8. BEIHEFT ZUM JAHRBUCH DER HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN ANSTALTEN. XXXV. 1917. MITTEILUNGEN aus dem MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE IN HAMBURG. vl. INHALT: Professor Dr. K. Hagen, Abteilungsvorsteher am Museum für Völkerkunde in Hamburg: Altertümer von Benin im Hamburgischen Museum für Völkerkunde. Teil II. Mit 10 Tafeln und 46 Figuren im Text. ” In Kommission bei Otto Meissners Verlag Hamburg 1918. 2 8. BEIHEFT ZUM JAHRBUCH DER HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN ANSTALTEN. - XXXV. 1917. MITTEILUNGEN aus dem MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE IN HAMBURG. VI. INHALT: Professor Dr. K. Hagen, Abteilungsvorsteher am Museum für Völkerkunde in Hamburg: Altertümer von Benin im Hamburgischen Museum für Völkerkunde. Teil II. Mit 10 Tafeln und 46 Figuren im Text. In Kommission bei Otto Meissners Verlag En Hamburg 1918. a SR LIBRARY OF CONGRESS RECEIVED DEOD=In2e BOOUMENRTE wiwiaı Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E.H. Senats Buchdruckern. Altertümer von Benin im Hamburgischen Museum für Völkerkunde. Teil I. —— Von Professor Dr. K. HAGEN. Vorwort. Vor 20 Jahren kamen die ersten „Beninbronzen“ nach Europa. Seitdem besitzen wohl alle Museen größere oder kleinere Sammlungen davon, und dementsprechend wächst die Literatur. Von Anfang an beschäftigte sich die Wissenschaft mit dem Problem der Herkunft dieser eigenartigen Erzeugnisse. Heute steht fest, daß die nach Europa gelangten Stücke in Benin hergestellt worden sind. Allein die Fragen nach der Herkunft, insbesondere der Technik, der Darstellungsweise und des Darstellungsinhalts sind wohl teilweise beantwortet, aber doch nicht endgültig gelöst. In der Hauptsache sind im Laufe der Jahre folgende Ansichten geäußert worden: O.Richter (21, S.216)') schreibt: „Verfasser ist schon jahrelang der Überzeugung, daß sich uns die Bronzen von Benin dereinst nicht als das Ergebnis eines in Westafrika selbständig entstandenen oder von Ägypten stammenden oder von Europäern erlernten bzw. beeinflußten Gelbgusses darstellen werden, sondern vielmehr als Schöpfungen einer aus westafrikanischen und verschiedenen orientalischen Elementen gemischten Kultur, die — möglicherweise im Anschluß an eine ältere, vererbte Holz-, vielleicht auch Elfenbeinschnitzkunst — unter dem Einfluß südindischer, wirklicher Bronzekünstler entstanden, wenn sie nicht, bis auf gewisse Ausnahmen, überhaupt deren Werk sind.“ W.Crahmer (3, 4 u. 5) sucht ebenfalls eine asiatische Einwirkung zu erweisen, und zwar die Verwandtschaft der Guineabronzen zu denen Indiens. Er weist auf die Bronzearbeiten von der Malabarküste und von Aska-Orissa bis hinauf zu den Kondh hin. Meines Erachtens sind die Ähnlichkeiten dieser indischen Arbeiten mit denen von Benin nicht gerade sehr überzeugend. Ferner veröffentlicht er eine bronzene Virabhadraplatte aus Bandora (Thana, Bombay) aus dem Besitze des Roemer-Museums in Hildesheim, die allerdings in manchen Einzelheiten an Beninplatten erinnert, z. B. Rosette und Mond als Nebenfiguren. Crahmer faßt seine Ansicht in folgenden Worten zusammen: „Die Beninkunst verdankt ihre Ent- stehung dem portugiesischen Kolonialhandel; ihr Stil ist, von wenigen rein afrikanischen Elementen abgesehen, ein indo-portugiesischer Mischstil, wie denn auch ein Teil der Benin- darstellungen direkt auf indische Vorbilder und Mythologie zurückgeht. Als erste, Gießer . und Lehrer kommen Portugiesen, Inder, Deutsche (Nürnberger Geschützgießer) in Betracht; als Lieferanten des notwendigen Materials sind vor allem die portugiesischen Juden anzu- sehen; zu berücksichtigen ist noch besonders der direkte und indirekte Einfluß der katholischen Priester.“ C.H. Read (19, S. 51) äußert sich in dieser Weise: „In the case of the panels from Benin the style of the art is unquestionably native, while the metal of which they are made has been shown by Prof. Gowland’s analysis to be certainly Portuguese. To argue for an Indian origin in face of these two facts is only to waste time and serves no useful purpose.“ !) Siehe Verzeichnis der benutzten Literatur, S. 7. 3 1# Max Buchner (2) betont wieder die Einwirkung indischer Einflüsse, die von Goa aus durch die Portugiesen und auch direkt durch Inder aus Goa, die im Dienste der Portugiesen nach Westafrika kamen, verbreitet wurden. Auch an Einflüsse aus Amerika, wo die Portugiesen Fuß gefaßt hatten, denkt Buchner, während er die Einführung der Gußtechnik den Portugiesen zuweist. F. v. Luschan (15, S. 318) schreibt: „So gehört Benin, ebenso wie seine Nachbar- staaten, zu jenen ‚Randgebieten‘, die der Erhaltung altertümlicher Formen ganz besonders günstig sind. Auch wenn ab und zu einmal im Laufe der Jahrtausende fremde Dinge da eindringen, so bleiben sie mehr oder weniger unverstanden und wie ein Fremdkörper lange Zeitdauer unverändert erhalten, bis sie allmählich in oft abenteuerlicher Weise entarten. In solcher Weise ist wohl altägyptischer, prähistorischer, griechischer und römischer Einfluß nach Benin gelangt und mehr als ein Jahrtausend später auch portugiesischer.“ Leo Frobenius (7) sieht in den Beninfunden nur „Epigonengut, nur Nachahmung älterer, echterer und wahrer Kunst“. Diese ältere Kunst erblickt’er in den Resultaten seiner Ausgrabungen in Joruba, vor allem in Ife, prachtvollen Terrakottaköpfen und dem sehr schönen, diademgeschmückten Olokunkopf, Kunstwerken, die in der Tat vom künst- lerischen Standpunkt aus hoch über denen von Benin stehen. Für autogenetisch hält Frobenius diese Kunst nicht, wenn sie auch durchaus als eine afrikanische bezeichnet werden muß. Sie steht vielmehr nach ihm in Verbindung mit der Kultur der Etrusker, zeitlich etwa 1200 v. Chr., die von den Griechen Tyrrhener, von den Äyptern Turs, Tursch, Turscha oder Turischa genannt werden und nach Hommel in kulturellen Zusammenhang mit der iberischen Völkergruppe zu bringen sind, die in alter Zeit über ganz Nordafrika, Spanien und Gallien verbreitet war. Die Begründung dieser Theorie (Atlantis) muß bei Frobenius selbst nachgelesen werden. Wenn nun wirklich die angeführten Altertümer von Joruba ein so hohes Alter besitzen, wie Frobenius annimmt, halte ich es für sehr schwierig, die Kunstwerke von Benin als Epigonenerzeugnisse bei der Zeitdifferenz zu bezeichnen, zumal die Überlieferung der Bini (s. Hagen 8, S.10) dagegen sprechen würde und, was vielleicht noch wichtiger ist, ganz entschieden unreife Erstlingswerke in Benin unver- kennbar nachzuweisen sind, was ich hier im Gegensatze zu Marquart betonen möchte (siehe meine Bemerkungen zu der Platte C 2946). Immerhin ist die Notiz bei Marquart (16, S. 50) sehr interessant und beachtenswert: „Die einheimische Überlieferung sagt nur, daß die königliche Dynastie in Benin aus Ufe (Ife) im Jorubalande stammt.“ Weiter kommt für die Beninfrage in Betracht, was Frobenius über den „Bandriemenstil“ schreibt. Der Bandriemenstil, der die Ornamentik der Joruben (und, wie man mit vollem Recht hinzu- setzen darf, der von Benin) direkt beherrscht und sich wiederfindet in Nupe, Borgu, am Tschadsee, ist nach Frobenius gleichen Ursprungs mit dem Stil, der „um den Beginn der christlichen Zeitrechnung aus Westasien nach Nordwesteuropa wanderte und dort um- bildend auf die Tierornamentik einwirkte, der in der Riemenform der longobardischen Ornamentik Triumphe feierte, der am Mittelmeere hinzog, der die Kopten begeisterte, und der uns also alles in allem in diesem Zusammenhange als persisch-byzantinischer Import auch im zentralen und westlichen Afrika verständlich wird“. Die ganze Stilform der Metallindustrie von Nupe, Kano, Katsena, Bida — die Bronzetreiber der Nupe sollen nach der Überlieferung aus dem Osten gekommen sein —, deren beste Stücke nach Frobenius in das 15. Jahrhundert zu setzen sind, stammt zwar 4 Br e) Fr r BAR sicher aus dem Orient, wie auch die besten Kenner orientalischen Kunstgewerbes versichern, hat aber „ein durchaus afrikanisches Gepräge angenommen. Manches an Form und Ornamentik erinnert an Persisches, manches an Byzantinisches, manches an Koptisches. Ein unbedingt entscheidendes Urteil ist nicht zu gewinnen“. Jos. Marquart, der in seinem großen Werke (16) die Geschichte Nordafrikas und des Sudan, besonders die der alten Handelswege und der großen Völkerbewegungen in Afrika nördlich vom Äquator, in tiefgründiger Weise behandelt, kommt zu folgendem Ergebnis: „Die Rätsel, welche uns der Ursprung der Kunst von Benin aufgibt, werden nach alledem so bald nicht gelöst werden, da wir lange vor dem historischen Auf- treten des Beninschen Erzgusses mit verschiedenartigen und lange fortdauernden auswärtigen Kultureinflüssen zu rechnen haben, die bis jetzt nicht im einzelnen nach- weisbar und chronologisch und geographisch reinlich zu scheiden sind.“ Wenn Marquart auch zugibt, daß sich „ein. direkter Verkehr von Benin mit Abessinien mit den uns zu Gebote stehenden Quellen nicht erweisen läßt“, glaubt er doch, daß Benin vermutlich manche Anregungen materieller und vielleicht auch geistiger Kultur von Nordostafrika empfangen habe. Das für die Reliefplatten charakteristische Vierblatt oder Kreuzblatt ist nach Marquart aus Abessinien entlehnt. Dazu muß man allerdings bemerken, daß gerade das Kreuzmotiv eine so universelle Verbreitung hat, daß hiermit allein wenig anzufangen ist. Dasselbe gilt dafür, wenn Marquart die Rosette in Benin wiederfindet in Filigranarbeiten der Abessinier. Von dem stilisierten Rankenornament in Benin sagt er selber mit Recht, daß es wenig Ähnlichkeit habe mit der Weinranke auf dem Monolithen von Aksum. Weiter schreibt Marquart: „Dagegen weisen mehrere Umstände darauf hin, daß schon vor der Ankunft der Portugiesen die ostafrikanische Küste der Aus- gangspunkt eines Verkehrs gewesen ist, der nach dem Innern des afrikanischen Festlandes gerichtet war und dessen Ausläufer schließlich sogar Benin und den Golf von Guinea erreichten.“ (Marquart 16,S.281.) Er bezeichnet es ferner als möglich, daß die röhrenförmigen indischen Karneolperlen durch die Portugiesen an den König von Benin gelangten. Nimmt man zu allen diesen Äußerungen noch die Überlieferung der Bini (Hagen 8, S. 10), so ergibt sich etwa: 1. Die Technik des Gusses in verlorener Form ist von den Portugiesen eingeführt worden. Ob und in welchem Umfang schon vorher der Gelbguß, auch der in verlorener Form, und die Kunst der Ziselierung in Westafrika bekannt waren, bleibt vorerst unbestimmt. 2. Die Formengebung, der ganze Stil der Kunstwerke von Benin trägt durchaus afrikanisches Gepräge. 3. Die Ornamentik zeigt neben vorwiegend Originalem Einflüsse von außerhalb, die im einzelnen festzustellen sehr schwierig ist und über die sich streiten läßt. Ebenso ist es mit einigen wenigen Gegenständen selber. Neben Nachahmungen europäischer Vorbilder findet sich manches, das auf orientalische, insonderheit indische Formen- elemente beziehbar ist. Diese können auf verschiedenen Wegen, direkt oder über Abessinien und Ostafrika durch den Sudan, nach Benin gelangt sein. Hiernach würden, abgesehen von technologischen Dingen, die nächsten Fragen sein: 1. Welche Darstellungen sind rein afrikanische? 2. Wieweit sind die afrikanisch-orientalischen Parallelen der Darstellung auf Übertragung beziehbar oder besser als Konvergenzerscheinungen zu deuten? ! 5 3. Welche Ausgangsländer und Wege können aus den sicher entlehnten Motiven erschlossen werden? Diese Fragen verlangen neben der Erforschung der soziologischen und mythologischen Grundlagen der Darstellungen m. E. eine sehr eingehende Aufnahme und Beschreibung aller vorhandenen Denkmäler, die nicht genau genug sein können, denn die strittigen Fragen werden sich wahrscheinlich weniger auf Grund der großen Züge als vielmehr der Einzelheiten entscheiden lassen. Darum erscheint es mir gerechtfertigt, unter Berücksichtigung der neueren Literatur eine möglichst eingehende Darstellung der seit meiner im Jahre 1900 erschienenen Arbeit (8) von unserem Museum erworbenen Stücke zu geben, trotzdem W.Crahmer schreibt: „Während nun für die Abbildung und Beschreibung einzelner Platten Berge von Papier verschwendet sind, ist die Frage nach der Herkunft dieser ganzen Kultur wenig oder fast gar nicht erörtert worden.“ Meiner Ansicht nach wäre es nur mit Freuden zu begrüßen, wenn jedes Stück so genau beschrieben wäre, wie es von v. Luschan für die Stuttgarter und von Marquart für die Leidener Sammlung geschehen ist. Abbildungen allein genügen nicht, wie ich mich zur Genüge überzeugt habe. Auch die beste Abbildung kann bei wesentlichen Einzelfragen völlig versagen. Dies gilt nicht nur für die Gegenstände aus Benin, sondern ganz allgemein für ethnographische Objekte mit wenigen Ausnahmen. Nur eine ganz ins einzelne gehende Beschreibung, wie sie in den beschreibenden Natur- wissenschaften seit lange üblich ist, kann hierin Wandel schaffen. Was die zweite Behauptung anbetrifft, so kann man ihr nur insofern recht geben, als es das entschiedene Verdienst von Crahmer ist, auf etwaige asiatische, vor allem aus Indien kommende Einflüsse nach- drücklich hingewiesen zu haben!). Für die saubere und gewissenhafte Ausführung der dem Text beigegebenen Zeichnungen bin ich der Zeichnerin des Museums, Fräulein M. Enderlin, für die Herstellung der Vorlagen zu den Tafeln der Photographin des Museums, Fräulein J. Oetling, zu lebhaftem Dank verpflichtet. ') Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf eine Bemerkung zurückkommen, die ich früher (8, S. 19) gemacht habe, daß gewisse hohe Helme der Beninkrieger mit breiten, bis auf die Schulter reichenden Wangen- und Nackenschutzplatten merkwürdig an japanische Helme erinnern. Allzuhäufig ist diese Art Helm in Benin nicht. Unter 97 in Betracht kommenden Platten bei RD findet er sich nur in fünf Fällen, und zwar bei Personen, die augenscheinlich eine besondere Bedeutung, ein besonders wichtiges Amt haben. Einmal trägt ihn der Mann mit dem Krokodilstab RD XXV, 4, dann die beiden mit den eigenartigen langen Röcken, über welch letztere sich v. Luschan in KKS, S.34, dahin ausgesprochen hat, daß sie aus lauter einzelnen etwa fingerdicken Schnüren bestehen, die nebeneinander von oben nach unten laufen, außen mit langen Federn geschmückt und ganz bedeckt sind und untereinander nur locker zusammenhängen, so daß sie für den Dolch und für die heraushängende Halsglocke auseinanderweichen können. Meine damals ausgesprochene Meinung, daß es nicht so unwahrscheinlich sei, daß japanische Helme durch den Handel, namentlich der Holländer, Verbreitung und sodann Nachahmung von seiterf’ der so außerordentlich geschickten Handwerker in Benin gefunden hätten, halte ich auch heute noch aufrecht. Wenn ich aber anführte, daß Nyendael dem König von Benin einen seidenen japanischen Rock verehrte, so muß ich heute leider bekennen, daß diese Stütze meiner Vermutung zweifelhaft ist, denn „japonsch Rock“ heißt im Holländischen nur allgemein „Schlafrock“, wenigstens im modernen Holländisch. Ob es zu jener Zeit, also am ‘Anfang des 18. Jahrhunderts, auch schon diese allgemeinere Bedeutung hatte, vermag ich allerdings nicht zu entscheiden, muß es vielmehr den holländischen Sprachforschern überlassen. / En Verzeichnis der benutzten Literatur. 1. Balfour. H. „Thunderbolt“ Celts from Benin. Man, Bd. III, 1903, S. 182. 2. Buchner, Max. Benin und die Portugiesen. Zeitschrift für Ethnologie, 1908, S. 981. 3. Crahmer, W. Über den Ursprung der „Beninkunst“. Globus, Bd. 94, 1908, S. 301. 4 == Über den indo-portugiesischen Ursprung der „Beninkunst“. Globus, Bd. 95, 1909, S. 345 u. 360. 5 _ Zur Frage nach der Entstehung der „Beninkunst“. Globus, Bd. 97, 1910, S. 78. 6. Dalton, ©. M. Note on an unusually fine bronze figure from Benin. Man, Bd. III, 1903, S. 185. 7. Frobenius, Leo. Und Afrika sprach. Berlin 1912. 8. Hagen, K. Altertümer von Benin im Museum für Völkerkunde zu Hamburg. Teil 1. Hamburg 1900. 9. Heger, F. Die Altertümer von Benin. Mitt. der k. k. Geograph. Ges. in Wien. 1901. 0 _ Ein Emporium alter Kultur in Westafrika. Monatsbl. des wissensch. Klub in Wien. Jahrg. XX. Nr. 3. 1900. u — Drei merkwürdige Metallfiguren von Benin. Mitt. der Wiener Anthrop. Ges., Bd.46, Wien 1916. 12. Joyce, T. A. Note on the relation of the bronze heads to the carved tusks, Benin City. Man, Bd. VIII, 1908, S. 2. 13. Ling Roth, H. Great Benin. Its customs, art and horrors. With 275 illustrations. Halifax 1903. 14. v. Luschan, F. Die Karl Knorrsche Sammlung von Benin-Altertümern im Museum für Länder- und Völkerkunde in Stuttgart. 17. u. 18. Jahresbericht des Württ. Vereins für Handels- geographie. Stuttgart 1901. 15. — Über Benin-Altertümer. Zeitschr. für Ethnologie. Berlin 1916, S. 307. 16. Marquart, Jos. Die Benin-Sammlung des Reichsmuseums in Leiden. Beschrieben und mit ausführ- lichen Prolegomena zur Geschichte der Handelswege und Völkerbewegungen in Nord- afrika. Leiden 1903. 17. Pitt Rivers. Antique works of art from Benin (50 Tafeln mit 393 Abbildungen). Printed privately. 1900. 18. Punch, C. Further note on the relation of the bronze heads to the carved tusks, Benin City. Man, Bd. VIII, 1908, S. 84. 19. Read, C. H. Note on certain ivory carvings from Benin. Man, Bd.X, 1910, S. 49. 20. Read, C. H., und Dalton, O.M. Antiquities from the City of Benin and from other parts of West Africa in the British Museum (mit 32 Tafeln). London 189. 21. Richter, Oswald. Museumskunde, Bd. II, 1906, S. 216, Anm. 2. 22. Webster, W. D. Illustrated Catalogues. 23. Notes on the form of the Bini Government. Man, Bd. IV, 1904, S. 50. Häufige Abkürzungen. KKS = Karl Knorrsche Sammlung (s. Nr.14. LR=Ling Roth (s.Nr.13. M= Marquart (s. Nr. 16). PR = Pitt Rivers (s. Nr. 17). RD = Read und Dalton (s. Nr. 20). WK = Websters Kataloge (s. Nr. 22. Die erste Zahl hinter WK ist die Nummer des Katalogs, die zweite die Figur). Beschreibung der Stücke. 1. Reliefplatten. Inv.-Nr. C 2868. Taf. 1, Fig.5. 42:18,6 cm. Gew. 3,25 kg. Reliefplatte mit der Darstellung eines Europäers (Portugiesen) in der Kleidung von der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert. Er trägt eine zylinderartige, nach oben sich ein wenig verschmälernde Kopfbedeckung mit etwas nach abwärts gebogenem Rande und einen enganschließenden, vorn offenen Rock mit vier großen runden Knöpfen, dessen Ärmel mit einem punktierten Spiralband ver- ziert sind. Knopflöcher sind nicht vorhanden, und mit Recht schließt v. Luschan hieraus, daß die europäische Tracht von dem ein- heimischen Künstler mißverstanden ist und mit Sicherheit gesagt werden kann, daß das Kunstwerk nicht von einem europäischen Künstler angefertigt ist. Der Rock fällt unter- halb des Gürtels, dessen Schließe nur ange- deutet ist, in starken vertikalen Falten herab. Ob das halbkreisförmige, glatte Stück unter dem Kinn einen Kinnbart darstellen oder den Kragen andeuten soll, ist schwer zu ent- scheiden. Ein Vergleich mit entsprechenden Europäerdarstellungen (RD, Taf. XI u. XII) macht ersteres wahrscheinlicher. Der Künstler scheint bei unserem Stück die die Haare an- deutende Schraffierung vergessen zu haben. Die Linke hält das bis auf die Brust fallende lange Hutband, die Rechte einen Stock. Ähn- liche Darstellung bei PR, fig. 360, nur hat hier der Hut kein Band, das bei unserem Exemplar überhaupt einzig ist. Ein Band in etwas anderer Form sehen wir bei RD, Taf. XX, Fig. 5, sowie bei einem Beninmann auf Taf. XXI, Fig.6, hier aber mit einem Schieber versehen, der die lange Schnur unterhalb des Kinnes festzulegen gestattet. Inv.-Nr. C 2946. Taf. 1, Fig.2. 43:29,5cm. Gew. 10,047 kg. Reliefplatte mit der Darstellung eines Europäers (Portugiesen) in der Kleidung von der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert. Die Nase tritt stark gekrümmt hervor; das lange, schlichte, fast bis zu den Schultern reichende Haupthaar quillt unter der mit drei Buckeln verzierten Helmkappe, die mit einer schmalen, runden Krempe abgeschlossen ist, hervor und flattert frei zu beiden Seiten des Kopfes. Der lange, in Form einer runden Platte wieder- gegebene Kinnbart, dessen Kräuselung durch eingravierte Wellenlinien angedeutet ist, fällt auf die Brust herab. Der Oberkörper ist mit einer enganliegenden, unverzierten, dicken Jacke bekleidet, die vorn drei große Knöpfe zeigt. Auch bei diesem Stücke sind Knopf- löcher nicht angegeben. Die bis zur Hand- wurzel reichenden, scheinbar aus einem dünneren Stoff gefertigten Ärmel tragen am Oberarm ein rhombisches Muster mit je einem Punkt in der Mitte der einzelnen Rhomben. Das Muster schließt über dem Ellbogen mit einer Borte ab, in deren Mitte eine Wellen- linie verläuft. Die Jacke fällt unterhalb des Gürtels in langen Falten bis fast zum Knie herab. Die Beine stecken in engen, mit einem fächerförmigen Muster verzierten Hosen, die Füße in Stiefeln, worauf die Nichtan- deutung von Zehen hinweist. An einem schmalen, über die rechte Schulter laufenden Riemen trägt er einen Degen, dessen Parier- stange sich in Halbkreisform nach abwärts biegt, während der Griff kreuzförmig ge- staltet ist. In der Rechten hält er eine Par- tisane mit langen, halbkreisförmig nach ab- wärts gebogenen „Ohren“. Der Grund der Platte ist mit einem dreiblättrigen Blumen- muster. verziert, rechts oben und unten treten Rosetten als Relief hervor. Unterhalb des linken Fußes ist ein unwesentlicher Gußfehler. Von den Nägeln, mit denen die Platte auf der Unterlage befestigt war, sind noch drei er- halten. Die Köpfe von zweien sind mit ein- gepunzten Punkten wie der Grund zwischen dem Blumenmuster verziert. Der rechte und linke Rand ist rechtwinklig umgebogen und mit einem Winkelbandmuster verziert. Das Stück läßt sich mit Bestimmtheit der Früh- zeit der Beninkunst zuweisen, wie aus der noch ungefügen Formengebung, der schlechten Verteilung der Figur im Raume, der miß- lungenen Einfügung der Partisane und dem Gewichte hervorgeht, das schon ohne weiteres auf unnötige, später vermiedene Materialver- schwendung deutet. Die bei RD, Taf. XII, 5, abgebildete Platte entspricht der unsrigen am meisten. Andere Platten aus der Frühzeit der Beninkunst bei RD XVIII, 1—3. Inv.-Nr. C 2897. 45:40 cm. Gew. 11,25 kg. Reliefplatte mit der Darstellung des auf einem zylinderförmigen Sessel mit scheiben- förmiger Ober- und Fußplatte sitzenden Kö- nigs, dem zur Seite zwei ihm zugewandte Begleiter knien. Diese fassen mit der einen Hand unter den Ellbogen des Königs, mit der anderen seine Hand. Alle drei tragen ganz aus Perlen hergestellte Gewänder und topfförmige Kappen mit hoher gerader Spitze, deren obere Hälfte durch eine weitere Perlen- lage verdickt erscheint. Die Kappe des Königs hat außerdem vorn als weiteren Schmuck in gleichen Abständen übereinander drei horizontalliegende große zylindrische Perlen. Alle drei Personen tragen manschettenförmige Armbänder. Am Gürtel des Königs hängen kleine Masken, Leopardenköpfe darstellend, mit Schellenbehang, an dem der Begleiter solche, die einen Krokodilkopf darstellen, ohne Schellenbehang. In der Rechten hält der Königeine Axt ganz einfacher Form. Zu beiden Seiten der Kopfbedeckung des Königs ist ein Portugiesenkopf mit federgeschmücktem, ge- buckeltem Helm angebracht. Der Grund ist mit zwei-, drei- und vierblättrigen Blumen je nach dem verfügbaren Platz und Punkten da- zwischen verziert. Die Ausfüllungen der Guß- kanäle, rechts hinter den Händen, links in der Verlängerung der Axtklinge, sind stehen- gelassen. Fast übereinstimmende Platten sind abgebildet bei RD, Taf. XVI, 6 u. XVII, 5. Inv.-Nr. C 2867. Taf. 2, Fig. 1. 49:39 cm. Gew. 16 kg. Reliefplatte mit der Darstellung dreier Beninmänner, von denen die beiden seitlichen gestielte Doppelglocken mit Stäbchen schlagen, während der mittlere einen Ball mit genetzter Oberfläche mit beiden Händen nach rechts hält. Es handelt sich wohl um eine Rassel, bestehend aus einer Kalebasse mit einem lose darumgelegten Netz, an dessen Knoten Kauri- schnecken befestigt sind (s. H. Ling Roth 13, S. 108, Fig. 103). Hierauf ist sicher auch die Stelle in De Bry, Die orientalischen Indien (1603), zu beziehen, der auf Grund der An- gaben des Holländers Peter de Marees im VI. Teil, 55. Kapitel, schreibt: „Was gar grosse und vornehme vom Adel seyn, die haben noch ein ander Spiel, wann sie zu Hof reyten. Dann die Knechte haben besondere Instrumenten, die gemacht seyn wie die Netze, oder gestrickte Carnier, damit die Manns Personen bey uns pflegen zu Marckte zu gehen. Dieselben seyn mit etlichen Sachen ausgefüllet, und wann sie mit der Hand darwider klopffen, so rasselt es, und lautet, als wenn ein Hauffen Welsche Nüss drinn wehren, darwider man mit der Hand klopffte. Dieser Instrumenten hat ein solcher stattlicher vom Adel viel, und lauffen viel Knechte hinter ihm her, die 2 ein gross Gerassel machen wann er gen Hof reytet.“ Alle drei sind übereinstimmend gekleidet: reichverzierter typischer Schurz mit hoch- stehendem, mächtigem Zipfel, nackter Ober- körper mit der typischen Narbenzeichnung und fünf Perlenketten von der linken Schulter zur rechten Hüfte, Bedeckung der Unterschenkel mit 20 Reihen von Perlenschnüren, mächtige Perlenketten um den Hals, spitz zulaufender Helm aus Perlen (?) mit zwei vertikalen.Reihen ovulaförmiger Besatzstücke. Außerdem trägt der mittlere noch eine Brustkette von Glöck- chen, sein Schurz außer den anderen Orna- menten einen langhaarigen Europäerkopf.,Der Grund zeigt das häufige Blumen- und Punkt- muster. Ein fast völlig gleiches, aber nicht so gut erhaltenes Exemplar bei RD, Taf.XXX, Fig. 5. Inv.-Nr. C2947. Taf.2, Fig.2. 44: 19,5cm. Gew. 2,83 kg. Reliefplatte mit der Darstellung eines Stabträgers. Der Oberkörper ist nackt und mit den fünf typischen vertikalen Strichen verziert. Das Gesicht zeigt keine Narben- zeichen. Um den Hals trägt der Mann zwei Perlenketten, am Unterarm breite, glatte Arm- bänder. In der Mitte des oberen Schurzes ist ein dickes, mit Rautenmuster versehenes Band angebracht, der untere Schurz endet mit einem breiten Fransenrande. Die beiden Schurze werden von einem breiten, glatten Gürtel gehalten, der über der linken Hüfte mit einer Masche verknüpft ist. Die linke Hand legt sich auf den kolbenartig verdickten Zipfel des Schurzes. Die Frisur besteht aus sorgfältig zu Reihen geordneten kurzen Spirallöckchen; über dem linken Ohr ist eine breite Feder befestigt, unterhalb welcher zwei lange, in Perlen endigende Zöpfe herab- hängen. Über dem rechten Ohr ein eben- solcher, aber spiralig aufgewickelter Zopf. Die Platte war mit zehn Nägeln befestigt. Über die Stabträger lesen wir bei DeBry, Die orientalischen Indien (1603), Teil VI, Kap. 55: „Es pfleget aber auch der König biss- weilen etliche Geschänck von Essen Speise für ein besonder Ehren Praesent von seinem Hofe umbzuschicken, welches dann in feiner Ordnung über die Gassen getragen wirdt. Dann die Träger alle fein hinter einander her gehen, und gehen allezeit einer oder mehr Personen darbey, die weisse Stäblein in den Händen tragen, auff dass das Volk den Trägern weiche, dann ein jeder den Platz machen und auss dem Wege treten muss, wenn er gleich noch so stattlich, ja ein vornehmer Juncker oder vom Adel were.“ Inv.-Nr. C 3865. Taf. 2, Fig. 4. Bruchstück vom Rande einer großen, dick- wandigen Reliefplatte mit der Darstellung eines Tuthornbläsers (15 cm hoch). Er trägt eine runde Kappe, durch Schnitte in kleine, rhombische Felder zerlegt; es muß offen bleiben, ob Flechtwerk oder in unbeholfener Weise ein Perlennetz angedeutet sein soll. Von den beiden Schurzen hat der untere!) eine Kante mit einem Zickzackband, der obere eine solche mit Flechtband und Fransen, außerdem ein Blumenornament(?). Der obere Schurz läuft in einen breiten Zipfel aus, über den das Ende eines schmalen Bandes mit Troddelbesatz fällt. Um den Hals eine Kette mit Leopardenzähnen, am Handgelenk ein- fache dünne runde Ringe mit überfassenden Enden. Am Oberkörper die fünf charakteri- stischen langen Stammesnarben. v. Luschan beschreibt einen Tuthornbläser der Karl Knorrschen Sammlung in Stuttgart, der ') Über die Schurze finden wir im Dapper, Be- schreibung von Africa, Amsterdam 1670, die folgende Notiz: „Dan die Leute von Vermögen tragen zwey, auch etliche vier Leibtücher, das eine kürtzer als das andere, übereinander, mit der Nadel solcher gestalt gestickt, dass das unterste Kleid durch das obere hin scheinet. Aber gemeine Leute tragen nur ein Leibtuch über ihren blossen Leib.“ unserem in manchem ähnelt. Die eigen- artige Zeichnung auf dem Oberkörper läßt v. Luschan von der Darstellung eines ganz schmalen Ponchos mit ornamentierter Kante sprechen. Die Beschreibung lautet: „An beiden Seiten hat es (das Kleidungsstück), durch einen Doppelsaum von dem Mittel- felde getrennt, eine schräggestreifte, aus ab- wechselnd glatten und punktierten Feldern bestehende Kante, die vielleicht Fransen an- deuten soll.“ Dieser Meinung kann ich nicht beipflichten. Sollte es sich nicht doch viel- leicht nur um die spielerische Ausnutzung der Felder zwischen den Narben handeln oder um zwei schmale Gurte oder eine be- sondere Art der Tatauierung? Für meine erstgenannte Vermutung möchte ich den Krokodilkopf auf unserer Reliefplatte C 3345 ins Feld führen. Hier zeigt die Kopfpartie von den Augen bis zur Schnauze einen durch gerade Striche abgegrenzten etwas erhöhten schmalen Rücken und rechts und links da- von schräggestreifte, aus abwechselnd glatten und punktierten Feldern bestehende Seiten- flächen. Als Material des Tuthorns haben wir sicher mit v. Luschan Elfenbein an- zunehmen. Derartige Elfenbeinhörner mit Blasloch an der konvexen Seite sind ja genugsam bekannt. Unser Museum besitzt ein 66 cm langes derartiges Horn C 2334 mit eingeschnittenem Gesicht und den für die Bini typischen drei Narben über jedem Auge. Auch die relative Länge des Hornes stimmt hiermit ausgezeichnet. Der Grund ist mit dem nicht so häufigen Radornament verziert, wie v. Luschan es nennt und das er beinuracht Platten kennt. Ich möchte es „Hanseatenkreuz im Kreis“ taufen (s. Fig. 1). Dieses Ornament findet sich auf der in K. Hagen (8, Taf. I, 2) abgebildeten Platte, außerdem beiRD XII, 2, XVIII, 1u.3, samt und sonders Stücken, die inirgendeinerWeise etwas Fig. 1 (2:3). Besonderes bieten und vor allen Dingen der Frühzeit des Bronzegussesin Benin zuzuweisen sind. Bei allen bemerken wir eine plumpe, noch ungeschickte Formengebung, ein flaches, nicht unterschnittenes Relief und das verschwende- rische Umgehen mit dem Material. Auch unser Stück entstammt einer relativ sehr dick- wandigen Platte (etwa 6 mm) desjenigen Typus, wo ein von mehreren, häufig vielen, kleiner dargestellten Begleitern umgebener, offenbar hervorragender Krieger dargestellt ist, wie bet RD.18, 6; 19, 4.0.6; 2%, 2. 5; 22,3 U. 5; 23,1. PR, Eig. 4 u 179 und der prachtvollen Platte des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe (Abb. beiMarquart 16, Taf. XIV). Inv.-Nr. C 3355. Taf. 1, Fig. 1. 45:29 cm. Gew. 7,8 kg. Sehr dickwandige (0,5—0,8 cm) Relief- platte aus Bronze mit der Darstellung eines Beninmannes mit unbekleidetem Oberkörper. Diese Platte gehört zu den von v. Luschan (14, Abb. 25 u. 26) beschriebenen Stücken, doch ist unser Exemplar vollständig erhalten. Der Oberkörper trägt die fünf charakte- ristischen Stammesnarben. Der Halsschmuck besteht aus fünf enganliegenden Perlenketten und einer sechsten, der Schulter aufliegenden, aus doppelt so großen zylindrischen Perlen. Die enganliegende Kopfbedeckung, wohl als aus Leder oder aus weichem Zeuge be- stehend anzusehen, ist in größeren Zwischen- räumen mit reihenweise angebrachten, viel- leicht angenähten, Zipfeln versehen, die bei unserem Exemplar, nach der Verzierung zu urteilen, wohl Federn andeuten sollen, kaum Lappen oder Amulette, wie v. Luschan für die Stuttgarter Stücke annimmt. An jeder Seite des Kopfes eine lange abstehende, mit einer großen Perle endigende Flechte. An den Unterarmen glatte, runde Armbänder mit übergreifenden Enden. Die Arme hängen völlig symmetrisch herunter mit nach oben gewandtem Handrücken. Der Daumen ist 24 in der natürlichen Lage und Länge, die üb- rigen Finger aber sind alle gleich lang ange- geben. Der untere Lendenschurz zeigt ein Muster aus parallelen, abwechselnd glatten und vertikal schraffierten Streifen und als Abschluß eine Fransenborte, der obere Schurz ein solches aus sieben parallelen Reihen mit dem zur Unkenntlichkeit stilisierten Portu- giesenkopf als Ornamentmotiv (entsprechend dem letzten Bilde der ersten Reihe auf Taf. 22 des Bd. 27 des Journal of the Anthrop. Insti- tute, wo RD in einer lehrreichen Zusammen- stellung die allmähliche Verkümmerung des angegebenen Motivs darstellen. Auf dem Grunde das dreiblättrige Blumenmuster, stellenweise auch nur zwei Blumenblätter oder gar nur eins zur Füllung des Platzes. Beiderseits ein 2 cm breiter, mit dem Flecht- bandmuster verzierter Falz. Auf der Rückseite ist zwischen den Beinen das Zeichen — = in aufrechter Stellung angebracht, das in den Tonkern eingeritzt war und beim Guß demnach als erhöhte, etwas höckerige Linie erscheinen mußte. Wenn es sich um ein Kunstwerk unseres Kulturkreises handeln würde, könnten wir das Zeichen nur als eine Künstlermarke an- sehen. Da mir keine andere Platte bekannt ist, die dieses Zeichen oder ein anderes trägt, muß die Bedeutung desselben aber fraglich bleiben. Eine Parallele bieten nur die beiden schildförmigen Gürtelbehänge, die PR unter Nr. 246 u. 247 abbildet, bei denen auf der Rückseite ein Zeremonialschwert nach Voll- endung des Gusses eingeritzt ist. Unser Stück ist entschieden der Frühzeit zuzuweisen. Inv.-Nr. C 2869. Taf. 1, Fig.3. 26:13 cm. Bruchstück einer Reliefplatte mit zwei Trommlern und einem bogentragenden Krie- ger. Die Trommler haben eine perücken- artige Kopfbedeckung, nackten Oberkörper und den typischen Schurz. Der Krieger ist außer mit dem Schurz auch am Oberkörper bekleidet. Von dem Helm ist eine vordere kreisrunde, mit einer hervorstehenden Raute verzierte Platte zu erkennen. Sagittal legt sich ein krausenartiger Kranz herum; drei große abstehende Federn bilden den weiteren Schmuck. Alle drei Figuren tragen einen Halsschmuck aus übertrieben groß darge- stellten Leopardenzähnen. Auf die Brust des Kriegers hängt eine viereckige Glocke herab und seitlich an langen Bändern je eine runde Glocke. In der Linken hält der Krieger den Bogen, neben dem der Knauf des Dolches erscheint. Zwischen Glocke und Dolchknauf ist ein merkwürdiger längsgerippter, tonnen- förmiger Gegenstand eingeschaltet, der etwas oberhalb der Mitte senkrecht zu den Rippen eingeschnitten ist. Zwei ganz entsprechende Darstellungen von Bogenträgern als sehr klein dargestellte Begleiter der etwa viermal so großen Hauptfiguren erscheinen auf der Platte PR, Fig. 7. Auch diese tragen einen ebenso geformten Gegenstand, der kaum etwas anderes sein dürfte als der allerdings in der relativen Größe arg mißsratene Köcher. Bei unserem Exemplar hat der Köcher !