Q 49 H47x NH 5. BEIHEFT ZUM JAHRBUCH DER HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN ANSTALTEN. XXXIV. 1916. MITTEILUNGEN aus dem MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE IN HAMBURG. V. | INHALT: S.H.Ribbach, Missionar, z. Z. wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Museum für Völkerkunde in Hamburg: Vier Bilder des Padmasambhava und seiner Gefolgschaft. Mit 5 Tafeln und 69 Abbildungen im Text. In Kommission bei Otto Meissners Verlag Hamburg 1917. \A/ W 5. BEIHEFT ZUM JAHRBUCH DER HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN ANSTALTEN. XXXIV. 1916. MITTEILUNGEN aus dem MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE IN HAMBURG. V. INHALT: S.H. Ribbach, Missionar, z. Z. wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Museum für Völkerkunde in Hamburg: Vier Bilder des Padmasambhava und seiner Gefolgschaft. Mit 5 Tafeln und 69 Abbildungen im Text. In Kommission bei Otto Meissners Verlag Hamburg 1917. BUPLIGATE AV Sn CHAY a oo © 5 3 38 [2] a 2 E ; = Bee u £ f = De » x . 2 ® 8 2 jan} 5 08: = Sg®F: ee Sr 5 Enz oh E a h i > ı a [23 = — € 3 ! ‘ a 66} bi Pe} z o E i = ae} öÖ > . Vier Bilder des Padmasambhava und seiner Gefolgschaft. Von S. H. RIBBACH, Missionar, z. Z. wissenschaftlichem Hilfsarbeiter am Museum für Völkerkunde in Hamburg. ET A ee EEE a I l j a ev y rs D | ARE RN 2 ‘ FR) - * er f' . j “ - ” - . ‘ A 9 E “ “ F PORR . E : v & f A 2 r ya ge y2 ET > 4 F - A v Kine . # ’ A - BR j SL B £ ® a ı P “= r ne \ » . - ‘ “ - ı . as Vorbemerkung. Die vorliegende Arbeit über einige Bilder des Padmasambhava aus dem Besitz des Museums habe ich versucht für einen größeren Kreis lesbar zu machen durch eine kurze einleitende Darstellung des Lebens und Wirkens des Heiligen sowie durch Einfügung von Er- läuterungen und Erklärung der Ausdrücke aus der schwierigen Terminologie des Lamaismus. Bei dieser Arbeit ist mir ein tibetisches Manuskript aus der Königl. Bibliothek in Berlin, der rNam-t‘ar des Padmasambhava (Samm- lung Waddell), von größtem Nutzen gewesen. Durch gütige Ver- mittelung des Herrn Geheimrat Prof. Dr. Grünwedel wurde mir die Handschrift von der Direktion auf das entgegenkommendste geliehen, und ich möchte Herrn Professor Dr. Haebler hierfür meinen ver- bindlichsten Dank sagen. Einen herzlichen Dank auch Herrn Geheim- rat Prof. Dr. Grünwedel, der mit seinem reichen Wissen mich bei verschiedenen Gelegenheiten unterstützt und belehrt hat, sowie Herrn Professor Dr. Konow für manche Anregung und Beratung auf dem Gebiete der Hindu-Mythologie und des mir fremden Sanskrit. Hamburg, im Mai 1916. S. H. Ribbach. Literaturverzeichnis. Coleman, Charles: The mythology of the Hindus. London 1832. Grünwedel, Albert: 1. Mythologie des Buddhismus. Leipzig 1900. = — 2. Buddhistische Kunst in Indien. Berlin 1900. _ _ 3. Der Weg nach Sambhala (tibet. Sam-bha-lai lam-yig). Abh. Königl. Bayer. Ak. Wiss., Bd. 29, 3. Abteilung. München 1915. . Edelsteinmine des Täranätha. Bibliotheca Buddhica, Bd. 18. 1914. . Ein Kapitel des Ta-se-sun. Bastian-Festschrift, S. 461. Berlin 1896. . Padmasambhava und Mandärava. „Zeitschr. D. Morgenl. Ges.“, Bd. 52, S. 447. 1898. . Eine weibliche Inkarnation in Tibet. Arch. f. Religionsw., Bd. 17, Heft 3 u.4. 1914. . Übersicht über eine Sammlung von Gegenständen aus dem lamaistischen Kult von Fürst E. E. Uchtomskij, zusammengestellt v.... Bibliotheca Buddhica, Bd. 6. Petersburg 1905. (Russisch.) 1. Teil: Text. 2. Teil: Zeichnungen. — = 9. Padmasambhava und Verwandtes. Baessler-Archiv, Bd. 3, S.1 ff. 1913. — — 10. Buddhistische Studien. Veröffentl. Kgl. Mus. f. Völkerk., Bd.5. Berlin 1897. Jäschke, H.A.: A Tibetan-English Dictionary. London 1881. Laufer, B.: 1. Der Roman einer tibetischen Königin (tibet. bTsun-mo bkai t‘an-yig). Leipzig 1911. —_ — 2. Die Bruza-Sprache. T‘oung Pao, Ser. 2, Bd. 9. 1907. rNam-t‘ar — ’O-rgyan gu-ru pad-ma abyun-gnas-kyi rnam-par t’ar-pa. Handschrift aus der Sammlung Waddell, Nr. 36a, Kgl. Bibliothek, Berlin. Oldenburg, Sergius von: Sammlung von Abbildungen von 300 Burchanen nach einem Album des asiatischen Museums, mit Anmerkungen. Bibliotheca Buddhica, Bd. 5. Petersburg 1903. (Russisch.) 1. Teil: Zeich- nungen und Verzeichnis. Pander-Grünwedel: Das Pantheon des Tschangtscha Hutuktu. Veröffentl. Kgl. Mus. f. Völkerk., Bd. 1. Berlin 1889. Sarat Chandra Das: 1. A Tibetan-English Dictionary. Calcutta 1902. _ — — 2. Journal of the Asiatic Society of Bengal, Bd. 51. Calcutta 1882. Schlagintweit, Emil: I. Buddhism in Tibet, mit Atlas. Leipzig und London 1863. _ — 2. Die Lebensbeschreibung des Padmasambhava, 2. Teil. Abh. Königl. Bayer. Ak. Wiss., Bd. 22, Abt.3. München 1903. Schulemann, G.: Die Geschichte der Dalai Lamas. Heidelberg 1911. Waddell, A.: The Buddhism of Tibet or Lamaism. London 1895. Wilkins, W. J.: Hindu Mythology. Calcutta and Simla 1882. | | oo oa um Zur Aussprache des Tibetischen und Sanskrit. Das Tibetische wurde nach folgendem Schema umschrieben: k = deutsches k | k aspiriert = k-h | s — scharfes s ce = tsch [o) " — tsch-h Bf Ss — sch fi ( 5 — t-h je dsch n nasal = ng Dr uD p' „ — p-h de =q n = spanisches iSIS ts‘ a — ts-h dr = = iM w=W zZ = franzosisches- ] ins jour. | dz —dz mi= Mm Ve it Zus WeIcHesEs a e i 0 u Das Sanskrit nach der Form: aaiiuü, rleaioau —_kkhgghncch jjhü.—-tthddhnmtthddhn.— pphbbhm, yrilvv ssshm. c ist wie deutsches tsch, ch ebenso, aber aspiriert, j wie dsch zu sprechen, äi ist spanisches ü. Der Punkt unter t, th usw. kennzeichnet die Laute als Zerebrale. Ss ist das polnische Ss und s das deutsche sch. So viel nur zur allgemeinen Kennzeichnung. DenLeser, der in das überaus schwierige Gebiet der Aussprache, zumal des Tibetischen mit seinen zahlreichen dialektischen Formen, eindringen will, muß ich auf die betreffenden Grammatiken verweisen. Einleitung. In letzter Zeit hat sich x tum der Tibeter hervorgebracht die Religionsforschung in zu- \ TE hat und obgleich einiges davon nehmendem Maße mit den N in europäische Sprachen über- Formen beschäftigt, welche der IR setzt und manches über diese Buddhismus bei seiner Wande- DIN eigenartige Erscheinung ver- rung nach Innerasien angenom- N Ya öffentlicht wurde, ist doch vieles men hat und die wir gewöhnlich \% R noch in dunkel gehüllt, zumal unter der Bezeichnung Lama- ein üppiges Gerank von Legen- ismus zusammenfassen. Im M den das Bild des geschichtlichen Mittelpunkt dieser Gedanken- Sal EI 1949) überdeckt und eine zutref- ae N rahaake Stelledochauch sehn ihrer Persönlichkeit aufge- Cr Ealrcs Religionssystem ein fast unent- drückthat: Der ,MannausUdy- >) wirrbares Gewebe von Formen äna“, wie ihn die Geschichte u I und Gedanken dar, dieer, seine und Legende häufig nennt, Pad- Mitarbeiter und Jünger schein- Das neugeborene Kind in der masambhava. Batöshlume. bar wahllos zusammentrugen Obwohl es eine reichhaltige (Nach Waddell S. 381.) mitdem angeblichen Zweck, das tibetische Literatur über diesen Seelenheil des wilden Hirten-, Mann, sein Leben und Wirken gibt, die zu ') P. steht als Abkürzung für Padmasambhava dem Volkstümlichsten gehört, was das Schrift- auf den folgenden Seiten. Jäger- und Räubervolkes des Schneelandes Tibet zu fördern und es aus der Gewalt der Dämonen zu befreien. So stoßen wir im Lamaismus, als dessen Stifter P. gewöhnlich jetzt angesehen wird, neben den Grundlehren des indischen Bud- dhismus, der ein Jahrhundert vor P.s Auftreten, etwa in der Mitte des siebenten Jahrhunderts, schon stark entartet und mit sivaitischen Ele- menten durchsetzt, nach Tibet gelangt war, auf ein wirres Gemisch von Ideen und Formen, die dem indischen Sivaismus, dem Visnukult, der Bonreligion der im Westen wohnenden Darden, dem Naturdienst des eigenen Landes entlehnt sind; weiter auch auf iranische, christliche, ja islamische Elemente. Wir begegnen neben zahllosen Buddhas, Bo- dhisattvas, Dhyänibuddhas usw. des ver- derbten indischen Buddhismus in Tibet einem unübersehbaren Heere von Göttern, Halb- göttern, Dämonen, Hexen und Kobolden, welche alle Regionen vom Himmel bis in das Innerste der Erde bewohnen und in Be- ziehungen, meist unheilvoller Art, zu den Lebewesen treten. Jeder Faden, der uns zur Führung in diesem Labyrinth der Religionsformen des Lamaismus dienen kann, ist uns willkommen, so neben den einschlägigen zahlreichen Schriften der Padmasambhavaliteratur auch die bildlichen Darstellungen, welche sich mit P. und den Gestalten seines Wirkungskreises beschäftigen. Die Gestalt P.s in der gewöhnlichen Form ist durch eine Reihe veröffentlichter Bilder bekanntgeworden. Bei Schlagintweit (1. Atlas, Taf. 13) findet sich ein großes Bild des Heiligen in Umrissen, bei Grünwedel (1, S. 46) die Wiedergabe eines mongolischen Bildes und (1, S. 47) einer Bronze; ferner veröffentlichte letzterer (9, Taf. 1) ein sehr schönes farbiges Bild mit kurzen Erläute- rungen. Waddell gibt (S. 25) eine Dar- stellung P.s „in seinen acht Formen (in his eight forms)“. Tatsächlich hat P. aber viel mehr Formen, wie wir später sehen werden. Die uns hier vorliegenden Bilder zeigen nun den Heiligen in einigen m. W. bisher nicht all- gemeiner bekannten Gestalten, nämlich als Hümkara, Hüm-mdzad, Gu-ru drag-dmar als blauen Asketen und als K'ro-bo k'yun c'en k'yun-gzon nag-po. Die Bilder sind Gemälde tibetischer Künstler zum Gebrauch beim Kult in den Tempelklöstern oder Hausheiligtümern und haben alle kein hohes Alter. Es sind die folgenden: Bild A. (l.-Nr. 1362:08.) Größe (ohne Rand) 92!/2:62'/;, cm; mit Stäben, mit breiter Einfassung aus roter, blauer und gelber chinesischer Seide, mit seidener Decke zum Schutz gegen Staub, Qualm der mit Butter gespeisten Opferlampen sowie die profanen Blicke der „Ungläu- bigen* (Nicht-Buddhisten). — Untere Ecke links etwas beschädigt und undeut- lich. (s. Tafel 2.) BildB. (1.-Nr.4453:07.) Größe 69:50'/acm; mit Einfassung aus roter chinesischer Seide: sonst wie A. Gut erhalten. (s. Tafel 3.) Bild €. Tafel 4.) Bild D. (1.-Nr.2822:09.) Größe 33:25 cm; ohne Stäbe, Einfassung, Decke. Gut er- halten. (s. Tafel 5.) Die Bilder A,B und C sind in Farbenlicht- drucken wiedergegeben, Bild D als Strich- ätzung auf Tafeln. Die Einzelfiguren wurden außerdem nach gepausten Zeichnungen als Abbildungen in den Text eingefügt. Ein kurzes Wort über das Verfahren beim Malen der tibetischen Bilder möge hier folgen. Der tibetische Maler, der unter Um- stäinden daneben auch Maskenmacher ist, richtet seine Leinwand zu, indem er eine Mischung von dünnem Leim, Kreide und (l.-Nr. 4457:07.) Wie B. (s. Mehl aufstreicht. Wenn diese Schicht trocken und erhärtet ist, wird sie sorgfältig mit Bims- stein oder feinem Sandstein abgeschliffen und geglättet. Nun bringt der Künstler die Konturen, wenigstens die der häufig wieder- kehrenden Figuren, auf die Leinwand mit Hilfe von Papierschablonen, auf welchen die Linien der Umrisse durch Nadelstiche mar- kiert sind, indem er Kohlenstaub (von Holz- kohle) auf die aufgelegte Schablone aufreibt. Die nun auf der Leinwand in Punkten an- gedeuteten Umrisse werden dann mit chine- sischer Tusche vermittelst einer Rohrfeder nachgezogen. Seltener vorkommende Figuren, für die er keine Schablonen hat, zeichnet der Künstler meist mit Geschick aus freier Hand. Nun werden die Farben aufgetragen, gute, leuchtende Farben chinesischer Herkunft, neuerdings auch indischer, ja europäischer Herstellung, die mit Leimwasser gemischt angerieben werden. Die Gruppierung auf dem Bilde geschieht in der Regel in der Weise, daß eine Anzahl Figuren symmetrisch um eine Hauptfigur gestellt wird, welch letztere durch ihre weit überragende Größe als solche gekenn- zeichnet ist. Selten wird eine Komposition größeren Stils versucht; wenn es geschieht, hält der Künstler sich meist an indische Vorbilder. Selten werden die Gestalten zu handelnden Gruppen in Beziehung zueinander gesetzt. Es gibt aber tibetische Künstler, die sich auch an solche Aufgaben machen. Unser BildB (Taf. 3) bietet ein paar Beispiele:dPal-gyi sen-ge vor der Nägagruppe (Nr. 2), Dran-pa nam-mk‘a und der Yak (Nr. 20) und einige andere. Ich besitze einige hübsche tibetische Bilder, welche Szenen aus dem Volksleben darstellen, welche mir ein Maler in Ladäk auf meine Bestellung hin herstellte. Die Behandlung der Perspektive ist be- sonders bei Architektur und landschaftlichem Hintergrund unbeholfen, bei menschlichen und mythologischen Gestalten hingegen oft recht geschickt. Die tibetische Kunst hat sich hier wie auch in der Gewandbehandlung, die oft durchaus künstlerisch zu nennen ist, an der indischen Kunst gebildet. Von dieser hat sie auch die Freude an grell-leuchtenden Farben, die aber mit Geschmack zusammengestellt werden, und die Neigung zum Stilisieren: Haare und Bart, Augenbrauen und Ohren, Gewänder und Attribute der dargestellten Gestalten sowie die Tiere, Berge, Wolken, Bäume und Blumen werden meist stilisiert. Die Charakterisierung der Figuren in Hal- tung und Ausdruck ist oft überaus fein, so z. B. auf den Bildern A und D. Die Tech- nik in der Ausführung der mythischen Ge- stalten mit dem reichen Detail der Attribute und des Schmuckes steht auf einer beachtens- werten Höhe und zeugt von künstlerischem Geschmack. Im folgenden soll der Versuch gemacht werden, die Gemälde (tibetisch T“an-ka, Bildrolle) zu beschreiben und die Bezie- hungen und Zusammenhänge der dargestellten Gestalten klarzulegen. Eine solche Arbeit stößt nach Lage der Dinge, wie schon aus dem Gesagten geschlossen werden kann, auf beträchtliche Schwierigkeiten, wie jeder zuge- ben wird, der auf diesem Gebiete gearbeitet hat. Man hat ein Bild vor sich, auf dem eine Anzahl Gestalten von dem tibetischen Maler meist ohne den Versuch einer Grup- pierung oder Komposition scheinbar ohne Zusammenhang nebeneinander gestellt sind; wir sehen uns weiter vor eine Menge mytho- logischer Mischformen gestellt, deren Ur- sprung und Entwickelung wir nachgehen müssen, und die Geschichte und Legende von P. und seiner Gefolgschaft ist bisher nur zum Teil bearbeitet worden, viele Zu- sammenhänge sind daher noch unklar. Für diejenigen Leser, denen dieses noch wenig betretene Gebiet fremd ist, gebe ich eine Skizze des Lebens und Wirkens des sonderbaren Helden und Heiligen, welcher die Hauptfigur auf den meisten unserer Bil- der ist. Sein eigentlicher Name ist uns nicht einmal bekannt, seine Geschichte und Le- gende aber durch die Forschungen von A. Grünwedel, B. Laufer, E. Schlag- intweit, A. Waddell und andere in neuerer Zeit mehr und mehr erschlossen worden. Dem Erstgenannten (1, S. 44 ff.) verdanken wir eine Skizze des Lebens und eine Beur- teilung der Persönlichkeit des P. und viel wertvolles Material, welches er auf Grund seines Studiums der tibetischen Königschro- niken und einer tibetischen Legendensamm- lung, des Pad-ma tan-yig (Darjilinger Manu- skript) sowie zweier Handschriften in der Leptschasprache zusammengestellt hat. (1, S. 44; 6, S. 447; 5, S.461; 9, S. 1; 10, S. 105.) Aus ersterem gibt er eine Übersetzung des 18. und 19. Kapitels und die Übersetzung der entsprechenden Leptschatexte. Grünwedel kennzeichnet die eigenartige Stellung, welche die gelbe (orthodoxe) Sekte dem P. im lamaistischen Pantheon angewiesen hat, nennt uns auch mehrere der Mitarbeiter des Hei- ligen wie Vairocana, Säntaraksita u. a., deren Anteil am Werke der Bekehrung der Tibeter er charakterisiert. DerenglischeMilitärarztAustineWaddell hat auf Grund der Mitteilungen (S. 24 u. 380), welche ihm seine indischen Pandits (Gelehrten) und tibetischen Lamas machten, den bisher ausführlichsten Lebensabriß P.s und die Reihe der Übersetzer und Schüler mit Angaben über deren Wirken und ihre Wundertaten gegeben. Nur leiden Waddells Ausführun- gen daran, daß die tibetischen Namen und Ausdrücke nach dem Gehör niedergeschrie- ben, oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind, zumal er meist die dialektischen Formen hörte. Schlagintweit (2) hat unter Benutzung einer aus Narigun, einem Kloster im Norden von Bhutan, stammenden und einer Pekinger Handschrift eine kurz zusammenfassende Darstellung von P.s Leben und Wirken bis zu seiner Reise nach Tibet gegeben. Ein Stück aus dem gleichen Legendenkreis behandelt auch Laufers Übersetzung des dritten Teiles eines tibetischen fünfteiligen Werkes, des bKa-t‘an sde Ina, welches er unter dem Titel „Der Roman einer tibetischen Königin“ (tibet. bisun-mo bkai tan-yig) herausgegeben hat, und in welchem P. eine der Hauptpersonen ist; der Roman gibt interes- sante Aufschlüsse über die geschichtlichen Personen aus P.s Umgebung aus einer durch die orthodoxe Zensur nicht getrübten Quelle. Endlich findet der Leser auch in desselben Verfassers Aufsatzüberdie BruZasprache (2,S.1) eine Fülle von Material über den Gegenstand. Bei dem hier folgenden Lebensabriß halte ich mich im wesentlichen an die Angaben der Ebengenannten. Um aber über eine ganze Anzahl von Gestalten des den P. umgebenden Kreises Stoff zu erhalten, benutzte ich eine tibetische Handschrift, den „rNam-tar des Padma- sambhava“, einen Blockdruck, welcher durch Waddell in die