Wirbeln und Sieden und Schäumen in der Tiefe, und dem Brausen und dem majestätischen Erdbebenartigen Krachen dazwischen, daß alle Tiziane, Rubense und Vernets vor der Natur müssen zu kleinen Kindern und lächerlichen Affen werden. O Gott welche Musik, welches Donnerbrausen, welch ein Sturm durch all mein Wesen! Heilig, heilig, heilig! brüllt es in Mark und Gebein, kommt, und laßt euch die Natur eine

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andre Oper vorstellen, mit andrer Architektur, und andrer Fernmahlerey, und andrer Harmonie und Melodie, als die von jämmerlicher Verschneidung mit einem winzigen Messer euch entzückt. Es ist mir, als ob ich in der geheimsten Werkstatt der Schópfung mich befánde, wo das Element von fürchterlicher Allgewalt gezwungen sich zeigen muß, wie es ist, in zerstürmten ungeheuern großen Massen. Und doch läßt das ihm eigenthümliche Leben sich nicht ganz bändigen, und schäumt und wüthet und brüllt, dab die Felsen und die Berge neben an erzittern und klingen, und der Himmel davor sein klares Antlitz verhüllt, und die flam- mende Sommersonne mit mildern Strahlen drein schaut. Es ist der Rheinstrom, und man steht davor wie vor dem Innbegriff aller Quellen, so aufgelöst ist er; und doch sind die Massen so stark, daß sie das Gefühl statt des Auges ergreiffen, und die Bewegung so trümmernd heftig, daß dieser Sinn ihr nicht nach kann, und die Empfindung immer neu bleibt, und ewig schauervoll und entzückend. Man hört und fühlt sich selbst nicht mehr, das Auge sieht nicht mehr, und läßt nur Eindruck auf sich machen; so wird man ergriffen, und von nie empfundnen Regungen durchdrungen. Oben und unten sind kochende Staubwolken; und in der Mitte wälzt sich blitzschnell die dicke Fluch wie ein grünlichtes Metall mit Silberschaum im Fluß; unten stürzt es mit allmächtiger Gewalt durch den kochenden Schaum in Abgrund, daß: er wie von einer heftigen Feuers- brunst sich in Dampf und Rauch auflöst, und sich über das weite Becken wirbelt und kräuselt. An der linken Seite, wo sein Strom am stärksten sich herein wälzt, fliegt der Schuß wie Ballen zerstäubter Kanonenkugeln weit ins Becken, und giebt Stöße an die Felsenwand wie ein Erd-

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beben. Rund um weiter hin ist alles Toben und Wüthen, und däs Herz und die Pulse schlagen dem Wassergotte, wie einem Alexander nach gewonnener Schlacht.

Aus Wilbehn Heinses "I agebüchern, herausgegeben von Carl Schüddekopf.

DIE ZWEITE EPODE DES HORAZ / ÜBERTRAGEN VON RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER

DREIMAL selig, der von Stadtgeschäften fern, Wie einst der Menschen erst Geschlecht, Die Väter-Flur mit seinen eignen Rindern pflügt, Von allem Zins und Wucher frei, Ihn weckt im Feld nicht trotzger Hörner Ruf zur Schlacht, Ihm dräuet nicht das wilde Meer; Des Markts Geschrei vermeidet er und sucher nicht Der Großen stolze Schwelle heim. Mit schwanker Rebe zart erwachsenem Geschlecht Vermählt er schlanker Pappeln Reihn Und sieht behaglich, wie im Schoß des Wiesentals Die Herde blökend sich zerstreut. | Sein Messer schneidet unfruchtbare Zweige aus Und pfropft dem Stamm ein glücklich Reis. Er birgt des Honigs süße Last im reinen Krug Und schert geduldiger Schafe Kleid. Und hat der Herbst, mit runden Äpfeln schön geschmückt, Sein Haupt erhoben überm Land, Wie pflückt er froh der Quitten selbst gezogene Frucht Und schwerer Trauben Purpurglut, Dir, dir, Priap, zum Opfer und, o Vater, dir, Sylvanus, der die Grenzen schützt!

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Dann darf er bald in alten Eichbaums Schatten ruhn Und bald im Gras, das immer grünt.

Inzwischen gleiten Bäche durch die Ufer hin,

In Wäldern klagt der Vögel Ruf;

Der Quellen träufelnd Rinnsal plaudert im Geklüft Und lädt zu leichtem Schlummer ein.

Wenn dann mit Jovis winterlichem Jahr erscheint Gewitter, Schnee und Wasserflut,

Stellt er das Netz und treibt die wütigen Eber ein Mit vielen Hunden hier und hier.

An dünnen Sprenkeln spannt er leichte Fäden aus, Gefräßiger Drosseln Hinterhalt.

Der scheue Has, der Kranich, der ins Garn geriet, Muß ihm willkommene Beute sein.

Wer unter solchem Tun vergäße nicht der Not Und Sorgen, so die Liebe schafft?

Wie? Wenn dann noch ein züchtig Weib an ihrem Teil

Das Haus und liebe Kindlein hegt,

Wie die Sabinerinnen sind und sonnverbrannt

Des rüstigen Apulers Weib?

Alt-dürre Scheiter häuft sie auf geweihtem Herd, Wenn müd der Mann nach Hause kommt;

In weidene Hürden pferchet sie das muntre Vieh Und melkt die prallen Euter leer.

Dann holt sie süßen Heurigen vom Faß herein Zum Mahl, dem alles selbst erwuchs.

Nicht schmeckt mir so die Muschel vom Lucriner-See, Der Rhombus nicht, der Scarus nicht,

Die teuren Fische, die, vom Ostwind hergeführt, Zur Winterszeit die Küste schaut, |

Nicht steigt die Wachtel Afrikas in meinen Bauch,

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Die Schnepfe nicht aus Jonia

Zu größerer Lust als die vom fettesten Gezweig Des Ölbaums abgelesene Frucht

Und als das Blatt des Wiesenkrautes Lapathus Und Malven, siechen Leibes Heil,

Das Bócklein, das dem Terminus zu Ehren fiel, Das Lamm, dem Wolfe abgejagt!

Wie schón, bei solchem Schmaus die wollige Herde schaun, Am Abend wandernd gegens Haus,

Die müden Rinder, die den umgewandten Pflug Gebeugten Nackens heimwärts ziehn,

Und eingeborener Knechte Schar, des Hauses Stolz, Rings um der Laren glänzend Bild! Nachdem er also sprach, der Wucherer Alfius, Bereits, bereits ein Ackersmann,

Zog er sein ganzes Geld am Monats-Ersten ein: Am Zehnten legt ers wieder aus.

ADALBERT STIFTER: AUS DEM ALTEN WIEN

AS ich hier von Wien sage, stammt aus Wien vor

der sogenannten Neugestaltung, also, wie sie jetzt sagen, aus dem alten Wien. Nicht jedermann wird das alte Wien verachten, und wir, die wir àlter werden, ver- achten es am wenigsten. Ich hatte einmal eine Freundin, sie war sehr schön, ich hätte mich beinahe in sie verliebt oder vielmehr, ich war in sie verliebt; verbif aber die Sache und lief mir nichts merken. Sie war ein wildes, hochfahrendes, aber auch wieder ein herrliches Ding. Die Farbe ihres Angesichts war fast brauner, als es sich für ein Mädchen ziemt. Oft meinte ich, ich müßte ihre

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kräftigen, roten Lippen so sehr küssen, daß sie bluteten. Sie neckte mich mit Übermut; liebte mich aber doch nach ihrer Art. Nach einer Trennung von vielen Jahren, in denen wir jedes an einem andern Orte lebten, sah ich sie als eine sanfte, edle Mutter, als eine liebreiche Gattin und als eine vortreffliche Hausfrau wieder, und als müßte sich alles an ihr geklärt und gemildert haben, so war auch ihre Hautfarbe viel weißer geworden, so daß sie jetzt als alternde Frau fast schóner war, als einstens als blühendes Mädchen. Ich saß mit Verehrung gegen sie an ihrem Tische, hatte aber doch eine gewisse Wehmut in dem Herzen, und konnte dieser Wehmut nicht Meister werden. Erst in meinem Gasthofe erkannte ich, daß ich ihre Fehler vermißte. Ich war ein Narr; aber die Sache war nicht anders. Ich hatte auch einmal einen Vetter, er war ein leidlich guter Mensch, und ich war ihm herzlich zugetan. Als ich ihn nach langer Abwesenheit mit einigen Wider- wärtigkeiten ausgerüstet wiederfand, konnte. ich ihn nicht mehr leiden. Es wird mir bei Wien mit seinen guten und bösen Veränderungen ein wenig so gehen, wie bei meiner Freundin und bei meinem Vetter. Die im alten Wien fröhlich waren, werden die harmlosen Dinge, welche in diesen Blättern folgen, ansehen, wie die ausgebleichte Schleife einer Geliebten, die jetzt alt geworden ‘ist und von der sie nicht einmal wissen, wo sie sich befindet.

Wenn man Süd und Südwest ausnimmt, so mag der Wanderer kommen von welcher Weltgegend immer, und er wird, bevor er noch ein Atom von der großen Stadt erblicken kann, schon jene schlanke, zarte, luftige Pappel erblicken, die still und ruhig in einem leichten blauen

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Dufte steht und die Stelle anzeigt, an der sich die noch nicht gesehene riesige Stadt hindehnet, dann, wenn er weiter geht, reitet oder fährt, münden sich allerwärts Straßen wie Adern zusammen, der Gefährten werden immer mehr, die schneller oder langsamer teilnahmslos an ihm vorüberjagen, wie Treibholz, demselben Strudel zu, bis sich endlich rechts und links, nah und ferne die Massen der Stadt heben, hier sanft rauchend und hinausdámmernd, dort nahe schreitend mit Dächern, Giebeln, Türmen, fun- kelnden Punkten bis er endlich bei einer unscheinbaren Barriere hineintritt, und nun schlagen die Wogen über ihm zusammen. Eine endlose Gasse nimmt ihn auf; ein Strom, der schmutzige und glänzende Dinge treibt, wird immer dichter und immer. lärmender, je näher er jener Pappel kömmt, die er aber jetzt nirgends sieht ja, dort tritt sie vor, ein dunkler, schlanker, riesiger Stift in der glänzenden Luft nein, sie ist es nicht; denn weiter rechts steht mit einem Male eine noch größere, ruhigere, graublau dämmernd, den Adler auf der Spitze tragend diese ists man sieht fast das zarte Laubwerk an ihrem Schafte emporstreben. Jetzt tritt wieder eine Häuserpartie da- zwischen die Gasse will kein Ende nehmen; allerorts Drängen und Brausen und Vergnügen und Freude, nur dem Fremdling will es einsam werden in dieser tosenden Wüstenei. Fast betäubt geht er weiter; mit einem Male ist die Gasse zu Ende und auch die Stadt. Ein weiter grüner Platz voll Laubgrün und geputzter Menschen steht vor ihm, aber jenseits wieder eine Stadt, die ewig un- erreichbare Pappel wieder in ihrer Mitte tragend. Un- verdrossen durchschreitet er den seltsamen Garten; ein finsteres Tor schlingt ihn ein; eine Versammlung glänzender

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Paläste tritt um ihn herum und nimmt ihn in die Mitte, ihn hier und dort hindurchgeleitend, immer zu neuen, fast noch glänzenderen weisend. Dem armen Landbewohner ists, als seien hier ja gar keine Häuser, lauter Paläste und Kirchen seine Pappel ist verschwunden hier oder dort taucht wohl ihre Spitze ein wenig vor, dann wieder lange nicht, dann wieder auf einmal an einem ganz anderen Orte. Er geht darauf zu, weicht ein wenig an dieser Ecke ab, dann an jener, es kómmt Gasse an Gasse, aber er erreicht sie nicht ja, dort sieht die Spitze wieder hervor, gerade hinter ihm. Sind ihrer denn unzählige? „Nein, mein Guter, aber du gehst in der Irre siehe hier, wo die endlos große Tafel auf dem Hause ist, ist eine Herberge: da ruhe aus, erquicke dich, siehe von deinem Fenster aus dem Schwalle zu, der ewig unerschópf- lich um jene Ecke flutet, und gewóhne dich an ihn dann morgen früh mit Tagesanbruch geh mit mir, ich führe dich bis zur Spitze deiner geliebten Pappel empor und zeige dir von dort herab die Zauberei dieser Welt.“

So. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Es werden wenige sein von allen denen, die jetzt noch unter uns schlummern, welche schon den Anblick genossen haben, der unser harret; denn sie können das Bett nicht verlassen oder haben niemand, der ihnen. dazu verhelfen könnte, schon so früh heroben auf dieser Spitze sein zu können. Dort gegen Norden hinaus, wo die leichten weißen Nebel ruhen und ziehen, ist die Donau, und die dunklen Streifen, die sich im Nebel zu wälzen und mit ihm zu ziehen scheinen, sind schöne Auen, durch die der edle Strom wallet. Weiter hinaus, das luftige, im Morgengrau schimmernde Fahlrot ist das Marchfeld, und jener blaue

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Hauch durch den Himmel, der sich eben mit der ersten Milch des Morgens lichtet, sind die Karpathen und die Berge gegen Ungarn. Sie schweifen wie ein aus Luft ge- wobenes Band um den ganzen Osten, der bereits über- raschend schnell in ein immer feineres Licht aufblühet, und schwimmen dort wie in unermeßlicher Ferne in die Luft hinaus. Aber was ist jener Berg gleich rechts daran mit der zum Erschrecken nahen, weißglänzenden Zeich- nung? Er steht eine Tagereise weit von hier gegen Süd- westen und ist der Schneeberg, das letzte jener Häupter, die, mit manchem silberweißen Helm und Panzer bedeckt, in jenem Zuge stehen, der vom Lande Schweiz an durch das Tirol herausreicht und dann, zwischen unserm Lande und der Steiermark laufend, hier mit einem Male ein Ende nimmt. Rechts von ihm siehst du die blaue Mauer weiter westwärts springen, bis sie dir jene dunklen Rücken decken, die uns breit und schwer den auch noch dunklen West- himmel umlagern. Wie sie auch jetzt mit dem wilden Schwarz um den sich hellenden Himmel liegen, so wirst du doch sehen, wenn über ihnen die Sonne steht, wie sie an- mutige Hóhen sind, üppige Laubschósse, in denen die weißen Landhäuser herumgestreut sind, und die Dörfer und die Schlósser, in deren Schatten die tausend verschlun- genen Wege laufen, so daß diese Höhen wie ein riesen- hafter heitergrüner Park um die große staubende Stadt - herumlaufen, ihren West wie ein sanfter Bogen gürtend. Mitten nun auf dieser dunklen Länderscheibe, die du eben mit deinem Auge aus dem Himmel herausgeschnitten, ge- rade unten zu deinen Füßen liegt die schwarze Stadt, un- berührt von der Morgenróte, die bereits über ihr herauf- flammt, dieses Bild des gestrigen Treibens, nun unbeweglich

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ruhig, wie in Todesschlummer gestürzt, gespenstig starr heraufglotzend, als wäre sie tot, von keinem einzigen Laute erschüttert als hier und da von dem grellen Schlag einer geblendeten Nachtigall, die, den stillen Nacht- und Morgenhauch in ihren Gliedern fühlend, mitten im Stein- meere von grünen Zweigen träumt und einen Lieb- und Angstruf tut doch horch, das erste Lebenszeichen des schlafenden Ungeheuers gibt sich eben kund. Hörst du das ferne Rasseln durch eine Gasse, als ob Kriegsgeschütze im Galopp führen? Es sind die ersten Fáhren, die beginnen, dem ungeheuren Magen seine heutige Nahrung zuzuführen, Fleischerwagen sind es, die durch die Schläfer rasseln und donnern und in ihre Träume reichen, ohne sie wecken zu kónnen; denn sie haben es schon tausendmal gehórt. Jetzt ist es wieder stille feurige Landzungen ragen durch den Himmel und legen ein sanftes Purpurrot auf die grauen Steine um uns, die Rippen dieses Turmes, auf dem wir stehen. Siehst du, ein graues Schimmern làuft schon hie und da durch Teile der Stadt, die dir immer größer wird und ihre Glieder, gleichsam wie im Morgenschlummer dehnend, über Hügel und Täler hinausstreckt und in dem Schimmer blitzen rote Funken auf wie vortauchende Karfunkel, es sind Fenster, an denen sich die Morgenróte fángt. Jetzt rasselt es wieder und an mehreren Stellen; jetzt fängt sichs auch hier und dort in andern ver- worrenen Ténen zu regen an, und dort und da erbraust es sanft wie Atemzüge eines Erwachenden die Nebel sind von der Donau verschwunden, und sie wird sichtbar wie ein stiller, goldner Bach. Einzelne Rauchsäulen heben sich bereits aus der Stadt das Brausen schwillt hui! ein Blitz fliegt an unsern Turm: die Sonne ist herauf!!!

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Die unten aber haben sie noch nicht jetzt ganz draufen brennt plótzlich ein Teil der Stadt an; wie es blitzt und von Zeile zu Zeile lodert! Jetzt brennts auch dort, jetzt dort, jetzt in der ganzen Stadt, ihr Rauch ver- mehret sich und wallt wie ein goldner trüber Brodem in die Morgenglut hinein. Ganze Gassen schimmern im Morgenglanze, ganze Fensterreihen belegen sich mit Gold Turmkreuze und Kuppeln funkeln von einzelnen Türmen fallen die sanften Klänge der Glocken zum Morgen-Ave. In den Gassen regt sichs; schwarze Punkte werden sichtbar und bewegen sich und schießen durchein- ander, sie werden immer mehr, einzelne frische Schalle schlagen herauf, das Rollen, Rasseln und Prasseln wird immer dichter, das verworrene Tönen ergreift alle Stadt- teile, als ob sich Gassen und Häuser durcheinanderrührten, bis ein einziges dichtes, dumpfes, fortgehendes Brausen un- ausgesetzt durch die ganze Stadt geht. Sie ist erwacht. Indes schwingt sich die Sonne siegend und lächelnd wie ein silbern reines Schild immer höher über das wirre Babel empor.

Und nun, da der Tag alles ins klare gebracht hat, lasse unsere Blicke durch dies schöne Schauspiel wandern, ehe der Wind sich hebt und der Staub seinen schmutzigen Schleier über ganze Teile der Stadt und jenen schönen Schmelz der Fernsicht legt.

Dort herein, gerade auf uns zu führt eine mächtige Straße, sie kömmt von unserm Hafen Triest und knüpft uns an den ganzen Süden. Nimm nun das Fernrohr hier und suche die Straße; dort, wo jene ferne, schwache Staub- wolke aufgeht, muß sie sein nun, was siehst du? Einen langen Zug, Wagen an Wagen, langsam fahrend,

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alle gegen die Stadt an ihnen vorüberjagend hinein und hinaus die vielerlei leichten Wagen und Reiter und zwischen ihnen wandelnd die Fußgänger und Wanderer und Herden von kleinem Vieh, und Wagen, die weder zu jenen ganz schweren noch zu diesen leichten gehören. Jene schweren Wagen, die du siehest, bringen vielnamige Waren in die Stadt, aber ein großer Teil derselben, die du mit einem dunkelroten Stoffe beladen siehst, kómmt von jener Gegend, aus der du hinter dem Berge einzelne Rauchsäulen auf- steigen siehest, und bringt unablassig und unermüdlich jenes Materiale, woraus sich dieses riesige Häusergewimmel nach und nach erbaut hat: die Ziegel und im Wiener- berge liegen noch und harren unmeßbare Schichten von Ion, daß man noch ein Wien und noch eins und weiß Gott wie viele aneinander fortbauen könnte, bis der Berg erschöpft und eben, aber auch von der Stadt verschlungen wäre! Und sieht man so zu, wie sie sich sputen und treiben und wirken, so sollte man meinen, sie hätten auch nichts anderes im Sinne. . .

Und da du das Rohr einmal in Händen hast, so gehe nun damit etwas links siehst du am Rande der Stadt jenes palastähnliche Gebäude? Es ist ein Wagenraum, aber für große, mächtige Wagen, deren gleich immer eine ganze Reihe aneinandergehängt daraus hervorfährt, von furcht- baren, unbändigen Rossen gezogen; ihr Schnauben ist er- schütternd und der Dampf ihrer Nüstern geht als hohe, dunkle Säule durch den Himmel; sie zermalmen jeden Widerstand, und ihrem Laufe vergleicht sich nur der Flug des Vogels, und dennoch nur ein Mensch, ein kleiner Mensch, du würdest ihn mit deinem Rohre kaum sehen, mit einem sanften Druck seiner Hand bändigt er die Rosse,

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daß sie dastehen, still und fromm wie zitternde Lammer. Ei dort fährt er ja siehe, die dunkle Linie schiebt sich durch die Saaten hin sieh zu, eh sie dir enteilt. Schon steht die erste Rauchwolke weit hinter ihr am Himmel, aber auch ihre zweite und ihre dritte jetzt deckt sie jener Abhang, jetzt ist sie wieder sichtbar, deut- lich hinausschwebend jetzt ist sie verschwunden, und nur der Rauch zerstreut sich langsam am Himmel. * Wie das majestätisch ist! Und der Mensch, das körper- lich ohnmächtige Ding, hat das alles zusammengebracht; die furchtbar gewaltige Naturkraft, blind und entsetzlich, hat er wie ein Spielwerk vor seinen Wagenpalast gespannt und lenkt sie mit dem Drucke seines Fingers und so wird er auch ‘noch andere, noch innigere, noch grauen- haftere seinem Dienste unterwerfen und allmächtig werden in seinem Hause, der Erde. Die Welt wird immer schöner und großartiger fast ist es betrübend, sterben zu müssen! Hast du hier den Menschen in seiner Stärke gesehen gehe nun mit dem Rohre einen Finger breit links und du siehest ihn in seiner Schönheit. Ein alter, vornehm belasteter Palast steht am oberen Ende eines Gartens: es ist das Schloß zu Belvedere. Ein kleiner schwacher Mann ruhte einst dort aus von seinen Taten, die die Frucht eines eisernen Willens waren, der in dem kleinen schwachen Manne wohnte, und die in ihrer Gewalt durch Europa klangen und wie einen Halm die Säulen brachen, auf denen der gefürchtete fanatische Halbmond stand. Jetzt ist es still in den Hallen des Schlosses; denn der kleine schwache Mann ist längst begraben, und obwohl an Hunderte von Helden in dem Schlosse sind, obwohl ein Kranz der schönsten Frauen dort weilet und Rinder und Rosse, Hirsche und

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wird diese Spitze noch wie ein Phantom gezittert haben, Der Tag ging vorüber, die Kámpfer gingen vorüber, und die Natur hüllte schamhaft einen Blumenteppich auf diese Stelle. . .

Siehe, die Sonne ist unterdes heraufgestiegen und gießt ihren Schimmer weithin und blendend über all den Schmelz und die Abenteuerlichkeit und Mannigfaltigkeit der unge- heuren Stadt. Tauche denn nun getrost in dieses Treiben, und es wird an dir sein, dir Glück oder Unglück darinnen zu suchen; beides ist in Menge da zu haben. Nimm die Menschen und Bilder, wie sie kommen. Jetzt ein kleines unbedeuten- des Wesen, jetzt ein tiefer Mann voll Bedeutung; jetzt Scherz, jetzt Ernst, jetzt ein Einzelbild, jetzt Gruppen und Massen und alles dies zusammen malet dir dann zuletzt Geist und Bedeutung dieser Stadt in allem, was in ihr liegt, sei es Größe und Würde, sei es Lächerlichkeit und Torheit, sei es Güte und Fróhlichkeit. So, nun steige hinab und trete an den nächsten besten Einzelnen und beachte ihn und studiere ihn, und werde gemach auch einer aus diesen allen, welche in Wien leben, und leben und sterben wollen nur in Wien.

Entnommen dem Werke: Aus dem alten Wien. 12 Studien von Adalbert Stifter. Herausgegeben von O. E. Deutsch.

ANDREAS HOFERS ABSCHIEDSBRIEF GERICHTET AN SEINEN FREUND PÜHLER

Liebster Herr Bruder! Der göttliche Willen ist es gewesen, daß ich hab müssen hier in Mantua mein Zeitliches mit dem Ewigen verwechseln. Aber Gott sei Dank für seine göttliche Gnade. Mir kommt

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vor, wie wenn ich zu was anderem hinausgeführt würde. Gott wird mir auch die Gnade verleihen bis zum letzten Augenblick; damit ich hinkomnien kann, wo sich meine Seele mit allen Auserwáhlten ewig erfreuen wird und wo ich für alle bei Gott bitten werde, besonders für die ich am meisten zu bitten schuldig bin, auch für Sie und Ihre liebe Frau. Alle guten Freunde sollen für mich beten und mir aus den heifen Flammen helfen, wenn ich noch im Fegfeuer büben muß.

Die Seelengottesdienste soll die Liebste mein zu St. Martin halten lassen. Den Verwandten sol beim Unter- wirt Suppe und Fleisch gegeben werden samt einer Halben Wein.

Das Geld, so ich bei mir gehabt, habe ich den Armen ausgeteilt. Die Wirtin soll mit den Leuten abrechnen so redlich als sie kann, damit ich nichts zu büßen habe.

Lebet alle wohl, bis wir im Himmel zusammenkommen und dorten Gott loben ohne Ende.

Allé Passeirer und Bekannten wollen mir im Gebet ein- gedenk sein und die Wirtin soll nicht gar zu viel Kummer haben; ich werde für sie alle bei Gott bitten.

Adie du schnóde Welt, so leicht kommt mir das Sterben vor, daß mir nicht einmal die Augen naf werden.

Geschrieben um 5 Uhr in der Früh; um 9 Uhr reise ich mit Hilf aller Heiligen zu Gott.

Mantua, den 2o. Februar 1810.

Dein im Leben geliebter Andre Hofer vom Sand in Passeier.

Im Namen des Herrn will ich die Reise unternehmen.

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DANIEL DEFOE: ROBINSONS ZWEITE REISE NACH SEINEM EILAND

CH bewohnte [in England] mein eigen Land, hatte keinen

Zind zu bezahlen, und war an keine Bedingungen gebun- den. Ich konte eignes Gefallens ausreissen und umhauen was ich wolte. Was ich pflantzte, war für mich, und was ich aufflegte, für meine Kinder; Und weil ich also die Reise- Gedancken fahren lassen, hatte ich, das Zeitliche betreffend, nicht den allergeringsten Verdruß über etwas. Jetzo dachte ich, ich sässe recht in dem Mittel-Stand des Lebens, wel- chen mir mein sehl. Vater so ernstlich recommendiret, und lebte einiger massen himmlisch; fast auf die Art, als ein gewisser Poete vom Land-Leben schreibet,

.— dab es sey

Frey von Lastern, Sorgen-Frey: Da die Jugend nichts von Lüsten, Noch von Pein die Alten wüsten.

Allein mitten unter aller dieser Glückseeligkeit setzte mich ein eintziger Schlag von dem unvermuhteten Ver- hángnib auf einmahl aus meiner Ruhe, und schlug mir nicht nur eine unvermeidliche und unheilbare Wunde, sondern stürtzte mich auch, durch dessen Folgen, in einen tieffen Verfall des Wander-Geistes, welcher, da er mir, wie ich wohl sagen mag, von der Geburth an recht im Geblüthe stack, mich gar bald wieder einnahm, und, gleich dem Recidiv einer hefftigen Kranckheit, mit unbezwing- barer Gewalt von neuem befiel; also daf mir sonst durch- aus nichts anders mehr ins Gehirn wolte. Dieser Schlag war der Hintritt meiner lieben Ehegattin.

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Ich begehre ihr allhier keinen Ehren-Tempel aufzubauen, ihre besondre Tugenden weitläufftig zu beschreiben, noch dem Frauenzimmer durch die Schmeicheley einer mühsam- ausgesonnenen Leichen-Predigt meine Aufwartung zu machen. Sie war, mit wenig Worten, die Stütze aller meiner Sachen, der Mittel-Punct aller meiner Unternehmungen, und das Werckzeug, welches mich durch ihre Klugheit in den glück- seeligen Stand und von dem ungereimtesten und schäd- lichsten Vorhaben, das mir immerzu im Kopff herumge- gangen, abgebracht, auch, zu Regier- und Leitung meines unstäten Gemühts mehr gethan, als meiner Mutter Thränen, des Vaters Vermahnungen, eines Freundes Rathschläge, oder auch meine eigne Nachsinn- und Ueberlegungs-Krafft bey mir vermocht. Ich war, da ich ihren Zähren Raum, und ihrem Flehen Gehör gegeben, glückseelig gewesen, aber jetzo auch durch ihren Verlust zu einem äusserst be- trübten und verlassenen Mann worden.

Nach ihrem Abschied kam mir die Welt um mich herum gantz wunderlich vor. Ich war, in meinen Gedancken, eben so frembde darin, als in BRASILIEN, wie ich zum erstenmahl daselbst Fuß ans Land gesetzt, und, die Auf- wartung meiner Bedienten ausgenommen, eben so einsam und allein, als vormahls auf meinem Eiland. Ich wuste nicht was ich thun oder lassen solte. Ich sahe die Welt um mich her beschäfftiget, und theils um ihr Brod arbeiten, andere hingegen ihre Zeit mit allerhand eiteln Wollüsten oder groben Excessen zubringen, beyde aber gleich un- glücklich, weil der von ihnen vorgesetzte Endzweck vor ihnen immerzu flóhe. Dann der Wollüstler verderbet sich durch eben seine Laster den Appetit selber, und häuffer sich nur etwas zur Sorge und Reue: und der arme Arbeits-

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Mann verschwendet seine Kräffte ob täglicher Bemühung um Brod, zu Unterhaltung der natürlichen Stärcke, mit deren er arbeitet, wobey er in taglichem Umlauff der Sorge, ja darum lebet, daß er arbeite, und arbeitet, daß er zu leben habe, gleichsam als wäre das tägliche Brod der eintzige Endzweck eines mühe-vollen Lebens, und ein mühe- volles Leben die eintzige Ursache des täglichen Brods.

Dieß erinnerte mich meiner Lebens-Art in meinem Königreich, auf dem Eiland, allwo ich nicht mehr Korn wachsen ließ, weil ichs nicht nöthig hatte, auch nicht mehr Ziegen auferzog, weil ich nicht mehr brauchen konnte: Woselbst das Geld in der Kiste lag, bis es schimm- licht wurde, und kaum die Gnade hatte, in zwantzig Jahren besichtiget zu werden.

Alle diese Dinge, wann ich sie so, als sichs gebührte, und wie mirs die Vernunfft und die Religion eingab, an- gewandt, hätten mich lehren sollen, zu einer vollkommenen Glückseligkeit nach etwas weiters hinaus als nach mensch- lichen Ergötzlichkeiten zu sehen, und daß etwas vorhanden, das da gewiß die Ursache und der Endzweck des Lebens, weit höher als jene Sachen, und das nach dem Tod ent- weder besessen oder doch gehoffet würde.

Allein meine kluge Rathgeberin war dahin, und ich gleich einem Schiff ohne Loots, welches nur vorm Wind seegeln kan. Meine Gedancken rannten alle wieder spornstreichs in meinem vorigen Handel hinein, mein Gehirn stack voll Grillen von fernern auswärtigen Unternehmungen, und aller lustige und unschuldige Zeit-Vertreib meines Meyer Hofes, imgleichen mein Garten, Vieh, und die Meinige, auf welche vorher alle mein Tichten und Trachten ge- standen, halfen mich nichts, sie hatten nichts anziehendes

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an sich, und waren als das Saitenspiel einem Tauben, und als die Speise einem der keinen Geschmack hat. Kurtz: Ich resolvirte, das Hauswesen anzugeben, mein Land-Gut zu verkauffen, und wieder nach LONDEN zu kehren. Gestalten ich auch etliche Monathe hernach that.

Als ich nach Londen gekommen, war ich eben so un- ruhig als zuvor. Ich hatte kein Belieben daran, auch nichts darinn zu schaffen, als herum zu schlentern wie ein Ledig- Gänger, von dem man mit Wahrheit sagen kan, er sey weder GOtt noch der Welt nütze, und an dessen Leben oder Tod den übrigen Menschen nicht ein Heller gelegen. Dies war überdem ein solches Leben; dem ich unter allen andern Arten allezeit am grammesten gewesen, als der ich von Jugend auf gerne was unter Händen gehabt, und öffters zu mir selber gesagt, Faullentzen seye recht der Hefen des Lebens. Wie ich denn würcklich dachte, ich hätte weit Pflicht- und meiner Natur gemässer gelebet, als ich zwantzig Tage über Verfertigung eines tannenen Brettes zugebracht.

Nunmehr wars der Anfang des 1693 Jahrs, als mein Vetter, welchen ich, wie vormahls gedacht, zur See-Fahrt erzogen, und ihn zu einem Schiffs-Capitain gemacht, von einer kurtzen Reise nach Bilbao, welches seine Erste ge- wesen, zurück gekommen. Dieser besuchte mich, und sagte, es hätten ihm etliche Kaufleute seiner Bekandtschafft den Vorschlag gethan, für sie, als privat-Handels-Leute, eine See-Reise nach Ost-Indien und CHINA vorzunehmen: Und nun, Herr Oheim, fuhr er fort, wo er Lust hat, mit mir in See zu gehen, so verspreche ich, ihn an seiner alten Herberge auf dem Eiland auszusetzen, weil wir doch in Brasilien ansprechen müssen.

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Nunmehr schwebte ich unterm ı9 Gr. 32 Min. Nord. Breite, und hatte bis daher, was das Wetter anbelangt, obgleich der Wind Anfangs zuwider, noch eine leidliche Reise gehabt. Ich will niemand mit umständlicher Er- zehlung, was wir auf der übrigen Fahrt ferner vor Winde, Wetter, Stróhme etc. vorgefunden, aufhalten, sondern, wegen der folgenden Sachen hierinne abbrechen, und nur berichten, dab ich den ro April, 1695 an meinen alten Wohn-Platz, ich meine das Eiland, gekommen. Es setzte keine geringe Schwürigkeit, die Stelle zu finden. Dann weil ich vormahls, von Brasilien her, im hin- und weg- kommen, mich an die Südliche und Oostliche Seite des Eilands gehalten, jetzo aber zwischen dem festen Lande und der Insul hineinfuhr, dabey keine Charte von der Küste, noch einiges Zeichen aufm Lande hatte, kannte ichs nicht als ichs sahe, und wuste auch nicht, ob ichs sähe oder nicht?

Summa; ich besuchte etliche dieser Eilinder umsonst. Einige fand ich bewohnet, andere hingegen nicht. Auf einem derselben traff ich etliche Spanier an, und hielte sie für dasige Einwohner. Als ich aber mit ihnen geredet, erfuhr ich, sie hátten unweit davon in einer kleinen An- fuhrt eine Chalouppe liegen, und kámen dahin, um Meer- Saltz zu machen, und Perlen-Muscheln, wo sie einige finden kónten, zu fischen, sie gehóreten aber auf das Eiland TRINIDAD, welches Nordlicher, und zwar zwischen dem ro und ııten Grad liegt.

Endlich, nach langem hin und her seegeln, bald mit dem Schiff, bald mit des Frantzmanns seiner Chalouppe, welche wir als einen sehr bequemen Boot befunden, und sie deswegen mit seinem guten Willen behalten hatten, gelangte ich fein hüpsch an die Mittags-Seite meines

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Eilands, und kannte sofort die Aussicht dieser Gegend. Brachte ich demnach das Schiff sicher zu Ancker, daß es der Länge nach vor der kleinen Bucht, in deren meine alte Wohnung stund, hinlag.

Sobald ich die Stelle gesehen, rieff ich Freytag, und fragte ihn, ob er wisse wo er seye? Er sah sich ein wenig ` um, klopffte aber gleich mit den Händen, und schrie: O ja dort! o ja dort! auf unsere alle Wohnstatt weisend, fieng auch an zu tantzen und zu springen, als ein Un- sinniger, und ich hatte genug zu thun, ihn davon abzu- halten, daß er nicht ins Meer gesprungen, und nach dem Ort hin geschwommen.

Nun, Freytag, sagte ich, meynst du wohl, wir werden jemand hier antreffen? und sollen wir wohl deinen Vater noch sehen? Der arme Tropf stund eine gute Weile so stumm da als ein Stock; als ich aber seinen Vater nannte, sah er gantz betrübt vor sich hin, und ich konte ihm die Thränen häuffig über die Backen lauffen sehen. Ich fragte ihn, was die bedeute, und obs ihm etwa leyd seye, dab er seinen Vater wieder sehen solle? Nein, ach nein! sagte er, mit Kopffschütteln, ich werde ihn nimmer sehen, nein! nimmer! Auf Befragen, woher ers wisse? war seine Ant- wort, sein Vater sey schon lange todt, schon lange, dann er sey ein alter Mann gewesen. Das kanst du noch nicht wissen, versetzte ich. Aber werden wir wohl sonst jemand sehen? Er muß allem Ansehen nach bessere Augen gehabt haben, als ich. Denn er zeigte just auf den Hügel ober- halb meinem alten Hause, und ob wir gleich eine Stunde weit davon lagen, schrie er doch überlaut, es seyen dort viele Menschen. Ich sahe scharff darnach, konte aber, auch so gar durchs Fernglaß, nichts vernehmen, weil ich

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den Platz nicht recht treffen konte. Massen er, wie sichs des andern Tages beym Nachfragen befunden, Recht ge- habt, indem ein halb-dutzend Männer beysammen da ge- standen, und nach dem Schiff ausgesehen, nicht wissende, was sie von uns dencken solten.

Sobald Freytag gesagt er sähe Leute, ließ ich gleich die Englische Flagge aushángen, und 3 Canonen loßfeuren, zum Zeichen, daf wir Freunde seyen, und wir wurden in einer halben Stunde gewahr, dab an der Bucht hinauf ein Rauch in die Hóhe stiege. Also muste man auf meinen Befehl sofort einen Boot ausbringen, ich nahm Freytag zu mir, hängte eine weisse oder Friedens-Flagge aus, und fuhr immerhin gerade nach dem Ufer zu. Wir hatten überdieß noch 16 wohlbewaffnete Bursche bey uns, wenn wir etwa

neue unbekandte Gäste darauf antraffen; hätten aber keine = Waffen nóthig gehabt.

Als wir bey der Fluth-Zeit, als meistens das hóchste Wasser war, an den Strand gekommen, ruderten wir gerade in die Bucht hinein, und der Erste Mann, auf den ich mein Aug richtete, war der Spanier, dem ich das Leben gerettet, und den ich noch vollkommen am Gesichte kannte. Seine Kleidung will ich nachmahls beschreiben. Ich ver- both, es solte keine Seele, vor mir, Fuf ans Land setzen. Aber da war bey Freytag kein halten. Dann das treu- hertzige Blut hatte eine ziemliche Ecke von den Spaniern, seinen Vater, von dem ich doch nichts sehen konte, er- blickt, und wann man ihn nicht mit gutem aus dem Boot gelassen hátte, wäre er unfehlbar ins Meer hineinge- sprungen.

Kaum stund er aufm Land, so flog er nach seinem Vater zu, als ein Pfei von dem Bogen. Der aller-

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gesetzteste und ernsthaffteste Mensch auf der Welt hätte sich der Thränen nicht enthalten können, wann er Freytags erste übermachte Freude bey seines Vaters Bewillkommung angesehen: Wie er ihn umarmet, geküsset, über die Backen gestrichen, auf die Arme genommen, unten an einem Baum, und sich zu ihm hingesetzt, dann wieder aufgestanden, und ihn so scharff angesehen, als man etwa eine seltzame Figur betrachtet, und das zwar */, Stunde an einander. Sodann fiel er auf den Boden, strich ihm über die Füsse, küßte sie, stund wieder auf, und sahe ihn starr an, also daß ihn einer für bezaubert halten mögen. Aber einen Stein hätte es zum Lachen bewegen sollen, wie ers den andern Tag gemacht. Des Morgens spazierte er mit seinem Vater am Gestade etliche Stunden lang hin und her, und führte ihn immerzu bey der Hand als ein Frauenzimmer. Darzwischen holte er alle Augenblick etwas für ihn aus dem Boot, als: ein Stück Zucker, einen Schluck Brandtwein, einen Zwie- back, oder sonst was gutes. Des Nachmittags wars ein anderer lustiger Aufzug. Dann da setzte er den Alten auf die Erde, tantzte um ihn herum, und machte tausen- derley selrzame Geberden und Posituren. Unter allem deme schwatzte er immerzu mit ihm, und erzehlte ihm bald diese bald jene Geschichte, wie es ihm auf seinen Reisen in der Frembde ergangen, nur seinem Vater die Zeit zu kürtzen und eine Freude zu erwecken. Kurtz; wann sich in Unserm Welt-Theil eben solche Kindliche Liebe gegen die Eltern fände, solte einer bald sagen, es brauchte schier des fünften Geboths nicht.

Aus dem Neudruck des ältesten deutschen Robinson-Buchs von 1720.

BRIEFE DES JUNGEN SCHILLER

AN SEINEN SPÄTEREN SCHWAGER W. F. H. REINWALD, BIBLIOTHEKAR IN MEININGEN

Mannheim, den 5. Mai 1784

Vielleicht wünschen Sie mit meiner Lage bekannt zu seyn. Was sich in einem Briefe sagen läßt, sollen Sie er- fahren. Noch bin ich hier, und nur auf mich kommt es an, ob ich nach Verfluß meines Jahres, nämlich am 1. September, meinen Contract verlängern will oder nicht. Man rechnet aber indeß schon ganz darauf, dab ich hier bleiben werde, und meine gegenwärtigen Umstände zwingen mich beinahe auf längere Zeit zu contrahieren, als ich vielleicht sonst ` würde gethan haben. Das Theater hat mir für dieses Jahr in Allem 5oofl. Fixum gegeben, wobei ich aber auf die jedesmalige Einnahme einer Vorstellung meiner Stüke Verzicht thun mußte. Meine Stüke bleiben mir frei zu verkaufen. Aber Sie glauben nicht, mein Bester, wie wenig Geld 600— 8oofl. in Mannheim, und vorzüglich im theatralischen Zirkel ist wie wenig Segen, móchte ich sagen, in diesem Geld jet welche Summen nur auf Kleidung, Wohnung, und gewisse Ehrenausgaben gehen, welche ich in meiner Lage nicht ganz vermeiden kann. Gott weifj, ich habe mein Leben hier nicht genossen, und noch einmal so viel als an jedem andern Orte verschwendet. Allein und getrennt! Ungeachtet meiner vielen Be- kanntschaften, dennoch einsam und ohne Führung, muß ich mich durch meine Oekonomie hindurchkämpfen, zum Unglük mit allem versehen, was zu unnöthigen Ver- schwendungen reizen kann. Tausend kleine Bekümmer- nisse, Sorgen, Entwürfe, die mir ohne Aufhören vor-

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schweben, zerstreuen meinen Geist, zerstreuen alle dichte- rischen Träume, und legen Blei an jeden Flug der Begeisterung. Hätte ich jemand, der mir diesen Theil der Unruhe abnähme, und mit warmer, herzlicher Theil- nehmung sich um mich beschäftigte, ganz könnte ich wiederum Mensch und Dichter seyn, ganz der Freund- schaft und den Musen leben. Jezt bin ich auch auf dem Weege dazu.

Den ganzen Winter hindurch verlie& mich das kalte Fieber nicht ganz. Durch Diät und China zwang ich zwar jeden neuen Anfall, aber die schlimme hiesige Luft, worin ich noch Neuling war, und meine von Gram gedrükte Seele machten ihn bald wiederkommen. Bester Freund! ich bin hier noch nicht glüklich gewesen, und fast ver- zweifle ich, ob ich je in der Welt wieder darauf Anspruch machen kann. Halten Sie es für kein leeres Geschwäz, wenn ich gestehe, daf mein Aufenthalt in Bauerbach bis jezt mein seligster gewesen, der vielleicht nie wieder kommen wird.

Vorige Woche war ich zu Frankfurt, Grosmann zu be- suchen, und einige Stüke da spielen zu sehen, worin zwei Mannheimer Schauspieler, Beil und Ifland Gastrollen spielten. Grosmann bewirthete mich unter andern auch mit Cabale und Liebe ... Hier zu Mannheim wurde es mit aller Vollkommenheit, deren die Schauspieler fähig waren, unter lautem Beifall und den heftigsten Bewegungen der Zuschauer gegeben.

Sie hätte ich dabei gewünscht, den Fiesco verstand das Publicum nicht. Republicanische Freiheit ist hier zu Land ein Schall ohne Bedeutung, ein leerer Name in den Adern der Pfälzer fließt kein römisches Blut. Aber

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zu Berlin wurde er 14mal innerhalb drei Wochen gefordert und gespielt. Auch zu Frankfurt fand man Geschmak daran. Die Mannheimer sagen, das Stük wáre viel zu ge- lehrt für sie. . . |

Noch immer trage ich mich mit dem Lieblingsgedanken, zurükgezogen von der grosen Welt, in philosophischer Stille mir selbst, meinen Freunden und einer glüklichen Weisheit zu leben, und wer weiß ob das Schiksal, das mich bisher unbarmherzig genug herumwarf, mir nicht auf einmal eine solche Seligkeit gewähren wird. In dem lärmendsten Gewühl, mitten unter den Berauschungen des Lebens, die man sonst Glükseligkeit zu nennen pflegt, waren mir doch immer jene Augenblike die süßesten, wo ich in mein stilles Selbst zurükkehrte, und in dem heitern Gefilde meiner schwärmerischen Traume herum- wandelte, und hie und da eine Blume pflükte. Meine Bedürfnisse in der grosen Welt sind vielfach und uner- schépflich, wie mein Ehrgeiz, aber wie sehr schrumpft dieser neben meiner Leidenschaft zur stillern Freude zu- sammen. BENE

Es kann geschehen, daf ich zur Aufnahme des hiesigen Theaters ein periodisches, dramaturgisches Werk unternehme, worin alle Aufsáze, welche mittelbar oder unmittelbar an das Geschlecht des Drama's oder an die Kritik desselben gränzen, Plaz haben sollen. Wollen Sie, mein Bester, einiges in diesem Fach ausarbeiten, so werden Sie Sich nicht nur ein Verdienst um mich erwerben, sondern auch alle Vortheile für Ihre Börse davon ziehen, die man Ihnen verschaffen kann, denn vielleicht verlegt und bezahlt die kurfürstliche Theatercasse das Buch. Schreiben Sie mir Ihre Entschließung darüber.

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Daß ich Mitglied der kurfürstlichen teutschen Gesell- schaft und also jezt pfälz’scher Unterthan bin, wissen Sie ohne Zweifel.

Den Einschluß überschiken (oder überbringen) Sie an Frau von Wolzogen, und fahren Sie fort, Ihren Freund zu lieben, der unter allen Verhältnissen des Lebens ewig der Ihrige bleiben wird. | Frid. Schiller

AN HENRIETTE FREIFRAU VON WOLZOGEN

Mannheim, den 7. Juni 1784

Vor einigen Tagen widerfährt mir die herrlichste Ueber- raschung von der Welt. Ich bekomme Paquete aus Leipzig, und finde von 4 ganz fremden Personen Briefe, voll Wärme und Leidenschaft für mich und meine Schriften. Zwei Frauenzimmer, sehr schöne Gesichter, waren darunter. Die eine hatte mir eine kostbare Brieftasche gestikt, die gewiss an Geschmak und Kunst eine der schónsten ist die man sehen kann. Die andere hatte sich und die 3 andern Personen gezeichnet, und alle Zeichner in Mannheim wundern sich über die Kunst. Ein dritter hatte ein Lied aus meinen Räubern in Musik gesezt, um etwas zu thun, das mir angenehm wäre. Sehen Sie meine Beste so kommen zuweilen ganz unverhofte Freuden für Ihren Freund, die desto schäzbarer sind, weil freier Wille, und eine reine, von jeder Nebenabsicht reine, Empfindung und Simpathie der Seelen die Erfinderin ist. So ein Geschenk von ganz unbekannten Händen durch nichts als die bloße reinste Achtung hervorgebracht aus keinem andern Grund, als mir für einige vergnügte Stunden, die man bei Lesung meiner Produkte genoss, erkenntlich zu

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seyn ein solches Geschenk ist mir größre Belonung, als der laute Zusammenruf der Welt, die einzige süße Entschädigung für tausend trübe Minuten. Und wenn ich das nun weiter verfolge, und mir denke, daß in der Welt vielleicht mehr solche Zirkel sind, die mich un- bekannt lieben, und sich freuten, mich zu kennen, dass vielleicht in roo und mehr Jahren wenn auch mein Staub schon lange verweht ist, man mein Andenken seegnet, und mir noch im Grabe Tränen und Bewunderung zollt dann meine Theuerste freue ich mich meines Dichter- berufes, und versóne mich mit Gott und meinem oft harten Verhängniß.

Sie werden lachen, liebste Freundin, wenn ich Ihnen ge- stehe, daß ich mich schon eine Zeitlang mit dem Gedanken trage, zu heuraten. Nicht als wenn ich hier schon ge- wählt hätte, im ‚geringsten nicht, ich bin in diesem Punkte noch so frei, wie vorhin aber eine öftere Überlegung, dass nichts in der Welt meinem Herzen die glükliche Ruhe, und meinem Geist die zu Kopfarbeiten so nötige Freiheit, und stille leidenschaftlose Musse verschaffen könne, hat diesen Gedanken in mir hervorgebracht. Mein Herz sehnt sich nach Mittheilung, und inniger Theilnahme. Die stillen Freuden des häußlichen Lebens würden, müßten mir Heiterkeit in meinen Geschäften geben, und meine Seele von tausend wilden Affekten reinigen, die mich ewig herumzerren. Auch mein überzeugendes Bewußtseyn, dass ich gewiß eine Frau glüklich machen würde, wenn anders innige Liebe und Antheil glüklich machen kann, dieses Be- wußtseyn hat mich schon oft zu dem Entschlusse hin- gerissen. Fände ich ein Mädchen, das meinem Herzen theuer genug wäre! oder könnte ich Sie beim Wort

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nehmen, und Ihr Sohn werden. Reich würde freilich Ihre Lotte nie aber gewiß glüklich. . .

AN DEN KREIS DER LEIPZIGER VEREHRER

Mannheim, den 7. December 84 Nimmermehr kónnen Sie mir's verzeihen, meine Werthe- sten, dass ich auf Ihre freundschaftsvollen Briefe, auf Briefe die so viel Enthousiasmus und Wolwollen gegen mich athmeten, und von den schäzbarsten Zeichen Ihrer Güte begleitet waren, sieben Monate schweigen konnte. Ich gestehe es Ihnen, daß ich den jezigen Brief mit einer Schaamróthe niederschreibe, welche mich vor mir selbst demütigt, und dass ich meine Augen in diesem Moment wie ein Faiger vor Ihren Zeichnungen niederschlage, die über meinem Schreibtische hangen, und in dem Augenblik zu leben und mich anzuklagen scheinen. Gewiss meine Vortreflichen Freunde u. Freundinnen, die Beschämung und die Verlegenheit welche ich gegenwärtig leide, ist Rache genug. Nehmen Sie keine andre mehr. Aber er- lauben Sie mir nur einige Worte nicht, um diese un- erhörte Nachläßigkeit zu entschuldigen, nur sie Ihnen einigermaasen begreiflich zu machen. | Ihre Briefe, die mich unbeschreiblich erfreuten, und eine Stunde in meinem Leben auf das angenehmste aufgehellt haben, trafen mich in einer der traurigsten Stimmungen meines Herzens, worüber ich Ihnen in Briefen kein Licht geben kann. Meine damalige Gemüthsfassung war die- jenige nicht, worinn 'man sich solchen Menschen, wie ich Sie mir denke, gern zum erstenmal vors Auge bringt. Ihre schmeichelhafte Meinung von mir war freilich nur eine angenehme Illusion aber dennoch war ich

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schwach genug, zu wünschen, daß sie nicht allzuschnell aufhóren móchte. Darum, meine Theuersten, behielt ich mir die Antwort auf eine bessere Stunde vor auf einen Besuch meines Genius, wenn ich einmal, in einer schöneren Laune meines Schiksals, schónern Gefühlen würde geófnet seyn. Diese Schäferstunden blieben aus, und in einer traurigen Stuffenreihe von Gram und Widerwärtigkeit ver- troknete mein Herz für Freundschaft und Freude. Un- glükselige Zerstreuungen, deren Andenken mir in diesem Augenblik noch Wunden schlägt, lóschten diesen Vorsaz nach und nach in meinem harmvollen Herzen aus. Ein Zufall, ein wehmütiger Abend erinnert .mich plözlich wieder an Sie und mein Vergehen, ich eile an den Schreib- tisch, Ihnen, meine lieben, diese schändliche Vergessenheit abzubitten, die ich auf keine Weise aus meinem Herzen mir erklären kann. Wie empfindlich mußte Ihnen der Ge- danke seyn, einen Menschen geliebt zu haben, der fähig war, Ihre zuvorkommende Güte so wie ich zu beantworten! Wie mußten Sie Sich eine That reuen lassen, die Sie an den undankbarsten auf dem Erdboden verschwendeten! Aber nein, das leztere bin ich niemals gewesen, und habe schlechterdings keine Anlage, es zu seyn. Wenn Sie nur wenige Funken von der Wärme übrig behielten, die Sie damals gegen mich hegten, so fodre ich Sie auf, mein Herz auf die strengsten Proben zu sezen, und mich diese bisherige Nachläßigkeit auf alle Arten wieder ersezen zu lassen.

Und nun genug von einer Materie, wobey ich eine so nachtheilige Rolle spiele.

Wenn ich Ihnen bekenne, daf Ihre Briefe und Geschenke das angenehmste waren, was mir vor und nach in der ganzen Zeit meiner Schriftstellerey wiederfaren ist,

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daß diese fröliche Erscheinung mich für die mancherley verdrüßlichen Schiksale schadlos hielt, welche in der Jüng- lings Epoche meines Lebens mich verfolgten, daß, ich sage nicht zu viel, dab Sie meine Theuersten, es Sich zu- zuschreiben haben, wenn ich die Verwünschung meines Dichterberufes, die mein widriges Verhángnif mir schon aus der Seele preßte, zurüknahm, und mich endlich wieder glüklich fühlte Wenn ich Ihnen dieses sage, so weib ich, daß Ihre gütige Geständnisse gegen mich Sie nicht gereuen werden. Wenn solche Menschen, solche schóne Seelen den Dichter nicht belohnen, wer thut es denn?

Ich habe nicht ohne Grund gehoft, Sie dieses Jahr noch von Angesicht zu Angesicht zu sehen, weil es im Werke war, dass ich nach Berlin gehen wollte. Die Dazwischen- kunft einiger Umstände macht diesen Vorsaz wenigstens für ein Jahr rükgängig, doch könnt es kommen, daß ich auf die Jubilat Messe Leipzig besuchte. Welche süße Momente, wenn ich Sie da treffe, und Ihre wirkliche Gegenwart auch sogar die geringste Freudenerinnerung an Ihre Bilder verdunkelt! Minna und Dora werden es wol geschehen lassen müßen, wenn sie mich bei meinen neuern poetischen Idealen über einem kleinen Diebstahl an ihren Umrissen ertappen sollten.

Ich weiß nicht, ob Sie meine werthesten, nach meinem vergangenen Betragen mich noch der Fortsezung Ihres Wohlwollens, und eines fernern Briefwechsels würdig halten können; doch bitte ich Sie mit aller Wärme es zu thun. Nur eine engere Bekanntschaft mit mir und meinem Wesen kann Ihnen vielleicht einige Schatten derjenigen Idee zurükgeben, die Sie einst von mir hegten, und nun- mehr unterdrükt haben werden. Ich habe wenig Freuden

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des Lebens genossen, aber (das ist das srolzeste was ich über mich aussprechen kanny diese wenigen habe ich meinem Herzen zu danken.

Hier erhalten Sie auch etwas Neues von meiner Feder, die Ankündigung eines Journals. Auffallen mag es Ihnen immer, daf ich diese Rolle in der Welt spielen will, aber vielleicht sóhnt die Sache selbst Sie wieder mit Ihrer Vor- stellung aus. Überdem zwingt ja das deutsche Publikum seine Schriftsteller nicht nach dem Zuge des Genius, sondern nach Speculationen des Handels zu wählen. Ich werde dieser Thalia alle meine Kräfte hingeben, aber das läugne ich nicht, dass ich sie (wenn meine Verfassung mich über Kaufmannsrüksichten hinwegsezte) in einer Andern Sphäre würde beschäftigt haben.

Wenn ich nur in einigen Zeilen Ihrer Verzeihung gewiss worden bin, so soll diesem Brief auf das schleunigste ein Zweiter folgen. Frauenzimmer sind sonst unversöhnlicher als wir, also muß ich den Pardon von solchen Händen unterschrieben lesen.

Mit unauslöschlicher Achtung der Ihrige.

Schiller.

Aus: Die Briefe des jungen Schiller, herausgegeben von Max Hecker.

SCHILLER IM URTEIL GOETHES

AUS GOETHES WERKEN Glückliches Ereignis (1794)

ENOSS ich die schönsten Augenblicke meines Lebens zu gleicher Zeit, als ich der Metamorphose der Pflanzen nachforschte, als mir die Stufenfolge derselben klargeworden,

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begeistete mir diese Vorstellung den Aufenthalt von Neapel und Sizilien, gewann ich diese Art, das Pflanzenreich zu betrachten immer mehr lieb, übte ich mich unausgesetzt daran auf Wegen und Stegen: so mußten mir diese ver- gnüglichen Bemühungen dadurch unschátzbar werden, in- dem sie Anlaß gaben zu einem der höchsten Verhältnisse, " die mir das Glück in spätern Jahren bereitete. Die nähere Verbindung mit Schiller bin ich diesen erfreulichen Er- scheinungen schuldig, sie beseitigten die Mißverhältnisse, welche mich lange Zeit von ihm entfernt hielten.

Nach meiner Rückkunft aus Italien, wo ich mich zu größerer Bestimmtheit und Reinheit in allen Kunstfächern auszubilden gesucht hatte, unbekümmert, was währender Zeit in Deutschland vorgegangen, fand ich neuere und ältere Dichterwerke in großem Ansehn, von ausgebreiteter Wirkung, leider solche, die mich äußerst anwiderten: ich nenne nur Heinses Ardinghello und Schillers Räuber. Jener war mir verhaßt, weil er Sinnlichkeit und abstruse Denkweisen durch bildende Kunst zu veredeln und aufzu- stutzen unternahm, dieser, weil ein kraftvolles, aber unreifes Talent gerade die ethischen und theatralischen Paradoxen, von denen ich mich zu reinigen gestrebt, recht im vollen hinreißenden Strome über das Vaterland ausge- gossen hatte.

Beiden Männern von Talent verargte ich nicht, was sie unternommen und geleistet; denn der Mensch kann sich nicht versagen, nach seiner Art wirken zu wollen, er ver- sucht es erst unbewußt, ungebildet, dann auf jeder Stufe der Bildung immer bewußter, daher denn so viel Treff- liches und Albernes sich über die Welt verbreitet und Verwirrung aus Verwirrung sich entwickelt.

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Das Rumoren aber, das im Vaterlande dadurch erregt, der Beifall, der jenen wunderlichen Ausgeburten allgemein, so von wilden Studenten als der gebildeten Hofdame, ge- zolt ward, der erschreckte mich; denn ich glaubte all mein Bemühen völlig verloren zu sehen, die Gegenstände, zu welchen, die Art und Weise, wie ich mich gebildet hatte, schienen mir beseitigt und gelähmt. Und was mich am meisten schmerzte: alle mit mir verbundenen Freunde, Heinrich Meyer und Moritz, sowie die im gleichen Sinne fortwaltenden Künstler Tischbein und Bury schienen mir gleichfalls gefáhrdet; ich war sehr betroffen. Die Be- trachtung der bildenden Kunst, die Ausübung der Dicht- kunst hätte ich gerne völlig aufgegeben, wenn es möglich gewesen wäre; denn wo war eine Aussicht, jene Produk- tionen von genialem Wert und wilder Form zu überbieten? Man denke sich meinen Zustand! Die reinsten Anschau- ungen suchte ich zu nähren und mitzuteilen, und nun fand ich mich zwischen Ardinghello und Franz Moor ein- geklemmt.

Moritz, der aus Italien gleichfalls zurückkam und eine Zeitlang bei mir verweilte, bestärkte sich mit mir leiden- Schaftlich in diesen Gesinnungen; ich vermied Schillern, der, sich in Weimar aufhaltend, in meiner Nachbarschaft wohnte. Die Erscheinung des Don Karlos war nicht ge- eignet, mich ihm näher zu führen, alle Versuche von Per- sonen, die ihm und mir gleich nahe standen, lehnte ich ab, und so lebten wir eine Zeitlang nebeneinander fort.

Sein Aufsatz „Über Anmut und Würde“ war ebenso- wenig ein Mittel, mich zu versöhnen. Die Kantische Phi- losophie, welche das Subjekt so hoch erhebt, indem sie es einzuengen scheint, hatte er mit Freuden in sich auf-

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genommen; sie entwickelte das Außerordentliche, was die Natur in sein Wesen gelegt, und er, im höchsten Gefühl der Freiheit und Selbstbestimmung, war undankbar gegen die große Mutter, die ihn gewiß nicht stiefmütterlich be- handelte. Anstatt sie selbständig, lebendig vom Tiefsten bis zum Hóchsten, gesetzlich hervorbringend zu betrachten, nahm er sie von der Seite einiger empirischen mensch- lichen Natürlichkeiten. Gewisse harte Stellen sogar konnte ich direkt auf mich deuten, sie zeigten mein Glaubens- bekenntnis in einem falschen Lichte; dabei fühlte ich, es sei noch schlimmer, wenn es ohne Beziehung auf mich gesagt worden; denn die ungeheure Kluft zwischen unsern Denkweisen klaffte nur desto entschiedener.

An keine Vereinigung war zu denken. Selbst das milde Zureden eines Dalberg, der Schillern nach Würden zu ehren verstand, blieb fruchtlos, ja meine Gründe, die ich jeder Vereinigung entgegensetzte, waren schwer zu wider- legen. Niemand konnte leugnen, daß zwischen zwei Geistesantipoden mehr als ein Erddiameter die Scheidung mache, da sie denn beiderseits als Pole gelten mögen, aber eben deswegen in eins nicht zusammenfallen können. Daß aber doch ein Bezug unter ihnen stattfinde, erhellt aus folgendem. Schiller zog nach Jena, wo ich ihn ebenfalls nicht sah. Zu gleicher Zeit hatte Batsch durch unglaub- liche Regsamkeit eine naturforschende Gesellschaft in Tätigkeit gesetzt, auf schöne Sammlungen, auf bedeutenden Apparat gegründet. Ihren periodischen Sitzungen wohnte ich gewöhnlich bei; einstmals fand ich Schillern daselbst, wir gingen zufällig beide zugleich heraus, ein Gespräch knüpfte sich an, er schien an dem Vorgetragenen teilzu- nehmen, bemerkte aber sehr verständig und einsichtig und

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mir sehr wilkommen, wie eine so zerstückelte Art, die Natur zu behandeln, dem Laien, der sich gern darauf ein- ließe, keineswegs anmuten könne.

Ich erwiderte darauf, daß sie den Eingeweihten selbst vielleicht unheimlich bleibe und daß es doch wohl noch eine andere Weise geben könne, die Natur nicht gesondert und vereinzelt vorzunehmen, sondern sie wirkend und lebendig, aus dem Ganzen in die Teile strebend darzustellen. Er wünschte hierüber aufgeklärt zu sein, verbarg aber seine Zweifel nicht; er konnte nicht eingestehen, daß ein solches, wie ich behauptete, schon aus der Erfahrung hervorgehe.

Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose der Pflanzen lebhaft vor und ließ, mit manchen charakteristischen Federstrichen, eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte: „Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee.“ Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen; denn der Punkt, der uns trennte, war da- durch aufs strengste bezeichnet. Die Behauptung aus „Anmut und Würde“ fiel mir wieder ein, der alte Groll wollte sich regen; ich nahm mich aber zusammen und ver- setzte: „Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe.“

Schiller, der viel mehr Lebensklugheit und Lebensart hatte als ich und mich auch wegen der „Horen“, die er herauszugeben in Begriff stand, mehr anzuziehen als abzu- stoßen gedachte, erwiderte darauf als ein gebildeter Kan- tianer, und als aus meinem hartnäckigen Realismus mancher Anlaß zu lebhaftem Widerspruch entstand, so

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ward viel gekämpft und dann Stillstand gemacht; keiner von beiden konnte sich für den Sieger halten, beide hielten sich für uniiberwindlich. Sätze wie folgender machten mich ganz unglücklich: , Wie kann jemals Er- fahrung gegeben werden, die einer Idee angemessen sein sollte? Denn darin besteht eben das Eigentümliche der letzteren, daß ihr niemals eine Erfahrung kongruieren könne.“ Wenn er das für eine Idee hielt, was ich als Erfahrung aussprach, so mußte doch zwischen beiden irgend etwas Vermittelndes, Bezügliches obwalten! Der erste Schritt war jedoch getan. Schillers Anziehungskraft war groß, er hielt alle fest, die sich ihm näherten; ich nahm teil an seinen Absichten und versprach, zu den „Horen“ manches, was bei mir verborgen lag, herzugeben; seine Gattin, die ich, von ihrer Kindheit auf, zu lieben und zu schätzen gewohnt war, trug das Ihrige bei zu dauerndem Verständnis, alle beiderseitigen Freunde waren froh, und so besiegelten wir, durch den größten, vielleicht nie ganz zu schlichtenden Wettkampf zwischen Objekt und Subjekt, einen Bund, der ununterbrochen gedauert und für uns und andere manches Gute gewirkt hat.

Für mich insbesondere war es ein neuer Frühling, in welchem alles froh nebeneinander keimte und aus auf- geschlossenen Samen und Zweigen hervorging. Unsere beiderseitigen Briefe geben davon das unmittelbarste, reinste und vollständigste Zeugnis.

Aus den Annalen von 180;

Also ward auch dieses Jahr mit den besten Vorsätzen und Hoffnungen angefangen und zumal Demetrius um- ständlich öfters besprochen. Weil wir aber beide durch

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körperliche Gebrechen öfters in den Hauptarbeiten gestört wurden, so setzte Schiller die Übertragung der Phädra, ich die des Rameau fort, wobei nicht eigene Produktion ver- langt, sondern unser Talent durch fremde, schon vollendete Werke aufgeheitert und angeregt wurde...

Indessen war ich durch zwei schreckhafte Vorfälle, durch zwei Brände, welche in wenigen Abenden und Nächten hintereinander entstanden und wobei ich jedesmal persön- lich bedroht war, in mein Übel, aus dem ich mich zu retten strebte, zurückgeworfen. Schiller fühlte sich von gleichen Banden umschlungen. Unsere persönlichen Zu- sammenkünfte waren unterbrochen; wir wechselten fliegende Blätter. Einige im Februar und März von ihm geschriebene zeugen noch von seinen Leiden, von Tätigkeit, Ergebung und immer mehr schwindender Hoffnung. Anfangs Mai wagt ich mich aus, ich fand ihn im Begriff, ins Schauspiel zu gehen, wovon ich ihn nicht abhalten wollte: ein Miß- behagen hinderte mich, ihn zu begleiten, und so schieden wir vor seiner Haustüre, um uns niemals wiederzusehen. Bei dem Zustande meines Körpers und Geistes, die, um aufrecht zu bleiben, aller eigenen Kraft bedurften, wagte niemand, die Nachricht von seinem Scheiden in meine Einsamkeit zu bringen. Er war am Neunten verschieden und ich nun von allen meinen Übeln doppelt und dreifach angefallen.