/,, bei dem eben angeführten °/s der Länge des Bogens. Andere Bogenschützen treten uns entgegen bei PR, Fig. 130, RD, Taf. XIV, 2, und auf unserer Platte C 2301 (s. Hagen S, Taf. II, 2). In diesen Fällen ist der Köcher kissenförmig, aber ebenfalls viel zu klein im Verhältnis zu den Pfeilen, welche die Schützen in der Hand tragen. Während RD richtig von einem „flat quiver“ sprechen, hat PR offenbar den Köcher gar nicht erkannt. Die Bogen nennt er nur „objects resembling bows“, trotzdem ein typischer Bogen mit frontaler Sehnenbefestigung dargestellt ist. Die Trommeln sind an einem über die rechte Schulter laufenden Bande befestigt. Nur der Trommler rechts hat Schlägel in der Hand. Unser Bruchstück gehört sicher zu einer großen Platte wie PR7 und RDXIX, 1 und XXI, 4, die einen hervorragenden Krieger mit seinen Begleitern darstellen, vielleicht den König selber im Triumph, wie auf der schönen Platte im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Andere Platten ähn- licher Art bei PR, Fig. 4 u. 5. Von der Haupt- figur ist auf unserer Platte nur der obere Teil des Speeres erhalten von der Form und Verzierung wie Hagen 8, Taf. III, 2.. An der Seite ein umgebogener Falz. Inv.-Nr. 1048:05. Taf. 2, Fig. 3. Bruchstück vom Rande einer. Reliefplatte mit der Darstellung eines nackten Negers, der mit beiden erhobenen Armen einen zylindri- schen Gegenstand mit weit übergreifender Kopf- ‘und Fußplatte auf dem Kopfe trägt. Die treppenförmige Frisur oder Perücke wie bei v. Luschan, KKS, Abb.20. Dazu beider- seits bis auf die Brust fallende Zöpfe.. Um den Hals zwei lose sitzende Halsbänder, von denen nur das obere aus großen Perlen zu denken ist; an den Handgelenken manschetten- förmige Armbänder. Leider ist die Figur von der Brust ab weggebrochen, zum Glück ist aber das obere Ende des Schurzes noch erhalten, und es läßt sich erkennen, daß dieser ebenso aussah, wie wir ihn durch v. Luschan von den Platten mit Boten kennen, und zwar denen, die einen „Brief“ oder eine Brieftasche tragen. Mir ist nur eine Darstellung bekannt, wo der mit einem Schurz dieser Art Bekleidete keinen „Brief“ trägt, dafür aber ein breites, mit Glöckchen (?) besetztes Bandelier, näm- lich die Platte bei RD XXIV, Fig. 3. Dieser Schurz kennzeichnet sich dadurch, daß nach außen und unten anstatt der sonst üblichen Quasten eine größere Zahl, meistacht, messer- klingenförmige, spitz zulaufende Zipfel weg- stehen, die v. Luschan als Vogelfedern an- spricht. Ich kann mich durch diese Deutung nicht befriedigt erklären. Abgesehen von der immerhin abweichenden Form, hätte der Künstler nicht ermangelt, durch Ziselierung die Federnatur deutlich zu kennzeichnen. 13 Sollte es sich nicht doch nur um gesteifte Stofflappen handeln? Nun fragt es sich, was soll der auf dem Kopf gehaltene Gegenstand bedeuten? Zunächst muß ich hervorheben, daß mir dieselbe Darstellung unter dem Abbildungsmaterial nicht begegnet ist, wäh- rend der zylindrische Gegenstand selber mehr- fach erscheint. Immer wird“er in der Linken gehalten; er kommt in hoher und niedriger Form vor. Mehrfach trägt er deutlich die Leopardenfellzeichnung. Am bedeutungs- vollsten ist wohl die Platte RD XIV, 5 mit zwei reichgeschmückten Kriegern und einem kleineren Begleiter mit derselben Frisur wie unser Stück, der ein offenes zylindrisches Gefäß mit schmalem Fußrand trägt (s. Fig. 2a). Weiter sehen wir auf der Platte RD XXVIJ, 1 einen Mann mit Zeremonialschwert und einem Fig. 2a. ebenso großen Begleiter, der ein hohes zy- lindrisches Gefäß mit breitem Fußrand und hübsch geformtem Deckel trägt (s. Fig. 2b). Auch er hat dieselbe Frisur, aber ein ungemein reiches Brustgehänge und einen breiten Perlen- kragen. Auf der Platte RD XXIV, 5 tritt uns offenbar ein Großwürdenträger entgegen, an- getan mit demselben, eben erwähnten Brust- gehänge, über den zwei kleinere Begleiter mit derselben Frisur wie auf unserer Platte Schilde halten. Zwischen diesen und der Hauptperson stehen wieder, aber nur halb so große, Begleiter, von denen einer ein breites Schwert mit reichverzierter Scheide in der Linken trägt, der andere ein Gefäß mit breiter Fuß- und Kopfplatte hält, das in allen Einzel- heiten dem unsrigen entspricht, abgesehen nur davon, daß es mit Perlenschnüren um- geben ist (s. Fig. 2c). Der rechte Arm des Trägers hängt untätig herab. Die Platte RD XVII, 4 ist eine genaue Replik der eben beschriebenen bis auf das Gefäß, das nur etwa halb so hoch ist und breitere Ränder Gr Fig. 2c. Fig. 2d. Fig. 2e. hat (s. Fig.2d). Aufder Platte PR, Taf. 1, Fig. 3, sind drei reichgeschmückte Krieger, von denen der mittlere ein hohes zylindrisches Gefäß (s. Fig.2e) auf der linken Schulter trägt, wäh- rend der rechte Arm herabhängt. Zum Schluß kommen aber zwei Platten, die den ersten Beschreibern Anlaß gegeben haben, an eine Trommel zu denken, weil die rechte Hand des Trägers auf derselben ruht. Zunächst Einzelfigur, RD XXX, 1, ganz unserer ent- sprechend. RD schreiben dazu: „Single figure of a Musician (?). He holds a small cylindrical drum (?), apparently covered with leopard’s skin, in the left hand and rests his right hand upon its upper surface“ (s. Fig.2f). Denselben Vorgang haben wir auf der Platte PR, Fig. 179, auf der ein Mann mit Zeremonialschwert als Hauptfigur zwischen zwei Kriegern mit Schild „Sn L, Ei Fig. 2f. Fig. 28. und Speer dargestellt ist, nebst zwei kleinen Begleitern, von denen einer ein Tuthorn bläst, derandere die „Trommel“ trägt (s. Fig.2g). Der dazugehörige Text besagt: „These objects have been described by Messrs. Read and Dalton as drums in their paper in the Journ. Anthrop. Inst. vol. XXVII. Viewed as a drum, the projecting flanges at top and bottom are not explained.“ Dem ist nur beizustimmen, denn derartige Trommeln kennen wir nicht. So liegt es wohl am nächsten, anzunehmen, daß es Gefäße für einen ganz bestimmten Zweck sind. Wahrscheinlich waren es mit Leopardenfell überzogene leichte Holzgefäße. Es gibt aber auch Dosen aus Messing, mit getriebenen Ornamenten überladen, die jedoch sehr viel niedriger sind, als die in Rede ste- henden Objekte auf den Platten. Das von PR, Fig. 122, abgebildete Exemplar hat einen Durchmesser von 47,5 cm, eine Höhe von 10cm, Breite des überstehenden Randes 5 cm, zeigt also im einzelnen ganz andere Maß- verhältnisse. Eine andere Messingschachtel in WK 24, 83 weicht noch mehr ab, da sie nicht rund, sondern langgestreckt ist. Er- wähnen möchte ich nur noch, daß auf unserer Platte C 2897 und den anderen ähnlichen Dar- stellungen der König auf einem Sessel sitzt, der in der Form den zylindrischen Dosen gleicht, vor allen Dingen der Dose, die der Mann auf unserem Bruchstück auf dem Kopfe trägt. Bei der Verschiedenheit der Dimen- sionen ist aber an eine Erklärung als Sessel nicht zu denken. Es handelt sich bei C 2897 vielmehr wohl nur um eineeinfachere Wieder- gabe der schweren geschnitzten Sessel, von denen wir in dem Stück C 3348 ein Exem- plar besitzen, das weiter unten beschrieben ist. Inv.-Nr. C 3345. Taf. 1, Fig.4. 37:17,5 cm. Gew. 1,566 kg. Reliefplatte mit der Darstellung eines Krokodilkopfes. Der charakteristisch wieder- gegebene Kopf endet oben mit einer geraden Linie, unmittelbar unter der Schnauze ist ein Stück der Platte abgebrochen. Drei kon- vergierende Reihen höckerförmiger Nacken- schuppen, die übrigens bedeutend nach vorn gerückt sind, so daß sie die Stirn bedecken, treten besonders hervor; bei den sonst be- kannten ähnlichen ‚Platten finden sich meist fünf Reihen. Unser Exemplar entspricht in dieser Hinsicht der Fig. 4 auf Taf. XII bei RD, wo der Krokodilkopf als Nebenfigur zu einem Europäer erscheint, und der Fig. 1 aufTaf. XXXI ebenda, wo ein Krokodil in ganzer Figur dar- gestellt ist. Der Raum zwischen den Nacken- schuppen ist punktiert. Jederseits des etwas erhöhten Mittelrückens finden sich schräg nach vorn laufende abwechselnd glatte und punktierte schmale Streifen. Die sehr großen, stark hervortretenden Augen besitzen doppelte leistenförmige Lidränder, die in Abständen von je !/s cm durch Furchen verbunden sind, so daß das Ganze den Eindruck einer Strick- leiter macht. Von den beiden Nasenlöchern tritt nur das eine als kreisrunder Wall hervor, das andere ist beim Guß mißglückt. Vier große, über die Kieferränder ragende Zähne sind zu erkennen. Der punktierte Grund der Platte zeigt wenig sorgfältig ein- gravierte, außergewöhnlich große vierblättrige Blumen. Der Rand endet frei, nichts deutet auf das Vorhandensein eines Falzeg wie bei den beiden Stuttgarter Krokodilköpfen. Nach gütiger Auskunft des Herrn Prof. Dr. Pfeffer ist sicher Crocodilus niloticus gemeint. Croco- dilus porosus, wie v. Luschan auf die An- gaben des Herrn Dr. Tornier hin schreibt, kann es unmöglich sein, da diese Art in Afrika nicht heimisch ist. Außerdem ist der Kopfvon Crocodilus porosusso ausgesprochen kurz wie bei keinem anderen Krokodil, daß diese Art schon deshalb nicht in Betracht kommen kann. Inv.-Nr. C 4045. Taf. 8, Fig. 3. Stück von dem oberen rechten Rande einer Reliefplatte aus Bronze mit Zweigen, auf denen zwei Vögel in Vorderansicht sitzen. Dieses Bruchstück gehört zu einer Platte, wie sie das Berliner Museum besitzt, mit der Darstellung eines Baumes, unter dem ein Beninmann steht, der mit dem Bogen nach den auf den Zweigen sitzenden Vögeln schießt (Ztschr. f. Ethnol. 1899, S. 238 u. Taf. II). Inv.-Nr. C 3953. Taf. 8, Fig. 6. Bruchstück einer schmalen Reliefplatte aus Bronze mit der Darstellung einer gerippien Frucht. Nach gütiger Bestimmung des Herrn Prof. Dr. A. Voigt kann es sich nur um Telfairia occidentalis Hook. handeln, eine geschätzte Ölfrucht, die als solche natürlich für die Eingeborenen von der größten Be- deutung ist. Wenn auch die Frucht in Wirklichkeit bedeutend größer ist, schließt doch der oberständige Fruchtknoten jede Möglichkeit einer anderen Bestimmung aus. Breite 16 cm, ohne seitliche Falze. Unser Stück hat sicher zu einer Platte gehört, wie PR 290, wo zwei derartige Früchte übereinander dargestellt sind. Letzteres Stück hat genau dieselbe Breite bei 34 cm Höhe. Ferner findet sich bei PR unter Fig. 51 ein 24 cm langes Deckelgefäß auf Fußsockel in Form der ganzen Frucht, die in diesem Falle auch der wirklichen Größe entspricht. Inv.-Nr. C 3864. Taf. 2, Fig.5. 46:16,8 cm. Gew. 2 kg. Reliefplatte aus Bronze mit der Darstel- lung eines Leopardenfells. In der Mitte ist ein runder Ausschnitt für den Hals und daran anschließend ein Schlitz vorn und hinten, um das Überstreifen über den Kopf zu erleichtern. Läufe und Schwanz sind ab- geschnitten, das Körperende abgerundet. Die Seiten sind entsprechend dem Ausschnitt ausgebuchtet. Die Ohren treten deutlich erkennbar hervor. Die Augen sind durch spitzovale Leisten hervorgehoben, das Maul durch eine viertelmondförmige Leiste, an deren Spitze die Nasenlöcher mit drei Spür- haaren angebracht sind. Die Fellzeich- nungist durch kleine, dicht aneinanderliegende punktierte Kreise dargestellt. Derartige Leo- pardenfelle treten uns häufig als Schmuck- stück hervorragender Krieger auf den Platten entgegen, z. B. PR, Taf. 1, 3u. 4; Taf. 4, 16; Tat? 27,2 1805 Taf.)83, 255. RD’XVE 2; RVIH, 65 4X1%,55 XXL 3; XXIN,2: XV 2; XXIX, 6. Andere Platten mit Leopardenfell sehen wir bei RD XXXI, 2 und in WK 21, Fig. 36 u. 29, Fig. 93 u. 94. In allen diesen Fällen ist das ganze Fell mit Läufen und Schwanz dargestellt, bei Webster 29, 93 zwei solche nebeneinander. Eine mit unserem Exemplar übereinstimmende Abbildung ist mir nicht bekannt. Auf dem punktierten Grunde neben dem Fell und im Ausschnitt zweiblättrige Blumen, nur rechts oben und unten dreiblättrige. Kein Falz an den Seiten. Inv.-Nr. C 4044, Taf. 5, Fig. 9. Bruchstück einer Reliefplatte mit der Dar- stellung eines Rinderkopfes, um dessen Stirn und Hörner ein dickes Seil gelegt ist. Die ganze Kopfhaut ist mit eingeschlagenen Punkten bedeckt. Ein ganz ähnliches Stück, das einzige mir bekannte, findet sich bei PR, Fig. 296, nur tritt hier noch ein über die Stirn in V-Form geführtes Seil hinzu, mit dem der Kopf scheinbar als auf einer Unter- lage befestigt erscheinen soll. Der gerade Rand ist bei unserem Stücke nur unten und links, hier gewaltmäßig umgebogen, erhalten, bei dem PR Stück nur oben und rechts. Nach den Maßen und der ganzen Ausführung halte ich es nicht für ausgeschlossen, daß beide Stücke zu einer einzigen Platte gehört haben, die dann nach analogen Stücken (RD XXXII, 2, zwei Leopardenschädel; RP, Fig. 290, zwei gerippte Früchte; Hagen 8, Taf. IV, 3, zwei Fische; do. IV, 4, vier Fische) etwa 46-48 cm hoch und 20 cm breit gewesen sein müßte. (RD hat die Maße 45:20 cm.) In WK 29, 119 ist ein bedeutend kleinerer Rinderkopf als Bruchstück einer Platte ab- gebildet, aber ohne Seil. 2. Köpfe. Inv.-Nr. C 2339. Höhe 45, mit den Ansätzen 53 cm. Großer Bronzekopf vom Typus KKS 182 (v. Luschan 14, Fig. 60 u. 61). Den Kopf bedeckt eine Perlennetzkappe, an die sich oberhalb der Ohren breite, hörnerartige An- sätze anschließen und an diesen wiederum befestigt gebogene Bügel, wie es scheint Parierstangen zum Schutze der Augen. Vorn auf der Kappe sind zwei Gruppen von je fünf birnförmigen Peflen befestigt, dazwischen noch zwei schrägliegende walzenförmige große Perlen!). Unten an den hörnerartigen An- sätzen ebenfalls je eine Gruppe von fünf birnförmigen Perlen. Von den Ansätzen hängen vor und hinter den Ohren je sechs bis auf den unteren vorstehenden Rand, die Plinthe, fallende Perlenschnüre herab. Un- mittelbar hinter der letzteren Serie ist am Rande der Kappe an der rechten Seite des Kopfes eine horizontalliegende große Perle befestigt, von der ein dünner Zopf mit großer birnförmiger Perle am Ende herabhängt. An der linken Kopfseite sind es zwei Perlen übereinander, von denen zwei Zöpfe herab- hängen. Über den Hinterkopffallen in gleichen Abständen sechs Perlenschnüre auf die Hals- berge herab, unten abgeschlossen von einer quergelegten Perle. Auch die breiten hörner- artigen Ansätze hat man sich wohl aus Perlen bestehend und vielleicht auf einem Korbge- flecht befestigt zu denken. v. Luschan ist wohl beizustimmen, wenn er meint, daß der Bügel vor den Augen als freischwebend an- zunehmen ist und der Steg nur technische Bedeutung hat’). Denn wenn der Steg auch so behandelt ist, als bestünde auch er aus Perlen, so besagt dies nichts, da die weitere ornamentale Behandlung der Stege auch sonst, z. B. bei den Ohren der kleinen Leoparden- X 1) Das Original einer solchen Kappe ist abgebildet bei PR, Fig. 121. 2) Diese Stege fehlen an den Köpfen des gleichen Typus bei RD, Taf. IX,5, und WK 18, Fig. 63. masken, vorkommt. Die Pupillen sind durch in die Bronzemasse eingeschmolzene Eisen- nägel, Augenbrauen und Wimpern durch eingemeißelte Striche wiedergegeben. Die Stammesmarken, drei senkrechte Narben über jedem Auge, treten reliefförmig hervor. Auf die Mitte der Stirn fällt eine große doppel- konische, am Rande der Kappe befestigte Perle herab. Den Hals umgeben bis un- mittelbar unter die Unterlippe 39 Schnüre von Perlen. Wenn nun auch v. Luschan recht haben mag, daß dieser ungeheuerliche Halsschmuck als eine stilistische Übertreibung anzusehen ist, so bleibt es immerhin merk- würdig, daß die Zahl der Perlenschnüre bei KKS 182 genau dieselbe ist, während aller- dings bei anderen Köpfen der gleichen Art die Zahl verschieden groß ist. Die Ohren sind ganz schematisch wiedergegeben, im all- gemeinen nach dem Schemä v. Luschans. Die Schematisierung ist aber meines Er- achtens eine so weitgehende, daß man nur sehr bedingterweise die anatomische Be- nennung der einzelnen Teile versuchen kann. Das geht auch schon daraus hervor, daß das Yim C nach dem Schema v.Luschans bei diesem Kopfumgekehrt steht wie beidem nächsten (C 2340) und dadurch von dem sonst gewöhnlichen Ohrtypus abweicht (s. Fig. 3a). Fig. 3a (1:2). Der untere, vorstehende Rand, die Plinthe, ist mit einem aus vier einzelnen Schnüren bestehenden, zu fortlaufenden S-Figuren ver- schlungenen Bande in Relief verziert und trägt eine Reihe plastisch hervortretender Embleme. Das Schema der Anordnung ist das folgende: Leopard Rinderkopf Rinderkopf Leopard Leopard Rinderkopf Rinderkopf Fisch Fisch Leopard Leopard Arm Arm Steinbeil Die Anordnung ist also völlig symmetrisch. Zu bemerken ist dazu weiter, daß der mit Schnüren umwickelte Arm einen dreizackigen Gegenstand in der Hand hält, der Ähnlich- keit mit der Klinge einer Runka!) zu haben scheint. Im übrigen schließe ich mich der Ansichtv.Luschans an, der, eine bloße Ver- mutung von RD verfolgend, bestimmtannimmt, daß wirindem „Arm“ denstilisierten Elefanten- rüssel vor uns haben, wofür gerade unsere Sammlung bestes Belegmaterial bietet (s. die Elefantenmasken). Der dreizackige Gegen- stand dürfte somit als dreiblättriger Zweig zu deuten sein. Der Rinderkopf hat kreuzweis über den Kopf laufende breite Schnüre. Den Fisch bezeichnet v.Luschan als Malapterurus (elektrischer Wels). An anderer Stelle führt er weiter aus, daß dies nur eine Vermutung ist. Denn der Malapterurus besitzt keine Stacheln wieandere Welse, Bagrus, Synodontis usw. Prof. G. Pfeffer entscheidet sich für Synodontis und hält auch die in Hagen 8, Taf. IV, Fig. 3 u. 4, abgebildeten dafür. Die Peripherie der Plinthe wird von einer ge- flochtenen Schnur umfaßt, die 25 Knöpfe in der Form von europäischen halbkugeligen Schraubenköpfen ?) trägt, so daß die Schnur gewissermaßen angeschraubt erscheint. Inv.-Nr. C 2340. Taf. 3, Fig. 3. Etwas kleinerer Kopf vom Typus des vorigen, in Einzelheiten abweichend (Höhe41, mit den Ansätzen 47 cm, Gewicht 24 kg). Unter den ‘Augen neun eingepunzte kleine Kreise, die in einer rechtwinklig gebogenen Linie von einem Augenwinkel zum anderen !) Die Runka ist ein namentlich in den spanischen und italienischen Heeren des 16. Jahrhunderts ge- brauchter dreizackiger Spieß (s. Boeheim, Handbuch der Waffenkunde, Fig. 403). ?) Man darf wohl annehmen, daß die Schrauben an den Musketen der portugiesischen Soldaten bei- spielsweise den alten Bronzegießern von Benin als Vorbild gedient haben. angeordnet sind, wie dies auch sonst vor- kommt, z. B. KKS 333, PR 96, WK 21, 116. Bei dem Kopf mit kegelförmiger Haube M, Taf. I, 3, finden sich neben den Kreisen unterhalb der Augen auch solche an Stelle der Augenbrauen. Meine Mutmaßung über die Bedeutung derKreisegebeichan andererStelle. Anstatt der zwei Perlen, von denen die beiden dünnen Zöpfe an der linken Seite herabhängen, ist hier eine viereckige,. mit einerBandschlinge ornamentierte Platte, während an der rechten Seite weder das eine noch das andere angebracht ist. Den Hals umgeben 32Perlenschnüre. Über den Hinterkopf fallen zehn Perlenschnüre herab. Die Form des Ohres zeigt Fig. 3b. Die An- ordnung der Embleme auf der Plinthe ist die folgende: Fig. 3b (1:2). Rinderkopf 1 „Arm“ „Arm“ 2 Schädel Schädel 3 Rinderkopf Rinderkopf Frosch Frosch Leopard Leopard 3 „Arm“ „Arm“ 2 Steinbeil 1 Zu bemerken ist dazu, daß ich mit „Schädel“ das bezeichne, was v. Luschan bei einem anderen Stück „Schelle (?)“ nennt, indem er offenbar dabei an Stücke wie WK 29, 85 denkt. Ich halte das Ding für einen Leopardenschädel und bitte dazu zu vergleichen RD XXXI, 2 und meine Ausführungen dazu auf S.27, Anm., sowie unseren Leopardenschädel aus Bronze. Hierfür spricht vielleicht auch die Anordnung der Embleme, die durch Zahlen verdeutlicht ist. Die um den Rand der Plinthe gelegte Zopfschnur ohne Schraubenköpfe. Inv.-Nr. C 2382. Bronzekopf des gewöhnlichen Typus (PR 95), d. h. wie C 2340 ohne die hörner- artigen Ansätze, Bügel und Plinthe, außerdem bedeutend kleiner (Höhe 31 cm, Gewicht 10 kg). Die seitlichen Zöpfe ohne Perle od. dgl. an der Perlenhaube hängend. Über den Hinterkopf hängen keine Perlen- schnüre herab. Die Form des Ohres zeigt Fig. 3c. Diese Köpfe gehören zu denen, die den Namen „uhumwelau“ oder „humwela“ führen und als Träger der großen geschnitzten Elefantenzähne dienten, wie dies jetzt von T. A. Joyce (12, S.2) auf Grund eines Fragebogens festgestellt ist. Schon Nyen- dael hatte 1701 berichtet: „Hinter einem Vorhange (im Königspalaste) zeigen sich eilff Menschenhäupter von Messing, aber _ ebenfalls sehr schlecht gegossen, deren jeder einen Elefanten-Zahn tragend dem König anstatt eines Götzen dienen muß.“ Ebenso schreibt auch Bacon 1897 von „carved - ivory tusks placed on the top of very antique bronce heads“. Auf Grund der Photographien von Granville (s. LR, S. 67) und Erdmann, die eine Art Altar mit Reihen von Holz- köpfen zeigen, kam v. Luschan zu einer Ablehnung der Köpfe als Zahnträger über- haupt. Er äußerte deshalb die Vermutung, daß die Bronzeköpfe als Ersatz für wirkliche Köpfe, d. h. als Ersatz für Menschenopfer, anzusprechen sein dürften. Dem steht nur meines Erachtens als unüberbrückbare Schwierigkeit die reiche Ausstattung der Köpfe entgegen, die sicher nicht auf die zum Opfern - bestimmten Leute aus dem Volk oder Sklaven paßt. Im Gegenteil, die Ansicht, daß wir in den Köpfen die Porträts, die Ahnendarstellungen von Königen vor uns haben, scheint mir die richtigere zu sein. Ferner war eine Photographie bekannt ge- worden, die Cyril Punch im Jahre 1891 an- gefertigt hatte (s. Punch 18, S. 84, und LR, S. 79). Man sieht auf dieser einen Altar aus Lehm, auf dem nebst Glocken Köpfe des Typus C 2339 aufgestellt sind, die auf ihrem Fig.3c (1:2). Scheitel geschnitzte Elefantenzähne tragen. Die Photographie hat aber Anlaß zu Zweifeln gegeben, die einigermaßen zu verstehen sind, ob wirklich die Zähne auf den Köpfen und nicht vielmehr hinter denselben stehen. Um den Tatbestand einwandfrei festzustellen, hatte Joyce einem in Benin weilenden Mr. Dennett folgende Fragen zur Beantwortung über- mittelt: 1. Wurden Bronzeköpfe immer als Unter- " sätze für Zähne benutzt? 2. Wenn dies der Fall, waren es solche mit einer konischen Erhebung auf dem Scheitel (also wie unser vereinzeltes Stück € 3691) oder solche mit der runden Öffnung auf dem Scheitel? 3. Wenn letzteres der Fall, war dann immer ein hölzernes Futterstück vorhanden zur sicheren Verbindung mit dem darauf- gestellten Zahn? Die Antwort lautete: Die einzigen Typen, die als Zahnträger dienten, waren die „uhum- welau“ genannten Köpfe. Der König allein hatte das Recht, diese Dinge in seinem Palaste aufzustellen. Hölzerne Verbindungs- stücke wurden nicht benutzt. Der Hinterkopf wurde in die Rückwand des Altars einge- lassen, der Zahn lehnte mit seiner Spitze an derselben. Weiter erklärt Cyril Punch (18, S. 84) ausdrücklich, daß die Zähne auf den Köpfen standen. Nebenbei bemerkt er, daß nicht alle Köpfe Zähne trugen und daß auch Zähne ohne Köpfe als Unterlage dastanden. Das erkläre sich aber daraus, dafs die Gemächer des Palastes, in dem die Juju-Altäre standen, lange nicht benutzt und die Zeremonien, die mit dieser Sache verknüpft waren, nicht mehr geübt wurden. Beim Tode jedes Königs wurden neue Altäre errichtet und die älteren fielen der Vernachlässigung anheim. Ob Verbindungsstücke zwischen Kopf und Zahn vorhanden waren, kann Punch nicht mit Sicherheit erinnern. Sollten aber solche vorhanden gewesen sein, so könnten sie immerhin Termiten zum Opfer gefallen sein. Nach diesen Feststellungen ist ein Zweifel daran, daß die Bronzeköpfe wirklich als Träger der Elefantenzähne dienten, wohl nicht mehr gerechtfertigt. Mir erscheint es auch beachtenswert, daß nur bei den „uhum- welau“ das runde Loch im Scheitel von einer etwas den Rand überragenden Perlenleiste umgeben wird, eine Vorrichtung, die sich bei den anderen Kopftypen nicht findet. Inv.-Nr. C 2945. Höhe 22cm. Gew. 5,685 kg. Bronzekopf von besonders schöner Arbeit, mit frei hervortretender Wangen- und Kinn- partie. Außerordentlich sorgfältig behandelt ist die eigenartige Haartracht, die Anordnung des Haares zu einzelnen kurzen, in Reihen übereinanderstehendenSpirallöckchen. Außer den drei typischen Stammesmarken über jedem Auge’ noch zwei breitere und längere Einschnitte in der Mitte der Stirn über den inneren Augenwinkeln, die aber bei unserem Exemplar nicht mit einem anderen Metall ausgelegt sind, es auch nicht waren. Die Nase besitzt einen scharfkantigen Rücken; die Pupillen sind aus Eisen eingelegt. Die Oberfläche des Stückes zeigt jene duftige, warme, durch die langsame Oxydation und den zarten Anflug von Laterit entstandene Patina, die für die schönsten Stücke so charakteristisch ist. Zweifellos ist dieser Kopf ein Erzeugnis der Periode der höchsten Völlendung des Bronzegusses in Benin. Ähnliche Exemplare PR 88 und RD IX, 3. Abbildung unseres Stückes in WK 29, 87. Inv.-Nr. C 3691. Taf. 4, Fig.6. Ganze Höhe 54 cm. Bronzekopf, bis jetzt einzig in seiner Art dastehend. Anstatt des bei anderen Köpfen vorhandenen Scheitelloches eine halbkugelige Erhebung und darauf eine 27 cm lange gerade, oben abgerundete Röhre, die wie ein Horn emporragt. Alles in einem Stück gegossen. 3* Das Stück gelangte in unser Museum mit der Angabe, daß es eine Glocke sei. Tat- sächlich befindet sich auch im Innern der Röhre ein frei hinunterragender, unten in der Höhe der Augen rechtwinklig umge- bogener Eisendraht. Derselbe macht aber nicht den Eindruck, als ob er je einen Klöppel getragen habe; vielmehr scheint er nur als Stütze für den Tonkern der Röhre gedient zu haben. Inv.-Nr. C 4042. Taf. 4, Fig. 4. Bronzekopf des seltenen Typus PR,Fig.150. Ob es sich um einen weiblichen oder männ- lichen handelt, läßt sich nicht entscheiden; das erstere erscheint wahrscheinlicher. Die Frisur besteht aus stufenförmig angeordneten, kurzen Spirallöckchen, wenn es nicht eine in dieser Weise hergerichtete Kappe oder Perücke ist. An der linken Seite fallen hinter dem Ohre zwei Zöpfe frei herab, die oben durch eine querliegende große kantige Perle verbunden sind, rechts ein Zopf mit einer kleineren ebensolchen Perle. Unten schließen die Zöpfe mit kantigen Perlen ab. Oberhalb der Ohren in der Nähe des Randes des kreisförmigen Scheitelloches eine kurz- gestielte, schirmförmige Rosette mit Schrau- benkopf an der Spitze, ein Befund, der sonst an den Altertümern von Benin nicht wieder beobachtet wird. Unwillkürlich wird man an den Olokunkopf bei Frobenius (7, Taf. IV) erinnert, wo eine ähnliche Rosette in der Mitte des Diadems nach vorn ragt. Auf der Stirn über den inneren Augenwinkeln zwei leistenförmig hervortretende Stammes- narben; Pupillen aus Eisen; um den Hals sechs Perlenketten in Abständen. Der Hals schließt unten mit einem horizontalen ge- falteten Kragen ab. In der Gegend des Hinterhauptes ein quadratischesLoch (5:5cm), dessen Zweck unbekannt ist. Das gleiche ist bei PR 150 der Fall, nur ist das Loch dort doppelt so lang. Unser Stück ist übri- 20 gens bedeutend Höhe 23 cm. sorgfältiger ausgeführt. Inv.-Nr. C 2383. Großer Holzkopf, bis in die Einzelheiten PR, Fig. 277, entsprechend. Haube, Feder an der linken Seite, Halsschmuck, Zöpfe (rechts einer, links zwei) mit Messingblech über- nagelt. ‚Pupille und Stirnnarben mit dunklen, eingelegten Holzstückchen hervorgehoben. Über Nasenrücken und Stirnmitte ebenfalls ein Messingband mit Flechtornament. Die Augen sind von Bronzenägeln umgeben an Stelle der eingepunzten Kreise bei den Bronze- köpfen. Auf der Rückseite ist eine 5 cm breite und ebenso tiefe Rinne ausgeschnitten, die nur in der Scheitelgegend und am Halse überbrückt ist. In diese ist ein Holzpfahl fest eingefügt, der 12 cm über dem Scheitel emporragt. Höhe des Kopfes 38, mit Feder 47,5 cm. Ähnliche Exemplare, außer dem oben angegebenen, in WK 24, 45 u.85 und zwei bei Marquart (16). Mit dem eingeklemmten Holzpfahl ist aber außer unserem keines der anderen Stücke ausgestattet. Der Holzpfahl hat insofern ein großes Interesse, als v. Lu- schan (14, S. 232) ohne Kenntnis unseres Stückes bei der Erwähnung der Holzköpfe zu der Annahme kommt, „daß die Holzköpfe ursprünglich auf einem Pfahl befestigt waren und daß dieser Pfahl noch über den Scheitel hinausragte“, wobei er weiter annimmt, daß die Köpfe auf Gräbern aufgepflanzt waren. Auf der Granvilleschen Photographie (LR, Fig. 73) sehen wir zehn gleiche Köpfe auf den Stufen eines Juju-Altars aufgestellt. Die drei Köpfe in der oberen Reihe sind, soweit sich das nach der Photographie be- urteilen läßt, genau wie unser Exemplar mit einem eingelassenen Pfahl ausgestattet. Als Halt für einen Elefantenzahn war selbstver- ständlich das kurze, dünne Stück Holz, das den Scheitel überragt, ganz ungeeignet. LR bemerkt auch ausdrücklich „they supported no tusks“. Inv.-Nr. C 2432. Großer Holzkopf, größer und älter als der vorige. Messingbeschlag nur auf der vorderen Hälfte, im übrigen ebenso, aber keine Nägel um die Augen und kein Holz- pfahl. Höhe des Kopfes 43, mit Feder 60 cm. Damit entspricht unser Stück in den Ab- messungen vollkommen dem Kopf PR 277. Inv. Nr. C 3863. Turbanähnlicher Gegenstand, in der Form ganz dem in KKS, S.87, beschriebenen glei- chend. Auch unser Stück besteht aus zwölf Fig. 4 (1:3). gewundenen Wülsten, deren Formung sich auch auf die Plinthe fortsetzt, und von denen immer abwechselnd der eine glatt, der andere mit einem Schuppenornament in gepunzter Arbeit verziert ist. Auf der Mantelfläche der Plinthe ein Flechtbandmotiv, das sonst nicht vorkommt. Unser Stück weicht aber von den mir bekannten — dem obigen und dem in WK 21, 120 (Höhe 14 cm) — dadurch ab, daß zweimal zwischen den glatten und den schuppigen Wulst ein folgendermaßen orna- mentierter Wulst eingeschoben ist: Der 21 Länge nach sind drei Schlangenlinien einge- punzt, die ebenso hergestellt sind wie bei der Schwertklinge C 3957, nur nicht ganz so sorgfältig. Die so entstandenen schmäleren Felder sind in Abständen mit kleinen punk- tierten Kreisen verziert. Unser Stück ist 16—-16,5 cm hoch, unterer Durchmesser 20, oberer ii cm. Das Stutt- garter ist 20,5 cm hoch bei einem unteren Durchmesser von schätzungsweise 20 cm und einem oberen von 5,5 cm. Die freien Ränder der „Schuppen“ sind bei dem Stuttgarter Stück nach unten, bei unserem und dem in WK nach oben gerichtet (s. Fig. 4). So hübsch und ansprechend die Hypo- these von v. Luschan ist, der in dem Stück, wie er näher ausführt, den „Ersatz für den abgeschnittenen Kopf eines Turbanträgers, also wohl eines Mohammedaners“, sieht, be- stimmt „für die Aufstellung auf dem Grabe eines Benin-Königs, analog der in vielen mohammedanischen Ländern geübten Sitte, das Grab eines Mannes durch eine Stele mit einem Turban zu bezeichnen“, so pro- blematisch scheint mir die Hypothese zu sein. Einstweilen wird man sich wohl mit der Tatsache abfinden müssen, daß man über den Zweck des Stückes nichts Sicheres an- geben kann. Die Deutung, daß es als Träger für geschnitzte Elefantenzähne gedient habe, scheint mir nach dem heutigen Stande unseres Wissens ausgeschlossen. Möglicherweise hat es als Pfeilerbasis gedient. Inv.-Nr. C 2941. Taf. 4, Fig. 5. Kleiner Negerkopf aus Bronze, mit zen- tralem Scheitelloch und vier Füßen. Haar- tracht wie C 2945. Augen unverhältnismäßig groß dargestellt. Ganze Höhe 16,5 cm, Höhe der Füße 4 cm. Inv.-Nr. C 3692. Kleiner Negerkopf aus Bronze, mit zen- tralem Scheitelloch und drei Füßen. Nur die Stirn zeigt drei Perlenketten. Auf dem Kopf eine abstehende Haube (?). Der Hals ist mit einer eingeschnittenen doppelten Zickzacklinie verziert. Ganze Höhe 17 cm, Höhe der Füße 3 cm. Inv.-Nr. C 3699. Kleiner Negerkopf aus Bronze, oben ge- schlossen; auf dem Scheitel .eine vertikal- stehende starke Ringöse. Um den Hals eine Krause aus horizontalstehenden, miteinander verbundenen Ringösen. Durch gekreuzte Linien angedeutete Perlenhaube, von der fünf Perlenketten herabhängen. Anstatt der Füße drei 5,5 cm hohe einfache dünne Metallstäbe. Ganze Höhe 17 cm. Alle drei Köpfe scheinen mir nach der rohen Ausführung verhältnismäßig jungen Datums zu sein. Den besten Eindruck macht noch Inv.-Nr. C 2941. Abbildungen von Stücken wie der beiden ersten sind mir nicht bekannt. Ein dem dritten ähnliches Stück bei LR, Fig. 97, aber ohne den Scheitelring und mit Füßen anstatt der drei Stäbe. Füße, bei denen noch die Zehen angedeutet sind, was bei unseren Stücken nicht der Fall ist, finden sich wieder bei den ebenso interessanten wie an sich barock häßlichen Gefäßen des Typus PR 45 u. RDX, 1. Auch die kanonen- rohrförmige Vase WK 21, 131 steht auf drei mit perlengeschmückten Füßen, bei denen aber auch die Zehen nicht angedeutet sind. Inv.-Nr. C 2901. Taf. 4, Fig.3. Höhe 16 cm. Kleiner Negerkopf (vom Typus C 2945) aus gebranntem Ton mit zentralem, einfach zylindrischem Kanal von 3,5 cm Durchmesser. Die Ohren sind nicht mehr erhalten, nur beim rechten sind noch Spuren zu erkennen. Ähnliches Exemplar bei PR, Fig. 365, das aber Pupillen aus Eisen und außer den Stammesnarben auch die beiden größeren Einschnitte auf der Stirn über den inneren Augenwinkeln aufweist, in denen Spuren der ehemaligen Ausfüllung mit Eisen zu bemerken sind. Ein weiteres, dem unseren völlig ent- sprechendes Stück in WK 21, 158. Inv.-Nr. C 2910. Etwas größerer Kopf (vom Typus C 2382) aus gebranntem Ton mit zentralem, einfach zylindrischem Kanal von 3,2 cm Durchmesser. - An der rechten Kopfseite ein Zopf, an der linken zwei Zöpfe. Auch bei diesem Kopf keine eisernen Pupillen, aber an der linken Seite oberhalb der Zöpfe ein 4 cm hohes messerförmiges Eisenstück, vielleicht nur als Halt für die sonst hier angebrachte Feder, oder diese selbst darstellend. An der Perlen- haube, direkt über der Stirn, drei horizontal- liegende große Perlen, von denen aber nur eine noch erhalten, die in der Mitte ein ein- gelassenes Stück Eisen, vielleicht auch nur als Halt, zeigen. Auch auf der Perlenhaube über den Augen je eine große Perle, von denen aber nur die eine erhalten; die andere ist weggebrochen und dadurch ein einge- lassenes Stück Eisen zum Vorschein ge- kommen, das ebenfalls nur zum Zwecke der besseren Haltbarkeit angebracht gewesen sein kann. Über den Augen drei Einschnitte, die Stammesnarben. Höhe 16 cm. Zu diesem Stück ist mir kein ähnliches bekannt. Über- haupt scheinen die Tonköpfe Seltenheiten zu sein. Vielleicht erschienen sie den Samm- lern des Mitnehmens nicht der Mühe wert. Unwillkürlich wird man aber bei diesen Köpfen an die Terrakotten aus Joruba er- innert, bei denen Frobenius Eisenstifte als Haardarstellung fand. 3. Kopf und Leibstück einer großen Schlange. Inv.-Nr. C 3827. Taf. 7, Fig. 6. etwa 35 cm. Kopf von einer der großen Schlangen aus Bronze, die nach den Berichten der alten- Länge 50 cm. Breite Autoren auf den hohen hölzernen Türmen des Königspalastes mit den Köpfen nach unten angebracht waren. David van Nyendael schreibt darüber in einem Briefe vom 5. Sep- tember 1701: „Deese Slang is so net met syn kronkels als anders gegooten, dat dit het fraeiste is, ’t geen ik in de Benin gesien heb.