Königliche Bibliothek in Berlin gelangt ist. Grünwedel (9, S. 3) hat diese Handschrift, die in 88 Kapiteln auf 550 Seiten eine kurzgefaßte Legende des Heiligen gibt, eingehend besprochen und auch einige Stellen in seiner Übersetzung zitiert. Im übrigen ist diese Handschrift (m. W.) noch nicht übersetzt. Die Zitate aus dem rNam-t‘ar gebe ich in meiner Übersetzung. I. Padmasambhava. Padmasambhava, d.h. der Lotosgeborene, tibet. Pad-ma abyun-gnas, auch vielfach der Mann aus Udyana'), sanskr. Udyanadvipin, tibet. ’O-rgyan-pa oder ’O-rgyan-glin-pa ge- nannt, wird als Sohn des blinden, bis dahin kinderlosen Königs Indrabhüuti in Udyana ge- boren, einem Lande, das damals durch seine Zauber- und Beschwörungskunst einen Ruf hatte. P.s Geburt war eineübernatürliche: Aus einer Lotosblume im See Dhanakosa wird erals ein geistiger Sohn des Amitäbha, der ihn durch Emanation zeugt, geboren, wobei wunderbare Zeichen geschehen. So stellt die jetzt herr- schende orthodoxe („gelbe“) Kirche der Lama- isten den Vorgang dar; sie versetztsomit diesen Heiligen in die Sphäre der Bodhisattvas und stellt ihn Avalokitesvara an die Seite. Jener König, der durch Almosengeben zum Zweck des Verdienstsammelns seinen Schatz geleert hatte, macht nun eine abenteuerliche Meerfahrt zu der schönen Nagt (Schlangen- göttin) in Dzes-ldan-ma und erhält von ihr den die neun Wünsche erfüllenden Edelstein (tibet. yid-bZin nor-bu, sanskr. Cintamani), der in fünffachem Lichte erstrahlt. Der König kehrt beglückt, von den Nagts reich mit Juwelen beschenkt und durch ihren Zauber sehend geworden, in sein Land zurück. P. wächst als Prinz im Glanz und der Üppigkeit des indischen Königshofes heran, welche Dinge aber auf den Knaben keinen !) Udyana umfaßte die Landschaften von Kabul und einen Teil von Kafıristan im heutigen Afghanistan. Reiz ausüben. Statt sich mit seinen Alters- genossen, diederWunderknabeinallen Stücken weit übertrifft, Spiel und Genuß hinzugeben, sitzt er nach Art des Buddha lieber in Be- schauung versunken unter einem Baume im Parke seines Vaters. Man verheiratet P. mit einer Prinzessin aus Simhala (tibet. Sin-ga-la, Ceylon), um ihn an den Hof und an die Welt zu fesseln. Aber der Bodhisattva Vajrasattva (tibet. rDo-rje sems-dpa) selbst klärt den Jüng- ling in einer Erscheinung über seine himm- lische Herkunft auf und befiehlt ihm, die Königsherrlichkeit wie Schmutz von sich zu werfen. Als man P. hindern will, Asket zu werden, tötet er, als Yogin (Asket) nackt auf dem Balkon des Palastes tanzend, mehrere Untertanen des Königs mit dem Vajra, dem magischen Donnerkeil. Die der Religion feind- lich gesinnten Minister des Königs verurteilen den Prinzen zum Tode durch Pfählung. P. weist nach, daß die Getöteten ihr Los durch böse Taten in früheren Geburten verdient haben, und man begnügt sich mit Verbannung des Unbequemen. Däkints (weibliche Unholde) und Jins (tibet. Gyin, Göttinnen) führen ihn auf dem Wunderpferde Valahaka durch die Luft hinweg. P. meditiert nun auf acht verschiedenen Gräberfeldern (tibet. dur-k‘'rod), eine Übung, die neben vielem anderen im System des Hei- ligen dem Kult seines Geburtslandes Udyana entlehnt zu sein scheint, worauf Grünwedel > hinweist. Dort war um jene Zeit anscheinend die Bonreligion die herrschende, eine Ver- mischung altiranischer Elemente mit dem Bud- dhismus entlehnten Gedanken und Formen (Laufer 2, S.1ff.). Aufdem „Gräberfelde des kühlen Haines“ (tibet.dur-k'rod bsil-bai t'sal) überwindet P. die acht Gaurts und viele andere furchtbare Däkinis (tibet. mk‘a-agro-ma), unter ihnen auch dPal-Idan Iha-mo (sanskr. Srtdevi), die schreckliche Gattin des Höllenfürsten (sanskr. abhiseka, magische Kräfte. P. durchwandert weiter alle Länder, stu- diertalleWissenschaften: Astrologie, Alchemie, die Yanas, d.h. die verschiedenen „Fahrzeuge“ oder Heilswege der buddhistischen Lehre und vor allem die Tantras, alle Bücher über Zau- berei und Teufelsbeschwörung; er erlangt als Vidyadhara (tibet. rig-adzin) die höchste magische Weisheit und Zauberkraft. tibet. byin-rlabs) neue Abb. 2. Der Berg Kandschindschinga im Himalaya (8580 m). (Nach Sievers, „Asien“.) Yama, die aber hierals Königin der menschen- fressenden Räksasa-Dämonen (tibet. srin-po) erscheint. Diese Dämoninnen gebärden sich dort in einer Weise, die an das Treiben der Hexen auf dem Blocksberg erinnert. Nachdem P. alle Bewohner des Gräber- feldes zum Teil durch höchst fragwürdige Me- thoden (Grünwedel 5, S.461) „bekehrt“ und gezähmt und ihnen „das Rad der Lehre ge- dreht“ (ihnen gepredigt) hat, umkreisen ihn die Bekehrten und erteilen ihm durch Weihen 10 Auf seinen Zügen kommt P. auch nach Sahor in Indien, bekehrt dort dieschöne Prin- zessin Mandärava, die Fleischwerdung einer Däkint (Göttin), die sich ihm in Liebe ergibt. Auf Anstiften der eifersüchtigen Nebenbuhler wird P. unter dem Verdacht unlauterer Ab- sichten gegen seine Schülerin vom Könige zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Aber die Flammen spielen machtlos um den Heiligen, ohne auch nur sein Gewand zu ver- sengen. Man sieht ihn in erhabener Ruhe in- mitten der Glut auf einer Lotosblume sitzen. Noch viele Wunder vollbringt so P. durch seine Siddhi (Zauberkraft, tibet. grub-pa), er wird zum Mahäsiddha (tibet. grub-c'en), zum „Gro- ßen Zauberer“. In vielen magischen Verwandlungen und begleitet von seiner Gattin Mandärava, die ebenfalls in den verschiedensten Gestalten und Vermummungen erscheint, bekehrt er die Be- wohner Indiens, die Menschen, die Dämonen aller Klassen, die Nägas, sämtliche Lebewesen, beruft auf den Rat seines Hofkaplans, des weisen Pandit Santaraksita aus Indien, den P. als den größten Tantriker (Geisterbanner und Zauberer), um die feindlichen Dämonen, die den Bau des Klosters bSam-yas hinderten, zu überwinden. Nun beginnt P.s abenteuerlicher „Bekeh- rungszug“ nach Tibet. Ich gebe aus der langen Reihe der Dämonenkämpfe des Heiligen einige Beispiele, soweit sie zum Verständnis unserer Bilder nötigsind, zum Teil inmeiner wörtlichen Abb. 3. Die Mount Everest-Gruppe im Himalaya (8840 m). (Nach Sievers, „Asien“.) indem er, jeder Klasse klug sich anpassend, jeder das ihren Neigungen passende „Rad der Lehre dreht“ und damit die Feinde der Lehre dieser dienstbar macht. Diese Methode kluger Anpassung, des schlauen Kompromisses, be- folgt nun auch P. bei dem großen Werk der Bekehrung der Bewohner des Schneelandes, derin Finsternisund Unwissenheit versunkenen Tibeter, und der Überwindung der dortigen mächtigen Dämonen, welche bisher den Fort- schritt des von König Sron-btsan sgam-po (638 n. Chr.) zuerst eingeführten Buddhismus gehindert hatten. König K'ri-sron Ideu-btsan 11 Übersetzung aus dem rNam-t‘ar (Bl. 68bff.), ergänzt durch Angaben aus den bereits ge- nannten Werken. P. überwindet die bösen Geister, die sich ihm in den verschiedensten furchtbaren Gestalten entgegenstellen, durch Tantras (Beschwörungen), Zaubersprüche (Dhäranis, tibet. gzuns), durch magische Gesten (sanskr. Mudrä, tibet. p'yag-rgya), durch die magische Kraft seines Donnerkeils und viele andere Mittel; jene Überwundenen geben ihm ihr Lebenselixier hin, und P. ver- pflichtet sie durch Eid, fortan die Lehre zu schützen und zu fördern. Ss ( il (Mm m ; >) MO xD N) > ml RL ed @ Um rm; r u a = = A FFWLAZANÄERT e TADAZNNT ET RES IMON \ Abb. 4. Die Göttin Ekajatä, tibet. E-ka-dza-ti oder Ral-geig-ma, darüber der Schreckensgott Hayagriva, tibet. rTa-mgrin, über ihm der Dhyanibuddha Amitabha, tibet. ’Od-dpag-med (s. Tafel 4). Auf diese Weise besiegt P., der „Lehrer“, “sanskr: Guru, tibet. slob-dpon, wie er nun oft genannt wird, die feindlicheGöttin (dgra-lha) Mu-tsa-med in Don-mk‘ar in Man-yul'), welche P. be- drohte, indem sie einen großen Berg durch ihren Zauber spaltete und den Heiligen und sein Gefolge auf seinem Wege nach Ti- bet zwischen den beiden Berghälften zu zermalmen suchte. P.süberlegene Zau- berkraft läßt ihn spielend das Hindernis überwinden, erfliegtdurch den Himmels- raum über den tückischen Felsen hinweg, überwindet die Dämonin, dienach Aus- lieferung ihres Lebens- elixiers verspricht, von da an Hüterin der Lehre des Guru zu sein. P. bindet sie durch Eid und gibt ihr den mystischen Namen Gans- kyi yum-c‘en rdo-rje gyu- bun-ma (große Gletscher- mutter Vajra, die Schuld- nerin der Türkisen). Hier haben wir das Schema, nach welchem im wesentlichen alle die folgendenDämonen- besiegungen und -bekeh- rungen vor sich gehen. . Der Guru geht mit sei- nem Gefolge nun nach gNam-tan dkar-nag, wo die gNam-lha dkar-mo, die weiße Göttin E-ka-dza-ti (sanskr. Ekajatä) (Abb. 4), 1) Tibetischer Bezirk an der Grenze von Nepal. Blitze auf P.schleudert, ohne ihn jedoch zu ver- letzen. „Da tat der Lehrer“, so berichtet der rNam-t‘ar (Bl.69b), „Wasser auf seinen Hand- teller, eine Fläche von der Größe eines Spiegels (eines kleinen tibetischen Metall- spiegels) und sagte: ‚Sob!‘'), und sofort ver- wandelten sich die Blitze in sieben trockne, erbsengroße Blutklümpchen. Die erschreckte Göttin floh in den See dPal mo dan dpal. Nun verwandelte der ‚Lehrer‘ diesen kraft der Meditation in einen Flammenstoß (me-dpun-du sgom-pas), so daß der See überkochte, der Göttin Fleisch sich von den Knochen löste, und sie floh. Der Guru schleuderte einen Donnerkeil und durchbohrte jener das rechte Auge. Mit den Worten: ‚Der Lehrer leihe mir den Vajra und die Schädelkrone. Ich bitte, daß du mir weiter kein Übles antuest und mich freilassest. Als gehorsame Dienerin unterwerfe ich mich dem Lehrer‘, gab sie dem P. ihr Herzblut (wörtlich ihre Lebens- essenz, tibet. srog-säin) hin, und er band sie durch Eid. Er gab ihr nun den Namen die ‚fleischlose Eisweiße, einäugige Vajra‘ (tibet. sa-med gans-dkar rdo-rje spyan gceig-ma).“ „Nun gingen sie hinunter nach Uyug)?. Dort schleuderten die zwölf bStan-ma (Dämo- ninnen) zwölf Blitze auf P. Der Guru be- schrieb mit dem Zeigefinger magische Kreise und machte sie wirkungslos. Die Blitze ver- wandelten sich in zwölf kleine Kohlen, deren Glut verglimmte. Die Berge alle warf P. mittels der magischen Kraft seines Bettelstabes über den Haufen. Die Berge gYa-ri und Gans-ri (Schieferberg und Schneeberg), die Wohnungen der bStan-ma zerstörte er sämt- lich. Da gaben jene ihr Herzblut hin und priesen den P. ‚aus einem Halse‘, und während jener sich in die Ruhe der Meditation versetzte, beteten sie an: ‚Du Unverletzlicher, der du an der Spitze thronst, du mächtiger !) sob leer, nichtig, wohl ein Zauberwort, um den feindlichen Zauber zu brechen. 2) Ort in der tibet. Provinz Ts'an, 13 Zauberer mit der Schädelkrone! Der du Gesandte durch Abnehmen des Versprechens dir dienstbar machst, wir verneigen uns vor dir!‘ So verneigten sie sich mit tiefer Ehr- erbietung, (P.) band sie durch Eid und vertraute ihnen die Lehre Buddhas an, daß sie dieselbe schützten. Zwölf bStan-mas'), zwölfsSkyon-mas (Hüterinnen),zwölfgYa-mas (Dämoninnen vom Schieferberge) gaben ihr Herzblut hin und wurden durch Eid ge- bunden.“ „Als P. und seine Gefährten nach Uyug bye-ma rdzon-ka?) gingen, kam der Dam-can rdo-rje legs-pa mit den 360 ‚Brüdern‘ (m'ced), sie zu empfangen; sie wurden durch Eid ge- bunden und P. vertraute ihrer Obhut ‚Schätze‘ (heilige Bücher) an.“ „Nun gingen sie nach sNa-nam°) nördlich hinab. Dort warf P. den gNan (Dämon) Tan-Iha von gZu-ru mit seinem Heere von 21000 Mannsteufeln zurück. Am ersten Tage erschien das Tal voll von Löwen. Als aber den Guru in seinem Herzen kein Zagen anwandelte, begaben sich die Löwen alle von selbst wieder an ihre Plätze auf den gYa-ri und Gans-ri zurück. Am zweiten Tage erschien ihnen ein Tal voll von wilden und zahmen Yaks. Der Guru wankte nicht; so gingen denn die wilden und zahmen Yaks alle von selbst wieder auf den Waldberg (nags-ri) und Grasberg (spans-ri). Am dritten Tage bemerkte man ein Durcheinander von Vogelstimmen von der Grenzscheide des Himmels. Da der ‚Lehrer‘ in seinem Sinne nicht wankte, verschwanden (verstummten) die verschiedenen Vogelstimmen von selbst wieder. Am vierten Tage, des Morgens, ver- !) Die Namen bStan-ma, etwa mit Göttin der Lehre übersetzbar, und Skyon-ma, Hüterin, scheinen den Göttinnen nach ihrer Vereidigung gegeben worden zu sein, während gYa-ma, nach dem gYa-ri (Schieferberg), ein ursprünglicher Name sein dürfte. 2) Ort in Ts'an. ®) Name eines Berges in Tibet. legte ihnen eine große, weißgefleckte Schlange, welche, einer Kette gleich, mit ihrem Kopfe bis nach Gru-gu'), deren Schwanz bis nach gYar- mo-tan in K‘ams reichte, den Weg. Aber der ‚Lehrer‘ stach sie mit seinem Rasselstab (tibet. p'yag-mk‘ar-gsil) in die Seite und bestrafte so den (verkappten) T‘an-Iha und sagte: ‚Der du der Naga-König Mes-le tod-dkar heißest, auch Gandharva-König Zur-p'ud Ina-pa genannt wirst, auch der Dämon (gNan) T‘an-Iha yar- gzur heißest, gehe hinweg!“ Mit diesenWorten schleuderte P. jene an dem eisernen Bettel- stabe sich windende Schlange hinter sich. Da geriet der T‘an-Iha in Wut und sandte auf den in einem weißen Yakhaarzelte sitzen- den Mann aus ’O-rgyan (P.) einen Schauer von Blitzen herab. Aber der Segen des Vajra auf der Spitze der Zeltstange (?)°) ließ die Blitze abgleiten und in den See hineinfahren. Da wurden alle Fische, Schlangen und Frösch- lein wie Spreu, die vom Wasser hinweg- geschwemmt wird (d.h. sie schwammen leblos auf der Oberfläche). Nun sprach der Guru über einen Becher Wassers ein belebendes Mantra (Spruch) und goß ihn aus; da wurden die Fische und Schlangen (und Fröschlein) wieder lebendig und fuhren plätschernd ins Wasser hinab. Nun versetzte sich ’O-rgyan Pad-ma in die tiefe Meditation des zornigen dBan-c'en (Indra), opferte das weiße Yakhaar- zelt und rief jenen (Gott) herbei. Mit beiden Augen blickte er auf die in der Sonne glän- zenden Schneeberge des T‘an-Iha. Da schmolz alles Eis; die schwarze Bergspitze spaltete sich, und graublauer Schiefer kam bröckelnd hervor. Nun verwandelte sich der T‘an-Iha in einen in weiße Seide gekleideten, schwert- gegürteten Mann mit einem Türkisdiadem, kam heran und umkreiste in Ehrerbietung (den P.), betete an, umkreiste ihn wieder, gab sein Herzblut (Lebenselixier) hin und !) Ort in der tibet. Provinz K‘ams. 2) Sbra rdo-rje spyi-bor byin-gyis brlabs-pas. sagte: Du Padma Heruka!) vergangener Zeiten und früherer Geburten! Ich bitte dich, du wollest in Gnaden ein wenig auf mich blicken. Ich will mich immer mehr an mein Versprechen halten und die Lehre hüten. Komm, um mich zu deinem Gefangenen zu machen! Als wenn man über eine Eisschlucht einen Pfeil schießt, so führte P. den T'‘an-lha zu sich herbei, und dieser erwies ihm uner- messene Ehren. Da wurde (dem T‘.) der mystische Name (gsan-mt'san) rDo-rje-mc‘og rab-rtsal gegeben und ihm acht Schätze anver- traut.“ (S. Tafel 1.) Auf diese Weise werden nacheinander alle die unzähligen Dämonen Tibets über- wunden: die Yaksas (tibet. gnod-sbyin), die tückischen Untertanen des Reichtumsgottes Kubera, welche die Schätze hüten, aber den Menschen beständig zu schaden trachten, die Räksasas (tibet. srin-po), die menschenfressen- den Ungeheuer im Reiche der Schreckens- göttin dPal-Idan Iha-mo, die Nägas (tibet. klu), die Schlangengottheiten der Unterwelt, die Gandharvas (tibet. dri-za, die Duftesser), die Naksatras (Göttinnen der Sternbilder, tibet. rgyu-skar), die Planetengötter (sanskr. Graha, tibet. gza), sämtliche Berggötter, die Geister der vier Elemente; P. verpflichtet alle, der Lehre zu dienen und vertraut ihrer Obhut „Schätze“, heilige Bücher, Offenbarungen für künftige Geschlechter an. P. gelangt schließlich mit den Abgesandten des Königs, die ihn gerufen hatten, nach Zun-kar, wo Kri-sron-ldeu-btsan mit ihm zusammentrifft. Weil dieser „Herrscher der Schwarzköpfe Tibets“ den Guru nicht zuerst grüßt, straft ihn dieser durch Feuer, das er aus seiner zum Gruße erhobenen Hand auf jenen hervorschießen läßt, und welches des Königs Kleider in Flammen setzt, worauf der Herrscher und seine Minister erschreckt dem P. zu Füßen fallen und ihn anbeten. Dieser ) Heruka — eine Gottheit des Kalacakrapantheons im jüngsten System des Buddhismus. beschenkt den König mit dem vielbegehrten Lebenselixier (sanskr. Amrta, tibet. bdud-rtsi). Es folgt nun der Bau des ersten Klosters in bSam-yas durch P. und seine Mönche, wobei wieder der Widerstand der feindlich- gesinnten Dämonen Tibets, die des Nachts einreißen, was am Tage die Menschen bauten, zu überwinden ist. Aber schließlich werden durch P.s überlegene magische Gewalt alle besiegt und zur Mit- arbeit verpflichtet. Die Nägas, die erst verhextes Holz lie- ferten, bei dessen Be- arbeitung den Zim- merleuten sich die Querbeile mit der Schneide nach oben drehten (fin [statt steu] slad-la bskor), liefern, von P. be- zwungen, nun dem Könige gutes Bau- holz und das nötige Gold, um alle die anderenmitarbeiten- den Götter und Dä- monen zu bezahlen, die nun eifrig des Nachts bauen, wäh- rend die Menschen am Tage schaffen. So wird der Bau von bSam-yas (etwa 770 n. Chr.) vollendet, des ältesten Klosters von Tibet, etwa 45 km von Lhasa entfernt am nördlichen Ufer des Ts‘an-po (Brahma- putra), und zwar auf P.s Anweisung hin nach dem Muster des Tempels Otantapurt in Ma- gadha (Bihar). Von diesem ersten Bau sind nach den Berichten des indischen Pandit Nain Singh heute noch Teile in ihrem ursprüng- lichen Zustand erhalten. Es umfaßt einen gewaltigen Gebäudekomplex, der von einer Abb. 5. Relief auf silberner Amulettkapsel: Padma- sambhava und seine beiden Hauptfrauen. Oben auf beiden Seiten die mystischen Silben „om hum“ in tibet. Schrift. Hamb,. Mus. f. Völkerk., 1.