■ jr Stf , 3 N H Jahrbuch der Königlich Preussisclien geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1891. Band XII. Berlin. I ui Vertrieb bei der Simon ScHROPp’schen Hof- Landkartenhandlung (J. H. Neumann). 1893. oL 1 / J 2, Inhalt. i. Mittheilungen ans (1er Anstalt. Seite 1. Bericht über die Thätigkeit der König!, geologischen Landesanstalt im Jahre 181)1 vii 2. Arbeitsplan für die geologische Landesaufnahme im Jahre 1892 . . xvn 3. Mittheilungen der Mitarbeiter der Königl. geologischen Landesanstalt über die Ergebnisse der Aufnahmen im Jahre 1891 xxm K. A. Lossen: Ueber geologische Aufnahmen im nordwestlichen Theile des Blattes Harzburg xxm A. von Koenen: Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse der Auf- nahmen westlich vom Harz xxxm E. Zimmermann: Ueber Aufnahmen auf den Blättern Sehleiz, Suhl, Arnstadt xxxiv H. Loretz: Ueber Aufnahmen auf Blatt Masserberg xn H. Pp.oescholdt : Ueber Revisionen und Aufnahmen im Bereich der Blätter Rodach, Heldburg, Ostheim und Sondheim . xlix H. Bücking: Ueber Aufnahmen auf den Blättern Gersfeld und Kleinsassen Li E. Kayser : Ueber Aufnahmen auf Blatt Dillenburg lii A. Leppla: Ueber Aufnahmen im Eruptivgebiet der Blätter Ober- stem, Kirn und Baumholder Lin H. Grebe: Ueber Ergebnisse der Aufnahmen auf der Hochfläche des Hunsrück, des Soon- und Idarwaldes lix G. Berendt: Ueber Ergebnisse seiner Aufnahmearbeiten auf den Blättern Hohenfinow, Wölsickendorf und Freienwalde bezw. Oderberg und Zehden lxvii C. Gagel: Ueber die Aufnahmen auf Blatt Wölsickendorf und Freienwalde LXX H. Grüner: Ueber einige Ergebnisse seiner Aufnahmen des Blattes Demertin lxxi A. Jentzsch: Ueber die Aufnahme auf Blatt Freistadt und Nieder- zehren LXXIX 4. Personal -Yei'hältnisse bei der Königl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie am 1. Januar 1893 . lxxx a 11. Seite Abhandlungen von Mitarbeitern der Kftnigl. geologischen Landesanstalt. lieber einige Carbonfarne. III. Theil. Yon Herrn H. Potonil in Berlin. (Tafel I — IV.) 1 Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. Von Herrn G. Berendt in Berlin. (Tafel VII — IX.) 37 Ueber Haucliecornit, ein Nickel wismuthsulfid von der Grube Friedrich (Revier Hamm a. d. Sieg). Von Herrn R. Scheibe in Berlin. (Tafel XVIII.) 91 Die geognostischen Verhältnisse am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen unter specieller Berücksichtigung der Zechstein- formation. Von Herrn J. H. Kloos in Braunschweig 126 Ueber Hypostome von Homalonoten. Von Herrn L. Bf.ushausen in Berlin 154 Bericht über den von der geologischen Gesellschaft in Lille veranstalteten Ausflug in das Quartärgebiet des nördlichen Frankreich und südlichen Belgien. Von Herrn F- Wahnschaffe in Berlin 167 Bemerkungen über die Schichten des Oberen Muschelkalks und Unteren Keupers in dem Bereiche der .Messtischblätter Eisenach, Creuzburg und Berka. Von Herrn W. Frantzen in Meiningen 179 Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. Von Herrn E. Dathe in Berlin 193 Die Frankenberger Permbildungen. Von Herrn A. Denckmann in Berlin. (Tafel XIX.) 234 Bericht über einen Grandrücken bei dem Dorfe Krschywagura südlich Wreschen. Von Herrn Th. Wölfer in Berlin 268 Abhandlungen von ausserhalb der Königl. geologischen Landesanstalt stehenden Personen. Der Froschberg im Siebengebirge. Von Herrn W. Hocks in Aachen . 1 Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. Von Herrn Althans in Luisenthal a. d. Saar. (Tafel X — XII.) 18 Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. Von Demselben. (Taf. XIII— XVII.) 37 Der Leilenk opf, ein Aschenvulkan des Laacher-See-Gebietes. Von Herrn A. Dannenberg in Aachen. (Tafel V u. VI.) 99 Beiträge zur Kenntniss der Geologie der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. Von Herrn Christian Dütting in Neunkirchen. (Tafel XX.) 124 Zur Literatur von Rüdersdorf und Umgegend. Von Herrn H. Eck in Stuttgart 156 Die Verbreitung der Braunkohlenformation im nördlichen Theil der Pro- vinz Schlesien. Von Herrn von Rosenberg -Lipinsky in Grünberg in Schlesien. (Tafel XXI u. XXII.) 162 Untersuchungen über die Rhizocauleen. Von Herrn K. Schumann in Berlin. (Tafel XXVI -XXVIII.) 226 Die Jurabildungen des Kahlberges bei Echte. Von Herrn J. P. Smith in Göttingen. (Tafel XXIII — XXV.) 288 I. Mittheilungen aus der Anstalt. 1. Bericht über die Thätigkeit der Königlichen geologischen Landesanstalt im Jahre 1891. I. Die Aufnahmen im Gebirgslande. Im Gebiete des Blattes Harzburg (G. A. 56; s)1) wurde von dem Landesgeologen Professor Dr. Lossen der nordwestliche Theil des Oberforsts Harzburg von Gläsekenthale bis zum Forst- weg über den Breitenberg aufgenommen und überdies das an- grenzende Gebiet des Oberforsts Oker in Voruntersuchung ge- zogen. Bezirksgeologe Dr. Koch führte die Revision der Aufnahmen des verstorbenen Bergraths Dr. von Groddeck im Bereiche der Blätter Osterode und Riefensbeek (G. A. 55; 18. 56; 13) weiter und brachte besonders die Untersuchungen über die Lagerungs- verhältnisse der Schichten am Bruch- und Ackerberg zum Ab- schluss. Im Gebiet des Oberharzer Grünsteinzuges wurden darauf einzelne Ergänzungen und Abänderungen ausgeführt, welche durch neuere Aufschlüsse veranlasst waren. Dr. Beushausen beutete im Bereich der Blätter Osterode und Riefensbeek (G. A. 55; 18. 56; 13) verschiedene Versteinerungsfundpunkte aus. Am Westrande des Harzes führte Professor Dr. Kloos die Aufnahme der Blätter Lamspringe und Hahausen (G. A. 55; 5, 6) 1. Der Harz. I. Am West- rande des Harzes. ') G. A. 56; 8 = Grad - Abtheilung No. 56, Blatt 8, VIII 3. Thüringen. fort und kartirte namentlich die in der Gegend der Ortschaften Lutter a. B., Nauen und Bodenstein auftretenden Glieder der Trias- und Kreideformation. Bezirksgeologe Dr. Ebert führte nach Abschluss der Auf- nahme des Blattes Gelliehausen (G. A. 5h; 35) die Kartirung des Blattes Lindau (G. A. 55; 23) weiter. Professor Dr. von Koenen vollendete unter Mitwirkung des Dr. Müller, welcher die Abgrenzung eines grösseren Theiles der Diluvialschichten ausführte, die Aufnahme des Blattes Nörten (G. A. 55; 22) und setzte die Aufnahme der Blätter Gr.-Freden,. Einbeck, Gandersheim, Moringen, Westerhof und Jühnde (G. A. 55; 4, 10, 11, 16, 17 und 33) weiter fort. Nördlich des Thüringer Waldes brachte Bergingenieur Frantzen die Aufnahme des Blattes Kreuzburg (G. A. 55; 60) zum Abschluss und untersuchte in Ergänzung früherer Arbeiten auf dem Blatte Berka (G. A. 56; 55) die Umgebung des Horst- berges bei Mihla. Landesgeologe Dr. Beyschlag vollendete zeitweise in Ge- meinschaft mit Dr. Zimmermann und Dr. Scheibe die für den Abschluss einer Uebersichtskarte des Thüringer Waldes noth- wendigen Revisionen auf den Blättern Schwarza, Suhl und Schleu- singen (G. A. 70; 20, 21, 27) und brachte eine zum gleichen Zwecke erforderliche Untersuchung über das Rothliegende des ganzen Waldgebirges zum Abschluss. Landesgeologe Dr. Loretz brachte die Aufnahme des öst- lichen Theiles von Blatt Ilmenau (G. A. 70; 22), sowie die Revision des Blattes Masserberg (G. A. 70; 28) zum Abschluss, ferner be- endete derselbe die Aufnahme des Blattes Coburg (G. A. 70; 46) und machte schliesslich noch einige vorläufige Begehungen auf den Blättern Oeslau und Rossach (G. A. 70; 47, 52). Dr. Zimmermann führte zunächst eine Revision auf dem Blatte Arnstadt (G. A. 70; 10) für die Zwecke der Uebersichts- karte (1 : 100000) aus; alsdann wurden von demselben Theile der Blätter Crawinkel und Suhl (G. A. 70; 15, 21) einer eingehenden Revision unterworfen; schliesslich kartirte derselbe mit Herrn Professor Dr. Liebe zusammen einen Theil des Blattes Schleiz. (G. A. 71; 27). IX Im Gebiete des Blattes Tambach (G. A. 70; u) führte Be- zirksgeologe Dr. Scheibe die Ausscheidung der Tuffe aus den übrigen Sedimenten des Rothliegenden zu Ende, machte in den angrenzenden Gebieten Revisionsbegehungen für die Zwecke der Uebersichtskarte 1 : 100000 und führte in Gemeinschaft mit dem Landesgeologen Dr. Beyschlag, behufs Herstellung einer ein- heitlichen Gliederung des Rothliegenden Revisionen in der Gegend von Schleusingen (G. A. 70; 27) und auf den Blättern Brotterode, Friedrichroda und Schwarza (G. A. 70; 7, 8, 20) aus. Im Gebiete des Blattes Wutha (G. A. 70; l) wurden von Landesgeologen Professor Dr. Lossen die Quarz- und Granit- Porphyr-Gänge der Umgebung von Heiligenstein bei Thal unter- sucht. In Süd-Thüringen revidirte Dr. Proescholdt einige Theile des Blattes Rodach (G. A. 70; 39) und setzte demnächst die Ar- beiten in dem Gebiet der Blätter Sondheim und Ostheim (G. A. 69 ; 35, 36) fort. In Ost-Thüringen führt Hofrath Professor Dr. Liebe die Aufnahme der Blätter Schleiz und Schönbach fG. A. 71; 27, 29) weiter und brachte zum Theil gemeinschaftlich mit Dr. Zimmer- mann die Untersuchung des erste ren Blattes dem Abschlüsse nahe. Im Regierungsbezirk Cassel wurde von Professor Dr . 4. Die Provinz Bücking die Aufnahme des südlich von der Fulda gelegenen Theiles Hess<'" Nassau' des Blattes Gersfeld (G. A. 69; 34) nahezu vollendet und die Bear- beitung der Blätter Neuswarts, Kleiusassen und Hilders (G. A. 69; 22, 28, 29) fortgesetzt. Dr. Denckmann führte die Aufnahme' des Blattes Frankenau (G. A. 54; 58) weiter fort und nahm gleichzeitig diejenige des angrenzenden Blattes Frankenberg (G. A. 54; 57) in Angriff. Im Regierungsbezirk Wiesbaden wurde von Professor Dr. Holzapfel die Bearbeitung des rechtsrheinischen Theiles der Blätter St. Goarshausen und Caub (G. A. 67; 51, 57), sowie ferner die Aufnahme des Blattes Algenroth (G. A. 67 ; 52) vollendet und Begehungen auf den Blättern Weilburg (G. A. 67; 36) Braunfels, Wetzlar und Weilmünster (G. A. 68; 25, 26 und 3i) ausgeführt. X 5. Die Rhein- Im Nahe- Gebiet wurde durch Dr. Leppla die Revision prounz. ^es Eruptiv-Gesteins-Gebietes des Blattes Oberstein (G. A. 80; 18) zum Abschluss gebracht und die Aufnahme der Blätter Kirn, Baumholder und Thal -Lichtenberg (G. A. 81; 13, 19 u. 25) in An- griff genommen. Am Südrande des Rheinischen Schiefergebirges wurden von Professor Dr. Lossen von der Ostgrenze des Blattes Oberstein (G. A. 80; 18) bis auf das Blatt Rödelheim in der Wetterau eine Anzahl geologischer Untersuchungen ausgeführt behufs Vervoll- ständigung der petrographischen und stratigraphischen Kenntniss der Gesteine dieser Randzone. In dem Aufnahmegebiet der Eifel und des Hunsrück wur- den von dem Landesgeologen Grebe die Blätter Morbach, Hotten- bach, Castellauu, Laubach, Kirchberg und Simmern (G. A. 80; 11, 12. 67; 55, 56. 81 ; 1,2) fertig gestellt. Weiter erstreckten sich die Aufnahme-Arbeiten desselben auf die Blätter Mörsdorf, Pfalzfeld (G. A. 67 ; 49, 50), sowie Gemünden und Monzingen (G. A. 81 ; 7, 8). 6. Die Provinz In der Provinz Schlesien vollendete Landesgeologe Dr. Dathe soh'eMcn. cjje Kartjruilg der südlichen Hälfte des Blattes Freiburg (G. A. 75; 12) und die nördliche Hälfte des Blattes Waldenburg (G. A. 75; 18). II. Oie Aufnahmen im Flachlande unter besonderer Berücksichtigung der agronomischen Verhältnisse. 7. Priegnitz. Professor Dr. Grüner brachte das im Vorjahre begonnene Blatt Demertin (G. A. 43; 6) dem Abschluss nahe und führte eine Untersuchung der auf dem nördlich anstossenden Blatte Kolrep (G. A. 26; 60) anstehenden Tertiärpunkte aus. s. Mitteimark. Landesgeologe Professor Dr. Berendt begann in der durch Revisionsreisen nicht in Anspruch genommenen Zeit unter Hülfe- leistung des Kulturtechnikers Burck die Aufnahme der Blätter Hohenfinow, Oderberg, Zehden, Wölsickendorf und Freienwalde (G. A. 45; 10, 11, 12, 16, 17). XI Landesgeologe Dr. Wahnschaffe führte eine Schlussrevision des Blattes Straussberg (G. A. 45; 28) aus, stellte unter Hülfe- leistung des Kulturtechnikers Reimann die Kartirung des Blattes Prötzel (G. A. 45; 22) fertig und begann die Aufnahme der Blätter Möglin und Müncheberg (G. A. 45 ; 23, 29). Bezirksgeologe Dr. Schröder kartirte die Umgebung des Paarstein- Sees auf den Blättern Gr.-Ziethen, Stolpe, Hohenfinow und Oderberg (G. A. 45; 4, 5, 10, 11). Dr. Lattermann führte die Aufnahme des Blattes Hohen- r holz (G. A. 28 ; 42) nahezu zu Ende. Derselbe verliess die An-' stalt am 30. Juni v. J. um in einen neuen Wirkungskreis in Nor- wegen einzutreten. Dr. Müller begann die Aufnahme des Blattes Woltin (G. A. 29; 44) und führte dieselbe bis auf eine Schlussbegehung zu Ende. Dr. Beushausen vollendete die Aufnahme des westlich der Oder belegenen Theiles des Blattes Greifenhagen (G. A. 29; 43) und begann die Aufnahme der Blätter Polssen und Passow (G. A. 28; 52, 53). Professor Dr. Scholz setzte die Kartirung der Blätter Wiek, Trent und Gingst (G. A. 10; 2, 4, 10) fort. Landesgeologe Dr. Keilhack vollendete die Aufnahme der Blätter Klanin und Kurow (G. A. 14; 35, 36), ferner unter Hülfe- leistung des Kulturtechnikers BaldüS das Blatt Alt - Zowen (G. A. 14; 30) und einen Theil des Blattes Sydow (G. A. 14; 37). Professor Dr. Jentzsch beendete das im Vorjahre begonnene Blatt Freistadt (G. A. 33; 24) und begann die Aufnahme des Blattes Niederzehren (G. A. 33; 23). Dr. Klebs begann die Kartirung der Blätter Dönhofstädt und Lamgarben (G. A. 18; 48, 54) und führte eine eingehende Revision des Blattes Landskron (G. A. Io; 46) zur Uebertragung der früheren Aufnahmen auf die neue topographische Grund- lage aus. J >. Vorpommern 1. Uckermark. 10. Rügen. 11. Hinter- pommern. 12. YVest- prcussen . 13. Ost- preußen. XII Stand der Publicationen. Im Laufe des Jahres sind zur Publication gelangt: A. Karten. 1. Lief. XLI, enthaltend die Blätter Marien- berg, Rennerod, Selters, Westerburg, Mengers- kirchen, Montabaur, Girod, Hadamar ... 8 Blätter. 2. Lief. XLIV, enthaltend die Blätter Coblenz (Niederlahnstein), Ems, Schaumburg, Dach- senhausen, Rettert 5 » 3. Lief. L, enthaltend die Blätter Bittburg, Land- scheid, Welschbillig, Schweich, Trier, Pfalzel 6 » 4. Lief. LIV, enthaltend die Blätter Plaue, Brandenburg a/H., Gr.-Kreutz, Gr.- Wuster- witz, Göttin, Lehnin, Glienicke, Golzow, Damelang 9 » zusammen 28 Blätter. Es waren früher publicirt 246 » Mithin sind im Ganzen publicirt . . . 274 Blätter. Was den Stand der noch nicht publicirten Kartenarbeiten betrifft, so ist derselbe gegenwärtig folgender: 1. In der lithographischen Ausführung sind noch beendet: Lief. LI, Gegend von Oberweiss (nord- westlich von Trier) 4 » Lief. LIII, Gegend von Eberswalde . . 6 » Lief. LV, Gegend von Stadt Ilm ... 6 » Lief. LVI, Gegend von Hildburghausen . 4 » zusammen 20 Blätter. Die Veröffentlichung dieser Blätter wird binnen Kurzem erfolgen. 2. In der lithographischen Ausführung begriffen sind: Lief. XL VI, Gegend von Birkenfeld . 6 » Lief. LII, Gegend von Halle a/S. ... 7 » Lief. LVII, Gegend von Waltersdorf . 4 » Latus 37 Blätter. XIII Transport 37 Blätter. Lief. LVIII, Gegend von Templin ... 8 » Lief. LIX, Gegend von Bnhlitz ... 9 » 3. In der geologischen Aufnahme fertig, jedoch noch nicht zur Publication in Lieferungen abgeschlossen 151 » 4. In der geologischen Bearbeitung begriffen . 152 » Einschliesslich der publicirten Blätter in der Anzahl von 274 » sind demnach im Ganzen bisher zur Unter- suchung; gelangt 631 Blätter. O O Ö Ausserdem ist eine geologische Uebersichtskarte und eine o o Höhenschichtenkarte vom Thüringer Wald im Maassstabe I : 100000 in der Vorbereitung begriffen. Ein Blatt zur von DECHEN’sclien geologischen Karte der Rheinprovinz und Westfalen im Maassstabe 1 : 80 000 (Blatt Wal- deck-Cassel) befindet sich noch in der lithographischen Ausführung. B. Abhandlungen und Jahrbuch. 1. Band IX, Heft 3. F. Frech, Die devonischen Aviculiden. Ein Beitrag zur Systematik und Stammes- geschichte der Zweischaler. Hierzu ein Atlas. 2. Band X, Heft 3. A. von Koenen, Das norddeutsche Unter- Oligocän und seine Mollusken - Fauna. Lief. III: Naticidae, Pyramidellidae, Eu- limidae, Cerithidae , Turritellidae. Mit 13 Tafeln. 3. Neue Folge. Heft 5. Cl. Schlüter, Die regulären Ecbi- niden der norddeutschen Kreide. II. Ci- daridae. Salenidae. Mit 14 Tafeln. XIV Debit der Publicationen. Nach dem Berichte für das Jahr 1890 betrug die Gesammt- zahl der im Handel debitirten Kartenblätter . . 23 236 Blätter. Im Jahre 1891 wurden verkauft: von Lief. I, Gegend von Nordhausen 29 Bl. » » II, » » Jena .... 25 » » » III, » » Bleicherode 5 » » » IV, » » Erfurt .... 10 » » » V, » » Zörbig .... 6 » » » VI, » Saarbrücken I. Theil . . 23 » » » VII, » » II. » 35 » » » VIII, » » Riechelsdorf . 12 » » » IX, des Kyffhäusers . 52 » » » X, von Saarburg . 1 » » » XI, » Nauen a/S. 9 » » » XII, » Naumburg a. S. . 18 » » » XIII, » » Gera 23 » » » XIV, » » Berlin Nordwesten 6 » » » XV, » » Wiesbaden 63 » » » XVI, » » Mansfeld . 13 » » » XVII, » » Triptis .... 10 » » » XVIII, » » Eisleben 15 » » » XIX, » » Querfurt 28 » » » XX, » » Berlin Süden . 27 » » » XXI, » » Frankfurt a. M. . 34 » » » XXII, » » Berlin Südwesten 12 » » » XXIII, » » Ermschwerd . . 11 » » » XXIV, » » Tennstedt . 6 » » » XXV, » » Mühlhausen . 2 » » » XXVI, » » Berlin Südosten . 13 » » » XXVII, » » Lauterbera: a. Harz 16 » » » XXVIII, » » Rudolstadt 22 » » » XXIX, » » Berlin Nordosten 10 » 536 Blätter. Latus 23772 Blätter. XV Transport 23 772 Blätter. von Lief. XXX, Gegend von Eisfeld in Thür. 41 Bl. » » XXXI, » » Limburg 44 » » » XXXIII, » » Schillingen . 18 » » » XXXIV, » » Lindow . 3 » » » XXXVI, » » Hersfeld . . 17 » » » XXXVII, » » Meiningen . . 49 » » » XXXVIII, » » Stendal . . . 4 » » » XXXIX, » » Gotha 54 » » » XL, » » Saalfeld i. Thür. 47 » » » XLI, » » Selters . . . 298 » » » XLII, » » Tangermünde . 19 » » » XLIII, » » Marienwerder . 1 » » » XLIV, » » Coblenz . 185 » » » XLV, » » Melsungen . 105 » » » XL VII, » » Heilsberg 170 » » » XLVIII, » » Burg . 181 » » » XLVIX, » » Bieber 148 » 1 384 » so dass im Ganzen durch den Verkauf debitirt sind: 25 156 Blätter. Von den sonstigen Publicationen sind verkauft worden: Abhandlungen. Band I, Heft 1. (Eck, Rüdersdorf) 3 Exempl. » » » 2. (Schmidt, Keuper des östlichen Thüringens) ....... 3 » » » » 4. (Meyn, Insel Sylt) 2 » » II, » 2. (Ortii, Rüdersdorf und Umgegend) 3 » » » » 3. (Berendt, der Nord westen v. Berlin) 1 » » III, » 2. (Läufer u. Wahnschaffe, Boden- Untersuchungen) ...... 1 » » » » 3. (Meyn, Schleswig -Holstein) . . 8 » » V, » 2. (Weiss, Steinkohlen-Calamarien II) 1 » » » » 3. (Lauf'ER, die Werder’schen Wein- berge) ......... 1 » XVI Band V, Heft 4. (Liebe, Ostthüringen) 3 Exempl. » VI, » 1. (Beushausen, Spiriferensandsteiu) . 1 » » VII, » 2. (Berendt, Märkisch -Pommersches Tertiär) 3 » » VIII, » 1. (Geologische Karte von Berlin und Umgegend) 2 » » » » 3. (Frech, Umgegend von Haiger) . 3 » » » » 4. (Schlüter, Anthozoen) .... 1 » » IX, » 1. (Ebert, Echiniden) 4 » » » » 2. (Caspary, Fossile Hölzer) ... 4 » » » » 3. (Frech, Aviculiden) 32 » » X, » 1. (von Koenen , Unter - Oligocän) Lief. I 2 » » » » 2. Lief. II 5 » » » » 3. Lief. III 34 » Neue Folge. Heft 1. (Kayser, Fauna des Ilaupt- quarzits) 2 » » » » 3. (Beissel, Foraminiferen) 4 » » » » 5. (Schlüter, die regulären Echiniden) 35 » Ferner: Jahrbuch für 1883 2 Exempl. » » 1884 2 » » » 1885 4 » » » 1887 2 » » » 1888 6 » Geologische Uebersichtskarte des Harzgebirges 4 » Höhenschichtenkarte des Harzes 2 » Weiss, Flora der Steinkohlenformation 13 » Geologische Karte von Thale 3 » » » der Stadt Berlin 18 » XVII 2. Arbeitsplan der Königlichen geologischen Landesanstalt für das Jahr 1892. I. Die Aufnahmen im Gebirgslande. I. Oer Harz und seine Umgebung. Laudesgeologe Professor Dr. Lossen wird die Bearbeitung des Blattes Harzburg (G. A. 56; s)1) fortsetzen. Bezirksgeologe Dr. Koch wird die Aufnahme des alten Ge- birges im Gebiete der Blätter Seesen und Osterode (G. A. 55; 12, ts) fortsetzen. Die beiden Vorgenannten werden gemeinsam einige Be- gehungen im Unterharz ausführen zum Zweck der Vergleichung dortiger Verhältnisse mit dem Oberharz und zur Erlangung eines abschliessenden Urtheils über die Gliederung der älteren Schichten des Harzgebirges. Dieselben werden ferner eine gemeinsame Untersuchung des Versteinerungs- Fundpunktes im Klosterholz bei Ilsenburg unter- nehmen. Dr. BeüSHAUSEN wird in Ergänzung seiner vorjährigen ähn- lichen Arbeiten einige petrefactenreiche Stellen bei Buntenbock ausbeuten und untersuchen. Bezirksgeologe Halfar wird einige kleine Ergänzungen seiner früheren Aufnahmen der Blätter Goslar und Zellerfeld (G. A. 56; 1, 7) l) G. A. 56; 8 = Grad - Abtheilung 56, Blatt No. 8. Jahrbuch 1891. b XVIII bewirken und damit die Bearbeitung derselben zum endgültigen Abschluss bringen. Im nördlichen Vorlande des Harzes wird Professor Dr. Dames die Aufnahme des Blattes Wegelebeu (Gr. A. 56; 12) vollen- den und diejenige des Blattes Ballenstedt (G. A. 56; is) revidiren. Westlich des Harzes wird Professor Dr. Kloos die Bear- beitung der Blätter Lamspringe und Hahausen (G. A. 55; 5, 6) fortsetzen und den ausserhalb des Harzgebirges belegenen Antheil derselben zum Abschluss bringen. Professor Dr. von Koenen wird seine bisherigen Aufnahmen westlich des Harzes auf den Blättern Gr. Freden, Einbeck, Gandersheim, Moringen, Westerhof und Jühnde (G. A. 55; 4, 10, 11, ig, 17, 33) fortsetzen. Bezirksgeologe Dr. Ebert wird die Aufnahme des Blattes Lindau (G. A. 55; 23) weiterführen. Dr. Müller wird das Diluvium des Blattes Moringen (G. A. 55 ; ig) bearbeiten. 2. Thüringen. Im Thüringer Walde wird Laudesgeologe Dr. Beysciilag die zur Herstellung einer Erläuterung zu der im Druck befind- lichen Uebersichtskarte des Thüringer Waldgebirges erforderlichen Begehungen ausführen. Derselbe wird ferner die Revisionsauf- nahmen in den paläozoischen Theilen der Blätter Schwarza und Schleusingen (G. A. 70; 20, 27) beenden und sofern Zeit bleibt, die Aufnahmen der Blätter Eisenach und Salzungen (G. A. 69 ; G, 12) abschliessen. Bezirksgeologe Dr. Scheibe wird im Anschluss an eine Re- o o vision des südlichsten Theiles von Blatt Tambach (G. A. 70; 14) den nördlichsten Theil des Blattes Schwarza revidiren. Ausser- dem wird derselbe die zur Abfassung einer Erläuterung zum Blatte Friedrichsroda (G. A. 70; 8) noch erforderlichen Begehungen ausführen. Dr. Zimmermann wird die vorjährigen Revisionen der Blätter Suhl und Crawinkel (G. A. 70; 15, 21) zum Abschluss bringen und die Nordostecke von Blatt Schwarza (G. A. 70; 20) revidiren. XIX Im nördlichen Vorlande des Thüringer Waldes wird Dr. Zimmermann einige vergleichende Begehungen im Triasgebiet der Blätter Wutha und Fröttstedt (Gr. A. 70; 1, 2) vornehmen. Bergingenieur Frantzen wird seine Aufnahme der Blätter Treffurt und Kreuzburg (Gr. A. 55; 54, go) abschliessen. Südlich des Thüringer Waldes wird Dr. Proesciioldt die Aufnahme der Blätter Sondheim und Ostheim (Gr. A. 69; 35, :tc) zum Abschluss bringen. Landesgeologe Dr. Loretz wird im Anschluss an seine bis- herigen Arbeiten bei Coburg den thüringischen Antheil der Blätter Oeslau, Steinach und Rossach (Gr. A. 70; 47, 48, 52) bearbeiten. Im südöstlichen Thüringen wird Hofrath Professor Dr. Liebe in Gemeinschaft mit Dr. Zimmermann nach Vollendung des Blattes Schleiz (G. A. 71; 27), die Aufnahme der Blätter Mielesdorf und Schönbach (G. A. 71; 28, 29) weiter führen und auf den südlich anstossenden Blättern Hirschberg und Gefell (G. A. 71; 33, 34) die zum Anschluss an jene ersteren Blätter noth- wendigen Grenzpartien kartiren. 3. Provinz Hessen -Nassau und Rhöngebiei Im Regierungsbezirk Cassel wird Professor Dr. Kayser die Aufnahme der Blätter in der weiteren Umgebung von Marburg fortsetzen und die südliche Hälfte des Blattes Herborn (G. A. 67 ; 24) aufnehmen. Dr. Denckmann wird im Kellerwaldgebiet die Kartirung der Blätter Frankeuberg und Frankenau (G. A. 54; 57, 58) abzu- schliessen suchen und diejenige von Blatt Kellerwald (G. A. 54; 59) fortsetzen. In der Rhön wird Professor Dr. Bücking die Aufnahme des Blattes Gersfeld (G. A. 69; 34) abzuschliessen suchen und die Bearbeitung der Blätter Neuswarts, Kleinsassen und Hilders (G. A. 69; 22, 28, 29) fortsetzen. Im Regierungsbezirk Wiesbaden wird Professor Dr. Holzapfel zunächst das linksrheinische Gebiet des Blattes St. Goarshausen (G. A. 67 ; 51) aufnehmen und seine Arbeiten auf b* XX den Blättern Weilburg ( G. A. 67; sg), Braunfels, Wetzlar und Weilmünster (G. A. 68; 25, 26, 31) fortsetzen. 4. IRheinprovinz. Im Naliegebiet wird Dr. Leppla die Bearbeitung der Blätter Kirn, Baumholder und Thallichtenberg (G. A. 81 ; 13, 19, 25) fortsetzen. Landesgeologe Dr. Grebe wird nach Fertigstellung der Bläiter Schönberg und Morscheid (G. A. 80; 16, 17) die Aufnahme der Blätter Mürlenbach, Waxweiler und Malberg (G. A. 66; 50, 55, 56) zum Abschluss bringen und die Arbeiten auf den Blättern Reu- land, Habscheid, Dahnen, Neuerburg (G. A. 65; 53, 54, 59, 60) und Schönecken (G. A. 66; 49) fortsetzen bezw. beginnen. 5. Provinz Schlesien. Landesgeologe Dr. Dathe wird die Aufnahme der Blätter Landeshut und Waldenburg (G. A. 75; 17, 18) fortsetzen. Bczirksgeologe IIalfar wird, falls seine sonstigen Arbeiten Zeit lassen, die Aufnahme des Blattes Kuhbank (G. A. 75; 11) be- ginnen. II. Die Aufnahmen im Flachlande unter besonderer Berück- sichtigung der agronomischen Verhältnisse. 6. Mittelmark. Landesgeologe Professor Dr. Berendt wird unter Iliilfe- leistung des Culturtechnikers Burck die Aufnahme der Blätter Hohenfinow, Oderberg und Zehden fortsetzen (G. A. 45; 10 — 12) und daneben die nöthigen Revisionsreisen in die übrigen Arbeits- gebiete des Flachlandes ausführen. Landesgeologe Dr. Wahnschaffe wird unter Hülfeleistung des Culturtechnikers Reimann die Aufnahme der Blätter Möglin und Müncheberg zu Ende führen und sodann auf Blatt Trebnitz übergehen (G. A. 45; 23, 29, 30). XXI Bezirksgeologe Dr. Schröder wird die Bearbeitung des Blattes Gr. Ziethen zum Abschluss bringen, diejenige von Hohen- finow bis zu der mit Professor Dr. Berendt vereinbarten Grenze fortführen und sodann auf Blatt Oderberg übergehen (G. A. 45; 4, 10, ll). 7. Uckermark und Vorpommern. Dr. Beushausen wird die Aufnahme des Blattes Polssen (G. A. 28; 52) bewirken und daneben einige noch erforderliche Revisionen auf den Blättern Hohenholz und Gerswalde ausführen (G. A. 28; 42, 51, 52). Sodann wird derselbe das im Vorjahre von dem aus der Anstalt ausgeschiedenen Dr. Lattermann in der Aufnahme nicht zn Ende geführte Blatt Colbitzow zum Abschluss bringen (G. A. 29; 37). Dr. Müller wird zunächst den östlich der Oder gelegenen Theil des Blattes Greiffenhagen fertigstellen und sodann die Auf- nahme der Blätter Fiddichow und Bahn beginnen (G. A. 29; 43, 49, 50). Dr. Gagel wird die Aufnahme der Blätter Uchtdorf und Wildenbruch in Angriff nehmen (G. A. 29; 55, 56). Dr. Zeise wird nach stattgefundener Einführung in die Auf- nahmetbätigkeit innerhalb des Blattes Zehden (G. A. 45; 12) unter besonderer Leitung des Professors Dr. Berendt die Aufnahme der Blätter Thomsdorf und Gandenitz beginnen (G. A. 28; 43, 49). 8. Priegnitz. Professor Dr. Grüner wird nach Abschluss des Blattes De- mertin die Aufnahme des Blattes Lohm beginnen und möglichst zu Ende führen (G. A. 43 ; 6, 12). Dr. Klockmann wird Blatt Kyritz beenden und sodann eine Schlussbegehung der Blätter Tramnitz, Neu-Ruppin, Wusterhausen, Wildberg und Fehrbellin liinsichts der Abtrennung des altmärki- schen Rothen Diluvialmergels ausführen (G. A. 44; 1 — 3 und 7 — 9). XXII 9. Hinterpommern. Landesgeologe Dr. Keilhack wird das Blatt Sydow beenden und sodann mit Hülfe des Culturtechnikers Baldus die Aufnahme der Blätter Pollnow, Wussow und Zirchow beginnen (G. A. 14; 44, 45, 51, 57). 10. Westpreussen. Professor Dr. Jentzscii wird die Bearbeitung des Blattes Niederzehren ausführen und sodann diejenige von Lessen und Sohwenten beginnen (G. A. 33; 23, 29, 30). 11. Ostpreussen. Dr. Klees wird zunächst die Aufnahme der Blätter Dönhof- stedt und Lamgarben beenden und sodann nach einer Instructions- reise durch die zwischenliegenden Blätter die Bearbeitung der Blätter Gr. Schöndamerau, Theerwisch und Rabienten (G. A. 35; 22 — 24) beginnen. Ausser den obeu angegebenen Kartirungsarbeiten werden be- hufs Vervollständigung der Geschiebesammlung des geologischen Landesmuseums Bezirksgeologe Dr. Schröder in dem Gebiete zwischen Frankfurt a/O., Bentschen, Wollstein und Crossen a/O., Dr. Müller in demjenigen zwischen Hannover, Verden, Uelzen und Lehrte Aufsammlungen von Geschieben vornehmen. XXIII 3. Mitteilungen der Mitarbeiter der Königlichen geologischen Landesanstalt über Ergebnisse der Aufnahmen im Jahre 1891. Mittheilung des Herrn K. A. Lossen über geologische Aufnahmen im nordwestlichen Antheile des Blattes II arzburg. Die auf dem Schmalenberge und Breitenberge in weiter Ausdehnung herrschenden, zwei grössere geschlossene Massen zusammensetzenden antegranitischen paläovulcanischen Eruptivgesteine treten in der Gegend zwischen dem Gabbro des Eadauthales und dem Oker -Granit am auffälligsten hervor. Sie gelten als eine wiederholte Auffaltung der weiter gegen SW. im Oberharze unter dem Namen des Osterode-Polsterberger Diabas- Zuges bekannten Eruptivmassen, haben aber, da sie in ihrer ganzen Verbreitung innerhalb des Contacthofs der Eugranite stehen, eine, im Allgemeinen von SW. nach NO. gesteigerte Um- wandlung erlitten, die sehr hochgradig endet, so dass eine innere Gliederung der Massen bisher noch nicht im Einzelnen durchge- führt ist. Die Darstellung auf der Geognostischen Uebersichts- karte des Harzgebirges (1 : 100000) beruht auf vorläufigen, an einzelnen Handstücken ausgeführten petrographischen Untersu- chungen, so dass sie voraussichtlich bei der Detailkartirung eine Berichtigung erfahren wird. Immerhin lässt sich bereits so viel erkennen, dass nicht allein Diabase vorhanden sind, sondern XXIV auch, in Uebereinstimmung mit den mittel- bis oberdevonischen Eruptivmassen der Elbingeröder Mulde, paläovulcanische Syenitporpbyre oder Orthophyre. Die diesjährige Begebung dieser antegranitischen Eruptivgesteine beschränkte sich auf die Nordwestabdachung des Breitenbergs. Hier herrschen durchweg Diabase vor, welche eine Neigung zur Variolitenbildung be- kunden, eine Structur, die schon sehr frühzeitig aus der Harz- burger Gegend erwähnt wird und auch im metamorphosirten Zu- stande oft sehr deutlich hervortritt. Da die Variolen relativ reicher an Kalknatronfeldspath sind, als die Hauptmasse des Gesteins, so walten an ihrer Stelle vorwiegend kalksilicathaltige Neubildungen vor, während Amphibol und Biotit umgekehrt vorzugsweise ausser- halb der Variolen angetroffen werden. Wie ich vor Jahren schon gezeigt habe und wie die Unter- suchungen v. Groddeck’s und Max Koch’s bestätigt haben, macht sich die Variolit- Structur einseitig in den hangenden jüngsten Diabasen des Osterode-Polsterberger Diabas -Zugs geltend. Legt man diese Erfahrung zunächst als Maassstab an, so würde man auch bei Harzburg im variolitischen Diabas das relativ jüngste Glied der Eruptivdecken zu erblicken haben, das nach Max Koch als ob er devonisch anzusprechen sein würde. Für eine solche Auffassung spricht, dass im westlichen An- theil der Forstparcelle No. 87 nördlich vom Kammweg über den Breitenberg C ulmkieselschiefer- Hornfels in Klippen an- steht, deren Gesammtheit mit den in ihrer Umgebung ausgero- deten Lesestücken eine Mulde über dem variolitischen Diabas dieses Forstortes darstellt, welche gegen ONO. aushebt. Nördlich von dem den Nordflügel dieser Mulde unterteufenden Diabas bemerkt man dagegen an und unter dem neuen Forstab- fuhrweg, der die Grenze der Forstparcellen No. 87 und 89 be- zeichnet, Mandelsteine mit Granat und grösseren Partieen marmorartig-späthigen Kalkes und damit anscheinend verflösst ein porphyrisches Eruptivgestein, welches durch rectanguläre Feldspath-Krystalle bezw. Pseudomorphosen darnach, sein por- phyrisches Ansehen erhält. Diese Mandelsteine und ihr Begleiter unterteufen ihrerseits ganz deutlich den über und im Weg an- XXV stehenden variolitischen Diabas, örtlich ist ein ganz schmales Mittel von Schieferhornfels als Grenzscheide zwischen den zwei Eruptivdecken zu erkennen. Der Mandelstein reicht bis auf den Granit, der im Hang nach dem Bleichethal noch oberhalb der zur Stiefmutter führenden Hauptfahrstrasse ansteht und die ihm aufruhenden Gesteine abschneidet. In diesen Mandel- steinen und dem porphyrischen Gestein, deren nähere Bestimmung weiteren vergleichenden mikroskopischen Untersuchungen Vor- behalten bleiben muss, liegt demnach sichtlich ein relativ älteres, vielleicht mitteldevonisches, Glied des Breitenberger Eruptiv- decken-Massivs vor. Nordwestlich von den zusammenhängenden Eruptivmassen des Breitenbergs folgen metamorphosirte Culm-S chichten; bis zum Gläsekenthale herrschen dieselben unter den Sedimenten allein. Zahlreiche Aufschlüsse im Ki eselschiefer- Horn fei s, der grösstentheils in der feinkörnigen bis zuckerkörnigen quarzit- ähnlichen Umbildungsweise erscheint, lassen erkennen, dass eine wiederholte Faltung die Basis des Culms mehrfach hervorhebt; damit in Einklang steht die Vertheilung von relativ schmal zu Tag ausstreichenden Diabas-Massen auf mehrere Ausstriche innerhalb des Culmgebietes ; man darf darin wohl das Auftauchen der oberdevonischen Eruptivdecke erblicken, soweit nicht etwa einzelne Vorkommen dem Culm angehören. Zwischen solchen Auffaltungen oder Hervorhebungen der relativ älteren Culmschichten oder der Unterlage derselben stehen C ulmschieferhor nfelse oder Culmgrau wacken schiefer- hornfelse an, welche wohl am richtigsten als die Fortsetzung der Posidonomyen-Schi eilten aufgefasst werden, die südwest- lich vom Okergranit im Okerthale und seinen Zuflüssen zu beob- achten sind. Deutliche Culmgrauwacken scheinen sieb auf die NO.-, NW.- und N.- Seite des Papenbergs zu beschränken, also auf das Harzburg zugekehrte Nordostende des devonischen Erup- tivmassivs des Breitenbergs. Um so auffälliger ist ihr Vorkommen in der Rofkammer südlich und südwestlich vom Oker-Forsthause, was bereits Max Koch sehr befriedigend durch eine Verwerfung längs eines der SO. -NW. streichenden Quarz-Gänge erklärt XXVI hat. Der ausgezeichnetste dieser Quarz-Gänge ist der, welcher den Elfenstein im gleichnamigen Forstorte zusammensetzt, darüber hinaus aber auf der ganzen Erstreckung vom Gläsekenthal bis zum Bleichethal in westnordwest-ostsüdöstlicher Richtung bekannt war, wie aus der Uebersiclitskarte zu ersehen ist. Nach Max Koch würde der Quarzgang im Gläsekenthal eine kleine Ver- schiebung der Streichlinie erleiden, um alsdann in westlicher Richtung bis auf das angrenzende Blatt Zellerfeld fortzusetzen; thatsächlich wird der Gang auf dem Westufer des Gläsekenthals, dem Elfenstein gegenüber abgebaut und lässt sich auch auf dem Gläseken- und Goldberge und im oberen Schlackenthale nach- weisen, so dass Koch’s Darstellung richtig sein dürfte. Aber auch gegen Harzburg hinzu erreicht derselbe Quarzgang keines- wegs bereits am Bleichethal seine Endigung: er erleidet nur zu- folge der Erosion eine Unterbrechung zu Tage, lässt sich aber etwas weiter gegen O. aus dem Chausseegraben der am Waldrand entlang führenden Fahrstrasse bergan zur Chaussee Harzburg- Stiefmutter und von da weiter aufwärts durch die Nordostecke des Breitenbergs gegen das Joch zwischen diesem letzteren und dem Papenberg hin verfolgen und aller Wahrscheinlichkeit nach noch weiter gegen SO. Wenigstens kann die Verwerfungskluft, welche durch den Quarzgang erfüllt wird, hier noch nicht endi- gen, da gerade hier neben dem am Wege aufgeschlossenen Gange einerseits Culmgrauwacken, andererseits die oberdevonischen Erup- tivgesteine anstehen. Am Elfenstein setzt der Gang nicht durch so verschiedenalterige Formationsglieder zwischendurch; doch stehen auch hier nördlich des Ganges die unteren Culmschichten mit Diabasen an, während südlich solche ohne Diabase angrenzen; mehr noch ist der Verwerfungseffect hier daraus zu erkennen, dass die Südseite des Elfensteins von einer Zone begleitet wird, innerhalb derer die Streichen der Schichten und der Dia- base von SO. nach NW. oder OSO. nach WNW. gerichtet sind, während nördlich des Quarzganges umgekehrt aus SW. nach NO. gerichtete Streichen herrschen. Ungefähr 800 Meter südsüdwestlich vom Elfenstein streicht eiu zweiter Quarz- gang von geringerer Mächtigkeit und Erstreckung über die Höhe XXVII zwischen dem Bleichethal und dein Bernersthal SO. — NW., also etwas steiler, als der Elfenstein-Gang. Diesen Richtungen, der aus SO. gegen NW. und besonders der aus OSO. nach WNW., folgen auch die meisten der zahl- reichen eugr anitischen, besonders Granit-Gänge, welche das Culmschiefergebiet zwischen dem Breitenberge und der Stief- mutter, bezw. dem Röhrtanz, also den Höhen auf der Wasser- scheide zum Oker-Thal, durchschneiden. Es ist schon früher aus- geführt worden, dass der Granit des Okerthaies und die mit ihm in Zusammenhang stehenden Gänge, deren östlichere Gruppe das hier beschriebene Gebiet durchzieht, unter petrographischen, wie auch nach tektonischen und chorographischen Gesichtspunkten nur als F ortsetzung der Gabbro-Granit-Zone im Brocken- Massiv aufgefasst werden könne. Dieser Auffassung hat sich auch Max Koch in seinem Specialbericht über die westliche Hälfte des Oker-Granits angeschlossen. Die diesjährige Kartirung der östlichen Hälfte bringt neue gewichtige Belege dafür. Aus der soeben hervorgehobenen herrschenden hercynischen Richtung der eugranitischen Gänge allein würde die Zugehörigkeit des Oker-Granits zur Gabbro-Granit-Zone noch nicht gefolgert werden können, da diese Richtung nicht nur diejenige dieser letzteren Zone, sondern auch die des Ilsensteiner Granits ist. Darum ist es von besonderem Interesse, dass gerade die östlichste, also dem Ilsensteiner, wie dem Gabbro-Granit zunächst auftretende Gangstockmasse des Okergranits, die in der Nähe des Zusammenflusses des Born- und des Bleichethaies ansteht, einen über t/g Kilometer langen Gang in hör. 11 gegen SSO. aus- sendet, d. h. in derselben Stunde, welche ich in meinem Jahres- berichte im Jahrbuch für 1888, S. XXXI, als die mittlere Streich- richtung der Granit-Gänge im Gabbro zwischen Ecker und Radau, sowie überhaupt zwischen der Gabbro-Granit-Zone des Brocken- Massivs und dem Oker-Granit nachgewiesen habe. Es ist dies zugleich der einzige zum Oker-Granit zählende Gang, welcher die Diabasdecken des Breitenbergs auf längere Erstreckung bis über die Kammlinie des Berges hinaus durchsetzt. Die südliche Endigung ist noch nicht genau bekannt, einstweilen wurde der XXVIII Gang bis nahe vor das Schniggenloch verfolgt, wo er den Pflanzcamp auf der Grenze der Forstparcellen 87 und 86 durch- schneidet. Auch seine petrographische Beschaffenheit ist be- merkenswert!), insofern der Granit in der schmalen Gangspalte in porp hyrischer Facies als Quarzporphyr mit (z. Th. wenig- stens) ganz ausgezeichnet pegmatophyrischer Grundmasse und aus blumig-blätterigem Mikro-Schriftgranit zusammen- gesetzten Sphärolithen erstarrt ist. Eine zweite porphyrisch verdichtete Apophyse läuft von demselben kleinen Granit- Stock zwischen dem Bleiche- und Bornthal in entgegengesetzter nord- westlicher Richtung im linken Thalhange des letztgenannten Thals südlich von dem grossen Quarzgang auf den Elfenstein hinzu. Derartig hochgradige Verdichtungen, die an den Bodegang und mehr noch an die Ausläufer des Ilsenstein-Granits zwischen Usenburg und Hasserode und aus der Umgebung der Kattenäse erinnern, sind im Harzburger Gabbro-Revier und dem sich daran anschliessen- den Gebiete des Oker-Granits bis auf ganz geringfügige Massen (Winterberg bei Harzburg, unter der Ziegenrückenklippe bei Oker) anderweitig nicht bekannt geworden. Der Granit (Granitit), welcher diese porphyrischen Aus- läufer entsendet, ist im frischen Zustande aus weissem Feldspath, vorwiegend Orthoklas, grauem bis wasserhellem Quarz und tief- dunkelbraunem Biotit zusammengesetzt, wozu sich noch Magnetit, Apatit und Zirkon in untergeordneten Mengen gesellen, welche das Mikroskop erst recht erkennen lässt. Oertlich fehlen Schörl und Granat als Uebergemengtheile nicht, besitzen indessen nur den Werth von accessorischen, keineswegs regelmässigen Gemeng- theilen. Die Structur ist bald rein eugranitisch, bald neigt sie zur Mikropegmatitstructur, die indessen nicht sehr auffällig hervor- tritt. Das Gestein gleicht ebenso sehr manchen in der Westhälfte des Okergranits auftretenden, als den Graniten aus der weiteren Umgebung der Steinernen Renne, namentlich den am unteren Ende der Wasserfälle anstehenden. Derartige Granite trifft man auch anderwärts zwischen dem Breitenberge und der Stiefmutter an, so weiter aufwärts in den Thalhängen des Bleichethales, sowie auf dem Morlberge, Röhrtanz XXIX und im Forstort Elfenstein; im letzteren jedoch nur theilweise, denn gerade nördlich von dem Elfensteiner Quarzgauge sind basischere Eugranite häufiger anzutreffen. Neben Graniten von vorherrschend weisser Farbe fehlen indessen auch andersgefärbte nicht, so z. B. begegnet man bei dem Zusammenfluss des Berners- thal-Wassers mit dem des Gläsekenthales den schönen bunten Graniten, welche C. W. C. Fuchs aus dem Gruhebeck innerhalb der Gabbro - Granit- Zone des Brocken -Massivs analysirt hat, während in den Forstorten Alte Schlewecke und Stiefmutter die Granite mit grünem Feldspath örtlich hervortreten, die von dem- selben Autor vom Meineckenberge aus ebenderselben Zone analy- sirt worden sind und deren weite Verbreitung als charakteristische Typen vom Ostrande des Brocken-Massivs her bis in den Oker- Granit bereits in früheren Berichten betont worden ist. — Fein- körnige und dabei durch grössere Feldspath- (z. Th. Mikroperthit-) Krystalle porphyrartige Ganggranite herrschen auf der vorderen (nördlichen) Hälfte des Gläsekenbergs, sowie auch jenseits des Schlackenthales ; örtlich werden dieselben, welchen gelegentlich ein accessorischer Gehalt an Almandin ebensowenig fehlt als den grobkörnigen Gang- und Stockgraniten, glimmerreich und zugleich malakolithhaltig. Auch Max Koch hat bereits auf den Gehalt an monoklinen oder rhombischen Augit-Mineralien in Graniten dieser Gegend hingewiesen und mit Recht eine Hinneigung zu basischeren Eugranit-Typen darin erkannt (dieses Jahrb. für 1888, S. L). Solche basischere Typen, die nicht mehr Granit oder, unter strengerer Betonung der Varietät, Granitit oder Malakolith-, bezw. bronzithaltiger Granitit genannt werden können, sind, wie oben bereits angedeutet, nördlich von dem Quarzgange des Elfen- steins in dem gleichnamigen Forstorte vorhanden. Schon im Jahrbuche f. 1882 x) konnte ein Au git-Glimm er-Quar zdiori t (Augit-, bezw. Malak olith- Tonal it) unter dem Elfenstein Erwähnung finden, dessen quantitative Analyse der vorigjährige Bericht neben solchen verwandter Gesteine der Gabbro-Granit- ') S. XX. XXX Zone mitgetlieilt hat (Analyse VII). Diese Mittheilung betrifft nur eine basische Kern kugel aus einem vorherrschenden saureren Granitit, welche gelegentlich einer Streiftour durch die Gegend gesammelt worden war. Die eingehendere Kartirung hat indessen ergeben, dass noch basischere Gesteine auftreten und dass dieselben zwar nicht umfangreiche, doch selbständige, wenn auch im Verhältnis zu den Harzburger Gabbro-Stöcken recht geringfügige Stock- oder Gangmassen zusammensetzen. Ein kleiner Stock eines jener Uebergangsgesteine aus dem Gabbro- in den Augit-Tonalit-Typus , das ich 1880 ^ aus der Gegend von Ilasserode und Harzburg beschrieben habe unter dem Namen eines Biotit- Augit-Gabbro, steht am Trittwege von Harzburg nach Oker und dahinter waldeinwärts bergan in den unteren Windungen des zum Elfenstein aufwärts führenden Touristenpfades unmittelbar bei dem Wirthsbaus zum Silberborn an. Die Aufschlüsse sind gar schlecht, theils weil das Gestein von Tag aus stark verwittert ist, theils wegen der starken Ueber- rollung durch das Blockicht des Quarzganges. Abgrabungen des zufolge der Verwitterung in braunen Grus zerfallenen Ausgehen- den des Gesteins behufs der Wegebeschüttung haben gleichwohl ein recht festes, zähes und relativ sehr frisches Gesteinsmaterial in Gestalt von kugel- bis brodförmigen, aus dem Grus herausge- schälten Körpern zu Tage gefördert. Die von Herrn Dr. Haefcke im Laboratorium der Kgl. Bergakademie ausgeführte quantitative Analyse dieses Materials hat ergeben: Si02 ..... . 53,78 pCt. Ti02(Zr02) .... 0,81 » Al2 O3 ...... 16,02 » Fe2Os 1,27 » FeO 6,84 » MgO ...... 6,49 » CaO ...... 8,45 » Na20 2,47 » Latus 96,13 pCt. l) Zeitschrift d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXXII, S. 209 ff. XXXI Transport 9(5,13 pCt. k2o . . . . . . 1,81 » h2o . . . . . . 1,45 » p205 • ■ • . . . 0,17 » F e<> S3 . . . . 0,19 » SO, . . . . . . 0,23 » Summe 99,98 pCt. Volum-Gewicht 2,897. Danach stimmt das Gestein vom Silberborn auch in seiner procentischen Mischung recht gut überein mit dem Biotit-Augit- Gabbro von Hasserode, es ist nur ein wenig ärmer an titanhal- tigem Eisenerz, wie der relativ niedrigere Gehalt an Ti02 und Fe203 in Uebereinstimmung mit der mikroskopischen Unter- suchung erkennen lässt. Auch die ausserordentlich mannigfache Zusammensetzung: Kalknatronfeldspath, Quarz, Biotit, Hornblende, Bronzit und ein in seinen Spaltbarkeitsverhältnisseu dem Mala- kolith angehöriger und durch häufigeres Auftreten von Mikro- plakiten doch wieder an Diallag erinnernder monokliner Augit, überdies Apatit, Zirkon, oxydisches und geschwefeltes Eisenerz in geringen Mengen, dieses Zusammenkrystallisiren der für die Diorite, bezw. Tonalite (Quarzdiorite) und für die Gabbros und Norite charakteristischen Mineralien mit Ausschluss des Olivins, ist laut Ausweis der mikroskopischen Analyse hier wie dort unter gleichen Structurverhältnissen dasselbe. Dem entspricht ein gleiches äusseres Verhalten nach Farbe, weiss und bräunlich- schwarz gefleckt, und mittelfeiner Korngrösse; selbst die geringen Maassverhältnisse der 1 bis 2 Decimeter Längsdurchmesser er- reichenden kugelig -ellipsoidischen Erstarrungskörper sind die gleichen. Geht man von diesem kleinen Gabbro- Stocke gegen SO. durch den Wald den Trittpfad, nicht den Fahrweg, nach Harz- burg hinzu, so erreicht man alsbald jenseits einer ganz seichten Kinne in der darauf folgenden Aufwölbung des Gehänges einen kleinen Granit-Stock im Culm und nach Ueberschreitung einer zweiten, noch seichteren Einbiegung kaum 100 Schritte über die XXXII Granitgrenze hinaus einen Gang eines im diabasführenden Hornfels aufsetzenden basischen Eugranits. Obwohl nur durch vereinzelte Erstarrungskugeln oder verwitterte Lese- stücke am Ausgehenden spärlich augedeutet, liess sich der- selbe, vermöge der petrograpliischen Merkmale des dem Gabbro- Stock des Silberborns verwandten, aber quarzreicheren Ge- steins, in hör. 7 westwärts bergan verfolgen bis in die zwischen den beiden erwähnten seichten Rinnen befindliche Wölbung des Berghanges, die er kaum 100 Schritte tiefer, als der vom Born- thal durch den Elfensteiner Forst angelegte Fahrweg schneidet. — Etwas weiter westwärts hat dieser Fahrweg zwei Aufschluss- punkte in basischerem Eugranit entblösst: einmal westlich des Kreuzpunktes des zum Elfenstein -Felsen vom Silberborn auf- steigenden Touristenpfades mit dem Fahrwege: hier stammt die Augit-Tonalit-Kernlmgel her, deren Analyse (VII) im vorig- jährigen Berichte mitgetheilt ist; sodann westlich des Kreuzpunktes des alten Herrenwegs mit dem neuen Fahrweg. An beiden Stellen steht im Wegerain eine aus saurerem, allem An- schein nach grani tischem , und aus basischerem Eu- granit zusammengesetzte Eruptivmasse von geringer räumlicher Ausdehnung an, analog den gemischten Gängen bei Ilarzburg; vielleicht deuten beide Aufschlüsse ein Fortsetzen des ersterwähnten Ganges unterhalb des Fahrweges an. — - Ein weiteres Vorkommen eines stark zersetzten Ganges eines ba- sischeren Eugranits lässt sich aus der Nähe des gedachten Fahr- weges in ganz geringem Abstand von dem Quarzgange des Elfen- steins der Nordseite dieses Ganges entlang ostwärts bis in das Kreuz des Quarzganges mit dem Herrenweg verfolgen. — End- lich sei hier noch eines petrographisch interessanten, wenn auch geologisch ganz unbedeutenden Gangtrums im Culmhornfels auf der dem Bornthale zugekehrten Ostseite des Elfensteiuer Forstes gedacht. Dieses Vorkommen beschränkt sich auf ein schmales Ausstreichen im Wegerain jenes mehrfach erwähnten Fahrweges, ungefähr 250 Schritt nördlich des östlichen Schnittpunktes des Elfensteiner Quarzganges mit diesem Fahrwege. Das rostbraun angelaufene Gestein dieses Trums zeigt breite Spaltblätter von XXXIII Orthoklas, die durch zahlreiche Einwachsungen fremder Mineral- körnchen wie durchsieht erscheinen, was sich durch eine Unter- brechung des Glanzes der Spaltflächen kundgiebt, ähnlich dem Aussehen des mit Serpentin durchspickten Bastits im Harzburger Schillerfels. Das Mikroskop lässt diese zahlreichen Einwachsungen theils als länglich gestreckte, aber an den kurzen Enden abge- rundete, schwarmförmig gruppirte Plagioklas- Leisten, theils als unregelmässig lappig begrenzte oder auch abgerundet rectanguläre Körner eines monoklinen Augits (Malakoliths mit einer an Diallag erinnernden Structur) und endlich als viel kleinere, aber zahlreiche Magneteisenkörnchen erkennen; überaus zahlreiche feinste, wasser- helle Nädelchen durchspiessen überdies den Orthoklas, allem An- schein nach Apatit-N ädel chen , während Zirkon daneben auch nicht fehlt, aber in viel spärlicheren und gröberen Prismen er- scheint. Eine grün-gelb pleochroitische, lappig begrenzte Horn- blende, sowie Biotit, sind im Verhältniss zu dem augitischen Mineral nur ganz unbedeutend vorhanden. Nach dieser Mineral- aggregation ist das Gestein ein Augit-Syeuit im weiteren Sinne des Wortes, ein im Harz sonst ganz untergeordnet aus der Um- gebung Harzburgs bekannt gewordener eugranitischer Gesteins- typus, welcher überdies dort meistens einen geringen Quarzgehalt führt, der hier, Spuren von Mikropegmatit abgerechnet, ganz zu fehlen scheint. Mittheilung des Herrn A. von Koenen über die wissen- schaftlichen Ergebnisse der Aufnahmen westlich vom Harz. Die Aufnahmen auf den Blättern Nörten, Moringen, Einbeck, Freden, Gandersheim und Westerhof lieferten eine Reihe inter- essanter Beispiele und Profile, welche das Verhalten von Disloca- tionen, namentlich auch von Nebenspalten in ausgezeichneter Weise erläutern, so besonders westlich von Northeim und westlich und südwestlich von Moringen. Das Auftreten von echtem Schilf- sandstein gab Veranlassung, Herrn Dr. Tornquist eine Unter- suchung über den Bau und die Gliederung des Gypskeupers im Gebiete des Leine-Thaies vorzuschlagen; diese Arbeit, welche Jahrbuch 1891, n XXXIV bereits als Inaugural-Dissertation gedruckt vorliegt, ergab, dass der Gypskeuper liier ebenso entwickelt ist, wie im südlichen Thü- ringen, in Schwaben und Baden, und sich in ganz derselben Weise gliedern lässt, wie Tiiürach dies gethan hatte. Mittheilung des Herrn E. Zimmermann über Aufnahmen auf den Blättern Schlei z und Suhl. Meine Aufnahmen bewegten sich 1891 auf drei ganz ver- schiedenen Gebieten, in den altpaläozoischen Gebieten des Vogt- landes, und zwar auf Blatt Sclileiz, im jungpaläozoischen Roth- liegenden des mittleren Thüringerwaldes (Blatt Suhl) und im Tri asgebiet im Vorland dieses Gebirges (Blatt Arnstadt), wo zu- gleich auch Diluvialbildungen wesentlich mit in Betracht kamen. Nur von den ersten beiden Gebieten sei hier einiges hervorgehoben. Im erstgenannten Gebiet gelang es mir, durch Auffindung des bezeichnenden Phy Codes circinnatum das Cambrium an einigen Stellen nachzuweisen, wo bisher bei Gelegenheit von Orientirungs- touren nur erst Untersilur beobachtet war (vergl. die »vorläufige geologische U ebersich tskarte von Ostthüringen« in Abhandlg. d. k. preuss. geol. Landesanstalt Band V, Heft 4). Dieses Cam- brium überschreitet südlich von Schleiz zwischen den auf jener Karte mit den Anfangsbuchstaben angegebenen Dörfern Raila und Zollgrün die Wettera und zieht sich von da in SW.-Richtung gegen Wernsdorf hin, nach NO. dehnt es sich über den Ostrand von Blatt Schleiz nicht aus. — Durch die Auffindung dieses Cam- briums wird die Brücke hergestellt zwischen dem kleineren, von der oberen Saale bei Harra herkommenden, bei Künsdorf unweit Saalburg unter das Silur untertauchenden Ausstreichen von Cam- brium und dem grösseren Gebiet dieser Formation, welches an der oberen Weida bei Pausa wiederbeginnt und sich an der Elster zwischen Greiz und Gera so sehr ausbreitet. Dadurch kommt einerseits der grosse ostthüringische Hauptsattel als ein einheitlicher noch deutlicher auf der Karte in die Erscheinung, andererseits wird aber zugleich ersichtlich, dass dieser erzgebirgische (niederländische) Sattel von zwei frankenwäldischen (hercynischen) Mulden gequert wird, deren eine südöstlich von Saalburg, deren andere zwischen Schleiz und XXXV Mühltroff durchstreicht. Jene führt gegenwärtig nur Untersilur, in dieser reicht die Schichtenfolge mindestens bis zum Mitteldevon, und zwar ohne dass eine bedeutendere Höhenlage dies ermög- licht oder jene Verwerfungen von wesentlichem Einfluss sind, die auch schon auf der »Uebersichtskarte« einigermaassen erkenn- bar sind. Die petrographische Ausbildung des Cambriums entspricht der gewöhnlichen , indess wird ihr die Ausbildung des unteren Quarzits im Untersilur so ähnlich, dass ich diesen, zumal weder eine trennende Schieferzone noch der leitende untere Eisenerz- (Chamoisit-Thuringit-) Horizont vorhanden ist, ursprünglich mit dem Cambrium zusammengefasst habe, bis Liebe die äusserst feinen Unterschiede herausfand und das Cambrium auf eine An- zahl kleinerer Gebiete beschränkte. Diese sind als die Kämme erzgebirgischer Sättel zweiter Ordnung anzusehen, welche jenem Hauptsattel (erster Ordnung) untergeordnet sind. Es mag hier noch ein kurzes Wort Platz finden über eine Frage, die für unser Gebiet nur äusserlich, nicht im innern Wesen, von einschneidender Bedeutung ist: die Frage nach der berech- tigten Zutheilung der Phycodesschichten zum Cambrium. Phycodes circinnatum ist bekanntlich die einzige allgemein durch das thürin- gische Schiefergebirge verbreitete Versteinerung der ältesten fossil- fülirenden Schichten. Richter hatte sie zuerst unter diesem Namen, und zwar aus der »grünen Grauwacke«, beschrieben, dem späteren Cambrium. Nun dürfte ein Zweifel an der Identität des Phycodes mit Vexillum Rouvillei Saporta gar nicht, mit Licro- plvycus Ottawaensis Hall kaum berechtigt sein, welche beide aus echten, durch Trilobiten etc. charakterisirten Untersilurschichten angegeben werden. Demnach müssten unsere Phycodenschichten nach den gewöhnlichen Grundsätzen ebenfalls zum Untersilur ge- stellt werden, und in der That will nach einer freundlichen Mittheilung II err E. Weise (bei der Fortsetzung seiner Aufnahmen über das Blatt Plauen i. Vogtl. hinaus) nähere Beziehungen der Phycodesschichten zum Silur als zum Phyllit beobachtet haben und würde gern jene zuerst von den Herren v. Fritsch und Frech ausgesprochene, von der bisherigen Kartendarstellung c * XXXVI abweichende Ansicht annehmen. Demgegenüber muss aber hervorgehoben werden, dass im weitaus grösseren Theile des thü- ringischen Schiefergebirges die Beziehungen der Phycodenscliichten nach unten engere sind als nach oben, ja — dass man dort, wenn man sie mit zum Silur rechnete, einen scharfen und praktisch gut verwerthbaren Grenzhorizont verlieren und das die Grenze zwischen Cambrium und Silur eine der fliessendsten sein würde, die wir im Schiefergebirge hätten. Aus praktischen Gründen müssen wir uns also für die Beibehaltung der bisherigen Grenze von Silur und Cambrium in Ostthüringen aussprechen. Der genannte untere Quarzit des Untersilur ist, wenig- stens soweit er bisher auf Blatt Schleiz zur Beobachtung kam, eigentlich mehr ein sandiger, dick- und undeutlich schiefriger Thonschiefer von grauer Farbe. Er schneidet im Hangenden ziemlich scharf (schärfer als gegen das Cambrium hin) gegen den typischen, blauschwarzen, gutgeschieferten Untersilurschiefer ab. Ueber einer ansehnlichen Folge des letzteren lagert dann eine mächtige Masse echten, plattigen, hellgrauen bis weissen Quar- zits; an der Grenze beider findet sich hier und da eine Eisenerz - (Chamoisit-) Zone, und es muss dann dies die obere sein, die hier — gegenüber den Beobachtungen in den Gebieten der bisherigen geologischen Specialaufnahme — besonders schön (z. B. bei Ober- böhmsdorf) entwickelt ist. Ueber dem oberen Quarzit folgt der obere Theil der schwarzen Untersilurschiefer, der bald beträcht- liche Mächtigkeit erreichen, bald auch (ob von Aufang an oder durch spätere Zerstörung oder Verquetschung, war nicht zu ent- scheiden) mehr oder minder verschwunden sein kann. Darauf folgt der mittelsil arische Kieselschiefer und darauf in der näheren Umgebung von Schleiz sogleich das »thüringische Unterdevon«, zumeist mit körnigem Diabas oder Paläopikrit beginnend. Im Mittel silur gelang es mir, am alten Fundort (Heinrichsruhe) jene Schicht wiederzufinden, welche in Ostthüringen bisher allein noch andere Versteinerungen als Graptolithen geliefert hat, näm- lich Orthoceras tenue Wahl, und Orthis cf. callactis Dalm. Von den jüngeren Schichten des Schiefergebirges ist nur noch zu er- wähnen, dass sich gerade zur Zeit meines Aufenthaltes in Schleiz XXXVII im tiefen Oberdevon jene schwarze Schicht gnt aufgeschlossen und versteinerungsreich zeigte, welche so weit durch Deutschland hin- durch zu verfolgen ist; die Bestimmung der Arten ist noch nicht zu Ende geführt, ihre Zahl dürfte 20 überschreiten; Goniatites intumesce ns (bis 47 Centimeter Scheibendurchmesser erreichend), G. multilobatus , Phragmoceras , Gomphoceras und Orthoceras arten, ferner Cardiola retrostriata sind besonders zahlreich, spärlicher kommen andere Zweischaler und Crinoidenreste, selten Schnecken, Tentaculiten, Einzel- und Stockkorallen vor. Vom Blatt Suhl im mittleren Thüringer Wald beging ich nur die durch die Blattdiagonale begrenzte NO. -Hälfte und zwar zum Theil (aus sachlichen oder äusseren Gründen) nur flüchtig. Die Hauptrücksichten bei diesen Begehungen waren auf die Her- stellung der Einheitlichkeit der demnächst herauszugebenden Ueber- sichtskarte des ganzen Waldgebirges gerichtet; über die hierbei erlangten Resultate wird Beyschlag im Zusammenhang mit den auf den Nachblättern gewonnenen Ergebnissen ausführlich schreiben, da wir gerade nach dieser Richtung gemeinschaft- lich gearbeitet haben. Hier sei diesbezüglich nur erwähnt, dass sich die von mir und Scheibe auf Blatt Ilmenau gemachten allgemeinen Beobachtungen auf Blatt Suhl ganz bestätigten und nur einige Erweiterungen durch das Auftreten von dort nicht entwickelten Schichten sich ergaben. So konnte ich am Gabel- bachskopf bei Gehlberg den durch seine Krystalle gut charakteri- sirten Meyersgrundporphyr, der bisher nur von der Basis des gesammten Rothliegenden im Thüringer Wald bekannt war, in drei verschiedenen Niveaus, allerdings sämmtlich in meinem früheren »Unteren Manebacher Carbon«, den jetzigen Geli- rener Schichten, nachweisen; und zugleich damit fand ich die quarzige conglomeratische Arkose, die bisher nur unter jenem Porphyr bekannt geworden war, auch darüber (d. h. über dem untersten der ebengenannten drei Ergüsse). Durch diese Auffindungen ist leider der stratigraphische Werth jener petrographisch so charakteristischen Gebilde in ähnlicher Weise bedeutend herabgesetzt, wie es im thüringischen Schiefergebirge bei den untersilurischen Eisenerzlagern durch Auffindung eines XXXVIII zweiten Horizontes derselben der Fall war. Von petrographisch unzweideutigen Gesteinen des Thüringer Waldes ist nun leider blos noch der von mir und Scheibe mit dem vorläufigen Namen Feldspathporphyrit belegte Melaphyr (v. Fritsch’s »scheinbar körniger Melaphyr«, Schmid’s Paramelaphyr z. Th.) monotypisch, für einen einzigen bestimmten Horizont charakteristisch geblieben. Aber dadurch allein ist auch die wichtige Entscheidung möglich geworden, dass nicht blos der Porphyr des Eisenbergs, der Mord- fleckwand und des Mittelrains, sondern auch der Porphyr des Finsterbergs, Sachsensteins und des Gerawegs dem Porphyr des Kikelhahns stratigraphisch gleichzustellen sind; die zuerst genannten stimmen ja auch schon petrographisch mit dem Kikel- hahnsporphyr so überein, dass man alle diese Vorkommen als ur- sprünglich zu einem Erguss gehörig annehmen konnte, die zuletzt ge- nannten weichen aber durch andere Grundmassenbeschaffenheit, Ver- witterungsart und Quarzführung z. Th. so bedeutend ab, dass man sie nicht ohne Weiteres zum selben Erguss rechnen kann. Um so wich- tiger ist eben die erwähnte Erkenutniss, dass sie jenem Porphyr gleichalt sind und somit doch noch zu den Gehrener Schichten gehören, die abgesehen vom Meyersgrundporphyr, durch in der Pegel quarzfreie Porphyre ausgezeichnet sind. Nun ist auch die bisher so schwierige Frage entschieden, woher die Gerolle quarz- reichen Porphyrs stammen, welche im »Grundconglomerat« unter den Manebacher Flötzen und im »Buntschildskopfconglomerat« darüber (ohne dass inzwischen wieder eine Eruption stattgefunden hat) so reichlich Vorkommen. Wie eben angedeutet, bilden die »Manebacher Schichten« und die darüber folgenden »Goldlauterer Schichten« (zu denen das Bundschildskopfconglomerat gehört — beide Namen von Beyschlag eingeführt) eine eruptionsfreie Schichtenfolge, die übrigens eine grosse Mächtigkeit erreicht. Alsdann brach wieder eine Periode ausgiebiger eruptiver Thätigkeit an; die Ergüsse und zwischengelagerten Sedimente und Tuffe dieser Periode fasst Beyschlag als »Oberhöf er Schichtenfolge« zusammen. Es ist nun in mehrfacher Hinsicht von Interesse und Wichtigkeit, die fast durchgehends quarzreichen Porphyrergüsse XXXIX dieser Periode von einander zn unterscheiden; die Gründe dafür bedürfen nicht der Aufzählung. Die Ausführung dieser Aufgabe stellte sich aber schwieriger, als wie es im Anfang erschien. Denn die einzelnen Ergüsse änderten einerseits örtlich mehrfach ab, so dass garnicht immer ein gemeinsames, durchgehendes Merkmal aus isolirten Handstücken herauszufinden ist, obwohl die Zugehörig- keit zu demselben Erguss im Freien recht gut zu verfolgen ist, andererseits werden verschiedene, in ihrer typischen Ausbildung von einander sehr abweichende Ergüsse zuweilen einander zum Verwechseln ähnlich. So dürfte z. B. der Porphyr des Brands und Rosenkopfs (Blatt Suhl) zu demselben Erguss gehören, der den Porphyr des Bundschildskopfes (Blatt Ilmenau) geliefert hat ; die ganz gleiche Lagerung und die sehr ähnliche petro- graphische Ausbildung sind so gut wie sicher beweisend. Andrer- seits dürften die Porphyre vom Gipfel des Schneekojifs, Beer- bergs (Blatt Suhl) und des Ru mp eis her gs (Blatt Ilmenau) nach Lagerung und Gesteinsbeschaffenheit zusammengehören. Beide Ergüsse sind in ihren typischen Gesteinen weit von einander ver- schieden, trotzdem treten nordwestlich vom Beerberg und Schnee- kopf Varietäten vermittelnder Art auf, welche eine Abgrenzung sehr schwierig machen. Dann kommen glücklicherweise häufig Sedimente oder Tufflagen dazwischen, welche freilich (z. B. gerade am Schneekopf und Beerberg) erkennen lassen, wie complicirt die Grenzflächen verlaufen und wie schnell ein Porphyrstrom oder ein Tufflager verschwinden kann. (Der Rosenkopfsporphyr, t/2 Kilo- meter westlich der Schmücke, und der Brandporphyr, % Kilo- meter nordöstlich derselben, hängen unter dem Porphyr des Schnee- kopfs hindurch jedenfalls mit einander zusammen, erreichen örtlich fast 100 Meter Mächtigkeit und fehlen doch schon an der Schmücke, wo man das Lager erwarten müsste, ganz. Aehnlich, nur noch häufiger, ergeht es dem Tuff zwischen diesem Porphyrlager und dem des Schneekopfsporphyrs). Andererseits ergiebt die genaue Abgrenzung zweier verschiedener Porphyrvarietäten von einander zuweilen die Auffindung von Fetzen eines zwischengeschalteten Tufflagers und damit den Beweis, dass man es dort mit zwei verschiedenen Strömen, nicht mit Varietäten eines Stromes zu XL thun hat. Leider war bei jenen Revisionstouren die Zeit zu kurz, um die verschiedenen Porphyre nicht blos nach petrographischen Varietäten zu trennen, sondern nach geologischen Einheiten mög- lichst zu verbinden, so dass noch eine Reihe von Begehungen nöthig sein wird, wenn wenigstens für die grösseren Ergüsse erreicht werden soll, dass sie aus der Karte selbst, jeder für sich, sichtbar werden. Vou anderen Erscheinungen auf Blatt Suhl sei nur die eine noch erwähnt, dass ich zu jenem durch Herrn von Fritsch auf- gefündenen Vorkommen von verkieseltem Zechstein (im Schnabelbach) noch ein zweites gefunden habe, im Kehlthal, und ein drittes zwischen beiden. Alle drei Vorkommen befinden sich also am Buchskopf, südöstlich unweit Oberhof. Während aber im Schnabelbach die Blöcke nur klein sind und lose sich finden, so dass man den Punkt ihres ursprünglichen Anstehens nicht ganz bestimmt angeben kann, ist für das Vorkommen im Keldthal jene Spalte (die Kehlthalspalte darf man sie nennen) nachzuweisen, welche, vom Kehlthalsteich beginnend, am Nordfuss des Bergzugs des Buchs in Ostsüdostrichtung sich zunächst bis zur Quelle des Bärenbaches erstreckt, dann aber sich vielleicht weiterhin in der einen jener Verwerfungen fortsetzt, die ich vom Blatt Ilmenau be- schrieben habe. Auf dieser Spalte, soweit sie im Kehlthal selbst verläuft, wurde an mehreren Stellen Schwer- und Flussspath ab- gebaut und dabei auch eine Menge jener Blöcke verkieselten Zech- steins zu Tage gefördert. Dieselben stimmen ganz mit denjenigen von Friedrichsanfang-Luisenthal, von Wegscheid u. s. w. überein, die mir Productus horridus geliefert haben (neuerdings in einem Block auf diluvialer Lagerstätte bei Arnstadt auch Camarophoria Schlotheimi ); nur glückte es mir im Kehlthal nicht, ebenfalls Ver- steinerungen darin zu finden. Wie am Raubschloss bei Dörrberg, so ist also auch hier Zechstein in eine Verwerfungsspalte hinab- gestiirzt und dadurch vor der Erosion verschont geblieben; am ersteren Fundort ist er aber in ursprünglicher Beschaffenheit ver- blieben, im Kehlthal ist er verlcieselt. — Ich neige nun auch der Vermuthung zu, dass die Umbra, welche auf den Gruben Franzis- zeche und Morgenroth- Alexe im Zahmen Gerathai (auch auf Blatt XLI Suhl) gewonnen wird, aus der Auslaugung und Umwandelung von Zechstein hervorgegaugen ist, und werde in dieser Ver- muthung durch den Umstand bestärkt, dass diese Gruben augen- scheinlich auf der südöstlichen Fortsetzung der Kehlthalspalte auf- setzen und dieselben Mineralien (Schwerspath und Flussspath mit geringen Mengen von Kupferkies) als Hauptgangmasse führen. Interessant ist, dass an allen diesen mit der Kehlthalspalte in Ver- bindung stehenden Vorkommen von Schwerspath dieser die durch Scheibe zuerst von Gr. Morgenroth-Alexe beschriebene Zwillings- streifung zeigt, so z. B. auch wieder im Eimersbach bei Oberhof, wo jene Verwerfung, welche die bekannten Protriton - Schichten nach der einen Richtung hin abschneidet, in die Verlängerung der Kehlthalspalte zu fallen scheint. Mittheilung des Herrn H. Loretz über Aufnahmen auf Blatt Masserberg. Die im Sommer 1891 im Bereiche des Rothliegenden 1) auf dem genannten Blatt ausgeführten Revisionen haben zu ver- schiedenen Aenderungen und Berichtigungen der bereits früher bewirkten Aufnahmen und der Auffassungen geführt, welche in den entsprechenden Mittheilungen der Bände für 1882 — 85 dieses Jahrbuchs wiedergegeben worden sind. Das Wichtigste davon möge an dieser Stelle angeführt werden. Es kann dabei zugleich auf das, was ich in der vorjährigen Mittheilung (Jahrbuch für 1890) bezüglich der Gesteine und der Lagerfolge im östlichen Theile des Nachbarblattes Ilmenau gesagt habe, verwiesen, und die ebendaselbst folgende Mittheilung der Herren Scheibe und Zimmermann über den westlichen Theil von Blatt Ilmenau ver- glichen werden. Ebenso wie die dem Grundgebirge (Cambrischer Schiefer und Granit) aufgelagerte ganze Folge von Sedimenten ') Ich betone auch hier, dass ich die Ausdrücke »Rothliegendes« und in demselben zur Unterscheidung einer älteren und einer jüngeren Abtheilung »Unteres« und »Mittleres« Rothliegendes nur mit Vorbehalt gebrauche, bis die endgültige Einreihung in’s System und die entsprechende Bezeichnung entschieden sein wird. XLII und Eruptivgesteinen, welche sich im östlichen Theile von Blatt Ilmenau finden, gehören auch die entsprechenden Gesteinslager des Blattes Masserberg, welche wir hier dem »Unteren Iloth- liegenden« zurechnen, alle in den ältesten oder liegendsten Theil des von Scheibe und Zimmermann für das westlich bez. nord- westlich folgende Gebiet aufgestellten Gesammtprofils. Die Sedi- mente (Schiefert hone, Sandsteine, die zum Theil in Con- g lomerate verlaufen, auch Tuffe und Thonsteine), welche, wenn auch nicht überall, doch in vielen Strecken an der Basis des Rothliegenden abgelagert sind und dann dem Grundgebirge zunächst aufruhen, finden sich in besonders deutlicher Entwick- lung und auf grössere Erstreckung zusammenhängend in der Gegend von Masserberg und weiter nördlich, auf der östlichen (schwarzburgischen) Seite des Rennsteigs. Auch an der Hohen Warth, im Hetzgrund, au verschiedenen Stellen des Tannen- grundes, in der Gegend des Reischelthals u. s. w. kommen sie deutlich zum Vorschein. Besonders bezeichnend für diese Schichten- folge sind jene völlig abgerundeten, oft geborstenen und mit Ein- drücken versehenen Gerolle von Quarz und quarzitischem Gestein des Cambriums, welche Gerolle in Bänken von conglomeratischem (zum Theil auch arkoseartigem) Sandstein eingebettet sind, und nach dessen Verwitterung lose umherliegen. Sie sind deswegen bezeichnend für die liegendste Sedimentfolge, weil sie sich in den hangenden Trümmertuffen und deren feineren Zwischenlagen von Schieferthonen und Tuffen nicht wiederholen. Das auf Blatt Ilmenau sehr verbreitete, diesem unteren Horizonte angehörige, eigenthümliche, quarzige Ark ose gestern ist auf Blatt Masserberg entschieden nicht so verbreitet, es finden sich indess Andeutungen davon. Auch der den genannten Sedimenten aufgelagerte und mit ihnen durch Wechsellagerung verbundene Trümmertuff (»Breccie« in den Mittheilungen der Herren Scheibe und Zimmer- mann) ist auf Blatt Masserberg ziemlich verbreitet. Er bleibt sich in seiner petrographischen Zusammensetzung nicht gleich, doch würden sich diese Abänderungen auf der Karte schwer auseinander- halten lassen. Vielfach ist es besonders Material von Felsitporphyr, welches in den Trümmertuff verarbeitet ist und demselben ein XLIII recht buntes Aussehen verleiht. Diese felsitischen Antheile treten mitunter in recht grossen Brocken auf, ja in Form schichten- oder fladenartiger Einlagerungen. Es giebt sogar Strecken, deren Zu- theilung zum Trümmertuff oder aber zum Felsitporphyr auf Schwierigkeiten stösst, sei es, dass jene felsitischen Einschlüsse im Trümmertuff sich sehr häufen, oder dass Felsitporphyr in sehr dünn ausgebreiteter Decke auf Trümmertuff lagert oder dass selbst die petrographische Bestimmung schwierig wird. An anderen Stellen dagegen enthält dieses Trümmergestein viel Glimmer- porphyrit-Einschlüsse , an gewissen Punkten scheint es sogar fast mit Ausschluss von Porphyrmaterial nur aus feineren Theilen von basischeren Eruptivgesteinen (Porphyrit, ? Melaphyr) hervor- gegangen zu sein. Während das Gestein meisthin als Breccie (Tuffbreccie) erscheint, wird es stellenweise conglomeratisch. Untergeordnet kommen Zwischenlagen feinerer Sedimente (Schiefer- thon, Tuff) vor, wie dies auch a. a. O. von Blatt Ilmenau erwähnt worden ist. — Gesteine, wie sie auf Blatt Ilmenau nicht selten, am verbreitetsten in der Oehrenstoeker Gemarkung und weiter aufwärts im Schortethal, Vorkommen und von mir als »Oehren- stocker Tuff« bezeichnet und als besondere Abänderungen des Trümmertuffs angesprochen worden sind, finden sich auch an ver- schiedenen Stellen des Blattes Masserberg; sie sind von mehr oder minder flaseriger Structur, nehmen kleine, röthliche, glänzende Feldspäthe in Menge auf und verlaufen, wenn mehr Quarz- und Felsit-Trümmer hinzutreten, in gewöhnlichen Trümmertuff. Auf den Trümmertuff folgt aufwärts, zwar nicht überall, aber doch sehr gewöhnlich, ein Glimmerporphyrit-Lager. Mit grosser Deutlichkeit ist die Folge aus den Sedimenten durch den Trümmertuff in den Glimmerporphyrit im östlichen Theile des Blattes ausgesprochen, in der Gegend von Masserberg, Giessübel und Altenfeld; aber auch an anderen Stellen wiederholt sich ganz dieselbe Reihe. Nur machen sich dabei die im Rothliegenden so häufig vorkommenden Unregelmässigkeiten geltend; Sedimente wie Trümmertuff können örtlich in ihrer Mächtigkeit bis zum Ver- schwinden abnehmen; der Glimmerporphyrit kann übergreifend unmittelbar dem Grundgebirge aufruhen u. s. w. Der Glimmerporphyrit unseres Gebietes kann, im Ganzen be- XLIV trachtet, als eine grössere zusammengehörige Bildung aufgefasst werden, doch besteht dieselbe ohne Zweifel in der Art aus meh- reren Theilen, dass mehrere Ergüsse neben und nach einander nöthig gewesen sind, um seine Gesammtmasse zu liefern; unter- scheiden lassen sich aber diese Ergüsse nicht. Das Orthoklas als Einsprengling führende Gestein vom Herrn- berg: und Steinberg: unterhalb Schönau im Schleusethal steht nach dem mikroskopischen Befund den Porpliyriten, und speciell wegen seines nicht unbeträchtlichen Gehaltes an grünlich zersetztem Glimmer dem Glimmerporphyrit näher als dem Porphyr; es ist daher auf der Karte als Orthoklas-führender Porphyrit ein- getragen worden. Dasselbe Gestein wiederholt sich an verschie- denen Stellen des Tannengrundes unter Verhältnissen, welche auf eine ziemlich tiefe Stellung desselben im Profil, etwa zunächst über den Sedimenten und dem Trümmertuff, und unter dem Glimmerporphyrit, mindestens unter dessen Hauptmasse, schliessen lassen1). Indessen reichen die Aufschlüsse nicht aus, um diese Frage, nämlich die Lagerung des Orthoklas-führenden Porphyrits zum Glimmerporphyrit, mit Sicherheit zu entscheiden. Der auf Blatt Ilmenau an einer Anzahl Stellen vorkommende Porphyrit vom Schneidemüllerskopf scheint auf Blatt Masserberg zu fehlen, wenigstens nicht zu einer nennenswerthen Raumerfüllung gelangt zu sein. Auch für die auf Blatt Masserberg vorhandenen, nicht zahl- reichen und meist kleinen Vorkommnisse von lagerhaftem Mela- phyr ist es schwer, eine genaue Stelle im Profil anzugeben; wahr- scheinlich bilden auch sie kleine Zwischenlager im Glimmer- porphyrit resp. an der Basis desselben. Kersantit findet sich, abgesehen von seinem gangförmigen Vorkommen im Grundgebirge, auch im Bereiche des lagerhaften !) Umsomehr, als auch eine dem Orthoklas -führenden Porphyrit petro- graphisch recht nahe stehende Abänderung des Glimmerporphyrits, welche durch rothe Grundmasse, grünlich zersetzten Glimmer und Hinzutritt von Orthoklas- Einsprenglingen zu denen von Plagioklas charakterisirt ist, an einer Anzahl Stellen, z. B. im Hühnersbachgrund, allem Anschein nach eine tiefe Stellung einnimmt. XLV Glimmerporphyrits, von solchem rings umgeben, und immer nur in engster räumlicher Begrenzung; man hat es dabei wohl nur mit Differenziruugeu im porphyritisehen Magma zu tlmn. Dem Glimmerporphyrit gegenüber, der unter den basischeren Ergussgesteinen unserer Gegend an Masse und Verbreitung weitaus überwiegt, treten die anderen genannten Gesteine in zweite Linie, und dürften, abgesehen von ihrer grösseren oder geringeren mag- matischen Verwandtschaft mit jenem, wie gesagt, untergeordnete Zwischenlager desselben bilden. Wir lassen nun zunächst das folgen, was in Kürze über die Lagerungs Verhältnisse des Porphyrs zu sagen ist, welcher au Masse und Verbreitung in unserem Gebiete sich dem Glimmer- porphyrit an die Seite stellt. Ein grosser Theil unserer lagerhaften Porphyrmassen ent- spricht ohne Zweifel dem »Stützerbacher Porphyr« (Scheibe und Zimmermann) des Nachbarblattes Ilmenau. So die Porphyr- ausbreitungen bei Neustadt am Rennsteig, ferner die im nord- westlichen Winkel unseres Blattes, die am Schmalegrundskopf, Märterskopf, auf den Höhen westlich von der Schleuse, und an vielen anderen Stellen. Seine Lagerung über Glimmerporphyrit tritt an vielen Stellen recht deutlich hervor1). Andererseits unter- liegt es keinem Zweifel, dass es an einer gewissen Zahl von Oert- lichkeiten ein älteres Porphyrlager giebt, welches in seiner Stel- lung unter den Glimmerporphyrit zu setzen ist, und entweder in den Trümmertuff eingelagert erscheint, oder auch von solchem unterlagert und vom Glimmerporphyrit überlagert wird. Hierher gehört der Porphyr am Thiergarten, Rothkopf und Dornliaupt im nordöstlichen Winkel des Blattes, und ebenso sicher der vom Hohenofenkopf und den gegenüberliegenden Abhängen des Tannen- gruudes, auch der vom Kreiseberg-Rücken zwischen Hühnersbach und Schleuse; auf dem Sommerberg, nördlich von Oberneubrunn liegt dieser Porphyr unmittelbar auf dem cambrischen Schiefer- gebirge. Mit geringerer Sicherheit sind einige andere Porphyr- b Sie ist in einigen Grus -Gruben beim nordöstlichen Ausgang aus Neu- stadt a. K. neben der Strasse im Walde unmittelbar zu sehen. XLVI Vorkommnisse hierher zu ziehen. Durchgreifende petrographische Unterschiede lassen sich zwischen dem Porphyr des älteren und dem des jüngeren Lagers nicht aufstellen. Jener neigt übrigens, besonders bei den Vorkommnissen am Tannengrund und am Kreiseberg, sehr zu derjenigen Ausbildung, bei welcher sich in einer dichten, felsitischen Grundmasse leicht in die Augen fallende Orthoklas -Einsprenglinge, oft als wohlbegrenzte Krystalle, aber keine mit blossem Auge sichtbaren Quarzkörner ausgeschieden haben, eine Ausbildung, welche von uns früher als Orthoklas- porphyr, später auch als Quarzarmer Porphyr bezeichnet und vom Felsit- und Quarzporphyr auf der Karte abgetrennt worden ist. Doch geht er auch in ganz dichte, felsitische Ab- änderungen über, welche von der petrographisch gleichen Ausbil- dung des »Stützerbacher Porphyrs« nicht zu unterscheiden sind. Dieser letztere verläuft seinerseits sehr gewöhnlich in mannich- faltige Varietäten von fluidaler und sphärolithischer Structur. Es ist sehr wohl möglich, dass hier und da der jüngere Porphyr ohne zwischengeschalteten Glimm erporphyrit auf dem älteren liegt, der- artige Stellen sind aber nicht als solche kenntlich. Deswegen, und wegen Mangels durchgreifender petrographischer Unterschiede, mussten viele Porphyrvorkommnisse in ihrer Stellung unbestimmt ge- lassen werden. Jedenfalls aber lassen die Lagerungsverhältnisse im Bereich von Blatt Masserberg auf das Vorhandensein eines älteren Porphyrlagers, für welches wir übrigens keinen besonderen Local- namen in Vorschlag bringen möchten, und eines jüngeren schliessen, welch’ letzteres im Wesentlichen dem »Stützerbacher Porphyr« des Blattes Ilmenau entsprechen dürfte. Ausser den bis jetzt genannten Eruptivgesteinen haben wir endlich noch einen Granitporphyr zu unterscheiden und auf der Karte abzugrenzen. Im Thale des Tränkbachs und in dem der Bösen Schleuse genügen die Aufschlüsse nicht, um das Lagerungs- verhältniss des Granitporphyrs zu dem mit ihm zusammengren- zenden Glimmerporphyrit und Porphyr zu erkennen, bei der Fraubachmühle unweit Frauenwald lassen jedoch die Verhältnisse keinen Zweifel, dass hier der Granitporphyr von Glimmerporphyrit und dieser von Porphyr überlagert wird. Der erstere nimmt also XLVII ungefähr dieselbe Stelle im Profil ein, wie an anderen Orten dag ältere Porphyrlager und wieder an anderen wahrscheinlich auch der Orthoklas-führende Porphyrit. Es kann hier zugleich darauf hingewiesen werden, dass der Granitporphyr mit dem »Orthoklas- porphyr« (s. o.) petrograpliisch eng verbunden ist und örtlich in solchen übergeht (wahrscheinlich an Randstellen, bei mikrokry- stalliuisch erstarrter Grundmasse), und dass andererseits, wie wir gesehen haben, auch der Porphyr des älteren Lagers in solchen Orthoklasporphyr verläuft. — Des gangförmigen Vorkommens von Granitporphyr im cambrischen Grundgebirge, zum Theil in ge- mischten Gängen neben anderen der genannten Eruptivgesteine, werde hier nur beiläufig gedacht. Noch sei erwähnt, dass eine Wiederholung von Trümmertuff und gewissen Gesteinen der Sedimentreihe weiter aufwärts im Profil, zwischen den Eruptivgesteinen, nicht ganz ausgeschlossen ist, doch bleiben diese Einschaltungen an Verbreitung wie an Mächtigkeit hinter der in unserer Gegend an der Basis liegenden Hauptmasse zurück. Stellen wir nun die angeführten Schicht- und Eruptivgesteine übersichtlich zusammen (ein genaues, stets sich wiederholendes »Profil«, wie bei Sedimentärformationen, lässt sich der Natur der Sache nach nicht festsetzen), so würde sich etwa umstehendes Bild ergeben. Es versteht sich, dass wohl nirgends alle Glieder dieser schematisch zusammengestellten Folge übereinander entwickelt sind oder gewesen sind, sondern dass eines oder mehrere örtlich fehlen können, wodurch sich ein mannichfaches Uebergreifen jün- gerer Glieder auf ältere ergiebt. Dass nun auf den jüngeren Porphyr weiterhin wieder Glim- merporphyrit folgt und wie sich das Profil weiter aufwärts ent- wickelt, ist aus den Verhältnissen des Blattes Ilmenau zu er- sehen. Ausser den bis jetzt erwähnten Bildungen des Rothliegenden erscheint nun im südlichen Theile des Blattes Masserberg ein wesentlich anderes, jüngeres Lager dieser Formation, welches wir hier als Mittleres Rothliegendes bezeichnen wollen. Die XLVIII a c3 Sh O „a o a cä ^a o a o ,-a o CO a a O a bß Sh 3 a bß 73 a a j- Ö a o ja H „a «a 33 a a CO a ■73 a .a s+h O 33 3 fcß a o O - ,a Sjh a fl a m 33 a CO cä b .a P *g m 3 © 3 © bß fl g 2 S) *H 33 33 ■» ja aa o Sh o i a S, ^ o fl o iS co Sh a 33 a <1 o a bß +H Sh a a 3 33 a o C ” £» ^ CÖ fl Sh a 33 a <3 a 3 a Sh a -3 :3 a a bß Sh :0 a 33 o o Ah o ja :fl r-ö £ d © 0 und zahlreichen scharfkantigen Kalksteinstückchen von 1 — 4 Centimeter im Durchmesser. 0,3 » erdiger, weisser Kalk mit 76,59 pCt. CaCOg, 0,92 pCt. H2O, rundliche Kalkstückchen bis zu 5 Millimeter im Durchmesser in mässiger Menge einschliessend. 1,0 » sandiger Kalkmergel, gelblichweiss gefärbt, mit 65,67 pCt. CaCOg, 1,07 pCt. H20, rundliche Kalkkörner bis zu 2 Millimeter im Durch- messer enthaltend. 0,5 » sandiger Kalkstein, gelblichweiss, etwas thonig, mit 82,01 pCt. CaCÖg. 2,3 Meter. Hierauf kam eine Höhle zum Vorschein, welche über 2 Meter tief aufgeschüttetes Land enthielt, etwa 2,5 Meter im Durchmesser besass und deren Liegendes mit dem Handbohrer nicht zu er- mitteln war. Da jedoch der Bohrlöffel keine Spur einer thonigen oder kalkigen Schicht erkennen liess und der tiefere Untergrund dem Bohrer keinen Widerstand leistete, so dürfte das Liegende in Sand bestehen. Der Kalkstein zeigt deutliche Schichtung (insbesondere der- jenige vom Räuberberg), ihm mangelt aber Zusammenhang; er ist kurzklüftig, die einzelnen Stücke — grosse sowie kleine — sind scharfkantig, gehen nicht über Faustgrösse hinaus und erscheinen wie zusammeugeschoben. Offenbar wurde die Kalksteinschicht durch den Druck der mächtigen Inlandeismassen zur Diluvialzeit emporgepresst und dabei gestaucht, gefaltet und geknickt; die oben erwähnten dünnen, scharfkantigen, gelblichen Feuersteinsplitter mögen bei dieser Dislocation der Kalksteinschicht ihren Weg in den glaukouitischen Mergel gefunden haben. An der Gumtow-Zarenthiner Grenze erscheint der Kalkstein lichtgrau gefärbt, sandhaltig, gleicht äusserlich — trotz des hohen LXXIV Kalkgehaltes von 79,61 pCt. — dem Sandstein, besitzt groberdigen Bruch und sehr grosse Härte. Technisch und zwar als Mörtel lässt er sich nicht verwerthen, da er — wie Versuche in früheren Jahren auf Havelberger Ziegeleien ergaben — nach dem Brande o o ö zu grauem Pulver zerfällt. Wie gesagt, verbreiten sich diese Mergellager kaum mehr als auf eine Länge von circa 16 und eine Bi'eite von circa 7 Metern; an der Gumtower Grenze steht auf der nördlichen Seite der neuen Schürfung Oberer und Unterer Saud, dicht an der südlichen Seite Unterer Diluvialmergel an, deren Liegendes bei 3 Meter Tiefe noch nicht erreicht wurde. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass in dem gesammten, vom Räuberberge in der Richtung auf Görike gehenden Striche diese weissen Mergel unter etwa 1 — 2 Meter mächtiger Diluvial- decke noch oft zum Vorschein kommen dürften und mögen die- selben auch bereits in dem angegebenen Gebiete zu Anfang dieses Jahrhunderts oft in kleinen, später wieder eingeebneten Gruben gewonnen worden sein. Wenn bei den in den 60er und 70er Jahren selbst in der weiteren Umgebung von Dölln und Gumtow ausgeführten Tief- O o O bohrungen auf Braunkohle diese Mergel bisher nicht erbohrt wurden, so kann dies deshalb nicht befremden, weil mit der Erschliessung der Kohle die Bohrung ihr Ende fand und die in Rede stehenden Mergel höheres Alter als die Braunkohle in der Priegnitz be- sitzen. Aehnliche Mergel fanden sich noch im Liebenthaler Höhen- zug unweit Wittstock und ebenso bei Papenbruch gelegentlich mehrerer von Herrn Commerzienrath P. G. Wegen er in Wittstock veranlassten Tiefbohrungen auf Braunkohle. Nach einer gefälligen Mittheiluug des genannten Herrn lässt sich die weisse Masse gut brennen und verhält sich beim Vermauern wie hydraulischer Kalk. In der Kalkgrube im gebrannten Zustande gelöscht, wird das Material nach einiger Zeit glashart. Eine durch Herrn Wegener in diesem Frühjahr erhaltene, frisch aus 10 Meter Tiefe erbohrte Probe dieses Kalkmergels war frei von Sand und enthielt 85,67 pCt. CaCÜ3. LXXV Neuerdings ausgeführte über 4 Meter tiefe Aufgrabungen haben jedoch ergeben, dass in der betreffenden Mergelgrube bei Liebenthal unter Unterem Diluvialmergel senone Kreide ansteht, da in dem festen, mehrere Meter tief freigelegten Gestein von mir Belemnitella , Belemniten und Seesterntäfelchen gefunden wurden, worüber im nächsten Jahrbuche ausführlichere Mittheilungen erfolgen sollen. »Kalksteinlager zwischen Kyritz und Wilsnack« bespricht übrigens schon K. F. Klöden in seinen Beiträgen zur minera- logischen und geognostischen Kenntuiss der Mark Brandenburg 1. Stück 1828, Seite 73, er giebt jedoch unrichtigerweise die Lage der »wüsten Feldmark Gumtow« östlich von dieser Ortschaft und die betreffenden kleinen Gruben am Wege von hier nach Schön- hagen an. In dem im Jahre 1829 erschienenen 2. Stück der genannten Beiträge erwähnt er Seite 7 die Grobkalk-Formation in der Prieg- nitz und Uckermark und macht als deren Glieder: kiesel- und kalk- erdehaltige Lagen, Grobkalk, Mergel, Thon, Lehm und Sand namhaft. Er fügt hinzu, dass der Grobkalk die Braunkohlen- formation entweder bedecke oder ihre Stelle vertrete. Auch in dem 3. Stück der Beiträge vom Jahre 1830 findet sich Seite 19 eine weitere darauf bezügliche Notiz. Der auf dem Räuberberge aus 1,8 — 2,3 Meter Tiefe vom Verfasser dieses gegrabene Kalkstein, welcher etwas thonig, gelb- lich gefärbt und minder hart als der von der Gumtow-Zarenthiner Grenze ist, enthält zahlreiche, aber nur wenige Millimeter grosse Petrefacten- Einschlüsse; in geringerem Grade ist dies von dem anderen Fundpunkte der Fall. Ein vollständiges Verzeichniss der Petrefacten soll in der oben in Aussicht gestellten grösseren Ab- handlung im nächsten Jahrbuch geboten werden. Hier sei nur darauf hingewiesen, dass Klöden in den Kalksteinen — alle erdigen Kalke und Mergel sind frei von Einschlüssen — die marinen Geschlechter Dentalium , Turitella , Pectunculus, Cytlierea , Mactra, Modiola und von Meeresstrandbewohnern die Geschlechter Ceri- thium, Corbis und Area fand. Hinsichtlich der auf dem Blatte Demertin zu Tage tretenden LXXVI Miocänen Braunkohlen -Formation wurde bereits Einiges im Vor- jahre berichtet. Als bester Aufschlusspunkt wäre eine Grube 0,9 Kilometer nordwestlich von Gumtow — im Grubenfelde Elise gelegen — hervorzuheben, in der ein etwa 0,8 Meter mächtiges Kohlenflötz zu Tage streicht und in welcher sich ausserdem die Berührung des Tertiärs mit dem Unteren Diluvium sehr deutlich beobachten lässt. Die Schichtenfolge ergiebt: 1 — 2 Decimeter Oberer Diluvialsand, 2 » Unterer, sehr steiniger Diluvialmergel, Letten und kohlenhaltiger Letten, Quarzsand, sandige Braunkohle, Glimmersand bezw. glimmerreicher Quarz- sand. In dem Muthungsfelde Elise wurde schon im Jahre 1861 Braunkohle abgebaut und ebenso wie in dem 0,8 Kilometer nord- östlich davon entfernt gelegenen Grubenfelde Max ein zum Theil durch Sandstreifen getheiltes, 1,8 — 2,0 Meter mächtiges Kohlen- flötz in 18 Meter Tiefe aufgeschlossen. Auf Grube Elise beschränkte sich der Abbau der Kohle nur auf kurze Erstreckung auf 2 steil aufgerichtete Flügel ; auf Grube Max verfolgte man auf eine Ent- fernung von etwa 200 Meter einen unter 60 — 70° östlich ein- fallenden Sattelflügel. Bei Gumtow, sowie auch Dölln finden sich tertiäre Letten und Kohlenletten oft unter so geringmächtiger Decke von Diluviallehm oder seinem Verwitterungsproduct »Lehmiger Sand« , dass sie schon durch Maulwurfs -Wühlungen an die Oberfläche gebracht werden; überhaupt gaben Maulwurfshügel in jenem Terrain für die Verbreitung des Tertiärs seiner Zeit bei den Bohrungen nach Braunkohle, sowie auch bei den geologischen Aufnahmen des Ver- fassers werth volle Anhaltspunkte. Auf der Feldmark Dölln begann der Kohlenabbau im Jahre 1864 in dem Muthungsfelde Fritz, 1,8 Kilometer nördlich von der Hamburger Chaussee und fand seine Fortsetzung auf den Feldern LXXVII Carl, Albert und Franz. Weniger günstig gestaltete sich der Ab- bau jenseits der Kartbane bei Kuhuow, auf dessen Feldmark in den Jahren 1866 — 1870 iu den Muthungsfeldern Caroline, Leo, Max, Friedrich und Sophie Braunkohlenförderungen stattfanden. Die Flötze besasseu aber meist sehr steiles Einfallen, Sättel und Mulden lagen nahe bei einander und enthielten zum Theil erheb- liche Sandmittel. Zur Zeit beschränkt sich der Kohlenabbau in dem gesammten angegebenen Gebiete nur auf Grube Frauz (am Südende der Ortschaft Dölln), da das Absatzgebiet der Kohle wegen der bedeutenden Concurrenz mit der böhmischen Braun- kohle, welche nach Eröffnung der Eisenbahn Wittenberge -Perle- berg-Wittstock und Neustadt a. d. Bosse -Pritzwalk jetzt sehr viel wohlfeiler als früher bezogen werden kann, mehr und mehr Be- schränkung erfährt. Während im nordwestlichen Theile des Blattes Demertin tertiäre Ablagerungen an zahlreichen Punkten durch das Diluvium hindurch- leuchten, konnten solche in der gesammten südöstlichen Hälfte des Blattes nicht aufgefuuden werden. Das am weitesten südlich vor- dringende Tertiär- Vorkommen befindet sich am Seeberg, unmittelbar am Granzower See und 1,5 Kilometer nordöstlich von Görike. Hier tritt am östlichen Fusse des genannten Berges an einer kleinen Stelle weisser glimmerhaltiger Sand zu Tage, dem in 1,8 — 2,5 Meter Tiefe Braunkohle folgt (Muthungsfeld Amalie). Unweit hiervon, etwas höher an der Berglehne er bohrte die Gühlitzer Actien- Gesellschaft für Braunkohlenbergbau nach: 1,17 Meter Diluvium, 7,39 » Kohlenletten (Braunkohlenthon?), 0,52 » Formsand, 0,78 » Kohle (Grubenfeld Eduard). An beiden genannten Punkten besass jedoch die Kohle nur sehr geringen technischen Werth. Braunkohle soll ferner 1 Kilometer westlich von Demertin und 0,5 Kilometer südlich der Hamburger Chaussee unter 1,5 Meter mächtigem Torf beobachtet worden sein, sie liess sich indessen durch zahlreiche, vom Verfasser dieses ausgeführte Bohrungen nicht nacliweisen. LXXVIII Lässt auch die südöstliche Hälfte des Blattes Demertin Tertiär- Ablagerungen vermissen, so ist sie doch vorn geologischen Stand- punkte aus deshalb von nicht geringerem Interesse, als hier ein Gebiet vorliegt, in welchem der Obere Diluvialmergel in seiner westlichen Ausdehnung die Begrenzung findet. Gelber, sandiger Oberer Diluvialmergel lagert besonders auf den Liegenschaften der Dörfer Demertin, Mechow, Rehfeld, Berlitt, Kötzliu und Bareu- thin entweder direct auf rothein, theils stark thonigem, tlieils sandigem, sehr hartem Unteren Diluvialmergel oder ist von diesem nur durch wenige Decimeter mächtigen Unteren Diluvialsand ge- schieden. Auf weite Flächen blieb aber auch vom Oberen Dilu- vialmergel nur schwach lehmiger Sand, nesterweise mit noch 1 — 3 Decimeter mächtigem, gelbem, sandigem Lehm zurück, Flächen , welche das geognostische Zeichen ~ erhielten. Nicht immer begegnet man dem Oberen Diluvialmergel auf den höheren Erhebungen des Plateaus, sondern vielfach auch in den tiefer gelegenen Partieen. Die von diesen gebildeten Flächen besitzen daher nur geringen Zusammenhang, der aber in vielen Fällen durch Reste des Oberen Diluvialmergels auf Unterem Sande vermittelt wird. Ueber die von Bahnhof Glöwen bis nach Granzow reichenden, etwa 11 Kilometer langen Kiesberge, bestehend in Unterem Diluvialgrand, welcher den Rothen Unteren Diluvialmergel durchragt, hat Verfasser dieses in der Hauptsache bereits im Vor- jahre berichtet und sei hier nur noch hinzugefügt, dass vorzügliche Aufschlüsse von grobem Grand mit bis zur Oberfläche reichender schöner Schichtung in den Gruben nördlich von Zichtow und ganz besonders in den 1,6 Kilometer südlich von Granzow gelegenen angetroffen wird. Eine 1,0 — 1,5 Meter mächtige Packung kopfgrosser Geschiebe — wie der Gruben- Aufschluss erweist, ebenfalls in deutlicher Schichtung und daher dem Unteren Diluvium zugehörig — trägt die Bergkuppe bei der Windmühle 0,4 Kilometer nordöstlich von Berlitt. LXXIX Mittheilung des Herrn A. Jentzsch über die Aufnahmen auf Blatt Freistadt und Nie der zehren. Das im Vorjahre begonnene Blatt Freistadt wurde vollendet, ohne dass zu den vom vorjährigen Berichte geschilderten Auf- schlüssen weitere von irgend welchem allgemeinen Interesse hinzu - getreten wären. Es wurde sodann die Aufnahme des Blattes Niederzehren begonnen. Dieses jedes grösseren Wasserlaufes entbehrende Blatt gehört der Seenplatte an, lässt mithin Erosionsformen fast völlig vermissen, zeigt aber dafür die Unebenheiten der Diluvialfläche um so deutlicher. Sein tiefster Punkt liegt 210 Fuss über der Ostsee; sein höchster ist mit 428 Fuss zugleich der Gipfel der in ihrem Verlauf von mir früher geschilderten Mahrener Welle. Tertiär oder, ältere Bildungen sind nicht aufgeschlossen. Das Alluvium besteht fast nur aus humosen oder kalkigen Aus- füllungen grösserer und kleinerer Becken, sowie Abschlämmmassen. Vom Diluvium ist nur das Jungglacial nachweisbar, stellen- weise mit spärlichen Einschlüssen aus älteren Diluvialschichten verschwemmter Schalreste. Oberer Geschiebemergel nimmt die grösste Fläche ein; nächstdem kommt unterer Sand; in nur kleinen Flächen treten unterer Geschiebemergel, Grand, Mergelsand und Thoumergel hervor. Der obere Geschiebemergel senkt sich von der grössten Flöhe stellenweise bis zum nahen Spiegel der in gewundener Kette ein- gesprengten Seen (auf 250 Fuss Meereshöhe) herab, während anderwärts unterer Sand (oder unterer Mergel) das Seeufer bildet oder auch in geringer Entfernung davon auf der Höhe den oberen Mergel durchbricht. Diluviale Verwerfungen, auf deren allgemeine Verbreitung im Gebiete solche Erscheinungen liinweisen, wurden in der freilich geringen Sprunghöhe von 2 Fuss (0,6 Meter) in einer Sandgrube zu Klein-Trommnau (hart an der Grenze beider Blätter) an einer im Sand eingebetteten, 0,5 — 0,7 Meter mächtigen Bank unteren Geschiebemergels unmittelbar beobachtet. Die grösste der dort sichtbaren Verwerfungen setzt in den hangenden und liegenden Sand fort, streicht N. 70° westlich und fällt etwa 60° nach SSW. LXXX 4. Personal -Verhältnisse bei der Königl. Prenss. geologischen Lamlesanstalt und Bergakademie am 1. Januar 1803. Kuratorium. 1. Oherberghauptmann Freund, Director der Abtlieilung für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Ministerium für Handel und Gewerbe. 2. Geheimer Regierungsrath Professor Dr. Rammelsberg. 3. Geheimer Bergrath Leuschner. 4. Geheimer Oberbergrath Dr. Hauchecorne. 5. Geheimer Bergrath Professor Dr. Beyrich. Vorstand. 1. W. Hauchecorne, Dr. phil. , Geheimer Oberbergrath, erster Director der Gesammtanstalt. 2. E. Beyrich, Dr. phil., Geheimer Bergrath, ordentl. Professor an der Universität, Director für die wissenschaftliche Lei- tung der geologischen Landesaufnahme, zugleich Lehrer O O O 7 0 der Geognosie bei der Bergakademie. o O Bei der geologischen Landesaufnahme. A. Landesgeologen. 1. K. A. Lossen, Dr. phil., ausserordentl. Professor an der Uni- versität, zugleich Lehrer der Petrographie bei der Berg- akademie. LXXXI 2. G. Berendt, Dr. phil., ausserordentl. Professor au der Uni- versität , mit der speciellen Leitung der Flachlandsauf- nahmen beauftragt. 3. H. Grebe in Trier. 4. H. Loretz, Dr. phil. 5. F. Wahnschaffe, Dr. phil., Professor, Privatdocent an der Universität, zugleich Lehrer der Geologie bei der Berg- akademie. 6. E. Dathe, Dr. phil. 7. F. BeyschlaG, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen über Lagerstättenlehre bei der Bergakademie. 8. K. Keilhack, Dr. phil. B. Bezirksgeologen. 1. A. Halfar, zugleich Verwalter des Kartenarchivs. 2. Th. Ebert, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Abhaltung palaeontologischer Repetitorien und Uebungen bei der Bergakademie. 3. M. Koch, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen über mikroskopische Physiographie der Mineralien bei der Berg- akademie. 4. H. Schröder, Dr. phil. 5. R. Scheibe, Dr. phil., zugleich Lehrer der Mineralogie bei der Bergakademie. C. H iilfsgeologen. 1. A. Jentzscii, Dr. phil., Professor, Privatdocent an der Uni- versität in Königsberg i. Pr. 2. R. Klebs, Dr. phil., in Königsberg i. Pr. 3. E. Zimmermann, Dr. phil. 4. A. Leppla, Dr. phil. 5. H. Potonie, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen über Pflanzenversteinerungskunde bei der Bergakademie. 6. L. Beushausen, Dr. phil. 7. G. Müller, Dr. phil. Jahrbuch 1891. f LXXXII 8. A. Denckmann, Dr. phil. 9. C. Gagel, Dr. phil. 10. O. Zeise, Dr. phil. D. Nicht angestellte Mitarbeiter. 1. Th. Liebe, Dr. phil., Professor, Hofrath, in Gera. 2. W. Dames, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität in Berlin. 3. K. von Fritsch, Dr. phil., ordentl. Professor an der Uni- versität in Halle a. S. 4. A. von Koenen, Dr. phil., ordentl. Professor an der Uni- versität in Göttingen. 5. E. KaySER, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität in Marburg. 6. H. Bücking, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität in Strassburg i. E. 7. H. Grüner, Dr. phil., Professor an der landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin. 8. E. Holzapfel, Dr. phil., Professor an der technischen Hoch- schule in Aachen. 9. H. Proescholdt, Dr. phil., Oberlehrer in Meiningen. 10. W. Frantzen, Bergingenieur in Meiningen. E. Als Hülfsarbeiter bei den Flachlandaufnahmen beschäftigte Kulturtechniker und Landmesser. 1. Th. Wölfer, Dr. phil., Kulturtechniker. 2. G. Bürck, Kulturtechniker. 3. Fr. Reimann, Landmesser. Bei der Bergakademie. A. Lehrer. 1. R. Finkener, Dr. phil., Professor, Lehrer der Chemie, Vor- steher des Laboratoriums für Mineralanalyse. 2. B. Kerl, Professor, Geheimer Bergrath, Lehrer der allge- meinen Hüttenkunde, der Probirkunst und der chemischen Technologie. LXXXIII 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 1. 2. 3. 4. 5. 6. H. Wedding, Dr. phil., Professor, Geheimer Bergrath, Lehrer der Eisenhüttenkunde und Eisenprobirkunst. A. Hörmann, Professor, Lehrer der Mechanik, der Maschinen- lehre und der metallurgischen Technologie. A. Schneider, Professor, Lehrer der Markscheide- und Mess- kunst und der Aufbereitungskunde. (1 — 5 etatsmässig angestellt.) A. Eskens, Geheimer Oberbergrath, Lehrer des Bergrechts. J. Gebauer, Geheimer Bergrath, Lehrer der Bauconstructions- lehre. G. Brelow, Ingenieur, Lehrer der darstellenden Geometrie, des Zeichnens und Construirens. F. Kötter, Dr. phil., Lehrer der höheren Mathematik. G. Franke, Bergassessor, comm. Lehrer der Bergbau- und Salinenkunde. (6 — 10 nicht etatsmässig angestellt.) B. Chemiker. O. Pufahl, Dr. phil., Assistent im Probirlaboratorium , zu- gleich beauftragt mit Vorträgen über Gasanalyse und Elektro m etall u rgi e . Th. Fischer, erster Assistent in dem Laboratorium für Mineralanalyse. M. Hohensee, zweiter Assistent daselbst. R. Gans, Dr. phil., i . für Analysen im Interesse der Landes- H. Haefcke, Dr. phil., K. KlÜSS, Dr. phil., ) Untersuchung. Bei der Chemisch -technischen Versuchsanstalt Vorsteher: Finkener, Professor Dr., s. o. Chemiker: 1. J. Rothe (Erster Chemiker und Stellvertreter des Vorstehers), 2. C. Radau, Dr. phil., 4. R. Kusserow, Dr. phil. 3. K. HaaCK, Dr. phil., 5. C. Virchow, Dr. phil. 6. R. Wache, Dr. phil. f* LXXXIV Bibliothek. Vorstand: Hauchecorne, s. o. Bibliothekar: O. Eberdt, Dr. phil. Verwaltung. 1. R. Wernicke, Sekretär und Rendant. 2. E. Ohmann, Zeichner. 3. H. Bruchmüller, Sekretär und Kalkulator. 4. W. Pütz, Zeichner. 5. K. Boenecke, Sekretär. 6. W. Bottmer, Sekretär und Registrator. II. Abhandlungen von Mitarbeitern der Königlichen geologischen Landesanstalt. Ueber einige Carbonfarne. III. Th eil. Von Herrn H. Potonie in Berlin. (Hierzu Tafel I — IV.) 9. Palraatopteris furcata (Brongniart emend.) Potonie. Tafel I und Textfiguren 1 u. 5. Sphenopteris furcata Brongn., Histoire des vegetaux fossiles I. Paris 1828 [Lief. 4: 1829] p. 179, t. 49, f. 4 u. 5. trichomanöides Bronqn., 1. c. p. 182, t. 48, f. 3. Hymenophyllites ohtusilobus Göppert , Die fossilen Farnkräuter. Breslau und Bonn 1836, p. 257. » furcatus (Brongn.) Göpp., 1. c. p. 259. Rhodea furcata (Brongn.) Presl in Sternberg, Versuch einer geognost. -botan. Darstellung der Flora der Vor- welt II. Prag 1883. p. 110. Diplothmema furcatum (Brongn.) Stur, Die Culmfiora der Ostrauer und Walden- burger Schichten. Wien 1877. p. 124 [230] und die Carbonflora der Schatz- larer Schichten I. Wien 1885, p. 299 ff. Taf. 28, Fig. 2 u. 3. Sphenopteris furcata Brongn. bei Potonie, Das vollkommenste bisher gefundene Exemplar der Sphenopteris furcata Brongn. auf p. 756 u. 757, Bd. XLIII der Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Sitzung vom 1. Juli 1891. Berlin 1891. Jahrbuch 1891. 1 2 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. Von der leicht unterscheidbaren Palmatopteris furcata sind bisher nur verhältnissmässig kleine Wedelbruchstücke bekannt ge- worden und man konnte lauge Zeit nur sagen, dass diese Wedel- reste in der üblichen Form der Fiederung mehrfach -gefiedert sind. Erst Stur ]) hat einen Beitrag geliefert, welcher unsere Kenntnisse über den Aufbau der iu Rede stehenden Art er- weiterte, indem er einen einzigen Rest und zwar jetzt im Poppels- dorfer Museum bei Bonn, aus dem Sphärosiderit von Saarbrücken, erwähnt, welcher diplothmematischen Aufbau, also Gabeltheilung des Wedels mit nacktem Fussstück der Gabel, zeigt Eine Section dieses Wedelrestes ist nach dem genannten Autor ganz erhalten, während die andere nur theilweise vorliegt. »Die Verbindung der Sectionen und der nackte Stiel sind sehr schön entblösst«. Es scheint dieser Rest bisher der einzige bekannte zu sein, der diplothmematischen Aufbau der Palmatopteris furcata zeigt, denn auch R. Zeiller 2) z. B. citirt nur Stur in dieser Hinsicht. Die von Stur3) gegebenen sonst guten Figuren, die Zeiller zur Begründung des diplothmematischen Aufbaues ebenfalls heran- zieht, sind aber hierzu nicht brauchbar. Unser auf Taf. I abgebildetes Prachtstück der Palmatopteris furcata , welches wohl das grösste und vollständigste erhaltene Exemplar dieser Art ist — das Museum der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt verdankt dasselbe Herrn Generaldirector Rudolph Grundig von der Jaworznoer Steinkohlengewerkschaft in Ga- lizien 4) — zeigt den diplothmematischen Aufbau der untersten Primärfieder so deutlich, wie man es nur wünschen kann, er- weitert aber ausserdem unsere Kenntnisse der Art ziemlich be- deutend. Wie dieses Prachtstück zeigt, ist also nur die unterste an der in einer Länge von fast 2 Decimeter erhaltenen Hauptspindel des Wedels sitzende Primärfieder diplothmematisch, also einmal- gabelig-getheilt. Die beiden Gabeltheile sind durchaus gleich !) 1; c. 1885, p. 299 ff. 2) Etudes des gites mineraux de la France. Bassin houiller de Valenciennes. Description de la flore fossile. Text. Paris 1888, p. 148. 3) 1. c. 1885, Taf. 28, Fig. 2, 3. 4) Der Fundort des Stückes findet sich auf der Tafelerklärung. H. Potonib, Ueber einige Carbonfarne. 3 gross und die basalständigste nach aussen gerichtete Fieder jedes Grabeltheiles ist auffallend grösser als die darüber stehenden Fiedern gleicher Ordnung, wie das bei der STUR’schen Gattung Diplothnema häufig der Fall ist. Höchst bemerkenswerth ist es nun, dass die spitzenständigen Fiedern erster Ordnung, also der- selben Ordnung, der auch die basalständige diplothmematische Fieder angehört, nicht diplothmematisch getheilt sind, sondern durchaus einfache, ungegabelte Fiedern darstellen, und dass die mittelständigen Fiedern 1. Ordnung unseres Stückes zwischen den basalständigen und den spitzenständigen in ihren Formen allmäh- liche Uebergänge bilden. Bezeichnen wir diese Fiedern von unten nach oben, also mit der diplotlimetatischen beginnend , mit den Zahlen 1 , 2, 3, 4, 5, 6 und 7, wie dies in der beistehenden, verkleinerten, von Herrn E. Ohmann angefertigten Skizze Fig. 1 , unseres Exemplares der Fig. 1. 1* 4 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. Palmatopteris furcata geschehen ist, so sehen wir die Fieder 2 noch gegabelt. Das Fussstüek der Gabel ist aber weit kürzer als dasjenige der Fieder 1 und die beiden Gabeltheile sind auffallend ungleich lang, indem der nach abwärts gerichtete, also kata- drome Gabeltheil der kürzere ist. Die beiden nach aussen ge- wendeten Basal-Fiedern der Gabeltheile sind nicht mehr wesent- lich grösser als die darüber stehenden Fiedern gleicher Ordnung. Auch die Fieder 3 lässt sich allenfalls, aber mtr wenn man von der Fieder 1 über 2 hinweg zu ihr kommt, in das Schema der diplothmematischen Theilung bringen. Sie ist wie die Fieder 2 gebaut, aber das Fussstüek der Gabel ist noch kürzer und die beiden Gabeltheile, wie es scheint, hinsichtlich ihrer Grösse noch unterschiedener. Der nach abwärts gerichtete Gabeltheil kann, da sich der andere Gabeltheil fast in die gerade Fortsetzung des Gabelfussstückes hinein begeben hat und so fast rechtwinklig zur Hauptaxe steht, ebensowohl als katadrome, basalständige Fieder 2. Ordnung der Fieder 1. Ordnung No. 3 beschrieben werden. Bei den Fiedern 1. Ordnung No. 4 bis 7 würde niemand mehr von einem diplothmematischen Aufbau sprechen: sie sind in der gewöhnlichen Weise gefiedert. O O Namentlich mit Berücksichtigung der Angaben und Abbil- dungen D. Stur’s f und derjenigen R. Zeiller’s * 2) würde nun- mehr die Diagnose der Palmatopteris furcata lauten müssen : Primärspindeln gegen 2 — 10 Millimeter breit, Secundärspin- deln 2 oder weniger bis 4 Millimeter breit, mit Ausnahme der gipfel- ständigen einmal- gegabelt. Fussstüek der Gabel bis 6 Centimeter lang. Jeder Gabeltheil 4 fach, am Grunde stellenweise 5 fach, der ganze Wedel demnach eventuell 6 fach gefiedert; die Fiedern niederer Ordnung gespreizt und alternirend stehend; Spindeln der Gabeltheile und der Fiedern höherer Ordnung mehr oder minder zickzackförmig hin und her gebogen, bei starker Biegung hier und da gabelige Verzweigungen erreichend, 1,5 — 2 Millimeter b 1. c. 1885. 2) Valenciennes, Text 1888, p. 147 ff., Atlas 188G, Taf. IV, Fig. 5, (1 und Taf. V, Fig. 4. H. Potojme, Ueber einige Carbonfarne. 5 breit; diese wie auch die Spindeln höherer Ordnungen glatt, ober- wärts von einer Längsrinne, unterwärts dementsprechend von einer Leiste durchlaufen und mehr oder minder deutlich geflügelt. Fiedern 2. Ordnung 3 (oder weniger) bis 6 Centimeter lang, am Grunde 15 — 30 Millimeter breit, dreieckig-eiförmig, sich berührend oder gar etwas überdeckend. Die beiden symmetrisch zu ein- ander stehenden basalständigsten Fiedern 2. Ordnung entspringen kurz oberhalb der Gabelstelle ausserhalb des Gabelwinkels und sind besonders gross, wodurch, und weil die Gabelspindeln flexuös sind, der Aufbau der gegabelten Primärfiedern sich dem mario- pteridischen nähert. Fiedern 3. Ordnung bis 25 Millimeter lang, die unterste zuweilen 1) die anderen an Grösse so bedeutend über- treffend, dass sie, namentlich an den unteren Fiedern 2. Ordnung, dem anderen Theil dieser Fieder an Grösse fast gleich kommen kann, den sie dann seitwärts aus der Axe der Fieder 2. Ordnung herausdrängt, dadurch ein gabeliges Aussehen solcher Fiedern 3. Ordnung bedingend. Die Fiedern 3. Ordnung tragen 3 — 7 Fiedern, von denen die oberen fiedertheilig, die unteren hand- förmig -fiedertheilig sind. Die unteren Fiedern 4. Ordnung können diesen Bau wiederholen. Die letzten Zipfel oder, wenn man lieber will, die Fiedern letzter Ordnung sind gegen 1 Milli- meter breit und nicht sparrig von einander abstehend, sondern sehr spitze Winkel miteinander bildend, spitz, zuweilen in eine lange Spitze auslaufend, oder zweizähnig bis getheilt, deutlich einnervig, schmal -lanzettlich. E. Weiss sagt recht gut2), Palvia- topteris furcata habe »lanzettliche Zipfel , die zunächst zu ge- gabelten und fast handförmigen Fiedern zusammentreten.« Die oberen, nicht gegabelten Fiedern 1. Ordnung wiederholen den Aufbau der Gabeltheile der unteren. Der Wedel der Palmatopteris furcata zeigt in allen seinen Theilen, wo nicht gleichwerthige Gabeltheile auftreten, katadromen Aufbau. Durch die gewonnene Kenntniss wird es unmöglich, einen x) Yergl. Zeiller, 1. c. 1886, p. 148 u. Taf. Y, Fig. 4. 2) Aus der Flora der Steinkohlenformation. Berlin 1881. S. 12, 6 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. kleinen Fetzen, oft auch ein grösseres Wedelbruchstück bezüglich der Stellung am Wedel richtig zu deuten. Ob z. B. das von Stur (1. c. 1885, Taf. XXVIII, Fig. 3) abgebildete, etwa 1 Quadrat- decimeter Fläche einnehmende Exemplar, wie dieser Autor (p. 300 und Tafelerklärung) meint, einen Gabeltheil einer Primärfieder 1) oder die Spitze eines Wedels vorstellt, welche letztere Annahme wegen der Grösse des Stückes, ohne dass Gabeln vorhanden wären, wohl wahrscheinlicher ist, lässt sich sicher nicht erkennen. Der geschilderte Wedel- Auf bau der Palmatopteris furcata ist bei fossilen Farn bisher nicht bekannt gewesen; ich will es jedoch nicht unterlassen auf das abgebildete Exemplar der STUR’schen Diplothmema Konincki bei diesem Autor 2J aufmerksam zu machen, welches — wenn auch für eine sichere Entscheidung unzureichend — doch vielleicht denselben Aufbau besessen hat. Man kann auf diesen Gedanken nur kommen, wenn man unser Exemplar der Palmatopteris furcata kennt; Stur sagt daher nichts darüber. Wie mir die pteridologischen Autoritäten, die Herren Prof. Dr. Chr. Luerssen und Prof. Dr. K. Prantl freundlichst be- stätigen, sind normal entwickelte Typen gleichen Aufbaues wie unser Palmatopteris furcata - Exemplar unter lebenden Farnen eben- falls nicht bekannt. Unser Exemplar erscheint mir aber für die morphologisch- systematische Palaeophytologie noch von besonderer Wichtigkeit. Stur hat bekanntlich 3) eine Lanze dafür gebrochen , dass diejenige Axe der diplothmematischen Farn, welche die gegabelten Theile trägt, als Stengel zu betrachten sei, und er giebt z. B. bei Gelegenheit der Besprechung der Sphenopteris elegans Brongn. 4) eine Spiralstellung der diplothmematischen Wedeltheile an der Hauptaxe an. Zur Entscheidung der Richtigkeit seiner Deutung b Stur sagt vermöge seiner abweichenden theoretisch-morphologischen An- schauung über den Aufbau seiner Diplothmemen : »Blatthälfte« und »Section eines Blattes«. Wir kommen auf Stur’s Anschauung gleich zu sprechen. 2) Die Carbon-Flora der Schatzlarer Schichten I. Wien 1885. Taf. XXIX, Fig. 12. 3) 1. c. 1877, p. 120 [226] ff. und 1885, p. 283 ff. 4) Stur, 1. c. 1877, p. 130 [236] ff. H. Potonie, Heber einige Carbonfarne. 7 scheinen mir seine Gründe und Figuren ]) nicht genügend, und ich würde mich auch ohne Kenntniss des von mir hier bekannt gegebenen Palmatopteris furcata- Exe mp 1 ares Zeiller* 2) anschliessen, der die in Rede stehende Hauptaxe als Hauptwedelspindel, also als zum Wedel gehörig ansieht. Unser Palmatopteris furcata- Exem- plar erweist nun diese Deutung als zweifellos richtig, denn die Hauptaxe desselben, die in ihrem oberen Theile auch von Stur sicher nicht anders als eine Wedelspindel angesehen werden kann, trägt unten eine diplothmematische Fieder, kann also auch hier nicht anders als eine Wedelspindel gedeutet werden. Es kommt hinzu, dass die Spreite der Diplothmema- Fieder in derselben Ebene liegt, wie die darüber stehenden ungegabelten Fiedern. Dass sie nicht erst nachträglich in diese Ebene gebracht worden ist, ergiebt sich aus dem Fehlen jeglicher Torsion des Gabelfuss- stückes; vielmehr muss man annehmen, dass diejenigen diploth- mematisehen Fiedern, in deren Ebene die Hauptspindel nicht liegt, sich nachträglich, wie z. B. bei Lygodium , durch Torsion von 90° aus dieser Ebene herausbegeben haben. Ueber den morphologischen Aufbau unseres Exemplares äussert sich Herr Prof. K. Prantl in einem ausführlichen Briefe, den ich nicht vorenthalten zu sollen glaube, in der folgenden Weise: » . . . Ihrem Wunsche, meine Ansicht über die Verzweigung der Sphenopteris furcata zu hören, komme ich gerne nach. Mir scheint die vorgelegte Abbildung darzuthun, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen der Gabelung, wie Sie selbe in Ihrer sche- matischen Figur3) gegeben haben und der Fiederung nicht existirt. Man kann entweder die Gabelung als das ursprüngliche be- trachten und die Fiederung daraus ableiten, wie ich es für ein- fache Verhältnisse in meiner Hymenophyllaceen-Arbeit gethan habe; oder man kann sagen: die Gabelung ist ein Specialfall der Fiede- rung, in welchem der unterste Abschnitt sich eben so stark aus- bildet, wie das ganze übrige Verzweigungssystem und entsprechend ») 1. c. Taf. XIV [XXXI], Fig. 1. 2) 1. c. 1888, p. 142 ff., namentlich p. 144 u. 145, auch p. 14(1 ff, 3) Fig. 5 vorliegender Abhandlung. — P. 8 H. Potonib, Ueber einige Carbonfarne. in grösserem Winkel divergirt. Im vorliegenden Falle, wo es sich um ein complicirtes Verzweigungssystem handelt, möchte ich der letzteren Auffassung den Vorzug geben, und zwar aus fol- gendem Grunde. Die Fiedern 4 — 7 Ihrer Figur1) verzweigen sich rein fiederig; wären nur diese bekannt, so käme man kaum auf die Idee, von Gabelung zu sprechen, Fieder 3 und 2 zeigen eine sich steigernde Ausbildung des hintersten basiskopen Segm. II. O., und in Fieder 1 steigert sich die Zunahme desselben bis zum Ansehen einer Gabelung und wiederholt sich der gleiche Process an den Segm. höherer Ordnungen. Es nimmt also diese furcate Ausbildung des Fiedersystems gegen die Basis des Blattes zu, eine Erscheinung, für welche zahlreiche Analoga, wenn auch nicht in so extremer Weise angeführt werden können, so die Pteris- Arten, z. B. Pteris quadriaurita , dann » Phegopteris « mit der Neigung zu dreieckigem Gesammtumriss, ferner Adiantum peda- tum und Verwandte, wo die »fussförmige«, angeblich dichotomische Verzweigung sich durch den Vergleich verwandter Formen und der Jugendblätter herausstellt als eine gesteigerte Ausbildung der basiskopen Fiederabschnitte. Auch für Adiantopsis habe ich (Gartenflora Anfang der 80 er Jahre) Aehnliches beschrieben. Wenn nun auch meiner Ansicht nach dieses Grundprincip des Aufbaues Ihrer Sphennpteris mit vielen anderen gemeinsam ist, so besitzt diese doch noch genügend Eigenthümlichkeiten, um einen directen Vergleich mit den erwähnten Formen auszuscliliessen, so die Zertheilung in einnervige Laciuien; dadurch erinnert sie an gewisse Trichomanes- Arten, an Lindseyopsis (Kuhn), wo z. B. L. meifolia (Davcdlia Aut.) sehr spreizend -flexuose Rippen besitzt u. a. ; sie ist aber von allen diesen in höchst bemerkenswerther Weise durch den katadromen Aufbau verschieden, ein Merk- mal, von dem ich schon früher ausgesprochen habe, dass dadurch die fossilen Sphenopteris - Arten wesentlich von den recenten fein- getheilten Hymmenophyllaceen verschieden sind; auch bei Adian- !) Fig. 1 vorliegender Abhandlung. Herrn Prof. Prantl hat ein Exemplar der Taf. I Vorgelegen, in die ich die Zahlen eingeschrieben hatte. — P. H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. *J tum kommt die Pseudo -Dichotomie bei an ad romer Nervatur zu Stande. Daher glaube ich nicht an eine nähere Verwandtschaft dieser Sphenopteris furcata mit recenten Farnen ... «. Auch mit Herrn Dr. J. T. Sterzel habe ich über unseren Rest in Correspondenz gestanden und ihm Tafel I vorgelegt. Dieser regt die Frage an, ob der Wedelaufbau unseres Palmatop- teris /wrcato-Exemplares nicht auf sympodialer Dichotomie beruhe. Er macht mich auf gewisse Davallieu (z. B. Davallia Schlechten- dali Pr.) aufmerksam, die vielleicht etwas ähnliches bieten, wenn auch in anadromer Entwickelung. Ich kann nicht unterdrücken, dass die Aeusserung des Herrn Di'. Sterzel, dass der Aufbau vielleicht auf sympodialer Dicho- tomie beruhe, mir sehr sympathisch ist, da ich schon oftmals den Gedanken gehabt habe, auch den raceinösen Aufbau der Farn- wedel überhaupt phylogenetisch als aus echten Dichotomieeu ent- standen herzuleiten. Unser Exemplar von Palmatopteris furcata speciell, zeigt thatsächlich unten eine Gabelfieder, die nicht deut- licher sein kann, und oben ebenso zweifellos gefiederte Fiedern, deren Fiedern letzter Ordnung allerdings wieder — wie für die Palmatopteris furcata typisch — die Neigung zu Gabeitheilungen oder deutliche Gabeltheilungen zeigen. Gesetzt, die Ansicht, die racemösen Verzweigungssysteme seien phylogenetisch in der That aus echt-dichotomen entstanden, so muss — wie unser Palmatopteris furcata- Exemplar ohne Weiteres klar macht — augenommen werden, dass bei den katadrom auf- gebauten Arten, die racemöse Verzweigung durch überwiegeude Entwickelung der anadromen Theile zu Stande gekommen ist, mit Herabdrückung der Grössenentwickelung der ursprünglich gleich grossen katadromen Theile, die dabei aus Platzrücksichten gleich- zeitig seitwärts geschoben werden, indem sich die anadromen Theile in die Fortsetzung der Gabelfussstücke zu begehen bemüht sind. Unechte Gabelbildung mit Endknospe im Gabelwiukel bei den Primärfiedern im unteren Theile des ganzen Wedels, der oben ungegabelte, nur gefiederte Primärfiedern trägt, dieser Fall kommt 10 H. Potonik, Ueber einige Carbonfarne. bei lebenden Farnen vor. Man vergleiche diesbezüglich nur die von Zeiller1) gebotene Figur der Mertensia glaucescens Willd. Das dargestellte Wedelstück besitzt unten doppelt-unecht-gegabelte, darüber einmal unecht -gegabelte und am Gipfel in gewöhnlicher Weise gefiederte Primärfiedern. Und um noch einen hierher ge- hörigen Fall zu nennen, citire ich Sterzel2), der darauf auf- merksam macht, das§ die Wedel von Gleichenia rupestris nach einer ihm von Professor Schenk zugegangeneu Mittheilung, theils als Dichasien (durch falsche Dichotomie), theils racemös ver- zweigt sind. In rein systematisch - palaeopliytologischer Hinsicht gemahnt unser Stück znr Vorsicht bei der Deutung kleinerer Wedelbruch- stücke bezüglich ihres Platzes am Wedel und ausserdem bezüg- lich der specifisclien Trennung von Stücken, wenn sie sich nur durch Vorhandensein oder Fehlen von Gabelthei hingen unter- scheiden. Liegt einem z. B. die Frage vor, ob die wegen ihrer sonstigen grossen Aelmlichkeiten kaum trennbaren beiden Arten Discopteris Coemansi (Andrae) Stur [= Sphenopteris Coemansi Andrae] und Diplothmema Coemansi Stur synonym oder ver- schieden sind, so wird man auf Grund unserer erweiterten Kennt- nisse über den Aufbau der Palmatopteris furcata nicht das Gewicht wie bisher legen dürfen, auf den durch den vermeintlichen ver- schiedenartigen Aufbau begründeten Unterschied beider Arten. Soll doch nach Stur ein Hauptunterschied zwischen beiden Arten darin liegen, dass die Discopteris Coemansi gewöhnliche Fiederung, die Diplothmema Coemansi hingegen diplothmematische Wedel besitzt. Sterzel z. B. macht 3) mit Recht auf die Unzweckmässigkeit aufmerksam, auf die Verzweigungsarten der Wedel fossile Gattungen zu gründen. Es ist gerade Stur, der die Eigenthümlichkeiten des ganzen Wedelaufbaues als Merkmale mancher seiner Gattungen Fructification de fougeres du terrain houiller. (Ann. des Sciences naturelles. 