Als ich mich ermannt hatte, blickt ich nach einer ent- schiedenen großen Tätigkeit umher; mein erster Gedanke war, den Demetrius zu vollenden. Von dem Vorsatz an bis in die letzte Zeit hatten wir den Plan öfters durch- gesprochen: Schiller mochte gern unter dem Arbeiten mit sich selbst und anderen für und wider streiten, wie es zu

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machen wäre; er ward ebensowenig müde, fremde Mei- nungen zu vernehmen, wie seine eigenen hin und her zu wenden. Und so hatte ich alle seine Stücke, vom Wallen- stein an, zur Seite begleitet, meistenteils friedlich und freundlich, ob ich gleich manchmal, zuletzt wenn es zur Aufführung kam, gewisse Dinge mit Heftigkeit bestritt, wobei denn endlich einer oder der andere nachzugeben für gut fand. So hatte sein aus- und aufstrebender Geist auch die Darstellung des Demetrius in viel zu großer Breite gedacht; ich war Zeuge, wie er die Exposition in einem Vorspiel bald dem Wallensteinischen, bald dem Or- leanischen ähnlich ausbilden wollte, wie er nach und nach sich ins Engere zog, die Hauptmomente zusammenfafite und.hie und da zu arbeiten anfing. Indem ihn ein Er- eignis vor dem anderen anzog, hatte ich beirätig und mit- tätig eingewirkt: das Stück war mir so lebendig als ihm. Nun brannt ich vor Begierde, unsere Unterhaltung dem Tode zu 'rutz fortzusetzen, seine Gedanken, Ansichten und Absichten bis ins einzelne zu bewahren und ein her- kómmliches Zusammenarbeiten bei Redaktion eigener und fremder Stücke hier zum letztenmal auf seinem hóchsten Gipfel zu zeigen. Sein Verlust schien mir ersetzt, indem ich sein Dasein fortsetzte. Unsere gemeinsamen Freunde hofft ich zu verbinden; das deutsche Theater, für welches wir bisher gemeinschaftlich, er dichtend und bestimmend, ich belehrend, übend und ausführend, gearbeitet hatten, sollte bis zur Herankunft eines frischen ähnlichen Geistes durch seinen Abschied nicht ganz verwaist sein. Genug, aller Enthusiasmus, den die Verzweiflung bei einem großen Verlust in uns aufregt, hatte mich ergriffen. Frei war ich von aller Arbeit, in wenigen Monaten hätte ich das Stück

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vollendet. Es auf allen Theatern zugleich gespielt zu sehen, wäre die herrlichste Totenfeier gewesen, die er selbst sich und den Freunden bereitet hätte. Ich schien mir gesund, ich schien mir getróstet. Nun aber setzten sich der Ausführung mancherlei Hindernisse entgegen, mit einiger Besonnenheit und Klugheit vielleicht zu beseitigen, die ich aber durch leidenschaftlichen Sturm und Ver- worrenheit nur noch vermehrte; eigensinnig und übereilt gab ich den Vorsatz auf, und ich darf noch jetzt nicht an den Zustand denken, in welchen ich mich versetzt fühlte. Nun war mir Schiller eigentlich erst entrissen, sein Umgang erst versagt. Meiner künstlerischen Ein- bildungskraft war verboten, sich mit dem Katafalk zu be- schäftigen, den ich ihm aufzurichten gedachte, der länger als jener zu Messina das Begräbnis überdauern sollte: sie wendete sich nun und folgte dem Leichnam in die Gruft, die ihn gepränglos eingeschlossen hatte. Nun fing er mir erst an, zu verwesen; unleidlicher Schmerz ergriff mich, und da mich kórperliche Leiden von jeglicher Gesellschaft trennten, so war ich in traurigster Einsamkeit befangen. Meine Tagebücher melden nichts von jener Zeit: die weiben Blätter deuten auf den hohlen Zustand, und was sonst noch an Nachrichten sich findet, zeugt nur, daß ich den laufenden Geschäften ohne weiteren Anteil zur Seite ging und mich von ihnen leiten ließ, anstatt sie zu leiten. Wie oft mußt ich nachher im Laufe der Zeit still bei mir lächeln, wenn teilnehmende Freunde Schillers Monument in Weimar vermißten: mich wollte fort und fort bedünken, als hätt ich ihm und unserem Zusammensein das erfreu- lichste stiften können.

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AUS GOETHES GESPRÁCHEN MIT ECKER MANN

Dienstag, den 28. Januar 1825

ACHDEM nun so, von diesen und hundert andern interessanten Äußerungen und Einflechtungen Goethes unterbrochen, das gedachte Manuskript [die Annalen] bis zu Ende des Jahres ı800 vorgelesen und besprochen war, legte Goethe die Papiere an die Seite und ließ an einem Ende des grofen Tisches, an dem wir safen, decken und ein kleines Abendessen bringen. Wir ließen es uns wohl sein; Goethe selbst rührte aber keinen Bissen an, wie ich ihn denn nie abends habe essen sehen. Er saß bei uns, schenkte uns ein, putzte die Lichter und erquickte uns überdies geistig mit den herrlichsten Worten. Das An- denken Schillers war in ihm so lebendig, daß die Gespräche dieser letzten Hälfte des Abends nur ihm gewidmet waren. Riemer erinnerte an Schillers Persönlichkeit. „Der Bau‘ seiner Glieder, sein Gang auf der Straße, jede seiner Be- wegungen“, sagte er, „war stolz, nur die Augen waren sanft.“ „Ja,“ sagte Goethe, „alles übrige an ihm war stolz und großartig, aber seine Augen waren sanft. Und wie sein Körper war sein Talent. Er griff in einen großen Gegenstand kühn hinein und betrachtete und wendete ihn hin und her, und sah ıhn so an und so, und handhabte ıhn so und so. Er sah seinen Gegenstand gleichsam nur von außen an, eine stille Entwickelung aus dem Innern war nicht seine Sache. Sein Talent war mehr desultorisch. Deshalb war er auch nie entschieden und konnte nie fertig werden. Er wechselte oft noch eine Rolle kurz vor der Probe. „Und wie er überall kühn zu Werke ging, so war er

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auch nicht für vieles Motivieren. Ich weif, was ich mit ihm beim ‚Tell‘ für Not hatte, wo er geradezu den Geßler einen Apfel vom Baum brechen und vom Kopf des Knaben schießen lassen wollte. Dies war nun ganz gegen meine Natur, und ich überredete ihn, diese Grausamkeit doch wenigstens dadurch zu motivieren, dab er Tells Knaben mit der Geschicklichkeit seines Vaters gegen den Landvogt großtun lasse, indem er sagt, daß er wohl auf hundert Schritte einen Apfel vom Baume schieße. Schiller wollte anfänglich nicht daran, aber er gab doch endlich meinen Vorstellungen und Bitten nach und machte es so, wie ich ihm geraten.

„Daß ich dagegen oft zu viel motivierte, entfernte meine Stücke vom Theater. Meine ‚Eugenie‘ ist eine Kette von lauter Motiven, und dies kann auf der Bühne kein Glück machen.

„Schillers Talent war recht fürs Theater geschaffen. Mit jedem Stücke schritt er vor und ward er vollendeter; doch war es wunderlich, daß ihm noch von den ‚Räubern‘ her ein gewisser Sinn für das Grausame anklebte, der selbst in seiner schönsten Zeit ihn nie ganz verlassen wollte. So erinnere ich mich noch recht wohl, daß er im ‚Egmont‘ in der Gefängnisszene, wo diesem das Urteil vorgelesen wird, den Alba in einer Maske und in einen Mantel ge- hüllt im Hintergrunde erscheinen ließ, um sich an dem Effekt zu weiden, den das Todesurteil auf Egmont haben würde. Hierdurch sollte sich der Alba als unersättlich in Rache und Schadenfreude darstellen. Ich protestierte jedoch, und die Figur blieb weg. Er war ein wunderlicher großer Mensch.

„Alle acht Tage war er ein anderer und vollendeterer;

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jedesmal wenn ich ihn wiedersah, erschien er mir vorge- schritten in Belesenheit, Gelehrsamkeit und Urteil. Seine Briefe sind das schónste Andenken, das ich von ihm be- sitze, und sie gehören mit zu dem Vortrefflichsten, was er geschrieben. Seinen letzten Brief bewahre ich als ein Heiligtum unter meinen Schätzen.“ Goethe stand auf und holte ihn. „Da sehen und lesen Sie“, sagte er, indem er mir ihn zureichte. °

Der Brief war schön und mit kühner Hand geschrieben. Er enthielt ein Urteil über Goethes Anmerkungen zu „Rameaus Neffen“, welche die französische Literatur jener Zeit darstellen und die er Schillern in Manuskript zur Ansicht mitgeteilt hatte. Ich las den Brief Riemern vor. „Sie sehen,“ sagte Goethe, „wie sein Urteil treffend und beisammen ist und wie die Handschrift durchaus keine Spur irgendeiner Schwäche verrät. Er war ein prächtiger Mensch, und bei völligen Kräften ist er von uns gegangen. Dieser Brief ist vom 24. April 1805 Schiller starb am 9. Mai.“

Wir betrachteten den Brief wechselsweise und freuten uns des klaren Ausdrucks wie der schönen Handschrift, und Goethe widmete seinem Freunde noch manches Wort eines. liebevollen Andenkens, bis es spät gegen elf Uhr geworden war und wir gingen.

Donnerstag, den 12. Mai 1825

. . « „Überall“, fuhr Goethe fort, „lernt man nur von dem, den man liebt. Solche Gesinnungen finden sich nun wohl gegen mich bei jetzt heranwachsenden jungen Talenten, allein ich fand sie sehr spärlich unter gleichzeitigen. Ja, ich wüßte kaum einen einzigen Mann von Bedeutung zu

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nennen, dem ich durchaus recht gewesen wäre, Gleich an meinem „Werther“ tadelten sie so viel, daß, wenn ich jede gescholtene Stelle hätte tilgen wollen, von dem ganzen Buche keine Zeile geblieben wäre, Allein aller Tadel schadete mir nichts, denn solche subjektive Urteile einzelner obgleich bedeutender Männer stellten sich durch die Masse wieder ins Gleiche. Wer aber nicht eine Million Leser erwartet, sollte keine Zeile schreiben.

„Nun streitet sich das Publikum seit zwanzig Jahren, wer größer sei: Schiller oder ich, und sie sollten sich freuen, daß überall ein paar Kerle da sind, worüber sie

. streiten. können.“

Aus Goethes Gesprächen mit Eckermann, herausgegeben von Franz Deibel.

DIE JENAISCHEN STUDENTEN IN WEIMAR

UF matten, stolpernden, ganz dem berühmten Thiere des einäugigen Schusters Sauer in Halle ähnlich, kommen

ein Dutzend Jenaische Bursche hier über den Markt gallo- pirt! Wenn man indessen die Galop mit dem Gange ver- gleicht, den man bei einen nichtakademischen Pferde so nennt, so wird man sehr leicht finden, daß beide sehr von einander verschieden sind. Jenes ist ein unaufhörliches Fallen und Aufstehen, wobei der unerfahrne Reiter dem Thiere mit seiner Brust auf der Mähne und mit den Spornen in den Seiten liegt, und es so immer von neuem zu mühseligern schnellern Sprung antreibt. Wirklich muß ein höheres Geschick über den jungen Reitern walten, die sich diesen Thieren anvertrauen. Man sollte glauben, daß in den Todtenlisten von Jena keine Todesart häufiger vor-

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kommen müßte, als die des Sturzes vom Pferde; denn schlechtere Reiter und elendere Pferde giebt es nicht, als die Jenaischen Studenten und die dasigen Philisterpferde.

Vor ein paar Jahren zogen die Jenaischen Bursche noch fast jedesmal mit ziemlichen Lármen und Toben in Weimar ein; ihre Gegenwart kündigte sich allemal durch ein Gebrüll an, welches sie mit dem Namen Gesang belegen; aber jetzt ist das nicht mehr so. Ohne Lärmen geht es freilich nicht ab, aber jenes wilde Toben ist ihnen einigemal untersagt worden, und ohnerachtet der angenommenen Verachtung gegen die Laubfrésche mit welchem Namen sie die Weimarische Garnison wegen ihrer grünen Uniform zu belegen pflegen haben sie doch eine kleine Furcht, daß man sie wohl, nach ihrem Ausdruck, schleppen könnte, wenn sie es zu bunt machten. Sie sind also lieber ruhig, und bedauern im Stillen den Verlust ihrer wohlerworbenen akademischen Gerechtsame ungezogen zu seyn.

Indessen sind sie doch in Weimar angenehm. Das Schau- spiel würde besonders darunter leiden, wenn sie nicht her- kämen. Ohne ihre Gegenwart würde manchmal das Haus halb leer seyn, und die Gastwirthe würden ihren Verlust ebenfalls empfinden. Sie kommen gewöhnlich Nachmittags, und fahren oder reiten nach dem Schauspiele wieder fort. Diejenigen, welche da bleiben, treiben sich bei Ortelli, auf dem Kaffeehause, oder auf den Gassen herum. |

Die Kleidung dieser jungen Leute sieht seltsam gegen den decenten Anzug der Weimarischen Herren aus. Thurm- förmige Mützen mit mancherlei bunten Zierrathen, als Schnüren, Troddeln und Quasten von allerlei Farben zieren ihre Häupter, unter denen ein dickes Haar hervorhängt, das um ihr Kinn zusammenschlägt und den größten Theil

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ihres Gesichts bedeckt. Sie schütteln darum alle Augen- blicke das Haar, wie der Löwe seine Mähne schüttelt, um sehen zu können. Eine kurze Jacke, mit Aufschlägen von anderer Farbe, gehórt nothwendig zu diesem Anzuge, und ihre Schenkel sind mit langen Reithosen bedeckt, deren eine Seite mit Leder besezt ist. So zeigen sie sich überall, und nur ihr kleinerer gesitteter Theil, der sich aber, wie man von Jahr zu Jahr mit Vergnügen bemerkt, ziemlich beträchtlich vermehrt, trägt sich, wie sich andere ver- nünftige Menschen kleiden.

Doch, man lasse sie! Die Zeit kommt bald, wo sie, in bürgerliche Verhältnisse gezwungen, ihre Jacken, ihre Mützen und Peitschen ablegen, wo dann gewöhnlich der größte Renomist, der in Jena am meisten Ansehen genoß, be- schämt und verachtet von den Seinigen in der Vaterstadt seine vorigen Thorheiten bereut.

Manche Jenaische Studenten, die hinlingliche Einkünfte dazu haben, miethen sich auch wohl ein Zimmer in Weimar, um dann und wann einige Tage hier zubringen zu kónnen. Gewóhnlich haben diese irgend einen Magneten, der sie dahin zieht. Mancher Musensohn ward schon von einer Weimarischen Schóne gefesselt, und manche von diesen verläßt ihre Vaterstadt, um den treuen Burschen in sein Vaterland zu folgen.

Aus den „Nachrichten über die berühmte Residenzstadt Weimar“. 1800.

GOETHE ÜBER DIE ANORDNUNG SEINER WERKE (1816)

CHON lange Jahre genießt der Verfasser das Glück, daß die Nation an seinen Arbeiten nicht nur freundlich

teilnimmt, sondern daß auch mancher Leser, den Schrift- steller in den Schriften aufsuchend, die stufenweise Ent- wicklung seiner geistigen Bildung zu entdecken bemüht ist. Wie sehr er dieses zu schätzen weiß, ist mehrern ver- ehrten Personen bekannt, die mit ihm in nähern Verhält- nissen stehen, aber auch Entfernte kónnen daraus abnehmen, daß ihm ihre Teilnahme lieb und wert ist, da er für sie die Darstellung seines Lebens unternommen hat, deren Hauptzweck es ist, die Ertwicklung schriftstellerischer und künstlerischer Fáhigkeiten aus natürlichen und menschlichen Anlagen faßlich zu machen.

Wenn er nun aber vernimmt, daß man in gleicher An- sicht den Wunsch hegt, die neue Ausgabe seiner Schriften möchte chronologisch geordnet werden, so hält er es für Schuldigkeit, umstándlich anzuzeigen, warum dieses nicht geschehen kónne.

Wir haben zwar an der Ausgabe Schillerischer Werke ein Beispiel solcher Anordnung; allein der Herausgeber derselben war in einem ganz andern Falle, als der ist, in welchem wir uns gegenwärtig befinden. Bei einem sehr weiten Gesichtskreise hatte Schiller seinen Arbeitskreis nicht übermäßig ausgedehnt. Die Epochen seiner Bildung sind entschieden und deutlich; die Werke, die er zustande ge- bracht, wurden in einem kurzen Zeitraum vollendet. Sein Leben war leider nur zu kurz, und der Herausgeber über- sah die vollbrachte Bahn seines Autors. Die Goethischen Arbeiten hingegen sind Erzeugnisse eines Talents, das sich nicht stufenweis entwickelt und auch nicht umherschwärmt, sondern gleichzeitig, aus einem gewissen Mittelpunkte, sich nach allen Seiten hin versucht und in der Nähe sowohl als in der Ferne zu wirken strebt, manchen eingeschlagenen

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Weg für immer verläßt, auf andern lange beharrt. Wer sieht nicht, daß hier das wunderlichste Gemisch ent- springen würde, wenn man das, was den Verfasser gleich- zeitig bescháftigte, in einen Band zusammenbringen wollte; wenn es auch möglich wäre, die verschiedensten Pro- duktionen dergestalt zu sondern, daf sie sich alsdann wieder, der Zeit ihres Ursprungs nach, nebeneinander stellen ließen. Dieses ist aber deshalb nicht eulich, weil zwischen Ent- wurf, Beginnen und Vollendung größerer, ja selbst kleiner Arbeiten oft viele Zeit hinging, sogar bei der Herausgabe die Produktionen teilweise umgearbeitet, Lücken derselben ausgefüllt, durch Redaktion und Revision erst eine Gestalt entschieden wurde, wie. sie der Augenblick gewährte, in welchem sie den Weg einer óffentlichen Erscheinung be- traten. Diese Verfahrungsart, die teils aus einem unruhigen Naturell, teils aus einem sehr bewegten Leben hervorging, kann auf keinem andern als dem angefangenen Wege deut- lich gemacht werden, wenn dem Verfasser nämlich gewährt ist, seine Bekenntnisse fortzusetzen. Alsdann wird der vierte Band, welcher bis zu Ende von 1775 reicht, die be- deutendsten Anfänge vorlegen; durch die Reise nach Italien wird sodann die erste Ausgabe bei Göschen, und was bis dahin vollbracht worden, ins klare gesetzt, woraus denn hervorgehen dürfte, daß eine Zusammenstellung nach Jahren und Epochen keineswegs zu leisten sei. - Noch andere Betrachtungen treten ein, welche nicht ab- zuweisen sind. Die Mehrzahl der Leser verlangt die Schrift und nicht den Schriftsteller; ihr ist darum zu tun, dab sie die Arbeiten nach ihrer verschiedenen Art und Natur in Gruppen und Massen beisammen finde, auch in diesem

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Sinne einen. und den andern Band zu irgendeinem Ge- brauch sich wähle. . .

EIN EPIGRAMM AUS DEM JAHRE 1796 ÜBER DIE NEUE UNGERSCHRIFT

ER Lettern neuen Schnitt dem Leser zu empfehlen, Mußt ich des Meisters Werk zur ersten Probe wählen. Die zweite ist und dann ist alles abgetan Wenn selbst des Pfuschers Werk sie nicht verrufen kann.»

WEIMARISCHE BRIEFE AN JOHANN HEINRICH MERCK

WIELAND AN MERCK Den 25. März 1776 EIN 1. Hr. und Fr., ich habe mir bisher beynah ein

Gewissen daraus gemacht, Ihnen zu sagen, wie stark ichs fühle, daß Sie unter den Recensenten just eben das sind, was Klopstock unter den Dichtern, Herder unter den Gelehrten, Lavater unter den Christen und Göthe unter allen menschlichen Menschen, d. i. ich bin ganz anschaulich überzeugt, daß es nur von Ihnen abhienge, die herrlichsten Compositionen zu machen und über die meisten Schrift- steller unsrer Zeit in Prosa und Versen empor zu glänzen, wie der Sirius über die kleineren Sterne und gleich- wohl kan ich nicht umhin, Gott dafür zu danken, daß

1) Als erstes Werk druckte der Berliner Verleger Unger mit seiner neuen Type Goethes „Wilhelm Meister“, als zweites das, wenigstens im Goethe-Schiller-Kreis, übel berüchtigte Journal „Deutschland“ von Reichardt.

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er Ihnen eine so decidirte hobby-horficalische Liebe zum Recensiren gegeben hat. Denn am Ende sind Sie doch der einzige im ganzen h. R. Reich, dessen Recensionen ein ehrlicher Kerl mit Freuden ließt, und immer, wenn er sich was zu Gute thun will, wieder ließt, und bei jedem Wieder- lesen mit neuem Vergnügen; kurz, fahren Sie immer fort und widerstehen Sie dem Teufel, wenn er Ihnen einblasen will, daß recensiren, wie Sie recensiren, nicht eine so edle, wohlthätige und hochwichtige Sache sey, als irgend ein andres Geschäfte in der Welt. ... Göthe bleibt nun wohl hier, so lange C[arl] A[ugust] lebt, und möchte das bis zu Nestors Alter währen! Er hat sich ein Haus gemiethet, das wie eine kleine Burg aussieht, und es macht ihm großen Spaß, daß er mit seinem Philipp ganz allein sich im Noth- fall etliche Tage gegen ein ganzes Corps darinn wehren könnte, insofern sie ihm das Nest nicht überm Kopf ganz anzündeten. Er ist auch im Begriff einen Garten zu kauffen, welches ich auch gethan habe, also und dergestalt, daß wir beyde, NB. ohne vorgängige Abrede, uns beynahe in ein und ebendemselben Augenblick in den Weimarischen Philister-Orden begeben haben welches dann mit alle dem lustig genug ist... Für mich ist kein Leben mehr, ohne diesen wunderbaren Knaben, den ich als meinen eingebohrnen einzigen Sohn liebe, und, wie einem ächten Vater zukommt, meine innige Freude daran habe, daß er mir so schön übern Kopf wächst, und alles das ist, was ich nicht habe werden können.

Liebster M., denken Sie fleissig an mich, und denken Sie allemal dabei, daß keiner unter allen, die jemals in Verhältnis mit Ihnen gestanden sind, Sie mehr lieben, inniger hochschätzen kan als Ihr W.

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WIELAND AN MERCK Den 7. Oktober 1776

. . . Göthe ist bald da bald dort, und wollte Gott, er könnte wie Gott allenthalben seyn! Ich bin immer hier, und Ihr Freund, gewiß so herzlich als Góthe, wiewohl wir leider! nicht viel Salz mit einander gegessen haben.

Herder und seine liebe Eva sind nun seit 7 Tagen auch hier. Mein Herz flog ihm beym ersten Anblick mächtig entgegen. So oft ich ihn ansehe, mëcht ich ihn zum Statt- halter Christi und Oberhaupt der ganzen Ecclesia Catholica machen kónnen. Weimar ist seiner nicht werth; aber wenn ihm nur leidlich wohl bey uns seyn kan, so ist Weimar so gut als ein andrer Ort. Und wenn Göthens Idee statt findet, so wird Weimar noch der Berg Ararat, wo die guten Menschen Fuß fassen können, während daß allge- meine Sündflut die übrige Welt bedeckt. .

WIELAND AN MERCK Den 17. Oktober 1776

... Zwischen Herdern und mir, seinem Weib und meinem Weib, seinem Bübchen und meinen Mädchen, hat sich all- bereits eine gute hausgesponnene Art von Familienfreund- schaft erwürkt, die, wie ich hoffe, derb und dauerhaft seyn soll. Ich denke, was er Ihnen etwan selbst gelegentlich davon sagen wird, soll mir kein démenti geben. Bis izt bin ich treflich mit ihm d'accord: und warum nicht immer, da ich immer bereit bin und bleiben werde, ihm den Primat inter pares, so gut als jeder Catholische Bischoff dem Pabst, einzugestehen.

Góthe ist immer der nehmliche immer würksam uns alle glücklich zu machen, oder glücklich zu erhalten und selbst nur durch Theilnehmung glücklich Ein großer, edler, herrlicher, verkannter Mensch, eben darum verkannt,

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weil so wenige fähig sind, sich einen Begriff von einem solchen Menschen zu machen... .

WIELAND AN MERCK Den 24. November 1777

Lieber Hr., ich bin eben mit Lesen Ihres sogenannten Roman (habe ihn erst diesen Morgen von der Post er- halten,) soweit er reicht, fertig und nun bin ich um zwey herzliche Wünsche ärmer als zuvor denn leider! wird mir keiner von beyden jemals zu theil werden der erste: daß ich so ein Mann wäre wie Hr. Oheim, und der andere, weil ich denn doch so ein Mann nicht seyn kann, daß ich wenigstens so ein Büchlein von so einem Mann móchte schreiben kónnen, wie das Ihrige ist, und seyn wird, wenn Sie's, Gott gebe! vollenden. Seit mich Göthe Stillings Jugend im Manuscript lesen ließ (nun ist’s gedruckt,) hat mich keines Menschen Werk so durchaus contentirt und gefreut wie dies. Ich meyne, das Werk als Composition und Machwerk (poéma) betrachtet ... Alles wahr, Alles nach würklichem Leben, kein falscher Zug, kein Krizchen noch Tüpfelchen zu viel, jeder Strich bedeutend, jedes in seiner Eigenheit, und eben drum das Ganze so lebendig und der Styl so simpel, kräftig, ohne alle Manier, so pur gute Prosa, und doch so darstellend als die beste Poesie.

WIELAND AN MERCK Den ı. August 1779

Mit Göthen hab ich vergangene Woche einen gar guten Tag gehabt. Er und ich haben uns entschließen müssen, dem Rath May zu sitzen, der uns ex voto der Herzogin von Würtemberg für Ihre Durchlaucht mahlen soll. Göthe saß Vor- und Nachmittags, und bat mich, weil Serenissimus absens war, ihm bei dieser leidigen Session Gesellschaft zu leisten und zur Unterhaltung der Geister den Oberon

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vorzulesen. Zum Glück mufte sich's treffen, dab der fast immer wüthige Mensch diesen Tag gerade in seiner besten receptivsten Laune und so amusable war, wie ein Mädchen von sechszehn. Tag meines Lebens hab ich Niemand über das Werk eines andern so vergnügt gesehen, als er es mit dem Oberon durchaus, sonderlich mit dem 5. Gesang war, worin Hyon sich von dem kaiserlichen Auftrag verbotenus acquittiret. Es war eine wahre jouissance für mich, wie Du leicht denken kannst. Ein paar Tage darauf gestund er selbst, daß er in 3 Jahren vielleicht nicht wieder in diesen Grad von Receptivität und Offenheit jedes Sinnes für ein opus hujus furfuris et farinae kommen würde.

KARL AUGUST AN MERCK Den 31. Januar 1780

Der Frau Aja Wein hat mir treffliche Dienste ge- leistet, und hatte ich nicht noch etwas Flogiston davon in mir, wahrlich der entsetzliche Schnupfen hatte mich über- mannt. Aber wegen der Frau Aja denke ich so: hierbei schicke ich das, was ich wünschte, daf die Frau Aja ge- brauchen wollte. Es muß von ihr nicht anders, als folgen- dermafen angenommen werden:

I) ist es kein Präsent. Sie hat mir viel Gefallen gethan, da ich ihrer sehr nóthig hatte, um nicht für mein Geld schlecht im rothen Haus zu wohnen. Ihr macht jetzt das Nichtdaseyn des Geldes grofje Unannehmlichkeiten, une ein Gefallen ist des andern werth;

2) erfährt der K. K. Herr Rath Nichts davon, sondern dem wird mein versteinerter Kopf zum Aufstellen tibermacht;

3) erfáhrt Góthe Nichts davon, weder heute, noch je.

WIELAND AN MERCK Mai 1780 Ich hab’ inzwischen von Frau Aja einen grofen Brief

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erhalten, der mich auf etliche Tage guter Laune gemacht hat. Es geht in der Welt nichts: über die Weiber von dieser Art, um sich von Poeten und Propheten gefangen nehmen zu lassen; nur Schade, daß sie immer rarer‘werden. Frau Aja ist die Kónigin aller Weiber, die Herz und Sinnen des Verständnisses haben; und dem Himmel sei Dank, daß es auch hier einige gibt, die werth sind, unter ihrer Fahne zu dienen.

ANNA AMALIA AN MERCK Den 4. August 1781

Obwohl zuweilen die Herren Poeten gerne die Wahrheit übergehen, so hat doch für diesesmal der Poete Wieland Ihnen der klaren Wahrheit gemäß gesagt, daß ich gegen Sie noch immer diejenige bin, die ich war, als: ich das erstemal die Ehre hatte, den Hrn. K. R. in dem berühmten rothen Hause zu Frankfurt kennen zu lernen, und daß meine Nachlässigkeit, an Sie zu schreiben und zu danken für alle die schönen Kunstsachen, die Sie mir diese Zeit über geschickt haben, von nichts Anderem herrührt, als von einem garstigen Naturfehler, den ich leider besitze und mit Schamröthe Faulheit nennen muß. Freilich fühle ich auch wohl, daß es eine elende Entschuldigung ist für das, was ich Ihnen schuldig bin, aber leider, wenn man eine schlechte Sache zu verfechten hat, so fällt man immer tiefer hinein; darum will ich schweigen und Ihnen herzlich danken für die große, gütige Fürsorge, meine Kunstwerke zu vermehren.

KARL AUGUST AN MERCK Den 30. Mai 1782

Göthens Vater ist ja nun abgestrichen und die Mutter kann nun endlich Luft schöpfen. Die bösen Zungen geben Ihnen Schuld, daß Sie wohl gar bey diesem Unglück im Stande wären zu behaupten, daß dieser Abmarsch wohl der

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einzige gescheute Streich wäre, den der Alte je gemacht hátte. Geben Sie doch einige Zeichen des Lebens von sich und gehaben sich wohl. C. A. H. v. S.

KARL AUGUST AN MERCK. Weimar, den 9. April 1789

. Mit Ehren kann man Góthens Bild als Siegel führen. Wer dieses Pettschaft mit demjenigen Respect braucht, welchen es verdient, wird gewif nicht leicht etwas Schlechtes

in die Welt schicken. uu Ans J. H. Merck: Schriften und Brief-

wechsel, herausgegeben von Kurt Wolff.

LUDWIG VAN BEETHOVEN AN DIE „UNSTERB- LICHE GELIEBTE*

An Therese Brunswick(?). Am 6. Juli [1807] morgens. EIN Engel, mein Alles, mein Ich! Nur einige Worte heute und zwar mit Bleistift (mit Deinem). Erst bis morgen ist meine Wohnung sicher bestimmt; welcher nichtswiirdige Zeitverderb in dergleichen. Warum dieser tiefe Gram, wo die Notwendigkeit spricht? Kann unsre Liebe anders bestehen als durch Aufopferungen, durch nicht alles verlangen? Kannst Du es ändern, daß Du nicht ganz mein, ich nicht ganz Dein bin? Ach Gott, blick in die schóne Natur und beruhige Dein Gemüt über das Müssende! Die Liebe fordert alles und ganz mit Recht; so ist es mir mit Dir, Dir mit mir. Nur ver- gißt Du so leicht, dab ich für mich und für Dich leben muß. Wären wir ganz vereinigt, Du würdest dieses Schmerzliche ebensowenig als ich empfinden. Meine

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Reise war schrecklich ich kam erst morgens vier Uhr gestern hier an. Da es an Pferden mangelte, wählte die Post eine andere Reiseroute, aber welch schrecklicher Weg! Auf der vorletzten Station warnte man mich, bei Nacht zu fahren, machte mich einen Wald fürchten, aber das reizte mich nur und ich hatte unrecht. Der Wagen mußte bei dem schrecklichen Wege brechen, grundlos, bloßer Landweg! Ohne solche Postillione, wie ich hatte, wäre ich liegen geblieben unterwegs. Esterhazy hatte auf dem andern gewöhnlichen Wege hierhin dasselbe Schick- sal mit acht Pferden, was ich mit vier. Jedoch hatte ich zum Teil wieder Vergnügen wie immer, wenn ich was glücklich überstehe. Nun geschwind zum Innern vom Áufern! Wir werden uns wohl bald sehen. Auch heute kann ich Dir meine Bemerkungen nicht mitteilen, welche ich während dieser einigen Tage über mein Leben machte. Wären unsre Herzen immer dicht aneinander, ich machte wohl keine dergleichen. Die Brust ist voll, Dir viel zu sagen. Ach es gibt Momente, wo ich finde, daß die Sprache noch gar nichts ist. Erheitere Dich bleibe mein treuer, einziger Schatz, mein Alles, wie ich Dir. Das übrige müssen die Gótter schicken, was für uns sein mu und sein soll. Dein treuer Ludwig.

Abends Montags am 6. Juli.

Du leidest, Du mein teuerstes Wesen. Eben jetzt nehme ich wahr, daß die Briefe in aller Frühe aufgegeben werden müssen, Montags Donnerstags die einzigen Tage, wo die Post von hier nach K[orompa]. geht. Du

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leidest. Ach, wo ich bin, bist auch Du mit mir, mit mir und Dir. Werde ich machen, daf ich mit Dir leben kann? Welches Leben!!!! so!!!! ohne Dich verfolgt von der Güte der Menschen hier und da, die ich meine ebenso- wenig verdienen zu wollen, als sie zu verdienen. Demut des Menschen gegen den Menschen sie schmerzt mich. Und wenn ich mich im Zusammenhang des Universums betrachte, was bin ich, und was ist der den man den Größten nennt! Und doch ist wieder hierin das Góttliche des Menschen. Ich weine, wenn ich denke, daß Du erst wahrscheinlich Sonnabends die erste Nach- richt von mir erhältst. Wie Du mich auch liebst . stärker liebe ich Dich doch. Doch nie verberge Dich vor mir. Gute Nacht! Als Badender muß ich schlafen gehen. Ach Gott so nah! so weit! Ist es nicht ein wahres Himmelsgebäude, unsre Liebe? aber auch so fest, wie die Feste des Himmels?

Guten Morgen am 7. Juli

Schon im Bette drängen sich die Ideen zu Dir, meine unsterbliche Geliebte, hier und da freudig, dann wieder traurig, vom Schicksale abwartend, ob es uns erhört. Leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht. Ja, ich habe beschlossen, in der Ferne so lange herumzuirren, bis ich in Deine Arme fliegen kann und mich ganz heimat- lich bei Dir nennen kann, meine Seele von Dir umgeben ins Reich der Geister schicken kann. Ja, leider muß es sein. Du wirst Dich fassen, um so mehr, da Du meine Treue gegen Dich kennst. Nie eine andre kann mein Herz besitzen, nie nie! O Gott, warum sich ent- fernen müssen, was man so liebt! Und doch ist mein

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Leben in Wien so wie jetzt ein kümmerliches Leben. Deine Liebe machte mich zum Glücklichsten und zum Unglücklichsten zugleich. In meinen Jahren jetzt be- dürfte ich einiger Einfórmigkeit, Gleichheit des Lebens kann diese bei unserm Verhältnisse bestehen? Engel, eben erfahre ich, dab die Post alle Tage abgeht und ich muß daher schließen, damit Du den Brief gleich er- hältst. Sei ruhig! Nur durch ruhiges Beschauen unsres Daseins können wir unsern Zweck zusammen zu leben erreichen. Sei ruhig liebe mich! Heute gestern welche Sehnsucht mit Tränen nach Dir Dir Dir mein Leben mein Alles! Leb wohl! O, liebe mich fort verkenne nie das treuste Herz Deines geliebten ewig Dein, Ludwig. ewig mein, ewig uns! Aus Ludwig van Beethovens Briefen, herausgegeben von Albert Leitzmann.

TAGEBUCHBLÄTTER VON ARTHUR SCHOPEN- HAUERS SCHWESTER ADELE

Stries bei Danzig, den 26. Juli 1819

RTHUR bot der Mutter an, sein Vermögen mit uns

zu teilen, er bediente sich aber in Hinsicht auf

den Vater ungeziemender Ausdrücke; ich meinte, Taten sprechen mehr als das Wort, ich verstand ihn und die Mutter nicht. Sie fand den Brief, las ihn unvorbereitet, und eine gräßliche Szene erfolgte; sie sprach von meinem Vater ich erfuhr die Schrecknisse, die ich geahnder

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sie war so außer sich, daß weder Bitten noch-"ÄAnerbieten meines ganzen Erdenreichtums sie zu einem freundlichen "Worte, zur Überzeugung meiner Liebe bringen körmten.

Ihre Ansichten, ihre Gefühle konnte ich nicht teilen, endlich,

als sie mich durchaus nicht anhörte, reizte mich das offene" Fenster mit unwiderstehlicher Gewalt Sterben war Sin .

Spiel gegen die Riesenlast des Lebens aber als ich dei, ` E entsetzlichen Drang in mir fühlte, gab mir Gott Besinnung - und Kraft. Dennoch brachte mich die Härte der Mutter gegen Arthur, ihr Starrsinn, die Unmöglichkeit, sie zu überzeugen, daf meine Seele rein von jeder Anklage gegen sie, zu einer Verzweiflung, die in lautes Weinen und Schreien ausbrach. . . . Jahre löschen den Eindruck nicht aus, den Tag habe ich vergessen, die Worte gellen mir noch schmerzend in den Ohren.

den 14. September 1819

Einzelne Tage stehen recht seltsam grell da. An einem derselben empfing ich einen Brief meines Bruders mit der Beschreibung seines Aufenthalts in Weimar, mit dem Entzücken über seine Aufnahme bei Goethens. Eine Ahndung dessen, was ihm Liebe geben konnte, was aus | ihm zu machen gewesen wäre ein Blick ins Vergangne, ins Künftige zerstörte meine ganze Heiterkeit, glühend traten die Sehnsucht und der Schmerz in meine Seele.

den 9. Februar 1820

Endlich Arthurs Brief, der mich vernichtend berührte! Ich kann noch nicht antworten, indes schrieb ich ihm einige Abschiedszeilen. Denn meine Seele ist von ihm geschieden. . . . Geht der Akkord nicht durch, so meint

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er, sich .nfcht beschuldigen zu können, wenn er uns so durch dritte Hand zugrunde gerichtet haben sollte. Irrtusy-ist nichts, aber die unmenschliche Härte! Es muß jetzt aus sein, denn ich darf das nicht ertragen.

d den 23. April 1820 “An Arthur habe ich nach Berlin geschrieben, ihn ge-

Gg fragt, was werden soll, wenn wir uns sehen, dort nämlich,

und wie er sich gegen Mutter nehmen will. Seine ganze Verfahrungsweise habe ich ihm keck beleuchtet, es war recht, ich durfte vor meinem Gewissen nicht anders schreiben. Berlin, den 3o. Juni 1820 Nach Tische mit meinem Wolff zu Arthur! Ich habe gar nichts von allem getan, was ich wollte, denn er war ganz anders, als ich dachte. Indes die martervolle Stunde ging glücklich vorüber, und nichts ist schlimmer, manches vielleicht besser. Meine Seele war so bewegt er hatte vielleicht recht, vielleicht hatten wir beide über- trieben ich will und werde ihn noch einmal sehen, dann wird mir Gott helfen.

[Weimar] den zweiten Weihnachtstag [1820]

Ich erhielt sehr schóne Sachen, Goethe schickte mir den Divan, es hat mich alles sehr gefreut. . . .

den 6. Mai 1821

Goethe hat mich das Ende des Prologs auch lesen lassen. Er ist wie der Anfang schón. Aber zugleich sah ich das Schema, die Zeichnung der Gedanken móchte ich es nennen. Ich begreife nun, wie es ihm möglich ist, bei aller Phan-

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tasie, bei aller Kühnheit, bei allen Sprüngen des Geistes dennoch diese nur ihm eigene plastische Bestimmtheit, diese Wirklichkeit seinen Dichtungen zu geben. Das Schema, welches er Kráutern diktiert, ist, wie der Aufschlag zu dem Gewebe der Verse, nie irre, nichts reißt ihn fort. Wie ein Fluß, den man in ein bestimmtes Bette leitet, brauset mit gewaltiger Kraft der Wortstrom in den ihm bestimmten Grenzen einher.

. . . In Frommanns Hause war alles still wie gewóhn- lich, aber Minchen Herzlieb, die abermals an der Schwelle des Ehestandes von einem Todesschauer angeweht scheint, erregte mich unaussprechlich.

Weimar, den 12. November

Im ganzen verlebe ich eine poetisch-schóne Zeit, Goethen sehe ich recht viel, obendrein mit Zeltern, so auch den wunderbaren Felix Mendelssohn, der im 12. Jahre nach Zelters eignem Ausspruche füglich Kapellmeister sein kónnte. Das schóne, wunderbare Kind interessiert mich ungemein; er vereint zwei seltsam verschiedne Naturen in sich: die eines wilden, fróhlichen Knabens, und die eines schon reifenden Künstlers, der mit Bedacht Fugen, Opern, Quatuors schreibt und gründlich das Seine gelernt hat. Kommendes Jahr bleibt er noch bei Zeltern.

den 27. November 1821

Zuweilen móchte ich mich doch ganz ehrlich fragen, wo kann das enden? Mit immer grósserer Klarheit und Kühn- heit lerne ich mich in seinen Gedankengang finden, mit großer Freude fühle ich alle meine Geisteskräfte unbe- greiflich erhóht. Ich habe heute mit Goethen über die

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Komposition eines Romans, über die Stimmung, in die man sich versetzen müßte, um ihn zu lesen, gestritten! Was mir nicht gefiel, ihm gesagt, seinem Urteil meines schnur- stracks entgegengeschoben bin ich denn etwa toll?

Sehr schón nimmt Goethe erstlich an: es müsse der Leser eines Romans zuerst verzichten auf einiges, ja sich bereiten zu solcher Lektüre, wie etwa der Reisende, der neu in den Wagen steigend, manche alte Ansicht, Vor- urteile, Eigentümlichkeiten zurücklassend, bloß als fühlender Mensch, aber doch auch auf vernünftige Weise Forderungen an das neu zu Empfindende macht das ist eben das Land, das der Reisende betritt. . . .

Dazwischen fielen nun viel freundliche Zwischenreden, in denen ich zum erstenmal meine Bewunderung und Verehrung aussprach, er aber eine unendliche Duldsamkeit bewies. Endlich sprachen wir von seiner Mignon. Er rührte sich selbst unbeschreiblich, indem er mir die Fehl- grife der Nachahmungen des Charakters, den er ganz emp- funden und erfunden, aussprach und erklärte.

In dem Augenblick unterbrach uns der Kanzler; bald nachher ging ich, weil mich die Art Persiflage, die Goethe an ihm ausübte, drückte und weil ich zu tief erschüttert war, um so ganz fades Zeug reden zu hören. Das Beste vom ganzen Gesprüch ist nicht wiederzugeben: es war die in sich gefaßte, wunderbar bescheidne und doch nichts ver- leugnende Klarheit, mit der er über das, was er geleistet, sprach, und über die Art, wie er noch schaffen würde, wenn er jetzt in Jugendfrische die Bahn betrete.

Aus Adele Schopenbaners Tagebüchern, herausgegeben von Kurt Wolff.

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DREI GEDICHTE VON ERNST HARDT

RITT IN DER NACHT

\ / ON schweren Wolken war das finstre Land verhangen. Gebirge starr wie Eis. . . dran kroch ein feuchtes Grau Aus tiefen Schluchten, wo der kalte Wind gefangen

So wie ein Hund an Ketten winselte Im Tale War es noch still, unheimlich dumpf und seltsam lau, Als sei noch eine Wärme irgendwo im Tale.

Des Ölbaumwaldes schwergedehnter düstrer Bau War angefüllt mit einer großen Angst, und kahle Verdorrte Stämme stöhnten laut in dem Verhau.

Ich wußte plötzlich, daß ich hier schon einmal war Vor Jahren, die seitdem verraucht, verlöscht wie fahle Brände, und wußte, daß es so gewesen war,

So dumpf und schwer wie heute diese Lande waren Und daß ich damals noch sehr jung gewesen war Und daß seitdem viel Qualen mir gekommen waren.

Und ferner wußt ich, daß wie dies beladne Land Mein Leben sei, und war darinnen so erfahren, Daß ich für jeden Berg den Eigennamen fand.

Du: Starre Pein. Du: Schwarze Qual. Du: Graue Sorge Und du, o unser Blut, bist Glut an Eisesrand, Gleichst jenem Wasser, dem ich deinen Namen borge.

So ritt ich langsam durch mein Leben hin, Mein Tier trat sicher auf mit festem Huf ich aber sorge, Daß ich an diesen Bergen nun verloren bin

Und mich ans Blaue Meer kein Weg mehr bringt.

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DAS GESPENST

Mit grauen Händen tastete der Morgen Nach meiner Stirne, die noch bleich von Sorgen Und kühler war als diese kalte Wand.

Mich mied der Schlaf, und immer neue Zahlen Bedrángten mich wie Seelenqualen, Ich hob den Kopf, der keine Ruhe fand.

Da sah ich neben Dir ein Dunkles lauern, Das war ein greisenhaft verkrümmtes Kauern, Das hielt Dein bebes Herz in bóser Hand

Und nagte gierig dran mit steilen Zähnen Da kam vom Hof der Schrei von unsren Hihnen,

Es floh der junge Tag stieg an das Land.

Ich preßte meinen heißen Kopf und weinte: Ich wußte, daß auch dieses uns vereinte, Die Qual, die niedrig ist und wie ein Brand

Die Nächte frißt, die Tage und das Leben.

DIE NACHT

Die Nacht spannt eine goldne Harfe Verschwiegen durch den Traum der Welt, All ihre zarten Saiten schwingen,

Wenn eine Trane niederfällt.

Wer einsam geht und schon um vieles Erfahren hat, den sucht und wirbt Der Harfenschlag, der Weihelosen Im Druck des Dunkels klanglos stirbt.

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Es klagen erdenfremde Leiden

Mit schweren Tropfen in der Nacht, Nachts weinen heimlich bleiche Männer, Da Stolz am Tag sie lächeln macht.

Es deckt die Nacht mit ihrem Fürstenmantel Die goldne Harfe morgens zu.

Ans Ernst Hardt; Aus den Tagen des Knaben.

ZWEI GEDICHTE VON WILHELM WEIGAND

MEINE GLOCKEN

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i ANDERND noch auf reinen Höhn Fühl ich plötzlich mich umklungen. Ehern wallt ein fromm Getön Her aus Tal und Dämmerungen.

Einer Glocke Silberlaut

Schwebt empor in Höhenschweigen: Helle Augen einer Braut

Müssen sich in Tränen neigen.

Einer Glocke dumpf Gedröhn Summt in tränenblinden Jammer: Eine Tote schlummert schön

In der Liebe stillster Kammer.

Wohllaut in der Höhen Ruh Wird ein namenloses Heute. Rein den ersten Sternen zu Wallt ein himmlisches Geläute.

WELTSELIGKEIT

Reiner glühen meine heißen Sinne,

Seit ich mich dem reinen Geist verschrieben. Nennst du fromm es himmlisch hohe Minne, Nenn ich es Weltseligkeit im Lieben.

Keinem Fühlen darf ich wachsend wehren! Dies ist Zier und Spiegel meiner Ehren: Einer Flamme gleich soll mich verzehren Dies Verschwenden aus geklärten Trieben.

Aus Der verschlossene Garten. Gedichte aus den Jahren 19gOI —1909.

DIE GESCHICHTE MALIKS UND DER PRINZESSIN SCHIRIN

CH bin der einzige Sohn ‘eines reichen Kaufmanns aus

Surat; bald nach seinem Tode vergeudete ich den größeren Teil des großen Besitzes, den er mir hinterlassen hatte, und eben vertat ich auch den Rest mit meinen Freunden, als sich eines Tages ein Fremdling, der, wie er sagte, nach der Insel Sarandib unterwegs war, an meiner Tafel einfand. Die Unterhaltung drehte sich um Reisen; die einen priesen ihren Nutzen und ihre Freuden, und die andern stellten ihre Gefahren dar. Einige unter den Anwesenden, die gereist waren, erstatteten über ihre Reisen Bericht; die merkwürdigen Dinge, die sie gesehn zu haben behaupteten, reizten auch mich insgeheim dazu, und die Gefahren, die sie bestanden haben wollten, hinderten mich, den festen Entschluf zu fassen.

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Als ich sie alle angehórt hatte, sprach ich zu ihnen: „Man kann nicht von dem Vergnügen reden hören, das es macht, wenn man die Welt durcheilt, ohne die grófite Lust zu spüren, sich auch selber auf den Weg zu machen; aber die Gefahren, denen der Reisende sich aussetzt, be- nehmen mir den Geschmack an den fremden Ländern. Wenn man“, fügte ich lächelnd hinzu, „von einem Ende

der Welt bis zum andern reisen könnte, ohne auf dem.

Wege schlimme Begegnungen zu machen, so würde ich noch morgen Surat verlassen.“ Auf diese Worte, über die alle Versammelten lachen mußten, sprach der Fremdling: „O mein Herr Malik, wenn du Lust hast zu reisen und nur die Furcht vor den Dieben dich abhält, einen solchen Ent- schluß zu fassen, so will ich dich, wenn du willst, eine Art und Weise lehren, wie du ungestraft von Königreich zu Königreich reisen kannst.“ Ich glaubte, er scherzte; aber nach der Mahlzeit nahm er mich beiseite und sagte mir, er würde sich am folgenden Morgen bei mir einfinden und mir etwas sehr Merkwürdiges zeigen.

Er hielt sein Wort; er suchte mich auf und sprach zu mir: „Ich will mein Versprechen erfüllen, aber du wirst erst in einigen Tagen die Wirkung meines Versprechens sehn; denn was ich dir zu zeigen habe, ist ein Werk, das ich heute nicht vollenden könnte. Laß durch einen deiner Sklaven einen Schreiner holen, und sie mögen beide mit Brettern beladen hierher kommen‘; so geschah es auf der Stelle. |

Als nun der Schreiner und der Sklave kamen, sagte der Fremdling jenem, er möge eine sechs Fuß lange und vier Fuß breite Kiste machen, worauf der Schreiner alsbald die Hand ans Werk legte. Und auch der Fremdling blieb

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nicht müßig; er machte allerlei Teile des Bauwerks, wie Schrauben und Federn, und sie arbeiteten gemeinsam den ganzen Tag hindurch, worauf der Schreiner entlassen wurde. Der Fremdling brachte auch den folgenden Tag noch damit hin, die Federn einzusetzen und das Werk zu vervollkommnen.

Als die Kiste am dritten Tage endlich fertig war, be- deckte er sie mit einem persischen Teppich und ließ sie aufs flache Land hinaustragen; und als ich mich mit dem Fremdling dorthin begeben hatte, sprach er zu mir: „Schicke deine Sklaven fort, damit wir hier allein bleiben; ich möchte bei dem, was ich tun will, außer dir keine andern Zeugen haben.“ Ich befahl also meinen Sklaven, in das Haus zurückzukehren, und blieb mit dem Fremdling allein. Ich war sehr neugierig, was er mit diesem Ge- stell beginnen würde, als er hineinkroch; zugleich aber erhob sich die Kiste vom Boden und flog mit unglaublicher Ge- schwindigkeit durch die Luft. In einem Augenblick war er schon weit von mir entfernt, und im nächsten landete er wieder zu meinen Füßen.

Ich kann nicht schildern, wie sehr ich ob dieses Wun- ders erstaunte. „Du siehst“, sprach der Fremdling, als er aus dem Gestell hervorkroch, „ein recht eben gehendes Gefährt; und du kannst überzeugt sein, wenn du auf diese Weise reisest, so brauchst du nicht zu fürchten, unterwegs beraubt zu werden; das ist das Werkzeug, das ich dir geben wollte und mit dessen Hilfe man gefahrlos alle Reisen macht; ich mache dir diese Kiste zum Ge- schenk; du kannst dich ihrer bedienen, wenn dich eines Tages die Lust ankommt, die fremden Länder zu durch- eilen. Glaube .nicht,“ fuhr er fort, „dab hinter dem, was

III

du gesehen hast, ein Zauber steckt; nicht durch kabba- listische Worte noch auch durch die Kraft eines Talismans erhebt sich diese Kiste in die Luft; ihre Bewegung ist das Ergebnis der wunderbaren Kunst, wie sie die Lehre von den bewegenden Kräften erzeugt, und ich kenne noch andre Gefährte, die ebenso überraschend sind wie dieses.“

Ich dankte dem Fremdling für ein so seltenes Geschenk, und ich gab ihm aus Erkenntlichkeit einen Beutel voller Golddinare. „Lehre mich,“ sprach ich darauf, „was ich tun muĝ, um diese Kiste in Bewegung zu setzen,“ „Das sollst du schnell erfahren*, erwiderte er, und indem er mich mit sich in die Kiste steigen lief, berührte er eine Feder, und alsbald erhoben wir uns in die Luft; und er zeigte mir, wie man es anfangen mußte, um sie mit aller Sicher- heit zu lenken, und sprach: , Wenn du diese Schraube da drehst, so fliegst du nach rechts, und wenn du die dort drehst, so fliegst du nach links; wenn du diese Feder be- rührst, so steigst du, und wenn jene, so senkst du dich.“ Ich wollte selber die Probe machen und berührte die Federn; und wirklich gehorchte die Kiste meiner Hand und flog, wie ich es wollte, und ganz nach Willen be- schleunigte oder verlangsamte ich ihren Flug. Wir be- schrieben allerlei Figuren in der Luft und schlugen schließ- lich die Richtung nach meinem Hause ein, um in meinem Garten zu landen; es gelang uns leicht, denn wir hatten den Teppich von dem Holzwerk genommen, in dem sich sowohl, um die Luft einzulassen, wie auch, um einen Aus- blick zu ermöglichen, mehrere Löcher befanden.

Wir kamen noch vor meinen Sklaven nach Hause, die sich nicht genug verwundern konnten, als sie uns schon vor- fanden. Ich ließ die Kiste in meinem Gemach einschlieben,

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wo ich sie sorgfáltiger bewachte als einen Schatz; und der Fremdling verließ mich, ebenso zufrieden mit mir, wie ich es mit ihm war. Ich fuhr fort, mich mit meinen Freunden zu vergnügen, bis ich mein Erbe verzehrt hatte; ja, ich begann selbst zu borgen, so daß ich mich unver- merkt mit Schulden beladen sah. Sowie man aber in Surat erfuhr, daß ich zugrunde gerichtet war, verlor ich meinen Kredit; niemand wollte mir mehr leihen, und meine Gläubiger forderten mich voll Ungeduld, ihr Geld wiederzusehn, auf, es zurückzuzahlen. Da ich mich nun ohne alle Hilfsmittel sah und also nichts als Kummer und Beschimpfungen zu erwarten'hatte, nahm ich meine Zuflucht zu der Kiste; ich schleppte sie eines Nachts aus meinem Gemach auf den Hof des Hauses und stieg mit einigen Vorráten und dem Rest des Geldes, der mir noch blieb, hinein. Ich berührte die Feder, die die Maschine steigen ließ, drehte eine der Schrauben und ent- fernte mich von Surat und meinen Glàubigern, ohne fürchten zu müssen, daß sie mir die Häscher auf die Fersen schickten.

Ich ließ die Kiste während der Nacht so schnell wie nur möglich fliegen, und mir war, als überbóte ich selbst die Geschwindigkeit der Winde. Mit Tagesanbruch blickte ich durch ein Loch, um zu sehn, wo ich mich befände, und ich bemerkte nur Berge und Abgründe, ein dürres Land und eine furchtbare Wüste. Wohin ich auch blickte, sah ich keinerlei Spur bewohnter Stätten; und also fuhr ich den ganzen Tag und die ganze folgende Nacht lang fort, durch die Luft dahinzufliegen. Und am zweiten Tage sah ich mich über einem sehr dichten Walde, in dessen Nähe auf einer sehr weiten Ebene eine recht schöne Stadt stand.

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Ich machte halt, um mir die Stadt und einen prunk- vollen Palast, der sich am Ende der Ebene meinen Blicken bot, zu betrachten; ich wünschte leidenschaftlich zu er- fahren, wo ich wäre, und schon sann ich darüber nach, wie ich meine Neugier befriedigen könnte, als ich auf den Feldern einen Bauer erblickte, der die Erde pflügte. Ich stieg im Walde nieder, ließ meine Kiste dort zurück und ging auf den Bauer zu, um ihn zu fragen, welches der Name dieser Stadt sein mochte. ,,O Jiingling,“ erwiderte er, ,ich sehe wohl, daf du ein Fremdling bist, dieweil du nicht weißt, daß diese Stadt Gasna heißt. Hier resi- dert der gerechte und tapfere König Bahaman.“ „Und wer“, fragte ich, „wohnt in dem Palast, den wir am Ende der Ebene sehen?“ „Den“, erwiderte er, „hat der König von Gasna erbauen lassen, um dort seine Tochter Schon einzusperren; denn dieser Prinzessin droht ihr Horoskop, daß ein Mann sie betrügen werde. Um diese Prophe- zeiung zu durchkreuzen, hat Bahaman jenen Palast aus Marmor erbauen lassen, der umringt ist von tiefen Gräben voll Wasser. Das Tor ist aus chinesischem Stahl, und nur der König hat den Schlüssel dazu; zudem wacht Tag und Nacht eine zahlreiche Wache am Eingang, um allen Männern den Zutritt zu wehren. Einmal in der Woche besucht der König die Prinzessin, seine Tochter, und dann kehrt er nach Gasna zurück. Schirin hat zur Gesellschaft in diesem Palast nur ihre Amme und ein paar Sklavinnen bei sich.“ ...

Da ich mich nun immerfort mit Schirin beschäftigte, die ich mir schöner vorstellte als alle Damen, die ich noch gesehen hatte, obwohl mir in Surat und in Goa sehr viele begegnet waren, die als sehr schöne Frauen

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gelten konnten und die nicht wenig dazu beigetragen hatten, mich zugrunde zu richten, so kam mich die Lust an, das Schicksal zu versuchen. Ich sprach bei mir selber: „Ich muß mich auf das Dach des Palastes der Prinzessin begeben und versuchen, in ihre Gemächer einzudringen; vielleicht habe ich das Glück, daß ich ihr gefalle. Vielleicht bin ich der Sterbliche, dessen glückliche Ver- wegenheit die Astrologen am Himmel geschrieben fanden.“

Ich war jung und also leichtfertig, und es fehlte mir nicht an Mut. Ich faßte demnach diesen verwegenen Entschluf und führte ihn auf der Stelle aus; ich erhob mich in die Luft und lenkte meine Kiste auf das Schloß zu; das Dunkel der Nacht war so dicht, wie ich es nur wünschen konnte. Unbemerkt flog ich über die Köpfe der Krieger dahin, die rings um die Gräben scharfe Wache hielten. Ich ließ mich auf dem Dach in der Nähe einer Stelle nieder, wo ich Licht bemerkte; dann verließ ich meine Kiste und glitt durch ein Fenster hinab, das offen stand, um die Frische der Nacht hineinzulassen, und ich kam in ein mit reichem Gerät versehenes Gemach, wo auf einem brokatenen Lager die Prinzessin Schon ruhte, die in blendender Schónheit vor mir dalag; sie übertraf noch die Vorstellung, die ich mir von ihr ge- bildet hatte. Ich näherte mich ihr, um sie zu betrachten; aber ich konnte nicht, ohne in Verzückung zu geraten, so viel Reize sehn; ich warf mich vor ihr auf die Knie und küfte ihr eine ihrer Hände. Sie erwachte im Nu, und da sie einen Mann in einer Stellung vor sich sah, die sie er- schreckte, so stieß sie einen lauten Schrei aus, der alsbald ihre Amme herbeirief, die im benachbarten Zimmer: schlief. „Mahpeiker,“ sprach die Prinzessin zu ihr, „komm mir zu

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Hilfe. Hier ist ein Mann. Wie hat er in mein Gemach eindringen kónnen? Oder vielmehr bist du nicht mit- schuldig an seinem Verbrechen?“ „Wer? Ich?“ erwiderte die Amme. „Dieser Verdacht ist eine Beschimpfung; ich erstaune nicht weniger als du, diesen verwegenen Jüng- ling zu erblicken; und wenn ich übrigens auch hätte seine Verwegenheit begünstigen wollen, wie hätte ich die Wache täuschen können, die das Schloß umgibt? Auch weißt du ja, daß zwanzig stählerne Tore zu öffnen sind, bevor man hierher gelangt; daß das königliche Siegel an einer jeden Tür hängt und daß der König, dein Vater, die sämtlichen Schlüssel besitzt. . Ich begreife nicht, wie dieser Jüngling all diese Schwierigkeiten hat über- winden können.“

Während nun die Amme also sprach, sann ich darüber nach, was ich ihnen sagen sollte, und mir kam der Ge- danke, ihnen einzureden, daß ich der Prophet Mohammed sei. „O meine schöne Prinzessin,“ sprach ich zu Schon, „erstaune nicht länger, und auch du nicht, o Mahpeiker, wenn ihr mich hier erscheinen seht. Ich gehöre nicht zu jenen Liebhabern, die Gold ausstreuen und allerlei Listen anwenden, um ans Ziel ihrer Wünsche zu gelangen; ich trage kein Verlangen, vor dem deine Tugend erschrecken müßte; ferne sei mir jeder verbrecherische Gedanke. Ich bin der Prophet Mohammed; nicht ohne Mitleid habe ich dich dazu verurteilt gesehn, deine schönen Tage in einem Kerker zu verleben; und ich komme, um dir mein Wort zu geben und dich vor der Prophezeiung zu schützen, die deinen Vater Bahaman beängstigt. Sei hinfort beruhigt über dein Schicksal; dein Los kann nicht anders sein als des Ruhmes und Glückes voll, da du die Gattin Moham-

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meds wirst. Wenn sich die Nachricht von deiner Hoch- zeit in den Landen verbreitet, so werden alle Kónige den Schwiegervater des großen Propheten fürchten, und alle Prinzessinnen werden dich um dein Schicksal be- neiden.“

Schirin und ihre Amme sahen sich bei diesen Worten an, als beratschlagten sie, was sie davon halten sollten; ich gestehe, ich hatte Grund zu der Besorgnis, sie würde in ihrem Geist keinen Glauben finden; aber die Frauen glauben gern an das Wunderbare. Mahpeiker und ihre Herrin schenkten meinem Märchen Glauben; sie hielten mich für Mohammed, und ich mißbrauchte ihre Leicht- glaubigkeit. Nachdem ich den größeren Teil der Nacht bei der Prinzessin von Gasna verbracht hatte, verließ ich vor Tagesanbruch ihr Gemach, doch nicht ohne ihr ver- sprochen zu haben, daß ich am folgenden Tage zurück- kehren würde. Ich suchte schnell meine Kiste auf, kroch hinein und stieg sehr hoch in die Luft empor, um von den Kriegern nicht gesehen zu werden. Ich landete im Walde, ließ meine Kiste dort zurück und lenkte die Schritte zur Stadt, wo ich mir für acht Tage Vorräte ein- kaufte, sowie prunkvolle Kleider, einen schönen Turban aus indischer Leinwand mit goldenen Streifen und einen reichen Gürtel; und auch die Essenzen und die besten Wohlgerüche vergaf ich nicht. Ich brauchte für diese Ein- käufe den ganzen Rest meines Geldes auf, ohne mir um die Zukunft Sorge zu machen; mir war, als kónnte es mir nach einem so angenehmen Abenteuer an nichts mehr fehlen. Den ganzen Tag hindurch blieb ich im Walde, wo ich mich damit beschäftigte, mich anzukleiden und zu parfümieren. Sowie aber die Nacht erschien, stieg ich in

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meine Kiste und begab mich auf das Dach von Schirins Schloß. Wie in der Nacht zuvor stieg ich in ihr Ge- mach hinab, und die Prinzessin zeigte mir, daß sie mich in großer Ungeduld erwartete. „O gewaltiger Prophet,“ sprach sie zu mir, „ich begann mir schon Sorge zu machen, und ich fürchtete schon, du hättest deine Gattin ver- gessen.“ „O meine teure Prinzessin,“ erwiderte ich, „konntest du auf eine solche Befürchtung hören? Mußtest du nicht, da du mein Wort erhalten hattest, überzeugt sein, daß ich dich ewig lieben würde?“ „Aber sage mir,“ fuhr sie fort, „weshalb du so jung aussiehst? Ich glaubte, der Prophet Mohammed müßte ein ehrwürdiger Greis sein.“ „Da hast du dich nicht getäuscht,“ versetze ich, „das ist die allgemein verbreitete Vorstellung von mir; und wenn ich vor dir so erschiene, wie ich es bisweilen vor jenen Gläubigen tue, denen ich eine besondere Ehre erweisen will, so würdest du einen langen, weißen Bart und einen ganz kahlen Kopf erblicken; aber mir schien, als müßte dir eine weniger bejahrte Gestalt lieber sein; deshalb habe ich mir die Erscheinung eines Jünglings beigelegt.“ Da mischte die Amme sich in unsre Unterhaltung ein und sagte mir, daran hätte ich sehr wohl getan, und wenn man die Rolle eines Gatten spielen wolle, so könne man sich nicht zu angenehm machen.

Gegen Ende der Nacht verließ ich das Schloß, denn ich fürchtete, man möchte entdecken, daß ich ein falscher Prophet wäre; in der nächsten Nacht kehrte ich wieder- um dorthin zurück, und mein Verhalten war so klug, daß Schirin und Mahpeiker nicht einmal ahnten, daß ein Betrug vorliegen könnte. Freilich fand die Prinzessin un- vermerkt so viel Geschmack an mir, daß ihre Liebe nicht

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wenig dazu beitrug, sie von der Wahrheit all dessen, was ich ihr sagte, zu überzeugen; denn wenn man zugunsten jemandes eingenommen ist, so zweifelt man nicht mehr an seiner Aufrichtigkeit. . . .

Fast einen Monat lang nun hatte ich schon als Prophet ein angenehmes Leben geführt, als in der Stadt von einem der Nachbarkónige ein Gesandter eintraf, um Schirin zum Weibe zu begehren. Er erhielt alsbald eine Audienz, und als er den Zweck seiner Gesandtschaft dargelegt hatte, sprach Bahaman zu ihm: ,Es tut mir leid, daf ich dem König, deinem Herrn, meine Tochter nicht gewähren kann; ich habe sie dem Propheten Mohammed zum Weibe ge- geben.“ Der Gesandte schloß aus dieser Antwort, dab der König von Gasna irre geworden wäre. Er nahm Ab- schied von dem Fürsten und kehrte zu seinem Herrn zu- rück, der, wie er, zunächst glaubte, Bahaman müsse den Verstand verloren haben; dann aber schrieb er die Ab- weisung einer Geringschätzung zu und fühlte sich in seiner Ehre verletzt; er hob 'Iruppen aus, sammelte ein gewal- tiges Heer und fiel in das Kónigreich Gasna ein.

Der König, der Kasim hieß, war stärker als Bahaman; und obendrein rüstete Bahaman sich so langsam für den Empfang seines Feindes, daß er ihn nicht hindern konnte, grobe Fortschritte zu machen. Kasim schlug einige Trup- pen, die sich seinem Zuge widersetzen wollten, und rückte im Eilmarsch auf die Stadt Gasna vor, wo er Bahamans Heer auf der Ebene vor dem Schlosse Schirins verschanzt fand. Es war die Absicht dieses ergrimmten Liebhabers, es in seiner Verschanzung anzugreifen; da aber seine Truppen der Ruhe bedurften und er abends auf der Ebene eintraf, verschob er den Angriff auf den folgenden Morgen.