-Nr. 1351 : 08, Umfassungsmauer von 3 km Umfang ein- geschlossen ist und hat einen großen Haupt- und mehrere Nebentempel; in einem der- selben befindet sich eine Buddhastatue von über 3m Höhe; ferner sind dort vier Kloster- schulen und eine wertvolle Büchersammlung. Über tausend Stüpas (tibet. mc‘od-rten, pyra- midenförmige Reliquienschreine) ziehen sich in langen Reihen auf den umgebenden Berg- rücken hin. Weilan- geblich diegroße ma- gische Kraft P.s das Kloster zu einem besonders sicheren Orte machte, als er dasselbe weihte, ha- ben die Dalai-Lamas späterhin hier ihre Schatzkammern ein- gerichtet. P. soll auch als Übersetzer buddhis- tischer Texte in das Tibetische sich be- tätigt haben; das Hauptverdienst ge- bührt hier aber je- denfalls dem auf P.s Empfehlung hin be- rufenen jungen tibe- tischen Mönche Vai- rocana aus Pagor, der, unterstützt von einer ganzen Reihe indischer Pandits und tibetischer Mönche, Teile des Sanskritkanons und Tantraschriften ins Tibetische übertrug. Er selbst erscheint nach Laufers Angabe (2, S. 9) als Verfasser von Tanjur, Vol.124, Nr.8, und mit P. zusammen als Übersetzer eines Werkes im 22. Bande, Nr. 14, der rGyud oder Tantra des Kanjur. Der Guru erhält vom Könige zum Dank für seine Bemühungen um die Verbreitung und Festigung der Religion im Schneelande eine von dessen fünf Gemahlinnen, die mK'ar- c'en bza at'so-rgyal (auch Ye-ses at'so-rgyal genannt) zum Geschenk, worüber aber die an der alten Bonreligion festhaltenden Minister ungehalten sind, die sich auch sonst P. und seinem Werke feindselig in den Weg stellen und seine Tätigkeit mit List und Verleumdung zu hindern suchen, weil sie in derselben eine Bedrohung der alten Götter erblicken. Unter- stützt werden sie in ihrem Widerstande durch die temperamentvolle erste Gemahlin K'ri- sron-ldeu-btsans, die Ts‘e-spon-bza me-tog, die ebenfalls im Herzen an den alten Bongöttern hängt und die indischen Pfaffen weidlich haßt. Ihr Roman mitVairocana (Laufer, 1), welcher dessen Flucht vom Hofe und zeitweiliges Fern- bleiben sowie seinen Groll gegen dietückischen Weiber zur Folge hat, ist ein Stück Zeit- und Sittengeschichte, welche des Studiums wert ist. Es ist schwer, sich von einer Persönlich- keit, deren Gestalt so von Legenden ver- dunkelt ist, ein klares Bild zu machen. P. wird uns nach den bisher erschlossenen Quellen, den tibetischen und Leptschahandschriften, geschildert als ein „Heiliger“, an dem unend- lich vieles menschlich, ja allzu menschlich ist. Einiges deuteten wir bereits an, so seine schlauen jesuitischen Methoden, sein Anpassen an die Neigungen der Wesensklassen, die er gerade „bekehren“ wollte. So vermischte er, um den Tibetern den bisher verhaßten Bud- dhismus schmackhafter zu machen, Lehre und Pantheon des Nägärjuna und des Asanga, die Formen des Tantrasystems; mit denen der alten Bonreligion Tibets und dem mit ihr ver- quickten alten Naturkult. Die „Bekehrung“ der alten Götter bedeutet zugleich ihre Ein- reihung in das neue System. Skrupellos ver- folgt der „Heilige“ seine Zwecke, die ihm jedes Mittel heiligen. Er mordet die Un- gläubigen, um sie in die Wiedergeburt der höheren Erkenntnis zu befördern. Diese und nochbedenklichere Praktiken stimmenschlecht zu den langen Tugendpredigten des Lehrers, in denen er sich über die Schlechtigkeit der Weiber, dieser „Fangstricke des Todesgottes“ ereifert, zu deren „Fangstrick“ er sich doch selbst beständig macht. Kein Wunder, wenn die herrschende orthodoxe (gelbe) Sekte Tson-ka-pas in den in ihrem Schoße redigierten Lebensbeschrei- bungen das Bild dieser Persönlichkeit, die sie wegen ihrer Volkstümlichkeit doch nicht um- gehen kann, stark retouchiert wiedergibt, seine Handlungen, wo sie dieselben nicht ver- schweigen kann, zu beschönigen, zu mystifi- zieren und durch Versetzung in die Sphäre des Bodhisattvas die Person P.s dem mensch- lichen Maßstab zu entrücken sucht. Kein Wunder auch, wenn in den Königs- chroniken (rGyalrabs) P. schlecht wegkommt. Liegen doch in seinem System schon die Wurzeln der späteren Hierarchie, neben welcher die Königsmacht bald zu einem Schattendasein verurteilt war, bis sie der all- gewaltigen Priesterherrschaft das Feld räumen mußte, als die Großlamen von Saskya, um ihren Machtgelüsten zu genügen, das Dogma von den Inkarnationen der Bodhisattvas in ihren Vertretern erfanden. Deren Macht entwickelte sich nun derart, daß dem König- tume damit der Todesstoß versetzt ward, was um so leichter war, als damals (im 13. Jahr- hundert) Tibet schon in eine Reihe kleiner Fürstentümer gespalten war. Die Legendensammlungen Pad-ma tan-yig und rNam-t'ar geben manche Probe davon, wie der Priester (P.) damals schon den König sein Übergewicht fühlen ließ, und wie der alte Haudegen K'ri-sron-ldeu-btsan, dessen Heere der Schrecken der Chinesen waren, in seiner beständigen Angst vor den Dämonen sich von seinem OberpriesterP. demütigen und willkürlich behandeln lassen muß, in dessen Hand er ein gefügiges Werkzeug der Priester- laune wird. Was P. den Rechtgläubigen weiterhin an- stößig macht, ist, daß er sich den „zweiten Buddha“ nennt; ja die Legende stellt ihn sogar über Gautama. Der rNam-t'ar (Bl. 8b) sagt von ihm, er sei größer als alle Buddhas (sans- rgyas kun-las lhag-pao) und nennt ihn eine Inkarnation sämtlicher tausend Buddhas der drei Zeiten. Dort findet sich auch der heute noch von Priestern wie Laien vielzitierte Spruch (Bl. 27b), der dem P. selbst in den Mund gelegt wird:') „Als in grauer Vorzeit Noch keine Lamas waren, Kannte man den Buddha Nicht einmal dem Namen nach. Es entstanden die Buddhas Der tausend Kalpas’) Erst durch der Lama Wirken.“ Wenn schließlich P. sich einen größeren Zauberer als Buddha nannte, so mußte dies den Strenggläubigen naturgemäß als eine Ver- lästerung Gautamas erscheinen. P. ist der Hauptvertreter der Tantra- und Yogalehre mit ihrem Asketentum, ihrer Zau- berei und ihrer Verehrung der Saktis, der weiblichen Energien der Tantragötter und der Dakints (Dämoninnen). Im Sinne dieser Lehren stiftete er die nach ihm benannte Schule der ’U-rgyan-pas, der sich die älteste Sekte der Nin-ma-pas (der „Alten“) eng an- schloß. Diese Sekten haben sich von allen am weitesten von den Grundlinien, die Buddha gezogen hatte, entfernt, sich am stärksten mit fremden Elementen vermischt. Besondere Verehrung genießt in ihrer Mitte der als Urbuddha (sanskr. Adibuddha, tibet. mC‘og-gi dan-poi sans rgyas) gedachte Samantabhadra (tibet. Kun-tu bzan-po). Diese Schutzgott- heiten werden durch die Kraft der Meditation des Yogin (tibet.rnal-abyor-pa, Asketen, Zau- !) Tibetisch: bla-ma med-pai gon-rol-na Sans-rgyas bya-bai min yan med bskal-pa ston-gi sans-rgyas kyan bla-ma-dag-la brten-nas byun. 2) Weltperiode, tibet. bskal-pa. berer), durch magische Gesten (sanskr. Mudrä, tibet. p'yag-rgya) und durch Bannformel (sanskr. Dhäranıt, tibet. gzuns) gebannt, durch Zauberkreise (sanskr. Mandala, tibet. dkyil- ak‘or) überwunden und durch Opfer von heißem Branntwein und Blut, in Menschen- schädeln dargebracht, verehrt. Die Geistlichen dieser Orden, welche rote Gewänder und Mützen tragen, verheiraten sich, wie es auch der Stifter tat, und verwerfen die alten Ent- haltsamkeitsgebote. P. sammelte im Kloster bSam-yas im Ver- ein mit Santaraksita (tibet. Zi-ba-at‘so) eine Anzahl indischer Mönche und Gelehrte sowie tibetischer Novizen, welch letztere als Opfer- priester (tibet. dgon-gner) und, gemeinsam mit den indischen Pandits, als Übersetzer (tibet. Lo-ts‘a-ba) in Tätigkeit traten. So wird der Grund zu der Hierarchie der Lamas in Tibet gelegt. Dreizehn Jahre lang soll P. im Lande tätig gewesen sein, aber unter steter starker Gegnerschaft der Adelspartei am Königshofe. Dann nahm er vom Könige Abschied in einer langen Predigt über die fünf Klassen der Lebewesen (sanskr. pancagatis, tibet. agro-ba drug), Grünwedel 9, S. 30, worauf er nach seiner Aussage nach Westen in das Land der Räksasts (Dämoninnen, tibet. Srin-mo) zog, wo er heute noch wohnt. Zu den einzelnen Bildern übergehend, werfen wir zuerst einen Blick auf das schöne, große Bild A (Taf. 2 und Abb.6). Es hat die tibetische Aufschrift: Gu-ru gtson k‘or gsum. Bei der Schreibung der Silbe „gtson“ beging der Maler jedenfalls einen Fehler, veranlaßt durch die bei der Aussprache des Tibetischen übliche Einschiebung eines Kon- sonanten zwischen vokalisch auslautenden und konsonantisch anlautenden Silben, er machte aus „gtso“, der Herr, „gtson“, womit der Name des tibetischen Reformators Tson- ka-pa (auch oft gTson-ka-pa geschrieben), des geistigen Antipoden P.s, angedeutet sein 3 könnte. Doch würde kaum ein Maler diese beiden auf einem Bilde zusammenstellen. Mit obiger Verbesserung komme ich zu der Übersetzung: Guru, der „Lehrer“, eine häufige Bezeichnung des P.; gtso, der Herr, nämlich des Genannten geistiger Vater Amitabha, wofür es analoge Beispiele gibt'), und ak'or-, das Gefolge, die Umgebung, sanskr. parivara (des P.), gsum, (diese) drei. Auf Bild A wie auf B ist P. die Haupt- figur. Um ihn sind dort gruppiert die Götter, Menschen und Dämonen, die zu ihm in Beziehung getreten sind. Bild B (Taf. 3 und Abb. 7) trägt die Auf- schrift in rhythmischem Tibetisch: gDod-mai mGon-po kun-tu bzan sku gsum rig-adzin Pad-ma abyun der Schutzherr der Urzeit Kun-tu bzan (Samantabhadra) und der Vidyadhara Pad- masambhava mit den drei „Körpern“. Der zuerstgenannte Bodhisattva erscheint auf dem Bilde über P. und Nagärjuna. Auf Bild A und B ist P. durch die alle anderen Figuren weit überragende Größe und Stellung in den Mittelpunkt der erste Platz angewiesen. Steht doch im Lamaismus der Lama (tibet. bLa-ma, der Höchste), der vergötterte Heilige, im Range über den Göttern, und Sakyamuni soll der erste Platz unter den Lamas zukommen. Aber P. und seine Gefolgschaft von Priestern und Mön- chen macht ihm diesen Rang streitig. Wie P. selbst seinen Wert und seine Größe ein- schätzte, darauf haben wir schon hingewiesen. Diese Gedanken kommen auch bei der bild- lichen Darstellung des Guru und seines Pari- vara zum Ausdruck. P. ist dargestellt als Mönch von goldener Körperfarbe auf Bild A (Taf. 2 und Abb. 6), fleischfarben auf Bild B (Taf. 3 und Abb. 7), auf dem Fruchtboden der fünffarbigen Lotos- ') Vgl. das S.20, Spalte 2, in der Fußnote 2 an- geführte Beispiel aus dem rNam-t'ar. blume sitzend. Die Tracht ist die ihm auf Bildern eigentümliche, als Sahorma bezeich- nete, nach dem Lande Sahor, wo P. auch wirkte, dem Stammlande der Mandärava, so genannt: die rote, mit Aufschlägen versehene Mütze, mit dem Donnerkeil und einer Feder in der Spitze, und Sonne und Mond als Ab- zeichen; ein brauner Mantel mit Goldmuster, darunter ein blaues und ein rotes Gewand mit gelbem und grünem Futter und orange- farbenen Aufschlägen, so daß in der Kleidung wie in der Lotosblume die fünf heiligen Far- ben der Götter zur Anwendung kommen. P. trägt als Attribute den Donnerkeil in der erhobenen Rechten, die Waffe, mit welcher er unzählige Dämonen besiegte, in der Linken die Schädelschale, gefüllt mit dem Lebens- elixier, welches er von den Besiegten errang. In der Schale steht ein Ambrosiagefäß (tibet. ts’e bum), in diesem eine Blume. Am linken Arme lehnt der Dreizack, ein Zauberstab (khatvanga), an dessen oberem Ende zwei gekreuzte Donnerkeile "sitzen, darüber ein Ambrosiagefäß, an der Spitze drei Menschen- köpfe, ein frischer blauer, ein alter roter, verdorrter Kopf und ein weißer Schädel; hierauf folgen die drei Zinken des Dreizacks. Diese Ausstattung und der zornige Gesichts- ausdruck kennzeichnen P. als Tantriker') und Teufelsbanner; die roten (blutbefleckten) Handteller sind Merkmale tantrischer Gott- heiten (K'rag-at'un, der „Bluttrinker“), die im Kampfe mit Dämonen ihre Hände (und Füße) mit dem Blute der überwundenen Feinde befleckten. Welche Bedeutung den einzelnen Stücken der Ausstattungim Tantrasystem gegeben wird, dafür hier ein Beispiel aus dem rNam-t'ar (Bl.57b). „Um die Lasterhaften zu bekehren ') Vertreter der Tantra- oder Yogaschule des Heili- gen Asanga, der das Hindu-Göttersystem mit dem des Mahayana-Buddhismus auszugleichen suchte, und das System der Bannung und Beschwörung der Götter einführte. |" O8) >), f G DL : G 2} u We < — [; D; Abb. 6 (nach Bild A). Padmasambhava, tibet. Pad-ma abyun-gnas mit seinen beiden Hauptfrauen: Mandarava (rechts von P.) und Ye-$es ats‘o-rgyal (links). Über P. sein geistiger Vater Amitabha, tibet. ’Od-dpag med. S. Taf. 2. 3« 19 und der Religion zuzuwenden, nahm P. das Angesichteinessehrschönen,sechzehnjährigen Jünglings an undsandte, derLotosblumegleich, einen rosafarbenen Glanz aus und für das Auge unerträgliche (lta mi bzod-pa) blendende Lichtstrahlen, den Sonnenstrahlen gleich; er hatte auch die großen und kleinen Zeichen der Vollkommenheit'), und nach der Weise eines zum Zweck des Beschützens der Lehre Buddhas Ordinierten und als Asket (sgom-pa) und vollendeter Heiliger (mt‘ar-p'yin), der die drei Sittengesetze erfaßt hat, zog er das rotseidene Ordenskleid an und faßte die gol- dene Almosenschale. Um die verschiedenen „Fahrzeuge“ (sanskr. yana, .tibet. t'eg-pa) zu erkennen, zog er das schwerseidene Priester- gewand an, schwang drehend den die „drei Gifte“?) unterscheidenden Dreizack mit den Schädelabzeichen und faßte die Glocke (sanskr. ghantä, tibet. dril-bu) mit dem vierfachen Donnerkeil (zun ajug bzi sbyor rdo-rje dril-bu bsnams). Um der gnadenreichen Tantra- beschwörung willen setzte ihm ein Gefährte (saui sien, anstatt güen?) die Almosenschale aus Goldguß als Emblem aufs Haupt; um die „neun Fahrzeuge“ zu erforschen, schwang er das Messer (rgod-kyi rtse-rgyal, ein spitzes Ritualmesser) und die Glocke mit dem vier- fachen Donnerkeil. Er schmückte sich mit den fünf Arten der Seide und mit den fünf Augen des vollkommensten fünffachen Weis- heitskörpers. Damit er furchtlos sei, gab ihm ein anderer Jünger den Thron mit den acht Löwen und den Stuhl mit den Edelsteinen, welche die Hoffnung der zu Bekehrenden erfüllen, und mit den schönen Füßen. Um der Reinigung der Elenden von den Lastern willen ließ er sich auf dem Sitz der ver- ') Die 32 bzw. 80 großen und kleinen Schönheits- zeichen des „großen Wesens“ (laksana, tibet.mts'an und anuvyanjana, tibet. dpe-byad); vgl.auch Grünwedels (1, S.136) Zitat aus dem Darjilinger Pad-ma t'an-yig. 2) Lust, Haß, Unwissenheit, sanskr. dvesa, moha, lobha; tibet. adod-c'ags, Ze-sdan, ti-mug. schiedenen Arten des Lotos nieder. Um von den zwei Befleckungen (sgrib gnis) bis aufs Letzte reinigen zu können, (setzte er) Sonne und Mond oben auf (die Mütze). Um als vollkommenster Kor-lo') die Leichen dem Dharmakäya (Körper der Lehre, tibet. c'os- sku) gleichmachen zu können, saß er mit beiden Beinen untergeschlagen. Um den un- wissenden Menschen die allgemeine Lehre von Ursache und Wirkung zu verkünden und sie in diese Lehre zu gründen, predigte er Vinaya, Sütra und Abidharma (tibet. adul- ba, mdo-sde und mnon-pa, Disziplin, Reden [Buddhas] und Metaphysik), diese drei Teile, und legte so den Grund zur Lehre.“ P. erscheint in vielen Formen. In der magischen Kraft seines Vajrakörpers konnte er die Gestalt jedes Gottes annehmen und sich so zum Heileder Lebewesen manifestieren. So erscheint P. bei der Bannung von Dämonen in der Gestalt bald des einen, bald des andern Schreckensgottes, aber auch zum Zwecke einer Heilstat in milder Form. Der rNam-t‘ar erklärt das folgendermaßen (Bl.60b):,Den Mühseligen zeigte sich P. in einfachem, geschmückten Leibe; denen mit zwei Leidenschaften zeigte er sich in der Vereinigung mit seiner sakti (c'ags-sdan gnis-Idan-layab-yum gnisldan-du ston), denen mit drei (Leidenschaften) zeigte ersich in drei Formen; denen mit vier (Leiden- schaften) in vier Formen; denen mit fünf (Leidenschaften) in fünf Formen; den völlig Elenden erschien er als Gott mit vielen Ge- sichtern und Armen, mit dem „Herrn“ und dessen zahlreichem Parivära?) und zog so die Lebewesen heran.“ Aufdie fünfFarben desVajrakörpers deuten die Farben der Aureole und des Nimbus, besonders deutlich bei Taf.2:Blau, orange, gelb, rot, grün. Auch weiß und violett kommt vor. ‘) Eine Gottheit des Tantrapantheons. ?) Tibet. gtso aK‘or man-por bcas; gtso — der Herr (Amitabha), aK‘or = das Gefolge (Parivara), man-por = zahlreich, beas —= mit. GI VIE ISW) DE) Tom Ey NZ Ta {) II DNA Ze nn N Abb. 7 (nach Bild B). Padmasambhava und seine beiden Hauptfrauen: Mandärava (rechts von P.) und Ye-ses ats‘o-rgyal (links). Unten im See schwimmend P.s Schüler ’O-bran dban-p'yug. S. Tafel 3. 