6. Serie. Botanique. Tome XVI. Paris 1883) PI. 11, Fig. 1. 2) Ueber Dicksoniites Pluckenetii. (Botanisches Centralbl., Bd. XIII, No. 8/9, Jakrg. IV. Cassel 1883) p. 4 des Separatabzuges. 3) 1. c. Ueber Dicksoniites Pluckenetii, H. PoTONiis, Üeber einige Carbonfarne. 11 heranzieht. Kann aber hierdurch von der Erreichung einer natür- lichen Gruppirung nur sehr untergeordnet die Rede sein, so ist das Abgehen von den von Brongniart eingeführten Nervations- typen, welche für die Gruppirung der fossilen Filices dasselbe, ja mehr leisten, nicht angebracht, umsoweniger angebracht, als solche neuen Gattungen die Unterbringung sehr vieler Arten nicht sicher gestattet oder nur dann gestattet, wenn uns zufällig voll- kommenere Reste, durch welche uns der ganze Wedelaufbau ver- anschaulicht wird, bekannt resp. gefunden werden. Bei der An- erkennung solcher Gattungen wird die Synonymie höchst unan- genehm belastet, denn die meisten Arten muss man dann zunächst provisorisch, also hypothetisch unterbringen und die Entscheidung auf spätere, glückliche Funde verschieben. Das Interesse der Wissen- schaft scheint mir weit besser gewahrt, wenn wir in der Nomen- clatur, so weit nur irgend möglich, nur das zum Ausdruck bringen, was wirklich und sicher, thatsächlich bekannt ist, dann werden auch die systematischen Botaniker mit mehr Vertrauen die Resul- tate der Palaeophytologie beachten können: beide Disciplinen müssen dann nothwendig gewinnen. Es ist daher, meine ich, der von Brongniart vorgezeichnete Weg weiter zu verfolgen und dieser weiter auszubauen, anstatt neue künstliche Systeme durch Heranziehung von Merkmalen, die nur an einzelnen, besonders gross vorhandenen Resten erhalten sind, aufzustellen. Ist man einmal — wie leider vorläufig noch immer bei der Classification der grossen Masse der fossilen Filices — auf die Benutzung künstlicher Merkmale angewiesen, da sich doch trotz eifrigster Bemühungen — vor allen auch Göppert’s — ge- zeigt hat, dass vorläufig ohne ziemlich werthlose hypothetische und daher immer von Neuem anders versuchte, demnach nur ver- wirrende Gruppirnngen, auf Grund verhältnissmässig weniger, vielfach viel zu unsicher bekannter Fructificationstypen, die man dann hypothetisch dem Gros der nicht fructificirend bekannten Arten zuvindiciren muss, eine verhältnissmässig sichere natürliche Classification nicht zu erreichen ist, so können gewiss wie bei jedem künstlichen System bei der Gruppirung der bei weitem meisten Arten in erster Linie nur praktische Rücksichten gelten. 12 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. Die BRONGNiART'sche Classification, welche es gestattet, auch ganz kleine Wedelfetzen meist sicher unterzubringen, hat sich ja be- währt, sie ist ausserdem allgemein eingeführt, und eine Weiter- bildung dieser hat daher bei der dargestellten Sachlage mehr Aus- sicht auf allgemeine Anerkennung. Gewiss können wir nicht bei ihr einfach stehen bleiben: die grosse Fülle der nach BRONGNIART bekannt gewordenen Arten verlangt hier und da eine Theilung der älteren Gattungen, namentlich eine zweckmässige Absonderung derjenigen Arten, die von den Autoren, da sie gleich gut ausge- bildete und gleich wichtige Merkmale zweier BRONGNiART’scher resp. älterer Gattungen aufweisen, deren Zwischenformen die in Rede stehenden Arten bilden, gestellt werden und gestellt werden können. Nun Uebergangsformeu, deren Stellung conventionell werden muss, werden ja stets — auch bei der besten Gliederung — übrig bleiben, aber der augenblickliche Zustand ist derartig, dass vielfach ganze Arten-Reihen solche Mittelgruppen, die, weil aus mehreren unter sich gut charakterisirten Arten bestehend, eine Zusammenfassung unter einem gemeinsamen Gattungsnamen, also eine Trennung von den beiden sie einschliessenden Gattungen förmlich verlangen. So ist ja z. B. die bequeme zwischen Pecopteris und Callipteris stehende Gattung Callipteridiurn Weiss mit Recht allgemein angenommen worden, und ich selbst werde — um noch ein diesbezügliches Beispiel heranzuziehen — in einer demnächst zu veröffentlichenden Arbeit über die Flora des thüringischen Rothliegenden die Gattung Neurodontopteris näher begründen, welche mehrere untereinander charakteristische Formen, unter anderen z. B. Neuropteris auriculata Brongn. emeud. (= Neuro- dontopteris auriculata (Brongn. einend.) Potonie), zweckmässig zusammenfasst. Andererseits können an Arten reiche und immer umfang- reicher gewordene ältere Gattungen in der That nicht den unüber- sichtlichen Umfang beibehalten, den sie, vermöge der älteren Dia- gnosen, wenn diese stricte beibehalten werden, gewinnen, sondern b Studien über Odontopteriden (Zeitschrift der Deutschen geolog. Gesell- schaft XXII. Bd.) Berlin 1870 p. 858 ff. H. Potonib, Ueber einige Carbonfarne. 13 die Diagnosen müssen hier eingeschränkt werden. Legt man hier- bei gleichmässigen Nachdruck auf die Art der Nervatur und auf die Gestalt und Grösse der Fiederchen letzter Ord- nung, wie das von den Autoren, die der angedeuteten Bahn folgen, auch bei ihren Abgliederungen geschehen ist, so werden ohne die alten aufgeben zu müssen, zweckmässige neue Gattungen erreicht, die auch der Geologe, der sich weniger eingehend mit specieller Palaeophytologie beschäftigen kann, zu bestimmen in der Lage ist, und ich meine, wir müssen bei der Aufstellung des doch nun leider vorläufig nur künstlich resp. äusserst hypothetisch-natürlich möglichen Systemen der fossilen Filices, den Bedürfnissen des Geologen Rechnung tragen: muss und soll doch, wenn man sich einmal aus guten Gründen für die Beibehaltung der künstlichen Eintheilungsmanier leider hat entschliessen müssen, diese — sage ich noch einmal — in weitgehendster Weise praktischen Forde- rungen genügen. Die Gattung SphenopterisBROKGK. ist nun eine jener Gattungen, die unmöglich in ihrem alten Umfange aufrecht zu erhalten ist, und aus dieser Einsicht sind ja manche neuen Gattungen ent- standen. Berücksichtigen wir diese letzteren bei einer Zertbeilung der ursprünglichen Gattung Sphenopteris in mehrere, sofern sie nur irgend, wenn auch nur zum Theil als Diagnosen der Fiedern letzter Ordnung verwendbar sind, um möglichst wenig neue Namen schaffen zu müssen , so kann man die Gattung Sphenopteris , im weitesten Sinne genommen, in eine grössere oder geringere An- zahl zweckmässiger neuer Gattungen, oder wenn man lieber will Untergattungen, von denen die eine den Namen Sphenopteris (dann also im engeren Sinne) beibehält, zerlegen: dieser Weg scheint mir, wegen der für eine natürliche Gruppirung leider sehr unge- nügenden Kenntniss von fossilen Fructificationstypen (die bis auf Weiteres zweckmässig besondere Benennungen führen müssen) der beste für die Erreichung einer brauchbaren Gruppirung. Ich hoffe in einer besonderen Arbeit, an der ich schon lange beschäf- tigt bin, eine — wie mir scheint — zweckmässige Untergruppi- rung der Gattung Sphenopteris i. w. S. auf Grund der von mir ge- sammelten Erfahrungen nach den oben ausgesprochenen Principien 14 H. Potonib, Ueber einige Carbonfarne. der wissenschaftlichen Welt bald vorlegen zu können. Hier will ich nur die neu abgegliederte Gattung Palmatopteris charakterisiren. Palmatopteris (u. gen.) bildet die Vermittelung zwischen dem Typus der Sphenopteriden mit durchaus linealen Fiedern letzter Ordnung wie bei Sphenopteris dissecta Brongn. und dem Typus der Sphenopteris elegans Brongn., Sphenopteris Hoeninghausi Brongn. bis Sphenopteris ohtusiloba Brongn. mit schmal -keilförmigen bis im Ganzen keil -kreisförmigen bis breit -kreisförmigen Fiederchen. An den ersten Typus erinnert Palmatopteris durch das Auftreten zuweilen fast linealer, meist deutlich lanzettliclier und dabei ein- nerviger Fiederchen letzter Ordnung resp. Lappen oder Zipfel, an den anderen Typus durch das häufige Zusammentreten dieser Elemente letzter Ordnung zu im Ganzen etwa kreisförmigen Fie- derchen mit keilförmiger Basis. Diese Fiederchen sind gestaucht- gefiedert, daher fast palmat-gegliedert, viele Theile derselben, na- mentlich diejenigen letzter Ordnung gegabelt. Da die Gabelung nur ein Specialfall der echt-palmaten Theilung ist, so lässt sich die Gliederung der Fiedern letzter Ordnungen kurz als fiederig- palmat bezeichnen. Die Nervatur entspricht natürlich dieser Gliede- rung. Die Spindeln sind meist deutlich geflügelt und der Aufbau der Wedel scheint im Ganzen immer diplothmematisch resp. die Primärfiedern — wie bei Palmatopteris furcata — diplothmematisch und in gewöhnlicher Weise gefiedert zu sein. Man kann die Gattung Palmatopteris auch als Sphenopteris in engerem Sinne (d. h. von dem Typus Hoeninghausi-obtusiloba') mit besonders tief-getheilten Fiedern letzter Ordnung charakterisiren, und einige Arten haben auch die Neigung, ihre spreitigen Theile stärker zu entwickeln und dadurch Sphenopteris - ä hnlich, ja in manchen Exemplaren von der Gattung Sphenopteris i. e. S. kaum unterscheidbar zu werden. Sehr auffallend zeigen diese Erschei- nung z. B. zwei gute Figuren Stur's x) der Sphenopteris Zobelii (Goepp.) Schimper. Andere Arten ziehen gelegentlich ihre letzten Elemente zu länglich-keilförmigen Fiederchen zusammen und nähern O Ö sich dadurch dem engeren Typus der Sphenopteris elegans. Um b Schatzlarer Schichten 1885, Taf. XXIX, Fig. 13 u. 14. H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. 15 auch hierfür ein Beispiel anzuführen, verweise ich wiederum auf zwei gute Figuren Stur’s und zwar seiner Diplothmema alatum (— Sphenopteris alata Brongn.), von denen die eine tief-gespaltene bis zertheilte Spreitentheile mit im Ganzen oblongen letzten Theilen, die andere viel breitere, länglich-keilförmige bis keilförmige Elemente letzter Ordnung besitzt. Zu Polmatopteris würde ich — ohne mich bei der Aufführung dieser Beispiele auf Arten - Kritik einzulassen — zunächst die- jenigen Arten rechnen, die der P almatopteris furcata am nächsten stehen, so — ausser den schon genannten Sphenopteris Zobelii und Sphenopteris alata — vor allen die als Sphenopteris spinosa und Sph. palmata beschriebenen, wohl specifisch zusammengehörigen Formen, ferner u. a. Sphenopteris Coemansi Andrä, Diplothmema Coemansi Stur, Sphenopteris geniculata Germar & Kaulfuss und Diplothmema subgeniculatum Stur. Besonders vertreten ist die Gattung P almatopteris in den Schatzlarer-Schichten. Zum Schluss benutze ich die Gelegenheit die bisher bekannt gewordenen, hauptsächlichsten Arten des Aufbaues der oberir- dischen Organ theile bei palaeozoischen Farnkräutern zusammen- zustellen, weil unser Prachtstück die Fälle um einen vermehrt. 1. Als ersten Fall muss ich — der Vollständigkeit halber — den durchweg typisch-fie derigen Aufbau der Wedel, wie er auch noch die Mehrzahl der jetzt lebenden Arten auszeichnet, er- wähnen. Sehr häufig zeigen aber die palaeozoischen Farnwedel Gabe- lungen, die wohl als echte anzusehen sind, oder gabelige Ver- zweigungen mit Knospe im Gabelwinkel wie bei Lygodium. Es lassen sich diese Fälle wie folgt gliedern : 2. Wedelhauptspindel einmal gegabelt mit ober- und unter- halb der Gabelstelle ansitzenden Fiedern. Textfig. 2. Vergl. als Beispiel Sphenopteris Hoeninghausi Brongn. in Potonie, Ueber einige Carbonfarne II, p. 16 ff, Taf. VII. Bei der Häufigkeit dieses Aufbaues bei vielen Arten liegt das Bedürfniss vor, einen Terminus technicus für denselben zum Gebrauch in den Species- Diagnosen zur Verfügung zu haben, 16 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. wie solche für die ebenfalls häufig auftretenden Gestaltungen, die ich hierunter unter No. 4 und 6 aufführe und welche sich in An- Fig. 2. Hoeninghausi- Aufbau. Die Hauptaxe der Figur ist vermuthlich ein Stengelorgan. lehnung an zwei »Gattungen« kurz als diplothmematisch (4) und mariopteridisch (6) charakterisiren lassen, bequem Verwendung finden und finden können. Leider haben wir für die geschil- derte Gliederung No. 2 einen Terminus noch nicht, und ich kann nicht umhin, einen solchen vorzuschlagen, um so mehr als ich in einer Monographie der oberschlesischen Carbonflora, an der ich seit längerer Zeit arbeite, immer wieder mit oben erwähntem Mangel zu kämpfen habe. Können für die Gliederungen No. 4 und 6 am besten »Gattungs« -Namen benutzt werden, so ist es bei der Unanwendbarkeit eines solchen Namens für die Gliederung No. 2 wohl am zweckmässigsten, einen Art-Namen zu benutzen, und ich meine , dass hierzu die Bezeichnung » Hoeninghausi- Gliederung« oder »Hoeninghausi- Aufbau« sehr passend ist. 3. Als 3. Fall erwähne ich die von R. Zeiller !) bekannt gegebene Verzweigungsweise eines Wedels von Callipteridium pteri- dium (Schlotheim) Zeiller, die ich schematisch in der neben- stehenden Text-Figur 3 wiedergebe. Wie wir an dieser sehen, ist die Hauptspindel zickzackförmig hin und her gebogen. Die letzten Fiedern unserer Figur sind alle Fiedern vorletzter Ord- nung. Danach erblicken wir am Gipfel zwei gleichwerthige Fiedern, *) Etudes sur le terrain houiller de Commentry. Livre II. Flore fossile. 1. Partie. Saint-Etiemie 1888. p. 194 ff. Taf. XIX. H. Potonib, Ueber einige Carbonfarne. 17 jede zweifach gefiedert, welche eine Gabel bilden, deren Fuss- stiick Fiedern vorletzter Ordnung trägt. Bis hierher haben wir Fig. 3. Wedelverzweigung von Callipteridium pteridium. — Pteridium- Aufbau. Die Hauptaxe der Figur ist eine (wahrscheinlich die Haupt-)Wedelspindel. typische Hoeninghausi- Gliederung. Verfolgen wir aber dieses Fussstück nach unten, so sehen wir, das dasselbe ein Gabelzweig ist, dessen Pendant jedoch nicht gegabelt ist, sondern nur Fiedern vorletzter Ordnung trägt, das Fussstück dieser beiden ungleich entwickelten Gabeln trägt wiederum Fiedern vorletzter Ordnung und geht ebenfalls als Gabelzweig ab. Diesmal liegt aber das unge- gabelte Pendant auf der anderen Seite als das erste Pendant von oben ab gerechnet und so fort weiter nach unten. Nach dem von Zeiller 1. c. abgebildeten Stück Fig. 1 scheint aber der Wedel in seinem unteren Theil eine gerade Hauptspindel zu besitzen, aber auch hier finden sich zwischen den Fiedern drittletzter Ord- nung an der Hauptspindel Fiedern vorletzter Ordnung. Diesen eigenthümlichen Aufbau bezeichne ich als Pteridium- Aufbau. Liegt einem von demselben nur ein einziges Gabelstück vor, so ist er begreiflicherweise von dem Iloeninghausi- Aufbau nicht zu unter- scheiden. 4. Wedel, wie dies wohl auch beim Pteridium- Aufbau anzu- nehmen ist, mit kletternder Hauptspindel. Die Fiedern 1. Ord- Jahrbuch 1891. 18 H. Potoniis, lieber einige Carbonfarne. nung echt- gegabelt, oder mit Knospe im Gabelwinkel: unecht gegabelt. Das Fussstück der Gabel, oder anders ausgedrückt, der Spindeltheil 2. Ordnung unterhalb der Gabel: nackt, d. h. ohne ansitzende Fiedern; die Gabelzweige gefiedert und zwar meist derartig, dass die basalste, nach aussen gewendete Fieder jedes Gabeltheiles grösser und höher differenzirt erscheint als die übrigen Fiedern gleicher Ordnung. Fig. 4. Der geschilderte Aufbau ist bekanntlich vielen Sphenopteriden-Arten eigenthümlich ; er ist das Hauptmerkmal der STUR’schen Gattung Diplothmema. Vergl. hierzu auch das' hierunter unter No. 6 Gesagte. 5. An die fünfte Stelle kann unser bereits ausführlich be- schriebenes Exemplar der Palmatopteris furcata gesetzt werden, Fig. 5. Es ist sehr wahrscheinlich, dass manche Arten, die jetzt noch zu 4 zu stellen sind, durch bessere Funde zu No. 5 kommen werden. 6. Die am vollkommensten erhaltenen Reste der Gattung Mariopteris Zeiller x), der M. muricata angehörig, um welche sich die anderen bisherigen Mariopteris- Arten in der Gestaltung der letzten Fieder- Ordnungen gruppiren, zeigen den folgenden Aufbau. Die Hauptspindel, Primärspindel, trägt wechselständige, wie es scheint zweizeilig stehende Secundärspindeln, die an ihrem Fig. 4. Fig. 5. Diplothmema- Aufbau. Aufbau der Palmatopteris furcata. Die Hauptaxe der Figuren ist die Haupt-Wedelspindel. *) Expl. carte geol. Fr. IY. 1878, p. 68, und Yalenciennes 1888, p. 159 ff. H. Potonib, Ueber einige Carbonfarne. 19 Gipfel in kurze Zweige gegabelt sind, die sieb wiederum gabeln, sodass die Secundärspindeln also 2 mal gegabelt sind. Die letzten Gabelabschnitte sind 1-, 2- oder 3-fach gefiedert. Von den vier letzten Gabelabschnitten, welche jede Secundärfieder trägt, sind die beiden der Hauptspindel zugewendeten kleiner, kürzer als die beiden inneren Abschnitte. Die Secundärspindeln und die Gabel- theile 1. Ordnung derselben tragen keine Fiedern: sie sind »nackt«. Textfigur 6. Die Analogie mit Lygodium u. a. recenten Arten macht es unter Anderem fast gewiss, dass in den »Hauptspindeln« (Haupt- axen) nicht Stengeitheile vorliegen, in welchem Falle die Primär- fiedern als Wedel zu bezeichnen wären, sondern dass sie wirkliche Wedelhauptspindeln sind. Sie waren wohl windend wie bei Ly- godium oder kletternd, worauf auch die ziemlich stark geschlängelte Hauptspindel des von Zeiller 1 886 Taf. XXIII abgebildeten Exem- plares der M. muricata hinweist. Wir müssen dann die »Secundär- spindeln« als Fiedern 1., die ersten Fiedern der letzten Gabelab- schnitte — über die Gabelverzweigungen hinweggehend — als Fiedern 2. Ordnung u. s. w. bezeichnen. Da die Reste der Gattung Mariopteris allermeist nur resp. höchstens Stücke mit den letzten Gabel-Spindeln aufweisen, so müssten wir demnach die Haupt- axen solcher Reste als Fiederspindeln 1. Ordnung, nicht als die wirklichen Hauptspindeln also, ansehen. Fig. 6. Marioptericlischer Aufbau. Die Hauptaxe der Figur ist die Haupt -Wedelspindel. 2 20 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. Zeiller sagt ’), dass die Arten der Gattung Mariopteris wie beschrieben, 4theilige (2 mal gegabelte) Primärfiedern gehabt haben und nicht wie die SxüR’sche Gattung Diplothmema * 2) nur einfach gegabelte. Es besteht aber eine grosse Aehnlichkeit in der Ver- zweigung der ausführlicher bekannt gewordenen Mariopteris- und Diplothmema- Arten, indem die der Hauptspindel zugewendeten letzten Gabeltheile kleiner sind als die inneren und dadurch die Spindeln der inneren Theile oft dahin neigen, die gerade Fort- setzung der Gabeltheile erster Ordnung zu werden; denken wir uns die inneren Gabeltheile ganz in diese gerade Fortsetzung gebracht, so ist die typische Diplothmema- Theilung fertig. Stur3) opponirt denn auch Zeiller: er will von einer Theilung seiner Gattung in Diplothmema im engeren Sinne und Mariopteris nichts wissen, und auch ich muss sagen, dass ich wegen des leichten Ueberganges der Gabeln letzter Ordnung in eine monopodial aus- sehende Verzweigungsweise auf Grund der Wedel-Gliederung allein eine neue Gattung, also Mariopteris im ZEiLLERschen Sinne, von der Gattung Diplothmema nicht abtrennen, also Zeiller nicht folgen würde, wenn die Gattung Mariopteris nicht andere und zwar derartige Unterschiede in ihren Habitus aufweisen würden, dass die Trennung trotz Stur eher erwünscht ist. Zeiller 4) sagt aber, dass die Primärfiedern bei Mariopteris alle 4 theilig ge- wesen zu sein »scheinen«, und er sagt vorher, dass er die Gattung Mariopteris für eine Anzahl, äusserlich betrachtet, sehr homogener Arten, welche sich um die Mariopteris muricata gruppiren, geschallen habe, was mir eben sehr zweckmässig erscheint. Ich lege nochmals den Nachdruck auf das ZEiLLER’sche Wort scheinen, weil ich also aus praktischen Rücksichten — entgegen Stur — die Gattung Mariopteris , als die in ihrem ') 1. c. 1878 p. 68 u. Valene. 1888 p. 160. 2) 1. c. 1877 p. 120 [226], 3) Zur Morphologie und Systematik der Culm- und Carbonfarne. S. 633-^846 [1 — 214 des Separatabzuges) des LXXXVIII. Bandes der Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften. I. Abth. Juli-Heft 1883, Wien 1883. p. 825 [193]. 4) 1. c. 1888 p. 160. H. PoTosiii, Ueber einige Carbonfarne. 21 äusseren Ansehen der Fiedert heile letzter Ordnungen nächst- stehenden, wohl umschriebenen V erwandten der Mariopteris muricata erhalten wissen möchte. 6. Einer besonderen Schilderung bedarf auch der durch Sterzel ]) bekannt gewordene Gleichenia - ähnl iche Aufbau von Pecopteris Pluckeneti Brongn. : Pluckeneti- Aufbau. Die Wedel sind wiederholt gegabelt und zwar insofern uuecht-gegabelt, als sich im Gabelwinkel eine Knospe befindet, die genau wie bei den Gleichenien mit Endknospe sich mehr oder minder weit als die morphologische Fortsetzung des Gabelfussstückes entwickeln kann, indem diese Fortsetzung den allgemeinen Aufbau wiederholt z. B. ein diplothmematisch einmal-gegabeltes Wedelstück darstellen kann. Durch die wiederholten 'Gabeitheilungen wird dieser Aufbau mit dem mariopteridischen verwandt. Die schematische Figur 7, Fig. 7. welche ich der Güte des Herrn Dr. T. Sterzel selbst verdanke, veranschaulicht den Aufbau der Pecopteris Pluckeneti zur Genüge. Wie wir an dieser Figur sehen, sind die Gabelfussstücke nackt, ungefiedert. *) 1. c. und spätere Arbeiten dieses Autors. 22 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. 10. Neuropteris gigantea Sternberg. Taf. II — IV1) und Textfiguren 1 — 4. Neur opteris gigantea Stkrnbbkg, Versuch einer geognostisch - botanischen Dar- stellung der Flora der Vorwelt I, Fase. IV, 1826, p. XVI. 11. Neuropteris Zeilleri Potonie u. sp. Textfigur 5. Neuropteris gigantea Zeiller non Sternberg. — Zeiller, Bassin houiller de Valen- ciennes. Description de la flore fossile. Text Paris 1888, p. 258. Atlas 1886, Taf. XLII. Die bisher in der Litteratur bekannt gegebenen vollständigsten Stücke der Neuropteris gigantea sind nur zweimal gefiedert. Das von R. Zeiller2) als Neuropteris gigantea abgebildete Stück und seine Beschreibung dieser seiner N. gigantea , die er dreimal ge- fiedert nennt, passen — wie wir noch sehen werden — nicht auf die typische, ursprüngliche Neuropteris gigantea Sternberg’s. Zeiller begründet die Angabe der dreimaligen Fiederung aus der parallelen Lagerung dreier je zweimal gefiederter Wedelbruch- stücke auf dem erwähnten, von ihm abgebildeten Exemplar, indem er, und das wohl mit Recht, annimmt, dass diese drei Bruch- stücke an einer gemeinsamen Spindel gesessen haben. Ob die Hauptspindel unseres grössten Wedelbruchstückes Taf. II, Fig. 1, x) Die beiden Tafeln III und IV der Neuropteris gigantea hatte bereits der verstorbene Königl. Landesgeologe Herr Professor Dr. E. Weiss anfertigen lassen, in der Absicht in Gemeinschaft mit mir ein Tafelwerk herauszugeben, welches kritische und unsere Kenntnisse erweiternde Stücke mit Filices vorwiegend aus der Sammlung der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt bieten sollte, welchen Plan ich ja nunmehr — allerdings allein — durch Veröffentlichung dieser fort- laufenden Studien über einige Carbonfarne zur Ausführung bringe. Irgend welche Manuscript-Notizen über die projectirte Arbeit hat Herr Professor Weiss leider nicht hinterlassen; es finden sich aber noch einige theils fertig gestellte, theils noch unvollendete Abbildungen, die von mir nach und nach ebenfalls veröffentlicht werden sollen. 2) Etudes des gites mineraux de la France. Bassin houiller de Valenciennes. Description de la flore fossile. Atlas, Paris 1886, Taf. XLII. Texte, Paris 1888, p. 258 ff. H. Potonie, Leber einige Carbonfarne. 23 welches die dreifache Fiederung der echten Neuropteris gigantea erweist, nun aber auch die Hauptspindel des N. gigantea- Wedel ist, oder ob diese Art noch höher differenzirt war, lässt unser Stück nicht erkennen. Bis auf weiteres dürfen wir aber die er- wähnte Spinde] als Hauptspindel bezeichnen. Unsere Tafel III zeigt den grössten Theil unseres Hauptexemplares in 5/i mit Weg- lassung der Randpartien. Rechts auf der photographischen Nach- bildung dieses Hauptstückes Taf. II, Fig. 1 sehen wir etwa parallel zu der ersten rechts abgehenden Fieder liegend ein zweimal ge- gabeltes Wedelstück, welches offenbar in seiner Fortsetzung nach unten der Hauptspindel des Hauptstückes ausass. Es ergeben sich hieraus gewaltige Dimensionen, welche die ganzen Wedel der N. gigantea gehabt haben müssen, Dimensionen, die sich leicht aus dem auf dieser photographischen Nachbildung gegebenen Maassstab entnehmen lassen. Berücksichtigt man die Grössenver- hältnisse der einzelnen Fiedern letzter Ordnung, die mir mehrfach weit grösser vorliegen, als sie die Platten Taf. III und IV zeigen, — vergl. die beiden Textfig. 1 und 2 — und die Thatsache, dass im Ganzen die unteren Partien der Wedel grössere Fig. 1. Vom Roescheriflötz der Rubengrube bei Neurode (Völkel 1885). Museum der König!. Preuss. geol. Landesanstalt. — E. Amberg gez. 24 H. Potonie, Heber einige Carbonfarne. Fiederu letzter Ordnung tragen als die mittleren und oberen Partien, so ergiebt sich eine Wedelgrösse, welche mindestens der bei unseren lebenden grossen Marattia- Arten, gleichkommt. Im Durchschnitt sind die längsten Fiedern letzter Ordnung an unserer grossen Platte (Taf. II, Fig. 1) 3 bis kaum 372 Centimeter lang, die meisten etwa nur 2 1/2 Centimeter lang, unsere Text-Fig. 1 jedoch zeigt bis etwa 4 Centimeter lange letzte Fiedern, und eine mir vorliegende solche Fieder vom Myslowitzer Walde in Ober- schlesien (Aschenborn ded. 1879) ist gar 41 / 2 Centimeter laug. Die Fiederu letzter Ordnung sind an unseren Stücken ziemlich stark sichelförmig gekrümmt, sehr eng -neuropteridisch- genervt, ohne Mittelnerv, höchstens hier und da mit einer schwachen An- deutung eines solchen am Grunde der Fiederchen. In einigen Fällen habe ich, wie Zeiller an seiner Neuropteris gigantea Anastomosen constatiren können, wodurch sich Neuropteris der Gattung Dictyopteris nähert. Für die Classification der nicht fructificirenden fossilen Farnkräuter scheint mir hieraus zu folgen, dass ähnliche Formen welche sich nur durch Getrennt- und Netznervigkeit unterscheiden, verwandtschaftlich zusammenzubringen sind. Die erwähnte That- sache deutet darauf hin z. B. die Gattungen Neuropteris einerseits mit Dictyopteris anderseits, sowie Pecopteris resp. Alethopteris einer- seits mit Donchopteris andrerseits am besten zusammenzustellen sind. Auch bei Odontopteris kommen hier und da Anastomosen vor, man vergl. z. B. Fig. 8, Taf. I in Göppert »Die fossilen Farnkräuter«1)* Ich betone hier deshalb die mir zweckmässiger scheinende Classifi- cation, weil manche Autoren die netznervigen fossilen Farne von denen ohne Anastomosen vollständig als besondere Gruppen trennen. Andere, z. B. Schimper2), gruppiren die sterilen Wedel allerdings nach der auch von mir für zweckmässiger gehaltenen, oben angedeuteten Weise. ') Besonderer Abdruck des Supplements zum 7. Bande der Nova Acta Aca- demiae C. L. C. Naturae Curiosorum. Breslau 1836. 2) Vergl. p. 103 in der von ihm begonnenen Palaeopkytologie. II. Abtheilung des von Zittei. heransgegebenen Handbuchs der Palaeontologie. München und Leipzig. 1890. H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. 25 Zwischen den Nervchen der Neuropteris gigantea sieht man bei guter Erhaltung, namentlich wenn die Stücke noch mit kohliger Substanz bedeckt sind, oftmals deutliche feine Punkt- reihen. Die Gestalt der letzten Fiederchen ist durch die Krüm- mung als schie f-länglich-herz-eiförmig zu bezeichnen. Sie sind im Allgemeinen 21/2 bis 3, selten bis 3^2 mal länger als breit, die Breite in der Mitte der Fiederchen gemessen, nach der Spitze zu verschmälert, aber stets abgerundet, am Grunde schwach- bis deut- lich-herzförmig. Den Spindeln vorletzter und letzter Ordnung sitzen, diese dicht bedeckend, herz-kreisförmige, auch in Bezug auf die Nervatur cyclopteridische uud ferner eiförmige bis breit-eiförmige Fiederchen an; Uebergaugsforinen zwischen diesen und den erst- beschriebenen Fiederchen finden sich am Grunde der länglich- lanzettlichen Fiedern vorletzter Ordnung, welche hier auch hin uud wieder rein cyclopteridische Fiedern tragen. Hier und da kann man an den Stücken und zwar an den Stellen, wo sonst meist cyclopteridische Fiedern stehen, solche von durchaus »normaler« Neuropteris- Gestalt beobachten. Vergl. Taf. III. Im Allgemeinen stehen die letzten Fiederchen in den unteren Wedelregionen, resp. die mir vorliegenden grössten Fiederchen ziemlich entfernt von einander — vergl. in dieser Hinsicht be- sonders die Text-Fig. 2 — in den mittleren und oberen Regionen können sie sich berühren oder gar ziemlich weit — vergl. Taf. III überdecken. Die Spindeln vorletzter und letzter Ordnung, welche, wie schon gesagt, die cyclopteridischen u. s. w. Fiederchen ti’agen, sind ausserdem, wie unsere Tafeln II und III zeigen, mit ziem- lich grossen vertieften Punkten besetzt: vielleicht Ansatzstellen von spreuschuppenartigen Gebilden. Als Ansatzstellen der Cy- c/optem-Fiedern u. s. w. können sie wegen ihrer dichten Stellung nicht gut angesehen werden. Auch die Spindeln letzter Ordnung zeigen hier und da einige dieser vertieften Punkte, aber in viel lockerer Stellung. Die Spindeln aller Ordnungen sind fein -längs- gestreift. Wie unsere Tafeln II und III veranschaulichen, nimmt die Fiederungszahl in den oberen Wedelregionen ab, denn der 26 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. Rest auf unserer Hauptplatte Taf. II Fig. 1 ist unten 3 mal, oben nur 2 mal gefiedert. Fig. 2. Neuropteris yigantea. Wedelbruchstückcben in f. • Vom Roeschenflötz der Rubengrube bei Neurode (Völkel 1888). Museum der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt. — E. Ambeho gez. Gabeltheilige Spindeln und Wedelspitzen sind bei Neuropteris- Arten schon mehrere Male beobachtet worden. So bildet Göppert1 2) ein einmal gegabeltes Exemplar von Neuropteris Loshii Brongn. (= Gleichenites neuropteroides Göpp.) ab, welches ober- und unter- halb von dem sehr deutlichen Gabel winkel einmal gefiederte Fiedern trägt. Die Gabel des GöPPERT’schen Exemplares macht den Ein- druck einer echten , während das von Brongniart veranschau- lichte Exemplar seiner der Neuropteris Loshii ganz nahe ver- wandten, man möchte versucht sein zu sagen, identischen Neu- ropteris heterophylla , welches er3) bifurcat nennt, schwerlich als derartig verzweigt anerkannt werden kann: die Fortsetzung der o o o J) 1. c. 1836, Taf. V. 2) Histoire des vegetaux fossiles. I. Paris 1828 (1830), p. 243, Taf. 71, H. Potonie, lieber einige Carbonfarne. 27 Hauptspindel ist nur wenig aus der Geraden herausgerückt und der andere vermeintliche Gabelarm geht unter beträchtlichem Winkel ab. Ferner verweise ich auf das von E. F. Germar1) gut abgebildete Exemplar der Neurodontopteris auriculata (Brongniart) Potonie , bei welchem die Gabeln sehr den Eindruck machen, als seien sie unechte, entstanden durch Herausrückung der Fortsetzung der Hauptspindel des Exemplares aus der Geraden. Deutlicher gegabelt ist zwar die Hauptspindel des von v. Roehl2 3) abgebildeten grossen Exemplares der Neuropteris Loshii , aber auch hier ist der eine Gabelarm merklich weniger aus der die Fortsetzung des Gabelfussstückes bildenden Geraden weggerückt (bildet einen spitzen Winkel mit dieser), als der andere Gabelarm. Durchaus den Eindruck einer echten Gabelung macht jedoch die Verzweigung der Hauptspindel eines kleinen, von L. Lesquereux abgebildeten8) und zu Neuropteris rarinervis Bunbury gestellten Exemplares, während die von R. Kidston4 * * *) ge- gebenen beiden Abbildungen von »Neuropteris macrophylla Brongn.« wieder nur an den Abgangsstellen der Fiedern sehr flexuose Hauptspindeln zeigen. Eine — wohl zweifellos echte — Gabelspindel zeigt aber unsere Text-Fig. 3 der Neuropteris gigantea mit unterhalb der Gabelstelle ansitzenden normalen Fiedern letzter Ordnung. Auch die Gabelzweige tragen Fiedern letzter Ordnung, von denen die grundständigsten in dem Gabelwinkel aus Platz- rücksichten rein cyclopteridische Gestalt besitzeu und die darüber b Die Versteinerungen des Steinkolilengebirges von Wettin und Löbejün im Saalkreise. I. Heft. Halle 1844. Taf. IV, Fig. 1. 2) Fossile Flora der Steinkohlen-Formation Westphalens einschliesslich Pies- berg bei Osnabrück (Palaeontographica. 18. Band. Cassel 1868 — 1869). Taf. XVII. 3) Atlas to the coal flora of Pennsylvania and of the carboniferous for- mation throughout the United States (sec. geol. surv. of Penn. Report of Progress P. Harrisburg 1879) Taf. XV, Fig. 3. 4) On the Fossil Flora of the Radstock Series of the Somerset and Bristol Coal Field (Upper Coal Measures). Part I. (Transact. of the Royal Soc. of Edinbourgh vol. XXXIII part II. Read Apr. 1887. Edinbourgh 1888) Plate XXI, Fig. 2 et Plate XXII, Fig. 2. Museum der Königl. Preuss. geol. Landesanstalt. — E. Amberg gez. H. PoTONrß, Ueber einige Carbonfame. 29 stehenden allmählich in die »normale« Form übergehen. Diese Gabelspindel halte ich nicht für eine Spindel letzter Ordnung, sondern für die Spitze der Hauptspindel des ganzen Wedels der Neuropteris gigantea , in Folge dessen die etwa parallel zu der Gabelspindel liegende einfache und einmal gefiederte Spindel der- selben Figur nicht für eine Spindel gleicher Ordnung, sondern für eine der Fortsetzung der Gabelspindel nach unten ansitzende Fieder, also in der Weise, wie das die punktirten hypothetischen Fortsetzungen der Spindeln andeuten. Den Grund für die Berech- tigung dieser Deutung finde ich in dem Fig. 2 auf Taf. II abgebil- deten grossen Stück, bei welchem es zweifellos sein dürfte, dass uns in demselben die Spitze eines Wedels vorliegt. An demselben sehen wir die Spitze der Hauptspindel in derselben Weise gegabelt, wie das vorerwähnte Wedelstück. Der Aufbau ist also ein anderer als bei der vorerwähnten Neuropteris Loshii. Auch in dem Winkel der Gabel des Stückes Fig. 2 Taf. II finden wir cyclopteridische Fiedern, und was mir besonders interessant erscheint, dieses Stück zeigt auch an allen denjenigen Stellen, wo der Platzmangel es erfordert, cyclopteridische bis Uebergangsfiedern zu den »normalen«, so der unterste Theil des Fussstückes der Gabel, welches wir ja als Hauptspindel betrachten, und die Fortsetzung derselben nach unten immer da, wo Fiedern erster Ordnung abgehen. Je weiter wir dann die Hauptspindel nach unten hin verfolgen, ver- schwinden normale Fiedern an derselben, die noch an dem oben beschriebenen Stück dort in reichlicher Menge vorhanden sind, immer mehr, um rein cyclopteridischen oder Uebergangsfiederchen Platz zu machen, wie unsere grösste Platte Taf. II, Fig. 1 zeigt. Man kann daher das Stück Fig. 2, Taf. II als Fortsetzung des Stückes Fig. 1 derselben Tafel ansehen, wenn man sich die Haupt- spindelu der beiden Stücken als Fortsetzungen von einander denkt, in der Weise, wie es auf unserer Taf. II durch die Lage, in der die Stücke dargestellt wurden, angedeutet wird. Auch in der Beziehung passen die beiden Prachtstücke (obwohl von verschiedenen Fund- orten stammend) zu einander, als die letzten Fiederchen des als Wedelspitze angesehenen Stückes im Ganzen kleiner sind als die- 30 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. jenigen des anderen. Das postulirte fehlende Verbindungsstück zwischen den beiden Wedelresten muss offenbar, wie aus den Breitenverhältnissen der beiden Hauptspindeln hervorgeht, ziem- lich gross angenommen werden. Ich habe die beiden Stücke natürlich, um Platz auf der Tafel zu sparen, dicht aneinander ge- legt. Das beide eventuell verbindende Hauptspindelstück ist auf unserer Tafel — um keine Täuschung hervorzurufen — nicht zur Andeutung gelangt. Wie uns diese combinirte Abbildung Fig. 1 und 2 Taf. II zeigt, stehen die Fiedern an der Hauptspindel im oberen Teile des Wedels unter einem spitzeren Winkel ab als im unteren Teil; hier- durch wird meine obige Deutung des Stückes Text-Fig. 3 trotz der fast parallelen Lage der beiden, wohl zwar zu einem Wedel gehörigen, aber leider nicht mehr verbundenen Fiedern unter- stützt. Sehr charakteristisch für die Neuropteris gigantea sind die spitzenständigen letzten Fiederchen, welche stets kleiner sind, als die darunter stehenden und in allen den Fällen, wo mir die voll- ständigen Spitzen der Fiedern vorletzter Ordnung vorliegen, zu je zweien beisammen stehen, oft in der Weise, dass das eine Fiederchen das andere derartig verdrängt, dass es sich in die Fortsetzung der Spindel zu begeben bestrebt ist. Mir liegen etwa ein Dutzend solcher vollständiger Spitzen vor. Schon die Figur Sternberg’s zeigt an zwei Stellen diese Eigenthümlichkeit gut veranschaulicht. Wir haben schon weiter oben angedeutet, dass Zeiller 1. c. nicht die typische Neur. gigantea beschreibt und abbildet. Mehrere leicht wahrnehmbare Merkmale unterscheiden seine Form von der typischen, welche hinreichen, beide als verschiedene Arten anzu- sehen. Ich schlage vor die von Zeiller bekannt gegebene Form Neuropteris Zeilleri zu nennen. Die folgende Gegenüberstellung der Unterschiede beider Formen, bei welcher man namentlich die Tafel Zeiller’ s mit den unsrigen vergleichen möge, wird ihre Trennung leicht recht- fertigen. b 1. c. Bd. 1. Taf. XXII. H. Potonib, Ueber einige Carbonfarne. 31 Neiiropleris gigatdea Sternb. Normale Fiederchen letzter Ordnung : 1. Sichelförmig gekrümmt. o o 2. Schief- länglich-herz-eiför- mig, also sich nach der Spitze zu verschmälernd. 3. Im allgemeinen länger als bei der Neur. Zeilleri. Vergl. oben. 4. Breite (in der Mitte ge- messen) zur Länge im ganzen wie 1 : 3 oder mehr. 5. Mittelnerv nicht bemerk- bar, von unten ab in Nervchen aufgelöst, höchstens mit einer schwachen Andeutung eines Mittelnervs ganz am Grunde der Fiederchen, meist durchaus glatt ohne Rinne, zuweilen Rinne ganz schwach angedeutet. Anastomosen zwischen den Nervchen der normalen Fiedern nicht gerade häufig. Nenrojiteris Zeilleri Potonib. Normale Fiederchen letzter Ordnung: 1. Im ganzen gerade (»droi- tes« Zeiller). 2. Breit - lineal ( »ä bords lateraux paralleles« Zeiller). 3. Länge bis etwa 25 Milli- meter. 4. Breite zur Länge im all- gemeinen wie 1 : 2| bis 2|. 5. Mittelnerv bis über die Mitte der Fiederhöhe deutlich markirt. (Vergl. unsere Text- figur 5 nach Zeiller. Dieser Autor selber sagt : » Nervure mediane marquee par un leger sillon , se resolvant en nervules un peu au delä du milieu de la hauteur des pinnules«.) Anastomosen zwischen den Nervchen der »normalen« Fie- dern, wie es scheint, häufiger. Die angegebenen Unterschiede der Fiederchen letzter Ord- nung beider Arten gehen zur Evidenz aus dem Vergleich unserer beiden Textfiguren 4 und 5 hervor. Ausser den angegebenen kann ich keine Unterschiede finden. Auch die von H. B. Geinitz *) beschriebene und abgebildete » Neuropteris gigantea « gehört nicht zu dieser Art. Die letzten ') Die Versteinerungen der Steinkoldenformation in Sachsen; Leipzig 1885, p. 22, Taf. 28, Fig. 1. 32 H. Potome, Ueber einige Carbonfarne. Fiederchen seiner Abbildung sind durchaus gerade, zeigen einen starken Mittelnerv und die Nervclien sind auf seiner vergrösserten Fig. 4. Fiedereben letzter Ordnung von Neuropteris gigantea in 1^:1. Figur 1 a nicht so zahlreich gezeichnet, wie sie auf einer ent- sprechend vergrösserten Figur der echten Neur. gigantea erscheinen. Geinitz selbst sagt: »Der Mittelnerv ist stark, läuft aber nicht bis an das Ende«. Als einzigen wesentlichen Unterschied seiner Neur. gigantea von der Neur. flexuosa Sternb. giebt er wie auch frühere Autoren an, dass sich bei der letzteren die Fiederchen »theilweise decken«, während sich bei der ersteren die Fiederchen nicht berühren. Er spricht im übrigen ausdrücklich von der nahen Verwandtschaft beider Arten. Ich selbst kann auf Grund des weiter oben Gesagten nicht das Gewicht auf eine etwas lockere oder dichtere Stellung der letzten Fiederchen legen und würde bis auf Weiteres die GEiNiTz’sche Neur. gigantea zu Neur. flexuosa stellen. Auch viele andere Autoren, z. B. B. Renault1), haben die Neuropteris gigantea Sternb. verkannt, aber die Schuld hierfür liegt wohl auf Sternberg’s Seite. Genannt wird die in Rede stehende Art bei Sternberg nämlich zum ersten Mal und zwar b Cours de botanique fossile, III, Paris 1883, Taf. 29, Fig. 12. H. Potonik , Ueber einige Carbonfarne. 33 zunächst als » Osmunda gigantea « auf p. 29 des Heftes II (1823) seines »Versuches einer geognostisch-botanischen Darstellung der Vorwelt«, eine und zwar recht unvollständige Beschreibung findet sich auf p. 33 in der des Vorhandenseins oder Fehlens eines Mittel- nerven in den Fiederchen keinerlei Erwähnung gethan wird. Die in dieser Beschreibung citirte grosse Abbildung Taf. XXII Sternberg’s giebt zwar eine brauchbare Habitusabbildung, aber auch weiter nichts; sie genügt für eine specifische Identificirung von Stücken nur dann, wenn sichere Neuropteris gigantea — wie bei uns — vorliegt. Es ist daher begreiflich, wenn derjenige, der sich mit dem Studium der Neuropteris gigantea abgiebt, nicht die Neigung haben wird, die dargestellte Nervatur, die — wie man übrigens von vornherein schon sieht — nur schematisch einge- zeichnet worden ist, besonders zu würdigen, obwohl hier Mittel- nerven auch nicht einmal angedeutet worden sind. Es kommt nun aber hinzu, dass Sternberg selbst den Fehler macht, in einer neuen Diagnose (der seit Heft IV (1826) p. XVI » Neuropteris gigantea « genannten Art), die sich im Baude II (1838) p. 72 findet, zu sagen: ». . . nervo medio tenuissimo . . .«, wonach also ein Mittelnerv doch immerhin, mag er noch so fein sein, sichtbar in die Erscheinung treten soll. Dass überhaupt von Sternberg kein allzugrosses 'Gewicht auf das Vorhandensein oder Fehlen und die Ausbildung des Mittelnervs gelegt worden ist, zeigt sich am besten an der Thatsache, dass er die Neuropteris flexuosa Sternbg. zunächst als Varietät von der Neuropteris gigantea ansah J) und erst später 2) specifisch getrennt hat. In der ersten Diagnose von Neuropteris flexuosa ist aber kein Wort über den Mittelnerven gesagt, der in der zugehörigen Figur so auffallende und charakteristische Darstellung gefunden hat; erst in einer späteren Diagnose3) sagt er: ». . . nervo medio tenui . . .«. Die unvermeidliche, stete Benutzung der Histoire des vegetaux fossiles von Brongniart 4), welchem Autor die Neuropteris gigantea 9 1. c. Heft III, p. 36, Taf. XXXII, Fig. 2. 2) 1. c. Heft IV, p. XVI. 3) 1. c. Bd. II, p. 71. 4) 1. c. und ebendaselbst p, 277 ff. und Taf. 46, Fig. 2. Jahrbuch 1891, 3 34 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. nur nach den Veröffentlichungen Sternberg’s, wonach er also nur compiliren konnte, bekannt war, hat dann das Uebrige gethan. Es erübrigt nun noch, die Unterschiede der Neur. Zeilleri von der Neur. flexuom aufzuweisen, was ich, da mir von der ersteren kein Originalexemplar vorliegt, mit Zugrundelegung der ZEiLLER’schen Augaben thun muss, welcher meines Erachtens die Neur. fiexuosa richtig charakterisirt. Ich thue das wieder durch die bequeme Gegenüberstellung der unterscheidenden Merkmale in einer Tabelle. iNeuropteris llexuosa Sternb. 1. Mittelnerv bis zu § der Höhe der Fiederchen reichend (»nervure mediane nette, se sui- vant jusqu’aux deux tiers de la longueur des pinnules, puis se resolvant en uervules«. Zeiller). 2. Nervchen, am Rande ge- zählt, in Zahl von 30 — 45 auf den Centimeter (»le nombre des nervules, compte sur le bord du limbe, varie de 30 ä 45 par centimetre«. Zeieler). 3. Das Endfiederchen derFie- dern vorletzter Ordnung grösser als die darunter stehenden, am Grunde einen Winkel bildend, mit welligem Rande oder in der Nähe des Grundes selbst mit 1 oder 2 abgerundeten Lappen, an der Spitze zusammengezogen Nenropteris Zeilleri Potonie. 1. Mittelnerv bis etwas über die Mitte der Höhe der Fiederchen deutlich durch eine schwache Rinne markirt (»nervure mediane marquee par un leger sillon, se resolvant en nervules un peu au delä du milieu de la hauteur des pinnules«. Zeiller). 2. Nervchen, am Rande ge- zählt, in Zahl von 50 — 60 auf den Centimeter (»le nombre des nervules, compte sur le bord du limbe, varie de 50 ä 60 par centimetre«. Zeiller). Ich zähle an dem Fiederchen 1 A, Taf. 42 bei Zeiller 40 bis et- was über 50 Nervchen. 3. Das Endfiederchen eiförmig, kleiner als alle übrigen. (»La pinnule terminale ovale , plus petite que toutes les autres«. Zeiller). Mir scheint es rich- tiger, wenn Zeiller in dieser Beziehung zwei kleine End- fiederchen angegeben hätte, wie H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. 00 Nenropteris itexuosa Sternb. und abgerundet. (»Pinnule ter- minale plus grande que celles qui la precedent, en eoin ä la base, ä contour ondule, ou mu- nie meine vers le bas d’un ou deux lobes arrondis, retrecie et arrondie au sommet«. Zeiller). Neuropteris Zeilleri Potonie. ich es oben auf Grund reichen und guten Materiales für New. gigantea habe beschreiben müssen. Offenbar haben ihm, wo er nur ein Endfiederchen findet, keine vollständigen Exemplare Vorge- legen , denn die Spitze einer Secundärfieder, welche auf seiner Tafel unten in die Abbildung' hineinragt, zeigt deutlich zwei Endfiederchen. Ob das Vorhandensein oder Fehlen der cyclopteridischen Fiedern einen Unterschied zwischen beiden Arten bildet und man also sagen darf, New. Zeilleri habe solche, Neur. flexuosa nicht, lässt sich deshalb nicht feststellen, weil von der letzteren bisher zu unvollständige Bruchstücke bekannt geworden sind. Aus dieser Gegenüberstellung der von Zeiller angegebenen Unterschiede geht deutlich die nahe Verwandtschaft der Neur. Zeilleri und flexuosa hervor, die offenbar weit grösser ist, als die zwischen Neur. gigantea und Zeilleri. Letztere bildet ein Zwischen- glied zwischen den beiden anderen Arten. Die nahe Verwandt- schaft der Neur. Zeilleri mit der Neur. flexuosa ist auch Zeiller nicht entgangen. So sagt er 1 ) dass es namentlich schwer sei, einzelne letzte Fiederchen seiner Neur. gigantea (also Zeiller non Sternb. d. h. Neur. Zeilleri Potonie) von solchen der Neur. flexuosa zu unterscheiden. Man könne dann beide Arten nur durch die verschiedene Anzahl der Nervchen, welche auf 1 Centimeter des Fiederchenrandes entfallen, unterscheiden. Sehr ähnlich der New. flexuosa und somit auch der Neur. Zeilleri ist Neur. Planchardi Zeill. 2;. Als Unterschiede dieser Art von der New. flexuosa , kann ich nur das aus der folgenden Gegenüberstellung sich Ergebende finden. *) loc. cit. p. 278, 279. 2) Etudes sur le terrain houiller de Commentry. Livre II. Flore fossile. I. partie. Saint-Etienne 1888. p. 246, Taf. XXVIII. Fig. 8, 9. 3 36 H. Potonie, Ueber einige Carbonfarne. Neuropteris liexuosa Stkrnb. 1. Breite zur Länge bei den Fiederchen meist wie 1 : 2 bis 2|, zuweilen 3. 2. Das Endfiederchen grösser als die darunter stehenden (vergl. weiter oben). 3. Nervchen, abgesehen von den grundständigen, schräg auf den Rand treffend. 4. Anzahl der Nervchen auf 1 Centimeter Länge des Randes gezählt nach Zeiller (Flore foss. de Yalenciennes, p. 277 bis 278) 30 — 45. Neuropteris Planchardi Zeile. 1. Breite zur Länge = 1:3 (oder etwas mehr oder weniger wie 3). 2. Endfiederchen wahrschein- lich wie bei Neur. Zeilleri und gigantea (vergl. Fig. 8, Taf. XXVIII bei Zeiller Cornm.). 3. Nervchen im ganzen mehr rechtwinkelig auf den Rand treffend. 4. Anzahl der Nervchen auf 1 Centimeter Länge nach Zeiller (Comm. p. 247) 45 — 50. Die Unterschiede der Neur. Zeilleri von der Neur. Planchardi ergeben sich eigentlich aus dem Gesagten. Bei der Neur. Zeilleri stehen wohl die Nervchen ebenfalls nicht ganz so senkrecht auf dem Rande als wie bei der Neur. Planchardi. Der Mittelnerv reicht bei ersterer — wie schon gesagt — nur bis etwas über die Mitte der Länge der Fiederchen, während er bei der Neur. Plan- chardi weit darüber hinausgeht, nämlich 3/4 und etwas mehr von der Länge der Fiederchen einnimmt. Auch sind die Fiederchen bei der Neur. Zeilleri im Ganzen kleiner als bei der Neur. Plan- chardi, die Verhältnisse der Länge zur Breite beider haben wir schon angegeben. Ich bin übrigens überzeugt, dass eine monographische Be- handlung der Neur ortenden au dem oben Gesagten noch Manches ändern wird : hoffentlich wird sich der Monograph genöthig sehen, einige Arten einzuziehen. Spuren einer Vergletscherung des Riesen - gebirges. Von Herrn G. Berendt in Berlin. (Hierzu Tafel VII -IX.) I. Die Gletschertöpfe des Adlerfels und der ehemalige Schreiberhauer Gletscher. Der Adlerfels mit seinen Gletschertöpfen. Dem Moltkefels gegenüber, unmittelbar über dem freundlichen Gasthaus zum Kochelfall, dem früheren Vitriolwerk oberhalb Pe- tersdorf, erhebt sich am Steilrande des Zackenthaies der Adlerfels. Er bildet gleich den übrigen Aussichtspunkten der Umgegend von Schreiberhau, zu dem er noch gehört, dem Weissbachstein, den Eulensteinen, dem Oskarstein u. a. eine, die Höhe eines flachen Granit- oder richtiger Granititkegels überragende steile Felsgruppe oder Klippe. Gelegentlich einer vierzehntägigen Sommerfrische führte mich mein Weg auch auf dieses schöne Erdenfleckchen, von dem aus man einen köstlichen Rundblick geniesst, einerseits auf das Riesen- gebirge von der Schneekoppe bis zum Reifträger, sodann auf die Ausläufer des Isergebirges vom Hochstein bis zum Moltkefels und hinab zu den Bibersteinen, andererseits hinaus in’s lachende Warmbrunner Thal. Diesem herrlichen Ausblick schliesst sich 38 G. Berendt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. nach der vierten Seite ein nicht minder schöner Einblick in das tief eingeschnittene Thal des unten rauschenden Zackens an. Wie überrascht aber war ich, als mich mein Sohn, der schon länger in den Bergen umhergestreift war, auf einen der höchsten Fels vorsprünge führte und ich plötzlich zwischen einer ganzen Anzahl kreisrunder Strudellöcher stand, welche scheinbar regellos, wenn auch zum grossen Tlieil untereinander in Verbindung ste- hend, theils flach, theils tiefer in die Felsplatte eingesenkt waren (siehe Taf. VII [I]). Dass hier oben, auf der weithin die ganze Umgegend über- ragenden Felskuppe nichts anders als die Schmelzwasser einer ehe- maligen Eisbedeckung die Ursache der Ausstrudelung gewesen sein können, dass man es also mit echten Gletschertöpfen zu thun hatte, war mir sofort klar. Wenn Alb. Heim in seiner kleinen Abhandlung über den Gletschergarten in Luzern1) sagt: »Strudel- löcher bilden sich am Fusse von Wasserfällen oder in steilen Fluss- und Bachrinnen oft reihenweise hintereinander — hier aber ist heute keine Felswand so nahe, dass von ihr herunter ein Wasserfall hätte stürzen und durch Herum wirbeln der Geschiebe an seinem Grunde die Strudellöcher höhlen können, ferner sind wir nicht in steiler Bachrinne, sondern auf breiter hügeliger Fläche«, so dürfen wir auf die Strudellöcher des Adlerfels ange- wandt nur die letzten Worte ändern in: »sondern auf einer von allen Seiten frei aufragenden Felskuppe« und dürfen dann wieder mit Heim fortfahren: »Und nun liegt die Erklärung nahe: die Felswand, die wir vermissten, von der das Wasser stürzte, war der Gletscher, sie war eine Eiswand«. Wie aber nun ein Wort das andre giebt, so erfuhr ich sehr bald, dass auch auf dem Weissbachstein, etwa eine Stunde ober- halb und gleichfalls mitten zwischen Riesenkamm uud Iserkamm gelegen, ganz ähnliche Vertiefungen auf der Felsplatte sich be- tinden sollten. Ein gleich am folgenden Tage unternommener Besuch des Weissbachsteines überzeugte mich von der Wahrheit der Angabe. Die folgende Abbildung giebt den betreffenden x) Luzern bei J. L. Bücher 1874. G. Bekendt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. 39 Theil der obersten, nur mittelst einer Leiter zu ersteigenden Plattform im Grundriss. Fig. 1. Die Richtung des Gletschers war dadurch, auch ohne dass es gelang auf dem, der oberflächlichen Verwitterung und der dieselbe beschleunigenden Flechtenbildung besonders zugänglichen Grauitit etwa noch erhaltene Gletscherschrammen aufzufinden, dennoch ziemlich sicher bestimmt und zugleich die Ursache der Gletscher- topfbildung gerade auf den genannten Kuppen erklärt. Weiss- bachstein und Adlerfels bilden nämlich, der eine ober-, der andere unterhalb, eine namhafte Erhebung inmitten der grossen, zwischen dem Riesen- und dem Iserkamme sich hinabziehenden flachen Senke (s. Taf. VIII), in welcher der Zacken sein romantisches Thal tief eingegraben hat. Kein Wunder, dass bei einer durch Prof. Partsch’s Untersuchungen1) bereits in geringerem Umfange be- *) J. Paktsch. Die Gletscher der Vorzeit. Breslau 1882. Seite 55 — 104. 40 G. Bekemdt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. wiesenen und durch die Gletschertöpfe der obengenannten beiden Punkte in weit grösserer Ausdehnung anzunehmenden Verglet- scherung des Riesen- bezw. des Isergebirges gerade der obere Theil der genannten Senke zwischen beiden Gebirgen und ihre Fort- setzung zwischen Hohen- und Mittel-Iserkamm ein grosses Firn- feld bildete, dessen Gletscher, die genannte Mulde erfüllend, über Weissbachstein und Adlerfels fort bis iu’s Warmbrunner Thal sich hinabsenkte. Dann aber ist es auch fast selbstverständlich, dass gerade die genannten Kuppen inmitten dieses Gletscherbettes eine Spaltenbildung in dem sie bedeckenden und sich spannenden Gletschereise und in Folge dessen Gletschermühlen, deren Vor- handensein doch allein die in Rede stehenden Gletschertöpfe zu erklären im Stande ist, gerade hier verursachten. Abgesehen nämlich von der Unmöglichkeit ohne gänzliche Missachtung der heutigen Bildung von Berg und Thal für die Oberfläche des Adlerfels’ strömende oder stürzende Wasser anders als von darüber gelegenem Eise herzuleiten, findet sich weder in der Anordnung, noch in der Form der Kessel, noch andrerseits in der Beschaffenheit der Felsoberfläche zwischen denselben wie an sich irgend ein Anhalt für die Annahme, dass horizontal strö- mende Wasser die Auskesselung verursacht haben könnten. Denn wenn auch, wie die Zeichnung (Taf. VII [I]) ergiebt, die einzelnen Gletschertöpfe vielfach rinnenartig miteinander von Rand zu Rand in Verbindung stehen, so spricht doch die regelrechte Vertheilung der Kessel auf horizontaler Fläche und die unmittelbare, bald flachere bald tiefere Einsenkung in dieselbe, deren Oberfläche keinerlei die Strudelung einstmals veranlassende Widerstände er- kennen lässt, zu sehr gegen diese Annahme und lässt den ziem- lich senkrecht aus der Höhe der Eisspalte oder des aus derselben bis zur Felsoberfläche gebildeteu Schlotes herabfallenden Wasser- strahl immerhin als die natürliche und ungezwungene, ja einzig stichhaltige Erklärung erscheinen. Dass das aus dem so gebildeten Gletschertopf oberflächlich beständig abfliessende Wasser sich nach irgend einer Seite, viel- fach zum schon vorhandenen nächsten Gletschertopfe hin, zuweilen eine, wenn auch oft nur schwach angedeutete flache Rinne aus- G. Bekendt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. 41 gespült hat, steht in vollem Einklänge mit dieser Erklärung und spricht offenbar mehr für, jedenfalls nicht gegen die Wirkung ein- zelner senkrechter Wasserstrahlen. Ja der bei einigen der randlicli gelegenen Kessel, so z. B. bei dem grossen in besonderer Abbildung (S. 43) gegebenen Glet- schertopfe sich zeigende unmittelbare Abfluss über den Rand der Felsplatte hin, ebenso wie weiter unten (S. 47) beschriebene seitliche Unterwaschungen der Adlerfelskuppe sprechen so augenschein- lich für das schon damalige Vorhandensein der letzteren eben als Kuppe, dass schon dadurch eine andere Erklärung der Ausstru- delung ausgeschlossen erscheint. Dasselbe Schmelzwasser, das als senkrechter Strahl die Kessel auf der Oberfläche des Felsens aus wirbelte, musste, namentlich beim späteren völligen Abschmelzen des Gletschers, die in ihm aufragende Felskuppe umtosen und, bei der ausgezeichneten Ho- rizontalklüftuug des Granitites sich rings in die, durch die ebenso ausgeprägte Verticalklüftimg gebildete Steilwaud des Felsens ein- fressen, wie die genannte Abbildung Fig. 5 auch einigermaassen er- kennen lässt. Und dass dies gerade am meisten auf der nach Westen gekehrten Seite des Felsens, der auch die Abbildung entnommen ist, geschah, steht in vollem Einklänge mit den von Westen herabgekommenen Eis- also auch Schmelzwassermassen. Zum besseren Verständniss der, in Ermangelung eines höheren Standpunktes, von dem aus ein photographisches Gesammtbild der Kessel herstellbar gewesen wäre, auf Taf. VII [I] gegebenen Hand- skizze dürfte eine kurze Beschreibung wenigstens einzelner der Gletschertöpfe des Adlerfels am Platze sein und lasse ich die- selbe mit Unterbrechung des weiteren Gedankenganges hier gleich folgen. Der bis jetzt tiefste der Kessel des Adlerfels, welcher mehr seit- lich liegend auf dem in Taf. VII [I] gegebenen Grundriss überhaupt nicht mehr Platz gefunden hat, misst jetzt noch 0,90 Meter, wäh- rend er vor Abspülung seines Randes bei a und b und Ein- schneiden seines späteren Abflusses c mindestens 1,25 Meter ge- messen haben muss. Wie die umstehende Skizze, Fig. 2 a und b zeigt, besteht er in sich aus zwei Kesseln. 42 G. Bebend t, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. Fig. 2 a. Der obere, grössere besitzt einen in der Höbe des heutigen Abflusses, also fast dicht über seinem Boden gemessenen Durch- messer von 1,20 Meter, bei einer im Mittelpunkte <2, aber nur von der Oberkante des abgespülten Randes a gemessenen Tiefe von 0,50 Meter. Der untere kleinere, welcher nicht im Mittel- punkt des ersteren gelegen ist, hat an seinem oberen in der Sohle des vorgenannten Kessels liegenden Rande eine Weite von 0,44 Meter; etwa 18 Centimeter tiefer jedoch eine solche von 0,53 Meter. Es entsteht dadurch am oberen Rande des Kessels eine — da sie nicht ganz horizontal ist — schraubenähnliche Ein- schnürung, welche dem Gesammtkessel gegenüber auch als eine 44 G. Berkndt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. solche Schraubenwindung betrachtet werden muss, wie sie aus einigen der tieferen Luzerner Kessel bekannt ist und auch bei einem der Kessel des Kynast (s. S. 59/60) erwähnt werden musste. Das, von dem in Rede stehenden Kessel unter Fig. 3 mit Zu- grundelegung einer Photographie des Herrn F. Pietschmann in Landeshut hergestellte Bild dürfte im Verein mit dem in Fig. 2 a u. b gegebenen Grundriss und Durchschnitt eine deutliche Vorstellung er- möglichen. Die Doppelbildung des Kessels überhaupt, wie auch die seitliche Lage des kleinen Kessels im Besonderen möchte ich damit er- klärt halten, dass derjenige Theil des Randes vom oberen Kessel, wel- chem zunächst sich hernach der kleinere Kessel ausgebildet hat, an- fänglich bis auf die Höhe von a, dann von 6, hernach sogar in einer engeren Abflussrinne c bis zum oberen Rande des letzteren seitlich ausgespült ist. Es fand mithin während der zweiten Hälfte der Kesselbildung ein schnelleres Abfliessen nach dieser Seite, zum Rande der gesammten Felskuppe hin statt, welches nicht ohne Ein- fluss auf die kreiselnde Bewegung des Wassers im Kessel bleiben konnte. Das in der Mitte des grossen Kessels (s. d. Grundriss S. 42) aufschlagende und bei a , b , c, später nur noch bei c in ausgewaschener Rinne, in der gleichen Menge wieder abfliessende Wasser musste festere Bestandteile, wie Sternchen und Steinbröckel, naturgemäss in dem zwischenliegenden, der Abflusseite nächsten Quadranten des Kessels erhalten, allmählich mit ihnen hier einen tiefer und tiefer werdenden Kessel auswirbeln und schliesslich in einer dop- pelten Spirale oberen und unteren Kessel hinab und hinauf durch- strömen , wie etwa in Figur 4 auf Seite 45 angedeutet wor- den ist. Eine andere Art der Doppelbildung — die eigentlichen Zwillingstöpfe — wie sie in der Regel durch das Weiterrücken des die Auskesselung bewirkenden Strahles erklärt zu werden pflegt, zeigt die Abbildung Taf. VII [I] mehrfach. Besonders schön gleich in I und II, aber auch in XIV und XV, deren letzter Kessel in seinem nordöstlichen Rande sogar deutlich die Entstehung aus mehreren kleinen Kesseln erkennen lässt. III, IV und IX bilden beinahe schon einen Drilling (s. a. unten S. 60). Kessel XIII ist ein durch seinen starken Abfluss zur Kluft auf seiner Ostseite schon 6. Berendt, Spuren einer Vergletscherung des Riesengebirges. 45 Fels-Kante in seiner charakteristischen Form zerstörter Zwilling. Die um- stehend folgende Tabelle giebt in übersichtlicher Weise die ge- naueren Maasse der einzelnen Kessel auf dem Adlerfels. Im grossen Ganzen lässt sich die Bemerkung machen, dass die eine Seite der Kessel, und zwar meist die westliche, flacher, die entgegengesetzte steiler ist. Zuweilen bemerkt man in ersterer auch einen Absatz wie die Spur einer Windung. Die mit arabischen Zahlen (21 — 37) bezeichneten Kessel sind theils sehr flach, theils verwaschen und durch die Abflusswasser schon mehr zu flachen Gerinnen in einander verschmolzen. No. XXXVIII dagegen ist bereits wieder ein tieferer und regel- o o o rechter Kessel und der in der Fortsetzung, gleich südlich d. h. unterhalb des unteren Randes der Zeichnung folgende Kessel, welcher also die Nummer XXXIX erhalten würde, ist sogar der tiefste und daher (nach einer Photographie von Pietschmann- Landeshut) in besonderer Abbildung Fig. 3 auf Seite 43 gegeben. No. 40 und 41 sind sodann wieder zwei randlich gelegene, nur noch halbe Kessel, also schon sogen. Armsessel. Sie sind ebenso, wie noch einige hier sich anschliessende, mehr abflussartig aus- geweitete südlich von 33 und 34, nicht mehr auf der Zeichnung zu sehen. Es befinden sich im ganzen hier also auf einer Fläche von kaum 50 Quadratmetern über 40 an sich, wie durch ihre vielfach 4 46,873 — Ni 41,08 ) 45,054 ) 45,883 ) 45,26 99,98 101,079 99,894 98,98 Dies giebt in Molekülen ausgedrückt: I. II. III. IV. S 0,7097 0,7149 0,7070 0,7097 Bi 0,1146 0,1167 0,1129 0,1178 Sb 0,0474 0,0561 0,0519 0,0262 As 0,0261 0,0119 0,0060 0,0405 Pb 0,0031 0,0001 Cu 0,0014 Zn 0,0018 — — — Fe 0,0159 0,0049 0,0030 — Co 0,0479 0,0119 0,0139 — Ni 0,6963 0,7636 0,7777 0,7671 Von der Grube Friedrich (Bergrevier Hamm a. d. Sieg)- 1 09 Nach Abzug des Pb-, Zu-, Cu -Gehalts als PbS, ZnS, CuFeS2 bez. CuS und unter Zusammenfassung von (BiSbAs) und (Fe Co Ni) erhält man I. II. III. IV. s 0,7048 0,7148 0,7070 0,7083 (BiSbAs) 0,1881 0,1847 0,1708 0,1845 (Fe Co Ni) 0,7601 0,7804 0,7946 0,7671 Das s Mittel A aus den Analysen I — IV und B aus den Ana- lysen I - - III würde sein : A Procente Moleküle B Procente Moleküle S 22,731 0,7103 22,738 0,7106 Bi 24,257 0,1155 24,096 0,1147 Sb 5,448 0,0454 6,218 0,0518 As 1,586 0,0211 1,102 0,0147 Pb 0,17 0,0008 0,223 0,001 1 Zn 0,03 0,0005 0,04 0,0006 Cu 0,02 0,0003 — — Fe 0,333 j 0,0059 0,444 j 0,0079 Co 1,088 45,74 0,0184 1,451 45,901 0,0246 Ni 44,319 1 0,7512 44,006 ) 0,7459 99,982 100,318 und nach Abzug von Pb, Zn, Cu als Pb S , Zn S, CuFeS2 und Zusammenfassung von (BiSbAs) und (FeCoNi) A B S 0,7084 0,7089 (BiSbAs) 0,1820 0,1812 (Fe Co Ni) 0,7752 0,7784 Bei der Discussion der Formel wird man nicht umhin können, den gefundenen Gehalt an Bi, Sb, As dem an S zuzuzählen und eine isomorphe Vertretung dieser Stoffe anzunehmen. Der ge- ringe Gehalt an Schwefel verlangt dies, wenn auch für Wismuth ein solches Verhalten noch nicht unmittelbar nachgewiesen ist. Die Thatsache, dass auch in einem Nickelerz, dem Kallilith, das Wismuth als isomorpher Vertreter von Antimon und Arsen vor- iio R. Scheibe, Ueber Hauchecornit, ein Nickelwismuthsulfid handen ist und dass letztere in mehreren Mineralien Schwefel iso- morph vertreten, macht ein solches Verhalten nicht unwahr- scheinlich. Das Verhältnis von (FeCoNi) : (SBiSb As) ist demnach in I. 1 : 1,175 6:7 im Mittel 1 7 II. : 1,152 : 8 A. 1,149 8 III. : 1,105 : 10 B. 1,144 8 IV. 1 : 1,164 6 : 7 Das Verhältnis (FeCoNi) : (SBiSb As) = 7:8 weicht nicht sehr von dem Verhältnis 1 : 1 ab. Diesem kommt das Ergebniss von Analyse III noch näher als der Mittelwerth 7:8, während sich die Werthe der Analysen I und IV noch etwas mehr davon entfernen. Immer bleibt aber der Ueberschuss von (SBiSb As) über (FeCoNi) auffällig, und grösser, als dass er vernachlässigt werden könnte. Auf Grund der vorliegenden Ergebnisse betrachte ich dem- nach den Hauchecornit als ein Erz, welches seiner Zusammen- setzung nach in die Reihe der intermediären Sulfide der Metalle der Eisengruppe von der Form RnSn+1 gehört und dem die all- gemeine Formel R7r8 zukommt, worin R = (Ni, Co, Fe) und r = (S, Bi Sb, As) ist. Eine weitere Deutung der Formel würde völlig hypothetisch sein und unterlasse ich dieselbe. Das Verhältniss der Moleküle im Mittel A der Analysen ent- spricht ziemlich genau einer isomorphen Mischung von 68 (Ni Co) 7 S8 1 1 (Ni Co)7 Big -+- 4 (Ni Co)7 Sb8 -f- 2 (Ni Co)7 As8 welche unter Annahme, dass auf 41 Theile Nickel 1 Theil Kobalt kommt, verlangen würde 22,89 pCt. Bi . . . . 24,30 » Sb . . . . 5,05 » As . . QO 1—1 » Co . . . . 1,10 Ni . . . . 45,07 46,17 pCt von der Grube Friedrich (Bergrevier Hamm a.. d. Sieg). in Das Verhältniss der Moleküle im Mittel B der Analysen würde etwa einer Mischung von 98(NiCo)7 S8 — f- 16(NiCo)7Bi8 — (— <(NiCo)7Sbg 4~ 2(NiCo)7Asg entsprechen. Eine solche würde erfordern S 22,76 pCt. Bi . . . . . 24,14 Sb . . . . . 6,03 As . . . , . 1,08 Co . . . . . 1,48 Ni . . . . . 44,51 » » » 45,99 pCt, wenn auf 30 Theile Nickel 1 Theil Kobalt gerechnet werden. Die Uebereinstimmung der berechneten Werthe mit den ge- fundenen ist befriedigend. Fasst man die Ergebnisse mehr zusammen, so kann man als ein- fachen Ausdruck der Zusammensetzung des Hauchecornits die Formel Ni14SbBi2S13 anwenden. Dieser entsprechen folgende Mengen S 23,34 pCt. Bi 23,57 » Sb 6,73 » t Ni 46,35 » Zum Vergleich seien noch die Werthe angeführt, welche unter der Annahme, dass dem Hauchecornit die Formel (NiCoFe) (S Bi Sb As) zukomme, aus folgenden Mischungen berechnet worden sind : I. 42 (NiCo)S 4- 7 (Ni Co) Bi -f- 3 (NiCo)Sb h- (NiCo)As, II. 80 (Ni Co) S + 13 (Ni Co) Bi 4- 6 (Ni Co) Sb 4- (Ni Co) As, III. 80 (NiCo)S 4- 14 (Ni Co) Bi 4- 6 (Ni Co) Sb 4- (Ni Co) As. Davon fordern: I. Ni : Co = 41 : 1 II. Ni : Co = 98 : 2 III. Ni : Co = 99 : 2 s Bi Sb As Co Ni 21,08 21,36 20,89 23,05 22,78 23,99 5,64 6,01 5,87 1,18 0,62 0,61 1,17 j 47,87 ! 49’°4 0,99 j 48,24 ! 49’23 0,96 47,66 112 R. Scheibe, Ueber Hauchecornit, ein Niekehvismuthsulfid Der Unterschied gegen die Funde der Analysen ist nicht gerade gross, aber doch zu beträchtlich, um die Formel (Ni Co Fe) (S Bi Sb Äs) zuzulassen. Führen die chemischen Eigenschaften des Hauchecornits auf ein neues Mineral hin, so findet diese Annahme ihre Stütze und Ergänzung in den krystallographischen Eigenschaften. Der Hauchecornit krystallisirt viergliedrig (quadratisch). Seine Krystalle zeigen eine verschiedene Formausbildung, welche die Unterscheidung in vier Typen gestattet, nämlich oktaedrische, kurzsäulige, würfelige und tafelförmige Krystalle. Die Krystalle von oktaedrischer Gestalt sind durch das Vor- walten des Grundoktaeders o(lll) ausgezeichnet, mit welchem die Geradendfläche e(001) in untergeordneter Ausbildung combi- nirt ist (Taf. XVIII, Fig. 12). Sie sind nur an zwei kleinen Stufen der ersten Gruppe beobachtet worden. Kurzsäulige Krystalle sind ebenfalls recht selten. Dieselben sind in der Richtung der Hauptaxe etwas gestreckt und nähern sich der Würfelform. Die Säule I. O. m(110) ist vorherrschend entwickelt. Zu derselben treten Geradendfläche c (001) und die Oktaeder I. O. o (111) und s (112), oder Geradendfläche und Grundoktaeder in Begleitung des Oktaeders I. O. s (112), der Säule II. O. a(100) und des Oktaeders II. O. e (101), welche untergeordnet ausgebildet sind (Fig. 11). An den würfelförmigen Gestalten herrschen die Geradend- fläche und die Säule I. O. vor. Diese Formen sind manchmal allein vorhanden (Fig. 1). Die Combinationen gleichen dann regulären Würfeln. In der Regel jedoch tritt zu ihnen das stumpfere Oktaeder I. O. s. (112), oder dieses und das Grund- oktaeder (Fig. 3). Nur selten wurde letzteres allein in Combination mit Geradendfläche und Säule I. O. beobachtet (Fig. 2). Auch das nächste stumpfere Oktaeder e (101) und die verwendete Säule a (100) kommen neben Oktaeder s ( 1 1 2 ) an den würfelförmigen Krystallen vor (Fig. 4). Dieser Typus findet sich besonders an Krystallen auf den Stufen der ersten Gruppe. Die meisten Krystalle besitzen tafelförmigen Habitus. Manche sind dabei ziemlich dick und nähern sich der Würfelform. Neben von der Grube Friedrich (Bergrevier Hamm a. d. Sieg). 113 der stark vorwaltenden Geraden dfläche c(001) zeigen einfachere Combinationen die Säule I. O.m (110) und das Oktaeder I. O.s (112), letztere beiden etwa gleichwerthig ausgebildet (Fig. 5). Manchmal tritt hierzu auch das Grundoktaeder oder das nächste stumpfere Oktaeder. Die Gestalten gleichen dann den in Fig. 3 oder Fig. 4 dargestellten Combinationen, sind aber etwas niedriger. An flächen- reicheren Krystallen kommt c(001) und m(110) mit e(101), s (112) und a (100) (Fig. 6), oder mit e (101), o (111) und s (112) (Fig. 7), oder mit a (100), e (101), o (111), s (112) (Fig. 8, 9, 10) combinirt vor. Je nachdem das eine oder das andere Oktaeder grösser ausgebildet ist, ändert sich das Aussehen der Krystalle etwas; auch erschöpfen die angegebenen Fälle nicht völlig die beobachtete Variation der Combinationen. Das Aussehen wird auch durch die oftmals vorhandene ungleiche Ausdehnung ver- schiedener Flächen einer Form beeinflusst (Fig. 13). Tafelförmige Krystalle wurden fast an allen Stufen beobachtet. Neben den angeführten wesentlichen Flächen des Hauche- cornits, welche durch ihren Zonenverband (Fig. 15) leicht contro- lirt werden können, wurden noch etliche andere von unterge- ordneter Bedeutung bestimmt. Die Anwesenheit derselben steht in engem Zusammenhang mit der beobachteten Streifung der Krystalle, welche zunächst erörtert werden mag. Diese Streifung ist für die Deutung der Krystalle wichtig, denn sie bestätigt durch ihren charakteristischen Verlauf die Zu- gehörigkeit des Hauchecornits zum viergliedrigen Krystallsystem. An dem vorliegenden Material zeigt die Streifung zwei Typen, die sich durch die Richtung der Streifen auf den Flächen der Säule I. O. m(110) unterscheiden. Mit dieser Trennung der Krystalle in zwei Reihen deckt sich die oben vorgenommene Ein- theilung der Stufen in zwei Gruppen , insofern als sämmtliche Krystalle auf den Stufen je einer Gruppe einen übereinstimmenden Typus der Streifung aufweisen. Bei den Krystallen des ersten Typus, welche von den Stufen der ersten Gruppe stammen, verläuft die Streifung auf m(110) parallel den Mittelkanten der Oktaeder T. O. Dieselbe ist meist kräftig und wird hervorgerufen durch abwechselnde Combiuation 8 Jahrbuch 1891. 114 R. Scheibe, Ueber Hauchecornit, ein Nickelwismutbsulfid von m (HO) und s (112), oder von m (110) und o (111), oder auch von sehr steilen zu m (110) vicinalen Oktaedern I. O. (vgl. Fig. 3, 9, 13.) Die Krystalle des zweiten Typus, den Stufen der zweiten Gruppe angehörend, zeigen die Streifung auf m (HO) parallel zur Hauptaxe. Gewöhnlich ist dieselbe hier recht zart, so dass nicht erkannt werden kann, welche Fläche dieselbe in Combination mit m (HO) erzeugt (vgl. Fig. 6, 10, 11). Die auf den übrigen Flächen vorkommende Streifung stimmt bei beiden Typen überein. Die Flächen der Säule II. O. a (100) sind fein vertical gestreift. Auf den Flächen der Oktaeder I. O. o (Hl) und s (112) verläuft die Streifung parallel zur Combinations- kante mit der Säule I. O. m (HO). Die Flächen des Oktaeders II. O. e(101) sind horizontal, parallel den Nebenaxen gestreift. Auf der Geradendfläche c (001) ist die Streifung den Coinbinations- kanten zum Oktaeder I. O. parallel und mehrfach so angeordnet, dass durch dieselbe die Basis in vier dreieckige Felder zerfällt (Fig. 13), deren Grenzen den Nebenaxen im Wesentlichen parallel verlaufen. An einzelnen Krystallen bilden die vier Felder die Flächen einer sehr stumpfen Pyramide, deren Neigungen gegen die Hauptaxe nur sehr wenig von 90° abweichen, einmal aber doch nur 88° 3' bez. 88° 35’ betrugen (Fig. 13). Die Streifung, welche nicht auf allen Flächen gleich kräftig ist, kann auf einzelnen Flächen gelegentlich auch ganz fehlen. Auf den Säulen I. O. und II. O. ist sie manchmal so zart, dass die Flächen dieser Gestalten für das blosse Auge glatt erscheinen. Dann ist sie erst mit Hilfe der Lupe und des Mikroskops deut- lich wahrnehmbar. Vorwiegend fein gestreift sind auch die Flächen des Oktaeders II. O. e (101). Manchmal sind diese auch frei von Streifung. Die Oktaeder I. O. sind nur selten ohne Streifung, oft ist dieselbe sogar recht kräftig. Am ehesten ver- liert sie sich noch auf s ( 112). Wenn sie kräftig ist, kann er- kannt werden, dass dieselbe oft durch abwechselndes Auftreten sehr schmaler Flächen der Oktaeder o (1 11) und s ( 1 1 2) hervor- gerufen ist. Solche Abwechselung ist auch bei breiterer Aus- bildung der Oktaederflächen mehrfach beobachtet worden. Seltener, von der Grube Friedrich (Bergrevier Hamm a. d. Sieg). 115 und nur bei gröberer Streifung, kommt c (001) und m (110) an den Streifen in Combination mit o(lll) und s (112) vor. Die Geradendfläche ist in der Regel zart gestreift, kann aber auch ganz glatt sein. Hier sei gleich bemerkt, dass auf derselben ge- legentlich winzige vierseitige Pyramiden mit gestreiften Flächen (Fig. 14) aufgesetzt sind. Der stete Unterschied, den die Geraden dfläche c (001) und die Flächen der Säule II. O. a(100) in der Streifung erkennen lassen und die nur in einer Richtung verlaufende Streifung auf den Flächen des Grundoktaeders o (111) gestatten nicht den Hauchecornit als regulär aufzufassen, wie es die Winkel bei einigem Zwang erlauben könnten. Gegen diese Auffassung spricht ferner der Verlauf der Streifung auf Säule I. O. m(110) und Oktaeder II. O. e (101) bei den Krystallen des ersten und häufigeren Streifungstypus. Bei Annahme des regulären Systems könnten c(001) und a (100) zusammen nur als Würfel oo O oo (100), Säule m (HO) in Verbindung mit Oktaeder e (101) als Granatoeder oo O (101), das Grundoktaeder O (Hl) nur als reguläres Oktaeder O (111) gedeutet werden. Dann würden aber theils gleiche Flächen nicht gleiche Streifung aufweisen, theils würde diese auf den einzelnen Flächen nicht den Auforderungen der Symmetrie des regulären Systems Genüge leisten. Wenn so der Verlauf der Streifung auf das viergliedrige System hinführt, so gewinnt in Verbindung mit dem Umstande, dass die Vertheilung der beobachteten Flächen der von dem regulären System geforderten nicht entspricht, sondern nur dem viergliedrigen System, die fernere Beobachtung charakteristische Bedeutung, dass besonders in den Zonen der Mittelkanten der Oktaeder die Neigungen der Oktaederflächen von den Werthen, welche die Annahme des regulären Systems erforderte, abweichen und gleichzeitig nahe Uebereinstimmung der Winkel aus der Zone der Hauptaxe mit den Anforderungen des viergliedrigen Krystall- systems vorhanden ist. Die Maasse dieser Winkel schliessen in Gemeinschaft mit der Richtung der Streifung auch ein System mit geringerem Grade der Symmetrie, als dem viergliedrigen System zukommt, aus. 116 R. Scheibe, Ueber Hauchecornit, ein Nickelwismuthsulfid Endlich steht mit der Annahme des viergliedrigen Systems für den Hauchecornit auch die regelmässige Verschiedenheit in der Ausdehnung der Flächen verschiedener Cfestalten, wie sie in den Figuren kenntlich gemacht ist, im Einklang, denn dass e (101) und m (HO), ebenso c (001) und a (100) in der Regel so starke Unterschiede in der Flächenausdehnung zeigen, würde bei An- nahme des regulären Systems auffällig sein. Als nebensächliche, aber immerhin interessante Thatsache sei erwähnt, dass die Ablagerung von Zersetzungsprodukten vorwiegend, an manchen Kry stallen ausschliesslich auf s(112) erfolgt ist; es spricht dies auch für das viergliedrige System. Bis jetzt ist es mir nicht gelungen deutliche Aetzfiguren zu erzeugen und auf diese Weise weitere Mittel zur Beurtheiluug des Krystallsystems zu gewinnen. Die Grösse der Krystalle des Hauchecornits kann sehr ver- schieden sein. Manche haben kaum 1 mm Durchmesser; die meisten sind grösser. Es wurde auch ein Krystall beobachtet, welcher 10 mm Breite und Länge bei 6 mm Höhe erreicht. Mit der Grösse nimmt schlechthin der Mangel an vollkommener Aus- bildung zu. Vielfach erkennt man, dass grössere Individuen aus nicht vollständig parallelen kleineren aufgebaut sind und dass dadurch oft die Krümmung der Flächen, besonders von Säule und Geradendfläche und, bei ungleicher Höhe der Subindividuen, die Täfelung der letzteren Gestalt bedingt wird. Die in Fig. 16 wiedergegebene Krystallgruppe deutet dies an. Da in der Regel die auf den Stufen der ersten Gruppe vor- kommenden, meist grösseren Krystalle entweder kräftige Streifung oder sonstige leicht erkennbare, für die Messungen auf dem Goniometer ungünstige Mängel zeigten, wurden hierzu vorwiegend Krystalle von den Stufen der zweiten Gruppe (Krystalle No. 1 — 8 der Winkel- Tabelle) verwendet, welche zwar nach Lösung aus dem Drusenverband nur etwa zur Hälfte mit Flächen versehen und wenig über 1 mm gross waren, aber lebhaften Glanz und wenigstens vorwiegend ebene glatte oder nur feingestreifte Flächen aufweisen. Aus den hierbei gewonnenen Daten wurde auch die für die Berechnung nöthige Grundlage gewonnen. von der Grube Friedrich (Bergrevier Hamm a. d. Sieg). 117 Bei den Messungen zeigte sich nun, dass auch diese kleinen Krystalle nicht etwa frei von Störungen im Bau sind. Ab- weichungen von Fläche und Gegenfläche aus ihrer parallelen Stellung, nicht unbeträchtliche Differenzen einander entsprechender Kanten in ihren Winkeln konnten mehrfach festgestellt werden (vergl. Tabelle). Auch machte sich der Einfluss der Streifung besonders an den Flächen der Oktaeder I. O. geltend. Dieselben gaben bei der Messung öfters viele, z. Th. durch Beugung hervorgerufene Bilder des Signals, aus denen zur Ablesung eines ausgewählt wurde, welches frei von farbigen Säumen war. Nicht immer war es zugleich das hellste. Schwankende Werthe bei den Bestimmungen der Neigung von Oktaederflächen gegen die Ge- radendfläche und Säule können demnach nicht sehr auffällen. Glatte Oktaederflächen gaben im Ganzen gut stimmende Werthe. Beträchtliche Abweichungen von den auf einfache Symbole füh- renden Neigungen, welche mehrfach zur Aufstellung besonderer Symbole führen könnten, waren gewöhnlich mit starker Streifung verbunden. Während nun an Krystallen mit glatten Flächen nur die er- wähnten einfachen Formen c (001), m (110), a (100), e (101), o (111), s (112) Vorkommen, wurden an einigen gestreiften Kry- stallen noch andere Gestalten beobachtet. Mehrfach ist die Strei- fung: der Säulen durch oscillatorische Combination von Säulen- fläche mit wenig von derselben abweichenden (vicinalen) Oktaeder- flächen hervorgerufen. Flächen dieser Art können auch die Säulen- flächen ganz ersetzen. So wurde an Krystall 9 gemessen x): (001) : (23 . 23 . 2) = 86° 39'., berechnet 86° 39' 20" (001): (70. 70.3) = 88° 21’., » 88° 21' 1" Säule m (110) ist durch diese steilen Oktaeder vertreten. An Krystall 10 (Fig. 13) wurde gemessen: (llO) : (43 . 43 . 4) = 3° 34'., berechnet 3<> 34' 32" (110): (35. 35.2) = 20 11’., » 2oil'58" !) Hie hier und weiter unten angeführten Winkel sind Normalenwinkel. 118 R. Scheibe, Ueber Haucbecornit, ein Nickelwismuthsulfid Analoges Verhalten zeigen manchmal die gestreiften Oktaeder II. O. An Krystall 4 und 10 wurden neben e (101) noch (708), durch oscillatorische Combination mit jenem verbunden, beobachtet. An ersterem Krystall wurde gemessen: (100) : (708) = 470 21 i/a'., berechnet 470 21' 58” an letzterem (100) : (708) = 47o 20'., » » An dem stark gestreiften Krystall 10 zeigten sich ferner neben o (111) und s (112) schmale Oktaeder I. O. angedeutet, deren Nei- gungen gegen m (HO) auf die Symbole (17 . 17 . 9), (776), (1 1. 11.9), (13 . 13 . 8) führten. Gemessen wurde: (17 .17.9): (110) = 190 38’., berechnet 19© 35' 7” (7. 7.6): (llO) = 290 58'., » 29° 56’ 38” (11 . 11 . 9): (110) = 280 46’., » 28° 48' 17" (13 .13.8). (110) = 22° 27’., » 22« 28' 7” Davon deuten (17.17.9) und (13.13.8) jedenfalls darauf hin, das auch (221) und (332) gelegentlich am Hauchecornit Vor- kommen werden. Es würde sein: (110) : (221) = 18° 35' — " (110) : (332) = 24° 8’ 3” Obwohl nun die Flächen der neben den einfachen Formen erwähnten Oktaeder sicher (mit Lupe oder Mikroskop) zu beo- bachten waren, die bei der Messung beobachteten Signale demnach nicht etwa auf Beugungsbilder gestreifter Flächen zurückzuführen sind, werden dieselben nur als untergeordnet (vicinal) betrachtet werden können. Auf die Wachsthumserscheinung, als deren Folge die Streifung auf den Krystallflächen auftritt, ist auch die An- wesenheit jener vereinzelten Flächen zurückzuführen. Weitere Messungen an geeigneten Krystallen werden die Zahl solcher vi- cinaler Flächen ohne Zweifel noch vermehren, nur wird die Fest- stellung ihrer Symbole oft an der Unsicherheit leiden, bei ge- streiften Krystallen einen sicheren Ausgangspunkt für die Messung der Flächenneigungen zu erhalten. Niemals wurde aber wahrgenommen, dass um die Flächen der Säule II. O. a (100) herum in den Zonen zu den Flächen des von der Grabe Friedrich (Bergrevier Hamm a. d. Sieg). 119 Grundoktaeders o (111) irgend welche Flächen angedeutet waren, die unter Annahme des regulären Krystallsystems den in der Zone o (111) : c (001) auftretenden Flächen entsprechen könnten, eine Thatsache, auf deren Wichtigkeit für Beurtheilung des Krystall- systems des Hauchecornits schon oben hingewieseu wurde. Unter Zugrundelegung des viergliedrigen Krystallsystems wurde angenommen m = a : a : oo c = oo P (110) e = a : ooa : c = P go (101) und der Berechnung der Werth m : e = (110) : (101) = 59° 10' zu Grunde gelegt, welcher aus einer Reihe von Messungen an mehreren Krystallen unter Berücksichtigung des Gewichtes der- selben als Mittel gefunden wurde. Es folgt hieraus: a : c = 1 : 1,05215. Die Gestalten a, o, s ergeben sich aus dem Zonenverband (Fig. 15). Die Uebrigen durch Rechnung. Die beobachteten Gestalten sind demnach c = ooa : ooa : c = 0P (001) m = a : a : ooc=coP(110) a = a : coa : goc = ooP oo (100) e = a : ooa : c = P go (101) o = a:a:c = P(lll) s = a : a : !/2 c = 1/2P (112). Von untergeordneter Bedeutung sind: a : a : 7%c = = 7%P (70 . 70 . 3) a : ; a : : 35/2C = = 35/2p (35 . , 35. 2) a : : a : : 23/2c - = 23/2p (23 . 23 . .2) a : : a ; :«/4c = = 43/4p (43, . 43 . ■4) a : : a : : 17/9C = = 17/oP (17 . 17 . 9) a : : a : : 13/8C = = 13/8p (13. 13. 8) a : : a : : 11/9 C = = X1/9P (11 . 11 . ,9) a : : a : V = = 7(3 P (776) a : ooa : 7/8c : = 7/8p 00 (708) 120 R. Scheibe, Ueber Hauchecornit, ein Nickelwismuthsulfid Aus oben angeführtem Grundwerth berechnete Combinations- kantenwinkel, sowie die bei Annahme des regulären Systems sieh ergebenden Werthe sind in der nachfolgenden Tabelle enthalten. Neben denselben sind die au den untersuchten Krystallen geines- W i ii kel- O jg bß Krystall ] Krystall 2 Krystall 3 Krystall 4 4J O X ^ -3 $ II » in § 9^ 3 aß sg c/j ^ q to ’S § 11 ® cä © O ö Berechnet unter Zugrundelegung des regulären Systems Gemessen -q o £ © o Gemessen -4-3 Gemessen 0 ’S ^ 'S 3 II £ a <3 0 m n 0 Berechnet unter Zugrundelegung des regulären Systems Gemessen -d 0 'S _» 100: 110 450 2’ 1 44° 38’ 2 45° 1' 2 45° — ' — ” 450 —11 HO: 110 89° 564' 1 90° 2’ 3 89° 45’ 2 890 30' 1 90” _« 90° — ' — " 001 : 100 89° 4 14’ 1 89° 504’ i 90° 19' 1 900 24' 3 90o _' _» 900 ii 101 : 101 87° 25' 4 88° 32’ 1 87° 5' 18” 90° — ' — " : 101 : Oil : 112 : 112 : 112 112 101 io! 112 112 112 112 112 112 ll2 110 1K> 110 111 111 101 111 111 111 101 Ofl 100 110 110 100 lOl von der Grube Friedrich (Bergrevier Hamm a. d. Sieg). 123 Krystall 0 Krystall 6 Krystall 7 Krystall 8 ö ts s ■s § II £ £ — 90« 2' 3 90o 4- 4 90°—' — " 900 _r 89° 50' 1 89° 49' 1 90« 4 900—' _ " 90° — ' — " 90°—' — " 90° —t 540 3' 50" 54n44' 8" 54° 3' 50" 54044- 8" 36° i' 3 • 35°56' 10" 35° 15' 52" 350 54' 3 35056' 10" 350 15' 52" • 71° 544’ 3 71° 52' 20" 700 31' 44" . . 350 56' 10" 350 15' 52" 11 8° 20’ — " 1200 —' _» 62° bi' 2 61°40' — " 60° — ' — " 44° 54' 2 45°—' — " 450 _« 440 34' 2 . 450—' — " 45°—' — " 890 28' 2 90°—'—" 90°—' — " 90° 2' 3 90o 3' 3 90°—' — " 900 . . 87° 5' 18" 90° — ' — " Systems 124 R. Scheire, lieber Hauchecornit, ein Nickelwismutksulfid Krjstall 9 Krystall 10 Gemessen Berechnet Gemessen Berechnet 001 : 112 36" 36' 36° 38’ 55" 001 : 112 36« 59’ 36« 38’ 55" 112 : 111 20° 38' 19° 26’ 53" ll2 : 776 22" 54’ 23" 24' 27" 111 : 23.23.2 29" 25' 30" 33' 32" 776 : 17.17.9 10« 20' 10" 21’ 31" 23.23.2 : 70.70.3 5°-' 4« 59’ 39" 17.17.9 : 43.43.4 16" 4’ 16o 35- 70.70.3 : 1 12 51" 57’ 51" 42’ 6" 43.43.4 : llO 3" 34’ 3« 34' 32" 112 : 001 36° 24' 36« 3S’ 55" llO : 17.17.9 19« 38’ 19« 35' 7" 001 : 23.23.2 86« 39' 86" 39' 20" 110 : 776 29" 58' 29« 56’ 38" 70.70.3 : 001 88" 21’ 88" 21’ 1" 110 : 776 30° 16’ 29« 56’ 38" 001 : 112 37« 3’ 36" 38’ 55" 112 : 111 20" 40' 19" 26' 53" 111 : 11.11.9 3« 38’ 5« 5’ 55” 11.11.9 : 13.13.8 6" 19’ 6" 20’ 10" 13.13.8 : 35.35 2 20" 16’ 20« 16' 9" 35.35.2 : 110 2" 11’ 2" 11' 58" Krystall 4 110: 1 12 53« 3’ 53" 21’ 5" Gemessen 110 : 11.11.9 110 : 13.13.8 28« 46’ 22" 27’ 28" 48’ 17" 22" 28’ 7" 42° 41' 001 : 708 42° 58’ ca. 42" 38' 2" 2« 58’ 708 : 101 3« 43’ 3« 49’ 19" 44« 23*’ 101 : 100 43" 37’ 43« 32’ 39" 44« 8*’ 100 : 101 43« 28’ 43« 32' 39" 001 : 101 46" 41’ ca. 46" 27' 21" 47° 21*’ 708 : 100 47« 20’ 47" 21' 58 ' Wo unter der Bezeichnung Gewicht Zahlen eingetragen sind sollen dieselben den Werth des gemessenen Winkels nach Güte der Reflexe u. s. w. andeuten. Es bedeutet 4 = sehr gute, 3 = gute, 2 = befriedigende, 1 = wenig befriedigende Messung. Seine Stellung im krystallographisch-chemischen Mineral-Sys- tem findet der Hauchecornit in der Gruppe der sogenannten inter- mediären Sulfide der Metalle der Eisengruppe1), deren Formel l) Groth, Tabellarische Uebersickt der Mineralien. Braunsckweig 1889. von der Grube Friedrich (Bergrevier Hamm a. d. Sieg). 125 zwischen RS und RS-2 liegt und in welche Magnetkies, Polydy- mit, Kobaltnickelkies, Beyrichit u. a. gehören. Von den Nickel- verbindungen dieser Gruppe weicht der Hauchecornit durch seine allgemeine Formel, die er mit manchen Magnetkiesen tlieilt, und durch seine viergliedrige Krystallform ab. Soweit für die Nickel- (Kobalt-) Mineralien dieser Gruppe das Krystallsystem sicher ge- stellt ist, ist dasselbe regulär. In dem Hauchecornit liegt ein Mineral vor, dessen viergliedrige Krystalle in ihrem Axenverhält- nisse dem des regulären Systems sehr nahe kommen. Wäre es gerechtfertigt, auch für die Nickelverbindung (Ni 60)7 Sg reguläre Krystallform wie für (Ni 00)485 und (Ni 00)384 anzunehmen, möchte man vermuthen, dass die Ersetzung eines Theils des S hauptsächlich durch Bi ihren morphotropen Ausdruck in einer ge- ringen Aenderung der aufrechten Axe, somit in dem Uebergang der Krystallform in das viergliedrige System findet. Aus der Formel des Ilauchecornits (NiCoFe)7 (SBiSbAs)g er- giebt sich theoretisch die mögliche Existenz der Substanzen (Ni CoFe)7 Sg x), (NiCoFe^Big, (NiCoFe^Sbg und (NiCoFe)7Asg in viergliedrigen Krystallformen. b In gewissen Magnetkiesarten sechsgliedrig auftretend. Die geognostisclien Verhältnisse am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen unter specieller Berücksichtigung der Zechstein- formation. A on Herrn J. H. Kloos in Braunschweig. Das Messtischblatt Hahausen wird zu annähernd drei Achtel Theilen aus den alten paläozoischen Kernschichten des Harzes gebildet; zu fünf Achtel setzt es sich zusammen aus den zur me- sozoischen Schichtenreihe gehörigen Randgebirgsgesteinen. Zwi- sehen beide grosse, in ihrer petrographischen Ausbildung, in ihrer Schichtenstellung und ihrem tektonischen Bau total verschiedene Formationsgruppen schiebt sich im südwestlichen Quadranten, welcher in erster Linie den Gegenstand der Kartirung bildete, ein zur jüngsten paläozoischen Zeit gehöriger Schichtencom- plex. Es ist die Fortsetzung und zugleich das nördliche Ende des den Harz an seinem Süd- und AVestrande umgürtenden Zechsteingebirges. Jedoch liegen die dasselbe zusammensetzen- den Schichten hier nicht mehr , wie dies weiter südlich der Fall ist, in der Form einer transgredirenden Decke auf der gefalteten Grauwacke. Sie sind vielmehr nur als Schollen von geringer Ausdehnung vorhanden, welche an streichenden Spalten J. H. Kr.oos, Die geognostischen Verhältnisse etc. 127 treppenförmig abgesunken sind, auch noch vielfach von Querver- werfungen zerstückelt werden 1). Weniger sicher lässt sich das Yerhältniss beurtheilen, in wel- chem die mesozoischen Schichten, namentlich der untere Bunt- sandstein, zum Zechstein stehen. Es ist möglich und sogar wahr- scheinlich, dass auch hier eine abweichende Lagerung obwaltet, daher das Zechsteingebirge mit den begleitenden und es conform unterteufenden jüngsten Bildungen des Rothliegenden dann in Bezug auf die stratigraphischen Verhältnisse eine völlig selbständige Stellung einnehmen würde. Es fehlt bis jetzt an Profilen, welche dies deutlich zum Aus- druck brächten — jedenfalls aber herrscht imStreichen und Fallen zwischen den ältesten Triasschichten und dem Zechstein eine be- deutend grössere Uebereinstimmung als zwischen Zechstein und Rothliegendem einer-, dem Culm andererseits. Bislang war der Zechstein nur südlich von Neue Krug be- kannt, wenigstens ist er nur bis zu diesem Punkte auf der Harz- Uebersichtskarte vom Jahre 1882 angegeben. In Wirklichkeit o o tritt er auch noch am Kleinen Bakenberg nordöstlich vom ge- nannten Dorfe auf. Sowohl der Plattenkalk mit dem Dolomit und dem überlagernden Stinksteinschiefer als die jenen unterteufenden charakteristischen conglomeratartigen Sandsteine lassen sich noch jetzt in situ in einem alten, stark überwachsenen Steinbruche beob- achten, der einen 400 Meter langen schluchtartigen Einschnitt am nördlichen Abhange des genannten Berges bildet. Weiter nörd- lieh jedoch ist die betreffende Schichtengruppe noch nicht nach- !) Die Angabe Speyer1 s (vergl. dieses Jahrbuch für 1880, S. 50), dass die Schichten der Harzer Grauwacke zwischen Herzberg und Hahausen mehr oder weniger flach gegen Westen einfallen und dass die Zechsteinformation denselben aufgelagert sei, stimmt mit meinen Beobachtungen nicht überein und hat wenigstens keine Gültigkeit für den Rand des Harzes nördlich von Seesen. Bei Neue Krug fällt die Grauwacke am Kleinen Bakenberg unter 75° nach Südost und an der südlichen Abdachung des Gläsener Berges stehen die Schichten dort, wo die Schottermassen im Tliale des Kalten Baches sich an die Grauwacke anlehnen, annähernd senkrecht. Ebenso steil stehen die Schichten in der tiefen, als Kilian’ s Loch bekannten Ravine am westlichen Fusse des genannten Berges. Es findet auch nirgends eine Auflagerung, sondern nur eine Anlagerung des Zechsteins an der Grauwacke statt. 128 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse gewiesen und konnte ich auch nicht in Erfahrung bringen, dass die in dortiger Gegend für den Wegebau sehr gesuchten Platten- kalke des unteren Zechsteins nördlich vom Bakenberg je gebrochen worden seien. Bekanntlich fehlt der Zechstein gänzlich am westlichen Drittel des nördlichen Harzrandes. Erst östlich von Harzburg und von da nach Ilsenburg hin sind wieder Zechsteiudolomite bekannt. Di eses Fehlen eines sonst fast rings um die alte Harzinsel ver- folgbaren Formationsgliedes über eine Längenausdehnung von etwa 30 Kilometern, hat jedenfalls einen tektonischen Grund. Es ist auffällig, dass, so lange der Zechstein den unteren Buntsandstein begleitet, beide Formationen keine steilen Einfallswinkel aufweisen, daher keine bedeutenden Stauungserscheinungen zu erkennen geben, welche an den alten Harzfalten stattgefunden hätten. Da jedoch, wo die mesozoischen Schichten unter 60 bis 70° sich an die Grau- wacke anlehnen, oder senkrecht stehen, ja sogar widersinnig ein- fallen, fehlt der Zechstein. In nicht ganz 3 Kilometer Entfernung vom nördlichsten Zech- steinbruche des kleinen Bakenberges, — und zwar am Vossthaler Berg, halberwege zwischen Neue Krug und Langelsheim — fällt der dem Harzrande parallel streichende Trochiteukalk unter 60° gegen das Gebirge ein. Dasselbe ist der Fall an der Kiefholz- weide jenseits der Eisenbahn Neue Krug-Langelsheim. Von da an gegen Osten liegen die Triasgesteiue, zum Theil auch Jura und Kreide, am ganzen Harzrande so, dass ihre Schichtenstellung nur durch einen gewaltigen seitlichen Druck von Norden her er- klärt werden kann. Es liegt der Gedanke nahe, dass bei diesem Stauung'svorp'ang'e ein Ueberschieben der Trias über die Zechstein- bilduugen stattgefunden habe und letztere in normaler Lagerung in der Tiefe ruhen. Möglicherweise knüpft sich diese Ueberschiebung an die Ver- werfungsspalte, welche südlich Langelsheim dem Harzrande pa- rallel verläuft und wohl zuerst von v. Koenen als Bruchliuie nach Hahausen und weit darüber hinaus nach Westen verlängert wurde1). Wenn die obige Voraussetzung hinsichtlich der Lageruugs- *) Vergl. dieses Jahrbuch f. 1885, S. 80. am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 129 Verhältnisse richtig ist, würde man auch noch über den Bakenberg hinaus, z. B. am Abfall des Rautenhai, Zechstein erwarten können und unmöglich ist es bei der starken Waldbedeckung nicht, dass derselbe bis jetzt sich der Beobachtung entzogen hat oder sich unter der Lehmdecke verbirgt, welche sich auch dort ziemlich hoch hinaufzieht. Um nun zunächst einen Ueberblick zu gewinnen über die zwischen unterem Buntsandstein und Culmgrauwacke eiugescho- benen Schichtenglieder, ist es am rationellsten, einen oberen kalkig- dolomitischen und einen unteren sandig-klastischen Complex zu unterscheiden. Zwischen beiden, durch ihre petrographische Be- schaffenheit auf sehr abweichende Bildungsverhältnisse hinweisen- den Gebirgsgliedern liegt der bituminöse, schiefrige Mergel, dem man wegen seines, wenn auch geringen Gehaltes an geschwefelten Kupfererzen die Bezeichnung als Kupferschiefer nicht versagen kann. In normaler Reihenfolge lagern der Culmgrauwacke zu- nächst kleinkörnige Conglomerate an, welche mit grob- und fein- körnigen Sandsteinen wechseln. Braunrothe und schmutzig gelb- braune Farben sind hier vorherrschend. Nach oben hin nehmen die Sandsteine zu und auf stark gebleichte rundkörnige, klasti- sche Gesteine folgt dann der Kupferschiefer. Diesem ist zu- nächst der bekannte, graublaue Plattenkalk, dann bröcklicher, leicht zerstörbarer Dolomit aufgelagert und die Aufschlüsse schliessen ab mit schiefrigen bis dünnplattigen Stinksteinkalkeu. Nach Ana- logie mit benachbarten Gegenden haben wir es mit Gesteinen des oberen Rothliegenden, sowie mit unterem und mittlerem Zech- stein zu thun, wie dies im Nachfolgenden noch näher darzuthuu sein wird. Auf die Stinksteinschiefer folgt noch nicht unmittelbar der Buntsandstein; es sind jedoch die höheren Schichten der Zech- steinformation (der ganze obere Zechstein) so viel ich bis jetzt habe ersehen können, auf Blatt Hahausen nirgendwo aufge- schlossen. Der Raum, den sie einnehmen sollten, ist regelmässig vom diluvialen Lehm oder von Schotterlagern erfüllt. In Ueber- einstimmung mit der Entwickelung am südlichen Harzraude und nach den durch den früheren Kupferschieferbergbau bei Neue 9 Jahrbuch 1891. 130 J. H. Kloos, Die geoguostischen Verhältnisse Krug gelieferten Aufschlüssen ist der Obere Zechstein auch hier im wesentlichen thouiger Natur1). Es erklärt sich demnach dessen Fehlen an der Oberfläche. Er bildet sowohl im Längs- thaie zwischen Neue Krug und Hahausen, als in den vielen, die Zechsteinrücken trennenden Querthälern die Thalsohle, wird aber von den jüngsten Schwemmgebilden völlig verdeckt. Recht häufig lässt sich am steilen Abfall der westlichsten Grauwackeerhebungen die ganze, oben genannte, bis zu 25° und 30° geneigt liegende Schichtenreihe in Zusammenhang verfolgen. Es ist dies namentlich da der Fall, wo nicht der Hochwald alle Aufschlüsse verdeckt und der Zechstein mit die Unterlage bildet der ausgedehnten, von vielfachen Wasserläufen durchzogenen Wiesenflächen. Die Sandsteine und Conglomerate ziehen sich jedoch vielfach für sich allein in den Hochwald und dann ist es nicht immer leicht, ihre Verwitterungsproducte von den z. Th. ebenfalls recht grobkörnig ausgebildeten Grauwacken zu unter- scheiden. Dies ist z. B. der Fall am Vorderen Steinbühl und am Schweinsrücken, wo rothbrauue Sandsteine und Conglomerate bis zur Höhencurve von 270 Meter, beziehungsweise 290 Meter angetroflen werden. Namentlich am Steinbühl, hart am Rande des Blattes, lässt sich die Verbreitung und Begrenzung gegen die Grauwacke nur durch die Lesesteine feststellen, die sich bei oberflächlichen Grabungen unter der dicken Moos- und Humus- decke finden. Es sind rostbraune, stark angefressene, daher rauhe und cavernöse, grobe Sandsteine. Sie bestehen aus kanten- gerundeten, kleinen Geschieben von mehr oder weniger durch- sichtigem, meistens jedoch milchigem Quarz, von Jaspis Und Eisenkiesel, welche durch kleinere Quarzkörner und Eisenoxyd- hydrat eemeutirt werden. Einst ein zusammenhängendes, breites Band bildend, treten sie jetzt in wenig ausgedehnten, isolirten Partien inselartig auf der Grauwacke auf oder ragen in Wasser- läufen und Hohlwegen aus dem Lehm hervor. *) Vergl. A. Buchrucker. Der Kupferschieferbergbau und Hüttenbetrieb zu Neu-Mansfeld bei Seesen am Harze in der »Berg- und Hüttenmännischen Zei- tung« von 1867, S. 241. am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 131 1. Die klastischen Gesteine unter dem Kupferschiefer. Den besten Einblick in die Zusammensetzung der Schichten unter dem Kupferschiefer gewährt in der nächsten Umgebung Seesen’s ein Weg, der den grossen Zechsteinbruch am Solhofs südlich umgehend, sich dann mit einer plötzlichen Biegung nach Norden am Hinteren Steinbühl entlang gegen den Schweinsrücken hinzieht. Dann bietet auch der nördliche Abfall dieses, zwischen zwei tiefen Querthälern eingeschlosseneu Grauwackevorsprunges gute Aufschlüsse und schliesslich gestattet der Einschnitt, den die Neile ain südlichen Fusse des Kl. Bakenberges bei Neue Krug hervorgerufen hat, den Charakter dieser klastischen Gesteine kennen zu lernen. An allen diesen Punkten bleibt die Ausbil- dungsweise sich gleich. Am Solhofs findet unverkennbar eine Wechsellagerung statt von conglomeratartigen grob-, und von feinkörnigen Sandsteinen. Erstere stimmen vollständig überein mit den rundkörnigen, rost- braunen Gesteinen des Steinbühls. Sie enthalten bis zu 20 Milli- meter Durchmesser erreichende Geschiebe, welche theilweise aus Milchquarz, Jaspis, Eisenkiesel und einem braunen Quarzit, theil- weise aber aus Porphyren bestehen. Grosse, über 30 Millimeter messende Geschiebe scheinen in den klastischen Bildungen unter dem Kupferschiefer auf Blatt Hahausen überhaupt nicht vorzu- kommen. Da ausserdem die grösseren Einschlüsse ganz uu- regelmässig in den Sandsteinen vertheilt sind, kann man kaum von Conglomeraten im eigentlichen Sinne reden. Die Schichten mit kleinen Porphyrgeschieben sind in einem grösseren Schürf an der Südseite des Steinbruchs am Solhofs entblösst. Derselbe hat offenbar zur Aufsuchung des Kupfer- schiefers gedient, da die Grenze gegen den Plattenkalk ganz in der Nähe liegt. Die gesammelten, wenig abgerundeten Geschiebe der krystallinischen Gesteine wurden in einigen Dünnschliffen einer mikroskopischen Prüfung unterzogen, wobei sich .ergab, dass man es hier mit Porphyr von zweierlei Ausbildung zu thun hat. Das eine Gestein, welches in mehreren Bruchstücken vor- liegt, besitzt keine ausgesprochene Porphyrstructur. Mit der 9* 132 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse Lupe untersucht, hat es das Aussehen eines kleinkörnigen Gra- nites von rothbrauner Farbe. U. d. M. erkennt man den hohen Gehalt an Plagioklas, sowie eine nicht unbedeutende Menge Glimmer. Derselbe zeigt noch hin und wieder die ursprüngliche hellgrüne Färbung seiner dünnen Lamellen, ist aber bereits grösstentheils in eine Substanz von schmutzigbrauner Farbe umge- wandelt. Obgleich keine Einsprenglinge vorhanden sind, welche sich durch Grösse oder Form stark hervorheben, so möchte ich das durch und durch krystallinische Gestein, da zwischen den Feldspath- und Quarzkörnern noch kleinkörnigere Gemenge der gleichen Mineralien reichlich vorhanden sind, welche auf eine zweite Generation der Bestandtheile schliessen lassen, doch zu den mikrogranitartigen Quarzporphyren rechnen. Der zweite Typus gehört einem ausgeprägten Sphärolith- porphyr an. Die sphärischen Gebilde berühren sich häufig, werden aber auch vielfach umgeben von einem kleinkörnigen Ge- menge von Quarz, Feldspath und Glimmer. Nach ihrem optischen Verhalten müssen die feinfaserigen Sphärolithe dieses Gesteins complexe Gebilde sein. Auch hier hat der Glimmer ursprünglich eine hellgrüne Färbung gehabt, ist jedoch ebenfalls stark zersetzt und gebräunt. Von Einsprenglingen sieht man hauptsächlich grössere, wohl begrenzte, einfache Feldspathzwillinge. Das 25 Centimeter im Durchmesser messende Geschiebe giebt seine Zugehörigkeit zu den Felsitporphyren bereits bei Betrachtung mit der Lupe deutlich zu erkennen. Eine Vergleichung dieser Porphyre mit Harzer oder Thüringer Vorkommnissen hat wegen Mangel an Dünnschliffen dieser Ge- steine bis jetzt noch nicht vorgenommen werden können. Der mit diesen Porphyrgeschieben in dem nämlichen conglo- meratartigen Sandsteinen vorkommende braune Quarzit ist, wie das Mikroskop enthüllt, reich an Muscovit in feinster Ver- theilung. Das Gestein schmilzt auch in den dünnsten Splittern v. d. L. nicht, während die oben beschriebenen Porphyre unter den nämlichen Verhältnissen ziemlich leicht schmelzen. Im Liegenden dieser klastischen Gesteine von gröberem Korn tretet! am Solhofs dünnplattige, äusserst feinkörnige, thonige am. nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 133 Sandsteine von braunrother Farbe auf. Diese dunkeln, sparsam hellfarbige Glimmerblättchen enthaltenden Sandsteine finden sich am Gläsener Berg wieder. In Kilian’s Loch wechsellagern sie ebenfalls mit grobkörnigen Sandsteinen, welche rundkörnige Quarze von Hirsekorngrösse und einzelne grössere Geschiebe von Milch- quarz führen. Das Bindemittel ist ebenfalls thonig und stark eisenschüssig. Die Farbe wechselt von braunroth bis gelbbraun. Ein Kalkgehalt fehlt. Man hat jetzt nicht häufig Gelegenheit nördlich von Seesen das unmittelbare Liegende des Kupferschiefers zu beobachten. Buchrücker in seiner oben citirten Abhandlung spricht von Sanderzen mit 2 pCt. Kupfergehalt, sowie vom Weissliegenden. Letzteres wird beschrieben als ein oben fein-, unten grobkörniges, graues, 2 — 5 Fuss mächtiges Conglomerat, dessen oberste 3 Zoll stellenweise einen Kupfergehalt von 1 3Q pCt. in Gestalt von Kupferlasur gezeigt haben und von der früheren englischen Berg- werksgesellschaft Neu-Mansfeld bei Neue Krug vielfach mit ver- schmolzen worden sind. In einem hierunter näher erläuterten Profil am Gläsener Berge wird das scheinbare Hangende, eigentlich jedoch das Liegende des Kupferschieferflötzes , von stark zersetzten Sand- steinen gebildet. Dieselben bestehen wieder aus gerundeten Quarzkörnern und vereinzelten grösseren Einschlüssen von Milch- quarz, Quarzit und einem weichen, stark kaolinisirten, porphyr- artigen Gestein bis zu 30 Millimeter Durchmesser erreichend. Das spärliche Bindemittel ist eine thonige, mit Eisenoxydhydrat und Bitumen gemengte Substanz. Auch diese Sandsteine brausen nicht mit Säuren. Speyer theilt mit, dass zwischen Herzberg und Hahausen die untere Abtheilung des Zechsteins an ihrer Basis mit dem Zech- steinconsdomerat Beyrich’s beginne. Es bestehe im Wesentlichen aus zersetzten Grauwacken mit beigemengten Kieselschieferfrag- menten und Quarzgeröllen. Er giebt die Mächtigkeit zwischen nur wenigen und achtzig Centimetern au. Unmittelbar darauf spricht er jedoch von feinkörnigen, plattenförmigen Sandsteinen mit gelblichgrauer tlioniger Grundmasse, welche als Liegendes des 134 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse Kupferschieferflötzes auftreten und in grobe, leicht zerfallende Conglomerate übergehen, welche besonders durch ihre Milchquarz- gerölle ausgezeichnet sind. v. Groddeck hat bekanntlich darauf hingewiesen, dass das, was in älteren Darstellungen (F. A. Roemer) zwischen Osterode und Neue Krug als Rothliegendes bezeichnet worden ist, in Wirklich- keit das von Beyrich zuerst unterschiedene Zechsteinconado- raerat sei 1). Speyer, nachdem er angegeben, dass am Westrande des Harzes feinkörnige, plattenförmige Sandsteine unmittelbar unter dem Kupferschiefer auftreten, erklärt die groben, braunrothen, leicht zerfallenden Gesteine, welche zwischen Mönchehof und Seesen unter dem Kupferschiefer und über der Grauwacke lagern, als zum Zechsteinconadomerat gehörig. Die braunrothen Sand- steine und Sandsteinschiefer am Gläsenerberg bei Hahausen hält er jedoch für oberes Rothliegendes. In den Erläuterungen zu den Blättern Nordhausen und Ell- rich der geologischen Specialkarte vom Jahre 1870 bezeichnet Beyrich als Zechsteinconglomerat eine selten über 3 Fuss, höchstens etwa 6 Fuss mächtige Ablagerung eines grandigen oder conglomeratischen Gesteins mit Gerollen von zersetzten Grau- wacken von Ei- bis Faustgrösse und sparsamen Quarzgeröllen, aber nie Gerolle von Eruptivgesteinen des Rothliegeuden ent- haltend. Hiernach hat man das wesentliche dieser tiefsten Schicht des unteren Zechsteins am Harzrande darin zu suchen, dass sie aus Erosion sproducten Harzer Gebirgsarten, namentlich aus Grau- wackegeröllen besteht. Später sind auch solche Conglomerate, welche sich durch Zer- störung älterer Conglomerate des Rothliegeuden gebildet haben sollen, als Zechsteinconglomerat bezeichnet worden. So liest man z. B. in den Erläuterungen zu Blatt Kelbra (von 1884, S. 19), welches vou Fr. Moesta unter Benutzung älterer Aufnahmen von Bey- rich, bearbeitet wurde: »Das Zechsteinconglomerat ist bezüglich des Materiales dem Rothliegenden analog, derart, dass anzunehmen ') Zeitschrift der Deutsch, geol. Gesellsch. 1878, XXX, S. 541. am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 135 ist, dasselbe sei letzterem zu seiner Bildung entnommen. Gerolle von Quarz, Hornstein und Kieselschiefer bilden in fester Ver- kittung eine Bank von grauer Farbe und höchstens 1,40 Meter Stärke«. »Die oberen feinsandigen 10 Centimeter dieser Bildung führen etwas Kupfer und heissen bei den Bergleuten deshalb »Sanderz«.« Diese Auffassung des Zechsteinconglomerates passt ganz gut auf diejenigen klastischen Bildungen, welche zwischen Seesen und Hahausen nach allen vorliegenden Beobachtungen die un- mittelbare Unterlage des Kupferschiefers bilden und in welchen grössere Gerolle überhaupt, solche von Grauwacke und Kiesel- schiefer aber in jeder Grösse fehlen. Unter diesen Verhältnissen bleibt wohl nichts Anderes übrig, als von dem sandig-klastischen Complex, der auf Blatt Hahausen unter dem Kupferschiefer auftritt, die obersten, vorwiegend als grobkörnige, plattenförmige, lockere Sandsteine ausgebildeten Schichten noch zur Zechsteinformation zu rechnen und sie als das Aequivalent des Zechsteinconglomerats am südlichen Harz- rande zu betrachten. In ähnlicher Weise ist Weiss für die Gegend bei Mansfeld verfahren J). Den ganzen Complex als Zechsteiucouglomerat anzusprechen widerspricht schon dessen Mächtigkeit. Am Schweinsrücken überschreitet man oberhalb des Steinbruches senkrecht zum Streichen des Zechsteins bis zum Ausgehenden der Grauwacke etwa 300 Meter dieser Conglomerate und Sandsteine. Legt man das Einfallen des überliegenden Plattenkalkes von etwa 8° zu Grunde, so erhält man immerhin für die liier in Betracht kommende Schichtenreihe eine Mächtigkeit von 40 Meter und darüber. Von einer Discordanz ist in derselben nirgendwo etwas zu bemerken. Eine genaue Bestimmung der Grenze gegen das Obere Rothliegende ist dann auch schwierig, doch könnte man letztere dort legen, wo die gröberen mehr conglomeratartigen Gesteine mit kleinen Porphyrgeschieben sich einstellen. Die Mächtigkeit überschreitet dann jedenfalls nicht diejenige, welche Moesta für ') Vergl. Neues Jahrbuch f. Mineralogie u. s.' w. 1874, S. 175 u. s. w. 136 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse das Zechsteinconglomerat auf Blatt Kelbra angiebt (1,40 Meter) oder welche Buchrucker für die Mächtigkeit des Weissliegendeu bei Neue Krug hält (2 — 5 Fass)1). Die betreffenden Sandsteine bei dem völligen Fehlen von Resten der Grauwacke, als zersetzte Gesteine dieser Art aufzufassen, wie Speyer dies gethan hat, halte ich nicht für gerechtfertigt und bin ich, wie bereits ange- deutet, eher geneigt sie als Derivate des oberen Rothliegenden zu betrachten, wie dies für die gleichalterigen Bildungen auf Blatt Kelbra bereits früher geschehen ist. 2. Der Kupferschiefer. Das Ausgehende des Kupfersehieferflötzes ist auf Blatt Hahausen selten zu beobachten. Es sollte zwar überall dort sichtbar sein, wo man aus dein Zechsteinplattenkalk in die Region der Sandsteine und Conglomerate gelangt, doch verwischt die leichte Zersetzbarkeit des nur etwas über 1/^ Meter starken Flötzes bald jede Spur dieses Mergelschiefers. So sucht man am Schweinsrücken oberhalb des fiskalischen Steinbruches zwischen Kalk und Sandstein vergeblich nach dem Kupferschiefer, obgleich ersterer in einem, auf den Gipfel des Berges führenden Wege, bei sehr flachem Einfallen in einer Breite von 50 Meter ansteht und das Flötz in der Sohle des Steinbruches nachgewiesen ist. Nur am Gläsener Berge lässt sich der zu einer erdig thonigen, abfärbenden Masse gewordene Schiefer am Waldesrande beob- achten. Die alten Halden in der Umgegend geben die Stellen an, wo in den sechziger Jahren die jetzt eingeebneten Schächte der vorerwähnten Bergwerksgesellschaft das Flötz unter der Bedeckung von Lehm, Schotter und Zechstein angefahren haben. Dasselbe wurde zuerst im Jahre 1862 von einem Einwohner Seesen’s durch einige kleine Schurfschächte aufgeschlossen 2). Die b Die grösste Mächtigkeit des Zechsteinconglomerats finde ich bei Kayser für Blatt Lauterberg angegeben. Es spricht hier von einem mürben, grandigen, geschichteten Conglomerat mit Grauwackerollstücken vod Faustgrösse und kleineren Geschieben von Kieselschiefer in einer Stärke von 3 Metern (Erläute- rungen zur geol. Specialkarte. Blatt Lauterberg 1884, S. 20.) -) Die nachfolgenden Angaben wurden der oben angeführten Arbeit von A. Buchrucker in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung entnommen. am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 137 ersten Versuche fanden südlich von Neue Krug gegen den Wald hin statt und erreichte man das Flötz in 3 Lachter (6 Meter) Tiefe. Man fuhr auf demselben mittelst 20 — 30 Lachter langen Strecken auf und soll dabei Kupferschiefer mit bis 21/2, Sanderz mit bis 2 pCt. Kupfer angetroffen haben. Erst später nahm die Gesellschaft genauere Untersuchungen vor, allerdings erst nach- dem die Oefen gebaut und die ersten Schmelzversuche mislungen waren. Dabei zeigte es sich dann, dass die reichsten Stücke (aus der 3/4 Zoll mächtigen Lochschale) ca. 2 pCt. Kupfer ent- hielten. Die 4 Zoll hoch genommenen Schiefer hatten jedoch noch nicht 1 pCt. dieses Metalls aufzuweisen. Buchrucker unterscheidet im Kupferschiefer von Neue Krug: 1. Lochen, ]/2 — 3A Zoll, einen feinblättrigen, schwarzen, bituminösen Thonmergel. 2. Lochschale, etwas grobblättriger, 3 / 4- — 1 Zoll stark. 3. Kopf, dichten, grobschiefrigen bituminösen Kalk, rauch- grau, 21/2 Zoll mächtig. 4. Lochberge, 6 Zoll stark, dem vorigen ähnlich. D ie durchschnittliche Mächtigkeit des ganzen Flötzes wird zu 10 Zoll angegeben, was recht gut mit meinen Beobachtungen des Ausgehenden am Gläsener Berge stimmt. Früher sind auf den Halden des ehemaligen Kupferseh iefer- bergbaus wohl erhaltene Abdrücke von Palcfäoniscus Freieslebeni gefunden worden. Gegenwärtig hält es bereits schwer solche Fischabdrücke in dem ziemlich stark verwitterten Schiefer zu sammeln. 3. Der Plattenkalk oder der eigentliche Zechstein. Dieses oberste Glied der unteren Zechsteinformation ist hier zugleich das wichtigste, indem es ein ausgezeichnetes Material für w egebau und Fundamentirungsarbeiten liefert. Der blaugraue dichte Kalk bricht in dünnen Bänken, welche eine leichte und billige Herstellung von Pflastersteinen und Trottoirplatten gestatten. Auch giebt er ein sehr beliebtes Beschotterungsmaterial ab und wird als solches von den braunschweigischen Wegebaubeamten 138 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse sogar dem Diabas vorgezogen, den es wenigstens in trocknen Lagen an Dauerhaftigkeit übertreffen soll. In den Steinbriicheu bei Seesen ist das Gestein in einer Mächtigkeit von 6 bis 8 Meter aufgeschlossen. Nach den Lage- rungsverhältnissen am Schweinsrücken, wo man über dem fiskali- schen Steinbruche noch eine Breite von etwa 50 Meter blauen Zechsteinkalk überschreitet, bevor die Sandsteine au der Ober- fläche erscheinen, muss, das flache Einfällen in Betracht gezogen, die volle Mächtigkeit dieses Formationsgliedes nördlich Seesen 12 bis 13 Meter betragen. Der Plattenkalk ist meistens stark zerspalten. In dem grossen Steinbruche am Solhofs gehen die Klüfte in Stunde 6 und in Stunde 2 durch. Alle setzen senkrecht in die Tiefe und die beiden Systeme schneiden sich unter 60°. Bemerkenswerth sind die Stylolithe, welche sich sehr häufig in dem Plattenkalk vorfinden. Besonders die dünneren, etwa 5 bis 6 Centimeter starken Schichten zeigen diese Absonderungs- form recht oft und in grosser Regelmässigkeit. 