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Derweilen begann der Kónig von Gasna, als er von der Zahl und der Tapferkeit der Krieger Kasims vernahm, zu zittern; er versammelte seinen Diwan, und ein Würden- träger sprach mit diesen Worten zu den Versammelten: „Es nimmt mich wunder, daß der König aus solchem An- laß irgendwelche Sorge spüren kann. Welche Befürchtung kann ich sage nicht Kasim, sondern können alle Fürsten der Welt zusammen Mohammeds Schwieger- vater einflößen? Deine Hoheit, o mein Herr, braucht sich ja nur an seinen Eidam zu wenden. Flehe den großen Propheten um Hilfe an, so wird er deine Feinde bald zunichte machen; er muß es tun, denn er ist der Anlaß, um dessentwillen Kasım die Ruhe deiner Unter- tanen stört.“

Obgleich nun diese Rede nur aus Hohn gehalten wurde, so flófüte sie Bahaman dennoch Zuversicht ein. „Recht ist deine Rede,“ sprach er zu dem Würdenträger, „ich muß mich an den Propheten wenden; ich werde ihn bitten, meinen übermütigen Feind zurückzuschlagen, und ich wage zu hoffen, daß er meine Bitte nicht abschlagen wird.“

Nachdem er also gesprochen hatte, suchte er Schirin auf. „O meine Tochter,“ sprach er zu ihr, „sowie der morgige Tag anbrechen wird, will Kasim uns angreifen; ich fürchte, er wird unsre Schanzen bezwingen; und ich komme her, um Mohammed zu bitten, daß er uns helfe. Biete den ganzen Einfluß auf, den du auf ihn hast, damit er uns schütze. Wir wollen uns beide verbünden, um ihn uns günstig zu stimmen.“ „O mein Herr,“ erwiderte die Prinzessin, „es wird nicht schwer sein, den Propheten für uns zu gewinnen; er wird die feindlichen Truppen

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schnell zerstreuen, und auf Kosten Kasims werden alle Könige der Welt erfahren, daß sie dich zu achten haben.“ „Doch die Nacht rückt vor,“ fuhr der König fort, „und der Prophet erscheint nicht. Sollte er uns verlassen haben?“ „Nein, o mein Vater, nein,“ versetzte Schon, „glaube nicht, daß er uns in der Not'verlassen könnte. Er sieht vom Himmel aus, wo das Heer liegt, das uns belagert, und vielleicht ist er schon bereit, es in Verwirrung und Schrecken zu setzen.“ | l

Das war es denn auch in der Tat, wonach es Moham- med verlangte. Ich hatte während des Tages aus der Ferne Kasims Truppen beobachtet; ich hatte mir ihre Ver- teilung gemerkt und vor allem das Quartier des Königs beachtet. Ich sammelte große und kleine Kiesel, füllte meine Kiste damit und erhob mich um Mitternacht in die Luft. Ich flog zu den Zelten Kasims und erkannte gar leicht dasjenige; darin der Kónig ruhte. Es war ein sehr hoher, [reich vergoldeter Pavillon, den eine Kuppel krönte und den zwölf Säulen aus bemalten Hölzern trugen, die in die Erde eingelassen waren. Die Zwischenräume zwischen den Säulen waren mit einem Geflecht aus den Zweigen von allerlei Bäumen ausgefüllt, und zwischen den Kapitälen lagen zwei Fenster, das eine nach Osten und das andre nach Süden. |

All die Krieger, die rings das Zelt umlagen, schliefen, so daß ich, ohne bemerkt zu werden, bis zum einen der Fenster hinabsteigen konnte. Ich sah den König auf einem Lager liegen, den Kopf gestützt auf ein Kissen aus Satin. Ich kroch halb aus meiner Kiste hervor, und indem - ich einen großen Kiesel nach Kasim warf, traf ich ihn an der Stirn und brachte ihm eine gefährliche Wunde bei.

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Er stieß einen Schrei aus, der auf der Stelle all seine Wachen und seine Hauptleute weckte. Man lief zu dem König und fand ihn blutüberstrómt und fast des Bewußt- seins beraubt. Und durch das allgemeine Geschrei geriet das ganze Lager in Verwirrung, und jedermann fragte, was es gäbe. Schon lief das Gerücht um, daß der König verwundet sei, und man wisse nicht, wessen Hand den Streich geführt habe. Während man noch nach dem Täter suchte, erhob ich mich bis zu den Wolken und ließ auf das Königszelt und seine Umgebung einen Steinhagel nieder- fallen. Mehrere Krieger wurden verwundet und schrien auf, es regne Steine! Und als dieser Ruf sich fortpflanzte, warf ich, um ihn zu bestätigen, meine Kiesel in allen Richtungen hinab. Da bemächtigte sich des Heeres ein wildes Entsetzen, und Hauptmann wie Soldat glaubten, daß der Prophet wider Kasim ergrimmt sei und seinen Zorn durch dieses Wunder nur zu deutlich verkünde. Kurz, die Feinde Bahamans ergriffen in ihrem Grauen die Flucht; ja, sie machten sich in solcher Überstürzung aus dem Staube, daß sie all ihr Gerät und ihre Zelte liegen ließen und nur schrien: „Wir sind verloren, Mo- hammed wird uns alle vernichten.“ .

Zwei Tage, nachdem man Kasim begraben hatte, denn obwohl er ein Feind war, gab man ihm doch ein prunk- volles Begräbnis, befahl der König, daß man in der Stadt große Freudenfeste veranstalte, und zwar sowohl wegen der Niederlage der feindlichen Truppen, wie auch, um feierlich die Hochzeit der Prinzessin Schirin mit Moham- med zu feiern. Ich dachte mir, daß ich ein Fest, daß zu meinen Ehren stattfand, durch irgendein Wunder aus- . zeichnen müßte. Zu diesem Zweck kaufte ich in Gasna

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weißes ‚Pech und Baumwollsaat nebst ein wenig Feuer- stahl. Den Tag brachte ich im Walde damit hin, ein Feuerwerk vorzubereiten; ich tauchte die Baumwollsaat in das Pech, und als das Volk sich nachts in den Straßen vergnügte, erhob ich mich über die Stadt; ich stieg so hoch empor, wie es mir nur möglich war, damit man nicht mein Gefährt bei meinem eignen Licht zu erkennen vermöchte, schlug Feuer und entzündete die Baumwollsaat, die mit . dem Pech eine gar schóne Wirkung tat; dann zog ich mich wieder in meinen Wald zurück. Als aber kurz darauf der Tag anbrach, ging ich in die Stadt, um mir das Vergnügen zu machen und zuzuhören, wie man über mich reden würde. Ich täuschte mich nicht in meiner Erwartung; das Volk sprach in tausend Wendungen voller Bewunderung von dem Streich, den ich ihm gespielt hatte; die einen versicherten, Mohammed habe, um ihnen zu zeigen, daß ihm ihr Fest angenehm sei, himmlische Feuer erscheinen lassen; und die andern beteuerten, sie hätten mitten in diesen neuen Meteoren den Propheten gesehn; ihre Phan- tasie lieh ihm den weißen Bart und die ehrwürdige Miene.

All diese Reden machten mir unendlich viel Freude. Aber ach, während ich mich also ergötzte, brannte meine Kiste, meine teure Kiste, das Werkzeug meiner Wunder, in dem Walde ab; offenbar hatte ein Funke, der mir entgangen war, während meiner Abwesenheit das Gefährt getroffen und verzehrt, denn als ich zu ihm zurückkehrte, fand ich nur noch ihre Asche. Ein Vater, der bei seiner Heimkehr seinen einzigen Sohn von tausend tödlichen Stichen durchbohrt in seinem Blute schwimmend fände, kónnte nicht von so lebhaftem Schmerz ergriffen werden wie ich. Der Wald hallte wider von meinem Schreien

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und Klagen; ich raufte mir das Haar und zerriß meine Kleider. Ich weif nicht, wie ich in meiner Verzweiflung mein Leben schonen konnte.

Doch war an dem Unheil nichts mehr zu àndern; ich mußte irgendeinen Entschluß fassen; und mir blieb nur eine einzige Möglichkeit, nämlich die, mein Glück anders- wo zu suchen. So also überließ der Prophet Mohammed Bahaman und Schirin der Sorge um ihn und entfernte sich aus der Stadt Gasna. Drei Tage darauf begegnete ich einer großen Karawane von Kaufleuten aus Kairo, die auf dem Wege in ihre Heimat waren; ich mischte mich unter sie und zog mit ihnen nach Kairo, wo ich, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen, Weber wurde. Ich blieb ein paar Jahre dort und zog dann nach Damaskus, wo ich dasselbe Gewerbe ausübe. Ich bin scheinbar mit meinem Stande sehr zufrieden, aber es ist ein falscher Schein. Ich kann nicht vergessen, welches Glück ich einst genossen habe. Unaufhörlich steht mir Schon vor den Gedanken, und da ich sie zugunsten meiner Ruhe aus meinem Gedächtnis verbannen möchte, ja, all meine Kräfte diesem Streben widme, so macht mich die Bemühung, die ebenso fruchtlos wie schmerzlich ist, zu einem sehr unglücklichen Menschen.

Aus Tausend und ein Tag, orientalische Erzählungen.

GIOVANNI DI BOCCACCIO: GRISELDA

S ist schon lange her, daß das Haupt des Hauses der Markgrafen von Saluzzo ein junger Mann war, Gualtieri geheißen, der, ohne Weib und Kind hausend, seine Zeit mit nichts anderm verbrachte als mit der Vogelbeize und

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der Jagd; ein Weib zu nehmen und Kinder zu zeugen, hatte er keinen Gedanken, was nicht so unvernünftig war. Seine Leute, denen das nicht recht war, baten ihn zu often Malen, ein Weib zu nehmen, damit nicht er ohne Erben bleibe und sie ohne Herrn; sie erboten sich auch, ihm ein solches und von solchen Eltern abstammendes Fräulein aus- findig zu machen, daß er alle Zuversicht haben und sich wohl zufrieden geben könne. Gualtieri antwortete ihnen: „Meine lieben Freunde, ihr nótigt mich zu etwas, was ich nie und nimmer zu tun entschlossen war in der Über- legung, was für ein schweres Ding es ist, eine ausfindig zu machen, die sich ganz zum eigenen Wesen schickt, und wie häufig das Gegenteil ist und wie hart das Leben dessen ist, der an eine gerät, die sich nicht zu ihm schickt. Und daß ihr sagt, ihr glaubtet, aus der Art der Eltern die der Töchter zu erkennen, woraus ihr ableitet, ihr würdet mir eine solche geben, daß sie mir gefällt, das ist eine Torheit: denn ich wüßte nicht, woher ihr die Väter oder wie ihr die Heim- lichkeiten der Mütter kennen könntet; und wenn ihr sie schon kenntet, so sind doch die Töchter gar häufig den Eltern unihnlich. Weil es euch aber beliebt, mich mit diesen Ketten zu fesseln, so schicke ich mich meinetwegen drein; und damit ich mich, wenn es schlimm ausgeht, über niemand sonst zu beklagen habe als über mich, so will ich mir sie selber aussuchen, sage euch aber das eine: Wenn ihr die, die ich nehme, nicht als Herrin ehren werdet, so werdet ihrs zu euerm großen Schaden erfahren, wie schwer es mir ist, gegen meinen Willen auf euere Bitten ein Weib genommen zu haben.“ Die wackern Leute antworteten, sie seien es zufrieden, nur möge er sich entschließen, ein Weib zu nehmen. Seit langem hatte Gualtieri sein Wohl-

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gefallen an dem Gehaben eines armen jungen Mädchens, die aus einem Dorfe nahe bei seinem .Hause war, und da sie ihn auch sehr schön däuchte, glaubte er, mit ihr recht glücklich leben zu kónnen; ohne daher weiter zu suchen, nahm er sich vor, diese zu heiraten: er lief ihren Vater rufen und kam mit ihm, der ein ganz armer Mann war, überein, sie zum Weibe zu nehmen. Hierauf versammelte er alle seine Freunde aus der Landschaft um sich und sagte zu ihnen: „Meine lieben Freunde, euer Wille war und ist es, daß ich mich entschlósse, ein Weib zu nehmen, und ich habe mich dazu entschlossen, mehr euch zuliebe, als daß ich ein Verlangen nach einem Weibe gehabt hätte. Ihr wißt, was ihr mir versprochen habt, nämlich mit jeder, wer immer die sei, die ich nähme, zufrieden zu sein und sie als Herrin zu ehren; jetzt ist die Zeit da, wo ich im Begriffe bin, euch mein Versprechen zu halten, und wünsche, daf ihr mir das eurige haltet. Ich habe, hier ganz in der Nähe, ein junges Mädchen nach meinem Herzen gefunden, die beabsichtige ich, zum Weibe zu nehmen und binnen wenigen Tagen heimzuführen; denkt also daran, wie das Hochzeitsfest prächtig zu rüsten sei und wie ihr sie ehren- voll empfangen könnet, damit ich mich wegen euers Ver- sprechens ebenso zufrieden geben kann, wie ihr euch wegen des meinigen.“ Die guten Leute antworteten alle voller Freude, das sei ihr Wunsch und sie würden sie, sei sie, wer sie wolle, als Herrin hinnehmen und in allen Stücken als Herrin ehren. Hierauf trafen sie allesamt alle Anstalten, das Fest schön und groß und fröhlich zu machen, und dasselbe tat Gualtieri. Er ließ die Hochzeit gar groß und schön ausrichten und viele Freunde und Verwandte und vornehme Edelleute und andere aus der Umgegend ein-

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laden. Und er lieb auch mehrere schóne und reiche Kleider zuschneiden und anfertigen nach dem Maße eines jungen Mädchens, die ihn den Wuchs der Jungfrau zu haben däuchte, die er sich zu freien vorgenommen hatte; und überdies beschaffte er Gürtel, Ringe und eine kóstliche Krone und alles, was eine Braut braucht. Und als der Tag gekommen war, den er für die Hochzeit bestimmt hatte, stieg Gualtieri etwa anderthalb Stunden nach Sonnenaufgang zu Pferde und mit ihm alle, die ihn zu ehren gekommen waren; und nachdem er alles Nótige angeordnet hatte, sagte er: „Ihr Herren, es ist Zeit, die Braut einzuholen.“ Und er machte sich mit seinem ganzen Geleite auf den Weg, und sie ritten in das Dórfchen. Und als sie zu dem Hause ihres Vaters gekommen waren, trafen sie das Mädchen, wie sie eben mit Wasser vom Brunnen zurückkam; sie war in grofer Hast, weil sie nachher mit andern Frauenzimmern gehn wollte, um die Braut Gualtieris kommen zu sehn. Kaum ersah Gualtieri sie, so rief er sie bei ihrem Namen Griselda und fragte sie, wo der Vater sei; sie antwortete verschämt: „Herr, er ist im Hause.“ Nun saß Gualtieri ab, befahl allen, ihn zu erwarten, und trat allein in das armselige Häuschen; dort fand er ihren Vater, der Gian- nucolo hieß, und zu dem sagte er: „Ich bin gekommen, um Griselda zu freien; vorher möchte ich aber noch von ihr einiges in deiner Gegenwart hören.“ Und er fragte sie, ob sie sich, wenn er sie zum Weibe nehme, immerdar befleißigen wolle, ihm willfährig zu sein und sich nichts, was er tun oder sagen werde, verdrießen zu lassen, und ob sie gehorsam sein werde, und um viel andere derlei Dinge; sie antwortete immer mit Ja. Nun nahm sie Gual- tieri bei der Hand, führte sie hinaus und ließ sie vor seiner

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Begleitung und, wer sonst noch da war, nackt auskleiden; und nachdem er die auf seinen Befehl angefertigten Kleidungs- stücke hatte bringen lassen, lieb er sie alsbald bekleiden und beschuhen und auf ihr Haar, so wirr wie es war, eine Krone setzen. Darob verwunderte sich jedermann und er sagte: ,, Ihr Herren, das ist die, die mein Weib sein soll, wenn sie mich zum Manne haben will.“ Dann wandte er sich zu ihr, die, über sich selber verschämt, nicht wußte, wie ihr geschah, und sagte: „Griselda, willst du mich zum Manner Sie antwortete: „Ja, mein Herr“, und er sagte: „Und ich will dich zum Weibe.“ Und er verlobte sich vor allen Leuten mit ihr. Und er lief sie einen Zelter besteigen und führte sie mit ehrenvollem Geleite heim. Dort wurde mit großem Gepränge das Beilager gehalten, und die Festlichkeiten waren nicht anders, als wenn er die Tochter des Königs von Frankreich genommen hätte. Die junge Frau schien mit den Kleidern zugleich auch Sinn und Wesen gewechselt zu haben. Sie war, wie wir gesagt haben, schön an Gestalt und Antlitz, und so schön, wie sie war, so einnehmend, so liebenswürdig und gewandt wurde sie jetzt in ihrem Benehmen, dab sie nicht die Tochter Giannucolos und einer Schafhirtin, sondern die eines edeln Herrn zu sein schien; das nahm alle wunder, die sie vorher gekannt hatten. Und zudem war sie ihrem Manne so gehorsam und zuvorkommend, daß er sich für den glücklichsten und zufriedensten Menschen auf der Welt hielt; und mit seinen Untertanen war sie so freundlich und leutselig, daß es niemand gab, der sie nicht mehr als sich selbst geliebt und ihr nicht willig alle Ehrerbietung erwiesen hätte: alle beteten für ihr Wohl und ihr Glück und ihre Erhebung, und die, die stets gesagt hatten, Gual-

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tieri habe unweislich gehandelt, daß er sie zum Weibe ge- nommen habe, sagten nun, daß er der weiseste und scharf- sichtigste Mensch der Welt gewesen sei, weil es niemand sonst als er vermocht hätte, die hohen Tugenden unter der dürftigen Hülle und der bäuerischen 'Iracht zu er- kennen. Und sie verstand sich so zu benehmen, daß nicht nur in ganz kurzer Frist in ihrer Markgrafschaft, sondern auch, ehe viel Zeit verstrichen war, allenthalben von ihrer Vortrefflichkeit und ihrer Zucht gesprochen wurde, und was etwa gegen ihren Gatten gesagt worden war, als er sie gefreit hatte, das wandte sich nun ins Gegenteil.

Sie war noch nicht lange in Gualtieris Hause, als sie schwanger wurde; und zu der Zeit gebar sie eine Tochter, und darüber war Gualtieri ganz glücklich. Bald darauf aber kam ihm ein seltsamer Gedanke in den Sinn, nàmlich der, ihre Willfihrigkeit mit langer Erprobung und harten Prüfungen versuchen zu wollen. Er fing damit an, sie mit Worten zu kränken, indem er in gespielter Erregung zu ihr sagte, seine Leute seien schlecht zufrieden mit ihr wegen ihrer niedrigen Abstammung, und besonders jetzt, wo sie sähen, daß sie ihm Kinder bringe; und wegen der Tochter, die sie geboren habe, täten sie mißvergnügt nichts sonst als murren. Auf diese Worte hin sagte die Frau, ohne ihr Gesicht oder ihre guten Vorsätze irgendwie zu ändern: „Mein liebster Herr, tu mit mir, wie du glaubst, daß es deiner Ehre und deiner Ruhe förderlich ist; ich werde mit allem zufrieden sein, weil ich erkenne, wie gering ich gegen sie bin und daß ich der Ehre nicht wert war, zu der du mich in deiner Gnade erhoben hast.“ Diese Antwort freute Gualtieri ungemein, weil er daraus erkannte, daß sie keines- wegs stolz geworden war über die Ehre, die er oder andere

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ihr erwiesen hatten. Kurze Zeit darauf schickte er, nach- dem er ihr mit allgemeinen Worten mitgeteilt hatte, seine Untertanen könnten ihr Mägdlein nicht leiden, einen Diener, dem er seine Weisungen erteilt hatte, zu ihr, und der sagte ihr mit gar betrübtem Gesichte: „Madonna, wenn ich nicht sterben will, muß ich tun, was mir mein Herr befiehlt. Er hat mir befohlen, Euer Töchterchen zu nehmen und...“; und mehr sagte er nicht. Als die Frau diese Worte hörte, das Gesicht des Dieners sah und sich der gesagten Worte erinnerte, begriff sie, daß er den Auftrag hatte, das Kind zu töten; und so nahm sie es aus der Wiege und küßte und segnete es und legte es, ohne trotz ihrer Herzenspein das Gesicht zu verändern, dem Diener in den Arm und sagte: „Nimm sie und tu pünktlich, was dir dein und mein Herr aufgetragen hat; laß sie aber nicht so, dab sie die Tiere und die Vögel fressen, es sei denn, er hätte dir das befohlen.“ Der-Diener nahm das Mägdlein und meldete Gualtieri, was die Frau gesagt hatte; staunend über ihre Standfestigkeit schickte ihn Gualtieri mit der Kleinen zu einer Muhme von ihm nach Bologna und lieb sie bitten, sie mit aller Sorgfalt warten und erziehen zu lassen, ohne jemals zu sagen, wessen Tochter sie sei. Darauf geschah es, daß die Frau von neuem schwanger wurde, und zur gehörigen Zeit genas sie eines Knaben, dessen Gualtieri herzlich froh war. Weil ihm aber das, was er getan hatte, nicht genügte, so verwundete er die Frau mit größerer Kränkung und sagte eines Tages erregten Ange- sichts zu ihr: „Frau, seit du diesen Knaben geboren hast, kann ich mit meinen Leuten gar nicht mehr auskommen, so bitter beschweren sie sich darüber, daß nach mir ein Enkel Giannucolos ihr Herr sein soll; darum fürchte ich,

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daf mir, wenn ich nicht des Landes vertrieben werden will, nichts übrigbleibt, als dasselbe zu tun, was ich das andere Mal getan habe, und schließlich noch dich zu lassen und ein andres Weib zu nehmen.* Geduldigen Mutes hórte ihn die Frau an und erwiderte nichts als: „Mein liebster Herr, sorge deine Ruhe zu gewinnen und deiner Wohl- meinung zu genügen, um mich kümmere dich in keiner Weise, weil mir ja doch nichts teuer ist, außer soweit ich sehe, daß es dir recht ist.“ Nach wenigen Tagen schickte Gualtieri in derselben Art, wie um die Tochter, um den Sohn, und schickte ıhn, indem er vorgab, er habe ihn in gleicher Weise töten lassen, ebenso wie das Mägd- lein zur Erziehung nach Bologna; dazu machte die Frau weder ein anderes Gesicht, noch andere Worte, als wegen des Mägdleins, so daß sich Gualtieri baß verwunderte und sich selber gestand, daß kein anderes Weib so handeln könnte wie sie: und hätte er nicht gesehn gehabt, wie zärt- lich sie mit den Kindern gewesen war, solange ihm das recht war, so hätte er, anstatt die Weisheit ihres Handels zu er- kennen, wie er jetzt tat, geglaubt, sie handelte so aus Gleichgültigkeit. Seine Untertanen, die wirklich glaubten, er habe die Kinder töten lassen, tadelten ihn bitter und schalten ihn einen Unmenschen und hatten mit der Frau das größte Mitleid; die aber sagte zu den Frauen, die mit ihr über die also getöteten Kinder wehklagten, nichts sonst, als daß ihr alles recht sei, was dem beliebe, der sie gezeugt habe. Als aber nach der Geburt des Mägdleins mehrere Jahre verstrichen waren, däuchte es Gualtieri an der Zeit, mit ıhrer Duldsamkeit die letzte Probe anzustellen; und so sagte er gesprächsweise zu vielen von seinen Leuten, er könne es auf keine Weise mehr ertragen, Griselda zur

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Frau zu haben, und er sehe es ein, was für eine Jugend- torheit er begangen habe, ge zu nehmen, und er wolle es daher beim Papste nach seinen Kräften betreiben, daß ihm der erlaube, ein andres Weib zu nehmen und Griselda zu lassen. Darob wurde er von manchem ehrlichen Manne hart getadelt; er aber antwortete nur, es müsse so sein. Als die Frau davon vernahm, däuchte es sie, sie müsse darauf gefaßt sein, in das Haus des Vaters zurückzu- kehren und vielleicht wie einst die Schafe zu hüten und den Mann, dem sie nur sein Bestes wünschte, in den Armen einer andern zu sehn: und deshalb härmte sie sich innerlich; so wie sie aber die andern Unbilden des Schick- sals ertragen hatte, so beschlo sie, auch diese mit fester Stirn zu ertragen. |

Nicht lange darauf ließ Gualtieri seine gefälschten Briefe aus Rom kommen und redete seinen Untertanen ein, darin habe ihm der Papst erlaubt, ein andres Weib zu nehmen und Griselda zu lassen. Er lieb sie also vor ihn kommen und sagte in Gegenwart einer groben Versammlung zu ihr: „Frau, durch eine Vergünstigung, die mir der Papst gewährt hat, darf ich eine andere Frau nehmen und dich lassen; und weil alle meine Vorfahren grobe Edelleute und Herren in diesem Lande waren, während die dengen immer Bauern waren, so will ich, daß du nicht mehr mein Weib seist, sondern in das Haus Giannucolos zurückkehrst mit dem Heiratsgute, das du mir zugebracht hast, und ich werde eine andere heimführen, die ich zu mir passend gefunden habe.“ Als die Frau diese Worte hörte, hielt sie nicht ohne die größte Anstrengung, über die Art der Weiber, die Tränen zurück und antwortete: „Herr, ich habe immer erkannt, daß sich mein niedriger Stand in keiner Weise

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zu Euerm Adel schickt, und das, was ich mit Euch ge- wesen bin, das habe ich als Euere und Gottes Gabe er- kannt, habe es auch nicht wie ein Geschenk mir zu eigen gemacht oder so betrachtet, sondern es stets für etwas mir Geliehenes gehalten; es gefállt Euch, es zurückzufordern, und so muß es mir gefallen und gefällt mir, es Euch zurückzugeben: hier ist Euer Ring, womit Ihr Euch mir vermählt habt; nehmt ihn. Ihr befehlt mir, das Heirats- gut, das ich Euch zugebracht habe, mitzunehmen: dazu braucht Ihr keinen Zahlmeister und ich weder einen Beutel noch ein 'Iragtier; es ist meinem Gedächtnis nicht ent- fallen, daß Ihr mich nackt genommen habt. Und dünkt es Euch ehrbar, dab der Leib, der die von Euch gezeugten ` Kinder getragen hat, von allen gesehn werde, so will ich nackt von hinnen gehn; doch ich bitte Euch, laßt es Euch zum Lohne für meine Jungfrauschaft, die ich Euch zuge- bracht habe und nicht wegtrage, gefallen, daß ich ein einziges Hemde über mein Heiratsgut mitnehmen darf.“ Gualtieri, dem das Weinen näher war als sonst etwas, be- hielt trotzdem sein finstres Gesicht bei und sagte: „So nimm denn ein Hemd mit.“ Alle, so viele ihrer da waren, baten ihn, ihr ein Kleid zu schenken, damit man nicht die, die dreizehn Jahre und noch lànger sein Weib ge- wesen sei so armselig und so schmählich aus seinem Hause fortgehn sehe, wie es zutreffe, wenn sie im Hemde fortgehe; aber ihre Bitten waren eitel: im Hemde, barfub und bar- häuptig ging Griselda, nachdem sie alle Gott befohlen hatte, aus dem Hause fort und kehrte unter den Tränen und Klagen aller, die sie sahen, zum Vater zurück. Giannucolo, der es nie hatte glauben kónnen, Gualtieri werde seine Tochter in Wahrheit als Weib behalten, und dieses Ende

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tagtüglich erwartet hatte, hatte ihr die Kleider aufbewahrt, die sie an dem Morgen ihrer Vermählung mit Gualtieri abgelegt hatte; die brachte er ihr, und sie zog sie wieder an und machte sich, wie sie gewohnt gewesen war, an die geringen Arbeiten im väterlichen Hause; tapfern Mutes ertrug sie den wuchtigen Ansturm des feindlichen Ge- schickes.

So, wie Gualtieri dies durchgeführt hatte, also redete er auch seinen Leuten ein, er habe eine Tochter eines Grafen von Panago genommen; und während er mit großem Gefolge zur Hochzeit rüsten ließ, schickte er um Griselda. Sie kam, und er sagte zu ihr: „Ich führe nun die Frau heim, die ich neuerdings genommen habe, und gedenke, sie bei ihrer Ankunft zu ehren. Du weißt, daß ich keine Frauen im Hause habe, die die Zimmer aus- zuschmücken und die vielen Dinge, die ein derartiges Fest erfordert, zu besorgen verstünden: und weil du besser als jede andere Bescheid im Hause weißt, richte du alles her, wie es sich gehört, laß die Damen einladen, die du meinst, und empfange sie, als ob du hier die Frau wärest; nach der Hochzeit kannst du dann wieder heimgehn.* Obwohl diese Worte Messerstiche waren für das Herz Griseldas, die ja der Liebe, die sie zu ihm trug, nicht so hatte entsagen können wie ihrem Glücke, antwortete sie: „Herr, ich bin willig und bereit.“ Und sie trat in ihrer schlechten, groben Kleidung in das Haus, aus dem sie vor kurzem im Hemde fortgegangen war, und begann die Zimmer zu säubern und in Ordnung zu bringen, ließ in den Salen Wandteppiche befestigen und Decken auflegen, ließ die Küche bestellen und legte überall Hand an, als ob sie eine geringe Hausmagd gewesen wäre; und sie rastete

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nicht eher, als bis alles schmuck und in Ordnung war, wie es sich gehörte. Dann ließ sie im Namen Gualtieris alle Damen der Gegend einladen und traf die Anstalten zum Feste. Und als der Tag der Hochzeit gekommen war, empfing sie alle Damen, die dazu kamen, trotz ihrer armseligen Kleidung mit dem Mute und mit dem Anstande einer vornehmen Dame und mit heiterm Gesichte. Die Kinder Gualtieris waren in seinem Auftrage bei einer Muhme von ihm, die ins Haus der Grafen von Panago verheiratet war, sorgfältig auferzogen worden; das Mäd- chen, das schönste Wesen, das man je gesehn hatte, war jetzt zwólf Jahre alt, der Knabe sechs. Nun hatte Gualtieri zu seinem Vetter nach Bologna geschickt und ihn gebeten, es móge ihm belieben, mit seiner Tochter und dem Sohne nach Saluzzo zu kommen und dafür zu sorgen, daf er ein schónes und ehrenvolles Geleite mitbringe, dabei aber allen zu sagen, er führe sie ihm als Gattin zu, ohne gegen irgend jemand etwas verlauten zu lassen, wer sie sonst sei.

Der Edelmann tat, wie ihn der Markgraf gebeten hatte, machte sich auf den Weg und kam nach einigen Tagen mit dem Mädchen und dem Brüderchen und einem edeln Geleite zur Essenszeit nach Saluzzo, wo er alle Einwohner und viele Leute aus der Nachbarschaft versammelt fand, um die neue Gemahlin Gualtieris zu erwarten. Als die nach ihrem Empfange durch die Damen in den Saal, wo die Tische aufgestellt waren, getreten war, ging ihr Griselda so, wie sie war, heiter entgegen und sagte: „Willkommen, meine Herrin!“ Die Damen, die Gualtieri gar oft, aber umsonst gebeten hatten, er möge Griselda in einer Kammer bleiben lassen oder ihr eins von ihren frühern Kleidern

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leihen, damit sie nicht in einem solchen Aufzuge vor seinen Gästen erscheine, wurden zu Tische geführt, und man fing an, sie zu bedienen. Das Fräulein wurde von jedermann betrachtet, und alle sagten, Gualtieri habe einen guten Tausch getan; besonders aber lobte Griselda sie, sie und ihr Brüderchen. Nun hielt Gualtieri dafür, er habe von der Duldsamkeit seiner Frau so viel gesehn, wie er begehrt habe, weil er sah, daß die Wendung der Dinge sie nicht im geringsten veránderte, wobei er sicher war, dab das nicht von Beschränktheit herstammte, da er sie als sehr klug kannte; es schien ihm daher an der Zeit, all die Bitterkeit, die sie nach seiner Meinung unter der tapfern Miene verbarg, von ihr zu nehmen. Darum ließ er sie kommen und sagte vor der ganzen Gesellschaft lächelnd zu ihr: „Was dünkt dich von Unserer Braut?“ „Herr,“ antwortete Griselda, „mich dünkt viel Gutes; und wenn sie, wie ich glaube, so klug ist wie schón, so zweifle ich nicht, daß Ihr mit ihr als der glückseligste Herr dieser Welt leben werdet. Aber ich bitte Euch, was ich nur kann, die Kränkungen, die Ihr der andern, die früher die Euere war, angetan habt, die tut dieser nicht an; denn ich glaube kaum, daß sie sie ertragen könnte, einmal weil sie jünger ist, und dann weil sie in Zärtlichkeit auferzogen ist, während die andere von klein auf ın beständiger Mühsal gewesen ist.“ Als Gualtieri sah, dab sie fest glaubte, das Fräulein solle sein Weib sein, und daß sie trotzdem nichts sonst als Gutes von ihr sprach, ließ er sie an seiner Seite niedersitzen und sagte zu ihr: „Griselda, jetzt ist es Zeit, daß du die Frucht deiner langen Duldsamkeit verkostest und daß die, die mich für grausam und ungerecht und töricht gehalten haben, erkennen, daß ich alles, was ich

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getan habe, zu einem wohlbedachten Zwecke ins Werk gesetzt habe: dich wollte ich lehren, wie ein Weib sein soll, und die andern, wie man ein Weib nehmen und halten soll; und mir wollte ich eine bestándige Ruhe schaffen, dieweil ich mit dir zu leben haben würde. Und darüber, ob mir das gelingen werde, war ich, als ich daran ging, zu heiraten, in grofer Furcht und deswegen habe.ich dich, um eine Probe anzustellen, so, wie du weißt, gekränkt und verletzt. Und weil ich nie bemerkt habe, daß du in Worten oder in Werken von meinen Wünschen abge- wichen wärest, und weil ich glaube, bei dir all den Trost zu finden, den ich ersehnt habe, so will ich dir auf ein- mal wiedergeben, was ich dir auf mehrere Male genommen habe, und will die Kränkungen, die ich dir angetan habe, durch die größte Zärtlichkeit heilen. Und so nimm denn die, die du für meine Braut hältst, und ihr Brüderchen als deine und meine Kinder hin; sie sind die, von denen du und viele Leute lange Zeit geglaubt habt, ich hätte sie grausam töten lassen, und ich bin dein Gatte, der dich über alles in der Welt liebt und der Meinung ist, sich rühmen zu können, daß es niemand gebe, der mit seiner Frau in gleicher Weise zufrieden sein könnte.“ Und nach diesen Worten fiel er ihr um den Hals und küßte sie, die vor Freuden weinte, und sie standen auf und gingen zu ihrer Tochter, die ganz erstaunt über das, was sie ver- nahm, dasaß, und umarmten sie und ihr Brüderchen zärt- lich; und so wurden nicht nur die Kinder, sondern auch viele Anwesenden ihres Wahnes entledigt. Die Damen standen froh vom Tische auf, gingen mit Griselda in eine Kammer, zogen ihr ihre Kleider mit besserer Vorbedeutung aus, legten ihr ein vornehmes Gewand von den ihrigen an

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und führten sie, die auch in Lumpen einer Dame geglichen hatte, als Dame in den Saal zurück, Da gabs denn ein wundersames Herzen mit den Kindern, und männiglich war dessen froh; der Jubel verdoppelte sich, und sie dehnten das Fest auf mehrere Tage aus. Gualtieris hohe Klugheit wurde anerkannt, wenn man auch die Proben, denen er seine Frau unterworfen hatte, für hart und unerträglich hielt; über alle aber wurde Griselda als ungemein klug gepriesen. |

Der Graf von Panago kehrte nach einigen Tagen nach Bologna zurück. Gualtieri enthob Giannucolo seiner Ar- beit und setzte ihn als seinen Schwäher in einen solchen Stand, daß er sein Greisenalter ehrenvoll und friedlich verlebte bis zu seinem Ende. Und nachdem Gualtieri seine Tochter an einen hohen Herrn vermählt hatte, lebte er mit Griselda, die er immerdar nach Kräften ehrte, lange und glücklich. Was kónnte man hier nun anders sagen, als daß sich der göttliche Geist vom Himmel ebenso in die Hütten der Armen niedersenkt, wie in die Paläste der Großen, die es oft mehr verdienen würden, Schweine zu hüten, als die Herrschaft über die Menschen innezuhaben? Wer hätte noch außer Griselda nicht nur trockenen, sondern auch heitern Auges die harten und unerhórten Prüfungen Gualtieris ertragen kónnen? Dem wäre es vielleicht nicht unrecht geschehn, wenn er an eine geraten wäre, die sich, wenn er sie im Hemde aus dem Hause gejagt hátte, von einem andern das Pelzchen : hätte so striegeln lassen, daß das Hemd zu einem hübschen Kleide geworden wäre.

Aus dem Dekamerone des Boccaccio, in der neuen Übertragung von Albert Wesselski-

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ZWEI GEDICHTE VON ALFRED WALTER HEYMEL

ARS LONGA. NACH DEM ENGLISCHEN DES AME- RIKANISCHEN DICHTERS BRIAN HOOKER `

ICHT deine großen Gaben Gott! Geehrt

Als Seher nicht bei Fremden will ich sein, Noch meinen Namen durch die Zeiten schrein, Für Ruhm vertrödelnd meinen Manneswert.

So würd ich selber in mein Werk verkehrt: Lust wäre nur ein Reim, und meine Pein Stichwort im Puppenspiel, und Lieb ein Schein, Der ferne Wasser fremden Lichts verklärt.

Sei mir nicht mehr als anderen gewillt:

Gib etwas Glauben an der Arbeit Ziel,

Den Freund, den ich mir täglich wünsch zurück, Das Weib, in deren Aug ich find das Bild

Von Kindern wie durch Wunder mein. Nicht viel: Nur allgemeines, ganz gemeines Glück.

LANDSCHAFT

Matt schlackengrün, erstarrt und gläsern ` Liegt der See am schwülen Sommertag. Metallner Horizont und Wetterblicken. Dann und wann ein ferner Donnerschlag. Die immer lauten Ufer sind heut lautlos. Sieh, dort treibt mit müdem Ruderschlag Der Fischer heim sein Boot mit schlaffen Segeln, Da kein Luftzug sich erheben mag.

I4I

Ach, nur die Hand zu heben, ist schon schmerzlich. Wie im Hirne die Gedanken glühn. Auf der erhitzten Stirne blinken Perlen. Es stockt der Stunden träg Vorüberziehn. An hoher Felsen graugetürmten Massen, Wolken auf Wolken, die nicht vorwärtsziehn, Wie wir dies sehen, wissen wir auf einmal: Sinnlos, nutzlos ist ein jed' Entfliehn.

Da kommt ein leichter Wind her vom Gewitter, Lüpft die Lasten, die auf uns geruht.

Die Wolken schwanken, kleine Silberwellen Kräuseln schon die neubelebte Flut;

Und rosenfarben heitert sich der Himmel, Kündet unsrer Sonne lichte Flut

Und was an Hoffnung, Zuversicht und Freude Lodert in der Lebensfackel Glut.

CARL STERNHEIM: SZENE AUS DEM ZWEITEN TEIL DER TRAGÖDIE „DON JUAN“

Don Juan und Cervantes an Bord des spanischen Flaggschiffs, vor der Schlacht von Lepanto.

JUAN:

AS für ein Land! Dort starb ein Volk, Cervantes, das um ein Weib die Greuel wüster Kriege

mit heiliger Überzeugung auf sich nahm,

die besten Männer hingab, weil sein Hirn

nicht fassen wollte: Helena die Griechin

bei Wesen, deren Sitte Barbarei,

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Leib, der an Góttervorbild aufgepflegt,

Sinn, der durch innigste Erkenntnis blühte, schimpflich beflecken und verwüsten mußte. Es galt nicht diesen widrigen Gebrauch heutiger Völker, sich mit Lärm und Schweiß im Raume krampfhaft drängend auszubreiten, auf Masse pochend, die der Dünkel bläht,

ein ewiges Gesetz erschien geschändet,

von Niedrigkeit galt Größe angefaßt.

Da flog ein Volk von Göttern, spannte Tugend bis in des Himmels Blau und holte sich

die Frau zurück. Zu heldischem Gemeindrang wird Hoheit vieler einzelner geläutert.

CERVANTES:

Ein schön und innig angeschautes Bild. Doch stieg es aus der Sehnsucht Ihrer Brust und nicht aus Deutung des Gewesenen.

JUAN:

Verleugne Griechen nicht! Beschimpfe uns und nenne mich sogar der Zeit verwandt, doch sieh in hingeschwundenem Griechentum bedeutendstes Ereignis. Kastor laß

und Pollux wieder leben, Ödipus,

der seine Mutter eine Sternennacht

wie eine sie Frau in Armen hielt l und sich in ihr vergaß. Erkenne, Seele von Kónigin trat fordernd vor Natur,

bog ihren simplen Sinn, den Haufen lieben, von platter Erde hohen Sternen zu.

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Da durfte man inj)der Gedanken Land

dann schreiten, schreiten und die Arme breiten und brach sich nicht an Wänden wilde Sehnsucht. Es ging in Himmel und in Hólle Erde

ganz unentschieden auf; ein jeder schritt

in beiden furchtlos unbehindert fort

und ungescholten, selig er allein.

CERVANTES:

Der Knabe, der der Mutter Leib zur Liebe sich unter die entzückten Glieder schob,

traf unbewußt ihr Blut, und für die Wahrheit durch Schicksal blind, büßt er das Ungewollte, da es zutage kommt, mit Schrei und Tod. Sein Dichter aber ruft den Menschen zu: prüft gründlich und bedenkt ein Unterfangen, für alle Ziele steht ein klares Halt,

und edler Menschengeist wirkt seine Tat nicht in verworrenem Knäuel für sich selbst, als glatten Faden spult er der Nation Gewinn, den ihm ein Gott gegeben, zu.

JUAN: Mit solchem Wort zeigt sich das Weltenende. Du merkst nicht, Mann, wie du vergiftet bist, als Masse sprichst und ernsten Mundes predigst, was deine schöne Einzelheit zerschlägt. Läßt du dir deinen Eigenwillen färben und machst dir deine freie Tat zum Zwang, so ist das Wahnsinn, der mich nicht berührt, und löscht dich aus dem Weltall meiner Wünsche.

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Am Nächsten reizt mich nur das kóstlich Eigene, Nichtzuerratende an Weg und Ziel.

Je stolzer er in dunklem Mantel geht,

schlägt um so rasender in mir Begierde,

um seinen Glauben, seine letzte Sehnsucht

zu wissen und in tiefster Brust zu prüfen,

ob nicht mein eigen Herz noch hóher zuckt.

Bricht also Phrase selbst zur Nacht nicht ab,

und willst du mir vor Gott ins Antlitz lügen: dir wäre deine Heimat nicht ersehnt,

die Stube, wo dein Hirn die innern Plane, Gedichte, reife Phantasieen denkt,

wo dir ein treues Weib ins Auge nickt

und du belohnt in ihren Schoß verschwindest? Was schiert dich dieser Krieg, was liegst du hier? Wieviel Gemeinsinn einmal kurz vermochte,

ist längst in dir zu Ende.und verhaßt

Schlacht, die bevorsteht, Schrecken, der dir droht. Mir äußerst furchtbar wie die Führerrolle

in Angelegenheit, die Volk und König,

doch nicht den irdisch freien Mann berührt.

CERVANTES: Den Christen aber.

JUAN:

Wie den Christen denn? Der weiß entgegen jeglicher Vernunft: trotz ihres Sohnes, den der Welt sie brachte, Maria reine unbefleckte Jungfrau. Und weiß es, ob den Türken er vernichtet,

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so fest, als ob der Türke ihn besiegt.

Wem Wunder Lebens tiefste Notdurft ist, den wirft auch mangelnde Wahrscheinlichkeit nicht nieder, immer wieder Glaube sprengt die kahlen Wände dieser Erde fort

und stellt die Seele ihrer Sehnsucht nach. Sieh, wie ein Unmaß solcher Himmelskraft in meiner heißen Augen Tiefe schwingt, daß meine Arme sich mit Hauch verweben und ihm ein süßes Bildnis abgewinnen,

mit dem ich selig und bedeutend bin.

Nun siehst du mich in edlerer Gestalt

und wirst es später innerlich gestehen, menschlich vollkommen habest Don Juan

du einmal nur geschaut: Nicht in der Schlacht auf seines Schiffes Deck vor Griechenland.

STIMME vom Mast: Schiff ahoi! STIMME vom Bug: Schiff ahoi!

STIMME vom Mast: Schiff ahoi!

JUAN erbebt sich:

Zieh deine Waffen an, und wenn du fällst, zeig meinen Sinn, da du vor Gott erscheinst.

Cervantes beugt sich zu Boden und küßt Juans Hände. Juan steigt hinab.

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CERVANTES am Boden:

Fallt, Tropfen, hin und sinke, Seele, nieder und schäme dich für dreißig Jahre sehr.

Fanfare. Allgemeine Bewegung.

. RAINER MARIA RILKE: AUS DEN AUFZEICH- NUNGEN DES MALTE LAURIDS BRIGGE. FRAG- MENT

ASS man erzählte, wirklich erzählte, das muß vor meiner

Zeit gewesen sein. Ich habe nie jemanden erzählen hören. Damals, als Abelone mir von Mamans Jugend sprach, zeigte es sich, daß sie nicht erzählen könne. Der alte Graf Brahe soll es noch gekonnt haben. Ich will auf- schreiben, was sie davon wubte.

Abelone muß als ganz junges Mädchen eine Zeit gehabt haben, da sie von einer eigenen weiten Bewegtheit war. Brahes wohnten damals in der Stadt, in der Bredgade, unter ziemlicher Geselligkeit. Wenn sie abends spät hinauf in ihr Zimmer kam, so meinte sie müde zu sein, wie die andern. Aber dann fühlte sie auf einmal das Fenster, und, wenn ich recht verstanden habe, so konnte sie vor der Nacht stehn stundenlang und denken: das geht mich an. „Wie ein Gefangener stand ich da,“ sagte sie, „und die Sterne waren die Freiheit.“ Sie konnte da- mals einschlafen, ohne sich schwer zu machen; der Aus- druck In-den-Schlaf-fallen paßt nicht für dieses Mädchen- jahr. Schlaf war etwas, was mit einem stieg, und von Zeit zu Zeit hatte man die Augen offen und lag auf einer neuen Oberfläche, die noch lang nicht die oberste war.

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Und dann war man auf vor Tag; selbst im Winter, wenn die andern schläfrig und spät zum späten Frühstück kamen. Abends, wenn es dunkel wurde, gab es ja immer nur Lichter für alle, gemeinsame Lichter. Aber diese beiden Kerzen, ganz früh, in der neuen Dunkelheit, mit der alles wieder anfıng, die hatte man für sich. Sie standen in ihrem niederen Doppelleuchter und schienen ruhig durch die kleinen ovalen, mit Rosen bemalten Tüllschirme, die von Zeit zu Zeit nachgerückt werden mußten. Das hatte nichts Stórendes; denn einmal (war man durchaus nicht eilig, und dann kam es doch so, daß man manchmal aufsehen mußte und nachdenken, wenn man an einem Brief schrieb oder in das Tagebuch, das früher einmal, mit ganz anderer Schrift, ängstlich und schön, begonnen war.

Der Graf Brahe lebte ganz abseits von seinen Töchtern. Er hielt es für Einbildung, wenn jemand behauptete, das Leben mit andern zu teilen. (,Ja, teilen —“ sagte er.) Aber es war ihm nicht unlieb, wenn die Leute ihm von seinen Töchtern erzählten: er hörte aufmerksam zu, als wohnten sie in einer anderen Stadt.

Es war deshalb etwas ganz Außerordentliches, daß er einmal nach dem Frühstück Abelone zu sich winkte: „Wir haben die gleichen Gewohnheiten, wie es scheint. Ich schreibe auch ganz früh. Du kannst mir helfen.“ Abelone wußte es noch wie gestern.

Schon am andern Morgen wurde sie in ihres Vaters Kabinett geführt, das im Rufe der Unzugänglichkeit stand. Sie hatte nicht Zeit, es in Augenschein zu nehmen, denn man setzte sie sofort gegen dem Grafen über an den

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Schreibtisch, der ihr wie eine Ebene schien mit Büchern und Schriftstößen als Ortschaften.

Der Graf diktierte. Diejenigen, die behaupteten, daß Graf Brahe seine Memoiren schriebe, hatten nicht völlig unrecht. Nur daß es sich nicht um politische oder militärische Er- innerungen handelte, wie man mit Spannung erwartete. „Die vergesse ich“, sagte der alte Herr kurz, wenn ihn jemand auf solche Tatsachen hin anredete. Was er aber nicht vergessen wollte, das war seine Kindheit. Auf die hielt er, und es war ganz in der Ordnung, seiner Meinung nach, daß jene sehr entfernte Zeit nun in ihm die Ober- hand gewann, daß sie, wenn er seinen Blick nach innen kehrte, dalag wie in einer hellen nordischen Sommernacht, gesteigert und schlaflos.

Manchmal sprang er auf und redete in die Kerzen hinein, daß sie flackerten. Oder ganze Sätze mußten wieder durchgestrichen werden, und dann ging er heftig hin und her und wehte mit nilgrünem seidenem Schlafrock. Während alledem war noch eine Person zugegen, Sten, des Grafen alter jütländischer Kammerdiener, dessen Aufgabe es war, wenn der Großvater aufsprang, die Hände schnell über die einzelnen losen Blätter zu legen, die, mit Notizen be- deckt, auf dem Tische herumlagen. Seine Gnaden hatten die Vorstellung, daß das heutige Papier nichts tauge, daß es viel zu leicht sei und davonfliege bei der geringsten Gelegenheit. Und Sten, von dem man nur die lange obere Hälfte sah, teilte diesen Verdacht und saß gleichsam auf seinen Händen, lichtblind und ernst wie ein Nachtvogel.

Dieser Sten verbrachte die Sonntagnachmittage damit, Swedenborg zu lesen, und niemand von der Dienerschaft hätte je sein Zimmer betreten mögen, weil es hieß, daß

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er zitiere. Die Familie Stens hatte seit je Umgang mit Geistern gehabt, und Sten war für diesen Verkehr ganz besonders vorausbestimmt. Seiner Mutter war etwas er- schienen in der Nacht, da sie ihn gebar. Er hatte große runde Augen, und das andere Ende seines Blicks kam hinter jeden zu liegen, den er damit ansah. Abelonens Vater fragte ihn oft nach den Geistern, wie man sonst jemanden nach seinen Angehörigen fragt: „Kommen sie, Sten? sagte er wohlwollend, „es ist gut, wenn sie kommen.“

Ein paar Tage ging das Diktieren seinen Gang. Aber dann konnte Abelone „Eckernförde“ nicht schreiben. Es war ein Eigenname, und sie hatte ihn nie gehört. Der Graf, der im Grunde schon lange einen Vorwand suchte, das Schreiben aufzugeben, das zu langsam war für seine Erinnerungen, stellte sich unwillig.

„Sie kann es nicht schreiben,‘ sagte er scharf, „und andere werden es nicht lesen können. Und werden sie es über- haupt sehen, was ich da sage?“ fuhr er böse fort und ließ Abelone nicht aus den Augen.

„Werden sie ihn sehen, diesen Saint-Germain?“ schrie er sie an.

„Haben wir Saint-Germain gesagt? Streich es durch. Schreib: der Marquis von Belmare.“

Abelone strich durch und schrieb.

Aber der Graf sprach so schnell weiter, dab man nicht mitkonnte.

„Er mochte Kinder nicht leiden, dieser vortreffliche Belmare, aber mich nahm er auf seine Knie, so klein ich war, und mir kam die Idee, in seine Diamantknópfe zu beißen. Das freute ihn. Er lachte und hob mir den Kopf, bis' wir einander in die Augen sahen: ‚Du hast ausgezeich-

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m cim pk.

nete Zähne,‘ sagte er, ‚Zähne, die etwas unternehmen.‘ Ich aber merkte mir seine Augen. Ich bin später da und dort herumgekommen. Ich habe allerhand Augen gesehen, kannst du mir glauben: solche nicht wieder. Für diese Augen hätte nichts da sein müssen, die hattens in sich. Du hast von Venedig gehört? Gut. Ich sage dir, die hätten Venedig hier hereingesehen, in dieses Zimmer, dab es dagewesen wäre wie der Tisch. Ich saß in der Ecke und hörte, wie er meinem Vater von Persien erzählte: manchmal mein ich noch, mir riechen die Hände davon.“

„Mein Vater schätzte ihn, und Seine Hoheit, der Land- graf, war so etwas wie sein Schüler. Aber es gab natür- lich genug, die ihm übelnahmen, daß er an die Vergangen- heit nur glaubte, wenn sie in ihm war. Das konnten sie nicht begreifen, daß der Kram nur Sinn hat, wenn man damit geboren wird.“

„Die Bücher sind leer,“ schrie der Graf mit einer wüten- den Gebärde nach den Wänden hin, „das Blut, darauf kommt es an, da muß man drin lesen können. Er hatte wunderliche Geschichten drin und merkwürdige Abbildungen, dieser Belmare; er konnte aufschlagen, wo er wollte, da war immer was beschrieben; keine Seite in seinem Blut war überschlagen worden. Und wenn er sich einschloß von Zeit zu Zeit und allein drin blätterte, dann kam er zu den Stellen über das Goldmachen und über die Steine und über die Farben. Warum soll das nicht darin gestanden haben? Es steht sicher irgendwo.“

„Er hätte gut mit einer Wahrheit leben können, dieser Mensch, wenn er allein gewesen wäre. Aber es war keine Kleinigkeit, allein zu sein mit einer solchen. Und er war nicht so geschmacklos, die Leute einzuladen, daß sie ihn

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bei seiner Wahrheit besuchten; die sollte nicht ins Gerede kommen: dazu war er viel zu sehr Orientale. „Adieu, Madame,‘ sagte er ihr wahrheitsgemäß, ‚auf ein anderes Mal. Vielleicht ist man in tausend Jahren etwas kräftiger und ungestórter. Ihre Schónheit ist ja doch erst im Werden, Madame‘, sagte er, und das war keine bloße Höflichkeit. Damit ging er fort und legte draußen für die Leute seinen Tierpark an, eine Art Jardin d’Acclimatation für die größeren Arten von Lügen, die man bei uns noch nie gesehen hatte, und ein Palmenhaus von Übertreibungen und eine kleine gepflegte Figuerie falscher Geheimnisse. Da kamen sie von allen Seiten, und er ging herum mit Diamantschnallen an den Schuhen und war ganz für seine Gäste da.“

„Eine oberflächliche Existenz: wie? Im Grunde wars doch eine Ritterlichkeit gegen seine Dame, und er hat sich ziemlich dabei konserviert.“

Seit einer Weile schon redete der Alte nicht mehr auf Abelone ein, die er vergessen hatte. Er ging wie rasend auf und ab und warf herausfordernde Blicke auf Sten, als sollte Sten sich in einem gewissen Augenblicke in den verwandeln, an den er dachte. Aber Sten verwandelte sich noch nicht.

„Man müßte ihn sehen“, fuhr Graf Brahe versessen fort. „Es gab eine Zeit, wo er durchaus sichtbar war. Obwohl in manchen Städten die Briefe, die er empfing, an nieman- den gerichtet waren; es stand nur der Ort darauf, sonst nichts. Aber ich hab ihn gesehn.“

„Er war nicht schön.“ Der Graf lachte eigentümlich eilig. „Auch nicht, was die Leute bedeutend nennen oder vornehm; es waren immer Vornehmere neben ihm. Er

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war reich; aber das war bei ihm nur wie ein Einfall, daran konnte man sich nicht halten. Er war gut gewachsen, obzwar andere hielten sich besser. Ich konnte damals natürlich nicht beurteilen, ob er geistreich war und das und dies, worauf Wert gelegt wird —: aber er war.“

Der Graf, bebend, stand und machte eine Bewegung,

: als stellte er etwas in den Raum hinein, was blieb.

In diesem Moment gewahrte er Abelone.

„siehst du ihn?“ herrschte er sie an. Und plötzlich er- griff er den einen silbernen Armleuchter und leuchtete ihr blendend ins Gesicht.

Abelone erinnerte sich, daf sie ihn gesehen habe.

In den nächsten Tagen wurde Abelone regelmäßig ge- rufen, und das Diktieren ging nach diesem Zwischenfall viel ruhiger weiter. Der Graf stellte nach allerhand Papieren seine frühesten Erinnerungen an den Bernstorffschen Kreis zusammen, in dem sein Vater eine gewisse Rolle spielte. Abelone war jetzt so gut auf die Besonderheiten ihrer Arbeit eingestellt, dab, wer die beiden sah, ihre zweck- dienliche Gemeinsamkeit leicht für ein wirkliches Vertraut- sein nehmen konnte.

Einmal, als Abelone sich schon zurückziehen wollte, trat der alte Herr auf sie zu, und es war, als hielte er die Hände mit einer Überraschung hinter sich: „Morgen schreiben wir von Julie Reventlow,“ sagte er und kostete seine Worte; „das war eine Heilige.“

Wahrscheinlich sah Abelone ihn ungläubig an.

„Ja, ja, das gibt es alles noch,“ bestand er in befehlen- dem Tone, „es gibt alles, Komtesse Abel.“

Er nahm Abelonens Hände und schlug sie auf wie ein Buch.

153

„sie hatte die Stigmata,“ sagte er, „hier und hier.“ Und er tippte mit seinem kalten Finger hart und kurz in ihre beiden Handflächen. |

Den Ausdruck Stigmata kannte Abelone nicht. Es wird sich zeigen, dachte sie; sie war recht ungeduldig, von der Heiligen zu hóren, die ihr Vater noch gesehen hatte. Aber sie wurde nicht mehr geholt, nicht am nächsten Morgen ` und auch später nicht.

„Von der Gräfin Reventlow ist ja dann oft bei euch ge- sprochen worden“, schloß Abelone kurz, als ich sie bat, mehr zu erzählen. Sie sah müde aus; auch behauptete sie, das Meiste wieder vergessen zu haben. „Aber die Stellen fühl’ ich noch manchma]*, lächelte sie, und konnte es nicht lassen und schaute beinah neugierig in ihre leeren Hände.

EIN GEDICHT VON HERBERT ALBERTI

AS Auge, das, von Gold und Purpur trunken, Der Abendsonne folgte, kehrt sich nun

Zum Osten, wo die Lüfte dunkel ruhn,

Im Schoße dunkler Schatten ganz versunken.

Dort ist es kühl und soll Der heißen Träume Erlöst und selig schwebt der Sinn, bis fern Vom Kamm des schwarzen Hains der erste Stern Sich strahlend aufhebt in die blauen Räume.

154

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BÜCHER AUS DEM INSEL-VERLAG ;

ES IST DER GEIST, DER SICH DEN KÖRPER BAUT

Schiller

IM JAHRE 19o9 SIND NEU ERSCHIENEN:

ALBERTI, HERBERT: GEDICHTE. Geheftet M. 3.50. In Halbpergament M. 4.50.

ÄLTESTE DEUTSCHE DICHTUNGEN. Übersetzt und herausgegeben von Karl Wolfskebl und Friedrich v. d. Leyen.

= Geheftet M. 5.—. In Pappband M. 6.—. In Pergament M. ro.—.

ANDERSENS MÄRCHEN. Vollständige Ausgabe in zwei Bänden, unter Benutzung der von Andersen selbst be- sorgten deutschen Ausgabe übertragen von Mathilde Mann. Eingeleitet von Sophus Bauditz. Zeichnung der Initialen, des Titels und Einbands von Carl Weidemeyer-Worpswede. Geheftet M. 9.—. In Leinen M. 12.—. In Leder M. 15.—. Vorzugsausgabe: roo numerierte Exemplare auf Bütten-

papier, in Kalbleder M. 30.—.

D'ANNUNZIO, GABRIELE: DIE AUFERSTEHUNG DES ^. KENTAUREN. Übertragen von Rudolf G. Binding. Ge- heftet M. 2.—. In Pappband M. 3.—.

HONORÉ DE BALZACS MENSCHLICHE KOMÓDIE. Deutsche Ausgabe der Romane und Erzählungen Balzacs in vierzehn Bänden, bearbeitet von Gisela Etzel, Felix Paul Greve, Ernst Hardt, Hedwig Lachmann, Heinrich Mann, René Scbickele; mit einer Einleitung von Hugo von Hofmannsthal und einer Wiedergabe von Rodins Balzac- Statue in Heliogravüre. Titel- und Einband-Zeichnungen von Eric Gill. Geheftet je M. 4.—. In Leinen je M. 5.—. In Leder je M. 7.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Büttenpapier, in Maroquin je M. 15.—. Bisher sind erschienen Band I—X.

156

Einzelausgaben von Romanen aus der Menschlichen Komödie:

BALZAC, HONORE DE: EUGENIE GRANDET. DER EHEVERTRAG. Übertragen von Gisela Etzel. Geheftet M. 4.50. In Leinen M. 5.50. In Leder M. 7.50.

BALZAC, HONORÉ DE: VERLORENE ILLUSIONEN. (Die beiden Dichter. Ein großer Mann aus der Provinz in Paris. Die Leiden des Erfinders) Übertragen von Hedwig Lachmann. Zwei Bände. Geheftet M. 8.—. In Leinen M. ı0.—. In Leder M. 14.—.

BALZAC, HONORE DE: GLANZ UND ELEND DER

e KURTISANEN. (Von der Liebe der Dirnen. Was alte Herren sich die Liebe kosten lassen. Der Weg des Bösen. Vautrins letzte Verkörperung.) Übertragen von Felix Paul Greve. Zwei Bände. Geheftet M. 8.—. In Leinen M. 10.—. In Leder M. 14.—.

BALZAC, HONORF DE: DIE GESCHICHTE DER DREI- ZEHN. (Ferragus. Die Herzogin von Langeais. Das Mäd- chen mit den Goldaugen.) Übertragen von Ernst Hardt. Geheftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—. In Leder M. 7.—.

BALZAC, HONORE DE: VATER GORIOT. DAS HAUS NUCINGEN. Übertragen von Gisela Etzel. Geheftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—. In Leder M. 7.—.

BALZAC, HONORÉ DE: DIE LILIE IM TAL. DIE VER- LASSENE FRAU. Übertragen von Rene Schickele. Ge- heftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—. In Leder M. 7.—.

BEARDSLEY, AUBREY: UNTER DEM HÜGEL. Eine romantische Novelle. Deutsche Übertragung von Rudolf

157

Alexander Schröder. Mit einer Zeichnung von Beardsley. Zweite Auflage. Geheftet M. 2.50. In Leder M. 4.—.

BEARDSLEY, AUBREY: LETZTE BRIEFE. Autorisierte Übersetzung von K. Moorburg. Nachwort von Max Meyer- feld. Geheftet M. 5.—. In Leinen M. 6.—.

LUDWIG VAN BEETHOVENS BRIEFE. Ausgewählt und herausgegeben von Albert Leitzmann. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

DIE BIBEL AUSGEWÄHLT. Herausgegeben von A. und P. G. Grotjabn. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

BOCCACCIO, GIOVANNI DI: DAS LEBEN DANTES. Übertragen von Otto Freiberrn von Taube. Titel und Initiale gezeichnet von F. H. Ebmcke. 800 numerierte Exemplare. In Halbpergament M. 8.—. In Leder M. 15.—.

DIE NACHTWACHEN DES BONAVENTURA. Heraus-

gegeben von Franz Schultz. Geheftet M. 4.—. In Halb- leder M. 6.—.

CLEMENS BRENTANOS FRÜHLINGSKRANZ, ausJugend- briefen ihm geflochten [von Bettina von Arnim], wie er selbst schriftlich verlangte. Taschenausgabe in zwei Bänden. Eingeleitet von Paul Ernst. Titel- und Ein- bandzeichnung von Walter Tiemann. Zweite Auflage, mit Anmerkungen und Register von Heinz Amelung. Ge- heftet M. 6.—. In Leinen M. 8.—. In Leder M. 10.—.

DEFOE, DANIEL: DAS LEBEN UND DIE GANTZ UN- GEMEINE BEGEBENHEITEN DES BERÜHMTEN ENGELLÄNDERS MR. ROBINSON CRUSOE. Zwei

Bände. Neudruck des ältesten deutschen Robinsonbuches.

158

Mit Nachwort von Hermann Ullrich. 600 numerierte Ex- emplare. In Halbpergament M. 20.—. In Ganzpergament M. 30.—.

EGLOFFSTEIN, HERMANN FREIHERR VON: MARIA LUDOVICA VON ÖSTERREICH UND MARIA PAU- LOWNA. Mit vier Vollbildern. Geheftet M. 3.—. In Pappband M. 4.—.

ERNST, PAUL: DIE SELIGE INSEL. Fin Roman. Ge- heftet M. 3.—. In Leder M. 5.—.

ERNST, PAUL: BRUNHILD. Trauerspiel in drei Aufzügen. Geheftet M. 2.—. In Pappband M. 3.—.

FICHTES REDEN AN DIE DEUTSCHE NATION. Re- vidierte Ausgabe, eingeleitet von Rudolf Eucken. In Papp- band M. 2.—. In Leder M. 4.—.

FLAXMAN, JOHN: ZEICHNUNGEN ZU SAGEN DES KLASSISCHEN ALTERTUMS. In Leinen M. 4.—. Zugleich Ergánzungsband zuSchwabs Sagen des klassischen Altertums.

GOETHE: FAUST. Gesamtausgabe: enthaltend den Urfaust, Das Fragment (1790), Die Tragödie, I. und II. Teil, Die Paralipomena. Textrevision von Hans Gerbard Graf. In Leinen M. 3.—. In Leder M. 4.—.

Auch als VI. Band von Goethes Werken (Wilhelm Ernst- Ausgabe deutscher Klassiker) erschienen.

GOETHE: ITALIENISCHE REISE, KAMPAGNE IN FRANKREICH 1792, BELAGERUNG VON MAINZ 1793. (Der Werke IV. Band.) Herausgegeben von Kurt Jahn. In Leder M. 6.—.

Wilhelm Ernst-Ausgabe deutscher Klassiker.

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GOETHES WERKE in sechs Bänden. Im Auftrage der Goethe-Gesellschaft herausgegeben von Erich Schmidt. In 6 Pappbänden M. 6.—.

DER JUNGE GOETHE. Begriindet von Salomon Hirzel. Neu herausgegeben von Max Morris. Sechs Bände. Jeder Band: Geheftet M. 4.50. In Leinen M. 6.—. In Leder M. 7.50.

Bisher erschienen Band I und II; die weiteren Bände folgen in Abständen von je drei Monaten.

GOEIHES BRIEFE AN FRAU VON STEIN. In Aus- wahl herausgegeben von Julius Petersen. Mit drei Sil- houetten. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

HARDT, ERNST: GESAMMELTE ERZÄHLUNGEN. Ge- heftet 3.— In Pappband M. 4.—.

HARDT, ERNST: AN DEN TOREN DES LEBENS. Eine Novelle. Zweite Auflage. Geheftet M. 2.—. In Pappband M. 3.—.

HARDT, ERNST: TANTRIS DER NARR. Drama in fünf Akten. Eingangsblatt, Titel und Einband gezeichnet von Marcus Behmer. Vierte Auflage (11.—15. Tausend). Ge- heftet M. 3.— In Leinen M. 4.—.

HEINE, HEINRICH: DIE NORDSEE. 300 Exemplare auf Japanpapier. so Exemplare in Kalbleder [vergriffen]. 250 Exemplare in Pergament M. 18.—.

Gedruckt auf der Ernst Ludwig-Presse in Darmstadt.

WILHELM HEINSES BRIEFE. Zweiter Teil. Nach den Handschriften herausgegeben von Carl Schüddekopf. (Der

Werke ro, Band.) Geheftet M. 6.—. In Halbleder M. 8.—. In Leder M. 9.—.

160

WILHELM HEINSES TAGEBÜCHER. Nach den Hand- schriften herausgegeben von Carl Scbüddekopf. (Der Werke 7. Band.) Geheftet M. 6.—. In Halbleder M. 8.—. In Leder M. 9.—.

HEINRICH HEINES SÄMTLICHE WERKE in ro Bänden.

Unter Mitwirkung von Julius Petersen, Jonas Fränkel und

_ Albert Leitzmann herausgegeben von Oskar Walzel. Jeder

Band geheftet M. 2.—. In Halbpergament M. 3.—. Vor-

zugsausgabe (einmalig): ı000 Exemplare auf reinstem

Hadernpapier geheftet M. 4.50. In Halbleder M. 6.—. In Leder M. 8.—.

Der erste Band erscheint vor Weihnachten 1909, die weiteren in kurzen Zwischenräumen. 1911 wird die Ausgabe vollständig vorliegen. HESPERUS. Ein Jahrbuch, mit Beiträgen von Hugo von Hofmannsthal, Rudolf Borchardt und Rud. Alex. Schröder. Geheftet M. 5.—. In Pappband M.6.—. InPergament M. 10.—.

HITCHCOCK, ETHAN A.: DAS ROTE BUCH VON APPIN. Aus dem Englischen übertragen von Sir Galahad. Geheftet M. 3.— In Pappband M. 4.—.