21 Indem mit Gu-ru grag-drnar („grag“ fälsch- lich statt,drag“), der „furchtbare, rote Lehrer“ bezeichneten roten Dämon (Taf.2, Nr.7 und Abb. 8) haben wir eine der vielen Formen vor uns, in denen sich der „Lehrer“ mani- festierte, eine Form, welche deutliche Züge des schrecklichen Siva (Mahäkäla) zeigt, mit dem er die meisten Attribute gemeinsam hat: ROTER er Abb. 8. Gu-ru Grag-dmar. S. Taf. 2, Nr. 7. das dritte Auge (Stirnauge), das struppig auf- gerichtete Haar, die Schädelkrone, die Ele- fantenhaut um die Schultern, den Tigerfell- schurz, während Vajra (Donnerkeil) und das Gehänge von Totenköpfen an eine Form des Yama erinnern. Dieser Gestalt sehr ähnlich ist auch der auf unseren Bildern fehlende Gu-ru sen-sgra- sgrog, der löwenstimmige Guru (Simhanada), von dem Waddell (S. 430) eine Abbildung (neben sieben anderen Formen) gibt. Dieser löwenstimmige Guru trägt den Kopf des „brül- 22 lenden Löwen“ im Haar. Beide trampeln auf den Leibern besiegter Feinde. Der Guru drag- dmar auf unserem Bilde hält (wie auch der ebenerwähnte) in der erhobenen Rechten den Donnerkeil, die Linke würgt ein Fabelwesen, halb Vogel, halb Skorpion, vielleicht ein Sa- bdag, ein Schlangendämon vom Typ der Erdnägas, der letztere,ist von blauer Farbe. In der Form des Guru drag-po wird P. von den Lamas der Nin-ma-pa-Sekte göttlich verehrt und ihm Opfer dargebracht (Waddell S. 25). ; Abb. 9. Der Zauberer sNags-pa hum-mdzad me-abar. S. Taf. 2, Nr. 5. Ein sitzender Mönch in blauem Ober- gewand mit rotem Schaltuch, roter Mütze, Donnerkeil und Zauberdolch in den Händen schwingend (Taf. 2, Nr. 5 und Abb. 9) ist be- zeichnet als sNags-pa hüm-mdzad me-abar (der mit Feuer brennende Zauberer und Hüum-Macher). Wir werden kaum irregehen, wenn wir hinter diesem Namen, der mit dem vorigen eng zusammenhängt, P. in einer seiner vielen Manifestationen suchen. rNam- ttar erzählt, daß P. sich manchmal in einem Feuerleibe zeigte (me-iskur bstan), die Dämo- nen verbrannte und so die Bösen in die Gefilde der Seligen beförderte (bde-segs-kyi Zin-la bkod-do). Der doppelte Flammenkranz um die Gestalt unterstützt unsere Annahme, wenn auch im rNam-t‘ar nach dieser Tat dem P. der Name Padma mNa-bdag (Padma der Herrscher) gegeben wird. Doch die vielen Namen schwanken beständig und werden oft verwechselt. Übrigens zeigt sich P. ebenso wie im Feuerleib auch im Leibe der drei anderen Elemente, bzw. als Gott jener Ele- mente, deren „Lebenselixier“ er durch einen magischen Prozeß (tibet. beud-len) auszieht und sich zu eigen macht. Abb. 10. Padmasambhava als Asket von blauer Hautfarbe. Sana 2. NT.06: Grünwedel machte schon früher darauf aufmerksam (6. S. 455), daß P. (wie auch Buddha) sich „Herr über Feuer und Wasser“ nennt. Der blaue Asket (Yogin, tibet. rNal- abyor-pa) ohne Bezeichnung (Taf. 2, Nr.6 und Abb. 10) mit Knochentrompete (aus mensch- lichem Oberschenkelknochen), Schädelschale und einem Gehänge aus weißen Menschen- knochen ist jedenfalls auch P. in einer seiner Verwandlungen. rNam-t'ar erzählt (Bl. 59a): „Manchmal erschien P. nackt, die Haut blau bemalt, mit den sechs Schmuckstücken aus Knochen (Menschenknochen), tanzte und rührte die Schädeltrommel (damaru), so daß der ganze Luftraum von dem Schall erfüllt wurde. So unterwarf er die dPa-bo und dPa-mo (süras, „Helden“), die Dakints und Meergottheiten (tibet. rGya-mt‘so).“ Auch in Mönchsgestalt finden wir P. als Rig-adzin c'en-po Ku-ma-rad-dza. Unter diesem Namen ist der Heilige eingeführt auf = A a zz Abb. 11. Der Lama Rig-adzin c'en-po Ku-ma-rad-dza, eine Form des P. S. Taf. 4, Nr. 13. dem Bilde der Ekajätä (Taf. 4, Nr. 13 und Abb. 11), auf dem er in seiner gewöhnlichen Form sonst nicht zu finden ist. Jenen Namen erhielt P., als er auf dem Gräberfelde Lan- ka brtsegs meditierte und die Zauberkraft der Jinas erlangt hatte. Das Bild zeigt den Hei- ligen als Mönch, barhäuptig, die Rechte in Bhumisparsamudrä gesenkt, meditierend. Bei jeder seiner zahlreichen Manifesta- tionen erhält P. einen anderen Namen, und unter den vielen Namen ist denn auch der sehr bezeichnende: Pad-ma kun-tu agyur, „der sich stetig verändernde Padma“. 23 Il. Gottheiten, vergötterte Heilige und Dämonen aus dem Gefolge Über P. erscheint auf Tafel 2 (Nr. 2 und Abb. 6) sein geistiger Vater Amitäabha (tibet. ’Od-dpag-med) in der gewöhnlichen Form und Haltung dieses Dhyänibuddhas, in Dhyäna- mudra (d.h. beide Hände im Schoß inein- andergelegt) meditierend, mit der Almosen- schale und von roter Farbe. Zur Rechten Abb. 12. Der Bodhisattva Avalokitesvara (Padmapani), tibet. sPyan-ras-gzigs p'yag bzi-pa, mit vier Armen. S. Taf. 2. des Ebengenannten (Taf.2, Nr. 3 und Abb. 12) dessen anderer großer geistiger Sohn, der „Große Erbarmer“ und „Heiland“ der nörd- lichenBuddhisten Avalokitesvara (tibet.sPyan- ras-gzigs p'yag bZi-pa), weiß, mit vier Armen. Auf Taf. 2 (Nr. 37 und Abb. 13) finden wir unmittelbar über P. ein tanzendes Götter- paar, welches als Na-brdzun bezeichnet ist. 24 Padmasambhavas. Hier liegt offenbar ein Schreibfehler des tibe- tischen Malers vor. Jedenfalls ist Nagärjuna, der bei den Mongolen ja auch Nagandzuna heißt, im Tibetischen kLu-sgrub, gemeint. Die Sekte der Rotmützen, in deren Schoße die Bilder entstanden sind, liebt es, ihre Götter und Heiligen mit oft stark entstellten Sanskritnamen zu bezeichnen. Hier hat also Nägärjuna, der große Philosoph der Bud- Abb. 13. Naägärjuna (bezeichn. Na-brdzun), tibet. kLu-sgrub, der Hauptvertreter der Mahayanalehre, als tantrischer Gott, mit seiner Sakti tanzend. S. Taf. 3, Nr. 37. dhisten, der Hauptvertreter der Mahäyana- schule und Begründer der Madhyamikalehre, der auch P. angehörte, einen Ehrenplatz gefunden, und zwar in der Gestalt eines tan- trischen Bodhisattvas von roter Farbe, der mit seiner Sakti tanzt. Über beiden thront Samantabhadra, tibet. Kun-tu bzan-po (Taf.3, Nr.27 und Abb. 14), dererste der Dhyänibodhisattvas, der bekannt- lich im Kalacakrasystem des Buddhismus zum Urbuddha (sanskr. Adibuddha, tibet. mC'og-gi dan-poi Sans-rgyas) geworden und der Haupt- Abb. 14. Der Bodhisattva Samantabhadra, tibet. Kun-tu bzan-po mit seiner Sakti (tibet. yum). S. Taf. 3, Nr. 27. gott des Bonpantheons ist. In der Padma- sambhava-Literatur erscheint er, was Grün- wedel (9, S.6) nachweist, mit Vajradhara (tibet. rDo-rje ac'an) und Vajrapäni (tibet. P'yag-na rDo-rje) zu einer eigenartigen Trinität vereinigt, aus welcher P. als Vajra- geburt in fünf Formen emaniert, welche den vier Himmelsgegenden und der Mitte ent- sprechen. Auf Grund dieser Vajrageburt nennen ihn schon die auf ihn bezüglichen Weissagungen (rNam-tar Bl. 3) bald den wahren Samantabhadra (tog-mar dPal kun-tu bzan-po dnos-yin), dann wieder ist er der wahre Vajradhara, aber auch „vom mysti- schen Geschlechte des Heruka“') (Heruka gsan-bai rgyud-las); dann erscheint er auch wieder als Vajrasativa. Daß P. als „selbst- entstandener Buddha“ auch die drei Körper (sanskr. Trikäya, tibet. sku-gsum) hat, ist selbstverständlich. So ist er im Dharmakäya Amitäbha (also sein eigner geistiger Vater), im Sambhogakäya der „Große Erbarmer“ (Avalokitesvara), im Nirmänakäya — Padma- sambhava. Es gibt auch die Gegenüberstellung: P. ist in milder Form der „Große Erbarmer“ (Avalokitesvara), in zorniger Form Hayagriva (tibet. rTa-mgrin), ferner: dem Leibe nach !) Name einer Gottheit im Kalacakrasystem, eine Manifestation des Samvara (tibet. bDe-mc‘og), in dessen Gestalt P. häufig auftritt und wirkt. 25 Aksobhya (tibet. Mi-bskyod rDo-rje), der Rede nach Amitabha (sNan-ba mta-yas), dem Geiste nach Vairocana (der Dhyänibuddha rNam-par snan-mdzad). Ferner: der Tugend (oder dem Können, tibet. yon-tan) nach Ratnasambhava (tibet. Rin-cen abyun-gnas), dem Werke nach Amoghasiddhi (tibet. Don-yod grub-pa) usw. Somit erhalten wir eine Idee, welche Be- deutung den auf den Bildern neben P. dar- gestellten Dhyänibuddhas und Bodhisattvas im System des Heiligen zugeschrieben wird, wie P.s Anhänger die Eigenschaften und Kräfte der gesamten Götter höherer wie niederer Ordnung für ihren vergötterten Helden in Anspruch nehmen. Für sie ist P. alles in allem. Abb. 15. Der indische Heilige und Zauberer Humkara, ohne Bezeichnung, nach Bild A 4. S. Taf. 2, Nr. 4. Wenden wir uns nun den weiteren Ge- stalten in P.s Umgebung zu. Taf. 2, Nr. 4 (und Abb. 15) ist ohne Bezeichnung — ein weißer, sitzender, nackter Asket (sanskr. Yogin, tibet. rNal abyor-pa) mit Donnerkeil (r.) und Schädelschale (1.). Der Dargestellte ist jedenfalls der im rNam- tar (Bl. 28a) genannte Hamkära im Lande 4 Li (tibet. Li-yul!), zu dem P. auf seiner „Studienreise“ kommt und der ihm das Rad der Lehre des dPal-yan-dag (eines Bongottes?) dreht. Hümkära wird später nach Tibet be- rufen, um dort die Lamas in Magie zu unter- weisen (Bl. 91b). P. erscheint später auch selbst magisch verwandelt als H. Taf. 3, Nr. 34 zeigt den Genannten wieder unter P. als weißen Gott, nackt mit Tigerfellschurz, mit seiner Yum (sanskr. Sakti) tanzend. Die Göttin dPal-Idan Lha-mo oder dPal ldan dmag gzor-ma, die wir schon erwähnten, BER RETE en ag as Die Göttin dPal-Idan dmag-gzor-ma oder dPal-Idan Lha-mo, sanskr. Sridevi. S. Taf. 2, Nr. 11. welche ihr Urbild in der Hindugöttin Saras- vatt hat, ist in ihrer schrecklichen Form der Kalt, der blutdürstigen Gattin des Siva nach- gebildet. Im Tantrasystem wird sie zur Gattin des Todesgottes und Höllenfürsten Yama. Sie ist dargestellt (Taf. 2, Nr. 11 und Abb. 16) als ein Weib von dämonenhaftem Aussehen, von blauer Farbe, mit dem Stirn- auge, mit Schädelkrone und Knochengehänge, struppig-aufgerichtetem rötlichen Haar, dar- über ein Schirm aus Pfauenfedern. Die Göttin, die eifrigste Verteidigerin der Lehre Buddhas, 1) Nach Schlagintweit 2, S. 548 wahrscheinlich ein Land nördlich von Bengalen. 26 sitzt auf einem Maultier und schwingt wütend das Schwert im Kampf gegen die Feinde. Im rechten Ohre trägt sie einen Löwen, im linken eine Schlange, auf dem Leibe eine Sonne, im Haar einen Halbmond. Das Maultier hat auf seinen Hinterschenkeln zwei Augen. Die Schabracke ist die abgezogene Haut eines Yaksadämons (tibet.gnod-sbyin), die Zügelsind Giftschlangen. Menschenköpfe und Schädel trägt sie als Siegestrophäen an sich. Sie reitet durch einen See von Blut'). Eine der vielen Formen dieser Göttin scheint auch die Dur- k'rod Lha-mo zu sein, die rote Gestalt auf Taf. 4, Nr. 12 (und Abb. 17), die mit einem Die „Göttin des Gräberfeldes“, tibet. Dur-k'rod Lha-mo, eine Form der dPal-Idan Lha-mo (sanskr. Sridevi). S. Taf. 4, Nr. 12. vorn offenen Mantel bekleidet, in der rechten Hand ein Beil (tibet. dgra-sta), in der linken einen Spiegel hält. Der Name, der übersetzt „Göttin des Gräberfeldes“ bedeutet, würde ein Hinweis auf ihren Aufenthalt und Wirken an diesem Schreckensorte sein. Der Spiegel, den auch Yama als Höllenrichter führt, dient dazu, den Sündern in der Hölle ihr Bild und ihren Sündenschmutz zu zeigen, das Beil als Waffe im Kampfe gegen die Feinde der Lehre. Zu dem Gefolge der Schreckensgöttin gehört die blaue tanzende Sen-gdon-ma (sanskr. Simhavaktra) mit dem weißen Löwenkopf EN Vgl. die Beschreibung bei Grünwedel (1, S.175) und Pander (S. 96). (Taf. 2, Nr. 8 und Abb. 18, Grünwedel 1, S. 176), welche in den Händen den Donner- o i EU Abb. 18. Die Dakini Simhavaktra, die „Löwenköpfige“, tibet. Sen-gdon-ma. S. Taf. 2, Nr. 8. keil (r.) und die Schädelschale (l.), im linken Arme den Dreizack hält. Sie trampelt auf einer Leiche. Das Museum für Völkerkunde in Hamburg besitzt eine schöne, in Silber getriebene, vergoldete Statue dieser Göttin. Abb. 19. Der tibetische Berggott Dam-can rdo-legs. Nr. 15. STar 2 Der braune Dämon im blauen Rock mit struppigem Haar und Schädelkrone (Taf. 2, Nr. 15 und Abb. 19) ist Dam-can rdo-legs. Er reitet über Wolken auf einem weißen Löwen mit grüner Mähne. Die Rechte hält den Donnerkeil, die Linke führt ein Menschen- herz zum Munde. Dieser wütende Feind wurde von P. auf seinem Zuge nach Tibet überwunden. Er huldigte dann mit 360 „Brü- dern“ (tibet. mc‘ed) dem Sieger, der alle durch Eid verpflichtete, in Zukunft die Lehre Gau- tamas zu schützen und zu fördern. Der Genannte gehört in den großen Kreis der tibetischen Lokalgötter, die P. in das Pan- theon des Lamaismus aufnahm. Auf Taf. 4, Nr. 9 finden wir denselben Gott mit roter Gesichtsfarbe und einem gelben Helm auf dem Kopfe. Taf. 2, Nr. 12 und Abb. 20. mGon-po ma-nin. S. Taf. 2, Nr. 12. Abb. 20 zeigen einen mit mGon-po ma-nin (der geschlechtslose mGonpo, Beschützer!), auf Taf. 4, Nr. 8 einfach als „mGon-po“ be- ) Bei Grünwedel 3, S. 70 wird von Hermaphro- diten erzählt, welche die an Sambhala angrenzenden Schneeberge bewohnen. Vielleicht liegt ein Zusammen- hang mit diesen Wesen vor. zeichneten Gott von blauer Farbe in langem Ärmelgewand, mit Schädelkrone, Gehänge von Menschenköpfen, Schlangen im Haar (nur auf Taf. 2), in der Rechten eine Fahne, in der Linken ein Menschenherz. Er gehört nach seiner BezeichnungalsmGonpo (sanskr. Nätha, Beschützer) in die Gruppe der Mahäkälas (Formen des Siva als Schutzgottes der Lehre) und der Genannte im besonderen zu der engeren Gruppe der Legs-Idan'!). Er gehört jedenfalls auch zu den von P. besiegten und vereidigten Lokalgottheiten. Abb. 21. oK'ro-bo K'yun-c’en k'yun-gZon nag-po. S.Taf.2, Nr. 14. Einebesonders interessante Figur ist Taf. 2, Nr. 14 und Abb. 21, die leider vom Maler ohne Bezeichnung gelassen ist: Ein brauner Dämon visnuitischen Typs mit vier Armen, dem dritten Auge auf der Stirn (welches in die Zukunft schaut), mit struppigem Haar und Schädelkrone. Die beiden rechten Hände halten Schwert und Krummesser (tibet. gri- gug, sanskr. Kartrikä), die linken die blut- gefüllte Schädelschale und ein Menschenherz. Als Trophäen trägt der Dämon eine abge- zogene Menschen- und eine Elefantenhaut !) Grünwedel 1, 67. 177. sowie ein Gehänge von Köpfen getöteter Feinde. Die Gestalt ist wie viele ähnliche von einem Kreis roter, züngelnder Flammen umgeben. Sie reitet auf dem gehörnten Vogel Garuda (tibet. Kyun), dem erbitterten Feinde der Nägas (tibet. kLu, Schlangengötter). Der Vogel, welcher Menschenhände hat, faßt auf dem Bilde mit diesen eine Schlange, die er zerbeißßt. Der dämonische Reiter ist jeden- falls der im rNam-tar (Bl. 33a) erwähnte K'ro-bo k'yun c'en k'yun gion nag-po („der schwarze Zornesgott, der auf dem Garuda reitet“). P. verwandelt sich magisch in diesen Dämon und bannt durch seine überlegene Zauberkraft die fünf Klassen der großen gNyan-Dämonen. Da kamen nach jenem Be- richt die 100000 Gruppen (sde) dieser Geister auf einmal vor P. zu Haufen. Er überwand sie und ließ deren Vidya (tibet. rig-pa, ma- gische Weisheit) sich in den Ätherraum ver- flüchtigen (rig-pa dbyins-su stim-mo), ein Verfahren, welches sich nach allen Dämonen- beschwörungen des P. in diesem Abschnitt seines Wirkens wiederholt. Wir haben es hier, wie so oft, mit einer Mischform, einer Ausgleichung des indischen Visnu mit einer tibetischen Lokalgottheit, vielleicht aus dem Bon-Pantheon, zu tun. Den Garuda finden wir sonst am häufig- sten auf bildlichen Darstellungen des Vajra- pani, in dessen Haar oder in dem ihn um- gebenden Flammenkreis. Der Hinduismus kennt auch einen auf einem Garuda reitenden Visnu. Eine weitere eigenartige Figur ist Taf. 2, Nr. 17 und Abb. 22, hier vom Maler als bZa k'yams-ajug, wahrscheinlich fälschlich anstatt gZa k'yab-ajug, bezeichnet. Auf Taf. 4, Nr.5 wird dieselbe Gestalt gZa-me‘og c’en-po ge- nannt. Es handelt sich um K'yab-ajug Ra- hu-la (sanskr. Visnu Rähula), den Gott der Raksasa-Dämonen im Lamaismus. Schlag- intweit teilt (2, S. 554) nach seinen Hand- schriften des Pad-ma t‘an-yig im 42. Kapitel mit, wie der erwähnte Gott in einem Kampfe gegen die Feinde des Königs von Sahor für P. den Wunderbogen spannt, dessen Pfeile tausend Feinde auf einmal töteten. Es heißt dann in Schlagintweits Übersetzung wört- lich in bezug auf den genannten Gott: „Auf dem Kopfe hatte er eine Krähe. Köpfe hatte er zehn und war weitberühmt als Kriegs- mann, der mit seinem Blicke alle Körper an- füllt.