4. Der mittlere Zechstein. Die mittlere Zechsteinformation wird in ihrem untersten Gliede durch Dolomit, in ihrer oberen Abtheilung durch Stink- steinschiefer vertreten. Letztere nehmen den grössten Flächen- raum ein; der Dolomit tritt überhaupt stark zurück. Gut aufge- schlossen sind die Stiukschiefer bereits am südlichen Rande des Blattes in der unmittelbaren Nachbarschaft von Seesen zwischen Bulk und Steinbuhl. Hier erreicht der mittlere Zechstein in einer niedrigen Terrainanschwellung die Meereshöhe von 250 Meter. Die dünnen von Querklüften vielfach durchzogenen, beim An- schlägen stark riechenden, dunklen Platten streichen in Stunde 10 y4 und fallen mit 33° südwestlich, d. h. gegen den Buntsandstein des Bulks ein. In der nur 60 Meter breiten, flachen Einsenkung zwischen beiden, werden die thonigen Schichten des oberen Zech- steins von Lehm und Harzer Schotter bedeckt. Die verschiedent- lich rotli und blaugefärbten Thone waren vor 25 Jahren sichtbar in einer Thougrube, wo für die Ziegelei im Schildauthale östlich am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 139 von Seesen das Material gewonnen wurde. Hier stiess man damals auch auf Gyps, dessen stark angenagte Bruchstücke man noch vielfach in den Gärten und vor den Häusern Seesen’s wiederfindet. Die grösste Partie der Stinkschiefer lagert dem Plattenkalke des Solhofs auf, den nördlichen und zugleich grössten Theil dieser Erhebung in etwa 200 Meter Breite einnehmend. Die Eisenbahn- linie Seesen-Neue Krug schneidet an einer Stelle in die Schiefer ein. Sie lassen sich über eine Entfernung von 700 Meter un- unterbrochen verfolgen. Aus der Breite des Aufschlusses senk- recht zum Streichen und dem Einfallswinkel von 10°, berechnet sich die Mächtigkeit zu etwa 35 Meter. Auf dem Kamm des Berges fällt die Grenze gegen den Dolomit mit der Höhencurve von 250 Meter zusammen. Letzteres Gestein ist grosszellig und zerfällt ausserordentlich CD O leicht, daher im Steinbruche selbst über dem Plattenkalk nur einzelne grosse Dolomitklötze in einem grusigen Gehängeschutt eingebettet liegen. Das Ganze bildet ein regelloses Haufwerk von Grus, grösseren Gesteinsbrocken und Schutt. Die Mächtigkeit des Do- lomits am Solhofs berechnet sich zu 8 bis 9 Meter. An allen an- deren Punkten ist das Gestein schlecht aufgeschlossen oder weg- gewaschen. Erst am kleinen Bakenberg trifft man es wieder und lässt sich in dem dortigen alten Steinbruche auch die Ueber- lagerung durch den Stinkschiefer deutlich verfolgen. Nach den vorhandenen Aufschlüssen kann man die Gesammt- mächtigkeit der Zechsteinformation zwischen Seesen und Hahausen auf etwa 90 Meter annehmen, wobei ich die Mächtigkeit des oberen Zechsteins aus der Entfernung von Stinkschiefer und Bunt- sandstein unter Berücksichtigung des Einfallens auf 32 Meter ver- anschlage und von den klastischen Bildungen unter dem Kupfer- schiefer nur die oberen 2 Meter in Rechnung bringe. o o 5. Die tektonischen Verhältnisse der Zechsteinformation und des Rothliegenden. Die Lagerung der Zechsteinformation zwischen Seesen und Hahausen ist eine stark gestörte. Es geht dies bereits aus dem raschen Wechsel im Streichen und Fallen der einzelnen Forma- 140 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse tionsglieder hervor. Von Süd nach Nord fortschreitend bieten zunächst die Stinkschiefer Gelegenheit, einen Einblick in die La- gerungsverhältnisse zu thun. Wie oben erwähnt, streichen die- selben am Rande des Blattes in Stunde lO1/^ und fallen unter 33° nach Südwesten ein. Sie bilden die Fortsetzung der auf Blatt Seesen an der Grefecke auftretenden grösseren Partie des Zech- steins. Im grossen Steinbruche des Solhofs sieht man die in Abbau begriffenen stark zerklüfteten Platten des Unteren Zechsteins sich fast genau von Nord nach Süd ausdehnen und unter etwa 10° nach Westen einfallen. Noch flacher lagert der Zechstein im fis- kalischen Steinbruche am Schweinsrücken, wo ich das Streichen in Stunde U/2 und ein westliches Einfallen von 7—8° beob- achtete. Am Gläsener Berg sind die Verhältnisse äusserst verwickelt. Zunächst lagern in Kilian’s Loch und im nächsten Wasserrisse die rothen Sandsteine in einer Stärke von 5 Meter mit nördlichem Einfallen unter 15 bis 20° unmittelbar der Harzer Grauwacke an. Das Streichen geht hier in Stunde Dann ist am Waldrande hinter dem Stationsgebäude des Bahnhofes Neue Krug in einer Breite von 37 Meter ein Profil aufgeschlossen, oder wenigstens durch oberflächliches Abgraben der Wegböschung leicht zu ent- blossen, an welchem sich der Obere Sandstein, der Kupferschiefer, sowie der Untere Zechsteinkalk betheiligen. Die Reihenfolge je- doch ist hier eine verkehrte, indem der blaue Zechsteinkalk zu unterst, der Sandstein zu oberst liegt. Das Kupferschieferflötz, dessen Ausbeissen sich durch die intensive schwarze Farbe des Bodens zu erkennen giebt, ist hier 25 Centimeter stark und ob- gleich stark zersetzt doch deutlich als anstehend zu erkennen. Profil des Zecfisteins hinter Bahnhof Neue Krug. Plattenkalk Kupfer- schiefer Sandstein am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 141 Wie aus der nebenstehenden Skizze hervorgeht, haben wir es hier mit einer überstürzten Scholle zu thun, wie man solche häufig an den Bruchrändern von Gräben oder Senkungsfeldern überhaupt antrifi't. Die Schichten fallen nach Westen ein. In einer, etwa 50 Meter vom obigen Profil entfernten Ravine, lässt sich der Plattenkalk, obgleich von Schutt überdeckt, doch in einer Breite von ziemlich 25 Meter verfolgen. Hier ist die Lagerung wieder normal, denn von West nach Ost fortschreitend kommt man von Zechstein in die Sandsteine und dann in die Grauwacke und Thonschiefer. Jenseits der Ravine fällt der Zechstein wieder steiler ein. In einer alten, aus den Zeiten des Kupferschiefer- bergbaus herstammenden Pinge im Walde fand ich das Streichen des Plattenkalkes in Stunde 5^4 und dessen Einfallen 33° nach Nord west. Der nächste Aufschluss ist ein alter, jetzt verlassener Stein- bruch über Priem’s Wiese, wo der Zechstein genau in Stunde 6 streicht und unter 18° nach Norden einfällt. Diese Stelle liegt schon ganz in der Nähe von Neue Krug, am nördlichsten Vorsprung des Gläsener Berges. Eine klassische Stelle zur Beurtheilung der Beziehungen zwischen Grauwacke und den jüngeren Bildungen bietet das Bett des Neilebaches, dort wo dieser am südöstlichen Ende des genannten Dorfes in einer scharfen Biegung den Fuss des Kl. Bakenberges umfliesst. Hier bespült das Wasser die in Stunde 45/8 streichenden, 75° nach Südost einfallenden Harzer Kern- schichten. Wenig mächtige, feinkörnige Culmgrauwacke tritt am rechten Ufer des Baches in Wechsellagerung mit Thonschiefern auf. Die Sandsteinbänke sind mit annähernd gleichem Streichen aber unter einem Einfallswinkel von 35° nach Nordwest ein- schiessend, den alten Harzer Gesteinen angelagert. Im Bachbette, sowie am linken Ufer (im Garten des früheren Gastwirthes Rübe) stehen die gleichen Gesteine an, wie sie oben vom Steinbühl und Solhofs näher beschrieben worden sind. Der Aufschluss lässt sich jetzt, senkrecht zum Streichen gemessen, etwa 20 Meter verfolgen, woraus sich eine Mächtigkeit von 12 Meter ergeben würde. In meinen Notizen aus dem Jahre 142 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse 1865 finde ich jedoch, dass damals die ganze Schichtenreihe der sandig -klastischen Gesteine bis zum Kupferschiefer und dieser selbst in einer Breite von 140' am Neilebach sichtbar war. Daraus würde sich die gesammte Mächtigkeit des Oberen Roth- liegenden, wie es bei Neue Krug entwickelt ist, auf etwa 30 Meter berechnen, während man am Solhofs, wie oben angegeben, zu einer etwas grösseren Zahl gelaugt. Immerhin wird man für diese Schichtenreihe am Nordwestharze die Zahl von 30 bis 38 Meter annehmen dürfen. Endlich lässt sich in dem vorerwähnten alten Steinbruch am kleinen Bakenberg noch ermitteln, dass die Schichten dort eine Streichungsrichtung in Stunde haben und unter 20° nach Norden einfallen. Betrachtet man die isolirten Zechsteinschollen des Blattes Hahausen in Zusammenhang mit den bedeutend ausgedehnteren und höher ansteigenden Partien auf Blatt Seesen, so wird es deutlich, dass ein staffelförmiges Absinken dieser Formation in westlicher und nordwestlicher Richtung; an den alten Harzbergeu stattfindet. An der Grefecke nahe dem nörd- lichen Rande des Blattes Seesen liegen nach Beyrich’s Auf- zeichnung Kupferschiefer und Zechsteinconglomerat — somit die untersten Zechsteinschichten — iu der Höhencurve von 400 Meter; der Plattenkalk steigt hier bis zu 380 Meter an. Hier wie überall wo diese von der Erosion verschont gebliebenen Reste der früheren Zechsteindecke hoch oben auf den gefalteten Grauwackeschichten lagern, wie namentlich auch am Hinteren Eichenrodt über Herr- hausen, liegen dieselben horizontal. Am Vorderen Steinbühl finden sich rothbraune Sandsteine und Conglomerate bereits tiefer, bei 290 Meter Meereshöhe. Sie gehören dem oberen Rothliegenden an, bezeichnen jedoch die Grenze gegen den Zechstein. Die näm- lichen Schichten sanimt den das Zechsteinconglomerat repräsen- tireuden feinkörnigen Sandsteinen und dem Kupferschiefer finden sich im Liegenden des grossen Steinbruches am Solhofs bei 230 Meter, am Schweinsrücken zwischen 220 und 230 Meter und zwar mit flachem westlichem Einfallen. In dem bekannten Steinbruche zwischen Seesen und Herr- ain nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen uud Hahausen etc. 143 hausen, am nördlichen Ufer des vom Eichenrodt kommenden Baches, lagert der Plattenkalk des unteren Zechsteins mit dem Streichen in Stunde U/2 und einem ebenfalls westl ichen Einfallen von 10 — 15° in 240 Meter Meereshöhe. Genau in der Fort- setzung des Streichens liegen die Zechsteinbrüche bei der Brauerei am Grünen Jäger östlich Seesen, am Solhofs und am Schweins- rücken. In allen vier Steinbrüchen tritt der Plattenkalk in gleicher Meereshöhe auf. Diese Niveauverhältnisse uud die bis 180 Meter betragende Verschiebung in der Einfallsrichtung der Schichten sind nur durch ein treppenförmiges Absinken an streichenden Verwerfungs- spalten zu erklären. Dass ausserdem noch vielfach Querver- werfungen durchsetzen , beweist die Partie des dem mittleren Zechstein augehörenden Stinkschiefers am südlichen Rande des Blattes Hahausen, wo, wie oben angeführt, ein Streichen in Stunde IOV4 und ein steiles südwestliches Einfallen von 33° beob- achtet werden kann. Die Querverwerfungeu machen sich dann, wie aus Obigem hervorgeht, namentlich am Gläsener Berge süd- lich von der Haltestelle Neue Krug geltend. Durch die parallel dem Harzrande verlaufenden Verwerfungen wird zwischen der Grauwacke einer- und den hohen Buntsand- steinbergen südlich Hahausen andererseits eine grabenartige Ver- senkung hervorgebracht, durch welche der Schallerbach seinen Weg nimmt. Der vor 25 Jahren bei Neue Krug auf dem Kupferschieferflötz getriebene Bergbau hat weitere Aufschlüsse über die Lagerungsverhältnisse des Zechsteins in dieser Ver- senkung geliefert. Bughrucker berichtet in seiner mehrfach herangezogenen Abhandlung, dass das Kupferschieferflötz bei ziemlich steilem Einfallen (an einer früheren Stelle spricht er von 15—18°) von sehr vielen, diagonal von O. — W. streichenden Rücken durchsetzt wird, welche dasselbe von einigen Zollen bis zu 3 Lachter ins Liegende verwerfen. Die Angaben des Verfassers über die von den Schächten der Actiengesellschaft Neu Mansfeld bis auf das Flötz durchteuften Schichten sind, da er nur beiläufig von losem bunten Sandstein spricht, unbrauchbar. Nur hinsichtlich des sogenannten Maschinen- 144 J. H. Kloos, Die geognostiselien Verhältnisse Schachtes, welcher auf dem Terrain der jetzigen Glashütte dem Bahnhofe Neue Krug gegenüber, unmittelbar an der Schaller lag, enthält die Abhandlung genauere werthvolle Mittheilungen. BuchrüCKER hebt hervor, dass hier die Lagerungsverhältnisse darauf schliessen lassen, dass der Schacht auf einer grossen Ver- werfung stehe. Durchteuft wurden am nordwestlichen langen o o Scliaclitstoss : bunter Sand .... • 72 Lachter rother Thon und Gyps • 72 » blauer » » » . 2 » Stinkstein . 42 » dagegen auf dem südöstlichen Stoss: o Ö bunter Sand .... • 72 Lachter rother Thon m. Gyps . • 72 » blauer Thon .... . 44 » Der Stinkstein, dessen steil SW. einfallende Schichten, wie Buchrucker sich ausdrückt, im Schacht von Thon abgeschnitten wurden, war zerklüftet und dünnschichtig, dunkelrauchgrau gefärbt. In dem Brunnen der Gastwirthschaft in Neue Krug, etwa 700 Meter nordöstlich vom vorerwähnten früheren Schachte, wurde der Stinkstein in einer Tiefe von 15 Meter unter dem Schotter angetroffen, d. h. in einem 20 Meter tieferen Niveau als am benachbarten Kl. Bakenberg. Diese Thatsachen gewinnen an Bedeutung, wenn man die Erdfälle in Betracht zieht, welche weiter südwestlich, am südlichen Abfall der Buntsandsteinberge auftreten, und von denen die Generalstabskarte nur eine, aller- dings die grösste, von etwa 70 Meter Durchmesser, angiebt. In Wirklichkeit liegen am Fusse des Buchenberges allein drei solche Erdfälle und zwar auf einer geraden Linie mit dem grossen Erdfall, aus welchem eine mächtige Quelle entspringt, die dem Schallerbach das meiste Wasser zuführt. Auf der nämlichen ONO. — WSW. parallel dem Harzrande verlaufenden Geraden liegt die Verwerfung in der früheren Maschinenschicht von Neu Mansfeld. Es kann daher wohl keinem Zweifel unterliegen, dass hier eine grosse Bruchlinie parallel dem Harzrande verläuft und am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 145 zwar diejenige, welche die bereits vorerwähnte Versenkung von Zechsteinschollen gegen Nordwest begrenzt. Letztere hat eine Breite von etwa 600 Meter, erweitert sich jedoch nach Westen und umfasst alsbald die Tertiärscholle von Bornhausen, wo zugleich eine Schaarung mit einem von Nord nach Süd verlaufenden Senkungsgebiete eintritt. Die Darstellung der Zechsteinformation am nordwestlichen Harzrande gewinnt nach vorliegenden Darlegungen eine von der- jenigen auf der Harzübersichtskarte gegebenen, abweichende Ge- staltung. Die hier südlich von Neue Krug gezeichneten drei vom Zechstein und Rothliegenden eingenommenen Kreissegmente, welche ihre convexe Seite dem Harz zuwenden, könnten überhaupt nur dann richtig sein, wenn die Schichten anstatt nach Norden und Westen, gegen Süd und Ost, d. h. der Terrainböschung ent- gegen, einfielen 1). G. Der Buntsandstein. Von der Buntsandsteinformation ist zwischen Seesen und Hahausen nur das älteste Glied vertreten. Dasselbe besteht aus dünnplattigen, ziemlich hell röthlich gefärbten, oft gesprenkelten und getigerten, thonigen Sandsteinen. Wenn die Verwitterung nicht zu weit vorgeschritten, sind die Schichtflächen der Sandstein- platten stets von zahlreichen, kleinen Museo vitblättchen bedeckt. In typischer Ausbildung trifft man den plattigen Sandstein auf sämmtlichen Erhöhungen, welche die Vorberge des Harzes an seinem nordwestlichen Rande bilden. Auf Blatt Hahausen fällt von diesen der Haupttheil des Schildberges in die äusserste süd- westliche Ecke. Der durch seine lief eingerissenen Flanken und Erdfälle bekannte und weithin erkennbare Bulk bei Seesen greift auch noch zu einem kleinen Theile über den Südrand unseres Blattes hinüber. x) Diese Darstellung beruht auf den Aufnahmen Speyer’s, welche im Jahre 1879 und zwar lediglich zu dem Zwecke stattfanden, die Uebersichtskarte des Harzes in Maassstab 1 : 100000 in der äussersten nordwestlichen Ecke zu ergänzen. Es erklären sich hierdurch wohl die Abweichungen zwischen unserer beiderseitigen Auffassung der Lagerungsverhältnisse. Jahrbuch 1891. 10 146 J. H. Kloos, Die geognostisclien Verhältnisse Der Schildberg hat nach Osten und Norden ein steiles, nach Süden und Westen ein weit flacheres Abfallen. Die Bergform wird ledig-lich durch Erosion der bröckligen und leicht zerfallenden Schichten, sowie durch die bis 55 Meter über die Thalsohle der Nette ansteigende Bedeckung mit diluvialen Lehmmassen bedingt. Die Lagerung scheint durchweg eine flache zu sein, nur am süd- lichen Fusse des Berges, an einem von Seesen direkt auf die höchste Wölbung führenden Wege geht 1/2 Kilometer nördlich von der Stadt, und zwar noch auf dem Messtischblatte Seesen, eine Ver- werfungsspalte durch, an welcher die fast genau O. - — W. strei- chenden Schichten unter 38° bis 40° nach Norden einfallen. Etwas höher am Abhang ist dann das normale flache, südlich gerichtete Einfallen wieder zu beobachten *). Der schmale, für Strassen- und Eisenbahnverkehr so wichtige Einschnitt in den Buntsandsteiubergen bei Seesen, durch welchen die Schildau ihren Weg nimmt, erweitert sich rasch gegen Norden. Am Rande des Blattes Hahausen, zwischen Schildberg und Bulk, ist derselbe nur 500 Meter breit, erreicht aber durch die totale Abrasion des Buntsandsteins und dessen Ersatz durch diluviale Schwemmgebilde bald das Vierfache dieser Breite. Es bildet dieser Einschnitt keineswegs die Fortsetzung der Versenkung bei Neue Krug; letztere wendet sich vielmehr, wie wir oben sahen, west- lich gegen Bornhausen. Die Buntsandsteinberge sind hier aufzufassen als die stehen gebliebenen Reste eines Plateaus, welches sich einst über das jetzige Längsthal und an den Kernschichten des Harzes bis wenig- stens zur 275 Meter-Curve hinauf erstreckt hat. Die erste Veran- lassung zur Entstehung des schroff“ eingeschnittenen, 70 Meter tiefen Sehildauthales mag wohl die unterirdische Auswaschung der bereits oben erwähnten Gypseinlagerungen in den Thonen des oberen Zechsteins gegeben haben. Hierauf weisen wenigstens die zahllosen, nicht linear angeordneten, sondern regellos in ') Bei der Kartirung des Buntsandsteins ist darauf zu achten, den röthlichen, stark sandigen Lehm, v?ie er aus der Verwitterung des Gesteins hervorgeht, nicht mit dem diluvialen Lehm zu verwechseln. Es kann dadurch eine hori- zontale Verschiebung der Grenzen bis zu 200 Meter eintreten. am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 147 der Thalsohle zerstreuten Erdfälle zwischen Bulk und Schildberg hin. Sie sind theilweise in historischer, z. Th. sogar in neuester Zeit entstanden, was zu erkennen giebt, dass dieser Process der Thalbildung noch gegenwärtig vor sich geht. Zwischen Hahausen und Bornhausen bildet der untere Bunt- sandstein ein kleines, in sich abgeschlossenes, ringsum von Ver- werfungen begrenztes Gebirge. Die einzelnen Kuppen desselben, die Langen Berge, der Buchenberg, die Eichsberge und der Baren Berg zeigen Höhenunterschiede bis zu 115 Meter. Das ganze Gebiet trägt herrliches Laubholz, vorwiegend Buchenbestand. Den plattigen Sandsteinen sind hier zonenweise mehrere Rogen- steinbänke eingeschaltet, welche z. Th. in Steinbrüchen abgebaut und als Wegebaumaterial verwendet werden. Diese Einlagerungen haben noch nicht kartirt werden können; nach der früheren Auf- nahme Speyer5 s besitzen sie eine ostwestliche Erstreckung. In einem Steinbruche am nördlichen Abfall des vorderen Langen Berges im Süden von Hahausen, streichen die Schichten in Stunde 7^2 und fallen unter 15° nach Norden ein. Es sind hier zwei Rogensteinbänke aufgeschlossen. Die liegende Bank misst 1 1/2 Meter, darüber folgen V2 Meter dünnplattige, glimmerreiche, rothe und graugrüne Sandsteine; die obere Bank ist nur Meter stark und wird noch von etwa 2 Meter rothen Sandsteinen be- deckt. Der Buntsandstein ist hier so glimmerreich, dass manche Lagen einem kleinschuppigen, mürben Glimmerschiefer ähneln. In der D/2 Kilometer breiten Einsenkung zwischen den Ha- hausener Buntsandsteinbergen und dem Schildberg bei Seesen dehnt sich ein diluviales Plateau mit den Vorwerken Klingenhagen und Langenberg aus. Es besteht aus einer Lehmplatte mit ein- geschalteten Schotter- und Kiesbänken. Der Lehm steigt stellen- weise bis 40 Meter über die Thalsohle der Schildau und dies mag auch wohl an einigen Stellen die volle Mächtigkeit desselben sein. Dass aber auch hier der bunte Sandstein die Unterlage bildet geht aus einem Wegeinschnitte dicht vor Klingenhagen hervor. In demselben stehen wieder die bekannten plattigen Sandsteine an und liegen über demselben nur noch etwa 7 Meter Lehm. An der anderen Seite des Lehmrückens ist in einem Graben ebeu- 10 148 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse falls Buutsandstein sichtbar. Hier ragt daher offenbar eine Kuppe des unterliegenden Sandsteins empor und wird nur ganz ober- flächlich von Lehm bedeckt. Auch unterhalb des Vorwerkes Lan- genberg hat der Bau der braunschweigischen Landeseisenbahn den Sandstein neben einem Fetzen tertiären Sandes am Abhang der Lehmplatte blossgelegt. 7. Das Tertiär. Die bereits oben erwähnte Tertiärpartie von Bornhausen liegt zum grösseren Theil auf Blatt Lamspringe. Sie tritt nur an wenigen Stellen, in den Gehängen der Bäche und in sonstigen natürlichen oder zufälligen Einschnitten, aus den mächtigen Schotter- und Lehmlagern hervor, welche das weite Senkungs- gebiet zwischen den Harzer Vorbergen und dem Heber erfüllen. Auf Blatt Hahausen hat der Bau der braunschweigischen Landes- eisenbahn unter dem Vorwerk Langenberg die lockeren Tertiär- sande aufgedeckt. Dieser Stelle gegenüber, am südlichen Thal- gehänge des Schallerbaches, ergaben die unterirdisch, durch Schacht- und Streckenbetrieb vor sich gehenden Sandgräbereien die bedeutende Mächtigkeit der Saude. Dagegen hat die in der Mitte der sechziger Jahre angelegte Braunkohlengrube Georg Engelhard I, östlich von Bornhausen, Aufschluss über die Braun- kohlen und deren Mächtigkeit geliefert. Es sind zwei Flötze be- kannt, deren Stärke auf 22 und 24 Meter angegeben wird und welche ein schwaches, nördliches Einfallen haben sollen. Ver- muthlich setzen sie unter dem Diluvium des Nord Berges bei Bornhausen in der Richtung nach Klein Rhüden fort. Oestlich von diesem Dorfe sind Quarzsande, Thon und erdige Braunkohlen entblösst und entnimmt dieser Tertiärpartie die dortige Ziegelei ihr Material. Die Entfernung beider Punkte beträgt 2 Kilometer und lagern zwischen beiden nur diluviale Bildungen. Ich wollte hier nur vorläufig auf diese wichtige Thatsache hinweisen, da ich mir nähere Mittheilungen über das Tertiär auf Blatt Lamspringe Vor- behalten muss bis die Kartirung weiter vorgeschritten sein wird. Nach den Aufschlüssen bei Bornhausen und Rhüden liegen zu oberst Thone und erdige Braunkohle, darunter folgt ein mach am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 149 tiges Sandlager, in den oberen Lagen gelb, aber im Wesentlichen rein und blendend weiss, daher der Sand ein sehr gesuchter Artikel für die Glashütten bildet. Stellenweise enthält dieser Quarzsand, namentlich in den oberen Theilen des Lagers, Nester von Eisenoxyd, wodurch dann lokal ein mürber, braunrother Sandstein entsteht. Erst unter den Sanden lagert die Braunkohle in abbauwürdigen Flötzen. Wie im Vorhergehenden bereits angedeutet, liegt das Tertiär von Bornhausen an dem Kreuzungspunkte zweiter Hauptbruch- richtungen, denn hier tritt zur Schallerversenkung der bedeutend breitere Graben des Nettethales und in der Richtung desselben dehnt sich auch der Haupttheil der Tertiärscholle aus. 8. Das Quartär. Gewaltige Massen von Lehm und Schotter erfüllen die Thäler am nordwestlichen Fusse des Harzes und zwischen dessen Vor- bergen. Sie ziehen sich hoch in die Querthäler und an die Berg- abhänge hinauf, weit höher als dies nach der Harzübersichtskarte den Anschein hat. Es ist nicht leicht, diese jüngsten Bildungen ihrem Alter nach zu gliedern und die Grenzen zwischen dilu- vialen und alluvialen Schotterbänken genau anzugeben. Als jüngster Absatz ist jedenfalls derjenige Schotter zu be- trachten, welcher die Thalsohle der Schildau dort bildet, wo letz- tere aus dem Harz austritt. Bei Hochwasser überschwemmt, liegt er während des grösseren Theiles des Jahres trocken und ist stellenweise, durch Regulirung des Flusslaufes und durch die An- lage von Entwässerungsgräben, dauernd trocken gelegt. Diese zwischen 175 und 200 Meter Meereshöhe sich ausdehnenden Schotterbänke bestehen fast ausschliesslich aus Harzer Gebirgs- arten und ganz vorwiegend aus Grauwacke, Kieselschiefer und Gangquarz. In geringer Menge finden sich auch Geschiebe von Buntsandstein und Zechsteinkalk. In dem nämlichen Niveau, aber auch 40 Meter höher ansteigend, erfüllen das Längsthal Geröllmassen, denen mehr oder weniger nordisches Material, zum Theil sogar in sehr grossen Blöcken und 150 J. H. Kloos, Die geognostisclien Verhältnisse Findlingen, beigemengt ist. Das Verhältniss der Hai’zer Gebirgs- arten zu den fremden Gesteinen, welche aus der Kreide der Harzer Vorberge und aus dem baltischen Gebiete, sowie aus dem Ur- gebirge Skandinaviens stammen, ist ein sehr verschiedenes. Die höheren, dem Harz unmittelbar augelagerten Schotte r- massen, welche häufig die Unterlage der ausgedehnten Wiesen- flächen zwischen den Zechsteinrücken und den ersten Grauwacke- bergen bilden, enthalten nur wenig nordisches Material. Letzteres ist weit reichlicher vertreten in denjenigen mit grobem Sand ver- mischten, deutlich geschichteten Geröllelagern , welche zwischen den Höhecurven von 170 und 180 Meter im Schallergraben zwi- schen Tertiär und Lehm lagern. Die dem Harz fremden Ge- schiebe bestehen aus massigen und schiefrigen Amphibolgesteinen, Graniten, Feuerstein, Plänermergel, Muschelkalk und Buntsandstein. Diese geschichteten, aus sehr grobem und aus feinem Material bestehenden Ablagerungen fallen durch ihre stark gestörte Lage auf. Das Einfallen der Kies- und Sandbänke ist ein so steiles und verworrenes, dass an eine ursprüngliche Lagerung hier kaum gedacht werden kann. Man erhallt unwillkürlich den Eindruck, dass auch hier Störungen vor liegen, wie sie in neuester Zeit be- reits anderweitig im nördlichen Deutschland für die Quartärzeit nachgewiesen sind und dass nach dem Absatz des Glacialdiluviums auch im Westen des Harzes weitere Senkungen stattgefunden haben, welche Quetschungen und Zusammenschiebungen der lockeren Gesteine im Gefolge hatten. Dieselben mögen jedoch hier wohl auf locale Ursachen, z. B. Gypsauswaschuugen, zurückzuführen sein. Ganz ähnliche Störungen im Diluvium finden sich in der Braunschweiger Gegend, z. B. bei Thiede, wo mächtige Geröll- massen den Oberthalgraben ausfüllen. Die geschichteten Lager von Kies und Schotter in der Um- gebung von Bornhausen und Hahausen gehören nicht alle dem nämlichen Niveau an. Beim Vorwerk Klingenhagen sind solche offenbar dem Lehm eingelagert; die untere Grenze dieser höheren Schotterbänke liegt 25 Meter über der oberen Grenze der dicht bei Bornhausen anstehenden Kiese und Grande. Bemerkenswerth ist das Vorhandensein einer metermächtigen am nordwestlichen Harzrande zwischen Seesen und Hahausen etc. 151 Schicht, aus eckigen und scharfkantigen Platten und Bruchstücken des Buntsandsteins bestehend, zwischen tertiärem Sand und Schotter. Dieselbe ist an der Braunschweigischen Landeseisen- Schotter alter tertiärer jüngerer Gehängeschutt Sand Gehänge- des Bunt- Schutt sandsteius bahn zum Vorschein gekommen, dort wo diese das Tertiär beim Vorwerk Langenberg angeschnitten hat. Die Böschung ist hier senkrecht abgestochen um zum tertiären Sand gelangen zu können und habe ich diese Stelle in der vorstehenden Skizze wiederzu- geben versucht. Das obere Lager, zum gemischten Diluvium mit vorherr- schendem Harzer Schotter gehörig, ist 4 Meter stark und enthält nur abgerundete Geschiebe. Der eckige Sandsteinschutt rührt jedenfalls von dem unmittelbar in der Nähe anstehenden Bunt- sandstein her und ist wohl als eine Gehängebildung aufzufassen? welche vor sich ging, bevor die Gletscherabsclnnelzwasser der Diluvialzeit zur Bildung des Schotters Veranlassung gaben. In etwas grösserer Entfernung vom Harz enthalten die Kieslager des Nettegrabens nur verschwindend wenig Harzer Material. In der grossen Grandgrube südlich von Bockenem hart an der nördlichen Grenze des Blattes Lamspringe finden sich vorwiegend 152 J. H. Kloos, Die geognostischen Verhältnisse einheimische Gesteine, wie Pläner- und Muschelkalk, Bunt- und Quadersandstein neben Feuersteinen und nordischen Graniten. Grauwacke habe ich dort gar nicht gefunden und Kieselschiefer ist nicht reichlicher beigemengt als dies z. B. in den Geschiebe- sanden der Umgegend der Stadt Braunschweig der Fall ist. Diese Kiesgrube ist der Fundort von häufigen Resten von Elephas primigenius. Den Terrassen am Fusse des Harzes reihen sich die Aus- füllungen der Quertbäler zwischen den Grauwackebergen an; sie bildeten offenbar die Kanäle, durch welche die Schuttmassen sich schon seit sehr alter Zeit aus dem Gebirge ergossen haben. Bis zu einer beträchtlichen Höhe diese Thäler ausfüllend, stellen sie bis zu 1200 Meter lange, 200 Meter breite Ströme dar, in welchen die gegenwärtig dort fliessenden Bäche tiefe Rinnen ausgewaschen haben. Erstaunlich ist die Menge der zwischen Steinbühl, Schweinsrücken und dem Gläsener Berg angehäuften flachen Grauwackegeschiebe. Sie lassen sich bis 20 Meter über der Thalsohle an den Gehängen verfolgen, dann verwischen sie sich und werden durch den scharfkantigen oder nur kantenge- rundeten Gehängeschutt ersetzt. Letzterer ist am Schweinsrücken aus besonders grobem Material zusammengesetzt und verdeckt bis inj 90 Meter Höhe das anstehende Gestein. Erst auf der Höhe des schmalen Kammes sind die steil einfallenden Schichten entblösst. In der Tiefe der Thäler bildet der Schotter kleine, mit Hochwald bestandene Anhöhen, deren Fuss von den Bächen bespült und angenagt wird. Die starke Vegetation, welche sie bedeckt, zeugt von dem hohen Alter dieser Bildungen. Wenn man letztere in Gedanken entfernt, erhalten die Thäler das Ansehen kleiner Fjords und man könnte fast vermuthen, dass auch hier nicht das fliessende Wasser, sondern letzteres in fester Form einmal bei der Bildung und der nachträglichen Ausfüllung dieser engen Schluchten betheiligt gewesen sei. Die Vermuthung findet allerdings keine Bestätigung in der Beschaffenheit und Vertheilung der Geschiebe, denn einmal nehmen diese nach dem Ausgange der Thäler hin entschieden an Grösse ab und dann ist es mir nie gelungen am nordwestlichen Harzrande -zwischen Seesen und Hahausen etc. 1 53 irgend welche mechanische Spuren eines Eistransports in der Form einer Glättung oder Schrammung ausfindig zu machen. Auch der diluviale, lössartige Lehm zieht sich weit hinauf an die Harzer Berge und manchmal lässt er sich über eine bedeutende Erstreckung in den Hochwald hinein verfolgen. Am westlichen Abhang des Steinbühl habe ich ihn bis zur 260 Meter Curve nachweisen können. Mächtige Anhäufungen bildet er bei Seesen, Bornhausen, Rhüden u. s. w. und dient dort noch immer zur Darstellung von lufttrocknen Ziegeln. Der sich überall gleich- bleibende Charakter und die identische petrographische Beschaffen- heit dieser jüngsten diluvialen Gebilde in allen Flnssthälern und Versenkungsgräben deutet auf eine einheitliche Entstehung und auf eine völlige Unabhängigkeit von unseren jetzigen Flüssen und ihren Anschwemmungen. In den tieferen Lagen führt der Lehm auch Geschiebe, namentlich Feuerstein. Von organischen Resten habe ich auf Blatt Hahausen bis jetzt im Lehm nichts auffinden können. Eine Schichtung ist stets sehr undeutlich ausgeprägt oder fehlt gänzlich. Ueber Hypostome von Homalonoten. Von Herrn L. Beushausen in Berlin. Die Homalonoten bilden durch ihre gegenüber den meisten begleitenden Trilobiten - Formen wahrhaft riesigen Maassverhält- nisse, sowie durch die örtliche Häufigkeit ihres Vorkommens eins der charakteristischsten Elemente der Trilobitenfauna in den oberen Silur- und tieferen Devonbildungen. Schon im Untersilur vertreten und bis in’s Mitteldevon hinaufgehend1), ist die Gattung in zahl- reichen Arten weit verbreitet; aus Europa, Afrika, Nord- und Süd- amerika kennt man ihre Beste. Jedoch steht das Maass unserer Kenntnisse zu der Zahl der beschriebenen Arten durchaus nicht im Verhältniss; bei weitem die Mehrzahl derselben ist nur in Bruch- stücken, meist Pygidien, bekannt, und wir haben daher neben einer beschränkten Zahl gut gekannter Arten, die sich in natür- liche , wenn auch wenig scharf umgrenzte Sippen sondern lassen, ein Heer von Formen, deren Stellung mehr oder minder zweifel- haft bleibt, und die der Eine hier, der Andere dorthin stellt. Bei diesen Umständen ist es leicht abzusehen, dass derartige Elemente wie das Hypostom nur in sehr seltenen Fällen zur Beobachtung gelangen werden, zumal da die Art der Erhaltung eine Präparation fast immer ausschliesst. Durchforscht man die einschlägige Literatur, so ergiebt sich in der That, dass die Beob- *) A. Halfar, Zeitsclir. d. Deutsch. geol.Ges. Bd. XXXIII, S.50'2 ; Bd. XXXIX, S. 842; Bd. XLI, S. 806. L. Beushausen, Ueber Hypostome von Homalonoten. 155 achtung des Hypostoms bis jetzt im Ganzen erst bei vier Arten gelungen ist. Diese sind H. (Subg. Brongniartia ) bohemicus Barr. Etage Dd 2. H. ( » Trimerus ) delphinocephalus Green. Dudley li- mestone. H. ( » Koenigia ) Knightii Koenig. Upper Ludlow. II. ( » Dipleura ) Dekayi Green. Hamilton Group. Aus Deutschland ist bis jetzt in der Literatur noch kein Fall bekannt, in welchem ein Homalonotus - Hypostom beobachtet wäre, obwohl die Gattung doch in unserem Unterdevon und bis in’s Mitteldevon hinauf in einer stattlichen Anzahl von Arten vertreten ist. C. Koch , dessen Monographie der Homalonotus - Arten des rheinischen Unterdevon1) für unsere heutige Kenntniss grundlegend ist, und dem wohl das reichhaltigste je vereinigt gewesene Material Vorgelegen hat, meinte zwar, bei einer Art, H. scabrosus = H. gigas Roemer, das Hypostom beobachtet zu haben2), allein E. Kayser, der die KocH’sche Abhandlung nach dem zu frühen Tode des Verfassers vervollständigte und herausgab, bemerkt mit Recht in einer Fussnote zu der Tafelerklärung: »Der abgebildete Körper weicht in seiner Gestalt so sehr von sonstigen Homalonotus- Hypostomen ab, dass seine Deutung als ein solches zweifelhaft erscheint.« Das fragliche Stück ist mit der KoCH’schen Sammlung in den Besitz der königl. geologischen Landesanstalt gekommen und lässt keinem Zweifel darüber Raum, dass es ein Homalonotus- Hypostom nicht ist. Um so interessanter war es mir, dass Herr Landesgeologe Grebe in Trier vor einigen Jahren für die Sammlung der geolo- gischen Landesanstalt ein Exemplar von Homalonotus armatus Burm. einsandte, an welchem das Hypostom in situ er- halten ist. Das betreffende Stück, ein wahres Prachtexemplar von ca. 23 Centimeter Länge, stammt aus den unteren Coblenz- schichten des bekannten Fuudpuuktes St. Johann a. Kyll und ist, ') Abbandl. z. geol. Spec.- Karte v. Preussen etc. Bd. IV. Heft 2. 1883. 2) 1. c. S. 44, Taf. IV, Fig. 4. 156 L. Beushausen, Ueber Hypostome von Homalonoten. auch abgesehen von der Erhaltung des Hypostoms, für unsere Kenntniss von H. armatus in mehr als einer Hinsicht bemerkens- werth, worauf ich hier jedoch nicht weiter einzugehen habe. Zu diesem ersten, in der April-Sitzung der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft 1 889 3) von mir vorgelegten Exemplar hat sich später noch ein zweites, isolirtes Hypostom gesellt, welches Herr Dr. Frech in den unteren Coblenz-Scliichten von Stadtfeld gefunden hat und mir in liebenswürdigster Weise für die vor- liegende kleine Arbeit zur Verfügung stellte. Ist somit das gesammte zu Gebote stehende Material an Homalonotus- Hypostomen auch ein im Verhältniss zu dem grossen Formenreichthum der Gattung recht spärliches und noch dazu meist so mangelhaft erhalten bezw. bekannt, dass beispielsweise so wichtige Punkte, wie das Vorhandensein bezw. die Gestalt der Flügel sowie der Duplicatur gar nicht festzustellen sind, so schien es mir doch im Hinblick auf das erhöhte Interesse, welches diese Schalen -Elemente gewonnen haben, seitdem sie von Novak in weitgehendem Maasse zur Gattungs - Begrenzung herangezogen worden sind, und bei der geringen Aussicht, dass sich das vor- handene Material in naher Zukunft irgendwie erheblich vermehren werde, immerhin wünschenswerth, das wenige bis jetzt Bekannte zusammenzustellen. Ein glücklicher Umstand, welcher die grosse Spärlichkeit des zur Verfügung stehenden Materials wenigstens in etwas ausgleicht, ist dabei der, dass fünf der sechs von Salter unterschiedenen Sippen* 2) durch je ein Hypostom vertreten sind, das in allen Fällen einem typischen Vertreter der jeweiligen Sippe angehört, in drei Fällen (//. delphinocephalus , Knightii und Dekayi ) sogar der von Salter selbst ausdrücklich als »Type« bezeichneten Art. Man erhält so wenigstens einen ungefähren Ueberblick über die verschiedenen Ausbildungen des Hypostoms innerhalb der Gattung. ') Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 41 S. 374. 2) Es erscheint angebracht, die Abtheilung 2 von Brongniartia , welche die Calymene ähnlichsten Formen umfasst, und deren Typus H. rudis ist, als eigene Sippe zu betrachten, für welche sich der Name Salteria empfehlen würde. L. Beushausen, lieber Hypostome von Homalonoten. 157 Bei der Beschreibung der Hypostome folge ich in der Be- zeichnung der einzelnen Theile der von Novak1) weiter ausge- bildeten BARRANDE’scheu Methode, welche auch von Zittel2) an- genommen und von BröGGER3) noch in etwas erweitert ist. Das Hypostom von H. bohemicus (Fig. 1) wurde von Bar- rande in dem Supplementband zu Band I des Systeme Sibirien Fig. 1. Hypostom von H. bohemicus Bark. Copie nach Barrande. 1 72 mal vergr. de la Boheme S. 37 beschrieben und auf Tafel I , Fig. 6 abge- bildet. Ich habe diese Abbildung ebenso wie diejenigen der übrigen beschriebenen Hypostome reproduciren lassen, um einen directen Vergleich zu ermöglichen. Barrande’s kurze Beschreibung lautet: »L’hypostome qu’on voit en place, ressemble beaucoup ä celui de Calymene, et offre une double pointe ä son bord po- sterieur. « Diese kurzen Angaben werden durch die zwar kleine, aber genaue Abbildung in wünschenswerther Weise ergänzt. Dieselbe zeigt das Hypostom in situ, von der Innenseite (mit Rücksicht auf seine Lage zum Kopfschild), es erscheinen daher, wie auch bei der Abbildung des Hypostoms von 77. delphinocephalus , alle Verhältnisse umgekehrt — die gewölbten Lappen als Vertiefungen, die Furchen als Leisten, die Duplicatur und die Flügel sind nach dem Beschauer zu umgelegt zu denken u. s. w. — , worauf bei der Vergleichung zu achten ist. Das Hypostom erscheint im Grossen und Ganzen fünfeckig. Der Vorderrand ist in der Mitte lappig vorgezogen, die Vorder- flügel sind klein und — anscheinend — abgerundet. Die Seiten- ') Sitzungsberichte d. kgl. böhm. Ges. d. Wiss. 1879, S. 477 f. 2) Handbuch d. Palaeontologie, Bd. I, Abth. II, S. 573. 3) Ueber die Ausbildung des Hypostomes bei einigen skandinavischen Asa- phiden. Stockholm 1886. 158 L. Beushausen, Ueber Hypostome von Homalonoten. ränder haben einen bis zur Mitte ihrer Länge reichenden zungen- förmigen Ausschnitt und verlaufen convergirend , fast geradlinig zum Hinterrande. Dieser bildet in seiner ganzen Breite einen flachbogigen Ausschnitt und mit den Seitenrändern etwas abge- stumpfte Ecken. Das Mittelstück ist von etwa eiförmiger Ge- stalt und flachgewölbt. Die Randsäume scheinen sehr schmal zu sein. D ie Furchen sind sämmtlich deutlich ausgeprägt. Die Vorderfurche verläuft in einem Halbkreis und legt sich dicht an den V orderrand. Die Mittelfurche legt sich unmittelbar an die Seitenränder hinter den Vorderflügeln an, verläuft in einem festonartigen Bogen quer über das Hypostom und trennt so einen hinteren schmalen bandförmigen Lappen des Mittelstücks voll- ständig von dem grossen Vorderlappen ab. Dieser hintere Lappen wird seinerseits begrenzt durch die zu einem einzigen Bogen ver- schmolzenen Hinter- und Seiten furchen. — Das Vorhandensein der augenscheinlich abgebrochenen Duplicatur scheint durch die Doppel- Contur angedeutet zu sein. Fig. 2. Hypostom von H. delphinocephalus Green. Copie nacli Salter. Die Kenntniss der Hypostoine von H. delphinocephalus Green und H. Knightii KoeniG verdanken wir Salter1). Das erstere ist auf Taf. XI, Fig. 7 abgebildet, ohne dass jedoch im Text seiner Erwähnung geschieht, man ist daher zwecks Vergleichung lediglich auf die Abbildung angewiesen. Diese stellt das Hypo- stom von der Innenseite dar. Der Umriss erscheint, wenn man die mächtig entwickelten Vorderflügel ausser Acht lässt, etwa quadratisch, mit seicht eingebuchtetem Vorderrande und fast ge- raden Seitenrändern, welche durch abgerundete Ecken in den b A monograpli of tlie British Trilobites. London, 1864- — 1883. L. Bedshausen, Ueber Hypostome von Somalonoten. 159 geradlinigen, in der Mitte mit einem kleinen halbmondförmigen Ausschnitt versehenen Hinterrand übergehen. Die aus der Ab- bildung ersichtlichen Höcker auf den grossen augenscheinlich un- vollständig erhaltenen Vorderflügeln stellen wahrscheinlich die Bruchstellen dar, ebenso wie die Duplicatur an den Seitenrändern angedeutet erscheint, falls nicht etwa, wie auch bei II. bohemicus , ein Randleistchen damit hat angedeutet werden sollen. Die vor- dere Furche verläuft, etwas geknickt, ähnlich wie bei H. bohemicus und trennt das anscheinend ziemlich gewölbte Mittelstück von dem weit flacheren vorderen Raudsaum. Die Mittelfurche be- schreibt einen nach den Hinterecken zu ein wenig ausgebauchten Bogen und trennt einen sehr schmalen hinteren von einem grossen ovalen vorderen Lappen des Mittelstücks ab. Nach vorne ist ihr Verlauf nicht ganz deutlich zu ersehen, anscheinend verläuft sie mit der Vorderfurche zusammen in einer flachen sich hinter den Vorderflügeln an die Seitenränder anlegenden Depression. Die Seitenfurchen legen sich dicht an die Seitenränder an und ver- laufen parallel mit denselben, sodass nur ganz schmale Rand- säume übrig bleiben; die hintere Furche liegt vom Hinterrande etwas mehr entfernt und erscheint ganz flach eingezogen. Fig. 3. Hypostom von H. Knightii Koenig. Copie nach Saltek. (Der Vorderrand erscheint etwas zu stark geschweift.) Von dem Hypostom des II. Knightii giebt Salter ausser der Abbildung (1. c. Taf. 12, Fig. 10) auch eine kurze Beschrei- bung (1. c. p. 120): »The labrum is a flattened quadrate plate, deeply bilobed at the apex, and with parallel sides, no lateral wings, a convex centre separated from the margin by a shallow furrow; and with a pair of lateral tubercles well developed.« Zur Ergänzung dieser Beschreibung ist noch Folgendes hinzuzufügen: Im Umrisse nähert sich das die Aussen- oder Frontalseite nach oben kehrende Hypostom einigermaassen demjenigen von H. 160 L. Beoshausen, lieber Hypostome von Homalonoten. bohemicus ; doch ist der seitliche Ausschnitt gleichmässiger, und der hintere Ausschnitt ist bei weitem schmaler und tiefer, sodass der hintere Randsaum zwei breite abgerundete Lappen bildet. Das durch die undeutliche vordere Furche von dem flachen Rand- saum abgegrenzte Mittelstück ist wiederum gewölbt und wird durch die breite und tiefe, sich an die Seitenränder anlehnende hintere Furche nach hinten abgeschnürt, welche ihrerseits wieder mit einem schmalen wulstartigen Rand gegen den hinteren Rand- saum absetzt. Die nach den Seiten zu verlaufende Mittelfurche hat eine festonartige Gestalt. — Zwischen ihr und der hinteren Furche tritt auf dem sehr schmalen hinteren Lappen des Mittel- stücks ein Element auf, welches den oben besprochenen beiden Hypostomen vollkommen fehlt, es sind dies zwei längliche, schmale, scharfe Knötchen, welche symmetrisch angeordnet zu beiden Seiten der Mittellinie in der Richtung der hinteren Furche liegen und sehr charakteristisch sind. Die kurzen, dicht au den Rand herantretenden Seitenfurchen verschmelzen völlig mit der hinteren Furche. Ob die nach Salter fehlenden Flügel nicht doch vorhanden sind und das anscheinende Fehlen nur auf ungünstige Erhaltung zurückzuführen ist, muss unentschieden bleiben, dagegen scheint der Abbildung nacb ein Randleistchen vorhanden zu sein. Fig. 4. Hypostoni von H. Dekayi Green. Copie nach Hali.. Das vierte und letzte der aus der Literatur bekannten Ho- malonotus- Hypostome ist dasjenige von //. Dekayi Green, wel- ches von J. Hall in Band VII seiner Palaeontology of New- York, p. 9 beschrieben und auf Taf. II, Fig. 12 abgebildet ist. Die Beschreibung Hall’s lautet: »Hypostome subquadrate, auriculate at the anterior angles, »emarginate on both anterior and posterior margins; cen- L. Beushausen, Ueber Hypostome von Homalonoten. 161 »trum low, convex; posterior sulcus and posterior lateral »pits conspicnous; margins thickened, not reflected. »Snrface pustulose.« Die Abbildung giebt die Aussen- oder Frontalseite wieder. Im allgemeinen Umriss zeigt das Hypostom Aehnlichkeit mit II. delphinocephalus , doch ist der Vorderrand etwas mehr ausgebuchtet, die Seitenränder sind weniger geradlinig und der Hinterrand zeigt ganz abweichend einen grossen, seichten, an H. bohemicus erinnernden Ausschnitt. Die Vorderflügel sind weniger stark ent- wickelt als bei II. delphinocephalus. Von einer vorderen Furche ist nichts zu erkennen, das Mittelstück scheint sich nach dem vorderen Randsaum bezw. den Flügeln zu allmählich abzu- dachen. Die übrigen Randsäume erscheinen abgeflacht. Die stark ausgeprägte Mittelfurche verläuft, wie bei II. bohemicus , von den Ansatzstellen der Vorderflügel ihren Ausgang nehmend, festonartig über das Mittelstück. Der auf diese Weise abge- schnürte hintere Lappen desselben wird begrenzt durch die hin- tere Furche, welche in der Mitte in ähnlicher Weise wie der Hinterrand eingebogen ist. Die Seitenfurchen verlaufen dem Rande parallel. Fig. 5. des Originals. St. Johann a. Kyll. Geologische Landesanstalt. Das erste der beiden mir zur Verfügung stehenden leider unvollständig erhaltenen Hypostome, welches durch seine Erhal- tung in situ keinerlei Zweifel über seine Zugehörigkeit zu II. ar- matm aufkommen lässt, ist dadurch zur Beobachtung gelangt, Jahrbuch 1891. li 162 L. Beushausen, Ueber Hypostome von Homalonoten. dass an dem in Frage stehenden Exemplar der grösste Theil der Glabella und die rechte Wange abgesprengt sind, so dass die Innenseite des Hypostoms freigelegt erscheint. Natürlich sind infolgedessen Flügel und Duplicatur bis auf geringe Reste mit weggebrochen, ebenso fehlt der Yorderrand und der grössere Theil des rechten Seitenrandes. Doch genügt das Vorhandene, um sich ein einigermaassen klares Bild machen zu können. Ein scharfer Wachsabdruck von dem Original, der also die Charak- tere der Aussen- oder Frontalseite wiedergiebt, hat der oben- stehenden Abbildung als Grundlage gedient. Der allgemeine Umriss ist, abgesehen von den seitlich her- ausspringenden Vorderflügeln, im Grossen und Ganzen länglich- viereckig. Ueber die Gestalt des fehlenden Vorderrandes eine Vermuthung zu äussern, erscheint bei dem geringen Vergleichs- material gewagt, obwohl es zweifellos ist, dass vielfach ganz be- stimmte Beziehungen, oft sogar ein ausgesprochener Parallelismus, in Bezug auf die Gestaltung des Vorderrandes der Glabella und desjenigen des Hypostoms bestehen, eine Thatsaclie, welche schon BröGGER bei den Asaphiden aufgefallen war1), die jedoch auch für viele andere Trilobiten zutrifft (z. B. Dahnannia , Cheirurus , Calymene u. a. m.). Für 11. bohemicus, delphinocephalus und H. Dekciyi gilt diese Regel gleichfalls, weniger dagegen für 11. Kniglitii , bei welchem der Vorderrand des Hypostoms mehr an den Stirn- rand des Kopfschildes erinnert. Die Vorderflügel, deren linker im Sinne der Lage des Hypostoms zum Kopfschild zum Theil erhalten ist, springen seitlich öhrchenartig vor und sind mit ihrem Hinterrande aufwärts gebogen. Die Seitenränder sind sanft S-förmig gebogen und con- vergiren nach hinten etwas. Der Hinterrand, mit den Seiten- rändern in scharfen Ecken zusammenstossend, bildet einen zungen- förmigen Ausschnitt. Das Mittelstück, flach bucklig im Gegen- satz zu den völlig abgeplatteten Randsäumen , zeigt einen eiför- migen Umriss, ist jedoch nicht scharf begrenzt, da die vordere und die Seitenfurchen sehr schwach ausgeprägt sind. Etwas !) 1. c. S. 22. L. Beushausen, Ueber Hypostome von Homalonoten. 163 deutlicher tritt dagegen die hintere Furche hervor, welche in der Mitte ein wenig eingezogen erscheint und gegen den etwas ab- wärts gebogenen hinteren Randsaum durch einen etwas wulstigen Rand begrenzt wird. Noch schärfer und zugleich sehr charakte- ristisch ist der Verlauf der Mittelfurche. Diese tritt etwa in halber Höhe des Mittelstücks beiderseits als eine ziemlich schmale, S-förmige, schräg nach innen ziehende Furche auf und erstreckt sich, plötzlich breiter und flacher werdend, bis fast zur Mittel- linie. Hier nimmt die Breite wieder mehr ab, sodass der vordere Lappen des Mittelstücks ein wenig nach hinten ausgezogen er- scheint. Der durch die Mittelfurche abgeschnürte hintere, band- förmige Lappen des Mittelstücks schwillt beiderseits der Mittel- linie, und zwar da, wo die Furche am schärfsten ausgeprägt ist, zu je einem kleinen, nicht sehr scharf umgrenzten länglichen, spitzigen Höcker an, welche durchaus den oben von H. Knightii beschriebenen entsprechen. — Auf der Innenseite treten diese Höcker als Vertiefungen auf, während natürlich die Furchen als Wülste erscheinen. — Ob Hinterflügel vorhanden waren, lässt sich aus dem oben angeführten Grunde nicht entscheiden, dagegen konnten Reste der Duplicatur noch am linken Seitenrande beob- achtet werden. Unvollständiges Hypostom von II. rhenanus Koch? Oberstadtfeld. Coli. Frech. Das zweite mir vorliegende, von Stadtfeld stammende Stück ist, wie bereits oben bemerkt, isolirt erhalten, sodass die Zu- theilung zu einer bestimmten Art nicht ohne Weiteres möglich ist. Die Erhaltung des mit der Aussen- oder Frontalseite freilie- genden Hypostoms ist spiegelbildlich fast genau die gleiche wie die des eben beschriebenen Stückes: es fehlt der Vorderrand nebst Fig. 6. 11 164 L. Beushauskn, Ueber Hypostome von Homalonoten. Vorderflügel und der grösste Theil des rechten Seitenrandes (im Sinne der Lage zum Körper des Thieres). Die Gestalt ist gleichfalls sehr ähnlich, doch verhältnissmässig ein wenig breiter. Aus der Abbildung geht des Weiteren ohne lange Beschreibung auch die grosse Aehnlichkeit im Verlauf der Furchen und der Gestalt des Mittelstiicks hervor. Immerhin bleiben aber einige Abweichungen bestehen: Die Höcker hinter der Mittelfurche erscheinen schärfer umschrieben , die Mittelfurche dagegen bedeutend seichter. Ferner ist ihr Verlauf zwischen den Höckern bedeutend flachbogiger und zeigt keine Spur einer Einziehung in der Mittellinie. Der vordere Lappen des Mittelstücks erscheint infolgedessen kürzer abgestutzt. End- lich prägt sich die vordere Furche in der Mittellinie plötzlich et- was schärfer aus, sodass das Mittelstück hier nach vorne etwas schärfer abgesetzt ist. — Die Duplicatur ist an mehreren Stellen theilweise sichtbar. Es kommt nun bei Stadtfeld sowohl Jl, armatus wie H. rhe- nanus Koch vor, letzterer in überwiegender Zahl, und man könnte sich angesichts der Aehnlichkeit des Stückes mit dem Hypostom der ersteren Art einigermaassen in Zweifel befinden, ob das Hy- postom nicht am besten zu H. armatus gestellt werde. Ich halte jedoch die oben hervorgehobenen Unterschiede für wesentlich genug, um die letztere Annahme auszuschliessen, und es unterstützt mich dabei der Umstand, dass auch das Hypostom des den Typus der H. rhenanus mit umfassenden Gruppe Koenigia bildenden II. Knightii eine verhältnissmässig grosse Aehnlichkeit mit demjenigen von H. armatus besitzt. Immerhin ist eine Sicherheit über diesen Punkt natürlich nicht zu erlangen. Wenn ich mich nun der Frage zuwende, welche durch Novak’s Ausführungen und den Widerspruch, den diese erfahren haben, so interessant geworden ist, der Frage nach dem systematischen Werth der Hypostom -Merkmale, so ist von vorn- herein klar, dass für die Gattung Homalonotus bei der völligen Unzulänglichkeit des Materials an Hypostomen und der geringen Anzahl vollkommen bekannter Arten dieser so formenreichen Gat- tung eine Untersuchung, welche sich auf Einzelheiten erstreckt, L. Beushausen, Ueber Hypostome von Homalonoten. 165 Anspruch auf Zuverlässigkeit ihrer Resultate nicht erheben kann. Man wird sich vorderhand mit den beiden unmittelbar aus der Betrachtung sich ergebenden Thatsachen zu begnügen haben, dass erstens alle abgebildeten Homalonotus-Hypostome trotz aller Ab- weichungen im Einzelnen doch deutlich einen gemeinsamen ein- fachen Grundtypus erkennen lassen, der sich an den Typus der Calymene - Hypostome anschliesst (vgl. z. B. das Hypostom von Calymene Blumenbachii bei Salter, Tafel 8, Fig. 9.) — ein Um- stand, der bei der nahen Verwandtschaft beider Gattungen zu er- warten war — und zweitens, dass die Homalonotm- Hypostome mit Rücksicht auf ihre Oberflächensculpturen sich in zwei Gruppen sondern lassen, zu deren erster die Hypostome von H. bohemicus , II. delphinocephalus und 11. DeZcayi gehören, während die zweite von denjenigen des II. Knightii , H. armatus und H. ? rhenanus gebildet wird. Die erste Gruppe zeigt glatte Oberfläche mit ein- fachen festonartigen Furchen, die zweite zeichnet sich durch das Auftreten der paarigen Tuberkel und damit im Zusammenhänge durch die Anfänge weiterer Diflerenzirung der Oberfläche aus. Diese beiden Gruppen würden umfassen: Gruppei die Sectionen Brongniartia I und //, Trimerus und Dipleura , Gruppe II Koeni- gici und Burmeisteria. Hiermit ist jedoch auch Alles gesagt. Weitergehende Schlüsse zu ziehen, erscheint bei dem jetzigen Stande unserer Kenntniss völlig aussichtslos. Vor allem scheint mir der Versuch völlig unberechtigt, der etwa gemacht werden könnte, auf Grund der Hypostom-Ausbildung Homalonotus in zwei Gattungen oder Hauptgruppen zerlegen zu wollen, sodass auf der einen Seite Brongniartia II Unt. Silur, Brongniartia I Unt. Silur, Trimerus Ob. Silur, Dipleura Devon, zusammengefasst würden, auf der andern Seite etwa als jüngerer Seitenzweig Koenigia (Ob. Silur) und Burmeisteria (Devon.) Es hat eine solche Auffassung ja im ersten Augenblick etwas Bestechendes, allein schon eine flüchtige Betrachtung der übrigen Charaktere der in Betracht kommenden Arten bezw. Artengruppen 166 L. Beushausen, Ueber Ilypostome von Homalonoten. genügt, um erkennen zu lassen, dass eine solche lediglich von Hypostom - Merkmalen ausgehende Zweitheilung der Gattung weder hinsichtlich der Einheitlichkeit der neuen Gattungen oder Untergattungen noch auch in Rücksicht auf die Unterschiede beider den Ansprüchen der natürlichen Systematik irgendwie ge- nügt. Es scheint mir im Gegentheil , dass BröGGER mit vollem Recht vor der einseitigen Ueberschätzung des Werthes der Hy- postome für die Systematik gewarnt hat. Für Homalonotus werden wir jedenfalls am besten thun, einstweileu die SALTER’sche Gruppen- Eintlieilung beizubehalten, so wenig befriedigend dieselbe auch in mancher Hinsicht sein mag; Wandel hierin kann nur durch die mit der Zeit zu erhoffende genauere und vollständige Kennt- niss der vielen auf Bruchstücke gegründeten Arten geschaffen werden. Bericht über den von der geologischen Gesellschaft in Lille veranstalteten Ausflug in das Quartär- gebiet des nördlichen Frankreich und des süd- lichen Belgien. Von Herrn Felix Wahn schaffe in Berlin. Di e vom 5. bis 9. Juni dieses Jahres (1892) von der Societe geologique du Nord in Lille veranstalteten Ausflüge hatten den Zweck, über die Quartärbildungen des nördlichen Frankreich und des südlichen Belgien einen Ueberblick zu gewähren und die von Herrn J. Ladriere gegebene Gliederung aus eigener Anschauung kennen zu lehren. Auf eine Einladung von Seiten der Gesell- schaft war ich von der Direction der Königlichen geologischen Landesanstalt und Bergakademie beauftragt worden, an den Aus- flügen Theil zu nehmen. J. Ladriere hat innerhalb der Quartärbildungen des ge- nannten Gebietes drei Abtheilungen unterschieden, von denen jede an der Basis mit einer Grandschicht beginnt und eine Reihe verschiedener Ablagerungen enthält. Die Folge der Schichten und die Merkmale derselben sind von ihm in folgender Weise angegeben worden Q: S Oberer Lehm (limon superieur), röthlich -braun. Feiner, ockergelber Lehm oder Löss (limon fin, jaune d’ocre oder ergeron). Oberer Grand (gravier superieur), gewöhnlich ein- theilung. i fache Schicht von sehr kleinen Feuersteintrümmern, r tertiären Gerollen und zuweilen Instrumenten der ' Mousterien - Periode. 9 Vergleiche J. Ladriebe, Etüde strati graphique du terrain quaternaire du Nord de la France. (Annales de la Societe geologique du Nord T. XVII, p. 93 — 276.) 1 68 Felix Wahnschaffe, Bericht über den von der geol. Gesellsch. in Lille Mittlere Ab- tlieilung. U ntere Ab- theilung. Aschgrauer oder weisslicher Lehm (liinon gris-cendre) mit Manganausscheidungen oder mit Succineen und Pflanzenresten. I Lehm mit Kluftstructur (limon fendille), voll- I kommen zertheilt in kleine schiefrige, durch Eisen- 1 oxydhydrat röthlichbraun gefärbte Trümmer. Gelblicher milder Lehm ('limon doux) , mit j schwarzen kohligen Flecken. , Streifiger Lehm (limon panache), thonig, grau, mit gelben Adern, sehr sandig an der Basis, ent- hält zuweilen zahlreiche fadenförmige Eisencon- I cretionen. I Mittlerer Grand (gravier moyen), gebildet aus Tertiärgeröllen, aus zerspaltenen und behauenen, sowie sehr grossen wenig gerollten Feuersteinen. Auf nicht ursprünglicher Lagerstätte Reste von \ Elephas primigenius , Hyaena spelaea u. s. w. (Schwärzlicher, humoser Lehm (limon noirätre tourbeux) oder Humusschicht mit Succineen. Grünlich -grauer oder blauer Thon (glaise), thonig oder sandig-thonig, enthält vereinzelte Eisen- concretionen , Pflanzenreste , einige Feuerstein- trümmer und zuweilen Succineen. i Grober, thoniger, grünlicher Sand (sable / grossier), einige Feuersteintrümmer enthaltend, i Diluvium oder Untere r Gran d (gravier inferieur), (gebildet aus grobem Sand und aus ziemlich grossen Blöcken und Gerollen der Felsarten, die im Sammel- gebiet der Flussläufe anstehen. Man findet hier Elephas primigenius, Rhinoceros tichorhinus , Equus u. s. w. und bisweilen Instru- mente der Chelleen -Periode. Der erste Excursionstag war der Besichtigung der vom Quar- tär gebildeten Hochfläche in der Umgebung von Amiens gewid- met, welche, auf dem linken Ufer der Somme gelegen, sich mit veranstalteten Ausflug in das Quartärgebiet des nördl. Frankreich etc. 1G9 verhältnissmässig steilem Absturz bis zu der 1 — lVg Kilometer breiten Thalebene dieses Flusses herabsenkt. Zunächst wurden die südöstlich von Amiens bei Boves, Saint Acheul und am Ein- gänge der Stadt Amiens gelegenen Aufschlüsse besichtigt. In einer unmittelbar am Thalgehänge befindlichen Grube bei Boves war von oben nach unten folgendes Profil aufgeschlossen : Obere ' Limon de lavage (Gehängelehm) . . . 0,80 Meter Ab- . Limon superieur 0,80 » theilung. ( Limon jaune d’ocre (ergeron) .... 4,00 » Mittlere Ab- theilung. Sehr deutliche Erosionslinie. Limon gris-cendre .... 0,20 — 1,50 Meter Deutliche Erosionslinie Limon fendille 1,00 — 2,00 Meter Limon doux avec taches noires. Der sonst die Basis der oberen Abtheilung bildende Obere Grand ist in diesem Profil nur ganz schwach entwickelt und die untere Abtheilung nicht erreicht. Der Limon gris-cendre ist in der Mitte des Aufschlusses durchfurcht und fast zerstört. Ein wenig nördlich vom Ausgange des Dorfes Boves treten an der Chaussee Reste des Mittleren Grandes und unter denselben der Sable grossier, sowie der Untere Grand zu Tage. In den Gruben bei Saint Acheul sind die verschiedenen Glieder der drei Abtheilungen des Quartärs in verhältnissmässig grosser Vollständigkeit aufgeschlossen, doch ist hier zuweilen, z. B. bei dem Aufschluss am Kirchhofe die mittlere Abtheilung durch stattgehabte Erosion bedeutend in ihrer ursprünglichen Mächtigkeit verringert worden. Der Limon panache der mittleren Abtheilung, welcher im Gebiete des Sambreflusses so sehr cha- rakteristisch für dieselbe ist, wird im Sommegebiet durch Adern von grobem Sande vertreten. Auch die untere Abtheilung des Quartärs ist in der Umgebung von Amiens sehr eingeschränkt, sodass der Thon (glaise) gewöhnlich fehlt und auch der Sable grossier keine vollständige, zusammenhängende Schicht bildet, sondern meist nur in kleinen linsenförmigen Partien erhalten ge- blieben ist. 170 Felix Wahnschaffe, Bericht über den von der geol. Gesellsch. in Lille Bei Saint Acheul sind die berühmten Fundstellen von Stein- werkzeugen der Mousterien -Periode in den Granden der oberen Abtheilungen und der Chelleen- Periode in den Granden der un- teren Abtheilung. Zwischen der mittleren und unteren Abthei- lung, gewöhnlich den Unteren Grand bedeckend, findet sich hier zuweilen eine Schicht, die aus Körnern und Trümmern der Kreide und aus Feuersteinen gebildet wird und unter dem Namen »Presle« bekannt ist. Westnordwestlich von Amiens auf dem Plateau de Grace, welches nach Osten zu zwischen den Thälern der Somme und Seile einen scharfen Vorsprung bildet, sind die verschiedenen Glieder der oberen und mittleren Abtheilung sehr gut entwickelt. Dei Obere Grand tritt hier als Trennungsschicht zwischen dem Ergeron und dem Limon fendille überall deutlich hervor. Die Schichten sind hier, sowie überall an den Abhängen der grösseren Thäler, nach dem Thale zu geneigt. Auf der Höhe des Pla- teau de Grace verschwinden die Schichten der oberen Abtheilung völlig, sodass, wie in einigen Aufschlüssen zu ersehen war, der Limon panache mit dem darüber folgenden Limon fendille an der Oberfläche und unmittelbar auf der weissen Kreide liegen. Am Montag, den 6. Juni, begann die Excursion ungefähr 100 Kilometer östlich von Amiens bei Guise, wo der nach Westen gerichtete Flusslauf der Oise sich nach Norden wendet, dann wiederum auf eine kurze Strecke in die westliche Richtung zu- rückkehrt, um schliesslich nach scharfer Umbiegung die südwest- liche Hauptrichtung bis zur Vereinigung mit der Seine beizube- halten. Das durch den bogenförmigen Lauf von der Oise einge- schlossene Stück des Plateaus wurde in ost- westlicher Richtung längs der Strasse von Guise nach Macquigny von uns durchquert. Nördlich von dem alten Schlosse in Guise findet sich unten am Thalgehänge ein schöner Aufschluss, in welchem die an Feuer- steinknollen sehr reiche Kreide mit Micraster breviporus zu Tage tritt. Sodann sieht man in einer Grandgrube südlich von der Chaussee von oben nach unten folgendes Profil: veranstalteten Ausflug- in das Quartärgebiet des nördl. Frankreich etc. 171 Limon de lavage (Gehängebildung). Limon panache, grau mit zahlreichen eisenschüssigen Concretionen im oberen Theil. Gravier moyen, gebildet aus Gerollen von Primär- gesteinen, Feuersteintrümmern und ganz erhaltenen Feuersteinknollen. Sable grossier. Gravier inferieur, zusammengesetzt aus Ardennege- steinen, Sandsteinen und sibirischen Quarziten. Beim Hinaufsteigen auf das Plateau findet maü die Glieder der drei Abtheilungen des Quartärs in ziemlich vollständiger Folge. In den Einschnitten an der Chaussee ist ein graublauer fetter Thon (glaise) der unteren Abtheilung aufgeschlossen und darüber liegt der mittlere Grand, welcher jedoch der Erosion oft so sehr anheimgefallen ist, dass nur noch eine dünne Zone kleiner Geschiebe dieses Niveau anzeigt. Ueber dem mittleren Grande folgen der Reihe nach Limon panache, Limon doux avec taches noires, Limon feudille und Limon gris-cendre, welche mit erste- rem die mittlere Abtheilung des Quartärs bilden. Die obere Ab- theilung desselben ist durch den Limon superieur und den Erge- ron vertreten, welche oft unmittelbar auf dem Limon feudille oder dem Limon gris-cendre liegen. Die obere Abtheilung ist von der mittleren oft durch eine unregelmässig verlaufende Erosionslinie (ligne de ravinement) getrennt, eine Erosion, welcher der Obere Grand meist ganz zum Opfer gefallen ist. Auf der Höhe des Plateaus liegt der Sandsteinbruch von Couvrou. Die Schichten der oberen und mittleren Abtheilung des Quartärs sind hier völlig verschwunden. An der Oberfläche liegt ein röthlichgrauer Thon (glaise) von 1 Meter Mächtigkeit, welcher namentlich an der Basis grössere Sandsteinblöcke in sich einschliesst. Hier hat man Reste von Elephas primigenius ge- funden , auch kommen Blöcke von dem sehr fossilreichen Sable landenien superieur vor, welcher dem belgischen Ypresien ent- spricht, aber in dieser Gegend anstehend nicht bekannt ist. Unter dem Thon sind bis auf 5 Meter Teufe die eocänen Sande (sables Mittlere Ab- theiluug Untere Ab- theilung 172 Felix Wahnschaffe, Bericht über den von der geol. Gesellsch. in Lille landeniens) aufgeschlossen, welche eine littorale Bildung darstellen und hier das oberste Glied des Eocäns bilden. Als linsenför- mige, mehr oder weniger grosse Einlagerungen kommen in den losen Sanden Kugelsandsteine vor, die oft deutliche Blattreste enthalten und daselbst abgebaut werden. Am Nachmittag fuhren wir von Guise in nördlicher Richtung auf das bei Favril 200 Meter über dem Meere gelegene Sambre- plateau, welches sich auf dem rechten Ufer dieses Flusses aus- dehnt. Die wichtigsten quartären Ablagerungen auf diesem Pla- teau sind der Limon panache der mittleren und der Glaise der unteren Abtheilung, während die obere Abtheilung fast völlig ver- schwindet oder nur bis auf ganz geringe Reste erhalten geblieben ist. In einem der Aufschlüsse bei Favril war nur der Thon (glaise) in sehr fetter Ausbildung als einzige quartäre Ablagerung über dem Sable landeuien zu beobachten. Höher hinauf nach dem Gipfel des Plateaus zu sahen wir am Wegeeinschnitt den Limon panache mit darin eingeschlosseuen Gerollen über dem Thon (glaise) liegen, von einander auf das Deutlichste getrennt durch eine schwärzliche, thonige Schicht, welche die Vegetations- decke einer alten Oberfläche anzeigt. Von Landrecies wurde die Eisenbahn bis Le Cateau benutzt, um die am linken Gehänge des Thaies der Seile gelegenen Ziegeleigruben von Mailet zu besichtigen, welche von oben nach unten folgendes Profil darbieten: Obere Abtheilunir. O Mittlere Abtheilung. Untere Abtheilung. i Limon de lavage. 1 Limon superieur. j Limon jaune d’ocre (Ergeron). V Gravier superieur. ( Limon gris-cendre. 1 Limon fendille. \ Limon panache. f Gravier moyen. ( Glaise (sehr sandig ausgebildet). ( Gravier inferieur. Sable landenien. veranstalteten Ausflug in das Quartärgebiet dos nördl. Frankreich etc. ) 73 Am Dienstag den 7. Juni fuhren wir von Maubeuge in west- lieber Richtung bis zur Station Saint -Waast-la-Vallee und be- sichtigten dort in einer Aufgrabung im Eisenbahneinschnitt fol- gendes Profil : Obere ( Limon superieur. Abtheilung. ( Ergeron. Mittlere Abtheilung. Limon gris avec manganese. Limon fendille. Limon doux avec points noires. Limon panache. Unt. Abtheiluug. Glaise. Es ist bemerkenswerth, dass in diesem Profil die trennenden Orandschichten fehlen. Der Limon fendille ist überall in dem ganzen Gebiet sehr deutlich entwickelt und senkt sich von 130 Meter Meereshöhe beim Bahnhofe Saint- Waast-la-Vallee bis zu 30 Meter in der Thalebene des Flusses L’Hogneau bei Angreau. Die Excursion erstreckte sich von der Station Saint -Waast- la-Vallee in nördlicher Richtung in das belgische Gebiet hinein über La Flamengrie, Roisin, Angreau und Marchipout nach Audre- gnies. Die sumpfigen Wiesen in dem Thale bei Flamengrie zeigen die Gegenwart des Limon panache an. In dem Bette des kleinen Baches steht die Glaise au, die man von hier bis zum Schloss Roisin auf 3 Kilometer Entfernung verfolgen kann. Bei der Bildung des Thaies sind die Schichten der oberen und mittleren Abtheilung des Quartärs innerhalb der Thalebene völlig erodirt worden. ln dem 400 Meter langen Einschnitte von Angreau, welcher an einigen Stellen eine Tiefe von 4 — 5 Meter besitzt, sind alle drei Abtheilungen des Quartärs aufgeschlossen. Man sieht dort folgendes Profil : ( Limon superieur. Obere \ - — - \ Limon jaune d ocre (ergeron). Abthedung. / — ^ Gravier superieur (gauz dünne Bank). 1 74 Fei. ix Wahnschaffe, Bericht über den von der geol. Gesellsch. in Lille I Limon gris avec succinees. Limon fendille. Limon doux avec taches uoires. Limon panache. Untere Abtheilung. Limon tourbeux. Sable grossier. Gravier inferieur. Besonders interessant ist in diesem Profil die Transgression verschiedener Schichten. Die Glieder der mittleren Abtheilunsr keilen sich hier mehrfach aus, sodass dann der obere Grand an gewissen Punkten unmittelbar auf dem unteren Grande liegt. In den Aufschlüssen bei Marchipont und Audregnies bildet der Limon fendille die Sohle. Der Ergeron erlangt dort die ziemlich bedeutende Mächtigkeit von 5 — 10 Meter. Am Mittwoch, den 8. Juni wurden zuerst die westlich von Mons bei Bracquegnies gelegenen grossartigen Aufschlüsse im Wealdenthon, die Lagerstätte der Iguanodonten besichtigt, wel- cher scheinbar concordant auf der Steinkohlenformation liegt und discordant vom Turon überlagert wird. Die verschiedenen Abla- gerungen des Quartärs, welche hier neuerdings von J. Ladriere Q beschrieben worden sind, lassen sich in dem grossartigen Canal- einschnitt bei der Brücke zwischen Bracquegnies und Thieu vor- trefflich beobachten. Das Profil zeigt folgende Schichten: Obere Ab- theilung. Limon superieur. Ergeron. Erosionslinie durch kleine Feuersteine des oberen Grandes angedeutet. Mittlere Ab- theilung. Limon gris (mit zahlreichen Succiueen). Limon fendille. Limon avec taches uoires. ') Ladriere, Essai' sur la Constitution geologique du terrain quaternaire des environs de Mons. (Ann. de la Societe geol. du Nord. T. XX, p. 22 — 43), veranstalteten Ausflug in das Quartärgebiet des nördl. Frankreich etc. 175 Limon panache, ist deutlich geschichtet durch ein- gelagerte kleine Sandstreifchen und zeigt kleine Verwerfungen und Falten. Mittlerer Grand. Untere i Grünlich grauer thoniger Sand mit Kreidebrocken Ab- und Feuersteintrümmern, theilung. | Unterer Grand. Der Untere Grand Ladriere’s entspricht der Schicht, welche von Delvaux als »Mesvinien« bezeichnet worden ist. Am Nachmittag wurden die durch den grossen Reichthum an Steinwerkzeugen so berühmten Aufschlüsse vou Saint Sym- phorien besucht, welche jüngst in Rücksicht auf ihre archäologische Bedeutung: von Em. de Munck eingehend beschrieben worden o sind J). Der östlichste Aufschluss bei Saint Symphorien zeigt die drei Abtheilungen des Quartärs, doch ist die mittlere nur durch den Limon panache vertreten, an dessen Basis sich einige Feuerstein- trümmer als Reste des mittleren Grandes finden. Getrennt wird die mittlere Abtheilung von der unteren durch eine scharf hervor- tretende Schicht eines braunschwarzen, humosen Lehmes. Der Untere Grand enthält hier so zahlreiche, nur ganz roh behauene Feuersteine der Mesvinien -Periode, dass offenbar eine sehr alte prähistorische Werkstätte vorliegt. Unter dem Diluvium folgt eine umgelagerte Kreideschicht (Mastrichien) und darunter folgt phosphathaltige Kreide, die hier, sowie an anderen Punkten in Belgien zur Herstellung von Superphosphat in grossartigem Maass- stabe abgebaut wird. Den Schluss der Excursion bildete ein Ausflug nach Flandern zu dem isolirt liegenden Mont Cassel. Derselbe erhebt sich über das flache Land seiner Umgebung: bis zu 156 Meter Meeres- höhe und bildet den Rest einer dort stattgehabten grossen Denu- dation. Durch dieselbe sind sämmtliche Quartärbilduugen in der b E. de Munck, Reclierches et discussions sur les differentes assises du terrain quaternaire des environs de Mons. Bruxelles 1891. Mittlere Ab- theilung. 1 76 Felix Wahnschaffe, Bericht über den von der geol. Gesellsch. in Lill Ebene fortgeschafft, sodass nahe bei dem Balmhof Cassel in dem Wegeeinschnitt die Glaise ypresien aufgeschlossen ist. Hundert Meter darüber in 130 Meter Meereshöhe liegt auf dem West- abhange des Mont Cassel eine Sandgrube , welche folgendes Profil zeigt1): Gehängebildung, grosse Blöcke eines eisenschüssigen Sandsteins enthaltend. Mittlere l Limon fendille. Ab- < Limon avec taches noires. theilung ( Gravier moyen. Untere Glaise (grünlich und thonig). Ab- { Glaise (sandig und grau), theilung / Glaise (grünlich, sandig- thonig mit Pflanzenresten). Gravier iuferieur. Darunter folgen Sande, die dem Bruxellien angehören, in denen Butot 4 Zonen unterschieden hat. Der Gipfel des Mont des Chats ist mit unterpliocänem Sandstein bedeckt. Bei Watten, einer Station der Eisenbahn von Lille nach Calais, wurden die Schichten der flachen maritimen Ebene be- sichtigt. An einer 3 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Stelle war eine Aufgrabung gemacht, die folgendes Profil zeigte: Mariner Sand mit Cardium edule 1 Meter. Blauer Thon mit Hydrobia ulvae 1 Meter. Torf, der gallo - romanischen Periode angehörig, an dessen Basis pol irte Steinäxte gefunden worden sind. Mariner Sand mit Cardium edule. D as Profil zeigt die bedeutenden Niveauschwankungen des Meeres in historischer Zeit. Auf dem Colline de Watten hatten wir Gelegenheit, den !) Yergl. J. Ladriere: Notes pour l’etudct du terrain quaternaire en Hesbaye, au Mont de la Trinite, et dans les collines de la Flandre. (Ann. de la Soc. geol. du Nord, T. XIX, S. 339 — 344.) veranstalteten Ausflug in das Quartärgebiet des nördl. Frankreich etc. 177 Grand der Unteren Abtheiluug des Quartärs in 73 Meter Meeres- höhe zu beobachten. Die vorwiegend auf petrographischen Merkmalen begründete stratigraphische Eintheilung des Quartärs von Ladriere ist für einen grossen Theil des nördlichen Frankreich, sowie auch im südlichen Belgien durchführbar, da die Merkmale der Schichten mit geringen Modificationen, welche durch das darunter liegende ältere Gestein bedingt sind, sich fast völlig gleich bleiben. Was den Limon superieur anbetrifft, der stets in einer Mächtigkeit von ^2 — 1 Meter den darunter liegenden Ergeron bedeckt und wegen seiner kalkfreien Beschaffenheit ein vorzüg- liches Material für die Ziegelindustrie bildet, so kann ich den- selben nicht, wie dies Ladriere gethan hat, als eine den übrigen Gliedern der oberen Abtheilung des Quartärs gleichwerthige Schicht ansehen. Nach meiner Auffassung stellt der Limon superieur die an Ort und Stelle ohne Umlagerung in postdiluvialer Zeit aus dem Ergeron hervorgegangene entkalkte Verwitterungsrinde dar, wie dies in ähnlicher Weise auch bei den lössartigen Bildungen am Harzrande der Fall ist. Dass die Grenze beider Schichten im Profil stets gerad- linig verläuft, ist kein Beweis gegen diese Ansicht, da bei dem sehr gleichmässig ausgebildeten Material die Durchdringung mit dem atmosphärischen Wasser und die damit verknüpfte Verwitte- rung sehr gleichmässig verlaufen musste und nicht, wie dies bei dem norddeutschen Geschiebemergel der Fall gewesen ist, bald flacher, bald tiefer eindrang. Der Limon jaune d’ocre (ergeron) entspricht im Allgemeinen dem Löss, doch bedarf es, um diese Schicht mit den deutschen Lössvorkommen parallelisiren zu können, noch genauer mecha- nischer und chemischer Untersuchungen. Auch dürfte diese Schicht, in welcher sich nach Ladriere vereinzelt Succineen finden, noch genauer auf ihre Conchylienführung zu prüfen sein. Eine ausserordentlich charakteristische Bildung der mittleren Abtheilung ist der Limon fendille, der durch seine eigenthüm- liche Kluftstructur sich überall deutlich zu erkennen giebt. Was die Entstehung desselben betrifft, so hat schon Ladriere die 12 Jahrbuch 1891. 178 Felix Wahnschaffe, Bericht über den von der geol. Gesellscli. in Lille etc. Vermuthung ausgesprochen, dass der Limon fendille eine ähnliche Bildung wie der Limon superieur darstelle. Es muss der erstere lange Zeit hindurch an der Oberfläche der Verwitterung uud Aus- trocknung ausgesetzt gewesen sein, wodurch er jene eigenthüm- liche Structur erhielt. Inwieweit die drei Abtheilungen des Quartärs sich mit den glacialen Ablageruugeu Nordeuropas parallelisiren lassen, lässt sich vor der Hand nicht entscheiden. Die angeblich auf primärer Lagerstätte in dem Diluvium iuferieur vorkommenden Reste von Elephas primigenius , Rhinoceros tichorhinus u. s. w. geben keinen Anhalt für das Alter der Schichten, da diese Fossilien in Nord- deutschland iu anderem Niveau, zwischen dem Oberen und Unteren Geschiebemergel, sich finden. Ladriere glaubt die für Belgien und Nordfrankreich gegebene Eintheilung auch auf die Bildungen in den Thälern des Main und der Lahn übertragen zu können. Eine Entscheidung dieser Frage würde jedoch nur auf Grund sorgfältiger vergleichender Studien der eingeschlossenen Conchylien- fauna möglich sein. Bemerkungen über die Schichten des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers in dem Bereiche der Messtischblätter Eisenach, Creuzburg und Berka J). Von Herrn W. Frantzen in Meiningen. Die Schichten des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers zeigen in den bezeichneten Blättern mancherlei Eigen- thümlichkeiten, welche im Nachfolgenden kurz besprochen werden sollen. Während an der Westseite des Thüringer Waldes das Vor- kommen von Encrinitenstielen im Oberen Muschelkalk sich auf den sogenannten Trochitenkalk beschränkt, gehen sie in der Um- ereffend von Eisenach auch noch in die Schichten mit Ammonites nodosus hinein. Sie finden sich hier im untersten Theile der Ablagerung, auf dünnen Kalkplatten gewöhnlich nur vereinzelt, aber auch wohl iu grösserer Menge bei einander: dann, wenn die Kalkschichten grössere Dicke erreichen und den Charakter von dünnen Bänken annehmen. Solche dünne Kalkbänke mit zahlreichen Encrinitenstielen sind z. B. im unteren Theile des Steingrabens bei Mihla etwas oberhalb der Stelle, wo der Struthgraben in denselben einmündet, entblösst. Es sind hier sicher zwei, vielleicht auch noch eine ') Weiterhin soll dieses Gebiet kurz als Umgegend von Eisenach bezeichnet werden. 12 180 W. F rantzex. Bemerkungen über die Schickten dritte vorhanden. Ihr Abstand von dem Hanpttrochitenkalk liess sich weder hier, noch anderswo genau bestimmen. Es lässt sich darüber nur so viel angeben, dass die oberste von ihnen nach einer Schätzung schwerlich höher, als 10 Meter über dem Trochitenkalk liegt. Paläontologisch schliessen sich diese dickeren Encriniteubänk- chen, deren Mächtigkeit gewöhnlich 30 bis 40 Centimeter beträgt, dem Trochitenkalk sehr eng an; man trifft in denselben fast alle Petrefacten , welche für den Trochitenkalk bezeichnend sind. Ausser den Encrinitenstielen, welche hier jedoch meistens nicht so gross sind, als wie man sie im Trochitenkalk zu sehen gewohnt ist, kommen hier vor: in grösserer Menge die Terebratula vulga- ris, ferner auch Lima striata, Ostrea complicata und splondyloides , und Hinnites comtus. Jedoch wurde bisher nicht darin aufge- funden die in der Umgegend von Creuzburg im Haupttrochiten- kalk bisweilen vorkommende Retzia trigonella und auch nicht die für die obere Enorinitenbank Frankens bezeichnende Spiriferina fragilis. Unter den Encrinitenstielen fand sich einmal auch ein Stück einer Krone, welches zwar nicht besonders, aber hinrei- chend gut erhalten war, um feststellen zu können, dass es zu Encrinus liliiformis gehörte. Die Analogie des Vorkommens dieser Encriniten - Schichten in der Umgegend von Eisenach mit dem eben erwähnten zweiten Encriuitenhorizonte Sandberger’s im Oberen Muschelkalke Fran- kens liegt auf der Hand. Hier, wie dort, verschwand wahrschein- lich mit dem Eindringen des thonigen Schlammes in das Meer zur Zeit der Ablagerung der untersten Nodosenschichten der En- crinus liliiformis wohl nirgends ganz, sondern derselbe vegetirte ununterbrochen noch längere Zeit, wenn auch nur kümmerlich, fort, und brachte es unter günstigen Verhältnissen, an solchen Stellen, wo das Wasser etwas länger frei von Thonschlamm blieb, hie und da wieder zu etwas grösserer Entwickelung. In der Umgegend von Eisenach mag die Erhaltung der Art in den untersten Nodosenschichten auch durch die ungeheure Menge der Individuen, welche in dieser Gegend zur Zeit der Ablage- rung des Haupttrochitenkalks das Meer bevölkerte, begünstigt des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers etc. 181 worden sein. Man trifft hier im Trochitenkalk Lagen an, welche weithin so reich an Stielen sind, dass wohl die Hälfte der Ge- steinsmasse aus nichts Anderem, als solchen Encrinitenresten be- steht. Andererseits sind jedoch auch einzelne Stellen vorhanden, an denen die Trochiten recht selten werden, so dass man erst nach iiinen suchen muss. Dies ist z. B. manchmal im Hainich in der Gegend östlich von Berka der Fall. Es zeigt sich in Be- zug auf die Verbreitung der Encriniten hier im Oberen Muschel- kalk ganz dieselbe Erscheinung, wie im Unteren Muschelkalk in der unteren Schaumkalkbank der Schaumkalkzone o in der Mei- ninger Gegend, wo auch die Encrinitenstiele, hier diejenigen des Encrinus Carnalli , gewöhnlich massenhaft erscheinen, während sie an anderen Stellen zuweilen nur in geringer Zahl angetroffen werden. Diese Encriniteu -Arten lebten offenbar im Meere in grossen Colonien beieinander. Auch in Bezug: auf die Gesteinsbeschaffenheit zeigen die No- dosenschichten in der Eisenacher Gegend einige bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten. Während der Sand denselben im mittleren Deutschland in der Hegel fremd ist, erscheint er in dieser Abtheilung in der Um- gegend von Eisenach zuweilen, allerdings nur untergeordnet, in Gestalt eines feinen Staubes in dünnen Kalkschichten oder in dünnen Schalen, welche sich von der Oberfläche der Kalkbänke ablösen. Erstere sind gewöhnlich nur etwa 1 bis 2 Centimeter dick, durch grosse Ebenflächigkeit ausgezeichnet und sehr spröde. An dem frischen Gestein lässt sich der Sandgehalt des Kalkes nicht erkennen; er tritt erst deutlich hervor, wenn der kohlen- saure Kalk auf der Oberfläche des Gesteins ausgelaugt worden ist. Am häufigsten begegnet man diesen Kalkplättchen im tiefsten Theile der Nodosenschichten; doch fehlen sie auch höher nicht ganz. Eine andere Eigenthümlichkeit dieser Ablagerung besteht da- rin, dass statt der grauen, mergeligen Thone, welche mit den splittrigen Kalkplatten in der Umgebung des Thüringer Waldes in der Regel das Gestein dieser Abtheilung ausschliesslich bilden, auch dunkle Thone oder Schieferthone an der Zusammensetzung der Schichten Theil nehmen. 182 W. Frastzen, Bemerkungen über die Schichten ln geringer Mächtigkeit trifft inan dieses Gestein schon im tiefsten Theile der Ablagerung. Unmittelbar über dem Trochiten- kalke erscheint an manchen Orten in der Eisenacher Gegend, so bei Ifta und Stedtfeld an Stelle der gewöhnlichen splitterigen Kalkplatten und thonigen Mergel ein Lager von lichtem Mergel, welches etwa 2 Meter Mächtigkeit erreicht. Zuweilen geht ein Theil dieses Gesteins auch wohl in dunklen, zu feinen Blättchen zerfallenden Schieferthon von genau derselben Beschaffenheit über, wie man ihn im Unteren Keuper zu sehen gewohnt ist. Solcher Schieferthon findet sich z. B. über dem Trochitenkalk auf dem Sattel des Culmköpfchens zwischen den Dörfern Stedtfeld und Krauthausen. In erheblichem Maasse nimmt der Schieferthon im obersten Theile des Oberen Muschelkalks au der Zusammensetzung der Schichten Theil. Er findet sich hier, theilweise in recht mäch- tigen Lagern , in Gesellschaft von mehr oder weniger intensiv gelb gefärbten Ockerkalken und Mergeln, lauter Gesteine, welche auch höher im unteren Theile des Unteren Keupers einen breiten Raum in der Schichtenreihe einnehmen. Sie verdrängen an der oberen Grenze des Muschelkalks die blauen, splittrigen Kalk- platten und die grauen, mergeligen Thone mehr und mehr und führen so allmählich zu den Schichten des Unteren Keupers hinüber. Der Antlieil der einzelnen eben erwähnten Gesteine an der Zusammensetzung der Schichten in der Grenzzone ist an ver- schiedenen Orten grossem Wechsel unterworfen. Es gilt dies namentlich auch von den gelben Kalken, die zuweilen sehr in den Vordergrund treten, während sie sich anderswo verhältnissmässig wenig bemerklich machen. Es können daher Profile von irgend einer Stelle nicht als normal für grössere Bezirke gelten. Einen der besten Aufschlüsse dieser Schichten bietet der tiefe Wasserriss des Birksgrabens östlich vom Dorfe Mihla. Man trifft hier am Fusse des Horstberges die Schichten der Grenzzone von den normalen Gesteinen der Arnmonites nodosus- Zone an vollstän- dig entblösst, und hat hier auch die in dieser Gegend nicht oft gebotene Gelegenheit, die darüber folgenden Schichten des Unte- ren Keupers bis zu einem hohen Niveau, fast bis zum Hauptsand- stein, iu ununterbrochener Reihenfolge kennen zu lernen. des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers etc. 183 Ich lasse hier zunächst die Aufzählung der ganzen Schichten- reihe folgen. 1) Gewöhnlicher, blauer, fester, dünn- plattiger, theils ziemlich ebenflächiger, theils auf der Oberfläche wulstiger Nodosenkalk, in zahlreichen Schichten mit lichtgrauen, mergeligen Thonen wechselnd 8,6 Meter 2) Nodosenschichten, in denen der Kalk theilweise nicht geschlossene Lagen, sondern an einander gereihte Knau- ern und Linsen bildet. Die zwischen den Kalkschichten liegenden mergeli- gen Thone werden hier theilweise durch dunklen Schieferthon ersetzt . 3,0 » 3) Blaue, splittrige Kalksteinlagen, wech- selnd mit ziemlich dunkelfarbigen Thonschichten 1,1 » 4) Graugelblicher, mergeliger Thon mit wenigen, blauen Kalkschichten . . 3,5 » 5) Vorwiegend grauer , an einzelnen schmalen Stellen auch wohl etwas dunkel gefärbter oder in Schieferthon übergehender Thon mit dünnen, blau- en Kalksteinlagen in geringer Zahl .6,1 » 6) Dunkler Schieferthon , fast ganz frei von blauen Kalksteinlagen .... 3,5 » 7) Ein etwas dickeres, blaues Kalkstein- bänkchen 0,25 » 8) Gelblicher Mergel mit einigen wenig festen, gelblichen Kalksteinschichten 1,65 » 9) Dunkler, zu feinen Blättchen zerfal- lender Schieferthon mit einigen un- regelmässig eingestreuten gelblichen Kalkconcretionen 2,4 » 10) Oberstes, blaues Kalkbänkchen . 0,1 » 184 W. Frantzen, Bemerkungen über die Schichten 11) Gelblicher Mergel mit gelblichen, aussen rauhen Kalkconcretionen . . 1,6 12) Grauer, etwas dunkler Thon . . . 0,25 13) Gelber Mergel mit vielen gelben auf der oberen Seite manchmal gerippten Kalkconcretionen 5,25 14) Dunkler Schieferthon 0,45 15) Gelber Mergel mit gelben Kalkcon- cretionen derselben Art, wie in dem Lager unter Nummer 13 .... 2,5 1 6) Gelblichgrauer Mergel mit wenigen dünnen Lagen von dunklem Schiefer- thon , oben abschliessend mit einer Lage von festem Ockerkalk . . . 4,0 17) Ockermergel und etwas dunkler Schie- ferthon 4,4 18) Gelbes Ockerkalkbänkchen mit rippen- förmigen Erhöhungen auf der Ober- fläche 0,3 19) Dunkler Schieferthon 0,8 20) Fahler, grauer Schieferthon .... 0,4 21) Grauer, schwach sandiger Schiefer- thon 1,2 22) Sandiger Schieferthon 0,4 23) Grauer, mergeliger Schieferthon . . 0,6 24) Fester, grauer Sandstein 0,2 25) Sehr dunkel gefärbter Schieferthon, oben in einen Streifen von kohligem Letten übergehend 1,1 26) Grauer, mergeliger oder sandiger Schie- ferthon 0,3 27) Mürber, graugelblicher Sandstein . . 0,4 28) Grauer, unten sandiger, oben merge- liger Schieferthon 1,1 29) Ziemlich fester Ockerkalk .... 0,5 Meter » » » » » » » » » » » » » » » » » » des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers etc. 185 30) Grauer, etwas dunkel gefärbter, mer- geliger Thon mit einem dunklen Schieferthonstreifen 0,55 Meter 31) Ockerkalk 0,35 » 32) Grauer Mergel 0,8 » 33) Ockerkalk und Ockermergel, ersterer auf der Oberfläche oft mit Leisten versehen 6,5 » 34) Lichtgrauer Mergel 1,5 » 35) Lichtgelber Mergel 2,0 » 36) Ockerkalk und Ockermergel 1,5 » 37) Dunkler Schieferthon 0,2 » 38) Mergeliger, oben etwas sandiger Schie- ferthon 1,6 » 39) Grauer , fahler , sandig - mergeliger Schieferthon 1,1 » 40) Grauer, theils zerfallender, theils fes- terer, plattiger Mergel 4,0 » 41) Rother Mergel 0,4 » 42) Grauer Mergel 0,6 » 43) Rother Mergel V » Es wird in Betreff der mitjjetheilten Mächtigkeit der einzel- nen Schichten oder Schichtencomplexe bemerkt, dass dieselbe bei dem anfangs steilen, dann immer flacher werdenden Fallen nicht immer ganz scharf, sondern zuweilen nur annähernd genau er- mittelt und bei den Lagen 16 bis 20 nicht durch directes Nach- messen, sondern nur durch Berechnung aus der Breite und dem Fallwinkel der Schichten bestimmt werden konnte. Fassen wir nun das Resultat der Untersuchung dieser Schich- ten übersichtlich zusammen, so zeigen sich die Veränderungen, welche die Nodoseuschichten bei der Annäherung an den Unteren Keuper erleiden, in der über den typischen Nodosenschichten un- ter No. 1 des Profils liegenden, 13,7 Meter mächtigen Schichten- gruppe (No. 2 bis No. 5) zuerst in der Abnahme der blauen, 186 W. Frantzen, Bemerkungen über die Schickten splittrigen Kalklagen und in dem Erscheinen untergeordneter Schichten von dunkelem Thone. In der dann folgenden, 7,90 Meter dicken Schichtenreihe von No. 6 bis No. 10 nimmt die Zahl der blauen Kalklagen noch weiter ab, bis sie mit dem Bänkchen unter No. 10 ganz aufhören. In dieser Region treten an ihre Stelle ein paar Lagen Ockerkalk und zahlreiche in gelbe Mergel eingestreute gelbliche oder gelbe, aussen rauhe Kalkconcretionen , während die grauen , mergeligen Thone hier ganz und gar durch gelben Mergel und durch mäch- tige Lager von dunklem Schieferthon, Gesteine, welche in der ganzen unteren Hälfte des Unteren Keupers einen Hauptbestand- teil der Schichten ausmachen, verdrängt werden. Die Mächtig- keit dieser Schichtenreihe (No. 11 bis No. 20) beträgt insgesammt 19,95 Meter. Mit der Lage 21 beginnen zuerst sandige und thonige Schichten, Gesteinsarten, über deren Zugehörigkeit zum Unteren Keuper kein Zweifel aufkommen kann. In dein 7,55 Meter mächtigen Complexe von hier bis zur Schicht 30 herrschen graue, etwas mergelige, oder sandige Schie- ferthone von dunklem Aussehen mit einigen Sandsteinbänkchen vor. Unter diesen Schichten fällt besonders das unter No. 25 aufgeführte 1,10 Meter dicke Thonlager wegen seiner schwarzeu Färbung; in die Augen. Es schliesst oben mit einem Streifen von kohligem, schwarzen Letten, den man allenfalls auch als ein sehr unreines Lettenkohlenflötz bezeichnen könnte. Dann folgen wieder Schichten von kalkig- mergeliger Be- schaffenheit, Diese Schichtenreihe, von No. 31 bis No. 39 des Profils, erreicht eine Mächtigkeit von 19,55 Meter und ist haupt- sächlich aus Ockerkalken und gelben Mergeln mit rauhen Kalk- concretionen zusammengesetzt. Ausserdem bildet hier lichtgrauer Mergel ein ansehnliches Lager , wogegen dunkler Schieferthon nur ganz untergeordnet auftritt. Sand zeigt sich hier ebenfalls nur untergeordnet und zwar nur als Beimischung in einigen Thon- Ö O O lagen. Ueber diesen Schichten sind im Birksgraben noch zwei durch lichtgrauen Mergel getrennte rothe Mergelstreifen sichtbar. des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers etc. 187 mit denen das durch den Graben blossgelegte Profil nach oben hin abschliesst. Die höheren Schichten treten auf den Feldern neben dem an dem Graben vorbeilaufenden Wege nur wenig hervor. Es lässt sich jedoch soviel feststellen, dass in nicht grossem Abstande — schwerlich über 10 Meter — über den eben erwähnten rothen Mergelschichten der Hauptsandstein des Unteren Keupers folgt. Die Frage, wo man in dieser Gegend die Grenze zwischen Muschelkalk und Keuper ziehen soll, ist nicht immer leicht zu be- antworten. Man ist gewohnt, sie da anzunehmen, wo die blauen splitterigen Kalkplatten und die grauen, mergeligen Thone auf- hören und gelbe Kalke oder Mergel und thonige und sandige Ge- steine an ihre Stelle treten. Die Anwendung dieses Princips wird jedoch misslich, wenn diese Gesteine, wie es hier der Fall ist, nicht getrennt über ein- ander liegen, sondern mit einander wechsellagern, besonders aber dann, wenn der Kalk nicht mehr geschlossene Bänke bildet, son- dern in Form von Knollen und Concretionen auftritt, und dabei allmählich gelbliche oder ockerige Färbungen annimmt. In dem ersteren Falle kann man so verfahren, dass mau die oberste blaue Kalkbank als Grenzbank annimmt; in letzterem Falle fehlt es an einem eiuigermaassen genügenden Anhaltspunkte zur Bestimmung der Grenze, so dass nichts übrig bleibt, als den Schnitt willkür- lich zu machen. Auch in paläontologischer Beziehung ist die Grenze zwischen Muschelkalk und Keuper keine ganz scharfe. In den tieferen, unter den untersten sandig -thonigen Schichten des Unteren Keu- pers lagernden Schichten mit mehr oder weniger gelb gefärbtem Kalk, welche da, wo letzterer keine geschlossenen Bänke bildet, sehr arm an Petrefacten zu sein pflegen, in den geschlossenen Kalkbänken aber zuweilen ziemlich reich daran sind, trifft man unter den Versteinerungen am häufigsten die Myophoria Struck - manni und die Corbula Keuperina , die beide aus den untersten Schichten des Unteren Keupers häufig erwähnt werden. In dem- selben Niveau kommen hier aber auch noch Versteinerungen des Oberen Muschelkalks vor, namentlich die Gervillia socialis umh 188 W. Frantzen, Bemerkungen über die Schichten wenn auch nur selten, der Ammönites nodosus. Letzterer hat hier allerdings nicht mehr seine typische Gestalt, sondern zeigt an Stelle der Knoten nur flache Erhöhungen und dabei eine verhält- nissmässig flache Form. In Betreff der höheren Schichten des Unteren Keupers kann ich mich hier auf wenige Bemerkungen beschränken, da sie in der Umgegend von Eisenach noch eine ganz ähnliche Zusammen- setzung zeigen, wie im östlichen Thüringen. Man orientirt sich bei einer Vergleichung dieser Ablagerungen O O o o leicht an den in denselben vorkommenden Sandlagern. Die unter den Nummern 21 bis 28 des oben mitgetheilten Proflls angegebenen thonigen und sandigen Schichten sind offenbar dieselben, welche E. E. Schmie» ]) in seiner Beschreibung des Un- teren Keupers im östlichen Thüringen nach dem Vorkommen von kohligem Letten als »Kohleuletten« bezeichnet hat. Wie das Pro- fil des Birksgrabens zeigt, ist auch in der Umgegend von Eise- nach in dieser Abtheilung eine solche Schicht vorhanden; jedoch wurde sie anderswo nicht angetroffen. Der Sandstein dieses Horizontes ist zuweilen reich an Ver- steinerungen, so z. B. südlich von Ifta. Unter ihnen ist hier am häufigsten Equisetuvi arenaceum ; auch finden sich daselbst: C (da- mit es Meriani , Danaeopsis marantacea , Chiropteris digitata u. a. Das in höherem Niveau, über den Schichten des Birksgrabens vorkommende Sandsteinlager ist der gleiche Sandstein, welcher im Salzschachte auf dem Johannisfelde bei Erfurt unmittelbar unter dem 16,23 Meter mächtigen rothen Mergellager liegt. Er schwillt in der Eisenacher Gegend an manchen Orten zu ansehn- licher Mächtigkeit an, während er au anderen Stellen sehr zu- sammenschrumpft. Am mächtigsten wird er am Fusse des Hai- nichs, in der Umgegend von Mihla und bei Lauterbach, wo er in einem grossen Steinbruche nahe bei letzterem Orte ausgebeutet wird. Die Farbe des Gesteins ist meistens gelblichgrau, an ein- zelnen Stellen auch wohl schwach röthlich. !) Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thü- ring. Staaten. Band I. Heft 2. des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers etc. 1S9 Schmid hat diesen Sandstein mit einigen anderen tiefer lie- genden, in Begleitung von Mergeln vorkommenden Sandstein- schiehten vereinigt und den ganzen Complex als »grauen Sand- stein« bezeichnet. Dieser Name ist für das obere Sandsteinlager der Eisenacher Gegend nicht recht geeignet, weil die tieferen Sandsteinschichten des Unteren Keupers nicht viel anders aus- sehen. Es möchte daher angemessener sein, diesen Sandstein, weil er sich von jenen durch seine Mächtigkeit auszeichnet, Hauptsand- stein zu nennen, eine Bezeichnung, welche auch Sandberger für diesen Horizont in der Würzburger Gegend anwendet, oder aber die beiden Sandsteinhorizonte einfach als oberen und unteren Sand- stein zu unterscheiden. Zwischen dem Hauptsandstein und dem Kohlenletten Schmid’s findet sich im Birksgraben eine verhältnissmässig bedeutende Schichtenreihe von licht oder gell) gefärbten Mergeln und Ocker- kalken, von denen die gelben Gesteine unten, die lichten Mergel oben vorherrschen. Diese Kalk- und Mergelschichten sind beson- ders mächtig am westlichen Fusse des Hainichs, namentlich in der Gegend von Mihla und Bischofsrode entwickelt, während sie im westlichen Theile des Blattes Creuzburg viel weniger hervor- treten und durch dunkle Thone zurückgedrängt werden. Im östlichen Thüringen sind diese hier in Verbindung mit o o Sandsteinschichten auftretenden Kalk- und Mergelgesteine nur wenig mächtig, daher sie, wie schon erwähnt wurde, Schmid mit seiuer Abtheilung des grauen Sandstein vereinigt hat. Bei der Bedeutung, welche sie in der Umgegend von Eisenach gewinnen, ist dies jedoch für diese Gegend nicht thunlieh ; man muss sie als eine besondere Abtheilung davon trennen. Die über dem Hauptsandstein bis zum Grenzdolomit folgen- den Schichten bestehen hauptsächlich aus Mergel, zwischen wel- chem im untersten Theile dieser Ablagerung noch Sandstein in dünnen Bänkchen und im oberen Theile auch dunkler Schiefer- tliou vorkommt. Diese Mergel- und Sandsteinschichten sind in der unteren Hälfte dieser Gesteinsreihe theilweise bunt gefärbt, ähnlich wie die Schichten des Mittleren Keupers und gleichen ihnen zuweilen so sehr, dass man sich bei gestörten Lagerungsverhält- 190 W. Fkantzen, Bemerkungen über die Schickten nisseu hüten muss, sie damit zu verwechseln. Die Färbung ei- nes grossen Theiles derselben ist hier roth oder braunroth, auch wohl grünlichgrau; daneben erscheint jedoch auch das gewöhnliche Grau oder Gelb. Man trifft diese Schichten ziemlich gut aufgeschlossen auf der Höhe zwischen Stregda und Madelungen an der Strasse; fer- ner auch an der Strasse von Creuzburg nach Spichra da, wo sie die Höhe des Spatenberges erreicht; doch genügen in beiden Fällen die Aufschlüsse nicht, um sie vollständig zu messen. In der oberen Hälfte dieser Schichtenreihe kommen zwar auch noch rothgefärbte Mergel vor; doch treten sie hier gegen die gewöhnlichen, gelblich oder grau gefärbten wieder sehr zurück. Neben dem Mergel erscheint hier auch wieder dunkler, meistens etwas mergeliger Schieferthon. O Ö Diese obersten Schichten sind auf der Höhe über Stregda in Folge von Abgrabungen so blossgelegt, dass man sie nachmessen kann. Von dem obersten Sandsteinbänkchen an, welches hier im Unteren Keuper erscheint, ist das Profil bis zum Grenzdolomit folgendes: 1) Grauer Sandstein 0,15 Meter 2) Blaugrauer Mergel 2,0 » 3) Dunkelgrauer, thoniger Mergel mit zahlreichen, etwa ^ Centimeter gros- sen Kalkconcretionen 4,5 » 4) Eine aus zahlreichen, nahe bei ein- ander liegenden, gelben, durch dunkel- grauen, thonigen Mergel von einan- der getrennten Kalkknauern beste- hende Bank ......... 0,4 » 5) Ziemlich dunkler , thoniger Mergel mit Kalkconcretionen 1,0 » 6) Gelblicher Mergel 0,2 » 7) Unten graurother, oben grauer Mer- gel mit dünnen, horizontalen und ver- ticalen Kalkleisten ....... 1,1 » 8) Gelbgrauer Mergel 0,2 » des Oberen Muschelkalks und des Unteren Keupers etc. 191 9) Grauer , etwas dunkler , unten in Sckieferthon übergehender Mergel . 0,85 Meter 10) Gelblicher, festerer, von einem Netze von Kalkspathplättchen durchzogener Mergel 0,3 » 11) Lichter, graugelblicher Mergel. Das Lager geht oben auf 0,3 Meter Höhe in dunklen Schieferthon über und enthält auch unten bis zu einer Höhe von 1 Meter Streifen von derartigem Gestein 2,8 » 12) Mehr oder weniger gelb gefärbter, theils ziemlich fester, theils leicht zerfallender Mergel 0,6 » 13) Grauer, thoniger Mergel .... 2,0 » 1 4) Der Grenzdolomit. Schmid hat den zwischen dem Hauptsandstein und dem Grenzdolomit liegenden, mehr oder weniger keuperartig bunt ge- färbten Schichten sonderbarer Weise den Namen »lichte Mergel« beigelegt und die Bezeichnung »bunte Mergel«, wie er selbst sagt, vermieden, um Verwechselungen mit den Schichten des Mittleren Keupers vorzubeugen. Da die gewählte Bezeichnung aber das Charakteristische dieser Schichten gar nicht trifft, so dürfte es doch angemessener sein, sie als das zu bezeichnen, was sie wirklich sind, als bunte Mergel, zumal man eine Verwechs- lung sehr einfach dadurch verhüten kann, dass man das Lager durch den Zusatz »des Unteren Keupers« kenntlich macht. Man darf übrigens nicht übersehen, dass die rothe Färbung im Unteren Keuper nicht ganz auf diesen Horizont beschränkt ist, sondern dass sie auch im Hauptsandstein und im obersten Theile der zwischen ihm und dem Kohlenletten liegenden Mergel vorkommt, ähnlich wie im östlichen Thüringen. In der Eisenacher Gegend scheint sie aber noch etwas tiefer abwärts zu gehen, wie dort, eine Erscheinung, welche mit der Beobachtung, dass die rothe Farbe nach Westen hin vom Mittlei’en Keuper an in immer tie- CfQ ffq 192 W. Frantzen, Bemerkungen über die Schichten etc. fere Schichten dringt, an der Westseite des Rheins bis über die Trigonodus- Schichten hinaus, in Einklang stellt. Der Grenzdolomit, die obere Grenzbank des Unteren Keupers egen den Mittleren Keuper ist auch in der Eisenacher Gegend ewöhnlich vorhanden, wird aber zuweilen durch gelben Mergel vertreten und fehlt auch wohl ganz. Die Mächtigkeit der Bank geht bei Stregda, wo sie recht gut aufgeschlossen, aber nicht messbar ist, schwerlich über 2 Meter hinaus. Sie steckt hier voll von Muschelabdrücken, die fast alle zur Mgoplioria Goldfussi gehören. Die Strahl steinscliiefer des Eulengebirges. Von Herrn E. Datfie in Berlin. Die in der Gneissfornration so seltenen Strahlstein schiefer waren bis vor wenigen Jahren im Eulengebirge nicht bekannt. Auch E. Kalkowskt hat dieselben in seiner im Jahre 1878 er- schienenen Habilitationsschrift: »Die Cfneissformation des Eulen- gebirges« nicht beschrieben. Im Verlaufe der speciellen Untersuchun dieses Gebietes ist es mir jedoch gelungen, an vielen Stellen un in verschiedenen Horizonten der Gneissformation des Euleng;e- birges typische Strahlsteinschiefer aufzufinden. Ueber ihre Auf- findung und ihr Vorkommen habe ich wiederholt kurz berichtet1). Die Ergebnisse der geologischen und petrographischen Untersu- chung sowie die Resultate der chemischen Analyse dieser Felsart sollen in den folgenden Zeilen in der Weise niedergelegt werden, dass wir zuerst ihre einzelnen Vorkommen beschreiben und zum Schluss ihre gegenseitigen und genetischen Beziehungen hervorheben. I. Strahlsteinschiefer im oberen Steingrund der Langen- bielauer Forst. (Blatt Langenbielau der demnächst zu ver- öffentlichenden geologischen Specialkarte von Schlesien). Dieser schöne Strahlsteinschiefer fand sich in dem bezeich- neteu Thalgrunde und zwar in einer kleinen Schlucht, die nord- westlich zwischen Lattigberg und Krähenberg hinaufführt. *) Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. 1883 XXXY, S. 221 ; Dieses Jahrb. für 1885, S. LXI-X, ferner in: Die Gneissformation am Ostabfall des Eulengebirges etc. Ebenda für 1 880, S. 180. Jahrbuch 1891. 13 &. a q 194 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. Letzterer Berg und die benachbarte Riecherskoppe zeichnen sich dadurch aus, dass in dem dort herrschenden grobkörnigen und grobflaserigen Biotitgneisse zahlreiche, aber kleine Serpentin- liusen eingelagert sind. Bei einigen dieser Vorkommen von Serpentin sind dünne, nur einige Centimeter starke Lagen von Strahlsteinschiefer eingeschaltet, bei anderen fanden sich ziemlich häufig bis über faustgrosse Fragmente von verschieden gefärbten Strahlsteinschiefern unter den losen Serpentinbruchstücken ver- streut. Ein solcher über kopfgrosser Block war von den er- wähnten Bergen den Abhang augenscheinlich herabgerollt und fand sich in dieser Schlucht vor. Obwohl somit das Gestein direct anstehend nicht gewonnen wurde, so verdient es doch wegen seiner ausgezeichneten Beschaffenheit, dass es zuerst beschrieben wird. Das körnigschieferige bis dickschieferige Gestein besitzt eine intensiv grasgrüne bis smaragdgrüne Farbe, die jeder der 1 bis 3 Millimeter langen und 0,5 Millimeter starken Krystallnadeln gleichfalls zukommt. Die Strahlsteinnadeln zeigen stark glänzende Krystallflächen der Formen oc P und oofoo, dagegen erscheinen die terminalen Enden nicht scharf begrenzt, sondern sind ungleich abgeschnitten. U. d. M. ist der Strahlstein im durchfallenden Lichte farblos und nicht pleochroitisch, doch ist in der Helligkeit in den verschiedenen Lagen ein geringer, wenn auch oft kaum bemerkenswerther Unterschied wahrzunehmen. Die Polarisations- farben des Aktinolitlis sind sehr lebhaft. Die prismatische Spalt- barkeit ist ungemein scharf entwickelt und giebt in Querschnitten den bekannten Hornblendewinkel von ca. 124°. In seinen Längs- schnitten ist er von ebenfalls scharfen und geradlinigen Spalten durchzogen, sodass viele Individuen an manchen Stellen, und was bemerkenswert!! ist, vorzugsweise in der Mitte wie gefasert er- scheinen. Eine dieselbe senkrecht schneidende Spaltbarkeit ist in Längsschnitten seltener und nicht besonders scharf, sondern nur un vollko mm en ausgebildet. An fast allen Aktinolith-Individuen macht sich indess noch eine besonders feine Streifung, die mit der prismatischen Spal- tungsrichtung einen Winkel von ca. 70 — 90° macht, bemerklich. In Längsschnitten, also in Individuen, deren C-Axe in der Schliff- E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 195 ebene liegt, verhält sich die Neigung dieser Streifung immer um- gekehrt der Auslöschungsschiefe; je kleiner die letztere, je grösser ist der Winkel zwischen dieser Streifung und der Hauptspaltung, wie folgende Beispiele lehren: a) Neigung der Streifung: 74° 30', Auslöschungsschiefe 11° , b) » » » 72° 30’, * 15° 30’, c) » » » 70° 30', » 17° 15'. Die Neigung der feinen und höchst vollkommenen Absonde- rung entspricht somit, wie zuerst C. W. Cross und zuletzt O. MüGGE überzeugend dargethan haben, einem positiven Orthodoma mit dem Zeichen P co . C. W. CROSS hat diese Absonderung, wie erwähnt, zuerst und zwar an einem dunkelgrauen Strahlstein des Aktinolithschiefers *) aus dem Dep. Loire-Xnferieure beschrieben; ferner hat er dieselbe am Aktinolith eines granatführenden Aktinolithgesteins* 2) von St. Bolom- ban, Loire-Inferieure, und an einer grünen Hornblende eines Diorits3) von St. Brieux erkannt und schliesslich hat er sie am Aktinolith eines grünen Schiefers4) von Corner Grat bei Zermatt beobachtet. Später hat G. H. Williams5) eine ähnliche Absonderung von einer dunkelbraunen Hornblende von South Pierepoint St. Law- rence Co. N. Y. bekannt gemacht, und ganz neuerdings beschreibt O. MüGGE 6) dieselbe Erscheinung an einer grünlichbraunen Horn- blende eines dioritischen Gesteins von Arendal. Er möchte diese scharfe und deutliche Streifung nicht lediglich auf Spaltbai'keit nach P oo zurückführen, sondern sie eher als Zwillingslamellen nach dieser Fläche auffassen. Diese Vermuthung ist nicht so ganz von der Hand zu weisen; die betreffende Zwillingsbildung ist dann wahrscheinlich durch Gebirgsdruck entstanden. Von Einschlüssen in den Aktinolithen unseres Gesteins sind Flüssigkeitseinschlüsse, meist in parallelen Reihen angeordnet, *) Tschermak, Min. petrograph. Mittli. 1881 III, S. 386 — 387. 2) Ebenda S. 389. 3) Ebenda S. 400. 4) Ebenda S. 387. 5) Americ. Journ. of Science Yol. XXIX 1885, S. 486. 6) Neues Jalirb. f. Min. etc. 1889, Bd. I, S. 242 — 243. 13 196 E. Dathe, Die Strahlsteinscliiefer des Eulengebirges. auch isolirt auftretend, zunächst zu nennen. In die Augen fallender sind u. d. M. jedoch kleine rundliche Nüdelchen und Körnchen, die meist opak, oft aber auch braun durchscheinend sind. Erstere treten in Längsschnitten, letztere in Querschnitten des Strahlsteins häufig auf und sind parallel der Hauptspaltung orientirt. Diese winzigen Körperchen sind vielleicht mit jenen länglichen und etwas breiteren Nüdelchen (davon sind die gröss- ten 0,6 Millimeter lang und 0,15 Millimeter breit) und den grösse- ren runden schwarzen oder braun durchscheinenden Körnchen (die grössten sind 0,7 — 1,4 Millimeter lang und 0,4 — 0,9 Milli- meter breit) in Beziehung zu bringen und sind, wie diese, Chromit. Der Chromit findet sich regelmässig als Einschluss im Akti- nolith und ist, da andere Mineralien als Einschluss in letzterem fehlen, der zuerst ausgeschiedene Gemengtheil des Gesteins. Wenn er auch nicht in auffallender Grösse in demselben beob- achtet wurde, so ist er doch sehr reichlich darin vorhanden, wie auch die folgende chemische Analyse bekundet, die 1,56 pCt. C^O?, nachte wiesen hat. Von accessorischen GemenMheilen ist der Strahl- ö O steinschiefer des Steingrundes fast frei; nur vier Körner eines blassröthliehen, lebhaft polarisirenden, nicht dichroitischen Minerals mit einer Auslöschungsschiefe von 30 — 35° gehören im Dünnschliff einem monoklinen Pyroxen an. Apatit wurde in einigen grösseren Körnchen beobachtet, wie ja auch die chemische Analyse Spuren von P2O5 festgestellt hat. Unser Gestein ist ausserordentlich frisch, denn nur an weni- gen Aktiuolithen ist eine theilweise Trübung und Körnelung, viel seltener aber an wenigen Individuen desselben spurenhaft Faserbil- dung in der Nähe der Spalten zu bemerken. Mit diesem mikroskopi- schen Befunde stimmt das Resultat der chemischen Analyse, welche nur 0,99 pCt. H20 angiebt, trefflich überein. Nach dem geringen Thonerdegehalt (2,88 pCt.) zählt dasselbe zu den echten Stralil- steinschiefern, wie ein Blick auf die Analyse und ein Vergleich mit anderen Analysen echter Strahlsteine lehrt; ausserdem ist noch zu berücksichtigen, dass ein Theil der Thonerde noch auf Chromit zu verrechnen ist, und somit der Strahlstein selbst sich den an Thouerde ärmsten Varietäten dieses Minerals nähert. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Enlengebirges. 197 Die von Herrn Dr. Hampe ausgeführte chemische Analyse des Gesteins hat folgendes Resultat ergeben : Si02 . 54,95 pCt. Ti02 . Spur A1203 . 2,88 » Cr203 . 1,53 » Fe2 O3 . 0,76 » FeO . 6,29 » MgO . 21,02 » CaO . 11,53 » k2o . 0,16 » Na20 . 0,25 » h2o . 0,99 » p205 . Spur S03 . Spur 100,36 spec. Gew. 3,052. Strahlsteinschiefer. Nordseite der Sonnenkoppe. (Blatt Langenbielau.) Im grobflaserigen Zweiglimmergneiss sind an der Nordseite der Sonuenkoppe ein Serpentinlager und ein Lager von Granat- ainpliibolit eingeschaltet. Von beiden Gesteinen sind zahlreiche Blöcke am nördlichen Berggipfel verstreut; nur in etlichen Felsen lässt sich ihre horizontale Lagerung erkennen; doch ihr gegen- seitiger Zusammenhang und ihre Verbindung zu einem einzigen Gesteinslager, so wahrscheinlich Beides ist, lässt sich nicht fest- stellen. In der genannten Blockanhäufung finden sich nun über faust- bis kopfgrosse Blöcke von Strahlsteinschiefer; sie entstammen unzweifelhaft einer nicht starken, entweder gänzlich zerstörten oder jetzt nicht mehr sichtbaren Gesteinsschicht, welche im Serpentin eingelagert war oder noch ist. Für diese Annahme spricht das Vorhandensein von Gesteinsstücken, die sowohl Strahlsteinschiefer als auch Serpentin enthalten. Der mikroskopisch und chemisch untersuchte Strahlstein- schiefer ist dickschieferig und grünlichgrau gefärbt. Seine 1 — 3 Milli- meter langen und 0,1 — 0,4 Millimeter breiten nadelförmigen Kry- 198 E. Dathe, Die Strahlsteins chief er des Eulengebirges. stalle 'von Aktinolith sind meist schilfähnlich an ihren Enden zu- gestutzt und regelmässig ziemlich parallel zu einander angeordnet ; wirrstralrlige Anordnung kommt in dem Gestein nicht vor. Kleine bis 1 Millimeter Durchmesser besitzende opake Körnchen von Chromit sind reichlich und speissgelbe Kiesfünkchen vereinzelt dem Gestein eingesprengt. In seiner mikroskopischen Ausbildung gleicht der Aktinolith in allen Beziehungen dem aus dem Strahlsteinschiefer des Stein- grundes. Er ist daher bei durchfallendem Lichte farblos, nicht dichroitisch, stark doppelbrechend und besitzt eine ausgezeichnet scharfe prismatische Spaltbarkeit. In besonderer Häufigkeit ist auch die oben beschriebene Absonderung nach P oo ihm eigen- thümlich. Er führt Flüssigkeitseinschlüsse und in besonderer Reichlichkeit auch Chromit als Einschluss. Letzterer ist nicht nur in vielgestalteten rundlichen Körnchen, sondern auch in oktaedrischen, bald regelmässigen, bald verzogenen Kryställchen ausgebildet; sie sind in üblicher Weise entweder opak oder theil- weise oder gänzlich braun durchscheinend. Seine reichliche An- wesenheit wird auch durch die chemische Analyse constatirt, die 1,06 pCt. Ci'203 verzeichnet; daneben erscheinen noch braunrothe lappenförmige Blättchen und Körnchen von Eisenoxydhydrat, die wohl zum Theil aus der Zersetzung von Chromit- und Magnet- kieskörnchen herrühren mögen. Ein ganz zurücktretender kleiner Theil von opaken Erzkörnchen gehört dem Titaneisen oder titan- haltigem Magnetit an, denn der Gehalt von 0,45 pCt. TiÜ2 der Analyse wird auf eines dieser Minerale zu beziehen sein. Einige kleine Zirkonkryställclien wurden gleichfalls als Einschluss im Aktinolith des Gesteins beobachtet. Nach der chemischen Analyse unseres Strahlsteinschiefers er- weist sich der Aktinolith als den reinsten und typischen Varietäten dieses Minerals zugehörig; denn bei einem Gehalt von 55,52 pCt. Si02 enthält der Aktinolithschiefer die entsprechende Menge von MgO, nämlich 21,24 pCt. und von CaO (10,72 pCt.), aber nur 1,75 pCt. Al2 O3 , wie die Analyse angiebt. Da nun auf Chromit ungefähr 0,3— -0,5 pCt. AI2O3 und auf einige noch zu erwähnende Mine- rale, nämlich Augit und Zoisit vielleicht 0,2 — 0,3 pCt. zu ver- E. Dathe, Die Strahlstemschiefer des Eulengebirges. 199 theilen sind, so würde nur ca. 1 pCt. dem Aktinolith ver- bleiben. Der geringe Wassergehalt 0,94 pCt. und die ebenso verschwindend kleine Menge von CO2 (0,26 pCt.) geben von der verhältnissmässig grossen Frische des untersuchten Gesteins Zeug- niss, die ja auch die mikroskopische Untersuchung vollauf bestätigt. Das Zerfallen in farblose oder grünliche Fäserchen beginnt an einigen Aktinolithen Platz zu greifen, wie längs der Spalten mancher derselben oft Trübung zu bemerken ist. Dass darin etwas kohlen- saurer Kalk versteckt liegt, ist wahrscheinlich; wirkliche Calcit- flimmerchen konnten jedoch nicht mikroskopisch nachgewiesen werden. Ausserdem ist die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass im analysirten Material thatsächlich eine etwas Calcit- haltige Stelle vorhanden gewesen ist, und der Gehalt au CO2 da- von herrührt. Die chemische Zusammensetzung des Gesteins ist nach der von Herrn Dr. Hampe ausgeführten Analyse folgende: Si02 . 55,52 pCt. Ti02 . 0,45 » AI2O3 . 1,75 » Cr203 . 1,06 » F e2 O3 . 1,08 » FeO . 6,59 » MgO . 21,24 » CaO 10,72 » k2o . 0,12 » Na20 . 0,21 » h2o . 0,94 » co2 . ..... 0,26 » so3 . Spur 99,94 spec. Gew. 3,0556. Zu demselben Gesteinstypus zählen noch eine Anzahl anderer, im Folgenden zu beschreibende Vorkommen, von denen keine chemischen Analysen vorliegen; man kann aber nach der gleichen oder ähnlichen mineralischen Zusammensetzung ihrer Gemengtheile und der gleichen Beschaffenheit des Aktinoliths schliessen, dass 200 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. sie auch in dieser Hinsicht mit den Strahlsteinschiefein von dem oberen Steingrnnde bei Langenbielau und von der Sonnenkoppe recht gut übereinstimmen werden. Strahlsteinschiefer aus dem unteren Steinarunde bei Langenbielau (Blatt Langenbielau). Im grobflaserigen Biotitgneisse des unteren Steingrundes ist ungefähr 600 Meter aufwärts vom Ausgang des Thälchens auf dessen rechtem Gehänge ein bis 5 Meter mächtiges Lager von dunkelgrünem Serpentin eingeschaltet. Letzterer enthält mehrere schwache Lagen von Strahlsteinschiefer, welche die Stärke von einigen Decimetern erreichen, aber auch bis zur Dicke von einigen Millimetern herabsinken. Man kann infolge dessen zum Theil Handstücke von reinem Strahlsteinschiefer gewinnen, während in anderen Gesteinsproben ein Serpentin vorliegt, der durch dünne Streifen von Aktinolithschiefer gebändert erscheint. Das Gestein ist dickschieferig und lichtgrasgrün gefärbt. Der Aktinolith ist von der üblichen Beschaffenheit, doch fehlt ihm die Spaltbarkeit nach P oo. Er enthält zahlreiche Einschlüsse von Chromit; mehrfach beginnt er sich zu Fasern von vielleicht asbest- artiger Zusammensetzung und zu Blättchen von Talk an seinen Rändern zu zersetzen; an anderen Stellen wandelt er sich zu Serpentin um, dessen Bildung von einzelnen daselbst ehemals ein- gesprengten Olivinkörnchen aus begonnen hat, denn die beobacht- bare Maschenstructur deutet auf seine ursprüngliche Anwesenheit hin. Monokliner Pyroxen (Salit) ist sparsam zugegen; ebenso kleine Magnetkieskörnchen, die randlich zu Brauneisen umge- wandelt, lappenförmig den frischen Kern umgeben. Ein anderer Theil des entstandenen Eisenoxydhydrats ist ein Stück im Ge- stein gewandert und als dünne gelbbraune durchscheinende Häut- chen darin wieder abgesetzt worden. Strahlstein schiefer zwischen Steingrund und grossem Kalkgrund (Blatt Langenbielau). Auf dem Rücken zwischen beiden Thälern findet sich im körnig-schuppigen Biotitgneiss, und zwar dort, wo vom Steingruud E. Dathe, Die Strahlst, ein schiefer des Eulengebirges. 201 eine kleine Schlucht hinaufführt, ein kleines Serpentinlager, mit dem das Gestein verbunden ist. Es ist grau-grünlich und körnig- schieferig; einzelne Aktinolithnadeln sind 3 — 6 Millimeter lang und 1 — 3 Millimeter breit; die Spaltbarkeit ist ausgezeichnet nach cc P, aber nicht nach P oo vorhanden. Vereinzelt ist am Aktinolith Zer- setzung in farblose Fäserchen und Blättchen beobachtbar; er enthält wenig Einschlüsse von Chromit. — Ein schwach doppeltbrechender monokliner Pyroxen (Salit) ist in wenigen Körnern vorhanden, die sich in farblose, schwach polarisirende Blättchen randlieh umsetzen. Strahlsteinschiefer im grossen Kalkgrunde in der Langenbielauer Forst (Blatt Langenbielau). Am Südgehänge der Zeisigkoppe finden sich im mittelkörnigen schuppigen bis flaserigen Biotitgneiss mehrere Amphibolitlager, welche kleine Linsen von krystallinischem Kalkstein bergen. Das- jenige Kalksteinlager, welches durch einen jetzt verfallenen Stölln vom Thale aus aufgeschlossen worden ist, besteht zum Theil aus reinem Strahlsteinschiefer, der ein grasgrünes körnig-schieferiges Gestein darstellt. Die untersuchten Gesteinsproben bestehen aus 3 — 7 Millimeter langen und 1 — 3 Millimeter breiten Strahlstein- nadelu, die zum Theil mit ausgezeichneter Längs- und Querspal- spaltung versehen sind; Absonderung nach Fco ist bei ihnen nicht beobachtet worden; einige ganz kleine Körnchen von Chromit sind darin eingesprengt. Accessoriscli ist einmal Quarz als Bindemasse in etlichen eckigen Körnchen im Gestein zugegen. Strahlsteinschiefer im Glasegrund bei Lampersdorf (Blatt Langenbielau). Am rechten Gehänge des zweiten Querthälchens südlich der Oberförsterei Lampersdorf, dem sogenannten Glasegrunde, ist durch den Doctorweg im breitflaserigen Zweiglimmergneisse eine kleine Serpentinlinse oberflächlich angeschnitten worden. Da der Aufschluss nicht tief ist, so ist der Serpentin meistens als Grus oder in kleinen, selten bis kopfgrossen Stücken vorhanden; unter diesen Serpentinfragmenten fanden sich zahlreiche Bruchstücke eines äusserst feinkörnigen und schieferigen Aktinolithschiefers von 202 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. grünlich-grauer Farbe, der wahrscheinlich einem wenig mächtigen Gesteinslager, das entweder dem Serpentin eingeschaltet ist oder das Serpentinlager umsehliesst, beigemengt. U. d. M. erweist sich der Aktinolith von ausgezeichneter Frische und Reinheit; neben der prismatischen Spaltbarkeit ist die Absonderung nach P oo besonders schön und recht häufig aus- gebildet; höchst sparsam sind kleinste Körnchen von Chromit und einige Körnchen von Rutil eingesprengt. Strahlsteinschiefer von den B r a n d h ä u s e r n bei Lampersdorf (Blatt Langenbielau). Auf dem Grenzwege, der die Lampersdorfer von der Raud- nitzer Forst trennt, ist im grobflaserigen Zweiglimmergneiss ein kleines, wahrscheinlich nur 2 — 3 Meter mächtiges und ungefähr 30 Meter langes Serpentinlager eingeschaltet. Durch einen 1 Meter tiefen Schürf ist dasselbe aufgeschlossen worden und be- steht oberflächlich nur aus Serpentingrus, dem kleinere Fragmente von lichtgrünlichem Serpentin beigemischt sind. Im Serpentin- grus waren ausserdem bis handgrosse Bruchstücke eines licht- grünlichen Strahlsteinschiefers in ziemlicher Häufigkeit vorhanden. Das Gefüge des letzteren Gesteins ist dickschieferig; seine minera- lische Zusammensetzung ist einfach : der Aktinolith zeigt die bekann- ten Eigenschaften und die übliche Spaltbarkeit, auch die Absonderung nach Poo; daneben kommt iu einzelnen grösseren, 6 — 8 Millimeter langen und 3 — 4 Millimeter breiten Körnern ein sehr blasser, schwach polarisirender, monokliner Augit, dessen Auslöschungsschiefe 30 — 40° beträgt, vor. Rutil ist in winzig kleinen Körnchen in beiden, dem Aktinolith und Augit, hin und wieder eingesprengt. Strahlsteinschiefer aus dem Serpentinsteinbruche in Steinkunzendorf (Blatt Langenbielau). In dem grossen Serpentinlager, welches am nordwestlichen Abhange der Riegerskoppe und am rechten Gehänge des Stein- kunzendorfer Hauptthaies durch Steinbruchsbetrieb aufgeschlossen ist, kommen in kleineren, linsenförmigen und bis über kopf- grossen Partien am oberen Steinbruchsrande Strahlsteinschiefer E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulen gebirges. 