Jahrbuch der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1895. Band XVl. . Berlin. Im Vertrieb bei der Simon ScHropPp’schen Hof-Landkartenhandlung (J. H. Neumann). 1896. IS Inhalt. Mittheilungen aus der Anstalt. 1. Bericht über die Thätigkeit der Königl. en Landesanstalt im Jahre 1895 2. Arbeitsplan für hi EN de ikahraät im J a 1896. 3. Mittheilungen der Mitarbeiter der Königl. geologischen Landesanstalt über die Ergebnisse der Aufnahmen im Jahre 1895 . 5 Tr. Esert: Bericht über die Aufnahmen auf Blatt nördlich von Wernigerode a. H. ee A. Denermann: Bericht über die wissenschaftlichen Radulee seiner Aufnahmen im Sommer 1895 E. Kayser: Bericht über seine Aufnahmen in ie Stdhälfte Be Blattes Oberscheld ; R. Scueise: Bericht über die Seolbhe: Aufnahme, de Blattes Brotterode. (Tafel VII) A H. Bückme: ‚Bericht über die Ergebnisse ‚der Kemer im Herbste 1895 R. Micnaer: Bericht über die ah rap rlen me Blatt Polsce (Südhälfte) und Blatt Angermünde (nördlichster Theil) Tea. Wöurer: Bericht über die Aufnahme im Sommer 1895 auf den Blättern: Fahrenholz, Woldegk und Neudamm P. Kruscn: Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse der Aufnahmen auf Blatt Zachow im Sommer 1895 G. Maas: Bericht über die Aufnahmearbeiten auf Blatt Sady B. Künn: Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse der Auf- nahmen auf Blatt Posen und Owinsk 5 G. Mürter: Bericht über seine Aufnahmen auf Blatt fe Baraık dorf 4. Personal -Verhältnisse Seite vıI xXX XXVIl XXVII XXXIL LXIV LXVII XCIV XCV XCIX CV CVIıll CXI CXIII CXVI IT: Abhandlungen von Mitarbeitern der Königl. geologischen Landesanstalt. Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. Von Herrn H. Poronız in Berlin. (Tafel III u.IN).: u Re I Die Einschnitte der ah Preizcch® Ds Von Herrn K. Krınuack in Berlin . . Das Diluvium im Bereich den Kanal: von Dodmand Be den Emshäfen, Von Herrn G. Mürrer in Berlin. (Tafel V) n: Vor Die Untere Kreide im Emsbett a Rheine. Von Demselben Das Schalsteinconglomerat von Langenaubach. Von Herrn L. Brusnausen und A. Denckmann in Berlin . un en, Seen Ne Zur Geologie des linksrheinischen Schifergeirge Von Herrn A. LerrrA in Berlin . R Beitrag zur Kenntniss der ne Bee im Herzorium Drache Von Herrn G. Mürter in Berlin Die Geikıe’sche Gliederung der eo Celler Von Herrn K. Keıtnack in Berlin . Ä Nachweis von Culm und Clymenienkalk im Unterharzi vn Hera M. Kocn in Berlin EN .- Neue Beobachtungen aus dem intechaeee, Even den et # BEUSHAUSEN, A. Denckmann und M. Koca in Berlin E Gliederung und Bau der Culm- und Een de Haren Büchenberger Sattels nördlich von Elbingerode im Harz. Von Herrn Max Koca in Berlin. (Tafel VII) N ee a Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Von Herrn Aurreo Juntzscn in Königsberg i/Pr.. Abhandlungen von ausserhalb der Königl. geologischen Landesanstalt stehenden Personen. Das Manganerz-Vorkommen zwischen Bingerbrück und Stromberg am Hunsrück. Von Herrn A. Buchrucker in Seligenstadt a/M. (Tafel VD) Das Rheinthal uuterhalb Bingen. Von Herrn A. Rorarrrrz in München. (Tafel Iu ID. Druckfehler -Verzeichniss Sach - Register Orts- Register Seite 125 127 131 165 I. Mittheilungen aus der Anstalt. 1. Bericht über die Thätigkeit der Königlichen geologischen Landesanstalt im Jahre 1895. I. Die Aufnahmen im Gebirgslande. Im Oberharz brachte Bezirksgeologe Dr. Koch die Auf- ı. Der Harz. nahme des Blattes Riefensbeek (G. A. 56; 13) zum Abschluss. Professor Dr. KLOCKMANN führte die Kevision und theilweise Neukartirung des Blattes Seesen (G. A. 55; 12) in dem den grössten Theil des Blattes einnehmenden Culm-Gebiete südlich des Lautenthaler Gangzuges weiter. | Bezirksgeologe Dr. BEUSHAUSEN setzte im Gebiete des Blattes Zellerfeld (G. A. 56; 7) die Revision des Mittel- und Ober- De- vons fort. Im Mittelharze setzte Bezirksgeologe Dr. KocH die Auf- nahme der Blätter Blankenburg und Elbingerode fort (G. A. 56; 15, 16). Zur Herbeiführung übereinstimmender Auffassungen über die Gliederung des Devons und Culms im Öberharze führten die Herren Dr. Koch, Prof. Dr. KLOCKMANN und Dr. BEUSHAUSEN auf den Blättern Zellerfeld, Seesen und Osterode gemeinschaft- liche Begehungen aus. Landesgeologe Professor Dr. EBERT begann die Aufnahme 2. 1m Vorlande der nördlichen Hälfte des Blattes Osterwieck (G. A.56; 3) und “* "* stellte dieselbe nahezu fertig. VIII Professor Dr. von KOENEN setzte die Aufnahmen im Gebiete der Blätter Freden, Einbeck und Jühnde fort (G. A. 55; 4, 10, 33). 3. Thüringen. Bergingenieur FRANTZEN führte im Gebiete des Blattes Lan- gula (G. A. 56; 49) die Aufnahme des Hainich-Gebirges weiter. Bezirksgeologe Dr. ZIMMERMANN brachte die Revision des Blattes Wutha zum Abschluss (G. A. 70; ı). Landesgeologe Professor Dr. BEYSCHLAG beendete die Auf- nahme des Blattes Salzungen (G. A. 69; 12). Professor Dr. SCHEIBE brachte die zur Abfassung der Er- läuterungen zu Blatt Brotterode (G. A. 70; 7) nothwendigen Be- gehungen im Gebiete des kothliegenden sowie des nördlichen Zechstein- und Triasvorlandes zum Abschluss und ergänzte die bezüglichen Aufnahmen. In Ostthüringen bearbeitete Bezirksgeologe Dr. ZIMMER- MANN den nordwestlichen Theil des Blattes Hirschberg a/Saale und das nordöstliche Anschlussgebiet des angrenzenden Blattes Lobenstein (G. A. 71; 33, 32). 4. Die Provinz Im Regierungsbezirk Cassel begann Landesgeologe Prof. essen Ft. Dr, BEYSCHLAG die Aufnahme der Blätter Wilhelmshöhe und Besse (G. A. 55; 37, 43). In der Rhön brachte Prof. Dr. BückInG im Gebiete des Blattes Gersfeld (G. A. 69; 34) die Untersuchung der Wasserkuppe und damit die Aufnahme des ganzen Blattes zum Abschluss. Auf Blatt Kleinsassen (G. A. 69; 28) bearbeitete derselbe das sogenannte Abtsröder Gebirge (Nordostabhang der Wasserkuppe), den nördlichen Abhang des Pferdekopfes und die Gegend von Sieblos, Abtsroda und Reulbach. Auf den Blättern Neuswarts und Hilders (G. A. 69; 22, 29) wurden von demselben Orientirungsbegehungen in den noch nicht aufgenommenen Theilen ausgeführt. Im Kellerwald beendete Hülfsgeologe Dr. DENCKMANN die Aufnahme des Blattes Kellerwald (G. A. 54; 59) bis auf einige durch Wegeneubauten noch nöthig gewordene Revisionen. Die Aufnahme des Blattes Gilserberg (G. A. 68; 5) wurde fortgesetzt. Im Regierungsbezirk Wiesbaden brachte Professor Dr. Kayser die Aufnahme des Blattes Ballersbach (G. A. 68; ı9) zum IX vorläufigen Abschluss und begann demnächst diejenige des nörd- lich angrenzenden Blattes Oberscheld (Tringenstein) (G. A. 68; 13), welches etwa zu ?/3 fertiggestellt wurde. Professor Dr. HOLZAPFEL führte eine Schlussrevision der Blätter Algenroth und Pressberg aus (G. A. 67; 52, 58). Die Auf- nahme des Blattes Braunfels (G. A. 68; 25) wurde dem Abschluss nahe gebracht und im Anschluss hieran der nördliche Theil von Blatt Weilmünster (G. A. 68; 31) bis an die grosse Unterdevon- Zone nördlich des Taunus bearbeitet. In den Grenzgebieten der anstossenden Blätter Merenberg und Weilburg (G. A. 67; 30, 36) wurden die Aufnahmen in Angriff genommen. In Gemeinschaft mit Professor Dr. KAYSER wurde eine Be- gehung der ausgedehnten Arkose-Grauwacken im Grebiete der Blätter Wetzlar, Braunfels, Weilmünster und Ballersbach ausge- führt. Landesgeologe GREBE revidirte die Blätter Dasburg, Neuer- burg, Mürlenbach und Waxweiler (G. A. 65; 59, 60. 66; 50, 55) und beendete seine Aufnahme der Blätter Reuland, Leiden und Schön- ecken (G. A. 65; 54, 55. 66; 49). Bezirksgeologe Dr. LerpLa brachte die Revision der Blätter Sohren und Hottenbach zum Abschluss (G. A. 80; 6, 12) und führte Untersuchungen am Südrande des Saarbrücker Steinkohlenge- birges aus. Landesgeologe Professor Dr. BEYSCHLAG führte in Gemein- schaft mit dem Landesgeologen GREBE und dem Bezirksgeologen Dr. LEPPLA eine Revisionsreise im Grebiete des Hunsrück, der Mosel und der Eifel bis in das Gebiet des Hohen Venn aus. Professor Dr. HOLZAPFEL bearbeitete den grössten Theil des linksrheinischen Antheiles des Blattes Bacharach-Caub (G. A. 67; 57) und stellte einen Theil des Anschlusses an Blatt St. Goar — St. Goarshausen fertig. Im Regierungsbezirk Aachen begann derselbe die Auf- nahmen der Blätter Aachen und Stolberg (G. A. 65; 17, 18) und untersuchte die Gliederung des Oberdevon, des Kohlenkalkes und der Kreide, 5. Die Rhein- provinz. x 6. Provinz Landesgeologe Dr. LORETZ setzte die Aufnahmearbeiten im Westphalen. Gebiete der Blätter Hohenlimburg und Iserlohn fort und stellte die des ersteren Blattes vorbehaltlich einiger Revisionen fertig (G. A. 53; 38, 39). 7. Provinz Landesgeologe Dr. DATHE bearbeitete die Grmneissformation sehiesien- des Eulengebirges im Blatte Neurode (G. A. 76; 26) und in dem- selben Blatte sowie ım Blatte Wünschelburg (G. A. 76; 25) das Rothliegende, wobei die Gliederung der Cuseler Schichten durch- geführt wurde. ll. Die Aufnahmen im Flachlande 8. Mittelmark Landesgeologe Professor Dr. BERENDT brachte die Aufnahmen vd Neumark. der Blätter Hohenfinow und Freienwalde (G. A. 45; 16, 17) zum Abschluss und setzte die Untersuchung des Blattes Zehden (G. A. 45; ı2) ın der den Haupttheil desselben einnehmenden Hochfläche fort. Landesgeologe Professor Dr. WAHNSCHAFFE führte die Auf- nahme des Blattes Trebnitz (G. A. 45; 30) zu Ende und stellte dasselbe druckfertig. Bergreferendar Dr. KruscH brachte nach Ausführung einer Probeaufnahme ım Bereiche des Blattes Zachow (G. A. 45; 6) unter der Leitung des Bezirksgeologen Dr. SCHRÖDER die Auf- nahme dieses von letzterem bereits früher (1893) begonnenen Blattes zum Abschluss und ging demnächst auf Blatt Königsberg in der Neumark (G. A. 46; ı) über. Culturtechniker Dr. WÖLFER begann nach Beendigung seiner Aufnahmen im Uckermärkischen Arbeitsgebiet die Untersuchung der Blätter Neudamm und Tamsel (G. A. 46; 15, 21) durch eine orientirende Begehung. 9. Priegnitz. Professor Dr. GRUNER setzte die Aufnahme des Blattes Witt- stock (G. A. 27; 49) fort, welches er zum Abschluss brachte und unternahm Orientirungsreisen in den östlich und nördlich an- stossenden Blättern. 10. Uckermark Landesgeologe Professor Dr. WAHNSCHAFFE stellte durch eine en Schlussbegehung das Blatt Alt-Damm (G. A. 29; 39) druckfertig. xI Bezirksgeologe Dr. SCHRÖDER setzte die Aufnahme der Blätter Greiffenberg, Angermünde und Schwedt (G. A. 28; 5s—60) unter gleichzeitiger Einführung der neu eingetretenen Hülfsgeologen Dr. ScHhmipT und Dr. MıcHAEL fort und stellte mit deren Hülfe erstgenanntes Blatt fertig. Hülfsgeologe Dr. MicHAEL bearbeitete unter Leitung des Dr. SCHRÖDER nach Ausführung einer Probeaufnahme die ihm überwiesenen Theile auf den Blättern Angermünde und Passow (G. A. 28; 53, 59), sodass diese zum Abschluss gebracht werden konnten. Hülfsgeologe Dr. SCHMIDT setzte ebenso unter Leitung des Dr. SCHRÖDER nach Ausführung einer Probeaufnahme im Bereiche des Blattes Greiffenberg (G. A. 28; 58) die Arbeiten auf diesem Blatte fort. Bezirksgeologe Dr. MÜLLER brachte Blatt Bahn (G. A. 29; 50) zum Abschluss und stellte dasselbe druckfertig. Hülfsgeologe Dr. GAGEL brachte durch eine mit Dr. MÜLLER gemeinschaftliche Begehung der betreffenden Grenze und demnächst des nördlichen Theiles von Blatt Uchtdorf (G. A. 29; 55) dieses zum Abschluss. Culturtechniker Dr. WÖLFER bearbeitete die Blätter Woldegk und Fahrenholz (G. A. 28; 32, 33) mit Ausschluss des Mecklen- burgischen Antheils und brachte dieselben zum Abschluss. Hülfsgeologe Dr. ZEISE begann die Aufnahme des Blattes Hammelspring (G. A. 28; 55), welches bis auf die jenseits der Havel gelegene bereits zum Grossherzogthum Mecklenburg gehörige Nordwestecke fertiggestellt wurde. Die Bearbeitung des Blattes Gandenitz wurde von ihm fortgesetzt (G. A. 28; 49). Landesgeologe Dr. KEILHACK setzte die Untersuchung der Blätter Grupenhagen, Peest und Schlawe fort und stellte die Blätter druckfertig (G. A. 14; 32, 33, 39). Landesgeologe Professor Dr. WAHNSCHAFFE begann und vollendete die Aufnahme des Blattes Wargowo (G. A. 48; 27) und nahm alsdann die Bearbeitung der Westhälfte des Blattes Owinsk in Angriff (G. A, 48; 28); zugleich führte er die neu ein- 11. }inter- pommern. 12. Posen, 13. Provinz Westpreussen. 14. Provinz OÖstpreussen. Xu getretenen Hülfsgeologen Dr. Künn und Dr. MAAS in die Auf- nahmearbeit ein. Hülfsgeologe Dr. MAAs begann und vollendete unter Leitung des Professors Dr. WAHNSCHAFFE nach Ausführung einer Probe- aufnahme im südlichen Theile des Blattes Owinsk (G. A. 48; 28) die geologische Kartirung des Blattes Sady (G. A. 48; 33). Bezirksgeologe Dr. BEUSHAUSEN bewirkte die Aufnahme der Südhälfte des Blattes Posen (G. A. 48; 34). Hülfsgeologe Dr. Künn bearbeitete und vollendete unter Lei- tung des Bezirksgeologen Dr. BEUSHAUSEN nach Fertigstellung einer Probeaufnahme im nördlichen Theile des Blattes Owinsk die Nordhälfte des Blattes Posen (G. A. 48; 28, 34). Professor Dr. JENTZSCH beendete die Aufnahme des Blattes Gr.-Plowenz (G. A. 33; 36) und begann diejenige der Blätter Feste Courbiere und Roggenhausen (G. A. 33; 27, 28), deren ersteres gleichfalls fertiggestellt wurde. Dr. Kress begann und vollendete die Aufnahme des Blattes Ölschienen, brachte diejenige des Blattes Theerwisch zum Ah- schluss (G. A. 35; 29, 23) und setzte in Gemeinschaft mit Dr. SCHULTE die Aufnahme des Blattes Schoendamerau fort (G. A. 39:2). Hülfsgeologe Dr. SCHULTE begann und vollendete unter Lei- tung des Dr. Kress das Blatt Schwentainen (G. A. 35; 30). Nach Fertigstellung desselben setzte er die im Vorjahre begonnenen Arbeiten auf Blatt Gross-Schöndamerau (G. A. 35; 22) fort. Hülfsgeologe Dr. KAUNHOWEN bewirkte unter Leitung des Dr. Kress die Aufnahme des Blattes Babienten, das zum grösseren Theile fertiggestellt wurde (G. A. 35; 24). Bezirksgeologe Dr. MÜLLER begann die Aufnahme des Blattes Gr. Bartelsdorf (G. A. 35; 15) und führte dieselbe zu °/ı des Um- fanges aus. Hülfsgeologe Dr. GAGEL begann die Aufnahme des Blattes Jedwabno (G. A. 35; 27). Durch eine gemeinschaftliche Bereisung des Gebietes der unteren Oder seitens der Herren Professor Dr. BERENDT, Dr. SCHRÖDER, Dr. BEUSHAUSEN und Dr. MÜLLER, wie andrerseits xmI des hinterpommerschen Küstengebietes durch die Herren Professor Dr. BERENDT, Dr. KEILHACK und Dr. SCHRÖDER wurde eine ein- heitliche Auffassung und Gliederung der verschiedenen unter- scheidbaren Thalterrassen erzielt, welche den Abschluss einer ganzen Reihe von Kartenlieferungen ermöglichten. Auf den Antrag des Kreises Greifenberg in Pommern wurde von dem Landesgeologen Dr. KEILHACK eine geologische Durch- forschung des gesammten Gebietes dieses Kreises in der speciellen Absicht der Aufsuchung nutzbarer Materialen, vorzugsweise zur Verwendung bei Wegebauten, mit vollkommenem Erfolge durch- geführt. Im Interesse der Auffindung von Meliorationsmaterial für die Bodenwirthschaft im unteren Emsgebiete wurde von dem Bezirks- geologen Dr. MÜLLER eine geologische Durchforschung jenes Ge- bietes zwischen Rheine, Lingen und Bersenbrück bewerkstelligt, welche den Nachweis einer Reihe von ausbeutbaren Mergelvor- kommnissen ergeben hat. Im Anschluss hieran wurde von demselben eine geologische Untersuchung der durch den Dortmund-Emshäfen-Kanal blossge- legten Aufschlüsse unter wirksamer Unterstützung des Königlichen Oberbergamtes in Dortmund ausgeführt. Im Laufe des Jahres sind zur Publication gelangt: Stand der Publicationen. A. Karten. 1. Lief. LXXI, enthaltend die Blätter BR Oeslau, Steinach, Rodach . . . . 4 Blätter. 2. Lief. LXI, enthaltend die Blätter Gr. späten, Bartenstein, Landskron,, Gr. - Schwansfeld, Bischofstein . . 5b » 3. Lief. LXVIII, enthaltend die Blätter Wils- nack, Glöwen, Demertin, Werben, Havelberg, 1 blaın- 20 Kanes re re Re EaER Latus 15 Blätter. xIV Transport 15 Blätter. 4. Lief. LXXIIL, enthaltend die Blätter Prötzel, Möglin, Straussberg, Müncheberg . . . . A 5. Lief. LXXIV, enthaltend die Blätter Köster- nitz, Alt-Zowen, Pollnow, Klannin, Kurow, Sydow 2. et We N zusammen 25 Blätter. Es: wären früher: publicrt . ". „wu. 2 Bias Mithin sind im Ganzen publicirt . . . 373 Blätter. Was den Stand der noch nicht publicirten Kartenarbeiten betrifft, so ist derselbe gegenwärtig folgender: 1. In der lithographischen Ausführung sind nahezu beendet: Lief. LXIII, Gegend von Öberstein . . 4 Blätter. Lief. LXIV, Gegend von Umenau. . . 6 Lief. LXVII, Gegend von Stettin . . . GI Lief. LXXV, Gegend von Rössel . . . 6 zusammen 22 Blätter. 2. In der lithographischen Ausführung begriffen sind: Lief. LII, Gegend von Halle a/S. . . . 7 Blätter. Lief. LXVI, Gegend von Prenzlau 6 Lief. LXXVI, Gegend von Angermünde Br Lief. LXXVII, Gegend von Hanau 3.02 Lief. LXXIX, Gegend von Bernkastel es Lief. LXXX, Gegend von Oderberg . 6, Lief. LXXXI, Gegend von Freienwalde 5,2 Lief. LXXXV, Gegend von Freistadt G\Vestpräbea a a a ae Are zusammen 1. und 2. 65 Blätter. 3. In der geologischen Aufnahme fertig, jedoch noch nicht zur Publication in Lieferungen abgeschlossen .. .. ....... 2 2. ODE XV 4. In der geologischen Bearbeitung begriffen . 168 Blätter. Es sind somit einschliesslich der publicirten Blätterim der Anzahl von. . . = u. 9808 >» ine Ganzen en 712 Blätter zur Untersuchung gelangt. Ausserdem befindet sich noch eine geologische Uebersichts- karte vom Thüringer Wald im Maassstabe von 1: 100000 im . Auflagedruck; dieselbe wird in einigen Monaten erscheinen. B. Abhandlungen. 1. Neue Folge. Heft 16. E. HoLzArrEL, Das Obere Mitteldevon (Schichten mit Stringocephalus Burtini und Maeneceras terebratum) im Rheini- schen Gebirge mit 19 Tafeln. 2. Neue Folge. Heft 17. L. Brustausen , Die Lamellibran- chiaten des rheinischen Devon mit 38 Tafeln. 3. Neue Folge. Heft 19. Tu. EBERT, Die stratigraphischen Er- gebnisse der neueren Tiefbohrungen im Oberschlesischen Steinkohlengebirge nebst einer Uebersichtskarte u. 7 Tafeln. 4. Jahrbuch der Königlich Preussischen geologischen Landes- Anstalt und Bergakademie für das Jahr 1894. OXLIX und 506 Seiten Text und 16 Tafeln. Ausserdem sind noch folgende Abhandlungen im Druck und in der Lithographie befindlich: 1. Neue Folge. Heft 9. BEYSCHLAG und PoToNIk, Ueber das Rothliegende des Thüringer Waldes Theil I: Zur Geologie des Thürin- gischen hothliegenden von F. BeEY- SCHLAG. 2. Neue Folge. Heft 18. H. SCHRÖDER, Die Säugethierfauna des Mosbacher Sandes. 8. Neue Folge. Heft 21. A. DENCKMAnNN, Studien im deutschen Lias. xXVI Nach dem Berichte für das Jahr 1894 betrug die Gesammt- Debit der Fublieationen. „un] der im Handel debitirten Kartenblätter 30340 Blätter. Im Jahre 1895 wurden verkauft: von Lief. I, Gegend von Nordhausen 32IDL >. 9, > » Jena . 44 » > STE > » Bleicherode . 21. % a Bu » » Erfurt 26 » » » N » » Zörbig 40% 3 9 VA, > » Saarbrücken I. Theil 332 » > VE, » » Saarbrücken II. Theil 16 » >51 MV RR > » Riechelsdorff . 43 » DI DIR » des Kyffhäuserss . 115 » N LER, » von Saarburg 12 » » » XI, » » Nauen 1313 » » XI, » » Naumburg a. S. 14 » >... 5. «RIEEL, » » Gera . 3.2691.8 x >. KIRE]V., » » Berlin Nordwest 7 » a RD, » » Wiesbaden . 58.» yo KERNE, > » Mansfeld I» » » XVII » » Triptis 38 >» 3.1» AXNIHT 00% » Eisleben . 93 » » XIX, » » Querfurt. 49 » 2, 0 RER » » Berlin Süden 16 » » » XXI » » Frankfurt aM. 14 » 2.8.08 RER, > » Berlin Südwest 9 » 912 X RL, > » Ermschwerd 30 » » » XXIV, » » Tennstedt 12 » » » XXV, » » Mühlhausen . 125 „ » XXVI, » » Berlin Südosten 28 » ».19 DRR N 2 » Lauterberga.H. 42 » > RR » Rudolstadt 46 » Latus 769 Blätter. 31 109 Blätter. von Lief. XXIX, Geg. von Berlin Nordost . ANN, » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » » > » » » » » » » » » so dass ım Ganzen durch den Verkauf debitirt sind EX RXSXEH] XXXHI, KXXV, BEN XYT. EOS ROGX VIIT, SOOADT XI, Ur XLIT, XLII, SELV: EV, XUVE, ROILVH, XLYIIL, SIRX, ur LET a VICE ENDET: DAR, Ex® EXIT, ODE EX XI, EX; Jahrbuch 1895, XVIl Transport 16 Bl. Eisfeld ın Thür. 57 » Limburg . 225 Grardelegen I» Schillingen 4» Rathenow 2 Hersfeld . 40 » Meiningen 29 » Stendal 9, Gotha . N Saalfeld ı. Thür. 37 » Selters 89 » Tangermünde 13 » Marienwerder 10 » Ems, 26 3 Melsungen PER Birkenfeld 13 » Heilsberg 13-3 Burg 9» Bieber 3.8 Trier A 192% Eberswalde . 164 » Brandeuburga.H. 17 » 31 109 Blätter. Schwarzburg . 123 » Hildburghausen 35 » Greiz 99.5 Templin a) Neustettin ae Heldhburg . . 243 » Göttingen Tara Riesenburg a Nörten Sale Coburg WEL DIES 2243 Blätter. : 83352 Blätter. b XVII Von den Abhandlungen zur geologischen Specialkarte ete. sind verkauft worden: Band I, Heft1. (Eck, Rüdersdorf und Umgegend) 3 Karel 3» .9»: 9.04. (MeErn,. Insel Sylt). 22.0. 222 » » ID, » 1. (Weıss, Steinkohlen-Calamarien) 1 u » » .» 3. (BERENDT, der Nordwesten v.Berin) 1 » » » .» 4. (KAyYsER, Devon-Ablagerungen) REN » II, » 3. (Meyn, Schleswig-Holstein) . 1% » » » 4. (SCHÜTZE, Niederschles.-Böhmisches Steinkohlenbecken) 47.3 » IV, » 1. (ScHLÜüTER, Echiniden) 1 „ »: » » 2. (Koca, Homalonotus-Arten) . a 2, » V, » 2. (Weiss, Steinkohlen-Calamarien I) 1 » » VI, » 2. (BLANKENHORN, Trias der Eifel) 1 > » VII, » 1. (WAHNSCHAFFE, Umgegend von Masdebure) Win. ROT » » 32: (BERENDT, Märkisch - Pour Tertiar 0 rien i 1. » VIII, » 1. (BERENDT und Dames, ge von Berlin). Be » IX, » 1. (EBERT, Echiniden) . ».»..» 3. (FREcH, Devonische Artenhien » » » 4. (KINKELIN, Wetterau und Taunus) » X, » 1-7. (von KoEneEn, Unter-Oligocän) "en os Hra—- Q Neue Folge. Heft 1. (Kayser, Hauptquarzit) . Exempl » » wo: (SCHLÜTER, Echiniden) » » > » 6. (Eck, Gegend von Baden) . » » » DET, (UTHEMANN ’ Braunkohlen - Lagerstätten am Meissner) 5 » > > » 8. (von RemacHh, Das Roth- liegende in der Wetterau) 7 » » » » 9. (Poronıe, Flora des Roth- liegenden in Thüringen) . 4 » > > » 11. (WÖLFER, Geolog. Special- karte u. Bodeneinschätzung) 3 » y > » 12. (BückIng, Der nordwestliche Spessart) „0 ur KIX Neue Folge. Heft 13. (DArHe, Umgegend von 1 Salz- | brunmae Sa, 6 222 e 6, Exempl. > » » 14. (KEILHACK, Zusammenstel- lung von geol. Schriften et.) 3» » » » 15. (HoLzArrEeL, Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahn- STEIGEN een 20 » > > » 16. (HOoLZAPFEL, Mitteldevon ım rheinischen Gebirge) . . 45 » > > » 17. (BEUSHAUSEN, Lamellibran- chıaten): =. A). 2 > > 2.19. #(BBRRT, Teer heurgen in Öberschlesien) . . . .101 » Ferner wurden von den Jahrbüchern der geo- logischen Landesanstalt und Bergakademie verkauft 70 » Von den sonstigen Karten und Schriften wurden verkauft: Höhenschichtenkarte des Harzgebirses . . . . . 4 Exempl. Geologische Uebersichtskarte des Harzgebirges . . 20 » Weiss, Flora der Steinkohlenformation . . . .. 18 » Lossen und DAmES, Umgegend von Thale . . . 5 » BERENDT, Stadtplan von Berlin . . . Sa a BERENDT, Greognostisch - agronomische nee a \ MOSER DE ER » BEYSCHLAG, ed von Halle 1/8. BR: ad » BryscHtaG, Höhenschichtenkarte d. Thüringer Waldes 5 „ xXX 2 Arbeitsplan der Königlichen geologischen Landesanstalt für das Jahr 1896. l. Die Aufnahmen im Gebirgslande. I. Der Harz und seine Umgebung. Bezirksgeologe Dr. Koch wird die Aufnahme der Blätter Elbingerode und Blankenburg (G. A. 56; ı5, 16)!) fortsetzen und ım Gebiete des Blattes Zellerfeld den nordöstlichen Theil bear- beiten. Professor Dr. KLOCKMANN wird die Revision der ihm über- wiesenen Theile der Blätter Seesen und Zellerfeld (G. A. 55; ı2. 56; 7) fortsetzen. Bezirksgeologe Dr. BEUSHAUSEN wird im Blatte Zellerfeld die Untersuchung der Nordwestecke zum Abschluss bringen und im östlichen Theile das Gebiet zwischen dem Grünsteinzuge und dem Ökerthale bearbeiten. Landesgeologe Professor Dr. EBERT wird die Aufnahme des Blattes Osterwieck (G. A. 56; 3) fortsetzen. (Greheimer Bergrath Professor Dr. von KoENEN wird die Aufnahme der Blätter Jühnde, Einbeck, Gr.-Freden und Alfeld (G. A. 55; 3, 4, 10, 33). weiterführen. !) Gradabtheilung 56, Blatt 15 u. 16. XXI 2. Der Thüringer Wald. Landesgeologe Professor Dr. BEYSCHLAG wird die für die Abfassung der Erläuterung zu der geologischen Uebersichtskarte dieses (Grebirges im Maassstabe 1:100000 noch erforderlichen Begehungen ausführen. Professor Dr. SCHEIBE wird die Revision des Blattes Brotte- rode (G. A. 70; 7) zum Abschluss zu bringen suchen. Bezirksgeologe Dr. ZIMMERMANN wird eine Schlussrevision eines kleinen Theiles des Blattes Wutha (G. A. 70; ı) ausführen und alsdann in Ost-Thüringen die Bearbeitung der Blätter Le- hesten und Lobenstein (G. A. 71; 31, 32) weiterführen. Bergingenieur FRANTZEN wird die Aufnahme des Blattes Langula zum Abschluss zu bringen suchen (G. A. 56; 49). 3. Provinz Hessen-Nassau. a. Regierungsbezirk Cassel. Laudesgeologe Professor Dr. BEYSCHLAG wird die Aufnahme der Blätter Wilhelmshöhe, Cassel, Besse und Kaufungen fort- setzen (G. A. 55; 37, 38, 43, 44). Hülfsgeologe Dr. DENCKMANN wird die Aufnahme der Blätter Frankenau, Rosenthal und Gilserberg fortsetzen (G. A. 54; 58. 68: 4,5). Professor Dr. BÜckInG wird in der Rhön die Aufnahme der Blätter Neuswarts, Kleinsassen und Hilders (G. A. 69; 22, 28, 29). weiterführen. b. Regierungsbezirk Wiesbaden. Professor Dr. KAysER wird die Aufnahme der Blätter Dillen- burg und Oberscheld (Tringenstein) zum Abschluss bringen (G. A. 010: 18.2.08 19). Professor Dr. HoLZAPFEL wird die Untersuchung der Blätter Braunfels, Wetzlar, Weilmünster und Öleeberg weiterführen (G. ERS: 25,.06,,31,.32): XXI 4. Die Rheinprovinz. Landesgeologe GREBE wird seine Aufnahme der Blätter Lei- denborn, Neuerburg, Schönecken, Mürlenbach, Waxweiler und Kyllburg (G. A. 65; 54, 60. 66; 49, 50, 55, 56) einer Schlussrevision unterziehen. ; Bezirksgeologe Dr. LEPPLA wird die Revision der Blätter Wittlich, Bernkastel, Sohren, Neumagen, Morbach und Hotten- bach (G. A. 80; 4, 5, 6, 10, 11, 12) zu Ende zu führen suchen. Er wird ausserdem die Untersuchung der durch die Eisenbahnlinie Wemmetsweiler - Türkismühle, Staudernheim - Lauterecken und Mayen-Gerolstein entstandenen Aufschlüsse untersuchen. Professor Dr. HOoLZAPFEL wird die Aufnahme des links- rheinischen Theiles des Blattes Caub - Bacharach (G. A. 67; 57) zum Abschluss bringen und diejenige der Blätter der Umgegend von Aachen weiterführen. 5. Provinz Westphalen. Landesgeologe Dr. LORETZ wird die Aufnahme der Blätter der Umgegend von Iserlohn fortsetzen (G. A. 53; 39) und die hierzu erforderlichen vergleichenden Untersuchungen in dem Westphäli- schen Theil des Rheinischen Schiefergebirges ausführen. 6. Provinz Schlesien. Landesgeologe Dr. DArTHE wird die Aufnahme der Blätter Rudolfswaldau, Langenbielau, Wünschelburg und Neurode ab- . schliessen (G. A. 76; 19, 20, 25, 26). ll. Die Aufnahmen im Flachlande. 7. Priegnitz. Professor Dr. GRUNER wird im Anschluss an die Aufnahme des Vorjahres die Bearbeitung der Blätter Pritzwalk und Kolrep beginnen (G. A. 26; 54, 60). cn Fr u - XXIII Professor Dr. KLOCKMANnN wird die Aufnahme des Blattes Kyritz (G. A. 44; ı) beenden. 8. Uckermark und Neumark. Landesgeologe Professor Dr. BERENDT wird in der durch anderweite Amtsthätigkeit nicht in Anspruch genommenen Zeit die Aufnahme des Blattes Zehden (G. A. 45; 12) zum Abschluss bringen und betreffenden Falls in der Folge ein neues Arbeits- gebiet in der Frankfurter Gegend (G. A. 46; 31-33, 37-39, 43-45) in Angriff nehmen. Hülfsgeologe Dr. ZEISE wird die Aufnahme des Blattes Gande- nitz (G. A. 28; 49) zum Abschluss bringen und druckfertig herstellen. Bezirksgeologe Dr. SCHRÖDER wird nach Abschluss der Blätter Greiffenberg und Schwedt (G. A. 28; 5s, 60) mit Hülfe des Bergreferendar Dr. KruscH die Aufnahme der Blätter Schönfliess, Schildberg, Mohrin, Wartenberg und Rosenthal in Angriff nehmen (G. A. 46, 2-3 und 7-9). Hülfsgeologe Dr. MICHAEL wird unter Leitung des Bezirks- geologen Dr. SCHRÖDER die Aufnahme der Blätter Wildenbruch, Beyersdorf und Schwochow (G. A. 29; 51, 56, 57) bewirken. Hülfsgeologe Dr. KruscH wird unter Leitung des Bezirks- geologen Dr. SCHRÖDER (s. oben) zunächst das Blatt Königsberg fertigstellen (G. A. 46; ı). Kulturtechniker Dr. WÖLFER wird die Aufnahme der Blätter Neudamm und Tamsel fortsetzen (G. A. 46; 15, 21). Bezirksgeologe Dr. SCHRÖDER wird eine Revision der von Dr. WÖLFER bearbeiteten Blätter Bärwalde, Fürstenfelde und Quartschen ausführen (G. A. 46; ı3, 14, 20). Derselbe wird eine revidirende Schlussbegehung seiner Aufnahme in den Blättern Greiffenberg, Angermünde, Schwedt, Gr.-Ziethen, Stolpe, Zachow, Hohenfinow und Oderberg bewirken (G. A. 28; 58, 59, 60. 45; 4, 5, 6, 10, 11). 9. Provinz Pommern. Landesgeologe Dr. KEILHACK wird in der Gegend von Nau- gard ein aus 9 Blättern bestehendes neues Arbeitsgebiet (G. A. 29; XXIV 16-18, 22-24, 23-30) beginnen und dadurch die Verbindung des Stettiner und Colberger Aufnahmegebietes herstellen. Daneben wird derselbe das durch die Voruntersuchung des Greifenberger Kreises im Vorjahre gewonnene Untersuchungsmaterial, zunächst zweier Blätter, an Ort und Stelle für die Kartenaufnahme zu ver- vollständigen suchen (G. A. 29; 5,6). Hülfsgeologe Dr. SCHMIDT wird unter Leitung des Landes- seologen Dr. KEILHACK das durch die genannte Voruntersuchung des Greifenberger Kreises bisher nicht berührte Gebiet zunächst der Blätter Gülzow, Schwessow und Plathe aufnehmen (G. A. 29; 10.11, 12)). Bezirksgeologe Dr. MÜLLER wird das zum grössten Theil fertig gestellte Blatt Neumark zum Abschluss bringen (G. A. 29; 45). Landesgeologe Professor Dr. BERENDT wird, wenn möglich, die Aufnahme des Blattes Gr.-Jestin zu Ende führen (G. A. 13; 56). 10. Provinz Posen. Landesgeologe Professor Dr. WAHNSCHAFFE wird zunächst die Blätter Obornik, Owinsk und die westliche Hälfte von Lukowo fertigstellen (G. A. 48; 21, 22, 28) und sodann das nördlich bis zum Netzethal sich erstreckende Gebiet von Kolmar bis Mietschisko in- Angriff nehmen (G. A. 48; 4-6, 10-12, 16-18). Hülfsgeologe Dr. Künn wird unter Leitung des Professor Dr. WAHNSCHAFFE die östliche Hälfte von Blatt Lukowo und so- dann die Blätter Schocken, Jabkowo, Murowana-Goslin und Welnau in Arbeit nehmen (G. A. 48; 22, 23, 24, 29, 30). Bezirksgeologe Dr. BEUSHAUSEN wird zunächst die Blätter Schwersenz und Pudewitz aufnehmen (G. A. 48; 35, 36) und so- dann die Arbeit in dem mit Hülfe des Dr. MaAAs zu kartirenden Gebiete zwischen Posen und Schrimm fortsetzen (G. A. 48; 39-42, 45-48, 51-54). Hülfsgeologe Dr. MAAs wird unter Leitung des Bezirksgeo- logen Dr. BEUSHAUSEN, eventuell des Landesgeologen Professor XXV Dr. WAHNSCHAFFE von dem genannten Gebiet zunächst die Blätter Dombrowka und Gurtschin (G. A. 48; 39, 40) in Angriff nehmen. Durch eine gemeinschaftliche Bereisung des Warthegebietes bis Schrimm oberhalb Posen werden die Herren Professor BERENDT, Professor WAHNSCHAFFE und Dr. BEUSHAUSEN, in gleicher Weise wie solches für die untere Oder und für Hinterponmern im Vor- jahre geschehen ist, eine übereinstimmende Auffassung der dort zu unterscheidenden Thalterrassen herbeizuführen suchen. s ll. Westpreussen. Professor Dr. JENTZSCH wird das Blatt Roggenhausen fertig stellen und demnächst die Aufnahme der Blätter Stadt Graudenz, Okonin und Linowo beginnen (G. A. 33; 28, 33-55). Professor Dr. GRUNER wird die Aufnahme des Blattes Schönsee zu Ende führen (G. A. 33; 52) und demnächst seine Anfnahme- arbeiten fortsetzen. Hülfsgeologe Dr. ZEISE wird die Aufnahme der Messtisch- blätter Oliva, Danzig und Weichselmünde ausführen (G. A. 16; 82,38, 39): 12. Ostpreussen. Dr. Kress wird zunächst Blatt Schöndammerau (G. A. 35; 22) zum Abschluss bringen und dann mit den Hülfsgeologen Dr. SCHULTE und Dr. KAUNHOVEN das südöstlich Ortelsburg bis zur russischen Grenze sich erstreckende Gebiet (G. A. 35; 34-36, 40, 41) fertig zu stellen suchen und betreffenden Falls in das zwischen dem Ortels- burger und dem früheren Arbeitsgebiet liegende Gelände übergehen (re 088 5, 6, 11,195 17, 18). Die Hülfsgeologen Dr. SCHULTE und Dr. KAUNHOVEN wer- den unter Leitung von Dr. KLEBS gemeinsam zunächst Blatt Babienten zum Abschluss bringen (G. A. 35; 24) und demnächst gleichfalls gemeinsam von dem vorher bezeichneten Grenz-Ge- XXVI biete die Blätter Liebenberg und Willenberg bearbeiten (G. A. 35; 36, 40). Bezirksgeologe Dr. MÜLLER wird die Aufnahme des Blattes Gr.-Bartelsdorf beenden und sodann Blatt Mensguth bearbeiten (G.2A235; 415, 16). Hülfsgeologe Dr. GAGEL wird die Blätter Passenheim und Jedwabno fertig stellen und sodann die Arbeiten in der Richtung auf die russische Grenze fortsetzen (G. A. 35; 21, 27, 33, 39). XXVI 3. Mittheilungen der Mitarbeiter der Königlichen geologischen Landesanstalt über Ergebnisse der Aufnahmen im Jahre 1895. TH. EBERT: Bericht über die Aufnahmen auf Blatt OÖsterwieck nördlich von Wernigerode a.H. Der mir 1895 zur Aufnahme übertragene nördliche Theil des Blattes Osterwieck wird südlich begrenzt vom Westrand des Blattes ab bis Berssel durch den Ilsefluss, sodann durch eine Linie vom Südabhang des Börnker Berges nach Cilly. In diesem Ge- biet sind vertreten von der Triasformation der obere Muschelkalk (Trochitenkalk und Nodosenschichten), sowie der untere und mittlere Keuper, von der Kreideformation Neocom bis Untersenon, ferner diluviale und alluviale Schichten. Die Verbreitung der Formationen und die orographische Gliederung sind durch stratigraphische Verhältnisse insofern be- einflusst, als das Gebiet dem südlichen Gehänge des »Grossen Fallsteins« und dem westlichen Ausläufer des Huygebirges ange- hört, welche als Aufsattelung die nördliche Begrenzung der grossen Kreidemulde nördlich vom Harze bilden. Das Streichen der Kreideformation bis zum Turon incl. ist in Folge dessen ein regel- mässiges, leicht zu verfolgendes, das nur an 2 Stellen durch Be- deckung von Diluvium an der Oberfläche unterbrochen wird. Mangelhafter sind die Aufschlüsse des Untersenon, welches fast XXVIII durchweg von diluvialem Lehm oder Schotterlehm (Schottermergel) bedeckt ist. Vom Emscher sind nur die untersten sandigen Mergel in einigen Gruben aufgeschlossen. Die darauf folgenden Sande und Conglomerate mit Phosphoriten, welche G. MÜLLER seiner Zeit untersucht und deren Fauna beschrieben hatte, sind seit dem Erliegen des Bergbaues auf Phosphorite nicht mehr auf- geschlossen. Am Hohberg nördlich Berssel wurden dunkle Thone beobachtet mit Kalkbänken und liessen sich bis zum Börnker Berg verfolgen. An diesem Berg sind die Thone seiner Zeit durch ein Bohrloch erschlossen und nach den durch von KOENEN und DENCKMANN daraus gewonnenen Versteinerungen hat G. MÜLLER den Thon als Aequivalent des Salzberggesteins bestimmt, während Ewarn die Thone theils als Ilsenburgmergel, theils als Heimburg- gestein auffasste. Ueberhaupt hat die genauere Aufiahme 1: 25000 wesentliche Abweichungen von der Darstellung auf der Ewarp’schen Karte ergeben. Zunächst ist der geologische Aufbau des Südtheiles des Grossen®Fallsteins, soweit er auf Blatt Österwieck reicht, bei EwALD unrichtig dargestellt, namentlich die Abgrenzung des Trochitenkalkes. Meine allerdings in dem dichten Unterholz be- schwerlichen Untersuchungen haben ergeben, dass dieser Theil des Grossen Fallsteins aus zwei NW.-SO.-streichenden, theilweise auf- gebrochenen Sätteln besteht, deren nördlicher in das Trochiten- kalk-Plateau des Berges mündet, während der südliche selbst- ständig ist. Durch zahlreiche Aufschlüsse im Wald (Gruben und alte Schürfe) konnte ich mit Sicherheit die Grenze zwischen Nodosenschichten und Trochitenkalk feststellen und zugleich auch das,Einfallen, so dass die Sattelbildung erwiesen ist. Auf den Rücken der Sättel kommt durch den Aufbruch der Trochitenkalk zu Tage, während er an den Gehängen durch Nodosenschichten bedeckt ıst. Er hat also nicht die grosse oberflächliche Aus- dehnung wie bei EwALD angegeben ist. Ewarnp hat auch im Bereich unserer Karte durchweg den Gypskeuper direct an den oberen Muschelkalk anstossen lassen, so dass dieser den unteren Keuper durch überdeckende Lagerung verdecken würde. Ich fand zunächst in einem südwestlichen Aus- “ XxIX läufer des Fallsteins, dem Stiickenberg, zwischen Muschelkalkge- röll im Grenzgebiet der beiden Formationen Bruchstücke eines eisenhaltigen, schiefrigen Sandsteins, der mich au solche des unteren Keupers der Göttinger Gegend erinnerte. Später fand ich nördlich von Dardesheim auf einem kleinen Hügel an der Grenze des Muschelkalkes, aber noch auf Keuper ein Süsswasser- kalklager, wahrscheinlich diluvialen Ursprungs, und in einem Grubenaufschluss aus dem Liegenden des Kalkes die gleichen schiefrigen Sandsteine, wie am Stiickenberg, aber in grossen Platten und mit Muschelresten, die leider nicht bestimmbar sind. Ich konnte diese dann an der benachbarten Chaussee an der West- grenze des Muschelkalkes verfolgen, so dass hier zweifellos Unterer Keuper ansteht. Uebrigens hat EwALnp auf der Nordseite dieses Muschelkalkzuges ausserhalb unseres Blattes ebenfalls eine kleine Fläche Unteren Keuper angegeben. Direct nördlich von Dardes- heim an der St. Annen-Ziegelei ist allerdings noch Gypskeuper aufgeschlossen, so dass hier kein Raum für den Unteren Keuper bleibt, was wohl auf einen Verwurf zurückzuführen ist mit NW.-SO.-Streichen entsprechend den Sattelbildungen auf dem Fall- stein. Dass auch auf dem ganzen südlichen Theil des letzteren ebenfalls Unterer Keuper vorhanden ist, darauf deutet der Um- stand, dass von der Muschelkalkgrenze ab hier durchweg im Ackerboden ein lehmiger Verwitterungsboden von gelbbräunlicher Färbung sich findet und erst weiter abwärts die intensiveren Farben des Gypskeupers auftreten. Aufschlüsse fehlten leider hier. Die orographischen Verhältnisse des bearbeiteten Grebietes sind ferner beeinflusst durch die diluvialen Absätze des Ilseflusses. Dieselben zeichnen sich petrographisch dadurch aus, dass sie fast durchweg kalkhaltig sind, nämlich einerseits Lösslehme, anderseits Schotterlehme (Schottermergel). Letztere finden sich im ganzen Vorland zwischen Ilse und dem Cuvieri-Pläner, sodann im östlichen Fortstreichen nördlich der Linie Börnker-Berg-Cilly bis zum Aue- thal, sowie im unteren nach Norden gerichteten Theil dieses Thales. Abgesehen von diesem Theil des Auethales, bedecken sıe den Emscher und untersenone Schichten. Die Mächtigkeit wechselt RX von wenigen Decimetern bis zu 2 Metern und mehr. Häufig dringen sie trichterförmig in die Kreidemergel ein, deren Ober- fläche keine ebene, vielmehr eine wellige ist. Der Lehmgehalt wechselt ausserordentlich. Auf den Hochflächen wiegt er vor, an den Abhängen tritt er zurück, so dass sie sogar in schwach lehmige und reine Schotterlager übergehen, jedoch in so geringer und wechselnder Ausdehnung, dass eine Abgrenzung auf dem Kartenblatt nicht möglich ist. Der Schotter im Mergel resp. Lehm besteht vorwiegend aus einheimischen, namentlich Harzgesteinen, dem jedoch fast stets mehr oder weniger nordisches Material bei- gemengt ist. Nach der Sohle des Ilsethales und seiner Seiten- tkälchen werden die Schottermergel resp. -Lehme durch Lösslehme resp. reinen Lehm bedeckt oder ersetzt. Der petrographische Charakter dieser Schottermergel erinnert. sehr an die Geschiebemergel des Flachlandes. Trotzdem möchte ich vorläufig dieselben nicht als solche auffassen und zwar nament- lich aus zwei Gründen. Die Ilse setzt auch heute noch in ihrem Bett und den der Ueberschwemmung ausgesetzten Flächen ähnliche Schotterlehme ab, andererseits wiegen die Harzgesteine im Schotter ganz bedeutend gegenüber dem nordischen Material vor. Auch scheinen geschrammte Geschiebe zu fehlen. Zur Zeit der Ab- lagerung dieser Schichten befand sich das Ilsethal in höherem Niveau und ich glaube, dass die Zuführung von nordischem Material durch den Einschnitt zwischen Fallstein und Huy, den jetzt der Auebach benutzt, erfolgt ist. Die Schotterverbreitung geht nämlich noch weiter. Es findet sich solcher als Bestreuung im nordöstlichen Theil des Blattes auf dem Gypskeuper und ein- zelnen Flächen der Kreideformation in verhältnissmässig hoher Lage. Man sieht daraus, dass die Sohle der Ilse zur Zeit der Ablagerungen dieser Schotter ein wesentlich höheres Niveau inne hatte, wie jetzt. Die Entwickelung der Kreideformation ist bis zum Unter- senon gut zu beobachten. Auf den Gypskeuper folgen zunächst Neocomschichten, welche nach den Aufschlüssen aus dunklen Thonen bestehen. In einer Grube am NW.-Fuss des Focken- berges nördlich Osterwieck wurde Belemnites Brunsvicensis gefunden, so dass also oberes Neocom vorliegt. xxxi Drei Abtheilungen des Gault wurden festgestellt, über dem Neocom zunächst ein meist mürber glaukonitischer Sandstein, welchen EwALD zum mittleren Gault rechnete, in dem Ver- steinerungen jedoch nicht gefunden wurden. Nahe der Westgrenze des Blattes wird er so mürbe, dass er zu Sand zerfällt, tritt aber doch noch als schwache Terrainerhebung hervor. Darauf folst ein schwarzgrauer, zum Theil glaukonitischer Thon, den EwALD als Minimus-Thon des Gault bestimmte. Obwohl einige Gruben in demselben vorhanden waren, gelang es mir nicht, den Belem- niten oder eine andere Versteinerung zu finden. Darüber lagert der Flammenmergel, der als Terrainkante deutlich hervortritt. Am Kirchberg und am Brüderberg und Klusholz wurden einige Versteinerungen in demselben gefunden. In einer Thongrube im Minimusthon am N.-Abhang des Brüderberges südlich Dardesheim dicht bei der Försterei lagerte als Grenzschicht gegen den Flam- menmergel ein glaukonitischer sandiger Mergel von geringer Mäch- tigkeit. Regelrecht folgt auf den Flammenmergel das Üenoman, Varians- und Rhotomagensis-Pläner, zwischen denen eine scharfe Grenze, namentlich im Ackerboden nicht festzustellen war, wenn auch im Ganzen der Varians-Pläner mehr aus mürberen, grauen bis grünlichgrauen Kalkmergeln und Kalken besteht, während der Rhotomagensis-Pläner vorzugsweise dichte, feste, weisse Kalke enthält. Demgemäss war auch die Ausbeute an Versteinerungen aus letzterem geringer. Einen vorzüglichen Aufschluss in beiden bietet die Kalkgrube am Kirchberg nördlich Osterwieck. Der Fallwinkel betrug 55 — 60°. Der Labiatus-Pläner des Turons war schon durch seine rothe Farbe leicht zu verfolgen, bildet aber mit dem Rothomagensis- Pläner zusammen eine Terrainkante, wobei letzterer den nörd- lichen, ersterer den südlichen Abhang bildet. Der Labiatus-Pläner war ebenfalls in der Kirchberggrube gut aufgeschlossen. Der Brongniarti- und der Cuvieri-Pläner liessen sich im Ackerboden ebenfalls gut verfolgen, doch war im Bereiche des Blattes ein brauchbarer Aufschluss nicht vorhanden. Vom »Emscher« war zur Zeit, wie oben bemerkt, nur der liegendste sandige Mergel an einzelnen Stellen aufgeschlossen, XXxIl auch sind die Schichten des Untersenons meist vom Diluvium be- deckt. Bemerkenswerth ist noch, dass der Minimusthon im Osten, vom Brüderberg südlich Deersheim an, sich mehr und mehr aus- keilt und an der Chaussee von CGilly nach Dardesheim nur noch wenige Meter breit an der Oberfläche erscheint, wenn man die Einsenkung zwischen Gaultsandstein und Flammenmergel, welche dort mit Schutt bedeckt ıst, als solchen auffasst. A. DENCKMANM: Bericht über die wissenschaftlichen Resultate seiner Aufnahmen im Sommer 1895. Den Publicationen früherer Jahre ist nach den Resultaten der Kartirung des Sommers 1895 für die Blätter Gilserberg und Keller- wald das Nachfoigende hinzuzufügen. Ersteres Blatt kommt wesent- lich ın Betracht weil auf ıhm zum grossen Theil neu kartırt wurde, während es sich auf dem Blatte Kellerwald vorwiegend um die exacte Kartendarstellung der bereits gewonnenen Resultate auf Grund einer verbesserten topographischen Unterlage handelte. Ein längeres Kapitel widme ich am Schlusse dieses Berichtes den Beobachtungen über die Spuren einer jüngsten Ueberfluthung des Kellerwaldes und seiner Randgebiete; die sporadischen Beobach- tungen früherer Jahre gewannen erst durch die Untersuchung der zahlreicheren Vorkommen des Blattes Gilserberg und seiner östlichen Randgebiete Zusammenhang und Gestalt. I. Unter-Devon. Auf der nördlichen Hälfte des Blattes Gilserberg ist das Unter-Devon weit verbreitet und tritt, von Culm, resp. von kör- nigem Diabas mit hangendem Culm transgredirend überlagert, in Faltungszügen auf, die mit mehr oder weniger steilem Streichen die Form der für die Blätter Kellerwald und Frankenau so ty- pischen zerrissenen liegenden Sättel mit überschobenen Hangend- flügeln zeigen, welche in den älteren Berichten und Publicationen ausführlich von mir beschrieben worden ist. Hier muss ich ausdrücklich bemerken, dass die Bezeich- nung aller Kellerwald-Gesteine von den Grauwackensandsteinen xXxXIl des Ortberges abwärts als »Unter-Devon« für keinen Fortschritt der Untersuchung als bindend oder hemmend betrachtet werden darf, da in ihnen Horizonte nicht nachgewiesen sind, welche mit irgend welchen Abtheilungen des typischen Rheinischen Unter- Devon identisch wären. Es ist immerhin mit der Möglichkeit zu rechnen, dass sie ältere Formationen repräsentiren, als wir solche bisher aus dem Rheinischen Devon kennen gelernt haben. Ledig- lich das oberste »Unter-Devon« des Kellerwaldes (Michelbacher Schichten und Kieselgallenschiefer), enthält Fauna, die als Coblenz- Fauna bezeichnet werden kann. Die bisher bekannt gewordene Fauna des Wüstegarten-Quarzits ist so absolut charakterlos, dass auf sie irgend welche Einreihung des betreffenden Quarzits in das stratigraphische Schema nicht zu gründen ist. Urfer Schichten. Die eigenthümlichen Gesteine, welche ihren Lagerungs-Ver- hältnissen nach als tiefste Schichten des Kellerwaldes zu bezeichnen sind, und welche ich mit dem Namen »Urfer Schichten« belegt habe, sind auf dem Blatte Gilserberg namentlich in der Gegend von Densberg beobachtet worden. Sie treten hier auf dem linken Gilsa-Ufer im Dorfe Densberg, am Glanger, am Loch und am grossen Rod zu Tage und sind namentlich an dem nördlichen Rande derjenigen Gebirgsmasse gut aufgeschlossen, welche sich zwischen Jesberg, Richerode, Schönau und Schönstein erstreckt. Der eigenthümliche Charakter der Gesteine der Urfer Schichten besteht darin, dass sie aus grünlich-grauen, plattigen, meist glimmerreichen Thonschiefern und Grauwacken zusammengesetzt sind, welche in ihrer Eigenart etwa in der Mitte zwischen den rauhen Gesteinen der Rheinischen Coblenzstufe und den milden Gesteinen des mittleren Culm stehen. Von den entsprechenden Culm-Thonschiefern und -Grauwacken unterscheidet sie übrigens schon der Mangel einer fast als rhomboä@drisch zu bezeichnenden Zerklüftung, die für die Culm-Gesteine so charakteristisch ist, namentlich für die Kieselschiefer, sowie für die Grauwacken und Thonschiefer der mittleren Abtheilung dieser Formation. An Gesteinen, deren Niveau durch Petrefactenfunde sicher gestellt Jahrbuch 1895. G XXXIV ist, kenne ich den Urfer Schichten Aehnliches in der Siegener Grauwacke bei Siegen. Wie jedoch schon früher betont, haben sich Petrefacten in den Urfer Schichten mit Ausnahme der aller- dings häufigen kohligen Pflanzenreste nicht gefunden. Gute Auf- schlüsse für die meist sehr Feldspath-reichen und Schieferflasern enthaltenden Grauwacken der Urfer Schichten bietet der Südost- hang des Keller (Bl. Kellerwald) in den Wasserrissen, sowie an den neu erbauten Forstwegen, besonders an der Forststrasse im Kobbachthale. Hier wird in einem Steinbruche eine Grauwacke der Urfer Schichten als Beschotterungsmaterial für Waldwege ge- wonnen. Die Kartirung auf dem Blatte Gilserberg macht eine Deutung wahrscheinlich, welche ich gewissen eisenschüssig -dolomitisch metamorphosirten Kalken gegeben hatte, die ich auf Blatt Keller- wald bei Oberurf, unmittelbar hinter dem Parke des Prinzen von Hanau beobachtete. Ich hielt diese Kalke für Einlagerungen in den Urfer Schichten; die Aufschlüsse waren indess, namentlich in nächster Nähe der grossen Abbruchslinie des mesozoischen Ge- birges, unzureichend für eine sichere Beurtheilung der Kalke. Es hat sich nun aber namentlich in dem eben erwähnten Gebiete zwischen Jesberg und Schönstein gezeigt, dass die Urfer Schichten thatsächlich Kalklinsen oder Kalkhorizonte führen, und zwar sind dies Jichte Knollenkalke, die mit kalkigen Schiefern wechsel- lagern; in der Form der einzelnen Knollen oft an Ense-Kalk und Günteroder Kalk erinnernd, aber im Gestein dichter, meist hell, bläulich-grau gefärbt. Solche Knollenkalke habe ich an einer Anzahl von Punkten am Schlossberge, ferner am Küppel, am rechten Gilsa-Ufer südöstlich des Dorfes Densberg, weiter- hin an einem neuen Forstwege am Nordabhange des Hem- berges beobachtet. Das ausgiebigste Vorkommen ist an zweiter Stelle genannt. Dieses lässt sich auf einige hundert Meter im Streichen verfolgen, und in ihm werden kramenzelartige Kalke in einem kleinen Steinbruchsversuche angetroffen. Da es sich als zweckmässig herausgestellt hat, petrographisch charakteristisch ausgeprägte Gesteinsgruppen mit Localnamen zu belegen, so lange XXXV über ihr stratigraphisches Niveau nichts Sicheres bekannt ist, so schlage ich für die beschriebenen Kalke den Namen »Densberger Kalke« vor. Uebrigens entsinne ich mich sehr genau, petrogra- phisch identische Kalke in Schiefern und Grauwacken, welche den Urfer Schichten des Kellerwaldes entsprechen, auf Excursionen südöstlich des Wollenberges bei Marburg (in den Jahren 1886 und 1887), und zwar in weiterer Verbreitung gesehen zu haben. Auch sind mir solche Gesteine aus der Umgebung des Dorfes Greifenstein erinnerlich. Ueber eine ganz bestimmte, sehr zähe grünliche Grauwacke, die ich an einigen Stellen im unmittelbaren Contact der Dens- berger Kalke angetroffen habe, sind meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Tektonisch interessant ist die mehrfach abgelenkte Ver- werfung, auf der das Auftreten der Urfer Schichten im Keller- walde nach S. hin begrenzt wird, in einer Linie, die vom Schlossberge bei Schönau bis zum Hemberge bei Jesberg dem Laufe der Gilsa etwa parallel geht. Das Auftreten der Urfer Schichten nur in solchen »Coulissen«, welche Schiffelborner Schichten mit Wüstegarten-Quarzit enthalten, nicht auch in solchen, welche beim Fehlen dieser tiefen Horizonte aus Grau- wackensandstein des Ortberges, Schönauer Kalk, Michelbacher Schichten (z. Th. mit noch vorhandenen Wissenbacher Schiefern ım Hangenden) und Culm bestehen, halte ich für eine neue, durch die Arbeiten des letzten Sommers gewonnene Bestätigung meiner stratigraphischen Auffassung der Urfer Schichten als tiefstes Schichtenglied des Kellerwaldes. Schiffelborner Schichten. Die Schiffelborner Schichten treten auf dem Blatte Gilser- berg im Jeustgebiete, sowie am unteren SW.-Abfall des Keller auf. In diesem Gebiete, das leider sehr schlechte Aufschlüsse zeigt, ist das Auftreten grösserer Flächen von reinem Kiesel- schiefer mit Alaunschiefer ohne Quarzit besonders merkwürdige. Man braucht hier jedoch noch nicht eine abnorm mächtige Ent- e* XXXVI wicklung der Schiffelborner Schichten anzunehmen. Erstens neh- men gerade bei Schiffelborn selbst die reinen Kieselschiefer dieses Horizontes breite Streifen auf der Kartendarstellung ein, und zwar bei’ steilem Fallen der Schichten. Sodann ist es in derartig ge- bauten Gebirgen nichts Ungewöhnliches, dass bei bestimmten Variationen des Faltenbaues an und für sich nicht sehr mächtige Glieder der Sedimentreihe auf der Kartendarstellung breite Flächen erhalten. Auch in dem eigentlichen Jeustgebiete sowie auf Blatt Keller- wald am östlichen Hohelohr hat sich nunmehr die Scheidung der Schiffelborner Schichten vom Wüstegartenquarzit durchführen lassen, und es hat sich auch hier gezeigt, dass ein Verständniss des Ge- birgsbaues ohne eine solche Unterscheidung nicht zu erzielen ist. Leider ist diese Unterscheidung, die auf der Karte so einfache Bilder erzeugt, eine der schwierigsten Aufgaben der Kartirung und ist mit grossen körperlichen Anstrengungen verbunden. Da die eigentliche Kartirungs-Arbeit keinen sicheren Aufschluss über die an und für sich bemerkenswerthe Thatsache giebt, dass Kiesel- schiefer in den Schiffelborner Schichten mit Quarzit wechsellagern, so erwähne ich hier eines kleinen Steinbruches, welcher an der Strasse von Zwesten (Bl. Kellerwald) nach dem Gershäuser Hofe unter dem Treisberge liegt. Hier beobachtet man, abgesehen von Quarzitbänken, Linsen von Quarzit, welche den so heterogen aus- sehenden Kieselschiefern eingelagert sind. Aehnlich gute Auf- schlüsse über Wechsellagerung der beiden Gresteine zeigt der Wasserriss, welcher am Nordwesthange des Jeust (Bl. Gilserberg;) in die Bruchwiese mündet. Auch der kürzlich gebaute Forstweg, welcher unterhalb Braunau am Osthange des Harsch im Wälze- _bach-Thal verläuft, zeigt in einigen Anschnitten die Wechsel- lagerung beider Gesteine. Eine ähnliche Wechsellagerung faciell so verschiedenartiger Gesteine kenne ich übrigens auch aus den Auenberger Schichten. Im Profil bei Reitzenhagen (Bl. Wildungen) nehmen die Aschkuppenquarzite nach oben hin Thonschiefer auf, welche nach der Culmgrenze zu wetzschieferartig werden und den Uebergang in die Culmkieselschiefer des genannten Profiles bilden. 5 XXXVU Wüstegarten-Quarzit. Der Wüstegarten-Quarzit enthält auf Blatt Gilserberg in vielen seiner Vorkommen, namentlich im westlichen Jeust die eigenthüm- lichen, meist roth gefärbten Conglomerate, die sich durch die Füh- rung einer kleinen Fauna auszeichnen. Neu für den Kellerwald ist das Vorkommen von Wüstegarten-Quarzit im Liegenden von Michel- bacher Schichten mit Grauwackensandstein des Ortberges an einer Ueberschiebung von Unter-Devon auf Culm am Sedeberge bei Sebbeterode. Diese Auffindung ist deshalb nicht ganz unwichtig, weil dadurch, dass das Vorkommen von Wüstegarten-Quarzit im - südöstlichsten Theile des Gebirges nachgewiesen ist, die Ansicht eine Stütze findet, dass die Abwesenheit der ältesten Schichten des Kellerwaldes südöstlich der nächsten Nachbarschaft des Quarzit- zuges lediglich durch Eigenthümlichkeiten des Gebirgsbaues zu erklären ist, nicht etwa durch das gänzliche Fehlen des Quarzits südöstlich des Quarzitzuges. Grauwackensandstein des Ortberges. Das durch seinen Glimmerreichthum sowie durch seine grosse Zähigkeit so leicht kenntliche Gestein ist auf dem Blatte Gilser- berg nur am Südhange des Rückling und am Sedeberge, im Lie- genden der Michelbacher Schichten beobachtet worden. Da das Gestein im Kellerwalde stets ein ausserordentlich gleichartiges ist, und da über seine enge stratigraphische Beziehung zum W ’üste- garten-Quarzit kein Zweifel obwalten kann, so ist es interessant zu erfahren, ob am Bruchberg-Acker und am Wollenberge ähn- liche Gesteine zu beobachten sind. Bei der sonst so weitgehenden petrographischen Uebereinstimmung der Gesteine des Kellerwaldes mit solchen des Harzes und gewisser Gebiete des Rheinischen Schiefergebirges wäre dies einerseits nicht wunderbar ; anderer- seits wäre die Feststellung unseres Horizontes in jenen Gebirgen von grösserem Interesse. Schönauer Kalk und begleitende Gesteine. Den ersten Anhalt für die Deutung der älteren paläozoischen Schichten des Kellerwaldes (bis zum Grauwackensandstein des XXXVII Ortberges aufwärts) hat eine Entdeckung des Sommers 1895 ge- geben, einen Anhalt, von dem aus die Inangriffnahme der schwebenden Unter-Devon-Fragen im -Kellerwalde und im Unter- harze möglich sein wird. Ich fand in unterdevonischer Umgebung im Kellerwalde die Gesteine: 1. Grünliche, sandige Thonschiefer, in reinere, etwas rauhe und glimmerreiche meist kalkhaltige Thonschiefer übergehend, mit Dalmania und mit Pleurodictyum Selcanum. 2. Unreine, Glimmer führende, eisenschüssige Kalke mit Korallen, Brachiopoden und Trilobiten, in reine körnige Kalke und im Crinoiden-Kalke übergehend. 3. Ammonitiden - Knollenkalke, Flaserkalk - Platten, die kra- menzelartig werden und dann höheren Devon-Kalken des Kellerwaldes und anderer Gegenden ausserordentlich ähnlich sind. Die Kalke selbst sind in den oberen Lagen dicht und werden nach unten hin körnig. Der mittlere der drei genannten Horizonte zeichnet sich durch das Auftreten einer Dalmania-Art sowie durch die Führung von Spirifer Hercyniae GIEB., Rhynchonella princeps BARR., Rhynchonella bida RöMm. aus, während der obere Horizont neben einer reichen Trilobiten-Fauna (Gattungen Phacops, Proetus, Bronteus, Cheirurus, Acidaspis, Harpes etc.), neben zahlreichen Pelecypoden und Pteropoden Vertreter von Goniatiten-Formen führt, die der Gattung Agoniatites angehören, und die der sehr weit begrenzten BAR- RANDE’ schen Art Agon. fecundus nahe stehen. Die betreffenden Goniatiten-Formen sind von den sicher mitteldevonischen Gonia- titen deutscher Fundpunkte (schon durch das schnelle Anwachsen ihrer Windungsbreite) leicht und scharf zu unterscheiden. Ausser ihnen finden sich in dem höheren Horizonte noch Agon. cf. Zor- gensis R. sowie solche Formen, welche der von E. HoLzAPFEL sehr weit gefassten Art Agon. inconstans PHILL. und solche, die dem Agon. jidelis BARR. ähnlich sind. Die Fundstellen für die genannten Gesteine liegen am Stein- horn bei Schönau, im Bernbachthale über der Oberförsterei Dens- berg und in den alten Pingen, sowie auf der Stollenhalde des sagenhaften »Silberstollens« bei Densberg. An ersterer und an ke XXXIX letzterer Stelle haben sich die Glieder 2 und 3 der Gesteinsfolge gefunden, am Silberstollen nur mit spärlicher Fauna. Im Bern- bachthale, unter dem Uebergange des neuen Forstweges von der rechten auf die linke Thalseite, sind nur die unter 1 angeführten Thonschiefer aufgeschlossen. Die in den genannten Gesteinen enthaltene Fauna entspricht, was den mittleren Horizont betrifft, am meisten derjenigen ent- sprechender Gesteine des Unterharzes (Klosterholz, Schnecken- berg etc.). Den höheren Horizont bezeichne ich als Schönauer Kalk. Was die stratigraphische Deutung der Schönauer Kalke mit ihrer körnig- und unrein-kalkigen Unterlage betrifft, so bieten die Aufschlüsse des Kellerwaldes keine genügend sicheren Profile, welche Schlussfolgerungen gestatten. Aus den von mir am Stein- horn bei Schönau vorgenommenen Schürfarbeiten geht nur das Eine mit Sicherheit hervor, dass die dortigen Ammonitidenkalke (Schönauer Kalk) über unreinen Kalken liegen. Wenn ich gleich- wohl den Schönauer Kalk etc. an die Basis der Michelbacher Schich- ten und in das Dach der Grauwackensandsteine des Ortberges stelle, so schliesse ich mich den Resultaten M. Koch#’s an, der nach sorgfältigen Untersuchungen und nach eingehender Kartirung die den unreinen Kalken von Schönau entsprechenden Kalke des Klosterholzes bei Ilsenburg in das Liegende des Hauptquar- zits, eines Aequivalents der Michelbacher Schichten, gestellt hat. Diese Auffassung entspricht auch der von mir schon früher gemachten und in älteren Berichten erwähnten Beobachtung, dass auf der Grenze der Grauwackensandsteine des Ortberges gegen die Michelbacher Schichten im Urfe-Thale rauhe, dachschieferartige Thonschiefer, zuweilen mit Linsen eines unreinen, eisenschüssigen Kalkes auftreten. Im Zusammenhange mit obigen Beobachtungen berichte ich hier über eine Reise, die ich während meines Urlaubs im September vorigen Jahres im Gebiete einiger publicirter Blätter des Unter- harzes gemacht habe, und zwar aus dem Grunde, weil ich mich von Excursionen her, die zum Theil in meine Studienzeit zurück entfallen, ähnlicher Flaserkalke entsann, wie sie bei Schönau vor- XL kommen. Die Reise sollte nur als Fühlung für die Frage dienen, ob es nicht nöthig sein wird, dass zu der endlichen Lösung der auf den Arbeitsgebieten im alten Gebirge wieder brennend ge- wordenen Hercyn -Frage die Kalkvorkommen in den Wieder Schiefern eingehend untersucht werden. Denn dass durch die Publicationen der Herren Prof. KAysEeR und Prof. HoLZAPFEL die Frage nicht definitiv gelöst ist, das beweist das plötzliche Auf- tauchen eines neuen Üephalopodenkalk-Horizontes, der sich ..der Aufmerksamkeit der Beobachter ım Harze!) sowohl, wie am Kellerwalde bisher entzogen hatte. Trotz der kurzen Zeit, die mir für meine Reise zu Gebote stand, hatte ich bei Harzgerode einen Erfolg. Vom Schneckenberge bei Harzgerode ist seit langer Zeit die Fauna der krystallinischen Kalke bekannt, die dort in einem Steinbruche gewonnen werden. Vor einigen Jahren hat man nun zur Erweiterung des Steinbruch-Betriebes grosse Gesteinsmassen aus dem Hangenden des krystallinischen Kalkes fortgeschossen und hat dadurch Aufschlüsse in denjenigen Kalken geschaffen, welche im Hangenden des derben Kalkes auftreten. Es sind dies Ammonitiden-Knollenkalke, unter denen in dünner Lage mergelige Thonschiefer mit unreinen Kalkknollen lagern. Die Ammonitiden- kalke des Schneckenberges entsprechen petrographisch vollkommen den Kalken von Schönau und enthalten wie diese, keineswegs selten Goniatiten aus der Formenreihe des Agonviatites fecundus BArR. K.A. Lossen erwähnt in seinen Erläuterungen zu Blatt Harzgerode das Vorkommen eines Goniatiten am Schneckenberge. Der betreffende Goniatit ist leider in der Sammlung der König- lichen geologischen Landesanstalt nicht aufzufinden. Wahrschein- !) Das Vorkommen im Sprakelsbach und am Joachimskopf lässt sich zu- nächst nicht vergleichen, da hier die typischen Goniatiten der Schönauer Kalke scheinbar nicht gefunden worden sind. Für den Schönauer Kalk specifisch merk- würdig ist eine Form mit sehr groben Rippen, die ich für neu halte, und die ich in der Sammlung der geologischen Landesanstalt als Agon. Holzapfel n. sp. bezeichnet habe. Es wird festzustellen sein, ob die von F. Frecu (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1889, S. 237) als oberes Unterdevon angesprochenen Cepha- lopodenkalke der Gegend von Wieda etwa ihre Stellung zwischen dem Schönauer Kalk und dem Hasselfelder Kalk haben. XLI lich aber handelt es sich um ein Stück der Sammlung, dem die Bezeichnung des Fundortes fehlt. Die oben erwähnten Knollen unreinen Kalkes führen viele Bruchstücke eines Phacops sowie Dalmania ete. Abgesehen von ihrer kieseligen, rauhen Beschaffen- beit erinnern sie an Ense-Kalk. Ein weiterer Punkt, der behufs Auffindung von Schönauer Kalk im Unter-Harze zunächst zu berücksichtigen wäre, ist der Bahnanschnitt am Teichdamm unterhalb des Städtchens Günters- berge. Der hier zu Tage tretende Cephalopodenkalk enthält un- deutliche Goniatiten und ÖOrthoceraten. Zu Obigem erwähne ich noch, dass ich gelegentlich einer anderen Excursion im publicirten Gebiete des Unterharzes unter- halb Mägdesprung an der Klippe des Kistergrundes die dichten bis körnigen Kalke mit Agon. cf. fecundus BARR. und mit Dal- mania wiedergefunden habe. Eines Fundes höchst auffälliger Ammonitiden von Clymenien-ähnlichem Aeusseren, leider in unzu- reichender Erhaltung, unterhalb des Eselsstieges östlich des Jagd- schlosses Meiseberg im Selkethale erwähne ich hier nur kurz, da dieses Vorkommen einer näheren Untersuchung bedarf. Michelbacher Schichten. Die Michelbacher Schichten des Blattes Gilserberg bestehen vorwiegend aus derben, grünlich-grauen Grauwacken, die den Culmgrauwacken unter Umständen etwas ähnlich sınd. Im grossen Ganzen sind sie aber zäher als jene und zeichnen sich durch grosse Häufigkeit von Schieferflasern in ihnen aus. Die Unter- schiede, welche in jedem Falle eine Trennung der beiden Gesteine ermöglichen, werden sich, so weit sich dies jetzt übersehen lässt, nach Abschluss der Aufnahmearbeit ohne Mühe ergeben. Nach oben hin werden die Grauwacken der Michelbacher Schichten rauher und gehen in Grauwackensandstein, ja direct in quarzitische Gesteine über, die Bänke bildend zwischen rauhen bis milden Thonschiefern auftreten. Vorwiegend jedoch bilden die quarzitischen Gesteine Lagen von auf der Oberfläche glänzenden wulstigen, unregelmässig linsenförmigen Körpern in den Schiefern. Ihr eigenthümliches Aussehen ist nicht zu verkennen. Die ein- XLI zelnen Körper sind stark zerklüftet und zerrissen. In ihnen muss man nach der spärlichen Fauna suchen. Nur an zwei Stellen, am »Kalk« im Hohelohr und am Sedeberge bei Sebbeterode fand ich die Coblenz- Fauna auch in bankigen Gesteinen dieses Hori- zontes. Die zu den linsenförmigen Körpern gelagerten Thon- schiefer sind rauh, glimmerreich; sie erhalten im intensiv gefalteten Gebirge leicht einen phyllitischen Glanz auf den Flächen, so dass man das Gestein lediglich an den eingelagerten Quarzit- Linsen wieder erkennt. Eine dieser Sedimentabtheilung eigen- thümliche Art von Einlagerungen ist die von flach oval geformten, hornsteinartigen Knollen, die selten die Grösse eines Hühnereies übersteigen, die übrigens auch lagenweise im wetzschieferartigen Thonschiefer auftreten. Solche Knollen beobachtete ich nament- lich am Rückling. Spuren von Fauna habe ich im Verlauf des Sommers 1895 noch an folgenden Punkten in den Michelbacher Schichten ge- funden. Am Südosthang des Rückling, an verschiedenen Stellen des Sedeberges bei Sebbeterode und bei Möscheid. Die Michelbacher Schichten sind oft stark durchfaltet mit den in ihrem Hangenden auftretenden Kieselgallenschiefern sowie mit den entweder diese, oder die Michelbacher Schichten direct übergreifend überlagernden Culm-Kieselschiefern. Hieraus erklärt sich leicht das häufige Auftreten von kleinen Kieselschiefer - Packeten mitten im Unterdevon. Besonders lehrreich sind in dieser Beziehung die Aufschlüsse des Oberurfer Michelbaches so- wie diejenigen des Sedeberges. Jeder Fachgenosse, der ohne Kenntnis der allgemeinen Verhältnisse an diese Aufschlüsse heran- geht, würde die betreffenden Kieselschiefer für Linsen im Unter- devon, für Einlagerungen halten. Kieselgallenschiefer. Die Kieselgallenschiefer bilden den natürlichen petrographi- schen Uebergang von den rauhen Gesteinen des Unterdevon zu den milden Thonschiefern des Mitteldevon. Die Schiefer selbst bestehen fast ausschliesslich aus Glimmerblättchen. Sie erhalten deshalb im gefalteten Zustande sehr leicht ein stark phyllitisches XLIMN Aussehen und zeichnen sich in diesem Zustande noch dadurch aus, dass sie keine zusammenhängenden Schieferplatten, sondern unregelmässig geformte, kurze, dünne Blättchen mit glänzenden Oberflächen bilden. Petrefacten werden in ihnen überall leicht gefunden. Den in früheren Berichten aufgeführten Fundpunkten habe ich noch folgende hinzuzufügen: Den Sedeberg, den Nord- westhang des Steinhorns bei Schönau am rechten Gilsa- Ufer, verschiedene Punkte der Feldmark südwestlich des Dorfes Möscheid, den Nordwesthang des Steinboss bei Möscheid, speciell das rechte Bachufer, den Anschnitt am Fahrwege südwestlich des Steinboss. Da Kieselgallen im Unterdevon des Kellerwaldes eine grössere Verbreitung haben, so ist noch zu untersuchen, ob sich die mächtigen Kieselgallenschiefer der oberen Grenze des Unter- devon petrographisch von tieferen Kieselgallen-Vorkommen unterscheiden lassen. Es ist nöthig zu bemerken, dass nur das Vorkommen am linken Ufer des Michelbaches bei Oberurf bisher eine ergiebigere Fauna von Obercoblenz-Formen geliefert hat. Il. Mittel- Devon. Orthoceras - Schiefer. Am Südosthange des Rückling, auf der Südostseite des Jeust und südlich des Dorfes Densberg treffen wir im Gebiete des Blattes Gilserberg noch Thonschiefer des unteren Mittel-Devon an. Sonst fehlen sie zwischen Üulmkieselschiefer und älterem Devon, eine Erscheinung, für die ich in einer unlängst erschienenen Publication eine Erklärung zu geben versuchte. Die Aufschlüsse in den Örthoceras-Schiefern unseres Blattes sind sehr spärlich, Versteinerungen, mit Ausnahme von Tentaculiten, sind selten. In einem Schurfe, den ich in den Jahren 1888 und 1889 in einem Wasserrisse des Rückling ausgebeutet habe, fand sich eine dem Anarcestes lateseptatus mindestens nahestehende Form. Ense -Kalk; Odershäuser Kalk. An der Hundsgrebe im Urfe-Thal (Bl. Kellerwald) ist im Winter 1894/95 ein Forstweg gebaut worden, der in grossen XLIV Schleifen die Steigung des Berghanges überwindet. Dieser Weg schneidet tief in die Kalke ein und gab deshalb für das von mir entworfene Kartenbild der devonischen Kalke eine erwünschte Controle. Gleichzeitig lieferte er petrefactenreiche Aufschlüsse im Ense-Kalk und im Odershäuser Kalk, desgleichen in den Büdesheimer Schiefern. In der Nähe des ScHmiprT’schen Steinbruches bei ae namentlich rechts und links vom Kammwege der Hauern, stellte es sich während meiner letzten Anwesenheit heraus, dass die von mir auf der Karte dargestellten Schuppen ausser dem bisher be- obachteten Ober-Devon auch Mittel-Devon bis zu den Ense- Kalken abwärts enthalten. Zone des Agoniatites discoides. Für die Zone des Agoniatites discoides bei Wildungen neu ist das Auftreten eines Prolecanites, der dem Prol. tridens ausser- ordentlich nahe steht. Er fand sich an der Ense in einem kleinen Schürfversuche, welcher sich zwischen den beiden grösseren Stein- brüchen im Hangenden des altbekannten Fundpunktes für »Hercyn«- Fauna findet. Dieser Fund ist um so wichtiger, als schon durch E. KAyYsEr und F. Frech Prolecaniten im oberen Mitteldevon er- wähnt werden. An dieser Stelle berichte ich über die Auffindung eines neuen Horizontes dunkler Kalkknollen, welche ausser einigen merk- würdigen neuen Goniatiten zahlreiche Vertreter der Gattung Gephyroceras sowie kleinere Exemplare einer Buchvola-Art führen. Endlich tritt in ihnen Posidonia hians WALDSCHMIDT auf. Ueber die stratigraphische Stellung des neuen Horizontes hoffe ich durch nochmalige Besichtigung des Fundortes, des blauen Bruches bei „Wildungen, * Aufklärung zu erhalten. Gresteinsstücke voll Petrefacten des betreffenden Horizontes fand ich mit L. BEus- HAUSEN zusammen in der Sammlung der königlichen geologischen Landesanstalt mit Etiquetten, welche von des verstorbenen LOSSEN Hand stammen. Ein besonders reiches Stück ist schon in älterer Zeit von Herrn Geh. Rath BeYRIcH gesammelt worden. Die Stücke sind sämmtlich als Ober-Devon bezeichnet. XLV Ohne dem Endergebnis der Untersuchung vorgreifen zu wollen, erwähne ich des neuen Horizontes an dieser Stelle, da ich dem Gesteine nach ursprünglich das Vorkommen in die Zone des Agon. discoides stellen zu müssen glaubte, bis ich durch das Vorkommen zahlreicher zweifelloser Gephyroceras-Formen stutzig wurde und die Entscheidung hinausschob. Eine befriedigende Lösung der Frage ist schon deshalb wünschenswerth, weil die Fauna des neuen Horizontes derjenigen gewisser Eisensteine von Öberscheld ausserordentlich nahe steht. Il. Ober-Devon. Das Auftreten der Büdesheimer Schiefer an den neuen Auf- schlüssen der Hundsgrebe im Urfe-Thal wurde oben erwähnt. Die Gesteine, speciell die Schiefer, enthalten hier ursprünglich verkieste und in Brauneisenstein umgewandelte Goniatiten, nament- lich solche aus der Verwandtschaft des @on. intumescens. Das massenhafte Auftreten von Tentaculiten und Styliolinen in diesen Schiefern wurde mehrfach ın ähnlicher Weise beobachtet, wie es mir von anderen Ober-Devon-Fundpunkten des Kellerwaldes be- kannt geworden war. Als jüngstes Glied der westlichsten der von mir an der Ense und an den Hauern zur Darstellung gebrachten Schuppen fand ich ein schmales Band von Cypridinenschiefern, anscheinend direct die Büdesheimer Schiefer überlagernd. Den unteren CUlymenienkalk hatte ich bisher nur im Zuge der Hauern nachgewiesen. Bei meiner letzten Anwesenheit in diesem Gebiete beobachtete ich Gesteine des unteren Clymenien- kalkes an einer Anzahl Stellen westlich der Hauern, zum Theil mit Petrefacten. Recht interessant war mir ein Profil am Birken- rain, in dem südlichsten der dort betriebenen Steinbrüche. Hier erkennt man über dein Plattenkalk des Adorfer Kalkes noch das typische Gestein des unteren Olymenienkalkes, während der obere Clymenienkalk unter dem die Kalke überlagernden Cypridinen- schiefer fehlt. Im Laufe der ersten Monate des Jahres 1896 hat nun die XLVI Untersuchung des im Sommer 1895 gesammelten Materials noch ein Ergebnis geliefert, das vielleicht der nicht Eingeweihte eine »Tiftelei« nennen wird, dessen Bedeutung jedoch derjenige zu würdigen weiss, dem die Erkenntniss aufgegangen ist, dass in Cephalopoden-Schichten, speciell in Ammonitiden-Kalken, ein Centimeter Schichten - Mächtigkeit unter Umständen gewaltigen Schichtenmassen anderer Facies-Ausbildungen äquivalent sein kann. Im vorliegenden Falle handelt es sich gar nicht einmal um geringe Schichtenmächtigkeiten — Schichtenmächtigkeiten, die noch dazu die gesammte bis jetzt in Deutschland bekannte Entwicklungszeit der ausserordentlich formenreichen Clymenien-Gruppe repräsentiren. Es stellen sich nämlich über den plattig-knolligen Kalken des unteren Clymenien -Kalkes der Ense-Hauern Kalke ein, die den dünnplattigen Charakter der Adorfer Kalke annehmen, und die durch ihre fleischrothe Färbung von den schmutzig-rothen unteren Clymenien-Kalken ebenso, wie von den dunkelrothen oberen Clymenien-Kalken leicht und sicher unterschieden werden. Diese Kalke führen die bekannte reiche Formenfülle der Clymenien aus der Gruppe der Cl. annulata. Ich bezeichne diese dünn- plattigen Kalke als mittleren Clymenienkalk oder als Zone der Olymenia annulata. Sie finden sich sowohl im Sauerlande (Burg, Enkeberg, Beringshäuser Tunnel) wie im Dill-Gebiete wieder, und zwar, abgesehen von der Färbung, in der nämlichen petro- graphischen Beschaffenheit, wie bei Wildungen. Im Kellerwalde selbst habe ich sie im Urfethale an der Wanderklippe unterhalb der Fort-Brücke wiedergefunden. Es ist bemerkenswerth, dass sich unter den vielen Clymenien des oberen Ülymenien -Kalkes der Ense- Hauern, von denen ich mehrere tausend Exemplare in Händen gehabt habe, kein Stück gefunden hat, welches in die Verwandtschaft der Clymenia annulata gehört. Wie weit diese Art in den unteren Ulymenienkalk hinabreicht, muss noch festge- stellt werden. Schliesslich ist es nöthig, dass ich zur besseren Aufklärung noch hinzufüge: an der Burg bei Rösenbeck ım Sauerlande sind unterer und mittlerer Olymenienkalk, am Enkeberg unterer, mittlerer und die tiefsten Lagen des oberen Ulymenien- kalkes vertreten. XLVII Oberdevonische Diabase. Auf dem Blatte Gilserberg sind die körnigen Diabase da, wo sie auftreten, die einzigen Vertreter der Auenberger Schichten zwischen älterem Devon und Culm - Kieselschiefern. Sie spielen in diesem Gebiete nur eine untergeordnete Rolle. Das grösste Vorkommen von körnigem Diabas zeigt das Gebiet des Hem- berges. Hier beobachtet man auch Contacterscheinungen im Liegenden der Diabase. Ein zweites Vorkommen von Diabas beobachtet man im Bernbache östlich des Schlossberges, süd- lich von Densberg. Das dritte, relativ erhebliche Auftreten von Diabas zwischen Unter-Devon und Gulm-Kieselschiefern liegt auf der Feldmark östlich des Dorfes Hundshausen. Den Umstand, dass auch die objective Specialkartirung den Diabasen haarscharf diejenige Stellung anweist, welche sie bei der Annahme einer Transgression zwischen älterem Devon und Culm, bezw. Auen- berger Schichten im südlichen Kellerwalde einnehmen müssen, halte ich für ein nicht unwichtiges Glied in der Kette von Be- weisen zur Bestätigung meiner über diesen Gegenstand publi- cirten Ansichten. IV. Cuim und Zechsteinformation. Culm-Kieselschiefer. Die Culm-Kieselschiefer des Blattes Gilserberg enthalten relativ weniger Lydite und Adinole, als die gleichen Bildungen des nordwestlichen Kellerwaldes.. Eine Eigenthümlichkeit der Kieselschiefer des südlichen Kellerwaldes ıst das Auftreten von Rotheisensteinknollen in ihnen. Ich fand solche namentlich west- lich des Dorfes Sebbeterode in dem Anschnitte eines neuen Ver- koppelungsweges. Die Rotheisensteinknollen haben die Form flacher Linsen von 10 Centimeter Durchmesser im Maximum und machen durchaus den Eindruck von (ursprünglichen) Concretionen. Dass es sich um solche handelt, dafür spricht auch das lagenweise Auftreten der Knollen. Eine grössere Anzahl Pingen, die zwischen 'Sebbeterode und Hundshausen das Streichen der Kieselschiefer XLVIII in ihren Zügen einhalten, werden von der Bevölkerung als Eisen- steingruben bezeichnet. Ob reichere Lagerstätten der oben be- schriebenen Rotheisensteinknollen im Kieselschiefer, oder Erzvor- kommen im Liegenden der Kieselschiefer Gegenstand des alten Bergbaus gewesen sind, lässt sich aus den vorhandenen Auf- schlüssen nicht erkennen. An dieser Stelle sei es mir gestattet, kurz einen Gegenstand zu berühren, der die practische Seite der Aufnahme angeht und der sowohl die Culm-Kieselschiefer, als auch die Kieselschiefer der Schiffelborner Schichten betrifft. In seinen Kieselschiefern besitzt der Kellerwald einen grossen Reichthum an Materialien für den Strassenbau, speciell für die Beschotterung der Landstrassen. Namentlich enthalten die Schiffel- borner Schichten Kieselschiefervorkommen von grosser Ausdehnung, die ihrer Qualität und der Quantität ihrer Lagerstätten nach ge- eignet wären, grössere Ländergebiete Jahrhunderte lang mit vor- züglichem Strassenmaterial zu versorgen. Um so auffälliger ist die Thatsache, dass die Strassen im Kellerwalde und in dessen nächster Umgebung — mit Ausnahme derjenigen der Landes- hospitalverwaltung Haina, welche einen mittelmässigen, Kiesel- schiefer verwendet — in andauernd traurigem Zustande sich be- finden. Es liegt dies einerseits daran, dass der Bevölkerung die zum Theil nur für den Geologen erkennbaren Kieselschieferlager nicht bekannt sind, andererseits daran, dass die Unterhaltung der Strassen in dortiger Gegend den Gremeindemitgliedern als eine Art Frohndienst obliegt. Der Besitzer von Zugthieren befördert eine der Grösse seines Besitzes entsprechende Menge Gesteins auf die Strasse, natürlich möglichst aus nächster Nähe, ohne Rücksicht auf Qualität. Der nicht Begüterte zerkleinert eine ‘bestimmte An- zahl von Kubikmetern des herangefahrenen Materials ohne Entgelt. Bei der Verwerthung von Kieselschiefer als Deckmaterial für Strassen sind besonders folgende Vorzüge dieses Gesteins zu be- rücksichtigen. 1. Wenn von geeigneten Localitäten ausgewählt, und in verständiger Weise mit genügender Packunterlage ver- werthet, giebt der Kieselschiefer eine sehr glatte Strasse. XLIX Die mit Kieselschiefer beschotterten Strassen zeigen weder Staub noch Schmutz, so lange sie in gutem Zustande gehalten werden. / 3. Die intensive Zerklüftung des Kieselschiefers bringt es mit sich, dass bei geeigneter Anlage der Steinbrüche die Ge- winnung des Gesteins (ohne Schiessarbeit) geringe Kosten verursacht, und dass die Kosten für die Zerkleinerung des Materials gleichfalls wegfallen oder unerheblich sind. Seit einer Reihe von Jahren habe ich bei meinen geologischen Untersuchungen, namentlich auch in anderen Gebieten auf diesen .Gegenstand geachtet und habe gefunden, dass die zum Theil prächtigen Kieselschiefervorkommen der paläozoischen Gebirge den Anwohnern meist vollkommen unbekannt sind. Wo Kiesel- schiefer überhaupt verwendet wird, da hat man sich vielfach auf das nächste beste Vorkommen geworfen und wundert sich schliess- lich, wenn Kieselschiefer mit thonig-lettig zersetzten Schiefer- zwischenlagen schmutzige Strassen geben. Daher dann auch die ungünstigen Urtheile. die man oft von Fachleuten über Kieselschiefer als Strassenmaterial hört. Mittlere und obere Abtheilung des Culm; Zechstein- formation. Betreffs der mittleren und der oberen Abtheilung des Culm sowie der Zechsteinformation liegen aus vorigem Jahre nur wenige Beobachtungen vor, welche an dieser Stelle erwähnt zu werden ver- dienen. Einige interessante und wichtige Probleme, welche diese Sedimente betreffen, hoffe ich beim Abschlusse des Blattes Gilser- berg ihrer Lösung nahe zu bringen. Erwähnt sei hier nur noch, dass auf der Grenze vom Culm-Kieselschiefer gegen die mittlere Abtheilung des Culm im südlichen Kellerwalde eigenthümliche dünnplattige, hellfarbige Grauwacken auftreten; ferner, dass südlich des Dorfes Schönau, am Südhange der Stockäcker ein Conglomerat von der petrographischen Beschaffenheit der älteren Frankenberger Gonglomerate als Denudationsrest beobachtet wird. Das ‘grobe Material dieses Conglomerats besteht vorwiegend aus Quarzit. Es ist übrigens in der ganzen Feldmark, welche süd- Jahrbuch 1895. d L östlich des Dorfes Schönau liegt, weit in einzelnen Geröllen ver- breitet. V. Buntsandstein. Dem Buntsandstein musste ich schon deshalb von vornherein bei der Aufnahme am Südrande des Kellerwaldes grössere Auf- merksamkeit schenken, weil es wichtig ‘war nachzuweisen, dass dieselben Gruppen von Verwerfungen, welche im Gebiete der Falten- und Schuppen-Züge des paläozoischen Gebirges deren Streichen im Sinne des Niederländischen Gebirgssystems ab- schneiden (Coulissen- und Rand-Verwerfungen), auch in den Randgebieten des Kellerwaldes eine Rolle spielen. Dieser Nach- weis sollte dazu dienen, meine Auffassung der genannten Verwer- fungsgruppen als relativ jung zu bekräftigen. Es ist dies zum Theil gelungen. Die Verfolgung der an und für sich rein wissen- schaftlichen Aufgabe hat gewisse HResultate gezeitigt, die, mit Vorsicht in benachbarte Gebiete hinein verfolgt, unter Umständen der practischen Verwerthbarkeit der geologischen Specialkarte in Buntsandsteingebieten zu Gute kommen kann, allerdings nur dann, wenn auf die Kartirung von Buntsandsteinblättern mehr Zeit ver- wandt wird, als dies im Durchschnitt zu geschehen pflegt. Um die das Gebiet durchsetzenden Verwerfungen besser erkennen zu können, musste ich eine speciellere Gliederung des Buntsand- steins zu geben versuchen. Eine solche kann zunächst nur nach petrographischen Gesichtspunkten erfolgen, aber gerade dadurch, dass z. B. die Bausandstein führenden Schichten von den fein- körnigen Sandsteinen mit thonigen Zwischenlagen und von den groben, lockeren Sanden getrennt werden, kann sich unter Um- ständen ein Nutzen der Karte ergeben, der aus der blossen Unter- scheidung einer unteren und einer mittleren Stufe nicht erwächst. Ich übersehe keineswegs, dass die Arbeit einer specielleren Gliederung im Buntsandstein eine äusserst schwierige ist, und dass mir auf dem Blatte Gilserberg das Glück in so fern zu Hülfe sekommen ist, als ich von meinem Wohnorte Treysa aus von vorn herein einen petrefactenreichen Horizont des Buntsandstein weithin verfolgen konnte. LI Unterer Buntsandstein. . Im unteren Buntsandstein, dessen Gesteine auf dem Blatte Gilserberg von der typischen Ausbildung in anderen benachbarten Gegenden nicht abweichen, ist es mir bisher nicht gelungen, die in der Nähe seiner unteren Grenze auftretende Bausandsteinzone zu verfolgen. Beobachtet habe ich sie mehrfach, so namentlich in guten Aufschlüssen am westlichen Waldrande des Huenrod, östlich des Dorfes Gilserberg. Hier, in der Nähe einer Hauptabbruchslinie sind die Gesteine der Bausandsteinzone stark entfärbt und sind nach der Oberfläche hin zu lockerem Sande zerfallen. Letzterem - Umstande ist es wahrscheinlich zuzuschreiben, dass die Bausand- steinzone in dem Gebiete zwischen dem Huenrod und dem Dorfe Elnrode, wo sie mehrfach durch Steinbrüche erschlossen ist, in den Oberflächenformen durch eine Kante aus dem Gelände nicht heraustritt. Mittlerer Buntsandstein. Im mittleren Buntsandstein des Blattes Gilserberg habe ich bisher folgende Horizonte unterschieden: 1. Gervillien-Platten. 2. Stubensand. 3. Bausandsteinzone. Bei besonders günstigen Aufschlüssen, wie ich solche auf dem Blatte Rosenthal gesehen habe, ist es möglich, noch etwa 40 Meter mächtige feinkörnige Sandsteine vom Typus des unteren Bunt- sandsteins auszuscheiden, die an der Basis der Bausandsteine des mittleren Buntsandsteins auftreten. 1. Gervillien-Platten. Dünnplattige, feinkörnige, dunkelrothe bis fleischfarbene glimmerreiche Sandsteine, die zum Theil ziemlich fest sind und quarzitisch werden, wechsellagern mit wulstig-linsenförmigen Kör- pern gleicher Beschaffenheit, die lagenförmig auftreten. Die Sand- steine enthalten zahlreiche Flasern von Schieferthonen und Thon- scbiefern, sind aber ausserdem in den verschiedenartigsten Lagen von zahlreichen Exemplaren der Gervillia Murchisoni G. erfüllt; da” LII die Gervillien sind im Gestein so häufig, dass sie dem Suchen- den bei einiger Aufmerksamkeit nicht entgehen. Ausser Gervillien fand ich in den Gervillien-Platten undeutliche Abdrücke von Knochenresten. Den Kartenbildern nach ist anzunehmen, dass die Gervillien-Platten, die ich übrigens auch in den noch nicht zur Kartendarstellung gelangten Gebieten des Blattes mehrfach nachgewiesen habe, einen relativ mächtigen Horizont (wohl an 20 Meter) im Buntsandstein-Profil einnehmen. Es fehlt jedoch zur sicheren Beurtheilung dieser Frage an unzweideutigen Profil- Aufschlüssen. Die Aehnlichkeit der Gesteine dieses Horizontes mit solchen, die ım unteren Buntsandstein auftreten, macht ihre Erkennung zweifellos schwierig und stellt deshalb die Durchführ- barkeit ihrer Ausscheidung auf der Karte noch in Frage. Das einzige petrographische Merkmal der Gervillien - Platten war für mich vorläufig ihre relativ grosse Zähigkeit, die mit ihrer zum Theil etwas quarzitischen Natur zusammenhängen mag. Schliesslich bemerke ıch noch, dass ich auf dem östlichen Nach- barblatte Ziegenhain gelegentlich der Grenzbegehungen gegen das Blatt Gilserberg etwa ebenso viele Fundpunkte von Gervillien eingetragen habe, wie auf letzterem Blatte. Auf den Gervillien - Platten wachsen übrigens die prächtigen Eichenbestände der Treysaer Stadtforst im sogenannten »Lind«. 2. Stubensand. Wo die Stubensande in grösserer Mächtigteit erhalten ge- blieben sınd, wie nordwestlich des Biedenbacher Teiches bei Flors- hain, nımmt die Landschaft einen öden Charakter an. Man fühlt sich in dem Sand- und Kieferngebiete, welches an der Strasse von Treysa nach Florshain liegt, in die oberen Sande der Mark Bran- denburg versetzt. Die Gegend von Florshain hat mir .übrigens den sicheren Beweis geliefert, dass die Stubensande auch hier über den Gervillien-Platten liegen. In den übrigen Gebieten des Blattes bilden die Stubensande zumeist Denudationsreste auf Gervillien-Platten und tragen des- halb nicht erheblich dazu bei, der Flora und mithin der Land- schaft ein bestimmtes Gepräge zu geben. LIII 3. Bausandsteinzone. Zu der oft gegebenen Charakteristik der Bausandsteine des mittleren Buntsandsteins von Hessen ist für den südlichen Keller- wald-Rand nur hinzuzufügen, dass diese Sandsteine in unserem Ge- biete zumeist in hohem Grade entfärbt sind, und dass sie häufig ıhr Bindemittel verloren haben. Ausserhalb des Zusammenhanges der Kartirungsarbeit ist es daher in solchen Fällen schwer, die Stuben- sande von zersetztem Bausandstein zu unterscheiden, es sei denn durch die groben Quarzkörner der ersteren, die sehr häufig Krystall- flächen zeigen. Westlich des Dorfes Mengsberg, am Schellberge, am - Heidelberge und in der Kohlhege wurde ich an den durch Wald- wege geschaffenen Aufschlüssen irre geführt. Es fanden sich, na- mentlich an undeutlichen Entblössungen dunkelrothe Schieferletten, die eine gewisse Aehnlichkeit mit Köthsedimenten zeigten, so dass ich mich auf das Auftreten von oberem Buntsandstein in diesen sonst nur Bausandstein enthaltenden Gegenden gefasst machte. Später sah ich in directen Aufschlüssen, dass derartige Schiefer- letten als Zwischenlagen zwischen derben Bausandsteinbänken vorkommen. Oberer Buntsandstein. Im oberen Buntsandstein des Blattes Gilserberg, dessen Auf- treten auf das Grabengebiet von Mengsberg-Heimbach beschränkt ist, habe ich die sämmtlichen für die nächstbenachbarten Röth- Gegenden charakteristischen Gesteine wieder gefunden. Auf- fallend waren mir die geringen Anzeichen für das Vorhandensein von Gyps. Solche fand ich nur an einer Stelle, in einem Wasser- risse östlich des Dorfes Winterscheid. Die köthgesteine des Blattes Gilserberg enthalten anscheinend keine sehr kalkhaltigen, mergeligen Schichten. Muschelkalk. Der Muschelkalk tritt auf dem Blatte Gilserberg nur in dem von Neustadt (Blatt Neustadt) über Mengsberg, Belnhausen, Winterscheid, Heimbach sich erstreckenden Graben mit seiner LIV Unterlage, dem Röth zu Tage. Seine Kartirung ist noch nicht abgeschlossen. VI. Aelteres Tertiär. Von älterem Tertiär enthält das Blatt Gilserberg nur Blöcke von Braunkohlenquarzit, die mir nur aus der Nähe des Muschelkalkgrabens, respective aus diesem selbst bekannt ge- worden sind. In den alten Steinbrüchen, in denen zwischen Winterscheid und der Hohen Warte Trochitenkalk gewonnen worden ist, sieht man an einer Stelle die Auflagerung von einer Braunkohlenquarzit-Bank auf oberem Muschelkalk. Man geht daher wohl nicht fehl, wenn man annimmt, dass die Braunkohlen- Quarzit-Blöcke, welche zerstreut im Gebiete des Grabens auftreten, nicht allzuweit von ihrem Ursprungsorte entfernt liegen. Vi. Ueber die Spuren einer jüngsten Ueberfluthung des Kellerwaldes und seiner Randgebiete. Eine fortlaufende Reihe von Beobachtungen, die ich während der Uebersichtskartirung auf dem Blatte Waldeck-Cassel, sowie während der Specialkartirung auf den Blättern Frankenau, Keller- wald und Gilserberg gesammelt habe, veranlasst mich, für be- stimmte Sedimente ein neues Farbenschild einzustellen und damit gewisse theoretische Vorstellungen zu verbinden. Die wichtigsten der erwähnten Beobachtungen gebe ich im Folgenden wieder. 1. Sedimente. Blatt Kellerwald. Auf der Südostseite des unterdevonischen Quarzitzuges wird am linken Ufer des Kobbaches nordwestlich des Dorfes Jesberg in den Espen ein grober, ockergelber Sand gewonnen. An der Basis dieses Sandes beobachtet man im Abfuhrwege zum Kob- bachthal, den Schichtenköpfen von stark zersetztem Thonschiefer auflagernd eine schwache Lage von abgerollten Kieseln verschieden- artiger Gesteine, von Gangquarz, paläozoischem Quarzit, Braun- LV kohlenquarzit, Kieselschiefer etc. Man findet diese Kiesel haupt- sächlich am Eingange des Fahrweges, der in die Espen führt. Das Hangende der in der Sandgrube ausgebeuteten ockergelben Sande bilden thonige Schichten, welche indess nicht gut erschlossen sind, da sie mit dem die tertiären Bildungen überlagernden Quarzitschutt des Kellerwaldes stark verwaschen sind. Vereinzelte Kiesel sowie linsenförmige Einlagerungen von Kies sind im Sande hier, wie an seinen übrigen Fundpunkten häufige Gäste. An das Vor- kommen der Espen schliesse ich gleich die Beobachtung an, dass ich zwischen dem Silberge und dem Jesberger Michelbach zahl- reiche Blöcke von abgerolltem Braunkohlenquarzit gefunden habe, ferner die Beobachtung, dass zwischen Oberurf und Gilsa (Bl. Borken) gewaltige Massen von Kies und ockergelbem Sand, namentlich in der Nähe des Wickershofes auftreten. An der Strasse, welche von Dodenhausen nach Schönstein führt, liegt da, wo der Jeust mit seinen Wäldern an die Strasse herantritt, eine Sandgrube, in welcher ein dem Vorkommen an den Espen entsprechender grober, ockergelber Sand gewonnen wird. Ihn überlagert, nebenbei bemerkt, Terrassenschotter des Norte-Thales. Da ich während der Aufnahme des Blattes Kellerwald den Quarzitschuttgebieten, welche eine besondere Signatur erhalten, keine specielle Aufmerksamkeit zugewandt habe, so sind mir viel- leicht Aufschlüsse in gelben Sanden etc. entgangen, die nach den Erfahrungen des Sommers 1895 zur Darstellung von solchen unter dem Quarzitschutt berechtigen. Meinen Notizen nach sind folgende Stellen verdächtig. Im Waldeingange des Weges, welcher von Oberurf aus öst- lich des Heidekopfes nach dem Gershäuser Hofe führt, erkennt man rothe, lettige Thone zwischen Quarzitschutt. Gelegentlich der Aufnahme an dieser Stelle nahm ich davon Abstand, diese Thone als Letten der Zechsteinformation aufzufassen, welche in geringer Entfernung von der genannten Stelle nach Oberurf zu aufgeschlossen sind. Auf rothe Thone und Letten als Hangendes der ockergelben Sande komme ich unten zurück. Lettige und thonige Sedimente treten in den Gräben eines LVI Waldwiesenweges zwischen den Erlen und der Bencheröder Hege. südwestlich des Dorfes Oberurf im Quarzitschutt-Gebiete zu Tage. Gelbe Sande, Thone und Quarzkiesel beobachtete ich im Quarzit- schutt-Gebiete der Gegend von Brünchenhain in Wegeinschnitten. In den Wasserrissen, welche von der Kellerwand her nach Dodenhausen zu eingerissen sind, findet man rothe, lettige Thone unter den derben Quarzitschutt-Massen. Im Dorfe Dodenhausen selbst sind durch Brunnengrabungen gelbe Sande nicht angetroffen worden. Auf dem Blatte Kellerwald halten sich die daselbst beob- achteten Kiese und ockergelben Sande im grossen Ganzen an die unteren Ränder der den Steilhängen der Berge vorlagernden flachen Quarzitschutt-Hänge. Nebenbei bemerke ich, dass ich ursprüng- lich geneigt war, die mit Quarzitschutt vermischten Thone und Letten als Zersetzungsproducte von Thonschiefer aufzufassen. Blatt Gilserberg und Westrand des Blattes Ziegenhain. Südlich der oben besprochenen Dodenhäuser Sandgrube ist das Vorkommen grober, ockergelber Sande mit spärlichen Quarz- kieseln bei Schönstein sehr verbreitet. Im Dorfe Schönstein wurde im Sommer 1895 neben der Schule, welche oben im Dorfe liegt, ein Brunnen abgeteuft. Die Bergleute stiessen bei 1 Meter Teufe aus dem mit Quarzitschutt gemischten »Nietboden« (= Thonboden) auf groben, ockergelben Sand mit vereinzelten Kieseln, dessen Liegendes bei 8 Meter Teufe nicht erreicht wurde. Die Arbeit wurde hier eingestellt. (Obige Angaben erhielt ich vom Berg- mann WILHELM SONNEBORN in Dodenhausen.) Aus der Kar- . . . . . ’ tirung, sowie aus einer Brunnenabteufung im Schneider’schen Hofe top] in Schönstein ergiebt sich, dass die Unterlage der gelben Sande des Dorfes Schönstein aus Kieselschiefern besteht. Das Aus- gehende der gelben Sande tritt, immer stark mit dem Quarzit- schutt des Jeust verwaschen, auf dem ganzen Hange zwischen | Schönstein und »der« Goldbach zu Tage, am besten da, wo die Schleife der Möscheider Strasse durch einen Fussweg abgeschnitten wird. An diesem Fusswege beobachtet man unter dem Quarzitschutt un nr LVI zunächst rothe, lettige Thone, darunter ockergelbe Sande ‘mit Quarzkieseln, Alles mit Quarzitschutt vom Abhange her ver- waschen. Bei minder guten Aufschlüssen erkennt man das Durch- setzen des ockergelben Sandes an den massenhaft auftretenden Bruchstücken eines sandigen Eisensteins, welche den Schönstein gegenüberliegenden Hang der Norte zwischen der Schönsteiner Hütte und der Oberförsterei Densberg bedecken. Derartige Eisen- steine sind dem kartirenden Geologen wohl bekannt. Er weiss, dass sie in Sanden und Sandsteinen auf den Grenzscheiden dieser -Sedimente gegen undurchlässige Schichten sowie in der Nähe von Verwerfungen nicht selten auftreten. Bis zum massenhaften Auf- treten dieser »Eisenschalen« zeigt sich als Liegendes ein zuweilen Alaunschiefer-artiger Kieselschiefer am Berghange. Bedeckt wer- den diese Vorkommen zum Theil durch Quarzitschutt des Rückling. In der Schaafhude am Westhange des Jeust stiess ich bei der Jagd nach Aufschlüssen im Quarzitschutt-Gebiete gelegentlich auf Pingen. Diese Pingen fördern einen rothen Thon, der von Gemünden aus (Bl. Rosenthal) technisch verwerthet wird. Auch hier zeigte mir ein frischer Aufschluss, dass bei der Gewinnung des Thones Quarzitschutt durchteuft wird. In der Südostecke des Blattes Gilserberg wird ein Auftreten von grobem Kies auf Buntsandstein (Gervillien-Platten) durch einen schwach bewässerten Thaleinschnitt durchbrochen, der in nordöst- licher Richtung streichend in den (jetzt entwässerten) Biedenbacher Teich einmündet. Der grobe Kies besteht u. A. vorwiegend aus Quarzkieseln und aus rundlich abgerolltem Braunkohlen- Quarzit. Die Kiesel lassen sich in annähernd gleichem Niveau über das alte Feld, über den Ostrand des Blattes hinaus bis zum rothen Rain westlich der Stadt Treysa verfolgen. Am rothen Rain, unterhalb des Diakonissenhauses, wo gleichfalls Gervillien-Platten des Buntsandsteins das Liegende bilden, sind die Kiesel mit ocker- gelbem, grobkörnigem Sande vergesellschaftet, der Schmitzen von Letten mit kohligem Holz enthält. Der Sand wird hier an der Mengsberger Strasse in einer Sandgrube gewonnen. Das Durchsetzen von Kies, der vorwiegend aus abgerollten LVIII Bruchstücken von Quarz und Braunkohlen-Quarzit besteht, habe ich in der weiteren Umgebung des linken Ufers der Schwalm bis nach Schlierbach hin verfolgt, und zwar findet man die Quarz- und Quarzitkiesel stets zwischen bestimmten Niveau-Gren- zen. Bei Schlierbach stellen sich auch die ockergelben Sande wieder in grösserer Mächtigkeit ein, namentlich zwischen dem Dorfe Schlierbach und der Strasse von Dittershausen nach Elnrode. Blatt Homberg. Von den Beobachtungen, die mir gelegentlich der Kartirung des Blattes Waldeck-Uassel bezüglich jüngerer nicht fluviatiler Sedi- mente aufgefallen sind, hebe ich folgende hervor. Der bekannte (SO.