“ Von derartigen Schlangenköpfen besitzt das Berliner Museum vier, das Stuttgarter ein Stück, das v. Luschan in KKS beschrieben hat. Während das Stuttgarter Exemplar eine glatte Haut zeigt, nur belebt durch drei reich verzierte Scheiben am Hinterkopf, die die dunklen Flecke eines Python wiedergeben sollen, zeigt unser Exemplar eine durch rhombische, sich dachziegelig deckende Felder angedeutete Schuppenhaut. Außerdem finden sich drei erhabene tannenförmige Ornamente, eines zwischen den großen, stark hervor- tretenden Augen, die beiden anderen zwischen Augen und Nasenlöchern, die als dicke, quer- geriefelte Ringe wiedergegeben sind. Welcher Sinn den eigenartigen Ornamenten zugrunde liegt, ist völlig rätselhaft. Auf anderen Bronzen erscheinen sie nicht. Seitlich der Augen, dicht am Rande, sind kleine, dick aufliegende runde Schlingen, die, wenn man überhaupt eine Deutung versuchen will, nur als Ohr- öffnungen gedeutet werden können. Der Rand des Rachens trägt die kräftigen kegelförmigen Zähne; darüber ist eine durch eine starke Leiste abgegrenzte, 3 cm breite, mit einem Flechtmuster verzierte Zone. Am Hinterkopf befinden sich drei große quadratische Löcher, ebenfalls drei auf dem 5 cm breiten Halsteil, für die Nägel oder Nieten, mit denen die Verbindung des Kopfes und des Körpers der Schlange irgendwie bewerkstelligt werden konnte. Der Unterkiefer ist leider wegge- brochen. Ein fast identisches, nur gedrungeneres Exemplar in WK 24, 52; in WK 21, 135 ein dem Stuttgarter entsprechendes. Das Exemplar in WK 21, 207 zeigt außer den drei tannen- 23 förmigen Ornamenten zwischen den Augen ein doppelt umrissenes, gleicharmiges Kreuz mit kolbig verdickten Enden. Inv.-Nr. C 3951. Taf. 7, Fig. 7. Teilstück vom Leibe einer großen Schlange aus Bronze. Das schwach S-förmig gekrümmte Stück ist 50 cm lang bei einem Durchmesser von 14 cm. Die Oberfläche zeigt die Nach- bildung der Schuppenhaut. An der Stelle des ersten Drittels ist in der Mittellinie eine aufliegende Figur, die sich nur als aufge- rollte, ganz kleine, züngelnde Schlange mit gestrecktem Vorderkörper deuten läßt. Von dieser sind neben der Mittellinie beiderseits 4 cm lange und I cm breite, aus vier ein- zelnen Fäden zusammengesetzte, an einem Ende kreisförmig eingerollte Bänder zu be- merken, deren Fortsetzung vermutlich auf dem nächsten Teilstück angebracht war. In derselben Entfernung hinter der kleinen Schlange sind dieselben Figuren, um 90° LÄ® A 7 ER se | K L E77 Sers i Fig. 5 (1:4). gedreht, zu sehen (s. Fig. 5). Was diese Ornamente für eine Bedeutung haben, ob sie vielleicht eine Andeutung der Flecken- zeichnung sein sollen, ist nicht ersichtlich. Gegen letztere Annahme spricht allerdings, daß sie so spärlich aufgesetzt sind. An der Bauchseite ist der Länge nach ein Schlitz von 8cm Breite. Fünf quadratische Löcher am Rücken deuten darauf hin, daß hier lange Nägel saßen, mit denen das Stück auf der Unterlage befestigt werden konnte. Unser Museum kam 1904 in den Besitz dieses, so- viel mir bekannt, einzigen Stückes. Bis da- hin wußte man nicht mit Bestimmtheit, aus welchem Material die Schlangenkörper be- standen. v. Luschan schreibt 1901: „Wahr- scheinlich waren die Leiber aus mehreren Stücken zusammengesetzt — wenn sie über- haupt wirklich aus Erz waren.“ Die eigen- artige Tatsache, daß von den sehr vielen Körperstücken nur dieses einzige nach Europa gelangt ist, läßt sich nur entweder dadurch erklären, daß niemand diese an und für sich betrachtet unansehnlichen Objekte des Mit- nehmens für wert gehalten hat oder dadurch, daß die Schlangen schon in früheren Zeiten absichtlich oder unabsichtlich zerstört worden sind. Das Stück ist lediglich für den Ausstellungs- zweck im Museum mittels eines starken Bleches mit Nieten an den Kopf befestigt. Nach Nyendael (s. Hagen, S.9) befanden sich über den Toren des Königspalastes 60 bis 70 Fuß hohe Türme, auf denen von der Spitze mit dem Kopfe nach unten große Schlangen herabhingen. John King, der etwa zwischen 1815 bis 1821 in Benin war, berichtet über eine Pyramide in der Fassade des Palastes, die 30 bis 40 Fuß hoch war und an der in derselben Weise eine Schlange befestigt war, deren Körper die Dicke eines Menschen hatte (LR, S. 165). Nach der letzteren Angabe würden also etwa 20 solcher Teilstücke zu einem ganzen Schlangenkörper gehört haben. Dieser Bericht hätte dann also die Dicke der letzteren bedeutend über- schätzt. Denn wie groß müßte dann der Kopf einer solchen Schlange sein! Es gibt sowohl Reliefplatten wie auch einen Kasten aus Bronze (LR 13, Fig. 161), die das mit Schindeln gedeckte Turmdach mit der herabhängenden Schlange genau den Beschreibungen entsprechend zeigen. Inv.-Nr. 1175:3. Zuckerhutförmiges Hohlgefäß von 18,5 cm Höhe mit abgerundeter Spitze und 9,5 cm Durchmesser an der Öffnung. In 3,2 cm Entfernung vom Rande sind zwei einander gegenüberstehende quadratische Löcher (Seitenlänge etwa 1,3 cm) ausgespart. Die Oberfläche ist wenig sorgfältig ausgeführt. Dicke der Wandung 3 bis 5mm. Da der Gegenstand als Gefäß kaum gedient haben dürfte, möchte ich ihn als das Schwanzende einer großen Schlange ansprechen. 4. Schildförmige kleine Bronzeplatten. Von diesen Kunstwerken besitzt das Mu- seum vier Stücke, von denen ich drei (Hagen 8, Taf.V) veröffentlicht habe. Hinzu- gekommen ist: Inv.-Nr. C 4050. Taf. 5, Fig. 4. Schildförmige Platte mit der Darstellung eines reitenden Europäers (Portugiesen?). Reiter und Pferd sind sehr naiv in ziemlich flachem Relief modelliert. Brust und Arm sind in Vorderansicht, Kopf und Beine im Profil gegeben. Der Reiter ist deutlich durch das lang herabrollende schlichte Haar als Europäer charakterisiert. Auf dem Kopfe trägt er eine knapp anliegende glatte Kappe. In der Rechten hält er die Klinge einer Runka, mit der Linken den kurzen Zügel. Rechts am Gürtel, dem Hinterleib des Pferdes aufliegend, ist sein Degen mit Bügelrappier und breitem Knauf an sehr kurzem Gurt befestigt. Sehr eigenartig und von der bei den anderen Europäerdarstellungen üblichen Tracht abweichend ist seine Bekleidung. Während die Europäer sonst einen ärmel- losen Rock mit Knöpfen tragen, der unter- halb des Gürtels in starken Falten herabfällt, trägt der auf dieser Platte dargestellte über einem gemusterten, bis zu den Ellbogen rei- chenden trikotartigen Hemd eine Art Poncho, der aber nicht geschlossen ist, sondern nur in Zungenform den Oberkörper bedeckt und unterhalb der Arme von einem breiten Gürtel gehalten wird. Dieser hat in der Mitte eine Einschnürung, die einen Steg ergibt, womit wohl die Schließe dargestellt sein soll. Die Bekleidung des Oberkörpers erinnert im ganzen an mehrfach vorkommende Krieger- gestalten der Artwie Teill, Taf. III, Fig.1 und 2, ohne die sonstigen Schmuckbehänge. In diesen Fällen haben wir ein zugeschnittenes Leo- pardenfell vor uns, wie es unsere Reliefplatte C 3864 zeigt, oder vielleicht Nachahmungen in Stick- oder Näharbeit auf Tuch oderLeder. Bei dem „Poncho“ unserer Platte entspricht nur die Randzone dem bei den Beninkriegern, das Mittelfeld zeigt keinerlei Hindeutung auf den Leopardenkopf. Merkwürdig ist auch das enganliegende, badehosenartige Beinkleid, das mit demselben punktierten Schuppen- muster verziert ist wie der Grund der Platte. Das äußerst ungeschickt modellierte Pferd zeigt das in Benin übliche Kopfgeschirr. Den Hals des Pferdes umschließt ein breites Band mit Fischgrätenmuster. Striche darunter deuten stark deplaciert die Mähne an. Die Ringe am Rand sind mitgegossen. In ihnen hingen an Ringen befestigte Schellen, wie das bei PR unter Nr. 112 abgebildete, fast iden- tische Stück zeigt. Auch WK 29, Fig. 103, ist eine direkte Replik. Eine ganz ähnliche Dar- stellung finden wir auf einer leider stark be- schädigten Reliefplatte, die PR auf Taf. 22, Fig. 129, abbildet. Hier sehen wir einen bär- tigen Europäer in der typischen, obener- wähnten Bekleidung, aber auch in demselben falschen Profil, das sich übrigens nur bei den Europäerdarstellungen findet. Auch hier hält der Reiter eine Runka in der Rechten, aber nicht nur die Klinge, sondern mit dem Schaft, der gedreht erscheint mit glattem Mittelstück als Handhabe. Wohl nur der beschränkte Raum auf unserer Hängeplatte ist die Ver- anlassung fürden Künstler gewesen, die Runka nicht ganz, sondern nur „partem pro toto“ zu verewigen. Das Pferd trägt auch in diesem Falle einen breiten Halsgürtel, der aus meh- reren geflochtenen, mit Schellen besetzten 25 Bändern besteht und an dem unten eine große Glocke hängt. Rechts von der Figur sind zwei Leoparden übereinander ange- bracht. Welchem Zweck diese Objekte dienten, die in derüberwiegenden Mehrzahl oben einen in der Mitte der Rückseite angebrachten starken Ring tragen, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Im Englischen werden sie als „pendant“ oder auch „aegis“ bezeichnet. Jedenfalls waren sie ein Hängeschmuck, aber wohlkaum Gürtel- schmuck. Zwar tragen der „König und seine Begleiter“ (z.B. auf Taf.V,2 in Hagen8) jeder am Gürtel drei halbkreisförmige Anhänger; diese sind aber nur mit konzentrischen Halb- kreisen, wahrscheinlich Perlenschnüren, ver- ziert. Auf den großen Platten finden wir auch Gürtelanhänger, aber neben diesen halbkreis- förmigen, die nurin gewissen Fällen erscheinen, vor allem Masken mit Schellenbehang, ‚und zwar nicht immer in derselben Verteilung, wie umstehende Übersicht (S. 26) zeigt. Man sieht also, daß die verschiedenen Gürtelmasken in verschiedener Anordnung vorkommen, schildförmige Anhänger wie unser Stück C 4050 aber in keinem Falle. Hervorheben möchte ich aber, und das macht die Sache wieder viel verwickelter, daß der Aufhängering hinter dem Kopfe der Mittelfigur auf unserem Anhänger C 2391 (s. Hagen 8, Taf. V, Fig. 2) stark abgescheuert und ganz glattgescheuert ist, was nur darauf hindeuten kann, daß das Stück nicht fest an einem Platze gehangen hat, sondern so getragen sein muß, daß es sich frei auf der Unterlage be- wegen konnte, denn die beiden Löcher unter- halb der Figuren sind spätere Zutaten. Sie finden sich bei keinem anderen Stücke der Art. Jedenfalls müssen wir feststellen, daß sich Positives nicht sagen läßt. Anders ist es mit den Stücken, zu deren Beschrei- bung wir nunmehr übergehen. Diese sind mit Sicherheit als Gürtelschmuck zu be- zeichnen. a rn Be- 5 Be- 4 gleiter Mittelfigur gleiter Abbildung König drei Kro- drei Kro- kodil- drei Menschenköpfe | kodil- |RD XVI,4 köpfe köpfe‘) drei Kro- drei Kro- kodil- drei Europäerköpfe kodil- ‚RD XVI,5 köpfe | köpfe drei Kro- drei Kro- kodil- drei Menschenköpfe | kodil- RD XV1,6 köpfe köpfe ?) drei Kro- drei Kro- kodil- | drei Leopardenköpfe | kodil- |Hbg.C 2897 köpfe köpfe drei - R drei Frösche drei Leopardenköpfe | prasche |RD XVII, 5 drei halb- drei halb- kreis- | drei halbkreisförmige | kreis- förmige Platten förmige 3)jRD ZyIDS Platten Platten | Vornehmer | | | Hofbeamter‘) | keine _ vier Krokodilköpfe | keine |RDXVII,S (in den Zwischenräumen vier Krokodilköpfe) Be- 5 Be- n gleiter Mittelfigur gleiter Abbildung Dämonmit Welsen an Stelle der Beine drei halb- drei halb- kreis- & A kreis- förmige drei Krokodilköpfe förmige RD XVII, 4 Platten Platten reise drei Krokodilköpfe reise Cu förmige p förmige 25. Platten Platten P- Derselbe Dämon, aber ohne Begleiter = drei Krokodilköpfe — RD XVIL 1 ı Derselbe Dämon, aber mit Welsen in der Körpermitte Ir drei a Ex RD XVII, 2 SE drei aD Are STOTANEe er RD XVII, 3 drei schildförmige v. Luschan, Gegenstände — KKS, (vielleicht Masken) Abb. 3 1) Bei dieser und einigen anderen Platten sind die Begleiter in seitlicher Stellung kniend dargestellt. Da auch diese drei Masken am Gürtel tragen, ergibt sich, daß bei allen nicht drei, sondern in Wirklichkeit fünf vorhanden sind. 2) Hier wie bei '!) läßt sich nach der Abbildung nicht sagen, ob auch Europäerköpfe vorliegen; wahr- scheinlich ist es aber. Jedenfalls haben beide als Nebenfiguren Köpfe und Oberleiber von Europäern. 3) Platte des älteren Typus mit „Hanseatenkreuz im Kreis“ an Stelle der später üblichen Blumen- ornamente. - 4) Mit nacktem Oberkörper und gekreuzten Perlen- bandeliers über der Brust, jedes aus sechs Perlen- schnüren bestehend. 5) Nach der Beschreibung aus Perlen bestehend zu denken. 5. Als Gürtelschmuck gebrauchte Masken. Gürtelmasken — und zwar mehrere — werden nur vom König und seinen unmittel- baren Begleitern, die seine Arme stützen, ge- tragen, wie wir eben sahen. Sonst finden wir Gürtelmasken, und zwar immer nur in der Einzahl, an der linken Seite in irgendeiner näheren Verbindung mit der Gürtelschleife oder auf der Dolchscheide, nur bei den Männern, die das „ebere“, das doppeltge- schweifte, breite Zeremonialschwert tragen ''). An Stelle der Masken (Menschen- oder Tier- masken) treten noch andere Dinge auf, so ganze Leoparden, besonders geformte Glocken, dicke Perlenbänder. Die Verteilung im ein- zelnen zeigt folgende Übersicht über 46 in Betracht kommende Platten. Auf diesen tragen von den dargestellten Personen !) Siehe den Abschnitt über die „ebere“. 26 12 Leopardenmasken, Leopardenmaske, aber flach, wie aus Leder, (PR Fig. 254), Menschenmasken, ganzen Leopard, 1 Krokodilkopf(?) wie unser Stück C 3954, Es ist dies RD XXH, 3, aber nicht deutlich erkennbar, 1 Leopardenschädel!) (und zwar RD XXIII, 3), besonders geformte Glocken, Glocken an langem Riemen, 3 ou. wor 1) Es kann tatsächlich nur ein Leopardenschädel gemeint sein. Dies geht deutlich hervor bei einer Ver- gleichung unseres bronzenen Leopardenschädels mit der Reliefplatte RD XXXII, 2. Hier sind zwei zunächst sehr eigenartig anmutende Figuren übereinander dar- gestellt, die RD als „skulls ofoxen“ bezeichnen. Dieser Irrtum ist lediglich durch eine falsche Orientierung der Platte entstanden. Was RD als Hörner des Ochsen ansehen, sind vielmehr die Reißzähne der Leoparden, jedenfalls eines Raubtieres. Auf diesen Irrtum ist auch zurückzuführen, wenn RD schreiben „the crescents are reversed“, d.h. die als Nebenfiguren angebrachten Halb- mondestehenverkehrt. Diese zeigen nämlich dort, wosie vorkommen (RD XXIV,2 u.3, XV,4, XVII, 3), die kon- vexe Seite nach oben gerichtet. Selbst bei der Dar- stellung des ebere (RD XXXIJ, 5) ist diese Orientierung als die richtige anzunehmen, da die Hauptstellung die mit der Spitze nach oben ist. Hat man erst einmal die Vorstellung des Ochsenschädels beiseite gelassen, die Platte herumgedreht, dann wird alles sofort ver- ständlich. Man sieht die Reißzähne mit dem deutlich erkennbaren Alveolarrand, dazwischen stilisiert ange- deutet die Schneidezähne. Was sollte auch wohl bei einem Ochsenschädel der gekerbte, die Schneidezähne andeutende Steg bedeuten. Das in Relief hervortretende Dreieck unterhalb des Nasenhöhleneingangs stellt die Nasenbeine dar. Die Augenhöhlenränder und Joch- beine, der Sagittalkamm (crista occipitalis), die charakteristische Gestaltung des Randes der Hinter- hauptsschuppe, sämtlich durch quere Schraffierung hervorgehoben, treten deutlich in die Erscheinung. Seitlich unterhalb des Randes der Hinterhauptsschuppe und oberhalb der Reißzähne sieht man wagerechte Ringe, genau so gestaltet wie bei unserer Elefanten- maske C 3984. Ein ganz ähnliches Stück findet sich auch in WK 28, 37, hier aber ganz mißverstanden und als „representing some insect“ bezeichnet. 27 1 breite Platte mit Glöckchen (Hagen 8, af, h), 1 drei dicke, in dieser Form sonst nicht vorkommende Perlenbänder. Bei 4 ist die Stelle, wo die Maske oder ein Ersatzstück steckt, durch irgend etwas verdeckt; „ 4 nach der Abbildung nicht deutlich er- kennbar; „ 8 ist nichts dergleichen vorhanden. Bei diesen letzten acht Stücken erklärt sich das Fehlen durch irgendwelche andere Besonderheiten, und zwar bei RD XVIII, 1: Platte von zweifellos älterem Typus, RD XXVI, 1 und KKS, Abb. 10: wahr- scheinlich Nebenpersonen ohne den Schmuck des Halsbandes mit Leo- pardenzähnen, RD XXIX, 6: zwei große Leopardenköpfe als Nebenfiguren. Nur ein Stück, WK 21, 162, macht eine wirkliche Ausnahme. Hier trägt der Darge- stellte das ebere, reichsten Schmuck, und in der Linken den Schild. Von den Glocken steht die auf WK 29, 75 den Formen nahe, die unten beschrieben sind und Substitute von Köpfen, wie die Glocke C 2871, zu sein scheinen. Die lange Glocke auf RD XXIII, 4 findet vielleicht in dem Stück LR, Fig. 81, ihre Erklärung, dort als „bronze rattle“ bezeichnet. LR schreibt dazu: „Some- thing similar is made in Yoruba for calling Shango, the lightning god; small stones are put inside and it is rattled.“ In WK 21, 123 ist ein ebenso geformter, 9 Zoll langer Gegen- stand abgebildet und als Glocke bezeichnet. Man sieht auch deutlich das umgebogene Ende des eingehakten Klöppels. Die Zusammenstellung auf den Seiten 28 bis 31 bezweckt festzulegen, daß tatsächlich Masken oder andere bemerkenswerte Dinge nur von Männern, die das ebere führen, getragen werden. Weiter geht aus der Liste 4* Abbil- = Hals- Bein- Kopf- Besondere 2 dung in no Ss Oberkörper schmuck schmuck schmuck Bemerkungen viele Perlen- mehrere ES, L.-K. : Rache ketten und perjenketten beide gleich dir 2uBer- m en ja Perlen- [Halsband mit EScHaljene Ananas ia sonen] ce bandelier | Leoparden- | Jenan 8 zähnen 8 nein, dafür | nackt : N.-K. doppelt- 3 eine Nebenfiguren: ZEN | (Negerkopf) |geschweiftes a. Perlenkette ohne 4 Fische Schwert Tatauierungan 3) PR 13 L.-K. ja wie | wie I wie 1 Oberarm und Leib | tatauiert wie 3; ganzer b n : a Begleiter mit 4| PR 18 Leopard ja wie 1 wie 1 wie 1 Antilopen- gefäß wie C 2939 | 4 Begleiter: | ja 2 Krieger, 5| PR 179 L.-K. | wie 1 wie |] wie 1 wie 1 1 Tuthorn- | und Speer bläser, = ‚1 Dosenträger ENTE ja Leoparden- | aber flach wie fell als nur a PR2SA| aus Leder, DLDDIE: Panzer und |L.-Halsband us 4 und Glocke | Brustglocke | eine Perlen- TIPR2s5| L.K: ja wie 1 wie6 | schnur mit Pan | Schellen 8 | = | | nein, | dafür Opfer- | messer und > : 3 8| PR 291 L.-K. omate nackt wie 6 wie 7 ' stab wie IE @72331 | R 'Nebenfiguren: RD Portugiese, 9 xV.A N.-K. ja wie 6 wie | wie 7 wie 7 2 Krokodil- 3 köpfe, | 2 Rosetten 28 29 Abbil- 5 | Hals- Bein- Kopf- Besondere Nr dung in Dn- Sr Oberkörper schmuck schmuck schmuck Bemerkungen ; Nebenfiguren: 10 Has en ja wie 6 wie 1 wie 7 Portugiese, | , 3 Rosetten | | } | 4 Begleiter: | 2 bärtige Krie- 11 En 6| oda | ja wie 1 wie 1 wie l wie 4 ger, 1 Tuthorn- „Do | bläser, 1 mit | ' Klappern — | | u = | tatauiert | wie 3; | 7 Begleiter: RD | 2 bärtige Krie- 12 XIX. 1 | L.-K. ja wie I wie I wie | wie 1 'ger, 2 Tuthorn- il bläser, I mit | | Fächer, I mit | | 'Klapper, 1 mit N [5 Speer | RD verdeckt Ja E : : |Nebenfiguren: IE es 40 dureinRtinge|ünd Schwert. wie6 N Wie 7 | 6 Rosetten | nicht langer 2 Begleiter: RD - | ; , Federrock E : 1 Krieger, 14| xXXL,5 | en 8 Ja und vie Bien] 1 Tuthorn- Brustglocke bläser 1.ganzerLeo- pard, 2. gan-) RD zer Leopard, | XXIJI, 1,13. nicht deut- : | - . tatauiert IS 3 Per- lich zu er- Ja Ba Be Bi! wie 3 sonen kennen, | wahrschein- lich Leopard RD | > : Ä : Ä 16 XXI. 2 N.-K. | ja wie 14 wie 1 wie I etwa wie 14 _ 5 | ER 2 Begleiter wie 10, | aber mit Speer | und Schild und | RD Krokodil- i ; ; : 2 in Kinder- IE, 3 | Kopf? | je wie 14 wie 1 wie I größe (1 mit | Tuthorn, der | andere mit | Rassel- instrument) 75” Abbil- & Hals- Bein- Kopf- Besondere nr dung in wu Deren PUnenkarper schmuck schmuck schmuck Bemerkungen Te — — — tatauiert wie 35 RD ganzer | 5 2 5 beim Schurz - 2 Begleiter: 2 XXIL,5| Leopard | 1% wie wie abgebrochen Der 1 mit Tuthorn, | 1 mit Doppel- 4 glocke Nebenfigur: RD De ja b B : : Rosette; 19 |xxır, | verdeckt und Weder) Viel Be sn Wiez 2 kindergroße | Begleiterwiel7 | | REN wie 1, aber | 3 Begleiter: 20, RD ERST OM IE Bandelier Shue" el Set wie1s, 3 , 1 Krieger und XXI, 2 Re J 2 kindergroße | | Gehänge zähne wie 17 ' RD 1.Leoparden- reichge- | XXIII, 3,| schädel, -- R schmückter - R ; beide gleich a 2 Per- 2.N.-K. wie | 22 | - ‚Panzer Di u wi | ausgestattet | sonen RD XI, 2 SL ohne Glocke | = | | = Nebenfiguren: | lange 2 Rosetten, RD | Glocke ab- | : h ; | : 4 Begleiter: = XXIII, 4| weichender 12 Sr Bin Be 2 Krieger, I mit Form Lanzenbündel, | 1 mit Gitarre | | RD ganzer > - : 5 i Nebenfiguren: z XXI,5| Leopard Ja U Di RS N wen 4 Rosetten | | wahrschein- | | lich keine | : | ’ ; ; Ä Hauptfi 24 ei | ohne | ja | wie 20 wie 20 wie 1 wie 15, 3 ee | gehend Träger des ebere | | | 1 Begleiter, RD | gekleidet 25 XXVIL I verdeckt ja wie 6 wie 1 wie 7 wie 15, 3 wie 24, mit | ’ | | E Deckelgefäß | | in den Händen = | | | R | Xxvil 2 | ja | 2 | beide ganz 26 2p ie verdeckt || d Schild wie 6 wie I | wie 1 wie 22 gleich Ben | TERN ausgestattet RD 3 : & £ x wie 3, aber ohne | 27 IXXVIL, 3 N.-K. ja wie 6 wie 1 wie 7 Pen — 28 ee SL. ja | wel wie wiel wie 3 nicht | | RD deutlich zu | 29 XXVIL 5 erkennen, ja wie 6 wie 1 wie 1 wie 22 = 2 ganzer | | Leopard? | | 30 Abbil- 5 R Hals- Bein- Kopf- Besondere Nr, dung in Be EURE Sinerköunen schmuck schmuck schmuck Bemerkungen RD ja Nebenfiguren: 30 XXIX, 6 ohne und Speer | wie 6 wie 1 wie 1 wie 14 2 Leoparden- des köpfe 31 er Ih ee ja wie 6 wie l wie l etwa wie 14 _ ‚III, ERS, r f KKS, : - C : Nebenfiguren: 32 Abb.8 Glocke ja wie 6 wie 6 ohne etwa wie 22 ZRosetten Glocke KKS an langem 33 Abb 9 Riemen aus ja - wie 14 wie l wie I wie 17 _ R Leoparden- fell KKS | tiece, d Bei ; ; anliegende 5 eine weg- ; = Abb. 10 Blue 2 Jacke mit we gebrochen wien ) ee Armeln KKS große Glocke 35 Äbb.tl eigenartiger ja wie l wie l wie 2 wie 7 — 5 Form KKS - | 5 . Beine weg- - N Abb.13 L.-K. ja | wie | wie 6 gebrochen wie 7 — 37 Rs ohne End Schild wie 6 wie 1 wie 2 wie 22 = . ohne, dafür tatauiert WK 24, merkwürdige ja R S - wie 3; se 58 dieke Perlen-| und Schild wie Bae3 ghns wel Nebenfiguren: schnüre ? 4 Rosetten WK 29 ja : - £ : Nebenfigur: 39 28 2 ohne und Speer wie 6 wie 1 wie 2 wie 14 Krokodilkopf WK29 große Glocke ja | 2 Begleiter: 40 75 ’| etwa wie | und Opfer- wie 6 wie 1 ohne etwa wie 22 1 mit Tuthorn,' C 2871 schwert 1 mit Trommel 41 |Heger 13 L.-K. ja wie 1 wie I wie I etwa wie 3 _ =, tatauiert | wie 3; 42 |Heger 14 L.-K. ja wie 1 wie 1 wie I etwa wie 3 er 1 Rosette, 1 Krokodilkopf 43 Heger 15 L.-K. ja wie I wie 1 wie | etwa wie 3 3 Rosetten | tatauiert 44 |Heger 16 ohne ja wie 1 | wie 1 wie 1 wie 15, 3? wie 3; | 4 Rosetten 45 Heger 17 ohne ja wie I | wie 1 wie | wie 15, 3? 4 Rosetten | ohne, dafür | ‚langer Wulst | mit ringför- B Ä z Korbhelm u 46 |Heger 18 migen Ver- ja wie 6 wie 1 ? mit Raupe dickungen und Quaste | mm m nn an lee nn m nn nn nn nn nn nn nn mm 3 hervor, daß die Leopardenmaske und der ganze Leopard nur von solchen mit nacktem Oberkörper getragen werden, nie von solchen, die mit dem reichgeschmückten Leopardenfell- panzer bekleidet sind. Bei den Leuten der ersten’ Kategorie sehen wir weiter bei fast der Hälfte der Dargestellten noch eine Zu- satztatauierung, die darin besteht, daß sich auf dem Oberarm drei oder vier schräg- liegende Reihen von Punkten, die Tatauierung oder Narbenzeichnung andeuten sollen, finden; ebenso auch oberhalb des Nabels beiderseits des Mittelstreifens drei bis fünf schrägliegende Punktreihen. Die Serien der Punktreihen erscheinen entweder einmal oder zu zweien übereinander angeordnet. Als Erklärung scheint mir von besonderem Belang die Platte PR 369 zu sein. Hier sehen wir einen Mann, offenbar in Ausübung einer priesterlichen Funktion, beim Opfern eines Rindes, unter- stützt von seinen fünf Gehilfen, beschäftigt. Alle tragen die Zusatztatauierung wenigstens auf den Oberarmen. Während Leute mit nacktem Oberkörper 27mal vorkommen, sehen wir in 15 Fällen solche mit reichgeschmücktem Leopardenfell- panzer und viermal solche mit dem eigen- artigen Federkleid. Der Hals ist überwiegend mit vielen Perlenketten und dem Schmuck aus Leopardenzähnen umgeben, und zwar in 36 Fällen, fünfmal ist nur der letztere Schmuck vorhanden, dreimal nur der Perlenschmuck allein. Sehr mannigfaltig ist die Kopfbe- deckung, immer aber ist es ein kunstvoll geschmücktes Gebilde. Inv.-Nr. C 3394. Maske eines Beninmannes mit halbkreis- förmiger, gitterartig durchbrochener Kopf- bedeckung, die an drei Stellen mit einer Gruppe von fünf aufrechtstehenden großen Perlen verziert ist. Ähnliche Exemplare bei RD XI, 1, PR 124, WK 21, 84. Um die Stirn schlingtsich unterhalb derKopfbedeckungeine 32 vierfache Perlenschnur, je eine große Perle liegt horizontal über der Mitte der Stirn und den beiden stark nach vorn in die Nähe der äußeren Augenwinkel gerückten, einfach als Doppelknoten dargestellten stark verkleiner- ten Ohren. Von Ohr zu Ohr zieht sich um das Kinn ein Band aus elf Perlenketten. Daran schließt sich in einem rechten Winkel ein glatter, an den Seiten 1,7, unter dem Kinn 2cm breiter Rand mit Ringösen. An Stelle der beiden obersten, nicht mehr vor- handenen Ringösen, die entweder abgebrochen oder vielleicht versehentlich nicht mit model- liert waren, sind als Ersatz Löcher im Rande angebracht. Die Oberfläche des Randes ist mit dem Blatt- oder Blumenrankenornament verziert, über das sich Marquart ausge- sprochen hat. Er sieht darin wohl mit Recht die Nachahmung von gepunzten europäischen Lederarbeiten, wie sie der Beninkünstler an Kollern oder Helmen gesehen haben mochte. Auch die Nachahmung einer europäischen, mit denselben Ornamenten verzierten Kassette aus Bronze (PR, Fig. 182) hätte Marquart noch anführen können. Das Original hierzu war wohl aus Eisen oder Leder. Zu den von Marquart aufgezählten Gegenständen, die das genannte Ornament aufweisen, kommt nun unsere Maske als erstes Stück ihrer Art. Das Ornament unseres Stückes bietet aber noch ein weiteresinteressantesMoment. Inder Mitte der Kelche bemerken wir anstatt der sonst üb- lichen Vertikalstriche Kreise aus eingepunzten Punkten, welch letztere übrigens auch den Grund neben der Ranke bedecken. Nun bildet Marquart(16, S.51, Fig.17) das Ornament von einem bronzenen Tanzstabe ab, das an der Spitze in einen Vogelkopf mit aufgesperrtem Schnabel ausläuft. In diesem Befunde haben wir ebenso wie bei dem von Ling Roth (13, S.124, Fig.132) abgebildeten Stücke, ebenfalls einem Tierkopfe, offenbar weiter nichts zu erblicken als eine spielerische Weiterbildung, die ganz gut angeregt und ins Leben gerufen sein kann durch die Art und Weise, wie unser Stück verziert ist (s. Fig. 6). Fig.6. Rankenornament. a) Ling Roth, S. 124. b) Marquart, S.5l. c) Auf Maske C 3394. Die Lidränder der sehr groß dargestellten Augen sind sorgfältig gerillte dicke Leisten. Die Pupillen sind nicht, wie sonst üblich, durch eingefügte Eisenstifte, sondern nach dem Gusse durch tief eingepunzte Ring- furchen ausgedrückt. Die sehr lange Nase hat einen scharfkantigen Rücken; die Nasen- flügel sind scharf abgesetzt, ebenso die Lippen. Die drei Ziernarben über jedem Auge zeigen in der Mitte einen Schlitz, so daß sie das Aussehen von Getreidekörnern darbieten. Auch dieser Befund steht vereinzelt bei dem bis jetzt veröffentlichten Material da. Auf der Rückseite oben und unten je ein starker Ring. Höhe 18, größte Breite 12 cm. Gew. 0,675 8. Inv.-Nr. 1219: 1. Maske eines Beninmannes mit Kopfbe- deckung wie C 3394. Die Stammesmarken über den Augen sind einfache Einschnitte. Die Pupillen werden durch eingeschmolzene 33 dicke Eisenstifte bezeichnet. Um den Hals legt sich eine schmale, gefalteteHalskrause mit den üblichen Ringösen. Ein fast identisches Stück in WK 24, 20. Über Stirn- und Nasen- rücken läuft ein eingeschmolzenes, im Nasen- teil 0,8cm breites, auf der Stirn allmählich sich bis zu 1,3 cm verbreiterndes, mit ge- kreuzten Linien schattiertes Kupferband. Hierin haben wir wohl mit Marquart die für die ljos charakteristische Tatauierung zu sehen, die uns von Burton geschildert ist (s. M 16, S. 37). Ausgeschlossen ist aber auch nicht die von mir (Hagen 8, S. 20) gegebene Deutung, für die ich damals die Schilderung des Captain of War durch Burton heran- gezogen hatte: „Seine Stirn war geschmückt mit einem breiten Streifen Kalk vom Haar bis zur Nasenspitze, und auf diesem war eine dünne Linie geronnenen Blutes von einer frisch geopferten Ziege gezeichnet.“ Diese Art Masken kommt übrigens sehr häufig vor, und zwar nach dem mir zur Ver- fügung stehenden Material bei 32 %/ dieselbe Behandlung der Nasen- und Stirngegend (z. B. PR 87). Letztere findet sich auch an den Leopardenmasken bei 30 % und sogar bei anderen Tierformen (vgl. Hagen 8, Taf. V, Fig. 1). Die Ringe an der Rückseite ahmen eine zopfig geflochtene Schnur nach. Höhe 17,5, größte Breite 10,8 cm. Inv.-Nr. C 2944. Taf. 5, Fig. 7. Bronzemaske, einen Beninmann dar- stellend mit abweichender Haartracht, be- stehend aus drei fast gesichtshohen, vertikalen Wulsten, von denen jeder vorn mit einer großen Perle verziert ist. Außer den typi- schen Stammesmarken auf der Stirn noch auf jeder Wange ein umgekehrt V-förmiger Einschnitt. Um das Gesicht legt sich ein krausenartiger Randteil mit Ringen wie bei 1219:1. Unter dem gesamten bisherigen Abbildungsmaterial ist nichts Ähnliches. Höhe 17, Breite 10 cm. ®» Inv.-Nr. C 2943, Kleine Bronzemaske, einen Neger dar- stellend ohne die Stammesmarken über den Augen, aber mit drei von den Mundwinkeln aus divergierenden Schnitten auf den Wangen. Die Frisur bildet einen hohen, nach oben sich verschmälernden Wulst, vorn mit einer großen Perle verziert. Um den Hals legt sich ein Krausenartiger Rand, an den sich wieder ein Rand in freien Schlangenwindun- gen setzt, von einem geraden Bande einge- faßt. Höhe 12, größte Breite 8 cm. Diese letzten beiden Masken weichen in vielen Beziehungen von den übrigen ab. Sie sind schwerer, weil sie bedeutend dicker ge- gossen sind. Bei der ersten sind die Ringe nicht nach innen gebogen, sondern nach außen. Die zweite hat überhaupt keine Ringe, so daß eine Befestigung nicht möglich ist. Nach dem ganzen Eindruck sind es sicher ziemlich moderne Stücke. Inv.-Nr. 1219:2. Taf. 5, Fig. 1. Leopardenmaske aus Bronze. Die Flecken- zeichnung des Felles ist wiedergegeben durch auf dem mit eingeschlagenen Punkten be- setzten Grunde ausgesparte kleine runde Felder, deren Umrisse mit Punzen einge- schlagen sind. Das Maul ist halb geöffnet, so daß die Zähne hervortreten, die Reiß- zähne in stark übertriebener Größe. Die Spürhaare liegen reliefartig auf und sind ge- kerbt. Die Pupillen sind in ihrer natürlichen Form dargestellt durch eingeschmolzene Eisen- bänder. Die Ohren tragen die übliche Blatt- zeichnung und sind mit dem Kopfe durch Stege, die als geflochtene Schnüre behandelt sind, verbunden. Um die Kieferpartie legt sich ein Rand aus zehn nebeneinanderliegenden, im Guß nachgeahmten Drahtspiralen; darunter 24 zusammenhängende Ringösen, in denen an in 8-Form zusammengebogenen Drähten Schellen hingen, von denen noch neun er- halten sind. Auf der Rückseite oben und 34 unten starke Ringe zum Befestigen. Rand wie beiPR58. Länge 15, größte Breite 10,5 cm. Inv.-Nr. C 2394. Taf. 5, Fig. 2. Leopardenmaske aus Bronze. Die Flecke sind hier durch halbkugelige Warzen dar- gestellt. Die Zähne treten ä jour hervor. Pupillen kreisrund (eingeschmolzene Eisen- stifte), Spürhaare nicht gekerbt. Zwischen den Reißzähnen die herausgestreckte Zunge. Um die Kieferpartie eine Halskrause wie bei der Negermaske 1219:1. Alles übrige wie bei der vorigen. Länge 17, größte Breite 12 cm. Inv.-Nr. C 3954. Taf. 5, Fig. 8. Krokodilmaske (Gürtelschmuck?) aus Bronze. Dargestellt ist die Kopfhaut des Tieres ohne den Unterkiefer. Der Haut- panzer ist durch einfache Quadrierung an- gedeutet. Die Zähne sind alle gleich lang. Der Hinterkopf schließt mit einer geraden Wand ab, auf die sich auch die Quadrierung erstreckt. Leider ist aber etwa ein Drittel der Wand weggebrochen, so daß sich über etwaige Befestigungsvorrichtungen nichts sagen läßt. Bemerkenswert ist nur, daß am Rande und in der Mitte etwa 1,5 cm lange leistenförmige Erhebungen vorhanden sind, deren Oberfläche darauf deutet, daß irgend etwas abgebrochen ist, vielleicht Ringe. Ge- naueres zu sagen ist aber bei dem Erhaltungs- zustande des Stückes leider ausgeschlossen. Ob wir hier wirklich das Original des Gürtel- schmuckes vor uns haben, wie wir ihn auf der oben beschriebenen Reliefplatte C 2897 kennengelernt haben, ist um so mehr fraglich, als uns dort eine andere Darstellung des Krokodilkopfes entgegentritt, etwa so wie auf der Reliefplatte C 3345, und ebenso in allen übrigen Fällen. Länge 16cm, Breite am Hinterkopf 10,5 cm. Inv.-Nr. C 2873. Taf.5, Fig.5. Länge 18cm. Nachbildungeines Leopardenschädelsohne Unterkiefer in Bronze. Besonders gelungen ist die Scheitelbeingegend. Die Unterseite ist schematisch behandelt, die Paukenbeine sind etwas zu klein geraten, ebenso die Reiß- zähne, die auf sonstigen Darstellungen eher übertrieben hervorgehoben werden. Die Backenzähne sind nur in Form von drei kleinen Lappen angedeutet, die Schneide- zähne auf die Vierzahl beschränkt. Die Nasen- beine sind gut herausgearbeitet, die Jochbeine einfach als Bänder behandelt. Man sieht aus allem, daß nicht etwa ein Abguß über einem wirklichen Schädel vorliegt. Welchem Zwecke das Stück gedient hat, läßt sich nicht sagen. Einmal begegnet uns ein derartiger Schädel als Gürtelschmuck (RD XXIII, 3). Irgend- welche Befestigungsvorrichtungen sind aber an unserem Stück nicht vorhanden. RD (20,S.23) führenan, daßnach Bowdich die Vornehmen von Kumasi lebensgroße, in Gold gegossene Köpfe von Wölfen und Widdern an den Goldgriffen ihrer Schwerter hängend trugen und nach Burton der Mingan (Scharfrichter) in Dahome einen Antilopen- kopf aus dünnem Messing am Gürtel hängen hatte. Ein ganz entsprechendes Stück ist abge- bildet in WK 28, 230. Während die letzten beiden Masken viel- leicht noch als Gürtelschmuck betrachtet werden können, ist dies für die beiden jetzt folgenden um so fraglicher, als dergleichen Stücke auf den Platten nichtals Gürtelschmuck dargestellt sind. Ich schließe aber ihre Be- schreibung hier an, weil sie mir hier der Darstellung wegen am besten hinzugehören scheinen. Inv.