HOFMANNSTHAL, HUGO VON: DIE GESAMMELTEN GEDICHTE. Dritte Auflage. Titel- und Einbandzeich-

nung von Eric Gil. Geheftet M. 4.—. In Halbpergament M. 6.—. mE

DAS HOHE LIED SALOMONIS. Textbearbeitung von Rudolf Alexander Schröder, nach der Übertragung von Emil Kautzsch. Mit Initialen, Titel- und Einbandzeich- nung von F. W. Kleukens. 300 Exemplare auf Japanpapier: 4o Exemplare in Kalbleder M. 20.—, die übrigen in Leder M. 12.—. Gedruckt auf der Ernst Ludwig-Presse in Darmstadt,

161

WILHELM VON HUMBOLDTS BRIEFE AN EINE FREUNDIN. Zum ersten Male nach den Handschriften herausgegeben von Albert Leitzmann. ZweiBände. Mit einem Porträt. Titel- und Einbandzeichnung von F. H. Ehmcke. Geheftet M. 6.—. In Leinen M. 8.—. In Leder M. ro.—.

DIE BRIEFE DES JUNIUS. Ins Deutsche übertragen von Felix Paul Greve. Geheftet M. 5.—. In Leinen M. 6.—.

KANT-AUSSPRÜCHE. Herausgegeben von Raoul Richter. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

DES KNABEN WUNDERHORN. Alte deutsche Lieder, gesammelt von L. A. v. Arnim und Clemens Brentano. Jubiläumsausgabe getreu nach den Originaldrucken. Drei Bände mit einem die Kinderlieder enthaltenden Anhang. Gedruckt werden bei Breitkopf & Härtel in der alten Breit- kopffraktur 800 Exemplare auf handgeschópftem Papier. Die drei Titel und zwei weiteren Bilder werden wie für die Originalaus- gabe in Kupfer gestochen. Nr. 1—50, die in echt Maroquin unter Verwendung alter Handstempel und Fileten mit der Hand ge- bunden werden, sind durch Subskription bereits vergriffen; Nr. 51 bis 800, die in Halbleder nach altem Muster gebunden werden, kosten der Band M. 12.—. Bisher erschien Band I; Band II und ` DI folgen in der ersten Hälfte des Jahres 1910.

HEINRICH VON KLEISTS SÄMTLICHE WERKE UND . BRIEFE. Vollständige Ausgabe in sechs Bänden, besorgt von Wilhelm Herzog. Einbandzeichnung von E R. Weiff. Mit dem Jugendbildnis Kleists in farbiger Wiedergabe. Jeder Band geheftet M. 4.50. In Halbpergament M. 6.—. Vorzugsausgabe: too numerierte Exemplare auf Bütten- papier. In Pergament M. 14.—.

Bis zum Herbst 1909 sind vier Bände erschienen. Band V und VI folgen 1910.

162

LAGERLÖF, SELMA: GÖSTA BERLING, ERZÄHLUNGEN AUS DEM ALTEN WERMLAND. Übertragen von Mathilde Mann. Zwei Bände. Geheftet M. 5.—. In Papp- bänden M. 7.—. In Leder M. 9.—.

LUDWIG, OTTO: DIE HEITERETHEI. Ein Roman. Herausgegeben von Paul Merker. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

MARTIN LUTHERS BRIEFE. In Auswahl heraus- gegeben von Reinbard Buchwald. Zwei Bände. Mit einem Porträt. Titel und Einbandzeichnung von E R. Weiß. Geheftet M. 9.—. In Leinen M. 12.—. In Leder M. 16.—.

Das Werk vereinigt zum erstenmal die deutschen Briefe mit den ins Deutsche übertragenen lateinischen.

MANN, HEINRICH: DIE KLEINE STADT. Ein Roman. Geheftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—.

JOHANN HEINRICH MERCKS SCHRIFTEN UND BRIEFWECHSEL. In Auswahl herausgegeben von Kurt Wolff. Zwei Bände. Einmalige Auflage in 600 Exem- plaren. Geheftet M. 14.—. In Halbleder M. 18.—.

EDUARD MÖRIKE: DAS HUTZELMÄNNLEIN UND ANDERE MÄRCHEN. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 3.—. In Leinen M. 4.—. In Leder M. 5.—.

MURGER, HENRI: DIE BOHEME. Szenen aus dem Pariser Künstlerleben. Deutsche Übertragung von Felix Paul Greve. Mit fünf Vollbildern von Franz von Bayros. Zweite Auflage (3. und 4. Tausend). Geheftet M. 4.50. In Leinen M. 6.—. In Leder M. 8.—.

163

FRIEDRICH NIETZSCHES GESAMMELTE BRIEFE. Fünf Bände (vollständig).

Band I: Briefe an Wilhelm Pinder, Gustav Krug, Paul Deussen, von Gersdorff, Dr. Carl Fuchs, Frau Marie Baumgartner, Frau Louise O., Freiherrn von Seydlitz, Bürgermeister Muncker, Theodor Opitz, Karl Knortz, Frau Professor Vischer-Heußler, Freifrau von Seydlitz, Dr. Otto Eiser, Dr. Romundt, Frau Appellationsrat Pinder. Herausgegeben von Elisabeth Förster- Nietzsche und Peter Gast. Geheftet M. 10.—. In Leinen M. ır.—.

Band II: Briefwechsel mit Erwin Rhode. Herausgegeben von Elisabeth Förster-Nietzsche und Fritz Scholl. Geheftet M. 10.—. In Leinen M. 11.—.

Band III: Briefwechsel mit Fr. Ritschl, J. Burckhardt, H. Taine, G. Keller, H. von Stein, G. Brandes, H. von Bülow, H. von Senger, Malvida von Meysenbug. Heraus- gegeben von Elisabeth Förster-Nietzsche, Curt Wachsmuth und Peter Gast. Geheftet M. to.—. In Leinen M. r1.—.

Band IV: Briefe an Peter Gast. Herausgegeben von Peter Gast. Geheftet M. 9.—. In Leinen M. 10.—.

Band V, zwei Teile: Briefe an Mutter und Schwester. Herausgegeben von Elisabeth Förster-Nietzsche. Geheftet M. 12.—. In Leinen M. 14.—.

Die Gesamtausgabe in fünf Bänden (in sechs Bünde ge- bunden) kostet: Geheftet M. 48.—. In Leinen M. 56.—. In Halbfranz M. 64.—.

NOVELLEN, ALTFRANZÓSISCHE. Ausgewählt von Paul Ernst, übertragen von Paul Hansmann. Zwei Bände.

164

Mit Titelholzschnitten und Zierstücken nach alten Origi- nalen. Titelzeichnung von Rudolf Koch. Geheftet M. 8.—. In Pappbänden M. 10.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Bütten in Pergament M. 20.—.

RILKE, RAINER MARIA: DIE FRÜHEN GEDICHTE. Des Buches „Mir zur Feier“ zweite Auflage. Geheftet M. 4.50. In Halbleder M. 6.50.

RILKE, RAINER MARIA: REQUIEM. (Für eine Freundin. Für Wolf Graf von Kalckreuth.) 500 Exemplare. In Pappband M. 3.50. In Seide M. 5.—.

RILKE, RAINER MARIA: DAS STUNDENBUCH. (Ent- haltend die drei Bücher: Vom mónchischen Leben; Von der Pilgerschaft; Von der Armut und vom Tode.) Mit Titel und Initiale von Walter Tiemann. Dritte Auf lage. In Pappband M. 3.50.

DIE BRIEFE DES JUNGEN SCHILLER. Herausgegeben von Max Hecker. Mit einer Silhouette. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

SCHOPENHAUER, ADELE: TAGEBÜCHER. Zum ersten Male nach der Handschrift herausgegeben von Kurt Wolf. Mit ı7 von Adele Schopenhauer geschnittenen Silhouetten. Geheftet M. 6.—. In Pappbänden M. 8.—.

SCHOPENHAUERS WERKE in fünf Bänden. (Die Welt als Wille und Vorstellung. Kleinere Schriften. Parerga ‚und Paralipomena.) In Leinen M. 20.—. In Leder M. 26.—.

Einzeln erschienen die Bánde unter folgenden Titeln: SCHOPENHAUER, ARTHUR: DIE WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG. Herausgegeben von Eduard

165

Grisebach. Zwei Bände In Leinen M. 8.—. In Leder M. 10o.—.

SCHOPENHAUER, ARTHUR: KLEINERE SCHRIFTEN. Herausgegeben von Max Brabn. In Leinen M. 5.—. In Leder M. 6.—.

SCHOPENHAUER, ARTHUR: PARERGA UND PARA- LIPOMENA. Zwei Bände. Herausgegeben von Hans Henning. In Leinen M. 8.—. In Leder M. 10.—.

SCHWAB, GUSTAV: DIE SCHÓNSTEN SAGEN DES KLASSISCHEN ALTERTUMS. Vollständige Ausgabe in zwei Bänden, besorgt von Ernst Beutler. In Leinen M. 8.—.

Dasselbe. Ausgabe in drei Bänden. (Mit dem Er- gänzungsband: Flaxmans Zeichnungen zu Sagen des klassischen Altertums.) In Leinen M. 12.—.

SHAKESPEARES SONETTE. Nachdichtung von Eduard Sänger. Geheftet M. 4.—. In Halbpergament M. 5.—. Vorzugsausgabe: 40 Exemplare auf Japan in Leder M. 20.—.

STERNHEIM, CARL: DON JUAN. Eine Tragödie. Ge- heftet M. 5.—. In Halbleder M. 8.—. In Ganzleder M. 15.—.

STIFTER, ADALBERT: AUS DEM ALTEN WIEN. Zwölf Studien. Herausgegeben von Otto Erich Deutsch. Mit 20 Vollbildern. Titel und Einband von Heinrich Wieynk. Geheftet M. 5.—. In Leinen M. 6.—. In Leder M. 8.—.

TAUSEND UND EIN TAG. Orientalische Erzählungen. Ausgewählt und eingeleitet von Paul Ernst. Die Über- tragungen von Felix Paul Greve und Paul Hansmann. Titel- und Einbandzeichnung von Marcus Behmer. Vier

166

Bände in der Ausstattung der Inselausgabe von „Tausend und eine Nacht“. Geheftet M. 16.—. In Leinen M. 20.—. In Leder M. 28.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exem- plare auf Inselbüttenpapier. In Pergament mit Seiden- vorsatz gebunden M. 64.—.

VERHAEREN, EMILE: HELENAS HEIMKEHR. Nach- dichtung von Stefan Zweig. 300 Exemplare: 30 auf Japan, von Emile Verhaeren signiert, in Leder M. 40.—; 270 auf Büttenpapier in Halbpergament M. 15.—.

Gedruckt auf der Ernst Ludwig-Presse in Darmstadt.

WEIGAND, WILHELM: DER VERSCHLOSSENE GAR- TEN. Gedichte aus den Jahren root bis 1909. Geheftet M. 4.—. In Halbpergament M. 5.—.

WILDE, OSCAR: DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY. Ein Roman. Übertragen von Hedwig Lachmann und Gustav Landauer. Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Dritte Auflage (3.— 5. Tausend). Geheftet M. 3.50. In Leinen M: 4.50. In Leder M. 7.—.

BIS ENDE 1908 WAREN ERSCHIENEN: ARNIM, BETTINA VON: DIE GÜNDERODE. Taschen-

ausgabe in zwei Bänden. Herausgegeben und eingeleitet von Paul Ernst. Titelrahmen und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 7.—. In Leinen M. 9.—. In Leder M. 10.—.

ARNIM, ACHIM VON, ISABELLA VON ÄGYPTEN, KAISER KARL DES FÜNFTEN ERSTE JUGENDLIEBE. Herausgegeben und eingeleitet von Paul Ernst. Geheftet M. 2.—. In Leder M. 3.50.

167

BALZAC, HONORE DE: PHYSIOLOGIE DER EHE. Eklektisch-philosophische Betrachtungen über Glück und Unglück in der Ehe. Vollständige deutsche Übertragung von H. Conrad. Zweite Auflage. Titel- und Einband- zeichnung von Eric Gill Geheftet M. 4.50. In Leinen M. 5.50. In Leder M. 7.50. Vorzugsausgabe: too nume- rierte Exemplare auf Büttenpapier in Maroquin M. 15.—.

BALZAC, HONORÉ DE: EIN JUNGGESELLENHEIM (LA RABOUILLEUSE). Übertragen von Felix Paul Greve. Geheftet M. 4.50. In Leinen M. 5.50. In Leder M. 7.50.

BALZAC, HONORE DE: ERZÄHLUNGEN AUS DER NAPOLEONISCHEN SPHÄRE (Oberst Chabert; Eine Leidenschaft in der Wüste; Abschied; El Verdugo; Eine dunkle Begebenheit). Übertragen von Felix Paul Greve. Geheftet M. 4.50. In Leinen M. 5.50. In Leder M. 7.50.

DIE BERGPREDIGT JESU CHRISTI in der Lutherschen Übersetzung. Geschrieben im alten Unzialduktus von Graily Hewitt, von Platten in rot und schwarz gedruckt. 300 Exemplare: 25 auf Pergament mit handvergoldetem Initial in Leder M. 75.— (vergriffen); 275 auf van Gel- dern-Bütten in Pergament M. 22.—.

BAUDELAIRE, CHARLES: DIE BLUMEN DES BÖSEN. In deutsche Verse übertragen von Graf Wolf von Kalck- reutb. ‘Titel, Vignetten und Einband von H. With. Wulff. 850 numerierte Exemplare: ı—5so auf Bütten in Perga- gament M. 14.—; 51— 850 geheftet M. 5.—, in Leder M. 7.—.

BETHGE, HANS: DIE CHINESISCHE FLÖTE. Nach, dichtungen chinesischer Lyrik. Titel- und Einband- zeichnung von Æ. R. Weiß. In Pappband M. 5.—.

168

BIERBAUM, OTTO JULIUS: DER NEU BESTELLTE IRRGARTEN DER LIEBE, UM ETLICHE GÄNGE UND LAUBEN VERMEHRT. Schmuck und Umschlag von Heinrich Vogeler. 7.—10. Tausend (des „Irrgartens“ 41.— 44. Tausend). Geheftet M. 2.—. In Pappband M. 3.—. In Leder M. 5.—.

BOCCACCIO, GIOVANNI DI: DAS DEKAMERON. Drei Bände. Vollständige Ausgabe, unter Zugrundelegung der Schaumschen Übertragung von 1823 durchgesehen und ergänzt von K. Mebring. Titelrahmen und Einbandzeich- nung von Walter Tiemann. Zweite Auflage (3.—5. Tausend). Geheftet M. 10.—. In Leder M. 15.—:

BOCCACCIO, GIOVANNI DI: DIE LIEBENDE FIA- METTA. Vollständige Ausgabe, unter Zugrundelegung der Übersetzung von Sopbie Brentano bearbeitet von K. Berg. Titelrahmen und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 3.50. In Leder M. 5.—.

BRIEFWECHSEL ZWISCHEN CLEMENS BRENTANO UND SOPHIE MEREAU. Zwei Bände. Nach den Handschriften zum ersten Male herausgegeben von Heinz

Amelung. Mit zwei Bildnissen in Lichtdruck. Geheftet M. 7.—. In Leinen M. 9.—. Vorzugsausgabe: 100 nu- merierte Exemplare auf Bütten. In Leder M. 18.—.

BRIEFE AN FRITZ VON STEIN. Herausgegeben und eingeleitet von Ludwig Rohmann. Geheftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—. :

Enthält Briefe aus dem Goethekreise, besonders von Charlotte von Stein, Karl und Amalie von Stein, Sophie von Schardt u. a.

169

BARRETTI-BROWNING, ELIZABETH: SONETTE NACH DEM PORTUGIESISCHEN. Übertragen durch Rainer Maria Rilke. Geheftet M. 3.—. In Halbpergament M. 4.—.

CERVANTES, MIGUEL DE: DER SCHARFSINNIGE RITTER DON QUIXOTE VON DER MANCHA. Vollständige deutsche Taschenausgabe in drei Bänden, unter Benutzung der anonymen Ausgabe von 1837 be- sorgt von Konrad Thorer, eingeleitet von Felix Poppenberg. Titel- und Einbandzeichnung von Carl Czescbka. Ge- heftet M. 10.—. In Leinen M. 14.—. In Leder M. 18.—.

DIE NOVELLEN DES CERVANTES. Zwei Bände. Voll- ständige deutsche Ausgabe, auf Grund älterer Über- tragungen bearbeitet von Konrad Thorer, eingeleitet von Felix Poppenberg. Titel- und Einbandzeichnung von Carl Czeschka. Geheftet M. 8.—. In Leinen M. 10.—. In Leder M. 12.—.

DIDEROT, DENIS: BRIEFE: AN SOPHIE VOLAND. Über- tragen von Vally Wygodziuski. Titel- und Einbandzeichnung vonWalter Tiemann. Geheftet M. 5.—. InPergament M. 7.—.

DROSTE-HÜLSHOFF, ANNETTE VON: DIE JUDEN- BUCHE. Ein Sittengemälde aus dem gebirgichten Westfalen. Mit einem Nachwort von Paul Ernst. Titel und Einband von Walter Tiemann. Geheftet M. 2.—. In Leinen M. 3.—.

BRIEFE DER HERZOGIN ELISABETH CHARLOTTE VON ORLEANS (LISELOTTE). Auswahl in zwei Bänden, herausgegeben von Hans F. Helmolt. Mit zwei Bildnissen in Heliogravüre. Zweite Auflage. Geheftet M. 12.—. In Halbleder M. 16.—.

170

DAS BUCH ESTHER in der Lutherschen Üersetzung. Mit figürlichem Doppeltitel und Initialen von F. W. Kleukens, Druck in schwarz und gold. 300 Exemplare: 25 auf Japan in Kalbleder M. 50.— (vergriffen); 275 auf van Geldern-Bütten in Leder mit Seidenvorsatz M. 24.—. Gedruckt auf der Ernst Ludwig-Presse in Darmstadt.

FLAUBERT, GUSTAVE: DREI ERZÄHLUNGEN. (Ein schlichtes Herz; Die Sage von Sankt Julianus; Herodias.) Übertragen von Ernst Hardt. Zweite Auflage. Geheftet M. 3.50. In Halbpergament M. 5.—.

GOETHES ROMANE UND NOVELLEN. Vollständig in zwei Bänden. (Der Werke I. und II. Band.) Heraus- gegeben von Hans Gerhard Gräf und Carl Schüddekopf. In Leder M. 11.—.

GOETHE: AUS MEINEM LEBEN. DICHTUNG UND WAHRHEIT. (Der Werke III. Band.) Herausgegeben von Kurt Tabs. In Leder M. 6.—.

GOETHES GESPRÁCHE MIT ECKERMANN. Zwei Bände. Vollständige Ausgabe, besorgt von Franz Deibel. Mit zwei Porträts. Einbandzeichnung von H. Vogeler. Geheftet M. 4.—. In Pappbänden M. 5.—. In Leder M. 9.—.

GOETHE IM GESPRÄCH. In Auswahl [ohne die mit Eckermann geführten Gespräche] herausgegeben von Franz Deibel und Friedrich Gundelfinger. Dritte Auflage. Geheftet M. 5.—. In Leinen M. 6.—. In Leder M. 8.—. Vorzugsausgabe: 200 numerierte Exemplare auf echtem Büttenpapier. In zwei Pergamentbänden M. 20.—. Enthält u. a. die Gespräche mit Schiller, Wieland, Herder, Schlegel,

Napoleon, Voss, Riemer, Boisserée, Kanzler von Müller, Felix Mendels- sohn-Bartholdy.

171

GOETHES BRIEFE AN CHARLOTTE VON STEIN. Vollständige Ausgabe in drei Bänden. Herausgegeben von Julius Petersen. Mit drei Silhouetten. Titel-, Ein- band- und Vignettenzeichnungen von Heinrich Vogeler- Worpswede. Viertes Tausend. Geheftet M. 7.—. In Leinen M. 1ro.—. In Leder M. 14.—.

GOETHES BRIEFWECHSEL MIT MARIANNE VON WILLEMER. Herausgegeben von Pbilipp Stein. Mit einer Silhouette und zwei Zeichnungen in Lichtdruck. Titel- und Einbandzeichnung von Heinrich Vogeler. Ge- heftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—. In Leder M. 7.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Bütten. In Pergament M. 12.—.

AUS GOETHES TAGEBÜCHERN. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Gerbard Gräf. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—..

GOETHES SPRÜCHE IN PROSA. Maximen und Reflexio- nen. Herausgegeben von Herman Krüger-Westend. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

GOETHES SPRÜCHE IN REIMEN. Zahme Xenien und Invektiven. Herausgegeben von Max Hecker. In Papp- band M. 2.—. In Leder M. 4.—.

DIE BRIEFE DER FRAU RATH GOETHE. Zwei Bände. Gesammelt und herausgegeben von Albert Köster. Vierte, vermehrte Auflage. Geheftet M.ıo.—. In Halbfranz M. 14.—.

BRIEFE VON GOETHES MUTTER. Ausgewählt und eingeleitet von Albert Köster. Mit einer Silhouette der Frau Rath. 21.— 30. Tausend. In Pappband M.2.—. In Leder M. 4.—.

171

GRIMMS DEUTSCHE SAGEN. Ausgewählt und einge- leitet von Paul Merker. Titelumrahmung nach Lsdwig Grimm. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

GRIMMELSHAUSEN, H. J. CHR. VON: DER ABEN- TEUERLICHE SIMPLICISSIMUS. Vollständige Taschen- ausgabe in drei Bänden, besorgt von Reinhard Buchwald. Mit den vier Radierungen von Max Klinger in Licht- druck. Titelzeichnung von E R. Weiff. Geheftet M. 6.—. In Pappbänden M. 8.—. In Pergament M. 14.—.

GRÖBEN, OTTO FRIEDRICH VON DER: GUINEISCHE REISE-BESCHREIBUNG. Marienwerder, gedruckt durch Simon Reinigern, anno 1694. In Quarto, mit 16 Voll- bildern. Neudruck in 5oo numerierten Exemplaren, mit einem Geleitwort von C. Grotewold und drei neuen Bildertafeln. In Halbpergament M. 18.—.

Dies älteste deutsche Kolonialbuch schildert die Begründung der ersten deutschen Niederlassung in Westafrika unter dem Großen Kurfürsten.

HALLSTRÖM, PER: FRÜHLING. Deutsche Übertragung von Francis Maro. Mit Zierleisten von Heinrich Vogeler. Geheftet M. 4.—. In Halbpergament M. 6.—.

HALLSTRÓM, PER: EIN GEHEIMES IDYLL. Übertragen von Francis Maro. Geheftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—.

HALLSTRÓM, PER: DER TOTE FALL. Ein Roman. Deutsche Übertragung von Francis Maro. Geheftet M. 3.—. In Pappband M. 4.—.

HARDT, ERNST: NINON VON LENCLOS. Drama in einem Akt. Doppelseitige Titelzeichnung, Eingangs- und Schlufivignette von Marcus Bebmer. Geheftet M. 3.50. In Pappband M. 4.50. In Pergament M. 6.—.

173

HARDT, ERNST: AUS DEN TAGEN DES KNABEN. Gedichte. Mit Widmungsinitiale von Marcus Bebmer und einer Zeichnung von Fan Toorop. Geheftet M. 4.—. In Pergament M. 6.—.

HEINSE, WILHELM: SÄMTLICHE WERKE. In ro Bänden. Erste vollständige und kritische Ausgabe von Carl Schüddekopf. Leisten und Vignetten von Tb. Tb. Heine. Jeder Band geheftet M. 6.—. In Halbleder M. 8.—. In Ganzleder M. 9.—.

Bisher sind erschienen und werden einzeln abgegeben: Band II: Die Begebenheiten des Enkolp. Die Kirschen. Erzählungen. Band III, ı. Abteilung: Laidion oder die Eleusinischen Geheim- nise. Kleine Schriften I. Band III, 2. Abteilung: Kleine Schriften II. Band IV: Ardinghello und die glückseligen Inseln. Zweite Auflage. Band V und VI: Hildegard von Hohenthal. Band VII: Tagebücher. Band IX: Briefe, erster Teil. Band X: Briefe, zweiter Teil.

HEYMEL, ALFRED WALTER: SPIEGEL, FREUND-

SCHAFT, SPIELE. Studien. Geheftet M. 2.50. In Halbpergament M. 3.50.

HOFFMANN, E. T. A.: DAS KREISLERBUCH. Texte, Compositionen und Bilder. Zusammengestellt von Hans von Müller. Mit drei Bildern und einer Notenbeilage. Umschlag und Einband mit Zeichnungen Hoffmanns zum „Kater Murr“. Geheftet M. 6.—. In Pappband M. 7.—.

HOFMANN, LUDWIG VON: TÄNZE. Zwölf Original- lithographien. Mit einem Prolog von Hugo von Hofmanns- thal. 200 numerierte Exemplare. In Mappe M. 200.—.

174

HOFMANNSTHAL, HUGO VON: KLEINE DRAMEN. Zwei Bände. Titel- und Einbandzeichnung von Eric Gill. (Band I: Gestern. Der Tor und der Tod. Der wee Fächer. Band II: Das Bergwerk zu Falun. Der Kaiser und die Hexe. Das kleine Welttheater.) Geheftet M. 8.—. In Halbpergament M. 12.—.

Beide Bánde werden in besonderer Ausstattung auch einzeln ab- gegeben. Geheftet je M. 4.—. In Halbpergament je M. 6.—.

HOFMANNSTHAL, HUGO VON: DER TOD DES TIZIAN. Ein dramatisches Fragment. Vierte Auflage. Geheftet M. 1.—. In Pappband M. 1.80.

HOFMANNSTHAL, HUGO VON: DER TOR UND DER TOD. Ein dramatisches Gedicht. Achte Auflage. Ge- heftet M. 2.—. In Pappband M. 3.—.

HOFMANNSTHAL, HUGO VON: VORSPIELE (Prolog für ein Puppentheater. Vorspiel zur Antigone des So- phokles. Prolog zur Lysistrata des Aristophanes). Geheftet M. 2.—. In Pappband M. 3.—.

HOFMANNSTHAL, HUGO VON: DER WEISSE FÄCHER. Ein Zwischenspiel. Mit vier Holzschnitten von Edward Gordon Craig. 800 numerierte Exemplare: Nr. 1—5o auf Japanpapier, in Pergament mit Seidenvorsatz M. 50.—; Nr. sr 800 auf Büttenpapier in Halbpergament M. 20.—.

HUCH, RICARDA: NEUE GEDICHTE. Geheftet M. 3.50. In Leder M. 6.—.

HUCH, RICARDA: MERKWÜRDIGE MENSCHEN UND SCHICKSALE AUS DEM ZEITALTER DES RISORGI-

175

MENTO. Essays. Geheftet M. 4.—. In Pappband M. 5.—. In Leder M. 7.—.

HUCH, RICARDA: VITA SOMNIUM BREVE. Mit Ini- tialen von Heinrich Vogeler und einem Titelbilde nach Arnold Böcklin in Heliogravüre. Dritte Auflage. Geheftet M. 6.—. In Leder M. 8.—.

INSEL-ALMANACH AUF DAS JAHR 1907. Kartoniert M. —.50.

INSEL ALMANACH AUF DAS JAHR 1908. Kartoniert M. —.80. In Pappband M. 1.20.

INSEL-ALMANACH AUF DAS JAHR 1909. Kartoniert M. —.50.

DAS,INSEL-BUCH. (Mit Beiträgen von Bierbaum, Blei, Dehmel, Liliencron, Rilke, Walser, Wedekind u. a. und Zeich- nungen von Bebmer, Gaskin, Heine, Valotton, Weiß u. a.) Geheftec M. 1.—. In Leder M. 2.—.

INSEL-MAPPE. Vierzig Originaldrucke in Holzschnitt, Lithographie und Radierung sowie Reproduktionen in Lichtdruck von und nach Baum, Delacroix, Denis, Dürer, van Eyck, Geyger, Guys, Hokio, Kunisada, Liebermann, Manet, Nicholson, Pisanello, Rodin, Thoma, Vogeler, Zuloaga u. a. In Mappe M. 30.—.

JOHANNES SECUNDUS: DIE KÜSSE UND DIE FEIER- LICHEN ELEGIEN. Deutsch von Franz Blei. Mit einer Titelvignette in Kupferdruck. In Halbpergament M. 5.—.

KIERKEGAARD, SÓREN: DAS TAGEBUCH DES VER- FÜHRERS. Erste vollstindige deutsche Übertragung von

176

Max Dauthendey. Zweite Auflage. Mit einer Titelzeich- nung von Walter Tiemann. Geheftet M. 5.—. In Papp- band M. 6.—.

SÖREN KIERKEGAARDS VERHÄLTNIS ZU SEINER BRAUT. Briefe und Aufzeichnungen aus seinem Nach- laß, herausgegeben von Henriette Lund. Übertragung von E. Robr. Mit Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 1.50. In Leinen M. 2.50. In Per- gament M. 3.—.

HEINRICH VON KLEISTS ERZÄHLUNGEN. Fingeleitet von Erich Schmidt. In Pappband M. 2.—. In Leder M. 4.—.

DES KNABEN WUNDERHORN. Ausgewählt und einge- leitet von Friedrich Ranke. Mit Titelvignette und Titel- vollbild nach der ersten Ausgabe. In Pappband M. :.—. In Leder M. 4.—.

KÖRNERS WERKE in einem Bande. Herausgegeben von Werner Deetjen. In Leder M. 3.50.

KORTUM,KARL ARNOLD: DIEJOBSIADE. Ein komisches Heldengedicht in drei Teilen. Mit den Bildern der Ori- ginalausgaben und einer Einleitung in Versen von Otto Julius Bierbaum. Zeichnung der Zierstücke, des Titels und des Einbandes von Walter Tiemann. Zweite Auflage. In Pappband M. 6.—. Vorzugsausgabe: 200 numerierte Exemplare auf van Geldern-Büttenpapier. In Schweins- leder M. 25.—.

LARSEN, KARL: SCHWESTER MARIANNA UND IHRE LIEBESBRIEFE. Ins Deutsche übertragen von Mathilde Mann. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 4.50. In Pergament M. 7.50.

177

LERMONTOFF, MICHAEL: EIN HELD UNSERER ZEIT. Ein Roman. Deutsche Übertragung aus dem Russischen von Michael Feofanoff. Mit Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 3.—. In Leinen M. 4.—. In Leder M. 5.—.

LE SAGE, A. R.: DIE GESCHICHTE DES GIL BLAS VON SANTILLANA. Deutsche Ausgabe in zwei Bänden, be- sorgt von Konrad Tborer. Mit zwei Titelvignetten und acht Vollbildern nach Kupfern von Chodowiecki. Geheftet M.8.—. In Halbfranz M. 12.—. Vorzugsausgabe: 100 nu- merierte Exemplare auf Bütten. In Kalbleder M. 24.—.

LIEBESBRIEFE EINES ENGLISCHEN MÁDCHENS. Auto- risierte deutsche Übertragung von Karl Vollmüller. Ge- heftet M. 4.—. In Leder M. 6.—.

MANN, HEINRICH: DIE BÓSEN. Zwei Novellen: Die Branzilla. Der Tyrann. Geheftet M. 2.50. In Leinen M. 3.50.

MATTHES, ERNST: PARISER SZENEN. Zehn farbige Originalzeichnungen auf Japan. 200 Exemplare. In Mappe M. 80.—.

MEIER-GRAEFE, JULIUS: COROT UND COURBET. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der modernen Malerei, Mit 17 Abbildungen. In Pappband M. 8.—.

MEINHOLD, WILHELM: DIE BERNSTEINHEXE. Mit einem Nachwort von Paul Ernst. Titel und Einband von E. R. Wei. Geheftet M. 3.—. In Halbpergament M. 4.50. In Ganzpergament M. 7.—. |

MICHAELIS, KARIN: BACKFISCHE. Eine Sommer- erzählung. Deutsche Übertragung von Matbilde Mann. Geheftet M. 4.—. In Leinen M. 5.—.

178

MÖRIKE, EDUARD: MOZART AUF DER REISE NACH PRAG. Eine Novelle. Mit Doppeltitel von Walter Tie- mann. GeheftetM.2.50. InLeinen M. 3.50. InLeder M. 4.50.

NIETZSCHE, FRIEDRICH: ALSO SPRACH ZARA- THUSTRA. EIN BUCH FÜR ALLE UND KEINEN. Monumentalausgabe. Druckanordnung, Zeichnung des Titels, der Vortitel und Füllornamente und des Einbandes von Henry van de Velde. In schwarz, purpur und gold ge- druckt. soo numerierte Exemplare: Nr. 1—5o in Maro- quin M. 120.—. Nr. sı—soo in Pergament M. 90.—.

NOVELLEN, ALTITALIÄNISCHE. Zwei Bände. Aus- gewählt und übersetzt von Paul Ernst. Mit venezia- nischen Titelholzschnitten, Initialen und Zierstücken aus dem r4. Jahrhundert. Zweite Auflage. Geheftet M. 6.—. In Pappbánden M. 8.—. |

OMAR CHAJJAM VON NESCHAPUR: RUBA'IJAT. Aus dem Englischen des Edward Fitzgerald in deutsche Verse übertragen von G. D. Gribble. Nachwort von Franz Blei. Titel, Einband und Initiale von Marcus Bebmer. Geheftet M. 7.—. In Pappband M. 8.—. In Leder M. 12.—.

PATER, WALTER: MARIUS DER EPIKUREER. Ein Roman in zwei Bänden. Aus dem Englischen übertragen von Felix Paul Greve. Geheftet M. 6.50. In Leinen M. 9.—. In Leder M. 12.—.

PETRARCA, FRANCESCO: SONETTE. Ausgewählt, über- setzt und eingeleitet von Bettina Jacobson. Geheftet M. 3.50. In Pergament M. 5.50.

POCCI, FRANZ GRAF: LUSTIGES KOMÓDIENBÜCH- LEIN. Zwei Bände. In Auswahl neu herausgegeben

179

von P. Expeditus Schmidt und K. v. Rözycki. Mit vielen Bildern, zum Teil nach unveróffentlichten Zeichnungen Poccis. Mit Einbandzeichnung von F. W. Kleukens. Ge- heftet M. 7.—. In Halbpergament M. 10.—.

PONTOPPIDAN, HENRIK: HANS IM GLÜCK. Ein Roman in zwei Bänden. Aus dem Dänischen übertragen von Mathilde Mann. Dritte Auflage. Geheftet M. 8.—. In Leinen M. 10.—.

POPE, ALEXANDER: DER LOCKENRAUB. Ein komisches Heldengedicht. In deutsche Verse übertragen von Rudolf Alexander Schröder. Mit den neun Bildern und der Ein- bandzeichnung von Aubrey Beardsley in der Originalgröße. 800 Exemplare: Nr. 1-100 auf Japan, in Kalbleder und in Seidenfutteral M. 40.—; Nr. ror—8oo auf holländi- schem Büttenpapier, in Pappband M. 14.—.

PREVOST D'EXILES, ABBE: GESCHICHTE DER MANON LESCAUT UND DES CHEVALIER DES GRIEUX. Deutsche Übertragung von Julius Zeitler. Mit vier Voll- bildern von Franz von Bayros. Geheftet M. 8.—. In Leder M. 10.—. In Pergament M. 15.—.

RILKE, RAINER MARIA: NEUE GEDICHTE. Geheftet M. 4.50. In Halbleder M. 6.50.

RILKE, RAINER MARIA: DER NEUEN GEDICHTE ANDERER TEIL. Geheftet M. 4.50. In Halbleder M. 6.50.

RILKE, RAINER MARIA: GESCHICHTEN VOM LIEBEN GOTT. Dritte Auflage. Geheftet M. 3.—. In Leinen M. 4.—.

RILKE, RAINER MARIA: ZWEI PRAGER GESCHICHTEN. Geheftet M. 2.—. In Halbpergament M. 3.—.

18o

RILKE, RAINER MARIA: AM LEBEN HIN. Erzählungen. Geheftet M. 2.— In Halbpergament M. 3.—.

RIMBAUD, ARTHUR: LEBEN UND DICHTUNG. Über- tragen von K. L. Ammer, eingeleitet von Stefan Zweig. Mit einem Bildnis Rimbauds in Hleliogravüre. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 6.—. In Leinen M. 7.—.

RÜBEZAHL-GESCHICHTEN: das sind warhafftige, und über alle Mafen possierliche oder anmuthige Fratzen, von dem wunderbarlichen, sehr alten und weitbeschrienen Gespenste, dem Riibezahl, durch M. Fobannem Prae- torium. Mit Wiedergabe von 16 Holzschnitten der Aus- gabe von 1738 und einem Nachwort von Paul Ernst. 8oo numerierte Exemplare. In Pappband M. 10.—.

SCHEFFLER, KARL: PARIS. Mit 71 Vollbildern in Auto- typie. Einbandzeichnung von E R. Weiff. ^ Geheftet M. 10.—. In Halbpergament M. 12.—.

SCHILLERS SÄMTLICHE WERKE, in sechs Bänden. Heraus- gegeben von Albert Käfer und Max Hecker. In Leinen M. 20.—. In Leder M. 28.—.

Die einzelnen Bünde sind auch unter besonderen Titeln zum Preise von je M. 4.— in Leinen und M. 5.— in Leder erschienen: Dramen I. Teil Dramen II. Teil. Gedichte und Erzählungen. Historische Schriften. Philosophische Schriften. Übersetzungen.

SCHLEGEL, FRIEDRICH: LUCINDE. Berlin 1799. FRIEDRICH SCHLEIERMACHERS VERTRAUTE BRIEFE ÜBER LUCINDE. Berlin 1800. Mit einer Ein-

leitung von Rudolf Frank, soo numerierte Exemplare. In Pappband M. ro.—.

schnitt von Marcus Bebmer und Einbandzeichnung von K. Schmoll v. Eisenwertb. Geheftet M. 6.—. In Halb- pergament M. 8.—.

WILDE, OSCAR: DIE BALLADE VOM ZUCHTHAUSE ZU READING VON C. 3. 3. In memoriam C. T. W., weiland Reiter in der Kóniglichen Leibgarde, hingerichtet in Ihrer Majestät Gefängnis am 7. Juli 1896. Deutsche Übertragung von Wilbelm Schölermans. Vierte Auflage. In Pappband M. 2.—.

WILDE, OSCAR: DAS GESPENST VON CANTERVILLE UND FÜNF ANDERE ERZÄHLUNGEN (Der glückliche Prinz; Die Nachtigall und die Rose; Der egoistische Riese; Der ergebene Freund; Die bedeutende Rakete). Deutsche Übertragung von Franz Blei. Doppelseitige Titelzeichnung, fünf Vollbilder, sechs Initiale und Ein- bandzeichnung von Heinrich Vogeler. Geheftet M. 8.—. In Halbpergament M. 10.—.

WILDE, OSCAR: DAS GRANATAPFELHAUS. Vier Märchen (Der junge Kónig; Der Geburtstag der Infantin; Der Fischer und seine Seele; Das Sternenkind). Deutsche Übertragung von Felix Paul Greve. Dritte Auflage. Mit vier Vollbildern, Initialen, Vignetten und Einbandzeich- nung von Heinrich Vogeler. Geheftet M. 6.—. In Halb- pergament M. 8.—.

WILDE, OSCAR: SALOME. Tragödie in einem Akt. Deutsche Übertragung von Hedwig Lachmann. Mit Doppel- titel, zwei Vollbildern und Einbandzeichnung von Marcus Bebmer. Fünfte Auflage. Geheftet M. 2.—. In Papp- band M. 3.—.

184

WILDE, OSCAR: SALOME. Tragödie in einem Akt. Deutsche Übertragung von Hedwig Lachmann. Mit 15 Zeichnungen von Aubrey Beardsley in der Originalgröße. 825 numerierte Exemplare. In Halbleder M. 14.—. In Ganzleder M. 20.—.

WILDE, OSCAR: ZWEI GESPRÄCHE VON DER KUNST UND VOM LEBEN (Vom Verfall des Lügens; Kritik als Kunst). Übertragen von Hedwig Lachmann und Gustav Landauer. Geheftet M. 4.—. In Halbleder M. 6.—.

WILDE, OSCAR: DIE ROMANTISCHE RENAISSANCE (Der Vortrag: Über die englische Renaissance; Das Ge- leitwort zu Rose Leaf and Apple Leaf; Die letzte Prüfung; Aphorismen). Deutsche Übertragung mit einer Einleitung von Franz Blei. Titelzeichnung von Walter Tiemann. In Halbleder M. 4.—.

IN MEMORIAM OSCAR WILDE (Lehren und Sprüche und Gedichte in Prosa von Wilde; Essais über Wilde von André Gide, Ernest la Jeunesse, Artbur Symons und Franz Blei). Ubertragen und eingeleitet von Franz Blei. Zweite geänderte und vermehrte Auflage. Geheftet M. 3.—. In Pergament M. 4.—.

ZWEIG, STEFAN: DIE FRÜHEN KRÄNZE. Gedichte. Titel und Einbandzeichnung von Marcus Bebmer. Ge- heftet M. 3.50. In Leder M. 6.—.

ZWEIG, STEFAN: TERSITES. Ein Trauerspiel in drei Aufzügen. Mit Kopfleisten nach jobs Flaxman. Ge- heftet M. 3.—. In Halbpergament M. 4.—. Vorzugsausgabe : 20 Exemplare auf Büttenpapier. In Pergament M. 12.—.

185

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INHALT DES ALMANACHS

KALENDARIUM .... : Emile Verhaeren: Der id bene von Stefan Zweig. . . ] : 18 Ein Neujahrsbrief Wilhelm von Humboldts an Char- lotte Diede . . . . . S. 21 John Flaxman: Zwei Zächnungen zu Sagen des klassischen Altertums . . . . e . 25 und 26 Hugo von Hofmannsthal: Aus der freien Übertragung der „Alkestis“ des Euripides. . . . 27

J. G. Fichte: Martin Luther und die dande Nation 28 Drei Sonette von William Shakespeare, übertragen

von Eduard Sänger . . . . . gw 36 Wilhelm Heinse: Der Rheinfall bei Schaffhausen & 3] Die zweite Epode des Horaz, übertragen von Rudolf

Alexander Schröder . . . 42 Adalbert Stifter: Aus dem iten "Wien (mi zwei Bildern) . . . e 44

Andreas Hofers Abschiedsbrief, E an seinen Freund Pühler. . . . . . . . e © 54 Daniel Defoe: Robinsons zweite Reise nach seinem

Fland . . .. . 56 Titelbild aus dem ältesten deshen Robinsonbudh

VOR 1720. 4 a $9 So 3 ove ow 03 Briefe des jungen Schiller. . . . . . . . . . 65 Jugendsilhouette Schillers. . . . . . . . Schiller im Urteil Goethes . . . . ex "Da Die Jenaischen Studenten in Weimar (1800) . . . 86

Goethe über die Anordnung seiner Werke (1816) . 88

Ein Epigramm aus dem Jahre 1796 über die neue Ungerschrift . .. . , gl

Weimarische Briefe an Johán Heinrich Merck . , Of

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Ludwig van Beethoven an die „unsterbliche Geliebte“

Tagebuchblätter von Arthur Schopenhauers Schwester Adele. . . .

Zwei Silhouetten aus Adele Schopedhiauers Tage- büchern . . . E ur

Drei Gedichte von Erast Hardt Se di T |

Zwei Gedichte von Wilhelm Weigand . . .

Aus Tausend und ein Tag: Die Geschichte Maliks und der Prinzessin Schirin :

Boccaccio: Griselda (aus dem Dekameron) " über- tragen von Albert Wesselski. . .

Zwei Titelholzschnitte aus Feyerabends Buch die Liebe (1587) zu den Altfranzösischen Novellen .

Emil Preetorius Zeichnung zu „Des Luftschiffers Gianozzo Seebuch“ von Jean Paul .

Zwei Gedichte von Alfred Walter Heymel .

Handzeichnung von Ludwig von Hofmann (bisher unveröffentlicht) . . . . zwischen S. 140 und

Carl Sternheim: Szene aus dem zweiten Teil der Tragödie „Don Juan“ . . . .

Rainer Maria Rilke: Aus den EE ER Malte Laurids Brigge. Fragment . . . . . .

Ein Gedicht von Herbert Alberti .

BÜCHER AUS DEM INSEL- VERLAG

Schlußvignette von Franz Graf Pocci aus Poccis ,Komódienbüchlen* . . . . . . . . .

DER FÜNFTE JAHRGANG DES ALMANACHS WURDE GEDRUCKT IN DER OFFIZIN W. DRUGULIN ZU LEIPZIG. UMSCHLAG UND TITEL ZEICHNETE E. R. WEISS.

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Kalendarium

Ein jeder kehre vor feiner Tür, Und rein ift jedes Stadtquartier. Ein jeder übe fein’ Lektion, So wird es gut im Rate ftohn. GOETHE am 6. März 1832.

DER REISSER

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bin ein Reißer früh und fpät,

Ich entwürf auf ein Lindenbrett Bildnus von Menfchen oder Tier,

Auch Gewächs mancherlei Monier, Hiftori und was man will haben, Gefchrift und groß Verfalbuchftaben, Künftlich, daß nit ift auszufprechen; Auch kann ich wohl in Kupfer ftechen.

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JANUAR |

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag

Neujahr

Abel, Seth Enoch, Daniel Methufalem Simeon Epiphanias Melchior

1. n. Ep. Balth. Kafpar

Paulus Einfegnung Erhard

Reinhold

Hilarius

Felix

2. n. Ep. Habak. Marcellus Antonius

Priska Ferdinand Fabian, Seb. Agnes

3. n. Ep. Vincentius Emerentiana Timotheus

Pauli Bekehrung Polykarp

Joh. Chryfoft. `, Karl

| 4. n. Ep. Samuel

Adelgunde Valerius

Neujalir Jefus Maksmüs ` Genovefa .' Titus "e | Telesphorus ^-^ |. Heilige 3 Könige Lucian

r. n. Ep. Sever. Julian Agathon Hyginus Arkadius Gottfried

Felix

2. n. Ep. Marcell. Marcellus Antonius

Petri Stuhlfeier Kanut

Fabian, Seb. Agnes

3. n. Ep. Vincentius | Mar. V., Emer. 'Timotheus Pauli Bekehrung Polykarp

Joh. Chryfoft. Karl: der Große

4. n. Ep. F. v. S. Martina Petrus Nolask.

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DER FURMSCHNEIDER

DOO TARNEN Mm va, | " $ / f% \ NIE LS

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Ke bin ein Furmenfchneider gut.

Alls, was man mir vorreißen tut

Mit der Feder auf ein Furmbrett,

Das fchneid ich denn mit dem Gerit. Wann mans denn druckt, fo findt fich fcharf Das Bild, fo der Reißer entwarf; | Die fteht denn druckt auf dem Papier

Mit Schwarz, unausgeftrichen fchier.

FEBRUAR

1 | Mittwoch Brigitta | Ignatius

2 | Donnerstag Mariä Reinigung | Mariä Lichtm. 3 | Freitag Blafius Blafius

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Sonnabend Veronika Andreas Korfinus

5. n. Ep. Agatha

5 | Sonntag 5. n. Ep. Agatha 6 | Montag Dorothea Dorothea 7 | Dienstag Richard Romuald 8 | Mittwoch Salomon Joh. von Matha 9 | Donnerstag Apollonia Apollonia 10 | Freitag Renata Scholaftika 11 | Sonnabend Euphrofina Defiderius

Sonntag Sept., Eulalia Sept., Eulalia Montag Benignus Benignus Dienstag Valentinus Valentinus Mittwoch Formofus Fauftinus Donnerstag Juliana | Juliana Freitag Konftantia Donatus Sonnabend Konkordia Simeon

Sexag., Sufanna Sexag., Gabinus Eucherius Eleutherius

Sonntag Montag

Dienstag Eleonora Eleonora Mittwoch Petri Stuhlfeier Petri Stuhlfeier Donnerstag Serenus Serenus Freitag Matthias Matthias

Sonnabend Viktorinus Walburga

Eftomihi, Neftor Leander Faftnacht, Juftus

Sonntag Montag Dienstag

Quinqu., Alex. Leander Faftnacht, Roman.

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Die kann ich auch gerecht juftieren, Die Buchítaben zufamm ornieren Lateinifch- und deutfcher Gefchrift, Auch was die griechifch Sprach antrifft, Mit Verfalen, Punkten und Zügen, Daß fie zu der Druckerei tügen.

Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag -

Afchermittwoch Simplicius Kunigunde Adrianus

ı. Inv. Friedrich Fridolin Felicitas

Quat., Philem. Prudentius Henriette Rofina

2. Rem. Gr.d. Gr.

Ernft Zacharias Longinus Cyriakus Gertrud Anselmus

3. Oculi Jofeph Hubert Benediktus Mittfaft., Kafimir Eberhard

Gabriel

Mari Verk.

4. Lätare Eman. Rupert

Malchus Euftafius

Guido

Amos

Afcherm., Albin. Simplicius Kunigunde Kafımir

ı. Inv. Friedrich Viktor

Thomas v. A. Quat. J. d. D. Franziska

40 Mürtyrer Eulogius

2. Rem. G. d. G. Euphrasia Mathilde Longinus Heribert Gertrud Cyrillus

3. Okuli Joseph Joachim Benediktus Oktavian

Otto

Gabriel

Mariä Verk.

4. Lätare Ludg. Rupert Guntram Euftafius Quirinus Balbina

DER PAPIERER

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CH fammel Hadern zu der Mühl,

Denn treibt mirs Rad das Waffer kühl, Das mir die z’fchnitten Hadern mählt, Das Mehl in Waffer wird einquellt. Draus mach ich Bog'n, auf den Filz bring, Durch Pref das Waffer daraus zwing. Denn henk ichs auf, laß trucken wern, Schneeweiß und glatt, fo hat mans gern.

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5. Jud. Theodofia | 5. Judika F. v. P. Chriftian Richard Ambrofius Ifidorus Maximus Vinzent. Ferrer Sixtus Cöleftinus Cöleftin Hermann Liborius Albert

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

6. Palm. M. Kl. Ezechiel

Leo der Große Julius

Grün. Donnerstag Karfreitag Karfamstag

6. Palm. Bogisl. Ezechiel Julius Euftorgius Grün. Donnerstag Karfreitag Olympiades

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

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Heil. Ofterfeft Oftermontag Eleutherius Werner Viktor Anfelm

Soter u. Kajus

Heil. Ofterfeft Oftermontag Florentin Hermogenes Sulpitius Adolarius Lothar

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch

: Donnerstag

Freitag

Sonnabend

1. Quafimod. Adalbert Markus Ev. Kletus Anaftafius

1. Quafimodogen. Albert

Markus Ev. Raimarus Anaftafius

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Therefe Vitalis Sonnabend Sibylla Petrus M.

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P bin gefchicket mit der Preß, So ich auftrag den Firniß refs. Bald der Poftlierer-Stangen zuckt, Ift ein Bogen Papiers gedruckt. Dardurch kummt manich Buch an Tag, Das man leichthin bekummen mag.

Vor Zeit hat man die Bücher gfchrieben;

Zu Mainz die Kunft ward erftlich trieben. $

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch

Philipp., Jak. Sigismund Kreuz. Erfind. Florian Gotthard Dietrich

3. Jubil. Gottfr. Stanislaus Hiob

Gordian Mamertus Pankratius Servatius

4. Cant. Chrift. Sophia Peregrinus Jobft

Erich Potentiana Anaftafius

5. Rogate Prud. Helena Defiderius Efther

Himmelt. Chr. Eduard

Beda

6. Exaudi Wilh.

Maximilian Wigand Petronella

Philipp., Jak. Athanafius Kreuz. Erfind. Monika

Pius V. Johan. v. d. Pr.

3. Jub. Stanislaus Michael Erfch. Gregor Naz. Antoninus Mamertus Pankratius Servatius

4. Cant. Bonif. Sophia

Joh. v. Nep. Ubaldus Venantius Petr. Cóleftin Bernhardin

5. Rogate Conft. 1. Bittag

2. Bittag

3. Bittag Himmelfahrt Chr. Philipp Neri Beda

6. Exaudi Wilh. Maximus

Felix

Petronella

DER BRIEFMALER

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IN Briefmaler bin aber ich,

Mit Illuminieren nähr ich mich, Anftreich die Bildwerk, fo da ftehnt Auf Papier oder Pergament,

Mit Farben und verhochs mit Gold. Dem Patroniern bin ich abhold; Darmit man fchlechte Arbeit macht, Darvon man fchlechten Lohn entpfacht.

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Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag ` Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

Nikomedes Marquard Erasmus

Heil. Pfingftfeft Pfingftmontag Benignus

Quat., Lukretia Medardus Barnim Onuphrius

Trinitatis Klaudina Tobias Modeftus Vitus Juftina Volkmar

ı.n. Trin. Paul.

Gerv. u. Protaf. Raphael Jakobina Achatius Bafilius

Joh. der Täufer

2.n. Ir. Elog. Jeremias Sieben Schläfer Leo

Peter und Paul Pauli Ged.

Juventius Erasmus Klothilde

Heil. Pfingftfeft Pfingftmontag Norbert

Quat., Robert Medardus Feliz. u. Prim. Margareta

Heil.Dreifaltigkeit Bafilides

Anton v. Padua Bafilius Fronleichnam

Benno Adolf

2. n. Pf. M. u. M. Gerv. u. Protaf. Silverius Aloyfius Paulinus Herz-Jesu-F eft Joh. der Täufer

4%. PL, Proip. Johann u. Paul Ladislaus

Leo II.

Peter und Paul Pauli Ged.

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IE Kunft der Perfpektiv ich pur Bericht bin und Konterfaktur, Dem Meníchen ich mit Farb kann geben

Die Gftalt, als ob des Bild hab Leben. Städt, Schlofler, Wafler, Berg und Wald, Ein Heer, sam läg ein Fürft zu Feld, Kann ich auf facher Wand anzeigen,

Als fteh es da leibhaftig eigen.

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2 | Sonntag 3. n. Tr. M. H. 4. n. Pf. M. H. 3 | Montag Kornelius Hyazinth

4. | Dienstag Ulrich Ulrich

5 | Mittwoch Anfelmus Numerianus

6 | Donnerstag Jefaias Jefaias

7 | Freitag Demetrius Willibald

8 | Sonnabend Kilian Kilian

Sonntag Montag

4.n. Tr. Cyrill. Sieben Brüder

5. n. Pf. Cyrill. Sieben Brüder

Dienstag Pius Pius Mittwoch Heinrich Joh. Gualbert Donnerstag Margareta Margareta Freitag Bonaventura Bonaventura

Sonnabend Apoftel Teil.

5$. n. Tr. Walter

Apoftel Teil. 6. n. Pf. Skap.

Sonntag

Montag Alexius Alexius

Dienstag Karolina Friderikus

Mittwoch Ruth Vinz. v. Paula Donnerstag Elias Margareta

Freitag Daniel Praxedes

Sonnabend Maria Magd. Maria Magd.

Sonntag 6. n. Tr. Albert. 7. n. Pf. Apoll. Montag Chriftine Chriftine Dienstag Jakobus Jakobus Mittwoch Anna Anna Donnerstag Bertold Pantaleon Freitag Innozenz Innozenz

Sonnabend Martha Martha

Sonntag 7. n. Tr. Beatrix 8. n. Pf. Abdon Montag Germanus Ignaz Loyola

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Bock und die Geiß;

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mach Perment daraus

ich da in die Beiß roßer Arbeit in mein Haus,

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d Klaen feud ich Leim.

8. Darnach firm ich De lauter rein,

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verkauf ich daheim.

auf die Rahm ieds Fell allein, darnach

CH kauf Schaffell

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Aus Ohrn un Das alles

Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag

Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag

Petri Kettenfeft Portiunkula Auguft Perpetua Dominikus

8. n. Tr. V. Chr.

Donatus Ladislaus Romanus Laurentius Titus Klara

9. n. Tr. Hild. Eufebius

Mariä Himmelt.

Ifaak Bertram Emilia

Sebald

10. n. Tr. Bernh.

Anaftafius Oswald Zacháus Bartholomäus Ludwig Irenäus

ıı.n. Tr. Gebh.

Auguftinus Joh. Enthaupt. Benjamin

Rebekka

AUGUST

Petri Kettenfeft Portiunkula Steph. Erfind. Dominikus Maria Schnee

9, ti Pf. V. Chr. Kajetanus Cyriakus Romanus Laurentius Tiburtius Klara

ro n. Pf. Hipp. Eufebius

Mar. Himmelfahrt Rochus Liberatus Helena Sebald

r1. n. Pf. Bernh. Anaftafius Timotheus Philipp Benit Bartholomäus Ludwig Zephyrinus

12. n. Pf. Ruf. Auguftinus Joh. Enthaupt. Rofa

Raimund

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Wiirf fie in den Afcher darnach, Roßhäut und Kalbfell auch alfo, Darnach würf ich fie in das Loh, Daß fie ihr Ruh ein Zeit erlangen. Darnach henk ichs auf an die Stangen, Wifch ab fauber mit dem Haarwifch

Und habs feil auf dem Ledertifch.

SEPTEMBER

1 | Freitag Ägidius Ágidius 2 | Sonnabend Rahel, Lea Stephan

3 | Sonntag 12. n. Tr. Mans. 1 3. Schutzengelf.

Montag Mofes Rofalie Dienstag Nathanael Viktorin Mittwoch Magnus Magnus Donnerstag Regina Regina Freitag Mariä Geburt Mariä Geburt Sonnabend Bruno Gorgonius

Sonntag 13. n. Tr. Softh. 14. n. Pf. Nik.

Montag Gerhard Protus Dienstag Ottilie Guido Mittwoch Chriftlieb Maternus Donnerstag Kreuz. Erhöh. Kreuz. Erhöh. Freitag Nikomedes Nikomedes Sonnabend Euphemia Korn. u. Cypr.

Sonntag 14. n. Tr. Lamb. 15. n. Pf. Lamb. Montag Titus Thom. v. Vill. Dienstag Januarius Januarius Mittwoch Quat., Frieder. Quat., Euftach. Donnerstag Matthäus Ev. Mattháus Ev. Freitag Moritz Moritz

Sonnabend Joel 'Thekla

Sonntag 15. n. Tr. Joh. E. | 16. n. Pf. Joh. E. Montag Kleophas Kleophas Dienstag Cyprianus Cyprianus Mittwoch Kosm. u. Dam. Kosm. u. Dam. Donnerstag Wenzeslaus Wenzeslaus Freitag Michael Michael Sonnabend Hieronymus Hieronymus

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Gold ich zu Bláttern fchlag, Die zu feim Handwerk brauchen mag Maler und Briefmaler darbei

Und ander Handwerk zu Malrei;

Auch mag man das Gold mahln und reiben, Mit Guni gulden Schrift zu fchreiben; Dergleich mag man das Gold auch fpinnen, Würken und vernáhen mit Sinnen.

OKTOBER

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

Sonntag Montag Dienstag

16. n. Tr. Rem. Vollrad

Ewald

Franz

Fides

Charitas

Spes

17. n. Tr. Ephr. Dionyfius Amalia Burchard Ehrenfried Koloman Wilhelmine

18. n. Tr. Hedw.

Gallus Florentin Lukas Ev. Ptolemäus Wendelin Urfula

19. n. Tr. Kord. Severinus Salome Adelheid Amandus Sabina

Simon, Juda

20. n. Tr. Eng. Hartmann

Wolfgang. Ref.-F.

Rofenkranzfeft Leodegar Kandidus Franz Placidus Bruno

Markus P.

18. n. Pf. Brig. Dionyfius Franz Bargia Burchard Maximilian Eduard Ealixtus

19. n. Pf. Ther.

Gallus

Hedwig

Lukas Ev. Petr. v. Alkant Wendelin Urfula

20. n. Pf. Kord.

Joh. v. Capiftr. Raphael Krifpin Evariftus Sabina

Simon, Juda

21. n. Pf. Narz. Serapion Wolfgang

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groß und klein, pur planier.

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fie auch zu einer Zier, g uld ich auf dem Schnitt,

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n ich viel Geldes mit.

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DER BUCHBINDER P

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Geiftlich und weltlich Und fchlag daran gute Glafur

Und ftämpf Und fie auch im Anfan

In Perment oder Bretter

Etlich ver Da verdie

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Mittwoch Allerheiligen Donnerstag Allerseelen Freitag Gottlieb Sonnabend Charlotte

22. n. Tr. Kunib. Eugen

Levinus : Leopold Ottomar

Hugo

Gelasius

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

23. n. Tr. Elif. Amos

Mariä Opfer Buß- u. Bettag Klemens Chrysogonus Katharina

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

24.n. Tr. Totenf. Lot Günter Noah Andreas

Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag

NOVEMBER

Allerseelen

Sonntag 21. n. Tr. Erich 22. n. Pf. Em.

Montag Leonhard Leonhard ® Dienstag Erdmann Engelbert

Mittwoch Klaudius Vier gekr. Märt. Donnerstag Theodorus Theodorus

Freitag Martin Luther Andr. Avellin Sonnabend Martin Bifchof Martin Bifchof

Allerheiligen

Hubertus K. Borromäus

23. n. Pf. M. P. Stanislaus K. Jukundus Leopold Edmund

Gerg. Thaumat. Otto, Eugen

24. n. Pf. Elif. Felix v. Valois Mariä Opfer Cácilia Klemens Chryfogonus Katharina

25. n. Pf. Konr. Virgilius Softhenes

Saturnin Andreas

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CH aber bin ein Handelsmann,

Hab mancherlei War bei mir ftohn: Würz, Arlas, Tuch, Wollen und Flachs Sammut, Seiden, Honig und Wachs Und ander War, hie ungenannt.

Die führ ich ein und aus dem Land Mit großer Sorg und Fährlichkeit; ` Wann mich auch oft das Unglück reit.

DEZEMBER

Freitag Arnold Sonnabend Candidus

Eligius Bibiana

3 | Sonntag 1. Adv. Caflıan 1. Adv. Fr. Xav. Barbara Barbara Abigail Sabbas Nikolaus Nikolaus Donnerstag Antonia Ambrofius Freitag Mariä Empf. Mariä Empf. Joachim Leokadia

Sonntag 2. Adv. Judith 2. Adv. Melch.

Montag Waldemar Damafus

Dienstag Epimachus Epimachus

Mittwoch Lucia Lucia Nikasius Nikafius Johanna Eufebius

Adelheid

Ananias

3. Adv. Lazarus Mariä Erwart.

3. Adv. Lazarus Chriftoph

Sonntag Montag

Ammon Nemefius Mittwoch Quatemb. Quat. Ammon Donnerstag Thomas Ap. Thomas Ap. Freitag Beata Flavian

Sonnabend Ignatius Viktoria

4. Adv. Ad., Eva Heil. Chriftfeft

2. Weihn.-Feftt. Johannes Ev. Unfch. Kindlein Jonathan

David

4. Adv. Ad., Eva Heil. Chriftfeft Stephanus Johannes Ev. Unfch. Kindlein Thomas B. David

Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend

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FRISCH AUF / VON EICHENDORFF

CH faf am Schreibtifch bech und krumm, Es war mir in meinem Kopf ganz dumm Vor Dichten, wie ich alle die Sachen Sollte aufs allerbefte machen. Da guckt am Fenfter im Morgenlicht Durchs Weinlaub ein wunderfchónes Geficht, Guckt und lacht, kommt ganz herein Und kramt mir unter den Bláttern mein. Ich, ganz verwundert: „Ich follt dich kennen . . .* Sie aber, ftatt ihren Namen zu nennen: „Pfui, in dem Schlafrock fiehft ja aus Wie ein verfallenes Schilderhaus! Willft du denn hier in der Tinte fitzen, Schau, wie die Felder da draußen blitzen!“ So drängt fie mich fort unter Lachen und Streit, Mir tats um die fchöne Zeit nur leid. Drunten aber unter den Bäumen Stand ein Roß mit funkelnden Zäumen. Sie fchwang fich luftig mit mir hinauf, Die Sonne draußen ging eben auf, Und eh ich mich konnte bedenken und faffen, Ritten wir raich durch die ftillen Gaffen, Und als wir kamen vor die Stadt, Das Roß auf einmal zwei Flügel hatt. Mir fchauerte es recht durch alle Glieder: „Mein Gott, ifts denn fchon Frühling wieder?“ Sie aber wies mir, wie wir fo zogen, Die Länder, die unten vorüberflogen,

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Und hoch über dem allerfchónften Wald Machte fie láchelnd auf einmal halt.

Da fah ich erfchrocken zwifchen den Bäumen Meine Heimat unten, wie in Träumen,

Das Schloß, den Garten und die ftille Luft, Die blauen Berge dahinter im Duft,

Und alle die fchöne alte Zeit

In der wunderfamen Einfamkeit.

Und als ich mich wandte, war ich allein, Das Rot nur wiehert’ in den Morgen hinein, Mir aber wars, als wär ich wieder jung,

Und wußte der Lieder noch genung!

LUCIDOR, FIGUREN ZU EINER UNGESCHRIE- BENEN KOMÖDIE / VON HUGO VON HOF- MANNSTHAL

RAU von Murska bewohnte zu Ende der fiebziger Jahre

in einem Hotel der inneren Stadt ein kleines Apparte- ment. Sie führte einen nicht fehr bekannten, aber auch nicht ganz obfkuren Adelsnamen; aus ihren Angaben war zu entnehmen, daß ein Familiengut im ruffifchen Teile Polens, das von Rechts wegen ihr und ihren Kindern ge- hörte, im Augenblick fequeftriert oder fonft den recht- mäßigen Befitzern vorenthalten war. Ihre Lage fchien geniert, aber wirklich nur für den Augenblick. Mit einer erwachfenen Tochter Arabella, einem halb erwachfenen Sohn Lucidor und einer alten Kammerfrau bewohnten fie drei Schlafzimmer und einen Salon, deffen Fenfter nach der Kärtnerftraße gingen. Hier hatte fie einige Familienporträts,

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Kupfer und Miniaturen, an den Wänden befeftigt, auf einem Gueridon ein Stück alten Samts mit einem ge- ftickten Wappen ausgebreitet und darauf ein paar filberne Kannen und Körbchen, gute franzófifche Arbeit des acht- zehnten Jahrhunderts, aufgeftellt, und hier empfing fie. Sie hatte Briefe abgegeben, Befuche gemacht, und da fie eine unwahrfcheinliche Menge von „Attachen“ nach allen Rich- tungen hatte, fo entftand ziemlich rafch eine Art von Salon. Es war einer jener etwas vagen Salons, die je nach der Strenge des Beurteilenden „möglich“ oder „unmöglich“ ge- funden werden. Immerhin, Frau von Murska war alles, nur nicht vulgär und nicht langweilig, und die Tochter von einer noch viel ausgeprägteren Diftinktion in Wefen und Haltung und außerordentlich fchén. Wenn man zwiíchen vier und fechs hinkam, war man ficher, die Mutter zu finden, und faft nie ohne Gefellfchaft; die Tochter fah man nicht immer, und den dreizehn- oder vierzehnjährigen Lucidor kannten nur die Intimen.