— NW.-streichende) Muschelkalk-Keuper-Lias-Graben der Gegend von Wabern wird von gelben Sanden, die massenhaft Eisen- schalen enthalten, überlagert. In solchen Eisenschalen fand ich ge- legentlich der Kartirungsarbeiten schlecht erhaltene Pflanzenreste. Herrn Königl. Semmarlehrer WıruısG in Homberg gebührt das Verdienst, in diesen Eisenschalen die Reste einer schönen Flora von Dicotyledonen-Blättern ausgebeutet zu haben. Der ockergelbe, bis rostrothe Sand, der oberhalb des Dorfes Lendorf von ansehnlichen Kieslagern unterteuft wird, die vorwiegend aus rundlich ab- gerollten Quarzkieseln bestehen, zieht sich, eine Platte im Ge- lände bildend, als langer Rücken bis in die Gegend von Casdorf hin. Der gelbe Sand dieses Vorkommens fiel mir seiner Zeit bei der Kartirung für das Uebersichtsblatt deshalb auf, weil sich dieses räumlich sehr ausgedehnte Vorkommen mit den normalen Tertiär-Sedimenten des Uebersichtsblattes nicht in Ueberein- stimmung bringen liess. Blatt Frankenberg. Auf der Westseite des Kellerwaldes stiess ich gelegentlich der Kartirung des Blattes Frankenberg auf ein Sediment, welches sich von den etwa in gleicher Meereshöhe auftretenden ältesten Terrassen-Schottern der Edder sehr wesentlich unterscheidet. In ihm sind die Materialien des Edderschotters mit denen des Schotters der Nebenflüsse sowie mit Braunkobhlen- LIX Quarzit-Geröllen gemischt. Die Form der Gerölle dieses Sediments ist nicht die flach-ovale des Flussschotters, sondern sie ist rundlicher, gedrungen. Auf der »Karte der Frankenberger Permbildungen« (dieses Jahrbuch 1891, Taf. 19) habe ich dieses Vorkommen besonders ausgeschieden, ohne im Texte darauf zu- rückzukommen. Deutung der Sedimente. Für die stratigraphische Deutung der oben kurz beschriebenen Sedimente ist zunächst die Form ihrer Gerölle sowie die petro- graphische Beschaffenheit ihrer Sande, Thone und Letten von Wichtigkeit. Dass die so ausserordentlich harten und zähen Braunkohlen-Quarzite (» Wackersteine« im Volksmunde und ın den Grimm’schen Märchen) lediglich durch die normale Erosionsthätig- keit der Flüsse in’s Massenhafte zerkleinert, abgerundet und polirt seien, wie sie uns in den oben beschriebenen Sedimenten entgegen- treten, ıst nicht sehr wahrscheinlich. Ebenso wird man die den Kies überlagernden ockergelben Sande kaum als Ueberschwemmungs- Sedimente älterer Flussläufe ansprechen wollen, so wenig, wie die über den Sanden auftretenden rothen Letten und Thone. Da- gegen erscheint die Auffässung der betreffenden Sedimente: als Zerstörungsproducte eindringender Wassermassen natürlich und ungezwungen. Das massenhafte Auftreten von Bestandtheilen der Hessischen Tertiärbildungen (Braunkohlen - Quarziten) auf secundärer Lagerstätte in unseren Sedimenten ist ein weiteres wichtiges Moment für ihre Deutung. 2. Das Anschmiegen der Kiese, gelben Sande etc. an das Gelände. Die oben beschriebenen, petrographisch einander theils ana- logen, theils identischen Sedimente besitzen in ihrer Lagerung die bemerkenswerthe Eigenschaft, dass sie mit ihren Aussengrenzen sich an das heutige Gelände anlagern, derart, dass sie in einer Niveauzone auftreten, welche einerseits von N. nach S., anderer- seits von der Niederhessischen Senke nach dem Kellerwalde hin LX ansteigend verläuft. Diese Zone liegt durchschnittlich in einer gewissen Höhe (meist über 40 Meter) über den heutigen Thal- sohlen und fällt in den unteren Bereich von terrassenartigen, breiten, sanft geneigten Flächen, denen die Sedimente auflagern oder denen sie sich gürtelförmig anschmiegen. Die nachstehenden Zahlenangaben beziehen sich auf die un- gefähre Höhenlage der oben beschriebenen Sedimente in Rhei- nischen Fussen. Dieses Höhenmaass habe ich beibehalten, da die vorhandenen hessischen Messtischblätter sich desselben bedienen. Dodenhäuser Wasserriss unter der Keller- ee: Wander ae RE ...,:., ah Dodenhäuser ea an der Be nach Schönstein . . f 2 1059 Schaafhude am SO. MN ge a N RE Hang des Rückling zwischen Schönstein und Densberg . . . . 960— 1020 Dorf Schönstein und Schleife der ee nach Möscheid. . ... . 960 Sandgrube in den Espen nordsueahlieh De bera.. 8 912 Rechtes a ER Ob ne Gulsar 2 840 — 820 Thal südwestlich des Be Teiches bei Florshain . . . BER Buch 780 Gegend zwischen dem el uhecher Deche und Rommershausen auf den linken Ufern der Schwalm und der Wiera . . 760-740 Wasserrisse am SW.-Hange des Keppler bei Dittershausen . . . 780—720 Gegend von Schlierbach, es Se 780-720 3. Discordanz. Eine ursprünglich (doch wohl) zusammenhängende Masse von Sedimenten, deren Erosions-Ueberreste sich den heutigen Gelände- formen in der beschriebenen Weise anschmiegen, muss nothwen- LX1I diger Weise jünger sein, als die Störungslinien, durch welche der Einbruch der niederhessischen Senke erfolgt ist, da mit dem Verlauf und dem Auftreten dieser Linien nicht zum wenigsten die heutigen Terrainformen zusammenhängen. Ist diese Schluss- folgerung richtig, so muss sich auch in der Natur beobachten lassen, dass diejenigen Verwerfungen, durch welche das Hessische Tertiär mitbetroffen ist, also die älteren Gräben und die jüngeren staffelförmigen Randbrüche der niederhessischen Senke von unseren gelben Sanden etc. discordant überlagert werden. In der That findet eine derartige discordante Ueber- Jagerung ın der Gegend von Wabern -Berge-Lendorf statt. Die dort auftretenden, oben beschriebenen Kiese und gelben Sande mit Blätter führenden Eisenschalen überlagern die Schichten- köpfe der mehr oder weniger steil stehenden Schichten des Muschelkalks, des Keupers und des Lias auf wenig geneigter Fläche. Dies lässt schon die rohe Kartendarstellung auf dem Blatte Waldeck-Cassel erkennen. Ferner wird in der Gegend von Schlierbach ein Secundär- product des staffelförmigen Absinkens der jüngeren Gesteine zur Senke hin, der Röth-Muschelkalk-Graben von Schlierbach-Treysa durch die ockergelben Sande discordant überlagert, indem deren Verbreitung sich über das Gebiet des Grabens nach W. hinaus auf den mittleren Buntsandstein erstreckt. 4. Trümmerschotter. Wird ein Vorkommen eines sehr harten und zugleich sehr zähen Sediments von unten her durch brandende Wassermassen benagt, so ergiebt sich als Endresultat nach Zerstörung eines grösseren Theiles des betr. Gesteins folgendes Bild auf der ge- neigten Abrasionsfläche. Unten kleine, gerundete und polirte Kiesel; weiter oben etwas gröbere Blöcke mit Politurflächen; noch weiter oben immer gröbere Blöcke, einen allmählichen Uebergang nach oben hin in das unversehrte Gestein bildend. In obigem Sinne habe ich mir ein Vorkommen gedeutet, welches ich zwischen Zimmersrode und dem Seehof am linken Ufer der Merre beob- achtete.e. Eine ursprünglich jedenfalls zusammenhängende Lage LXII von Braunkohlen-Quarzit hat die Reste ihrer Existenz in Gestalt von grossen, die Bankstructur erkennen lassenden Blöcken auf dem Kopfe eines aus mittlerem Buntsandstein bestehenden Hügels zurückgelassen. (Nebenbei bemerkt, lässt diese Ueberlagerung keineswegs den Schluss zu, dass der betreffende Quarzit strati- graphisch seine Stellung als ältestes Tertiär über mittlerem Bunt- sandstein haben müsse, da sehr wohl seine Lage vor der Zer- störung eine erheblich höhere sein konnte.) Je mehr man sich dem Kies nähert, welcher im Niveau der oben beschriebenen Sedi- mente des benachbarten Schlierbach an den nördlichen Hängen des von Walterbrück nach Dorheim zu verlaufenden Thales beob- achtet wird, um so mehr nehmen die Blöcke Rundung und Politur an, um so mehr entsprechen sie den Kiesen der oben beschrie- benen Sedimente. Schlussbetrachtungen. Zum Schlusse halte ich es für zweckentsprechend, einen kurzen Abriss der stratigraphischen Resultate zu bringen, welche sich aus den oben zusammengestellten Beobachtungen ergeben. Eine petrographisch durchgehends gleichartige, zu unterst aus Kies, weiter oben aus ockergelben, groben Sanden, ganz oben aus Thonen und Letten bestehende Schichtenfolge lässt sich in der Umgebung des Kellerwaldes in der Weise beobachten, dass die Reste dieser Sedimente discordant die jüngsten Ge- birgsstörungen überlagernd, sich in einer bestimmten Ni- veau-Zone dem heutigen Terrain anschmiegen und in den Bereich einer Depression im Gelände fallen, welche den Gebirgskörpern des Kellerwaldes durchweg vorlagert. Die betreffenden Gesteine enthalten einen wichtigen Bestand- theil der Hessischen Tertiärbildungen, den Braunkohlen-Quarzit auf secundärer Lagerstätte, in einer Form, die auf stärker wirkende Kräfte schliessen lässt, als sie aus den vorhandenen Wasserläufen hergeleitet werden können. Die betreffenden Gesteine sind aus- gesprochene Sedimente zusammenhängender Wassermassen. Sie sind als solche scharf von den ältesten Schotterterrassen der Edder, Nuhne, Schwalm, Urfe, Gilsa zu unterscheiden. Diese LXTII Terrassen nehmen in ihren ältesten Vertretern zum Theil gleiches, unter Umständen auch wohl etwas höheres Niveau ein als die Terrasse der Kiese und ockergelben Sande in den genannten Flussgebieten. Für die rein stratigraphische Beurtheilung der Sache hebe ich vanz besonders die Discordanz in der Lagerung unserer Sedimente über den grossen Abbruchslinien der niederhessischen Senke noch- mals hervor. Man muss sich eben vorstellen, welche gewaltigen Niveauverschiebungen ım Gebiete des heutigen Kellerwaldes zwischen der Ablagerung der Hessischen Tertiärbildungen und derjenigen der ockergelben Sande etc. stattgefunden haben. Die Grösse dieser Niveauverschiebungen vergegenwärtigt man sich am besten durch die Erwägung, dass kein Grund zu der Annahme vorliegt, es hätte bereits zur älteren Tertiärzeit ein anderer Höhen- unterschied zwischen dem heutigen Kellerwalde und dessen Um- gebung bestanden, als er etwa durch die Unterschiede in der In- tensität der älteren Transgressionen geschaffen war, durch welche, wie bekannt, noch vielfach Lias verschont geblieben ist. Stellt man nun auf Grund obiger Erwägung, mit Zuhilfenahme der Höhenschichtenkarte Berechnungen über das muthmaassliche Aus- maass der Senkungen an, die seit der älteren Tertiär-Zeit im Ge- biete der Niederhessischen Senke stattgefunden haben, so ergeben sich sehr stattliche Zahlen. Ueberschaut man nun das geologische Kartenmaterial, welches Gebiete der Niederhessischen Senke dar- stellt, insbesondere das Blatt der Uebersichtskarte Waldeck -Uassel, so drängt sich beim Ueberblick der grossen Einbrüche zur Tertiär- senke hin die Frage auf, ob nicht durch jene Einbrüche Wasser- einbrüche in das Senkungsgebiet veranlasst worden sind, die das grössere Grebiet überflutheten, und die durch ihre zerstörende Thätigkeit der späteren Erosion durch Abrasion vorarbeiteten, zugleich Trümmersedimente zurücklassend. Von obigen Gesichts- punkten aus lassen sich gewisse Eigenthümlichkeiten in der Ober- flächengestaltung des Kellerwaldes und seiner Nachbargebiete er- klären. Endlich ist es für die Deutung der von mir. beschriebenen Sedimente wichtig, dass diese Sedimente nach solchen Gebieten LXIV hin verfolgt werden, in denen Glacial- Ablagerungen vorhanden sind, also nach Norden hin. Nur auf diesem Wege lässt sich fest- stellen, ob sie älter oder jünger sind, als die nordischen Ablage- rungen des Harzrandes etc., ob etwa Beziehungen zwischen den im Norden abschmelzenden Wassern einerseits und den nach Süden vordringenden Wassern andererseits zu suchen sind. Auf die Beziehungen der Kiese, gelben Sande etc. zu ähnlichen Sedi- menten benachbarter Gegenden, soweit deren Beobachtung aus der Literatur hervorgeht, hoffe ich ausführlicher zurückzukommen. E. Kayser: Bericht über seine Aufnahmen in der Süd- hälfte des Blattes Oberscheld. | Die hier entwickelten Schichten gehören der Dillmulde an, deren Scheide gegen die sich im S. anschliessende Lahnmulde von einem, schon im letzten Berichte erwähnten, breiten Zuge unterdevonischer Gesteine gebildet wird. Dieser den süd- lichen und südöstlichen Theil des Blattes einnehmende Zug be- steht theils aus plattigen oder klotzigen, meist feldspathführenden Grauwacken, die nicht selten conglomeratisch werden und Pflanzen- reste enthalten, theils aus derben weissen Quarziten, theils endlich aus dunklen Grauwackenschiefern. Während die letzteren nach ihren Versteinerungen der Obercoblenzstufe angehören, so dürften die Quarzite und Feldspath-Grauwacken höheren Alters sein. Die Quarzite sind auf die Gegend zwischen Bicken und Uebernthal beschränkt und bilden eine Anzahl kleiner, zwischen Querver- werfungen liegender Schollen, deren grösste den Gipfel des Sand- berges bei Uebernthal zusammensetzt. Nach ihrer weitgehenden petrographischen Uebereinstimmung mit den Quarziten des Wollen- berges bei Wetter, des Kellerwaldes und des Acker- Bruchberges im Harz müssen sie dasselbe Alter haben, wie diese. Von Inter- esse ist die Aufindung von Tropidoleptus carıinatus (= Stropho- mena laticosta auct.) und anderen Arten der unteren Coblenzstufe im N. von Günterod, in Grauwackensandsteinen eines zweiten nördlicheren Unterdevonzuges, der in Begleitung mitteldevonischer Schalsteine und Schiefer aus der Gegend von Bicken bis über Harterod hinaus zu verfolgen ist. a ION T- - LXV Das Mitteldevon besteht, wie überall im Dillenburg’schen, theils aus Tentaculitenschiefern mit eingelagerten Knollen- oder Plattenkalken, theils aus Schalsteinen, während Stringocephalen- kalke gänzlich fehlen. Das Oberdevon dagegen setzt sich be- sonders aus Cypridinenschiefern und plattigen, glimmerreichen, pflanzenführenden Sandsteinen zusammen, die östlich (wie im Salz- bödethale) durch quarzitische Gesteine vertreten werden, daneben aber aus cephalopodenführenden Platten- und Knollenkalken, so- wie aus Schalsteinen. Von grossem Interesse ist die Auffindung bis über kopfgrosser, von einer Mandelsteinrinde umgebener -Gabbro()-Bomben im letztgenannten Gestein, weil diese Bom- ben, die in überraschender Weise an die mit einer Lavarinde um- kleideten Olivin-, Glimmer-, Augit- etc. Bomben der vulkanischen Tuffe der Eifel und des Laachersee-Gebietes erinnern, einen ent- scheidenden Beweis für die ächt vulkanische Entstehung des Schalsteins liefern. Ausser diesen Sedimenten nehmen am Aufbau des Devon noch grosse Massen von Diabas theil. Die grösste Rolle spielt C. Koc#'s Eisenspilit, ein dichter, meist mandelsteinartiger, hier und da variolitisch entwickelter Diabas. Er setzt an der allerobersten Grenze des Devon Decken oder Lager von erstaun- licher Mächtigkeit zusammen , welche wohl unzweifelhaft als untermeerische Ergüsse aufzufassen sind, die wahrscheinlich den- selben vulkanıschen Essen entstammen, aus denen die eben erwähnten bombenführenden Schalsteine ausgeworfen wurden. Sehr eigenthümlich sind die Absonderungsformen des Kisenspilits. Ausser der unregelmässig-polyödrischen kommt mitunter plattige, selten auch säulenförmige Absonderung vor. In der Regel aber löst sich das Gestein in grosse Sphaeroide auf, die nicht sowohl Kugeln, als vielmehr lange, mannichfach verzogene und verbogene cylindrische oder walzenförmige Körper bilden, die eine von der Oberfläche der Oylinder ausgehende, radial-stengelige Zerklüftung zeigen. Man erhält so den Eindruck, dass die Sphaeroide sich schon zu einer Zeit gebildet hatten, als die Gesteinsmasse sich noch in einer wenn auch nur äusserst langsamen, fliessenden Bewegung befand. Für diese Anschauung sprechen auch die mitunter auf der Jahrbuch 1895. R LXVI Oberfläche jener Abkühlungskörper zu beobachtenden tauförmigen Zusammenschiebungen, die der schönsten Stricklava an der Ober- fläche der heutigen Lavaströme gleichen. Ein anderer, im Ober- devon sehr verbreiteter Diabas, der aber in der Regel nur kleinere, stockförmige Massen bildet, zeichnet sich durch grobkörnige Structur und Neigung zu kugelig-schaliger Absonderung aus. Es ist ein normaler, körniger Diabas. Früher wurde dies Ge- stein theils als Hoypersthenfels, theils als Gabbro bezeichnet. Die mitteldevonischen Diabase des Blattes sind theils dicht oder mandelsteinartig, theils porphyrisch entwickelt (sog. Diabas- oder Labradorporphyr). Ausser diesen Gesteinen treten noch in ziemlicher Verbreitung, meist als stockförmige Massen innerhalb des Eisenspilits, Palaeopikrite auf. Infolge ihres hohen Gehalts an Olıvin sind sie gewöhnlich mehr oder weniger stark serpen- tinisirt. Quarzporphyre, die auf den benachbarten Blättern in grösserer Verbreitung erscheinen, spielen im aufgenommenen Ge- biete nur eine ganz unwesentliche Rolle. Das jüngste Glied der paläozoischen Schichtenfolge bildet, wie in der ganzen Gegend, das Culm. Es besteht zu unterst aus Kieselschiefern und Adinolen, zu denen sich örtlich noch kleine Massen von hellem Knollenkalk gesellen, darüber aus Posi- donienschiefern und pflanzenführenden , meist feldspathhaltigen Grauwacken von der gewöhnlichen Beschaffenheit. Alle beschriebenen Gesteine sind stark aufgerichtet und zu einem System langer, von zahlreichen Ueberschiebungen und Ver- werfungen durchsetzter Faltenzüge zusammengeschoben. Die Ue- berschiebungen und die dadurch bedingte Schuppenstructur spielen in der ganzen Gegend im Grossen wie im Kleinen eine bedeutende Rolle. Die wichtigste Ueberschiebung des aufgenom- menen Gebietes fällt mit dem N.-Rande des grossen, oben erwähnten, den südlichen und östlichen Theil des Blattes Oberscheld ein- nehmenden Unterdevonzuges zusammen. Das Unterdevon ist hier auf weite Erstreckung von S. her auf mittel- und oberdevonische Schichten emporgeschoben. Andere Ueberschiebungen liegen im N. der genannten und sind ebenfalls daran kenntlich, dass auf längere Erstreckung Unterdevon oder älteres Mitteldevon unver- LXVII ‚mittelt an erheblich jüngere Gesteine angrenzt. Die ächten ' Verwerfungen folgen besonders der NW.-Richtung, sind also Querverwerfungen ; doch sind auch N.- und W.-, sowie noch anders streichende Verwerfer vertreten, die ın ıhrer Gesammtheit das Blatt Oberscheld zum zerrissensten des ganzen Dillgebietes machen. Die Querspalten sind nicht selten mit fremden Mineralstoffen er- füllt (so der als Riesengang bekannte, grosse Quarzgang bei Herbornseelbach, der grosse Schwerspathgang von Harterod u. s. w.) und durchsetzen und verwerfen die Ueberschiebungen. Mehrere unter ihnen haben sich einige Kilometer weit verfolgen lassen und begrenzen Gebirgsstücke von sehr verschiedenem Bau. Auch die Schalsteinscholle der Eisernen Hand mit ihren wichtigen Rotheisen- steinlagern schneidet im W. wie im O. an einer grossen Quer- störung ab. Wie die Schichtenfalten und Ueberschiebungen eine Folge des tangentialen Krustendruckes darstellen, so auch zwei weitere Erscheinungen, nämlich die sehr verbreitete, oft auch an Eruptiv- gesteinen sichtbare secundäre Schieferung und die gerade ım Bereiche des Blattes sehr auffällige Zertrümmerung der harten unnachgiebigen Gesteine, insbesondere der grossen Eisen- spilitmassen. Diese sind mitunter auf grössere Erstreckung in Breccien umgewandelt worden, die in einer erdigen oder durch den Druck schiefrig gewordenen Grundmasse zahllose eckige oder rundliche Trümmer — die letzten, der Zermalmung entgangenen Reste des ursprünglichen Gesteins — einschliessen. Vortrefflich ist diese mechanische Umformung des Eisenspilits unter anderem an der Schelder Hütte oberhalb Niederscheld, sowie in den Ein- schnitten der Grubenbahn zwischen Oberscheld und dem August- Stolln zu beobachten. R. SCHEIBE: Bericht über geologische Aufnahmen im Nordosttheile des Blattes Brotterode. (Mit Tafel VI.) Die behufs Abfassung der Erläuterungen zu Blatt Brotterode nothwendigen Begehungen erstreckten sich in diesem Jahre im Wesentlichen auf das NO.-Viertel dieses Blattes. Es kam haupt- sächlich darauf an, einen Einblick in die Ausbildung und Lagerungs- e* LXVII verhältnisse des hier auftretenden Rothliegenden (= Rothliegendes - der Gegend von Winterstein) zu erlangen und zu ersehen, ob sich daran der Versuch einer etwas eingehenderen Gliederung dieser rothliegenden Ablagerungen schliessen kann. Daneben wurde das Vorland begangen. Es konnten hierbei einige Ergebnisse erlangt werden, die besonderer Erwähnung werth sind. Diese beziehen sich zum Theil auch auf den angrenzenden Theil des Blattes Friedrichroda, der demnach mit berücksichtigt wird. Nach N. hin schliesst das begangene Gebiet mit der Blattgrenze, nach W. und S. mit der Glimmerschiefer-Gmneiss- Granitgrenze, also etwa der Linie Oehrenkammer — Reifstieg — Zigeunerkopf — Grosser Inselberg!) ab. Getrennt davon tritt in der SO.-Ecke des Blattes Brotterode, nordöstlich von Kleinschmalkalden, Rothliegendes auf, dessen Untersuchung noch nicht völlig abgeschlossen ist. Das Vorland. Am Aufbau des Vorlandes nehmen Zechstein, Buntsandstein nebst diluvialen und alluvialen Gebilden theil. Der Zechstein liegt abweichend auf dem Rothliegenden. Es ist diese Erscheinung, wie FRIEDRICH?) schon früher richtig be- merkte, auch im einzelnen Aufschluss bisweilen deutlich zu beob- achten (südlich Schmerbach, südlich Fischbach, südlich Villa Alvary bei Cabarz) und zwar zeigt der Zechstein gewöhnlich flacheres Ein- fallen, als das Rothliegende. Seine Gliederung ist die gewöhnliche. In seiner Ausbildung erscheint er als eine Art Vermittler zwischen den weiter östlich und westlich am Thüringer Wald auftretenden Partien, indem einestheils die östlich (auf Blatt Friedrichroda und Crawinkel zunächst) vorhandenen Charaktere, Lettenbröckchen im grobkrystallinischen Mittleren Zechstein, Sandeinlagerungen im Unteren Letten, noch relativ geringe Mächtigkeit des Zechstein- kalkes (Zu2) und Mittleren Zechsteins (Zm) auch auf Blatt Brotte- rode noch vorhanden sind, anderntheils der Mittlere Zechstein neben massigen krystallinischen Dolomiten auch Einlagerungen sogenannter Blasenschiefer in typischer Ausbildung führt, wie sie südwestlich von Eisenach und bis nach Salzungen hin im gleichen ! Die hier gebrauchten näheren Ortsbezeichnungen beziehen sich auf die Messtischblätter Brotterode und Friedrichroda in 1: 25000. 2) Vergl. Zeitschr. für die gesammten Naturw. Halle 1878, Bd. 51. LXIX Horizonte vorhanden sind. Die »Rifffacies« des Zechsteins beginnt zwar westlich von Schmerbach noch auf dem Blatt Brotterode, erstreckt sich aber in der Hauptsache auf das anstossende Blatt Wutha. Das Zechsteinconglomerat (zuı«) ist 0,05— 2 Meter mächtig als grauer, conglomeratischer Sandstein ausgebildet. Der Kupfer- schiefer (zuıß) besteht aus einer gegen 1 Meter dicken Lage eben- flächiger dünn- oder dickschieferiger, schwarzer bituminöser Mer- gel, in denen örtlich Erzpartikel und Fische nicht selten sind. Darauf folgte in Dicke von 0,2 — 0,5 Meter eine Lage dünn- schichtiger, wellig gebogener, ‘etwas bröckliger schwarzbrauner Mergel, welche besonders bei Schmerbach durch Führung von Brachiopoden sich auszeichnet. Strophalosia sp., Terebratula elongata, Productus horridus, Camorophoria Schlotheimi kommen in breit- gedrückten Exemplaren vor. Auch Bruchstücke von Fenestella finden sich. Darauf liegen dann die plattigen dunkelen Kalke und Mergel des Unteren Zechsteins in 2—-5 Meter Mächtigkeit, von denen das unterste halbe Meter als fossilreiche Zone gute Stücke von Spirifer undulatus, Productus horridus, Camorophoria Schlotheimi, Strophalosia u. a. enthält). Die beiden letzteren Schichten bilden zusammen den Unteren Zechstein im engeren Sinne (Zu). Der Mittlere Zechstein (zm) ist mangelhaft aufge- schlossen und in seiner Mächtigkeit schwer zu schätzeu, immerhin kann dieselbe nur wenige Meter betragen. Vorwiegend aus grob- _ krystallinischen, löcherigen Dolomiten bestehend, welche bisweilen schaumkalkartig oder breccienhaft ausgebildet sind, vielfach Letten- bröckchen, südöstlich von Schmerbach auch Gerölle von Granit (?), rothen und grauen Sandstein, quarzitischen Glimmerschiefer, Quarz und besonders dichten fluidalen Porphyren (Meissenstein- Sem- bachtypus) führen, enthält er aber auch an mehreren Orten, z. B. am Klauenberg westlich Fischbach und südöstlich von Schmerbach, Einlagerungen jener feinschichtigen, porösen, beim Anschlagen wohl auch stinkenden Blasenschiefer, deren Hohlräume der Auslaugung I) Vergl. auch v. Horr, Leosnarp’s Taschenbuch IV, 127; VII, 384; v. Schuorneım, desgl. VII, 54 u. a. LXX von Anhydritknötchen ihre Entstehung verdanken. Ob diese Schie- . fer immer an der Basis des Mittleren Zechstein liegen, wie auf dem Blatt Eisenach und Salzungen, steht dahin. Im Unteren Letten (Zoı) zeigen sich Andeutungen von Lagen grauer Sandsteine, entsprechend dem Verhalten dieser Schicht bei Cabarz und Catterfeld (Blatt Friedrichroda). Gypse treten auf Blatt Brotterode nicht zu Tage. Der Plattendolomit (Zo>) und Obere Letten (Zo3) bieten nichts besonders Erwähnenswerthes dar. Im Gebiet des Zechsteins treten ein paar Verwerfungen von untergeordneter Bedeutung auf. In dem vom Hübel kommenden Bach und Hohlweg südlich am Dorfe Fisch- bach durchschreitet man vom Waldrand abwärts bis zur Strasse im Dorfe bei durchgängig nord-nordöstlichem Fallen der Schichten: Rothliegendes, Zechsteinconglomerat, Kupferschiefer, Zechsteinkalk [Verwerfung], Rothliegendes, Zechsteinconglomerat, Kupferschiefer, Zechsteinkalk [Verwerfung], Rothliegendes, Zechsteinconglomerat. Dann verhindern Strasse und Bebauung weitere Beobachtungen. Die Sprunghöhe der ersten südlichen Verwerfung beträgt etwa 4 Meter; die der nördlichen ıst kaum verschieden davon. Eine weitere Verwerfung am nördlichen Ende von Fischbach zwischen Plattendolomit und Unterem Letten ist ebenfalls unbedeutend. Durch Absinken des Plattendolomites am Letten erscheint jener verschmälert. Das Fehlen des Unteren und Mittleren Zechsteins am linken Ufer der Emse zwischen Schwarzhausen und W inter- stein ist ebenfalls auf einen Sprung zurückzuführen, an dem Zech- stein gegenüber dem Kothliegenden gesunken erscheint. Von besonderem Interesse ist das Auftreten von Zechstein mitten im Buntsandstein. Am NW.- Hang des Nonnenberges wurde krystallinischer Dolomit des oberen Zechsteins (Plattendolo- mit) anstehend aufgefunden und dann besonders nach NW. hin in der Richtung auf Schwarzhausen verfolgt bis an die Thalaue des Emsebaches. Jenseits derselben tritt Plattendolomit an der Schwarzhäuser Mühle ebenfalls zu Tage. Nach SO. hin ver- schwindet er ziemlich bald, taucht aber im Dorfe Tabarz und weiter östlich wiederholt auf. Auf den Dolomit folgen nach NO. hin graue, blaue und rothe Letten, also höchstwahrscheinlich obere Letten des Zechsteins, dann tiefrothe, sandige Letten mit Sandstein- LXXI lagen, welche im Wesentlichen Bröckelschiefer sind. Darauf liegt Unterer Buntsandstein. Nach SW. stösst an den Plattendolomit eine Zone sehr groben Buntsandsteins an, welche durchaus mit den weiter im NO. auftretenden groben Sandsteinen des Mittleren Buntsandsteins übereinstimmt und ebenfalls als solche (sm) ausge- zeichnet wurde. Das Auftreten von Zechstein mitten im Buntsand- stein ist von mehrfachem Interesse: einmal wegen der Analogie mit Erscheinungen, wie sie BückınG!) auf Blatt Schmalkalden, Schwarza u. a. im SW. vom Thüringer Wald beobachtet hat; dann weil dasselbe zeigt, dass neben grösseren Verwerfungszonen auch kleinere auf ziemlich weite Strecken hin den Nordrand des Thüringer Waldes begleiten und anscheinend dann gern einsetzen, wenn der Waldrand nicht durch Verwerfung oder Flexur, sondern durch nor- mal aufgelagerten Zechstein bezeichnet wird; endlich auch weil diese Vorkommnisse den sicheren Beweis liefern, dass das Buntsand- steingebiet von Verwerfungen durchzogen wird, die, soweit an ihnen nur Buntsandstein gegen Buntsandstein verworfen ist, meist kaum nachweisbar sein werden, aber dann geeignet sind, über die Mächtigkeit des Buntsandsteins eine unzutreffende Meinung hervor- zurufen. Bisher war und z. Th. ist es auch noch auffällig, welche beteutende Mächtigkeit sowohl der Untere wie der Mittlere Bunt- sandstein besonders auf dem Westtheile des Blattes Friedrichroda zu haben scheinen, wenn man die Breite des Ausstreichens und die so oft zu beobachtende steile Neigung der Schichten für die Mächtigkeitsschätzung zu Grunde legt. Es liegt die Annahme nahe, dass Verwerfungen dabei nicht unbetheiligt sind, denn auf dem anstossenden Blatt Wutha z. B. hat ZIMMERMANN viel geringere Mächtigkeiten beobachtet... Jener erwähnte Zechsteinzug tritt längs einer Verwerfung auf, an der der südwestlich anstossende Buntsandstein abgesunken ist, und welche in h.8 von Schwarz- hausen bis beinahe zur Marienhöhle bei Friedrichroda verläuft, also mindestens 6 Kilometer lang ist. Parallel zu derselben durch- setzen auf Blatt Friedrichroda Spalten den Buntsandstein, an denen ebenfalls Zechstein wieder auftaucht. 1) Dieses Jahrbuch für 1880, 1882, 1884 u. s. w. LXXII Während aber fast überall, soweit es sich beobachten lässt, auf den wieder auftauchenden Zechstein sich nach NO. hin der Untere Buntsandstein normal auflegt, ändert sich das am Dorfe Schwarzhausen. Hier wird der Zechstein nach NO. hin von einer Verwerfung begrenzt, an welcher der Buntsandstein abgesunken ist und in der Nähe von welcher er widersinniges, nach SW. gerichtetes, steiles Einfallen zeigt. Auch der innerhalb der Spalten liegende Keil ist stark gestört. Der Plattendolomit zeigt z. Th. nordöstliches (am Mühlgraben), z. Th. südwestliches Einfallen (in dem h. 3 verlaufenden Hohlwege). In der südlichen Spalte sitzt am Kirchweg noch etwas Plattendolomit. Nach NW. hin ist von den Verwerfungen sehr bald nichts mehr wahrzunehmen. Wie er- wähnt, stösst südlich an die Spalte am Sand- und Nonnenberg Mittlerer Buntsandstein. Ob dies auch bei Schwarzhausen der Fall ist, konnte nicht sicher entschieden werden, da hier die sehr gro- ben Lagen nicht beobachtet wurden: doch sprechen die lebhaft rothen Sandschiefer, welche anderwärts die groben Zonen zu be- gleiten pflegen, für Mittleren Buntsandstein. Dieser zeigt sich z. Th. saiger, z. Th. auch nach SW. einfallend und dürfte in einer weiteren Verwerfung an den Unteren Buntsandstein der Lust stossen. Ueber die Ausbildung des Buntsandsteins sei Folgendes er- wähnt. Auf Blatt Brotterode kommen nur Unterer und Mittlerer Buntsandstein vor. Der Untere Buntsandstein — abgesehen vom Bröckel- schiefer — besteht durchgängig aus feinkörnigen Sandsteinen mit geringmächtigen Zwischenlagen rother und grüngrauer glimmeriger Letten. Die Grösse der Sandkörner erreicht dabei kaum 1 Milli- meter Durchmesser, bleibt aber in der Regel gut darunter. Farbe, Festigkeit und Dicke der Schichten wechseln; es. lassen sich aber im Anschluss an die ZIMMERMANN’ schen Aufnahmen auf Blatt Wutha, auch auf Blatt Brotterode und Friedrichroda 3 Zonen auseinander halten. Ueber dem Bröckelschiefer stellt sich eine Zone weisser Sand- steine ein, die auch mal gelblich-grünlichweiss aussehen, in der Regel dünnschichtig, fast schiefrig, auch mürbe sind. Ihre Mäch- tigkeit mag 40—50 Meter betragen. LXXII Darüber folgen Sandsteine, in welchen weisse und rothe Far- ben abwechseln. Sie sind zwar noch recht oft dünnplattig und zerfallen dann in flache Scherben, zeigen aber schon grössere Festigkeit. Diese tritt ın einzelnen Lagen besonders hervor, und es zerfallen dieselben dann in dickere, rundliche, mehr klotzige Stücke, die auch etwas gröberes Korn meist erkennen lassen. An ihnen beobachtet man gelegentlich auch das Glitzern frisch an- krystallisirter Flächen. Die Mächtigkeit der ganzen Zone kann wohl bis 100 Meter erreichen. Im Gelände prägt sie sich durch Bildung steilerer Hänge aus. Wachkopf, Sandberg, Lust, ferner- hin die Höhen der finsteren Tanne, des Tabarzer Berges, Töpfer- bergs, Grübelbergs, Reitzenbergs, welche die Strasse von Friedrich- roda über Tabarz, Cabarz, Schwarzhausen, Schmerbach nach See- bach auf der Nordseite begleiten, bestehen im Wesentlichen aus diesen Sandsteinen. Darüber stellt sich eine wenig mächtige, vielleicht kaum 20 Meter dicke Zone von dünnplattigen Sandsteinen feinen Kornes, begleitet von Sandschiefern und viel Letten, ein, welche durch leb- haft rothe Farbe sich auszeichnet. Auf Blatt Brotterode ist sie auf dem Nonnenberg und Sandberg wenig deutlich aufgeschlossen (vielleicht mit in Folge Abschneidens durch Verwerfung ?), aber dicht hinter der Blattecke im NO. ist sie auf Bl. Wutha, Frött- stadt, Friedrichroda gut zu verfolgen und auf frisch gepfügten Feldern deutlich von fern zu erkennen. Einen guten Aufschluss bildet die Hohle nordwestlich vom Landarmenhaus bei Tabarz (Bl. Friedrichroda); hier zeigt sich besonders auch die starke Theilnahme dunkelrother Letten, die z. Th. die Sandsteine über- wiegen. Auch im Gelände macht sich die Zone geltend und zwar entsprechend ihrer Zusammensetzung aus milden Sandsteinen und viel Letten durch eine Einsenkung, Mittleren Buntsandstein, z. B. vom Grübelberg über den Tabarzer Berg bis an die Rehhügel bei Friedrichroda, verläuft. Eine irgendwie scharfe Abgrenzung der drei erwähnten Zonen welche vor der Grenze gegen von einander ist nicht gut möglich, aber auch kaum nöthig, da sie nach ©. hin auf Blatt Friedrichroda nicht mehr in gleicher Deut- lichkeit hervorzutreten scheinen. Ueberdies erforderte die weitere LXXIV Verfolgung derselben erneute Begehungen. Mit der rothen Zone schliesst der Untere Buntsandstein. Der Mittlere Buntsandstein ist mit dem Eintritt grober Sandsteine begonnen worden, deren Korngrösse auffällig ist, bis zu 5 Millimeter betragen kann, stets aber über 1—2 Millimeter hinausgeht. Sie kommen in einer Zone an der Basis des Mittleren Buntsandsteins vor, die etwa 10—15 Meter mächtig sein kann. Der Aufschluss in der erwähnten Hohle am Landarmenhaus zeigt innerhalb 13 Meter acht bis 0,5 Meter starke, durch fein- körnige Sandsteine, Sandschiefer und Letten verschiedener Farbe getrennte Bänke groben rothen Sandsteins, deren unterste die gröbste ist. Die Bänke keilen sich mehrfach aus, legen sich aber in gleichem Horizont auch wieder an. Andere Aufschlüsse, wie der Steinbruch nördlich vom Chausseehaus nördlich Tabarz, lassen erkennen, dass die groben Basisschichten des Mittleren Buntsand- steins auch bis 3 Meter und mehr dicke geschlossene Bänke bilden können. Beim Zerfall liefern die groben Bänke zunächst rundliche, klotzige Stücke und endlich einen groben Sand. Die Korngrösse gestattet auch im Walde und Felde (z. B. Nonnenberg, Sandberg;) eine leidlich sichere Eintragung der groben Zone, um so mehr als der Mittlere Buntsandstein meist auch durch eine Bodenschwelle sich gegenüber dem oberen Theil des Unteren Buntsandsteins kenntlich macht. Ueber der gröberen Zone an der Basis stellen sich nun in mannichfachem Wechsel feinkörnige, festere Sandsteine, Sandschiefer und Letten ein, in denen sich dann öfters grobe, gern von dunkel- rothen Letten begleitete Lagen wiederholen und petrographisch nur hierdurch die Zugehörigkeit der ganzen Ablagerung zum Mitt- leren Buntsandstein anzeigen. Denn die feinkörnigen Sandsteine des letzteren unterscheiden sich nicht von denen des Unteren Buntsandsteins. Im Ganzen ist also der Mittlere Buntsandstein eine Schichtenfolge feinkörniger Sandsteine mit Letten, in denen grobe Lagen zwar vorhanden sind, aber nicht etwa den Haupt- bestandtheil ausmachen. Seine Mächtigkeit scheint an 300 Meter heranzukommen, wobei allerdings zu berücksichtigen sein würde, Be N wa RR LXXV dass dieselbe local wechselt und durch nicht erkennbare Ver- werfungen auch hoch oder niedrig erscheinen kann, ohne es in Wirklichkeit zu sein. Weder im Mittleren noch im Unteren Buntsandstein kommen ‚gute Bausteine in bemerkenswerther Menge vor. Es ist wohl meist ein Nothbehelf, wenn man in Steinbrüchen die Gewinnung solcher unternommen hat. Der Boden, welchen der Buntsandstein liefert (abgesehen vom Röth), ist nicht viel werth und dient vorwiegend der Forstwirthschaft. In tieferen und geschützteren Lagen giebt er für Kartoffeln brauchbares Land ab; auf den Höhen ist er trıst, da der Wind den geringen Kaolingehalt fortbläst und lockeren Sand zurücklässt. Das Gebiet des Rothliegenden. An der Zusammen- setzung des Rothliegenden der Gegend von Winterstein nehmen Sedimente und Eruptivgesteine theil. Erstere sind vorwiegend Schieferthone und Sandsteine von grauer und rother Farbe; con- glomeratische Sandsteine und Conglomerate sind regellos vertheilt, treten aber besonders in den tieferen und obersten Partien auf. Bestimmte, etwa leitende Horizonte geben sie nicht ab. Als unter- geordnete Einlagerungen kommen schwarze, bituminöse Mergel- schiefer und kalkige schwarze Schiefer, welche z. Th. Fischreste führen, vor, ferner schwarze, graue und rothe Kalke und Horn- steine in Linsen und Schichten. Melaphyrtuffe finden sich in Ver- bindung mit Melaphyren hauptsächlich im SW. des Gebietes. In wie weit diese Einlagerungen charakteristische, verfolgbare oder durchgehende Horizonte bilden, ergiebt sich aus den Angaben über ihre Verbreitung weiter unten. Von Eruptivgesteinen treten Quarzporphyre, Orthoklaspor- phyre, Porphyrite und Melaphyre in Gängen und Lagern auf. Die Art ihrer Verbreitung und ihres Zusammenvorkommens (z. B. in gemischten Gängen) ist viel mannichfaltiger, als es bisher den _ Anschein hatte. Soweit sie Lager bilden ist zwar die wahrschein- liche Altersfolge derselben erkannt worden, da sie aber zumeist nur beschränkte Verbreitung haben, keine durchgehenden Lager bilden, so sind auch sie nur in beschränktem Maasse zur Horizont- LXXVI bestimmung zu verwenden. Ihre Einfügung in die Schichtenfolge ersieht man aus der unten folgenden Uebersicht über die Gliede- rung des Rothliegenden bei Winterstein. Begünstigt durch die trockene Witterung haben in diesem Jahre die Begehungen mehrere für die Fauna und Lagerungsver- hältnisse des letztgenannten Gebietes wichtige Ergebnisse geliefert. Zunächst gelang es die Schichten anstehend aufzufinden, aus denen die von FRIEDRICH !) beschriebenen Fischreste (Palaeoniscus arcua- tus) aus der Sembach stammen, welche er auf einer alten Halde gesammelt hatte. In einem Hohlweg am Nordfuss des Winter- steiner Breitenbergs, dicht über der Schulzenwiese (über dem c des Wortes auf dem Messtischblatt 1: 25000) zeigen sich bituminöse, schwarze Schiefer und Kalke in fast söhliger Lagerung und etwa 0,5 Meter Dicke. Vorwiegend sind es feste, dünnplattige bis schief- rige, beim Anschlagen klingende und stark brenzlich riechende, schwarze Mergelschiefer, welche beim Verwittern unter Bräunung sich papierdünn aufblättern. Dazwischen liegen mattschwarze Kalke, z. Th. in dünnen Lagen, z. Th. in linsenförmigen Massen bis zu 15 Centimeter Dicke und 40 Centimeter Breite, ferner papierdünne, kalkige Schieferthone und kleine Nester bröcklig-sandiger Natur, in denen Fischschuppen regellos angehäuft sind. Innerhalb einer Zone von 2—3 Uentimeter treten besonders in bituminösem, schwarzen, z. Th. Kupferschiefer gleichenden Mergelschiefer die Fische auf, von denen zwar keine vollständigen Exemplare, aber doch eine Reihe bis zu 25 Centimeter langer Theile gefunden wurden. Zu beiden Seiten des Weges sind etwa in Höhe des fischführenden Horizontes alte Pingen. Ungefähr 2 Meter über genannter Zone wurde ein weite- rer etwa 0,5 Meter dicker Packen schwarzer, kalkiger Schiefer mit Fischschuppen beobachtet. Auch etwas unter derselben kommen feste, schwarze bituminöse Kalkschiefer vor, mit denen oft streifige, dünn- und diekbankige dunkle Kalke und — was besonders cha- rakteristisch ist — Hornstein-führende Kalke und Hornsteinbänke verbunden sind. Auch in benachbarten Aufschlüssen wurden schwarze Kalke !) Vergl. Zeitschr. für die gesammten Naturw. Halle 1878 Bd. 51. LXXVII und Hornsteine in Verbindung mit bituminösen schwarzen Mergel- schiefern beobachtet, wobei letztere sich, durch dünne Sandstein- zwischenlagen getrennt, z. Th. mehrfach wiederholten. Das Ganze kann man als eine nur wenige Meter mächtige Zone bituminöser Schiefer und Kalke mit Hornsteinführung zusammenfassen. Ueber die Verbindung des Kalkes mit Hornstein sei noch Folgendes erwähnt. An grösseren Blöcken beobachtet man mehrfach, dass die- selben noch z. Th. aus reinem Kalk bestehen, dem sich nach der Mitte zu Hornstein in unregelmässig vertheilten Adern und Knauern ‚einfügt. Dies kann bis zum völligen Verdrängen des Kalkes über- hand nehmen. Solche Hornsteinblöcke sind compakt und sehen schwarz aus. Andere Hornsteine sind löcherig, grossporig und haben dadurch eine gewisse Aehnlichkeit mit blasiger Schlacke. Stücke bis zu ?/4 Meter Dicke und über I Meter Länge wurden beobachtet. Ihre Widerstandsfähigkeit schützte sie vor Zerstörung und ermöglicht es nun, auch bei mangelhaften Aufschlüssen die die oben erwähnte Zone auf der Karte zu fixiren. Der Versuch, den fischführenden, kalkigen Horizont zu ver- folgen und für die Deutung der Lagerung zu verwenden, führte zu folgendem Ergebniss. Vom Sommerstieg bis zum Ilmengraben gelang dıe Fest- stellung leicht, da die Aufschlüsse in Einschnitten einen sichern Anhalt boten und ihre Verbindung fast ohne Unterbrechung durch die dickbankigen Kalke, Hornsteinkalke und löcherigen Hornstein- blöcke angedeutet wurde. Im Ilmengraben wurden Fischschuppen gefunden (O von Zahl 1200 Fuss des Messtischblattes). Vielleicht ist dies die Stelle, wo FRIEpRICH!) Reste von Elonichthys fand. Die nächste Stelle mit Kalk- und Hornsteinblöcken liegt am NW.-Fuss des Hübelkopfes an der Nonnenwiese. Von da bis zum Hopfen- berg gelang es nicht, den Horizont nachzuweisen, doch am letzteren Orte boten schwarze Kalke, Hornsteinkalke und Hornsteinblöcke wieder einen Anhalt, ebenso am W.-Hang des Sommerstiegs. 1) Frieprıcn giebt an: Unteres Ende der Ilmenwiese. Eine solche kennt man in Winterstein nicht. Herr Dr. Frıeprıcn erklärte auf eine Anfrage, dass er seine Fundorte nicht mehr genau auf der Karte angeben könnte, LXXVII Somit ist auch durch dieses Vorkommen die durch die Ver- breitung der Melaphyrlager und die Beobachtung des Fallens und Streichens der Schichten schon festgestellte Auflagerung der um- gebenden Sedimente auf den Porphyr der Sembach, welcher als Kuppe aus seiner Umgebung auftaucht, bestätigt. Andere Mei- nungen erscheinen nicht mehr berechtigt. In der entsprechenden Position am W.-Rand des Wintersteiner Ruthliegendgebietes, dicht über dem Porphyr des Reifstieges und der Kahlen Kuppe, welcher als identisch mit dem der Sembach erachtet wird, sind schwarze Kalkschiefer mit Fischen, Kalke oder Hornsteine nicht beobachtet worden; dagegen wurden am SO.-Rand des Gebietes (östlich vom Inselberg), in der Streng und an der schönen Leite schwarze Kalke und Hornsteinblöcke im Jahre 1894 aufgefunden. Selbst wenn aber damals schon die stratographische Bedeutung derselben voll gewürdigt worden wäre, so hätte die an- haltende Nässe eine Durchsuchung der Aufschlüsse in den ge- schwollenen Bachläufen nicht gestattet. Es wäre aber von Interesse, wenn im nächsten Jahre bei günstiger Witterung eine Nachprüfung jener Funde stattfinden könnte, um zu entscheiden, wie sie sich zu denen in der Sembach stellen, besonders da die Nähe des Por- phyrs vom Felsenthal, welcher mit dem der Sembach überein- stimmt, die Uebereinstimmung auch der kalkigen Zonen und Fischführung vermuthen lässt. Weiterhin ist es nun auch gelungen, einen gewissen strati- graphischen Zusammenhang in die durch FRIEDRICH seiner Zeit beobachteten Vorkommnisse von Fischresten am Moselberg, Eich- leite, Thielberg, Otterbach, Johannisberg zu bringen, ohne dass es allerdings bis jetzt möglich war, gerade an seinen Fundorten (mit Ausnahme der Halde am Moselberg;) Fischreste wiederzufinden. Dafür wurden aber an anderen Stellen solche aufgefunden. Zu- nächst wurden am Wege nach dem Breitenberg, von NW .-Hang des Berges, östlich von der Lohwiese an zwei durch einige Meter grauen Sandsteins von einander getrennten Stellen, schwarze dünn- plattige Kalke und schwarze papierdünne, geschichtete kalkige Schiefer beobachtet und aus dem unteren Packen eine Menge Fischreste herausgeholt, welche meist kleineren glattschuppigen LXXIX Ganoiden angehören. Der Horizont liegt sicher beträchtlich und zwar. etwa 80 — 100 Meter über den Palaeoniscus-Schiefern der Sembach. Bei Verfolgung des Horizontes wurden am N.-Hang des Breitenbergs noch an zwei Stellen schwarze Schiefer mit Fischschuppen gefunden, die aber etwas tiefer liegen können. Oestlich vom Breitenberg verdecken die zahlreichen Trümmer der Eruptivgesteine an den steilen Hängen das Anstehende. In den Bächen wurde nichts Entsprechendes gefunden. Erst an der Schenkenwiese am NO.-Hang des Inselbergs kommen wieder schwarze Kalke und Schiefer vor, in denen Prof. Weiss Fisch- reste gefunden hat. Mir gelang das nicht, aber die Lagerung macht es sehr wahrscheinlich, dass diese Zone nicht viel unter der vom Breitenberg liegt. Der Verlauf der Zone am W.-Hang des Breitenbergs ist ebenfalls unsicher, soweit aber aus der Beobachtung anstehender Schichten ein Schluss möglich war, darf man mit einigem Recht die Fortsetzung in den schwarzen kalkigen Schiefern mit Fisch- schuppen am O.-Fuss des Wolfensteins erblicken. Eine weitere Verfolgung dieser letzteren um den O.- und N.-Hang des Thiel- bergs herum gelang nicht; denn die am O.-Hang des Thielbergs noch 2—3 mal beobachteten schwarzen Kalkschiefer liegen tiefer, also wohl etwa in Höhe der auf dem NO.-Hang des Breitenbergs gefundenen. Die tiefste Lage, welche etwa in 1050 Fuss Höhe am NO.-Fuss des Thielbergs sich zeigt, könnte der Fundort FRIEDRICH’s sein. Ihre Fortsetzung zeigt sich am Otterbachufer etwas unter Iso- hypse von 1000 Fuss. Hier wurden Fischschuppen gefunden. Endlich ist ein Lager schwarzer Kalkschiefer mit Resten ge- rippt-schuppiger Fische unterm Herrenstein an der Strassen- böschung bei Stein 24,3 Kilometer beobachtet worden, dessen Fortsetzung nach S. in den gleichen Gesteinen nordöstlich vom Alten Keller am Fahrweg und in den schwarzen Kalken des Fuchshüttenwassers nordwestlich vom Scharfenberg vorliegt. In der vermutheten Fortsetzung nach N. um den Wolfenstein herum wurden keine entsprechenden Gesteine gefunden. Diese Zone mag gegen 50 Meter höher liegen als der Fischhorizont am NO.- Hang des Breitenbergs. LXXX Seiner Position zum Sembachporphyr nach kann der Fundort FRIEDRICH's am Johannesberg (über dem J des Wortes) dem am Herrenstein entsprechen. Im Westtheil des Wintersteiner Rothliegendgebietes sind schwarze Kalkschiefer, z. Th. stark bituminös, auf dem Höhenweg nördlich vom Schwarzbacher Graben, im Dachslöchergraben, öst- lich von der vorderen Schwarzbachswiese, zwischen Fahrstein und Forstort Otterbach, am Moselbergstollen und auf der Eichleite vorhanden. Auf einer Halde !) »am Otterbach« fand FRIEDRICH Elonichthys. Von der Eichleite führt er ebenfalls Blonichthys, vom Moselbergstollen Palaeoniscus an. Es ist zweifellos, dass diese Vorkommnisse nicht sämmtlich einem einzigen Horizont angehören; sie liegen aber hoch über dem dichten Porphyr der Kahlen Kuppe bezw. Eichleite (= Sem- bachporphyr) und können auf Grund der beobachteten Lage- rungsverhältnisse ohne Bedenken als die Aequivalente der fischfüh- renden Schichten am Breitenberg, Herrnstein, Thielberg, Johannes- berg aufgefasst werden, ohne dass allerdings eine eingehendere Gleichstellung der einzelnen Lager möglich wäre. In das gleiche Niveau mit den Vorkommnissen der Eichleite und des Moselbergs fallen die schwarzen Kalkschiefer knapp 300 Schritte nordöstlich der Rappachwiese am Wasserriss, in denen Fischreste wieder reichlich gefunden wurden. Verfolgt man von hier aus möglichst genau im Streichen die Schichten nach ©. über den Emsebach hinweg nach dem Johannesberg, so scheint der Fischhorizont hier kaum wesentlich höher zu liegen. Die Fischschiefer am Moselberg- Eichleite-Rappach werden von den südlicher gelegenen durch eine Störung getrennt. Die bituminösen Kalke und Mergelschiefer westlich der inte Hohe Haide-Schwarzbach— Thielberg—Eichleite liegen in im Ganzen östlich einfallenden Schichten und gehören dem einen Flügel einer Mulde an, deren anderer Flügel von den westlich - einfallenden Schichten mit den schwarzen Kalken und Mergeln mit Fischresten ) Ich vermuthe den Ort auf Isohypse 1350 Fuss auf der N.-Seite des von der Strassenwiese nach O. fliessenden Baches (Forstort Eichleite), wo eine alte Halde liegt, versteckt im Gebüsch und zugewachsen. ER a .; LXXXI östlich jener Linie (die also die Muldenlinie ungefähr kennzeich- net) gebildet wird. | Als Ergänzung zu den Angaben FRrIEDRICH’s sei besonders hervorgehoben, dass, wie sorgfältige Verfolgung des Anstehenden ergab, die fischführenden Schiefer am Moselbergstollen und an der alten Strasse auf der Eichleite sicher einem Horizont ange- hören und allerhöchstens ein paar Meter Verticalabstand von ein- ander besitzen können. Auch anderwärts erscheint es ziemlich sicher, dass sowohl Palaeoniscus wie Elonichthys in dem gleichen Horizonte vorkommen können und nicht, wie es nach FRIEDRICH scheinen könnte, letzterer einen wesentlich höheren Horizont als jener einhält. Eine genaue Untersuchung der gesammelten Fisch- reste steht aber noch aus. Fasst man nun die schwarzen fischführenden Schiefer und Kalke mit Hornstein dicht über dem dichten Porphyr der Sem- bach als eine untere, wenig mächtige, kalkıge Zone zusammen, so kann man derselben die Horizonte mit z. Th. fischführenden schwarzen Schiefern und Kalken der übrigen genannten Orte zu- nächst als eine obere kalkige Zone gegenüberstellen, die etwa 80 — 100 Meter über jenem Porphyr beginnt, aber ihrerseits mit den mächtigen Zwischenmitteln von Sandsteinen und Schieferthonen über 100 Meter mächtig ist und ungefähr in der Mitte der roth- liegenden Schichten der Wintersteiner Gegend liegt. Ueber der- selben tritt noch eine über 150 Meter mächtige Ablagerung von Sandsteinen, Schieferthonen mit Eruptivgesteinen und Tuffen im SW., eime z. Th. conglomeratische Zone ım N., besonders bei Cabarz auf. Letzterer Theil verschwindet aber auf Bl. Brotterode bald unter dem Zechstein, verbreitet sich jedoch mit steigender Mächtigkeit nach OÖ. bis Friedrichroda hin (Gottlobconglomerat). | Die eben erwähnte, Eruptivgesteine führende Abtheilung des Wintersteiner Rothliegenden enthält zu unterst einen einspreng- lingsfreien, basaltähnlichen Melaphyr, welcher von Tuffen begleitet wird. Derselbe tritt am ‚mächtigsten am Herrenstein auf, zeigt sich dann am Östfuss der Hohen Heide an der Strasse, am Trockenbach, am Alten Keller und unterm Wasserlochstein an der Strasse. Die Tuffe des Melaphyrs ziehen sich fast ohne Unter- Jahrbuch 1895. f LXXXII brechung in einer 30—50 Meter mächtigen Masse, örtlich von Saudsteinen durchzogen, vom Herrenstein ab am Osthang der Hohen Heide entlang, dann über den Trockenbach, Alten Keller, am Östhang des Drehbergs entlang bis an den Rennstieg südlich vom Drehberg. Sie treten dann auf dem Strohbörl, östlich vom Kroaten- grund und unterm Wasserlochstein auf. Der erstere Tuffzug giebt einen guten Anhalt für die Deutung der Lagerung ab. Er hält überall das gleiche stratigraphische Niveau ein. Die Beobachtung lehrte, dass seine Schichten nach SW.—W.— NW. einfallen, man also westlich von ihm in höhere Schichten gelangt, in denen man zunächst zahlreiche Vorkommnisse von schwarzem Orthoklasporphyr antrifft. Diese Porphyre sind z. Th. einfache Lager, z. Th. aber treten sie als die Schichten schief durchschneidende Intrusivlager und als Gänge auf. Noch weiter im Hangenden erreicht man die Lager von Orthoklas- und Quarz-führenden Porphyriten an der Hohen Heide, Wasserlochstein, Drehberg und nördlich vom Stroh- börl. Während man nun weiter westlich nach dem Weissen Grund und Kroatengrund hin wieder in tiefere Lagen mit Orthoklas- porphyren und zuletzt mit Melaphyren und Melaphyrtuffen gelangt, also in den westlichen Gegenflügel einer Mulde, deren östlichen die Melaphyre, Tuffe und Porphyre vom Herrenstein — Alten Keller — Drehberg ausmachen und in deren Mitte etwa die Por- phyrite von der Hohen Heide bis zum Drehberg liegen, durch- schreitet man auf dem Strohbörl von Norden nach Süden Mela- phyrtuffe und Sandsteine, die jünger als letztere Porphyrite er- scheinen, demnach die jüngsten Sedimente des Rothliegenden süd- lich von Winterstein darstellen würden. Sie stossen an Granit und Gmeiss an. Ueber die Lagerung des gesammten Rothliegenden bei Winter- stein giebt der vorjährige Bericht schon das Wesentlichste an. Geht man von dem Glimmerschiefer im Westen aus, so gelangt man nach Ueberschreitung geringmächtiger kohleführender Sedi- mente an der Oehrenkammer in einen Porphyr (Reifstieg — Kahle Kuppe — Hallstein — Mittelberg — Meisenstein), welcher durch kleine und spärliche Einsprenglinge in der stark vorherrschenden dichten, fluidalen und öfters stark gebänderten Grundmasse aus- LXXXIH gezeichnet ist. Auf diesen legen sich Sedimente, in denen man vom Reifstieg und der Kahlen Kuppe nach O. hin in immer hangendere Lagen gelangt, bis etwa zu einer Linie Eichleite — Thielberg — Schwarzbach — Hohe Heide. Nunmehr tritt ein Wech- sel im Fallen und Streichen ein, sodass man bis Winterstein wieder in liegendere Schichten und endlich an der Sembach in einen Porphyr gelangt, welcher jenem von der Kahlen Kuppe u.s. w. gleicht, im Ganzen nur deutlicher gebändert ist. Vom Porphyr der Sembach aus gelangt man nach allen Seiten hin in’s Hangende, so auch nach SO. hin. Aber auch hier tritt etwa an der Linie Hübelkopf — Gebrannter Berg— Inselberg ein Wechsel im Fallen ein. Man kommt weiterhin wieder in’s Liegende und wieder an’ einen entsprechenden Porphyr (Felsenthal), dann aus diesem über untergeordnete Sedimente (Weissen Graben) in Granit - (Wagenberg — Lauchagrund). Aus der Position zu den Sedimenten und der petrographischen Uebereinstimmung ergiebt sich jener Porphyr an den beobachteten Stellen für stratigraphisch identisch. Man kann die Vorkomm- nisse als Theile eines zusammenhängenden Lagers betrachten, zu dem nun auch die petrographisch gleichen Porphyre auf der Eich- leite und am Lerchenberg zu zählen sind. und welches in der Hauptsache die Unterlage des Wintersteiner Rothliegenden bildet. Dass gerade der Sembachporphyr eine auftauchende Kuppe des unterliegenden Porphyrs darstellt, ist oben schon ausgeführt worden. Geht man von ihm weiter aus, und verfolgt sorgsam Fallen und Streichen der Schichten, in Ermangelung charakteristischer durchgehender Leitschichten also gleichsam die Schichtenfuge fest- legend, so gelangt man zu einer Auffassung über die Lagerungs- verhältnisse und somit zu einem gewissen Anhalt für eine Gliederung der rothliegenden Ablagerungen in der Wintersteiner Bucht, deren Ergebnisse auf der beigegebenen Skizze!) Taf. VII dargestellt sind. Es sind die untere kalkige Zone mit den ein- und aufge- lagerten Sandsteinen als eine bis etwa 100 Meter mächtige untere 1) Die Skizze enthält nur soviel Einzelheiten, als für den Zweck derselben wünschenswerth erschienen. Besonders die zahlreichen Gesteinsgänge im Roth- liegenden sind fortgelassen worden. f* LXXXIV Abtheilung, die obere kalkige Zone mit den Zwischenmitteln als eine über 100 Meter Mächtigkeit erlangende mittlere Abtheilung, die an Eruptivgesteinen reiche hangendere Ablagerung als eine über 150 Meter mächtige obere Abtheilung des Wintersteiner Rothliegenden (Goldlauterer Schichten) bezeichnet, und als solche in der Skizze eingetragen worden. Es musste dies nur schematisch, in grossen annähernden Zügen geschehen, denn eine sichere, eingehende Darstellung ist eben mangels charakteristischer Leitschichten unmöglich. Diese ausge- schiedenen Abtheilungen sollen in erster Linie dazu dienen, die Altersfolge und Lagerung zur Anschauung zu bringen. Die ältesten Theile des Wintersteiner Rothliegenden treten im NW. und W., in der Mitte und im SO. des Gebietes unserer Skizze, also am Lerchenberg, Meisenstein, Kahle Kuppe, Reifstieg — Sembach— Felsenthal, Wagenberg auf; die jüngsten dagegen im SW. und S. und NO., also an der Hohen Heide, Zigeuner- kopf, Drehberg, Inselberg und bei Cabarz. Die dazwischen liegenden Partieen vom Schwarzbach, Thielberg, Breitenberg, Gebrannter Berg, Hübel, Nordtheil von Winterstein nehmen eine mittlere stratigraphische Stellung ein. | Die rothliegenden Ablagerungen bilden also in der Richtung von WNW. nach OSO. (vgl. Taf. VII, I. Profil nach A—B: Kahle Kuppe — Sembach — Felsenthal) zwei, in sich wieder mehr oder weniger gefaltete, oder wie im NW. durch Brüche anderweitig ge- störte Mulden, während in SW.—NO.-Richtung (Strohbörl — Sem- bach—Sandberg) im Allgemeinen sich Sattelstellung zeigt. Die östliche der erwähnten Mulden ebnet sich nach N. hin aus und geht in den OSO.— WNW. streichenden Nordflügel des Sattels über, dessen südlicher Flügel gegen S. (vgl. II. Profil nach C— D: Dreh- berg — Alter Keller —Sembach— Sandberg) und W. hin in eine flache Mulde umbiegt, welche die südliche Fortsetzung der west- lichen der genannten Mulden darstellt. ' Eine kleine besondere Mulde tritt zwischen Kahle Kuppe und Meisenstein auf, ein kleiner Sattel auf der Eichleite. Im Südtheil des rothliegenden Grebietes herrscht im Allge- meinen westliches Einfallen, sodass sich von O. nach W. (vgl. LXXXV III. Profil nach E—F: Drehberg — Inselberg — Streng — Felsen- thal) immer jüngere Gesteine einstellen. Abweichend auf den- selben liegt, wie die Beobachtung der Lagerung der Sedimente sowohl im Ganzen als auch geeignete Aufschlüsse (Inselberger Loch, Bratpfanne) am ÜOontact von Porphyr und Sediment im Einzelnen erkennen liessen, der Porphyr des grossen Inselbergs. Es ist dies ein an mittelgrossen Einsprenglingen reicher Quarz- porphyr, welcher äusserlich dem Porphyr vom Jägerhaus (Bl. Tam- bach) und Gebrannte Stein (Bl. Suhl), im Ganzen auch dem von Heuberg (Bl. Friedrichroda) gleicht. Mit diesen Porphyren theilt er auch seine stratigraphische Stellung. Er hatte sich jedenfalls weit nach N. ausgebreitet, denn am Nordhang des Hübels ragt eine Klippe desselben als spärlicher Rest aus dem Zechstein heraus. Am Inselberg ist der Porphyr durch Verwerfungen und Abtragung in drei Partieen zerlegt worden. Innerhalb des Gebietes des Rothliegenden, dessen Lagerungs- verhältnisse die Skizze und die Profile im Grossen ergeben, spielen Verwerfungen keine besonders hervortretende Rolle. Im Einzelnen sind die Schichten eigentlich überall aus ihrer ursprünglichen Lage gekommen; ungemein häufig sind steile Neigungen derselben. Man beobachtet öfters innerhalb kurzer Strecken alle möglichen Fallwinkel und Streichrichtungen; aber einen Anhalt dafür, dass dann mehr vorliegt als eine locale Faltung, Knickung oder Quetschung konnte nur selten gewonnen werden. Wie im Kleinen, so auch im Grossen. Tiefgehende Faltung und enge Biegung, weniger tiefgreifende Brüche sind vorhanden. Es scheint, als wenn der nordwestliche Thüringer Wald sich etwas anders verhält als der südöstliche, soweit das Rothliegende in Betracht kommt. Aber ganz ohne Brüche ging es nicht ab. Am kleinen Wagenberg ist das Sediment längs einer Ver- werfung am Porphyr des Felsenthals abgesunken. Die SW .-Seite des Porphyrs der Sembach ist durch einen Sprung begrenzt, in dem das anstossende Sediment unbedeutend nach unten verschoben erscheint. Weitere Verwerfungen verlaufen zwischen Porphyr und Sediment am Meisenstein, zwischen Glimmerschiefer und Roth- liegendem am Moselberg und zwischen Porphyr und Sediment auf LXXXVI der NO.-Seite der Kahlen Kuppe. Hierbei erscheint stets das Sediment als gesunkener Theil. Die Kartenskizze deutet auch die aus der Lagerung erschlossenen Störungslinien im Rothliegenden westlich von Winterstein an der Eichleite und am Lerchenberg an. Ob hier einfache Sprünge mit bis beinahe 100 Meter Sprung- höhe oder mehr Bruch- und Knickungszonen vorliegen, wird -sich im Walde kaum entscheiden lassen. Viel schwieriger aber als die Erkennung der Lagerung inner- halb des Rothliegenden gestaltet sich die Deutung der Beziehungen desselben zum Granit und Gneiss am Rennstieg vom Inselberg bis zum Zigeunerkopf. Im Osten des Blattes, vom grossen Wagen- berg bis zum Rabelsberg ist die Grenze des Rothliegenden Auf- lagerungsgrenze. Im Westen ist sie vom Reifstieg an durch den weissen Grund bis zum Strohbörl ohne Bedenken als Ver- werfungsgrenze aufzufassen; das Rothliegende ist gegenüber dem Granit abgesunken, sodass im Verlauf der Grenze von NW. nach SO. hin immer jüngere Schichten an Granit anstossen. Im vorjährigen Bericht wurde schon angeführt, dass der Por- phyr des Inselberges abweichend auf den Sedimenten der Gold- lauterer Stufe liegt und in diesem Jahre ıst diese Auffassung noch weiter befestigt worden. Diese Thatsache, welche eine Lagever- änderung des Rothliegenden vor Erguss des Inselbergporphyrs voraussetzt, wobei dasselbe am Granit abgesunken sein könnte, vermöchte allein schon das auffällige Uebergreifen dieses Porphyrs von jüngeren Schichten auf den viel älteren Granit zu erklären. Die Schwierigkeit liegt aber vor Allem in der Erklärung für das Auftreten von Granit- bezw. Gneiss-Partieen weit abseits der jetzigen Granitgrenze, innerhalb jüngerer Gebilde der Gold- lauterer 1) Stufe des Rothliegenden von Winterstein, wie es in der Bratpfanne südlich vom Scharfenberg und wohl auch auf dem Strohbörl der Fall ist. Wären die umgebenden Schichten sehr tiefe jenes Gebietes, so würde man in den Granitfelsen ohne Weiteres herausragende Klippen des Untergrundes sehen. Geht dies nicht an, so wird man an ein Herausheben des Granits oder ) Wegen dieser Bezeichnung vergl, die Angaben weiter unten. LXXXVII daran denken müssen, dass während der Ablagerung der Gold- lauterer Schichten ein Uebergreifen ihrer oberen Partieen auf vor- her unbedeckte Granit- und Gneissmassen und somit eine An- lagerung derselben an hervorragende Felsen stattgefunden hat. Es ist mir noch nicht möglich, zu sagen, welche von den beiden An- sichten den Vorzug verdient. Die erstere verlangt recht eigen- thümlichen Verlauf der Sprünge, ein spitz zungenförmiges Inein- andergreifen der abgesunkenen und stehen gebliebenen Partieen. Vom Rennstieg am Venetianerstein würde die Spalte bis tief in die Bratpfanne (zwischen Mittelberg und Scharfenberg) neben dem Bach herlaufend etwa zur Isohypse 1600 ' gehen, von da in sehr spitzem Winkel zurückbiegen und zurücklaufen bis zur Wiese am Mittelberg, sich hier nach Westen wenden, dann ein spitz- zungenförmiges Stück Sediment nördlich vom Beerbergstein heraus- schneiden und südlich vom Drehberg nach Westen und Süden sich wenden. Zweimal rechtwinklig umbiegend, würde die Spalte den Mühhag umfassen, dann vom Zigeunerkopf in NW.-Richtung in die Grenzverwerfung übergehen (vgl. beistehende Figur). Solcher Drehbe rö Bregane i Rothliegendes. Sedimente der % Be Goldlauterer Schichten. „, 3 Mes ) IL 7/ Mitfelberg 5 Vup- Mm ee () 4 ’ x j nr Sl = A Venehoher BET: Stein. Be ons ıt- iss-Gebiet. Granit-Gneiss BE Verwerfungsverlauf, bei dem hier stets die Sedimente den abge- sunkenen Theil darstellen würden, mag möglich sein, aber be- sonders wahrscheinlich ist er nicht. Befriedigender erklärt sich der Grenzverlauf zwischen Sedi- ment und Granit bezw. Gneiss bei Annahme des Uebergreifens der jüngeren Partieen der Goldlauterer Stufe von den älteren LXXXVIII Partieen auf Granit!). Die Felsen von Granit bezw. Gneiss, dichtem Porphyr und schwarzem Orthoklasporphyr (?) der Brat- pfanne und des Strohbörls sind dann aus ihrer Sedimentumgebung herausragende Klippen des unebenen Untergrundes. Die zickzack- förmig verlaufenden Grenzen sind dann meist Auflagerungsgrenzen und nur z. Th. durch Verwerfung bedingt. So würde eine Ver- werfung vom Inselborn zwischen Inselbergporphyr und Granit am Nordhang des Mittelbergs entlang laufen. Es liegen übrigens noch andere Anhaltpunkte vor, welche ein solches Uebergreifen nicht unwahrscheinlich machen. Auf Blatt Friedrichroda z. B. greift die jüngere Abtheilung der Goldlauterer Stufe, das Gottlobconglomerat, zweifellos auf die Gehrener Schichten in der Umgebung des ungeheuren Grundes über. Diesem Conglomerat entsprechen stratigraphisch etwa die Schichten südwestlich der Linie Scharfenberg — Hohe Haide. In jenem Conglomerat kommen 'nun als Gerölle viel Granit und fluidaler Porphyr vor, letzterer durchaus dem der Sembach gleichend. Porphyr dieser Art und Granit müssen also, der Zer- störung zugänglich, um die Zeit der Bildung der jüngeren Gold- lauterer Schichten zu Tage gestanden haben. Möglicherweise sind sie, da sie die Unterlage der Goldlauterer Schichten bilden, erst durch Lageänderung des Bodens, während Ablagerung letzte- rer Schichten zum Vorschein gekommen; mit dieser Lageände- rung konnte die Bedingung für das Uebergreifen sich bildender Sedimente gegeben sein. Vor Erguss des discordant aufliegenden Inselbergporphyrs muss eine solche Aenderung unzweifelhaft statt- gefunden haben. Einen endgültigen Entscheid über diese Verhältnisse muss die Begehung im Jahre 1896 bringen. Das ın der SO.-Ecke des Blattes Brotterode auftretende Roth- liegende besteht vorwiegend aus Eruptivgesteinen. Die basischen Glieder derselben hat seiner Zeit Wour?) beschrieben. Ihre Altersfolge ist im Jahre 1880 durch Professor E. WEıss in der !) Dieser Auffassung ist in den Profilen Ausdruck gegeben worden. ?) Vergl. Zeitschr. für die gesammten Naturw. Halle a.S. Bd. 51, S. 44 ff. LXXXIX Hauptsache klar gestellt worden. Wo das Profil möglich ist voll- ständig ist, wie z. B. zwischen Finsterliete und Ebersbacher Haide, beobachtet man, dass auf den Granit bezw. Gneiss sich zunächst eine wenig mächtige Zone von groben, conglomeratischen Arkosen, grauen Sandsteinen, grauen und schwarzen Schieferthonen lest, in die an der Stollenwand ein Kohleflötzchen eingeschaltet ist. Darauf folgt Glimmerporphyrit in mindestens zwei, örtlich durch Tuffbreccien getrennten Ergüssen. Eine verschieden starke, ge- legentlich auskeilende Zwischenlage von Thonstein und tuffartigem Sandstein trennt gewöhnlich den Glimmerporphyrit von dem darauf liegenden mächtigen Quarzporphyr, welcher durch spärliche und kleine Einsprenglinge, plattige Absonderung und meist deutliche Fluidalstructur (Bänderung) ausgezeichnet ist und petrographisch wie stratigraphisch mit dem im NO.-Theil des Blattes im Felsen- thal, Sembach, Kahle Kuppe, Meisenstein u. s. w. auftretenden übereinstimmt. Es kann kaum zweifelhaft sein, dass er mit diesem identisch ist. Auf den Porphyr folgt ein feinkörniger Melaphyr. Nur an vereinzelten Stellen und in sehr beschränkter Ausdehnung kommt ein Quarzporphyr mit grossen und reichlichen Einspreng- lingen von Quarz und Feldspath vor, der, soweit er als Lager aufgefasst werden kann, sich unmittelbar unter und über dem Glimmerporphyrit einschaltet. Ueberlagert wird das Ganze von grauen Sandsteinen und Schieferthonen, welche auf Bl. Friedrich- roda und Tambach besonders grosse Verbreitung erlangen. Das Profil (IV. Profil, Taf. VII) stimmt demnach völlig mit dem von Bücking !) an der Hohen Wart (Bl. Schmalkalden) beobachteten überein. Die Gesteine des letzteren treten in Kleinschmalkalden auf Bl. Brotterode über (Reisigenstein), hängen aber nicht un- mittelbar mit den oben erwähnten zusammen. Der Glimmerpor- phyrit setzt nach N. hin aus, so dass hier der Porphyr auf den grauen, conglomeratischen Sandsteinen an der Basis des Profils, z. Th. auch unmittelbar auf Granit liegt (Gr. Jagdberg, Gr. Wa- genberg), wie dies dann auch im Rothliegenden der Gegend von Winterstein der Fall ist (Reifstieg, Oehrenkammer u. s. w.). Der ) Vergl. dieses Jahrbuch 1887, 8. 119 ff. xXC Melaphyr über dem Porphyr hält, wenn auch mit Unterbrechungen, bis zum Felsenthal aus und zeigt sich besonders auf Bl. Friedrich- roda am Uebelberg, Lindenberg, Aschenberg wieder. Auf die Gesteine des Eruptivgesteinsprofils legen sich die grauen Sandsteine und Schiefer nicht völlig concordant auf, wenigstens greifen dieselben nach Kleinschmalkalden hin (Pfeffer- berg) auf Granit und Gneiss über, um erst an letzterem Orte wieder Quarzporphyr, die Fortsetzung des Lagers von der Hohen Wart, als Unterlage zu erhalten. Ueberlagert werden dieselben auf Bl. Friedrichroda von einem Melaphyrconglomerat (Gottlob- conglomerat), dessen hangendere Theile bei Cabarz auf Bl. Brotte- rode übertreten und oben als jüngstes Glied des Wintersteiner Rothliegenden angesprochen worden sind. Demnach sind die dort zwischen dem Porphyr der Sembach u. s. w. und jenem Conglo- merat liegenden Sandsteine, Schiefer, Kalke mit den Fischlagern, welche übrigens am Wagenberg und Rabelsberg auch, vom Por- phyr aus übergreifend, unmittelbar auf Granit liegen, den grauen Sandsteinen und Schiefern über dem Porphyr im SO. des Bl. Brotterode und auf dem anstossenden Bl. Friedrichroda (wo in ihnen auch Fischreste vorkommen) und Bl. Tambach äquivalent. Verwerfungen fehlen im Rothliegenden der SO.-Ecke von Brotterode nicht, haben aber nur unbedeutende Verschiebungen zur Folge. Eine Eintheilung des rothliegenden Gebirges auf den hier berücksichtigten Gebieten des Bl. Brotterode, im Anschluss an die auf den weiter südöstlich gelegenen Blättern und auch auf der demnächst erscheinenden Uebersichtskarte des Thüringer Waldes in 1:100000 durchgeführte Gliederung!) des Rothliegenden in die dort unterschiedenen Stufen, nämlich: I. Gehrener Schichten JI. Manebacher » III. Goldlauterer » IV. Öberhöfer » V. Tambacher » ergiebt Folgendes. 1) Vergl. Beyscnuac, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1895, S. 596. XCI Die Gehrener Schichten werden im SO. des Blattes durch das Eruptivgesteinsprofil vom Granit excl. bis zum Melaphyr der Ebersbacher Haide repräsentirt. Im NO.-Theil des Blattes fallen ihnen, da hier dieses Profil reducirt ist, meist nur die Sedimente der Ehernen Kammer und der darauf liegende Porphyr zu, welcher ın der Sembach und im Felsenthal wieder auftaucht; erst an letz- terem Orte folgt wieder der Melaphyr am Rothenberg und der Schönen Leite. Für die Ausscheidung von Manebacher Schichten liegt kein Anhalt vor; vielmehr beginnen mit den übergreifend bezw. ab- weichend aufgelagerten Sandsteinen und Schiefern die Gold- lauterer Schichten, die demnach im SO. nur in ihren unteren Partieen noch auf Bl. Brotterode, in der Hauptsache auf den Blättern Friedrichroda, Tambach und Schmalkalden liegen. Ihnen gehören aber die mächtigen Ablagerungen im NO. des Bl. Brotterode, in der Umgegend von Winterstein an, welche sich gegenüber den von Eruptivgesteinen freien Goldlauterer Schichten des centralen und südöstlichen Thüringer Waldes durch Reichthum an Eruptiv- gesteinen auszeichnen. Zu den Oberhöfer Schichten zählt der Porphyr des Insel- bergs, welcher wieder abweichend auf den Goldlauterer Schichten liegt. Tambacher Schichten kommen im vorliegenden Gebiet nicht vor. Eine Uebersicht über die Stufen und ihre Glieder nebst An- gaben über die Aequivalente in anstossenden Gebieten bringt fol- gende Tabelle. XCH A. Unteres Rothliegendes. Unterlage: Granit, Gneiss, Glimmerschiefer. I. Stufe. SO.- Ecke des Blattes Brotterode (nordöstlich von Klein- schmalkalden) 1) Sandsteine, Schiefer- thone am Schartekopf und Finsterliete; desgl. mit Kohlenflötz an der Stollnwand 2) Glimmerporphyrit von Finsterliete, Gras- liete, Kalte Haide, Reisigenstein 3) Thonstein, Sand- stein von Kalte Haide, Linsenkopf, zwischen Finsterliete und Hohe Scharte 4) Porphyr, fluidal, dicht, von Hohe Scharte, Linsenkopf, Reisigenstein 5) Melaphyr von der Ebersbacher Haide NO.-Theil des Blattes Brotterode (Winterstein und Umgebung) Sandstein, Schieferthone, Kohlenflötz in der Oehren- kammer Porphyr, fluidal, dicht, am Felsenthal, Sembach Reifstieg, Kahle Kuppe, Meisenstein, Lerchenberg Melaphyr vom Südhang des ‚Rothenberg, Ostseite der Schönen Leite Sandsteine, Schiefer- thone vom Pfefferberg, Kalten Wasser, nord- östlich Ebersbacher Haide Blatt Schmal- | kalden Profil von der Hohen Wart (vgl. ' Böckıns a. a. O.) GehrenerhSchichten. Blatt Friedrichroda Sandsteine im Weissen Graben und Obersten Lauchagrund Glimmerporphyrit vom Kl. Weissenberg, Heidersbach Thonstein uud Sandstein vom Kl. Weissenberg und Kalten Born Porphyr vom Kl. Weissenberg, Loibesberg, Gr. Jagdberg, Aschenberg, Bärenbruch Melaphyr vom Aschenberg, Lindenberg, Rothenberg II. Stufe. Manebacher Schichten fehlen. B. Mittleres Rothliegendes. III. Stufe. 1) Untere Abtheilung: glomerate; Einlagerungen von Kalk, Hornstein, kalkigen bitu- (unterer kalkiger Horizont) in der Sembach ; Kohleflötzchen in der Sembach und im Felsen- thal, Quarzporphyr mit grossen. Einsprenglingen von der Schönen Leite Sandsteine, Schieferthone, Con- | minösen Schiefern mit Fischen, im Klingelgraben; Melaphyre Sand- steine und Schiefer von der Hohen Wart, Hausmass DERSSEWA Goldlauterer Schichten. 1) Untere Abtheilung: Sandsteine, Schieferthone, kal- kige Schiefer mit Fischresten im SW. des Blattes; Kalke und Kohleflötz zwischen Tenne- berg und Jagdberg; Quarzpor- phyr mit grossen Einspreng- lingen vom Rothenberg, Uebel- berg XCII d B SO.-Ecke B d Blatt es Blattes Brotterode | NO.-Theil des Blattes Brotterode he (nordöstlich von Klein- (Winterstein und Umgebung) Schmal- Blatt Friedrichroda schmalkalden) kalden 2) Mittlere Abtheilung: 2) Obere Abtheilung: Sandsteine, Schiefer- | Sandsteine, Schieferthone; Ein- Melaphyrconglomerat im NW. thone vom Pfefferberg, lagerungen von Kalk, bitumi- des Blattes. In den liegenden Kalten Wasser, nord- |nösen und kalkigen Schiefern Partieen desselben Einlagerungen östlich Ebersbacher | mit Fischen (oberer kalkiger von schwarzen, kalkigen Schie- Haide Horizont) an Breitenberg, fern mit Fischen am Gottlob- Herrenstein, ÖOtterbach, Mosel- | Sand- fuss, Kesselsgraben , oberster berg, Rappach, Thielberg, Jo- Ungeheurer Grund u. s. w. hannesberg; Quarzporphyr mit steine | Quarzporphyr mit grossen Ein- grossen Einsprenglingen vom sprenglingen vom Datenberg, Hübelkopf und Zimmerberg | ; Die oberen Partien des Conglo- In we phyr- Schiefer u Da ee Eee : Er erg, und der Orthoklasporphyr es he ei a von der | des Zimmerbergs und der Leuch- Sn m Ir a A tenburg setzen sich auf Blatt Im SW Eck Melechsse Hohen Brotterode bei Oabarz fort und Melaphyrtuffe vom Herren- Wart stein, Alten Keller, Drehberg- an Osthang, Weisser Grund; H b) Sandsteine, Schiefer, Ortho- | "U°1maSs klasporphyre vom Schwarzbach, Hohe Haide, Drehberg;; BEN ec) Quarz- und Orthoklas- füh- rende Porphyrite von Hohe Haide, Weissenberg, Drehberg; d) Melaphyrtuffe, Sandsteine, Conglomerate vom Strohbörl, Zigeunerkopf IV. Stufe. Oberhöfer Schichten. Inselbergs Quarzporphyr vom Heuberg, Schauenburg, Körnberg u. s. w. Quarzporphyr des Grossen C. Oberes Rothliegendes. V. Stufe Tambacher Schichten fehlen. XCIV H. BückınG: Bericht über die Ergebnisse der Auf- nahmen ım Herbste 1895 in der Rhön. In der Rhön wurde das Gebiet der Wasserkuppe einer ein- gehenderen Untersuchung unterzogen und festgestellt, dass auf der S.-Seite der von Wiesen und Weiden bedeckten, nur wenige Auf- schlüsse darbietenden breiten plateauförmigen Erhebung zwischen dem Basalt des Gipfels (Nephelinbasalt) und den am Matthesberg bei Wüstensachsen und westlich oberhalb Obernhausen (Bl. Gers- feld) erschlossenen tertiären Thonen und Sanden eine mächtige Decke von Phonolith und eine bezw. zwei solche von Basalt gelagert sind. Dieselben sind unter einander und von der oberen Basaltdecke durch basaltische, zum Theil geschichtete Tuffe ge- trennt. Der Phonolith der Wasserkuppe entspricht petrographisch und geologisch ganz dem Phonolith des Pferdskopfs; nur durch _ tiefergehende Erosion ist der letztere von dem der Wasserkuppe getrennt. Ob die Phonolithdecke auch auf der N.- Seite der Wasser- kuppe in ununterbrochenem Zuge zu Tage tritt, liess sich bis jetzt noch nicht mit Sicherheit feststellen; wenigstens wurde auf dem steil nach NW., gegen Abtsroda und Sieblos, abfallenden Ge- hänge (Bl. Kleinsassen) Phonolith nur in sehr geringer Ausdeh- nung beobachtet. Die Tertiär - Ablagerung von Sieblos (auf der Grenze der ‘ Blätter Gersfeld und Kleinsassen), welche auf Grund ihrer orga- nischen Einschlüsse für oligocän gehalten wird, hat eine ver- hältnissmässig geringe Ausdehnung. Ueber ihre Erstreckung gegen das Gebirge hin ist trotz verschiedener bergmännischer Versuche noch nichts Näheres bekannt geworden, sodass das von v. GÜMBEL (Geologie von Bayern 1894, S. 674 oben) gegebene Profil nur als ein ganz ideales angesehen werden kann. Auch konnte ein Zusammenhang mit den /Thonen, welche früher östlich von Abts- roda ausgebeutet wurden, aber nach meiner Aufnahme unmöglich so gelagert sein können, wie es das Profil von v. GÜMBEL (ebenda S. 674 unten) darstellt, nicht nachgewiesen werden. Dagegen lassen sich letztere, mehrfach in Verbindung mit Sanden, Braun- XCV kohlen und Basalttuffen, bis zum Schafstein südlich von Reul- bach (Bl. Kleinsassen) verfolgen. Hier sind besonders wohlge- schichtete Basalttuffe gut aufgeschlossen. Dieselben gehören offen- bar demselben Niveau (wahrscheinlich miocänen Alters) an, wie die Thonablagerung von Abtsroda und die weiter südlich am Matthes- berg bei Wüstensachsen und weiter südwestlich bei Obernhausen ehedem gewonnenen Thone und Sande. Sehr complicirt ist die Lagerung der vortertiären Sedimente in der Nähe von Öbernhausen. Hier werden zwischen dem Ba- saltdurchbruch des Feldbergs und dem S.- Abhang der Wasser- kuppe die Schichten vom unteren Buntsandstein aufwärts bis zur Lettenkohle einschliesslich — soweit die überaus dicke Basaltver- rollung einen Durchblick gestattet, in vollständiger Entwicklung, aber in steiler Stellung — angetroffen. Verwerfungen, deren Ver- lauf unter den mächtigen vulcanischen Gebilden sich zur Zeit noch nicht genau erkennen und angeben lässt, schneiden sowohl nach W. als nach OÖ. die höheren Muschelkalk- und Keupersedi- mente ab; aber auch nach N. und S. hin erreicht der Graben, zum Theil in Folge von Verwerfungen, sehr bald ein Ende. R. MicHAeL: Bericht über die Aufnahmearbeiten auf Blatt Passow (Südhälfte) und Blatt Angermünde (nörd- lichster Theil). Das bezeichnendste topographische Merkmal des kartirten Gebietes bildet das Thal der Welse, welches bei einer Längs- erstreckung von 11 und Breite von 2 Kilometern nur zum aller- geringsten Theile seiner Ausdehnung von der kleinen gleich- namigen Wasserader durchflossen wird; dasselbe endet blind bei Greiffenberg und vereinigt sich bei Passow mit der weiten Randow- senke, welche weiterhin in südöstlicher Richtung die Ostgrenze des Blattes Passow bildet. Das Gebiet gehört ın das Hinterland der Endmoränen, die den zweiten Stillstand beim Rückzuge der letzten Vereisung be- zeichnen, speciell des Angermünder Bogens der Boitzenburg- Angermünder Endmoränen!). 1) Schrosver, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1894, $. 298. XCVI Der Rückzug der Eismassen von jenen Endmoränen bis zu dem von SCHROEDER!) festgelegten dritten grösseren Endmoränen- gebiet der nördlichen Uckermark (der Gegend von Dauer und Pencun) erfolgte aber nicht ununterbrochen, vielmehr schaltet sich auf Blatt Passow bei Schönermark zwischen jene beiden grösseren Rückzugsetappen eine Zwischenetappe von allerdings geringerer Längserstreckung ein. Die Schönermarker Endmoräne ist am deutlichsten entwickelt und aufgeschlossen südlich und östlich des Dorfes Schönermark, wo sie als ungemein scharf markirter wall- artiger Zug, durch Einsenkungen in mehrere Abschnitte zerlegt in einer Länge von 2 Kilometern und Breite von meist über 100 Metern auftritt. Oestlich des Weges von Passow nach Hohen- Landin ist sie noch als deutliche Terrainwelle zu verfolgen, bis sie am Heinersdorfer Wege an der Östgrenze des Blattes dann kaum merklich mehr gekennzeichnet auf Bl. Schwedt übertritt. Westlich des Dorfes Schönermark findet sie zunächst in nordnord- westlicher Richtung ihre Fortsetzung in den Eichbergen, dann westlich augenscheinlich in der Richtung auf Bahnhof Schöner- mark zu, ebenso wie vermuthlich auch der Weinberg nordwest- lich Biesenbrow (Bl. Polssen) die Fortsetzung derselben auf dem jenseitigen Ufer des Welsethales bezeichnen dürfte. Mehrere Kiesgruben zeigen deutlich ihre innere Structur: meist steil auf- gerichtete Mergelsande, Grande, Kiese, vermischt mit Bänken gröberen Gerölles wechsellagern mit einander. Die Schichten fallen auf der Südseite steil concordant mit der Böschung ein, auf der Nordseite schneidet sie der anlagernde Geschiebemergel ab; darüber tritt an einigen Stellen richtige Blockpackung auf. Die Structur ist derjenigen der von SCHROEDER beschriebenen Durch- ragungszüge vollkommen gleich?). Die Senken der Welse und Randow werden von Ablagerungen des Ober-Diluviums begleitet und zum Theil auch ausgekleidet. Der oberdiluviale Geschiebemergel zieht sich stellenweise (z. B. nördlich von Biesenbrow, westlich von Bahnhof Schönermark) in !) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1894, $. 293 ff. und dieses Jahrbuch für 1888, $. 166 ff. 2) ].c. dieses Jahrbuch für 1888, S. 166 ff. und ebenda für 1892, LIX ff. . \ | | M F | b XCVIH die Thäler hinab, eine auch anderwärts von der Randow und der Uecker bekannte ganz bezeichnende Erscheinung. Die Geschiebe- mergelflächen nördlich und südlich der Welse sind insofern etwas von einander verschieden, als in ersteren reine Mergelkuppen häufiger auftreten und die Verwitterungsrinde durch einen schwach sandigen Lehm gebildet wird, in letzteren hingegen die kleineren Erhebungen zunächst meist reinen Lehm zeigen und sonst der Geschiebemergel oberflächlich in einen sehr sandigen Lehm, meist einen lehmigen Sand übergeht, der stellenweise 1 Meter Mächtig- keit erreicht. Es hängt diese letztere Erscheinung mit der Nähe der Oberen Sande zusammen, die auf dem nördlichen Theile des Blattes Angermünde und auf Blatt Passow etwa längs einer Linie, welche Passow mit Hohen-Landin verbindet, auftreten und südöstlich des Vorwerkes Friedrichsfolge dann in das Randowthal sich hinab- ziehen. Das Geschiebemergelplateau wird von kleinen Durchragungen Unteren Sandes durchsetzt; dieselben überwiegen auf der nörd- lichen Hälfte und nehmen dann randlıch an Zahl, Breite und Aus- dehnung ganz erheblich zu (nordwestlich Biesenbrow, südöstlich von Briest, östlich von Verkehrt-Grünow). Die ganze Senkenbildung des Welsethales und der W.-Rand des Randowthales ist also keine Erosionserscheinung, sondern die Oberflächenformen waren bereits durch die Ablagerungen des Unter-Diluviums vorgebildet. Das Ober-Diluvium spielt nur eine die Ungleichheiten des Untergrundes verdeckende und aus- gleichende Rolle. Reine Erosionserscheinungen sind im Thalgebiet der Welse auf einige Stellen bei Bahnhof Schönermark, am Randowthal-Rande auf die Gegend östlich des Vorwerkes Herren- hof beschränkt, wo im Herbst 1895 nach starken Regengüssen auch der untere Geschiebemergel an der Ziegelei aufgedeckt war. Diese beiden Erosionserscheinungen sind auf die Wasser- massen zurückzuführen, welche der Gletscher entliess, als er sich von den Endmoränen der zweiten Rückzugsetappe, der Gegend von Boitzenburg-Angermünde zurückzog. Eine weitere Erosion steht mit der Schönermarker End- Jahrbuch 1895. g XCVIII moräne in Zusammenhang, in einem Thale, welches westlich von Schönermark die Endmoräne durchbricht und in nördlicher Rich- tung als Nebenthal zur Welse ausinündet. Gleichzeitig mit der ersterwähnten Erosion fanden ausgedehnte Ablagerungen von Sanden, Thonmergeln und Thonen statt; sie sind im Welsethal zum Theil randlich dem Geschiebemergel an- und aufgelagert, zum Theil treten sie auch als Inseln im Thale südlich von Biesenbrow auf, hier wiederum in ihrer Mitte und höchsten Erhebung von Geschiebemergel durchstossen. Die Auf- lagerung der deutlich geschichteten, kalkigen, gelblich - blauen Thonmergel auf Geschiebelehm kann in einer Ziegeleigrube südlich Verkehrt-Grünow und besonders deutlich in einem Einschnitt am Ausgange des vorerwähnten Thales nördlich Schönermark be- obachtet werden, wo dieselben in einer Mächtigkeit von ca. 1,5 Metern eine gleichstarke Geschiebemergelbank bedecken, unter welcher die Unteren Sande sichtbar werden, während schliesslich stagnirende Wässer auf der Sohle des Aufschlusses die Nähe des Unteren Greschiebemergels verraten. Die Thone sind als Bildungen des Stausees hinter der grossen Endmoräne aufzufassen. Aber auch die Schönermarker Endmoräne wird von ober- diluvialen Sanden und Thonen begleitet. Die Wassermassen haben also hinter der Moräne Sande und Thone in dem Becken von Schönermark abgelagert, vor derselben aber das bereits erwähnte kleine Thal bis auf den Unteren Geschiebemergel erodirt. Ebenso wie innerhalb der Thoncomplexe rein sandige Par- thien und Mergelsande auftreten (Biesenbrow), werden dieselben östlich von Verkehrt-Grünow zunächst von Sanden überlagert und gehen dann in die ausgedehnten Sandflächen über, die bis Passow eine deutlich ausgeprägte Thalvorstufe bilden und nördlich dieses Ortes und südöstlich bis Stendell die Randowsenke weithin er- füllen. Hier kann man zwei topographische Stufen unterscheiden, deren höhere gekennzeichnet ist durch das Auftreten kleiner Par- tieen rostrotben Sandes, die niedere durch eine theilweise Humi- XCcIxX fieirung und einzelne Entblössungen Unteren Geschiebemergels, der auch im Niveau der oberen Thalterrasse bei der Windmühle südlich Stendell in einer tiefen Sandgrube aufgedeckt ist und andrerseits auch in der Randow noch eine grössere Insel bildet, die zum Theil das Dorf Stendell trägt. Die erwähnten Sande er- fahren nördlich Passow eine weite Ausstülpung nach N. bis an die Welse heran und bilden so quer vor der Mündung des Welse- thales in die Randow eine Barre!). Sonst ist das Welse- und Randowthal von einem sehr schwach kalkigen Torf erfüllt, zum Theil mit Einlagerungen von reinem Kalk; an den Rändern und Untiefen treten mehr sandige humose Moorerdebildungen auf. Schliesslich sei hier noch das Auftreten einzelner Tertiär- partieen erwähnt. An der tiefsten Stelle des Welsethales südlich von Briest sind grobe Quarzkiese und Glimmersande aufgeschlossen, Septarienthon in einer Grube bei dem zu Stendell gehörigen Vor- werk Herrenhof und an zwei dicht benachbarten Stellen. Tu. WöLFER: Bericht über die Aufnahme im Sommer 1895 auf den Blättern: Fahrenholz, Woldegk und Neu- damm. Schichten älterer :Formationen, speciell des Tertiärs, sind innerhalb meines vorjährigen Arbeitsgebietes auf den Blättern Fahrenholz und Woldegk bisher nur an einer Stelle beobachtet worden und zwar in der Tiefbohrung von Marienhöh, im nord- westlichen Theile des erstgenannten Blattes. Diese Bohrung wurde im Jahre 1888 niedergebracht und das Resultat von Herrn E. GEemttz im XI. Beitrage zur Geologie Mecklenburgs?) mit- getheilt. I) Durch diese, sowie einige weitere Sandinseln, die dem jenseitigen Thal- rande’sehr nahe kommen, war der Eisenbahn zwischen den Stationen Passow und Casekow der naturgemässe Weg vorgezeichnet. Statt dessen ist die Bahn- strecke der geraden Linie zu Liebe noch nicht 150 Meter nordwestlich quer durch tiefen Torf gelegt, ein Uebelstand, der sich noch jedes Jahr in empfind- licher Weise bemerkbar macht. | 2) Archiv des Vereins der Naturgeschichte Mecklenburgs 43. Jahrg. 1889. Güstrow 1890, S. 69. g*” c Das Tertiär beginnt hier in einer Tiefe von 42,5 Meter, gleich —+- 31,5 Meter Meereshöhe, während es in 2 anderen Tiefbohrungen, über welche an derselben Stelle berichtet ist und welche fast un- mittelbar nördlich des Randes von Blatt Fahrenholz liegen, nämlich auf dem Marktplatze der Stadt Strasburg und dem Grundstück der Zuckerfabrik daselbst bei einer Tiefe von 132,6 bezw. 204 Meter überhaupt nicht erreicht wurde. Fast zu Tage tretendes Tertiär war ferner nur aus einem Aufschluss etwa 12 Kilometer nordwestlich Strasburg, von Witten- born bekannt, wo »Septarienthon von blockreichem Deckmergel überlagert« ist]). Im Sommer vorigen Jahres hatte ich nun Gelegenheit, einen neuen Aufschlusspunkt für Tertiär aufzufinden. Derselbe liegt ungefähr 580 Meter fast genau nördlich der bereits genannten Zuckerfabrik, in der östlich der Chaussee nach Borgwall liegenden Bettac’schen Ziegeleigrube ?). Das Niveau dieser Gegend ist etwas höher als 61 Meter über Normal-Null, also nur wenig geringer als das Terrain bei der Zuckerfabrik. | Das Diluvium ist nur in einer Stärke von 7— 16 Decimeter ausgebildet und ergab im Einzelnen etwa folgenden Durchschnitt: Geschiebelehm 5—8 Decimeter Thon 2—4 » Sand 02 » oder an anderer Stelle: Sandiger Lehm 2—5 > Lehm 2—6 » Grand, Gerölle u. Geschiebe 2—4 > Die nun beginnenden Tertiärschichten zeigten in einer Mächtig- keit von etwa 3 Meter weissliche und röthliche, glimmerreiche ) a. a. 0. S. 70, sowie E. Geinıtz, die mecklenburg. Höhenrücken etc. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde von R. Lenmann, Stuttgart 1886, S. 270. 2) Vgl. das Messtischblatt Strasburg i. U. im Maassstabe 1:25000 oder Blatt Friedland i. M. der Karte des deutschen Reiches im Maassstabe 1: 100 000. CI Thone, welche leicht ın prismatische Stücke zerfallen und nur schwer ein gutes Handstück gewinnen lassen. Diesen Thonen folgen graue bis braune Letten mit Glimmer- sandschichten, deren Mächtigkeit bis zu 2 Meter erbohrt wurde. Leider standen mir längere Bohrer z. Zt. nicht. zur Verfügung, so dass darauf verzichtet werden musste, diese Letten zu durch- sinken und den seitwärts in dem östlichen Theile der Grube heraustretenden Septarienthon darunter noch genauer nachzuweisen. Dieser Septarienthon ist zum Unterschied von den oben ge- nannten, kalkfreien Thonen, ohne erkennbaren Glimmergehalt, sowie schwach kalkhaltig und von dunkelblauer bis schwarzblauer Farbe. Er zeigt auf den Bruchflächen einen starken Fettglanz; auch finden sich in diesem Thone nicht selten Septarien. Unter Vergleichung mit den Ergebnissen des oben erwähnten Vorkommens von Marienhöh scheint es nicht unbegründet, dass in dem in Rede stehenden Aufschluss die tertiären Schichten ın ähnlicher Weise ausgebildet sind, wie dort. Ob die Schichten dem Miocän oder Oberoligocän angehören, lässt sich nicht ent- scheiden. Schichten älteren Gebirges wurden weiterhin in diesem Arbeitsgebiet nicht beobachtet, dagegen boten die Durchragungen bezw. Aufpressungen des unterdiluvialen Untergrundes, welche besonders charakteristisch auf dem Blatte Fahrenholz auftreten, ein grösseres Interesse. Einen auf dem östlich anstossenden Blatte Nechlin befind- lieben Durchragungszug verfolgte Herr SCHRÖDER bereits in der Richtung NO.—SW. bis nach Taschenberg!) auf dem Blatte Fahrenholz, 2,7 Kilometer von der Blattgrenze. Ein zweiter Zug verläuft von Winterbergshof in N.—S.-Rich- tung bis in die Gegend südwestlich Lübbenow. Ueber seine Beziehung zu dem vorgenannten lässt sich nichts Bestimmtes sagen, möglicherweise ist es ein Parallelzug dazu. Mehrfach sind Ansatzpunkte zur Abzweigung neuer Züge festzustellen und erwähne ich hier die Gegend westlich und nord- 1) Ueber Durchragungszüge etc. Dieses Jahrbuch für 1888, S. 188. CII westlich Lübbenow, an den Strassen nach Lindhorst bezw. Güter- berg. Am letztgenannten Punkte sind sogar deutlich zwei Ab- zweigungen nach verschiedenen Richtungen, nach NW. und NO. wahrnehmbar, während der Hauptzug nach N. bezw. mit einer kleinen Schwenkung nach NNW. fortsetzt. Die Länge dieses Zuges beträgt etwa 8 Kilometer. Abgesehen von diesem charakteristisch ausgeprägten Haupt- zuge finden sich noch viele kleinere, theils mehr, theils weniger deutliche Durchragungen auf dem Blatte und will ich nur den ebenfalls sehr characteristischen Rücken östlich Hetzdorf, zwischen Schulzehof und den Zarnkehöfen erwähnen. Eine besondere Beobachtung möge hier noch Erwähnung finden, welche ich gleich beim Beginn der Aufnahme auf Blatt Fahrenholz gemacht habe, und zwar noch ehe ich den Haupt- durchragungszug Winterbergshof, südwestlich Lübbenow, festge- stellt hatte. Es ergab sich nämlich ein auffallender Unterschied in der Landschaftsform am O.- und SO.