-Nr. C 3984. Taf. 5, Fig. 3. Höhe 17, größte Breite 11,5cm. Bronzemaske in Gestalt eines anthropo- morphisierten Elefantenkopfes in höchst eigenartiger Verquickung der menschlichen und tierischen Bestandteile. An den typischen Kopf eines Beninmannes mit den drei Stirn- marken setzt sich in ganzer Breite des Ge- 35 sichtes, so daß die Nasenspitze nur als Höcker erscheint, ein quergerippter, ineine Menschen- hand endigender Elefantenrüssel. Die Nasen- löcher liegen in Relief erhöht, in der Form unseren Winkeltransporteuren aus Metall gleichend, etwas unterhalb der Nasenspitze auf dem Übergang zum Rüssel. Die Ohren, in anderer als der sonst üblichen Form- wiedergegeben, sitzen nach oben verschoben hinter den Schläfen (s. Fig. 7a). Unter ihnen wölben sich, mit geraden eingeschnittenen Linien verziert, Halbkreisscheiben, die nichts anderes sein können als die Ohren des Ele- fanten. Über den Rüssel legen sich in ver- kehrter Orientierung die Stoßzähne. Den Kopf bedeckt eine halbkugelige Kappe, deren Oberfläche in quadratische Felder zerlegt ist, die sämtlich ein Stempelmuster tragen, und zwar eine Mittelscheibe mit 15 Strahlen. An der Seite setzen sich an die Kappe noch zwei Lappen, die die Ohren einschließen. Von der Mitte der Kappe bis zu den Augenwinkeln streichen, durch einen Zwischenraum getrennt, zwei Reliefbänder, die selbst aus dreischmalen Bändern zusammengesetzt erscheinen. Um den Scheitel legen sich von Ohr zu Ohr mitgegossene, miteinander zusammenhängende halbmondförmige Schellen (?). Auf der Rück- seite sind aber ihre Wandungen nicht wie auf der Vorderseite vollrund, sondern zeigen nur Randstege (s. Fig. 7b u. c). Von Fig.7a (1:2). Dre m, — ZT i REN, N tn Ö (ih a ren Fig. 7b. Fig. Te. den ursprünglich in der Siebenzahl vorhan- denen Schellen sind jetzt nur noch drei ganz erhalten, die übrigen sind weggebrochen. Zwischen den Ohren und der ersten Schelle sind starke Ringe angebracht, die offenbar 5# für die Befestigung auf irgendeiner Unterlage bestimmt waren. Ob auch oben auf dem Scheitel noch, wie bei den schildförmigen Anhängern, etwa ein Ring vorhanden gewe- sen, läßt sich bei dem Zustande des Stückes nicht entscheiden. An der Unterseite des Rüssels sind starke Ringösen angebracht, die an eingehängten schwächeren Ringösen, von denen nur drei erhalten, Schellen trugen. Die Hand des Rüssels hält einen Gegenstand umfaßt, der sich nicht bestimmen läßt. Soll ES Wi Ann. UM A Fig. 7d. Fig. Te. eseine Frucht sein oderein Blatt (s.Fig.7du.e)? Da unser Stück, das der besten Zeit der Beninkunst entstammt, ein Unikum ist, läßt sich die Frage nicht entscheiden. Eine ganz ähnliche Darstellung auf einer Holzplatte — reduzierter Elefantenkopf, Rüssel und Hand als Hauptsache behandelt — finde ich nur in WK 29, 31, fälschlich bezeichnetals „cat-fish with tail in the form of a human hand“. Die Hand hält hier zweifellos denselben Ge- genstand umklammert, der sich etwa einem Bananen- blatt vergleichen läßt (s. Fig. 8). Dieselbe Darstel- lung finden wir häufig auf den Plinthen der großen Bronzeköpfe; hier tritt aber anstatt des Blattes (?) ein dreilappiger oder dreizackiger Gegenstand auf, während auf den großen geschnitzten Elefantenzähnen der Rüssel mit degeneriertem Kopf und Hand allein erscheint (s. LR 13, Fig. 26a). Eine Weiterbildung unserer Maske bzw. eine Verkümmerung erblicke ich in der Maske bei RD, Tafel XI,2, jedenfalls dasselbe Motiv und dieselbe Idee. In diesem Falle handelt es sich um einen Menschenkopf mit Kappe, auf der in Relief verschiedene Figuren, u. a. auch die Schleife mit Spiralen angebracht ist, die sich einige Male auf Beninstücken findet, z.B. auf der Glocke PR, Fig.240; LR, Fig.78; WK 29, 129; WK 21, 107. Zu beiden Seiten des Mundes streckt sich eine Hand heraus mit einem Stück Arm, das von etwa sieben Perlenbändern umfaßt ist. Die Hand selbst ist geballt und hält den Schwanz einer Schlange, die sich um den Arm ringelt. Offenbar haben wir hierin den verkümmerten und zugleich verdoppelten Rüssel vor uns. Über den Ohren sind hier genau in derselben Weise Ringe an- gebracht wie bei unserm Stück. Gerade diesen Befund halte ich, so unwesentlich er an sich erscheinen mag, für sehr bedeutungsvoll, weil die beiden Masken als zu einem bestimmten Typus gehörig gekennzeichnet werden. Weiter ist von ganz außerordentlichem Interesse, daß die Maske RD XI,2 als Gürtelschmuck eines der beiden Männer auf der Platte RD XXIII, 3 mit dem Zeremonialschwert erscheint, mithin sehr wahrscheinlich auch unsre Maske dem- selben Zweck gedient hat. Wenn RD, S. 44, dazu schreiben: „This specimen is much superior in execution to any of the others, and also shows a somewhat different style of art, more nearly approaching that seen in Ashanti gold ornaments“, so ist daran nur so viel richtig, daß es sich um sehr eigenartige und interessante Seltenheiten handelt, die aber ganz zweifellos in Benin entstanden sind. Nur einige in der Technik begründete Eigen- heiten bedingen die Ähnlichkeit mit Erzeug- nissen der Ashantikunst. Wir können wohl annehmen, daß der Ele- fant neben Krokodil und Schlange zu den bereits im alten Benin eine Verehrung ge- nießenden Tieren gehörte, wenn wir darüber auch keine direkten Berichte haben. Für die neuere Zeit berichtet Ling Roth (13, S. 145) nach C. Punch: „A hunter will never, if he can help it, sell the head and lights and heart. They use them for fetish purposes, connected with their profession.“ Aus J. Weißenborn, Tierkultur in Afrika (Archiv für Ethnographie Bd.XVII, S. 103), führe ich an: „In Dahome ist der. Elefant ein angesehener Nationalfetisch, dessen Tötung zwar nicht verboten ist, aber umständliche Reinigungszeremonien erforder- lich macht. Wilson bemerkt, daß man in Westafrika Elefanten,. die Pflanzungen zer- stören, für Zauberer hält, vor denen man in beständiger Furcht lebt.“ Inv.-Nr. C 3826. Taf. 5, Fig. 6. Ganze Länge 22,5 cm, ursprüngliche Breite 10,5 cm. Bronzemaske in Form eines Elefanten- kopfes in stark stilisierter Form. Über die Mitte des umgekehrt kahnförmigen Kopfes Fig. 9 (1:3). läuft ein Band mit Fischgrätenornament, das in halber Breite sich unterhalb des Rüssels fortsetzt. Der vorn wie eine menschliche Hand gestaltete Rüssel mit der Natur ent- 37 sprechend geringelter Oberfläche hält einen schwer zu deutenden Gegenstand — einen gestielten Würfel, dessen „Seitenflächen“ aus dicken Ringen bestehen (s. Fig. 9). Von den beiden Stoßzähnen ist nur der eine erhalten, der sich frei über den Rüssel legt. Ob der andere Zahn nur abgebrochen oder überhaupt nicht vorhanden gewesen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Oben schließt den Kopf ab eine Art Mütze, die den Eindruck macht, als sei sie aus breiten Bändern miteinge- stickten Ornamenten zu- sammengesetzt(s.Fig.10). Seitlich über den Kopf legen sich jederseits drei langeWulste,diezunächst nicht anders aufgefaßt werden können als die gefalteten Ohren. Da aber die einzelnen Wulste ganz auffallend als Finger gebildet sind durch sehr deutliche Kenn- zeichnung der Nägel, so hat man den Eindruck, als ob der Kopf von zwei Händen gehalten würde, von denen der Daumen '), Zeigefinger und Mittelfinger in natürlicher Lage und Länge dargestelltsind. Die Vorstellung wäre denkbar und nicht von der Hand zu weisen, daß die Darbietung des Kopfes als Opfer hat ausge- drückt werden sollen. Die Wiedergabe eines solchen Opfers — es kann kaum etwasanderes gemeintsein— sehen wir auf der Reliefplatte bei RD, Taf. XXVIII, Fig. 3, wo ein Mann mit einem Ochsenkopf in den Händen dargestellt ist oder mit der Nachahmung eines solchen, wie die Verfasser hinzufügen. Natürlich könnte es sich bei unserem Stück nur um eine symbolische Darstellung handeln. Nun kommt mehrfach auch auf Platten ein Mann vor, der ein Gefäß mit Antilopenkopf als Deckel zur Schau trägt. Derartige aus Holz gearbeitete, mit Metall- Bies 10813): ‘) Für die Haltung des Daumens vgl. PR, Fig. 43, Abbildung der Rundfigur einer Frau, die einen vier- eckigen Gegenstand (Brief oder Dokument?) in der hocherhobenen Rechten hält. beschlägen geschmückte Gefäße liegen mehr- fach vor. Unser Museum besitzt ein solches Stück (C 2939), Abbildungen bei RD, Taf. XI, 9; PR, Fig. 336. Weiter kennen wir ein ebensolches Gefäß, aber aus Bronze ge- gossen, in Gestalt der häufig vorkommenden gerippten Frucht, deren obere Hälfte sich als Deckel abheben läßt. Auf Grund dieser Be- funde möchte ich die Vermutung aussprechen, daß unsere Elefantenmaske möglicherweise als Gefäßdeckel gedient hat. Die Bandverzierung auf dem Kopfe und am Rande stimmt vor- trefflich mit derselben Verzierung des Anti- lopenkopfes überein. Als Gürtelschmuck finden wir den Elefantenkopfjedenfalls niemals. Ein ähnliches Stück ist mir nicht bekannt geworden. Meines Wissens erscheint der Elefant in ganzer Gestalt nur auf der Bronze- keule des letzten Königs von Benin, Duboar. Hier steht der König mit all seinen Insignien auf dem Rücken eines Elefanten, dessen Rüssel auch mit einer unverhältnismäßig großen Menschenhand endigt. Neben dem Elefanten steht jederseits ein Jagdleopard. Auf den großen geschnitzten Elefantenzähnen erscheint gelegentlich der Elefant in Vorderansicht in einfachen Umrissen. Merkwürdig sind weiter die beiden über der Stirn sich erhebenden, in ihrem oberen Teile frei hervortretenden, aus fünf Ringen zusammengesetzten halbbogen- förmigen Bänder mit eingerollten Enden. Da die Maske sonst keine Vorrichtungen für eine Befestigung aufweist, haben wir in diesen Bändern wohl eine solche zu erblicken, vorausgesetzt, daß sie überhaupt zum An- hängen bestimmt gewesen ist, worauf etwaige Abnutzungsspuren nicht deuten. Möglicher- weise haben wir in diesen eigenartigen Bändern etwas anderes vor uns, nämlich die um- gebildeten, zum reinen Ornament gewordenen ursprünglichen Ohren. Bei dem Elefanten- kopf auf der Vase PR 65 (s. Fig. 11) befinden sich an derselben Stelle Ohren in der bei den Leopardenmasken unddenPferdedarstellungen 38 immer wiederkehrenden Blattform. Bei dem Elefanten auf der Bronzekeule PR, Taf. 11, sind die Ohren gut kenntlich als Halbkreis- scheiben mit fünf konzentrischen Ringen ge- Fig. 12. bildet, bei dem auf dem schildförmigen An- hänger Ling Roth, Fig. 268 (s. Fig. 12), als Viertelmonde mit verdicktem Rande und Mittelleiste. Bei unserem Stück ist die Stili- sierung noch weiter fortgeschritten. Die Ohren haben sich noch mehr der Mittellinie genähert und von dem Kopfe-in Bogengestalt frei ab- gehoben. An Darstellungen des Elefantenkopfes sind mirnurdie folgenden zwei bekannt. Aufdervon LR, Fig. 267 (= PR65), abgebildeten Bronzevase erscheinen in Relief vier menschliche Masken, von denen zwei Längsrippen aufweisen und über diesen letzteren einen Elefantenkopfohne Rüssel, nur kenntlich an den Stoßzähnen. Über die Mitte des Kopfes läuft aber ein ebensolches Band wie bei unserem Stück. Zum zweiten sehen wir den Elefantenkopf auf einem schildförmigen Anhänger bei Ling Roth 13, Fig. 268. Hier ist der ganze Kopf dargestellt. Der Rüssel, dessen Hautfalten stark übertrieben sind, hält einen ähnlichen Gegenstand wie beiunserem Exemplar. Dieser ist aber rund und auf der Oberfläche mit wenigstens der doppelten Zahl von Ringen besetzt. Ling Roth deutet ihn als Netzrassel, ob mit Recht, muß dahingestelltbleiben. Wenn LingRoth aberschreibt: „the upper ends ofthe tusks appear to be bound round with cords“, hat er sicher nicht recht. Es handelt sich vielmehr nur um die ebenfalls übertrieben hervorgehobenen Haurfalten, die den unteren Teil des Zahnes umschließen. Aüch bei unserem Stück setzt sich diese Partie deutlich ab, ist aber durch vielen Gebrauch völlig glattgerieben. Nur an den Seiten läßt sich noch deutlich erkennen, daß ursprünglich ebensolche Falten wie auf dem Rüssel ange- deutet waren. Weiter interessiert der Kopf- schmuck, „trappings falling over the forehead“ (LR 13, S. 225), der aus in Schlingen gelegten Bändern besteht, genau wie bei unserem. Wenn etwas geeignet wäre, die Annahme einer asiatischen Einwirkung, speziell eines indischen Einflusses auf die Beninkunst, für die W.Crahmer, O. Richter und Max Buchner eintreten, zu stützen, so würde hierfür ganz besonders die ArtderSchmückung des Elefanten sprechen, die ja sonst an der Guineaküste nicht bekannt ist. Der Elefant ist hier überhaupt im gezähmten Zustand nicht zu finden. Bei den Verbindungen der Portugiesen des 16. Jahrhunderts mit der ganzen Welt, der Bedeutung von Goa, der Tatsache, daß die Portugiesen auf ihren Schiffen als Hilfskräfte auch Inder ver- wendeten, wäre es durchaus nicht ausge- schlossen, daß z. B. Abbildungen indischer, zu festlichen Umzügen geschmückter Elefanten den Beninkünstler zu Darstellungen anregten, wie wir sie bei unseren beiden Elefanten- masken finden. In dem schönen Werke Mediaeval Singhalese Art ist eine besonders lehrreiche Abbildung eines farbigen indischen Bildes, dessen Original in den Jahren 1771—86 entstanden sein muß, auf Taf. I wiederge- geben. Die Form des bunten Kopfschmuckes des Elefanten stimmt sowohl mit der bei unseren Stücken überein, wie auch mit 39 modernen (vgl. z. B. Hageby, Reisebilder aus Indien, Leipzig 1861, Taf. X). Daß auch „schon vor der Ankunft der Portugiesen die ostafrikanische Küste, die immer rege Be- ziehungen zu Arabien und Indien hatte, der Ausgangspunkt eines Verkehrs gewesen ist, der nach dem Innern des afrikanischen Fest- landes gerichtet war und dessen Ausläufer schließlich sogar Benin und den Golf von Guinea erreichten“ (Marquart 16, S. 281), kommt daneben auch in Betracht, namentlich in dem Punkte der Herkunft der so reich- lich verwendeten Karneolperlen in Benin. 6. Glocken. Inv.-Nr. C 2949. Taf. 6, Fig. 4. Höhe 16,5 cm. Viereckige, sehr dickwandige Bronze- glocke, mit Bügel in einem Stück gegossen. Drei Seiten werden von einer mit Leisten umgebenen Randborte eingefaßt, die dicht mit radförmigen Stempelornamenten verziert ist. Bei zweien, den beiden seitlichen Wänden, füllt den umrandeten Mittelraum ein kräftiges eingepunztes Flechtbandmuster auf punktier- tem Grunde. Die Vorderseite zeigt drei Mittelfelder übereinander, von denen das obere ebenfalls mit einem Flechtbandmuster verziert ist, das untere mit zwei über Kreuz gelegten geschlossenen Bandschlingen und je einem Kreis in den Ecken auf punktiertem Grunde, während das Mittelfeld ein charakteri- stisches Negergesicht in Hochrelief zeigt. Die Rückseite wird ganz eingenommen von einem geradlinigen Netzmuster mit je einem Punkt in der Mitte der einzelnen Maschen. Der Eisenklöppel ist oben umgebogen und an einem Stück Eisenband, das durch ein Loch unterhalb des Bügels gezogen und umgebogen ist, aufgehängt. Inv.-Nr. 1133: 2. Der vorigen ähnliche Bronzeglocke. Die vier Seiten werden von einer Randborte ein- gefaßt, die mit einer im Guß imitierten, an den Ecken verknoteten Schnur abschließt und in Abständen mit radförmigen Stempelorna- menten verziert ist. Bei dreien ist das Mittel- feld mit eigenartigen, von den bei Marquart, S.41, zusammengestellten Mustern abweichen- den Ornamenten bedeckt, bestehend aus mit ihren Stielen übereinandergelegten Blüten oder Früchten (?), die sich als zangenartig einge- kerbte, kolbige Verdickungen präsentieren eingepunzten Punkten auf, was mir deswegen erwähnenswert erscheint, weil bei dem Ran- kenornament der Maske C 3394 derartige Kreise in den einzelnen Knospen angebracht sind. Ob hier nur ein Zufall spielt oder dieser Erscheinung eine Bedeutung beizumessen ist, muß leider dahingestellt bleiben. Immerhin möchte ich betonen, daß das Punktkreis- ornamentaufanderen Glocken nicht vorkommt. Der Bügel hat vier starke Rippen. Höhe 16,5cm. Fig. 13 (1:2). (s. Fig. 13). Ein genau entsprechendes Ornament ist mir aus der Literatur nicht bekannt. Bei den vorliegenden Abbildungen, z.B. PR, Taf.49, 384 oder 37, 282, handelt es sich immer um Ranken, die abwechselnd an der einen und an der anderen Seite knospenartige Gebilde tragen,in denen derZoologe vielleicht Polypen- stöcke erblicken könnte. Auf der Vorderseite (s. Fig. 13a) ist in der Mitte eine typische Negermaske angebracht, an der sich unten ein einziseliertes Trapez ansetzt, für das ich keine Deutung geben möchte. Im übrigen weist der Grund des Mittelfeldes Kreise aus 40 Fig. 13a (1:2). Inv.-Nr. C 2950. Viereckige, dickwandige Bronzeglocke. Alle vier Seiten sind durch eingepunzte schräge, sich kreuzende Linien in rhombische Felder zerlegt, so daß ein weitmaschiges Netz ent- standen ist, dessen Maschen mit einem Stempel- ornament (achtspeichiges Rad) verziert sind. Die Kanten sind als glatte, an den Ecken ver- knotete Schnur ausgebildet. Sehr schlechter Guß, aber altes Stück. Für die eine Seite und Stücke der nebenliegenden Seiten hat offenbar die Speise nicht gereicht. Der Nach- guß ist sehr schlecht gelungen, er liegt dick auf; die radförmigen Stempel sind durch ein- fache Gruben ersetzt. Einfacher glatter Bügel. Eisenklöppel in der Art der Aufhängung wie bei C 2949. Ähnliche Stücke in WK 21, Nr. 98 (aber mit Portugiesenkopf auf einer Seite), und 24, Nr. 10 (mit Gesicht auf einer Seite). Höhe 14,7 cm. Inv.-Nr. 1050:05. Taf. 6, Fig. 5. Viereckige, diekwandige Bronzeglocke. Alle Kanten sind durch eine geriefelte Leiste, die wohl eine Schnur darstellen soll, betont. Die Ecken sind durch Kugeln markiert. In etwa 1 cm Abstand ist eine mit den Kanten parallel- laufende Leiste, die auf drei Seiten ein mit einem losen Flechtband geschmücktes Mittel- feld umschließt. Das Mittelfeld der vierten Seite, der Vorderseite, zeigt die reliefartig hervortretende, stark stilisierte Maske eines Fig. 14 (2:3). Portugiesen (s. Fig. 14). Letztere entspricht ganz der bei PR, Fig. 389, und fast völlig der bei Marquart, Taf.V, Fig. 2, abgebildeten, wie überhaupt die Glocke als Ganzes. Auf S. 49 seines Werkes stellt Marquart die fort- schreitende Stilisierung der Europäerköpfe an Hand der Abbildungen dar. Unterhalb der Maske ein Wolkenornament wie PR, Fig.73. Die von den Leisten umschlossene schmale Randzone ist mit eingepunzten Punk- 4] ten bedeckt, ebenso die Räume zwischen den losen Bandschlingen auf den Mittelfeldern. Bügel mit seitlichen Rippen und Mittelrippe. Klöppel wie bei den vorigen. Höhe 12,4 cm. Inv.-Nr. C 2940. Taf. 6, Fig. 3. Viereckige Bronzeglocke, bei der drei Seiten als ein von einem Flechtbandmuster umrahmtes Netzwerk erscheinen. Auch der Bügel ist mit einem Flechtband verziert. Mit Eisenklöppel. Höhe 15,5 cm. Inv.-Nr. C 2325. Kleine dickwandige Bronzeglocke. Kanten mit glatter Leiste, an den Ecken Kugeln. Die vier Seiten sind mit dem bereits auf der Wachsschicht modellierten häufigen Rauten- muster der sich kreuzenden schrägen Linien verziert. In der Mitte der Vorderseite eine in Relief aufliegende, mitgegossene Öse aus Doppeldraht. Marquart (16, S. 49) sieht hierin das letzte Stadium der ornamentalen Verkümmerung des Europäerkopfes (vom Typus Glocke 1050:05), und zwar das beider- seits herabfallende lange Haupthaar, während PR in der Beschreibung der mit unserem Stück fast identischen Nr. 240 darin ein ver- kümmertes Gesicht sieht, von dem nur die Augen übriggeblieben und weiter ornamental als Spirale ausgebildet sind. Am überzeu- gendsten für die erstere Ansicht spricht wohl PR 232—-34. Die Entwicklung geht aber noch weiter, indem sich die Spiralschlinge ver- doppelt, d. h. zweimal (übereinander) ange- bracht wird wie bei der Glocke WK 21, 111. Bügel und Klöppel wie bei den vorigen. Höhe 9,3 cm. Eine völlig entsprechende Glocke trägt der Krieger auf der Platte C 2384 (vgl. Hagen 8, Taf. III, 2). Ebenso WK 29, 28. Inv.-Nr. C 2942, Kleine runde Bronzeglocke (Höhe 10,5cm). Trotz der starken Abnutzung und dem auch 6 wohl nicht gut gelüngenen Guß läßt sich erkennen, daß die eine Hälfte der Glocke mit vier vertikalen Schlangenlinien in flachem Relief verziert war, von denen aber nur eine, die in der Mitte, deutlich erhalten ist, während von den übrigen nur hier und da Rudimente noch eben zu erkennen sind. Am unteren Rande, auch nur dereinen Hälfte, ein Zickzack- band zwischen parallelen Bändern. Etwas unter der Mitte der deutlich erkennbaren Schlangenlinie eine horizontale, schwer zu deutende, nur schwach sichtbare, eigenartige Figur, vielleicht eine noch weitergehende Stilisierung der Welsfigur als LR, Fig. 88 Fig. 15 (1:2). (s. Fig. 15). In der Form gleiche Stücke bei PR 253 (aber nur !/; so hoch und ganz un- verziert) und bei M 16, Taf. V,3 (nur etwa ®/; so hoch, mit vier kreisförmigen Spiral- rollen verziert). Der letzteren entspricht völlig WK 21, 110. Ein mit dem unsern fast gleiches Stück in WK 21, 150, auch hinsicht- lich der Ornamente. Hier sind die vier Schlangen deutlich erkennbar, es fehlt aber das schwer zu deutende Ornament. Die kriechenden Schlangen finden sich auch auf Dolchscheiden, Tuthörnern und den Fetisch- bäumen. 42 Während die viereckigen Glocken als Brustschmuck der Krieger sehr häufig sind, kann ich auf Grund des Abbildungsmaterials runde nur nachweisen auf der Platte in WK 29, 75. Diese haben aber eine etwas ausladende Mündung. Auf den vielen von RD veröffentlichten Platten finden sich runde Glocken als Brustschmuck nicht ein einziges Mal. Dagegen sehen wir eine von der Scheide des Dolches herabhängende große runde Glocke abweichender Form (sie ist gerippt und mit zwei horizontalen Reliefringen um- geben) auf der Platte 50 des Stuttgarter Mu- seums (v. Luschan KKS, S. 180), ebenso auf der Platte C 2302 (Hagen 8, Taf. II, 1), die ich aber damals als „dicke Quaste“ ange- sprochen habe. Bei dem Krieger PR 254 ist unter dem Arme eine runde Glocke deutlich erkennbar. Dazu trägt er an dem Halsbande auf der Brust eine viereckige mit einer ver- tikalen Schlangenlinie. Auch der Krieger PR 264 trägt eine runde Glocke an der linken Seite. Die viereckigen Brustglocken werden übrigens nur von solchen Leuten getragen, die mit dem Leopardenfellpanzer bekleidet sind, oder den wenigen, die das von v. Luschan in KKS, S. 178, beschriebene „Federkleid“ tragen. Inv.-Nr. 676:05. Taf. 6, Fig. 7. Dickwandige, stark patinierte Bronzeglocke von kreisrundem Querschnitt. In der Mitte vorn und hinten ein in hohem Relief hervor- tretender Negerkopf mit einer hohen Kappe, die nach Maßgabe der Form und Verzierung wohl einen Federkopfschmuck, wenn auch einfacheren, wiedergeben soll, als an dem Bronzekopf bei RD, S. 61. Zwischen den Köpfen hängt an der einen Seite an einer Schnur, die an einem Pflock unterhalb des abgebrochenen Bügels sitzt, ein blattförmiges Schwert, in ungeschickter Form modelliert, herab. Abweichend von der Wirklichkeit liegt die kreisrunde Schlinge über dem Griff in derselben Ebene wie die Klinge. Auf der anderen Seite hängt in derselben Weise zwischen den Köpfen eine große Quaste herab. Am Rande ein 1'/.cm breites doppeltes Flecht- band aus je drei dicken Fäden. Höhe 15 cm. Klöppel fehlt. Ein ähnliches Stück ist mir nicht bekannt. Übrigens gehört es sicher der Verfallzeit der Beninkunst an. Inv.-Nr. C 2306. Taf. 6, Fig. 6. Große Bronzeglocke in Form einer abge- stumpften vierseitigen Pyramide mit einem abgestumpft-kegelförmigen Teil darüber, der durch eine etwas vorragende Platte oben ab- geschlossen ist, über der sich der aus sieben geflochtenen in Guß nachgebildeten Schnüren bestehende Bügel erhebt. Die Basiskanten der Glocke sind bogenförmig geschweift und tragen an den Ecken hervorstehende Kugeln. Von den vier Seiten ist die hintere ganz glatt, die vordere trägt in Relief ein Gesicht, aber nur Augen, Nase und Mund; über und unter den Augen je ein spiralig aufgerolltes Band, über der Nase eine hervorstehende Kugel. Die rechte und linke Seite der Glocke sind leiterartig durchbrochen, und zwar so, daß zu beiden Seiten eines glatten Mittelstegs wie Strickleitern mit schrägen Sprossen aus- sehende Gebilde entstanden sind. Auch der kegelförmige obere Teil stellt sich als ein im Guß nachgeahmtes Geflecht dar, dasdurch vier aufliegende Schnüre in drei Zonen zerlegt ist, von denen die obere und die untere mit auf- liegenden Bandspiralen weiter verziert ist. Die der oberen Reihe sind zur Hälfte mit- einander verbunden nach Art des als „fort- laufende Spirale“ oder als „Spiralmäander“ benannten Muster, wie wir es auf Tongefäßen der neolithischen Zeit, auf Metallgegenständen aus Mykenä (s. z. B. Forrer, Reallexikon, Taf. 138 u. 140) und der nordischen Bronzezeit und in Abwandlungen bis in die griechische und römische Zeit kennen. Der Randteil der 43 Glocke hat eine I cm breite Borte senkrechter Schnüre zwischen aufliegenden parallelen, etwas bogenförmig geschweiften Schnüren. Eisenklöppel wie bei den übrigen. Höhe 21cm. Glocken desselben Typus finden sich IaBen ERS Tatr 127 74 Brlcher dasicm NE ER EN EN N re TABL ET ARE A.uWK 29; 721. 105 BR 2910: SI 697,.1.295 20. 16,5, TER 2100: De che 89 021,102 a GEH BZ 1A. 5:10,55%, Alle zeigen aber glatte Flächen ohne die be- schriebenen zierlichen durchbrochenen Partien der Seitenflächen. Alle tragen die angegebenen Teile des Gesichtes, das bei Nr. 6 von einer geflochtenen Schnur umgeben, bei Nr.2 ebenso abgegrenzt und stark rückgebildet ist — die Nase ist ein bloßer Steg, die Augen sind um- gebogene Schlingen —, bei Nr. 3 kaum noch erkannt werden kann. Nrn. 5 und 6 haben gerade Basiskanten, allen fehlt der obere, konische Teil, dessen erste Andeutung sich bei Nr. 6 findet, während Nr. 4 den Endpunkt der Entwicklungsreihe darstellen mag. Hier sind die Kanten stark abgerundet, die Basis- kanten in noch einem höheren Bogen nach oben geschweift. Nr.5 ist insofern noch inter- essant, als hier unterhalb des Gesichtes eine aufliegende, bogenförmig von einer Ecke zur anderen ziehende Schnur an die geschweifte Basiskante erinnert. Kugeln an den Ecken wie unsere weist keine auf, auch an Größe übertrifft sie die übrigen um ein beträchtliches. Inv.-Nr. C 2871. Taf. 6, Fig. 9. Große dünnwandige Glocke aus Bronze mit kräftigem Bügel von ovalem Querschnitt, nach unten sich erweiternd und etwas aus- ladend. Das mitgegossene Ornament stellt in flachem Relief beiderseits einen aufge- zäumten Pferdekopf in weitestgehender Stili- 6* sierung dar. Die Ohren treten als kurze hornförmige Ansätze zu beiden Seiten des Bügels hervor. Die Augen sind durch große Spitzovale mit horizontalen Reihen von ge- kerbten Leisten wiedergegeben. Das Zaum- zeug auf dem Kopfe zeigt dieselbe Anordnung wie das der Pferde auf den Platten bei RDXIX, DE ANPRSTAR. 257, Tasse ar ame ars Bei unserem Stück kommen noch hinzu vier dreieckige, mit sechs gekerbten Leisten aus- gefüllte Stücke, die wohl als Schmuckanhänger Fig. 16 (1:3). zu deuten sind. Der breite Bügel setzt sich scheinbar aus 14 Ringen zusammen, die von drei in der Mitte eine Kugel tragenden, schmalen Bändern zusammengehalten werden. Um den Rand legt sich eine gedrehte Doppelschnur, alles aber in einem Stück gegossen. Der Klöppel fehlt, das Loch unter dem Bügel für die Aufhängung ist gut erhalten. Höhe 22 cm, Weite der Öffnung etwa 12:9 cm. In WK 29 findet sich unter Nr. 85 die Abbildung eines aufgezäumten Pferdekopfes aus Bronze (als „mule’s head“ bezeichnet). Es läßt sich aber nur auf Grund der Ab- bildung nicht sagen, ob wir es mit einer 44 Glocke zu tun haben, wofür die Behandlung der Maulpartie sprechen würde. Da aber die Rückansicht nicht vorliegt, muß die Frage offen bleiben, bis das Stück irgendwo wieder auftaucht. Die Auffassung der Glocke als Kopf, und zwar als Menschenkopf, sehen wir bei WK 24,9 und WK 29, 84 (s. Fig. 16u.17). Bei letzterem Stück finden sich auch zu beiden Seiten des Bügels hörnerartige An- sätze. Übrigens erklärt sich so auch am un- gezwungensten, daß von dem Gesicht nur Fig. 17 (1:2). Augen, Nase und Mund angedeutet sind wie bei den Stücken vom Typus PR 74 beispiels- weise, von denen unsere Glocke C 2306 eine Abart ist. Die Glocke selbst wird eben allem Anschein nach als Kopf aufgefaßt. Inv.-Nr. C 2895. Taf. 6, Fig. 8. Bronzeglocke von außergewöhnlicher Größe (Länge mit Handhabe 47,5 cm, wovon auf letztere 8 cm entfallen, Breite der Mündung 23 cm bei einer Weite von etwa 5 cm) aus zwei zuckerhutförmigen Bronze- blechen, die am Rande mit 22 unregelmäßig verteilten Bronzenieten aneinander befestigt ui sind. Das Ornament besteht auf beiden Seiten übereinstimmend aus sechs eingepunzten, ver- tikalen und unter diesen vier. horizontalen Reihen miteinander zusammenhängender doppeltkonturierter und mit gekreuzten Linien schraffierter Spitzovale. Den Abschluß bilden unten sechs parallele eingepunzte Linien. Die Form entspricht im allgemeinen dem von PR „sistrum“ (wohl wegen der am Rande angebrachten kleinen Schellen) genannten Typus, aber mit dem Unterschiede, daß hier - nicht eine zweite kleinere Glocke vorhanden ist, auch nie vorhanden gewesen ist. In der Literatur ist mir kein zweites Exemplar be- kannt. Die schmale Handhabe ist mit einem schmalen Bronzebande spiralig umwickelt und lief oben jederseits in eine kleine, nach unten gebogene, antennenförmige Spirale aus, . von der nur die eine erhalten ist. Inv.-Nr. C 2882. Gestielte flache Doppelglocke aus Bronze, in einem Stück gegossen. Die Ränder der beiden Glocken sind flach abgesetzt in Er- innerung an solche, wie die eben beschriebene, die aus zwei am Rande vernieteten Stücken hergestellt sind. Die ganze Oberfläche der größeren Glocke ist mit vertikalen Reihen eines Flechtbandmusters bedeckt bis auf die etwa 1,5 cm breite Randzone, die ein aus je drei verflochtenen Bändern bestehendes Orna- ment zeigt. Die kleinere Glocke war ebenso verziert, wie man auch deutlich an der Rück- seite sieht. Die Außenseite ist durch den Ge- brauch fast gänzlich glatt geworden, wie denn das Stück überhaupt sehr alt, stark abgenutzt und beschädigt ist. Ganze Länge 29 cm, Länge der größeren Glocke ohne Handhabe 19 cm, der kleineren 8cm. Die spitzovale Mündung der größeren mißt 10:4 cm, der kleineren 5:3 cm. Die Ränder sind bogen- förmig eingezogen; bei der kleineren ragt der 0,8cm breite, flache Rand noch 1,5 cm lang frei hervor. Ähnliches Exemplar bei PR, Taf. 44, 341, bei dem aber der Stiel der kleineren Glocke sich frei in Bügelform erhebt. Wir haben hier die Originale der Doppel- glocken vor uns, die uns vielfach auf den Reliefplatten (s. Taf. 2, Fig. 1) begegnen, wo man sieht, wie sie außen mit einem Stöck- chen angeschlagen werden. In dem ganzen Gebiete des Guineawinkels finden wir übrigens heutzutage derartige eiserne Glocken, einfache, doppelte (zwei durch einen Handgriff in Bügel- form verbundene) und solche, wo eine kleinere aufeiner größeren liegt, die alle einen flachen, zusammengeschweißten Rand zeigen, häufig so meisterhaft verschweißt, daß von dem tech- nischen Vorgang nichts mehr zu sehen ist. Die Annahme liegt nahe, daß die bronzenen als eine Nachahmung ursprünglich eiserner anzusehen sind. Inv.-Nr. C 3690. Pe Fünf kleine Bronzeschellen, ganz denen bei PR, Fig.222, entsprechend. Größe 2 bis 3cm. Die Oberfläche ist mit Halbkreisen verziert, die den Eindruck hervorrufen sollen, als sei die Schelle aus einzelnen halbkreis- förmig angeordneten Drahtstücken zu- sammengelötet. 7. Fetischbäume. Inv.-Nr. C 2337. Taf. 7, Fig. 1. Höhe 170 cm. Großer, wohlerhaltener Fetischbaum, aus Bronze in einem Stück gegossen (Höhe 170 cm). Der im Umfang etwa 11 cm dicke, unten zugespitzte Bronzepfahl endet oben in eine mit reichem Perlenschmuck behangene Gestalt, die in der einen Hand eine Keule, in der anderen ein geschliffenes Steinbeil trägt. Auf Grund dieser Embleme können wir mit Sicherheit sagen, daß es sich um die Darstellung des Königs handelt. Rechts und links ihm zur Seite steht auf einer runden Plattform ein Leopard, vor und hinter ihm ein becherartiges Gefäß, umgeben von einem Kranz aufrechtstehender Opfermesser. Unterhalb des Randes der Plattform (Durch- messer Il cm) sind zehn ringförmige feste Ösen, in denen vermutlich Glocken oder Schellen gehangen haben, außerdem vier größere direkt am Stamm. Dieselbe Gruppe wiederholt sich mit einigen Abänderungen gleichsam in mehreren Stockwerken. Die zweite Figur hat an Stelle des Leoparden das Chamäleon, hinten anstatt des Opfergefäßes ein liegendes Krokodil. Vom Rande der Plattform hängen, fest mit ihr verbunden, d. h. in einem Stück gegossen, acht kegel- ) ) ) ) = DC SSR EIER) 32 e förmige Glocken herab, die auf der Ober- seite je ein Chamäleon und als Klöppel ein in einem seitlichen Loche des Glocken- körpers eingehaktes Stück Draht tragen. Die sehr dickwandigen Glocken haben übrigens hinten einen über die ganze Länge reichenden etwa /, cm breiten Spalt. Unmittelbar über dem Kopfe dieser Figur streckt sich der Vorderleib einer Antilope aus dem Pfahl heraus, auf der Rückseite das Hinterende, so daß der Mittelkörper selber im Pfahl ver- schwindet. Die Beine der Antilope sind stark verkürzt. Zu beiden Seiten der Antilope Fig. 18 (1:2). ragen wie die Blätter eines Blumenkelches die offensichtlichen Werkzeuge oder Embleme des Opferdienstes nach oben (s. Fig. 18). Der Kopf der Antilope wird zunächst von einem eigenartigen Gebilde umschlossen, einer zwei- zinkigen Gabel, deren Zinken achtkantige, mit Kreisen verzierte Stäbe bilden, die unten von einer starken 8-förmigen Schlinge umgeben sind und oben in einem geschlun- genen Knoten ihren Abschluß finden. Dieses Gebilde entspricht genau der Krone des von v. Luschan abgebildeten Baumes (KKS, Taf. VI, oben rechts). Wenn aberv. Luschan dasselbe mit einem Schlangenkopfe vergleicht, so scheint mir dies etwas weit gegangen; 46 ich vermag ihm hierin nicht zu folgen. An dieses Gebilde schließen sich jederseits drei Klingen von Opfermessern an, die aber in der Form alle etwas voneinander abweichen. Den Abschluß neben dem Schwanz der Antilope bilden etwas längere, gebogene Federn, die vielleicht Schwanzfedern vom Hahn, der als Opfertier auf ähnlichen Bäumen!) erscheint, ') Auf der großen Platte des Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe (Abb. bei M, Taf. XIV) sehen wir einen beblätterten Baum, an dem die Schädel eines Rindes und einer Antilope nebst den Unterkiefern befestigt sind und außerdem der Kopf eines Hahnes. Irrtümlicherweise hält Brincekmann (im Jahrbuch der Hbg. Wiss. Anst., Bd.XVI, 1898, S. CXXIII) in seiner vorstellen sollen. Vielleicht läßt sich auch die folgende interessante Notiz bei LR 13, S. 68, heranziehen. In der Beischrift zu der Abbildung eines der großen, mit dünnem Messingblech beschlagenen Holzköpfe, bei denen über dem linken Ohr eine lange Feder emporragt, führt Ling Roth an, daß Punch der letzteren eine religiöse Bedeutung bei- mißt. Punch schreibt: „The Ahurakus (eine Klasse von Priestern) wore them so, using the red feathers from a parrot’s tail. I also saw a priest in the Ikale country dressed with just such a feather of large size. I fancy he belonged to the Benin fetish, as he spoke of it. Ikale is in Lagos territory, but the people are distincetly of Bini or Sobo extraction.“ Die dritte Figur entspricht der ersten, die vierte der zweiten. Es liegen aber bei der dritten vorn und hinten ein Ochsenkopf, bei der vierten vorn zwischen zwei Pferde- köpfen eine ovale Scheibe, über deren Be- deutung sich nichts sagen läßt, hinten ein Ochsenkopf. Die unterste Plattform hat keine Ringe unterhalb des Randes, weist aber einen quadratischen Ausschnitt (2 cm Seitenlänge) zwischen den Füßen der Königsfigur, den Tierköpfen und der Scheibe auf. Über die Bedeutung dieses Loches ist nichts bekannt. Da eine praktische Bedeutung nicht recht ersichtlich ist, kann man vielleicht als Ver- mutung aussprechen, daß eine Darstellung der Grube damit gemeint ist, in welche die geopferten Menschen, Schafe, Hühner usw.