203 vor. Das betreffende Serpentinlager, das auf seiner Westseite mit einem Granatamphibolit in engster Verbindung steht, ist einem grobkörnig-schuppigen bis grobflaserigen Biotitgneisse eingeschaltet. Die gesammelten, etwas brüchigen Gesteinsproben sind theils grau-grünlich, theils lichtgrasgrün gefärbt und dickschieferig. Die stark glänzenden, bis 1 Centimeter langen und oft bis 2 Millimeter breiten Aktinolithe zeigen die gewöhnliche Ausbildung, die Spalt- barkeit nach P od fehlt denselben jedoch. Höchst bemerkenswerth ist die reichliche Beimengung von Zoisit im Gestein, der die Menge des Aktinoliths erreicht, weshalb man das Gestein im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Vorkommen, die zwar auch fast regelmässig, aber nur in geringer Zahl Zoisit führen, zu den Zoisit-Strahlstein sc hiefern stellen muss. Aktinolith und Zoisit führen neben einigen grösseren Chromitkörnern oft schwarmartig kleinste Körnchen und Nädelchen desselben Minerals. Accessorisch kommt im Gestein noch vor Salit und einzelne Blättchen eines schwach pleochroitischen Glimmers mit Auslöschung || c., den man als Phlogopit anzusprechen hat. Strahlsteinschiefer westlich vom Friedrichswege bei dem Blockhaus in der Lam per sdorfer Forst (Blatt Langenbielau). Dieses Vorkommen von Strahlsteinschiefer ist mit einem kleinen Serpentinlager, das nur durch an der Oberfläche herum- liegende Bruchstücke an genannter Localität gekennzeichnet ist, verbunden; man kann von dem Gestein nur kleinere Fragmente zwischen den kleinen Serpentinbruchstücken aufsammeln. Das herr- schende Gestein in dem dortigen Gebiet gehört einem flaserigen Zwei- glimmergneisse an. Unter den Fragmenten des Strahlsteinschiefers lassen sich zwei Abänderungen unterscheiden; nämlich erstens ein grasgrünes, dickschieferiges Gestein mit 1 — 1,5 Centimeter langen und 1 — 1,5 Millimeter breiten, stark glänzenden Strahlsteinnadeln, und zweitens ein grau-grünliches bis gelblichgraues, an der ver- witterten Oberfläche oft asbestartiges und seidenglänzendes Ge- stein, dessen Strahlsteinnadeln kürzer (bis 0,75 Centimeter lang und 0,5 — 1,0 Millimeter breit) sind. Der Aktinolith ist in typischer Entwickelung zugegen; in 204 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulergebirges. seinen Längsschnitten zeigt er Spaltbarkeit nach ooPco nnd P oo; letztere Spaltbarkeit ist fast an allen Längsschnitten in besonderer Schärfe und Feinheit zu beobachten; Querschnitte des Aktinoliths weisen ausgezeichnet scharfe Begrenzung durch das co P und die Längsfläche (oo P oo) auf und besitzen eine ungemein scharf aus- geprägte Spaltbarkeit nach oo P und oo P oo. Der Zoisit ist nicht zahlreich, aber immer in bestimmten, die Schieferung anzeigenden Zonen im Gestein vertheilt; ausserdem sind Chromit, wenige Salite und einige Phlogopite, deren Blättchen zum Theil streifenweis durch Verwitterung gebleicht erscheinen und keinen Dichroismus an diesen Stellen besitzen, der Beobachtung entgegengetreten. Die zweite Gesteinsabänderung zeigt dieselbe mineralische Zusammensetzung; sie ist aber durch Verwitterung bereits ange- griffen und namentlich sind einzelne Aktinolithe randlich in schilfähnliche feinste Nädelchen von Asbest zerfallen. Strahlsteinschiefer vom Fuchsberge bei Raschdorf, Forstrevier Silberberg (Blatt Neurode). An der Ostseite des Fuchsberges, in einer Entfernung von 30 Meter von der königlichen Forstgrenze, sind Felsen von einem dünnplattigen schwarzgrünen Serpentin entblösst. Das 4 — 5 Meter mächtige Lager streicht O. — W. und fällt 45° gegen N. ein. Dasselbe ist einem grobkörnig-flaserigen Zweiglimmergneiss ein- O Ö Ö o ö geschaltet. Unter den an der Oberfläche des Lagers umlierliegen- den Blöcken fanden sich auch kopfgrosse Stücke eines dick- schieferigen Strahlsteinschiefers. Der Aktinolith bildet 1 — 3 Centimeter lange und 2 — 4 Milli- meter breite Säulen von lebhaft hellgrüner Farbe und Glasglanz. Die Anordnung derselben ist zum Theil wirrstrahlig. U. d. M. findet sich neben Aktinolith mit Einschlüssen von Chromit in einzelnen Körnern noch Zoisit. Strahlstein schiefer an der Ostseite des Böhmsberges bei den Abbauen von Weigelsdorf (Blatt Langenbielau). An der Ostseite des Böhmsberges steht im Biotitgneiss am Ende des Weges, welcher von den dortigen Abbauen von AVeigels- E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 205 dorf den Bergabhang hinaufführt, ein N. 20° W. streichendes Lager von Amphibolit au. Dasselbe ist 16 — 20 Meter mächtig und ent- hält in seinem oberen Theile zahlreiche und bis erbseugrosse Granaten. Der liegendere Theil des Lagers wird dagegen von einem granatfreien Amphibolit gebildet, der nach seiner minera- lischen und chemischen Zusammensetzung noch zu den Strahl- steinschiefern gestellt werden kann, sofern man, wie weiter unten dargethan werden soll, sich entschliesst, nicht pleochroitische strahlige Hornblenden mit bis 5 pCt. AI2O3 noch als Strahl- stein zu bezeichnen. Das Gestein ist dickschieferig; die grasgrüne Hornblende ist stark glänzend und bildet 0,5 — 1,0 Centimeter lange und bis 1,5 Millimeter breite, oft verworren struirte Nadeln. U. d. M. ist sie farblos, nicht pleochroitisch, und mit Längspalten versehen; Querschnitte zeigen die prismatische Spaltbarkeit; ausserdem ist die Mehrzahl der Individuen mit der an bisherigen Strahlsteinen oft beschriebenen, feinen Spaltbarkeit nach P go versehen. Als Inter- positionen enthält sie neben Flüssigkeitseinschlüssen auch zahl- reiche, wenn auch winzige Körnchen von Chromit. Alle diese Ver- hältnisse würden genügen, sie zu den echten Strahlsteinen zu stellen; dagegen scheint jedoch der hohe Thonerdegehalt der unten stehenden Analyse des Gesteins, der 8,48 pCt. beträgt, zu sprechen. Von thonerdehaltigen Mineralien sind nur einige und in äusserst geringen Mengen zugegen; es sind Zoisit, Chromit und als Binde- masse zwischen dem Hornblende-Individuen kleine, länglichrunde, farblose, durch Verwitterung etwas angegriffene Körnchen, die man als Feldspath betrachten muss. Da die Analyse 2,16 pCt. Na20 ergeben hat, so ist letzterer vielleicht ein Oligoldas, der nach dem Natrongehalt der Analyse ungefähr 5,5 pCt. A120«j des Gesteins beanspruchen würde. Berücksichtigen wir jedoch den Umstand, dass in dem Amphibolit1) von Habendorf, der nur aus einer makroskopisch grünschwarzen Hornblende, die u. d. M. gar nicht pleochroitisch ist, besteht und auch 1,14 pCt. Na20 nach der Analyse enthält, so ist es ebenso wahrscheinlich, dass wir x) E. Dathe, Olivinfels, Amphibolit und Biotitgneiss von Habendorf i/Schl. Dieses Jakrb. für 1888, S. 323. 206 E. Dathe, Die S trahlstei n s chief er des Eulengebirges. einen beträchtlichen Theil des Natrons vom Weigelsdorfer Gestein (und zwar circa 1 pCt.) ihr zuschreiben müssen; daraus würde aber folgen, dass der Thonerdegehalt seines Hornblendeminerals ein höherer ist, als bei Strahlsteinen bis jetzt bekannt1) wurde, nämlich mindestens 5 pCt. Al203, sofern man 3,5 pCt. AI2O3 (2,5 pCt. für Feldspath und 1 pCt für Zoisit und Chromit) in die Rechnung; einsetzt. Für diese Annahme scheint übrigens auch der verhältnissmässig geringere MgO-Gehalt des Gesteins zu sprechen, der 17,69 pCt. beträgt, während der Strahlsteinschiefer von der Sonnenkoppe bei 1,75 pCt. AI2O3 21,24 pCt. MgO und der aus dem Steingrunde von Langenbielau bei 2,88 pCt. AI2O3 21,24 pCt. MgO aufweist. Die chemische Analyse des Gesteins, die von Herrn Dr. Fischer ausgeführt wurde, zeigte bei einem Volumge- wicht von 2,9765 folgende Zusammensetzung: Si02 52,76 pCt. Ti 02 0,37 » A1203 8,48 » Cr2 O3 0,34 » Fe2 O3 1,13 » MgO 17,69 » CaO 9,28 » Na20 2,16 » H20 1,40 » P‘2 O3 Spur SO3 Spur 100,20 pCt. Strahlsteinschiefer südlich der Schind ertilke bei Volpersdorf (Blatt Langenbielau). Im breitflaserigen Zweiglimmergneiss bei dem Schindertilke genannten Thälchen im Wildpark zu Volpersdorf trifft man an dem nach S. führenden Waldwege ein 12 — 15 Meter mächtiges und auf 50 Meter Länge verfolgbares Serpentinlager an; dasselbe bildet einige kleine Felspartien und besitzt ein Streichen von 9 vergl. Rammelsberg, Mineralchemie II. Aufl. 1875, S. 39G — 397. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 207 N. 80° O. und fällt 80° gegen S. ein. Der grünlich - schwarze Serpentin ist dünnplattig bis dickschieferig und enthält ziem- lich häufig 1 — 3 Centimeter bis 1 Decimeter starke Lagen von Strahlsteinschiefer gleichförmig eingeschaltet. Nach SW., an der dortigen Bestandsgrenze, liegen zahlreiche bis 1 Kubikmeter grosse Blöcke neben kleinen Serpentinfelsen, die entweder einem zweiten Serpentinlager angehören, oder, was wahrscheinlicher, durch Faltung und Verwerfungen von dem ei'steren abgetrennt und nach NW. verschoben worden sind, und so ein Theillager von ersterem bilden. Ein noch anderes, ebenfalls Strahlstein- schiefer enthaltendes Serpentinlager liegt in kurzer Entfernung vom vorigen, dort, wo der Waldweg nach scharfer Krümmung süd- lich verläuft. Die vorherrschende Varietät des Strahlsteinschiefers ist dick- schieferig und grau- oder gelblich-grün gefärbt; nur einige Lagen, die am äusseren Rande der Serpentinlager auftreten, nehmen zu- weilen durch die reichliche Führung von Talk- und Glimmer- schüppchen einen dem Glimmerschiefer ähnlichen Habitus an, wozu ihre Dünnschieferigkeit und die oft vorhandene voll- kommene Biegung ihrer Gesteinsschichten beiträgt. Die mikroskopische Untersuchung dieser Varietäten weist in einer Anzahl von Vorkommen Aktinolith, Zoisit und Augit (Salit) als Hauptgemengetheile nach, die meist in gleicher Menge sich an der Zusammensetzung des Gesteins betheiligen. Ihre gegen- seitige Vertheilung findet fast regelmässig derart statt, dass in schmalen, 1 — 3 Millimeter breiten Streifen, bald das eine oder das andere Mineral darin vorherrscht, während die anderen nur spora- disch denselben beigemengt sind. Die untersuchten Proben waren absolut frisch; der Augit ist schwach polarisirend, zeigt eine Aus- löschung von 25 — 35° und dürfte wohl als Salit anzusprechen sein. Bemerkenswerth ist die häufige Durchwachsung desselben von Akti- nolith, der in die frischen Pyroxene bis zur Mitte der Krystall- körner eingreift oder in Querschnitten im Innern als Interposition auftritt. Die Entstehung des Aktinoliths aus Pyroxen ist hier aus- geschlossen. In allen drei Mineralien, dem Salit, Aktinolith und Zoisit, finden sich neben Flüssigkeitseinschlüssen als Interpositionen 208 E. Dathe, Die Strahlsteinsckiefer des Eulengebirges. Chromit sowohl in grösseren Körnern als auch in kleinsten Nüdelchen und Körnchen. — Andere Gesteinsproben führen neben den ge- nannten Mineralien, oft die Rolle von Hauptgemengtheilen spielend, noch Talk und einen milchigweissen Glimmer; letzterer ist nicht pleochroitisch und unterscheidet sich vom Talk und Muscovit durch seine auffallend schwachen Polarisationsfarben, und ähnelt so dem Phlogopit; doch wäre es gewagt, denselben als gebleichten Phlogopit zu betrachten. — Talk entsteht zuweilen durch Zer- setzung des Aktinoliths, sobald das Gestein durch Verwitterung etwas angegriffen erscheint. — Wo der Aktinolithschiefer nur bis 0,5 Centimeter starke Gesteinslagen im Serpentin bildet, lässt sich constatiren, dass der Aktinolith in Serpentin sich umsetzt. — Man kann aber nicht annehmen, dass die in Rede stehenden Ser- pentinlager lediglich aus Aktinolith entstanden seien; denn es lässt sich in Serpentinschliffen nicht nur vielfach Gitterstructur wahr- nehmen, sondern man kann auch noch frischen Olivin als Ein- schluss in grösseren Aktinolithen und frei als Körner im Gesteins- gewebe nach weisen Die Serpentinisirung scheint demnach hier am Olivin zu beginnen und alsdann erst den thon erdefreien oder -armen Amphibol zu ergreifen. Strahlsteinschiefer vom Säuferwasser bei Colonie Grund. ( Blatt Rudolfswaldau.) Südwestlich von Wüste waltersdorf gelangt man auf der Strasse nach Rudolfswaldau, sobald man die letzten Häuser von Colonie Grund passirt hat, in das Thal des Säuferwassers, wo links des- selben und der Strasse eine grössere Waldparzelle beginnt. An der nordöstlichen Waldgrenze daselbst und ferner 20 Meter südwestlich im Walde stehen in einigen kleineren Felsen und auch durch zahl- reiche grössere und kleinere Blöcke kenntlich zwei Lager eines schieferigen schwärzlich-grünen Serpentins an. Ein drittes Serpeutin- lasjer wurde circa 75 Meter nordöstlich von dem Waldrande in den dortigen Feldern aufgefunden. Alle drei Lager, deren Mäch- tigkeit zwischen 5 und 10 Metern schwankt und deren Längs- erstreckung 200 Meter beträgt, liegen in der Zone der schwach- E. Dathe, Die Strahlsteinscliiefer des Eulengebirges. 209 bis grobflaserigen , mittel- bis grobkörnigen Zweiglimmergneisse. Nur in ihrer unmittelbaren Umgebung nimmt der Gneiss eine schieferige bis kleinkörnig-schuppige Structur an. Bei den beiden ersteren Serpentinlagern findet man an ein- zelnen grösseren Blöcken auch bis 1 Decimeter starke Lagen von Strahlsteinschiefer eingeschaltet. Man kann nach Farbe und Structur zwei Varietäten desselben unterscheiden; die eine ist grau- grünlich gefärbt und durch Talk- und Glimmerschüppchen auf ihren schwachwelligen Schichtungsflächen fast einem Glimmer- schiefer ähnlich; die Strahlstein nadeln liegen theils parallel zu einander, theils sind sie wirrstrahlig angeordnet. Die andere Ab- änderung des Gesteins ist eben- und dickschieferig und lauchgrün gefärbt, oft auch schwärzlich-grün gestreift, sobald die Serpentiui- siruner begonnen hat. — Wie schon äusserlich , so gleicht auch in seiner mikroskopi- schen Zusammensetzung das Vorkommen dem vorher beschriebenen von der Schindertilke bei Volpersdorf ziemlich genau. Aktinolith, Zoisit, heller Glimmer, Talk und Augit (Salit) sind seine wesent- lichen, nur in der Vertheilung oft wechselnden Gemeugtheile; neben Chromit treten sporadisch noch Eisenglanzblättchen im Gestein auf. Aus der vorstehenden Beschreibung der einzelnen Vorkommen von Strahlsteinschiefern und der unten folgenden tabellarischen Zusammenstellung geht hervor, dass unter 12 Vorkommen 10 mit Serpentin in engstem Zusammenhänge stehen und nur zwei mit Amphiboliten verbunden sind. Man ersieht daraus aber ferner, dass die mit Serpentin verbundenen Strahlsteinschiefer sowohl im Biotitgneiss als auch im Zweiglimmergneiss eingeschaltet sind, während die mit Amphibolit in Verbindung stehenden beiden Vor- kommen vom grossen Kalkgrund und vom Böhmsberge bei Weigels- dorf als Einlagerungen in den Biotitgneissen aufgefasst werden müssen. Die Strahlsteinschiefer in der Gneissformation des Eulen- gebirges bilden somit nirgends selbstständige Einlagerungen in den Gneissen, sondern kleine, wenig mächtige und kurze linsen- förmige Theillager in Serpentinen oder Amphiboliten. Jahrbuch 1891. 14 210 E. Dathe, Die Straklsteinschiefer des Eulengebirges. Stralilsteinschiefer des Eulengebirges. Vorkommen mit Serpentin mit Amphi- bolit im Biotit- gneiss im Zweiglim- mergneis s 1. Steingrund (oberer) X — X — 2. Sonnenkoppe X — — X 3. unterer Steingrund X — X — 4. zwischen Steingrund und Kalk- grund X — X — 5. grosser Kalkgrund X X X — 6. Glasegrund bei Lampersdorf . . X — — X 7. Brandhäuser bei Lampersdorf . X — — X 8. Steinkunzendorf X — X — 9. Fuchsberg bei Raschdorf . . . X — — X 10. Böhmsberg bei Weigelsdorf . . — X X — 11. Schindertilke bei Volpersdorf . X — — X 12. Säuferwasser bei Grund . . . X — — X Der herrschende Gemengtheil in unseren Strahlsteinschiefern ist echter Strahlstein, d. h. eine thonerdefreie oder thonerdearme und nicht pleochroitisclie Hornblende. Die mitgetheilten chemischen Analysen der Gesteine lassen erkennen, dass ihr Thonerdegehalt die Zusammensetzung echter Strahlsteine nicht überschreitet, wie ein Vergleich mit den Analysen von Strahlsteinen lehrt, die Rammelsberg in seinem Handbuch der Mineralchemie II. Auflage 1875 S. 396 — 397 und im Ergänzungsheft zu dieser Auflage 1886 S. 32 mitgetheilt hat. Rammelsberg führt in ersterem Werke nur solche Horn- blenden als Strahlsteine auf, die entweder keinen Thonerdegehalt besitzen (Zillerthal, Zaberg, Wermlaud, Sulzbach thal , Pinzgau) oder solche, deren Thonerdegehalt gering ist und 2 pCt. nicht erreicht (z. B. 1 ,33 pCt. AI2 O3 Strahlstein von Dagerö, Finnland ; 1,69 pCt. AI2O3 Strahlstein von Orijerwi, Finnland; 1,67 pCt. AI2O3 Pennsylvanien). Dagegen finden wir in seinem Ergänzungsheft zwei Strahlsteine verzeichnet, die eine Ausnahme von der allgemein von den Mineralogen festgehaltenen Regel über den Thonerde- E. Dathk, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 211 gehalt der Aktinolithe (nicht über 2 pCt. A1203) machen. Diese Strahlsteine sind a) der echte Strahlstein von Orijärfvi (Hoffren) und b) Strahlstein Amilia Co., Virginia. Volum. -Gew. 3,041, mit folgender Zusammensetzung; wir setzen unter c) die Analyse des Gesteins von den Abbauen am Böhmsberge bei Weigelsdorf daneben. a) b) c) Si02 . . 56,92 56,96 52,76 Ti02 . — — 0,37 Al2 O3 . 5,10 4,32 8,48 Cr2 O3 — — 0,34 F e2 O3 — 2,45 1,13 FeO . . 1,01 2,24 6,59 MgO . . 20,99 22,33 17,69 CaO . . 16,68 11,44 9,28 Na20 . — — 2,16 H20 . — 0,31 1,40 P205 . — — Spur so3 . 100,70 100,05 Spur 100,20 Vol.-Gew. 2,9765. Wenn wir trotz des Herkommens in dieser Hinsicht dem trefflichen Rammelsberg folgen, so müssen wir auf Grund der zwei mitgetheilten Analysen zu den echten Strahlsteinen auch solche Hornblenden zählen, die einen Thonerde- gehalt bis zu 5 pCt. aufweisen. In Berücksichtigung des Umstandes, dass Rammelsberg Hornblenden mit so hohem Thonerdegehalt noch als Strahlsteine bezeichnete, habe ich daher auch das Gestein von den Abbauen am Böhmsberge bei Weigelsdorf bedingungsweise als Strahlstein- schiefer mit aufgeführt, da, wie oben (S. 205) erwähnt, von den 8,48 pCt. AI2O3 nach Abzug von circa 3,5 pCt. A1203 für Neben- gemengtheile des Gesteins noch circa 5 pCt. AI2O3 für die Horn- blende verbleiben. Wir stehen hier einer für die Petrographie wichtigen Frage gegenüber; nämlich der: Was ist Strahlstein? Oder wie hoch 14* 212 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirge's. darf der Thonerdegehalt einer Hornblende sein, die man noch als Strahlstein ansprechen darf? Wie ich weiter nuten durch eine Anzahl von Beispielen belegen werde, haben manche Petrographen diese Fragen entweder nicht beachtet oder sie legen dem chemi- schen Moment, das bis jetzt streng von den Mineralogen und nach meiner Ansicht mit Recht für die Bestimmung des Strahlsteins festgehalten wurde, keinen Werth mehr bei und gehen noch über die von Rammelsberg erweiterte Annahme (bis zu 5 pCt. AI2O3) hinaus, indem sie einseitig jede monokline Hornblende, ohne Rücksicht auf ihren Thonerdegehalt, schon zu den Strahlsteinen stellen, sofern sie u. d. M. nur schilfähnlich und nicht oder nur schwach pleochroitisch ist. Ist ein solches Vorgehen gerechtfertigt? Ist es denn erwiesen, dass diese so gestalteten und optisch so charakterisirten Horn- blenden nun wirklich thonerdearm d. h., dass sie nur bis zu 2 pCt. oder selbst bis zu 5 pCt. thonerdehaltig sind? Kann man aus diesem Verhalten eines Amphibols umgekehrt auf den Thonerde- gehalt desselben schliessen? Eine solche Relation scheint in der That nicht zu bestehen. Ich habe diese Frage schon in einer meiner früheren Arbeiten1) berührt und meinen Standpunkt dazu gekennzeichnet; ich habe damals wörtlich Folgendes geschrieben: »Der betreffende Amphibolit ist dickschieferig, er besteht fast lediglich aus einer grau - grünlichen bis schwärzlich -grünen, stark glänzenden Hornblende, welche 5 — 6 Millimeter lange und 1 — 2 Millimeter breite Nädelchen bildet. Die ausgezeichnete pris- matische Spaltbarkeit erkennt man auch mit blossem Auge oder mit der Lupe. Kleine Erzfünkchen, dem Magnetkies wohl durch- gängig zugehörig, sind gleichfalls makroskopisch wahrzunehmen. U. d. M. sind die ITornblendenädelchen farblos und nicht pleo- chroitisch, so dass man sie gern dem Strahlstein beizählen möchte; ihre Auslöschungsschiefe beträgt 16 — 20°. In Querschnitten zeigen sie gute Spaltbarkeit von annähernd 124°. Nach dem mikrosko- b Olivinfels, Amphibolit und Biotitgneiss von Habendorf in Schlesien. Dieses Jahrb. für 1888, S. 321. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 213 pischen Befunde möchte man die Hornblende des Gesteins, wie gesagt, schon als Aktinolith ansprechen. Dagegen spricht jedoch der hohe Thonerdea;ehalt der von Herrn Steffen ausgeführten (und auch hier folgenden) Analyse des Gesteins, welcher 8,68 pCt. beträgt. Wenn auch neuere Analysen von Strahlsteinen einen Thonerdegehalt bis 5 pCt. aufweisen, so kann man die Hornblende doch schwerlich als reinen Aktinolith in Anspruch nehmen; denn sie nimmt vom chemischen Standpunkt aus eine Mittelstellung ein. Man kann sie daher mit Berücksichtigung ihrer optischen Eigen- schaften wohl am besten als eine strahlsteinartige Horn- blende bezeichnen. Von Interpositionen ist sie fast frei; nur selten sind kleine Körnchen von Rutil eingeschlossen, welcher auch durch den Gehalt von 0,21 pCt. Ti 0-2 der Analyse angezeigt wird. Nur in etlichen Gesteinsproben, welche der Grenze zum überlagernden helleren Amphibolit entstammen, sind wenige kleine Körnchen von frischem Olivin wahrgenommen worden. Die chemische Zusammensetzung des Gesteins, das ein spec. Gew. von 2,9597 besitzt, ist folgende: Si02 . 46,47 pCt. Ti02 . 0,21 » Fe203 . 4,18 » Cr2 O3 . Spur A1203 . 8,68 » FeO . 3,73 » MgO . 22,79 » CaO . . . . . 9,05 » k2o . 0,35 » Na20 . 1,14 » so3 . Spur P2O5 • » h2o . 3,39 » 99,99 pCt.« Schon in früheren Arbeiten bin ich zu derselben Auffassung: o über die Abgrenzung zwischen Strahlstein und gewöhnlicher 214 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. schwach pleochroitischer Hornblende gelangt. Von den Horn- blendeschiefern der Glimmerschieferformation von Berbersdorf1) beschrieb ich, dass sie »strahlsteinartige Hornblende« führen, deren Dichroismus schwach, lichtgrün bis lichtgelb, seltener dunkler ist. Ebenso wird »strahlsteinartige Hornblende«, die bei mikro- skopischer Untersuchung in der Regel farblose bis blassgrünliche Nadeln und schilfige Säulen bildet, als Gemengtheil der Amphibol- schiefer von Berbersdorf-Hainichen (Grünschiefer Naumann’s) von mir angeführt2), in welchen kurz zuvor R. Credner3) die Hornblende auf Grund der Bauschanalyse des complicirt zusammengesetzten Gesteins als Strahlstein berechnet hatte. A. Rothpletz4), ihm darin folgend, beschrieb nun die ganze Gesteinsreihe unter dem Namen Aktinolithschiefer und sagte von seinem Aktinolith: »Der Di- chroismus schwankt zwischen wasserhell und grün. Die grün- lichen Aktiuolithe zeigen einen starken Dichroismus zwischen gelbgrün und lauchgrün.« — Von Ebersbach beschrieb ich5) kurz darauf aus der Gruppe des Gabbros und der Amphibolschiefer unter letzterem Namen ein Gestein, das aus strahlsteinartiger Hornblende und Labrador zusammengesetzt wird. Nach meinen Erfahrungen liegt im Mangel an Pleochroismus oder in dessen schwachem Vorhandensein noch kein Beweis dafür, dass der betreffende Amphibol thonerdearm ist und als Strahlstein bezeichnet werden darf. So ergab beispielsweise die chemische Ana- lyse des Amphibolits von der Ritsche im Lampersdorfer Forst (Blatt Langenbielau) der hauptsächlich aus einem dunkelgrünen, u. d. M. farblosen bis schwach pleochroitischen Amphibol nebst wenig Feld- spath besteht, 14,30 pCt. AI2O3, so dass für den ersteren ungefähr 10 pCt. AI2O3 übrig bleiben. Man kann daher ohne chemische Analyse bei schwach pleo- chroitischen Amphibolen nur von strahlsteinartiger Hornblende 0 Section Waldheim der königl. säclrs. geologischen Specialkarte 1879, S. 88. a) Ebenda S. 98. 3) Das Grünschiefersystem von Hainichen. Zeitsehr. f. d. gesammten Natur- wissensch. 1876, S. 133. 4) Zeitschrift d. Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 374. 5) Section Döbeln 1879, S. 9 — 10. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 215 reden. Zu den Strahlsteinschiefern, die ich von den Amphiboliten abgetrennt habe und von denen keine chemische Analyse vorliegt, habe ich alle Vorkommen gezählt, deren Amphibol bei makrosko- pischer Betrachtung durch lauchgrüne oder graugrünliche Farbe ge- kennzeichnet ist und mikroskopisch sich nicht als pleochroitisch erweist. Andere Autoren besitzen darüber augenscheinlich andere Auf- fassung. L. Milch1) schreibt in seiner Arbeit: »Die Diabasschiefer des Taunus« im Abschnitt über den Rauenthaler Diabas und seine Umwandlungsproducte über Aktinolith 2) : »Hellgrüne Nadeln wachsen von den Rändern der Augite in die Nachbarmineralien hinein und erfüllen Klüfte im Augit völlig. Die Querschnitte zeigen ein Prisma von 124°, die Doppelbrechung ist rnässig, die der Ver- ticalen zunächst liegende Elasticitätsaxe ist im Maximum um 20° gegen sie geneigt und ihrem Werthe nach Axe der kleinsten Elasticität. Das Alles bestimmt das Mineral als Aktinolith.« Dem letzteren Satze kann ich allerdings nicht zustimmen, denn gerade über zwei wesentliche Merkmale des Strahlsteius lässt uns Verfasser nicht nur an der citirten Stelle, sondern auch in seiner ganzen Arbeit, in der sein Aktinolith eine grosse Rolle spielt, im Unklaren; wir erfahren erstlich nicht, ob dieser secundäre Amphibol pleochroitisch ist oder nicht, und zweitens wissen wir nicht, welche chemische Zusammensetzung ihm zukommt. Man wird und kann nicht verlangen, dass bei jeder mikroskopischen Bestimmung von Hornblenden chemische Analysen ausgeführt werden, aber es ist gewiss nicht eine unbillige Forderung, dass darüber Aufklärung geben wird, wie aus dem in der Regel sehr thonerdereichen Diabasaugit eine thonerdefreie oder -arme Horn- blende, also Strahlstein entstehen kann. Wo ist die Thonerde des Augits hingekommen? da Ver- fasser S. 409 nochmals schreibt: »Konnte man beim Rauenthaler Diabasporphyrit nur die Aktinolithisirung des Augits beobachten, die Umwandlung in Epidot und Chlorit nur erschliessen.« Letzteres heisst doch wohl, wenn ich recht verstehe, dass Epidot und 9 Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1889, S. 394—441. 2) Ebenda S. 399. 216 E. Dathe, Die Straklsteinschiefer des Eulengebirges. Chlorit, wie oben angegeben, nicht vorhanden waren. — Wenn neben der Bildung von strahliger Hornblende noch die von Epidot und Chlorit stattfindet, so könnte man sich ja theoretisch vorstellen und vielleicht auch annehmen, dass alle oder der grösste Theil der Thonerde zum Aufbaue dieser beiden Mineralien Verwendung gefunden habe; aber wenn letzteres nicht zu erweisen ist, so muss man sich doch Rechenschaft über den Verbleib der Thonerde des Augits geben, oder wenn Letzteres nicht möglich ist und dieselbe nur in den Amphibol grösstentheils übergetreten sein kann, darf man nicht von Aktinolith in Diabasen reden. Noch will ich darauf hin weisen, dass L. Milch1) noch von einem »blaugrünen Aktinolith« im Gestein vom Bahnholzer Kopf unweit Wiesbaden spricht. H. Rosenbusch 2) dagegen bezeichnet im Abschnitt über Diabase in der mikroskopischen Physiographie der massigen Gesteine derartige Zersetzungsproducte des pyroxenischen Ge- mengtheils des Diabases als aktinolithisch, wenn er sagt: »Der pyroxenische Gemengtheil des Diabas setzt sich um in grünen uralitischen oder aktinolithischen, oder in farblosen asbest- artigen, seltener in compacten grünen oder braunen Amphibol.« Man kann ihm aber nicht zustimmen, wenn er ferner schreibt3): Bei hinreichender Vergrösserung sieht man, dass diese Parallel- faserung durch eine Umwandlung in grüne Amphibol- (gemeine Hornblende oder Strahlstein) Prismen bedingt ist, die nach Lage der Elasticitätsaxen, Pleochroismus und Spaltbarkeit in Quer- schnitten vollkommen sicher zu bestimmen sind. Weshalb ein Theil dieser Hornblende aber geradezu Strahlstein sein soll, sagt uns auch Rosenbusch nicht, wie er ohne nähere Begründung auch von Aktinolithnadeln und Aktinolithindividuen in den Vario- liten von Berneck4) und Raitschin redet. J. J. Sederholm 5) erwähnt in seinen höchst bemerkenswerthen !) a. a. 0. S. 423. 2) II. Auflage 1887, S. 225. 3) Ebenda S. 184. 4) Ebenda S. 230, 232. 5) Tschermak’s miner.-petrogr. Mittk. XII 18111, S. 105. E. Dathe. Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 217 Studien über die archäischen Eruptivgesteine des südwestlichen Finnland aus dem Uralitporphyrit strahlsteinartigeHornblende, die aus der Zersetzung des Augits hervorgegangen sei und zwi- schen den Plagioklastafeln regellos liegende kleine Stengel und Na- deln bilde. — Diese eorrecte Bezeichnungsweise verlässt er jedoch im weiteren Verlaufe seiner Arbeit, denn er redet fortan, wenn er gleiche oder ähnliche amphibolischeZersetzuugsproducte beschreibt, nur noch von Aktinolith1), (z. B. »In den meisten Gesteinen findet man in den kleinen Aktinolithstengeln keine Spur von dem ursprüng- lichen Augit«), während er, wenn er nicht strahlsteinartige Horn- blende sagen wollte, nur allgemein von Amphibol oder Horn- blende reden durfte. An das archäische Alter dieser Porphyrite, Granite etc. die von Tuffen begleitet werden, kann ich nicht glauben. Die Lagerungsver- hältnisse des Gebietes scheinen infolge des Zusammentretens von verschiedenen Graniten, Schiefern, dioritischen Gesteinen doch sehr complicirt und durch die Untersuchung Sederholm’s noch nicht vollständig geklärt zu sein. Die Schiefer sind wahrscheinlich nur durch diese Eruptivgesteine contactmetamorphisch verändert. — Ausserdem sagt Verfasser (S. 126) über das Alter und Lagerungs- folge, dass »die grosse Porphyritdecke theils an die grauen Gra- nite und die mit ihnen in genetischem Zusammenhang auftreten- den dioritischen Gesteine, theils an die Schiefer, theils endlich an die röthlichen Granite grenzt. Davon sind nur die letzterwähnten Gesteine jünger, die übrigen dagegen älter als die Uralitpor- phyrite.« Derselben Auffassung über das archäische Alter verschiedener Gesteine begegnen wir bei demselben Verfasser2) in seiner jüngsten Arbeit: Sind die Rapakivimassive als Laccolithe oder Massen- ergüsse zu deuten? in der er sagt: »Es kommen aber auch sehr verschiedenartige archäische Gesteine vor, wie Granite, Gneisse, Uralitporphyrite, Diabase etc., während paläozoische Sedimente oder Quarzite nicht zu finden sind.« *) Ebenda S. 108. 2) Mittbeilungen des naturwissenschaftl. Vereins für Neu-Vorpommern und Rügen 1892, S. 5. 218 E. Dathe, Die Strahlsteinscliiefer des Eulengebirges. Aus dem Coutacthof des Meissener Syenits in Sachsen werden als umgewandelte sibirische Diabastuffe von K. Dalmer und A. Sauer Aktinolithschiefer beschrieben ; aber auch hier ist der Nachweis nicht erbracht worden, dass wirklich echter Strahl- stein als Gemengtheil in diesen Gesteinen auftritt. — K. Dalmer1) sagt nur, dass »die sibirischen Kalklager von Burkhardswalde und Munzig zum Theil in weissen grobkörnig-krystallinen Marmor und die diese Lager begleitenden Diabastuffe in ein aus radial- strahligen Aggregaten von Aktinolith, braunem Glimmer, Kaliglimmer und Titaneisen bestehendes Gestein umgewandelt erscheinen.« A. Sauer2) erwähnt Aktinolith gleichfalls als Ge- mengtheil von derartig entstandenen Hornblendeschiefern, wenn er sagt: »Die eigentlichen Hornblendeschiefer bestehen im Dünn- schliffe aus einem lichtgrünen, schwach pleochroitischen Aktinolith, Orthoklas, Plagioklas, Quarz und Titaneisen.« — Der schwache Pleochroismus der Aktinolith genannten Hornblende lässt nicht auf eine thonerdefreie oder -arme Hornblende schliessen, man muss vielmehr danach eine an Thonerde reichere Hornblende darin vermuthen. Au anderer Stelle nennt A. Sauer diese Horn- blendeschiefer schlechthin Aktinolithschiefer. Im Contactbereich des Markersdorfer Granits sind nach R. Beck 3) bei Berggiesshübel untersilurische Diabastuffe in Aktinolithschiefer umgewandelt, statt des Aktinoliths ist meist Anthophyllit in manchen Gesteinslagen entstanden. Von diesen von R. Beck als typisch bezeichneten Aktinolithschiefern, die nach ihm vielfach mit normalen Hornblendeschiefern und mit Augit - Hornblendeschiefern wechsellagern, besitze ich einige Schliffproben, die ich der Freundlichkeit desselben verdanke; doch will ich hervorheben, dass diese interessanten Gesteine durchaus schon in ihrem Aeusseren keine Aehnlichkeit mit un- seren Strahlsteinschiefern aus der Gneissformation des Eulen- gebirges besitzen; es sind mattgrünlich aussehende, dichte bis feinkörnig-schieferige Gesteine, die nach dem Verfasser noch sehr ') Section Tanneberg 1888, S. 36. 2) Section Meissen 1889, S. 62 — 63. 3) Section Berggiesskübel 1889, S. 51 — 54. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 219 reichlich beigemengte Magnetitkörnchen und -Kryställchen, winzige Feldspathkörner und spärlich Biotitschüppchen führen. Ueber die Entstehung dieser strahlsteinartigeu Hornblende, wie er hier ausnahmsweise richtig bemerkt, äussert sich Verfasser auf S. 54 wie folgt: »Während im Harze die strahlsteinartige Hornblende direct aus dem Augit sich entwickelte, geht sie bei Berggiess- hübel erst aus den Zersetzungsproducten dieses Gemengtheils her- vor.« Was ist aber aus der Thonerde des Chlorits etc. geworden? K. A. Lossen kennt als amphibolische Uinwaudlungsproducte des Augits in Diabasen in seinen verschiedenen Arbeiten über diesen Gegenstand nur uralitische und strahlstein- bis amiant- ähnliche Hornblende1); ja in dem von L. Milch später aber- mals beschriebenen Diabas von Rauenthal, in dem dieser Strahl- stein als Umwandlungsproduct des Augits, wie oben dargelegt, anführt, spricht Lossen2) vou diesem Vorkommen als von »einem amiantisirten grobstrahlig-körnigen Diabas« und beschreibt »die amiantartige Hornblende« mit folgenden Worten: »Die amiantartige Hornblende ist ausserhalb jener bärtig ausgefranzten Säume um die Augitkörner in schmal spiessigen bis breiten schilfigen Kry- stallnadelu besonders erkennbar. Hier sind diese Nadeln, welche im gewöhnlichen Lichte wasserhell durchsichtig oder ganz zart grünlich angehaucht sind, aber auch bei eingesetztem Polarisator gar nicht oder doch kaum merklich pleochroitisch erscheinen, grösstentheils von hinreichender Dicke, um bei gekreuzten Nicols jene leuchtenden gelben Farben zu geben.« II. Am Schlüsse unserer Betrachtungen über Strahlsteinschiefer wollen wir der Frage ihrer Entstehung näher treten. Ihre mine- ralische und chemische Zusammensetzung, ihre Sti’uctur und ihre Verbandsverhältnisse mit den übrigen Gesteinen der Gneissfor- mation des Eulengebirges müssen hierbei in erster Linie in Be- rücksichtigung gezogen werden. Bei der Prüfung dieser Punkte 9 Studien an metamorphischen Eruptiv- und Sedimentgesteinen. Dieses Jahrb. für 1883, S. 632; ferner in denselben Studien ebenda für 1884, S. 530, 540. 2) Ebenda 1884, S. 542 — 543. 220 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. sind vornehmlich drei Fragen zu beantworten: 1) Sind die Strahl- steinschiefer dynamometamorphe Massen; 2) Oder sind sie Pro- ducte einer Contactmetamorphose? 3) Oder sind sie ursprüngliche von jenen verschiedene Bildungen? 1. Sind die Strahlsteinschiefer dynamometamorphe Masse n? Das Räthsel der Entstehung der krystallinisch -schieferigen Gesteine der archäischen oder azoischen Formationsreihe, nämlich der Gneiss-, Glimmerschiefer- und Phyllitformation, ist bis jetzt ungelöst geblieben, trotzdem man seit Werner’ s Zeiten viele Hypothesen und Ansichten über ihren Ursprung aufgestellt hat. Eine sehr übersichtliche und erschöpfende Zusammenstellung dieser Hypothesen über die Bildungsweise der krystallinisch-schieferigen Gesteine hat seiner Zeit F. Zirkel1) gegeben. Seit dieser Zeit haben sich die Forscher wiederholt lebhaft mit derselben Frage beschäftigt und zwei neue Hypothesen sind zu den altbekannten hinzugefügt worden. Unter dem Namen »Diagenese« hat C. W. v. Gümbel2), auf älteren Anschauungen Dana’s fussend, eine Theorie aufgestellt, nach der die archäischen Gesteine bei ihrer Ablagerung die krystallinische Structur infolge Einwirkung von überhitztem oder heissem Wasser auf mechanisch abgelagerte Se- dimente erhalten haben. — Die andere Hypothese lässt die kry- stallinischen Schiefer durch Dynamometamorphose entstehen. Nach K. A. Lossen3) sind im Taunus die als devonisch aufge- fassten Schiefer durch mechanische Druckkräfte bei starker La- gerungsstörung krystalliner als im ungestörten Gebiete, wo der klastische Charakter derselben noch deutlich wahrnehmbar ist, sodass Lossen’s »krystallinische Schiefer« des Taunus durch den Gebirgsdruck auf wässerigem Wege umkrystallisirte Sedi- mente darstellen. Vom Gebirgsdruck sind in jenen gestörten Regionen auch die dort eingelagerten Eruptivgesteine beein- flusst worden. ') Petrographie II. Bd. 484 — 513. Bonn 1866. 2) Ostbayerisches Grenzgebirge S. 833 — 845. 3) Zeitsdir. d. Deutsch, geol. Ges. 1867, S. 698 u. ff. E. Dathe, Die Strahl steinschiefer des Eulengebirges. 221 Aus diesen Beobachtungen und Anschauungen Lossen’s hat sich allmählich eine neue Theorie entwickelt, deren eifrigster Ver- treter H. Rosenbüsch ist. Er hat die Theorie vom Dynamo- metamorphismus neuerdings in zwei Schriften1) auf die Ent- stehung der krystallinischen Schiefer oder, wie er sagt, des Grund- gebirges ausgedehnt. Die erste Schrift führt den Titel: »Zur Auf- fassung des Grundgebirges.« (N. Jahrb. f. Min. 1889, Bd. I. S. 81 —97.) In dem zuletzt erschienen Aufsatz: »Zur Auffassunff der chemischen Natur des Grundgebirges« fasst er seine Theorie kurz in folgenden Worten zusammen: »Auf Grund allgemeiner Erwä- gungen und structureller Verhältnisse habe ich versucht den Nachweis zu führen, dass die Gesteinsmassen des sogenannten Grundgebirges oder die krystallinen Schiefer normale Formations- gruppen in dynamometamorpher Facies seien, d. h. theils ans ur- sprünglichen Sedimenten, theils aus zugehörigen Eruptivmassen durch orogenetische Vorgänge entstanden seien.« Und an der- selben Stelle2) sagt er: »Dieser Entwicklung wird man seine Zu- stimmung nicht versagen können, wenn man zwei Prämissen zu- giebt: 1) Dass die krystallinen Schiefergesteine überhaupt dyna- mometamorphe Massen sind; 2) dass die Dynamometamorphose den chemischen Charakter der ihr unterliegenden Gesteine nicht wesentlich ändert.« Auf Grund meiner zwanzigjährigen geologischen Erfahrung, in welcher Zeit ich bekanntlich vorzugsweise mit Kartirung und Durchforschung der archäischen Formationsreihe im sächsischen Granulitgebiete, im Eulengebirge und am Kyffhäuser beschäftigt war, auch während der Zeit das Erzgebirge und Lausitzer Gebirge genugsam kennen lernte, und auf längeren oder kürzeren Reisen im Fichtelgebirge, im bayerischen Waldgebirge und in einem Theile der Alpen viele archäische Gebiete sah, muss ich die erste der obigen Prämissen, nämlich, dass die krystallinen Schiefergesteine überhaupt dynamometamorphe Massen sind, nicht nur bezweifeln, ') Tschermak’s mineral. -petrogr. Mittbeilungen XIII, 1891, S. 51. 2) Ebenda S. 52. 222 E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. sondern in ihrer Allgemeinheit geradezu bestreiten. Eine aus- führliche Begründung meiner gegenteiligen Ansicht muss an dieser Stelle allerdings unterbleiben. Wenn ich hierzu ent- schieden Stellung nehme , will ich nicht unterlassen zu er- wähnen, dass ich einer der Ersten gewesen bin, der die Wir- kung des Gebirgsdruckes au schieferigen Gesteinen auf Grund mikroskopischer Untersuchungen beschrieben hat. Die bekannten im Phyllit eingelagerten Sericitgueisse von Döbeln in Sachsen1) bieten hierfür ein ausgezeichnetes Beispiel. Zerstückelung der Feldspathe und Quarzlamellen, Neubildung von Feldspath, Quarz und Sericit auf den entstandenen Spalten und Zwischenräumen sind allgemein verbreitete Erscheinungen in diesem Gestein. J. Lehmann hat aber bei Besprechung dieses Gesteins (Ueber die Entstehung der altkrystallinischen Schiefergesteine etc. S. 107) weder diese meine ausführliche Beschreibung dieser Verhältnisse citirt, noch erstere selbst richtig gedeutet. Und wie wenig H. Rosenbüsch dieser Wirkung des Gebirgsdruckes damals Wich- tigkeit zugeschrieben haben kann, beweist der Umstand, dass er in dem Referat über Section Döbeln (N. Jahrb. für Min. 1881, I. S. 205) diese interessante von mir beobachtete und ausführlich beschriebene Thatsache mit keinem Worte erwähnt. Man gelangt allerdings zu einer Unzahl dynamometamorpher »krystalliner Schiefer«, im »Grundgebirge« wenn man sich ent- schliesst, die von H. Rosenbusch ausgesprochene erweiterte An- sicht über den Umfang des Grundgebirges anzunehmen. Er2) definirt dasselbe wie folgt: »Unter Grundgebirge verstehe ich dabei jene, jeder sicheren Schätzung ihrer Mächtigkeit sich ent- ziehenden Gesteinsmassen, welche als die Träger oder die Grund- lage der zweifellos organophoren Formationen erscheinen«. Als Erläuterung und weitere ergänzende Ausführung dieser Definition hat man in demselben Aufsatz über die Auffassung des Grund- gebirges3) doch wohl auch folgende Zeilen anzusehen: »Es ist eine *) Section Döbeln der geolog. Specialkarte des Königreich Sachsen 1879, S. 17 — 21. Ob man für die Sericitgneisse und Phyllitgneisse den Namen Gneiss nicht füglich aufgeben sollte, wird nächstens von mir an anderer Stelle erörtert werden. 2) N. Jahrb. f. Min. 1889, Bd. II, S. 82. 3) Ebenda S. 92. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 223 unmittelbare Folge der hier entwickelten Auffassung, dass das Grundgebirge an verschiedenen Orten der Erde sehr verschiedenes Alter haben kann und haben muss. Es wird lediglich von dem Maass der an einem bestimmten Punkte der Erde wirkenden ge- hirgsbildenden Kräfte, von der Belastung der sich faltenden For- mationen und von der Epoche des Eintritts und der Dauer der orogeneti sehen Vorgänge abhängen, wie weit hinauf in der Skala der Formationen sich die Facies des Grundgebirges entwickeln wird.« Wir begegnen hier einer erweiterten Fassung des Begriffes Grundgebirge. Man bat bisher darunter nur die Formations- reihe x) der Gneiss-, Glimmerschiefer- und Urthonschiefer-(Phyllit)- Formation verstanden, also Schichtencomplexe von präpaläozo- ischem Alter. Durch Gebirgsdruck veränderte Schichtenreihen irgend einer versteinerungsführenden Sedimentärformation sollen demnach zu ihm gehören können, denn H. Rosenbusch* 2) hält die Fossilfreiheit nur für ein zufälliges , nicht wesentliches Attribut des Grundgebirges; er rechnet z. B. mit H. Reusch die Schiefer der Halbinsel Bergen zum Grundgebirge und spricht demgemäss von feldspathführenden Glimmerschiefern mit Trilo- biten von Vagtdal, von Thonglimmerschiefern mit Graptolithen beim Forsthaus Ulven etc. Diese Fossilien beweisen aber doch nur, dass diese Gesteine eben wegen dieser gewisserinaassen als klastisch zu bezeichnenden Reste gar keine Glimmerschiefer und Thonglimmerschiefer sind; sie sind dem Glimmerschiefer uud Thon- glimmerschiefer doch nur ähnliche Sandsteine resp. Thonschiefer. Dies sind die gleichen Verhältnisse, wie ich sie im schlesischen Culm vielmals beobachtet und beschrieben habe (Hausdorf, Wüstewalters- dorf, Silberberg, Ebersdorf), wo aus Gneissdetritus pflanzenführende Culmgrauwacken mit Gneiss- oder Glimmerschiefer-Habitus ent- 1) Wenn H. Rosenbusch an einigen Stellen für Grundgebirge die Bezeich- nungen: »die Formation der krystallinen Schiefer«, oder »archäische For- mation«. setzt, so weicht er ohne Grund von dem Herkommen ab; man kennt und gebraucht in der deutschen Geologie in diesem Sinne die Namen For- mationen der krystallinen Schiefer oder spricht von den archäischen For- mationen. 2) N. Jahrb. f. Min. 1889, Bd. II, S. 83. 224 E. Da'ihe. Die Strahlsteinsehiefer des Eulengebirges. standen sind, die ich wohl auch »Pseudogneisse« und »Pseudo- glimmerschiefer« genannt, sic aber zu den Feldspathsandsteinen des Culms gezogen habe1). Die Begriffserweiterung »des Grund- gebirges« von Rosenbusch vereinigt zu heterogene Dinge zu einem Gesammtbegriff, während nur durch Unterscheidung des Ver- schiedenen und Ungleichartigen und Zusammenfassung des Gleich- artigen unsere Erkenntniss in der Frage der krystallinen Schiefer gefördert werden kann. Und Ersteres geschieht und Letzeres nicht, wenn man z. B. die durch Gebirgsdruck gequetschten Granite mit Gneissen der ältesten Gneissformation gleichsetzt, oder in diesem Sinne von der Gneissfacies2) des Granites spricht. Einer noch allgemeineren Fassung des Begriffes Grundgebirge begegnet man neuerdings bei A. Sauer3), der früher in seinen sächsischen Publicationen auch nur von der Gneiss-, Glimmerschiefer- und Phyllitformation redet, wenn er sagt: »Das Grundgebirge (des west- lichen Schwarzwaldes) setzt sich hier aus Granit mit seinen ver- schiedenen Ausbildungsformen einerseits und krystallinen Schiefern andererseits zusammen«. Derselbe Autor4) bezeichnet die durch Gebirgsdruck gequetschten granitartigen Syenite und Granite als »Granit- und Syenitschiefer«. »Es ist schwierig . . . eine richtige Vorstellung von dem mannigfachen Wechsel dieser Stengeligen und gestreckten Granit- und Syenitschiefer zu geben«. Sind diese Granite und Syenite denn älter als die dortigen kry- stallinen Schiefer oder mit ihnen gleichalterig, dass sie zum Grund- gebirge gehören? Und weshalb sagt man nicht schieferige Granite und Syenite, wie bisher üblich war? Richtiger ist es freilich zu sagen, gescliieferte Granite etc. und noch weniger missverständlich ist von :) Hierüber verweise ich noch auf meine Abhandlung: Die geologische Be- schreibung der Umgebung von Salzbrunn, in welcher ich aus den culmischen Gneissconglomeraten des Fürstensteinergrundes unter dem Namen »Gneisssand- stein ■ manchen Zweiglimmergneissen täuschend ähnliche Gesteine beschrieben habe. Abhandlung d. königl. preuss. geol. Landesanstalt 1892. Neue Folge Heft XIII, S. 39. 2) H. Rosenbusch, Mikrosk. Physiographie d. mass. Gest. II. Aufl. 1887, S. 41. 3) Der Granitit von Durlach etc. Mitth. d. Grossherzogi. Badischen geol. Landesanstalt II. Bd. S. 233. 4) Ebenda S. 273. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 225 gequetschten Graniten etc. zu reden. Wegen der Erweiterung und der so verschiedenen Fassung des Begriffes »Grundgebirge« möchte ich hiermit gegen die fernere Anwendung dieser Bezeichnung Grundgebirge Einspruch erheben ; man bleibe bei einem der bisher gebräuchlichen Namen und rede im Speciellen von Gneiss-, Glimmer- schiefer- und Phyllitformation 1). i) Hierbei will ich gern zugestehen, dass man vielfach irrthümlieh zur Phyllitformation paläozoische Schichten gezogen haben kann, und will ferner zu- geben, dass für manche Gegenden bei eingehender Untersuchung von der bis- herigen Urthonschiefer- oder Phyllitformation gar nichts oder wenigstens nicht viel übrig bleiben wird, sondern dass ihre Gesteine dem Cambrium und Silur zuzuweisen sein werden. Der übrige Rest fällt dann möglichenfalls der Glimmer- schieferformation zu. Die Gneiss- und Glimmerschieferformation sind unzweifelhaft die echten archäischen Formationen, sie enthalten einerseits zwar genug Gleich- artiges und andererseits doch soviel Verschiedenes, dass selbst sie nicht unter ganz gleichen Bedingungen entstanden zu sein brauchen. Anmerkung während des Druckes: Der Begriff »Grundgebirge« wird in der soeben erschienen Arbeit von A. Luppla: Ueber das Grundgebirge der pfälzischen Nordvogesen (Hartgebirge) (Zeitsehr. d. Deutsch, geologischen Gesell- schaft. 1892, S. 400) noch viel weiter gefasst; denn er definirt dasselbe folgender- maassen: »Unter dem Begriff »Grundgebirge« verstehe ich hier in unserem Gebiete alle Schichten- und Eruptivbildungen des archäischen und paläolithischen Zeit- alters, welche die mit dem Uebergreifen (Transgression) des Oberrothliegenden beginnenden Ablagerungen von gröberem und feinerem, d. h. congiomeratischem und sandigem Material unterteufen. — Mein verehrter Freund Prof. Th. Sjegert*) schreibt aber: »Die jungdiluvialen Thalbildungen ruhen stellenweise direct auf dem Grundgebirge (so bei Kotitz auf Granitit, zwischen Neusörnewitz, Niederau und Zaschendorf auf Plänermergel) zumeist aber auf dem Haidesande.« — Ausführliche Litteraturstudien über die Anwendung und den Umfang des Begriffes »Grundgebirge« haben mich zu dem sehr interessanten, hier im Ein- zelnen nicht noch näher zu belegenden Ergebniss geführt, dass »Grund- gebirge« einerseits als Formationsbegriff und zwar erstlich im ursprünglichen Sinne als Gegensatz zum gesammten Flötzgebirge oder zweitens als Gegensatz zu einer bestimmten Sedimentärformation aufgefasst und gebraucht, andererseits aber damit nur ein Lagerungsverhältniss einer älteren zu einer jüngeren For- mation im Sinne vom Liegenden zum Hangenden ausgedrückt wird, obgleich Liegendes, Unterlage oder Untergrund dafür richtiger anzuwenden wäre. Die Bezeichnung »Grundgebirge« ist deshalb entbehrlich und erweist sich als ein morsches Rüstzeug in der exacten Geologie. *) Section Kötzschenbroda S. 69, 1892. Jahrbuch 1891. 15 226 E. Dathe, Die Stralilsteinschiefer des Eulengebirges. Die Stralilsteinschiefer des Eulengebirges, wenn sie dynamo- metamorph wären, könnten entweder aus chemisch ähnlich zu- sammengesetzten Eruptivgesteinen oder aus Sedimenten entstanden sein. Würden wir den ersten Fall als möglich hinstellen, so käme bei der höchst einfachen mineralischen Zusammensetzung unseres Gesteins — alle Vorkommen bestehen vorherrschend aus Strahlstein, wenig Chromit, Zoisit, Augit, selten aus hellem Glimmer — und bei seiner chemischen Zusammensetzung nur ein an Thonerde sehr armes Gestein aus der Reihe der Pyroxenite, und zwar entweder nur reiner Enstatitfels oder Diallaarfels in Frage. Ersteres Gestein ist nun zwar von mir an mehreren Stellen des Eulengebirges (Kornetkuppe und Krähenberg im Langenbielauer Forst) in Verbindung mit Serpentin nachgewiesen Avorden; ferner habe ich im Olivinfels von Habendorf1) Enstatit als Gemengtheil, der nur auf gewisse und sehr schmale Gesteinslagen beschränkt ist, bekannt gemacht. Ist für die Herkunft unserer Strahlstein- schiefer infolge von Gebirgsdruck aus Enstatitfels somit nicht der einfachste Weg gefunden? Wäre dies der Fall, so müsste man in unseren Strahlsteinschiefern Enstatit oder Bronzit als Reste und Merkzeichen dieser Umwandlung vorfinden; aber von diesem Mineral ist nirgends eine Spur darin beobachtet worden. Man wird mir nun entgegnen, die Umwandlung sei schon so weit fort- geschritten, dass alle Enstatite derselben anheimgefallen sind. Darauf muss man erwidern, dass dies zwar möglich, aber nicht wahrscheinlich, vor allen Dingen nicht zu erweisen ist. Gegen diese Möglichkeit sprechen ausser anderen, von den Gneissen her- znnelnnenden Gründen die Beobachtungen am Olivinfels, den Amphiboliten und Biotitgneissen von Habendorf. Erstlich sind, wie erwähnt, die Enstatite im Olivinfels erhalten; im Strahl- steinschiefer und in dem ihn umschliessendeu Amphibolit mit strahlsteinartiger Hornblende, die beide verhältnissmässig thonerde- reich sind, kann man aber zweitens keine Reste von Enstatit nach- weisen; drittens spricht der Reichthum an Thonerde, falls man x) Dieses Jahrb. für 1888, S. 326. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulen gebirges. 227 infolge von Gebirgsdruck vollständige Umwandlung unter Mit- wirkung des Wassers, oder Umschmelzung der fraglichen Urge- steine und dann nachträgliche Auskrystallisirung von Strahlstein annehmen wollte, gegen eine solche Entstehung, denn der bis 8 pCt. betragende Ueberschuss von AI2O3 kann aus demselben nicht herrühren. Nun habe ich aber an derselben Stelle !) bereits früher den Beweis erbracht, dass der steil aufgerichtete und zum Theil stark gefaltete Gneiss, welcher die linsenförmige Einlagerung des Olivinfels und des Amphibolits bei Habendorf birgt, ausser undu- löser Auslöschung in einzelnen Quarzen keine mechanische Wirkung des Gebirgsdruckes erkennen lässt. Auch an den anderen Vor- kommen von Strahlsteinschiefern zeigt der umgebende Gneiss keine auffälligen Druckwirkungen, so dass man annehmen könnte, die ersteren seien auf dynamometamorphem Wege aus Enstatitfels ent- standen. Nebenher will ich nicht unterlassen anzuführen, dass selbst- verständlich an eine Entstehung der Strahlsteinschiefer des Eulen- gebirges durch Dynamometamorphose aus Feldspath-Gesteinen, wie Gabbro, Diabas etc., nicht zu denken ist. Man kann unsere Strahlsteinschiefer im Sinne der Dynamometamorphiker also nicht als eine Art Gabbroschiefer oder Diabasschiefer ansprechen, ob- zwar man in den letzteren Gesteinen, wie oben erwähnt, den »Aktinolith« zu solchem Vergleich sich bereit gestellt hat, wie beispielsweise die schon citirte Arbeit von L. Milch an vielen Stellen lehrt. 2. Sind die Strahlsteinschiefer der Gneissformation des Eulengebirges Producte der Contactmetamorphose? Seit einem Jahrzehnt sind durch die Durchforschung ver- schiedener Granitgebiete als Wirkung der Contactmetamorphose Gesteine bekannt geworden, die man ehedem vielfach unter dem Namen Gneiss, Glimmerschiefer, Phyllit etc. aufführte und sie wegen dieser Bezeichnung als Glieder der Gneiss-, oder Glimmer- schiefer- oder Phyllitformation auffasste und sie einer dieser ') a. a. 0. S. 316. 15* 228 E. Dathe, Die Strahlstteinschiefer des Eulengebirges. Formationen beizählte. Man zog somit irrthümlich Gesteins- schichten zn diesen präcambrischen Formationsgruppen, die jetzt dem Silur, dem Devon oder dem Culm angehörig erkannt worden sind und demgemäss als contactmetamorphe Schiefer von jenen unterschieden werden müssen. Die Untersuchungen K. A. Lossen’s im Brockengebiete des Harzes lehren, dass die so- genannten Eckergneisse metamorphosirte Culmgrauwacken sind. Er sagt wörtlich1) : »Der Eckergneiss erscheint als eine echte, im Coutact mit den Eugraniten stark metamorphosirte paläozoische Sedimentär- formation und zwar als Culmformation« ; — er erscheint als eine be- sondere Ausbildungsweise des Hornfels, mit denen typische Schiefer- und Grauwackenhornfelse zwischen den ausgesprochenen Ecker- gneissen Vorkommen.« Ein andermal2) nennt er sie Grauwacken- gneisse und körnige Eckergneisse. Iu den letzten Jahren sind durch die sächsische geologische Landesuntersuchung aus dem Lausitzer und Markersdorfer Granit- gebiete sowie aus dem Meissener Granit- und Syenitterritorium ähnliche , oft fast gneissartige , metamorphische Schiefer zur Kenntniss gebracht worden. Mit anerkennenswerther Objecti- vität und mit feinem geologischen Tacte, den nur langjährige praktische Erfahrung im Felde gewährt, und der in diesem speciellen Falle als Ausfluss der schon jetzt zwei Jahrzehnte währenden Durchforschung der archäischen Formationen Sachsens anzusehen ist, haben die sächsischen Geologen dieser Erkenntniss auch in der Bezeichnung dieser Gesteine Rechnung getragen; sie3) haben namentlich die dem Gneiss ähnlichen contactmetamorphen Bildungen im Lausitzer Granitgebiet, die man früher auch Gneiss nannte, als feldspathführenden Quarzglimmerfels unter- schieden. Aus dem Meissener und Markersbacher Contacthof haben die Untersuchungen von K. Dalmer, A. Sauer und R. Beck, b Dieses Jahrb. für 1888, S. XXXYI— XLIII. 2) Ebenda S. XLIII. Siebe auch dieses Jahrb. für 1889, S. XXVI — XXXII. 3) Section Stolpen S. 10; Section Pillnitz S. 14; Section Bischofswerda S. 19; Section Pulsnitz S. 24 — 29; Section Badeberg S. 17; Section Kamenz S. 17; Section Königsbrück S. 22. E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 229 wie bereits weiter oben (S. 218) der Erwähnung geschah, contact- metamorphe Strahlsteinschiefer bekannt gemacht. Dieses höchst bemerkenswertlie Resultat, dessen Begründung, wie ich gleichfalls in dieser Arbeit schon andeutete, durch chemische Analyse des Ampliibolits noch näher zu erweisen ist, veranlasste uns, zu untersuchen, ob die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges dieselbe Entstehung haben können. Ihr geologisches Auftreten innerhalb der Gneissformation und in den verschiedensten Hori- zonten der beiden Hauptabtheilungen derselben, nämlich der Biotitgneisse und Zweiglimmergneisse schliesst von vornherein die Annahme der eigentlichen Contactmetamorphose aus, selbst wenn man den Gneiss in seiner Entstehung dem Granit gleichstellen wollte. Nur unter der letzteren Annahme wäre es auch mög- lich, die Strahlsteinschiefer und die mit ihnen in Verbindung stehenden Serpentine und Amphibolite als etwaige in den Gneiss gerathene Schollen , als Einschlüsse irgend eines Diabas- tuffes zu betrachten. Gegen beide Möglichkeiten spricht die gänzliche Verschiedenheit der Gneissformation des Eulengebirges von unzweifelhaft eruptiven Granitgebieten in ihrem Aufbaue und in der Führung von zahlreichen Einlagerungen von Serpentin und wechselvoll zusammengesetzten Amphibolitlagern , von denen die ersteren nahezu 200, die letzteren gegen 1500 zählen, und sodann der geologische Verband dieser Gesteine, die überall als linsen- förmige und gleichförmige, den Gneissen eingeschaltete Gesteins- körper sich erweisen, und demnach von gleichem Alter wie die Gneisse selbst sind. 3. Sind die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges ursprüngliche Gesteinsbildungen? Wenn die Beantwortung der beiden ersten Fragen verneinend ausfallen musste und die Entstehung der Strahlsteinschiefer der eulengebirgischen Gneissformation weder auf dynamometamorphem noch auf contactmetamorphem Wege zu erweisen ist: so bleibt nur die Annahme übrig, dass sie ursprüngliche Gesteinsbildungen sind. Das ist dahin zu verstehen, dass sowohl ihr wesentlicher Mineral- bestand als auch ihre Structur ursprünglich ist; oder dass sie 230 E. Dathe, Die Strahlsteinscliiefer des Eulengebirges. beides, uielit nur ihre mineralische Zusammensetzung, sondern auch ihr Gefüge gleichzeitig bei ihrer Entstehung empfangen haben müssen. Durch beide Kennzeichen und ihr Alter unter- scheiden sich die wirklichen archäischen Gesteine erstlich von den dynamometainorphen Eruptivgesteinen, deren sogenannte schieferige Structur ja nachträglich hinzugekommen ist, und zweitens von den echten contactmetamorphen Schiefern, deren Mineral- bestand entweder zum Theil noch aus klastischen Elementen be- steht oder aus solchen neugebildet wurde. Manche Eruptivgesteine, namentlich Granite in Stöcken und Gängen weisen nun in bestimmten, meist randlich gelegenen Gesteinspartien oder in der Umgebung von schollenartigeu Schiefer- einschlüssen ein körnigstreifiges bis flaseriges Gefüge auf. Neben primitivem Mineralbestand stellt sich Parallelstructur, die als Fluctuationsstructur im Grossen aufzufassen ist, ein. Derartig struirte Granite kann man aber nicht zu den krystallinen Schiefern stellen und soll sie nicht Gneisse nennen, so oft das auch ge- schehen sein mag. Ihr geologisches Alter und ihr geologischer Verband spricht dagegen; sie sind als besondere Facies der massigen Granite zu betrachten und bei grösserer Ausdehnung soll man sie allerdings kartographisch ausscheiden. — Ein treff- liches Beispiel für diese Verhältnisse liefert der Berbersdorfer Granitstock *), den ich eingehend beschrieben habe. Was von den Graniten gilt, ist auch für andere Eruptivgesteine maassgebend. Die Bedeutung der Parallelstructur an gewissen Theilen der Eruptivstöcke und -Gänge ist auch für die Frage der Entstehung der archäischen krystallinen Schiefer gewiss nicht gering; sie führt uns folgerichtig zu der Auffassung, dass ein Theil der kry- stallinen Schiefer unter ähnlichen, aber nicht gleichen Bedingungen entstanden sein kann. Die vielfältige, oft tausendfache Wechsel- lagerung der verschiedenen Gesteinsarten in den archäischen Formationen, wie wir sie namentlich in der Gneissformation an- treffen , spricht aber gegen die Annahme von eruptiven Gneissen !) Section Waldheim der sächs. geol. Specialkarte 1879 S. 93, E. Dathe, Die Strahlsteinschiefer des Eulengebirges. 231 im herkömmlicheu Sinne. Der schichtige, fast bis in’s Unendliche sich wiederholende Aufbau, der im Kleinen und Grossen die ganze Formation beherrscht, sind zu grosse Unterschiede, als dass man beispielsweise die typische Gneissformation des Erzgebirges, des baierischen Grenzgebirges und des Eulengebirges etwa mit den eruptiven Granitgebieten des Riesengebirges, der Lausitz und des Fichtelgebirges gleichstellen könnte. Ziehen wir daher unter Berücksichtigung dieser hervorgehobeneu Unterschiede noch den Umstand in Betracht, dass auf der ganzen Erde, wo immer uns günstige Einblicke in die untersten Theile der Erdkruste möglich sind, die Gneissformation sich als das tiefste Rindenstück unserer Erde erweist, so werden wir zu der fernem Annahme gedrängt, dass wir in ihr einen Theil der ersten Erstarrungskruste zu erblicken haben. Das ist kein Mythos, sondern eine consequente geologische Schlussfolgerung ! Der schichtige Aufbau braucht nicht allein eine Folge der Erstarrung in dem zur Gesteinsverfestigung bereiten Theil des gluthflüssigen Erdkörpers zu sein, sondern es sind wahrschein- lich noch Kräfte thätig gewesen, die diese parallele Anordnung der Gemengtheile und den schichtigen Wechsel der Gesteine selbst bei diesem Vorgang hervorgebracht haben. Th. Sciieerer *) greift in seiner Abhandlung: »Ueber die Bildungsgesetze des Gneuses« auf die magnetischen und elektrisch - magnetischen Kräfte zurück, durch die er die Bildung der skandinavischen Gneisse und ihre steile Schichtenstellung zu erklären versucht. Wenn er auch in letzterer Hinsicht sich im Irrthum befunden hat und die gegenwärtig zu beobachtende Schichtenlage jener Gneisse gewiss nicht als ursprünglich angenommen werden kann, sondern sie nur eine Folge des Seitendruckes der sich faltenden Erdrinde ist, so scheint mir Scheerer’s Ansicht doch höchst beachtenswert!) zu sein und eine erneute Prüfung auf experimen- tellem Wege zu verdienen. Die fast regelmässige strenge Scheidung der Feldspath-Quarzflaser einerseits und der Glimmerflaser anderer- b Kaksten’s und v. Deohen’s xVrchiv für Min. etc., XVI, 1842, S. 109 u. ff. 232 E. Dathe, Die Stralilsteinsoliiefer des Eulengebirges. seits in den Gneissen und Granuliten lässt diese Idee insofern verständlich erscheinen , als wir in der Glimmerflaser ausser Biotit, Muscovit noch Eisenglanz, Magneteisen, Magnetkies, Rutil, Zirkon, Granat, Titanit, Apatit, Disthen und Fibrolith entweder als selbstständige Gemengtheile oder als Einschlüsse theilweise vereinigt finden. Man könnte die linienartige Zusammen- häufung von Erzen und von zum Theil an Eisenverbindungen reichen Mineralien und ihre Trennung von der Feldspath-Quarz- flaser wohl auf derartig scheidende und sondernde Kräfte, wie es die elektrisch- magnetischen Strömungen sind, beziehen. Die grossartigen Fortschritte auf dem Gebiete der Elektro- technik werden uns hoffentlich die Ausführung von richtig ein- geleiteten Experimenten , sowohl an mechanisch zerkleinerten Mineralien und Gesteinen , als auch an solchen in Schmelz- fluss überzuführenden ermöglichen, um diese ScHEERER’sche Hy- pothese zu prüfen. Nach dem Ausfall der betreffenden Experi- mente wird man alsdann beurtheilen können, ob ähnliche oder gleiche Verhältnisse in der structurellen Ausbildung der archäi- schen Gesteine vorhanden sind oder nicht. Sollten günstige Resultate in der vorgezeichneten Richtung erzielt werden, so würde die Theorie, nach welcher die archäischen Formationen als Theile der ersten Erstarrungskruste der Erde aufgefasst werden, eine wesentliche Stütze finden. Eine andere Frage ist es freilich, ob man bei selbst günstigen Ergebnissen die Erklärung auf die Entstehung die Glimmerschiefer- und Phyllitformation im vollen Umfange wird auwenden können, oder ob man nicht zur Ansicht gelangen wird, dass eine Aenderung in den Bildungsbedingungen, die in diesen Formationen im Gegensatz zu denen in der Gneiss- formation herrschten, sich eingestellt habe. So ist denn zwar die Genesis der archäischen Gesteine noch in Dunkel gehüllt; aber jeder kartirende Geologe wird die Frage wesentlich fördern, wenn er sich bei seinen Aufnahmen nicht auf eine bestimmte Theorie einschwören lässt, sondern bestrebt ist, die natürlichen Verhältnisse objectiv darzustellen. Einen nicht zu unterschätzenden Fortschritt hat die Kartirung solcher E. Dathe, Die Strahlsteinsehiefer des Eulengebirges. 233 Gebiete im letzten Jahrzehnt insofern zu verzeichnen, dass man nicht nur die contactmetamorphischen Bildungen durch sie besser und gründlicher kennen gelernt hat, wodurch deren sichere Ab- trennung von den archäischen Schiefergesteinen jetzt fast durch- gängig möglich wird, sondern dass auch die Scheidung von manchen lagerartig oder stockförmig auftretenden Graniten mit theilweiser Parallelstructur von den Gneissen gelungen ist. Die Frankenberger PermbildungeiL Von Herrn A. Denckmann in Berlin. (Hierzu Tafel XIX.) Einleitung. Im Nachfolgenden werden eine Reihe von Sedimenten be- schrieben, welche im Liegenden und im Hangenden von Kupfer- erzlagerstätten auftreten, die mit ihren begleitenden Gesteinen discordant auf dem gefalteten Schiefergebirge und concordant unter dem unteren Buntsandstein liegen. Es sind dies Kupfer- erzlagerstätten, die der Gegend von Frankenberg eigentümlich und in diesem Sinne schon seit Langem von der älteren Literatur aufgefasst worden sind. Ausgeschlossen von der Bezeichnung »Frankenberger Permbildungen« sind streng genommen eine Reihe von Gesteinen, die am Nordostrande und Ostrande des auf bei- liegendem Kartenausschnitte dargestellteu Gebietes theils sicher, theils wahrscheinlich im Liegenden der Frankenberger Perm- bildungen auftreten. Es sind dies Gesteine, welche petrograpliische Aehnlichkeit einerseits mit Sedimenten der typischen Zechstein- formation im benachbarten Gebiete von Corbach - Itter aufweisen, andererseits mit Gesteinen der Gegend von Wildlingen- Jesberg. In der speciellen Darstellung habe ich diese Gesteine als »Ver- treter typischer Glieder der Zechsteinformation in benachbarten Gebieten« von den eigentlichen Frankenberger Permbildungen geschieden. Die vorliegende Arbeit enthält die wissenschaftlichen Resul- tate meiner Aufnahmen für das Blatt Waldeck - Cassel (1:80,000) A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 235 sowie diejenigen der Specialaufnahme auf den Messtischblättern Frankenberg und Frankenau, soweit sich diese Resultate auf Sedimente der Zechsteiuformation beziehen. Die Gegend von Frankenberg ist wegen ihrer Erzführung schon frühzeitig Gegenstand der geologischen Untersuchung gewesen, und es sind zum Theil sehr verdienstvolle Arbeiten über diese Geuend o geschrieben worden. Ausführliche Zusammenstellungen und Inhalts- angaben der älteren Frankenberger Literatur finden sich in den Arbeiten von Württenberger1), Leimbach2) und Holzapfel3) sowie in der unten zu erwähnenden Arbeit von A. Stamm4). Wenn ich in dieser Darstellung weniger ausführlich im grösseren Zusammenhänge auf die ältere Literatur eingehe, so geschieht dies keineswegs aus Missachtung gegen die älteren Forscher in demselben Gebiete — es wird sich z. B. zeigen, dass meine wichtigsten Resultate denjenigen einiger der älteren Autoren ziemlich nahe kommen — sondern deswegen, weil meine Methode der Untersuchung auf einer anderen Basis beruht, als diejenigen der alten Forscher, so dass es wenig Werth haben kann, die beiderseitigen Arbeitswege zu vergleichen. Es würde sich bei solcher eingehenden Vergleichung in einer grossen Zahl von Fällen lediglich herausstellen, dass meine Auffassungen denen der älteren Autoren nicht entsprechen. Der Grund für diese anderen Auf- fassungen liegt darin, dass vor einer Kartirung der Franken- berger Gegend die Ueb er sicht über die g es am inten geo- logischen Verhältnisse des Frankenberger Gebietes fehlte, dass es ohne eine speciell gearbeitete geologische Karte un- möglich war, die schwierigen Lagerungsverhältnisse bei Franken- berg zu verstehen und dementsprechend einen Einblick in den b G. Württenberger, Ueber die Zechsteiuformation, deren Erzführung und den unteren Buntsandstein bei Frankenberg in Kurhessen. N. Jahrb. f. Min. 1867, Heft I, S. 10 ff. 2) A. L. Leimbach, Die permische Formation bei Frankenberg in Kurhessen. Inaugural-Dissertation Marburg 1861). 3) E. Holzapfel, Die Zechsteinformation am Ostrande des Rheinisch -West- fälischen Schiefergebirges. Inaugural-Dissertation Marburg 1879. *) A. Stamm, Ueber das Alter der rothen Conglomerate zwischen Franken- berg und Lollar. Inaugural-Dissertation Marburg 1891. 236 A. Dknokmann, Die Fraukenberger Permbildimgen. stratigraphischen Zusammenhang der Sedimente zu gewinnen. So finden sich denn auch die Hauptfehler in älteren Arbeiten da, wo es sich um die Beurtheilung der Gesammtmächtigkeit der Schichten sowie um Deutungen von solchen Sedimenten handelt, die auf Verwerfungen gegen andere abstossen. Der kartirende Geolog ist glücklicher Weise im Stande, die complicirtesten Ge- biete auf verhältnissmässig einfachem Wege klarlegen zu können, ohne sich auf das schwierige Gebiet pfadloser Combinationen einlassen zu müssen. Selbstverständlich trifft ein Vorwurf, der in obigen Ausführungen liegen könnte, die Arbeiten der früheren Jahrzehnte nicht. Ebenso wenig aber würde es dem Zwecke dieser Arbeit entsprechen , wollte ich ganze Bogen darauf verwenden, um die einzelnen Fälle hervorzuzerren, in denen sich in Folge unzureichender Erkenntniss der Lagerungsverhältnisse bei den älteren Autoren Irrthümer finden. Von neueren Arbeiten sind es zwei, welche sich mit den Permbildungen am nördlichen Theile des Ostrandes vom Rheinischen Schiefergebirge eingehend befassen, nämlich die Arbeit von A. Leppla »Ueber die Zechsteinformation und den unteren Bunt- sandstein im Waldeckischen« (dieses Jahrb. für 1890, S. 40 ff. ) und die bereits citirte Arbeit von A. Stamm »Ueber das Alter der rothen Conglomerate zwischen Frankenberg und Lollar«. Weiterhin finden sich vereinzelte Angaben über die betreffende Gegend in den Arbeitsberichten von E. Kayser, A. Leppla und dem Verfasser dieser Arbeit, in den Jahrbüchern der Königl. geo- logischen Landesanstalt: von E. Kayser seit 1885, von A. Leppla und vom Verfasser seit 1887. Schliesslich hat sich R. Lepsius in der »Geologie Deutschlands« I. S. 161 — 163 über das Alter der Conglomerate am Ostrand des Rheinischen Schiefergebirges ausgesprochen. Die Arbeit von A. Leppla, welche, wie die vorliegende, auf kartographischer Grundlage eine Gliederung der im nördlichen Waldeck in reicher Entwicklung zu Tage tretenden Perm -Sedi- mente unternimmt, war in gewissem Sinne eine Vorarbeit für die vorliegende. Zur Beurtheilung der Stellung, welche die Franken - berger Permbildungen zu normal entwickelten Gliedern der Zech- Ä. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 237 steinformation einnehmen, war sie schon deshalb von grosser Wichtigkeit, weil sie die Frankenberg nächst benachbarten, auf typische Bildungen der Zechsteinformation beziehbaren Sedimente eingehend behandelt. Es hat sich denn auch eine Reihe von Be- Ziehungen der Permbildungen der Gegend von Itter, Corbach und Waldeck zu den Frankenberger Vorkommnissen auffinden lassen. Feber die Arbeit A. Stamm’s, so weit sie Frankenberger Verhältnisse betrifft, habe ich mich bereits in dein Arbeitsberichte für 1890 (dieses Jahrb. für 1890, S. LXVI) ausgesprochen. Ein Ver- gleich der von A. Stamm über die Gegend von Frankenberg gemachten Angaben mit den Farbenbezeichnungen und Signaturen der bei- liegenden Karte genügt, um zu zeigen, dass unsere beiderseitigen Auffassungen derselben Sedimente nur in wenigen Punkten über- o o einstimmen. Auf eine Entdeckung A. Stamm’s und deren Nutzanwendung muss ich noch zurückkommen: S. 14 giebt er an, am Hüusterz bei Frankenberg, bei Battenfeld und am Krötenpfuhl bei Volmar in den rothen Conglomeraten Kieselschiefer resp. bald hellroth bald dunkelroth gefärbte Eisenkieselstücke gefunden zu haben. Er vergleicht derartige Vorkommnisse mit den Carneol-Ausscheidungen im Oberrothliegenden bei Darmstadt und verwertliet (S. 17, 2) diese Beobachtung als Beweis für das oberrothliegende Alter der rothen Conglomerate. Die Vorkommen bei Battenfeld und am Krötenpfuhl habe ich noch nicht genügend untersucht, um ein sicheres Urtheil abgeben zu könuen. Was die älteren Con- glomerate am Hüusterz bei Frankenberg betrifft, so sind mir aus diesen sowohl, wie aus denjenigen einer Reihe von anderen Fundorten hellrothe und dunkelrothe Eisenkiesel bekannt. Diese dürften aber aus Diabasen stammen und liegen auf secundärer Lagerstätte. Allgemeine Lagerungsverhältnisse der Frankenberger Permbifdungen. Die im Nachfolgenden als Frankenberger Permbildungen be- schriebenen Sedimente gehören einem Gebiete am, welches zwischen 238 A. Denckmann, Die Prankenberger Permbildungen. der Hauptmasse des Rheinischen Schiefergebirges und dem Horste des Kellerwaldgebirges auf sich kreuzenden Südwest-Nordost- Verwerfungen und auf Siidost-Nordwest-Verwerfungen abgesunken ist. Durch das Sichkreuzen der beiden Richtungen ist auf der Karte eine Einbuchtung von Bildungen der Perinischen und der Triasformation in das Schiefergebirge entstanden, welche von älteren Forschern gern als eine natürliche Meeresbucht des Zech- steinmeeres aufgefasst wurde, während aus dem durch die speciellere Kartirung gewonnenen Kartenbilde hervorgeht, dass die Buchtform ihren Ursprung hauptsächlich jenen posttriadischen Ver- werfungen verdankt. Die Frankenberger Permbildungen liegen mehr oder weniger horizontal discordant auf den Schichtenköpfen von steil aufgerichteten und stark gefalteten devonischen Quar- ziten, Culm-Kieselschiefern , Culm-Schiefern, Culm-Grrauwacken und Diabasen. Die Lagerungsform ihrer Sedimente ist vielfach übergreifend, eine Erscheinung, die Leppla auch für die Permbildungen der Gegenden von Corbach, Itter und Waldeck, 1. c. S. 64 ff., nach- gewiesen hat. Vertreter typischer Glieder der Zechsteinformation benachbarter Gebiete. Von grosser Wichtigkeit für die vorliegende Untersuchung ist es gewesen, dass sich einerseits in allen Theilen des Gebietes ein nur durch Sichauskeilen einzelner Glieder unterbrochener Zu- sammenhang der Frankenberger Permbildungen von oben (d. i. vom unteren Buntsandstein) her nach unten hin hat nach weisen lassen, während andererseits, noch im Ausbreitungsgebiete der Frankenberger Permbildungen selbst Vertreter typischer Bildungen der Zechsteinformation als Denudationsreste dem Culm discordant direct auflagern, ja z. Th., wie dies aus der Karte ersichtlich ist, von den Frankenberger Permbildungen überlagert werden. So finden sich an einer Reihe von Stellen in der Gegend von Viermünden weisse, dichte Kalke mit weissen, san- digen Mergeln, welche den durch Leppla (1. c. S. 47) vom Herr- A. Denckmann. Die Frankenberger Permbildungen. 239 mannsberge bei Viermünden erwähnten und zur unteren resp. mittleren Zechsteinformation gestellten Kalken etc. identisch siud. Sie unterscheiden sich in ihrer petrographischen Beschaffenheit leicht von den in der gleichen Gegend auftretenden kalkigen Ge- steinen der Frankenberger Permbildungen. Letztere zeigen auch da, wo sie als mächtige Kalkbildungen auftreten, wie dies in der Gegend von V iermünden im Stäteberg-Flötz-Horizonte der Fall ist, stets Neigung zur Conglomerat- und Sandstein-Bildung. Im öst- lichen Ausbreitungsgebiete der Frankenberger Permbildungen treten an verschiedenen Stellen Sedimente auf, welche Gesteinen der oberen Zechsteinformation bei Corbach und Wildlingen ähn- lich sind. Da die Aufschlüsse in diesem Gebiet i. A. mangelhaft sind, so habe ich bisher noch nicht Gelegenheit gefunden, sie in genügender Weise zu untersuchen. Auf der Karte habe ich bisher nur das Vorkommen an der Grauhecke bei Haina ausgeschieden. Dort liegen rothe Letten mit groben, zelligeu Kalken (vergl. Leppla 1. c. S. 55 ff.), auf Culm - Schiefern. Au dieser Stelle liess sich nicht mit Sicherheit entscheiden, in welcher Beziehung die dort auftretenden Conglomerate zu der lettig-kalkigen Bildung stehen. Ein weiterer Aufschluss in derartigen Gesteinen findet sich in dem Wasserrisse, welcher nordöstlich Herbelhausen von der Hainaer Strasse nach dem Wohra -Thale geht. Im grossen Ganzen ist die Aufeinanderfolge der Schichten hier folgende. An der Basis treten rothbraune Mergel und Letten mit grobzeiligen Kalken (vergl. Leppla 1. c.) auf. Es folgt dann eine dünne Lage quarzitischer kalkfreier Sandsteine, die von rostfleckigen Kalken überlagert werden. Am oberen Ende des Wasserrisses liess sich der obere Theil des Profiles maassstäblich feststellen: 1. Rothbraune Letten mit Gypsresiduen und Steinsalzpseudomorphosen ... 50 Centimeter 2. Gelblich-braune quarzitische Sandsteine 35 » 3. Schiefrige Mergel mit Glimmer, Gyps führend, übergehend in 70 » 4. Rostfleckige, plattige Kalke .... 75 » Wie sich die den Geismarer Kupferletten entsprechenden Gesteine, die auf der anderen Seite der Strasse anstehend ge- 240 A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen; fanden wurden, zu obigen Gesteinen verhalten, Hess sich nicht sicher beurtheilen. Die rothen Letten mit grobzelligen Kalken lassen sich direct mit den Letten der oberen Zechsteinformation vergleichen, wie sie in der Gegend von Wildlingen auftreten. Es ist zn erwarten , dass der Abschluss der Kartirung weitere Aufschlüsse speciell in dem östlichen Verbreitungsgebiete der Frankenberger Permbildungen zur Entscheidung der Frage bringen wird, oli die rothen Letten mit Gyps und zelligen Kalken als integ- rirende Theile der typischen Zechsteinformation unter den Geismarer Kupferletten und den sie überlagernden gelben Sand- steinen auftreten, oder ob sie als Einlagerungen in die Kupfer- letten aufgefasst werden müssen. Gliederung der Frankenberger Permbildungen. Der petrographischen Beschaffenheit nach lassen sich folgende Abtheilungen in den Frankenberger Permbildungen unterscheiden. ö o o Eine untere, vorwiegend conglomeratische; eine mittlere, vorwiegend aus Sandsteinen, Letten, Thonen, Mergeln, Kalken, dolomitischen Kalken zusammengesetzte; eine obere, wiederum vorwiegend conglomeratische. Für die praktische Verwerthuug in der Stratigraphie erscheint jedoch folgende Eintheilung zweckmässig: 1. Die älteren Conglomerate. 2. Das Flötz des Stäteberges. 3. Die permischen Sandsteine mit den Geismarer Kupfe rletten. 4. Die jüngeren Conglomerate. Diese Eintheilung unterscheidet sich von der obenstehenden nur dadurch, dass von der mittleren Abtheilung das, wie wir sehen werden, local an ihrer Basis auftretende Flötz des Stäte- berges als selbständiges Glied abgetrennt wird. Abgesehen davon, dass durch eine präcise Benennung dieses Flötzes ein unuöthiger Wortschwall bei der Beschreibung vermieden wird, liegt eine innere Berechtigung vor, diejenigen Sedimente, welche t hierische A. Denckmann, Die. Frankenberger Permbildungen. 241 Petrefacten (Pelecypoden und Gastropoden) an sämmtliehen Auf- schlusspunkten enthalten, von denen zu trennen, welche bisher nur pflanzliche Versteinerungen geliefert haben. Specielie Beschreibung der Frankenberger Permbildungen. 1. Die älteren Conglomerate. Die älteren Conglomerate bei Frankenberg, d. h. diejenigen Conglomerate, welche die gefalteten Schichten des Culm (resp. des Devon) discordant überlagern und an einer Reihe von Stellen das Liegende der Frankenberger Erzlagerstätten bilden, stehen im Gebiete des beiliegenden Kartenausschnittes in weiter Ver- breitung zu Tage. Sie bestehen aus rothbraunen, sehr eisen- schüssigen, feldspathreichen Sandsteinen mit meist kalkigem oder kalkig-dolomitischem Bindemittel, in denen Lagen von groben Ge- rollen mehr oder weniger vorherrschen. Die Gerolle dieser Conglomerate zeichnen sich vor denen der jüngeren, unten behandelten im Allgemeinen dadurch aus, dass sie wenig oder gar nicht abgerollt erscheinen. Der Kieselschiefer bekommt zwar gerundete Kanten, wohl aber erkennt man noch im Geröll seine rhomboedrischen Absonderunffsklüftungren. Die Quarzkiesel sowie die Porphyr- und Granitgerölle finden sich da- gegen zumeist kugelförmig in den Conglomeraten. Es ist wahr- scheinlich, dass diese Gerolle hier auf dritter Lagerstätte die bei der Ablagerung auf zweiter, in den grobconglomeratischen Culrn- Grauwacken angenommene Form beibehielten. An manchen Stellen überwiegen in den älteren Conglomeraten die letztbeschriebenen kugel- runden Gerolle und geben dem Ganzen ein anderes petrographisches Gepräge. Solche Stellen finden sich namentlich in der Gegend von Rodenbach. Die Gerolle in den Conglomeraten entstammen sol- chen Gesteinen, welche im benachbarten paläozoischen Gebirge auftreten, und zwar nur den widerstandsfähigeren unter diesen Gesteinen. Es finden sich verschiedenartige Quarzite, Kiesel- schiefer, Adinole, Lydit, Gangquarz, blutrothe Eisenkiesel der Diabase, Kalk; seltener Tuffgesteine des Lenneschiefers; dazu Granit und Quarzporphyr aus den groben Culm-Grau wacken. 16 J*hrbuch 1891. 242 A. Destckmann, Die Prankenberger Permbildungen. Die in den Conglomeraten auftreteuden Kalke sind dicht, krystalli- nisch. Nicht selten findet man in ihnen Crinoidenstiele, Korallen und unbestimmbare Reste von Brachiopoden. Eigenthümlich sind die in den älteren Conglomeraten vorkommenden Dolomitgerölle, welche vielfach hohl sind und dann in den Hohlräumen Drusen von Kalkspathkrystallen zeigen. Ueber die Herkunft derartiger Dolomite, die sich namentlich in dem oberen Wasserrisse am Kall im älteren Conglomerat finden, hat Württenberger die Ansicht ausgesprochen, dass sie sich concretionär inner- halb des Conglomerats durch einen Dolomitisirungsprocess der im Conglomerat vorhandenen Kalkgerölle gebildet hätten. Diese Erklärung' bezieht sich namentlich auch auf die häufigeren derartigen Vorkommnisse der jüngeren Conglomerate. Abgesehen davon, dass durch diese Erklärung die Frage nicht beantwortet wird, weshalb immer nur einzelne Kalkgerölle von dem Dolomi- tisirungsprocess angegriffen werden, während die benachbarten intact bleiben, glaube ich für eine andere Auffassung, dass näm- lich die sogenannten Hohlgeschiebe bereits als solche dem Con- glomerat einverleibt wurden, nachfolgende Beobachtung nicht vor- enthalten zu sollen. In den Dolomiten der oberen Zechsteiu- formation bei Wildungen finden sich zahlreiche Drusen und Schnüre von Kalkspath. Sind derartige Dolomite zu Asche zer- fallen, so zeigen sich vielfach in deren Verwitterungsboden runde, bis köpf grosse Knollen. Zerschlägt man diese Knollen, so erkennt man sie als Drusenräume, die durch Reste von dolomitischem Material mehr oder weniger stark umhüllt sind. Dass solche Drusenräume auf secundärer Lagerstätte unzertrümmert Vor- kommen, kann man sich recht wohl vorstellen. Derartige Vor- kommnisse beobachtet man am besten am Südabhang des Warte- ktippels bei Wildungen* 2). >) N. Jahrb. f. Min. 1859, S. 153 ff. 2) Die Entstehung derartiger Kalkspath- Drusenräume im Dolomit ist in ge- wisser Beziehung vielleicht als Beweis für die Annahme aufzufassen, dass Dolomitasche dadurch entsteht, dass in dem feinkrystallinischen Gemisch von Kalkspath und Bitterspath ersterer durch die circulirenden Wässer ausge- laugt wird. A. Dencicmann, Die Frankenberger Permbildungen. 243 Die älteren Conglomerate stehen im westlichen Th eile des Gebietes der Frankenberger Permbildnngen namentlich auf dem linken Edderufer zu Tage. Zunächst sind für die Auffassung des ganzen Gebietes von Wichtigkeit die in relativ bedeutender Höhe (bis zu 1350 Fuss Meereshöhe) auf dem Culmgebiete der Breiten Struth auftretenden Denudationsreste einer ehemaligen Conglomeratbedeckung. Derartige Reste finden sich am Dicker- scheid nordwestlich Haine, am Getheilse nördlich des genannten Dorfes, auf der Waldtrifft an der Winterseite, am Südostabhang des Steinbosen an der Wangershäuser Strasse, in der Feldmark etwa 2 Kilometer westlich Hommershausen. Am Getheilse lässt das Kartenbild auf eine relativ horizontale Lage der Discordanz- fläche schliessen. Das Hauptverbreitungsgebiet der älteren Con- glomerate liegt östlich Rodenbach und umfasst das Zuflussgebiet des Baches, welcher im Wermsdorfer Grunde fliesst. Nach Süd- westen, zum Hundsrück hin werden die Conglomerate durch jüngere Permbildungen bedeckt. Weiterhin finden sich die älteren Conglomerate in kleineren Schollen zwischen dem Culm und den jüngeren Permbildungen, augenscheinlich von beiden durch Verwerfungen getrennt, und so einen staffelförmigen Abbruch der Schichten nach dem Triasgebiet zu markirend, welches grabenartig zwischen der Hauptmasse des rheinischen Schiefergebirges und dem Horste des Kellerwaldes auftritt. Man kann in vielen Fällen im Zweifel sein, ob bei der Berührung von devonischen und Culm-Schichten mit permischen Ablagerungen die Grenzlinien beider Sedimentabtheilungen gegen einander als Anlagerungslinien oder als posttriadische Störungen aufzufassen sind. In dem hier untersuchten Gebiete weisen die allgemeinen, stark gestörten Lagerungsverhältnisse, namentlich aber auch der Umstand, dass wir, wie oben erwähnt, in bedeu- tender Höhe über den horizontal gelagerten Perm- und Trias- Bildungen des Eddertlialgebietes die Reste der ältesten Frankenberger Permablagerungen finden, darauf hin, dass wir es in den meisten Fällen mit Störungsliuieu zu tliun haben. Schollen von älterem Conglomerat zwischen dem Culm und der Hauptmasse der Permbildungen finden sich südöstlich und nord- 16* 244 A. Denckmann, Die Frankenberger Permbilclungen. westlich Haine x), südlich und südöstlich Meisersruh, am Osthange des Sängersberges nördlich Schreufa, am Hünsterz bei Frankenberg. Besonders wichtig sind diejenigen Aufschlüsse, an denen das ältere Conglomerat als Liegendes der Erzlagerstätten auftritt und in guten Aufschlüssen beobachtet werden kann. Es sind dies folgende Stellen. Auf dem rechten Edder-Ufer der obere Wasser- riss am Kall; am linken Edder-Ufer der Steilrand am Osthange des Hainer Berges, der Steilrand der Edder nordöstlich der Köhler- mühle, die Hohenacker südöstlich Rodenbach, der Osthang des Stäteberges, das linke Nulme-Ufer unterhalb Schreufa. Schliess- lich ist hierher auch wohl das höchstens ’/4 Meter mächtige Con- glomerat zu ziehen, welches in den Hohlwegen südlich Vier- münden sowie am Nordostabhange des Stäteberges über der Strasse südlich der Herrenwiese auftritt. An beiden Stellen be- ginnen mit diesem hell gefärbten und sehr kalkreichen Conglo- merat die Permbildungen, speciell die Schichten des Stäteberg- flötzes in discordanter Auflagerung auf gefalteten Culm-Schiefern resp. -Grauwacken. Im Osten des Gebietes der Frankenberger Permbildungen, etwa im Bereich des Messtischblattes Frankenau fehlen zunächst die älteren Conglomerate zwischen dem Culm und den unmittel- bar discordant dasselbe überlagernden Permsandsteinen mit Geis- marer Kupferletten. Es gilt dies namentlich für die weitere Um- gebung von Geismar, im Westen bis zur Papiermühle bei Frankeu- berg, im Osten bis Haubern. Den Beweis des Fehlens der be- treffenden Ablagerungen schöpfen wir theils aus den Mittheilungen Württenberger’s über die Aufschlüsse im alten Grubenfelde (a. a. O.), theils aus den natürlichen Aufschlüssen, welche sich nörd- lich, nordöstlich und südöstlich Geismar finden. Nur an einer Stelle, am Gernhäuser Teiche, ist nach Württenberger (a. a. O. S. 12) bei Abteufung eines Schachtes »Rothliegendes« in der Teufe gefunden. Leimbach’s Einwendungen* 2) gegen diese An- ’) Man achte auf die Unterscheidung der Ortsnamen Haine und Haina, die an den entgegengesetzten Enden des hier behandelten Gebietes liegen. 2) Permische Formation S. 38 Fussnote. A. Denckmänn, Die Frankenberger Permbildungen. 245 gäbe W Ürttenberger’s haben mich nicht überzeugt; in der Ge- gend von Geismar treten die braunrothen Sandsteine vielfach zwischen dem Flötz und dem Culm auf. Jedenfalls ist anzu- nehmen, dass die alten Bergleute derartige Sandsteine bereits von dem unterschieden, was sie »Rothliegendes« nannten und dass sie das Auftreten der Sandsteine nicht als etwas Besonderes regi- strirt haben würden. Zudem liegt der Gernhäuser Teich auf der Haubernschen Seite des Grubenfeldes, und von Haubern ab habe ich das zusammenhängende Wiederauftreten der älteren Con- glomerate nach Osten hin nachgewiesen. Die älteren Conglomerate finden sich anstehend im Osten unseres Gebietes zunächst zwischen Geismar und Louisendorf, an der Königs- höhe. Hier beobachtet man ihre directe Auflagerung auf Culm-Schie- fern. Weiterhin westlich und nördlich der Königshöhe finden sie sich auf dem Südostflügel der grossen, von Frankenberg her verlaufenden NO. -Verwerfung als Hangendes der Culm-Schiefer und als Lie- gendes der permischen Sandsteine mit Einlagerungen vom Cha- rakter der Geismarer Kupferletten, die zum Theil mit Ullmannia- Resten erfüllt sind. Ein weiteres, durch die Kartirung der Beob- achtung erschlossenes Verbreitungs-Gebiet der älteren Conglo- merate auf dem Blatte Frankenau ist das Gebiet zwischen Haubern, Halgehausen und Kirschgarten. Hier liegt das ältere Conglomerat bald als stärkere, bald als ganz schmale, oft nur wenige Meter mächtige, oft sich ganz auskeilende Zone über den steil aufgerichteten Schichtenköpfen des Oberdevonquarzits, des Diabases, des Culm-Scliiefers, der Culm-Grauwackeu, überlagert von permischen Sandsteinen, an deren Basis hier die Geismarer Kupferletten auftreten; darüber folgt dann an den Steilhängen unter den Waldrändern das den Buntsandstein unterteufende jüngere Conglomerat. Zwei etwas abweichende Ausbildungen des älteren Conglomerats, die ich in den Mittheilungen über meine Aufnahmen im Sommer 1890 (Jahrb. d. K. Pr. geol. Landesanst. 1890) ausführlicher besprochen habe, sind diejenigen des Pferds- berges und des Galgenberges. Ein letztes Verbreitungsgebiet der älteren Conglomerate liegt zwischen Herbelhausen, Sehlen, Halge- 246 A. Denckmann, Die F rankenberger Permbildungen. hausen und Hospital Haina. Hier tritt das Conglomerat als Platte über den Schichtenköpfen des Culin auf, in seinem Ver- halten zu den östlich davon zu Tage stehenden Geismarer Kupfer- letten durch die zum Tlieil mächtigen Lehmablagerungen der Feldmark des Hospitals Haina verdeckt. Ueber die genaue Altersstellung der gesammten im Franken- berger Permgebiet auftretenden älteren Conglomerate lässt sich ein definitives Urtheil nicht fällen. Es ist möglich, dass diejenigen Conglomerate, welche sich durch kugelrunde Gerolle, speciell durch das Vorherrschen von Quarzkieseln auszeichnen, als Abrasions- reste einer ehemaligen Bedeckung der Culm-Schichten durch Roth- liegendes aufgefasst werden können. Man müsste also annehmen, dass vor Ablagerung der Frankenberger Permbildungen bereits ältere permische Ablagerungen vorhanden gewesen wären, welche vor oder bei Beginn der Ablagerung der Frankenberger Perm- bildungen grösstentheils wieder weggewaschen wurden. Als Be- weis für diese letztere Annahme könnte man anführen, dass in der Gegend von Viermünden thatsächlich Reste von Mergeln und Kalken der unteren resp. mittleren Zechsteinformation dem Culm unabhängig von den Frankenberger Permbildungen auflagern. Da indess bis jetzt nicht nachgewiesen ist, dass unter den Kalken der Zechsteinformation von Viermünden, Goddelsheim, Thalitter Corbach thatsächlich Conglomerate vom Aussehen der älteren Frankenberger Conglomerate auftreten, darf der exacte Stratigraph, meine ich, dieser Frage nicht näher treten. Andererseits finden sich, wie aus dem Abschnitt über das Stätebergflötz zu ersehen, un- zweifelhafte Beweise dafür, dass ein inniger Zusammenhang zwischen den älteren Conglomeraten bei Frankenberg und den permischen Sandsteinen (mit dem Stätebergflötz an der Basis) besteht. Bevor daher für irgend welche Varietäten der älteren Conglomerate bei Frankenberg ein Nachweis gebracht ist, dass sie älteren Bildungen angehören, halte ich mich zur Vertretung der Ansicht verpflichtet, dass sie nicht Rothliege ndes sind und dass sie insgesammt mit dem Stätebergflötz, den permiscben Sandsteinen und den jüngeren Conglomeraten ein stratigraphisches Ganze bilden. A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 247 2. D as Flötz des Stäteberges. Das ausser Pflanzenresten auch thierische Versteinerungen führende Kupfererzflötz , dessen Ausgehendes namentlich nördlich und westlich Frankenberg in vorzüglichen Aufschlüssen beobachtet wird, nenne ich nach dem Stäteberge, weil dieses auch bergmännisch ausgebeutete Vorkommen das Verhältniss des betreffenden Flötzes zu den Geismarer Kupfex’letten in einem unzweideutigen Profile zeigt. Wenn ich das Flötz des Stäteberges hier getrennt von den nächst jüngeren Sedimenten behandle, so ist dennoch zu be- rücksichtigen, dass es streng genommen nur als eine locale, sehr kalkreiche Bildung an der Basis der Frankenberger Perm- sandsteine aufgefasst werden muss. Das Stäteberg-Flötz besteht im Wesentlichen aus grauen bis gelblichbraunen Kalken, dolomitischen Kalken, lichten Mergeln Thonen und Kalksandsteinen, in denen nicht selten Conglome- rate mit sehr kalkreichem Bindemittel auftreten; auch führen die derben Kalkbänke Gerolle. Nur eine wenige Centimeter mächtige Lage in den Kalken lässt auf Grund ihres Verhaltens gegen ver- dünnte Salzsäure auf Dolomit schliesseu und ist wohl für die älteren Forscher die Veranlassung gewesen, in diesen Schichten von Dolomiten zu sprechen. Wenn man von dem westlichsten Punkte am Hainer Berge aus die Aufschlüsse im Stäteberg-Flötz suc- cessive nach Nordosten verfolgt, so erkennt man unschwer ein Anschwellen der kalkigen Bildungen des Flötzes in dieser Richtung und eine Zunahme der Individuenzahl von Pelecypodenresten darin. Ihre grösste Mächtigkeit erreichen die kalkigen Bildungen des Stäteberg-Flötzes in der Gegend nördlich Schreufa und südlich Viermünden. Dort stellen sich auch in den Kalken oolithische Bildungen ein, die am deutlichsten in den verwitterten Steinkernen der Pelecypoden erkennbar sind. Fernerhin gewinnen einzelne Lagen des Flötzes hier eine unverkennbare Aehnlichkeit mit do- lomitischen Bildungen der oberen Zechstein -Formation. Nach Westen und Südwesten vom Hainer Berge aus lässt sich über das Vorhandensein des Stäteberg-Flötzes unter den dort anstehen- den jüngeren Sedimenten nichts Sicheres angeben, da in diesen 248 A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. Gegenden entweder das Niveau, in dem man das Flötz suchen müsste, nicht zu Tage tritt, oder aber die Hangendschichten der älteren Congloinerate denudirt sind. In weiterer Entfernung von Frankenberg, bei dem Dorfe Niederasphe, habe ich eine Beob- achtung gemacht, welche dafür zu sprechen scheint, dass das Stäteberg -Flötz in genannten Richtungen nicht sehr weit mehr fortsetzt. Südlich des genannten Dorfes beobachtete ich die di- recte Auflagerung der rothbraunen, kalkig- dolomitischen Sand- steine der nächsten Abtheilung über den älteren Conglomeraten. Hier fehlt also das Stäteberg-Flötz. Im Folgenden gebe ich ein Verzeichniss der Aufschlüsse im Stäteberg-Flötz. Am Hainer Berge tritt es auf der ganzen Ost- hälfte des Berges als Liegendes der Permischen Sandsteine auf. Es hat hier vermöge der relativ grossen Zähigkeit seiner Schichten Veranlassung zur Bildung eines Steilrandes in den Oberflächen- formen gegeben, dessen obere Kante von ihm eingenommen wird. Da, wo der Hainer Berg an die Battenberger Strasse herantritt, finden sich die nicht unbedeutenden Halden bergmännischer Ver- suche zur Gewinnung der Kupfererze im Stäteberg-Flötz. Am Nordosthauge des Hainer Berges, an dem Feldwege, welcher von Haine nach Röddenau führt, beobachtete ich ein Profil, welches eigentümlicher Weise von den älteren Beobachtern entweder über- sehen, oder doch in seiner Bedeutung nicht genügend gewürdigt worden ist. Die erwähnte Terrainkante bezeichnet den Verlauf des eigentlichen Stäteberg -Flötzes. Sie wird durch den Weg unterbrochen, jedoch zeigt sich das Ausgehende des Flötzes im Wege selbst. Das Flötz wird von einer mächtigen Folge roth- brauner Sandsteine überlagert. Unter dem Flötze findet sich ein rotbrauner Sandstein mit Conglomerat-Einlagerungen, vom Typus der älteren Conglomerate , in denen noch zwei getrennte, je etwa 10 Centimeter mächtige, Kupfererze führende Flötze vom petrographis chen Charakter des Stäteberg- Flötzes, mit Schizodus-Ker nen und Pflanzenresten auf- treten. Dieses Profil ist namentlich deshalb von Wichtigkeit, weil es auf einen innigen genetischen Zusammenhang des Stäte- berg- Flötzes mit den Conglomeraten in seinem Liegenden hin- A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 249 deutet. Verfolgen wir die Aufschlüsse auf dem linken Edderufer in nordöstlicher Richtung, so zeigt sich das Stäteberg-Flötz wieder in grösserer Verbreitung am Hundsrück in dem Feldwege, welcher zu den Steinbrüchen führt, sowie auf den Feldern rechts neben der Strasse nach Somplar; ferner am Nord hange des Hundsrück östlich des W aldrandes. Das erstgenannte Vorkommen ist das besser aufgeschlossene. Zur Seite des genannten Feldweges finden sich Reste eines Schurfschachtes im Stätebergflötz. An den Hoheäckern überlagert das Stätebergflötz die älteren Conglomerate und wird von den rothbraunen Sandsteinen über- lagert, wie dies aus der Karte zu ersehen. Die besseren Auf- schlüsse findet man an der Südostseite des Berges theils in Wasserrissen, theils an der Strasse nach Wangershausen. Da, wo die Rodenbacher Strasse aus der Westrichtung in die nord- westliche umbiegt, sowie da, wo die Wangershäuser Strasse aus dem Bereich des Stätebergflötzes in das Gebiet des älteren Con- glomerates von Rodenbach eintritt, finden sich Halden von Schurf- schächten. Wenig unterhalb des Kreuzungspunktes der Roden- bacher und der Wangershäuser Strasse erkennt man in unzwei- deutigen Aufschlüssen, dass auch hier an den Hoheäckern ein natürlicher Uebergang aus dem älteren Conglomerat in das Stätebergflötz stattfindet. Es zeigt sich nämlich, dass etwa 5 Meter unterhalb des circa 8 Meter mächtigen Stäte- bergflötzes noch ein ^2 Meter mächtiges Flötz von gleicher petro- graphischer Beschaffenheit und Petrefactenführung dem älteren Conglomerat eingelagert ist. An den Hoheäckern sind be- sonders plattige, kalkreiche, gelblichgraue Sandsteine mit verkohlten Pflanzenresten im Stätebergflötz entwickelt. Südlich der Hoheäcker nach der Edder zu finden wir das Stätebergflötz in zwei auf der Karte verzeichneten Coinplexen. Das nördliche der beiden Vorkom- men zeigte im Sommer 1891 einen guten Aufschluss. Man beob- achtete darin namentlich thonig-mergeligc Schichten mit verkiesten Gastropodenkernen. An allen diesen Punkten sind die Schichten vielfach durch Verwerfungen gestört, die in den Aufschlüssen z. Th. sehr deutlich zu Tage treten. Sie konnten indess wegen ihrer geringen Sprunghöhe auf der Karte nur z. Th. berücksichtigt 250 A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. werden. Nicht ohne Interesse ist die südost- nordwestlich ver- laufende Schichtenstörung, welche an der Wangershäuser Strasse den nordwestlichen Theil der Hoheäcker um ein Beträchtliches gegen den südöstlichen verwirft. Sie liegt auf eine Erstreckung von mehreren hundert Metern zu Tage und hebt sich dadurch, dass die helle Farbe des Flötzes gegen die rothbraune der älteren Conglomerate contrastirt, vorzüglich heraus. Verfolgen wir die Aufschlüsse nordöstlich weiter, so finden wir das Stätebergflötz am Stäteberge selbst da, wo sich der Fussweg nach Schreufa von der Strasse abzweigt, in seinem Ausgehenden. Zugleich findet man hier die Halden älterer bergbaulicher Versuche. Das Flötz begleitet von genanntem Punkte aus die Strasse bis etwa 1 50 Meter vor ihrer west-nordwestlichen Umbiegung, wo es an einer Ver- werfung gegen Culmschiefer stösst. Geht man von Schreufa aus den Weg, welcher am linken Nuhneufer entlang führt, so findet man an verschiedenen Stellen Gesteine des Stätebergflötzes an- stehend, die namentlich nach der alten Strasse zu deutlicher heraus- treten. Etwa 200 Meter östlich der alten Strasse liegt die Halde eines alten Schurfschaehtes im Stätebergflötz. Durch den Schacht sind namentlich mergelige Gesteine mit Anflug von Malachit auf den Kluftflächen gefördert. Die Mergel zeigen beim Zerfällen con- centrisch-schalige Absonderungsformen, wie man sie namentlich in den Emscher Mergeln des nördlichen Harzrandes in der Gegend von Goslar antrifft. Im Hohlwege der alten Strasse findet sich ein Profil, an dem die oberen Schichten des Flötzes nebst hangenden Sandsteinen der nächsten Abtheiluug gut aufgeschossen siud. Weitere Aufschlüsse finden sich in der Feldmark nördlich des Hermannsholzes; rechts und links von der Strasse Schreufa -Vier- münden, die letzten 600 Meter südlich der nördlichen Grenze des Messtischblattes Frankenberg; in den Hohlwegen südlich und westlich Viermünden; an dem Feldwege, welcher westlich Vier- münden die Schreufa- Viermündener Strasse mit der alten Corbacher Strasse verbindet. An den letztgenannten Punkten, die zum Theil nördlich des beigegebenen Kartenausschnittes liegen, schwellen die Kalke beträchtlich an, auch finden sich stärkere Mergelbildun- gen sowie Gesteine, die dolomitischen Bildungen der oberen Zech- A. Den'ckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 251 Steinformation ähnlich werden, wie bereits oben angedeutet. Das nördlichste mir bekannte Vorkommen von hier zu berücksichtigenden Gesteinen fand ich in der Lehmgrube, welche nördlich des Städt- chens Sachsenberg liegt. Der Lehm bedeckt hier eine dünne Lage eines sandigen Mergels, der vom älteren Conglomerat unter- teuft wird. Das Gestein ist indess an dieser Stelle nicht genügend aufgeschlossen, um sicher gedeutet und mit voller Bestimmtheit hierher gerechnet werden zu können. Am rechten Edderufer findet sich nur ein Aufschluss im Stätebergflötz, und zwar am Kall, wo sich sowohl die älteren Con- glomerate im Liegenden, als auch die Sandsteine der folgenden Abtheilung gut beobachten lassen. Das stratigraphische Verständ- nis des Profils am Kall ist nicht einfach. Erst durch sehr specielle Kartirung, und nachdem die allgemeine Schichtenfolge im Frauken- berger Perm auf dem linken Edderufer klar geworden war, ist es möglich gewesen, festzustellen, dass die Schichten am Kall von einer Südwest-Nordost-Verwerfung durchquert werden, deren Sprunghöhe höchstwahrscheinlich 70 Meter übersteigt. Sie ist eine Fortsetzung der grossen Südwest-Linie, auf der das Perm mit der Trias von Louisendorf aus bis über Frankenberg hinaus gegen den Culm abgesunken ist. Die Verwerfung schneidet den Weg, der von dem durch Holzapfel bekannt gewordenen Profil aus *) auf die Höhe des Berges führt, da, wo sich ein Hohl- weg gebildet hat. Hier stossen die tiefsten Lagen der per- mischen Sandsteine auf dem Liegendflügel der Verwerfung gegen unteren Buntsandsteiu auf dem Hangendflügel. Die Verwerfung durchquert dann nach NO. hin den NS. verlaufenden Wasserriss da, wo eine schwache Quelle zu Tage tritt und schneidet den gegenüberliegenden Hang. Hier stossen die älteren Conglomerate gegen die jüngeren, ein Umstand, der die Untersuchung wesentlich erschwert. Zum Verständniss der Lagerungsverhältnisse am Kall ist es zweckmässig, gleich hier noch Folgendes hinzuzufügen: In dem erwähnten nordsüdlich verlaufenden Wasserrisse, welcher zum grössten Theile im Hangendflügel der Verwerfung liegt, finden ') a. a. 0. S. 31. 252 A. Denckmank, Die Fraukenberger Permbildungen. sich Kalkconcretionen in den das jüngere Couglomerat unterteil- fenden rothbraunen Sandsteinen. Diese Kalkconcretionen ent- sprechen denjenigen, welche im Geismarer Kupfer lettenflötz auf- treten. Eine Notiz, durch welche meine Auffassung, dass wir hier thatsächlich ein Aequivalent der Kupferletten von Geismar vor uns haben, in eclatanter Weise bestätigt wird, finde ich bei Württenberger, a. a. O. S. 34. »Am Kall . . . wurde 1756 das durch einen Fluthgrraben zum Vorschein gekommene Lettenflötz mittels eines Schächtchens untersucht, es erwies sich aber so arm, dass aus 97 Centner Erzen 1/ 2 Centner Garkupfer erhalten werden konnte.« Bei der Eigenart der Verhältnisse ist es ohne Weiteres klar, dass mit dem »Lettenflötz« nicht das Stätebergflötz gemeint sein kann, denn dieses liegt mit seinen Schichten so zu Tage, dass es nicht erst eines Schächtchens zu seiner Untersuchung be- durfte. Wohl aber ist es verständlich, dass in dem Wasserrisse im ITangendflügel der Verwerfung die jetzt noch zu erkennenden Mergel und Letten mit Kalkconcretionen von der petrographischen Beschaffenheit der Geismarer Kupferletten gelegentlich heftiger Regengüsse entdeckt wurden, und dass ihre Entdeckung zu Schürf- versuchen in verticaler Richtung veranlasste. Am Schlüsse dieses Abschnittes, welcher die einzelnen Auf- schlüsse im Stätebergflötz behandelt, darf ich ein Vorkommen von plattigen, kalkreichen Sandsteinen mit undeutlichen Schizodus-Kernen nicht unerwähnt lassen, welche in der Gegend von Halgehausen und Haubern auftreten. In der Nähe der Haubern’schen Mühle, auf der rechten Seite des Kaisergrundes, gegenüber dem sogen, alten Goldbergwerk, beobachtete ich diese Sandsteine im Liege u- d e n von Gesteinen, welche für die Geismarer Kupferletten cha- rakteristisch sind. Da indess die Aufschlüsse iu genannter Gegend, nicht ausreichend sind, um ein sicheres Urtheil über Stellung Mächtigkeit und Verbreitung derartiger Gesteine zu gewinnen, so sind sie auf der Karte nicht weiter berücksichtigt worden. Was die organischen Reste und die vielfach an diese gebun- denen Kupfer- und Bleierze des Stätebergflötzes betrifft, so ist darüber von älteren Forschern ausführlich geschrieben worden. Der ausserordentliche Reichthum der unter den Aufschlüssen des A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 253 linken Edderufers zuletzt genannten Punkte an Pelecypodenkernen gab mir Gelegenheit, ausgiebiger zu sammeln. Unter den von mir gefundenen Schizodus- Kernen fielen besonders zwei Formen auf, eine mit schwacher concentri scher Rippung und eine andere von hervorragend gedrungener Gestalt. Holzapfel bezweifelt (a. a. O. S. 33) die Angaben Leimbach’s über das Vorkommen einer Reihe von Pelecypoden und Gastropoden am linken Edderufer. Dem gegenüber kann ich bestätigen, dass Pleurophorus costatus Brown im Stätebergflötz der Gegend von Schreufa und Vier- münden ein nicht seltenes Petrefact ist. w as das Verhalten des Stäteberg-Flötzes im Schichten -Ver- bände betrifft, so bildet es an sämmtlichen westlich des Stäte- berges liegenden Aufschlüssen das Hangende der älteren Conglo- merate, ein Verhalten, das auch am Westhange des Stäteberges selbst sowie östlich desselben zwischen der alten Strasse und der Streinstruth beobachtet wird. Dagegen liegt es am Nord-Osthange des Stäteberges sowie in der Gegend südlich Viermünden bis zum Herrmannsbolze anscheinend direct discordant auf dem ge- falteten Culm. Zwischen ihm und dem Culm findet sich nur noch eine ]/4 Meter mächtige Schicht eines hell gefärbten, im Bindemittel sehr kalkreichen Conglomerats mit Anflügen von Kupfererzen, eine Schicht, deren wir bereits in dem Abschnitte über das ältere Conglomerat gedacht haben. (S. 240.) An einer Stelle, am Haidelappen bei Viermünden tritt unter dem Stäteberg-Flötz ein Denudationsrest von Kalk und Mergel heraus. (Siehe den Abschnitt über typische Glieder der Zechsteinformation!) Das Hangende des Stäteberg-Flötzes wird überall, wo es auf- tritt, von den rothbraunen Sandsteinen der nächsten Abtheilung gebildet. 3. Die permischen Sandsteine mit den Geismarer Kupferletten. x) Aus den Profilen am Stäteberge sowie an der alten Strasse oberhalb des Nuhne -Wehrs (südöstlich Schreufa) geht mit Sieher- b Zum Studium der Gesteinsbeschaffenheit des Erzflötzes im alten Gruben- felde ist besonders Württenberger’s vortreffliche Beschreibung a. a. 0. S. 25 ff. zu empfehlen. 254 A. Dknckmann, Die Frankenberger Permbilciungen. lioit hervor, dass das Stäteberg-Flötz von mindestens 70 Meter mächtigen rothbraunen Sandsteinen überlagert wird, in welchen sich untergeordnet Kalk- und Letten-reiche Schichten eingelagert finden, die als Aequivalente der Kupferletten von Geismar aufge- fasst werden müssen. Um zu ergründen, welche specielle Letten- lage dem im alten Grubenrevier abgebauten Erzflötz entspricht, müsste man bessere Aufschlüsse in letzterem haben, als sie heute vorhanden sind. Das mannichfaltig wechselnde petrographisclie Ver- halten der Schichten dieser Abtheilung hat in der Literatur und auf den älteren Karten vielfach zu Missverständnissen Veranlassung ge- geben, indem die Sandsteine bald als Buntsandstein, bald als Rothlie- gendes gedeutet wurden. Die permischen Sandsteine von Franken- berg bestehen vorwiegend aus fein- bis grobkörnigen, oft vereinzelte Gerolle einschliessenden, vielfach feldspath reichen, in den meisten Lagen durch kalkiges und dolomitisches Bindemittel verkitteten roth- braunen Sandsteinen, die stellenweise (z. B. am Hundsrück bei Rodenbach ) so mächtige Bänke bilden, dass sie für Bauzwecke gewonnen werden können. Zwischen diesen Sandsteinen, in denen unregelmässige kalkige und dolomitische Concretionen nicht selten sind, stellen sich einerseits lichte und rothbraune Thone, Mergel und Letten mit Lagen von Kalk und von lagenweise auftretenden kalkigen Concretionen, andererseits Conglomerate ein. Die Aequivalente der Geismarer Kupferletten, denen thouige und lettige Sedimente von heller Farbe eigentümlich sind, werden petrographisch am leichtesten erkannt durch rauchgraue bis röt- liche platt linsenförmige Kalkconcretionen, welche sich nach Westen hin weit verfolgen lassen, während die den Erzreichthum führen- den, mit ihnen auftretenden teils lettigen, teils mergeligen, schiefrigen Sandsteine mit den unzähligen Pflanzenresten auf den östlichen Theil des Blattes Frankenberg und das Blatt Frankenau be- schränkt zu sein scheinen. Um das von WüRTTENBERGER a. a. O. ge- gebene Profil^ der Frankenberger Kupfererzlagerstätten richtig ver- stehen zu können, muss man in Rechnung ziehen, dass die permischen Sandsteine der Gegend von Geismar, wie das Profil im Wasserriss am Nordhang der Lehne zeigt, in der That reicher an kalkigem und dolomitischem Bindemittel sind, als die gleichen Gesteine A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 255 westlich von Frankenberg. Es ist daher leicht verständlich, dass W Ü rtten berge R manche Gesteine als »sandige Kalke« und »sandige Dolomite« auffasst, die wir umgekehrt als Sandsteine mit sehr kalkigem resp. dolomitischem Bindemittel bezeichnen. Nach dem Westen unseres Gebietes hin stellen sich in den permischen Sandsteinen vielfach dünne Lagen von Conglomeraten ein. Dies gilt besonders für die Permsandsteine des Ilainer Bei ’ges. Auf dem Verwitterungsboden erweckte hier das massen- hafte Auftreten von Gerollen leicht den Anschein, als stehe man auf Conglomeraten. In den Profilen zeigt es sich jedoch, dass die Conglomerate nur als dünne Lagen in den Sandsteinen auf- treten und dass ihnen in Folge dessen nur eine nebensächliche Bedeutung für die Benennung der ganzen Schichtenfolge zuer- kannt werden kann. Ein guter Aufschluss zur Erkennung dieser Eigenthümlichkeit findet sich in dem Hohlwege am Nordosthang des Hainer Berges nordöstlich Haine. Dass die Kupferletten von Geismar thatsäclilich ein höheres Niveau einnehmen, als das Stäteberg-Flötz, dass also eine Facies- vertretung der ersteren durch das letztere nicht stattfindet, ergiebt sich zunächst aus der vorhin bereits erwähnten petrographischen Uebereinstimmung der kalkigen Lagen im Permsandstein über dem Stäteberg-Flötz mit den festeren kalkigen Einlagerungen der Geis- marer Kupferletten. Diese Einlagerungen sind von den Kalken des Stäteberg-Flötzes völlig verschieden. Ausserdem aber finden sich wenige hundert Meter nördlich der Blattgrenze auf Blatt Vier- münden rechts neben der Strasse Schreufa-Viermünden im Sandstein, und zwar im Hauptverbreitungsgebiet des Stäteberg-Flötzes die typischen Flötzgesteine von Geismar mit zahlreichen Ullmannia- Resten. Dieses Vorkommen ist namentlich deshalb von Interesse, weil im grossen Ganzen die Beobachtungen darauf hindeuten, dass da, wo die Erze bereits an die kalkigen Sedimente des Stäteberg-Flötzes resp. an die darin auftretenden organischen Reste gebunden wurden, die im permischen Sandstein auftreteuden kalkigen Sedimente (= Aequivalent der Kupferletten von Geismar) nicht mehr erzführend sind. Auf Blatt Frankenberg sind die Aufschlüsse in den Aequivalenten der Geismarer Flötze recht 256 A. Denckmann, Die Fränkenberger Permbildungen. spärlich, ein Umstand, der wesentlich wohl darauf zurückzuführen ist, dass nach Westen hin ein Sichauskeilen dieser Sedimente stattfindet. Linsenförmige Kalk-Concretionen, das Leitgestein dieser Schichten, zeigen sich auf dem Feldwege, welcher über den Kamm des Hundsrück hei Rodenbach führt, etwa 300 Motor nordwestlich der dort im permischen Sandstein angelegten Stein- brüche. Vereinzelte Kalkconcretionen fand ich auch in der Feld- mark nördlich der Köhlermühle, ohne ihr eigentliches Lager in dem dort zu Tage tretenden permischen Sandstein erkennen und verfolgen zu können. Wichtig sind die Aufschlüsse in der Feld- mark östlich Schreufa, namentlich in den Hohlwegen der alten Strasse, welche über den Kamm des Berges führt. Man sieht, dass hier die linsenförmigen Kalk-Concretionen mit weissen Thonen und Letten in drei getrennten Horizonten der permischen Sandsteine über dem Stätebe rgflötz auftreten. Der mittlere dieser Flötzhorizonte führt in einer sandig-lettigen Lage zahlreiche Ullmannia- Reste in der bei Geismar gewöhnlichen Erhaltungsweise. Auch in der Nähe dieses Vorkommens, am so- genannten Eselspfad, an dem nach Schreufa zu abfallenden Hange des Berges liegt eine alte Schachthalde. Auf dem rechten Edderufer lassen sich die Concretionen rauchgrauer Kalke mit lichten Thonen und Letten als dünne Ein- lagerungen iu den permischen Sandsteinen in und über dem Eisenbahneinschnitte östlich Röddenau beobachten. An den Auf- schlüssen selbst fand ich keine Ullmannia- Reste mehr, wohl aber in dem aus genanntem Einschnitte stammenden Material am Eisen- bahndamm östlich der Schiefermühle. Das weitere Auftreten der Geismarer Kupferletten in dem Wasserrisse am Kall wurde be- reits in dem Abschnitte über das Flötz des Stäteberges bei der Aus- einandersetzung der Lagerungsverhältnisse am Kall erwähnt. Im Gebiete des Messtischblattes Frankenau scheinen die per- mischen Sandsteine eine erheblich geringere Mächtigkeit zu er- reichen, als in der Gegend westlich von Frankenberg, während umgekehrt die ihnen eingelagerten Geismarer Kupferletten relativ mächtiger werden. Diese sind dort an zahlreichen Stellen aufge- schlossen. Da es mir bisher in den meisten Fällen nicht möglich war, in den aufschlusslosen Gebieten der permischen Sandsteine A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 257 die einzelneu Beobachtungspunkte der Geismarer Kupferletten derart zu verbinden, dass sich daraus überall ein exactes Bild des stratigraphischen Zusammenhangs der einzelnen Flötzlager gewinnen Hesse, so habe ich mich auf beiliegender Karte des Modus be- dient, dass ich die Sandsteine mit einer einheitlichen Farbe an- gegeben und die in ihnen auftretenden Geismarer Kupferletten durch Versteinerungszeichen nur da augedeutet habe, wo Beobachtungen an guten Aufschlüssen mit Pflanzenresten vorliegen. Im Osten des Blattes Frankenau nehmen die Geismarer Kupferletten einen etwas anderen petrographischen Charakter an, als im westlichen Theile der Verbreitung der Frankenberger Perm- bildungen. Das Hauptleitgestein, die flach linsenförmigen Kallc- Concretionen , z. Th. Kupfererze an Ullmannia - Reste gebunden führend, verbleiben zwar. Es treten indess dünne Lagen sehr eigenthümlicher kalkiger Gesteine daneben auf. Hierher gehören weisse, plattige, feinzellige Kalke, kalkige Sandsteine, rothe Thone, Letten und Mergel, Gyps. Inwieweit derartige Gesteine von den Geismarer Kupferletten zu trennen und als Glieder typischer Bil- dungen der oberen Zechsteinformation aufzufassen sind, darüber sind meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Eine weitere Eigenthümlichkeit der diesem Abschnitte zuzu- rechnenden Sedimente auf der Osthälfte des Blattes Frankenau ist es, dass sich hier die Geismarer Kupferletten als Liegendes von den hier meist entfärbten und oft ohne Bindemittel als lose, gelbe bis weisse Sande auftretenden per- mischen Sandsteinen scheiden. Die Auflagerungsweise der permischen Sandsteine auf den älteren Sedimenten ist, wie vielfach die Auflagerung von Sedi- menten der Zechsteinformation, eine ungleichmässige, übergreifende. Während, wie ich im vorigen Abschnitt bereits hervorhob, auf dem Blatte Frankenberg die permischen Sandsteine das Hangende des von den älteren Conglomeraten unterteuften Stäteberg-Flötzes bilden, finden wir sie auf dem Blatte Frankenau entweder direct discordant auf den Culm- Schiefern und -Grauwacken, oder aber direct auf den älteren Conglomeraten, indem das Stäteberg-Flötz sich auskeilt. Jahrbuch 1891. 17 258 A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. Letzteres Verhalten beobachtet man in der Gegend von Louisendorf und in den Aufschlüssen der Osthälfte des Blattes Frankenau, die ich in dem Berichte über meine Aufnahmen im Sommer 1890 (siehe dieses Jahrbuch für 1890) ausführlicher be- schrieben habe. Die directe Auflagerung auf Culm geht aus den Aufschlüssen und aus dem gewonnenen Kartenbilde der Gegend von Geismar, namentlich aber auch aus den Angaben Württen- berger’s (a. a. O.) über die Resultate bergbaulicher Versuche in den alten Grubenfeldern hervor. In neuerer Zeit hat man in Frankenberg angefangen, die mächtigeren Bänke der permischen Sandsteine als Baumaterial zu verwerthen. Es scheint jedoch, dass sie sich im grossen Ganzen schlecht bewähren, eine Erfahrung, über die man sich kaum wun- dern kann, wenn man in Erwägung zieht, dass das Bindemittel der permischen Sandsteine ein kalkig-dolomitisches, und dass ihr Kalkgehalt in den meisten Fällen ein recht bedeutender ist. Andrerseits zeigt sich, dass der Verwitteruugsboden der permischen Sandsteine gerade wegen seines Kalkgehaltes der Bewirthschaftung durch den Laudwirth nicht ungünstig ist. Auf den Kalkgehalt im Boden weist schon das massenhafte Auftreten von Tussilago farfara im Verwitteruugsboden der permischen Sandsteine hin. Diese Pflanze lässt sich sogar als Leitpflanze zur Unterscheidung der permischen Sandsteine vom unteren Buntsandstein verwerthen, da sie nach meinen bisherigen Erfahrungen auf letztgenanntem Gestein bei Frankenberg nicht wächst. 4. Die jüngeren Conglomerate. Die jüngeren Conglomerate der Gegend von Frankenberg sind in der älteren Litteratur bereits so eingehend beschrieben worden, dass ich nicht mehr viel hinzuzufügen habe. Zunächst halte ich es für wichtig, zu betonen, dass sich in allen Gegenden, die ich zum Zweck dieser Untersuchungen besucht habe, ein durchgreifender petrographischer Unterschied der jüngeren Conglomerate gegen die älteren beobachten Hess. Die meist stark abgerollten Gerolle der jüngeren Conglomerate sind gleich den in den Schichten der vorigen Abtheilung untergeordnet auftretenden A. Denckmann, Die Prankenberger Permbildungen. 259 Rollstücken vorwiegend flach oval geformt und nehmen da, wo sie grössere Dimensionen haben, wie in der Gegend von Batten- berg, fast die Gestalt von flach-länglich-ovalen Flusskieseln an. Es gehört natürlich einige Vertrautheit mit dem Material dazu, um im einzelnen Falle sofort die richtige Diagnose stellen zu können, ob man älteres oder jüngeres Conglomerat vor sich hat. Ein nicht ganz so wichtiges Merkmal der jüngeren Conglomerate, wie die Form ihrer Gerolle, ist der grosse Gehalt ihres Bindemittels an Carbonaten (Dolomit und Kalk) sowie der Reichthum an solchen Gerollen, die devonischen Kalken (z. Th. mit Petrefacten) ent- stammen. Derartige Gerolle finden sich namentlich in grosser Zahl in der Gegend von Battenberg unweit der Battenfelder Brücke; an der Schiefermühle bei Röddenau; in der Gegend der Papiermühle bei Frankenberg, ln der Gegend von Dainrode und Altenhaina sind die jüngeren Conglomerate vielfach entfärbt. Neuerdings ist R. Lepsius1) derjenigen Ansicht über das Alter der jüngeren Conglomerate beigetreten, welche diese Sedi- mente an die Basis des Buntsandsteins stellen will. Auch A. Leppla (a. a. O. S. 754 ff.) schliesst sich für die a. a. O. S. 75 genauer definirten Conglomerate der Itter’schen und Corbacher Gegend, indem er zugleich eine Literaturübersicht der über diesen Punkt geäusserten Meinungen giebt, der obigen Anschauung au. Ich selbst habe mich in den schriftlichen Berichten über meine Aufnahmen auf dem Blatte Waldeck-Cassel im Sinne der beiden Autoren ausgesprochen. So wenig ich mich den Gründen, die für das Buntsandsteinalter der jüngeren Conglomerate in das Feld geführt sind, verschliessen kann, so glaube ich doch neuerdings, das heisst nach einer speciellen Kartirung der Frankenberger Permbildungen einer Meinung nicht ohne Weiteres wieder bei- treten zu dürfen, die für den ganzen Schichtencomplex der Frankenberger Permbildungen gar zu grosse praktische Conse- quenzen haben würde. Die Conglomerat- und Sandstein- bildungen von Frankenberg mit ihren vereinzelten, sich auskeilenden kalkigen Z wischeulagen hängen so *) Geologie von Deutschland. Stuttgart 1887, I., S. 162. 