-Rande des Blattes gegen- über dem übrigen Theile desselben, welcher in ausgezeichneter Weise die charakteristische Grundmoränenlandschaft wiedergiebt, während sonst ein mehr ebenes Auftreten des GesehepEn I zu beobachten ist. Die Grenze beider Landschaftsformen liegt etwa in dem ge- nannten Durchragungszuge und scheint mir ein innerer Zusammen- hang zwischen diesem und dem Wechsel der Landschaftsform nahe zu liegen. Hinsichtlich des inneren Aufbaus unterscheiden sich die hier vorkommenden Rücken nicht von den östlich dieses Gebietes be- obachteten. Reste des Oberen Geschiebemergels, z. Th. mit An- häufung von grossen und kleinen Geschieben, z. Th. auch, wie an anderen Orten, in lehmig-grandigen Sand oder Grand über- gehend, überlagern Unteren Sand und Mergelsand, dem häufig in nicht grosser, noch mit dem Bohrstock erreichbarer Tiefe der Untere Mergel folgt. Sehr deutlich geht der innere Aufbau von Dur aus 2 Profilen hervor, welche sich in Gruben auf dem Blatte Woldegk fanden. CIII Dieselben liegen bereits in Mecklenburg und somit nicht mehr unmittelbar in dem kartirten Gebiete, für das sie aber als Schlüssel zu dienen und daher hier wiedergegeben zu werden geeignet sind. (Siehe umstehende Fig. 1 u. 2.) Die Grube des Scharfen Berges liegt etwa 1200 Meter westlich der Landesgrenze und zeigt ebenso, wie Jie bei Karolinen- hof, welche etwa 1500 Meter von der Grenze entfernt ist, deutlich, welch’ grosse Störungen der Untergrund durch die Grundmoräne erlitten hat, so dass seine oft steil aufgerichteten und in ihren oberen Theilen von Geschieben durchkneteten oder flammenartig in den Geschiebemergel hinein ausgewalzten Schichten der Ober- fläche häufig ganz nahe treten. Schliesslich möge noch erwähnt sein, dass der Obere Ge- schiebemergel, welcher die weitaus grösste Verbreitung auf den genannten Blättern hat und im Allgemeinen nur von geringer Mächtigkeit ıst, so dass fast jeder tiefere Aufschluss bereits die Bildungen des Unterdiluviums erkennen lässt, nicht selten an der Oberfläche Anhäufungen von Grand, Geröllen und Geschieben mit lehmig - sandigem Bindemittel und Geschiebebeschüttung zeigt, welche den Uebergang zu der eigentlichen Endmoräne bilden. Diese selbst tritt, in 2 Kuppen gesondert, in der Nähe von Bülowssiege auf dem Blatte Woldegk auf und erstreckt sich, durch eine Geschiebebeschüttung fortgesetzt, östlich dieses Ortes bis nahe zum Wege von Fürstenwerder nach Damerow. Zwei weitere Punkte von Blockpackung finden sich noch etwa 1400 Meter südlich Wolfshagen, dicht am östlichen Ufer des Jagenbruchs. Ein kleiner Theil der Aufnahmezeit wurde dem Blatte Neu- damm in der Neumark gewidmet, aus welchem ich als Ergebniss von allgemeinerem Interesse nur die Feststellung von Tertiär im Untergrunde der Stadt Neudamm, auf dem in der Fabriken- strasse belegenen Grundstück der Firma CARLsPREUSSE SEN. er- wähnen will. CIV puesppZrom 19494u wıo4sauppZIom u pueg A910Ju pueing 101094uN c 1y0aq er ERARLUCH EI ELEZOE CREHTE) I > IR, Sn {N orO ZU, 77 Tl: os 13282777 ON CV Die Bohrung ergab das folgende Profil: Meter 0 — 3,0 Auffüllung ) nach Mit- 3,0— 5,0 Lehm teilung des‘ 5,0—19,5 Fetter Lett ohne Steine } Besitzers. 19,5—21,5 Grand und Sand (kalkhaltig, durch die Bohrwasser verunreinigt) ) Diluvium 21,5—23,5 Sand und Grand | BE 23.5 25,5 Grand und Sand | a 25,5—26,5 Quarzsand mit Spathsand gemischt 26,5— 27,5 Quarzsand (fein) 27,5— 30,5 Quarzsand und Kies Tertiär (Miocäne Braun- kohlenbildung). Der Erfolg der Bohrung war ein günstiger und konnte Wasser aus den Schichten von 21,0—25,0 und 27,5—30,5 Meter entnommen werden. P. KruscHh: Bericht über das wissenschaftliche Er- gebniss der geologischen Aufnahmen auf Blatt Zachow im Sommer 1895. Das wichtigste Ergebniss der auf Blatt Zachow (Neumark) im Sommer 1895 vorgenommenen Aufnahmen ist die Feststellung des weiteren Verlaufs der von G. BERENDT und F. W AHNSCHAFFE bei Gerswalde und Boitzenburg (dieses Jahrbuch für 1887, S. 363 ff.) und von SCHRÖDER bei Angermünde aufgefundenen Endmoräne auf der rechten Oderseite. Am Nordrande des Blattes Zachow begiunt sie, vom Vorwerk Elisenhöhe, Blatt Schwedt, kommend, östlich Raduhn, und zieht sich in flachem, nach ©. geöffneten Bogen über die Hühner- und Pütt-Berge nach dem Forsthaus Klein-Peetzig. Hier biegt sie schärfer nach OÖ. um, beschreibt einen nach N. offenen Bogen südlich vom Wustrow-See und wendet sich dann nach S., um in der Südostecke des Blattes Zachow auf Blatt Zehden über- zutreten. Die Endmoräne bildet einen topographisch stark hervor- tretenden Wall mit steiler Böschung nach W. oder SW. und CVI flachem Abfall nach O. oder NO. Ihr gehören die bedeutendsten Erhebungen des Blattes an. Im nördlichen Theile von Kuppen bis 136 Meter Höhe gebildet, erreicht sie innerhalb der Hanse- berger Forst in den Wildheide- und Pütt-Bergen 166 bezw. 152 Meter. Weiter nach S. verflacht sie sich, so dass ihre höch- sten Punkte bei Forsthaus Klein-Peetzig nur noch die 90 Meter- Kurve erreichen. Südlich vom Wustrow-See schwankt ihre Höhe zwischen 70 und 83 Meter. Der petrographischen Zusammensetzung nach kann man bei der Endmoräne einen nördlichen Theil bis zu den Hühner Bergen, einen mittleren bis zum Wustrow-See und einen südlichen Theil unterscheiden. Im N. bestehen die aus dem Oberen Sande aufragenden Berge fast durchweg aus unterdiluvialen Thonen und Sanden. Blockpackung ist seltener. Ein deutlicher Aufschluss in derselben zeigt häufig zerquetschte und wieder verkittete Greschiebe. Der mittlere Theil des Walles wird oberflächlich von mächtigen Ablagerungen Oberen Sandes gebildet. Gewaltige Blöcke — der sogenannte »Breite Stein« in der Hanseberger Forst hat 31/g Meter Höhe und 8 Meter Breite — sind über das ganze Gebiet zer- streut und an einigen Stellen zu Blockpackungen übereinander gehäuft. Bei Forsthaus Klein-Peetzig wird die Sanddecke dün- ner, so dass zahlreiche Kuppen Oberen Mergels durch sie hin- durch stossen. Im S. wird die Endmoräne von einer dünnen Oberen Sand- oder Grandschicht bedeckt. Unter ihr wurde mehrfach eine Block- schicht mit bis kopfgrossen Geschieben beobachtet, die in dem Aufschluss an der Chaussee bei Engels Loos 1 Meter Mächtigkeit erreicht und von unterdiluvialem Sande unterlagert wird. | Eine directe Folge des zeitweiligen Stillstandes des Eisrandes sind die von den Schmelzwassern abgelagerten gewaltigen Sand- massen vor der Endmoräne zwischen den Dörfern Zachow, Hohen- Lübbichow und Raduhn. Die hier vorkommenden zahlreichen Wasserrinnen, Torf- und Moorbrüche sind die Reste bezw. Folgen der ehemaligen Schmelzwasserläufe. Im S. schneidet dieser CV Sandr in einer auffallend O.—W. verlaufenden Linie an der Grundmoränenlandschaft der Zehdener Endmoräne ab. Nach W. schliessen sich an den Sand die Oderterrassen an. Die höchste derselben (bis ca. 40 Meter) hat nördlich Hohen- Lübbichow eine seeartige Erweiterung, mit der sie nur durch einen schmalen Kanal verbunden ist. Die jetzt von der Bathe nördlich von Nieder-Lübbichow benutzte Senke scheint als Abfluss des Sees nach dem Oderthal gedient zu haben. Hinter den Sandmassen der Endmoräne dehnt sich ein grosses Geschiebemergelgebiet aus westlich vom Dorfe Hanseberg. Die Oberfläche zeigt aber nicht das eigenthümlich zerrissene Aussehen, welches man im Allgemeinen als charakteristisch für Grundmoränen- landschaften ansieht, sondern die einzelnen Erhöhungen sind lang- gestreckt und meist parallel zur Endmoräne angeordnet. Am östlichen Rande des Blattes Zachow liegt als Ueberrest des ehemaligen Stausees der Wustrow-See mit den ıhn allseitig um- gebenden Stauseesanden. Während auf Blatt Zachow die Ober- fläche derselben horizontal ist, ist sie auf dem auf Blatt Königs- berg gelegenen Theile vielfach durch jüngere Erosion zerrissen. In einer solchen nach dem Mantel-See führenden Senke liegt Rehdorf. Der Stausee wird im O. von dem Thale des Mantel-Sees und der Beeke (Blatt Königsberg) abgeschnitten. Hier lassen sich zwei meist durch deutlichen Absatz von einander getrennte Terrassen (20 und 10 Meter) unterscheiden und bis zum Krimo-See am Nordrande des Blattes Königsberg verfolgen. Der südliche Theil des Blattes Zachow wird von der Grund- moränenlandschaft der Zehdener Endmoräne eingenommen, die sich zwischen den Dörfern Lübbichow, Zachow und Altenkirchen aus- dehnt. Im W. wird sie durch die auf die SW.-Ecke des Blattes übergreifende Zehdener Oderbucht abgeschnitten. Schliesslich ist noch zu erwähnen, dass die Lagerungsverhält- nisse bei Raduhn wahrscheinlich infolge der Nähe der Endmoräne äusserst verwickelt sind. In grosser Ausdehnung kommt dunkel- blauer bis schwarzer tertiärer Thon mit Septarien und Gypsrosetten CVIII vor, der sich durch die in den Aufschlüssen der Nieder-Saathener Ziegelei in ihm gefundene Leda Deshayesiana als mitteloligocän erweist. G. Maas: Bericht über die Aufnahmearbeiten auf Blatt Sady. In dem orographischen Aufbau des zum Blatte Sady gehörigen Gebietes lässt sich leicht eine nordwestliche Hauptrichtung fest- stellen, welcher auch die beiden tiefer eingeschnittenen älteren Flussthäler, das obere Samica-Thal mit dem Gr. Kiekrz-See und das Bogdanka- und untere Samica-Thal folgen. Nur die vom Lussowo-See erfüllte Senke zeigt im Wesentlichen eine ostwestliche Richtung, eine Abweichung, welche darin ihre Erklärung findet, dass der Lussowo-See eine in der diluvialen Hochfläche vorhandene Falte erfüllt, während die übrigen Senken Erosionsgebilde dar- stellen. Aber auch beim Lussowo-See zeigt sich das Bestreben, die durch die ursprünglichen Verhältnisse geschaffene Abweichung auszugleichen; denn in seiner durch Erosion geschaffenen, jetzt mit Torf erfüllten östlichen Fortsetzung kommt gleichfalls die nord- westliche Richtung zur Geltung und dieselbe Erscheinung zeigt sich auch an dem bereits zum Blatte Gr. Gay gehörigen Westende des Sees. Am Aufbau des Bodens betheiligen sich fast ausschliesslich Bildungen des Diluviums und des Alluviums. Nur an einer ganz vereinzelten kleinen Stelle bei dem Vorwerke Karlshof zwischen Tarnowo und Napachanie treten ältere, tertiäre Schichten zu Tage, doch liess sich auch hier nicht mit voller Sicherheit feststellen, ob man es mit anstehendem Gebirge oder einem grossen Geschiebe zu thun hat. Die fraglichen Bildungen bestehen in ihren obersten Theilen aus einer 4 Meter mächtigen Schicht von feinsandigen, glimmer- haltigen bunten Letten, in welche zahlreiche, 10 —30 Centimeter starke Bänke phosphoritführender Grünsande eingelagert sind. In den höchsten, den Einflüssen der Atmosphäre unmittelbar aus- gesetzten Schichten enthalten diese Letten in grosser Menge cIX äusserst harte concretionsartige Zusammenballungen des gleichen Materials, die zuweilen den Eindruck hornsteinartiger Einlage- rungen hervorrufen. Die in den Grünsanden auftretenden Phos- phorite zeigen die verschiedenste Gestalt und Grösse, von der einer Erbse bis zu der einer Faust, doch lassen sich die meisten grösseren Knollen auf traubig verwachsene kugelige oder ellip- soidische Einzelindividuen zurückführen. Die Farbe der fast stets infolge von Abrollung glatten Knollen ist bald schwarzgrau, bald mehr oder weniger gelbbraun, doch zeigen auch die aussen heller gefärbten Massen im Inneren eine dunkle Färbung. Die Phos- phoritknollen bestehen lediglich aus durch kohlensauren und phos- “ phorsauren Kalk verkitteten grösseren oder kleineren Quarzkörnern und haben niemals einen organischen Einschluss gezeigt, den man als Attractionscentrum für die Phosphorsäure ansprechen könnte. Die Phosphorite zeigen eine grosse Aehnlichkeit mit den aus Ost- und Westpreussen und Pommern beschriebenen gleichartigen Bil- dungen und dürften wohl auch mit diesen einem Horizonte, dem Unter-Oligocän, angehören. Eine einwandfreie Altersbestimmung ist indessen nicht möglich, weil sich bisher weder in den Letten noch in den Grünsanden irgend ein organischer Rest gefunden hat. Unterlagert werden die bunten Letten von einer 3 Meter mächtigen Schicht eines grobkörnigen Quarzsandes, in welchem sich vereinzelte Bernsteinstücke nachweisen liessen. Unter diesen Sanden folgt abermals eine 0,80 Meter mächtige Bank bunter, glimmerhaltiger, etwas fetterer Letten, die ihrerseits wieder von Quarzsanden unterlagert werden. Es lässt sich demnach folgen- des Gesammtprofil feststellen: 0 — 4 Meter Bunte, glimmerhaltige, feinsandige Letten mit Einlagerungen phosphoritführender Grün- sande. 4—7T » Grobe Quarzsande mit Bernstein. 7 — 7,8 » Bunte, glimmerhaltige, etwas fettere Letten. 7,8—8 » Quarzsande. Gleichfalls eine nur sehr beschränkte oberflächliche Ver- breitung besitzt das untere Diluvium, welches, mit Ausnahme Ccx einzelner Aufpressungen in der Hochfläche, lediglich an den Gehängen der das Blatt durchziehenden alten Erosionsthäler in Gestalt von Spathsanden auftritt. Diese Sande zeichnen sich in der südöstlich von Pawlowice gelegenen Sandgrube dadurch aus, dass sich in ihnen die Reste einer interglacialen Süsswasserfauna, bestehend aus Valvata piscinalis und Planorbis sp. nachweisen liessen. Das obere Diluvium herrscht auf Blatt Sady bei weitem vor, und zwar nimmt der obere Geschiebemergel fast den ganzen Norden und Westen der Hochfläche ein, während der Süden und Östen das Gebiet des Decksandes darstellt, aus dem meist nur vereinzelte kleine Kuppen des Geschiebemergels aufragen. Er- wähnenswerth sind hier nur Reste des oberen Geschiebemergels, welche sich ausschliesslich zwischen den grossen Thälern, besonders in der Umgebung des grossen Kiekrz-Sees finden. Diese Reste bestehen aus einem mehr oder weniger eisenschüssigen sandigen Grand, der häufig so mit grösseren und kleineren Geschieben durchsetzt ist, dass er stellenweise geradezu in eine Blockpackung übergeht. Besonders auffallend tritt dies bei Krzyzownik am Süd- ende des grossen Kiekrz-Sees und nördlich desselben zwischen Rogierowko und Kiekrz hervor, wo zur Gewinnung der Geschiebe’ zahlreiche Steingruben angelegt sind. Stellenweise, besonders da, wo kleine Erhebungen aus solchen übereinander geschichteten Blöcken zusammengesetzt erscheinen, besitzen diese Bildungen oberflächlich einige Aehnlichkeit mit den als End- oder Rückzugs- moränen aufzufassenden Geschiebewällen. Von derartigen Ge- bilden unterscheiden sich indessen die hier auftretenden Massen ganz wesentlich durch die vollständige Abrollung aller, auch der grössten Greeschiebe, zwischen denen sich häufig wohl geschichtete Sande und vereinzelt wenig veränderte Theile des Geschiebemergels finden. In tieferen Aufschlüssen, in denen sich die stets aus unterem Diluvialsand bestehende Unterlage der Geröllmassen zeigte, liess sich stets eine Zunahme in der Grösse der Geschiebe nach der Basis zu feststellen, wie dies beispielsweise das nachstehende, in einem Brunnen unmittelbar am Ostrande des Blattes an der nach Posen führenden Chaussee gewonnene Profil darstellt: CXI Eisenschüssiger grandiger Sand und: sandiger Grand mit nach der Tiefe o 1,5 — 2,5 Meter beres zunehmendem Gehalt an gerollten | Geschieben. a 0-1 > Völlig gerundete grosse und sehr Mae grosse Greschiebe. 0,5 — 1 > Weisse, wohl geschichtete Grande. | Unteres 3 > Weisse, geschichtete Spathsande. Diluvium Diese Reste sind im unmittelbare Beziehung zu bringen zu einem alten Thale, welches das obere Samicathal und den grossen Kiekrz-See umfasste und sich durch eine ganz flache Boden- senke über Lawica weiter nach SO. verfolgen lässt. B. Künn: Bericht über die wissenschaftlichen Ergeb- nisse der Aufnahmen auf Blatt Posen und Blatt Owinsk ım Jahre 1895. Die bemerkenswerthen Ergebnisse der auf Theile der Blätter Posen und Owinsk sich erstreckenden Aufnahmearbeiten des Jahres 1895 knüpfen sich an die schon in orographisch-topogra- phischer Hinsicht am meisten hervortretenden Züge des Auf- nahmegebiets. Aus dem sehr gleichförmig ebenen, wenig gegliederten Dilu- vialplateau von durchschnittlich etwa 90 Meter Meereshöhe, wel- chem beide Blätter angehören, erhebt sich am Nordrande von Blatt Posen ein schwach sichelförmig nach Süden gekrümmter Höhenzug, welcher zwischen den Dörfern Suchylas und Morasko seinen höchsten Punkt mit 153,9 Meter über NN. erreicht. Dieser Erhebung gegenüber steht die tiefe Einsenkung des beide Blätter nahe ihrem Ostrande durchziehenden Warthethals, ın welchem der Flussspiegel von der Südgrenze des Blattes Posen bis zum Nordrande des Blattes Owinsk von 52—46 Meter über NN. fällt. Die ersterwähnte, allmählich ansteigende, aber weithin auf- fallende Erhebung beruht auf einer Aufragung des Tertiärunter- grundes; ihr Kern besteht aus dem Posener Flammenthon, welcher in weitem Umkreise durchgehends das Liegende der diluvialen Ablagerungen bildet. Während die auf seiner Ver- CXII arbeitung beruhenden Ziegeleien sonst in dem Gebiete auf das Warthethal beschränkt sind, liegen sie in der Nordhälfte des Blattes Posen ausnahmslos auf dem Höhenzuge. Aber auch ausser den Ziegeleigruben tritt der Flammenthon auf dem ersteren so vielfach zu Tage oder wird unter dünner Decke von Dilu- vium (Geschiebemergel oder Sand) erbohrt, dass kein Zweifel daran bestehen kann, dass der Höhenzug im Wesentlichen aus ihm besteht. Während das Plateau nur oberer Sand und oberer Geschiebe- mergel in mannichfaltigem Wechsel bedecken und nur ganz be- schränkt unterer Sand — stellenweise interglaciale Conchylien führend — in Einschnitten und Durchragungen auftritt, gewährt das bis in das Tertiär eingeschnittene Warthethal einen Einblick in die gesammte Stufenfolge des Diluviums, welche sich als die normale erweist. Auf dem Flammenthon liegt im Allgemeinen der untere Greschiebemergel unmittelbar auf, nur ausnahmsweise durch wenig mächtige Diluvialgrande und -Sande von ihm getrennt. Sämmtliche Horizonte besitzen eine sehr schwankende Mächtigkeit und zugleich sehr unebene Auflagerungsflächen. Der untere Ge- schiebemergel bildet eine verhältnissmässig breite Hochterrasse, welche auffälliger Weise stets nur auf einer Seite des alluvialen Flusslaufes auftritt. Und zwar liegt diese sich im Mittel um die 70 Meter-Isohypse bewegende Hochterrasse, vom Süden des Blattes Posen beginnend, auf der linken Seite des Thales. Gegen Norden verschmälert sie sich und verschwindet bei Neudorf-Hauland, von wo ab sich das Plateau auf Blatt Posen und Blatt Owinsk gleich- mässig zu einer niedrigeren Terrasse herabsenkt. Ungefähr in der gleichen Höhe, wo die (grösstentheils mit jungdiluvialen Ab- lagerungen, Granden und Sanden oder alluvialen Bildungen, insbesondere Moormergel, bedeckte) Hochterrasse des unteren Greschiebemergels auf dem linken Ufer des Flusses ausläuft, be- ginnt sie auf dem rechten und setzt von hier mit anfänglich zunehmender Breite eine geraume Strecke auf Blatt Owinsk fort. — Auf dem linken Ufer fällt die Oberkante des unteren Mergels ungefähr mit dem Fusse des Gehänges zusammen. Nur bei Neudorf Hauland hebt er sich bis über 80 Meter heraus und ER CXIII lässt sich in einem schmalen Querthälchen eine Strecke weit in das Plateau hinein verfolgen. In der gleichen Höhe verläuft seine Oberkante auf dem gegenüber liegenden Gehänge bei Mienkowko. Auf diesem kann man nach Süden zu sein allmäh- liches Sicheinsenken verfolgen; dasselbe tritt durch das Herab- steigen eines schmalen Wiesenbandes, welches das Ausstreichen des unteren Geschiebemergels auf dem Thalgehänge begleitet, ım Gelände sehr deutlich hervor. Bei Özerwonak taucht der untere Greschiebemergel ganz in die Tiefe, und von hier ab nach Süden besteht das Gehänge auf kurze Strecke aus unterem Sande. Sehr bald jedoch taucht der untere Mergel wieder hervor und bildet - den ganzen Anstieg der rechts der Warthe gelegenen Hochfläche. Bei Kozieglowy wird er auf der letzteren noch bei 85 Meter über N. N. erbohrt, so dass er hier eine Mächtigkeit von ungefähr "20 Meter besitzt. Dagegen ist die Mächtigkeit des unteren Sandes nur gering, ja stellenweise so verschwindend, dass beide Mergel kaum von einander zu trennen sind. Ausser der bereits besprochenen Hochterrasse lassen sich auf den Blättern Posen und Owinsk noch vier niedrigere Terrassen der Warthe beobachten, die allerdings nur an wenigen Stellen ihres Laufs vollzählig vorhanden sind. Die beiden höheren werden noch dem Jung-Diluvium zuzurechnen sein, während die tieferen bei den gelegentlich wiederkehrenden Hochwassern der Warthe noch benetzt werden. G. MÜLLER: Bericht über seine Aufnahmen im Jahre 1895 auf Blatt Gr. Bartelsdorf. Das Blatt Gr. Bartelsdorf erhält sein geologisches Grepräge durch das Auftreten eines Endmoränenzuges, welcher NNO.—SSW. das Südostviertel des Blattes durchquert. Wenn man auf dem Geschiebemergelplateau von Pathaunen-Preilowen, etwa auf dem Kosakenberg steht, gewinnt man sofort den Eindruck, dass die Höhen von Kl. Purden, Gillau, Saborrowen, Gonschorrowen, Ra- schung, Bottowen ihre Entstehung einem längeren Stillstand des zurückgehenden Eises verdanken. Die Entwickelung der Endmoräne auf Blatt Gr. Bartelsdorf ist jedoch verschieden von Jahrbuch 1895. h CXIV der, wie man sie zuerst in der Uckermark und Mecklenburg er- kannt und beschrieben hat. Wallartige Rücken mit Steinpackung findet man nur vereinzelt, da die nur stellenweise vorhandene Block- packung meistens von Oberen Sanden und Granden umhüllt ist. Charakteristisch sind für die Gillauer Endmoräne mehr oder weniger regelmässig in Zügen angeordnete wollsackähnliche Berg- rücken, deren unterdiluvialer Kern von untereinander schwer ab- zugrenzenden Oberen Sanden, Granden, Geröllen und Geschiebe- mergel bedeckt ist. Parallel mit der Endmoräne und senkrecht zu ihr verlaufen jene schmalen flussartigen Seenrinnen, die auch anderwärts regelmässige Erscheinungen der Endmoränenland- schaften sind. Die höchste Höhe der Endmoräne (645 Fuss) liegt 174 Fuss höher als der zu ihren Füssen sich hinziehende Gillauer See (471 Fuss). Sonst erheben sich die Seen immer noch 350 bis 370 Fuss über den Meeresspiegel mit Ausnahme der hinter der Endmoräne liegenden Grundmoränenbecken. Des weiteren sind auf Blatt Gr. Bartelsdorf die Thonablage- rungen beachtenswerth, welche sich durchweg an die Rinnen und Becken schliessen, die heute noch, bezw. bis in die Neuzeit hinein den Abfluss der Tagewässer vermitteln. Denn der Abfluss des Servent-Sees ist in früherer Zeit durch die Odritten-Hirschberger Thone gegangen und erst durch die Jesuiten künstlich dem Bar- telsdorfer See zugeleitet, um genügend Wasser für ihre Kloster- mühle daselbst zu erzielen. Da auf dem Thon an einzelnen Stellen des Randes dünne Bänke von Geschiebelehm liegen, so war ich zuerst geneigt, dieselben zum Unteren Diluvium zu rechnen. Neuerdings bin ich jedoch zweifelhaft geworden und zwar vor allem durch die Erwägung, dass die Thone und Mergelsande mehr oder weniger horizontal gelagert sind bezw. in keiner der sonst auf dem Blatt vorhandenen Aufpressungen des Unteren Diluviums an die Oberfläche treten. Sie sind nicht von den Stö- rungen betroffen, die ein vorrückender bezw. länger an einer Stelle stillstehender Gletscher hervorrufen wird. Zudem zeigen die thonigen Bildungen eine ähnliche Entwicke- Bi, CXV lung, wie sie s. Zt. KLess!) von Blatt Heilsberg beschrieben hat. Namentlich gilt dies von den Hirschberg-Odrittener Thonbildungen. Dort legt sich auf Kies oder grandigen Sand ein fetter, rother, durchschnittlich 1 — 1!/, Meter mächtiger Thon, in dem feinge- schichtete Sandeinlagerungen auftreten. Nach oben hin wird der Thongehalt immer geringer, so dass ein allmählicher Ueber- gang zum Sand vor sich geht. An manchen Stellen legt sich jedoch, so nordnordwestlich Podlassen, der Decksand direct auf den Thonmergel, während die allmähliche Entwickelung zu Mergelsand am südöstlichen Rand der Hirschberg-Odrittener Thone statt hat. Wo die fetten, rothen Thone zu Tage treten, ist der - unterlagernde Grand oder Sand nicht weit. Der hierunter folgende Untere Geschiebemergel tritt an den tiefer gelegenen Stellen der Senken mehrfach heraus, so an den Ufern des Aarsees, am Schwentainsee u. s. f£ Die trennende Sandschicht, welche dort, wo sie nur geringe Mächtigkeit besitzt, durch die über dem Unteren Mergel heraustretenden Quellwässer gelb gefärbt wird, keilt sich vielfach ganz aus, und ist dann die Grenze am Südufer des Schwen- tainsees bequem durch den sumpfigen Horizont zu verfolgen. Am Nordrand der Wiese, die sich an den auf Blatt Passen- heim liegenden Gr. Purdener See schliesst, findet sich ein kleines Thonlager über Grand mit Anodonta - Resten. Da GAGEL auf Grund seiner Untersuchungen auf Blatt Passenheim für ähnliche Vorkommnisse interglaciales Alter nachgewiesen, so zweifele ich nicht, dass auch das am Nordufer des Purden-Sees interglacial ist, obwohl an dieser Stelle keine Ueberlagerung durch Oberen Ge- schiebemergel da ist. Nördlich Mokainen sind am Wege nach Sapuhnen in dem durch eine schmale Sandbank vom Oberen Mergel getrennten Un- teren Mergel geringfügige Aufschlüsse, die an dieser Stelle eine Schichtung des Mergels erkennen lassen. Ausserdem zeichnet sich hier der Untere Mergel gegenüber dem Oberen Mergel durch einen grossen Reichthum an silurischen Kalkgeschieben aus, was ich auch anderwärts bestätigt gefunden habe bezw. bekannt ist. 1) Dieses Jahrbuch für 1883, S. 598. h* CXVI Besonders auffällig ist diese Erscheinung im westdeutschen Dilu- vium. Auf einer Reise durch die Lüneburger Haide behufs Aufsammlung von Geschieben im Jahre 1892 fand ich in un- zweifelhaftem Unterem Mergel stets eine reichliche Anzahl von silurischen Kalken. Wo ich jedoch zweifelhaft war, ob der be- treffende Mergel ober- oder unterdiluvial sei, traten jene zurück und an ihre Stelle Geschiebe der Kreide- bezw. Tertiärformation. © Sun Personal-Verhältnisse bei der Königl. Preuss. geologischen Landesanstalt Dr. und Bergakademie am 1. December 1896. Kuratorium. . FREUND, Oberberghauptmann, Director der Abtheilung für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Ministerium für Handel und Gewerbe. RAMMELSBERG, Professor, Geheimer Regierungsrath. LEUSCHNER, Geheimer Bergrath. Bey: HAUCHECORNE, Dr. phil., Geheimer Oberbergrath. Vorstand. . HAUCHECORNE, Dr. phil., Geheimer Oberbergrath, Director der Gesammtanstalt. Bei der geologischen Landesaufnahme. A. Landesgeologen. . BERENDT, Dr. phil., Geheimer Bergrath, ausserordentl. Professor an der Universität, mit der speciellen Leitung der Flachlandsaufnahmen beauftragt. . GREBE in Trier. LoRETz, Dr. phil. WAHNSCHAFFE, Dr. phil., Professor, Privatdocent an der Universität, zugleich Lehrer der Geologie bei der Berg- akademie. a =] SE Au u Zu QarteBSE E. rn: K. CXVIll DATHE, Dr. phil. BeyscHLAG, Dr. phil., Professor, zugleich beauftragt mit Vorträgen über Lagerstättenlehre bei der Bergakademie. KEILHACcK, Dr. phil. TH. EBERT, Dr. phil., Professor, zugleich beauftragt mit Ab- _M. uni oReEHartHcoo» haltung palaeontologischer Repetitorien und Uebungen bei der Bergakademie. B. Bezirksgeologen. Koch, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen über Petrographie und mikroskopische Physiographie der Mine- ralien bei der Bergakademie. . SCHRÖDER, Dr. phil. . ZIMMERMANN, Dr. phil. . LEPPLA, Dr. phil. . BEUSHAUSEN, Dr. phil. . MÜLLER, Dr. phil. C. Hülfsgeologen. . JENTZSCH, Dr. phil., Professor, Privatdocent an der Uni- versität in Königsberg ı. Pr. . Kregs, Dr. phil., in Königsberg ı. Pr. . PoronIk, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen über Pflanzenversteinerungskunde bei der Bergakademie. . DENCKMANN, Dr. phil. GAGEL, Dr. phil. . ZEISE, Dr. phil. Künn, Dr. phil. SCHULTE, Dr. phil. . KruscHh, Dr. phil. KAunHowen, Dr. phil. . SCHMIDT, Dr. phil. . MicHAEL, Dr. phil. . Maas, Dr. phil. hr 2. 1: 2: 3. CXIX D. Assistenten. J. Korn, Dr. phil. "W. Worrr, Dr. phil. E. Nicht angestellte Mitarbeiter. K. von Fritsch, Dr. phil., Geheimer Regierungsrath, ordent!. Professor an der Universität ın Halle a. S. A. von KoEnEn, Dr. phil., Geheimer Bergrath, ordentl. Pro- fessor an der Universität in Göttingen. E. Kayser, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität in Marburg. H. Bückins, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität in Strassburg i. E. H. GRUNER, Dr. phil., Professor an der landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin. E. HoLZAPFEL, Dr. phil., Professor an der technischen Hoch- schule in Aachen. . W. FRANTZEN, Bergingenieur in Meiningen. | . F. KLocKMANN, Dr. phil., Professor an der Bergakademie in Clausthal. Vorsteher des Zeichnerbüreaus für die Flachlands- aufnahmen. TH. WÖLFER, Dr. phil., Kulturtechniker. Bei der Bergakademie. A. Lehrer. R. FInKENER, Dr. phil., Geheimer Bergrath, Professor, Lehrer der Chemie, Vorsteher des Laboratoriums für Mineral- analyse. B. KerL, Professor, Geheimer Bergrath, Lehrer der allge- meinen Hüttenkunde, der chemischen Technologie und der Löthrohrprobirkunst. H. Weppiıng, Dr. phil., Professor, Geheimer Bergrath, Lehrer der Eisenhüttenkunde und Eisenprobirkunst, 11: 128 Sp ww CXX A. Hörmann, Professor, Lehrer der Mechanik, der Maschinen- lehre und der metallurgischen Technologie. A. SCHNEIDER, Professor, Lehrer der Markscheide- und Mess- kunst und der Aufbereitungskunde. (+. FRANKE, Professor, Lehrer der Bergbau- und Salinenkunde. R. SCHEIBE, Dr. phil., Professor, Lehrer der Mineralogie, zugleich betheiligt bei den geologischen Aufnahmearbeiten in Thüringen. F. KöTTER, Dr. phil., Professor, Lehrer der höheren Mathe- matik. (1-8 etatsmässig angestellt.) A. ESKENS, Geheimer Oberbergrath, Lehrer des Bergrechts. . J. GEBAUER, Greheimer Bergrath, Lehrer der Bauconstructions- lehre. G. BRELOw, Regierungsrath, Lehrer der darstellenden Geo- metrie, des Zeichnens und Construirens. O. PurAHL, Dr. phil., Lehrer der Probirkunst, der Gas- analyse und der Elektrometallurgie. (9 — 12 nicht etatsmässig angestellt.) B. Chemiker. Tuer. FiscHEr, Dr. phil., erster Assistent in dem Laboratorium für Mineralanalyse. H. ToussAInT, zweiter Assistent daselbst. R.’Gans, De philso KK | für Analysen im Interesse der Landes- A. LINDNER, Dr. phil., \ untersuchung. Bei der Chemisch-technischen Versuchsanstalt. Director: FINKENER, Professor Dr., s. o. Chemiker: 1. J. RoTHE (Erster Chemiker und Stellvertreter des Directors). 2. K. Haick, Dr. phil, 4. R. Wache, Dr. phil., 3. C. VIRCHOw, Dr. phil., 5. M. HoHeENnSEe., 6. C. Rapauv, Dr. phil. el CXXI Bibliothek. Vorstand: HAUCHECORNE, S. 0. Bibliothekar: O. EBERDT, Dr. phil. Verwaltung. R. WERNICKE, Rechnungsrath, Secretär und Rendant. E. OHMAnNN, Zeichner. H. BRUCHMÜLLER, Secretär und Kalkulator. W. Pütz, Zeichner. K. BOENECKE, Secretär, Verwalter des Kartenarchivs. W. BOTTMER, Secretär und Registrator. N Den 11. Abhandlungen von Mitarbeitern der Königlichen geologischen Landesanstalt. Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. Von Herrn H. Potonie in Berlin. (Hierzu Tafel III u. IV.) Hiermit möchte ich eine kurze Mittheillung machen, die zwar kaum etwas Neues bringt, aber bei dem heutigen Zustande der Ansichten über den zu besprechenden Gegenstand verdient, an hervorragender Stelle gemacht zu werden. Jede gut beobachtete Einzelthatsache ist hier mittheilenswerth. Es handelt sich hier um die Frage nach der Autochthonie oder Allochthonie der Carbon-Kohlenflötze. Am besten wird man sich Auskunft über die allgemeine Auf- fassung in der Frage durch einen Vergleich des ın den Lehr- büchern und Compendien Gesagten verschaffen können. Sehen wir die üblichen derselben durch, so finden wir über die Ent- stehung der Steinkohlenflötze referirende Angaben, ohne dass oft der Autor zu einer Entscheidung kommt, ob denn nun das Gros der Steinkohlenflötze autochthon oder allochthon sei (SuESS, Antlitz der Erde); andere hinwieder neigen mehr dazu, Allochthonie anzunehmen (KAYSER, Lehrbuch der Geologie), und wieder andere entscheiden sich für Autochthonie, (CREDNER, Elemente der Geol.). Namentlich durch die Arbeit des Herrn 0. ÖCHSENIUS (in der Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges.) !) und an mehreren 1) Bd. XLV, Berlin 1893, S. 97. Jahrbuch 189. l ) H. Poronıs. Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen anderen Orten, der zu der Folgerung kommt, dass die Allochthonie ganz überwiegend vorherrsche, sind neue referirende Angaben oft besonders vorsichtig gehalten, ja es scheint sich — um einen Ausdruck TouLA’s vom Jahre 1888 1) zu wiederholen, auch jetzt noch immer in verstärktem Maasse »das Züngelchen an der Wage etwas gegen die Seite jener hinneigen zu wollen, welche dem Trans- port das Wort reden«. Ich selbst habe früher ?) über die Entstehung der Carbon flötze auf Grund vieler älterer Beobachtungen, die in der Litte- ratur mitgetheilt werden, mich dahin ausgesprochen, dass am häufigsten die Steinkohle in einer Weise zwischen dem übrigen Gestein auftritt, welche die Erklärung erfordert, dass die Kohle nur an der Stelle sich gebildet haben kann, wo auch das pflanz- liche Material zu derselben gewachsen ist. Denn gewöhnlich erstrecken sich die Steinkohlenlager viele, in Amerika sogar hunderte von Quadratmeilen in verhältnissmässig reiner Beschaffenheit. Ihre Unterlagen, welche. man versteinerten humosen Thonboden nennen muss, enthalten meist unterirdische Organe von Pflanzen, während sich die oberen Theile der baum- förmigen Pflanzen vorzugsweise in den das Lager bedeckenden Schichten erkennbar erhalten haben. Die letztgenannte Thatsache, welche durchaus nur durch die Annahme ihre Deutung findet, dass die Steinkohlenflötze fossile Waldmoore, wie recent die heutigen amerikanischen »Swamps« sind, deutet OCHSENIUS ebenfalls wie die Autochthonisten, aber er nimmt an, dass es sich um unter Wasser abgesunkenes Land handele. Er fügt hinzu 3): »Der Fall gehört nicht zu den häu- figen, ist aber schon mehrmals beobachtet worden«. Eigene Beobachtungen hatte ich über den Gegenstand damals (1886) noch nicht gemacht. Und so ist es denn begreiflich, dass gegentheilige Meinungen, namentlich diejenige von OCHSENIUS, die ) Die Steinkohlen, Wien 1888, S. 155. ?) Vergl. z. B. meine Abh.: »Die Pflanzenwelt Norddeutschlands in den ver- schiedenen Zeitepochen, besonders seit der Eiszeit«. (Vırcuow und Hourzesporrr’s Samml. gemeinverst. wiss. Vorträge) Hamburg 1886, S. 9. Sr CH Sg, und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 3 in den Lehrbüchern Eingang gefunden hat, den Gedanken er- wecken mussten, dass die in Rede stehende Frage noch keines- wegs so sicher gelöst sei, wie sie in meinem oben citirten Satz beantwortet wird. Die Folge für mich war, dass ich in meiner Abhandlung in der Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. !) über »eine gewöhnliche Art der Erhaltung von Stigmaria als Beweis für die Autochthonie von Carbonpflanzen« mit übermässiger Vorsicht nur zu der Behauptung gelangte, dass »autochthone Bildungen in Carbonschichten bei Weitem häufiger sind, als sie OCHSENIUS mit Anderen anzunehmen geneigt ist«. Ich fügte ausdrücklich aus Mangel an wenügender eigener Erfahrung als Schlusssatz der ganzen Notiz hinzu: »Es soll durch das Vorhergehende über die Entstehung der reinen Kohlenflötze nichts gesagt sein«. Nach Beobachtungen, die ich in den Tagen Ende Juli bis An- fang August des Jahres 1895 bei der Untersuchung der Bohrkerne der im Felde der Grube Oheim niedergebrachten Diamantbohrung südwestlich von Kattowitz O/Schl., — genau zwischen dem Dorfe Brynow und der Zalenzer Halde — gemacht habe, verfüge ich aber nunmehr über genügende Erfahrungen, die meine ursprüngliche, aus dem Studium der Litteratur gebildete Ansicht über die Ent- stehung der Kohlenflötze, so gut es nur angängig ist, rechtfertigen. Bevor ich des Näheren auf diese Beobachtungen eingehe, sei es gestattet, in aller Kürze zu repetiren, was ich 1893 über den die Autochthonie von Stigmarien beweisenden Erhaltungszustand dieser Reste gesagt habe und ergänzend einiges hinzuzufügen. Allermeist findet man die Stigmarien noch durchaus in der- selben Lage wie zu Lebzeiten der Pflanze. Von besonderer Wichtigkeit ist dahei, dass die gegen mechanische Einflüsse sehr wenig resistenzfähigen, cylindrischen, meist aber flach-bandförmig erhaltenen Anhänge (» Appendices«), — die sicherlich die Function von Wurzeln hatten, wenn es sich auch in theoretisch-morpholo- gischer Beziehung eher um Blätter handelt?) — nach allen Rich- Bd. XEV, Berlin 1893, 5,97 ft, ?) Die Stigmaria- Appendices haben in den meisten ihrer Eigenthümlich- keiten den Charakter typischer Blätter; ihr gelegentliches Auftreten jedoch unterhalb von Blattnarben oberirdischer Stammtheile, wie das bei der Siyillaria a 4 H. Poronız, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen tungen hin von dem Hauptstigmarienkörper radıal ausstrahlen. Diese Erhaltungsweise, die nur durch die Annahme der Autochthonie der Stigmarien in dem einbettenden Gestein erklärt werden kann, ist für diese Reste die gewöhnliche; ich habe sie auch im west- phälischen und im Aachener Steinkohlengebiet, sowie in dem bei Saarbrücken constatirt I) und, endlich kürzlich (October 1895) in Nieder-Schlesien, ferner in Sammlungen noch aus mehreren anderen Revieren. Die Thonschiefer mit so erhaltenen Stigmarien sind dicht von den Rhizomen durchwuchert und lassen sich unter Um- ständen über ganz bedeutende Flächen-Erstreckungen hin wahr- nehmen. | Besonders bemerkenswerth ist ein Stück einer Stigmaria aus der Bohrung Oheim aus dem Stigmaria-Schiefer der Teufe von 284 Meter, dessen meiste Appendices noch cylindrisch erhalten sind. Sie sind durch Thon-Eisenstein ersetzt und ihre anatomische Structur noch stellenweise erhalten. Fig. 1 zeigt das Bohrkern- stück mit der in Rede stehenden Stigmaria in !/g der natürlichen Grösse, die Schichtungsfläche trägt den etwas zusammengedrückten resp. zusammengesunkenen Hauptkörper mit seitlich abgehenden, ganz bandförmigen oder doch sehr zusammengesunkenen Appen- dices c. Fig. 2 giebt eine Anschauung von der Rückseite des. Stückes Fig. 1. Die Lage des Stigmaria-Körpers ist durch punk- tirte Linien angedeutet. Man sieht nun die quer abgebrochenen, zum Theil etwas aus der Bruchfläche des ganzen Stückes heraus- tretenden Appendices durchaus noch cylindrisch erhalten. Zu achten ist auf die Richtung, welche die Appendices im Gestein verfolgen: selbstredend sehen wir diejenigen, die sich direct über dem Hauptkörper der Stigmaria befinden, genau quer durchbrochen, während die rechts und links von dem durch die punktirten Brardi Broxen. emend. (und zwar bei den als Sigillaria spinulosa Germar be- schriebenen Resten) ganz in derselben Weise wie an recenten Pflanzen beob- achtet worden ist, würde ihre Bezeichnung als »Wurzeln« rechtfertigen. Es sind eben Organe, die theils Blatt-, theils Wurzel-Natur haben, und da kein Terminus für solche Organe gebräuchlich ist, ziehen wir bis auf Weiteres die Bezeichnung »Appendices« vor. I) Dieses Jahrbuch für 1893, Berlin 1894, S. XLVII, f ä u. e ee a on 6 H. Poroxık, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen Linien abgegrenzten Felde befindlichen schräg zu dem Haupt- körper hinlaufen, die rechts von jenem Felde in der einen Rich- tung, die links davon in der anderen. Fig. 3 veranschaulicht das Bohrkernstück von der einen der beiden Seiten, welche den Quer- schnitt des Hauptkörpers zeigen. Die sich entsprechenden Theile von Fig. 2 und 3 sind durch punktirte Linien mit einander ver- bunden worden. Fig. 3 zeigt also den Querschnitt des etwas zu- sammengesunkenen Steinkernes a des Hauptkörpers, durch dessen Centrum der von einer Kohlenhaut abgegrenzte verdrückte Stein- kern des Markkörpers 5 verläuft. Das Füll-Material des Haupt- körpers ist übrigens wesentlich sandiger als das Material der Um- gebung, in dem die Appendices verlaufen, und das seinerseits als milder Thonschiefer zu bezeichnen ist. In der gekrümmten Fläche, welche Fig. 3 dem Auge bietet, sind durch die Diamanten der Bohrkrone mehrere Appendices e der Länge nach durchschnitten worden, die sich noch bis zu der Ansatzstelle am Hauptkörper verfolgen lassen. Dieser Erhaltungszustand ist übrigens — wenn auch bei weitem seltener als der ersterwähnte mit durchweg bandförmig erhaltenen Appendices — doch, wie es scheint, öfter zu finden. So ist er mir zufällig in einer alten Collegssammlung des Berliner Museums für Naturkunde begegnet, und Herrn H. LORETZ ver- danke ich einen solchen von Westhofen bei Hagen in Westfalen. Für alle die oberschlesischen und die anderen constatirten Fälle partiell abgesunkenes Land anzunehmen, stösst bei der verhältniss- mässigen Seltenheit des Vorkommens plötzlicher Senkungen par- tieller Theile auf grössere Schwierigkeiten, als die Annahme von Ueberschwemmungen, dann unter Umständen veranlasst durch all- mähliche Senkung des ganzen Revieres. Herr OcHseEnIus hat in richtiger Würdigung der Thatsachen, wie wir sahen, gefühlt, dass die Annahme allochthoner Ent- stehung hinfällig ist in den Fällen, wo sich eine für Wasser ge- nügend impermeable Schicht (Thonschiefer) mit unterirdischen Organen von Pflanzen findet (»Underclay« der Engländer), un- mittelbar unter einem Steinkohlenflötz, das die zu den unterirdischen Pflanzentheilen gehörigen oberirdischen birgt. Er nimmt also in hd lee = a a De En a an nn und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 7 solchen Fällen abgesunkenes Land an und meint, sie seien wohl kaum häufig. Hierin irrt er. Bei genügender Berücksichtigung der diesbezüglichen Angaben in der Litteratur hätte er stutzen müssen; ich selbst bin nunmehr in der Lage sie zu vermehren, es wird sich überhaupt in Zukunft zur Entscheidung unserer Haupt- frage darum handeln, die Beispiele zu häufen: eine grosse Anzahl einzelner Flötze aller Reviere bezüglich ihrer Entstehungsweise zu untersuchen. Der Bohrkern des genannten, von dem trefflichen Bohr- ingenieur Herrn H. LugıscHn bis auf 750 Meter niedergebrachten Bohrloches, das einen Theil der Schatzlarer (Saarbrücker) Schichten im Hangenden, die ganze Sattelflötzgruppe, und einen guten Theil der oberen Ostrauer (Rybnicker) Schichten durchteuft hat, wurde mir in genügender Ordnung übergeben; der Kern besass in seiner oberen Partie einen Durchmesser von fast 2 Decimeter, in der mittleren 1,50 Decimeter und in der unteren fast 1 Decimeter. Bei diesen Dimensionen war die Erwartung, den palaeontologischen Inhalt in seinem Verhalten zu den Kohlenflötzen hinreichend beob- achten zu können, von vornherein gerechtfertigt, und ich habe da- her nicht versäumt, den Versuch zu machen, einmal das Verhältniss der Stigmaria-Schiefer zu den Kohlenflötzen und den Inhalt der letzteren, soweit er zu eruiren war, namentlich für die Haupt- flötzgruppe Oberschlesiens festzulegen. Bei nicht weniger als 27 Kohlenflötzen des Bohrloches konnte durch Constatirung von Stigmaria- Schiefer im unmittelbaren Liegenden der Flötze und bei den meisten der letzteren durch Ermittelung von Sigillaria — aber auch (wenn auch weniger hervortretend) von Zepidodendron-Resten — namentlich in den begleitenden Brandschiefern die Autochthonie der Flötze bestimmt werden. Jetzt, wo den Pflanzenpalaeontologen die Zweifel an der orga- nischen Zusammmengehörigkeit der Stigmarien und der Lepidophyten, erstere als unterirdische Organe der Sigillariaceen und Lepidoden- draceen, gründlich geschwunden sind, sollten solche immer und immer wieder gemachten Beobachtungen grössere Berücksichtigung finden; erfahrene Bergleute, Praktiker im Steinkohlengrubenbetriebe, nennen es eine »alte Regel«, dass Stigmarien die Sohle der Flötze 8 H. Poronsmt, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen einnehmen. Im Folgenden gebe ich das Profil des Bohrloches mit den Angaben, soweit sie für unseren Zweck von Wichtigkeit sind. Teufe. Durchsunkene Schichten. 55,88 Meter!) Kohlenflötz (No. 1). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon und Sandstein. Calamites (Schieferthon). Stigmaria ( » 3 Calamites ( > )i Stigmaria - Schiefer. a N Kohlenflötz (No. 2). Stigmaria-Schiefer. Sandstein und Schieferthon. Calamites (Schieferthon). 86,50 » Sigillaria-Flötz?) (No. 3). Schieferthon. 94,20.» Sigillaria-Flötz (No. 4). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon. IL.0 Kohlenflötz (No. 5). Stigmaria-Schiefer. Sandstein, Schieferthon und Kohlenflötze. 126.10 We Sigillaria-Flötz (No. 8). Schieferthon. 130,20 » Sigillaria-Flötz (No. 9). Stigmaria-Schiefer. Sigillaria (Schieferthon). Schieferthon mit Kohlenschmitzen und Sandstein. Kohlenflötz (No. 10). Schieferthon und Sandstein. 1) Diese Zahlen bedeuten stets die liegenden Grenzen der Flötze. 2) Der Ausdruck Sigillaria- Flötz in der Tabelle soll natürlich nicht be- deuten, dass die so bezeichneten Flötze ausschliesslich aus Sigillaria-Resten gebildet werden, aber es ist wahrscheinlich, dass sie den wesentlichen Antheil am Flötz-Material haben. und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 9 Teufe. Durchsunkene Schichten. 155,25 Meter Kohlenflötz (No. 11). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon und Sandstein. 1.16.9052» Sigillaria-Flötz (No. 12). Stigmaria-Schiefer. Sandstein und Schieferthon. Calamites (Schieferthon). 209,90...» Sigillaria-Flötz (No. 13). Stigmaria-Schiefer. Sandstein. Calamites (Schieferthon). Sandiger Schieferthon. Calamites (Schieferthon). Sandstein. Calamites (Schieferthon). 222,20» Sigillaria-Flötz (No. 14). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon und Sandstein. Calamites (Schieferthon). Sandstein, Schieferthon und Kohlen- schmitzen. 230,45» Kohlenflötz (No. 15). Stigmaria-Schiefer. Sigillaria (Schieferthon). Calamites (Schieferthon) (Autochthon durch nach allen Richtungen hin aus- strahlende Wurzeln). 240,10» Kohlenflötz (No. 16). Stigmaria-Schiefer (darunter Stig- marien mit in Thoneisenstein umge- wandelten, noch cylindrischen Ap- pendices). alamites (Schieferthon). Sandstein und Schieferthon. 10 H. Porosı“, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen Teufe. Durehsunkene Schichten. 251,90 Meter Kohlenflötz (No. 17). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon. 254,60 » Sigillaria-Flötz (No. 18). Stigmaria-Schiefer. Calamites (Schieferthon). 2061.2002 3 K.ohlenflötz (No. 19). Stigmaria-Schiefer. Calamites (Schieferthon). Schieferthon. Sigillaria (Schieferthon). 268,55» Sigillaria-Flötz (No. 20). Stigmaria-Schiefer. Calamites (sandiger Schieferthon). 27910272 Kohlenflötz (No. 21). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon. 283,80 » Sigillaria-Flötz (No. 22) (mit Lepido- \ dendron). Schieferthon und Sandstein. Calamites (Schieferthon). 306,60 » Sigillaria-Flötz (No. 23) (mit Lepido- dendron). Schieferthon. Sandstein. Sigülaria (Schieferthon). Calamites (Schieferthon). 324,202 73 Kohlenflötz (No. 24). Stigmaria-Schiefer. Calamites (Schieferthon). Sandstein. 334,60 » Kohlenflötz (No. 25). Stigmaria-Schiefer. Sandstein und Schieferthon. N und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 11 Teufe. Durchsunkene Schichten. 364,20 Meter Kohlenflötz (No. 26). 371,60 386,00 389,00 425,10 429,45 480,36 483,00 502,50 Stigmaria-Schiefer. Zwar keine Calamiten, aber Annularia radiata, ein Rest, der auf das Vorkommen von Calamariaceen hindeutet. (Schiefer- thon). Kohlenflötz (No. 27). Stigmaria-Schiefer. Sandstein und Schieferthon. Sigillaria-Flötz (No. 28). »Sigillaria alternans« (Schieferthon). Schieferthon mit Kohlenlagen. Stigmaria-Schiefer. Sigillaria-Flötz (No. 29). Stigmaria-Schiefer. Sandstein und etwas Schieferthon. Kohlenflötz (No. 30). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon. Kohlenflötz (No. 31). Schieferthon. Calamites (Schieferthon). Meist Sandstein. Kohlenflötz (No. 32). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon und Sandstein. Sigillaria- u. Lepidodendron-Brand- schiefer. Stigmaria-Schiefer. Viel Sandstein, Schieferthon. Lepidodendron (Schieferthon). Sandstein und Schieferthon. Kohlenflötz (No. 33). Stigmaria und Lepidodendron. 11 H. Porosır, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen Teufe. Durchsunkene Schichten. Calamites. Sandstein, Schieferthon und Kohle. 647,20 Meter Kohlenflötz (No. 38). Stigmaria-Schiefer. Kohle (No. 39). Schieferthon. Calamites (Schieferthon). Stigmaria (Schieferthon). Lepidodendron (Schieferthon). Kohle (No. 40). Schieferthon. 682,60 » Kohlenflötz (No. 41). Stigmaria-Schiefer. Schieferthon und Sandstein. 101,90, 2% Kohlenflötz (No. 42). Schieferthon. Sandstein. Stigmaria (Schieferthon). Lepidodendron (Schieferthon). 126,15 » Kohlenflötz (No. 43). Stigmaria. Schieferthon. Stigmaria (Schieferthon). Die Stigmaria-Schiefer unter den Flötzen waren so auffallend und so leicht zu constatiren, und die Sigillaria- (und Lepidoden- dron-) Stamm-Abdrücke in den Brandschiefern der Flötze, nament- lich im unmittelbaren Hangenden derselben oder ın dem die Flötze bedeckenden Thonschiefer, so exquisit erhalten, dass ich mit Leichtigkeit den Herren General-Director Bergrath SANNER, Berg- werksdirector und Bergassessor BRAETSCH und Oberbergamts- markscheider ©. GAEBLER an Ort und Stelle die genannte That- sache zu demonstriren ın der Lage war. Herr GAEBLER war bei der Untersuchung des ganzen Kernes zugegen, die vom untersten # L 4 } und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 13 Ende ab nach aufwärts vorschreitend geschah; ich war immer in der Lage, sobald typischer Stigmaria-Schiefer auftrat, ihm anzu- geben, dass nun ein Flötz folgen müsse, ohne dass ich vorher von der Bohrtabelle Kenntniss genommen hatte, die der genannte Herr während der ganzen Untersuchung in Händen hatte. Es ist mir lieb, dass Herr GAEBLER das bestätigen kann. Für mich war es von vornherein wahrscheinlich, dass die Mehrzahl der Kohlenflötze aller Formationen autochthon sein müsse, denn diese Annahme setzt weiter nichts voraus als eine für Wasser genügend impermeable, für einen sumpfigen Boden günstige Unterlage (Stigmaria-Schieferthon), eine Erscheinung, die durch die stets auf der Erde gegebenen Verhältnisse leicht und überall eintreten kann, wie auch heute die zahlreichen Sumpfgelände, Waldmoore, hier namentlich die Swamps Nord- Amerikas, und die Torf- und anderen Moore der gemässigten Zone beweisen. Es sind also zur Bildung von Humuslagern, wie wir sehen, nur einfache Bedingungen nöthig, die daher oft und immer wieder gegeben sein mussten. Die Treibholztheorie und allochthone Annahme überhaupt hingegen erfordert complicirtere, sich weit seltener bietende Bedingungen, und es ist diesbezüglich charakteristisch, dass hier die Autoren, um treffende Beispiele aus der Jetztzeit zu finden, meist in die Ferne schweifen, nament- lich gern zum Vergleich die Verhältnisse am Unterlauf des Mississippi heranziehen, oder sonst einzelne Beispiele wählen müssen, die immer wieder auftreten. Freilich weisen diese Fälle von vornherein darauf hin, dass auch in den früheren Perioden allochthone Humusbildungen vorgekommen sein werden, und es sind ja auch solche nachgewiesen. Die vorstehende Ueberlegung macht aber zur Pflicht, von einer zu schnellen Verallgemeinerung, die OCHSENIUS durch seine Annahme der Allochthonie für die meisten Kohlenflötze begeht, abzusehen und vielmehr die Einzel- fälle zu untersuchen. Bis jetzt sind weit mehr solche Einzel- fälle bekannt, die für Autochthonie sprechen: ein Resume aus den bisherigen genügenden Untersuchungen spricht nicht für Allochthonie, sondern für Autochthonie der ganz überwiegenden Mehrzahl der Koblenflötze. Es würde auch die Anwendung der 14 H. Poroxt‘, Ueber Autochthonie von Oarbonkohlen-Flötzen ÖCHsenIus’ schen Annahme speciell auf die Steinkohlenflötze bei der grossen Verbreitung des productiven Carbons ein merk- würdiges, ungewohntes Kartenbild der damaligen Erdoberfläche ergeben. »»Die Steinkohlen-Reviere müssten danach alle in der Niederung gewaltiger Ströme gelegen haben, besonders in jener Region abgeschnürter Flussarme — sagt E. KoKEn, dessen Lehr- buch D) von allen wohl die eingehendste gewissenhafte Darstellung unserer Kenntnisse über die Bildung der Steinkohlen bietet —, von denen SHALER in seiner grossen Arbeit über den »Dismal- Swamp«, die Sümpfe Virginiens und Nordcarolinas, eine vorzüg- liche Schilderung gegeben hat 9. »In seinem Lauf durch das Schwemmland bildet der Fluss (der Mississippi) durch sein Öscilliren beständig grosse Windungen, Oxbows, wie sie gewöhnlich genannt werden, die schliesslich an ihrem Halse abgeschnürt werden, so dass der alte Weg des Stromes zu einem halbmond- förmigen See wird, der selten, ausgenommen in Zeiten hohen Wassers, in offener Verbindung mit dem Hauptstrom_ bleibt. In solchen Fluthperioden dringt das schlammige Wasser in die Becken, setzt eine grosse Masse Sediment ab, und so werden diese Ueberbleibsel des alten Stromes rasch fast bis zum Niveau des Hochwassers angefüllt. Gleichzeitig schiessen Bäume, Baum- wollengestrüpp, Cypressen und Weiden, ferner eine Menge ein- jähriger Kräuter und Stauden, die solche Plätze lieben, in die Höhe und häufen ihre Pflanzenmasse auf, ein Beitrag zur Ver- nichtung des Sees. Diese vegetabilische Masse, aus den ver- modernden Pflanzen entstanden, ist mehr oder minder vermischt mit Treibholz, von dem ein Theil aus dem Hauptstrom ein- schwimmt.«« Also sogar die abgeschnürten Flussarme besitzen eine grosse Zahl autochthoner Elemente, und wenn man auch hier und ) Die Vorwelt, Leipzig 1893, S. 189—190. 2) Die Arbeit des Genannten, erschienen in dem 10. Ann. Report. Unit. St. Geol. Surv. Part I, Washington 1890, ist zur Orientirung über die Natur der Swamps sehr geeignet. Das Studium derselben erklärt Eigenthümlichkeiten der Steinkohlenformation, die hier nicht berührt werden können. Durch die Lage der Swamps auch am Strande (vergl. die von Suarer 1. c. Taf. VI gebotene Karte des Dismal Swamps distriet) wird z. B. bei Senkungen das Vorkommen von Meeresthieren in den Mitteln des Carbons verständlich gemacht, und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 15 da im Carbon wird gleiche Verhältnisse wie am Unterlauf des Mississippi annehmen dürfen — aber es müsste erst wahrschein- lich gemacht oder bewiesen werden — so ist doch, ebenso wie die Hauptmasse des Swamp-Humus, der wie der Humus aller echten Moore autochthoner Natur ist, auch in den alten Mooren des Carbons die Hauptmasse autochthon, eben abgesehen von den in den Swamps befindlichen abgeschnürten Flussarmen, die ge- mischt autochthone und allochthone Bestandtheile enthalten. Mit einem kurzen Satz: Die allochthone Bildung von fossilen Humuslagern ist nicht die Norm, wie ÖCHSENIUS will, sondern umgekehrt, Autochthonie ist die Norm genau ebenso wie bei den entsprechenden Lagern der Jetztzeit. Dass auch sicher eingeschwemmte Pflanzenreste im Carbon vorkommen, ist ganz zweifellos, man erkennt dieselben in den mächtigen Bergmitteln, Sandsteinen und Schieferthonen, mit denen sie zusammen zur Ablagerung gelangt sind, leicht an der zer- fetzten, unvollkommenen und allermeist wie »Häcksel« zerkleiner- ten, daher gewöhnlich eine Bestimmung nur selten zulassenden Beschaffenheit. Herr L. OREMER z. B. sagt !) denn auch durchaus zutreffend: »Die Häufigkeit stark zerstückelter, verkohlter und versteinerter derber Pflanzenreste in manchen Conglomeraten beweist, dass diese Pflanzen jedenfalls durch Anschwemmung an ihren Ablage- rungsort gebracht worden sind.« Das ist zweifellos richtig. Wenn er aber fortfährt: »Es liegt nahe, diese Auffassung über die Ent- stehung vereinzelter auf die Anhäufung zahlreicher verkohlter Pflanzenreste, die Steinkohlenflötze, auszudehnen und somit eine neue Stütze für die Theorie des allochthonen Ursprungs unserer Steinkohlenflötze zu liefern«, so macht er sich desselben Fehlers wie OÜCHSENIUS, d.h. zu schneller Verallgemeinerung aus einzelnen Thatsachen, sicherlich schuldig. Aber auch in den Flötzmitteln lässt sich gar nicht selten 1) »Die Conglomerate des westfälischen Steinkohlengebirges« im »Glückauf« (30. Jahrg., S. 177 ff., Essen a. d. Ruhr, d. 27. Jan. 1894). 16 H. Poronts, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen Autochthonie durch das Auftreten vereinzelter Stigmarien von dem früher (1893 in der Zeitschrift d. D. geol. Ges. ]. c.) und weiter oben geschilderten Erhaltungszustand nachweisen. Man ist ge- zwungen hier anzunehmen, dass eim genügender aber vorüber- gehender Stillstand oder eine hinreichende Verlangsamung des Ab- satzes eingetreten war, um neuen Lepidophyten Ce und Lepidodendraceen) Wachsthum zu gestatten. Das Bohrloch des Oheim-Gruben-Feldes zeigt wiederholt — wie aus unserer Tabelle oben hervorgeht — das folgende Profil von einem Flötz zum anderen. 4. Lepidophyten- (Sigillaria-Flötz, untergeordnet mit Lepidodendraceen-Resten) -Kohle-Flötz. 3. Stigmaria-Schieferthon. 2. Sandstein und Schieferthon, oft vorherrschend mit Calamiten-Resten. l. Lepidophyten-Flötz. Wie wir sehen, sind es in erster Reihe die Lepidophyten- Stämme, welche hier die Flötze bilden. Das massenhafte Auf- treten von Calamitenresten in einer bestimmten Region erinnert an das Verhalten der Nachkommen der Calamariaceen, an unsere Equisetum- Arten, von denen ein Theil gern wasserbedeckte und feuchte Stellen schnell besetzt, wie nasse Wiesen, die oft von kleinen Zgquwisetum-Wäldern dicht überzogen sind. Sie vertragen eine Sand- und Schlammbedeckung ohne abzusterben; schnellerer Schlamm-Einbruch würde sie aber bei der geringen starren Fes- tigkeit, die sie besitzen, da sie leicht gebogen werden können, niederlegen, und auch die mächtigen centralen Höhlungen der Calamariaceen - Stammtheile bei oft verhältnissmässig dünnem Holzkörper dürfte oft veranlasst haben, dass sie niedergebrochen und in die Schichtungsfläche hineingekommen sind. Die ge- ringe Körper- Masse, welche die Calamarien bieten im Vergleich zu den Lepidophyten, erklärt wohl ihre nur untergeordnete Be- theiligung an der Kohlen-Flötzbildung. In einigen Fällen ist es mir gelungen, Rhizomstücke von Calamiten in dem Bohrkern auf- zufinden, deren den Stigmaria - Appendices äusserlich ähnliche und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 17 Wurzeln, die noch daran sassen, entsprechend den Stigmaria- Appendices in den Stigmaria-Schiefern, nach allen Richtungen wie zu Lebzeiten exact ausstrahlten. Diese Beweisstücke für die Autochthonie der zugehörigen Pflanzen veranlassen mich, auch für die Calamiten der Calamiten-Horizonte Autochthonie anzunehmen. Solche autochthonen Oalamarien-Rhizome sind übrigens längst bekannt ). Kommen auch mit Lepidophyten zusammen Calamiten und an- dererseits in den Calamiten-Horizonten hier und da Lepidophyten- Reste vor, so ist doch die Scheidung in Lepidophyten- Horizonte mit Kohlenflötzen und Oalamiten -Horizonte ohne Flötze bemerkens- - werth, und legt die Frage nahe, ob die üblichen landschaftlichen Restaurationen der Carbon-Vegetation nicht nach der Kichtung verbesserungsbedürftig sind, als wir es nach der erwähnten wieder- holten Beobachtung entweder mit Lepidophyten- oder aber mit Cala- miten-Wäldern zu thun haben, nicht mit Mischwäldern, in denen die beiden Baum-Bestandtheile im Ganzen gleichmässig häufig auftreten. Auch sonst kann man local ausgebildete Floren beob- achten. Im Rothliegenden des Saargebietes und Thüringens 2. B. treten die Walchien in bestimmten, meist sandigen Hori- zonten fast ohne Beimischung anderer Floren-Elemente auf. Mögen sie nun eingeschwemmt oder dort gewachsen sein: in beiden Fällen deutet ihr Vorkommen darauf hin, dass es Walchia- Wälder gegeben hat, in denen die »Arten« dieser Gattung der Landschaft die Physiognomie aufgedrückt haben. Es könnten noch mancherlei Beispiele angeführt werden). Das vereinzelte Auftreten von autochthonen Stigmarien in den Mitteln zwischen Stigmaria-Schiefer und dem nächstunteren Flötz ist in Parallele zu bringen mit dem Verhalten des einen der Charakterbäume der »Swamps« des atlantischen Nord- Amerika, jener Waldmoore, nämlich des Tawodium distichum, der virginischen I) Vergl. z.B. Graup’Eury, Fl. carbon. du departem. de la Loire. Atlas. Paris 1877, Pl. L-Fig.1. 2) Equisetites mirabilis des Waldenburger Liegendzuges z. B. erfüllt nach Srur (Die Culm-Flora der Ostrauer und Waldenburger Schichten. Wien 1877 S. 65 [71]) in der Regel allein die Schichten, u. s. w. Jahrbuch 1895, 2 18 H. Poroxıt, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen Sumpf-Oypresse. Sie zieht Sumpfboden vor, kommt aber auch ver- einzelt auf weniger feuchtem Boden vor, wenn auch dann gern in der Nähe eines Wassers. In letztem Fall wird die Pflanze nur ganz ausnahmsweise der Humusbildung dienen, in ersterem hilft sie nach ihrem Tode das Humus-Lager vermehren. Der Lepidophyten- Wald aufrechter Stammstrünke über dem Flötz »Zweibänke« des Piesberger Carbons, von dem ein Baumrest (ein Steinkern des- selben) im Lichthof der Kgl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin!) Aufstellung gefunden hat, gehört zu dem oben als »letzten« bezeichneten Fall. Dass auch inmitten der Flötze, also in der Kohle, bei aufmerksamer Untersuchung Stigmarien gefunden werden, ist bei der Annahme autochthoner Bildung der Flötze selbstverständlich. Wie in den Swamps eine neue Baumvegetation auf den Leichen der älteren, nunmehr humificirten wuchert und zu Grunde geht, um wieder den Boden einer noch jüngeren Generation zu bilden, ebenso war es bei den meisten fossilen Humuslagern, nicht nur den Steinkohlenflötzen, sondern gewiss auch bei den meisten Kohlenflötzen des Mesozoicums und Kaenozoicums. Der wesent- liche Unterschied zwischen den Mooren der gemässigten Zone, sowie den Swamps einerseits und den Braunkohlen-, den meso- zoischen und Steinkohlen - Flötzen andererseits, liegt in der Ver- schiedenartigkeit der Vegetationen, nicht in der Verschiedenartig- keit ihrer Bildungsweise. Die fossilen und recenten Humuslager hatten und haben das Gemeinsame, aus Sumpf- und Wasser- pflanzen zusammengesetzt zu werden, aus Vegetationen also, die durch ihren Standort zu reichlichen Humusbildungen Veranlassung geben. Auf ein treffliches Beispiel für autochthone Bildung aus dem Kaenozoicum, das ich wiederholt in Augenschein genommen habe, sei im Zusammenhange mit der Tendenz dieser Arbeit besonders aufmerksam gemacht, weil es nicht anders als ein fossiles Swamp !) Vergl. Poronıt, Dieses Jahrbuch für 1889, Berlin 1892, S. 246 ff. und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 19 von amerikanischem Typus bezeichnet werden kann, wie das für den Botaniker leicht zu bemerken ist!). Hinsichtlich der Vege- tatıon, namentlich durch das Auftreten des Charakterbaumes der recenten Swamps, Taxodium distichum, bietet es die grösstmög- liche Aehnlichkeit mit den recenten Swamps?). Ich meine den bis über 10 Meter mächtigen Theil des miocänen Braunkohlenflötzes bei Gr. Räschen (in der Nähe von Senftenberg) in der Niederlausitz, das namentlich in den Tagebauen der Gruben »Ilse«, »Victoria« und »Marie II« einen interessanten Anblick bietet?). Vergl. die Taf. III. Wie in den recenten Swamps mehrere Waldgenerationen übereinander an den in bestimmten Horizonten im Humus einge- betteten, übrig gebliebenen aufrechten Baumstümpfen zu erkennen sind, ganz genau ebenso ist es bei dem in Kede stehenden Braunkohlenflötz mit dem einzigen Unterschiede, dass der Humus zu Braunkohle geworden ist. Im Liegenden des Flötzes und im Hangenden sowie mitten in demselben ist an zahlreichen aufrechten und oft mächtigen, bis mehrere Meter Durchmesser zeigenden, bewurzelten Baumstümpfen der Rest der alten Wälder vorhanden. Die gegenseitigen Entfernungen der Stümpfe von einander ent- sprechen — wie das der hier beigegebene, von Herrn Betriebs- führer CLEMENS BANNIZA freundlichst aufgenommene Plan Taf. IV zeigt — denjenigen, wie sie der Kampf um’s Dasein im Urwalde schafft: kurz alle Erscheinungen, welche das Flötz bietet, ent- sprechen dem von den recenten Swamps her Bekannten. Bei der Eigenthümlichkeit von Taxodium distichum, die benadelten Sprosse entgegen dem sonstigen typischen Verhalten der Coniferen all- jährlich abzuwerfen, lässt sich zum Theil wohl schon hieraus die I) Vergl. diesbezüglich auch O. Eseror, »Die Braunkohlen- Ablagerung in der Gegend von Senftenberg«, Dieses Jahrbuch für 1893. Berlin 1895 S. 226 ff. 2) Die von Herrn O. Eserpr übernommene pflanzenpalaeontologische Bear- beitung wird ergeben, welche anderen Baum-Arten ausser Taxodium distichum vorkamen. 3) Ich kann nicht umhin auch an dieser Stelle namentlich Herrn Baurath Fr. Horrmass, dem Besitzer der Grube Victoria, und den Directoren dieser Grube und der Gross-Räschener Werke überhaupt Herren Lrerzmann und Lurze für die stete liebenswürdige Unterstützung bei meinen wiederholten Besuchen verbindlichsten Dank zu sagen. 9 20 H. Poronık, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen reichliche Humusbildung erklären. Viele der Stämme, die ich daraufhin untersuchte, waren hohl, diejenigen im Liegenden er- füllt mit Schweelkohle. Die Thatsache, dass sich über dem das Flötz bedeckenden Thon stellenweise ein altes Torfmoor befindet, weist darauf hin, dass die Verhältnisse zur Entwickelung hu- moser Bildungen bis zum Diluvium zum Theil die gleichen ge- blieben sind. In dem das alte Torfflötz unmittelbar bedeckenden humosen Sande haben sich mächtige, aufrechte Baumstümpfe (Pinus silvestris oder Picea excelsa?) gefunden, dadurch ungemein an die Verhältnisse über dem Flötz Zweibänke des Piesberges (vergl. weiter vorn) erinnernd. Auch in dem Torflager selber sollen Stümpfe gefunden worden sein; ich selbst konnte aber nur Birkenzweige und -Rinde und einen Zapfen von Pinus silvestris finden. Zu den beigegebenen Abbildungen und dem Plane nun noch das Folgende: Der Wunsch nach einer Gesammt- Uebersicht, die gleich- zeitig das Hangende und das Liegende des in den genannten 3 Gruben abgebauten Braunkohlenflötzes mit seinen Baumstümpfen veranschaulicht, liess sich auf photographischem Wege bei der Grösse und Lage des Objects nicht zur Grenüge erfüllen; ich habe daher Herrn W. Pürz veranlasst, die Grube Marie II, welche die beste Gesammt-Anschauung bietet, von einer geeigneten Stelle aus mit der Hand zu skizziren. Die Zeichnung Taf. III giebt ein treffliches anschauliches Bild. Photographische Reproductionen mussten sich im Wesentlichen auf die Fixirung von bemerkenswerthen Einzelheiten beschränken. Eine dieser Einzelheiten, nämlich ein nicht zusammenge- drücktes, im Flötz horizontal liegendes, grosses Stammstück, hat leider nicht aufgenommen werden können, da meine Bitte, den Stamm 24 Stunden in situ zu belassen, leider aus Versehen unberücksichtigt geblieben war. Einen solchen Fall habe ich trotz des Besuchs der Gruben zu 3 verschiedenen, durch mehrere Monate von einander getrennten Zeiten nur einmal constatirt; aber dass unverdrückte, liegende (dann wurzellose) Stämme über- haupt vorkommen, macht es wahrscheinlich, dass die Wirkung eines stärkeren Druckes auf die horizontalen Stammstücke, von und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 21 denen das eine 25 Meter lang war, nicht die wesentliche Ursache für die gewöhnlich flache Erhaltung derselben gewesen sein kann. Es dürfte vielmehr nur ein gelinder Druck, wie ein solcher durch Humus-Bedeckung in einem Moor zu Stande kommt, das in sich selbst Zusammensinken der Horizontal-Stämme in Richtung der Schwerkraft unterstützt haben. Einen zusammengesunkenen Horizontal-Stamm ım Flötz steckend zeigt die Photographie Text-Figur 4, und auf der Skizze Taf. III ragen zwei solche Stämme im linken Vordergrunde am 2. Vorsprung des Flötzes frei hervor: der eine zum Beschauer hin gerichtet, der andere rechtwinkelig zu demselben. Der am 1. Vorsprung befindliche, zum grössten Theil schräg abfallende Flach-Stamm liegt nicht mehr in situ, sondern ist abgerutscht. Wie die Flachstämme auch mitten im Flötz vorkommen, so Fig. 4. Zusammengesunkener Horizontal-Stamm, im Flötz der Grube Marie II steckend. 22 H. Porosıs, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen also auch — wie in den recenten Waldmooren — die aufrechten Stümpfe mit noch anhaftenden Wurzeln. Dies demonstrirt, ab- gesehen von der Skizze Taf. III, welche solche Stümpfe im Flötz auf der linken Vorderwand zeigt, die Photographie Text-Figur 5. Dass die Stümpfe allermeist hohl sind, zeigt das von mir prä- parirte Beispiel im rechten Vordergrunde der Photographie Text- Fig. 6. Der Inhalt der Höhlungen, namentlich der Stümpfe im Liegenden, ist — wie gesagt — Schweelkohle.e An dem Exem- plar im linken Vordergrunde der genannten Figur ist das Aussen- Holz des Stammes bis zur Ausfüllungsmasse der Höhlung, also Fig. 5. Unterer Theil des Flötzes der Grube Ilse mit einem aufrechten Baumstumpf inmitten desselben, und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 23 exclusive der Schweelkohle, fortgenommen worden, sodass auf dem die Basis der Höhlung bildenden, übrig bleibenden Holzklotz ein tüchtiger Klotz von Schweelkohle thront. Ueber die Entstehung und Herkunft der Schweelkohle und ihre Lagerstätte in den Stumpf-Höhlungen das Folgende. Es ist eine bekannte Erscheinung, dass nach dem Fällen oder Abbrechen von Baumstämmen die in der Erde zurückbleibenden Stümpfe harzführender Bäume leicht verkienen, also besonders zur Harzproduction geneigt sind, da der Harzfluss in physiolo- gischer Hinsicht ein Wundverschluss ist. Die Entstehung und Einige aufrechte Baumstümpfe in der Sohle des Tagebaues der Grube Marie II. Herkunft der Schweelkohle und ihre Lagerstätte in den Höhlungen so vieler der in Rede stehenden fossilen Stümpfe dürfte sich eben- falls aus Harzfluss erklären, der in die als Wunde anzusehende Stammhöhlung hinein besonders reichlich stattgefunden haben 24 H. Poronıg, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen muss. Dass sich hierbei die Hauptmasse des Harzes in dem un- teren Ende der Höhlung sammeln wird, liegt auf der Hand. Die Schweelkohle besteht im Wesentlichen aus fossilem Harz und brennt daher — besonders je nach dem Procentsatz der Verun- reinigungen — mit leuchtender Flamme oder schweelt nur. Nach eventuellem Abbrechen von Stämmen werden auch die Stümpfe, die ja oft noch lebensfähig gewesen sein werden, besonders reich- lich Harz gebildet haben, und auch dieser Fluss wird zur Ver- mehrung der Füllmasse in den hohlen Stümpfen beigetragen haben ). Ich möchte nicht vergessen darauf aufmerksam zu machen, dass Flötze, die keine aufrechten Stümpfe zeigen, nicht ohne Weiteres als allochthon angesprochen werden dürfen. Die meisten Braunkohlenflötze besitzen die Stümpfe nicht, ja zuweilen ist Lignit überhaupt nur untergeordnet vertreten. Es ist hierbei zu beachten, dass die Erhaltung des Holzes und somit auch der Stümpfe zum guten Theil von der Imprägnirung mit dem er- haltenden Harz abhängig ist. Haben wir daher ein fossiles Waldmoor, dessen Hauptbäume Dicotyledonen, kurz harzlose, Bäume sind, so werden wir eine Erhaltung wie bei Gr. Räschen nicht ohne Weiteres erwarten dürfen. Es wäre ferner stets die Frage im Auge zu behalten, in wie weit ein Flötz einem Moor ohne Bäume entsprechen könnte, wie wir sie recent ih der ge- mässigten nördlichen Zone so viel haben. Zu dem beigegebenen Plan (Taf. IV) des Tagebaues der Grube Marie II sei endlich noch bemerkt, dass die mit L be- zeichnete Fläche die Sohle des Baues, die liegende Flötzfläche, H hingegen die der Flötzdecke beraubte, hangende Fläche des Flötzes angiebt. Das Flötzstück H, ist im Verlauf eines Jahres abge- baut worden; es stand noch im October 1894. September 1895 war von der hangenden Grenzfläche die Partie 4, zu sehen. In diesem Zustande hat die Grube auf unserer Taf. III Darstellung gefunden. Eine vergleichende Betrachtung dieser Tafel mit dem 1) Dieselbe Erklärung habe ich bereits in der »Naturwissenschaftlichen Wochenschrift« Berlin 1895 Bd. X No. 39 S. 475 gegeben, und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 35 Plane wird schnell über die sich entsprechenden Theile orientiren. Die schwarzen Kreise oder Ellipsen deuten die Stellungen und Grössen-Verhältnisse der aufgedeckten Baumstümpfe an; überall wurden die Maasse der Durchmesser derselben verzeichnet. Im Uebrigen giebt der Plan selbst genügende Auskunft. Zum Schluss unserer Besprechung des tertiären fossilen Swamps sei auf ein Analogon desselben aus der Jetztzeit hinge- wiesen. In seiner Abhandlung »über einen untergegangenen Eiben- horst im Steller Moor bei Hannover« macht Herr H. ConwEntz }) Verhältnisse aus einem recenten Moore Norddeutschlands bekannt, die — abgesehen von der Zusammensetzung der Vegetation — durchaus an die geschilderten des Braunkohlenflötz-Theiles bei Gr. Räschen erinnern. Bei Stelle befindet sich ein grosses Heidemoor, das, nur wenig entwässert, doch in trockener Jahreszeit theilweise zugäng- lich ist. An einem Punkte desselben befindet sich unter einem ca. 0,3 Meter mächtigen Schilftorf, der von einem ca. 1 Meter mächtigen Sphagnumtorf überlagert wird, wie unter der Braun- kohle bei Gr. Räschen, ein alter Waldboden, der »mit sehr zahlreichen kleineren und grösseren Resten von Fichten-, Eiben-, Eichen-, Birken- und Erlenholz erfüllt ist... Die Hölzer liegen meist horizontal neben- und übereinander, aber ausserdem stehen auch noch viele Fichten- und Eichenstubben im Boden wurzelnd«. Von Taxus konnte Herr ConwEntz wohl an 50 solche Exemplare beobachten, einige von mehr als 1 Meter Stammumfang. »Die Stöcke sind 0,5—1,5 Meter hoch und ragen daher stellenweise aus dem Moor etwas hervor. Die Fichtenstubben ..... finden sich bisweilen auch noch in höheren Lagen des Torfes« — also ganz entsprechend dem Vorkommen von Stümpfen auch im Braun- kohlenflötz bei Gr. Räschen — und schliesslich kommen hier und da auch noch auf dem Moor kleine Exemplare von Picea ewcelsa, Juniperus communis, Populus tremula, Pirus Aucuparia, Pirus com- munis u. Ss. w. vor, sodass auch die Stümpfe auf der hangenden !) Berichte d. Deutsch. botan. Ges. XIII, Berlin, 1895, S. 401 ff. 26 H. Poroxız, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen Grenzfläche des Braunkohlenflötzes an dem in Rede stehenden recenten Vergleichsobject ihr Analogon finden. Herr ConwEnTZz schreibt mir noch: »Die Stubben sind nicht immer gleich hoch, obwohl die Differenz nicht beträchtlich ist. Man kann wohl annehmen, dass die Bäume bei der Ueberfluthung in der Höhe des Wasserspiegels am ehesten gebrochen wer- den konnten; vereinzelte Stämme sind auch mit ihren Wurzeln herausgehoben und hingeworfen. — Gewiss ist dies ein Analogon zu manchem Vorkommen ın der Braunkohlenzeit, und ich zweifele nicht daran, dass viele der stehenden Stubben dieser Epoche die Ueberreste eines in loco gewachsenen Waldes sind. Ich entsinne mich, vor vielen Jahren ähnliche Fälle in den Braunkohlengruben Niederschlesiens gesehen zu haben«. Auch Herr Geheimer Ober- Bergrath W. HAUCHECORNE hat sich !) die verhältnissmässige Gleichmässigkeit bezüglich der Höhe, bis zu welcher die Braunkohlenstümpfe bei Gr. Räschen erhalten sind, durch die Annahme zu erklären gesucht, dass die Stümpfe bis zur Höhe des Wasserspiegels stehen geblieben sind, da das Wasser gut vor Verwitterung schützt, während die der Luft aus- gesetzt gewesenen Theile abgefault sind. Ich habe durch das Vorstehende im Wesentlichen nur einige schon sehr oft in der Litteratur angegebene, also bereits bekannte Thatsachen, die zweifellos für das Ueberwiegen der Autochthonie der fossilen Humuslager sprechen, durch nochmalige Constatirung derselben ın Erinnerung gebracht. Zur Mehrung des Thatsachen- Materiales möchte ich noch einschalten, dass ich im Verlauf der ein Jahrzehnt umfassenden Spanne der Untersuchungen von Car- bon-Bohrkernen in Oberschlesien das Auftreten von Stigmaria- Schiefern unter Kohlenflötzen wiederholt beobachtet habe, ohne aber besonderes Gewicht darauf zu legen und mein besonderes Augenmerk darauf zu richten, da die Thatsache längst bekannt I) Vergl. Eseror |]. c. $. 282. und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. ur war: Es ist sehr leicht, eine grosse Liste über Angaben zusammen- zustellen bezüglich des vorwiegenden Vorkommens der Stigmarien im Liegenden der Steinkohlenflötze. Berücksichtigung verdient hier in erster Linie die alte diesbezügliche Beobachtung WILLIAM LoGan’sh. Dass es nöthig ist, die Erinnerung hieran aufzufrischen und diese Thatsache an möglichst verschiedenen Fundpunkten immer auf’s neue festzulegen, ist unzweifelhaft: das lehrt, wie gesagt, ein Vergleich der Angaben in unseren besten Lehrbüchern und der Meinungen, die in der neuesten Special-Litteratur auftauchen. Will sich zur Zeit aus dieser und den Lehrbüchern jemand, der keine eigenen Erfahrungen besitzt, über die Entstehungsweise des Gros der Kohlenflötze orientiren, so wird er hiernach nur zu leicht die vermeintliche Einsicht gewinnen, dass ein definitives Resultat noch gar nicht erreicht ist. Das ist aber trügerischer Schein: die Zusammenfassung aller Thatsachen und die Beachtung der Häufig- keit ihrer Beobachtung führt klipp und klar zu der Folgerung: Die ganz überwiegende Mehrzahl der fossilen Humuslager, namentlich diejenigen des Carbons, sind autochthon; die Verhältnisse waren diesbezüglich stets dieselben wie heutzutage. Wir brauchen keineswegs zur Erklärung der Eutstehungsweise der Carbon-Kohlen-Flötze Er- scheinungen, die heute nur ausnahmsweise auftreten, damals als allgemein gültig anzunehmen; im Gegentheil: die Verhältnisse, welche die Carbonflötze und die zwischen ihnen befindlichen Mittel bieten, erklären. sich weit leichter und zum grossen Theil ausschliesslich durch die Annahme, dass die Haupt-Vorbedin- gungen zu Humusbildungen stets dieselben wie heute gewesen sind. Weitere Thatsachen, die dafür sprechen, sind bei den Auto- chthonisten, z. B. bei GOEPPERT ?), nachzulesen, wie u. a. der !) On the Characters of the Beds of Clay immediately below the Coal- Seams of South Wales, and on the oceurence of Boulders of Coal in the Per- mant Grit of that district. (Transactions of the geol. Soeiety of London VI. London 1842, S. 491 ff). ?) Abh. als Antwort auf die Preisfrage über die Entstehung der Steinkohlen. Harlem 1848. 28 H. Poronıt, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen Hinweis auf die Thatsache der guten Erhaltung zahlreicher, viel- fach gefiederter, zarter Farnreste, die bei der Ausbreitungsweise auf den Schichtungsflächen in einer Schönheit, wie man’s im Her- barıum nicht besser haben kann, ruhige Verhältnisse bei der Ein- bettung voraussetzen. Viel zu wenig Beachtung hat in unserer Frage die ältere treffliche Zusammenstellung CHARLES LYELL’s in seiner Geologie 1) gefunden. Er hat mit Dawson im Carbon Neu-Schottlands nicht weniger als 68 verschiedene Niveaus von »Wurzeln« führenden Böden gefunden, und auch die anderen von ihm zusammenge- stellten Thatsachen führen ıhn zu demselben Resultat, wie ıch es finde. Es ist hier nicht der Ort, die Daten, die er und überhaupt die Autochthonisten angeben, alle zu wiederholen, aber ich muss doch betonen, dass es nothwendig ist, dass die Allochthonisten sich mehr wie bisher bemühen, die schon lange und oft beschriebenen Thatsachen, die für Autochthonie sprechen, zu berücksichtigen. GRAND’ EuURY ?), der eine vermittelnde Stellung zwischen Au- tochthonisten und Allochthonisten einnahm, aber doch neuerdings sich mehr den ersteren als den letzteren zuneigt, kann in seiner Darstellung für die von ihm untersuchten Gebiete Frankreichs Recht haben, obschon einzelne Einwendungen, die er GOEPPERT, überhaupt den reinen Autochthonisten macht, sich auch bei der Annahme autochthoner Entstehung der Kohlen leicht erklären, z. B. die Schichtung der Kohle. Es sei z. B. daran erinnert, dass auch autochthoner Torf geschichtet erscheinen kann. Doch wie gesagt, es bedarf der Untersuchung vieler Einzelfälle: eine Verall- gemeinerung gewonnener Resultate ist für unsere Frage durchaus zu vermeiden; es steht vorläufig, wiederhole ich, so viel fest — und das steht im Einklang mit dem, was die Jetztwelt bietet —, 1) Mir liegt die deutsche Uebersetzung nach der 5. Aufl. des Originals vor, betitelt »Geologie oder Entwickelungsgeschichte der Erde und ihrer Bewohner« Berlin II. Bd., 1858, S. 136 ff. 2) Mem. sur la formation de la houille. Ann. des miues. Paris 1882. Vergl. auch die neueste Zusammenstellung des genannten Autors auf $. 150 ff. der Geologie et pal&ontologie du bassin houiller du Gard. Saint-Etienne 1890 (er- schienen 1892). und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 39 dass auch zur Steinkohlenzeit autochthone Humusbildungen die ge- wöhnlichen sind. Neuerdings hat sich Herr Orro KuNTZE mit unserer Frage beschäftigt 1), seiner Arbeit haftet aber u. a. der Mangel eigener Erfahrungen hinsichtlich der von ihm ins Feld geführten palaeonto- logischen Daten an. Er fühlt recht gut, dass der Stigmaria-Schiefer mit nach allen Richtungen hin ausstrahlenden Appendices 2) in der That als der versteinerte humose Thonboden zu betrachten ist, in dem auch die Stigmarien gewachsen sind, für den Fall nämlich diese Appendices wirklich den Bau besitzen, wie er von mir in meiner Abhandlung in der Zeitschrift der Deutschen geolog. Ges. von 1893 angedeutet und ja thatsächlich längst genau bekannt und immer wieder constatirt worden ist. K. ist aber der Mei- nung, dass die Stigmaria-Appendices im Leben zweischneidige und flache Gebilde gewesen seien, also eine dolchförmige Gestalt be- sessen haben, auch in der Beziehung dolchähnlich, als sie spitz gewesen sein sollen und mit genügender Festigkeit versehen, um nach Herausnahme der Stigmarien aus dem Boden starr und steif vom Hauptkörper abzustehen. Wenn er schon den vielen zuver- lässigen, guten Angaben in der Litteratur nicht traute oder diese Angaben nicht gekannt hat, so wäre es doch rathsam gewesen, bevor er den Appendices die für seine Theorie nöthige Grestalt und Festigkeit gab, sich vorher. von einem beliebigen Pflanzen- palaeontologen über das, was wir jetzt über die Gestalt und den Bau der Appendices wissen, orientiren und sich die Objecte de- monstriren zu lassen und zuzusehen, wie weit das mit seiner An- nahme übereinstimmt. Seine Annahme, dass das Gros der Flötze !) Geogenetische Beiträge, Leipzig 1895, 8. 42 ff. 2?) Ich betone ganz besonders, dass die Appendices nach allen Richtungen in der die Stigmaria-Körper senkrecht durchschneidenden Ebene ausstrahlen, also sowohl in Richtung nach dem Erd-Mittelpunkt als auch dieser Richtung entgegen u.s.w. Kuntzze scheint das 8.48 ff. zu bezweifeln, obwohl diese Beobachtung an vielen Halden so sehr leicht zu machen ist. Zur Zeit ist z. B. die Halde des Mehner-Schachtes der Rudolf-Grube bei Volpersdorf, die ich im Oktober 1895 besucht habe, reich mit Stigmaria-Schiefer bedeckt, der, wovon ich meinen Be- gleiter Herrn Obersteiger J. VöLkeL überzeugte, die in Rede stehende Erscheinung sehr leicht demonstrirt. 30 H. Poroxit, Ueber Autochthonie von Carbonkohlen-Flötzen »pelagochthon« sei, wie er »die sedimentär geordnete Ablagerung grober Substanz im Wasser (des Meeres) direct unter der Vegetation« nennt, setzt überdies eine schwimmende Vegetation voraus (in an- derer Weise als die unter Umständen »schwimmende« Decke der Swamps), die verhältnissmässig so selten vorkommt, dass schon hieraus Bedenken gegen die Theorie auftreten müssen. Mir giebt diese Bemerkung gegen Herrn Kuntze Veranlassung nochmals ausdrücklich auf das vorn beschriebene Stück aus dem Bohrloch Oheim hinzuweisen. Die vorschriftsmässig wie bei einem unterirdischen Pflanzentheil, der sich noch in situ befindet, nach allen Richtungen radial ausstrahlenden Appendices sind hier durch Thon -Eisenstein ersetzt und zeigen, wo sie nicht in der Schich- tungsfläche liegen, noch ihre ursprüngliche cylindrische Gestalt, also nicht die übliche bandförmige Erhaltungsweise, die Herrn KuntzE zu dem oben monirten Fehler veranlasst hat. Ich bemerke noch ausdrücklich, dass der oben S. 5. abgebildete Rest ebenfalls die Appendices sowohl nach unten als auch nach oben hin ausstrahlend zeigt. Das Bohrkernstück, das den Stigmaria-Hauptkörper Fig. 1 bedeckt, ist vorhanden und zeigt von der Seite gesehen dieselbe Erscheinung wie Fig. 3, abgesehen natürlich von dem Fehlen des Hauptkörper-Steinkernes, der sich ja auf dem Stück Fig. 1 be- findet. Aus Platz-Rücksichten ist das in Rede stehende Gegen- stück — die Fortsetzung der Fig. 3 nach unten hin bildend — fortgeblieben. Das Gesammtstück zeigt übrigens, dass die Appen- dices der abgebildeten Seite üppiger entwickelt sind als diejenigen, welche zu den in Fig. 1 sichtbaren Narben, deren Appendices in dem Gegenstück stecken, gehören. Die Appendices in Fig. 2 und c ın Fig. 3 dürften daher die nach unten hin gerichtet gewesenen sein. Da echte Wurzeln bei ihrem Geotropismus vornehmlich resp. ausschliesslich die dem Erdmittelpunkt zugewendete Fläche bekleiden, ist diese Deutung gewiss zu billigen; denn Organe, die zwar in theoretisch-morphologischer Beziehung nicht absolut mit echten Wurzeln übereinstimmen aber hinsichtlich ihrer Function durchaus Wurzeln sind, müssen eben in ihren wesentlichen Func- tionen sich wie Wurzeln verhalten. Die Seite 6 oben angedeutete Thatsache, dass das Füll- und des Senftenberger Braunkohlen-Flötzes. 31 Material des Hauptkörpers wesentlich sandiger ist, als das Ma- terial der Umgebung, wie das in Fig. 3 durch hellere Abtönung des Hauptkörper - Querschnittes zum Ausdruck gekommen ist, darf nicht etwa benutzt werden, um eine Einschwemmung des Stückes zu begründen. Die Annahme, dass es sich um eine nachträgliche Ausfüllung in situ durch etwas abweichendes Ma- terial handelt, ist in unserem Falle die einzig annehmbare und ja auch durchaus naheliegend, auch durch Beobachtungen in der Jetztwelt unterstützt. So schreibt mir z. B. Herr Fr. Kaunx- HOWEN: »Vor mehreren Jahren hatte ich in meiner Heimath an der Radaune in Westpreussen öfters Gelegenheit zu beobachten, dass (natürlich in humosem Boden stehende) hohle Baumstümpfe von Erlen, wenn dieselben dem Hochwasser ausgesetzt waren, bis tief in die Wurzeln hinein von Sand erfüllt wurden. Rodete man dann solch einen Stubben, so verursachte er infolge seiner Sandfüllung den Arbeitern nicht geringe Mühe und musste, bevor er zerkleinert werden sollte, erst entleert werden, da der Inhalt sonst der Schärfe der Axt regelmässig verhängnissvoll wurde«. Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch- Düpben. Von Herrn K. Keilhack ın Berlin. Der zwischen den Thälern der Elbe und Mulde sich er- hebende Landrücken wird innerhalb des preussischen Staatsge- bietes von drei Eisenbahnlinien überschritten. Die südlichste der- selben ist das Theilstück Eilenburg - Torgau der Halle - Sorau- Gubener Eisenbahn, welches anscheinend in einem diluvialen, heute todten Ostwestthale liegt; das nördlichste ist die Strecke Wittenberg-Bitterfeld der Anhalter Bahn, welche nur noch den ganz flachen nördlichsten Theil der genannten Hochfläche über- schreitet und nur wenig über die Sohlen der dieselbe begrenzenden Thäler sich erhebt. Im letzten Jahre nun ist in der Mitte zwi- schen beiden eine dritte Bahnverbindung hergestellt, durch welche das an der Elbe liegende Städtchen Pretzsch, Station der Torgau- Wittenberger Bahn, mit Düben an der Mulde verbunden wurde. Diese Strecke überschreitet beinahe den höchsten Theil der Hoch- fläche, die man nach der mitten darin liegenden Stadt die Schmiedeberger nennen kann, und hat mit ihren zahlreichen Einschnitten einen lehrreichen Einblick in den Bau derselben ge- währt. Ich wurde von der Direction der Königl. geologischen Landesanstalt im Frühjahr 1895 mit einer Bereisung der im Bau begriffenen Strecke beauftragt, führte diesen Auftrag im April 1895 aus und berichte darüber Folgendes. | K. Keitnack, Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch-Düben. 33 Die Bahn beginnt einen Kilometer westlich von der Stadt Pretzsch in 220 Fuss Meereshöhe !), folgt dem Thale des Pretzscher Baches und einem Nebenthale desselben bis Moschwig südlich von Schmiedeberg, steigt dann ziemlich steil bis zu der in 420 Fuss Höhe in der Söllichauer Forst liegenden Wasserscheide an, und fällt von da, ein dazwischen liegendes Thal überschreitend, all- mählich bis zu dem in 240 Fuss Meereshöhe liegenden Bahnhofe Düben. Da em Profil der Bahnlinie mir nicht zur Verfügung stand, auch noch keine Eintheilung der Strecke in Stationen von 100 zu 100 Metern vorhanden war, so muss ich die folgenden An- gaben über beobachtete Aufschlüsse auf die Entfernung vom Bahn- hofe Pretzsch und auf benachbarte Oertlichkeiten beziehen. Vom Bahnhofe Pretzsch aus biegt nach kurzer Strecke die Bahnlinie nach SW. ın das Thälchen des Pretzscher Baches ein, auf dessen Nordseite sie sich bis Splau bewegt. Auf dieser Strecke liegen 2 Einschnitte. Der erste, kürzere liegt 1400 Meter vom Bahnhofe entfernt und zeigt zu oberst eine Decke von 0,4 bis 1,0 Meter Mächtigkeit, aus Grand bestehend, in welchem zahlreiche bis zu halber Kopfgrösse reichende Geschiebe liegen. Das darin überwiegende Material sind Milchquarze und Kiesel- schiefer, während die Geschiebe vorwiegend aus nordischen kry- stallinischen Gesteinen und Feuerstein bestehen. Darunter folgen bis zu 4 Meter Tiefe geschichtete Diluvialsande. Der 400 Meter weiter nach Splau zu beginnende zweite lange Einschnitt zeigt in seinem östlichen Beginn ein ganz ähnliches Profil, nämlich 1/y—®/a Meter mächtigen, stellenweise grandigen, an Steinen armen Geschiebesand, und darunter bis zu 3 Meter mächtige feinere Sande mit ausgezeichneter discordanter Parallelstructur. Je weiter aber der Einschnitt den Kern des Hügels anschneidet, desto mehr verflacht sich die diluviale Decke und die Hauptmasse des Ein- schnittes steht in tertiären Schichten und zwar in einem Wechsel von gröberen und feineren Quarzsanden mit fetten, helleren und !) Da die Messtischblätter in dem von der Bahn durchschnittenen Gebiete die Höhenangaben in preussischen Decimalfuss (100 Fuss — 37,662 Meter) ent- halten, so habe ich in meinem Berichte mich dem angeschlossen. Jahrbuch 1895, 3 34 K. Keitnack, Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch-Düben. dunkleren Thonen. Die Tertiärschichten liegen nicht horizontal, sondern sind unter einem nach W. bis zu etwa 20° ansteigenden Winkel aufgerichte. Das Streichen scheint ein westnordwest- liches zu sein (S. Fig. 1). 5 MM Zz2 Geschiebesand Sand Weisser Thon Kohlenletten Braunkohle (Diluvium) ee sem rn ea a en u Oligocän Der Einschnitt bei der Horst-Mühle zeigte unter einem dünnen Mantel von diluvialem Sande tertiäre Quarzsande und Thone, deren Lagerungsverhältniss nicht zu ermitteln war. Der nächste Einschnitt kurz vor dem Schmiedeberg-Patzsch- wiger Wege zeigte nur diluviale Schichten, und zwar 3 Meter steinfreien Sand unter einer sehr dünnen 1—5 Decimeter mäch- tigen Geschiebesanddecke. Die Abgrabungen beim Bahnhofe Schmiedeberg legten eine flache Mulde tertiären Thones frei, die aus abwechselnd heller und dunkler gefärbtem Thone besteht und fast gar keine diluviale Decke trägt (S. Fig. 2). Am Südende der Stadt Schmiedeberg Im ZA 3 E53 Brauner Thon Violetter Thon Weisser Thon Sand lag ein grosser Haufen zusammengefahrener nordischer Geschiebe, ein Beweis, dass dieselben stellenweise in der Umgebung noch recht häufig vorkommen müssen. Der nächst folgende Einschnitt in der Richtung auf Mosch- wig bei der Hintermühle entblösste eine aufgerichtete tertiäre K. Krivmack, Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch-Düben. 35 Schichtenfolge, bestehend aus Thon, Formsand, Quarzsand und erdiger Braunkohle, das Ganze discordant überkleidet von einer dünnen Decke Diluviums, die theils als Geschiebelehm, theils als Grand entwickelt ist. Der letztere zieht sich an manchen Stellen zapfenartig in die tertiären Thone hinein. Der wenig weiter nach 8. folgende kurze Einschnitt zeigt eine von ganz dünnem, kaum !/4 Meter starkem Diluvium über- kleidete Masse tertiären, ziemlich horizontal lagernden Quarzsandes, unter welchem am südlichen Ende des Einschnittes Thon zu Tage tritt. Ebensolcher tertiärer Thon ohne jede diluviale Decke ist es, der in dem 100 Meter weiter südlich folgenden kleinen Ein- schnitte sich findet. Ein sehr wichtiger Einschnitt folgt südlich vom Dorfe Mosch- wig in der Nähe des ehemaligen Vitriolwerkes. Der Einschnitt beginnt wieder mit diluvialen Sanden, unter denen sich aber alsbald wieder tertiäre Schichten herausheben. Den Anfang machen weisse Thone und Quarzsande, aber auf dieselben folgt alsbald ein dunkler, an Glaukonit reicher Sand, in welchem mehrere Lager von Thoneisenstein in einer Mächtigkeit von 1/3—1 Deci- meter auftreten. Darüber folgt feiner Diluvialsand. Dieses ganze Schichtensystem hat ein Streichen von OÖ. nach W. und ein Ein- fallen von 500° nach S. Die Fig. 3 giebt eine Ansicht der im Einschnitte aufgeschlossenen Schichten in einem nicht recht- winklig, sondern schräg zum Streichen liegenden Schnitte, also nicht in normaler Profilansicht. Der Einschnitt endigt an einem von S. kommenden Thälchen, jenseits dessen abermals 2—3 Meter Glaukonitsand schlecht aufgeschlossen waren. Der folgende lange Einschnitt war bei meinem Besuche eben erst in Angriff genommen. Der nächste, 10,1 Kilometer von Pretzsch entfernt, kurz vor der Wasserscheide gelegene Einschnitt zeigte im vorderen Theile eine bis 4 Meter Mächtigkeit besitzende Geschiebelehmbank,, eine charakteristische Grundmoräne, die in den oberen 3 Metern entkalkt war, aber in dem untersten ihren ursprünglichen Kalkgehalt noch besass. Dieser Geschiebelehm war von !/g Meter mächtigem Geschiebesande bedeckt. Weiterhin nahm diese Diluvialdecke an Mächtigkeit schnell ab und der 3* K. Kertnack, Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch-Düben. 36 (ug90310) TU (wuran]ıdq) uoyL sary purs pues INNEN u Znnpfig-usfyoyuneig Buwodıo _— a U|__ EEE EEE uazytwyog (uB9031[0-1990) -uajyoy 'n -purs (wutAnftg) pues-Nuoyne[5) 1m uoyL I9sstea Ay MUOYUL A9ZIeAyDS uoyL I9sstaq pues pues IMmM E33 E22] zz zzam: 1002 K. Keıtnacz, Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch-Düben. 