Frau von Murska war eine wirklich gebildete Frau, und ihre Bildung hatte nichts Banales. In der Wiener großen Welt, zu der fie fich vaguement rechnete, ohne mit ihr in andere als eine fehr peripherifche Berührung zu kommen, hätte fie als ,,Blauftrumpf* einen fchweren Stand gehabt. Aber in ihrem Kopf war ein folches Durcheinander von Erlebniffen, Kombinationen, Ahnungen, Irrtümern, En- thufiasmen, Erfahrungen, Apprehenfionen, daß es nicht der Mühe wert war, fich bei dem aufzuhalten, was fie aus Büchern hatte. Ihr Gefprách galoppierte von einem Gegen- ftand zum andern und fand die unwahrfcheinlichften Über- gänge; ihre Ruhelofigkeit konnte Mitleid erregen wenn

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man fie reden hörte, wußte man, ohne daß fie es zu er- wähnen brauchte, daß fie bis zum Wahnfinn an Schlaf- lofigkeit litt und fich in Sorgen, Kombinationen und fehl- gefchlagenen Hoffnungen verzehrte aber es war durchaus amüfant und wirklich merkwürdig, ihr zuzuhören, und ohne daß fie indiskret fein wollte, war fie es gelegentlich in der fürchterlichften Weife. Kurz, fie war eine Närrin, aber von der angenehmeren Sorte. Sie war eine feelengute und im Grund eine {charmante und gar nicht gewöhnliche Frau. Aber ihr fchwieriges Leben, dem fie nicht gewachfen war, hatte fie in einer Weife in Verwirrung gebracht, daß fie in ihrem zweiundvierzigften Jahre bereits eine phantaftifche Figur geworden war. Die meiften ihrer Urteile, ihrer Be- griffe waren eigenartig und von einer großen feelifchen Feinheit; aber fie hatten fo ziemlich immer den falfcheften Bezug und paßten durchaus nicht auf den Menfchen oder auf das Verhältnis, worauf es gerade ankam. Je näher ein Menfch ihr ftand, defto weniger überfah fie ihn; und es wäre gegen alle Ordnung gewefen, wenn fie nicht von ihren beiden Kindern das verkehrtefte Bild in fich getragen und blindlings danach gehandelt hàtte. Arabella war in ihren Augen ein Engel, Lucidor ein hartes, kleines Ding ohne viel Herz. Arabella war taufendmal zu gut für diefe Welt, und Lucidor paßte ganz vorzüglich in diefe Welt hinein. In Wirklichkeit war Arabella das Ebenbild ihres verftorbenen Vaters: eines ftolzen, unzufriedenen und un- geduldigen, fehr fchönen Menfchen, der leicht verachtete, aber feine Verachtung in einer ausgezeichneten Form ver- hüllte, von Mánnern refpektiert oder beneidet und von vielen Frauen geliebt wurde und eines trockenen Gemütes

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war. Der kleine Lucidor dagegen hatte nichts als Herz. Aber ich will lieber gleich an diefer Stelle fagen, daß Lu- cidor kein junger Herr, fondern ein Mädchen war und Lucile hieß. Der Einfall, die jüngere Tochter für die Zeit des Wiener Aufenthaltes als ‚travefti“ auftreten zu laffen, war, wie alle Einfälle der Frau von Murska, blitz- artig gekommen und hatte doch zugleich die komplizier- teften Hintergründe und Verkettungen. Hier war vor allem der Gedanke im Spiel, einen ganz merkwürdigen Schachzug gegen einen alten, myfteriöfen, aber glück- licherweife wirklich vorhandenen Onkel zu führen, der in Wien lebte und um deffentwillen alle diefe Hoffnungen und Kombinationen waren äußerft vage fie vielleicht im Grunde gerade diefe Stadt zum Aufenthalt gewählt hatte. Zugleich hatte aber die Verkleidung auch noch andere, ganz reale, ganz im Vordergrund liegende Vorteile. Es lebte fich leichter mit einer Tochter als mit zweien von nicht ganz gleichem Alter; denn die Mädchen waren immerhin faít vier Jahre auseinander; man kam fo mit einem kleineren Aufwand durch. Dann war es eine noch beffere, noch richtigere Pofition für Arabella, die einzige "Tochter zu fein als die ältere; und der recht hübfche kleine „Bruder“, eine Art von Groom, gab dem fchönen MW elen noch ein Relief.

Ein paar zufällige Umftände kamen zuftatten: die Ein- fälle der Frau von Murska fußten nie ganz im Unrealen, fie verknüpften nur in fonderbarer Weife das Wirkliche, Gegebene mit dem, was ihrer Phantafie möglich oder er- reichbar chien, Man hatte Lucile vor fünf Jahren fie machte damals, als elfjähriges Kind, den Typhus durch

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ihre fchönen Haare kurz fchneiden müffen. Ferner war es Luciles Vorliebe, im Herrenfitz zu reiten; es war eine Ge- wohnheit von der Zeit her, wo fie mit den kleinruffifchen Bauernbuben die Gutspferde ungefattelt in die Schwemme geritten hatte. Lucile nahm die Verkleidung hin, wie fie manches andere hingenommen hätte. Ihr Gemüt war ge- duldig, und auch das Abfurdefte wird ganz leicht zur Ge- wohnheit. Zudem, da fie qualvoll fchüchtern war, ent- zückte fie der Gedanke, niemals im Salon auftauchen und das heranwachfende Mädchen fpielen zu müffen. Die alte Kammerfrau war als einzige im Geheimnis; den fremden Menfchen fiel nichts auf. Niemand findet leicht als erfter etwas Auffälliges: denn es ift den Menfchen im allge- meinen nicht gegeben, zu fehen, was ift. Auch hatte Lu- cile wirklich knabenhaft fchmale Hüften und auch fonft nichts, was zu fehr das Mädchen verraten hätte. In der Tat blieb die Sache unenthüllt, ja unverdächtigt, und als jene Wendung kam, die aus dem kleinen Lucidor eine Braut oder fogar noch etwas Weiblicheres machte, war alle Welt fehr erítaunt.

Natürlich blieb eine fo fchöne und in jedem Sinne gut ausfehende junge Perfon wie Arabella nicht lange ohne einige mehr oder weniger erklárte Verehrer. Unter diefen war Wladimir weitaus der bedeutendfte. Er fah vorzüg- lich aus, hatte ganz befonders fchóne Hánde. Er war mehr als wohlhabend und völlig unabhängig, ohne Eltern, ohne Gefchwifter. Sein Vater war ein bürgerlicher öfterreichifcher Offizier gewefen, feine Mutter eine Gräfin aus einer fehr bekannten baltifchen Familie. Er war unter allen, die fich mit Arabella befchäftigten, die einzige wirkliche „Partie“.

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Dazu kam dann noch ein ganz befonderer Umftand, der Frau von Murska wirklich bezauberte. Gerade er war durch irgendwelche Familienbeziehungen mit dem fo fchwer zu behandelnden, fo unzugänglichen und fo äußerft wichtigen Onkel liiert, jenem Onkel, um deffentwillen man eigent- lich in Wien lebte und um deffentwillen Lucile Lucidor geworden war. Diefer Onkel, der ein ganzes Stockwerk des Buquoyfchen Palais in der Wallnerftraße bewohnte und früher ein fehr vielbefprochener Herr gewefen war, hatte Frau von Murska fehr fchlecht aufgenommen. Obwohl fie doch wirklich die Witwe feines Neffen (genauer: feines Vaters- Bruders- Enkels) war, hatte fie ihn doch erít bei ihrem dritten Befuch zu fehen bekommen und war darauf niemals auch nur zum Frühítück oder zu einer Tafle Tee einge- laden worden. Dagegen hatte er, ziemlich de mauvaise grace, geftattet, daß man ihm Lucidor einmal fchicke. Es war die Eigenart des intereffanten alten Herrn, daß er Frauen nicht leiden konnte, weder alte noch junge. Da- gegen beftand die unfichere Hoffnung, daß er fich für einen jungen Herrn, der immerhin fein Blutsverwandter war, wenn er auch nicht denfelben Namen führte, irgendein- mal in ausgiebiger Weife intereffieren kónnte. Und felbft diefe ganz unfichere Hoffnung war in einer höchft pre- karen Lage unendlich viel wert. Nun war Lucidor tatfäch- lich einmal auf Befehl der Mutter allein hingefahren, aber nicht angenommen worden, worüber Lucidor fehr glücklich war, die Mutter aber aus der Faflung kam, befonders als dann auch weiterhin nichts erfolgte und der koftbare Faden abgeriffen fchien. Diefen wieder anzuknüpfen, war nun Wladimir durch feine doppelte Beziehung wirklich der

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providentielle Mann. Um die Sache richtig in Gang zu bringen, wurde in unauffälliger Weife Lucidor manchmal zugezogen, wenn Wladimir Mutter und Tochter befuchte, und der Zufall fügte es ausgezeichnet, daß Wladimir an dem Burfchen Gefallen fand und ihn fchon bei der erften Begegnung aufforderte, hie und da mitihm auszureiten, was nach einem rafchen, zwifchen Arabella und der Mutter gewechfelten Blick dankend angenommen wurde. Wladi- mirs Sympathie für den jüngeren Bruder einer Perfon, in die er recht fehr verliebt war, war nur felbftverftändlich ; auch gibt es kaum etwas Angenehmeres als den Blick un- verhohlener Bewunderung aus den Augen eines netten vier- zehnjährigen Burfchen.

Frau von Murska war mehr und mehr auf den Knien vor Wladimir. Arabella machte das ungeduldig wie die mei- ften Haltungen ihrer Mutter, und faft unwillkürlich, ob- wohl fie Wladimir gern fah, fing fie an, mit einem feiner Rivalen zu kokettieren, dem Herrn von Imfanger, einem netten und ganz eleganten Tiroler, halb Bauer, halb Gen- tilhomme, der als Partie aber nicht einmal in Frage kam. Als die Mutter einmal fchüchterne Vorwürfe wagte, daß Arabella gegen Wladimir fich nicht fo betrage, wie er ein Recht hätte, es zu erwarten, gab Arabella eine abweifende Antwort, worin viel mehr Geringfchätzung und Kälte gegen Wladimir pointiert war, als fie tatfächlich fühlte. Lucidor- Lucile war zufällig zugegen. Das Blut fchoß ihr zum Her- zen und verließ wieder jäh das Herz. Ein fchneidendes Gefühl durchzuckte fie: fie fühlte Angft, Zorn und Schmerz in einem. Über die Schwefter erftaunte fie dumpf. Ara- bella war ihr immer fremd. In diefem Augenblick erfchien

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fie ihr faft graufig, und fie hätte nicht fagen können, ob fie fie bewunderte oder hate. Dann löfte fich alles in ein fchrankenlofes Leid. Sie ging hinaus und fperrte fich in ihr Zimmer. Wenn man ihr gefagt hätte, daß fie einfach Wladimir liebte, hätte fie es vielleicht nicht verftanden. Sie handelte, wie fie mußte, automatifch, indeffen ihr Trä- nen herunterliefen, deren wahren Sinn fie nicht verftand. Sie fetzte fich hin und fchrieb einen glühenden Liebesbrief an Wladimir. Aber nicht für fich, für Arabella. Daß ihre Handfchrift der Arabellas zum Verwechfeln ähnlich war, hatte fie oft verdroffen. Gewaltfam hatte fie fich eine an- dere, recht häßliche Handfchrift angewöhnt. Aber fie konnte fich der früheren, die ihrer Hand eigentlich gemäß war, jederzeit bedienen. Ja, im Grunde fiel es ihr leichter, fo zu fchreiben. Der Brief war, wie er nur denen gelingt, die an nichts denken und eigentlich außer fich find. Er desavouierte Arabellas ganze Natur: aber das war ja, was: er wollte, was er follte. Er war fehr unwahrfcheinlich, aber ebendadurch wieder in gewiffer Weife wahrfcheinlich als der Ausdruck eines gewaltfamen inneren Umfturzes. Wenn Arabella tief und hingebend zu lieben vermocht hätte und fich deffen in einem jähen Durchbruch mit einem Schlage bewußt worden wäre, fo hätte fie fich allenfalls fo ausdrücken und mit diefer Kühnheit und glühenden Ver- achtung von fich felber, von der Arabella, die jedermann kannte, reden können. Der Brief war fonderbar, aber immer- hin auch für einen kalten, gleichgültigen Lefer nicht ganz unmöglich als ein Brief eines verborgen leidenfchaftlichen, fchwer berechenbaren Mädchens. Für den, der verliebt ift, ift zudem die Frau, die er liebt, immer ein unberechenbares

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Weien. Und fchließlich war es der Brief, den zu empfan- gen ein Mann in feiner Lage im ftillen immer wüníchen und für möglich halten kann. Ich nehme hier vorweg, daß der Brief auch wirklich in Wladimirs Hände gelangte: dies erfolgte in der Tat fchon am nächften Nachmittag, auf der Treppe, unter leifem Nachíchleichen, vorfichtigem Anrufen, Flüftern von Lucidor als dem aufgeregten, un- gefchickten, vermeintlichen poftillon d'amour feiner fchö- nen Schwefter. Ein Poftfkriptum war natürlich beigefügt: es enthielt die dringende, ja flehende Bitte, fich nicht zu erzürnen, wenn fich zunächft in Arabellas Betragen weder gegen den Geliebten noch gegen andere auch nur die leifefte Veránderung würde wahrnehmen laffen. Auch er werde hoch und teuer gebeten, fich durch kein Wort, nicht einmal durch einen Blick, merken zu laffen, daß er fich zärtlich geliebt wiffe.

Es vergehen ein paar Tage, in denen Wladimir mit Ara- bella nur kurze Begegnungen hat, und niemals unter vier Augen. Er begegnet ihr, wie fie es verlangt hat; fie be- gegnet ihm, wie fie es vorausgefagt hat. Er fühlt fich glück- lich und unglücklich. Er weiß jetzt erft, wie gern er fie hat. Die Situation ift danach, ihn grenzenlos ungeduldig zu machen. Lucidor, mit dem er jetzt täglich reitet, in defen Gefellfchaft Git noch allein ihm wohl ift, merkt mit Entzücken und mit Schrecken die Veránderung im Wefen des Freundes, die wachfende heftige Ungeduld. Es folgt ein neuer Brief, faft noch zärtlicher als der erfte, eine neue rührende Bitte, das vielfach bedrohte Glück der fchwe- benden Lage nicht zu ftóren, fich diefe Geftándniffe ge- nügen zu laffen und höchftens fchriftlich, durch Lucidors

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Hand, zu erwidern. Jeden zweiten, dritten Tag geht jetzt ein Brief hin oder her. Wladimir hat glückliche Tage und Lucidor auch. Der Ton zwifchen den beiden ift verändert, fie haben ein unerfchöpfliches Gefprächsthema. Wenn fie in irgendeinem Gehölz des Praters vom Pferd geftiegen find und Lucidor feinen neueften Brief übergeben hat, be- obachtet er mit angftvoller Luft die Züge des Lefenden. Manchmal ftellt er Fragen, die faft indiskret find; aber die Erregung des Knaben, der in diefe Liebesfache verftrickt ift, und feine Klugheit, ein Etwas, daß ihn täglich hübfcher und zarter ausfehen macht, amüfiert Wladimir, und er muß fich eingeftehen, daß es ihm, der fonft verfchloffen und hochmitig ift, hart ankäme, nicht mit Lucidor über Ara- bella zu fprechen. Lucidor pofiert manchmal auch den Mädchenfeind, den kleinen, altklugen und in kindifcher Weife zynifchen Burfchen. Was er da vorbringt, ift durch- aus nicht banal; denn er weiß einiges von dem darunter zu mifchen, was die Ärzte „introfpektive Wahrheiten“ nennen. Aber Wladimir, dem es nicht an Selbftgefühl mangelt, weiß ihn zu belehren, daß die Liebe, die er ein- flöße und die er einem folchen Wefen wie Arabella ein- flöße, von ganz eigenartiger, mit nichts zu vergleichender Befchaffenheit fei. Lucidor findet Wladimir in folchen Augenblicken um fo bewundernswerter und fich felbft klein und erbármlich. Sie kommen aufs Heiraten, und diefes Thema ift Lucidor eine Qual, denn dann befchäftigt fich Wladimir faft ausfchließlich mit der Arabella des Lebens anftatt mit der Arabella der Briefe. Auch fürchtet Luci- dor wie den Tod jede Entfcheidung, jede einfchneidende Veränderung. Sein einziger Gedanke ift, die Situation fo

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hinzuziehen. Es ift nicht zu fagen, was das arme Gefchöpf aufbietet, um die äußerlich und innerlich fo prekäre Lage durch Tage, durch Wochen weiter zu denken, fehlt ihm die Kraft in einem notdürftigen Gleichgewicht zu er- halten. Da ihm nun einmal die Miffion zugefallen ift, bei dem Onkel etwas für die Familie auszurichten, fo tut er fein mógliches. Manchmal geht Wladimir mit; der Onkel ift ein fonderbarer alter Herr, den es offenbar amüfiert, fich vor jüngeren Leuten keinen Zwang anzutun, und feine Konverfation ift derart, daß eine folche Stunde für Luci- dor eine wahrhaft qualvolle kleine Prüfung bedeutet. Da- bei fcheint dem Alten kein Gedanke ferner zu liegen als der, irgend etwas für feine Anverwandten zu tun. Lucidor kann nicht lügen und móchte um alles feine Mutter be- fchwichtigen. Die Mutter, je tiefer ihre Hoffnungen, die fie auf den Onkel gefetzt hatte, finken, fieht mit um fo gró- ßerer Ungeduld, daß fich zwifchen Arabella und Wladimir nichts der Entfcheidung zu nähern fcheint. Die unglück- feligen Perfonen, von denen fie im Geldpunkt ‘abhängig ift, fangen an, ihr die eine wie die andere diefer glänzenden Ausfichten als non-valeur in Rechnung zu ftellen. Ihre Angft, ihre mühfam verhohlene Ungeduld teilt fich allen mit, am meiften dem armen Lucidor, in deffen Kopf fo unver- trägliche Dinge durcheinander hingehen. Aber er follin der feltíamen Schule des Lebens, in die er fich nun einmal begeben hat, einige noch fubtilere und fchärfere Lektionen empfangen.

Das Wort von einer Doppelnatur Arabellas war niemals ausdrücklich gefallen. Aber der Begriff ergab fich von felbft: die Arabella des Tages war ablehnend, kokett, präzis, felbft- ficher, weltlich und trocken faít bis zum Exzeß, die Arabella

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der Nacht, die bei einer Kerze an den Geliebten fchrieb, war hingebend, fehnfüchtig faft ohne Grenzen. Zufällig oder gemäß dem Schickfal entfprach dies einer ganz geheimen Spaltung auch in Wladimirs Wefen. Auch er hatte, wie jedes befeelte Wefen, mehr oder minder feine Tag- und Nachtfeite. Einem etwas trockenen Hochmut, einem Ehr- geiz ohne Niedrigkeit und Streberei, der aber hochgefpannt und ftändig war, ftanden andere Regungen gegenüber, oder eigentlich ftanden nicht gegenüber, fondern duckten fich ins Dunkel, fuchten fich zu verbergen, waren immer be- reit, unter die dämmernde Schwelle ins Kaumbewufte hinab- zutauchen. Eine phantafievolle Sinnlichkeit, die fich etwa auch in ein Tier hineintráumen konnte, in einen Hund, in einen Schwan, hatte zu Zeiten feine Seele faft ganz in Befitz gehabt. Diefer Zeiten des Überganges vom Knaben zum Jüngling erinnerte er fich nicht gerne. Aber irgend etwas davon war immer in ihm, und diefe verlaffene, auch von keinem Gedanken überflogene, mit Willen veródete Nachtfeite feines Wefens beftrich nun ein dunkles, ge- heimnisvolles Licht: die Liebe der unfichtbaren, anderen Arabella. Wäre die Arabella des Tages zufällig feine Frau gewefen oder feine Geliebte geworden, er wäre mit ihr immer ziemlich terre à terre geblieben und hätte fich felbft nie konzediert, den Phantasmen einer mit Willen unter- drückten Kinderzeit irgendwelchen Raum in feiner Exiftenz zu gönnen. An die im Dunklen Lebende dachte er in anderer Weife und fchrieb ihr in anderer Weife. Was hätte Lucidor tun follen, als der Freund begehrte, nur irgend- ein Mehr, ein lebendigeres Zeichen zu empfangen als diefe Zeilen auf weißem Papier? Lucidor war allein mit feiner

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Bangigkeit, feiner Verworrenheit, feiner Liebe. Die Ara- bella des Tages half ihm nicht. Ja, es war, als fpielte fie, von einem Dämon angetrieben, gerade gegen ihn. Je kälter, fprunghafter, weltlicher, koketter fie war, defto mehr er- hoffte und erbat Wladimir von der anderen. Er bat fo gut, daf? Lucidor zu verfagen nicht den Mut fand. Hätte er ihn gefunden, es hätte feiner zärtlichen Feder an der Wendung gefehlt, die Abíage auszudrücken. Es kam eine Nacht, in der Wladimir denken durfte, von Arabella in Lucidors Zimmer empfangen, und wie empfangen worden zu fein. Es war Lucidor irgendwie gelungen, das Feníter nach de Kärntnerftraße fo völlig zu verdunkeln, daß man nicht die Hand vor den Augen fah. Daß man die Stimmen zum unhórbaríten Flüftern abdämpfen mußte, war klar: nur eine einfache Tür trennte von der Kammerfrau. Wo Lucidor die Nacht verbrachte, blieb ungefagt: doch war er offenbar nicht im Geheimnis, fondern man hatte gegen ihn einen Vorwand gebraucht. Seltíam war, daß Arabella ihr fchönes Haar in ein dichtes T'uch feft eingewunden trug und der Hand des Freundes fanft, aber beftimmt verfagte, das Tuch zu lófen. Aber dies war faít das einzige, das fie verfagte. Es gingen mehrere Náchte hin, die diefer Nacht nicht glichen, aber es folgte wieder eine, die ihr glich, und Wladimir war fehr glücklich. Vielleicht waren dies die glücklichíten Tage feines ganzen Lebens. Gegen Arabella, wenn er unter Tags mit ihr zufammen ift, gibt ihm die Sicherheit feines nächtlichen Glückes einen eigenen Ton. Er lernt eine befondere Luft darin finden, daß fie bei Tag fo unbegreiflich anders ift; ihre Kraft über fich felber, daß fie niemals auch nur in einem Blick, einer Bewegung fich

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vergit, hat etwas Bezauberndes. Er glaubt zu bemerken, daß fie von Woche zu Woche um fo kälter gegen ihn ift, je zärtlicher fie fich in den Nächten gezeigt hat. Er will jedenfalls nicht weniger gefchickt, nicht weniger beherrícht erfcheinen. Indem er diefem geheimnisvoll ftarken weib- lichen Willen fo unbedingt fich fügt, meint er, das Glück feiner Nächte einigermaßen zu verdienen. Er fängt an, gerade aus ihrem doppelten Wefen den ftärkften Genuß zu ziehen. Daß ihm die gehöre, die ihm fo gar nicht zu gehören fcheint; daß die gleiche, welche fich grenzenlos zu verfchenken verfteht, in einer folchen unberührten, un- berührbaren Gegenwart fich zu behaupten weiß, dies wirk- lich zu erleben, ift fchwindelnd, wie der wiederholte Trunk aus einem Zauberbecher. Er fieht ein, daß er dem Schickfal auf den Knien danken mülfe, in einer fo einzigartigen, dem Geheimnis feiner Natur abgelaufchten Weife beglückt zu werden. Er fpricht es überítrómend aus, gegen fich felber, auch gegen Lucidor. Es gibt nichts, was den armen Lucidor im Inneríten tódlicher erfchrecken könnte.

Arabella indeffen, die wirkliche, hat fich gerade in diefen Wochen von Wladimir fo entíchieden abgewandt, daß er es von Stunde zu Stunde bemerken müßte, hätte er nicht den feltfamften Antrieb, alles falfch zu deuten. Ohne daß er fich geradezu verrät, fpürt fie zwifchen fich und ihm ein Etwas, das früher nicht war. Sie hat fich immer mit ihm verftanden, fie verfteht fich auch noch mit ihm; ihre Tagfeiten find einander homogen; fie könnten eine gute Vernunftehe führen. Mit Herrn von Imfanger verfteht fie fich nicht, aber er gefällt ihr. Daß Wladimir ihr in diefem Sinne nicht gefällt, (pürt fie nun ftärker; jenes unerklärliche

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Etwas, das von ihm zu ihr zu vibrieren fcheint, macht fie ungeduldig. Es ift nicht Werbung, auch nicht Schmei- chelei; fie kann fich nicht klar werden, was es ift, aber fie goutiert es nicht. Imfanger muß fehr wohl wiffen, daß er ihr gefällt. Wladimir glaubt feinerfeits noch ganz andere Beweife dafür zu haben. Zwiíchen den beiden jun- gen Herren ergibt fich die fonderbarfte Situation. Jeder meint, daß der andere doch alle Urfache habe, verftimmt zu fein oder einfach das Feld zu ráumen. Jeder findet die Haltung, die ungeftórte Laune des andern im Grunde ein- fach lácherlich. Keiner wei, was er fich aus dem andern machen foll, und einer hàlt den andern für einen ausge- machten Geck und Narren.

Die Mutter ift in der qualvollften Lage. Mehrere Aus- kunftsmittel verfagen. Befreundete Perfonen laffen fie im Stich. Ein unter der Maske der Freundfchaft angebotenes Darlehen wird rückfichtslos eingefordert. Die vehementen Entíchlüffe liegen Frau von Murska immer fehr nahe. Sie wird den Haushalt in Wien von einem Tag auf den an- dern auflöfen, fich bei der Bekanntfchaft brieflich verab- Íchieden, irgendwo ein Afyl fuchen, und wäre es auf dem fequeftrierten Gut im Haus der Verwaltersfamilie. Ara- bella nimmt eine folche Entfchließung nicht angenehm auf, aber Verzweiflung liegt ihrer Natur ferne. Lucidor muß eine wahre, unbegrenzte Verzweiflung angítvoll in fich verfchlieBen. Es waren mehrere Nächte vergangen, ohne daß fie den Freund gerufen hätte. Sie wollte ihn diefe Nacht wieder rufen. Das Gefpräch abends zwifchen Arabella und der Mutter, der Entfchluß zur Abreife, die Unmöglichkeit, die Abreife zu verhindern: dies alles trifft

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fie wie ein Keulenfchlag. Und wollte fie zu einem ver- zweifelten Mittel greifen, alles hinter fich werfen, der Mutter alles geftehen, dem Freund vor allem offenbaren, wer die Arabella feiner Náchte gewefen iít, fo durchfáhrt fie eifig die Furcht vor feiner Enttäufchung, feinem Zorn. Sie kommt fich wie eine Verbrecherin vor, aber gegen ihn, an die anderen denkt fie nicht. Sie kann ihn diefe Nacht nicht fehen. Sie fühlt, daß fie vor Scham, vor Angft und Verwirrung vergehen würde. Statt ihn in den Armen zu halten, fchreibt fie an ihn, zum letztenmal. Es ift der de- mütigfte, rührendfte Brief, und nichts paßt weniger zu ihm als der Name Arabella, womit fie ihn unterfchreibt. Sie hat nie wirklich gehofft, feine Gattin zu werden. Auch kurze Jahre, ein Jahr als feine Geliebte mit ihm zu leben, wäre unendliches Glück. Aber auch das darf und kann nicht fein. Er foll nicht fragen, nicht in fie dringen, be- fchwört fie ihn. Soll morgen noch zu Befuch kommen, aber erft gegen Abend. Den übernächften Tag dann find fie vielleicht fchon abgereift. Später einmal wird er vielleicht erfahren, begreifen, fie möchte hinzufügen: ver- zeihen, aber das Wort fcheint ihr in Arabellas Mund zu unbegreiflich, fo fchreibt fie es nicht. Sie fchläft wenig, fteht früh auf, fchickt den Brief durch den Lohndiener des Hotels an Wladimir. Der Vormittag vergeht mit Packen. Nach Tifch, ohne etwas zu erwähnen, fährt fie zu dem Onkel. Nachts ift ihr der Gedanke gekommen. Sie würde die Worte, die Argumente finden, den fonderbaren Mann zu erweichen. Das Wunder würde gefchehen und diefer feftverfchnürte Geldbeutel fich öffnen. Sie denkt nicht an die Realität diefer Dinge, nur an die Mutter, an die

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Situation, an ihre Liebe. Mit dem Geld oder dem Brief iri der Hand würde fie der Mutter zu Füßen fallen und als ein- zige Belohnung erbitten was? ihr übermüdeter, ge- quälter Kopf verfagt beinahe ja! nur das Selbftverftänd- liche: daß man in Wien bliebe, daß alles bliebe, wie es ift. Sie findet den Onkel zu Haufe. Die Details diefer Szene, die recht fonderbar verláuft, follen hier nicht erzáhlt wer- den. Nur dies: fie erweicht ihn tatfáchlich er ift nahe daran, das Entícheidende zu tun, aber eine greifenhafte Grille wirft den Entfchluß wieder um: er wird fpäter etwas tun, wann, das beftimmt er nicht, und damit bafta. Sie fährt nach Haufe, fchleicht die Treppe hinauf, und in ihrem Zimmer, zwifchen Schachteln und Koffern, auf dem Boden hockend, gibt fie fich ganz der Verzweiflung hin. Da glaubt fie, im Salon Wladimirs Stimme zu hören. Auf den Zehen fchleicht fie hin und horcht. Es ift wirklich Wladimir mit Arabella, die mit ziemlich erhobenen Stimmen im fonderbarften Dialog begriffen find. Wladimir hat am Vormittag Arabellas geheimnisvollen Abfchiedsbrief empfangen. Nie hat etwas fein Herz fo getroffen. Er fühlt, daß zwifchen ihm und ihr etwas Dunkles ftehe, aber nicht zwifchen Herz und Herz. Er fühlt die Liebe und die Kraft in fich, es zu erfahren, zu begreifen, zu verzeihen, fei es, was es fei. Er hat die un- vergleichliche Geliebte feiner Nächte zu lieb, um ohne fie zu leben. Seltfamerweife denkt er gar nicht an die wirk- liche Arabella, faft kommt es ihm fonderbar vor, daß fie es fein wird, der er gegenüberzutreten hat, um fie zu be- fchwichtigen, aufzurichten, fie ganz und für immer zu ge- winnen. Er kommt hin, findet im Salon die Mutter allein.

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Sodoma: Porträt Rafaels.

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Sie ift aufgeregt, wirr und phantaftifch wie nur je. Er ift anders, als fie ihn je gelehen hat. Er küßt ihr die Hände, er fpricht, alles in einer gerührten befangenen Weife. Er bittet fie, ihm ein Gefpräch unter vier Augen mit Arabella zu geítatten. Frau von Murska ift entzückt und ohne Über- gang in allen Himmeln. Das Unwahrfcheinliche ift ihr Element. Sie eilt, Arabella zu holen, dringt in fie, dem edlen jungen Mann nun, wo alles fich fo herrlich ge- wendet, ihr Ja nicht zu verfagen. Arabella ift maßlos er- ftaunt. „Ich ftehe durchaus nicht fo mit ihm“, fagt fie kühl. „Man ahnt nie, wie man mit Männern fteht“, ent- gegnet ihr die Mutter und fchickt fie in den Salon. Wla- dimir ift verlegen, ergriffen und glühend. Arabella findet mehr und mehr, daß Herr von Imfanger recht habe, Wla- dimir einen fonderbaren Herrn zu finden. Wladimir, durch ihre Kühle aus der Faflung, bittet fie, nun endlich die Maske fallen zu laffen. Arabella weiß durchaus nicht, was fie fallen laffen foll. Wladimir wird zugleich zärt- lich und zornig, eine Mifchung, die Arabella fo wenig goutiert, daß fie fchließlich aus dem Zimmer läuft und ihn allein ftehen läßt. Wladimir in feiner maßlofen Verblüf- fung ift um fo näher daran, fie für verrückt zu halten, als fie ihm foeben angedeutet hat, fie halte ihn dafür und fei mit einem Dritten über diefen Punkt ganz einer Meinung. Wladimir würde in diefem Augenblick einen fehr ratlofen Monolog halten, wenn nicht die andere Tür aufginge und die fonderbarfte Erfcheinung auf ihn zuftürzte, ihn um- fchlange, an ihm herunter zu Boden glitte. Es ift Lucidor, aber wieder nicht Lucidor, fondern Lucile, ein liebliches und in Tränen gebadetes Mädchen, in einem Morgenanzug

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Arabellas, das bubenhaft kurze Haar unter einem dichten Seidentuch verborgen. Es ift fein Freund und Vertrau- ter, und zugleich íeine geheimnisvolle Freundin, feine Geliebte, feine Frau. Einen Dialog, wie der fich nun entwickelnde, kann das Leben hervorbringen und die Ko- módie nachzuahmen verfuchen, aber niemals die Erzäh- lung.

Ob Lucidor nachher wirklich Wladimirs Frau wurde oder bei Tag und in einem anderen Land das blieb, was fie in dunkler Nacht fchon gewefen war, feine glückliche Geliebte, fei gleichfalls hier nicht aufgezeichnet.

Es kónnte bezweifelt werden, ob Wladimir ein genug wertvoller Menfch war, um fo viel Hingabe zu verdienen. Aber jedenfalls hätte fich die ganze Schönheit einer be- dingungslos hingebenden Seele, wie Luciles, unter anderen als fo feltfamen Umftänden nicht enthüllen können.

WEIHE AN DAS ADRIATISCHE MEER / VON GABRIELE D’ANNUNZIO

U DIR, o Gott, dem großen fchreckensreichen, Ruf ich, zu dem die Väter fchrien im Kampf Auf Deck: hier lodern Scheiterhaufen dir und Flammen- zeichen.

Von Pola und von des Quarnero Seiten

Fällt ich die ftolze Tanne, bittern Lorbeer

Und heilige Eichen mit den rafchen Streichen zwiefacher Schneiden;

so

Und als ich fchmückte Maitre, Rah und Schoten

Und das Gebälk des Rumpfes mit dem Reis,

Dem nimmerwelkenden, des Siegs, gedacht ich all der Toten;

Gedachte all der Toten, unfrer Toten Am Grund des Meeres; aller unfrer Toten Am Grund des Meeres, das verfchlang die Tapfern famt

ihren Booten.

Allein ich fagte: der du weckft die Heere Der Völker, Herr mein Gott, und fie zermalmft, Es werden leben, werden leben die, die über Meere

Verkünden deine Größe; über Meere

Verkünden deinen Ruhm; die über Meere

Dir opfern Blut und Myrrhen vom Altar, der trägt das Roftrum.

Durch alle Ozeane Fiat mare noftrum! Amen. Zu dem Drama „Das Schiff“, übertragen von R. G. Binding.

ZWEI GEDICHTE VON HANS CAROSSA

ERLEBNIS CHON befchleicht die grauen Kronen Deines Eichwalds ein Erglühen, Alles blaut von Anemonen, Silbertrunken Wolken ziehen.

Jeder Hauch wirft fchwanke Sterne Durch die Wipfel auf das Moos,

5!

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Und im goldnen Trug der Ferne Scheint dir deine Welt fo groß...

Aber ítaunend ftehft du ftille: Dir zu Füßen tief im Wald Ragt aus junger Gráfer Fülle Eines Wefens Mißgeftalt.

Wächft ein Rüffel, drohen Krallen Dir aus diefem bleichen Schaft, Der den regen Gräfern allen

Starr voranfchießt, vipernhaft?

Draußen lockts aus hellen Weiten, Doch gebannt mußt du dich bücken, Diefen Irrwuchs dir zu deuten, Da erkennft du zum Entzücken

Klar wie hier ein neues Leben Seiner Unform fich entwindet, Eines Farnftocks Trieb, der eben Leis den künftigen Fittich kündet....

Und du fühlft, wie du auf Erden Kaum als Kind fo warm empfunden, Fühlft ein fremdes, niedres Werden Dir ganz nah, dir blutverbunden.

Schuppen fallen von dir nieder, Du begreifit den Muttergeift, Der den dumpfiten deiner Brüder Heilig wie dich felbft durchkreift.

Und du ftehít, und all dein Schauen Kehrt in ftolze Demut fich,

Ein unendliches Vertrauen, Erdefohn, durchfchüttert dich...

BEGEGNUNG

ERGESSEN war dein trotzig müdes Lächeln, Der Mund, der herbftlich fchon umfremdete. . . Selbft meine Träume hatten dich vergeffen. Doch geftern abends kamít du mir entgegen Mit deinem Strauß verregneter Schneeglöckchen, Ganz glücklos blickend auf den Wanderer... Die Bergesnáhen róteten im Winde, Ich fand am Strom, horchend dem Sang der Schollen, Du näherteft ein wenig dein Geficht Dem leicht erhobnen Straufj, als ob du dich Zu einem Gruße neigen und zugleich Den Duft der naffen Blumen fpüren wollteft. Ein Licht aus Wolken wob dich ein, veredelnd, Daß du ganz jung mir fchienft, o freu dich, Frau: So jung wirft du nun immer in mir leben!

AUS DEN AUFZEICHNUNGEN DES MALTE LAURIDS BRIGGE / VON RAINER MARIA RILKE I ENN ich nach Haufe denke, wo nun niemand mehr ift, dann glaube ich, das muß früher anders gewefen fein. Früher wußte man (oder vielleicht man ahnte

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es), daß man den Tod in fich hatte wie die Frucht den Kern. Die Kinder hatten einen kleinen in fich und die Erwachfenen einen großen. Die Frauen hatten ihn im Schoß und die Männer in der Bruft. Den hatte man, und das gab einem eine eigentümliche Würde und einen stillen Stolz.

Meinem Großvater noch, dem alten Kammerherrn Brigge, fah man es an, daß er einen Tod in fich trug. Und was war das für einer: zwei Monate lang und fo laut, daß man ihn hörte bis aufs Vorwerk hinaus.

Das lange, alte Herrenhaus war zu klein für diefen T'od, es fchien, als müßte man Flügel anbauen, denn der Körper des Kammerherrn wurde immer größer, und er wollte fort- während aus einem Raum in den anderen getragen fein und geriet in fürchterlichen Zorn, wenn der Tag noch nicht zu Ende war, und es gab kein Zimmer mehr, in dem er nicht fchon gelegen hatte. Dann ging es mit dem ganzen Zuge von Dienern, Jungfern und Hunden, die er immer um fich hatte, die Treppe hinauf und, unter Vorantritt des Haushofmeifters, in feiner hochseligen Mutter Sterbe- zimmer, das ganz in dem Zuftande, in dem fie es vor drei- undzwanzig Jahren verlaffen hatte, erhalten worden war und das fonít nie jemand betreten durfte. Jetzt brach die ganze Meute dort ein. Die Vorhänge wurden zurück- gezogen, und das robufte Licht eines Sommernachmittags unterfuchte alle die fcheuen, erfchrockenen Gegenftände und drehte fich ungefchickt um in den aufgeriffenen Spie- geln. Und die Leute machten es ebenfo. Es gab da Zo- fen, die vor Neugierde nicht wußten, wo ihre Hände fich gerade aufhielten, junge Bediente, die alles anglotzten, und

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Altere Dienftleute, die herumgingen und fich zu erinnern fuchten, was man ihnen von diefem veríchloffenen Zim- mer, in dem fie fich nun glücklich befanden, alles erzählt hatte.

Vor allem aber fchien den Hunden der Aufenthalt in einem Raum, wo alle Dinge rochen, ungemein anregend. Die großen, fchmalen ruffifchen Windhunde liefen be- fcháftigt hinter den Lehnftühlen hin und her, durchquerten in langem Tanzfchritt mit wiegender Bewegung das Ge- mach, hoben fich wie Wappenhunde auf und fchauten, die fchmalen Pfoten auf das weißgoldene Fenfterbrett ge- ftützt, mit fpitzem, gefpanntem Geficht und zurückgezo- gener Stirn nach rechts und nach links in den Hof. Kleine, handfchuhgelbe Dachshunde faßen, mit Gefichtern, als wäre alles ganz in der Ordnung, in dem breiten, feidenen Politer- feffel am Feníter, und ein ftichelhaariger, mürrifch aus- fehender Hühnerhund rieb feinen Rücken an der Kante eines goldbeinigen Tifches, auf deffen gemalter Platte die Sevrestaffen zitterten.

Ja, es war für diefe geiftesabwefenden, verfchlafenen Dinge eine fchreckliche Zeit. Es paffierte, daß aus Bü- chern, die irgendeine haftige Hand ungefchickt geóffnet hatte, Rofenblátter heraustaumelten, die zertreten wurden; kleine, fchwächliche Gegenftände wurden ergriffen und, nachdem fie fofort zerbrochen waren, fchnell wieder hin- gelegt, manches Verbogene auch unter Vorhänge gefteckt oder gar hinter das goldene Netz des Kamingitters ge- worfen. Und von Zeit zu Zeit fiel etwas, fiel verhüllt auf den Teppich, fiel hell auf das harte Parkett, aber es zer- fchlug da und dort, zersprang fcharf oder brach faít laut-

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los auf, denn diefe Dinge, verwóhnt wie De waren, ver- trugen keinerlei Fall.

Und wäre es jemandem eingefallen zu fragen, was die Urfache von alledem fei, was über diefes ängftlich gehütete Zimmer alles Untergangs Fülle herabgerufen habe, fo hätte es nur eine Antwort gegeben: der Tod.

Der Tod des Kammerherrn Chriftoph Detlev Brigge auf Ulsgaard. Denn diefer lag, groß über feine dunkel- blaue Uniform hinausquellend, mitten auf dem Fußboden und rührte fich nicht. In feinem großen, fremden, nie- mandem mehr bekannten Geficht waren die Augen zu- gefallen: er fah nicht, was gefchah. Man hatte zuerft ver- fucht, ihn auf das Bett zu legen, aber er hatte fich da- gegen gewehrt, denn er haßte Betten feit jenen erften Näch- ten, in denen feine Krankheit gewachíen war. Auch hatte fich das Bett da oben als zu klein erwiefen, und da war nichts anderes übriggeblieben, als ihn fo auf den Teppich zu legen; denn hinunter hatte er nicht gewollt.

Da lag er nun, und man konnte denken, daß er geftor- ben fei. Die Hunde hatten fich, da es langfam zu däm- mern begann, einer nach dem anderen durch die T'ürfpalte gezogen, nur der Harthaarige mit dem mürrifchen Geficht faß bei feinem Herrn, und eine von feinen breiten, zot- tigen Vorderpfoten lag auf Chriftoph Detlevs grofer, grauer Hand. Auch von der Dienerfchaft ftanden jetzt die meiften draußen in dem weißen Gang, der heller war als das Zim- mer; die aber, welche noch drinnengeblieben waren, fahen manchmal heimlich nach dem großen, dunkelnden Haufen in der Mitte, und fie wünfchten, daß das nichts mehr wäre als ein großer Anzug über einem verdorbenen Ding.

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Aber es war noch etwas. Es war eine Stimme, die Stimme, die noch vor fieben Wochen niemand gekannt hatte: denn es war nicht die Stimme des Kammerherrn. Nicht Chriftoph Detlev war es, welchem diefe Stimme Ee hórte, es war Chriftoph Detlevs 'T'od.

Chriftoph Detlevs Tod lebte nun fchon feit vielen, vielen Tagen auf Ulsgaard und redete mit allen und verlangte. V erlangte, getragen zu werden, verlangte das blaue Zimmer, verlangte den kleinen Salon, verlangte den Saal. Verlangte die Hunde, verlangte, daß man lache, fpreche, fpiele und ftill fei und alles zugleich. Verlangte Freunde zu fehen, Frauen und Verftorbene, und verlangte felber zu fterben: verlangte. Verlangte und fchrie.

Denn wenn die Nacht gekommen war und die von den übermüden Dienftleuten, welche nicht Wache hatten, ein- zufchlafen verfuchten, dann fchrie Chriftoph Detlevs Tod, fchrie und ftöhnte, brüllte fo lange und anhaltend, daß die Hunde, die zuerft mitheulten, verftummten und nicht wagten fich hinzulegen und, auf ihren langen, fchlanken, zittern- den Beinen ftehend, fich fürchteten. Und wenn fie es durch die weite, filberne, dänifche Sommernacht im Dorfe hörten, daß er brüllte, fo ftanden fie auf wie beim Gewitter, kleideten fich an und blieben ohne ein Wort um die Lampe fitzen, bis es vorüber war. Und alle taten ihr Tagewerk fchlecht und vergaßen das Heu hereinzubringen, weil fie fich bei Tage ängftigten vor der Nacht und weil fie vom vielen Wachfein und vom erfchreckten Aufftehen fo ermattet waren, daß fie fich auf nichts befinnen konnten. Und wenn fie am Sonntag in die weiße, friedliche Kirche gingen, fo beteten fie,es möge keinen Herrn mehr auf Ulsgaard geben:

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denn diefer war ein fchrecklicher Herr. Und was fie alle dachten und beteten, das fagte der Pfarrer laut von der Kan- zel herab, denn auch er hatte keine Náchte mehr und konnte Gott nicht begreifen. Und die Glocke fagte es, die einen furchtbaren Rivalen bekommen hatte, der die ganze Nacht dröhnte und gegen den fie, felbft wenn fie aus allem Metall zu láuten begann, nichts vermochte. Ja, alle fagten es, und es gab einen unter den jungen Leuten, der geträumt hatte, er wäre ins Schloß gegangen und hätte den gnädigen Herrn erfchlagen mit feiner Miftforke, und fo aufgebracht war man, fo zu Ende, fo überreizt, daf? alle zuhórten, als er feinen Traum erzählte, und ihn, ganz ohne es zu wiffen, daraufhin anfahen, ob er folcher Tat wohl gewachfen fei. So fühlte und fprach man in der ganzen Gegend, in der man den Kammerherrn noch vor einigen Wochen geliebt und bedauert hatte. Aber obwohl man fo fprach, ver- änderte fich nichts. Chriftoph Detlevs Tod, der auf Uls- gaard wohnte, ließ fich nicht drängen. Er war für zehn Wochen gekommen, und die blieb er. Und während diefer Zeit war er mehr Herr, als Chriftoph Detlev Brigge es je gewefen war, er war wie ein König, den man den Schreck- lichen nennt, fpäter und immer.

Das war nicht der Tod irgendeines Wafferfüchtigen, das war der böfe fürftliche Tod, den der Kammerherr fein ganzes Leben lang in fich getragen und aus fich genährt hatte. Alles Übermaß an Stolz, Willen und Herrenkraft, das er felbft in feinen ruhigen Tagen nicht hatte verbrauchen können, war in feinen Tod eingegangen, in den Tod, der nun auf Ulsgaard faß und vergeudete.

Wie hätte der Kammerherr Brigge den angefehen, der

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von ihm verlangt hätte, er folle einen anderen Tod fterben als diefen. Er ítarb feinen fchweren 'T'od.

2

N fpäteren Jahren gefchah es mir zuweilen nachts, daß

ich aufwachte, und die Sterne ftanden fo wirklich da und gingen fo bedeutend vor, und ich konnte nicht begreifen, wie man es über fich brachte, fo viel Welt zu verfäumen. So ähnlich war mir, glaub ich, zumut, fooft ich von den Büchern auffah und hinaus, wo der Sommer war, wo Abe- lone rief. Es kam uns fehr unerwartet, daß fie rufen mußte und daß ich nicht einmal antwortete. Es fiel mitten in unfere feligfte Zeit. Aber da es mich nun einmal erfaßt hatte, hielt ich mich krampfhaft ans Lefen und verbarg mich, wichtig und eigenfinnig, vor unferen täglichen Feier- tagen. Ungefchickt wie ich war, die vielen, oft unfchein- baren Gelegenheiten eines natürlichen Glücks auszunutzen, ließ ich mir nicht ungern von dem anwachfenden Zerwürf- nis künftige Verföhnungen verfprechen, die defto reizender wurden, je weiter man fie hinausfchob.

Übrigens war mein Lefefchlaf eines Tages fo plötzlich zu Ende, wie er begonnen hatte; und da erzürnten wir einandergründlich. Denn Abeloneerfparte mir nun keinerlei Spott und Überlegenheit, und wenn ich fie in der Laube traf, behauptete fie zu lefen. An dem einen Sonntagmorgen lag das Buch zwar gefchloffen neben ihr, aber fie {chien mehr als genug mit den Johannisbeeren befcháftigt, die fie vorfichtig mittels einer Gabel aus ihren kleinen Trauben ftreifte.

Es muß dies eine von jenen Tagesfrühen gewefen fein,

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wie es folche im Juli gibt, neue, ausgeruhte Stunden, in denen überall etwas frohes Unüberlegtes geíchieht. Aus Millionen kleinen ununterdrückbaren Bewegungen fetzt fich ein Mofaik überzeugteften Dafeins zufammen; die Dinge fchwingen ineinander hinüber und hinaus in die Luft, und ihre Kühle macht den Schatten klar und die Sonne zu einem leichten, geiftigen Schein. Da gibt es im Garten keine Hauptíache; alles ift überall, und man müßte in allem fein, um nichts zu verfáumen.

In Abelonens kleiner Handlung aber war das Ganze nochmal. Es war ío glücklich erfunden, gerade dies zu tun und genau fo, wie fie es tat. Ihre im Schattigen hellen Hände arbeiteten einander fo leicht und einig zu, und vor der Gabel fprangen mutwillig die runden Beeren her in die mit tauduffem Weinblatt ausgelegte Schale hinein, wo fchon andere fich häuften, rote und blonde, glanzlichternd, mit gefunden Kernen im herben Innern. Ich wüníchte unter diefen Umftänden nichts als zuzufehen, aber da es wahrfcheinlich war, daß man mirs verwies, ergriff ich, auch um mich unbefangen zu geben, das Buch, fetzte mich an die andere Seite des Tifches und ließ mich, ohne lang zu blättern, irgendwo damit ein.

„Wenn du doch wenigftens laut läfeft, Leferich“, fagte Abelone nach einer Weile. Das klang lange nicht mehr fo ftreitfüchtig, und da es, meiner Meinung nach, ernftlich Zeit war fich auszugleichen, las ich fofort laut, immerzu bis zu einem Abfchnitt und weiter, die nächfte Überfchrift: An Bettine.

„Nein, nicht die Antworten“, unterbrach mich Abelone und legte auf einmal wie erfchöpft die kleine Gabel nieder,

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Gleich darauf lachte fie über das Geficht, mit dem ich fie anfah.

„Mein Gott, was haft du fchlecht gelefen, Malte.“

Da mußte ich nun zugeben, daß ich keinen Augenblick bei der Sache gewefen fei. „Ich las nur, damit du mich unterbrichft*, geftand ich und wurde heiß und blätterte zurück nach dem Titel des Buches. Nun wußte ich erft, was es war. „Warum denn nicht die Antworten?“ fragte ich neugierig.

Es war, als hätte Abelone mich nicht gehórt. Sie faf? da in ihrem lichten Kleid, als ob fie überall innen ganz dunkel würde, wie ihre Augen wurden.

»Gib her*, fagte fie plótzlich wie im Zorn und nahm mir das Buch aus der Hand und fchlug es richtig dort auf, wo fie es wollte. Und dann las fie einen von Bettinens Briefen.

Ich weiß nicht, was ich davon verftand, aber es war, als würde mir feierlich verfprochen, diefes alles einmal einzu- fehen. Und während ihre Stimme zunahm und endlich faft jener glich, die ich vom Gefang her kannte, fchámte ich mich, daß ich mir unfere Verföhnung fo gering vorgeftellt hatte. Denn ich begriff wohl, daß fie das war. Aber nun gefchah fie irgendwo ganz im Großen, weit über mir, wo ich nicht hinreichte. |

3 AS VERSPRECHEN erfüllt fich noch immer, irgend- wann ift dasfelbe Buch unter meine Bücher geraten, unter die paar Bücher, von denen ich mich nicht trenne. Nun fchlägt es fich auch mir an den Stellen auf, die ich gerade meine, und wenn ich fie lefe, fo bleibt es unentíchieden,

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ob ich an Bettine denke oder an Abelone. Nein, Bettine ift wirklicher in mir geworden, Abelone, die ich gekannt habe, war wie eine Vorbereitung auf fie, und nun ift fie mir in Bettine aufgegangen wie in ihrem eigenen, unwillkürlichen Wefen. Denn diefe wunderliche Bettine hat mit allen ihren Briefen Raum gegeben, geráumigfte Geftalt. Sie hat von An- fang an fich im ganzen fo ausgebreitet, als wär fie nach ihrem Tod. Überall hat fie fich ganz weit ins Sein hineingelegt, zugehörig dazu, und was ihr gefchah, das war ewig in der Na- tur ; dort erkannte fie fich und lófte fich beinah fchmerzhaft heraus; erriet fich mühfam zurück wie aus Überlieferungen, befchwor fich wie einen Geift und hielt fich aus.

Eben warft du noch, Bettine; ich feh dich ein. Ift nicht die Erde noch warm von dir, und die Vögel laffen noch Raum für deine Stimme. Der Tau ift ein anderer, aber die Sterne find noch die Sterne deiner Nächte. Oder ift nicht die Welt überhaupt von dir? denn wie oft haft du fie in Brand gefteckt mit deiner Liebe und haft fie lodern fehen und aufbrennen und haft fie heimlich durch eine an- dere erfetzt, wenn alle fchliefen. Du fühlteft dich fo recht im Einklang mit Gott, wenn du jeden Morgen eine neue Erde von ihm verlangteft, damit doch alle drankámen, die er gemacht hatte. Es kam dir armfalig vor, fie zu fchonen und auszubeffern, du verbrauchteft fie und hielteft die Hände hin um immer noch Welt. Denn deine Liebe war allem gewachfen.

Wie ift es möglich, daß nicht noch alle erzählen von deiner Liebe? Was ift denn feither gefchehen, was merk- würdiger war? Was befchäftigt fie denn? Du felber wußteft um deiner Liebe Wert, du fagteft fie laut deinem

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größeften Dichter vor, daß er fie menfchlich mache; denn fie war noch Element. Er aber hat fie den Leuten aus- geredet, da er dir fchrieb. Alle haben diefe Antworten gelefen und glauben ihnen mehr, weil der Dichter ihnen deutlicher ift als die Natur. Aber vielleicht wird es fich einmal zeigen, daß hier die Grenze feiner Größe war. Diefe Liebende ward ihm auferlegt, und er hat fie nicht beftanden. Was heißt es, daß er nicht hat erwidern kön- nen? Solche Liebe bedarf keiner Erwiderung, fie hat Lock- ruf und Antwort in fich; fie erhört fich felbft. Aber de- mütigen hätte er fich müffen vor ihr in feinem ganzen Staat und fchreiben, was fie diktiert, mit beiden Händen, wie Johannes auf Pathmos, kniend. Es gab keine Wahl diefer Stimme gegenüber, die „das Amt der Engel verrich- tete“; die gekommen war, ihn einzuhüllen und zu ent- ziehen ins Ewige hinein. Da war der Wagen feiner feu- rigen Himmelfahrt. Da war feinem Tod der dunkle Mythos

bereitet, den er leer ließ.

HERBSTSONETT / VON STEFAN ZWEIG IE TAGE ftiegen längft die goldne Leiter

Des Sommers nieder. Spätglanz wärmt das Land. Die Schatten wachfen früh und fallen breiter Von allen Bäumen in des Abends Hand.

Im Laube glänzt noch, wie vom Wind verfchlagen, Manch reife Frucht. Der Felder Bruft liegt bloß Und Wolken, die fich weftwärts überjagen, Machen den Himmel ernít und ruhelos.

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Über die Wälder, die fich rafch entblättern, Zittert fchon unraftvoll der Schwalben Flug. Und all dies mahnt: Nun fei dem Herbft bereit.

Beugft Du Dich morgen zu der Landfchaft Buch, So blinkt vielleicht fchon aus den bunten Lettern Des Lebens liebftes Wort: Vergänglichkeit.

DREI GLEICHNISSE DES TSCHUANG-TSE

DER WOLKENGEIST UND DER LEBENSWIRBEL

ER Gett der Wolken fuhr oftwärts durch den Luft- raum, als er auf den Lebenswirbel ftieß. Er war damit befchäftigt, fich auf die Rippen zu klatfchen und herumzuhüpfen. Der Wolkengeift fragte: „Wer bit du, Alter, und was tuft du hier?“ »Schlendern!* antwortete der Lebenswirbel und hüpfte weiter. „Ich möchte etwas wiífen*, fagte der Wolkengeift. „Bah!“ äußerte der Lebenswirbel und fah ihn an. „Die Beziehung von Himmel und Erde ift aus den Fugen geraten,“ fagte der Wolkengeift; „die fechs Einflüffe! ver- tragen fich nicht miteinander, und die vier Jahreszeiten kümmern fich um keine Regel mehr. Ich wüníche die fechs Einflüffe fo zu vermifchen, daß fie alle lebenden Wefen ernähren. Was foll ich tun“

! Das pofitive und das negative Weltelement, Wind, Regen, Licht und Dunkel.

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„Ich weiß nicht!“ rief der Lebenswirbel und fchüttelte den Kopf, ohne mit dem Klatfchen und Hüpfen aufzu- hören; „ich weiß nicht!“

Der Wolkengeift konnte nicht weiterfragen. Als er aber drei Jahre danach oftwärts durch das Land Yu-Sung fuhr, ftieß er wieder auf den Lebenswirbel. Er war hoch- erfreut, eilte heran und fagte: „Haft du mich vergeffen, o Himmlifcher? Haft du mich vergeffen, o Himmlifcher "o Er verneigte fich tief und bat, es möge ihm gewährt wer- den, den Lebenswirbel zu befragen. Der aber fagte: „Ich wandere, ohne zu wien, was ich fuche. Ich ftreife um- her, ohne zu wiflen, wohin ich gehe. Ich fchlendere in diefer verzückten Art vor mich hin und erwarte die Er- eigniffe. Was follte ich wiffen?

„Auch ich ftreife umher,“ antwortete der Wolkengeift, „aber die Leute hängen von meinen Bewegungen ab. So werde ich unvermeidlich zur Macht berufen. Darum würde ich mit Freuden einen Rat empfangen.“

„Daß die Ordnung des Reiches geftórt ift,“ fprach der Lebenswirbel, „daß die Bedingungen des Lebens gefchän- det find, daß der Wille des Himmels nicht beet, daß die Tiere des Feldes auseinandergetrieben find, daß die Vögel der Luft in den Nächten fchreien, daß Meltau an Bäumen und Kräutern zehrt, daß Zerftórung fich breitet über alles, was auf der Erde kriecht: das ift die Schuld des Regie- rens.“

„Wohl wahr,“ fagte der Wolkengeift, „aber was foll ich tun?“

„Das ift es ja,“ rief der Lebenswirbel, „woraus das Böfe kommt! Kehre um!“

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„Es gefchieht nicht oft,“ wandte der Wolkengeift ein, „daß ich dir begegne, o Himmlifcher! Ich würde mit Freuden einen Rat empfangen.“

„Füttere denn dein Volk“, fprach der Lebenswirbel, „mit deinem Herzen. Verharre im Nichttun, und die Welt wird aus fich felbft gut fein. Häute dich. Speie den Ver- ftand aus. Vergiß alle Unterfchiede. Werde eins mit dem Ungefchiedenen. Laß deinen Geift los. Mach deine Seele frei. Werde leer. Werde nichts! Gib allen Dingen, zu ihrer Urbefchaffenheit heimzukehren. Wenn fie es ohne Wiffen tun, wird eine fchlichte Reinheit daraus kommen, die fie nie verlieren werden; aber Wiffen würde nur Ab- weichung bringen. Suche nicht die Namen und die Be- ziehungen der Dinge: und alle Dinge werden aus fich felbft blühen.“

„Du Himmlifcher*, fagte der Wolkengeift, als er fich verneigte und Abfchied nahm, „haft mich mit Macht be- gabt und mit Geheimnis gefüllt. Was ich lange fuchte, habe ich nun gefunden.“

DAS EWIGE STERBEN

EN-HUI fragte Kong-Fu-Tfe: „Meifter, gehft du im Schritt, gehe ich im Schritt. Gehft du im Trab, gehe ich im Trab. Gehft du im Galopp, gehe ich im Galopp. Aber jagft du aus den Schranken des Staubes, dann kann ich nur ftehenbleiben und dir nachítarren. Wie geht das zu?“ „Erkläre, was du meinft*, fagte Kong-Fu-Tfe. „Ich meine“, fuhr Yen-Hui fort, „diefes: Wenn du redeft, rede ich. Wenn du beweifeft, beweife ich. Wenn

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du Tao! predigft, predige ich Tao. Aber daß ich fage: ‚Jagft du aus den Schranken des Staubes, dann kann ich nur ftehenbleiben und dir nachftarren‘, damit meine ich: du redeft nicht und alle glauben dir, du eiferft nicht und alle ftimmen dir zu, du lockft nicht und alle fammeln fich um dich. Das ift es, was ich nicht verftehen kann.“

» Warum willft du dem nicht auf den Grund gehen?“ fagte Kong-Fu-Tfe. „Nichts ift fo Kummers wert wie das Sterben des Geiftes. Das Sterben des Leibes ift von weit geringerer Wichtigkeit.

Die Sonne fteigt im Often auf und geht im Welten unter. Da ift kein Ort, den fie nicht erleuchtete; und alle, die Augen und Füße haben, hangen an ihr, um fehen und gehen zu können. Wenn fie erfcheint, ift das Leben er- fchienen; wenn fie fchwindet, fchwindet das Leben mit ihr.

Und jeder Menfch hat feinen Sonnegeift, an dem er hangt: wenn der geht, ftirbt er, und er lebt auf, wenn er wiederkehrt. Schreite ich geiftbegabter Körper aber ohne die ewige lebenerneuernde Wandlung dem Ende zu; über- laffe ich mich für die Tage und die Nächte der ewigen Ab- nutzung wie ein bloßes Ding; bin ich des ewigen Sterbens nicht bewußt, bin ich trotz diefem geiftbegabten Körper des einen nur bewußt, daß nichts mich vor dem Grabe retten kann: dann zehre ich das Leben auf, bis es im T ode alfo ift, als hätten du und ich ein einziges Mal Schulter an Schulter gelehnt, ehe wir für immer getrennt wurden! Ift das nicht Kummers wert?

Du aber richteft deinen Blick auf etwas in mir, das, wenn du blickít, (chon hingefchwunden ift. Und dennoch

1 „Die Bahn“: der Urgrund und Urfinn des Seins.

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fuchft du es, als müffe es noch da fein, wie einer aur dem Markt verkaufte Pferde fucht. Sieh: was ich an dir liebe, ift das Wandelbare. Warum dich grämen? Wenn auch mein Selbít in jedem Augenblicke ftirbt, in der Wand- lung bewährt fich das Ewige.“

DER GLOCKENSPIELSTÄNDER

SCHING, der Meifter der Holzarbeiter, fchnitzte einen

Glockenfpielftänder. Als es vollendet war, erfchien das Werk allen, die es fahen, als fei es von Geiftern ge- fchaffen. Der Fürft von Lu fragte den Meifter: „Welches ift diefes Geheimnis in deiner Kunft?“

„Dein Untertan ift nur ein Handwerker,“ antwortete Tíching, „was für Geheimnis könnte er befitzen? Und doch ift da etwas. Als ich daranging, den Glockenfpiel- ftänder zu machen, hütete ich mich vor jeder Minderung meiner Lebenskraft. Ich fammelte mich, um meinen Geift zur unbedingten Ruhe zu bringen. Nach drei Tagen hatte ich allen Lohn, den ich erwerben könnte, vergeffen. Nach fünf Tagen hatte ich allen Ruhm, den ich erwerben könnte, vergeffen. Nach fieben Tagen hatte ich meine Glieder und meine Geftalt vergeffen. Auch der Gedanke an dei- nen Hof, für den ich arbeiten follte, war gefchwunden. Da fammelte fich meine Kunft, von keinem Außen mehr geftört. Nun ging ich in den Hochwald. Ich fah die Formen der Bäume an. Als ich einen erblickte, der die rechte Form hatte, erfchien mir der Glockenfpielftänder, und ich ging ans Werk. Hätte ich diefen Baum nicht ge- funden, ich hätte die Arbeit laffen müffen. Meine himmels- geborene Art und die himmelsgeborene Art des Baumes

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fammelten fich darauf. Was hier Geiftern beigemeffen wurde, ift darin allein gegründet.“ Deutfch von Martin Buber.

DAS WORT / VON EMILE VERHAEREN

wie oft wandert mein trauriger Sinn, Müde der Bücher, des Staubs der Folianten, Zu jenen Großen von einítens hin, Die aus glühender Bruft Im Schrei der Liebe, im Auffchwall der Luft Als allererfte die Dinge benannten.

Unbewußt

Entdeckten fie aus ihrem Überfchwang

Die Worte für Jubel, Schauer und Schmerz. Sie verglichen

Selig erftaunend ein Leben lang

Ihr junges und unerfahrenes Herz

Ringsum mit der Welt.

Sie tranken

Die Augen fich voll mit den unerhörten Neuen Dingen und neuen Gedanken.

Sie verzehrten

Gierig wie eine unendliche Beute

Die Freude,

Sich in Liebe und Luft

Gänzlich eins mit der Erde zu wiffen,

Und dies fo zu genießen,

Daß es Schrei ward und aufbrach aus ihrer Bruft.

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*

O diefe gefangenen Schreie, die jäh

Aus den Muskeln und Sehnen zu fpringen fchienen! Mancher von ihnen,

Heif aus der Nerven fchwingendem Band

Von der Seele wie filberner Pfeil entíandt,

Schmolz in ein Wort und traf die Idee.

Andere wieder, die zógernd eríchlafften,

Tönten fich ab zu farbigen Spielen,

Andere fchwankten,

Stürzten und fielen

Zu Boden nieder.

Doch plótzlich wieder

Zu Wucht und klingender Stärke geftrafft,

Rafften fie fich, erftaunten und ftanden

In jähem Entzücken, jauchzten und dankten

Für all das, was fie nun plötzlich vor

Den Früchten, den Blumen, Wald, Wiefe und Himmel Und der Sterne myriadenhaft buntem Gewimmel Mit allen Sinnen, Hand, Auge und Ohr

So felig empfanden.

Die Zunge ftieß diefe erften Schreie Kraftvoll ins Freie,

Dehnte und baute

Sorgfam die dumpf verfchlungenen Laute Von Luft und Leiden, formte fie dann, Wie Bildnerhände den lehmigen Brei. Und erft wenn ein Mann

Mit ihnen fein Fühlen aus fich gefagt, Wogte fein Atem frifcher und freier,

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Sein wiegender Körper gab ihnen Takt. Sprach er fie, wandernd durch Wald und Feld In rhythmifchem Schreiten,

So ftanden dann zwiefach die Wirklichkeiten Vor feinem Geifte: in ihnen und dort.

Und wie geblendet

Stürmte er weiter und weiter fort

In diefer neugefundenen Welt,

Die er felber vollendet:

Im Wort.

O denkt, dies Dróhnen von Rhythmen im All, Dies Blinken von Bildern, diefen ewigen Gang Plótzlich in einer Sprache zu faffen!

Gefang

Aus dem Fall

Stürzender Waler auffchaumen zu laffen, Lebendigen Klang

In den wirren Stößen losbrechender Winde, Im tobenden Kampfe der Donner zu finden, Und Mufik

Im weichen Wallen wandernder Frauen,

In leidenden Händen, aufleuchtendem Blick, Im jähen Grauen

Brennenden Wahnfinns, im Fieber der Brunft, In allem und allem

Was fich verbindet, entfacht und entzweit, Um dann diefe wilde Unendlichkeit

In heißem Hirne zu faffen, zu halten

Und fie in der neuen Unendlichkeit

7!

Der menfchlichen Kunft Zu ihrer hóchíten Form zu geftalten.

Seit diefem erften Stammeln der menfchlichen Seele, O, wie viel ging hin an Tagen und Jahren! Gefchlechter und Fürften, unzáhlbare Scharen Haben feitdem um die Erde gerungen,

Doch alle, die kamen und gingen und waren, Haben in ihren eigenen Zungen

Luft und Schmerz in die Winde gerufen.

Alle Völker und Raffen der Erde fchufen

Raftlos die Sprache jahrhundertelang,

Doch nur in den Dichtern ward fie Gefang.

Nur in ihnen allein

Glüht heute noch unvermindert und rein Jener heilige Brand,

In dem zu jenen dämmernden Zeiten

Der ftaunende Menfch vor den Herrlichkeiten Der Erde ftand.

Der Rhythmus der Welt

Rinnt ihnen fo ftark wie einft jenen Fernen Raufchend, beraufchend durch das Blut und die Bruft. Den kann keiner aus Büchern erlernen,

Und nur der

Entdeckt ihn felber fich unbewußt —,

Der fo fehr

Die großen Gedanken, die ihn durchbeben, Als lebendig empfindet,

Daß fchon nicht mehr er,

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Sondern fie felber es find,

Die den Vers mit Raufch und Rhythmus befchwingen Und ins weiche

Wellengleiche

Spiel des wandelnden Reimes zwingen. Deutfch von Stefan Zweig.

AUS DEN BRIEFEN EINES UNBEKANNTEN

AN RUDOLF GRAF HOYOS Kobenzl 19. September 69

IES Buch gehört dem Könige“ war der Titel einer

Bettinafchen Schrift. Ein Stück Sonntag aber gehört immer dem guten Kopf, ! das ift nun einmal eine Stiftung. Der heutige ift befonders prachtvoll, und wäre der Him- mel ein Tintenfafj, und ich tauchte meine Feder hinein, meine Buchítaben wären wohl von fchönerem Blau als Türkis, oder mit was man fonft den Himmel vergleicht, an den man aber ftets felbft erinnern muß, will man das Blau von anderen Dingen loben. Ohne Wind geht nun aber das Wetter bei Wien nicht aus, doch fchützt mich {chon mein kleiner Garten, beffer noch der künftliche Schirm, den ich mit wenig Kunft, doch viel Behagen ge- gen die Wetterfeite errichtete.