17* 260 A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. eng mit einander zusammen, dass es mir nicht möglich ist, an irgend einem Punkte eine nur einigermaassen begründete Schichtengrenze zu ziehen. Wollte ich da- her das Auftreten der Frankenberger jüngeren Con- glomerate als Einleitung in die Buntsandsteinzeit auf- fassen, so müsste ich consequeuter Weise den ganzen Schichtencomplex der Frankenberger Permbildungen aus der Zechstei nformation heraus in die Trias stellen. Hierzu halte ich mich bei dem heutigen Staude der Untersuchung nicht für berechtigt. 5. Magnesia-Gehalt in den Carbonaten der Frankeu- berger Permbildungen. Die nachstehenden Prüfungen auf Magnesiagehalt wurden im Laboratorium der Königl. geol. Landesanstalt und Bergakademie durch Herrn Dr. IIaefke ausgeführt. Es wurde nur die in den Carbonaten enthaltene Magnesia bestimmt. MgO I. Aelteres Conglomerat mit carbonatischem Bindemittel vom Hiinsterz bei Frankenberg 1,21 pCt. II. Dolomitisches Gestein von geringer Mäch- tigkeit (U/2 Centimeter) im Stätebergflötz des Hohlweges südlich Viennimden . . . 20,21 » III. Dolomitischer Kalk von der Strasse östlich der Streinstruth an der Sectionsgrenze . . 14,16 » IV. Permsandstein aus dem Steinbrnch am Hundsrück 7,43 » V. Desgl. ebendaher ......... 2,44 » VI. Desgl. von der Papiermühle bei Frankenberg 2,81 » VII. Desgl. ebendaher 2,14 » VIII. Dolomitische Concretion im Permsandstein des Steinbruchs am Hundsrück .... 12,52 » IX. Dichter, rauchgrauer Kalk aus dem Geis- marer Kupferletten von der grossen Halde an der alten Strasse Geismar-Frankenberg 0,95 » X. Jüngeres Conglomerat von dem Steilhang gegenüber der Haubernschen Mühle . . 5,58 » A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 261 Die obigen Analysen wurden lediglich zur Controle ange- fertigt, um eine Uebersicht darüber zu gewinnen, in wie weit man berechtigt ist, die Gesteine der Frankenberger Permbildungen Dolomite resp. dolomitische zu nennen. Da es sich durch die von Leppla veranlassten Untersuchungen von Corbacher und Itterer Gesteinen herausgestellt hatte, dass eine Anzahl von Gesteinen, die man als Dolomite anzusehen sich gewöhnt hatte, mehr oder weniger reine Kalke sind, so war eine Controle der Franken- berger Gesteine auf einem nicht allzu kostspieligen Wege dringend erforderlich. Namentlich erschien es wichtig, festzustellen, ob das Bindemittel der Conglomerate und Sandsteine nur kalkig oder kalkig-dolomitisch ist. Die mitgetheilten Analysen dürften ge- nügen, um festzustellen dass Letzteres der Fall ist. Dass auch Kalk in den Conglomeraten und Sandsteinen vorhanden ist, er- giebt sich aus ihrer z. Th. sehr lebhaften Reaction gegen ver- dünnte Salzsäure. Düs Hangende der Frankenberger Permbildungen. Die Frankenberger Permbildungen zeigen im Osten, im Süden und im Südwesten des Gebietes der beiliegenden Karte an einer Reihe von gut erschlossenen Profilen die directe Ueber- lagerung ihres jüugsten Gliedes durch den Buntsandstein. Eigen- thümlich ist das Auftreten von Knotten an der Grenze zwischen beiden Schichtenabtheilungen in den Sandsteinen über Altenhaina. Diese Knotten, welche eine gewisse Analogie mit den Blei- glanzknotten von Mechernich zeigen, brausen sehr lebhaft mit verdünnter Salzsäure und bestehen aus Kalkspath. Der untere Buntsandstein beginnt mit einer bis zu 20 Meter mächtigen Bausandsteinzone, die an der Edder, nördlich Birken- bringhausen, an der Lehne nordöstlich Frankenberg; östlich und südöstlich der Schiefermühle bei Röddenau, sowie in der Gegend zwischen Dainrode und Haina in Steinbrüchen ausgebeutet wird. Ueber der Bausandsteinzone fand ich vielfach mürbe, schiefrige, glimmerreiche Sandsteine. Ueber diesen erst treten die rothen, plattigen Sandsteine und Schieferthone auf, die im Allgemeinen dem unteren Buntsandstein auch dieser Gegend das Gepräge 262 A. Dencicmann, Die Frankenberger Permbilclungen. geben. In den dieser Abtheilung angehörigen rotben Sandsteinen ist es mir bei einer Reihe von Versuchen mit verdünnter Salz- säure nicht gelungen, Calciumcarbonat nachzuweisen. Jedenfalls ist der Kalkgehalt in ihnen gering. o o o Der mittlere Buntsandstein beginnt über den Schichten der unteren Abtheilung dieser Formation mit groben, lockeren, meist entfärbten Quarzsanden von 6 — 10 Meter Mächtigkeit. Diese treten am Dachsberge bei Sehlen nahe an die älteren Schichten heran. Ueber den lockeren Sanden folgen zunächst wieder fein- körnige Sandsteine, die wiederum von grobkörnigen Sandsteinen überlagert werden. Die mannigfaltig entwickelten diluvialen Ablagerungen des Gebietes der beiliegenden Karte sind auf der Karte bereits von einander geschieden worden, so weit dies der Stand der Kartirungsarbeiten erlaubte. Auf sie gedenke ich nach Abschluss der Kartirung der Blätter Frankenberg und Frankenau eingehen- der zurückzukommen. Resultate : Für die Deutung der Frankenberger Permbildungen sind folgende Gesichtspunkte wichtig: I. Einerseits der innige Zusammenhang der unter obiger Bezeichnung zusammengefassten Sedimente unter sich; sie bilden ein einheitliches Ganze von rothbraunen Con- glomeraten und Sandsteinen , in denen reinere kalkige und dolomitische Bildungen untergeordnet und unbeständig auf- treten. Im Einzelnen zeigt das ältere Conglomerat Uebergänge in das Stätebergflötz durch Aufnahme von Flötzen der petro- graphischen und paläontologischen Beschaffenheit des Stäteberg- flötzes an seiner oberen Grenze; geht das Stätebergflötz, welches selbst noch Conglomerate und Sandsteine führt, in die permischen Sandsteine allmählich über; enthalten theils die permischen Sand- steine die Geismarer Kupferletten als Einlagerungen, theils über- lagern sie dieselben; gehen schliesslich die permischen Sand- steine durch Aufnahme von Conglomeraten vom Charakter der jüngeren Conglomerate in diese letzteren über. A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 263 Andererseits: Die ausserordentlich rasch wechselnde petrograph ische Beschaffenheit der Permbildungen bei Frankenberg; das Sichauskeilen der in den Franken- berger Permbildungen auftretenden kalkigen, thonigen, lettigen, mergeligen und conglomeratischen Bildungen. II. Einerseits: Der innige Zusammenhang der drei constantesten Glieder der Frankenberger Permbildungen: älteres Conglomerat; Permsandstein; jüngeres Conglomerat nach oben hin mit dem B u u t s a n d s t c i n im II angenden. Andererseits: Das Auftreten von Sedimenten bei Vier- münden im Gebiete der Permbildungen von Fraukenberg, welche sich auf gewisse Glieder der südlichen Ausläufer der Itterer Zecli- steinbildungen beziehen lassen (Mergel und Kalke und bituminöse Kalke Leppla’s a. a. O. S. 45 ff.), direct discordant auf dem Culm, unabhängig von den nach oben hin zusammenhängenden Frankenberger Permbildungen, von ihnen überlagert; ferner das Auftreten von l’othen Letten mit zelligen Kalken und Gyps, welche sich mit Sedimenten der oberen Zechsteinformation bei Wildungen vergleichen lassen, in der Gegend von Haina, wahr- scheinlich zumTheil im Liegenden der Frankenberger Permbildungen auftretend. In Erwägung aller dieser Gesichtspunkte komme ich zu dem Resultate, dass die Frankenberger Permbilduugen jünger sind, als die mittlere Zechsteinformation. Vielleicht sind sie ganz oder zum Theil sandig- conglome- ratische Vertreter der oberen Zechsteinformation, vielleicht nur ihres obersten Theiles. Die verschiedenen Möglichkeiten, welche hiernach noch in Frage kommen können, lasse ich vorläufig un- berücksichtigt. Wenn ich somit zu einer ähnlichen Auffassung gelangt bin, wie seiner Zeit Leimbacii (a. a. O. S. 40 ff.), so glaube ich doch be- tonen zu müssen, dass ich auf ganz anderer exacter Grundlage da- zu gelangt bin. Es fehlte auch Leimbach die Uebersiclit über die geologischen Verhältnisse von Frankenberg. Mau vermisst in seiner Beweisführung das stratigraphische Moment, den Ver- such, auf Grund einer zusammenhängenden Darstellung des Ge- 264 A. Dengksiann, Die Frankenberger Permbildungen. bietes zu einer Anschauung darüber zu gelangen. Hierin unter- scheidet sich Leimbach’s Arbeit sehr zu ihrem Nachtheil von den Arbeiten Württenberger’s, v. Koenen’s und FIolzapfel’s, deren Fehler wesentlich darin beruhen, dass es überhaupt nicht mög- lich war, ohne Anfertigung einer geologischen Specialkarte die Frankenberger Permbildungen ganz zu verstehen. Aus der ziemlich verworrenen Darstellung Leimbach’s lässt sich nicht erkennen, dass er sich auch nur annähernd eine Vor- stellung gemacht hat von der Mächtigkeit und Ausdehnung der Frankenberger Permbildungen. Hierzu kommt, dass es nicht möglich ist, aus seiner Darstellung einen Einblick zu gewinnen, wie er die einzelnen, in der Gegend von Frankenberg auftreten- den permischen Sedimente in ihrer Lage zu einander auffasst. Vertreter der Frankenberger Permbildungen in den Naclibargebieten von Frankenberg. In der Gegend von Corbach treten nach Leppla a. a. O. S. 65 ff. über den dortigen Bildungen der oberen Zechsteinformation grobe Sandsteine und Conglomerate mit carbonatischem Bindemittel auf, die möglicherweise ganz oder zu einem Theile den Frankenberger Permsandsteinen und jüngeren Conglomeraten entsprechen. Zwar ist es Leppla bisher nicht möglich gewesen, eine untere Zone der Sandsteine von einer oberen der Conglomerate zu trennen. Indess hält es Leppla persönlicher Rücksprache gemäss nicht für ausgeschlossen, dass das, was für die Uebersichtskartirung nicht möglich war, der Specialkartirung gelingen werde. Zudem geht aus meiner Beschreibung der Frankenberger Permsandsteine zur Genüge hervor, dass auch in dem hier behandelten Gebiete Stellen vorhanden sind, an denen es schwer wird, obige Unter- scheidung aufrecht zu erhalten '). An der neuen Eisenbahnstrecke Corbach -Arolsen zeigte mir Leppla unweit Dingeringhausen gelegentlich einer gemeinsamen Begehung Kalke, welche mit denen des Stäteberg-Flötzes, da wo es mächtiger wird, grosse Aehulichkeit haben; sie führen wie dieses zahlreiche Pelecypoden, unter denen sich auch hier eine Ü Vergl. namentlich S. 251. A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 265 concent risch gerippte Schizodus- Art befindet. Leppla rechnet diese Kalke zu seiner oberen Zechsteinformation. In der Gegend von Goddelsheim, Sachsenberg, Viermünden hat mich Leppla an einer Reihe von Stellen durch Conglomerate geführt, die zum Theil sicher, zum Theil wahrscheinlich direct discordant auf steil aufgerichtetem Culrn liegen. Ihrem petro- graphischen Charakter nach entsprechen diese Conglomerate den älteren Conglomeraten des in dieser Arbeit behandelten Gebietes. Zwischen Niederasphe und dem Erkelsberge (Blatt Wetter) bestehen die permischen Ablagerungen von unten nach oben. 1) aus Conglomeraten von der petrographischen Beschaffen- heit der Frankenberger älteren Conglomerate. 2) aus rothbraunen Sandsteinen mit dolomitisch kalkigem Bindemittel. Darin finden sich dolomitische Concretionen von flach linsenförmiger Gestalt, die nicht selten Ullmannia- Reste führen. Die Linsen treten lagenförmig mit weissen Letten auf und erinnern — abgesehen von ihrem dolomitischen Material — lebhaft an die der Geismarer Kupferletten. 3) aus Conglomeraten , die der Beschaffenheit ihrer Gerolle nach den Frankenberger jüngeren Conglomeraten entsprechen könnten. Der Hang des linken Ufers der Asphe südlich Niederasphe bis zur Höhe der Hainsbirken zeigt obiges Profil sehr deutlich. Es liegt nahe, die einzelnen Glieder dieses Profils mit den ent- sprechenden Schichtengliedern der Frankenberger Permbildungen zu parallelisiren. Man muss in diesem Falle annehmen, dass das Flötz des Stäteherges sich hier bereits vollkommen ausgekeilt hat. Der Feldweg, welcher in südöstlicher Richtung über die Teufelskaute nordwestlich Wetter führt, zeigt gute Aufschlüsse in rothbraunen Sandsteinen mit kalkig dolomitischem Bindemittel. Diese führen hier eine grosse Anzahl dünner Flötze von lichten Letten und röthlichen Thonen mit dolomitischen Concretionen, welche den bei Niederasphe spärlich in den Sandsteinen vor- kommenden entsprechen und gleichfalls Ullmanma-lieste (soge- nannte »Fliegenfittige«) beherbergen. Der Unterschied dieser 266 A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungeii. Dolomitconcretionen von den kalkigen Concretionen im Geismarer Kupferletten besteht — abgesehen vom Material — darin, dass erstere selten gleichmässig flach linsenförmig geformt sind, sondern meist Neigung zur Bildung von unregelmässig bauchigen, auch kugligen Formen zeigen. Auch hier ist man geneigt, in den Sandsteinen Aequivalente der permischen Sandsteine von Franken- berg zu suchen. Zwischen Unter- und Mittel-Simtshausen liegen, wie aus guten Aufschlüssen hervorgeht, Conglomerate vom petrographischen Charakter der jüngeren Frankenberger Conglomerate auf mächtigen Sandsteinen mit kalkig dolomitischem Bindemittel. In diesen finden sich Lagen von dolomitischen Concretionen, denen von Niederasphe und der Teufelskaute entsprechend. Ueber die in der Gegend von Marburg bei Michelbach etc. auftretenden permischen Gesteine enthalte ich mich eines Urtheils, da diese nicht in meinem Kartirungsgebiete liegen und da ich den weiteren Untersuchungen E. Kayser’s, die schon zu einem gewissen Abschlüsse gediehen sind, nicht vorgreifen will. Bei Wildungen finden sich über den Dolomiten der oberen Zechsteinformation theils frische, theils entfärbte rothbraune resp. gelbe Sandsteine mit kalkig - dolomitischem Bindemittel. Diese werden von Conglomeraten überlagert. Gute Aufschlüsse sieht man in diesen Sedimenten speciell am letzten Theile des Weges, welcher von Altwildungen nach Anraff führt. Hier sind die plattigen Dolomite der oberen Zechsteinformation am Wege durch einen Steinbruch aufgeschlossen. Ueber ihnen finden sich zu- nächst rothe Letten, Thone und Mergel mit Dolomitconcretionen, die den oben erwähnten, an der Teufelskaute bei Wetter auf- tretenden vollkommen identisch sind. Ueber diesen Schichten folgen die rothbraunen Sandsteine mit kalkig - dolomitischem Bindemittel. Weniger gut sind diese Schichten am Wege vom Bahnhofe Wildlingen nach dem blauen Bruche sowie über dem Steinbruche an der sogen. Steinbrücke aufgeschlossen. Auch hier liegt es nahe, die betreffenden Conglomerate als Aequivalente der jüngeren Conglomerate von Frankenberg, die Frank* 15. 16. 17. iden, llwege Südwestl rfuhrweg amWest- e der Grauhecke. Landweg von Alt- Wildungen nach Anraff; Hohlweg oberhalb Anraff. Südwesthang der Hains- birken südöstlich Nieder- asphe Sect. Wetter. -+J rfl o fl -4-ä CD 'S rä Das Han- gende ist denudirt. Unterer Bunt- sandstein . *rH O ® J§ ^ o fl b achtet. Weisse 1 wie 8. S glanz an j (Pelecyj ie Letten mit gelb- oen. zelligen Kalken, rbindung mit Conglo ten, möglicherweise zteren ein gelagert. Dünnplattige Dolomite der oberen Zechsteinformation. Vertreter typischer Glieder der Zechstein - formation be- nachbarter Gebiete. 1 Grau- )ulm. Thonsc Culm-Schiefer. Devon und Culm. Profiltafel der Frankenberger Permbildungen. A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. 267 Sandsteine als Vertreter der permischen Sandsteine von Franken- berg, resp. eines Theiles derselben aufzufassen. Was die Kupferletten von Leitmar anbetrifft, so ist zunächst ihre grosse petrographische Aehnlichkeit mit den Geismarer Kupferletten unverkennbar. Holzapfel (1. c. S. 23 f.) stellt sie an die Basis seines Hauptdolomites. Ich habe mich nicht davon überzeugen können, dass die westlich Leitmar gürtelförmig am Berghange auftretenden Halden Schachthalden sind. Sie be- stehen lediglich aus Material des Flötzes selbst. Wäre der Hauptdolomit von Schächten durchbohrt worden, so müssten sich Halden von beträchtlicher Grösse finden, und diese müssten vorwiegend Hauptdolomit enthalten. Beides ist nicht der Fall. Es dürfte demnach wahrscheinlich werden, dass hier das Leit- marer Flötz im Hangenden von IIolzapfel’s Hauptdolomit auftritt. Der alte Bergbau, über den sichere Nachrichten nicht existiren, wurde vermuthlich in der Weise betrieben, dass man mit schwebenden Arbeiten dem Ausgehenden folgte. Ein definitives Urtheil über die Kupferletten von Leitmar muss der Kartierung in dortiger Gegend überlassen werden. Bericht über einen Grandrücken bei dem Dorfe Krscliywagura südlich Wreschen. Von Herrn Th. Wölfer in Berlin. Gelegentlich eines geologischen Ausfluges in die Provinz Posen wurde meine Aufmerksamkeit auch auf eine etwa 10 Kilo- meter südlich der Stadt Wreschen belegene, auf der Generalstabs- karte mit dem Namen »die schiefen Berge« bezeichnete Localität gelenkt, welcher ich Gelegenheit fand, einen kurzen Besuch ab- zustatten. Schon der erste Eindruck sowie die Besichtigung der ersten Aufschlüsse, zeigte, dass ich mich in meinen Vermuthungen nicht getäuscht hatte, dass vielmehr die schiefen Berge und ihre Fort- setzung der in den letzten Jahren im norddeutschen Flachlande mehrfach beobachteten Asarbildung entsprechen J). Konnten auch bei den wenigen, mir zur Verfügung stehen- den Stunden nicht völlig genügende und alle auftauchenden Fragen klarstellende Untersuchungen der in Rede stehenden Bildung vorgenommen werden, so gelang es mir doch, die meisten der vorhandenen Aufschlüsse zu besichtigen und die Hauptrichtung des As auf eine Erstreckung von etwa 10 Kilometer zu verfolgen (vergl. das beigegebene Kärtchen). *) Berendt, G., Ä sarbil düngen in Norddeutschland. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Jahrg. 1888, S. 483 — 481). Wahnschaffe, F., Ueber einen Grandrücken bei Lubasz. Dieses Jahrbuch für 181)0, S. 276 — 288. Th. "Wolfer, Bericht iiher einen Grandrüchen etc. 269 270 Th. Wölfer, Bericht über einen Grandrücken Im grossen Ganzen ist der Rücken in seiner gesammten Aus- dehnung deutlich markirt; sein Aussehen ist wallartig mit schmaler Krone und steiler Böschung, so dass man den Eindruck eines künstlichen Erdwerkes gewinnt. Nur hin und wieder ist er bei Wegeübergängen künstlich oder, wie es scheint, nordwestlich Gi’abowo, auf natürlichem Wege unterbrochen, ebenso wie er stellenweise etwas mehr im Gelände verschwindet und dann, statt der steileren, einem Ziegenrücken vergleichbaren Form, mehr die eines Rundhöckers annimmt. In seiner östlichen Hälfte steigt der Rücken bis zu einer Höhe von 5 bis 7 Meter völlig unvermittelt aus der Ebene empor, nur in seinem südwestlichen Theile wird er zuerst auf der west- lichen, dann auf der südlichen Seite von einer ziemlich bedeuten- den, mit Torf erfüllten Rinne begleitet. Westlich Krschywagura wird das Gelände welliger und ent- spricht mehr dem Charakter der Moränenlandschaft. Ob hier der in Rede stehende As sich weiter in diese Landschaft verzweigt, konnte augenblicklich nicht festgestellt werden, es wurde vielmehr, wie bereits gesagt, nur der Hauptstrang verfolgt, welcher bald nach Ueberschreitung der Strasse von Biechowo nach Gorschütze sich entschieden nach Süden wendet und bei einem zu dem letzt- genannten Dorfe gehörigen Ausbau mit einer kurzen Biegung an der ihn begleitenden Torfschlänge endigt. Ob er sich, wie aus der Topographie des Messtischblattes hervorzugehen scheint, jenseits dieser Rinne, längs des Süd- bezw. Südwestrandes derselben, wieder regelmässig in der fi üheren Nord- ost- bis Südwest-Richtuug bis zu der noch etwa 5 Kilometer ent- fernten Südwest- Ecke des Messtischblattes und darüber hinaus fortzieht, konnte der Zeit und des hier beginnenden Waldes wegen nicht mehr entschieden werden. Der Rücken besteht durchweg aus nordischem Material von der Korngrösse des mittleren Sandes bis zum steinigen Grand und bis zu faustgrossen Gerollen. Grössere, namentlich auch kantige Geschiebe wurden bis jetzt nicht beobachtet, vielmehr ist die Form der vorkommenden Steine gut abgerundet. Der innere Kern des Rückens scheint vorzugsweise aus stei- nigem, theilweise durch Kalk verkitteten Materiale zu bestehen, bei dem Dorfe Krsclijwagura südlicli Wrescben. 271 wenigstens deuten die grösseren Aufschlüsse bei der Mühle zu Zielinietz und in der Kiesgrube am Wege von Neudorf darauf hin. Bei der erstgenannten Mühle ist reiner Kies bis auf etwa 3 Meter aufgeschlossen. Die obere Decke des Rückeus ist meist ein grandiger, in Folge der Verwitterung lehmiger bis schwach lehmiger Sand von wechselnder, etwa 2 — 10 Decimeter betragender Mächtigkeit. Ei ne Bedeckung von Geschiebemergel fand sich nirgends; dagegen ergab sich in einem Aufschluss längs des Weges von Krschywagura nach Lipie, westlich der Strasse von Biechowo nach Gorschtitze eine kleine Einlagerung von Geschiebemergel. Wahr- scheinlich ist derselbe als eine Folge der Einpressung der an den Seiten des As abgelagerten Grundmoräne anzusehen. Der interessanteste Theil des Grandrückens befindet sich bei dem Dorfe Krschywagura und der Kolonie Wygoda, sowie weiter östlich dieses Ortes. Nähert man sich hier dem Rücken von dem Dorfe Grabowo aus, so erhält man sofort einen Eindruck davon, welche gewalti- gen Wassermassen hier geflossen sein müssen, einen Eindruck, welcher jedoch erst vollständig wird, wenn man die Höhe selbst besteigt und die ausgestrudelten, hier abwechselnd auf beiden Seiten befindlichen, jetzt mit Torf erfüllten Rinnen erblickt. Besonders sei noch die gi'osse Breite des Rückens bei der vorgenannten Kolonie Wygoda und der hier sich zeigende Anfang zu einer Abzweigung eines weiteren Rückens nach Nordoston er- wähnt. Gerade im Scheitelpunkte beider Züge ist noch jetzt ein Wasserpfuhl vorhanden, ein Zeichen, dass sich hier die Wasser mit grosser Gewalt brachen und nur spärlich oder zu Zeiten, bei besonders grosser Menge, über die jetzt künstlich durchstochene Verbindung beider Rücken strömten, worauf eine kleine, besser aus dem Messtischblatt selbst erkennbare, als Wiese bezeichuete Bodeneinsenkung deutet. Abhandlung e n von ausserhalb der Königl. geologischen stehenden Personen. Landesanstalt Jahrbuch 1891. [i] Der Froschberg* im Siebengebirge. Von Herrn W. Hocks in Aachen. In seiner Physiographie 1 ) spricht Rosenbusch von Tridy- miten im Trachyte des Froschberges. Als auf einer Ex- cursion im Siebengebirge auch der Froschberg besucht wurde, erregte sofoi't der ganze Habitus des Gesteins, besonders das gänzliche Fehlen der für die Siebengebirgstrachyte so charak- teristischen grossen Sanidine einen Zweifel daran, ob hier in der That ein Trachyt vorliege. Da es nun lohnenswerth erschien, den Charakter des Gesteins näher zu bestimmen, so wurden, um über sein Alter Aufschluss zu erhalten, die Lagerungsverhältnisse des- selben festgestellt, sodann wurde es der mikroskopischen Unter- suchung unterzogen, und endlich wurden einige Bauschanalysen desselben angefertigt. Auf dem Wege von Königswinter nach Ittenbach, etwa 1800 Meter östlich des Wintermühlenhofes befinden sich links, dicht au der Strasse fünf nebeneinander liegende Steinbrüche, von denen der erste schräg gegenüber und etwas oberhalb des Stollens, welcher in den Ofenkauler Berg hineinführt, liegt. Das Gestein in diesem und den andern ist in mächtigen, steilstehenden Säulen abgesondert. Die Absonderungsklüfte streichen von O. nach W. und fallen etwas nach W. ein. Eine concentrisch sclialige Ab- sonderung ist nur an den sehr verwitterten, thonigen Schichten- *) Rosenbusch, Physiographie II, 2. AuÜ. 1887, S. 589. [1*3 4 W. Hooks, Der Froschberg im Siebengebirge. köpfen zu beobachten. Auf den Köpfen liegt, weniger verwittert als sie, eine dünne Lage unregelmässig begrenzter Gesteinsbruch- stückchen. Unter dem massigen Gestein folgt eine ]/2 Meter mächtige Bank feinkörnigen Quarzits, welcher nach Herrn Rauff x) einige schlecht erhaltene Pflanzenabdrücke aus dem untersten Miocän enthält, jedenfalls derselbe, welcher in einem ganz neuen Aufschluss am Remscheid solche in prächtiger Ent- wicklung führt. Unter dem Quarzit liegt ein 7 bis 8 Meter mächtiges, unter 20° nach N. einfallendes Lager von plastischem Thon. Leider ist nirgends ein Contact zwischen dem vulka- nischen Gestein und den in der gegenüberliegenden Ofenkaule in mächtigen horizontalen Bänken abgelagerten Massen zu finden, über deren Entstehung; und Benennung schon die wider- sprechendsten Ansichten geäussert worden sind, indem z. B. v. Dechen* 2), v. Lasaulx 3) und G. vom Ratii4) sie für Zerstörungsproducte von heute ganz verschwundenen Trachyt- kuppen halten und demgemäss Conglomerate nennen, andere hin- gegen, wie Herr Mangold5) und Herr Penck6), Tuffe in ihnen erblicken. Mögen diese Massen, der ersteren Ansicht ent- sprechend, im Folgenden als Conglomerat bezeichnet werden. Sind nun auch, wie schon bemerkt, directe Aufschlüsse nicht vor- handen, welche über das Altersverhältniss des Froschberggesteins zum Conglomerate Licht geben könnten, so lässt sich doch Folgendes aus andern Vorkommen combiniren. Wo eine directe Verbindung zwischen Conglomerat und Miocän zu beobachten ist — der Quarzit des Quegsteins gehört zum Oligocän — ist das Miocän jünger als das Conglomerat; nun liegt das Frosch- berger Gestein über dem Miocän, also ist es sicher jünger als das Conglomerat. Ferner sind die nach der Miocänablagerung *) Rauff, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1887, S. 649. 2) v. Dechen, Führer in das Siebengebirge. Bonn 1861. 3) v. Lasaulx, Wie das Siebengebirge entstand. Sammlung von Vorträgen von Frommel und Pfaff. 1884. XII, 4/5. *) G. v. Rath, Ueber die Trachyte des Siebengebirges. Bonn 1861. 5) Mangold, Ueber die Altersfolge der vulkanischen Gesteine und der Ab- lagerungen des Braunkohlengebirges im Siebengebirge. Inaug.-Diss. Kiel 1 888 6) Penck, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1879, XXXI, S. 504. W. Hocits, Der Froschberg im Siebengebirge. 5 entstandenen Eruptivgesteine im Siebengebirge entweder Basalte oder Andesite; da vom ersteren hier keine Rede sein kann, so wäre schon durch das Alter des Gesteins seine andesitische Natur wahrscheinlich gemacht. Doch giebt die Untersuchung des Gesteins selber viel bessere Handhaben zu seiner genauen Charakteristik. Dem blossen Auge bietet dasselbe folgendes Aussehen dar: In einer hell- bis dunkelgrauen, mehr oder weniger von unregel- mässigen, meist schlauchartigen Drusenräumen durchsetzten, oft mit Eisenoxyd gefleckten Grundmasse liegen ausgeschieden: Feld- spath, braunschwarzer Glimmer, Hornblende, Titanit, Magnetit. Die Feldspathe sind durchweg vollständig weiss, glasglänzend; sie erreichen stellenweise 5 Millimeter Länge und 3 Millimeter Dicke. Bei einigen sieht man eine feine Zwillingsstreifung. Was die Verbreitung von Glimmer und Hornblende, von welchen ersterer in meist ganz kleinen Schüppchen, letztere in Leisten (max. 6 Milli- meter lang, 1 Millimeter dick) ohne scharfe Krystallumrisse vor- kommt, angeht, so ist der Glimmer vorzugsweise in den dichteren, die Hornblende mehr in den blasigen Varietäten vertreten. Tita- nit zeigt sich, sehr spärlich dem blossen Auge sichtbar, in wein- gelben Körnchen. Die Verbreitung des Magnetits ist eine sehr starke. Was dem Gestein ein ganz eigenthümliches Aussehen giebt, ist die überraschende Menge von Tridymit, welcher die Drusenwände der porösen Varietäten vollständig besät. Ein Ver- gleich mit den wegen ihres Tridymitreichthums berühmten Ge- steinen der Euganeen ergab, dass letztere an das Froschberg- Gestein gar nicht heranreichen können, wenigstens was die Menge des Tridymits angeht. Schön sind die Froschberger Tridymite nicht. Sie erreichen eine Grösse von selten mehr alslMillimeter Durchmesser. Krystallmessungen sind an ihnen auch nicht vorzunehmen, da sie mit Schichten von allerhand Zersetzungsproducten, grade wie die Drusen wände selber, bald von Opal-, bald von Eisenoxyd- und Carbonatschichten bedeckt sind. Löst man letztere weg, so er- weisen sich alle Exemplare als weissmilchig und vollständig opak. Neben höchst wenigen Einzelexemplaren in Form von flachen, hexagonalen Prismen mit Pyramiden tiuden sich die prächtigsten 6 W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. Zwillinge, bald in vollständigen Sternchen ausgebildet, bald fächer- förmig verwachsen. Zwillingsgesetz ist bei den meisten eine Ver- wachsung nach einer Pyramidenfläche. Infiltrirt sein und nicht aus der Zersetzung der Feldspathe herstammen dürfte wohl die grosse Menge, von Kalkspath, welcher bald in stumpfrhomboedrischen oder diinntafligen Krystallen auf den Drusenwänden ausgeschieden erscheint, bald die Drusen des Gesteins so vollständig anfüllt, dass er demselben stellenweise ein mandelsteinartiges Aussehen verleiht. Auf einigen Stücken ist eine Zeolithbilduug, wahrscheinlich aus Natrolith bestehend, zu beobachten. Sie zeigt sich in büschel- förmig gruppirten gelben Nüdelchen, in Form und Farbe dem Ilohentwieler Vorkommen entsprechend, allerdings kleiner. Von zufälligen Gemengtheilen sind Einschlüsse von mehr oder minder grossen, meist stark abgerundeten und mit vielen Rissen durchsetzten Quarzkörnern zu erwähnen. Die mikroskopische Untersuchung der aus den oben be- schriebenen Handstücken angefertigten Dünnschliffe erstreckte sich zunächst auf die Grundmasse. Dieselbe löst sich bei starker Vergrösserung in viele Feldspathleisten, Magnetitkörner und Glimmerschüppchen auf. Die Feldspathe sind fast durch- weg grade auslöschend. Höchst selten findet sich ein vereinzeltes Plagioklasleistchen ; bei 120 beobachteten Exemplaren fanden sich 110 als grade, 10 hingegen als schief auslöschende Feldspathe. Alle sind, theils als kurzgedrungene, theils als langgezogene Leisten mit ziemlich scharfer seitlicher Begrenzung ausgebildet, fluidal um grössere Krystalle gelagert. Ausser den Mineralen der Grundmasse erkennt man: Feld- spath, Glimmer, Hornblende, Titanit, Apatit, Magnetit, Tridymit, Zirkon, Hämatit, Limonit, Opal, Calcit. Die Feldspathe treten meist in frischen, weiss-durchsichtigen, hin und wieder von brauner Glassubstanz durchzogenen Krystallen auf, welche leider, weil meist schief geschnitten, zuverlässige Winkelmessungen unmöglich machen. Die typische Spaltbarkeit nach P und M ist selten deutlich zu sehen. Zwei Durchwachsungs- zwillinge wurden beobachtet, deren Zwillingsebene der Fläche W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. 7 j 130 j oder j 130 j entspricht ; denn der ebene einspringende Winkel (010). (010) wurde zu rund 64° gemessen, und bei den triklinen Feldspathen schwankt der L (010) . (130) resp. (010). (130) um 32° herum. An Einschlüssen der Feldspathe sind hervorzuheben: Apatit, meist in quergegliederten Säulehen mit bestäubten Rändern, und einige Zirkonkörncheu. Bei weitem die meisten im Gestein vorkommenden Feld- spathe lassen sich bei gekreuzten Nicols als Plagioklase er- kennen, bei welchen die einzelnen Zwillingslamellen nach dem Albitgesetz verwachsen sind, so dass Schnitte nach j 001 j und j 100 j ein prächtiges, gestreiftes Aussehen bieten. Die einzelnen La- mellen sind von sehr verschiedener Breite; dieselbe geht herunter bis zu ganz feinen, kaum mehr erkennbaren Streifen. Sie er- strecken sich nicht immer durch den ganzen Krystallschnitt hin- durch, sondern keilen sich oft aus, oder brechen scharf ab. Feldspathe mit Mikroklinstructur sind sehr spärlich zu sehen, ebenso Orthoklase. Sehr viele Krystalle zeigen in Längsschnitten einen prächtig entwickelten Bau. Sie bestehen meist aus einer grossen Anzahl deutlich von einander unterscheidbarer Schalen ; bei einigen hin- gegen sind diese von solcher Feinheit, dass man keine scharfen Grenzen zwischen denselben sehen kann, wohl aber, weil die Schalen verschiedene Anslöschungsschiefen haben, beim Drehen des Objecttisches einen vom Rand bis zur Mitte immer dunkler werdenden Schatten bemerkt. Zur genauem Entscheidung, an welche Stelle der Albit- Anorthitreihe die Feldspathe zu setzen seien, wurden an vielen Exemplaren die Auslöschungsschiefen gegen P/M bestimmt, so- wohl an Schnitten nach M, als auch an solchen nach P, und es fand sich , dass auf den Flächen P die Auslöschungsschiefe schwankte zwischen — 8 und — 44°, auf den Flächen M zwischen — 15 und — 40°, so dass also die Feldspathe unzweifelhaft dem Anorthit nahe stehen. Da wegen der möglichen Schiefe der be- obachteten Schliffe die angeführten Auslöschungsbestimmungen ungenau sein konnten, so wurden auch Spaltblättchen von einigen 8 W. Hocks, Der Frosckberg im Siebengebirge. der makroskopisch sichtbaren Feldspathe der optischen Unter- suchung unterworfen. Einige mit deutlicher Zwillingsstreifung, also der Fläche P angehörig, ergaben Auslöschungen gegen P/M von — 14 bis — 18°, solche parallel M ergaben die Werthe — 34 bis — 35°, also Winkelgrössen, welche ebenfalls für basische Glieder der Reihe sprechen. Höchst interessant sind noch die Auslöschungsbestimmungen bei den deutlich zonal gebauten Feldspathen, indem sich nämlich für die einzelnen Schalen ganz genau die Auslöschungsschiefen und damit auch ihre chemische Zusammensetzung, welche, wie ja Schuster1) nachgewiesen hat, im engsten Zusammenhang mit den Auslöschungschiefen steht, bestimmen lassen. In dieser Hin- sicht sind besonders zwei Krystalle sehr instructiv, von welchen der eine aus einem Kern mit drei Schalen, der andere aus einem Kern mit zwei Schalen besteht. Von aussen nach innen gehend, findet man als Auslöschungsschiefen für den ersten — 6°, — 9°, • — 17°, — 30°, für den andern — 7°, — -23°, — 30°. Es sind also, den sonstigen Erfahrungen entsprechend, ursprünglich die basischeren Verbindungen auskrystallisirt, das Magma wurde immer saurer, infolgedessen auch die sich neu bildenden Schalen, bis zum Schluss eine ganz saure Grundmasse übrig blieb, was ja bei unserem Ge- stein auch wirklich der Fall ist. Diese durch die optische Untersuchung erwiesene Thatsache, dass die in der Grundmasse ausgeschiedenen Feldspathe vorzugs- weise basischer Natur sind, wurde ausserdem noch durch mikro- chemische Analysen bekräftigt. Es wurden nach der Behrens- schen Methode einige Feldspathe mit Flusssäure ausgeätzt, die wässerige Lösung der Fluoride in drei Tropfen auf ein Gläschen gebracht und dann der erste Tropfen mit Platinchlorid versetzt; es zeigten sich alsbald Würfel und Oktaeder von Kaliumplatiu- chlorid; zum zweiten Tropfen wurde etwas Schwefelsäure hinzu- gefügt: es entstanden bei ganz vorsichtigem Verdunsten die be- kannten Schwalbenschwanzzwillinge des Gypses, bei einigermaassen l) Schuster. Optische Orientirung der Plagioklase. Tschermak’s miner. und petrogr. Mitth. 1881, 3, 117. W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. 9 beschleunigtem Eindampfen hingegen sechsseitig begrenzte Auhy- dritkrystalle. Zum dritten Tropfen wurde etwas Essigsäure und einige Körnchen Uranylacetat gebracht: es entstand eine Natrium - reaction. Nach diesen mikrochemischen Reactionen liegt ein Kalk- feldspath mit Kalium- und Natriumgehalt vor. Der G li in m er, welcher im ganzen Gestein gleichmässig ver- theilt ist, hat eine schmutzigbraune Farbe. Bei Schnitten senk- recht zur Basis ist der Pleochroismus sehr stark. Die Farben sind parallel der c-Axe gelb bis hellbraun, senkrecht zu derselben dunkelbraun bis schwarz. Er erscheint meist in unreffelmässiffen, zerfetzten Lappen, oft auch in regelmässigen sechseckigen Täfelchen, welche bisweilen ein deutliches Axenbild zeigen. Die Axenaustritte liegen so nahebei einander, dass man bei oberflächlicher Betrachtung glaubt, ein einaxiges Mineral vor sich zu haben. Erst bei ge- nauerem Zuschauen sieht man, dass bei Drehung des Object- tisches das Axenkrenz sich ein wenig öffnet. Sämmtliche Merk- male charakterisiren den Glimmer als Biotit. Allenthalben ist er von Magnetitkörnchen umsäumt; er schliesst viele Apatitkry- stalle ein. Hornblende findet sich im Vergleich mit Biotit weniger häufig. Sie zeigt in Längsschnitten oft einen zonalen Bau. Ihr Pleochroismus ist in diesen Schnitten ziemlich schwach — Farbe: Rad de, gelbbraun 35 k-1, in dünneren Theilen bis q — , in einem Exemplar waren die Farben parallel der c-Axe 35 h, senkrecht zu derselben 35 n. Basale Schnitte, deren einige zu beobachten sind, zeigen einen sehr starken Pleochroismus (parallel der Axe b grünlich, senkrecht dazu hellbraun bis farblos) und deutlich die typische Spalt- barkeit nach den Prismenflächen. Gemessen wurde mehrfach um 125° herum. Während in den porösen Varietäten die Hornblende sich meist zerrissen oder auch inselartig zu kaum pleochroitischen Aggre- gaten, welche wahrscheinlich aus Chrysotil bestehen, umgewandelt findet, tritt sie in den dichteren Stücken in gut erhaltenen, grossen Exemplaren auf. Die an den Längsschnitten vorgenommenen Messungen der Auslöschungsschiefen gegen die c-Axe ergaben oft Werthe von 2 — 4°. Dies lässt sich erklären entweder dadurch, dass meist Schnitte mit geringer Neigung gegen das Orthopinakoid 10 W. Hooks, Der Froschberg im Siebengebirge. vorliegen, oder durch einen geringen Thonerdegehalt, wofür ja auch die Umwandlung zu Chrysotil sprechen würde. Die longitu- dinalen Schnitte zeigen durchweg sehr deutliche Spaltrisse parallel c. Von Einschlüssen sind hervorzuheben eine grössere Anzahl Apatit- krystalle, welche grade in der Hornblende sehr häufig in basalen, scharf begrenzten Hexagonen zu finden sind. Wie der Glimmer, so sind auch die Hornblenden immer von Magnetitkränzen um- geben. Ganz auffallend ist der grosse Reichthum an Titanit, welcher in deutlich entwickelten, stets isolirt auftretenden Krystallen mit den typischen, spitzrhombischen Durchschnitten in jedem Schliffe zahlreich zu beobachten ist. Die Krystalle besitzen nicht selten ganz bedeutende Grösse, da sie ja z. Th. auch dem blossen Auge wahrnehmbar sind. Sie erreichen in der Längsrichtung bis 0,412 Millimeter, in der Querrichtung bis 0,102 Millimeter. Der Pleochroismus ist meist sehr schwach, die Farben erstrecken sich von weiss- bis hellweingelb. Die meisten Krystalle weisen ein grosses Gewirre von Sprüngen und Klüften auf. Eine Erscheinung, welche meines Wissens nur ein einziges Mal und an einem einzigen Krystalle beobachtet und beschrieben worden ist, welche aber im Froschberggestein in fast jedem Schliffe gesehen werden kann, nämlich die Pseudomorphose von Magnetit nach Titanit, dürfte wohl besondere Beachtung verdienen. Im Jahre 1852 beschreibt Scheerer ]) einen Krystall aus dem Syenit einer der Langsö-Gruben von Arendal, welcher bei vollständiger Titanitform gänzlich aus Magnetit besteht. Gleich neben diesem habe er unveränderte Sphenkrystalle gefunden, der erste allein habe mit einer mit eisenschüssiger Substanz angefüllten Spalte in Verbindung gestanden. Ganz genau dieselbe Beobachtung kann an den Dünnschliffen vom Froschberggestein gemacht werden, und zwar wird die Erscheinung dadurch noch interessanter, dass man die verschiedenen Stadien der Umwandlung recht deutlich wahrnehmen kann (vgl. Figur). Neben ganz frischen Titaniten findet man solche, welche von Magnetit vollständig umrandet sind; bei b Scheeeek: Berg- und Hüttenmännische Zeitung 11. Jahrg. 1852 p. 670. W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. 11 andern sind die Klüfte, welche fast alle Krystalle aufweisen, mit Magnetit angefüllt; wieder bei anderen ist nur mehr ein kleiner Kern von Titanit übriggeblieben und bei einigen ist der ganze Krystall mit der typischen Titanitform in ihrer ganzen Schärfe in Magnetit umgewandelt. Messungen , welche an einigen dieser in Magnetit umgewandelten Krystalle vorgenommen wurden, ergaben für die beiden spitzen Winkel 29° resp. 31°, für die beiden stumpfen 152° resp. 148°, Werthe, welche an den vorhandenen unveränderten Titaniten häufig wiederkehren und dem Winkel (112). (112) der MiLLER’schen Aufstellung entsprechen. Bei gekreuzten Nicols zeigen die Titanite die typischen, lebhaft irisirenden Farben und die charakteristische, wellige Oberfläche. Der Apatit, welcher gleichmässig das ganze Gestein durch- setzt, tritt sowohl in langgestreckten, prismatischen als auch in basalen hexagonalen Durchschnitten auf. Die gestreckten Apatite weichen insofern von dem gewöhnlichen Vorkommen ab, als sie nicht in langen, dünnen Nadeln, sondern immer in kurzen, ver- hältnissmässig dicken Säulchen mit deutlicher Quergliederung und oft pyramidaler Endigung auftreten. Au einem der längsten Säul- chen ergab eine Messung eine Länge von 0,189 Millimeter. Hexa- gonale Durchschnitte von stellenweise ganz ungewöhnlicher Grösse kann man in sehr vielen Exemplaren beobachten. Bei einigen 12 W. Hocks, Der Froscliberg im? Siebengebirge. der grössten fanden sich Durchmesser von 0,087, 0,076 und 0,067 Millimeter. Auffallend ist das Fehlen von gleichdicken Apatitsäulen, wodurch die Vermuthung nahegelegt wurde, bei der massenhaften Verbreitung von in Hohlräumen sitzenden makroskopischen Tridymiten, es hier auch mit Tridymit zu thun zu haben. Doch ergab eine mikrochemische Analyse, welche in der Weise ausgeführt wurde, dass ein hexagonaler Krystall in Salpetersäure gelöst und die Lösung mit Ammoniummolybdat versetzt wurde, alsbald eine starke Phosphorsäure -Reaction, in- dem die typischen Rhombendodekaeder des Ammoniumphospho- molybdats entstanden. Der ursprüngliche Zweifel an der Natur der Hexagone wurde vollständig gehoben durch eine bestätigende Untersuchung, welche Herr Prof. Streng die Güte hatte an einem ihm zugesandten Dünnschliffe vorzunehmen. Säulenförmige Kry- stalle des Apatits treten, ausser in der Grundmasse, besonders im Feldspath auf. Die hexagonalen Durchschnitte finden sich hauptsächlich in Hornblende und Glimmer. Beobachtungen bei gekreuzten Nicols ergaben natürlich grade Auslöschung der Säul- chen und Isotropie der Hexagone. Eiu Axenbild war nirgends zu sehen. Der Magnetit ist sehr verbreitet, sowohl in Körnchen und willkürlich begrenzten Fetzen, als auch in scharf begrenzten Kry- stallschnitten, so z. B. in Hexagonen, welche von Schnitten parallel 1 1 1 1 1 herstammen, und in Paralellogrammen, welche von Schnitten herrühren, die gegen die vorigen mehr oder weniger geneigt sind. Wie schon erwähnt, umsäumt er oft die Krystalle von Hornblende, Glimmer, Feldspath und Titanit und dringt in die Risse der- selben ein. Tridymit findet sich an einigen Stellen in tafelartig aufein- anderlagernden Schüppchen, besonders gern in der Nähe von Hohlräumen. Bei gekreuzten Nicols bleiben, wie gewöhnlich, diese Aggregate nicht ganz isotrop, sondern scheinen schwach doppelbrechend mit bläulich-grauen Färbungen; im convergenten polarisirten Lichte geben sie leider kein Axenbild. Sehr oft fin- den sich die Tridymite fächerförmig aggregirt. W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. 13 Zirkon tritt auf in abgerundeten, zerklüfteten Körnchen und Säulchen mit stellenweise pyramidaler Endigung. Sein Vorkom- men ist ziemlich häufig. Er charakterisirt sich durch seine rauhe Oberfläche, bei gekreuzten Nicols durch seine lebhaften Polari- sationsfarben und gerade Auslöschung. H ämatit findet sich vereinzelt in Gestalt von Blättchen in den Spaltrisseu der Einsprenglinge, besonders des Glimmers. Er kennzeichnet sich durch seine rothe Farbe und Mangel an Pleo- chroismus. Braune Flecken, welche sich vereinzelt finden, dürften wohl auf Limonit zurückzuführen sein. Letzterer färbt auch den stellenweise auftreteudeu Opal. Sehr verbreitet ist in den zersetzteren Gesteinen das Auftreten von Calcit, welcher sich im gewöhnlichen Lichte durch seine deut- lich rhomboedrische Spaltbarkeit, bei gekreuzten Nicols durch seine irisirenden Farben und im convergenten polarisirten Lichte durch sein Axenbild kenntlich macht. Vorzugsweise findet er sich in der Nähe der Feldspathe und des Titanits, aus deren Zersetzung er wohl zum Theil herstammt. Fasst man die sämmtlichen Beobachtungen zusammen, so hat man im Froschberger Vorkommen ein Eruptivgestein, in dessen saurer Grundmasse an wesentlichen Bestandtheileu stark basische Feldspathe, viel Glimmer, wenig Hornblende, an accessorischen Magnetit, Titanit, Tridymit, Zirkon ausgeschiedeu sind. Will man nun , wie das heute meist und auch in der Physiographie von Rosenbusch geschieht, das Gestein nach den grossem Ein- sprenglingen, speciell nach den Feldspatheu, benennen, so wird man es wohl kaum als einen Trachyt bezeichnen können, wie dies ein Blick auf die nachstehende Beschreibung des Drachenfels- trachytes zeigen wird, deren Benutzung zu dieser Arbeit Herr Prof. Arzruni mir gütigst erlaubt hat: »Der Trachyt vom Drachenfels zeigt äusserlich verschiedene Varietäten: die eine hellgrau und feinkörnig, die andere dunkler grau, grobkörniger und ihrem Aussehen nach an das Gestein der Perlenhardt erinnernd. Beide sind infolge der Ausscheidung grosser Sanidinkrystalle porphyrisch. Mikroskopisch unterscheiden sie sich 14 W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. wenig. In der ans nicht immer scharf begrenzten, oft fluidal ge- lagerten Sanidinleisten und spärlichen Augitkörnern bestehenden Grimdmasse, welche auch viel Magnetit führt, sind theils grössere, theils kleinere Krystalle folgender Minerale eingebettet: Sanidin und trikline Feldspathe, von welchen letzteren ein Theil polysyn- thetische, der andere zweifache Zwillingsbilduug zeigt, gelbgrüne, schwach pleochroitische Augite, Biotit. Accessorisch treten auf: reichlich Titanit, Apatit, Magnetit, hier und da einige Quarz - und Zirkoukörner. Alle diese Minerale sind recht frisch bis auf den Biotit, der häufig eine Ausscheidung von Eisenoxyden zeigt. »Zur Charakteristik der einzelnen Bestandteile mögen folgende Bemerkungen dienen : »Der Sanidin ist gegenüber den anderen Feldspaten als Ein- sprengling weniger häufig, während die kleinen Leisten der Grund- masse fast ausschliesslich ihm anzugehören scheinen; denn die Aus- löschungen derselben sind fast ohne Ausnahme den Kanten pa- rallel. Die Plagioklase scheinen sich mehr den sauren Gliedern der Reihe zu nähern , denn sie zeigen in Zwillingen einen etwa 20 — 21° gegen die Zwilliugsspur betragenden Auslöschungswinkel. Sie sind auch bisher für »Oligoklas« gehalten worden. »Der Augit in schönen, rundum begrenzten Krystallen mit scharf ausgeprägtem achtseitigem Querschnitt und typischen Spal- tungsdurchgängen nach j 110 | zeigt nur schwache Färbung, welche im Kern oft etwas dunkler, bläulichgrün, am Rande heller, gelb- lichgrün ist. Der Pleochroismus ist schwach. Oft nimmt man einen feinschaligen, zonalen Bau wahr, namentlich in den Längs- schnitten, bei denen die Auslöschungsschiefe bis zu 45° ansteigt. Mit dem reichlichen Vorkommen des Augits als Einsprengling steht die Angabe Rosenbusch — Massige Gesteine, 2.Aufl. 1887, S. 593 — im Widerspruch: »Der Drachenfels -Typus ist minera- logisch dadurch charakterisirt, dass neben Sanidin und Oligoklas der Biotit, recht selten die Hornblende als intratellurische Bildung herrscht, während der Augit auf die Effusiousperiode beschränkt ist, seltener bereits unter den Einsprenglingen vorkommt«. Dem Drachenfels -Typus dürfte doch der Drachenfels selbst vor allen W. Hocics, Der Froschberg im Siebengebirge. 15 Dingen angehören. Hier fehlt aber die Hornblende ganz, der Augit aus der Effusionsperiode ist sehr spärlich (in der Grund- masse), dagegen grade als Einsprengling reichlich vertreten. An Einschlüssen enthält der Augit vielfach Apatit, Magnetit, Biotit. »Der Glimmer ist ein typischer Biotit mit allen, diesem Mineral zukommenden Eigenschaften: starkem Pleochroismus und ausge- prägtem Absorptionsvermögen. Die ausgeschiedenen Magnetit- körnchen sind manchmal reihenweise oder auch in Stäbchenform nach drei sich unter 60° kreuzenden Bichtungen gelagert, oder Ö 0 0 7 umgeben die Glimmerplatten kranzartig. An weiteren Einschlüssen finden sich Apatit und blutrothe Körnchen von Hämatit, welcher wohl, ebenso wie der Magnetit, dem Eisengehalt des Glimmers entstammt. »Der Titanit tritt in grossen, etwas gerundeten, immerhin aber seinem gewöhnlichen Habitus entsprechenden Krystallen auf. Er ist schwach pleochroitisch : nach b gelblich, nach einer dazu senkrechten Axe farblos. Rauhe Oberfläche, schillernde Farben sind ihm, wie sonst, eigen. Häufig findet er sich in Reihen und Haufen angesammelt, meist mit Magnetit ver- gesellschaftet, aber auch — was namentlich bemerkenswert!!, weil wohl noch nicht beobachtet — mit besonderer Vorliebe in unmittel- barer Nähe des Augites und um diesen herum gelagert. Als Einschluss findet sich Magnetit in dendritischen Anhäufungen, Apatit in kurzen Säulen, längeren Nadeln und mehr oder weniger scharf begrenzten Hexagonen. Auch Flüssigkeitseinschlüsse mit feststehender (?) Libelle sind mehrfach zu sehen. »Der Apatit findet sich in allen anderen Bestandtheilen ein- gesclilosseu und auch in der Gruudmasse vertheilt, namentlich scharf in Titanit, Augit, hier und da in Magnetit und auch zahl- reich in Gestalt dünner Nadeln in den Feldspathen«. Der Hauptunterschied zwischen dem Drachenfelstrachyt und dem Gestein vom Froschberg liegt demnach zunächst in den we- sentlich verschiedenen Feldspathen, ferner darin, dass im Tracliyt sich lediglich Augit, keine Hornblende, im Froschberggestein Horn- blende, kein Augit befindet. Von Trachyt kann man also beim Froschberg nicht wohl sprechen, vielmehr zeigt ein Vergleich mit 16 W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. I fl Sh » ° g fl CD fl fl a3 < D b ß fl Hfl o> a +-> fl O) 3 ^3 . Sh ^ a ,o oa CD fl CD m 0) bß 0> Hfl CD N fl CD ■+J m b ß fl fl N -M csa fl *t3 bß a 2 £ o 3 l> Q3 o o >* CD Hfl fl CD 3 fl fl £ N Hfl fl m 3 ^ R3 ■+- •§ a fl o > Q ** 03 c bß -> _ fl cß <3 (D ^ GO CD o CO fl cß CO ^ w fl fl 'o A m t: o ^ .SP s fl Ö o Q Hfl fl Sh Jbß ^ä> o Oh fl Hu bß § fln -*-> 2 'S — -a _ -fH -M fl _fl O» o S 1 fl ß 'S d w 0) aü o CO uO CD Ci Rh< CM d *o H lO <Ü P-i Ol oT c CO o Pr O cc ^O'f- ^ lo cg^ t- oo go ob co go 2; co m m co coT eo' cd' co o o O O O OO c- • ptr i— < ao O5 *"R rH i i— < r— 1 1^ CD Ci r-C ■^NOOD^DDO i-^t-^oo^oooo^ o ^-ccc^odiooocm ^ OO o Ob CD N CO >rg Ö cc 0^2 cc cd' cc uoT o o OOkO^a«— lOOOOO fl N(NJ»(NlN(N(flN S o' cT cT cT cT cT o" cT Ci Ci OC^OOCOOO cT cT --T i-T r-T r-T cT cT o o o lO CD r- 1 r— i D- t- Ci O O coOODrH'+'OCOOCD O 0D_ »O ZO £~ r— I O -rH Rh* Rt* r^ r^( *0 iO ^Occooocm^1« H co co co cc cd' co co co CR-cot^coioioCOco (C CM CO OO O 1— I t* co Rt* Rh* oF Ol CO CO RR *— * coocooocdoco iOOiO*OuOiO’-0|110 oooooo°o a RÖ a <1 CD PQ rK a co Qj H- ( fl Hfl CU Hfl fl Cß Cß fl Hfl fl _a CD o Hfl O fl Sh ö' ö~ cT ö' o' ö' o" cT o o~ «g cT -f-J Q *s -Hi Cß oT H3 fl -G O r" HH HH ao a o -M o OD 00 GD o 03 S Ga Hfl W r-T oT T-H T-H H r-T i-H > W. Hocks, Der Froschberg im Siebengebirge. 17 Die Analysen erlauben leider keine zuverlässigen Schlüsse auf den Charakter des Feldspathes. Genaue Resultate bezüglich der Feldspathe wird man wohl nur von einer Analyse erwarten können, bei welcher die einzelnen Schalen der Feldspathe nach dem specifischen Gewichte getrennt werden und jede für sich untersucht wird. Diese auszuführen liegt ausserhalb des Rahmens dieser Arbeit. Die vorliegende Arbeit wurde angefertigt im mineralogischen o o Ö o Institute der Technischen Hochschule zu Aachen. [2J Jahrbuch 1891. Riegelbildungen im Waiden burger Stein- kohlengebirge. Von Herrn Althans in Luisenthal a/Saar. (Hierzu Tafel X — XII.) In den Flötzen des Waldenburger Kohlenbeckens hat man schon seit längerer Zeit eine Art von Störungen beobachtet, die in den übrigen preussischen Steinkohlenablagerungen bis jetzt noch so gut wie gänzlich unbekannt geblieben sind und die schon deshalb eine eingehendere Untersuchung verdienen, weil die Literatur ihnen bisher nur eine sehr geringe Beachtung ge- schenkt und dabei überdies ihr wahres Wesen meist verkannt hat. Diese Störungen sind im Wesentlichen dadurch charakteri- sirt, dass sie die Schichten annähernd vertical durchsetzen, ohne jedoch eine Verschiebung derselben in verschiedene Niveaus, wie Sprünge und Ueberschiebungen, zu bewirken. Es erscheint viel- mehr aus den Grebirgsschichten nur ein Stück mit bald mehr rundlicher, bald mehr länglicher Grundfläche herausgeschnitten und durch Sandstein oder eine breccienartige, aus grösseren und kleineren Sandstein-, Conglomerat- , Schieferthon-, Kohlen- und zuweilen auch Porphyr -Stücken bestehende Ausfüllungsmasse er- setzt. In ihrem Verhalten gegen ihr Nebengestein ähneln sie viel- fach den Porphyrmassen, die die Steinkohlenschichten in jener Althans, Riegelbildungen im Waldenb arger Steinkolilengebirge. . 19 Gegend an vielen Stellen durchsetzen. Sie werden deshalb auch von den Bergleuten mit jenen unter dem Namen »Riegel« zu- sammengefasst, worunter man in der Waldenburger Gegend über- haupt alle Störungen versteht, welche das Flötz ohne Aenderuug seiner Lage durchdringen. Die Aelinlichkeit der bezeichueten Störungen mit den Porphyrriegeln ist jedoch eine rein äusserliche, da eine eruptive Entstehungsweise bei ihrer vorherrschend aus Producten des sedimentären Steinkohlengebirges bestehenden Aus- füllungsmasse gänzlich ausgeschlossen erscheint. Sie dürfen auch nicht mit den die Porphyrkuppen häufig mantelförmig umlagern- den Breccien verwechselt werden, die ihnen allerdings in petro- graphischer Hinsicht bisweilen ähneln. In der Literatur sind die Riegel, unter denen fortan nur Sandstein- bezw. Breccien - Riegel mit Ausschluss der Porphyr- Riegel verstanden werden sollen, bisher von Geinitz und Schütze erwähnt worden. Ersterer bemerkt in seiner Geologie der Steinkohlen Deutsch- lands und anderer Länder Europas, 1. Band S. 227: »Riegel sind Austrocknungsspalten, welche das Flötz ziemlich senkrecht durchsetzen , am Liegenden und Plangenden scharf abschneiden und mit Porphyr-, Sandstein-, Schieferthon- und Kohlenbrocken zu einer Breccie verbunden ausgefüllt sind.« Ganz ähnlich äussert sich Schütze in der geognostischen Darstellung des Niederschlesisch -Böhmischen Steinkohlenbeckens S. 196, 197: »Riegel sind von oben her ausgefüllte Spalten, welche sich in der Flötzmasse durch Aufreissen in Folge von Austrocknung von der Oberfläche ausbildeten, ehe das Hangende sich darüber breitete. Das Ausfüllungsmaterial besteht aus zer- kleinertem Schieferthon, Sandstein und Steinkohle, in welchem gröbere Kiesel und, da sie in der Nähe von Porphyrbergen Vor- kommen, auch Porphyrbrocken Vorkommen. Die Riegel stehen stets sehr steil, sind niemals mächtig und durchsetzen nur das Kohlenflötz, ohne in’s Liegende fortzusetzen; dass sie auch im Hangenden abschneiden, beweist, dass sie auch keine Verschiebung der getrennten Flötztheile hervorrufen konnten.« Hierzu ist zu bemerken, dass die Riegel keineswegs nur das 20 Althans , Riegelbildungen iui Waldenburger Steinkohlengebirge. Kolilenflötz durchsetzen; vielmehr konnte hei fast allen Aufschlüssen vom Verfasser ein Eingreifen derselben in das Hangende und Liegende beobachtet werden. Ferner durchsetzen viele Riegel nachweislich eine ganze Reihe übereinander liegender Flötze (s. Tafel XII und das Verzeichniss der Riegelvorkommen im An- hänge), so dass eine Auffassung derselben als ausgefüllte Auf- reissungsspalten in den Kohlenflötzen auf keinen Fall zulässig ist, abgesehen davon, dass die meisten Riegel einen rundlichen Quer- schnitt besitzen. Die grösste Verticalausdehnung ist bisher bei mehreren Riegeln auf der Fuchsgrube beobachtet worden, die dort bei mehr oder weniger rundlichem Querschnitt in einer Ver- ticalausdelmuug bis zu 55 Meter und in einer Teufe bis zu 150 Meter aufgeschlossen sind (Tafel XII1). Offenbar setzen die- selben aber nach oben und unten noch weiter fort. Einer dieser letzteren besitzt gleichzeitig auch den grössten bisher bekannt gewordenen Durchmesser von fast 100 Meter. Riegel mit streifenförmigem Grundriss finden sich besonders im Felde der Melchiorgrube. Sie erreichen dort eine Länge von 600 Meter und eine Breite von 40 Meter (Tafel X). Bei den- selben konnte bisher ein Hindurchsetzen durch mehrere Flötze nicht beobachtet werden, doch ist Letzteres keineswegs ausge- schlossen, da im Felde der Melchiorgrube überhaupt nur wenige Flötze im Bau sind, weshalb die Stellen, an denen mehrere Flötze senkrecht übereinander gebaut oder durchfahren sind, nicht sehr zahlreich sind. Das obere und untere Ende konnte bisher bei keinem Riegel mit Bestimmtheit festgestellt werden, ebenso ist es bisher noch nicht gelungen, das Ausgehen eines solchen zu Tage zu beob- achten. Die Riegel haben dort, wo sie mehrere Flötze durchdrungen, innerhalb der letzteren, auch wenn dieselben nur wenige Meter weit auseinander liegen, meist sehr verschiedene und stark gegen einander verschobene Grundrisse, so dass sie im Profil keineswegs im Einzelnen ein senkrechtes Hindurchsetzen durch die Schichten *) Eine Erläuterung der Zeichnungen befindet sich im Anhänge. Althans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. 21 zeigen (s. Tafel XII). Wo sie in der Grube aufgeschlossen sind, sieht man an ihnen dementsprechend auch meistens mehr oder weniger stark geneigte Begrenzungsflächen gegen das Nebenge- stein. Ausserdem zeigen sich aber an ihren Rändern auch kleine Ausbuchtungen und grössere, tief in das Nebengestein eingreifende Ausläufer, so dass man sich ihre Oberfläche jedenfalls stark ge- wellt und zackig vorstellen muss. Dagegen sind sie gegen das Nebengestein fast stets sehr scharf begrenzt. In den Flötzen zeigen sich in ihrer Nähe zunächst mit Letten erfüllte Klüfte, dann schneidet die Kohle meist scharf ab und ist von der Riegel- masse selbst nur durch eine dünne Lettenschicht getrennt. Be- steht der Riegel auch an der Oberfläche aus Sandstein oder Conglomerat, so erscheint diese oft vollständig geglättet. Die Ausfüllungsmasse selbst besteht bei Riegeln von grös- serem Durchmesser nach dem Innern zu meist aus Sandstein oder Conglomerat, seltener als mürbem Schieferthon oder Letten Der Sandstein bildet eine dichte, feinkörnige, graue, graugelbe oder grauschwarze, stets ungeschichtete Masse, in der sehr oft aus den verschiedensten Schichten des Steinkohlengebirges stammende Brocken eingelagert sind, zumal grössere und kleinere Kohlen- saudsteinbruchstücke, die sich von der Grundmasse meist deutlich durch die verschiedene Färbung und oft auch durch eine deutliche Schichtung abheben, ferner Schieferthonschollen und -brocken, sowie grössere und kleinere Kohlenstückchen. Letztere sind solchen, die dem anstehenden Flötz entnommen sind, im Aussehen völlig gleich und zeigen auch in Bezug auf ihren Gasgehalt und ihre Verkokbarkeit keinen auffallenden Unterschied gegen jene. Die Einschlüsse sind meist vollständig scharfkantig und, abge- sehen von den aus Conglomeraten stammenden Kieseln, nur selten etwas abgerundet. Zuweilen liegen sie so dicht nebenein- ander, dass die Grundmasse fast vollständig verschwindet. Sie finden sich, zumal die Kohlen- und Schieferstücke, vornehmlich an den Grenzen der Riegel gegen des Nebengestein, während sie nach der Mitte zu mehr gegen die Sandsteingrundmasse zurück- treten. 22 Althans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. Verbreitung der Riegel bildungen. Die grösste Verbreitung innerhalb des untersuchten Gebietes zeigen die Riegel in der unmittelbaren Umgebung der Stadt Waldenburg (s. Tafel X). Dort treten sie im Felde der Für- stensteiner Gruben und im südöstlichen Theile der Fuchsgrube innerhalb eines Kreises von ca. 1500 Meter Radius in sehr grosser Menge auf, so dass sie den Grubenbetrieb in hohem Masse er- schweren und einen bedeutenden Ausfall an Kohlen verursachen. Sie zeigen hier fast ausschliesslich einen mehr oder weniger rund- lichen Horizontalquerschnitt, nur in der Mitte und im Süden des Gebietes finden sich auch solche mit streifenförmigem Grundriss. Dieselben streichen hier in der Richtung h. 6 — 8 und vermitteln den Uebergang zu einer südöstlich im Felde der Melchiorgrube gelegenen, schon oben erwähnten zweiten Gruppe, die von der ersten durch einen Zwischenraum von ca. 700 Meter getrennt ist. Ob in diesem letzteren Riegel in bemerkenswerther Anzahl und Grösse vorhanden sind, ist augenblicklich mangels genügender Aufschlüsse noch nicht festzustellen. In der zweiten Gruppe haben die streifenförmigen Grundflächen der Riegel beinahe sämmtlich ein Streichen von annähernd h. 10. Da sie hier fast alle nur in einem Flötze (im 1(!.) aufgeschlossen sind, so ist es zweifelhaft, ob sie durch grössere Schichtencomplexe hindurch- setzen (s. oben S. 20). Jedenfalls greifen sie an den vom Ver- fasser befahrenen Stellen in das Hangende und Liegende ein und zeigen überdies genau dieselbe Art der Ausfüllungsmasse, wie die der ersten Gruppe, so dass man ihnen jedenfalls auch ähn- liche Entstehungsursachen wird zuschreiben müssen. Eine dritte kleinere Gruppe ist im Südfelde der Glückhilfgrube in der Nähe der dortigen grossen Porphyrdurchbrüche am Hedwigschacht be- kannt geworden. Dort ähneln die Riegel in ihrem äusseren Ha- bitus denen der ersten Gruppe. Sie durchsetzen ebenfalls zum Theil eine grössere Zahl von Flötzen (an einer Stelle 7). Schliesslich sollen in jetzt verlassenen Feldestheilen der Segen- Gottesgrube und der Theresiengrube bei Altwasser ebenfalls noch Riegel in bedeutender Menge aufgeschlossen worden sein. Leider waren Alt hans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. 23 dem Verfasser die betreffenden Grubenrisse nicht zugänglich, so dass das Vorkommen nicht auf die Uebersichtskarte (Tafel X) aufgetragen werden kann. Die westlich von der Gliickhilfgrube, sowie die in der Gegend von Charlottenbrunn und von Neurode belegenen Theile der Niederschlesischen Steinkohlenablagerung blieben von der Unter- suchung ausgeschlossen. Es mag hier bemerkt werden, dass die auf die Karte eingezeichneten Riegel keineswegs ein vollständig genaues Bild ihrer Verbreitung geben, zumal im Felde der Für- stensteiner Gruben, da dort einerseits die Flötze infolge der sein- grossen Zahl von stehengebliebenen Bergfesten nur stellenweise abgebaut und andererseits die angefahrenen Riegel zum Theil nicht hinlänglich genau auf die Grubenrisse aufgetragen sind, indem entweder ihre Begrenzung nicht sofort angegeben oder aus der beigesetzten Bezeichnung nicht ersichtlich ist, ob die fragliche Störung; wirklich als Riegel anzusehen ist. Weit genauer sind die Auftragungen im Südostfelde der Fuchsgrube. Dieselben sind auf Tafel XII aus sämmtlichen Flötzen unter Beifügung; eines Profils zusammengestellt und sollen weiter Ö O o unten zum Theil noch näher besprochen werden. Ein grosser Theil der Waldenburger Specialmulde ist, wie sich schon jetzt übersehen lässt, gänzlich frei von Riegelbildungen. Es ist dies vornehmlich der grösste Theil des Feldes der Segeu- Gottesgrube, die Morgen- und Abendsterngrube, die Fuchsgrube bis auf den südlich von der vorbeuannten belegenen Theil, der noch nicht aufgeschlossen ist, und die südöstliche Ecke, die Frie- denshoffnunggrube (hier sollen allerdings vereinzelte Riegel vor- gekommen sein, die jedoch auf den Grubenrissen nicht aufgetragen waren) und die Glückhilfgrube bis auf die Gegend von Hedwig- schacht. Noch nicht vollständig aufgeschlossen ist das Mulden- tiefste im südlichen Theile der Mulde. Die auf die Karte ein- gezeichneten Aufschlüsse werden immerhin schon einen Ueberblick über die Verbreitung der Riegel geben. Sie liegen, abgesehen von den auf der Glückhilfgrube auftretenden, auf einer im Maxi- mum ca. 2000 Meter breiten und etwas über 4000 Meter langen Zone, die sich von den Butterbergen und dem Langen Berge bei '24 Althans, Riegelbi] düngen im Waldenburger Steinkohlengebirge. Dittersbach in annähernd nordwestlicher Richtung bis über die Stadt Waldenburg hinausstreckt. Ihre Grenze fällt im nördlichen Tlieile auf der Ostseite ungefähr mit einer vom Fuchsberge uach dem Dienerberge gezogenen geraden Linie zusammen, auf den übrigen Seiten kann sie noch nicht genau bestimmt werden. Ein Blick auf die Uebersichtskarte zeigt, dass die Riegel vielfach in Gesellschaft von kleineren und grösseren Porphyrgäugen und -Stöcken Vorkommen, was besonders häufig in der Abtheilung des Konrad- und des Hermann - Schachtes der Fürstensteiner Gruben zu beobachten ist. Porphyr und Riegel stossen hier oft unmittelbar aneinander. Ferner ist das 16. Flötz der Melchior- grube, in dem hauptsächlich die gangartigen Riegel beobachtet wurden, an vielen Stellen von Porphyrdecken überlagert, die wieder mit den aus massigem Porphyr und Porphyrconglomerat bestehenden Butterbergen in Verbindung stehen. Auffällig ist es auch, dass die Riegel auf der Glückhilfgrube sich eng an das Porphyrvorkommen am Hedwigschacht anschliessen. Letzteres ist übrigens nicht, wie es der Einfachheit halber auf der Uebersichts- Karte (Tafel X) dargestellt ist, eine zusammenhängende Masse, sondern besteht aus einer Menge kleiner Gänge und Stöcke, zwi- schen denen noch sehr gestörte Theile des Kohlengebirges liegen. Andererseits zeigen diejenigen Theile der Mulde, die von Riegel- bildungen frei sind, auch eine durch Porphyrdurchbrüche oder -Ueberdeckungen gänzlich ungestörte Lagerung. O ö ö o ö In wie weit zwischen den Riegeln und Porphyren ein ur- sächlicher Zusammenhang zu vermuthen ist, soll weiter unten er- örtert werden. Entstehung der Riegelbi! düngen. Bei dem Versuch einer genetischen Erklärung der Riegel- bildungen muss davon abgesehen werden, ihre Entstehungsursache direct in eruptiven Vorgängen zu suchen. Ebensowenig können die Gebilde mit mehr rundlichem Querschnitt erweiterte und durch Nachfall wieder ausgefüllte Spalten oder Sprünge sein, da sich nirgends eine seitliche Fortsetzung derselben zeigt. Dass die Auffassung Geinitz’s und Schütze’s, die in denselben Aus- Althans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. 25 trocknungsspalten sehen, ebenfalls unhaltbar ist, wurde schon oben gezeigt. Am wenigsten wird man jedenfalls auf Wider- sprüche stossen, wenn man die Entstehung der Riegel der mecha- nischen Kraft des Wassers zuschreibt. Die langen gangartigen Gebilde wären dann als Furchen anzusehen, die durch heftig strömendes Wasser in das Kohlengebirge eingerissen wurden, während die anderen, schachtartig die Schichten durchsetzenden wahrscheinlich als ausgefüllte Strudellöcher zu betrachten sind. Der Umstand, dass sich die ersteren nur in den hängenderen Flötzen des oberen Waldenburger Flötzzuges (dem 16. bis 19. der Fuchsgrube, der Melchiorgrube und der Fürstensteiner Gruben) finden, während die andern sogar bis in das unterste Flötz des liegenden Theiles desselben eingedrungen sind, rechtfertigt viel- leicht den Schluss, dass jene ehemals über das ganze mit Riegeln besetzte Gebiet verbreitet waren und im nördlichen Tlieile des- selben jetzt nur deshalb nicht mehr anzutreffen sind, weil dort die von ihnen ausschliesslich durchdrungenen hängenderen Schichten bereits abgetragen sind. Die Riegel der zweiten Art haben eine gewisse Aehnlichkeit mit den sogenannten Riesentöpfen, die in den Alpen und in den unter dem Diluvium der norddeutschen Tiefebene liegenden festen Gesteinen mehrfach auftreten und ihren Ursprung jedenfalls den Schmelzwassern von Gletschern verdanken. Doch unterscheiden sie sich von diesen wesentlich durch ihre zum Theil ungeheuren Dimensionen. Es muss besonders befremden, dass die Strudel sich so tief in die Gebirgsschichten einwülileu konnten. Die bei einigen Riegeln der Fuchsgrube sicher constatirte Verticalaus- dehnung von 55 Meter muss schon sehr hoch erscheinen und setzt eine für unsere Vorstellung nur schwer fassbare Kraft der Strudel voraus. Es ist jedoch bisher bei keinem Riegel weder das obere noch das untere Ende aufgefunden worden und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie alle bis an die Oberfläche des Kohlengebirges hindurchsetzen. Bei den Riegeln der Fuchsgrube würde sich alsdann die ungeheure Tiefe von 150 Meter ergeben. Mau wird ein Durchsetzen bis zur Oberfläche besonders deshalb anzunehmen geneigt sein, weil die Schichten bei der 26 Altiians, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. Entstehung der Eiegel jedenfalls schon ein hohes Alter gehabt haben müssen. Anderenfalls könnten die eingeschlossenen Kohlen- brocken nicht genau dasselbe Aussehen haben , wie solche, die heute dem anstehenden Flötz entnommen werden. Die scharf- kantige, würfliche Form derselben weist jedenfalls darauf hin, dass die Kohle bei der Entstehung der Eiegel schon völlig die äusserlich sichtbare Pflanzentextur verloren hatte. Ein Zweifel bleibt allerdings insofern bestehen, als zwischen der Ablagerung der einzelnen Schichtenkomplexe grosse Zwischenräume gelegen haben können, die zur Umwandlung der Pflanzenreste in ein der Steinkohle wenigstens äusserlich ähnliches Product genügt haben. Alsdann bliebe allerdings auch die Möglichkeit offen, dass ein Theil der Eiegelbildungen nicht die Oberfläche des Steinkohlen- gebirges erreicht, indem er später durch neue Steinkohlenbildungen überlagert wurde, die dann ebenfalls wieder von ähnlichen Stö- rungen betroffen wurden. Aus der angenommenen Erklärung folgt übrigens auch sehr einfach die Art der Wiederausfüllung der entstandenen Hohl- räume. Solange noch eine Vertiefung des Loches stattfand, wurde das von den Wänden fortwährend nachstürzende, bröcklige Ge- stein sofort zu Sand und Schlamm zerrieben und herausgespült. Beim Nachlassen der Kraft des Strudels lagerte es sich dagegen nach seiner Zerkleinerung in dem Loche ab und bildete so die Sandsteingrundmasse der Riegel, der sich, und zwar hauptsächlich an der Peripherie, das in diesem Stadium noch nachstürzende Gestein, ohne eine weitere Zerkleinerung oder Abrundung zu er- fahren , einlagerte. Alter der Riegelbildimgen. Sollte sich der Nachweis erbringen lassen, dass die Riegel nicht überall die Oberfläche des Kohlengebirges durchsetzen, so könnten über ihre Entstehungszeit keine Zweifel obwalten. Im andern Falle giebt für die Festlegung der Zeitgrenze nach oben hin der Umstand einigen Anhalt, dass ein Riegel auf der Fuchs- grube durch den Hauptsprung derselben abgeschnitten wird (s. Althams, Riegelbi klungen im Waldenburger Steinkolilengebirge. 27 Tafel XI, Fig. 1, Tafel XII und X, No. 4 im 1. Flötz). Dies beweist dass die Riegel im allgemeinen älter sein müssen, als die Haupt- sprünge des Waldenburger Kohlengebirges. Für die Entstehungs- zeit der letzteren fehlen allerdings nähere Anhaltspunkte. Jeden- falls sind sie aber nicht wesentlich jünger als das Rothliegende. Das wahrscheinlichste ist jedenfalls, dass die Riegel bereits während oder gegen das Ende der Carbonzeit entstanden sind. Möglicher- weise stehen sie mit der Erhebung der Porphyr- und Melaphyr- massen im Süden von Waldenburg, die ebenfalls zum Theil in die Carbonzeit selbst, zum Theil gegen das Ende derselben zu setzen ist, insofern im Zusammenhang, als infolge der durch jene herbeigeführten eingreifenden Aenderungen in den Niveauverhält- nissen die bisherigen Wasserläufe gestaut und infolge des dadurch entstandenen sehr starken Gefälles zu gewaltigen mechanischen Wirkungen befähigt wurden. Dies ist vielleicht auch der Grund, weshalb die Riegel so häufig in der Nachbarschaft von Porphyren auftreten. Die Verbreitung der Riegel über einen von den Bergen südlich von Dittersbach nach Nordwesten verlaufenden Streifen scheint auf die Richtung der Strömung hinzuweisen, mit der auch die der gangartigen Riegel auf der Melchiorgrube zusammenfällt. In der heutigen Oberflächengestaltung der Waldenburger Gegend wird man die Spuren dieser Ströme allerdings nicht mehr nach weisen können, da die Schichten des Kohlengebirges jedenfalls im Laufe der Zeit von bedeutenden Denudationen be- troffen worden sind. Beschreibung einzelner Riegelvorkominen. Im Anschluss an die vorstehenden allgemeinen Erörterungen sind im Folgenden noch einzelne genauer untersuchte Aufschlüsse von Riegeln etwas eingehender beschrieben (eine Erläuterung der Zeichnungen siehe im Anhänge). Der grosse, schon mehrfach erwähnte Riegel auf der Fuchsgrube (Tafel X und XII, No. 5) war vor einer Reihe von Jahren im 7. Flötz aufgeschlossen. Er setzte dort fast senkrecht mit scharfer Be- 28 Ammans, Riegelbildungen iui Waldenburger Steinkohl engebirge. grenzurig durch das Flötz hindurch; in seiner Nähe zeigten sich in der Kohle mehrere mit Letten, dem stellenweise Eisenvitriol beigemengt war, erfüllte Klüfte von einigen Centimetern Stärke. Bisher ist der Riegel im 11., 10., 8. und 7. Flötz nachge- wiesen. Die einzelnen, annähernd dreieckigen Querschnitte sind ungefähr von gleicher Grösse und Gestalt, doch erscheinen sie ziemlich stark gegen einander verschoben , so dass sich bei der geringen Entfernung des 11. und 10. Flötzes einerseits und des 8. und 7. andererseits bei der Construction von Profilen zum Theil recht flach einfallende Begrenzungsflächen gegen das Nebengestein ergeben. Besonders auffällig ist dies in der südöstlichen Ecke, wo der Riegel mit durchschnittlich ca. 40° Neigung gegen die Verticale unter das Nebengestein einfällt. Wie weit er sich nach oben und unten forterstreckt, ist noch nicht festgestellt1). Im 5. Flötz sind an der entsprechenden Stelle an einem Punkte schon die den Riegel begleitenden Lettenklüfte angefahren worden, so dass hier sein Auftreten kaum bezweifelt werden kann. Unterhalb des achten Flötzes scheint ihn der Hauptsprung der Fuchsgrube zu durchsetzen und eiu Stück von ihm abzuschneiden. Im Flötz No. 1, dem liegendsten der Gruppe der Fuehsgrubenflötze, ist man mit der Grundstrecke auf der 2. Tiefbausohle unter der nördlichen Spitze des auf dem 11. bis 7. Flötze sich zeigenden Riegelquerschnittes hindurchgefahren, ohne jedoch den Riegel anzu- treffeu. Etwas weiter westlich liegt ein kleinerer Riegel (No. 4, Tafel X und XII), der bisher mit Sicherheit im 1 1. bis 5. Flötz nachgewiesen ist. Die einzelnen Querschnitte desselben sind hier viel mehr von einander abweichend, wie beim vorerwähnten. Im 1. Flötz ist man mit der Grundstrecke der 2. Tiefbausohle unter den Aufschlüssen dieses Riegels in den übrigen Flötzen ebenfalls hindurchgefahren und hat dabei auch anscheinend den Riegel angetroffen. Die Strecke liegt hier dicht am Hauptsprunge, im Liegenden desselben. Unterhalb der genannten Aufschlüsse ist ausserdem ein Abtheilungsquerschlag zur Lösung der hängenderen l) Auf der Zeichnung Tafel XII sind im Profil die Riegel der Einfachheit halber nur dort, wo sie mit Sicherheit constatirt sind, als vorhanden ange- nommen (siehe auch die Erläuterung im Anhang). Althams, Riegelbildungeu im Waldonburger Steinkolilengebirge. 29 Flötze angesetzt. Einige Meter westlich von diesem tritt im Hangenden des Flötzes Riegelsandstein anf, der nach dem Quer- schlag zu allmählich in die Kohle eingreift, dieselbe hier jedoch nicht zu durchsetzen scheint. Durch den Querschlag ist der Riegel theilweise durchfahren; er scheint das Flötz hier unterhalb der Querschlagssohle vollständig zu durchdringen (Fig. 1, Tafel XI zeigt den westlichen Stoss des Querschlags) und erweist sich hier als aus typischem Riegelgestein bestehend. 10 Meter im Hangenden der Grundstrecke wird er durch den Hauptsprung der Fuchs- grube abgeschnitten, hinter dessen nur wenige Centimeter starker Sprungkluft sich compacter Kohlensandstein aulagert (s. Seite 26). Der untere Stoss der Strecke zeigt die in Fig. 2, Tafel XI dar- gestellte Ansicht. Die Strecke berührt in der Nähe des Auf- Schlusses die Sprungkluft, diese zieht sich jedoch bald wieder in den Stoss hinein, der dann im weiteren Verlauf zunächst nur in den oberen zwei Dritteln aus Riegelgebirge, im unteren dagegen noch aus Kohle besteht. Letztere ist hier vom Riegelgebirge durch einen einige Centimeter starken, der Schichtung parallelen Lettenstreifen getrennt und wird in ca. 4 Meter Entfernung von der Stelle, wo die Sprungkluft verschwindet, auch vertical vom Riegel abgeschnitten, der von hier ab auf eine Länge von 4 Meter auch die Sohle durchsetzt. Auf der anderen Seite desselben greift die Kohle in zwei treppenförmigen Absätzen über das Riegel- gebirge hinweg. Dabei zieht sich der erwähnte Lettenstreifen durch den Riegel hindurch und bildet jenseits desselben ein Mittel zwischen zwei Kohlenbänken. Offenbar haben hier nach der Bildung des Riegels Verschiebungen der verschiedenen Kohlen- bänke gegen einander stattgefunden , die auch den Riegel mitbe- troffen haben. Noch deutlicher zeigt sich diese Erscheinung bei einem Auf- schlüsse in einem Bremsberge des 7. Flötzes der Fuchsgrube, der infolge der Frische und geringen Verzimmerung des Stosses eine eingehendere Aufnahme zuliess. Derselbe ist in Fig. 3, Tafel XI dargestellt und bat auf Tafel X und XII die Nummer 14. Das Flötz ist hier 2.2 Meter mächtig, fällt mit 18° ein und besteht aus einer unteren Bank von 0,8 Meter und zwei oberen von 30 Althans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. 0,7 Meter Stärke. Die beiden letzteren sind durch einen Letten- besteg, die mittlere von den unteren durch ein mehrere Centi- meter starkes Schiefermittel, das ebenfalls stellenweise zu Letten aufgelöst ist, getrennt. Die beiden oberen Bänke zeigen hier in der Nähe des Riegels zwei Yerticalklüfte in nicht ganz 1 Meter Entfernung von einander, die beide die Unterbank gänzlich un- berührt lassen. Hinter der zweiten legt sich an der obersten Bank sofort das Riegelgebirge an, während sieb in der mittleren die Kohle noch auf etwa 20 Centimeter fortsetzt, worauf sie ebenfalls vom Riegel abgesclmitten wird. Die unterste Bank zieht sich unter dem Riegelgebirge noch über 2 Meter fort und wird dann von einer Kluft abgeschnitten , hinter der sieb ähnlich, wie bei der mittleren Bank, noch etwas Kohle und darauf Riegel- gebirge anlegt. Das Schiefermittel zwischen den beiden Bänken zieht sich hier als Lettenbesteg in gleichbleibender Höbe über der Solde durch den Riegel hindurch und tritt hinter demselben wieder zwischen die Koblenbänke, von denen die beiden oberen liier auf ungefähr dieselbe Erstreckung über das Riegelgebirge vorspringen, als sie auf der entgegensetzten Seite zurücktreten. Oberhalb des Lettenbesteges besteht der Riegel, abgesehen von seinem südlichen Ende, fast ausschliesslich aus Sandstein, unterhalb dagegen aus einem Gemenge von Sandstein und Schieferthonstücken. Letzterer Umstand scheint darauf hinzudeuten, dass der unter der Ver- schiebungskluft gelegene Theil des Riegels ursprünglich näher an der Umgrenzung desselben gelegen hat, als der obere, so dass man nicht allein eine Verschiebung in der Richtung des Strecken- stosses, sondern auch normal zu demselben annehmen müsste (der andere Stoss des Bremsberges war leider infolge starker Verzimme- rung nicht zugänglich). Einige Meter oberhalb und unterhalb des Riegels, wo die Kohle wieder vollständig normal liegt, zeigt sich das Schiefermittel sehr ungleichmässig dick und die einzelnen Schichten desselben stellenweise stark gewunden (s. Figur 24 auf Tafel XI). Auch diese Erscheinung lässt auf eine Ver- schiebung der Kohlenbänke gegeneinander schliessen. © © © Ein Ausläufer desselben Riegels ist in einer oberhalb des letzterwähnten Aufschlusses gelegenen Abbaustrecke durchfahren Althans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkolilengebirge. 31 worden. Wie die Figur 4, Tafel XI zeigt, schneidet er mit der Unterbank des Flötzes ab, was jedenfalls auch mit der Verschie- bung zusammenhängt. Die Ausfüllungsmasse besteht hier durch- weg aus festem dunkelgrauem Conglomerat, das eine Menge gelb- licher Einschlüsse von zersetztem Porphyr enthält. In Figur 5, Tafel XI ist ein in einem Bremsberg des 8. Flötzes der Fuchsgrube durchfahrener Riegel (No. 12 auf Tafel X und XII) skizzirt. Dort tritt am unteren Ende (rechts in der Figur) das Riegel- gebirge in einem zunächst nur wenige Centimeter starken Streifen unter der Kohle auf und setzt dann 4 Meter weiter oberhalb ganz durch das Flötz hindurch. Es besteht hier meist aus einem Ge- menge von Sandstein, Schieferthon und einzelnen Kohlenbrocken. 14 Meter weiter aufwärts kommt von der Sohle ein schwacher Kohlenstreifen nebst darunter liegendem Schieferthon herauf, der nach weiteren 6 Metern am Ende des Riegels sich wieder zur vollen Flötzmächtigkeit verstärkt. Letztere bleibt merkwürdiger Weise jedoch noch auf ziemlich weite Erstreckung geringer als sonst und in 2 Meter Entfernung vom Riegel zieht sich sogar der Schieferthon des Liegenden in die Kohle hinein und keilt sich erst etwa 6 Meter weiterhin aus. Die Erklärung für diese ab- norme Erscheinung' wird man theils in der Lage des Schnittes durch den jedenfalls stark gewundenen und ausgebuchteten Riegel, theils ebenfalls in Verschiebungen suchen müssen. Figur 6 und 7, Tafel XI zeigen einen Durchschnitt desselben Riegels auf beiden Stössen einer Abbaustrecke des 8. Flötzes; dieselbe scheint hier einen Ausläufer desselben durchfahren zu haben. Ein sehr interessantes Profil ist auf der Hermannschacht- abtheilung der Fürstensteiner Gruben in der Grundstrecke des 9. Flötzes der Conradschachtsohle erschlossen (s. Fig. 11, Tafel XI, No. 33, Tafel X). Das Flötz, das hier im Durchschnitt ca. 2 Meter mächtig ist, verschwächt sich in der Nähe des Riegels zunächst allmählich und verschwindet dann ganz in der Nähe der Firste, in der es sich noch einige Meter fortzuschleppen scheint. Es liegt hier auf stark zersetztem und verworren gelagertem Schieferthon, dem an einer Stelle einzelne Stücke von breccien- artigem Riegelgebirge eingelagert sind. Dort, wo die Kohle in 32 Althans , Riegelbildungen im "Waldenburger Steinkohlengebirge. der Firste verschwindet, hebt sie sich in der Sohle wieder empor und erreicht sogar auf kurze Erstreckung die volle Flötzmächtig- keit,, worauf sie nach einer abermaligen Verschwächung wieder durch Riegelgebirge abgeschuitten wird. Letzteres besteht hier in der Mitte des Streckenstösses vor- wiegend aus Sandstein, Conglomerat und Breccie nebst verein- zelten Kohlenbrocken, darüber und darunter findet sich wieder zersetzter Schieferthon. Im weiteren Verlauf zeigt sich das vor- wiegend aus Schieferthon bestehende Riegelgebirge von com- pactem Porphyr mit ziemlich scharfer und regelmässiger Begren- zung überlagert, der bis zur halben Streckenhöhe herabsetzt und meist an der Grenze noch von einer schwachen Kohlenbank be- gleitet wird. Letztere wird weiterhin durch Riegelgebirge in zwei Bänke getheilt, von denen die obere mit dem Porphyr in der Firste verschwindet, während die untere sich allmählich bis zur vol- len Flötzmächtigkeit verstärkt. Der Porphyr scheint sich hier in der Nähe der Strecke noch weiter hinzuziehen, denn im ferneren Ver- lauf derselben finden sich mehrere in die Kohle eingreifende Aus- läufer desselben (s. Tafel XI, Fig. 8 und 10). An einer benach- barten Stelle zeigt sich auch noch ein Ausläufer eines Riegels (s. Tafel XI, Fig. 9). Der andere Streckenstoss zeigt entsprechend ähnliche Aufschlüsse. Das letzte Beispiel könnte von den angeführten wohl am meisten geeignet sein, für eine nachträgliche Bedeckung des Riegels durch geschichtetes Kohlengebirge und Porphyr zu sprechen. Trotzdem lässt ein in dem hängenderen 8. Flötze an der ent- sprechenden Stelle des Grubenrisses verzeiclineter Aufschluss von Riesrele’ebirge das Gegentheil vermuthen. Es muss deshalb ent- weder eine Ueberschiebung der Porphyrdecke und des geschich- teten Gebirges oder ein Hereinstürzen grösserer zusammenhän- gender Gebirgsmassen angenommen werden. ln den Figuren 19 bis 21, Tafel XI sind mehrere in benach- barten Abbaustrecken ein und desselben Bremsberges des 16. Flötzes auf der Idaschachtabtheilung der Fürstensteiner Gruben gemachte Aufschlüsse eines Riegels von streifenförmigem Quer- schnitt gezeichnet (No. 62 auf Tafel X). Der Riegel ist hier Althans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlengebirge. 33 überall nur wenige Meter breit. An einzelnen Stellen war ein deutliches Eingreifen in das Nebengestein zu beobachten. Auch hier scheinen Verschiebungen der einzelnen Flötzbänke vorge- kommen zu sein. Die auf der Melchiorgrube auftretenden Riegel fanden sich nur an wenigen Punkten zugänglich. Die Figuren 22 und 23, Tafel XI zeigen 2 Aufschlüsse im Bismarckflötz (wahrscheinlich mit dem 13. oder 11. und 12. Flötz der Fuchsgrube identisch). Dieselben scheinen in den vorliegenden Schnitten sämmtlich das Flötz nicht vollständig zu durchsetzen, sind daher vielleicht als Ausläufer an- zusehen. Ob diese Riegel zu der im 16. Flötz derselben Grube vorkommenden Art mit streifenförmigen oder zu der mit rund- lichem Querschnitt gehören, liess sich bei dem geringen Umfange der Aufschlüsse nicht feststellen. Die Ausfüllungsmasse besteht hauptsächlich aus Sandstein und Coiiglomerat mit einzelnen Por- phyrbrocken und zeigt keine wesentlichen Verschiedenheiten von der der oben beschriebenen Riegel. Die Vorkommen auf der Glückhilfgrube, die zum Theil eine ganze Reihe von Flötzen (bis zu 7) durchsetzen, waren leider an keinem Punkte zugänglich. Ein aus denselben stammendes Handstück erwies sich von den ans den anderen beschriebenen Riegeln entnommenen insofern ver- schieden, als das aus Sandstein, Schiefer, Kohle und Porphyr be- stehende Gemenge weit inniger gemischt und dunkler und fester ist, wie bei jenen. Ausserdem besitzen die fein zertheilten Kohlen- stückchen ein stark glänzendes, anthracitartiges Aussehen, was vielleicht einer Beeinflussung durch glühenden Porphyr zuzu- schreiben ist. Einige dem Verfasser von der Gruben Verwaltung freundlichst zur Verfügung gestellte Profile (s. Tafel XI, Fig. 12 bis 17) zeigen von den oben beschriebenen keine erheblichen Ab- weichungen. Das in Figur 18 dargestellte ist dagegen insofern bemerkenswert!), als es einen durch geschmolzenen Porphyr aus- gefüllten Auswaschungsraum darzustellen scheint1). b Die Profile sind im Jahre 1866 von dem jetzt in Magdeburg wohnenden Markscheider Czettritz nach Aufschlüssen etwa 400 Meter südlich vom Wrangel- schacht der Glückhilfgrube in der Sohle -1- 405 NN aufgenommen worden. Jahrbuch 1891. [3] n li a n g\ 1. Erläuterungen zu Taf. XII. Die grundrissliche Darstellung wurde durch Uebereinander- legen der Specialrisse der Flötze erhalten, wobei zur Andeutung des Streichens derselben die Grundstrecken mit aufbetrasen wurden. Die römischen Ziffern entsprechen den den einzelnen Riegeln auf Taf. X bcmcset'/.ten Nummern. Der im Profil dar^estellte Läna'S- schnitt liegt innerhalb der einzelnen Riegel nicht überall in der- selben Vertikalebene, da er so bei den fortwährenden seitlichen Auslenkungen ein wenig anschauliches Bild gegeben haben würde, vielmehr ist derselbe im Allgemeinen durch die Mitte der ver- schiedenen Querschnitte gehend zu denken. Er wurde in der Weise construirt, dass die einzelnen Querschnitte auf die Profil- linie normal projicirt wurden. Die Möglichkeit des weiteren Fort- setzens der Riegel nach oben und unten wurde durch von den oberen und unteren beiden Ecken jedes Riegellängsschnitts gezogene punktirte senkrechte Linien angedeutet. 2. Erläuterungen zu Taf. X. Zur Orientirung sind von der Flötzkarte des Niederschlesischen Steinkohlenbeckens im Maassstab von 1 : 16 000 die Markscheiden der für die vorliegende Arbeit in Betracht kommenden Gruben, das Ausgehende einiger wichtigeren Flötze und die dort ver- zeichneten Porphyraufschlüsse eingetragen. Letztere wurden durch eine Anzahl neuerer, den Grubenrissen direct entnommener Vor- kommen ergänzt. Eine Einzeichnung der grösseren in der Walden- burger Gegend auftretenden Porphyre unterblieb deshalb, weil die für diesen Zweck ausschliesslich zu Gebote stehenden Karten von Althams, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkoblengebirge. 35 Schütze, Beyrich, Roth u. A. bei ihrem bedeutend kleineren Maassstabe keine genügende Genauigkeit boten.* Die einzelnen Riegel wurden den Grubenrissen entnommen, wobei wegen des kleinen Maassstabes der Karte die mehrere Flötze durchsetzenden Riegel stets nur mit einem Querschnitt eingezeichnet wurden. Welche Flötze jeder derselben durchsetzt, zeigt die folgende Zu- sammenstellung, deren laufende Nummern den einzelnen Riegeln beigesetzt sind. Die eingeklammerten Zahlen bedeuten die Anzahl der unter einer Nummer zusammengefassten Riegel. No. Flötz-No. Grube No. Flötz-No. Grube 1 2 ( Fucbs- 24 1. 2. 3. 5. 8 t Fiirsten- steiner 1 grübe ( Gruben 2 1 » 25 1. 2. 3 » 3 7 » 26 2. 3 » 4 11. 10. 8. 7. 5 » 27 CO » 5 11. 10. 8. 7 » | 28 (2) 9 » 6 8. 7. 5. 4. 2 » 29 cr> 00 r> » 7 8. 7. 5. 4. 2 » 30 8 » 8 4. 2 » 31 1. 2. 3 9 5. 4. 2 » 32 8 » 10 7 » 33 8. 9 11 1 » 34 1 » 12 8 » 35 (2) 8 » 13 10. 8 » 36 6. 7 » 14 7 » 37 (3) 9 » 15 8 » 38 (3) 1. 2 » 16 10 » 39 (2) 1 » 17 11 » 40 2 » 18 1. 2. 4. 5 iFürsten- < steiner 41 2 » ( Gruben 42 1 » 19 (2) S » 43 16 » 20 4. 5 » 44 16. 19 » 21 1 » 45 16 » 22 1 » 46 16. 19 » 23 5 » 47 IS 19 » [3*] 36 Althans, Riegelbildungen im Waldenburger Steinkohlen gebirge. No. Flötz -No. Gr u be No. Flötz-No. Grube i Fürsten- 63 (2) Bismarck flötz Melchior 4S 16. 19 ( steiner ' Gruben 64(10) 16 » 49 19 » 65 16 » 50 IS. 19 » 66 Starkes Flötz 4. 5 Glückhilf 51 16 » 67 6 » 52 19 » 68 ( Strassenflötz 1. 2. 3) (Starkes Flötz 4 | » 53 18 » 69 t Strassen flötz 1. 2. 3/ 54 19 » 'Starkes Flötz 4. 5 1 » 55 IS » 70 O » 56 (3) 19 » 71 Starkes Flötz » 57 19 » 72 5 » 58 19 » 73 5 » 59 19 » 74 (2) 4. 6 » 60 16 » 75 Starkes Flötz » 61 16 » 76 Liegendes Flötz » 62 (2) 16 » 77 Friederike -Flötz » Die Flötze der vorstehend aufgeführten vier Gruben lassen sieb nach Schütze, Geognostiscbe Darstellung des Niederschlesisch- Böbmischen Steinkohlenbeckens, folgendermaassen identificiren: Fuchsgrube Fürstensteiner Gruben Melchiorgrubo Glückliilfgrube 12. 11. Flötz » 1. Flötz ? | Bismarck flötz j 41 zölliges Flötz Strassenflötz 10. » 2. u. 3. » — ( 1. Flötz ( 2. » Oberbank 9. » — — 2. Flötz Niederbank 8. » 4. » — \ 3. Flötz ( Starkes » 7. » 5. » — 4. Flötz 6. » — — 5. » 5. » 6. u. 7. » — 6. » 4. » 8. » — 7. » 3. » — — 8. » 2. » 9. » — 9. » 1. » — — 10. » Das 16. bis 19. Flötz führt auf den drei ersten Gruben die gleiche Bezeichnung; auf der Glückliilfgrube entspricht das beste Flötz dem 19., das Friederikenflötz dem 18. Flötz der übrigen Gruben. Die Erzformation des Muschel Kalks in Ober- sclilesien. Von Herrn R. Althans in Luisenthal bei Saarbrücken. (Hierzu Tafel XIII — XVII). V o r w o r t. Vorliegende Arbeit ist im Jahre 1886 verfasst. Das dazu be- nutzte oberbergamtliche Kartenmaterial ist neueren Aufschlüssen entsprechend vervollständigt und berichtigt. Dies gilt namentlich für die zugehörigen geologischen Karten Taf. XIII und XIV und für die Profile Taf. XV. Dementsprechend sind bei der am König- lichen Oberbergamt zu Breslau erfolgten redaktionellen Bearbei- tung für den Druck auch im Text einige Zusätze gemacht und die neueren Arbeiten über den vorliegenden Gegenstand berück- sichtigt. Namentlich ist hierbei der Einfluss der Karstbildung in der vortertiären Erhebung des oberschlesischen Gebietes auf die Entstehung weitreichender Schlottenzüge in den unteren Schichten des Muschelkalks und auf die Ablagerung von Erzen in und über dem Sohlenkalkstein hervorgehoben. Die Darstellung der geologischen Formationen auf Taf. XIII ist, abgesehen von einzelnen Berichtigungen, der DEGENHARDT’schen Karte entnommen. 38 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. Literatur. v. Carnall, Entwurf eines geognostischen Bildes von Oberschlesien. Bergmän- nisches Taschenbuch etc. Tarnowitz. Jahrg. 1844, S. 100. v. Carnall, Niveau- und Lagerungsverhältnisse der oberschlesischen Gebirgs- formationen. Daselbst Jahrg. 1845, S. 1. v. Carnall, lieber Eisensteinlagerstätten im Muschelkalk Oberschlesiens. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., 1850, Bd. 2, S. 177. v. Krug, Ueber die Erzlagerstätten des oberschlesischen Muschelkalkes. Daselbst S. 206. v. Carnall, Der Strebebau auf der Bleierzgrube »Friedrich« bei TarnoAvitz. Zeitschr. f. d. Berg- Hütt.- und Sal.-W. i. Preuss. St. 1854, Bd. 1, S. 1. Websky, Die Bildung der Galmeilagerstätten. Zeitschr. der Deutsch, geol. Ges. 1857, Bd. 9, S. 7. Panischer, Ueber den Charakter der Galmeilagerstätte in Oberschlesien und speciell über das Galmeivorkommen am nördlichen und südlichen Rande der Beuthener Dolomitmulde. 40. Jahresbericht der schlesischen Gesell- schaft 1863, S. 28. Bischof, Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie. 3 Bde., 2. AufL 1863. 1864. Eck, Ueber die Formationen des bunten Sandsteins und des Muschelkalks in Oberschlesien. 1865. Römer, F. , Geologie von Oberschlesien (nebst dem Anhänge von Runge). 1870. Pietsch, Ueber das Yorkommen der Zinkblende im Felde der Galmeigrube Cäcilie in Oberschlesien. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütt.- u. Sal.-W. i. Preuss. St. 1873. 21. Bd. S. 292. v. Groddeck, Die Lehre von den Lagerstätten der Erze. 1879. Roth, Allgemeine und chemische Geologie. 1. Bd. 1879. Kosmann, Notizen über das Yorkommen oberschlesischer Mineralien. Zeitschr. Oberschles. Berg- u. Hüttenm. Vereins, Juli 1882 und August u. September 1883. G. W., Die Entstehung der Erzlagerstätten im oberschlesischen Muschelkalk. Daselbst 1883. S. 214. Koch, Denkschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Königlichen Blei- und Silberbergwerks Friedrichsgrube. Zeitschr. f. d. Berg-, Hütt.- u. Sal.-W. i. Preuss. St. 1884. Bd. 32. S. 333. Capell, Ueber die Erzführung des oberschlesischen Trias nördlich von Tarno- witz. Daselbst 1887. Bd. 35. S. 99. Kosmann, Oberschlesien, sein Land und seine Leute. 1888. Bernhardi, Ueber die Bildung der Erzlagerstätte im oberschlesischen Muschel- kalke. Zeitschr. d. Oberschles. Berg- u. Hüttenm. Vereins. 1889. XXVIII. Jahrg. S. 47. K. Alt n ans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 39 Einleitung. Hie geognostisclien Verhältnisse des oherschlesisclien Muschelkalkes im Allgemeinen. Der Muschelkalk tritt in Öberschlesien in einem 1 bis 3 Meilen breiten und über 10 Meilen langen, mehrfach durch Bedeckung jüngerer Gebirgsschichten unterbrochenen, flachen Rücken zu Tage, der sich von Krappitz an der Oder bis nach Olkusz in Polen er- streckt. Die bedeutendste Unterbrechung in der Breite von ca. 1 Meile liegt nördlich von Peiskretscham, ungefähr in der Mitte des Zuges; deshalb theilt sich dieser naturgemäss in eine west- liche und eine östliche Hälfte. Das Hauptstreichen der Schichten verläuft von Krappitz bis in die Nähe von Siewierz bei ganz flachem nördlichem Einfallen ziemlich genau von Westen nach Osten und wendet sich dann nach Südosten. Im Norden und im Nordosten lagert sich concordant der Keuper auf, über dem in Polen noch brauner und weisser Jura folgt. Die Unterlage des Muschelkalkes bildet fast überall der selten über 40 Meter mäch- tige Buntsandstein, der seinerseits wieder auf dem Kohlengebirge aufruht. In Polen schieben sich über dem letzteren noch Schichten des Rothliegenden ein. In der Gegend von Tarnowitz zweigt sich vom Hauptzuge nach Süden zu eine nicht ganz 3 Meilen breite Mulde ab, die sich bei Mi kultschütz wiederum spaltet. Der eine Zweig verläuft nach Süden bis in die Gegend von Nicolai, tritt jedoch nur an wenigen Stellen zu Tage und ist jedenfalls mehrfach durch das Kohlen- gebirge unterbrochen. Im Süden und Osten scheint er die Mulde o o zwischen dem Gleiwitz-Myslowitzer und dem Nicolaier Flötzzuge auszufüllen, nach Westen zu verschwindet er ganz unter den Schichten des Tertiärs und Diluvium. Der andere Zweig, die sog. Beuthener Mulde zieht sich zungenförmig nach OSO über Beuthen und Czeladz bis nach Climoutow in Polen und erfüllt 40 R. Althass, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. das Becken zwischen dem Gleiwitz-Myslowitzer Flötzzuge und der Erhebung des Kohlengebirges zwischen Koslowagura und Niemce. Jedoch liegt hier, wie auch in den andern Theilen des betrachteten Gebietes der Muschelkalk nebst dem Buntsandstein keineswegs concordant auf den älteren Schichten, wenn es auch bei der eben- falls meist flachen Lagerung der letzteren oft den Anschein hat. Es geht das schon daraus hervor, dass bei Tost der Buntsandstein und Muschelkalk auf Culmschichten, südlich von Beuthen auf dem productiven Kohlengebirge, nördlich davon auf dem flötzleeren Sandstein und in Polen auf dem Rothliegenden aufruhen. Auch ist an vielen Stellen ein Uebergreifen über die Schichtenköpfe des Kohlengebirges und ein entgegengesetztes Fallen beobachtet worden. Die Beuthener Mulde ist etwa 4 Meilen lang und durchschnitt- lich 1 Meile breit. In der Gegend von Rogoznik tritt sie durch einen kurzen nördlichen Ausläufer mit dem Hauptzuge des Muschel- kalkes in Verbindung. Im Südosten schliesst sich ihr nach einer kurzen Unterbrechung durch das Kohlengebirge eine andere etwas schmälere Mulde mit südöstlichem Streichen an, die in der Gegend von Trzebinia nahe an den Hauptzug herantritt und zugleich mit ihm unter den Schichten des Keuper und Jura verschwindet. Ausserdem finden sich noch viele vereinzelte Muschelkalkpartien, zumal südöstlich vom Nicolaier Flötzzuge in der Gegend von Berun, ferner mehrere inselartige Schollen auf den Schichten des Kohlengebirges, die auf eine ehemalige weit grössere Verbreitung des Muschelkalkes liinweisen. Ungefähr in der Mitte der oben erwähnten Hauptmulde treten zwischen Ptakowitz und Stolarzowitz die älteren Muschelkalkschich- ten sattelförmig hervor und bilden dadurch auf der Ostseite der Mulde südlich von Tarnowitz noch eine kleinere, nach Südosten streichende Specialmulde, die sog. Trockenberger Mulde. Der obere Buntsandstein (Röth) geht bei Radzionkau in 300 Meter, bei Deutsch-Piekar in 290 Meter, an der Brinitza nörd- lich von Scharley in etwa 280 Meter NN. (Meereshöhe) am Nord- rande der Beuthener Mulde zu Tage und ist an deren Südrande bei Bobrek und Schömberg in 260 bis 265 Meter NN. nachge- wiesen. In der Muldenlinie ist er bei Karf mit den Schächten R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 41 der Grube ver. Karsten -Centrum in 117 Meter NN. angetroffen. 15 Kilometer westlich von Karf im Dramathal hat der Bohrbrunuen bei Zawade ihn in 48 Meter NN. erreicht. Auf dem Sattel zwischen der Beuthener und der Trocken- berger Mulde ist der obere Buntsandstein bei Blechowka in 197 Meter NN., auf dem Ostflügel der Trockenberger Mulde unter der Flügelstrecke des Friedrichstolln am Adolfschachtein 144, 6 Meter NN. und bei Lassowitz in 218 Meter NN., auf dem Westflügel am Westrande des Dorfes Ptakowitz in 165 Meter NN. und am Teich- rande der Friedrichshütte in 3,25 Meter NN. erbohrt. Die Trockenberger Mulde sinkt daher von Tarnowitz bis Friedrichshütte sehr viel tiefer ein als die Beuthener Midde bei Zawada. (Vergl. auch die Uebersicht durch Tiefbohrungen und Schächte, Anhang 1.) Neuere Tiefbohrungen haben eine vortertiäre 300 bis über 650 Meter tiefe Thalbildung unter der jetzigen Diluvial- und Tertiärdecke nachgewieseu. Diese Auswaschung im Steinkohlen- gebirge folgt in südöstlicher Richtung vou Kieferstädtel dem Laufe der Birawa und scheint südlich von Orzesche in östlicher Rich- tung längs dem Flüsschen Gostyna in das Weichselthal zu münden. Aus diesem, die Triasbildungen abschneideuden Hauptthale ziehen sich mit Tertiärschichten erfüllte Seitenthäler bis in die Beuthener Triasmulde und zwischen die Höhenzüge des Carbons südlich von Zabrze sowie bei Nicolai und Emanuelsegen. Die Oberfläche des Muschelkalkgebietes ist meist flachwellen- förmig und besitzt nur wenige einigermaassen bedeutende Er- o o r? hebungen, da alle grösseren Unebenheiten durch die tertiäre und diluviale Bedeckung ausgeglichen worden sind. Im Allgemeinen o o O senkt sich der Gesteinszug vou Osten nach Westen allmählich zum Oderthal herab, steigt jedoch kurz vor dem tiefsten Punkte iu der Nähe des Annaberges noch einmal bis über 400 Meter au, eine Höhe, die nur noch von einigen Erhebungen des polnischen Muschelkalkes übertroffen wird. ln der Gegend von Tarnowitz und Beuthen erreicht der Muschelkalk bei Friedrichswille 328,8 Meter, am Trockenberg westlich von Radzionkau 351,8 Meter, dicht östlich von diesem 42 R. Ai.thans. Die Erzformation, des Muschelkalks in Oberschlesien. Dorfe 352,8 Meter, bei Rossberg, Hubertushütte und Karf circa 300 Meter Meereshöhe (NN). Die vortertiären Thäler senken sich von 230 Meter NN. bei Karf und bei Rossberg auf — 100 Meter NN. bei Schönwald südlich von Gleiwitz und — 400 Meter NN. südlich von Orzesche. Die Muschelkalkplatte von Tarnowitz-Beuthen bildete also in der Zeit nach der Kreide -Transgression und vor dem Eindringen des Tegelmeeres ein karstähnliches, die tiefe Thalschlucht bei Orzesche um mehr als 750 Meter überragendes Hochland. Werden auf das bei Koslowagura in 300 Meter NN. zu Tage tretende Steinkohlengebirge, welches in einer 11 Kilometer langen und 8 Kilometer breiten Tafel dort jetzt rings von der Trias umschlossen erscheint, die Triasschichten mit 300 Meter Mächtigkeit aufge- tragen gedacht, so gelangt man dort zu einer früheren Erhebung des H ochlandes von rund 1000 Meter über jener Thalsohle. Dieses zerstörte Triashochland wird jetzt von dem Brinitza- thale quer durchschnitten, in welches die flachen Thäler von Rad- zionkau und Scharley einmünden, ersteres bis zum Röth, letzteres tief in den unteren Muschelkalk eingeschnitten. Vom Trockenberg zieht sich nach Norden und dann nach Nordwesten über Tarnowitz und Friedrichshütte das flach einge- senkte Stolathal der Senkung der Gebirgsschi eilten in der Trocken- berger Mulde folgend. Vom Westrande besagter Erhebungsinsel in südlicher Ver- längerung des Radzionkauer Thaies geht eine flache Einsenkung des Geländes nach Karf. Die blauen Höhenschichtencurven, welche auf den geologischen Karten Taf. XIII und XIV die durch den Bergbau erschlossene obere Fläche des blauen Sohlenkalksteins (s. u.) angeben, zeigen hier einen tiefen, mit Diluvialsand erfüllten Einschnitt quer durch die Dolomitmulde und bis tief durch den Sohlenkalkstein. Diese vordiluviale Thalschlucht hat dem von Osten und von Westen herangetretenen Erzbergbau stets ein un- überwindliches Hinderniss entgegengestellt. Die Anhöhen bei Miechowitz, Bobrek und Beuthen sowie nordöstlich von Rossberg sind von mächtigen diluvialen Schutt- masseu gebildet. Grundmoränen sind südöstlich von Beuthen und E. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 43 mehrere hundert Meter lange Sandschollen einschliessend auf der Julienhütte bei Bobrek durch Ziegeleien und Ausschachtungen aufgeschlossen. Der Diluvialschotter enthält südlich von Scharley kopfgrosse Brocken von Steinkohle und südlich des Muschelkalk- zuges zusammen mit nordischen Geschieben auch solche von Muschelkalk und Kohlensandstein. Die Eiszeit hat also auch auf die Triasschichten zerstörend eingewirkt, die früher bestandenen Kalksteinklippen gebrochen, die Gipfel der Berge gerundet und Schluchten ausgefüllt. Nach Eck gliedert sich der Muschelkalk in Oberschlesien wie im übrigen Deutschland in drei Abtheilungen, die allerdings in Bezug auf Gebirgsmächtigkeit sehr ungleichwerthig sind. Denn die untere fast 200 Meter mächtige Abtheilung; bildet bei Weitem die Hauptmasse, da die mittlere gewöhnlich eine Mächtigkeit von 20 Meter, die obere von 15 Meter selten übersteigt. Im unteren Muschelkalke lassen sich wieder zwei Hauptglieder unterscheiden. Das untere entspricht dem unteren Wellenkalke im übrigen Deutsch- land und wird grösstentheils von den sog. Chorzower Schichten gebildet, an deren Basis sich noch der nur wenige Meter mächtige cavernöse Kalk anschliesst. Das obere umfasst eine petrographisch sehr verschiedene Reihe von Schichten, die jedoch paläontologisch durch das häufige Auftreten einerseits von alpinen Petrefacten, andererseits von solchen Arten, die für den Schaumkalk Nord- deutschlands charakteristisch sind, sich als zusammengehörig kenn- zeichnen. Eck bezeichnet sie nach dem Hauptfossil als Spirifer- Mentzeli- Schichten und theilt sie weiter ein in 1. den blauen Sohlenkalkstein ca. 5 Meter mächtig, 2. die Schichten von Gorasdze 20 bis 30 Meter mächtig, 3. die Encriniten- oder Terebratelschichten circa 5 Meter mächtig, 4. die Schichten von Mikultschütz 20 bis 30 Meter mächtig, 5. den Himmelwitzer Dolomit ca. 12 bis 15 Meter mächtig. Der mittlere Muschelkalk besteht aus versteinerungsleeren mergeligen Dolomiten, der obere aus Kalksteinen und Dolomiten, die sich durch das häufige Auftreten von fossilen Wirbelthierresten, 44 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. sowie durch das des Ceratites nodosus auszeichnen. Er wurde früher als Opatowitzer Kalkstein bezeichnet, Eck hat dafür den Namen Rybnaer Kalk eingeführt. Die im Anhänge beigefügte Zusammenstellung der mitSchächten und Bohrlöchern durchsunkenen Schichten und die Profile Taf. XV gehen über die Mächtigkeit und Beschaffenheit der einzelnen Ge- o o birgsglieder an verschiedenen Stellen Aufschluss. I. Die erzführenden Gesteine des oberschlesischen Muschelkalkes. Ein für den Bergbau bedeutender Gehalt an Blei-, Zink- und Eisenerzen findet sich nur in der östlichen Hälfte des Mu- schelkalkzuges, besonders in der Trockenberger und Beuthener Mulde, deshalb wird die westliche Hälfte im folgenden unberück- sichtigt bleiben. Auch auf die in Russisch Polen liegenden Theile des Hauptzuges und der Beuthener Mulde, die ebenfalls eine theilweise nicht unbedeutende Erzführung zeigen, kann nicht näher eingegangen werden. 1. Der cavernöse Kalk and der Chorzower Kalk. Der cavernöse Kalk ist ein krystallinisch-späthiger , gänzlich petrafactenleerer Kalkstein, der jedoch durch die häufig in ihm auftretenden Höhlungen leicht kenntlich ist. Dieselben sind nicht selten mit Kalkspathkrystallen in der Form des ersten spitzeren Rhomboeders bekleidet. Auf den Feldern und in den Mauern der Gehöfte von Rad- zionkau sind über den dort im Tliale entblossten rothen Letten des Buntsandsteins die Bruchstücke des cavernösen Kalks besonders deutlich zu beobachten. Die Badeschwamm ähnliche Structur macht den cavernösen Kalk zu einer besonders wasserdurchlässigen Schicht, welche die atmosphärischen Niederschläge der Höhenzüge bis nach Georgen- R. Althams, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 45 berg und Siewierz aufnimint und das frühere Karstgebiet nach den vortertiären Thälern bei Karf und vermuthlich auch der Briuitza hin gewissermaassen drainirt hat. Für die Wasserversorgung der Oberschlesischen Haupt- Bergreviere hat der jetzt in den Zellen und Schlotten dieser Schicht aufgestaute Wasserwog eine grosse volkswirthschaftliche Bedeutung dadurch erlangt, dass dieser weit reichende Behälter ein weiches, ausgezeichnet reines, bei Zawada als artesische Bohr- quelle erschlossenes Trink- und Nutzwasser liefert. Dieser Was- serwog ist auch im Friedrichstollen am Adolfschacht der Friedrichs- grube erbohrt und die dort in 255,37 Meter NN. ausströmenden, 7 Kubikmeter in der Minute liefernden Quellen versorgen die Wasserleitung von Königshütte. Die Bohrlöcher am Adolfschacht geben (siehe Anhang No. 1 und Fig. 1 , Taf. XV) Aufschluss über die Schichten des unteren Muschelkalks. Danach liegt dort unter dem 54,08 Meter mäch- tigen, eine Lettenschicht einschliessenden Sohlenkalkstein der 6,04 Meter dicke sehr feste cavernöse Kalkstein , welchem die Quellen entspringen, darunter aber folgen noch eiu 44,25 Meter mächtiger mittelfester Kalkstein und eine 3 Meter mächtige, graue, ziemlich feste Lettenschicht, als die untersten Lagen des Muschel- kalks. Das Fundbohrloch (siehe Anhang 1 No. 8 und Fig. 1 und 2 Taf. XV) am südöstlichen Ende von Radzionkau traf iu jüngster Zeit den cavernösen Kalk in der dort 4,8 Meter dicken, festen Kalksteinschicht unter 13,3 Meter dicken Thon- und Mergel- schichten und über 7,8 Meter dicken grauen und blauen Thon- und Lettenschichten lagernd. Vermuthlich ist der am Adolfschacht durchbohrte weniger feste Kalkstein an den Gehängen des Rad- zionkauer Thaies und von dort nach der Beuthener Mulde hin durch die in dem darüber liegenden festen cavernösen Kalk nach Süden abfliessenden Tagewässer des Karstgebietes in weiter Er- Streckung ausgelaugt und stellenweise ganz fortgeführt worden. Das Radzionkauer Thal liegt auf dem Röth 300 Meter NN hoch, also 45 Meter über der Sohle des Friedrichstollens, 50 bis 70 Meter über dem stark iu die Tiefe zerklüfteten Sohlenstein 40 R. Althams, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. am Nord- und Südrande der Beuthener Mulde in den Thälern von Scliarley und Bobrek und wohl gegen 100 Meter über der mit Sand erfüllten Schlucht bei Karf. Hieraus folgt, dass die Wasser des Karstgebietes ihren unter- irdischen Abfluss durch den cavernösen Kalk zur Zeit der vor- "tertiären Thalbildung nur nach den südlich gelegenen Thälern von Scharley und Bobrek-Karf nehmen konnten, weil die nächst- gelegene, nach Nordwesten gerichtete Einsenkung der Trocken- berger Mulde, wo beim Adolfschachte der Muschelkalkstein jetzt noch 288 Meter Meereshöhe erreicht, einen Abzug der Wasser in solcher Richtung nicht gestattete. Der Chorzower Kalk besteht aus meist ziemlich dünn ge- schichteten, dichten oder krystallinischen Kalksteinen und Mergel- kalken, auf deren Schichtflächen zahlreiche Petrefacten deutlich hervortreten. Die einzelnen Schichten sind gewöhnlich durch dünne Lettenlagen von einander geschieden. Der Mergelkalk ist meist grau, der reine Kalkstein grau bis röthlicli und im Innern oft durch Bitumen blau gefärbt. Der Chorzower Kalk zeichnet sich im allgemeinen durch einen sehr geringen Magnesiagehalt aus, dagegen steigt die kieselsaure Thonerde bis auf 25 pCt. Ausserdem enthält er zuweilen Phosphorsäure , Kali und mehr oder weniger Eisenoxyd und -oxydul. Nach einer Analyse von Duflos enthält ein Kalkstein aus den Steinbrüchen bei Chorzow: Der Chorzower Kalk besitzt unter allen Schichtengruppen des Muschelkalkes die grösste Verbreitung, besonders umlagert er in ausgedehnten Partien den flötzleeren Kohlensandstein zwischen Koslowagura und Rogoznilc. Unter diesen ist vor allem der Zug zwischen Naklo und Deutsch-Piekar zu erwähnen, in dem sich auch die bedeutendsten Erhebungen unseres Gebietes befinden. kohlensauren Kalk . eisenhaltiges Thonerdesilikat Phosphorsäure .... 92,902 6,423 0,498 0,177 Kali 100,000 R. Alt h ans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 47 Ferner tritt das Gestein auf der Südseite der Beuthener Mulde bei Lagiewnik und nördlich von Chorzow zu Tage. O O 2. Der blaue Sohlenkalkstein. Der blaue Sohlenkalkstein verdankt seinen Namen dem Auf- treten im Liegenden der meisten oberschlesischen Erzlagerstätten, Er ist dort, wo er durch Grubenbaue aufgeschlossen ist, meist ein thoniger, dichter, deutlich geschichteter und wenig zerklüfteter Kalkstein mit wulstigen Schichtflächen und von graublauer, durch einen reichlichen Bitumengehalt hervorgerufener Färbung. Zu- weilen wird er dickbänkiger und ist dann gewöhnlich krystal- linisch-körnig und von graugelber oder röthlicher Farbe. Der Thongehalt ist zumeist noch höher, als im Chorzower Kalk, nach Eck steigt er bis zu 52 pCt. Der blaue Sohlenstein vom Spes- schacht der Friedrichsgrube enthält nach Grundmann : Kieselsäure . . 2,00 pCt. Thonerde . . . 3,40 » Eisenoxyd . . Spuren Magnesia . . . 1,05 » Kalk . . 51,80 « Kali a> GO » Kohlensäure . . . 40,00 » 98,83 pCt. In Folge seiner geringen Mächtigkeit ist der Sohlenstein über Tage nur an wenigen Punkten deutlich aufgeschlossen, so bei Ptakowitz südwestlich von Tarnowitz, am Trockenberge und bei Brzosowitz, dagegen ist er unter den jüngeren Muschelkalk- schichten durch den Bergbau auf grosse Erstreckungen hin be- kannt geworden. Auf Friedrichshütte ist der Muschelkalk iu der bedeutenden Mächtigkeit von 214,75 Meter durchbohrt worden (s. Anhang 1, No. 4). Dabei sind weder erzführende Schieben nacligewieseu, noch auch nachhaltige artesische Wasserquellen erschroten worden. Wichtiger sind die Aufschlüsse in den Bohrbrunnen am Adolf- 48 R. Ar,THAss, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. schacht der Friedrichsgrube (s. Anhang 1, No. 1 n. oben S. 45), indem dort 3,1 Meter über dem cavernösen Kalk eine 36,76 Meter mächtige Schicht von wasserführendem festen Sohlenkalkstein durchbohrt worden ist, welche nur noch von 14,22 Meter mildem grauen Sohlenkalkstein mit einer Zwischenschicht von Letten überlagert ist. Hieraus geht hervor, dass auch der Sohlenstein da, wo die Lettenschicht fehlt, für unterliegende gespannte Wasser- durchlässig ist und war. Die Höhenlage seiner Oberfläche ist nach den bergbaulichen Aufschlüssen durch das Königliche Oberbergamt für die Tarnowitzer und Beuthener Mulde auf Taf. XIII durch die blauen Hölien- curven kartographisch dargestellt worden. Die Ilöhencurven der Tagesoberfläche sind in braunen Linien angegeben, doch mussten diese innerhalb der von den blauen Höhencurven gedeckten Bild- flächen auf einzelne Hauptcurven beschränkt werden. Die sehr sorgfältigen Grubenbilder der Zinkerzbergwerke Maria, Elisabeth, Apfel und Therese bei Karf gestatteten, das eigenthümliche Relief des Sohlenkalksteins in dieser Gegend auch in dem grösseren Maassstabe von 1 : 10000 auf Taf. XIV in scharfem Gepräge zu entwerfen1). Natürlich darf man diese Curven nur dort auf die ursprüng- liche Oberfläche des Sohlensteines beziehen , wo noch jüngere Muschelkalkschichten aufliegen, da die Sohlensteinoberfläche an den anderen Stellen durch Denudationen schon mehr oder weniger modificirt worden ist. An manchen Orten erscheint sie mit tiefen Höhlungen und Schlotten besetzt, die in Bezug auf Erzführung sehr wichtig sind und später noch ausführlicher be- sprochen werden sollen. In besonders grosser Häufigkeit treten dieselben auf den V vorgenannten Gruben Maria, Elisabeth, Apfel und Therese auf. Ferner ist aus den Karten und Profilen, Taf. XIII bis XV, folgendes ersichtlich : Auf dem zwischen Ptakowitz und Stolarzo- ') Bezüglich der Trockenberger Mulde wird auf die entsprechend gezeichnete Specialkarte der dortigen Baue der Friedrichsgrube und die zugehörigen Profile in der Denkschrift von Koch über diese Grube (Ztsch. f. Berg.-, Hütten- u. Sal.- Wesen 1884, Bd. 32, S. 333, Taf. XIX und XVI bis XVIII) verwiesen. R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Obersclrlesien. 49 witz hervortretenden Sattel de's Sohlensteins fallen die Schichten ringsum fast parallel mit der Oberfläche desselben ab, am stärksten an den Rändern, während sie in der Mitte fast horizontal liegen. Das letztere gilt, wenigstens soweit noch eine Dolomitbedeckung vorhanden ist, auch für die Beuthener und den südlichen Theil der Trockenberger Mulde. Bei dieser ist das Einfällen am Süd- westrande am stärksten und wird dort noch durch mehrere kleine der Mulde zufällende Sprünge verstärkt. Jedoch ist der Fall- winkel, wie auch in der Beuthener Mulde, abgesehen von ganz localen Unregelmässigkeiten sehr flach; gewöhnlich ist er auch an den Rändern nicht steiler, als 6°. Im Norden verflacht sich die Trockenberger Mulde auch an den Rändern, so dass das An- steigen der Sohle kaum mehr bemerkbar wird. An verschiedenen Stellen enthält sie noch kleinere Specialmulden, deren grösste im Südosten am Wolfschacht bei der Kolonie Lazarowka lieget. D ie Beuthener Mulde wird durch einen Sattel zwischen Beuthen und Gr. Dombrowka in der Richtung der Muldenase in zwei Specialmulden, die Scharleyer und Gross-Dombrowkaer, getheilt. Der Sohlenstein tritt auf dem Sattel übrigens an keiner Stelle zu Tage, sondern ist meist noch durch ziemlich mächtige jüngere Muschelkalkschichten bedeckt. Am Siidab hange des Sattels be- findet sich ein nach SSO fast saiger einfallender Sprung von 42 Meter Höhe, übrigens der einzige bedeutendere, der bisher im oberschlesischen Muschelkalke auf Preussischem Gebiete genau nacho'ewiesen wurde. o Auf russischem Gebiete u. a. am Grodcziecberge sind zwischen Ti •ias und Carbon noch weit bedeutendere Sprünge bekannt. Von sehr erheblichen Verwerfungen, welche in der Beuthener Mulde im Steinkohlengebirge durch Grubenbau bei Scharley und Rossberg aufgeschlossen worden sind, ist auf den überliegenden Zinkerzbergwerken wenig zu bemerken. Es soll aber an solchen Stellen das Erzlager in sich gestört und zerbrochen erscheinen. Das Auftreten von Sprungklüften im Muschelkalk ist jeden- falls auf oberschlesischen Erzgruben eine überaus seltene Er- scheinung. Jahrbuch 1891, [4] 50 R- Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberseklesien. Die , Profile Fig. 2 und 3, Taf. XV zeigen besonders im Bereiche des Scharleyer Thaies eine rasch wechselnde Mächtig- keit des Sohlensteins. Diese Erscheinung ist — wie oben S. 45 bemerkt — auf die Auflösung und Zerstörung unterliegender Schichten durch die Wasser des cavernösen Kalks zurückzuführen, derartige Unterwaschungen des Sohlensteins sind mehrfach auch auf Galmeigruben u. a. Mathias nachgewiesen. Sie mussten bei grossem Umfange Einsenkungen des Sohlensteins herbeiführen, welche beim Strecken betrieb auf den Erzlagern als sprungähnliche Gebirgsstörungen erscheinen. (Vergl. auch Tantscher a. a. O.) 3. Der Dolomit. Die drei folgenden Abtheilungen der Spirifer- Mentzeli- Schichten zeichnen sich durch eine petrographisch gänzlich verschiedene Ausbildungsweise auf beiden Seiten einer von Sowitz bei Tarno- witz über Ptakowitz nach Biskupitz gezogene Linie aus, die übrigens fast mit der Wasserscheide zwischen den Zuflüssen der Oder und denen der Weichsel zusammenfällt. Westlich von der- selben treten sie nämlich als reine Kalksteine, östlich als Dolomite auf. Jedoch hat Eck trotz der petrographischen Verschiedenheit eine Uebereinstimmung zwischen denselben bezüglich der orga- nischen Einschlüsse nachgewiesen, an denen nach seinen Be- obachtungen der Dolomit, abgesehen von den untersten Schichten, keineswegs ärmer ist, als der gleichalterige Kalkstein x). Letzterer besitzt im östlichen Muschelkalkgebiete nur eine geringe Ver- breitung und zeigt auch nirgends eine irgendwie bedeutende Erz- führung. Es soll daher nur das wichtigste über ihn bemerkt werden. Die Schichten von Gorasdze bestehen fast aus reinem kohlen- sauren Kalk, sie sind ganz frei von Thon und enthalten beinah gar kein Bitumen. Die Encriniten- oder Terebratelschichten zeichnen sich durch das massenhafte Auftreten der Terebratula *) Vergl. auch Kosmann, Oberseklesien sein Land und seine Leute S. 95 f. über die Beobachtungen von Dr. Mikolayczak auf den Schachthalden zwischen Mieckowitz und Tarnowitz. R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 51 vulgaris aus und werden dadurch zu einem leicht erkennbaren Horizont, theilweise erscheinen sie auch späthig durch die massen- hafte Anhäufung von Stielgliedern des Encrinus liliiformis. Die Mikultschützer Schichten sind gelbliche oder röthliche, theils dichte, theils poröse und selbst löcherige Kalksteine, welche meist eine grosse Menge oft flötzartig angeordneter Hornsteiuknollen führen, die sich übrigens auch in dem gleichalterigen Niveau des Dolomits finden. Der diesen Schichten entsprechende Dolomit bildet im frischen Zustande ein festes, krystallinisch-körniges Gestein von grauer bis bläulicher Färbung, das in Folge der grossen Dicke der Bänke scheinbar ungeschichtet ist. Er ist fast stets von einem Netz von Klüften durchzogen, die ihn in grobe Klötze zertheilen. An den- selben ist meist eine beginnende Zersetzung zu bemerken, infolge deren er gelb bis braun , bisweilen ockerig erscheint. Dieselbe Farbe besitzt er fast stets in den obersten Schichten, sowie am Ausgehenden. Es tritt dann gewöhnlich die Schichtung deutlich hervor. Bei weitergehender Zersetzung besteht er nur noch aus nebeneinandergereihten sackartigen Klötzen, deren Zwischen- räume mit den Zersetzungsproducten erfüllt sind. Diese Erschei- nung zeigt sich besonders am Ausgehenden. Zuweilen ist er durch und durch mit kleinen Drusen von glänzenden Dolomit- spathkryställchen erfüllt. Auf den Kluftflächen kommen häufig Ueberzüge von kleinen Kalkspathkrystallen in der Form des Skalenoeders, des ersten spitzeren und des ersten stumpferen Rhomboeders vor. Der (fehalt an Magnesiumcarbonat ist ziem- lich schwankend, im Durchschnitt kann man ihn wohl zu 30 bis 35 pCt. annehmen, gegenüber einem Gehalt an Kalkcarbonat von ca. 55 — 60 pCt. Es entspricht dieses Mischungsverhältniss einiger- maassen dem von 3CaC03 :2MgC03 = 64,10CaCO3: 35,90 MgC03. Ausserdem sind meist noch bedeutende Mengen fremder Bei- mischungen vorhanden, vor allem kohlensaures Eisenoxydul bis zu 17 pCt., aus dessen Zersetzung hervorgegangenes Eisenoxyd, Kieselsäure, Thonerde, Kali und zuweilen etwas Bitumen, Zink, Schwefel und Mangan. Eck führt in seiner Schrift über den 52 R. Althans , Die Erzformatioa des Muschelkalks in Obersclilesien. bunten Sandstein und Muschelkalk in Oberschlesien vier von Grundmann ausgeführte Analy sen an No. 1 No. 2 No. 3 No. 4 Kieselerde 4,43 1,41 2,05 7,441 Thonerde 4,72 2,41 1,53 4,344 Kalk 28,69 32,57 29,27 27,704 Magnesia 14,72 15,81 16,13 12,455 Eisenoxydul 4,28 6,32 10,83 7,218 Eisenoxyd 5,59 2,30 0,80 — Kali 1,23 0,87 0,93 0,775 Zinkoxyd 1,72 — 0,43 — Kohlensäure 35,09 38,03 37,34 38,561 Schwefel — — — 0,461 Manganoxydul und -oxyd . — — — 1,038 100,47 99,72 99,32 100,007 No. 1 ist Sohlendolomit (Cementsteiu) vom Redenschacht der Friedrichsgrube, schiefrig, lichtgrau, Bruch scharfkantig. No. 2 derselbe: kristallinisch, drüsig, grau, Bruch muschlig. No. 3 derselbe : derb, lichtgrau, Bruch muschlig. No. 4 Dolomit von demselben Fundort wie 3. Nach neueren auf der Friedenshütte ausgeführten Analysen enthält ein Dolomit vom Spesschachte der Friedrichsgrube: I. II. In Säuren unlöslichen Rückstand . . 