37 grössere Theil des Einschnittes zeigte eine Reihe von unter 30 bis 40% aufgerichteten Schichten, die fast zu na ausstrichen. Es wurden beobachtet: 10!) Meter Quarzsand, 23 » Weisser Thon, 13 » Quarzkies bis Sand, 2 » Schwarzer Thon, 5 » Feiner Sand. Darauf folgte Sand; der folgende Theil des Einschnittes war verrutscht und es liess sich nur noch erkennen, dass in der westlichen Fortsetzung ein erodirter Sattel folgte. Auf der Curve der Bahn lag in den Formsanden und dunklen Letten eine Bank schneeweissen Quarzsandes. Der in geringer Entfernung folgende nächste Einschnitt zeigt den in Fig. 4 dargestellten Wechsel von ziemlich steil aufgerich- teten Thonen, Sanden und Kiesen und zwar folgen von O. nach W. aufeinander: 12 Meter Diluvialsand, [ 32 » heller Thon, 40 » Sand, nach W. in Kies übergehend, 16 » Thon, Tertiär ( » Sand, 21/5 »: Thon, 8 » Sand, 6 » Thon, 40 » Sand. Die Zahlenangaben beziehen sich auf die Breite des Ausstriches im Planum der Bahn. Mit dem Ueberschreiten der Wasserscheide verschwindet das Tertiär in den Einschnitten und es ist nur noch Diluvium zu beobachten. Die beiden ersten jenseit der Wasserscheide folgenden Ein- !) Diese Zahlen geben die Länge des Ausstriches der einzelnen Schichten in der Sohle des Einschnittes. Die wahre Mächtigkeit liess sich nicht ermitteln. 38 K. Keıtnack, Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch-Düben. schnitte südlich vom sogenannten Kurhute, 12 Kilometer von Bahnhof Pretzsch entfernt, stehen vollständig im diluvialen Grande. Weiter südlich folgt ein langer, mehrere Meter tiefer Ein- schnitt, östlich vom Dorfe Söllichau und kurz bevor die Bahn aus der Söllichauer Forst heraustritt. Im nördlichen Theile dieses Einschnittes lagert Geschiebelehm, der zahlreiche mitgeschleppte Fetzen hellen Tertiärthones einschliesst und reich an Milch- quarzen ist, grosse Geschiebe dagegen nur vereinzelt enthält. Nach Südwesten hin geht dieser Geschiebelehm durch auskeilende Wechsellagerung in geschichtete grandige Sande über. | Der folgende Einschnitt, südlich von Söllichau gelegen, zeigt fünf Meter geschichteten, grandigen Diluvialsandes. Die Bahn senkt sich zu dem Thälchen, in welchem die Gleimer Mühle liegt und überschreitet dasselbe auf einem hohen Damme. Das Material zur Dammschüttung ist 2 Einschnitten der Bahn nördlich und südlich der Mühle entnommen. Der nördliche zeigt unter !/,—2 Metern Sand Greschiebelehm, im süd- lichen ist von Norden her zunächst Geschiebelehm angeschnitten und erst weiter nach Süden legen sich darüber Sande, in denen schliesslich der ganze Einschnitt steht. Auch in diesem Auf- schlusse besteht die Grundmoräne zu einem guten Theile aus umgearbeitetem, hellem, tertiären Thone. Unter dem Geschiebe- lehm folgen, durch eine Brunnengrabung aufgeschlossen, tertiäre, horizontal gelagerte Quarzsande. Weitere Einschnitte folgen bis zum Bahnhofe Düben nicht mehr oder waren wenigstens noch nicht in Arbeit. Die Ergebnisse dieser Bahnbegehung haben zu mehreren interessanten Schlüssen geführt. 1. Wie die einzelnen mitgetheilten Beobachtungen zeigen, ist die diluviale Bedeckung auf der dem Elbthale zugekehrten Seite des Schmiedeberger Höhenrückens sehr dünn und liegt nur wie ein vielfach zerrissener Schleier über dem Tertiär, während die dem Muldethale zugekehrte Seite viel mächtigeres Diluvium trägt. Es ist also die dem heranrückenden Eise zu- fallende Abdachung das Gebiet vorwaltender Erosion K. Keivnack, Die Einschnitte der Eisenbahn Pretzsch-Düben. 39 (Exaration), die von ihm. abfallende das Gebiet über- wiegender Aufschüttung (Accumulation) gewesen. 2. Die diluvialen Ablagerungen lassen sich sämmtlich unge- zwungen auf eine einzige Eiszeit beziehen, auf die Haupteiszeit, und nichts deutet darauf hin, dass die Eismassen der letzten Eis- zeit in diesem Gebiete das Thal der Elbe noch überschritten haben. Das Elbthal bildete, mindestens von Rosslau bis Elster, das Randthal der grössten Ausdehnung des letzten Inlandeises. 3. Das Alter der Quarzsande, Formsande, Thone, Letten und Braunkohlen lässt sich durch die bei Moschwig in ihrem Hangenden auftretenden glaukonitischen Schichten als höchst wahrscheinlich oligocän bestimmen. Jene Eisenstein führenden Moschwiger Glaukonitsande haben eine so grosse Aehnlichkeit mit den bei Brambach unterhalb Rosslau an der Elbe auftretenden, durch ihre Petrefactenführung als oberoligocän sich erweisenden Schichten, dass man auch sie unbedenklich für oberoligocän halten kann. Da nun die Braunkohlenbildungen des Fläming, jenseit der Elbe, miocänen Alters sind, so muss das Elbthal von Brambach an die Grenze zwischen der oligocänen und miocänen Braunkohlenformation bilden. 4. Bei den äusserst zahlreichen, starken Lagerungsstörungen, welche die Tertiärformation betroffen haben, und sich bei genauer Untersuchung auf Eisdruckwirkung werden zurückführen lassen, wird es unmöglich sein, eine petrographische Gliederung der Braunkohlenformation bei Aufnahmen im Maassstabe der Mess- tischblätter kartographisch durchzuführen, und man wird sich be- gnügen müssen, einzelne Glieder derselben da darzustellen, wo sie eine grössere Flächenentwickelung erlangen. Das Diluvium im Bereich des Kanals von Dortmund nach den Emshäfen. Von Herrn G. Müller in Berlin. (Hierzu Tafel V.) Nachdem die Frage Drift- oder Inlandeisbedeckung zu Gunsten der letzteren entschieden ist, hat man mit grossem Interesse die Verbreitung der Eisdecke nach S. und W. erforscht. Während man früher sich damit hatte begnügen können, das etwaige Vor- handensein von nordischen (»erratischen«) Blöcken festzustellen, kam es darauf an, nach wirklichen Beweisen für einstmalige Eis- bedeckung zu suchen: Abschleifung, Schrammen und Furchen auf anstehenden Felsen, die mit Geschiebelehm bedeckt sind. Der- artige vollgültige Beweise sind für den nördlichen Theil des in Frage kommenden Gebiets durch BÖLSCHE !) und Hamm ?) gebracht worden. In der Münsterschen Tiefebene wird man jedoch als ge- nügenden Beweis für ehemalige Eisbedeckung sich mit der Fest- stellung von Geschiebelehm begnügen müssen, da die vordiluvialen Gebirgsschichten meist zu milde sind, als dass sie bleibende Spuren hätten festhalten können, ganz abgesehen davon, dass die milden Kreidegesteine nur in den seltensten Fällen so abgedeckt werden, dass Schrammung u. s. f. sichtbar wird. Durch den Bau des Kanals von Dortmund nach den Emshäfen sind nun in neuerer Zeit die diluvialen Schichten auf grosse Strecken z. Th. so schön ') Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XXXIV, S. 442. 2) Ihidem S. 629. Siehe auch Berknpr Ibidem $, 637. G. Mürzer, Das Diluvium im Bereich des Kanals etc. 4] blossgelegt worden, dass die Frage, wie weit die Eisbedeckung in Westfalen nach S. gereicht hat, einen grossen Schritt vorwärts gebracht ist. Die Herren MÜGGE und Hosıus !) konnten durch die Kanalaufschlüsse feststellen, dass bei Hiltrup südlich von Münster Gletscher thätig gewesen sind. Neuerdings war mir durch einen Auftrag der Direction der Geologischen Landesanstalt die Gelegenheit geboten, die Kanallinie zu bereisen und eingehend die aufgeschlossenen Profile untersuchen zu können. Wenn nun auch vielfach die Kanalwände schon wieder bedeckt waren bezw. anderwärts die Aufschlüsse noch nicht sehr weit gefördert waren, so genügten die vorhandenen, um sich ein Bild von der Ent- “ wickelung des Diluviums im Becken von Münster machen zu können, da das Fehlende durch die von der Kanalcommission auf- genommenen Profile ergänzt werden konnte. So führte die Be- reisung des Kanals zu einem Ergebniss, dass es werth schien, schon vor Abschluss der Kanalbauarbeiten, dasselbe bekannt zu machen. Bei dieser Gelegenheit will ich nicht verfehlen, allen Herren, die meine Untersuchungen gefördert haben, vor allem Herrn Berghauptmann TAEGLICHSBECK in Dortmund und Herrn Baurath Mau ın Münster, meinen herzlichsten Dank abzustatten. Wie aus der beigefügten Karte ersichtlich ist, zieht sich der Kanal, von einer Abzweigung nach Herne-Bochum abgesehen, von Dortmund über Datteln, Lüdinghausen, Münster, Riesenbeck (wo er sich den Ausläufern des Teutoburgerwaldes nähert) nach Rheine, um von hier theils parallel der Ems zu verlaufen, theils das Ems- bett unter Abschneidung von Windungen selbst zu benutzen. Im Becken von Münster hat man bei dem Bestreben, den Kanal 1) Verh. d. naturh. Vereins d. Rheinl. Bd. L, S. 524. — Von sonstigen Arbeiten über westfälisches Diluvium sind noch anzuführen: Becks, Geogn. Bemerkungen über d. Münsterland. Karsrew’s Archiv Bd. VIII. — v. v. Marx, Die Diluvial- u. Alluvial- Ablag. d. Kreidebeckens von Münster. Verh. d. naturh. Vereins d. Rheinlande etc. Bd. XV. — Hosıvs, Beiträge z. Kenntniss d. diluvialen u. allu- vialen Bildung d. Ebene d. Münster’schen Beckens. Münster 1871. — Krockmann, Die südliche Verbreitungsgrenze d. Oberen Geschiebemergels. Dieses Jahrbuch für 1883. — v. Decuen, Erläuterungen d. geol. Karte d. Rheinprovinz u. s. f Bd. II, 1884. — v. v. Mark, Nordische Versteinerungen aus dem Diluvium West- falens. Verh. d. naturh. Vereins d. Rheinlande etc. Bd. LI. 42 G. Mürrer, Das Diluvium im Bereich des Kanals möglichst lange ın derselben Horizontale zu halten, ausser einem grossartigen Schiffshebewerk bei Datteln sich zu Ueberführungen über Flüsse (Lippe, Stever, Ems) und Chausseen entschliessen müssen. Um das Material zu den riesigen Aufschüttungen zu gewinnen, waren andererseits tiefe Einschnitte in Anhöhen nöthig, so dass Profile blossgelegt wurden, wie sie bisher im nordwestlichen Deutschland in solcher Ausdehnung nicht gemacht sind. Wie ein Blick auf die DEcHEn’sche geologische Uebersichtskarte zeigt, konnten allerdings nur 3 Formationen angeschnitten werden: Kreide, Diluvium und Alluvium. Von der Kreide ist im Wesentlichen nur die Obere Kreide blossgelegt worden: Senon und Cenoman. Von der Unteren Kreide ist der Hilssandstein ganz oberflächlich bei Riesenbeck berührt worden, nachdem zuvor die Kalke des Rhotomagensis- und Varians-Pläner durchschnitten sind. Sonst gilt im Allgemeinen die Regel, dass der Kanal von S. nach N. aus älteren Schichten in jüngere übergeht. Nördlich Rheine sind nur jungdiluviale und alluviale Bildungen zu Tage gefördert. Der Kanal beginnt unmittelbar vor den Thoren der Stadt Dortmund bei 70 Meter Meereshöhe und bewegt sich am rechten Hang des Emscherthales, bis Waltrop bezw. dem Schiffshebewerk Meckinghofen. Der erste tiefere Einschnitt befindet sich westlich vom Dorfe Holthausen. Bis dahin werden nur jüngere Thal- bildungen, geschiebefreie Lehme, oberflächlich angeschnitten. Bei Holthausen wird zum ersten Male das Kreidegebirge auf eine Entfernung von etwa 500 Metern aufgeschlossen. Die oben gelb- grauen milderen Mergel werden nach der Tiefe zu blaugrau. Durch die Funde von Am. Texanus F. Röm., Am. mengedensis SCHLÜT. und /noceramus digitatus Sow. werden die Mergel als sogenannte »Emscher Mergel«, also tiefstes Senon charakterisirt. Die obersten Schichten sind umgelagert, sie haben die natürliche Schichtung eingebüsst und sind mit nordischen Geschieben, unter denen Granite und Gneisse vorwalten, durchsetzt. Die Grenze der um- gelagerten Emschermergel gegen die anstehenden ist eine deut- liche horizontale Linie. Diese Umlagerung ist auf Gletscher- thätigkeit zurückzuführen, wodurch die obersten Schichten zu einer sogenannten Localmoräne umgebildet sind. Der Gletscher von Dortmund nach den Emshäfen. 43 hat am Rande der Anhöhe direct den Kreidemergeln aufgelagert und ist von diesen nicht wie auf der Höhe selbst durch eine di- luviale Sandschicht getrennt gewesen, welche die Umarbeitung in der Regel verhindert. Nach der Emscherniederung hin ist die Local- moräne in postglacialer Zeit wiederum umgelagert. Mehr oder weniger feinsandige Lehme, die oben gelb, nach unten blaugrau werden und dann gewöhnlich in der Praxis als »Senkel« bezeichnet werden, wechseln mit Schichten ab, die sich als fluviatil aus der der Oberen Kreide umgelagerte Bildungen erweisen. Der »Senkel« ist auch durch einen Kanal aufgeschlossen, der z. Zt. von der Stadt Dortmund zur Anlage von Rieselfeldern “bei Lünen gebaut wird. Dieser Kanal verläuft vor Holthausen parallel dem Schiffahrtskanal. Hier geht er unter demselben fort und durchquert in nordöstlicher Richtung auf eine Länge von 2,8 Kilometern die Kreidemergel, welche den Kern der Anhöhe von Brechten bilden. Der Stollen mündet bei der Bauerschaft Brambauer nordwestlich Brechten. In den Kreidemergeln fand Herr Bergassessor LIESENHOF beim Stollenmundloch bei Holthausen Ammonites Texanus F. ROEM., so dass auch diese Mergel dem Emscherniveau angehören werden. Ob der Stollen auf seine ganze Länge sich in denselben Schichten bewegt, konnte ich nicht fest- stellen, da nur der eine charakteristische Ammonit vorliegt. Nach v. DecHen’s Uebersichtskarte ist dies jedoch der Fall. Ueber der Kreide folgt zunächst eine Sandschicht, welche hier wasser- führend ist und in der sämmtliche Brunnen der Höhe stehen. Ueber der diluvialen Sandschicht folgt ein blaugrauer Geschiebe- mergel, der nach Angabe des Unternehmers, Herrn LIESENHOF, mit zahlreichen Geschieben durchsetzt ist. Nach den auf dem Oberberg- amt in Dortmund vorliegenden Proben sind unter diesen Geschieben auch solche nordischen Ursprungs vertreten. Bei oberflächlicher Betrachtung zeigt der Geschiebemergel der Anhöhe von Brechten genau das Aussehen der nordostdeutschen Grundmoräne. In seiner Zusammensetzung ist er naturgemäss von letzterer verschieden, da der Hauptbestandtheil seines Materials aus einheimischen Ge- steinen besteht, also vor allen Gesteinen der Kreideformation, welche der Gletscher auf seinem Wege nach dem S. aufgenommen 44 G. Mürzer, Das Diluvium im Bereich des Kanals hat. Die durchschnittliche Mächtigkeit des diluvialen Deckge- birges beträgt 12 Meter. Nicht minder interessante Aufschlüsse bieten die Kanalein- schnitte der Strecke Waltrop zwischen den Stationen 110—115, im Besonderen bei der Strassenüberführung bei Station 107 zwischen Middeldorf und Schulte. Beim Brückenbau ist folgende Schichten- folge blossgelegt worden: Zu oberst liegt ein gelber, lehmiger Sand, der nach unten allmählich thonhaltiger wird. Feinsandige Lagen wechseln mit grobsandigen ab. Wie bei Holthausen schieben sich Schichten ein, die aus umgelagerten Kreidemergeln bestehen. An der Basis dieses Schichtencomplexes liegen grosse Blöcke, die theils nordischen Ursprungs sind, theils aus einheimischen Ge- steinen, vor allem Gesteinen aus der Wealdenformation bestehen. In dem grauen sandigen Thon, in dem die Blöcke lagern, fanden sich folgende Schneckenreste: Helix hortensis MÜLL., Succinea Pfeifjeri Rossm., S. oblonga DrAp., Hyalina cellaria MÜLL., also der Mehr- zahl nach Arten, die an feuchten, gelegentlich der Ueber- schwemmung ausgesetzten Orten vorkommen. Wir müssen demnach dies ganze Gebilde in postglacialer Zeit entstanden denken, zu einer Zeit, in der das Inlandeis weit zu- rückgegangen war. Der Einschnitt liegt bei 75 Metern Meeres- höhe, die Schneckenschicht ca. 3 Meter unter Tage, während das Niveau der Emscher, welche 2,5 Kilometer westlich von dem Kanal fliesst, nur noch 60 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Unter dem sandigen, blaugrauen Thonmergel folgt ein gleich- farbiger, sehr feinsandiger, schluffiger Thon, der vor Ablagerung der Grundmoräne in dem in präglacialer Zeit gebildeten Becken niedergeschlagen ist. Der graue »Senkel« war an dieser Stelle nicht durchsunken, während sonst in der Regel die Kreide unter diesem bald zu folgen pflegt. Einen noch werthvolleren Beitrag zur Kenntniss der Ver- breitung der Vergletscherung Westfalens liefern die Aufschlüsse zwischen den Stationen 130 bis 150 der Strecke Waltrop, zwischen den Gehöften von BRENKMANN und SCHULZ, da dort der Ge- schiebemergel gut freigelegt worden ist. Unter den zahlreichen Geschieben findet man sowohl nordisches (Granite, Syenite, Dia- von Dortmund nach den Emshäfen. 45 base, Gneisse, Glimmerschiefer, Orthocerenkalk, Beyrichien-Kalk u.s. f.) wie einheimisches Material. Unter letzterem konnte ich feststellen: Hilssandstein, Sphärosiderit aus dem Neocom, bitumi- nöse Wealdenkalke und Wealdenschiefer. Die Geschiebe sind theils geschrammt, theils ungeschrammt, wie dies bei der Kürze des Weges nicht auffällig ist. In der Regel ist dann nur die eine Seite der etwa 1 Zoll starken Kalkplatten abgeschliffen. Doch findet man auch Geschiebe, die auf beiden Seiten abgeschliffen und geschrammt sind. Die Schrammen verlaufen in der Regel nur in einer Richtung, so dass man die Schlussfolgerung ziehen muss, dass die Schrammung auf dem anstehenden Gestein erfolgt ist, bevor das Gestein vom Eis mit fortgeschoben ist. Gesteine, welche aus dem S. hätten stammen können, habe ich nicht ge- sehen. Die Sohle des Kanals bleibt hier im Geschiebemergel. Erst beim Schiffshebewerk Meckinghofen auf der Strecke Datteln ist das Kreidegebirge wieder angeschnitten worden. Hier sind es milde graue Mergel mit Inoceramus cardissoides, Ammonites clypealis, Actinocamaz westfalicus u. Ss. f., die beim Bau des Hebe- werkes bis 28 Meter Tiefe gefunden sind. Das Deckgebirge ist ein sandiger Lehm ähnlich dem der Strecke Waltrop (Station 107). Jedoch sind hier die Schichten, die aus fluviatil umgelagerten Kreidemergeln bestehen, stärker vorwaltend, namentlich an der Brücke, über welche die Chaussee nach Recklinghausen geführt ist, während beim Hebewerk selbst der »Sandlöss« hauptsächlich aus umgelagertem Blocklehm gebildet ist. Bis zum sogenannten Oel- mühlenbach ist überall Kreidemergel in der Sohle erschlossen, welcher dann bis zum Nethöfelberg bei Datteln nur noch einmal auf eine Entfernung von etwa 50 Metern am OÖberwieserberg vor Haus Löringhoff am rechten Kanalufer angeschnitten ist. Der Einschnitt im Nethöfelberg bei Datteln war vollkommen wieder berast worden, so dass hier die diluvialen Bildungen nicht beobachtet werden konnten. Doch dürften hier die Verhältnisse dieselben sein als wie in dem Einschnitte in die Höhe südlich Olfen, die das Schüttmaterial für die Kanalüberführungen bei Olfen hergab. Hier ist die Grenze zwischen anstehender Kreide und Grundmoräne nur bei genauer Beobachtung festzustellen. Im 46 G. Mürter, Das Diluvium im Bereich des Kanals Allgemeinen ist der Diluvialmergel bezw. Blocklehm in Folge der Umarbeitung höher oxydirt und gelbbraun gefärbt worden. Doch sind hier stellenweise auch die oberen Bänke des Kreidemergels durch Verwitterung gelb gefärbt und dann nur durch den Mangel an Geschieben bezw. an der erhaltenen Schichtung zu erkennen. Die entkalkte Decke des Geschiebelehms, der thonige Blocklehm, wird vorsichtig abgehoben und zur Dichtung der Ueberführungen verwandt. Sandigere Partieen des Blocklehms werden in der Praxis schon als Sand bezw. lehmiger Sand bezeichnet, da sie sich zur Diehtung nicht eignen. Während im Olfener Einschnitt das Diluvium die senone Kreide nur als dünne Decke umhüllt, erreicht dasselbe auf der Strecke »Steverübergang« zwischen den Stationen 27 und 42,5 eine bedeutende Mächtigkeit. Zwischen den Stationen 27 und 34 ist nur Geschiebemergel in einer Mächtigkeit von 4—7 Metern er-. schlossen. Von Station 34 an hebt sich die Quadratenkreide aus der Grundmoräne heraus, wird jedoch bis Station 42,5, also am SO.- Abhang des südsüdöstlich - nordnordwestlich verlaufenden Seppenrader Höhenrückens, immer noch von etwa 4 Metern Ge- schiebemergel überlagert. Die Geschiebeführung des graublauen Diluvialmergels ist die nämliche als wie bei Waltrop, jedoch treten nordische Geschiebe mehr in den Vordergrund. Bemerkenswerth ist das Vorkommen von Crioceras cf. Roemeri NEUM. u. ÜUHL., welchen Herr Regierungsbaumeister HILDEBRANDT in Olfen dort gefunden hat. Das Versteinerungsmaterial ist Thoneisenstein. Auch auf der Strecke Lüdinghausen ist das Untersenon bis zum Hafen von Lüdinghausen noch mit diluvialem Mergel bedeckt, dagegen von Station 49 bis 81 nur nahe der Oberfläche mit nordi- schen Geschieben durchsetzt. Dasselbe gilt von der Mucronaten- kreide, die in unmittelbarer Nähe des Dorfes Senden blossgelegt ist, während die Mergel bei. den Stationen 25 (Gemeinde Hidding- sel), 55 und 59 von Thalsanden bedeckt sind. Im Venner Moor trıtt bei den Stationen 95 und 100 die Mucronatenkreide heraus, hier von einem schluffigen Thonmergel (Senkel) bedeckt, in dem bei Station 100 wie bei Waltrop Schneckenreste eingebettet liegen. Die Bedeckung der Kreidemergel von postglacialen Bildungen b2 von Dortmund nach den Emshäfen. 47 hält auch auf der Strecke Hiltrup bis Station 20 an, wo sich am nördlichen Ufer bis Station 30, am südlichen bis Station 25, Unterer Geschiebemergel auflagert. Am südlichen Ufer nähert sich der Emmerbach so dem Kanal, dass jüngerer Thalsand direct auf der Kreide liest. Auch hier sind postglaciale Thone durch Umlagerung des Geschiebelehms entstanden (Station 26 und 29). Von Station 38 an findet man eine regelmässige Decke von Ge- schiebemergel auf Kreidemergel, die bis zur Hiltruper Brücke anhält. Die Mächtiskeit des Geschiebemergels nimmt nach N. zu. Zwischen Station 65 und 70 schiebt sich eine dünne Sand- schicht ein (Fliess), die wasserführend ist und deshalb beim Kanal- bau einige Schwierigkeiten bereitet haben muss. Hier finden sich auch die von MÜGGE und Hosıus!) beschriebenen und abgebildeten Geschiebe aus der Oberen Kreide. Dieselben sollen nach den Verfassern mit einer Ausnahme der Mucronatenkreide angehören. Die von mir gesehenen Geschiebe, deren Aussehen und Er- haltung den von MÜGGE und Hosıus unter 4a beschriebenen glich, gehörten jedoch der Quadratenkreide an, da sie sämmtlich aus sandigem Kalkstein bestanden, während die brodlaibähnlichen Ge- schiebe (4b) aus thonigem Kalkmergel, der Mucronatenkreide zu- zurechnen sind. Die verschiedenartige Schrammung und Gestalt ist durch die petrographische Beschaffenheit der Gesteine bedingt. Auch auf der unter dem Geschiebemergel anstehenden Mucronaten- kreide konnte ich Schrammen und Kratzen mehrfach feststellen. Ein Belegstück liegt in der Sammlung der Geologischen Landes- anstalt. Die Annahme, dass die Schrammung durch den Trocken- bagger bewirkt sei, ist bei der Form der Schrammen und Kritzen ausgeschlossen. Von sonstigen einheimischen Gesteinen fand ich mehrfach Hilssandstein. Vom Hiltruper Hafen an ist die Schichtenfolge in der Regel folgende: Decksand Geschiebemergel Sand | Obere Kreide bielec. 48 G. Mürter, Das Diluvium im Bereich des Kanals Der untere Sand, welcher beim Streckenwärterhaus direct vom Decksand überlagert wird, ist anfänglich sehr mächtig, so dass die Kreide nur noch im Hafen selbst und hinter der Eisen- bahnbrücke auf eine Länge von 120 Metern sich heraushebt. Bei Station 86 keilt sich der Sand aus, so dass der diluviale Block- mergel direct der Kreide aufliest. Nur bei Station 90 schiebt sich noch einmal eine dünne Sandbank ein, während hinter der Brücke, die den Verkehr vom Bahnhof über den Kanal’ vermittelt, Sande und Grande nur noch nesterweis im Diluvialmergel auf- treten. Hier verschwindet auch der Kreidemergel, um noch ein- mal zwischen Station 101 bis 103 emporzukommen. Der Geschiebe- mergel zeigt die bekannte blaugraue Färbung, die nach oben heller wird, um in Gelbbraun überzugehen. Die nordischen Ge- schiebe waren die nämlichen wie bei Waltrop, Olfen, Lüding- hausen. Unter den einheimischen bildeten bituminöse Wealden- kalke, die ganz aus Cyrenen-Schalen zusammengesetzt waren, die Mehrzahl, doch fand ich auch hier Sphärosiderite des Oberen Neocoms. Ausserdem ist als grosse Seltenheit ein Tertiärgeschiebe zu erwähnen, welches ich bei Station 95 auflas.. Nach einer freundlichen Bestimmung von Herrn v. KOENEN gehört es dem Ober-Oligocän an und ist in seinem Habitus ganz einem Ge- schiebe gleich, das Herr v. KoENEN bei Hohendorf bei Oalbe a. S. s. Zt. aufgesammelt hat und von WICHMANN im Archiv des Ver- eins der Freunde der Naturgeschichte in Meckleuburg Bd. XXIV, S. 46 besıhrieben wurde. Zur Zeit meiner Begehung war auf der Strecke Hiltrup dann nur noch Unterer Geschiebemergel herausgebaggert. Dagegen traf ich auf der Strecke Münster vom Hafen an bis zur Eisenbahn nach Rheda sandigen Lehm, unter dem beim Bau eines Dückers bei Station 169 Kreidemergel erreicht wurde. In dem Geschiebe- mergel, der im Hafen von Mauritz das Kreidegebirge bedeckt, fand ich ein sehr schön abgeschliffenes Geschiebe von cenomanem Kalkstein, der durch /noceramus virgatus SCHLÜT. charakterisirt ist, während ich sonst Cenomangeschiebe nicht angetroffen habe. Im weiteren Verlauf der Kanalstrecke habe ich noch bei Riesenbeck Blocklehm festellen können. Derselbe ist dort sehr a von Dortmund nach den Emshäfen, 49 geschiebereich. Ausser Hilssandstein sah ich krystalline nordische Geschiebe. Der sandige Geschiebelehm liegt bei Riesenbeck selbst vor dem Einschnitt in dem cenomanen Kalkrücken unter Decksand. Auch der Blocklehm zwischen Station 80 und 85 vor dem Hafen von Ibbenbühren ist sehr geschiebereich. Nach dem Hafen von Riesenbeck zu ist der Thongehalt ausgewaschen, so dass nur noch ein geschiebereicher, gelber, grandiger Sand zurückgeblieben ist. Vom Ibbenbührener Hafen an habe ich nordisches Diluvium im Kanalbett selbst nicht angetroffen. Wie jedoch schon durch die Untersuchungen von KLOCKMANN !) festgestellt worden ist, findet man auf den Anhöhen rechts und links der Ems durchweg nordisches Diluvium. Der Höhenzug von Emsbüren besteht nach KLOCKMANN aus randlıch heraustretendem, stein- und kalkfreiem Diluvialthon, der von Unterem Diluvialsand bedeckt ist. Unter dem diluvialen Thon folgt ein gelblichgrauer, mit dünnen Stein- bänken durchsetzter, kalkfreier Letten, welcher in einer Grube unmittelbar südlich Emsbüren aufgeschlossen ist. KLOCKMANN ver- muthet, dass diese Letten tertiären Alters seien. Da ich in den Steinbänken allerdings unbestimmbare Steinkerne von Schnecken fand und ich bei Bippen Letten von derselben Beschaffenheit sah, die dort über den glaukonitischen Ablagerungen des Miocän folgen, so stehe ich nicht an, die Emsbürener Lietten noch zum Miocän zu rechnen. Die nördlich vom Ems-Vechte-Kanal ansteigende Höhe von Lohne wird von einem mageren Unteren Blocklehm gebildet, welcher von einer mehr oder minder mächtigen Decke von Ge- schiebesand umhüllt ist. Wie die Aufschlüsse in der Lehmgrube an der Chaussee von Lingen nach Lohne zeigen, findet man in dem mit nordischen Geschieben reich durchsetzten Lehm kein einziges silurisches Kalkgeschiebe, sondern nur Granite, Syenite, 'Diabase, Gneisse und Feuerstein. Einen wesentlichen Bestandtheil zu der thonigen Grundmasse des Geschiebelehms haben anschei- nend tertiäre Thone geliefert, die in der Tiefe folgen. Auch auf der Geesthöhe von Plantlünne und Baccum sind magere Geschiebe- 1) Berichte der Central-Moorcommission 1885. Jahrhuch 1895. 4 50 G. Mürter, Das Diluvium im Bereich des Kanals lehme mehrfach aufgeschlossen, die sich jedoch bald auskeilen. Bedeutender sind die Ablagerungen von ziemlich fettem Geschiebe- lehm am Fuss des Tillberges bei Thuine, über dem der Mühlbach entspringt, und der von diesem vielfach an seinen Ufern blossge- legt ist. Sehr bemerkenswerth sind die geologischen Verhältnisse .des vom Kanal allerdings schon weit abliegenden Höhenrückens zwischen Bersenbrück, Bergen und Fürstenau, dessen höchster Punkt, die Maiburg, sich 498 Fuss über dem Meeresspiegel erhebt. Der Kern dieser Anhöhe wird von tertiären Ablagerungen gebildet, die seit langem bekannt, allgemein dem Miocän zugerechnet wurden. Wenn nun auch unzweifelhaft miocäne Schichten mehrfach an- stehend getroffen sind 1) und dementsprechend auch auf der neusten geologischen Karte von Europa die Anhöhe als Miocän angegeben ist, so treten doch die unter dem Miocän folgenden oligocänen Bildungen ebenso häufig zu Tage. Die Mehrzahl der Mergel- gruben bei Ankum und Bippen führen oligocänes Material. Den vollgültigen Beweis liefern die Aufschlüsse der Ziegelei der Bauer- schaft Asslage westlich Ankum. Leider war die Ziegelei schon seit längerer Zeit nicht mehr in Betrieb, so dass die Gruben voll Wasser standen. Es gelang mir jedoch, in den hellgrauen zähen Thonen, die von gelben mächtigen Septarienlagen durchsetzt sind, Dentalium Kicksii NYST, Leda Deshayesiana NYST und Nucula Chastelüi NYST ın mehreren bestimmbaren Exemplaren aufzusammeln, so dass die Zugehörigkeit dieser Thone zum Rupelthon ausser Frage steht?). Dieselbe petrographische Beschaffenheit zeigen die Thone bezw. Thonmergel von Kl. Bockern am Fuss der Maiburg, auf deren Rücken grosse erratische Blöcke aus den bedeutenden Sandablage- rungen herausragend liegen, so dass der Berg ein Endmoränen-artiges Aussehen erhält. Ebenso rechne ich die Thone der Mergelgrube des Colonen Buninz unmittelbar südlich Bippen, ferner die Thon- ° mergel in den Grundwiesen südlich Bippen, sowie diejenigen der Mergelgrube am Kreuzberg nördlich Bippen zum Mittel- !) v. Decuen, Erläuterungen der geol. Karte der Rheinlande etc. $. 709. ?) Vergl. Hosıus, Verh. d. naturh. Vereins etc. 1889, S. 90. von Dortmund nach den Emshäfen. 51 oligocän. Erwähnt sei hier auch die Thatsache, dass nach Aussage der Leute beim Eisenbahnbau westlich Bippen in der ersten Curve viele Versteinerungen gefunden sein sollen. Leider war alles wieder so berast, dass es mir nicht möglich war, nach leitenden Versteinerungen zu suchen )). Die grünlich-schwarzen Mergel, welche bei Augwinkel nord- westlich Bippen gegraben sind, gehören dem Miocän an. Das einzige Fossil, ein kleines Cardium, zerbrach mir leider beim Auflesen gänzlich. In’s Miocän stelle ich auch die Thone der Bippener Ziegeleien sowie die Letten, welche durch den Chaussee- bau am Flümberg westlich Bippen erschlossen sind. Von den fetten Septarienthonen sind die unterdiluvialen Thone und Greschiebemergel des Gebiets der Maiburg nicht leicht zu trennen, insofern nicht gute Aufschlüsse vorhanden sind. Auch die letzteren gleichen unter sich im Handbohrer sehr, so dass vielfach nur Aufgrabungen entscheiden können, welches Grebilde man vor sich hat. In den fetten Geschiebemergeln, deren Be- schaffenheit von den liegenden älteren Gebirgsschichten bedingt ist, sind die silurischen Kalkgeschiebe sehr gut und nicht selten erhalten, so z. B. in den Geschiebemergelaufschlüssen der Ziege- leien von Fürstenau und Losekamp südöstlich Fürstenau. Dass die liegenden tertiären Schichten einen wesentlichen Antheil an der Zusammensetzung der fetten Geschiebemergel der Fürstenauer Gegend haben, bewies auch das Vorhandensein von abgeriebenen Tertiärconchylien. Einen ganz anderen Habitus weisen die Geschiebelehme auf, die an der Haase und nördlich derselben im Hümmling die Geest- höhen aufbauen helfen. Diese sind wieder sandiger und gleichen in ihrer Zusammensetzung mehr den Lohner und Plantlünner Blocklehmen, auch darin, dass nur selten der Kalkgehalt erhalten geblieben ist. Letzterer ıst dann auch nur sehr schwach gegen- über den nordostdeutschen, selten höher als 8 pCt., so dass die Verwendung der Geschiebemergel zum Mergeln der Felder I) Nach der Beschreibung, die Marrın von den anstehenden Schichten der Dammer Berge giebt, zweifle ich nicht, dass auch diese dem Mittel-Oligocän angehören. — Abhandlungen des naturw. Vereins von Bremen Bd. VII, S. 331. 4* 592 G. Mürnter, Das Diluvium im Bereich des Kanals nur für die nächste Umgebung lohnend ist. Diese Kalkarmuth der Geschiebelehme des Hümmlings ist wohl darauf zurückzu- führen, dass die kalkreicheren, fetten Septarienthone auf dem Hümmling erst in grösserer Tiefe folgen und vom Gletscher nicht mit haben verarbeitet werden können, so dass der Kalkgehalt ım Wesentlichen auf der Zertrüämmerung nordischen Materials beruht. Die am Nordrand des Hümmlings bei Börgerwald und Esterwege z. Th. unter Geschiebelehm heraustretenden gebänderten Thone sind kalkfreı. Doch stehe ıch an, dieselben mit KLOCKMANN in's Miocän zu stellen, sondern glaube, dass sie jüngeren Datums sind, wenn ich auch Beweise für diese Annahme nicht erbringen kann. Die Ergebnisse obiger Mittheilungen lassen sich, wie folgt, zusammenfassen: Die Vergletscherung Westfalens hat im Becken von Münster bis an den Haarstrang gereicht und zur Ablagerung einer stellen- weis bedeutenden Geschiebemergelbank geführt. Die Inlandeis- bedeckung wird sich ungefähr mit der Linie decken, welche aut der v. Decnen’schen geologischen Uebersichtskarte der Rheinlande und Westfalen als Südgrenze des Vorkommens erratischer Blöcke angegeben ist). !) Auch am Harzrande dürfte die Verbreitungs-Grenze der nordischen Blöcke sich annähernd mit der südlichsten Grenze der Eisbedeckung zusammen- fallen. So gelang es mir am Südabhang des Galgenberges südöstlich Zilly bei Halberstadt einen Geschiebemergel mit silurischen Kalkgeschieben festzustellen. Erwähnenswerth ist die bedeutende Ablagerung Unteren Geschiebemergels über Gault in der Dauer’schen Ziegelei bei Wolfenbüttel. Auch hier sind wie in Westfalen die Geschiebemergel vielfach fluviatil umgelagert. In den Lössab- lagerungen findet man wie in Westfalen eingelagerte Schichten ausschliesslich aus heimischem Material. So traf ich hoch am Fuss der Teufelsmauer bei Weddersleben eine dünne Bank von zerkleinerten Harzer Schiefern. Doch sind bekanntlich nicht alle Löss-artigen Lehme am nördlichen Harzrande fluviatilen Ursprungs, sondern es giebt unzweifelhaft auch solche, die auf Windwirkung zurückzuführen sind. Hierher rechne ich den Löss, welcher am Nordabhang des Oesel die Spalten im Muschelkalk des Kl. Denkter Steinbruchs ausfüllt, in dem ausschliesslich Landschnecken nebst Wirbelthierresten vorkommen. Das Profil war dort folgendes: Anstehender stark zerklüfteter Oberer Muschelkalk, über dem Abhangsschutt und dann der sandige Löss folgte. Letzterer war von Abhangs- schutt jüngsten Datums bedeckt. von Dortmund nach den Emshäfen. 53 Sowohl in Westfalen als im mittleren Emsgebiet ist nur eine Geschiebemergelbank vorhanden. Die Geschiebe deuten auf N.—S.-Richtung der Eisbewegung hin, da die einheimischen alle nördlich von den Fundpunkten anstehend zu finden sind. Die einheimischen zeigen der Mehrzahl nach eine deutliche Abschleifung und Schrammung. Unter den nordischen sedimentären Geschieben sind mir zur Zeit nur cam- brische und silurische Gesteine bekannt. (Greschiebe südlicher Herkunft, die man vielfach am Rande der Verbreitung nordischen Diluviums in der Grundmoräne beob- achtet hat!), habe ich im Diluvium der Kanallinie bis Rheine nicht gefunden. Die von mir gesehenen Geschiebe-freien Lehme sind im Becken von Münster fluviatil umgelagerte Geschiebemergel bezw. Kreidemergel. Nordische Kalkgeschiebe sind auch im kalkhaltigen Ems- diluvium nicht so selten als wie bisher angenommen wurde. An dem Aufbau des westfälischen und Emsdiluviums ist in der Regel heimisches Material dann hauptsächlich verwendet worden, wenn das Eis dem anstehenden Gebirge direct auflagerte bezw. nur durch eine dünne Sandschicht getrennt war. Wo die anstehenden Gebirgsschichten kalkfrei sind, ist auch die Grundmoräne in der Regel kalkfrei bezw. der Geschiebemergel nur noch in vereinzelten Nestern vorhanden. Anhang. Mergellager am Dortmund -Ems-Kanal und im mitt- leren Emsgebiet. (Tafel V.) Mit dem Auftrag, die durch den Bau des Kanals von Dort- mund nach den Emshäfen blossgelegten Bodenprofile festzustellen, fiel ein zweiter zusammen: Mergellager für die Moor- und Sand- culturen des mittleren Emsgebietes ausfindig zu machen. Die- ) Krockmann, Ueber gemengtes Diluvium etc. Dieses Jahrbuch 1833, — MArrın, 1. c, 54 G. Mürzer, Das Diluvium im Bereich des Kanals selbe Aufgabe hatte 1885 KLOCKMANN in das Gebiet nördlich Rheine geführt. Im Herbst 1894 hatte ich eine kurze Orien- tirungsreise von Rheine bis Papenburg unternommen. Die Er- gebnisse dieser Ausflüge, über die ich auf Anregung von Herrn Geh. Oberbergrath HAUCHECORNE an dieser Stelle berichte, sind in Kurzem folgende: Durch den Bau des neuen Kanals sind, wie nicht anders zu erwarten war, mehrfach die milden Mergelgesteine der Oberen Kreide durchschnitten. Von den oben aufgezählten Kreidemergel- lagern kommt in erster Linie das von Amelsbüren bei Münster in Betracht, da dieses nach den Analysen von Herrn Dr. Gans 68 pCt. kohlensauren Kalk enthält und ausserdem dem mergelbedürftigen Gebiete am nächsten liegt. Ferner sind die beim Bau des Schifts- hebewerkes Meckinghofen geförderten Mergelmassen, obwohl sie nur 44 pÜt. CaCO; halten, zu berücksichtigen, da ihre Verfrach- tung geringere Kosten beansprucht, als wie dies sonst bei Aus- beute eines Mergellagers der Fall ist. Aus dem letzteren Grunde wären auch die bei Lüdinghausen aufgeschütteten Mergelmassen für die Abfuhr in die Sand- und Mooreulturen der mittleren Ems zu be- rücksichtigen, wenn sie auch nur 35,5 pOt. kohlensauren Kalk führen. Nördlich Münster schneidet der Kanal milden Mergel nicht mehr an, sondern nur die festen Plänerkalke bei Riesenbeck, die gemahlen allerdings ein werthvolles Mergelmaterial abgeben würden. Vom Kanal etwa eine Stunde weit abliegend erhebt sich noch einmal bei Rheine die an Mergeln so reiche Kreideformation aus der eintönigen, ebenen Quartärlandschaft hinaus. 10 Minuten westlich Rheine werden auf dem Thieberge für einen Kalkofen cenomane Kalke gebrochen; die zwischen den festeren Kalkbänken auftretenden Mergelschichten werden nebst dem Abfall aus dem Ofen auf eine Halde gefahren. Da diese Kalkmergel leicht zer- fallen, und vor allem keine Gewinnungskosten entstehen, so wäre die Abfuhr dieser Mergelhalde zur unfernen Ems zu empfehlen, zumal der Gehalt an kohlensaurem Kalk 63,4 pCt., was 35,5 pCt. CaO entspricht, beträgt. Nicht minder empfehlenswerth sind jedoch die über dem Rothen Brongniarti-Pläner folgenden Schichten, die bier, wie in dem neuen Chausseeeinschnitt am Waldhügel zu sehen von Dortmund nach den Emshäfen. 55 ist, als milde Mergel entwickelt sind, wenn sie auch mehrere festere Kalkbänke führen. Diese leicht zerfallenden Kreidemergel füllen das Gebiet zwischen dem Waldhügel und dem Thieberg, die so- genannte »Lauge« aus. Die mit Herrn Dr. SALFELD-LINGEN ent- nommene Mergelprobe ergab einen Gehalt von 62,3 pCt. CaCO; — 34,9 yCt. CaO. Vom Thieberg setzen die cenomanen Kalke in östlicher Richtung unter Rheine hindurch zum »Stadtberg« durch, wo sie am rechten Emsufer in mehreren Steinbrüchen gebrochen sind. Die hellen Kalke halten bis Schleuse lI an, wo unter ihnen graue, thonige Kalkmergel mit 31 pCt. kohlensaurem Kalk folgen, die zu einem feinen Grus zerfallen. Wie tief derselbe unter der diluvialen Sanddecke liegt, konnte ich in Folge des Saatenstandes, und da ich nur einen kurzen Handbohrer mithatte, zur Zeit nicht feststellen. Der Kalkmergel ist im Flussbett etwa bis zur Eisenbahnbrücke blossgelegt. Weiter flussabwärts ist bei Schloss Bentlage durch die vor- jährigen Baggerungen eine Grünsandbank des Oberen Gaults (Zone des Belemnites minimus) erschlossen, die sich reich an Phosphorit- knollen erwies. Die im Laboratorium von Herrn Dr. LINDNER aus- geführte Analyse ergab: 1 BOB er A Die Phosphorite hatten: IV as Sn: DOM E29 5 DOSE na SA > GOES 48,3 > Die Phosphorite sind meines Wissens gleichwerthig den früher bei Zilly am Harzrande von der Hamburger Firma Merck & ie ausgebeuteten aus dem Emschermergel. Die Abbauwürdiskeit der Bentlager Phosphorite müsste jedoch noch durch genauere Unter- suchungen festgestellt werden, als sie mir möglich waren. Beim Bau der Saline Gottesgabe hat man gefunden, dass etwa 2,5 Meter Abraum über dem Kreidegebirge lagert. Immerhin sind die Glau- 56 @G. Mürter, Das Diluvium im Bereich des Kanals konitmergel auch ohne einen grossen Gehalt an Phosphoritknollen als Meliorationsmittel sehr zu empfehlen. Dasselbe gilt von den Mergeln des Neocom und Lias, die gleichfalls durch die Baggerungen zu Tage gefördert wurden. Die geologische Specialforschung wird später ergeben, ob diese Mergel im Streichen leicht erreichbar sind und so für die Land- wirthschaft verwerthet werden können. Am linken Emsufer führt KLOCKMANN in seinem Bericht über seine Reise im Herbst 1885 Mergellager an, die aus verwitterten Wealdenschichten entstanden sind: im Saamer Rott und Bent- heimer Wald. Der Kalkgehalt dieser Mergel ist mir nicht be- kannt. Dasselbe gilt von dem diluvialen Mergellager, welches KLOCcKMANN zwischen Emen und Raken fand, dort, wo sich die Diluvialkuppe hart der Ems nähert. Die Verwitterungsrinde des etwa 8 Meter mächtigen Lagers betrug 0,3— 1,0 Meter; 150 Meter weit konnte KLOCKMANN den Mergel verfolgen, bis er unter Sand verschwand, jedoch auch unter diesem noch 100 Meter weit mit dem Zweimeter-Bohrer erreichbar war. Am rechten Emsufer waren KLOCKkMANN die hellgrauen Thon- mergel, die in der Ziegelei bei Baccum neben der Windmühle früher gegraben wurden, bekannt. Nach der von mir im Herbst 1894 entnommenen Probe haben dieselben einen Gehalt von 17 pCt. kohlensaurem Kalk. Der Kalkgehalt der allerdings zähen Thon- mergel ist demnach hoch genug, um denselben auch in den weiter abliegenden Marken zu verwenden. KLOCKMANN versprach sich von den unter dem diluvialen Thonmergel folgenden glaukonitischen miocänen Letten als Düngungsmittel guten Erfolg. Bis jetzt ist jedoch eine derartige Verwendung der Letten nicht erfolgt. Verhältnissmässig reich an Mergellagern ist das Gebiet zwi- schen Fürstenau nnd Bersenbrück, welches aus tertiären und diluvi- alen Schichten aufgebaut ist. In der Ziegelei westlich Fürstenau wird ein sehr thoniger Geschiebemergel verwandt, der etwa 8 pCt. CaCOshält. In der Ziegelei bei Hollenstedt wird ein ähnlicher Un- terer Greschiebemergel gestochen, der 8,1 pÜt. CaCO; führt. Am Feldwege von Hollenstedt nach Schwagstorf traf ich Thonmergel an zwei Stellen, so südlich an dem den Weg kreuzenden Bach in einer von Dortmund nach den Emshäfen. 57 Tiefe von ?/4 Meter. Bei Schwagstorf ist eine gemeinsame Mergel- grube früher in Betrieb gewesen. Der Abbau ist jedoch, wie so häufig in bäuerlichen Gemeinden, unordentlich betrieben, da Jeder gegraben hat, wo er den Mergel am leichtesten zu fassen hoffte. Besser werden schon die oligocänen Thonmergel bei Kl. Bockern am Fuss der Maiburg gewonnen. 13,3 pCt. CaCO; führen diluviale Thonmergel bei Stottenhausen, 3 Kilometer westlich von der Bahn- station Bippen. Der neben der Ziegeleigrube anstehende Untere Geschiebemergel mit 10,7 pÜt. CaCO; ist gut entwässert, so dass er selbst von Besitzern geholt wird, die Mergel auf ihren Feldern haben, da er leichter zerfällt. Bei Ankum ist man vom Mergeln zurückgekommen, obwohl der in der Thongrube der aufgegebenen Ziegelei am Wege nach Schwagstorf anstehende Septarienthon 8,8 pCt. CaCO;z hält. Die Septarien selbst haben einen Gehalt von 81,3 pCt. CaCO;. Sie durchsetzen den Thonmergel in ausserordentlicher Dicke und Häufigkeit, so dass eine Zermalmung derselben in der kalkarmen Gegend zu empfehlen wäre. Jedenfalls ist das Beiseitewerfen, wie ich es auf Feldern bei Kl. Bockern beobachtet habe, zu unter- lassen. Viel gemergelt ist auf Gut Eggermühlen, ebenso in der Bauerschaft Basum. Bei Bippen wird von mehreren Colonen schon seit Langem gemergelt; die von den Landwirthen dortselbst genützten Mergel erwiesen sich sehr verschiedenwerthig. Der unmittelbar beim Dorf gegrabene oligocäne Thonmergel hatte 16,6 pCt. kohlensauren Kalk. Auch hier zeichnet sich der gelbbraune Mergel durch die Führung von grossen Septarien aus. Dieselben mitteloligocänen Thonmergel fanden sich noch weiter in den sogenannten Grund- wiesen. Hier werden sie jedoch noch nicht benutzt. Ebenso dürften die Thonmergel beim Gehöft des Colonen KxÜrkk mittel- oligocänen Alters sein. Dieselben enthalten bei 0,5 Meter Tiefe nur 4,8 pCt. kohlensauren Kalk. Dieses Mergellager liegt gleichfalls noch unbenutzt da, wie die seiner Zeit beim Bahnbau auf Hafke’s Berg aufgeschütteten Mergelmassen. Von den ebenfalls dort auf- geschütteten miocänen Letten sind die Mergel schon oberflächlich leicht dadurch zu unterscheiden, dass auf ihnen die Ackerdistel 58 G. Mürver, Das Diluvium im Bereich des Kanals in grosser Menge wächst. In der Sandgrube südlich von Bippen und in der Ziegelei südwestlich von Bippen sind die von KLock- MANN als Meliorationsmittel empfohlenen, miocänen glaukonitischen Letten aufgeschlossen. Die nördlich Bippen schon jetzt ausgebeuteten Mergellager auf dem Kreuzberg (5,5 pCt. kohlensaurer Kalk) und das des Colonen AUGWINKEL (3,8 pCt.) erwiesen sich als minderwerthie. Jedoch ist es nicht ausgeschlossen, dass der Kalkgehalt nach der Tiefe zu zunimmt. Auch hier leidet die Nutzung der Mergel- grube unter dem mangelhaften Abbau. Obwohl reichlich Gefälle vorhanden ist, stehen die Gruben voll Wasser, so dass nur bei Frost Mergel gegraben werden kann. Der trockengelegte Mergel wird besser zu verarbeiten sein und die Klage, dass man klalige, unzerfallene Mergelklumpen noch Jahre hindurch mit dem Pfluge hinaufhole und die Mischung mit der Ackererde schwer vor sich gehe, werden verstummen, namentlich dann, wenn man den ausgehchenen Mergel einen Winter hindurch dem Grefrieren aus- setzt. Weit schwieriger als in der Fürstenau-Bersenbrücker Gegend, wo man überall unter Klaiboden Mergellager vermuthen kann, gestaltet sich die Aufgabe, Mergellager festzustellen, in dem Gebiet nördlich der Haase auf dem sogenannten Hümmling. Unter einer mehr oder weniger starken Decke von Geschiebe- sand folgt die sandige Grundmoräne, welche meist bis auf grosse Tiefen entkalkt ist. Abgesehen von dem schon durch KLOCKMANN seiner Zeit bekannt gewordenen Mergellager zwischen Spahn und Herrenstätte fand ich solchen westlich Lastrup bei Holte. Hier ist jedoch der Abraum ein sehr bedeutender (3--4 Meter); der Gehalt an kohlensaurem Kalk betrug ca. 6 pCt. Dementsprechend . fand ich in den Lehmgruben bei Vinnen, Lahn, Werlte, Lorup u. s. f. die Entkalkung 3—4 Meter übersteigend. Trotzdem glaube ich, dass die Specialaufnahme auch hier günstigere Resultate ergeben wird. Agronomisch waren in dem bereisten Gebiet 4 Hauptboden- gattungen vertreten: Humusboden, Sandboden, Lehmiger Boden und Thonboden. In Beackerung genommen sind meistens jedoch von Dortmund nach den Emshäfen. 59 nur die Humus- und Sandböden. Letztere pflegen durch die Kultur humos geworden zu sein. Durch das Plaggen sind jedoch auch die lehmigen Böden humos-sandig gemacht, so dass sie oberflächlich von dem reinen Sandboden vielfach garnicht zu trennen sind. Thonboden fand ich nur von einem Emsbürener und Kl. Bockerner Wirth in Beackerung genommen. Beide hatten den Thonboden erst in den letzten Jahren urbar gemacht und waren mit dem Ergebniss zufrieden. Meist pflegen jedoch die Thon- und Lehmböden als Unland oder in Haide zu liegen, weil die dortigen Landwirthe derartige Böden scheinbar nicht zu bearbeiten verstehen, bezw. ihnen die Beackerung zuviel Mühe macht. Es liegen deshalb noch grosse Flächen besseren Bodens unbenutzt da. Andererseits dürften grosse Flächen absoluten Waldbodens plan- mässig aufzuforsten sein, wenn auch hierin namentlich auf dem Hümmling in den letzten 50 Jahren viel geleistet worden ist. Das Gesammtergebniss der bisherigen Untersuchungen im mittleren Emsgebiet ıst kurz dahin zusammen zu fassen: 1) Hochprocentige Mergel für die Moor- und Sandculturen sind bequemer zu beschaffen, als wie es bisher der Fall gewesen ist l). 2) In dem Gebiet südlich der Haase wird für die Mehr- zahl der Ortschaften 8&—20 pCt. thoniger Mergel leicht festzustellen sein. 3) Nördlich der Haase liegt die Sache schwieriger. Doch würde hier die geologische Specialaufnahme auch zu befriedigenden Ergebnissen führen. ) Zur Zeit sind Uelzener Süsswasserkalke, Wunstorfer und Misburger Kreidemergel, sogar Mergel aus dem Solling in den Moorgebieten verwandt worden. Die Moorversuchsstation Lingen hat im Sommer 18)4 die milderen Bänke des Unteren Muschelkalks aus der Umgebung von Ibbenbühren zum Mergeln mit gutem Erfolg gebraucht. Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. Von Herrn G. Müller in Berlin. Der geognostische Bau der Umgebung von Rheine hat schon vor 50 Jahren die Aufmerksamkeit der Geologen erregt. »Ich wählte die Gegend von Rheine«, schreibt BECKS in seinem unge- druckten Bericht an die oberste preussische Bergbehörde über eine Reise im Frühling 1843, auf der er Beobachtungen über die geo- gnostischen Verhältnisse zwischen Ems und Rhein an der damaligen Landesgrenze angestellt, »mit einiger Vorliebe zum Ausgangspunkt meiner Untersuchungen, indem ihre Hügel mehr einladen, als die weiten Ebenen auf dem grössten Theile der Grenze, und der Durchbruch dieser Hügel durch einen nicht unansehnlichen Fluss, die Ems, lehrreiche Aufschlüsse erwarten liess, mit welchen die Natur in diesen Gegenden, wie meistens ın allen Ebenen, so schmerzlich karg ist«. Die in dem Bericht von BECKS nieder- gelegten Beobachtungen haben allen späteren Geologen, die sich mit den geognostischen Verhältnissen von Rheine beschäftigt haben, als Grundlage gedient. So fusst F. ROEMER in seiner Arbeit: Ueber die geognostische Zusammensetzung des Teutoburger Waldes zwischen Bielefeld und Rheine und der Hügelzüge von Bentheim 1), sowie in der 4 Jahre später erschienenen Monographie: Die Kreide- !) Neues Jahrbuch für Mineralogie 1850, S. 385, G. MüLter, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. 61 bildungen Westfalens ') der Hauptsache nach auf den Unter- suchungen von BECKS. Auch Hosıvs 2) hat den BEcks’schen und RoEMmER’schen Beob- achtungen in der Umgebung von Rheine nur einzelne neue hinzu- zufügen vermocht. BECKS war bei seinen Untersuchungen der glückliche Umstand zu Hülfe gekommen, dass damals gerade umfangreiche Bagge- rungen in der Ems und der Bau der sogen. Bentlager Schleuse vorgenommen worden waren, durch welche das Schichtenprofil im Bette der Ems »nach Deutlichkeit der Entblössung und Häufigkeit der organischen Reste zu einem der ausgezeichnetesten und sehens- werthesten Aufschlusspunkte des Wälderthongebirges im nördlichen Deutschland« gemacht worden war. 1894 waren wieder Bagge- rungen mittels Dampfbagger ausgeführt worden. Im vergangenen Sommer hatte ich Gelegenheit, das durch dieselben aus dem Ems- bett herausgeschaffte Material zu untersuchen und eine Reihe wichtiger Funde von Versteinerungen zu machen, welche zusammen mit den von BEcKS s. Zt. aufgelesenen an den bisherigen An- schauungen über die Schichtenfolge in der Ems Einiges ändern bezw. für die Kenntniss der Schichtenfolge der Unteren Kreide von allgemeinerem Interesse sind. Schwierig für die Untersuchung und Darstellung des Profils war der Umstand, dass das heraus- gebaggerte Material vielfach nicht dort am Ufer abgelagert ist, wo es herausgeholt war, sondern je nach Bedarf zu den Uferbefesti- gungen verwandt und dementsprechend verfahren war. Kück- sprachen mit dem Strommeister Herrn GEHRKE in Rheine und mit dessen Arbeitspersonal haben diesem Uebelstand nach Mög- lichkeit abgeholfen. Ausserdem konnte ich mehrfach an den Ufern das anstehende Gebirge an Stellen beobachten, die früher nicht zugänglich gewesen waren. Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass eine Darstellung, die wesentlich nach dem aus dem Fluss- bett herausgebaggerten Gestein verfasst ist, auch bei sorgfältiger Vermeidung aller Fehlerquellen anders ausfallen kann, als wenn 1) Verhandl. des naturhistor. Vereins für Rheinlande u. Westfalen 1854. 2) Beiträge zur Geognosie Westfalens. Verh. des naturhist. Ver. etc. 5. 274. Vergl. auch Urepxer, Ueber die geogn. Verh. d. Umgeg. v. Bentheim etc. $. 32. 62 G. Mürrer, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. man die Schichtenfolge in ihrer natürlichen Lagerung beobachten könnte. »Der erste Ausflug, den man von Rheine gegen O. oder gegen W. unternimmt, zeigt, dass die Landschaft in dieser Rich- tung von einem lang gedehnten Hügelzuge durchschnitten ist, der sich dem Laufe der Ems wie ein Wall entgegenstell. Durch einen schmalen Einschnitt findet der Fluss seinen Abzug; der übrige Raum ist zur Begründung der Stadt benutzt, die ursprüng- lich und vorzugsweise auf dem linken Ufer gegründet ist, jetzt von der Ems durchschnitten wird. Von beiden Ufern her bemerkt man in derselben ein Ansteigen des Bodens, das gegen W. all- mählich zur Höhe des Thiebergs führt, gegen OÖ. zwar ungleich steiler ist, aber viel schneller aufhört und in dem Stadtberge, wie der östliche Theil jenes Höhenzuges genannt wird, eine geringere Erhebung über dem Wasserspiegel veranlasst, als auf der ande- ren Seite. Geht man auf der rechten Seite längs des Flusses hinab, so findet man gleich hinter den letzten Häusern anstehendes Gestein. Eine senkrechte, etwa 20 Fuss hohe Felswand, der »Klipp« ge- nannt, aus Kalkstein bestehend, begrenzt hier das Flussbett. Gegen N. wird dieselbe bald niedriger, das Ufer flacher und das Gestein durch aufgeschwemmtes Land bedeckt. In dem Bette selbst aber bleibt das nämliche Gestein noch längere Zeit sichtbar, bis etwa 15 Minuten unterhalb Rheine ein anderes an seine Stelle tritt. Die Schichten des Kalksteins streichen hor. 6 und fallen mit 15 bis 200 gegen S. Sie setzen quer durch den Fluss und bilden mit ihren Köpfen dessen Bett. Selten sind sie auf längere Strecken zusammenhängend, sondern bestehen vielmehr aus unregelmässigen Knauern. Sie wechseln mit Lagen von festem 'Thonmergel ab, der zwischen den oberen Schichten nur eine Stärke von einigen Linien bis zu einen Zoll darbietet, weiter im Liegenden aber bis zur Mächtigkeit von einigen Fussen anwächst und wie es scheint, zuletzt den Kalk ganz ausschliesst. Der Kalkstein, auf dem Bruche erdig und sehr flachmuschelig, ist gelblichweiss bis milch- weiss und daher im Steinbruche bei auffallendem Lichte ausser- ordentlich blendend; einige Schichten, aus einem festeren und G. Mütter, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. 63 wahrscheinlich reineren Kalk bestehend, sind bläulich. Der Thon- mergel ist allenthalben hellgrau«. (Bericht von BEcks.) Von Ver- steinerungen, die allerdings selten und dann auch noch schlecht erhalten vorkommen, fand BECKS: Inoceramus virgatus SCHLÜT. und Am. varians SOW. | NR 2 [ N Be ae: Ki KORSETT e SR SE se SE % Ass SEE ER N III! N NND \ iS —— | In EEE Bee RR Unz.Lias. Kittl Lias Neocom. BEN Bank. R7 FE Cdenomarı ut Olaukonit- De DEE Die Grenze zwischen dem festen Kalkstein und dem Thon- mergel liegt etwa dort, wo der nach BEcKs Untersuchung gebaute Kanal wieder ın die Ems einmündet. Beide Gesteine wurden von BECKS und ROEMER zum Pläner gezogen. Hosıus fand jedoch sehr nahe der Einmündung des Schiffahrtskanals Ammonites lautus Sow. und 150 Schritt oberhalb der von BECKS entdeckten 2—3 Fuss mächtigen Grünsandbank mit Belemnites minimus LisT. und Ammo- nites interruptus BRUG., welche kurz unterhalb der Eisenbahnbrücke am sogen. »Pott« ansteht, gleichfalls Belemnites minimus List. und Ammonites interruptus BRUG., so dass Hosıus den grössten 64 G. Mürter, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. Theil der Thonmergel bis zum Plänerkalk zum Gault rechnet. Diese Auffassung dürfte auch die richtige sein. Die unterhalb der erwähnten Grünsandbank folgenden schwar- zen Thone mit Sphärosideritlagen hatte ROEMER mit BECKS an- fänglich zum Neocom gezogen und nur die dünne Grünsand- einlagerung als Vertreter des Gaults aufgefasst, da ein beim Abteufen eines Schachtes der genau westlich der Grünsand- bank liegenden Saline Gottesgabe !) gefundener Ammonit von ihm als Ammonites Decheni ROEM. bestimmt worden war, und er ausser- dem unterhalb Schloss Bentlage im Bett der Ems ein Exemplar von Belemnites subquadratus ROEM. aufselesen hatte. Sonst hatte RoEMER damals im Emsbett keine Fossilien der Unteren Kreide beobachtet, überhaupt von der Grünsandbank bis zu der Wealdenformation, welche an der sogen. »Kiste«x zum ersten Male sich ım Emsbett heraushebt, nur einmal beim Hause Krafeld bei der Einmündung eines kleinen Baches auf dem rechten Ufer Thone mit Thoneisenstein-Nieren gesehen. 4 Jahre später stellt RoEMER diese Thone sowie die auf der Saline Gottesgabe durch- teuften zum Gault, da EwALD inzwischen den vermeintlichen A. Decheni als eine Form des Aptien erkannt hatte, so dass er zwei Horizonte des Gault im Emsbett unterscheiden konnte, von denen der obere durch die Grünsandbank dargestellt wurde. ROEMER vermuthet jedoch auf den erwähnten Fund von B. sub- quadratus hin, dass auch Neocom zwischen Gault und Wealden vertreten sein könne. Der in der Sammlung der Geologischen Landesanstalt aufbe- wahrte Ammonit ist jedoch keine Form des Unteren Gault, sondern der echte Am. milletianus D’ORB. Nach dem dem Becks’schen Bericht beigefügten Originalbericht des Salineninspectors RATERS !) Bekanntlich wird die Soole auf der Saline Gottesgabe dadurch gewonnen, dass man von einer Reihe von Schächten aus Strecken getrieben hat und das aus den zahlreichen saigeren, äusserst feinen Klüften heraussickernde 2 — 8 pÜt. NaCl haltende Wasser im Sumpf des Hauptschachtes sammelt. Die Klüfte ver- laufen NS. Ausser der Soole tritt in den Strecken überall Kohlenwasserstoffgas aus, so dass man beim Bau meist mit der Davr’schen Sicherheitslampe arbeiten und den Bergleuten frische Luft mittels eines hydrostatischen Blasebalges zu- führen musste. (Bericht des Salineninspectors Rarers.) G. Möürrver, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. 65 ist Am. milletianus »eben unter Tage« bei 25 Fuss Tiefe vor- gekommen, von denen 8 Fuss Deckgebirge sind. Auch das »von den Petrefactologen in Bonn für einen auf Hilsthon deutenden Hamites erklärte« Bruchstück ist nichts weiter als ein Theil der Wohnkammer eines grossen A. melletianus. Der beim Bau der Strecken, welche von den 214 bezw. 308 Fuss tiefen Soolschächten nach N. und S. ausgefahren sind, gefundene Ammonit mag immer- hin A. Decheni gewesen sein. Leider habe ich dieses Exemplar nicht gesehen. Von der von Becks unterhalb der Eisenbahnbrücke entdeckten Grünsandbank mit 3. minimus und A. interruptus bis zum Wealden an der sogen. Kiste hatten die bisherigen Autoren keinerlei Ver- steinerungen im Emsbett gefunden, ausser dem oben erwähnten B. subquadratus. Durch die letzten Baggerungen sind jedoch unmittelbar bei Schloss Bentlage Thone mit Sphärosideritlagen über und unter einer Glaukonitmergelschicht blossgelegt und anı linken Ufer abgelagert, die zahlreiche, zum Theil gut bestimmbare Versteinerungen enthielten. Es waren dies: Belemnites minimus LIST. Ammonites auritus SOW. » interruptus BRUG. „» varicosus SOW. Hamites rotundus SOW. Inoceramus concentricus PARK. ; ausserdem, wenn auch nur in zwei Bruchstücken: Ammonites tardefurcatus LEYM. » milletianus D’ORB. Von den Versteinerungen des Oberen Gaults kommt Belem- nites minimus in dem Glaukonitmergel besonders häufig vor, weniger indem darüber folgenden grauen Thoninergel. In letzterem ist /. concentricus sehr häufig, z. Th. mit sichtbaren Ligament- gruben. Auch die übrigen Versteinerungen sind im Thonmergel häufiger und besser erhalten als in der Grünsandbank. In dem Glaukonitmergel liegen zahlreiche graue Phosphorite »in der Form Jahrbuch 1895. 5 66 G. Mürrter, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. von Scyphien und Siphonien« genau wie in der von BEcKS ent- deckten Bank am »Pott« unterhalb der Eisenbahnbrücke. Laut Analyse von Herrn LINDNER, die ich schon an anderer Stelle in diesem Jahrbuch mitgetheilt habe, enthalten die Phosphorite: 22,3 pCt. P3O;, 48,3 pCt. CaO und 4,3 pCt. Kalı. Ueber die Lagerstätte von A. melletianus und A. tardefurcatus kann ich nichts Bestimmtes angeben. Nach dem anhaftenden Gestein ‘scheinen sie auch in der Grünsandbank, also an secundärer Lager- stätte zu liegen. Die Grenze zwischen Oberem und Mittlerem Gault würde demnach wohl am besten an die untere Grenze der Grünsandbank zu legen sein. Vom Schloss Bentlage flussabwärts habe ich anstehende Schichten bis zur Wealdenformation nicht mehr beobachtet. Die s. Zt. von ROEMER 200 Schritt unterhalb Schloss Bentlage beim Hause Krafeld gefundenen Thone können schon dem Neocom angehören, um so mehr als in dem westlich liegenden Devesfeld unmittelbar an der Grenze Thone gegraben sind, um die in den- selben auftretenden Thoneisensteine zu gewinnen, welche Belem- nites Brunsvicensis V. STROMB. führten 2). In der späteren Arbeit RoEMER’s?) über die Kreidebildungen Westfalens sind die Thone jedoch nicht mehr erwähnt. Dagegen soll bei der Kiste ein dunkler Schieferthon folgen, welcher äusser- lich braune Sphärosiderit-Nieren in grosser Häufigkeit umschliesst. Das Liegende dieser »steil aufgerichteten, jedenfalls mehrere hundert Fuss betragenden Schichtenfolge wird durch schwarzen Schiefer- thon ohne Sphärosiderit-Nieren, aber mit dünnen, kalkigen Zwischen- lagen gebildet, dessen Alter durch unzählige, für die Wealden- Bildungen bezeichnende Cyrenen gleich auf den ersten Blick fest- gestellt wird« 3). ı) Hosıvs, loc. eit. $. 293. 2) ]oc. eit. 8.59. 3) Von einer Gliederung der Wealdenablagerungen im Emsbett musste ich schon deshalb absehen, weil es mir an Zeit mangelte, hierauf bezügliche Unter- suchungen anzustellen, ganz abgesehen davon, dass dies nur jemand durchführen kann, welcher die Wealdenbildungen im nordwestlichen Deutschland eingehend kennen gelernt hat, und dass die Verhältnisse hier besonders schwierig liegen. G. Mürver, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine 67 Die Becks’sche Schilderung der Schichtenfolge von der »Kiste« flussabwärts, steht mit der RoEMmER’schen in einigem Wider- spruch. Nach dem, was ich gesehen habe, scheint mir die BEcKs’sche Darstellung vorzuziehen sein, die ich hier deshalb wörtlich folgen lasse: Nachdem die Ems die Grünsandbank verlassen hat, durch- schneidet sie noch ferner das aufgeschwemmte Land bis auf dessen Unterlage, ja selbst diese an manchen Stellen noch so tief, dass sie an hohen Ufern mehrere Fuss über dem Wasserspiegel hervor- ragt. Das Material, das man von jener Grenze an zunächst be- merkt, ist eine Art Schieferthon, der an den Ufern der Luft und dem Wasser zugleich ausgesetzt, zu kleinen Brocken und zu einer blauschwarzen, schmierigen Thonmasse zerfällt. Noch. eine ziem- liche Strecke oberhalb Schloss Bentlage bestehen die Ufer aus Sand, der namentlich auf der rechten Seite hoch über dem Wasser hervorragt. Auf der Stelle, welche die »Kiste« genannt wird, setzen wieder festere Bänke durch den Fluss, die vermöge ihrer Härte der Auswaschung länger widerstanden haben und daher eine Art Wehr bildeten, das der Schiffahrt überaus lästig war. Man hat diese Bänke im Sommer 1842 fortgebrochen und das Material an den Ufern aufgeschüttet. Dasselbe enthält gewisse Versteinerungen in so ungeheurer Menge, dass sie einen wesent- lichen Antheil an der Zusammensetzung der Schichten haben. Insbesondere gilt dies von Potamides carbonarius (Melania strombiformis). Paludina carbonaria (P. Hluviorum). Pisidium Pfeiferi. > pygmaeum und von mehreren Arten aus der Gattung: Cyclas oder Üyrena. Auch fand ich einmal ein Exemplar eines Belemniten. Im Betreff der letzteren Versteinerung muss ich bemerken, dass ich sie lose auf jenen Schutthaufen fand, und es daher sehr zweifel- haft ist, ob sie aus den gesprengten Schichten herrühre, oder ob sie nicht vielleicht durch den Fluss aus den zunächst höheren Schichten herrühre, und an dieser Stelle abgesetzt sei, von wo sie mit dem übrigen Material an das Land geschafft wurde. 5* 68 G. Mürter, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. Mit den kalkigen aus Muschelschalen zusammengesetzten Schichten wechseln thonige ab, bald in dünnen Lagen, bald in mächtigen Bänken, die aber an der Luft ın kurzer Zeit in papierdünne Blätter parallel den Schichtungsflächen zerfallen; ferner Schichten von Thoneisenstein, fingerdick bis zu einem Fuss; Eisenkies ebenfalls in dünnen Lagen, endlich sandsteinartige Schichten nur wenige Zoll mächtig mit Glimmerblättchen auf den Schichtungsflächen und mit Steinkohlen in 1—3 Linien dicken Lagen !). »Geht man von der genannten Stelle (Kiste) einige Minuten den Fluss entlang, so findet man bis zu dem Punkte, der mit dem Namen Mailegge bezeichnet ist, die Ufer aus schwarzem, leicht zerfallenden Schieferthon und aus zahlreichen härteren, theils tho- nigen, theils sandsteinartigen Schichten bestehend, aber ohne eine Spur von Versteinerungen. An der Mailegge aber wiederholt sich der vorige Reichthum von Petrefacten in einem ausserordentlichen Maasse. Eine Menge Schichten 1— 4 Zoll dick folgen auf einander und bestehen im eigentlichen Sinne des Wortes aus den Schalen von Cyclas majuscula, C. obtusa, ©. mactroides. Diese Schich- ten kann man am Ufer über dem Wasser beobachten und bei etwas niedrigem Wasserstande hat man Gelegenheit im Bette genannte Versteinerungen nach Herzenslust zu sammeln. Das Streichen der Schichten fällt in die 6. Stunde; auch sieht man deutlich, dass die Schichten gegen S. einfallen, allein wegen ihrer geringen Höhe über dem Wasser ist der Winkel nicht mit Zuverlässigkeit zu bestimmen, weswegen ich auf meine Messung, die 620 anzeigte, nicht mebr Gewicht lege, als dass daraus jedenfalls ein starkes Fallen hervorgeht«. Bei den vorjährigen Baggerungen sind an der Mailegge ?) Schichten herausgeschafft, welche die früheren Autoren dort nicht beobachtet haben, nämlich schwarzgraue, sandige Mergel mit Thon- eisensteinlagen an der Basis. Unter und über diesem Mergel folgen ) Nach Mittheilung des Strommeisters Herrn Grurke bildeten die Kalksand- steine 1m breite Adern in Abständen von 2,0 m, welche durch »kalkartige Thone und Schiefer« getrennt sind. Die Oberfläche der Schiefer ist uneben, runzelig und man sieht auf ihr undeutliche Pflanzenreste. ?) Die Localität kann man auch »bei der Hängemühle« bezeichnen. A Abe. G. Mörver, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. 69 die fossilreichen Wealdenschichten. In den Mergeln, sowie Thon- eisensteinen fand ich folgende Versteinerungen: Belemnites »ubquadratus A. RoEM. Ammonites amblygonius NEUM. und UnHr. » rotula SOW. Crioceras SP. Cucullaea sp. In den Thoneisensteinen fand ich jedoch auch unzweifelhafte Wealdenversteinerungen; Cyrena sp. und Corbula cf. sublaevis STRCK., so dass wir bier eine Mischfauna vor. uns haben. B. sub- quadratus lag in zahlreichen Bruchstücken umher, von A. ambly- gonius las ich 2 Exemplare auf, von denen das grössere 20 Centi- meter Durchmesser hatte. A. rotula und A. amblygonius sind be- zeichnend für die höheren Schichten der Zone des Bel. subquadratus. An der Mailegge ist demnach eine unzweifelhafte marine Neocom- Ablagerung im Wealden vorhanden, so dass die Kette jener Be- weise, die für die Auffassung des Wealden als Aequivalent der untersten Kreideschichten sprechen, um ein neues Glied vermehrt worden ist. Von der Mailesge bis zur Einmündung des Salinenkanals sollen nach Mittheilung des Strommeisters GEHRRKE W ealdenschiefer heraus gebaggert sein. Von der Einmündung des Salinenkanals bis zur Einmündung des Devesburger Baches bezw. dem Beginn des Schiffahrtskanals sind wiederum graue Mergel aus dem Emsbett gefördert, die gleichfalls zahlreiche Thoneisensteinnieren mit Blei- glanz, Schwefelkies und Zinkblende als Kluftausfüllung enthielten. An Versteinerungen habe ich in den Mergeln folgende Arten ge- sammelt: Meyeria ornata PHILL. Belemnites subquadratus A. ROEM. Ammonites cf. Carteroni D’ÖRB. » heteropleurus NEUM. u. UÜHL. Thracia Phillips A. RoEM. Exogyra Couloni DEFR. 70 G. Mürter, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. Unter den Hilsmergeln folgen feste, ganz aus Muschelresten zusammengesetzte krystalline Stinkkalke, deren Schichtenköpfe nur eben vom Wasser der »wilden« Ems bedeckt sind und ein natür- liches Wehr bilden. Der natürliche Wasserlauf macht hier einen Bogen, den 1841 die Regierung behufs Anlage einer Schleuse (Bentlager Schleuse) durch einen Schiffahrtskanal abschneiden liess. Am Südende des Schiffahrtskanals wurden die bituminösen kry- stallınen Kalke, welche anderwärts an der oberen Grenze des Unteren Wealden liegen, durchbrochen!). An der unteren Grenze des Wealden beobachtete ROEMER neben einer südlich vom Bent- lager Kalk herausfliessenden Schwefelquelle wenige Fuss mächtige, schwarze Schieferthone mit einzelnen !/a Zoll dicken Platten von bituminösen Kalkstein, deren Oberfläche mit unzähligen Exemplaren von Serpula coacervata BLUMENB. bedeckt ist und welche die von A. RoEMER als Serpulit bezeichnete Schichtenfolge repräsentirt, die regelmässig im nordwestlichen Deutschland den eigentlichen lacustren Bildungen des Wealden zur Unterlage dient. Hierauf folgten bis zum entgegengesetzten Ende schwarze Thonbänke, zum Theil leicht zerfallend, zum Theil so hart, dass die ausgeworfenen Bruchstücke, nachdem sie die Einwirkung von zwei Wintern erlitten haben, noch in fussdicken, scharfkantigen Blöcken auf- gehäuft liegen. Nieren von Thoneisenstein waren auch hier, namentlich in den mehr hangenden Schichten keine fremde Er- scheinung. Ein Theil der damals von BECcKS in dem Aufschluss gesammelten Versteinerungen wird in der Sammlung der Geolo- gischen Landesanstalt aufbewahrt. Im vergangenen Sommer konnte ich im Bett der »Wilden Ems« aus den gleichen Schichten noch einige Formen auflesen, so dass mir von dort folgende Formen bekannt sind, die alle dem Mittleren Lias angehören. Es sind dies: Belemnites clavatus SCHLOTH. « pazxillosus SCHLOTH. Ammonites capricornus SCHLOTH. > margaritatus MTEF. » (Amaltheus) sp. !) Grasge, die Schaumburg-Lippe’sche Wealden-Mulde S. 7. G. Mütter, Die Untere Kreide im Emsbett nördlich Rheine. 7] Ammonites fimbriatus SOW. » spinatus BRUG. » Maugenestüi D’ORB. Avicula Sinemuriensis D’ÖRB. Inoceramus ventricosus SOW. Pecten aeqwivalvis SOW. Unterhalb des Endes des Schiffahrtskanals sind Schichten des Unteren Lias herausgebaggert. Es lagen bituminöse Schiefer und schwarze mürbe Kalke am Ufer. Doch konnte ich nirgends die- selben anstehend beobachten. An Versteinerungen fand ich: Ammonites raricostatus ZIET. > planicosta SOW. Gryphaea arcuata Lam. Hinnites sp. Am. planicosta war in einem gelblich-grauen thonigen Kalk mit Phosphoriten eingebettet. Die Grenze zwischen Mittlerem und Unteren Lias dürfte etwa an der Provinzialgrenze liegen. Von den weiter flussabwärts noch im Emsbett bekannten Vorkommnissen von Wealdenschichten habe ich nur noch das von Himmeldorf angesehen. Es waren dort bituminöse Schieferthone mit krystallinen Kalkplatten herausgebaggert worden, die auf der Oberfläche mit Serpula coacervata bedeckt waren. Die unter dem Serpulit folgenden Schichten sind von dort nicht bekannt. Viel- leicht gelingt es der geologischen Specialaufnahme, die Lagerungs- verhältnisse an dieser Stelle, die für das Verständniss des Gebirgs- baues der Rheiner Gegend von besonderer Wichtigkeit sind, fest- zustellen. Das Schalsteineonglomerat von Langenaubach '). Briefliche Mittheilung der Herren L. Beushausen und A. Denckmann an Herrn W. Hauchecorne. Kurz nach einer im Auftrage der Direction der Königlichen geologischen Landesanstalt im vergangenen Sommer ausgeführten Reise zum Studium devonischer Kalke im Sauerlande und in Nassau veröffentlichten wir in einer kurzen brieflichen Mittheilung einige Beobachtungen, welche wir in der Nähe von Langenaubach gemacht hatten. Diese betreffen ein Vorkommen von Schalstein- conglomerat, welches Trümmer verschiedenalteriger Devonkalke ent- hält und zwar im Einzelnen solche von Clymenienkalk, Adorfer Kalk und Massenkalk, letzterer zum Theil sicher Iberger Kalk. Unsere Notiz hatte nur den Zweck, die Aufmerksamkeit auf eine Bildung zu lenken, deren Auftreten uns eine Stütze zu sein scheint für diejenige Auffassung der Sedimente des höheren Oberdevon, welche der Eine von uns kurz vorher (dieses Jahrbuch für 1894, S.8 ff.) eingehend dargelegt hatte. Da uns bei Abfassung der im Revier kurz niedergeschriebenen Mittheilung litterarische Hülfsmittel nicht zu Gebote standen, so haben wir zu unserem Bedauern hervorzuheben unterlassen, dass das Auftreten des Schalsteinconglomerats und das Vorkommen von Versteinerungen des Clymenienkalkes und Iberger Kalkes in ihm schon bekannt war. Herr E. KAysEr hatte bereits in diesem Jahr- !) Siehe die briefliche Mittheilung in diesem Jahrbuche für 1894, 8. 182 f., L. Beusuausen und A. Denckmann, Das Schalsteinconglomerat ete. 73 buche für 1891, S. LIII, eine kurze Notiz über die fragliche grobe Breccienbildung gegeben und das Auftreten von Clymenien- und Goniatiten des Clymenienniveaus in ihr festgestellt. Später hat dann Herr GEYER in dem Berichte über seine Studienreise (Verhandl. der K. K. geologischen Reichsanstalt 1894, S. 227 £.) das Vorkommen von Clymenienkalk und Iberger Kalk in dem genannten Conglomerat hervorgehoben. Neu für die Litteratur ıst demnach nur das von uns nach- gewiesene Vorkommen von Trümmern auch des Adorfer Kalkes und unsere Deutung des Schalsteinconglomerats als Product einer jung-oberdevonischen Abrasion. Für die Altersbestimmung des Massenkalkes von Langenau- bach, welcher das Liegende des Schalsteinconglomerats bildet, ist es im Uebrigen von Wichtigkeit, dass sich von dort in der Samm- lung der Königl. geologischen Landesanstalt ein unzweifelhaftes Exemplar von Stringocephalus Burtini DEFR. befindet, demnach mindestens ein Theil des Massenkalkes Stringocephalenkalk- ist. Aus dem Iberger Kalke von Langenaubach besitzt die genannte Sammlung u. A. ein gutes Exemplar von Conocardium hystericum SCHLOTH., der häufigsten Conocardium-Art des Iberger Kalkes von Grund im Öberharze. Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. Von Herrn A. Leppla in Berlin. IE Die nachfolgenden Zeilen sollen diejenigen allgemeinen Er- gebnisse zur Kenntniss der Fachwelt bringen, welche ich bei der Kartirung eines Theiles des Hoch- und Idarwaldes und der nördlich davon gelegenen Gebiete bis zur Mosel gewonnen habe. Das Hauptaugenmerk war ursprünglich auf die jüngern Bildungen dieser Gegend gerichtet und über sie glaube ich in meinem vorigen Bericht!) (Schuttbildungen im Bereich des Taunusquarzits) hin- reichenden Aufschluss gegeben zu haben. Die wegen der dichten Bedeckung durch Abhangsschutt ausserordentlich schwer zu ent- räthselnde Lagerung des Unter-Devon bot reichlichen Stoff zu eingehenden Untersuchungen. Wenn auch die Ergebnisse der- selben mich keineswegs befriedigen, so sind sie trotzdem nicht werth- los, und wenn sie auch nur zeigen, dass die bisherige Erforschung des Gebietes erst in den Anfängen steht und bis jetzt keineswegs einen befriedigenden Abschluss erfahren hat, so ist ihr Zweck er- füllt. Ueber die in den nächsten Jahren fortzusetzenden Arbeiten wird an dieser Stelle berichtet werden. Einige Bemerkungen über die jüngern Bildungen der Hoch- fläche in den Hunsrückschiefern schienen mir von Interesse zu sein. Ich füge noch bei, dass die Blätter Buhlenberg, Oberstein, Morscheid und Schönberg sich im Druck befinden. 1) Dieses Jahrbuch für 1894, S. 74. A. Lerrua, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. Yo) Unter-Devon. In meinem Bericht für 18941) habe ich bereits hervorgehoben, dass die breiten Quarzitrücken des Hoch- und Idarwaldes zwischen sich eine Reihe von Schieferstreifen einschliessen, welche die mul- denförmigen und flachböschigen Abhänge der Rücken und der sie verbindenden Oberflächensättel ausmachen. Ich habe in der Revision der Blätter Morscheid und Buhlen- berg auch gezeigt, dass thatsächlich die Stufe der bunten Phyllite sich von SW. aus der Hermeskeiler Gegend her bis etwa zur Strasse Birkenfeld-Morbach erstreckt und die eben den Schiefern . zugeschriebene Rolle spielt. Der den eigentlichen Idarwald bildende Quarzitzug ist der nordwestlichste der 5 unter sich parallelen Züge, welche sich tek- tonisch und oberflächengestaltend zwischen Hatgenstein und Deusel- bach (Bl. Morscheid) im Querprofil ausprägen. Südlich Hilscheid steht der Quarzit des Malborner Steinkopfes durch eine quer zum Streichen nach NW. vorrückende Ausbiegung mit dem scheinbar einheitlichen Rücken Fuchsstein (Röderberg) — Bromerkopf quer über den Malborner Bach in Verbindung. Am Siebenborner Bach schneidet der Quarzit quer ab, nachdem sich vorher an seine nord- westliche Flanke vom Forsthaus Deuselbach ab ein anderer Quar- zitzug angelegt hat. Im NO.-Weiterstreichen des Rückens Fuchsstein-Bromerkopf tritt ein breites Band grauer und rother phyllitischer Schiefer auf, welches die flachen Abhänge der Kahlen-Heid einnimmt und schein- bar den Kern einer Falte bildet, deren jüngste Schichten der eben genannte Quarzitrücken vorstellt. Der Quarzitzug, welcher den Rücken der Kahlen-Heid ausmacht, hebt am Siebenborner Thal an und bildet von hier ohne eine merkbare Unterbrechung in den Höhenzügen des Sand, Heidenkopfs (nordwestlich Allenbach, Bl. Morscheid), des Hornesselwaldes, Aengstberg (bei Langweiler, Bl. Oberstein), Geiskopfs, Schimmersteins (bei Schauren, Bl. Hotten- bach) bis an Stipshausen heran die südöstlichste Flanke des Idars. Dieses Jahrbuch für 1894. Berlin 1895. 76 A. LerrtLAa, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. Die Lagerung der Schichten wird in einer Reihe von Anschnitten sichtbar gemacht, doch genügen dieselben nicht ihre wahre Form endgültig festzustellen. Die den Quarzitzug im S. begleitenden Hunsrückschiefer fallen hier wie im ganzen Bereich des Hoch- waldes mit sehr grossem Winkel nach NW. Bei den Quarziten wechselt die Richtung der Neigung. In dem Thälchen, welches bei Langweiler (Bl. Oberstein) den Quarzit verlässt, fallen dessen Schichten an dem neugebauten Fahrweg nach der Morbach-Kemp- felder Strasse mit 30—400% nach SO. Etwa 700 Meter nordwestlich Langweiler jedoch treten unmittelbar neben dem Quarzit nach NW. mit 65° einfallende Schiefer von grauer Farbe auf. Ist auch die Zugehörigkeit derselben zu den Hunsrückschiefern nicht unbe- dingt sicher gestellt, so dürfte hier das Vorhandensein einer streichenden Verwerfung nicht geleugnet werden können. Im Kappelbach selbst macht die Lagerung den Eindruck eines Sattels 1) und die Aufschlüsse am Forsthaus bei Stipshausen zeigen, dass die Quarzite in viele enge Falten gelegt wurden, von denen jede einzelne einen Sattel darstellt, dessen SO. - Flügel mit 60 — 700 nach SO., dessen Gegenflügel aber mit 20 —300 nach NW. fällt. Die Sattellinie selbst fällt mit 20—300 nach NO, ein und bewirkt daher in der Nähe der Steinbrüche ein Untertauchen und Ver- schwinden des Quarzitzuges im Hunsrückschiefer. | Der Quarzitrücken, welcher vom Forsthaus Deuselbach (Bl. Morscheid) an die nordwestliche Flanke bildet, theilt sich »Am Stein« südöstlich Morscheid (Bl. Morscheid) in zwei schmale Rücken, die sowohl gegeneinander als auch nach Aussen von Thonschiefer begrenzt werden. Ueber die Strasse Birkenfeld- Morbach nach NO. hinaus sind die beiden nicht mehr zu ver- folgen. Ein neuer Quarzitzug legt sich hier am linken Ufer des Edenborner Thales im Schweinsgrubenberg dem vorigen an die Seite und dieser Zug ist es, welcher den Kamm des Idarwaldes (Usarkopf, Sensweiler Höhe, Steingerüttelkopf, Graues Kreuz, An den zwei Steinen, Idarkopf) ausmacht und bis in die Nähe von ı) Wie schon H. Gresz (Dieses Jahrbuch für 1880. Berlin 1881, $. 253) bemerkt hat. A. Lerpua, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 17 Weitersbach bei Rhaunen (Bl. Hottenbach) fortstreicht. Mit Aus- nahme einiger Entblössungen der Schichten am SW.-Ende, am Schweinsgrubenberg, liegt in dem nahezu 20 Kilometer langen Zug auch nicht einmal eine Beobachtung über die Lagerung vor. Mit dem der Kammlinie benachbarten Steilrand begrenzt er sich seitlich. Leider war es nicht möglich, in den Öberflächenformen an der südöstlichen Längsseite eine Fortsetzung nach NO. über Heilig-Geist (Bl. Hottenbach) zu erkennen. Dass eine solche und eine Verbindung mit der Grenzlinie des hückens zwischen Stips- hausen und Weitersbach vorhanden ist, unterliegt wenig Zweifel. Zu beiden Seiten des Kammrückens lassen sich in der Nach- barschaft des ihn begrenzenden Steilrandes an zahlreichen Orten unter dem Quarzitschutt Thonschiefer beobachten, welche theils das Aussehen der Hunsrückschiefer, theils dasjenige der bunten Phyllite haben. Deutlich aufgeschlossen sieht man diese in ihrer Stellung zweifelhaften Schichten neben der bereits vermerkten Verwerfung 700 Meter nordwestlich Langweiler (Bl. Oberstein), ferner 11— 1200 nordwestlich Schauren im Querthal der Spring, 1 Kilometer westlich der »Zwei Steinen«, in der Nähe der Kreuzung von Pottasch- und Schmidt-Schneuse südöstlich Hochscheid (Bl. Hottenbach). Die Trennung des Kammzuges von den beiden Flankenzügen durch Thonschiefer lässt sich auch an den beiden Enden des Zuges im oberen Edenborner Thal (Bl. Morscheid) sowie am neuen Weg Weitersbach-Wolfsbruchschneuse erkennen. Die übrigen im Blatt Hottenbach längs der Steilränder vermerkten Thonschiefer-Vorkommen gründen sich auf die Beobachtung zahl- reicher Schieferbruchstücke im Quarzitschutt der an dieser Stelle besonders flachen Abhänge. Diese Schiefervorkommen erklären die Vertheilung der steilen und flachen Böschungen im Idarwald hinreichend. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass die Steil- gehänge (20—300 Neigung) den schwer verwitternden Quarzit, die breiten flachen Böschungen (im Mittel 50), die leicht abtragbaren Schiefer zum Untergrund haben. Im NW.-Abhang des Idars, besonders im Bereich des Blattes Hottenbach lässt sich ein dritter Quarzitzug wahrnehmen, welcher die NW.-Flanke des ganzen Höhenzuges bildet. Von dem Kamm- 18 A. Lerria, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. rücken ist er, wie vorhin angegeben, durch Thonschiefer ge- trennt. Nach SW. zu jedoch scheint er sich unmittelbar an den Quarzitzug des Kammes am Usarkopf und an der Morbach-Birken- felder Strasse (Bl. Morscheid) anzulegen. Eine Trennung konnte hier nicht durchgeführt werden. Die Fallrichtungen wechseln; an einer Reihe von Weganschnitten am NW.-Abhang des Idarkopfes zeigt sich das Fallen südöstlich, in drei Aufschlüssen westlich und nordwestlich des Grauen Kreuzes, sowie 1,5 Kilometer westlich Weitersbach am Horbrucher Weg (Bl. Hottenbach) dagegen nord- westlich und sogar vertical.e. Das deutet darauf hin, dass auch hier die Schichten eine gebogene und zwar eine Faltenform be- sitzen. Der grösste Theil der beobachteten Falllinien deutet nach SO. und es scheint, dass die ganze Falte nach dieser Richtung _ geneigt sei. Das stände insofern im Widerspruch mit der Lage- rung der umgebenden Hunsrückschiefer, als diese zu beiden Seiten des Hochwaldes beinahe ausnahmslos nach NW. einfallen. Indess weisen auch andere Aufschlüsse darauf hin, dass die Lagerung der Quarzitschichten vielfach ihre eigenen Wege nimmt und keines- wegs so regelmässig sattelförmig sich darstellt, wie man ange- nommen hat. ; Nur für den etwa 1,5 Kilometer langen Grat von der Ruine Wildenburg bis gegen die Mörschieder Burr (Bl. Oberstein) hin, zeigt die Lagerung der Quarzitschichten eine sattelförmige Biegung. Das lässt sich im Kleinen an einem Fels 900 Meter nordöstlich Rıs, 1. Forsthaus Wildenburg (Fig. 1) wie im Grossen am Burgfelsen selbst erkennen, ist aber schon an der Mörschieder Burr, wo nur nord- westliches Einfallen beobachtet wurde, zweifelhaft. Im Katzenloch zeigen die Aufschlüsse an den neuen Wegen Dr ? MH 7 # x u En A. Lerrta, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 79 im südlicheren Quarzitzug am NO.-Abhang des Silberichs zwei deutliche Falten, von denen indessen eine nur zum kleinen Theil sichtbar ist. (Siehe Profil Fig. 2.) | Fig. 2. VIEH EN Hunsrückschiefer Quarzit V = Verwerfung. Profil am neuen Wege am NO.-Abhang des Silberich im Katzenloch-Thal. Auch am Hohenfels unmittelbar westlich der Katzenlocher Sägmühle lässt sich vom rechten Thalgehänge aus gesehen eine ähnliche Lagerung feststellen. (Siehe Profil Fig. 3.) Man glaubt einen mässig geneigten nordwestlichen und einen nahezu senkrecht stehenden SO.-Flügel zu bemerken. Da die südlich an den Hohen- fels-Rücken sich anschliessenden Hunsrückschiefer nach NW. steil einfallen, so scheint der Sattel einer nach NW. einfallenden Falte von Quarzit anztgehören. Auf der rechten Thalseite lassen sich Fig. 3. Hohenfels LI Hunsrückschiefer Quarzit Profil am Wege am linken Ufer des Baches im Katzenloch. in der Verlängerung des Rückens nur zwei wenig mächtige Quarzit- züge an der Strassenböschung wahrnehmen. Die etwa 40 Meter über dem Thal aus dem Wald hier hervorragenden Quarzitfelsen 80 A. Leppra, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. gehören nicht in die Verlängerung des Hohenfels-Rücken, son- dern sind aus ihr nach S. zu herausgerückt. Die Hunsrückschiefer des Gebietes zu beiden Seiten der Quarzitzüge zeigen fast durchgängig ein sehr steiles Einfallen nach NW. und nur wenige und schmale Streifen neigen nach der ent- gegengesetzten Seite. An manchen Stellen lassen sich auch Um- biegungen der Schichten aus der einen Neigungsrichtung in die andere wahrnehmen und man erhält somit den Eindruck, als ob die Schiefer im Bereich des Hoch- und Idarwaldes in steil nach NW. selbst geneigte parallele Faltenzüge zusammen geschoben seien. Die Taunusquarzite schliessen sich, wie ich oben hervor- gehoben habe, in ihrer Lagerung nicht eng hieran an. Sie sind unzweifelhaft ebenfalls in Falten zusaımmengeschoben, wie die mehr- fachen Sättel zeigen, aber die Falten legen sich weniger regel- mässig aneinander und an diejenigen des Hunsrückschiefers an, sondern neigen sich häufig nach SO. Es ist klar, dass solche ab- weichend gelagerte Quarzitfalten gegen den nach NW. einfallen- den Hunsrückschiefer entweder durch streichende Verwer- fungen oder durch Ueberschiebungsflächen sich abgrenzen müssen und es steht fest, dass sich die Zahl dieser Störungen um ein Erhebliches vervielfachen würde, wenn die Grenze. zwischen Quarzit und Schiefer nicht durchgängig mit Schutt be- deckt wäre. Wenn, wie bei Hatgenstein (Bl. Buhlenberg und Morscheid) und im ganzen Zug Weissfels - Beilfels - Gebück - Hatgenstein der Quarzit steil nach NW. einfällt, so verlangt eine richtige Dar- stellung der Lagerungsverhältnisse des Quarzites unter der Vor- aussetzung, dass die Thonschiefer zu beiden Seiten des Zuges thatsächlich den Hunsrückschiefern angehören, das Vorhandensein einer streichenden Verwerfung an der Südostgrenze des ganzen Zuges. Sie ist aber hier ebenso wenig, wie in anderen Fällen, wo sie a priori vorausgesetzt werden muss, eingetragen worden, weil die Lagerungsverhältnisse doch nicht vollkommen bekannt sind und eine genaue und sichere Schichtengliederung von den Bunten Phylliten durch den Taunusquarzit bis zu den Hunsrück- A. Lerrta, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 81 schiefern nicht vorliegt, also auch über die Altersbeziehungen der verschiedenen unter sich sehr ähnlichen Phyllite und Thonschiefer und beider zu den Quarziten nicht volle Klarheit vorhanden sein kann. (Man vergleiche hierüber HoLzAPFEL, Abhandlg. d. geol. Landesanstalt No. 7, Heft 15, Berlin 1893, S. 39.) Der oft geringe Grad der Neigung der Sattelflügel bedarf ebenfalls einer besonderen Erwähnung. Es handelt sich hier um Winkel von 30—50° z. B. ım südlichen und Hauptzug am Katzen- loch, im südlichen Quarzitzug des Idarrückens bei Langweiler, in den nordwestlichen Flügeln der kleinen Sättel in den Steinbrüchen bei Stipshausen u.s. w. Die Faltung des Taunusquarzits ist auch keine so enge wie diejenige der Thonschiefer. Man darf diese Abweichungen im Bau und der Lage der Falten wohl kaum als die Folge einer besonders im Bereich der Quarzitzüge anders gearteten und gerichteten Stauchungsursache ansehen, man muss vielmehr die starre und massigere Beschaffen- heit des Taunusquarzits selbst für die Urheberin der Abweichungen halten. Sie gestattete nicht das Zusammenlegen in sehr enge Falten und machte aus den Quarzitzügen gewissermaassen feste knochenartige Harttheile zwischen den weicheren, plastischeren und leichter zu pressenden Thonschiefern. In dem Quarzitzug des Weissfels- Beilstein - Gebück-Wählen- stein-Hatgenstein (Bl. Buhlenberg) hat H. GREBE zwei Querver- werfungen zu sehen geglaubt. Diejenige am Weissfels fällt nun deswegen weg, weil der Quarzit über die vermeintliche Störung im Kemelsbach nach SW. fortsetzt. Die Verschiebung im Quarzit im Hambacher Thal am Sauerbrunnen hat keine so auffällige Grösse auf der Karte, um die Annahme einer Querverwerfung zu rechtfertigen. Das plötzliche und wenig vermittelte Aufhören breiter Quarzitstreifen auf der Karte bildet gewiss eine auffällige Erscheinung und legt den Gedanken an starke Querverwerfungen nahe. So schneidet östlich Tranenweiher der Zug Steinkopf- Ringelkopf längs der preussisch-birkenfeldischen Grenze (Bl. Mor- scheid) mit einer quer zum Streichen gerichteten Grenze an den Bunten Phylliten ab. Für die beiderseitige Verlängerung einer hier zu vermuthenden Störung liegen nur wenige Anhaltspunkte vor. Jahrbuch 1895. 6 82 A. Lereva, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. Der genannte Quarzitzug wird gegen Allenbach zu von Huns- rückschiefern nordwestlich begrenzt. Im Weiterstreichen der Schiefer nach SW. sehen wir aber bei Tranenweiher unzweifelhaft Bunte Phyllite. Die Verbindung über Hüttgeswasen ist nun aber derart mit Quarzitschutt bedeckt, dass es nicht möglich ist zu sagen, auf welches abnorme Lagerungsverhältniss dieser Uebergang der Huns- rückschiefer in die Bunten Phyllite zurückzuführen ist. Ebenso wahr- scheinlich aber auch ebenso unsicher ist die Fortsetzung der frag- lichen Querverwerfung nach SO. Zwischen dem Schwandelskopf- Weisselsteiner-Rücken und demjenigen vom Steinkopf-Ringelkopf stehen im oberen Schwollbachthal graue Schiefer an, welche mehr dem Hunsrückschiefer ähneln, während sich im südwestlichen Weiterstreichen nordwestlich vom Schwandelskopf unzweifelhaft Bunte Phyllite an den Zug Vorkastell- Schwandelskopf-W eissel- stein anlegen. Man wird sonach zur Annahme einer Querstörung gedrängt, deren Verlauf mangels Aufschlüsse zunächst mit dem vermutheten Querabbruch des Quarzitzuges am Steinkopf ver- einigt wird. Die Gegenwart einer SO.—NW. verlaufenden Ver- werfung gewinnt also hier an Wahrscheinlichkeit. Wenn man die gratartige Rückenform der Wildenburg (Bl. Oberstein) und ihr plötzliches Abbrechen gegen den flachgewölbten hochflächenartigen Rücken vom Sandkopf beim Forsthaus betrachtet, scheint das Vorhandensein einer diesen Abbruch erzeugenden Quer- verwerfung beim Forsthaus ebenfalls sehr wahrscheinlich. In dem Steinbruch am Forsthaus in Stipshausen beobachtet man, dass die Sattellinie (Antiklinale) der Falten nach NO. zu mit 25° einfällt. Hier wird das Querabschneiden des Quarzitzuges durch ein Untertauchen des Quarzits unter die Hunsrückschiefer zu Stande gebracht. Die Thatsache ist für die grosse Mehrzahl der Fälle, wo sattelförmige Lagerung vorliegt, wichtig und macht das Endigen der Rücken ohne Störung erklärlich. In der Lagerung der Hunsrückschiefer tritt im Querprofil gegen die Mosel zu eine bemerkenswerthe Aenderung ein. Wäh- rend im Querprofil zu beiden Seiten des Idarwaldes, also von der Rothliegenden-Mulde an der oberen Nahe an, ein nordwest- liches Einfallen mit sehr steilem Winkel (50—80°) bis zur Kopf- A. Lerrua, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 83 stellung die Regel ist, wenden die Schiefer längs einer Linie, die von Altlay über Maimunder- und Schafhof (Bl. Sohren), Campsteine, Schwickarts-Mühle (Kautenbachthal), Kapelle Maria- hilf bei Bernkastel (Bl. Bernkastel) bis auf Forsthaus Veldenzer Hammer (Bl. Morbach) verläuft, um und neigen von hier ab nach SO., wie es scheint mit einem kleineren Winkel, dessen Mittelwerth etwa 40° sein mag. Einige Beobachtungen im Bereich der Blätter Neumagen, Schönberg und Pfalzel deuten darauf hin, dass die an- gegebene Linie nach SW. zu eine Fortsetzung gegen die untere Saar zu hat; doch bleibt es nöthig, hierüber noch genauere Unter- suchungen zu veranstalten. Ob eine Fortsetzung nach NO. vor- handen ist, entzieht sich erst recht meiner Kenntniss. Das süd- östliche Einfallen hält im Querprofil nach NW. zu etwa bis zu einer Linie Enkirch-Wolf-Wehlen (Bl. Bernkastel) an. Gegen die permotriadische Mulde von Wittlich zu fallen die Schichten wieder in der Hauptsache nach NW., aber meist mit sehr ge- ringem Neigungswinkel (20—40°). Hier lassen sich sehr häufig (ich nenne z. B. den Weg Cövenich-Cröv) sattelförmige Faltungen erkennen, deren Südostschenkel sehr steil steht (80°). Welche Bedeutung die Linie Altlay-Veldenz in dem Auf- bau der Hunsrückschiefer hat, lässt sich zunächst noch nicht über- sehen. Ich bin jedoch angesichts der langen Erstreckung und des verhältnissmässig geraden Verlaufes im Streichen der Schichten nicht zweifelhaft, dass sie sich für die Tektonik des Gebietes sehr wichtig erweisen wird. Eigenthümliche Abweichungen in der Lagerung der Schichten dürfen nicht unerwähnt bleiben. An den im Streichen liegenden Steilgehängen der Hunsrückschiefer bemerkt man in ungenügend tiefen Aufschlüssen andere Neigungswinkel und sogar andere Fall- richtungen, als sie im Querprofil oder in sehr tiefen Aufschlüssen zu finden sind. In einem Steinbruch am linken Ufer des Ebes- bach, 1 Kilometer südsüdöstlich Hottenbach (Bl. Hottenbach), sind die auf dem Kopf stehenden Schiefer längs einer scharfen mit 300 Neigung dem Abhang folgenden Linie umgeknickt, theils ge- brochen, theils auch in kleinem Radius gebogen. Der Schichten- verband scheint über der unten 2—3 Meter, oben nur 1,5 Meter 6* 84 A. Lerria, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. unter der Oberfläche des Ahbhanges liegenden Linie durch die Lagerungsstörung nicht verloren gegangen zu sein. Die umge- Fig. 4. SI NW bogenen Schichten liegen regelmässig auf einander, und die gegen die ursprünglich senkrechte Stellung erfolgte Drehung beträgt 40—70°%. Nur in der Nähe der Vegetationserde sind die Schichten zertrümmert. Die ganze Erscheinung, lediglich eine Folge des Gehängedruckes, giebt Veranlassung, besondere Vorsicht bei der Bestimmung der Fallrichtungen in nicht genügend tiefen Auf- schlüssen anzuwenden }). !) Man kann derlei junge Wirkungen des Gehänge-Schuttes und -Schubes im Schiefergebirge ausserordentlich zahlreich bemerken und man wäre kaum versucht, hierüber weitere Worte zu verlieren, wenn ähnliche Erscheinungen nicht in jüngster Zeit als Gletscherwirkungen ausgelegt worden wären. Mit Brascrexnorn (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1895, XLVII, 577) bin ich der Ansicht, dass das Umbiegen der Schichtenköpfe nicht auf glacialen Druck in der Flussriehtung der Gletscher zurückzuführen ist, denn im vorliegenden Falle bei Hottenbach streichen die umgebogenen Schichten dem Abhang und dem Thal parallel und nicht senkrecht auf dieselben. Der Lauf des Ebesthales ist aber auf den Kamm des Idar senkrecht gerichtet und von ihm ausgehende Gletscher müssten wohl auch bewirken, dass die umgebogenen Schichten in der Richtung des Gletscherlaufes, also nach SO. und nicht nach NW. einfallen, wie es thatsächlich der Fall ist. Das junge Alter der Umbiegungen lässt sich an den neugebauten Strassen im Schiefergebiet da beobachten, wo diese streichende Abhänge anschneiden. Zwischen Obertiefenbach und Allenbach z.B. sind die mit A. Lereua, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 85 Auch in der Streichrichtung zeigen sich in den Hunsrück- schiefern merkwürdige Abweichungen. Sie sind zunächst auf das Moselthal beschränkt und stellen schmale, südöstlich bis nordwest- lich verlaufende Streifen im Schiefer dar, in welchen das Streichen dieselbe Richtung SO.