‘ geworfen wurden. Die Ränder der Plattformen sind mit einer geflochtenen Schnur umlegt, die dieselben Schraubenköpfe zeigt wie auch Beschreibung das Gebilde unterhalb des Hahnenkopfes für einen Elefantenkopf. Das ist es sicher nicht. Das, was er für Rüssel und Stoßzähne hält, sind meiner Ansicht nach die Wurzeln des Baumes. Die beiden schildförmigen Figuren unterhalb des Hahnenkopfes, die B. offenbar für die Ohren des Elefanten gehalten hat, wage ich nicht mit Sicherheit zu bestimmen. 47 sonst üblich. Die freien Schaftstücke des Pfahles erscheinen wie mit einer dicken ge- drehten Schnur umwickelt. Auf jedem Stücke kriechen vier zickzackartig sich krümmende Schlangen mit dem Kopfe nach unten vertikal herab, während zwischen denselben je zwei Eidechsen nach oben schlüpfen. Der Baum endet unten in einen 38cm langen, spitz zulaufenden, glatten Dorn. Das ganze Stück ist aus Bronze gegossen, besteht also nicht, wie andere Stücke, aus Eisen, das ganz oder zum Teil mit Bronze überfangen ist. Was die Keulen in den Händen der Königs- figuren anlangt, so gleicht die oberste in ihrer Form etwa einer gewöhnlichen Mörserkeule, während die drei anderen oben in einen Neger- kopf auslaufen wie bei PR, Fig. 279 (Bekrö- nung eines Stabes), und LR 13, Fig.66 (oberes Ende eines dem unseren ganz ähnlichen Fetischbaumes). Diese letztere „Keule“ ist wahrscheinlich ein Rasselstock, um die Auf- merksamkeit der Geister oder Götter auf den Handhabenden zu lenken. Ling Roth bildet in Fig. 76 ein vollkommen entsprechendes Stück aus Holz!) ab und fügt dabei folgende Notiz von Punch an, die ich hier in Über- setzung gebe: „Die geschnitzten Stäbe, bis- weilen aus Elfenbein gemacht, wurden ange- sehen als Nachahmungen solcher aus Bambus. Ich sah einige halbfertige, und obgleich oft mit figürlichem Schmuck, lag doch immer ') S. derartige Stücke auch in WK 24, Fig. 37—39 (Holz); WK 21, Fig.5 u. 15 (Bronze). Ein sehr schönes Stück aus Elfenbein von 1,49 m Länge bilden RD, Taf. VIII, Fig. 4, als aus dem Besitz des letzten Königs von Benin, Overami, stammend ab, der damit „die zu opfernden Menschen oder Tiere bezeichnete“. Ein anderes Stück aus Bronze, die historische „Keule“ des Königs Duboar, mit der Darstellung des auf einem Elefanten stehenden Overami als Bekrönung ist abge- bildet bei PR, Fig. 66—72. Wegen der Namen vgl. LR, S.7, der als 22. König angibt Adolo oder Odiobara und als letzten (23.) Edubo oder Overami. Bei LR, Fig. 66, trägt übrigens die den Stab krönende Figur des Königs in der Rechten ein Tuthorn, wie in dieser Arbeit unter C 3952 beschrieben wird. die Idee des Bambus mit seinen typischen Knoten zugrunde. Das oberste Internodium ist ausgehöhlt und enthält in seinem Innern ein Stück Holz oder Elfenbein, so daß der Stab, auf den Boden gestoßen, rasselt. Dies tat man, um die Aufmerksamkeit des Geistes, der gerade angerufen wurde, zu erwecken. Ich hörte nie, daß diese Stäbe als Werkzeuge zur Hinrichtung, d. h. beim Opfern, benutzt wurden; sie wären auch hierzu, da nicht schwer genug, nicht geeignet. Der König selbst zeigte mir ihren wahren Gebrauchs- zweck, indem er den Stock sehr kräftig schüttelte und damit rasselte.“ Die Gestaltung des oberen Endes des Rasselstockes mit dem Kopf und den Schlitzen darunter entspricht in der Nachahmung in Bronze, wie bei un- serem Stück, ganz dem von Ling Roth ab- gebildeten hölzernen Original. Abbildungen gleich gut erhaltener Stücke sind mir nicht bekannt. Bruchstücke oder ähnliche finden sich bei PR 354 u. 280; WK 24, Fig. 53. Unser Exemplar ist 1898 abge- bildet in „Dekorative Kunst“, II. Jahrgang, Nr. 8, S.84, aber irrtümlicherweise bezeichnet als „Elfenbeinschnitzerei aus dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe“. Möglicherweise haben wir, wiev. Luschan meint, in derartigen Stücken wie unserem „Fetischbaum“ einen königlichen Stammbaum vor uns. Inv.-Nr. C 2433. Eiserner Fetischbaum von 113cm Länge. Eine dicke Eisenstange ist oben zu einer Doppelglocke ausgeschmiedet, von der aber nur der untere Teil der größeren erhalten ist. Der Handgriff der Doppelglocke ist von einem Spiralband umgeben. Aus der Eisen- stange sind sodann weiter sechs nach oben gebogene kleine Stangen geschmiedet, die oben eine Knotenschlinge tragen und seitlich aufsitzende Chamäleons. Unterhalb dieses Kelches ist freischwebend um die Haupt- 48 stange ein Kreuz angebracht, von dem zwei Balken von menschlichen Armen, die aus der Stange geschmiedet sind, gehalten werden. Die beiden freien Kreuzbalken haben die Form von Axtklingen. Zweimal sind sodann aus der Stange je vier lange, nach unten gebogene Glocken ausgeschmiedet, deren Klöppel wie gewöhnlich in einem Loche der Glockenwand hing. Über den Glocken angeschweißte Chamäleons. Ein gleiches Stück unter den vielen ab- gebildeten ähnlichen ist mir nicht bekannt. Inv.-Nr. C 2343. Eiserner Fetischträger in Form einer dicken, unregelmäßigen Stange, die eine kelchartig ausladende Krone aus sechs Eisen- stücken trägt, von denen das eine die Form eines flachen Schlangenkopfes hat, dessen Augen durch Löcher dargestellt sind, während die fünf anderen verschieden geformte Klingen von Opfermessern sind. Diese sechs Stücke umfassen einen Klumpen Ton, der durch eingeknetete Wurzeln gefestigt ist. Über dem Schlangenkopf sind außerdem einige schwarze Federn befestigt. Ganze Höhe 72, Stange 53, Durchmesser der Krone etwa 13 cm. Es möge hierzu erwähnt werden, daß Aizan, ein Gott der Ewe (Dahome), unter dessen Schutz die Märkte, öffentlichen Plätze, Stadttore und Haustüren stehen, durch einen Tonkegel repräsentiert wird, auf dessen Spitze oder an dessen Fuß sich ein Stein oder ein tönernes Näpfchen befindet, in dem täglich Gaben an Palmöl dargebracht werden (s. Frobenius, Weltanschauung der Naturvölker, S. 268). Auch sonst spielt in dem ganzen westafrika- nischen Kulturgebiete die Verehrung von Gottheiten in Gestalt von Lehmklumpen oder Erdhügeln eine große Rolle (s. Frobenius, ebenda, S. 256 ff.). Dieses Stück, von dem mir ein zweites nicht bekannt ist, dürfte verhältnismäßig jüngeren Ursprungs sein. 8. Rundfiguren. a) Menschen. Inv.-Nr. C 2436. Taf. 3, Fig. 1. Höhe 26 cm. .Rundfigur aus Bronze, einen Mann dar- stellend mit erhobenem ebere in der Rechten. Die Tracht weicht in mehrfacher Hinsicht von der sonst üblichen ab und hat nur Analogien zu den beiden Figuren PR 232 und WK 24, 1. Über den nackten Ober- körper legen sich zunächst zwei sich über der Brust und dem Rücken kreuzende Bänder von Perlen. Wie es scheint, sind an diesen auch die den Oberarm umkleidenden Perlennetze befestigt. Über diese gekreuzten Perlenbänder fällt ein aus sieben einzelnen Perlenketten zusammengesetztes Band von einer Schulter zur anderen bis auf den Bauch herab. Darüber legt sich fast quer um den Brustkasten ein ebensolches breites Band, um den Hals ein breiter, weit abstehender Perlenkragen. Unter diesem hängt eine große spitzovale Zierperle auf die Brust herab. Den Kopf bedeckt eine Perlenkappe, die oben ein zentrales Scheitel- loch aufweist, wie-die großen als Zahnträger dienenden Köpfe (uhumwelau). Von der Haube hängt eine Kette aus großen Perlen bis auf den Schurz herab. Der Schurz hat den bekannten breiten vertikalen Zipfel und ist ganz abweichend verziert. Leider ist gerade der Schurz nicht gut erhalten oder im Guß nicht recht geglückt. Man sieht aber noch, daß er mit gekreuzten Bändern verziert ist, eine Verzierung, die mir sonst nicht begegnet ist. An den Hand- und Fuß- gelenken breite Perlenstulpe. Die linke Hand ist in Griffstellung; es läßt sich aber nicht entscheiden, ob sie etwas oder was sie etwa gehalten hat. Die Rechte hält das ebere erhoben. Von Interesse ist die ungeschickte Reparatur. Die Klinge des ebere war ab- gebrochen und ist dann durch einfaches Um- gießen mit Bronze wieder mit dem Handgriff verbunden. Inv.-Nr. C 2327. Taf. 3, Fig.2. Höhe 40 cm. Rundfigur aus Bronze, einen hohen ‚ Würdenträger (Oberpriester, vielleicht sogar 49 den König) darstellend. Die Figur gehört zum "Typus PR 232. Der Kopfschmuck entspricht dem unserer großen Köpfe C 2339 u. 2340 mit dem Unterschiede, daß sich an- statt des dort vorhandenen Scheitelloches eine hohe, oben mit einer überstehenden runden Scheibe abschließende Röhre erhebt, die man sich wohl als aus Flechtwerk be- stehend zu denken hat. Außerdem kommt an der linken Seite neben dem hornartig gebogenen Perlenansatz eine hohe breite Feder hinzu wie bei unseren großen Holz- köpfen. Der bei PR 232 über dem Kopf sich erhebende große Ring, dessen Form dem am Griff des ebere entspricht, war, nach den Rostspuren zu urteilen, vorhanden, ist aber abgebrochen, ebenso die Klinge des ebere. Die Bekleidung des Oberkörpers entspricht der bei PR 232. Sehr viel schöner ist aber bei unserer Figur der Schurz, der mit Portugiesenköpfen und einer Leoparden- figur verziert ist. Über der Ansatzstelle des Schurzzipfels, der bis an die Schulter reicht, hängen die Enden des Gürtels wie eine Art Skapulier herab, an beiden Enden mit Fransenbehang und Portugiesenkopf darüber. Zwischen den Beinen, die an den Waden von einem Perlennetz umschlossen werden, ist der starke Gußzapfen stehengeblieben, der wohl noch entfernt werden sollte. Der linke Arm ist horizontal ausgestreckt mit nach oben gekehrtem Handrücken. Fast völlig entsprechende Stücke PR 232 und WK 24, 1. Inv.-Nr. C 2305. Taf. 8, Fig. 1. Höhe 20cm, Breite23 cm. Gruppe vondrei Personen, Bruchstück einer größeren, die auf einem rahmenartigen Sockel vereint waren, dessen Außenseiten ein weit- maschiges Korbgeflecht nachahmen. In der Mitte sitzt der König auf einem niedrigen trommelförmigen Gegenstand. Bekleidet ist 7 er mit einem den Oberkörper und die Arme dicht umschließenden Perlengewand, einer kugeligen Perlenkappe mit hohem zylindri- schen Aufsatz und drei breiten, über die Ohren und den Hinterkopf fallenden Perlen- gehängen, breitem abstehenden Perlenkragen und einem Schurz. Am Gürtel hängen sieben halbkreisförmige Schmuckscheiben, die Brust . schmückt eine sehr große Perle an Perlen- schnur. Ihm zur Seite knien zwei Begleiter mit nacktem Oberkörper. Schurz- und Gürtel- schmuck dem des Königs ähnlich, wulstiger Halsring aus Perlen, hohe trichterförmige Kopfbedeckung, unten aus Perlen, oben glatt, mit einem spiralig herumlaufenden Bande aus Perlen verziert. Diese Form der Haube habe ich sonst nicht belegt gefunden. Da Spitzhauben im übrigen nur bei Frauen vor- kommen, haben wir es auch bei dieser Gruppe wohl mit solchen zu tun. Die Brüste sind aller- dings nicht hervorgehoben, nur die Brust- warzen stark angedeutet. Die Gruppe hat durch Feuer gelitten. Daher rührt auch die Haltung der Köpfe der Seitenfiguren, die ursprünglich gerade- gerichtet waren. Die Abbildung einer ähn- lichen Gruppe liegt nicht vor. Auf den Relief- platten RD XVI, 6 u. XVII, 5 kehrt dieselbe Szene wieder. Hier sind aber die drei Figuren alle gleichgekleidet, nur die Kappe des Königs ist vorn mit drei großen Schmuckperlen verziert, und der Schurz desselben ist etwas reicher gestaltet. Bei diesen Gruppen handelt es sich zweifellos um männliche Begleiter. Inv.-Nr. C 40499: Gruppe von zwei Kriegern, Bruchstück einer größeren Sockelgruppe. Die Haupt- person trägt einen Leopardenfellpanzer, eine eigenartige Haube mit Kinnband, einen un- verzierten Schurz, in der Linken einen Schild, in der Rechten drei Speere, unter dem linken Arm einen breiten Dolch und um den Hals ein Schmuckband mit Leopardenzähnen, von 50 dem vorn eine große viereckige, unverzierte Glocke auf die Brust herabhängt, hinten ein Gehänge, das sowohl von den bei RDXXXII, 3 u. 4 abgebildeten wie von dem von v. Lu- schan KKS, S. 30, erwähnten abweicht. Während es im ersten Falle ein breiter Tier- schweif, im zweiten Falle zwei Tierschweife sind, handelt es sich bei unserem Stück um vier dicke Bänder, die an drei Stellen um Bies19 a1). Fig. 19b (1:1). ein Stäbchen geschlungen sind (s. Fig. 19). Eine andere Deutung läßt sich auf Grund des Befundes kaum geben. Die Darstellung des Leopardenfelles ist das Interessanteste an dem Stück. In Wirklichkeit besteht dieses nur aus aneinandergesetzten starken Ringen, die die Fleckenzeichnung wie auch sonst markieren. Die Anordnung ist trotz der weit- gehenden Stilisierung so, daßß man noch Kopf- teil und Vorderpranken erkennen Kann. Der große, viereckige Schild ist wohl auch als aus Leopardenfell gefertigt anzunehmen. In der Mittellinie finden sich nämlich noch zwei Reihen von erhöhten Ringen. Die den Trag- gurt umfassende Hand ist sorgfältig ausgeführt. Die Kappe weicht von den sonst vorkommen- den Kopfbedeckungen erheblich ab. Sie setzt sich zusammen aus vier halbkreisförmigen ornamentierten Platten und ist oben durch ein tieferliegendes Stück Leopardenfell ge- schlossen. Ähnliche, etwas reicher ausge- stattete Kriegerfiguren bei PR, Fig. 42, und RD XI, 7. Bei der ersteren sind noch die Spür- haare, bei der zweiten Spürhaare und Augen dargestellt, beides fehlt an dem Leoparden- kopf unseres Stückes. Vor der Hauptfigur steht ein nur etwa halb so großer Begleiter mit nacktem Oberkörper, glattem Schurz, einer kegelförmigen Kappe mit sechs stark hervor- tretenden Rippen. Auf dem Rücken trägt derselbe an einer über die rechte Schulter laufenden dicken gedrehten Schnur einen viereckigen, kissenförmigen Köcher, an der rechten Hüfte eine viereckige Tasche mit Überfallklappe, die an einem über die rechte Schulter gelegten Gurt hängt. In der Linken hält er einen kleinen Bogen. mit deutlicher Frontalbespannung. Die Rechte hielt offen- bar den jetzt abgebrochenen Pfeil. Am linken Handgelenk ist ein Schutzpolster gegen den Anprall der Bogensehne befestigt. Die kleine Figur ist in alter Zeit mit vier langen, unten umgebogenen Bronzenägeln auf dem Rahmen- stück befestigt. Das prachtvoll patinierte, mit Laterit fest bedeckte Stück muß sehr lange Zeit verborgen oder vergraben gelegen haben und aus irgendeinem Grunde gewaltmäßig in den jetzigen Zustand gebracht worden sein. Höhe der Hauptfigur 13cm, der Nebenfigur 8cm. Inv.-Nr. C 2401. Taf. 4, Fig. 7. Rundfigur eines Beninkriegers aus Bronze, von einer Sockelgruppe.. Das Stück ist zweifellos im Guß verunglückt. Der Kopf ist mit einer dreieckigen Mitra bedeckt, die Brust mit dem Leopardenfellpanzer wie C 4049 und geschmückt mit einer großen Glocke. Von dem Leopardenhalsband hängt hinten ein langer Schweif, vielleicht der eines Leoparden, herab. In der Rechten hält der Krieger eine Lanze,inderLinkeneinenlänglich-viereckigen, oben abgerundeten Schild, dessen Mittelfeld in Flachrelief mit einem schmalen, auf die Spitze gestellten Rhombus verziert ist, an dessen SI obere und untere Spitze je zwei verbundene, rückläufige Spiralen angeschlossen sind. Die breiten Ränder um das Mittelfeld machen nach der Verzierung den Eindruck, als seien sie aus Rohrgeflecht hergestellt zu denken. Tatsächlich berichtet auch Nyendael, daß die Schilde leicht und aus dünnen Bambusstäben gemacht seien. Der unter dem Schild hervorragende stockähnliche Fortsatz ist entweder nur ein nicht entfernter Gufßszapfen oder aber, wie bei der nächsten Figur, das Schaftende eines Speeres, der zu- gleich mit dem Schilde gehalten wird. Die Form des Schildes samt Ornament ist ganz typisch, s.z.B.PR, Fig. 4, 8, 17, und RDXV]I,2, RISSE RR 2 URN 2A ERRILV 55 XXII, 2. Für die Form der Mitra und ihre Verzierung finde ich unter den Abbildungen nur Ähnliches, nichts völlig Entsprechendes. Die eigenartige Verzierung des Mittelfeldes, die typisch für den Beninschild ist, findet sich in ganz ähnlicher Weise wieder in Ge- stalt einer Fibelform von Neu-Lobitz, Kreis Dramburg in Pommern (Zschr. f. Ethnol. 1898, S. 225). Selbstverständlich ist das nur eine ornamentale Konvergenzerscheinung. Höhe 23 cm. Der rechte Arm und Speer sind äußerst ungeschickt, maßlos übertrieben groß modelliert. Inv.-Nr. C 2437. Ganz ähnlich ausgestattete Kriegerfigur mit auf die Erde gesetztem Schild, über den die Spitze eines Reservespeeres hervorragt. Höhe 18,5 cm. Inv.-Nr. 1175: 1. Rundfigur eines Beninmannes aus Bronze. Der Oberkörper ist unbekleidet; ein Unter- körper war zweifellos nicht vorhanden, so daß das Stück der Teil von irgendeiner Gruppe gewesen sein muß. Der Bauch ist weit vor- getrieben. Ihm entspricht auf der Rückseite ein tiefes Loch. Um die Stirn ein breites 7* Perlenband mit seitlichen Perlenrosetten; um den Hals fünf Perlenketten. In der Rechten hält die Figur einen trichterförmigen Becher (oberer Durchmesser 2,7, unterer Durch- messer 1,7 cm), in der Linken einen Gegen- stand, der aussieht wie ein zusammengelegtes Palmenblatt, das etwas zu umschließen scheint. An der linken Seite hängt an einer Schnur ein 5,3 cm langer, prismatischer Gegenstand von quadratischem Querschnitt, oben mit einem kugeligen Knauf, vielleicht eine Flasche. Höhe der Figur 15,6 cm. Unter den abgebildeten Stücken ist kein entsprechendes oder ähnliches. Inv.-Nr. C 2870. Rundfigur eines Beninmannes aus Bronze, ebenfalls von einer Sockelgruppe. Der Dar- gestellte, offenbar eine Persönlichkeit von hohem Range, trägt an einer Halskette von großen Perlen ein Kreuz auf der Brust. Er hält in der Linken eine Axt, die an ihrem unteren Ende eine Platte mit fünf Schellen trägt, in der Rechten einen Stock, von dem aber das untere Ende an der Hand weg- gebrochen ist. Die Figur entspricht den beiden gleichausgestatteten auf dem Anhänger RP, Fig. 14. Neben den Mundwinkeln die Spürhaare des Leoparden. Auf Grund unseres Stückes läßt sich mit Sicherheit sagen, daß auch die Figuren bei PR in ihrer Linken eine Axt trugen, von der aber bei beiden das obere Stück nicht mehr vorhanden ist. Auch PR, Fig. 91, entspricht im wesentlichen unserem Stück. Charakteristisch ist der runde, flache Hut mit horizontaler Krempe und dem umgelegten Bande mit erhabenen gekreuzten Linien. Die Beine sind .abge- brochen. Jetzige Höhe 13 cm. Inv.-Nr. C 3983. Taf. 4, Fig. 8. Höhe 19 cm. Rundfigur einer Beninfrau aus Bronze, von einer Sockelgruppe. Brust nackt, mit gekreuzten Perlenbandelieren wie PR, Fig. 93. 52 Einfacher gerader, mit drei Flechtbändern _ verzierter Schurz. Auf dem Kopfe eine hohe kegelförmige, oben nach vorn gebogene Perlen- kappe, hinten in Abständen mit zehn auf die Schulter fallenden doppelten Perlenschnüren. Um den Hals ein weiter, lose sitzender dicker Perlenring, an den Fußgelenken fünf glatte Ringe. In der Linken trug sie einen Stock gleich dem auf dem vorigen Stück, von dem aber auch nur das obere Ende er- halten ist. Der rechte Arm ist halb erhoben, die Hand zusammengelegt. Die Kappe ent- spricht ganz der an dem hervorragend schönen Mädchenkopf des Britischen Museums (ab- gebildet bei RD IX, 4), von dem eine Replik auch im Berliner Museum für Völkerkunde sich befindet, die sonstige Tracht, bis auf den Halsschmuck, der Figur PR 93. Diese trägt einen hohen anliegenden Kragen aus sechs Reihen von Perlenschnüren. Der dicke weite Halsring unserer Figur scheint aber typisch zu sein; er findet sich wieder bei PR, Fig.44, RD XI,8 und WK 29, Fig. 98, 99, 101 u. 105. Auf Grund von RD IX, 1 bin ich der Ansicht, daß es sich um die Dar- stellung einer königlichen Frau handelt. Sehr sorgfältig gearbeitetes Stück der besten Zeit. Die folgenden fünf Figuren sind zweifellos jüngeren Datums. Darauf deuten die nach- lässige Arbeit, die fehlende Sorgfalt in der Dar- stellung der Einzelheiten der Tracht, die ver- unglückten Proportionen des Körpers. Bei allen sind der Kopf zu groß, der Hals zu dick, die Arme zu dünn, die Beine zu Kurz. Inv.-Nr. C 2951. Rundfigur eines Beninmannes aus Bronze. Die Kleidung besteht nur aus einer Art Schwimmhose mit flüchtig eingeritzten verti- kalen Linien, oben durch einen Gürtel ab- geschlossen. Auf dem Kopfe eine eng an- liegende Haube mit unregelmäßig verteilten Perlen, wenn man dies bei der Roheit der Darstellung so deuten will. An einem über die linke Schulter laufenden Riemen hängt eine Tasche. Um die Brust legt sich weiterer Riemen darüber. Am Gürtel hängt ein roh modellierter Dolch mit gekrümmtem ‚Griff. In den Händen hält die Figur ein Steinschloß- gewehr mitgespanntem Hahn. Über den Augen die Stammesmarken als drei eingeschniftene Linien. Die Ohren sind nur als halbmond- förmige Leisten angedeutet. Höhe 20,5 cm. Inv.-Nr. 3743. Rundfigur einer Beninfrau aus Bronze. Stammesmarken auf der Stirn und zwei Ein- schnitte auf jeder Backe. Am Oberkörper 16 senkrechte Einschnitte, von denen immer zwei am Hals und über der Hüftkette zu- sammenstoßen. Um den Hals ein Perlen- halsband und ein zweites, das auf die Brust herabhängt. Um die Hüften eine dicke Kette aus kleinen quadratischen Gliedern. Die Vulva ist stark hervorgehoben durch einge- ritzte Linien in Form eines Palmenblattes. Die Frisur ist zu fünf Wülsten zusammengefaßt: ein hoher auf dem Scheitel, je einer über der Stirn, am Hinterkopf und an den Seiten des Kopfes. Die Ohren sind bei dieser wie auch bei den beiden folgenden Figuren gar- nicht dargestellt. In den Händen trägt die Figur einen rechteckigen Gegenstand mit zwei warzenförmigen Erhebungen. Höhe 20,8 cm. Inv.-Nr. C 3744. Rundfigur einer Beninfrau aus Bronze. Körper unbekleidet. Am Oberkörper zwölf Einschnitte in der Weise der vorigen Figur. Auf der Stirn sechs rautenförmige Einschnitte. Die Frisur ist zu einem hohen sagittalen Scheitelkamm geordnet. Um den Hals eine, auf die Brust herabfallend zwei Perlenketten. Hüftkette wie bei der vorigen. Mit den beiden Händen hält die Figur eine halb- kugelige Schale. Ein einfacher senkrechter Schnitt bezeichnet die Vulva. Höhe 22,2 cm. 53 Inv.-Nr. C 3745. Rundfigur eines Beninmannes aus Bronze. Über jedem Auge sechs Einschnitte. Am Oberkörper gekreuztes Perlenbandelier aus zwei Perlenketten und auf die Brust fallende Perlenkette. Die Kopfbedeckung kann man nur als eine mißverstandene Andeutung einer solchen bezeichnen, wie sie die großen Bronzeköpfe zeigen. Es ist ein hoher Scheitel- wulst erkennbar, weiter vier Perlenketten über der Stirn, die aber an den Seiten des Kopfes mit Perlenrosetten abschließen, und eine querliegende Perle über der Stirn. Das Hinterhaupt ist mit Grübchen bedeckt. Der Schurz zeigt ein eingeschnittenes Dreiecks- muster. In der Rechten hält die Figur ein Gerät in Form eines Steinbeiles wie die Königsfiguren. Höhe 22 cm. Inv.-Nr. 675: 05. Rundfigur eines Beninmannes aus Bronze in sehr roher Ausführung. Über jedem Auge die Stammesmarken als drei leisten- förmige Erhebungen. Am Oberkörper sechs Einschnitte. Ohren nur eben angedeutet. Auf der Brust an einem Band ein Pulver- fläschchen (Original einer solchen bei PR, Fig. 135), Schurz mit senkrechten Linien. In der Rechten ein abgebrochener Stab (Rest eines Hammers?), in der Linken ein flacher Stab, aber nicht frei gegossen, sondern direkt dem Schurz aufliegend. Höhe 22,5 cm. Inv.-Nr. 1133: 3. Rundfigur einer Beninfrau aus Bronze. Auf der Stirn drei spitzovale Einschnitte und auf jeder Backe ein solcher. Oberkörper mit vertikalen Einschnitten. Um Hals, Brust und Hüften Perlenketten. Frisur ähnlich wie bei C 3743. Mit der Linken hält die Figur eine lange Rauchpfeiffe im Munde. An jedem Unterarm zwölf Armreifen. Ohren: etwas hervorstehende Halbmonde. Höhe 18,3 cm. Inv.-Nr. 575 : 06. Reiter aus Bronze von außerordentlich unbeholfener Form, etwa ähnlich PR, Fig. 300. Der Reiter trägt auf der Brust ein Fläsch- chen wie 675:05, in der Rechten ein Schwert, auf dem Kopfe eine Haube, die in einen v-förmigen Zipfel ausläuft. Schurz ange- deutet. Um die Hüften einen dicken Gürtel. In der Linken hält der Reiter den Zügel, eine gedrehte Schnur. Das Pferd trägt einen Halsring mit sechs kugeligen Buckeln (ge- meint sind wohl Schellen). Höhe 13,5 cm. b) Tiere. Inv.-Nr. C 2952. Taf. 4, Fig. 1. Länge 26, Höhe 20 cm. Leopard aus Bronze von sehr unbeholfener, roher Formengebung. Der viel zu große Kopf zeigt recht verunglückte kissenförmige Kiefer. Die weit über den Kiefer hervor- ragenden Eckzähne stehen falsch zueinander. Der Schwanz legt sich als eine Handhabe frei über den ‚sattelförmig eingedrückten Rücken und ist mit dem Scheitel fest ver- bunden. Die einfach zylindrischen Beine sind ohne Andeutung der Tatzen. Die Flecken des Felles sind als vertiefte Kreise dargestellt. Der Guß zeigt viele Fehler. Inv.-Nr. C 2326. Großer Hahn aus messingartiger Legierung, auf niedrigem, kastenförmigem, mit Band- ornamentverziertem Sockel stehend. Zwischen den Füßen ein quadratisches Loch von 4,5 cm Seitenlänge. Sehr niedriger Kamm, jederseits drei schmale lange Kehllappen. Auge und Pupille rund, aus Eisen. An vielen Stellen des Körpers kann man die eingesetzten Eisen- stützen erkennen. Dickwandiger Guß, wo- durch sich das beträchtliche Gewicht von 27,65 kg erklärt. Höhe 54,5 cm. Ähnliche Abbildungen in PR 144; RDX, 2; WK 21, 215; 24, 54; 27, 66 u. 72. 54 Inv.-Nr. C 3347. Taf. 8, Fig.2. Höhe 44 cm. Großer Hahn aus Bronze, ebenfalls auf Sockel, von außerordentlich schöner Mo- dellierung, auch technisch ausgezeichnet durch den hervorragend dünnwandigen Guß. Die Dicke der Metallschicht beträgt nur etwa I mm. Von der Patina gilt dasselbe, was bei der Beschreibung des Kopfes C 2945 gesagt ist. Hoher gelappter Kamm, jederseits ein großer, halbkreisförmiger Kehllappen und ein ganz kleiner dahinter. Augen und Pupille rund, aus Eisen. Auf Grund der Abbildungen kann man getrost sagen, daß dieses Exemplar das bei weitem gelungenste und lebenswahrste ist. Die folgenden Vogelfiguren sind ganz moderne Stücke, gleich unbeholfen in Formen- gebung und Guß. Inv.-Nr. C 2341, 2409, 2410 und 2878. Hähne aus Gelbguß wie PR 271, 301 und 348. Höhe 14,6, 18,5, 13,5 und 11,6 cm. Inv.-Nr. C 2411. Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, auf einer kreisrunden Metallplatte befestigt. Kümmer- form der Vögel auf den Stabaufsätzen wie C 2407 und 2424. Höhe 16,9 cm. Inv.-Nr. C 2412 und 2413. Vogel mit ausgebreiteten Flügeln auf vier- eckigem Fuß. Höhe 11,4 und 12 cm. 9. Gefäße. Inv.-Nr. C 3862. Taf. 9, Fig. 7. Deckel 32 cm. Pokalförmige Kanne mit Deckel, langem Ausguß und eigenartig geformtem, scharf profiliertem Henkel, der unten in zwei Spiral- voluten endet. Auf dem schlanken, zylin- drischen Fuße erhebt sich über dem durch ein Ornamentband abgeschnürten, ringwulst- förmigen Basisteil der hohe, nach oben sich Höhe 26 cm, mit erweiternde Körper des Gefäßes. Der Ausguß reicht bis zu dem Ornamentband herab. In der oberen Hälfte seiner Innenwand sind drei große runde Löcher. Der Deckel hat die Form eines Kugelabschnittes und trägt oben in der Mitte einen 3cm hohen vertikalen Knopf zum Anfassen, der nur durch gewalt- mäßigen Druck zur Seite gebogen erscheint. Hinter dem Deckelknopf sitzt an einer all- mählich stärker werdenden Rippe eine ge- kerbte Rosette, die als Rast für den Deckel dient, daß dieser nicht nach hinten über- schlagen kann. Dicht über der Rosette ist an beiden Seiten der Rippe ein kleines Spitz- oval eingepunzt, das den Eindruck eines Auges hervorruft, so daß Rippe und Rosette wie der Oberteil eines Vogelkopfes erscheinen. An der Fußplatte und den Rändern oberhalb und unterhalb des Ringwulstes sind Ornament- bänder angebracht, die sich aus denselben Elementen zusammensetzen wie das breite Halsornament am kugeligen Kruge C 4046. Dasselbe Ornament kehrt auch an dem Gefäß PR 151 wieder. Die Form ist, wie man auf den ersten Blick sieht, nicht afrikanischen Ursprungs. Als Modell haben, wie mir scheint, indische Metallgefäße gedient. Wenn es mir auch nicht gelungen ist, ein in allen Einzelheiten völlig entsprechendes Stück aufzufinden, so sehe ich doch diese und jene Elemente bei indischen Gefäßen. Die Fußplatte mit dem abgestuften Rande, dem hohlen Säulenfuß, wenn auch nicht in der Schlankheit, bei dem Samowar aus Nordindien in der vom Österr. Handelsmuseum herausgegebenen Sammlung von Abbildungen türkischer, arabischer, persischer, zentralasiatischer und indischer Metallobjekte, Wien 1895, Taf. XXVI. Dieselbe Form des Ausgusses erscheint bei diesem und anderen Gefäßen. G. Migeon bildet im „Manuel d’art Musulman“, Bd. II, Paris 1907, in Fig. 178 eine Kaffeekanne aus Zentralasien ab, bei der die obenerwähnte 55 Rast für den Henkel in derselben Gestaltung erscheint. Für die Gestaltung des Henkels, namentlich seines Endes, führe ich als Par- allelen an die Kaffeekannen 13 und 20 aus Kaschmir in „Altindische Metallgefäße des Bayerischen Gewerbemuseums“, Nürnberg 1889, und vor allen Dingen den nordindischen Wasserkrug XXXI, den Samowar XXVI und einige zentralasiatische Kannen des Österr. Handelsmuseums. Auch die kugelige Form des Deckels mit dem Deckelknopf findet sich in allen Fällen, ebenso die Eingelenkung des Deckels in zwei festen Wangenstücken auf dem Henkel mittels eines kräftigen Stiftes. Die Anbringung der drei Löcher in der Innen- wand des Ausgusses verdankt ihr Entstehen wohl der mißverstandenen Nachahmung von Siebvorrichtungen bei den Originalen. Den scharfen winkligen Umbruch des Henkels zeigt freilich kein Henkel bei den indischen Gefäßen, die ich anführte. Wohl aber sehen wir diese Form des Henkels bei einem glasierten irdenen Krug von Avignon, 17.Jahr- hundert, im Hbg. Museum für Kunst und Gewerbe (1887, 269), der auch sonst in der Form unserem Stück ähnelt, wie ich schon im Jahresbericht für 1904 hervorgehoben habe. Übrigens schreibt Brinekmann in seinem „Führer durch das Hbg. Mus. f. Kunst u. Gewerbe“, daß der Krug von Avignon einem Metrallgefäß nachgebildet ist. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß bei dem einen wie bei dem anderen Stück orientalische Vorbilder als Vorlage gedient haben, und es liegt nahe, anzunehmen, daß die Portugiesen indische Gefäße nach Benin brachten, die als Modelle gedient haben mögen. Auffällig ist immerhin, daß unser Gefäß das einzige seiner Art bisher ist. Listen von Gegenständen, die in Benin eingeführt wurden, hat v. Luschan in seiner Abhandlung „Über die alten Handelsbe- ziehungen von Benin“ (Berlin 1900) zu- sammengestellt. Unter den von den Nieder- deutschen eingeführten Gegenständen finden wir u. a. türkische Prunktücher, kupferne Töpfe und Schüsseln, Kochbecken, kleine und große Näpfe, getriebene Wassereimer u. a. Inv.-Nr. C 2435. Taf. 9, Fig. 6. Höhe 25 cm. Kugeliger, glatter Henkelkrug aus Bronze, in einem Stück gegossen samt dem schmalen vierkantigen Henkel und sechs am Halse vertikal angebrachten starken, festen Ringen, in deren einem ein zweiter lose eingehängt ist. Der in einen Falz des Randes fassende Deckel ist nicht mehr vorhanden. Er war in zwei über der Ansatzstelle des Henkels in die Höhe ragenden halbkreisförmigen Wangen mit einer Niete befestigt. Ein dicker Fußring gibt dem Gefäß die nötige Standfestigkeit. Es handelt sich offenbar um die Nachahmung eines europäischen Fayencekruges mit Zinn- deckel. Ein völlig entsprechendes Stück bei PR, Fig. 142. Inv.-Nr. C 4046. Taf. 9, Fig. 5. Höhe 21, Umfang 65 cm. Kugeliger, glatter Krug aus Bronze mit zwei kräftigen, mitgegossenen, horizontalen Ringen unter dem durch eine Leiste abge- setzten Halsteil. An diesen Ringen ist eine Kette aus länglichen, zusammengebogenen Gliedern aus starkem Bronzedraht befestigt. Der Halsteil ist mit einem feinen Ornament bedeckt, das sich aus dicht bei dicht, stellen- weise auch übereinander greifenden, miteinem erwärmten, Stempel’ in die Wachsform ein- gedrückten Mu- stern zusammen- KOXKoHXoX setzt (s. Fig. 20). IA VA Das einzelne Mu- Fig. 20. ster besteht aus einem Quadrat, das zwei sich überschneidende Ellipsenendabschnitte einschließt. In der Mitte des dadurch entstandenen Kreises liegt ein konzentrischer Kreis, und jeder Zwickel enthält einen Punkt. Auf diesem Ornament- streifen des Halses sind an vier Stellen, und zwar über den Henkeln und vorn und hinten in der Mitte, rätselhafte, nur schwach in der 56 Form erkennbare dünne aufliegende Figuren zu sehen. Am besten ist ihre Form dem chinesischen Cash zu vergleichen, eine Figur davon einem „rhombischen Cash“, wenn der Ausdruck erlaubt ist. Ganz ähnliche unregel- mäßige Flecke auch auf der vom Fußring umschlossenen Bodenfläche. Über die tiefere Bedeutung dieser an sich in ihrer Unregel- mäßigkeit nicht gerade schmückenden Orna- mente läßt sich bei dem Mangel an Vergleichs- material nichts sagen. Fußring wie beim vorigen Gefäß. Inv.-Nr. 1175:2. Taf. 9, Fig. 4. Durchmesser 23,5 cm, ursprüngliche Höhe etwa 10 cm. Unterteil eines kugeligen Bronzegefäßes mit Falzrand. Die Bodenpartie ist gewalt- mäßig herausgebrochen. Den Rand begleitet ein 2cm breiter Streifen von drei verfloch- tenen Winkelbändern auf punktiertem Grunde. Ein ebensolcher Streifen schließt, nach den vorhandenen Resten zu urteilen, die breite ornamentierte Zone, welche die Wandung des Gefäßes bedeckt, unten ab. Letztere zeigt, eingeschaltet in das häufige Ranken- muster, vier völlig gleiche Europäer in Vorder- ansicht mit auswärtsgestellten Füßen in pri- mitiver Zeichnung. Jeder hält in der Rechten einen ballonförmigen Gegenstand (Beutel? Flasche?). Der Grund ist auch hier punktiert; alle Ornamente sind mit kräftigen Schlägen eingepunzt. An einer Stelle verläuft der Bruch der einen Figur genau der Punzlinie entsprechend. Der Deckel, der wohl auch die Form einer Kugelschale hatte, fehlt. Er wurde nur aufgelegt, nichts deutet auf eine Befestigung. Ein ähnliches Stück ist mir nicht bekannt. Ein bedeutend größeres, hölzernes, mit Messingornamenten benageltes Gefäß (Höhe 20,3 und Durchmesser 36,8 cm) ist von Ling Roth 13 in Fig. 116 abgebildet. Inv.-Nr. C 4047. Kreisrunde, aus Bronze gegossene dick- wandige Schale. Um den Rand legt sich in Je SE Reliefein Flechtband in S-förmigen Schlingen zwischen geraden, einfachen Bändern. An einer Stelle ist ein Gußfehler durch unge- schicktes Nachgießen von Metall ausgebessert. Durchmesser 16,5 cm, Höhe 7 cm, Dicke der Wandung 4 mm. Inv.-Nr. C 4048. Taf. 9, Fig. 3. Sehr schwerer mörserförmiger Gegenstand „| mit sechs starken vertikalen Rippen von 1 bis 1,5 cm Breite und zwei mitgegossenen vertikalen Henkeln. Der Boden ist ausge- brochen. Ob der Gegenstand als Ganzes nur ein Bruchstück ist und welchem Zwecke derselbe gedient haben kann, muß fraglich bleiben. Abbildungen ähnlicher Stücke sind mir nicht bekannt. Höhe 9 cm, oberer Durch- messer 12 cm, unterer Durchmesser 10 cm, Dicke der Wandung mit den Rippen 2 cm, ohne die Rippen 1,3 cm. Inv.