0,60 5,18 Kalkerde 32,51 31,37 Magnesia 16,61 14,66 Kieselsäure Thonerde und Eisenoxyd . 7,06 5,58 In den unteren Bänken wechselt der Dolomit nicht selten mit Schichten von kohligem Letten ab, der infolge seines Gehaltes an Schwefelkies den Namen Vitriolletten erhalten hat. Eine solche von wenigen Centimetern bis über 1 Meter anwachsende Schicht findet sich auch fast stets als Grenze zwischen Dolomit und Sohlenstein. R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 53 Die bituminösen Stoffe sind zuweilen auch als schwache Bänke von Pechkohle ausgeschieden, die jedoch bei dein Mangel an organischer Structur eher als Asphalt auzuspreclien ist. Der im Hangenden folgende sog. Himmelwitzer Dolomit ist an dem ausserordentlich häufigen Vorkommen von Nullipora an- nulata kenntlich, welches ihm auch den Namen Nulliporendolomit verschafft hat. Seine Farbe ist grau bis gelblich, ln den oberen mergeligen Lasen ist er zuweilen oolithisch und schliesst auch O O O Conglomeratbänke ein. Der über ihm liegende mittlere Muschel- kalk ist durch einen mergeligen dünngeschichteten und ganz ver- steiuerungsleeren hellfarbigen Dolomit vertreten. Er bildet in der Trockenberger und Beuthener Mulde an vielen Stellen die obersten Schichten des Muschelkalkes, während der obere, übrigens häufie auch als Dolomit ausgebildete Muschelkalk sich dort nur in einzelnen unbedeutenden Schollen vorfindet. Dagegen ist dieser nördlich von Tarnowitz, wo er durch einen dichten Kalkstein ver- treten ist, am Bande der ihn überdeckenden Keuperschichten in seiner vollen Mächtigkeit von ca. 12 — 15 Meter vorhanden. Die im vorstehenden geschilderten Dolomite bilden die Aus- füllung der Trockenberger und der Beuthener Mulde und um- lagern ausserdem mantelförmig den Sohlensteinsattel zwischen Ptakowitz und Stolarzowitz. Von kleineren schollenförmigen Vor- kommen auf älteren Muschelkalkschichten besitzt nur das von Georgenberg nordwestlich von Tarnowitz einige Bedeutung. In der Trockenberger Mulde macht sich infolge ziemlich weit fortgeschrittener Denudationen über Tage eine Einsenkung der Mitte der Mulde gegen die Ränder bemerklich; dieselbe ist in Wirklichkeit noch bedeutender, da die Unebenheit durch Diluvial- sand etwas ausgeglichen ist. Dagegen befinden sich an den Rändern, besonders im Osten und Südosten einige hervorragendere Anhöhen, so der Silberberg und der Trockenberg, der überhaupt die höchste Dolomiterhebung des oberschlesischen Erzrevieres bildet. Er steht hinter dem höchsten Punkte unseres Gebietes, der schon erwähnten Anhöhe östlich von Radzionkau nur um wenige Meter an Höhe zurück. (Taf. XIII u. Taf. XV, Fig. 1.) In der Beuthener Mulde ist umgekehrt die Denudation an den Rändern gerade am 54 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. meisten fortgeschritten, es finden sich deshalb in der Mittellinie die höchsten Erhebungen, welche dort einen fast zusammenhängenden Zug bilden, der nach Norden und Süden sauft abfällt, (s. Taf. XIII und Taf. XV, Fig. 2 u. 3.) Man kann daher die auf dem Sohlenstein aufliegende Dolomitmasse einigermaassen mit einer cylindrischen Linse oder einem sehr flachen und langgestreckten Ellipsoide ver- gleichen. Sie erleidet an zwei Punkten bedeutende Unterbrechungen, erstens nördlich von Czeladz an der russischen Grenze durch den Brinitzafluss, zweitens bei Karf, westlich von Beuthen, durch einen ca. 300 Meter breiten, von Norden nach Süden verlaufenden Einschnitt von noch unbekannter Tiefe, der aber tief in den Sohlen- stein herunterreicht (s. Taf. XIII u. XIV). Derselbe prägt sich auch auf der Tagesoberfläche aus und lässt sich nach Norden über Radzionkau und Orzech bis Alt-Chechlau verfolgen. Zwischen den beiden ersten Orten ist er über Tage besonders deutlich aus- gebildet und würde noch mehr hervortreten, wenn er nicht theil- weise durch Diluvialsand ausgefüllt wäre. Er durchsetzt dort den Chorzower Kalk bis auf den bunten Sandstein herunter (s. Taf. XIII und Taf. XV, Fig. 1). Höchst wahrscheinlich ist er — wie oben (S. 42) erwähnt — als ein alter Schlotten- oder Flusslauf auf- zufassen, dessen südwestliche Fortsetzung im Thale des Beuthener Wassers bei Zabrze zu suchen ist. An den Rändern fällt die Oberfläche des Dolomits meist verhältnissmässig steil ab und bildet infolgedessen mit dem dort ebenfalls ziemlich steil nach der Mulden- mitte einfallenden Sohlenstein auf jeder Seite ein die Muldenränder begleitendes Thal (s. Taf. XIV und Taf. XV, Fig. 2). Im allge- meinen liegt die Tagesoberfläche der Beuthener Mulde etwas tiefer, als die der Trockenberger. 4. Die Entstehung des Dolomits. Für die Annahme Bischof’s, dass der Dolomit sich ursprüng- lich nicht als solcher aus dem Meere abgesetzt, sondern durch spätere Umbildung aus Kalkstein hervorgegangen sei, scheint kein zwingender Grund vorzuliegen. Eine nachträgliche Entstehung des Dolomits könnte man entweder durch Einwirkung von Chlor- R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 55 magnesium haltigen Wassern auf Kalkstein erklären, wobei eine Umsetzung in Chlorcalcium und Magnesiumcarbonat stattfindet, von denen das erstere in Lösung geht, während das letztere sich mit einem Theile des übrig bleibenden Kalkcarbonats zu schwer- löslichem Dolomit verbindet (reines MgC03 ist leichter löslich als CaC03), oder man müsste eine Anreicherung des fast stets im Kalkstein vorhandenen geringen Dolomitgehaltes durch dessen Auflösung in den obersten Schichten und Ausfällung durch den kohlensauren Kalk in den tiefer liegenden annehmen. Nun findet man jedoch über dem Dolomit au vielen Stellen, wenn auch we- niger im Erzgebiete, noch echten Kalkstein, nämlich den Rybnaer Kalk. Dieser hätte doch jedenfalls zuerst der Umwandlung an- heimfallen müssen. Man ist also gezwungen, diese schon in die Zeit vor der Ablagerung des Rybnaer Kalkes zu verlegen, indem man sie dem Chlormagnesiumgehalt des Meerwassers zuschreibt, dann ist es aber viel natürlicher, die Umsetzung für die Zeit der Entstehung selbst anzunehmen. Dass vor der Ablagerung des oberen Muschelkalkes eine Trockenlegung und Dolomitisirung der bereits abgelagerten Schichten stattgefunden habe, ist wohl kaum denkbar. Für eine ursprüngliche Bildung spricht auch die ziem- lich gleiche Mächtigkeit der Dolomit- und der entsprechenden Kalkschichten, sowie der dichte, an Höhlungen und Krystallaus- scheidungen arme Zustand des frischen graublauen Dolomits und die meist wohl erhaltenen organischen Einschlüsse desselben. li. Die Erze des oberschlesischen Muschelkalkes. 1. Die Lagerimgsverhältnisse der Erze im Allgemeinen. Die im oberschlesischen Muschelkalk auftretenden Erze be- stehen der Hauptsache nach in Bleiglanz, Zinkblende, Galmei (Zinkcarbouat), Markasit und Brauneisenstein. Dieselben bilden im Dolomit des unteren Muschelkalkes gewöhnlich mehr oder minder zusammenhängende, oft flötzartige Ablagerungen und zwar kann man meistens zwei übereiuanderliegeude Lager unterscheiden, das eine direct über dem Sohleustein, von demselben nur durch 56 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Obersclilesien. eine Schicht von Vitriolletten oder eine selten über 1 bis 2 Meter mächtige Dolomitbank getrennt, das zweite mitten im Dolomit in sehr wechselnder Höhe über dem ersten. Das obere tritt viel un- regelmässiger auf, als das untere; in der Trockenberger Mulde fehlt es sogar beinahe ganz. Beide sind theils rein bleiiscli und dann selten über einen Meter stark und dabei sehr absätzig, theils vorherrschend zinkisch, in welchem Falle sie in weit grösserer Mächtigkeit und mehr flötzartig zusammenhängend auftreten. Die erste Art gehört hauptsächlich der Trockenberger, die zweite fast ausschliesslich der Beuthener Mulde an. Beide bestehen übrigens durchaus nicht in ihrer ganzen Mächtigkeit aus compactem Erz, sondern dieses ist fast stets mit Dolomit verwachsen, der gewöhn- lich sogar die Hauptmasse der Lagerstätte bildet. Wo die Lager zinkisch sind, besteht das untere, abgesehen von seinem Aus- gehenden, meist aus Zinkblende nebst Schwefelkies und Bleiganz, das obere fast ausschliesslich aus sog. rothem Galmei, d. h. einem eisenschüssigen, zinkhaltigen Dolomit und etwas Bleiglanz. Der im Liegenden und Hangenden des unteren blendischen Lagers, sowie in diesem selbst auftretende Dolomit zeigt fast stets die ur- sprüngliche blairgraue Farbe, während er in der Nähe des han- genden Lagers gewöhnlich mehr oder weniger zersetzt ist. Ueber dem oberen Lager sind früher abgebaut worden und finden sich zuweilen noch ein oder mehrere meist nur nestartig auftretende bleiische Mittel. Am Ausgehenden vereinigen sich beide Hauptlager zu einem einzigen, das stellenweise bis zu 20 Meter Mächtigkeit anschwillt. Alsdann besteht es hauptsächlich aus rothem Galmei mit Bleiglanz. Es setzt auch häufig in Spalten und Schlotten in den Sohlen- stein herunter und wird dann mehr lettig, wobei in den äussersten Ausläufern auch der Eisenoxydgehalt zurücktritt. Infolgedessen nimmt es hellere Farben an und wird dann als weisser Galmei bezeichnet. Dieser findet sich übrigens auch bei ebener Sohle am Ausgehenden gewöhnlich unter dem rothen Lager. Wo er auftritt, fehlt die Dolomitbedeckung entweder ganz oder ist nur durch einzelne abgerundete Klötze vertreten, zwischen die sich das rothe Lager zum Theil hineinzieht, sowie durch eisenschüssigen R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 57 Letten, zuweilen auch durch mächtige Lager von erdigem Braun- eisenerz, das sich auch über dem Dolomit hinzieht, doch niemals von demselben bedeckt wird. Der weisse Galmei bildet auch in grösserer Entfernung von den Dolomiträndern im Sohlenstein und im Chorzower Kalk für sich bedeutende Ablagerungen. Er be- kleidet alsdann in ähnlicher Weise wie bei seinem Vorkommen unter dem rothen Lager die Wände steiler Mulden, Schlotten und Spalten im Kalkstein , meist von einem Haloysit einschliessenden Letten, dem sog. Dachletten bedeckt, über dem häufig noch ziem- lich festes Brauneisenerz lagert. Dieses hat gewöhnlich ebenfalls Lettenschichten zum Hangenden, die zuweilen eine grosse Mächtig- keit annehmen (siehe Taf. XVII, Fig. 4 — 6). Ein derartiges Eisen- erz tritt noch häufiger ohne Galmei in steilen Vertiefungen des Sohlensteines und Chorzower Kalkes auf (siehe Taf. XV). 2. Specielle Darstellung der einzelnen Erzlagerstätten. A. Die reinen Bleierzlager. Der Bleiglanz tritt in der Trockenberger Mulde zwischen den Dolomitbänken theils in compacten, jedoch meist sehr schwachen und wenig ausgedehnten Lagern, theils in unregelmässigen Stöcken und Knollen , auch in Krystallen (Oktaeder mit untergeordneten Würfelflächen) auf, oder er erfüllt in ähnlicher Ausbildung die Querklüfte des Gesteins (siehe Taf. XVII, Fig. 10). Oft enthalten auch die begleitenden Gesteinsbänke etwas Bleiglanz eingesprengt. Die Gesammtmächtigkeit der erzführenden Schichten liegt meist zwischen 0,25 und 0,50 Meter, seltener steigt sie bis zu 2 Meter. Gewöhnlich sind dieselben vom Sohlenstein durch eine ca. 0,5- — 1 Meter mächtige Dolomitbank, welche jedoch stellen- weise bis zu 4 Meter anschwillt, getrennt. Dieselbe wird von den Bergleuten im Gegensatz zu den hangenden Schichten, dem Dachdolomit, als Sohlendolomit bezeichnet. Seltener ruht das Erz direct auf dem Sohlenkalkstein auf. Wo Vitriolletten über diesem auftritt, fehlt die Erzführung nach Carnall bist stets. Der Sohlen- dolomit ist meist infolge weit fortgeschrittener Zersetzung stark zerklüftet, von lockerem Gefüge, brauner Farbe, zuweilen auch 58 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. drüsig; uocli mehr gilt das von den erzführenden Bänken selbst; auch der Dachdolomit ist gewöhnlich schon stark braun gefärbt, doch meist fester als der Sohlendolomit. Diese Art des Vor- kommens nennt man auf der Friedrichsgrube die feste Erzlage, im Gegensatz zur milden, in welche jene infolge weiter fort- schreitender Verwitterung des Dolomits nach dem Ausgehenden zu übergeht. Alsdann findet sich der Bleiglanz in einer Schicht von Eisenocker in Form von unregelmässigen Platten, Klumpen und Körnern, ab und zu in zusammenhängenden Lagen mit rauher und zerfressener Oberfläche (siehe Taf. XVII, Fig. 1, 2). Selten liegt über der milden Erzlage noch fester Dolomit, gewöhnlich fehlt er entweder ganz, in welchem Falle Letten, Brauneisenerz oder Diluvialsand das Hangende bilden, oder er liegt nur in ein- zelnen abgerundeten Blöcken darüber. Wo überhaupt der Bleiglanz in einer zusammenhängenden Lage vorkommt, ist diese gewöhnlich nur wenige Centimeter stark, an einigen Stellen hat sie sich je- doch auch über 1 Meter mächtig gezeigt, freilich immer nur auf kurze Erstreckung. Die milde Erzlage ist gewöhnlich reicher als die feste, sie ist fast überall schon abgebaut. Die mittlere Bleiglanzmächtigkeit innerhalb der Erzmittel beträgt nach Carnall’s1) Berechnung 6,5 bis 8,5 Millimeter, die erzführende Fläche 12 pCt. von der Gesammtfläche; doch war letzteres Verhältniss in den von den Alten bereits abgebauten Theilen jedenfalls günstiger. Der Silbergehalt beträgt nach Carnall in der milden Erzlage ca. 0,0332 pCt., in der festen nur ca. 0,0248 bis 0,0260 pCt. Das Silberausbringen wechselt je nach den Erzmitteln, es betrug im Etatsjahre 1879/80 0,053 pCt., 1880/81 0,048 pCt., 1881/82 0,051 pCt., 1882/83 0,0484 pCt., 1883/84 0,0440 pCt. Bei der Ver- hüttung der Erze hat sich auch ein geringer Kupfer- und Antimon- gehalt gezeigt. Neuerdings sind sogar äusserst geringe Spuren von Gold darin nachgewiesen worden. Die Menge desselben wurde im Jahre 1882 zu 0,123 Gramm in 1 Kilogramm Silber und zu 6,62 Milligramm in 1 Tonne Erz ermittelt, betrug also im l) Siehe Carnall, Der Strebebau auf der Bleierzgrube Friedrich, Zeitschr. f. d. Bg.-, H.- u. Sal.-W., Bd. 1, S. 10. R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 59 Silber 0,000123 pCt. und in den Erzen 0,000000662 pCt. Ausser Bleiglanz treten in der Trockenberger Mulde auf der Bleierzlage noch Markasit nnd Weissbleierz in ziemlicher Häufigkeit auf. Der Markasit findet sich in der festen Erzlage in unförmlichen zelligen Stücken, in denen man bisweilen kleine, säulenförmige, ober- flächlich in Brauneisenerz verwandelte Krystalle bemerken kann. Echter Schwefelkies fehlt gänzlich. Das Weissbleierz ist stets mit Bleiglanz verwachsen, aus dem es offenbar entstanden ist, und kommt meist in derber Ausbilduugsweise, seltener in säulen- förmigen Krystallen vor, zuweilen ist es auch infolge eines Thon- gehaltes erdig. Neuerdings ist auch wieder der bisher überhaupt nur auf der Friedrichsgrube nachgewiesene Tarnowitzit aufgefunden worden, ein bis zu 10 pCt. Blei enthaltender Aragonit von weisser bis hellgrüner Farbe, der in stengligen Aggregaten auf Bleiglanz aufsitzt und manchmal die rhombische Säule mit sehr spitzer Pyramidenendigung erkennen lässt. Die letztere ist nach Websky’s Untersuchungen zuweilen sehr flächenreich1). Eck erwähnt noch das Vorkommen von Vitriolblei, Grünbleierz und Rothbleierz. Was die Verbreitung der Bleierze innerhalb der Trocken- berger Mulde anbelangt, so ist sie am Ostrande viel ausgedehnter als am Westrande. Der Erzgehalt nimmt mit dem Einfallen ab und verliert sich merkwürdigerweise nach dem Muldentiefsten zu vollständig, ebenso fehlt er im Süden in der Muldenwendung. Besonders reiche Mittel sind früher bei Bobrownik, sowie zwischen Tarnowitz und Sowitz verhauen worden, wo sie in ganz flacher Lagerung innerhalb der milden Erzlage aufsetzten. Aehnliche Ablagerungen finden sich auch an mehreren Stellen des westlichen Theils der Beuthener Mulde, so im Miecliowitzer Reviere der Friedrichsgrube, wo sie auf dem nördlichen Mulden- flügel, jedoch schon nahe beim Muldentiefsten, in fast ganz horizontaler Lage auftreten, ferner am nördlichen Muldenrande bei Stolarzowitz. Dort sind die Erze merkwürdigerweise in Baryt eingewachsen, der theils compacte grobkrystallinische Bänke, theils x) Websky, Ueber die Krystallform des Tarnowitzits. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 9, S. 737. 60 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. faserige, nierenförmige Knollen im Dolomit bildet. Auch noch weiter westlich bei Rokitnitz, nordöstlich von Mikultschütz, ist die Bleierzlage durch Bohraufschlüsse nachgewiesen worden. Schliesslich ist noch das Vorkommen in der kleinen Georg,enbera,er Mulde zu erwähnen, an deren Rändern früher einzelne un- bedeutende bleiische Mittel abgebaut wurden. Im Miecliowitzer Reviere der Friedrichsgrube ist auch die obere Erzlage in fast rein bleiiscber Ausbildung vorhanden. Sie liegt dort ca. 20 — 30 Meter über dein Sohlenstein, ist jedoch noch viel schwächer und absätziger als die untere. Ueber dem oberen Zinkerzlager treten, wie schon erwähnt, in der Beuthener Mulde an mehreren Stellen noch einige Blei- glanznester auf, die zuweilen auch in ausgedehntere Lager über- gehen, so besonders auf dem Südflügel der Scharleyer Special- mulde auf den Gruben ßleischarley, Samuelsglück und Kramers- glück. Dort liegen sie meist in geringer Höhe über dem oberen Galmeilager in oft stark zersetztem, mitunter auch lettigem und sandigem Dolomit und bestehen aus kleinen Knollen, Krystallen und Körnern, die sich schnurförmig zu vielen schwachen Lagen anordnen und oft von braunen Zinkblendekryställchen überzogen sind. Zuweilen finden sich auch mehrere derartige Lager über- einander. Der Bleiglanz zeichnet sich hier durch einen verhält- nissmässig hohen Silbergehalt aus , der nach Runge bis auf 0,15 pCt. steigt. Hierher scheinen auch die noch weiter östlich bei Gr. - Dombrowka in früheren Jahrhunderten in grosser Aus- dehnung abgebauten Vorkommnisse zu gehören. B. Zinkerzlager, a) Die Mineralien. Die Ziukblende ist in den reinsten Varietäten feinkörnig- krystallinisch , zum Theil faserig oder stenglig, und von roth- brauner, brauner oder schwarzer Farbe, dabei oft stark glänzend. Ebenfalls sehr rein ist die sog. Schalenblende, eine dichte matte Art, von gelblich weisser bis brauner Farbe, von der sich bei der Verwitterung häufig dünne Lamellen ablösen. Beide Arten gehen R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. Q] in einander über und treten nicht selten in Knollen, stalaktitischen und traubigen, auch platten förmigen Gebilden auf, oft in abwech- selnden Schichten mit Bleiglanz und Markasit verwachsen. Den Kern bildet dabei oft ein Dolomitbrocken. In der Mitte befindet sich auch bisweilen eine Höhlung, die vielleicht von einem aufge- lösten Dolomitkern herrührt. Die oberste Schicht ist nicht selten mit kleinen Blendekryställchen bedeckt, in denen mau unter der Lupe deutliche Oktaeder (d. li. Tetraeder mit Gegentetraeder) erkennt. Grössere Krystalle sind bisher noch nicht gefunden worden. Auf den kleinen Kryställchen sitzen manchmal bis zu mehreren Centimetern grosse Bleiglanzkrystalle. Besonders schöne Stücke dieser Art finden sich auf der Mariegrube bei Miechowitz. Wo die Zinkblende in grösseren Massen vorkommt, bilden die nierenförmigen Gebilde derselben zuweilen ein vollständiges Netz- werk mit einer Menge kleinerer und grösserer Drusen. In den grösseren finden sich ab und zu grosse Stalaktiten von Blende. Diese Ausbildungsweise sah Verfasser sehr schön auf der Grube Bleischarley, wo mehrere bis 5 Meter hohe Abbaustösse fast voll- ständig aus reiner Zinkblende bestanden. Nicht selten herrschen auch kugelige Formen vor, die durch ein mehr oder minder festes Bindemittel von Zinkblende verkittet erscheinen. In diesen ist die Schalenblende besonders häufig. Sehr interessant wird diese Art bei eintretender Verwitterung. Alsdann verwandelt sie sich meist in zellige Gebilde, dereu Wände vorwiegend aus dem in Zinkspath übergegangenen Bindemittel bestehen, während der aus Schalenblende oder Bleiglanz bestehende Kern sich infolge fort- schreitender Verwitterung ablöst, so dass er beim Zerschlagen der Stücke herausfällt. An solchen Kernen von Schalenblende sind die sich abschälenden dünnen Lamellen sehr gut zu beobachten. Das Innere der Zellenwände ist ott mit schönen Krystallen von Weissbleierz, Zinkspath und Kieselzinkerz bedeckt. Dieses Vor- kommen ist besonders auf der Grube Helene sehr verbreitet, so- wohl in frischem wie in verwittertem Zustande. Sehr häufig ist die Blende auch in derben oder porösen Massen regellos mit Blei- glanz, Markasit und Dolomit verwachsen. Von reinen Varietäten ist noch die zuweilen vorkommende mulmige Blende zu erwähnen, 62 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. die aus einem losen Aggregat winzig kleiner Kryställchen besteht. Nach Dr. Kosmann enthält sie auf Mariegrube 58 pCt. Zink. Vielfach findet sich die Blende auch innig mit den Carbonaten von Kalk, Magnesia, Eisen und Zink gemengt, ein Vorkommen, welches man mit dem Namen dolomitische Blende bezeichnet hat, der indessen insofern nicht passend gewählt ist, als das Schwefel- zink stets gegen die übrigen Bestandteile zurücktritt und ferner Kalk und Magnesia oft fast ganz fehlen. Das Erz ist grobkörnig bis dicht, oft auch drüsig und zellig und mit vielen kleineren und grösseren Dolomit- Zinkspathrhomboedern erfüllt. Alsdann ist es schon reicher an Kalk- und Magnesiumcarbonat und bildet einen Uebergang nach Dolomit. Mehrere von Dr. Kosma xn ausgeführte Analysen ergaben im Durchschnitt !) ZnO FeO Zn s co2 Rest verbunden zu: 27,97 ZnC03 46,89 21,74 FeC03 35,02 8,70 ZnS 13,00 4,30 Gfesammtzinkgehalt 31.15 pCt. 32,20 5,08 (Thon und Magnesia) 99,99. In grösseren Mengen wird das Erz besonders auf den Gruben Neue Helene-Cäcilie, und Bleischarley gefördert. Merkwürdig ist auch sein Vorkommen im Dolomit über der Bleierzlage zwischen Tarnowitz und Sowitz, wo es sich auch vielfach auf alten Blei- und Eisenerzhalden findet. Der rothe Galmei besteht, wie schon erwähnt, der Haupt- sache nach aus einem mehr oder minder eisenschüssigen, Zinkcar- bonat enthaltendem Dolomit. Er ist meist ziemlich unansehnlich, dicht oder porös und von gelber oder schmutzigrother Farbe. Häufig ist er, wie der Dolomit, von vielen Klüften und Drusen durchzogen. Er bildet vielfach Uebergänge in gewöhnlichen Do- o o r5 o 9 s. Kosmann, Notizen über das Vorkommen oberscblesischer Mineralien. Zeitschr. d. 0. S. Bg.- und Hiitt. -Ver. 1882. R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 63 lomit uud lässt sich gegen diesen überhaupt nicht scharf be- grenzen. Ebenso ist er oft nur bei grosser Uebung von demselben zu unterscheiden. Einen Anhalt bietet besonders das höhere Ge- wicht und die grössere Härte, sowie ein schärferer Ton, den er beim Kratzen mit der Haue hören lässt. Bei einem unter 10 pCt. sinkenden Zinkgehalt ist er bei der augenblicklichen Lage der In- dustrie gewöhnlich nicht mehr mit Gewinn zu verhütten. In den reineren Varietäten hat er übrigens oft eine ähnliche Ausbildungs- weise, wie manche Zinkblenden, besonders ist die Aehnlichkeit der Drusenräume zuweilen auffallend. A. Lindner fand im rothen Galmei der Grube Neue Helene: No. 1. 2. 3. h2o .... . 8,29 4,35 2,72 co2 .... . 25,70 24,66 33,08 Si02 .... . 4,04 5,74 1,82 Fe203 .... . 12,08 12,41 15,79 ZnO .... . 40,46 39,05 15,94 CaO .... . 5,23 9,17 20,73 MgO .... . 3,91 4,33 9,79 99,71 99,71 99,87 Zn ..... . 32,50 31,38 12,73 Zusammengesetzt zu : CaC03 .... . 9,34 16,38 37,02 MgC03 . . . . 8,21 9,12 20,56 ZnC03 .... . 45,39 36,12 17,00 Zn2Si04 -+- H20 . 14,12 14,50 18,07 Feuchtigkeit . . 6,43 0,54. Als weissen Galmei bezeichnet mau gewöhnlich einen zink- haltigen, an Eisenoxyd ärmeren und infolgedessen meist grauen Letten mit einem in ähnlichen Grenzen, wie beim rothen Galmei sich bewegendem Zinkgehalt. In diesem finden sich einzelne feste, reinem Zinkspath oft nahe kommende Lagen oder lose Stücke von mannigfaltigster Ausbildungsweise. Derbe feste Stücke wechseln ab mit zerfressenen, drüsigen und zelligen, sowie mit oolithischen, 64 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Ob er Schlesien. traubigen und kugeligen Gebilden. Die letzteren beiden Ausbil- dungsweisen zeigen sich meist als Ueberzüge auf der Oberfläche dichter und zerfressener Stücke, sowie in Zellen und Drusen. Schöne Vorkommnisse dieser Art lieferte besonders die Grube Mathias bei Radzionkau *). Dort fanden sich die Stücke an der Oberfläche wie in den Drusen nicht selten mit kleinen weissen oder wasserhellen Kügelchen mit schuppenartiger Oberfläche be- deckt, die sich bei dichterer Anhäufung zu einem traubigen Ueber- zuge zusammenschliessen. Zuweilen sieht man an ihrer Stelle auch deutliche, bis zu mehreren Millimetern grosse Zinkspath- rliomboeder, die sich durch stark gewölbte Flächen auszeichnen und, da sie stets nur mit einer Hälfte ausgebildet sind, fast wie reguläre Tetraeder aussehen. Sie erscheinen ebenfalls wie aus Schuppen zusammengefügt und zeigen durch Uebergänge in die beschriebenen Kügelchen einen genetischen Zusammenhang mit diesen. Es scheint, als ob sich die letzteren bei weiterem Fort- wachsen zu vollständigen Krystallen ausbildeten. Beide Arten be- stehen jedenfalls aus vielen kleinen Krystallindividuen mit glatten Flächen, die die schuppenartige Oberfläche hervorrufen. Zwischen und unter den Kügelchen sitzen übrigens meist noch winzige Kry- stalle von Kieselzinkerz mit stark glänzenden Flächen. Auf der Elisabethgrube bei Miechowitz kommt Zinkspath in porösen braunen Platten vor, deren Oberfläche mit einem traubigen wasserhellen Ueberzüge desselben Minerals bedeckt ist. Auf jener Grube sind ferner Concretionen der mannigfachsten Form, Mergelpuppen ähn- lich, nicht selten. Krystallisirter Zinkspath kommt übrigens auch im rothen Galmei vor, wenn auch seltener, wie im weissen. Auch die oben beschriebenen Zellen wände, die sich bei der Verwitte- rung von Schalenblende bilden, zeigen ab und zu an der Ober- fläche hervorragende Endigungen kleiner Zinkspathrhomboeder. Zuweilen finden sich in diesen Zellen noch Zinkspäthe anderer Art, z. B. solche von dunkelbrauner Farbe in kleinen kugelförmigen Aggregaten, die wie die eben erwähnten nach Dr. Kosmann eine Der Betrieb im Felde Mathias ist seit einiger Zeit eingestellt, geht aber noch auf Nachbargruben auf derselben Lagerstätte um. R. Althams , Die Erzformation des Muschelkalks in Obersciilesien. 65 bedeutende Menge von Eisen, Mangan und Kalk enthalten J). Auf diesen sitzen dann wieder etwas grössere garbenförmige und kugelige Gebilde von weissem Zinkspath. Reines Kieselzinkerz kommt nur sehr selten in grösseren Stücken vor, meist findet es sich in feinen Ueberzügen oder als Beimengung von Zinkcarbonat und anderen Erzen. In Ober- schlesien wird allerdings häufig Zinkspath damit verwechselt. Deutlich erkennbare Krystalle sind ebenfalls ziemlich selten. Am besten konnte ich solche auf der Neuen Helenegrube in einer kleinen Druse im rothen Galmei erkennen. Sie haben dort die nachstehende Form (Fig. 1): 9 = a : b : : ooc, r = co a : b : c b = oo a : b : : oo c, p — a : : oo b : 3 c o = a : oo b : : c. Sehr kleine tafelförmige Krystalle fand Verfasser ferner zu- sammen mit Weissbleierz auf weissem Galmei der Grube Redlich- keit bei Radzionkau (s. obenstehende Fig. 2). Sie zeigen dort die Flächen: g = a : b : oo c, p = a i oo b : 3 c, b — co a : b : co c, c = co a : oo b : c , o — a : cob : c, m — co a : b : 3 c. b s. die oben citirte Arbeit von Dr. Kosmann. Jahrbuch 1891. [5] 66 R. Althans, Die Erzformation cles Muschelkalks in Oberschlesien. In grösseren Mengen ist Kieselzinkerz zuweilen in feinster Vertheilung im Galmei oder Letten eingesprengt, besonders auch in Halloy sit auf der Mathiasgrube, der dort in Platten oder un- regelmässigen Stücken im weissen Galmeilager liegt. Er bildet eine dichte opalartige Masse (Härte 1 — 2) von weisslicher, hell- grüner oder rothbrauner Farbe und zeigt vielfache Uebergänge in braunen oder grauen Letten oder weissen Thon. Mitunter ist er auch zinkfrei, gewöhnlich enthält er jedoch circa 20 bis 30 pCt. Zink. Ausser Thonerde und Zinksilikat lassen sich in den helle- ren Varietäten noch kleine Mengen von Kalk, Magnesia, Eisen und Mangan, sowie eine sehr geringe Spur von Kupfer nach- weisen. Oft ist er von vielen mit Zinkspath erfüllten Spalten durchzogen, die manchmal in solcher Menge in ihm auftreten, dass er ganz gegen jenen zurücktritt. Auch auf der Elisabeth- grube kommt Halloysit vor, jedoch meist in mehr lettiger Aus- bildung. Dort enthält er auch deutliche Brocken und Schnüre von reinem Kieselzinkerz. Der weisse Galmei ist zuweilen durch Manganoxyde (Pyro- lusit, Wad, Psilomelan) grau oder schwarz gefärbt. Oefter scheiden sich diese Erze vollständig in Dendriten oder in grösseren Partien aus, so kommt besonders Psilomelan zuweilen in feinen nieren- förmigen Ueberzügen vor. Auch werden ab und zu Stücke ge- fanden, die infolge einer Beimischung von Mangancarbonat röth- liclie Färbung zeigen. Selten ist in den weissen Galmeilagern das Vorkommen von traubigen, schön rosenrothen Stücken von reinem Manganspath. Das Weissbleierz besitzt auch auf den Zinkerzlagerstätten eine ziemlich grosse Verbreitung. Sehr schöne glänzende, mehrere Millimeter grosse Krystalle kommen auf der Grube Neue Helene in dem oben beschriebenen zelligeu Galmei vor. Sie sind dort meist nach der u-Axe gestreckt, während die Flächen der auf- rechten Säule sehr zurücktreten. Oft sind sie mit denselben zu herzförmigen Berührungszwillingen verwachsen, von denen die nebenstehenden Skizzen eine Anschauung zu geben suchen t = a : b : c, s = oo a : 2 b : c , m — a : b : ao c, u = oo a : b : 2 c, b = oo a : b : oo c. R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 67 Aehnliche Formen finden sich auch auf der Grube Neue Fortuna bei Beutheu, zuweilen in Exemplaren von mehr als 1 Centimeter Länge. Auch tafelförmige und gestrickte Formen, sowie grössere krystallinische Stücke sind dort nicht selten. Nebenbei mag bemerkt werden, dass auf jener Grube auch con- centrisch-strahliger Aragonit vorkommt. Sehr schön ist ein st.eng- liges schneeweisses Weissbleierz, das sich mitunter in taust- bis kopfgrossen Stücken im Letten über dem weissen Galmeilager, sowie im Brauneisenerz findet. Auf der Elisabethgrube tritt im Dachletten neben Schnüren von gewöhnlichem, krystallisirten, derben und erdigen Weissbleierz auch durch fein vertheilten Blei- glanz grau bis schwarz gefärbtes auf. Daneben finden sich auch jene merkwürdigen Pseudomorphosen nach Hornbleierz, lose tetra- gouale Krystalle, an denen eine sehr spitze Pyramide, ein ditetra- gonales Prisma und die gerade Endfläche vorherrschen. Zuweilen besteht der Kern auch noch aus unzersetztem Hornbleierz *). Der Schwefelkies tritt in der Blendelage in weit grösserer Menge als in der reinen Bleierzlage, jedoch ebenfalls nur in der rhombischen Form, als Markasit, auf. Die grösste Verbreitung besitzt er auf dem Südflügel der Scharleyer Specialmulde, auf den Gruben Bleischarley, Samuelsglück und Kramersglück, wo er meist concentrisch - faserige Knollen oder Stalaktiten bildet oder der- artige Gebilde von Blende und Bleiglanz in dicken Schalen um- ö O l) s. Krug v. Nidda, Ueber das Vorkommen des Hornbleierzes u. s. w. in Oberschlesien. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 2, S. 126. [5*] 68 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Obersclilesien. giebt. In einem von Hrn. Dr. Mikolayczak für diese Arbeit giftigst überlassenem Stücke von Bleischarley finden sich merk- würdigerweise auch Einschlüsse von späthigem, durchsichtigem Gyps. Ferner erscheint der Schwefelkies in dicken, nicht selten lagerartig werdenden Platten , die zuweilen bis zu mehrere Meter mächtigen Nestern und Lagern anschwellen, wie auf den Gruben Bleischarley, Aufschluss, Neuhof und Apfel. Auch wech- selt er in schwachen Schichten mit Bleiglanz und Blende ab, oder ist mit diesen unregelmässig verwachsen. Die Ursache des aus- schliesslichen Auftretens der rhombischen Form des Schwefel- kieses schreibt Dr. Kosmann einem oft bis zu mehreren Procenten steigenden Arsengehalte zu. Auffällig ist auch eine Beimischung von Thonerde und Kalksilicat, sowie geringe S[ mreu von Nickel- kies. Zwei von Dr. Kosmann ausgeführte Analysen ergaben : Apfel Bleischarley Eisen . . 43,51 44,27 Nickel . . 0,25 0,185 Blei . . 0,51 0,124 Zink ..... . . 0,078 0,147 Arsen . . 2,12 0,71 Schwefel .... . . 48,55 50,15 Kieselsäure . . 1,32 1,30 Thonerde .... . . 0,89 0,87 Kalkerde .... . . 2,78 2,06 100,008 99,816 oder: Schwefelkies FeS2 . . 89,32 93,74 Arsenikkies FeAsS . . 4,60 1,54 Nickelkies NiS . . . . 0,39 0,287 Zinkblende ZnS . . 0,116 0,219 Bleiglanz PbS . . . 0,59 0,143 Silicat CaAlSiOß . . . 4,99 4,23 100,006 100,159 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 69 b) Lagerungsverhältnisse und Verbreitung der Zink- erzlager. «) Das Blendelager. Das Blendelager zieht sich auf dem Nordflügel der Beuthener Mulde fast ununterbrochen in einer Erstreckung von beinahe einer Meile von Brzosowitz an der russischen Grenze bis zu dem quer durch die Mulde laufenden Einschnitt bei Karf. Jenseits desselben ist es bisher nur auf der Grube Maria und in unbe- deutender Ausbildung an einzelnen Punkten nachgewiesen worden und wird zum Theil durch die Miechowitzer Bleierzlage vertreten, ln vorzüglicher Beschaffenheit tritt es besonders im östlichen Theile des nördlichen Muldenflügels auf den Gruben Cäcilie und Neue Helene auf (siehe Profil 1 auf Taf. XVI). Es wird dort allerdings selten über 2 Meter mächtig, zeichnet sich jedoch durch grosse Reinheit und einen hohen Bleiglanzgehalt aus, während Schwefelkies mehr zurücktritt, was natürlich seinen Werth sehr erhöht. Nach dem Ausgehenden zu geht es allmählich in rothen Galmei über. Die einzelnen Blendestücke sind dann oft mit einer Galmeischicht überzogen. Schon erwähnt wurden die in jener Region auftretenden zelligen, in Galmei verwandelten Stücke mit losen Kernen von Schalenblende und Bleiglanz. Weiter westlich ist das Blendelager neuerdings auf den Gruben Aufschluss, Neuhof und Neue Victoria aufgeschlossen worden. In grosser Mächtigkeit und Ausdehnung war es auf dem Südflügel der Scharleyer Mulde, sowie auf dem sich ihr im Süden anschliessenden Sattel ent- wickelt. Es war dort in den Feldern der Gruben Bleischarley und Samuelsglück bis zu 12 Meter mächtig, doch wird sein Werth durch den geringen Bleiglanzgehalt, sowie durch eine starke Beimengung von Markasit, der die Blende zuweilen fast ganz verdrängt, sehr herabgedrückt. Stellenweise kommen jedoch, wie schon oben erwähnt, auch sehr schöne reine Mittel vor. Auch noch weiter im Osten ist das Lager auf der Grube Rosalie er- schlossen worden, wird jedoch vorläufig infolge starker Wasser- zuflüsse noch nicht abgebaut. Auf der westlichen Fortsetzung des Sattels wird es am Nordabhange im Felde der Gruben Neue 70 F- Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. Eurydice, Neue Fortuna, Ursula und Friedrich Carl gebaut, be- steht dort aber fast ganz aus Schwefelkies und enthält nur unter- geordnet Blende, ist ausserdem auch sehr absätzig. Der darüber- liegende Dolomit enthält zuweilen Bleierze eingesprengt. Auf der Grube neue Fortuna tritt das Lager am Südabhange des Sattels bereits in die Nähe des Südrandes der Hauptmulde und geht dort in bleiglanzhaltigen Brauneisenstein über, der offenbar aus Schwefelkies entstanden ist. Im weiteren Verfolge des Süd- Hügels der Beuthener Mulde nach Westen findet es sich auf den Gruben Roccoco, Aufschluss, Apfel und jenseits der Auswaschung bei Karf, auf Maria, wieder mit reicherem Blendegehalte, vor. Besonders auf der letzteren werden sehr schöne, bleiglanzreiche Mittel abgebaut, die jedoch nach dem Muldentiefsten zu ver- schwinden. Im östlichen Theile der Beuthener Mulde scheint das Blendelager auf dem Südflügel ganz zu fehlen. Bemerkens- werth ist der geringe Silbergehalt des in dem Blendelager auf- tretenden Bleiglanzes. Derselbe betrug auf der Grube Neue Helene im Jahre 1882/83 im Durchschnitt nur 0,0043 pCt., war also 10 mal geringer, als in den Bleierzen der Friedrichsgrube, welche 0,0484 pCt. enthielten. Die Erscheinung erklärt sich vielleicht durch die grössere Verwandtschaft des Silbers zum Zink, die ja auch zur Entsilberung des Werkbleies benutzt wird. Es würde daher das Silber in der Blende zu suchen sein, in der es auch wirklich mehrfach nachgewiesen worden ist. Die Menge o o desselben ist natürlich infolge der Vertheiluug in der grossen Blendemasse stets nur verschwindend klein. ß ) Das obere Galmeilager. Auf allen im vorstehenden angeführten Gruben tritt auch das obere Zinkerzlager in grösserer oder geringerer Mächtigkeit auf. Auf Maria und Apfel erreicht es allerdings fast nirgends einige Bedeutung, dagegen ist es auf dem Nordflüge] der Beu- thener Mulde in grosser Ausdehnung abgebaut worden, besonders auf den Gruben Neue Victoria, Paul Richard, Neuhof und Ru- dolf. Es liegt dort ca. 30 Meter über dem Blendelager mit einer 1 Meter selten übersteigenden Mächtigkeit. Der Gehalt an Blei- R. Althans. Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 71 glanz ist meist nicht sehr hoch; so beträgt er auf Grube Neuhof nur 3 — 4 pCt. des Fördergutes, dafür ist jener jedoch durch den höchsten Silbergehalt unter allen oberschlesischen Erzen ausge- zeichnet. Derselbe betrug im Jahre 1882/83 auf Neue Victoria 0,101 pCt., auf Rudolf 0,113 pCt., auf Neuhof- Westfeld 0,100 pCt., auf Neuhof- Ostfeld 0,113 pCt. Weiter nach Osten zu steigt die Mächtigkeit des Galmeilagers, während das Mittel zwischen dem Blendelager und jenen sich bedeutend verschwächt. Auf Neue Helena und Cäcilie ist es meist nur wenige Meter stark; weiter im Süden auf Bleischarley und den benachbarten Feldern liegt das obere Lager sogar meist direct in einer bis zu 10 Meter steigenden Mächtigkeit auf dem Blendelager. Die Bleierze sind hier hauptsächlich auf einzelne Stellen des Lagers concentrirt und ziehen sich zuweilen auch in den hangenden Dolomit hinein. Mehrere Meter weiter im Hangenden folgen dann die oben be- reits näher beschriebenen Bleiglanznester. y) Die rotlien Galmeilager am Ausgehenden des Blendelagers. Das stockartige Lager, zu welchem die beiden Erzlager, wie schon bemerkt, sich an den Muldenrändern vereinigen, ist am Nordrande auf den Gruben Cäcilie, Scharley und Wilhelmine in einer Mächtigkeit bis zu 20 Meter abgebaut worden und jetzt fast gänzlich verhauen. Im Liegenden ging es in weissen Galmei über, der sich in tiefe Spalten und Schlotten von sehr unregel- mässiger Form in den Sohlenstein herabzog (siehe Runge, Anhang zu Römer’ s Geologie von Oberschlesien, Taf. XIV). Fast ebenso bedeutend war es am Südrande der Mulde auf den Gruben Therese, Apfel, Maria und Elisabeth. Dort trat es nur viel unregelmässiger auf und erfüllte be- sonders noch weit grossartigere Schlottenbildungen im Sohlenstein, in denen es in der Mitte meist als rother, an den Wandungen als weisser Galmei auftrat. Dieselben setzten bis zu einer Tiefe von 87 Meter herunter, erweiterten sich zum Theil auch nach unten zu und zogen sich zuweilen auf grosse Erstreckungen sogar horizontal unter den oberen Sohlensteinschichten fort (s. Taf. XVI und Runge Taf. XIV). 72 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. Die oberbergamtliche Sammlung; erhielt durch den früheren Be- triebsführer der Grube, jetzigen Bergverwal ter Nasteyn czik zuFran- schacht bei Wolfsberg in Steiermark neben vielen anderen werth vollen, zum Theil an die Königliche Geologische Landesanstalt zu Berlin ab- gegebenen Stufen aus der Grube Mathias zwei charakteristische Be- weisstücke. Diese bestehen in ganz gleichartigen, Menschenfüssen bis zur Wade ähnlichen Gebilden. Eine sehr muschelreiche Lage bildet die Fusssohlen, der darüber liegende, über dem Fusse schlanke Theil aus krystallinischem Kalkstein ist nach oben ver- breitert, brückenpfeilerartig vorn und hinten zugeschärft und parallel der Schichtung gerieft. Nur rasch strömendes Wasser kann eine solche Bildung hervorgebracht haben. Offenbar sind es erhalten gebliebene Pfeilerchen zwischen engen verzweigten Wasserkanälen im Kalkstein. Die oben erwähnte nordsüdliche Gebirgsschlucht läuft in dem Thale von Badzionkau aus , wo der Buntsandstein zu Tage tritt; an dem südöstlichen Gehänge dieses Thaies liegen die Gruben Mathias, August und Hugo dicht nebeneinander. Der Zusammenhang der Doline von Mathias mit jener Gebirgs- schlucht erscheint hiernach zweifellos. Aber auch die trichter- und keilförmig tief an dem westlichen Gehänge des Rad- zionkauthales in den Sohlenkalk eingesenkten Galmeilagerstätten der Gruben Unschuld, Redlichkeit und Schoris sind höchst wahr- scheinlich als ganz ähnliche, mit besagter Gebirgsschlucht zu- sammenhängende Dolinenbildungen zu erachten. 8) Die weissen Galmeilager. Auf Elisabeth (s. Taf. XIV und XVI Profil 4) tritt der rothe Galmei bereits hinter dem weissen zurück. Eiue der dort auf- geschlossenen Spalten hatte eine Länge von 320 Meter, eine Breite von ca. 24 Meter und stellenweise eine Tiefe von über 20 Meter; sie fand ihre Grenze an der Sohlensteinauswaschung bei Karf. Bei einem schachtartig in die Tiefe setzenden Schlott von 16 Meter Durchmesser bildete der Galmei ein dicht an Kalkstein anliegendes Lager von ziemlich constanter Mächtigkeit (ca. 1 Meter), über welches sich eine ca. 3 Meter mächtige Schicht von Dach- R. Althams, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 7 3 letten anlegte, während die Mitte von Sand ausgefüllt wurde. Von den Rändern aus zog sich das Galmeilager horizontal weiter fort *). Derartige Bildungen, wenn auch nicht immer so tief und steil, sind über einen grossen Theil der älteren Muschelkalk- schichten in zahlloser Menge verbreitet, und treten oft in grosser Entfernung von den Dolomiträndern auf. Die meisten liegen in der Umgegend von Radzionkau östlich und südlich von der Trockenberger Mulde (s. Taf. XV Fig. 1). Am südöstlichen Rande derselben, doch meist schon ausserhalb der Dolomitregion, finden sich zunächst neben weissem Galmei, Bleiglanz und Weiss- bleierz noch einige Vorkommnisse von rothem Galmei. Auf den- selben liegen die meist schon verlassenen Baue der Gruben Gustav, Karolinenwunsch, Trockenberg, Bescheertglück, Schoris u. a. (s. Taf. XV, Fig. 4 — 6). Weiter im Osten folgen, fast nur weissen Galmei und Eisenerze, seltener Weissbleierz führend, die Gruben Eva, Unschuld und Redlichkeit bei Danielitz (s. Taf. XV, Fig. 1 und 8). Auf letzterer Grube haben sich auch Sphärö- siderite und merkwürdigerweise noch vereinzelte Knollen von Zinkblende sowie Kieselconglomeratblöcke mit einem aus Schwefel- kies, Bleiglanz und Blende bestehenden Bindemittel gefunden. Oestlich von Radzionkau liegen die Gruben Flugo (s. Taf. XV, Fig. 1 und 7) August und Mathias; die letztere war wohl die bedeutendste aller weissen Galmei führenden Gruben. Derselbe liegt dort in mehreren ziemlich breiten und tiefen muldenförmigen Auswaschungen des Kalksteines, die an einigen Stellen ebenfalls sehr steile Ränder haben (s. Taf. XV, Profil 1 und 7). Merk- würdigerweise zeigen dort die Kalksteinschichten zuweilen ein mit den Abhängen der Mulde cöncordantes Einfallen, so dass man glauben könnte, wirkliche Faltungsmulden vor sich zu haben Die Erscheinung erklärt sich jedenfalls durch ein Einsinken der obersten Schichten in darunterliegende Höhlungen. Das Galmei- lager tritt theilweise ziemlich flötzartig auf in einer durchschnitt- lichen Mächtigkeit von 2 — 5 Meter, die jedoch bis zu 10 Meter P v. Krüg, Zeitsch. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 2, S. 221. 74 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. steigt. Zuweilen liegen auch mehrere Lager übereinander, ge- trennt durch dünne Kalksteinbänke. Diese sind jedoch stets mehr oder weniger zerklüftet und sehr absätzig, so dass man sie eher als Einlagerungen im Galmei betrachten kann (s. die unten folgenden Gebirgsnotizen vom Adlerschacht). In der Mitte werden die Mulden von Lettenmassen erfüllt, die bis zu 30 Meter mächtig werdeu. Einige Schächte haben bereits in geringer Teufe unter dem Erzlager die rothen Sandsteine und Letten des bunten Sand- steins angetroffen und es ist deshalb wohl nicht ausgeschlossen, dass die Galmeilager zum Theil schou in den Dolomitmergeln des Röth liegen. Es wird dies noch wahrscheinlicher, wenn man das häufige Vorkommen dichter mergeliger Kalksteine und rother Letten über und dicht unter dem Galmeilager berücksichtigt. o n Zur Erläuterung mögen neben den Aufschlüssen, Anhang 1, No. 8, die folgenden Gebirgsnotizen dienen: W altherschacht. Aufsattlung und grüner Sand ... 4 Meter. gelber Letten 2 » Kalksteingeröll und Kalkstein . . . 3,5 » fester Mergel 18 » eisenschüssiger Letten 4,5 » fester Mergel 3 » grauer Stein 0,5 » fester Mergel 4,5 » grauer Stein 0,5 » fester Mergel 1,5 » 42 Meter. Adlerschacht. Aufsattlung und Boden 2 Meter gelber Sand und Letten 12,75 » Galmeilager 3,25 » Sohlenstein 1 » Galmeilager 2 » Latus 21,00 Meter H. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 75 Transport 21,00 Meter Sohlenstein 1,5 » fester Galmei 3 rachlicher Kalkstein 1 (vielleicht cavernöser Kalk) Kalkstein mit Lager 1 » später nachgeteuft in Kalkstein und Letten 11,5 39,00 Meter. Paläontologisclie Beweise für die geäusserte Ansicht sind allerdings bisher noch nicht erbracht worden , auch wird von Dr. Kosmann die Zugehörigkeit der zunächst unter dem caver- nösen Kalk auftretenden Schichten zum Roth bezweifelt. Südlich von Radzionkau liegen noch die Gruben Bully Castle, Emilie Luise, Karl Gustav, Minerva, Katzenberg u. a. Eine zweite Reihe derartiger Vorkommnisse von weissem Galmei liegt um den Sohlensattel zwischen Ptlakowitz und Stolarzowitz herum; unter den auf ihnen bauenden, ebenfalls schon vielfach auflässigen Gruben sind hervorzuheben: Clara, Erica, Verona, Hippolyt, Alexanderblick. Auf dem Südrande der Beutliener Mulde kommen Ablagerungen von weissem Galmei nur westlich von Beuthen vor, auf deren wichtigsten die Baue der schon erwähnten Elisabeth- grube umgehen; ausserdem sind nur noch einige unbedeutende Gruben zu erwähnen, wie Gottes-Segen, Emilie Valeska, Guido. C. Die Eisenerzlager. Der Brauneisenstein ist meist erdig und mit Thon und Kalk verunreinigt, auch enthält er oft etwas Zinkcarbonat, Bleiglanz und Weissbleierz. Ausserdem finden sich darin zuweilen Knollen von dichtem Brauneisenerz, manchmal mit einem inneren Kern von Schwefelkies, auch Rotheisenstein, Dolomitklötze und Horn- steinknollen. Er bildet meist unregelmässige, nesterartige, stets ungeschichtete Lager von sehr wechselnder Mächtigkeit, die mit- unter bis auf 20 Meter steigt (s. Taf. XVII, Fig. 7). Die meisten und bedeutendsten finden sich an den Rändern der Dolomitmulden, 76 R. Althass, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. entweder auf dem Sohlensteiuletten aufruhend , oder über den Dolomit übergreifend, doch ist der unter ihnen anstehende Dolo- mit gewöhnlich nur von geringer Mächtigkeit, andernfalls sind sie selbst nur unbedeutend. Häufig greift das Erz in die Spalten des Dolomits hinein, besonders am Ausgehenden, wo er nur noch aus einzelnen, lose neben einander gereihten Blöcken besteht. Am vorzüglichsten ist diese Art des Vorkommens am Ostrande der Trockenberger Mulde, südlich von Tarnowitz ausgebildet, wo die Lager grösstentheils auf Sohlenstein liegen; auch ein Theil der bereits auf Chorzower Kalk aufruhenden Erzablagerungen, sowie das Vorkommen in der kleinen Georgenberger Mulde, gehört hierher. An den Rändern der Beuthener Mulde sind besonders die Lager in der Umgegend von Buchatz, ferner nördlich von Bobrek und südlich von Beuthen hervorzuheben. Die zweite in Mulden, Spalten und Schlotten des Sohlensteins und Chorzower Kalkes, zuweilen mit weissem Galmei zusammen auftretende Art des Brauneisenerzes besitzt meist grössere Festig- keit und erscheint oft auch iu vollständig derben Ablagerungen, mitunter glaskopfartig und stalaktisch. Iu grosser Menge wurde es früher besonders in der Umgegend von Naklo, auf den sogen. Nakloer Bergen gewonnen, dort fehlt der weisse Galmei voll- ständig und das Erz ruht direct auf einer den Kalkstein über- lagernden Lettenschicht auf und wird von einer ebensolchen be- deckt (s. Taf. XV, Profil 10 und 11). Die Mitte dei Mulde ist gewöhnlich mit Sand ausgefüllt. Nach Süden setzen sich diese Ablagerungen über Radzionkau bis an den Nordrand der Beuthener Mulde fort, sie liegen hier vielfach über weissem Galmei. In be- deutender Menge werden sie augenblicklich auf der Mathiasgrube gewonnen (s. Taf. XV, Fig. 9), wo sie sich zuweilen durch einen sehr hohen, nicht selten vorherrschenden Gehalt an Manganoxyden auszeichnen. Derartige manganreiche Brauneisenerze sind neuer- dings auch bei Tillyna, südwestlich von Georgenberg erbolirt worden. Das in 25,5 Meter Teufe aufsetzende Lager hat dort eine Mächtigkeit von 4 Meter und enthält in der unteren 2 Meter mächtigen Abtheilung angeblich 40 — 50 pCt. Mangan. Auch öst- lich von Georgenberg, bei Bibielia, sind manganreiche Brauneisen- steine nachgewiesen worden. ß. Althan’s , Die Erzformation dos Muschelkalks in Obersclilesien. 77 III. Die Entstehung der Erzlager. 1. Der Ursprung der Erze. Ueber die Entstehung der oberschlesischen Erzlager sind schon vor längerer Zeit mehrere von einander stark abweichende Hypothesen aufgestellt worden. In den Galmei- und Eisenerz- ablagerungen sehen alle Erklärer secundäre Bildungen, während sie bei den sulfidischen Erzen theils die Annahme einer ursprüng- lichen, gleichzeitig mit den unteren Dolomitschichten erfolgten Ablagerung, theils einer späteren Zuführung in wässriger Lösung machen. Die erste Ansicht hat wohl nur zwei Verfechter ge- funden, den einen in dem Oberbergrath Tantscher, welcher an- nimmt, dass »die Zinkerze sich in den Schieferschichten und den untersten Lagen des Doloinits vielleicht in ähnlicher Weise zer- streut befunden haben, wie die Bleierze in den Schichten des bunten Sandsteins von Commern1)«, den andern in einem sich mit G. W. zeichnenden Autor in der Zeitschrift des Oberschle- sischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins2). Derselbe ist der Ansicht, dass die Zuführung und der Niederschlag der Erze in der Zeit vor der Ablagerung der oberen erzleeren Dolomitschichten erfolgt sei, und dass die ursprünglichen sulfidischen Erze im Laufe der Zeit durch Einwirkung der atmosphärischen Wasser die mannigfaltigsten Metamorphosen und Platzveränderungen erfahren hätten. Nach einer von Carnall aufgestellten Theorie, der sich später Websky und Runge anschlossen, sollen die Erze als Carbonate durch den ganzen Dolomit fein vertheilt gewesen und bei der von oben her erfolgenden allmählichen Auflösung desselben ebenfalls in wässeriger doppeltkohlensaurer Lösung nach abwärts geführt worden sein, worauf sie in den tieferen Schichten durch kohlensauren Kalk wieder als Carbonate3) gefällt wurden. Die mächtigen Eisenerzanhäufungen an den Rändern des Dolomits er- *) s. den 40. Jahresbericht der Schles. Ges. für vaterl. Kultur. 1863, S. 30. 2) 22. Jahrgang 1883, S. 213. Die Entstehung der Erzlagerstätten im Ober- schlesischen Muschelkalk. 3) Carnall kannte damals noch nicht das Blendelager. 78 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. klärte Carnall, wie auch Krug v. Nidda, als Absätze vou Quellen, die auf dein Sohlenstein unter dem Dolomit hervorge- treten seien und das als Bicarbonat gelöste Eisenoxydul infolge des Verlustes der überschüssigen Kohlensäure und des oxydireu- den Einflusses der Luft als Eisenoxydhydrat hätten fallen lassen x). Später deutete er dieselben als Rückstände des aufgelösten Dolo- mits, worin ihm auch Websky und Runge beistimmen. Krug v. Nidda2), dem sich Bischof und Eck anschliessen, und Dr. Kosmann3) halten die Erze überhaupt nicht für einen ursprüng- lichen Bestandtheil der Muschelkalkschichten, sondern nehmen eine spätere Zuführung durch Quellen aus dem Erdinnern au. Es hätten sich alsdann die Wasser an den Muldenrändern ange- sammelt und den Erzgehalt allmählich gegen kohlensauren Kalk ausgetauscht. Die Austrittsstellen der Quellen sieht Krug v. Nidda in den oben beschriebenen Schlotten im Sohlenstein, Kosmann in einigen Bleiglanz, Blende und Schwefelkies führenden Sprungklüften des Kohlengebirges. Beide Theorien haben wohl nur eine sehr geringe Wahr- O Ö scheinlichkeit. Denn wenn auch bei einigen Schlotten infolge zu grosser Wasserzuflüsse das untere Ende nicht erreicht wurde, so ist es doch bei vielen andern derartigen, sonst sehr ähnlichen Bildungen, geschehen. Ausserdem ist im Kohlengebirge noch niemals ein derartiger Quellenschlund angefahren worden. Die Ansicht Kosmann’s ist in der oben erwähnten Arbeit von G. W. ebenfalls vollständig widerlegt worden; es spricht dagegen schon die Spärlickeit des Auftretens von Zink- und Bleierzen im Kohlen- gebirge, sodann der Umstand, dass bei der einzig näher unter- suchten Kluft die Erzführung im Liegenden und Hangenden des Flötzes aufhörte. Auch die Ansicht, dass die sulfidischen Erze auf ihrer jetzigen Lagerstätte direct aus dem Meere abgelagert seien, stösst auf einige Widersprüche. Erstens ist es wohl kaum anzunehmen, dass ') Zeitsch. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 2, S. 179. 2) s. Zeitsch. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 2, S. 206. 3) Kosmann, Oesterr. Zeitsehr. f. Bg.- u. Hütt. -W. 1883, No. 22, S. 289. R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks iu Oberschlesien. 79 ein Meer so kolossale Metallmassen hintereinander abgesetzt habe, wenigstens sind bisher in Erzlagerstätten von solcher Mächtigkeit noch nirgends sicher ursprüngliche Meeresabsätze nachgewiesen worden, zweitens sprechen dagegen die vielen Drusen und stalak- titischen Bildungen im Blendelager, sowie das häufige Vorkommen von einzelnen mit Erzrinden umgebenen Dolomitbrocken, die ent- schieden den Eindruck machen, als habe sich das Erz erst später nach ihrer Ablösung vom übrigen Gestein an ihnen ankrystallisirt. Doch Hesse sich der letztere Eiuwand vielleicht durch die An- nahme späterer Umbildungen innerhalb der Lagerstätte beseitigen. Für einen grösseren oder geringeren Theil der Erze mag auch eine ursprüngliche Bildung immerhin zugegeben werden, da die Annahme einer solchen durch einen directen Gegenbeweis sich kaum widerlegen lassen wird. Der CARNALL’schen Theorie, die den Erzgehalt in ursprünglich feiner Vertheilung im Dolomit zerstreut voraussetzt, scheinen, was die Zink- und Bleierze anbelangt, die thatsächlichen Verhält- nisse zu widersprechen, da ein geringer Gehalt an jenen bisher nur in dem in der Nähe der Lagerstätte anstehenden Dolomit nachgewiesen wurde. Nimmt man nun trotzdem an, dass derselbe bisher nur übersehen worden sei, so wird man doch im Durch- schnitt höchstens 0,01 pCt. voraussetzen dürfen. Bei einer Maxi- malmächtigkeit des Dolomits von 100 Meter erhielte man dann nur eine Schicht von 1 cm Stärke und die zusammen über 20 Meter mächtigen Lager der Bleischarleygrube u. a. würden nicht erklärt sein, selbst wenn man in denselben nur einen Blei- und Zink- gehalt von 10 pCt. voraussetzt. Eine Auslaugung des Erz- gehaltes vor der Auflösung des Dolomits ist auch kaum auzu- nehmen, da Blei und Zinkcarbonat schwerer löslich sind, als Kalkstein und Dolomit* 1). Es Hesse sich noch einwenden, dass ') Nach J. Roth lösen sich in 10000 Theilen mit Kohlensäure gesättigten Wassers 10 Theile CaCC>3, 3,1 Theile Dolomit (d. h. die Verbindung von 1 CaCOs -I- 1 MgCOs, reines MgCCL ist zu 13,1 Theilen löslich), nach Bischof 2,7 Theile künstliches ZnCO:3, natürliches jedenfalls noch schwerer. Die Menge des in Wasser löslichen PbCOs hat Verfasser nirgends ange- gegeben gefunden, es ist aber wohl noch schwerer löslich als ZnCCb, nach Analogie der geringen Löslichkeit der übrigen Bleisalze. 80 R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. die Metalle ehemals als Sulfide in ziemlich bedeutender Men o> a i & Bergwerk, Schacht oder Bohrloch des Liegenden des P3 .2 a <ö 03 -5 S’ l'B-i Art der Gebirgsschichten und der Formation 16?90 4,25 0,50 7.75 46,65 20,25 4,60 0,25 13.75 6,75 0,25 4,00 411,56 Schiefer und sandiger Schiefer Kohlenflötz Schiefer Sandstein Schiefer Sandstein Schiefer Kohlenflötzchen Schiefer Sandstein Thoneisenstein Sandstein 259,50 Carbon Gesammtteufe Rücken des Sattels. 2 d Schürf bohrl och 300 197 103,0 Muschelkalk iSohlenstein etc.) bei Blechowka 186 11,0 Buntsandslein 160,9 flötzarmes Carboji 274,9 Gesammtteufe 2 d Fundbohrloch ca. 320 26,8 Tagesgebirge mit Kalksteingerölle Gräfin Alice am südöstlichen Ende von Radzionkau 293,2 8,2 26,8 Diluvium bunter Letten gelbrother Thon 2,6 2,5 grauer Letten mit Mergel 1,8 fester Mergel 4,8 grauer fester Kalkstein 5,3 desgl. mit Letten schichten 2,5 blauer fester Thon 265,5 27,7 Muschelkalk 17,0 rother Letten 3,0 rother Sandstein R. Althans, Die Erzformation des Muschelkalks in Oberschlesien. 97 fl u o 43 Bergwerk, Schacht 1 a 8 § M oder fl N & Bohrloch Höhenlage zu NN. Meter 4-3 § *o ! CG fl des Liegenden des ■^1 Art der Gebirgsschichten CG cö 1 PS CG 1 21,55 3 X 7,197 = 21,59 k2o = 4,03 k2o = 4,03 4,28' 1 1 Na20 = 0,56 Na20 = 0,56 0,90' 13,92 2 X 7,197 = 14,39 H20 = 1,57 h2o = 1,57 8,74' | 100,93 100,75 143,95. Wie man sieht, entspricht das Verhältniss der Kieselsäure zu den Basen sehr gut demjenigen eines Singulosilicats. Auf- fallend ist dabei der hohe Ti02- Gehalt, wie ihn in dem Grade *) 143,95 : 20 = 7,197. ein Aschenvulkan des Laacher- See- Gebietes. 119 keiner der von Hintze j) aufgeführten Biotite jungeruptiver Ge- steine aufzuweisen hat. Die grösste Annäherung in dieser Hin- sicht zeigen der Biotit des Basaltes vom Horberig, Kaiserstuhl (Analyse No. IX) mit 3,99 pCt. und derjenige von der Lierwiese, Eifel (Analyse No. XXIV) mit 2,41 pCt. Ti02, während der Glimmer des benachbarten Herchenberges keine Titansäure enthält. Ausser den bisher aufgeführten Mineralen finden sich vereinzelt noch einige andere, zum Theil ungewöhnliche. Hornblende wurde in einem einzigen Bruchstück beobachtet, welches sich in dem schwarzen Sande fand. Es ist ein basaler Schnitt, welcher sehr deutlich die vollkommene prismatische Spaltbarkeit zeigt. Der Pleochroismus ist stark: violettbraun, parallel der opt. Axenebene und lichtgrüngelb senkrecht dazu. In verschiedenen Schliffen — be- sonders häufig in den Sanden — wurde ferner ein eigenthümliches, blaugrünes Mineral beobachtet. Dasselbe tritt stets in unregel- mässigen Formen, ohne krystallographische Begrenzung auf, ist doppelbrechend und zeigt starken Pleochroismus — blaugrün bis hellgelblich. — Das in einem Falle zu beobachtende Axenbild bewies die optische Zweiaxigkeit des Minerals. Meist ist es er- füllt von zahlreichen Magnetitkörnern , zuweilen jedoch auch frei davon und zeigt dann eine ziemlich gute Spaltbarkeit, welcher die Auslöschung parallel ist. Eins der Körner erwies sich unter gekreuzten Nicols als Zwilling, dessen Auslöschungsrichtungen einen Winkel von ca. 450 mit einander bilden. Könnte man nach diesen Kennzeichen versucht sein, das Mineral als Cordierit anzusprechen, so sind dieselben doch zu einer solchen Bestimmung nicht aus- reichend und dürfte vielleicht ein chloritisches Mineral vorliegen, falls überhaupt sämmtliche blaugrünen Körper derselben Species an- gehören. Endlich treten noch in einem Sehlift’ ziemlich häufig, aller- dings winzige Individuen eines Minerals auf, das wohl nur als Pseudobrookit zu deuten ist, wenngleich bei solcher Kleinheit der Objekte jede Bestimmung nur mit einer gewissen Reserve gegeben werden kann. Es sind zuweilen rechteckig, oft aber auch un- l) Handbuch d. Mineralogie, 1891, 2, S. 580, 120 A. Dannenbbhg, Der Leilenkopf, regelmässig begrenzte Täfelchen, von schöner, voilettrother Farbe; im ersteren Falle zuweilen mit erkennbarer Spaltbarkeit parallel den langen Rechteckseiten. Pleochroismus ist nur andeutungsweise wahrnehmbar, Doppelbrechung dagegen stark, und zwar erfolgt die Auslöschung parallel den Rechteckseiten, während in den Zwi- schenstellungen lebhafte Polorisationsfarben — Orange mit einem Stich in’s Grüne — auftreten. Die Beobachtung der sonstigen charakteristischen Eigenschaften des Pseudobrookits, vor allem des Axenbildes, war wegen der geringen Dimensionen ausgeschlossen. Eins der Täfelchen löste sich, mit Salzsäure behandelt, nach zwei- maligem Aufkochen auf, doch dürfte darin wohl kein entschei- dender Beweis gegen die Bestimmung als Pseudobrookit liegen, da dieser nach Cederström ]) , wenn auch schwer, in Salzsäure löslich ist. Während die bisherige Schilderung sich hauptsächlich auf die Structur und Zusammensetzung des gröberen Auswurfsmate- rials — Schlacken, Bomben — bezieht, bieten die Aschen und Sande mehrfache Abweichungen dar. Die vorhandenen Unter- schiede sind wesentlich solche, welche in der durch die geringe Korngrösse bedingten raschen Erstarrung ihre Erklärung finden, ohne dass man genöthigt wäre, eine erhebliche Veränderung des Magmas anzunehmen. Auch das Fehlen oder Zurücktreten ein- zelner der für die Lapilli charakteristischen Mineralbestandtheile, worauf bereits früher hingewiesen wurde, lässt sich befriedigend in dieser Weise erklären, da es sich dabei um Minerale späterer Bildung — namentlich Nephelin und Melilith, aber auch Hauyn — handelt, so dass sich vermuthen lässt, dass die Erstarrung ein- trat, ehe die genannten Minerale zur Ausscheidnng gelangten und dass ihre Abwesenheit nur diesem Umstande zuzuschreiben ist. Auch scheint die meist dunkele bis schwarze Farbe des Glasbe- standtheils der Asche dafür zu sprechen, dass darin noch Mineral- substanzen in Lösung sind, welche aus dem helleren Glase der Lapilli bereits auskrystallirten. Noch deutlicher lassen die Struc- turverhältnisse dieser Aschen und Sande die Wirkungen einer ') Zeitsekr. f. Kryst. 1889, 17, S. 135. ein Aschenvulkan des Laacher- See -Gebietes. 121 schnellen Abkühlung erkennen. Die gröberen Sande zeigen meist noch wohlerhaltene Krystalle von Augit und Olivin von ver- schiedenartiger Glasmasse umhüllt neben Bruchstücken derselben Krystallbildungen und Fragmenten klastischer Gesteine — Grau- wacke , Quarz etc. , wodurch das Ganze einen conglomerat- oder breccienartigen Charakter erhält. Die jene porphyrischen Augit- und Olivinkrystalle — wohl intrateilurischer Bildung — umgebende, bezw. ihnen anhaftende Glasmasse — und ebenso auch Glasbröckchen, die keine grösseren Krystalle einschliessen — enthält fast nur mikrolithische Krystallisationen, die oft in vor- züglicher flnidaler Anordnung einander und den grösseren Kry- stalleir — wo solche vorhanden — parallel gelagert sind, wie dies bei den Lapilli nie beobachtet wurde. Die grossen Kry- stalle selbst fallen, obwohl wegen ihrer frühen Entstehung weniger durch die schnelle Abkühlung im Wachsthum beeinträchtigt, doch oft durch ihren Reichthum an grossen, unregelmässig gestalteten Einschlüssen von Glas- bezw. Grundmasse auf. In der sehr feinen weissen Asche jener dem Löss eingela- gerten Schicht endlich sind von krystallisirten Bestandtheilen nur noch winzige, schwer zu erkennende Splitter vorhanden, die aber gleichfalls wohl zumeist, wenn nicht ausschliesslich, dem Augit und Olivin zuzurechnen sein dürften. Daneben finden sich grössere Brocken eines farblosen von zahlreichen Gasblasen erfüllten Glases. Auch die Glasmasse der gröberen Sande zeigt diesen Reichthum an Gasblasen, der ein Zeichen schneller Erstarrung ist und zu- sammen mit den übrigen Structureigenthümlichkeiten beweist, dass auch diese lockeren Producte noch in einem mehr oder weniger flüssigen Zustande ausgeworfen wurden. Vergleicht man das Gestein der Auswürflinge des Leilenkopfs mit anderen, genauer bekannten vulkanischen Gesteinen der Eifel, so ergiebt sich zunächst eine allgemeine Uebereinstimmung mit den besonders von HüSSAK Q und Busz1 2) untersuchten Basalt- 1) .Die basaltischen Laven d. Eifel. Sitzungsber. Wien. Akad. 1878, LXXVII, 1. Abth., S. 330. 2) Mikrosk. Unters, an Laven d. Vorder -Eifel. Verb. d. nat.-hist. Ver. Bonn, 1886, XLII, S. 418. 122 A. Dannenberg, Der Leilenkopf, laven insofern, als auch diesen durchweg der Feldspath fehlt und an dessen Stelle entweder Nephelin — wie beim Leilenkopf — oder Leucit- oder beide zusammen auftreten. Besonders scheinen sich hier die melilithführenden Laven, wie diejenigen vom Hohen- fels, vom Bongsberg und von Buch bei Hillesheim1), dem Leilen- kopfgestein in der mineralischen Zusammensetzung zu nähern. Auch durch das Vorkommen von Biotit wird die Aehnlichkeit des letzteren mit den genannten Laven bestätigt. Dagegen unter- scheidet sich unser Gestein durch seinen Reichthum an Hauyn, der denjenigen von Hussak untersuchten Laven, welche sonst die meisten Vergleichspunkte bieten, völlig fehlt, während die hauyn- führende Lava vom Scharteberg wieder keinen Melilith, dagegen viel Leucit enthält, und die gleichfalls etwas, jedoch nur wenig Hauyn haltende Lava vom Firmerich bei Daun als Leucitbasalt- lava bezeichnet ist. Sehr ähnlich dem unseren scheint dagegen ein anderes von Zirkel2) beschriebenes Gestein vom Scharteberg zu sein, das als »Nephelin, Augit, Melilith führende Lava mit grossen blauen Hauynen« bezeichnet wird. Unter den von Busz beschriebenen Vorkommen gehört hierher dasjenige vom Gossberg bei Steinborn3). Der bedeutende Hauyngehalt des Leileukopfgesteius unter- scheidet es auch von der sonst sehr ähnlich zusammengesetzten Lava des benachbarten Herchenbergs, einem gleichfalls Melilith (und Perowskit) führenden Nephelinbasalt. Weitere Analogien bieten in anderen Vulkangegenden die von Steltzner4) beschrie- benen Melilith führenden Nephelinbasalte, unter denen besonders diejenigen vom Hamberg bei Bühne und vom Greben- stein in Hessen dem hier besprochenen Gestein ähnlich zu sein scheinen. Auch der sogen. Hauynophyr vom Mte. Vulture, von welchem mir ein Schliff zur Vergleichung vorliegt, zeigt eine ähn- liche Zusammensetzung, während das mir sonst zur Verfügung 1) Hussak, 1. c. S. 346. 2) Basaltgesteine, Bonn 1870, S. 179. 3) 1. c. S. 427 (No. 14). 4) Neues Jahrb. f. Mineralogie etc. 1883. Beil.-Bd. 2, S. 369, ein Aschenvulkan des La ach er- See- Gebietes. 123 stehende Material von Eifeier und anderen Basalten keine spe- cielleren Vergleichspunkte bietet. Nach einer anderen Richtung ergiebt sich aus der Ausbil- dungsweise, besonders der Sande, eine Verwandschaft des Leilen- kopfgesteins mit den Limburgiten in dein Maasse als der Nephelin zurücktritt. Ausser dem Sand ist es auch der Basalttuff, iu wel- chem dem Oliviu und den Augiteinsprenglingen wesentlich nur eine zweite, mikrolithische Augitgeneration gegenübersteht, während alle übrigen Mineralbestaudtheile entweder gar nicht oder nur spärlich zur Differenzirung aus dem Magma gelangten, so dass wir hier einen echten »Limburgit zweiter Art« nach Bücking ]) vor uns haben. D ie vorstehende Arbeit wurde im Sommer vorigen Jahres (1891) im Mineralogischen Institut der Kgl. Technischen Hoch- schule zu Aachen ausgeführt. ’) Jahrb. d. Kgl. geol. Landesanstalt f. 1880, 149. Vergl. auch Rosenbusch, Miskrosk. Phys. 2. Aufl. 1887, 2, S. 815. Beiträge zur Kenntniss der Geologie der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. Von Herrn Christian Dütting in Neunkirchen. (Hierzu Tafel XX.) Einleitung. Bereits im Jahre 1886 bei Untersuchung der geologischen Aufschlüsse au der Eisenbahnlinie Osnabrück-Braekwede hatte ich Gelegenheit, auf das Vorkommen von Purbeck und Oberem Jura in der Gegend von Wellingholzhausen hinzuweisen1). Seitdem habe ich dieses Vorkommen weiter verfolgt und schliesslich im Herbste vorigen Jahres die ganze Gegend zwischen Borgloh und Wellingholzhausen einer mehrwöchentlichen Untersuchung unter- zogen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung habe ich auf einem kleinen geologischen Kärtchen darzustellen versucht, zu dessen Erläutern na: die folgenden Mittheilungen dienen mögen. Da die über die Osnabrücker Gegend vorhandenen topogra- phischen Karten infolge ihres kleinen Maassstabes keine geeignete Unterlage für die Kartirung boten, wurde aus der Section Iburg der hannoverschen Generalstabskarte ein 90,5 Millimeter langes und 75,5 Millimeter breites Stück auf photographischem Wege vergrössert. Das so hergestellte und durch Auftragung neuer ') Geologische Aufschlüsse an der Eisenbahnlinie Osnabrixck-Brackwede. Dieses Jahrbuch für 1888. Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie etc. 125 Wege berichtigte Blatt umfasst einen Flächenraum von 68,18 Quadratkilometer und in seiner nördlichen Hälfte den grössten Theil der Gemeinde Borgloh, in seiner östlichen Ecke einen Theil der Gemeinde Wellingholzhausen und in seiner südwest- lichen Ecke den in meiner schon erwähnten geologischen Erst- lingsschrift beschriebenen Theil der Gemeinde Hilter. Im Norden und Süden des Kärtchens treten grössere Er- hebungen auf: im Norden der Südabhang des Bissendorf- Holter Sattels und der Rücken von Borgloh, im Süden ein Theil des Teutoburger Waldes. Der letztere gliedert sich hier in zwei hart neben einander streichende Parallelketten, von denen die südliche im Wehdeberge eine Meereshöhe von 305 Meter erreicht. Die nördliche Parallelkette, welche durch die Borgloher Egge und den 241 Meter hohen Rechenberg repräsentirt wird, sendet nach Norden zwei Ausläufer ab, den Eohnberg von 239 Meter und den Hülsbrink von 222 Meter Höhe. In der Südostecke des Kärtchens erhebt sich vor der Kette des Teutoburger Waldes halbinselartig der Benigsberg zu einer Höhe von 237 Meter. Der Höhenzug von Borgloh, der in der Bauerschaft Uphöfen anhebt und sich bis zum Kloster Oesede binzieht, erreicht bei dem Dorfe Borgloh eine Meereshöhe von 140 Meter und im Strubberge, westlich von da, eine Höhe von 194 Meter. Der Bissendorf-IIolter Sattel reicht nur mit seinem Südabhang in das Gebiet der Karte herein und erreicht hier an der Borgloh- Bissendorfer Strasse eine Höhe von 221 Meter. Der Borgloher Höhenzug und der Holter Sattel schliessen ein etwa 200 Meter breites Thal ein, welches von dem Königsbache in westlicher Richtung durchflossen wird. Die Mitte des Blattes nimmt ein flachwelliges Gelände ein, das nur durch die als eine Fortsetzung des Lohnberges auzu- sehende Erhebung des Plassberges unterbrochen wird. Dasselbe entwässert den Südabhang des Borgloher Rückens und den Nord- abhang des Teutoburger Waldes. Die von beiden Abhängen herabkommenden Rinnsale vereinigen sich, bis auf die am Hüls- brink entspringende Redwelle, den Mühlbach und den Peingdorfer Bach, welche direct der Flaase zufliessen, sämmtlich mit dem 126 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Aubache, der, uordostwärts fliessend, in der Banerschaf't Hinnnern in die Haase mündet. Die Haase entquillt am Steinbrink, südlich vom Benigsberge, nicht weit davon am Benigsberge der Uhlen- bach. Beide Wasserläufe fliessen zunächst in ziemlich paralleler Richtung gegen Norden; bald nach dem Verlassen des Dorfes Wellingholzhausen biegt der Uhlenbach nach Osten ab, windet sich in einem weiten Bogen um die Bauernschaft Himmern und nähert sich sodann wieder der Haase bis auf etwa 75 Meter. Hier, in der Nähe des Dorfes Gesmold, auf einer Wiese theilt sich die Haase in zwei Arme, von denen der eine, als Haase, nordwestlich zur Ems, der andere, mit dem Uhlenbach vereinigt als Else nach Osten zur Werra und Weser abfliesst. Diese merkwürdige Erscheinung ist nach Friedrich Hoff- mann x), der dieselbe zuerst nachgewiesen hat, höchst wahrscheinlich auf den Wechsel des Gefälles zurückzuführen, das aus dem kleinen und steilen Querthal, in dem der Bach aus den Bergen kommt, hier beim Eintritt in die fast wagrechte Fläche des Läugenthales, plötzlich nahezu zum Stillstände kommt. An der geognostischen Zusammensetzung der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen nehmen Schichten der Trias-, Jura-, Kreide- und Quartärformation theil. Triasformation. Von den Schichten der Trias konnten im Gebiete der Karte Oberer Muschelkalk, sowie Unterer und Mittlerer Keuper nach- gewiesen werden. Oberer Muschelkalk. Die grösste Verbreitung erreicht der Muschelkalk im nörd- lichen Theile der Karte am Süd- und Ostabhang des Bissen- dorf-Holter Sattels. Den Kern dieses Sattels bilden nach den !) Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom nord- westlichen Deutschland I. Abth. S. 356 — 358. der Gegend von Borgloli und Wellingholzhausen. 127 Untersuchungen von Kemper und Kölsche1) die Schichten des Röth, der in einer Längenerstreckung von etwa 3 Kilometer in dem Holter Thalkessel zu Tage tritt und von den Schichten des Unteren2), Mittleren und Oberen Muschelkalks und dem Keuper mantelförmig umlagert wird. Der Mittlere Muschel- kalk reicht nicht mehr in das Gebiet der Karte herein. Der nördliche Rand der kartographischen Darstellung fällt hier mit der Grenze des Oberen Muschelkalks zusammen. Etwas weiter- nördlich, an dem Kreuzungspunkte der Bissendorf- Borgloher und der Gesmolder Landstrasse, unweit des Kolon Sündermeyer, sind aber die dolomitischen Mergel des Mittleren Muschelkalks in einem Einschnitt gut aufgeschlossen und streichen in Stunde 9 mit südwestlichem Einfallen. Die unteren Schichten des Oberen Muschelkalks bilden dicke, feste, blaugraue und von Encrinitenstielen ganz erfüllte Bänke, die oberen Schichten dünnere Bänke mit mergeligen Zwischenlagen und Ceratites nodosus. Die Schichten streichen durchweg in Stunde 9, fallen ziemlich flach südwestlich ein und sind in zahlreichen Brüchen gut zu beobachten. Die meisten Aufschlusspunkte, von denen Kölsche die wichtigsten in der erwähnten Schrift anführt, finden sich in der unteren Zone. Die Nodosenschichten sind nur an wenigen Punkten gut erschlossen und ihre Verbreituno- deshalb schwer festzustellen. Eine Trennung des Oberen Muschelkalks in die beiden Unterabtheiluugen ist daher auf dem geologischen Kärtchen nicht vorgeuommen. Weiter ostwärts tritt der Muschelkalk noch in der Bauer- schaft Ausbergen in drei kleinen Inseln unter dem Diluvium hervor. 9 Das Ergebniss dieser Untersuchung ist in einem kleinen Aufsatze: »Einige Bemerkungen über die Gliederung der Triasformation und über ihre Verbreitung in der Umgebung von Bissendorf« (Sechster Jahresbericht des naturw. Vereins zu Osnabrück 1885) niedergelegt, der mir bei der gegenwärtigen Arbeit vielfache Anregung gewährt hat. 2) Ueber das hier aufgeschlossene Gebirgsprofii vergleiche auch: W. Frantzen u. A. von Koenen, Ueber die Gliederung des Wellenkalkes im mittleren und nordwestlichen Deutschland. — Dieses Jahrbuch für 1888, S. 449. 128 Christian Dütting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Ausserdem findet sich der Muschelkalk noch in Borgloh sowie am Hechenberg, im Baumgarten und in der Amtswiede an der Kette des Teutoburger Waldes. In Borgloh tritt er in einer Breite von 250 Meter und einer Länge von ungefähr 1400 Meter mit Keuper zusammen mitten zwischen Jura und Wealden auf. Die Schichten sind in mehreren Brüchen im Bockloh westlich und bei dem Kolonate Rehme östlich von Borgloh gut erschlossen und fallen in Stunde 71/s mit 40° nordöstlich, beziehungsweise in Stunde 74/g mit 80° südwestlich ein. w ie bei Borgloh, so tritt auch am Rechenberg, im Baum- garten und in der Amtswiede der Trochitenkalk als ein fremder losgerissener Gebirgskeil mitten zwischen Jura und Kreide hervor. Das Streichen und Fallen der Schichten ist hier sehr wechselnd. Westlich vom Benigsberge, unweit Kolonat Schmieing, fielen die hier dünnen und stark zerklüfteten Kalkbänke in Stunde 77/g mit 45° nordöstlich ein. Noch weiter westlich im Baumgarten beobachtete ich in zwei «•rossen, dicht nebeneinander liegenden Steiubrüchen des Kauf- manns Leonhard zu Dissen die 1 — 2 Meter dicken Muschelkalk- bänke in Stunde H1/^ mit 70° gegen Südost, und in dem an- grenzenden südlichen Bruche in Stunde l2/g gegen Nordwesten gerichtet. Auf der Höhe des Rechenberges an der neuen Wellingholz- hauser Landstrasse fielen die Schichten in Stunde KB/g mit 25° nordöstlich, nicht weit davon in Michaels Steinbruch in Stunde 8Vs gleichfalls nordöstlich ein. Keuper. Der Muschelkalk wird an allen vorbezeichneten Punkten von den Schichten des Keupers regelmässig überlagert. Lettenkohlenkeuper. Der Lettenkohlenkeuper ist nur an der Bissendorf-Borgloher Landstrasse, in der Nähe des Kolonates Sündermeyer, aufge- schlossen und reicht hier noch gerade in das Gebiet der Karte herein. Die in Stunde 9 steil aufgerichteten Schichten zeigen sich der Gregend von Borgioh und Wellingholzhausen. 129 als eine Wechsellagerung gelblicher, schwach dolomitischer Mergel und grauer, ziemlich dickschiefriger Schieferthone. Mittlerer Keuper. Viel mächtiger ist der mittlere Keuper entwickelt. Derselbe besteht nach Bölsche1) »in seinem unteren Niveau aus bunten Mergeln, welche häufig Thonquarz oder Sandstein ähnliches Ge- stein in losen Stücken oder schmalen Bänken eingelagert ent- halten«, in seinem oberen Niveau aus, in mehr oder weniger mächtigen Bänken abgelagerten Sandsteinen (Hauptsaudstein), welche fast überall Schwefelkies unverändert oder in Brauneisen- stein umgewandelt enthalten«. Ueber diesen Sandsteinen lagern überall, wo die Entwickelung eine reichere ist, »abermals bunte Mergel, zu unterst meist graugelb, dann gelbbraun bis rothbrauu mit helleren Streifen (auch bläulich), so dass sie häufig sich petro- graphiscli nicht von den unteren bunten Mergeln unterscheiden lassen.« Die unteren bunten Mergel sind am nördlichen und südlichen Abhang des Holter Sattels, wo sie bis zur halben Höhe des Berges emporreichen, in der Bauerschaft Ausbergen, im Bockloh bei Borg- loh, auf dem Friedhofe daselbst, sowie am südlichen Gehänge des Rechenberges und nordöstlich davon, an der von Wellingholz- hausen in das Haasethal führenden Strasse in verschiedenen Gruben zu beobachten. Ausserdem fand ich diese bunten Mergel noch an einer Stelle, an der die von DECHEN’sche Karte Alluvium angiebt: in der Bauerschaft Uhlenberg, auf einem Grundstücke des Kolon Vogt. Die Mergel folgen im Streichen und Fallen dem unterteufenden Muschelkalk. An zwei Stellen: in den Häseler Bergen, in Westen- darps Bruch in der Bauerschaft Ausbergen und bei dem Kolonate Rehme zu Borgloh hat die steile Lage der Muschelkalkschichten zu einer Ueberkippung geführt. Das oberste Glied der im Gebiete unserer Karte nachge- wiesenen Triasgebilde ist der Hauptsandstein des Mittleren Keupers. ») a. a. 0. S. 274. Jahrbuch 1891, 03 130 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Derselbe ist in der Nordostecke des Kärtchens, am Löhberg bei Gesmold, in mehreren grossen, indessen fast ganz zugewachsenen Brüchen aufgeschlossen. Der in der Gesmolder Gegend früher viel als Baustein verwendete Sandstein ist von graugrüner und gelblicher Farbe und bricht in nicht sehr dicken, völlig söhlig ge- lagerten Bänken. Juraformation. Sämmtliche Hauptglieder dieser so mannichfaltig zusammen- gesetzten Formation sind in dem kleinen Gebiete unserer Karte entwickelt. Leider sind infolge der im Thalgebiete der Haase und des Königsbaches vorhandenen mächtigen Diluvialbedeckung die Aufschlüsse meist klein und deshalb ist, da V ersteinerungen nur selten und schlecht erhalten Vorkommen, eine Gliederung der Schichtenfolge schwierig. Unterer Jura. Vom Lias waren nur drei Horizonte nachzuweisen. Unterer Lias. Der Untere Lias ist am Fusse des Weinberges bei Meyers Kotten, auf dem Hofe des Kolon Lürsmann, sowie weiter gegen Westen nördlich vom Kolonate W amhoff, als graue und schwarze Schieferthone mit festen, etwa 20 Centimeter dicken grauen Kalk- bänken wechsellagernd aufgeschlossen. In diesen, in Stunde ß1^ mit 25° gegen Süden einfallenden Schichten hat Bölsche1) u. a. Ammonites angulatus Schloth. » Bucklandi Sow. gefunden. Dieselben gehören daher jedenfalls der durch diese Petrefacten und das Auftreten fester Kalkbänke ausgezeichneten Angulaten- und Arietenzone an. *) a. a. 0. S. 279. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 131 Die Arietenschiehten sollen nach Brauns1) auch in der Gegend von Wellingholzhausen Vorkommen. Bei der Untersuchung jener Gegend konnte ich, da von Brauns weder ein Fundort noch Ver- steinerungen angegeben werden, — wiewohl mir innerhalb des beschriebenen Gebietes wohl kein Aufschluss unbekannt geblieben ist — diese Zone dort nicht auffinden. Die ältesten Juraschichten, die in der Gegend von Welling- holzhausen aufgeschlossen sind, stehen bei dem Kolonate Quatke- meyer in der Bauerschaft Vessendorf an. Hier fand ich in grauen, bräunlichen, sehr milden, ganz flach gelagerten und durch zahlreiche Klüfte gegen einander verworfenen Schieferthonen schlecht erhaltene, aber gut erkennbare Exemplare von Pentacrinus basaltiformis Mill. Avicula inaequivalvis Sow. Gresslya Seebachi Brauns Gryphaea cf. cymbium Lam. Ammonites margaritatus Montf., Petrefacten, die keinen Zweifel über die Stellung dieser Schichten- folge lassen. Dieselbe gehört der Amaltheen-Zone an. Westlich von dem Kolonate Quatkemeyer beobachtete ich — freilich mangelhaft aufgeschlossen — die Amaltheenthone noch auf den Höfen der Kolone Abelmann und Frieling zu Vessendorf, sowie an dem von dem Hofe des Neubauers Schulte nach Vessen- dorf führenden Hohlwege. In der Gegend von Borgloh haben Bölsche und Kemper die Amaltheenthone in der nordwestlichen Ecke der Karte, auf dein Hofe des Kolon Klein-L angenberg in Ebbendorf blosslegen lassen. Beim Besuch dieses Gehöftes habe ich infolge der Diluvial- bedeckuug keinerlei Aufschluss gefunden. Dagegen waren auf dem Nachbarhofe des Kolon Gross -Langenberg, sowie etwas weiter südwestlich auf dem Kolonate Hallbrügge grauschwarze, dünnschiefrige, bröcklige Schieferthone mit vielen Sphärosiderit- nieren in einer Mächtigkeit von ca. 15 Meter aufgeschlossen. Die l) Der untere Jura, S. 84. [9*] 132 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Schichten fielen an beiden Punkten in Stunde 85/g mit 35 — 40° südwestlich ein. Auf dem Hofe des Kolon Gross -Langenberg vermochte ich nur einige schlecht erhaltene und wenig charakte- ristische Zweischaler und winzig kleine Schnecken, auf dem Kolonate ITallbrüGGE dagegen selbst nach längerem Suchen keine einzige Versteinerung aufzufinden. Etwas südwestlich von dem zuletzt genannten Kolonate, auf dem Hofe des Kolon Wamhoff zu Ebbendorf, fand ich aber in bräunlichen und grauschwarzen , dünn geschichteten bröckligen, infolge eines Neubaues erst kürzlich aufgeschlossenen, in Stunde 73/g mit 85° gegen Nordost gerichteten Schieferthonen: Pentacrinus basalti/ormis Mill. Gresslya cf. ovata Köm. Inoceramus ventricosus Sow. Ammonites margaritatus Montf. Die Schichten gehören hiernach der Amaltheenzone an. Bei dem ähnlichen Aussehen der Schichten, der fast gleichbleibenden Streichrichtung . und der Nähe dieses Aufschlusses mit demjenigen bei den Kolouaten Gross-Langenberg und Hallbrügge stehe ich nicht an, auch die dort beobachteten Schieferthone der Amaltheen- zone zuzurechnen. Oberer Lias. Vom Oberen Lias habe ich im Gebiete der Karte nur die Posidonienschichten, diese aber in grosser Verbreitung beobachtet. Es sind überall schwarze, stark bituminöse, leicht in Tafeln von Papierdünne spaltbare Mergelschiefer, in denen Fischreste ausser- ordentlich zahlreich, sowie ganz flach gedrückt: Ammonites communis Sow. Avicula substriata Mstr. Inoceramus dubius Sow. Leda sp. häufig auftreten. Das Leitpetrefact Posidonomya Bronni Voltz kommt hiergegen, namentlich im Vergleich zu dem massenhaften Auftreten von Inoceramus dubius, nur verhältnissmässig selten vor. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 133 In der Bauerschaft Ebbendorf kann man die Posidonienscliiefer in regelmässiger Ueberlagerung der Amaltheenthone südwestlich vom Kolonate Wamhoff in einem kleinen Gehölze, sowie in den Gräben der Landstrasse bei Haus Drathum beobachten. In der Gegend von W ellingholzhausen sind dieselben bei der Bietendorfer Mühle an der Strasse nach Dissen und an dem linken Ufer der Haase, ferner bei dem Kolonate Böne in Wellingholz- hausen, an der Landstrasse nach Neunkirchen, sowie östlich vom Benigsberg in Pastors Theil unweit Vossel’s Kotten überall in vollständig horizontaler Lage aufgeschlossen, an dem zuletzt ge- nannten Punkte, in schönen grossen Tafeln brechend und mit ver- kiesten Inoceramen und Posidonien. Ueber das Gebiet der Karte hinaus sind die Posidonien- schiefer gegen Osten noch in den Bauerschaften Handarpe, Nüven und Schlochtern und auch hier in fast söhliger Lage zu verfolgen. Mittlerer Jura. Die ältesten Schichten des Mittleren Jura, die ich in der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen nachweisen konnte, gehören zur Zone des Inoceramus polyplocus. Schichten des Inoceramus polyplocus. Diese Schichten zeichnen sich durch das häufige Vorkommen von Sphärosideritnieren aus. Es sind graublaue bis schwarze, leicht in eckige Bröckchen zerfallende Schieferthone mit nur wenigen Versteinerungen. Inoceramus polyplocus, der diese Schichten charakterisirt, findet sich nur in den Geoden, aber gleichfalls nicht häufig. Die Schichten sind an dem Gehöfte des Meyer zu Alten- Borgloh, in der sogenannten Himmelsleiter, einer tiefen, westlich von Borgloh nach Norden sich öffnenden tiefen Schlucht, sowie an der neuen Bissendorfer Landstrasse unter den Schichten des mittleren braunen Jura an zwei Punkten gut aufgeschlossen. An allen diesen Punkten gelang es mir, das Leitfossil, den Inoceramus polyplocus zu finden, die Schichten fielen hier überall in Stunde 63/8— 76/8 südwestlich ein. Durch das Vorkommen zahlreicher Sphärosiderite ausgezeich- 134 Christian Dütting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie nete Schichten von gleichem petrographischen Verhalten waren in der Gegend von Wellingholzhausen an mehreren aus dem Diluvium hervortretenden Inseln zu beobachten. So bei Plaake südlich, und bei Stollenmühle am rechten Haaseufer nördlich von Wellingholz- hausen, ferner in der Bauerschaft Peingdorf an der Strasse nach Wellingholzhausen bei den Gehöften des Kolon GrothaüS und des Schmiedes Stönner, sowie in der Bauerschaft Himmern bei dem Kolonate Buddenberg 1). Wegen der Kleinheit der meisten dieser Aufschlüsse und dem seltenen Vorkommen von Versteinerungen in dieser Zone über- haupt gelang es mir nicht, hier auch nur einen Inoceramus poly- plocus zu finden. Da die Schichten meist völlig söhlig liegen, scheinbar die Posidonienschiefer überlagern, und das petrographische Verhalten mit demjenigen der Schichten bei Borgloh ziemlich ge- nau übereinstimmt, habe ich dieselben auf dem geologischen Kärtchen, als zur Zone des Inoceramus polyplocus gehörig, ange- geben. Coronatenschichten. Die Coronatenschichten sind im Gebiete unserer Karte nicht sehr mächtig entwickelt. Sie sind als schwärzliche, vielfach braun- gefleckte Mergelthone nur an der neuen Bissendorf-Borgloher Landstrasse zu beobachten und fallen in Stunde 04/g mit 30° west- lich ein. An Versteinerungen fand ich hier: Cucullaea cf. concinna Phill. Ammonites Gervillei Sow. Ammonites Sowerbyi d’Orb. in meist kleinen und schlecht erhaltenen Exemplaren. Schichten des Ammonites Parkinson i. Die Schichten des Ammonites Parkinsoni zeigen in hiesiger Gegend ein so charakteristisches, stets gleichbleibendes Aussehen, *) Nördlich, von dieser Oertlichkeit vermochte ich in der Nähe des Ge- höftes des Mhyer zu Himmern noch ältere Schichten unter dem Diluvium auf- zudecken, indessen nicht festzustellen, ob hier noch Lias oder bereits Keuper vorliegt. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 135 dass man sie überall schon an ihrem petrographischen Verhalten leicht erkennen kann. Es sind graubraune, glimmerreiche sandige Mergelthone mit einzelnen dünnen sandigen Kalkbänkchen und vielen Sphärosideriteu. An Versteinerungen fand ich in der Ge- gend von Borgloh: Astarte pulla Roem. » depressa Münst. Area sp. Avicula Münsteri Bronn. Goniomya cf. angulifera Sow. Gresslya abducta Phill. Leda sp. Tr o chus sp. Ammonites Garantianus d’Orb. » Parkinsoni Sow. Die Schichten sind nicht auf einer grösseren zusammenhängen- den Fläche, sondern an mehreren durch Diluvialbedeckung ge- trennten Punkten aufgeschlossen. Von Nordwesten beginnend, habe ich sie an folgenden Orten beobachtet : 1. bei dem Gehöfte des Kolon Eiciihorst zu Ebbendorf; Streichen Stunde 6Ys — Einfallen 40° gegen Süd- west, 2. in dem Eisenbahneinschnitte am Hankenberg; Streichen Stunde 75/g, Einfallen 75° gegen Nordost, 3. in der Himmelsleiter, einer westlich von Borgloh nach Norden sich öffnenden tiefen Schlucht; Streichen Stunde 6 Vs — 7y8? Einfallen gegen Südwest, 4. an den beiden Kotten des Meyer zu Alten- Borgloh; Streichen Stunde 75/8, Einfallen 70° gegen Südwest, 5. am alten Fahrweg von Borgloh nach Bissendorf, bei Böh- mann’s Kotten; Streichen Stunde 64/8? Einfallen 55° gegen Nordost, 6. an der neuen Strasse von Borgloh nach Bissendorf und an der alten Poststrasse etwas oberhalb ersterer, unweit 136 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Kolon Rehme; Streichen im südlichen Theile der Bösch- ung: Stunde 84/g, Einfallen 40° gegen Nordost, im nörd- lichen Theile: Stunde 6 3/g, Einfallen 50° gegen Süden, 7. an dem von vorgenannter Strasse nach dem Kolonate Brinkmann führenden Hohlwege; Streichen Stunde l1/^ Einfallen 42° gegen Süden, 8. in der Nähe des Gehöftes des Meyer zu Aliendorf. Aus dieser Gegend erwähnt Ferdinand Roemer 4) bereits einen Brunnenfund, der Belemnites gigantem und Ammonites Par- kinsoni geliefert hat. Ich fand an der genannten Stelle unter der Humusschicht dunkle Schieferthone, bin jedoch nicht sicher, ob dieselben nicht schon einem tieferen Niveau zugehören; Streichen und Fallen war nicht zu beobachten, 9. an kleinen Schürf löchern südöstlich von dem Kolonate Oestermeyer in der Bauerschaft Uphöfen. Ausser den charakteristischen, graubraunen, glimmerigen Mergelthonen fand ich hier, in Stunde U/s mit 80° gegen Südost ein- fallend, eigenthümliche, zinnoberroth gefärbte sandige Kalk- steine. Ueber die Stellung dieser Schichtenfolge, die ver- muthlich im Contacte mit Oberem Jura vorkommt, konnte ich leider keine Gewissheit erlangen, da eine ähnliche Bil- dung aus hiesiger Gegend noch nicht bekannt ist und Ver- steinerungen nicht zu finden waren, 10. am Fusse des Benigsberges bei Wellingholzhausen, west- lich an Dütting’s Wiese und in Niesemeyer’s Theil, östlich an dem von Wellingholzhausen führenden Fahrwege und, etwas höher am Berg, im sog. Späukelloch. Die Schichten liegen hier überall fast söhlig. Schichten des Cornbrash. Auf die braunen .glimmerigen Thone des Ammonites Parkin- soni folgen am Benigsberge bei Wellingholzhausen dunkelgraue, b Roemer, die Jurass. Weserkette S. 303, der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 137 bräunlich verwitternde und in dünne Platten gesonderte sandige Kalksteine, welche in grosser Häufigkeit Avicula echinata Sow. Pholadomya Murchisoni Sow. und andere undeutliche Reste einschliessen. Roemer j), der diese Schichten zuerst nachgewiesen hat, führt dieselben nur von einem nördlichen Vorhügel des Benigsberges bei Wellingholzhausen an. Dieselben sind indessen, soweit ich die- selben verfolgen konnte, auch am westlichen Abhang des Benigs- berges vertreten. Die Schichten sind hier in Frielinghaus’ altem Steinbruche gut erschlossen und überlagern, wie es scheint, in fast söhliger Lage ganz regelmässig die Thone des Ammonites Parkinsoni. Ganz gleiche braune, dünne sandige Kalkbänke und Muschel- conglomerate konnte ich bei Borgloh an der alten Bissendorfer Poststrasse und bei Böhmann’s Kotten über den Parkinsoni- Schichten beobachten. Ich fand hier: Cucullaea sp. Gresslya abducta Phill. Ostrea Knorri Voltz. Pinna cf. Buchi Dkr. & Koch. Pholadomya Murchisoni Sow. Rhynchonella varians Schloth. Terebratula cf. ornithocephala Sow. Ammonites sp. Belemnites cf. Beyrichi Oppel. Nach dem Vorkommen von Ostrea Knorri gehören diese Schichten wahrscheinlich noch der tieferen, nach diesem Petrefact benannten Zone an. Mit Rücksicht auf das gleiche petrographische Verhalten dieser Schichten und derjenigen am Benigsberg habe ich beide Schichten- l) Ferd. Roemer a. a. 0. S. 403. 138 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie folgen, da eine scharfe Grenze nicht zu erkennen war, als Eisen- kalk des Cornbrash zusammengefasst und mit einer gleichen Farbe auf dem geologischen Kärtchen dargestellt. Oberer Jura, Vom Oberen Jura sind in der Gegend von Borgloh und Wel- lingholzhausen die Hersumer Schichten , die Kimmeridgebildung und der Purbeck aufgeschlossen. H ersumer Schichten. Die Hersumer Schichten sind an zwei Punkten bekannt ge- worden; in der Bauerschaft Vessendorf bei dem Kolonate Stumpe westlich, und am Benigsberge, südlich von Wellingholzhausen. Den ersten Punkt giebt Ferdinand Roemer *), den zweiten Bölsche l 2) an; beide beschreiben diese Schichten als graue, thonige, von dunkeln Streifen flammig durchzogene Sandsteine. Bölsche führt aus den Schichten am Benigsberge folgende Versteinerungen an: Modiola bipartita Sow. Goniomya litterata Sow. Trigonia clavellata Sow. » papillata Ag. Pinna lineata Roem. Nucula variabilis Sow. » Caecilia d Orb. Pecten subßbrosus d’Orb. Pholadomya paucicostata Roem. » decemcostata Roem. Perna sp. Cerithium Struckmanni Loriol. Rhynclionella varians Schloth. Rhynchonella sp. l) a. a. S. 403. a) Geognost.-paläontolog. Beiträge zur Kenntniss der Juraformation in der Umgegend von Osnabrück. Programm der Realschule zu Osnabrück 1882. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 139 Ammonites cordatus Sow. » Arduennensis d Orb. » Constanti d’Orb. Die Schichten liegen fast söhlig über den Eisenkalken des Cornbrash und sind auf dem Gipfel des Benigsberges in mehreren kleinen Gruben erschlossen. Eine Ueberlagerung dieser Schichten durch Hilssandstein, die Bölsche ausdrücklich erwähnt, habe ich nirgends feststellen können. Diese Annahme beruht auch wohl auf einen Irrthum; denn Hilssandstein kommt hier nirgends vor und die westlich vom Benigsberge im grossen und kleinen Busch auftretenden Sandsteine, die von Dechen1) dem Neocom zu- rechnet, gehören, wie das Vorkommen von Cyrenenresten und Kohlenflötzchen beweist, jedenfalls dem Wealden an. Die Hersumer Schichten bei dem Kolonate Stumpe in Vessen- dorf liegen, soweit dies in den nur mangelhaft aufgeschlossenen und stark zertrümmerten Schichten zu erkennen war, gleichfalls ziemlich flach mit nur ganz geringem Fallen gegen Südwesten. Etwas südöstlich von dem Kolonate Stumpe, bei dem Gehöfte des Neubauers Schulte ist die gleiche Schichtenfolge zu beob- achten. Ausser den geflammten Sandsteinen treten hier noch die den Hersumer Schichten eigentümlichen Quarzite mit kohligen Einschlüssen auf. Gleichfalls zu dieser Schichtenzone gehört wahrscheinlich ein Vorkommen, dass ich bei Stollenmühle nordwestlich von Welliug- holzhausen in zugewachsenen kleinen Brüchen in Kolon Lage- man’s Steinbusch, sowie ein anderes, dass ich in der Bauerschaft Allendorf am Hause des Neubauers Rohling aufgefunden habe. An beiden Stellen sind thonige, schmutzige, dunkel geflammte Sandsteine mit eingelagerten Muschelkalkbänkchen aufgeschlossen. Die Schichten fallen au dem ersteren Orte in Stunde 81/4 mit 40° gegen Nordosten ein; am Hause des Neubauers Rohling liegen sie fast söhlig und unterteufen die festen Kalkbänke des Kimmeridge. Ausser Avicula sp., Gresslya sp. und anderen un- deutlichen Resten habe ich in diesen Schichten nichts gefunden. l) Der Teutoburger Wald, S. 350. 140 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Kimmeridge. Die Schichten der Kimmeridgebildung waren im Gebiete unserer Karte bisher nur bei dem Kolonate Johannesmann süd- lich von Borgloh, nachgewiesen worden. Zu diesem Vorkommen, das zuerst von Ferdinand Römer *), später von Brauns 2) und Tnenkner 3) näher beschrieben ist, habe ich in meiner erwähnten Erstlingsschrift noch weitere Aufschlusspunkte vom Hankenberge bei Hilter und von der Bietendorfer Mühle bei Wellingholzhausen angeführt. Nach meinen letzten Untersuchungen ist die Kimme- ridgebildung aber noch an mehreren anderen Orten entwickelt. Von Westen beginnend: 1. auf dem Gehöfte des Kolon Uthoff in Ebbendorf; Streichen Stunde ßt/g — 7i/8, Einfallen mit 40° gegen Süd- west, 2. bei dem Kolonate Steutemann, nordwestlich von Borg- loli. Streichen Stunde 7 78: Einfallen 42° gegen Süd- west, 3. am Kleebrink, nördlich von Borgloh, unweit Bohmann's Kotten, sowie an dem hier vorbeiführenden alten Fahr- wege nach Bissendorf, in mehreren Brüchen. Streichen Stunde 55/s, Einfallen 30° gegen Norden, 4. in der Bauerschaft Uphöfen in einem kleinen Gehölze südlich vom Kolonate Oestermeyer. Hier beobachtete ich in den westlichen Aufschlüssen die Schichten in Stunde 7 78 steil gegen Norden, in den östlichen Auf- schlüssen dagegen in Stunde 4 1jg mit 48° gegen Norden gerichtet. An allen diesen Orten zeigen sich die Schichten in den oberen Lagen als zerklüftete, bituminöse, oolithische gelbe und graue Kalke mit dünnschiefrigen Mergeln wechselnd, in den x) a. a. 0. S. 409. 2) Der obere Jura, S. 123. 3) Die geognostischen Verhältnisse der Umgegend von Osnabrück, S. 39. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 141 unteren Lagen als feste körnige Kalkbänke von 1 — 4 Meter Mäch- tigkeit und dunkelblaugrauer Farbe. In den oberen, meist in dünnen Platten brechenden Kalken fand ich vereinzelt undeutliche Abdrücke von Cyrena sp. und kleine Fischstacheln, namentlich in den Aufschlüssen bei den Kolonaten Uthoff und Steutemann, sowie am nördlichen Klee- brink. Die tieferen Schichten zeichnen sich durch das massen- hafte Auftreten von Ostrea multiformis aus; weniger häufig sind charakteristische Exemplare von Exogyra virgula. Brauns, der aus dem Aufschlüsse bei dem Kolonate Johannesmann noch Corbula inflexa , Modiola lithodomus und Pecten comatus anführt, rechnet diese Schichtenfolge zur Zone des Ammonites gigas. Die ganz gleichen Schichten nördlich von Borgloh und bei den Kolonaten Oestermeyer und Wester- meyer werden von Ferdinand IIoemer x) und von Dechen * 2) als Muschelkalk angegeben, während Bölsche 3) dieselben als wahrscheinlich zum Mittleren Jura gehörig bezeichnet. Die fraglichen Schichten, die in der Bauerschaft Uphöfen übrigens bei weitem nicht die Verbreitung erreichen, die VON Dechen auf seiner Karte angiebt 4), gehören jedenfalls mit den von Brauns näher beschriebenen Kalken bei dem Kolonate Johannesmann und den gleichartigen Vorkommen von Welling- holzhausen eng zusammen. Ob sie, wie von Brauns geschieht, zur Zone des Ammonites gigas zu stellen sind, oder passender zu den Schichten des oberen Kimmeridge, oder den höheren Schichten des Purbeck zu rechnen sein werden, das möge mangels charakteristischer Versteinerungen und, wie auch Brauns hervorhebt, bei dem Hinüberreichen der vorkommenden Fossilien aus einer Zone in die andere, vorläufig dahingestellt bleiben. x) a. a. 0. S. 403. 2) Erläuterungen zur geolog. Karte der Rheinprovinz und Westf. Bd. II. 3) Bemerkungen über die Gliederung der Triasformation u. s. w. S. 280. 4) Hiernach reicht die Muschelkalkzone Östlich bis über das Kolonat Ost- meyer hinaus. An diesem Punkte ist jedoch bei einer Diluvialbedeckung von über 15 Meter nirgendwo fest anstehendes Gestein zu beobachten. 142 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss 4er Geologie Den besten Aufschluss in diesen Schichten bietet ein Stein- bruch unweit der Bietendorfer Mühle bei Wellingholzhausen. Der Bruch schliesst von oben nach unten auf: 2,00 Meter graue dünnschiefrige, leicht zerbröckelnde Mergel, 0,14 » grauweisse festere Mergel, 0,06 » graue dünnschiefrige , leicht zerbröckelnde Mergel, 0,30 » grauweisse Mergelkalke mit Austernschalen, 0,05 » graue, dünnschiefrige, leicht zerbröckelnde Mergel, 0,42 » blaugrüne bis schwarze, dünnschiefrige Mergel mit weisseu papierdünnen Kalkspathschniiren und bis 2 Centimeter dicken Kalkbänkchen wechselnd, 0,22 » weisser mergeliger Kalk, 0,24 » graugrüne geschieferte Mergel, 0,16 » drüsige, mit Eisenocker ganz erfüllte, gelbe mergelige Kalke, 0,18 » grauweisse, durch Eisenhydroxyd gelb ge- fleckte Mergelkalke, 0,12 » drüsige, mit Eisenocker erfüllte gelbe mergelige Kalke, 0,24 » graue Mergelkalke, mit vielen Ostreen, 1,22 » graublaue, bituminöse, oolithische Kalke mit vielen Ostreen, 0,54 » poröse Kalke mit Ockerausscheidungen, 1,52 » sehr feste, graublaue, bituminöse, körnige Kalke, 0,13 » graue Mergelschiefer, 0,30 » stark zerklüftete, graue Kalke, 0,18 » schmutzig - graubraune mergelige Kalke, ? » feste, blauschwarze, körnige, in 1 — 3 Meter dicken Bänken abgelagerte Kalke 1). b In den oberen, nicht mehr anstehend zu beobachtenden Kalkbänken des Steinbruches fand ich häufig 1 — 2 Centimeter dicke Schmitzchen einer festen pechartigen Kohle. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 143 Selbst iu dieser schön aufgeschlossenen Schichtenfolge habe ich ausser Austernschalen und einer kleinen Schnecke nichts ge- funden. Die Schichten stimmen nach ihrem petrographischen Habitus genau mit denen überein, die Gante x) aus der Gegend von Kirchdornberg beschreibt. Die dort erschlossenen Kalke liegen über den Hersumer Schichten und unter dem Wealden und werden von Gante mangels charakteristischer Versteinerungen vorläufig zum Kimmeridge gestellt. Dabei wird aber die Ver- muthung ausgesprochen, dass die oberen, durch feine oolithische Struktur ausgezeichneten Schichten bereits dem Portland oder Purbeck angehören könnten. Ganz dasselbe gilt von unseren Schichten* 2). Da es mir wegen der verwickelten Lagerungsverhältnisse und dem Mangel an Versteinerungen nicht möglich war, eine Gliederung dieser mächtigen Schichtengruppe durchzufühen, oder auch nur eine scharfe Grenze zwischen der oberen und der unteren Zone auf- zufinden, habe ich die ganze Bildung auf dem geologischen Kärtchen mit einer Farbe als Kimmeridge angelegt. Purbeck. Purbeckschichten habe ich in meiner früheren Arbeit inner- halb des beschriebenen Gebietes zuerst am Hankenberg, in der Bauerschaft Eppendorf, am Nordfusse des Hülsbrink in der ') TJeber das Vorkommen des Oberen Jura in der Nähe von Kirchdornberg im Teutoburger Walde. Dieses Jahrbuch für 1887. 2) Unter den Petrefacten, die ich aus dieser Bildung in der Bauerschaft Uphöfen gefunden habe, zeigte ein einziger kleiner Abdruck grosse Aehnlichkeit mit Avicula echinata Sow. Es veranlasste mich dies, nach dem Niederschreiben gegenwärtiger Arbeit, im September d. Js. noch einmal die Borgloher Gegend zu besuchen, um Klarheit über jene Schichtenfolge und namentlich Gewissheit darüber zu erlangen, ob dieselbe, wie von Bölsche angenommen wurde, zu dei oberen Parkinsonierzone gehört. Bei dieser Gelegenheit fand ich bei den Stein- brüchen am Kleeblink bei Borgloh ausser Trigonia und Cucullaea sp. nichts Ei- kennbares, in den Gruben bei dem Kolonate Westermeyer zu Uphöfen zahl- reiche Schalen von Ostrea multiformis und Exogyra virgula , und in dem grossen Steinbruclio bei dem Kolonate Bietendorl zu Wellingholzhausen Corbula inflexa , Ostrea multiformis , Exogyra virgula und kleine Schnecken. Ich muss hiernach an der bereits früher gewonnenen Ansicht, dass in der an jenen Punkten auf- geschlossenen Schichtenfolge Kimmeridge — vielleicht schon Purbeck, nicht aber Mittlerer Jura — vorliegt, festhalten. 144 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Bauerschaft Vessendorf, sowie südwestlich von Wellingholzhausen bei der Bietendorfer Mühle nachgewiesen ]). Neben den vorgedachten Punkten tritt Purbeck noch in der Bauerschaft Wellendorf bei dem Kolonate Twellmeyer und im sogenannten Burgfreen nordwestlich von Borgloh, sowie im grossen und kleinen Busch südlich von Wellingholzhausen auf. Der Purbeck besteht hier überall in seinem oberen Gliede aus vorwiegend kalkigen, durch Bitumen und das massenhafte Vorkommen von Serpula coacervata , Corbula inßexa und Cyrena sp. ausgezeichneten Schichten, dem »Serpulit«, in seinem unteren Gliede aus dunkeln, meist brauurothen, doch auch grauen und grünlichen, nur selten Versteinerungen führenden Mergeln, den »Mündermergeln«. Bei dem Kolonate Twellmeyer sind hauptsächlich die bitu- minösen Kalke mit Serpula coacervata und Cyrena sp. mit Mergeln wechselnd und in Stunde 7 nördlich einfallend zu beobachten, während im Burgfreen vorwiegend graue und gelblich grüne Mergel aufgeschlossen sind. Die kalkigen Schichten des Purbeck sind hier überall durch das Vorkommen von Gyps- und Asphaltschnüren, sowie durch scharfen Geruch nach Erdöl ausgezeichnet. An einigen Stellen treten im Gebiete des Purbeck auch schwache Schwefelquellen auf. Eine solche habe ich in dem Brunnen des Neubauers Beckmann, nordwestlich von Borgloh aufgefundeu ; eine andere wurde im Jahre 1888 mit dem bei Wellendorf niedergestossenen Bohrloche No. 1, nach dem Durchsinken der oberen Wälderthonschichten, bei 379 Meter Teufe erschroten. Kreideformation. Wealden. Die geognostischen Verhältnisse des Wealden von Borgloh sind trotz des daselbst betriebenen, früher sehr ergiebigen, nach 1) Die von Ferdinand Roemer und von Dechen aus der Borgloher Gegend als zum Serpulit gehörig citirte einzige Schichtenfolge bei dem Kolonate Johannesmann, gehört, wie bereits erörtert wurde, höchst wahrscheinlich zu den älteren Bildungen des Kimmeridge. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 145 Einstellung des fiskalischen Werkes zu Oesede indessen fast gänz- lich zum Erliegen gekommenen Steinkohlenbergbaues nur wenig bekannt geworden, da man mit den Stollen und Schächten nur die über den Kohlenflötzen liegenden Schichten durchfahren hat. Neuerdings ist durch den Bau der Eisenbahnlinie Osnabrück-Brack- wede und die von der Königlichen Berginspection Borgloh in den Jahren 1887/88 zu Wellendorf und Kloster Oesede niedergestosseuen Bohrlöcher die Kenntniss der tieferen Schichten und des Schichten- baues der Oeseder Kohlenmulde wesentlich erweitert worden. Man unterscheidet, wenn man die Pui'beckbildung dem Oberen Jura zurechnet, in dem eigentlichen Wealden auch hier, wie in der Gegend von Hannover, eine obere thonige und eine untere sandige Abtheilung. U nter er Wealden. Die untere Abtheilung des Wealden besteht aus einer etwa 40 — 50 Meter mächtigen Schichtenfolge dickbänkiger, gelber fein- körniger, zu Bauzwecken sehr geeigneter Sandsteine und dünnen Lagen bituminöser kohliger Mergel. Die Sandsteine sind in mehreren grossen Brüchen auf der Ebbendorfer Egge, am Strubberge bei Borg- loh, am Hassberg, Lohnberg und Rehhagen bei Eppendorf, sowie am Hülsbrink und im grossen Busch bei Wellingholzhausen gut er- schlossen. Die an letzterem Punkte und im Rehhagen gebrochenen Sandsteine werden von von Dechen als zum Hils gehörig bezeichnet; dieselben gehören aber, wie bereits Seite 139 erwähnt, zum Wealden. In einem der Steinbrüche am Lohnberg — Bruch des Kolon Lause — beobachtete ich in sonst ganz regelmässig in Stunde 84/s mit 22° gegen Nordosten abgelagerten, etwa 0,5 Meter dicken Sandsteinbänken häufig vollständig runde Kugeln von Kegelkugel- grösse. Die Kugeln zeigten keine Spur von concentrisch scha- liger Anordnung, sondern waren ganz ebenso wie die übrigen Sandsteine geschichtet und auf den Schichtfugen mit Abdrücken von Cyrena sp. bedeckt. Es sind dies wahrscheinlich durch Zu- sammenziehung eines kalkigen Bindemittels entstandene Concre- tionen, in denen das Bindemittel später durch Auslaugung wieder entfernt ist. Jahrbuch 1891. [10] 146 Christian' Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Die Grenze zwischen dem Unteren und Oberen Wealden bilden mehrere Steinkohlenflötze, von denen vier Gegenstand bergmänni- schen Abbaues gewesen sind. Es sind dies von unten nach oben: Flötz Unterbank mit 1,62 Meter Kohle, » Oberbank » 1,25 » » einschliesslich 0,10 bis 0,16 Meter Schiefer, » Schmalebank » 0,47 » » » Dickebank » 0,68 » » Da die Flötze noch in den eigentlichen Schieferthonen auf- setzen, habe ich dieselben früher zu der oberen Abtheilung des Wealden gerechnet. Mit Rücksicht auf das paläontologische Ver- halten dieser Abtheilung, die nur einen recht kümmerlichen Pflan- zenwuchs aufweist, während derselbe sich in den Sandsteinen ausserordentlich üppig entwickelt, sowie im Plinblick auf das Vor- kommen mehr oder weniger mächtiger Sandsteinbänke zwischen den einzelnen Flötzen dürfte es vielleicht richtiger sein, dieselben, wie in England und in der Gegend von Hannover, der unteren Abtheilung der Wealdformation zuzurechnen. Oberer Wealden. Das Hangende der Flötze bildet eine Schichtenfolge dunkel- grauer und schwarzer, durch Eisenoxydhydrat vielfach bräunlich ge- fleckter Schieferthone mit einzelnen dünnen, bituminösen Kalkbänk- chen, Muscheleinlagerungen und Thonschlotten. Die Mächtigkeit dieser Schichtenfolge beträgt etwa 60 — 70 Meter, im Muldentiefsten und namentlich gegen Westen hin bis zu 100 Meter. Die Grenze des Unteren Wealden gegen den Oberen konnte ich über Tage nicht überall mit Sicherheit nachweisen ; daher ist auch eine Trennung dieser beiden Abtheilungen auf der geologi- schen Karte nicht vorgenommen. Das Streichen und Fallen der Schichten ist ein ausserordentlich wechselndes und geht infolge zahlreicher Faltungen und Zerreissungen oft in ein und demselben Bruche in die gerade entgegengesetzte Richtung über. Was die Versteinerungen des Borgloher Wealden betrifft, so scheint sowohl hinsichtlich der vorkommenden Arten, als auch hinsichtlich ihrer Vertheilung auf die beiden Hauptabtheilungen der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 147 dieser Formation ein wesentlicher Unterschied gegenüber den äquivalenten Bildungen in der Gegend von Hannover nicht zu bestehen. Unter den hauptsächlich in den Sandsteinschichten auf- tretenden Pflanzenresten sind vorwiegend Coniferen und Cycadeen ( Pterophyllum ) üppig entwickelt; unter den Thierresteu treten ausser Fischen (Lepidotus) und Crustaceen (Cypris) , namentlich die Molluskengattungen Cyrena , Cyclas , Unio , Ostrea , Geroillia , Paludina und Melania (hauptsächlich in 2 Arten) mit ausser- ordentlich zahlreichen Individuen hervor. Zu einer Vergleichung der hier gefundenen Versteinerungen mit denen von Hannover fehlte es, nachdem die Sammlungen der Königlichen Berginspection zu Borgloh der geologischen Landes- anstalt zu Berlin überwiesen und fast sämmtliche Privatsamm- lungen verkauft sind, an dem erforderlichen Material. Neocom. Die im südwestlichen Theile der geologischen Karte auf die Wealdenbildungen folgenden jüngeren Schichten der Kreidefor- mation habe ich in meiner früheren Arbeit bereits genauer be- schrieben. Da dieselben nach den Untersuchungen im Herbste vorigen Jahres in ganz gleicher Entwickelung und Lagerung nach Südosten weiter fortsetzen, dürfte es zur Vervollständigung der gegenwärtigen Skizze genügen, hier nur noch die einzelnen Schichtenglieder kurz namentlich aufzuführen. Auf den oberen Wealden folgen : 1. Hilssand stein, gelblich weiss, feinkörnig und meist stark zertrümmert, doch auch in festen und bis zu 1 Meter dicken Bänken; 2. Schwarze Thone, mit 0,25 bis 0,40 Meter dicken Bänken eines sandigen Kalksteins von schmutzig brauner Farbe ; Gault. 3. Flammenmergel; dunkelgrau und dünn geschichtet mit dem bekannten charakteristischen Aussehen; [10*] 148 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Cenoman. 4. Versteiner ungsar mer Plänermergel, gelblichgrau, dünnschieferig und leicht zerbröckelnd ; 5. Yarianspläner, blaugraue, feste und in dicken Bänken abgesonderte Kalke; 6. Rhotomagensispläner, grauweisse, feste, dickge- schichte Kalke. Tnron. 7. My tiloidespl än er, grauweisse, mergelige Kalke und Mergel ; 8. Brogniartipläner , blauweisse , vielfach gelblich ge- fleckte und stellenweise ausserordentlich zerklüftete Kalke; 9. Scaphitenpläner, blaugraue, feste, dickgeschichtete Kalke. Qnartärformation. Diluvium. Das Diluvium nimmt im Gebiete der Karte den weitaus grössten Raum ein1). Vollständig frei sind nur einige aus der Ebene hervorragende Punkte und die Gipfel der Berge. Auf diesen ist jede Lehmbedeckung fortgewaschen. An den Gehängen und in den Schluchten der Berge findet sich eine mächtige, nach der Ebene zu stets zunehmende Lehmbedeckung. Ihre grösste Mächtigkeit erreicht dieselbe im Thalgebiete der Haase zwischen Borgloh und Wellingholzhausen. Hier ist die Mächtig- keit an einzelnen Stellen wohl auf 15 Meter zu veranschlagen. Die Diluvialbildungen gehören, wie ich in meiner ersten Arbeit bereits ausgeführt habe, ausschliesslich dem LTnteren Dilu- vium an. Ueber die Gliederung desselben gaben die Einschnitte der Osnabrück-Brackweder Eisenbahn und die Sandgrube bei dem Kolonate Dütemeyer in Wellendorf den besten Aufschluss. 9 Bei der Darstellung des Diluviums auf der geologischen Körte bin ich etwas freier gewesen und habe, um die Lagerungsverhältnisse der älteren Schichten besser hervortreten zu lassen, an einigen Stellen, so namentlich nörd- lich von Borgloh, die Diluvialdecke nicht angedeutet. der Gegend von Borgloli und Wellingholzhausen. 149 Unterer Diluvialmergel. Zu unterst liegt ein schwarzer, in den oberen Lagen durch Verwitterung bräunlich gefärbter, zäher Diluvialmergel mit meist erbsen- bis faustgrossen Gerollen, die zur Hälfte nordischen, zur Hälfte einheimischen Ursprunges sind. Die ersteren bestehen fast ausschliesslich aus eruptiven Gesteinen und Gneissen. Die einheimischen Geschiebe entstammen grösstentheils der Trias- formation. Unterer Diluvialsand. Ueber dem Diluvialmergel, sowie diesem eingelagert, finden sich an verschiedenen Stellen feine geschichtete Spathsande, die an ihrer Basis häufig in Gerolle und Grand übergehen. Geschiebefreier Lehm. Das oberste Glied des hiesigen Diluviums bildet überall ein feiner lössartiger Lehm oder lehmiger Sand, der vereinzelt mäch- tige, bis zu 0,5 Kubikmeter grosse Blöcke nordischer Eruptiv- gesteine, sonst aber fast gär keine Geschiebe führt. Diese von mir deshalb als »geschiebefreier Lehm« bezeichnete Bildung be- deckt an den Gehängen und in den Schluchten der Berge meist regelmässig, im Thalgebiete der Haase an verschiedenen Stellen unmittelbar ältere Schichten. Derartige Stellen , wo somit die unteren Sande und Mergel gänzlich fehlen, sind namentlich in der Bauerschaft Vessendorf bei dem Kolonate Quatkemeyer, westlich und südwestlich von Wellingholzhausen bei dem Kolonate Bietendorf, am Hülsbrink und im Grossen Busch, sowie in der Bauerschaft Ebbendorf bei den Kolonaten Gross- und Klein- Langenberg zu beobachten. Diluviale Sande sind im Gebiete der Karte ausser an den früher bereits beschriebenen Stellen: nördlich von Hilter, an der Eisenbahn bei dem Kolonate Berger, sowie bei dem Kolonate Dütemeyer in der Bauerschaft Wellendorf, noch östlich von letz- terem Punkte, bei den Kolonaten Schwabe und Bücker, sowie südlich von Borgloh bei dem Kolonate Beckschröder auf- geschlossen. 150 Christian Dötting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie Der typische Diluvialmergel tritt neben den bereits erwähnten Kolonaten Berger und Dütemeyer, noch südwestlich von Borg- loh bei dem Kolonate Rottmann und Wentrup am Fusse des Gersberges, ferner südlich von Wellingholzhausen — infolge einer Einebnung des vor dem Benigsberge gelegenen Ackerlandes — hervor. An den meisten dieser Punkte war über den Sanden und Mergeln eine mehr oder weniger dicke Schicht des geschiebefreien Lehmes zu beobachten. Nur bei dem Sandvorkommen nördlich von Hilter scheint diese Lehmschicht fortgewaschen zu sein. Nirgendwo habe ich eine Ueberlagerung des geschiebefreien Lehmes durch untere Diluvialsande feststellen können, und ich vermag daher nicht der von Monke1) vertretenen und mir noch mündlich ausgesprochenen Ansicht beizupflichten, wonach diese Sande le- diglich Verwehungen oder Anschwemmungen von den südwärts im Münster’schen Becken und bei Detmold vorhandenen mäch- tigen Sandmassen sein sollen. Alluvium. Das Alluvium im Bereiche der Karte zerfällt in humose Bildungen und Sand und Geröllablagerungen. Letztere treten an Ö o o den Ufern der Wasserläufe hervor und bestehen im Wesentlichen aus Geschieben der in der Nähe fest anstehenden Gebirgsschichten und umgelagerten diluvialen Sanden und Mergeln. Unter den humosen Bildungen tritt, von den feineren Ab- stufungen, als Wiesenkalk, Wiesenthon u. s. w. abgesehen, na- mentlich die Moorerde auf. Zu ihrer Bildung sind besonders im nordöstlichen Theile der Karte bei Gesmold, umweit der Bifur- cation der Haase, sowie nördlich vom Meyer zu Himmern, gün- stige Bedingungen vorhanden. Hier nimmt auch der Moorboden eine grössere Fläche ein. Der Beginn zu einer Moorbildung findet sich auch vereinzelt im oberen Theile einiger Wasserläufe, so namentlich auf den Wiesen östlich vom Gehöfte des Meyer zu Eppendorf. x) Die Liasmulde von Herford in Westfalen. Verhandl. des naturhist. Vereins. Jahrg. 