—NW. besitzt, also quer zum allgemeinen gerichtet ist. Von den Erdener Weinbergen (Bl. Bernkastel) aus den Mosellauf unter spitzem Winkel zwischen Erden und Kin- heim schneidend, erstreckt sich ein solcher Querstreifen über Kindel bis zu dem Rücken, der die Ruine des Wolfer Klosters trägt. Sehr regelmässig verhält sich das SO.—NW.-Streichen in der Schlucht, welche von dem Grluckerter Born, 1,5 Kilometer südöstlich Kindel, steil zur Mosel hinunter führt, auch an der grossen Biegung der Trarbach-Wittlicher Strasse nördlich Erden. In den zwischen Erden einerseits und Rachtig-Zeltingen anderer- seits sich zur Hochterrasse erhebenden Abhängen sind ebenfalls SO.—NW.-Streichrichtungen festgestellt worden. Kleinere und weniger regelmässige Aenderungen im Streichen liessen sich in den Steinbrüchen am rechten Moselufer nordwestlich Trarbach beobachten. Ich möchte diese Abweichungen hier aber nicht wie die vorhergehenden auf tektonische Störungen, sondern auf Ab- rutschungen von Schiefercomplexen an Steilgehängen zurückführen, wie sie östlich Trarbach an der Portswiese (rechtes Moselufer) iu grossem Maassstabe stattgefunden haben. Die Beschaffenheit der Hunsrückschiefer bleibt sich im Querprofil von der Nahe her bis gegen die Mosel zu ziemlich gleich. Es sind überall dieselben grauen, dunkelgrauen, oft durch Verwitterung röthlich und gelbbraun gefärbten, phyllitischen, seiden- 70— 80° nach NW. einfallenden Hunsrückschiefer seit dem Strassenbau an der Bergböschung bis zu 2 Meter Tiefe gegen die Strasse umgebogen, nachdem das Widerlager durch Abtragen der die heutige Strasse einnehmenden Erdmassen fortgenommen worden war. Aber auch nahe dem Scheitel der Rücken kommen Umbiegungen vor. Die in obigem Profil (Fig. 4) wiedergegebene Oberflächen- störung erstreckt sich in dem Steinbruch bis wenige Meter unter den Grat des Schieferrückens und es ist hier keineswegs der abwärts drängende Gehängeschutt selbst, welcher die Umbiegnng verursacht, sondern die Schaffung eines leeren Raumes zwischen den steilstehenden Schieferköpfen, welche das Nachsinken des- selben in diesen gestattet. 86 A. Lerena, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. glänzenden Thonschiefer, die meist Dachschiefer darstellen und nur in dickern Platten ein freilich sehr wenig genügendes Material für rauhes Mauerwerk abgeben. Mit Annäherung gegen die Wittlicher Mulde werden die Schichten dickbankiger und plumper, das Korn gröber und das ganze Aussehen mehr demjenigen der Grauwacke ähnlich. Eine grössere Verbreitung, als es die bis- herigen Aufnahmen erkennen lassen, haben die den Hunsrück- schiefern eingelagerten Quarzite, welche abweichend vom Taunus- quarzit sich durch Glimmergehalt auszeichnen. Oestlich Long- camp (Bl. Morbach) wurden zu beiden Seiten des Trabener Baches graue Quarzite an mehreren Stellen nachgewiesen und sie scheinen nach vorläufigen Begehungen auch im Hinterwald, Wahlholz und Hartwald südlich Monzelfeld und westlich Gonzerath (Bl. Mor- bach) eine grössere Verbreitung zu besitzen. Eine nachträgliche Begehung des Hartwaldes nördlich Thalfang (Bl. Schönberg) ergab eine grössere Ausdehnung grauer, glimmerführender Quarzite. Tertiär. Von H. GrREBE war die Frage angeregt worden, ob man ge- wisse, in weiter Verbreitung die Hochfläche der Hunsrückschiefer bedeckende, oberflächige, thonige Bildungen, welche zahlreiche Milchquarzbrocken führen, als Reste einer Tertiärablagerung an- zusehen habe). Unterzieht man die in kleinen Gruben bei dem Dorfe Rödel- hausen (Bl. Sohren, NO.-Ecke) aufgeschlossenen Schichten einer genaueren Beobachtung, so sieht man, dass hier eine selbständige, durchaus vom unterlagernden Devon verschiedene Ablagerung von weissem und gelbem Kies vorliegt, der von dünnen Lagen hell- grauen sandigen Thons durchzogen wird. Die Greerölle bestehen hier aus Milchquarzbrocken, die alle deutliche Rollung zeigen. Einen andern Aufschluss kenne ich zwischen Rhaunen und Hausen (Bl. Gemünden) in der Nähe der Östgrenze des Blattes Hotten- bach. Hier ist neben vorwaltendem Milchquarz noch Taunus- 1) Vergl. H. Gresz, Berichte über Aufnahmen. Dieses Jahrbuch für 1885 u. 1889. Berlin 1886 u. 1890. A. Lereva, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 87 quarzit in gut gerollten Stücken vorhanden. Die so gekennzeich- neten Ablagerungen haben nun mit den als fragliches Tertiär bezeichneten Bildungen nicht die entfernteste Aehnlichkeit. Jene sind deutliche Kieslager von gerolltem Material des einzigen harten Gesteins der Hunsrückschiefer, diese dagegen sind, wie zahlreiche Lehmgruben bei Belg, Würrich, Wahlenau, Büchenbeuren (Bl. Sohren) lehren, oberflächiges, lehmiges Verwitterungsmaterial der Hunsrückschiefer. Es enthält meist zahlreiche, aber einzeln ver- theilte, durchaus eckige, nicht abgeschliffene Brocken von Milch- quarz, an denen noch Schieferrinden hängen und die keine Spur von jener Bleichung zeigen, welche den Geröllen des Tertiärs eigen ist. Man kann in den Lehmgruben von Wahlenau, die übrigens recht arm an Milchquarzbrocken sind, deutlich verfolgen, wie der am Tag schichtungslose Lehm in etwa 1—1,5 Meter Tiefe in deutlich geschichtete, gelbbraun verwitterte: Thonschiefer übergeht, die noch tiefer auch ihre ursprüngliche graue Farbe annehmen. Da zahlreiche Milchquarzgänge in allen Mächtigkeiten die Thon- schiefer durchschwärmen, so hat das Vorkommen der eckigen Brocken in dem Verwitterungslehm durchaus nichts Auffälliges, vielmehr ist es bei ihrer schweren Verwitterbarkeit selbstverständ- lich. Wie es scheint, hängt mit der starken lehmigen Zersetzung das Vorkommen der in vielen Tagebauen früher gewonnenen Brauneisenerze zusammen und thatsächlich sind die letzteren nichts als eisenreiche Thonschiefer mit deutlicher Schichtung. Die Braun- eisenerze mögen sonach erst in jüngster Zeit durch Wiederab- scheidung des bei der lehmigen Verwitterung der Thonschiefer gebildeten Eisenoxydhydrates entstanden sein. Ihr Vorkommen beschränkte sich in den alten Gruben thatsächlich vielfach auf die zu Tage liegenden Schiefer, wie ich einer Mittheilung des Herrn Geheimen Öberbergrathes Dr. HAUCHECORNE verdanke). Musste ich mich sonach gegen die tertiäre Natur der fraglichen Bildungen erklären und das eigentliche Tertiär auf die kleine Fläche in der NO.-Ecke des Blattes Sohren bei Rödelhausen beschränken, so ge- !) Aehnlich spricht sich Norsezraru in seiner Abhandlung über die Eisen- stein-Formationen des Hunsrückens aus (Karstex und vox Decnen, Archiv für Mineralogie etc. 1842, XVI, 494). 88 A. Lerpta, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. stehe ich andererseits gern zu, dass diese tiefgründige (1—2 Meter), lehmige Verwitterung der Hunsrückschiefer ihrer land- und forst- wirthschaftlichen Bedeutung wegen einer besonderen Darstellung auf der Karte bedarf. Die Frage nach dem Alter des Verwitterungslehmes ist schwer zu beantworten. Man ist versucht bei der eigenartigen Verbrei- tung der Bildung sie schon im Diluvium beginnen zu lassen. Weitere Untersuchungen, vor Allem im eigentlichen Hunsrück gegen Kirchberg, Simmern und Gemünden zu, werden vielleicht Anhaltspunkte zur Lösung dieser Frage bringen. Die Verwitterungsproducte nehmen die breiten, sehr flach geneigten Hochflächen der Hunsrückschiefer ein und sind mehr in den wenig geneigten Anfängen der zur Nahe gerichteten Thäler als in den zur Mosel fliessenden erhalten geblieben (Bl. Sohren). Sie fehlen im Bereich der letzteren beinahe gänzlich und auch da, wo in den zur Nahe gerichteten Thälern steile Böschungen aus- gearbeitet wurden, sind die Verwitterungslehme der Hochflächen nicht mehr vorhanden. BeiLautzenhausen, Bärenbach und Schwarzen (Bl. Sohren) ziehen sich die Verwitterungslehme ziemlich tief in die Thäler hinein. Hier halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass ein Theil der Lehme von den Gehängen der Nachbarschaft herab- geschwemmt und auf secundärer Lagerstätte abgesetzt wurde. Es war aber unmöglich, derlei nicht in situ befindliche Ablagerungen von den andern zu trennen. Die Abgrenzung der von mir dar- gestellten Verwitterungslehme konnte keine scharfe sein, weil es sich hier um eine sehr wenig mächtige (Maximum 1,5 Meter) Bildung handelt, deren Grenzen sehr allmählich in den reinen Schiefer- boden verlaufen. Steilere Gehänge schliessen die Erhaltung des Verwitterungslehmes am Ort seiner Entstehung aus. Nachdem ich über die fraglichen Tertiärablagerungen im Be- reich des Blattes Sohren zu einer andern Auffassung kommen musste, hielt ich mich für verpflichtet, auch die im Bereich der Blätter Morscheid und Schönberg angegebenen Tertiärvorkommen einer Untersuchung zu unterwerfen. Im Wesentlichen ist es nur die breite Hochfläche des Hartwaldes nordwestlich Thalfang (Bl. A Lerrpva, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 89 Schönberg), welche hier in Betracht kommen konnte!). Die Be- gehung ergab auch hier, dass im Allgemeinen nur eine wenig mächtige, lehmige Verwitterung von Thonschiefern vorliegt, welche theilweise mit einem grauen glimmerführenden Quarzit wechsel- lagern und am Tag reich an Brauneisenerz sind. Der Quarzit bildet, wie sich zeigte, den ganzen Rücken. Mangels Aufschlüsse konnten auf der Hochfläche die am Ostabfall bei Gielert (Bl. Mor- scheid) zwischen den Quarziten sich zeigenden Thonschiefer nicht abgegrenzt werden. Ich war also gezwungen, den Rücken des Hartwaldes in den Quarzit zu legen. Einer ähnlichen Richtigstellung bedarf die Darstellung der bereits veröffentlichten Blätter Schillingen und Hermeskeil hin- sichtlich der als Tertiär aufgefassten Bildungen. Auf dem Königs- feld und Hermesberg nordwestlich Hermeskeil war es mir nicht möglich, Spuren irgend einer selbständigen Ablagerung zu ent- decken, welche als Tertiär gedeutet werden könnte. In allen Fällen konnte nur Schieferboden oder dessen lehmiges Verwitte- rungsproduct erkannt werden. Ich halte sonach auch die Mög- lichkeit für ausgeschlossen, dass hier alte Diluvialbildungen vor- liegen, wie sie in den Erläuterungen zu Bl. Hermeskeil erwähnt worden sind. Es kann sich hier überhaupt nur um Schieferboden oder dessen Verwitterung handeln. Genau das Gleiche gilt für die auf Blatt Schillingen als Tertiär gedeuteten Bildungen, nur mit der Abweichung, dass hier ein Theil der angezweifelten Bil- dung als Quarzitschutt aufzufassen ist. Von abgerollten Milch- quarzbrocken, deren Vorhandensein ja einer Deutung als Tertiär zu Grunde gelegt werden müsste, konnte ich nichts wahrnehmen. Am O.-Ende von Hedert (Bl. Schillingen) z. B. ist ein etwa 1 Meter mächtiger lehmiger Verwitterungsboden aufgeschlossen, unter dem die gelb gefärbten (d. h. oxydirten und hydratisirten) Hunsrückschiefer anstehen. Quarzitschutt kommt hier nicht in Betracht, die Bildung schliesst sich vielmehr auf’s Engste an die- jenigen von Wahlenau, Würrich und Lautzenhausen (Bl. Sohren) an. 1) Dieses Jahrbuch für 1881. Berlin 1882, S. 478. 90 A. Lerrua, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. Vuleanischer Sand. Die Deutung des vulcanischen Sandes stützt sich auf das Vorhandensein von Magneteisen im Verwitterungsboden und auf die Gegenwart kleiner Kryställchen von Augit und Olivin. Auf den in Gemeinschaft mit den kgl. Landesgeologen Herren H. GREBE und Professor Dr. BEYSCHLAG ausgeführten Begehungen wurden einige der angeblichen Vorkommen von vulcanischem Sand be- sucht. Thatsächlich konnten durch den Magnet an Ort und Stelle magnetische Theilchen aus dem Schutt gezogen werden und in einigen Fällen glaubte man auch mit der Lupe Magneteisenkörner an ihrer Krystallform zu erkennen. Die bei den gemeinschaftlichen Begehungen gesammelten Proben von angeblichem vulcanischem Sand wurden geschlämmt und nach dem specifischen Gewicht getrennt, letzteres mit Kalium- quecksilberjodid-Lösung nur von den Proben vom Hennebäumchen bei Irmenach (Bl. Sohren), Hof Helvetia, 200 Meter südlich bei Gornhausen (Bl. Morbach). Die Proben zeigten sich zum weit- aus grössten Teil als aus Schieferbrocken bestehend. Der dem- nächst häufigste Gemengteil ist Quarz, in teils eckigen, teils wenig abgerundeten Formen. Schiefer- und Quarzkörner machen etwa #/, des Gesteins aus. Der Rest verteilt sich auf eine Reihe von Mineralien, unter denen ein zwillingsstreifiger und orthotomer Feldspath, Magneteisen, Turmalin, Titanit, Braun- und Rotheisenerz, Augit, Hornblende, Zirkon mit Sicherheit erkannt werden konnten. Die meisten Mineralien, besonders Magneteisen, Turmalin, Titanit, Zirkon, zeigen starke Rundung der Ecken und Kanten, doch fehlen Bruchformen keineswegs. Soweit die Hauptmasse des mineralischen Bestands in Betracht kommt, kann von einer vulcanischen Natur nicht die Rede sein, denn die Schieferbruchstücke sind in sıtu, d. h. aus der verwitter- ten Unterlage der Proben, dem Hunsrückschiefer, entstanden. Auch der Quarz tritt auf feinen Klüften und Spalten im Schiefer so zahlreich auf, dass er nothwendig dem Untergrund entstammen muss (vergleiche die zahlreichen Milchquarzadern und -Gänge im Schiefer). Zudem fehlt Quarz den Laven und Auswürflingen der A. Lererna, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 9] Vulcane der Eifel und des Laacher Sees beinahe gänzlich und somit kann dieses Mineral für die Deutung als vulcanisches Aus- wurfproduct nicht in Betracht kommen. Das zunächst an der Zusammensetzung der Proben betheiligte Mineral ist der Magnetit. Die Körner desselben lassen in einigen Fällen noch die reguläre Form erkennen, zeigen aber durchschnittlich ziemlich gerundete Formen. Lange stabförmige und rhomboedrische Formen von blauschwarzem opakem Erz mögen Titaneisen angehören. Die Gegenwart des magnetischen Theils der Proben verräth sich, wie H. GREBE richtig beobachtete, durch den Bart, den der durch trockenen Verwitterungsboden geschleifte Magnet erhält. Nur ist die Verbreitung des Magneteisens nicht nur auf die von ihm als Ablagerungen von vulcanischem Sand gedeuteten Stellen beschränkt, sondern eine im Schiefergebirge ganz allgemeine. Selbst im Verwitterungsboden des Taunus- quarzites tritt der magnetische Gemengteil sehr häufig auf, wie eine von mir genauer untersuchte Schuttprobe des Gresteins vom Weg Graues Kreuz-Spring (Bl. Hottenbach) beweist. An zahl- reichen Stellen im Rothliegenden und im Buntsandstein, sowie im Schiefergebiet südlich des Hunsrücks ergab der Auszug des Magnetes ım Bodenschutt überall magnetische Körner. Es scheint mir so- mit festgestellt, dass das Vorkommen des Magmnetits kein Beleg für das Vorhandensein von vulcanischem Sand sein kann. Titanit ın hellgelben, gut kantengerundeten Körnern ist durch alle Proben sehr verbreitet und tritt durch seine Farbe sehr auffällig hervor. Die Schuttprobe aus dem Taunus-Quarzit vom Grauen Kreuz zeigt das Mineral besonders reichlich, und somit berechtigt auch seine Gegenwart in keiner Weise dazu, einen Schluss auf die vulcanische Abstammung des Schuttes zu machen. Ausser den vorgenannten Mineralien enthalten die genommenen Proben noch alle reichlich Turmalın mit seinem charakteristischen Pleochroismus und seiner stumpfen Endigung. Die Körner haben die äussere Krystallform ziemlich behalten, jedoch abgerundete Kanten angenommen. Nicht zu übersehen ist die Thatsache, dass die mehrerwähnte Probe aus dem Taunusquarzit reichlich Tur- malın führt. Die wenigen Bruchstücke von Feldspath dürften 92 A. Leprta, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. zwei Arten, einem orthotomen und einem zwillingsstreifigen, an- gehören. Sie sind meist klar und sehr arm an Einschlüssen. Die Lage der Elasticitätsaxen und die Höhe des specifischen Gewichtes spricht bei dem zwillingsstreifigen Feldspath mehr für eine dem Anorthit nahestehende Mischung. Das Beobachtungsmaterial ist übrigens sehr ungenügend. In der Probe aus dem Taunusquarzit konnte ich einen feldspäthigen Gemengtheil nicht mit Sicherheit feststellen. Der Rest der Proben besteht aus Zirkon in gerundeten Körnern und dann Augit und Hornblende von mehr Bruch- stückform. Beide sind dunkelgrün und nur durch ihre optischen Eigenschaften zu unterscheiden. Neben diesen schon nach ihrer Menge sehr zurücktretenden Körnern sieht man ab und zu noch einzelne, deren Natur nicht sicher zu ergründen ist, weil es an Material fehlt. Manche sind als Granat gedeutet worden. Ihre Betheiligung kann keinerlei Bedeutung für die Herkunft des Ma- teriales beanspruchen. Wohl aber könnten Augit und Horn- blende einen derartigen Anspruch machen, wenn sie in grösserer Menge „efunden würden. Doch weicht der Augit durch seine dunkelgrüne Farbe von den Augiten der jüngeren Eruptivgesteine sehr ab. Sein Vorkommen im Verwitterungsboden des Taunus- quarzits vom Grauen Kreuz nimmt ausserdem alle Zweifel darüber, dass er dem Gestein des Untergrunds angehört. In allen Proben ist nicht eine Spur von Glasresten, von Olivin oder von sicher nachweisbarem Sanidin gefunden worden. Der echte, aus dem Zerfall von lockeren Tuffen des Laacher See- Gebietes und der Vordereifel entstehende vulcanische Sand enthält braune Glastheilchen und andere bei den jüngeren Eruptionen ge- bildete Mineralien in grosser Zahl. Ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit der genommenen Pro- ben kann von einer selbstständigen Ablagerung vulcanischen Sandes nirgends in dem von mir begangenen Gebiet die Rede sein, da nicht einmal eine Mächtigkeit von 1 Millimeter der fraglichen Ablagerung zukäme. Ihre kartistische Eintragung scheint mir also von vornherein ausgeschlossen, es sei denn, dass man die Hochflächen insgesammt als mit vulcanischem Sand be- deckt ansieht. Ich möchte hierbei erwähnen, dass auch L. van A. Lerrta, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. 93 WERVEKE die von H. GREBE im Bereich des Blattes Merzig angegebenen vulcanischen Ablagerungen nicht kartistisch dargestellt hat. Die von ihm an den von H. GREBE eingesandten Proben ausgeführten Untersuchungen ergaben das Vorhandensein von vielem Feldspath orthoklastischer Natur (Sanidin) neben Quarz, Magneteisen, Titanit, Augit, Hornblende, Schiefer- und Sandstein- bruchstücken. L. van WERVEKE bestreitet übrigens !) die vulca- nische Natur eines Theils der aus einem Lehm stammenden Sand- probe nicht, er weicht nur von GREBE’s Anschauung insofern ab, als er wegen der starken Rundung der Körner und der Gegen- wart von nicht vulcanischem Material sich für einen durch Wasser erfolgten Transport des gesammten Sandes ausspricht. Da dieser aus einem diluvialen Lehm stammt, so möchte ich der Anschau- ung L. van WERVERE’s beipflichten, nur dürften die nicht aus dem benachbarten Unterdevon stammenden Mineralien, wie der zahlreiche Feldspath und vielleicht auch der Augit, leichter auf die im Flussgebiet der Saar und ihrer Nebenflüsse anstehenden permi- schen Eruptivgesteine zu beziehen sein, welche glasigen Feldspath reichlich enthalten. Ein anderer Gesichtspunkt bei der Deutung der Minerale des Sandes und Schuttes muss unbedingt berücksichtigt werden. Die genaue und mikroskopische Zusammensetzung der Schiefer und Quarzite des Unterdevons ist keineswegs bekannt und so lange dies nicht der Fall ist, haben auf den Mineralien des Verwitte- rungsbodens beruhende Schlüsse keine hinreichend sichere Grund- lage. Die im Taunusquarzit vom Grauen Kreuz vorkommenden Mineralien sind bis auf den Feldspath dieselben wie diejenigen in dem Verwitterungsschutt des Hunsrückschiefers, nur die Mengen schwanken. Es liegt also der Schluss weit näher, dass auch der Hunsrückschiefer Quarz, Magneteisen, Titanit, Turmalin, Feldspath, Augit und Hornblende beherbergt. Die Untersuchungen von H. TmürAcH, KLEmM und Anderen über die Zusammensetzung von Sedimentgesteinen machen es höchst wahrscheinlich, dass alle die genannten Mineralien unterdevonischen Schichten entstammen 1) Mitth. d. Commission f. d. geol. Landes- Untersuchung v. Elsass - Loth- ringen. Strassburg 1888, I, S. 99. 94 A. Lerrta, Zur Geologie des linksrheinischen Schiefergebirges. und wegen ihrer schweren Verwitterbarkeit und ihres hohen spe- cifischen Gewichtes bei der natürlichen Aufarbeitung der Schichten sich länger erhalten und im Verwitterungsboden allmählich an- reichern konnten. Soweit die Mineralkörper, wie Titanit, Maenetit, Zirkon starke Abrollung zeigen, mögen sie sich im Hunsrück- schiefer und Taunusquarzit schon auf zweiter Lagerstätte befinden. Quarz- und Feldspathbruchstücke sind zumeist eckig und können Neubildungen auf Klüften entstammen. Hinsichtlich der sehr untergeordneten Vorkommen von Augit und Hornblende liegen beide Möglichkeiten vor. Fasse ich nach dem Vorausgehenden die aus den Beobachtungen im Felde und aus der Untersuchung der gesammelten Proben ge- zogenen Schlüsse zusammen, so muss ich zunächst verneinen, dass eine kartistische Festlegung von Ablagerungen vulcanischen Sandes innerhalb der Blätter Hotten- bach, Sohren, Bernkastel, Morbach, Morscheid, Schön- berg irgend welche Begründung besitzt. Im Weiteren möchte ich dann feststellen, dass jedwedes charakte- ristische Mineral vulcanischer Herkunft ın den von mir untersuchten Proben fehlt. Endlich muss ich verneinen, dass das Vorhandensein von Magnetit auf jüngere vulcanische Bestreuung zurückgeführt werden darf; man müsste sonst der vulcanischen Bestreuung eine unnatürliche Ausdehnung geben. Die bis jetzt in den Bodenproben gefundenen Mineralien ent- stammen höchst wahrscheinlich den unterlagernden Devonschichten selbst, oder mögen wie bei Merzig theilweise von diluvialen Flüssen aus den oberhalb gelegenen Gebieten angeschwemmt sein. Ich muss sonach die Existenz von vulcanischem Sand ım untersuchten Gebiet verneinen. Damit will ich in keiner Weise die Möglichkeit in Abrede stellen, dass die Vulcane der Vordereifel und des Laacher Sees ihr Auswurfsmaterial bis in die Gegenden südlich der mittleren Mosel schleudern konnten. An der unteren Mosel sind solche Auswurfsmassen schon längst bekannt. Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide im Herzogthum Braunschweig. Von Herrn 6. Müller in Berlin. Seitdem Herr von STROMBECK durch die Häufung seiner dienstlichen Functionen verhindert war, weitere geologische Unter- suchungen durchzuführen und zu veröffentlichen, sind eine Reihe der interessantesten Aufschlüsse in den Ablagerungen der Unteren Kreide Braunschweigs erschlossen worden. Seit dem Anfang der achtziger Jahre habe ich eine Reihe derselben vielfach besucht und in ihnen gesammelt, zuletzt im Frühling 1895 mit Herrn von STROMBECK zusammen. Bei diesen Ausflügen wurden auch die wichtigsten Aufschlusspunkte in der näheren und weiteren Um- gebung Braunschweigs besucht, die seiner Zeit von Herrn voN STROMBECK beschrieben worden sind. Da dieselben vielfach nicht mehr im alten Umfange erhalten waren, so war dieser gemeinsame Besuch für mich un so lehrreicher und anregender, als Herr von STROMBECK seine damaligen Beobachtungen mir an Ort und Stelle ‚auseinandersetzte, und ich im Ansschluss hieran das so sorgfältig bestimmte Belagmaterial in seiner schönen Sammlung durchsehen konnte. Bei diesen Untersuchungen leitete mich vor allem der Gesichts- punkt, kennen zu lernen, wie die Belemniten in der VON STROMBECK festgestellten Schichtenfolge der Unteren Kreide vertheilt seien. Die Veranlassung hierzu gab mir in erster Lienie der leidige 96 G. Mürter, Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide Umstand, dass man in den hauptsächlich thonigen Ablagerungen der Unteren Kreide Braunschweigs gewöhnlich nur die » Donner- keile« zu finden pflegt, da, wie VON STROMBECK!) hervorhebt, die »Versteinerungen derselben bis auf wenige Formen vorwaltend aus ungemein leicht in Staub zerfallenden, weissen Kalkschaalen bestehen, und dem Beobachter nur dann erkennbar zu sein pflegen, wenn er in den Thongewinnungen vor Eintritt des ersten Regens eintrifft oder bei dem Graben selbst gegenwärtig war«. Ferner ist der Umstand wichtig, dass unter den pelagisch lebenden Belemniten kein allzugrosser Artenreichthum herrscht, dass vielmehr in der Regel eine Form die andere abzulösen pflegt. Der kartirende Geologe hat deshalb an den Belemniten stets einen sicheren Anhaltspunkt. Schliesslich kommen wir hiermit den Untersuchungsmethoden in anderen Ländern entgegen, in denen schon Gliederungen der Unteren Kreide nach der Verbreitung der Belemniten durchge- führt sind. Bekanntlich beruht die Hauptschwierigkeit, die Kreideformation im Allgemeinen und insbesondere am nördlichen Harzrande zu gliedern, darauf, dass sie wie kaum ein anderes Gebirgsglied einen so wechselnden und mannichfaltigen petrographischen Charakter besitzt. Neben dem Senon gilt dies auch vorzüglich vom Gault und dem Neocom. Dieser Wechsel ist in den gleichen Horizonten auf kurze Entfernungen oft ein überraschender. An Stelle der Quadersandsteine am östlichen Ende der subhereynen Kreide treten nach W. hin Trümmerkalke und Eisensteinconglomerate, nach N. Thone und schiefrige Thone auf. Je weiter wir uns von der Küste des Unteren Kreidemeeres entfernen, desto mehr nehmen die grobkörnigen klastischen Gesteine ab. Während hier noch die Bildung von Conglomeraten anhielt, lagerten sich weiter nörd- lich schon Thone auf diesen ab. Um diese verschiedenartigen und doch gleichzeitigen Bildungen zu parallelisiren, dazu können nur die pelagischen Formen dienen. Andrerseits hat das von NW. andringende Kreidemeer naturgemäss zu verschiedenen Zeiten die Ablagerung von Sedimenten begonnen. !) Ueber den Gault und in’s besondere die Gargasmergel im nordwestlichen Deutschland. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XII, S. 23. im Herzogsthum Braunschweig. 97 Am nördlichen Harzrande fällt es nicht schwer, die untere Grenze des Neocoms zu ziehen, da sich dieses übergreifend auf die von der Trias und dem Jura gebildete Abrasionsfläche lagerte. Die Fauna der tiefsten Kreideschichten ist verhältnissmässig am besten bekannt, da sie vielfach technisch genutzt werden, sei es zu Bau- oder bergbaulichen Zwecken. So sind auch beim Dorfe Achim unweit der Bahnstation Börssum die Hilsconglomerate aufgeschlossen worden, um als Bausteine oder Chausseepackung verwandt zu werden. Das Conglomerat lagert sich dort auf den Oberen Lias, die Posidonienschiefer mit Ammonites borealis auf. Auf der Ewap’schen Karte sind diese dortselbst nicht angegeben, was wohl daher kommt, dass die Aufschlüsse im Posidonienschiefer erst in den letzten 25—30 Jahren durch die Anlage des Kirchhofes geschaffen sind. Das Material der kalkigen Conglomerate haben dortselbst vornehmlich liasische Schichten geliefert, was durch die eingeschwemmten Ammoniten aus verschiedenen Horizonten des Lias bewiesen wird. Ich nenne von diesen: Am. Levesquei D’ORB., Am. Aalensis ZIET., Am. margaritatus MTF., Am. angulatus SCHLOTH. Diese Formen liegen ın einem kalkigen Eisensteinconglomerat, auf welches in früherer Zeit einmal gemuthet worden ist. Darüber folgen 4—6 Decimeter starke feste Kalksteinbänke mit mergeligen Zwischenschichten, aus denen die zahllosen Versteinerungen stammen, die man in den Sammlungen in der Regel findet. .Ob in den ein- zelnen Schichten ein Unterschied in der Fauna stattfindet, kann ich leider nicht angeben, da ich zu wenig in den Conglomeraten ge- sammelt habe. Von den nachfolgenden Cephalopoden habe ich jedoch die mit einem Stern bezeichneten auch im Mergel ge- funden: Belemnites subquadratus A. KÖöM. Ammonites (Olcostephanus) Sp. > radiatus BRUG.* » amblygonius NEUM. u. ÜHL. > owygonius NEUM. u. ÜHL. > paucinodus NEUM. u. ÜUHL. Nautilus pseudoelegans D’ORB.* Jahrbuch 1895. 7 98 G. Mürxer, Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide Von den sonstigen bekannteren braunschweigischen Fund- orten für Hilsconglomeratversteinerungen lagen in der Sammlung der geologischen Landesanstalt folgende Cephalopoden: Gr. Vahlberg. Schandelah. Belemnites subquadratus A. RöM. Belemnites subquadratus IRÖM. Ammonites Grotriani NEUM. u. UHL. Ammonites radiatus BRUG. > amblygonius » » » amblygonius NEUM. u. Unr. » bidichotomus LEYM. » oxygonius NEUM. U. Unr. 2 > asperrimus D’ORB. » (Hoplites) sp. n. » ÖOttmeri NEUM. u. ÜHL. Berklingen. Rocklum. Ammonites amblygonius NEUM. Belemnites subquadratus RöM. u. ÜHr. > multiplicatus RÖM. Ammonites multiplicatus Röm. > cf. Neocomiensis D’ORB. Es sind demnach fast alle Fundorte durch das Vorhandensein von B. subquadratus charakterisirt. Die aufgezählten Ammoniten treten nach PawrLow!) in den oberen Lagen seiner Etage D auf, welche durch die Belemniten: D. lateralıs, B. subquadratus, B. Russiensis, B. explanatus, B. evplanatoides gekennzeichnet wird. Die früher unter dem Namen A. noricus zusammengefassten Formen sollen sogar in den nächsthöheren Horizont hinaufgehen. Am Harzrand ist A. noricus bis jetzt nur mit B. subquadratus zusammen vor- gekommen. Wenn auch die obigen Listen sicherlich nicht alle an den genannten Fundorten vorgekommenen Arten angeben, so ist aus ihnen doch schon ersichtlich, dass die Conglomerate gleich- alterig sind, und dass die Ablagerung derselben etwa in der Mitte der Periode begonnen hat, die durch das Vorkommen von B. sub- quadratus zusammengefasst wird. Es fehlen die Gattungen: Perv- 1) A. Pawrow et G. W. LamrrucH, Argiles de Speeton et leurs &quivalents. Bull. de la Soc. imp. des natur. de Moscou 1891, $. 181, 455. im Herzogthum Braunschweig. 99 phinctes und Oxynoticeras, die für die tieferen Lagen der Zone mit B. subquadratus charakteristisch sind 1). Auf das Conglomerat legt sich nach der Ewarp’scheu Karte der Speetonclay STROMBECK’s. Dieser ist bekanntlich durch B. Brunsvicensis v. STROMB. ausgezeichnet. In England und Russland scheidet man noch Schichten aus, in denen PR. jaculum Phäl. — pistilliformis D’ORB. und DB. pistillirostris, B. ceristatus PAWL. auftreten. Auch in Braunschweig sind diese Schichten vielfach erschlossen. Die tieferen Schichten mit B. jaculum kenne ıch vom Oesel südöstlich Wolfenbüttel. Dort wird seit langer Zeit am Südost- abhang der lockere Sand des Oberen Keupers gegraben. Da der- selbe vom Neocomschichten übergreifend bedeckt ist, so sind auch diese anfänglich mit blossgelegt worden. Das auflagernde lockere Conglomerat war nicht sehr mächtig. Von charakteristischen Ver- steinerungen dieser an Üorallen, Spongien und Brachiopoden reichen Ablagerung nenne ich Ewxogyra aquila und Belemnites sub- quadratus. Ueber dem Conglomerat liegt ein mergeliger Thon, in dem B. jaculum in grosser Menge auftritt, sowie gut bestimmbare Bruchstücke von Crioceras capricornu RÖM. NEUMAYR und ÜHLIG führen die Art auch von dort an?). Auch anderwärts, so bei Scharrel östlich Neustadt am Rbg., fand ich C. capricornu mit B. jaculum zusammen. PAwWLoW weist Ü. capricornu gleichfalls die tiefste Lage seiner Etage ©. an, nämlich €. 7. 1) Sehr wichtig wäre es gewesen, wenn die Eisensteinablagerungen von Salz- gitter unter dem Gesichtspunkte seiner Zeit untersucht wären, zu welcher Zeit die Ablagerung begonnen und wie lange die Gonglomeratbildung angehalten hat. Wie schon Neumayr und Unutis hervorheben (Palaeontogr., Bd. 27, S. 200) sind auf den einzelnen Gruben verschiedene Horizonte erschlossen. Die tiefsten Lagen in den Conglomeraten scheinen auf den Gruben Helene, Ludwig und Marie abgebaut zu sein. Auf letzterer sowie auf Grube Zuversicht sind jedoch noch Flötze genutzt, die unmittelbar unter der Zone mit Am. Martini lagen, so dass die Eisensteinconglomerate die Zone mit BD. subquadratus, mit BD. Jaculum und 5. Brunsvicensis umfassen. Aus dem Liegenden der Eisensteine von Grube Marie sind in späterer Zeit nach mündlicher Mittheilung meines Freundes Dexor- mann Aucellen in grosser Anzahl gefunden, welche in Russland bekanntlich den tieferen Horizont des Bel. subguadratus kennzeichnen. 2). loc. cıt..S. 194. 14 100 G. Mürner, Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide Ich konnte bis jetzt nur zwei Horizonte in der Zone des B. jaculum auffinden, von denen der obere durch Ammonites Carteroni D’ÖRB. ausgezeichnet wird, der untere durch C. capricornu. Die oberen Schichten der Jaculum-Zone sind neuerdings mehr- fach erschlossen worden, so in der Thieder Ziegelei nordwestlich von Wolfenbüttel. Die Schichten streichen etwa SO. nach NW. und fallen mit etwa 30 Grad nach SW. ein. Man gräbt die Thone, die durch Belemnites Brunsvicensis als Speetonthon STROM- BECK’S charakterisirt werden in der Regel bis auf eine Thonkalk- bank ab, in der neben Thracia Philipsü und Exogyra subplicata A. Röm. ein grosser Ürioceras vorkommt, den ich als Crioceras Emerici autorum bezeichnen will. Die unter der festen Bank liegenden, mergeligen Thone sind voll von Versteinerungen, die allerdings meistens zu schlecht erhalten sind, um mit Sicherheit bestimmt werden zu können. Folgende Formen sind die gewöhn- lichsten: Panopaea Neocomiensis D’ORB. Thracia Philipsii Röm. Isocardia angulata PHILL. Exogyra Couloni DEFR. Pecten crassitesta IÖM., Serpula lophioda GOLDF. » FPhüllipsii RÖMER. Von Cephalopoden fand ich einen Vertreter der Gattung Olcostephanus, den ich als O. cf. bidichotomus LEYM. bestimmt habe. Unter dieser versteinerungsreichen Bank, fand ich in den Thonen Belemnites jJaculum sehr häufig. Die Schichten über der festen Thonkalkbank sind verhältniss- mässig arm an Versteinerungen bis zu einer festen Bank, über und unter der die Schichten voll von Jsocardia angulata und Nucula sp. folgen. Dieselben Schichten werden in der Ohrumer Ziegelthongrube am Südwestabhang des Oesels gestochen. Der Thonstich wurde seiner Zeit nur in den Brunsvicensis-Schichten betrieben. In der Sammlung der geologischen Landesanstalt liegen jedoch auch Ver- steinerungen aus der Zone mit Belemnites jaculum, vor allem, aller- im Herzogthum Braunschweig. 101 dings ohne Vergleichsmaterial unbestimmbare Gastropoden. Unter den Oephalopoden konnte ich jedoch mittelst des Vergleichsmaterials von Resse, wo in einer Mergelgrube die höheren Jaculum-Schichten erschlossen sind, Am. Carteroni D’ORB. erkennen. Dieselben Grenzschichten sind durch STROMBECK von Querum bekannt gemacht. Dortselbst werden jetzt noch die Thone als Ziegelerde gewonnen, die an der Basis die grossen Wohnkammern von Crioceras Emerici autorum führen. Ausser in den Wohn- kammern der Urioceren sind die Versteinerungen in Phosphoriten eingeschlossen, in denen ich u. A. Trigonia ornata D’ORB., Waldheimia faba D’ORB. und Terebratula Moutoniana D’ÖRB. ‘sammelte. Neben den Crioceren fand ich, wenn auch vereinzelt, Belemnites Brunsvicensis, so dass die Crioceras-Bänke die Grenz- schicht zwischen der Zone des Belemnites Brunsvicensis und B. ja- culum bilden dürften. Etwa 25-—30 Schritt weiter östlich sind die mergeligen Thone mit B. jaculum ausgeworfen. Ausser der weit verbreiteten /socardia angulata PmıLL. konnte ich keine bezeich- nenden Formen mehr auflesen, da die an Versteinerungen reichste Stelle schon seit langem nicht mehr berührt war. Die echten Brunsvicensis-Thone sind ausser bei Thiede neuer- dings wohl am besten bei Rocklum erschlossen. Hier werden gleich- falls die nach N. einfallenden Thone nur bis zur Uriocerenschicht gewonnen, in der Phosphorite !) an primärer Lagerstätte wie im Bohnenkamp bei Querum auftreten. Auch hier waren die Wohn- kammern der Crioceren voll von Versteinerungen, von denen ich jedoch mit Sicherheit nur die Brachiopoden: Rhynchonella multi- Formis Röm., Terebratula Moutoniana D’ORB. bestimmen konnte. Von den Zweischalern blieben nur die unbestimmbaren Steinkerne beim Zerklopfen übrig. Aus den schiefrigen Thonen sind mir fol- gende Arten, die sich sicherlich später noch vermehren lassen, bekannt: Belemnites Brunsvicensis VON STROMB. > absolutiformis SINZ. > Speetonensis PAWL. 1) Auch weiter westlich treten in diesem Horizont Phosphorite auf, so in der Körze’schen Ziegelei bei Scheerenbostel nördlich Hannover. 102 G. Mürter, Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide Thracia Philipsii RM. Isocardia angulata PHILL. Nucula sp. Inoceramus Neocomiensis D’ORB. Exogyra Couloni DEFR. Pecten crassitata RÖM. Serpula Phillipsii RöM. Am interessantesten war das verhältnissmässig zahlreiche Vor- kommen von D. absolutiformis und B. Speetonensis, die ich ausser- dem, wenn auch weit seltener, von Ohrum und der Grube Zuver- sicht bei Salzgitter kenne. Bei Rocklum sind nicht wie bei Thiede in den Brunsvicensis- Schichten festere Thonkalkbänke ausgeschieden. Dagegen folgen weiter westlich beim Dorfe Wetzleben in der BArneER’schen Ziegelei 6 Thoneisensteinlagen. Die Thone streichen hier wie bei Rocklum annähernd ostwestlich und fallen nach N. ein. Da die Ziegelei nördlicher als wie die von Rocklum liegt, so haben wir dortselbst höhere Schichten. Der Thon wird in der BARNER’- schen Ziegelei nördlich und südlich von dem Ziegelofen gegraben. In der südlichen Grube, in der man den Thon nur sehr flach ab- hebt, liegen zahlreiche Bruchstücke von B. Brunsvicensis und Pecten crassiteta umher. Nördlich vom Gehöft sind dıe Thone graublau bis rothblau. Sie werden nach oben durch eine grau- schwarze Thoneisensteinbank von etwa 20 Centimeter Stärke be- grenzt, die beim Verwittern eine braunrothe Farbe erhalten und erdigen Bruch haben. 4 Meter höher folgt durch Thone getrennt eine zweite gleich gefärbte Thoneisensteinbank, die wie die nächst folgende dritte zahlreiche Versteinerungen führt. Es waren dies: Ancyloceras gigas SOW. Rostellaria sp. Pholadomya sp. Thracia Phülipsii BÖM. Isocardia angulata PHILL. Arca carinata SOW. In den trennenden Thonschichten findet man einen Belemniten, der in der Regel kleiner als B. Brunsvicenis, von diesem jedoch specifisch nicht zu trennen ist. im Herzogthum Braunschweig. 103 Die vierte und fünfte Thoneisensteinbank unterscheiden sich schon äusserlich durch die Farbe. Die bedeutend härteren Sphäro- siderite sind gelbroth und haben muscheligen Bruch. Von Ver- steinerungen fand ich eine unbestimmbare Crioceras- Art, die in ihrer Jugend an Ancyloceras variabile Maas!) erinnert. Es ist jedoch ein echter Crioceras; ein Exemplar von 40 Centimeter Durchmesser zeigt noch keinen Ansatz zur Schaftbildung. Zu oberst liegt eine gelbrothe Geodenbank; die Geoden blättern bis auf einen sehr festen Kern schaalig ab. Dieselben Thone wie bei Wetzleben werden auch in der Börssumer Ziegelei am Kleiberg gestochen. Hier fand ich auch in der braunrothen Thoneisensteinbank Peeten crassitesta ?). In der Vırwes’schen Ziegelei bei Braunschweig wird auch eine Thoneisensteinbank herausgebrochen, die deshalb von Inter- esse ist, als in ıhr zum ersten Male Ammonites nisus D’ÖRB. vor- kommt, wodurch bewiesen ist, dass diese Art ziemlich tief nach unten geht. Im Uebrigen findet man in den Thoneisensteinen dortselbst dieselbe Fauna als wie bei Wetzleben und Börssum. Leider findet in der VıewEg’schen Ziegelei kein bedeutender Thon- stich statt, sodass die Aufschlüsse nur mangelhaft sind. Es müssen daselbst jedoch auch die nächst höheren Schichten stellenweise segraben gewesen sein, ebenso wie es möglich ist, dass früher die tieferen Schichten mit Belemnites subquadratus vorgekommen sind, da in der Sammlung des Herrn v. STROMBECK dieser Belemnit von dort liegt. Die ÜCriocerenbank, in der Herr v. STROMBECK seiner Zeit vielfach gesammelt, ist gleichfalls nicht mehr sichtbar. Zwischen dem Speetonthon und dem Gargasmergel bezeich- net Herr v. STROMBECK als festen Horizont in der Schichtenfolge ) Die Untere Kreide des subhereynen Quadersandstein-Gebirges. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLVII, S. 276. 2) Maas giebt (l.c. S. 299) an, dass ich Pecten crassitesta aus noch höheren Schiehten als denen des Aptien bei Dripsenstedt kenne. Diese Mittheilung be- ruht auf einem Missverständniss von Seiten des Herrn Maas, wie schon aus dem Sitzungsprotokoll in demselben Heft S. 372 ersichtlich ist. Aus diesem geht hervor, dass meine mündliche Mittheilung an Herrn Maas dahin gelautet hat, dass Pecten crassitesta auch bei Hildesheim - Drispenstedt noch weiter hinaufgehe als in die Schichten mit Orioc. Emerici autorum. Maas hatte in der fraglichen Sitzung überhaupt bezweifelt, dass Pecten crassitesta in die Schichten mit An- cyloceras gigas Sow. hinaufgehe. 104 G. Mörver, Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide der Unteren Kreide: schiefrige Thone mit gelben Thonkalknieren. Es sind dies wahrscheinlich die obersten Thoneisensteine von Wetz- leben und Börssum. Ueber diesen folgt jedoch noch eine durch schöne Versteinerungen ausgezeichnete geschieferte, dunkelblaue Thonschicht, die neuerdings bei Timmern in der dortigen LuTHEr’- schen Ziegelei gut aufgeschlossen ist. Es ist hier noch dasselbe nördliche Einfallen als wie bei Wetzleben. Die Versteinerungen kommen sowohl mit schöner Perlmutterschale im Thon als auch in Geoden mit runzeliger Oberfläche vor. Aus letzteren pflegt man jedoch in der Regel nur die schönen Steinkerne mit Loben zu erhalten. Ich fand bis jetzt dortselbst: Belemnites cf. Brunsvicensis v. STROMB. (n. Sp.?) Ammonites Deshayesü LEYM. Ammonites nisus D’ÖRB. Crioceras Urbani NEUM. u. ÜHL. Plicatula placunea D’ORE. Der als Belemnites cf. Brunsvicensis bezeichnete Belemnit scheint eine neue Art zu sein. Von dem echten B. Brunsvicensis lässt er sich leicht dadurch unterscheiden, dass er stets nach der Alveole zu auf der Bauchseite abgeplattet ist. Ammonites Deshayesii ist die häufigste Form. Es kommen Formen vor, die 15 Uentimeter Durchmesser haben. Ammonites nisus und Crioceras Urbani sind selten. Ausser den Geoden mit runzeliger Oberfläche giebt es in den oberen Schichten am Nordende der Grube solche von ellip- soidischer Gestalt, in denen von Versteinerungen bis jetzt nur Aptychen vorgekommen sind. Nach oben werden die schiefrigen Thone durch eine dünn- _ plattige Kalkbank abgeschlossen, in der man undeutliche Abdrücke und plattgedrückte Steinkerne von Ammonites Deshayesi findet. In der gleichfalls Herrn LUTHER gehörigen Ziegelei, welche rechts vom Wege nach Semmenstedt liegt, werden die hellen Thone gegraben, die VON STROMBECK als Gargasmergel bezeichnet sind. Das Versteinerungsmaterial ist in den zu Tag gehenden Schichten Brauneisenstein, nach der Tiefe zu Schwefelkies. Ich sammelte dort: im Herzogthum Braunschweig. 105 Belemnites Ewaldi v. STROMB. » Grasi DUuv. Ammonites Deshayesi LEYM. » nisus D’ORB. » Martini D’ORB. Toxoceras Royerianum D’ÖRB. Rostellaria sp. Rhynchonella lineolota PHILL. Terebratula Moutoniana D’ORB. Es kommt hier also dieselbe Fauna vor, wie sie VON STROM- BECK seiner Zeit von Lehnshop, Mastbruch u. s. f. beschrieben ist. Belemnites Grasi scheint jedoch aus tieferen Lagen zu stammen. Von den 6 Exemplaren, die ich von dort kenne, fand ich eins an einer Stelle, wo man versuchsweise den Thon tiefer (etwa 3—4 Meter) herausgehoben hatte. Hierbei waren auch Bruchstücke von grossen Urioceren, die ich als Crioceras Urbani bestimmt habe und ein Bruchstück eines grossen Am. Martini nebst B. Ewaldi herausgeworfen, so dass ich glaube, dass unter dem hellen Gargas- mergel die echten Martini-Thone der Ohley u. s. f. folgen. Raum genug ist hierfür an dieser Stelle vorhanden. Die untere Grenze würde die Kalkbank sein. V. STROMBECK hebt (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XII, S.21) hervor, dass der zwischen Elm und Asse fehlende Martini- Thon möglicherweise durch den schiefrigen Thon, welcher weiter westlich noch nicht erkannt sei, vertreten werde. Die schiefrigen Thone sind, wie ich oben glaube nachgewiesen zu haben, einerseits in den unteren Lagen durch Ancyloceras gigas, an der oberen Grenze durch Ammonites Deshayesii gekennzeichnet. Die ersteren habe ich seiner Zeit bei Mellendorf aufgefunden, sind also bedeutend weiter westlich bekannt geworden. Ich bezweifele, dass eine Ver- tretung der Martini-Thone durch diese Schichten möglich ist, da die Cephalopodenfauna eine zu verschiedene ist. Ich glaube viel- mehr, dass an manchen Stellen des damaligen Meeresbodens die gleichaltrigen Schichten so verschieden stark abgelagert sind, dass sie stellenweise ganz zu fehlen scheinen, namentlich, wenn es nicht gelungen ist, in den Sedimenten Versteinerungen zu finden. 106 G. Mürtwer, Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide Andrerseits ist es doch auch nicht ausgeschlossen, dass die leicht beweglichen Thonsedimente der Martini-Schichten in den Busen zwischen Asse und Elm wieder fortgeführt sind. Dass dies möglich ist, dafür scheint mir das Profil in der Dauerr’schen Ziegelei bei Wolfenbüttel zu sprechen. Ueber den an Schwefelkies reichen nach SO. einfallenden Schichten !) mit Belemnites Brunsvicensis folgen Thone, in der eine festere Thonmergelbank aufsetzt, die voll von Ammonites bicurvatus MICH. ıst. Ausserdem fand ich Bruchstücke eines ('rioceras, der Urioceras Bowerbanki Sow. nahe steht. Etwa 8 Meter darüber folgte eine ?/4 Meter mächtige Grünsandbank, unter der die liegenden Thone etwa 15 Centimeter tief ausgebleicht sind. Auf den Grünsand legen sich ca. 4 Meter blaue Thone mit Phosphoriten. Diese Thone führen an Versteinerungen: Ammonites Milletianus D’ORB., Ammonites tardefurcatus LEYM. und Belemnites Strombecki n. sp. 2). An der oberen Grenze der Thone tritt eine Lage von rothbraunen Eisenstein auf, 0,1—1,0 Meter stark, welcher an Versteinerungen bis jetzt nur A. tardefurcatus geliefert hat. Discordant überlagert wird die ganze Untere Kreide dortselbst von Greschiebemergel. Es fehlen in dem Profil die Martini-Thone bis Anc. gügas- Schichten. Ammonites bicurvatus ist am häufigsten von Harsum bei Hildesheim bekannt, wo mit ıhm zusammen noch Belemnites Ewaldi v. STROMB., Ammonites Milletianus D’ORB., Ammonites Cornuelianus D’ORB. und Ammonites Dutemplianus D’ORB. auftreten. VON STROMEECK rechnet die Harsumer Schichten zum Milletianus- Thon. Es dürften demnach die Grenzschichten zwischen den Schichten mit Belemnites Ewaldi und den echten Milletianus- Schichten sein. Hierfür spricht auch die Thatsache, dass aus dem Gargasmergel der Ohley als grosse Seltenheit ein Ammonites bieurvatus vorliegt. Die anderwärts mächtig entwickelten Thone mit 4A. Milletianus scheinen in der Dauer’schen Ziegelei durch 1) Wahrscheinlich sind die an Schwefelkies so reichen Schichten dieselben wie die Thone mit den Thoneisensteinlagen bei Wetzleben, Börssum, Braun- schweig. 2) Die genaue Beschreibung dieses Belemniten werde ich später in einer Monographie des nordwestdeutschen Gaults bringen. Vorläufig verweise ich auf die Beschreibung bei v. Sraomsick, Neues Jahrbuch ete. 1857, S. 661. im Herzogthum Braunschweig. 107 den Grünsand vertreten zu sein; die weiter westlich stark aus- gebildeten Schichten, in denen A. tardefurcatus und A. milletianus zusammen vorkommen, sind hier gleichfalls sehr reducirt. Normaler sind schon die Lagerungsverhältnisse im Mastbruch westlich Braunschweig, die STROMBECK beschrieben hat!), obwohl hier auch die Martini-Thone der Ohley und die Milletianus-Schichten fehlen, sowie die unteren Tardefurcatus-Schichten wenig mäch- tig sind. Zu unterst kommen dort dunkelblaue Thone mit Sphärosiderit- lagen, die an der oberen Grenze verkalkte Exemplare von Am. Deshayesiit von bedeutender Grösse einschlossen. Hierüber folgen die Gargasmergel, die ihrerseits von grünem bezw. schwarzem Thon überlagert werden, welcher durch Phosphoritführung ausgezeichnet ist. In diesem grauen Thon fand STROMBECK: Am. tardefurcatus und Belemnites Strombecki, namentlich ersteren in grosser Menge. Bei meinem Besuch im vergangenen Frühling waren diese Schichten nicht mehr so gut erschlossen. Dagegen fand ich Am. tardefurcatus in einem feinoolithischen Eisenstein mit dolomitischem Bindemittel ähnlich dem in der Daurr’schen Ziegelei, der in einem bunten, zähen Thon eingebettet lag. Dieselbe bunte, vorwaltend röthliche Färbung zeigten die Tardefurcatus-Schichten bei Querum. Die alte classische Localität (in den »Quitzern«) liegt rechts von der Chaussee nach Waggum. Dortselbst kamen in den nunmehr aufsegebenen Gruben Am. tardefurcatus in grosser Menge vor nebst Am. Miületianus, Am. Cornuelianus und Belemnites Strombecki. Neuerdings gräbt man den Thon links von der Chaussee, wo derselbe durch zahllose Sphäro- sideritnieren ausgezeichnet ist, über dem dann Minimus-Thone folgen. Wir haben demnach bei Braunschweig in dem Tardefur- catus-Horizont an der Basis einen Phosporithorizont mit Am. tarde- furcatus, Am. Milletianus (selten) und Cornuelianus (selten), an der oberen Grenze einen Eisensteinhorizont nur mit Am. tardefurcatus. Zieht man noch die eisenschüssigen Quadersandsteine von Horn- burg und Börssum in Betracht, aus denen bis jetzt nur Am. tarde- I) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XII, S. 47. 108 G. Mütter, Beitrag zur Kenntniss der Unteren Kreide furcatus bekannt geworden ist, so haben wir vom Fallsteın bis Braunschweig folgende Entwicklung der Tardefurcatus-Zone: Zu- erst ein eisenschüssiger Sandstein bei Börssum, an dessen Stelle bei Wolfenbüttel ein geschichteter Eisenstein tritt, während nörd- lich und westlich Braunschweig der Horizont durch zahlreiche Thoneisennieren ausgezeichnet ist. Diese haben bekanntlich der Hauptsache nach das Material zu dem untersenonen Eisenstein- lager von Ilsede geliefert. STROMBECK!) glaubt, dass eine thatsächliche Ueberlagerung des Milletianus- Thons durch die Tardefurcatus-Schichten noch zu erweisen stände. Früher hatte STROMBECK auf die Thatsache hingewiesen, dass zwar in den Tardefurcatus-Schichten auch Am. Milletianus und Cornuelianus mit vorkämen, dass jedoch in den von ihm als Milletianus-Schichten bezeichneten Aufschlüssen wohl Am. Cornuelianus mit dem Am. muilletianus zusammen zu finden sei, aber niemals Am. tardefurcatus. Von den anscheinend nur weiter westlich von Braunschweig zu einer bedeutenden Entwicklung ge- langten Aflletianus- Thonen kenne ich zur Zeit aus eigener An- schauung nur die von Isernhagen. Dortselbst habe ich bis jetzt in den an Thoneisensteinmassen so reichen dunklen Thonen nur Am. Milletianus und Am. Cornuelianus selbst gefunden, während ich weiter südlich bei Alt- Warmbüchen vornehmlich Am. tarde- Furcatus, daneben Am. Milletianus, und Am. Cornuelianus gesammelt habe. Sowohl in den Tardefurcatus- wie Milletianus - Thonen kommt als einziger Belemnit Belemnites Strombecki n. sp. vor. Die Entwicklung der Zone des Belemnites minimus LisT. bei Braunschweig ist neuerdings wieder von STROMBECK?) geschildert worden, so dass ich an dieser Stelle auf sie nicht weiter eingehe. Die Frage, wohin die Grenze zwischen Neocom und Gault zu legen sei, ist bekanntlich schwer zu beantworten, da faunistisch ein ganz allmählicher Uebergang statthat. Ich neige dazu, die Grenze an die untere Grenze der Martini-Thone zu legen, so dass die Deshayesüü-Schichten mit Belemnites (n. sp.?) cf. Bruns- 1) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XIII, S. 21. 2) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XLIl, S. 557. im Herzogthum Braunschweig. 109 vicensis den obersten Horizont des Neocom bilden würden. Hierzu veranlasst mich vor allem die nahe Verwandtschaft der über den Deshayesü-Schichten folgenden Belemniten D), so wie der Habitus der Ammoneenfauna. Vorläufig muss ich davon Ab- stand nehmen, dies näher auszuführen, sowie die Entwickelung der Unteren Kreide an anderen Punkten zum Vergleich heranzuziehen, da dieses über den Rahmen der Arbeit hinausgehen würde. Für den Gault hoffe ich dies ın einer späteren Arbeit nachholen zu können. Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht am besten meine Anschauung über die Schichtenfolge in der Unteren Kreide, wie ich sie mir zur Zeit gebildet habe: I) Von den älteren Autoren hält J. Duvar-Jouve (Belemnites des Terrains Cretacös etc. 1841, 8.75) B. Ewaldi, B. Strombecki und B. minimus für ver- schiedene Wachsthumsstadien von B. semicanaliculatus Buaısv. Bekanntlich hat D’Orsıcny von B. semicanaliculatus bei Braıv. seinen B. pistilliformis abgetrennt, so dass von der ursprünglichen Art B. Ewaldi und Strombecki übrig bleiben. Die Franzosen scheinen diese beiden Arten auch noch unter dem Namen 2. semi- canaliculatus Bu. zusammen zu fassen. Wenigstens hat H£serr einige Exemplare von La Bedoule, die wir als 3. Ewaldi bezeichnen würden, Herrn U. ScnuLöngach seiner Zeit mit dieser Bezeichnung geschenkt, während ich andrerseits Stücke von Esceragnolles in dem Museum für Naturkunde gesehen habe, die ich als 2. Strombecki bestimmen würde. Ich halte es für das Richtigste, einen Namen fallen zu lassen, mit dem der erste Autor eine Reihe von Arten zusammengefasst hat und noch dazu so schlecht abgebildet hat. Schichtenfolge der Unteren Kreide im Herzogthum Braunschweig. Fundorte I. Zone des Belemnites minimus. Flammenmergel; Thone mit Phosphoriten; Glaukonitmergel; Sandsteine. 1) Flammenmergel mit Am. inflatus. | Börssum, Bornum, Eilum, Wallen- stedt, Neu-Wallmoden u. s. £. 2) Thone mit Am. interruptus. Eilum, Gliesmarode, Ohrum, Boden- stein, Oegenbostel. Oberer Gault 110 ee ae G. Mürrer, Beitrag zur Kenntniss der Uuteren Kreide etc. Il. Zone des Belemnites Strombecki. Thone mit Eisenstein, Phosphoriten (primär); Glaukonitmergel, Sandsteine, 1) Horizont mit Am. tardefurcatus (Eisenstein). 2) Horizont mit Am. tardefurcatus, Cornuelianus, milletianus (Phospho- rite). 8) Horizont mit Am. milletianus, Cor- nuelianus (Eisenstein). Fundorte Querum, Mastbruch, Wolfenbüttel, Börssum, Abbensen, Lohne. Quitzern bei Querum, Mastbruch, Wolfenbüttel, Alt-Warmbüchen. Isernhagen, Schwichelt. Mittlerer Ill. Zone des Belemnites Ewaldi. Thone bezw. Thonmergel, Sandsteine und Thoneisensteine. l) Gargasmergel mit Am. bicurvatus, nısus, Deshayesit, Martini; Toxoc. Royerianum. 2) Martini-Thone mit Am. Martini, nisus, Deshayesü; Orioceras Urbani, Bowerbanki; Ancyloc. Hillsi. IV. Zone des Belemnites Brunsvicensis. Thone; schieferige Thone mit Thoneisenstein; Thone mit Phosphoriten (primär); Eisenstein- conglomerat (secundär); Sandsteine. 1) Thone mit Am. Deshayesii, Bel. cf. Brunsvicensis. 2) Ancyloc. gigas-Schichten mit Crioc. Denck- manni, Stadlaenderi; Anc. Ewaldi, variabile (Thoneisenstein). 3) Speetonclay Srronseor’s. 4) Horizont mit ÜOrioc. Emerici (Phos- phorite). Ohley, Semmenstedt, Mastbruch, Wolfenbüttel, Lehnshop, Bannsleben. Ohley, Semmenstedt, Grube Marie bei Salzgitter, Ahaus. Timmern, Mastbruch, Grube Marie bei Salzgitter. Börssum, Wetzleben, Mellendorf, Langenstein, Aschersleben. Thiede, Ohrum, Wetzleben, Rocklum, Grube Marie und Zuversicht bei Salz- gitter. Thiede, Querum (Bohnenkamp), Rocklum, Ohrum, Scheerenbostel. V. Zone des Belemnites jaculum. Thone; Thonmergel; Eisensteinconglomerat; Sandsteine. 1) Horizont mit Am. Carteroni. 2) Horizont mit Urioceras capricornu. \ Resse, Querum (Bohnen- ; kamp), Ohram, Thiede, (*rube Marie Kissenbrücker Sand- \h; a grube, Scharrel. .Dalzgıtter. VI. Zone des Belemnites subquadratus. Thone; Sandsteine; Kalksteine; Trümmer- kalke; Sandige Mergel; Eisensteinconglome- rate mit Phosphoriten (secundär). 1) Hilsconglomerat von Achim u. =. £. mit A. noricus. 2) Eisensteinconglomerat der Gruben Helene, Ludwig und die unteren Bänke der Grube Marie. 3) Aucellenbank im Liegenden des Eisen- steins der Grube Marie. Achim, Rocklum, Vahlberg, Schande- lah, Oesel, Berklingen, Grube Marie und Grube Zuversicht. Grube Ludwig und Helene. Grube Marie — m Oberes Te er er Bee j Mittleres Unteres SS sr Neocom Gault Die Geikie’sche Gliederung der nord- europäischen Glacialablagerungen'). Von Herrn K. Keilhack in Berlin. In Band III Nummer 3 des Journal of Geology, Chicago 1895, giebt J. GEIKIE eine gedrängte Zusammenstellung seiner in der zweiten Auflage von »The great Ice-age« bereits angedeuteten heutigen Anschauungen über die Gliederung der nordeuropäischen Glacialbildungen und die Parallelisirung derselben mit denjenigen der Alpen und unter einander. Er unterscheidet sechs Eiszeiten mit 5 Interglacialzeiten und benennt dieselben nach typischen Localitäten folgendermaassen: Erste Eiszeit: Erste Interglacialzeit: Zweite Eiszeit: Zweite Interglacialzeit: Dritte Eiszeit: Dritte Interglacialzeit: Vierte Eiszeit: Vierte Interglacialzeit: Fünfte Eiszeit: Fünfte Interglacialzeit: Sechste Eiszeit: Schonensche Stufe (Scanian). Norfolk- oder Elephas meridionalis- Stufe. Sächsische Stufe (Saxonian). Helvetische oder Hlephas antiquus- Stufe (Helvetian). Polnische Stufe (Polandian). Neudecker Stufe (Neudeckian). Mecklenburger Stufe (Mecklenburgian). Untere Wealdbettstufe (Lower Fore- stian). Untere Torfmoorstufe (Lower Tur- barıan). Obere Waldbettstufe (Upper Forestian). Obere Torfmoorstufe (Upper Turbarian). ) In etwas kürzerer Form -in der Decembersitzung 1895 der Deutschen geulogischen Gesellschaft vorgetragen. 2 K. Krithack, Die Gemie’sche Gliederung 1. Schonensche Stufe. Die ältesten Glacialablagerungen Nord- europas treten in Schonen auf und weisen auf einen baltischen Eisstrom hin. In England gehören vielleicht der Chillesford Clay und der Weybourn Crag mit ihrer arktischen Conchylienfauna dieser Stufe an. Ebenso rechnet GEIKIE hierher die ältesten Glacialab- lagerungen der Alpen, also den Deckenschotter mit der zugehörigen Moräne, sowie das alte Diluvium des französischen Centralplateaus. An einer andern Stelle seiner Arbeit spricht er dann noch die Vermuthung aus, dass die älteste Grundmoräne im deutschen Balticum dieser Altersstufe zuzuzählen sei. 2. Norfolk-Stufe. Zu ihr gehören das Forestbed von Norfolk, während dessen Bildung mindestens ein ebenso gemässigtes Klıma herrschte, wie heute. Im Alpengebiete entsprechen dieser Stufe die Lignite von Leffe und a. O., sowie die interglacialen Ab- lagerungen der Höttinger Breccie, die auf ein Klima, wärmer wie das heutige, hinweisen. 3. Sächsische Stufe. In allen Vergletscherungsgebieten erlangt das Eis seine grösste Ausdehnung: in Nordeuropa erreicht es den Rand der Mittelgebirge in den Karpathen, Sudeten, Erzgebirge, Ihüringen u. s. w.; in den Alpen überfluthet es das Vorland weit über die Grenzen der ältesten Vereisung hinaus und auch in Grossbritannien erlangt es die grösste Verbreitung. Es gehören hierher der Lower Boulder Clay der britischen Inseln, das Untere Diluvium Hollands und Norddeutschlands, die »äussere Moräne« und der Hochterrassenschotter der Alpenländer, sowie die älteren Moränen zahlreicher Gebirge Mittel- und Südeuropas. 4. Helvetische Stufe. Charakter von Flora und Fauna wech- selnd, bald mehr nordisch, bald gemässigt. Hierher gehören die interglacialen Ablagerungen in Lanarkshire, Ayrshire, Edinburgh- shire u. s. w., die Hessle-Schotter Ostenglands, die Strandablage- rungen von Sussex und manche Anhäufungen thierischer Reste in Höhlen, ferner in Norddeutschland die interglacialen Torflager von Holstein und Kottbus, die Sande von Rixdorf, ın Russland das Interglacial von Moscau, die Ablagerungen von Cantal sowie zahlreiche alte Flussablagerungen von Themse, Seine, Rhein u. s. w. 5. Polnische Stufe. Hierher gehören die glacialen und flu- vioglacialen Sedimente eines skandinavischen Inlandeises, welch es der nordeuropäischen Glacialablagerungen. 113 kleiner war als das zweite, und die gleichartigen Ablagerungen Gross-Britanniens, der Alpen und anderer Gebiete. Die Polnische Stufe umfasst den Upper Boulder Olay der britischen Inseln, das obere Diluvium im mittleren Norddeutschland, Polen und mittleren Westrussland, die Grund- und Endmoränen der »inneren Moränen« der Alpen nebst dem zugehörigen Niederterrassenschotter und jüngere Thalmoränen in verschiedenen Gebirgen. 6. Neudecker Stufe. Die Ablagerungen dieser Interglacial- zeit sind am besten in den südlichen Küstenländern der Ostsee beob- achtet, sind theils im Meere, theils im Süsswasser entstanden und zwischen zwei Grundmoränen jenes Gebietes eingeschaltet, die als unterer und oberer Geschiebemergel bezeichnet werden. Die Fauna weist auf ein gemässigtes, nicht-arktisches Klima hin. 7. Mecklenburgische Stufe. Zu ihr gehören Grundmoränen und Endmoränen des letzten baltischen Eisstroms, und sie erreicht ihr südliches Ende an der Endmoräne des baltischen Höhen- rückens. Mit diesen norddeutschen Ablagerungen (Oberes Dilu- vium des nördlichen Norddeutschland) sind gleichaltrig die Moräne des ersten postglacialen Stadiums in den Alpen, die grossen Thal- gletscher der britischen Inseln, die Yoldia-Lager Skandinaviens, die 100-Fuss-Terrasse Schottlands mit ihrer arktischen Fauna, die arktischen Pflanzen unter den Torfmooren Gross-Britanniens, Däne- marks und Skandinaviens. 8. Untere Waldbettstufe. In diese Stufe fallen die Ablage- rungen des einen Theil des Östseebeckens erfüllenden grossen Süsswasser-Sees (Ancylusschichten), die älteren zerstörten Wälder unter den Hochmooren Nordwest-Europas, und die skandinavischen Littorina-Schichten zum Theil. Aus den Alpen sind keine Aequi- valente bekannt. Das Land besass in jener Zeit in Europa grössere Ausdehnung wie heute und ein besseres Klima. 9. Untere Torfmoorstufe. Ausdehnung der See, feuchteres und kälteres Klima, Gletscherbildung in Schottland un.! Norwegen, ein Theil der Thalgletscher gelangt noch bis ans Meer, die meisten aber endigen viel früher. In den Alpen entspricht das »zweite postglaciale Stadium« mit seinen in den innern Thälern gelegenen Moränen dieser Stufe. Ausserdem wird sie durch die über dem Jahrbuch 1895. 8 114 K. Keıtnnack, Die Geisıe’sche Gliederung unteren Waldbett liegenden Theile der britischen Hochmoore, durch Kalktuffe in Skandinavien, durch Strandlinien in Schottland und den andern Theil der skandinavischen Littorina-Schichten an- gedeutet. 10. Obere Waldbettstufe. Ein zweites Waldbett innerhalb der Hochmoore über dem älteren liegend, deutet diese Stufe an. Das Land hatte wieder an Ausdehnung gewonnen, aber seinen Umfang während der vorhergehenden Interglacialzeit nicht wieder- erlangt. Die Flora und die Fauna bezeugen ein gemässigtes Klima, welches trockner war als das der 9. Stufe. ll. Obere Torfmoorstufe. Neues Vordringen der See, die gebildeten Strandlinien werden nicht mehr mit Moränen bekleidet, aber es ist trotzdem ın hohem Maasse wahrscheinlich, dass die Moränen im innersten Theile der Thbäler Schottlands und Nor- wegens aus dieser letzten Eiszeit jenen untersten Strandlinien gleichaltrig sind. | Mit dem Ende dieser Eiszeit beginnen recente Verhältnisse. Dies ist das neue Schema, in welches GEIKIE die Gesammt- heit der europäischen Glacialablagerungen einzugliedern versucht. Ich gebe im Folgenden, um den Ueberblick zu erleichtern, das- selbe nochmals ın tabellarischer Form. Der bedeutende Name und die hohe Autorität GEIKIE’s gerade in allen die europäischen KEiszeiten betreffenden Fragen sind die Ursache gewesen, dass diese Gliederung, von deren end- gültiger Richtigkeit und Vollkommenheit GEIKIE wohl selbst nicht überzeugt ist, in Deutschland von mehreren Autoren, die nicht in der Lage waren, an ihr eine eingehende Kritik zu üben, als etwas Endgültiges, Feststehendes, angenommen und verwerthet wurde. So schreibt R. ÜREDNER in seinem Aufsatze über die Entstehung der Ostsee!) S. 540: »Folgen wir den Anschauungen, zu welchen neuerlich einer der hervorragendsten Glacialgeologen, JAMES GEIKIE, auf Grund vergleichender Untersuchungen sämmt- licher europäischer Vergletscherungsgebiete, vor Allem des bri- tischen, des alpinen und des skandinavischen, gelangt ist, so haben ') Herrner’s geograph. Zeitschr. I, 1895. der nordeuropäischen Glacialablagerungen. 115 Norddeutschland ? Aelteste Grund- moräne des baltischen Höhenrückens Alpen Deckenschotter und zugehörige Moränen Lignit von Leffe Höttinger Breccie Unteres Diluvium ' Aeussere Moräne und Hochterrassenschotter Torflager in Holstein Stufe Gross-Britannien Skandinavien : Ablagerungen 1 D lonrd ey, des ältesten baltischen M a5 Eisstromes in Schonen 2 | Forestbed von Norfolk Moränen und fluvio- | 3 Lower Boulder Clay glaciale Bildungen Marine Ablagerungen von Lanarkshire, A Ayrshire u.s. w. Hessle gravel. Strand- ablagerungen von Sussex und bei Cottbus. Rixdorfer Sande Schieferkohlen der Schweiz und des Allgäu Moränen und fluvio- glaciale Bildungen Oberes Diluvium südlich der baltischen Endmoräne Innere Moräne und Niederterrassenschotter Marine Ablagerungen in Westpreussen Yoldienthon Oberes Diluvium nördlich der baltischen | Endmoräne 5 Upper Boulder Clay 6 Thalgletscher 1 und Hundert- Fuss Terrasse Schottlands 8 Unteres Waldbett 9 Endmoränen in den Thälern 10 Oberes Waldbett Endmoränen yai im innersten Theile der Thäler Ancylus - Schichten Littorina-Schichten, z. Ih. Moränen des ersten postglacialen Studiums z. Th Littorina- Schichten Moränen des zweiten postglacialen Stadiums wir für unser baltisches Becken vier durch Interglacialzeiten von einander getrennte Eisausbreitungen anzunehmen« und S. 546: Dee ..es entstand schliesslich, den Rand des letzten baltischen Eisstromes andeutend, der Zug echter Endmoränen, welcher in Gestalt wallartig gestalteter Blockschüttungen nordischen Ur- gr 116 K. Keitnack, Die Geikıe’sche Gliederung sprunges von Preussen bis nach Schleswig-Holstein hinein den Landrücken krönt...« Ich muss dem gegenüber im vollen Einverständnisse mit meinem gleich mir an der geologischen Durchforschung und Kar- tirung des norddeutschen Flachlandes betheiligten Berliner Collegen an der Königl. preussischen geologischen Landesanstalt die Erklä- rung abgeben, dass die von GEIKIE gegebene Viergliederung der norddeutschen Glacialbildungen in keiner Weise den von uns ge- sammelten Erfahrungen und den in den Erläuterungen zur geo- logischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten, den Jahrbüchern der Königl. preussischen geologischen Landes- anstalt und an anderen Orten niedergelegten Beobachtungen ent- spricht. Es ist vor allen Dingen die Zutheilung der von uns als »Oberer Geschiebemergel« bezeichneten Grundmoräne zu zwei verschiedenen Ausbreitungen des Inlandeises, für die wir ın den von uns in langjähriger sorgsamer Arbeit durchforschten Gebieten keinerlei zwingende Begründung aufzufinden vermögen. Im Gegen- theile halten mit mir alle diejenigen meiner Collegen, die im Ge- biete der Endmoräne des baltischen Höhenrückens thätig sind oder waren, noch immer an der wohlerwogenen Ansicht fest, dass die jüngste Grundmoräne vor und hinter der Endmoräne von einem und demselben Inlandeise in einer und derselben Eiszeit abgelagert worden ist und dass es für uns unmöglich ist, in der von der Endmoräne des baltischen Höhenrückens eingenommenen Linie den südlichen Rand der Verbreitung eines Inlandeises zu erkennen, welches jünger und ein anderes wäre als dasjenige, welches den Oberen Geschiebemergel der Gebiete des mittleren Norddeutschland geliefert hat. Ich muss zunächst die Gründe betrachten, die GEIKIE zu seiner Trennung unseres »Oberen Diluvium« in die Ablagerungen zweier Eiszeiten veranlasst haben. Sie finden sich dargelegt in der 2. Auflage von The great Ice-age und scheinen mir im Wesentlichen auf die folgenden drei Gesichtspunkte zurück zu führen sein: l. Die Grundmoräne der Haupteiszeit (Sächsische Stufe) hat in Folge der gänzlich anderen Bewegungsrichtung (radial vom der nordeuropäischen Glacialablagerungen. 117 nördlichen Skandinavien aus) eine anders zusammengesetzte Ge- schiebeführung, als diejenige der jüngeren in baltischer Richtung bewegten Inlandeismassen. Da nun in Schleswig-Holstein nach ZEISE die untere Grundmoräne in keiner Weise sich durch ihre Greschiebeführung von derjenigen der Moränenlandschaft unter- scheidet, so kann die erstere nicht das Aequivalent des Unteren Geschiebemergels in der Mark u. s. w. sein, sondern muss jünger sein, als dieser und dem Öberen Geschiebemergel der Mark, Posens u. s. w. entsprechen. 2. In Finnland sind zwei Schrammensysteme auf anstehen- dem Gesteine entwickelt, ein älteres, sowohl vor als hinter der grossen Endmoräne beobachtet, und ein jüngeres, welches nur innerhalb des von der Endmoräne eingeschlossenen Gebietes bis- lang beobachtet ist. Das letztere verdankt seine Entstehung einem in baltischer Richtung bewegten Eisstrome, der die von der End- moräne eingenommene Linie nicht überschritten haben kann. Die Grundmoränen vor und hinter dieser Endmoräne müssen also zwei verschiedenen Eiszeiten angehört haben. 3. Der upper boulder clay Grossbitanniens enthält skandi- navische Geschiebe und das skandinavische Inlandeis kam in dieser (dritten) Eiszeit mit dem schottischen in Berührung. Da- gegen erreichte das Eis, welches das Obere Diluvium der cim- brischen Halbinsel ablagerte, die Nordsee nicht mehr, es kann also dieses Obere Diluvium nicht mit dem schottischen der dritten Eiszeit gleichaltrig sein, sondern muss einer jüngeren vierten an- gehören. Man kommt aber sofort zu einer Parallelisirung, wenn man annımmt, dass dıe Endmoräne des baltischen Höhenrückens den äussersten Rand einer selbständigen Vereisung darstellt, die zeitlich von derjenigen verschieden ist, die das Obere Diluvium des mittleren Norddeutschland zurückliess. 4. Begründet wird die Trennung ferner durch das Auftreten der interglacialen marinen Bildungen bei Neudeck in West- preussen. Dagegen ist Folgendes zu bemerken: ad 1. Ein fortgesetztes Studium der Geschiebeführung in den verschiedenen Grundmoränen hat bei den norddeutschen Greo- 118 K. Keıtnack, Die Geisıe’sche Gliederung logen mehr und mehr die Ueberzeugung befestigt, dass es funda- mentale Unterschiede in dieser Beziehung überhaupt nicht giebt, dass mit anderen Worten kein einziges Gestein als Leitgestein der Grundmoräne einer bestimmten Eiszeit über das ganze ver- gletscherte Gebiet hinweg in Anspruch genommen werden kann. Deshalb aber darf man auch aus localen Unterschieden der Ge- schiebeführung zweier übereinander folgender Grundmoränen keine weittragenden Schlüsse ziehen. ad 2. GEIKIE hat den Beweis nicht erbracht, dass die finnische Endmoräne mit der des baltischen Höhenrückens_ zeit- lich identisch ist. Die Verbindungslinie, die er von Ostpreussen bis Finnland zieht, ist meines Wissens rein hypothetisch und durch keine Beobachtung gestützt. Ich suche die östliche Fort- setzung der baltischen Endmoräne viel weiter südlich im Innern Russlands und halte die finnische Endmoräne für zusammengehörig mit derjenigen des mittleren Schweden und des südlichen Nor- wegen, eine Anschauung, die nach freundlicher mündlicher Mit- theilung auch von Herrn VoGT in Christiania getheilt wird. ad 3. Zur Erklärung des Vorkommens skandinavischer Ge- schiebe im upper boulder clay Grossbritanniens scheint es mi nicht nöthig zu sein, die Auffassungen der norddeutschen Geo- logen vollständig auf den Kopf zu stellen. Es wäre doch auch zu prüfen, ob nicht diese skandinavischen Geschiebe den Grund- moränen der zweiten Eiszeit entnommen und denen der dritten einverleibt sein können, und es liesse sich doch wohl auch die Frage aufwerfen, ob denn wirklich auch in allen Fällen die Grundmoräne mit nordischen Geschieben dieser dritten Eiszeit angehört “oder nicht vielmehr der Zusammenhang des skandi- navischen mit dem schottischen Eise in der dritten Eiszeit illu- sorisch ist. Ich werde dazu veranlasst, diese Fragen aufzuwerfen, weil äusserst gewichtige Gründe gegen die Auffassung der baltischen Endmoräne als des äussersten Endes einer besonderen, der vierten Eiszeit, sprechen, vielmehr ihre Gleichaltrigkeit mit dem soge- nannten Oberen Geschiebemergel der Mark, Posens u. s. w. fest- zustehen scheint. Ich will diese Gründe im Folgenden näher darlegen. Ah der nordeuropäischen Glacialablagerungen. 119 Durch die Aufnahmen der geologischen Landesanstalt ist ın der Mark Brandenburg die Endmoräne in einer Länge von 75 Kilometern im Specialkartenmaassstabe 1: 25000 aufgenommen worden und die Untersuchung und Kartirung des beiderseits an- grenzenden Gebietes reicht nach Norden bis nahe an’s Stettiner Haff, nach Süden bis nahe dem Nordrande der Lausitz, nach beiden Richtungen also um den Betrag von rund 75 Kilometern von ihr sich entfernend. Ich selbst lLabe im Grebiete des bal- tischen Höhenrückens zwischen Oder und Weichsel einen Streifen von 34 Kilometer ostwestlicher und 100 Kilometer nordsüdlicher Ausdehnung speciell bearbeitet. Die Endmoräne durchzieht in einer Länge von 45 Kilometer diesen Streifen und ein Gebiet von 12—24 Kilometer Breite südlich der Endmoräne gehört zu demselben. Ausserdem habe ıch bei der Uebersichtsaufnahme des gegen 500 Kilometer langen Endmoränenzuges zwischen Oder und Weichsel den Höhenrücken an einer sehr grossen Anzahl von Stellen gequert. Alle diese Arbeiten, besonders aber die Special- Kartirung von rund 150 Messtischblättern haben nun gelehrt, dass der oberste Geschiebemergel nördlich und südlich von der End- moräne identisch sind, dass sie einer Eiszeit angehören, und dass man in der Endmoräne nicht den äussersten Rand, sondern nur eine Rückzugsetappe der für diese Gegenden letzten Eiszeit zu erblicken hat. An zahlreichen Stellen geht nämlich die Grund- moräne glatt unter der Endmoräne durch, und es sind auf diese Weise zahlreiche Brücken zwischen innerer und äusserer Grund- moräne geschlagen und die Identität beider ist dadurch so sicher festgestellt, dass es stärkerer Argumente als der GEIKIE’schen bedarf, um diese Ergebnisse langjähriger sorgsamster Specialunter- suchung umzustossen. Die unter der Endmoräne durchgehenden Grundmoränenstücke stehen nach Süden und Norden vielfach im breitesten Flächenzusammenhange mit den ausgedehnten Grund- moränenflächen,, deren Zugehörigkeit zu zwei verschiedenen Eis- zeiten GEIKIE behauptet. ad 4) Wenn GeEIkIE das Auftreten mariner interglacialer Bildungen bei Neudeck in Westpreussen als Argument anführt, so macht er sich eines nicht einmal sehr versteckten Zirkelschlusses schuldig, denn er setzt dabei etwas als bewiesen voraus, was er 120 K. Keıvmack, Die Gemıe’sche Gliederung erst beweisen will, dass nämlich die vorletzte Grundmoräne bei Neudeck gleichaltrig ist mit der letzten (obersten) südlich von der baltischen Endmoräne. Mit dem Fehlen dieses Beweises fällt aber die Beweiskraft der marinen Schichten von Neudeck, und das um so mehr, als das Liegende derselben nicht bekannt ist und über die Zahl der in demselben auftretenden Grundmoränen keine Beobachtungen vorliegen. Angenommen aber, die GEIKIE’sche Auffassung wäre richtig die baltische Endmoräne wäre wegen dieses ihres Charakters die Südgrenze einer Vergletscherung, so ist doch ganz und gar nicht einzusehen, warum nicht auch die übrigen Endmoränenzüge Nord- deutschlands das Ende je einer Eiszeit darstellen sollen. Was dem Einen recht ist, ist dem Andern billig! Dann aber kämen wir allein schon für die bisher angenommene letzte Eiszeit auf eine Zerlegung in 4, wenn nicht 5 Eiszeiten, sodass wohl auch der fanatischste Verehrer möglichst vieler Eiszeiten von einem gelinden Schrecken ergriffen werden dürfte. Ein weiteres Argument gegen die GEIKIE’'sche Gliederung sehe ich in den grossen Schwierigkeiten seiner Parallelisirungen und in der Ungleichwerthigkeit der auf eine Stufe gestellten Er- scheinungen. . Während für die älteren Eiszeiten eine befriedigende Uebereinstimmung in der räumlichen Ausbreitung zwischen Gross- britannien, dem nordeuropäischen Glacialgebiete und den Alpen sich ergiebt, fehlt solche für die vierte von GEIKIE angenommene gänzlich. Der von ihm angenommene baltische Eisstrom der vierten Eiszeit ist immer noch von so ungeheurer Grösse, steht denjenigen der älteren Eiszeiten nur so wenig nach, dass es kaum möglich ist, ihn mit den Thalgletschern der Alpen und Schott- lands in Verbindung zu setzen, mit Erscheinungen, die PENCK, wie mir scheint mit Recht, nur als postglaciale Episoden, HANSEN für Norwegen als epiglaciale Vorstösse der Gletscher gedeutet hat. Besser als Worte es vermögen, zeigt eine graphische Dar- stellung, wie sie im Folgenden versucht ist, das Unnatürliche der GEIKIE’schen Parallelisirung. Wenn wir uns die Ausdehnung der nordeuropäischen und alpinen Vergletscherungen durch Linien ausgedrückt denken, die wir gewinnen, wenn wir vom Nordende der nordeuropäischen Glacialablagerungen. 121 des bottnischen Meerbusens resp. von den Centralalpen aus bis zum Rande der äussersten Ausdehnung der betreffenden Ver- gletscherung messen, und wenn wir die Linien für die grösste Vergletscherung beider Gebiete dann gleich setzen, so erhalten wir folgende Werthe: Nordeuropa 1: 23.500000 um jeuB! ee! Alpen 1: 3.400000 | ee | =! IV. ——I Lässt man aber, wie die preussische geologische Landesanstalt bei ihren Aufnahmen es thut, die baltische Endmoräne, ebenso wie alle weiter nach Süden folgenden, nur als Etappen im Rück- zuge einer Eiszeit gelten, verbindet man also No. 3 und 4 von GEIKIE wieder zu No. 3, so lösen sich sofort alle Schwierigkeiten der Parallelisirung, I, II, III in Nordeuropa und in den Alpen entsprechen einander, und die kleinen Vorstösse IV und V sind nur noch in den Alpen, in Norwegen und Schottland als Glet- scherausbreitung erkennbar und in ihrer Stärke einander gleich- werthig, in Norddeutschland aber nicht mehr durch das Auftreten von Inlandeis, sondern nur noch durch klimatische Depressionen gekennzeichnet. Zustimmen kann ich dagegen GEIKIE in der Auffassung der Haupteiszeit, seiner sächsischen Stufe, als der zweiten Eiszeit, die in der sogenannten Schonenschen Stufe noch einen Vorgänger besitzt. Musste schon der mit vollkommenster Sicherheit geführte Nachweis einer dreifachen starken Vergletscherung der Alpen den Verdacht erwecken, dass auch die nordeuropäische Eiszeit eine 122 K. KeıvHack, Die Geikıe’sche Gliederung Dreigliederung besitzt, so wurde dieser Verdacht noch durch eine Anzahl anderer Erscheinungen, wenigstens bei dem Verfasser dieser Zeilen genährt. Der Grund aber, weshalb die Specialkartirung bislang noch keine zwingenden Beweise für das Vorhandensein einer ältesten Eiszeit erbracht hat, liegt einfach darin, dass die Aufnahmen sich bisher fast ausschliesslich in Gebieten bewegten, in welchen von dem Inlandeise der Schonenschen Stufe keine Grundmoränen, sondern ausschliesslich fluvioglaciale Bildungen, und noch dazu meist recht feinkörnige, abgelagert wurden. Es ist aber bekannt, dass solche Bildungen in Norddeutschland viel später als in den Alpen!) eine gebührende Würdigung als glaciale Beweispunkte ge- funden haben und dass auch heute noch hervorragende Greologen, wie H. CREDNER, ihnen keine rechte Beweiskraft zuerkennen wollen. Was für mich maassgebend ist, in den unteren Sanden und Thonen des Diluviuns im mittleren Norddeutschland das fluvioglaciale Aequivalent einer Eiszeit anzuerkennen, die älter ist als diejenige, die den unteren Geschiebemergel der Mark ablagerte, ist der Umstand, dass zwischen beiden sich Schichten finden, die durch Flora und Fauna auf ein mildes, gemässigtes, dem heutigen ähnliches, wenn nicht wärmeres Klima hinweisen. Da nun aber die darunterfolgenden Schichten nordisches Material, Feldspath, Bryozoenfragmente, Feuerstein, ja gelegentlich selbst gröbere Ge- schiebe führen, so ist der Schluss unabweislich, dass das Eis in nicht allzu grosser Entfernung von den Gebieten lag, in denen jene nordischen Sande abgelagert wurden. Die darüberlagernden Schichten enthalten aber eine Waldvegetation mit hohen Laub- bäumen, eine Wasservegetation mit Pflanzen von südlichem Cha- rakter, wie Trapa natans und wohl auch Cratopleura. Solche aber können in einem flachen Lande nimmermehr gedeihen, wenn dasselbe zum Theil mit Gletschereis bedeckt und in Bezug auf !) Prncx hat schon im Anfange der S0er Jahre die hier entwickelte Auf- fassung ausgesprochen, ohne damals derselben allgemeine Anerkennung ver- schaffen zu können. Die Begründung seiner Idee durch die Ergebnisse des Bohrloches Ferch bei Potsdam muss heute als unzulänglich bezeichnet werden, die von ihm zuerst ausgesprochene Bedeutung fluvioglacialer Bildungen für die Gliederung eiszeitlicher Bildungen aber bleibt sein dauerndes Verdienst. der nordeuropäischen Glacialablagerungen. 123 das Klima in arktische Verhältnisse versetzt ist. Darum muss nothwendig zwischen der Ablagerung der ältesten nordischen Sande und derjenigen der Grundmoräne des Unteren Geschiebemergels eine Periode mit warmem Klima, eine Interglacialzeit, gelegen haben, und darum muss für Norddeutschland ausser den beiden Eiszeiten, die den Oberen und Unteren Geschiebemergel lieferten, noch eine dritte älteste angenommen werden. Die Grundmoränen dieser ältesten Eiszeit erkenne ich nicht nur in Schonen, sondern auch in den tiefsten Grundmoränen des baltischen Höhenrückens, speciell seines östlich von der Oder gelegenen Theiles. Dagegen liegen bislang keine Beobachtungen vor, die für eine Ausbrei- tung dieser Grundmoränen im Gebiete südlich des Höhenrückens sprechen. Wenn ich am Schlusse dieser Ausführungen, die ich zur Wahrung und Vertheidigung des bei den officiellen Kartirungs- arbeiten in Norddeutschland eingenommenen Standpunktes für nothwendig hielt, in tabellarischer Form eine Gliederung der ver- schiedenen norddeutschen Diluvialablagerungen versuche, so bitte ich, in diesem Versuche nur eine private Auffassung von mir zu sehen, die ich der Kritik und Prüfung weiterer Kreise unter- breiten möchte. Präglacial: noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. (d. h. zwischen Miocän und 1. Eiszeit entstanden.) Erste Eiszeit: Aelteste Grundmoränen im Gebiete der östlichen baltischen Seenplatte. Fluvio- glaciale Bildungen bis nach Hannover und in die südliche Mark, z. B. die Sande unter den Ablagerungen der ersten Interglacialzeit. Erste Interglacialzeit: Paludinenreiche Thone und Mergel- sande (Paludinenbänke) im Untergrunde Berlins. Torflager von Klinge bei Kottbus. Süsswasserkalk des Fläming (Belzig, Görzke, Ziesar) und der Lüne- burger Heide. Diatomeenlager von Soltau, Oberohe und Rathenow. Yol- 124 K. Keıtuack, Zweite Eiszeit: Zweite Interglacialzeit: Dritte Eiszeit: Postglacial: Die Geixıe’sche Gliederung etc. dienthon in Westpreussen. Cyprinen- thon in Holstein. Fauna von Burg ı. Dithm. Cardium-Sande von Lauenburg a. E. Unterer Geschiebemergel Norddeutsch- lands. Rother Geschiebemergel der Alt- mark. Zahlreiche fluvioglaciale Sande und Thone (Glindower Thon) unter und über demselben. Säugethierfauna von Rixdorf. Marine und Süsswasserablagerungen von West- und Ost-Preussen. Austernbänke von Stade, Blankenese, Fahrenkrug. Torf- lager von Lauenburg, Beldorf, Fahren- krug u.a. OÖ. Kalktuff von Magdeburg. Süsswasserbildungen von Rathenow und der Potsdamer Gegend. Oberer Geschiebemergel Norddeutsch- lands. Endmoränen des baltischen Höhenrückens und südlicherer Gebiete. Thalsande der grossen Thäler und Staubecken. Thonige Ablagerungen (Thalthon, Deckthon). Arktische Flora im Grunde norddeut- scher Torfmoore. Nachweis von Culm und Clymenienkalk im Unterharz. Briefliche Mittheilung des Herrn M. Koch an Herrn W. Hauchecorne. Die diesjährigen Untersuchungen im Devongebiet von EI- bingerode haben zu einigen neuen Beobachtungen geführt, welche das bisherige geologische Bild dieser Gegend wesentlich umge- stalten. In meiner Arbeit über die Cypridinenschiefer jenes Gebietes (dieses Jahrbuch für 1894, S. 199) hatte ich es auf Grund der Lagerungsverhältnisse, namentlich der Erkenntniss der Sattel- stellung der Devonablagerungen, als sehr wahrscheinlich bezeichnet, dass Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke dem Culm angehören, die endgiltige Entscheidung der Frage jedoch von weiteren Untersuchungen in dem Hauptverbreitungsgebiet dieser Schichten nördlich von Elbingerode abhängig gemacht. Diese allein aus den Lagerungsverhältnissen abgeleitete Auffassung hat nunmehr durch den Nachweis von Culmfauna sowohlin den eigentlichen Zorger Schiefern ( Posidonia Becheri, Gon. cyclolobus, Orthoceras striolatum, Phillipsien) wie auch in den darunter liegenden Adinolen, Wetz- und Kieselschiefern (Cladochonus Michelini, Phillipsia aequalis, longicornis u. s. w.) volle Bestätigung gefunden. Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke scheiden damit aus ihrer Stellung im untern Mitteldevon aus und gelangen in den Culm. Nicht nur die Gliederung, sondern auch die Tektonik jenes Ge- 126 M. Kocs, Nachweis von Culm und Clymenienkalk im Unterharz. bietes, deren Klarlegung die früheren Auffassungen kaum zu über- windende Schwierigkeiten entgegenstellten, erfahren dadurch er- hebliche Vereinfachung. Zu den bisher alleinigen Vertretern des Oberdevons, Cypri- dinenschiefern und Iberger Kalk, gesellen sich als neu beobachtete Stufe Olymenienkalke. Von den an mehreren Punkten im Be- reich des Büchenberger Devonsattels nachgewiesenen Vorkommen hat ein Fundpunkt in dem grossen Tagebau des Gräfenhagensberger Eisensteinreviers, der sogenannten Blauen Pinge, eine etwas reichere Fauna geliefert, darunter CUlymenia speciosa, annulata, undulata, laevigata; Kochia dispar, kuglige Goniatiten (Drancoceras) u. A. m. Erwähnen möchte ich auch, dass die durch Mittheilungen F. A. RöÖmer’s schon lange bekannte Fauna des Stringocephalen- kalks am Büchenberg bei Elbingerode durch neue Funde in dem Tagebau der Grube Weisskopf, besonders den Nachweis der das oberste Mitteldevon bezeichnenden Goniatitenfauna (Tornoceras cinctum, Anarcestes Karpinskyi und cancellatus, Maeneceras tere- bratum, Agoniatites inconstans) Bereicherung erfahren hat; ferner dass sich in den bisher zur Unt. Wiederschieferstufe gerechneten Kalken vom Schwengskopf, westlich von Wernigerode, Pina- cites Jugleri und Anarcestes lateseptatus gefunden haben. Es liegen daher nicht Hercynkalke, sondern Oephalopodenkalke des Unt. Mitteldevons vor. Ob diesen Schichten in dem mächtigen sich südlich von Wernigerode hinziehenden Bande der Unt. Wieder- schiefer mit Kalkeinlagerungen eine weitere Verbreitung zukommt, bedarf noch der Untersuchung. Abgesehen von der Bedeutung, welche diesen Beobachtungen für den geologischen Ausbau des Unterharzes zukommt, nehmen sie das Interesse auch insofern in Anspruch, als sie die Divergenz zwischen Ober- und Unterharz vermindern und ausserdem An- lehnung an die geologischen Verhältnisse rheinischer Gebiete deut- lich erkennen lassen. Neue Beobachtungen aus dem Unterharze. Von den Herren L. Beushausen, A. Denckmann und M. Koch. Im Auftrage der Direction der Kgl. geologischen Landes- anstalt führten wir im Unterharze im Bereiche der bereits in den Jahren 1870 u. 1880 publicirten Blätter Hasselfelde, Benneckenstein, Zorge, Harzgerode und Pansfelde eine Reihe von Begehungen aus, welche den Zweck hatten, die von A. DENCKMANN neuerdings im Kellerwalde bei der Untersuchung des dortigen »Hercyn« gewon- nenen Gesichtspunkte zum Studium der Unterharzer entsprechen- den Schichten heranzuziehen. Diese Begehungen, über welche wir später ausführlicher berichten werden, haben zu einigen Er- gebnissen geführt, deren baldige Veröffentlichung uns wünschens- werth erscheint. 1. In den Kalken der hohen Klippe am Eselsstieg in der Nähe des Jagdschlosses Meiseberg im unteren Selkethale hatte A. DENCKMANnN im Jahre 1895 Clymenien-ähnliche gekammerte Cephalopoden gesammelt, die aber zu einer sicheren Deutung nicht hinreichend gut erhalten waren. Im Anschluss an diese Beob- achtung haben wir die Kalke dieser Klippe sowie die Kalkvor- kommen am Östhange des Meiseberges, die z. Th. durch einen kleinen Steinbruch aufgeschlossen sind, eingehend untersucht. Die Untersuchung der letzteren ergab vom Hangenden zum Liegenden das Vorhandensein von: a) Olymenienkalk mit Clymenia annulata, undulata und cf. laevigata, ferner mit kugligen Goniatiten (Brancoceras), Kochra dispar u. A. m. 128 L. Bevushausen, A. Denermans und M. Kocn, Neue Beobachtungen b) Adorfer Kalk, vorwiegend als dunkler bituminöser Kalk entwickelt, mit Gephyroceras-, Beloceras- und Tornoceras-Arten, so- wie Buchiola angulifera, palmata und retrostriata. c) Cephalopodenkalken des Unteren Mitteldevon mit Pinacites Jugleri. d) Krystallinisch-körnigen bis dichten Kalken mit zahlreichen Goniatiten, Orthoceren, Trilobiten, Cardioliden u. A. m., welche nach Fauna und petrographischer Beschaffenheit gewissen »hercynischen« Goniatitenkalk-Horizonten des Keller- waldes vergleichbar sind. | Während die zwischen b und c liegenden versteinerungsarmen Kalkbänke nur ganz geringmächtig sind, werden c und d durch mächtigere Kalkablagerungen getrennt, deren Versteinerungen bis- her keinen sicheren Anhalt für ihre Deutung gegeben haben. Clymenienkalk und Adorfer Kalk treten auch in der Klippe am Eselsstieg auf, während die in bedeutender Mächtigkeit in ihrem Liegenden anstehenden, nicht gerade versteinerungsarmen Kalke vorläufig nicht sicher deutbar waren. Desgleichen sind Clymenienkalke im Norden des Scheernstieger Kalkbruches vor- handen und durch einen neueren Forstweg angeschnitten. 2. Die Hasselfelder Cephalodenkalke des bekannten Fundpunktes westlich Hasselfelde am alten Fahrwege nach Trauten- stein werden, wie im Eingange des Steinbruchs auf das deutlichste zu sehen ist, directüberlagert von blaugrauen oder grünlich- grauen Cypridinenschiefern mit sehr zahlreichen Cypridinen sowie mit Posidonia venusta, welche in bedeutenderer Mächtigkeit auch in der Böschung des unmittelbar am Steinbruche vorüber- führenden alten Abfuhrweges anstehen. Im Hangenden der Cypri- dinenschiefer liegen auf den angrenzenden Feldern Kieselschiefer und Adınolen. Anstehend beobachtet sind dieselben über rothen Schiefern nach Angabe des Steinbruchbesitzers in den jetzt vermauerten Entwässerungskanälen des Steinbruchs.. Im Hangenden der Kieselschiefer stehen in der Rösche des südlicheren Kanals und am Fahrwege nach Hasselfelde Thonschiefer vom petrographischen Charakter der Posidonienschiefer an. Westlich des Bruchs trifft man in dem Trautensteiner Fahrwege aus dem Unterharze. 129 zunächst auf anstehende dunkle Schiefer mit Kieselgallen, dann auf Schichten vom ‚Charakter des Hauptquarzits, die nach ihrem Streichen in das Liegende der Cephalopodenkalke fallen. Dass die Cephalopodenkalke von Hasselfelde nach ihren Ver- steinerungen mitteldevonisch und im Alter den Wissenbacher Schiefern gleichzustellen seien, hatte der zu Unrecht später viel- fach unterschätzte F. A. ROEMER schon 1866 erkannt und aus- gesprochen (Beitr. V, S. 2). F. FRECH ist dann, allerdings ohne ROEMER zu erwähnen, im Jahre 1889 ebenfalls auf Grund palae- ontologischer Untersuchungen wieder zu einer gleichen Auffassung vekommen!). FrecH’s Angabe, dass in der Umgebung des Bruchs in Folge mangelnder Aufschlüsse irgend welche genaueren geologischen Beobachtungen nicht möglich seien (a. a. O. S. 250 Fussnote 1 und S. 806), trifft jedoch, wie aus Obigem hervorgeht, nicht zu. Ebenso wenig ist es richtig, dass die Graptolithen in der Gegend von Hasselfelde fehlen (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XLI, S. 806), denn an dem Trautensteiner Fahrwege stehen östlich der erwähnten Schiefer vom Habitus der Posidonienschiefer, nur durch ein Verwerfungsthälchen von diesen getrennt, in vor- trefflichen Aufschlüssen Graptolithenschiefer an, welche stellen- weise mit Graptolithen geradezu erfüllt sind. Die verschiedenen vorerwähnten Aufschlüsse liegen fast sämmtlich an dieser alten seit Jahrhunderten bestehenden Fahrstrasse zwischen Trautenstein und Hasselfelde, sind daher nicht etwa neuen Datums. Die unmittelbare Auflagerung der Uypridinenschiefer auf die Hasselfelder Kalke ist aus dem Grunde von besonderem Interesse, weil sie die von uns verschiedentlich ?) zum Ausdruck gebrachte Anschauung, dass die Oypridinenschiefer mit ihren Einlagerungen in ähnlicher Weise wie der Culm über die verschiedensten älteren !) Hiernach ist u. A. die Angabe Freon’s (Neues Jahrbuch f. Min. 1896, Bd. II, 5. 464, 2.12 v. o. ff.), dass er »der erste war, der [in Böhmen und] in den Unteren Wieder Schiefern des Harzes Horizonte vom Alter des rheinischen Mitteldevon nachwies«, zu berichtigen. ?) M. Koch, dieses Jahrbuch für 1894, S. 189; A. Dexckmann ebenda 8. 50; L. Beusuausen und A. Denckmann ebenda S$. 182 f. Jahrbuch 1895. I 130 L. Beusmausen, A. Desormann und M. Kocu, Neue Beobachtungen etc. Sedimente transgrediren können, in einem neuen Beobachtungsfelde bestätigt. Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, dass keineswegs sämmtliche von BEYRICH und LossEn angegebenen Cephalppoden- kalke dem Mitteldevon zufallen. Die Hasselfelder Kalke und die oben besprochenen Kalke östlich vom Meiseberge stehen darin vor- läufig allein. Andere Vorkommen, beispielsweise die dichten Ce- phalopodenkalke am Liegenden des bekannten Scheernstieger Stein- bruchs im Selkethale, zeigen sich, abgesehen von ihrer durchaus abweichenden Goniatitenfauna, der Lagerung nach so eng mit den körnigen Brachiopodenkalken des »Hercyn« verknüpft, dass eine Schichtenlücke zwischen beiden ausgeschlossen erscheint. 