Etwas Robinfon Crufoe gehört notwendig zum Leben, ein Komfort, der fix und fertig geboten wäre, tuts nicht halb. Daß ich fo unter Bäumen fitzen und dazu tun kann, was mich freut, daß Hühner fich vor mir im Sande baden,

* Kofename für den Empfänger Rudolf Graf Hoyos.

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Zweige über mir fich hin und her bewegen, Blüten wie feine Stickerei die Decke zieren, Sonne und Schatten an den Stämmen unglaubliche Dinge leiften, daß es fo ftill ift, und doch Stimmen von Menfchen, Tritte Vorüber- gehender, alles, was fonft nur Geráufch ift, fo gut klingt, alles das kann mir nichts erfetzen, und ich gehe fo gern in die Stadt, weil ich weiß, daß ich dann wieder heraus muß.

Ich weiß nicht, ob Ihnen in Lauterbach neuere Bücher leicht zugänglich find. Sonft empfehle ich Ihnen fehr Simonin, le Grand Oueft de l’ Amérique du Nord. Die jetzt junge Leute find, bekommen doch leicht einen gewaltigen Einblick in das Leben. Wenn ich an den engen Hori- zont meiner Jugend denke, mein ich, die Welt wäre ge- platzt. Hätt ich einen Menfchen zu erziehen, einen Sohn oder fo etwas, ich wüßt es kaum anzufaffen. Kann man das lernen, was man braucht? Bis die Zeit kommt, an- zuwenden, ift die Vorausfetzung nicht mehr. Das einzige wäre: lernen, lernen. Das ift bald gefagt. An etwas muß auch das Lernen gelernt werden, und da möchte ich ihm immer am liebften die Klaffiker auf den Weg mitgeben. So fällt man zuletzt ftets wieder in das alte Gleis der la- teinifchen Schule.

AN ALEXANDER FREIHERRN VON WARSBERG

Wiefenhaus, Neulengbach Nr. 21, 17. Mai 1872

Im großen und ganzen wie Herr von Schleinitz, ! der Minifter der kleinen und halben Mafregeln, fagte

1 Alexander Guftav Adolph Graf von Schleinitz, preußifcher Staats- mann (1807—1885).

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ift mir zumut wie einem Karpfen, der feine Jugend in pol- nifcher Sauce zugebracht hat und auf feine alten Tage einen Teich entdeckt. Der Bauer, der fechzig Jahr in mir fchlummerte, ift hier erwacht, reckt die Glieder, reibt fich die Augen, reißt das Maul auf und fragt fich: Wo war ich fo lange?

Ich habe Schlóffer bewohnt mit herrlichen Parkanlagen, voll blühender Büfche und Blumenrabatten ; Bediente tru- gen Kaffeebretter mit Frühftück darauf vor mir her auf Terraffen, wo es zog und wo die Sonne von ungefchickten Aftronomen irregeleitet zur unrechten Zeit hiníchien, breite Kieswege kannten meinen Tritt wie die Blinden von Genua Fiescos, ich fah die Alpen und das Meer, Felder von La- vendel, Merten und Thymian ohne Jungfernkranz ge- freut aber hat mich nichts wie diefer kleine Platz in einem kleinen Garten, der fchon verwilderte, bevor er ein Garten war, wo ich im Schatten meines Ahorn fitze meines Ahorn, wie ich auch fagen kann: meine Linde und mein Nußbaum, das ift mein Nußbaum, das ift mein ganzer Wald gemeiner Flieder Spezies: Käthchen von Heilbronn überragt Urwälder von Brenneffeln, wo das Nachtpfauenauge noch als fchwarze Raupe lebt, und Mauerwerk allen Mórtels ledig fchaut ziegelrot darein....

Seit einer Stunde trippelt ein kleiner Vogel um mich herum und pickt Würmer von Grasfpitzen auf, die fich kaum davon biegen. Wenn die Goldammern nichts da- gegen haben, fag ich, es wär eine, wegen feines Kopfes, der fo gelb ift wie Kremnitzer Dukaten, die fich wegen des Vergleichs gefchmeichelt fühlen können, wenn fie nicht

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gerade wegen ein bißchen Agio hochmütig find. Möglich aber, daß er unter einem anderen Namen in der Welt- gefchichte berühmt wurde.

Vor mir liegt ein fchwarzer, fchmaler Erdftreifen mit grünen Punkten. Den Salat hab ich geftern abend gepflanzt und begoffen. Ich war dazu, wie die Feuerwehr, mit meinem ganzen Harem, Cilli und Tilli, ausgerückt und leitete den Schlauch meiner Gartenfpritze, ein mechani- fches Kunftwerk, deffen Präzifion jeden unwiflenfchaft- lichen Landregen befchämt. Die Wolken find ernftlich betroffen und ziehen fich schüchtern zurück. Diefe Leiftung verhält fich zu einem Gewitter, wie der Achtundvierziger Feldzug gegen Dänemark, der jenfeits der fchleswigfchen Grenze kein Blut vergoß, zu der Hunnenfchlacht. Es fällt kein Tropfen Wafler anderswohin als auf Peterfilie, Sellerie und Häuptelfalat. Es ift Waffer unter der Pickelhaube: ftrategifch, taktifch und fittlich. Einige Franktireurs-Gieß- kannen liegen, infam kaffiert, im Grafe, fogar vom Schnitt- lauch verachtet.

Mein Hausftand ift um drei Hunde und einen aus dem Nefte gefallenen Star nicht Adolf vermehrt. Alle noch fehr jung. Der Star läuft im Haus frei herum, fchreit entfetzlich, fperrt beftändig feinen Gelbfchnabel auf und wird gefüttert, indem man ihm geweichte Semmel hinein- ftopft. Wenn er den Kropf voll hat, fteckt er den Kopf unter den Flügel und fchreit noch im Schlafe— ihm träumt von einer Semmel.

Der kleine Rattler fechs Wochen alt erregte mein innigftes Mitleid, Noch nie hatte gefühlvolle Menfchheit ein fo verbiffenes Bullenbeißeranfehen,

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Meine auf gegenfeitige Reinlichkeit gegründeten Erzie- hungsverfuche haben ihn tief gekränkt. Ich gab ihm den Rat, den Hausrat eines Legationsrats nicht durch feinen Unrat zu vermehren, indem ich ihn mit der Nafe in letz- teren ftupfte und damit alle feine Illufionen über hàusliches Glück zerftórte. Er glaubt nun aber an nichts mehr. Die beiden jungen Bernhardiner genießen ihre volle Freiheit in einem Stallkerker, bis fie, an Ketten, im Freien kam- pieren werden.

AN GRÄFIN BERTA NAKO

Knebworth-Park, 25. Juni 1873

Regensburg, zwanzig Minuten Aufenthalt Nürnberg, dreißig Minuten Aufenthalt Würzburg Darmítadt Mainz verlangen Sie von meinem Enthufiasmus nicht mehr als diefe Reifebefchreibung. In Mainz übernachtete ich und vermißte beim Aufftehen mein rechtes Bein und fünf bis fechs Rückenwirbel, die mir unterwegs gebrochen wurden. Mit dem Refte meiner Gliedmaßen fuhr ich den Rhein hinab bis Kóln, einer Stadt, in welcher 11 000 Jung- frauen, fchreibe elftaufend Jungfrauen à. W. zugrunde gingen, dagegen aber ebenfoviel Flafchen Eau de Cologne täglich verkauft werden. Zwifchen letzteren und erfteren befteht der Unteríchied, daß erítere zwar im Geruch der Heiligkeit ftehen, letztere aber beffer riechen. Mitten in der Stadt begegnete ich einem alten Freund. Doch er- kannten wir uns nicht wieder, denn ich war feit unferer eríten Begegnung um vierzig Jahre álter, er um dreihundert Jahre jünger geworden, fo daß er mich für ein Monument

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anfah, worauf ihn aber der Lohnbediente belehrte: An diefem Herrn ift durchaus nichts Merkwürdiges, feine Nafe ift nicht von Albrecht Dürer, und feine Haare, die er übri- gens gar nicht mehr hat, find nicht einmal von Hans Hol- bein. Ich muß daher fehr bitten, ihn nicht für ein Denk- mal zu halten, erftens, weil beim Denken nichts heraus- kommt, und dann, weil diefer Herr wieder abreift. Sie aber find hier angeftellt als Königlich Preußifcher Kölner Dom, damit die Lohnbedienten etwas an Ihnen zu verdienen haben. Sie haben bunte Fenfter, find katholifch geboren und proteftantifch erzogen. Sie ftehen auf dem linken Rhein- ufer und haben einen politifchen Charakter, d. h. Sie find bald deutfch, bald franzöfifch, je nachdem die einen oder die anderen Prügel gekriegt haben; denn die Weltgefchichte ift nicht das Weltgericht, fondern nur eine große Prügelei. Alles dies ift fehr merkwürdig und koftet zehn Silbergrofchen. Daß ich von Köln über Brüffel nach Oftende reifte, müf- fen Sie mir glauben, da ich es Ihnen nicht beweifen kann. Ich habe auch felbít keine andere Gewißheit darüber, als daß ich in der Nacht meine Koffer öffnen mußte, was ich für belgifch halte, wie denn in der Tat in Brüffel ein Blatt er- fcheint, welches die „Indépendance“ heißt. Daß es übrigens in Oftende Auftern geben foll, ift eine Verleumdung. Mir ift durchaus keine bekannt geworden, was die Eingeborenen damit zu entfchuldigen fuchen, daß die Auftern Monate ohne r nicht lieben. Diefe Entdeckung, daß Seemufcheln einen fehr fein entwickelten Sinn für Buchftaben haben, ift die bedeutendfte, die ich auf diefer Reife gemacht habe. Die Überfahrt war, da mein Magen fich nicht einbildete, ich hätte zuviel gegeffen, fehr angenehm. In Dover wird

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man in eine Kanone geladen und abgefchoffen, fo daß man London mitten in die Scheibe trifft, die Charing Cross heißt. Dort traf ich Freitag abend fechs Uhr ein, telegraphierte nach Knebworth, fuhr nach dem Nordbahnhof, um halb acht nach Stevenage und fand dort den Wagen, der mich hieher führte.

Von Schloß und Park, von Rafen und Pfirfichen werde ich Ihnen an langen Winterabenden im Kreife Ihrer Enkel erzählen. Für jetzt nur fo viel: daß ich am 10. oder 11. wieder in See íteche Sie müffen diefen Ausdruck nicht wórtlich nehmen, denn ich kónnte ebeníogut fagen: ich werde die Anker lichten, ohne deshalb eine Unternehmung ganz von dem Verdachte zu reinigen, daß man dabei er- faufen kann.

Am 13. denke ich in München zu fein.

Villers.

APHORISMEN / VON VILLERS

Vom Leben ausruhn ift erft Leben. An der Grenze alles Übermaßes liegt jede Schönheit.

Kanns nicht Licht fein, fo fei es wenigftens Schatten: es ift doch immer eine Sonne dabei.

Die keine Meifter find und doch ftreng urteilen, find deshalb nicht zu verdammen; denn je weniger einer in einer Schlacht Courage hat, defto mehr muß er darauf- halten, da nicht auch die andern davonlaufen.

Mann und Frau find zwei Türen in dasfelbe Haus.

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DER BESUCH / VON GOETHE

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EINE Liebfte wollt ich heut befchleichen, Aber ihre Türe war veríchloffen. Hab ich doch den Schlüffel in der Tafche! Öffn’ ich leife die geliebte Türe!

Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen, Fand das Mädchen nicht in ihrer Stube. Endlich, da ich leis die Kammer óffne, Find ich fie, gar zierlich eingefchlafen, Angekleidet auf dem Sofa liegen.

Bei der Arbeit war fie eingefchlafen: Das Geftrickte mit den Nadeln ruhte Zwifchen den gefaltnen zarten Händen; Und ich fetzte mich an ihre Seite, Ging bei mir zu Rat, ob ich fie weckte.

Da betrachtet ich den fchönen Frieden, Der auf ihren Augenlidern ruhte;

Auf den Lippen war die ftille Treue, Auf den Wangen Lieblichkeit zu Haufe, Und die Unfchuld eines guten Herzens Regte fich im Bufen hin und wieder. Jedes ihrer Glieder lag gefällig, Aufgelöft vom füßen Götterbalfam.

Freudig faß ich da, und die Betrachtung Hielte die Begierde, fie zu wecken, Mit geheimen Banden feft und fefter.

Handzeichnung von Goethe.

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Ô du Liebe, dacht ich, kann der Schummer, Der Verráter jedes falíchen Zuges,

Kann er dir nicht fchaden, nichts entdecken, Was des Freundes zarte Meinung ftörte?

Deine holden Augen find gefchloffen,

Die mich offen {chon allein bezaubern; Es bewegen deine füßen Lippen!

Weder fich zur Rede noch zum Kuffe; Aufgelöft find diefe Zauberbande

Deiner Arme, die mich fonft umfchlingen, Und die Hand, die reizende Gefährtin Süfer Schmeicheleien, unbeweglich.

Wärs ein Irrtum, wie ich von dir denke, Wär es Selbftbetrug, wie ich dich liebe, Mit ichs jetzt entdecken, da fich Amor Ohne Binde neben mich geftellet.

Lange faf? ich fo und freute herzlich Ihres Wertes mich und meiner Liebe; Schlafend hatte fie mir fo gefallen,

Daß ich mich nicht traute fie zu wecken.

Leife leg ich ihr zwei Pomeranzen Und zwei Rofen auf das Tifchchen nieder; Sachte, fachte fchleich ich meiner Wege.

Óffnet fie die Augen, meine Gute, Gleich erblickt fie diefe bunte Gabe,

Staunt, wie immer bei verfchloßnen Türen

Diefes freundliche Gefchenk fich finde.

Seh ich diefe Nacht den Engel wieder O wie freut fie fich, vergilt mir doppelt Diefes Opfer meiner zarten Liebe!

AUS DEM SCHLUSSGESANG DER HOMERI- SCHEN ODYSSEE / NEU ÜBERTRAGEN VON RUDOLF ALEXANDER SCHRÓDER

OCH der Kyllenifche Gott, Hermeias, rief die ver-

D ftorbnen

Seelen der Freier heraus und hielt in Händen die Rute,

Golden und íchón, damit er das Aug der Sterblichen fänftigt,

Aller, welche er mag, und Schlafende wieder erwecket.

Winkend führt er fie an. So folgten fie fchwirrenden Fluges.

Wie die Nachtmäuf’, hangend im Winkel heiliger Grotten,

Schwirren und flattern, gefcheucht, fo eine vom Felfen gefallen,

Aus dem Knäuel gelóft, und drängen fich dicht aneinander,

Alfo fchwirrend folgte der Zug. Es führte die Toten

Hermes, der Heiland, alle hinab den Pfad der Verwefung.

Und fie glitten vorbei des Okeanos rinnenden Waffern, `

Glitten dem Leukasfelfen vorbei, den Toren der Sonne,

Glitten durchs Traumland flugs zur Asphodeloswiefe hinunter,

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Wo die Geítorbenen find, ein Scheinbild menfchlicher Mühfal. Aber fie fanden die Seele des Peleusfohnes, Achilleus, Und des Patroklos Geift, Antilochos’ Seele, des Helden, Und des Aias, voreinft an Wuchs und Mienen der Erfte Vor den Danaern allen, zunächft dem Sohne des Peleus. Um den Achilleus ftunden die drei. Es nahete ihnen Des Agamemnon feufzender Geift, des Atreusfohnes, Jammerbefchwert, und andre zuhauf, fo viele mit jenem In des Aigifthos Haus ihr Schickfal fanden und fielen. Und es begann die Seele des Peleusfohnes, Achilleus: „Atreusfohn, wir meinten, du warft durch alle die Tage Immer dem blitzausfendenden Zeus der liebfte vor allem Heldenvolk und hatteft die Macht ob wackeren Männern Dort im troifchen Land, dem Land des Grams für die Griechen; Und nun wollte fich dir fo früh die Moire gefellen, Deren Gewalt nicht einer entflieht, wer immer zur Welt kam. Beffer wars, du litteft den Tod im Lande der Troer, Da du der Ehre genofleft und warft vor vielen ein König. Alle Achaier hätten dir dann den Hügel gefchichtet, Dir und dem Sohn hernach ein Mal unfterblichen Ruhmes. Nun aber ward dein Los, elendigen Todes zu fterben!« Da erwiderte ihm die Seele des Atreusfohnes: „Seliger Peleusfohn, Achilleus, Göttern vergleichlich, Der du in Troja ftarbft, von Argos fern, und es fielen Rings um dich her der Troer und Griechen edelfte Söhne, Um deinen Leichnam kämpfend: du lagft im wölkenden Staube

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Breit auf breitem Gefild, der Zügel und Roffe vergeffen. Wir aber kämpften den völligen 'Tag und hätten auch dann nicht Innegehalten im Kampf, wo nicht Zeus felber geblitzet. Siehe, wir trugen dich weg vom Streit zum Lager der Schiffe,

Legten dich nieder aufs Bett und wufchen mit laulichem W affer

Und mit Salben den herrlichen Leib; und bittere Tránen

Weinten die Danaer, trauernd um dich, und fchoren ihr Haupthaar.

Und deine Mutter tauchte hervor mit den göttlichen Meerfraun,

Da fie die Kunde vernommen, es drang ein fchauerlich Rufen

Über das Meer, und kam ein Fürchten allen Achaiern.

Und fie hoben fich auf und hätten die Schiffe beftiegen,

Wenn fie ein Mann nicht hielt, der viel Vergangenes wußte,

Neftor, der allen mit Rat und Weisheit immer voraus war.

Der aber (prach mit gutem Bedacht und redete alfo:

‚Hemmet, Argeier, den Lauf, flieht nicht, ihr Söhne Achaias!

Sehet, die Mutter kommt, es kommen die feligen Meer- fraun

Aus den Gewäffern herauf, den Sohn, der ftarb, zu be- fuchen.*

Sprachs. So bándigten innen das Graun die ftolzen Achaier.

Doch um dein Bett veríammelten fich die Töchter des Meeres,

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John Flaxman

Jammernden Lauts und taten dir an unfterbliche Kleider. Totenklag begannen dafelbft mit Wechfelgefángen Die neun Mufen zumal. Da fahft du keinen Argeier Tränenlos: fo rührend fcholl der fchrille Gefang uns. Siebzehn Tage beweinten wir dich die Nacht und den Tag durch, l Die unfterblichen Götter zumal und fterbliche Menfchen; Dann aber gaben wir dich tags drauf dem Feuer und fchlugen Schafe und üppige Geißen gar viel und glänzende Rinder. Und du verbrannteft im Göttergewand, mit Süße des Honigs Und mit Salben benetzt; und viel achaifche Helden, Reuter und Fußvolk tummelten fich in blanken Gewappen, Rings um den flammenden Stoß mit Schrein und Waffen- getófe. Da es jedoch gen Frührot ging und hatte die Lohe Des Hephaift dich vóllig verzehrt, fo bargen, Achilleus, Wir dein bleiches Gebein in lauterem Wein und Salböl; Und deine Mutter gab ein gülden Gefäß, Dionyfos’ Eigen Geíchenk fo fprach fie, ein Werk des Schmiedes | Hephaiftos. Darin ruht dein bleiches Gebein, o ftolzer Achilleus, Mit des Patroklos Reft, des Menoitiosfohnes, vermenget, Und des Antilochos Reft, den du vor allen Gefellen Weit am meiften geliebt, nachdem Patroklos geftorben. Dann aber fchütteten wir, das heilige Heer der Argeier, Für euch dreie das Grabmal auf, den máchtigen Hügel, W o fich der Fels vordrángt in die Weite des Hellespontos, Daß es vom Meer aus, fern, die fahrenden Männer er-

blicken,

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Alle, die jetzund find und die, fo fpáter erícheinen. Doch deine Mutter erbat von den Göttern herrliche Preife, Stellte fie mitten im Ring zur Schau den edelíten Grie- chen. Wahrlich, du faheft (chon oft der Helden fchönes Begräbnis, Wenn vielleicht ein König ftarb; und alle die Jungen Rüften zum Kampffpiel fich und gürten die Untergewänder: Aber du hätteft am meiften geftaunt, fo du felber gelehen, Welche Gefchenke für dich, den Liebling fámtlicher Gótter, Uns zu Preifen gefetzt die filberfüßige ‘Thetis.

Alfo verlorft du nimmer im Tod den Namen; und ewig Bleibet im Meníchengefchlecht dein Ruhm lebendig, Achilleus.

Mir aber, fag, was war mirs nutz, den Krieg zu beftehen? Schuf in der Heimat doch mir Zeus das grimme Verderben Durch die Hand des Aigifth und mein verworfenes Eh- weib!«

Alfo ftanden fie da und redeten untereinander. Aber es nahete fich der Geleitsmann, Argeiphontes, Mit den Seelen der Freier, die droben jener erwürget.

ZWEI GEDICHTE VON RICARDA HUCH

ELL ftrömt aus Schluchten der Vergangenheit

In unfre Becher, die wir fchwármend füllen, Ambrofifch Blut, aus deffen Purpurhüllen Verklärtes Leben funkelnd fich befreit:

Sehnfucht und Liebe, Tränen, Lächeln, Luft Und Kampf und Fluch und fiegende Gedanken

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Der Toten, die wie wir den Feftwein tranken, Lenzlaub im Haare, unfer nicht bewußt;

Und wir gewahren nicht, ins Heut veríonnen, Daß jeder Tropfen, den die Zeit ergiefit, Von unfrer Seele löft und fo durchglutet

Herniederrinnt in einen dunklen Bronnen, Der einft in andre Schalen überfließt Berauíchter Zecher, die der Tag umflutet.

RALTER Worte kundig kommt die Nacht; Sie lóft den Dingen Rüftung ab und Bande, Sie wechfelt die Geftalten und Gewande Und hüllt den Streit in gleiche braune Tracht.

Da rührt das fteinerne Gebirg fich facht

Und fchwillt wie Meer hinüber in die Lande. Der Abgrund kriecht verlangend bis zum Rande Und trinkt der Sterne hingebeugte Pracht.

Ich halte dich und bin von dir umfchloffen, Erfchöpfte Wandrer wiederum zu Haus; So fühl ich dich in Fleifch und Blut gegoffen,

Von deinem Leib und Leben meins umgleitet. Die Seele ruht von langer Sehnfucht aus, Die eins vom andern nicht mehr unterfcheidet.

D. Chodowiecki: Lotte übergibt Werthers Diener die Pifiolen.

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ROBERT SCHUMANN / AUS DEM SPRUCH- BUCHE DER DAVIDSBÜNDLER

AS ift der Fluch des Talents, daß es, obgleich ficherer

und anhaltender arbeitend als das Genie, kein Ziel erreicht, während das Genie längft auf der Spitze des Ideals fchwebt und fich lachend oben umfieht!

Das Unglück des Nachahmers ift, daß er nur das Her- vorítechende fich anzueignen, das Eigentlichfchéne des Ori- ginals aber nachzubilden wie aus einer natürlichen Scheu fich nicht getraut.

Es ift nicht gut, wenn der Menfch in einer Sache zu viel Leichtigkeit erworben hat.

Wir wären am Ziel? Wir irren! Die Kunft wird die große Fuge fein, in der fich die verfchiednen Völker- fchaften ablófen im Singen.

Das Außergewöhnliche am Künftler wird zu (einem Vor- teil nicht immer im Augenblick anerkannt.

Wer fich einmal Schranken fetzt, von dem wird leider verlangt, daß er immer drinnen bleibe.

Durch Vergleichen kommt man auf Umwegen zum Re- fultat; nimm die Sache, wie fie ift, mit ihrem innern Grunde

und Gegengrunde.

Die ruhige Pfyche mit zufammengefalteten Flügeln hat nur halbe Schönheit; in die Lüfte muß fie fich fchwingen!

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Verzeiht den Irrtümern der Jugend! Es gibt auch Irr- lichter, die dem Wanderer den rechten Weg zeigen, den námlich, den die Irrlichter nicht gehen.

Man denke nur, welche Umftände fich vereinigen müffen, wenn das Schóne in feiner ganzen W ürde und Herrlichkeit auftreten foll! Wir fordern dazu einmal: große, tiefe In- tention, Idealitát eines Kunftwerkes, dann: Enthufiasmus der Darftellung, 3. Virtuofität der Leiftung, harmonifches Zufammenwirken wie aus einer Seele, 4. inneres Ver- langen und Bedürfnis des Gebenden und Empfangenden, momentan günftigíte Stimmung (von beiden Seiten, des Zuhórers und des Kinftlers), 5. glücklichfte Konftellation der Zeitverhältniffe fowie des fpezielleren Moments der ráumlichen und anderen Nebenumftánde, 6. Leitung und Mitteilung des Eindrucks, der Gefühle, Anfichten Wider- fpiegelung der Kunftfreude im Auge des andern. Ift ein folches Zufammentreffen nicht ein Wurf mit fechs W ürfeln von fechs mal fechs?

Bebt ihr nicht zufammen, ihr Kunftfchächer, bei den Worten, die Beethoven auf feinem Sterbebette fprach: ich glaube erft am Anfang zu fein oder wie Jean Paul: mir ifts, als hätt ich noch nichts gefchrieben.

Das Talent arbeitet, das Genie fchafft.

Der gebildete Mufiker wird an einer Raffaelfchen Ma- donna mit gleichem Nutzen ftudieren können wie der Maler an einer Mozartfchen Symphonie. Noch mehr: dem

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Bildhauer wird jeder Schaufpieler zur ruhigen Statue, die- fem die Werke jenes zu lebendigen Geftalten; dem Maler wird das Gedicht zum Bild, der Mufiker fetzt das Gemälde

in Töne um.

Die Áfthetik der einen Kunft ift die der andern; nur das Material ift verfchieden.

Das Große geht oft in ähnlichen Worten und Ténen durch die Geifter im Kreife um.

Oft kónnen zwei Lesarten von gleichem Wert fein. Die urfprüngliche ift meiít die beffere.

Eine Zeitfchrift foll nicht bloß die Gegenwart abfpiegeln ; der finkenden muß die Kritik vorauseilen und fie gleichfam aus der Zukunft zurückbekämpfen.

Wer viel Angft hat, feine Originalität zu bewahren, ift allerdings im Begriff, fie zu verlieren.

Nur wenige der eigentlichften genialen Werke find po- pulär geworden (Don Giovanni).

Greift nicht in die Zeit ein; gebt den Jünglingen die Alten als Studium, aber verlangt nicht von ihnen, daß fie Einfachheit und Schmucklofigkeit bis zur Affektation trei- ben. Läutert ihn, daß er eine befonnene Anwendung der neuerweiterten Kunftmittel macht.

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ROBERT SCHUMANN AN CLARA WIECK

ON oben gekommen ein Engelskind Am Flügel fitzt und auf Lieder finnt, Und wie es in die Taften greift, Im Zauberringe vorüberfchweift Geftalt an Geftalt Und Bild nach Bild, Erlkönig alt Und Mignon mild, Und trotziger Ritter Im Waffenflitter, Und kniende Nonne In Andachtwonne. Die Menfchen, die’s hörten, die haben getobt, Als wärs eine Sängerin hochgelobt; Das Engelskind aber unverweilt Zurück in feine Heimat eilt.

AUS MOZARTS BRIEFEN

AN DEN VATER Augsburg, 23. Oktober 1777.

EULICH beim Stein brachte er mir eine Sonate vom Beecké; ich glaube, ich habe das fchon gefchrieben. Apropos wegen feinem Mädel! Wer fie fpielen fieht und hört und nicht lachen muß, der muß von Stein wie ihr Vater fein. Es wird völlig gegen den Diskant hinauf ge- feffen, beileibe nicht mitten, damit man mehr Gelegenheit

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hat, fich zu bewegen und Grimaffen zu machen. Die Augen werden verdreht, es wird gefchmutzt; wenn eine Sache zweimal kómmt, fo wird fie das zweite Mal lang- famer gefpielt; kommt fie dreimal, wieder langfamer. Der Arm muß in alle Höhe, wenn man eine Paflage macht, und wie die Paffage markiert wird, (o mu( es der Arm, nicht die Finger, und das recht mit allem Fleiß fchwer und ungefchickt tun. Das Schónfte aber ift, daß, wenn in einer Paffage (die fortfließen foll wie Ol) notwendigerweife die Finger gewechfelt werden müffen, fo brauchts nicht viel acht zu geben, fondern wenn es Zeit ift, fo läßt man aus, hebt die Hand auf und fángt ganz kommod wieder an. Durch das hat man auch eher Hoffnung, einen falfchen Ton zu erwifchen, und das macht oft einen kuriofen Effekt. Ich fchreibe diefes nur, um dem Papa einen Begriff vom Klavierfpielen und Inftruieren zu geben, damit der Papa feinerzeit einen Nutzen daraus ziehen kann. Herr Stein ift völlig in feine Tochter vernarrt. Sie ift achtehalb Jahr alt, fie lernt nur noch alles auswendig. Sie kann werden, fie hat Genie; aber auf diefe Art wird fie nichts, fie wird niemalen viel Gefchwindigkeit bekommen, weil fie fich völlig befleißt, die Hand {chwer zu machen. Sie wird das Not- wendigfte und Härtefte und die Hauptfache in der Mufik niemalen bekommen, nämlich das Tempo, weil fie fich von Jugend auf völlig befliffen hat, nicht auf den Takt zu fpie- len. Herr Stein und ich haben gewif zwei Stunden mit- einander über diefen Punkt gefprochen. Ich habe ihn aber {chon ziemlich bekehrt, er fragt mich jetzt in allem um Rat. Er war in den Beecké vóllig vernarrt; nun fieht und hört er, daß ich mehr fpiele als Beecké, daß ich keine

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Grimaffen mache und doch fo expreffive fpiele, daß noch keiner nach feinem Bekenntnis feine Pianoforte fo gut zu traktieren gewußt hat. Daß ich immer akkurat im Takt bleibe, über das verwundern fie fich alle. Das tempo ru- bato in einem Adagio, daß die linke Hand nichts darum weiß, können fie gar nicht begreifen. Bei ihnen gibt die linke Hand nach. Graf Wolfeck und mehrere, die ganz paffioniert für Beecké find, fagten neulich öffentlich im Kon- zert, daß ich den Beecké in Sack fchiebe. Graf Wolfeck lief immer im Saal herum und fagte: „So hab ich mein Lebtag nichts gehört.“ Er fagte zu mir: „Ich muß Ihnen fagen, daß ich Sie niemalen fo fpielen gehört wie heute; ich werde es auch Ihrem Vater fagen, fobald ich auf Salz- burg komme...“

AN ABBÉ BULLINGER Paris, 3. Juli 1778.

Allerbefter Freund!

Für Sie ganz allein.

Trauern Sie mit mir, mein Freund! Dies war der traurigfte Tag in meinem Leben, dies fchreibe ich um zwei Uhr nachts. Ich muß es Ihnen doch fagen: meine Mutter, meine liebe Mutter ift nicht mehr! Gott hat fie zu fich gerufen; er wollte fie haben, das fehe ich klar, mithin habe ich mich in den Willen Gottes zu geben. Er hatte fie mir gegeben, er konnte fie mir auch nehmen. Stellen Sie fich nur alle meine Unruhe, Ängfte und Sor- gen für, die ich diefe vierzehn Tage ausgeftanden habe. Sie ftarb, ohne daß fie etwas von fich wußte, löfchte aus

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wie ein Licht. Sie hat drei Tage vorher gebeichtet, ift kommuniziert worden und hat die heilige Ölung be- kommen. Die letzten drei Tage aber phantafierte fie be- ftändig, und heute aber um fünf Uhr einundzwanzig Minuten griff fie in Zügen, verlor allfogleich dabei alle Empfindung und alle Sinne. Ich drückte ihr die Hand, redete fie an, fie fah mich aber nicht, hórte mich nicht und empfand nichts. So lag fie bis zum Verfchied, näm- lich in fünf Stunden, um zehn Uhr einundzwanzig Minuten abends. Es war niemand dabei als ich, ein guter Freund von uns (den mein Vater kennt), Herr Heina, und die Wächterin. Die ganze Krankheit kann ich Ihnen heute ohnmóglich fchreiben; ich bin der Meinung, daß fie hat fterben müffen; Gott hat es fo haben wollen. Ich bitte Sie unterdeffen um nichts als um das Freundftück, daß Sie meinen armen Vater ganz fachte zu diefer traurigen Nachricht bereiten. Ich habe ihm mit der námlichen Poft gefchrieben, aber nur, daß fie (chwer krank ift, warte dann nur auf eine Antwort, damit ich mich darnach richten kann. Gott gebe ihm Stárke und Mut! Mein Freund! ich bin nicht jetzt, fondern fchon lange her getróftet. Ich habe aus befonderer Gnade Gottes alles mit Standhaftig- keit und Gelaffenheit ertragen. Wie es fo gefährlich wurde, fo bat ich Gott nur um zwei Dinge, námlich um eine glückliche Sterbftunde für meine Mutter und dann für mich um Stárke und Mut, und der gütige Gott hat mich erhórt und mir die zwei Gnaden im größten Maße verliehen. Ich bitte Sie alfo, befter Freund, erhalten Sie mir meinen Vater, fprechen Sie ihm Mut zu, daß er es fich nicht gar zu fchwer und hart nimmt, wenn er das

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Ärgfte erft hören wird. Meine Schwefter empfehle ich Ihnen auch von ganzem Herzen. Gehen Sie doch gleich hinaus zu ihnen, ich bitte Sie, fagen Sie ihnen noch nichts, daß fie tot ift, fondern präparieren Sie fie nur fo dazu. Tun Sie, was Sie wollen, wenden Sie alles an, machen Sie nur, daß ich ruhig fein kann und daß ich nicht etwa ein anderes Unglück noch zu erwarten habe. Erhalten Sie mir meinen lieben Vater und meine liebe Schwefter! Geben Sie mir gleich Antwort, ich bitte Sie. Adieu, ich bin Dero gehorfamfter, dankbaríter Diener W. A. M.

AN DEN VATER Wien, 9. Juni 178r. Nun hat es der Herr Graf Arco recht gut gemacht! Das ift alío die Art, die Leute zu bereden, fie an fich zu ziehen, daß man aus angeborener Dummheit die Bitt- fchriften nicht annimmt, aus Manglung des Muts und aus Liebe zur Fuchsfchwanzerei dem Herren gar kein Wort fagt, jemand vier Wochen herumzieht und endlich, da derjenige gezwungen ift, die Bittfchrift felbft zu über- reichen, anftatt ihm wenigftens den Zutritt zu verftatten, ihn zur Tür hinausfchmeißt und einen Tritt im Hintern gibt! Das ift alfo der Graf, dem es (nach Ihrem letzten Schreiben) fo fehr vom Herzen geht? das ift alfo der Hof, wo ich dienen, an welchem man jemand, der um etwas fchriftlich einkommen will, anftatt daß man ihm die Über- gebung zuwegen bringt, ihn alfo behandelt? Das gefchahe in der Antichambre; mithin war kein ander Mittel als fich losreißen und laufen, dann ich wollte für die fürftlichen

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Zimmer den Refpekt nicht verlieren, wenn ihn fchon der Arco verloren hatte. Ich habe drei Memorial gemacht, habe fie fünfmal übergeben und find mir allzeit zurück- gefchlagen worden. Ich habe fie ganz gut verwahrt, und wer fie lefen will, kann fie lefen und fich überzeugen, daß nicht das geringfte Anzügliche darinnen feie. Endlich, da ich abends das Memorial durch Herrn von Kleinmayrn zurückgefandt bekam (dann er iít hier dazu beftellt), und als den andern Tag darauf würe die Abreife des Erz- bifchofs, fo war ich für Zorn ganz außer mir; wegreifen konnte ich ihn fo nicht laffen, und da ich von Arco ge- wußt (wenigftens fagte er mir es fo), daß er nichts darum wiffe, mithin wie böfe könnte der Erzbifchof nicht auf mich fein, fo lange hier zu fein und dann auf den letzten Augenblick erft mit einer folchen Bittfchrift zu kommen. Ich machte alfo ein anderes Memorial, worin ich ihm ent- deckte, daß ich fchon bereits vier Wochen eine Bittfchrift in Bereitfchaft hätte, und da ich mich, wüßte nicht warum, fo lange damit herumgezogen fähe, fo feie ich nun ge- nötiget, fie ihm felbft, und zwar auf den letzten Augen- blick zu überreichen. Für diefes Memorial bekam ich die Entlaffung meiner Dienfte auf die fchönfte Art von der Welt. Dann wer weiß, ob es nicht auf Befehl des Erzbifchofs gefchehen ift? Herr von Kleinmayrn, wenn er einen ehrlichen Mann noch fo fortfpielen will, und die Bedienten des Erzbifchofs find Zeugen, daß fein Befehl ift vollzogen worden. Ich brauche nun gar keine Bittfchrift mehr nachzuíchicken, die Sache ift nun geendiget. Ich wil nun von der ganzen Affäre nichts mehr fchreiben, und wenn mir der Erzbifchof nun zwölfhundert Fl.

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Befoldung gäbe, fo ging ich nicht nach einer folchen Behandlung. Wie leicht wäre ich nicht zu bereden ge- wefen! Aber mit Art, nicht mit Stolz und Grobheit. Dem Graf Arco habe ich fagen laffen, ich habe nichts mit ihm zu reden, weil er mich das erftemal fo ange- fahren und wie einen Spitzbuben ausgemacht hat, wel- ches ihm nicht zufteht. Und bei Gott! wie ich fchon gefchrieben habe, ich wäre das letztemal auch nicht hin- gegangen, hätte er mir nicht dazu fagen laffen, er hätte einen Brief von Ihnen. Nun das letztemal! Was geht es ihn an, wenn ich meine Entlaffung haben will? Und denkt er wirklich fo gut für mich, fo foll er mit Gründen jemand zureden oder die Sache gehen laffen, wie fie geht. Aber nicht mit Flegel und Burfch herumwerfen und einen bei der Tür durch einen Tritt im Arích hinauswerfen; doch ich habe vergeffen, daß es vielleicht Hochfürftlicher Befehl war.

Auf Ihren Brief will ich nur ganz kurz antworten. Dann ich bin der ganzen Sache fo müde, daß ich gar nichts mehr davon zu hören wünfchte. Nach der ganzen Urfach, warum ich quittiere (die Sie wohl wiffen), würde es keinem Vater einfallen, mit feinem Sohn darüber bófe zu fein; vielmehr wenn er es nicht getan hätte. Defto weniger, da Sie wußten, daß ich fchon ohne alle Urfach dazu Luft hatte. Und Ernít kann es Ihnen ohnmöglich fein, Sie müffen fich wegen dem Hof alfo verhalten. Doch bitte ich Sie, mein befter Vater, nicht zu viel zu kriechen, dann der Erzbifchof kann Ihnen nichts tun. Tat ers doch! Ich wünfchte es faft. Das wäre wirklich eine Tat, eine neue Tat, die ihm beim Kaifer vollends den Garaus

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machen würde; dann der Kaifer kann ihn nicht allein nicht leiden, fondern er haßt ihn. Wenn Sie nach einer folchen Behandlung nach Wien gehen und dem Kaifer die Gefchichte erzählen, fo erhalten Sie wenigftens die nämliche Gage von ihm, denn in folchen Fällen ift der Kaifer zu verehren. . .

AN KONSTANZE Wien, 29. April 1782.

Liebíte, befte Freundin!

Diefen Namen werden Sie mir ja doch noch wohl er- lauben, daß ich Ihnen geben darf? So fehr werden Sie mich ja doch nicht haffen, daß ich nicht mehr Ihr Freund fein darf und Sie nicht mehr meine Freundin fein werden? Und wenn Sie es auch nicht mehr fein wollen, fo können Sie es mir doch nicht verbieten, gut für Sie, meine Freundin, zu denken, wie ich es nun fchon gewohnt bin. Überlegen Sie wohl, was Sie heut zu mir gefagt haben. Sie haben mir (ohngeachtet allen meinen Bitten) dreimal den Korb gegeben und mir gerade ins Geficht gefagt, daß Sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollen. Ich, dem es nicht fo gleichgültig ift wie Ihnen, den geliebten Gegenftand zu verlieren, bin nicht fo hitzig, unüberlegt und unvernünftig, den Korb anzunehmen. Zu diefem Schritte liebe ich Sie zu fehr. Ich bitte Sie alfo noch einmal, die Urfache diefes ganzen Verdruffes wohl zu überlegen und zu bedenken, welche war, daß ich mich darüber aufgehalten, daß Sie fo unverfchämt, unüberlegt waren, Ihren Schweftern, NB. in meiner Gegenwart, zu fagen, daß Sie fich von einem Chapeau

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haben die Waden mellen laffen. Das tut kein Frauen- zimmer, welches auf Ehren hált. Die Maxime in der Kom- pagnie mitzumachen ift ganz gut. Dabei muß man aber viele Nebenfachen betrachten: ob es lauter gute Freunde und Bekannte beifammen find? ob ich ein Kind oder (chon ein Mädchen zum Heuraten bin? befonders aber, ob ich eine verfprochene Braut bin? hauptfächlich aber, ob lauter Leute meinesgleichen oder niedrigere als ich, befonders aber vornehmere als ich dabei find? Wenn es fich wirklich die Baronin felbft hat tun laffen, fo ift es ganz was anderes, weil fie fchon weiter eine übertragene Frau, die ohnmög- lich mehr reizen kann, ift und überhaupt eine Liebhaberin vom et caetera ift. Ich hoffe nicht, liebíte Freundin, daß Sie jemals fo ein Leben führen wollten wie fie, wenn Sie auch nicht meine Frau fein wollen. Wenn Sie fchon dem Triebe mitzumachen (obwohl das Mitmachen einer Manns- perfon nicht allzeit gut fteht, defto weniger aber einem Frauenzimmer) konnten Sie aber ohnmöglich widerftehen, fo hätten Sie in Gottes Namen das Band genommen und fich felbft die Waden gemeffen (fo wie es noch alle Frauen- zimmer von Ehre in meiner Gegenwart in dergleichen Fällen getan haben) und fich nicht von einem Chapeau (ich, ich würde es niemalens im Beifein anderer Ihnen getan haben, ich würde Ihnen felbft das Band gereicht haben), defto weniger alfo von einem Fremden, der mich gar nichts angeht. Doch das ift vorbei, und ein kleines Geftändnis Ihrer dortmaligen, etwas unüberlegten Aufführung würde alles wieder gutgemacht haben und wenn Sie es nicht übel nehmen, liebfte Freundin noch gutmachen. Dar- aus fehen Sie, wie fehr ich Sie liebe. Ich braufe nicht auf

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wie Sie, ich denke, ich überlege und ich fühle: Fühlen Sie, haben Sie Gefühl, fo weiß ich gewiß, daß ieh neute noch ruhig werde fagen können: die Konftanze ift die tugend- hafte, ehrliebende, vernünftige und getreue Gelistite, Ee rechtfchaffenen und für fie wohldenkenden

Mozart. er

HEINRICH LEUTHOLD / MITTAGSRUHE

IT fchattigem Kaftanienwalde

Senkt fich vom Apennin die Schlucht; Limonen fchmücken reich die Halde, Und Öl und Wein umkränzt die Bucht. Ein dunkles Klofter liegt zur Seite, Der Weg von Blüten überfchneit. Vor uns dehnt fich des Meeres Weite, Ein Sinnbild der Unendlichkeit.

Es tónt die Welt mit keiner Kunde In unfern Frieden ftórend ein. Wir zählen weder Tag noch Stunde: Das ift ein füß Begrabenfein, Das iít ein feliges Verbluten, Dem unfre Seelen fich geweiht. Natur wälzt ihre Wolluftfluten Lautlos um unfre Einfamkeit. Aus dem Nachlaß.

IOI

LIEDER DES-HAFIS

LIEBESHY.MNE f ELIEBTE, deine großen Mandelaugen

KP Sind fchön wie Huris in dem Garten Eden, . Und deine Wangen gleichen Rofenbeeten

Des Paradiefes, ach, und deine Locken Verwirren wie ein Zauberwald, daraus Man nimmer heimwirts findet, alle Welt.

Der Hauch, der deinem fchimmernden Mund entftrömt, Ift ein verklärter Liebeshauch des Jenfeits Und heilt die wilden Qualen meines Herzens.

Die Hügel deiner Brüfte find zwei Felder Schneeweißer Lilien, darauf ganz matte Syringenblüten feine Adern ziehn.

Es fchweben deine Füße wie zwei Wefen Des Feenlandes, die von Erdenfchwere Nichts wiffen, über unfern Häuptern hin.

Und deine Seele? Deine zarte Seele Ift eine Strophe aus dem Blau des Himmels, Ein wundervoller Vers, den Allah fchrieb.

Und meine Seele, diefe arme, gänzlich Zerrüttete? Sie ift ein Opferkraut, Geworfen in den ungeheuren Brand

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Verzückter Liebe. Da verglüht es und Verduftet und fteigt felig auf zum Himmel Zu deiner Ehre, Fürftin diefer Welt!

WEIN HER! Den Stein der Weifen her! Den Becher, Schenke, Der alles in fich fchließt, was köftlich ift!

Wein her! Ich will der Erde Haß und Hochmut Abwafchen mir vom härenen Gewand!

Wein her! Ich will das Netz des pfiffifchen Unfinns, Das uns umgarnen will, in Stücke reißen!

Wein her! Ich will die Erde mir erobern, Zu Füfen mir die ganze blühende Welt!

Wein her! Ich will zum Himmel auf! Das Diesfeits Und Jenfeits überfegl ich kecken Flugs!

Wein her! Wein her! Bring mir den Becher, Schenke, Der alles in fich fchließt, was köftlich ift!

DIE ALLMÄCHTIGE

Die höchfte Macht der Erde fitzt auf keinem Thron. Sie blüht in deinem Angeficht, du Herrliche!

Der Tag wird durch die goldne Sonne nicht erhellt, Aus deinen Augen fließt das wundervolle Licht!

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In deinen fchlanken Hánden ruht die Macht des Lebens Und auch die dunkle Macht des Todes, wie du willft,

Du Schlimme tuft des Böfen ein gehäuftes Maß. Tu es getroft, der Himmel zürnt dir nicht.

Der Engel Pflicht wär aufzufchreiben, was du Böfes tuft, Sie walten ihres Amtes nicht. Sie lieben dich.

HAFIS DER BESIEGTE

Nicht jene find gefährlich mir, die mit Dem Schwerte drohn. Nicht jene, die mit Blicken Des Grimmes und des Haffes um fich werfen.

Jedoch ein roter Mund ift mir gefährlich Und eine Locke, die auf weißem Hals liegt, Und dunkle Augen unter dunkeln Braun,

Solchen Bezwingern bin ich nicht gewachfen! Gern würd ich fliehn, doch (ts fo fa zu bleiben, Befiegt zu fein von Locke, Aug und Mund.

Wie gerne trink ich das holde Gift des Mundes, Wie gern verbrenn ich in den fchönen Gluten, Die deine Augen fprühn! Und du, o Locke,

Du fein gefchwungen, die auf weißem Hals liegt, Umíchnüre mich, bis mir der Atem ausgeht, Ich kenne keinen neidenswertern Tod.

Übertragen von Hans Bethge.

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HANS SACHS / EIN SCHONS BUHLLIED EINER EHRLICHEN FRAUEN MIT EI’M NAMEN IN DEN ANFÄNGEN

IR liebt in grünem Maien die fróhlich Summerzeit, in der fich tut erfreuen mit ganzer Stetigkeit die Allerliebft auf Erden,

die mir im Herzen leit.

Ach Mai, du edler Maien, der du den grünen Wald gar herrlich tuft erfreuen mit Blümlein mannigfalt, darinnen tut fpazieren mein Feinslieb wohlgeftalt.

Gott, du wölleft mir geben in diefem Maien grün

ein fróhlich, gfundes Leben, darzu die Zart und Schón,

die du mir haít erkoren,

die mir ihr Lieb vergünn.

Darum, du grüner Maien, wann ich an die gedenk,

die mein Herz tut erfreuen, der ich viel Seufzen fenk, dieweil ich leb auf Erden, mein Herz nit von ihr wänk.

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Ach halt an Treu und Ehren, mein allerhóchíter Schatz,

und laß dich nit abkehren

des fchnöden Klaffers Schwatz, gib ihren falfchen Zungen

in deim Herzen kein Platz.

Lieb! ach wollt Gott, mein Herze kunnft fehen in dem Grund,

wie das in Liebesfchmerze

von dir ift worden wund!

Tu das mit eim Wort tröften!

So wird mein Herz gefund.

Ewig wollt ich mich freuen, wenn ich dein eigen wär,

und dir dienen in Treuen. Deshalb fürcht kein Gefähr! Nichts ich, denn Ehr und Glücke, von Gott und dir begehr.

Nach Silber und nach Golde tu ich nit fehnen mich,

als der, die ich herzholde hab, zu der mich verfich aller Lieb, Treu und Ehre, weil ich leb auf Erdrich.

Ach tu von mir nit kehren in Liebesanefang!

Hoffnung tut mich ernähren forthin mein Lebenlang.

. Viel taufend guter Nachte wüních ich dir mit Gefang.

ARTHUR SCHOPENHAUER / ÜBER SCHRIFT- STELLEREI UND STIL, LESEN UND BÜCHER

M unfterblich zu fein, muß ein Werk fo viele Treff-

lichkeiten haben, daß nicht leicht fich Einer findet, der fie alle faßt und fchätzt; jedoch allezeit diefe Treff- lichkeit von Diefem, jene von Jenem erkannt und verehrt wird; wodurch der Kredit des Werkes, den langen Lauf der Jahrhunderte hindurch, und bei ftets wechfelndem In- tereffe, fich doch erhält, indem es bald in diefem, bald in jenem Sinne verehrt und nie erfchöpft wird. Der Urheber eines folchen aber, alfo Der, welcher auf ein Bleiben und Leben noch bei der Nachwelt Anfpruch hat, kann nur ein Menfch fein, der nicht bloß unter feinen Zeitgenoffen, auf der weiten Erde, feines Gleichen vergeblich fucht und von jedem Andern, durch eine fehr merkliche Ver- fchiedenheit, augenfällig abíticht; fondern der, wenn er fogar, wie der ewige Jude, mehrere Generationen durch- wanderte, fich dennoch im felben Falle befinden würde; kurz, Einer, von dem das Arioftifche „Die Natur hat das Herrlichíte gebildet und dann die Form zerbrochen“ wirklich gilt. Denn íonít wäre nicht einzufehn, war- um feine Gedanken nicht untergehn follten, wie alle andern,

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Zu faft jeder Zeit ift, wie in der Kunft, fo auch in der Litteratur, irgend eine falíche Grundanficht, oder Weife, oder Manier, im Schwange und wird bewundert. Die ge- meinen Kópfe find eifrig bemüht, folche fich anzueignen und fie zu üben. Der Einfichtige erkennt und verfchmäht fie: er bleibt außer der Mode. Aber nach einigen Jahren kommt auch das Publikum dahinter und erkennt die Fakfe für Das, was fie ift, verlacht fie jetzt, und die bewunderte Schminke aller jener manierirten Werke fällt ab, wie eine fchlechte Gypsverzierung von der damit bekleideten Mauer: und wie diefe ftehn fie alsdann da. Nicht ärgern also, fondern freuen foll man fich, wenn irgend eine fchon lange im Stillen wirkende falíche Grundanficht ein Mal ent- fchieden, laut und deutlich ausgefprochen wird: denn nun- mehr wird das Falíche derfelben bald gefühlt, erkannt und endlich ebenfalls ausgefprochen werden. Es ift damit, wie wenn ein Abfceß aufgeht.

Der Stil ift die Phyfiognomie des Geiftes. Sie ift untrüg- licher, als die des Leibes. Fremden Stil nachahmen heifit eine Maske tragen. Wäre diefe auch noch fo fchön, fo wird fie, durch das Leblofe, bald infipid und unerträglich; fo daß felbft das häßlichfte lebendige Geficht beffer ift. Affektation im Stil ift dem Gefichterfchneiden zu ver- gleichen. Die Sprache, in welcher man fchreibt, ift die Nationalphyfiognomie: fie ftellt große Unterfchiede feft, von der Griechifchen bis zur Karaibifchen.

Stilfehler foll man in fremden Schriften entdecken, um fie in den eigenen zu vermeiden,

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Die Wahrheit ift nackt am fchönften, und der Eindruck, den fie macht, um fo tiefer, als ihr Ausdruck einfacher war; theils weil fie dann das ganze, durch keinen Nebengedanken zerftreute Gemüth des Hörers ungehindert einnimmt; theils weil er fühlt, daß er hier nicht durch rhetorifche Künfte beftochen, oder getäufcht ift, fondern die ganze Wirkung von der Sache felbft ausgeht. Z. B. welche Deklamation über die Nichtigkeit des menfchlichen Dafeins wird wohl mehr Eindruck machen, als Hiobs: Der Menfch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit, und ift voll Unruhe, gehet auf wie eine Blume, und fällt ab, fliehet wie ein Schatten, und blei- bet nicht. Eben daher fteht die naive Poefie Goethes fo unvergleichlich höher als die rhetorifche Schillers. Daher auch die ftarke Wirkung mancher Volkslieder. Deshalb nun hat man, wie in der Baukunft vor der Überladung mit Zier- rathen, in den redenden Künften fich vor allem nicht noth- wendigen rhetorifchen Schmuck, allen unnützen Amplifi- kationen und überhaupt vor allem Überfluß im Ausdruck zu hüten, alfo fich eines keufchen Stiles zu befleißigen. Alles Entbehrliche wirkt nachtheilig. Das Gefetz der Einfach- heit und Naivetät, da diefe fich auch mit dem Erhabenften verträgt, gilt für alle fchónen Künfte.

Die deutíche Sprache ift die einzige, in der man bei- nahe fo gut fchreiben kann, wie im Griechifchen und Lateinifchen, welches den andern europäifchen Haupt- fprachen, als welche bloße patois find, nachrühmen zu wollen lächerlich fein würde. Daher eben hat, mit diefen ver- glichen, das Deutíche etwas fo ungemein Edeles und Er- habenes.

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"Wenige fchreiben wie ein Architekt baut, der zuvor feinen Plan entworfen und bis ins Einzelne durchdacht hat; vielmehr die Meiften nur fo, wie man Domino fpielt. Wie nämlich hier, halb durch Abficht, halb durch Zufall, Stein an Stein fich fügt, fo fteht es eben auch mit der Folge und dem Zusammenhang ihrer Sätze. Kaum daß fie ungefähr wiffen, welche Geftalt im Gan- zen herauskommen wird und wo das Alles hinaus foll. Viele wiffen felbft Dies nicht, fondern fchreiben, wie die Korallenpolypen bauen: Periode fügt fich an Periode, und es geht wohin Gott will. Zudem iít das Leben der ,Jetztzei eine große Gallopade: in der Litteratur giebt fie fich kund als äußerfte Flüchtigkeit und Lieder- lichkeit.

Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, fie zu lefen, mitkaufen könnte, aber man verwechfelt meiftens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.

Zu verlangen, daß Einer Alles, was er je gelefen, be- halten hätte, ift wie verlangen, daß er Alles, was er je gegeflen hat, noch in fich trüge. Er hat von Diefem leib- lich, von Jenem geiftig gelebt und ift dadurch geworden was er ifte Wie aber der Leib das ihm Homogene affimilirt; fo wird Jeder behalten, was ihn intereffirt, d. h. was in fein Gedankenfyftem oder zu feinen Zwecken paßt. Letztere hat freilich Jeder; aber etwas einem Gedankenfyftem Áhn- liches haben gar Wenige: daher nehmen fie an nichts ein objektives Intereffe, und dieferhalb wieder fetzt fich von ihrer Lektüre nichts bei ihnen an: fie behalten nichts davon.

IIO

Es giebt, zu allen Zeiten, zwei Litteraturen, die ziemlich fremd neben einander hergehn: eine wirkliche und eine bloß fcheinbare. Jene erwächft zur bleibenden Litteratur. Betrieben von Leuten, die für die Wiffenfíchaft, oder die Poefie, leben, geht fie ihren Gang ernft und ftill, aber äußerft langfam, producirt in Europa kaum ein Dutzend Werke im Jahrhundert, welche jedoch bleiben. Die andere, betrieben von Leuten, die von der Wiffenfchaft, oder Poefie, leben, geht im Galopp, unter großem Lärm und Gefchrei der Betheiligten, und bringt jährlich viele taufend Werke zu Markte. Aber nach wenig Jahren frägt man: wo find fie? wo ift ihr fo früher und fo lauter Ruhm? Man kann daher auch diefe als die fließende, jene als die ftehende Litteratur bezeichnen.

Repetitio est mater studiorum. Jedes irgend wichtige Buch foll man fogleich zwei Mal lefen, theils weil man die Sachen das zweite Mal in ihrem Zufammenhange beffer begreift, und den Anfang erft recht verfteht, wenn man das Ende kennt; theils weil man zu jeder Stelle das zweite Mal eine andere Stimmung und Laune mitbringt, als beim erften, wodurch der Eindruck verfchieden ausfällt und es ift, wie wenn man einen Gegenftand in anderer Beicucne tung fieht.

Um das Gute zu lefen, ift eine Bedingung, daß man

das Schlechte nicht lefe: denn das Leben ift kurz, Zeit und Kräfte befchränkt.

III

DAS GLUCK DIESER WELT / DER HAUSSPRUCH DES PLANTIN / UBERTRAGEN VON RUDOLF ALEXANDER SCHRODER

IN Haus befitzen, fchén und fäuberlich gericht't,

Ein Gärtlein, tapeziert mit duftenden Spalieren, Wein, Früchte viel Gefind und viele Kinder nicht, Ein Weib, das feine Treu dich läßt im ftillen fpüren,

Nicht Schulden, Buhlfchaft nicht und kein Prozeffef ühren, Kein Vetter und kein Ohm, der dir dein Erb anficht, Mit wenig fein vergnügt, den Großen nicht hofieren,

In jeder Tätigkeit ihr richtiges Gewicht,

Freimütig fein und nicht dem Ehrgeiz Nahrung geben, Herr feiner Leidenfchaft und nicht ihr Diener leben, Und ohne Skrupel fich am Gottesdienft erbaun, __

Den Geift fich halten frei und den Verftand ohn Scharten, Und unterm Rofenkranz nach feinen Beeten fchaun: Das heiß ich fánftiglich daheim den Tod erwarten.

DIE ROMANTIK DER BOURGEOISIE / VON STEFAN ZWEIG

IE große und unvergeßliche Tat Dickens war: die Ro-

mantik der Bourgeoifie zu entdecken, die Poefie des Profaifchen. Er hat als erfter den Alltag der unpoetifche- ften aller Nationen ins Dichterifche umgebogen. Er hat Sonne durch diefes ftumpfe Grau leuchten laffen; und wer in England einmal gefehen hat, wie ftrahlend der Gold- glanz ift, den dort die erftarkende Sonne aus dem trüben

II2

Knäuel des Nebels fpinnt, der weiß, wie fehr ein Dichter feine Nation befeligen mußte, der ihr künftlerifch diefe Sekunde der Erlöfung aus dem bleiernen Hindämmern ge- geben hat. Dickens ift diefer goldene Reif um den eng- lifchen Alltag, der Heiligenfchein der fchlichten Dinge und fimpeln Menfchen, die Idylle Englands. Er hat feine Helden, feine Schickfale in den engen Straßen der Vor- ftädte gefucht, an denen die andern Dichter achtlos vor- beigingen. Die fuchten ihre Helden unter den Kron- leuchtern der ariftokratifchen Salons, auf den Wegen in den Zauberwald der fairy tales, fie forfchten nach dem Entlegenen, Ungewöhnlichen und Außerordentlichen. Ihnen war der Bürger die Subftanz gewordene irdifche Schwerkraft, und fie wollten nur feurige, koftbare, in Ek- ftafen aufftrebende Seelen, den lyrifchen, den heroifchen Meníchen. Dickens fchämte fich nicht, den ganz ein- fachen 'Tagwerker zum Helden zu machen. Er war ein Selfmademan; er kam von unten und bewahrte diefem Milieu eine rührende Pietät. Er hatte einen fehr merk- würdigen Enthufiasmus für das Banale, eine Begeifterung für ganz wertlofe altväterifche Dinge, für den Kleinkram des Lebens. Seine Bücher find felbft fo ein curiosity shop voll mit Gerümpel, das jeder für wertlos gehalten hätte, ein Durcheinander von Seltfamkeiten und fchnurrigen Nichtig- keiten, die jahrzehntelang vergeblich auf den Liebhaber ge- wartet hatten. Aber er nahm diefe alten wertlofen, ver- ftaubten Dinge, putzte fie blank, fügte fie zufammen und ftellte fie in die Sonne feiner Heiterkeit. Und da fingen fie plótzlich an zu funkeln mit einem unerhórten Glanz. So nahm er die vielen kleinen verachteten Gefühle aus der

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Bruft einfacher Menfchen, horchte fie ab, fügte ihr Räder- werk zufammen, bis fie wieder lebendig tickten. Plötz- lich begannen fie da wie kleine Spieluhren zu furren, zu fchnurren und dann zu fingen, eine leife altväterifche Me- lodie, die lieblicher war als die fchwermütigen Balladen der Ritter aus Legendenland und die Kanzonen der Lady vom See. Die ganze bürgerliche Welt hat Dickens fo aus dem Afchenhaufen der Vergeffenheit aufgeítóbert und wie- der blank zufammengefügt: in feinem Werk erft wurde fie wieder eine lebendige Welt. Ihre Torheiten und Be- fchránktheiten hat er durch. Nachficht begreiflich, ihre Schónheiten durch Liebe finnfállig gemacht, ihren Aber- glauben verwandelt er in eine neue und fehr dichterifche Mythologie. Das Zirpen des Heimchens am Herd ift Mufik geworden in feiner Novelle, die Silvefterglocken fprechen mit menfchlichen Zungen, der Zauber der Weih- nacht verföhnt Dichtung dem religiófen Gefühl. Aus den kleinen Feíten hat er einen tieferen Sinn geholt; er hat allen diefen fchlichten Leuten die Poefie ihres täglichen Lebens entdecken geholfen, ihnen noch lieber gemacht, was ihnen fchon das Liebfte war, ihr home, das enge Zimmer, wo der Kamin mit roten Flammen praffelt und das dürre Holz zerknackt, wo der Tee am Tifche furrt und fingt, wo die wunfchlofen Exiftenzen fich abfperren von den gierigen Stürmen, den wilden Verwegenheiten der Welt. Die Poefie des Alltäglichen wollte er alle die lehren, die in den Alltag gebannt waren. Taufenden und Millionen hat er gezeigt, wo das Ewige in ihr armes Leben hinabreichte, wo der Funke, der ftille Freude verfchüttet, unter der Afche des Alltags lag, er hat fie gelehrt, ihn

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aufflammen zu laffen zu heiter behaglicher Glut. Helfen wollte er den Armen und den Kindern. Was über diefen Mittelftand des Lebens, materiell oder geiftig, hinausging, war ihm antipathifch; er liebte nur das Gewöhnliche, das Durchfchnittliche von ganzem Herzen. Den Reichen und den Ariftokraten, den Begünftigten des Lebens war er gram. Die find faft immer Schurken und Knaufer in fei- nen Büchern, felten Porträts, faft immer Karikaturen. Er mochte fie nicht. Zu oft hatte er als Kind dem Vater ins Schuldgefängnis, in die Marfhalea, Briefe gebracht, die Pfändungen gefehen, zu fehr die liebe Not des Geldes ge- kannt; jahraus, jahrein war er in Hungerford Stairs ganz oben in einem kleinen, (chmutzigen, fonnenlofen Zimmer gefeffen, hatte Schuhwichfe in Tiegel eingeftrichen und mit Fäden Hunderte und Hunderte täglich umwickelt, bis ihm die kleinen Kinderhände brannten und die Tränen der Zurückfetzung aus den Augen fchoffen. Zu fehr hatte er Hunger und Entbehrung gekannt an den kalten Nebel- morgen der Londoner Straßen. Keiner hatte ihm damals geholfen, die Karoffen waren vorübergefahren an dem frie- renden Knaben, die Reiter vorbeigetrabt, die Tore hatten fich nicht aufgetan. Nur von den kleinen Leuten hatte er Gutes erfahren: nur ihnen wollte er darum die Gabe erwidern. Seine Dichtung ift eminent demokratifch nicht fozialiftifch, dazu fehlt ihm der Sinn für das Radi- kale —, Liebe und Mitleid allein geben ihr pathetifches Feuer. In der bürgerlichen Welt in der mittleren Sphäre zwifchen Armenhaus und Rente ift er am liebften ge- blieben; nur bei diefen fchlichten Menfchen hat er fich wohlgefühlt. Er malt ihre Stuben mit Behaglichkeit und

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Breite aus, als wollte er felbft darin wohnen, webt ihnen bunte und immer mit fonnigem Feuer überflogene Schick- fale, träumt ihre befcheidenen Träume; er ift ihr Anwalt, ihr Prediger, ihr Liebling, die helle, ewig warme Sonne ihrer fchlichten, grautónigen Welt.

Aber wie reich ift fie durch ihn geworden, diefe befchei- dene Wirklichkeit der kleinen Exiftenzen! Das ganze bür- gerliche Beifammenfein mit feinem Hausrat, dem Kunter- bunt der Berufe, dem unüberfehbaren Gemifch der Ge- fühle ift noch einmal Kosmos geworden, ein All mit Sternen und Göttern in feinen Büchern. Aus dem flachen, ftagnie- renden, kaum wellenden Spiegel der kleinen Exiftenzen hat hier ein fcharfer Blick Schätze erfpáht und fie mit dem feinmafchigften Netz ans Licht gehoben. Aus dem Ge- wühl hat er Menfchen gefangen, o wie viele Menfchen, Hunderte von Geftalten, genug, eine kleine Stadt zu be- völkern. Unvergeßliche find unter ihnen, Geftalten, die ewig find in der Literatur und fchon mit ihrer Exiftenz hinausreichen in den wirklichen Sprachbegriff des Volkes, Pickwick und Sam Weller, Pecksniff und Betíey Trot- wood, fie alle, deren Namen in uns láchelnde Erinnerung zauberifch entfachen. Wie reich find diefe Romane! Die Epifoden des David Copperfield genügten für fich allein, das dichterifche Lebenswerk eines andern mit Tatfächlich- keiten zu verforgen; Dickens' Bücher find eben wirkliche Romane im Sinn der Fülle und unabláffgen Bewegtheit, nicht wie unfere deutfchen faft alle nur ins Breite gezerrte pfy- chologifche Novellen. Es gibt keine toten Punkte in ihnen, keine leeren fandigen Streeken, fie haben Ebbe und Flut von Gefchehniffen, und wirklich, wie ein Meer find fie

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unergründlich und unüberfehbar. Kaum kann man das hei- tere und wilde Durcheinander der wimmelnden Menfchen überfchauen; fie drängen herauf an die Bühne des Herzens, ftoßen einer wieder den andern hinab, wirbeln vorbei. Wie Wogenkämme tauchen fie auf aus der Flut der Riefen- ftädte, ftürzen wieder in den Gifcht der Ereigniffe, aber fie tauchen neu auf, fteigen und fallen, umíchlingen ein- ander oder ftofjen fich ab: und doch, diefe Bewegungen find keine zufálligen, hinter der ergótzlichen Wirrnis waltet eine Ordnung, die Faden: flechten fich immer wieder zu- fammen in einen farbigen Teppich. Keine der Geftalten, die nur fpaziergängerifch vorbeizuftreifen fcheinen, geht verloren; alle ergánzen, befórdern, befeinden einander, häufen Licht oder Schatten. Kraufe, heitere, erníte Ver- wicklungen treiben in katzenhaftem Spiel den Knäuel der Handlung hin und her, alle Möglichkeiten des Gefühls klingen in rafcher Skala auf und nieder, alles ift gemengt: Jubel, Schauer und Übermut; bald funkelt die Träne der Rührung, bald die der lofen Heiterkeit. Gewölk zieht auf, zerreißt, türmt fich aufs neue, aber am Schluffe ftrahlt die vom Gewitter reine Luft in wundervoller Sonne. Manche diefer Romane find eine Ilias von taufend Einzelkämpfen, die Ilias einer entgötterten irdifchen Welt, manche nur eine friedfertige befcheidene Idylle; aber alle Romane, die vortrefflichen wie die unlesbaren, haben dies Merkmal einer verfchwenderifchen Vielfalt. Und alle haben fie, felbft die wildeften und melancholifcheften, in den Fels der tragifchen Landfchaft kleine Lieblichkeiten wie Blumen eingefprengt. Überall blühen diefe unvergeßlichen Anmutigkeiten: wie kleine Veilchen, befcheiden und verfteckt, warten fie im

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weitgefpannten Wiefenplan feiner Bücher, überall fprudelt die klare Quelle forglofer Heiterkeit klingend von dem dunkeln Geftein der fchroffen Gefchehniffe nieder. Es gibt Kapitel bei Dickens, die man nur Landfchaften in ihrer Wirkung vergleichen kann, fo rein find fie, fo gótt- lich unberührt von irdifchen Trieben, fo fonnig blühend in ihrer heiteren milden Menfchlichkeit. Um ihretwillen fchon müßte man Dickens lieben, denn fo verfchwende- rifch find diefe kleinen Künfte verftreut in feinem Werk, daß ihre Fülle zur Größe wird: Wer könnte allein feine Menfchen aufzählen, alle diefe kraufen, jovialen, gutmüti- gen, leicht lächerlichen und immer fo amüfanten Menfchen? Sie find aufgefangen mit all ihren Schrullen und individu- ellen Eigentümlichkeiten, eingekapfelt in die feltfamften Be- rufe, verwickelt in die ergötzlichften Abenteuer. Und fo viele fie auch find, keiner ift dem andern ähnlich, fie find minutiös bis ins kleinfte Detail perfönlich herausgearbeitet, nichts ift Guß und Schema an ihnen, alles Sinnlichkeit und Lebendigkeit, fie alle find nicht erfonnen, fondern ge- fehen. Gefehen von dem ganz unvergleichlichen Blick die- fes Dichters.