45, S. 130, der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 151 Lagerungsverhältnisse. Die Aufrichtung der Schichten des Teutoburger Waldes, des Wesergebirges und des von diesen beiden Gebirgsketten einge- schlossenen Hügellandes ist nach Heine1) auf eine in der Richtung der Gebirgsketten in einer breiten Zone gleichzeitig wirkende Kraft zurückzuführen. Heine folgert dies richtig aus dem Paral- lelismus der Hebungsspalten und dem nach diesen symmetrisch angeordneten Bau der Gebirgsschicliten2). Nordwärts von Borgloh treten zwei solche parallele Hebungs- spalten auf3), die auf die Lagerung der hier entwickelten Gebirgs- schichten von besonderem Einflüsse gewesen sind. Von diesen beiden Hebungslinien tritt die südliche, bei der Gabelung der Haase beginnende und in westlicher Richtung bis zum Barenbruche bei Voxtrup zu verfolgende Hebungslinie mit ihrem Südabhang in das Gebiet der Karte ein. An derselben sind die Schichten des Rötli , Muschelkalks und Keupers als ein charakteristischer Sattel (Holter Sattel) entwickelt. Die nördlich von Borgloh auf- tretenden Juraschichten reichen an diesem Sattel etwa bis zur halben Höhe empor und folgen im Streichen und Fallen (Stunde 8 — 9 mit 40 — 50° gegen Südwesten) der unterteufenden Trias. Weiter gegen Südosten ist die Richtung dieser Hebungslinie nicht mehr zu erkennen. Die Keuper- und Juraschichten liegen hier überall fast söhlig. An dem südlich von Wellingholzhausen vor der Gebirgskette des Teutoburger Waldes sich erhebenden Benigsberge sind bei dieser Lagerung vom Fusse bis zum Gipfel die Posidonienschiefer, die Schichten des Ammonites Parkinsoni , 9 Geognostische Untersuchung der Umgegend von Ibbenbüren. Verhandl. des naturhist. Ver. Jahrg. 19, S. 208. 2) Durch die, auch in gegenwärtiger Arbeit nachgewiesene grössere Ver- breitung des Jura im Gebiete des Teutoburger Waldes, verliert die Annahme Römers (a. a. 0. S. 423ff.) wonach der Teutoburger Wald und die Weser- kette zwei hinsichtlich ihrer Bildung gänzlich von einander unabhängige Ge- birgszüge sein sollen, an Gewissheit. 3) Vergl. auch Bölsche, Einige Bemerkungen über die Gliederung der Triasformation und über ihre Verbreitung in der Umgebung von Bissendorf. Sechster Jahresbericht des naturwissenschal'tl. Vereins zu Osnabrück, S. 276, 152 Christian Dötting, Beiträge zur Konntniss der Geologie des Cornbrash und die Hersumerschichten, terrassenförmig über- einander aufgebaut, zu beobachten. Die Schichten des Purbeck und Wealden, welche den Jura regelmässig überlagern, sind zwischen dem Holter Triassattel, be- ziehungsweise zwischen der Erhebung von Borgloh und den Kreidebildungen des Teutoburger Waldes zu einer Mulde zu- sammengedrückt, die an ihrer schmälsten Stelle bei Wellingholz- hausen von einer Kluft abgeschnitten ist, sich gegen Westen all- mählig erweitert und bei Borgloh eine Breite von über 3 Kilo- meter erreicht. Die Muldenbildung ist selbst an der nur 1000 Meter breiten Stelle am Hülsbrink bei Wellingholzhausen deutlich erkenn- bar, wird aber hier, wie auch weiter westwärts durch verschiedene kleine Sättel unterbrochen. Von diesen Sätteln tritt charakteri- stisch der Hassberg bei Eppendorf hervor. Die Hebungsspalte des Teutoburger Waldes verläuft den Borgloher Hebungslinien parallel und ist durch mehrere Stö- rungen am Rechenberg, sowie durch die im Hankenberger Eisen- bahneinschnitt durchfahrene grosse Verwerfungskluft ausgezeichnet, welche die höheren Kreideschichten von dem Wealden trennt. An dieser Verwerfungskluft sind die Kreideschichten überkippt, weiter südlich aber ganz regelmässig in Stunde 84/g gegen Süden ge- richtet. Besonderes eigenartig für das beschriebene Gebiet sind einige kleine Partien älterer Schichten mitten zwischen jüngeren Bildungen. Als ein solches, zwischen jüngeren Schichten hervortretendes Stück älteren Gebirges habe ich in meiner früheren Arbeit den Hüls bei Hilter beschrieben. Diesem Vorkommen ganz ähnlich ist das Auftreten der Trias bei Borgloh zwischen Jura und Wealden, und am Rechenberge südlich von Wellingholzhausen, zwischen Wealden und Hils. An beiden Stellen erscheint Muschel- kalk und Keuper, von Längs- und Querspalten rings umgrenzt, als ein aus dem ursprünglichen Schichtenverbande losgerissener Gebirgskeil, der zwischen die jüngeren Schichten emporgetrieben ist, oder an dem die letzteren abgesunken sind. Am Rechenberge schneidet die Trias die Wealdmulde gegen Süden und Westen ab, bei Borgloh hat sie die in Stunde S1/^ der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 153 regelmässig gegen Süden einfallenden Juraschichten zu einer Mulde zusammengedrückt, die gegen Westen durch eine in nördlicher Richtung verlaufende und iu einer tiefen Schlucht, der sogenannten Himmelsleiter, deutlich erkennbaren Verwerfung begrenzt, in ihrem weiteren Verlauf gegen Osten aber durch mächtige Diluvialschichten verdeckt wird. Die muldenförmige Lagerung ist an dem alten Fahrwege, sowie an der neuen Landstrasse von Borgloh nach Bissendorf deutlich erkennbar. Die Schichten des schwarzen und braunen Jura treten in fächerförmiger Stellung und getrennt durch jüngere Schichten zweimal neben einander auf. An dem über die Höhe des Borgloher Rückens führenden Fahrwege ist der Obere Jura von den Parkinsonier-Schichteu eingeschlossen gut zu beobachten. An der tiefer gelegenen neuen Landstrasse treten zwischen den Parkinsonier-Schichteu an Stelle des weissen Jura die Eisenkalke des Cornbrash, beziehungsweise die Schichten der Ostrea Knorri auf. Die Kalkbänke des Oberen Jura sind hier durch Erosion fortgewaschen und treten erst weiter ostwärts an einem höheren Punkte bei dem Kolonate Oestermeyer in der Bauerschaft Up- höfen als zwei kleine, langgestreckte und, wie es scheint, von braunem Jura rings umgebene Inseln aus dem Diluvium hervor. Durch das Auftreten des triadischen Gebirgskeiles bei Borg- loh sind auch gegen Süden die Schichten des Wealden gestört. Auf diese Störungen ist das Vorkommen des Serpulits bei dem Kolonate Twellmeyer zurückzuführen. Ob auch die weiter ost- wärts an der Aumühle und am Rullau erschlossenen Schichten des Oberen Jura infolge dieser Störungen zu Tage getreten sind, ist bei der mächtigen Entwicklung des Diluviums au dieser Stelle, durch welche auch der weitere Verlauf der bei dem Kolonate Twellmeyer aufsetzenden Verwerfungsspalte verdeckt wird, leider nicht festzustellen. Wahrscheinlich bilden die Juraschichten an der Aumühle die nördliche Begrenzung der Wealdmulde. Unter den Störungen, welche die Gebirgsschichten im Streichen verwerfen, ist besonders die grosse Sattelspalte hervorzuheben, die im Hankenberger Eisenbahneinschnitt durchfahren wurde. Die- selbe setzt an der Borgloher Egge und bei dem Meyer zu Eppen- 154 Christian Dütting, Beiträge zur Kenntniss der Geologie dorf durch und verbindet sich hier mit dem grossen Spaltensystem, das die Gegend von Wellingholzhausen und Borgholzhausen aus- zeichnet *) und durch das am Rechenberg das Hervortreten der Trias zwischen Wealden und Hilssandstein bewirkt wurde. Da diese Bruchlinie weiter nach Südosten mit den Spalten in Verbindung zu treten scheint, die nach den Untersuchungen von Monke * 2) den Südrand der Herforder Liasmulde begrenzen, in ihrer westlichen Fortsetzung aber die weite Bruchzone trifft, inner- halb deren bei Ibbenbüren Steinkohlengebirge und am Hüggel Zechsteiu, Trias und Jura hervortreten, so dürfte dieselbe wohl als ein Theil der Hebungsaxe des Teutoburger Waldes auzusehen sein. Während die im Streichen der Schichten verlaufenden Spalten in der Oberflächengestaltung nicht deutlich hervortreten, werden die Spalten, welche die Schichten mehr oder weniger senkrecht zum Streichen durchsetzen, fast stets durch grössere und kleinere Einsenkungen, tiefe Schluchten oder Wasserrisse bezeichnet. Es ist dies wohl dadurch zu erklären, dass beiden streichenden Ver- werfungen nach dem Zerreissen der Schichten eine Bewegung der- selben nicht mehr erfolgte und die Verwerfungskluft durch den seitlichen Druck fast geschlossen wurde, während bei den Quer- spalten auch später noch eine Verschiebung der Gebirgstheile gegen einander stattfand, infolge deren die Kluft offen blieb, oder sich mit den Producten der Zerreibung mit Letten etc. ausfüllte. An dem Ausgehenden solcher Klüfte vermochten die Gewässer sich natürlich leicht ein Bett zu graben und die Thalbildungen zu befördern. Die bedeutendsten Querspalten sind auf dem geologischen Kärtchen dargestellt. Ausser der Borgloher Hauptspalte, welche die bei Borgloh entwickelte Juramulde gegen Westen abschneidet, treten im Gebiete der Karte noch bei Wellingholzhausen vier grössere Verwerfungen auf. Die östlichste derselben geht von dem Rechenberger Spaltensystem aus, verläuft in nördlicher Rich- b von Dechen, der Teutoburger Wald, S. 344 — 353, 2) a. a. 0. S. 129 ff. der Gegend von Borgloh und Wellingholzhausen. 155 tung und trennt Muschelkalk und Kimmeridge von den am Benigs- berge entwickelten Schichten des Mittleren Jura. Der Verlauf der Spalte ist am Westabhange des Benigsberges durch das tiefe Uhlensieck gut zu verfolgen, weiter nach Norden indessen bei der zunehmenden Bedeckung des Diluviums nicht mehr zu erkennen. An dieser Spalte setzt bei Placke, südlich von Wellingholz- hausen, eine zweite Spalte auf, welche in Stunde 4 verläuft, süd- lich von der Bietendorfer Mühle dieHaase überschreitet und in die Schlucht der Redwelle einlenkt. An der Verwerfungskluft treten bei der Bietendorfer Mühle Posidonienschiefer und Kimmeridge dicht nebeneinander auf; erstere liegen hierbei fast söhlig, während letztere in Stunde 9 mit 45° gegen Süden einfallen. Eine dritte, gleichfalls vom Rechenberg ausgehende und in Stunde 10 verlaufende Spalte verwirft im Haasethal Muschelkalk und Keuper, setzt an der vorgenannten zweiten Spalte ab und er- scheint nordwestlich, in gleicher Richtung fortstreichend, wieder in der Bauerschaft Vessendorf zwischen den Hersumer Schichten und den Amaltheenthonen. Die vierte grössere Querspalte im Wellingholzhauser Gebiete tritt in der Bauerschaft Vessendorf am Ostabhang des Lohn- berges auf, schneidet hier in Stunde 2 verlaufend Deistersandstein von den Hersumer- und Purbeck-Schichten ab und verschiebt letztere um nahezu 250 Meter nach Norden. Neben diesen Spalten kommen in der Gegend von Welling- holzhausen noch zahlreiche andere Verwerfungen vor, wie die Be- obachtungen in den Steinbrüchen und Gruben über Tage, sowie die bergmännischen Aufschlussarbeiten der Zeche Hammerstein am Hülsbrink ergeben haben. Die Darstellung dieser Spalten auf dem geologischen Kärtchen ist unterblieben, da dieselben be- merkenswerthe Verschiebungen der einzelnen Formationsglieder gegen einander nicht bewirkt haben und in ihrem Verlauf an der Tagesoberfläche nur schwer zu verfolgen sind. Zur Literatur über Rüdersdorf und Umgegend. Von Herrn H. Eck in Stuttgart. Dem Literaturverzeichnisse, welches vom Verfasser in seiner Arbeit über Rüdersdorf und Umgegend in den Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten, Bd. I, Heft 1, 1872, S. 1 — 14 gegeben wurde, sind fol- gende Schriften hinzuzufügen: 1748. Anonymus in: Der Naturforscher, eine physikalische Wochenschrift auf die Jahre 1747 und 1748. [Stück (13, 1748: Filtrirstein bei Berlin. Stück 119 , 1 748 : Filtrirsteinbruch mit Abdrücken von Conchylien im Brandenburgischen.] Vor 1769. Markgraf, [Untersuchung derjenigen Steine, welche nach der Calci - nation mit Kohlen leuchtend werden]. — Memoires de V Academie de Berlin , T. VI. — Vergl. Mineralogische Belustigungen, III. 1769, S. 282 bis 306 [S. 296]. 1804. Simon, Beschreibung einiger Analysen verschiedener Arten Kalksteine. — Neues allgemeines Journal der Chemie, Bd. IV, H. 4, 1804, S. 426—433. 1819. Razoumovsky, G. Comte de, Coup d’oeil geognostique etc. [Abbildung eines kleinen Vogels mit deutlichem Hals und Schnabel, aber ohne Füsse, welcher in den Kalksteinbrüchen bei Rüdersdorf in der Gegend von Berlin gefunden wurde. S. Krüger, 1823.] 1823. Krüger, Geschichte der Urwelt, Th. II , 1823. [Stellt S. 710 den von Razoumovsky erwähnten »Vogel« zu den Naturspielen.] 1826 — 1844. Goldfuss, Petr et 'acta Germaniae. [Pentacrinus dubius von Rüders- dorf.] 1830. Anonymus [Martins], Ueber das Rüdersdorfer Kalksteingebirge und die jüngste Preisherabsetzung. Mit Bezug auf das Sendschreiben der Rüdersdorfer Gemeinde. Berlin. 1830. 1836. Sefström in Kongl. Vetenskaps-Acad. Handlingar , 1836, S. 141 — 255, H. Eck, Zur Literatur über Rüdersdorf und Umgegend. 157 1838. Quenstedt, Ueber die fossilen Knochen im rothen Sandsteine Livland’s und Estland’s. [S. 16: Fischreste von Rüdersdorf.] — Neues Jahrb. f. Min. u. s. w., 1838, S. 13—16. 1838. Quenstedt, A., Ueber die Geschiebe der Umgegend Berlins. [S. 148.] — Neues Jahrb. f. Mineralogie u. s. w., 1838, S. 136 — 157. 1838. Quenstedt, Briefl. Mittheilung von Tübingen, 18. März 1838. [Buceiniten- schichten v. Rüdersdorf.] — Neues Jahrb. f. Mineral, u. s. w. , 1838, S. 315. 1840. Meyer, H., Ueber den Kalkstein vom Krienberge bei Rüdersdorf und einige Cämentsteine. — Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleisses in Preussen; Berlin, 1840. 1845. Rose, H. , Chlornatrium im Muschelkalk von Rüdersdorf. Notiz an G. Rose und von diesem an Girard : siehe dessen Geologische Reise- bemerkungen aus Italien im Neuen Jahrb. f. Mineral, u. s. w. , 1845, S. 769—792. [S. 779.] 1851. Credner, H., Ueber die Gervillien der Trias -Formation in Thüringen. [S. 642, Anmerk.] — Neues Jahrb. f. Mineral., 1851, S. 641—657. 1851. v. Grünewaldt, M. , Ueber die Versteinerungen des schlesischen Zech- steingebirges. Ein Beitrag zur Kenntniss der deutschen Zechsteinfauna. [ Myophoria laevigata v. Rüdersdorf.] — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ge- sellsch.. III. 1851. S. 241— 314. 1855 (1846 — 1855). v. Meyer, H., Zur Fauna der Vorwelt. II. [Lief. 5 u. 6, S. 112.] 1856. Beyrich, Briefl. Mittheilung v. 26. November 1855. [ Cheloerinus v. Rüders- dorf.] — Neues Jahrb. f. Mineral, u. s. w., 1856, S. 27 — 28. 1867. Analysen Rüdersdorfer Kalksteine in der Zeitschrift des Vereins für Rüben- zucker-Industrie, 1867, S. 737. — Vergl. Orth, Geognostische Durch- forschung des schlesischen Schwemmlandes zwischen dem Zobtener und Trebnitzer Gebirge; Berlin, 1872; S. 229. 1872. Arzkuni, Ueber den Cölestin von Rüdersdorf und Mokkatam. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., XXIV, 1872, S. 477— 483. 1875. Torele, 0., Gletscherschliffe von Rüdersdorf. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch., 1875, XXVII, S. 961. 1877. B rrendt, G., Die Umgegend von Berlin. Allgemeine Erläuterungen zur geognostisch-agronomischen Karte. 1. Der Nordwesten Berlins. [S. 37 : Analyse eines Spa.thsandes von Rüdersdorf durch Läufer. S. 40: Grand.] — Abhandl. z. geol. Specialkarte von Preussen u. d. Thü- ringischen Staaten, Bd. II, H. 3, Berlin, 1877. 1877. Dalmer, Die ost- thüringischen Encriniten. [ Encrinus Carnalli.] — Jena- ische Zeitschr. f. Naturwissenschaft, Bd. XI (Nene Folge. Bd. IV), Jena, 1877, S. 382 f. 1877. Gerhard, Th., Die Kalksteinbrüche zu Rüdersdorf. — Wochenschrif Deutscher Ingenieure, 1877, S. 206. 158 H. Eck, Zur Literatur über Rüdersdorf und Umgegend. 1877. 1877. 1877. 1877. 1877. 1878. 1879. 1879. 1879. 1879. 1879. 1879. 1879. 1879. Gümbel hält die von Orth vorgelegten Gletscherschliffe [von Rüdersdorf] u. s. w. für typische. — Amtl. Bericht d. 50. Versamml. deutsch. Natur- forscher u. Aerzte in München vom 17. bis 22. Sept. 1877, München, 1877, S. 166. Orth, A., Rüdersdorf und Umgegend. Auf geognostischer Grundlage agronomisch bearbeitet. — Abhandl. z. geol. Specialkarte v. Preussen u. d. Thüringischen Staaten, Bd. II, H. 2, Berlin, 1877. Orth, A. , Ueber die Glacial - Erscheinungen am anstehenden Muschel- kalke von Rüdersdorf bei Berlin. — Amtl. Bericht der 50. Versamm- lung deutsch. Naturforscher und Aerzte in München vom 17. bis 22. September 1877, München, 1877, S. 165 — 166. Stein, S., Ueber Vorkommen von Eisschliffen in der norddeutschen Ebene. [Rüdersdorfer Streifen = Scheuerstreifen schwimmender Eisberge.] — Verhandl. d. naturhist. Vereines d. preuss. Rheinl. u. Westfalens, Jahrg. 33, 4te Folge, Jahrg. 3, Bonn, 1877, Sitzungsber. S. 98 — 100. Volgkr, gegen die Deutung der von Orth vorgelegten Schliffe [von Rüders- dorf] als Gletscherschliffe. — Amtl. Ber. üb. d. 50. Vers, deutsch. Naturf. u. Aerzte in München vom 17. bis 22. Sept. 1877, München, 1877, S. 166. Pohlig, H., Aspidura , ein mesozoisches Ophiuridengenus. [ Ophioderma Hauchecornei .] — Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, XXXI, 1878, S. 235 f. Berendt, G., Riesenkessel auf dem Rüdersdorfer Muschelkalk bei Berlin. — Neues Jahrb. f. Mineral, u. s. w., 1879, S. 851. Eck, B., Bemerkungen zu den Mittheilungen des Herrn H. Pohlig über » Aspidura , ein mesozoisches Ophiuridengenus« und über die Lagerstätte der Ophiuren im Muschelkalk. [ Ophioderma Hauchecornei etc.) — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., XXXI, 1879, S. 35 — 53. ITelland, Ueber die glacialen Bildungen der nordeuropäischen Ebene. [S. 70: Geschliffeae Muschelkalke im Geschiebelehm von Rüdersdorf.] — Zeitschr. d. Deutsch, geol. 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Bai ,tzer, A. , Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. Lief. 20. Bern. 1880. Der mechanische Contact von Gneiss und Kalk im Berner Oberland. [S. 254 — 255: Bemerk, über die Riesentöpfe bei Rüdersdorf u. s. w.]. 1880. Berendt, G. , und Dames, W. , Geognostische Beschreibung der Gegend von Berlin. Berlin, 1880. Nebst geol. Uebersichtskarte im Maassst. 1 : 100000. 1880. Geinitz, E., Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. II. Neubrandenburg, 1880. — Auch im Archiv für die Naturgeschichte Mecklenburgs. Bd. XXXIV. 1880. Lang, O. . Ueber die Bildungsverhältnisse der norddeutschen Geschiebe- formation. — Abhandl., herausg. vom naturwissensch. Verein zu Bremen, Bd. VI, Bremen, 1880, S. 513 — 526. 1880. Noei l'ling, F., Die Entwickelung der Trias in Niederschlesien. [S. 324: Monotis Albertii aus oberem Muschelkalk von Rüdersdorf.] — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., XXXII, 1880, S. 300 — 349. 1880. Torell, Die Gletscher - Erscheinungen in Rüdersdorf. — Zeitschr. für Ethnologie, XTI, 1880. 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Wahnschaffe, F. , Geschrammte Schichtenköpfe von dem Rüdersdorfer Muschelkalk im nordöstlichen Theile des Alvenslebenbruches. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch., XXXIII, 1881, S. 710. 1882. Berendt, [Ueber die Glacialschrammen von Rüdersdorf.] — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch., XXXIV, 1882, S. 658— G60. 1882. Gümbel, W. , Ueber die Bildung der Stylolithen und über Fulgurite. Briefl. Mitth. v. München, den 20. Nov. 1882. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch., 1882, XXXIV, S. 642 — 648. 1882. v. Mojsjsovics, E. , Die Cephalopoden der mediterranen Triasprovinz. [Erwähnt S. 39 eine dem Ceralites zoldianus Mojs. nahe verwandte Form aus Schaumkalk des Redenbruches in Rüdersdorf.] — Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt, Wien, 1882. 1882. Wahnschaffe, F., Ueber einige glaciale Druckerscheinungen im nord- deutschen Diluvium. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch., XXXIV, 1882, S. 562—601. 1883. Wahnschaffe, F., Erläuterungen zur geologischen Specialkarte v. Preussen und den Thüringischen Staaten. Gradabtheilung 45, N. 33. Blatt Rüders- dorf. Berlin. 1883. Nebst der Section Rüdersdorf. 1883. Wahnschaffe, F., Ueber die Blätter Rüdersdorf, Alt-Landsberg und Wer- neuchen. — Jahrb. d. K. pr. geol. Landesanstalt u. Bergakademie zu Berlin f. d. Jahr 1882: Berlin, 1883; S. XLVIII — L. 1883. Wahnschaffe, F., Beitrag zur Kenntniss der Rüdersdorfer Glacialerschei- nungen. — Jahrb. d. K. pr. geol. Landesanstalt u. Bergakad. z. Berlin f. d. Jahr 1882: Berlin, 1883; S. 219 — 227. — Ausz.: Neues Jahrb. f. Mineral, u. s. w., 1884, II, Ref. S. 387. 1883. Wahnschaffe, F., Ueber Glacialerscheinungen bei Gommern unweit;Magde- burg. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch., XXXV, 1883, S. 831 — 849. 884. de Geer, G.. Om de skandinavislca landisens andra utbredning. — Geol. Foren, i. Stockholm Förh., 1884, VII, S. 461 — 464. — Uebersetzung durch F. Wahnschaffe u. d. T. : »Ueber die zweite Ausbreitung des scandinavischen Landeises« in Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., XXXVII, 1885, S. 177—206 [S. 203]. 1885. Berendt, G. , und Dames, W. , unter Mitwirkung von Klockmann, F., Geognostische Beschreibung der Umgegend von Berlin. — Abhandl, zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten, Bd, VIII, H. 1. Berlin, 1885. H. Eck, Zur Literatur über Rüdersdorf und Umgegend. 161 1886. Bornemann, J. G., Beiträge zur Kenntniss des Muschelkalks, insbesondere der Schichtenfolge und der Gesteine des Unteren Muschelkalks in Thüringen. [Schaumkalk von Rüdersdorf.] — Jahrb. d. K. pr. Geol. Landesanstalt u. Bergakademie zu Berlin f. d. Jahr 1885; Berlin, 1886; S. 267 — 321. 1887. v. Koenen, Beitrag zur Kenntniss der Crinoiden des Muschelkalks. [E. Brahli.J — Abhandl. d. K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Bd. 34, Göttingen, 1887. 1888. D ames, W. , Die Ganoiden des deutschen Muschelkalkes. — Paläontolo- gische Abhandlungen, herausg. v. W. Damus und E. Kayser, Bd. 4, H. 2, Berlin, 1888. 1888. v. Koenen, A., Beitrag zur Kenntniss von Dislocationen. [S. 467.] — Jahrb. d. K. pr. Geologischen Landesanstalt u. Bergakademie f. d. Jahr 1887; Berlin, 1888; S. 457 — 471. 1888. Lang, O., Beobachtungen an Gletscherschliffen. — Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch., 1888, XL, S. 119 — 130. 1888. Schmid, C., Die Rüdersdorfer Kalkstein-Brüche. — Deutsche Bauzeitung, Jahrg. XXII, 1888, N. 88, S. 532 — 535. 1888. Wahnschaffe, F., Die Entwickelung der Glacialtheorie in Norddeutsch- land. [Abbild, v. Gletscherschrammen v. Rüdersdorf.] — Naturwissen- schaftliche Wochenschrift, II, N. 1, Berlin, 1888, S. 4 — 7. 1889. Gramer, H., Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg. Heft X. Kreis Niederbarnim. Halle a. S. 1 889. [Die hier auf S. 150 in der 2ten Anmerkung ausgesprochene Behauptung, dass der Punkt, an welchem im Jahre 1772 Versuche auf Gyps angestellt wurden, in Eck’s Arbeit irrthümlich als auf der östlichen Seite des Thalgehänges gelegen angegeben worden sei, ist unrichtig, da die betreffenden Ver- suche auf S. 28 der letzteren Arbeit ausdrücklich als zur Entblössung des Gypses am Fusse des Arnimsberges vorgenommene bezeichnet sind.] 1889. Jäkel, 0., Ueber einen neuen Ceratiten aus dem Schaumkalk von Rü- dersdorf und über gewisse als Haftring gedeutete Eindrücke bei Ce- pha-lopoden. — Neues Jahrb. f. Mineralogie u. s. w., 1889, Bd. I, S. 19-31. 1891. Eck, H. , Ceratites antecedens Beyr. von Wenden in Württemberg. [Be- merk. üb. e. Ceratiten von Rüdersdorf.] — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch., XLI1I, 1891, H. 3, S. 734 — 735. 1891. Wahnschaffe, F. , Die Ursachen der Oberflächengestaltung des Nord- deutschen Flachlandes. [S. 70, 74.] — Forschungen zur Deutschen Landes- und Volkskunde, Bd. 6, H. 1, Stuttgart, 1891. 166 Seiten. Geschlossen December 1891. Jahrbuch 1891. [ii] Die Verbreitung der Brauokohlenformation im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. Von Herrn von Rosenberg - Lipinsky in Grünberg i./Schl. (Hierzu Tafel XXI u. XXII.) In dem nordwestlichen Theile Schlesiens stehen überall unter dem Diluvium tertiäre, braunkohlenführende Schichten1) au. Eiue genaue Kenntniss derselben wird zunächst vielfach stattgehabten Schürfversuchen verdankt, sodann einer Gewinnung der Kohlen, welche im Laufe der letzten 50 Jahre in nennenswerther Weise an 25 verschiedenen Punkten stattgefunden hat. Meistentheils kam es allerdings wegen der geringen Nachhaltigkeit der Lager- stätte über kurz oder lang wieder zur Einstellung des Betriebes. Der Bergbau hat sich bis heute jedoch in der Umgebung von Stroppen, Siegda, Naumburg a./B. uud Grünberg zu halten ver- mocht. Dort ist seine Fortdauer noch für Jahrzehnte gesichert. Der Grünberger Braunkohlenbergbau besteht bereits über 50 Jahre2) und g-ehört zu den ältesten Betrieben dieser Industrie. Und end- lieh sind in diesem Gebiete namentlich in den letzten Jahren im Oderthaie (bei Breslau, Leubus, Glogau, Neusalz) eine grössere Anzahl von Bohrungen auf Trinkwasser ausgeführt worden, welche vielfach noch tiefer, als jener Bergbau, in die tertiären Schichten eingedrungen sind. !) Beyrich , Zusammensetzung des nördlichen Tertiärs 1856, S. 8 — 12 u. 16. 2) Schröder, Gedenkblatt des Grünberger Bergbaus. Rosenberg-Lipinsicy, Die Verbreitung der Braunkohlenformation etc. 163 Mit diesem Tertiär-Gebirge hat sieh in den fünfziger Jahren Göppert1) in eingehender Weise befasst. Von den späteren Aufschlüssen sind nur einige in den Schriften von Zinken2), Roth3), Orth4), Giebelhausen5), Roemer6) und Anderen7) hier und da beschrieben worden. Von der Verbreitung der tertiären Schichten im nördlichen Tlieile Schlesiens giebt diese Litteratur kein vollständiges Bild. Diesem Mangel wollen die nachstehenden Zeilen abhelfen. Zugleich wird auch die von Berendt8) für brennend erklärte Frage, welcher Stufe des Tertiärs diese Schichten zuzurechnen sind, zu beantworten versucht werden. Die Grundlage für diese Arbeit haben ausser jener Litteratur in erster Linie die Acten des Bergreviers »Grünberg«9) gegeben, welches sich über den ganzen Theil des nordwestlichen Schlesiens erstreckt. Aus jenen Schichten stammende Gebirgsproben und Pflanzenabdrücke befinden sich ferner in den Sammlungen der Universität Breslau, auf dem Bergrevierbureau in Grünberg und in einer Privatsammlung des Bergwerks-Directors Herrn Schröder, des früheren Leiters des Grünberger Bergbaus. Das Material, welches die Universitäts-Sammlung enthält, wurde mit Erlaubniss des Herrn Professor IIintze durchgesehen. Herr Schröder hat bei seinem Weggange von Grünberg seine Sammlung dem Ver- fasser überlassen. Ihre Pflanzenabdrücke waren jedoch zumeist *) Göppert, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 4. Bd., 1852; S. 484. Tertiäre Flora von Schossnitz 1855, S. 42 u. 52. 2) Zinken, Physiographie der Braunkohlen 1867, S. 764 — 773. 3) Roth , Erläuterungen zur geognostischen Karte von Niederschlesien, 1867; S. 370 — 378. 4) Orth, Geognostische Durchforschung des Schwemmlandes, S. 21 — 29. 5) Giebelhausen, Braunkohlenbildung der Mark. Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. 19, S. 45. 6) Roemer, Geologie Oberschlesiens. S. 411 — 18 u. 529 u. 530. 7) Schröder, Gedenkblatt des Grünberger Bergbaus 1890. — Roemer, Koss- mann, Güricii, Kunisch, Abhandlungen in d. Jahresber. d. Schles. Gesellschaft, Jahrg. 1875, S. 35; 1880, S. 135; 1884, S. 234; 1885, S. 122 u. 151; 1888, S. 99. — Jäkel, »lieber die Diluvialbildungen im nördlichen Schlesien«, Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Gesellsch. 1887, S. 277. 8) Berendt, Geognostische Skizze der Gegend von Glogau. Jahrbuch der geologischen Landesanstalt 1885, S. 355. 9) Es umfasst ausserdem noch die Provinzen Posen, Ost- und Westpreussen. [11*] 164 v. Rosenbekg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation noch nicht bestimmt nnd hat Herr Dr. Engelhardt in Dresden sich dieser Mühe unterzogen. Die Resultate seiner Arbeit werden mit dessen Zustimmung ebenfalls mitgetheilt. Und endlich sind noch einige von Herrn Dr. Gürich zu Breslau übergebene, ältere Manuscripte und Drucksachen, welche zum Theil noch von Göppert herrühren, benutzt worden. Allen den Genannten, na- mentlich aber den Herren Dr. Engelhardt und Bergwerks- Director Schröder, sei hiermit für die freundliche Unterstützung herzlichst gedankt. Der Arbeit ist eine Karte von dem nordwest- lichen Theile Schlesiens beigefügt. Fast zwei Drittel der Provinz Schlesien , und namentlich der nordwestliche Theil derselben, sind Tiefland. Durchflossen wird letzteres seiner Länge nach von der Oder, deren Pegel1) in Breslau 116 Meter, » Glogau 72 » » Neusalz 61 » unweit Rothenburg 54 » über dem Meeresspiegel liegt. So ganz flach ist diese Gegend aber keineswegs; es fehlt nicht an merklichen Erhebungen und treten dieselben entweder vereinzelt, oder in Reihen auf. Es sind zu nennen — die Berge von Polnisch- Wartenberg, » Koben, » Carolath, der Höhenzug zwischen Trebnitz und Winzig, » Raudten und Gross-Kauer, » Dalkau, Freistadt u. Naumburg, » Reichenau, Grünberg u. Saabor. Den Höhenzügen, obwohl einzelne eine recht beträchtliche Ausdehnung haben, ist von der Geographie ein besonderer Name nicht beigelegt worden. Die Dalkauer und Trebnitzer Berge x) Auszug aus den Nivellements der trigonometrischen Abth. der Landes- aufnahme V. Heft Berlin 1886. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 165 heissen im Volksmunde das »Katzengebirge«. Die Berge zu Dalkau und Grünberg erheben sich 170 — 190 Meter über den Meeresspiegel; die Berge zu Carolath fallen steil nach Süden ab. Bei den anderen Erhebungen ist der steilere Abfall nach Norden gerichtet; nach Süden zu gehen sie zumeist allmählich in die Ebene über. Letztere wird südlich der Linie Raudten-Naumburg; auf weithin nicht mehr unterbrochen. Bei diesem häufigen Wechsel des Niveaus ist der Charakter der Landschaft nichts weniger als einförmig1). Die Erhebungen werden überdies noch mehrfach von Querthälern und Schluchten durchsetzt. Vertorfte Tümpel, kleinere und grössere Teiche ver- vollständigen das Bild, um es einer typischen Moränen -Land- schaft, wie sie z. B. die bairische Hochebene1) bildet, ähnlich zu machen. Feste Gebirgsschichten treten in diesen Gebieten nirgends zu Tage. Ueberall trifft man auf Schutt, an dessen Zusammen- setzung, wie anderweit im norddeutschen Tieflande, neben dem Diluvium das Tertiär — wie gesagt — in hervorragendem Maasse betheiligt ist. An vielen Stellen liegt es zunächst zu Tage, und wo dies nicht der Fall, hat man es bis jetzt, sowohl in den Nie- derungen als auch auf den Höhen nach Durchbohrung des Dilu- viums stets angetroffen. Es scheint daher nirgends durch ältere Gebirgsschichten verdrängt zu sein. Wir haben es also in unserem Gebiete mit einer sehr gleichmässigen Verbreitung des Tertiärs zu thun. Das Tertiär besteht auch hier, wie überall im norddeutschen Tieflande, aus Sanden und Thonen, welche hin und wieder Nester oder ausgedehnte Lager von Braunkohlen einschliessen. Die Thone werden, wo sie zu Tage treten, vielfach zu Ziegeln verarbeitet. Des Bergbaus auf Braunkohle ist schon gedacht worden. Es wird nunmehr zur Beschreibung der einzelnen Auf- schlüsse übergegangen und hierbei insbesondere auf die Kohlen- lager Rücksicht genommen werden. Denn wenn letztere auch ‘) Jäkel, Ueber die Diluvialbildimgen im nördlichen Schlesien. Zeitschr. der Deutsch, geol. Gesellsch. 1887, S. 277. 166 v. Rosenbkrg-Lipixsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation zumeist in technischer Beziehung unbedeutend sind, so geben sie doch wie nirgendswo Gelegenheit, die Wirkungen gewisser geolo- gischer Vorgänge, wie diejenigen der Gletscher der Glacialzeit auf ihren Untergrund, zu studiren. Auch wird zu prüfen sein, oh nicht noch das eine oder andere Braunkohlenvorkommen einer näheren Untersuchung wertli erscheint. Denn es wii’d sich zeigen, dass sie zumeist sehr flüchtig gewesen ist. Hauptsache soll aller- dings, wie gesagt, eine abermalige Zusammenfassung der sämmt- lichen vorhandenen Aufschlüsse sein, um einen Einblick in den Aufbau des in Rede stehenden Schichtensystems zu ei’halten. I. Das Gelände von Polnisch-Wartenberg. In der Umgebung von Polnisch- Wartenberg treten die ter- tiären Schichten in Lehmgruben mehrfach zu Tage, oder sind schon in geringer Tiefe erbohrt worden. Weit verbreitet ist zu- nächst ein blauer, fetter Thon, welcher zuweilen eine grünliche Färbung annimmt und zumeist Lager von Braunkohle überdeckt. An einem Punkte ist unter demselben noch ein weisser, plastischer Thon angetroffen worden, welcher sich zur Töpferei eignet. Die Formation ist dort besonders reich an Braunkohlen. Der östlichste Aufschluss1) in dieser Gegend liegt an dem Rande des Baldowitzer Forstes (zwischen Merzdorf, Mangschütz und Schreibersdorf); dort sind an einer Stelle die Schichten durch 9 Bohrlöcher untersucht worden; mit denselben hat man durch- schnittlich in 4 — 9 Meter Tiefe unter einer blauen Thondecke Braunkohle erschürft. Letztere wurde stets nur angebohrt. Das Liegende ist deshalb unbekannt. Der nächste Aufschluss2) nach Westen zu liegt an dem Wege von Gross -Cosel nach Schlaupe, nicht weit von der Stelle, wo der Weg vom Gänseberg einmündet. Es sind dort 10 Bohrlöcher ') Muthungsacten von Peter, Elgarsglücb, Komet, Meteor, Kariös, Romanow II, David, Däumling II u. Fixstern. 2) Muthungsacten des Bergwerks Calixt. Rokmer, Geologie Oberschlesiens, S. 418. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 167 medergebracht worden; die Schichten stimmen so ziemlich über- ein und lassen folgende Zusammensetzung des Gebirges er- kennen: 2,5 Meter röthlichen Lehm, 0,4 » grünlich grauen Thon, 4,2 » blaugrauen sandigen Thon, 0,2 » grauen sandigen Thon, 3,4 » hellgrauen Thon mit Spuren von Kohle, 0,8 » Braunkohle, 1,5 » Thon mit Kohlen, 0,7 » Braunkohlen, 2,5 » schwarzer Letten mit Kohle. In einem Bohrloche wurden 5,7 Meter reine Kohle durch- teuft und wurde dann jener gelblich weisse Töpferthon gefunden, welcher Triebsand zum Liegenden hatte. Desgleichen ergab Bohr- loch VI: 2,1 Meter Lehm, 1.3 » grauen Letten mit Kohlenspuren, 0,3 » Braunkohle, 4.5 » gelblich-weissen Thon, 2,1 » Triebsand, 0,3 » grauen Letten, 0,3 » Braunkohle, 1,7 » grauen Letten mit Kohlenspuren, 1.6 » blaugrünen Letten, 0,7 » grünen Letten, 2.3 » blaugrünen Letten. Die mit diesen Bohrlöchern erschlossenen Schichten gehören theilweise augenscheinlich einer tieferen Partie des tertiären Ge- birges an; im Bohrloch VI erscheint der blaue Thon im Liegenden und hat ersichtlich eine Ueberkippung der Schichten stattgefunden. Ein 17 Meter tiefer Schürfschacht, welcher auf Bohrloch 1 abge- teuft worden ist, zeigte noch die Schichten flach gelagert, und ein Streichen derselben zu h. 7,6. Das Flötz erwies sich in dem Schachte etwas über 3 Meter mächtig. 168 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der BraunkohleHformation Weitere Aufschlüsse1) sind endlich noch zu Ober-Langendorf zu verzeichnen; die Bohrungen sind dort jedoch über eine Tiefe von 5 Meter nicht hinausgegangen. In allen wurde nur jener blaue Thon von Baldowitz angetroffen. Die hierunter erschürfte Kohle ist wieder niemals durchbohrt worden. 3 Aufschlusspunkte liegen in der Mitte des genannten Dorfes und einer am Fusse des in der Nähe gelegenen »weissen Berges«. An dem letzteren erwies sich der Thon von besonderer Güte. Der blaue Thon kommt ferner südlich von Wartenberg noch bei Bernstadt2), sowie im Kreise Namslau3) bei Schmograu und Altstadt vor. Zu Bernstadt ist unter demselben auch wieder Braunkohle erbohrt worden. II. Die Trebnitzer Berge. Die Trebnitzer Berge verdanken ihre Entstehung zum Theil o ö einer Ei’hebung des tertiären Gebirges; am Fusse des Höhenzuges tritt dasselbe fast überall zu Tage, oder liegt zum Wenigsten unmittelbar unter der Ackererde. Der tertiäre Bergrücken besitzt sogar eine noch grössere Breite, als sich dies äusserlich erkennen lässt; er beginnt schon bei Trachenberg und dehnt sich südlich, soweit festgestellt ist, sicher bis Obernigk aus. Möglicherweise zieht er sich dann noch über Auras, Lissa nach Canth hinüber, denn noch mehrfach treten in dieser Richtung die tertiären Schichten zu Tage. Eine be- trächtliche Einsenkung des tertiären Gebirges ist jedoch einerseits unter Breslau, anderseits unter Leubus festgestellt worden. Die Schichten werden auch in dieser Gegend charakterisirt durch hellblauen, hellgrauen, sowie weissen Thon. Braunkohlen führend haben sich namentlich die Schichten zwischen Trebnitz und Winzig erwiesen. Im unmittelbaren Hangenden und Liegenden der Flötze ') Muthungsacten des Bergwerks Bargander, Romanow, St. Markus u. An- toniengrube. 2) Muthungsacten der Bergwerke Leuchtgas, Andreas, Hoffnung, Elisabeths- Segen. 3) Roemer, Geologie Oberschlesiens S. 418. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 169 werden häufig Reste von Pflanzen gefunden. Das Streichen ist durchweg von NW. nach SO., das Einfallen vorwiegend nach Norden1) gerichtet. Bekannt sind: a) ein Lager auf der Gemarkungsgrenze zwischen Trachen- berg und Borzeucziue, östlich von der Chaussee nach Prausnitz. b) ein zweites am Westende des Raaker Sees am Wege, der vom Gutsparke Gross-Peterwitz nach Glieschwitz führt. c) in der Umgebung von Prausnitz die Lager zu Britzen, Pavelau, Klein -Krutschen, Gross - Krutschen , Gross -Peterwitz, welche wahrscheinlich einem und demselben Flötzzuge angehören. d) die Lager zu Gellendorf und Siegda. e) ein Flötzzug südlich von Gellendorf, zwischen Pavelschöwe, Nisgawe und zu Gross -Strenz, welcher von b an gerechnet der dritte sein dürfte. f) auf der Südseite des Trebnitzer Höhenzuges die Lager zu Grottke, Striese, Schmarker und Schmogerau. g) und endlich noch ein Lager bei Obernigk. Die verschiedenen Flötzzüge laufen in fast gleichen Abständen untereinander parallel. Eine Gewinnung der Kohlen ist zu Gross- Peterwitz, Klein-Krutschen , Pavelschöwe, Nisgawe, Grottke und Striese versucht worden und findet, wie gesagt, noch bei Siegda und zu Schmarker bei Stroppen statt. Das Trachenberger Lager geht in einer an der Prausnitzer Chaussee gelegenen Ziegelgrube zu Tage. In der Nähe der letz- teren ist noch ein Bohrloch2) niedergestossen worden, und hat dasselbe nachstehende Schichten durchsunken: 1,20 Meter Mutterboden, darunter grauen trockenen Sand, 1,80 » grauen, groben, schwimmenden Sand, 0,20 » dunkelgrauen Letten mit Kohle, dann folgte reine Braunkohle, welche 0,30 Meter angebohrt wurde. 9 Eigentlich nach Nord-Osten, da jedoch die Abweichungen von der Haupt- richtung Norden oder Süden beim Einfallen wenig in Betracht kommen , wird stets nur diese angegeben. 2) Muthungsacte des Bergwerks Trachenberg. 170 v. Rosenbebg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkoklenformation Am westlichen Ende des Raakeer Sees bestehen die Schichten nach einem Bohrversuche1) aus: 0,30 Meter Diluvium, 1,30 » sandigem Letten, 1,90 » graublauem Letten, 0,30 » blauem Letten, 0,50 » sandigem Thon, hierauf folgte wieder reine Braunkohle, welche 0,45 Meter angebohrt wurde. Besondei's zahlreich sind die Aufschlüsse auf dem Flötzzuge zwischen Britzen und Gross -Peterwitz. An 30 Bohrversuche haben hier stattgefunden, doch sind dieselben niemals weiter als 15 Meter in die Tiefe eingedrungen; desgleichen sind die berg- baulichen Versuche zu Klein-Krutschen und Gross-Peterwitz nur unbedeutend gewesen. Die 5, in der Nähe von Britzen nieder- gebrachten Bohrlöcher2) trafen sämmtlich zunächst auf einen blauen, fetten Thon; (dazwischen trat in einem Falle eine Sand- ader auf), dann folgten zwischen schwarzen Letten mehrere Kohlenlager. In dem tiefsten Bohrloche wiesen die Schichten nachstehende Mächtigkeit auf: 0,5 Meter Ackererde, 4.5 » gelblich blauer Letten, 1.5 » blauer, fetter Thon, 0,40 » schwarzer Letten, 1,50 » Braunkohle, 0,50 » schwarzer Letten, darunter sollen noch mehrere Meter reine Braunkohle anstehen. Die gleiche Zusammensetzung haben die Schichten in der Mitte zwischen den beiden Dörfern Britzen und Pavelau gezeigt; sie sind allerdings dort durch 2 Bohrlöcher nur bis zur Tiefe von x) Mutfnmgsacten der Bergwerke Frankfurt , Erlangen, Amsterdam, Elrren- frieds-Glück u. St. Gratien. 2) Muthungsacten des Bergwerks Clemens, im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 171 5 Meter untersucht worden, in welcher man bereits auf Braun- kohle traf. Bei dem Dorfe Pavelau selbst werden die schwarzen Thone heller und wieder einmal durch den weissen, plastischen Thon unterbrochen. Ein Bohrloch ]) in der Mitte des Dorfes ergab nämlich von Tage an: 1,00 Meter gelben Letten, 1,50 » grauen Letten, 2,20 » weissen Thon, 0,80 » braungefärbten Thon, 3,35 » hellgrauen Thon (glimmerreich), darunter wurde Braunkohle angebohrt. Ein gleiches Resultat ergab ein, in der Nähe niedergebrachtes, zweites Bohrloch; nur fehlten in demselben die oberen Schichten bis zum weissen Thone. Das Lager zu Gürkewitz* 2) liegt unweit des Nummersteines 4,22 der nach Trebnitz führenden Chaussee. Die dort stattge- habten 5 Bohrversuche stiessen zuerst auf gelblichen, blauen Letten, dann folgte brauner Letten, welcher schon Spuren von Braunkohle zeigte. Bei 4,8 Meter wurde ein schwaches Flötz und bei 5,90 das eigentliche Lager erreicht. Die Aufschlüsse bei Klein-Krutschen3) liegen ungefähr 100 Meter südlich von einer dort befindlichen Windmühle. 16 Bohrversuche haben die gleiche Zusammensetzung der Schichten wie zu Britzen ergeben. Die Braunkohle wurde in Tiefen von 7 und 12 Meter erreicht. Die Mächtigkeit des schwarzen Lettens betrug in einem Aufschlüsse 1,90 Meter. Die in den Jahren 1876 — 78 in dem Felde Gründling noch unternommenen bergbaulichen Versuche4) stellten ferner eine grosse Zerstückelung der Lagerstätte fest, namentlich in der Fall- richtung, so dass allein 5 Schächte zur Lösung der vielen Flötz- *) Muthungsacten der Bergwerke »Glück auf Paul« u. »Elisabeth-Segen«. 2) Muthungsacten der Bergwerke Pfrille, Barsch, Karausche, Flunder, Stichling. 3) Muthungsacten der Bergwerke: Prausnitz, Lachs, Neunauge, Quappe, Forelle, Moräne, Gründling, Karpfe, Elise u. Selma. 4) Betriebsacten des Bergwerks Gründling. 172 v. Rosenberg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkoblenformation stücke erforderlich waren. Auch hielt das Lager im Streichen nur 100 Meter an. Das Einfallen war stets nach Norden gerichtet. Die Zusammensetzung der Schichten, welche das Lager zu Gross-Krutschen J) einschliessen , ist aus 7 Bohrlöchern bekannt, welche bei der am Wege nach Lagatschütz liegenden Ziegelei niederg-ebracht worden sind. Mit dem tiefsten Aufschlüsse hat man durchteuft: 0,40 Meter Ackererde, 2,60 » fetten Thon, 2,00 » • braunen Glimmersand, 1,35 » schwarzen Letten mit Kohlenspuren, danu folgte reine Braunkohle, welche 0,30 Meter angebohrt wurde. In den übrigen Bohrlöchern waren die oberen Thone selten rein und werden hier in den Berichten als brauner, fettiger Formsand bezeichnet. Das Lager zu Gross -Peterwitz* 2) liegt an dem Kreuzungs- punkte der Wege von Siegda, Winzig und Sacherschöwe in 20 Meter Tiefe und besteht aus 2 Flötzstücken, welche durch Schächte in den Jahren 1863 — 65 untersucht worden sind. Die Lagerstätte erwies sich ebenfalls ungemein gestört und hielt in h. 8,4 nur 100 Meter aus. Das Einfallen schwankte zwischen 40 und 60 Grad und war wieder nach Norden gerichtet. Auf dem nächsten Flötzzuge sind bis jetzt nur die beiden Lager nördlich von Wellendorf und Siegda bekannt. Ersteres3) geht unter der Breslau - Posener Eisenbahn (bei dem Wärter- hause 104) hinweg und in einer nicht weit davon gelegenen Ziegel- grube zu Tage. Der blaue hangende Thon fehlt; unter dem Diluvium liegt sogleich der schwarze Letten. Oestlich von dem Bahndamme hat mau die Kohle bei 5 Meter Tiefe erbohrt. Die Lagerstätte zu Siegda4) besteht aus 3 Flötzstücken, welche 0 Muthungsacten der Bergwerke Walfisch, Stöhr, Sardelle, Barsch, Wels, Fondius, Anchovis. 2) Betriebsacten des Bergwerks Pauls-Segen« und Zinken, S. 771. 3) Muthungsacten der Bergwerke Freiheit, Max-Dettlev und Barbe. 4) Zinken, a. a. 0. S. 771 and Betriebsacten des Bergwerks »cons. Albert.« im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 173 sich mit kurzen Unterbrechungen im Streichen folgen. Auf das Vorkommen ist das Bergwerk »cous. Albert« verliehen worden, welches seit 1850 im Betriebe ist. Die beiden östlicheren Flötzstiicke sind 2 — 3 Meter mächtig gewesen und haben sich im Streichen auf Hunderte von Metern ziemlich regelmässig verhalten. Dagegen waren die Lagerungs- Verhältnisse in der Fallrichtung sehr gestört und sind mehrfach insbesondere Ueberschiebungen beobachtet worden. Der Fall- winkel ist jedoch nie über 50 Grad gestiegen. Das Einfallen war nach Norden gerichtet. Eine von jenen abweichende Stellung nimmt das fünfte Flötzstück ein, auf welchem zur Zeit der Betrieb noch stattfindet. Es ist ein Nest, S förmig gekrümmt und steht, mit der Hauptausdehuung von Norden nach Süden, auf dem Kopfe ; während es oben ca. 30 Meter breit ist, keilt es sich schon in einer Tiefe von 25 Metern aus. Das Hangende besteht bei diesen Flötzstücken aus einem grünlichen Thoue, namentlich ist das letzt beschriebene vollständig in demselben eingebettet. Als Liegendes wird von Zinken j) ein grauer Letten angegeben. In den streichenden Oertern haben sich früher Schlagwetter (?) ge- zeigt. Der graue Thon enthält Pflanzenabdrücke, die aber sehr schlecht erhalten und bis jetzt nicht gesammelt worden sind. Auf dem 3. Flötzzuge sind die Schichten zunächst südlich von Gellendorf* 2) (am Südrande des dortigen grossen Teiches) an fünf, in geringen Abständen von einander liegenden Punkten näher untersucht worden. Man traf schon bei 4 Meter Tiefe auf Braun- kohle; das Hangende bestand wieder aus schwarzen Letten, wel- cher von blauem Thone überlagert wird. Die Bohrlöcher lagen in der Haupt- Streichungsrichtung der Schichten und haben bei ihren geringen Entfernungen von einander vermuthlich stets das- selbe Lager angetroffen. Die Lagerstätte bei Pavelschöwe3) liegt in 20 Meter Tiefe; auf derselben hat man im Jahre 1856 im Felde »Eugenie« einen Betrieb versucht; 4 kleine Schächte sind abgeteuft worden. Das 0 Zinken a. a. 0., S. 771. 2) Muthungsacten der Bergwerke Steinert, Schmerle, Salm, Stint, Anchovis. 3) Betriebsacten des Bergwerks Eugenie. 174 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation Lager erwies sich 3 Meter mächtig, zeigte ein südöstliches Streichen, die Lagerungsverhältnisse waren aber so gestört, dass der Betrieb bald wieder aufgegeben werden musste. Die Grundstrecke konnte nur 26 Meter in’s Feld gebracht werden. Auf dem Nisgaweer1) Terrain fehlt, wo der Weg nach Klein- Strenz eine Knickung macht, wie Bohrversuche ergeben haben, der schwarze Thon. Die Kohle liegt, in der geringen Tiefe von 4 Metern, sofort unter dem oberen blauen Thone. Der mehr süd- lich, unweit von dieser Stelle im Jahre 1859 im Felde »Glück auf Paul« 2) versuchte Betrieb war ebenfalls nur unbedeutend; die Berichte geben über die Zusammensetzung der Schichten nichts Näheres an. Das Streichen des Flötzes war h. 8 und das Ein- fallen nach Norden gerichtet. Zu Grottke3) hat man unter dem gelben, blauen Letten in 11,70 Meter Tiefe ein Brauukohlenflötz von 2 Meter Mächtigkeit erbohrt. Das Liegende ist jedoch nicht weiter untersucht worden ; der schwarze Letten fehlt also. Dagegen wird bei dem Lager zu Striese4) der obere blaue Thon vermisst, denn dort ist man bei den Aufschlüssen sofort auf dunklen, grauen Thon gestossen. Der- selbe schloss 6 Flötze ein, welche mittelst eines Stollens gelöst wurden. Die Lagerstätte zeigte das gewöhnliche südöstliche Streichen; das Einfallen war aber nach Süden gerichtet. Das Hauptflötz hatte eine Mächtigkeit von 2 — 3 Metern, die übrigen Flötze waren erheblich schwächer. Das Liegende wurde gebildet von einem grauen Thone, in dem, regelmässig geschichtet, grosse Bruchstücke von Kalkstein Vorkommen. Die in dieser Partie auf- gefundenen Pflanzenabdrücke werden später mitgetheilt werden. Die Lagerungsverhältnisse waren derart gestört, dass der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten war. Die nächste Lagerstätte zu Schmarker5) ist die bedeutendste fl Muthungsacten der Bergwerke Robert, August, James. 2) Betriebsacten des Bergwerks Glück auf Paul. 3) Muthungsacten des Bergwerks Gott schütze Recht. 4) Betriebsacten des Bergwerks Emilie - Auguste und Zinken, a. a, 0. S. 771. Derselbe giebt nur 5 Flötze an. Ein Betrieb fand dort im Jahre 1854 statt. 5) Betriebsacten des Bergwerks cons. Otto, und Zinken, a. a. 0. S. 770 u. 771. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 175 in der ganzen Gegend. Auf ihr baut die Grube »cons. Otto,« welche bereits an 20 Jahre in Betrieb ist. Die tertiären Schichten beginnen dort zunächst mit einem 6 — 8 Meter mächtigen hell- blauen Letten; derselbe enthält viel Ausscheidungen von Gyps und Eisenoxyd und hat dann ein weiss- oder gelbgeflecktes An- sehen. Darunter liegen 30—40 Meter grauer, sandiger Thon, welcher viel Glimmer führt und in einer bestimmten Schicht wieder reich an grossen Kalkstücken mit Pflanzenabdrücken ist. An vielen Stellen soll diese Lage Kalk noch unzerbrochen sein. Weiter folgen sodann 3 — 4 Meter hellgrauer, fetter Thon, und dieser bildet das Hangende eines 4 — 5 Meter mächtigen Flötzes. Auch das unmittelbare Liegende des letzteren besteht aus einem 10 Meter mächtigen dunkel- oder hellgrauen fetten Thone, in welchem sich noch 4 schwache Kohlenlagen von 40 — 70 Centimeter Mächtigkeit eingelagert finden. Den Abschluss macht ein grober wasserreicher Quarzsand. Die tieferen Schichten sind noch nicht näher unter- sucht worden. Das obige Brauukohlenvorkommen besteht aus 5 Flötzstücken. Seine für dortige Verhältnisse nicht unbedeutende Ausdehnung im Streichen beträgt ca. 1600 Meter. Auf dem östlichsten Flötzstücke findet jetzt der Betrieb statt. Es ist gänzlich in kleine Stücke zertrümmert, welche einzeln durch Querschläge gelöst werden müssen. Zwischen ihm und dem nächstfolgenden Flötzstücke setzt eine bedeutende Störung hindurch, die querschlägig durch- fahren worden ist. Bei deu übrigen Flötzstücken sind die Zwischen- räume gering. Der Fallwinkel steigt oft sehr rasch bis 90 Grad an. Das Hauptstreichen der Lagerstätte ist h. 7. 5, das Einfallen hauptsächlich nach Norden gerichtet. Abweichend hiervon wirft sich das Flötz am Ende des östlichsten Flötzstückes um 90 Grad herum. Alle 5 Flötzstücke beginnen schon wenige Meter unter Tage, die Baue sind bis 40 Meter Tiefe vorgerückt; wie weit die Lagerstätte in der Tiefe einsetzt, ist noch nicht sicher ermittelt. Die zugehörige Mulde scheint leider weggewaschen zu sein. Tn dem unteren Theile des Flötzes findet man viel fossiles Holz, welches meist in der Streichungsrichtung liegt; ein Stamm hat die Länge von 10 Metern gehabt. 1 — 2 Meter über dem Flötze enthält der Thon viele Abdrücke von Pflanzen. 176 v. Rosenberg - Lipinsky . Die Verbreitung der Braunkohlenformation Zu Klein-Schmogerau1) sind die Schichten noch wenig unter- sucht worden; die Kohlenablagerung liegt nur in geringer Tiefe. Die auf diesem Flötzzuge theils zu Striese, theils zu Schmarker, schon von Göppert gesammelten Pflanzenabdrücke gehören fol- genden Arten an2): Grammophyllum palmiforme , A m esoneuro n No eggera th ia, Glyptostrobus Oeningensis, Cupressites racemosus ( Glyptostrobus europaeus), Ainus macrophylla ( Ainus Kefersteinii), Carpinus macrophylla (im Kalkstein), Alnites pseudoincanus G. (desgleichen), Carpinites maximus ( Carpinus grandis Ung.), Fagus oppositinervia (in der Litteratur unbekannt), Dombeyopsis aequifolia ( Ficus tiliaefolia ), » grandifolia, » tiliaefolia, , Quercus elongata (im Kalkstein), Salix varians, Cornus apiculata , Acer otopteryx, » giganteum , Caulinites laeois. Besonders häufig sind gefunden worden Dombeyopsis , Ameso- neuron, Ainus macrophylla und Grammophyllum. Es ist nicht mehr mit Sicherheit festzustellen gewesen, von welchem der beiden Fundorte die einzelnen Stücke stammen; die meisten scheinen von dem Lager bei Striese herzurühren. Das dortige Vorkommen ist ferner wahrscheinlich überkippt; hierfür spricht — abgesehen von der umgekehrten Folge der Schichten Muthungsacten des Bergwerks Zwang. 2) Die Abdrücke befinden sich in der geologischen Sammlung der Univer- sität zu Breslau. Die Namen sind angegeben, wie sie Göppert auf den Etiketten verzeichnet hat. Die in Klammer gesetzten neueren Bezeichnungen rühren von Dr. Engelhardt her. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 177 (der Lage jenes Kalksteins im Liegenden) — , das Einfallen der- selben nach Süden. Die Lagerstätte zn Obernigk1) endlich ist in einer Ziegel- grube unweit der Stadt entdeckt worden. Der, dort durch Auf- decken blossgelegte, blaue Thon gab Veranlassung, ein Bohrloch niederzubringen; bei 5,7 Meter Tiefe traf man auf schwarzen Letten, derselbe wurde 0,15 Meter mächtig durchteuft und dann 0,30 Meter reine Kohle angebohrt. Der in vorstehenden Tabellen angeführte schwarze Letten wird in den Berichten mehrfach auch als »schwarzblau« bezeichnet, jedoch besitzt er diese Farbe nur in ganz frischem, feuchtem Zu- stande, bei längerem Liegen wird er, getrocknet, ganz hellgrau. Der obere blaugraue Thon ist, infolge Ausscheidungen von Eisen- oxyd, oft rotli und gelb gefleckt. Südlich von Obernigk treten die tertiären Thone noch mehr- fach zu Tage; blauer, rother Thon wird z. B. in einer Ziegelei bei Nim kau 2) wieder angetroffen. Darunter folgt weisser Quarz- sand, ein weisser Thon und sodann wieder Quarzsand. In dem Thone hat Goeppert einen Abdruck von Arundo oeningensis ( Phragmites oeningensis) gefunden. Weiter sind unter Herren- protsch 3) tertiäre Schichten nachgewiesen und hier — bis jetzt zum ersten Male innerhalb unseres Untersuchungsgebietes — in ihrer ganzen Mächtigkeit durchbohrt worden. Nach der hierbei ge- führten Tabelle beginnen sie bereits bei 3,85 Meter Tiefe und bestehen von 3,85 — 20,50 Meter aus gelbem Thon, stellenweise sandig, » 20,50 — 31,05 » sehr feinem, grauen, thonigen Sand mit Lignitresten, » 31,05 — 61,70 » gelbem sandigen Letten, » 61,70 — 84,00 » grauem sandigen Letten, » 84,00 — 91,50 » Triebsand, braunkohlenführend, » 91,50 — 109,00 » blauem , feinen , sandfreien weichen Thon, 9 Muthungsacten des Bergwerks »Gewalt I«. 2) Okth, a. a. O. S. 23. 3) Schlesische Zeitung 1891, No. 811. Jahrbuch 1891. [12] 178 v. Kosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation von 109,00 — 117,00 Meter sehr feinem thonigen Sand, » 117,00 — 133,00 » grobkörnigem Triebsande mit Schwefelkies, » 133,00 — 159,00 » festem, grauen Letten. Von 159,00 Meter folgen noch: bis 191,00 Meter rother Letten, fest, abwechselnd mit wenigen Centimeter mächtigen Lagen von röthlicliem, feinkörnigen, milden Sandsteiue, von 191,00 — 234,60 Meter weisser, milder Sandstein, » 234,60 — 251,30 » rother fester Thon, schiefriger Beschaffenheit. Diese Schichten — zum mindesten aber von 191 Meter an — werden der Kreide zugezählt, und dürfte dieselbe somit in dem östlichen Theile unseres Untersuchungsgebietes das Liegende der tertiären Formation bilden. Blauer tertiärer Thon wird endlich auch zu Deutsch-Lissa und Schmiedefeld *) gegraben. Das tertiäre Gebirge fällt sodann von Rosenthal nach Breslau zu rasch ein und wird unter Breslau selbst durchschnittlich erst in Tiefen von 40 — 45 Meter erreicht. Ueber seine dortige Zu- sammensetzung geben die vielen vorhandenen Bohrtabellen, welche leider meist sehr oberflächlich geführt worden sind, keinen sicheren Aufschluss. Die Schichten scheinen vorwiegend aus buntfarbigen (blau-roth-gelben) Thonen zu bestehen, welche sehr kalkhaltig sind. Bei 56 Meter werden gewöhnlich schon Spuren von Braunkohle angetroffen. Es haben nämlich ergeben: 1) westlich der Stadt ein Bohrloch in der Zuckerfabrik von SchÖLLER bei Gross-Moclibern : von 0 — 52 Meter wechselnde Lagen von buntem Thone; meist röthlich geflammte Thone; Mergel von verschiedener Mächtigkeit, » 52 — 60 » bläulich grauen Sand, 9 Oeth, a. a. O. S. 21 u> 22, auch Roth, a. a. O. S. 74. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 179 von 60 — 65 Meter durch Kohle braun gefärbten Sand, » 65 — 120 » gelblich weissen Sand mit thonigen, gypsigen Zwischenlagen. Braunkohle ist hauptsächlich zwischen 40 und 65 Meter erbohrt worden. Ein ähnliches Resultat ergab ein 89,5 Meter tiefes Bohrloch, welches zu Klettendorf1) niedergebracht worden ist. Ein 82,5 Meter tiefes Bohrloch zu Rosenthal traf das Tertiär erst bei 24,5 Meter. 2) im Weichbilde und in der unmittelbaren Umgebung der Stadt; ein Bohrloch in der alten Elfer-Kaserne: 35,45 Meter Diluvium, 0,78 » Sand, 8,15 » Letten, 0,31 » Sand, 18,83 » Letten, 1,56 » Sand mit einer dünnen Unterlage von Schwefelkies, 3,44 » blauen Thon mit eingesprengter Braunkohle, 1,25 » blauen sandigen Thon, 0,62 » hellblauen Thon, 4,69 » abwechselnd helle und dunkle Letten, in welchen die Braunkohlen immer häufiger werden. ? » Sand. Ferner ein Bohrloch in der Seminar- Gasse No. 3 von 0,00 — 38,00 Meter Diluvium, » 38,00— 44,00 » fetten gelben Letten, » 44,00 — 103,00 » blaugrauen Thon, zuletzt hellere mit Braunkohlen durchsetzte Thone, » 103,00 — 105,00 » weisslichen Saud, » 105,00 — 107,00 » hellen Thon mit grossen Quarz- körnern und Braunkohle, ? » weissen Quarzsand, wasserreich. [12*] 9 63. Jahresbericht der Schles. Gesellschaft 1885, S. 151. 180 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation Tiefen bis zu 100 Meter erreichten ferner noch ein Bohrloch am oberschlesischen Bahnhofe x), in der KiPKE’schen Brauerei, in der Brauerei des Oderschlösschens und in der Kürassierkaserne zu Kleinburg. Die Mehrzahl dieser Versuche hat den oberen blauen Thon nicht einmal durchbohrt. Das Tertiär fand sich stets erst bei ca. 40 Meter. 3) im Osten der Stadt, ein 146 Meter tiefes Bohrloch in der HAASE’schen Brauerei an der Chaussee nach Roth-Kretscham: von 44 Meter ab graublauen Thon mit Braunkohlenspuren. Diese Thone wurden nach der Tiefe zu heller und waren vielfach von Sand durchsetzt, » 85 — 93 Meter sind sie roth geflammt. Ueber die tieferen Schichten ist Näheres nicht bekannt. Unter Breslau bildet das Tertiär vermuthlich eine grosse Mulde, deren Hauptausdehnung in der Richtung von Nordwest nach Südost zu suchen sein wird. Westlich von Nimkau legt sich der blaue Thon wieder bei Maltsch an * 2) und findet sich namentlich in dem Bahneinschnitte bei Stephansdorf mehrfach blossgelegt. Ein Versuchsschacht zu Maltsch erreichte auch noch den liegenden grauen Thon, aus welchem Göppert nachstehende Abdrücke gesammelt hat3): Ainus emarginata , Carpinus oblong a, Betulites elegans , (?) Fagus dentata , Castanea atavia ( Planera ung .), Querem pseudo-castanea , Salicites dubius , Populus crenata , Populites platyphyllus. 9 64. Jahresbericht der Schis. Gesellschaft 1886, S. 835 — 836. 2) Orth, a. a. 0. S. 22. 3) Sammlungen der Universität zu Breslau. Paleontographica 1852,. S. 287. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 181 Der letzte Aufschluss iu dieser Gegend wird sodann einer Bohrung im Klosterhofe zu Leubus verdankt; derselbe hat nicht blos den oberen blauen Thon, sondern auch die unteren helleren Thone wieder in regelmässiger Lagerung angetroflen. Es wurden durchbohrt: von 0,00 — 57,00 Meter Diluvium, » 57,00 — 80,50 » blaugrauer Thon, » 80,50 — 82,00 » grauer Sand, » 82,00 — 88,00 » schwarzbrauner, grauer, zuletzt sandiger Thon, » 88,00 — 88,2 » Braunkohle, » 88,2 — 89,0 » grauer, sandiger Thon, » 89,0 — 89,4 » Braunkohle, » 89,4 — 90,9 » weisser plastischer Thon, » 90,9 — 91,1 » Braunkohle, » 91,9 — 93,5 » heller, sehr fetter Thon, » 93,5 — 97,5 » Braunkohle, » 97,5 — 98,0 » heller Thon, » 98,0 — 99,5 » Braunkohle, » 99,5 — 107,0 » heller Thon. ? grober Kies mit Wasser. Die Einsenkung des Tertiär-Gebirges ist hier ersichtlich noch grösser als unter Breslau. III. Das Gelände zu Koben. Kehren wir nach dieser Abschweifung nach Süden zu unserem Untersuchungsgebiete zurück. Soweit wie bis jetzt ermittelt, treten westlich von den Trebnitzer Bergen die tertiären Schichten erst wieder auf dem linken Ufer der Oder zwischen Koben und Urschkau an die Oberfläche. Namentlich am Ufer selbst findet man die Schichten sehr häufig blossgelegt, während sie landeinwärts infolge der 9 Muthungsacte des Bergwerks Arthur-Flötz. 182 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation diluvialen Bedeckung, welche namentlich am Heide- und Galgen- berge sehr mächtig ist, der Beobachtung nicht so leicht zugänglich sind. Jedoch hat auch hier der in den 40er und 70er Jahren getriebene Bergbau eine grosse Anzahl von Aufschlüssen gebracht. Der weisse Töpferthon hat sich in diesen nirgends gefunden. Die Schichtenreihe beginnt unter dem Diluvium mit einem gelben Thone, der nach der Tiefe zu hellblau wird; dann folgt jene Schicht schwarzen Lettens und unter derselben liegt an den ver- schiedensten Punkten wieder Braunkohle. Die Mächtigkeit des schwarzen Thones schwankt zwischen 1 und 7 Meter, diejenige des Flötzes steigt nicht über 3 Meter. Die Lagerungsverhältnisse sind sehr gestört. Der tiefste Aufschluss ist über 20 Meter nicht hinausgegangen. Die Zahl der bis jetzt bekannten Kohlenlager- stätten beläuft sich auf 6. Die Funde vertheilen sich auf 2 Richtungen. Auf der einen liegen: die Lager im Gänsewinkel bei Koben, am Heideberge, nördlich vom Dorfe Kulm, in der Bauern- Heide bei Urschkau und nördlich von Rostersdorf. Diese Linie be- deutet für diese Gegend wahrscheinlich die höchste Er- hebung des tertiären Gebirges. Sie fällt in die allgemeine Streichungsrichtung NW — SO. Bemerkenswerther Weise weicht aber die Stellung der einzelnen Flötzstücke von dieser Hauptrichtung ab und sind dieselben vielfach von Norden nach Süden gerichtet. Auf die andere fällt bis jetzt allein das Lager bei dem Dorfe Kulm. Der Gänsewinkel liegt in dem Knick, welchen die Oder bei Koben macht. Die tertiären Schichten gehen dort am Oderufer zu Tage. Unter blaugrauem Thone liegen1) U/3 Meter Braun- kohle, das unmittelbare Hangende ist schwarzer Letten, das Liegende Quarzsand. Die gleichen Schichten sind sodann wieder an dem Wege von Radschütz nach Koben, auf der Gemarkung x) Muthungsacten des Bergwerks cons. Melanie (Einzelfeld Melanie.) im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 183 Radschüiz *) (in der Nähe des Kirchhofes dieses Dorfes) erbohrt worden. Da das Kohlenlager sich überdies 3 Meter stark, also bauwürdig erwies, so wurde auch eine genauere Untersuchung desselben vorgenommen. Mehrere Schächte sind abgeteuft worden; zwei von denselben trafen in Tiefen von 13 bis 20 Meter ganz flach gelagerte Nester, welche sich in der gedachten Hauptrichtung in ca. 60 Meter Entfernung folgten. Das östlichere derselben dehnte sich in der Richtung von Norden nach Süden etwa 90 Meter, das westlichere, in der Richtung von SW. nach SO. ca. 100 Meter aus. Bei einer derartigen Zerstückelung des Flötzes konnte sich der 1874 begonnene Betrieb nicht lange halten und ging deshall schon 1878 wieder ein. Auch nördlich vom Heideberge geht ein Braunkohlenlager zu Tage * 2); es liegt jedoch unmittelbar unter dem blauen Thone. Im Liegenden ist wieder Quarzsand erbohrt worden. Mit Hilfe eines Schurfschachtes ist eine Mächtigkeit des Flötzes zu 1,18 Meter, ün Streichen h. 9 und ein Einfallen von 14 Grad nach Osten estgestellt worden. Weitere, 1875 noch vorge- nommene Schlrfversuche ergaben jedoch eine sehr geringe Aus- dehnung der Ablagerung, sodass auch an dieser Stelle der Betrieb bald wieder arfgegeben werden musste. Alle Untersuchungs- arbeiten sind jedoch über 6 Meter Tiefe nicht hinausgegangen. Das Lager an dem Wege von Kulm nach Urschkau 3) ist durch 5 Schürfschächte untersucht worden. Es lieM zwischen O 8 — 10 Meter Tiefe und ist nur 1 Meter mächtig. Es streicht von N. nach S. und fallt schwach gegen Osten ein. Als Hangen- des haben sämn fliehe Schürfschächte schwarzen Letten ergeben; auch der obere blaue Thon fehlte nicht. Das Liegende des Flötzes ist nicht festgestellt worden, wie denn überhaupt eine genaue Untersuciung des Lagers durch Streckenbetrieb nicht stattgefunden hat. 9 Betriebsacten vm cons. Melanie (Einzelfeld »Stör«, »Kolibri«, »Schnepfe« u. »Wachtel«.) 2) Muthungs- und Betriebsacten des Bergwerks cons. Melanie (Einzelfeld »Sperling«, »Specht« u.»Möve«.) 3) Muthungs- und Bitriebsacten des Bergwerks cons. Melanie(Einzelfeld »Ritt- berg«, »Oderfeld«, »Block« u. »Redefeld«.) 184 v. Rosenbekg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation Bedeutender waren die Aufschlüsse in der Baueru-Heide 1). 4 Flötzstücke sind dort aufgefunden worden; die Lagerungsver- hältnisse erwiesen sich allerdings auch hier als nicht minder ge- stört. Die 3 östlichen Flötzstücke haben eine geringe Ausdehnung und ein abweichendes Streichen von NO. nach SW., jsowie ein Einfallen nach W. gezeigt. Das westliche Flötzstück Hatte seine Hauptausdehnung in h. 10, war unter einem Winkel von 5 Grad nach Osten geneigt, ungefähr 300 Meter lang, 100 Meter breit und durchschnittlich 2 Meter mächtig. Das Hangeäde bestand aus blauen und grauen Tbonen. Der Betrieb hat feich auf die Perioden von 1849 — 1856 sowie von 1870 — 1871 vertheilt. Der graue Thon ist sehr reich an Pflanzenabdrücken 2) gewesen, von denen leider nichts gesammelt worden ist. Die Aufschlüsse nördlich von Rostersdorf3) an Wege nach Lischkowitz, gehen schon bis zu 17 und 19 Meter. Man ist dort 8 mal fündig geworden; die Fundpunkte liegen aber so nahe, dass sie wahrscheinlich einem und demselben Lager angehören. Das tiefste Bohrloch hat durchsunken: 0,70 Meter Diluvium, 5,67 » gelben Letten, 12,85 » Kohlenletten, hierauf ist 0,45 Meter Braunkohle angebohrt worden. Das Lager zu beiden Seiten des Dorfes Kulm hatte zum Hangenden 1 Meter schwarzen Kohlenletten. Das Flötz war 1,4 Meter mächtig; und ein Sattelstück von ca. ?50 Meter Länge. Das Streichen war abweichend von NO. nach SW. gerichtet; der Südflügel fehlte jedoch zum grösseren Theib. Das Einfällen betrug ca. 20 Grad. Die Baue haben die T'efe von 18 Meter nicht überschritten. Die sämmtlichen angeführten Betriebspunkte fallen in das heutige Bergwerksfeld »cons. Melanie«. x) Muthungs- u. Betriebsacten des Bergwerks »Curt-Wilhelm« u. »Zinken«, S.772. 2) Göppert, Flora zu Schlossnitz, S. 50. 3) Muthungs- und Betriebsacten des Bergwerks cons. Melanie (Einzelfeld der »Trappe«, »Papagei«, »Reiher«, »Amsel«, »Elster«, »Adler«, »Raube« u. »Kukuk«.) im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 185 IV. Das Gelände zu Raudten. Südlich von den Köbener Bergen dehnt sich nach Randten zu ein Gelände aus, in welchem ebenfalls die tertiären Schichten nur in geringer Tiefe liegen. Dies ist namentlich in der Richtung Weissig, Queissen, Beitkau, Kreidelwitz, sowie in der Umgebung von Raudten selbst der Fall. An diesen Punkten bestehen die tertiären Schichten wieder zunächst aus jenem blauen Thone; ferner fehlt auch nicht der graue Thon, wird aber in den Bohr- tabellen nicht immer geschieden, und die Bezeichnung blau zu- meist auf beide Thonarten angewandt. In dem grauen Thone zu Kreidelwitz hat Göppert wieder Pflanzenabdrücke gefunden. Die Schichten dieser Gegend haben petrographisch grosse Aehnlichkeit mit denen von Striese und Schmarker. An Braunkohlen ermangelt es ebenfalls nicht. Südlich von Weissig* 2) ist das Terrain bis nach dem »langen Berge« hin durch 7 Bohrlöcher näher untersucht worden. Der tiefste Aufschluss hat nachstehende Zusammensetzung der Schichten ergeben : 2,09 Meter Dammerde, 2,71 » heller blauer Thon, 1,56 » graublauer Schluff, 0,36 » blauer Thon, 1,88 » sandiger, blauer Thon, 0,34 » blauer Thon, 2,97 » Braunkohle, 2.09 » Letten, mit Kohlenspuren, 0,62 » dunkler Sand, 1,66 » heller Letten, 5.10 » grauer Sand. Auch an den anderen Punkten erwies sich das Flötz ziemlich mächtig, und zugleich wurde eine Verbreitung der Kohlen durch ') Göfpkrt, Tertiärflora von Schlossnitz. 2) Muthungs- und Betriebsacten des Bergwerks »Julie« u. »Zinken«, S. 772. 186 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation das ganze Terrain nachgewiesen; daher ging man in den 60er Jahren noch zu dem Abteufen von Schächten über. Man fand auch südlich vom Dorfe Weissig in sehr geringer Tiefe in einem Abstande von 70 Meter von einander 2 parallele, in h. 8 — 9 streichende Flötzstücke. Dieselben hielten jedoch nur 40 Meter im Streichen an und keilten sich schon in 20 Meter Tiefe aus. Das Einfallen war mit 15 Grad nach Norden gerichtet. Nach Abbau dieser beiden Lager wurde der Betrieb wieder eingestellt. Zu einer grossen Anzahl von Bohrversuchen ist es auch südlich von Queissen J) gekommen, wo das Terrain jetzt von der Eisenbahn durchschnitten wird. Die Bohrversuche haben schon *• in den 50er Jahren stattgefunden. Die Formation erwies sich ebenfalls weithin verbreitet. Der tiefste Aufschluss östlich der Eisenbahn hat nachstehende, gegen oben etwas abweichende Zu- sammensetzung der Schichten ergeben 2). 0,94 Meter Dammerde, 2,09 » grünen Letten, 1,56 » grauen, sandigen Thon, 3,97 » grauen und gelblich sandigen Thon, 2,71 » grauen z. Thl. sandigen Letten, 1,88 » grauen Letten mit Kohlen, 0,31 » schwarzen Letten, 2,40 » Braunkohle, 0,94 » schwarzen, festen Sand. Ein anderes Bohrloch westlich der Eisenbahn und zwar un- mittelbar am Damme ergab 3) : 0,31 Meter Dammerde, 1,25 » sandigen Thon, 3,03 » schwärzlich - grauen Thon mit Spuren von Braunkohle, 8,19 » blauen Thon (grauen Thon?) ') Mutkungs- und Betriebsacten des Bergwerks »Bruno - Carl - Hermann - Augusta«. 2) Mutkungsacten des Bergwerks »Carl-Hermann«. 3) Mutkungsacten des Bergwerks »Maria- Auguste« Bokrlock N 4. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 187 2,34 Meter Braunkohle, 0,36 » Braunkohle mit Letten. Ein zweites Bohrloch, nicht weit von dem soeben beschriebenen, zeigte einen noch grösseren Kohlenreichthum. Es wurden nämlich durchbohrt: 0,31 Meter Dammerde, 3,03 » sandiger Lehm, 2.09 » Braunkohle, 0,31 » unreine Braunkohle, 2.10 » reine Braunkohle, 0,94 » grauer Thon. Und endlich folgen sich in einem noch mehr westlich ge- legenen Aufschlüsse von Tage an: 4.18 Meter Diluvium, 0,31 » grauer Thon, 2.19 » grauer, brauner Thon, 2,09 » Sand, 6,37 » grauer Thon mit Kohlenspuren, 3,64 » brauner Thon mit Braunkohle. Die mit diesen Bohrlöchern aufgefundenen Kohlenlager sind 1856 an den Fundpunkten der Bergwerke: Marie- Auguste, Bruno und Carl Herrmann näher untersucht worden. Ueberall wurde ein gleiches Streichen zu h. 9. 4 beobachtet. Das Einfällen schwankte zwischen 45 und 55 Grad und war nach Osten ge- richtet. Sämmtliche Lager bestanden nur aus einzelnen Flötz- stücken von sehr geringer Ausdehnung. Zu Beitkau liegt das Lager unter der Dorfstrasse, wo die Wege nach Klein - Gaffron und Queissen abgehen. Es sind an dieser Stelle 20 Bohrlöcher *) bis zur Tiefe von 14 Meter niedergebracht worden; in allen ist man unter blauem Thone auf Braunkohle gestossen. Dieselbe war jedoch nur 0,5 Meter mächtig. In einigen Fällen ist dieselbe durchbohrt und darunter wieder Thon angetroffen worden. Einen besseren Einblick in die Zusammensetzung der Schichten hat erst 9 Muthungsacten des Bergwerks cons. Hedwig. 188 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkoblenformation ein 335 Meter südwestlich von jenem Dorfe, niedergebrachter Schacht gewährt. Mit demselben sind durchteuft worden J): 5 Meter Diluvium, 4 » blauer Thon (grauer Thon?), 0,05 » Kohlenschmitz, 5 » blauer Thon (grauer Thon?), 0,05 » Kohlenschmitz, 2 » blauer Thon (grauer Thon?), 0,10 » schwarzer Letten, 6 » Braunkohle. Die Ablagerung bestand aus mehreren zusammengeschobenen Plötzstücken ; das grössere derselben liess ein Streichen h. 6 und ein Einfallen nach Norden erkennen; die flache Plöhe betrug aber nur 40 Meter. Der 1875 begonnene Betrieb kam bereits wieder 1881 zum Erliegen. Die Aufschlüsse in der Umgebung von Raudten, im Berg- werksfelde »Rudolph«, beruhen zunächst auf 13 Bohrlöchern* 2). Die Ablagerung dehnt sich von der Glogauer Chaussee bis an den nach Queissen führenden Weg aus. Der tiefste Aufschluss hat bei 8 Meter ein Flötz von 2^2 Meter Mächtigkeit erreicht. In den anderen Bohrlöchern hat sich dagegen die Kohle erheblich schwächer gezeigt. Wo man an das Liegende herangegangen ist, traf man auf Sand. Obgleich die Verhältnisse gerade nicht zu einem Bergbaue einladen, so ist doch an dem Wege nach Queissen 1849 ein Versuch gemacht worden. Auf dem oben angegebenen tiefsten Bohrloche ist ein Schacht abgeteuft und von diesem aus eine Strecke von 16 Meter in’s P'eld getrieben worden. Das Streichen des Lagers wurde zu h. 8—9, das Einfallen zu 10 Grad nach Norden festgestellt. Ein zweiter, unweit dieser Stelle 1850 abgeteufter Schacht ergab gleichfalls sehr gestörte Lagerungs- Verhältnisse. Seitdem sind die bergbaulichen Versuche nicht wiederholt worden. ’) Betriebsacten des Bergwerks cons. Hedwig (Einzelfeld »Nachtigall«.) 2) Muthungs- und Betriebsacten des Bergwerks »Rudolph«. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 189 Göppert *) erwähnt noch einen bergbaulichen Versuch auf' der Grube Elisabeth bei Kreidelwitz, doch ist über denselben Näheres hiebt bekannt. Der graue Thon soll im Hangenden des Flötzes an dieser Stelle wieder reich an Pflanzenabdrücken ge- wesen sein. V. Das Gelände zu Suckau. In der Umgebung von Suckau sind 2 Lager bekannt. Be- merkenswerther Weise fallen sie mit ihrer Streichrichtung: ziem- lieh genau in die Verlängerung der vorerwähnten Linie Reitkau- Queissen-Weissig. Die Schichten gleichen sich daher. Das erste der beiden Lager liegt unweit der Suckauer Papier- mühle; 34 Bohrlöcher sind dort niedergebracht worden, in dem tiefsten folgten unter der Dammerde: 3,97 Meter blauer Letten, 0,62 » Schluff von brauner Farbe, 1,88 » blaugrauer Letten, 0,31 7,83 » Schluff von grauer Farbe, iblauer Letten, » /blauer sandiger Thon mit Wasser, 2,09 » grauer Letten mit Kohlenspureu, 1,56 » Braunkohle, 8,36 » blauer (?) Letten, 0,31 » Braunkohle, 0,94 » grauer Sand, 0,94 » Schluff von grauer Farbe. Andere Bohrlöcher ergaben bis 4 Meter Braunkohle; in den meisten Fällen ist aber die Stärke nicht über 2 Meter gegangen. Ein Bohrloch wies sogar 4 Flötze auf. Es wurden nämlich durchteuft : 8,46 Meter Dammerde, 0,31 » Braunkohle, *) Göppert, Tertiärflora von Sclilossuitz. 190 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Brau nkoli I en form ation 1,88 Meter blauer (?) Letten, 0,94 » Braunkohle, 1,88 » blauer (?) Letten, 0,94 » Braunkohle, 0,94 » Sand, 2,40 » Braunkohle, 0,94 » Liegendes. D ie Farbe des zwischen den Kohlen auftretenden Tliones ist in diesen Bohrtabellen wahrscheinlich zumeist verwechselt und blau für grau genommen worden. Ein auf dem erst angeführten Bohrloche noch abgeteufter Schacht hat ein Streichen h. 7. 5 und ein Einfallen von 35 Grad nach Süden ergeben. In verschiedenen Bohrlöchern hat man keine Kohle gefunden. Das zweite Lager x) liegt mehr westlich von Suckau ungelähr in der Mitte zwischen dem Höxter- und Weinberge. Die Anzahl der Bohrversuche beschränkt sich hier auf 2. In dem tieferen von beiden wurden durchteuft: 0,62 Meter Lehm, 3,34 [kiesiger, gelber Sand, \ graubrauner Letten, mit Kohlenspuren, 0,31 » grauer Sand, 0,62 » schwärzlicher Letten mit Kohlenspuren, 3,34 » Braunkohle, 1,88 » grauer, sandiger Letten mit Kohlenspuren. Nur wenige Meter von diesem Bohrloche ist noch ein Schürf- schacht niedergebracht worden. Das Streichen wurde zu h. 10. 4, das Einfallen mit 60 Grad nach Osten ermittelt und die Mächtig- keit des Flötzes zu 3,5 Meter abgenommen. Eine weitere Unter- suchung des Lagers hat nicht stattgefunden. O o o l) Muthungsacten des Bergwerks Morgenrotli. im nördlichen Tlieile der Provinz Schlesien. 191 VI. Die Dalkauer Berge und der Freysfadter Höhenzug. Nicht minder breit wie zu Trebnitz ist der tertiäre Höhen- rücken, welcher den Untergrund der Dalkauer Berge und des Freystädter Höhenzuges bildet. Unter Glogau, Neusalz liegen die bisher dargestellten Schichten, wie zu Leubus- Breslau, noch verhältnissmässig tief. Der obere blaue Thon findet sich in Folge dessen dort sehr mächtig entwickelt. Jedoch zwischen den beiden erstgenannten Städten, zu Beuthen, heben sich die unteren kohlen- führenden Schichten wieder heraus, und diese Erhebung streicht dann über Streidelsdorf bis Niebusch fort. Ebenso liegen diese Schichten in der Richtung Dalkau und Alt-Kleppen in sehr ge- ringen Tiefen. Eine erhebliche Einsenkung des tertiären Gebirges ist erst wieder südlich der Dalkauer Berge bei Giessmannsdorf constatirt worden. In dem Saganer Forst soll endlich das Tertiär abermals nur wenige Meter unter Tage anzutreffen sein. Die Zusammensetzung der tertiären Schichten ist in dieser Gegend weniger einförmig wie kurz zuvor. Der blaue Thon ist reicher an sandigen Varietäten. Neben dem grauen Thone ist auch ein- mal weisser Töpferthon angetroffen worden. Ferner sind ver- schiedene Arten von Quarzsand, Kiese, beobachtet worden, und endlich hat es an einigen Pimkten auch nicht an bauwürdigen Braunkohlenlagern gefehlt. Ein Bergbau hat sich z. B. lange Zeit zu Beuthen a/O. und Naumburg a/B. gehalten. Die Schichten sind im Allgemeinen von NW. nach SO. gerichtet und fallen vorwiegend nach Norden ein. Der graue Thon ist auf den Höhen- zügen nicht minder reich an Pflanzenabdrücken; leider sind die- selben aber wenig gesammelt worden und ist dies auch nach- träglich nicht möglich, weil sämmtliche Betriebspunkte nicht mehr zugänglich sind. An den Rändern des Oderthaies tritt tertiärer blauer Thon mehrfach zu Tage. Weitere, tiefergehende Aufschlüsse werden sodann zwei Bohrungen auf Wasser verdankt, von welchen die eine auf dem Hofe der Glogauer Kriegsschule *), die andere auf ') Berendt, Gegend von Glogau. 192 v. Rosenberg -Lipinsicy, Die Verbreitung der Bräunkohlenformation dem von KltAUSE’schen Hüttenwerke zu Neusalz ausereführt worden O ist. Zu Glogau wurden folgende Schichten durchteuft: von 0— 15 Meter Schutt, » 15— 16 » blauer Thon, » 16— 18 » blauer Thon mit Sandschichten, » 18— 20 » blauer Thon mit Spuren von Septarien, » 20— 64 5) gelber Thon, » 64- 66 » feiner Quarzsand, » 66 — 76 » blauer Thon, » 76— 84 » Braunkohle, » 84— 100 feiner Quarzsand, » 100— 111 » hellgrauer Letten, » 111 — 123 » schwarzer Kohlenletten mit Braunkohle » 123— 124 » grober Kies. Zu Neusalz ist man, obwohl die Bohrung 85 Meter Tiefe 1) erreichte, aus den diluvialen Schichten nicht einmal herausge- kommen. a. Die Dalkauer Berge. In den Dalkauer Bergen lassen sich 3 unter sich parallele Flötzziige unterscheiden. Es laufen nämlich hintereinander fort die Lager: 1) von Nenkersdorf, Löbelwitz, Baesau und nördlich von Gross -Wiirbitz. 2) von Gross -Würbitz, Krolkwitz und Bielitz. 3) von Dalkwitz, Gross-Kauer und Neustädtel. Auf dem ersten Zuge haben die Gruben »Friedrich-Paul«, »Eduard-Wilhelm«, »Lucie«, »Max«, »Adelheidsfund«, »Martha I.« und »Weinberg« unter blauem Thone in Tiefen bis zu 20 Meter eine grosse Anzahl kleiner Kohlennester erschlossen. Au 20 Jahre ist bald in dem einen bald in dem anderen Felde gebaut worden, ') Die Bohrung wurde bei dieser Tiefe eingestellt. Die Gebirgsproben be- finden sich auf dem Bergrevierbureau zu Grünberg. im nördlichen Tlieile der Provinz Schlesien. 193 und der Betrieb erst im vorigen Jahre gänzlich zum Erliegen o-e- 0 0 O O kommen. Das Flötz war durchschnittlich 2 Meter mächtig. Die Zahl der Flötzstücke, auf welchem ein Abbau stattgefunden hat, beträgt im Ganzen 17. Hiervon entfallen auf: 1) Weinberg, Martha I, Adelheids-Fund, Max, Lucie 14, 2) Eduard -Wilhelm bei Baesau 1, 3) Friedrich-Paul bei Zöbelwitz 2. Die Mehrzahl dieser Flötzstücke liess weder Streichen noch Einfallen erkennen; sie gruppirten sich in den Feldern Weinberg, Martha I. und Adelheidsfund um eine Linie, welche von der Zuckerfabrik in Nenkersdorf in südlicher Richtung fortstreicht. Eine Reihe alter Pingen macht letztere auch über Tage erkennt- lich. Im Felde Lucie ist auf einem mehrfach zusammengefalteten Sattelstücke gebaut worden. Das Flötzstück im Felde Eduard- Wilhelm rührte von einer Mulde her; im Felde Friedrich-Paul waren es Reste flacher Sättel; sie hatten ein Streichen h. 7 — 8 und ein Einfallen nach Norden. Im Liegenden des Flötzes trat in diesen Feldern überall ein feiner, wasserreicher Quarzsand auf. Auf dem zweiten Flötzzuge ist der Aufschluss bei dem Dorfe Gross -Würbitz x) unbedeutend gewesen. An dem nördlichen Aus- gange des Dorfes Krolkwitz * 2) sind die Schichten durch 14 Bohr- löcher jedoch nur bis 5 Meter Tiefe untersucht worden. In allen wurde unter gelblichem, graublauem Letten in Tiefen von 1,50 — 4,70 Meter zwar Braunkohle gefunden, aber einzig in einem Bohrloche und auch da nur 0,63 Meter angebohrt, ohne das Liegende zu erreichen. Eine gleiche Anzahl von Bohrver- suchen ist ferner in der Feldmark Bielitz am Wege nach Lissen- dorf ausgeführt worden. In Tiefen zwischen 1,50 — 3,30 Meter stiess man auch hier überall auf Braunkohle; über das Hangende wird in den Berichten nichts angegeben, ebensowenig ist die Mächtigkeit der Kohle, noch die Beschaffenheit des Liegenden ermittelt worden; man hat sich nur begnügt in einem Bohrloche 1,5 Meter in die Kohle hineinzubohren. 9 Betriebsacten Lucie. 2) Muthungsacten Krolkwitz, Neustädtel I — XIII. Jahrbuch 1891. [13] 194 v. Rosenberg-Lipinsky. Die Verbreitung der Braunkohlenformation Auf dem dritten Flötzzuge ist über die Funde bei Dalkwitz nichts Näheres bekannt. Die Braunkohlenlager zwischen Reihe- Dalkau und Gross-Kauer liegen zwischen Thon, angeblich von blauer, wahrscheinlich aber grauer Farbe, der sowohl im Hangen- den als auch im Liegenden auftritt. Das Flötz ist 2,5 Meter mächtig. Bei Reihe x) ist in den fünfziger Jahren ein Betrieb im Felde Otto Dyonisius versucht worden. Man hat in der Richtung von Noi’den nach Süden 3 Flötzstücke aufgeschlossen; dieselben scheinen aber nur kleine Nester gewesen zu sein. Der Bergbau kam bald wieder zum Erliegen. Die weitere Kenntniss von den tertiären Schichten zu Neustädtel 2) wird 8 Bohrversuchen ver- dankt, welche in nordöstlicher Richtung nach Malschwitz zu aus- geführt worden sind. Unter sandigem, blauem Thone wurden in Tiefen von 1,00—2,00 Meter Braunkohlen aufgefunden. In einem Bohrloche hat man die Kohle durchbohrt, aber nur 1 Meter mächtig gefunden; das Liegende wurde nicht festgestellt. b) Der Freystädter Höllenzug. Die Zahl der im Tertiärgebirge des Freystädter Hölienzuges bekannten Flötzziige ist wieder 3. Dieselben vertheilen sich auf folgende Richtungen: 1) Nieder - Siegersdorf , Brunzelwalde , Steinborn und Pürben, 2) Herzogswaldau und Kottwitz, 3) Maerzdorf bei Nieder- Weichau, Peterswaldau und Alt- Kleppen bei Naumburg a/B. Zu Nieder-Siegersdorf 3) hat ein Schürfschacht unter Letten, dessen Farbe in den Berichten nicht angegeben ist, in 14 Meter Tiefe, ein Braunkoblenflötz von 3 Meter Stärke angetrofleu, da- runter stand wieder Thon an. x) Betriebsacten Otto Dyonisius. 2) Muthungsacten des Bergwerks Hertha. 3) Muthungsacten des Bergwerks Hertha. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 195 Zu Brunzelwalde *) geht auf Domiuialterrain ein 1 Meter mächtiges Braunkohlenflötz fast zu Tage, welches vou Osten nach Westen (?) streicht und mit 5 — 6 Grad nach Norden eiufällt. An anderen Stellen war das Kohlenlager über 2 Meter stark. Nahe dem Dorfe Steinborn * 2) liegt die Braunkohle gleichfalls io sehr geringer Tiefe und unter ähnlichen Verhältnissen ist noch ein Lager südlich von Pürben aufgefunden worden. Das Deck- orebirge besteht an diesen beiden Fundpunkten durchweg ans blauem Thone, der oft iu’s Grüne übergeht. Bei Steinborn hat man indessen 5 Minuten östlich von dem erwähnten Kohlenlager noch weissen Töpferthon in geringer Tiefe erbohrt; derselbe nimmt mehrere Morgen ein. Zu Herzogswaldau3) wurden durchteuft: 4.7 Meter gelb und blau gestreifter Letten, 5.7 » blauer Thon, 1.0 » brauner Thon, 0,25 » grauer Thon, 2.0 » Braunkohle. In einem zweiten, unweit davon niedergebrachten Bohrloche wurde die Kohle bei 12,30 Meter wiedergefunden. Zu Kottwitz liegt das Braunkohlenvorkommen südlich vom Dorfe; dort sind 20 Bohrlöcher und 1 Schürfschacht niedergebracht worden. Die Aufschlüsse haben, da sie sehr nahe neben einan- der sich befinden, wahrscheinlich stets ein und dasselbe Lager angetroffen. Es liegt in 7 — 8 Meter Tiefe unter braunem Thone; das Liegende ist nicht festgestellt worden, in dem Schürfschachte liess das Flötz ein Streichen vou h. 6 erkennen. Die Aufschlüsse in der Landesheide bei Maerzdorf werden 12 Bohrlöchern, sowie einem regelrechten Betriebe verdankt, wel- cher von 1861 — 1863 in dem Felde Emilie und Auguste umge- o o x) Muthungsacten des Bergwerks Therese. 2) Muthungsacten des Bergwerks Margarethe. 3) Muthungsacten des Bergswerks St. Michael. [13*] 1 96 v. Rosenberg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkolilenformation gangen ist J). In dem tiefsten Aufschlüsse ist nachstehende Zu- sammensetzung ermittelt worden: 1,88 Meter Diluvium, 1,25 » gelber Letten, 2,19 » grauer Letten mit Kohlenbrocken, 1,25 » grauer Letten, 1,56 » Braunkohle, 0,94 » brauner Letten, 1,25 » Braunkohle, 0,31 » blauer (?) Letten, 0,62 » Braunkohle, 0,31 » blauer (?) Letten, 3,75 » Braunkohle. Im Ganzen sind also 7,20 Meter Braunkohle erbohrt worden und gehört der Aufschluss zu den kohlenreichsten der Gegend. Ob die Farbe des Thones in jener Bohrtabelle immer richtig an- gegeben ist, muss bezweifelt werden; wahrscheinlich liegt wieder die Verwechslung von blau und grau vor. In gewissen Nuancen dieser Farben sehen sich beide Thonarten bei oberflächlicher Be- trachtung sehr ähnlich. In dem Letten ist, wie zu Schmarker, eine durch Blattabdrücke der Species Ulrnus ausgezeichnete Kalk- steinlage gefunden worden. Die Untersuchungen durch Schächte und Strecken ergaben 4 Flötzstiicke, welche aber im Streichen nach wenigen hundert Metern wieder absetzten; dasselbe war bei allen h. 6 gerichtet. Das Einfallen ging nicht über 30 Grad und war stets ein nördliches. Die Flötzstücke lagen in einer Linie und folgten sich in Abständen von ca. 60 Meter. Zu Peterswaldau 2) hat man an einer Stelle nördlich vom Dorfe nachfolgende Schichten durchteuft: 2,0 Meter gelben Thon, 2.0 » Braunkohle, 0,5 » braunen Thon, 4.0 » Braunkohle, darunter steht wasserreiches sandiges Gebirge au. *) Betriebsacten der Bergwerke Antonie und Emilie. 2) Muthungsacten des Bergwerks Amsel. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 197 Bedeutender als zu Beuthen waren die Kohlenlager zwischen Alt-Kleppen und Erdmannsdorf bei Naumburg. 25 Jahre ist hier in den Feldern Julius und Ferdinandswille *) Bergbau ge- trieben und derselbe erst 1889 eingestellt worden. An allen Auf- schlusspunkten ist ungefähr nachstehende Folge der Schichten con- statirt worden: 1) Diluvium, gewöhnlich ein scharfer Quarzsand, 1 — 4 Meter mächtig, fehlt aber zuweilen, 2) blauer, fetter Thon, 1 — 10 Meter mächtig, 3) grauer Thon, 0,5 — 4 Meter mächtig, reich an Pflanzen- abdrücken, 4) Braunkohle, 2 — 3 Meter mächtig, 5) eine dünne Lage Thon, (0 — 0,5 Meter mächtig) ent- hält auch Pflanzenabdrücke, fl) ein wasserreicher, glimmerhaltiger Quarzsand. Unter die letzte Schicht ist man niemals gegangen. Die Anzahl der aufgefundenen F'lötzstiicke belief sich auf 7 ; sie waren sämmtlich sattelförmig gekrümmt und das Streichen war h. 6, 7 gerichtet. Die Sättel folgten sich in der Richtung von Norden nach Süden in ziemlich regelmässigen Abständen von 100 — 120 Meter und waren durchschnittlich 40 — 90 Meter breit. Sie begannen wenige Meter unter Tage und keilten sich schon in 20 — 30 Meter Tiefe aus. Nord- und Südflügel waren stets entwickelt. Der Südflügel stand meist steil, zeigte ein wider- sinniges Einfallen und war also überkippt, der Nordflügel fiel da- gegen langsam ab. Eine abweichende Form hat der zweite der nördlichen Aufschlüsse gehabt; hier war der Sattelrücken breit gedrückt, und das Flötz auf demselben wellenförmig gekrümmt. Zwischen den einzelnen Sätteln fehlten die Mulden. Die Kohle liess deutliche Schichtung erkennen und enthielt bis zu 60 pCt. Stücke. Die Ablagerung hat ferner unter einer Störung zu leiden gehabt, welche bei den südlichen Sätteln die westliche, bei den nördlichen die östliche Fortsetzung weggenommen hat. Im Ue- brigen hat der Betrieb die Lager nicht erschöpft, ein grosser *) Betriebsacten der Bergwerke Ferdinands wille und Julius. 198 v. Rosenberg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation Theil der Sättel ist erst bis auf den Wasserspiegel abgebaut. Jene Störung macht sich auch über Tage durch eine Senkung im Niveau bemerkbar. Der Aufschluss am Südrande der Dalkauer Berge und des Freystädter Höhenzuges wird einer Bohrung auf Wasser in der Stärkefabrik zu Nieder - Giessmannsdorf *) bei Sorau verdankt. Die Gebirgsschichten haben gezeigt : dort nachstehende Zusammensetzung von 0,00— 31,75 Meter Diluvium, » 31,75 — 34,25 » grünen, gelben, rothen Thon, » 34,25- 43,50 » hellblauen Thon, dazwischen ei- nige ganz dünne Sandlagen, » 43,50— 47,25 » sandigen Thon, » 47,25— 48,25 » hellblauen Thon, zuletzt in grü- nen Letten übergehend, » 48,25— 49,50 » grauen schliefigen Sand, » 49,50— 50,50 » hellen und dunkelgrauen Thon, dazwischen bei 50 Meter Kalk- stücke, » 50,50— 52,00 » sandigen Thon, » 52,00— 52,50 » schwarzen Letten mit Kalk- stücken, » 52,50— 53,20 » grünen Letten, » 53,20— 53,90 » sandigen Thon, » 53,90— 67,50 » blauen Thon, dazwischen hin und wieder Sand, » 67,50— 78,00 » farbigen Thon (gelb, blau, roth, lila), » 78,00— 80,00 » blauen Thon, » 80,00— 128,00 » farbigen Thon (roth, blau, gelb zuletzt grau), » 128,00— 132,00 » Braunkohle, » 132,00— 149,75 » farbigen Thon, zunächst grau, dann gelblich grau und wieder grau, l) Muthungsacten des Bergwerks Reicher Segen. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 199 von 149,75 — 150,00 Meter Braunkohle, » 150,00 — 168,00 » dunkelfarbigen, grauen Thon, » 168,00 — 168,50 » Braunkohle, » 168,50 — 184,50 » dunkelfarbige Thone, graue vor- herrschend, » 184,50 — ? » Braunkohle. Bis 78 Meter ist die Bohrung trocken ausgeführt worden; in den unteren Schichten zeigt sich dieselbe Folge wie zu Stroppen. In den grauen Thonen, welche in der Umgegend von Sagau *) mehrfach zu Tage gehen, hat man wieder Abdrücke von Ficus tiliaefolia, Ainus Kefersteini , Juglans bilinica und Phragmites Oe~ ningensis gefunden. VII. Der Griinberger Hohenzug, Auf dem Grünberger Höhenzuge gruppiren sich die Auf- schlüsse um 2 Linien: die eine beginnt unweit Saabor bei Drosch- kau und in ihre Richtung fallen noch die Ortschaften Heiners- dorf, Schweinitz, Cosel, Reichenau bei Naumburg; die andere er- hält man durch Verbindung von Grünberg mit Heinrichau, Schloin, Buchelsdorf und Lättnitz. Ganz isolirt liegt noch ein Aufschluss bei Rothenburg. a) Dev südliche Flötzzug zwischen Droschkau und Reichenau. Auf diesem Zuge ist die Zusammensetzung der Schichten wieder die bekannte. Zunächst von oben herunter blauer Thon, dann folgen — zu Saabor und Reichenau wenigstens — eine schwache Lage des grauen Thons, reich an Pflanzenabdrücken; die Thone bedecken ein Braunkohlenflötz von 2 — 3 Meter Mäch- tigkeit, und darunter liegt wieder grauer Thon, der zuletzt sandig wird. Das Streichen der Schichten ist von Osten nach Westen, b Engelhardt, Tertiärpflanzen von Grünberg u. s. w, 200 v. Rosenberg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation das Einfallen nach Süden gerichtet. Ausnahmen hiervon sind bis jetzt erst zu Reichenau beobachtet. Eine Gewinnung der Kohlenlager findet zu Droschkau, Schweinitz und Reichenau statt. Zu Droschkau x) ist der hangende blaue Thon von besonde- re! Güte und wird zu Ziegeln verarbeitet. Im grauen Thone hat man Abdrücke von Alnites emarginatus G. * 2) besonders häufig ge- funden. Auf das Braunkohlenvorkommen ist das Bergwerk cons. Ferdinand verliehen. Das Lager umfasst 2 grössere Flötzstücke, • — welche sich im Streichen folgen, und von welchen das eine westlich , das andere östlich vom Dorfe liegt, — sowie mehrere kleine Nester. Das westliche Flötzstück, auf welchem der Be- trieb zur Zeit stattfindet, bildet einen Sattel, der sich in h. 6 ca. 440 Meter ausdehnt; der nördliche Flügel ist indessen augen- scheinlich abgerutscht und sind von ihm nur noch Bruchstücke vorhanden. Auf dem südlichen Flügel ist das Flötz an einigen Stellen stark zusammengedrückt und steigt dort die Mächtigkeit bis auf 5 Meter. Der Sattel geht bis zu Tage, keilt sich aber schon in 42 Meter Tiefe aus. Auf dem Südflügel beträgt das Einfallen durchschnittlich 40 Grad. Zu Schweinitz 3) hat man unter blauem Thone in geringer Tiefe 4 Sättel gefunden, welche sich in regelmässigen Abständen von 70 Meter folgen. Bei allen fehlt zum grösseren Tlieile der nördliche Flügel ; die stehengebliebenen Südflügel streichen h. 5, fallen ziemlich steil ein und keilen sich schon bei 25 Meter Tiefe aus. Der grösste Sattel hat eine Ausdehnung von 400 Meter im Streichen gehabt. Die Lagerungsverhältnisse besitzen grosse Aelm- lichkeit mit denen zu Alt-Kleppen. Oestlich der Windmühle von Cosel 4) ist das Terrain bis zur Tiefe von 7 Meter durch 13 Bohrlöcher untersucht worden, in 1) Zinken, a. a. O. S. 770. Giebelhausen, a. a. O. S. 39 und Betriebsacten des Bergwerks cons. Ferdinand. 2) Göppert, Beiträge zur Tertiärflora Schlesien S. IG. 3) Betriebsacten des Bergwerks Zukunft. 4) Mutkungsacte, Frieda, Triglaf, Moritz u. s. w. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 201 allen wurde unter blauen Letten Braunkohle bis zu 3 Meter Stärke erbohrt. Die Funde scheinen einem und demselben Laser anzugehören. Im Felde des Bergwerks »cons. Reichenau« bei Reichenau ’) sind 3 Aufschlüsse vorhanden, der eine östlich, der andere nord- westlich und der letzte südöstlich vom Dorfe. Diese Lager haben jedoch nur noch Anspruch auf die Bezeichnung »Nester«. Das östliche hat ein Streichen h. 1 gezeigt und war ein Kopfflötz, welches sich schon in 13 Meter Tiefe auskeilte; an der Spitze kam Hangendes und Liegendes zusammen. Am regel massigsten ansgebildet ist noch die im Abbau begriffene zweite Ablagerung; die Schichten sind dort wieder einmal sorgfältig festgestellt worden. Alan hat von Tage an durchteuft: 6,10 Meter Diluvium, (Sand und Geschiebelehm), 9,00 » blauen sandigen Thon (mit einer Nüance in s Grüne), 1,30 » 3,00 » 1,20 » 0,70 » ? » grauen Letten mit einer 20 — 25 Centimeter starken Lage , reich an Abdrücken von Pflanzen, Kohle, grauen Thon mit einer Pflanzenabdrücke ent- haltenden Lage, glimmerhaltig, grauen, sandigen Thon, hellgrauen Quarzsand , reich an weissem Glimmer. Die Ablagerung zeigt den Typus eines Sattels, der auch ziem- lich vollständig erhalten ist. Die Ausdehnung im Streichen, h. 1, beträgt 250 Meter. Das Flötz keilt sich jedoch schon in 19 bis 22 Meter Tiefe aus. Der graue Thon enthält viel Abdrücke von Ficus tiliaefolia. Die Ablagerung südöstlich des Dorfes stellte zwar auch einen Sattel dar. Sie war aber sehr zusammenge- schobeu und theilweise gänzlich zerstört; das Nest lag nur in 10 Meter Tiefe. 0 Betriebsacten des Bergwerks cons. Reichenau. 202 V. Rosenberg-Ltpinsky, Die Verbreitung der BraunkoMenformation b. Der nördliche FlÖtzzug Grünberg -Lättnitz. Auf dem nördlichen Flötzzuge sind die Aufschlüsse iu der Umgebung von Grünberg zahlreich. Die Schichtenfolge ist von oben an bis zu einer gewissen Tiefe gleichfalls die bekannte, dem- nach : 1) blauer, fetter Thon, oft in’s Grünliche übergehend, 2) eine Lage ganz hellgrauen Thones, welcher reich an Pflanzenabdrücken ist, 3) Braunkohle, 4) eine dünne Thonschale, in welcher ebenfalls Beste von Pflanzen Vorkommen, 5) ein feiner, glimmerführender Quarzsand, sehr wasser- reich. Die weiteren Schichten sind noch wenig untersucht worden, sie bestehen aus grauem Thone und schwarzem Alauuthone. Auch der weisse Töpferthon hat sich im Liegenden der obengenannten Schichten gefunden, doch ist die Stellung der verschiedenen Thone zu einander noch nicht recht geklärt. Der blaue Thon ist auch hier von besonderer Qualität und wird in der Umgebung von Grünberg in einer grossen Anzahl von Ziegeleien gegraben und verarbeitet. Er giebt Ziegel von hellrother Farbe. Seine Mächtigkeit ist sehr verschieden, je nach- dem das Flötz hoch oder tief liegt; sie steigt zuweilen bis über 20 Meter, im ersteren Falle fehlt der Thon dagegen häufig und liegt dann das Flötz unmittelbar unter dem Diluvium (dem un- teren Bernstein - führenden Geschiebemergel oder einem gelben Kiese). Der Thon enthält in seinen oberen Lagen Ausscheidungen von Eisenoxyd. Die hellgraue Thonlage ist selten mehr als 1 — D/2 Meter stark. Der Thon besitzt ein sehr feines Korn und ist glimmer- haltig. Die in demselben vorkommenden Pflanzenabdrücke wer- den später angegeben werden. Sie treten in der untersten Schicht und in solchen Mengen auf, dass der Thon völlig mit ihnen durchwachsen ist; ferner werden in demselben auch Krystalle von im nördlichen. Theile der Provinz Schlesien. 203 Gyps, einzeln oder gruppenweise, gefunden Die unterste Lage des Thones hat eine blättrige Structur. Das Braunkohlenvorkommen ist das bedeutendste in unserem Untersuchungsgebiete. Es dehnt sich im Streichen mit kurzen Unter- brechungen kilometerweit aus und hat auch eine ganz erhebliche Breite. Die Kohle des Flötzes ist geschichtet; man kann deutlich mehrere Bänke unterscheiden ; milde und stückige Kohle bilden wech- selnde Lagen, doch steigt der Gehalt der letzteren selten über 50pCt. Zwischen ersterer findet sich viel bituminöses Holz. Die Mächtigkeit des Flötzes ist durchschnittlich 3 Meter, jedoch an Stellen, wo eine Stauung und Ueberschiebung des Flötzes stattgefunden hat, steigt sie zuweilen bis auf 5 Meter an; an anderen nimmt sie bis auf 1,5 Meter ab. Die Kohle lässt deutlich erkennen, welche Pflanzenreste zu ihrer Bildung das Material gegeben haben. Die Thonschicht unter dem Flötze ist nur 6 Centimeter stark und enthält viel Bitumen. Sie ist selten zugänglich. Au der Ba- sis dieses Thones tritt noch eine 5 Centimeter starke Kohlen- schicht auf. Der Quarzsand ist feinkörnig und durch einen grossen Reicli- thum an weissem Glimmer ausgezeichnet. Er führt viel Wasser, sodass er geradezu als »schwimmend« zu bezeichnen ist. An Stellen, wo die letzt beschriebene Thonlage fehlt, tritt er un- mittelbar an das Flötz heran; seine Mächtigkeit beträgt durch- schnittlich 1 Meter, er ist nicht ganz rein , sondern wechselt mit schwachen, grauen Thonlagen bis zu Fingerstärke. Nach den bisherigen Beobachtungen folgt vermuthlich dem Sande zunächst jener weisse Töpferthon, doch scheint derselbe nicht überall entwickelt zu sein. Im Ausgehenden ist er durch Eisen- Ocker und Bitumen, gelblich bis schmutzig grau gefärbt, in den tieferen Schichten aber blendend weiss. Die Ziegel, welche aus diesem Thoue bereitet werden, sind von hellgelber Farbe und feuerfest. Der Alaunthon ist dunkelschwarz; er ist in der Umgebung von Grünberg wohl an 20 Stellen erbohrt worden. An einigen tritt er bis an das Diluvium heran, dann fehlen selbstverständlich die sämmtlichen obengenannten Schichten. Seine Mächtigkeit ist 204 v. Rosenbkug-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation bis auf 1 4 Meter zu schätzen. Die liegenden, grauen Thone sind sehr fett, unterscheiden sich petrographisch nicht von den gleichen hängenderen Schichten, nur sind in ihnen bis jetzt Pflanzenab- drücke nicht gefunden worden. Aus dem oberen grauen Thone, im unmittelbaren Hangenden und Liegenden des Flötzes, sowie in dem letzterem selbst, sind nun nachstehende Pflanzenabdrücke zum Theil von Göppert *) zum Theil von Schröder 2) gesammelt worden. * Pterin oeningensis Ung. * Pterin Gaudini Heer. * Phragmites oeningensis Al. Br. * Arundo Göpperti Münst. sp. * Poacites laevis Heer. * Iuncus retractus Heer. * G/yptostrobus europaeus Heer. * Pinus ( Abies ) sp. Betula prisca Ett. Betula Brongniarti Ext. Ainus Kefersteini Göpp. sp. Ainus gracilis Ung. Quercus sp. Quercus Klipsteini Ett. * Carpinus grandis Ung. * Ficus tüiaefolia , Al. Br. sp. (ist beschrieben von Göp- pert unter dem Namen Dombeyobsis tiliaefolia u. Dom- beyobsis grandifolia) Salix angusta Heer? * Gardenia Wetzleri Heer. * Symplocos radobojana Ung. * Andromeda protogaea Ung. * Nyssa Ornithobroma Ung. * Rhamnus Gaudini Heer. * Rhamnus Rottmassleri Heer. b Sammlung der Universität zu Breslau. 3) Sammlung zu Grünberg. Die mit dem Stern behafteten Namen Sind von Dr. Engelharot festgestellt worden. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 205 * Juglans bilinica Ung. Juglans Göpperti Ludw. * Rhus Pyrrhae Ung. * Nericum sp. * Cassia phaxolites Ung. * Carpolites nitens Heer. Die Bestimmung derselben rührt zum Theil von Göppert, in der Hauptsache aber — wie gesagt — von Engelhardt her. Aus der Braunkohle stammen: Pinus , Nyssa und Juglans , besonders häufig sind gefunden worden: Glyptostrobus europaeus , Ainus Kefersteini und Ficus tiliaefolia. Das Grünberger Brauukohlenvorkommeu ist seit 1841 bekannt, in welchem Jahre es von Bürgern der Stadt eingemuthet wurde. Das Bergwerk hat den Namen » cous. Grünberger- Gruben « er- halten. Die Ablagerung wird gebildet von einem System unter sich paralleler Sättel und Mulden 1). Die Formen sind jedoch nicht immer vollständig erhalten geblieben. Die Nordseiten fehlen zum Theil gänzlich oder sind wenigstens zertrümmert worden. Um einen grösseren Aufschluss pflegen daher vielfach noch klei- nere Stücke herumzuliegen. Auch hat die Ablagerung in der Quer- Richtung mannigfache Störungen erlitten und ist daher au vielen Stellen im Streichen auseinander gerissen worden. Und endlich ist sie einem seitlichen Drucke ausgesetzt gewesen, denn es ist sehr oft eine Aufstauung des Flötzes zu beobachten, welche sich vielfach bis zur Ueberkippung gesteigert hat. Die Ablage- rung streicht durchweg h. 4 — 5; das Einfällen der Schichten er- scheint wegen des, bei den Sätteln und Mulden erwähnten, häu- figen Fehlens der Nordseite vorwiegend nach Süden gerichtet; alle Fallwinkel sind vertreten. Die Grubenkarte zeigt 20 Auf- schlüsse von Bedeutung, Betrieb aber findet nur noch an 4 Stellen statt. Die übrigen sind zum Theil abgebaut zum Theil haben die Maschinen für einen tiefer gehenden Betrieb nicht gereicht, Die Aufschlüsse werden nach den einzelnen Schächten benannt und wird mit der Aufzählung im Süden begonnen. Es liegen : ') Betriebsacten des Bergwerks »cons. Grünberger -Gruben«. 206 v. Rosenberg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkolilenformation 1. Südlich der Naumburg-Saganer Chaussee die Schächte No. 5, von Krug I und II. Der Schacht No. 5 gehört zu den ältesten Grubenbauen; Be- trieb findet dort schon seit Jahrzehnten nicht mehr statt. Eine Reihe alter Pingen lässt noch die Stelle erkennen, wo er umge- gangen ist. Der mit dem Schachte aufgeschlossen gewesene Sattel ist vermuthlich nur bis an den Wasserspiegel abgebaut worden ; weiter pflegten nämlich früher die Baue nicht geführt zu- werden. Nördlich hiervon in einer Entfernung von ungefähr 200 Meter liegen sodann die Schächte »von Krug« I und II. Sie stehen auf der höchst gelegensten, und einer der bedeutendsten Ab- lagerungen des in Rede stehenden Gruben -Reviers. Der Koh- lenreichthum dürfte noch für einige Jahrzehnte, sofern die För- derung nicht erheblich verstärkt wird, aushalten. Die Ablage- ruug streicht den obigen alten Bauen parallel und besteht der Hauptsache nach aus einem Sattel. Ausnahmsweise ist auch der Nordflügel vorhanden. Der Sattel beginnt wenige Meter unter Tage, hat einen breiten Rücken, die Flügel stehen ganz steil. Betrieb findet jetzt auf der 41 Meter -Sohle statt. Die Ausdeh- nung des Sattels in derselben beträgt weit über 1000 Meter. An diesen Sattel schliesst sich in nördlicher Richtung noch eine Mulde an, welche vermuthlich unter der Naumburger Chaussee durchstreicht; dieselbe ist erst zum geringsten Theile erschlossen. Zwischen den Schächten No. 5 und von Krug liegt die ge- werkschaftliche Ziegelei, in deren Thongrube hauptsächlich jene Pflanzenabdrücke gefunden worden sind. Der hangende graue Thon ist dort blossgelegt. Nördlich von dieser Grube ist eine Stelle, an der weisser Thon aufgedeckt ist. Derselbe soll unter der Ackererde mehrere Morgen einnehmen. 2. Nördlich der Naumburg-Saganer Chaussee. a) die Schächte No. 7 und 11, b) » » No. 8, 9, 10 Otto und Carl, c) » » Emilie, Friedrich- Wilhelm und No. 15. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 207 Die Baue haben die Form der von ihnen aufgeschlossenen Ablagerungen nicht genügend aufgeklärt, weil sie nicht tief ge- nug' gegangen sind. Auf den ersten Blick machen diese Ablage- rungen den Eindruck theils sich folgender, theils unter sich pa- ralleler Flötzstiicke in sehr gestörter Lagerung. Im Streichen haben einzelne derselben eine Ausdehnung von über 1000 Meter gezeigt." Das Einfallen war theils steil, theils flach bei einigen nach Norden, vorwiegend aber nach Süden gerichtet. Die Abla- gerungen begannen meist gleich unter Tage und sind zum Theil bis zur Tiefe von 30 Meter abgebaut worden. Wahrscheinlich haben die Baue der Schächte No. 7 und 1 1 den Gegenflügel der vorhiu erwähnten Mulde gelöst. Die Schächte No. 8, 9, 10, Otto und Carl dürften Reste eines Luftsattels angetroffen haben, wel- cher nach Westen zu, wie die flache Lage der dort liegenden Flötzstücke vermuthen lässt, in eine Mulde übergegangen ist. Der Aufschluss von Schacht 15 ist mit der sogleich zu beschrei- benden Ablagerung des Schachtes No. 17 in Verbindung zu bringen. In der Mitte dieser Aufschlüsse liegt die HoLZMANNsche Ziegelei, bei welcher jener weisse Töpferthon wieder zu Tage tritt. 3. Zu beiden Seiten der B erlin-Cro ss eu er Chaussee die Schächte No. 17, 23, 14, 18 u. 19. Betrieb findet nur noch auf Schacht 17 statt. Die Ablage- rung liegt nahe der Stadt. Ihre Gesammtausdelmung beträgt im Streichen 2000 Meter; die Baue haben jetzt die 56 Meter Sohle erreicht. Das Flötz setzt in die Tiefe noch weiter ein. Oestlich vom Schacht No. 1 7 , welcher ungefähr in der Mitte der Ablage- rung steht, ist das Flötz ganz steil aufgerichtet und zeigt wieder- holt Neigung überzukippen, auf der westlichen Seite schlägt es zunächst eine Falte und legt sich sodann ganz flach. In Ver- bindung mit dem Aufschlüsse von Schacht 15 gedacht, ist die Ablagerung als eine grosse Mulde anzusehen. Von dem östlichen Theile derselben scheint allerdings nur der Nordflügel stehen ge- blieben zu sein. Letzterer ist zuletzt umgebogen. 208 v. Rosenberg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkühlenformation 4. Nördlich von den Dörfern Wittgenau und Heinrich- au die Schächte Mannigel, Schwarze, Haspel, von j Treutier, Kaiser - Wilhelm I und II. Betrieb findet noch auf den Schächten Kaiser Wilhelm II. und von Treutier statt. Die mit diesen Schächten aufgefundenen Flötz- stücke haben wohl ursprünglich eine zusammenhängende Ablage- rung ausgemacht. Dieselbe ist aber derart zerstört worden, dass nur einzelne Bruchstücke übrig geblieben sind. Nur die Ablage- ruug des Schachtes von Treutier hat eine erheblichere Ausdeh- nung behalten. Die zuerst genannten Schächte Kaiser Wilhelm bauen auf Flötzstücken, welche sich im Streichen folgen und von denen das eine von einer Mulde, das andere von einem Sattel herrührt. Das letztere ist mehrfach zusammengeschoben und ge- faltet worden und hat dadurch die Form eines stumpfen Keiles erhalten, dessen Stärke in den oberen Teufen 10 Meter beträgt. Parallel hierzu streicht die Ablagerung des Schachtes von Treutier, dieselbe stellt (in der Hauptsache) zunächst einen ziemlich ent- wickelten Sattel dar, der aber nach Westen zu einsinkt und in eine Mulde übergeht. Von dieser ist jedoch nur der Süd- Flügel übrig geblieben. Letzterer hebt sich im weiteren Fortstreichen bedeutend heraus, kippt auf halber Länge um und setzt dann noch Hunderte von Metern weit fort. In der Streichungsrichtung der soeben beschriebenen Ablagerung hat nach Osten zu in un- gefähr 200 Meter Entfernung noch Schacht Mannigel gestanden; derselbe war 18 Meter tief, hatte ein Muldenstück erschlossen, welches jedoch nur eine sehr geringe Ausdehnung gehabt hat. Parallel zur Ablagerung des von Treutier -Schachtes lagen end- lich auf dessen Nordseite noch Stücke eines Luftsattels, welche durch jene Schächte Schwarze und Haspel abgebaut worden sind. Mit diesen Ablagerungen schliesseu die Aufschlüsse in der nächsten Umgebung Grünbergs ab 1). Neue Funde sind in der letzten Zeit noch vom »von Krug-Schachte« aus in östlicher Richtung (näher der Stadt) gemacht worden; über die Ausdehnung und das Verhalten die.- er Ablagerungen ist jedoch Näheres nicht bekannt. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 209 Bemerkenswerth ist, dass zwischen den Schächten bei Witt- genau und den Ablagerungen der Schächte 15 und 17 keine Kohle sich gefunden hat; augenscheinlich wird hier die gesammte Grünberger Ablagerung von einer grossen Störung durchsetzt und hat dies auch ein — ungefähr 100 Meter südlich von der dort gelegenen Briquette-Fabrik — niedergebrachtes Bohrloch ergeben. Mit demselben sind durchteuft worden: von 0,00 — 2,00 Meter Diluvialsand, » 2,00 — 3,13 » gelber, sandiger Thon, » 3,13 — 21,63 » grauer Thon, » 21,63 — 35,60 » schwarzer Thon, » 35,60 — 37,22 » grünlich grauer Thon, » 37,22 — 47,90 » Diluvialsand, » 47,90 — 51,50 » feiner, gelber Sand, » 51,50 — 56,40 » grünlicher Thon, » 56,40- 63,90 » Thon mit Kalk, » 63;90 — 70,11 » Steinschicht, » 70,11 — 73,11 » feiner, weisser Sand unten thonig, » 73,1 1 — 77,11 » Kies mit Muschelschalen, » 77,1 1 — 80,81 » Geschiebemergel, » 80,81 - 105,94 » feiner, weisser Sand, » 105,94 — 108,90 » Geschiebemergel, » 108,90 — 121,12 » feiner, gelber Sand, » 121,12 — 153,90 » weisser Sand mit Gerollen. Die letzten Schichten sind n och immer diluvial und mithin ist also mit der Bohrung nicht einmal das Tiefste der Störung erreicht worden. Ueber das Braunkohlenvorkommen zu Buchelsdorf ist nichts Näheres bekannt. Zu Lättnitz sind 2 Lager aufgefunden worden; das eine hat eine Mächtigkeit von 4 Meter, das andere ein Streichen h. 5 und ein Einfallen von 6 — 7 Grad nach Norden gezeigt. Beide Lager fand man schon in der geringen Tiefe von 4 Meter. Jahrbuch 1891. [14] 210 v. Rosenberg -Lipinskt, Die Verbreitung der Braunkohlenformation Ein Schichtenprofil, erhalten noch durch eine Bohrung am Bahnhofe zu Grünberg, lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass dort tiefere Schichten in die Höhe kommen. Es wurden nämlich — durchteuft: von 1,00— 7,00 Meter Kies, » 7,00— 16,00 » Geschiebemergel, » 16,00— 16,80 » hellgrauer Thon, » 16,80 — 18,20 » Braunkohle, » 18,20 — 24,50 » gelber, diluvialer Sand, » 24,50 — 26,50 » brauner Glimmersand1), » 26,50— 33,00 » hellgrauer Thon, » 35,00— 43,00 » Alaunthon, » 43,00— 50,00 » heller, grauer Thon, » 50,00— 51,70 grauer sandiger Thon, » 51,70 — 57,00 » Triebsand mit Glimmer, » 57,00 — 59,00 » grauer Thon, » 59,00 — 68,00 » schwarzer Thon, » 68,00— 110,00 » » » » 110,00— ? » Braunkohle. Von 68 — 110 Meter wurde mit Wasserspülung gebohrt und waren scharfe Proben nicht mehr zu erhalten. In dem Aufschlüsse zu Rothenburg haben die Schichten gleich- falls ein Streichen von Osten nach Westen gezeigt. Wie die soeben beschriebenen Aufschlüsse zeigen, sind inner- halb unseres Untersuchungsgebietes die tertiären Schichten an fast allen Punkten ziemlich gleich zusammengesetzt und herrscht in ihrer Anordnung auch eine weitgehende Uebereinstimmung. Scharf heben sich in dem Schichtensysteme zwei Abtheilungen2) von ein- ander ab. *) Ist auch im Erbstollen von Kummer im Liegenden der Ablagerung des Friedrich -Wilhelm -Schachtes angetroffen worden (s. Gieuelhausen, Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenkunde 1871, S. 39). 2) Bekendt, Gegend von Glogau. Dieses Jahrb. 1881. S. 354. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 211 Die obere Abtheilung wird cbarakterisirt durch einen blauen zum Theil sehr fetten Thon, welcher fast frei von Glimmer ist. Er enthält in seinen oberen Schichten viel Ausscheidungen von Kalk in Form von Septarien, Gyps und Eisenoxyd und ist je nach dem Gehalte dieser Mineralien hell oder dunkelblau, gelb oder roth gefärbt. Einige blaue Nüancen des Thons gehen bei- nahe in’s Grüne über. Viele Schichten haben daher ein recht buntfarbiges Ansehen. Ferner wird der Thon zuweilen »schluffig«; reine Sandschichten kommen jedoch selten zwischen demselben vor. Die aus dem Thone gefertigten Ziegeln werden wegen ihres Eisengehaltes beim Brennen hellroth. Lagen von Braunkohle sind zwischen dem Thone bis jetzt erst unter Leubus nachgewiesen. Dieselben sind aber sehr schwach* 2). Der blaue Thon ist endlich frei von paleontologischen Kenn- zeichen. Die untere Abtheilung zeigt einen ganz anderen Charakter. In den von ihr zugänglich gewordenen Niveaus giebt ein hell- grauer kohlenführender Letten die Leitschicht ab. Fast regel- mässig kann man 4 — 5 Flötze zählen, von denen jedoch nur das oberste bauwürdig ist. Die Mächtigkeit derselben beträgt durch- schnittlich 3 — 4 Meter, während sie bei den unteren Flötzen selten 1 Meter erreicht. Die graue Färbung der zwischenliegenden Thon- lagen rührt wahrscheinlich von einem Gehalte an Bitumen her. Das Korn dieses Thones ist viel feiner als das oben besprochene. In gewissen Lagen, über und unter jenen Flötzen, ist der Thon glimmerhaltig und wird durch Aufnahme von Sand schluffig, in reinen Quarzsand scheint er jedoch nur im Liegenden der Flötz- b In der Abhandlung über die Braunkohlenformation der Provinz Posen ist noch das Braunkohlenvorkommen unter Glogau der oberen Abtheilung zu- gerechnet worden. Doch ist dies aufzugeben . weil in den übrigen Aufschlüssen innerhalb unseres engeren Untersuchungsgebietes der eigentliche Septarienthon sich als nicht kohlenführend herausgestellt hat. 2) Dieser Beobachtung ist daher kein so unbedingter Werth beizulegen. Die Bohrung ist mit Wasserspülung ausgeführt worden. Bei dieser Methode, wo die Bestimmung der Schichten von Seiten der Bohrmeister vielfach nur nach der Färbung des durchgedrückten Wassers erfolgt, werden häufig etwas dunklere Thonschichten mit Braunkohle verwechselt. [14*] 212 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation partie überzugehen. Diesen Typus findet man am vollständigsten ausgebildet zu Poln. Wartenberg, Striese, Schmarker, Märzdorf unter Leubus und Giesmannsdorf, während zu Naumburg, Reichenau, Grünberg und Droschkau die schwächeren Flötze zum Theil fehlen und nur das Hauptflötz vertreten ist. In dem Gelände zu Koeben und in den Bergen zu Raudten scheint umgekehrt das Hauptflötz an einigen Stellen nicht vorhanden oder erheblich schwächer zu sein. Bemerkenswerth ist noch das Vorkommen einer Kalkstein- lage in dieser Partie, welche von Göppert1) für eine Süsswasser- bildung angesehen wird. Sie ist allerdings bis jetzt erst zu Striese, Schmarker und Nieder- Wachau nachgewiesen, an den zwisehen- lieffenden Aufschlüssen aber wohl nur übersehen worden. Der zweite Thon ist in der Nähe der Flötze deutlich geschichtet. Besonders charakteristisch für diese Partie ist noch das Vor- kommen von Pflanzenabdrücken, sowohl in der Kalksteinlage, als auch im unmittelbaren Hangenden und Liegenden des Hauptflötzes. Gesammelt hat man sie allerdings nur an 4 Stellen, und es ist zu bedauern, dass dies nicht überall geschehen ist, denn ihr Vor- kommen wird noch von 5 anderen Punkten in den Berichten der Betriebsbeamten, welche die Aufschlüsse gemacht haben, erwähnt und an den übrigen Betriebspunkten sind sie sicher ebenfalls nur nicht beachtet worden. Der Wissenschaft ist dadurch viel ver- loren gegangen. Die Braunkohlen sind von sehr guter Qualität. Neben mildem und stückigem Material enthalten dieselben einen grossen Reich- thum an fossilem Holz, und bildet letzteres insbesondere zu Striese, Stroppe und Grünberg die Hauptmasse der Kohle2). Zwischen diesen Ligniten findet sich ferner zuweilen noch eine Art Holz- kohle, welche die Einwirkung schwefelsaurer Salze verräth2). Das fossile Holz rührt nach Göppert2) fast ausschliesslich von Nadel- hölzern (Cupressineen) her, unter welchen die Taxusform über- wiegt, denn trotz sorgfältiger Forschung hat er nur an 2 Stellen b Palaeontographica von Dunker, S. 259. 2) Göppert, Ueber die Brannkoblenformation in Schlesien, Bericht über die Thätigkeit der naturwissenschaftlichen Section der schlesischen naturforschenden Gesellschaft 1856, S. 13 und 14. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 213 ein paar Stücke von dicotyledonischem Laubholz gefunden. 1 Es kann jedoch darüber kein Zweifel bestehen, dass letzteres ebenfalls in grossen Mengen Material zur Kohlenbildung hergegeben hat, da aus dieser Flora jener graue Thon so überaus reich an Blatt- abdrücken ist. Es widerstand jedoch weniger gut als das harz- getränkte Coniferenholz der Fäulniss, welche der Fossilation vor- ausgeht. Die Cupressineen sind nach Göppert durch 3 Arten, insbesondere durch Cupressinoxylum ponderosum, vertreten. Dieses Holz ist durch enge Jahresringe und in Folge dessen durch grosse Schwere ausgezeichnet; einem solchen Stamme von 9 Fuss Durch- messer, welcher in dem Kohlenlager zu Striese gefunden worden ist, hat Göppert ein Alter von 5000 Jahren zugeschrieben. Unter den Laubhölzern haben nach den in jenem grauen Thone gefundenen Blattabdrücken Ficus tiliaefolia, » Ainus Kefer- steini « und zu Striese auch » Amesoneuron Noeyyerathia« (eine Palme) vorgeherrscht. Namentlich muss die erstgenannte Art in den damaligen Waldungen sehr verbreitet gewesen sein. Der in der unteren Abtheilung auftretende weisse Thon ist wahrscheinlich dieselbe, letzt beschriebene Thonart, nur frei von Bitumen. Hierfür spricht, dass beide Thone feuerfest1) sind und also eine gleiche chemische Zusammensetzung haben dürften, doch werden die aus dem grauen Thone hergestellten Steine hellbraun. Der weisse Thon ist für die Töpferei sehr werthvoll, und es ist zu bedauern, dass er nicht häufiger auftritt. Der schwarze Alaunthon besitzt keine besonderen Merkmale ausser seiner intensiv schwarzen Farbe; er scheint in den tieferen Aufschlüssen im östlichen Theile unseres Untersuchungsgebietes zu fehlen. Der in Grünberg unter letzterem noch liegende graue Thon ist zu wenig bekannt und giebt zu Bemerkungen keine Veran- lassung. In dem Aufschlüsse zu Glogau dürften die Schichten von 76 — 124 Meter ebenfalls der unteren Abtheilung zuzurechnen sein. Die Kohle ist jedoch vermuthlich in der angegebenen Mächtigkeit von 10 Metern nicht vorhanden, sondern noch von ') Die Versuche werden nach dieser Richtung noch fortgesetzt werden. 