-Nr. C 3688. Taf. 8, Fig. 4. Höhe 13 cm. Vasenartiges Gefäß aus Bronze in Form einer knienden, schwangeren (?) Beninfrau. Der Kopf ist übermäßig groß, Arme und Beine sind unverhältnismäßig dünn, die Brüste nur in ganz flachem Relief dargestellt. Um den Hals trägt sie eine gedrehte Schnur, von der ein halbmondförmiges Schmuckstück auf die Brust herabfällt. Am Oberkörper die fünf typischen Stammesnarben; an den Hand- gelenken geknotete Armringe. Die Ober- schenkel sind von einem schmalen, einfachen Schurz bedeckt. Die Figur macht den Eindruck, als solle eine Zwerggestalt wiedergegeben sein, wie sie von Heger(11) beschrieben sind. Jedenfalls steht das Stück bisher einzig in seiner Art da. Inv.-Nr. C 2400. Gurkenförmige Flasche (Pulverflasche?) aus Gelbmetall. An beiden Seiten je zwei mitgegossene horizontale Ringösen am Ende des Halsteiles. Die Oberfläche ist nicht N 57 gleichmäßig rund, sondern zeigt elf ebene Flächen. Höhe 18 cm. Ein in der Form ähnliches, aber mit Ornamenten bedecktes, gleichmäßig rundes Exemplar bei LR 13, S. 44. Inv.-Nr. C 3060. Kleines Fläschchen (für Pulver?) aus Gelb- metall in Kalebassenform. Die Oberfläche erscheint wie mit einer Schnur spiralig um- wickelt. Auf den beiden kugeligen Ver- dickungen je eine Maske eines Beninmannes. An der oberen Verdickung zwei horizontale Ringösen. Länge 9 cm. Abgebildet in WK 29, 136. Ähnlich WK 19, 99 und LR 13, Fig. 133 u. 134, aber ohne ‚Masken. Inv.-Nr.-C 2399. An einer Schmalseite offenes Prisma von rechteckigem Querschnitt (5:3 cm) aus Bronze. Auf der einen Seite in Hochrelief die Figur eines Beninmannes mit nacktem Oberkörper mit den fünf typischen Narben, einfachem Schurz und Halskette. Arme abgebrochen. Zu beiden Seiten des Kopfes eine kleine Schlangenfigur. Die Seitenflächen des Prismas sind mit Kreiswulsten in flachem Relief orna- mentiert. Die Kanten sind durch eine glatte Schnur betont, die an den Ecken der Fläche mit der Figur zu Doppelknoten verschürzt sind. Wenig sorgfältige Arbeit. Zweck unbe- kannt. Länge 18 cm. Inv.-Nr. C 2872. Rätselhafter Gegenstand aus Bronze. An ein 16,5 cm hohes, an den Schmalseiten offenes, hohles Prisma von rechteckigem Querschnitt (6:4 cm) setzt sich oben ein hori- zontaler, 2 cm breiter Rand, der von einer geflochtenen Schnur mit Schraubenköpfen an den Ecken umgeben ist. In der Mitte des Randes über den längeren Seiten erheben sich 2 cm hohe dünne Röhrchen, an die sich von unten die ganze Höhe einnehmende Schlangen hinaufringeln. An den Schmalseiten sind 8 kleinere Schlangen, deren Kopf auf dem Rande liegt. Welchem Zweck der Gegen- stand gedient hat, läßt sich nicht sagen. Ähn- liches, etwas kleineres Stück in WK 21, 35. Marquart beschreibt S. 57 ein gleiches Stück unter der Bezeichnung „Bronzeständer (Kandelaber?)“ von denselben Abmessungen. Inv.-Nr. C 2398. Taf. 4, Fig. 2. Höhe 14,5 cm. Gefäß aus Bronze in Form eines sitzenden männlichen Leoparden mit abnehmbarem Kopfe. Die Fellzeichnung ist, wie gewöhnlich, durch eingepunzte Kreise auf punktiertem Grunde dargestellt. Um den Hals 13 Schnüre aus großen zylindrischen Perlen. Über die Schnauze verläuft von der Stirn abwärts ein glattes, oben breiteres, von einer eingepunzten Linie umrahmtes Band. Oben auf dem Kopfe ein rundes Loch von der Größe eines Fell- fleckes. Die Pupille ist spaltförmig. Die rechte Vorderpranke ist abgebrochen, die Bruchstelle aber so gleichmäßig patiniert und auch sonst von einer Beschaffenheit, daß die Frage berechtigt erscheint, ob das Fehlen der Pranke nicht beabsichtigt ist. An der linken Halsseite und unter dem linken Ohreine starke Ringöse. Beide Ringösen waren ursprünglich wohl durch eine Kette verbunden. An der rechten Halsseite ein Loch und ein diesem entsprechendes im Kragenteil des Kopfes, der letzterem im Halsteil des Körpers Halt gewährt. Durch die Löcher wurde zweifellos ein Pflock zur Befestigung gesteckt. Die unteren Schneidezähne sind weggelassen, und dadurch ist eine Ausgußöffnung entstanden. Das Stück erinnert unwillkürlich in seiner Form an ein Aquamanile. Es ist auch nicht un- möglich, daß es als solches gedient haben kann, wenn man sich erinnert, daß das Christentum rein äußerlich eine Zeitlang in Benin Fuß gefaßt hat. Ein völlig entsprechendes Stück ist mir nicht bekannt. Leopardenfiguren kommen sonst mehrfach vor, auch sehr viele größere, 58 wie z. B. PR 345 von 40 cm Höhe, bei dem übrigens die linke Hintertatze abgebrochen und durch ein Stück Elfenbein ersetzt ist. Ein Leopard mit Halsringschmuck findet sich auf einer Platte in WK 24, 32. Schon der alte Dapper berichtet 1670, daß der König „etliche zahme Leuparden, die er zu seiner Lust hält, an Ketten herumführen lesset“. Die Darstellung des Königs zusammen mit Leoparden ist häufig genug und anzunehmen, daß diese eine Art Symbol der königlichen Macht, wenn nicht Totemtiere des Königs, sind, wie v. Luschan annimmt. Inv.-Nr. 1050 : 05. Kubisches Gefäß (Lampe?) aus Bronze, mit Aufhängevorrichtung. Das kubische, nach oben um ein geringes weiter werdende Ge- fäß steht auf vier einfachen, 3 cm hohen Füßen. Von der Mitte des Bodens ragt eine 1,9 cm lange Röhre nach unten, deren unterer Rand mit einer dicken geflochtenen Schnur umgeben ist. Die Seitenflächen des Gefäßes sind alle übereinstimmend in Relief orna- mentiert, und zwar mit einem Portugiesenkopf wie PR 389, umgeben von Spiralen mit her- vortretendem Nabel in der Mitte. Die Kanten sind von Leisten umrahmt, die an den Ecken zu Doppelknoten verschlungen sind. In der Mitte jeder Oberkante ist eine mitgegossene quadratische, starke Öse. In zwei gegenüber- liegende greift ein rundgebogener, flacher Bügel ein, der auf der Oberseite mit einem Flechtornament wie PR 383 verziert ist. Auf- gehängt ist das Ganze an einem 19 cm langen Haken, der in seinem unteren, flachen Teil beiderseits mit demselben Muster verziert ist, wie der Bügel. An den Haken schließt sich zunächst eine Kette von drei Gliedern, von denen das obere und untere oval, das mittlere 8-förmig ist. Das unterste Glied trägt die Figur eines nackten Beninmannes mit den charakteristischen Stammesnarben, der in der Rechten ein Beil hält. Unter den Füßen ist eine Ringöse, die durch einen umgebogenen Kupferdraht mit dem Bügel des Gefäßes verbunden ist. Bis auf die Ornamente der Seitenflächen des Gefäßes übereinstimmendes Gefäß bei PR 382. Anders geformte Lampen mit derselben Aufhängevorrichtung bei PR 309 und 310. In diesen Fällen sind es flache Schalen, bei 309 oben geschlossen mit vier Schnauzen in den Ecken für den Docht. Inv.-Nr. C 2310. Aufhängevorrichtung für eine Lampe wie die vorige. Anstatt der Menschenfigur ein männlicher Leopard mit frei über den Rücken gelegtem Schwanz, dessen Fleckenzeichnung durch dicke Ringe in starkem Relief wieder- gegeben sind. Die Hinterpranken, die den Bügel hielten, sind miteinander verbunden. Ähnliches Stück in WK 24, 68. Inv.-Nr. C 3346. Taf.9, Fig. 1. Höhe 15,7 cm. Bruchstück eines Gegenstandes aus Bronze, über dessen ursprüngliches Aussehen sich nur soviel sagen läßt, daß es einst etwa ein blumentopfförmiges Gefäß mit durchbroche- ner Wandung gewesen sein muß. Auch nur eine Vermutung über den Zweck des jetzt arg verbogenen Stückes läßt sich nicht auf- stellen, da irgend etwas Ähnliches bisher nicht vorliegt. An die sehr dicke, solide, Bodenfläche schließt sich ein leider unregel- mäßig abgebrochener, an der einen Seite nach unten gebogener, an der anderen Seite nach oben gewaltsam umgeklappter Rand. Ob sich ursprünglich noch etwas unten an das Stück ansetzte und was es war, läßt sich nicht sagen. Vielleicht war es nur eine Ver- breiterung des Bodens, um eine sichere Stand- fläche zu erzielen. Die Unterseite der Boden- fläche ist jedenfalls ganz glatt und zeigt nicht die geringste Spur, daß hier etwas Vorhanden- gewesenes durch Beschädigung entfernt ist. 59 Man könnte sonst vielleicht daran denken, ob das Stück nicht etwa der oberste Teil eines „Fetischbaumes“ sein könnte. Die Wand des „Gefäßes“, von der bedauerlicher- weise nur die Hälfte etwa erhalten ist, zeigt ein Krokodil, das einen halbkreisförmig ge- bogenen Wels in der Mitte des Leibes mit seinem weitgeöffneten Rachen gepackt hat. Von diesem Krokodil ist nur der Vorderleib erhalten. Die Ergänzung des Tieres finden wir glücklicherweise rechts neben der ge- schilderten Gruppe. Wir sehen hier den hakenförmig gekrümmten Leib eines zweiten Krokodils, dessen Schwanzspitze sich einst an den oberen Rand legte, während der Kopf von den Augen ab weggebrochen ist. Es läßt sich hieraus mit größter Wahrscheinlich- keit schließen, daß sich dieselbe Darstellung noch einmal wiederholte. Eine derartige symmetrische Gestaltung der Ornamente finden wir auch bei den „Kelchen“ der „Fetischbäume“. Daraus folgt dann weiter, daß trotz der Beschädigung des Stückes nichts Wesentliches verlorengegangen ist. Das dar- gestellte Krokodil (wohl Crocodilus niloticus) zeigt eine rechteckige, vorn nur wenig an den Ecken abgerundete, durch tiefe Furchen in Karrees abgeteilte Schnauze, vorn mit den großen ringförmigen Nasenlöchern. Diese Karree-Einteilung erstreckt sich auch auf den Körper, nur daß hier jedes Karree einen allerdings übermäßig vergrößerten Höcker trägt. Der Schwanz ist mit den typischen, der Natur entsprechenden sägezahnförmigen Schildern besetzt. Die Beine sind unnatür- lich lang und dünn. Der Wels hat an jeder Seite der Schnauze vier S-förmig gekrümmte, lange, an den Enden umgerollte Bartfäden. Das eigentümliche kettenähnliche Ornament auf dem Kopfe soll vielleicht die für Chrys- ichthys charakteristische Anordnung der Knochenplatten wiedergeben, eine Vermutung, die ich Herrn Prof. Dr. Pfeffer verdanke. Die Strahlen der Schwanzflosse sind in ein- gr facher Weise durch sieben divergierende Leisten angedeutet. Den Abschluß des Ganzen bildet oben ein 1,5 cm breiter, mit Flecht- bändern ornamentierter Rand. Ein zweites, etwa halb so breites Band ist in der halben Höhe des Welses angebracht und setzt sich, wie man deutlich erkennen kann, auf der anderen Seite fort. Was zunächst die Darstellung anlangt, so sehen wir bei RD auf Taf. 31, Fig. 1, eine Platte mit einem ganzen Krokodil mit einem der Breite des verfügbaren Raumes ent- sprechend stark verkürzten Fische im Rachen. “Nach v. Luschan ist der dargestellte Fisch ein Chromide, Haligenes guineensis. „Wir wissen, daß gerade das Krokodil zu den Tieren gehört, die im alten Benin sakrale Be- deutung gehabt haben,“ schreibt v. Luschan. Hiermit dürfte auch zusammenhängen, daß wir auf drei der Platten bei RD (Taf. XXI, 5; XXIV, 1 und XXV, 4) Personen vorgeführt sehen, die Stäbe tragen, deren Bekrönung aus einem Krokodilkopf mit einem Fische im Rachen besteht. Daß es sich um ganz bestimmt charakterisierte Rangespersonen handelt, geht auch aus der Tracht hervor. Der Helm hat eine mächtige Halsberge und Wangenplatten bei zweien, beim dritten ein starkes Sturmband mit Schieber. Der Ober- körper ist unbekleidet. Gürtel und Gürtel- schleife, vielleicht aus Leder zu denken, sind mit runden Metallbuckeln — denn solche sollen wohl dargestellt werden — besetzt. Ebenso erscheinen die breiten Halsbergen, die wir uns auch aus Leder angefertigt und mit Metallbuckeln besetzt vorstellen mögen. RD meinen denn auch, daß die Stäbe sym- bolische Bedeutung haben und von könig- lichen Boten als Zeichen ihrer Beglaubigung getragen seien, und zwar solchen, die speziell mit Europäern in Handelsgeschäften ver- handelten. Die beiden Begleiter des Krokodil- stabträgers halten nämlich jeder eine manilla in der Hand. 60 Inv.-Nr. C 4043. Taf. 9, Fig. 2. Höhe 16 cm. Gefäß aus Bronze in Form eines hoch- gewölbten Schildkrötenpanzerss. Am Rande mitgegossene Ringe. Das hintere Ende des Bauchschildes ist unregelmäßig ausgebrochen. Nach den unversehrt erhaltenen Anfangs- stellen scheint es ein halbkreisförmiger, etwa /, em breiter Spalt gewesen zu sein. Der vordere Rand des Rückenschildes hat den Verlauf von sechs flachen Bogenlinien, der des Bauchschildes ist gerade und reicht um etwa 2,5 cm weniger nach vorn. Irgendwelche Vorrichtung zum Aufhängen ist nicht vor- handen. Welchem Zwecke das Stück gedient haben mag, ist nicht zu erkennen. In den Ringen haben offenbar wie bei den schild- förmigen Anhängern Schellen gesessen. Da es gerade über die menschliche Hand paßt, wäre die Deutung als Tanzrassel denk- bar. Unter dem Abbildungsmaterial ist kein entsprechendes Stück vorhanden. Nur in Wien scheint ein ähnliches Stück zu sein (s. Heger 11, S.158), wie aus der Beschreibung hervorgeht: „Vorn befindet sich der größere Kopfausschnitt; an den beiden Seiten ist die obere Platte mit der unteren vorwiegend flachen und nur schwach vertieften Bauchplatte ver- bunden, während zwischen den hinteren Teilen beider ein schmaler Spalt übrigbleibt.“ Leider ist keine Abbildung beigegeben. Nach Heger liegt die Nachahmung der Schale einer Cinixys homeanaBell.vor. PR bildet unter Fig. 118eine Schildkrötenschale aus Messing mit Kupfer- einlagen indenSchildern ab. Ausder Abbildung läßt sich aber nur entnehmen, daß es sich um ein nicht entsprechendes Stück handelt. Jedenfalls fehlen die Ringe und nach der Abbildung auch die Hinweise darauf, daß ein oben offenes Gefäß vorliegt. Inv.-Nr. C 2939. Holzgefäß mit- Deckel in Form eines Antilopenkopfes. Die nach vorn gebogenen kurzen Hörner werden von Menschenarmen \ En gehalten, die sich aus der Scheitelgegend emporstrecken. Die Ohren sind horizontal frei nach hinten gerichtet. Die Schnauze ist langgestreckt und in der Mitte stark ver- schmälert. Verschiedene Partien, so die Ohren, die Enden der Hörner, die Menschen- arme, die Kieferränder, die Pupillen, der zylinderförmige Fuß, sind mit Messingblech überkleidet, das mit getriebenen, meist ein- fachen Linienornamenten verziert ist. Außer- dem sind über die freien Partien des Kopfes zu Reihen regelmäßig geordnete runde Messingknöpfe verteilt. Holz- und Metall- teile erscheinen durch Alter bzw. Oxydation und Rauch gleichmäßig braunschwarz gefärbt. Länge 37, Höhe 22 cm. Ähnliche Exemplare in PR, Fig. 336, RD, Taf. XI, 9, WK 21, 114 u. 24,107 und LR, Fig. 243, aber alle ohne die zuletzt erwähnten Messingknöpfe. Derartige Gefäße erscheinen auf den Platten in den Händen von Dienern neben Männern mit ebere z. B. PR, Fig. 18, RD, Taf. 28, 4. Sie wurden gewiß für einen ganz bestimmten Zweck gebraucht, vielleicht zur Aufbewahrung von Opfergaben. Inv.-Nr. C 2338. Taf.8, Fig. 5. Höhe 26,5 cm. Durch- messer 18 cm. Zylinderförmiger Untersatz aus Bronze. Unten setzt sich ein horizontaler, 2 cm breiter Rand an wie bei den großen Köpfen. Die Decke des Untersatzes hat ein kreisrundes zentrales Loch von 6 cm Durchmesser, von dessen Peripherie ein etwa 3 cm breiter Rand vertikal nach innen sich erstreckt. Die Mantelfläche des Zylinders ist durch senk- rechte Reliefschnüre in acht rechteckige Felder von gleicher Breite geteilt. Vier von diesen sind mit einem eingepunzten losen Winkelbandornament auf punktiertem Grunde verziert, während die vier anderen durch vor- springende, auf dem plinthenartig angesetzten Rande stehende weibliche Figuren verdeckt werden, und zwar so, daß immer eine Figur mit einem Felde der ersten Art abwechselt. Die einander gegenüberstehenden Figuren sind gleich. Die eine Figur hält in der Linken eine gestielte, flache Glocke, in der Rechten einen Stab zum Anschlagen. Die andere Figur hält statt der Glocke einen mit einer Vogelfigur bekrönten Stab, wie der- gleichen in größerer Anzahl im Original vor- liegen und auch im Besitze unseres Museums sind. Mit dem Stabe in der Linken berührt _ die Trägerin den Kopf des Vogels. Die 61 Frauengestalten sind bekleidet mit einem weitmaschigen Netzwerk von Perlen, das die Oberarme und die Oberschenkel in Form einer Badehose umschließt. Weiter tragen sie sechs Perlenschnüre um den Hals, ein Halsgehänge von fünf Perlenschnüren, von den Schultern zu den Lenden kreuzweise laufende Bänder aus vier Perlenschnüren und je fünf Perlenschnüre um Fuß- und Armgelenke. Die Narbenzeichnung des Körpers weicht etwas von der der Männer ab und gleicht der der fächertragenden Be- gleiterinnen der Königin (?) auf dem Unter- satz bei RD, Taf. IX, 1. Die raupenhelm- ähnliche Kappe gleicht solchen aus Eloby. Ein ganz entsprechendes Stück findet sich bei PR, Fig. 139. Bei diesem sind aber zwei der freien Felder der Mantelfläche aus dünnem Blech gefertigt und aufgenietet. Über den Gebrauchszweck ist schwer etwas zu sagen. Es liegt ja nahe, daran zu denken, daß wir es wirklich mit einem Untersatz, und zwar für einen Fetischbaum, wie RD annehmen, oder für einen geschnitzten Elefantenzahn, nach PR zu tun haben. Mit Sicherheit läßt sich das aber nicht sagen. Nun gibt es in London zwei Stücke (s. RD, Taf. IX, Fig. 1 u. 2), zu denen unser Stück sicher irgend- wie in Beziehung steht. Beide entsprechen ihm in der Form. Auf dem größeren sehen wir den König mit seinen Begleitern, den zwei armstützenden und zwei schildhaltenden Trabanten, zwei weiteren mit Stäben und zwei, die in der einen Hand einen Stab, in der anderen einen axtförmigen Gegenstand halten und auf der Brust mit einem Kreuz in Form des Malteserkreuzes geschmückt sind. Oben auf der Deckfläche wiederholt sich die Königs- gruppe, vor der außerdem zwei Leoparden stehen und neben der beiderseits ein Krokodil in flachem Relief angebracht ist. Hinter der Gruppe ist ein ovales, vor der Figur des Königs ein viereckiges Loch, also genau wie bei unserem Fetischbaum. Der König trägt in jeder Hand ein mit der Spitze den Boden be- rührendes Zeremonialschwert (ebere). Unter- halb des Figurenfrieses ist noch ein Fries mit Emblemen, wie wir sie auf den Plinthen der großen Köpfe antreffen. Auf dem zweiten kleineren Stück des Londoner Museums sieht man eine weibliche Figur mit Konischer Netzhaube, die man sicher nicht ohne Recht als Hauptfrau des Königs ansprechen darf. Umgeben ist sie jederseits von einer Anzahl Dienerinnen, von denen die beiden nächst- stehenden in der einen Hand einen Fächer halten, mitderanderen den Arm der „Königin“ oder Königinmutter unterstützen. Letztere spielte in Benin wie an anderen afrikanischen Höfen eine bedeutende Rolle und hatte einen eigenen Hofstaat, wie schon der alte Dapper berichtet. Zwei weitere Stücke dieses letzteren Typus bei WK 21, Fig. 125 u. 126. Alle diese gehören offenbar zu einer Serie oder mehreren, die das Hofleben veranschaulichen. 10. Armbänder. Inv.-Nr. C 2405. Taf. 7, Fig. 5. Höhe 13,5, Weite 9 cm. Manschettenförmiges Armband ausBronze. Die Oberfläche gliedert sich in acht vertikale rechteckige Felder, von denen immer abwech- selnd eines aus einem Gitterwerk gekreuzter Stäbe und eines aus einer roh ausgeschnittenen Menschenfigur besteht. Zwei der letzteren stehen aufrecht, die beiden anderen entgegen- gesetzt gerichtet. Der Kopf ist von einem ge- 62 kerbten Ringe umfaßt, der unten jederseits in Spiralen ausläuft; eine weitere Spirale füllt den Raum zwischen den Füßen. Der Körper der Figuren ist mit zahlreichen Schrauben- köpfen besetzt, die auch auf den den Rand bildenden Schnüren und den Gitterflächen erscheinen und offenbar den Anschein er- wecken sollen, als handle es sich um ein auf- geschraubtes Reliefornament. Beide Ränder zeigen außerdem wagerecht abstehende, mit- gegossene kleine Ringe, die Gitterflächen je drei ebensolche vertikalstehende. In diesen haben wahrscheinlich kleine Schellen ge- hangen, wie aus dem bei Ling Roth, S. 33, Fig. 46, abgebildeten Exemplar hervorgeht, wo noch eine derartige Schelle erhalten ist. Inv.-Nr. C 2330. Taf. 7, Fig. 4. Höhe 14, Weite 9 cm. Manschettenförmiges Armband ausBronze. Dieses Stück entspricht in allen Einzelheiten dem eben erwähnten, bei Ling Roth abge- bildeten. Die Oberfläche gliedert sich in acht rechteckige Felder, von denen abwechselnd vier aus einem Gitterwerk gekreuzter Stäbe gebildet werden, die anderen vier von je vier runden Scheiben angefüllt sind, die aus spiralig aufgerolltem Draht angefertigt erscheinen. Auf den Gitterfeldern liegen je drei halb so große glatte Scheiben. Die Trennungsstäbe und die schnurförmigen Ränder des Armbandes zeigen Nagelköpfe innerhalb eines Ringes. In der Mitte der Trennungsstäbe und aufden Rändern sind Ringe. In einem solchen der ersteren Kategorie hängt noch an einem losen Ringe eine kleine kugelförmige Schelle, in vier an- deren noch der lose Ring. Außer den losen, nur eingehängten Ringen und der Schelle ist das Armband in einem Stück gegossen. Inv. Nr. C 2406. ; Manschettenförmiges Armband von ova- lem Durchschnitt aus dem Abschnitte eines Elefantenzahnes, altersgebräunt, von der Art des bei Read und Dalton, Taf. VI, Fig. 5, Bro abgebildeten. Die Oberfläche gliedert sich in zwei Figurenfriese, jeder in einige Gruppen zerfallend. Der obere besteht aus folgenden: Ring, in den sechs, nur mit einem kleinen Menschenköpfe stehen. Zwischen den Friesen und ober- und unterhalb derselben eine leisten- förmige Verdickung mit Abnutzungsspuren und ca. I cm voneinander entfernten vertikalen, subkutanen Durchbohrungen. Der Grund zwischen den Figuren ist durchlöchert. Höhe 15, Weite 8:9 cm. Inv.-Nr. C 2323. Roh geschnitztes, manschet- tenförmiges Armband von ova- lem Querschnitt aus dem Ab- schnitte eines Elefantenzahnes. Ziemlich moderne Arbeit. Auf Fig. 21 (1:3). Teil des Vorderleibes dargestellte Schlangen beißen, flankiert von Kriegern, die Lanze und Bogen bzw. Schlange halten; etwas kleinere Mittelfigur mit dreieckiger Kopfbedeckung, flankiert von je zwei Figuren: links Mann mit Schlange und Schwert in. den Händen, ein anderer mit einem zwei- spitzigen Stabe (?), rechts ein Mann mit einer Schlange in der Linken und ein Sitzender mit Schwert in der Rechten; Krokodil mit dem Kopfteil einer Schlange im Rachen, flankiert von einem Manne ohne At- tribute (links) und einem Manne mit zwei Speeren (rechts) (s. Fig.21)'). Der untere Fries zeigt zunächst eine mit der letzten fast identischen Gruppe. Daran an- schließend je drei gegeneinander schreitende, mit Speer, Bogen und Schild bewaffnete Krieger, zwischen denen auf dem Boden abgeschlagene (?) 1) Fig. 21 bis 23 sind die abgerollten Zeichnungen der Zylinderflächen. 63 demselben in Basrelief zwei rei- tende „Edelleute“ mit je zwei kleinen dargestellten Begleitern zu Fuß. Die beiden Gruppen sind in entgegengesetzter Richtung ange- bracht, d.h. immer eine erscheint auf den Kopf gestellt. Die Begleiter halten einen bügelförmigen Gegenstand mit einer Troddel am‘Ende schützend über dem Reiter. Wir haben hierin wohl die ungeschickte Dar- Eig. 22. (1:3). stellung eines Schirmes zu erblicken (s. Fig. 22). Vgl. die Holzplatte bei Pitt Rivers, Taf. 6, Fig.27. Neben dem einen Begleiter sehen wir einen Vogel angebracht, der etwa dem auf der Platte C 4045 (s. Taf. 8, Fig. 3) gleicht. An ver- schiedenen Stellen sind kleine viereckige Fi- guren mit Zapfen angebracht; es muß wohl offen bleiben, ob hiermit die bekannten Glocken oder europäische Flaschen wiedergegeben werden sollen, wie solche besser erkennbar auf der modernen Holzschnitzerei bei RD, Taf. VIII, Fig. 3, uns entgegentreten. Die Figur neben dem Kopfe der einen Haupt- figur soll wohl einen Trinkbecher wieder- geben. Vom oberen und unteren Rande hängen an einem Bande dicht an dicht auf- gereihte Schellen nach innen herab, natürlich in Relief geschnitzt. Höhe 14, Weite im Lichten 8: 7,5 cm. Was die Darstellung selbst betrifft, so gibt uns wohl die Schilderung in De Bry, Die orientalischen Indien (1603) VI, Kap. 55, den Schlüssel, wo es heißt: „Es hat aber auch der König viel vom Adel, die ihm zu Hof dienen, unnd wann der Adel zu Hof kommt, so reyten sie alle auff Pferden, auf welchen sie sitzen, wie bei uns die Weibs Personen oder Frauen Zimmer (eine ganz entsprechende Darstellung gibt die Platte bei Read und Dalton, Taf. XIX, Fig. 2, und XIV, Fig. 4) und haben auff beyden Seiten ein Manns Person neben ihn herlauffen, an welchen sie sich halten. Hinter ihnen aber haben sie viel Knechte, nach dem sie gross und vornehm seyn, deren etliche grosse Schilde oder Schirme tragen, da sie ihrem Juncker oder Edelmann die Sonne mit auffhalten und abwenden. Und diese gehen am nechsten bei ihnen, nemblich hart neben ‘denen, an welchen sie sich lehnen oder halten, wie gemelt. Die andern aber folgen hernach und spielen etliche auff Trommeln, etliche blasen auff Hörnern und Pfeiffen, etliche haben ein hohles Eysen, darauff sie klopffen. Das Pferdt aber wirdt von einem geführet, und reytet also der Juncker mit seinem Spiel gen Hof.“ 64 Inv.-Nr. 14. 135:7. Manschettenförmiges Armband von kreis- rundem Querschnitte aus dem Abschnitt eines Elefantenzahnes. Sehr altes, dunkelbraunes, vielfache Beschädigungen aufweisendes Stück. Die Schnitzereien, die sich in drei Zonen gliedern, sind sehr kunstvoll in Basrelief herausgearbeitet. Die Mittelzone besteht aus vier gekreuzten Bügeln, die in Schlangen- köpfen endigen und einen freischwebenden, mit einem Zickzackbande verzierten Ring umfassen. Zwei von diesen fehlen. Zwischen den Bügeln sind Figuren, von denen zwei gegenüberliegende wahrscheinlich stilisierte Frösche (vgl. PR, Fig. 111) darstellen sollen, deren Füße von den Schlangen gepackt und in deren Rachen verschwunden sind (ähn- liche Darstellung auf einem Elefantenzahn bei PR, Fig. 167, auf einer Bronzemaske bei Ling Roth, S. 90), während die beiden an-: deren Figuren, wenn man sie von Frosch- figuren ableiten will, solche in der weitest- gehenden Stilisierung geben würden. Es sind tatsächlich nur noch stehende gekerbte Rauten mit je drei von den Seiten ausgehenden kurzen Bändern, die von den Schlangenköpfen gehalten werden. — Bei den Armbändern, die Ling Roth unter Fig. 221 bis 223 abbildet, geht die Kunstfertigkeit des Elfenbeinschnit- zers noch weiter. Der Künstler hat es ver- standen, aus einem Stück Zahn zwei ineinander- steckende Zylinder herauszuschnitzen, von denen der äußere figürliche Darstellungen trägt, während der untere netzartig durch- brochen geschnitzt ist. Der Zwischenraum zwischen den beiden Zylindern hat nur die Dicke einer Messerklinge. Die obere Zone besteht zunächst aus vier stark hervor- tretenden Ringbügeln, in denen frei aus dem Vollen geschnitzte kleine Platten beweglich mittels Zapfen befestigt sind. Diese Platten legen sich auf Kleine viereckige Ausschnitte des Grundes. Die Konstruktion ist dieselbe wie. bei den Haustüren (s. Ling Roth, S. 189). Von den vieren ist leider nur eine erhalten. Zwischen den „Türen“ abwechselnd eine Gruppe, bestehend aus einem Kopfe mit hoher spitzer Kopfbedeckung, rechts und ineinandersteckende freischwebende Zylinder aus dem Vollen geschnitzt sind, von denen der innere als Netzwerk behandelt ist. Als Analogie zieht Read mit Recht die bekannten chinesischen Spielereien der in- DT a Er una! BIeF2311.:3): links desselben ein Vogel, und eine andere Gruppe, bestehend aus einem Krokodil (?) mit zu einer Schleife verschlungenem schlangen- artigen Leib. Neben jeder Gruppe oben ein Menschenkopf (s. Fig. 23). Die untere Zone entspricht genau der oberen. Auch bei ihr ist nur eine „Tür“ erhalten. Die beiden Ränder bestehen aus einer leistenförmigen Ver- dickung mit hervortretenden Ringbügeln. Der Grund zwischen den figürlichen Ornamenten zeigt unregelmäßig angebrachte Löcher, die nur an einer Stelle sorgfältiger ausgeführt sind und erkennen lassen, daß der Künstler beabsichtigte, ein Netzwerk zu schaffen, wie wir es von den Bronzearmbändern kennen. Offenbar ist er aber vor der Vollendung aus irgendeinem Grunde hiervon abgekommen. Wahrscheinlich dauerte dem Besteller die Sache zu lange, denn getragen ist das Arm- band zweifellos sehr lange Zeit. Höhe 15,5 cm, Weite im Lichten S cm, ursprüngliche Dicke der Wandung etwa 1,5 cm. Zwei weitere kunstvoll geschnitzte Arm- bänder wie die von Ling Roth beschreibt Read (19, S. 49), bei denen auch zwei 65 einandersteckenden, freischwe- benden, durchbrochen geschnitz- ten Kugeln heran. Inv.-Nr. C 3689. Schweres, offenes Armband von bogenförmigem Querschnitt aus heller Bronze, an drei Stellen mit Gruppen von je neun Kauri- muscheln, die durch drei Reihen eingeschlagener Punkte mitein- ander verbunden sind. Ein ganz entsprechendes, ebenso verbo- genes Stück in WK 24, 92. Ein ähnliches Stück, aber ein geschlossener Ring, bei PR, Fig. 223. Als Vorbild mag ein mit Kaurimuscheln benähtes geflochtenes Arm- band anzusehen sein (s. Fig. 24). m nu! Fig. 24 (2:3). Inv.-Nr. C 2307. Schweres, offenes Armband aus heller Bronze von kreisrundem Querschnitt mit schräglaufenden scharfen Wulsten an der Außenseite. Die beiden Enden sind in einer Ausdehnung von etwa 2 cm geradseitig, im Querschnitt rechteckig gestaltet. Sie sind mit kräftig eingepunzten Zickzackbändern und 9 Kreisen verziert (s. Fig. 25). Weite 6,2:5,6 cm, Gew. 890g, Abstand der Endflächen 3,5 bzw. 2,1.cm. Ähnliche Exemplare bei M, Taf.VIII, 3 u.5. Fig. 25 (2:3). Inv.-Nr. C 2902. Ovales Armband von viereckigem Quer- schnitt aus sehr heller Bronze. Die Enden sind zu etwa ein Drittel des Umfangs über- einandergelegt, jedoch in einem Stück ge- gossen. Durch eine innen eingepunzte Furche ist die Fiktion, als ob es sich wirklich um aufeinandergelegte Enden handelt, aufrecht erhalten. Die Verzierung bilden zehn stili- Fig. 26 (2:3). sierte Leoparden in Hoch- relief, die abwechselnd nach der einen und der an- deren Seite gerichtet sind. Zwischen den Leoparden sind abgestumpfte, oben mit einem Punktkreis ver- zierte Kegel (s. Fig. 26). Weite 9,5:7,8 cm. Inv.-Nr. C 2875. Kreisrunder Kupfer, Armring aus von kreis- Fig. 27 (2:3). 66 förmigem Querschnitt mit eingeschaltetem Negerkopf aus Messing. Beiderseits des Mundes drei divergierende tiefe Einschnitte. Oberhalb und unterhalb des Kopfes ein ca. 1,5 cm langes Stück mit scharf hervor- tretenden Wulsten (s. Fig. 27). Weite 6:6 cm. Inv.-Nr. 628: 05. Sehr schwerer, geschlossener Armring aus Bronze vom Aussehen einer manilla mit den aufeinandergedrückten Endplatten. Daß diese Idee dem Verfertiger vorschwebte, geht mit Sicherheit daraus hervor, daß das Stück zwar in einem Stück gegossen, das Aneinander- haften der beiden Enden aber durch eine einziselierte, etwas unregelmäßige Linie zum Ausdruck gebracht ist (s. Fig. 28). Weite 6,5.75.cm,1Gewa I,155.km: St DIE BE Mi ul) DL? Mi Mn h nj Mn UN N rt Ne. Fig. 28 (1:2). Inv.-Nr. 678: 08. Schweres, massiv gegossenes Armband aus Bronze, stark patiniert, in Form eines über- einandergelegten Schlangenkörpers (?), dessen Leib aus knotig verdickten Teilen besteht, von denen abwechselnd eines mit Schräg- linien verziert, das andere durch einen hori- zontalen, breiten, tiefen Einschnitt die Form einer flachen, langen Schelle bekommen hat, wie solche aus Eisen häufig bei Armbändern vorkommen. Die beiden Enden laufen in eigenartig breite, flache Köpfe aus, von denen deutlich Ohren, Nasenlöcher und ein in der Mittellinie sich scharf erhebender gekerbter Wulst, eine crista, zu erkennen sind. Die Seitenpartien zeigen eingepunzte, sich kreu- zende Linien. Die Mitte des Schlangenkörpers bildete ein leider nicht erhaltenes Glied, das an der einen Seite mit einem Scharnier ein- gelenkt war und an der anderen Seite mit einem Zapfen in eine Höhlung des Körpers einschnappte. Der Rand der Köpfe bietet durch schräge Kerbung den Eindruck einer Weite etwa 6,5 cm. Schnur (s. Fig. 29). Fig. 29 (2:3). Inv.-Nr. 677:05 cm. Kleineres Armband desselben Typus, be- stehend aus einem übereinandergelegten Ringe mit kugeligen Verdickungen, die den Eindruck einer Perlenkette offenbar wiedergeben sollen, die an den beiden Enden in ca. 5 cm lange, sich verbreiternde Troddeln auslaufen. Die Oberfläche dieser Endstücke ist nämlich außen -durch Einkerbung in vier Flechten Auch hier fehlt Scharnier eingelenkte Glied, das wohl auch das Aussehen des Ringes mit den kugeligen zerlegt. das mit einem Verdickungen hatte. Ein ähnliches Stück ist mir nicht bekannt (s. Fig. 30). Bei Ling Roth, S. 28, Fig. 15, ist ein geschlossenes _ Armband, das den Eindruck dreier aufein- anderliegender Perlenschnüre macht, abge- bildet. Weite etwa 6,5 cm. 67 Inv.-Nr. C 2821. Armring aus einem Eisenreif von kreis- rundemQuerschnitt(Durchmesseretwa0,6cm), an vier Stellen mit vier Windungen eines flachen, dicken Eisendrahtes spiralig um- wickelt. Typus LR, S.29, Fig. 22. Weite 8 cm. Inv.-Nr. C 2906. Schmaler Armring (1,5 bis 1,7cm breit) aus altersgebräuntem Elfenbein. Die Oberfläche ist mit flach eingeschnitzten Flechtband- ornamenten, die durch Einschal- tung von vier senkrechtstehenden, sehr stark stilisierten Leoparden- köpfen gegliedert sind, verziert. Weite 8,7:7,3 cm. Inv.-Nr. C 2907. Schmaler Armring (1,5 cm breit) aus alters- gebräuntem Elfenbein. Die Außenseite ist flach V-förmig eingeschnitten. An vier Stellen in die ursprüngliche Dicke eingeschnitzte, hori- zontalliegende Negerköpfe mit Kugelkappe. Weite 8:7,3 cm. Inv.-Nr. 1367 : 354. Schmaler Armring (1,7 cm breit) aus alters- gebräuntem Elfenbein von bogenförmigem Querschnitt. Die Oberfläche ist mit je drei schräglaufenden Reihen tief eingeschlagener Punkte verziert, zwischen denen immer in gleicher Breite ein glatter Streif liegt. Weite 6,8:6 cm. Inv.-Nr. C 3955. Armring aus drei geschlossenen, freien, nicht wie bei 677 und 678:05 in einem Stück gegossenen Ringen, von denen die beiden äußeren aus je drei geflochtenen, starken Bronzedrähten bestehen. Der mittlere Ring imitiert eine Kette aus 1,2 cm langen Perlen in Form eines entsprechend gekerbten, feder- kielstarken Bronzedrahtes. Diese drei Ele- 95 mente werden von drei übergegossenen, relief- artig hervortretenden Stücken zusammen- gehalten, die scheinbar große Tieraugen mit ‚je vier freistehenden Zähnen darunter vor- stellen sollen (s. Fig. 31). Weite etwa 7 cm. Fig. 31 (2:3). Inv.-Nr. C 2308. Zierlicher Armreif, aus drei freien, torques- artig gedrehten Ringen bestehend, von denen der mittlere aus Messing, die äußeren aus Kupfer sind. Diese werden durch vier über- gegossene Masken (Beninleute mit den typischen Stirnnarben darstellend) zusammen- gehalten. Letztere ähnlich Ling Roth, S.29, Fig. 26 (s. Fig. 32). Weite 8cm. Vgl. auch Marquart, Taf. VII, 4. m N \ \ 7 NV ni Ni] NUN N [RS Fig. 32.233). Inv.-Nr. C 2403. Kleiner Armreif, aus drei freien, torques- artig gedrehten eisernen Ringen bestehend, die von vier übergegossenen massiven, im Querschnitt dreieckigen Bronzestücken zu- sammengehalten werden, die nach Art ihrer Verzierung den Eindruck machen, als wenn ein europäisches Faß als Modell gedient hat. Weite 6,5 cm. 68 Inv.-Nr. C 2404. Armreif, bestehend aus vier kupfernen und vier messingenen Halbröhren, die durch vier übergegossene Leopardenmasken zu- sammengehalten werden. Es liegen immer in umgekehrter Lage je ein kupfernes und ein messingenes Halbrohr nebeneinander. Die Ränder des letzteren sind gekerbt, die Mittellinie ist durch eingepunzte kleine Kreise Weite 8 cm. betont (s. Fig. 33). Fig. 33 (2:3). Inv.