Diefer Blick ift von einer Präzifion fondergleichen, ein wunderbares, unbeirrbares Inftrument. Dickens war ein vifuelles Genie. Man mag jedes Bildnis von ihm, das der Jugend und das (beffere) der Mannesjahre betrachten: es ift beherrfcht von diefem merkwürdigen Auge. Es ift nicht das Auge des Dichters, in fchónem Wahnfinn rollend oder elegiich umdämmert, nicht weich und nachgiebig oder feurig-vifionär. Es ift ein englifches Auge: kalt, grau, fcharfblickend wie Stahl. Und ftählern war es auch wie

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ein Trefor, in dem alles unverbrennbar, unverlierbar, ge- wiffermaßen luftdicht abgefchloffen ruhte, was ihm irgend- einmal, geftern oder vor vielen Jahren, von der Außenwelt eingezahlt worden war: das Erhabenfte wie das Gleich- gültigfte, irgendein farbiges Schild über einem Kramladen in London, daf? der Fünfjáhrige vor undenklicher Zeit ge- fehen, oder ein Baum mit feinen auffpringenden Blüten gerade drüben vor dem Fenfter. Nichts ging diefem Auge verloren, es war ftärker als die Zeit; fparfam reihte es Ein- druck an Eindruck im Speicher des Gedächtnifles, bis der Dichter ihn zurückforderte. Nichts rann in Vergeffenheit, wurde blaf? oder fahl, alles lag und wartete, blieb voll Duft und Saft, farbig und klar, nichts ftarb ab oder welkte. Un- vergleichlich ift bei Dickens das Gedächtnis des Auges. Mit feiner ftählernen Schneide zerteilt er den Nebel der Kindheit: in „David Copperfield“, deier verkappten Auto- biographie, find Erinnerungen des zweijährigen Kindes an die Mutter und das Dienftmädchen mit Mefferfcharfe wie Silhouetten vom Hintergrund des Unbewufiten losgefchnit- ten. Es gibt keine vagen Konturen bei Dickens; er gibt nicht vieldeutige Möglichkeiten der Vifion, fondern zwingt zur Deutlichkeit. Seine darftellende Kraft läßt der Phan- tafie des Lefers keinen freien Willen, er vergewaltigt fie (weshalb er auch der ideale Dichter einer phantafielofen Nation wurde). Stellt zwanzig Zeichner vor feine Bücher und verlangt die Bilder Copperfields und Pickwicks: die Blätter werden fich ähnlich fehen, werden in unerklärlicher ‚Ähnlichkeit den feiften Herrn mit der weißen Wefte und den freundlichen Augen hinter den Brillengläfern oder den hübfchen blonden, ängftlichen Knaben auf der Poftkutfche

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nach Yarmouth darítellen. Dickens fchildert fo fcharf, fo minutiós, daf man feinem hypnotifierenden Blicke folgen muß; er hatte nicht den magifchen Blick Balzacs, der die Meníchen der feurigen Wolke ihrer Leidenfchaften fich erft chaotifch formend entringen läßt, fondern einen ganz irdifchen Blick, einen Seemanns-, einen Jägerblick, einen Falkenblick für die kleinen Menfchlichkeiten. Aber Klei- nigkeiten, fagte er einmal, find es, die den Sinn des Lebens ausmachen. Sein Blick hafcht nach kleinen Merkzeichen, er fieht den Flecken am Kleid, die kleinen hilflofen Geften der Verlegenheit, er faßt die Strähne roten Haares, die unter einer dunkeln Perücke hervorlugt, wenn ihr Eigner in Zorn gerät. Er fpürt die Nuancen, taftet die Bewegung jedes einzelnen Fingers bei einem Händedruck ab, die Ab- fchattung in einem Lächeln. Er war Jahre vor feiner literarifchen Zeit Stenograph im Parlament gewefen und hatte fich dort geübt, das Ausführliche ins Summarifche zu drängen, mit einem Strich ein Wort, mit kurzem Schnór- kel einen Satz darzustellen. Und fo hat er fpäter dichte- rifch eine Art Kurzfchrift des Wirklichen geübt, das kleine Zeichen hingeftellt (tatt der Befchreibung, eine Effenz der Beobachtung aus den bunten Tatfächlichkeiten deftilliert. Für diefe kleinen Äußerlichkeiten hatte er eine unheim- liche Scharffichtigkeit, fein Blick überfah nichts, fate, wie ein guter Verfchluß am photographifchen Apparat, das Hundertítel einer Sekunde in einer Bewegung, einer Gefte. Nichts entging ihm. Und diefe Scharffichtigkeit wurde noch gefteigert durch eine ganz merkwürdige Brechung des Blicks, die den Gegenftand nicht wie ein Spiegel in feiner natürlichen Proportion widergab, fondern wie ein

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st: d E M r a

m Mi MT

Phiz: Zeichnung zum ,,Copperfield von Dickens.

Schullehrer Creakle gibt er eine leife Stimme, die mühfam das Wort gewinnt. Und fchon ahnt man das Grauen der Kinder vor diefem Meníchen, dem die Anftrengung des Sprechens die Zornader über die Stirne fchwellen läßt. Sein Uriah Heep hat immer kalte, feuchte Hände: fchon atmet die Geftalt Mißbehagen, fchlangenhafte Widrigkeiten. Klei- nigkeiten find das, Äußerlichkeiten, aber immer folche, die auf das Seelifche wirken. Manchmal ift es eigentlich nur eine lebendige Schrulle, die er darftellt; eine Schrulle, die mit einem Menfchen umwickelt ift und ihn wie eine Puppe mechanifch bewegt. Seine Charaktere find eigentlich immer nur eine Summe von Merkmalen, aber von fo fcharfge- fchnittenen, daß fie reftlos ineinanderpaflen und ein Bild vortrefflich in Mofaik zufammenfetzen. Und darum wir- ken fie meiftens immer nur äußerlich, finnfällig, fie erzeu- gen eine intenfive Erinnerung des Auges, eine nur vage des Gefühles. Rufen wir in uns eine Figur Balzacs oder Doftojewskis beim Namen auf, den Père Goriot oder Ras- kolnikow, fo antwortet ein Gefühl, die Erinnerung an eine Hingebung, eine Verzweiflung, ein Chaos der Leidenfchaft. Sagen wir uns Pickwick, fo taucht ein Bild auf, ein jo- vialer Herr mit reichlichen Embonpoint und goldenen Knópfen auf der Wefte. Hier fpüren wir es: an die Fi- guren Dickens’ denkt man wie an gemalte Bilder, an die Doftojewskis und Balzacs wie an Mufik. Denn diefe fchaf- fen intuitiv, Dickens nur reproduktiv, jene mit dem gei- fügen, Dickens mit dem körperlichen Auge. Er faßt die Seele nicht dort, wo fie geiíterhaft, nur von dem fieben- fach glühenden Licht der vifionären Befchwórung bezwun- gen, aus der Nacht des Unbewufiten fteigt, er lauert dem

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unkórperlichen Fluidum auf, dort, wo es einen Nieder- fchlag im Wirklichen hat, er hafcht die taufend Wir- kungen des Seelifchen auf das Körperliche, aber dort über- fieht er keine. Seine Phantafie ift eigentlich bloß Blick und reicht darum nur aus für jene Gefühle und Geftalten der mittleren Spháre, die im Irdifchen wohnen; feine Men- fchen find nur plaftifch in den gemäßigten Temperaturen der normalen Gefühle, in den Hitzegraden der Leiden- (chatt zerfchmelzen fie wie Wachsbilder in Sentimentalitat, oder fie erítarren im Haß und werden brüchig. Dickens gelingen nur geradlinige Naturen, nicht jene ungleich inter- effanteren, in denen die hundertfachen Übergänge vom Guten zum Böfen, vom Gott zum Tier fließend find. Seine Menfchen find immer eindeutig, entweder vortrefflich als Helden oder niederträchtig als Schurken, fie find präde- ftinierte Naturen, mit einem Heiligenfchein über der Stirne oder dem Brandmal. Zwifchen good und wicked, zwi- fchen dem Gefühlvollen und Gefühllofen pendelt feine Welt. Darüber hinaus, in die Welt der geheimnisvollen Zufammenhänge, der myftifchen Verkettungen, weiß feine Methode keinen Pfad. Das Grandiofe läßt fich nicht grei- fen, das Heroifche nicht erlernen. Es ift der Ruhm und die Tragik Dickens’, immer in einer Mitte geblieben zu fein zwifchen Genie und Tradition, dem Unerhörten und dem Banalen: in den geregelten Bahnen der irdifchen Welt, im Lieblichen und im Ergreifenden, im Behaglichen und Bürgerlichen.

Aus der Einleitung zur neuen Dickens- Ausgabe.

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ODE AN EINE NACHTIGALL / VON KEATS

EIN Herz tut weh, und fchläfriges Erlahmen,

Als hätt ich Gift getrunken, quält mich fehr. Betäubte mich ein Trank aus giftigen Samen? Mich hüllt Vergeffenheit, ich weiß nichts mehr. Doch ifts nicht Neid auf dein fo glücklich Los Nur füllt fo fchwer mit Glück dein Glück mich an: Daß du, des Walds beflügelte Dryade,

In lieblich kühlem Schoß,

Im Schatten, den das Buchengrün dir fpann, Der Freiheit jubeln kannft, der Sommergnade.

O Wein jetzt! Jungen Wein, den Erde kühlte, Den dunkelkühl ein langes Jahr gereift, Der fonngebräunten Frohfinn tanzen fühlte Und der des Provengalen Lied begreift; O einen Becher warmen Südens jetzt! O Hippokrene, die zum Rande fchäumt Und gern und gut Begeifterung bereitet Mit Lippen, rot benetzt, Dich will ich trinken, daß ich ungefäumt Zum Wald entfchweben kann, von dir geleitet.

Entfchweben, ganz vergehn und ganz vergeffen, Was du in deinem Walde nie gekannt:

Die Meníchennot, die Mühen unermeffen,

Das Sorgenfieber, das die Herzen bannt;

Du weißt nicht, wie gelähmtes Alter ftöhnt,

Wie Denken immer nur Sich-hármen heifit,

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WieJugend Heicht und fchleicht und becht und fchwindet Und wie Verzweiflung hóhnt,

Wo Schönheit, wenn ihr Blick das Leben preift,

Um Liebe weinen lernt und bald erblindet.

Hinweg! Zu dir! Doch foll nicht Bacchus' Wagen Mit Pantherkraft mich ziehn, nein! Poefie Soll mich auf unfichtbaren Schwingen tragen, Drückt auch dies Hirn noch müde Apathie. Schon bin ich bei dir! Milde ift die Nacht, Und Luna thront mit láchelndem Geficht Und überblickt ihr Sternenvolk voll Gnade,

Doch hat fie hier nicht Macht: Nur manchmal bláft ein Windhauch etwas Licht Durch grüne Dámmernis auf moofige Pfade.

Ich fehe nicht, was blüht zu meinen Füßen, Welch füßer Balfam rings an Zweigen hängt; Doch auch im Dunkel ahn ich, was an füßen Duftwellen atmend in die Mainacht drängt Aus wildem Beerenbaum und Gras und Strauch: Ich atme Weißdornduft und Rofenblühn Und Veilchen, die in Blätterbetten fterben,

Und Mofchusrofen auch, In denen morgens bunte Tropfen glühn Und abends Sommerfliegen fich umwerben.

Im Dunkel laufche ich; und wie Verlangen Mich oft fchon faßte nach dem ftillen Grab, Wie ich dem Tod, mich herzlich zu umfangen,

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Schon oft in Liedern liebe Namen gab, So fcheint mir Sterben jetzt befonders fchön, Ach, fchmerzlos mich zu löfen in die Nacht, Indes dein Sang in heiligen Ekftafen Befchüttet Tal und Höhn Und doch mein Herz nicht höher fchlagen macht, Das nur als Duft noch fchwingt im blumigen Rafen.

Du Vöglein wurdeft nicht zum Tod geboren!

Nein, dich zertritt kein hungerndes Gefchlecht.

Was diefe Nacht mir tönt, fang in die Ohren

Dem erften König fchon, dem erften Knecht,

Und ift vielleicht derfelbe Sang, der tief

Der heimwehkranken Ruth zum Herzen klang,

Als fie in Tränen fchritt durch fremde Gaffen, Derfelbe Sang, der tief

Bezaubernd fich um Märchenfchlöffer fchwang

Und Feenreiche, die nun lángft verlaffen.

Verlaffen! Ach, dies Wort ift wie das Klingen 'Troftlofer Glocken, das zu mir mich mahnt! Auch Phantafie kann nicht Erlófung bringen, Wenn ihr nicht Hoffnung einen Weg gebahnt. Lebwohl! Lebwohl! Dein Schmerzgefang entíchwebt Zum Wiefengrund aus Waldes hohem Dom, Ins Tal hinab und fchweigt am dunklen Bache,

Ward mir ein Traum belebt? Betrog die wachen Sinne ein Phantom? Wer fagt mir, ob ich fchlafe oder wache!

Übertragen von Gifela Etzel.

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TT. o apea",

Titelholz/chnitt des älteften Eulenfpiegelbuchs.

DER AMBOSS / VON KARL VOLLMÓLLER

EN Schlag zu leiden, nicht den Schlag zu tun Und feftgebannt in Reifen, Block und Mauern, Im Harren dulden und im Dulden dauern, Der Tat entfagend, dennoch nie zu ruhn.

Es fank die Nacht vom rußigen Gebälk, Die wilden Öfen, trüben Effen feiern,

Die hohlen Bälge hängen fchlaff und welk; Wie müde Krieger, träumelos und bleiern,

Schlafen die lauten Hämmer an der Wand.

Was blieb von Tages Schlachtgetön und Dröhnen Als Schweigen, Afche und verglafter Sand

Da hebt im Dunkel fich ein leifes Stóhnen;

Ein Seufzer wie des Werkmanns fpät am Tage. Du wendeft dich und ftehít und horchft erfchrocken. - Schon fchwillt es wie das Summen großer Glocken: Dem Herz von Stahl ward das Gefchenk der Klage,

Und, in ergreifendem und großem Hall

Die eigne Qual und fremde Tat zu preifen... Nun horch: Es ftöhnt das fchmerzliche Metall! Nun horch: Es jubelt das gequälte Eifen!

HEINRICH MANN / VON LUCIA DORA FROST

IE Schlange hat ein Geheimnis, sprach der von Unruhe gequälte Menfch: fie ift klug, fie weiß mehr als wir; was uns quält, ift ihr bekannt; da ift kein Zweifel. Man fieht

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Antoine Pesne: Friedrich der Große und feine Schwefter, die Markgräfin «on Bayreuth, als Kinder.

das wohl, wenn fie über der Landfchaft hängt, ihre Ruhe fchleppen läßt und fchillert vor Zufriedenheit. Kann man denn fo augenfcheinlich glücklich, fo herausfordernd gleich- gültig fein, ohne das Zauberwort zu kennen für alle Ver- wandlungen? Wir wiffen, daß man es nicht kann. Man kann nicht ruhig, man kann nicht fchén, man kann nicht mächtig fein, bevor man eingeweiht ift in diefes Ratfel. Aber nur Geduld: wir fchließen fie ein, diefe Hochmütige, die bófe ift vor Allwiffenheit; fie wird es nicht übelnehmen, wenn man ihr fchmeichelt; und irgendwie wird fie alles ver- raten. Auch wir werden einít die Mundwinkel anziehen und zufrieden mit den Augen glänzen; auch unfer Geift wird einít gefáttigt fein und die Geheimniffe der Welt vor unfern Augen fchaukeln und gleiten laffen; wir werden fo glatt und gewiß fein wie fie und ebenfo unbedingt zifchen.

Und fo erfuhr man, was man wollte. Die Schlange hatte kein Geheimnis, aber man fand alle, die man in ihr ver- mutete, Die Schönheit felbft lehrte nichts, aber an ihrer Oberfläche entzündete fich ftets der heilige Hunger des Geiftes. Die Schönheit forderte den Menfchen heraus und erfchloß feine Empfindung; und wenn mit dem Verftehen der Dinge das Leiden an ihrer Fremdheit wuchs, dann wurde die Schönheit zum zweitenmal zum Idol: durch ihre Selbftficherheit. Eine doppelte Sehnfucht kreifte um fie: die Sehnfucht nach einer Seele von der Weite des Geiftes und der Sicherheit des Blutes. Die Schönheit war der Sehnfucht des Menfchen ein Hilfsbild, ein finnlicher Halt für ein geiftig-immaterielles Streben. Man glaubte in ihr verwirklicht, was man erträumte. Nur alfo dichtend kam die Menfchheit vorwärts. Sie rankte fich empor in

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verkórperten Mißverftändniffen, an gefchaffener oder künft- licher Schónheit. Sie dichtete auch das Gefühl der Sehn- fucht felbít um, in niedrigere, aber leibhaftigere Empfin- dungen: in Neid, in Furcht, in Ehrfurcht und Anbetung. Ihr Weg war eine leidenfchaftliche Ikonolatrie, eine Er- niedrigung, die fie vergeiítigte.

So dichtete einft die ganze Meníchheit an ihrem Schick- fal; ernít, auf Leben und Tod, mit Leib und Seele, tan- zend und leidend. Man folgte bedingungslos den Chor- führern diefes Schickfalstanzes, denen, die am empfind- famften waren, die ftärker litten und fchöner träumten, deren verzweifelte Gefpanntheit fich am heftigften ent- zündete an der hochfahrenden Unnahbarkeit der Schönheit, denen alle Sinnlichkeit nur Vorwand war für ein geahntes Geiftiges, die Tat ein Gleichnis und die große Geíte eine Erfchütterung, die das Schickfal klärte. Aber folgen ihnen auch heute die Millionen? Scheint es nicht, als hätte die Menfchheit vergeffen, daß fie ein geiftiges Schickfal hat? Zwar fühlt fich der Menfch gehetzter denn je; aber wie niedrig-gewandt ift er im Flüchten! Bevor Verzweiflung ihn fchlägt, hat er fich fchon ins Vergnügen gerettet. Er faßt fein Schickfal nicht ins Auge; er verfteht weder Leid noch Erlöfung; er kennt kaum den großen Jäger, der ihn jagt. Oder fehlt es an Führern? an Künftlern, Dichtern, Sehern, die fo ftark und wefentlich lebten, daß fie Antwort haben auf unfere Fragen; die mit der Seele leben, die ein Schickfalsleben führen, in denen fich die große Linie des Menfchheitschickfals wiederholt; die nicht enttäufchen, wenn man mit fo gefpannten Erwartungen vor ihre Werke tritt?

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Dem erften Blick zeigen Heinrich Manns Romane nur ein kühneres, ftärkeres, glänzenderes Leben, eine mutigere und höhere Stimmung. In der „Herzogin von Affy* quillt ein überwältigender Reigen von gesteigerten Gebärden herein, einfam bezweifelt von einem linkifchen Narren; die Wunder der Hohen Schule, die Freiheit aus der Dressur gebiert, ziehen vorüber; ein weißes Pferd in Farbenglanz und zuckendem Schellengeklirr wird in die Manege ge- führt; ein Zusammenklang von edler Tierheit und dem Glanz des l'art pour l'art, dem adeligen Zeremoniell des Herzens und der leichten Sicherheit überlegener Abenteurer; und alles umraufcht von den aufprallenden Garben des Lichts, ganz leibhaftig in finnlichen Festen, und durch die ftrotzende Fülle der Leiden und den Trotz des Ge- nießens der Sphäre fentimentaler Teilnahme fcheinbar ent- rückt. Und doch ift (chon „Die Herzogin von Afly“ ein lyrifcher Roman, ein feelifches Bekenntnis. Im Mittel- punkt diefer überreichen, ftrotzenden Welt fteht das Wun- der, das einzige Wunder, das ganz in fich ruhende, in fich gefangene Wefen, unberührbar, unerklärlich und keiner Erklärung bedürftig; die Affy, die undurchdringlich ift, am undurchdringlichften in der Hingabe; die nichts von ihrer Souveränität verliert, als fie einem Volk die Freiheit dar- bietet, und die nichts von fich aufgibt als Venus. Um diefe halb göttliche Geftalt, die Sphinx diefer Welt, dreht fich der Tanz der Sehnfucht, der Gier, des Neides und der Hoffnung. Das Erregende der Unzugänglichkeit, der alte Tanz der Gebrochenen und Gejagten um die felbítgewiffe Schönheit, die durch nichts zu fpalten ift, feiert hier eine mythifche Auferftehung. Die Unerfchloffene erfchließt:

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gepeinigt und empórt durch die Unangreifbarkeit diefes Lebens, das keiner Demütigung zugänglich iít, müht fich die Welt diefes Romans in Haß und Rachgier und Ver- zückung um das Aufgehen in diefem Geheimnis, in diefem felbítvergeffenen Geheimnis, das die Herzogin von Affy ift; müht fich und prallt ab. Selbft der Tod, der mit feinen ge- bietendíten Schmerzen um fie wirbt, ftreckt fie nur fteiler.

Daß Heinrich Mann in diefer Geftalt feine zentrale Vor- ftellung gefunden hatte, gab ihm Macht über alle andern. Die Sonne hatte fein Auge erweckt, und er fah. Er konnte fich jetzt gegen das einítrómende Leben zur Wehr fetzen und mit einer noch größeren Gebärde zurückgeben, was auf ihn eindrückte. Keine Schónheit, die fein Stil nicht noch erhóbe, keine Größe, keine Farbe, die er nicht mit hóherem Feuer zurückwürfe, kein Gedanke, dem er nicht zu feinem finnlichen Symbol verhülfe, keine Buntheit, die er nicht zufammendrängend verftärkte. An der Steilheit der „Herzogin von Afly“ richtet fich die ganze wider- fätzliche, mächtige Wirklichkeit. Mann fteht hier auf der Stufe des alten Meníchen, der mit einem Wort, mit einer einzigen Geítalt oder Vorftellung die Welt zu bewältigen denkt, der in einem leidenfchaftlichen Monismus Rache nimmt an der Vielheit der Erícheinungen. Diefer gläubige Wille lebte in dem leidenfchaftlichen Traum der indifchen Zauberer, die Welt in eine Hand zu bannen, er lebte in dem Glauben an die Quinteffenz, er lebt in der Energie, die aus jeder ftarken Wefensabftraktion ftrahlt, der Ener- gie, die entfchloffen ift, auf das Geheimnis des Mittelpunk- tes loszudringen, um von ihm aus das Netz der Welt zu beherrfchen.

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Ein Irrtum, den die Menfchheit teuer bezahlt hat, an dem fie heute noch leidet. Auch Mann hat ihn gebüßt. Er hatte nun eine Art, mit der Welt fertig zu werden, er wußte, wie man fie geiftig bewältigen könnte, hatte das Funktionelle einer Methode und hätte mit ihr einen glän- zenden Eroberungszug machen können. Er hatte die Distanz zur Welt, die zum Stil notwendig ift. Diefer Stil hätte wie ein Streitrof durch die Lánder der Meníchen, durch die Gefchichte getragen; aber es wäre vergebens gewefen: diefer Stil war nur Tyrannei; ihm fehlte die Intimität der Herrfchaft. Ein folches Gefühl muß bisweilen die Er- oberer befchlichen haben, die unterworfene Vólker aus dem Sattel regierten; gewaltíam, anerkannt, unbezweifelt, aber ohne Gemeiníamkeit, ausgefchloffen, zum Selbftgenuß ver- urteilt. Es zeigt fich, daß man fich ifoliert, je mehr man erobert. Jeder Sieger fieht fich von der Wirklichkeit ge- trennt; fo wie der Gläubige, der in feinem Gott eine Brücke zu allem gefunden glaubte, erfährt, daß der ihn gerade von der Welt abíchliefit, feine Weltbegierde in Weltfeindíchaft wandelt, feinen Glauben in Fanatismus. Ja noch mehr: daß er ihn auch von fich felbft trennt. Die Qual des Be- urteilenmüffens und ihre Gewiffenhaftigkeit wacht nicht nur der Welt, fondern auch fich felbft gegenüber. Drückte zuerít die Übermacht der Umwelt, fo jetzt die eigene, künftlich -gewaltfame Übermacht und Einfamkeit. Und die Furcht vor der Abdankung.

Die Tyrannei, die verzweifelte Unbedenklichkeit des Menfchen in einer eroberten Stellung, die Überzeugung, daß die Kunít wie jede große 'Tat nur eine rächerifche Antwort der Empfindfamkeit fei auf die Herausforderung

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der Welt: diefe Probleme machten ihn ruhelos. Alle Werke in den Jahren nach der „Herzogin von Afly“ zeigen da- her die Seele auf der Wanderung. Er fucht die Welt ab nach einem Ort, wo er ruhen kónnte; und zurückkehrend fchweift er um die Einfriedigung des Gartens, in dem er einft gleich allen gewiß und glücklich lebte, aus dem er vertrieben ift, weil feine Augen aufgetan wurden. Er fieht fo fcharf wie ein Suchender; fo wiffend wie ein Vertrie- bener; und wirft das Bild fo mitleidlos zurück wie ein Anfpruchsvoller, der in der Tiefe auf ein Schickfalswunder wartet: mit allen Farben des Hohns, der Geringfchätzung und der Sehnfucht. In diefem prüfenden Blick des Zwei- fels wird jedes Erlebnis auf die Spitze der letzten Probe getrieben. Wie die Frau, die an des Ritters Liebe zwei- felt, ihren Handfchuh zwifchen zwei Gefahren wirft, wie es den Knaben, dem fein Mut und feine Kraft proble- matifch find, treibt, durch die faufenden Windmühlen- flügel zu reiten, fo wird der an Erlöfung Zweifelnde ftets auf die letzte Frage getrieben; und nirgends zeigt fich etwas Unbedingtes; immer endet es: alío das ift die Grenze. So entftehen zwifchen den ruhelos wandernden Romanen die fteilen Novellen mit dem rapiden Tempo, den Sätzen, die ohne zu federn aufeinanderprallen, den überganglofen, fo kühnen wie zwingenden Farbenftellungen. Im „Pippo Spano“ flüchtet fich ein Dichter, der Umriß einer Seele ohne die Atmosphäre der Leiblichkeit, in die Leidenfchaft der Seele aus Fleifch, glaubt fich gerettet und bleibt ftecken, als es toternft wird. Und Lola, die „zwifchen den Raffen“ fteht, glaubt leben zu können von der Trockenheit der Eleganz, dem Schillern der Oberfläche, dem Zeremoniell

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des Herzens und der Dynamik der Sinne; aber vergebens: fie ift tiefer, fie ift zu deutfch, und die Sehnfucht der Seele nach einem weiteren Leben bleibt. Sie lebt zwifchen zwei Männern und gehört keinem; fie muß den einen fchlagen und den andern fchonen. Nirgends Ruhe, nirgends Er- fülung. In diefem raftlofen Feuer erreicht der Stil feine fchlackenlofe Reinheit, die Gedrängtheit, in der das All- tägliche ins Mythifche gefteigert {cheint. Die Souveränität der Technik ift ein neues Gift, das die Einfamkeit betäubt, bis zur Unbeteiligtheit erhebt und faft erlöft, aber fchreck- liche Abftürze im Gefolge hat, wenn der Raufch verfliegt. In diefer Hölle leben Ute in der „Jagd nach Liebe“, die Branzilla in den „Böfen“: zwifchen Raufch, Kämpfen, Abdankung und Aufraffen. Alfo nirgends ein Ausweg?

Sehr langfam, fehr zögernd, immer wieder verleugnet und unterdrückt quillt es empor. Schon von weit her. Als die Affy dahinging, in Schleiern von der Farbe der Melancholie, wenn fie fich entfchließt, in Schleiern, ge- fchüttelt vom Schreiten und wehend vom Winde, war fie einen Augenblick unterdrückt bewegt von dem fernen Klang eines volkstümlichen Inftruments, bunt und ernft und ewig; geduldig und ohne Unruhe lockend. Diefer Ton taucht wieder auf; fehr ftark und verheißend in dem Roman „Zwifchen den Raffen*, fchon wieder bezweifelt in dem „I yrannen“ der „Böfen“. Aber der Drang, das ftolze Leiden der Einfamkeit abzudanken, wird unwider- ftehlich und unabweisbar. Ift es denn möglich, die Men- fchen zu empfinden, die Welt zu erleiden, ohne in ihnen zu ruhen? Muß nicht das tätige Gefühl in dem Maße wachfen, wie das leidende empfindet? Breitet nicht der

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Baum gerade fo weit feine Wurzeln aus, wie er feine Zweige treibt? Gegen die Eríchloffenheit, gegen die an- dringende Wucht des Mitfühlens ift nur ein Rückhalt mög- lich: die Refonanz der Allgemeinheit in fich mitzufthlen, fich in dem zu ftärken, wo man fich mit allem berührt, berühren könnte: der einfachen Menfchlichkeit. Gegen die Meníchheit muß man die Menfchheit zu Hilfe rufen. Und in deier ftürmifchen, beftürzenden Gewißheit, daß hier ein Ausweg fei, wo man das Ende glaubte, entfteht ein Werk, wie es nur in der eríten Frifche eines neuen Glaubens gelingen kann, in dem Glück einer tiefen, inneren Erlófung, wo in einer Stunde die Qual eines ganzen Lebens ihre Rechtfertigung findet und ihren Lohn. Diefer Roman »Die kleine Stadt*, der in klingenden, farbigen Abbrevia- turen diefe ganze Entwicklung wiederholt, führt hinauf zu einem jubelnden Cantico, einem Hohen Lied der Ge- meinfchaft und Menfchlichkeit, wie zu einem Ausatmen nach langem Seufzen. Aus der Dumpfheit, die weder gut noch böfe, aber immer gewöhnlich ift, erwacht die kleine Stadt durch die Berührung mit der Schönheit und dem hoch- gefteigerten felbftficheren Leben der Kunft (verkörpert in einer Operntruppe) zum Bewußtfein, entwickelt unter die- fer Herausforderung ihre Leidenfchaften, Neid, Eiferfucht, Ehrgeiz, Verfolgung, häuft ihre Schuld und wird durch Unglück, Leiden und Kämpfe zur Verföhnung geleitet. Die Darftellung ift von Glück getränkt, vom Glück des Schaffens und von der Seligkeit der Erfüllung. Die Ein- famkeitszuftände, die Zweifel tauchen nur auf wie ein Echo, kaum noch in gegenwärtiger Qual, fo wie man im Hafen an die Stürme zurückdenkt; fie haben ja Zweck gehabt,

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fie find gerechtfertigt. Die erften Werke waren lyrifche Romane; hier ift die Lyrik felbft Roman geworden; das Menfchen-Selbftgefühl ift in die Tiefe gefunken, wo es mit allen Menfchenwefen gemeinfam geht; die Selbítbefinnung hat zur Einmütigkeit geführt. In diefem Roman ift die "Transfubftantiation der Lyrik in Epik vollzogen. Seine Sprache ift Mufik geworden. Sátze, wie vom Himmel ge- fallen, erlófchen im Blut gleich Melodien. Die Schickfale fchlingen fich umeinander wie die Themen einer Sym- phonie; und in den großen Gefamtízenen, der erften Oper- aufführung, dem Verföhnungsfeft, führt ein verklärendes Gefühl die hundert vertrauten Einzelftimmen zur Einheit empor, mühelos, wie die Stimme der Primadonna, in Ein- famkeit, in Arbeit, in Entfagen geläutert, von irdifcher Schwere verlaffen auffteigt und jeden Hörer fich felbft füh- len macht, aber in einem neuen, reineren, hóheren Element, in dem man einander wiedererkennt und fich näher ift.

Diefer Roman iít das Refultat eines Lebens, das ganz auf Erfahrung der Seele geftellt war; und ift der eríte Ab- fchluß einesGefamtwerkes. Seinevollkommene Einheit wäre fonft ein unbegreifliches Wunder; ein tiefes Wiffen um die Dinge, das alles durch Zauberkraft aus der Tiefe hebt, ein in langer Einfamkeit erworbenes unerhórtes Kónnen, beflügelt durch den Glauben. Man kann ihn von vielen Seiten anfehen; man kann ihn fo tief lefen wie man will, als Symbol oder als Vorgang, auf feine große Gliederung hin und die weitfichtige Dispofition der Stimmführung, wie eine Partitur oder wie ein braufendes Bekenntnis: immer ift es ein wunderbares Werk, in einem Atem gefchaffen und mit nie gefunkener Kraft.

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Es wird nicht nur feine finguläre Stellung in der Ge- fchichte des Romans einnehmen, fondern auch in dem Rin- gen des Meníchen um die Erkenntnis feines geiftigen Fa- tums. Es enthält deffen große Linie von der Weltbegierde durch Weltfeindfchaft zur Weltliebe; und mahnt an die große Aufgabe, die vor uns liegt: diefe Erkenntnis gegen- ftändlich zu machen.

ROBERT PRUTZ/VON DER PUMPE, DIE NICHT MEHR HAT PIEPEN WOLLEN

AS war der Oberhofmarfchall Mit seiner Diener Troß und Schwall, Der fegt heut in des Königs Haus Gefchäftig alle Winkel aus, Dieweil des Königs Téchterlein Wird nächftens einen Prinzen frein: „Auf Flur und Treppe, Bank und Tifch, Mit Haderlump und Flederwifch, Ihr Knecht’ und Mägde, immer frifch ! Daß nirgendwo ein Stäubchen klebt, Auch nirgend eine Spinne webt, Kein Fenfter klappert, keine Tür Im ganzen fürftlichen Revier, Und daß, fo ihr eur Leben liebt, Mir nirgends eine Pumpe piept! Nirgend, nirgend, nirgend, nirgend, Nirgend eine Pumpe piept!“

„Horch, diefe hier potz Blitz noch mal Die pfeift ja wirklich zum Skandal!

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Und fteht auch juft o Scham und Schmach! Juft vor des Kónigs Schlafgemach?! Und jeden Morgen Punkt Schlag vier Füllt der Lakai den Eimer hier, Und wie der Brunnen Waffer gibt, Das áchzt und ftóhnt, das knirfcht und piept Wie eine Katze, die verliebt?! O toller Frevel, unerhórt! So wird des Königs Schlaf geftört?! Der Morgenfchlaf o belger Chrift, Der juft der allerbefte ift?! Schnell Öl und Seife, 'Talg und Schmeer Gottlob, nun piept fie fchon nicht mehr: Freude, Freude, Freude, Freude, Unfre Pumpe piept nicht mehr!«

Allein, allein, am Morgen drauf,

Herr Gott, wie fteht der Kónig auf!

Er, fonít fo mild gefinnt und gut, Schnaubt wie ein Tiger jetzt in Wut; Umfonft wird ihm der Tifch gedeckt: Kein Trüffelhahn, kein Ungar fchmeckt, Das ift ein Keifen, ein Gebrumm!

Und weiß doch felber nicht, warum Und geht zu Bett und liegt und wacht Und brummt die liebe lange Nacht:

Bis daß es endlich viere fchlägt

Und der Lake das Waffer trägt

Da plótzlich wirds hell um ihn her: »Verdammt! die Pumpe piept nicht mehr.

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Ja die Pumpe, ja die Pumpe, Ja die Pumpe piept nicht mehr!«

So gehts der Tage drei, auch vier, Des Kónigs Auge leuchtet ftier: Schon auf der Zung fchwebt ihm das Wort, Dann fcheucht der Groll es wieder fort Bald fteht die Staatsmafchine ftill, Weil er von nichts mehr hören will. Prinzeffin Tochter ringt die Hand, Der Eidam fteht, bleich wie die Wand, Es weint und klagt das ganze Land: Bis mit des fünften Morgens Licht Er endlich jetzt fein Schweigen bricht Und murrt und knurrt: „Hm Neuerung Das kommt davon noch viel zu jung Kein Schlaf mehr nachts geht alles quer Die Pumpe hm piept auch nicht mehr Meine Pumpe, meine Pumpe, Meine Pumpe piept nicht mehr!“

Und allfogleich beim erften Wort

Der Hofmarfchall wie närrifch fort,

Der ganze Hofftaat hinterdrein,

Schon wird der Schloßhof faft zu klein,

Mit Kratzen, Bürften aller Art,

Der braucht die Finger, der den Bart,

Und wifcht und wetzt und fcharrt und nagt Und dreht und biegt und zerrt und plagt Am Pumpeníchwengel unverzagt!

Nun wird es fein, nun kommt es fchon

Umfonft! kein Laut, kein kleinfter Ton!

Die Pumpe geht fo leis, fo facht,

Wie Elfentritt in Maiennacht,

Wie Mondesftrahl auf glattem Meer

Umfonft, die Pumpe piept nicht mehr! Jammer, Jammer, Jammer, Jammer, Unfre Pumpe piept nicht mehr!

Und weil der Kónig fichtbarlich Mit jedem Tag veríchlimmert fich, So faßt zuletzt, in höchftem Schmerz, Das Minifterium fich ein Herz Und fchickt mit kräftigem Entfchluß Zum Oberhofmechanikus: yO Oberhofmechanice, Sieh unfre Not, fieh unfer Weh, Und hilf, o hilf citissime! Der Hofmaríchall nahm zu viel Schmeer, Die Pumpe, horch, fie piept nicht mehr, Der Kónig welkt dem Grabe zu, Die einzge Hoffnung noch bift du, Bedenk, wer Lohn und Brot dir gibt, Und mache, daß die Pumpe piept, Unfre Pumpe, unfre Pumpe, Daß die Pumpe wieder piept!“

Der Oberhofmechanikus,

Das war ein Erzpolitikus,

Der fah als ein erfahrner Mann

Den Schaden fich erít gründlich an,

Und fprach darauf: „Ihr Herrn, mit Gunft,

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Da iít verloren alle Kunft: Und ob es um mein Leben wär, Die Pumpe da, auf Wort und Ehr, Die piept auf Erden niemals mehr! Drum, rat ich, fetzen wir als Knauf Ein eignes Piepwerk oben drauf, Das ächzt und ftöhnt, das knirfcht und pfeift, Sobald den Schwengel man ergreift: Der König ift mal drin verliebt, Drum hurtig, daß die Pumpe piept! Hurtig, hurtig, hurtig, hurtig, Daß die Pumpe wieder piept!“

Gefagt, getan! Mit goldnem Knauf Flugs kommt ein Piepwerk obendrauf, Das pfeift fo fanft, das pfeift fo lind, Kann zetern wie ein Wiegenkind, Kann knarren, kreifchen, puften, maun, Kein Kater tut es befler, traun! Früh morgens, wenn es viere fchlägt, Der König horcht, vor Luft bewegt, Und dreht fich um, fchläft wieder ein, Schläft fchnarchend in den Tag hinein, Iit, trinkt, regiert in guter Ruh, Beglückt fein Land, fich felbft dazu, Ift allgepriesen und geliebt Und alles, weil die Pumpe piept,

Unfre Pumpe, unfre Pumpe,

Vivat, unfre Pumpe piept!!

Aus den „Gedichten“ 1841.

DREI AMERIKANISCHE GEDICHTE/INS DEUT- SCHE ÜBERTRAGEN VON ALFRED WALTER HEYMEL

GEBET UM SCHMERZ / VON JOHN G. NEIHARDT

CH bettele um Frieden nie

Noch Waffenruh vor Sorgen; Ich gehe niemals in die Knie Und bete nie für morgen.

Wir blitzen Flamm an Flamme fahl, Ich will mein Schickfal tragen.

Wir klirren blauen Stahl an Stahl Leg aus, ich will es wagen.

Doch Höchfter in dem großen Licht, Beleber aller Erden,

Gewähr die Bitte: laffe nicht

Die Seele grau mir werden.

Denn was auch immer mit mir rang Und meinem Glückverlangen: | Tags Zauber war ein Harfenklang, Und nachts die Leiern fangen.

Und wenn auch Schlag auf Schlag mein Schild Zerbrach in hartem Ringen, Hoch überm Feld ein Geifterbild

Hub an ein Lerchenfingen.

Durch Nacht und Sturm und Seele rann Im Zickzack Blitz und Bläue,

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Ich frug um nichts und focht ein Mann Das Glück und hielt die Treue.

Doch jetzt zuletzt der graue Tag Würgt mich mit Nebeldämpfen.

Laß mir den Schmerz, triff Schlag auf Schlag, Dann darf ich wieder kámpfen.

NUR EINE KURZE ZEIT / VON BRIAN HOOKER

Nur eine kurze Zeit, da wir zuerft allein;

Bald wird die See mit Meilenmüdigkeit

Für immer trennen uns, mein Lieb, allein

Wie wird Vergeffen leicht und leichter fein; Nur eine kurze Zeit.

Nur eine kurze Zeit, die ganz verfpricht

Dein Herz und deinen Hauch für kurze Zeit. Ich feh dein Aug vergolden Flamm und Licht In Lieb, und ift doch Liebe nicht;

Nur eine kurze Zeit.

Nur eine kurze Zeit für mein Gedicht,

So daß du eines Tags, voll Fröhlichkeit

Und tief beglückt ich werd es fehen nicht

Dich felbft erkennft in meinem Herzgedicht; Nur eine kurze Zeit.

DIE BEGRABENE STADT / VON GEORGE SYLVESTER VIERECK.

Mein Herz gleicht einer Stadt der Fröhlichkeit, Erbaut auf Schutt und auf zerftörten Mauern,

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Drin meine toten Lieben dunkel kauern, Die Eintagskönige im weißen Kleid.

Aus der begrabnen Stadt ertónt kein Schall, Die Fledermaus nur, flatternd aus dem Neft, Krampft fich am Knie verlaßner Gótzen feft, Aus Schlünden ftöhnt der Flüffe Widerhall.

Fall nicht, mein Lieb, inmitten Sarkophagen, Verfuch des tiefen Schickfals Schweigen nicht; Die Trümmer glauben fonft, das letzte Licht

Sei da und fahren aus dem Schlaf erfchreckt; Denn gleich verfluchter Höllenglocken Schlagen Ift Ruf, der Schatten toter Dinge weckt.

GOTTHOLD EPHRAIM LESSING / VON HEIN- RICH HEINE

EIT Luther hat Deutfchland keinen größeren und

befferen Mann hervorgebracht als Gotthold Ephraim Leffing. Diefe beiden find unfer Stolz und unfere Wonne. In der 'Trübnis der Gegenwart fchauen wir hinauf nach ihren tröftenden Standbildern, und fie nicken eine glänzende Verheißung. Ja, kommen wird auch der dritte Mann, der da vollbringt, was Luther begonnen, was Leffing fortge- fetzt, und deflen das deutfche Vaterland fo fehr bedarf, der dritte Befreier! Ich fehe (chon feine goldne Rüftung,

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die aus dem purpurnen Kaifermantel hervorftrahlt ,,wie die Sonne aus dem Morgenrot!“

Gleich dem Luther wirkte Leffing nicht nur, indem er etwas Beftimmtes tat, fondern indem er das deutfche Volk bis in feine Tiefen aufregte und indem er eine heilfame Geifterbewegung hervorbrachte, durch feine Kritik, durch feine Polemik. Er war die lebendige Kritik feiner Zeit, und fein ganzes Leben war Polemik. Diefe Kritik machte fich geltend im weiteften Bereiche des Gedankens und des Getühls, in der Religion, in der Wiffenfchaft, in der Kunft. Diefe Polemik überwand jeden Gegner und erftarkte nach jedem Siege. Leffing, wie er felbft eingeftand, bedurfte eben des Kampfes zu der eignen Geiftesentwickelung. Er glich ganz jenem fabelhaften Normann, der die Talente, Kenntniffe und Kráfte derjenigen Mánner erbte, die er im Zweikampf erfchlug, und in diefer Weife endlich mit allen möglichen Vorzügen und Vortrefflichkeiten begabt war. Begreiflich ift es, daß folch ein ftreitluftiger Kämpe nicht geringen Lärm in Deutfchland verurfachte, in dem ftillen Deutfchland, das damals noch fabbathlich ftiller war als heute. Verblüfft wurden die meiften ob feiner literarifchen Kühnheit. Aber ebendiefe kam ıhm hilfreich zuftatten; denn Oser! ift das Geheimnis des Gelingens in der Lite- ratur, ebenfo wie in der Revolution und in der Liebe. Vor dem Leffingíchen Schwerte zitterten alle. Kein Kopf war vor ihm ficher. Ja, manchen Schädel hat er fogar aus Übermut heruntergefchlagen, und dann war er dabei noch fo boshaft, ihn vom Boden aufzuheben und dem Publikum zu zeigen, daß er inwendig hohl war. Wen fein Schwert nicht erreichen konnte, den tötete er mit den

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Pfeilen feines Witzes. Die Freunde bewunderten die bun- ten Schwungfedern diefer Pfeile; die Feinde fühlten die Spitze in ihren Herzen. Der Leffingíche Witz gleicht nicht jenem Enjouement, jener Gaité, jenen fpringenden Saillies, wie man hierzuland dergleichen kennt. Sein Witz war kein kleines franzófifches Windhündchen, das feinem eigenen Schatten nachläuft; fein Witz war vielmehr ein grofer deutícher Kater, der mit der Maus fpielt, ehe er fie würgt.

Ja, Polemik war die Luft unferes Leffings, und daher überlegte er nie lange, ob auch der Gegner feiner würdig war. So hat er eben durch feine Polemik manchen Na- men der wohlverdienteften Vergeflenheit entriffen. Mehre winzige Schriftftellerlein hat er mit dem geiftreichften Spott, mit dem köftlichften Humor gleichfam umfponnen, und in den Leffingfchen Werken erhalten fie fich nun für ewige Zeiten wie Infekten, die fich in einem Stück Bern- ftein verfangen. Indem er feine Gegner tötete, machte er fie zugleich unfterblich. Wer von uns hätte jemals etwas von jenem Klotz erfahren, an welchen Leffing fo viel Hohn und Scharffinn verfchwendet! Die Felfenblöcke, die er auf delen armen Antiquar gefchleudert und womit er ihn zerfchmettert, find jetzt deffen unverwüftliches Denkmal.

Merkwürdig ift es, daß jener witzigíte Menfch in Deutfch- land auch zugleich der ehrlichfte war. Nichts gleicht feiner Wahrheitsliebe. Leffing machte der Lüge nicht die min- defte Konzeffion, felbft wenn er dadurch, in der gewöhn- lichen Weife der Weltklugen, den Sieg der Wahrheit be- fördern konnte. Er konnte alles für die Wahrheit tun,

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nur nicht lügen. Wer darauf denkt, fagte er einft, die Wahrheit unter allerlei Larven .und Schminken an den Mann zu bringen, der móchte wohl gern ihr Kuppler fein, aber ihr Liebhaber ift er nie gewefen.

Das fchóne Wort Buffons „der Stil ift der Menfch fel- ber!“ ift auf niemand anwendbarer als auf Leffing. Seine Schreibart ift ganz wie fein Charakter, wahr, feft, {chmuck- los, fchón und impofant durch die inwohnende Stärke. Sein Stil ift ganz der Stil der rómifchen Bauwerke: höchfte Solidität bei der höchften Einfachheit; gleich Quader- fteinen ruhen die Sätze aufeinander, und wie bei jenen das Gefetz der Schwere, fo ift bei diefen die logifche Schluß- folge das unfichtbare Bindemittel. Daher in der Leffing- fchen Profa fo wenig von jenen Füllwörtern und Wen- dungskünften, die wir bei unferem Periodenbau gleichfam als Mörtel gebrauchen. Noch viel weniger finden wir da jene Gedankenkaryatiden, welche Ihr la belle phrase nennt.

Daß ein Mann wie Leffing niemals glücklich fein konnte, werdet Ihr leicht begreifen. Und wenn er auch nicht die Wahrheit geliebt hátte und wenn er fie auch nicht felbft- willig überall verfochten hätte, fo mußte er doch unglück- lich fein; denn er war ein Genie. „Alles wird man dir verzeihen,“ fagte jüngft ein feufzender Dichter, „man ver- zeiht dir deinen Reichtum, man verzeiht dir die hohe Ge- burt, man verzeiht dir deine Wohlgeftalt, man läßt dir fogar Talent hingehen, aber man ift unerbittlich gegen das Genie.“ Ach! und begegnet ihm auch nicht der böfe Wille von außen, fo fände das Genie doch fchon in fich felber den Feind, der ihm Elend bereitet. Deshalb ift die Ge-

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Nathan ber Meile

Ein Dramatifhes Gedidt, in fünf Aufzügen

Jntroite, nam et heic Dii funt?

APVD GELLIVM.

Don

Gotthold Ephraim Zetting,

177%

fchichte der großen Männer immer eine Märtyrerlegende; wenn fie auch nicht litten für die große Menfchheit, fo litten fie doch für ihre eigene Größe, für die große Art ihres Seins, das Unphilifterliche, für ihr Mißbehagen an der prunkenden Gemeinheit, der lächelnden Schlechtig- keit ihrer Umgebung, ein Mißbehagen, welches fie natür- lich zu Extravaganzen bringt, z. B. zum Schaufpielhaus oder gar zum Spielhaus wie es dem armen Leffing be- gegnete. |

Mehr als diefes hat ihm aber der böfe Leumund nicht nachfagen können, und aus feiner Biographie erfahren wir nur, daß ihm fchöne Komödiantinnen amüfanter dünkten als Hamburgifche Paftöre und daß ftumme Karten ihm beffere Unterhaltung gewährten als fchwatzende Wolfi- aner.

Es ift herzzerreißend, wenn wir in diefer Biographie lefen, wie das Schickfal auch jede Freude diefem Manne verfagt hat und wie es ihm nicht einmal vergönnte, in der Umfriedung der Familie fich von feinen täglichen Kämpfen zu erholen. Einmal nur fchien Fortuna ihn begünftigen zu wollen, fie gab ihm ein geliebtes Weib, ein Kind aber diefes Glück war wie der Sonnenftrahl, der den Fit- tich eines vorüberfliegenden Vogels vergoldet, es fchwand ebenfo fchnell, das Weib ftarb infolge des Wochenbetts, das Kind fchon bald nach der Geburt, und über letzteres fchrieb er einem Freunde die gräßlich witzigen Worte:

„Meine Freude war nur kurz. Und ich verlor ihn un- gern, diefen Sohn! Denn er hatte fo viel Verftand! fo viel Verftand! Glauben Sie nicht, daß die wenigen Stunden meiner Vaterfchaft mich fchon zu fo einem Affen von

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Vater gemacht haben! Ich weiß, was ich fage. War es nicht Verftand, daß man ihn mit eifernen Zangen auf die Welt ziehen mußte? daß er fo bald Unrat merkte? War es nicht Verftand, daß er die erfte Gelegenheit er- griff, fich wieder davonzumachen? Ich wollte es auch einmal fo gut haben wie andere Menfchen. Aber es ift mir fchlecht bekommen.“ |

Ein Unglück gab es, worüber fich Leffing nie gegen feine Freunde ausgefprochen: diefes war feine fchaurige Einfamkeit, fein geiftiges Alleinftehn. Einige feiner Zeit- genoffen liebten ihn, keiner verftand ihn. Mendelsfohn, fein befter Freund, verteidigte ihn mit Eifer, als man ihn des Spinozismus befchuldigte. Verteidigung und Eifer waren ebenfo lächerlich wie überflüffig. Beruhige dich im Grabe, alter Mofes; dein Leffing war zwar auf dem Wege zu diefem entfetzlichen Irrtum, zu diefem jammervollen Unglück, nàmlich zum Spinozismus aber der Aller- hóchíte, der Vater im Himmel, hat ihn noch zur rechten Zeit durch den T'od gerettet. Beruhige dich, dein Leffing war kein Spinozift, wie die Verleumdung behauptete; er ftarb als guter Deift wie du und Nicolai und Teller und die „Allgemeine deutfche Bibliothek“!

Ich fage, Leffing hat den Luther fortgefetzt. Nachdem Luther uns von der Tradition befreit und die Bibel zur alleinigen Quelle des Chriftentums erhoben hatte, da ent- ftand, wie ich fchon oben erzählt, ein ftarrer Wortdienft, und der Buchftabe der Bibel herrfchte ebenfo tyrannifch wie einft die Tradition. Zur Befreiung von diefem tyran- nifchen Buchftaben hat nun Leffing am meiften beige- tragen. Wie Luther ebenfalls nicht der einzige war, der

ISI

die Tradition bekämpft, fo kämpfte Leffing zwar nicht allein, aber doch am gewaltigften gegen den Buchftaben. Hier erfchallt am lauteften feine Schlachtftimme. Hier fchwingt er fein Schwert am freudigften, und es leuchtet und tötet. Hier aber auch wird Leffing am ftärkften be- drängt von der fchwarzen Schar, und in folcher Bedräng- nis rief er einft aus:

„O sancta simplicitas! Aber noch bin ich nicht da, wo der gute Mann, der diefes ausrief, nur noch diefes aus- rufen konnte. (Huß rief diefes auf dem Scheiterhaufen.) Erft foll uns hören, erft foll über uns urteilen, wer hören und urteilen kann und will!

yO daß Er es könnte, Er, den ich am liebften zu meinem Richter haben möchte! Luther, du!— Großer, verkannter Mann! Und von niemandem mehr verkannt als von den Starrköpfen, die, deine Pantoffeln in der Hand, den von dir gebahnten Weg fchreiend, aber gleichgültig daherfchlen- dern! Du haft uns von dem Joche der Tradition er- löft: wer erlöfet uns von dem unerträglicheren Joche des Buchftabens! Wer bringt uns endlich ein Chriftentum, wie du es itzt lehren würdeft, wie es Chriftus felbft lehren würde!“

Leffing ftarb zu Braunfchweig im Jahr 1781, verkannt, gehaßt und verfchrien. In demfelben Jahre erfchien zu Königsberg die „Kritik der reinen Vernunft* von Imma- nuel Kant. Mit diefem Buche, welches durch fonderbare Verzógerung erft am Ende der achtziger Jahre allgemein be- kannt wurde, beginnt eine geiftige Revolution in Deutích- land, die mit der materiellen Revolution in Frankreich die fonderbarften Analogien bietet und dem tieferen Denker

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ebenfo wichtig dünken muß wie jene. Sie entwickelt fich mit denfelben Phafen, und zwifchen beiden herrfcht der merkwürdigfte Parallelismus. Auf beiden Seiten des Rheines fehen wir denfelben Bruch mit der Vergangenheit, der Tradition wird alle Ehrfurcht aufgekündigt; wie hier in Frankreich jedes Recht, fo muß dort in Deutfchland jeder Gedanke fich juítifizieren, und wie hier das Kónig- tum, der Schlußftein der alten fozialen Ordnung, fo ftürzt dort der Deismus, der Schlußftein des geiftigen alten Re- gimes.

HEINRICH VON KLEISTS ABSCHIEDSBRIEFE AN SEINE COUSINE MARIE VON KLEIST UND SEINE SCHWESTER ULRIKE VON KLEIST

[Berlin,] d. 10. Nov. 1811.

EINE Briefe haben mir das Herz zerípalten, meine

teuerfte Marie, und wenn es in meiner Macht ge- weien wäre, fo verfichre ich Dich, ich würde den Entfchluß zu fterben, den ich gefaßt habe, wieder aufgegeben haben. Aber ich fchwöre Dir, ift es mir ganz unmöglich länger zu leben; meine Seele ift fo wund, daß mir, ich möchte faft fagen, wenn ich die Nafe aus dem Fenfter ftecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf fchimmert. Das wird mancher für Krankheit und überfpannt halten; nicht aber Du, die fáhig ift, die Welt auch aus andern Standpunkten zu betrachten als aus dem Deinigen. Dadurch, daß ich mit Schónheit und Sitte, feit meiner frühften Jugend an, in meinen Gedanken und Schreibereien unaufhórlichen Um-

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gang gepflogen, bin ich fo empfindlich geworden, daß mich die kleinften Angriffe, denen das Gefühl jedes Menfchen nach dem Lauf der Dinge hienieden ausgefetzt ift, doppelt und dreifach (chmerzen. So verfichre ich Dich, wollte ich doch lieber zehnmal den 'Tod erleiden, als noch einmal wieder erleben, was ich das letztemal in Frankfurt an der Mittagstafel zwifchen meinen beiden Schweftern, befonders als die alte Wackern darzukam, empfunden habe; laß es Dir nur einmal gelegentlich von Ulriken erzählen. Ich habe meine Gefchwifter immer, zum Teil wegen ihrer gut- gearteten Perfönlichkeiten, zum Teil wegen der Freund- fchaft, die fie für mich hatten, von Herzen liebgehabt; fo wenig ich davon gefprochen habe, fo gewiß ift es, daß es einer meiner herzlichften und innigften Wünfche war, ihnen einmal durch meine Arbeiten und Werke recht viel Freude und Ehre zu machen. Nun ift es zwar wahr, es war in den letzten Zeiten, von mancher Seite her, gefährlich, fich mit mir einzulaffen, und ich klage fie defto weniger an, fich von mir zurückgezogen zu haben, je mehr ich die Not des Ganzen bedenke, die zum Teil auch auf ihren Schultern ruhte; aber der Gedanke, das Verdienft, das ich doch zuletzt, es fei nun groß oder klein, habe, gar nicht anerkannt zu fehn und mich von ihnen als ein ganz nichts- nutziges Glied der menfchlichen Gefellfchaft, das keiner Teilnahme mehr wert fei, betrachtet zu fehn, ift mir über- aus fchmerzhaft, wahrhaftig, es raubt mir nicht nur die Freuden, die ich von der Zukunft hoffte, fondern es ver- giftet mir auch die Vergangenheit. Die Allianz, die der König jetzt mit den Franzofen fchließt, ift auch nicht eben gemacht, mich im Leben feftzuhalten. Mir waren

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die Gefichter der Menfchen fchon jetzt, wenn ich ihnen begegnete, zuwider, nun würde mich gar, wenn fie mir auf der Straße begegneten, eine körperliche Empfindung anwandeln, die ich hier nicht nennen mag. Es ift zwar wahr, es fehlte mir fowohl als ihnen an Kraft, die Zeit wieder einzurücken; ich fühle aber zu wohl, daß der Wille, der in meiner Brutt lebt, etwas anderes ift als der Wille derer, die diefe witzige Bemerkung machen: dergeftalt, daß ich mit ihnen nichts mehr zu fchaffen haben mag. Was foll man doch, wenn der Kónig diefe Allianz ab- [chließt, länger bei ihm machen? Die Zeit ift ja vor der Tür, wo man wegen der Treue gegen ihn, der Aufopferung und Standhaftigkeit und aller andern bürgerlichen T'ugenden, von ihm felbft gerichtet, an den Galgen kommen kann. Rechne hinzu, daß ich eine Freundin gefunden habe, deren Seele wie ein junger Adler fliegt, wie ich noch in meinem Leben nichts Áhnliches gefunden habe; die meine Traurig- keit als eine hóhere, feftgewurzelte und unheilbare begreift und deshalb, obfchon fie Mittel genug in Händen hätte, mich hier zu beglücken, mit mir fterben will, die mir die unerhórte Luft gewährt, fich, um diefes Zweckes willen, fo leicht aus einer ganz wunfchlofen Lage, wie ein Veilchen aus einer Wiefe, herausheben zu laffen; die einen Vater, der fie anbetet, einen Mann, der großmütig genug war, fie mir abtreten zu wollen, ein Kind, fo fchón und fchóner als die Morgenfonne, nur meinetwillen verläßt: und Du wirft begreifen, daß meine ganze jauchzende Sorge nur fein kann, einen Abgrund tief genug zu finden, um mit ihr hinabzuftürzen. Adieu noch einmal!

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CH kann nicht fterben, ohne mich, zufrieden und

heiter, wie ich bin, mit der ganzen Welt und fomit auch, vor allen anderen, meine teuerfte Ulrike, mit Dir ver- fóhnt zu haben. Laß fie mich, die ftrenge Äußerung, die in dem Briefe an die Kleiften enthalten ift, laß fie mich zurücknehmen; wirklich, Du haít an mir getan, ich fage nicht, was in Kräften einer Schwefter, fondern in Kräften eines Menfchen fand, um mich zu retten: die Wahrheit ift, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Und nun lebe wohl; móge Dir der Himmel einen T'od fchenken, nur halb an Freude und unausfprechlicher Heiterkeit dem meinigen gleich: das ift der herzlichfte und innigíte Wunfch, den ich für Dich aufzubringen weiß.

Stimmings bei Potsdam Dein d. am Morgen meines T'odes. Heinrich.

EIN UNGEDRUCKTES GEDICHT VON LENAU

ER feine Jugend überlebt,

Wen unvergeßlich Leid getroffen, Wem fchal geworden jedes Hoffen, Für das er fehnlich einft gebebt, Und wenn er kalt für Ruhm und Ehren, Kein Kuß ıhm zündet mehr am Munde: O könnt ein Zauber ihm gewähren, Ein Kind zu fein nur eine Stunde, Könnt er die Welt mit frifchen Blicken Nur einmal noch und freudig fehn, Es würd ihn ftärken und erquicken, Bis das Gefchick ihn heißt vergehn.

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DER WINTER / EIN GEDICHT HÖLDERLINS AUS DEM WAHNSINN

ENN ungefehn und nun vorüber find die Bilder Der Jahreszeit, fo kommt des Winters Dauer, Das Feld ift leer, die Anficht fcheinet milder, Und Stürme wehn umher und Regenfchauer.

Als wie ein Ruhetag, fo ift des Jahres Ende

Wie einer Frage Ton, daß diefer fich vollende, Alsdann erfcheint des Frühlings neues Werden, So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden. !

ZWEI GEDICHTE VON ARTHUR SCHOPEN- HAUER

SONETT (Weimar 1808)

IE lange Winternacht will nimmer enden; Als kám fie nimmermehr, die Sonne weilet; Der Sturm mit Eulen um die Wette heulet; Die Waffen klirren an den morfchen Wänden.

Und offne Gräber ihre Geifter fenden:

Sie wollen, um mich her im Kreis verteilet, Die Seele fchrecken, daß fie nimmer heilet; Doch will ich nicht auf fie die Blicke wenden.

! Dies bisher noch nicht gedruckte Gedicht unterzeichnete Hólderlin:

„Mit Untertänigkeit Siardanelli und datierte es „24. April 1049“; von fremder Hand wurde hinzugefügt: „d. 4ten November 1842“.

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Den Tag, den Tag, ich will ihn laut verkünden! Nacht und Gefpenfter werden vor ihm fliehen: Gemeldet ift er {chon vom Morgenfterne.

Bald wird es licht, auch in den tiefften Gründen: Die Welt wird Glanz und Farbe überziehen, Ein tiefes Blau die unbegrenzte Ferne.

FINALE (Frankfurt 1856)

Ermüdet fteh ich jetzt am Ziel der Bahn, Das matte Haupt kann kaum den Lorbeer tragen: Doch blick ich froh auf das, was ich getan,

Stets unbeirrt durch das, was andre fagen.

ZU DEN ABBILDUNGEN

AS Kalendarium ift mit Holzfchnitten von Joft Amman

und Verfen von Hans Sachs aus deren gemeinfamem Werk „Eigentliche Befchreibung aller Stände auf Erden“ ausgeftattet. Die Bilder waren vom Künftler zunächft für ein lateinifches Werk, Hartmann Schöppers „Panoplia“, gezeichnet worden, von dem die „Eigentliche Befchreibung“ erft eine deutfche Bearbeitung ift; wir haben bei der Re- produktion der Bilder meift das ältere Buch heranziehen müffen. Von einem alten Hans Sachs-Druck, nämlich einer der köftlichen Legenden von St. Petrus, ftammt auch der Holzfchnitt auf Seite 30, ebenfo wie das Einfchlagbild bei Seite 64, deffen befondere Bedeutung darin befteht, daß

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es uns die beiden größten Künftler Nürnbergs im gemein- famen Wirken vor Augen ftellt. "Trotzdem dürfen wir das Blatt hier auch ohne Hans Sachsens umfangreiches Ge- dicht „Der arm gemein Efel* wiedergeben; fchon bald nach Dürers Tod ift man fo verfahren. Ob Dürer der Künftler des Blattes ift was beftritten wird, wie wir glauben, jedoch mit Unrecht —, kann hier nicht näher erórtert werden.

1515 erfchien das ältefte Eulenfpiegelbuch, von dem der Infel Verlag einen Fakfimiledruck nach dem einzigen erhal- tenen Exemplar im Britifh Mufeum veranftaltet. Seite 127 ift der Titelholzfchnitt in Originalgröße wiedergegeben.

Die gleichzeitige italienifche Kunft ift durch die Oxforder Handzeichnung Sodomas bei seste 49 vertreten, die wohl ficher als Porträt Rafaels anzufprechen ift. Sie foll mit andern Porträts eine neue Ausgabe von Gobineaus „Re- naiflance“ fchmücken, die der Infel-Verlag für 1911 vor- bereitet.

Drei Bilder beziehen fich auf Goethe und fein Werk. Das Porträt bei serte 152 eine Rótelzeichnung von G. M. Kraus aus dem Jahre 1776 und die Bleiftiftzeich- nung Goethes bei Seite 80: Chriftiane, im Gartenhaufe ein- gefchlafen der gleiche Vorwurf, den das Gedicht „Der Befuch“ ausführt find dem großen „Führer durch das Goethe-Nationalmufeum in Weimar“ entnommen. Cho- dowieckis Rötelzeichnung bei serte 89 ftellt Lotte dar, wie fie Werthers Diener die Piftolen übergibt; der Künftler hat den Gegenftand wiederholt in Handzeichnungen behan- delt, nirgends aber fo anziehend wie in diefer, der nur das bekannte Kupfer an die Seite geftellt werden kann.

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Antoine Pesne hat, feit er von Friedrich Wilhelm I. als Hofmaler nach Berlin berufen wurde, bis zu feinem T'ode im Jahre 1757 alle Mitglieder der Kónigsfamilie wieder- holt portrátiert. Zu feinen intereffanteften Bildern gehórt ohne Zweifel das bei Seite 129, das Friedrich den Großen und feine Schwefter, die nachmalige Markgräfin von Bay- reuth, die Verfafferin der berühmten Memoiren, als Kinder darftellt.