“ Dieser letzte Satz, der für die Ikono- graphie von Bedeutung ist, lautet nach Abb. 22. K‘yab-ajug Rahula, fälschlich bez. als bZa k'yams-ajug anstattgZa k'yab ajug, sanskr.Visnurahula.S.Taf.2, Nr.17. Schlagintweits Zitat im Tibetischen: „Lus- po tams-cad mig-gis gan-ba“, was richtiger zu übersetzen wäre: „Sein ganzer Leib war voller Augen“, was auch genau zu den Ab- bildungen stimmt, wie ja auch der Krähen- kopf im struppigen Haar, der als zehnter über den neun anderen Köpfen erscheint. Jeder dieser Köpfe hat drei Augen, außerdem befinden sich Augen auf jedem der vier Unter- arme, den Händen, ferner an Stelle der Brust- warzen. Auf dem Bauche des Dämons sieht man eine Fratze mit drei Augen. So ist tat- sächlich „der Körper voller Augen“ bei diesem 29 buddhistischen Argus. Die Köpfe haben Schädelkronen, zwei Hände spannen den Bogen, die eine erhobene Rechte schwingt ein Banner, welches aus der abgezogenen Haut eines Makara (tibet. c'u-srin, Wasser- teufels) gebildet ist, die freie Linke hält eine Schlange, Haut und Köpfe getöteter Feinde hängen als Trophäen am Körper, der von Flammen umspielt ist. Auffallend ist, daß der Leib sich unten in einen Schlangenleib fortsetzt. Nun berichtet der rNam-t‘ar (Bl. 33b), wie P. in der Gestalt des Yun-drun K‘or-lo den K'yab-ajug c’en-po (sanskr. Mahävisnu) mit seinem Gefolge von 10 Millionen Pla- neten und Sternen durch Tantrasprüche bannt, überwindet und nach dem schon genannten Rezept die magische Weisheit der Gebannten in den Ätherraum sich verflüchtigen läßt. P. erhält zum Lohne für diese Tat den Namen gSan-bdag k'yab-ajug, „Visnu, der Herr des Geheimnisses“. Der Gott K'yab-ajug er- scheint hier als Führer des Planeten- und Sternenheeres. Damit stimmt auch seine Be- zeichnung auf Abb. 32, Nr. 5 als gZa-mc‘og c'en po (Großer Planetenfürst). Die Sonne wird im Tibetischen auch als gZa-bdag (S. Ch. Das. 1, S. 1102), Herr der Planeten, be- zeichnet. Diese Beobachtungen scheinen in ihrem Zusammenhang darzutun, daß wir es hier mit einer Verschmelzung des alten Planetengottes Rähu, der ja dem Hindu- ismus entstammt, mit einer Form des Visnu, und zwar mit dem auf dem Näga (Schlange) Ananta ruhenden Gott (Coleman Taf. 5), der in dieser Stellung über die Schöpfung der Welt nachsinnt, zu tun haben. Auch sei hier daran erinnert, daß Visnu in seinem ersten Avatar (Inkarnation), im Matsyaavatar, sich als Fisch verkörperte und die indische Kunst ihn so darstellt, daß sein Oberkörper aus dem Maule eines Fisches herausragt. Da- durch würde die Gestalt des K'yab-ajug Rä- hula mit dem Fisch- (oder Schlangen-)leib eine Erklärung finden. Auffallend ist an dieser Figur auch noch der dreieckige blaue Rahmen mit Menschen- schädeln zwischen den Leisten (letzteres nur auf Tafel 2), dessen Spitze nach unten ge- kehrt ist, in welchem der Gott steht. Ob hier ein Zusammenhang besteht zwischen dem Symbol des Visnu, dem auf der Spitze ste- henden Dreieck, dem Zeichen des leben- und wachstumspendenden Wassers und jenem Rahmen? Oder ist es ein magisches Zeichen zum Zweck der Bannung? Auf einer Ab- bildung, welche Grünwedel (8, S. 25) von dem Gotte gibt, fehlt dieser Rahmen. Schließlich möchte ich noch darauf hin- weisen, daß im 21. Kapitel des rNam-t‘ar (im 52. Kap. des Pekinger Manuskriptes des Pad-ma t‘an-yig) von der Bekehrung eines Königs der Ungläubigen namens kLui k'yab- ajug (Pander, S. 104, Nr. 239—291, Olden- burg Nr. 289—291) (sanskr. Nagavisnu) in Vajräsana erzählt wird. Wir wenden uns nun zu dem Bilde der Ekajatä, tibet. E-ka-dza-ti. Sie ist Hauptfigur auf Taf. 4, und auf Taf. 2 (Nr. 13) finden Abb. 23. Die Göttin Ekajata, tibet. E-ka-dza-ti od. Ral-geig-ma. S. Taf. 2, Nr. 13. 30 wir sie im Gefolge des P. (vgl. auch Abb. 4 und 23). Über die Zähmung und Bekehrung dieser furchtbaren Göttin berichteten wir schon. Sie ist bezeichnet auf Taf. 4 als beu- bdun rgyud-kyi bka-srun c‘e snags-kyi srun- ma E-ka-dza „die große Beschützerin der siebzehn Tantraschriften, die Hüterin der Zaubersprüche Ekadza(-ti)“. Wir haben hier jedenfalls eine alte tibetische Naturgottheit vor uns. Der Name des Aufenthaltsortes der Göttin gNam-t'an (der klare Himmel) und ihr eigener Name in den tibetischen Legenden gNam-lha dkar-mo, was man mit „weiße Himmelsgöttin“ übersetzen könnte, sowie der Umstand, daß sie auf P. Blitze schleuderte, kennzeichnet ihren Charakter als Göttin der Wetterwolken, welche die gewaltigen Berg- häupter des Himalaya umschweben. Der Wolkenhimmel am Mount Everest ist ihre Wohnung.!) Auf Taf. 2 ist sie in Wolken schwebend dargestellt, auf Taf. 4 (und Abb. 4) zieht sich ein Kranz von Wolken schärpen- artig um ihre Hüfte und Schulter. Die Dar- stellungen der Göttin weichen im übrigen sehr voneinander ab. Taf. 2 (und Abb. 23) zeigt sie als braune Dämonin mit einem Bein, einer Brust, einem Auge (auf der Stirn); die anderen Augen hatte P.s Donnerkeil ihr aus- gestoßen; ein spitzer Stoßzahn ragt aus dem Munde, eine lange rote Büßerlocke (daher die Form des Namens im Sanskrit Ekajata „die mit der einen Büßerlocke“, tibet. Ral- geig-ma) steht aufrecht auf dem Kopfe. Die rechte Hand schwingt wie eine Keule die Leiche eines überwundenen Feindes, die andere hält eine Fangschlinge. Ein Tiger- fellschurz ist um dieHüfte der sonst nackten Gestalt geschlungen. Sie trägt die Schädel- krone und ein Gehänge von Menschenköpfen als Trophäe. Wie der obenerwähnte Gott steht auch sie in einem blauen Rahmen, zwischen dessen Leisten Menschenschädel !) Die Legende des Heiligen Milaraspa erwähnt die Göttin. angebracht sind und der eine Blutlache um- schließt, in welcher der eine Fuß der Göttin auf einer Leiche trampelt. Taf. 4 (und Abb. 4) zeigt diese Göttin blau mit zwei Beinen, zwei Armen, einem Auge, mit der einen — hier grünen — Büßerlocke, mit Gehänge von Menschenköpfen und von weißem Knochen- schmuck (tibet. rus-rgyan). Sie ist von einem Kranz züngelnder Flammen umgeben. Die Rechte führt ein Menschenherz zum Munde, die Linke hält einen gelben Ichneumon (?). Die Handteller und Fußsohlen der Furcht- baren sind vom Blute der Feinde rot gefärbt. Die Gestalt, deren Füße auf Leichen treten, steht auf dem Fruchtboden einer fünffarbigen Lotosblume, welche sich über das Dreieck legt, dessen Spitze in einem Blutsee steht. Die Figur dieser Göttin, die, wie schon er- wähnt, aus einer erbitterten Feindin eine Be- schützerin der Lehre P.s wurde, hat jeden- falls. in Tibet im Laufe der Zeit viele Wandlungen durchgemacht. Deutlich erkenn- bar sind die Züge der blutdürstigen Hindu- göttin Käli (Coleman, Taf. 19), die man ihr gegeben hat. Wir begegnen ihr wieder in der Form einer Tantragöttin mit acht (auch zwei) Armen im Gefolge der grünen Tara, dort aber ohne Büßerlocke. (Grünwedel 1, S. 145.) Eine Unholdin, wahrscheinlich eine b-Stan-ma. S. Taf. 2; Nr. 16. 31 Der Ekajatä untersteht das ganze Heer der bStan-ma (Furien), welche P. gleichfalls besiegte. Die dunkelbraune Dämonin auf Taf. 2, Nr. 16 (und Abb. 24), die nicht be- zeichnet ist, gehört jedenfalls zu der Rotte von zwölf bStan-mas, die sich dem Heiligen und seiner Lehre nach hartem Kampfe unter- warfen und ihm dienstbar wurden. Als T‘an-Iha ist (Taf.2, Nr. 18 und Abb. 25, s. auch Waddell, S. 371) eine Reitergestalt bezeichnet, die mit verschränkten Beinen auf einem Schimmel durch Wolken dahinreitet. Abb. 25. Der Berggott T‘an-Iha. S-Dafr 2, Nm 18. Sie hat weiße Hautfarbe, das Gewand ist orangefarben, und das Obergewand zeigt die Farben Rot, Blau und Gelb. Der weiße Turban ist mit Edelsteinen geschmückt, in seiner Spitze steckt ein Schneckengehäuse. Der Reiter hält einen Stab (r.) und einen Rosen- kranz (l.). In T‘an-Iha haben wir einen der Götter der fünf höchsten Berge Tibets vor uns. Unter dem Eindruck der überwältigenden Majestät der gewaltigen, gletschergekrönten Bergriesen wurden diese in der kindlichen Phantasie des tibetischen Bergvolkes zu ‚Hel- den‘und,‚Königen‘, die auf Pferden, Maultieren, Löwen usw. reiten und mit verschiedenen Waffen, Bannern usw. ausgerüstet, auch ge- panzert, in der Bergwelt herrschen. Der T‘an-Iha-Berg soll im Norden von Tibet liegen (der Mount Everest?). Eine weitere Berggottheit tritt uns entgegen in Gans-c'en mc‘ed-Ina, „fünf Brüder des gro- ßen Gletschers“ auf Taf.2, Nr.19. (Vgl. auch Taf. 1 und Abb. 26.) Es ist ein Reiter vom Typ der vergötterten „Könige“ (tibet. rgyal-po) oder „Helden“ (tibet. dpa-bo) von roter Haut- farbe, gepanzert und behelmt; auf dem Helme ein Busch und ein dreifarbiges, schirmartiges Sy) = TUE US us et —N = ; ER SEIN IND) Ga aa) X x Abb. 26. Der Berggott Gans-c‘en mc’ed-Ina vom Kandschinjinga. S. Taf. 2, Nr. 19. Banner. Die Rechte hält eine Fahne, die Linke einen Edelstein. Der Gott reitet auf einem weißen Löwen mit grüner Mähne über Wolken dahin. Es handelt sich hier jeden- falls um dieVergötterung desgewaltigen Berges Kandschindschinga, welcher Name aus obiger Form entstanden sein dürfte. Waddell(S.370) gibt nach den Angaben seiner Pandits und Lamas die Form Kan-c'en mdzod Ina (die fünf Schatzkammern der großen Gletscher, „the five repositories or ledges of the great snows“, wobei jedenfalls statt „Kan“ — „gans“ zu schreiben wäre), und er berichtet, daß die 32 Tibeter der angrenzenden Provinz Ts’an den fünf von ihrem Wohnort aus sichtbaren Glet- schern des Berges diesen Namen gaben, und daß die Leute von Sikkim im Süden in den fünf Gletschern wirkliche Schatzkammern der Götter für Gold, Edelsteine, Silber, Korn und Bücher sehen und sie entsprechend benennen. Den „fünf Brüdern vom Kandschindschin- ga“ steht gegenüber eine Gruppe von „fünf Schwestern des langen Lebens“, tibet. Ts’e- Abb. 27. Die Gruppe der Ts’e-rin mc'ed Ina, der „fünf Schwestern des langen Lebens“, Berggöttinnen vom Mount Everest. S. Taf. 4, Nr. 6. rin mc'ed Ina, den fünf gütigen Göttinnen vom MountEverest(Taf.4, Nr.6und Abb. 27), die wir als weißgekleidete Frauen in einem tempelartigen, von grünen und blauen Bäumen umstandenen und von Wolken umrahmten Ge- bäude stehen sehen, ein Hinweis auf die Wohnung dieser Göttinnen auf der in die Wolken ragenden Spitze des Königs der Berge. Die „Schwester“ in der Mitte, die größte und vornehmste, hält als Attribut einen goldenen Stab und eine Schalemit Edelsteinen. Die übri- gen vier „Schwestern“ halten Speer, Sonne (?) und ebenfalls Edelsteine aus den von ihnen gehüteten Schatzkammern, auch einen Ge- treidehalm als Symbol der wachstumspen- denden Kraft des Wassers, welches die Gott- heiten von ihren Gletschern ins Tal senden. Den genannten „fünf Schwestern“ steht noch eine weitere Gruppe von „fünf Brüdern des Türkislichtes“, tibet. gYu-sgron mc'ed Ina (Taf.4, Nr.7 und Abb. 28), gegenüber, die Per- NE ee Abb. 28. Die Gruppe der gYu-sgron mc’ed-Ina, der „fünf Brüder des Türkislichtes“ (Berggötter). S. Taf. 4, Nr.7. sonifikationeinesanderen Bergriesen desHimä- laya, der, worauf der Name deutet, fünf Glet- scher auf seinen Schultern trägt, die im Glanz der klaren Sonne jener gewaltigen Höhen in grünlichem Glanze erstrahlen. In diese Klasse von Göttern gehört auch der auf dem Bilde Taf. 4, Nr. 10 und Abb. 29 zwar nicht bezeichnete, aber leicht erkenn- bare rNam-t‘os-sras (sanskr. Vaisravana). Er ist einer der „Vier Großen Könige“, tibet. rGyal-c'en bzi, sanskr. Caturmahäräja, eine bekannte und äußerst volkstümliche Lokal- gottheit. Auch dersüdliche Buddhismus kennt die „Vier Großen Könige“, wo sie als die vier Welthüter, Lokapäalas, tibet.jig-rten skyon- bzi, am Fuße des Berges Meru, dem Mittel- punkte des Weltsystems, hausen und über die verschiedenenKlassen derDämonen herrschen. rNam-t‘os-sras ist dort der König der schreck- lichen Yaksas (Dämonen). Er kommt in vielen Gestalten und Darstellungen vor. Am po- pulärsten ist er als Spender von Reichtümern (Kubera). Unser Bild stellt ihn dar als Reiter in Helm und Panzer, der auf einem Abb. 29. Der Reichtumsgott Vaisravana (Kubera), tibet. rNam-t‘os-sras. S. Taf. 4, Nr. 10. weißen Löwen sitzt, welcher über Haufen von Edelsteinen dahinschreitet. Die Hautfarbe des Gottes ist gelb, die Kleider bunt. Ein Sieges- banner (tibet. rgyal-mt'san) und ein Ichneumon (sanskr. nakula), der einen Edelstein aus- speit, sind die Abzeichen, die ihn stets Kennt- lich machen. Auch dieser Gott wird in den Bergen Tibets von P. besiegt, bekehrt und dann mit den anderen drei „Großen Königen“ als Aufseher über die anderen mithelfenden Dämonen beim Bau des Klosters bSam-yas angestellt (rgyal-c'en sde bzi las-dpon byas, rNam-t'ar, Bl. 77a). Als behelmter und gepanzerter Reiter er- scheint auch ein bTs‘an-Dämon auf Taf. 4, 5 Nr. 11 und Abb. 30. Sein hellrotes Pferd schreitet durch Wolken über Berge hin, was ihn als Herrscher in den zu den Wolken aufragenden Bergen charakterisiert. Die Haut- farbe ist rot. Der Reiter schwingt in der Rechten eine Fahne. Die roten bTs’an-Dä- monen, welche Berg und Tal in Tibet un- sicher machen und durch Abschießen von Pfeilen dem Menschen Krankheit und Tod senden sollen, gehören zu den gefürchtetsten Berggeistern. Um sie fernzuhalten, bestreicht der Tibeter seine Türpfosten sowie vor dem Hause aufgerichtete Steine mit roter Abb. 30. Ein bTs‘an (Berggott). S. Taf. 4, Nr. 11. Farbe, befestigt Zettel mit aufgedruckten Zaubersprüchen über seiner Haustür und läßt von Zeit zu Zeit die Gefürchteten durch Zauberer (Lamas oder Magier) mit Hilfe des Zaubermastes oder „Fadenkreuzes“ (tibet. mdos) bannen und verscheuchen. Die Lamas suchen sie auch bei größeren Zeremonien im Kloster durch Opfer und Mantras (Sprüche) zu versöhnen. P. überwand die 21 Fürsten der bTs'an (rNam-t‘ar Bl. 70b) durch Tantras (Beschwörungen), nahm ihnen ihre Zauber- kraft, schor ihnen das Haupthaar bis auf einen Haarschopf in der Mitte, gab ihnen Namen buddhistischer Heiligen und band sie 34 durch Eid, fortan die Lehre zu schützen und insonderheit den Asketen bei ihren Kämpfen mit den bösen Geistern zu Erfolg und Ruhm zu verhelfen, Eine hervorragende Rolle spielt in P.s Wirken ein Zornesgott der nördlichen Bud- dhisten: Hayagriva, tibet. rTa-mgrin „der Pferdenackige“. Taf. 4, Nr. 3 zeigt ihn direkt über Ekajata, zweiarmig in blauer Farbe und (ausnahmsweise) mit einem Mantel bekleidet; über dem Kopf, dessen Gesicht den üblichen dämonenhaften Ausdruck zeigt, ist der grüne Pferdekopf sichtbar, der dem Gotte den Namen gab. Ein ausgezeichnetes Bild ist in Tafel 5 (nach unserem Bild D) wiederge- geben. Hier ist rTa-mgrin die Hauptfigur: Ein roter Dämon vom Typ der „Zornigen“ (sanskr. Krodha, tibet. aK‘ro-bo) mit drei Ge- sichtern, das vordere rot, das nach rechts gerichtete grün, das linke weiß. Jedes Ge- sicht hat drei Augen, der Gott hat sechs Arme, acht Beine, struppig-aufgerichtetes, goldglänzendes Haar, aus welchem drei grüne Pferdeköpfe herausragen. Die Gestalt trägt eine Schädelkrone auf dem Kopf, sie hat sich eine Elefantenhaut, Schlangen und ein Gehänge von Köpfen getöteter Feinde und ein solches aus Menschenknochen als Tro- phäen umgehangen. Ein Tigerfellschurz um- schließt die Hüften der sonst nackten Ge- stalt. Die drei rechten Hände halten den Donnerkeil (oben), den Dreizack mit den Menschenköpfen (Mitte) und das Schwert (unten); die linken Hände — die mittelste eine Fahne, die unterste eine ausgerissene Menschenzunge. Die oberste macht eine Geste (sanskr. mudraä, tibet. p'yag-rgya). Der Gott, der auf Schlangen tritt, steht auf dem Fruchtboden einer mehrfarbigen Lotosblume. Die Nebenfiguren sind: Über Hayagriva der Bodhisattva Vajradhara (tibet. rDo-rje-ac'an), links oben Padmasambhava, rechts oben ein mongolischer Großlama, rechts unten Sim- havaktra (tibet. Sen-gdon-ma), links unten der gepanzerte Kriegsgott Beg-tse oder !’Cam- srin. (Grünwedel 1, S. 165.) P. verwandelte sich bei seinen Kämpfen mit den Dämonen durch Magie in den dBan- cen rTa-mgrin (rNam-tar, Bl. 33a) und tanzte in dem siedenden Giftsee (dug-mt‘so k'ol-mai nan-du gar mdzad), überwand durch Zauber die Schlangengötter (Näga, tibet. kLu) und die Sa-bdag (Erdnägas) und schmückte sich mit den gewonnenen Trophäen (lus-la rgyan-du byas). Dann sandte er deren ma- gische Weisheit in den Ätherraum. Grün- wedel (1, S. 104) weist darauf hin, daß P. die Verehrung des rTa-mgrin seinen An- hängern als besonders wirksam bei Dämonen- bannungen empfohlen habe. So hat auch der Gott im Lamaismus seinen reich ausgestal- teten Kult als einer der Schutzherren der Lehre (Yidam) und als Rächer des Bösen (Drag-gsed) sowie als Beschützer gegen andere böse Dämonen erhalten, dem man Opfer darbringt, und dessen Bild mit Mantras (Zaubersprüchen) bedruckt man als Amulett bei sich trägt. Grünwedel (7, S. 446, vgl. 9, S. 14) teilt eine Szene mit, wie die schweinsköpfige Göttin Vajravaraht (tibet. rDo-rje p‘ag-mo) zusammen mit Hayagriva den Rudra (Siva als Zerstörer) besiegt. Jene Göttin tritt auf als Manifestation” der Tara, Hayagriva als eine solche des Avalokitesvara. Sie stecken im Kampfe ihre Köpfe zusammen, lassen ihre Blässen anschwellen, und das Pferd auf dem Kopfe des Gottes und das Schwein auf Vajravarahts Haupt lassen beide ihre Stimmen sich vereinigen, um durch die ma- gische Kraft dieser Stimmen den Feind zu überwältigen. Dort erfahren wir auch, wo- her die Pferdeköpfe auf Hayagrivas Kopf grün gefärbt sind: Es geschah durch das flüssige, ausspritzende Fett des Besiegten, während das Blut die Mähnen rot färbte. rTa-mgrin scheint ursprünglich ein alter Pferdegott der Tibeter und Mongolen zu [997 [27 sein, dem man später Züge des Indra und des Siva beigab. Vielleicht spielt hier auch das achtköpfige Pferd des Indra eine Rolle, eine der Segensgaben, die er bei der Quir- lung des Ozeans erwarb. Auch die Hindu- mythologie kennt den Hayagriva. Dort stiehlt er als böser Dämon die Vedas von dem schlafenden Brahmä und wird von Visnu dafür gestraf. Dem von den Lamas viel- verehrten Gotte singt im rNam-t‘ar (Bl. 82) ein Mönch ein Lied. Eine sonderbare Mischform finden wir auf Taf. 4, Nr.4 u. Abb. 31, die als rTa- k'yun abar-ba (vielleicht eine Abkürzung von rTa-mgrin k'yun abar-ba, der brennende Hayagriva mit den Garudas) bezeichnet ist:') ig AERRAIA| Abb. 31. rTa-k‘yun-abar-ba, eine Form des