3. Die Plattenschiefer, welche einen grossen Flächenraum des als Tanner Grauwacke bezeichneten Schichtencomplexes ein- nehmen, weichen nach ihrer petrographischen Beschaffenheit von allen uns bekannten Culmgesteinen derart ab, dass wir einstimmig ihre Zugehörigkeit zum Uulm als ausgeschlossen ansehen müssen. Die im Vorstehenden gebrachten neuen Beobachtungen zeigen, dass nur auf Grund ganz specieller Untersuchung an Ort und Stelle Aenderungen an den für ihre Zeit und besonders in Rücksicht auf das ausserordentlich verwickelte Gebiet des Unter- harzes sehr gewissenhaften und gründlichen Aufnahmen und Deu- tungen Lossen’s und BEYRICH's vorgenommen werden dürfen. Das neuerdings mehrfach hervortretende Streben, ohne derartige einge- hende Untersuchungen die Geologie des Harzes mühelos umzuge- stalten, führt nur zu Trugschlüssen und falschen geologischen Kartenbildern }). 1) Vergl. Lersıus, Geologische Karte des Deutschen Reiches, Blätter Hannover und Berlin. Gliederung und Bau der Culm- und Devon- ablagerungen des Hartenberg-Büchenberger Sattels nördlich von Elbingerode im Harz. Von Herrn Max Koch in Berlin. (Hierzu Tafel VIII.) Untersuchungen im östlichen Abschnitt der Devonablage- rungen von Elbingerode und Hüttenrode, über deren Ergebnisse ich in diesem Jahrbuche !) berichtet habe, hatten den Nachweis er- bracht, dass sich ausser früher für oberdevonisch angesehenem Schalstein und an dessen Rändern zu Tage tretenden Stringo- cephalenschichten auch Öypridinenschiefer in hervorragender Weise an der Zusammensetzung des Devons betheiligen. Aus der stets wiederkehrenden Lage derselben anı Aussenrande der Stringo- cephalenschichten, also auf der dem Schalstein entgegengesetzten Seite, ergab sich entgegen den bisher gültigen Auffassungen die Folgerung, dass die Devonablagerungen von Elbingerode nicht Mulden- sondern Sattel-Stellung einnehmen und der Schalstein als Kern der Sättel dem Mitteldevon unter dem Stringocephalenkalk angehört. Er gelangte damit in die gleiche Stellung wie am Oberharzer Diabaszug, wo die Schalsteine unmittelbar über Wissenbacher Schiefer und ihrer Hauptmasse nach unter dem Stringocephalenkalk liegen. !) Cypridinenschiefer im Devongebiet von Elbingerode und Hüttenrode. Dieses Jahrbuch für 1894, S. 199 £f. 5 132 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen Diese Beobachtungen galt es weiter zu verfolgen und auf den westlichen Abschnitt des Elbingeroder Devongebiets auszudehnen. Die in diesen Theil fallende nördlichste der drei grossen Schalstein- partieen von Elbingerode !), die Hartenberg-Büchenberger Schal- steinmulde im Sinne der früheren Auffassung, schien vor Allem zur Prüfung und Vervollständigung der in der Gegend von Hütten- rode gewonnenen Auffassungen geeignet, indem die verhältniss- mässig günstigen, durch den Eisensteinbergbau geschaffenen Auf- schlüsse hier noch am ersten Auskunft über einzelne noch nicht mit voller Sicherheit beantwortete Fragen erwarten liessen, welche hauptsächlich die Stellung der Schichten der früheren Sattelscheider der Mulden, Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke, berührten. Die Untersuchung dieses kleinen in sich abgeschlossenen Gebietes hat denn auch eine Reihe für den Unterharz neuer Beobachtungen geliefert. Ueber diese zu berichten ist der Zweck der nachfolgen- den Mittheilungen. I. Gliederung und Beschaffenheit der Schichten. Der im Folgenden gegebenen Beschreibung der am Aufbau be- theiligten Schichtenstufen schicke ich voraus, dass die Deutung der Lagerungsverhältnisse, wie dies nach den früheren Beobach- tungen am Hartenberg und in der Hüttenroder Gegend?) kaum an- ders zu erwarten war, auch hier überall zu Gunsten der Sattelstellung der Devonablagerungen ausgefallen ist. Die im Grundriss lang ellip- tischen, in einer Ausdehnung von 31/, Kilometer, einer grössten Breite von 1!/4 Kilometer zu Tage tretenden Schalsteinmassen des Ortbergs, Büchen- und Hartenbergs (siehe geognostische Skizze Tafel VIII) bilden den Kern eines im Grossen ziemlich regelmässig gebauten, im Einzelnen vielfach durch Specialfaltung, Falten- und Spaltenverwerfung gestörten Luftsattels.. Die Sattel- linie desselben verläuft von WSW. gegen ONO.; das Fallen der Schichten ist in Folge sich im Mittelharz allgemein geltend N) a. 2. 0, :8..200. 2) a. 2.0. S. 2057u. 208. des Hartenberg-Büchenberger Sattels ete. 133 machender Ueberkippung gegen NNW. auch hier ın der Regel gegen SSO. gerichtet. Ausnahmen treten nur am Nordflügel des Sattels hervor, indem hier die jüngeren, sich an den Schalstein anschliessenden Schichtenglieder mehr oder weniger steil gegen NNW. gerichtetes Fallen aufweisen. Von dem Kern ausgehend gelangt man nach aussen hin in immer jüngere Schichten; dem Schalstein und Diabasmandelstein zunächst in die Ablagerungen der Stringocephalenstufe, an die sich — früher schon in der östlichen und westlichen Sattel- wendung (Hartenberg und Bomshay), jetzt auch mit wenigen Lücken am ganzen Nordflügel des Sattels nachgewiesen — Cypri- dinenschiefer und von neu beobachteten Horizonten ÖÜlymenien- kalke und geringmächtige oberdevonische Schalsteine an- schliessen. Ueber dem Oberdevon folgen Ablagerungen des Culms, bei ungestörter Lagerung oder vollständiger Entwicklung zunächst Adinolen, Wetzschiefer und Kieselschiefer, dann Posi- donienschiefer und schliesslich Grauwacken — Schichten, welche nach früherer Auffassung als Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke in’s untere Mitteldevon gestellt wurden. An oder nahe der Grenze der Schalsteine gegen den Stringocephalenkalk treten lokal und zwar auf grössere Erstreckung hin im Nordflügel des Sattels zahlreiche z. Th. recht mächtige Decken von Kerato- phyr auf, welche mit verschiedenartigen Tuffen und stellenweise Tentaculitenschiefern wechsellagern. Die Gliederung der Schichten des Hartenberg- Büchenberger Sattels gestaltet sich demnach vom Hangenden zum Liegenden wie folgt: Grauwacken Posidonienschiefer Ro AWetzsehtefer und Kegel | | Calm schiefer Ober- devon Clymenienkalk Jüngerer Schalstein und Diabas- mandelstein Cypridinenschiefer | / 134 Max Koch, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen Stringocephalenkalk \ Keratophyr mit Zwischenlagen von / Oberes Tuffen und Tentaculitenschiefern ) Mittel- Aelterer Schalstein und Diabas- | devon mandelstein / 1. Culm. Auf Grund der Lagerungsverhältnisse, namentlich der Er- kenntniss der Sattelstellung der Devonablagerungen in der Gegend von Hüttenrode, ferner der petrographischen Beschaffenheit der hierher gehörigen Gesteine wurde es von mir (a. a. O. S. 221) als höchst wahrscheinlich hingestellt, dass Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke aus ihrer bisherigen Stellung im Lie- senden des Stringocephalenkalks ausscheiden und dem Culm zu- fallen. Diese Ansicht hat durch Auffindung der Leit- versteinerungen des Gulms sowohl in den Adinolen und Wetzschiefern wie den darüber folgenden Thon- und Grauwackenschiefern ihre volle Bestätigung ge- funden. In den ersteren wurden von mir an mehreren Punkten im Nordflügel des Sattels — Nordwand der Stollngrube westlich, Tagebau des Obern- und Pingen des Neuen Gräfenhagensbergs östlich vom Büchenberg — Phillipsia aequalis H.v. M., Phillipsia cf. longicornis Kays., Cladochonus Michelini Epw. u. Haım., Za- phrentis sp., Euomphalus sp. gesammelt; in den letzteren und zwar in Thon- und Grauwackenschiefern, welche im Tagebau des Obern Gräfenhagensbergs nahe dem Ansatzpunkt der Tagesrösche in guter Erhaltung und ziemlicher Mächtigkeit im Hangenden der versteinerungsführenden Adinolen anstehen (siehe Profil Fig. 9), ist es gelungen, die Posidonia Becheri BRONN aufzufinden. Von Wichtigkeit für die Deutung der mächtigen Grauwacken- ablagerungen zwischen dem Hartenberg-Büchenberger und dem Elbingeroder Hauptsattel als Culm ist es, dass auch im Südflügel in den Thonschiefern zwischen den Adinolen und jenen Grau- wacken Oulmversteinerungen nachgewiesen werden konnten. Der Fundpunkt liegt im Eisensteinrevier »Lindenstieg sieh’ dich um« am Südstoss des grösseren Tagebaus östlich der Wernigeroder des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. | 135 Chaussee und hat neben zahlreichen schlecht erhaltenen Resten an bestimmbaren Formen Phellipsia Erchwaldi H. v. M., Goniatites cyclolobus PHiLL., Orthoceras striolatum H. v. M., Orthoceras annu- latum (?) Röm. geliefert. Durch diese Funde ist das culmische Alter der Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke im Mittel- harz zweifellos erwiesen. Ob denselben die Bedeutung beizu- messen ist, dass jene beiden Stufen gänzlich aus dem Gliederungs- schema der Harzablagerungen ausscheiden und damit zu historischen Begriffen herabsinken, wird mit Sicherheit nur durch nochmalige ein- gehende Untersuchung der grossen Grauwackengebiete der Selke- mulde und Harzer Südmulde, in denen jene Schichtenglieder eben- falls eine hervorragende Rolle spielen, zu entscheiden sein. Wenn ich es hier als wahrscheinlich bezeichne, so kann ich mich dabei nur auf die petrographisch theils gleiche, theils sehr nahe stehende Be- schaffenheit der entsprechenden Gesteine jener Gebiete mit denen der Elbingeroder Gegend stützen, eine Uebereinstimmung, welche ja auch LossEn durch Zurechnung der Ablagerungen der drei Ge- biete zu den gleichen Schichtenstufen zum Ausdruck gebracht hat. Eine zweite Frage, die sich naturgemäss an den Nachweis der Culmkieselschiefer knüpft, betrifft die Stellung der Haupt- kieselschiefer des Harzes. Nach den bisherigen Beobachtungen gehört in der Elbingeroder Gegend nur ein Theil der in der Uebersichtskarte des Harzes verzeichneten Hauptkieselschiefer dem Culm an; er kennzeichnet sich durch Betheiligung von Wetz- schiefern und Adinolen und ist durch eine ausgeprägte rhom- boedrische oder parallellepipedische Zerklüftung seiner Gesteine ausgezeichnet. Der andere Theil besteht ausschliesslich aus schwarzen mit Gangquarz durchtrümerten, gewöhnlich in klotzigen Bänken abgelagerten Lyditen und lässt die erwähnte charakte- ristische Zerklüftung der Culmkieselschiefer weit weniger hervor- treten oder ganz vermissen. Auf den petrographischen Unterschied allein würde ich, da es mir nicht unbekannt ist, dass echte Lydite im Culmkieselschiefer herrschend werden können, kein grosses Ge- wicht legen, wenn nicht noch andere aus den tektonischen Verhält- nissen abzuleitende Gründe eine von den adinolreichen Kiesel- 136 Max Koch, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen schieferzonen abweichende Stellung befürworteten. Wie aus dem weiter unten gegebenen Profil Fig. 9 des oberen Gräfenhagensberger Tagebaus ersichtlich ist, erscheinen sie am Nordflügel des Sattels zusammen mit den an verschiedenartigen Einlagerungen reichen Obern Wiederschiefern auf die Culmablagerungen und zwar in diesem Fall auf Posidonienschiefer aufgeschoben, in deren Liegendem erst in regelrechter Folge die adinolreiche Kieselschieferzone des Culms ansteht. Ich muss daher nach dem jetzigen Stande der Untersuchung jene adinolfreien Lydite für älter ansehen und zwar behalten sie, da sie hauptsächlich an oder nahe der obern Grenze der Obern Wiederschiefer verbreitet sind, ungefähr die ihnen von BEYRICH und LossEn gegebene Stellung bei. Der petrographische Charakter des Elbingeroder Culms stimmt im Allgemeinen mit dem des Oberharzes gut überein. In dem untern Horizont überwiegen Wetzschiefer und Adinolen, echte Kieselschiefer, namentlich Lydite, treten dagegen stark zu- rück. Frische kantendurchscheinende, hellbläuliche oder grüne Adinolen sind keine seltene Erscheinung, sie stehen z. B. am Kreuz- punkt der Eisenstrasse mit der Elbingerode-W ernigeroder Chaussee, ferner besonders gut aufgeschlossen in dem mehrfach erwähnten Tagebau des Obern Gräfenhagensberger Reviers an. Die Posidonienschiefer zeigen stellenweise etwas rauhere Be- schaffenheit als im Oberharz, doch finden sich auf grosse Er- streckung hin auch durchaus typische milde Thonschiefer. Ebenso- wenig fehlen jene eigenthümlich hell und dunkel geflammten oder fein gebänderten Abarten nahe der untern Grenze der Stufe, im denen man im Oberharz selten vergeblich nach Versteinerungen sucht. Ihnen entstammt auch hier der oben erwähnte Posidonien- fund. Von Einlagerungen sind zu erwähnen Kalksteinlinsen, die gewöhnlich schon Umwandlung zu Eisenstein erfahren haben (Schwarze Grube am Büchenberg und Tagebaue im Revier »Linden- stieg sieh’ dich um«), ferner dünne Bänke feinkörniger Grau- wacken. Unter den Culmgrauwacken herrschen feinkörnige Gesteine vor; normalkörnige Abarten fehlen jedoch ebensowenig wie grobe Conglomerate mit Schiefer-, Quarz- und Porphyrgeröllen. Die des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 137 letztern sind hauptsächlich in der Gegend zwischen Kunstberg und dem Bomshaier Eisensteinlager verbreitet. 2. Oberdevon. Das Oberdevon im Bereich des Hartenberg- Büchenberger Sattels wird nach den bisherigen Beobachtungen hauptsächlich durch Cypridinenschichten vertreten, zu denen als neu beob- achtetes Glied Olymenienkalke hinzutreten. Dort, wo beide Stufen zur Entwicklung gelangt sind, wie im Gräfenhagensberger Tagebau (siehe Profilskizze Fig. 7) stellen die Ulymenienkalke den tieferen Horizont dar. Das untere Oberdevon scheint zu fehlen oder entzieht sich in Folge der Umwandlung zu Eisenstein sicherer Feststellung. An seiner Stelle unmittelbar über den obersten Bänken des Stringocephalenkalks finden sich mehrorts (Büchen- bergpinge, Grube Bescheert Glück, Schwarze Grube, Blaue Grube u. s. w.) geringmächtige Tuffe oder kalkreiche geschieferte Diabas- mandelsteine, welche in der Büchenberg- und Unteren Blauen Grube unmittelbar von Cypridinenschichten überlagert werden. Sie dürften daher dem jüngeren Schalstein in Nassau und Westfalen entsprechen, während diejenigen des Sattelkerns dem dortigen älteren Schal- stein gleich zu stellen sind. In vereinzelten Fällen wurden Tuft- bildungen in noch höherer Lage zwischen den Cypridinenschichten und den Culmadinolen oder als schmale Einlagerung in den letzteren selbst beobachtet (SCHRÖDER’s Tagebau im Lindenstieger Revier und Schwarze Grube am Büchenberg). Cypridinenschichten. Was zunächst ihre Verbreitung anbetrifft, so hatten frühere Beobachtungen ihr Auftreten am Nordrande des Bomshaier und Tännichener Eisensteinlagers, ferner am Hartenberge dargethan!), wo sie in der östlichen Sattelwendung den Stringocephalenkalk mantelförmig umsäumen. Es ist nun- mehr gelungen, sie mit geringen Unterbrechungen längs des ganzen Nordflügels und auch in der westlichen Sattelwendung nachzu- weisen. Nur am Südflügel fehlen sie auf grössere Erstreckung ') E. Bereich, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. XX. S. 659 u. .M. Koch a..2. O. S. 205 u. 208. 138 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen hin in Folge einer streichenden Störung, an der Culm und Ober- devon abgesunken sind. Wie die Aufschlüsse der Tagebaue am Südrande des Tännichener Lagers deutlich erkennen lassen, legen sich hier derbe Grauwacken mit nahezu gleichem Streichen und Fallen (40—50° S.) unmittelbar auf den Stringocephalenkalk auf. Mächtigkeit und Beschaffenheit der Cypridinenschichten sind grossem Wechsel unterworfen. Oestlich vom Büchenberg bis gegen den Hartenberg hin sind sie meist als Mergelschiefer oder Kalkschiefer von gelber, grauer, seltener rother Farbe entwickelt und gewöhnlich .von so geringer Mächtigkeit, dass es grosser Aufmerksamkeit bedarf, um sie nicht zu übersehen. In der Um- sebung des Hartenbergs finden sich neben Mergelschiefern auch reinere Thonschiefer von z. Th. grösserer Mächtigkeit. Westlich vom Büchenberg treten zu den Schiefern und Mergelschiefern Kalk- knotenschiefer hinzu, welche besonders günstig aufgeschlossen bei- spielsweise am Nordstoss der Grube Bescheert Glück anstehen. Neben massenhaft Cypridina serrato striata, deren Schälchen in den Kalkknotenschiefern hauptsächlich die Kalklinsen erfüllen, findet sich Posidonia venusta fast immer nur vereinzelt. Eine Ausnahme machen die Fundstellen im Gräfenhagensberger Tagebau, indem hier die Schichtflächen unmittelbar über dem CUlymenienkalk oft ganz da- von bedeckt sind. Eine zweite Stelle liegt im westlichen Felde des Tännichener Eisensteinreviers nahe der Spitze des Posido- nienschieferkeils, welcher die Sattelwendung spaltet. Auch hier findet sich Pos. venusta recht häufig, die Schichten im Liegenden sind jedoch an diesem Punkte nicht aufgeschlossen. Mit den Cypridinenschiefern zeigen sich im Bomshaier Revier namentlich in den am weitesten nach Westen gelegenen Pingen Tentaculitenschiefer in der Weise verknüpft, dass sie sich zwischen jene und die oberdevonischen Schalsteine oder, wo diese fehlen, den Stringocephalenkalk einschieben. Sie bestehen aus Mergel- schiefern mit Kalkknoten, beide erfüllt mit Styliolinen und Tenta- culiten, darunter recht häufig Tent. tenuieinctus RoEM. Vereinzelte Cypridinen von schlechter Erhaltung fehlen nicht. Da sich andere Reste, welche für eine selbständige Stellung, etwa Zugehörigkeit des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 139 zu den an Tentaculiten reichen Büdesheimer Schiefern, beweisend wären, nicht gefunden haben, ist von einer Ausscheidung derselben abgesehen worden. Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch, dass sich wie in der Hüttenroder Gegend und in der Sösemulde im Oberharz bald zwischen bald über den Cypridinenschichten härtere wetz- schieferartige Bänke einstellen, welche reich sind an Conodonten- resten 1). Clymenienkalk. Gegenüber den Cypridinenschichten be- sitzen die Clymenienkalke nur beschränkte Verbreitung. Da in Folge des kleinen Maassstabes der Karte Taf. VIII von der Eintragung derselben abgesehen werden musste, mögen die Punkte, an denen ıhr Auftreten bisher festgestellt wurde, näher angegeben werden: 1) Gräfenhagensberger Tagebau östlich vom Büchenberg und zwar an der Nordwand des sogenannten Gelben Gräfen- hagensbergs. 2) Westseite des Tagebaus der Stollngrube am Büchenberg unmittelbar an dem Fahrwege, welcher den Pingenzug schneidet. 3) Nordseite der mittleren grossen Pinge des Bomshaier Eisensteinlagers. Nur das erstgenannte Vorkommen hat eine etwas reichere Fauna geliefert, darunter: Olymenia annulata MÜNST., Ulymenia laevigata MÜNST., Clymenia undulata MÜNST., Ulymenia speciosa Münsr., Kuglige Goniatiten (Drancoceras, Sporadoceras), Kochia dispar SANDB., Kochia rugosa FR., Posidonia venusta MÜNST. Die stratigraphische Stellung der Clymenienkalke im Liegen- den der Cypridinenschichten geht aus dem Gesammtprofil der Nordwand des genannten Tagebaus hervor. Es sind vom Hangen- den zum Liegenden aufgeschlossen : ) M. Kock, Dieses Jahrb. f. 1894, S. 192 u. 205. 140 Max Koch, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen 1) Adinolen und Wetzschiefer des Culm. 3 Meter. 2) Cypridinenschichten. Graugrüne Kalkschiefer, nach unten hin zu lockerem thonigen Brauneisenstein umgewandelt. l/, Meter. 3) Olymenienkalk. Plattig - knollige z. Th. auch flasrige Kalke von dichter Beschaffenheit und hellgrauer Farbe, deren oberste ın lockern Brauneisenstein umge- wandelte Lagen mit den aufgeführten Resten erfüllt sind. 1!/4 Meter. 4) Dunkle Schiefer mit spärlichen, zu mürbem Gelbeisenstein umgewandelten Kalknieren. 21/, Meter. 5) Stringocephalenschichten. Klotzige Bänke kalkigen Roth- eisensteins in häufig wiederholter Wechsellagerung mit kalk- und chloritreichen Tuffen. 10 Meter. Eine fragliche Stellung nehmen die unter No. 4 aufgeführten Schiefer und Nierenkalke ein, in denen sich Versteinerungen bis- her nicht gefunden haben. 3. Stringocephalenschichten. Wie in der Gegend von Hüttenrode sind auch hier die Kalk- steine der Stringocephalenstufe zum weitaus grössten Theil in Eisenstein, vorherrschend kalkige und kieselige Roth- und Braun- eisensteine, seltener Magneteisenstein umgewandelt D), deren Ge- winnung zu einem einst bedeutenden, jetzt bis auf wenige Punkte eingeschränkten Bergbau Veranlassung gegeben hat. Die durch denselben geschaffenen Pingenzüge und Tagebaue, letztere von oft beträchtlicher Ausdehnung und Tiefe, liefern ein ziemlich genaues Bild von dem Verlauf der Stringocephalenschichten (siehe Lage- plan der Tagebaue Taf. VIII. Am Nordflügel ziehen sie sich in ununterbrochener Folge vom Hartenberg über den Büchenberg bis zur westlichen Sattelbiegung hin. In dieser selbst sind nur wenige Versuchsbaue zu verzeichnen, mit denen man die hier schmalen und mehrfach verworfenen Lagerantheile aufgesucht hat. Am Südflügel 1) Ueber die Eisensteine der Elbingeroder Gegend vergl. Haucnzcornxz, Mitth. aus dem Laboratorium d. Königl. Bergakademie. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen. Bd. XVI, 5.198. des Hartenberg-Büchenberger Sattels ete. 141 ist besonders der westliche Theil ım Bonishaier und Tännichener Re- vier durch zahlreiche Tagebaue gut aufgeschlossen. Weiter nach -O. bis zurück zum Hartenberg geben nur noch in der Nähe des letz- teren im Eisensteinrevier »Lindenstieg sieh’ dich um« einzelne Tage- baue und kleinere Pingen den Ausstrich der Stringocephalenschichten an. In dem Zwischenstück fehlen bergmännische Aufschlüsse fast gänzlich, so dass man zur Vervollständigung des geologischen Bildes auf den über die Felder verstreuten Oberflächenschutt an- gewiesen ist. Bei dem gänzlichen Mangel an natürlichen Aufschlüssen geben jene Pingen, Tagebaue und einzelne noch zugängliche Stolln (aın Nordflügel der Charlotten-, Franz-, Augusten- und Schwarze Stolln; am Südflügel der Bomshaier Stolln) die alleinigen Anhaltpunkte zur Beurtheilung der Lagerungsverhältnisse und der Zusammen- setzung der einzelnen Schichtenstufen ab. Für die Stringocepha- lenschichten geht aus denselben hervor, dass sich ausser Kalkstein und seinen Eisensteinen sehr reichlich kalk- und chloritreiche Tuffe von ausserordentlicher Mannichfaltigkeit in Bezug auf Korn- grösse und Betheiligung von eruptivem und sedimentärem Material, ferner grüne oder gelbe Mergelschiefer und feingeschieferte Diabas- mandelsteine an der Zusammensetzung der Stufe betheiligen. Von dem regen Wechsel aller dieser Gesteine, der sich namentlich nach oben hin steigert, liefern die Aufschlüsse der tiefen Tage- baue ım Tännichener Revier ein vortreffliches Bild, das in vieler Beziehung an die Entwicklung der Stringocephalenschichten am Oberharzer Grünsteinzug erinnert. Im Nordflügel in den Büchen- berger Revieren fehlen Tuffe nicht, sie treten jedoch gegen- über den Kalk- und Eisensteinen zurück. Mittel- bis grob- körnige petrefactenführende Tuffe von conglomeratischem bis breccienartigem Charakter wurden in Verbindung mit Kerato- phyr namentlich in den Grubenrevieren Lindenstieg am Nordflügel und »Lindenstieg sieh’ dich um« im östlichen Abschnitt des Süd- flügels angetroffen. Wie. aus der folgenden nach Fundpunkten geordneten Zu- sammenstellung der bisher theils durch F. A. RÖMER bekannt gewordenen, theils durch JascHE (Wernigeroder Sammlung), 142 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen E. BEYRICH und E. Kayser (Sammlung d. geolog. Landesanstalt), und im letzten Jahre von mir gesammelten Versteinerungen hervor- geht, trägt die Fauna der Stein gocophalenekäulzEin nicht überall den gleichen Charakter. 1. Vom Büchenberg wird von F. A. RÖMER (Beiträge V, S .226 [Palaeontographica XIII, 5]) ohne nähere Angabe des Fund- punktes das Vorkommen der folgenden Arten aufgeführt: Uypridina oculata A. RoEM. > elliptica A. ROEM. Proetus crassimargo A. ROEM. > crassirhachis A. ROEM. Lichas granulosus A. ROEM. Uyphaspis truncata A. RoOEM. Cheirurus myops A. RoEM. Bronteus alternans A. RoEM. Orthoceras lineare A. ROEM. Murchisonia brevis A. ROEM. Pleurotomaria saturalis A. ROEM. Corbula (?) striatula A. RoEm. Megalodon elongatus (?) A. ROEM. Cardiomorpha flexuosa A. RoEM. Stringocephalus Burtini DEFR. Terebratula Sacculus MART. Pentamerus galeatus DAaLM. Atrypa reticularıs L. Strophomena Sedgwicki A. RoEM. Amplexus hercynicus A. RoEM. > infundibulans A. RoEMm. Cyathazonia hercynica A. RoEM. Heliolites porosa A. RoEM. Zu diesen schon lange bekannten Versteinerungen tritt eine von mir ım letzten Jahre in den hangendsten Kalkbänken des Eisensteinlagers im Tagebau der Grube Weisskopf am Büchen- berg (siehe Skizze Fig. 4) aufgefundene Fauna hinzu, die neben jenen Korallen, Trilobiten und spärlichen Brachiopoden eine Reihe des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 143 für das Mittelharzer Devongebiet neuer Goniatitenarten geliefert hat. Es wurden an dieser Stelle gesammelt: Phacops breviceps BARR. » hyla HOLZAPFEL. > cf. Koeneni HOLZAPFEL. Proetus crassirhachis A. OEM. » crassimargo A. ROEM. Cheirurus myops A. ROEM. (— Sternbergi BOEKH). Harpes socialis HOLZAPFEL. » gracilis SANDB. Uyphaspis cf. Cerberus BARR. Acıdaspıs SP. Agonvatites inconstans var. eapansus VAN. » » » obliquus W HIDR. Maeneceras terebratum SANDB. | Anarcestes Karpinskyi HOLZAPFEL. > cancellatus D’ARCH. VERN. Tornoceras cinctum KAYSERL. Örthoceras biannulatum HOLZAPFEL. Örthoceras Sp. Platyceras priscum GOLDF. Pleurotomaria subelathrata SANDB. Euomphalus serpula DE Kon. Turbo caelatus GOLDF. Murchrsonia Sp. Holopella varıcosa HOLZAPFEL. Porcellia cornu-arvetis SANDB. Conocardium Sp. Buchvola ferruginea HOLZAPFEL. Dielasma juvenis SOW. Spirifer inflatus SCHNUR. Rhynch. implexa (?) Sow. Orthis striatula SCHLOTH. Amplexus hercynicus A. RoEM. Uyathaxonia hercynica A. ROEM. Uyathophyllum caespitosum (GOLDF. 144 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen Die Lagerungsverhältnisse an diesem Fundpunkte sind durch- aus klare. Kies l. Profil des Tagebaus der Grube Weisskopf.1:2000 nach der Linie ef der Skizze Fig. 4. $S — Mitteldevonischer Schalstein und Crinoidenkalk. — Stringocephalenkalk und -Eisenstein. — Blaugrauer mittelkörniger Kalkstein mit Goniatitenfauna. S1!= Öberdevonischer Schalstein. — Halde. AS Wie das vorstehende Profil zeigt, bilden die Fauna führen- den Kalksteine die hangendsten Schichten der Stufe. In den kalkigen und kieseligen Rotheisensteinen im Liegenden treten nur vereinzelt Amplexus hercynicus und schlecht erhaltene Trilo- biten auf. Nach unten hin stellen sich Crinoidenkalke ein, die z. Th. schon von Schalstein eingeschlossen werden. Nach oben hin legen sich an die Kalksteine stark zerfressene Schalsteine und Diabasmandelsteine an, welche in Folge ihrer Lage an anderen Punkten (Schwarze Grube) unmittelbar unter den Cypridinen- schichten schon zum Öberdevon gerechnet werden müssen. Ab- gesehen von den Lagerungsverhältnissen geht die Zugehörigkeit der in Rede stehenden Kalksteine zum obersten Mitteldevon auch aus der Uebereinstimmung ihrer Fauna mit derjenigen hervor, welche E. HoLZAPFEL unlängst vom Martenberg in Westfalen be- schrieben hat !) aus Schichten, deren stratigraphische Stellung als oberes Mitteldevon keinem Zweifel unterliegt. Angesichts dieser Thatsachen können die von F. FRECH geäusserten Zweifel 2), ob die obige von F. A. ROEMER vom Büchenberg beschriebene Trilo- bitenfauna wirklich dem Stringocephalenkalk entstamme, als be- ') E. Horzarrer, Das obere Mitteldevon im Rheinischen Gebirge, Abhandl. d. Königl. preuss. geol. Landes-Anstalt. Neue Folge, Heft 16, S. 319. ?) Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1889, S. 268. des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 145 seitigt angesehen werden. Die bekannten Amplexus-Kalke vom Büchenberg, in denen jene Trilobiten vorkommen, sind zwar im Anstehenden der Beobachtung nicht mehr zugänglich, die Lage des früher in grosser Menge vorhandenen, jetzt grösstentheils ab- gefahrenen Haldenmaterials lässt jedoch keinen Zweifel darüber zu, dass sie aus der Stollngrube ausgebracht sind. In dem Tage- bau dieser Grube sind noch jetzt lose Stücke der Kalke zu finden. Ein Fortsetzen der petrefactenreichen Kalksteine nach ©. oder W. hin über den Tagebau des Weisskopfs hinaus konnte nicht festgestellt werden. Nach OÖ. hin im sogenannten Milden Gräfen- hagensberg liegen zu oberst Eisensteine; in dem sich westlich an- schliessenden Tagebau der Unteren Blauen Grube bestehen die hangendsten Schichten unter dem Oberdevon aus dichten grünlich- grauen oder eisenschüssigen Kalken mit Schieferflasern, welche mit Cladochonen — hauptsächlich Cladochonus Schlüteri HOLZAPFEL — erfüllt sind. 2. In der an Crinoidenstielgliedern sehr reichen unteren Ab- theilung der Stringocephalenschichten im Tännichener Eisen- steinrevier, welche durch Wechsellagerung von klotzigen Kalk- und Eisensteinsbänken mit grünen oder gelben mergeligen Schiefern ausgezeichnet ist, finden sich ganz vorherrschend Brachiopoden. Es stammen von hier, hauptsächlich aus der Grube Andreas Rössling: * Macrocheilus arculatum v. SCHLOTH. Platyceras priscum GOLDF. * Megalodus cucullatus SOW. Avicula dilatata W HIDE. * Stringocephalus Burtini DEFR. * Rhynch. parallelepipeda BRONN. er ch trıloba.SOW. » procuboides KAYS. Athyris concentrica v. BUCH. Atrypa reticularis L. » _ aspera V. SCHLOTH. » plana Kays. Pentamerus galeatus DALnm. * Jahrbuch 1895. : 10 146 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen * Pentamerus globus SCHNUR. + > biplicatus SCHNUR. * Spirifer simplex PHILL. * » subeuspidatus SCHNUR. » bifidus A. Rom. Strophomena interstrialis PHILL. Produetus subaculeatus MURCH. Platyerinus decoratus A. RoEM. Die mit einem Sternchen versehenen Arten befinden sich im Besitz des Herrn Bergmeisters SCHLEIFENBAUM. In der sehr versteinerungsarmen oberen Abtheilung, welche sich aus dünneren Kalk- und Eisensteinbänken mit zwischengelagerten Tuffschichten und Mergelschiefern aufbaut, wurden nur vereinzelt Amplexus und wenige Trilobitenreste (Phacops, Proetus) beobachtet. Wahrscheinlich gehört ein in der Grube von Zeuner — Pinge nördlich des oben genannten Tagebaus — lose gefundenes Exem- plar von Agoniatites inconstans, dieser oberen Zone an. 3. Eine der obigen nahezu gleiche Fauna hat sich in den früher erwähnten Tuffen des Lindenstieger Reviers gefunden: Stringocephalus Burtini DEFR. Rhynch. parallelepipeda BRONN. » triloba (2) Sow. Pentamerus galeatus DALM. Spirifer simplex PHILL. » bifidus A. RoEm. » undiferus A. RoEM. » Maureri (?2) HOLZAPFEL. » aculeatus SCHNUR. Athyris concentrica V. BUCH. Leptaena lepis (?) BRONN. Atrypa reticularıs L. » aspera N. SCHLOTH. Strophomena interstrialis PHILL. Productus subaculeatus MURCH. Orthis tetragona A. RoEM. des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc, 147 Cyathophyllum heliantoides GOLDF. Fenestella sp. Crinoidenstielglieder in grosser Zahl. Die Tuffschichten stehen in mehreren kleinen Pingen unmittel- bar nördlich der Eisenstrasse an. Sie weisen ebenso wie der Randzug der Stringocephalenschichten und die diesem aufliegenden Culmablagerungen nördliches Fallen auf und werden von Kerato- phyr über- und, wie aus dem Oberflächenschutt südlich der Eisen- strasse zu urtheilen ist, auch unterlagert. Demnach bilden sie eine kleine Muldenfalte der Stringocephalenschichten im Kerato- phyr, welche nach W. hin bald aushebt, sich nach O. zu dagegen mit dem Randzuge jener Schichten vereinigt. Da der Keratophyr im Hartenberg-Büchenberger Sattel z. T. nahe, z. Th. an der oberen Grenze der Schalsteine auftritt, würde den brachiopodenreichen Tuffen eine verhaltnissmässig tiefe, der unteren crinoidenreichen Zone im Tännichener Revier entsprechende Lage anzuweisen sein. 4. Am Hartenberg haben sich neben crinoidenreichen Kalken mit Brachiopodenfauna (darunter Stringocephalus Burtini, Penta- merus galeatus, Atrypa reticularis u. s. w.) wie zahlreiche Fund- stücke der JascHE’schen Sammlung in Wernigerode darthun, auch Korallenkalke mit riffbauenden Korallen (Favositiden, Stromato- poriden, Cyathophylliden) gefunden. Die Lage dieser Kalke fest- zustellen, ist mir nicht gelungen. Wahrscheinlich entstammen die Funde den unter Tage liegenden, nicht mehr zugänglichen Gruben- betrieben. Schalstein und Eruptivgesteine des Oberen Mitteldevons. An der Zusammensetzung des eruptiven Materials des Sattel- kerns betheiligen sich neben echten Diabastuften, dem eigentlichen Schalstein, auch verschiedenartige Eruptivgesteine. Ein grosser Theil dessen, was in Folge seiner schiefrigen oder schaligen Structur gemeinhin als Schalstein bezeichnet wird, zeigt bei mikroskopischer Untersuchung trotz der durch Druckschieferung hervorgerufenen Veränderungen noch deutlich die Structur und den Mineralbestand der Diabase. Vorherrschend sind es Diabasmandelsteine, deren 107 148 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen ursprünglich mandelsteinartige oder blasige Structur durch die Schieferung stark verwischt ist, doch kommen auch Diabasaphanite und gar nicht selten Diabasporphyrite vor. Allen diesen Gresteinen ist eine sehr in die Augen fallende ursprünglich schichtige oder secundär durch Druckschieferung hervorgerufene schalige bis feinschiefrige Structur eigen, mit der dann stets weitgehende chemische Umbil- dungen, Neubildung von Kalkspath, Chlorit, Talk, Epidot seltener Quarz, Chalcedon und sericitischem Glimmer in Verbindung stehen. Zu diesen diabasischen Eruptivgesteinen treten am Nordflügel des Sattels zwischen Büchenberg und Hartenberg dem Schalstein deckenartig eingeschaltete quarzarme oder quarzfreie Kerato- phyre, meist in Verknüpfung mit Keratophyrmandelstein auf. Wäh- rend sie im östlichen Abschnitt des Elbingeroder Hauptsattels an der Basis der Schalsteine zwischen diesem und dem oberen Wieder- schiefer (Wissenbacher Schiefer) vom Herzoglichen Weg und Silber- borngrund liegen, lassen die Lagerungsverhältnisse im Rothenberger und Lindenstieger Revier keinen Zweifel darüber zu, dass sie hier die eruptiven Bildungen des Sattelkerns nach oben hin abschliessen. Sie stehen nämlich im direct Liegenden von Eisensteinen an, die als Umwandlungsproduct des Stringocephalenkalks angesehen werden müssen. Man hat es daher in den beiden Gebieten mit zeitlich verschiedenen Eruptionen zu thun. Umbildungen structureller Art und dadurch bedingte mine- ralogisch-chemische Aenderungen lassen sich am Keratophyr nicht nachweisen !), dagegen hat der meist reiche Gehalt an eisenhal- tiren Silikaten und Magnetit nicht selten zur Bildung von stellen- weise bauwürdigem Eisenstein Veranlassung gegeben. Solche Erze mit z. Th. noch frischem Keratophyrkern stehen beispielsweise an der Ostseite des Gräfenhagensberger Tagebaues an. Lossen hat wohl zuerst die Unabhängigkeit dieser Erzbildungen von den Stringocephalen - Eisenerzen erkannt und in einem ungedruckten 1) Dass sich solche Umbildungen gelegentlich auch auf den Keratophyr aus- dehnen können, beweisen Vorkommen im Devongebiet südlich von Elbingerode, über welche wir Lossex Mittheilungen verdanken (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. Bd. 39, $. 225). Es sind hier Quarzkeratophyre in stark geschieferte seri- eitische Gesteine umgewandelt. des Hartenberg-Büchenberger Sattels ete. 149 Bericht an die Direction der Kgl. geologischen Landesanstalt aus dem Jahre 1881 darauf aufmerksam gemacht )). Zahlreiche Aufschlüsse im Verbreitungsgebiet der Keratophyre liefern den Beweis, dass man es nicht mit einer geschlossenen Eruptivmasse sondern mit zahlreichen, bald mächtigen, bald schmalen Decken zu thun hat, welche durch Keratophyr- und Diabastuffe sehr wechselnder Structur und Zusammensetzung von einander ge- trennt werden. Zwischen den hangendsten, dem Stringocephalen- kalk zunächst liegenden Eruptivdecken stellen sich auf grössere Erstreckung hin als trennende Lagen Tentaculitenschichten ein, !) Diesem Bericht entnehme ich die folgenden Angaben: »Ganz besondere Beachtung verdient, dass die Orthoklasporphyre (jetzt Keratophyre) örtlich ihre eigene Eisenerzformation besitzen, hervorgegangen z. Th. durch Anreicherung des Eisengehaltes aus dem Magnetit und den eisenhaltigen Silikaten bei der Um- bildung des Gesteines, z. Th. aus Schwefelkies-Anhäufungen, welche darin oder zusammen damit aufsetzen. Diese Eisenerzformation hatte man bisher nicht ge- trennt von den Stringocephalen-Eisenerzen, obwohl sie nicht sowohl einer Ver- drängungspseudomorphose des mitteldevonischen Kalkes als vielmehr des Ortho- klasporphyrs ihre Entstehung verdankt, jedenfalls aber in geologischem Zu- sammenhang mit dem letzteren steht. Erze, welche direct als umgewandelter Orthoklasporphyr zu bezeichnen sind, bauen die Gruben Bunte Wormke bei Mandelholz (westlich von Rothehütte) und Oberer Stahlberg bei Neuwerk ab, beide Localitäten um so instructiver als zugleich die echten Stringocephalen- Eisenerze nachbarlich daneben vorkommen in den Gruben Blanke Wormke und Unterer Stahlberg. Diese Erze zeichnen sich durch ihre feinkörnige bis dichte, gleichmässige Structur aus. In der Bunten Wormke sind es thonig-kieselige Rotheisenerze, im Oberen Stahlberg bricht daneben auch Magneteisenerz. Mehr- fach konnten in den Erzen noch die kleinen porphyrisch eingewachsenen Ortho- klaskryställchen, theils an der rectangulären Form, theils an noch glänzendem Blätterbruch und sonstigen physikalischen Eigenschaften erkannt werden. Auch die chemische Analyse lässt die Eigenart dieser Erze vor den anderen deut- lich wahrnehmen: No. 26 der von Herrn Haucnzcorne (über die Eisenerze bei Elbingerode. _ Zeitschr. für Berg.-Hütt.- und Salin.- Wesen XVI, S. 206) mitgetheilten Analysen weist 3,24 pCt. KaO und 2,41 pCt. NasO im Erze der Bunten Wormke nach, eine von Herrn Scureirengaum erhaltene Notiz giebt sogar 7,2 pCt. Alkali an, dagegen haben 24 Analysen der von Herrn Haucae- corns gegebenen Tabelle keine Spur Alkali in den übrigen aus Stringocephalen- kalk hervorgegangenen Erzen der Elbingeroder Gegend nachgewiesen. Der Kieselerdegehalt ist so hoch wie bei den kieseligen Magneteisenerzen vom Büchen- berg, aber das Erz ritzt sich nicht schwer wie diese, sondern leicht mit der Feile, ein Beweis, dass die Kieselerde nicht als Quarz, sondern grösstentheils in mehr oder minder umgebildeten Feldspathen bezw. Silikaten vorhanden ist«, 150 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen Schiefer, Mergelschiefer und unreine Kalke, welche z. Th. derartig mit Styliolinen und Tentaculiten erfüllt sind, dass das Gestein fast nur aus den Schälchen derselben besteht. Die beobachteten Vor- kommen gehören sämmtlich dem Eisensteinsrevier Hildebrandt !) im Nordflügel des Sattels an, und zwar findet man die Schiefer anstehend in einer kleinen Pinge südlich der Eisenstrasse unmittel- bar am Kreuzpunkt mit der Wernigeroder Chaussee, ferner- in mehreren Versuchspingen westlich des auf der Kartenskizze, Taf. VIII eingetragenen Augitporphyritganges.. An einem der letzteren Punkte konnte die Wechsellagerung der gegen S. fallen- den 1/g — ?/a Meter mächtigen Schichten mit derbem Keratophyr und Keratophyrmandelstein mit Sicherheit festgestellt werden. Andere Versteinerungen fehlen neben den Styliolinen und Tenta- culiten nicht, sind aber meist von so schlechter Erhaltung, dass nur wenige bestimmt werden konnten: Phacops breviceps BARR. Proetus sp. 1) Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, dass die von Herrn Prof. E. Kayser in seiner Abhandlung: Die Fauna des Hauptquarzits und der Zorger Schiefer (Abhalg. d. Königl. Preuss. geol. Landesanstalt. Neue Folge. Heft 1, S. 131) aus den Pingen im Hildebrandt beschriebenen Versteinerungen des sogen. Zorger Schiefers nur irrthümlich — wahrscheinlich durch Verwechselung der Etiquetten bei Uebersendung der Stücke an Herrn Karser — diese Fundorts- bezeichnung erhalten haben. Prof. Lossex, von dem die beschriebene Fauna der Zorger Schiefer gesammelt worden ist, hat sich mir gegenüber wiederholt dahin ausgesprochen, dass er sich bestimmt erinnere, im Hildebrandt nur einige Stücke mit Tentaculiten aufgelesen zu haben. Diese Stücke sind von seiner Hand eti- quettirt in der Harzsammlung der geologischen Landesanstalt noch jetzt vor- handen. Damit steht im Einklang, dass die petrographische Beschaffenheit der Schiefer im Hildebrandt eine durchaus abweichende ist und sich trotz sehr gründ- licher Durchsicht des Materials der Pingen ausser Styliolina laevis und Tentaculites sulcatus keine der von Herrn Kayser von hier namhaft gemachten Versteine- rungen gefunden hat. Ausserdem ist die stratigraphische Stellung der Tenta- culitenschiefer im Hildebrandt, wie oben dargethan wurde, eine andere. Nach ihrer Gesteinsbeschaffenheit stammen die fraglichen Stücke sehr wahrscheinlich von dem Fundpunkt am Herzoglichen Weg zwischen Blankenburg und dem Eggeröder Forsthaus, der die übrigen von Herrn Kayser beschriebenen Versteinerungen der Zorger Schiefer geliefert hat. — Dass übrigens diese Schiefer vom Herzoglichen Weg nieht zu den Zorger Schiefern, sondern den Oberen Wiederschiefern des Harzes zu stellen sind, darauf ist schon früher hingewiesen worden (dieses Jahr- buch für 1894, S. 202, Fussnote 1). des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 151 Oyphaspis cf. truncata A. ROEM. Loxonema sp. Athyris sp. Bifida lepida GOLDF. Strophomena cf. minor A. RoEm. Styliolina laevis RICHT. Tentaculites sulecatus A. ROEM. Einzelkorallen. Die Fauna genügt nicht, um die Stellung der Tentaculiten- schiefer paläontologisch zu begründen, aus den Lagerungsverhält- nissen lässt sich jedoch ableiten, dass sie stratigraphisch zwischen dem älteren Sehalstein und dem Stringocephalenkalk stehen. Zieht man den ersteren in Uebereinstimmung mit den rheinischen Ver- hältnissen noch in’s Obere Mitteldevon, dann hat man auch die Tentaculitenschichten diesem Niveau einzufügen. Dieselben er- innern an graue oder rothe Thon- oder Mergelschiefer mit Stylio- linen und Tentaculiten (u. A. T. sulcatus), welche mehrorts (Hut- thaler Widerwage, Tränkeberg u. s. w.) in der sog. Blattersteinzone des Oberharzer Grünsteinzugs theils zwischen Diabasmandelstein, theils an dessen Grenze gegen den Stringocephalenkalk auftreten. Il. Lagerungsverhältnisse. Wie schon oben erwähnt wurde, ist der Bau des Hartenberg- Büchenberger Sattels im Allgemeinen als ein ziemlich regel- mässiger zu bezeichnen. Im Einzelnen zeigen sich jedoch mannich- faltige Störungen, welche theils durch Specialfaltung im Streichen und Fallen, theils durch Spalten- oder mit Ueberschiebung ver- bundene Faltenverwerfungen hervorgerufen werden. Am einfachsten liegen die Verhältnisse in der östlichen Sattelwendung am Hartenberg. Abgesehen von dem Fehlen der Oulmgrauwacken am nördlichen Flügel, auf das ich weiter unten zurückkomme, ist hier nur eine grössere mit seitlicher Ver- schiebung der Sattelabschnitte verbundene SO.—NW, streichende Störung zu verzeichnen. 152 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen Schon verwickelter gestaltet sich die Lagerung in der west- lichen Sattelwendung. Einmal sind hier die Schichten von Querverwerfungen durchschnitten, welche zum Theil beträchtliche Verschiebungen der einzelnen Abschnitte zur Folge haben, dann wird die Sattelwendung durch einen weit nach OÖ. vorspringenden Keil von Posidonienschiefern in zwei Partialsättel zerlegt, einen grösseren nördlichen mit den Schalsteinmassen des Ortbergs als Kern und einen kleineren südlichen, dem das Bomshaier Lager und die Schalsteine südlich davon angehören. Das Fehlen der Stringocephalenschichten am Südrande des nördlichen Partial- sattels ist auf eine spitzwinklig zum Streichen verlaufende Spalten- verwerfung zurückzuführen, an der sowohl jene Schiefer wie die Schichten des Bomshaier Partialsattels niedergesunken sind )). Der auffällige Gegensatz in dem Oberflächenausstrich einer- seits des Bomshaier, andererseits des Tännichener Lagers beruht zunächst darauf, dass man es bei dem ersteren nur mit dem nördlichen Flügel, bei dem letzteren mit der Sattelwölbung der Stringocephalenschichten zu thun hat, steht aber doch auch insofern mit Störungen in Beziehung, als die Fortwaschung der Sattelwölbung in dem einen, die Erhaltung in dem anderen Theil als Folge von Verschiebung der ursprünglichen Höhenlage der Stringocephalenschichten längs einer SO.—NW. streichenden Ver- werfung anzusehen ist. Die nachstehenden Profilskizzen veran- schaulichen die Lagerungsverhältnisse in dem westlichen und öst- lichen Abschnitt des Partialsattels. Ob übrigens das Tännichener Lager östlich von dem Punkte, an dem der Posidonienschieferkeil endigt (ausmuldet), noch als Sattelwölbung oder nicht vielmehr als Südflügel des Gesammt- sattels aufzufassen ist, hängt von dem weitern Verlauf der er- wähnten Spaltenverwerfung am Nordrande der Schiefer ab, lässt sich jedoch aus Mangel an Aufschlüssen an der nördlichen Grenze des Lagers gegen den Schalstein ebenso wenig mit Sicherheit beurtheilen wie die Gestaltung der Endigung des Tännichener Lagers nach O. hin. In dem Wiesenterrain östlich der zahlreichen 1) Vergl. dieses Jahrbuch für 1894, S. 208. des Hartenberg-Büchenberger Sattels ete. 159 Fig. 2. Profilskizze des Bomshaier Partialsattels nach der Linie AB (Taf. VII). 1: 12500. Fig. 3. Profilskizze des Tännichener Partialsattels nach der Linie ÜD (Taf. VIID. 1: 12500. Br Y Be N Sn S = Mitteldevon. Schalstein. K = Stringocephalenkalk und -Eisenstein. C = Cypridinenschichten. T = Thon- und Grauwackenschiefer des Culms. @G = Grauwacken Tagebaue ist nur noch an dem directen Verkehrswege zwischen Elbingerode und dem Büchenberg eine kleine Eisensteinspinge zu verzeichnen, welche in die Fortsetzung des Nordflügels des Tän- nichener Lagers fällt. Südlich der Pinge finden sich auf den Feldern verstreut zuerst nur Schalstein, dann längs der Grau- wackengrenze Eisensteine, welche stratigraphisch die Verbindung zwischen dem einfachen Profil der Pingen im Eisensteinrevier »Lindenstieg sieh’ dich um« und dem Tännichener Sattel her- stellen. Es scheint danach, dass der letztere nach ©. hin in der That weiter fortsetzt und wie im westlichen Abschnitt auch im 154 Max Koca, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen östlichen durch höhere Aufwölbung der Falte die Schalsteine des Liegenden die Oberfläche erreichen. In den zahlreichen Tagebauen des Tännichener Reviers bei- derseits der Eisenstrasse tritt die für den Faltenbau des Harzes überraschend flache Lagerung der Schichten fast überall deutlich hervor. In mittleren Theilen ist sie oft geradezu söhlig, nach der Südgrenze zu 15 — 45° gegen S. am Nordflügel in ähnlicher Weise nach N. geneigt, ein Verhalten, das schon für sich allein die Sattelstellung hinreichend kennzeichnet. Abweichungen von dieser gleichmässigen flachen Lagerung sind eine seltene Erschei- nung. So zeigt sich z. B. ın dem grossen Tagebau Andreas Rössling östlich der Eisenstrasse am Südstoss und in einem kleinen mit dem östlichsten Flügelort des Bomshaier Stollns in Verbindung stehenden Querschlag eine starke Zusammenstauchung der Schichten zu zahlreichen nach NW. überkippten Specialfalten, welche jedoch sehr bald, schon am Nordstoss des Tagebaus wieder söhliger Lage- rung Platz machen. Diese scheinbar überflüssige Detailbeobach- tung wird nur aus dem Grunde erwähnt, weil im Kern mehrerer dieser Specialfalten als unzweifelhaftes Liegendes des Stringo- cephalenkalks nicht Elbingeroder Grauwacke, wie es die bisherige Auffassung erfordern würde, sondern Schalstein entblösst ist. Ein weiterer Beweis, dass Schalstein das Liegende der Lagerstätte bildet, ist übrigens auch ın den Aufschlüssen des Bomshaier Stollns und seiner beiden östlichen Flügelörter — der einzigen noch be- fahrbaren Betriebe unter Tage — zu finden. Beide Flügelörter, von denen das zweite von O. ab gerechnet die Lagerstätte quer- schlägig bis über die Mitte hinaus unterfährt, stehen nämlich in ihrer ganzen Länge in Schalstein. Der Anschluss der mächtigen südlich bis nahe an Elbingerode heranreichenden Grauwackenablagerungen an den Südflügel des Sattels ist kein regelmässiger. Nach dem Hartenberg hin treten Cypridinenschiefer, Adinolen und Wetzschiefer, ferner Grauwacken- schiefer zwischen ihnen und dem Stringocephalenkalk auf, im Boms- haier Stolln grenzen sie längs einer streichenden nahezu saigeren Kluft direct an Schalstein, welcher ebenso wie die Grauwacken mit 450 gegen $. einfällt; in den südlichsten Tagebauen des Tän- des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 155 nichener Lagers endlich legen sie sich unmittelbar auf den Stringocephalenkalk auf. Die Verwerfungskluft tritt hier, da sie ‚hauptsächlich nur im Streichen, nicht auch querschlägig aufge- schlossen ist, nicht sehr deutlich hervor, doch lässt sich so viel erkennen, dass sie im Streichen der Schichten liegt und mit fast gleicher Neigung wie diese (450) gegen S. einfällt. Wenn man nur die Aufschlüsse am Südrande des Tännichener Lagers be- rücksichtigt, lässt sich dies Verhalten wohl so auffassen, dass hier ältere Grauwacke längs einer streichenden Kluft auf Stringo- cephalenkalk aufgeschoben ist. Dagegen spricht jedoch das Ge- sammtprofil der Schichten zwischen dem Südrande des Büchen- berger und dem Nordrande des Elbingeroder Sattels. Ehe man aus der Grauwacke in den Stringocephalenkalk am Nordrande des letzteren eintritt, überschreitet man nämlich die gleiche Schichten- folge wie am Hartenberg, Grauwackenschiefer, Adinolen und Wetz- schiefer, schliesslich Oypridinenschiefer — letztere zwar bei Elbinge- rode selbst noch nicht, aber in der entsprechenden Lage weiter östlich im Forstort Volkmann nachgewiesen !). Es schliessen sich demnach bei vollständiger Entwickelung oder ungestörter Lagerung an die Grauwacken nach N. wie nach S. hin die gleichen Schichten an. Sie liefern ın ihrer Gesammtheit das Profil einer zwischen die Sättel eingelagerten Mulde, welche die fraglichen Grauwacken als jüngstes Glied ın sich aufnimmt. Auch ohne die Petrefacten- funde in den Grauwackenschiefern zum Beweis heranziehen zu müssen, gelangt man daher hier auf Grund der Lagerungsverhält- nisse zu der Ueberzeugung, dass die Grauwacken dem Culm, nicht dem Mitteldevon angehören. Die erwähnte Störung am Südrande des Tännichener Lagers kann unter diesem Gesichtspunkte nur als eine im Streichen der Schichten liegende Abbruchslinie ge- deutet werden, an welcher die Culmgrauwacken bis in das Niveau des Stringocephalenkalkes niedergesunken sind. Die Lagerungsverhältnisse am Nordflügel des Sattels bedürfen namentlich im Büchenberger und Gräfen- hagensberger Antheil, wo dieselben stellenweise recht verwickelte sind, einiger Erläuterung. 1) Dieses Jahrbuch für 1894, S. 210. 156 Max Kocn, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen In den bergbaulichen Aufschlüssen ?) machen sich hier na- mentlich zwei Erscheinungen auffällig bemerkbar, in denen meiner Ansicht nach der Schlüssel für die vorliegenden Schwierigkeiten zu suchen ist. Erstens stellt sich entgegen dem Verhalten im Ge- sammtfaltensystem von Elbingerode und Hüttenrode, welches all- ‚gemeine Ueberkippung nach NW. also Fallen der Flügel nach SO. aufweist, ganz vorherrschend Fallen gegen NW. oder N. ein; zweitens zeigen die Aufschlüsse der von N. her an die Eisen- steinslager herangeführten Stolln als Folge von Faltung der Schichten im Fallen mehrfach sowohl Sattelungen wie auch Ein- muldungen von Stringocephalenkalk über bezw. in Schalstein. Was zuerst das abnorme nördliche Fallen anbetrifft, so er- streckt sich dasselbe nördlich bis an die obere Grenze der Uulm- Fig. 4. Skizze der Tagebaue und Stolln in der Nähe des Büchenbergs 1: 12500. j ger oT GN 5 Neuer licfte_SEL > ollr Sof er6 4 6 Henrich WE Hr üf, Sch. Gelb® . ne n' guel Hof ger 1:12500 !) Bei der z. Th. mit grossen Schwierigkeiten verknüpften Befahrung der alten Grubenbetriebe bin ich von dem Director der Fürstl. Wernigeroder Gruben- verwaltung, Herrn Bergmeister Schueırengaum in so entgegenkommender Weise unterstützt und auf manches Wissenswerthe aufmerksam gemacht worden, dass ich es mir nicht versagen kann, auch an dieser Stelle meinen Dank auszu- sprechen. iS. ( des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 157 Grauwacke. Die ausgedehnten Ablagerungen der Wiederschiefer, welche sich längs des ganzen Nordflügels an die Grauwacken ‘oder im östlichen Abschnitt, wo diese fehlen, an die Posidonien- schiefer oder Culmkieselschiefer anschliessen, fallen schon wieder gegen S. ein und behalten diese Neigung mit geringer Ausnahme bis gegen das Kalte Thal hin bei. Wie nun aus dem Profil des Schwarzen Stollns am Büchenberg (siehe Profilskizze No. 5) hervor- geht, vollzieht sich die Umstauung des Fallens aus N. nach 8.) längs einer 500 nördlich fallenden Kluft, an welcher die an- fangs stark verruschelten,, bald nördlich, bald südlich, weiter ab jedoch gleichmässig gegen S. einfallenden Schiefer mit ihren Ein- lagerungen von Grauwacke und Diabas auf die Culm-Grauwacken am Rande des Sattels aufgeschoben sind. Dass diese Störung nicht von nur localer Bedeutung ist, sondern sich am ganzen Fig. >. Profilskizze durch den Schwarzen Stolln und die Stollngrube am Büchenberg nach der Linie cd der Skizze Fig. 4. 1: 5000. W = Oberer Wiederschiefer. G' = Grauwackeneinlagerungen im Ob. W. D = Diabas im Ob. W. S$ = Aelterer Schalstein. K = Stringocephalenkalk und -Eisenstein. © = Cypridinenschiefer. A = Adinole mit Culmpetrefacten. T = Posidonienschiefer. G = Culm-Grauwacke. !) Die Aenderung der Fallrichtung ist schon Zincken aufgefallen (Der öst- liche Harz, S. 156): »Der Charlotten- und alte tiefe Büchenberger Stolln (Schwarze Stolln) sind merkwürdig, letzterer zumal um die Einrichtung des auf dem Eisen- stein liegenden nördlich fallenden Thonschiefers in sein südliches Fallen zu beobachten«, 158 Max Koch, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen Nordflügel des Sattels geltend macht, geht unter Anderem auch aus dem Profil des Charlottenstollns hervor, welcher den aus- gedehnten und tiefen Tagebauen im alten Gräfenhagensberger Revier zur Entwässerung dient. Die weiter östlich gegen den Hartenberg hin gelegenen Stolln (Rothenberger und Eierberger $t.) sind zwar nicht mehr zugänglich, doch lässt sich aus dem ver- ruschelten mit Quarz und Kalkspath durchsetzten Schiefer-Material, welches aus den Lichtschächten der Stolln ausgebracht ist, mit Sicherheit entnehmen, dass die Ueberschiebungskluft auch im öst- lichen Abschnitt ihre Wirkung ausgeübt hat. Darauf weist übrigens auch indirect die Verschmälerung und das schliessliche Ver- schwinden der Culmgrauwacken hin, mit welcher die Annäherung der Wiederschiefer an die Eisensteinlagerstätten gleichen Schritt hält. Eine sichere Beurtheilung der Altersstellung der Grau- wacken aus den Lagerungsverhältnissen wird am Nordflügel wesentlich dadurch beeinträchtigt, dass sich an ihrer Grenze gegen die Schichten im Liegenden ausgeprägte Störungserschei- nungen, namentlich mit Quarz erfüllte Verwerfungsklüfte einstellen. Da die Grauwacken auf Grund des früher erwähnten Posidonien- fundes im Gräfenhagensberger Revier zweifellos dem Culm ange- hören, sind diese Störungen in der gleichen Weise wie am Süd- flügel des Sattels als Abbruchlinien zu deuten. Dafür spricht auch die meist steile Stellung der Klüfte. An der nordwestlichen Wand des Tagebaues »Bescheert Glück«, beträgt die Neigung 80°, im Schwarzen Stolln 60%, ım Franzstolln sogar 85° gegen N. Der zweite oben genannte Factor, der weiterhin zur Ver- wickelung der Lagerungsverhältnisse am Nordflügel beiträgt, die Faltung oder Stauung der Schichten im Fallen, tritt hauptsächlich im mittleren Abschnitt, dem Gräfenhagensberger und Wernigeroder Büchenberger Revier hervor. Oestlich davon nach dem Harten- berg hin und westlich im früher Hannov. Büchenberger Revier ver- liert sich dieselbe und macht einfachen Profilen mit rein nörd- lichem oder nordwestlichem Fallen der Schichten Platz. Es geht dies u. A. aus den Aufschlüssen der Büchenbergpinge, welcher die nachstehende Skizze entnommen ist, hervor. Die Stauung im Fallen liefert in fast allen Aufschlüssen das gleiche oder doch a Ed bs he e- - .. ze A a el DO nn u ee a MT des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 159 Fig. 6. Profil der Büchenbergpinge nach der Linie ab der Skizze Fig. 4. 1: 2500. S = Aelterer Schalstein. K = Stringocephalenkalk und Eisenstein. S!= ‚Jüngerer Schalstein. C = Cypridinenschichten. T = Thon- und Grauwackenschiefer des Culm. ähnliche Bild, nur etwas wechselnd durch geringe Abweichungen in der Neigung der Schichten. Sie hat sich in der Weise voll- zogen, dass durch Seitendruck aus S. oder SO. sich in dem nach N. fallenden Flügel der Stringocephalenschichten eine schief- liegende, aus einer Sattelung und einer muldenartigen Einstülpung bestehende Stauungsfalte herausgebildet hat. Während die stets nach N. hin auftretende Sattelung mit nur wenigen Ausnahmen (Grube »Bescheert Glück« am Büchenberg) von der Erosions- fläche nicht angeschnitten wird und daher im Allgemeinen nur durch die Stolln und Abbaubetriebe unter Tage nachgewiesen ist, giebt die sich südlich anschliessende, in den Bereich der Tage- baue fallende Stauungsmulde mit ihrem südlichen Flügel den Aus- strich der Stringocephalenschichten ab. Einen guten Einblick in den Bau der Stauungsfalte gewährt das umstehende bereits von HAUCHECORNE!) publicirte Profil Fig. 7 durch den Charlottenstolln und die bekannte Blaue Pinge, den west- lichsten tiefsten Theil des Gräfenhagensberger Tagebaus, welcher durch ein Flügelort mit jenem Stolln in Verbindung steht. Im Sinne der bisher gültigen von LossEn vertretenen Auf- fassung, welche die Muldenstellung der Stringocephalenschichten und Schalsteine zur Voraussetzung hatte, konnte die abnorme Lagerung nur, wie in der Profilskizze Fig. 8 angedeutet ist, auf eine von N. her überhängende Specialfalte im Flügel der 1) Zeitschr. f. Berg-, Hütten- u. Salinen-Wesen XVI, S. 199. 160 Max Koch, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen 007. Profilskizze des Charlottenstollns und der Blauen Pinge im Gräfenhagensberger Revier (siehe Skizze Fig, 4). 1: 10000 ee. | 2 ER 72 eu I, „ N /1] ’ pP ‘ Ta 2 al +; EN) [4 1} N Ni Di Hari Se , N 04 ’ \ u q „ 'ı j (4 c N RR A > —ammnn®, W) ze 5 Hi Dee aIy Ay al BRUNO 2 % 2%, ur, I, a A", & Fee I % v Ars f ns TI y 5 ne b = Charlottenstolln. a = Flügelort. c = Lichtschacht. W = Oberer Wiederschiefer. Ki = Schwarze Kieselschiefer. S = Aelterer Schalstein. K = Stringocephalenkalk und -Eisenstein. ! = ÜUlymenienkalk. C = Cypridinenschiefer. A — Adinole und Wetzschiefer des Culm. G = Grauwacke, Thon- und Grauwackenschiefer, stark verruschelt. P = Granitporphyr. Q Mulde zurückgeführt werden, deren Kern von dem Stringocephalen- kalk widersinnig aufruhenden älteren Schichten, Elbingeroder Grauwacke, Zorger Schiefer u. s. w. eingenommen wird. Das _ Unhaltbare dieser Deutung geht, abgesehen von allen übrigen Beobachtungen, schon allein aus dem Nachweis von Oberdevon und Culm im Hangenden des Stringocephalenkalks hervor. Nicht minder gut erschlossen als im Charlottenstolln und in der Blauen Pinge ist die Stauungsfalte in den Büchenberger Gruben, namentlich den Tagebauen der Unteren Blauen- und der Stollngrube (siehe Profilskizze Fig. 5). In der letzteren hat zwar der Abbaubetrieb den grössten Theil der muldenartigen Einstül- des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 161 .>--- - =... -.- - . .o ==... zw - iz; - Sy g VENEN BERN ES ea \ 2 W WW Po h Zr m \&, Hartenberg-Büchenberger NEE. N Schalsteinmulde ae na ee“ pung, welche sich an die Sattelung der Stringocephalenschichten im Schwarzen Stolln anschliesst, beseitigt, sie findet sich jedoch in voller Erhaltung in dem Pfeiler vor, der diesen Tagebau von dem der Schwarzen Grube trennt. Noch weiter nach W. hin steist die Falte am Flügel höher hinauf und hängt es damit zusammen, dass die Sattelung der Stringocephalenschichten im Tagebau »Bescheert Glück« aus- nahmsweise einmal die Oberfläche erreicht. Vielleicht beruht auch die Vereinfachung der Profile in den am weitesten nach W. ge- ' legenen Pingen (siehe Profilskizze der Büchenberg-Pinge Fig. 6) auf dem gleichen Umstand, inden ein weiteres Hinaufrücken der Falte nothwendig eine theilweise oder vollständige Abtragung der- selben zur Folge haben musste. Von der schon äusserlich durch das Nebeneinanderfallen zweier Abbaubetriebe auffälligen Doppelung der Schichtenfolge in der Grube »Bescheert Glück« und dem süd- lich davon gelegenen Tagebau der Gelben Grube lässt sich kein vollständiges Profil gewinnen, da die Einstülpung der Falte zum grössern Theil dem schmalen pfeilerartigen Gebirgsstück zwischen beiden Tagebauen angehört und die Querschläge, die früher eine Verbindung vermittelten, inzwischen zu Bruch gegangen sind. An der nordwestlichen Wand des erstgenannten Tagebaus stehen im Jahrbuch 1895, 11 162 Max Koch, Gliederung und Bau der Culm- und Devonablagerungen Hangenden einer 80° N. fallenden Quarzkluft stark zerrüttete Culmgrauwacken an. Südlich der Kluft folgen Schiefer und Knotenkalke der Cypridinenschichten, nach oben hin mit einer Einfaltung von Culmadinolen, ferner in der Mitte des Tagebaus kalkige und kieselige Rotheisensteine, welche am Südstoss von stark geschieferten, gegen Süd fallenden Diabasmandelsteinen des Öberdevons überlagert werden. Damit schliesst das Profil hier ab. In der schmalen, erst vor Kurzem zur Vorrichtung eines neuen Abbaues aufgehauenen Rösche südlich von »Bescheert Glück« finden sich auf der Nordseite gegen N. fallende Thon- und Grauwacken- schiefer entblösst, auf der Südseite geringmächtige adinolartige Gesteine und Cypridinenschiefer, an die sich im Tagebau der Gelben Grube Kalk- und Eisensteine der Stringocephalenstufe und am Südrande endlich mitteldevonische Schalsteine anschliessen. Trotz der Unvollständigkeit des Profils lässt sich aus dem Ver- gleich mit den andern Aufschlüssen entnehmen, dass die Schichten des nördlichen Tagebaus der Sattelung, diejenigen der Rösche und Gelben Grube der Einstülpung der Falte entsprechen. Schliesslich möge noch eine weitere Complication im Bau des Nordflügels Erwähnung finden, welche durch die oben erläuterten Stauungserscheinungen vorbereitet wird. Es betrifft dies das Fehlen des Ausstrichs der Stringocephalenschichten auf grössere Erstreckung hin am Nordflügel des Sattels, im Neuen Gräfen- hagensberger und im westlichen Abschnitt des Hildebrandter Reviers. Bezeichnender Weise fehlen hier, abgesehen von kleinen Schacht- und Versuchspingen, Tagesbetriebe gänzlich. Während sich einer befriedigenden Deutung dieser Erscheinung unter Zu- grundelegung der früher giltigen Auffassungen über die Gliede- rung und Tektonik des Gebiets kaum zu beseitigende Schwierig- keiten entgegenstellten, ergiebt sich die richtige Erklärung jetzt nahezu von selbst. Faltungsdruck hat hier nicht nur eine Stau- ungsfalte im Fallen hervorgerufen, sondern im weitern Verlauf der Wirkung die Falte auch zerrissen und ältere Ablagerungen, Schalstein und Keratophyr, von S. her auf Stringocephalenkalk, Öberdevon und Culm aufgeschoben. Da die Uulmablagerungen im Nordflügel des Sattels, wie oben eingehender dargethan wurde, des Hartenberg-Büchenberger Sattels etc. 163 ausserdem auch von N. her Ueberschiebung von Schichten des Unteren Mitteldevons erfahren haben, liegt hier einmal der seltene Fall einer doppelten Faltenverwerfung vor. Die Aufschlüsse in der Rösche und dem Tagebau der obern Gräfenhagensberger Grube, denen das nachstehende Profil entnommen ist, dienen dieser Auffassung vollauf zur Bestätigung. In dem tiefsten Theil 119,9 Profil des Tagebaus und der Tagesrösche der Obern Gräfenhagensberger Grube am Büchenberg (siehe Skizze Fig. 4). ” Ta gesrös ehe Ki = Kieselschiefer Unteres Mitteldevon Gr = Thonschiefer und (Oberer Wiederschiefer). — Keratophyr — Schalstein | Oberes Mitteldevon. Stringocephalenkalk und Eisenstein — Cypridinenschiefer. Oberdevon. — Adinolen und Wetzschiefer mit Culmpetrefacten — Posidonienschiefer mit Pos. Becheri aorkuN | | Culm. des Tagebaus ist die überschobene Sattelung der Stringocephalen- schichten mit auflagernden Uypridinenschiefern und ziemlich mäch- tig entwickelten Adinolen des Uulm fast vollständig freigelegt. Ueber den letztern in der etwas nach ©. zurückspringenden obern ‘Terrasse des Tagebaus findet man die von S. her aufgeschobenen Glieder, Keratophyre mit Zwischenlagen von Schalsteinen und Keratophyrtuffen, gut entblösst, wenn auch die im Profil ange- deutete Ueberschiebungskluft selbst sich in Wirklichkeit durch auflagernde Schuttmassen der Beobachtung entzieht. Das Ein- fallen der überschobenen Schichten steht in auffälligem Gegensatz zu demjenigen der aufgeschobenen Glieder. Während sich die ersteren in nahezu schwebender Stellung befinden, zeigen die Ali 164 Max Koch, Gliederung und Bau der Culm- ete. aufgeschobenen Schalsteine und Keratophyrdecken verhältniss- mässig steiles, 45—50° gegen S. gerichtetes Fallen. Die Auf- schlüsse der zur obern Terrasse des Tagebaus führenden Tages- rösche gewähren einen vortrefflichen Einblick in die verwickelten Verhältnisse, unter denen sich der Anschluss der von N. her auf- geschobenen Schichten an die Culmablagerungen des Sattelflügels vollzieht. Sie lassen vor Allem deutlich erkennen, dass man es nicht mit nur einer Faltenverwerfung, sondern mit einer Reihe solcher nahe bei einander liegender Störungen zu thun hat. Auf die am Treffpunkt der Rösche mit dem Tagebau anstehenden Posidonienschiefer sind zunächst geringmächtige Keratophyre und Schalsteine, auf diese stark verruschelte Thonschiefer mit Grau- wackenbänken aufgeschoben. An die letztern Schichten schliessen sich nach dem Ausgang der Rösche hin längs einer 450 gegen N. einfallenden Ueberschiebungskluft jene schwarzen mit Quarz durch- trümerten Lydite an, deren stratigraphische Stellung bereits im ersten Abschnitt dieser Mittheilungen besprochen worden ist. Diese Schichtenfolge entspricht dem in der obigen Skizze wiedergegebenen Profil auf der Ostseite der Rösche; am westlichen Stoss schieben sich zwischen Schiefer mit Grauwacken und Keratophyr ausser- dem noch Thonschiefer mit körnigem Diabas und nach unten hin Quarzit ein. Es liegen daher mindestens drei Ueberschiebungs- klüfte vor, welche eine schuppenartige Anordnung verschiedener Glieder des Mitteldevons unter sich und Uebergreifen der Ge- sammtheit dieser Glieder über Culmablagerungen zur Folge haben. Sehr wahrscheinlich sind alle diese Störungen sowohl die Ueber- schiebung, auf welcher das Fehlen des Oberflächenausstrichs des Stringocephalenkalks beruht, wie auch die zuletzt erwähnten Ver- werfungen als Wirkungen des gleichen Faltungsdruckes aus SO., und zwar die erstere als unmittelbare Wirkung desselben, die letztere als eine Folge rückwirkenden Stauungsdruckes, der sog. kKückfaltung im Sinne von SUESS, anzusehen. Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Von Herrn Alfred Jentzsch in Königsberg i/Pr. Die Existenz interglacialer Meeres- und Süsswasserbildungen in West- und Ostpreussen glaube ich zwar seit Jahren hinreichend überzeugend nachgewiesen zu haben. Auch SCHRÖDER, EBERT, Kress und NÖTLInG haben in gleichem Sinne Beiträge geliefert. Immerhin ist die Zahl der bis jetzt bekannten Vorkommen klein genug, um jeden neuen Aufschluss erwünscht erscheinen zu lassen. Die hier zu beschreibenden Marienburger Aufschlüsse sind ge- eignet, nicht nur den bisherigen Nachweis des Interglacials in Preussen von Neuem zu bestätigen, sondern auch eine Gliede- rung der betreffenden Interglacialstufe anzubahnen. Von den Dirschauer Aufschlüssen gilt dasselbe. Ich werde daher beide Aufschlussgebiete zunächst gesondert behandeln. Die beiden un- abhängig yon einander abzuleitenden Profile mögen sich gegen- seitig controlliren. Marienburg '). Die entscheidenden Aufschlüsse wurden durch 2 Bohrungen am Östende des Bahnhofes und am Neubau des Postgebäudes geliefert; natürliche und künstliche Aufschlüsse verschiedener Art konnten zur Ergänzung des Schichtenbildes herangezogen werden. !) Gradabtheilung 16, No. 59 der Geologischen Specialkarte von Preussen, Section XX. Dirschau der Geologischen Karte der Provinz Preussen, 166 Aurken Jentzzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Die Bohrung Bahnhof Marienburg liegt etwa 500 Meter östlich von der Mitte des Empfanggebäudes, dicht östlich der Wasserstation, etwa 15 Meter südlich von der Bahnlinie nach Graudenz, auf der Höhenordinate 13,98 Meter über Normalnull (also rund 14 Meter über dem Meere); sie wurde im Auftrage der Eisenbahn-Verwaltung durch den Bohrunternehmer. Herrn BIESKE aus Königsberg im Sommer 1895 ausgeführt. Die ven Meter zu Meter Tiefe entnommenen und dem Provinzialmuseum zu Königsberg überwiesenen Bohrproben (von denen eine voll- ständige, 11 Nummern umfassende Auswahl der Sammlung der Geologischen Landesanstalt zuging) ergaben folgendes Profil: Tiefe 14 Meter Tiefe des früheren Kesselbrunnens bis 14 Meter 6 » Grauen sandigen Geschiebemergel mit 5 Bivalvenstücken, unter denen 2 Car- dium edule, 1 Cardium echinatum kennt- lich: “pas 2er .. biss 200 2 » reichlich ital Se thsand mit 4 Schalstücken, worunter 2 Cardium edule alu . ie... bie 22m 3 » feingrandigen and mit 5 unbe- stimmbaren Bivalvenbrocken . . bis 25 » 3.» reichlich mittelkörnigen Spathsand; bei 27—28 Meter Tiefe liegt in der Probe ein einziges Obersilurgeschiebe von 5 Centimeter Länge . . . bis 285 (20—28 Meter von der ME anaben erbsengelben Farbe diluvialer Sande.) 2 » grauen feinsandigen Thon, mit Salzsäure nicht oder nur spurenhaft brausend bis 30 » 1 » grauen lehmigen Sand mit einzelnen erbsengrossen Körnern; ganz erfüllt mit Bruchstücken von Bivalven; er- kennbar 30 dünnschalige Cardium echi- natum, 10 ziemlich ganze Klappen von Corbula gibba und 2 Stückchen Cyprina Arrrep Jentzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 1 Meter 1 „» IF 12223 DES mit Epidermis; 135 andere dünnschalige glatte Muschelstücke, welche anschei- nend meist zu Corbula gehören; endlich ist eine Gastropoden- Spindel, welche der im westpreussischen Diluvium ver- breiteten Nassa reticulata angehören könnte, die einzige Gastropodenspur in der sonst einförmigen Bivalven - Fau- ra I N u al bıs ebensolchen grauen Sand mit einzelnen bis fast haselnussgrossen Greschieben; erfüllt mit Bruchstücken von Bivalven; erkennbar 33 Cardium echinatum, 3 Cor- bula, 1 Cyprina, 55 glatte Bivalven- stücke (wohl meist Cyprina), 1 grösseres dünnes glattes Bivalvenstück, 1 kleines Gastropodenspindelchen. . . . bis grauen Sand mit minder häufigen Schal- resten, welche muthmaasslich Nachfall aus dem zunächst darüber liegenden Meeressand sınd; erkennbar 10 Cardium echinatum, 1 Corbula; von 31 glatten Bivalvenstücken scheinen 1 zu Venus oder Uyprina, die anderen zu Corbula zu gehören . . . bis grauen Sand mit Alte ichen kleinen Holzstückchen . . . . bis grauen Sand, mit Seehure schwach aber deutlich brausend, und mit so zahlreichen und verhältnissmässig wenig bituminisirten Holzresten, dass deren diluviales Alter kaum zweifelhaft er- SChe mie um un au nl, "bis nordischen Grand, rein und typisch, doch Geschiebe nur bis Haselnuss- Tiefe 167 31 Meter 32 168 Aurren Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Tiefe grösse; darin 2 Pflanzenreste, welche wohl Nachfall sein könnten . . bis 37 Meter 2 Meter hellgrauen Thonmergel . . . . bis 39 » 3 .» geschiebefreien Sand mit ganz kleinen Lignitbrocken; mit Salzsäure deutlich brausend 2. u... 120 "ara vbis ie 1.» grauen Thonmergel ..\..5: .... bis Aa Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass wir bei 30 bıs 32 Meter Tiefe Meeresbildungen auf ursprünglicher Lagerstätte vor uns. haben: durch 10 Meter mächtige geschichtete Sedimente sind dieselben von dem nächst höheren Geschiebemergel getrennt, ebenso durch mindestens 11 Meter mächtige Sedimente von einem etwa in grösserer Tiefe darunter zu erwartenden Geschiebemergel. Es ist mithin völlig ausgeschlossen, dass eine Grundmoräne eine grössere Scholle von Meeresablagerungen erfasst und hier abgesetzt hätte. Glaciale Verschleppung kann dies Vorkommen nicht sein, bei welchem Meeressande inmitten einer mindestens 23 Meter mächtigen extraglacialen Schichtenreihe liegen. Die Fauna des betreffenden Meeressandes ist vollkommen homogen: Sie besteht, wie diejenige anderer interglacialer Meeresschichten, aus sehr wenigen Species, und letztere deuten durchweg auf gemässigtes Klima. Auch erscheint wegen der Zartheit der meisten Schalen und wegen der erhaltenen Epidermis der Cyprina-Stücke eine Umlagerung aus älteren Schichten durch fliessende Gewässer un- denkbar. Bei der grossen Zahl gefundener Stücke (im Ganzen 73 Cardium echinatum, 14 Corbula gibba, 3 Stücke Cyprina und 221 glatte, fast durchweg zu Corbula und Uyprina gehörige Stücke, ausserdem 2 Gastropodenspindeln) müssten im Falle secundärer Verschwemmung irgend welche Spuren der sonst in Westpreussen so verbreiteten frühglacialen bez. interglacialen Arten Yoldia arc- tica, Dreissensia polymorpha, Cardium edule, Tellina baltica, Mytilus, Mactra u. s. w. beigemischt sein. Die beschränkte Anzahl der Arten spricht vielmehr entschieden für die Ursprünglichkeit dieser Faunula. Ebenso ist durch die Lage des Bohrpunktes inmitten einer Aurrep JentzscHh, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 169 fast ebenen Diluvialplatte der Verdacht, dass etwa eine Ueberrut- schung alluvialer Sedimente durch diluviale Massen vorliegen könnte, von vornherein ausgeschlossen. Bezeichnend für die Ursprünglich- keit ist in diesem Falle auch die bei 23—35 Meter Tiefe herrschende graue Farbe, welche von der meist erbsengelben Farbe gewöhnlicher Diluvialsande völlig abweicht. Könnte endlich noch ein Zweifel an der Ursprünglichkeit bestehen, so würde derselbe gelöst werden durch das bei 28— 30 Meter Tiefe festgestellte Vorkommen kalk- freien Thones unmittelbar über dem Meeressand inmitten kalk- haltiger normaler Diluvialschichten. Das Vorkommen scharf begrenzter kalkfreier Bänke in- mitten kalkhaltiger Sande oder Thone des norddeutschen Diluviums ist dort, wo es nicht auf tertiäre Beimischungen zurückgeführt werden kann, schon an sich ein Beweis für extraglaciale Ver- witterung, also für eine Interglacıalzeit von nicht ganz unerheb- licher Länge, wie ich dies bereits 1884 !) gezeigt und, nachdem dies unbeachtet geblieben war, neuerdings ?) nochmals begründet habe. Es treffen also in der Bohrung »Bahnhof Marienburg« alle Momente zusammen, um den Meeressand als eine ursprüngliche Meeresablagerung, welche später von mindestens einem Geschiebe- mergel bedeckt worden ist, mit voller Sicherheit erkennen zu lassen. | Die unter dem Meeressande bei 33—35 Meter getroffenen grauen Sande voll Holzreste betrachte ich als diluviale Süsswasser- bildung, ohne doch den Nachweis für die Richtigkeit dieser Ver- muthung vorläufig mit gleicher Bestimmtheit führen zu können. Denn ein Zweifler möchte vielleicht einwenden, dass das Holz dem Tertiär oder Frühglacial entstammen und nach Art des »Sprockholzes« an der Basis des Meeressandes abgelagert worden sein könnte. Dieser Zweifel hat gewiss einige Berechtigung. !) Beiträge zum Ausbau der Glaeialhypothese in ihrer Anwendung auf Nord- deutschland. Dieses Jahrbuch für 1884, S. 4196. 2) Ueber die kalkfreien Einlagerungen des Diluviums. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. XLVI. 1894, S. 111—115. 170 Aurekeo Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Immerhin ist der Erhaltungszustand der Hölzer frischer (minder bituminös) als derjenige der Braunkohlenhölzer; auch befinden sich dünne Zweigstückchen darunter, wie sie im Tertiär selten sind. Die vorläufige Untersuchung einiger Proben ergab Nadelhölzer, welche keine Aufschlüsse über das geologische Alter lieferten. Wir lassen demzufolge vorläufig die Frage der unter dem Meeressande liegenden Hölzerschicht noch offen und wollen später darauf zurückkommen, nachdem die Besprechung der zweiten Bohrung das (fesammtbild ergänzt haben wird. Etwa 1230 Meter westlich der soeben geschilderten Bohrung »Bahnhof Marienburg«, welche eigentlich auf der Feldmark Sand- hof, östlich der Stadt Marienburg liegt, befindet sich in der Stadt Marienburg an der Ecke der Schul- und Gerberstrasse der »Post- Neubau«. Hier wurde im Auftrage des Reichs-Postamtes durch den Bohrunternehmer Herrn BIESKE in Königsberg im Jahre 1895 eine Brunnenbohrung ausgeführt, von der mir eine Profilzeich- nung und 25 Proben vorliegen, welche dem Provinzialmuseum zu Königsberg zugingen. Auch hiervon habe ich eine vollständige Auswahl von 10 Gesteinsproben der Sammlung der geologischen Landesanstalt übergeben. Das Profil ist folgendes: Tiefe 2,5 Meter Proben fehlen . | alter Kesselbrunnen 0,5» grandig-sandiger Schutkr a. \ . bs 3 Meter 2 » lehmiger Grand mit E nefockisen Ge- schieben, wohl sicher als sandiger Ge- schiebemergel zu deuten. . . . bs 5 » 1 » reiner sandiger Grand bis grandiger Sand“ u ee ge u... bien ee 1 » gelber Geschehen all u. Diss De » -grandiger Sand... 2... ... bei 8a 11 » mittelkörniger ie Dil sand. Bis 5,5 » grober Snukhaaas mit ndligen, bei 19—20 Meter mit einem Bivalvenstück Aurren Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 171 und bei 21,0—24,5 Meter Tiefe mit einigen Holzbrocken 2... bis 24,5 Meter 0,75 Meter dunkelgrauer sandig-grandiger Thon mit zahlreichen kleinen Muschelbrocken, wo- runter Cardium edule und Cardium echi- natum erkennbar; braust mit Salzsäure weit schwächer als gewöhnlicher dilu- vialer Thonmergel und vielleicht nur infolge des Gehaltes an Muschelbrocken. Ein Thonstück zeigt Punkte von Blau- eisenerde als Beweis beigemengter orga- nischer Abfallstoffe . . . . .. bis:'25.25 » 0,75 » grauer, über mittelkörniger Sand, mit Salzsäure etwas lebhafter brausend, im Aussehen dem am Bahnhofe beı 33 bis 35 Meter Tiefe unter Meeressand er- bohrten Sande gleich . . . . . bis 28 » bel Der Parallelismus beider Profile springt in die Augen! Dem lehmigen Meeressand vom Bahnhof entspricht hier der Meeres- thon aus 24,5— 25,25 Meter Tiefe, nur dass hier die Meeresbank eine geringere Mächtigkeit hat und minder reichliche bestimm- bare Reste lieferte. Cordula und Cyprina fehlen hier; dafür treten Cardium edule und Blaueisenerde hinzu, um das Gesammtbild der an Organismen reichen Meeresschicht zu ergänzen. Auch hier besteht die Faunula nur aus äusserst wenigen Arten; es liegt aber kein Grund vor, beiden Vorkommnissen ein merklich ver- schiedenes Alter zuzuweisen; vielmehr gehören beide sichtlich der- selben Meeresinvasion an. Der über den Meeressanden am Bahnhofe lagernde kalkfreie Thon ist an der Post nicht gesondert erkennbar, aber durch die Kalkarmuth und Vivianitführung des dortigen Meeressandes an- gedeutet. Es ist mir wahrscheinlich, dass auch an der Post ein kalkfreier, Blaueisenerde führender Thon über sandigem Meeres- thon liegt, welche beide in der Bohrprobe wegen der geringen Mächtigkeit der Schicht nur zufällig vermischt worden sein mögen. 172 Aurkeon Jentzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Das Profil Post 6—28 Meter entspricht in allen Theilen dem Profile Bahnhof 14—35 Meter. Wir können aus der Verbindung beider somit ein Idealprofil für einen Theil des Marienburger Diluviums entwickeln, indem wir im Liegenden Bahnhof 35—43 Meter, im Hangenden Post 3—7 Meter an den jenen beiden Profilen gemeinsamen Theil an- setzen. - Dass letzterer Ansatz nach oben der Sachlage entspricht, lässt sich auch am Bahnhofe direct zeigen. Denn die nähere und weitere Umgebung des dortigen Brunnens ist Geschiebe- mergel, in welchem also das Bohrloch steht. Und da letzteres in einem 14 Meter tiefen Kesselbrunnen angesetzt ist, so dürfen wir wohl mit Sicherheit annehmen, dass in einer Tiefe von etwa 10— 14 Meter wasserführender Sand oder Grand früher aufge- schlossen gewesen ist. Wie die von mir 1878/79 bearbeitete geologische Karte der Provinz Preussen, Section XX, Dirschau nachweist, liegt in der Umgebung des Bahnhofes überall Lehmboden des Geschiebe- mergels, unter welchem, in einem Falle von 4 Meter Geschiebe- mergel bedeckt, 4 bis etwa 10 Meter Mergelsand über Diluvial- sand im Brunnen und am Nogatufer beobachtet wurden. | Wir müssen somit annehmen, dass auch in dem alten Bahn- hofsbrunnen " Greschiebemergel über Mergelsand ‘ von 0— 14 Meter Tiefe über Diluvialsand ' durchsunken worden sind. Nehmen wir also am Bahnhofe 20—43 Meter als Interglacial, so haben wir darüber Jungglacial mit 2 Geschiebemergeln sowohl am Bahnhofe bei 0—20 Meter, wie an der Post bei 0—7 Meter. Der obere dieser beiden Geschiebemergel ist von mir auf der geo- logischen Karte, dem Stande unserer Wissenschaft im Jahre 1879 entsprechend, als Oberer Geschiebemergel bezeichnet worden, welcher letzterer 2 Kilometer südwärts bei Tessendorf in etwa 30 Meter Meereshöhe, sowie in ausgedehnterem Maasse auf der östlich angrenzenden Section XXI, Elbing, von dem von mir so- Aureen Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 173 genannten Deckthon bedeckt wird. Letzterer ist hier fett und zumeist ziegelroth, ähnlich dem Deckthon Östpreussens. Doch gestattet der petrographische Charakter an sich noch keine Pa- rallele, da ganz ähnliche Thonmergel in sehr verschiedenen Hori- zonten des preussischen Diluviums vorkommen. Die Entfernung von 2 Kilometer bis zum nächsten auf der geologischen Uebersichtskarte verzeichneten Deckthon ist zu gross, um Fernerstehenden als Beweis für die Stellung des obersten Geschiebemergels vom Bahnhof Marienburg zu dienen. Zum Glück haben die Eisenbahnen Graudenz-Marienburg und Marien- burg-Miswalde, welche ich in den Jahren 1883 bezw. 1891 im Auftrage der Geologischen Landesanstalt beging, die Verbindung mit jenem Deckthon hergestellt. Der Brunnen liegt etwa bei Kilometer 0,54 der letztgenannten Bahn und etwa bei Kilometer 77,24 der Linie Graudenz-Marienburg. Vom Bohrpunkte nach Graudenz zu gehend, sah ich im Jahre 1883 in der nach S. ab- lenkenden Curve bei Kilometer 77,6 (mithin 340 Meter vom Bohr- punkte entfernt) bis zur Grabensohle herab Geschiebemergel 1), welcher nahe dem Südende des Einschnittes von rothem Thon überlagert wird. Bei Kilometer 77,51 (mithin nur etwa 430 Meter südlich des Brunnens) sah ich: 0,2 Meter lehmige Ackerkrume (Uulturschicht), 0,4 » rothen fetten Thon, 0,35» gelbbraunen Geschiebemergel. Das Gelände liegt hier 15 Meter ?2) über NN., mithin nur 1 Meter über dem Bohrpunkt. Weiterhin sah ich bei Kilometer 77,1 Geschiebemergel unter 1,4 Meter lehmigen Abrutschmassen. Das Gelände liegt hier 18,92 Meter über NN. Bei Kilometer 76,877 sah ich ın ca. 18,5 Meter über NN.: 0,4 Meter humosen schwach lehmigen Sand, 0,5 » Sand bis zur Grabensohle. 1) Selbstredend oberflächlich entkalkt; auf die Verwitterungsrinde ist in diesen Tages-Aufschlüssen keine Rücksicht genommen. 2) Alle Höhenzahlen an Eisenbahnen entnehme ich aus den von der König]. Eisenbahndirection erhaltenen autographirten Längsprofilen im Maassstabe 1:2500. 174 Aurken Jenzzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Schon wenige Schritte weiter sieht man das Liegende dieses Sandes, denn bei Kilometer 76,87 beobachtete ich in 18,67 Meter über NN.: 0,5 Meter feinen Sand (oben humos), 0,4 » röthlichen thonigen Sand, 0,1 ». _ Greeschiebelehm. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der überlagernde Sand eine örtliche Alluvialbildung sei, weshalb ich ihn im Folgenden un- berücksichtigt lasse. Der Geschiebemergel hebt sich weiterhin und erreicht etwa 90 Meter weiter die Oberfläche bei 21,40 Meter über NN. Hier schiebt sich in den Geschiebemergel ca. 1 Meter unter der Ober- fläche ein Streifen rothen fetten Thones, sich zuerst nach unten, dann wieder nach oben ziehend, mithin von 1,0— 1,5 Meter Ge- schiebelehm bedeckt, in sich geschichtet und etwa 0,1 Meter mächtig. | 18 Meter weiter geht der Thon fast zu Tage, und darunter liegen im Geschiebemergel einzelne ganz dünne Schichten rothen Thones. Alle diese Schichten vereinen sich unter Auskeilen des zwischenliegenden Geschiebemergels und reichen 22 Meter weiter (mithin etwa bei Kilometer 76,74) als zusammenhängende, wohl- geschichtete 2,3 Meter mächtige Thonmergelmasse an der Böschung von oben bis unten. 45 Meter weiter taucht wieder Geschiebe- mergel empor bis 0,5 Meter über dem Eisenbahnplanum, mithin bis 18,5 Meter über NN. und war in dieser Höhe (0,1—1,0 Meter über Planum) unter der Thondecke bis Kilometer 76,645 zu sehen. | = 5 m me] _ z i ESLET DE MI I | 2 DE Bl IMZ773 DL Eee Eisenbahn- ur GGG N nn En en A 76.65 716.7 769 ‘ Maassstab der Höhen 1:250, der Längen 1:2800. Zzza NN Geschiebemergel Thonmergel Thoniger Sand Sand Abschlemmmassen REITEN DREIER [Ser eran ee CEITIERNIZERTIEN, Aurren Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 175 Auf 117 Meter Länge kann man also hier den Thon ver- folgen, unterteuft von gelblichem echtem Geschiebemergel. Doch enthält letzterer zahlreiche schichtenartige Streifen echten rothen Thonmergels von 0,05 — 0,10 Meter Mächtigkeit und ebenso ist der echte rothe Thonmergel von gleichen Streifen echten Geschiebe- mergels durchzogen. Auch umschliesst der Thon, trotz seiner typischen Fettigkeit, nicht selten kleine Geschiebe neben concre- tionären Kalkpuppen (Mergelpuppen). Der Geschiebemergel zeigte einen Block von 0,5 Meter Durchmesser. Die Hauptmasse des Thones liegt also nach Art des Deckthones über dem Geschiebe- mergel und ist im Liegenden durch Wechsellagerung mit Ge- schiebemergel verbunden. Dabei ist die Grenze beider Schichten äusserst wellig, indem der Thon muldenartige Vertiefungen (Aus- 0) waschungen?) des Geschiebemergels ausfüllt. Fig. 2. | SEGEL, LTE .nsen uns Maassstab der Höhen und Längen 1: 200. Signaturen wie in Fig. 1. Ein ganz gleiches Verhältniss habe ich zwischen Deckthon (den ich damals noch rothen thonähnlichen Lehmmergel des obersten Diluviums nannte) una dem darunter liegenden Geschiebemergel in Ostpreussen, insbesondere auf Section XV, Friedland, der geo- logischen Karte der Provinz Preussen mehrfach beobachtet und von dort aus einer Mergelgrube bei Moddien am Frischingflusse zwischen Königsberg und Pr.-Eylau abgebildet 1). Weiterhin südlich schneidet die Bahn die Chaussee von Marienburg nach Tessendorf, gleich darauf, bei Kilometer 76,05 bis 76,00 in 24 Meter über NN. sah man auf 30 —40 Meter Länge 0,1—0,5 Meter rothen Thon über Geschiebemergel, und !) Jenzzson, Bericht über die geologische Durchforschung der Provinz Preussen im Jahre 1877. Schriften d. Physik.-Oekonom. Gesellschaft. Königs- berg, XVIII, 1877, S. 220, Fig. 1. 176 Aurren Jenzzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. bei Kilometer 75,77 beginnt wiederum rother Thon, welcher in einer 1,5 Meter mächtigen Schichtenfolge mit dem liegenden Ge- schiebemergel durch Wechsellagerung verbunden ist. Fig. 3. Maassstab der Höhen und Längen 1: 100. Signaturen wie in Fig. 1. Bei Kilometer 75,67 sah ich im Graben 0,2 Meter glaukonit- reichen Diluvialsand unter 1,8 Meter Geschiebemergel; die Schich- tengrenze liegt hier etwa 23,6 Meter über NN.; 25 Meter südlicher, bei 24,7 Meter über NN. sah ich 1,5 Meter Thon mit Geschiebemergellagen über 1,0 » _ Geschiebemergel ohne Thonlagen. Der im Thon eingelagerte Geschiebemergel zeigte sich ziemlich reich an Ge- schieben, meist von Haselnuss- bis Wallnussgrösse. Darunter über- wog einheimisches Kreidematerial (Belemnitella, Phophorite u. s. w.). Nach weiteren 18 Meter reichte der Thon wieder bis zur Graben- sohle herab. Ich habe hier das Verhältniss etwas ausführlicher beschrieben, um den Leser voll theilnehmen zu lassen an jenen Eindrücken, die ich gewann: einer fast ebenen, sanft nach S. ansteigenden Diluvialplatte, in welcher der am Bahnhofsbohrloch oberste Ge- schiebemergel durch einen dem ostpreussischen Deckthon ver- gleichbaren (aber zeitlich nicht ohne Weiteres damit zu paralleli- sirenden) fetten rothen Thonmergel in eigenartigem Verbands- verhältniss flächenhaft überlagert wird. Auch weiter nach 8. setzt dies Lagerungsverhältniss fort, und führt zu der Ansicht, dass dieser Marienburger »Deckthon« dem obersten der aus der Marienwerderer Gegend von mir beschriebenen Thonmergel, mit- hin einem unterdiluvialen jungglacialen Thonmergel entsprechen dürfte. Doch bedarf diese Ansicht noch einer strengeren Prüfung. Vorläufig begnügen wir uns mit der Thatsache, dass das Marien- Aurrep Jenzzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 177 burger Jungglacial mindestens zwei Geschiebemergel enthält, deren oberster noch von Thonmergel überlagert wird, und dass letzterer auch bei Marienburg an mindestens einer Stelle von einer Geschiebe- mergel-ähnlichen Schicht bedeckt wird. Vom Bahnhofsbohrpunkte nach SO. gehend können wir die gleiche Ueberlagerung durch Thon beobachten: Beim Bau der Eisenbahn Marienburg-Christburg-Miswalde, deren Kilometer 0,54 unserem Bohrpunkte entspricht, sah ich folgende Aufschlüsse: bei Kilometer 1,3—1,4 (also nur 800 Meter vom Bohrpunkte) » » in 17 Meter über NN. 1,0 Meter rothen Thon über Ge- schiebemergel. Kilometer 1,9—2,0, in 26 Meter über NN. 8 Meter diluvialen Sand, oben mit Osteocollen; stellenweise zu Tage durchragend, an anderen Stellen mit Resten einer Lehmdecke. Kilometer 2,3—2,4, in 26 Meter über NN. Rothen thonähnlichen Lehm über Geschiebemergel über weissem Diluvialsand. Kilometer 2,6—2,7 ın der Höhe von 27 Meter über NN. 0,6 Meter gelben Lehm über Sand. Kilometer 2,9—3,2 bis zu 33 Meter Höhe über NN. 5 Meter Geschiebemergel, unter welchem stellenweise im Graben Sand hervortrat. Kilometer 3,2—3,6 bis zu 33,8 Meter Höhe über NN. auf- ragend: Ausschliesslich Geschiebemergel, oben gelbbraun, unten grau und bis zu 8 Meter Gesammtmächtigkeit auf- geschlossen. Kilometer 3,6 — 3,8 bis zu 30,49 Meter Höhe über NN. Ausschliesslich Geschiebemergel bis 6,7 Meter Mächtigkeit, doch mit nesterartigen Einlagerungen von grobem Sand. Kilom. 3,8—4,0 sieht man bis zu 28,7 Meter Höhe über NN. 0,5 Meter rothen Thonmergel, an der Basis mit einigen Kopfsteinen, darunter 5—6 Meter Geschiebemergel. Jahrbuch 1895» 12 178 Aurken Jentzson, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. bei Kilometer 4,9 sah ich Geschiebemergel über Diluvialsand ; an der Schichtengrenze mit einer Blocklage (sogenanntem Steinpflaster). In dem folgenden langen und 8 Meter tiefen Einschnitt von Kilometer 5,1— 5,7, wo das Gelände sich bis 24,76 Meter über NN. erhebt, sah ich in der Mitte 0,5—1,5 Meter Geschiebemergel über 2 Meter Diluvialsand und am Ende 2 Meter Diluvialsand über Unterem Geschiebemergel. Nach Aussage des den Bau lei- tenden Herrn Regierungsbaumeister LEIPZIGER ging bei Kilo- meter 5,6 ein 3 Meter breites, 1 Meter mächtiges Grandnest mit Belemniten, Austern, schwarzen Feuersteinen, also reich an preussischem Senon-Material, quer durch die Bahn. Endlich bei Kilometer 6,4 in 24 Meter über NN. 0,1 bis 1,3 Meter Geschiebemergel über 1,6 Meter Diluvialsand, dessen oberster Theil als geschichteter Mergelsand entwickelt ist. Es ist nicht nöthig, die weiteren Aufschlüsse der Bahn zu berichten. Die beschriebenen genügen, um folgendes Profil für das Jungglacial bei Marienburg festzustellen: Geschiebelehm . . . . . bis mindestens 1,5 Meter Rother Thon und Thonmergel. . . 23,8 Wechsellagerung von solchem mit Ge- schiebemerzel, 2» TB m... . 1,9...» Geschiebemergel . . . . Sat 8.0.0.» Stellenweise Mergelsand und a pflaster 2% Be... | 8&—10,0 » Diluvialsand mit Grande Geschiebemergel „aan =... 6,0» Summa 27,3 Meter Von diesem Idealprofil sind die untersten 20 Meter für das Bohrprofil am Bahnhofe anzunehmen, während die obersten 5,3 bis 7,3 Meter des Jungglacialprofils dort fehlen. An der Post, welche nach vorläufiger Schätzung gleich hoch, also bei 10-14 Meter Meereshöhe liegen dürfte, fehlen noch mehr der oberen Schichten, und die unteren Schichten des Jungglacial Aurreo Jentzsou, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 179 sind auf geringere Mächtigkeit zusammengeschrumpft, so dass an der Post nur 7 Meter Jungglacial durchsunken wurden; auch liegen an der Post die Meeresschichten höher als am Bahnhofe; sie heben sich also nach W. um etwa 9—13 Meter, was bei einer Entfernung von etwa 1250 Meter eine recht schwache Steigung bedeutet. (Etwa 1: 100.) Untersuchen wir nun das Liegende der als Interglacial angesprochenen Schichtenreihe Marienburgs, so deutet zwar der paläontologische und stratigraphische Vergleich mit Marienwerder auf Interglacial; aber die wirkliche Unterteufung durch Geschiebe- mergel muss denn doch in Marienburg selbst aufgesucht werden. Hierzu kann die im Jahre 1895 am Gymnasium ausgeführte 130,5 Meter tiefe Brunnenbohrung dienen. Ich erhielt von dort für das Königsberger Provinzialmuseum 16 Bohrproben durch die Güte des Herrn Dr. H. HennıiG, Oberlehrers an der Landwirth- schaftsschule Marienburg, welcher dieselben von dem Bohrunter- nehmer Herrn OTTo BEscH in Danzig bekommen hatte. Leider sind die Proben, wie schon ihre geringe Anzahl zeigt, nicht von Meter zu Meter Tiefe, sondern in grösseren Abständen entnommen. Sie geben daher kein ganz vollständiges Bild des Profils; viel- mehr sind jedenfalls einzelne geologisch wichtige Bänke dem aus- führenden Techniker minder wichtig erschienen und deshalb ohne Probe geblieben. Immerhin giebt das Profil maassgebende Auf- schlüsse über den tieferen Untergrund Marienburgs. Ich gebe zunächst die rein beschreibende Aufzählung der Bohrproben und werde nachher versuchen, dieselben weiter zu deuten: | Tiefe 6 Meter sandiger Schutt. . . ... . bis 6 Meter 18 » grauer Thonmergel . . . . bs 24 » 14 » Diluvialerand . . o. . bs 38 » 13 » grauer Thonmergel , mittelkörniger Sand und erbsengrosse Geschiebe bs 51 » l » auffallend grauer Sand, fein, Mergel- Sand Aaron wa... bier520 > 11 » Sand mit Nachfall von ? Geschiebe- nierseBy LN an. artist 163 x 12° 180 Aureep Jentzsen, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Tiefe 2 Meter ziemlich grauer, Mergelsand-artiger staubiger Sand von normalem Kalk- gehalt, 2.10... . bs 65 Meter 4,5 » staubiger toner Ben. bis... 60.907 4,5 » geschiebefreier Sand, arm an Feld- spath, reich an Glaukonit, mit Salz- säure sehr schwach brausend. Ist als ein mit viel Tertiär- oder Kreide- material vermischter Diluvialsand zu betrachten! 7 „2a 722,7 bisa aaa » u vn wdeselı u a Be 2." DISS » 2 » Grand mit bis E erossen Ge- schieben von harter Kreide und nor- dischen Gesteinen . . „bis 88 > 6 » grandiger Sand mit Stücken von Ge- schiebemergel‘ 3... .... ..bis Saen 6 » Diluvialsand, kaum mittelkörnig mit einzelnen über erbsengrossen Ge- schieben . . .. bis 99 » 14,5 » kalkhaltiger Re icher a sand (also Grünsand) mit Nodosaria, vielen kleinen Seeigelstacheln und unbestimmbaren Bivalvenstückchen, worunter 1 /noceramus . . . bis 113,5 » 10,5 » _ kalkreicher feiner Grünsand mit Fora- miniferen und einzelnen Seeigel- stacheln 1». 