Wie Hans Sachs, der bürgerliche Dichter Nürnbergs, hatte auch Dickens, der Schilderer des englifchen Bürger- tums im I9. Jahrhundert, das Glück, kongeniale Illuftra- toren feiner Werke zu finden. Von Phiz, dem bedeutendften unter ihnen, find die Federzeichnungen zum Copperfield, die in der Infel- Ausgabe enthalten find und von denen eine bei Sezte 120 wiederholt ift. Einer vorhergehenden Periode englifcher Kunít gehóren die Werke John Flaxmans an, der es mutig verfuchte, die Forderungen Winckelmanns in Wirklichkeit umzufetzen und eine neue Antike zu fchaffen. . Das Bild auf Seite 85 ift feinem Odyflee-Zyklus entnom- men, dem namhafteften Teil feiner Zeichnungen zu Sagen des klaffifchen Altertums.

Die moderne Kunft ift durch Emil Preetorius vertreten (bei Seite 137), der fchon zum Almanach für ıgıo ein Bild aus dem von ihm vorbereiteten illuftrierten „Seebuch des Luftfchiffers Gianozzo* von Jean Paul beigefteuert hatte.

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Bücher aus dem Infel-Ferlag

Diefe Richtung ift gewiß,

Immer fchreite, [chreite!

Finsternis und Hindernis

Drängt mich nicht zur Seite. GOETHE

NEU SIND IM J. 1910 ERSCHIENEN:

GABRIELE D'ANNUNZIO: PHÁDRA. Tragödie in drei Aufzügen. Unter Mitwirkung von Karl Vollmöller übertragen von Rudolf G. Binding. Geheftet M. 3.—; in Leinen M. 4.50; in Leder M. 6.—. Vorzugsausgabe: 50 numerierte Exemplare auf Büttenpapier. In Kalb- leder M. 20.—.

GABRIELE D'ANNUNZIO: DAS SCHIFF. Tragödie in einem Vorfpiel und drei Aufzügen. Übertragen von Rudolf G. Binding. Geheftet M. 3.—; in Leinen M. 4.50; in Leder M. 6.—. Vorzugsausgabe: 50 numerierte Exem- plare auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 20.—.

GABRIELE D'ANNUNZIO: VIELLEICHT VIEL- LEICHT AUCH NICHT. Roman. Übertragen von Karl Vollmöller. Dritte Auflage. Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 6.—.

HONORE DE BALZACS MENSCHLICHE KO- MÖDIE. Deutfche Ausgabe der Romane und Erzäh- lungen Balzacs in fechzehn Bänden. Titel- und Ein- bandzeichnungen von Eric Gill. Geheftet je M. 4.—; in Leinen je M. 5.—; in Leder je M. 7.—. Vorzugs- ausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Büttenpapier. In Maroquin je M. 15.—.

Im Jahre 1910 find Band XI—XV erfchienen und ohne Band-

bezeichnung auch einzeln zu beziehen:

BALZAC: DAS CHAGRINLEDER. DAS UNBE- KANNTEMEISTERWERK. SARRASINE. Über- tragen von Hedwig Lachmann. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—; in Leder M. 7.—.

162

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BALZAC: TANTE LISBETH. Übertragen von Arthur Schurig. Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 5.50; in Leder M. 7.50.

BALZAC: PHILOSOPHISCHE ERZÁHLUNGEN. Übertragen von Gifela Etzel. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—; in Leder M. 7.—.

AUBREY BEARDSLEYS LETZTE BRIEFE. Auto- rifierte Übertragung von K. Moorburg. Nachwort von Max Meyerfeld. Geheftet M. 5.—; in Halbleder M. 7.—.

BRIEFE EINES UNBEKANNTEN. Aus deffen Nach- laß neu herausgegeben von Karl Graf Lanckoronski und Wilhelm Weigand, Mit zwei Bildniffen in Heliogravüre. Einband von Heinrich Wieynk. Zwei Bände. Geheftet M. 9.—; in Leinen M. 12.—; in Halbleder M. 15.—.

HANS CAROSSA: GEDICHTE. Geheftet M. 2.50; in Halbpergament M. 3.50.

CHARLES DICKENS’ AUSGEWÄHLTE WERKE. Ausgewählt und eingeleitet von Stefan Zweig. Mit den Federzeichnungen von Browne und andern. Tafchen- ausgabe auf Dünndruckpapier: Sechs Bände, jeder Band in Leinen M. 6.—; in Leder M. 7.50. Bibliotheksausgabe

auf ftarkem Papier: Zwölf Bände, geheftet je M. 3.—; in Leinen M. 4.—. Vorzugsausgabe: 200 numerierte Exem- plare: Zwölf Bände; in Leder je M. 12.—.

Bisher ift erfchienen und einzeln zu beziehen:

163

CHARLES DICKENS: DAVID COPPERFIELD. Vollftändige Ausgabe. Mit 35 Federzeichnungen von Phiz und einem einleitenden Effay von Stefan Zweig. Tafchenausgabe in einem Band: in Leinen M. 6.—; in Leder M. 7.50. Bibliotheksausgabe in zwei Bänden: ge- heftet M. 6.—; in Leinen M. 8.—.

-EIN KURZWEILIG LESEN VON DYL ULEN- SPIEGEL GEBOREN USZ DEM LAND ZU BRUNSWICK. Fakfimileneudruck des älteften Eulen- fpiegelbuches nach dem einzigen im Britifh Mufeum zu London erhaltenen Exemplar von 1515. Mit 86 Holz- fchnitten. Herausgegeben von Edward Schröder. 400 Exemplare. In Halbpergament M. 40.—; mit kolorierten Holzfchnitten in Ganzpergament M. 75.—.

JOSEPH VON EICHENDORFFS DICHTUNGEN. Ausgewählt und herausgegeben von Franz Schultz. Zwei Bände. In Pappbänden M. 3.—; in Leinen M. 4.—. Liebhaberausgabe: in Leder M. 10.—.

Ausftattung und Art der Herausgabe find ganz die der billigen Goethe-Ausgabe der Goethe-Gefellfchaft (f. S. 179).

PAUL ERNST: ÜBER ALLE NARRHEIT LIEBE. Luftfpiel in drei Aufzügen. Geheftet M. 2.—; in Papp- band M. 3.—.

PAUL ERNST: NINON DE LENCLOS. Trauerfpiel in drei Aufzügen. Geheftet M. 2.—; in Pappband M. 3.—.

GOETHE: WEST-OSTLICHER DIVAN. Doppel- titel, Initiale und Einbandzeichnung von Marcus Behmer. 100 Exemplare auf Japanpapier in Pergament (vergriffen) ;

164

I200 Exemplare auf Büttenpapier in Halbleinen mit Überzug nach Zeichnung von Marcus Behmer M. 12.—. DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER VON GOETHE. Mitachtzehn von Daniel Chodowiecki gezeich- neien Werther-Bildern in elf Kupferftichen und fieben Lichtdrucken. 400 numerierte Exemplare auf van Gelder- Büttenpapier. In Halbleder M. 25.—; in Leder M. 30.—. DER JUNGE GOETHE. Begründet von Salomon Hirzel. Neu herausgegeben von Max Morris. Sechs Bände mit etwa 60 Lichtdrucktafeln. Einbandzeichnung von F. H. Ehmcke. Jeder Band: geheftet M. 4.50; in Leinen M. 6.—; in Leder M. 7.50. Die vollftändige Sammlung aller Dichtungen, Briefe, Gefpräche, Zeichnungen und Radierungen Goethes bis zu feiner Überfiedlung nach Weimar. Bisher find 5 Bände erfchienen; der letzte folgt im Frühjahr 1911.

DAS GOETHE-NATIONAL-MUSEUM ZU WEI- MAR. Große Ausgabe des Führers, im Auftrag der Direk- tion bearbeitet von M. Schuette. Mit 32 Grundriffen und 26 Bildertafeln. Geheftet M. 3.—; in Pappband M. 4.—.

BRÜDER GRIMM: KINDER- UND HAUS-MÁR- CHEN. Vollftändige Ausgabe. Zeichnung der Initialen, des Titels und Einbands von Carl Weidemeyer-W orps- wede. Zwei Bände. Geheftet M. 7.—; in Leinen M. 10.—; in Leder M. 14.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 30.—.

HAFIS: NACHDICHTUNGEN SEINER LIEDER

= von Hans Bethge. Einbandzeichnung von E. R. Weiß. Gebunden M. 5.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf chinefifchem Papier. In Seide M. 12.—.

165

ERNST HARDT: NINON VON LENCLOS. Drama P d in einem Akt. Zweite Auflage: kleine Ausgabe. Geheftet M. 2.—; in Pappband M. 3.—.

HEINRICH HEINES SÄMTLICHE WERKE in zehn Bänden. Unter Mitwirkung von Jonas Fränkel, Ludwig Krähe, Albert Leitzmann und Julius Peterfen herausge- geben von Oskar Walzel. Jeder Band geheftet M. 2.—; in Halbpergament M. 3.—. Vorzugsausgabe (einmalig): 1000 Exemplare auf Infel-Hadernpapier. Geheftet M. 5.—; in Halbleder M. 7.—; in Leder M. 10.—.

Im Herbft 1911 werden erfchienen fein Band I, II, VII und IX,

die weiteren folgen in kurzen Zwifchenräumen. ıgıı wird die Ausgabe vollftándig vorliegen. Die Bánde der gewóhnlichen Aus- gabe werden auch einzeln abgegeben, dagegen verpflichtet der Kauf eines Bandes der Vorzugsausgabe zur Abnahme aller folgenden.

ETHAN A. HITCHCOCK: DAS ROTE BUCH VON APPIN. Übertragen von Sir Galahad. Geheftet M. 3.—; in Pappband M. 4.—.

HÖLDERLIN: DER TOD DES EMPEDOKLES. Für eine feftliche Aufführung bearbeitet und eingerichtet von W ilhelm von Scholz. Geheftet M. 2.—; in Pappband M. 3.—.

HOMER: DIE ODYSSEE. Neu ins Deutfche übertragen von Rudolf Alexander Schröder. Erfter Band (1.—12. Gefang). Gedruckt unter Leitung von Harry Graf Keßler. Mit Titeln und Initialen von Eric Gill und drei Holzfchnitten von Ariftide Maillol. 350 numerierte Exemplare für den Handel. In Halbpergament M. 30.—.

Diefe Homer-Ausgabe erfcheint in vier Bänden, von denen je zwei die Odyffee und die Ilias enthalten. Der Kauf des erften Bandes verpflichtet zur Abnahme auch der folgenden.

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RICARDA HUCH: DAS LEBEN DES GRAFEN FEDERIGO CONFALONIERI. Dritte Auflage. Ge- heftet M. 4.50; in Leinen M. 6.—; in Leder M. 7.50.

JENS PETER JACOBSEN: MOGENS. Eine Novelle. Übertragen von M. v. d. Borcht. 200 Exemplare: 25 auf Japan, in Leder (vergriffen); 175 auf Büttenpapier in Leder M. 15.—.

Gedruckt auf der Ernft Ludwig-Preffe Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Heffen.

JOHN KEATS: GEDICHTE. Nachdichtung von Gifela Etzel. Geheftet M. 7.50; in Halbpergament M. 9.—. Vor- zugsausgabe: 50 Exemplare auf Japanpapier. In Leder M. 30.—.

Gedruckt auf der Ernft Ludwig-Preffe in Darmftadt.

HEINRICH VON KLEISTS SÄMTLICHE WERKE UND BRIEFE. Vollftändige Ausgabe in fechs Bänden, beforgt von Wilhelm Herzog. Einbandzeichnung von E.R.W eiß. Mit dem Jugendbildnis Kleifts in farbiger Wie- dergabe und verfchiedenen Fakfimiles. Geheftet M. 27.—; in Leinen M. 32.—; in Halbpergament M. 36.—.

FRIEDRICH MAXIMILIAN KLINGER: FAUSTS LEBEN, THATEN UND HÖLLENFAHRT. Ro- man. Neudruck der erften Ausgabe von 1791. Mit einem Titelkupfer. Geheftet M. 5.—; in Halbleder M. 7.—.

DES KNABEN WUNDERHORN. Alte deutfche Lie- der, gefammelt von L. A. von Arnim und Clemens Bren- tano. Jubiläumsausgabe, getreu nach den 1806—1808

eríchienenen Originaldrucken. Drei Bände mit einem die Kinderlieder enthaltenden Anhang. Mit fünf Kupfer-

167

ftichen. 800 numerierte Exemplare auf handgefchópftem Papier. In Halbleder M. 40.—.

NIKOLAUS LENAUS SÁMTLICHE WERKE UND BRIEFE IN SECHS BÄNDEN. Vollftändige kritifche Ausgabe, herausgegeben von Eduard CafHe. Mit ver- fchiedenen Bildern und Fakfimiles. Einbandzeichnung von Emil Rudolf Weiß. Geheftet je M. 5.—; in Leinen M. 6.—; in Halbleder M. 7—. Vorzugsausgabe: 200 Ex- emplare auf Infel-Hadernpapier. In Leder je M. 12.—. Bisher find erfchienen Band I und II.

LESSINGS BRIEFE. Ausgewählt und herausgegeben von Julius Peterfen. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

LESSING: NATHAN DER WEISE. Ein dramatifches Gedicht in fünf Aufzügen. 1779. Fakfimile-Neudruck des eríten „Nathan“-Druckes in 400 numerierten Exem- plaren. Nr. 1—200 mit dem handfchriftlichen Entwurf Leffings zum Nathan, 2 Bände: in Halbleder M. 40.—; in Leder M. 50.—. Nr. 201—400 ohne den Entwurf in Halbleder M. 20.—; in Leder M. 25.—.

HEINRICH LEUTHOLDS GEDICHTE. Nach den Handfchriften wiederhergeftellt von Arthur Schurig. Ein- band von Emil Preetorius. Zweite, verbefferte Auflage. Ge- heftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—; in Leder M. 7.—.

LONGUS: DAPHNIS UND CHLOE. Roman. Über- tragen von Ludwig Wolde. 50 Exemplare auf Japan- papier in Kalbleder (vergriffen); 250 Exemplare auf Büttenpapier, in Leder M. 28.—.

© Gedruckt auf der Ernft Ludwig-Preffe in Darmftadt.

168

HEINRICH MANN: DAS HERZ. Novellen. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—.

MEMOIREN DER MARKGRÄFIN WILHELMINE VON BAYREUTH, SCHWESTER FRIEDRICHS DES GROSSEN. Deutfch von Annette Kolb. Mit drei Heliogravüren. Zwei Bande. Geheftet M. 10.—; in Leinen M. 14.—; in Halbleder M. 16.—.

MOZARTS BRIEFE. Ausgewählt und herausgegeben von Albert Leitzmann. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

ALEXANDER OLBRICHT: ZWÖLF RADIERUN- GEN AUS WEIMAR. 220 Exemplare: 20 auf Japan- papier, in Kalbleder M. 40.—; 200 auf Büttenpapier, in Pappband M. 12.—.

GESCHICHTEN AUS DEM ALTEN PITAVAL. Herausgegeben nach der von Schiller getroffenen Auswahl und um weitere Stücke vermehrt von Paul Ern/t. Drei Bände. Geheftet M. 9.—; in Leinen M. 12.—; in Leder M. 15.—.

DES GRAFEN AUGUST VON PLATEN GE- DICHTE. Neu herausgegeben von Rudolf Schli fer. Zwei Bände. Geheftet M. 6.50; in Pappbänden M. 8.— ; in Halbleder M. 10.—. Vorzugsausgabe: 100 Exemplare auf Büttenpapier. In Leder M. 20.—.

RAINER MARIA RILKE: DIE AUFZEICHNUN- GEN DES MALTE LAURIDS BRIGGE. Zwei Bändchen. Zweite Auflage. Geheftet M. 4.50; in Papp- banden M. 6.—; in Leder M. 10.—.

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HANS SACHSENS AUSGEWAHLTE WERKE. (Gedichte und Dramen.) Zwei Bánde. Mit Reproduk- tionen von 60 zu den Gedichten gehórigen Holzíchnitten von Dürer, Beham u. a. nach den Originaldrucken. Geheftet M. 10.—; in Halbleinen M. 12.—; in Halb- pergament M. 14.—. Vorzugsausgabe: 200 numerierte Exemplare mit kolorierten Holzfchnitten. In Schweins-

leder M. 50.—.

SCHILLERS GESPRÄCHE. Zum erftenmal gefammelt und herausgegeben von Julius Peterfen. In Pappband M. 3.—; in Leinen M. 4.—; in Leder M. 6.—.

DER JUNGE SCHUMANN. DICHTUNGEN UND BRIEFE. Herausgegeben von Alfred Schumann. In Papp- band M. 2.—; in Halbleder M. 3.50.

SIEGFRIED TREBITSCH: DES FELDHERRN ER- STER TRAUM. Novelle. Geheftet M. 2.—; in Papp- band M. 3.—.

REDEN UND GLEICHNISSE DES TSCHUANG- TSE. In deutfcher Auswahl von Martin Buber. Ge- heftet M. 4.—; in Pappband M. 5.—. Vorzugsausgabe: 50 Exemplare auf Japanpapier. In Kalbleder M. 25.—.

TAUSEND UND EINE NACHT. Aus der unge- kürzten deutíchen Ausgabe in der Überfetzung von F. P. Greve ausgewählt und eingeleitet von Paul Ernfl. Doppeltitel, Initiale und Einband von Marcus Behmer. Vier Bände. Jeder Band in Halbleinen mit Überzug nach Zeichnung von Marcus Behmer M. 4.—; in Leder M.6.50.

Erfchienen ift der erfte Band, die weiteren folgen in kurzen Zwifchenräumen bis Oftern ıgrı.

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"d

HENRY VAN DEVELDE: ESSAYS. Geheftet M. 3.50;

in Halbpergament M. 5.—.

EMILE VERHAEREN. In drei Bänden. Einbandzeich-

nungen von E. R. Weiß.

I. Band: EMILE VERHAEREN, von Stefan Zweig. Il. Band: EMILE VERHAERENS GEDICHTE, ausgewählt und übertragen von Stefan Zweig.

III. Band: EMILE VERHAERENS DRAMEN (HE- LENAS HEIMKEHR. DAS KLOSTER. PHI- LIPP IL), übertragen von Stefan Zweig.

Preis des Gefamtwerkes (drei Bände): geheftet M. 10.—; in Leinen M. 14.—; in Leder M. 20.—. Einzelpreis der Bände (die keine Bandbezeichnung tragen): geheftet M. 3.50; in Leinen M. 4.75; in Leder M. 7.—.

RICHARD WAGNER: AUSWAHL SEINER

SCHRIFTEN. Herausgegeben von Hou/ton St. Chamber- lain. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

WALDEMAR VON WASIELEWSKI: GOETHES

METEOROLOGISCHE STUDIEN. Mit neun Ta- feln in Lichtdruck. Geheftet M. 5.—; in Pappband M. 6.—.

JAKOB WASSERMANN: DER LITERAT ODER

MYTHOS UND PERSÖNLICHKEIT. Geheftet M. 2.50; in Leinen M. 3.50.

. OSCAR WILDE: DIE ERZÄHLUNGEN UND

MÄRCHEN. Mit 10 Vollbildern fowie Initialen, Titel- und Einbandzeichnung von Heinrich Vogeler-W orpswede. In Pappband M. 3.—.

171

BIS ENDE 1909 WAREN ERSCHIENEN:

ÄLTESTE DEUTSCHE DICHTUNGEN. Überfetzt und herausgegeben von Kar/ Wolfskehl und Friedrich von der Leyen. Titel- und Einbandzeichnung von Emil Pree- torius. Geheftet M. 5.—; in Pappband M. 6.—; in Per- gament M. 10.—.

HANS CHRISTIAN ANDERSEN: MÄRCHEN. Unter Benutzung der von Anderfen felbít beforgten deutfchen Ausgabe übertragen von Mathilde Mann. Ein- geleitet von Sophus Bauditz. Zeichnung der Initialen, des Titels und Einbands von Carl Weidemeyer-W orpswede. Zwei Bande. Geheftet M. 9.—; in Leinen M. 12.—; in Leder M. 15.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 30.—.

BETTINA VON ARNIM: DIE GÜNDERODE. Zwei Bände. Herausgegeben und eingeleitet von Paul Ernft. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 7.—; in Leinen M.9.—; in Leder M. 10.—.

Der Briefwechfel zwifchen Bettina und der Günderode.

HONORÉ DE BALZAC: EIN JUNGGESELLEN- HEIM (LA RABOUILLEUSE). Übertragen von Felix Paul Greve. Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 5.50; in Leder M. 7.50.

HONORE DE BALZAC: ERZÄHLUNGEN AUS DER NAPOLEONISCHEN SPHÄRE (Oberft Cha- bert; Eine Leidenfchaft in der Wüfte; Abfchied; El Verdugo; Eine dunkle Begebenheit). Übertragen von

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Felix Paul Greve. Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 5.50; in Leder M. 7.50.

HONORÉ DE BALZAC: EUGENIE GRANDET. DER EHEVERTR AG. Übertragen von Gifela Etzel. Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 5.50; in Leder M. 7.50.

HONORE DE BALZAC: VERLORENE ILLUSIO- NEN (Die beiden Dichter; Ein großer Mann aus der Provinz in Paris; Die Leiden des Erfinders). Übertragen von Hedwig Lachmann. Zwei Bände. Geheftet M. 8.—;

um Leinen M. 10.—; in Leder M. 14.—.

HONORÉ DE BALZAC: GLANZ UND ELEND DER KURTISANEN (Von der Liebe der Dirnen; Was alte Herren fich die Liebe koften laffen; Der Weg des Bófen; Vautrins letzte Verkórperung). Übertragen von Felix Paul Greve. Zwei Bände. Geheftet M. 8.—; in Leinen M. 10.—; in Leder M. 14.—.

HONORÉ DE BALZAC: VATER GORIOT. DAS HAUS NUCINGEN. Übertragen von Gifela Etzel. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—; in Leder M. 7.—.

HONORÉ DE BALZAC: DIE GESCHICHTE DER DREIZEHN (Ferragus; Die Herzogin von Langeais; Das Mädchen mit den Goldaugen). Übertragen von Ernft Hardt. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—; in Leder M. 7.—.

HONORÉ DE BALZAC: DIE LILIE IM TAL. DIE VERLASSENE FRAU. Übertragen von René Schickele. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—; in Leder M. 7.—.

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HONORÉ DE BALZAC: DAS MÁDCHEN MIT DEN GOLDAUGEN. Übertragen von Ern/t Hardt. Mit zehn Einfchaltbildern (auf Kaiferlichem Japanpapier), Initiale, Einband- und Vorfatzzeichnung von Marcus Behmer. $00 numerierte Exemplare auf hollándifchem Büttenpapier. In Pergament M. 20.—. |

HONORÉ DE BALZAC: PHYSIOLOGIE DER EHE. Eklektifch-philofophifche Betrachtungen über Glück und Unglück in der Ehe. Übertragen von Heinrich Conrad. Zweite Auflage. Titel- und Einbandzeichnung von Eric Gill. Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 5.50; in Leder M. 7.50. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Büttenpapier. In Maroquin M. 15.—.

CHARLES BAUDELAIRE: DIE BLUMEN DES BOSEN. In deutfche Verfe übertragen von Graf Wolf von Kalckreuth. Titel-, Vignetten- und Einbandzeich- nung von H. Wilh. Wulff. 850 numerierte Exemplare. Nr. 1—50 auf Büttenpapier, in Pergament M. 14.—. Nr. 51—850 in Leder M. 7.—.

AUBREY BEARDSLEY: UNTER DEM HÜGEL. Eine romantifche Novelle. Übertragung von Rudolf Alexander Schröder. Mit einer Zeichnung von Beardsley. Zweite Auflage. Geheftet M. 2.50; in Leder M. 4.—.

LUDWIG VAN BEETHOVENS BRIEFE. Ausgewählt und herausgegeben von Albert Leitzmann. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

DIE BERGPREDIGT JESU CHRISTI in der Luther- {chen Überfetzung. Gefchrieben im alten Unzialduktus von Graily Hewitt, in rot und fchwarz gedruckt. 300

174

Exemplare auf van Gelder-Büttenpapier. In Leder M. 30.—; in Pergament M. 22.—.

HANS BETHGE: DIE CHINESISCHE FLÖTE. Nachdichtungen chinefifcher Lyrik. Titel- und Einband- zeichnung von E. R. Weiß. Zweite Auflage. Gebunden M. 5.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf chinefifchem Papier. In Seide M. 12.—.

DIE BIBEL AUSGEWÄHLT. Herausgegeben von A. und P. G. Grotjahn. Titel- und Einbandzeichnung von F. H. Ehmcke. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

OTTO JULIUS BIERBAUM: DER NEU BESTELL- TE IRRGARTEN DER LIEBE, UM ETLICHE GÄNGE UND LAUBEN VERMEHRT. Verliebte, launenhafte, moralifche und andere Gedichte, Lieder und Sprüche aus den Jahren 1885 bis 1905. Leiften, Schluß- ftücke und Umfchlagzeichnung von Hemrich Vogeler- Worpswede. 'Titelvignette von E. R. Weiß. 7. bis 10. Taufend (des „Irrgartens der Liebe“ 41. bis 44. Taufend). Geheftet M. 2.—; in Pappband M. 3.—; in Leder M. 5.—.

GIOVANNI DI BOCCACCIO: DAS LEBEN DAN- TES. Übertragen von Otto Freiherrn von Taube. Titel, Initiale und Einband von F. H. Ehmcke. 800 Exemplare. In Halbpergament M. 8.—; in Leder M. 15.—.

GIOVANNI DI BOCCACCIO: DAS DEKAME- RON. Vollftändige Ausgabe, neu übertragen von Albert Weffelski. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Dritte Auflage (6. bis 10. Taufend). Drei Bände. Geheftet M. 7.—; in Leinen M. 10.—; in Leder M. 14.—.

175

GIOVANNI DI BOCCACCIO: DIE LIEBENDE FIAMETTA. Roman. Vollftándige Ausgabe, unter Zugrundelegung der Überfetzung von Sophie Brentano bearbeitet von K. Berg. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 3.50; in Leinen M. 4.50; in Leder M. 5.—.

DIE NACHTWACHEN DES BONAVENTURA. Herausgegeben von Franz Schultz. Geheftet M. 4.—; in Halbleder M. 6.—.

Der Verfaffer diefer Profadichtung aus dem Zeitalter der Roman- tik war Friedrich Gottlob Wetzel.

CLEMENS BRENTANOS FRÜHLINGSKRANZ, aus Jugendbriefen ihm geflochten [von Bettina von Arnim], wie er felbft fchriftlich verlangte. Zwei Bände. Ein- geleitet von Paul Ernfi. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Zweite Auflage. Geheftet M. 6.—; in Leinen M. 8.—; in Leder M. 10.—.

BRIEFWECHSEL ZWISCHEN CLEMENS BREN- TANO UND SOPHIE MEREAU. Nach den Hand- {chriften zum erften Male herausgegeben von Heinz Ame- lung. 'Titelrahmen von Walter Tiemann. Mit zwei Bild- niffen in Lichtdruck. Zwei Bande. Geheftet M. 7.—; in Leinen M. 9.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Büttenpapier. In Leder M. 18.—.

BRIEFE DER HERZOGIN ELISABETH CHAR- LOTTE VON ORLEANS (LISELOT'T E). Auswahl in zwei Bänden, herausgegeben von Hans F. Helmolt. Mit zwei Bildniffen in Heliogravüre. Zweite Auflage. Geheftet M. 12.—; in Halbleder M. 16.—.

176

ELIZABETH BARRETT-BROWNING: SONET- TE NACH DEM PORTUGIESISCHEN. Über- tragen von Rainer Maria Rilke. Geheftet M. 3.—; in Halbpergament M. 4.—.

MIGUEL DE CERVANTES: DER SCHARFSIN- NIGE RITTER DON QUIXOTE VON DER MANCHA. Vollftändige deutfche Ausgabe in drei Bänden, beforgt von Konrad Thorer, eingeleitet von Felix Poppenberg. Titel- und Einband von Carl Czefchka. Ge- heftet M. 10.—; in Leinen M. 14.—; in Leder M. 18.—.

DIE NOVELLEN DES CERVANTES. Vollftändige deutfche Ausgabe, bearbeitet von Konrad Thorer, einge- leitet von Felix Poppenberg. ‘Titel- und Einband von Car/ Czefchka. Zwei Bände. Geheftet M. 8.—; in Leinen M. 10.—; in Leder M. 12. —.

DANIEL DEFOE: DAS LEBEN UND DIE GANTZ UNGEMEINE BEGEBENHEITEN DES BE- RÜHMTEN ENGELLÄNDERS MR. ROBINSON CRUSOE... Neudruck des älteften deutfchen Ro- binfonbuches von 1721. Mit Wiedergabe von drei Kupfer- ftichen. Nachwort von Hermann Ullrich. Zwei Bände. 600 numerierte Exemplare. In Halbpergament M. 20.—; in Ganzpergament M. 30.—.

ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF: DIE JUDENBUCHE. Ein Sittengemälde aus dem gebir- gichten Weftfalen. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 2.—; in Leinen M. 3.—.

PAUL ERNST: DIE SELIGE INSEL. Ein Roman. Geheftet M. 3.—; in Leder M. 5.—.

177

PAUL ERNST: DER WEG ZUR FORM. Afthetifche Abhandlungen, vornehmlich zur Tragödie und Novelle. Geheftet M. 4.—; in Pappband M. 5.—.

DAS BUCH ESTHER in der Lutherfchen Überfetzung. Mit figürlichem Doppeltitel und Initialen von F. W. Kleukens. 300 Exemplare. Auf van Gelder-Büttenpapier, in Leder mit Seidenvorfatz M. 24.—.

Gedruckt auf der Ernft Ludwig-Preffe in Darmftadt.

FICHTES REDEN AN DIE DEUTSCHE NATION. Revidierte Ausgabe, eingeleitet von Rudolf Eucken. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

GUSTAVE FLAUBERT: DREI ERZÄHLUNGEN (Ein fchlichtes Herz; Die Sage von Sankt Julianus; Herodias). Übertragen von Era Hardt. Zweite Auflage. Geheftet M. 3.50; in Halbpergament M. 5.—.

JOHN FLAXMAN: ZEICHNUNGEN ZU SAGEN DES KLASSISCHEN ALTERTUMS. Eingeleitet von Ernft Beutler. Titel- und Einbandzeichnung von F. H. Ehmcke. In Leinen M. 5.—.

(GLEIM, J. L. W.): PREUSSISCHE KRIEGSLIEDER IN DEN FELDZÜGEN 1756 UND 1757 VON EINEM GRENADIER. Mit Melodien. (Mit einem Vorbericht von Leffing.) Berlin 1759, bey Chriftian Friedrich Voß. Mit acht Notenbeilagen und geftoche- nem Titelkupfer. Neudruck in 350 Exemplaren mit einem Nachwort von Georg Witkowski. In Leder M. 20.—.

GOETHES SÄMTLICHE WERKE IN FÜNFZEHN BANDEN. Großherzog Wilhelm Ernft- Ausgabe deut{cher Kla/fiker. Titel- und Einbandzeichnung von Eric Gill.

178

Bisher find erfchienen und einzeln käuflich:

I. II: ROMANE UND NOVELLEN. Vollftändig in zwei Bänden. Herausgegeben von Hans Gerhard Gräf und Carl Schüddekopf. In Leder M. 11.—.

III: AUS MEINEM LEBEN. DICHTUNG UND WAHRHEIT. Herausgegeben von Kurt Jahn. In Leder M. 6.—.

IV: ITALIENISCHE REISE; KAMPAGNE IN FRANKREICH 1792; BELAGERUNG VON MAINZ 1793. Herausgegeben von Kurt Jahn. In Leder M. 6.—.

V: AUTOBIOGRAPHISCHE SCHRIFTEN, III. Band. Heraus- gegeben von Kurt Jahn. In Leder M. 5.50.

VI: DRAMATISCHE DICHTUNGEN, I. Band. Herausgegeben von Hans Gerhard Graf. In Leder M. 4.—.

VII: DRAMATISCHE DICHTUNGEN, II. Band. Herausgegeben von Hans Gerhard Gráf. In Leder M. 6.—.

IX: KUNST-SCHRIFTEN, I. Band. Herausgegeben von Max Hecker. In Leder M. 6.—.

GOETHE: FAUST. Gefamtausgabe. Enthaltend den Urfauft; Das Fragment (1790); Die Tragödie, I. und II. Teil; Die Paralipomena. Herausgegeben von Hans Gerhard Graf. Zweite Auflage (6.— 10. Taufend). In Leinen M. 3.—; in Leder M. 4.—.

GOETHES WERKE IN SECHS BANDEN. Im Auf- trage der Goethe-Gefellfchaft herausgegeben von Erich Schmidt. Zweite Auflage (21.—50. Taufend). In Papp- binden M.6.—; in Leinen M.8.—; in Halbleder M. 12.—.

GOETHES SPRÜCHE IN PROSA. Maximen und Re- flexionen. Herausgegeben von Herman Krüger-W eftend. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

GOETHES SPRÜCHE IN REIMEN. Zahme Xenien und Invektiven. Herausgegeben von Max Hecker. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

179

AUS GOETHES TAGEBÜCHERN. Ausgewählt und herausgegeben von Hans Gerhard Gräf. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

GOETHE IM GESPRÁCH. In Auswahl (ohne die mit Eckermann geführten Gefpräche) herausgegeben von Franz Deibel und Friedrich Gundelfinger. Dritte Auflage. Geheftet M. 5.—; in Leinen M. 6.—; in Leder M. 8.—. Enthält die Gefpräche mit Schiller, Wieland, Herder, Schlegel, Napoleon, Voß, Riemer, Boifferee, Kanzler von Müller, Soret, Felix Mendelsfohn-Bartholdy u. a.

GOETHES GESPRÁCHE MIT ECKERMANN. Voll- ftändige Ausgabe, beforgt von Franz Deibel. Mit zwei Porträts. Zweite Auflage (6.—10. Taufend). Zwei Bände. In Pappbänden M. 5.—; in Leinen M. 7.—; in Leder M. 9.—.

GOETHES BRIEFE AN CHARLOTTE VON STEIN. Vollftändige Ausgabe in drei Bänden. Heraus- gegeben von Julius Peterfen. Mit drei Silhouetten. Ti- tel, Einband- und Vignettenzeichnungen von Heinrich Vogeler-W orpswede. Zweite Auflage (3. und 4. Taufend). Geheftet M. 7.—; in Leinen M. 10.—; in Leder M. 14.—.

GOETHES BRIEFE AN FRAU VON STEIN. In Auswahl herausgegeben von Julius Peterfen. Mit drei Silhouetten. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

GOETHES BRIEFWECHSEL MIT MARIANNE VON WILLEMER. Herausgegeben von Philipp Stein. Mit einer Silhouette und zwei Zeichnungen in Licht- druck. Titel- und Einbandzeichnungen von Heinrich Vogeler-IV orpswede. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—;

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in Leder M. 7.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exem- plare auf Büttenpapier. In Pergament M. 12.—.

DIE BRIEFE DER FRAU RATH GOETHE. Ge- fammelt und herausgegeben von Albert Köfter. Mit zwei Brief-Fakfimiles. Vierte, vermehrte Auflage. Zwei Bände. Geheftet M. 10.—; in Halbleder M. 14.—.

BRIEFE VON GOETHES MUTTER. Ausgewählt und eingeleitet von Albert Köfter. Mit einer Silhouette der Frau Rath. 21. dis 30. Taufend. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

GRIMMS DEUTSCHE SAGEN. Ausgewählt und ein- geleitet von Paul Merker. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

H.J. CHR. VON GRIMMELSHAUSEN: DER ABEN- TEUERLICHE SIMPLICISSIMUS. Vollftándige Tafchenausgabe in drei Bänden, beforgt von Reinhard Buchwald. Mit den vier Radierungen von Max Klinger in Lichtdruck. Titel von E. R. Weiß. Geheftet M.6.—; in Pappbánden M. 8.—; in Pergament M. 14.—.

H. J. CHR. VON GRIMMELSHAUSEN: SIMPLI- CIANISCHE SCHRIFTEN. (Trutz Simplex oder Lebensbefchreibung der Ertzbetrügerin und Landftórt- zerin Courafche; Der feltzame Springinsfeld; Das wun- derbare Vogelneft; Kleinere Simpliciana.) Neudruck in 400 numerierten Exemplaren mit Wiedergabe von 12 Kupferftichen und 20 Holzíchnitten der Ausgabe von 1684. Haupt- und Untertitel, Initiale, Rahmen und Einband gezeichnet von Walter Tiemann. Nachwort von Paul Ernft. In Schweinsleder M. 40.—.

181

OTTO FRIEDRICH VON DER GRÖBEN: GUI- NEISCHE REISE-BESCHREIBUNG. Marienwer- der, gedruckt durch Simon Reinigern, anno 1694. Mit 16 Vollbildern. 500 numerierte Exemplare. In Halb- pergament M. 18.—.

Fakfimileneudruck des älteften deutfchen Kolonialbuchs.

ERNST HARDT: GESAMMELTE ERZÁHLUN- GEN. Geheftet M. 3.—; in Halbpergament M. 4.—.

ERNST HARDT: AUS DEN TAGEN DES KNA- BEN. Gedichte. 500 numerierte Exemplare. Geheftet M. 4.—; in Pergament M. 6.—.

ERNST HARDT: TANTRIS DER NARR. Drama in fünf Akten. Eingangsblatt, Titel und Einband ge- zeichnet von Marcus Behmer. Fünfte Auflage (16.—20. Taufend). Geheftet M. 3.—; in Leinen M. 4.—.

ERNST HARDT: AN DEN TOREN DES LEBENS. Eine Novelle. Zweite Auflage. Geheftet M. 2.—; in Halbpergament M. 3.—.

HEINRICH HEINE: DIE NORDSEE. 300 Exem- plare auf Japanpapier. In Pergament M. 18.—; in Le- der M. 22.—.

Gedruckt auf der Ernít Ludwig-Preffe in Darmftadt.

WILHELM HEINSE: SÄMTLICHE WERKE in 10 Bänden. Erfte vollftändige kritifche Ausgabe von Carl Schüddekopf. Leiften und Vignetten von Th. Th. Heine. Jeder Band geheftet M. 6.—; in Halbleder M. 8.— ; in Ganzleder M. 9.—.

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Bisher find erfchienen und werden einzeln abgegeben:

Band II: Die Begebenheiten des Enkolp. Die Kirschen. Band III, 1. Abteilung: Laidion oder die Eleufinifchen Geheimniffe. Kleine Schriften, erfter Teil. Band III, 2. Abteilung: Kleine Schriften, zweiter Teil. Band IV: Ardinghello und die glückfeeligen Infeln. Zweite Auflage. Band V und VI: Hildegard von Hohenthal. Band VII: Tagebücher. Band IX und X: Briefe.

HESPERUS. Ein Jahrbuch, mit Beiträgen von Hugo von ` Hofmannsthal, Rudolf Borchardt und Rudolf Alexander Schröder. Geheftet M. 5.—; in Pappband M. 6.—; in Pergament M. 10.—.

Enthält u. a. die „Alkeftis“ von Hugo von Hofmannsthal.

ALFRED WALTER HEYMEL: ZEITEN. Gefam- melte Gedichte aus den Jahren 1895—1910. Zweite, ver- mehrte Auflage. Einbandzeichnung von Emil Preetorius. Geheftet M. 2.—; in Pappband M. 3.—.

LUDWIG VON HOFMANN: TÄNZE. Zwölf Ori- ginallithographien. Mit einem Prolog von Hugo von Hofmannsthal. 200 Exemplare. In Mappe M. 200.—.

HUGO VON HOFMANNSTHAL: KLEINE DRA- MEN. Titel- und Einbandzeichnungen von Eric Gill. (Band I: Geftern; Der Tor und der Tod; Der weiße Fácher. Band II: Das Bergwerk zu Falun; Der Kaifer und die Hexe; Das kleine Welttheater.) Zweite Auflage. Geheftet M. 8.—; in Halbpergament M. 12.—.

Beide Bände werden in befonderer Ausftattung auch einzeln ab- gegeben. Geheftet je M. 4.—; in Halbpergament je M. 6.—.

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HUGO VON HOFMANNSTHAL: DIE GESAM- MELTEN GEDICHTE. Dritte Auflage. Titel- und Einbandzeichnung von Eric Gill. Geheftet M. 4.—; in Halbpergament M. 6.—.

HUGO VON HOFMANNSTHAL: DER TOD DES TIZIAN. Ein dramatifches Fragment. Fünfte Auflage. Geheftet M. 1.—; in Pappband M. 1.80.

HUGO VON HOFMANNSTHAL: DER TOR UND DER TOD. Ein dramatifches Gedicht. Elfte Auflage. Titel und Einband von Heinrich Vogeler. Geheftet M. 2.—; in Halbpergament M. 3.—; in Leder M. 5.—.

HUGO VON HOFMANNSTHAL: DER WEISSE FÄCHER. Ein Zwifchenfpiel. Mit vier Holzfchnitten von Edward Gordon Craig. 800 numerierte Exemplare. Nr. 1—50 auf Japanpapier, in Pergament mit Seiden- vorfatz M. 50.—; Nr. 5ı—800 auf Büttenpapier, in Halbpergament M. 20.—.

HUGO VON HOFMANNSTHAL: VORSPIELE. Geheftet M. 2.—; in Pappband M. 3.—.

RICARDA HUCH: MERKWÜRDIGE MENSCHEN UND SCHICKSALE AUS DEM ZEITALTER DES RISORGIMENTO. Geheftet M. 4.—; in Papp- band M. 5.—; in Leder M. 7.—.

RICARDA HUCH: NEUE GEDICHTE. Geheftet M. 3.50; in Leder M. 6.—.

RICARDA HUCH: VITA SOMNIUM BREVE. Roman. Mit Initialen von Hetnrich Vogeler-W orpswede

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und einem Titelbilde nach Arnold Böcklin in Heliogravüre. Vierte Auflage. Geheftet M. 6.—; in Leder M. 8.—.

WILHELM VON HUMBOLDTS BRIEFE AN EINE FREUNDIN. Zum erften Male nach den Handfchrif- ten herausgegeben von Albert Leitzmann. Zwei Bände. Mit einem Porträt. Geheftet M.6.—; in Leinen M.8.—; in Leder M. 10.—.

DAS INSELBUCH. (Mit Beiträgen von Bierbaum, Blei, Dehmel, Liliencron, Rilke, IV alfer, Wedekind u.a. und Zeich- nungen von Behmer, Gaskin, Heine, Valotton, Weiß u. a.) Geheftet M. 1.—; in Leder M. 2.—.

JOHANNES SECUNDUS: DIE KÜSSE UND DIE FEIERLICHEN ELEGIEN. Deutfch von Franz Blet. Mit Goethes Gedicht „An den Geift des Johannes Se- cundus“. Mit einem Titelporträt in Kupferdruck. In Halbpergament M. 5.—.

KANT - AUSSPRÜCHE. Herausgegeben von Raoul Richter. Titel- und Einbandzeichnung von F. H. Ehmcke. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

SÖREN KIERKEGAARD: DAS TAGEBUCH DES VERFÜHRERS. Erfte vollftändige deutfche Übertra- gung von Max Dauthendey. Zweite Auflage. Mit einer Titelzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 5.—; in Pappband M. 6.—.

HEINRICH VON KLEISTS ERZÄHLUNGEN. Ein- geleitet von Erich Schmidt, In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—. l

185

DES KNABEN WUNDERHORN. Ausgewählt und eingeleitet von Friedrich Ranke. Mit Titelvignette und Titelvollbild nach der erften Ausgabe. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

KÖRNERS WERKE, in einem Bande. Herausgegeben von Werner Deetjen. Titel- und Einbandzeichnung von Eric Gill. (Großherzog Wilhelm Ernfi- Ausgabe deut{cher Klaffiker.) In Leder M. 3.50.

KARL ARNOLD KORTUM: DIE JOBSIADE. Ein komifches Heldengedicht in drei Teilen. Mit den Bil- dern der Originalausgaben und einer Einleitung in Verfen von Otto Julius Bierbaum. Zeichnung der Zierftücke, des Titels und des Einbandes von Walter Tiemann. Zweite Auflage. In Pappband M. 6.—. Vorzugsausgabe: 200 nu- merierte Exemplare auf van Gelder-Büttenpapier. In Schweinsleder M. 25.—.

SELMA LAGERLÖF: GÖSTA BERLING, ERZÄH- LUNGEN AUS DEM ALTEN WERMLAND. Übertragen von Mathilde Mann. Zwei Bände. Drittes Taufend. Geheftet M. 5,—; in Pappbänden M. 7.—; in Leder M. 10.—.

KARL LARSEN: SCHWESTER MARIANNA UND IHRE LIEBESBRIEFE. Übertragen von Mathilde Mann. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tie- mann. Geheftet M. 4.50; in Pergament M. 7.50.

MICHAEL LERMONTOFF: EIN HELD UNSE- RER ZEIT. Ein Roman. Deutfche Übertragung aus dem Ruffifchen von Michael Feofanoff. Mit Titel- und

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Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 3.—; in Leinen M. 4.—; in Leder M. 5.—.

A. R. LE SAGE: DIE GESCHICHTE DES GIL BLAS VON SANTILLANA. Ein Roman. Deutíche Ausgabe in zwei Bänden, beforgt von Konrad Thorer. Nachwort von Reinhard Buchwald. Mit zwei Titel- vignetten und acht Vollbildern nach Kupfern von Chodo- wiecki in Lichtdruck. Geheftet M. 8.—; in Halbfranz M. 12.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare

auf Büttenpapier. In Kalbleder M. 24.—.

OTTO LUDWIG: DIE HEITERETHEI. Ein Ro- man. Herausgegeben von Paul Merker. In Pappband M. 2.—; in Leder M. 4.—.

MARTIN LUTHERS BRIEFE. In Auswahl heraus- gegeben von Reinhard Buchwald. Zwei Bände. Mit einem Porträt Luthers von Lukas Cranach. Titel- und Einbandzeichnung von E. R. Weiß. Geheftet M. 9.—; in Leinen M. 12.—; in Leder M. 16.—.

HEINRICH MANN: DIE KLEINE STADT. Ein Roman. Vierte Auflage. Geheftet M. 4.—; in Leinen M. 5.—. |

HEINRICH MANN: DIE BÖSEN. Zwei Novellen: Die Branzila; Der Tyrann. Geheftet M. 2.50; in Leinen M. 3.50.

JULIUS MEIER-GRAEFE: COROT UND COUR- BET. Ein Beitrag zur Entwickelungsgefchichte der mo- dernen Malerei. Mit ı7 Vollbildern. In Halbleinen M. 8.—.

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WILHELM MEINHOLD: DIE BERNSTEINHEXE. Hiftorifcher Roman. Titel- und Einbandzeichnung von E. R.W eiß. Geheftet M. 3.—; in Halbpergament M. 4.50; in Ganzpergament M. 7.—.

JOHANN HEINRICH MERCKS SCHRIFT EN UND BRIEFWECHSEL. In Auswahl herausgegeben von Kurt Wolff. Mit einem Porträt Mercks in Lichtdruck und Fakfimiles. Zwei Bánde. 600 numerierte Exem-

plare. Geheftet M. 14.—; in Halbleder M. 18.—.

EDUARD MÖRIKE: DAS HUTZELMÄNNLEIN UND ANDERE MÄRCHEN. Titel- und Einband- zeichnung von Walter Tiemann. Geheftet M. 3.—; in Leinen M. 4.—; in Leder M. 5.—.

EDUARD MÖRIKE: MOZART AUF DER REISE NACH PRAG. Eine Novelle. Mit Doppeltitel von Walter Tiemann. Geheftet M. 2.50; in Leinen M. 3.50; in Leder M. 4.50.

HENRI MURGER: DIE BOHÉME. Szenen aus dem Parifer Künftlerleben. Mit Titelzeichnung und fünf Vollbildern von Franz von Bayros. Zweite Auflage. (3. und 4. Taufend.) Geheftet M. 4.50; in Leinen M. 6.—; in Leder M. 8.50.

FRIEDRICH NIETZSCHES GESAMMELTE BRIE- FE. Fünf Teile (in fechs Bänden). Geheftet M. 48.—; in Leinen M. 56.—; in Halbleder M. 64.—.

Einzeln find davon zu beziehen:

Teil I: Briefe an Wilhelm Pinder, Guftav Krug, Paul Deussen, von Gersdorff, Dr. Carl Fuchs, Frau Marie Baumgartner, Frau

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Louife O., Freiherrn von Seydlitz, Bürgermeifter Muncker, Theo- dor Opitz, Karl Knortz, Frau Profeffor Vifcher-Heußler, Freifrau von Seydlitz, Dr. Otto Eifer, Dr. Romundt, Frau Appelationsrat Pinder. Herausgegeben von Elifabeth Fóorfier-Nietz/che und Peter Gafi. Geheftet M. 10.—; in Leinen M. 11.—.

Teil II: Briefwechfel mit Erwin Rhode. Herausgegeben von E£lifa- beth Förfier- Nietzfche und Fritz Schöll. Geheftet M. 10.—; in Leinen M. 11.—.

Teil III: Briefwechfel mit Fr. Ritfchl, J. Burckhardt, H. Taine, G. Keller, H. von Stein, G. Brandes, H. von Bülow, H. von Senger, Malvida von Meyfenbug. Herausgegeben von Elifabeth Fórfier- Nietzfche, Curt Wachsmuth und Peter Gaft. Geheftet M. 10.—; in Leinen M. t 1.—.

Teil IV: Briefe an Peter Gaít. Herausgegeben von Peter Gafi. Ge- heftet M. 9.—; in Leinen M. 10.—.

Teil V, zwei Bände: Briefe an Mutter und Schwefter. Heraus- gegeben von Elifabeth Förfier-Nietzfche. Geheftet M. 12.—; in Leinen M. 14.—.

FRIEDRICH NIETZSCHE: ALSO SPRACH ZARA- THUSTRA. EIN BUCH FÜR ALLE UND KEI- NEN. Monumentalausgabe. Druckanordnung, Zeichnung des Titels, der Vortitel und Füllornamente und des Ein- bandes von Henry van de Velde. In fchwarz, purpur und gold gedruckt auf van Gelder-Büttenpapier. 500 nu- merierte Exemplare. Nr. 1—100 in Maroquin (ver-

griffen); Nr. 101—500 in Pergament M. 90.—.

NOVELLEN, ALTFRANZOSISCHE. Ausgewahlt von Paul Ernft, übertragen von Paul Hansmann. Zwei Bande. Mit Titelholzschnitten und Zierftücken nach alten Originalen. Titelzeichnung von Rudolf Koch. Geheftet M. 8.—; in Pappbänden M. 10.—; in Leder M. 14.—.

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Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Bütten- papier, in Pergament M. 20.—.

NOVELLEN, ALTITALIANISCHE. Zwei Bände. Ausgewählt und überfetzt von Paul Ernft. Mit vene- zianifchen Titelholzfchnitten, Initialen und Zierítücken aus dem 14. Jahrhundert. Zweite Auflage. Geheftet M. 6.—; in Pappbänden M. 8.—; in Leder M. 12.—.

OMAR CHAJJAM VON NESCHAPUR: RUBA- IJAT. Aus dem Englifchen des Edward Fitzgerald in deutfche Verte übertragen von G. D. Gribble. Titel- und

Einbandzeichnung und Initiale von Marcus Behmer. In

Pappband M. 8.—; in Leder M. 12.—.

WALTER PATER: IMAGINÄRE PORTRAITS. übertragen von Felix Hübel. Mit altvenezianifchen Ini- tialen. Geheftet M. 5.—; in Leinen M. 6.50.

WALTER PATER: MARIUS DER EPIKUREER. Ein Roman in zwei Bänden. Übertragen von Felix Paul Greve. Geheftet M. 6.50; in Leinen M. 9.—; in Leder M. 12.—.

FRANCESCO PETRARCA: SONETTE. Ausgewählt, überfetzt und eingeleitet von Bettina Jacobson. Mit dem Porträt des Dichters. Geheftet M. 3.50; in Per- gament M. 5.50.

FRANZ GRAF POCCI: LUSTIGES KOMÖDIEN- BÜCHLEIN. Zwei Bände. In Auswahl neu heraus- gegeben von P. E. Schmidt und K. v. Rézycki. Mit vielen Bildern, zum Teil nach unveróffentlichten Zeichnungen Poceis. Einbandzeichnung von F. W. Kleukens. Geheftet M. 7.—; in Halbpergament M. 10.—.

190

HENRIK PONTOPPIDAN: HANS IM GLÜCK. Ein Roman in zwei Bänden. Übertragen von Mathilde Mann. Dritte Auflage. Einbandzeichnung von E R. Weiß. Geheftet M. 8.—; in Leinen M. 10.—.

ALEXANDER POPE: DER LOCKENRAUB. Ein komifches Heldengedicht. In deutfche Verfe übertragen von Rudolf Alexander Schröder. Mit den neun Bildern und der Einbandzeichnung von Aubrey Beardsley in der Originalgröße. 800 Exemplare. Nr. 1—100 auf Japan- papier; in Kalbleder M. 40.—. Nr. 101—800 auf hollän- difchem Büttenpapier; in Pappband M. 14.—.

ABBÉ PRÉVOST D'EXILES: GESCHICHTE DER MANON LESCAUT UND DES CHEVALIER DES GRIEUX. Deutfche Übertragung von Julius Zeitler. Mit vier Vollbildern von Franz von Bayros. Zweite Auflage. Geheftet M. 4.50; in Halbleder M. 6.—; in Leder M. 7.50.

RAINER MARIA RILKE: GESCHICHTEN VOM LIEBEN GOTT. Dritte Auflage. Geheftet M. 3.—; in Leinen M. 4.—.

RAINER MARIA RILKE: DIE FRÜHEN GE- DICHTE. Des Buches „Mir zur Feier“ zweite Auflage. Geheftet M. 4.50; in Halbleder M. 6.50.

RAINER MARIA RILKE: NEUE GEDICHTE (aus den Jahren 1905—1907). Zweite Auflage. Geheftet M. 4.50; in Halbleder M. 6.50.

RAINER MARIA RILKE: DER NEUEN GE- DICHTE ANDERER TEIL. Geheftet M. 4.50; in Halbleder M. 6.50.

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RAINER MARIA RILKE: DAS STUNDENBUCH. (Vom mónchifchen Leben; Von der Pilgerfchaft; Von der Armut und vom Tode.) Mit Titel und Initialen von Walter Tiemann. Dritte Auflage. In Halbleinen M. 3.50; in Pergament M. 6.—.

ARTHUR RIMBAUD: LEBEN UND DICHTUNG. Übertragen von K. L. Ammer, eingeleitet von Stefan Zweig. Mit einem Bildnis Rimbauds in Heliogravüre. Geheftet M. 6.—; in Leinen M. 7.—.

RÜBEZAHL-GESCHICHTEN: das find wahrhafftige, und über alle Maßen poffierliche oder anmuthige Fratzen, von dem wunderbarlichen, fehr alten und weitbefchrienen Gefpenfte, dem Rübezahl, . . . denen Begierigen vor- mahls theilhafftig gemachet durch M. Johannem Prae- torium. Nunmehro aber für den Curiöfen Liebhaber auffs Neue an Tag gegeben. Mit Wiedergabe von 16 Holzfchnitten der Ausgabe von 1738. 800 num- merlerte Exemplare. In Pappband M. 10.—.

KARL SCHEFFLER: PARIS. Mit 71 Vollbildern in Autotypie. Einbandzeichnung von Æ. R. Weiß. Ge- heftet M. 10; in Halbpergament M. 12.—.

SCHILLERS SÄMTLICHE WERKE, in fechs Bänden. Herausgegeben von Albert Köfter und Max Hecker. Titel- und Einbandzeichnung von Eric Gill. (Großherzog Wil- helm Ern/t- Ausgabe deut{cher Klaffiker). In Leinen M. 20.—; in Leder M. 28.—.

Die einzelnen Bände find auch unter befonderen Titeln zum Preife von je M. 4.— in Leinen und M. 5.— in Leder erfchienen: Dramen I. Teil. Dramen II. Teil. Gedichte und Erzählungen. Hiftorifche Schriften. Philofophifche Schriften. Überfetzungen.

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DIE BRIEFE DES JUNGEN SCHILLER. Heraus- gegeben von Max Hecker. Mit einer Silhouette. In Papp- band M. 2.—; in Leder M. 4.—.

FRIEDRICH SCHLEGEL: LUCINDE. Berlin 1799. FRIEDRICH SCHLEIERMACHERS VER- TRAUTE BRIEFE ÜBER LUCINDE. Berlin 1800. Mit einer Einleitung von Rudolf Frank. 500 numerierte Exemplare. In Pappband M. 10.—.

ADELE SCHOPENHAUER: TAGEBÜCHER. Zum erften Male herausgegeben von Kurt Wolff. Zwei Bände. Mit 17 von Adele Schopenhauer gefchnittenen Silhouetten. Geheftet M. 6.—; in Halbpergament M. 8.—.

SCHOPENHAUERS SÄMTLICHE WERKE, in fünf Bänden. Titel- und Einbandzeichnungen von Eric Gill. (Großherzog Wilhelm Ernft- Ausgabe deut{cher Klaffiker.) In Leinen M. 20.—; in Leder M. 26.—.

Einzeln werden die Bände wie folgt geliefert:

DIE WELT ALS WILLE UND VORSTELLUNG. Zwei Bände. Herausgegeben von Eduard Grifebach. In Leinen M. 8.—; in Leder M. 10.—.

KLEINERE SCHRIFTEN. Herausgegeben von Max Brahn. In Leinen M. 5.—; in Leder M. 6.—.

PARERGA UND PARALIPOMENA. Zwei Bände. Herausgegeben

von Hans Henning. In Leinen M. 9.—; in Leder M. 11.—.

RUDOLF ALEXANDER SCHRODER: HAMA. Scherzhafte Gedichte und Erzählungen. Geheftet M. 2.—; in Pappband M. 3.—.

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GUSTAV SCHWAB: DIE SCHÖNSTEN SAGEN DES KLASSISCHEN ALTERTUMS. Vollftändige Ausgabe in zwei Bänden, beforgt von Ern/t Beutler. Titel- und Einbandzeichnung von F. H. Ehmcke. In Leinen M. 8.—.

Ausgabe in drei Bänden. (Mit dem Ergänzungsband: Flaxmans Zeichnungen zu Sagen des klaffifchen Alter- tums.) In Leinen M. 12.—.

SHAKESPEARES SONET TE. Nachdichtung von Eduard Saenger. Geheftet M. 4.—; in Halbpergament M. 5.—. Gedruckt auf der Ernít Ludwig-Preffe in Darmftadt.

ADALBERT STIFTER: AUS DEM ALTEN WIEN. Herausgegeben von Otto Erich Deut/ch. Mit 20 Vollbil- dern. Titel- und Einbandzeichnung von Heinrich Wteynk. Geheftet M. 5.—; in Leinen M. 6.—; in Leder M. 8.—.

ADALBERT STIFTER: STUDIEN. Vollftändige Tafchenausgabe der Erzählungen Stifters in zwei Bän- den. Mit einer Einleitung von Johannes Schlaf. Doppel- titel und Einband von Kar/ Walfer. In Leinen M. 6.—; in Leder M. 8.—-; in Pergament M. 10.—.

HENRICH STILLINGS JUGEND, EINE WAHR- HAFTE GESCHICHTE. Mit einem Nachwort von Franz Deibel. Titelvignette und Titelkupfer nach Chodo- wieckt. In Pappband M. 4.—.

DIE ERZAHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NACHTEN. Erfte vollftändige deutíche Ausgabe in zwölf Banden, beforgt von Felix Paul Greve. Mit einer Einleitung von Hugo von Hofmannsthal und einer

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Abhandlung von Kar/ Dyroff über Entítehung und Ge- fchichte des Werkes. Titel- und Einbandzeichnung von Marcus Behmer. Geheftet M. 60.—; in Leinen M. 72.—; in Leder M. 84.—.

TAUSEND UND EIN TAG. Orientalifche Erzáhlun- gen. Ausgewählt und eingeleitet von Paul Ernft. Die Übertragungen von Felix Paul Greve und Paul Hansmann. Vier Bände in der Ausftattung der Infelausgabe von »laufend und eine Nacht“. Geheftet M. 16.—; in Leinen M. 20.—; in Leder M. 28.—. Vorzugsausgabe: 100 numerierte Exemplare auf Infelbüttenpapier. In Per- gament mit Seidenvorfatz M. 56.—.

IWAN TURGENJEFF: GEDICHTE IN PROSA. Übertragen von Th. Comichau. Mit Titel und Vi- gnetten von Heinrich Vogeler. Zweite Auflage. Geheftet M. 2.—; in Leinen M. 3.—; in Leder M. 3.50.

VAN DE VELDE, HENRY: VOM NEUEN STIL. Mit einer Titelvignette des Künftlers. Geheftet M. 3.50; in Halbpergament M. 5.—.

EMILE VERHAEREN: HELENAS HEIMKEHR. Drama. Nachgedichtet von Stefan Zweig. 300 Exem- plare: 30 auf Japanpapier; in Leder M. 40.—. 270 auf Büttenpapier; in Halbpergament M. 15.—.

Gedruckt auf der Ernft Ludwig-Preffe in Darmftadt.

HEINRICH VOGELER-WORPSWEDE: DIR. Ge- dichte und Zeichnungen. Zweite Auflage. Mit vom Künftler neu gezeichnetem Einband und Vorfatzpapier. In Halbpergament M. 10.—.

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VOLTAIRES BRIEFWECHSEL. Ausgewählt und übertragen von Käthe Schirmacher. Geheftet M. 4.—; in Pappband M. 5.—; in Leder M. 7.—.

WILHELM WEIGAND: DER VERSCHLOSSENE GARTEN. Gedichte aus den Jahren 1901 bis 1909. Geheftet M. 4.—; in Halbpergament M. 5.—.

CHRISTOPH MARTIN WIELANDSWERKE. Drei Bände. Ausgewählt und herausgegeben von Franz Dezbel. Titel- und Einbandzeichnung von Walter Tiemann. In Leder M. 15.—; in Pergament M. 20.—.

Die Bánde find auch einzeln unter folgenden Titeln zu haben:

WIELANDS KLEINE VERSERZÁHLUNGEN. In Leder M. 4.50; in Pergament M. 6.—.

WIELAND: OBERON. In Leder M. 4.50; in Pergament M. 6.—.

WIELAND: DIE ABDERITEN. In Leder M. 6.—; in Pergament M. 8.—.

OSCAR WILDE: DIE BALLADE VOM ZUCHT- HAUSE ZU READING VON C. 3. 3. Deutfche Übertragung von Wilhelm Schölermann. Vierte Auflage. In Pappband M. 2.—.

OSCAR WILDE: DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY. Ein Roman. Übertragen von Hedwig Lach- mann und Gu/tav Landauer. Einbandzeichnung von Walter Tiemann. Dritte Auflage (3.—5.Taufend). GeheftetM. 3.50; in Leinen M. 4.50; in Leder M. 7.—.

OSCAR WILDE: GEDICHTE. Übertragen von Gifela Etzel. Mit Titelholzfchnitt von Marcus Behmer und Ein- bandzeichnung von K. Schmoll v. Eifenwerth. Geheftet M. 6.—; in Halbpergament M. 8.—.

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OSCAR WILDE: GESPRÄCHE VON DER KUNST UND VOM LEBEN. Übertragen von Hedwig Lach- mann und Guftav Landauer. Geheftet M. 4.—; in Halb- leder M. 6.—.

STEFAN ZWEIG: DIE FRÜHEN KRÄNZE. Ge- dichte. Titel- und Einbandzeichnung von Marcus Behmer. Geheftet M. 3.50; in Leder M. 6.—.

Für den INSEL-VERLAG befindet fich in Arbeit ein Fakfimile-Neudruck der

Zweıiundvierzigzeiligen Bibel

von

Johannes Gutenberg Mainz 1450—1453

Herausgeber: Geheimrat Dr. Pau/ Schwenke

Erfter Direktor der Königlichen Bibliothek zu Berlin

Suhfkriptionspreis: 300 Exemplare auf Handpapter, ungebund. M.700.—, in Schweins- leder mit Holzdeckel und Schließen gebunden M. 850.—, bis zu 20 Exemplaren auf Pergament mit aufgelegtem Gold M.3000.-.

Die Ausgabe erfolgt in zwei Bänden Text und einem Supp- lementband, die im Herbft 1911 und 1912 erfcheinen. Die Ausführung des reich mit Miniaturen gefchmückten Werkes erfolgt nach dem Berliner Pergament-Exemplar in farbigem Lichtdruck. Ausführliche Ankündigungen ftehen unberechnet, Probefeiten zur Anficht zur Verfügung.

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INHALT DES ALMANACH

Kalendarium mit zwölf Gedichten von Hans Sachs

Jofeph von Eichendorff: Frifch auf . . . . 31 Hugo von Hofmannsthal: Lucidor, Figuren

zu einer ungefchriebenen Komödie . . 32 Gabriele d'Annunzio: Weihe an das Adria-

tifche Meer . . . hrs 50 Hans Caroffa: Zwei Gedichte te 51 Rainer Maria Rilke: Aus den Aufzeichnun-

gen des Malte Laurids Brigge .... 53 Stefan Zweig: Herbítíonett . . ecu d 03 Drei Gleichniffe des Tíchuang-Tfe- Sgt DA Emile Verhaeren: Das Wort . . . . 69 Aus den Briefen eines Unbekannten . . . 73 Goethe: Der Befuch . . 80

Aus dem Schlußgefang der Homerifchen .. Odyffee, neu übertragen von Rudolf Ale-

xander Schröder . . . . 82 Ricarda Huch: Zwei Gedichte. "m 87 Robert Schumann: Aus dem Spruchbuche der

Davidsbündler . . . . . 89 Robert Schumann: An Clara Wieck . . . 92 | Aus Mozarts Briefen . . ee: 92 Heinrich Leuthold: Mittagsruhe ....]o1 P Lieder des Hafis . . 102 Hans Sachs: Ein {chins Buhllied einer ers

lichen Frauen . . 105 Arthur Schopenhauer: Über Schriftftellerei

und Stil, Lefen und Bücher . . . . . 107 Der Hausfpruch des Plantin . . II2

Stefan Zweig: Die Romantik der Bourgeoifie 112

IA AA uM ur uM um uM ur IPD A DADE DADDY ODP?

Keats: Ode an eine Nachtigall . . . 124 Titelholzschnitt des älteften Volksbuches v von

Till Eulenfpiegel . . . Led ee 3-127 Karl Vollmóller: Der EECH w x du ie 128 Lucia Dora Froft: Heinrich Mann .. . 128 Robert Prutz: Von der Pumpe, die nicht

mehr hat piepen wolen . . . . . . . 138 Drei amerikanifche Gedichte. Übertragen

von Alfred Walter Heymel . . 143

Heinrich Heine: Gotthold Ephraim Leffing, 145 mit dem fakfimilierten Titel zu a der Weife* . . 149 Heinrich von Kleifts Abfchiedsbriefe | an lene Coufine Marie und feine Schwefter Ulrike 153 Lenau: Ein ungedrucktes Gedicht . . . . 156 Der Winter. Ein Gedicht Hölderlins aus

dem Wahnfinn .. vos d 957 Arthur Schopenhauer: Zwei Gedichte ien 9 Zu den Abbildungen . . . .. . . . . 158 Bücher aus dem Infel- Verlag uu wu ee Bilderbeilagen:

Sodoma: Porträt Rafaels.

Albrecht Dürer: Allegorifche Zeichnung nach Hans Sachsens Gedicht: Der arm gemein Efel.

Goethe: Die fchlafende Chriftiane.

Chodowiecki: Rótelstudie zu Werthers Leiden.

Phiz: Zeichnung zum Copperfield von Dickens.

Antoine Pesne: Friedrich der Große und feine Schwefter, die Markgráfin von Bayreuth, als Kinder.

Emil Preetorius: Le petit galan.

G. M. Kraus: Porträt Goethes (1776).

GAR Aen Aere elo Aan Po Ae AER Po Ae At, Ae Po At Af Po AN AL eal SLD Aaf a NN IN TE Po Zeg Pal Po at Po ao ah Aa At Ao

Der fechíte Jahrgang des Infel-Almanachs wurde

gedruckt in der Spamerschen Buchdruckerei in

Leipzig. Umfchlag und Titelrahmen find von Th. Th. Heine.

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