Hayagriva, tibet. rTa-mgrin. S. Taf. 4, Nr.4. Ein roter Dämon im grünen Mantel mit Tigerfellschurz, Schädelkrone und Gehänge von Menschenköpfen. Die rechte Hand hält den Vajra, die linke einen Stift (?), auf dem Kopfe hat er wie der vorige einen grünen Pferdekopf und darüber einen Garuda, aus welchem Anlaß er den Namen hat. Auch in dem ihn umgebenden Flammenkreis erscheint !) Herrn Prof. Sten Konow verdanke ich einen Hinweis darauf, daß im Hinduismus Hayagriva eine Form des Visnu ist, dessen Vehikel der Garuda ist. In der Sammlung des hiesigen Museums befindet sich ein tibetisches Miniaturgemälde, welches Hayagriva in der eben beschriebenen Form und Farbe darstellt, jedoch hält er dort seine Sakti in den Armen, die von blauer Farbe ist. Aus der die Figuren umgebenden Flammenmasse ragen zwei blaue Flügel heraus, eine Andeutung des sonst fehlenden Garuda. rechts von ihm ein Garuda. Der Dämon trampelt auf Schlangen. Welche Rolle diese Gottheit, welche neben Zügen des Hayagrıva auch solche des Vajrapäni (die Garudas) in sich vereinigt, kann ich nicht angeben. Auf- fallend ist die Ähnlichkeit mit einer Form des Vajrapani, dem Py‘ag-rdor drag-po gsum- sgril (Oldenburg, Nr. 171), welche eben- falls den gehörnten Garudakopf über dem Pferdekopf im struppigen Haare zeigt. Eine im Wasser stehende Schlangenjung- frau (sanskr. Nagt, tibet. kLui bu-mo) zeigt Taf. 2, Nr. 20 und Abb. 32. Sie hält einen Abb. 32. Eine Schlangengöttin kLui bu-mo (= Schlangenjungfrau), sanskr. Nagi. S. Taf. 2, Nr. 20. Edelstein in die Höhe. Das Bild bezieht sich auf die Erzählung von König Indra- bhutis Fahrt in das Land der Nägis, um von jenen den vielbegehrten, reichtumspendenden Wunschedelstein zu holen. Auf Taf. 3, Nr. 2b und Abb. 45 sehen wir eine Gruppe (in Feder- zeichnung) von Nagas verschiedenen Typs: Ein Nägakönig mit Schlangen über dem Kopfe und fünf Nägas mit verschiedenen Kopfbedeckungen. Es sind Fürsten der Schlangengottheiten, welche dem vor ihnen sitzenden Heiligen dPal-gyi Sen-ge huldigen und ihm Schätze darbringen. Auffällig ist in 36 dieser Gruppe ein Näga vorn mit einem Tier- gesicht (Hundegesicht?). Ich möchte in diesem Zusammenhange erwähnen, daß nach dem rNam-t‘ar (Bl. 78a) ein Nagafürst in Mal- gro') (mal-groi kLui ded-dpon) in der Ver- kappung eines „K'yi-ton mdzes-pa“ (vielleicht fälschlich statt „K'yi-gdon“ — Hundegesicht) in reichem Schmuck vor dem König K'ri- sron Ideu-btsan erscheint und diesem seine Freundschaft und Gold anbietet, wofür der König verspricht, den Nägas in bSam-yas einen besonderen Tempel zu bauen. P. wird bei dem Pakte als Zeuge eingesetzt. Er setzt dem verkappten Näga den Vajra auf den Kopf, tut ihm Lebenselixier auf die Zunge, weiht und bindet ihn durch feierlichen Eid zum Dienste am Bau des Klosters. Als nun aber der König den stets in dieser Verkap- pung vor ihm erscheinenden Näga einmal nötigt, sein wahres Gesicht mitdem Schlangen- kopf (ran bzugs sbrul-mgo dan bcas) zu zeigen, gerät der Näga in Wut und schlägt den König mit den achtzehn Arten des Aus- satzes; dieser wird dann aber von P. wieder geheilt. Noch erwähnen müssen wir kurz die auf unseren Bildern dargestellten Ofpfergaben. Abb. 33. Das Opfer für die Schreckensgötter. Taf. 2 zeigt, vor P. aufgestellt, auf blauer Schale einen kegelförmigen Opferkuchen (tibet. gtor- 1) Ein Bezirk im Südosten von Lhasa. ma). Diese Kuchen werden aus Teig, mit Butter und Zucker vermischt, hergestellt und mit bunt bemalten Ornamenten, symbolischen Figuren, versehen und den Göttern geweiht. Unter dem Opferkuchen stehen rechts und links zwei rote Gefäße mit Ambrosia (sanskr. amrta, tibet. bdud-rtsi). Auf Taf.2, 4, 5 und Abb. 33 sehen wir das den Schreckensgöttern geweihte blutige Opfer: In Schädelschalen gefülltes Blut (rot) und Fett (grünlich) der besiegten Feinde; ferner Herz, Augen, Nase, Ohren und Zunge derselben. Auf Taf.2 be- merken wir links von Ekajatä ein Schnecken- gehäuse (sanskr. sarıkha, tibet. dun), gefüllt mit Lebenselixier; rechts ein Spiegel und zwei Schellen, das Opfer für Auge und Ohr der Gottheiten. Das vollständige „Opfer der fünf Sinne“ schließt noch Weihrauch (den süßen Wohlgeruch), Opferkuchen (Wohlgeschmack) 37 und einen dreieckigen Rahmen, tibet. reg-bya (Waddell, S. 297), „das zu Befühlende“ ge- nannt, ein. Die Quelle, welche schräg rechts über Simhavaktra auf Taf. 2 dargestellt ist, soll jedenfalls Bezug haben auf die Quelle, welche bei P.s Geburt in der Mitte des Sees Dhana- kosa entstand, als Amitäbha, der geistige Vater des Heiligen, einen goldenen Strahl aus dem Mandala auf seiner Zunge aussandte, welcher jene Stelle traf. Die Quelle hatte drei Quell- borne und türkisfarbenes Wasser (Grün- wedel 10, S.114). Die weißen Berge mit Wolken (Taf. 2), auf denen zwei Löwen dahinschreiten, be- ziehen sich auf die Begegnung des P. mit den Löwen am gYa-ri vor der Besiegung des T‘an-lha in Tibet. (Vgl. S. 13.) III. Die Mitarbeiter und Schüler des Padmasambhava. Es ist auffallend, daß auf keinem der uns vorliegenden Bilder des großen Dämonen- bezwingers unter den zahlreichen Gestalten sich eine Abbildung des weisen Pandit, des Mitarbeiters P.s und Miterbauers von bSam- yas, des Santaraksita, findet, dernach Laufers Untersuchungen (2, S.9) als der eigentliche Vater des Lamaismus anzusehen ist. Hingegen hat der junge tibetische gelehrte Mönch Vairocana (tibet. Bai-ro-tsa-na) aus Pa- gor einen Ehrenplatz unter P. aufBildB (Taf. 3, Nr. 7 und Abb. 34) gefunden. Ich erwähnte Abb. 34. Der tibetische Gelehrte Bai-ro-tsa-na, sanskr. Vairocana. S. Taf. 3, Nr.7. ihn schon als ersten Übersetzer von Teilen des Kanon; er wird auch in der Gruppe der sieben von P. ausgewählten Novizen aus vor- nehmen tibetischen Familien (tibet. Sad-mi mi bdun) aufgeführt. Vairocana wird vom König zusammen mit Tsan-legs grub-pa mit reichen Geschenken zu dem großen Pandit und Asketen Srisenha (sanskr. Srisimha) nach Indien geschickt und von diesem in alle Zweige der Geheimwissenschaft eingeführt, ehe er seine Übersetzertätigkeit beginnt. Der König nennt ihn dann auch den „Stamm der Geheim- tantras“ (tibet. gsan-nags-kyi sdon-po) undden „fleischgewordenen Übersetzerkönig, der in 360 Sprachen bewandert ist“. Daß er auch die magische Kunst ausübte, ist selbst- verständlich. Er besaß die wunderbare Kunst der Schnellfüßigkeit (tibet. rkan-rgyogs) und konnte in drei Tagen ganz Indien durch- wandern, auch sein Fleisch in Erstarrung bringen, daß es einem Eisenstab glich (sku- sa lcags-kyi sdon-por sgrubs). Nach seiner Rückkehr aus der freiwilligen Verbannung in Ts‘'va-ba-ron, wohin er sich nach seinem Er- lebnis mit der Königin Ts’e-spon-bza geflüchtet hatte, und woerlangeden „tückischenWeibern“ grollend sich aufhielt, setzt seine Tätigkeit als Übersetzer ein. Abb. 35. Der indische Heilige und Gelehrte Vimalamitra, tibet. Bi-ma-la(mi-tra), als Tantragott mit seiner Sakti tanzend. S- Tat. 3 Nr. 28: Neben Vairocana als erstem steht als Heiliger, Gelehrter und Übersetzer 2. Vimalamitra, tibet. Bi-ma-la mi-tra (Taf. 3, Nr. 28 und Abb.35). Er wohnt ursprüng- lich nach dem rNam-t‘är (Bl. 100a) bei König Makuta') (an anderer Stelle Mila- kuta? genannt) in Indien als „der ge- lehrteste unter fünfhundert Pandits“. Er wird von rMa-tog rin-c'en und zwei anderen Übersetzern auf Wunsch des Königs nach Tibet berufen und entschließt sich, wie er sagt, in „dasReich der Affen- abkömmlinge“ zu gehen, eine Anspielung auf die Sage, nach welcher Avalokitesvara in der Gestalt eines Affen mit einer Räksast (Dämonin, tibet. srin-mo) die Ti- beterzeugte. Die Pandits in Indien werfen demVimalamitra, wohl kaum mit Unrecht, ehrgeiziges Streben (tibet. yus) vor. Er nimmt zum Verdrufß des Königs und der Pandits bei seiner fluchtartigen Abreise von Indien eine Menge wertvoller Bücher mit, „die sämtlichen rdzogs-pa c’en-poi c‘os und die sämtlichen Originale (rgya- dpe)“ und zieht mit den drei Abgesandten des Königs K'ri-sron Ideu-btsan nach Tibet. Daraufhin bekam jedermann in seinerindischenHeimatschlimmeTräume, die Däkinis stießen ein lautes Klagegeheul aus, des KönigsWasseruhr (tibet. c'u-ts’od) und seine astrologischen Zeichen zeigten starke Störungen infolge von Vimalas Flucht. Der König und seine Pandits bereuten nun, daß sie jenen mit all den kostbaren Büchern hatten ziehen lassen. V. kommt, bereits dreihundert Jahre alt, in das Schneeland, um die verführten Tibeter bekehren zu helfen. Der König empfängt ihn mit hohen Ehren. Bezeich- nend ist, wie Vimala sich bei diesem einführt: „Da nun ein solcher Pandit wie ich und ein solcher Übersetzer wie Vairo- cana anwesend ist, machen wir, daß die Tantralehre der über Tibet aufgehenden Sonne gleich wird. Dem Vairocana eben- bürtig, bin ich weiser als die Pandits In- !) Über diesen König und sein Reich kann ich keinerlei Auskunft geben. 39 Tantragott mit seiner Sakti tanzend. diens.“V.hatte, wieder rNam-t‘ar (B1.106b) berichtet, t's'ei rig-adzin (sanskr.Vidya des Lebens) in China erlangt, die ihn dem Kreislauf der Geburten und des Todes entrückte. Daher sein fabelhaftes Alter; er ging in jeder seiner Inkarnationen je hundert Jahre nach Tibet, um das „Rad derLehre“ des rDo-rje snin-po zu drehen. Der König K'‘ri-sron Ideu-btsan gab ihm einen zweistufigen Löwenthron, während P. und Vairocana je einen dreistufigen erhielten. Vimalamitra wird aber trotz dessen von da an stets im rNam-t‘ar vor Vairocana genannt, und dieses Buch wid- met ihm ein ganzes (das 34.) Kapitel. Laufers „Roman“ erwähnt den Mann auf S. 217 Kurz. Guhya (Taf.3, Nr. 29 und Abb. 36) als „Rom-bu guh-ya“ bezeichnet, ist jeden- falls identisch mit dem Buddhaguhya Abb. 36. Der indische Heilige und Gelehrte Rom-bu Guhya als S. Taf. 3, Nr. 29. (tibet. Sans-rgyas gsan-ba), denWaddell (S. 30) als einen der indischen Übersetzer erwähnt. Der rNam-t‘ar nennt ihn (Bl.28b) als einen der Gelehrten, bei denen P. in Indien Geheimwissenschaft studiert, wo diesem Götterheere (Lha-ts‘ogs) erschei- nen. Guhya wird (Bl.91a) durch Ab- gesandte des Königs nach Tibet berufen, als er gerade in Tise mit Bannung von bösen Geistern beschäftigt ist. Auch der von Grünwedel übersetzte „Sam- bha-lai lam-yig“ nennt den Namen (Bl. 12a, 3), ebenso erwähnt desselben Verfassers „Edelsteinmine des Tara- natha“ (S.71) einen großen Zauberer namens Bhadrapada, der unter dem Na- men Guhya berühmt war. Ob er mit dem oben Genannten gleichzusetzen ist, weiß ich nicht. Dieser Heilige erscheint wie auch die zwei vorher Genannten sowie die folgenden vier auf Abb. 2 als tanzender Gott in Umarmung mit seiner Sakti, worauf wir später noch zu sprechen kommen. . Manjusrt. (Taf.3, Nr. 30 und Abb. 37.) Auch er ist einer der Übersetzer. Als Abb. 37. Der indische Gelehrte und Heilige Manjusri, tibet. Man-dzu-sri, als Tantragott mit seiner Sakti tanzend. SıLaf-3, Nr.30: dBal Manjusrivarma wird er im rNam- ttar (Bl. 91a) kurz erwähnt. Die Silbe „dBal“ kommt in Verbindung mit den Namen verschiedener Bongottheiten vor; es kann aber auch irrtümlich für dPal (sanskr. sri = hehr) gesetzt sein, was bei der auch im übrigen sehr fehlerhaften Orthographie der Handschrift sehr wohl möglich wäre. Prabhähastin (Taf. 3, Nr. 31 und Abb. 38) mit dem Titel (im rNam-t‘ar) mKan-po, sanskr. upädhyaya, der Lehrer, Magister. Von ihm erzählt der Bericht (Bl. 42), wie P. durch zwei Abgesandte jenen 40 Weisen um Rat fragen läßt, als des ersteren Zauberkreis die unerwünschte Wirkung hat, die Dämonen zu reizen, die „drei Arten des Unglücks“ (tibet. Abb. 38. Der indische Gelehrte und Heilige Prabhahastin als Tantragott mit seiner Sakti tanzend. S. Taf. 3, Nr. 31. bar-gcod rnam-pa gsum), nämlich Dürre mit Hungersnot, Krankheit und Vieh- seuche über das Land zu bringen. Pra- bhähastin verschafft ihnen das Mandala (Zauberkreis) des rDo-rje p'ur-pa, worauf bei dessen Eröffnung sich sofort Regen, zauberhaft schnellesWachstum und Reifen der Feldfrüchte, Überfluß sowie Gesun- dung der Kranken, Glück und Wohlfahrt einstellen. Im zehnten Kapitel (Bl. 24b) wird er- zählt, wie P. sich zu sLob-dpon c’en po bram-ze Pra-cen-ha-ti rtsal (zweifellos ist hier auch der oben Genannte gemeint) begibt, um von ihm sich in den Orden aufnehmen zu lassen. Dieser Heilige weist aber P. an den Tathägata Kun- dga (Ananda) in der Asura-Höhle, wo P. den Gesuchten mit 100000 Bhiksus (Mönchen) antrifft, wunderbare Traum- erscheinungen hat und in den Orden aufgenommen wird. Die Erdgöttin (sai Iha-mo) reicht P. das rote Ordenskleid (gos nur-mrig p‘ul). Die Buddhas der zehn Weltgegenden kommen in den Himmel vor ihn und weihen ihn (rab- gnas mdzad-do), und ernimmtden Namen bStan-pai mna-bdag sa-kya sen-ge (Herr der Lehre Sakyasimha) an!'). Abb. 39. Der indische Gelehrte und Übersetzer Santagarbha als Tantragott mit seiner Sakti tanzend. S. Taf. 3, Nr. 33. 6. Säntagarbha (Taf. 3, Nr.33 und Abb. 39) wird im rNam-tar (Bl. 91a) zusammen mit dem folgenden ET = > m T. . ISA 33 = Abb. 40. Der indische Gelehrte und Heilige Dhanasamskrta als Tantragott mit seiner Sakti tanzend. S. Taf.3, Nr. 22. 7. Dhanasamskrta (Taf.3, Nr.32und Abb.40), als Übersetzer aus Indien berufen, und sie übersetzen Tantraschriften. 8. aJam-dpal bses- gnen (Taf. 3, Nr. 35 und Abb. 41) gilt nach Grünwedel 1) E. Schlagintweit übersetzt (2, S. 537) die in seiner (Pekinger) Handschrift anscheinend gleichlau- tende Stelle m. E. falsch. Dort tritt P. „bittend“ vor einen Sakyasimha'' (Sa-kya sen-ge), „den Herrn der Lehre“. Die Bitte teilt Schl. nicht mit. mts'an gsol-ba heißt aber nicht eine Bitte aussprechen, sondern einen Namen annehmen, und P. erscheint auch tatsächlich von da an öfter unter dem Namen Sa-kya sen-ge (Sakya-Löwe). (4, S. 103) als der Verfasser eines Kom- mentars zu den Tantras. Abb. 41. Der Asket aJam-dpal bses-gnen. S. Taf. 3, Nr. 35.' | Werfen wir einen Blick auf Bild B (Taf. 3), so sehen wir dort P. umgeben von acht Tantragöttern in verschiedenen Farben, welche mit ihren Saktis (weiblichen Energien) tanzen. Die tibetischen Bezeichnungen klären uns darüber auf, daß diese Götterpaare die ver- götterten Heiligen Pandits und Gelehrten im Gefolge (Parivära) des Guru sind. Dieser Darstellungsweise liegt der Gedanke zugrunde, daß dem gläubigen Beschauer, in dessen Herzen Zweifel aufkommen könnten an der Heilig- keit des großen Nationalhelden, ins Gemüt eingeprägt werden soll, daß er sich jenen in der Sphäre der Bodhisattvas, der Buddha- kandidaten, zu denken hat, in der mit anderem als dem menschlichen Maßstabe das Tun und Lassen der Lebewesen gemessen wird. Wir finden die obengenannten Heiligen und Gelehrten, außer aJam-dpal bses-gien ‚ Abb. 42. Der Asket Sri-sen-ha, sanskr. Srisimha. S. Taf. 3, Nr. 36. 6 (Taf. 3, Nr. 35 und Abb. 41) und Sri-sen-ha (Taf. 3, Nr. 36 und Abb. 42), die als Asketen nackt, nur mit Tigerfellschurz bzw. Hüften- tuch bekleidet, den Leib mit Asche beschmiert, auf Lotosblumen sitzen, sowie Vairocana, welcher als Lama in der Mönchstracht abge- bildet ist, in der bezeichneten Weise darge- stellt als Götter, welche mit ihren Saktis tanzen, außerdem die in anderem Zusammen- hange bereits genannten: Hümkara (Taf. 3, Abb. 43. Der indische Heilige und Zauberer Humkara als Tantragott mit seiner Sakti tanzend. S. Taf. 3, Nr. 34. Nr. 34 und Abb. 43) und Nägärjuna (Taf. 3, Nr. 37 und Abb. 13); der letztere von roter Farbe, der erstere weiß. Die übrigen haben folgende Farben: Vimalamitra, Rombu Guhya, Dhanasamskrta und Säntagarbha sind blau, Manjusri gelb, Prabhähastin grün. Alle diese tanzenden Bodhisattva-Heiligen sind, wie auch ihre weiblichen Energien, nur mit dem Tiger- fellschurz und flatternden Schärpen bekleidet und tragen ihre Almosenschalen (tibet. Ihun- bzed, sanskr. pätra) auf dem Kopfe im Haar. Auf die Bedeutung dieses letzteren Verfahrens wiesen wir schon hin.') Der mystische Tanz gehört zu den wirk- samsten Mitteln der Dämonenbeschwörung bei den Tantragöttern und -heiligen. Selbst Padmapani (Avalokitesvara) erscheintals „Pad- ma gar-dban“, der „mächtige Herr des Tanzes“ (Grünwedel 1, S. 133). Dort wird der Tanz als Symbol der Schöpfung aufge- ') Vgl. S. 20. 42 faßt. Dem P. wird (rNam-t'ar Bl. 35b) für sein wirksames, dämonenbezwingendes Tanzen von den besiegten und bekehrten Feinden selbst der Name „der Isvara') des Tanzes“ (tibet. gar-gyi dban-p'yug) beigelegt, ein Name, der einfach die ungekürzte Form des ebengenannten ist. P. wendet bei seinen Kämpfen mit den Dämonen abwechselnd die sanften und die wilden Tanzarten (tibet. Zi- bai gar sna-ts’ogs und k'ro-bai gar sna- ts‘ogs) an, um die bösen Geister entweder zu besänftigen oder zu schrecken und zu zähmen. Das ist auch die Bedeutung der Dämonentänze (tibet. accam oder gar-ac'am), wie sie alljährlich in den Klöstern Tibets von Lamas mit Teufelsmasken und phan- tastischen Vermummungen aufgeführt werden, wie sie auch der Schreiber dieser Zeilen wiederholt in Klöstern Westtibets, besonders in Hemis, zu beobachten Gelegenheit hatte. Es wechseln da beständig ab zahme Reigen mit sanftem Gebärdenspiel mit den wildesten Tänzen in allen Abstufungen. Es folgt nun die Reihe der auf Taf. 3 dar- gestellten 25 (oder26) Schüler des P., welche neben und nach ihm als Priester, Übersetzer und Zauberer tätig sind: 1. Nam-mk‘ai snin-po aus sNubs?) und 2. dPal-gyi sen-geausgLan?