-Nr. C 2936. Taf. 6, Fig. 2. Großer, schwerer Ring mit verbreiterten Endscheiben, sog. manilla, die im 16. und 17. Jahrhundert zu den wichtigsten Einfuhr- - artikeln der Europäer nach der Guineaküste gehörten und das Material für die Bronzeguß- werke in Benin abgaben. Auf einer großen Anzahl von Reliefplatten sehen wir Europäer mit derartigen Ringen dargestellt. Unser Ring wiegt 1,965 kg und besteht nach einer im Chemischen Staatslaboratorium ausge- führten Analyse aus 98,2 %/ Kupfer, 0,6 „ Eisen, Omas Blei, 0,5 „ Zink und einer Spur Nickel. Ein in Berlin befindliches Exemplar wiegt 3,983 kg, also etwas mehr als das Doppelte. Eine Analyse des letzteren liegt nicht vor. 11. Sonstige Schmucksachen. Inv.-Nr. C 2900. Halsring aus Bronze, nur zu Dreiviertel erhalten, verziert mit plastisch aufsitzenden Köpfen, und zwar abwechselnd einem Leopar- den- und einem Menschenkopf, drei von jeder Art. Ein Menschenkopf saß auf dem fehlenden Viertel. Auf den Feldern zwischen den Köpfen in flachem Relief abwechselnd ein breites Zeremonialschwert (ebere) und ein gefesselter, zum Opfern bestimmter Mensch. Der Kopf ist zu einer runden punktierten Scheibe mit drei grubenförmigen Löchern (Augen und Mund) stilisiert. Oberhalb und unterhalb der ebere und der Gefesselten ist ein weiterer Kopf, wie eben beschrieben, angebracht. Die großen Ringe am Griff der ebere erheben sich frei über den Feldern. Das Ganze in einem Stück gegossen. Äußerer Durchmesser 21,8 cm, innerer Durchmesser 20,5 cm. Ähnliches Stück bei PR, Fig. 337, das nur zur Hälfte erhalten ist, undein zweites, etwas abweichendes, Fig. 158. Auf letzterem sind als weitere Zutat Vögel (Geier?) dar- gestellt, die an den Gefesselten picken. An den Darstellungen auf den Reliefplatten er- scheint dieser Typus des Halsringes nie. Auffällig ist ferner, daß nicht ein einziger in unversehrtem Zustande erhalten ist. Inv.-Nr. 2204: 10. C 2937 und 2938. Drei zylindrische Perlen aus rotem Achat, der zum Teil mit kristallinischem Quarz, zum Teil mit Lagen von Jaspis verwachsen ist. Für die Bestimmung bin ich Herrn Prof. Dr. G. Gürich zu Dank verpflichtet. Länge undDurchmessersind bzw.4,8:1,2cm, 2,6:1,2cm, 1,2:0,6cm. Nach diesen Maßen macht es den Eindruck, als wenn die Größen in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen. Inv.-Nr. C 2342. Kreuzförmige, durch Gebrauch sichtlich abgenutzte Schmucknadel aus goldgelbem Messing. Oben und an den Enden der schwach nach aufwärts gebogenen Arme des Kreuzes sind in kastenförmigen, gerippten 69 Fassungen zur Hälfte herausschauende Achat- perlen befestigt (s. Fig. 34). Fig. 34 (1:2). Länge der beiden Kreuzachsen Qund 6,5 cm. Eine andere Kreuznadel mit vier seitlichen Vogelfiguren von 22,5 cm. Länge bei PR 340, ebenfalls mit Karneolperlen eingelegt. Inv.-Nr. 11 107:1. Fingerring aus goldgelbem Messing in Marquisform. Der starke Ring sitzt in der Mitte unter einer 9,3 cm langen, 1,4 cm breiten Platte, deren Rand aus zusammenhängenden kleinen flachen Ringösen besteht, während Fig. 35 (1:2). die Mitte eingenommen wird von einem recht- eckigen, 4 mm .hohen Kasten, in den mit einer Kittmasse zehn Achatperlen eingelassen sind, von denen die beiden mittleren fehlen (s. Fig. 35). Stücke desselben Typus, aber einfacher in WK 21, 57 u.60 und LR 13, Fig. 32. Bei diesen drei Stücken sitzt der Ring aber nicht rechtwinklig zur Platte, so daß diese der Richtung des Fingers folgt, sondern in der Ebene der Platte. 12. Musikinstrumente. Inv.-Nr. C 3952. Taf. 7, Fig. 2. Länge 27 cm. Tuthorn aus Bronze mit rechteckigem Blasloch in der Mitte der konvexen Seite. Von diesem bis zur Spitze ein liegendes Krokodil, aus dessen Rachen eine geballte Faust hervorschaut. Unterhalb des Loches zunächst ein zusammengekrümmter Wels, vor dessen Kopf ein großer Ring in hohem Relief liegt. Bei anderen Stücken (LR, Fig.65; WK 21, 19; PR 350) ist an dieser Stelle ein Krokodil, das den Ring im Rachen hält. Der Ring ist bei unserem Stück eingekerbt, so daß er dadurch vielleicht als aus Perlen be- stehend gekennzeichnet sein soll; bei den anderen Stücken ist er torquesartig gedreht. Zwei weitere Ringe, aber nicht geschlossen, sondern zu etwa ein Fünftel des Umfanges offen, ruhen der Schläfengegend auf. Der Ring ruht auf der Frisur des Menschenkopfes unterhalb des Welses. Durch die riesigen Reißzähne, die Gestaltung der Oberkiefer- partie und die eingepunzten kleinen Punkt- kreise erweist es sich aber mit Deutlichkeit, daß ein anthropomorphisierter Leopard, ein Werleopard, vorliegt. Auf der Rückseite ist in starker Stilisierung der Unterkiefer mit vier großen Zähnen angedeutet, so daß also die mit drei Flechtbändern umgebene Mün- dung des Horns als von dem Tierrachen überfaßt erscheint. Zwischen den Maul- winkeln und zwischen den beiden Reißzähnen sind hervorstehende Steinbeile — natürlich aus Bronze — angebracht, wie wir solche häufig in der Hand des Königs und auf den Plinthen der großen Köpfe finden. Über die Bedeutung des Steinbeiles hat v. Luschan KKS, S. 24, gesprochen. Es spielt in Benin dieselbe Rolle als „Donnerkeil“ wie bei uns. Die konvexe Seite wird eingenommen von einem kleinen gekrümmten, einem großen ge- streckten Wels und einem liegenden Krokodil mit Hand im Rachen, die eine Schlange fest- hält, die ihrerseits wieder einen Menschen- 70 kopf am Kinn mit den Kiefern umfaßt. An den Seiten je zwei Schlangen übereinander, von denen die untere sich mit einer Windung um eine Beilklinge gewickelt hat und einen Menschenkopf am Kopfhaar gepackt hält. Der ganze Grund des Horns, auf dem die Tiergestalten liegen, ist mit eingepunzten Punktkreisen versehen, so daß das ganze Horn als mit Leopardenfell überzogen gedacht erscheint. Wenn nun auch derartig herge- richtete Instrumente in Originalen nicht bekannt sind, so gibt es doch solche, die mit Leder oder Eidechsenhaut übernäht sind. Jedenfalls hängt aber die in Rede stehende Behandlung des Grundes mit dem anthro- pomorphisierten Leoparden oder dem Werleo- parden zusammen, denn auf dem ganz ähn- lichen Tuthorn PR 350, wo ein einfaches Negergesicht angebracht ist, fehlen die auf das gefleckte Leopardenfell deutenden Punkt- kreise und bezeichnenderweise auch die Eck- zähne des Leoparden. Unterhalb der Spitze zwei ornamentale Schraubenköpfe. Die Annahme, daß das Stück sowohl als. Blashorn wie auch als Gerät zum Töten der Opfer gedient hat, ist wohl gerechtfertigt. Wenigstens ist es ebenso mit Beilklingen besetzt, wie die zu diesem Zweck dienenden großen Bronzekeulen, von denen PR, Fig. 66 bis 72, eine abbildet. Es ist das die von Generation zu Generation vererbte Bronze- keule des letzten Königs von Benin, an der außer den Steinbeilen Opfermesser und die- selben Tiergestalten angebracht sind. Außer- dem deuten die Ornamente sämtlich darauf hin, daß das Horn nicht zu profanen Zwecken benutzt worden ist. Ein ganz entsprechendes Stück, außer dem oben genannten, nur mit unwesentlicher anderer Anordnung der Tier- figuren, bildet LR, Fig. 65, ab mit dem Zusatz „of quite recent manufacture“. Unser Stück ist jedenfalls sehr alt und entstammt der besten Zeit der Beninkunst. v. Luschan schreibt (KKS, S. 55): „Drei ganz gleichartige Linien (nämlich wie die Spürhaare bei den Benin-Geparden) finden wir an genau derselben Stelle mehrfach auch als Narbenzeichnungen auf menschlichen Ge- sichtern. Wir werden kaum irren, wenn wir eine solche Tätowierung in direkten Zu- sammenhang mit den traditionellen drei Spür- haaren des Geparden bringen und also eine Art von totemistischer Beziehung derart täto- wierter Menschen zum Geparden annehmen.“ Eine derartige Figur besitzt unser Museum unter C 2870 (s. Rundfiguren), eine Abbildung einer ganz entsprechenden bei PR 294. Ich möchte nun in dieser Richtung noch einen Schritt weitergehen und auf Grund unseres Befundes an dem Tuthorn die These auf- stellen, daß die Reihen von Kreisen unter und über den Augen auf den großen Köpfen auf die Fellflecken des Leoparden zurück- gehen und ebenfalls zu deuten sind als Aus- druck der innigen Beziehung des Dargestellten zum Leoparden, sei es nun, daß die Idee des Werwolfes oder des Totemtieres zugrunde liegt. Unser großer Kopf C 2340 zeigt die Kreise unter den Augen, ebenso PR 96; die Köpfe PR 100 und M, Taf. I, 3, haben Kreise unter und über den Augen. Die Rundfigur PR 90, sonst unserer C 2870 gleichend, hat Kreise unter den Augen und die Spürhaare, ist also besonders wichtig und beweiskräftig. Der Leopard ist sehr häufig neben dem König angebracht. Der König besaß eine Anzahl von gezähmten Leoparden, so daß wir wohl dieses Tier direkt als Symbol der königlichen Macht ansprechen können. Es ist nicht unwahrscheinlich, daßderLeopard das Totem- tier des Königs war, und so liegt es nahe anzunehmen, daß der König mit den charakte- ristischen Merkmalen dieses Totemtieres dar- gestellt wurde. Eine Parallele sehen wir in den großen hölzernen Königsfiguren von Dahome im Trocadero, die in der Form ihrer Totemtiere tatsächlich dargestellt sind. J. G. Frazer hat diese im Man VIII, 1908, zu Nr. 73, eingehend beschrieben und abgebildet. König Guezo, mit dem Beinamen Kokoulo (Hahn), ist als mit Federn bedeckter Mensch dargestellt; König Guelele, mit dem Bei- namen Kinikini (Löwe), als Löwe mit mensch- lichen Extremitäten; König Behanzin, mit dem Beinamen Gbowele (Haifisch), als Haifisch mit menschliehen Extremitäten. Hieran anschließend möchte ich noch auf einige seltene Reliefplatten eingehen, auf denen ein nackter Neger dargestellt ist, der am ganzen Körper, mit Ausnahme des Gesichts, der Hände und der Füße, mit einer netz- - artigen, vertieften Zeichnung bedeckt ist. Das eine Stück findet sich bei PR, Fig. 9, das andere ist in Wien und von F. Heger (11, S. 137) beschrieben und abgebildet. Es handelt sich um ein Netz mit sehr engen Maschen, in deren jeder sich ein kleiner, vertiefter Kreis befindet. Heger verwirft als Erklärung dieser Verzierung sowohl die An- nahme, daß es ein netzartiges Gewand, wie auch, daß es eine Tatauierung sein solle. Er glaubt, daß eine Bemalung des Körpers dargestellt werden sollte. Ich kann mich auch hierzu nicht bekennen, weil derartig feine Bemalungen des ganzen Körpers meines Wis- sens nicht bekannt sind. Nun findet sich dasselbe Ornament sonst nur auf den Köpfen derFische(vgl. PR, Fig. 10u. 162; RD,Taf.XXXI, 6u.7; HagenS8, Taf.IV; KKS, Abb.39—-44). Nur einmal sehen wir es auf dem Körper eines Elefanten, bei PR, Fig.68. Daher möchte ich annehmen, daß der mit dieser Verzierung dargestellte Mensch vielleicht nur in sym- bolische Beziehung zu den sicher eine Rolle in der Mythologie, im Kult oder als Totem- tier spielenden Fischen gesetzt werden soll. Das Ornament scheint mir also nur sym- bolisch zu sein und keine eigentlich reale Existenz beanspruchen zu sollen. Zu der Rolle, die der Leopard in den Anschauungen der Neger an der Guinea- küste spielt, führe ich an Spieth (Die Ewe- Stämme, S. 29): „Für den erlegten Leopard muß der Jäger ein Totenfest abhalten. Der Kopf des toten Tieres wird sorgfältig zuge- bunden, weil sein nach oben gerichteter Blick den Regen verhalten würde. Sein Fell wird häufig von Priestern getragen, und Zähne und Krallen werden als Zauber verwendet.“ Was den „Werleoparden“ anlangt, so hat Richard Andree in seinen „Parallelen und Ver- gleichen“ im Kapitel „Werwolf“ die hierauf bezüglichen Notizen zusammengetragen. Die, für unseren Zweck in Betracht kommenden sind die folgenden: „Auch an der Loango- küste ist der Werwolf bekannt. Die Frau eines hochgestellten Mannes war dort von einem Leoparden aus dem Bette geholt und zum Fressen fortgeschleppt worden. Es gelang dem Ganga (Fetischmann), denjenigen ausfindig zu machen, der diesen Leoparden- Werwolf gesandt hatte. Der Absender aber entfloh zur Prinzessin von Umbuk und be- kannte sich als deren Unterthan; sie ver- weigerte seine Auslieferung und ein ver- heerender Krieg entbrannte zwischen beiden Teilen.“ (Nach Bastian.) „Bei Banana am Zaire (d. h. an der Mündung des Kongo) lebt eine Familie, die den Fetisch Mankulu besitzt, der aus einem menschlichen Embryo zube- reitet ist. Durch denselben erhalten ihre Mitglieder die Fähigkeit, sich im Dunkel des Waldes in Leoparden zu verwandeln und dort angetroffene Menschen niederzuwerfen. Sie dürfen sie jedoch nicht verletzen und von ihrem Blute trinken, da sie sonst Leoparden bleiben müssen.“ (Nach Bastian.) „Wenn bei den Bullamas oder Timmanis an der Sierra-Leone-Küste ein Krokodil ein Kind beim Baden wegschnappt oder ein Leopard eine Ziege fortschleppt, so schreiben sie das der Zauberei zu. Sie glauben nämlich, es sei kein wirkliches Krokodil, kein wahrer Leopard, sondern eine Hexe gewesen, welche sich in die Gestalt dieser Thiere verwandelt habe.“ (Nach Winterbottom.) Inv.-Nr. C 3061 (= Webster +1586). Beschlagstück aus Bronze von einem Tut- horn. Wie aus der abgerollten Zeichnung zu erkennen, in teils sehr hohem Relief ver- ziert mit einer Fülle von Gegenständen, die zum großen Teil schwer zu deuten sind. An die menschliche Gestalt mit Rassei (oder Tut- horn?) in der Rechten und langem, oben gegabeltem Stabe in der Linken schließen sich an: eine Doppelglocke mit Schellen am Rande, von Pitt Rivers Sistrum genannt, allerdings in sehr primitiver Formengebung. Fig. 36 (1:2). Weiter ein Tuthorn, ein Steinbeil, ein halb- kreisförmiges Brett mit Löchern (Spielbrett?), zwei runde Teller mit Speisen (?), ein Kasten in Form eines zusammengekrümmten Fisches, wie solche aus Holz und Elfenbein vor- kommen, ein Bündel Stäbe (Speere?), die Köpfe eines Widders, einer Antilope und eines Hahnes, ein Fetischbaum (?). Dieübrigen Gegenstände wage ich nicht zu erklären. Die beiden Ränder sind mit dick aufliegenden, brezelförmigen Schlingen verziert. Höhe 4,5 cm, Durchmesser oben 3,9 bis 4,3 cm, unten 4,5 und 5 cm (s. Fig. 36). 13. Zeremonialgegenstände. a) Ebere (Zeremonialschwerter). Marquart schreibt über die ebere: „Sie wurden nicht als wirkliche Waffen gebraucht, sondern dienten lediglich zur Parade bei feier- lichen Anlässen. Nach Cyril Punch (bei LR, S. 60) wurden sie während der zere- moniellen Tänze geschwungen. In Warri wurde festgestellt, daß diese Schwerter von den Frauen bei gewissen Tänzen getragen wurden.“ Dies möchte ich dahin ergänzen, daß es sich bei den feierlichen Anlässen sicher um Opferfeste handelt. Erstens schreibt Punch in der von Marquart angezogenen Stelle: „sacrifices had been going on, but I cannot say if of animals or human beings. There were pools of either blood or water all over the compound, but I can vouch for the liberal supply of blood on the garments of the nobles.“ Zweitens deuten hierauf die Masken von Menschen und Tieren selbst. Drittens gibt es einige Platten, wo anstatt des ebere ein wirklich brauchbares schweres, ein- schneidiges Opferschwert erscheint, so PR 291, neben dem schmalen, rappierförmigen Tanz- stab, so PR 10, ein doppeltgeschweiftes, aber brauchbares Schwert, so WK 29, 75, neben dem ebere dasselbe einschneidige Schwert wie bei PR 291. Daß das ebere mit den Opfern im Zusammenhang steht, geht aus der Ver- zierung unseres bronzenen Halsringes C 2900 und ähnlicher sonst z.B. PR 337 zur Evidenz hervor. Die Motive bilden hier plastische Köpfe von Negern und Leoparden, gefesselte, zum Opfer bestimmte Menschen, abgeschlagene Köpfe und das unverkennbare ebere. Nach all diesem gehen wir wohl mit der Annahme nicht fehl, daß wir in den Trägern von ebere und Masken oder deren Ersatzstücken eine Art von Opferpriestern zu begrüßen haben, jedenfalls Leute, die in irgendeiner Weise bei den Opfern eine hervorragende Rolle spielten. Inv.-Nr. C 2438. Taf. 10, Fig. 3. Eisernes, blattförmiges Zeremonialschwert (ebere), fast ganz übereinstimmend mit PR 326. Das durch eine Mittelrippe versteifte, sym- metrisch geschweifte Blatt ist mit eingeschla- genen Löchern in symmetrischer Zeichnung verziert. Zu der doppelten Zickzacklinie beiderseits der Mittelrippe kommen aber noch 713 in den Dreiecken über der Mittelrippe zwei gerade Reihen von je fünf Löchern, in den Dreiecken über dem Rande Doppelkreise und über den Scheitelpunkten der Dreiecke kon- zentrische Halbkreise, letztere auch zwischen der Zickzacklinie und den beiden winkelmaß- förmigen Doppellinien, die dem Umriß des unteren Teiles der Klinge folgen. Der jeder- seits mit einem Stück Elfenbein belegte Hand- griff gabelt sich unten), wie bei allen Stücken der Art, in kunstvoller Schmiedetechnik in verschiedene Äste, die zu folgenden einzelnen Elementen ausgeschmiedet sind: Erstens ein großer, im Querschnitt Kreuz- förmiger, in der Mitte der beiden Seiten ein- mal um sich selbst gedrehter Ring, dessen Ebene immer senkrecht auf der des Blattes steht. Zweitens ein bis zur Mitte dieses Ringes ragender Mittelstab, oben mit vier nach oben') eingerollten kleinen Spiralen. (Es gibt auch andere Stücke, bei denen diese nach unten eingerollt sind.) Drittens ein Dutzend kunstvoll miteinander verflochtener gedrehter dünner Stäbe, die den Mittelstab dicht umschließen. Die Elfenbeinstücke des Griffes sind mit Rotangstreifen befestigt, die durch vier Löcher des schmalen Zungenstückes über dem Griffe gehen, unten aber einfach herumgelegt sind. Der Halt der Elfenbeinschalen wird weiter dadurch erzielt, daß an den Stellen der Rotang- streifen Rillen eingeschnitten sind und unten ein dreieckiger Ausschnitt angebracht ist, der sich an den oberen Teil des großen Ringes legt. Diese Ausgestaltung des Griffes findet sich nur bei diesem Exemplar. Ähnliche Vor- richtungen müssen aber auch bei den übrigen gleichgeformten Stücken vorhanden gewesen und nur verlorengegangen sein, da sonst für die umschließende Hand kein rechter Halt !) Mit „oben“ bezeichne ich die Spitze desSchwertes, mit „unten“ den Griff, der Haltung beim Gebrauch entsprechend. 10 gegeben ist. Ganze Länge 95 cm, Länge des Griffes 10 cm, Durchmesser des Ringes 18:21 cm, größte Breite des Blattes 21 cm. Inv.-Nr. C 2904. Eisernes, blattförmiges Zeremonialschwert (ebere) desselben Typus. Das Blatt ist sym- metrisch mit zwei Reihen von Löchergruppen verziert, von denen eine in der Richtung der Mittelrippe, die andere dem Schneidenumriß folgt. Jede der durch einen Zwischenraum getrennten Gruppen besteht aus zwei geraden, parallelen Reihen von je fünf Löchern. Länge der Reihen etwa 4,5 cm, Länge der Zwischen- räume zwischen den einzelnen Gruppen etwa 3,5 cm. Der untere, schmale Teil des Blattes ist verletzt, eingerissen, und in der Weise re- pariert, daß beiderseits ein 8:5,5 cm breites rechteckiges Eisenblech mit Ausbuchtung für die Mittelrippe aufgelegt und mit Nieten in jeder Ecke aufgeheftet ist. Spiralen nach unten eingerollt; alle vier erhalten. Ganze Länge 1,05 m, Länge des Griffes 10,5 cm, Durchmesser des Ringes 23: 19,5 cm, größte Breite des Blattes 24,5 cm. Inv.-Nr. C 2903. Taf. 10, Fig. 1. Besonders großes eisernes, blattförmiges Zeremonialschwert (ebere), das aber in mehr- facher Hinsicht von den eben beschriebenen typischen Stücken abweicht und einzig dasteht. Anstatt der aus dem Vollen geschmiedeten Mittelrippe ist hier das Blatt zwischen zwei für sich geschmiedete gewölbte, an der Spitze 0,7 cm, am Ende 1,7 cm breite Stäbe geklemmt und mit sieben Eisennieten befestigt. Um den Griff legt sich eine eiserne Hohlkugel von etwa 4 cm Durchmesser als guter Halt für die Hand. Das Blatt ist folgendermaßen verziert: In einem Abstand von 0,8 cm dem Umrisse des Blattes folgend beginnt eine 2,3 cm breite Zone, in die ein Zickzackband ä jour ein- geschnitten ist. Diese Verzierung erinnert an ähnliche Ausgestaltungen der bekannten höl- ‚lere Basisteil zernen Ruder der Jekri. Der innere Teil des Blattes ist dann weiter mit zwei sich über- schneidenden Wellenlinien aus eingestanzten Löchern verziert, so daß sich zusammen- hängende Spitzovale ergeben, die in ihrem Verlaufe dem Umriß des Blattes folgen. Die Kanten des großen Ringes am Handgriff sind eingekerbt. Der sonst mit Spiralen am Ende bekrönte Mittelstab hat statt dessen vier auf- genietete spitzovale Eisenstücke, die sich oben und unten frei emporwölben und mit ihren Spitzen wieder gegen den Stab legen. Ähnlich so scheint es bei WK 24, 42 zu sein. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß das Stück europäische Arbeit, für sicher aber, daß es sehr jungen Datums ist. Ganze Länge 1,16 m, Länge des Griffes 12 cm, Durchmesser des Ringes 25:21 cm, größte Breite des Blattes 34,5 cm. Inv.-Nr. C 3956. Taf.10, Fig.4. Kleines bronzenes, blattförmiges Zeremo- nialschwert (ebere). Auf dem aus Bronze- blech geschnittenen Blatt sind beiderseits als Mittelrippe Halbröhren aus Bronze mit Nieten befestigt. Neben der Rippe sind beiderseits am schmalen Teil gegen 11 cm lange Stücke Bronzeblech zur weiteren Versteifung ver- nietet. Die Verzierung des Blattes besteht aus einer doppelten Zickzacklinie von Löchern, die von eingeschlagenen Punkten begleitet wird. Unten ein Dreieck von Löchern. Der quadratische Teil unterhalb des Blattes be- steht aus einem umgelegten Blechstreifen. Der von diesem Blechstreifen umfaßte schma- des Blattes verbreitert sich dann wieder und bildet den durch Zusammen- biegung gebildeten kantigen Griff. An letzterem ist mittels einer starken Niete der im Quer- schnitt rhombische Ring, der auf allen Seiten mit einer einfachen Zickzacklinie aus ein- geschlagenen Grübchen verziert ist, befestigt. Dieselbe Niete hält auch den aus einem röhrenförmig zusammengebogenen Blechstück gefertigten Mittelstab. Diese Röhre ist am Ende viermal eingeschnitten; die dadurch entstandenen Streifen sind sodann zu vier nach oben eingerollten Spiralen ausgestaltet. Ein zweites Exemplar ist mir nicht bekannt. Nur der Griffteil des Schwertes WK 24, 42 ist aus Bronze. Ganze Länge 88 cm, Länge des Griffes 10,5 cm, Durchmesser des Ringes 17:18 cm, größte Breite des Blattes 20 cm. Inv.-Nr. C 2905. Blatt eines bronzenen Zeremonialschwertes (ebere). Auf das aus Bronzeblech geschnittene Blatt ist auf der einen Seite ein solider, mit Einkerbungen verzierter Bronzestab aufge- nietet. Auf der anderen Seite füllt der auf- gelegte Bronzestab nicht die ganze Länge der Mittelrippe, sondern es ist, die Mitte Fig. 37 (1:8). des breitesten Teiles des Blattes betonend, ein flacher, profilierter, mit vier Nieten be- festigter Ring von 10,6 cm Durchmesser ein- geschaltet. In einem Abstand um den Ring zwei konzentrische Kreise von Löchern; darüber eine Herzfigur von Löchern, darunter eine Kleeblattfigur und beiderseits nach unten zu eine einfache Zickzacklinie von Löchern. Griffteil nicht vorhanden. Auch die Mittel- stäbe sind nicht mehr in der ganzen Länge erhalten (s. Fig. 37). Größte Breite des Blattes 21,1 cm. Inv.-Nr. C 2439. Taf. 10, Fig. 2. Europäische Nachbildung eines ebere. Das Blatt ist aus einer etwa 1,5 mm dicken Messingplatte gearbeitet. Den Umriß be- gleiten in einem Abstande von etwa 2,3 cm eingestanzte Löcher und in einem weiteren Abstande von 3 cm ein Spitzoval von Löchern. Der Griff ist mit Hilfe zweier in Form griechischer Palmetten gestalteter, den Basis- teil des Blattes umgreifender, aufgelöteter Wangenstücke befestigt. Über den runden Metallstab ist am Griffteil ein geriefeltes ‚Stück Elfenbein geschoben, das oben in eine Messingtülle eingelassen ist. Den Abschluß bildet unten eine schmale Zwinge und ein scheinbar aus zwei umeinandergedrehten dicken Messingdrähten bestehender, in Wirk- lichkeit in einem Stück gegossener Ring, in dessen Mitte unten eine Kugel eingeschaltet ist, in der der Mittelstab verschwindet. Der Ring liegt, abweichend von den Originalen, in derselben Ebene wie das Blatt. Ganze Länge 93 cm, Länge des Griffes 20 cm, Durchmesser des Ringes 12,5 cm, größte Breite des Blattes 30,5 cm. Ling Roth bildet unter Fig.69 ein nickel- plattiertes eisernes ebere europäischer Manu- faktur ab und berichtet, daß bei der Ein- nahme der Stadt des Häuptlings Nana im Jahre 1894 eine große Anzahl derartiger Stücke gefunden wurde, die zum größten Teil silberplattiert waren und den Namen einer wohlbekannten Birminghamer Firma trugen. Unser Stück ist im Jahre 1898 er- worben, d.h. bald nach der Zerstörung der Hauptstadt von Benin. Daraus geht die in- teressante Tatsache hervor, daß schon vor dem Bekanntwerden der wissenschaftlichen 10* Welt mit den Altertümern von Benin den Handelskreisen einzelnes aus dem Formen- schatz bekannt war und sie dieses sogar für ihre Zwecke benutzten. b) Zeremonialstäbe. Inv.-Nr. C 2331. Zeremonialstab aus Gelbmetall (Typus RD XI, 11). Der kettengliederförmige lange Griff zeigt oben und unten eine männliche Figur. Beide haben nackten Oberkörper, über den von der linken Schulter nach der rechten Hüfte ein Perlenbandelier gelegt ist, Perlenketten um den Hals, einen Schurz, die obere eine hohe Kappe mit Feder, die untere eine Kappe mit vier hohen Zipfeln. Beide entsprechen also den Figuren des Stabes PR 202. Die obere trägt in der Rechten einen flachen Stab, wohl einen Zeremonial- stab, in der Linken ein ebere; die untere in der Linken einen Vogelstab, in der Rechten ein Stöckchen, mit dem sie den Kopf. des Vogels berührt, wie auf dem Untersatz Inv.- Nr. C 2338. Die Beine sind nicht angedeutet. Die Glieder des Handgriffes entsprechen der BeschreibungbeiM (16,S.51). Dieflache Klinge ist auf der einen Seite mit dem Rankenmotiv, auf der anderen mit einem Flechtbandmuster ornamentiert. Länge des Handgriffes 31,5 cm, Fig. 38 (1:2). Länge der Klinge 51 cm, Breite der Klinge oben 3, unten 2 cm. Inv.-Nr. C 2395. Zeremonialstab aus Gelbmetall derselben Art. Bei diesem Stück sind es aber janus- artige Doppelfiguren, übrigens in den Einzel- heiten übereinstimmend und nur in folgenden Beziehungen abweichend: Die obere Figur trägt ein Halsband aus Leopardenzähnen, beide haben die langen, von den großen Köpfen bekannten seitlichen Zöpfe. Anstatt der qua- dratischen Plattformen, auf denen die Figuren des vorigen Stückes stehen, erscheinen hier die Füße, und zwar unmittelbar unter dem Schurze. Die Kettenglieder sind sehr viel länger als bei dem vorigen Stücke und zeigen auf den Schmalseiten das Schlangenornament wie auf der Klinge des Opferschwertes C 3957. Die Klinge ist zwischen zwei schmalen Zungen unterhalb der unteren Figur mit drei Nieten befestigtundaufbeiden Seiten miteinem eigen- artigen Schlangenornament auf punktiertem Grunde verziert. Der Schlangenleib besteht aus aneinandergesetzten konzentrischen Halb- kreisen, deren Verbindungsstellen durch drei eingepunzte kleine Kreise betont sind. In, dem geöffneten Rachen der Schlange ist die Zunge in Form einer Pfeilspitze dargestellt (s. Fig. 38). Länge des Griffes 44 cm, Länge der Klinge 55,5 cm, Breite der Klinge 4 bzw. 2,3 cm. ec) Stabaufsätze. Inv.-Nr. C 2407. Stabaufsatz mit Vogelfigur aus Gelbmetall. Die Vogelfigur entspricht der Beschreibung von Heger (11, S. 163). Die Pupillen sind durch einen eingesetzten Bronzestift markiert. Der untere, röhrenförmige Teil, 15,5 cm lang, ist unten mit zwei Löchern versehen, die wohl für eine Niete zur Befestigung auf einem Stabe bestimmt waren (s. Fig. 39). Ganze Höhe 30 em. Fig. 39 (1:4). Fig. 40 (1:4). Inv.-Nr. C 2424. Gegenstand derselben Art. Der untere Teil ist hier aber gitterartig durchbrochen, übrigens nur zur Hälfte erhalten. Ursprüng- lich waren es wohl, nach dem erhaltenen Rest zu urteilen, zwei durch ein solides, glattes, 1'/. cm breites Zwischenstück getrennte gitter- förmig durchbrochene Zonen. Der wie immer stark gebogene lange Schnabel des Vogels umfaßt wie auch sonst mit den Spitzen einen kugelförmigen Gegenstand (Fruchtkern?). Im 77 Innern des weiter als sonst geöffneten Schnabels sind drei weitere Kügelchen zu sehen. Auf dem Kopfe ein erhabener gekerbter Ring. Ganze Höhe jetzt 26,5 cm. Jetzige Länge des unteren Teiles 10,5 cm, ursprüngliche Länge wohl etwa 17—18 cm (s. Fig. 40). Ähnliche Exemplare PR 356, WK 21, 25 u. 178, WK 28, 38 u. 41. In bezug auf den unteren Teil scheint unser zweites Exemplar nach der Beschreibung dem Wiener zu gleichen (Elle nenällly Se 163): Ob die Vögel wirklich auf einem Stocke befestigt waren, ist immerhin zweifelhaft. Auf den Reliefplatten und den Uhntersätzen er- scheinen sie immer in der Weise, daß der untere Teil als Handgriff benutzt wird und der Träger mit einem Stöckchen den Schnabel des Vogels berührt. Die Beschreibungen der englischen Autoren reden dann von einem sistrum. Aber ob sie in der Tat als eine Art Musikinstrument gedient haben, ist eben- falls mindestens zweifelhaft. Der erzielte Ton ist doch gar zu nichtssagend, auch sind irgend- welche Abnutzungsspuren an den Schnäbeln nicht zu entdecken. Auch auf Reliefplatten erscheint derselbe Vogel. F. v. Luschan (KKS, S. 56) hält ihn für einen Ibis, und zwar für eine neue Art,-für den er den Namen Ibis Beninensis in Vorschlag bringt. Der kropf- artig vorstehende Lappen an der Wurzel des Halses ist bei den Rundfiguren nur ein flaches zungenförmiges Band am Halse. Inv.-Nr. C 2935. Taf. 10, Fig. 6. Höhe 40 cm. Reiterfigur aus altersgebräuntem Elfen- bein, auf einer zylindrischen Handhabe ste- hend, die unten eine 3,7 cm tiefe Tülle besitzt, mit der das Stück auf einem Stock befestigt werden konnte. Die Wandung der Tülle ist mit sechs unregelmäßig verteilten, runden Löchern versehen und außen mit einem breiten Flechtbandmuster verziert. Der Reiter trägt einen sehr hohen, kegelförmigen Helm mit großen, dachziegelartig sich deckenden Schup- pen — nur das Dreieck über der Stirn bis zur Spitze zeigt diese nicht!) — und acht langen, bis auf die Schultern und den Nacken fallenden glatten Ansatzstücken, ein poncho- artiges, durch Stickerei einem Leopardenfell ähnlich gemachtes Oberkörpergewand und darunter ein längeres, den Unterkörper um- schließendes Kleidungsstück, das unten rings- herum mit Glocken besetzt ist. Auch auf die Brust hängt eine Glocke herab, an dem Halsband aus Leopardenzähnen befestigt. Um den Hals legt sich der hohe Kragen aus Perlen- ketten, unter dem das Kinn verschwindet. Hinter dem linken Arm ragt der versteifte Zipfel des Schurzes bis über die Schulter senkrecht in die Höhe, der in seiner Mitte sechs buckelförmige Verdickungen zeigt, von denen drei die Form des Hanseatenkreuzes haben, während die unterste wohl die typische Troddel vorstellen soll. Unter dem linken Arm trägt der Reiter ein sehr breites Schwert, in der Rechten ein nicht mehr erkennbares Gerät, vielleicht einen Speer, wie wir dies bei ähnlichen Darstellungen sehen. — Die bronzene Reiterstatuette PR 80 gibt wohl den Schlüssel hierzu. Hier ist es ein kurzer Speer mit breiter, ruderblattähnlicher Spitze, der unterhalb der Spitze, wie es scheint, mit kleinen Schellen umgeben ist. Den Rest dieser eigenartigen Verzierung kann man noch bei unserem Stück erkennen. Offenbar gehört der breite Zapfen, der aus der rechten Schulter herausragt, mit dem Bruchstück in der Hand zusammen, war aber wohl nur als Sicherung des bei freiem Hervorstehen zu sehr gefähr- deten Speeres vorgesehen. Erhalten finden !) Genau denselben Helm finden wir nur auf den Platten PR 114 und RD XXI, 2 u. 5. In allen drei Fällen trägt der Dargestellte einen ganz charakteristischen, sonst nicht vorkommenden langen, kurzärmeligen Rock, der an den Rändern mit Glöckchen behangen ist wie der bei unserem Reiter, einen Speer, ein breites, kurzes Schwert und das Zeremonialschwert „ebere“. Es handelt sich sicher um einen Mann hervorragenden Ranges, wahrscheinlich mit priesterlichen Funktionen. wir eine derartige Anordnung noch bei den beiden Stücken PR 19 u. 22, wo diese Stütze dem,Hals des Pferdes angesetzt ist. Die Basis von zwei weiteren kleinen Stützen findet sich zu beiden Seiten des Hinterkopfes des Reiters. Die eine ist vermutlich der Rest einer Stütze des Speerendes, die andere die Ansatzstelle des Schurzzipfels. — Mit der Linken hält der Reiter den kettenförmigen Zaum, der nur an dem linken Trensenring befestigt ist. Den Hals des Pferdes schmückt in ganzer Breite eine an dem unteren Rande mit Schellen besetzte Binde, die in der Mitte ein Schmuck- stück trägt, wahrscheinlich eine auf die Seite gelegte Glocke, die oben beiderseits von der in Scheitelfrisur gekämmten Mähne überdeckt wird. Das Pferd hat einen bis zur Erde reichenden Schweif, ist aber unverhältnis- mäßig klein und kurz, weil das zu Gebote stehende Material, die Spitze eines Elefanten- zahnes, dem Künstler naturgemäß eine Be- schränkung auferlegte. Das Stück ist offenbar sehr viel benutzt, da es stark abgegriffen ist, namentlich der Kopf des Reiters. Der rechte Arm zeigt eine interessante Reparatur; er ist mit zwei Bronzenägeln wieder angesetzt. Höhe der Figur mit Standfläche 24 cm, des Griffes 16 cm. Zwei weitereähnlicheStücke diesesseltenen Typus, die wir wohl als Würdezeichen ansehen dürfen, bildet PR, Taf.V, ab. Diese sind aber in den Einzelheiten bei weitem nicht so schön und sorgfältig ausgeführt wie unser Stück. Dasselbe gilt von dem von Read (19, S. 50) veröffentlichten dritten Stück. 14. Waffen. Inv.-Nr. C 2396. Speer mit Spitze und Schuh aus Gelb- metall und eisernem Schaft. Die Form der Spitze ist wohl aus der bei PR 215 entwickelt. Die winkligen Ausschnitte am unteren Rande der Spitze sind bei letzterem angesetzte Leo- ; . v = 3 pardenfiguren. Beide Seiten sind mit Orna- menten bedeckt: Flechtbänder, Kreuze und eine Schlange, die einen Vogel bei den Beinen gepackt hat. Die Tülle, in die der Schaft eingelassen ist, hat die Form einer kantigen Spirale. Der Schuh ist in seinem unteren Teile vierkantig und ahmt in seinem oberen, den Schaft umfassenden Teile die Umwicke- lung mit einer spiralig gelegten Schnur nach. Ganze Länge 1,834 m, Länge der Spitze mit Tülle 51 cm, Länge des Schuhes 27 cm. Das Stück ist jüngeren Datums. Ein gleiches ist nicht abgebildet. — Inv.-Nr. 1049:05. Taf. 10, Fig. 5. Doppelte Speerspitze aus Gelbmetall. Un- terhalb der beiden Spitzen ist ein 8-förmiges Stück eingeschal- „m tet,an dassich diebeidengeraden [ 5 Zungen ansetzen, zwischen denen der Schaft des Speeres mit zwei großen Kupfernieten befestigt ist. Die Speerblätter sind mit Schlan- genlinien, Ranken- und Flecht- bandornamenten auf punktiertem Grunde beiderseits verziert. Ganze Länge der Speerspitze 52 cm. Das Stück ist ebenfalls jüngeren Datums und wohl nur als eine spielerische Weiterbildung zu betrachten nach Art der modernen Jekriruder, bei denen doppelte Blätter häufig vorkommen. Der Typus der Speere auf den Bronzeplatten ist ein ganz anderer. Inv.