28 nasir ‚bis 124 > 6,5 » glaukonitischer er licher Kreide- mergel mit Feuersteinen, 2 Phos- phoritknollen, Bivalvenstücken und Belemnitella mucronata mit einer auf- gewachsenen Serpula . . . . bis 130,5 » Schon am 6. Juli 1895 hatte Herr Dr. HENNIG in einem über die chemische Beschaffenheit des erbohrten Wassers erstatteten Gutachten ausgesprochen, dass die bei 99 Meter Tiefe beginnenden Aurrep Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 181 Schichten der Kreideformation angehören. Die petrographische Beschaffenheit und der Reichthum an Versteinerungen beweisen, dass diese Bestimmung vollkommen richtig war; die Belemniten- stücke, von denen eines als B. mucronata sicher erkennbar, er- geben die Stellung der ganzen 36,5 Meter mächtigen Schichten- reihe von 99—135,5 Meter zum Öbersenon. Tertiär fehlt, was nicht Wunder nehmen kann, da 13 Kilo- meter südöstlich von hier bei Kalwe Öbersenon zu Tage tritt, und in dem dazwischen liegenden Gebiete nirgends Tertiär be- kannt geworden ist. 12,5 Kilometer südlich von Marienburg kennen wir zwar auf Bahnhof Stuhm eine Tertiärscholle, dieselbe ist aber Oligocän; das sonst so verbreitete Miocän scheint also auch dort zu fehlen oder frühzeitig zerstört worden zu sein. In der 93 Meter mächtigen Reihe diluvialer. Schichten von 6—99 Meter Tiefe suchen wir den Vertreter der von Bahnhof und Post beschriebenen Meeresschicht vergeblich. Denn die als »grau« bezeichneten feinen Sande danken ihre Farbe lediglich dem reichlichen Glaukonitgehalt, während die an organischen Resten reichen Meeresschichten und die sie begleitenden Sande diese Farbe der Beimengung organischer Stoffe und den durch solche bewirkten chemischen Veränderungen verdanken. Wohl aber gleicht der am Bahnhofe bei 37— 39 Meter und 42—43 Meter getroffene graue Thonmergel fast zum Verwechseln der vom Gymnasium aus 8—24 Meter vorliegenden einzigen Probe. Ich nehme daher keinen Anstand, beide zu parallelisiren, ver- muthe indess, dass jene einzige Probe nur einem Theile, und zwar wahrscheinlich dem untersten Theile, jenes von 8—24 Meter reichenden Profilstückes entspricht. Dann könnte man die Unter- kante der Thonschicht ın beiden Profilen verbinden, und erhielte Gymnasium 24 Meter = Bahnhof 39 Meter, mithin etwa »,- 319 93, ».30—32° ». ==: Post 24,5 bis 25,25 Meter als muthmaassliche Tiefenlage der Meeresschicht unter der Ober- fläche. Dann lägen unter der Meeresschicht am Gymnasium noch 82 — 84 Meter Diluvialschichten, unter denen mehrere Horizonte 182 Aurrep JentzscH, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. mit Greschieben, und insbesondere 1—2 Horizonte von Geschiebe- mergel vorkommen. Der naheliegende Einwand, dass vielleicht doch am Bahn- hofe und an der Post Aufragungen frühglacialer oder präglacialer Meeressande vorliegen könnten, scheint mir nicht zutreffend. Denn die Entfernung beider beträgt 1230 Meter, diejenige von der Post zum Gymnasium kaum 100 Meter. Ueberdies ist dicht neben der Post in Janke’s Brauerei bei einer Bohrung, deren Proben leider verloren gegangen sind, in 90—98 Meter Tiefe ein Wasser erschlossen worden, welches Dr. HennıG bei der che- mischen Untersuchung wesentlich verschieden von dem Kreide- wasser des Gymnasiums, dagegen übereinstimmend mit dem aus den Diluvialschichten des Gymnasiums bei 85— 98 Meter Tiefe entnommenen Wasser fand. Wir müssen demnach annehmen, dass auch in Janke’s Brauerei dicht neben der Post Diluvium bis zu dieser Tiefe ansteht, und haben uns betreffs der Schichten- folge desselben vorläufig an das Gymnasialprofil zu halten. Endlich hat die Stralsunder Bohrgesellschaft im Jahre 1883 bis 1884 »in Marienburg« eine Bohrung ausgeführt, über welche folgendes Bohrregister vorliegt: 4,8 Meter Rother Lehm . . . . . . bis 4,8 Meter 5,8 '» feiner: gelber 'Sand . =. .: .. bis! 10,60%» 8.44». di vblanerd Thon ar a his als » 7 » ı (blaugrauer Sande 7... .. 1.1.:bi8426 > 10 ». schwarzer Thon... .. ... ... 'bis!#36 » 6 » grober Sand mit Wasser. . bis 42 > 14 >» 1) gelber. Thon rm bis 56 N 6,75 » grober weisser Sand mit NARREn. welches bis 7,2 Meter unter der Oberfläche stieg . . . ‚bis... 62ER Ist auch dies letzte Profil vorläufig nicht deutbar, so will ich es doch bei dieser Gelegenheit mittheilen, da es möglicherweise durch spätere Aufschlüsse und durch Erkundung des Bohrpunktes einmal deutbar werden kann. Der Vollständigkeit wegen führe ich noch an, dass am rechten Nogatufer beim Bau der neuen Eisenbahnbrücke (dicht Aurken Jentzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 183 nördlich, also unterhalb der auf der geologischen Karte verzeich- neten älteren, jetzt als Strassenbrücke dienenden Eisenbahnbrücke) ich im Juni 1888 Diluvialsand anstehen sah, bedeckt von 1 bis 2 Meter Schutt aller Art. Beim Ausbaggern des Grundes zum ersten Pfeiler hatte man damals grauen Geschiebemergel in 3 Meter Tiefe unter dem Wasserspiegel. Der Marienburger Pegelnullpunkt hat eine Höhe von + 3,130 Meter über NN. Die weiter südlich am Nogatufer beobachteten Aufschlüsse, sowie die durch Er- kundigung festgestellten Bohrprofile von Wengern und Brauns- walde sind von mir am Rande der geologischen Karte dargestellt worden. Sie verdienen nunmehr eine erneute Untersuchung, zu- mal ich bei Willenberg !), kaum 3 Kilometer südsüdwestlich der Post in Arnold’s Ziegelei, Meeresfauna fand. (Cardium edule, Tellina und glatte Schalenstücke.) Nunmehr wende ich mich zu den Aufschlüssen bei Dirschau. Diese Stadt liegt 16— 17 Kilometer westnordwestlich von Marienburg. Beide Städte sind nur durch den Weichselstrom und seinen rechtsseitigen Mündungsarm, die Nogat, sowie durch die dazwischenliegende Südspitze des Weichseldeltas getrennt. Der niedrige Steilrand des rechten Nogatufers bei Marienburg findet somit sein Gegenstück in dem etwa 15 Meter hohen Steil- rand des linken Weichselufers bei Dirschau (vergl. Blatt XX, Dirschau, der geologischen Karte der Provinz Preussen und die am Rande derselben dargestellten Profile des Weichselufers bei Kniebau und Klein-Schlanz). Hier ist der Schichtenbau des Diluviums durch einige Bohrungen erschlossen worden, deren Lage aus dem Kärtchen Fig. 4 ersichtlich ist. Die Höhenlage der Punkte entnehme ich schätzungsweise aus den Höhenkurven des 1:25000 theiligen, 1860 aufgenommenen Messtischblattes 1) In dem Profil Willenberg enthält die Karte einen Druckfehler: der dortige Fayencemergei ist von dem überlagernden Sande dureh grauen Geschiebemergel getrennt. Zwar ist diese Schichtengrenre durch eine schwarze Linie dargestellt, es sind aber im Buntdruck irrthümlich die rothen Schraffen weggelassen, welche den Geschiebemergel in der Karte bezeichnen. 184 Aurren Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Fig. 4. SI ki. EN ‚Zeisgendoff\\ —T L a Auf ?/3 verkleinert nach dem 1860 aufgenommenen Messtischblatt (1: 25000). Mithin Maassstab 1:37500. (Die neue Eisenbahnbrücke und die Bahn nach Konitz fehlen.) a—f Bohrpunkte. Dirschau, dessen photographische Copie ich gleich derjenigen fast aller anderen Messtischblätter West- und ÖOstpreussens für das Königsberger Provinzialmuseum gesammelt habe. Bei Punkt e dieses Kärtchens wurde in etwa 30 Meter Meereshöhe am Johanniter-Krankenhaus durch den Bohrunternehmer Herrn BIESKE aus Königsberg im Sommer 1894 auf Wasser gebohrt. Die dem Königsberger Provinzialmuseum gütigst übersandten. 37 Bohrproben, von welchen ich eine Auswahl von 16 Proben der Sammlung der Geologischen Landesanstalt überreicht habe, ergaben folgendes Profil: Tiefe 3 Meter Geschiebemergel . . . . . . bis 3 Meter 2». Mergelsand?. 7. un. “bis 80 > 1 » ziemlich feinen, geschiebefreien Sandbis 6 » 3.» groben Spathsand von normalem Kalk- gehalt el la ae unse. bis, Our AurreD Jentzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 185 Tiefe 4 Meter Geschiebemergel . . . . . bis 13 Meter 6 » _ Geschiebe-freien Sand, fast witelköris, kalkkhaltie.. , \....1, : se bis) 19e15 1 » sandigen Grand, alehallın. 18758 abis 20272 » Geeschiebe-freien, ziemlich groben Sand, kalkhaltig, bei 22 — 23 Meter: 1 Stück Cardium edule; bei 23 — 24 Meter: 1 glattes Bivalvenstück, 1 Pflanzenrest bis 726.23 1 » desgl. grob mit einem Bänkchen hellen kalkreichen Thonmergels . . . bis 27 » 1 » feinen, schwachbindigen Grand, kalk- nelloler 1 ee ee 21:52 Sul 4 » feinen Sand von normalem Kalkgehalt und (gleich den darüber liegenden San- den) von der gewöhnlichen erbsengelben Farbe diluvialer Sande; bei 31—32 Meter ein Pflanzenret . . . . ‚ber 32 >» l » _ graugelber fast mittelkörniger Sand mit Diluvialkohle . . . un. Sbis- 33.7» 1 » grauer, mittelkörniger Sand von nor- malem Kalkgehalt mit mehreren glatten Bivalvenbrocken, 5 Corbula, 2 Cerithium mama! Ar i . bis 34 » 2 » ebensolcher grauer ai Ubeniger Sand von normalem Kalkgehalt mit mehreren glatten Bivalvenstücken ,„ 1 Corbula, 2 Cerithium lima, 3 Cardium edule (2 kleine fast vollständige Klappen und 1 Stück einer mittelgrossen), 1 Stück- chen Nassa, 3 Stückchen Mytilus . bis 36 » 0,6 » bindiger stark kalkiger Mergel mit 1 unbestimmbaren Bivalvenstück und 1 Schlossstück einer Klappe von Venus bis 36,6 » Es kann wohl kein Zweifel bestehen, dass wir bei 33— 36 Meter Tiefe Meeresbildungen auf ursprünglicher Lagerstätte vor uns 186 Aurken Jentzscn, Das Interglacial hei Marienburg und Dirschau. haben: durch 20 Meter mächtige geschichtete Sedimente sind die- selben von dem nächst höheren Geschiebemergel getrennt; auch würde, wenn eine Scholle vorläge, wohl nicht der Torf seinen ursprünglichen Verband mit dem Meeressand bewahrt haben. Die Fauna des letzteren ist vollkommen homogen: Sie besteht, wie diejenige anderer interglacialer Meeresschichten, aus sehr wenigen (6) Species. Land- und Süsswasserformen fehlen voll- ständig, ebenso die hochnordische Yoldia. Die Zahl der gefundenen Stücke (4 COerithium, 1 Nassa, 6 Corbula, 3 Mytilus, 3 Cardium edule, ein Schloss von Venus und etliche unbestimmbare Fragmente) ist zwar an sich nicht gross, aber doch nicht unbedeutend, wenn man bedenkt, dass sie aus willkürlich entnommenen Gesteinsproben von weniger als !/, Liter ausgelesen ist. Da der Bohrpunkt mehr als 900 Meter von der Oberkante des hohen Weichselufers und von einem Wasserrisse, dessen Sohle 12 Meter unter den Bohrpunkt eingeschnitten, mithin 21 Meter über dem Meeressande liegt, immer noch 300 Meter entfernt ist, so bleibt der Verdacht, dass etwa eine Ueberrutschung alluvialer Sedimente durch diluviale Massen vor- liegen könnte, von vornherein ausgeschlossen! Bezeichnend für die Ursprünglichkeit ist in diesem Falle auch die bei 32—36 Meter herrschende graue Farbe, welche von der erbsengelben Farbe gewöhnlicher Diluvialsande völlig abweicht. Es bleibt uns nun die Aufgabe, die Stellung dieser Meeres- schicht im diluvialen Schichtensystem zu ermitteln. Hierzu bieten einige andere Bohrprofile hinreichende Gelegenheit. Etwa 400 Meter nordöstlich (bei d des Kärtchens) liegt in etwa 25 Meter Meereshöhe die Dirschauer Mädchenschule, wo der oft erwähnte Herr E. BıEeskE eine Brunnenbohrung ausführte, von welcher ich zwar keine Bohrproben, aber folgendes Bohr- register erhielt: Tiefe 1 Meter schwarzer Füllboden . . . . bis 1Meter Bu oo nerelberisang m 2. ...09 Ar 8 3 » rother Lehm mit Steinen . . » 1005» 5%» | gelberätzgekener Sand... „> 222 10 » weisser trockener Sand . . . » 22 » Aırren Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 187 3 Meter feiner gelber Sand mit Wasser bis 25 Meter Zu) 0 ARTS el te TED AN 4». gnauer Sand... mn, = BL 2 Dieses Bohrregister ist vollkommen geologisch deutbar und stimmt in geradezu überraschender Weise mit dem Profile des Johanniter-Krankenhauses überein. »Lehm mit Steinen« kann hier nur als Geschiebemergel gedeutet werden, und die Bezeich- nungen »Sand« und »Kies« sind an sich verständlich. Die Unter- kante des Geschiebemergels liegt 7 Meter unter der Oberfläche, also mit der des untersten Geschiebemergels vom Krankenhause so genau in der gleichen Meereshöhe, als die doch nur annähernde Bestimmung der Terrainhöhe zu ermitteln gestattet. Unter diesem Geschiebemergel folgt im Liegenden hier wie dort eine 23—24 Meter mächtige, vorwiegend sandige Sedimentstufe. Und als wenn der Bohrtechniker die Bedeutung dieser Farbe geahnt hätte, giebt er »grauen Sand« bei 27—3] Meter an, mithin genau an der Stelle, wo wir den Vertreter der gleichfalls durch ihre graue Farbe auffallen- den Meeresschicht vom Krankenhause zu suchen haben. Dass das im Krankenhause bei 26—27 Meter getroffene dünne Thonbänkchen im . Bohrregister der Mädchenschule nicht erwähnt wird, wird Niemand Wunder nehmen! Aus der Verbindung beider Profile folgt, dass die beschriebenen Schichten auf 400 Meter SW.—NO.-Erstreckung gleichmässig und nahezu horizontal lagern. Wir dürfen vermuthen, dass dies Ver- hältniss auch weiter nach NO. fortsetzt. 280 Meter nordöstlich der Mädchenschule, 600 Meter nord- östlich vom Johanniter-Krankenhause liegt (bei / des Kärtchens) das Postgebäude, etwa 26 Meter über dem Meere. Hier wurde 1. J. 1888 durch Herrn Bohrunternehmer PÖPCKE ein bestehender, 78 Meter tiefer Röhrenbrunnen um 10 Meter vertieft. Die 10 daraus dem Provinzialmuseum zu Königsberg übersandten Bohr- proben ergaben: Tiefe 4 Meter grauen Geschiebemergel. von 78—82 Meter 4 » Diluvialsand. . . bis 87» zen Diluvialsand mit Lignitbröck- chen 2% 2 na Henprlin:‘ bis 8» 188 Aurken Jenzzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Das bei 86 Meter Tiefe erbohrte Wasser stieg bis 22,5 Meter unter der Oberfläche. Wir müssen wohl annehmen, das dieser tiefliegende Geschiebe- mergel in das Liegende der Nordseestufe gehört. Wäre dies nicht der Fall, so müsste seine Unterkante bis zur Mädchenschule, also auf etwa 200 Meter Luftlinie um 74 Meter, oder wie 1:2,7 an- steigen. Da im Gegentheil die Schichten von Mädchenschule bis Krankenhaus fast horizontal liegen, so wäre eine solche Annahme nicht berechtigt. Wir haben somit Geschiebemergel im Liegenden der Nordseestufe, und damit die interglaciale Stellung der letzteren nachgewiesen. Weitere Aufschlüsse bestätigen dies vollkommen. 380 Meter nördlich der Post, 600 Meter nordöstlich vom Krankenhause (bei c des Kärtchens) in etwa 25 Meter Meereshöhe wurde im »Betriebsgarten« (d. h. Garten des Königlichen Eisenbahn - Betriebsamtes) ı. J. 1895 durch Herrn BiIESKE ein Brunnen gebohrt, von welchem aus 14— 82,5 Meter Tiefe 31 Bohr- proben dem Provinzialmuseum zu Königsberg zugingen. Dieselben ergaben folgendes Profil: | Tiefe 14 Meter fehlen (älterer Brunnen) . . bis 14 Meter 8 » erbsengelben Diluvialsand mit fein- grandigen’ Bagene., 7... Abisn22en 2 » grauen Geschiebemergell . . » 24 » 2», desgl.thomer een. 1.1, EN Do 6 » grauen Geschiebemergel . .'» 32: 6° »:; hellerauen "Thonmerger.. 2. N», 3809 4 » schwach-gelblich-grauen Geschiebe- mergel: Sie bis AD 2.1,» grauen! Ihonmerse a. nn.» Na 4 » gemeinen grauen Geschiebemergel» 48 » 2 ». hellgrauen Thonmergel . . .. »2505 6 » thonigen Geschiebemergel . . » 56 » 4» "grauen IThonmersel? +. ......1.». 60: 4 » grauen gemeinen Geschiebemergel» 64 » 2 ,» grauen Ihonmersel.. ... u». 667% Aurrep Jentzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 189 3 Meter geschiebefreien fast mittelkörnigen Sun un ea. st bis "69 Mieter 2 » Thonmergel mit groben Sandkör- nern; fraglich ob dm oder dh? bis 71 » 2 » desgl. noch etwas mehr Geschiebe- mergel-ähnlich . . . . . . bs 73 » 0,6 » Probe tehlteaue. meer rail ae. 73,6 » 1,4 » wie von 69—71 Meter Tiefe. » 75 » 1 » Thonmergel act 5: Se Er a a Be Sc) 2 » grauer feiner Sand, mit Salzsäure brausend = 1... .2 ZIa 0. bs. 78) 5 4,5 » desgl. mittekörnig . . . . » 825 » Dies Profil entscheidet. Wie die geologische Karte nachweist, wird die dortige mächtige Sandstufe, welche nahe dem Bahnhofe in Gruben !) und Eisenbahndurchschnitten zu Tage tritt, von Geschiebemergel überlagert, ist mithin als unterdiluvial erwiesen. Unter ihr folgt also hier von 22—64 Meter eine 42 Meter mächtige Folge von Geschiebemergel und Thonmergelbänken. Wir haben somit 14—22 Meter als Interglacial, 22—64 Meter bezw. 75 Meter als Altglacial, 64— 82,5 Meter bezw. 75—52,5 Meter als Frühglacial anzunehmen. Zugleich wird unsere Deutung des Postprofils be- stätigt und die grosse Lücke des Letzteren ausgefüllt. Wir kennen indess noch weitere Aufschlüsse, welche diese Schichtenfolge bestätigen! 580 Meter nordwestlich vom Betriebs- garten, 1300 Meter nördlich vom Krankenhaus (bei 5 des Kärtchens) liegt in etwa 21 Meter Meereshöhe die Neue Stadt-Schule, von wo mir Herr BıESKE folgendes Bohrregister übergab: Tiefe 0,6 Meter Mutterboden . . . . 2... bis 0,6 Meter 2,4 » gelber lehmiger Sand . . . » 38 > 2 > serother behm © = ..2 .'1...8 » 15 » weisser trockner Sand . . . » 20 > 2 » gelber Sand mit Wasser . . » 22 > !) Ein Schichtenbild aus einer solchen gab ich in diesem Jahrbuche für 1884, S. 446, Fig. 5. 190 Aurken Jenszscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Tiefe 1; Meter ‚gelber Thon , ........... -. »i.bis 230 2Merr 2 ». .Kles mat Wasser... ...... 0.80.98 S 3:5. 8 „erallen Sand sin. alnknust 2.000 DaB 1,5 >»: Nblanenskhoni.. . win we A » Obwohl leider keine Bohrproben vorliegen, ist auch dies Profil völlig verständlich: Wir haben offenbar bei 3—5 Meter den untersten Greschiebemergel des Jungglacials vor uns, und die Unterkante des Letzteren liegt also über dem Meere am Krankenhaus schätzungsweise 17 Meter an der Mädchenschule » 18.5 an der Stadtschule » 16 » Die geringfügigen Abweichungen dieser Meereshöhen liegen völlig innerhalb der Fehlergrenzen. So bestätigt sich nicht nur die Vergleichbarkeit der Profile, sondern auch die annähernd horizontale Lagerung der Schichten (wenigstens in der Streichrichtung N.—S.) auf’s Neue. In fast völlig gleicher Tiefe unter dem Jungglacial treffen wir in der mächtigen, als Interglacial erkannten Sandstufe wiederum einen grauen Sand, den wir selbstredend als Vertreter des Meeressandes auffassen müssen. Wir haben also unter mächtigen erbsengelben Unterdiluvial- sanden einen auffallend grauen, am Krankenhause (von wo allein Bohrproben vorliegen) mit Meeresmuscheln erfüllten Sand (ein- schliesslich der grauen Begleitschichten): unter dem Meeresspiegel am Krankenhause . . . 4,6 Meter mächtig in 2—6,6 Meter an der Mädchenschule . 4,0 » > 2 > an der Neuen Stadtschule 3,5 » > » 47,5» Die Uebereinstimmung ist wohl nicht zu verkennen! Auch hier liegen die Abweichungen völlig innerhalb der Fehlergrenzen. Endlich. ist 430 Meter nordwestlich der Stadtschule, etwa 1520 Meter nördlich vom Johanniter-Krankenhause (bei « des Aurren Jentzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 191 Kärtchens) in etwa 20 Meter Meereshöhe bei dem auf dem Grund- stücke der ehemaligen »Königlichen Maschinenfabrik« errichteten Zwölf-Familien- Wohnhause im Jahre 1894 durch Herrn BIESKE ein Brunnen gebohrt worden, aus welchem 36 Proben dem Königsberger Provinzialmuseum zugingen: Tiefe 2 Meter entkalkter rostfarbener Sand . . bis 2 Meter 14 » _ geschiebefreier Spathsand von normalem Kalkgehalt, bei 2—12 Meter Tiefe mit- telkörnig, bei 12—16 Meter ziemlich grob. Darin bei 6—7 Meter Tiefe: 2 unbestimmbare Muschelbrocken ; beı 11—12 Meter Tiefe: 1 desgl., 1 kleine Corbula; bei 12— 14 Meter Tiefe: 5 glatte Muschelstücke, 1 abgerolltes Stückchen Cardium, 1 abgerolltes Gastropoden- stückchen ,„ welches Nassa zu sein schemt fr. oe. 5. bis. 16,8% 179.2 Diluysalorauden.. 20.02.0200 00 8.101 ,% l » _ geschiebefreier Spathsand von normalem Ralkschalt 2. 1.2... 4 wu ren bis 180 > I»: ‚grauer Thonmergel‘ .. . =...» 19» » feingrandiger Diluvialsand . . . » 21 » darin bei 19—20 Meter ein glattes Bi- valvenstückchen. 10 » Geschiebemergel . . . - . bis 31 » l » grauer lehmiger Sand mit 3 Muschel brocken# te 2 Erna, bis -82. > ziemlich kalkreich, als sandiger Ge- schiebemergel aufzufassen. 5 » Geschiebemergel . . . . 2... bis 37» Wir haben hier sichtlich von 21— 37 Meter Altglacıal, von 0—21 Meter Tiefe jene mächtige, vorwiegend sandige Sediment- stufe, die wir früher als Interglacial erkannten, und die auch un- weit dieses Punktes, wie die geologische Karte zeigt, von Ge- schiebemergel bedeckt und am Weichselufer von Geschiebemergel 192 Aurrep JenzzscH, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. unterteuft wird. Der Meeressand ist nicht getroffen. Ich halte dies nicht für eine Lücke der Bohrprobenfolge, sondern für ein wirkliches Fehlen in situ. Denn wir haben in dem bei 18 bis 19 Meter Tiefe durchsunkenen Thonmergel einen Leithorizont von allerdings wohl nur örtlicher Bedeutung für Dirschau. Dieses geringmächtige Thonbänkchen liegt über dem Meeresspiegel am Krankenhause schätzungsweise 3 — 4 Meter an der Stadtschule > 1—2 » am Familienwohnhause » 1—2 » Der graue Sand liegt unter der Unterkante dieses Thon- mergels am Krankenhauses . . . 2. .......58-—9,6 Meter an der. Stadtschule 2... .. „n2Wo, an der Mädchenschule (nach der Lage der »Kiesbank« zu urtheilen) . . . 2—6 > Da nun aber am Familienwohnhause das Interglacial ‚unter dem Thonmergel nur noch 2 Meter tief hinabreicht, um in dieser Tiefe auf mächtigem altglacialem Geschiebemergel aufzulagern, so folgt, dass der Meeressand nebst dem begleitenden Torf u. s. w. hier fehlt. Dass derselbe von vorn herein hier nicht entwickelt gewesen sein sollte, ist wohl kaum anzunehmen; vielmehr ist er bei der Ablagerung jener gröberen erbsengelben Sande, welche mit ihren Bänken feinen Grandes die Hauptmasse der Dirschauer Interglacialstufe ausmachen, zerstört worden. Der feine Grand, welcher nahe über dem Meeressand folgt, bezeichnet eine Aende- rung der Strömungsverhältnisse und somit einen Abschnitt in der Interglacialzeit. In dieser hangenden Partie der Interglacialstufe finden wir naturgemäss die Versteinerungen des theilweise zer- störten Meeressandes wieder, aber zum Theil in abgerolltem Zu- stand. Während also im Meeressande zahlreiche kleine zart- schalige Individuen auftreten, finden wir in dieser hangenderen Partie vorwiegend widerstandsfähigere Schalreste. In dieser Weise sind also die am Wohnhause bei 6—7 Meter und 11—14 Meter Tiefe und am Krankenhause bei 22—24 Meter Tiefe gefundenen Schalreste (Cardium edule, Corbula?, Nassa und mehrere glatte Aurrken Jenrzson, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 193 Bivalvenstücke) zu deuten. Im Vergleich zu der geringen Masse der untersuchten Bohrproben ist ja ihre Menge noch gross ge- nug; aber sie ist doch verschwindend klein gegenüber der Häufig- keit der Schalreste in der von mir als Meeressand bezeichneten Schicht. Dort, wo diese hangendere Partie der Dirschauer Inter- glacialstufe zu Tage tritt, sammelte ich schon bei der Kartirung im Jahre 1879 in einer Grube am Bahnhofe unter 3 Meter braunem Geschiebemergel in über 4 Meter mächtigem Spathsand mit Grandlagen 2 Nassa reticulata, 1 Cerithium lima, 1 Schloss von Scrobicularia piperata, 1 dickschaliges Muschelstück, welches wohl nur Oyprina Islandica sein kann, und ein dünnes, welches von Tellina stammen dürfte und noch Farbenspuren trug. Obige 7 Species, sämmtlich aus der diluvialen Meeresfauna der Weichsel- gegend längst bekannt, liegen also in den erbsengelben Sanden über dem eigentlichen Meeressand ın der hangenderen Partie des Dirschauer Interglacial. Zur Ergänzung kann ich endlich noch Bohrregister dreier ın den Jahren 1883/84 von der Stralsunder Bohrgesellschaft gebohrter Brunnen g, h, i anführen, von welchen zwar leider keine Bohr- proben vorliegen, die aber dennoch nunmehr, nachdem BiESKE’s Proben das Verständniss eröffnet haben, in wesentlichen Theilen mit Sicherheit gedeutet werden können. g) In der Bahnhofs-Nebenwerkstatt: Tiefe 11,3 Meter Brunnenkessel . . . . . bis 11,3 Meter Moses Driebsand.. .. .ı. % x. Su..l2 y 1,0 » grober See en : » 13 » Dom Sereriebsand.re: 2 2 5-08 719 > 210 » blauer Thon mit Steinen . » 40 > 24 » grobkörniger Sand. . . . » 424 » ee eokuen Ilona 2... ... 9.061,08 % a0 En blauenssande. >». . . a 82° 0808.» Führt etwas Wasser, welches bis 5,0 Meter unter Terrain steigt. Jahrbuch 1895. 13 '194 Aureen Jextzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. h) Daselbst. Einige Meter entfernt: Tiefe 11,3 Meter Brunnenkessel . . . . . bis 11,3 Meter 0,7 » TriebsandN.5 24... 0% » 12 » 140.4 .,2. 7", 20noben Kıess ı Ben. et re > 6.0.2 Briebsand > 0 2.02 8. ns oe > 62,0 >» blauer Thon mit Steinen . » 81 >» 14,62 .'». feiner blauer Sand _ . .. ... >» zes ı) Im Garten der Eisenbahn-Bauinspection: Tiefe Brunnenkessel . . . . . bis 14 Meter gelber Sand nes... . vo en y grauer Dand - .„. „ee. nn.» BB » Triebsand.. . , 2... „ar r2aa blauer Thon mit Steinen . » 76,1 » feiner blauer Sandy ...7. ememel > Führt etwas Wasser, welches bis 13,5 Meter unter Terrain steigt. Auch in diesem letztgenannten Profil i bemerken wir genau an der Stelle, wo wir den interglacialen Meeressand zu suchen haben, einen grauen Sand verzeichnet! In den Profilen & und Iı fehlt derselbe und ıst dort wohl zerstört. Der Vollständigkeit wegen sei noch angeführt, dass J. ScHhu- MANN !) aus einem Brunnen ın Dirschau (Profil k) plastischen Thon des Diluviums, mithin diluvialen Thonmergel, aus Tiefen von 26,7—39,0 Meter; 39,6—50,5 Meter und 51,1—55 Meter an- führt; auch sei man dort bei 97 Meter Tiefe noch nicht auf ter- tiären Boden gestossen. SCHUMANN vermochte "Thonmergel von Geschiebemergel ge- nau zu unterscheiden. Seine Bestimmungen sind also richtig. Dagegen hingen dieselben von der Zuverlässigkeit des Bohrtech- nikers ab, der damals sicher nicht Proben von Meter zu Meter !) Geognostische Darstellung von Preussisch-Litthauen, Ost- und West- preussen, in Festgabe für die XXIV. Versammlung Deutscher Land- und Forst- wirthe, Königsberg 1863, S. 91 u. 99. 195 Aurken Jentzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. | | | | | | | | n 58-9°91 1ZI°CEH-I8 IE 1-19 GES-9L 88-€8 CH sıge 1 N SF 0 78-99, 169 E6-T8 |E'GL-E 1: | | | | | puesygude Temejöynıg | | | | | uodejpues uouunp E Br 00-198 H9L-CFZ | 18-61 |CL9-61 16-12 91-08 28-81 9 |utuom grur jodrowuoyg | 10,0 | | | | | pun jedı1swegqaryosoL) a 2 5 Bee Beeren | | Be = | = | a 2a 12199629809. 0 UOTE | er - | - I Sesaenl — | 8 Serial] oe-ee | r puvssoroon | = = ln — 0 |gerze| ı opyoy m pug = = | I (zes | Fr puesygedg ‚ TPM 908 | | | | Alarae ve _ \|ta-er! 62-2 | | Ine-ea! sea | © pw aoıoy Br va u | 5 ei | | | ES Sn Sopuein) uadıpues & -C = = J n '8T-0 | 66% K a re uoyurg ur puesygedg I 10e48-1) — | ar lee | $ [PF10WogELyas0H > | > | t-1 6-C r puesypedg 19%oMN 2 u — € _ c-8 C puesjppd1oW epepsdung = | = En = e-0 o PIIDWSIEINISON | | | | > Im er = war ” = = -. — m | | Oo | ; 3 ! < ° E z ee BE un | 2 | 8 | 8% Sy Bere ee nee | 2 a a8 DO 2» | De: | = 5 oı = So oe SE B m Be — © as) E55 Der yydııag PINIS I2 | o o >| B 80 | un > | o© ı®© o ® au S &: 5 J >) ee | 089 SH eu ne Te re re een es es, Bee er. se 2: ee are | | 5 ee Beer ae | | | 196 Arrren Juxtzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. entnahm. Ich deute daher nach Kenntnissnahme des Profils vom Betriebsgarten SCHUMANN’s Profil dahin, dass in genannten Tiefen thonige Bildungen durchsunken wurden, und dass innerhalb jedes der genannten drei Horizonte echter Thonmergel, aber wohl auch Geschiebemergel vorkam. Bei 39,0—39,6 Meter; 50,5—51,1 Meter sind dann dünne Sand- oder Grandlagen anzu- nehmen. Die genannten Dirschauer Profile ordnen sich nun folgender- maassen, wobei wir die Meereshöhe schätzungsweise beisetzen: (Siehe vorstehende Tabelle.) Projiciren wir die ihrer Lage nach bekannten Profile a—f auf die Meridianebene, so erhalten wir folgendes von N. nach S., also parallel zum Weichselstrom orientirtes Schichtenbild. Big. >. S. Idealprofil durch Dirschau. N. e 30-1, 204 20m 10]. 3 0 0 CE 7) np 6 Pa FI 7); WW: DEESSNWSZZZDTO RR ' bis — 62 Meter bis —57 Meter Diluvium Diluvium men u mn WERTET SET Maassstab der Höhen 1:10000, der Längen 1!: 100000. | as Re.) Geschiebe- Thon- grauer Sand Meeressand Grand Sand u. Grand Sand Mergelsand Diluvialer mergel mergel Torf (Diluvialkohle) Gehen wir dagegen von W. nach O., so finden wir ein leichtes Ansteigen des Altglacials, dessen Oberkante in den Boh- rungen 0—6 Meter unter dem Meeresspiegel, mithin 5—11 Meter unter dem Weichselspiegel liegt, am Ufer der letzteren aber zu Tage tritt. Um jede Beeinflussung durch die aus den Bohrungen gezogenen Schlüsse zu vermeiden, gebe ich meine bei der Kar- Anrrenp Juntzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau 197 tirung am 1. September 1879 niedergeschriebenen Notizen wört- lich wieder, indem ich in | ] einige Ergänzungen beifüge. Genau östlich vom Bohrpunkt »e. Krankenhaus« liegt Kl. Zeisgendorf am Weichselufer. Von dort notirte ich: »Unter dem allgemein verbreiteten Lehm tritt mindestens 2 Meter feingeschichteter Sand auf, bis 4 Meter über der Weichsel [herabreichend]. Darin zahllose meist dünnschalige Conchylien, anscheinend sämmtlich marin. Meist ganz, aber mürbe und äusserst zerbrechlich. ZLeda | Yoldia arctica] nicht zu finden, da- gegen auffallend oft Cerithium lima in sehr hübschen Exemplaren, ferner Cardium sp. etc. [23 Mactra, meist fast ganze Klappen kleiner Exemplare; 30 Bruchstücke von Cardium echinatum, meist ziemlich ausgewachsene Exemplare, 10 Cerithium, 3 Corbula, 2 Nassa, 2 Tellina, 1 Stückchen Cardium edule, 1 Schloss von Scrobicularia, l kleine Venus, und zahlreiche glatte Bivalvenstücke.]| Einzelne Geschiebe liegen im Sand. Nach unten und südlich geht dieser in geschiebereichen Kies mit denselben Gonchylien über, der anscheinend über Geschiebemergel liegt. Etwas mehr nach S. tritt letzterer deutlich und typisch mehrere Meter über die Weichsel. Er führt (wie der Marienburger [altglaciale]) sehr viele Phosphoritknollen. Diese sind theils Glaukonitsandsteine mit phosphoritischem Bindemittel, theils wahre Conglomerate. Weisse und schwarze grosse gerundete (Juarzkörner sind darin charakteristisch. Die gleichen Körner liegen auch (wie am Nogat- ufer oberhalb Marienburg) zahlreich lose im Mergel. Harte Kreide ist zwar vorhanden, doch nicht besonders häufig; daneben echter »Feuerstein« [und nordische Geschiebe]l. In dem grauen Ge- schiebemergel am Weichselufer bei »Erster Groschen« [1700 Meter südöstlich von e] finden sich vereinzelt unbestimmbare Uon- chylienstücke.« Weiter südlich folgt eine Unterbrechung durch das in die Weichsel mündende Trebeck-Fliess, welches 16 Kilometer süd- licher bei dem Kirchdorfe Rauden, nur 2 Kilometer vom Rande der Weichselniederung, entspringt und von der Diluvialplatte einen reichlich 16 Kilometer langen, nirgends über 5 Kilometer breiten Streifen abschneidet, dessen Kammhöhe von N. nach S. von 198 Aurren Jeyız 2m, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschan. 23 Meter auf 61 Meter ansteigt, während der Weichselspiegel zwischen 5 und 8 Meter liegt. Die nördlichsten 3 Kilometer dieses Streifens (den wir nach Analogie anderer als eine den Thalrand begleitende Diluvialwelle zu betrachten haben), sind sehr schmal; an seiner schmalsten, nur 250 Meter breiten Stelle, wo er 24 Meter Meereshöhe erreicht, mithin etwa 18 Meter über die Weichsel und 15 Meter über das Trebeck-Fliess aufragt, liegt das Rittergut Kniebau. In dieser Kniebauer Diluvialzunge, deren Schichtenbau zu schildern hier zu weit führen würde, hängt stellenweise Jung- glacial bis zur Grenze des Altglacial herab. Dennoch sieht man auch dort zwischen beiden an vielen Punkten diluvialen Spathsand, welcher stellenweise Schalreste enthält und der Vertreter der Dirschauer Interglacialstufe sein muss. Ich sammelte darin 8 Nassa, 7 Mactra, 4 Stücke von ? Venus, 3 Stücke von Cardium echinatum und 1 Stück von Cardium edule. Schon 1872 erhielt Herr Prof. BERENDT für das Königsberger. Provinzialmuseum »aus dem Sande der Weichselgehänge bei Kniebau« 5 Nassa, 4 Cerithium, 3 Stücke und 2 ganze Klappen von Cardium edule, 1 Venus-Schloss und 5 glatte Muschelstücke. Man wird diese wohl demselben Horizont zuzuweisen haben, ebenso wie eine Zitorina von Kniebau, die ich später im Danziger Provinzialmuseum sah. 51/, Kilometer südlich von Kniebau, 71/, Kilometer südlich von »Erster Groschen«, 8,7 Kilometer südlich vom Johanniter- Krankenhause liegt bei Klein-Schlanz der reichste von mir 1879 entdeckte Fundort diluvialer Meeresconchylien. In einer 240 Meter westlich der westlichsten Häuser des Gutes bei 37 bis 38 Meter Meereshöhe liegenden Sandgrube beobachtete ich: 1 Meter rothen Thon, 2 » gelbbraunen Geschiebemergel, an der hangenden Grenze mit Kalkpuppen, 4 » Spathsand mit Grandbänken, und mit Tausenden ‘von Muschelschalen. Letztere liegen ganz besonders im Grand, und gehen aufwärts bis an die Grenze des Geschiebemergels. In einer 0,5 — 1,0 Meter mächtigen Grenzzone zwischen letzterem und dem (srand sind die Schalreste in lehmigen Grand emm- AuLrkep Jerrzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 199 gebettet, der in unregelmässigen Streifen und Nestern mit Sand wechselt, sınd hier theilweise mit Lehm erfüllt und haben dann theilweise noch Farben- spuren (so bei Tellina, Venus, Cardium, Nassa). Doch sind auch weit unterhalb der Geschiebemergel- erenze der Grand und Sand erfüllt mit Schalresten, ganz besonders mit kleinen zarteren Individuen. Die aus dem Altelacial von Zeisgendorf erwähnten Phospho- ritgeschiebe finden sich auch hier (wie auch sonst in der Weichsel- gegend) im Grand und im jungglacialen Geschiebemergel, sind mithin vorläufig nicht als Leitgeschiebe für einzelne Hauptstufen des Diluviums verwendbar. Die den frühglacialen Elbinger Yoldiathon am frischen Haft erfüllende Yoldia, welche als Geschiebe sowohl im Altglacial wie im Jungglacial der Weichselgegend bis südlich von Mewe (über drei Meilen südlich von Kl.-Schlanz) hin und wieder gefunden wird, fehlt bei Kl.-Schlanz völlie. Dagegen sammelte ich bei nur zweimaligem Besuche 630 Nassa reticulata, über 500 Klappen von Mactra, 171 Stücke oder Klappen von Cardium edule, 126 Bruch- stücke von Cardium echinatum, 75 Tellina, 65 Schlösser und über 300 Bruchstücke von Venus, 59 Cerithium lima, 12 Corbula gibba, Il Ostrea edulis (zart), 9 Litorina litorea (dickschalig mit Farben- resten), 2 Stücke Mytilus edulis, einige Stücke von ? Mya, 1 Bruch- stück von Paludina dilueiana und 1? Hydrobva. An der Weichsel wurde im Liegenden dieses Sandes durch einen Wasserleitungsgraben »blauer mergeliger Thon mit Steinen« 9 Meter mächtig angeschnitten, also zweifellos Geschiebemergel. Durch die Punkte Kniebau und Kl. Schlanz ist nunmehr der Anschluss der Dirschauer Profile an die von mir früher!) für Marien- werder beschriebene Profilreihe hergestellt. Letztere habe ich in den Erläuterungen zu den Blättern Mewe und Münsterwalde (Gr.-A. 33, No. 9 und 15) der geologischen Specialkarte ergänzt, und nament- lich dem durch BERENDTr 1865 aufgefundenen wichtigen Conchylien- ) Die Lagerung der diluvialen Nordseefauna bei Marienwerder. Dieses Jahrbuch für 1881, S. 5146—570, Taf. XVII. 200 Aurren Jextzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. fundpunkte Jakobsmühle bei Mewe seine Stelle in dieser Profilreihe eegeben. Durch die in den 15 Jahren 1881 bis 1895 in der Gegend von Mewe, Marienwerder, Riesenburg, Freystadt u. s. w. ausgeführten Specialaufnahmen sind von dort aus mehrere Glieder dieser Schichtenreihe über mehr als Tausend Quadratkilometer in Zusammenhange verfolgt. Das von den Blättern Mewe und Münsterwalde beschriebene Diluvialprofil lautet: 18—25 Meter Jungglacial mit 2—3 Geschiebemergelbänken, 37—50 » _ Interglacial, 6,» Altelacial. Letzteres wurde gleichzeitig ausserhalb des Gebietes der Specialaufnahme für das auf Section XX der 1:100 O00-theiligen geologischen Karte der Provinz Preussen liegende Pr.-Stargardt zu 41 Meter Mächtigkeit (auf Grund einer Bohrung) nachgewiesen. So kann über die Vergleichung der bei Dirschau und Mewe aufgeschlossenen Hauptstufen des Diluviums gar kein Zweifel sein, wenngleich die Zahl der im Jungglacial zu unterscheidenden Geschiebemergelbänke örtlich zwischen 2 und 3 schwankt und hier und da durch Einschaltung dünner Sandlagen noch grösser wird. Die von mir seit Jahren alsInterglacialzusammengefassten Sande und Thonmergel, welche petrographisch von jungglacialenu bis Jetzt nicht unterschieden werden können, bilden eine in sich geschlossene Sedimentgruppe, welche durch ihre innerhalb des Diluviums un- vergleichliche Mächtigkeit auch dort wiedererkannt wird, wo sie nicht — wie an zahllosen Aufschlüssen dieses Gebietes — durch ihre Stellung in der Schichtenreihe gekennzeichnet ist. Zugleich schliesst sich von Dirschau über Mewe — Münster- walde — Marienwerder — Marienburg der Kreis: der Marien- burger Meeressand gehört demselben bisher von mir als Interglacial bezeichneten Sandhorizont an, wie der Dirschauer. Und da auch seine Fauna im Wesentlichen übereinstimmt, so können und müssen wir als Absätze desselben Meeres und derselben Epoche beide vereinen. Aurren Jextzsch, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau 201 3—4 Arten (Nassa reticulata, Corbula gibba, Cardium edule und ? Venus) sind beiden Orten gemeinsam; nur in Dirschau sind im Meeressande (erithium lima, Mytilus edulis und ! Venus gefunden mithin 3—2 Arten; nur in Marienburg 2 Arten: Cardium echinatun und Cyprina Islandica. Letztere 2 Arten sind indess auch bei Dir- schau und Mewe in anderen, zwischen denselben beiden Geschiebe- mergeln liegenden Sanden gefunden worden. Zusatz während des Druckes: Im Herbste d. J. 1896 «gingen mir von drei verschiedenen Seiten noch Schichtenproben aus drei in der Stadt Marienburg abgeteuften Brunnenbohrungen zu. Da dieselben die vorstehend geschilderten Diluvialprofile Marienburgs theilweise ergänzen und bestätigen, mögen sie hier mitgetheilt werden. 1) Der Magistrat liess vor dem Klause des Kaufmanns Lux einen Tiefbrunnen bohren. Auf die Zeitungsnachricht hiervon ersuchte ich den Magistrat um Bohrproben und erhielt daraufhin am 24. September 1896 durch Herrn Brunnenmeister Orro BöLtz 13 Schichtenproben. Herr Dr. HENNIG sandte mir auf meine Bitte eine Laageskizze, aus welcher hervorgeht, dass der Brunnen am Markt, und zwar auf der als »Hohe Lauben« bezeichneten Nordwestseite, 40 — 50 Meter nördlich der Nordecke des Rath- hauses, schrägüber den Ecken der Bechlergasse und Schmiede- gasse liegt. Die Proben zeigen folgendes Profil: Tiefe 18 Meter gemauerter Brunnen . : . . . bis 18 Meter 15 » Schutt mit Ziegeln, Glasscherben Se ae 2m. bis: 19,5 33 200... Diuvalerand. u 202 Dun a weibis 29 > 2,5» grober Sand mit kleinen Nachfall- stücken von Mergel '. . . .2.. bis 24,5» 2,5 >» ebenso; mithin im Ganzen 5,0 Meter unentschieden, ob Sand oder Mer- gel; jedenfalls ist eine Mergelbank 202 Aurkep JextzscHn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. Tiefe anzunehmen, deren örtliche Mäch- tigkeit unentschieden bleibt; die petrographische Beschaffenheit der kleinen Mergelstücke gestattet keine nähere Bestimmung . . .. . . bis,27 Meter 3. Meter Sander 0 > 9,9 » Mergel; wohl als Mergelsand bis Fayencemergel zu bezeichnen . . bis 35,5 » 11,5». grauer Thonmergel von typischer Beschaffenheit : 2. 2 7. 9.22% „Diem > u » erbsenfarbener grober Sand mit eiuzelnen gerundeten Kieskörnern bis 56 » 2 » grauer Sand mit grauen Greröllen, und mit Muschelbrocken „ unter denen 1 Stückchen (Cardium_ echi- natum und eine fast ganze sehr kleine Klappe von Cardium edule bis 58 3,9.» sandiger Torf nit Muschelstückchen, worunter Cardium cf. echinatum.: Letztere sind wohl Nachfall aus der über dem Torfe liegenden Meeres- schieht ver 2a rear 1,5 >» lehmiger Sand von gewöhnlichem Kalkgehalt und mit bis haselnuss- grossen Geschieben „...... ...... bis bare mn 1,5...» . grauer Ihonmergel .2.%. ..%... hearts 2,5 » sandiger Grand mit meist nordischen Geschieben: 0 un basis y Zu bedauern bleibt zwar, dass von diesem Profile nicht Proben von Meter zu Meter Tiefe vorliegen, dass mithin die angegebenen Mächtigkeiten vielleicht ungenau und einzelne Schichten möglicher- weise unbemerkt geblieben sind. Immerhin trägt das Profil ın der Hauptsache den Stempel der Zuverlässigkeit. Vor allem ist die Öardiumbank wiedergefunden mit ihrer bezeichnenden grauen Aureen Inyrzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau 203 Farbe und den kleinen Geröllen; und ihr Liegendes ist, wie am Bahnhofe, eine aus Pflanzenresten aufgebaute Schicht: hier ein Torf, dort eine Anhäufung von Holzstücken auf oder im entkalkten grauen Sande, wie er so häufig Torflager begleitet. Beide, von verschiedenen Bohrunternehmern stammende Profile bestätigen sich somit gegenseitig in diesem Punkte und erhöhen dadurch das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der übrigen Theile beider Profile. Zugleich wird des Verfassers Annahme, dass die Sprockholzschicht des Bahnhofes eine diluviale Süsswasserbildung sei, durch den vor Lux’s Hause im gleichen geologischen Horizont erbohrten Torf schlagend bewiesen. Lux’ Brunnen liest 1400— 1450 Meter westlich vom Bahnhofs- brunnen und 250—- 300 Meter nördlich vom Postbrunnen. Die Verbreitung der Meeresschicht in Marienburg ist also nunmehr auf etwas grössere Erstreckung als bisher nachgewiesen. Bemerkenswerth ist auch, dass die im Weichselgebiete hinter Cardium edule an Häufigkeit meist weit zurücktretende, in den beiden älteren Brunnen Marienburgs aber überwiegende Art (ardıum echinatum auch in dem spärlichen Materiale des Lux’schen Brunnens wiederum gefunden, mithin für Marienburg örtlich als besonders häufig zu bezeichnen ist. Durch diesen Umstand wird ein etwaiger Zweifel, als ob die drei Marienburger Muschelbank - Aufschlüsse verschiedenen Horizonten angehören könnten, noch mehr zurück- sedrängt. Endlich ist zu erwähnen, dass der Gymnasialbrunnen zwischen der Post und dem Lux’schen Hause liest, kaum 200 Meter vom, letzteren entfernt. Da nun die Cardiumbank von der Post bis zum Lux’schen Brunnen verfolgt ist, muss sie auch in der Zwischen- linie vorhanden gewesen sein. Sie ist also im Gymnasium ent- weder in diluvialer Zeit zerstört (was bei einer so geringmächtigen Schicht sehr wohl möglich), oder bei Entnahme der Bohrproben übersehen worden. Wir dürfen daher nun mit noch grösserer Wahrscheinlichkeit als bisher vermuthen, dass mindestens die tiefsten Diluvialschichten des Gymnasialprofils, insbesondere die von 85—99 Meter Tiefe dort durchsunkenen geschiebeführenden Schichten ins Liegende der Cardiumbank gehören, sonach letztere 204 Aurkeo Jewtzscu, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. zum Interglacial zu stellen ist. Auffällig bleibt die tiefe Lage der Cardiumbank am Lux’schen Hause, nämlich 56 Meter unter der heutigen Oberfläche. Ihre Decke ist also hier 26 Meter mächtiger, als am Bahnhofe und 30 Meter mächtiger als an der Post. Doch dürfte die Differenz etwas geringer werden, wenn man die Schuttmassen aus historischer Zeit abzieht, welche am Markte (also am Lux’schen Brunnen) sicher mehrere Meter be- tragen. Der immerhin erheblich tieferen Lage der Uardiumbank am Markte entspricht in deren Hangendem die Entwickelung eines ziemlich mächtigen Thonmergels. Dessen Auftreten deutet darauf, dass jener Höhenunterschied bereits gegen Ende der betreffenden Interglacialzeit vorhanden war, analog der Entwickelung eines diluvialen Thonlagers in einer Hohlform des westlichen Königs- bergs 1). Das Interglacial umfasst im Marienburger Marktbrunnen die Tiefen von 27—73 Meter, oder mindestens 27—70,5 Meter, mithin 43,5 Meter Gesanmtmächtigkeit, ein für Westpreussen durchschnitt- liches Maass. Um die Mächtigkeit nicht noch höher annehmen zu müssen, dürfen wir wohl vermuthen, dass der bei 22—27 Meter Tiefe vorgefundene Mergel dem Geschiebemergel angehört und die unterste Geschiebemergelbank das Jungglacial bezeichnet, mithin dem am Bahnhofe in 14— 20 Meter Tiefe durchbohrten Mergel entspricht. 2) Aus dem Mittelschlossbrunnen sandte die Königl. Schlossbauverwaltung an das Königsberger Provinzialmuseum 7 Bohrproben, welche folgendes Profil ergaben: Tiefe 13,5. Meter fehlen... 1. zu u... ... bis lasse ven 8 » erbsengelber Sand el bis De 1 » erbsengelber grandiger Sand bis sandıeer. Grand... 202.2... be Ds 1 » Grerölle, meist haselnussgross . . bis 23,5 » [| >». „grauer Thonmergel. .. . .. .. bis 2A.sr I) Jenızscn, Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese. Dieses Jahrbuch für 1884, S. 481. Aurken JentzscHn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschan. 205 Tiefe 2,5 Meter dunkelgrauer, nur spärlich brausen- demelhomı ne net senrellis 27, "Meter 5 » dunkelgrauer, staubhaltiger Sand, mit Salzsäure schwach brausend . bis 32 > 4,1 » hellgrauer, reichlich dunkelkörniger Sand mit einzelnen kleinen Ge- Schrebchen nu . Du2m...'20bis361 » Dieses kleine nur 22,6 Meter umfassende Profil steht ganz im Interglacial. Seine Bedeutung für uns liegt darin, dass es bei 24,5—32 Meter Tiefe kalkarme Schichten getroffen hat, welche trotz des Mangels gefundener Versteinerungen dennoch das Inter- glacial hier markiren, wozu ihre dunkelgraue, auf organische Beimischung deutende Farbe bestens stimmt. Auch hier werden dieselben, wie am Markte, von Thonmergel bedeckt, welcher aber nur geringere Mächtigkeit besitzt. Der Mittelschlossbrunnen liegt ungefähr 1450 Meter WNW. vom Bahnhofsbrunnen; 530 Meter nördlich von der Post: 450 bis 500 Meter nördlich vom Gymnasium; 340 Meter nordöstlich vom Lux’schen Brunnen. 3) Aus dem Kreishause sandte mir Herr Dr. Hans HENNIG am 3. Dezember 1896 21 Bohrproben und einige Geschiebe. Die Untersuchung derselben ergab folgendes Profil: Tiefe 2 Meter Schutt mit Ziegeln u.s.w. . . . bis 2 Meter 3 » geschiebefreier Sand, fast kalkfrei bs 5 » 15» _ fester eisenschüssiger thoniger Fein- Sands fast: kalkfrei sv... bis 6,0 2,5 >» gelblicher sandiger Greschiebemer- gel, reich an Kreidematerial . . bs 9 » 0,5» sandiger Grand mit meist nordischen Gesechieben . . x. 2... bs 95.» 4,5 » erbsengelber mittelkörniger Sand . bis 14 » 4 2 wbrobenechlen | 2 2)... 27. bis t180 ı7> 3,9» erbsengelber feingrandiger Sand . bis 21,5 » ‚206 Arreen Jestzson, Das Interglaeial bei Marienburg und Dirschau. 1,75 Meter erbsengelber feiner Grand mit meist Si nordischen Geschieben . . . . bis 23,25 Meter 1,25 » erbsengelber Grand mit meist nor- dischen Gescieben . . . . . bis 4a 0 3,0 » erbsengelber, kiesiger, ımittelkörniger Sand „0 na ur, nn. 4,5 3. dese]) erau re > 12,5 » grauer bindiger Mergelsand bis san- diger:Thonmergel ".. 2... .. bie Bas 8,25 >» loser glaukonitreicher Mergelsand . bis 52,75 » 2,9 » grauer Geschiebemergel (2 Proben) bis 55,25 » 4,75...» © feilnerisande van sn la = Sinbresgen » 5 » desgl. noch feiner, Mergelsand-artig bis 65 > 4,5 » kalkhaltiger, lehmiger Sand (wohl ausgewaschener Geschiebemergel) . bis 74 > 4,5 » kalkhaltiger, schwach lehmiger Sand (wohl ausgewaschener Geschiebe- Inargel) a un Se > 5 y.'Broben dehlen" nn De » 2155 » loser grauer Sand, reich an Kreide- material, doch noch mit Feldspath- körnchen „=, . =..." u. 2 ..,.. bestens B >. ebensonn.a. al. ne nu SOIRE IND Ist auch leider in diesem Profile die Cardiumbank nicht xe- funden worden, so dient dasselbe doch wiederum zur Ergänzung des Marienburger Schichtenbildes. Betrachten wir das Profil von oben nach unten, so ist es sofort klar, dass das Jungglacial abwärts bis 9 Meter Tiefe reicht, während das Altglacial bis 52,75 Meter Tiefe aufragt. Wir haben also von 9— 52,75 Meter Tiefe eine Sedimentstufe, welche wir ihrer 43,75 Meter betragenden Mächtigkeit wegen als Interglacial auffassen müssen. Bemerkenswerth ıst die ) Nach dem im Danziger Provinzialmuseum aufbewahrten Material, welches von dem -B.hrunternehmer Herrn Orro Brscn durch Herrn Kreisbaumeister Sruner eingesandt worden. Aureen Jentzscn, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. 207 Uebereinstimmung dieser Zahl mit der Mächtigkeit des Interglacial im Lux’schen Brunnen (43,5 Meter bezw. 46 Meter), sowie das Auf- treten eines grauen Sandes bei 27,5— 32,0 Meter Tiefe. Eben wegen dieser Uebereinstimmung der Mächtigkeiten dürfen wir beide Pro- file wohl vereimigen, und finden dann alle am Kreishause bei 52,75 — 103,5 Meter Tiefe durchbohrten Schichten als Liegendes jener Interglacialstufe, welcher die Marienburger Cardiumbank angehört. Dieses Liegende enthält mindestens einen Ge- schiebemergel. Aus 69—99 Meter Tiefe des Kreishausbrunnens liegt ein Cigarrenkästchen voll nuss- bis faustgrosser (reschiebe vor, welche beweisen, dass bis zu jener Tiefe Geschiebe vorkommen, mithin Diluvium ansteht. Bemerkenswerth ist, dass diese sämmtlichen Geschiebe nordischer Herkunft sind, also aus krystallinischen Silikatgesteinen, cambrischem Sandstein und silurischem Kalk be- stehen; einheimische Gesteine (harte Kreide) fehlen darunter völlig. Nordischer Herkunft sind auch zumeist die kleinen Geschiebe, welche in einzelnen Schichten des Interglacıal vorkommen. Aber sofort mit dem untersten Geschiebemergel des Jungglacıal beginnt bier ein Reichthum an harter Kreide. Dennoch sind die tieferen Schichten des Diluviums am Kreishause reich an Kreidematerial; nur ist dieses ein feiner loser Sand, ohne harte Kreide. Entweder also hat hier in älterer Diluvialzeit auf wässerigem Wege eine Trennung der Kreidematerialien ın feste und lose stattgefunden, oder es sind nur solche Senon- (und Oligocän-)Bänke verarbeitet worden, welche arm an harter Kreide sind. Die tiefste Probe des Kreishausprofils dürfte wohl schon dem Senon angehören und nur mit Nachfall aus diluvialen Schichten beim Bohrverfahren ver- mischt worden sein. Die vertikale Verbreitung der Phosphorite wurde oben erwähnt. Sehr interessant wäre es ja, wenn die Vertheilung des nordischen und des einheimischen Materials in der That einen Unterschied zwischen Alt- und Interglacial einerseits, Jungglacıal andererseits begründen würde. In dieser Hinsicht ist anzuführen, dass ım 37 Meter Tiefe stammenden Ge- schiebe (welche erst im Provinzialmuseum aus den Proben ausge- Bahnhofsbrunnen die aus 35 208 Aurren Jevrzson, Das Interglacial bei Marienburg und Dirschau. waschen, mithin ungesondert sind) fast ausschliesslich nordisch sind; und dasselbe gilt von den aus 23— 25 Meter Tiefe aus- gewaschenen ; auch dort ist mithin das Interglacial in seinen, dem Altglacıal entnommenen Grandlagern vorwiegend nordisch. (Granz ebenso verhält sich indess dort der bei 14—20 Meter Tiefe durchbohrte unterste Geschiebemergel des Jungglacials. Da nun aber in den oberflächlich aufgeschlossenen Jung- glacialschichten der Marienburger Gegend Kreidegesteine reichlich vorkommen, so scheint es hiernach, dass die diluviale Kreidezufuhr nicht sofort bei Beginn des Jungglacial, sondern erst innerhalb des Letzteren relativ plötzlich begonnen hat. — Die drei neuen Profile bestätigen und ergänzen somit die älteren Profile Marien- bu rgS. Abhandlungen ausserhalb der Königl. geologischen Landesanstalt stehenden Personen. Jahrbuch 1895. [1] Das Manganerz-Vorkommen zwischen Bingerbrück und Stromberg am Hunsrück. Von Herrn A. Buchrucker in Seligenstadt a/M. (Hierzu Tafel VI.) Das Gebiet des im Folgenden besprochenen Manganerz -V or- kommens ist der südliche Theil des östlichen Hunsrücks resp. Soonwaldes, welcher seiner geologischen Zusammensetzung nach der Devonformation angehört. Dieselbe besteht hier aus hora 4—5 streichenden und steil südlich einfallenden Schichten von Quarzit und Thonschiefer. In dem Letzteren ist auch eine bis 300 Meter mächtige Kalkstein-Schicht eingelagert, welche bei Bingerbrück beginnt und ca. 2 Kilometer westlich von Stromberg unter einer Tertiär-Ablagerung verschwindet. Am Tage ist dieser Kalkstein-Zug nur bei Bingerbrück, Walderbach und Stromberg sichtbar, zwischen Weiler und Waldalgesheim ist er in Gruben- bauen aufgefunden, im Uebrigen aber wird er von tertiären und diluyialen Gesteinen bedeckt. Weahrschemlich in Folge der ba- sischen Eigenschaft des Kalkes haben sich auf, an und in der Nähe desselben Mangan- und Manganeisen-Erze in bedeutender Menge abgelagert. Ein Theil dieser Erzlagerstätten sind Gegen- stand des Bergbaues gewesen oder sind es noch; während der- selbe früher, soweit es ohne Wasserhaltung geschehen konnte, sich nur mit der Gewinnung von Braunstein (Manganhyperoxyd) Dr 4 A. Buchrucker, Das Manganerz-Vorkommen beschäftigte, ist jetzt hauptsächlich das Manganeisenerz Gegenstand des Grubenbetriebes geworden. Die Lagerstätten dieses Minerals haben viel Interessantes sowohl für den Geologen als Bergmann, weshalb ich im Nachstehenden eine kurze Beschreibung derselben geben will und zwar an der Hand von Profilen und Querschnitten, die ich nach eigenen mehrjährigen Aufnahmen und Beobachtungen anfertigte. Von Osten her beginnend betrachten wir: I. Das Manganerz -Vorkommen bei Bingerbrück. Am westlichen Ende dieses Ortes stehen in einem grossen Steinbruche ca. 300 Meter mächtige Schichten eines gelblichen dolomitischen Kalksteines zu Tage, an dessen Hangendem sowohl wie Liegendem ein grünlich-grauer, dünnschiefriger Thonschiefer sichtbar ist; am Kalk selbst aber wird der Schiefer weiss und röth- lich-weiss und dickschiefrig. Zwischen diesem und dem Kalk und in der Nähe des Letzteren im Schiefer findet sich dunkelbrauner Manganeisenmulm in grossen und kleinen Lagern und Nestern. Im Kalk selbst treten schwache Trümer von Manganit auf. In neuerer Zeit ist die Grenze zwischen Schiefer und Kalk am Hangenden und Liegenden des Letzteren durch 2 Stollen aufge- schlossen und wird von diesen aus das Manganerz abgebaut werden. Westlich von Weiler, ca. 1 Kilometer von diesem Orte entfernt an der Chaussee nach Stromberg, wird seit Jahresfrist ein Manganeisen-Mulm-Lager durch Grubenbetrieb neu aufgeschlossen. Während in Bingerbrück das Erz den Schichtungsflächen des Kalkes und Schiefers parallel gelagert ist, liegt es bei Weiler discordant auf den Schichtenköpfen des Kalksteines. Bis jetzt ist der Manganmulm durch mehrere Schächte in 15—35 Meter Tiefe und 6—10 Meter mächtig getroffen worden; er fällt flach südlich ein und ist in oberer Teufe sehr thonig. Das Hangende besteht nur aus einem röthlichen-grauen Letten. II. Die Grube Amalienshöhe bei Waldalgesheim. Im Jahre 1884 wurde nahe und nördlich von Waldalgesheim bei 5 Meter Teufe ein ca. 1 Meter mächtiges Lager von sehr zwischen Bingerbrück und Stromberg am Hunsrück. 5 thonigem Manganeisenstein in einem Schacht (No. II) aufgefunden. Das Hangende war zunächst eine ca. 10 Öentimeter dicke Lage von scharfem, reinem, grauem Quarzsand, dann gelber Thon und zu oberst gelber Lehm mit grossen Quarzitgeröllen. Das Lager fiel flach nördlich ein und bestand aus dunkelbraunem Mulm mit einzelnen kleinen Knollen von Braunstein. In den nun im Lager streichend aufgefahrenen Strecken blieb dasselbe sehr unrein und von oft wechselnder geringer Mächtigkeit. Zur Untersuchung in grösserer Tiefe wurde der Schacht 12 Meter in’s Liegende (röthlich- und gelblich-weisser Schieferthon) abgeteuft und von da ab nördlich ein Querschlag getrieben, welcher auch das Erz traf, und zwar bei 40 Meter vom Schacht. Das Lager besass hier eine Mächtigkeit von fast 2 Meter und war von besserer Qualität als in der oberen Sohle; es hatte eine flache Neigung nach N. und W. Zur weiteren Untersuchung wurde der Querschlag fortgesetzt und eine streichende Strecke östlich sowie eine fallende westlich getrieben. Nach O. spitzte sich das Lager im gelblich-weissen Letten aus; nach N. und W., wo der Mulm sehr eisenhaltig wurde, stand man mit beiden Oertern plötzlich vor einer steilen Wand von Sandstein. Am Ende der fallenden Strecke bestand das Lager nur noch aus grauem und rothem Letten mit etwas Manganmulm. Da noch keine Wasser- zuflüsse erschroten waren, teufte man da ein Gresenk darin ab und fuhr bei 14 Meter Teufe nach W. einen Querschlag auf; dieser schloss das Lager endlich in guter und bauwürdiger Qualität auf. Zur Wetterlosung und Förderung wurde dann Schacht III ab- geteuft und mit dem letztgenannten Querschlag verbunden. Die weiter ausgeführten Grubenbaue und die damit gemachten Aufschlüsse sind in der beiliegenden Tafel VI dargestellt. — Be- trachten wir nun an der Hand derselben 1. Die allgemeinen Lagerungsverhältnisse des Erzes. Bis zu 20 Meter Teufe bildet dasselbe ein flach (5—15°) ein- fallendes und bis 2 Meter mächtiges Flötz, welches um das Gesenk II herum einen bis 8 Meter tiefen, mit Manganmulm ausgefüllten Kessel bildet. In einem Bogen von Gesenk II über Schacht 6 A. BucHkucker, Das Manganerz-Vorkommen No VI bis fast an die östliche Feldstrecke der 18 Meter-Sohle hört in dieser Teufe das Lager vor einer Sandsteinmasse plötzlich auf. Dagegen tritt jenseit dieses Sandsteines ein fast saiger fallendes gangartiges, bis 2 Meter mächtiges Mangan -Trum auf. Westlich hängt dasselbe durch eine schwache Manganschicht mit dem Haupterzmittel zusammen, östlich keilt es sich aus, es setzt aber nieder bis auf die 50 Meter-Sohle, wo es bis zum Gesenk A mit einer Feldstrecke verfolgt ist. Das Hangende dieses Trums ist überall der Sandstein, das Liegende zum Theil Sandstein, zum Theil Thonschiefer. Der flötzartige Theil des Lagers auf der 18 Meter-Sohle, welcher bei Gesenk II steil in die Tiefe fällt, bildet hier eine sehr unregelmässig geformte stockförmige Lagerstätte, welche nach unten immer mächtiger wird und die besten Erze enthält. 2. Beschaffenheit des Erzlagers. Wie schon oben erwähnt, besteht der grösste Theil des Erz- lagers aus einem zum Theil ziemlich festen dunkelbraunen Mangan- eisen-Mulm, welcher bisweilen schiefrig ıst und oft von Rutsch- flächen (Schlechten) durchzogen wird. In oberer Teufe und in der Nähe des Nebengesteins ist er meist thonig und wird auch noch von weissen Thonschmitzen durchsetzt. Der beste Mulm enthält meist bis kopfgrosse Knollen von hartem Braunstein-Manganit eingeschlossen; sein specifisches Ge- wicht ist = 2,00, sein Gehalt 18—22 pÜt. Mangan und 28—32 pCt. Eisen-Metall. Der Gehalt der geringeren Sorten des Manganmulms ist in den Erläuterungen zu den Profilen erwähnt. In dem schwarzbraunen Mulm liegt auch noch eine Schicht gelbbraunen Mulms, der neben einem Eisengehalt von 34—36 pCt. noch 14—18 pÜt. Mangan enthält, welches er fein eingesprengtem Braunstein verdankt. 38. Das Nebengestein des Erzlagers. Gegen Westen besteht dasselbe aus einem klüftigen aber un- geschichteten gelblich-weissen Sandstein, der an der Luft schnell zu losem Sand verwittert; in der Nähe des Erzlagers wird er zwischen Bingerbrück und Stromberg am Hunsrück. T härter und enthält braune eisenschüssige Concretionen; an manchen Stellen umschliesst der Sandstein auch bis kopfgrosse scharfkan- tige Stücke eines hellgrauen Quarzites und einzelne Glaukonit- körnchen. In Schacht III liegt auf dem Sandstein eine 3 Meter starke Schicht von Quarzitbrocken, welche dicht wie in einer Mauer aneinander gefügt sind. Die liegende Sandstein-Partie, in welcher Schacht 6 steht, geht da, wo sie sich östlich und westlich ausspitzt, in eine Art Quarzit über. Abgesehen von dem zuletzt erwähnten Sandstein, bildet überall ein gelblich- oder röthlich-weisser Thonschiefer das Liegende der Lagerstätte, eine deutliche Schich- tung desselben ist nicht zu beobachten. Durch Querschläge in der 30 Meter-Sohle sind in diesem Thonschiefer auch noch Trümmer und Nester von Manganmulm getroffen, ebenso schwache Lager von braunem und schwarzem mürbem Sandstein. Von dem Neben- gestein wird das Erzlager meist durch eine schwache Schicht von gelblich-weissem Thon getrennt, nur an dem Haupterzstock liegt zwischen dem Manganmulm und dem liegenden 'Thonschiefer eine mächtige Schicht von blutrothem fettem Thon. Durch Bohrlöcher ist die Fortsetzung des Erzlagers noch 15 Meter unter die 50 Meter-Sohle constatirt worden. Die Wasserzuflüsse in der Grube sind mässige, sie beginnen erst 30 Meter unter Tage und kommen nur aus dem hangenden Sandstein. Die Grube Amalienshöhe liegt am Nordrande einer tertiären Mulde, welche ein Plateau zwischen zwei Quarzitrücken bedeckt, das sich von Weiler bis jenseits Waldalgesheim erstreckt. Weder in der Grube noch in der Umgebung von letzterem Orte konnte bislang der Stromberg-Bingerbrücker Kalkzug entdeckt werden, es kann dies aber noch geschehen, und zweifellos verdankt das Erzlager von Amalienshöhe seine Entstehung den genannten Kalk- massen. Dieselben sind am Tage wieder sichtbar 2 Kilometer westlich von Waldalgesheim bei Walderbach, und an ihnen befinden sich auch wieder Manganerzlagerstätten. Vor ca. 30 Jahren wurde auf ihnen Braunsteinbergbau in oberer Teufe getrieben, neben diesem kommt aber auch das mulmige schwarze Manganeisenerz vor, 8 A. Buchrucker, Das Manganerz-Vorkommen welches noch auf den alten Halden liest und dessen Ausgehendes in Gräben am Tage sichtbar ist. Von Stromberg ab bis 2 Kilometer nach W. kommt der Kalk- stein wieder zu Tage, sowohl auf den Schichtenköpfen desselben als zwischen Kalk und dem hängenden Thonschiefer tritt ein gelber Letten auf, welcher bis centnerschwere, oft concentrisch schalige schwarze Knollen von Manganeisenstein enthält. Zwischen Kalk und Thonschiefer hat der Letten anscheinend eine früher aus- gewaschene Spalte ausgefüllt. Der Manganeisenstein hat denselben Metallgehalt wie der von Amalienshöhe, auffallenderweise aber auch bis Y/a pCt. Cobalt. — Am Hangenden der lettigen Spalten- Ausfüllung befindet sich eine 2 Meter mächtige Schicht von weichem, feinblättrigem, zertrümmertem, schwarzem Thonschiefer ; in diesem liegen Quarzstücke (mit grossen Krystallen) welche bis halbfaustgrosse, grobblätterige Bleiglanzstücke umschliessen. Ober- flächliche Versuche, welche früher gemacht wurden, dies Mangan- und Bleierzvorkommen nutzbringend bergmännisch auszubeuten, waren erfolglos. — Weiter nach Westen verschwindet der Kalk am Tage, indem er von tertiären Sanden und Thonen überlagert wird. Nördlich vom Stromberg-Bingerbrücker Kalkzug sind noch zwei tertiäre Ablagerungen mit Manganerzen bekannt, nämlich: 1) Zu beiden Seiten des Morgenbaches beim soge- nannten Jägerhaus. Zahlreiche grosse Blöcke eines Oonglo- merates, bestehend aus weissen Quarzgeschieben, welche durch ein schwarzes braunsteinartiges Bindemittel verkittet sind, bedecken die Oberfläche. Sie sind das zerfallene Ausgehende einer mäch- tigen Conglomeratschicht, in dessen unterem Theile die Quarzge- schiebe stellenweise zurücktreten und so das reine Manganbinde- mittel grössere Nester und Trümer bildet. Unter diesem Oonglo- merat folgt mächtiger, gelber, sandiger Thon mit Eisenstein- Concretionen und einzelnen Exemplaren von Cerithium plicatum. Unter dem Thon liegt leberbrauner eisenschüssiger Plattensand- stein mit Blätterabdrücken. 2) Die Grube Concordia bei Seibersbach. An einem Quarzitkopf lagert eine kleine tertiäre Mulde auf blauem Thon- „wischen Bingerbrück und Stromberg am Hunsrück. 9 schiefer, sie besteht aus abwechselnden Schichten von Lehm, Quarzitkies, Sand und Thon. Die unteren Schichten führen, unregelmässig in ihrer Masse vertheilt, Körner und Knollen von hartem schwarzem Manganeisenstein und Braunstein von schlacken- artigen Aussehen. Seit 30 Jahren wird hier ein rentabler Berg- bau auf diese Erze getrieben, früher im Tagebau, jetzt unterirdisch. Die erzführenden Schichten der Grube werden einer nassen Auf- bereitung unterworfen. Am Rande des alten Tagebaues stehen an einer Stelle Felsen von grauem tertiären Kalkstein zu Tage, der wohl auch hier die Ursache der Erzablagerung gewesen ist. Zum Schluss erwähne ich noch eines Braunsteinvorkommens am Weissenfels bei Stromberg. Dasselbe bildet ein Lager im weissen Thonschiefer, dem es parallel eingelagert zu sein scheint; sein Ausgehendes lässt sich am Tage fast 2 Kilometer weit verfolgen und nach der Verbreitung, welche die Manganerz-Rollstücke haben, muss auch die Lagermächtigkeit eine bedeutende sein. Das Rheinthal unterhalb Bingen. Von Herrn A. Rothpletz in München. (Hierzu Tafel I und II.) Zu Land und zu Wasser durchziehen jahraus und jahrein ungezählte Schaaren das Rheinthal, die Schönheit der rebenum- schlungenen Gehänge und der sie krönenden dunklen Wälder laut preisend. Des Dichters Lob und des Sängers Lied schallen von einem Ufer zum anderen, an denen der Landmann und der Schiffer ein fröhlich Leben führen. Nur der Geologe hat allen Grund still und nachdenklich fürbas zu gehen, denn nach dem Bau und der Entstehung dieses Thalabschnittes befragt, weiss er nur geringe Auskunft zu geben. Das Alter der verschiedenen Gesteinsarten ist häufig un- sicher und ihre oberflächliche Verbreitung noch immer wenig be- kannt. Die Armuth an Versteinerungen, der Mangel guter topo- graphischer Karten und das Fehlen von Liocalgeologen kann zur Entschuldigung dienen, aber die Wissbegierde nicht befriedigen. Warum hat das breite und tiefe oberrheinische Thalbecken gerade hier für seine Entwässerung einen Durchlass gefunden, wo die harten, widerstandsfähigen, quarzitischen Sandsteine in grösster Breite entwickelt sind? Lossen !), der sich 1864/65 eingehend mit dieser Gegend befasst hat, erklärte dieses Durchbruchsthal für ein Spaltenthal, 1) Geognost. Beschreibung der linksrheinischen Fortsetzung des Taunus ete, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 19, 1867, S. 509. A. Rorseterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 11 weil es sonst unerklärlich bliebe, warum das Wasser den ıhm ent- gegengesetzten mächtigen Quarzitdamm durchbrochen habe anstatt ihm entlang auf der durch den Schichtenwechsel vorgezeichneten Längsrichtung seinen Lauf zu nehmen. Aber nicht klafterweit aufgerissene Spalten mit mächtigen Verwerfungen, sondern nur die den Taunusgesteinen eigenthümliche, zur Streichrichtung rechtwinkelige Zerklüftung soll dem Wasserlauf die erste Rich- tung, die erste Möglichkeit zum Durchbruch gegeben haben. Das Ungenügende dieser Lösung des Problemes liegt offen- bar darin, dass nach dieser Annahme der Rheindurchbruch eben- sogut an einer anderen Stelle auf den überall vorhandenen Zer- klüftungen hätte erfolgen können und an schmäleren Stellen des Quarzitdammes zu erwarten wäre. Das hat HoLzArrEL 1), der sich am eingehendsten mit der Frage der Entstehung des Rhein- thales unterhalb Bingen befasst hat, auch eingesehen, und er ver- suchte die Lossen’sche Auffassung, der er in der Hauptsache bei- getreten ist, dadurch annehmbar zu machen, dass er in der Rich- tung des heutigen Thales Biegungen und Knickungen der Schicht- sättel annimmt, wodurch die Schichten in einer senkrecht zu ihrem Streichen verlaufenden Richtung stärker zerbrochen worden seien. Sogar grössere (uerverwürfe hält er nicht für unwahrscheinlich, da weiter flussabwärts derartige Störungen in grossem Maassstabe auftreten; aber das Vorhandensein solcher müsste erst durch eine geologische Aufnahme nachgewiesen werden, für die bis jetzt die erforderliche topographische Unterlage fehle. Ich selbst habe vor 12 Jahren in dieser Gegend Begehungen vorgenommen, um mir darüber Klarheit zu verschaffen, ob dies Durchbruchsthal reines Erosionsthal, wie viele-kurzweg behauptet haben, oder Spaltenthal im Sinne Lossen’s oder durch grössere tektonische Störungen angelegt sei. Meine Ergebnisse habe ich in einem Vortrag der Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft mitgetheilt, worüber ein kurzer Bericht veröffentlicht worden ist). Ich hatte zu beiden Seiten des Rheines zwei trans- ) Das Rheinthal von Bingerbrück bis Lahnstein. Abhandl. d. Königl, Preuss. geol. Landesanstalt für 1893. 2) Zeitschr. d, Deutsch. geol. Ges, 1884, S, 694. 12 A. Rorsruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. versale Verwerfungsspalten gefunden. Sie schliessen eine schinale lange Gebirgsscholle ein, in welcher der heutige Rhein sein Bett eingegraben hat, und ich vermuthete, dass eine Senkung dieser Scholle die Ursache gewesen sei, weshalb der Abfluss der ober- rheinischen Gewässer gerade an dieser Stelle erfolgt ist. Damals verhielt sich der Vorsitzende von DECHEN ablehnend gegen meine Auffassung; gleichwohl ging ich auf eine mir von Lossen gemachte Zumuthung nicht ein, durch eine eingehendere Arbeit meine Ansicht zu begründen, theils weil ich durch andere Arbeiten schon vollauf in Anspruch genommen und persönlich durch die Grewissheit der Existenz jener Verwerfungen befriedigt war, theils weil ich der Ueberzeugung lebte, dass die kommende Auf- nahme durch die preussische geologische Landesanstalt diese Ver- hältnisse nicht viel anders werde finden können. Leider hat diese Aufnahme wegen Fehlens der topographischen Blätter noch immer nicht stattgefunden, so dass HOLZAPFEL seiner oben er- wähnten Arbeit für die linke Rheinseite nur die Lossen’sche Karte von 1866 zu Grunde legen konnte, an der bloss einige unwesentliche Veränderungen vorgenommen wurden, während er die rechte Thalseite allerdings eingehender untersuchte und dabei mehrere interessante neue Thatsachen zur Darstellung gebracht hat. Zu meiner Verwunderung jedoch hat er die von mir erwähnte rechtsrheinische Querverwerfung nicht gesehen und erklärt sogar mit Bezug auf sie, dass er die Richtigkeit meiner Beobachtungen nicht bestätigen könne. Obschon ich nun sofort erkannte, dass er mich missverstanden und den von mir beschriebenen, in einer »nahen Seitenschlucht« gelegenen Aufschluss statt im Hermersei- thälchen im Bodenthal gesucht hatte, wo er freilich nicht zu sehen ist, so entstanden ın mir doch Zweifel darüber, ob der von mir gefundenen Verwerfung diejenige Tragweite beigelegt werden dürfe, die ich ihr vor 11 Jahren zugeschrieben hatte. Ich be- schloss deshalb eine nochmalige Begehung vorzunehmen und Herr HoLzAPFEL kam meinem Wunsche in zuvorkommendster Weise entgegen, indem er sich bereit erklärte, an diesen Begehungen Theil zu nehmen. Als ich dann aber im Anfang des October 1895 Zeit dazu fand, wurde er leider an seinem Vorhaben durch A. Rornruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 13 anderweitige, nicht zu umgehende Verpflichtungen verhindert, was ich aufrichtig bedauere. | Ich habe sieben Tage auf die Begehung der beiden Seiten dieses Theiles des Rheinthales verwendet und dabei die Karten- skizze (Taf. I) angefertigt, welche ich meiner Mittheilung zu Grunde lege. Als topographische Unterlage dienten mir die Messtischblätter Caub, Pressberg und Rüdesheim, welche 1867 vom Preuss. Gene- ralstabe aufgenommen und 1876 in den Handel gekommen sind. Im Maassstab von 1: 25000 angefertigt, eignen sie sich allein von allen mir bekannten Karten dieser Gegend zu so speziellen Auf- nahmen. Aber bedauerlicher Weise sind die Höhencurven nur . rechts des Rheines eingetragen und ist das Wegnetz und die Cultur- bezeichnung so veraltet, dass eine Orientirung in den grossen Wald- beständen oft recht erschwert wird. Aus diesem Grunde konnten meine Einzeichnungen auf der linken Seite nicht denselben Grad von Genauigkeit erlangen wie auf der rechten Rheinseite, wobei dort auch noch als Hemmniss hinzutritt, dass der vorherrschende Waldboden nicht so viele und gute Aufschlüsse im anstehenden Ge- stein gewährt. Ich wollte mich deshalb anfänglich auf die karto- graphische Darstellung des rechtsrheinischen Theiles beschränken, fand dann aber doch, dass das Kartenbild dabei zu wenig an- schaulich würde. Eines weiteren Hemmnisses muss ich ebenfalls gedenken, das mir zur Entschuldigung dienen muss, wenn ich hier und da Einzelheiten übersehen oder die Formationsgrenzen nicht genau genug eingetragen haben sollte: es ist die Weinberg- sperre wegen der Traubenreife.. Ich habe sie zwar in wichtigen Fällen unbeachtet gelassen, ohne glücklicher Weise mit den Wärtern in Conflict zu gerathen, aber an vielen Stellen war ein Eindringen unmöglich. Von einer genauen Begrenzung der diluvialen Lehm- und der tertiären Sanddecke wurde abgesehen. In der eigentlichen Gebirgsmasse des rheinischen Schiefergebirges habe ich 3 Glieder auf der Karte unterschieden unter der Bezeichnung: Stufe der bunten Taunusschiefer, des Taunus-Quarzsandsteines und der TER Be 92 2,3:9.0 3 Hunsrückschiefer. 14 A. Rorrpuerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. LG I. Stufe der bunten Taunusschiefer. Die röthlich-violetten, grünen und schwärzlichen Thonschiefer sind das vorherrschende Gestein dieser Stufe. Die schwärzlichen Schiefer sind im Handstück von dem gleichfarbigen Hunsrück- schiefer nicht zu unterscheiden, die grünen und rothen sind nur durch ihre Farbe davon verschieden. Es scheint mir deshalb durchaus kein Grund vorhanden zu sein, diese als Phyllite, jene aber als Thonschiefer zu bezeichnen. Auch GOSSELET nennt sie 1890 nur schistes rouges, verts ou bizarres. Die eingelagerten, vorwiegend grünlichen quarzitischen Bänke sind höchstens durch das Vorherrschen dieser Farbe von ähnlichen Gesteinen in den 2 jüngeren Stufen unterschieden, und die übrigen Zwischenlagen bestehen aus Quarzsandsteinen, Arkosen und Conglomeraten, die ja erst recht den Namen Phyllit als unberechtigt erscheinen lassen. Gegenwärtig herrscht die Ansicht vor, dass diese Stufe der »bunten Phyllite« dem unteren Devon angehöre und dem Gedinnien der Ardennen äquivalent sei, was auch mir sehr wahrscheinlich ist. wodurch ich aber erst recht von der Anwendung des Namens »Phyllit« abgehalten werde. Gute Aufschlüsse dieser bunten Schiefer und ihrer Sandstein- und Conglomerateinlagerungen findet man in einem Steinbruche Kig...1. Im Aulhausener Thal am Wege zum Cammerforst. 1: 80. „hi _ a a Arkoseartiger bunter Schiefer. 5 Bunter Schiefer. c Muscovitreicher quarzi- tischer feinkörniger Sandstein mit falscher Bankung. d Unreiner grüner Schiefer. e Conglomerat mit grünlichem quarzitisch-sericitischem Bindemittel und eckigen bis rundlichen Geröllen von Thonschiefer, Quarzit und schwarzem Kieselschiefer. f Grünes dichtes quarzitisches Gestein, von vielen Quarzadern durchsetzt. Vin ein A. Rorarterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 15 im Bodenthal und auf dem Bergrücken, der sich von dort gegen den Teufelscadrich heraufzieht, besonders wenn man der oberen Weinberggrenze folgt. Im Aulenhausener Thal sind dafür geeignet zwei kleine Brüche oberhalb Assmannshausen auf der linken Thal- seite und der Wegeinschnitt auf der rechten Seite der Strasse, die nach Cammerforst abzweigt. An dieser Stelle ist be- sonders das eingelagerte Conglomerat interessant, weil es neben Schiefer- und Quarzgeröllen auch vereinzelt solche von schwarzem Kieselschiefer führt und somit das Vorhandensein vordevonischer Kieselschieferlager anzeigt. An der hangenden Grenze gegen die jüngere Stufe der Taunus-Quarzsandsteine stellen sich, soweit die Aufschlüsse in diesem Gebiete reichen, stets grüne Schiefer in einer Mächtigkeit von 1—2 Meter ein und diese werden anscheinend vollkommen concordant von den Sandsteinbänken überlagert. 2. Stufe der Taunus-Quarzsandsteine. Das vorherrschende Gestein dieser Stufe ist ein echter Quarz- sandstein, dessen Sandkörner Hirse- bis Erbsenkorngrösse haben. Seltener erreichen sie die Grösse kleiner Gerölle. Die charakte- ristische Driftstructur ist oft, besonders in angewitterten Stücken, gut zu erkennen. Die Beimengung von kleinen weissen Glimmer- blättchen ist eine wechselnde. Das Bindemittel ist gewöhnlich quarzig, doch kommen auch Beimengungen von Eisenoxyd und Kaolin vor. Selbst die Sandkörner bestehen zuweilen theilweise aus Feldspath, so dass das Gestein Arkose-artig wird. Bei feinem Korn und kieseligem Bindemittel erhält es ein recht quarzitisches Aussehen, was Lossen Veranlassung gab, den Namen Taunus- quarzit darauf anzuwenden. Einlagerungen von schwärzlichem Thonschiefer sind nicht selten, aber meist von geringer Mäch- tigkeit. DecHEn !) hat zwar den Namen Taunusquarzit ebenfalls adoptirt, er sagt aber »er besteht aus verschiedenen Schichten von sehr feinkörnigen, festen Sandsteinen, die makroskopisch für dichte !) Erläuterungen zur geol. Karte der Rheinprovinz. Bd. 2, 1884, 8. 39. 16 A. Roruruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. Quarzgesteine gehalten worden sind und dadurch Veranlassung gegeben haben, die weniger festen, auch wohl etwas grobkörnigeren Schichten als Quarz- oder Quarzitsandstein davon zu trennen«. Er führt dann noch an, dass die Schichtflächen bei Soneck und am Güldenbach ausgezeichnete Ripplemarks zeigen. Auch ©. Koch!) bemerkt, dass »der grössere Theil dieser Schichten aus Gesteinen besteht, welche lithologisch eher den Namen Sandsteine ver- dienen und nur in geologischem Sinne in diejenige Schichtenfolge gehören, welche schon lange den Namen Taunusquarzit trägt«. Man wird daraus entnehmen, dass der Name Taunusquarzit eigentlich ein recht unpassender ist, und weil ich einen Quarz- sandstein mit kieseligem Bindemittel nicht für einen Quarzit an- sehen kann, so habe ich in meiner früheren Mittheilung das Ge- stein als Grauwackensandstein bezeichnet. Allein ich gebe Hoz- APFEL gerne zu, dass dieser Name auch nicht zutreffend ist und wähle deshalb jetzt den Namen: Taunusquarzsandstein. Eine gesetzmässige Anordnung der verschiedenen Gresteins- varietäten konnte ich in dieser Stufe zwar nicht feststellen, aber zu unterst auf den bunten Schiefern stellt sich, wie es scheint in der Regel, eine grobkörnige und glimmerreiche Sandsteinlage ein mit lockerem Bindemittel und gegen oben werden die Thonschiefer- einlagerungeun immer mächtiger und häufiger, so dass es nicht leicht ist, eine bestimmte scharfe Grenze gegen die jüngere Huns- rückstufe zu ziehen. Diese Stufe gehört ebenfalls in’s Unterdevon und wird als Aequivalent von GOSSELET’s Taunusien betrachtet. Versteinerungen werden äusserst selten darin gefunden, und so konnte GOSSELET?) nur aus petrographischen Gründen die Sandsteine vom Rheinstein und weiter Rhein-aufwärts bei Kilometerstein 147 davon abtrennen und als Cambrium auffassen. HoLzAPFEL hat dagegen Einspruch erhoben, dem ich mich anschliesse, weil ich weder in der Gesteins- beschaffenheit noch in den Lagerungsverhältnissen einen zwingen- den Grund für GossSELET's Auffassung erkennen konnte. 1) Erläuterungen zu Blatt Eltville 1880, S. 20. 2) Deux Excursions dans le Hunsrück et le Taunus. Annales soc. geol. du Nord t. 17, 1890, 8. 300. A. Rorspuerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 17 Die Sandsteine der Rössel hat umgekehrt C. Koch für jünger erklärt, weil sie auf Hunsrückschiefer liegen, der selbst auf den versteinerungsführenden Taunussandsteinen der Ruine Ehrenfels ruht. Auch hier stimme ıch HoLzAPFEL bei, der sie dem »Taunus- quarzit« zurückgab. 3. Die Stufe der Hunsrückschiefer. Diese Stufe ist durch das Vorherrschen der schwarzen Dach- schiefer ausgezeichnet, zwischen denen sehr feinkörnige quarzi- tische Sandsteinbänke untergeordnet und besonders häufig nur in den liegenden Theilen vorkommen. Durch ihr Auftreten wird die liegende Grenze gegen den Taunusssandstein, wie schon erwähnt, unbestimmt. GOSSELET und HoLZAPFEL haben die Gründe auseinander ge- setzt, weshalb sie die Hunsrückschiefer und die Taunussandsteine nur für verschiedene Facies ein und derselben Stufe ansehen. Für unsere Untersuchung war die Entscheidung dieser Frage ohne Belang, weil in dieser Gegend thatsächlich beiderlei Gebilde in der Weise vertheilt sind, dass die Hunsrückfacies stets jünger als die Taunusfacies ist. I. Beschreibung der rechten Thalseite. =. BrofılsT.. (Let. 2]) Bei der Ruine Ehrenfels wendet sich das von OÖ. nach W. streichende Längsthal des Kheines in die Nordrichtung und wird zum Querthal. Die Ruine selbst steht auf den Bänken des Taunus- Quarzsandsteines, welcher gerade hier die kleine von ©. Koch beschriebene unterdevonische Fauna geliefert hat. In dieser Höhe fallen die Bänke flach nach N., stellen sich aber, ehe sie unter den Thalboden verschwinden, immer steiler. Sie entsprechen so dem Nordflügel eines Gewölbes, dessen Südflügel nicht mehr er- halten ist. Darüber legen sich Hunsrückschiefer, die in Felsen beim nahen Bahnwärterhaus anstehen, N. 600 OÖ. streichen und steil nach NW. einfallen. Einzelne härtere quarzitische Bänke sind im Schiefer eingeschaltet, von denen eine sich bis in den Rhein fort- Jahrbuch 1895, [2] 18 A. Rorueterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. setzt und in Form einzelner Riffe (die Lochsteine) über den Wasserspiegel hervorragt. Denselben Schiefer trifft man felsen- bildend auch noch beim nächsten Wärterhaus in ungefähr 500 Meter Entfernung (S. Fig. 2). Hier ist er aber zu vielen kleinen stehen- den Falten zusammengeschoben. Etwa 100 Meter weiter abwärts i Fig. 2. Felsen hinter dem ersten Bahnwärterhaus oberhalb Assmannshausen am Fuss des Niederwaldes. Maassstab 1:400. Ä \ N} V Ä Tg NV, Ir Allan. ara dh NSAIRLNNVZZZEAN Ih Schwarze Thonschiefer mit dünnen quarzitischen Einlagerungen, stehen mit südlicher Neigung die Taunussandsteine an, die somit die jüngeren Schiefer muldenförmig einschliessen. Diese Mulde ist aber nicht ganz einfach gebaut, wie schon die vielen kleinen Sättel beim 2. Wärterhaus lehren. Ausserdem ragt in Mitte der zwei Muldenflügel oben am Berg die Rössel auf mit ihren typischen Taunus-Quarzsandsteinen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese im First eines Muldensattels liegen, wıe das auf Profil I dargestellt ist, doch war ich verhindert, das wirkliche Herabsteigen der Sand- steinbänke bis zum Rheinspiegel sicher festzustellen, weil hier das ganze Gehänge mit Weinbergen bedeckt ist und ein Eindringen in dieselben unmöglich war. Der südfallende Taunussandstein des Romberges begrenzt diese Doppelmulde der Hunsrückschiefer im N. Er stellt sıch nach Assmannshausen hin immer steiler und streicht in dem Steinbruch hinter dem Bahnhof N. 700 ©. und fällt 700 nach SO. Dort erreicht er sein Ende und unter ihm treten die bunten Taunusschiefer zu Tage. Die Grenze zwischen beiden Gesteinen A. Rornpuerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 19 lässt sich ın ostnordöstlicher Richtung auf dem südlichen Gehänge des Aulhausener Thales weiter verfolgen, wobei man zugleich be- merkt, dass in höheren Lagen die Neigung der Schichten eine schwächere ist und von 70 bis auf 300 zurückgelt. Man darf darin die Anzeigen einer sattelförmigen Umbiegung der bunten Schiefer vermuthen. Auf der Nordseite dieses Thälchens stehen hingegen diese Schichten fast alle saiger oder sind sogar ganz steil ebenfalls nach S. geneigt. Eine stärkere quarzitische Ein- lagerung streicht N. 500 OÖ. auf dem Kamm des Eckersteinkopfes hin. Vorn am Kopf gegen Assmannshausen zu, theilt sich dieser Zug gabelförmig und der eine Felsgrad zieht sich in der Rich- tung N. 400 O., der andere in N. 500. O. in’s Thal herab, wo beide als hellfarbige natürliche Mauern hinter den Häusern des Dorfes vorspringen. Besonders überzeugend tritt diese sattel- förmige Anordnung hervor, wenn man den Eckersteinkopf nach- mittags vom jenseitigen Rheinufer aus betrachtet. Dieser Assmannsbauser Zug von bunten Taunusschiefern zeigt also einen sattelförmigen Bau, aber merkwürdiger Weise liegt der First des eben beschriebenen Gewölbes nicht in der Mitte dieses Zuges, sondern ist der Nordgrenze nahe gerückt. Nicht genügend lässt sich das aus der flacheren Neigung der Schichten im S. er- klären und es ist sehr wahrscheinlich, dass im S. noch ein zweiter aber nicht so hoher Sattel liegt. Dafür sprechen die quarzitischen Einlagerungen im Aulhausener Thal, die südlicher liegen als die- jenigen des Eckersteinkopfes und die sich wahrscheinlich nach W. in den Rhein fortsetzen. Wenigstens besteht der Redelstein, wie der ungewöhnlich niedrige Wasserstand in diesem Herbst leicht erkennen liess, aus grünlichem Quarzit und rothen und grünen bunten Taunusschiefern, welche mit einander wechsellagern und in verticaler Stellung N. 600 O. streichen, d. h. gerade auf die Kirche von Assmannshausen zu, in welcher Richtung auch jener zweite kleinere Sattel zu erwarten wäre. Dieses Schiefergewölbe wird im N. von Neuem durch Taunus- Quarzsandstein begrenzt, welcher zunächst neben der Schlucht, die den Eckersteinkopf vom Bacharacherkopf trennt, in zwei Brüchen aufgeschlossen ist. Im ersteren erkennt man einen schmalen 2 30 A. Rorurnerz, Ds Rheinthal unterhalb Bingen. hohen stehenden Sattel, im zweiten grösseren fallen alle Schichten steil nach SO. und streichen N. 250 O. bis zur Höhe des Bacha- racherkopfes herauf. Aber schon 200 Meter Rhein-abwärts unter- halb des Badehauses ragen Felsen aus den Weinbergen auf mit fast söhliger Lagerung der Bänke. Doch dauert es nicht lange, so heben sie sich nach N. in die Höhe und stehen bei Bahn- wärterhaus 101 schon saiger. Damit haben wir vom Assmanns- hauser Sattel weg eine etwa 700 Meter breite Mulde durchquert, die im Einzelnen aber noch kleinere Faltungen aufweist. Nun folgt der kleine Sattel von bunten Taunusschiefern, den HOLZAPFEL entdeckt hat, und der in einem kleinen Stein- bruche !) in einer Breite von mehreren Metern aufgeschlossen ist. Er ist steil nach N. geneigt und wird schon in geringer Höhe am Gehänge von dem Sandstein überwölbt, der aber sogleich auf der Nordseite wieder in steile Stellung übergeht und diese bis zu dem Steinbruche 200 Meter oberhalb des Bahnwärterhauses 102 bei- behält. Hier hat HoLzArrEL eine sehr hübsche Ueberschiebung entdeckt, durch welche die verticalen über nach S. fallende Sand- steinbänke geschoben worden sind (Fig. 3). Die Ueberschiebungs- fläche streicht N. 550 O. und fällt mit 180 nach SO., in welcher Richtung das Dach der Spalte schöne Schrammung zeigt. Weiter nach N. habe ich von dieser Ueberschiebung keine deutlichen Spuren mehr auffinden können und ich glaube nicht, dass sie eine grössere tektonische Bedeutung hat als die ist, welche ich ihr im Profil I gegeben habe. Nimmt man mit HOoLZAPFEL an, dass sie sich weiter oben steiler stellt, so würde sie ım Hörkopf zum Aus- strich kommen und nicht im Teufelscadrich, wohin sie bei HoLz- APFEL nur deswegen reicht, weil sein Profil zweimal überhöht ist. Uebrigens sieht man weder am Teufelscadrich noch auf der Höhe des Hörkopfes die Sandsteinbänke so steil gestellt, wie sie in l) Von diesem Bruche sollen die bunten Schiefer hergefahren worden sein, mit welchen das Grundstück neben der Strasse und südlich der Kurhausanlage in Assmannshausen reichlich überschüttet worden ist, um es zu erhöhen und zu fructifieiren. In späterer Zeit, wenn die Herkunft in Vergessenheit gerathen sein wird, könnte dieses Vorkommen leicht zu irrigen Vermuthungen Anlass geben. A. Roruruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 2] Fig. 3. Theil der Steinbruch-Wand bei Kilometer-Stein 71.3 nördlieh von Assmanns- hausen. 1:70. a Bunte Taunusschiefer, zu oberst stark verstaucht. 5 Taunusquarzsandstein. c Derselbe, aber ohne Bankung, 0,2 Meter stark und auf der Ueberschiebungs- fläche d ruhend. jenem Profil gezeichnet sind. Ueberall liegen die Schichten flach oder sind wenig nach S. geneigt. In dem beschriebenen Steinbruche treten unter den Sand- steinen 5 die bunten Schiefer zu Tage und zeigen in der Süd- ecke des Bruches eine kleine Schleppung. Wir sind hier also auf der liegenden Grenze des Taunus-Sandsteines und wenn wir diese nach N. verfolgen, so sehen wir, dass sie sich in den Weinbergen am Gehänge heraufzieht und im Hermerseigraben eine Höhe von etwa 600 Fuss erreicht. Von da steigt sie am westlichen Abfall des Hörkopfes herauf bis zu 700 Fuss Höhe und ınan kann dort im Walde an mehreren Stellen recht deut- lich den Schiefer unmittelbar unter dem Sandstein mit ganz ge- ringer Neigung gegen den Berghang einfallen sehen. Dann senkt sich die Grenze bis zur Sohle des Speissbachthales wieder um 100 Fuss. Trotz der vielen Ueberschüttungen kann man am Fussweg links von dem kleinen Bächlein diese Grenze noch ziem- lich genau feststellen, dann aber verschwindet sie alsbald unter ausgedehnten Sandstein -Halden, welche die Abhänge des Teufels- cadrichs umhüllen. Dennoch fand ich mitten in unwegsamem 22 A. Rorurterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. Kleinholz in einer Höhe von etwa 1200 Fuss südwestlich von dem Aussichtspunkte dieses Berges mehrere Stücke des rothen Schiefers, die zu beweisen scheinen, dass diese Stufe sich vielleicht in Form eines schmalen Sattels, wie ich es -ım Profil I angedeutet habe, hier heraufzieht. Deutlich wird die Grenze erst wieder auf der Grenzschneisse im NW. des Berges, wo ich sie ungefähr bei Stein 9? in einer Höhe von 1080 Fuss antraf. Von da biegt sie auf die Nordseite des Berges herum in’s Bodenthal herein, wird aber bald von dem dichten Waldbestande verhüllt. Sie reicht sicher nicht sehr weit nach O., wo alsbald der ganze Hang nur noch Quarzsandstein aufweist, auf dem noch weiter östlich die Basaltdecke der Wald- burgerhöhe liegt, sondern biegt unter spitzem Winkel um und läuft weiter unten am Gehänge wenig oberhalb der Thalsohle nach W. zurück. Darunter befindet sich wieder Taunus- Quarz- sandstein, der auch das ganze gegenüber liegende Thalgehänge bis herauf zu den Höhen des Schock und Jägerhornes bildet. Weiter nach N. kommt der bunte Taunusschiefer nirgends mehr zum Vorschein, vielmehr treten, wo der Boden des Kammerforstes sich gegen das Wisperthal wieder senkt, unter dem Quarzsandstein überall die Hunsrückschiefer mit meist ziemlich flachem Südfallen hervor. Dieses ganz unerwartete Lagerungsverhältniss, wonach der ältere Sandstein auf dem jüngeren Hunsrückschiefer flach auf- liegt, ist durch HOLZAPFEL nachgewiesen und durch einen Schürf- versuch bestätigt worden, den man nach den Angaben, die ich Herrn Förster Lippert verdanke, südlich vom Jägerhorn im Re- vier 44 mitten im Quarzsandsteingebiet vor mehreren Jahren ge- macht hat. Man stiess dabei in einer Tiefe von nur 10 Metern auf den schwarzen Hunsrückschiefer. HOoLZAPFEL sucht die Ursache dieser früher unbekannten An- ordnung in einer flachen, nach N. gerichteten Ueberschiebung des Quarzsandsteines über den Hunsrückschiefer, und dementsprechend sieht man in dem von ihm gegebenen Profil den Sandstein mit steiler Südneigung discordant über dem flachen z. Th. sogar hori- zontalen Hunsrückschiefer liegen. Um die Zunge von buntem Taunusschiefer im Bodenthal zu erklären, nımmt er noch eine A. Rornuruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 23 zweite Ueberschiebung des Teufelscadrichs über die Sandsteine des Schocks an, die im Profil allerdings ın die Thalöffnung fällt und darum nur punktirt eingezeichnet werden konnte. Die verkehrten Lagerungen wären danach also nicht etwa Folge von Umkippungen, sondern nur von seitlichen Ueberschie- bungen, wobei in den einzelnen Schollen doch alle Schichten normal, d. h. mit ihrer ursprünglichen Oberfläche nach oben lägen, Im Gebiete unseres eben geschilderten Querschnittes sind die Aufschlüsse nicht genügend, um die Richtigkeit dieser Hypothese zu begründen oder zu widerlegen, und erst die Aufschlüsse weiter unten im Bodenthal und insbesondere auch die auf der linken Rheinseite werden uns lehren, dass wir es hier nicht mit Ueber- schiebungen, sondern mit einem nach N. überkippten Sattel zu thun haben. Rückblickend auf unser Profil I erkennen wir jetzt, dass die grosse Breite der Ausstrichzone des Taunussandsteines, welche das Rheinthal durchqueren musste, nicht etwa durch eine be- sonders grosse Mächtigkeit dieser Stufe, sondern durch eine fünf- fache Faltung und die flache Lagerung der fünften Falte bedingt ist. Die Breite der Ausstrichzone misst über 7 Kilometer, die Mächtigkeit der Taunusquarzsandsteine höchstens 500, meist aber nur 2— 300 Meter. In 3 Sätteln tritt auch das Liegende zu Tage und in 3 Mulden legt sich noch das Hangende in die Falten. Die mittleren drei Sättel können als stehende bezeichnet werden, während der süd- liche etwas nach S., der nördliche sehr stark nach N. überkippt ist, so dass man ganz wohl von einer fächerförmigen Anord- nung der Falten reden kann. In Anlehnung an die von HoLZAPFEL gewählte Bezeichnung nenne ich die Sättel der Reihe nach von S. nach N.: Ehren- felser, Niederwald-, Assmannshauser, Rheinstein- und Bodenthaler Sattel nur mit der Einschränkung, dass der Rheinstein-Sattel enger zu fassen und auf das Quarzsandstein- Gewölbe zu beschränken ist, auf welchem das Schloss steht und ferner, dass der Niederwald-Sattel noch erst genauer festgestellt werden muss, | 24 A. Rorurterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. In der Hauptsache streichen diese Falten in ostnordöst- licher Richtung, also quer zum Rheinlauf, so dass sie alle am rechten Thalgehänge zum Ausstrich kommen und dort am besten studirt werden können, während sie auf der davon abgewendeten Seite durch diluvialen Lehm und die tertiären Sande der Hoch- flächen stark verdeckt sind. Zwischen Ehrenfels und Assmannshausen sieht man sogar härtere Bänke der Ehrenfelser Mulde und des Assmannshäuser Sattels nicht nur am Gehänge bis herab zum Thalboden aus- streichen, sondern auch sich im Rheinbett fortsetzen, in welchem sie kleine, aber der Schifffahrt sehr hinderliche Riffe und Insel- chen bilden. Diese waren es hauptsächlich, welche zu einer Zeit, in der man sich Spaltenthäler durch das Aufreissen klaffender Gebirgsspalten entstanden dachte, gegen eine solche Entstehung sprachen und das KRheinthal als reines Product der Erosion auf- zufassen zwangen. Unterhalb Assmannshausen tritt aber eine Aenderung ein. Der Bodenthaler Sattel, wie wir ihn im Profil I kennen gelernt haben, setzt sich nicht ungestört bis zum Rhein fort, sondern er- leidet westlich einer von der Hermersei nach dem Tiefenthal in süd-nördlicher Richtung verlaufenden Linie bedeutende Störungen. Der Bau dieses westlichen Abschnittes wird durch das nächste Profil erläutert. b) Birotil 1]. Das Hermersei-Thälchen ist eine kleine Schlucht, die beim Bahnwärterhaus 102 ins Rhein-Thal einmündet, gerade gegenüber der Clemens-Capelle, und die ich 1884 unter »der nahen Seiten- schlucht« gemeint habe. Sie führt auf den Karten keinen Namen, aber die Flur, in der sie liegt, heisst »Hermersei«. Steigt man von den jetzt auflässigen Mangangruben Hörkopf lund Walpurgis, welche das Erz auf der Sohle eines tertiären Sand- agers abgebaut haben, über die fachliegenden Taunus-Quarzsand- steine durch die bewaldete Schlucht herab, so erreicht man an der unteren Waldgrenze bei einer Höhe von ungefähr 600 Fuss, wie bereits bei Schilderung des ersten Profiles erwähnt worden ist, die bunten Taunusschiefer, deren Fruchtbarkeit und Cultur- A. Rorseterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 935 fähigkeit zu Weinberganlagen geführt haben und von denen man vermuthen könnte, dass sie bis zum Bahnkörper herabreichen. Ist man aber in denselben etwa 150 Fuss herabgestiegen, so stösst man unerwarteter Weise wieder auf den Quarzsandstein, dessen Bänke ebenfalls flach liegen und der in mehreren Felsriffen aus den Weinbergen aufragt. In einem ist ein grösserer Steinbruch- betrieb im Gange. Wer hingegen nur den Rhein entlang wan- dert, sieht bloss diese Sandsteine anstehen und wird die höher oben ausstreichenden Schiefer leicht ganz übersehen, was wirklich auch trotz meiner früheren Mittheilung bisher geschehen zu sein scheint. en Man könnte geneigt sein, dieses Schieferlager, das oben wie unten von jüngerem Sandstein eingefasst ist, als eine Einlagerung in letzterem oder als den Ausstrich des Kernes eines liegenden Sattels aufzufassen, wofür besonders das ungefähr gleichbleibende Streichen und Fallen sämmtlicher Schichten zu sprechen scheint. Dabei müsste natürlich die untere Grenze des Schiefers mit den Schichtgrenzen parallel verlaufen. Dies ist aber nicht der Fall. Während näm- lich die Schichten des Schiefers und des hangenden Sandsteines von N. nach S. streichen und schwach nach O. einfallen, fällt die Grenzfläche des Schiefers gegen d&n tieferen Sandstein bei unge- fähr gleichem Streichen mit 70% nach W., was man durch eine genaue Begehung dieser Grenze und Eintragung derselben auf der Karte mit ziemlicher Genauigkeit bestimmen kann. Damit giebt sich diese Grenzfläche als eine Bruchfläche zu erkennen, auf welcher die Sandsteine im W. in das tiefere Niveau der bunten Schiefer verschoben worden sind. Dementsprechend hat man unter diesem westlichen Sand- stein in tieferer Lage von Neuem die bunten Schiefer zu erwarten, und in der That findet man sie auch am Ausgang des Speissbach- thales in dem Steinbruch auf der linken Thalseite, unter dem nach NO. einfallenden Quarzsandstein, der im Streichen und Fallen kleine Undulationen zeigt, hervorstreichen. Geht man also dieses Thal herauf, so trifft man zuerst bis zu 300 Fuss Meereshöhe bunte Schiefer von Quarzsandstein überlagert und in den Berg einfallend, und weiter oben bis 600 Fuss Höhe nochmals bunten 26 A. Rorurterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. Fig. 4. Querschnitt durch das rechte Rheinthalgehänge unterhalb Assmannshausen. 