°). Beide gehören zu den Übersetzern und zu den Aus- erwählten, die der König K'ri-sron-Ideu- btsan aussendet, um P. aus Indien zu berufen. Auch gehören sie zu den Ab- gesandten, die der Herrscher zu dem Zauberer Humkara schickt, damit sie bei !) „Isvara“, tibet. dban-p'yug, „der Mächtige“, der „Herr der Welt“ im Buddhismus. Herr Prof. Sten Konow macht mich darauf aufmerksam, daß dieser „Isvara des Tanzes“ jedenfalls mit dem Hindugott Natesvara (Mahä Natesvara) dem „Herrn des Tanzes“, einer Form des Siva, gleichzusetzen ist. 2) Vielleicht ein Ort in der Mongolei? P. redet den Genannten in seiner Schlußansprache (Bl. 141 b) „Sog-po“ = Mongole an. 3) Ort in Tibet. ihm Magie erlernen. Nachdem dieser große Magier, von dem wir im Anschluß an seine Darstellungen bereits sprachen, den Gesandten „Weihen“ und damit ma- gische Kräfte erteilt hat und sie bei ihm ein Jahr lang magische Künste aller Art geübt haben, fliegt Nam-mk‘ai snin-po von Indien wie ein Vogel durch die Luft nach bSam-yas, läßt sich vor dem Könige nieder und preist die gewonnene magische Kraft, durch die er in den Stand gesetzt ist, die drei Körper (sanskr. Trikaya, tibet. sku-gsum) eines Bodhisattva an- zunehmen. Durch eine Dakini erlangt dieser Heilige dann noch die höchste Zauberkraft (tibet. mc‘og-gi dnos-grub), vermöge deren er seinen Zauberdolch (p'ur-pa) in den Felsen stoßen kann, Opferlampen entzünden sich vor ihm, Opferkuchen formen sich von selbst (gtor- ma zag-tu ak'yil), Opferwein fängt an zu kochen (sman-rag ak‘ol) und beim An- lehnen an einen Felsen bleibt ein Ab- druck seines Rückens auf dem Stein (brag-la sku-rgyab gtad-pai sul dod), er reitet auf den Sonnenstrahlen (ni-zer-la cibs-nas gsegs) und schreitet im Gehen eine Spanne über der Erde dahin (sa-la p'yag-gan ma reg-par byon), welche Künste die Eifersucht der Minister des Königs stark erregen. Sein Kollege dPal- gyi sen-ge, der auch in den engeren Kreis der sieben Novizen zählt, bezwang viele böse Geister. Beide werden in Laufers „Roman“ (S.130/131) erwähnt, wo sie bei der Einweihung des Klosters bSam-yas Lieder singen, und zwar Nam-mkai snin-po, fünf Lieder von Maitreya') und 1) So scheint mir die Übersetzung richtiger zu sein. Laufer übersetzt byams-pai glu Ina mit „fünf Liebes- lieder“, was kaum wahrscheinlich ist bei einer Kloster- weihe. Auch sind alle anderen dort gesungenen Lieder religiösen Inhalts und byams-pa ist der tibetische Name Maitreyas. 43 sNubs-kyi ban-dhe dPal-gyi sen-ge ein Lied von der Er- innerung an die Vergänglichkeit des Leibes. Die beiden Genannten sind wie die sämtlichen fünfundzwanzig Schüler des P. in menschlicher Gestalt abgebildet, wie die meisten als Lamas in der Mönchs- tracht. Nam-mk‘ai snin-po (Taf.3, Nr. 1 Abb. 44. Abb. 45. dPal-gyi sen-ge, Schüler des P., vor ihm Nagäs (kLu), die ihm huldigen. S. Taf. 3, Nr. 2. und Abb. 44) schwebt auf drei bogen- förmigen, gelben Sonnenstrahlen durch Wolken dahin. dPal-gyi sen-ge (Taf. 3, Nr.2 und Abb. 45) sitzt mit dem Donner- keil in der erhobenen Rechten vor einer Gruppe von Nägas (Schlangengöttern), die ihm huldigen. Von den letzteren sprachen wir schon (S. 36). Sans-rgyas ye-ses, in rNam-t‘ar Bl. 141b „der Priester aus 6* sNubs“ genannt (Taf.3, Nr.3 und Abb. 46), ist dargestellt auf einem thronartigen Polster mit Lehne sitzend, die Linke Abb. 46. Sans-rgyas ye-ses, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 3. hält die Schädelschale, die Rechte stößt den Zauberdolch (p’ur-pa) in den Felsen (brag-la p’ur-pa btab). Abb. 47. rGyal-ba mc‘og dbyans, Schüler desP. S. Taf. 3, Nr. 4. 4. rGyal-ba mc‘og-dbyans (Taf.3, Nr.4 und Abb. 47). Er stammte aus Nan-lam und hatte die Zauberkraft des Gottes Haya- griva (tibet rTa-mgrin) erlangt, in den er sich verwandeln konnte. Der grüne Pferdekopf jenes Gottes ist auf dem Bilde auf dem eigenen Kopfe des Zau- bererszusehen. Durch Wiehern schreckte und überwand er seine Feinde. Er ist auch einer der Liedersänger in Laufers „Roman“ (S. 130). Abb. 48. Der König K‘ri-sron Ideu-btsan, hier als Schüler des P., bezeichn. als Ts'ans-pa lhai-me-tog. S. Taf. 3, Nr. 5. 5. Ts‘ans-pa lhai-me-tog (Brahma-Götter- blume). (Taf. 3, Nr. 5 und Abb. 48.) Der unter diesem Namen hier einge- führte „Schüler“ ist kein geringerer als der König K'ri-sron Ideu-btsan, der den Guru (P.) nach Tibet berief. Er ist hin- reichend deutlich gekennzeichnet durch den weißen Turban (anstatt der Lama- mütze) und die Attribute: Die Hände halten im Schoße ein Rad, Lotosblumen ranken sich an beiden Schultern in die Höhe, von denen die zur Linken ein Buch trägt, während aus der zur Rechten ein Schwertgriff aufragt (die Attribute des Bodhisattva Maäjusri). Über dem orangefarbenen Rock trägt der König ein graublaues Obergewand. Ersitzt mit unter- geschlagenen Beinen auf einem Thron- sessel mit halbkreisförmiger Lehne. Der Vergleich mit einem anderen guten Bilde im Besitz des hiesigen Museums, auf dem der König in genau derselben Darstellung erscheint und mit seinem gewöhnlichen Namen bezeichnet ist, schließt allen Zweifel an der Identität aus. Die Figur des Herrschers, etwa in der Größe des Fußes seines geistlichen Meisters, nimmt einen bescheidenen Platz am Fuße des Lotosthrones desselben ein. Wegen seiner und seiner früheren Ge- mahlin K’ar-c'en mts'o-rgyal Einbe- greifung in den Kreis der Schüler hat dieser auch den Namen skal-Ildan rje- abans ner Ina, „die gesegneten Fünf- undzwanzig, Herren und Diener“, er- halten. Waddell, welcher diesen „Schüler“ unter dem Namen „Na-dag Gyal-po“ (fälschlich statt mNa-bdag rgyal-po), welcher Name einfach „der Herr, der König“ bedeutet, auf seiner Liste auf- führt (S. 31), sagt dort nichts über den Mann und seine Identität. K'ri-sron Ideu- btsan erhält von P. als erster (rNam-t'ar Bl. 139b) Anweisung, wie er durch Me- ditation Siddhi (tibet. dnos-grub), die höchste magische Kraft, erlangen kann. Der Guru redet dort seinen ergebenen königlichen Jünger abwechselnd mit mNa-bdag (Herrscher) und rGyal-po (König) an.') . K'ar-c'en mts‘o-rgyal, auch Ye-ses mt‘so- rgyal genannt, die obenerwähnte Ge- mahlin P.s, die der König dem Heiligen aus seinem Harem schenkte. Sie er- scheint als einziges weibliches Mitglied in dem Kreise der Schüler. Sie ist jedenfalls auch die von Waddell in seiner Liste als „K’ar-ch'en Ch'‘o-gyal“ angeführte Person (Nr. 4 seiner Reihe), obgleich der letztere Name (= c‘os-rgyal) auf einen „Religionskönig“ schließen lassen könnte. Da aber auch die übrigen Namen bei Waddell zum Teil durch ihre Orthographie stark entstellt sind, kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß beide Personen identisch sind und die Ex-Königin gemeint ist. Dies wird auch durch das Folgende bestätigt. Bei der Weihe der Schüler redet P. die Ge- nannte „gläubige K’ar-c'en mts‘o-rgyal“ (dad-pa-can-gyi K‘ar-c'en mt‘so-rgyal) an und weist sie an, wie sie eine echte Yogint (rnal-ma ma bcos) werden und Siddhi erlangen kann. Im 51. Kapitel vertraut P. ihr Belehrungen für spätere Generationen (p'yi-rabs) an, welche diese Asketin königlichen Geblüts aufschreiben und nach der dem P. eigentümlichen Methode als Schatz für spätere Zeiten verstecken muß. Diese Dame war auch nach Laufers „Roman“, in dem auch sie unter jenen Liedersängern erscheint, mit der Sprache und Schrift der Nagara, der Räksasa und Asuras vertraut. Vermöge ihrer Zauberkraft zeigten sich auf ihrem Leibe und ihren Gliedern Mandalas Abb. 49. Die Königin Ye-ses ats‘o-rgyal, hier als Asketin und Schülerin des P. dargestellt. S. Taf. 3, Nr.6b. (Zauberkreise) des Buddha; auch sie konnte ihren Zauberdolch in den Felsen stoßen (Bl. 108a). Auf Tafel 3 (vgl. auch Abb. 6, 7 und 49) erscheint diese „Schü- lerin“ zweimal, einmal zur Linken ihres Herrn und Gebieters (Nr. 6a) als voll- bekleidete Dame auf dem Lotosthron, dem P. eine Schale mit Edelsteinen hinhaltend, dann darunter am See (Nr. 6b), als Gegenstück zu ihrem früheren Gemahl (dem Könige), als nackte Asketin (rnal- abyor-ma, sanskr. Yogint) sitzend, wie sie, mitdem Zauberdolch und der Schädel- schale ausgerüstet, Beschwörungen vor- nimmt. i Wir erwähnen hier auch die nicht 1) Vgl. auch die Liste der Schüler P.s in S. Chandra Das 2, S. 1 f. in den Kreis der Fünfundzwanzig ge- 45 rechnete Mandäarava, die Prinzessin aus Sahor, P.s indische Gemahlin, seine Begleiterin und Gehilfin auf seinen Be- kehrungszügen. Auf dem Bilde Taf. 3, Nr. 38, vgl. auch Abb. 6) sitzt sie als halbbekleidete Asketin zur Rechten ihres Gemahls und hält ihm ein Gefäß mit Lebenselixier hin. Taf. 2 und Abb. 7 zeigt beide Gemahlinnen P.s, die letzt- genannte in indischer, die erstgenannte in tibetischer Tracht, wie sie ihrem großen Gatten Lebenselixier in Schädelschalen darreichen. Dort sind sie ohne Bezeich- nung gelassen. die Däkini des Karma (las-kyi mk‘-agro). Auf dem Bilde hält er Donnerkeil und Schädelschale in den Händen. Abb. 51. 7. Vairocana (tibet. Bai-ro-tsa-na) (Taf. 3, gYu-sgra snin-po, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 9. Nr.7 und Abb. 34) nannten wir schon 9. gYu-sgra snin-po (Taf. 3, Nr. 9 und unter den Übersetzern (s. S.38). Er ist dargestellt, wie er in Mönchstracht auf einem Lotosthrone sitzt, die rechte Hand in Bhumisparsamudrä (Geste, bei welcher die Hand die Erde berührt) herabhängend, Abb. 51), der Schüler und Vertraute des weisenVairocana. Auch ererlangte Siddhi. Sein Lehrer schickte ihn mit einer Bot- schaft an den damals eben in Tibet an- gelangten Vimalamitra, daß dieser an- während die Linke ein Buch hält. Die Aureole ist blau und der Nimbus violett. gesichts des Widerspruchs und der Feind- schaft der ungläubigen Hofsippe, derent-. wegen Vairocana in die Verbannung ging, bezeugen sollte, daß die von ihm ver- kündigte Lehre die rechte sei. Auf dem Bilde schwebterin den Wolken, die Hände in der Beschauung (Dhyanamudra) in den Schoß gelegt. Abb. 50. aBrog-mi dpal-gyi yeses, Schüler P.s. S. Taf. 3, Nr. 8. 8. aBrog-mi!) dpal-gyi yeses (Taf.3, Nr. 8 und Abb. 50) überwand durch seine Zauber- macht die Windgötter (rtsa-lun). Ihm erschien die Däkini der Weisheit (tibet. Ye-ses mk‘a-agro) und verlieh ihm die magische Weisheit. Er überwand dann rn Abb. 52. ') aBrog-mi = Wüstenbewohner, Nomade, von Dzna-na-ku-ma-ra, sanskr. Jüanakumära, Schüler P.s. aBrog — Wüste, Bergweide und mi — Mann. S. Taf. 3, Nr. 10. 46 10. rDo-rje bdud-ajoms, Schüler P.s. Il: 12. Jnanakumära (tibet. Drüa-na-ku-ma-ra) aus sNags (Taf. 3, Nr. 10 und Abb. 52) konnte fliegende Vögel durch Zauber auf die Erde herunterholen, Lebenselixier (sanskr. amrta, tibet. bdud-rtsi, wörtlich übersetzt: Teufelselixier) in Felshöhlen hervorzaubern u.a. m. Das Bild zeigt ihn, wie er mit erhobener Rechten vor einem Felsen sitzt und in seiner Schädel- schale Lebenselixier auffängt, welches seine Zauberkraft in dem runden Fels- loch hervorquellen ließ. Abb. 53. S. Taf. 3, Nr. 11. rDo-rje bdud-ajoms aus sNa-nams') (Taf.3, Nr. 11 und Abb. 53). Er fliegt auf dem Bilde mit erhobenen Händen (in diesen je ein Attribut, Keule und Lotos?) durch die Wolken dahin. Er gehört zu den Übersetzern. Abb. 54. Ye-ses dbyans, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 12. Ye-ses dbyans (Taf.3, Nr. 12 und Abb. 54) wirkte ebenfalls als Übersetzer und Wundertäter. Auf dem Bilde schwebt er mit ausgebreiteten Armen über eine weiße Wolke dahin. !) sNa-nam = Samarkand? Es ist auch der Name einesder zwanzigSchneeberge (tibet.gans-ri ni-su)Tibets. 47 13: 14. 15. Lha-dpal (Taf. 3, Nr. 13 und Abb. 55) aus Sog-pu (vielleicht fälschlich statt Sog-po — Mongole?). Ein großer Zauberer, der durch seine magischen Kräfte wilde Tiere Abb. 55. Lha-dpal, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 13. fing und zähmte. Er ist dargestellt in Lamatracht mit dem schwarzen Hute der Magier auf dem Kopfe, wie er bei einem von ihm gefangenen Tiger sitzt und ihn durch Bestreichen zähmt. Abb. 56. sNa-nam Ye-ses, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 14. Ye-sesaussNa-nam,ÜbersetzerundVogel- fänger; er fliegt auf dem Bilde (Taf. 3, Nr. 14 und Abb. 56) einem Vogel gleich durch die Wolken dahin, in der Rechten einen Gegenstand (ein Tuch?) haltend. dPal-gyi dban-p‘yug (Taf. 3, Nr. 15 und Abb. 57) aus Kar-c'en betätigte sich als Übersetzer und Zauberer. Er bezwang die Dämonen durch die Kraft seines Zauberdolches (tibet. p'ur-pa) und durch magische Gesten (tibet. p'yag-rgya, sanskr. mudrä). Das Bild zeigt ihn, wie er, auf einer Leiche sitzend, den Zauberdolch und die Schädelschale schwingt. Abb. 57. dPal-gyi dban p'yug, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 15. 16. 1Dan-ma rtse-man (Taf. 3, Nr. 16 und 17. Abb. 58). P. redet ihn im rNam-tar als skyes-m‘cog (Mahätma, Meister) an. Er Abb. 58. 1Dan-ma rtse-man, Schüler des P. S. Taf.3, Nr. 16. zeichnete sich durch ein phänomenales Gedächtnis aus (mi-rjed-pai gzuns tob). Er hält auf dem Bilde ein Buch und noch einen Gegenstand im Schoß. sKa-ba dpal-rtsegs (Taf. 3, Nr. 17 und Abb. 59). Er konnte Gedanken lesen (gian sems ses) und war auch einer der bedeutenden Übersetzer. Grünwedel erwähnt ihn (1, S. 56) als wahrschein- lichen Übersetzer von Werken des Vasu- bandhu und als eine frühere Geburt des lCan-skya hu-t‘og-tu, des Großlamas von Peking. Nach Laufers „Roman“ kannte er Sprache und Schrift der Chinesen. Er 48 ist dargestellt in der Mönchstracht, die rote Lamamütze auf dem Kopfe, in medi- Abb. 59. sKa-ba dpal-rtsegs, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 17. tierender Haltung auf dem Lotoskissen sitzend. . K'yeu-c'un lo-tsa (Taf. 3, Nr. 18 und Abb. 60). So wird er im rNam-t’ar ge- nannt: „Das Übersetzerknäbchen“. Auf dem Bilde ist er kurzweg als K'yeu-cun, „Knäbchen“ bezeichnet. Auch er gab sich neben seiner Gelehrtenarbeit mit dem Abb. 60. K'yeu-c’un lo-tsa, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 18. Fange fliegender Vögel ab, eine Tätigkeit, die für diese würdigen Herren in der Kutte einen großen Reiz gehabt haben muß. Er hält auf dem Bilde einen durch Zauber gefangenen Vogel in der Rechten und fängt mit der Linken einen zweiten, der ihm zufliegt. Eine Kreislinie um die Donnerkeil (rdo-rje) und Glocke (dril-bu) Fingerspitzen und eine Linie, die wie zähmt. eine Schlinge sich um den Hals des fliegenden Vogels legt, deuten die ma- gischen Gesten an, mit denen die Vögel gebannt und herbeigezogen wurden. ’Op‘ran dban-p'yug, Schüler des P.,im See schwimmend. Abb. 61. S: Taf, 3, Nr. 21. rGyal-ba blo-gros, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 19. 2I: ’O-bran!) dban p'yug (Taf. 3, Nr. 21, Abb. 7 und 63). Er zeigt auf dem Bilde 19. rGyal-ba blo-gros, von P. „Bre-ban (?) seine Zauberkunst, die ihn in den Stand rGyal-ba blo-gros“ genannt (Taf. 3, Nr.19 setzte, wie ein Fisch im Wasser zu und Abb. 61), ein Geisterbanner und Be- schwimmen. Die erhobenen Hände halten schwörer; er ist dargestellt, wie er, auf Glocke und Donnerkeil. einer Wolke schwebend, durch Zauber- geste eine graue, vor ihm aus den Wolken tretende Hexe (tibet. ma-mo) bannt. i Abb. 64. Dran-pa nam-mk'a, Schüler des P., neben ihm ein rMa-tog rin-c'en, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 22. wilder Yak, den er durch Zauber bezähmt. S. Taf. 3, . Nr. 20. 22. rMa-tog rin-c‘en (Taf. 3, Nr. 22 und j Abb. 64) ist einer der Sprachkenner und 20. Dran-pa nam-mk‘a (Taf. 3, Nr. 20 und Übersetzer dieses Kreises”). Er kannte Abb. 62). Er zähmte durch Zaubermachtt —— r - = ') „’O-bran“ ist wahrscheinlich falsche Schreibung die wilden Tiere der Hochsteppen =. für „’O-p'ran“, welches der Name eines Ortes in Tibet, Byan-t‘an. Das Bild zeigt ihn vor einem wahrscheinlich des Stammortes des Genannten, ist. weißen wilden Yak stehend, den er mit 2) Laufer 1, S.4. -1 49 die „Sprache Indiens“ (tibet. rgya-gar- gyi skad, d. h. Sanskrit) und übersetzte mit Vimalamitra und anderen Tantra- und Yogaschriften. Natürlich war auch er Wundertäter. Er konnte einen großen Felsen mit den Händen in die Höhe heben und dann darunter durchgehen. (rNam-t'ar Bl. 107b.) Auf dem Bilde kommt er aus einem Felsentor heraus- geschwebt, welches seine Zauberkraft schuf. Ein Lama ohne Bezeichnung, wahrscheinlich dPal-gyi rDo-rje von Lha-lun, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 23. 23. Der Lama über ihm, der ohne Bezeich- nung ist (Taf. 3, Nr. 23 und Abb. 65), Abb. 66. dKon-mc'og abyun gnas, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 24. 50 ist jedenfalls dPal-gyi rdo-rje aus Lha- lun, der durch seine magische Kunst, ähnlich wie der vorige, „Tunnel“ durch die Felsen bohrte. Man sieht ihn mit ausgebreiteten Armen aus einem solchen Tunnel herausgeflogen kommen. P. gibt ihm im rNam-t‘ar denEhrentiteldban-p‘yug (sanskr. Isvara, der Herr der Welt). dKon-mc'og abyun gnas (Taf. 3, Nr. 24 und Abb. 66), wahrscheinlich identisch mit dem Lan-gro dKon-mc‘og, den der rNam-tar erwähnt. Seine Zauberkraft brachte Blitze und Regen hervor. Auf dem Bilde schwingt er die Glocke und den Donnerkeil, mit welchem er die Blitze schleudert, und läßt aus einer Wolke Regen herabströmen. 