-Nr. C 3957. Oberer Teil der Klinge eines einschnei- digen Opferschwertes aus Bronze; sehr alt, prachtvolle Patina. Längs des Randes des ‚Rückens und des verbreiterten Teiles der Schneidenseitesindin Abständen von ca. 1,5cm Löcher gebohrt und sodann wieder mit Nieten ausgefüllt. Ebenso ist in der Mittellinie des verbreiterten Teiles ein 7 cm langer und 3/ı em breiter Einschnitt gemacht und mit einem etwas über die Oberfläche hervor- ragenden Stück Bronze, das an den Schmal- seiten fest eingeklemmt ist und etwas über die Ränder quillt, wieder ausgefüllt. Die Schneide ist zum größten Teil zur Verdeckung eines Schadens in recht unbeholfener Weise mit einem unregelmäßigen Bronzeblechstreifen überfangen, der mit Nieten befestigt ist. Möglicherweise verdanken die mit großer Mühe eingefügten, an die mandau der Dajak erinnernden Nieten entlang der unversehrten Rückenseite ihr Dasein nur dem Bestreben, die durch die Reparatur nötigen Nieten an der Schneidenseite nicht als etwas Besonderes auffallen zu lassen. Auf dem oberen Teil Fig. 41 (1:4). der Klinge sind beiderseits in sehr primi- tiver Leopardform ausgeschnittene, einander spiegelbildlich vollkommen entsprechende Blechstücke mit durchgehenden Nieten be- festigt. Die Leoparden haben nur zwei Beine, der Schwanz fehlt. Die Fellflecken sind durch eingepunzte Kreise, die Umrisse des Rückens, der Augen, der Schnauze und das Halsband sind durch Punktierung dargestellt, nur bei dem alleinstehenden unteren Leoparden durch volle, aus einzelnen breiten Punzenschlägen bestehende Linien. Den Rand des Rückens des Schwertes begleitet eine schmale Schlangen- linie, die technisch in der Weise zustande gekommen ist, daß zwei parallele Linien im Abstande von 2 mm mit Punzen eingeschnitten und sodann mit einer vorn abgerundeten Punze abwechselnd in der einen und der anderen Linie im Abstand von etwa 4 mm Gruben schräg von der Seite eingeschlagen wurden. Diese Technik, die mir nur an dem Turban C 3863 und dem Griffe des Zeremonialstabes C 2395 aufgefallen ist, erklärt auch die eigenartige unregelmäßige Gestaltung der Schlangenlinie (s. Fig. 41). Unser Stück, für das mir ein völlig ent- sprechendes nicht bekannt ist, gehört in eine Reihe von Geräten, die wohl mit Recht als Opferschwerter bezeichnet werden, meist aber ein spitzes Schneidenende, nicht ein abge- rundetes aufweisen (s. weiter unten). Pitt Rivers bildet unter Fig. 338 u. 339 zwei auch aus Bronze bestehende Schwerter der ersteren Art ab, unter Fig. 284 ebenfalls ein bronzenes, zweischneidiges, etwa 65 cn? langes und nahe dem Griff 4 cm breites, zum abgerundeten Ende sich zu 6cm ver- breiterndes gerades Schwert, dessen Mittel- grat in der unteren Hälfte eine starke Ver- steifungsleiste aufweist, während die obere Hälfte mit demselben Schlangenornament verziert ist wie der Rücken unseres Stückes; ob in derselben Technik, läßt sich natürlich nicht sagen, es wäre aber nicht ausgeschlossen. Nur unter den zu einem Kelche zusammen- gestellten Opferschwertern aufunserem großen Fetischbaum entspricht tatsächlich eine Klinge völlig unserem in Rede stehenden Stücke. Auch auf der prachtvollen Platte des Hambg. Museums für Kunst u. Gewerbe (abgeb. in M, Taf. XIV) findet sich ein ähnlich geformtes Schwert in den Händen von zwei Kriegern. Alle derartigen Schwerter gehören offenbar zu der von C. Punch als „official sword“ bezeichneten Kategorie von Geräten, deren einheimischer Name „ada“ ist (s. LR 13, S. 116) und die „nicht vom König selbst, sondern vor ihm, dem Ahuraku und dem Ojoma hergetragen wurden“. Ahuraku ist der Titel eines Priesters, Ojoma der des höchsten Würdenträgers nächst dem Könige. Danach würde den Opfermessern etwa die Bedeutung der fasces der römischen Liktoren beizumessen sein. Ling Roth zeigt (13, S.116) in einer Skizze nach Punch, wie diese Geräte gehalten wurden, und zwar kerzen- gerade in die Höhe, mit der Schneide nach vorn, wobei die linke Hand den rechten Arm am Ellbogen unterstützt. Bei dem Gewicht, das die bronzenen Geräte aufweisen, ist das auch sehr erklärlich. Die aus Bronze angefertigten Stücke sind sicher nur als Symbol& aufzufassen, während die eisernen wirklich bei den Menschenopfern gebraucht wurden. Was die aufgenieteten Leopardsilhouetten anlangt, so kann ich diese sonst nur nachweisen auf einem Zeremonialschwert (ebere) in WK 24, Fig. 42. Hier sehen wir der Klinge eine große Anzahl kleiner ebere-Silhouetten aufgenie- tet, daneben aber auch rechts und links an der breitesten Stelle der Klinge zwei Leo- parden wie die unseres Stückes. Ein so verziertes ebere hält die Figur eines reichgeschmückten Kriegers (Königs?) in WK 24, Fig. 1, ' in den Händen. Inv.-Nr. C 2416, 2314 und 2315. Eiserne Schwerter (ada) der eben erwähnten Art und Form. Dem Aussehen nach dürften es alte Klingen sein. C 2416 ist mit einge- schlagenen linearen Orna- menten bedeckt und hat einen Holzgriff. Länge der Klinge 47 cm (s. Fig. 42). C 2314 trägt auf der einen Seite des eingezogenen Teiles über dem Griff ein Fig. 42 (1:6). Schneide links. doppeltes Fischgrätenmuster, auf der ande- ren Seite ein verschlungenes Band wie bei Fig. 38. Länge der Klinge 57 cm, des Griffes 10 cm. C 2315 hat keine eingehämmerten Orna- mente und ist oben abgerundet, während die beiden anderen Klingen in ihrer Form PR 110 u. 254 entsprechen. Länge der Klinge 53cm, des Griffes 11 cm. Inv.-Nr. C 2415. Eisernes Schwert von der aus Fig.43 ersichtlichen eigen- artigen Form. Den Rand be- gleitet das aus eingeschlage- nen Furchen und Punkten bestehende Ornament wie bei C 3957 (s. Fig. 41). Das Orna- ment auf dem breiten Teil, aus ineinandergelegten Rauten mit daranhängender Blase be- stehend, scheint einzig dazu- stehen. Länge der Klinge 50cm, des Holzgriffes 13,5 cm. Inv.-Nr. C 2397. Taf. 7, Fig. 3. Rätselhafter Gegenstand in Form einer Dolchscheide aus Bronze. Die Oberfläche imitiert im Guß eine dichte Umwicke- lung mit Schnurgeflecht. Auf dem verbreiterten Mundende die Relieffigur eines Benin- mannes mit hoher Perlenhaube, nacktem Oberkörper über der Brust gekreuzten Perlenbändern, der in der Linken ein Opferschwert, in der Rechten einen Stab trägt. — Eine ähnliche Darstellung bei PR, Fig. 291, und RD, Taf. XXI, 3. Auch hier hält der Mann das Schwert nicht am Griff, sondern an dem verschmälerten Teil der Klinge oberhalb des Griffes. Wo sonst dieses charakteristische Schwert erscheint (z.B. RD XIX, 4, und M, Taf. 14, Platte des Fig. 43 (1:6). Schneide rechts. 81 Hbg. Mus. f. K. u. G.), wird es nämlich richtig am Griff umfaßt. Ob die abweichende Hand- habung eine Bedeutung hat, vielleicht eine Art Ruhestellung oder die vorgeschriebene Art des Anfassens bei Personen ist, die zur Führungnicht berechtigtsind, wissen wir nicht. Als Analogie will ich nur anführen, daß der eine Begleiter auf der Platte RD, Taf. XXI, 2, das ebere nicht am Griff gefaßt hält, sondern an dem Mittelstabe innerhalb des großen Ringes. — Auf der Vorderfläche kriechen drei Schlangen in Relief in unnatürlich engen Windungen der Mündung zu. Die beiden seitlichen umfassen mit ihrem Rachen das Kinn eines Negerkopfes. Die Mündung der Scheide ist jederseits von zehn hervorstehen- den Zähnen umstellt. Abgeschlossen wird die Scheide unten durch eine überstehende kreis- runde Platte mit Negerkopf in Relief. Rechts und links neben der Kriegerfigur sind zwei wie für Schraubenköpfe bestimmte, die Vorder- wand durchsetzende Löcher ausgespart, ebenso fünf weitere in den Windungen der mittleren Schlangenfigur. Ganz offen muß die Frage bleiben, welchem Zwecke das Stück eigentlich gedient haben kann. Zwar entspricht es in der Form gewiß einer Dolchscheide. Gegen diese Verwendung spricht aber zunächst das Gewicht, dann der Umstand, daß keinerlei Aufhängevorrichtungangebracht ist, und weiter das Vorhandensein der Löcher, die in diesem Falle ganz überflüssig erscheinen. Nun haben sich aber im Innern einige Bruchstücke aus Eisen erhalten, die vielleicht eine andere Deutung an die Hand geben. Es wäre denkbar, daß wir den Handgriff eines Schwertes vor uns haben. Die Griffzunge desselben Könnte mit Nieten, die durch die Löcher und ent- sprechende der Griffzunge gingen, im Bronze- griff befestigt gewesen sein. Irgendwelche Gewähr oder Stütze für die Richtigkeit dieser Mutmaßung haben wir aber nicht, da auch vor allem ein zweites derartiges Stück nicht vor- liegt. Ähnlich verziert ist nur die leider deckel- lose Bronzebüchse in WK 21, Fig. 18: Die Schnurumwickelung und die Schlangen ent- sprechen vollkommen denen unseres Stückes. Länge 35 cm. Länge von WK 21, 18 38,5 cm. 15. Verschiedenes. Inv.-Nr. C 4041. Taf. 10, Fig. 7. Spielbrett aus Bronze mit 183 flachen, in rostartig hervorragenden Leisten ange- brachten kleinen Gruben für die Spiel- steinchen. Der seitliche Rand ist mit einem breiten Flechtbandmuster verziert, ebenso die beiden kummenförmigen Fußuntersätze, die vermutlich nach Beendigung des Spieles zur Aufbewahrung der beim Spiel gebrauchten Steinchen oder Bohnen gedient haben. Das Brett ist 55,5 cm lang und 17,5 cm breit. Ein etwa um die Hälfte größeres Exemplar mit 352 Gruben bildet PR, Fig. 184, ab (Länge 75 em, Breite 28 cm), ein etwas kleineres WK 21, 219 (Länge 47 cm, Breite 16,5 cm) mit etwas anderer Anordnung der Leisten. Von den bekannten westafrikanischen Mankalaspielbrettern unterscheiden sich diese Spielbretter dadurch, daß sie nicht zwei Reihen von Gruben für die Steine haben, sondern mehr als zwei. Dadurch werden sie in die Nähe der ostafrikanischen Form dieses Spieles gerückt, wenn sie sich von diesen auch wieder durch die unvergleichlich größere Zahl und die Kleinheit der Spiellöcher unter- scheiden. Man darf wohl annehmen, daß das Spiel selbst in anderer Weise gespielt wurde. Aus Ostafrika besitzt unser Museum ein Stück (1659:2) mit vier Reihen von je acht gleich großen Gruben. Ein anderes Stück (Culin; Mancala, the national game of Africa, Fig. 11) aus Abessinien steht in der Mitte zwischen beiden Typen: es hat drei Reihen Gruben zu je sechs und seitlich je einen größeren Napf. PR bildet unter Nr. 116 ein kleines bronzenes Mankalaspiel ab mit zehn kreisrunden Hohlräumen und zwei unregel- mäßig gestalteten größeren in der Mitte. Die zehn Spiellöcher sind so angeordnet, daß die Außenreihen je vier aufweisen, dazwischen in der Mitte die beiden größeren und rechts und links davon je ein Spielloch. Die Spiel- löcher sind also peripherisch angeordnet. Dasselbe ist bei einem Spielbrett unseres Museums aus Ceylon der Fall, nur mit dem Unterschiede, daß sich je sieben Spiellöcher in den äußeren Reihen befinden. Bei PR 134 haben wir die Abbildung einer Bronzegruppe, einen Mann und eine Frau dar- stellend, die vor sich ein Spielbrett liegen haben mit drei Reihen von je zehn Gruben, ein Spielbrett also, das völlig dem ostafrika- nischen gleicht. Eine Scheidung in eine linke und eine rechte Hälfte zeigen unsere Stücke C 4041, PR 184 und WK 21, 219. Bei ersterem ist es ein breiter Steg, bei den beiden letzteren ein breiter, rechteckiger Graben, der die Teilung bewirkt. Thilenius hat bei der Zusammenstellung der Mankalaspielbretter für die vergleichende Sammlung des Museums folgendes über die Verbreitung des Spieles angegeben: „Die Bezeichnungen ‚kale‘ (Gabun), ‚abangah‘ (Niamniam), ‚mankal‘ (Abessinien, 15. Jahrh.), ‚mungala‘ (Nubien), ‚mankala‘ (Syrien, Arabien) verknüpfen Westafrika mit Arabien, dem Ursprungslande des andert- halb Jahrtausende alten Spiels. Mit den Arabern gelangte es über Land durch den Sudan bis zur Westküste Afrikas. Die ein- heimischen Bezeichnungen ‚tschonka‘ (Mari- anen), ‚tschunkajon‘ (Philippinen), ‚tschong- kak‘ (Johore), ‚tschanka‘ (Ceylon) knüpfen das Vorkommen in den Marianen an das indische.“ . Hinzufügen möchte ich, daß der Typus der Bretter von den Marianen und Philip- pinen der syrisch-arabische bei indischem Namen ist, immerhin eine merkwürdige Tat- sache. Nach dem vorliegenden Material kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das Mankala- spiel von Benin auf den ostafrikanischen Typus, der selbst wieder eine Abart des syrisch-arabischen ist, zurückzuführen ist. In einem Falle gleicht ein Spielbrett von Benin, wie wir sahen, einem solchen von Ceylon in der allgemeinen Anordnung. Soll man auch hier eine Abhängigkeit vermuten? Das Spiel ist also entweder auf dem Wasserwege oder durch den Kontinent nach Benin gelangt, ver- mutlich von Ostafrika. Zur bequemeren Übersicht der Haupt- typen gebe ich folgendes Schema: System der Mankalaspielbretter. a) ohne seitliche Näpfe: Türkei, Syrien, Arabien; mit seitlichen Näpfen: West- und Innerafrika, Philippinen, Marianen, Westindien (Neger in San Domingo); 1. Zwei Reihen | b) von Gruben ec) mit zwei mittleren Näpfen: Ceylon. a) ohne seitliche Näpfe: Ostafrika, 2. Mehr als Benin (PR 134), Westindien; zwei Reihen|b) mit einem oder zwei seitlichen von Gruben Näpfen: Abessinien; (ostafrikan. |c) mit einem mittleren Napf: Benin Typus) PR 184, WK 21, 219; d) mit querem Mittelsteg: Benin C 4041. | zw mittlere Näpfe: Ceylon, Benin angeordnete | PR 116 Gruben Inv.-Nr. C 3959. Taf. 6, Fig. 1. Massiv gegossenes kurzes Rinderhorn mit Einsatz in Form eines geschliffenen Stein- beils, auf dessen beiden Breitseiten je eine Eidechse und auf dessen Schmalseiten je eine Schlange mit zur Schneide gerichtetem Kopfe in Relief angebracht ist. Quer über den Rücken der Eidechsen laufen Einschnitte, wie herrührend von Schlägen mit einem schneidenden Instrument, die vielleicht eine - symbolische Bedeutung haben. Der Körper 83 der Eidechsen ist von eingepunzten Punkt- kreisen umrahmt. Die Basis des Horns ist in einer Breite von 4,5 cm von vier starken geflochtenen Schnüren umspannt, deren Zwischenräume mit Ringen ausgefüllt sind. Der Schnittrand ist ebenfalls mit eingepunzten Punktkreisen verziert. Die übrige Ober- fläche des Horns zeigt ein eingepunztes Schuppenornament und in diesem vier Ei- dechsen und sieben ausgesparte doppeltum- rissene Rechtecke mit übereinandergelegten Winkelbändern auf punktiertem Grunde. Die Spitze ist wiederum mit Reliefschnüren um- geben und endet mit einem ornamentalen Schraubenkopf. Zwischen den Schnüren eine Reihe von Reliefringen. Seitlich setzen sich vier frei hervorragende Ringe an. Über den Zweck dieses Stückes, zu dem mir ein Seiten- stück nicht bekannt ist, läßt sich nichts aus- sagen. Vielleicht ist es nur eine Nebenform des vom Könige als Attribut getragenen „Donnerkeils“. An den Ringen ist das Stück offenbar nie aufgehängt gewesen, dagegen macht aber die Oberfläche einen abgegriffenen Eindruck. Länge der konvexen Seite etwa 24 cm. In WK 21, 1 ist ein Fetischbaum aus Eisen und Bronze abgebildet, in dessen Stamm ein ebensolches Horn mit Steinbeil eingeschaltet erscheint. Da auf größeren Fetischbäumen (wie unserem © 2337) der König mit dem ‚Steinbeil auftritt, so gewinnt die Annahme, daß das Horn mit eingesetztem Steinbeil nur eine Nebenform des einfachen Steinbeiles ist, an Wahrscheinlichkeit. Daß wirklich die Nachbildung eines in eine Fassung eingesetzten Steinbeiles vorliegt, geht aus einem interessanten Stück hervor, das Balfour (1, S. 182) veröffentlicht hat. Ein etwa 4,5 cm langes geschliffenes Stein- beil ist zur Hälfte in ein kappenförmiges starkes Netzwerk aus Bronze eingelassen, das an den seitlichen Bändern je zwei Ringösen trägt. Das Ganze ist mit einem dicken Überzug 11* von eingetrocknetem Blut bedeckt. Balfour vermutet, daß das Stück dem Wetterzauber gedient hat, und bringt weitere Notizen über den Donnerkeil in Afrika. Shango, der Donnergott, hat an der Sklavenküste bei der Yoruba sprechenden Bevölkerung das Epitheton „Jakuta“, d. i. Steinschleuderer. Nach- dieser Analogie wird man berechtigt 'sein, auch für Benin anzunehmen, daß diese Keile Attribute des Donnergottes sind. Weiter veröffentlicht Balfour zwei kleine Bronze- beilchen, die am Ende durchlocht und als Amulette getragen sein mögen. Inv.-Nr. C 2896. Großes, einem halben Faß ähnliches, baugenförmiges Stück aus heller Bronze mit 15 im Quersehnitt halbkreisförmigen, sich hervor- wölbenden „Dauben“. In der Mitte der seit- Fig. 44 (1:2). lichen Ränder angebrachte starke Scharniere lassen darauf schließen, daß ein zweites, ähn- lich geformtes Stück hier eingelenkt war, das aber etwas kleiner gewesen sein muß. Merk- würdig ist dabei dann aber, daß immer nur das Hauptstück vorliegt, nicht aber ein sol- 84 ches, das man als das dazugehörige, im Scharnier einzulenkende bezeichnen Könnte. Bei unserem Stück sind, offenbar nach- träglich, oben und unten 6 cm breite, starke Bronzebänder angenietet. Das ganze Stück ist mit Flechtbandmotiven ornamentiert. Höhe 47 cm, größte Breite 37 cm, _ Gewicht 19,18 kg. Ganz übereinstimmend mit PR 249, KKS, S.46, Heger (11), Nr.73. Die beiden Bronzebänder sind nur an unserem Exemplar erhalten, eines bei dem Wiener, PR 249 hat nur die Nietlöcher, letztere fehlen auch dem Stuttgarter Stück. Aufmerksam möchte ich noch machen auf die etwa 2,6 cm langen erhabenen Bögen direkt unter den Nietlöchern beiderseits deseinen Endes (s. Fig.44). Aufdem Stuttgarter Stück statt dessen eine halbkreis- förmige Erhebung. Über den Zweck des Gegenstandes weiß man nichts. Inv.-Nr. C 3059. Taf. 8, Fig. 7. Länge 14 cm. Schlüssel aus Bronze, ganz entsprechend PR, Fig. 115. Eine Skizze, die den Gebrauch des Schlüssels erläutert, bei LR 13, S. 189. Inv.-Nr. C 2874. Flaches Bronzekreuz in Form des Malteser- kreuzes. 13:13 cm, Dicke 6 mm. Ein ähn- lich geformtes Kreuz erscheint auf der Brust der Rundfiguren vom Typus unseres Stückes C 2870, nicht bei den auf den Platten dar- gestellten vom selben Typus (s.auch Hagen 8, S. 7). Abgebildet in WK 21, 145. Inv.-Nr. 922: 06. Kruzifix aus Gelbguß. Balken über dem Kopfe und unter den Füßen weggebrochen. Korpus nackt, Arme gerade ausgestreckt, Füße übereinander, Kopf auf die rechte Seite gesenkt. Faltige Leibbinde. Modernes Stück? Länge des Körpers 12,2 cm, Spannweite der Arme 14 cm. leibern getragen. Inv.-Nr. C 2408. Löffel aus Gelbguß. Der Stiel ist roh eingekerbt; in der Mittellinie am Ende vierLöcher. Höchst wahrscheinlich modernes Stück. Länge 21 cm. Ein Löffel von etwas anderer Form bei LR, Fig. 121. Inv.-Nr. C 3348. Aus einem Stück geschnitzter alter Holz- sessel. Die Sitzplatte, die der Fußplatte in der Form vollkommen gleicht, wird von zwei zu einem Knoten verschlungenen Schlangen- Auf dem mehrfach stark beschädigten Rande der Fußplatte sind in Hochreliefangebracht zwei Welse, ein Frosch, ein vierfüßiges Tier (Leopard), in dessen Körper der eine Schlangenkopf beißt, und eine kreisrunde, schildförmige Erhebung mit vier sich kreuzenden Linien, vielleicht eine stark stilisierte Schildkröte. Die Unterseite der Sitzplatte ist glat, ohne figürlichen Schmuck. Die Höhe des Sessels beträgt 41 cm. Abbildung im Jahrbuch Hamb. Wiss. Anst., Bd. XX, 1902, Fig. 33. Von derartigen Sesseln sind nur wenige Exemplare nach Europa gelangt. Pitt Rivers bildet in seinem Werke nur einen Sessel ab (Taf. 41, 315) unter etwa 400 anderen Gegen- ständen aus Benin. In dem Werke von Read und Dalton fehlt dieser Typus ganz. . Webster gibt in seinem Katalog 19 die Ab- bildung von zweien, im Katalog 28 von einem Exemplar unter den Hunderten von anderen Gegenständen aus Benin, die er zum Verkauf stellt. Die Sessel gleichen einander fast völlig, nur sind die genannten anderen Exemplare auch auf der Unterseite der Sitzfläche mit figürlichem Schmucke versehen, der außer den Elementen unseres Stückes noch einige andere aufweist: Elefantenrüssel mit- Menschenhand, eine häufige Erscheinung auf den Plinthen der großen Bronzeköpfe; eigenartiger Menschen- kopf; Krokodil; Antilope. Zwei etwas ab- 85 weichende Sessel — die Schlangenköpfe reichen nicht bis an die Sitz- bzw. Fußplatte heran — aus Messing (brass enchased) bzw. Kupfer (copper polished) bildet H. Ling Roth im Internationalen Archiv für Ethno- graphie 1898, S. 241, und 1903 in seinem Buche „Great Benin“, S. 112, ohne Be- schreibung ab als im Besitz des Sir Ralph Moor, Consul-General and Administrator of the Niger Coast Protectorate, befindlich. LingRoth fügt hinzu, daß für jeden König bei seiner Thronbesteigung ein neuer Sessel angefertigt worden sei, der bei seinem Ab- leben auf das Grab gesetzt wurde. 16. Geschnitzte Elefantenzähne und Gegenstände aus Elfenbein. Inv.-Nr. C 2300. Großer Elefantenstoßzahn von 2,18 m Länge, über die Krümmung gemessen. Der Durchmesser des hohlen Teiles unten be- trägt 10,5:11 cm. Die ganze Oberfläche ist mit Figuren beschnitzt. Die Spitze ist um- gestaltet zu dem Kopfe eines Kriegers mit Schuppenhelm. Darunter sind in neun hori- zontalen Reihen Männer mit verschiedenen Attributen, wie wir sie von den Platten her kennen, der König mit seinen Begleitern, das dämonische Wesen mit Fischen anstatt der Beine und den beiden vom Scheitel herab- hängenden Krokodilen (vgl.KKS,Fig. 6), Leo- parden, Welse, Krokodilköpfe usw. dargestellt. Der Zahn ist stark abgescheuert und ver- wittert. Abbildungen ähnlicher Stücke in RD, Ratavıll, 25705 Taf 112u212:5WR 27 73r und 24, 34 u. 36. Inv.-Nr. C 2948. Großer Elefantenstoßzahn von 1,59 m Länge, über die Krümmung gemessen. Der Durchmesser des hohlen Teiles unten be- trägt 9: 11cm. Der Zahn ist ornamentiert mit sechs ziemlich regelmäßig verteilten, vertieft eingeschnitzten Flechtbändern in zwei Mustern, die miteinander abwechseln. Von diesen waren die fünf unteren ursprünglich mit Bronzeblech überkleidet, wie aus den noch vorhandenen Nieten und der grünen Färbung der Muster hervorgeht. In den Zwischenräumen zwischen den Bändern sind auf der konvexen Seite fünf ebere und Welse und über dem obersten Band ein Opfermesser eingeschnitzt, flankiert von reihenförmig angeordneten Punktkreisen. Sag RE Zu! 7 1 12 I iR ve ze - N = g \ 2 10851 Inv.-Nr. C 3645. Großer Elefantenstoßzahn von 1,36 m Länge, über die Krümmung gemessen. Der Durchmesser des hohlen Teiles unten be- trägt 7,5:9 cm. Der Zahn ist ornamentiert mit drei Zickzack- und zwei breiten Flecht- bändern, welch letztere ursprünglich mit Bronzeblech überkleidet waren wie der vorige. Auf der konvexen Seite sind Welse zwischen Punktkreisen eingeschnitzt, zuobersteinOpfer- ir - Fig. 45 (1:4). schwert. Zwischen dem ersten Zickzack- und dem ersten Flechtband und über dem zweiten Zickzackband ist ein aus Bronzeblech ge- schnittenes ebere aufgenagelt, ebenso über dem untersten Zickzackband ein aus Bronze- blech geschnittenes Opferschwert (s. Fig. 45). Abbildungen ähnlicher Stücke liegen nicht vor. Inv.-Nr. C 2440. Kleiner Elefantenstoßzahn, bräunlich ge- gefärbt, mittiefeingeschnitzter „Königsmarke“ (s. LR 13, S. 96) in der Mitte der konvexen Seite, an die sich nach der Spitze zu fünf zusammenhängende, roh eingeritzte Rauten anschließen. Spannweite 55 cm, wirkliche Länge 59cm, Höhlung 4,5:5 cm. S6 Inv. Nr. C 2332. Kleiner Elefantenstoßzahn, braun gefärbt, mit vier tief eingeschnitzten Flechtbändern. In der Mitte zwischen diesen drei ein- geschnittene „Königsmarken“. Spannweite 64 cm, wirkliche Länge 67 cm, Höhlung 4,8:5,8cm. Ähnlich WK 19, 94 und LR, Fig. 194. Inv.-Nr. C 2334. Großes Signalhorn aus Elefantenstoß- zahn mit eingeschnittenem Gesicht und den Stammesmarken über den Augen, aber ohne Umrißlinie des Kopfes. Darunter das recht- eckige Blasloch (1,5: 3,5 cm). Länge 66 cm, Höhlung 8,6: 10 cm. n Inv.-Nr. C 2425. Aus der Spitze eines Elefantenzahnes ge- schnitzte, stark verwitterte menschliche (weib- liche) Figur mit hoher, kegelförmiger Kopf- bedeckung, auf einer runden, in der Mitte durchbohrten Fußplatte stehend. Die Arme, die mit viereckigen Zapfen eingelenkt waren, fehlen. Höhe 48 cm. Ähnliche Figur, aber ohne Kopfschmuck, bei PR, Fig. 164. Inv.-Nr. C 2324. Kleiner Negerkopf auf Sockel (Höhe 6,2 cm) aus altersgebräuntem Elfenbein. Inv.-Nr. 18,80: 2. Maske eines Beninmannes aus- alters- gebräuntem Elfenbein (18:8 cm). Der Typus entspricht den großen Bronzeköpfen ohne BEN VIER ih u MR | AN N fi I 1 SL Ei ER Ns Am us BU ige acer Mu = E es Er N BULL. N > S- N 2 e UDLRR KUN: =) u en! ! ln g- IN u b je a j ls Bay ang Se AR ER Fig. 46 (1:2). seitliche Ansätze. Der Perlenkragen um den Hals ist zu großen Rauten umstilisiert, die Perlenhaube zu einem System kleinerer Rauten, wie wir dies ebenso bei den Köpfen 87 an den Spitzen der geschnitzten Elefanten- zähne finden (vgl. LR, Fig. 197). Über die Stirn legen sich fünf Reihen von Perlen- ketten, von denen nur die drei oberen die natürliche Form zeigen. An den Schläfen Perlenrosetten, von denen rechts eine Perlen- kette bis auf die Mitte des Kragens, links eine solche bis zum Ohr herabhängt. Die Ohren sind nach dem üblichen Schema des Y im C gebildet. Die Stammesmarken über den Augen sind tiefe, rautenförmige, die Pupillen tiefe, runde Löcher. Nichts deutet aber darauf hin, daß sie wie bei anderen Stücken ehemals mit Eisen oder Kupfer aus- gefüllt waren. Die Rückseite ist einfach glatt und, da das Stück aus der Wand eines Zahnes geschnitzt ist, konkav. Den Rand umsäumt eine Zone von Zacken mit großen, runden Löchern. An der rechten Seite ist diese weggebrochen. Besondere Aufhängevorrich- tungen sind nicht vorhanden (s. Fig. 46). Unser Stück ist bisher einzig in seiner Art. Bekannt sind nur drei Masken von Menschenköpfen aus Elfenbein, die aber mehr den bronzenen entsprechen. Die eine findet sich bei PR, Fig.26; die beiden anderen bildet LR unter Fig. 214 u. 213 ab. Von Fig. 214 findet sich eine bessere Aufnahme bei Read (18, Taf. D). Oberhalb und unterhalb der Ohren befinden sich bei allen Ringe zum Aufhängen. Alletragen einen Scheitelschmuck. Von Ohr zu Ohr über den Scheitel weg zieht sich bei dem erstgenannten Kopf ein Halb- kranz von zehn „Welsen“, bei dem dritten ein solcher von elf Portugiesenköpfen, bei dem zweiten ein solcher von sechs „Welsen“ und sieben Portugiesenköpfen abwechselnd. Um das Kinn von Ohr zu Ohr zieht sich bei der dritten ein Halbkranz von elf Portugiesen- köpfen, bei der ersten und zweiten eine Zone mit dem Flechtbandmotiv. Offenbar ist die Randzone bei unserem Stück eine stilistische Verkümmerung der angegebenen figuralen Darstellungen. In Form und Größe der unseren ent- sprechend findet sich eine Elfenbeinmaske mit einem Krokodilkopf in WK 29, 61. Weiter sind bekannt vier Leopardenmasken, und zwar bei LR, Fig.215; PR, Fig. 154, und Heger 11, Nr. 100 u. 101. Auch diese stimmen in den Größenverhältnissen mit den anderen Elfenbeinmasken überein. 17. Moderne Stücke. Die folgenden Stücke zeigen den Aus- klang der alten Ornamentik, ihre Ummode- lung und Auflösung. Soweit sich derartige Stücke unter den vorherigen Kategorien be- quem einordnen ließen, sind sie dort bereits besprochen worden. Inv.-Nr. C 2898. Rechteckige Holzplatte (32:23 cm) mit roh geschnitztem Tiefrelief: große Mittel- figur und zwei halb so große seitliche Figuren. Stark stilisiert ist das Leoparden- fell, das die Mittelfigur auf der Brust trägt, kenntlich an den durch Ringe wieder- gegebenen Flecken des Felles, den ovalen Augen und der nur schwach abgesetzten Nase. Von Interesse sind die Feuersteinschloß- gewehre, deren Hahn und Verschlußdeckel als wesentliche Teile stark vergrößert er- scheinen. Die obere rechte Ecke ist durch Feuer zerstört. Der Rand ist mit einem tief eingeschnittenen dreifachen Flechtbandmuster bedeckt. Auf der Rückseite sind in sehr unbeholfener Weise zwei Vögel eingeritzt. Abbildung im Jahrbuch Hamb. Wiss. Anst., Bd. 18, 1900, Fig. 13. Inv.-Nr. C 3698. Kleiner Holztisch, der wegen der Weiter- verwendung des alten Formenschatzes an Ornamenten und andererseits der Wieder- gabe europäischer Einfuhrartikel doppeltes Interesse beansprucht. Die Tischplatte zeigt 88 folgende in Tiefrelief geschnitzte Darstel- lungen: In der Mitte steht der König (?) von Benin mit dem ebere in der Rechten und Glocke in der Linken auf einer Truhe, die mit einem europäischen Schloß versperrt ist, neben dem der Schlüssel hängt. Rechts und links von ihm stehen zwei Beninleute mit Speer und Schwert in der einheimischen Tracht. Zwischen dem König und beiden Letztgenannten sitzen zwei Europäer, von denen der eine eine Pistole in der erhobenen Rechten, der andere eine Pfeife hält. Zwei Schlangen und eine Kaurischnecke füllen den verbleibenden Raum. Auf den vier Beinen des Tisches sind dargestellt ein Ein- geborener, der mit einer Armbrust auf eine Schlange anlegt, die im Begriff ist, eine Ei- dechse zu verschlingen,- ein Eingeborener mit zwei Keulen, ein anderer mit einem breiten Schwert und ein europäisch gekleideter Mann mit Seitengewehr; dazu dann noch Leoparden und Welse. Ähnliche Tische finden sich bei PR auf Taf.6 u. 41, RD, Taf. VIII, 3, und WK 19, 61 u. 63, abgebildet. Inv.-Nr. 1262 : 07. Hölzerner Kasten mit Falzdeckel, beide Teile aus dem vollen Holz geschnitten (Länge 47, Höhe 9,5, Breite 9 cm). Die beiden Langseiten sind mit einem Flechtbandmuster verziert. Der Deckel zeigt drei Felder in vertieftem Relief. Die beiden äußeren Felder sind mit Leoparden ausgefüllt, das mittlere mit einem nur mit einer Hose bekleideten Neger, der unter dem linken Arm eine an einem Tragband über der Schulter hängende sanduhrförmige Trommel mit einem ge- krümmten Schlägel bearbeitet. Auf dem Kopfe trägt er eine Art Zipfelmütze. Ein halb so langer und, wie es scheint, älterer Kasten ist abgebildet bei LingRoth (13,S.115) mit der Angabe, daß darin Kolanüsse auf- bewahrt seien, die Gästen beim Empfang angeboten werden. a En nt Inv.-Nr. 1047: 05. Hölzerne Kiste, aus fünf Brettern mit Eisenstiften zusammengenagelt (Länge 55, Breite 27,5, Höhe 25,6 cm). Auf der einen Langseite in vertieftem Relief ein Baum, auf dem vier Vögel sitzen, die an den Früchten picken, auf der anderen Langseite eine riesige Schlange, deren Körpermitte von einem Speere durchbohrt ist. Hinter ihrem Kopfe steht ein Neger, der mit der Linken der Schlange einen Dolch in den Rachen stößt, mit der Rechten einen Schwerthieb gegen den Körper der Schlange führt. Auf der einen Schmalseite ein Neger mit großem, breitem Opferschwert, vor ihm am Boden ein ent- haupteter, gefesselter Neger, dessen Hand- wurzeln tiefe Schnitte aufweisen und dessen Körper von einem anderen in gebückter Hal- tung an einem die Fesseln verbindenden Seil gehalten wird. Auf der anderen Schmalseite drei Trommler, der mittlere in Vorderansicht, die beiden seitlichen im Profil. Zwei schlagen jeder eine hohe Setztrommel mitSchnurpflock- spannung, einer eine kleine Sanduhrtrommel wie auf dem vorigen Stück. Dieselben drei Trommler erscheinen wieder rechts auf dem Deckel. Vor ihnen steht ein vornehmer Krieger mit Opferschwert und spitzer Perlen- haube, dem ein anderer den Kopf des Ent- haupteten, offenbar des eben erwähnten, über- bringt. Hinter ihnen steht ein völlig Nackter mit Opferschwert. Inv.-Nr. C 2876 (= WK 27, 69, Nr. 10221). Kasten aus rotbraunem Holz in Form eines sich in den Schwanz beißenden Fisches (Wels?). In der Mitte ein aus dem Vollen geschnitztes Kreuz. Die Höhlung des Kastens selber ist sehr klein und mit einem Falz- deckel geschlossen. Kreisrunde eingesetzte Stücke Kokosnuß bezeichnen die Augen. 89 Größte Entfernung vom Maule bis gegen- über 35 cm. Ähnliches Stück aus Elfenbein mit Blei- augen bei PR, Fig. 372. Inv.-Nr. C 3963. Hölzerner Kasten in Form eines gerade gestreckten Fisches. Der Deckel zeigt das halbgeöffnete Maul mit roher Andeutung der Zähne. Dem Rücken entlang und an den Seiten eingeschlagene Nägel mit großen, halb- kugeligen Messingknöpfen. Jederseits des Rückens drei eingeschnittene, doppeltum- rissene Spitzovale mit Karrees im Innern. Augen wie bei dem vorigen Stück. Länge 37, Höhe 9, Breite 7,5 cm. Inv.-Nr. C 2322. Deckel eines Holzgefäßes in Form einer brütenden Henne, aus weichem Holz ge- schnitzt. Länge 20 cm, Höhe 6,2 cm. Inv.-Nr. C 2321. Trinkbecher aus halbierter Kokosnuß mit erhaben eingeschnitztem Linienmuster. Durch- messer 7,6 cm, Höhe 7,1 cm. Inv.-Nr. C 2320. Trinkbecher aus halbierter Kokosnuß. -Um den Becher sind vier rundgebogene Fische erhaben herausgeschnitzt, während ein fünfter den Außenboden schmückt. Alle fünf Fische sind voneinander verschieden, teils durch die Darstellung des Kopfes, teils durch die der Schuppen. Inv.-Nr. C 2414. Geschnitzte Kokosnuß mit drei ein- geschnitzten Kriegerfiguren mit ebere. Höhe 10,8 cm, Durchmesser 7,8 cm. Ähnliche Exemplare bei PR 217 u. 220. Inhalt. @ Seite | VOLWOIt 00.8 EEE Verzeichnis der en et ezunsen A, Relietplatten:=Europaeta nr ee en er > =, Beninleute-. 47 ar van handen, O = :ıK10Kod1lkonter. = -Nusssn ae al Br : Vögel. Frucht. Leopardenfell ... 15 5 ZRINderkopk 32 er Se el EIEOE ROH ae Branze en ea LO 5 5 3 Holz re Turbanähnlicher eng aus Brom el Kleine Köpfe auf Füßen aus Bronze. ... .... ... 21 m) = AUSTTONK REN exe 22 Kopf, Leibstück und Sarnen einer Erahen Schlangen user a ER 25 Schildförmige Bronzepiehten en a EZ Gürtelschmuckmasken aus Bronzer... 28%..26 Moderne Masken = 5 BEN ER) Leoparden- und Krokodilmasken „ » ae, Leopardenschädel = 5 EB Elefantenmasken a a SE EENSD Glocken, viereckige, 3 Pe.) Ber nunde, > 5 | Kleine Schellen Rn ee AD Fetischbäume = A a A 5 aus: Eisen We ed Rundfiguren aus Bronze: Io anen r . 49 » ) a: 5 (Ausjüngerer Zeil) 52 5 5 EN ESIIETE N ee, nen ED Gefäße = EN a SEE a DD] 5 HUSSHOlZEGmN re Re re UntersatzaausABronzern. be a ro 90 ı Armbänder, manschettenförmige, aus Bronze. ... b> 5 5, 2 „es Eltenbeme 5 aus Bronze. Er Rn Armringe, schmale, aus Elfenbein . re 5 aus verschiedenen Metallen... Manilla, kupferne ... Halsring aus Bronze T: ; Perlen aus Achat, nase! ee Tuthorn aus Bronze : Beschlagstück eines er Zeremonialschwerter (ebere). » a Nachbiduns nn Zeremonialstäbe ku Stabaufsätze mit Voreihpun) aus et Stabaufsatz mit Reiterfigur aus Elfenbein. Speer aus Eisen mit Spitze aus Gelbmetall .. Doppelte Speerspitze 5 R Opferschwert aus Bronze ... e » Eisen? Sin \ Dolchscheide aus Ban ee 2 Spielbrett S - Rinderhorn re a Baugenförmiges Stück „ e Schlüssel, Kreuz, Kruzifix aus Bronze Löffel aus Gelbguß. Holzsessel . Geschnitzte Elefantenzähne . ; Signalhorn aus Elefantenzahn... Figur und Kopf „ a Maske aus Elfenbein ... : Moderne Stücke aus Holz ei Kökosnuk Seite : Tafel 1. (1:4,5) Fig. 2 (S. 8) (1:4,5) Fig. 4 (S. 14) (1:4,5) Fig. 5 (S. 8) (1:2,5) Fig. 3 (S. 12) Tafel 2. (1:5) Fig. 1 (S. 9) (1:4) Fig. 3 (S. 13) (1:2,5) Fig. 4 (S. 10) (1:6) Fig. 5 (S. 15) Tafel 3. (1:4) Fig. 2 (S. 49) (1:3) Fig. 1 (S. 49) (1:5) Fig. 3 (S. 17) u Tafel 4. (1:3) Fig. 2 (S. 58) (1:3,5) Fig. 4 (S. 20) (1:3) Fig. 5 (S. 21) (1:4) Fig. 6 (S. 19) (1:3) Fig. 8 (S. 52) Tafel 5. (1:5) Fig. 9 (S. 16) (1:3) Fig. 7 (S. 33) (1:2,5) Fig. 8 (S. 34) Tafel 6. (1:3) Fig. 1 (S. 83) (1:3) Fig. 3 (S. 41) € (1:3) Fig. 5 (S. 41) (1:3) Fig. 4 (S. 39) (1:3) Fig. 6 (S. 43) (1:6) Fig.8 (5.4) (1:3) Fig. 9 (S. 43) Tafel 7. “ SIENA NN Jin a a (1:2,5) Fig. 4 (S. 62) (1:7) Fig. 6 (S. 22) (1:7) Fig. 7 (S. 23) Tafel 8. (1:2,5) Fig. 4 (S. 57) (1:4) Fig. 7 (S. 84) (1:4) Fig. 6 (S. 15) (1:4,5) Fig. 5 (S. 61) s Tafel 9. (1:3) Fig. 2 (S. 60) (1:2,5) Fig. 1 (S. 59) (1:3) Fig. 4 (S. (1:5) Fig. 5 (S. 56) (1:5) Fig. 6 (S. 56) (1:4) Fig. 7 (S. 54) DEN. ; | Tafel 10. (1:12) Fig. I (S. 74) (1:5) Fig.5 (S. 79) (1:3) Fig. 6 (S. 77) (1:12) Fig. 4 (S. 74) (1:12) Fig. 3 (S. 73) N INSTITUTION LIBRARIES IE] 3 9088 0154