1: 12700. 0. W. Hörkopf 2 Bahnkörper KRheinspiegel Meeresspiegel a Bunter Taunusschiefer. 5 Taunusquarzsandstein. c Querverwerfungsspalte, 70° nach W. geneigt. Schiefer von Quarzsandstein überlagert, ebenfalls flach in den Berg einfallend. Wenn es nun richtig sein soll, dass das Gebirgsstück im W. jener nord-südlich streichenden und unter 70° nach W. geneigten Grenzfläche ein verschobener Theil des östlichen Gebirges ist, so muss jenes nothwendig den gleichen inneren Bau wie dieses be- sitzen, d. h. die Formen eines nach N. überkippten liegenden Sattels zeigen. Das ist denn auch in nicht zu verkennender Weise der Fall. Folgt man zunächst .dem bunten Schiefer am Ausgang des Speissbachthales nach N.. so sieht man ıhn alsbald entsprechend seinem Streichen N. 600° W. unter den Thalboden verschwinden, ‘der hangende Sandstein steht am Bahnkörper an, legt sich erst horizontal und steigt dann rasch gegen N. an. In Folge dessen taucht auch der liegende Schiefer sogleich wieder aus der Tbal- sohle auf und zieht schräg am Gehänge des Berges herauf, so dass der Quarzsandstein sich immer weiter von der Sohle entfernt und das Gehänge schliesslich bis zur Höhe von über 1000 Fuss nur noch aus buntem Schiefer und seinen quarzitischen Einlagerungen gebildet wird. Wir erkennen darin deutlich den Südflügel des Bodenthalsattels wieder nur in etwas tieferer Lage als im ©. A. Rornruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 97 Im Bodenthal selbst taucht dann aber in überzeugender Weise der Quarzsandstein wieder unter diesem Schiefer hervor. Ein kleiner Steinbruch an der oberen Weinberggrenze auf der lınken Ried, Steinbruch im Bodenthal. u um a Taunusquarzsandstein. 5 Rothe und grüne bunte Taunusschiefer. c Grünliche quarzitische Sandsteine und Thonschiefer. Thalseite, da wo der Weg den Bach kreuzt, ist in dieser Hinsicht sehr lehrreich. Der bunte Schiefer liegt hier unmittelbar und gleichförmig auf dem Quarzsandstein, der an der Grenze grob- sandig wird und in so inniger Weise mit dem Schiefer verknüpft ist, dass an eine Ueberschiebung nicht gedacht werden kann. Der Schiefer zieht sich auch noch auf die rechte Thalseite herüber. Steigt man im Wald gleich westlich neben dem Tiefenbachthal am Gehänge herauf, so bewegt man sich bis zur Höhe von über 700 Fuss auf einer dünnen Decke von rothen Schiefern, unter welcher am Seitengehänge des Tiefenbaches zwei kleinere Stein- brüche bereits im liegenden Quarzsandstein brechen, der wie die Decke selbst nach S. einfällt. An den Seitenrändern jener kleinen Decke streicht überall dieser Sandstein hervor, der danu den Waldboden bis herauf zum Schock ausschliesslich einnimmt. So- bald man sich aber der oberen Weinberggrenze im W. nähert, sieht man eine Reihe guter Aufschlüsse, in denen sich zwischen quarzitischen Sandsteinlagen reichlich Hunsrückschiefer einstellen, 28 A. Rorueterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen, die nach dem Rheine zu abwärts immer mächtiger werden und wie die Sandsteine und bunten Schiefer nicht sehr steil nach S. ein- fallen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass hier unsere drei devonischen Stufen concördant, aber in verkehrter Reihenfolge über einander liegen und den überstürzten Nordflügel des Boden- thaler Sattels bilden, dessen Südflügel wir auf der Südseite des Bodenthales gerade verlassen haben. Aber auch hier liegt alles tiefer als im O. und die Verwer- fungsspalte, die wir im Hermersei- und Speissbachthal kennen gelernt haben, streicht sehr wahrscheinlich im Tiefenbachthal Fig. 6. Querschnitt durch die rechte Rheinthalseite zwischen Assmannshausen und Lorch. 1: 19000. a Tem m me me m an, ln ee BE EEE EEE ENTE EI: SEIT = nn re Be ee 2 S= Taase Sa Sn men m m nn Meeresspiegel 1. Bunter Taunusschiefer. 2. Taunusquarzsandstein. 3. Hunsrückschiefer. herauf. Denn während auf der rechten Seite dieses Thälchens der Bergrücken von buntem Schiefer gekrönt ist, fehlt derselbe auf der linken Seite ganz, trotzdem das linke Gehänge viel höher ist und gerade im Streichen jener Decke liegt, so dass sie auch dort vorhanden sein müsste, wenn keine Verschiebung stattge- funden hätte. Nun müssen wir nochmals zum Steinbruch in der Hermersei zurückkehren, um eine kleine Complication kennen zu lernen, die mir früher (1884) entgangen war. Vielleicht war sie damals noch nicht aufgeschlossen. Im oberen Theil:des Steinbruches nehmlich der von oben bis unten aus Quarzsandstein besteht, welcher ziem- lich flach liegt, aber einige kleine Flexuren zeigt, schaltet sich ein etwa 3 Meter starkes Lager von grünlichen und röthlichen Taunusschiefern vollkommen concordant ein. Es kann als der obere Theil eines kleinen liegenden Sattels gedeutet worden, der durch den Steinbruch seitlich angeschnitten A. Rorurterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 99 Fe... 8 Steinbruch beim Bahnwärterhaus 102 in der Hermersei, 02} a Bunter Taunusschiefer. 5 Quarzsandstein. worden ist. Wir werden sogleich ähnliches auf der anderen Rheinseite antreffen, nur dass dort die sattelförmige Umbiegung selbst noch zu sehen ist und es überhaupt klar wird, dass der liegende Bodenthaler Sattel in Wirklichkeit gegen seinen First in einer Mehrzahl kleiner spitzer Sättel ausläuft, so dass wir ganz wohl berechtigt sind, auch die kleine Einlagerung in der Her- mersei als einen solchen kleinen Secundär-Sattel anzusehen. Südlich der Hermersei streicht unsere Verwerfungsspalte in’s Itheinbett und liegt bei Assmannshausen wahrscheinlich schon auf der linken Stromseite, denn der Redelstein und die Lochsteine gehören noch, wie wir früher gesehen haben, zu dem ungestörten östlichen Gebirgstheil, der aber, wie wir später zu beweisen haben, nicht ungestört auf das linke Ufer herüberreicht. IH. Beschreibung der linken Rheinthalseite. er Prof ll: Dass die bunten Taunusschiefer des Assmannshäuser Sattels linksrheinisch im Pössbachthal ihre Fortsetzung haben, ist seit laugem bekannt. Man nahm sogar an, dass der Zusammenhang unter dem Rheinbett ein vollkommener und ganz ungestörter sei. Eine genaue Eintragung der Grenzen ergiebt aber, wie aus der Karte zu ersehen ist, dass dies nicht der Fall ist und dass der Sattel auf der linken Seite um 200 Meter zu weit nördlich liegt. Man muss also entweder annehmen, dass dieses Gewölbe unter dem 30 A. Roruruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. Rhein eine starke horizontale Verbiegung oder eine Verschiebung auf einem Querbruch erfahren hat. Im Uebrigen ist der Gewölbe- bau beiderseits ganz derselbe. Auch im Pössbach stehen die Schichten steil, fallen auf der Südseite nach S. ein und stehen auf der Nordseite meist saiger. Am Schweizerhaus kann man in den quarzitischen Bänken Andeutungen einer steilen Sattelstellung finden, wie sie am Eckersteinkopf so deutlich hervortritt. Nach S. hin lagert sich der Taunus-Sandstein an, der mit wechselndem Einfallen nach N. und S. bis in die Nähe von Bingerbrück reicht, aber zwei grössere Mulden von Hunsrückschiefer einschliesst, welche der Niederwald- und Ehrenfelser Mulde auf der anderen Thalseite zu entsprechen scheinen. Während aber dort mit dem Südflügel der Ehrenfelser Mulde dem Profil durch den Rhein ein natürliches Ende gesetzt ist, lässt es sich hier noch weiter ver- folgen. Der aus Taunussandstein bestehende Muldenflügel biegt sich zum Sattel um und wird von steil nordfallendem Hunsrück- schiefer umsäumt, dann folgen die quarzitischen Schiefer des Ruppertsberges, die vielleicht das Ooblenzien vertreten, und weiter- hin der mitteldevonische Dolomit, alles steil nach N. resp. NW. geneigt. Dies giebt das Bild eines nach S. etwas überkippten Sattels; statt dass sich nun aber daran eine Mulde schlösse, folgt nach dem Dolomit sogleich wieder steil gestellter bunter Taunusschiefer 1), darauf der Taunussandstein des Hassenkopfes und dann die Huns- Fig. 8. Ergänzung des Profiles III nach S. 1:50000. Kreuzbach Ruppertsberg Hassenkopf Münster AD care b c A I/II, SE, R a — - le), SH, a Bunte Taunusschiefer. 5 Taunusquarzsandsten. c Hunsrückschiefer. d Coblenzstufe.. e Mitteldevonische Dolomite und Eisenerze. ) Diese Zone habe ich seit 1834 nicht mehr begangen, doch halte ich es nicht für unwahrscheinlich, dass darin auch noch ältere Schiefer, die man von Gedinnien trennen sollte, liegen. A. Rorrruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 31 rückschiefer bei Münster. Es kann gar keinem Zweifel unter- liegen, dass bei Bingen ein Längsbruch die regelmässige Falten- form gestört hat. Kehren wir zum Assmannshäuser Sattel zurück, so ergiebt sich, dass er auf der Nordseite von stark gefaltetem Taunussand- stein begrenzt wird. Der nach N. etwas überhängende Rheinstein- sattel hebt sich durch die schönen Felsbildungen deutlich aus dem Wald heraus. Ein innerer Kern von bunten Schiefern, wie wir ihn auf der anderen Thalseite unterhalb Assmannshausen ange- troffen haben, tritt jedoch nicht zu Tage. Von da Rhein-abwärts ıst leider vieles durch eine dichte Walddecke verhüllt, doch stösst man schon zwischen dem Bahn- wärterhaus 47 und dem Ühausseestein 145,3 auf die bunten Schiefer, die flach nach S. einfallen, sie ziehen sich eine grosse Strecke weit schräg am Berghang herauf, vom (@uarzsandstein über- und unterlagert. Sie stellen also einen überkippten schrägen Sattel dar und der liegende (Quarzsandstein gehört dem über- stürzten Nordflügel zu. Letzterer steht neben der Chaussee bis in die Mitte zwischen Stein 144,9 und 144,8 an, zeigt aber allerhand kleine Faltungen. Dann stellt er sich ganz saiger und schliesst von neuem eine etwa 20 Meter breite Zone von bunten Taunus- schiefern ein. Das ist wohl der Phyllitzug, den LOssEn auf seiner Karte eingezeichnet und von hier aus quer über Berg und Thal bis in’s Aderthal gezogen hat. Weiter abwärts nehmen die Sand- steine abermals starkes Südfallen an und auch die bunten Schiefer treten zwischen 144,8 und 144,7 wieder als eine schmale Zone hervor, die im Sandstein liegt und sich schräg am Berg herauf- zieht. Der untere Sandstein schwillt dann zu den hohen Felsen an, die über der Ulemens-Üapelle emporragen und unter denen zwischen 144,7 und 144,6 von neuem die bunten Schiefer als 100 Meter breites aber flaches Gewölbe hervortreten. Auf seinem First macht sich eine zungenförmige Einpressung des Schiefers in den hangenden Sandstein bemerkbar, die von LossEn und C. Koch abgebildet worden ist. Mir scheint dies eine ganz unter- geordnete Störung von nur localer Bedeutung zu sein. Bei der Clemens-Capelle zweigt eine Strasse in's Morgenthal 32 A. Roruruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. ab; wo sie beginnt, erreicht der Quarzsandstein flach nordfallend schon wieder die Thalsohle, legt sich alsbald söhlig und nimmt schliesslich eine südliche Neigung an, als ob es sich um eine ein- fache flache Mulde handelte. In Wirklichkeit aber sind es nur Ver- biegungs-Erscheinungen in dem hangenden Flügel eines liegen- den Sattels, der hier etwas wellig gebogen ist. Denn alsbald treffen wir, durch die Strassenanlage &ut aufgeschlossen, zwei kleine liegende Sattelfirste in diesem Sandstein, die als Kern noch bunten Fig. 9. Aufschlüsse bei der Clemens-Capelle an der Chaussee (e—e) und dem oberen Wege in’s Morgenthal (d—d). a! und a? zwei überkippte Sättel von buntem Taunusschiefer, von 5 Taunus- quarzsandstein überlagert. c, c kleine Ueberschiebungen. Taunusschiefer einschliessen. Die ebenfalls nach S. geneigten Sandsteinbänke, auf denen die Falkenburg steht, und die über das Morgenthal herüber in unmittelbaren Zusammenhang mit diesen liegenden Falten treten, können somit nicht anders denn als First-Theile dieser überkippten Sättel angesehen werden. In diesem Profil haben wir also im N. des, Assmannshauser (rewölbes noch 4 Sättel, die alle nach N. übergekippt sind. Am wenigsten ist es der Rheinsteinsattel. Die zwei nördlichsten sind es aber so sehr, dass ihre Firste theilweise übereinander zu liegen kommen. Vor 11 Jahren, als ich noch unter dem Einflusse der Lossen’schen Auffassung stand, wonach nur stehende Sättel vorhanden wären, hielt ich den Clemens-Sattel für einen auf einem Querbruch abgesunkenen Theil des darüber liegenden Sattels, den ich für den First eines sehr breiten, aber flachen stehenden Ge- wölbes hielt. HoLzArFEL hat sich (S. 117) ın gleichem Sinne ausgesprochen, aber eine genauere Untersuchung und die lehr- A. Rorueterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 33 reichen Aufschlüsse an der Strasse ım Morgenthal, sowie die ent- scheidenden Lagerungsverhältnisse im Bodenthal und bei Trecht- lingshausen, zu deren Untersuchung ich früher nicht gekommen war, zwingen mich, diese Auffassung aufzugeben. Ein Vergleich dieses Profiles mit den schon beschriebenen zwei anderen stösst deshalb auf besondere Schwierigkeiten, weil wir nicht wissen, ob die vom Profil II durchschnittenen Schichten ohne Unterbrechung über den Rhein in das Profil III herüber- setzen. Nimmt man an, es sei so, dann muss man zugeben, dass der Bodenthal-Sattel im Profil III fehlt, während der nördlichste Clemens-Sattel in dem Hermersei-Sattel eine Vertretung findet. Die zwei südlicheren Sättel können dann natürlich rechtsrheinisch gar nicht mehr erwartet werden, weil die Verwerfung dort ab- schneidet. Mit Profil I wird es unter dieser Annahme freilich schwer, einen Vergleich zu ziehen, weil dort zwischen dem Rhein- stein- und Bodenthal-Sattel keine anderen Falten liegen; indessen könnte man vielleicht die Hermersei- Ueberschiebung dafür ver- antwortlich machen und sie erhielte dann eine nicht unbedeutende tektonische Bedeutung. Durch sie müssten die Clemensfalten über- schoben worden sein und wären jetzt etwa auf der Höhe des Hörkopfes zu suchen; da sie dort thatsächlich aber nicht liegen, so verliert dieser Vergleich sehr an Wahrscheinlichkeit. Leichter ist es, die Clemensfalten in ihrer Gesammtheit als ein Aequivalent des Bodenthal-Sattels aufzufassen, nur hätte dieser Vergleich zur Voraussetzung, dass eine Querstörung Profil II von III trenne. Dieselbe würde hier ganz im Rheinbett liegen müssen und könnte also nicht beobachtet werden, aber vielleicht kann sie weiter nördlich gegen Lorch aufgefunden werden, wo es jedenfalls sehr auffällt, dass am Angstfelsen die Hunsrück- schiefer mit ihren quarzitischen Einlagerungen nicht mehr wie am Cammerforst stark nach S., sondern sehr steil nach N. ein- fallen, z. Th. sogar vertical stehen. Ein bestimmteres Urtheil lässt sich darüber aber kaum eher gewinnen, als bis grössere Areale genau geologisch aufgenommen sein werden. Jahrbuch 1895. [3] 34 A. Rorurrerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. d) Profil IV. Um ein letztes Profil noch weiter im W. zu legen, empfiehlt es sich, vom Assmannshauser Sattelzug auszugehen, so wie er durch den Pössbach erschlossen ist. LossEn hat denselben als un- unterbrochenen Zug über den trennenden Höhenrücken hinweg in’s hintere Morgenthal gezogen. Geht man wirklich in dieser ost- westlichen Richtung das Pössbachthal herauf, so bemerkt man bald, dass das Thal und die bunten Taunusschiefer sich nach SW. wenden und man aus dem Sattelzug heraus in die Quarzsand- steine geräth. Versucht man es hingegen, den Schiefern im Streichen zu folgen, so gewahrt man, dass sie im Hintergrund des Thales plötzlich verschwunden sind und dem Quarzsandstein Platz gemacht haben, der die Höhen des Andreasberges aus- schliesslich im Besitz hat. Längs einer nordsüdlich verlaufenden Linie hören sie auf wie ein Erzgang an einer Verwerfung. Frei- lich darf für den, der sich dies etwa selbst ansehen will, nicht unerwähnt bleiben, dass die Verbreitung der Schiefer in diesem vollkommen bewaldeten Gebiete sich nur feststellen lässt, wenn man unverdrossen alle die kleinen und grösseren Waldwege ab- läuft, und in den Gräben und Wegeinschnitten nach Aufschlüssen sucht. Um den im Hintergrund des Pössbachthales verloren ge- gangenen Schieferzug ganz wieder auszurichten, musste ich etwa 600 Meter querschlägig nach N. gehen. Da findet man das Ost- ende der westlichen Fortsetzung, die zuerst am Weg, der vom Schweizerhaus kommt und nach dem Jägerhaus im Morgenthal führt, aufgeschlossen ist und zwar von der Eiche am Wegkreuz der Kammhöhe an bis herab in's Morgenthal. Von dort folgen die Schiefer den Thalgehängen bis nahe an’s Jägerhaus heran, das selbst auf ziemlich mächtigem diluvialem Lehm steht, der hier ein grosses Areal bedeckt. In diesem um 600 Meter nach N. verschobenen Theil des Sattels fallen die bunten Schiefer, wie es scheint, durchschnittlich flacher nach S. als ım Pössbach und bei Assmannshausen, als ob hier das Gewölbe schon etwas nach N. überkippt wäre. Geht man aber von diesem Zug aus, nordwärts etwa das Morgenthal A. Rorurverz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 35 herunter bis an den Rhein, so bekommt man auf diesem ganzen Weg nur Taunus-Quarzsandstein anstehend zu sehen, meist in sehr flacher Lagerung, aber mehrfach sich auch steiler aufbiegend zu sattelförmigen Flexuren. Die bunten Schiefer treten nirgends zu Tage, auch da nicht, wo sie Lossen als über das Thal streichend eingezeichnet hat. Versucht man es weiter im W. vom Jäger- haus nach N. vorzudringen, so überschreitet man zuerst ein breites flaches Diluvialfeld und gelangt dann auf die Höhe des Franzosen- kopfes, wo zwar keine grösseren Felspartien aus dem Waldboden aufragen, aber nur Blöcke von Quarzsandstein herumliegen und auf die Natur des Untergrundes hinweisen. Steigt man jenseits des Kopfes nach Heimbach herunter, so mehren sich die Schutt- halden von Sandstein, aber noch ehe man die untere Waldgrenze erreicht, stellen sich von den Wegen angeschnitten die Hunsrück- schiefer mit deutlicher Südneigung ein und lehren uns, dass hier wie auf der Nordseite des Cammerforstes der ältere Taunussand- stein auf dem jüngeren Schiefer liegt, dass also hier eine Ueber- kippung stattgefunden hat. Aber der Kern dieses überstürzten Sattels, die bunten Taunusschiefer, sind hier so wenig wie im Morgenthal angeschnitten. Erst der tiefere Einschnitt des Rhein- thales bei Trechtlingshausen war im Stande dies zu thun. Schon in diesem Orte selbst sieht man die bunten Schiefer mit südlichem Einfallen vielfach anstehen. Dahinter im Trecht- lingshauser Thälchen werden sie anfänglich von dem Lehmboden ganz verhüllt, dort aber, wo das Thal sich nach S. umbiegt, stehen sie wieder an und bedecken mit ihren Bruchstücken die Felder. Weiter oben dreht sich das Thälchen neuerdings in die OW.- Richtung und alsbald verschwindet der Schiefer unter dem erst steil nach WSW., dann aber nur noch ganz flach einfallenden Quarzsandstein, den man im ganzen oberen Theil allein noch an- trifft. Mit Unrecht hat Lossen diesen Schieferzug in westsüd- westlicher Richtung das ganze Thal heraufgezogen. Folgen wir der soeben überschrittenen oberen Schiefergrenze im Streichen, so führt sie uns erst etwas ansteigend, dann aber annähernd hori- zontal nach NW., theils entlang der unteren Waldgrenze, theils noch etwas in den Wald heraufsteigend, bis zu dem kleinen Wie- [3*] 36 A. Rorkruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. senthälchen, das etwa 1 Kilometer nordwestlich von Trechtlings- hausen zum Rhein herabzieht. Auf seinem Nordgehänge ragt ein grosser isolirter Sandstein-Felsen aus dem Wald empor. Er be- steht aus Taunus-Quarzsandstein, dessen Bänke bei vorherrschend söhliger Lagerung stellenweise flach nach S. geneigt sind. Ein Steinbruch, der darin angelegt ist, erleichtert es zu erkennen, dass bunte Tannusschiefer über und unter diesem etwa 50 Meter mäch- tigen Felsblock liegen, der nach N. mit den weitausgedehnten Sandsteinlagern zusammenhängend hier zungenförmig nach S. in die bunten Schiefer eingreift, aber auf die Südseite jenes Wie- senthälchens nicht mehr herübergreift. Steigt man über die liegen- den bunten Schiefer nach dem Rhein herab, so trıfft man unter diesen wiederum den Sandstein in annähernd horizontaler Lage- rung. In diesem liegen die grossen Trechtlingshausener Stein- brüche, die bis Sonneck herangehen und den Sandstein in einer Mächtigkeit von mindestens 80 Metern aufschliessen. Der bunte Schiefer bildet hier also zwei Zungen, die horizontal als liegende Sattelfirste von S. in den Quarzsandstein eingreifen und zugleich beweisen, dass der ganze Trechtlingshausener Schieferzug ein lie- gender überkippter Sattel ist, in dessen First eine kleinere Sattel- mulde eingesenkt ist. Der Taunussandstein bei Sonneck muss sich demnach ebenfalls um diese Firste sattelförmig herumbiegen und es entspricht dem das nach N. convergirende Einfallen durchaus, welches HoLZAPFEL bei Schloss Sonneck beschrieben und abge- bildet, aber als Folge einer Ueberschiebung gedeutet hat. Der Quarzsandstein geht hier bis auf den Rheinspiegel herab, aber gleich nördlich von Sonneck sind die Weinberge am Rheinufer auf Hunsrückschiefer gebaut, der ununterbrochen bis Niederheim- bach und noch viel weiter rheinabwärts sich ausbreitet. Die Grenze zwischen ihm und dem Quarzsandstein fällt ungefähr mit der unteren Waldgrenze am Franzosenkopf zusammen und zieht sich demgemäss in westlicher Richtung immer höher am Berg herauf, so dass der Fuss des Berges aus Hunsrückschiefer, der Berg selbst aus Sandstein besteht und es auch hier nicht zweifel- haft bleiben kann, das letzterer über ersteren liegt und beide nach S. geneigt sind oder mit anderen Worten, dass sie dem ver- A. Rorurterz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 37 kehrten Nordflügel des nach N. überkippten Trechtlingshauser Sattels bilden. Dieser selbst hin wiederum hat vollkommen den Bau des Bodenthaler Sattels, liegt wie dieser im N. des Ass- mannshauser Gewölbes und kann also nur als dessen westliche Fortsetzung betrachtet werden, die aber in Folge von Verwer- fungen nach N. verschoben worden ist, denn am jenseitigen Rhein- ufer greift der Hundsrückschiefer viel weiter nach S. zurück als bei Sonneck. Die Verwerfungslinie, die wir westlich von Rheinstein auf dem Bergrücken erkannt haben, und die eine süd-nördliche Rich- tung besitzt, konnte ich mit Sicherheit weiter im N. nirgends mehr festlegen, aber wenn wir sie bis Trechtlingshausen verlän- gern, so läuft sie östlich von diesem Ort in das Rheinbett, und es muss späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben, festzustellen, ob sie auf das jenseitige Ufer hinübersetzt, wofür vielleicht das schon erwähnte ost- westliche Streichen der Hunsrückschiefer beim Angstfelsen und ihr nördliches Einfallen sprechen, oder ob sie mit einer Wendung nach NW. im KRheinbett sich weiter fortsetzt. - Rückblick. Wenn wir die hauptsächlichsten Ergebnisse dieses Aufsatzes kurz zusammenfassen, so sind es folgende: 1. Die drei unterdevonischen Schichtglieder, welche allein sich an dem Aufbau des rheinischen Schiefergebirges zwischen Bingerbrück und Niederheimbach, soweit es auf der beigegebenen Karte zur Darstellung gekommen ist, betheiligen, sind die bunten Taunusschiefer, der Taunus-Quarzsandstein und der Hunsrück- schiefer. 2. Diese drei Glieder sind im Grossen und Gauzen zu Pa- rallelzügen angeordnet, die von WSW. nach ONO. streichen, und zu fünf Falten zusammengeschoben, die von S. nach N. ge- messen eine Breite von über einer geographischen Meile haben. 3. Man kann diese Falten von S. her der Reihe nach be- nennen als: die Ehrenfelser, Niederwald-, Assmannshauser, Rhein- stein- und Bodenthal-Falte. 38 A. Rorurverz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 4. Die Faltung war eine sehr intensive, so dass alle Sättel und Mulden eng zusammengepresst worden sind, wobei die mitt- leren sich vertical, die südlichen etwas nach S., die nördlichen stark nach N. übergelegt haben. Es entspricht das einer fächer- förmigen Anordnung der Falten. 5. An einer Stelle lässt sich mit Sicherheit eine streichende Ueberschiebung erkennen, durch welche das Kkheinsteingewölbe nach N. auf den Südflügel des Bodenthal-Sattels heraufgeschoben worden ist. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass mehrere solcher Ueberschiebungen vorhanden sind, doch habe ich keine bestimmten Anzeigen derselben aufgefunden. 6. Die erwähnten Falten setzen nicht ungestört von einer Rheinseite auf die andere, sondern sind auf Bruchflächen, die annähernd von S. nach N. streichen, verschoben worden. Zwei dieser Querbrüche sind bedeutend genug, um kartographisch dar- gestellt zu werden. Der eine liegt im S. im Rheinbett und setzt nach N. auf das rechte Ufer über; der andere läuft im S. mehrere hundert Meter westlich neben dem Rheinstrome hin und streicht im N. wahrscheinlich in das Strombett hinein. 7. Durch diese zwei Querbrüche, sind sämmtliche Falten in drei Abschnitte zerlegt, und wie am stehenden Assmannshauser Sattel am besten erkannt werden kann, erscheint jeder westliche Abschnitt ein Stück weit gegenüber dem östlichen nach N. vor- geschoben. Der westlichste ist gegenüber dem östlichsten Theil etwa um 800 Meter horizontal verschoben. | 8 Ob und wie viel verticale Verschiebung dabei gleich- zeitig stattgefunden hat, lässt sich gegenwärtig noch nicht be- stimmen. Vielleicht gelingt es später, wenn einmal bessere hypso- metrische Karten vorliegen, aus der verschiedenen Höhenlage der tertiären und diluvialen Decken dahin gehende Schlüsse zu ziehen. Allerdings könnte man aus Profilen, wie sie die Fig. 4 und 6 geben, auf eine verticale Senkung der Rheinthalscholle, als welche ich die von der rechts- und linksrheinischen Spalte umschlossene Gebirgsscholle bezeichnen will, und somit auf eine Graben -Ver- werfung schliessen, aber dieser Schluss wäre nicht zwingend, da A. Rornruerz, Das Rheinthal unterhalb Bingen. 39 eine rein horizontale Verschiebung der Kheinthalscholle nach N. an diesen Stellen zu gleichen Profilen führen müsste. 9. Es ist eine Thatsache, dass das Rheinthal zwischen Bingen und Trechtlingshausen an die Verbreitung dieser zwei Verwer- fungsspalten und an die durch dieselben eingeschlossene Rheinthal- scholle gebunden ist, und man hat deshalb wohl die Berechtigung diese tektonischen Störungen, welche nach den Aufnahmen von ©. KocH weiter östlich im Taunus ganz zu fehlen scheinen, in einen directen genetischen Zusammenhang mit der Entstehung dieses Durchbruchthales zu bringen. (Manuscript Ende 1895 abgeschlossen.) < 3 4; rt‘ Druckfehlerverzeichniss. | | Seite XXXII Zeile 9 von oben lies: »Drsckmann« statt »Drscrmanme. SE RED: » LXIX Zeile 14 u. 19 von oben lies: »Camarophoria« statt » Camorophorias. » 116 Zeile 4 von oben lies: »meinen« statt »meinem«. FON ER, A: W.Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 45/46. N Sach-Register. (Die Versteinerungen sind cursiv gedruckt. — Die Zahlen der Seiten, welche Ab- bildungen, Profilzeichnungen etc. enthalten, und die Tafelnummern sind fett gedruckt.) Seite A. Absonderungsformen des Eisen- spilit : . LXV Neeumnlation 3 se mannie. = =39 Acidaspis sp. XXXVII, 143 Actinocamax westfalicus . ., 45 Adinolen 125, 128, 133, 136, 140, 157, 160 Adorfer Kalk XLV, 73, 128 Agoniatites discoides XLIV » fecundus XXXVII, XL, XLI » Jidelis . XXXVIOI » Holzapfeli XL » inconstans XXXVIII, 126, 146 » » var. expansus 148 » » » obliquus . 143 » zorgensis .» XXXVOI Alaunschiefer XXXV Allochthonie der Kohlenflötze . 1, 13 Alluviale Lehme . „2. .......43 » Bhoner Sa er. A ANvIumr. tler, imo 42 Altglacial ... ... . 195 » ,Geschiebeführung des — 207 Jahrbuch 1895. Seite Ammonites aalensis eingeschwemmt Im Hilsa nt » amblygonius 69,196, 38 » angulatus eingeschwemmt im Hals > 02025 200.796 » ÜSDErTIMUS u m an 1199 » OUTUUS Em a ee rd » bieurvatus . 106, 110 » bidichotomus . . .. 98 » capricornu . . 70, 100 » Carteroni 69, 100, 101, 110 » cornuelianus 106, 107, 108, 110 » elypeolis. © » u 45 » Decheni 64, 65 » Deshayesüi 104, 105, 107, 110 » dutemplianus . 106 » Rmbmamus 2 az » Grotrioenen on. 2 7,98 » heteropleurus . . . . 69 » inflatus 2 22.8109 » interruptus . 63, 65, 109 » loulmsaz ne Nee » Levesquei eingeschwemmt im Hills... 0.02 9.0.2296 » marganitatus "8 2,20 [4] 42 Sach - Register. Seite Ammonites margaritatus einge- schwemmt im Hils . 9% » Martini. 105, 110 » Maugenestin a » mengedensis . . 42 » milletianus 64, 65, 106, 107, 108, 110 » multiplicatus 0098 » neocomiensis . . 98 » nisus . 108, 104, 105, 1:10 » noricus . 98, 110 » Olimeri. see 220098 > oxygonius . 96, 98 » paucinodus 2 nenn. 12.96 » plameostan a » radiatus 96, 98 » rartcostatus mel » rotula, 2 SR 69 » spinatus? weil » tardefurcatus 65, 106, 107, 108, 110 » texanus 42, 43 » varıansı. ae 003 » varıcosus 2m Sr 26 » (Amaltheus) sp. -.. ... 70 » (Hoplites) SP- Zu. si. 95 » (Olcostephanus) bidicho- iomusı, 2 0:22.298,.100 » (Olcostephanus) sp. . . 96 Ammonitiden-Kalke XLVI » Knollenkalke XXXVIII, XL Amplexus hercynicus 142, 143, 144 » infundibulans 142 » Ssp- . . 146 Anarcestes cancellatus . 126, 143 » Karpinskyi .. 126, 143 » lateseptatus .XLIH, 126 Ancyloceras Ewaldi 110 . 102, 103, » gigas . 105 » Hilsi . 010 » variabile . 103, 110 113, 115 Ancylusschichten Seite Annularia radiata . : 222 Anodonta sp. Ä u 02. C Appendices, Wurzel — .3, 9, 29 "Arca carinata 102 Arkosen BAER Aschkuppenquarzit . XXXVI Assmannshauser Sattel 20*, 23*, 24*, 29%, 31%, 34* Athyris concentrica . 145, 146 » spe. a OR Atrypa aspera 145, 146 » plana ee .» reticularis . 142, 145, 146, 147 Aucellenbank 110 Auscellasp. -. » 99 Auenberger Schiehkent XXXVI, XLVO Aufrechte Baumstümpfe 20 ff., 22, 23, Taf. III, Taf. VI Augit im Verwitterungsboden . 90, 92 ' Austernbänke . 124 Autochthonie von Kohlenflötzen 1, 7, 13 Avicula dilatata 145 » sinemuriensis la a ara B. Baltischer Eisstrom „112, 115582 Baltische Endmoräne . 118, 121 Basalt . 2DE Basalttuffe . XCV Baumstümpfe in der Brahrköhle 26, 31 » aufrecht im Braun- kohlenflötz . 20, 22, 23, Taf. III, Taf. IV Bausandstein . LI, LIU Bausteine . LXXV Becken- nern . XCVII Belemnitella mucronata 180 Belemniten ' .. 2) See Belemnites absolutiformis . 101, 102 » brunsvicensis XXX, 66, 99, 100, 101, 102, 104, 106, 108, 110 » clavatus. al) ul mare Sach - Register. 43 Seite. Belemnites ceristatus . 2» 2... 99 I Ewaldi 105, 106. 109,) 110 » explanatoides . » . » % » erplanatus. 2» x - .. 98 » Gras es. 105 » Jaculum . 99, 100, 101 » lateralasn. ee. 38 » minimus .63, 65, 108, 109 » paxilosusa. ee», 10 » pisülliformis . 99,109 » pistillirostris . . . . 9 » Ruüssinsis .n 0... 3% » semicanaliculatus . . . 109 » speetonensis 101, 102 » Strombecki 106, 107, 108, 109, 110 » subquadratus 64, 65, 69, 96, 98, 99, 103, 110 Delocerası sp. RAN.) ; 2198 Bernstein ae ln... CIX Biegung, sattelförmige — der Quazzitschichten. . . . .. 78 ayıdan lepidaı; ei. „er ana unlöl Blasenschiefer LXVII, LXIX Blätterabdrücke . ind. aan 8* Blattersteinzone. - . 2» 2... 151 Blaueisenerde- . unswaseii. ._.171 Blocklehm . . . 48 Blockpackung XCVI, COI, CVI Bodenthaler Sattel 23*, 24*, 26*, 29*, Dan 9 Bohrung, Dirschau Bahnhof Neben- werkstatt . 193-195 Betriebsgarten 188, 195 Eisenbahn-Bau- inspection 194, 195 » » Familienhaus 191% 195 » » Johanniter- Krankenhaus 184, 185, 195 » » Mädchenschule 186, 195 » » Post . 157, 195 Seite Bohrung, Dirschau Schumanns 194, 195 Stadtschule 189, 195 » Ferch, sv 2 ul » Marienburg Bahnhof . 165 Gymnasium 179 Hohe Lauben 201 Kreishaus . 205 » » » » Mittelschloss- brunnen . 204 » » Fostv.’ .'.2°..170 » % a Ey » Marienhöh’ . . . XCIX » Oheim 4, 8, 9, 10, 11, 12, 30 Boitzenburg - Angermünder End- Morane ,° 0 .E ur un MI SA SRCN Bomben, Gabbro— im Schalstein LXV Bomshaier Eisenstein . . . . . 139 Boulder Clay, Lower. ',. 1. 5 4112 118, 115, 117 126, 127, 139 Brandschiefer, Lepidodendron — . 11 » » , Upper . Brancoceras Sp. » D Sigillaria ee 11 Brauneisenerze . . 2 2 2.2..9 Brauneisenerz im Verwitterungs- bodenye „0 alas se E90 Brauneisenstein . . . 2 ..2..2...140 Braunkohlen . XOV. 19 » ‚Baumstümpfe inden— 26 ». -Flötze,Senftenberger — 1 » -quarzit . LIV, LXII » » -Gerölle LV, LVII, LIX bBraunstem., . 0 we ne I 2 Er Bröckelschiefer . . . . . . LXXLI Brongniarti-Pläner. . . . . XXXI Bronteus alternans -. - » =» . .. 142 » Der ve XXXVLUI Buchiola angulfera . » . . . 128 » ferrugmnen) ar. 0 sr 1 149 » palmatayız,., 20. vl » FEITOStIaIaE 0 nel » BPy car Te Ba a er a ER ELV Büdesheimer Schiefer XLIV, XLV, 139 [4*] 44 Sach - Register. Seite Buntsandstein . L, LXXI » , Mittlerer— LI, LXXIV » ,‚ Oberer —. A BR » ‚ Unterer — LI, LXXI C. Calamariaceen . 2 sr 20.6 Calamarien-Rhizome . . . .. 17 Calamites . 8.9810: 19:16 Camarophoria Schlotheimi LXIX Cambrium RE N 16* Carbon... =. 2 Diesen 00128 » -Kohlentlötze nr mn 1 » Pflanzenreste eingeschwemmt Im: ei en 1 Cardiomorpha flexuosa rat 142 Cardiumbank 203, 204 Cardium echinatum 165, 166, 168, 171, 197, 198, 199, 201, 202, 203 » edule 165, 168, 171, 183, 185, 186, 198, 199, 201, 202, 203 » Sp. » 29 » -Sande eh 124 Cenoman . : = AXXI 49 » -Kalke Wr u. 1,94 Cephalopodenkalke N te) Cerithium lima . . 185, 193, 197, 199 » plicatum . re 8 » sp. 186, 198 Chalcedon 148 Charlottenstolln. . 158, 159, 160, 161 Chausseebaumaterial, Kieselschiefer als =. . XLVIOI Cheirurus myops 142, 143 » Sternbergi 0.148 an XXXVIN Chillesford Clay 112, 115 Chlorit BEN ge ee AB Cladochonus Michelini 125, 134 » Schlüteri . 145 Clymenia annulata XLVI, 126, 127, 139 126, 127, 139 126, 139 » laevigata . » speciosa Seite Olymenia undulata . 126, 127,.139 Clymenienkalk XLV, XLVI, 125, 126, 127, 133, 137, 139, 140, 160 Coblenz-Fauna . XLII, XLII » Ober — LXIV » Unter — LXIV Conglomerat, Frankenberger — XLIX » ‚ Gottlob —. LXXXIJ, LXXXVII, XC » im bunten Taunusschiefer 14* » ., Melaphyr — XClIl » ‚„ Schalstein — . . . 72 » „ Zechstein — . LXIX Conocardium hystericum . » .. 73 » sp. 145 Conodonten . ee Corbula gibba . 165, 168, 199,201 » striatula 142 » sublaevis: „ 2 2 ek » sp. . 166, 185, 186,.191,.197 Coulissen-Verwerfungen . . XXXV, L Cratopleura sp. . 122 Crinoiden-Kalk . 144 » -Stielglieder ey Crioceras Bowerbanki . 106, 110 » _ capricornu 99 110 » Denckmanni 110 » Emerici . 100, 101, 103, 110 » Roemeri als Geschiebe . 46 » Stadtländeri . BRRRREN ı .0 » Urban. 104, 105, 110 a Cucullaea pP. . . - 69 Culm XXXV, XXXVI, XLVI, XLIX, LXVI, 125, 130, 131, 133, 134, 140, 153, 157, 159, 160, 163. Culmkieselschiefer . 135 Culmtransgression . 2 er Cuvieri-Pläner . . XXIX, XXXI Cyathaxonia hercynica 142, 143 Cyathophylliden 147 Oyathophyllum caespitosum 143 » helianthoides . 147 Sach - Register. 45 Seite Byelas mactroides! 2... Dur majuschlo: a ale. 68 Ze obtusa lo were. 68 Da A 67 Cyphaspis Cerberus 3... 143 » truncata . 149, 91 Oypridina serrato-striata . 138 » oculata 142 » elhipticann 142 Cypridinenschichten 137, 140, 153, 159 Cypridinenschiefer XLV, LXV, 126, 123, 129, 131, 133, 138, 154, 1597, 160, 163 Oyprina islandica 165, 193, 201 >» sp. 166, 168 Cyprinenthon . 124 Oyrena sp. 67, 69 D. Dalmania sp. XXXVII, XLI Deckenergüsse, Eruptiv— Aula 5) Deckenschotter . 112, 115 Deckthon 124, 173 » ,„ Marienburger — unter- diluvial 176 » , Wechsellagerung mit Ge- schiebemergel 174, 175, 176, 178 Densberger Kalk XxXXxIV Dentalium Kicksü . » 2 2. ...50 Deshayesii-Schichten . 108 Devon . : 125, 131 » „ Mittel— XLIHO, LXV, 126, 128, 129, 131, 134, 144, 163 —ische Eruptivgesteine 147 » » » » —-ischer Schalstein 133, 144, 147 > .; Ober— XLV, LXV;.126,:133, 137, 163 > » —-ischerSchalstein 133, 144 » Transgression des Culm über — . XLVU » ,„ Unter— XXXLD, LXIV, 75, 14*, Ibz Diabas . . .» LXV Seite Diabasaphanite . 148 Diabas im Oberen Wiederschiefer 157 » „ körniger — LXVI » , Oberdevonischer — . XLVIOI Diabase, Oberflächenerstarrungsfor- men der — LXVI Diabasmandelstein 133, 134, 147, 151 » -porphyr . LXVI » -porphyrite . 148 » -tufle . 147 Diatomeenlager . 123 Dielasma juvenis . 145 Dillmulde LXIV Diluviale Meeresbildungen auf ur- sprünglicher Lagerstätte 168, 185 Diluvialer Torf . 186, 203 Diluviale Süsswasserbildung 169 Diluvialkohle 2. 185 » sand, Sprockholz im — 169 Diluyaum . 0 ou ve ee. 2) » , kalkfreie Bänke im — 169 » am Dortmund-Emskanal 40 Discordanz des Zechstein über Roth- liegendem . LXVII » jungtertiärer Sedimente über den jüngsten Ge- birgsstörungen . LXI Dismal-Swamps. . . 2.2.2... 14 Dolomit, mitteldevonischer . 30* Dreissena polymorpha . 168 Driftstructur . 197 Druckschieferung . . 148 Durchragungen . CI, CIV Durchragungszug . XCVL CI E. Edderschotter LVIH Ehrenfelser Mulde . 24°, 30* » Sattel . 23” Eisenerzformation der Keratophyre 149 Eisenspilit . LXV, LXVII Eisenstein 107, 137, 138, 139, 140, 141, 144, 150 » conglomerst . ....% 46 Sach- Register. Seite Eisenstein, sandiger . LVM » umgewandelt aus Kera- tophyr . 148 112, 115, 117 120, 123,124 Eisstrom, baltischer Eiszeiten . Eiszeit, Haupt— 116, 121 Elbingeroder Culm 136 » Grauwacke 125, 132, 134, 135 Elephas antiquus-Stufe . . . . 111 » meridionalis-Stufe 111 Elonichthys . Emscher . » Mersell . . . 42 Endmoräne CV, CVIL,CVL, XII, CxIV, 113,115, 116,119, 120, 124 LXXVD, LXXX, LXXXI » , baltische —. 118, 121 » , Boitzenburg- Anger- münder — . XCV » ‚ finnische —. 118 » ‚ Gillauer — . CXIV » , Schönermarker — XCVI, XCVnH . Ense-Kalk SEXLIN Entkalkung des Be 58 Epidot. 148 Equisetites mirabiis. . =... 3» 18 Houisetum Sp. „nern Dam 16 Eruptiv-Deckenergüsse 149 Erupuyso en auf Bl. Brotterode LXxXXVII » des Wintersteiner Rothliegenden LXXXI » ,‚ diabasische . 148 » , mitteldevonische 147 Euomphalus serpula 143 » sp. 134 Exaration N... mom ee) Exogyra aqua. ee 20799 » Couloni . 69, 100, 102 » subplicata . 100 Extraglaeial 2 0%... 2 en: 168 XV XXXT Seite F. Falten, fächerförmige Anordnung der —. 23* Faltenverwerfung . . » 2... 151 » ‚ doppelte — . 163 Faltung A » ° des ‘Quarzits‘. 2 2 Farbe, graue Farbe interglacialer Sehichten *. 7. as 181, Farbenspuren an diluvialen Con- 186 chylien . 199 Fauna, Ureprünglichkeit or Alu vialen marinen — . . . . 168 Favositiden 147 „LXIX 125 LXXVII, LXxx x Fenestella sp. Fischschiefer . Flammenthon, Posener — . . CXI Flötz, Lepidophyten— . . .. 16 » Sigillaria— . . 8—11,.16 Forestbed 112, 115 Forestian, Upper— 111 » Lower— \ EBEN Frankenberger Conglomerat XLIX Frühglacial a ee Flammenmergel . XXXL, 109 Flammenthon . CXI, CXII Flexur. 28* Flora, arktische — 124 Fluvioglaciale Bildungen . 122 6. Gabbro LXVI » -Bomben im Schalstein. . LXV Gänge, gemischte . LXXV Gang, Quarz— . LXVUO Gargasmergel .103, 104, 106 Gault XXXI, 64, 66, 96, 108 » , Grünsand des —. 55, 64 » „ Mittlerer — 110 » „Oberer — ..... 2 2:99 » , Unterer — , 110 Sach - Register. 47 Seite Gebirgsstörungen, Discordanz jung- tertiärer Sedimente über jüng- sten — . LXI Gedinnien 14*,.30* Gehängedruck . . 2.2 4000. .:84 Gehrener Schichten . LXXXVLUI, XCI Gephyroceras Sp. XLIV, 123 Gerölle im mittl. Zechstein . LXIX Gervillia Murchison! . „di e.«r. LI Gervillien-Platten EL AGN. Geschiebe, einheimische im Ge- schiebemergel. . . 45 » des Hilssandstein 45, 49 » der Mucronatenkreide . 47 » » Quadratenkreide . 47 » des Wealdenkalkes . 45, 48 » » » -schiefer . 45 » führung des Altglacial . 207 » » der Grundmo- ränent. a LT » » des Jungglacial 207 » Inoceramus virgatus als - 48 » Kreide— 208: » Oberoligocänes — 48 » Senon— re, 20% » silurische Kalke als — CXV, CXVI » Sphaerosiderit als — 45, 48 Geschiebelehm Wechsellagerung mit in auskeilender Sandenn nm 3.2.88 Geschiebemergel XXX, 43, 46, 49, 51, 52 » Y ‚ Entkalkung des He 34 98 » » mit einheimischen Geschieben . 45 » » , Oberer — 116, 124, 172 » » , Rother — 124 » »- „Unterer — 124 » » , Wechsellagerung mit Deckthon 174, 175, 176, 178 Seite Geschiebemergel, 2 oder 3 — des Jungglacial . . . Manni 2.1200 Geschiebe, Skandinavische — in Grossbritannien 117, 118 » südlicher Herkunft . 52 Gillauer Endmoräne CXIV Glacialablagerungen, Gliederung der nordeuropäischen — . . . . 11 Glaukonitsande . 39, 39 Gliederung der nordeuropäischen Glaeialablagerungen . . . . 111 Glimmerporphyrit . LXXXIX, XCH Glimmer, sericitischer — 148 Glindower Thon 124 Gneiss . i LXXXVI Goldlauterer Schichten LXXXIV, LXXXVI LXXXVIO, XCI, XCO Gontatites ceyclolobus 125, 155 » intumescens . ie. 5 AUV Gottlobeonglomerat LXXXI, LXXXVIL, XC Graben LVIH » -verwerfung . = 0,0 SET Granit . LXXXII, LXXXVI » -porphyr 160 Graptolithen . 129 Graue Farbe interglacialer Schich- VEnI ge A Zen 181 2.186 Grauer Sand 202 Grauwacken . 136 » -Tanner — F 130 » -sandstein des Ortberges ZERRIT, XXRVXEKVI, XRRIX Grube Amalienshöhe . Sl » Andreas Rössling . 5 » Bescheert Glück . 137, 138 » Gräfenhagensberger — . 163 DAR HOLkOPE 0.2 en er mA » Helene bei Salzgitter . 99, 110 Sa Ilse: ee: al ee » Ludwig bei Salzgitter 110 » Mangan —. er AZ AT » Maria II Taf. III, 19 » Maria bei Salzgitter . . 99, 110 48 Sach - Register. Seite Grube. Oheim!, .. u... Myemeid 3 Grube Rudolf .. ..n. m ara ..0499 » Schwarze — 136, 137 2. u Victorla...).n ee 1: » Walpurgis 24° » Weisskopf 126, 142, 144 » Zuversicht b. Salzgitter 99, 102, 110 Grünsand des Gault 55, 64 » Phosphoritführende —e CVII Grünsteinzug, Oberharzer — 191 Grundmoräne 116, 119 Grundmoränen-Becken CXIV » ‚ at der — . 117 » -Jandschaft CI, CVO Gryphaea arcuata, » wel Gyps a » -keuper . XXVIO, XXIX H. Hamites rotundus . » 2 2 .2...6 » SP. ra, a Harpes gracilis . 143 » socialis . . 148 » sp. XXXVIn Harkenhers:Bücherhereet Sattel . 151, Taf. VII Harz-Material im Schotter XXX Hasselfelder Kalk . XL Hauptkieselschiefer 135 Hauptquarzit 129 Heimburggestein . XXVIO Heliolites porosa 142 Helix :hortensis » ws ee Ad Helvetian . 111 Helvetische Stufe 1195.212 Hercyn X, 127,150 Hermersei-Sattel 33% » -Ueberschiebung ar Hessle-Schotter . 112.0115 Hildebrandt, Eisensteinrevier 150 Hilsconglomerat Venen 7796 »\-mergel.. „ER I 69 | Isocardia angulata . Seite Hilssandstein . .i „unse » -sandstein als Geschiebe 45, 49 » übergreifend über Ob. Lass . 96 Hinnites: sp... . 0 Ve Hochmoore 113, 114 Hochterrasse . ..OQXBH Hochterrassenschotter . 112, 115 Hörkopf, Grube 24* Höttinger Breccie . 112 Holopella varicosa . 143 Hornblende im Verwite 90, 92 LXXV, LXXVI Humuslager, fossile — . 27 Hunsrückschiefer 76, 77, 79, 50, 83, 85, 93, 13*, 39*, Tat. ıl » ‚ tiefgründige Telnet Zersetzung der — 87,883 Hornstein . Hyalina cellaria .. te. er Hydrobia sp. . 19 Hypersthenfels LXVI I. Iberger Kalk . 73, 126 Ilsenburgmergel . XXVII Inlandeis, Randthal der grössten Ausdehnung des —es:. 2. 2.2759 Inoceramus cardissoids . . . . 45 » concentricus . 2... 65 » digttatus °o nut ei » neocomiensis 102 » ventricosus. „Su » virgalus . ee als Geschiebe. 48 Interglaeial CX, CXIL, CXV, 112, 124, » » 164, 189, 193,7 195. 1198 200, 204 » ‚..graue Farbe —er Schichten . 181, 186 » ‚ Marines — 117, 119, 190 » ‚ —e Süsswasserablagerungen CX, 124 » ‚ —e Torflager 112, 115, 123, 124 » -zeiten 123, 124 100, 101, 102 Sach -Register. 49 Seite J. Jungglacial 179,.190,°195 » ‚, Geschiebeführung des — 207 » ‚in 2 oder 3 Geschiebe- mergel getheilt . 200 Juniperus commmis . ....5 K. Kalk, Adorfer XUoV, 13, 128 >» ,„ Ammonitiden — XLVI >, Cenomam u a... 1.94 » , Cephalopoden — 128 » ,„ Clymenien — XLV, XLVI, 125 bis 127,#21582.187, 139, 140, 160 » , Densberger — . XXXIV » „ Ense — j XLII » , Hasselfelder — . SOHEN SL » , Iberger — 19,126 » „ Odershäuser — XLIU » , Schönauer— XxxV, XXXVII, XL » silurische —e als Geschiebe CXV, CXVI » , Stringocephalen — 126, 131, 133, 134, 138, 140, 144, 151, 157, 159, 160, 163 >» , Trochiten — XXVI, XXVIIIL, LIV Er “ » „ Zechstein — . LXVOI Kalkfreie Bänke im Diluvium . 169 Kalkspath . .. 148 Kalktuffe . 114, 124 Keratophyr 133, 134, 147, 149, 150, 163 » ‚ Eisenerzformation des — 149 » -mandelstein 148, 150 » , quarzarmer — . 148 Keuper XXVU >. 7, Gyp3 — XXVIH, XXIX > , Unterer — XXIX Kieselgallenschiefer XXXIIH, XL, 129 Kieselschiefer XXXV, XLVL, 125, 128, 133, 160 » als Chausseebaumate- rial: . SSRKLVIN » , Haupt — 135 Seite Knollenkalke . XXXIV » ‚Ammonitiden — XXXVIH, XL Kochia dispar 126, 127, 139 » rugosa 139 Kohle, Diluvial — 2 5199 Kohlenflötze . . 7-12 » ‚„Allochthonie der— 1, 13 » ‚ Autochthonie der — 1,7, 13 » ‚ Pelagochthone Ent- stehung der — . 30 Kreide en ne ee ee » -formation ee ERRER > 5. Obere— wur ne, NOTE » , Quadraten — 46, 47 » , Untere — 42, 60, 63, 95 » -geschiebe u 208 SE Emergel ee at Kupferschiefer . LXIX L. Labiatus-Pläner . XXXI Labradorporphyr LXVI Leda Deshayesiana CVIIO, 50 Lehme, alluviale . . 2. 2.2..2..43 Lehm, Löss —. XXIX, XXX » Schotter — XXIV Leitgeschiebe 199 Lepidodendraceen . . . ... 7 Lepidodendron sp. . 7, M,.12 » -Brandschiefer. . . 11 Bepidophyten ,. Au. nm au, 5 7 » -Blötz ge De el Leptaena lepis 146 Letten des Zechstein . EXX Lias, Hils an über Obe- ren... 29h » Mergelds — . 2. 2... ». "Mittlerer =. 7.4, 252910 3 Unterere 2 nal ae Sl Lichas granulosus . NY Lignite 112, 115 Litorina litorea . 198, 199 50 Sach - Register. Seite Litorina-Schichten . 113, 114, 115 Loealmoräne. nieder ee 549 Löss: zu er, de Ve 32 » -lehm N ERRER RN 2.4" Sand 2%. a ee 724 Loxonema sp. 151 Lydit . : 135 » „ adinolfreier —. 136 M. Macrocheilus arculatus 145 Mactra sp. . 168, 197, 198, 199 Maeneceras terebratum 126, 143 Magneteisen imVerwitterungsboden 90,91 » -erz. 149 » -stein hr). 440 Manebacher Schichten XREL XCH Manganeisenmulm . Want » -erz . 1%—9* » -gruben.. Pr Taf. VI Marine Fauna, Ursprünglichkeit der diluvialen — . N NEED 235) Marines Interglacial TEL IH Martini-Thone 105—108 Mecklenburger Stufe . 1 Meeklenburgian - .„ ..- . 22.211 Meeresbildungen, diluviale — auf ursprünglicher Lagerstätte 168 Meeressand 192, 195 Megalodus cucullatus . 145 » elongatusı \\eiilır cr, 149 Melania strombifornis . . . . 67 Melaphyr LXXV, LXXVIII, LXXKIS, XCI, XCO, XCIUI » , basaltähnlicker— . LXXXI » -conglomerat . . XCIOI » -tuffe LXXV, LXXXI, LXXXL, xCII Mergel des Lias , . . „m 2296 » »..Neocom:, .. tr 906 » » Wealden ...0hanle, en 106 » ©"; Emscher — ,. ... 25. sı0s42 56, 59 » Wilager 0,0202. SR Seite Mergellager am Dortmund-Ems- Kanal .. Taf. 38 » - -schiefer, bituminöse. . LXXV, LXXVI » , Schotter — ART » „ Septarienthon als — . . 57 u omato var: 69 Michelbacher Schichten XXXLI, LXXXV. XXXVD, XXXIX, XLI Minimus-Thon XXXI XXXIL 107 Milchquarze, abgerollte . . . . 86 Milchquarzbrocken. . . . .:. 86 Milletianus-Schichten . 107 » -Thon ea Miocän CI; 19549, 80231 » ,-e Braunkohlenformation 39 Moräne, Local — . . . 2 20... 42 Mucronaten-Kreide. . . 2 ....46 » » als Geschiebd ©; Mulde, Dill — . Taf. LXIV » Ehrenfelser — 24%. - 30% » Niederwald — 30% » Söse — . 139 Murchisonia brevis . 142. » spr. Al Muschelkalk . XXIX, LION » ‚„ oberer — XXVu N 199 Mytilus edulis Re |) » BD .168, 185, 186 N. Nassa reticulata 166, 185, 186, 191, 193, 137, 198.199 221 Nautilus pseudoelegans . . 96 XXVQD, XXX, 96, 108, 109 » , marines — im Wealden . 69 » „ Mergel des — .... 2 22236 Neocom » „Mittleres — . 110 » ,„ Oberes — 110 » , Unteres — 110 Nephelinbasalt XLIV Neudecker Stufe . . . 111, 113 Sach - Register. 51 Seite Neudeekian- & we a. ll Niederhessische Senke LIX, LXIU Niederterrassenschotter 113, 115 Niederwald-Mulde . 30* » -Sattel 23% Nodosenschichten . XXVL, XXVIO Nordisches Material im Schotter XXX Norfolk-Stufe ill, 112 Nucula. Chastei oh. ul... 50 » sp. 102 O. Obercoblenzstufe LXIV ÖOberflächenerstarrungsformen der Diabase LXVI Oberharzer Grünsteinzug. . . . 151 Oberhöfer Schichten XCL XCIl Odershäuser Kalk . XLIII Oderterrassen CV . 4, 8—12, 30 XCIV, 34, 36, 50 » ,„—-e Braunkohlenformation 39 =, Mittler nl Sa Ober em a) OT » „ober —es Geschiebe . . 48 . CIX Ortberg, Grauwackensandstein des —es ANXKI, XXXV, XXXVI XXXIX Oheim, Bohrung Oligocän . >» , Unter—S, Orthis striatula . 143 » tetragona 146 Orthoceras annulatum . 185 » biannulatum 143 » lineare un. 142 » striolatum . 125.2.155 » er Sa N ee 5, Orthoklasporphyr_ LXXV, XCIII, 149 » ‚„ schwarzer LXXXII Östrauer Schichten . . .. . 7 Ostrea_ edulis 199 Oxynoliceras sp. nz u 399 BR; Palaeoniscus arcuatus . . LXXVI , Ber re 00000008 Seite Palaeopikrit . LXVI Paludina diluviana 199 » carbonaria Ruhr Anika » fuviorum u. 0. Beallı6l Paludinenbänke 123 Panopaea neocomiensis 100 Pecten aeguiwabis . . . {N 100, 102, 103 Pelagochthone Entstehung der Koh- lentlotze san aäll. u rl Pentamerus biplicatus . BE |» » galeatus 142, 145, 146, 147 146 erisphnetes SD. 2 mal ui u 99 » crassitesta » globus . Pflanzenreste, eingeschwemmte — im,.Carbon uw ta se nusie dd Pflanzenreste in Eisenschalen Bl. Homberg . LVIII Phacops breviceps 143, 150 » hyla 143 » Koeneni en ed » sp. XXXVIIL 146 Phillipsia aequalıs . 125, 134 » EFichwaldi 5) » longicornis 125, 154 » sp . 125 Pholadomya sp. » 102 Phonolith . XCIV Phosphorite CIV, 55 (Analyse), 66, 101, 106, 107, 197 Phosphoritführende Grünsande. CVIU Phosphoritgeschiebe, keine Leitge- Böhieberr nn rhe 199 Picen.excelsa . 2. s0r.ne mu au 20 Pinacites Jugleri 126, 128 Pirus Aucuparia . 2. ..... 1414.20 Di: COMMUNIS 2. a an, rar Pasıchun ‚Pfeiffert za. rasante nt 164 dv) PYgMAeUM: Yamada uner ro Phyllite, bunte —. .14*, 31*, 74, 77 Pläner, Labiatus— XXXI »,.-kalkes, 4,0 ala ran » , Rhotomagensis— . XXXI, 42 593 Sach - Register. Seite Pläner, Varians— . . XXX], 42 Planorbis sp. COX Plattendolomit . .LXX Plattensandstein . 2 2 22....8* Plattenschiefer . usa. 180 Platyceras priscum . 143, 145 Platycrinus decoratus . 146 Pleurotomaria saturalis 142 » subelathrata ARRTaRR v: ©) Pleurodictyum Selcanum XXXVII Plicatula placunsa . 104 Polandian . LLL Polnische Stufe. 111, 112 Populus tremula‘’.. . »Uemese..13025 Porcellia cornu arietis 143 LXXXIL, LXXXIU, XCI Porphyr » der kahlen Kuppe. LXXVIII » des Inselberges . DRXRXV, LXXXVI » des Reifstieges . LXXVIII » der Sembach LXXVII Porphyrit . LXXV » , Orthoklas- und Quarz- führende —e LXXXI, XCIHI Posener Flammenthon ORT Posidonia Becheri . 125, 134 » hians . XLIV » venusta 128, 138, 139 Posidonienschiefer 128, 133, 136, 152, 157, 163 Postglacial 124 Potamides carbonarius . . .... 67 Pseudoglaciale Erscheinungen . . 84 Praeglacial ... 123 Productus horridus . LXIX » subaculeatus . ...146 Proetus crassimargo 142, 143 » crassirhachis 142, 143 » sp. XXXVII, 146, 150 Prolecanites tridens XLIV Seite Q. Quadratenkreid . ». 2 2.02.46 9» als Geschiebe . 47 Quarz . 148 » im Verwitterungsboden . . 90 » -gang . LXVI Quarzit, Haupt— Er 120 » schichten, sattelförmige Bie- gung der — Wan » -schutt LV, LVI, LVII, 89 » , Taunus—. . 80, _15* » ,„ Wüstegarten— XXXIL,XXXV bis XXXVI .. 75, 76, 17,80.81 » » ,„Untertauchen eines —es » -zug . im Hunsrückschiefer 76 Quarzporphyr LXVI, LXXV, LXXXIX, XCH, XCIL Quarzsandstein, Taunus— 13*—39* Querbrüche . 38* Querverwerfungen im Quarzitzug.. 81 R. Randthal der grössten Ausdehnung des letzten Inlandeises . . . 39 Rand-Verwerfungen . . . . . L Rheinthal, grössere tektonische Stö- rungen am — . 11*, 39* » , Spaltenthal 10 » -scholle ne Rheinsteinsattel . . 23*, 31*, 32*, 33* Rhizome, Calamarien — 4, 17 Rhotomagensis-Pläner . . XXX], 42 Rostellaria sp. . 102, 105 Rotheisenerz . 2 149 » im Verwitterungsboden 90 Rotheisenstein .. J40 » -Knollen XLVI Rothliegendes LXVII, LXXV, 17 » ‚ Beziehungen des —en zu Granit und Gneiss LXXXVI, LXXXVII Sach - Register. 53 Seite En nesenden, Discordanz desZech- stein auf —.. . LXVIIl » Eruptivgesteine des —n LXXXI » ‚ Lagerung des — bei Winterstein LXXXU » , Mittleres — .XCH » ‚ Oberes — XCIL XCHOI » ‚ Verwerfungen im — LXXXV » , Wintersteiner — LXXXV Rückfaltung . Den; 163 Rybnicker Schichten . . . : .» 7 Rehynchonella bifida XXXVlli » inflexa 145 » lineolata 105 » multiformis . 0,101 » parallelepipeda 145, 146 » princeps . SAXXVU » procuboides . . ..145 » iriloba 145, 146 Rifffacies des Zechstein . LXIX Ripplemarks . 16 Röth = JH S. Saarbrücker Schichten . . . . 7 Sächsische Stufe 111,-112, 116 Saline Gottesgabe . . . . 2... 59 Säugethierfauna.. . , 0. 124 Salzberggestein . XXVIUl Sande, ockergelb LIV, LVI 3, grau, 194, 202 » „in auskeilenderWechsellage- rung mit Geschiebelehm 38 Sandiossı. ce Ann ke Ad Sandr . i . CVI Sattel, a 20%, 23*, DA®, 29, 31*, 34* » , Bodenthal — 23*, 24”, 26*, 29*, 33 Nol* » , Clemens — Be » , Ehrenfelder — 238 » ügel, geringe Neigung der— 8] Seite Sattelförmige Biegung der a schichten . . N: » aber A — 151 » , Hermersei — . DI » , Niederwald —. Ne rd » , Rheinstein — . 23*, 31*—33* » , Trechtlingshauser — 3 SAXONTaN ee le Scanian 1ll Schalstein LxV, 181, 188, 134, 11, 163 » ‚älterer — 157, 159, 160 » -conglomerät .., .. 2... » , jüngerer — 137, 159 » , mitteldevonischer — 133, 144, 147, 153 » ‚ oberdevonischer — 133, 144 Schatzlarer Schichten . . . . . 7 Schiefergebirge, linksrheinisches — 74 Schzeferkohle. .; „2 232 220112..119 Schieferung, secundäre — LXVII Schiffelborner Schichten . . XXXV Schönauer Kalk XXXV, XXXVII, XL Schönermarker Endmoräne . XCVI Schonensche Stufe . 111,.112 Schotterlehm XXIX » -mergel.. . XXIX, XXX Schrammensysteme N, Schuppenstructur XLIV, XLV, LXVI, 163 Schweelkohle 2223 Schwerspathgang XVIUL Scrobicularia piperata . 193, 197 Sembachporphyr LXXX Senftenberger Braunkohlen-Flötze . 1 Senkel . 43, 44, 46 Senon 2 am ae a2 » -geschiebe . 207 Des Ober =, 0. By 8 » , Unter- — : . XXVII Septarienthon XCIX, C, CL CVL » als Maıgell . . . 597 Serpula coacervata . 70, 71 » lophioda 100 54 Sach - Register. Seite Serpula Phillipsii 100, 102 Serpulit 70, 71 Sigillaria . u), 1,8 » ».. “Brandschiefere sv... 11 » Brardi‘ 2 2 MEDaarEer A Sigillariaceentr,. - .. oe nnen Ü Sigillaria-Flötz . 8, I 10,r1d, 16 » SPMOSar er 4 Silurische Kalke als Geschiebe CXV, CXVI Sösemulde . 139 Spaltenthal, Rheinthal 10% Speetonclay . 99, 103, 110 Sphaerosiderit als Geschiebe 45, 48 Spirifer aculeatus 146 » bifidus . LAG » Hercyniae . XXXVII » inflatus . | 143 » Maureri 146 » simplex . 146 » subcuspidatus . 146 » undiferus . 146 » undulatus LXIX Sporadoceras sp. 139 Sprokholz im Diluvialsande 169 Schichten, Gehrener— LXXXVII, XCI » Goldlauterer— . LXXXIV, LXXXVI LXXXVILXCI, XCH » Manebacher—. XCI, XCIH » Michelbacher— XXXIIL, XXXV, XXXVI, XXXIX » Milletianus— . . . . 107 » Oberhöfer— XCI, XCII » Ostrauer—.... Br ne) N » Saarbrücker— . . . 7 » Schatzlarer— . . . . 7 » Tambacher— . XCI, XCII » Tardefurcatus— . 107, 108 » Stringocephalen— 141, 142, 145 » Schiffelborner— . . XXXV » Urfer—. XXXIU, XXXV Seite Schiefer, bunte Taunus— 13*—39*, Taf. 11 Schotter, Hessie— . 112, 115 »° Hochterrassen— 112, 115 » mit Harz-Material XXX » Niederterrassen— . 113, 115 » Nordisches Material im — XXX Schutt, Quarzit— . LV--LVIE 289 Stamm, Horizontal— im Braunkoh- lenflötz . 7... 20 ee Staubecken ee Stausee XCVII, CVil Stauungsfalte 160 Steingruben . Re CX Steinkohlengebiet, Aachener — . = » Westfälisches — 4 3, 4, 18 711,080 » -Appendices. .3, 4, 5, 6, 16 » -Schiefer 7, 8, 9, 10, 11, 12,13, Stigmaria . 206,.29 » -Schieferthon ". „22. 6 Strandablagerungen 115 Strandlinien . ; 114 Stringocephalen-Eisenerze . . . 149 = -kalk 126, 131, 133, 134, 138, 140, 144, 151, 153, 157, 159, 160, 163 » -schichten 141, 142, 145 Stringocephalus Burtini 713, 142, 145, 146, 147 Stromatoporiden . 147 Strophalosia sp. LXIX Strophomena interstrialis . . 146 » laticosta . LXIV » minor . 151 » Sedgwicki k 142 Stubben mit Sandfüllung . . . 31 Stubensand LII Styliolina brevis 150 » laevis ee Styliola sp. > ZLW.0:150 Suecinea, oblonga .. ... a ma » Pfeifer » in Süsswasserbildung, diluviale 169 Sach-Register. 55 Seite Süsswasserfauna, interglaciale — OX, 124 » -kalk XXIX, 123 Swamps 2018017, 18, 19 T. Tännichener Eisenstein 134, 198 Tagebau, Bescheert Glück 155, 159 » , Gräfenhagensberg 138, 139, 159, 160, 161 Talk a LINE TRRRED 7. vo Tambacher Schichten . XCI, XCII Tanner Grauwacke 130 Tardefurcatus-Schichten . 107, 108 Taunusquarzit 80415” » -Quarzsandstein 13*—39*, Taf.1l » -Schiefer, bunte— 13*—39*, Taf.ll „ Conglomerate im bunten — . . 14* aunusien. „ee. /e 066 Taxodium distichum 1:8,.219 RAUS. ee 20 Tellina baltica 168, 183, 193, 197, 199 » » Tentaculiten . XLII, XLV, 150 » -schichten A aa En, » -schiefer LXV, 154, 138, 150, 151 Tentaculites sulcatus 150, 151 » tenuicinctus . 138 Terebratula elongata LXIX » Moutoniana . 105 » Sacculus ae 5 Terrassen CXII, CXIl » Oder — . . CVI Tertiäe XCIX, C, CV, CVIL, GVIIL, CXL, 8, 33,.3835, 36, 37. 39, 86, 88, 89 a2 ‚älteres > LIV ansscholle rar. 85.5 2181 Thalgletscher „113, 115,120 Thalsand . . 46, 124 Thalterrasse . XCIX Thalthon . ee ZL 124 MIhonesse 2 ee ers DV. Thone, alluviale —i22. a u, 2. 44 Thonboden als Unland . . . . 59 Thoneisenstein des Wealden . . 69 . XCVIM » ‚„in Dirschau Leithori- ZONE a a ee el » ‚ Obere — CXIV, OXV Thracia Phillipsü . . 69, 100, 102 Tiefbohrung siehe Bohrung. Thonmergel . Titanasen im Verwitterungsboden. 91 Titanit im Verwitterungsboden 90, 91 Torf, diluvial 186, 203 Torflager, interglaciale — 112, 115, 123, 144 Torfmoore u 113, 124 Torfmoorstufe, Obere — . 111, 114 » , Untere — 111, 113 Tornoceras cinctum . 126, 143 » sp. 2,128 Toxoceras Royerianum 105, 110 Transgression von Culm über Devon . LXVI Iraparnatansı =. =. 122 Trechtlingshauser Sattel . 37* Ta100ma. ornatasn 2 el Trochitenkalk . XXVIII, XXVII, LIV Tropidoleptus carınatus LXIV Trümmerschotter RT Tuffbreceie LXXXIX Tuffe 134, 137, 140, 141, 146, 147 » des Melaphyr SLXXXI Turbarian, Lower— . . ... 11 » Upper lt Turbo caelatus . 145 Turmalin im Verwitterungsboden 90, 91 XXVI, XXXI Turon . U. Uebergreifende Lagerung der Gold- lauterer Schichten über Granit bezw. Gneiss . . LXXXVI Ueberschiebungen LXVI, 20*, 22*, 33*, 158 5 6 Sach - Register. Seite Ueberschiebungen, streichende — . 38* Ueberschiebungsflächken . . . 80 Umbiegung der Schichten in Pol Gehängedruckes . Unland, Thonboden als —. . . 59 ER DT .XXXIU, XXXV V. Valvata piscinalis . Unterharz . Urfer Schichten BR ELCH Varians-Pläner . . XXX], 42 . 185,.:186, 198, 199, 201 Vergletscherungen, Ausdehnungder — 121 Venus sp... Verwerfungen LXVII, XXXV, L, SO » im Gebiet des Roth- liegenden LXXXV » im Gebiet des Zech- stein . .LXX » in der Rhön . "XOV » ‚ streichende — . . 76 Verwerfungszonen, die den Nord- rand des a Waldes be- gleiten . LXXI Verwitterungslehm. . . ...2.8 Verwitterungsboden, Hornblende im — . 90, 92 » „ Magneteisen im — . 30,91 » ‚ Quarz im — 90 » ‚ Rotheisenstein ei) » , Titanesen im — 91 » , Titanit im — 90, 91 » ‚ Turmalin im— 90,91 » , Zirkon im — 90, 92 | Vulcanischer Sand . 90, 94 W. Wackersteine LTR. Waldbettstufe, oe m, 114, 115 » ‚ Untere — 111, 113, 115 Walchien:. an. 2 a a Re LT Waldheimia faba 101 Walpurgis, Grube . 24” Seite Wealden . .44, 66—71 » -kalk als Geschiebe 45. 48 »- ,„ marines Neocom imn— 69 » ,„Mergelds—. . .. 56 » =-schiefer als Geschiebe . 45 » , Thoneisenstein des — . 69 Weisskopf, Grube . 142 Wetzschiefer 125, 133, 136, 160, 140 Weybourn Crag 112, 115 Wiederschiefer . XL, 148 » ‚Oberer — 136, 157, 160, 163 » ‚ Unterer =. .77126.129 Wissenbacher Schiefer XXXV, 129, 148 Wüstegarten-Quarzit XXXIl, XXXV, XXXVI XXXVIl Wurzel-Appendices 3,029 N. . 168, 186, 197, 199 Yoldia arctica » -Thon. „113, 115,125 2. Zaphrentis sp. ae Zechstein . LXVII, XLIX » _ -conglomerat LXIX » ‚„ Discordanz des — auf Rothliegenden . LXVII » ‚ Gerölle im — LXIX » -kalk . LXVII » ‚ Letten des — . LXX » mitten im Buntsandstein LXX » , Mittlerer— LXVII, LXIX » ‚ Rifffacies des — LXIX » , Unterer — LXIX » ‚ Verwerfungen im Ge- biete des — NEN Zeiten, Interglacial — 123, 124 Zersetzung, tiefgründige — der Hunsrückschiefer 87, 88 Zertrümmerung . LXVI Zirkon im Verwitterungsboden 90. 92 Zorger Schiefer 125, 132, 134, 135, 150 Orts-Register. (Die Messtischblätter sind gesperrt gedruckt. — Die Zahlen der Seiten, welche Ab- bildungen, Profile etc. enthalten, und die Tafelnummern sind fett gedruckt.) A. Aachener Steinkohlengebiet . . . 4 Narseewi. een , OXV NDBEnSEnL.. te. S1IO Ahtsberg . XCII Abtsroda . . XCIV, XCV Achim 90. 0 Acker- BE eehberg . AXXVIL LXIV DNENDBÜDELD "0 Tea. 10 DR ee 110 Allenbach ,* .. . “us ,unr..10, 82, 84 Allgäu. ; 112, 115 Alpen . . 112, 113, 115, 120 Altenkischen 2... ds ine „OVLU Alter Keller LXXIX, LXXXI LXXXIL, LXXXIV, XCI Altmark, nee 124 ENTLANG. oa ee ae 2.88 Alt-Warmbüchen 108, 110 Alvary, Villa- LXVII Amalienshöhe, Grube . DR Amelsburen... . m. la 2. 04 Anureasbere 7 ug m... 094* Andreas Rössling, Grube . . . 145 . XCV, XCVH Angermünde. 2... Swan. 2 GN Jahrbuch 1895. Angermünde. Seite Angermünder, Boitzenburg— End- MOLSNE.. a 9,0 el ee RE Angstfels . Taf. II Ankum i 50, 57 Ardennen.. «ra Aearer * Aschenberg . XC, XCH Aschersleben ... = 2 ....140 INBBEN Sn Set he Haraksıe: 085 106 Asslagg . . - 90 Assmannshausen 15%, 18%. 19%, 90%, 212, 26*, 28*, Taf. il Auethal XXIX August-Stolln LXVU Augwinkell . . . .» öl Aulhausener Thal 14*, 15%, 19%. Taf, II Ayrshire 112, 115 B. Baccum £ 49, 56 Bocnardäherkerf .19*, 20*, Taf. II Bärenbach . . : 2 2 0202..2..88 Bärenbruch . . . : 2 .2....XCH Baltischer Höhenrücken . . . . 118 Bannsleben : 7... 2 25.2110 Batber., ade ee re VA Basılmes. “5 or ae 20 57 Bedoule, La —. . .'. ..... 10 [5] 58 Orts-Register. Seite Beebergstein . SAEERKKVI Beilfels. . 1.2 2 a7 7850 Beilstein.!.; .. 2 os meer 78 Beldorf EEE 124 Belg, WS Us Re ol Belnhausen EIN Bencheröder Hege . uvl Benneckenstein . .. 127 Bentheimer: Wald . 2.02.22 756 Bentlage . .,99, 64, 65 Bentlager Schleuse 61, 70 Belzig . . 123 Berge . ee AR Bergen. 2. 5 5.0.07. We 90) Berklingen ..98, 110 Beringshäuser Tunnel . XLVI Berlin . 123 Bernbach . h XLVII Bernbachthal . ... .„... XXXVII Bernkastel! . ... 7. 1.0 near 2001.88 Bernkastel 85, 94 Bersenbrück . s 50, 56 Berssel . XXVI, XXVII Bescheert Glück, Grube . 137, 138 » » , Tagebau 158, 159, 161, 162 Bicken LXIV Biedenbacher Teich LU, LVNZETLX Biesenbrow XCVI XCVIL, XCVIII Bingen 107.317, 39% Bingerbrück . . . 1*—-9*, 30*, 37* Bippen r49/.50,.51,291,58 Birkenfeld 19,10, 18 Birkenrain XLV Blankenese 124 | Blankenburg . 150 Blanke Wormke 149 Blaue Grube 157 » Pinge. 159, 160 Bochum. „N au... .n SR A Bodenstein 27109 Bockern, Kl. 50, 57 | Seite Bodenthal 12*, 22*, 23*, 27*, 33*, Taf. Il Börgerwald . . . 52 Börnker Berg XxVII, XXVII, XXIX Börssum 96, 103, 104, 106, 107, 108, 109, 110 Bogdanka-Thal . CVHI Bohnenkamp 10T, 110 Boitzenburg . . . . N. Bomshay 133, 137, 138, a1, 153, ne Borgwäll. . . . VerDerr Borken . . 2... er Verl Born, Kalter — XCH Bornum 1.109 Bottlowen i CXIH Brambach . . ...0 De Brambauer . . .ı „u Bratpfanne . LXXXV, LXXXVI, LXXXVI, LXXXVII Braunau XXXVI, XLIV Braunschweig 95, 99, 103, 106, 107, 108 Braunswalde . rar: 183 Brechten . . . 43 Breitenberg LXXIKX, LXXX, LXXXIV, xGIM Breite Stein . ae... Briest . XCVI, XCIX Bromerkopf . . . (6) Brotterode Taf. I, LXVIL, LUX, LXIX, LXXI, LXXII, LXXXI, LXXXVII, LXXXIX, xG, XOL, XCH, XCIH . XXXVII, LXIV XXXI, XXXII N Bruchberg-Acker Brüderberg Brünchenhain Büchenberg 126, 181, 139, 134, 136, 137, 138, 139, 140, 142, 144, 145, 147, 148,151,153, Taf. VIII » ‚ Tagebaue und Stolln in der Nähe des —es 156, 157. » -pinge . 159 Büchenbeuren . .. ;. 2.7. ne re Bülowsiege . GEH Buhlenberg . 74, 80, 81 Orts - Register. Seite Bunte Wormke 149 Burg XLVI »4 1.-.Dithm... 124 C Cabarz LXVII, LXX, LXXUL,LXXXI, LXXXIV, XC, XCIl Cammerforst 14*, 15*, 33*, 35*, Taf. Il Ganpszeine. .. u een a >80 Cantal . 112 Casdorf LVIII Casekow . XCX Catterfeld . LXX Caub. ER N 13* Charlottenstolln . 158, 159, 160, 161 Christburg es LTE Cilly SERRVIEIRXTX, ee Clemens-Capelle 31”, 32*, Taf. Il Boyenicher 1.0 man a. 1,88 ®oncordia, Grube‘. . . 2.7. 7m 8* Cottbus ar Crawinkel. LXVII Cröv 88 Czerwonak CXIII D. Dachslöchergraben . LXXX Dänemark 113 Damerow CII Dammeru.Berge . ... 2. ana dl Dardesheim XXIX, XXXL XXXI Datteln 49,n42,.:45 Dauer . XCVI Deersheim DON Densberg XXXII, XXXIV, XXXVII, XL RLVILSLVIE LX Deuselbach 15, 76 Devesburger-Bach U... 2%... 69 Dill-Gebiet XLVI » -Mulde LXIV Dirschau . 164, 183, 184, 201 » „ Bahnhofs-Nebenwerkstatt Bohrung 193, 194, 195 59 Seite Dirschau, Betriebsgarten, Bohrung 188, 195 » „Eisenbahn-Bauinspection, Bohrung 194, 195 » „Familien-Wohnhaus, Boh- rung 191, 195 » ‚ Johanniter-Krankenhaus, Bohrung 184, 195 » , Mädchenschule, Bohrung 186, 195 » , Post, Bohrung . 187, 195 » , Schuumann’s Bohrung 194, 195 » , Stadtschule, Bohrung 189, 195 » ,Ideal-Profil . 196 Dittershausen LVIL, LX Dodenhausen EV, LVE.LX Dortmund 40, 41, 42, 43 » -Emskanal 53, Taf. V Drehberg LXXXII, LXXXIV, LXXXV, . XCHI Drispenstedt . 103 Düben . 33 E. Ebersbacher Haide LXXXIX, XCI, XCH, XCII Ebesbach . ne 83, 84 Eckersteinkopf . ir 20% Taf ll Edder . i LXII Edenborner Thal 76, 77 Edinburghshire . 112 Espermüuhlen, > u u un ml Eggeröder Forsthaus . 150 Eherne Kammer a ROT Ehrenfels . 17*, Taf. II Bichberge De XCVI Eichleite LXXVII, LXXX, LXXXIJ LXXXI, LXXXVI Eierberger Stolln 158 Eilum . 109 Eisenach a 9. Eisenach . ‚ LXVIII Eisenstrasse . 136, 147, 150 [5°] 60 Orts-Register. Seite Eiserne Hand LXVII Elbingerode 125, 131, 132, 136, 149, 153, 154 Elbthal „nl. ee. 39 Elisenhöhe Ber. OV Elm’ 2. 105, 106 Elnrode LI, LVIMI Elster... „nat ee 139 Ems . 41, 42, 49 Emse LXX Ems,. Wilde — "1 7. sr 70 Emsbett J 60, 63 Emsbüren .......LlDesun, 49 Eimseherthal... <. -.. 2. meer 049 Eimshafen’.a.. v2 ur ee 2:40 Engels Loos . CVI England 112 Enkeberg . XLVI Enkirchur. 2 SS 83 Ense XLIV, XLV Ense -Hauern XLVI Erden.“ ". ne EEE. u 85 Erdener Waihberse TE. 8:09 Erster Groschen 197 Erzgebirge 112 Escragnolles . 42109 Eselstieg . XLI, 127 Esterwege un ne 52 F. Fahrenholz XCIX, 6550]; EI Fahrenkrug ; 124 Fahrstein . N : ; LXXX Fallstein, Gr. XXVIT, xXVIl, XXIX, XXX, 108 Feldberg . ET Aa MERK ON. Felsenthal LXXXIU, LXXXIV, LXXXV, LXXXIX, XC, XCH; XCII Ferch, Bohrloch 122 Finnland . 117 Finnische Endmoräne . 118 Finsterliete . LXXXIX, XCU Seite Finstre Tanne . LXXMI. Fischbach . . LXVIIL, LXIX, IXX Fläming 2%. ..195 Florshain . LII, LX Flümberg ..-.. .... 2.00 Ss Fockenberg ne RE Frankenau. . XXXIIL, LIV Frankenberg. LVII Franzosenkopf . 35* Freystadt . 22 a er ee Friedrichroda LXVII, EXX, LXXI, LXXU, LXXIU, LXXXVIL, LXXXIX, XC, XCI, XCH, XCIH Friedrichroda LXXIIL, LXXXL,LXXXV Friedrichsfolge . XCVU Fröttstadt . LXXIII Fuchshüttenwasser . . LXXIX Fuchssteim" .+ 2. 1... se Fürstenau . 50,51, 56 Fürstenwerder . CHI G. Galgenberg '.. . Ser 52 Gay, Gr. — evım Gebrannter Berg LXXXII, LXXXIV Gebück nk 80, 81 Geiskopf . .- . .. 0 ee Gelbe Grube. ; 161 Gelber Gräfenhäsendhere, 159 Gemünden. 86, LVII Gersfeld XCIV Gershäuser Hof. XXXVI LV Gerswalde . ..2 020 a u Gielert.. 1... ae RR sg Gillau . ex Gilsa XXXIV, XXXV, XLII, LV, LX, bXU Gilserberg XXXI, XXXIV, XXXV, RX VI,, ZXXVI, XI RE XLVI, XLIX, L, LI, LIII, LIV, LVI Glanger Re . XXXII Gleimer;, Mühle: .. 1... 1... 1. m se 109 Gliesmarode . Orts - Register. Seite Bluckerter Born 7. 22. „0.20.85 Galdbach‘. ... are N DVI Gonschorrowen . CXII eonzerath‘, I. sn war ENG Gorzke \.... se wa. 295 Gomhausen' “en 021... 2..." 90 Gottesgabe, Saline . 55, 64 Gottlobfuss XCHI Gratenhagen. „u m) "est. ).-20°726 Gräfenhagensberg . 134, 136, 137, 158 » ‚Gelber — . . 139 » ‚„Milder — . . 145 Gräfenhagensberger Grube . . . 163 » Revier. 160, 161 » Tagebau 138, 139, 159, 160, 161, 163 Grasliete . , „XCH audenz . 7 2. BINS HN 50... Graues Kreuz 76, 78, 90, 93 Greiffenberg U.-M. ce AOV Greifenstein . FERRXYV Gr. Bartelsdorf. EXT FCXIV Grossbritannien 112, 113, 115, 117, 118 Gr. Fallstein . XXVIO, XXVIMl Gr. Gay. CVIH Gr. Inselberg i XCH Gr. Jagdberg . LXXXIX, XCI Gr. Kiekrz-See . CVII GraRodı. . . . XXXIL Gr. Wagenberg . . LXXXIX Gr Buxdener: Sees... nr SOXV Gromaschen u. are... 19 Gra#Vahlbergn se Karen. 1.98 Grübelberg . LXXIl Galdenbachh, „ mar... .r.e 16r Günterod . LXIV Guntersberge, re bl Guterpers. 1 mean. , CH Haazstvang, =. eu mn 8 122 Haase u. ae ne. ol Hangemühles, „» 2.n 0 21.727,69 61 Seite Hagen . > 6 Hallstein . LXXXI Hambacher Thal ee VO Hannover . . 25, 101, 1253 Hanseberg . CVII » -er Forst CVI Harsum .... 106 Harsch .XXXVI Hartenberg 131, 132, 134, 137, 138, 140, 141, 147, 148, 151, 154, 158, Taf. VIII Harterod . Hartwald . Harz Harzer-Südmulde Harzgerode Harzgerode Harzrand . Hasselfelde Hassenkopf . Hatgenstein . Hauern Hausen Hausmass Hedert.. Heidekopf Heide, Hohe . LXXX—LXXXIV, LXIV, LXVI . 86, 88, 89 131 BR; XL, 197 X Na . 127, 128, 129, 130 2.2. 30% 275,80, 3l XLIV, XLV A XCIL, xCIT 89 LV LXXXVIL, XC » , Kahle RED, » , Kalte XCH Heidelberg . LIU Heidenkopf . .> 7% Heidersbach . XCH Heilig-Geist . Eich an N Heimbach LII,.35* Heinersdorf . |. „2% XCVI Helene, Grube bei Salzgitter . 99, 110 Helvetia, Hof a 90 Hemberg . . XXXIV, XXXV, XLVI Herbornseelbach LXVI Hermersei 11*, 24*, 28*, 29*, Taf. II » -graben 21* „u = Dhal. 247 62 Orts-Register. Seite Hermesberg‘.. 7 27 2 eg. 189 Hermeskeil '.. „me, 89 Hermeskeil 15, 89 Herne: ;.. N... sn Sr Herrenhof XCVIL, XCIX Herrenstätte . . . 03%..°98 Herrenstein LXXIX, LXXX, LXXXI, LXXXI, XCIl Herzoglicher Weg . 148, 150 Hessen N Eee LIII Hetzdorf 2...) 29. ern SCH Heuberg . LXXXV, XCIll Hiddingsel'... „0. "en ko Hildebrandter Revier . . . . . 161 Hildesheim 103, 106 Hilscheid. :°. nel Hiltrup . 41, 47, 48 Elinterwald. .2 . 02 2. em 2586 Himmeldorf-.. .. ee Hirschberg CXIV, CXV Hochscheid ".. 2. ee Hochwald ; 74, 78 Hörkopf . 20%, 210852 Tal. Höhenrücken, baltischer — 113, 118, 124 » ‚ Schmiedeberger —. 38 - Hohberg SAX I Hohe Haide LXXX, LXXXT IXXXU, XXX LK X IRRE YIlL, XCHI Hohe Klippe 127 Hohelohr . . XLII Hohenfels 79, 80 Hohenlandin . XCVI, XCVI Hohen-Lübbichow . . CVI, CVU Hohe Scharte XCl Hohe Warte LIV, LXXXIX, XC, XCH, XCIl Hoble . A . LXXIII Holland! ., 7.008. ee ll? Hollenstedt“- 0.0 nee ae 56 Holstein 112, 115, 124 Holte: BEN es Hoithausen . 42, 49, 44 Seite Homberg he LVII Horbruch. . ..... .. nu Ve Hornburg . N. : 107 Hornesselwald .:. . „2 ee Horst-Mühle . . ... 2 me Hottenbach 75, 77, 78, 83, 86, 94 Hottenbach i 84, 90 Hübel . . LXX, LXXXIV Hübelkopf LXXVIIL, LXXXII, XCIII Hühner-Berge CV, CVI Hümnmling 51, 52, 58, 59 Huenrod . ..... iu. De Hüttenrode 131, 132, 134, 139, 140 Hüttgeswasen , . . .. ram mn Hundsgrebe . XLIOI, XLV Hundshausen XLVI Hunsrück. . „0. res a Hutthaler Widerwage . 151 Huyeı a. et » -gebirge . XAVU I. Ibbenbühren . .. . 1 „uemue te Idarkopf . 76, 78 » Tücken „2 ....5 (A » -wald. . . 74, 76, 77, 82 Ilmengraben . LXXVI Ilse. . XXIX, XXX Iisede . . ers el Iisefluss XXVI, XXIX 2, Grube —.. .. 7 aa 19 » -thal XXX Inselberg LXVIII, LXXIX, LXXXIL, LXXXIV, LXXXV, LXXXVLXCOIN Inselberger Loch LXXXV Inselborn . . LXXXVIN Irmenach. ......... 2 m Isernhagen 108, 110 J. Jägerhorn en 2, Jagdberg, Gr. . LXXXIX, XCU Jagenhruch . CHI Orts - Register. 63 Seite Jesberg XXXII, XXXIV, XXXV,LIV, LX Jesberger Michelbach. . . LV Jeust XXXV, XXXVI, XLII, Lv, LVI, LYI, LX Joachimskopf XL Johannisberg LXXVIII, Lxxx, xcm K. Kahle- Heid. . „ mr 2. „ua 70 » Kuppe IXKRLUXXKII, EX XXUL TOR KO EXKKYL, ERXXIX, XCl Kalk .XLIl Kalter Born . . XCII Kalte Haide . . XCU Kaltes Wasser . : xcI, xCIl Kalwe . 181 Kammerforst BER, 228 Kappelbach. >. 2. an. 7-16 Karlshof . CVII Karolinenhof. GI, CIV Karpathen a Na AN et 112 Kattowitz0: 8... . una. 3 Katzenloch 78, 79, 81 Kantenbachthal‘. 22. 0,2%... ..83 Keller . .XXXIV, XXXV » ‚Alter — LXXIX, LXXX]J, LXXXI, LXXXIV, XCI Kellerwald XXXI, XXXIV, XXXVIJ, XLII, LIV Kellerwald XXXV, XXXVI, XLV, XLVI, LII, LV, LXIV » , Jüngste Ueberfluthung des —es. | LIV Kemelshach „29 2. 581 Kempieldlia are use... 106 Keppler MER Kesselsgraben XCH Kiekrz . a OX| » -See CVII, CX, CXI Kindehit. Sara urn Seite Kinheim 2... 4; u sale ED Kirchberg XXXI Kissenbrük . . . . 110 EST SL EN en RON. Kistergrund . x Klauenberg . LXIX Kleiberg . . 103 Kl. Bockern . 50, 57 Kl. Peetzig CV, CVI Kl. Purden OXIII Kleinsassen . XCIV, XCV Kl. Schlanz . 199 Kleinschmalkalden LXVII, LXXKIK, XC, XCH, XCIN Kl. Wagenberg . LXXXV Kl. Weissenberg XCH Kl. Zeisgendorf . 197 Klinge . . 123 Klingelgraben IXON Klippe, Hohe — a 1 Klosterholz XXXIX Klusholz . 5 XXXI Kmebam et. 0. nun rer 0698, 199 Kobbaeh . Er. Kobbachthal . XXXIV Königsberg CVII Koniosteld ı. 2 nm. 02789 Körnberg . XCHl Kohlhege . . LI Kosakenbeıg . CXII Kottbus 1124115 Kozieglowy CXII Krzyzownik . CxX Kreuzbach EL 30* Kreuzbern 2 wm... zu 50 Kreuz, Graues — . 76, 78, 90, 93 Krimo-See „GV Kroatengrund LXXXI Küppel XXXIV Kunstberg LT Kuppe, Kahlle — LXXX, LXXXI, LXXXIIU, LXXXIV, LXXXV], LXXXIX, XCU 64 Orts - Register. Seite L. La Bedoule . EU: 109 Lahn..." „W000, ee 5 Lanarkshire . 112, 115 Landin, Hohen —. XCVI XCVI Langenaubach” , . Zen 2 Langenstein . 110 Langweiler Tomb, 11, 81 Lastrup: .. ©». 0.0 Kara 258 Lauchagrund . LXXXII, XCII Lauenburg a. E. 124 Lautzenhausen 88, 89 Leffe 112, 115 Lehnshop . 105, 110 Lendorf LVII, LXI . LXXXIU, LXXXIV, LXXXVI XCu Lerchenberg . Leuchtenburg XCHl Lind er ll Lindenberg ERGEXGLT Lindhorst CH »Lindenstieg sieh’ dich um« 134, 136, 137, 141, 146, 148, 153 Lingen..." „wo. 1 es 21, Linsenkopf XCH Lippe... 0 8,4 260 Ko 42 Loch XXXII Lochsteine an Kol Lohne . . 49, 100 Loibesberg XCH Lonercamp =. Ve 380 Lorch . 28*, 33* Lorcherschlag Taf. II Lerup .« N... Sl 58 Losekamp- : .. al ee dl Ludwig, Grube bei Salzgitter . . 99 Lübbenow : Ch CH Lübbichow, Hohen— . CVL CVU » ‚ Nieder— . LCNVTL Lüdinghausen . 41, 46, 54 Lüneburger Haile . CXVI, 123 Lünen... a Safer nr oe AD Seite CVIl . LXXIL, LXXII Lussowo - See Lust M. Mägdesprung . XLI Magdeburg | Maiberg . 50, 51, 57 Mailesge . . . . .. Re Maimunder Hof . . .aeer nase Malborner Bach .; . um » Steinkopf . „ A Mandelholz . 149 Mantel-See .CYH Marburg . 2.0.9.8 Mark, südliche — . Maria II, Grube 123 .19, Taf. III Mariahilf, Kapelle . °. „m ee Marie, Grube bei Salzgitter. . 99, 110 Marienburg . . 164, 173, 177, 200 » ‚„ Bahnhof, Bohrung 165 » ‚ Gymnasium, Bohrung 179 » ‚Hohe Lauben, Bohrung 201 » ‚ Kreishaus, Bohrung . 205 » ‚ Mittelschlossbrunnen, Bohrung 204 » ‚ Post Bohrung . 170 » ‚„ Bohrung . en Marienhöh, Tiefbohrung. . XCIX, CI Marienhöhle . LXXI Marienwerder 199, 200 Martenberg . . a. Mastbruch .105, 107, 140 Matthesberg . . KCEVS REN Mauritz 2.0.07 A Meckinghofen . 42, 45, 54 Meiseberg XLI, 127, 130 Meisenstein . . LXXXIL, LXXXIV, LXXXV, LXXxIX, XCI Mellendorf 105, 110 Mengeberg BT Merre . ee a ER Merzig... le... 0000 Mewe. 199, 200 Orts -Register. Seite Mewe . ; 200 Michelbach, Tasbarger _ LYV » ‚ Oberurfer — XLI, XLm Mlichetbacher Schichten XXXIL,XXXV, XXXVI, XXXIX Middeldorf 44 Mienkowko CXIL Mississippi ee: Miswalde . 103.171 Mittelberg . LXXXIL, LXXXVIJ, LXXXVII Mörschieder Burr . N 2 > Möscheid . SEN XL, LX Mokainen . CXV Monzelfeld 2:86 Morasko . ROT Morbach . 83, 86, 94 Morbach . Je (bo, 18, 90 Morsenbach . . =. : Ro) Morgenthal 31*, 32*, 33%, 3 34% Taf. II Morscheid 74, 76, 77, 78, 80, 81, 88 89 Moscau 112 Moschwig . 39, 34, 89 Moselberg LXXVII LXXXV, XCII > -stolln. LXXX, LXXXIJ, - Moselthal . 8 Münster 30* » ee A u © | Münstersches Becken 52 Münstersche Tiefebene At „40 Münsterwalde 199, 200 N. Napachanie CVII Nassau 187.) Nethöfelberg . Neudamm . XCIX, CI Neudeck . 117—119 Neudorf-Hauland CXII Neumagen. 288 Neumark . : CIII, CV Neu-Schottland . , 28 45 65 Seite Neustadt . LI Neustadt . LIM,,99 Neu-Wallmoden . 109 Neuwerk . u 16 „149 Nieder-Lübbichow . CVII Niederrheimbach 39 Wale Nieder-Saathen . CVIH Niederscheld . LXVII Nieder-Schlesien . . . 2... 4 Niederwald 18*, Taf. II Nogatufer ee OS Nonnenberg LXX, LXXIH, LXXILU, LXXIV Nonnenwiese LXXVI Norddeutschland . 112, 113, 115, 124 Nordeuropa . 112, 120 Norte LVII » -Thal br N Norwegen 113, 114, 118 Nuhne LXI Ö. Oberharz . Fe 156 Obernhausen XCIV, XCV Oberohe 123 Oberer Stahlberg 24: 249 Oberscheld . LXIV, LXVI Oberscheld . XLV Oberschlesien re et 2 Oberstein . 75, 76, 77, 78, 82 Obertiefenbach . 84 XXX. .LV LVE EX Oberurf Oberurfer Michelbach . XLII, XLIII Oberwiesenberg 45 Oder er 1) Oderbucht, Zehdener —. . CVII Oderterrassen . CVII Odritten CXIV, CXV Oegenbostel . 109 EXVIN LARXIE LXXXIX, XCIL Oesel . 52, 99, 100, 110 Oheim, Gruber. ec tm. x 3 Oehrenkammer . 66 Orts - Register. Seite Ohley . 105, 106, 110 Ohrum . 100, 102, 109, 110 Olfen ....”. ber 32-46 Ortberg XXXII, XXXV, XXXVI, XXXIX, 132 Osterwieck XXVI XXVI Ost-Preussen ; 124 Östrauer Schichten . . . .. 7 Ostsee 115 Otterbach LXXVIIT, LXXX, XCHI » -Ufer . SER RIRX Owinsk.. CXI, CXIL CXII pP} Pansfelde . 127 Passenheim . CXV Passow XCV, XCVI, XoVvIn, XCVI], XCIX Pathaunen er CXIU Batzschwig., 2 Se 4 Pawlowice 0X Pencun 4 XCVI Peetzig, Kl... . CN, EVI Pfalzel. .. 20 m ee Pfefferbere N... X&ROILEX CI Pferdskopf . . . xXCIV Plantlünne, .. % 2... eo zes) Podlassen nr OXNV Pössbach . .30*, 34° - Taf. II Pössbachthal . 29% Polen . 113 Polssen. XCVI Portswiese,. 7... a0 Posen „.OXL CXTIICXII Potsdam . 122, 124 Preilowen CXIH Pressberg.. lt Pretzsch . 32,89 Pütt-Berge CV, CVI Purden ’ CXII Purdener, Gr. — See . CXV Q. ‚1015 10% 110 107, 110 Querum . Quitzern . Seite R. Rabelsberg . . LXXXVIL XC Rachtig °. 2... MS BRataune. : °...0% A a. Raduhn CY, CH, CH Räschen, Gr. 19, Taf. III u.- IV Randow XCVI XCVI, XCVIU Randowsenke . XCV Randowthal . XCX Rappach . LXXX, XCHI Rappachwiese LXXX Raschung CXII Rathenow 123, 124 Rauden 197 Redelstein BE: Rehdorf . CVII Rehhügel . . LXXIU Reifstieg LXVII, LXXXI, LXXXIII, LXXXIV, LXXXVI LXXXIX, XCI . LXXXIX, XCU Reisigenstein . Reitzenberg . . LXXIl Reitzenhagen : xXXXVl Rennstieg LXXXIL, LXXXVI LXXXVI ı Resse . 101, 110 Reulbach . XCV Rhaunen . a 77, 86 Rhedar. =... si RR Rhein . ; 2 112 Rheine - 4, 42, 54, 60, 69 Rheinstein 37*, Taf II Rheinthal . 10*—39*, Taf. I Rhön XCIV ı Rhön, Verwerfungen in der — XCV Richerode . XXXII Riesenbeck ..41, 42, 48, 49, 54 Riesenburg .. 200 Ringelkopf 81, 82 Rixdorf .112, 115, 124 Rocklum . 98, 101, 102, 110 Rod, @ı. . „XXXM ' Rödelhausen . 86, 87 Röderberg Rösenbeck Rössel . Rogierowko . Romberg . Rommershausen Rosenthal . Rosslau Rothehütte Rothenberg . Rothenberger Stolln Rudolf-Grube Rückling XXXVII, XLIL, XLII, LVII, 1 Rüdesheim Ruppertsberg Russland . Saamer Rott. Saargebiet Saborrowen . Sady . Salzbödethal . Salzgitter . Salzungen . Salzungen Samica-Thal . Sand » -berg LXXI, » -hof . » -kopf Sapuhnen . Sauerland. . Schaafhude . Schafhof . Schandelah Scharfer Berg . Scharfenberg LXXXVI, LXXXVII Scharrel Scharte, Hohe — . 99, 110 SCH Orts - Register. 67 Seite Seite ...75 | Schartekopf . er . XCH XLVI | Schatzlarer Schichten. . . . . 7. .17*, 18*, Taf. II | Schauenburg . N xXCIl BE EAER | Schauren u, 0% 2 area 18*, Taf. Il | Scheerenbostel . 101, 110 . . LX | Scheernstieg . 128, 130 LI, LVII | Schelder Hütte . 3 LXVI 39 | Schellberg ..°. 22... ...:LIH „u 05e . 149 | Schiffelborn . = . XXXVI . XCI, XCHl, 148 | Schiffelborner Schichten . sr RIXRV 158% | Schillingen . r... En... .0 289 29 | Schimmerstein . . 2: .... Schlanz, Kl: % » . 20. 7.0.0199 Schlierbach . LVIII, LX, LXI 13* Schlossberg . „XXXIV, XXXV 30* | Schmalkalden LXXXIX, XCI, XOU 112 | gehmalkalden, Kl. LXVII, LXXXIX, XC, XCH, XCIIL 56 Schmerbach . LXVIIIL, LXIX, LXXIU BE Schmiedeberg 33, 34 Schneckenberg . . XXXIX, XL CXII . CVIIL, CX Schock 229,291, Kal ran Schönau XXXIUI, XXXV, XXXVI, . 99, 102 XXXVII, XXXIX, XL, XLII, XLIX RX Schönberg. 83, 86, 88, 94 Schönber . ..& 2 au #189 cs Schöne Leite xCI, XCI N. 05 Schönermark XCVI, XCVII LXXII, LXXIV, » „Bhf. _% XCVl LXXXIV | Sechönstein XXXIN, XXXIV, LV, LV], 170 LVII, LX g9 | Schonen 112, 123 ‚CXv | Schottland .113, 114, 120 Xıyaeı Schulte, „ou „nie ur ale 44 FYIT.15X Schulzehöf ...... % a enala CT 88 | Schwagstorf . 96, 57 .98, 110 | Schwalm . LVIIN, LX, LXI CI, CIV | Schwandelskopf. . 0. 82 . LXXIX, LXXXVI, | Schwarzbach.. . LXXX, LXXXILU, LXXXIV, Xen Ss UXXX 136, 137 Schwarzbacber Graben Schwarze Grube 68 Seite Schwarzen nalı.88 Schwarzer Stolln 157, 161 Schwarzhausen LXX, LXXI, LXXIJ, LXXII Schweden. 118 Schwedt SXRCVL, OV Schweinsgrubenberg 76, 77 Schweinskaut Taf. II Schweiz 112,115 Schwengsdorf . 126 Schwentainsee . CXV Schwickarts-Mühle . 83 Schwiechelt . 110 Schwollbachthal . en 2 Sebbeterode . XXXVII, XLII, XLVI Sedeberg . XXXVILI, XLI, XLII Seebach EXXITE Seehof. Lux] Seibersbach . 85 Seine 112 Selkemulde Da ee 135 Selkethal . XLI, 127, 130 Sembach LXXVI, LXXVIH, LXXIX, LXXXII, LXXXIV, LXXXIX, XC, XCI, XCI Semmenstedt 104, 110 Senftenberg . a a Sensweiler Höhe 76 Seppenrader Höhenrücken . 46 Servent-See CXIV Sieblos XCIV Sieborner Bach . 75 Silberg LV Silberborngrund 148 Silberich . ae) Silberstollen . XXXVII Skandinavien 113, 114, 115, 117, 118 Söllichau . 33 Söllichauer Forst . REN Sohren . . 83, 86, 37, 88, 90, 94 Sohren 87 Soltau . 123 BAR Sommerstieg Orts -Register. Seite Sonneck .16*, 25*, Taf. II Soonwald. . gr Spahn . u... 1 ee Speissbachthal .21*, 25*, 26*, Taf. II Sprakelsbach . IRRE Spring . 77, 90 Stade . 124 Stadtberg . y 55 Stahlberg, Unterer — . . 149 St. Annen Ziegelei XXIX Steinboss . XLII Steingerüttelkopf 76 Steinen, an den — A Steinhorn . XXXxVIll, XLINI Steinkopf . 81, 82 Stelle . 25 Steller Moor. 2 a ' Stendell . XCVII, XCIX | Stever . De a Stiickenberg . .„ XXIX Stipshausen . 15, 7%, 11,81. 02 Stockäcker XLIX Stottenhausen 37 Strasburg . ee, Streng . LXXVIU, LXXXV Strohbörl . . . LXXXI, LXXXIV, LXXXV]l, LXXXVIL, XCIH Stromberg 1*—9* Stuhm . 181 Suchylas . . JORT Sudeten 112 Suhl LXXXV Sussex . 115 Ar Tabarz LXX, LXXII, LXXIV Tabarzer Berg . . LXXIU Tännichen 137, 138, 141, 145, 147, 152, 153, 154, 155 Tambach LXXXV,LXXXIR. X ar Tarnowo . CVII Taschenberg . 1 ANGE Tenneberg + =. . XCIH Orts - Register. 69 Seite Tessendorf 172, 175 Teufelsceadrich 15%,2022154523*, Taf. II Thalfang . 86, 88 Themse SE ans 112 iobere.... do en. ud eutelsmauer .. . „eur. ...2:.1.59 Thieberg . 55, 62 Thiede 100.101, 102, 110 Thielberg LXXVIIT, LXXIX, LXXX, LXXXII, LXXXIV, XCII Thüringen lt. 1]2 Thüringer Wald LXXI Anne ..., 02 ee... 50 Tiefenbach Zi Tiefenthal ee. 6: DAR ee es >50 Timmern . 104, 110 Töpferberg . LXXII rabener Bach az a ı 0... .7.'86 Tränkeberg . . 151 Tranenweiher 81, 82 arDSch.. ne ae eu Trautenstein . 128, 129 Trebeck-Fliess : 197 Trechtlingshausen 33*, 35*, 36*, 37*, 39*, Taf. II Treisberg . XXXVI . L, LI, LVII, LXI Treysa Trockenbach . LXXXI, LXXXI U. Uckermark XCV, XCVI Uebelberg . XC, XCII Uebernthal LXIV Uecker ) XCVI Ungeheurer Grund XCH Unterharz SE RAXIX, 125 Unterer Stahlberg . 149 Urfe . XLIH, LXU Urfer Schichten . XXXIU, XXXV Urfe- Thal XXXIX5XLV, XLVI Usarkopf . 76, 78 Seite Vahlberg, Gr. 398; 110 Meldenz‘ 7 wer Ne Veldenzer Hammer . . 83 LXXXVI Venetianerstein . Venner Moor, ,„ . c..% 2 10.246 Verkehrt-Grünow . XCVIL, XCVII Victoria, Grube . . ..2..0..19 Vinnen! vs ne ee neu Nolpersaorf".: „u. u 29 Vorkastlll 2 2 2 2 2222089 W., Wabern LVIIN, LX1I Wachkopf LXXTIU Wehlenstein » 7.2 ur... 28 Wälzebach-Thal XXXVI Wagenberg . LXXXII, LXXXIV, LXXXV, LXXXIX, XC Waggum . . ‚107 Wahlenau ; 87, 89 Wahlhoz . . . 2 2 2. 2.2..86 Waldalgesheim . 1*,.2* Waldburgerhöhe . . . 22° Waldeck-Cassel LIV, LVIIL, LXII Walderbach Era. ee Waldhügel- - Sem Io ur EA Wallenstedt . a 9 Waltrop . 42, 44, 45 Wanderklippe XLVI Warmbüchen, Alt— 108, 110 Warte, Hohe — LIV, LXXXIX, XC, XCIH, XCIII Waithe CXII Warthethal re 09,21 Wasser, Kaltes — . XCH, XCII Wasserkuppe XCIV, XCV Wasserlochstein LXXXI, LXXXI Weddersleben . . . 2 2 02% 52 Vichlene» 02.5 2 eh Weichsel . 119 Weiler. 9A Weinberg . XCVI 70 Orts - Register. Seite Weisselstein . ... .,. 0 2...8 Weissenberg, Kl. XCH, XCIU Weissenfels „2 20. 00 0000 2.1.98 Weisser Graben . LXXXIL, XCU Weisser Grund . . LXXXIH, XCIHI Weissfels . 80, 81 Weisskopf, Grube . .126, 144, 145 Weitersbach . ; rs) Welse . .ACV, XCVH Welsethal . XCVI, XCVIIL, XCIX Wengern . De 183 Werlte..n. ... Wo aue aee 5S Wernigerode. 126, 136 Westfälisches Steinkohlengebiet . 4 Westfalen . 6, 41, 52, 137, 144 Westhofen ..:. u. 22 2 Dome 6 Westpreussen 115, 124 Wetter Re LXIV Wetzleben 102, 103, 104, 106, 110 Wickershof . LV Wieda . XL Wiera . N DR Wildenburg ©. 1. Wu a 62 Wildenburg, Forsthaus . . . . 78 Wildenburg, Rume . .22.,2.2: 0.78 Wildheide-Berge er OVI Wildungen XXXVI Wildungen XLIV Willenberg 183 Winterbergshof . ‚CE CI Winterscheid . = Lil LIV Winterstein . LXVII, LXX, LXXV, LXXXI, LXAXXI, LXXXIL, LXXXIV, LXXXVLLXXXIX, XCI, XCH, XCH . LXXVI Wintersteiner Breitenberg Seite Wasperthal 2... 0. Dur Wittenborn . .-. . „nmmeun C Wittlich 83, 85 Woldegk XCIX, CH, CHI Wollan... 2. 2%. Ce Wolfenbüttel 52, 99, 100, 106, 108, 110 Wolfshagen . . CI Wolfenstein . . LXXIX Wolfer Kloster . ee ee Wollenberg XXXV, XXXVI, LXIV Würrich Ba > 87, 89 Wüstegarten- Quarzit XXXII, XXXV bis XXXVII Wüstensachsen . XCIV, XCV Wustrow-See CV, CVI CVIl Wutha LXIX, LXXI, LXXI, LXXII Zachow.. . CV, CVII Zachow . CVL CVI Zarnkehöfen . CH ZLehden . ... N. CV Zehdener Oderbucht CVII Zeisgendorf, Kl. 197 Zeltingen. . .: 0. zes Ziegenhain LI, LVI Ziesar . A Zigeunerkopf . LXVIIL, LXXXIV, LXXXVI XCIO Zimmerberg . XCII Zimmersrode Be. Zorge 20a. ro Zuversicht, Grube bei Salzgitter 99, 102, 110 Zwei Steine » ... 1. 200 Sa Zwesten . ERKZVI Tafel I. # H A & 3 % $ add £ her, « u T Masse fhurme 7% 4. Bf Hheiligkreuz. bunte Taunusse _* Taunus-Quarzsandstein. Hunsrtickschiefer in recht untersuchtes odvon Tertliär u. Dilurium bedecktes Gebiet. friseh oh. n E E > . - \ 3 B - \ Rs a) ö B ‚ R . = r 7 u i Ze Pu B \ B . : - B Pa " Tafel I. Jahrb. d. Kgl. geol. Landesanst. u. Bergakad. 1895. ae Aulhauseni....} N N Dirk nich | 1, - Y £ IAsclhiusser FÜ oune h (Schleg f i Ra ıY | A (4 - = A We x 1008 = Al) X N/ I: Ir 2 E a | + \ I f —t -- ' ı * 7 Kachar acherkp; © / \ \ SchhNiedendldi chlNiede E ———güßen ) /} x Ser Be zn Romberg || - ® = Le 5 2 = 4 X Mautse: 7 DES DL R nr T thurn S lt I N l 8 > BEE : AsSmıanstausere GEB = o ER N 2 te Eee fi 1798]; ser, > SZ: IS Sn Sledelslerrz gs [ — an! 235 7 Mi L. ee TI N 9 uf ' Lochsterne — Se 5, Terineklhern:stk FesrterT Be - “#H Heiligkreuz Dune Taunussch iefer er; aurus-Quarzsandsten BEE 77. nsrie ckschiefer —ıreht untersuchtes od.ron —— RrtiäruDilu rium bedecktes Gebiet. Frisch oh, Jahrb. di Tafel II. A ACH AL Rhein. Lorch), x onf Miedermwald a Rössel -- __ hrenfels ' Mausethurm | N, | Kreuzbach y7 | ‚ovoo /500 Mr | Ber ( { | x Ü EN Tafel II. Jahrh. d. Kgl. geol. Landesanst. u. Bergakad. 1895. N.NW- Gage me > Forgpiee SSO. Schweinskaut _____Bodenthal Teufelskadrich Hoörkopf. lraß DORIS Sa Smerssbach 2 Bacharacherkopf. Eekersteinkojf Niedermald Eu: ‚ Aulhausener Thal. Rössel N in S IQ S S IS — S = = { wa Rombery Ve — TR ‚Ehrenfels | Z S S : S SS I a8 N Wfl) My _ Mauselhurm | Il, IT, g Ey UN) DL. FL | I ErheinsTZiegeR: R - TE £ un Meeresspiegel Fo Tan = Be — = t E 2 Teufelskadrich . Speissbach Herrmerseı us; A 4 EN Possbach. Clemenscapelle ENEN Morgenthal Kheinstein ‚Schreizerhaus 2 } —_Angstfels Falkenburg 9 = - t : Y Q Kreuzbach Be I. — II S 777 UV f ; 2 een NEN; a =, ER 7 De SARST> \ £ N 7 Sonneck. N “ Fossbach. 5 Meeressjriegel Bunte Taunusschiefer mit quarzitischen Einlugerungen Taanus-Quarzsandstein Hunsrückschiefer 1:25000. ( nn — ” D 5 D [2 Dar HE ROT RNER Lichtdruck v. Albert Frisch, Berlin, sr 8 j \ d ) 4 { 2 Taf. III. Jahrbuch der Königl. geolog. Landesanstalt u. Bergakademie 1895. Lichtdruck v. Albert Frisch, Berlin. Re er @’>’? 180 20g® ©060 S EOS 720 8080 @700 ©: @.;50 AL REN URL Eucc ARE $ N » Ss 21103914 291.19 31p u2sb2b 2pt2495y.107/ @ Tafel IV. OeMumnE 6 ammeme 6 Guiuimm + GmmEEnn © GEEmEEn 6 MurEmm 6 Grau 0 ammmmm 5 smmeme 0 Emm 0 Gemmmmn D Zummmms ID ums 5 Gnmubee & silen Stamm-Stümpfen. \le des Baues. z-Grenze, arıe IIx bei Gr. Räschen in der Nieder-Lausitz + Jahrbuch d. Königl. geolog. Landesanstalt u. Bergakademie 189. Tafel IV. Jr 0030 Mr: lyyy, 7 Mu 3 U, 30» 27m G e.. 77 eo 79 oe’. ® 7m A®!s? ug 200 7 +0, 27 / %. O6 u” z @:® y, 100 G eo O 20 E3 KJ Y x U) oe: ®S x, 7 $ 2 0 2 ® G 22N Z € . en g Se @:” 0,70 g 080g gr00 ei Z ‚20 18 @:. Z @:: g G 0. a2” ©. 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Landesanstalt u.Bergakad 1895 dperturg S Vloppeiiurg Benth\iiatat sa ltr | Bentheim; \ Maalsstab 1500000, AM Alryellager Aastgestellt Nirgel zu erwarten. ER BI Da ae Profil nach hora 5. Maschinen Sen ISIN ISIS I 9 III ITS S — 2. °o DEN ® A - ES we =: | III BEEITTIIIIISN SSR II an RC SoNel S 3 IIISE Tafel VL. SCHY SI buch .d. Königl. geolog, Tandosanstalt u. Bergakademie 1895. Tafel vl. Das Manganerz - Vorkommen zwischen Bingerbrück und Stromberg am Hunsrück. Grube Amalienshöhe. Grundriss in der 18 Meter-Sohle. Profil nach hora 5. Maschi Schach 0m Profil nach hora 11. j | Zeichenerklärung. Eh aa] [orneere) EHE 2 Se 52 Ei Manganerz Manganerz Manzanerz Elsen-Mulm Gemenge von Ihraunelsonsteln 1. Qualität 2. Qunliat 3, Qualität Fe ss—mpCt braumem Fe 35-40 pCt. Ma 15-22 p0r. Mu 16-18 pCı. Ma -A6pCt Mn 5-8 püt. Mu 3-8 pCt. Fe 23-32 pCt Fe2i-AupCe Fe 30-21 pCt. — ı DINO I röthlich und solblich-welsser bintrotline gelblleleweisser KQuaralt- gelblich-welaner Thon ManzanMulm fetter Thou Sandstein Sandatuln Schieferthon haltenıler Thon Hl] . röthllcher gelblicher Thon rother magerer gelber Lehm gelllicher loser Sand Dammende, ‚sandiger Leiten m bon mi "bon mi Quarziikion Quaraligeröllen Quaraltgeröllen S. oder Sch, — Schacht; W. Soht, — Watterschacht; M. Scht. = Muschinonschacht; R. = Rollo; 6. = Gesenke. Am i j I ; Nr £ Liane N v , ? FR IR, ; , 2 i ' h - De s RR “ f Pa L b . ’ - “ 5 4 F 2 v ” = [2 . i / ’ E + . \ I . ’ er * / x ? : Jahrbuch d.Kgl. Seolog, Landesanstalt u.B > Taf\M. OSOSNW _ Wide Wand Zaucha [Blatt Friedrichroda Johannesberg SH LM HINTHTT nn TT—— NEN BUEFTTRRHIIHLUHTITIN see ELBE, URHEBER | Blatt Hiedrichroda Die Zahlen geben die Höhen in Dee. Fuss über der auterer, Schichten. ‚grossen Einspreng- lingen. Fallgeichen. Berliner Litho er. Institut. > Taf. Jahrbuch d.Ksl.geolog.Landesanstaltu.Bergakad. 1895. I. Profil nach A-B. Wlter. = Steinbach Breitenberg Sembach Johannesberg V HlatAhedrichroda N eissenheg W. so ) Strohbörl IV. Profil. x N S i je N 3 T Se u sw \ sa : NN Maasstab 1:50000. Die Zahlen geben die Höhen in.Dec.Fuss über der Üstsee an. 2000 2000 oo _ 2000! sooo zu 000 Zo0c 10000de" 7 2 3km. Rothliegendes. Gehrener ‚Schichten. Goldlauterer Schichten. a 1 Cneis im Granit- Ünglomerate, Sand- /ayr, dicht, Glömmerporplyrit Untere Abtheilung Mitlere Abtheilung Obere bthelung A 2 araporpiyrnzit Helapı Ylapkıyrtufe Dnami Unis Eranasmun: nn DE Pa (mit unterer kalkiger (mit oberenkalkiger den Sedimente. ne, en TE = Auffe, lingsarm . ‚Zome). Zone), lingen. . Oberhöfer Schichten. | ‚Zechstein. Buntsandstein. \ 1 I % — ME „DEE DEE | BE EZ Porplojritmit Bü - Orthoklaspo) T. Quarz) des Unterer und miltllever ‚Oberer Zechstein . UntererBuntsandstein Jlittlerer Buntsandstein Profil- - arm ee) Zu Taegr I Zedhstein. RE) (mat grobkömigen den Orthoklas. j Sandsteinen). / Rallzeichen. Berliner Lithogr Institut. he Skizze Iberger Schalsteinsattels ngerode im Harz. von M.Koch. 000. Taf. VII. _ f Var: @ RL go das £ Lindenst Be Ston u.Fügelörter. Berliner lithogr. Institut = ASr Er; {ade Fo, u Jahrb.d’Ketgeolog LaudesanstuBergacad 1895 Geognostische Skizze des Hartenberg - Büchenberger Schalsteinsattels nördlich von Elbingerode im Harz. aufgenommen von M.Koch. 225000. Taf VI. vn SIE Ku % \Rev). > I GER = 1 ı ii [a [ee MI EEE HE ME Hauptquarzit und Graumacke Kieselschlefer Diabas Mittel- | Ober- ‚Keratophyr. Kalk-,Eisensteine und Gyprüdinen - iteinlag.x.Ob. im Ob.Wiederschiefer(Wissenb Schief). devon. | devan. Tut der Stringoce - ‚schiefer. Wiederschir.er. Schalstein. p ü Bee de HE EEE BE 677 0 | zen Alinolen und Wete- Posilonien- Graumacke Orthaklas. und. Augüperphyrit. Alluoum. Verwerfüngen. Stolln u.Flägelörten. Schiefer schienr Granitporphyr. - . Berliner Urhoge Institut des Culms N 3 9088 01365 7929