24. Abb. 67. rGyal-ba byan-c‘ub, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 25. 25. rGyal-ba byan c’ub (Taf. 3, Nr. 25 und Abb. 67). Er sitzt als nackter Asket mit untergeschlagenen Beinen auf seinem ausgebreiteten Mantel in der Luft. Einen zweiten dPal-gyi sen-ge zeigt Taf. 3 noch (Nr. 26, s. auch Abb. 68) mit der Be- zeichnung (aus) „Sud-pu“. Dieser ist klär- lich nicht identisch mit seinem Namensbruder, welcher aus gLan stammte. (Vgl. Taf. 3, Nr. 2 und Abb. 45.) Laufers „Roman“ nennt den ersteren als den Erbauer des weißen Stüpa in bSam-yas (Laufer 1, S. 125 und 131). Auf unserem Bilde hält dieser Lama die Schädelschale in der Linken im Schoß und läßt durch die magische Kraft seines erho- benen p’ur-pa (Zauberdolches) das Wasser an dem Felsen vor ihm in die Höhe laufen, was nach den Berichten seine „Spezialität“ war. Amor A) Abb. 68. Sud-pu dpal-sen, Schüler des P. S. Taf. 3, Nr. 26. Einen Lama, der nicht in den Kreis der Fünfundzwanzig gehört, finden wir noch auf Taf. 4 (Nr. 14, s. auch Abb. 69): Tin-adzin Abb. 69. Der Lama Tin-adzin bzan-po aus Nan. S.Taf.4, Nr. 14. bzan-po aus Nan. Er ist in der Mönchstracht sitzend, die Schädelschale in der linken Hand haltend, dargestellt. Über ihn fehlen mir bisher jegliche Angaben. Sein Gegenstück (Taf. 4, Nr. 13) erwähnte ich schon S. 23. Der weitere Kreis der Schüler des P. ging jedenfalls weit über die Zahl fünfundzwanzig hinaus. Der rNam-t‘ar sagt (Bl.108), daß zu jener Zeit „eine ganze Wolke von Siddhas und Pandits“ über Tibet dahingezogen sei (grub- t'ob pandit sprin-Itar t‘ibs), und „wie Blitze leuchteten die fleischgewordenen Übersetzer auf“ (sprul-pai lo-ts'a-ba-rnams klog-Itar k'yug). „Die Siddhas der Vidyä (magischen Weisheit) erschienen zahlreich wie die Sterne des Himmels“ (rig-adzin-gyi grub-t‘ob nam- mk‘ai skar-ma tsam byon). Es werden dann bestimmte Gruppen derselben aufgeführt: „Von Yerpa') achtzig Siddhas mit dem Zauber des Lichtleibes“(’od-lusgrub-pa),„fünfundzwanzig große Siddhas von C‘impu“, die „fünfund- zwanzig rJe-bans der Inspiration“ (nämlich die obengenannten Schüler), neun „geistige Söhne und Herzenssöhne“ (t'ugs-sras snin-gi bu), „hundert gekrönte Bodhisattva-Zauberer, die Vollkommenheit erlangt hatten“ (sa t!ob-pai snags-pa ap'ren-t'ogs brgya), endlich „Beter und unwandelbartreue, gabenstiftende Gönner und andere, eine unermeßliche Zahl“ (smon- lam btab-pai p'yir mi ldog-pai sbyin-bdag la sogs-pa dpag-tu med-pa abyun-no). 1) Name eines Bezirks in der Provinz Ts’an. IV. Schluß. Auf das im vorstehenden Gesagte im Zusammenhange zurückblickend, sehen wir uns in eine wunderbare Welt versetzt, eine Welt, in der uns vieles fremd und grotesk anmutet und für deren Beurteilung die uns bekannten Maßstäbe nicht ausreichen wollen. Um jene Welt des nördlichen Buddhismus, wie sie sich in P.s und seiner Nachfolger System uns vor Augen stellt, einigermaßen verstehen zu können, müssen wir die starken Bewegungen auf religiösem Gebiet im Auge behalten, welche zu jener Zeit über Mittel- asien dahinfluteten und auf die wir eingangs schon kurz hinwiesen. Das gewaltige Hoch- land von Tibet glich damals einem Felsen im bewegten Meere, gegen den von allen Seiten die Brandung der religiösen Bewegung schlug. Und alle jene anstürmenden Wogen warfen an diese Gestade etwas von ihrem Inhalt und hinterließen Spuren. Der großen Masse der Völker Mittelasiens, die auf niederer Stufe geistiger Kultur und Gesittung stand, fehlte es an demVerständnis für die tieferen religiös- ethischen Gedanken der Lehre Gautamas (und wo wären diese damals noch rein erhalten geblieben?). Die Instinkte der Massen ver- langten nach grob-sinnlichen Formen der Götterverehrung, ihre Dämonenfurcht nach Schutzmitteln gegen die Geisterwelt. Alle diese Umstände benutzte P., der ehrgeizige Streber und kluge Diplomat im Priesterrock, mit jesuitischer Taktik zur Erreichung seiner ehrgeizigen Pläne. Und wie er und seine Bauleute bSam-yas aus dem spröden Gestein der Berge des wilden Schneelandes erbaute, so fügte er die widerstrebendsten Ideen und Formenaller der eingangs genanntenReligionen zusammen als Steine zu einem neuen Bau, der vor allem ihm und der unübersehbaren Schar seiner Nachfolger in der roten Kutte dienen sollte als Piedestal, auf welches er das Priester- tum stellte, und von dem aus dasselbe Machtund Ansehen des Königtums an sich reißen und sich die Vorherrschaft im Staate sichern sollte. Wenn trotz einseitiger Betonung der Zauberei und Beschwörungskunst auch die tieferen Gedanken von Säkyamunis Lehre doch den Weg in manche Herzen fanden, so ist das Männern vom Schlage Säntaraksitas und Vairocanas zu verdanken. Heute noch trägt die Priesterschaft Tibets und der Mongolei, ja aller buddhistischen Völker zwischen Brahmaputra, Jenissei und Wolga, und nicht nur die der alten Schule der Nyin-ma-pas, sondern mehr oder weniger auch die der reformierten Sekten, den Stempel auf der Stirn, den P. ihr aufdrückte: den Stempel des Dämonenbeschwörers, der mit Donnerkeil und Schädelschale ausgerüstet, sein einträgliches Zauberhandwerk ausübt, um auf Kosten des unwissenden, von Geister- furcht gequälten Volkes sich Macht, Reich- tum und Wohlleben zu sichern. P.s Geist lebt noch heute in der großen Masse der zahllosen Priester und Mönche jener Länder, die in dem Dalai Lama in Lhasa ihr geistliches Oberhaupt erblicken, der Geist, der unbekümmert um Gautamas (Buddhas) Lehre von der Wichtigkeit der Ertötung eitler Lust nach Genuß, Besitz und Macht strebt, und dem es als höchster Ruhm gilt, ein großer Zauberer zu sein. Dieser Geist ist gekennzeichnet durch das Lied, welches die von P. besiegten Dämonen ihm singen. Es heißt dort (rNam-t‘ar Bl. 34b): „Als P. alle die furchtbaren gdon und bgegs (Dämonen) überwunden hatte, versam- melten sich sämtliche großen Götter und mGon-po (Schutzgottheiten, sanskr. nätha), Remati'), Ekadzatt und die übrigen, die acht Klassen, alle, die durch Wort und Eid gebunden waren, die stimmten ein Lob- lied an?): 1) Wohl fälschlich statt „Revati“, des Namens einer Sterngottheit, eines Sternbildes. 2) Tibetisch: Hum dpal-c‘en he-ru-ka gar-gyi dban-p'yug gtso Ma-dag gdug-pai las rgyun rtsad-nas gcod dpal-c‘en agran-zla bral-bai k‘ro-rgyal mc‘og dregs-pa ts'ar gcod sa-kya sen-la bstod. 53 Hüm! Dem erhabenen Heruka'), Dem Tanzherrn, dem Gebieter, Der des Schmutzes, der Bosheit Karman?) von Grunde aus tilgte! Erhabner, dem keiner wohl gleich, Du höchster König des Zornes! Preis dir, Sakya-Löwe! Die Stolzen hast du vernichtet. Damit umkreisten sie ihn und streuten ihm Blumen. Zu der Zeit nannte man ihn (P.) den „Bezwinger aller Stolzen“ (dregs-pa kun adul).“ !) Name einer Gottheit im Kalacakrasystem, einer Manifestation des Samvara (tibet. bDe-mc‘og), in dessen Gestalt P. dort auftritt. 2) Nach der Philosophie der Brahmanisten und Buddhisten das ewige, unwandelbare Gesetz von Ur- sache und Wirkung, Tat und Vergeltung, welches die Ursachederimmerwiederkehrenden Wiedergeburten ist. Erklärung zu Tafel 1. Der tibetische Berggott Gans-c'en mc’ed Ina, dargestellt als Reiter vom Typ der rGyal-po, sanskr. Cakravartı („Könige“) oder dPa-bo, sanskr. Süra („Helden“). Er ist von weißer Gesichtsfarbe, zornigem Gesichtsausdruck und hat das dritte (Stirn-) Auge, trägt Panzer und Helm, um welchen ein Turban in Rot, Blau, Gelb, Grün und Weiß gewunden ist. Auf dem Helm ein fünffarbiges Siegesbanner (tibet. rgyal-mt'san) und auf jeder Seite je drei dreieckige Fähnchen, rot mit grünem Rande. In dem Dreieck ist je ein Auge eingezeichnet. Vorn am Turban drei Edelsteine, oben Sonne und Mond. Im Gürtel steckt ein Schwert in türkisbesetzter Scheide, darunter Messer und Peitsche (?) in einer Scheide. Die erhobene Rechte hält eine Peitsche, die Linke den Zügel und (im Arme) eine Fahne mit den mystischen Silben (Dhäaranıs) in tibetischer Schrift: Om a hum! E ma ho! („Om“ entspricht etwa unserem Ausruf O!, „a“ gilt als „die Pforte zu aller Religion“, tibet. „c‘os t'ams-cad-kyi sgo“, und hum hat im Munde der Lamas geisterbannende Wirkung. „E ma ho“ ist ein Ausruf des Mitleids. Über die Bedeutung des Sechssilbengebets „Om ma-ni pad-me hum“ vgl. Schlagintweit 1, S.88 und 120, Waddell S. 148, Grünwedel 9, S.35!). Links vom Helm des Reiters an einem Berge, der unten grün (bewachsen) und oben weiß (schneebedeckt) ist, zwei weiße Löwen mit grüner Mähne und Schweif, unten blaues Wasser. Über dem Berge ein grüner fliegender Vogel, gegenüber ein grüner Drache, darunter ein roter Tiger an einem Berge. Unter diesem ein Kloster; in einem der geöffneten Gitterfenster stehen zwei Lamas in roten Röcken, welche den Berggott beschwören. Unter dem Pferde, von links beginnend: ein Kloster, aufdessen Dache ein Siegesbanner (rgyal-mt‘'san) und Gebets- fahnen (Dar-lcog), weiter Opfergaben: Blumen in einer Vase, ein Opferkuchen (gtor-ma), eine brennende Opferlampe (mc‘od-me) und die Ausrüstungsstücke des Gottes: blauer Rock mit roter Schärpe, in der das Schwert steckt, zwei Banner mit den mystischen Silben, ein roter Schild. Rechts: ein ruhender weißer Hirsch, dahinter schneebedeckte Berge, zwischen diesen blaue Seen. In einem derselben zwei Seeungeheuer (tibet.c'u-srin, sanskr. Makara). Unterste Reihe: auf einer roten Platte ein mit blauem Stoff (Fett oder Galle?) gefülltes Schneckengehäuse, eine Schale mit Opfergaben, ein Weihwassergefäß. Drei schwarze Tiere: Löwe, Bär und Affe. atelal. Gans-c’en mce’ed-Ina, Gott des Berges Kandschindschinga, t bemaltes Relief aus Schiefer in Holzrahmen. »n. Gr. Hamb. Mus. f. Völkerk., I.-Nr. 13:220: 16. Zu Tafel 2. > - en“ ke a = 2 Be ’ m = = - 2 B = u nn 3 ‚ge n 6°5 's ‘ou-ng I-nTX '20Q Bun aug '02 < ee — "zes 's eu] po,9w u9,9-suBg '6L "TE MEL'S'S eyfus,] gi 8285 w-ny-ey Anfe-gei,y zı TE NEL'S 'S (aLıng) eur-uesg hen. aa auıg '9ı 'L2'S's ‘sFor-ops uws-weg 'QI '82'S's ‘od-Ieu uozd-und,y us,o-und,y oqg-onye pl 0E 21 'S'S ‘n-ezp-e3-A "EI & ‚2'S's (uru-ew od-uogw 2) '9ZN 015 'S «(ow-eu] uEpI-IedP) eıw-1028-3ewp uep[-Iedp "IL ‘SP NM 9L'S'S (urdtugy) TeAdı-o,sie sas-ak "01 9 pun 11 01°S's (uZtugy) vausgpuew ‘6 gg 'S's 'ww-uopd-uag 'g 775 's “wwp-änip nnd 2 87°S'S ‘(ceaeyqwesewpeg) oqIeg Jonejq uoA Joysy ug 9 '72'S'S “egr- ‚u pezpw-ünd ed-sdens'g "zp'nsz2's's ‘eleyWund yaıjuıoyas -ıyem ©zag auyo 7 'SEnFz ‘6'S'S wiasanyopay 'g 'Szn pe ‘81 ‘6 'S's ‘eygerwy 'Q 371 'S 'Ss Baeyqwesewpeg "| UN ee :uaındıg ı19p ZunuyaIszag 2 - ‚ge 'n 6'855 (ow-ng ı-n72 "zog Zen aulg '02 € - "zes 's zu] Pa, 9w us,9-SsueQ '6I IE MEI 'S 'S wyL-uR,]L BI 825 'S ‘eı-ny-ey Inle-gei,y ‘ZI TE MEL'S 'S elıng) ew-ueIsq em 'gı 'L2'S's ‘sda-opı uws-weg "GI 87 'S 's ‘od-Zeu uoz3-und;y] uap9-unf,y og-ol,ye pi °0E'n ZI 'S'S 'w-ezpey-Z "El "Lz's's (uu-eu od-uogu "ZI 92 'n 01’S 's “(ow-eyj uepj-jedp) ew-10z3-3ewp uepj-jegp "II Sp 'n gL 's 's “uıßıuoy) jeÄ3ı-o,sye sas-ak 01 '9# pun 11 01 'S 's “(uWıugy) earsepuew '6 '92'S 'S ‘ew-uop3-uss 'g 72 °S's ‘wwp-deip nı.ng "7 '87°5'S “(ceaeyqwesewpeg) agJeg Jonejq uoA Joysy ug 9 "72'S'S ‘jege-su pezpw-üng ed-säens 'g "zp'nsz's's 'eleydung yaıpuıayas -Iyem “zag auyo 7 San Hz ‘6° 'S wswasangopeay g se npe Bl ‘6's's ‘eygenwy "zZ 37 1°S 'S (wasyqwesswpeg "I "IN ara gap ZunyypP>23dl..., or tt [| 0S er -1dsW „sId SndO .B st Br er at gt ar :asıugiH 79b yaundaisssdl Su PS 0.2.2 BrsvastidolsyA .E 3 ES uB6 810.2 2 ‚ddetimA © ‚gil.e.2 svandmeeambed .} ıM ‚(Se sddmsanımbed) sdıefl Tousld nov tsHeA nid 9 .SS.2 2 Ande-am bssbm-muH eg-agsvia 8 .Sb.u 88.2.2 sısimüh doilnisdoa es2-aY 08 .öb bu II ‚01.2.2 ‚(niginöf) sversbneM .e : 18.2.2 ‚nin-em og-nodm .St 88 .u 01.2.2 ‚(om-sdl nebi-Is Ib) Erasiosgegsmb nebI-IRIb .IT .eb.u 91.2.2 nid at .TS.2 2 @gsl-obt nso-meld at 88.2.2 .oq-gan nosg-mu’A ns’9-nuy’d od-or’Ag ‚bi .SE.2 ‚2 ‚anl ba’am ns’9-ehsO Or .öS .2 .2 ‚sm-nobg-nee 8 .SS.2.2 ısmb-gerb ur-uD X ES 2.2 ‚(niginöA) Ieygı-o’eis 08 .u SI .2 .2 ‚i-ssb-sI-I Er ‚IE w&l.2 .2 .scl-ne’T 87 88.2.2 ‚sl-ud-SA guie-dev A .NT JE WEL... ‚(siruA) sm-netr2d .dE .u 8.2.2 ‚om-ud i-u.Id .sod ‚igeM snid MC ; '80:29E1 IN I "N19XI0A '} SnWw 'queH YoqıL sne (y) pıiqraduo,L 's IPJeL -WapsaIg “nyysusuny YysıyaS 9 aqjoy uoA Yonıq "80:279E1 IN-I "NINI9A'} STW 'queH JoqıL sne (y) pirqraduwa]L cs PIeL -wapsasg 'nyysusuny YysıyaS 9 aqloy voA Yanıq Zu Tafel 3. 4. 1G = Pb ans-p e-tog (König K’ri-sron Ideu-htsan), s. $. uf. ui ie Königin Ye-ses ats‘o-rgy “or a (tibet. Bai-ro-tsa-na), s. S. 8, 16, 38 u. 52 ni ody fi ye-Ses, SA 9 be ee, 58. ig 0. Dzna-na ku-ma-ra, s. S.47. 11. rDo-rje bdud-ajoms, s. Ss. 47. 12. ve -ses dbyans, s.$.47. 13. Lha-dpal, s.S.47. 14. sNa-nam ye-ses, s.S.47.. 15. dPal-gyi dban-p'yug, s.S.47. 16. lDan-ma rtse-man, s.S.48. 17. sKa-ba dpal-rtsegs, s. S.48. 18. K'yeu-c'un lo-tsa, s. S.48. 19. rGyal-ba blo-gros, s. S.49. 20. Dran-pa nam-mk'a, s.$.49. 21. ’O-p'ran dban-p'yug, s. S.49. 22. rMa- -Vog rin-g’en, S. S.49. 23. Ein Lama ohne Bez., wahrscheinlich dPal-gyi Be s. S.50. 24. dKon-mc’og ab'yun-gnas, s. S.50. 25. rGyal-ba byan-c'ub, s. S.50. 26. Sud-pu dpal-sen, s. S.50. 27. Kun-tu bzan-po (sanskr. Samantabhadra), s. S. 17, 18 u.24. 28. Bi-ma-la (mi-tra), s. S.38. 29. Rom-bu guh-ya, s.S.39. 30. Man-ju- $ri,s.S.40. 31. Prabhahastin, s.S. 40. 32. Dhanasamskrıta, s.S.41. 33. Santagarbha, s.S.41. 34. Hümkara, s. S. 25 u. 42. aJam-dpal bses-gnen, S. S.41. 36. Sri-sen-ha, s. S.42. 37. Nagarjuna (bez. Na-brdzun), s. S. 16,24 u.42. 38. Mandaärava, KL s.$. 10, I1 u. 46. 39. Padmasambhava, s. S. I fg. Nr. 1.Na "2a. dPal-gyis en ge, .S Fr N neBarunRe. s.$.7 u.43 ins y 2 es, s. S.43. er Gr ar us nr € or or | 9° ‚Er ,e .2 ‚es2-37 aeyg1-aens? .£ es2-9Y niginöll sid sd +b.u.2lli.2.2 ‚Inserd-usbl norz-m’ il 3inö2l) gor-sım isdl eq-ens’2T .& ‚SE .u 8E 01.8.2 .2 ‚(en-s21-07-i8d ‚tadit) ansoorieV X ‚VB.2 2 ‚gr-em-ud en-sasll ‚Or ‚TB.2.2 ‚guv'g-medb ivg-IsIb .öt ‚Ob.2 .2 ‚2012-0old ad-IeyoOr ‚er iyg-IsIb doilmisdszıdsew „sd sudo sme.l nid ‚ES w-nul IS 08.2 .2 ‚ns2-Isgb ugq-bu2 IC ‚08.2 .2 .dis’o-neyd ed-Ieydı ES 08.2.2 -u(-aeM DE 88.2.2 «Ry-dug ud-mosl ES 86.2.2 ‚(sm-im) el-em-iT 88 ‚Sb .u 68.2 2 ,ersdmuH ‚BE ‚svriebneM .8E ‚292-934 iyg-Iegb im-gords .8 ‚engydb e32-3Y ‚St ‚nem-9erı sm-neÄAl ‚Ar ‚s’Am-men gq-nerd ‚08 1) dd £b.u T.2 .2 sqquigegs .dS St d€ .E 1916T yN ss f \e ee BE BE er x :nsıugil 9b anundaisssd ‚TE .2 ,2 ‚amois-bubd sir-odT'.tt IB .2..2 ‚eıldiegsinge .E& .S$t .u #8 81.2.2 „(nusbrd-eM .sod) enufıege/ TE ‚S$.2 .2 ‚99-n3e iyg-IesIb .8S ‚TB. .2 ‚222-5y men-eMe ‚Bi ‚BP.E 2 .ser-ol nu’9-uay’il ‚Br ‚Ob 2.2 .ns’o-nin got-aMı .SS Ib .2 .2 srndamszsnedQ .SE Bt St 08 £8 02 &8 £s ss .S$.2 .2 ‚.og-nine is’ Am-meN .t aM ‚adlsesild .dd ++ .2..2 ‚engydb-go’om sd-IeyOı .& ‚St .u dl .2 .2 ‚Isyg1-0’2ig ‚DR .2 .2 ‚oq-nine sıge-uYg .o TE.2.2 ‚Isgb-sdI ‚Et ‚8b .E .2 ‚eusen-Isgb ad-eile ‚Tr ‚2.2 .2 ‚guy'g-nedb nar’gq-O* „IS ‚2eng-nuy'de go’om-noNb .BS .02.2 .2 ‚sin-obı +S.u 81 ‚1.2.2 (sıbeddsinemse .ıdense) oq-nesd .O£ 2.2 ‚niteededds1d .tE ‚SE .2 .2 ‚eil-n92-171?2 38 OR. .2 TBiE 2 Bb.2.2 ‚o+ 7 .2 IN 2 5 "san Daar arm .O8.ehal.ınei 1) * Druck von Kolbe & Schlicht, Tafel 3. Tempelbild (B) aus Tibet. Hamb, Mus. f, Völkerk. I.-Nr 445307. ee KEN Kunstin Zu Tafel 4. Bezeichnung der Figuren: Nr. 1. E-ka-dza-tı (sanskr. Ekajata), s. S. 12 u. 30. 2. Amitabha, s. S. 9, 18,24 u. 25. 3. rTa-mgrin, s. S.34. 4. rTa-k'yun abar-ba, 5.8.35. 5. gZa-mc'og c’en-po (K'yab-ajug ra-hu-la), s. S.28. 6. Die Gruppe der T’se-rin mc’ed Ina, s.$.32. 7. Die Gruppe der gYu-sgron mc’ed Ina, s. S.33. 8. mGon-po (ma-nin); 'sıS. 27. °95 Dam-can rdo-legs, s. S.27. 10. rNam-t'os-sras, s. S. 33. 11. Ein bTsan (Dämonenfürst), s. S.33. 12. Dur-k’'rod Iha-mo, s. S.26. 13. Rig-adzin c'en-po ku-ma-ra-dza, s. S. 23. 14. Tin-adzin-bzan-po, s. S. 31. .& IsisT uN S “ A & eı & & t \ 3 wre 8 st rt 0 :nsıugil 19b anundoisseä ‚sd-iede nuv’A-RTı dB 2E.2 2 ‚ningem-g8T1.E .8S.u #8 81 ,0.2 2 ‚sddstimA R .0& .u SI. .2 ‚(steindH darge) t-gsb-ed-I .t aM sqqamd sid .T .SE.2.2 ‚sni be’am fin-32’T 1s5b sqquıd sid d 28.2.2 ‚(el-ud-E1 guis-dey’A) oq-ns’9 go'aom-sSy .& .dE.2.2 ‚EEE. 2 ‚enne-eot-meMı 0 .TS.2.2 .egal-obı neo-med E .TS.2.2 ‚(fin-em) oq-nodom 8 .66.2 .2 ‚enl bs’orm norgz-uYg ı5b E82 2 ‚esb-er-em-wd og-ns’o nisbe-gifl EI 98.2 2 ‚om-sil bors-ud St &6 .e 2 ‚serilasnom&d) nseTd nid .Rr .lE.2 .2 .og-üssd-nisbe-niT ‚bt Tafel 4. Tempelbild (C) aus Tibet. Hamb. Mus. f. Völkerk. 1.-Nr. 4457 :07. > IT or ar 7 OIZOM Tafel 5. Der Schreckensgott Hayagrıva, tibet. rTa-mgrin, über ihm der Dhyäanibodhisattva rDo-rje-ac'an, sanskr. Vajradhra; rechts von diesem Padmasambhava, links ein mongolischer Grofßlama, die fünfte Wiedergeburt des Hutuktu von Urga. Unter ihm die Dakinı Simhavaktra, tibet. Sen-gdon-ma; dieser gegenüber der tibetische Kriegsgott ICam-srin oder Beg-tse. Zwischen beiden das Opfer für die Schreckensgötter. Beschreibung s. S. 34, Tempelbild (D) aus Tibet. Hamb. Mus. f. Völkerk. I.-Nr. 2822:09 uni | een bei-Dütcke.k Wulff, E>H. 3 \ | | e 3 » + SW. = . :