214 v. Rosenbebg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation Thonlagen wie anderwärts unterbrochen, was beim Durchbohren nur übersehen worden ist. Der bei 1 23 Meter angetroffene Kies ist auch unter Leubus erbohrt worden. Er besteht aus groben, weissen Quarzgeröllen, ohne jede andere Beimengung. Noch am wenigsten klargestellt ist die Zusammensetzung der unteren Abtheilung unter Breslau; die Schichten erscheinen dort etwas sandiger und kohlenärmer; denn es fällt auf, dass bei der Durchteufung derselben der Braunkohle so wenig Beachtung ge- schenkt worden ist, da die Tabellen fast nie deren Mächtigkeit angeben. Die Trennung beider Abtheilungen ist auch in der Praxis nicht schwer, da beide Thone (der blaue und hellgraue) sich scharf von einander abheben. Schwierig ist die Entscheidung nur an den Stellen, wo in Folge einer abweichenden Entwickelung — der obere, blaue Thon unmittelbar auf der Braunkohle liegt; dann gehört eine genaue Kenntniss der Schichten des ganzen Unter- suchungsgebietes dazu, um nicht zu einer Zurechnung der Braun- kohle zur oberen Abtheilung verführt zu werden. Obwohl bei Herrenprotsch das Liegende der Formation schon bei 190 Meter Tiefe erreicht worden ist, dürfte die Mächtigkeit der beiden Abtheilungen zusammen bei vollständiger Entwickelung doch auf über 200 Meter zu schätzen sein. Im Streichen zeigen die tertiären Schichten in unserem Unter- suchungsgebiete eine überraschende Regelmässigkeit. Sie laufen von Poln. Wartenberg an, auf über 25 Meilen, zunächst in der Richtung NW. den Sudeten parallel, schlagen in Naumburg einen Haken, wenden sich dadurch, rückwärts nach Osten, der Oder zu und verfolgen dann bis dahin eben so regelmässig die »rheinische« x) Richtung. Alle Abweichungen hiervon, welche hie und da beobachtet werden, haben nur eine locale Bedeutung. Dagegen machen sich in der Lage der Schichten grosse weithin gehende Niveau -Unterschiede bemerkbar, während mau ’) Jentzsch, Untergrund des nördl. Flachlandes. Schriften der physik. oekon. Gesellschaft zu Königsberg 1881. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 215 unter Neusalz die tertiären Schichten noch nicht einmal im Niveau des Meeresspiegels angetroffen hat, liegen sie in Breslau bereits ca. 70 Meter, in Grünberg ca. 150 Meter über demselben und werden demnach an den letzten beiden Orten, — wie dies aus den Eingangs angegebenen Höhen -Verhältnissen des Tagesniveaus ersichtlich ist — vom Diluvium nur in geringer Mächtigkeit be- deckt. Gleich grosse Verschiedenheiten in der Lage der Schichten sind aber auch innerhalb der Formation selbst zu beobachten. Während die untere Abtheilung zu Glogau noch unter dem Niveau des Meeresspiegels liegt, ragt sie zu Grünberg 120 Meter über denselben hinaus, so dass in letzterer Gegend die obere Abtheilung nur sehr schwach vertreten ist. Und ähnlich liegen die Verhältnisse zwischen Giessmannsdorf einerseits, Freystadt und Sagan andererseits, sowie zwischen Leubus und Stroppen. Auffallend ist endlich noch, dass zwischen Poln. Wartenberg und Naumburg die tertiären Schichten fast stets in einer Richtung (Norden) einfallen. Jener Haken im Hauptstreichen lässt sich wohl nur aus der gleichen Lage des Untergrundes erklären und aus der Bewegung des letzteren — z. Thl. während, z. Thl. nach der Ablagerung der Formation — sind sodann vermuthlich die in derselben dar- gestellten Niveauunterschiede hervorgegangen. Unter Grünberg scheint ferner die Aufrichtung central erfolgt zu sein, während auf der ganzen Linie Naumburg-Poln. Wartenberg, wahrscheinlich in Folge der Basalt-Eruptionen am Nordrande der Sudeten, das ganze Schichtensystem eine einseitige Neigung nach Norden er- halten hat. Ausserdem sind bekanntlich über unser Untersuchungsgebiet die Gletscher der Glacialzeit hinweggegangen1). Dieser Vorgang ist — wie überall — nicht ohne Einwirkung auf die oberen Schichten des Untergrundes — diesmal also des Tertiärs selbst — geblieben. Sie war eine dreifache: l) Jäkel, Ueber diluviale Bildungen im nördlichen Schlesien. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1887, S. 289. 216 v. Rosenberg -Lipinski', Die Verbreitung der Brannkolilenformation 1) hervorstehende tertiäre Bergrücken wurden abgetragen, 2) die oberen Schichten des Tertiärs hatten den Schub der Gletscher auszuhalten, 3) die abfliessenden Gletscherwasser gruben Binnen in den tertiären Untergrund ein. Ganze Schichtencomplexe wurden auf diese Weise zerstört, zusammengefaltet, überkippt, versetzt und auseinandergespült. Fast jede der dargestellten Ablagerungen enthält Beispiele der einen oder der anderen Art. Abgetragen wurde namentlich der Grün- berger Höhenzug, wo mehrfach der Geschiebemergel unmittelbar auf dem Flötze liegt; übergekippt sind einige Muldenflügel zu Grünberg und die Ablagerung von Striese; unter dem Schube hatten die Sättel zwischen Alt-Kleppen und Naumburg zu leiden; zusammengefaltet sind die Ablagerungen des Schachtes »Kaiser Wilhelm I.« zu Grünberg und der westliche Aufschluss im Felde »cons. Albert« bei Siegda; grössere Erosionen durchsetzen nament- lich die Ablagerungen zu Stroppen, Naumburg und Grünberg x). Die reichen Kohlenschätze sind von der gedachten Naturkraft in einer Weise verwüstet worden, dass nur wenig von ihnen übrig geblieben ist. Die beiden Abtheilungen des in Rede stehenden Schichten- systems beschränken sich bekanntlich nicht auf unser Unter- suchungsgebiet allein. Der blaue Thon der oberen Abtheilung geht südöstlich bis an die Erhebung des oberschlesischen Stein- kohlengebirges* 2) und den Rand der Sudeten; er liegt namentlich in der Brieger und Neisser Gegend noch mehrfach zu Tage; südwestlich kann man ihn bis Hansdorf, Sommerfeld, Rothen- burg verfolgen. Seine Verbreitung ist ferner nördlich bis in die Provinzen Posen, Westpreussen und das Königreich Polen nachgewiesen. Ueberall zeigt er jene gleichmässige, petro- graphische Zusammensetzung, welche es ermöglicht, ihn trotz des Fehlens von paläontologischen Kennzeichen stets wiederzuer- b Der Raum gestattet hier nicht auf diese höchst interessanten Verhältnisse näher einzugehen ; sie sollen noch gelegentlich zum Gegenstände einer besonderen Abhandlung gemacht werden. 2) Römer, Geologie Oberschlesiens, S. 429. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 217 kennen. Er hat bekanntlich von Girard 1) den Namen »Posener Septarienthon« erhalten. Innerhalb dieser grossen Räume verliert auch die obere Ab- theilung ihren einförmigen Charkter. Es ist derselben z. B. ver- mutlich noch der bekannte Blätterthon von Schossnitz 2) zuzu- rechnen, welcher Ort hart am Rande unseres Untersuchungs- gebietes gelegen ist. Dieser Thon liegt unmittelbar unter dem Septarienthone und seine sehr junge Flora gestattet ihn nicht mit der unteren Abtheilung zu verbinden. Eine Zuzählung zur oberen Abtheilung vertragen vielleicht ferner die in Schlesien noch vor- kommenden Blätterthone 3) von Damrasch, Poln. Neudorf, Szepano- witz, Chrosina, Chroscziitz, Chalkowitz, Poppelau, Trömmersdorf, Kühnheide, Laasan, Saarau, Fürstenau, Poppelwitz, Mohau, Witschkowitz, Kiefendorf und Reichenbach. Die Gründe hierfür sind dieselben wie bei Schossnitz. Diese Ortschaften liegen in den Kreisen Kreuzburg, Nimptsch, Münsterberg und Schweidnitz. Und endlich gehört sehr wahrscheinlich der Bildung des Septarienthons noch eine soeben bei Abschluss der Arbeit in der Provinz Posen (bei Henrietten hof im Kreise Birnbaum) unter demselben aufgefundene Blätter- schicht — es ist dies der erste paläontologische Fund aus den tertiären Schichten innerhalb der genannten Provinz — an. Auf die Stellung der dortigen Braunkohlenlager kommen wir sogleich später zurück. Bezüglich der unteren Abtheilung wird bekanntlich ver- muthet, dass sie sich südwestlich von Schlesien noch bis zur Mark ausdehnt. Schon Giebelhausen 4) macht darauf aufmerk- sam, wie ähnlich die Zusammensetzung der Schichten von Grün- berg und der Lausitz ist, und auch Engelhardt 5) glaubt für beide nach den aufgefundenen Pflanzenresten ein gleiches Alter annehmeu zu dürfen. Jedoch ist ein directes Uebergreifeu jener *) Girard, Beschreibung der nörcll. Tiefebene 1855, S. 245. 2) Göppert, Tertiärflora von Schlossnitz, S. 50. 3) Römer, Geologie Oberschlesiens, S. 412 u. 413 u. Orth, a. a. 0. S. 21 — 24. 4) Giebelhausen, Zeitschr. f. Berg-, Hütten- und Salinenkunde, Bd. 17. 5) Engelhardt, Schriften der physik. oelton. Ges. 27, Jahrg. 1886, S. Do. 218 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation Schichten von dem einen in das andere Gebiet wissenschaftlich noch nicht festgostellt worden. Die in dem südlichen Theile der Provinz Posen auftretenden Braunkohlenlager sind wohl gleichfalls jener unteren Abtheilung zuzurechnen. Zunächst gilt dies ohne Zweifel für die braun- kohlenführeuden Schichten zu Schildberg 1). Dort (bei Olschina) ist in neuerer Zeit auch jener weisse Töpferthon gefunden worden. Ferner zeigen die Braunkohlenlager unter Posen einen Aufbau 2), der dem dargestellten Schichtensysteme der unteren Abtheilung sehr nahe kommt. Nach den Bohrproben war die Kohle sehr reich an fossilem Holze. Grosse Stücke von demselben wurden zu Tage gebracht. Die Lager im nördlichen Theile der Provinz Posen 3) setzen sich zwar ebenfalls aus mehreren Flötzen zu- sammen, und auf den ersten Blick wäre man geneigt sie auch der unteren Abtheilung zuzuzählen, aber es spricht Mehreres da- gegen. Die Kohle enthält wenig fossiles Holz, ist sehr milde, scheint eine Moorkohle und mithin sehr jung zu sein. Nicht eines der hangenden, sondern das liegendste Flötz ist das bau- würdige. Der liegende Quarzsand tritt ferner stets unmittelbar an das Flötz heran. Und endlich steht die Kohlenbildung in sehr enger Verbindung zum Septarienthone und ist nur sehr schwer von demselben zu trennen. Die Lager gehören demnach ver- muthlich in die obere Abtheilung, obwohl nicht zu verkennen ist, dass mit dieser Annahme die Braunkohlenlager der Provinz Posen auseinander gerissen werden. Die Verbreitung und jener Zusammenhang der Schichten ist früher weder vermuthet noch ist in unserem Unter- suchungsgebiete der Aufbau des Systems so genau untersucht worden. Man glaubte hier ein zum Theil in sich abgeschlosse- nes Tertiärgebiet vor sich zu haben und wies, da die an einigen Stellen gesammelten Pflanzenabdrücke untereinander nicht ganz übereinstimmten, die bekannten Vorkommen verschie- Ü Dieses Jahrb. 1890, S. 40. 2) Dieses Jahrb. 1890, S. 57. 3) Dieses Jahrb. 1890, S. 65. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 219 denen Stufen des Tertiärs zu. So wurden die Vorkommen von Striese dem Pliocän, von Schossnitz dem Miocän zugerechnet, wäh- rend hei Grünberg die Entscheidung zwischen Miocän und Oligocän hin und her geschwankt hat, je nachdem die Untersuchungen an dieses Gebiet von Osten oder Westen aus herangetreten sind. Am weitesten ist hierin Giebelhausen gegangen, welcher den oberen blauen Thon in das Mittel- Oligocän stellt. Berendt 2) bemerkt dagegen bereits die grossen petrographischen Unter- schiede, welche zwischen der oberen und unteren Abtheilung be- stehen, glaubt aber beide der subsudetischen Braunkohlenformation zurechnen zu müssen. Zunächst kann darüber kein Zweifel sein, dass die unter der oberen Abtheilung in unserem Untersuchungsgebiete liegenden Schichten einem Horizonte angehören, und dass eine Zurechnung der Vorkommen von Striese, Grünberg u. s. w. zu verschiedenen Stufen des Tertiärs wohl aufzugeben ist. Allerdings weist die an jenen Orten in diesen Schichten gefundene Flora unter sich einige bemerken swerthe Unterschiede auf. So fehlt z. B. in den Grünberger Schichten die zu Striese gefundene Palmenart Amesoneuron Nöggerathiae. Jedoch sind die jüngeren Aufschlüsse noch niemals von sachverständiger Seite durchgesehen worden. Endlich muss man sich vergegenwärtigen, wie gering die Ausdehnung dieser palaeontologischen Fundstätten gegen die Bäume ist, welche bei der angenommenen Verbreitung der Abtheilung in Frage kommen. Der für diese Schichten nach- gewiesenen petrographischen Uebereinstimmung dürfte daher eine grössere Beweiskraft zu Gunsten eines Horizontes zukommen. Ob nun die obere und untere Abtheilung unseres Unter- suchungsgebietes einer oder verschiedenen Stufen des Tertiärs an- 9 Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1852, Bd. 4, S. 484. Göppert, Tertiärflora von Schossnitz. Giebelhausen, Zeitschr. f. Berg-, Hütten- u. Salinenkunde, Bd. 1871, S. 53. Roth, a. a. 0. S. 374. Jentzsch, Ueber die neueren Fortschritte d. Geologie Westpreussens. Separatabdrnck aus den Schriften der naturforschenden Ges. zu Danzig N. F. VII, S. 15. 2) Berendt, Gegend von Glogau. 220 v. Rosenberg -Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation gehören, ist noch heute schwer zu sagen, obwohl ein reichliches Beobachtungsmaterial vorliegt. Wird vom Posischen 4) ausgegangen, so muss die obere Ab- theilung, der Septarienthon, für eine selbständige Stufe des Tertiärs gehalten werden, weil im Liegenden desselben im Kreise Birn- baum die Glimmersande der märkischen Braunkohlenformation Vorkommen, während die untere Abtheilung im weiteren Fort- streichen * 2) nach der Lausitz und der Mark zu dort ihrerseits unter dem Namen der subsudetischen Formation als Liegendes jener Braunkohlenformation auftreten soll. Nach den Aufschlüssen, welche man den Braunkohlengruben zwischen Zirke und Birnbaum verdankt, sowie einem bei Zirke am rechten Ufer der Warthe aufgefundenen Profile3 4), setzen sich in dieser Gegend die Schichten von oben nach unten zu- sammen aus: 1) dem Septarienthone, 2) einem bitumenhaltigen grauen Thone mit Kohlen- schmitzen, 3) einem bauwürdigen Flötze und einem sandigen Thone zum Liegenden, 4) einem braunen Glimmersande. Die zweite Schicht gehört zweifellos noch der Bildung des Septarienthons an. Beide Thone sind schwer zu trennen und ebenso eng verbunden erscheint auch die Braunkohle mit dem grauen Thone durch die in Henriettenhof aufgefundenen Pflanzen- reste4). Dieselben kommen zunächst in der grauen Thonschicht unmittelbar im Hangenden des Flötzes vor. Unter ihnen ist Taxodium distichum miocenum besonders häufig. Daneben liegen Blätter von: !) Braunkohlenformation in der Provinz Posen S. 71. 2) Giebelhausen, Braunkohlenbildungen im nördlichen Schlesien und der Mark; Engelhardt, Tertiärpflanzen Grünbergs. 3) In der sogen. Barange bei Zirke. 4) Bestimmt hat auch diese Pflanzenabdrücke Engelhardt; an dem Sammeln hat sich der Steiger Heinze betheiligt. Der Fundort! st die zur dortigen Braun- kohlengrube Gustavus gehörige Ziegelei. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 221 Quercus grandidentata Carpinus grandis Juglans bilinica Corylus sp. Der sandige Thon im Liegenden des Plötzes enthält: Phragmites Oeningensis Junctus retractus Berchemia multinervis Ulmus plurinervia Poacites laevis Garex Scheuchzeri. Die Flora ist eine sehr junge und gleicht ungemein der von Schossnitz. Brauner Glimmersand findet sich noch am Rande unseres ITntersuchungsgebietes in dem Liegenden der Kohlenablagerungen zu Sorau *) und Grünberg* 2) sowie in dem Birnbaum benachbarten Kreise Meseritz. Die beiden erstgenannten Sande werden von Giebelhausen3) noch jenen Kohlenbildungen — also wie sie heute bezeichnet werden — der subsudetisehen Formation zngerechnet, während der Glimmer- saud im Kreise Meseritz ein Glied der dort überall verbreiteten märkischen Braunkohlenformation 4) bildet. Es ist wohl aber wenig wahrscheinlich, dass die subsudetische Formation bis Birn- baum hinübergreift. Näher liegt es daher, die Glimmersande von Meseritz und Birnbaum in Parallele zu stellen, wie sich denn auch beide ungemein ähnlich sehen. ln jenem Profile an der Warthe tritt mit dem Glimmersande auch noch Alaunthon zu Tage ; auch ist der Sand nur 1 Meter mächtig. Man wird es also dort nur mit dem Ausgehenden der märkischen Formation zu thun haben. Bevor jedoch nicht eine Tiefbohrung zu Zirke stattgefunden hat, wird sich Sicheres über die Stellung des b und 2) Giebelhausen, a. a. 0. S. 38 bezw. 39 und Profil am Bahnhof zu Griinberg. 3) Giebelhausen, a. a. 0 S. 50. 4) Braunkohlenformation der Prov. Posen. 222 v. Rosenberg -Lipinshy , Die Verbreitung der Braunkohlenformation dortigen Glimmersandes zu jenen beiden Formation nicht sagen lassen. Der, zwischen den Schichten der unteren Abtheilung unseres Untersuchungsgebietes und der subsudetischen Formation der Lausitz angenommene Zusammenhang kann, wie gesagt, noch nicht als mit Gewissheit nachgewiesen gelten. Zur Klärung dieser Verhältnisse würde namentlich eine Durchbohrung des Tertiärgebirges zu Grünberg viel beitragen. Nach jenem Bohr- loche am Bahnhofe scheinen dort in der Tiefe nochmals Braun- kohlenlager aufzutreten. Die im Bohrloche zu Tage gebrachte Kohle war sehr holzreich und vonsehr gu ter Qualität. Ist jener Zusammenhang richtig, und ist die subsudetische Formation wirklich älter als die märkische Braunkohlenformation, so sind die beiden Abtheilungen unseres Untersuchungsgebietes nicht blos petrographisch sondern auch zeitlich zu trennen. Anderer- seits steht Nichts im Wege, dieselben einer Stufe des Tertiärs zuzurechnen, da sie nach den in ihnen gefundenen Pflauzenab- drücken — wie gleich gezeigt werden soll — im Alter nicht allzu verschieden sind. Beide Abtheilungen gehören nämlich dem Miocän 1) an. Denn da der Septarienthon über der märkischen Braunkohlenformation liegt, so kann er nur eine sehr junge Bildung sein. Dementsprechend zeigen auch die Floren der dem- selben zugerechneten Blätterthone von Henriettenhof und Schloss- nitz einen ausgesprochenen miocänen Charakter. Die Schichten der unteren Abtheilung unseres Untersuchungsgebietes wäre man zunächst geneigt, wegen des Vorhandenseins tropischer Pflanzenarten wie von Amesoneuron Noegger atliiae , sowie des massenhaften Vorkommens von Cupressineen-Holz zwischen den Braunkohlen, dem Oligocaen zuzuweisen. Auf der anderen Seite drängt sich jedoch schon das Laubholz der gemässigten Zonen in seinen Vertretern Ficus tüiaefolia und Ainus Kefersteini der- artig vor, dass diese Bildung von Ende des Oligocän jedenfalls noch weit in das Miocän hinübergereicht hat und gleichsam einen ') ScHiiNipr-ii, Tratte de paleontologie vegetale Tom. 3, S. 725 u. s. w. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 223 Uebergang von der einen zu der anderen Stufe des Tertiärs darstellt. Das Dunkel, in welches der Zusammenhang und das Alter dieser Schichten gehüllt waren, beginnt sich also allmählich zu lichten. Trotzdem bleibt im Einzelnen noch sehr viel zu forschen übrig. Zunächst wird noch festzustellen sein, welche Verbreitung die bei Henriettenhof aufgefundene blätterführende Schicht in der Provinz Posen hat. Arbeiter versichern, dass auch bei dem nahe dort gelegenen Dorfe Bielsko beim Abteufen der Schächte Pflanzeuabdrücke gefunden worden sind. Noth wendig erscheint ferner eine Bearbeitung der im südlichen Theile Schlesiens auf- tretenden tertiären Schichten. Und endlich sind die in der Lausitz und Schlesien gefundenen Pflanzenabdrücke1) sorgfältig mit ein- ander zu vergleichen. Eher wird sich ein endgiltiges Urtheil über den Zusammenhang der tertiären Schichten im nordöstlichen Deutschland und ihr Alter nicht geben lassen. Im Verhältniss zu der grossen Zahl der aufgefundenen Kohlen- ablagerungen könnte der Bergbau in unserem Untersuchungsgebiete bedeutender sein. Eine Vermehrung der Betriebspunkte ist aber zumeist — wie gezeigt — an dem Verhalten der Lagerstätten gescheitert. Doch hat zu Grünberg2) der Braunkohlenbergbau der nicht unbedeutenden Textil -Industrie dieser Stadt — als Niederschlesien der Eisenbahnverbindung noch entbehrte und die Steinkohlenzufuhr schwierig war — den Uebergang von der Hand- weberei zum Fabrik- mit Dampfbetriebe wesentlich erleichert. Im letzten Jahrzehnte ist nach dem erfolgten Ausbau des Eisenbahn- netzes und infolge billiger Steinkohlenpreise naturgemäss die Pro- duction an Braunkohlen in unserem Untersuchungsgebiete stetig zurückgegaugen. Es wurden gefördert3): ') Hierbei wird auch nötkig sein, dass die von Göpfert gesammelten Pflan- zenabdrücke von neuem klassificirt werden, denn viele der von ihn aufgestellten Namen haben in der Wissenschaft keine Geltung mehr. 2) Schröder, Gedenkblatt des Grünberger Bergbaus. 3) Entnommen der amtlichen Statistik des Bergreviers Grünberg. 224 v. Rosenberg-Lipinsky, Die Verbreitung der Braunkohlenformation im Jahre 1880 = 102275 Tonnen » » 1881 = 109039 » » » 1882.= 99 706 » » » 1883 = 103688 » » » 1884 = 83332 » » » 1885 = 81703 » » » 1886 = 74633 » » » 1887 = 75258 » » » 1888 = 77727 » » » 1889 = 76640 » » » 1890 = 68970 » Augenblicklich macht sich wieder eine kleine Steigerung der Production bemerkbar. Das letzte Urtheil über den Werth der dargestellten Braun- kohlenfunde ist noch nicht gesprochen. Lohnend erscheinen na- mentlich weitere Versuche im Freystädter Thal, welches keines- wegs eine Mulde im Braunkohlengebirge bedeutet. Im Gegentheil liegen die kohleführenden Schichten der unteren Abtheilung' dort nur in geringer Tiefe und endlich ist eine Bedeutung noch den Braunkoblenfunden zu Leubus, Giessmannsdorf und Glogau zu- zuerkennen. Der Kohlenreichthum dürfte an diesen Punkten ein besonders grosser sein, da die Lagerstätten tief und vermuthlich ungestört liegen; an ihre Gewinnung ist zur Zeit freilich nicht zu denken, da bei den heutigen Kohlenpreisen die Ausbeutung nicht rationell erscheint, doch wird zu Grünberg bereits bis zu Tiefen von 60 Meter vorgegangen. Zur Untersuchung des zum Theil noch unbekannten Unter- grundes empfehlen sich als geeignete Bohrpunkte namentlich Stroppen, Koben, Kreidelwitz, Nieder- Weichau und Grünberg. Dort sind überall nur die Schichten der unteren Abtheilung zu durchteufen. Unter Herrenprotsch1) hat man, wie gesagt, Kreide als Liegendes der Tertiär-Formation festgestellt. Auf der andern ') Jahresbericht der schles. naturforsch. Gesellschaft 1873, S. 35 u. 62. Jah- resber. S. 237 u. 238. im nördlichen Theile der Provinz Schlesien. 225 Seite ist zu Kraika1), U/2 Meile südlich vou Breslau, bei 500 Fuss Tiefe ganz unerwartet Rothliegendes angetroffen worden. Auch im nördlichen Schlesien dürfte auf ältere Schichten zu rechnen sein; augenscheinlich haben sich dort im Untergründe verschiedene Gtebirgssysteme durchkreuzt^), womit vielfach ein Wechsel in den Formationen verbunden zu sein pflegt. Hoffentlich lässt die Feststellung dieser Verhältnisse nicht mehr allzulange auf sich warten. ') Schles. Zeitung 1891, No. 801. 2) Beispiele hierfür Inowrazlaw- Wapno s. auch Jentzsch: Untergrund des nördl. Flachlandes. Schriften der phys.-ökon. Gesellschaft 1881 u. 1883. Jahrbuch 1891. [15] Untersuchungen über die Rhizocauleen. Von Herrn K. Schumann in Berlin. (Hierzu Taf. XXVI — XXVIII.) Einleitung. Bei meiner mannigfachen, theils durch das amtliche Interesse gebotenen, theils durch meine morphologischen Studien bedingten Beschäftigung mit den Monocotylen von grasartiger Tracht habe ich Jahre hindurch den Gedanken erwogen, in welcher Gruppe wohl mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit die Rliizocauleae Brongn. unterzubringen wären. Nach vielen Ver- muthungen, plötzlich auftauchenden und ebenso schnell vergehen- den Gedanken , blieben meine Erwägungen an einem Objecte haften, welches mir in dem Königlichen botanischen Museum zu Berlin begegnete. Durch die Güte des ausgezeichneten Mono- graphen der Juncaceae , Herrn Prof. Buchenau in Bremen, war dasselbe in Besitz einiger Stämme von Prionium serratum Drege, einer Pflanze, die allgemeiner unter dem Namen Pr. Palmita E. Mey. bekannt ist, gekommen. Sie bildet nach den Beschreibungen vieler Reisender im Caplande undurchdringliche Dickichte aus Stämmen von der Dicke eines Mannesarmes, welche oft bis zur Mitte die Ränder der Flüsse begleiten und eine solche auffallende Erscheinung gewähren, dass die Namen Palmiet -River, Palmiet- Fontein mehrfach begegnen. Zu so engen Genossenschaften sind sie nicht selten vereint, dass sie bei Hochwasser den Gang der Bäche hemmen und sie zwingen, sich seitlich über die Ufer einen K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 227 Wog zu bahnen. Burchell erzählt, dass derjenige Reisende, welcher vom Strome erfasst in die Palmietgestrüppe gerätli, für sich und seine Thiere die grösste Gefahr läuft. Durch einen Irrthum, der auch anderen Botanikern begegnet zu sein scheint, wurde mir die Zukömmlichkeit, Rhizocaulon mit Prionium zu vergleichen, noch erhöht: Die erste Abbildung, welche wir von Saporta a) über einen Vertreter der Gattung besitzen, ist durch die Copien in den Werken von Schimper und Schenk allgemein bekannt. Nun hat zwar der erstere ausdrücklich ange- geben, dass seine Zeichnung den Körper unter vierfacher Ver- grösserung darstelle; weder Schimper1 2 3) noch Schenk8) haben indess diesen Umstand berücksichtigt und so schwebten mir stets jene Dimensionen vor, welche ich ebenfalls als der Natur entsprechend ansah. Unter dieser Voraussetzung war nun die Aehnlichkeit von Rhizocaulon mit Prionium serratum eine nicht geringe: ver- gleicht man jene SAPORTA’sche Abbildung mit der Fig. 2, welche ich auf Taf. XXVI zur Darstellung gebracht habe, so wird man gern eingestehen, dass sowohl der centrale Stamm etc., wie die Menge der ihn umhüllenden Blattscheiden (Bsch) mit den eingestreuten Wurzeln (W) Anhaltspunkte genug gewährt, um zu einer ein- gehenderen Prüfung aufzufordern. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend setzte ich mich mit Herrn Professor Grafen zu Solms-Laübach in Verbindung und fragte ihn, ob er Material von Rhizocaulon besässe und mir das- selbe zu Untersuchungen anvertrauen wollte. Ich erhielt von ihm in bekannter und nicht genug anzuerkennender Liebenswürdigkeit zwei grosse C^uerschlifle , welche aus dem Strassburger Museum stammten, nebst dem Gesteine, von dem sie hergestellt worden waren. Nach einem oberflächlichen Studium erkannte ich die Nothwendigkeit, womöglich umfangreicheres Material zu bekommen und wandte mich an den Herrn Marquis Gaston de Saporta in Aix, der mir aus dem reichen Schatze seines Besitzes ein Stück 1) Saporta in Annales des Sciences naturelles IV. ser., XVII, t. I, fig. 1. 2) Schimper, Paleontologie vegetale illust. LXXI, fig. 6. 3) Schenk, Pliytopalaeontologie, S. 391, Fig. ‘251a. [15*] 228 K. Schümann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. von der Grösse eines Oberarmes zur beliebigen Verwendung iiber- liess. Beiden genannten Herren bin ich für ihre Freundlichkeit zu grösstem Danke verpflichtet, den ich ihnen hiermit abstatte. 8. Oie bisherigen Kenntnisse über die Rhizocauleae. Die erste Erwähnung des Namens Rhizocaulon und die Gründung der Familie der Rhizocauleae findet sich in dem Examen analytique, welches Saporta veröffentlichte. Das Buch ist mir nicht zugänglich gewesen ; da es aber nichts zu bieten scheint, das nicht vollständiger und genauer in dem zweiten Auf- sätze und den folgenden desselben Autors gegeben wäre, so kann ich es hier übergehen. Das zweite Q ist aber von der grössten Wichtigkeit. Saporta bespricht in dieser Arbeit zunächst das Wesen der Gruppe, indem er nicht blos das Vorkommen in den Lignitschichten des südfranzösischen Eocäns allein berücksichtigt, sondern auch auf fossile Reste aus der Gegend von Apt* 2), die einem etwas höheren Horizonte entstammen und auf Vorkommnisse aus noch darüber liegenden Schichten von Saint-Zacharie eingeht. Der Ausgangspunkt seiner Darstellung ist ein verkieseltes Conglo- merat von Stengeln, Wurzeln und Blättern; er giebt einen Quer- schnitt, jene oben erwähnte, von Schimper und Schenk copirte Zeichnung, welche ein gutes Bild von dem Körper gewährt, wie man ihn bei schwacher, viermaliger Vergrösserung erkennt. Dazu fügt er noch die viel stärker (130 -fach) vergrösserte Abbildung eines Durchschnittsectors, die an Deutlichkeit allerdings manches zu wünschen übrig lässt. Ferner finden wir von anatomischen Zeichnungen ein Gefässbündel aus dem Inneren des Stammes, das angeblich unter derselben Vergrösserung (130) aufgenommen worden sein soll , das aber meiner Schätzung nach mindestens doppelt stärker vergrössert worden ist. Endlich sind in natürlicher Grösse b Sapobta, Etudes sur la Vegetation du sud-est de la France ä l’epoque tertiaire, III. Flore des lignites inferieures ou etage ä lignite proprement dit, in Ann. sc. nat. IY. ser., XVII, 193, t. 1, fig. 1. 2) Die Darstellung über die geologischen Verhältnisse der Gegend findet sich in Annal. sc. nat. IV. ser., XVI, 399 ff. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 229 wiedergegeben verschiedene articulirte Stengelreste und Blatt- fragmente; von den letzteren sind, um die Nervatur zu zeigen, wenig vergrösserte Oberflächenbilder mitgetheilt. Das erst erwähnte verkieselte Stück von Apt belegt er mit dem Namen Rhizocaulon Brongniartii zu Ehren des Entdeckers dieser Pflanzenreste; für die Stengel und Blattfragmente, die in Abdrücken vorliegen, wählt er die Namen R. macrophyllum und R. subtilinerve , indem er den Blattresten mit weiter gestellten parallelen Streifennerven (26 — 40 pro Centimeter) den ersten, den mit engeren (80 pro Centimeter) den zweiten Namen giebt 1). — Die Stengelfragmente, sowohl wie die Blattreste sind mit circularen vertieften Marken versehen, die Saporta für Wurzelnarben im ersten, für Durchbohrungsmarken im zweiten Falle ansieht. Mit diesen durch die Abbildungen illustrirten Gebilden verknüpft er noch, eine spätere folgende Abhandlung anticipirend, gewisse rispige Blüthenstände von Saint- Zacharie, dort ebenfalls vorkommende dicke Rhizome und kommt zu folgender Diagnose der Rhisocauleae : Plantae paludosae, caulescentes, foliatae; fiores, ut videtur, spicati; caules nodulosi farcti, intus lacunosi, radiculis advenis, secus internodia prodeuntibus sparsim praediti. Folia plana, lato-linearia, subtiliter nervosa, nervis longitu- dinalibus numerosis, aequalibus, medio nullo. Auf die Diagnose folgt eine ausführlichere Auseinandersetzung über die Tracht, die diesen Gewächsen im lebenden Zustande eigen gewesen sein soll, aus der dann ein Urtheil über die Stellung in dem Systeme erwächst. Saporta beschreibt sie als versehen mit einem grossen Rhizome, ähnlich dem der Cyperaceen , das eher schief aufsteigt, als dass es kriecht, der Form nach dem von Arundo vergleichbar, aber zusammendriickbar ; zerstreute Wurzeln stehen längs der Internodien. Sie sind faserig und mit 9 Der am besten erhaltene, mit HA' bezeicknete, deutlich gegliederte Stengel dürfte vielleicht durch ein Versehen in dieser Weise beziffert worden sein; er ist für das, was R. macrophyllum genannt wird, viel zu dünn und lässt sich von denjenigen Axenorganen, die in den Brongniartii-Gesteinen reichlich eingestreut sind, nicht unterscheiden. 230 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. einem sehr feinen Haarfilze von Seitenwurzeln überzogen, die Insertionsstelle der Seitenwurzeln ist durch eine punktförmige Narbe markirt. Die Blätter sind ziemlich breit, bandförmig, stengelumfassend, aber nicht geschlossen scheidig; sie haben keinen Mittelnerven und sind in den einzelnen Arten nur wenig verschieden. Indem man die Zahl der gleichartigen Nerven auf gegebenem Raume zählt, kann man die Arten trennen. Durch die zahlreich aus den Stengeln tretenden Wurzeln werden die Blätter durchbohrt. Nach einiger Zeit fällen die Blätter ab, ebenso die Wurzeln, welche an den Stengeln Narben zurücklassen. Der Stengel hat dann eine beträchtlichere Dicke gewonnen, er ist kahl, glatt, fein gestreift, an gewissen Stellen trägt er zwar keine wahren Knoten mit Diaphragmen, aber doch zarte Ringe, welche den Ort der Blattinsertion anzeigen. Die Inflorescenzen sind nach den Funden in den Schichten von Saint-Zacharie Rispen, welche aus Aehrchen aufgebaut werden. Jedes des letzteren besteht aus angedrückten, scariösen, allseitig dachziegelig deckenden Spelzen, sie ähneln in der Form denen der Restiaceen. Bezüglich der systematischen Stellung erwächst ihm das Ergebniss, dass sich diese Pflanzen wegen der feinen, gleichen, sehr zahlreichen, durch Transversalnerven verbundenen Nerven bestimmt den Eriocaulaceen nähern, während sie nach den Inflores- cenzen den Restiaceen benachbart stehen. Vermöge der aus den Internodien hervorbrechenden Wurzeln, welche die vertrock- neten Scheiden der alten Blätter durchbrechen, zeigen sie Beziehungen zu den Pandanaceen , den Bromeliaceen und Vellozieen; wegen der anatomischen Structur aber kann keine dieser Familien zum Vergleiche in Betracht kommen. Bei der Schilderung der anatomischen Verhältnisse komme ich auf die Darstellung, welche Saporta über den feineren Auf- bau der Stengel gegeben hat, zurück. Ich übergehe sie demge- mäss, um mich nicht zu wiederholen, vorläufig und komme zur Besprechung der weiteren Arbeiten über Rhizocaulon. Die nächste K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 231 Erwähnung des Geschlechtes wird in der Schilderung 4) der Flora aus den Gypsen von Aix gefunden, jener Schicht, die mit dem Namen des Sextien belegt worden ist. Er diagnosticirt eine schon früher2) aufgestellte Art, R. gypsorum wie folgt: »caulibus tenuissime striatulis, cicatricibus radicellarum lapsarum residuis majoribus orbiculatis sparsim notatis; foliis subtiliter nervosis«. Die Abbildungen, welche er mittheilt, stellen einige Blattfragmente mit je einer circularen Perforationsmarke, ein kleines Stengelstück oder vielmehr einen lambeau de tige, eine dünne vom Stengel abgetrennte Gewebeplatte, mit einer Wurzelnarbe dar. Daneben giebt er noch mehrere Zeichnungen von Wurzelfragmenten »munies de ßbrilles capillaires«, die in derselben Schicht gefunden wahrscheinlich zu derselben Pflanze gehören. Bei weitem wichtiger ist der folgende Artikel3), welcher die Funde in den Schichten von Saint-Zacharie behandelt. Er giebt dort zuvörderst eine Diagnose der Art, die er ebenfalls schon vordem4) aufgestellt hatte: » Rhizocaulon polystachyum caulibus robustis elatis, striatulis, cicatricibus radicellarum lapsarum parvis sparsim notatis; rhizomate simplici, obliquo, noduloso, ad nodum plurimum radiculoso. — Foliis subtiliter multinerviis, nervis longitudinalibus, nervis 60 in lat. 1 centim., nervulis multis trans- versim interpositis. — Panicula ramosa, polystachya; spiculis lanceolatis , e bracteis scariosis acuminatis adpressim undique imbricatis constantibus, pedicellatis solitariis; pedicellis gracilibus minime bracteatis, sparsis vel quandoque geminatim approximatis.« Saporta schätzt die Länge der Blüthenstände , nach den in den Schichten gefundenen Resten, auf 50 — 60 Centimeter und vergleicht sie mit Restio complanatus R. Br., sowie R. strobilifer Rth., citirt aber zur Beurtheilung auch Tkamnochortus scarioms R. Br., argentem R. Br. und dichotomus R. Br. Wenn man *) Saporta, IV. Flore de l’etage du gypse d’Aix ou sextien in Annales des se. nat. IV. ser., XIX, 222. 2) Saporta, Exam. anal. 37. 3) Saporta , IV. Flore des calcaires marneux littoraux de Saint-Zacharie in Annales des sc. nat. IV. ser., XIX, 37. 4) Saporta, Exam. anal. 20. 232 K. Schümann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. nicht das Rhizom und die Blätter kennen würde, so würde man die Pflanzen, meint er wieder, für Restiaceen halten müssen. In demselben Bande giebt er dann eine Reconstruction der Pflanze nach den gefundenen und von ihm für zusammengehörig gehaltenen Materialien. Sie stellt ein kräftiges, 1,60 Meter hohes monocotylisches Gewächs dar, das sich über ein seichtes Gewässer erhebt. An der Basis wird es von einem gegliederten, mit Wurzel- narben versehenen Stamme gestützt, der weiter oben von Blatt- scheiden, endlich von Blättern umhüllt ist und in eine reichblättrige Inflorescenz ausläuft. Etwa bis zur Mitte des Stammes brechen Luftwurzeln hervor, die dem Wasser und Boden zustreben und dort, wo sie im Wasser sich befinden, Seitenwurzeln machen. Rhizocaulon gracile Sap. x) wird nur auf einen ähnlichen Blüthenstand gegründet : panicula laxa, ramosa, nutante, spiculis lanceolato - linearibus, pedicellis filiformibus suffultus. Auch diese Inflorescenz vergleicht er mit Thamnochortus scariosus R. Br. und sagt, dass der Abdruck wegen des ungleichen Kornes des Gesteins wenig sichtbar sei. In den Schichten von Bonnieux* 2) hat Saporta ein anderes Rhizocaulon gefunden, R. recentius , das er ebenfalls schon früher 3) aufgestellt hat. Die Diagnose ist folgende: foliis firmis, radicel- larum advenarum processu saepe perforatis, subtilissime multiner- vosis, nervis longitudinalibus oculo armato aegre tantum perspicuis (c. 10 in lat. 1 mm), radicellis cylindricis, probabiliter advenis, in aqua vigentibus, fibrillis multis elongatis filiformibus undique instructis. Abgesehen von Blättern mit der charakteristischen Nervatur und Durchbohrung ist hier hauptsächlich eine Wurzel von Belang, die er abgebildet hat und von der er meint, dass sie die Endigung einer Luftwurzel darstelle. Sie ist von der Dicke eines halben Centimeters, an der Spitze abgerundet und bis dorthin mit bis 2,5 Centimeter langen fibrilles capillaires bedeckt; er glaubt, dass ') Saporta in Annales des sc. nat. IV. ser., XIX, 59. 2) Saporta, Flore des lits ä poissons de Bonnieux in Annales des sc. nat. V. ser., VIII, 14. 3) Saporta, Exam. anal. 44. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 233 dieser Wurzelschopf (chevelu) sich nur in Berührung mit dem Wasser ausbilden könnte. In den Schiefern von Bois d’Asson hat er dasselbe Rhizocaulon wieder aufgefunden1); nicht minder glaubt er2) es in schlecht erhaltenen Trümmern aus den Thonen des Bassin von Marseille constatiren zu können. Eine Arbeit von erheblicherer Bedeutung liegt noch vor in einer Revision der Aix’er Flora 3) welche auf R. gypsorum zurück- kommt. Es hat ganz besonders breite Blätter, die sehr zart gestreift sind (50 Nerven pro Centimeter). Allerdings ziemlich weit räumlich davon entfernt, auch nicht ganz in demselben Horizonte, aber doch in einer Schicht, »deren Alter sich wenig von den Ablagerungen zu Aix, Saint -Zacharie und Gargas ent- fernt«, ist ihm eine Inflorescenz begegnet, welche er dieser Art, doch nicht ohne Reserve, zuspricht. In derselben Arbeit wird eine neue Gattung in die Familie der Rhizocauleae eingeführt: Pseudophragmites. Sie wurde früher von ihm mit Phragmites identificirt und ist gegründet auf die pflanzlichen Reste, die er in der Flore de Bonnieux 4) als Phr. provincialis bezeichnete. Er begreift unter der Gattung dicke Rhizome mit scheidig umfassenden, breiten Blättern, deren Nervatur jener von Rhizocaulon gleichkommt. Von den Gramineen sind die Blattbasen verschieden dadurch, dass »sie stengelumfassend und nicht scheidig sind«, von Rhizocaulon , dass die ebenfalls zusammendrückbaren Stengel keine Wurzelnarben besitzen. Die Inflorescenz ist noch unbekannt, deswegen ist ihm die verwandt- schaftliche Stellung nicht ganz sicher. Mit den erwähnten Arbeiten von Saporta haben seine Unter- suchungen über Rhizocaulon einen vorläufigen Abschluss gefunden, denn ausser einem jener Werke, welche aus seiner Feder stammend, ') Saporta, a. a. 0. 55. 2) Saporta, Flore des argiles du bassin de Marseille in Annales des sc. nat. V. ser., IX, 21. 3) Saporta, Revision de la Höre des gypses d’Aix in Annales des sc. nat. V. ser., XVII, 27. 4) Saporta in Annal. sc. nat. V. ser., VIII, 13. 234 K. Schümann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. die Resultate seiner emsigen Forschungen über die fossilen Pflanzen überhaupt einem grösseren Leserkreise zugänglich und interessant machten, könnte ich nichts erwähnen. Auf jenes aber muss ich hinweisen, da er in ihm eine zusammenfassende Darstellung über die Gattung giebt Später hat er noch Rhizocaulon in der Kreide von Fuveau2) nachgewiesen und auch im Jura von Portugal sollen sich, gütiger Briefmittheilung zu folge, deutlich erkennbare Spuren der Gattung linden. In einer neueren Revision der Fossilien aus den Schichten von Aix3) behandelt er nochmals das oben erwähnte R. gypsorum und beschreibt ein letztes R. perforatum , das er auf ein unregel- mässig begrenztes Stengelstück oder vielmehr ein »lambeau d’ecorce« gründet. Diese Art unterscheidet sich hauptsächlich durch die Form der Wurzelnarben. Saporta fällt in der Litteratur über die Gattung Rhizocaulon der Löwenantheil zu, was sonst noch von der Gattung ausgesagt worden ist, bleibt im Verhältnisse zu jenen Berichten spärlich. Wir haben zuvörderst noch ein Rhizocaulon gracile 4) zu erwähnen, das von Lesqeurreux aufgestellt worden ist. Ich gebe in Folgen- dem der Vollständigkeit halber eine Abschrift seiner Diagnose: »Branches slender, straight, irregularly forking, bearing oblanceolate, sythe-shaped, very obtuse, small leaves, with the base descending or decurring along the stem, joined to it by a very short, thickish petiole, appearing like a swelling of the narrowed base of the leaves. The leaves are about 7 mm long, 2,5 mm broad towards the point, where they are broadly rounded; they curve down ward from the point of attachment appearing placed upon the slender ') Saporta, Le monde des plantes avant l’apparition de l’homme, p. 267. 2) Saporta in Comptes rendus 1882, vol. XCIV, 15. 3) Saporta, Dernieres adjonctions ä la, flore fossile d’Aix-en- Provence in Annales des sc. nat. VII. ser., VII, 86. 4) Lesqüerreux, The lignitic formation and its fossil dora, in Annual report of the U. S. geol. and geogr. survey Washington 1874, p. 396. Da Lesqukrreux übersehen hat, dass Saporta bereits ein Fossil desselben Namens beschrieben hat, so müsste dem in Rede stehenden Objecte ein anderer Name beigelegt werden. Wir werden aber weiter unten sehen, dass wir durch besondere Um- stände dieser Nothwendigkeit enthoben sind. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 235 stem or rhaehid in a spiral order. They are of thick consistence ; their surface covered with a coating coaly matter obliterating nearly every trace of nervation. An undefined medial nerve seems apparent on some leaves, but it may be a mere linear cortificial depression. On other leaves deprived of epidermis some thin striae running parallel and lengthwise are recognizable. By the disposition of the branches and of the leaves these vegetable fragments resemble those figured by Schimper as illustrations of the genus Rhizocaulon Sap. (in Paleont. veget. t. LXXX, Fig. 8). Dieser Körper stammt aus dem Brandschiefer oberhalb des eocänen Maincoal von Black Butte. Einen sehr unbedeutenden Fund muss ich von Riedisheim im Eisass erwähnen, wo Fliche1) im Oligocän ein Rhizocaulon er- kannte, wegen der »nervation si cliaracteristique et Perforation produite par le passage d’une racine«. Zuletzt erübrigt noch, eines Objektes Erwähnung zu thun, das eine bei weitem grössere Beachtung, als die beiden eben- erwähnten Körper, erfordert. In den marinen unteroligocänen Sanden von Helmstedt fand Vater2) unter anderen fossilen pflanz- lichen Resten auch verkieselte Objekte von dem Aussehen ver- steinerter Hölzer. Sie waren von wechselnder Länge und zeigten einen Durchmesser von 3 — 8 Millimeter. Auf Querschliffen sieht man nach den Zeichnungen, dass sie in der Zusammensetzung dem ähnlich sind, was man Rhizocaulon Brongniartii nennt: wir haben Agglomerate vor uns, in denen Stengel- und Wurzeldurch- schnitte, sowie in feinen haarartigen Linien höchst wahrscheinlich die Conturen von Blattquerschnitten vorliegen. Die Erhaltung ist nicht besonders schön. Von der Struetur der Blätter sind Einzel- heiten überhaupt nicht wahrnehmbar. Die Wurzelquerschnitte zeigen einen etwa in der Mitte gelegenen Kranz ellipsoidischer, radial gestellter Oeffnungen, die Vater für Luftkanäle ansieht. Zwischen ihnen und der Peripherie befindet sich ein lückenloses, ') Fliche, Note sur les tlores tertiaires des environs de Mulhouse, in Bullet, de la, soc. industr. de Mulhouse 1886, p. 355. 2) Vater, Die fossilen Hölzer der Phosphoritlager des Herzogthums Braun- schweig in Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1884, p. 783 — 854. 236 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. relativ mächtiges Parenchym. An den 3 — 8 Millimeter im Durch- messer haltenden Stammquerschnitten erkennt der Verfasser ein innen wahrscheinlich lacunöses Grundparenchym, das eine breite Aussen- schicht eng aneinander liegender Zellen bildet, die äusserste Lage desselben ist besonders widerstandsfähig. Das Gefässbündelsystem ist zu einem axilen Strange gesammelt; ausserdem wird der Stengel von zahlreichen isolirten Baststrängen durchlaufen, welche durch den gesammten Querschnitt (incl. der Aussenschicht) gleich- massig vertheilt sind und nach der Epidermis zu an Grösse ab- nehmen. Den geologischen Horizont betreffend, aus welchem sie stammen, meint der Verfasser, dass sie auf secundärer Lagerstätte sich befinden und dass sie wahrscheinlich aus nicht weit ent- fernten Senonschichten herrühren. Von ganz besonderem Interesse ist für uns, dass Vater diese Reste auf Grund des centralen Bündelstranges als zu den Najadaceen gehörig anspricht; in Sonderheit vergleicht er sie mit Cymodocea ciliata Koenig. Er verkennt indess keineswegs, dass sich die Anatomie jener, auf dem Boden seichter Meeresbuchten wachsenden Pflanze doch in wichtigeren Verhältnissen von der- jenigen seines Rhizocaulon unterscheidet; namentlich werden bei ihr die Rinden -ständigen Bastbündel stets vermisst. Wegen der Aehnlichkeit des anatomischen Baues nennt er die Pflanze Rhizo- caulon najadinum und indem er von ihr auf die übrigen Rhizo- caulon- Arten schliesst, entscheidet er sich dafür, diese Gattung in die Familie der Najadaceen herüber zu nehmen. Diese Mittheilungen geben ein erschöpfendes Bild unserer Kenntnisse über Rhizocaulon ; eine Kritik über die Arbeiten habe ich geflissentlich vermieden, obschon Niemand verkennen wird, dass sich an manchen Orten die Schriftsteller in einen unver- hüllten Gegensatz zu einander gebracht haben. Ich kann sie nicht eher üben, bis ich meine eigenen Erfahrungen über diese Objecte mitgetheilt habe und deshalb soll uns zunächst die Be- schreibung der mir zugänglich gewesenen Objecte beschäftigen. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 237 §9. Beschreibung von Rhizocaulon Brongniariii Sap Als ich mich mit (1er Bitte um Material zu einer Monographie der Rhizocauleae an Herrn Marquis de Saporta wandte, erhielt ich die wenig tröstliche Auskunft, dass sich einer Willfährigkeit meinem Wunsche gegenüber recht beträchtliche äussere Schwierig- keiten entgegenstellten. Allein die Grundlagen zu seinen Abbil- dungen, theilte mir der berühmte Phytopalaeontologe des süd- lichen Frankreichs mit, haben einen solchen gewaltigen Umfang, dass sie nur durch einen Massentransport bewegt werden können. Allen anderen Objekten voran, bat ich um die Zusendung von Blüthenständen, da ich meinte, dass die Betrachtung guter Schliffe durch die fertigen oder die noch nicht vollkommen entwickelten Blüthen, sichere Erkenntnisse über die Natur dieser Gewächse gewähren müsste. Gerade die Schwierigkeit in der Ermittelung dieser Frage hatte einen grossen Reiz für mich, nachdem ich eine sehr grosse Zahl von Gattungen aus den überhaupt in Betracht zu ziehenden Familien auf die Entwicklungsgeschichte ihrer vege- tativen und floralen Sprosse studirt und theilweise auch schon ver- öffentlicht hatte1). Als mir nun Herr Marquis de Saporta schrieb, dass jene Blüthenstände nur in Abdrücken gefunden worden seien und als ich ferner erfuhr, dass bei weitem die grösste Menge der Frag- mente, auf welche die Arten der Gattung Rhizocaulon gegründet wird, gleichfalls allein in diesem Erhaltungszustände vorlag, be- schloss ich auf diese Dinge , denen ich eine wesentliche Charak- teristik kaum zuschreiben konnte, Verzicht zu leisten und durch eine intensive Prüfung der verkieselten Reste den Mängeln ab- zuhelfen, welche einer Arbeit mit wenig umfangreichem Unter- suchungsmateriale anhaften konnten. a. Makroskopische Prüfung'. Die von mir zur Aufhellung der Rhizocaulon- Frage benutzten verkieselten Pflanzenreste entstammen alle dem östlichen Frank- ') K. Schumann, Neue Untersuchungen über den Blüthenanschluss. Leipzig, Engelmann, 1890, S. 37 u. 97 und Morphol. Studien I ff. 238 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. reich. Zwei sind mit sicherer Fundortsangabe versehen; dasjenige, welches ich der Güte des Herrn Marquis de Saporta verdanke, ist den Palaeotherium-Schichten von Apt (Vaucluse) entnommen; eins von den beiden Stücken, die mir Herr Graf zu Solms- Laubacii aus der Strassburger Sammlung freundlich übersandte, ist zufolge einer eigenen handschriftlichen Bemerkung auf der Etiquette »erratisch in der Gegend von Aix« gesammelt worden. Bezüglich meines dritten Objectes muss ein Irrthum unter- gelaufen sein. Ich lese auf dem beiliegenden Zettel, dass es in dem Departement »Haute Saone entre Neuvelle et Pont des Planches« gefunden worden sei. Herr Graf zu Solms-Laubach hat dazu geschrieben: »im Fundort zweifelhaft, ob nicht von Saporta an Schimper geschenkt — Etiquette verwechselt?« Eine gewisse Uebereinstimmung dieses Stückes mit dem zuerst erwähnten, bewegt mich, der Meinung, welche Herr Graf zu Solms-Laubach äussert, unbedingt beizupflichten, zudem sind aus der Gegend von Neuvelle, zwischen Oignon und Saone Schichtenfolgen, in denen Rhizocaulon Brongniartii Sap. Vorkommen könnte, nicht vorhanden. Ueber die Identität des Fossils mit dem aus Südfrankreich be- schriebenen darf ein Zweifel überhaupt nicht bestehen. Ich glaube also, behaupten zu können, die drei mir zur Untersuchung anvertrauten Objecte stammen sämmtlich aus Süd- frankreich und wahrscheinlich aus denselben oder aus nahe bei einander liegenden Localitäten. Das erst erwähnte Object ist ein so typisches Stück des Rhizocaulon Brongniartii , dass es als Grundlage zu den bildlichen Darstellungen über diesen Körper gedient haben könnte, welche Saporta veröffentlicht hat. Die Querschliffe x), welche so häufig copirt worden sind, stimmen mit den meinigen bis auf die kleinsten noch wahrnehmbaren Einzelheiten der Zeichnungen überein. Nicht minder hätte der abgebildete zusammengedrückte Stengel2) nach einem aus dem mir vorliegenden Gesteinstück heraustretenden wiedergegeben worden sein können. !) Saporta in Ann. sc. nat. IV. ser. XVII, t. 1. Fig. 1 — 3. 2) Der Figurenerklärung und der Bezeichnung 4 A' nach gehört zwar dieser Stengel zu R. macrophyllum. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich bezüglich der K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 239 Das in Rede stehende Gesteinstück hat eine Läuse von 22— 23 Centimeter, einen grössten Durchmesser von 9—10 Centi- meter, während die kleinere Axe des subelliptischen Querschnittes 5 — 6 Centimeter misst. Seine Farbe ist bräunlich-grau, nur dort wo es von dem Einflüsse der Verwitterung getroffen wurde, ist es ausgeblasst und hat eine gelbliche Färbung angenommen. Seine Härte ist sehr beträchtlich, denn es ritzt Glas mit Leichtigkeit und kennzeichnet sich als ein kieseliges Gestein. Seine Ober- fläche ist matt und der Bruch wenigstens an vielen Stellen körnig; an frischen Bruchflächen aber tritt der Fettglanz des Opals hervor und der Bruch ist splitterig; hier kommt auch nicht selten eine für gewisse Opalvarietäten charakteristische leberbraune Färbung zu Tage. Dem blossen Auge erscheint das Gestein auf dem Quer- bruche ziemlich dicht, doch sieht man, namentlich nach der Be- netzung, häufige dunklere, kreisrunde Partien von 1 Millimeter Durchmesser, die unter der Lupe von hellen, zuweilen rein weissen Höfen umgeben werden. Auf dem Längsbruche treten hier und da schmale Längsstreifen hervor; ausserdem aber breitere (Taf. XXVI, Fig. 1 a St) bis 10 Millimeter in der Breite messende, gekörnte oder mit eigenthümlicher Structur (Bsp) gezierte, gewölbte Bänder in geringer Zahl. Die letzteren erscheinen wieder auf dem Querbruche als umfangreichere subelliptische Flecken, welche von kleinen, muscheligen, spiegelnden Flächen einen Glasglanz zurückwerfen. Diese Bänder sollen uns noch weiter beschäftigen. Durch schief verlaufende Articulationslinien (Art), sowie durch längs sich hin- ziehende Strichelchen und vorspringende Leisten wird eine auf- fällige Sculptur hervorgebracht. Indem sich das umhüllende Gestein um diese Bänder herum leicht ablöst, treten sie schärfer aus der ganzen Masse heraus als die übrigen das Gestein zu- sammensetzenden Elemente. Sie bringen schon bei oberfläch- Richtigkeit einen Zweifel liege; der Stengel ist viel zu dünn, denn R. macro - phyllum hat einen mindestens 2 '/stach grösseren Durchmesser. Dass auf dieser Tafel einige Versehen vorgekommen sind, muss zugegeben werden, denn die für die Figuren 1 — 3 im Texte angegebenen Detailsbezifferungen wird man auf der Tafel vergeblich suchen. 240 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. lieber Betrachtung den Eindruck hervor, als oh sie berindete Stengelfragmente seien. Das längste in reinem Zusammenhänge zu verfolgende Objekt dieser Natur besitzt eine Ausdehnung von 11,5 — 12 Centimeter. Die Strichelchen zeigen (Taf. XXVI, Fig. la Bsp), wo sie gut erhalten sind, nicht selten eine sehr regelmässige Anordnung: sie sind in fast äquidistanten Entfernungen horizontal neben einander gestellt, so finde ich z. B. unter dem Knoten Art eine obere Reihe von 6 sehr scharf ausgeprägten ca. 1,5 Millimeter langen Strichelchen, die einen, transversal gemessen, 5,8 Milli- meter breiten Raum besetzen. Darunter steht eine zweite, dritte und vierte Reihe, deren Elemente so gestellt sind, dass jede Reihe gegen die vorhergehende etwas verschoben ist. Die Strichelchen der vierten kommen dann wieder über die der ersten in gerade Superposition. Auf diese Weise kann man die benachbai’ten Strichelchen der übereinander stehenden Reihen durch rechts- und links aufsteigende Systeme von Spirallinien verbinden. Die vier besprochenen Querreihen bedecken einen Raum von 8 Millimeter in der Längsaxe des Stengels gemessen. Entfernt man sich von dem Knoten, so sind die Strichellinien minder dicht gesät, sie weichen seitlich mehr auseinander, so dass die horizontale Ent- fernung bis 2,5 Millimeter betragen kann; die Linien werden ferner länger und die einzelnen Reihen greifen bis auf die Mitten in einander. Zuweilen wird auch jede Ordnung aufgelöst und man sieht ausgedehntere Längsleistchen in wechselnden Distanzen neben einander hinlaufen. Die kürzeren und mittelgrossen Strichelchen (Taf. XXVI, Fig. lb Sp) enden oben und unten in mehr oder weniger langgezogene Spitzen, das Maximum der Breite scheint aber 0,5 Millimeter nie- mals zu überschreiten. Bei sehr guter Erhaltung sieht man in der Mitte der gewölbten Oberfläche Sp einen sehr feinen Spalt; die eine Hälfte des Strichelchens ist manchmal gewissermaassen weggeführt Sp und dann gleicht das Aussehen einer sehr engen Wäscheklammer en miniature. Bei minder guter Erhaltung sehen die Strichelchen aus wie eine kleine, in der Längsaxe halbirte, auf den Stengel aufgelegte Spindel Sp". Neben den beiden ge- K. Schumann, Untersuchungen über die Ehizocauleen. 241 schilderten Sculpturlinien : den queren Articulationen und den senkrechten Strichelchen, beobachtet man allerdings nur selten kreisrunde oder einer Ellipse im Umfange sich nähernde Marken (Taf. XXVI, Fig. la, Wa) auf den Internodien. Sie sind mehr oder weniger deutlich wulstig gerundet, ihr Durchmesser beträgt 2 — 2,5 Millimeter. Mit Hülfe der Lupe erkennt man im Inneren einen wohl differenzirten Fleck, der sich durch einen hellen dünnen Kreis von der dunkleren Aussenzone abhebt, Die durch die Verwitterung entstandene äussere Kruste des Gesteins hat nicht blos eine andere Färbung angenommen, sondern auch eine abweichende Structur erhalten. Das Gestein hat seine dichte y ziemlich homogene Textur eingebüsst und zahlreiche Röhren von grösserem (Taf. XXVI, Fig. la St") und kleinerem (Fig. la R.) Kaliber durchziehen die Felsmasse. Die dünneren Röhren zeigen zuweilen eine deutliche Schalenbildung, indem eine Röhre in eine andere, weitere, dünnwandigere eingeschoben erscheint. Zuweilen tritt aus diesen Hohlkörpern ein centraler, etwa Milli- meter dicker, drehrunder Strang (Fig. la MF), der einem Nerven- faden gleicht. Neben den englumigen Röhren finden sich, wie erwähnt, aber viel seltener, weitere (12 zu 5 Millimeter im Durchmesser haltende), die seitlich zusammengedrückt sind und eine krümliche oder körnige, oft zusammengebackene Gesteinsmasse umschliessen (Fig. la St'). Die letztere bekleidet entweder nur die Wände oder stopft die Röhren theil weise aus, die dann weiter nach innen wieder von einem dichteren, homogeneren Material angefüllt sind. Dass diese Röhren mit den breiten Bändern, welche ich als Stengel bereits bezeichnet habe, in engster Beziehung stehen, mag hier sogleich betont werden. Wir müssen sie als solche betrachten, deren Centralcylinder entfernt worden ist. Ueber die Natur da- gegen der engeren Röhren ist vorläufig durch die makroskopische Betrachtung ein sicher fundirtes Urtheil nicht zu gewinnen. b) Mikroskopische Prüfung. Mir sind nur wenige pflanzliche Reste aus den der Gegen- wart vorausgehenden Floren bekannt, welche eine so vortreffliche [16] Jahrbuch 1891. 242 K. Schümann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. Erhaltung aller, auch der feinsten Theile der Gewebesysteme zeigen, wie Rhizocaulon Brongniartii. Nicht als ob jeder beliebige Schliff nun sogleich ein tadelloses Bild von der anatomischen Zusammensetzung dieser organischen Reste gewährte, im Gegen- theil, man muss oft mehrere Objecte gleicher Natur auf demselben Schliffe, zuweilen sogar auf einem anderen oder dritten durch- mustern, aber doch kann man ziemlich sicher sein, bei einiger Mühe ein vollkommen lückenloses Bild von dem cellulären Aufbau des Gewächses zu gewinnen. Die von mir benutzten Schliffe stammten theilweise von dem Herrn Grafen zu Solms-Laubach, welcher von den beiden ihm zur Verfügung stehenden Stücken in ziemlich grossem Umfange hatte Querschliffe anfertigen lassen. Er übergab mir beide in selbstlosester Freundlichkeit für meine Untersuchung, wofür ich ihm nicht genug dankbar sein kann. Dann liess ich mir noch von dem SAPORTA’schen Materiale in grösserer Zahl Quer- und Längs- schliffe von der Firma Vogt & Hoch GESANG (Inhaber Brünee) in Göttingen anfertigen und endlich verschaffte ich mir radiale und tangentiale Längsschnitte von den Objecten des Museums in Strassburg, welche von derselben Werkstätte hergestellt worden waren. Betrachtet man sich einen auch nur massig dünnen Quer- schnitt von Rhizocaulon Brongniartii mit einer schwach ver- grössernden Lupe, so löst sich sogleich das ganze Gestein in ein Haufwerk von verkieselten organischen Resten auf, welche durch einen genau auf die Längsaxe eines Stengels senkrecht geführten Schliff, ebenfalls meist gerade, allerdings zuweilen auch mehr oder weniger schief durchschnitten werden. Das Versteinerungsmittel ist meist wasserhell, allerdings findet man dasselbe auch an einzelnen Stellen durch Ausfall kleinster Partikelchen getrübt. Neben den charakteristischen concentrischen schaligen Kugeln, welche auf dem Querschnitte Systeme von concentrischen Kreisen mit excentrisch strahlig-faseriger Structur bilden, treten die ausge- schiedenen Körnchen nicht selten zu Wolken, Flockenscbaaren oder federförmigen Anhäufungen zusammen. Diese Vereinigung ahmen die Colonien von Bacterien oft in einer so auffallenden K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizoeauleen. 243 Weise nach, dass selbst der gewiegte Kenner dieser Mikro- organismen getäuscht werden dürfte, falls ihm der Ursprung der Objecte verheimlicht würde. Aus dem weissen Versteinerungsmittel treten nun die Conturen der organischen Gewebe, die mehr oder minder gelb gefärbt sind, oft mit einer Klarheit und Schärfe hervor, als ob wir ein gut ausgeführtes Präparat irgend eines recenten Gewächses in Kanada- balsam eingeschlossen vor uns hätten. Alle meine Fachgenossen, welche diese Präparate gesehen haben, waren im höchsten Maasse erstaunt über die Fülle von Details, die klar und prachtvoll gesehen wurden; die in den Annales des Sciences mitgetheilten und von mir oben citirten Zeichnungen sind, vielleicht weil die Ausführung der Schliffe mangelhaft war, durchaus nicht im Stande, von dieser Vortrefflichkeit auch nur eine Vorstellung zu geben. a ) Die Anatomie des Stengels. Stengeldurchschnitte liegen mir aus dem vom Marquis de Saporta übersandten und aus einem der von dem Grafen zu Solms-Laubach mir überlassenen Stücke vor; das dritte Object, welches ebenfalls aus der Strassburger Sammlung stammt, enthält keine Andeutungen von Axenorganen. In dem SAPORTA’schen sind sie weniger dicht eingestreut; der Querschliff, welchen Graf zu Solms -Laubach mir zur Untersuchung überlassen hat, weist auf einer Fläche von ca. 9 Quadratcentimetern nicht weniger als 4 Durchschnitte von Stengeln auf, deren anatomische Details allerdings theilweise den denkbar schlechtesten Erhaltungszustand zeigen, theilweise aber sind sie ganz leidlich conservirt. Den besten Querschliff bezüglich der äusseren Partien ergab mir das dem Marquis de Saporta angehörige Material. Alle Querschnitte zeigen mir die Stengel zu ungefähr ellipti- schen Cylindern zusammengedrückt, die grosse Axe des Quer- schnittareales schwankt dabei zwischen 12 und 13 Millimeter, während die kleine 6 — 7 Millimeter misst. Ich mache ausdrücklich darauf aufmerksam, dass diese Dimensionen ein wenig diejenigen übertreffen , welche ich oben für die Stengel gelegentlich der Beschreibung der mit blossem Auge wahrnehmbaren Verhältnisse [16*1 244 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. angegeben habe. In den meisten Fällen ist das Innere der Stengel O O r> mehr oder weniger zerstört, ein Theil oder auch das Ganze der Binnen- substanz ist fortgeführt (Taf. XXVI, Fig. la St') und man sieht mehr oder weniger ausgedehnte, mit wasserhellem Versteinerungs- materiale ausgefüllte Hohlräume, die entweder ringsum geschlossen, öfter noch an einer oder mehreren Stellen gebrochen sind (Taf. XXVII, Fig. 4). Diese Hohlräume werden allgemein scharf abgegrenzt durch eine dunkle Gewebezone von offenbar grösserer Widerstandsfähigkeit und einer gewissen Starrheit, denn sie ist oft so zerbrochen, als wenn ein aus einem spröderen Stoffe gefertigter Cylinder zerdrückt wird (Taf. XXVII, Fig. 2); wie Scherben mit glatten Rändern liegen die scharfkantigen Bruchstücke neben einander, oder schieben sich an einander vorbei. Nimmt man die Ausmessungen von dieser Zone, so erhält man Werthe, welche den oben angegebenen völlig oder wenigstens besser entsprechen. Wir können schon aus diesen Erfahrungen den Schluss ziehen, dass wir an den Stengeln, welche wie breitere Bänder aus dem Brongniartiigesteine im Längsbruche hervorspringen, nicht die äusserste Oberfläche erkennen, sondern dass von jenen eine be- stimmte äussere Zone auch bei der besten Erhaltung fortgeführt ist. In dem zartesten Querschliffe erkennt man als die äusserste Schicht der Peripherie eine sehr kleinzellige Epidermis (Taf. XXVII, Fig. 1) welche in lückenlosem Zusammenhänge den Stengel um- zieht. Nach aussen hin bildet die Cuticula eine sehr deutliche, continuirliche, zarte Haut. Die Epidermiszellen sind von zwie- facher Beschaffenheit, es wechseln nämlich auf dem Querschnitte Gruppen zu 5 — 7 Zellen von hellerer Färbung ( Z ') mit solchen von 3 — 4 — 5 Zellen (Z), die durch einen dunklen Inhalt braun- schwarz gefärbt sind. Jene messen in tangentialer Richtung 8,5 — 10,5 fi und in radialer 5 — 7 «, während diese in der Quere um etwa kleinere Maasse ergeben. Der Zusammenhang der Epidermis wird, soweit ich aus meinem Materiale urtheilen kann, durch Spaltöffnungen nicht unterbrochen. Unter denjenigen Zellverbänden der Epidermis, welche eines dunklen Zellinhaltes entbehren, liegen Gruppen (Bb) von stark verdickten Zellen, deren Durchmesser kleiner ist als derjenige der K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizoeauleen. 245 bei ihnen befindlichen Epidermiszellen. Sie haben einen lücken- losen Verband und ihre Verdickungsschichten sind so beträchtlich, dass das Lumen gewöhnlich nur noch als schwarzer Punkt zu erkennen ist. Kürzere oder längere schwarze, radial vom Centrum ausstrahlende feine Linien sind als Porencanäle zuweilen deutlich von der gelbgefärbten Wand zu unterscheiden. Sie bilden Schichtengruppen von 2 — 3 Reihen, von denen die äusserste aus 9 — 11, die zweite und dritte aus 7—10 Zellen zusammengesetzt wird. Lagerung und morphologische Beschaffenheit dieser Gruppen lassen über ihre Natur keinen Zweifel. Wir haben es mit sub- epidermidalen Bastrippen zu thun, auf deren Verbreitung im Pflanzenreiche und auf deren Function zuerst Schwendener in gebührender Weise aufmerksam gemacht hat. Unter den dunklen Epidermiszellen bemerkt man ein gross- zelligeres Gewebe parenchymatischer Natur. Die zarten, weiss- gefärbten Wände seiner Zellen sind an einzelnen Stellen gut er- kennbar. Wahrscheinlich haben die Wände dort, wo sie zusam- menstossen, zwischen sich Lücken gelassen, doch sind Intercellular- gänge, vielleicht durch die Quellung der Wände verursacht, nicht mehr wahrzunehmen. Schreiten wir weiter in dem Stamme nach innen zu, so finden wir mit den isolirten subepidermidalen Bastrippen correspondirend Mestomstränge (Mst). Ihre Zusammensetzungsstücke sind der- artig englumig, dass eine Analyse derselben auf dem Querschnitte unmöglich erscheint. Nach den Erfahrungen, die an lebenden Pflanzen zahlreich gemacht worden sind, dürfte auch ein sehr gut geführter Längsschnitt schwerlich einen Aufschluss darüber geben, welche Bestandtheile als Hadrom- und Leptomelemente anzusehen sind, beziehungsweise welche Lagerung sie zu einander haben. Die Mestomstränge werden umscheidet von einem Ringe stark ver- dickter sklerotischer Elemente (Ski), die sich durch ihre dunkel- braune Farbe scharf von der äusseren Umgebung, wenigstens nach der Peripherie zu, abheben. Wenn auch diese Scheide aus stark verdickten Zellen aufgebaut wird, so füllen doch die Verdickungs- schichten das Lumen bei weitem nicht so weit aus, als dies von den subepidermalen Bastzellen gilt. Nach aussen zu gehen sie 246 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. allmählich in dünnwandigere Zellen über ; zwischen die Bast- rippen und die Gefässbündel mit ihren Bastbelegen scheint stets ein Parenchym, vielleicht zuweilen nur wenige Schichten stark, eingeschaltet zu sein. Ich habe diese gute Erhaltung des äussersten Stengels nur an einem einzigen Objecte prüfen können, das sich dem Umfange nach in noch jugendlichem Zustande befindet; deshalb bin ich nicht im Stande, sagen zu können, ob sich nicht jenes Gewebe später noch verdickt, so dass sich zwischen dem Mestomstrange und der subepidermidalen Bastrippe eine zusammen- hängende Brücke sklerotischen Gewebes einschiebt. Durch tangentiale Einschaltungen zwischen den binnenständigen Theilen der Bastbelege um die Mestomstränge wird ein zusammen- hängender, ziemlich dicker Bastring (Taf. XXVII, Fig. 2) erzeugt, welcher den weiter entwickelten Stengeln eine grosse Festigkeit verleihen muss. Bei der Erweichung durch die Zersetzungsvor- gänge zerfällt er durch transversalen Druck in scherbenartige Bruchstücke mit glatten scharfkantigen Rändern. Noch weiter nach dem Centrum zu gelangen wir wieder an ein zartwandiges Parenchym, das sich aus 6 — 7 Zellschichten aufbaut (Taf. XXVII, Fig. 6, Pa), das aber ausserordentlich vergänglich ist. Die Conturen der Zellen sind erweicht und verquollen, so dass ich die Zahl jener Schichten nicht durchaus einwurfsfrei festsetzen konnte. Hat man diese Zone überschritten, deren mehr oder weniger weit fortgeschrittene Auflösung gemeinlich eine weitgehende Trennung des Stengels in eine äussere und eine innere Partie bedingt hat, so stösst man abermals auf ein Gewebe aus isodia- metrischen Zellen mit mässiger Verdickung (Taf'.XXVIl, Fig. 6, Sch). Die Elemente dieses Gewebes gehören offenbar trotz der geringen Wandstärke zu den resistentesten des ganzen Gewächses, denn man sieht es noch in seinem Zusammenhänge, wenn andere augen- scheinlich sehr feste Gewebesysteme schon angegriffen oder be- seitigt sind. Diese Zone wird aus etwa 5—6 Zellschichten auf- gebaut, welche keine deutlichen Intercellularräume zwischen sich lassen und setzt sich nicht blos nach aussen, sondern auch nach innen gegen das Grundgewebe scharf ab. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 247 Fig. I. Ein Theil eines markständigen Mestomstranges (Gefässbündels). G Gefässe. T Tüpfelräume. In seiner Umfassung liegt nun endlich das Mark mit seinen zahlreichen Gefässbündeln : ich zählte an einem Querschnitte, der nur noch 2/g seines Markinhaltes zeigte, mehr als 70, Die Zellen des Markes lassen keine grösseren Lacunen zwischen sich und bilden ein unverdicktes Parenchym. Die Bündel selbst haben einen ganz offenbaren p erihadromatischen oder concentrisclien Bau: die Peripherie wird eingenommen von dem Hadrom aus zahlreichen (wohl bis 20) weitlumigen Gefässen (Taf. XXVII, Fig. 3, H. und Fig. 1, G), auf eine äusserste Reihe derselben folgt noch eine hie und da unterbrochene zweite Schicht, in der weitere Gefässe mit englumigen Zellen wechsellagern ; das Centrum wird von einem Leptom eingenommen, das nur noch hie und da eine Spur von Zellwänden zeigt. Die Gefässe sind ausser durch ihre Grösse gut erkennbar an jenen eigenthümlichen scharfen schwarzen Strichen (Fig. 1, T), die dort, wo sich zwei Gefässe berühren, scharf aus den Wänden in die Augen springen. Jene Striche sind die Hohlräume jener breit gezogenen Tüpfel, die von den Ge- fässen der lebenden Pflanzen so gut bekannt sind. Die Gefässbündelscheide (Taf. XXVII, Fig. 3, Sch) besteht wieder aus stark verdickten, englumigen, in dem wasserhellen Ver- steinerungsmittel gelb oder bräunlich gefärbten Zellelementen, 248 K. Schumann, Untersuchungen über dieR hizocauleen. welche das Bündel in 4 — 5 fach er Schicht umziehen. Die charakte- ristischen Durchlässe konnte ich leider an meinem Materiale nirgends nachweisen. Schon aus dieser Schilderung wird für jeden Leser klar sein, dass wir in den Stengelresten des Rhizocaulon Brongniartii Frag- mente eines monocotylischen Gewächses vor uns haben, dafür ist nicht allein die Structur der peripherischen, sondern auch der centralen Gewebekörper Bürge. Jene subepidermalen Baststränge in Verbindung mit dem zusammenhängenden sklerotischen Ringe und die im Mark zerstreuten Gefässbiindel können nur einer Monocotyle zugehören. ß) Die Anatomie der Blätter. Auf dem Querschliffe sehen wir zwischen den Stengel- und Wurzeldurchschnitten mehr oder minder häufig, theils in geradezu prachtvoller Klarheit, theils fast bis zur Unkenntlickeit verändert, Querschnittsbilder von Blättern. In solchen Schliffen, die einen oder mehrere Stengel getroffen haben, sind sie häufiger; diejenigen, welche hauptsächlich aus einem Haufwerke von Wurzeln bestehen, weisen sie in geringerer Zahl auf. Ist der erste Fall vorliegend, so erkennt man nicht selten, dass sie zu dem einen oder dem anderen der durchschnittenen Stengel in einer engen Beziehung gestanden haben. An einem solchen, dessen Centralkörper leider fast ganz ausgefallen war (Taf. XXVII, Fig. 4), der aber wegen einer sonst niemals weiter beobachteten Besonderheit unser Interesse später sehr lebhaft in Anspruch nehmen wird, beobachtete ich eine concentrische Lagerung der Blätter, eine schalenförmige Um- fassung' des Stengels durch dieselben. Wir können aus dem Umstande, dass sich die Ränder der Phyllome beinahe berührten, einen Schluss auf die Maximalbreite ziehen. Wenn das Mittel aus langer (12,5 Centimeter) und kurzer Axe (6,5 Centimeter) des subelliptischen Querschnittareales eines Stengels 9,5 Millimeter be- trägt, so wird der Umfang etwa 2,9 Centimeter ausmachen. Eine Grösse, welche dieses Maass beträchtlich überschreitet, wird kaum zu erwarten sein, wohl aber könnten uns nach den Erfahrungen, die wir jederzeit an Monocotylenblättern zu machen im Stande K. Schümann, Untersuchungen über clie Rhizocauleen. 249 sind, in den Durchschnitten der über einer stengelumfassenden, scheidigen Basis sitzende Spreite viel geringere Breitendimen- sionen begegnen. Ausserdem werden Fetzen der Pbylloine, die durch das Einreissen zwischen den hier nur zu erwartenden, parallel verlaufenden Nerven entstanden sind, ebenfalls Vorkommen. In der That haben wir Gelegenheit, alle nur möglichen Ver- schiedenheiten in den Breitenmaassen zu sehen. Querschnitt durch ein Blatt. Br Bastbündel der Ober-, Br' der Unterseite eines X- Trägers, Br" Zwischenbündel, Mst. gi'osser, Msf kleiner Mestomstrang in J einem Träger. Die grösste Dicke der Blätter zwischen der morphologischen Ober- und Unterseite beträgt an solchen, bei denen eine Zu- sammendrückung, aus der ungestörten Lage der Gewebe zu schliessen, keinesfalls stattgehabt hatte, 0,7 — 0,8 Millimeter; diese Ausdehnung wird oft auf ziemlich weite Strecken gleichförmig eingehalten, bis sich der Querschnitt nach dem Rande hin ver- jüngt, der dann sehr spitz- und scharfwinklich ausläuft. Die äussere Peripherie des Querschnittes wird wieder von einer kleinzelligen, lückenlosen Epidermis gebildet (Fig. 3). In besonders günstigen Bildern sieht man starke äussere Ver- dickungen in der Form eines quergestellten G, die zu einer äussersten Cuticularschicht zusammenfliessen. Spaltöffnungen oder Lücken unterhalb der Epidermis, die als Athemhöhlen anzu- sprechen sind, habe ich nicht wahrzunehmen vermocht und ich glaube fast mit Bestimmtheit sagen zu können, jene Organe sind an den Stellen der Blätter, welche der Beobachtung zugänglich sind, nicht vorhanden gewesen. 250 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. Die ganze Fläche des Querschnittes wird durch suboblonge (im mathematischen Sinne, nicht in dem der botanischen Ter- minologie) Lücken sehr regelmässig durchsetzt, so dass die obere und untere Seite des Blattes durch X-förmige Träger aus- einander gehalten bezw. gestützt werden, die in der Längsrich- tung des Blattes verlaufen (Fig. 2, J). An denjenigen Stellen, wo die X-Träger die morphologische Oberseite berühren, liegen mächtige, im Querschnitte trapezförmige Bastbündel (Z?/’.), die aus etwa 10 — 12 übereinander gelagerten Schichten von so stark ver- dickten Zellen aufgebaut sind, dass deren Lumina nur als kleinste schwarze Pünktchen erscheinen. Unterhalb dieser Baststränge sind die Epidermiszellen aussen nur schwach verdickt. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 3. Ein I- Träger aus dem Blatte mit 2 Gefässbündeln. L Lacunen. G Gefässe. Fig. 4. Ein Getassbündel aus einem breiten, seitlichen Träger. Sch Mestomscheide. Schreiten wir von der Oberfläche aus nach der Unterfläche des Blattes zu, so begegnen wir in dem X-Träger zunächst einem grossen Mestomstrange, der von einer Scheide aus stark verdickten Zellen umgeben wird (Fig. 4, Sch). Diese Umhüllung des Mestomstranges ruht unmittelbar dem subepidermidalen Bast- strange auf; dann folgt bei den grösseren Trägern in der Blatt- K. Schumann, Untersuchungen über die Rkizocauleen. 251 mitte ein zweiter Strang (Fig. 3 bei IS), während in den kleineren seitlichen und breiteren Trägern nur ein Mestomstranir verläuft (Fig. 4). Auch dieses kleinere Bündel ist von stärker verdickten Zellen umscheidet (Fig. 4, Sch), welche auf einem Baststrange ruhen, zwischen ihm und der morphologischen Unterreihe des Blattes bezw. der Epidermis derselben ist aber ein parenchymartiges Gewebe eingeschaltet. Die Gewebepartien zwischen den X-Trägern sind im Ganzen sehr schlecht erhalten, nur die auf der Oberseite verlaufenden (Fig. 2, Br".) subepidermidalen Bastbündel sind, oberhalb der Lacunen, in allen Fällen, selbst wenn die Blätter schon von einer weitgehenden Veränderung ergriffen worden sind, durch ihre intensiv gelbe Farbe noch deutlich wahrnehmbar; auch die Epi- dermis kann man noch gut sehen. Auf der Unterseite sind diese intermediären Bastrippen nicht vorhanden. Die Zusammensetzung der grossen Bündel betreffend, so zeigen sie nach der Oberseite hin einen grossen rhexigenen Hohlraum (Fig. 3 und 4, L), den man leicht, wenn nicht noch Beste von zerrissenen Zellwänden vorliegen , für ein grosses Gefäss nehmen wird. Nach der Unterseite des Blattes zu folgen dann die beiden charakteristischen grossen Gefässe, zu denen sich wahr- scheinlich noch einige Elemente des Hadroms gesellen; diese aber, wie das Leptom, sind stets durch weitgehende Zersetzung ver- ändert. Die das grosse Gefässbündel umgebende Scheide zeigt eine ganz besondere Widerstandskraft gegen die Zersetzung, welcher der Zellenleib des Blattes unterworfen gewesen ist. Sie ist in ihren Elementen, welche die Gefässe unmittelbar berühren, stets gleichmässig stark, wenn auch bei weitem nicht in dem Maasse, wie etwa die Bastzellen, verdickt und stellt wohl zweifellos die Mestomscheide Sciiwendener’s dar, die er bei gewissen Mono- cotylen in den Blattbündeln nachgewiesen hat. Von einem besonders differenzirten Mittelnerven ist an dem Blatte keine Andeutung; im übrigen kennzeichnet es sich dahin, dass die Nerven, welche von den Bastbündeln der Ober- und Unterseite gebildet worden sind, in gleichmässigem parallelen Ver- 252 K. Schumann, Untersueliuogen über die Rhizocauleen. laufe das Blatt durchzogen haben. Sie müssen sicher von zweierlei Art gewesen sein, indem diejenigen, welche von den grossen, im Querschnitte trapezförmigen Bündeln und dem daran anstossenden I-Träger herrühren, Rippen erster Ordnung bildeten, zwischen denen die kleineren intermediären Rippen in den verbindenden Parenchym massen als feinere Rippen zweiter Ordnung mit wechselnder Folge dahinzogen. Wir können nicht zweifeln, dass wir es mit den scheidig erweiterten Theilen von Monocotylen- blättern zu thun haben, an die sich wahrscheinlich besonders ge- formte, wenn auch vielleicht im anatomischen Bau nicht ab- weichend construirte Blattspreiten ansetzten. Ueber die Gestalt derselben kann ich mich nicht einmal vermuthungsweise aus- sprechen, da ich keine, auch nur kümmerliche Reste gesehen habe, welche ich sicher als zur Spreite gehörig betrachten möchte. Ich fand zwar einmal einen Querschnitt, der sehr auffallend jene scharfe zpitzwinklige Knickung aufwies, unter welcher die beiden Blatthälften von Cyperaceen zusammenstossen ; ich wage aber doch nicht auf dieses Einzelobject hin, ein bestimmtes Urtheil abzu- geben. Sehr bemerkenswerth ist ein Fund, den ich in dem schönen Schliffe aus dem Strassburger Museum machte. Ich fand nämlich dort in der Nähe eines Stengels eine Knospe vor, welche zwar in den äussersten Blättern aufgelockert war und deren peripherische Phyllome sich auseinander gelegt hatten, die aber in dem Innern noch eine vollkommen ungestörte Lagerung recht schön erkennen liess (Taf. XXVII, Fig. 10). Der Durchschnitt ist ebenfalls subellip- tisch, doch ist die eine der Langseiten Ls jener Figur, gegenüber der stärker gewölbten, fast gerade. Diese Form kenne ich von meinen Untersuchungen über die Blüthenbildungen bei Monoco- tylen recht wohl: sie ist allen denjenigen Knospen eigen, welche durch eine scheidige Basis' umfasst, eng gegen die Mutteraxe ge- presst werden. Sie platten sich an den Berührungsflächen ab und durch diesen Charakter bin ich im Stande, mit einem hohen Maasse von Wahrscheinlichkeit festzusetzen, dass die vorliegende Knospe zu einem der vier auf dem Querschnitte befindlichen Stengel gehört und zwar zu dem in ihrer Nachbarschaft befind- K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizoeauleen. 253 liehen, auf den die minder gewölbte Seite des Durchschnitts zu gelegen ist. Aus der ungestörten Anordnung der Blätter vermag man die Blattstellung die an der lebenden Pflanze ausgeprägt gewesen sein muss, festzustellen. Vergleicht man das Bild des Querschnittes mit dem durch eine etwa 2 — 3 Centimeter lange Knospe von Cyperus Papyrus oder einer ähnlichen kräftigen Cyperacee , so wird man in Grösse, Anordnung, vielleicht sogar dem Blattbau, kaum eine wesentliche Differenz finden. Diese Anreihung ist aber charakteristisch für jene Stellung, die man früher gemeinlich als Ys-Stellung bezeichnete, die aber niemals durch einen Divergenz- winkel von 120° ausgedrückt werden kann. Sie wird am deut- lichsten in die Disposition an den Prmcfcmws-Sprossen ausgebildet und lässt sich ausdrücken als die Stellung in drei gewundenen Zeilen. y) Die Anatomie der Wurzel. Von allen Organen, welche sich in dem Rhizocaulon- Gestein eingeschlossen finden, sind die Wurzeln nicht blos am besten, sondern auch in den verschiedensten Entwicklungsstadien erhalten. Wir sehen darin junge, ältere und älteste Wurzeln, stärkere und minder dicke und die Durchschnitte sind oft von solcher Voll- kommenheit in den Zellconturen, dass man meinen könnte, sie seien aus lebendem Materiale hergestellt. Nehmen wir einen Schnitt aus dem SAPORTA’schen Materiale, der durch seine noch grösstentheils dünnwandigen Elemente für eine jugendliche Entwicklungsphase spricht, so sehen wir wiederum an der äussersten Peripherie eine Epidermis deren subcubische oder parallelipepedische Zellen 20 — 30 Millimeter Kantenlänge haben (Taf. XXVIII, Fig. 2). An einigen Schnitten sieht man, dass sie sich nach aussen sanft wölben, in anderen stülpt sich die peripherische Wand papillenartig vor, in noch anderen sind sie zu langen Wurzelhaaren ausgewachsen (Taf. XXV1I1, Fig. 1 — 5 Wh). Die Menge der letzteren ist oft, wie man besonders an günstigen Längs- schnitten sehen kann (Taf. XXVlll,Fig. 3), ungemein gross. Ich habe einige der letzteren vor mir, welche zeigen, dass fast jede Epidermis- zelle ein Trichom entwickeln kann. Die Summe derselben wird dann 254 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. so erheblich, dass sie die Lücken zwischen den benachbarten Wurzeln oder Blättern mit einem dichten, unentwirrbaren Filze ausstopfen. Ich bin im Stande gewesen, die Haare auf weite Ent- fernungen zu verfolgen und auch die Endigungen derselben zu sehen ( Wh /); vermochte aber niemals, die Anlagerung und feste Ver- bindung von Bodenpartikelchen an die Zellschläuche zu con- statiren ; auch die mit dieser Vereinigung stets Hand in Hand gehende Deformation derselben ist nicht zu beobachten, sie be- halten vielmehr stets ihre regelmässige cylindrische Gestalt bei. Auf die Epidermis folgt ein Rindenparenchym (Taf. XXVIII, Fig. 1, 2 Pa), dessen isodiametrische Elemente enge dreiseitige Intercellularsäume zwischen sich lassen. Da dieselben, wie bei den lebenden Pflanzen, mit Luft angefüllt waren, so setzten sie dem Eindringen des Versteinerungsmittels Widerstand entgegen und kennzeichnen sich jetzt durch ihre schwarze Farbe: sie heben sich also von den zarten gelblichen Linien der Zellconturen, welche die weissen Zelllumina umgrenzen, sehr scharf ab. Von aussen nach innen vorschreitend, nehmen die Durch- messer der Zellen allmählich zu, so dass die innersten Zellen von den ca. 10 Schichten des Rindenparenchyms die Zusammen- setzungsstücke der äussersten Schicht im Durchmesser um das 3 — 4 fache übertreflen. Haben wir diese 10 Schichten passirt, so gelangen wir zu einem System von grossen Lacunen (Taf. XXVIII, Fig. 1, 5 L), deren trennende Membranen aus einzelnen, seltener gepaarten, radial gestellten Zellschichten aufgebaut werden. Sie sitzen der dichteren, oben geschilderten Rindenschicht mit brei- terem, mehrschichtigem Fusse auf. Solcher Lacunen zählte ich an dickeren Wurzeln 20 — 25, an dünneren vermindern sie sich der Zahl nach verhältnissmässig. Sie sind an dem von mir in Fig. 1 auf Taf. XXVIII gezeichneten Wurzelquerschnitte in der Ent- stehung zu verfolgen. Oft kann man sehen, dass sie im centralen Theile vollkommen ausgebildet sind, während im peripherischen noch der Zusammenhang des Gewebes gewahrt ist; sie bilden sich rhexigen, d. h. durch Zerreissung von Zellen, die durch Transversalspannung bewirkt wird. Bei Z Taf. XXVIII, Fig. 1 ist noch ersichtlich, dass die Zellwandfetzen an zwei gegenüberliegen- K. Schumann, Untersuchungen über die Rkizocauleen. 255 den Wänden einer Lacune offenbar zusammengehangen und ehe- mals Tangentialwände gebildet haben. Fig. 5. Stück eines Querschnitts mit 3 grossen Gefässen. Ed Endodermis. Ski mechanischer Ring. Wie die Membranen, welche die Lacunen scheiden, in peri- pherischer Richtung nahe der dichteren Rinde mehrschichtig werden, so sitzen sie auch dem Centraltheile der Wurzel mit einem etwas breiteren Fusse auf. In besonders gut erhaltenem Zustande wird der Centralcylinder abgegrenzt, nach aussen zu durch eine Endodermis (Fig. 5, Ed). Sie fällt durch die hyalinen, nicht zu stark, aber doch deutlich und zwar innen und aussen fast gleichförmig verdickten, lückenlos aneinander schliessenden Zellen, die von Poren nicht durchbrochen werden, auf. Wir haben also eine O-Scheide im Russow’schen oder eine □-Scheide im ScHWENDENER’schen Sinne vor uns. Zwischen der Schutz- scheide und den Ansätzen der die Lacunen trennenden Radial- wände befindet sich ein Verstärkungsring der aus Sklerom ge- bildet wird. Die innersten 2 Schichten (Taf. XXVIII, Fig. 8, Ski) sind sehr englumig, die äusseren (Ski') haben ein grösseres Kaliber (Taf. XXVIII, Fig. 8). Sie sind sämmtlich gelb-braun oder braun, seltener und nur unter besonderen Umständen weiss gefärbt, ihre Verdickung schreitet von innen nach aussen vor, wobei vielleicht kein gleichförmiges Maass eingehalten wird, sondern bestimmte, in regel- mässigen Entfernungen sich folgende Gruppen schneller verdickt werden, als die dazwischen liegenden Gewebeelemente. Ich kann mir 256 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocaüleen. indess nicht verhehlen, dass diese Beobachtung vielleicht nur eine Folge des Erhaltungszustandes ist, wie unten noch einmal berührt Markständiges Bündel mit 2 Gefässen G und langer Tüpfelspalte T Pe Pericambium. Ed Endodermis. Mr mechanischer Ring. werden soll. In allen diesen verdickten Zellen sind einfache Tüpfelgänge (Taf. XXVIII, Fig. 9) ausnahmslos nachweisbar, welche wie stets, in den benachbarten Zellen aufeinander stiessen. Das centrale, innerhalb der Endodermis gelegene Gefässbündel scheint tetrarch zu sein, wenigstens deutet mir die Form des eisernen Kreuzes, welche sich an sehr dünnen Wurzeln im centralen Ge- webe zuweilen findet, auffallend darauf hin; indem die weichen raeristematischen Gewebestränge des Procambiums dort fortgeführt worden sein mögen. Wenn die Gefässe schon entwickelt sind, so zählt man an grössten Wurzeln 10 — 14 auf einem Querschnitte. Sie werden von englumigen Elementen des Hadroms umgeben und stehen unter sich, sowie mit den letzteren durch je einen trans- versal gestreckten gehöften Tüpfel in Verbindung. Wenn einmal zwei grosse Gefässe sich unmittelbar berühren, so sind sie durch einen sehr grossen oder durch zwei Spaltentüpfel in Communi- cation gebracht: ich habe einen solchen in einer Länge von über 35 u gemessen (Fig. 6). Fig. 6. Iv. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauteen. 257 Das Mark (Fig. 7) ist zuerst aus dünnwandigen Zellen zu- sammengesetzt; zeigt aber an einigen der Wurzeln bereits eine Fig. 7. Querschnitt durch eine junge Wurzel, das Mark und die Endodermis Ed zeigend. deutliche Neigung zur Verdickung seiner Zellen. Die so verschiedene Grösse der Wurzeldurchschnitte brachte mich auf den Gedanken, dass dieselben nicht alle gleicher Ordnung, dass sie also nicht sämmtlich unmittelbar aus einer tragenden Axe bervorgesprosst, sondern theilweise Verzweigungen, Wurzeln höherer Ordnung wären. Bei der Durchmusterung meiner Dünnschliffe, auf denen mehr als 200 Wurzeln durchschnitten waren, fand ich auch Bilder, welche über die Verzweigung keinen Zweifel Hessen (Taf. XXVII, Fig. 5). Ich habe an einzelnen Wurzeln ganz klar den Weg der Zweige bis innerhalb der Schutzscheide verfolgt und gesehen, wie sie aus dem Pericambium oder dem »tissu rhizogene« van Tieghems ihren Ursprung nahmen. Diese kleineren Wurzeln zeigen bis auf die entsprechende Reduzirung der Massen ganz den gleichen Bau. Während die stärkste Wurzel auf dem Querschliffe, der mir zur Beschreibung gedient hat, 3,3 Millimeter dick ist, hat die dünnste einen Durchmesser von 1 Millimeter, wobei sie von dem Schnitte in vollkommen senkrechter Richtung auf die Axe getroffen worden sind. Die Zahl der grossen Gefässe kann bei den dünnsten W ur- zeln auf 4 herabsinken. Jahrbuch 1891. [17] 258 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. Das zweite Object meiner Untersuchung, das Rhizocaulon- Gestein aus der Sammlung von Strassburg, zeigte mir eine ganz ähnliche Zusammensetzung der Wurzeln. Die Veränderungen, welche es gegen das eben besprochene aufweist, beschränken sich auf folgende Einzelheiten. Die radialen Speichen, welche die Lacunen der Rinde von einander scheiden, setzen sich gegen das peripherische Rindengewebe deutlicher ab, d. h. die Lacunen selbst sind nach aussen zu klarer abgerundet, ihre definitive Ausbildung ist vollendet. Da der Schlifl' dicker ist, so sieht man, dass sie nicht etwa, ähnlich den Luftcanälen vieler Wasserpflanzen, den Körper der Wurzel auf sehr lange Strecken durchziehen, sondern kürzer sind und ihre Lage wechseln. Sie geben dem Körper der Wurzel eine schwammige Consistenz. Besonders auffallend er- scheint, dass der Ring von Sklerom, welcher den Centralcylinder umgiebt, viel stärker ausgebildet ist; seine Zellen sind oft bis auf punktförmige Lumina verdickt. Die Wurzelhaare sind nicht mehr nachweisbar; die Epidermiszellen sind häufig geknittert und ge- bräunt, gerade als ob sie im Absterben begriffen sind. Die Zellen der inneren Rindenschichten sind deutlich etwas verdickt. In Summa kann man sich dem Eindrücke wohl nicht verschliessen, dass diese Wurzeln ein älteres Entwicklungsstadium darstellen, als die oben beschriebenen. Neben den drei auffälligen Bestand- theilen, welche das Brongniartii-Gestein zusammensetzen, muss ich noch eines accessorisclien vierten Erwähnung thun. Wenn man die etwas dickeren Querschnitte der Wurzeln auf dem Schliffe betrachtet, der mir aus der Strassburger Sammlung zuging, so sieht man hier und da unregelmässig in dem Lacunengewebe der Rinde verlaufende, dunkle, sich verzweigende Fäden, welche bald die Höhlungen durchsetzen, bald die sie trennenden Radialwände durchbrechen. Wenn man nur Querschnitte zum Studium benutzt, so werden sie sich leicht der Aufmerksamkeit entziehen, man wird sie für collabirte und gebräunte Zellwände halten, wie sich solche in verrottenden, lacunösen Stengeln und Wurzeln von Wasser- pflanzen nachweisen lassen. In sehr dünnen Querschnitten fallen diese Gebilde natürlich noch weniger ins Auge, weil sie nur zu- fällig in grösserer Ausdehnung zur Wahrnehmung gelangen können, IC. Schumann, Untersuchungen über die Khizocauleen. 259 falls die Fäden sich in der Richtung des Schnittes auf eine grössere Entfernung fortbewegt haben. Am besten geeignet sind zur Prüfung der Fäden die Längs- schnitte. Sie treten dann oft in solcher Massenhaftigkeit auf, dass sie einen schwarzen, unentwirrbaren Filz bilden und das Wurzel- gewebe förmlich umspinnen. Die Fäden sind deutlich septirt, sie gehören also einem Phycomyceten (Asco- oder Basidiomyceten) an. (Fig. 8.) Meine Bemühungen, Sporen zu diesem Mycel zu finden, waren viele Monate hindurch völlig resultatlos, wenigstens konnte ich vollkommen entwickelte nicht beobachten. Ich sah zwar, dass an einzelnen Fäden kurze abgeschnürte Partien sich zeigten, indess waren alle diese Objecte viel zu zweifelhafter Natur, als dass mit ihrer Hilfe eine sichere Erkenntniss zu gewinnen gewesen wäre. Endlich gelang es mir, in einem Querschliffe vom SAPORTA’schen Materiale eine lose Spore zu finden (Fig. 8, oben). Dieselbe ist von ellipsoidischer Form, sie hat eine Länge von 21 und eine Breite von 6 — 7 /<, ist dunkelbraun, fast schwarz, und durch 3 Scheidewände in 4 Kammern getheilt, deren apicale und basale etwas kleiner als die beiden mittleren sind. Die Einschnürungen an den Septen sind nur schwach. Da ich diese Spore nicht mit dem Mycel in Verbindung ge- funden habe, so ist die Zugehörigkeit nicht über jeden Zweifel Fig. 8. erhaben, indess kann man mit einem gewissen Maasse von Wahr- scheinlichkeit voraussetzen, dass die dunkelbraune Spore wohl mit [17*] 260 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. dem gleichgefärbten Mycel in genetischem Zusammenhänge gestanden haben mag. Ist meine Vermuthung, die ich indess nur mit aller Reserve auszusprechen wage, richtig, so haben wir es vielleicht mit einer jener zahlreichen Coniden- Formen der Fungi imperfecti zu thun, für welche bestimmt umschriebene Sporenkörper noch nicht bekannt sind. Ich habe die Gruppe, in die er einzureihen wäre, nach Saccardo zu bestimmen versucht und bin zu dem Resultat gelangt, dass er sich wohl in der Gattung Helminthospo- riurn unterbringen lässt. Freilich können wir uns bei dem Ver- suche einer Bestimmung vor der Möglichkeit eines Irrthums auch nach der Richtung nicht verschliessen, dass die Ascospore einer Fumago oder einer Pleospora vorliegt, denn durch die äussere Gestalt können diese Körperchen von einander nicht unterschieden werden. 3) Der Erhaltungszustand der Pflanzentheile. Wenn ich versucht habe, eine möglichst genaue und mit dem wahrhaften Thatbestande übereinstimmende Beschreibung der durch die .Verkieselung uns aufbewahrten Stengel, Blätter und Wurzeln zu geben, so darf man nicht glauben, dass dieselbe aus der Be- trachtung je eines einzelnen solchen Querschnittes erwachsen ist. Im Gegentheil, so vertrefflich auch in Summa der Erhaltungs- zustand dieser Objecte immer sein mag, so kann die Ermittelung der anatomischen Zusammensetzung doch nur aus dem Vergleiche einer grossen Reihe derselben hervorgehen. Bevor nämlich die Silificirang ihren Abschluss gewann, sind mit diesen organischen Resten mannigfache und zum Theil sehr tief eingreifende Ver- änderungen vor sich gegangen. Da dieselben leicht das wahre Bild trüben und verwischen, ja da sie eine in vielen Beziehungen irrthümliche Auffassung über das Wesen der Pflanze bereits herbeigeführt haben, so sollen uns diese Veränderungen im Fol- genden noch ein wenig beschäftigen. Zunächst ist hervorzuheben, dass offenbar unter dem Ein- flüsse eines Fäulnissprocesses gewisse Gewebepartien derartig er- weicht, oder in eine dünne, teigige Masse verwandelt wurden, dass sie aus dem Verbände gelöst und fortgeführt worden sind. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 261 Dies gilt natürlich in erster Linie von den zartwandigen Paren- chymmassen und den Leptomtheilen der Mestomstränge. Hierin ist die Ursache zu suchen, dass man die Centralbündel der Wurzel so häufig ausgefallen findet (Taf. XXVII, Fig. 2 oben). Die lange in theilungsfähigem Zustande verharrenden Zellen des Pericambiums sind offenbar in erster Linie der Zersetzung anheimgefallen. Eine viel grössere Widerstandskraft besassen die parenchymatischen Zellen der Wurzelrinde und der dazu gehörigen Radialwände, welche die Lacunen von einander trennen. Diese sind fast stets erhalten, wenn sie auch nicht selten durch transversalen Druck, nach der Erweichung so stark zusammengepresst sind, dass die Lacunen sämmtlich verschwunden sind. In den Stengeln ist das Grundgewebe des Markcylinders ganz besonders leicht vergänglich. Die markständigen Mestom- stränge liegen fast ausnahmslos innerhalb der vier- bis fünfschich- tigen Scheide, die aus weniger leicht zerstörbaren Zellen aufge- baut wurde, oder wenn auch diese zerstört ist, innerhalb des sklerotischen Ringes (Taf. XXVII, Fig. 2). Nur an sehr wenigen Punkten gelingt es, das Vorhandensein eines dichten Markgewebes zu zeigen (Taf. XXVII, Fig. 6 Mg). Nicht minder vergänglich ist das zartwandige Gewebe zwischen dem mechanischen continuirlichen Ringe im Stengel und jener das Mark umscheidenden Schicht (Taf. XXVII, Fig. 6 Pa). Dort tritt im Stengel fast regelmässig eine Sonderung der Gewebeverbände ein und diese ist von grossem Einflüsse auf das Bild, welches die Stengel bei der Betrachtung mit blossem Auge bieten. Ich habe oben von jenen Bändern ge- sprochen, als welche die Stengel auf dem Längsbruche des Brong- niartii- Gesteines erscheinen und die Skulpturen geschildert, die auf der Oberfläche der Bänder gesehen werden. Man hat bisher all- gemein geglaubt, dass in der Aussenfläche dieser Bänder die Rinde eines Monocotylenstengels zu erkennen sei und hat denselben als aussen längsgestreift beschrieben. Ich habe durch einen mit diesen Skulpturen versehenen Stengel einen Querschliff machen lassen, der so geführt wurde, dass er Aufschluss über den Theil ge- währte, der im Gestein eingebettet lag. Auf ihm konnte ich ganz klar nachweisen, dass die gestreifte und, wie ich oben ge- 262 K. Schümann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. zeigt habe, mit regelmässigen, alternirenden Reihen äquidistanter Strichelchen gezierte Oberfläche (Taf. XXVI, Fig. la und lb Bsj o, Sp, Sp') keineswegs die Epidermis darstellt, sondern dass eine äussere Schicht von Geweben an der abgeschlagenen Gesteinsschale hängen geblieben und fortgeführt worden ist. Wenn wir nun beobachten, dass von dieser Oberfläche streckenweise eine zweite Gewebelage abgesprengt ist (Taf. XXVI, Fig. laM), so kann diese nicht, wie man meint, die Rinde sein, sondern es ist eine tiefer gelegene Partie. Betrachtet man einen solchen Querschnitt unter dem Mikro- skope, so kann man an den vorhandenen Klüften, welche die Ablösungsstellen der Aussenzone fortsetzen, erkennen, dass die Ursache der Trennung in eben jener Schicht dünnwandigen Parenchyms liegt, die zwischen den mechanischen Ring und der Markscheide eingeschaltet ist. Die Strichelchen aber, welche unter und oberhalb der Knoten jene ziemlich regelmässigen Transversal- reihen bilden, sind die Querschnitte von Blattspuren, die in das Mark eintreten, und die Spuren der Mestomstränge, die sich in der Nähe der Knoten bei den Monocotylen nach aussen biegen, demgemäss aus dem Marke heraustreten. Dass wir es im ersten Falle, also bei den Strichelchen unter- halb des Knotens (Taf. XXVI, Fig. la Bsp ) mit Blattspuren zu thun haben, konnte ich an Stengeln von Mais und Sorghum nachweisen. Lässt man dieselben mehrere Tage lang in warmem Wasser maceriren, so kann man die äusseren Gewebeschichten leicht entfernen und sieht dann auf dem inneren Theile in der entspre- chenden Entfernung unterhalb des Knotens der Stengel ganz die- selben Strichelchen, die ich bei Rhizocaulon Brongniartii gefunden hatte. Der Verfolg derselben machte mir zweifellos klar, dass in ihnen die Durchschnitte der Blattspurstränge Vorlagen, die aus der scheidig umfassenden Blattbasis in den Stengel eintraten. Die eigentkümliche Spindelform mit dem feinen Spalte in der Mitte ist nun ebenfalls leicht zu erklären. Indem sich die Gefäss- bündel von dem Blatt aus in einem kurzen Bogen nach dem Marke bewegen, durchschreiten sie die Rinde auf einer fast horizontalen, nur sanft nach unten geneigten B;ihn. Wird nun von der Rinde K. Schümann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 263 des Stengels so viel Material fortgeführt, dass sie auf dieser hori- zontalen Strecke zerrissen werden, so wird der senkrechte Durch- schnitt ein Querschnittbild der Blattspur zur Ansicht bringen. Die äussere Wulstung des spindelförmigen Strichelchens, als das der Querschnitt der Blattspur auf der Stengeloberfläche erscheint, ist der Bastring des Mestomstranges, der Spalt in seiner Mitte dagegen das ausgefallene, minder widerstandsfähige Gewebe des- selben. Fehlt dieser Schlitz, so ist dann das Mestom erhalten geblieben. Die in längerem Verlaufe zu verfolgenden Rippen aus den Stengeln (Taf. XXVI, Fig. lb R) sind die Mestomstränge der Rinde, die wiederum durch ihre Bastbelege liier und da geschützt und erhalten blieben, während die übrigen Gewebe schwanden. Wenn von den Stengeln, wie sie aus dem Gestein hervor- treten, eine Schicht abgesprengt ist, so kann nach der eben ge- gebenen Auseinandersetzung diese Platte nicht die Rinde sein; sie ist vielmehr das Gewebe zwischen der eigenthümlichen Scheide und dem centralen Marke, das von den Mestomsträngen durch- laufen wird. Der Eingriff in das Mark geht zuweilen ziemlich tief, so dass ein Viertel bis ein Drittel entfernt sein kann, meistens werden aber nur die äussersten Mestomstränge blossgelegt. Wenn im ganzen das zartwandige Parenchym den Ver- änderungen durch einen mehr oder weniger weit fortgeschrittenen Fäulnissprocess zuerst ausgesetzt gewesen ist, so sind die mit Ver- dickungen versehenen Zellen keineswegs verschont geblieben. Nur in besonders günstigen Fällen gelingt es z. B, die Zusammen- setzungen der Mestomstränge deutlicher zu erkennen, von ihnen sind sehr häufig nur noch die Scheiden erhalten, welche sie um- geben und unter diesen erweist sich wieder die Mestomscheide der Blattbündel als besonders resistent. Aber selbst die aus dick- wandigen Zellen zusammengesetzten Baststränge, welche die sube- pidermalen Rippen bilden und nicht minder diejenigen, welche zu dem mechanischen Ringe zusammenschliessen, werden nach und nach erweicht. Die ersteren verfliessen zu strukturlosen, gelben Partien in den Stengeln sowohl als den Blättern, in denen sich gewöhnlich die Lumina noch als schwarze Punkte bemerklich 264 K. Schumann , Untersuchungen über die Rhizocauleen. machen. Bei den hochgradig veränderten Blättern können diese Fleckenreihen noch dazu dienen, ein Blatt von dem benachbarten zu trennen. Mit der Erweichung des mechanischen Ringes machen sich verschiedene Erscheinungen geltend: entweder fallen, durch den Fäulnissprocess bewirkt, grosse Partien der Gefässbündelgegend in der Rinde heraus, (Taf. XXVII, Fig. 6 Ari), so dass man in dem Bezirk des mechanischen Ringes, der ebenfalls meist zu einer fast strukturlosen gelben Masse wird , weite Lacunen findet. Ebenso kommen die Blattspurstränge, welche schief oder fast horizontal durch die Rinde treten, in Wegfall und man sieht dann breite Canäle das Rindengewebe zerldüften. An anderen Stengeln kann aber auch, besonders wenn der mechanische Ring seine Festigkeit bewahrt hat, der Eintritt der Blattspuren noch sehr gut wahr- genommen werden (Taf. XXVII, Fig. 2). Eine sehr bemerkens- werthe Metamorphose des Rindengewebes ausserhalb des mechani- schen Ringes ist die, dass sämmtliche Zellen ein fast gleichmässiges Aussehen gewinnen (Taf. XXVII, Fig. 2). Die Rinde gleicht dann einem Parenchym mit etwas gequollenen Zellwänden. Kommt nun hierzu noch die gelbe strukturlose Masse, in welche der mechanische Ring zerfliesst, so erhalten wir eine genügende Er- klärung, auf welche Weise die trügerischen Bilder von der anato- mischen Struktur des Rhizocaulon Brongniartii entstanden sind, die Saporta mitgetheilt hat. Die geringsten Veränderungen erfährt im allgemeinen der mächtige Verstärkungsring der Wurzelscheide. Ich habe bis jetzt einen Schliff’, der viele Wurzeln im Querschnitte zeigt, mit Still- schweigen übergangen, weil die Zersetzung in den Organen so ausserordentlich vorgeschritten ist, dass von den ferneren anato- mischen Verhältnissen nur noch wenige Einzelheiten gesehen werden können. Auch deshalb war ich zurückhaltend, weil gerade wegen dieses Mangels die Bestimmung und auch die Zugehörigkeit zu Rhizocaulon Brongniartii noch discutirt werden muss. Er ent- hält ausschliesslich W urzelquerschnitte , wenn auch zwischenge- streut bräunliche Züge von ehemals organischer Substanz Vor- kommen, die wohl sicher Blätter gewesen sind. Hier und da, K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 265 wenn auch selten, (Taf. XXVIII, Fig. 6 Sp), erkennt man noch einige Speichen, welche die Lacunen begrenzen, besser ist die äusserste Rinde und die Epidermis erhalten. Der Centralstrang der Wurzel ist, wenn überhaupt noch etwas von ihm übrig blieb, zu einer ganz homogenen Masse verquollen, die einer Stelle der inneren Seite des mechanischen Ringes anliegt, (Taf. XXVIII, Fig. 6 u. 7 M ). Der letztere selbst ist aber stets prachtvoll in seinen Zellelementen erhalten. Die Farbe der meist im Querschnitte sechsseitigen Zellen (Taf. III, Fig. 12) ist rein weiss; sie zeigen einen fast seidigen Glanz der Verdickungsmassen und sind von Tüpfelkanälen in einer so klaren Ausprägung durchzogen, die man an anderen Schnitten vergeblich suchen würde. Der hochgradigen Zersetzung ist es ohne Zweifel zuzuschreiben, dass diese mechanischen Ringe in vielen Wurzeln geborsten sind, (Taf. XXVIII, Fig. 7), so dass ihre Scherben neben einander in dem durch die Epidermis oder die äussere Rinde umzirkelten Gebiete eines Wurzelquerschnittes vor- gefunden werden. Ich würde nach diesen Kennzeichen, welche mit dem Cha- rakter von Rhizocaulon vollkommen übereinstimmen, wenig An- stand nehmen, dieses Gesteinstück zu der uns bechäftigenden Art zu rechnen, wenn nicht der Umstand, dass der mechanische Ring um 2 — 3 Zelllagen, wenigstens häufig, dicker ist, zu Bedenken Veranlassung geben könnte. Wir müssen freilich erwägen, dass eine Constanz in dieser Hinsicht keineswegs vorliegt; die dickeren W urzeln erster Ordnung weisen auch in den übrigen Querschliffen eine grössere Zahl von Schichten des mechanischen Ringes auf, als die dünneren und die Möglichkeit, dass in tieferen Lagen am Stengel noch kräftigere Wurzeln von dem oben geschilderten Bau hervorgebrochen sind, ist zum mindesten sehr wahrscheinlich. Die weitgehendste Veränderung durch den Zersetzungsprocess können unter Umständen die Blätter erfahren. Die am besten erhaltenen geben nur Querschnitte, die mit solchen durch lebende Blätter den Vergleich aushalten können. Viel häufiger aber sind solche, in denen die Form recht erheblich gelitten hat. Die X-Träger stellen keine senkrecht zwischen Ober- und Unterfläche ausgespannten Stützen dar, sondern sie sind verquetscht und haben 266 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. eine schiefe Lage angenommen. Zugleich ist das Blatt unregel- mässig gefaltet und verbogen, die subepidermidalen Kippen fangen an zu verschleimen. Hand in Hand mit dieser sichtlichen Erweichung quellen die Gewebe auf und verengen die zwischen den I-Trägern verlaufenden Canäle. Beginnt dann im Gewebe eine weiter ge- hende Verschleimung, so bläht sich das Blatt auf, die Lacunen werden immer mehr verengt und schliesslich verschwinden sie ganz in einem structurlosen Brei, (Taf. XXVII, Fig.). Wer einen solchen Blatt-Querschnitt sieht, dessen Dicke zuweilen dreimal so gross als die des normalen Blattes ist, würde kaum im Stande sein, das Bild mit dem eines gut erhaltenen Querschnittes in Uebereinstimmung zu setzen. Nach den Untersuchungen, welche van Tieghem (cf. Compt. rend. LXXXIX, 5, S. 1102, Bull. soc. boc. Fr. XXIV, 128) über die Fäulniss und die Verschleimung pflanzlicher Organe ver- öffentlicht hat, konnte ich nicht umhin, dem Bacillus Amylobacter van Tiegh. einige Aufmerksamkeit zu schenken. Seine Resultate sind kurz mitgetheilt folgende: Die Thätigkeit der eigentlichen Fäulnissbacterien äussert sich dahin, dass der Zellverband in den Geweben gelöst wird; der Körper zerfällt in eine weiche Masse, die aber die einzelnen Elemente unzerstört aufweist, indem die Zellhaut nicht angegriffen wird. Die Auflösung dieser wird erst von Bacillus Amylobacter übernommen, der allmählich die ganze äussere Umhüllung der Zelle, und sei sie auch noch so stark, verschleimt und somit eine endliche Verflüssigung des organischen Körpers herbeiführt. Van Tieghem hat nun, indem er von der Voraussetzung ausging, dass die gleichen Wirkungen stets von der nämlichen Ursache bedingt werden müssen, angenommen, dass auch in den früheren Epochen die Verschleimung der pflanzlichen Reste durch denselben Organismus hervorgebracht wurde. In den carbonischen Kieselknollen von Autun, die durch die vortreffliche Erhaltung ihrer Einschlüsse so berühmt geworden sind, fand er dieselben Zersetzungserscheinungen, welchen die gegenwärtigen Pflanzen unter bestimmten Verhältnissen unterworfen sind und er wies in den verschleimten Resten auch Bacillus Amylobacter nach. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 267 Ich habe zwar kleinste krümliche Masse in den verschleimten Geweben und in deren Nachbarschaft gefunden, die wahrscheinlich Bacterien ihren Ursprung verdankten; besonders will ich hervor- heben, dass sie mit den Eingangs erwähnten Körnchen, die zu Flockenschaaren vereinigt, in dem wasserhellen Versteinerungs- mittel Vorkommen, nichts zu thun haben. Der Körper, welchen van Tieghem Bacillus Amylobacter genannt hat, ist mir wohl bekannt; ich getraue mich aber nicht zu sagen, dass ich ihn in jenen krümlichen Mengen wieder erkennen will, da mir die äussere Form doch nicht genügt, um ihn mit Sicherheit zu recognosciren. Aus diesen Mittheilungen wird für Jedermann klar sein, dass es kein ganz einfaches Geschäft gewesen ist, über die Anatomie von Rhizocaulon ein richtiges Bild zu gewinnen. Ein einziger auch noch so umfangreicher Querschliff ist nicht genügend, um die Wahrheit von den durch die Zersetzung bedingten Trugbildern zu scheiden. III. Die systematische Stellung von Rhizocaulon Brongniartii Sap. Durch die Untersuchung der Stengel, Blätter und Wurzeln von Rhizocaulon Brongniartii sind wir in der Lage, gewisse Schlüsse auf die Natur des Gewächses zu ziehen, das nur durch den Ver- kieselungsprocess in einem so günstigen Erhaltungszustände aus dem Eocän auf bewahrt wurde. Wir haben zunächst gesehen, dass diese Pflanze eine Monocotyle gewesen sein muss und dass sie mit einem knotigen Stengel versehen war, an dem scheidig umfassende Blätter gesessen haben. Ferner sind von den Stengeln Wurzeln ausgegangen, welche sich verzweigten und die den Raum zwischen den dicht neben einander wachsenden Stengeln ausgefüllt haben. Zuerst müssen wir aber nothgedrungen die Frage aufwerfen: haben denn überhaupt die mit einander vergesellschaftet vorkom- menden Organe zusammengehört? Bisher hat man eine solche Frage überhaupt nicht gestellt, weil sie überflüssig zu sein schien. Da aber die Organe im Connex bisher nicht gefunden worden 268 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. sind, so ist sie, meines Erachtens nach, unbedingt geboten. Um sogleich die Antwort vorauszunehmen , habe ich die bestimmte Ueberzeugung gewonnen, dass sie in der That ein organisches Ganze bilden. Die Wurzelnarbe ( Wa.\ welche ich auf dem Stengel in Fig. 1 Taf. I dargestellt habe, beweist, dass Wurzeln von dem Stengel ausgegangen sind. Man kann die Structur derselben auf diesem Male deutlich erkennen und da sie mit jener der so zahl- reichen Querschnitte vollkommen übereinstimmt, so ist der Punkt, ob die Wurzeln zu den Stengeln gehören, im bejahenden Sinne als erledigt zu betrachten. Zudem möchte ich die Aufmerksamkeit auf Taf. XXVII, Fig. 4 richten, welche einen Stengelquerschnitt zeigt, der mit einer Wurzel versehen ist. Was wir an ihr noch von anatomischen Details erkennen können, spricht durchaus dafür, dass sie im Bau mit den zahllos in dem Gesteine eingestreuten Wurzeln übereinstimmt. Der Beweis, dass die Blätter den Stengeln angesessen haben müssen, ist leicht zu führen. In der soeben an- gezogenen Fig. 4 habe ich einen Stengelquerschnitt abgebildet, der zwar sehr schlecht erhalten ist, für unsere Frage aber die grösste Beachtung verdient. Er ist von etwa 7 Blättern umscheidet, die zwar grossentheils sehr stark erweicht und verquollen sind, aber doch an einzelnen Stellen noch klar und deutlich die charakteristische Structur der übrigen Blätter zeigen. Wir werden uns aber durchaus nicht vorstellen können, dass Blätter in so enger Umlagerung und in so ungestörter Regelmässigkeit der Disposition, die aus dem oben erwähnten Knospendurchschnitte (Taf. XXVIII, Fig. 10) festzustellen ist, eine Centralaxe zu umgeben vermöchten, wenn sie ihr nicht angeheftet sind. Die Zusammengehörigkeit der in dem Gesteine vorkommenden Organe halte ich somit für erwiesen. Wenn die Stengel zweifellos den Monocotylenbau in exqui- siter Weise aufweisen, so zeigen die Blätter eine Structur, die ebenfalls vielen Monocotylen eigen ist: aus ihrem anatomischen Bau geht hervor, dass sie parallel-nervig längs-gestreift gewesen sind und zwar wurden die dickeren Streifen auf Ober- und Unter- seite durch die I-Träger, die dünneren durch die isolirten sub- epidermidalen Bastrippen hervorgebracht. Nicht minder sprechen K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 269 die Wurzeln wegen des beträchtlich entwickelten Verstärkungs- ringes für die Abkunft von einem monocotylischen Gewächse. Da es nun für die meisten Botaniker erwünscht sein wird, diese Pflanze ordnungsgemäss in den einzelnen Gruppen unseres natürlichen Systemes unterzubringen, so würde mir zunächst die Aufgabe obliegen, diese Einreihung zu vollziehen oder sie wenig- stens zu versuchen. Unser gegenwärtig geltendes sogenanntes natürliches System ist, welcher besonderen persönlichen Auffassung in dem Arrangement der Gruppen man auch folgen mag, vorläufig noch so ausschliesslich auf die Besonderheiten der Geschlechts- zellen bezw. der diese einschliessenden Begleit- und Folgeorgane also auf Blüthen und Früchte aufgebaut, dass in den allermeisten Fällen aus der anatomischen Structur kaum die Familie abgeleitet werden kann. Es ist ja nicht zu leugnen, dass eine Reihe von Gruppen anatomische Merkmale aufweist, die significant genug sind, um eine Einreihung in die mittleren Abtheilungen des Gewächsreiches zu gestatten. Gerade aber bei den Monocotylen liegt der Uebelstand vor, dass die Familien in der gegenwärtig allgemein gebilligten Umgrenzung durch anatomische Charaktere nicht oder doch nur recht wenig scharf zu trennen sind. Ich kann es bei dem Ziele, das ich gegenwärtig im Auge habe, nicht genug bedauern, dass die Erwartungen, welche von den Begründern der sogenannten anatomischen Methode gehegt worden sind, gegenüber den Mono- cotylen so wenig befriedigt worden sind und dass die descriptive Botanik jene Erweiterung nicht erfahren hat, die gestatten würde, aus dem Skelett einer Pflanze die systematische Stellung zu er- mitteln. Mit Hülfe unserer Lehrbücher, selbst derer, welche in der neusten Zeit erschienen sind, würden wir nicht im Stande sein, dem Rhizocaulon Brongniartii einen Platz in dem Systeme an- zuweisen. Glücklicher Weise ist uns aber von anderer Seite in die Hände gearbeitet worden, so dass wir, wenn auch nicht mit ab- soluter Sicherheit, so doch mit einem hohen Grade von Wahr- scheinlichkeit dieses Fossil unterbringen werden. Zu den wich- tigsten Erscheinungen in der Litteratur der Botanik gehören 270 K. Schümann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. Schwendener s T) Arbeiten über die Skelette der Gewächse, in Sonderheit der Monocotylen. Aus diesen Büchern habe ich für die Ermittlung der verwandtschaftlichen Beziehungen von Rhizo- caulon Brongniartii den allergrössten Nutzen gezogen. Dieser An- regung verdanke ich in erster Linie die Möglichkeit, dass ich einen wenigstens einigermaassen verbürgten Platz ausfindig machte. Schwendener hatte nicht die Absicht, das Skelett der Mono- cotylen derartig zu besprechen, dass man das Buch benutzen könnte, um Verwandtschaften zu erfassen, die allein oder doch in erster Reihe auf die Blüthenmerkmale gegründet sind. Ich musste mich also von seinem Gedankengange leiten lassen und meinen Blick darauf gerichtet halten, ob mir eine Pflanze von dem gleichen oder sehr ähnlichen Bau des Stengels begegnen würde. Alsdann musste ich mit den Blättern ebenso verfahren, um endlich für die Wurzeln denselben Weg ein/.uschlagen. Wenn es sich nun traf, dass ein und dieselbe Pflanze nicht blos eine Uebereinstimmung in dem Stengelbau, sondern auch eine solche in der Blatt- und Wurzelstructur mit dem Rhizocaulon Brongniartii aufwies, so konnte mit Wahrscheinlichkeit behauptet werden, dass beide Gewächse in einer näheren verwandtschaftlichen Beziehung gestanden haben. Es wird für uns zunächst von Nutzen sein, auf Grund des anatomischen Baues an der Hand der Erfahrungen, welche aus Schwendener’ s Arbeiten so fruchtbar erwachsen sind, ein Bild der lebenden Pflanze zu entwerfen. Diese Vornahme ist überdies auch deshalb unvermeidlich, weil bereits eine Reconstruction von Rhizocaulon vorliegt (ich habe sie in dem geschichtlichen Abschnitte erwähnt), die zuletzt noch kritisch zu beleuchten sein wird. Die Gesteinsmassen, welche uns Rhizocaulon Brongniartii aufbewahrt haben, müssen dasselbe in situ eingeschlossen haben, dafür spricht die parallele Aufstellung der Stengel, der häufig in derselben Richtung verlaufenden Blätter, welche durch senkrechte Schliffe auch rechtwinklig durchschnitten werden und die im *) Schwendener, Das mechanische Prinzip im anatomischen Bau der Mono- cotylen, Leipzig, Engelmann 1874; Die Schutzscheiden und ihre Verstärkungen in Abhandl. der Königl. preuss. Akad. der Wissensch. 1882; Die Mestomscheiden der Gramineen blätter im Sitzungsber ders. 1890. K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. 271 Allgemeinen gleichsinnig gerichteten Wurzeln. Längsschliffe lehren zwar, dass sich die letzteren schlängelten und dass regellos eingestreute Blattfetzen nicht fehlen, aber im Grossen und Ganzen sind die intact erhaltenen Gebilde sämmtlich concordant aufgestellt. Daraus geht hervor, dass diese Pflanze in Massen verbänden wucherte und dass die Lücken zwischen den Stengeln von Blättern und Wurzeln völlig dicht ausgefüllt waren. Man könnte zum Vergleich an die Rohrdickichte oder die Carex- und Cyperusi nassen denken, die ausschliesslich aus einer Art bestehend, die Flussläufe oder die Ränder von weiteren Wasseransammlungen begleiten. Die Stengel sind wegen der peripherisch gelegenen mechanischen Gewebe, die theils als subepidermidale Bastrippen, theils als ein die Mestombündel verbindender starker Bastring auftreten, ausgezeichnet biegungsfest gebaut und zeigen eine nicht zu verkennende Aehnlich- keit mit den blüthentragenden Axen von Cladium Mariscus. An den Knoten des Stengels haben scheidig umfassende Blätter gesessen, die ebenfalls durch ihre stark entwickelten mechanischen Elemente, die theilweise durch feste I-Träger ver- bunden sind, biegungsfest waren. Dass die Blätter den Stengel vollkommen umfassend an den Knoten gesessen haben müssen, geht daraus hervor, dass die Blattspuren rings um die ganze Axe herum in die Rinde treten, um sich nach dem Marke hin zu bewegen. Der Hohlcylinder der Blattscheide, der durch feste Elemente ausgesteift ist, betheiligt sich bei ähnlichen Pflanzen der Gegenwart an der Function, dem Stengel selbst Halt zu gewähren. In Correlation mit dieser Function sind die Stengel allgemein dicht oberhalb des Knotens von weicherer Consistenz, ihre mechanischen Elemente sind viel weniger stark ausgebildet. Um zu sehen, ob dieses Verhältniss auch bei Rhizocaulon zutrifft, liess ich von dem Stengel oberhalb eines Knotens (vergl. Taf. I, Fig. la bei St) einen Querschliff' anfertigen. Ich hatte früher durch die dichte Vereinigung der Blattspurbündel (Taf. I, Fig. la, Bsp.) zu regel- mässigen Transversalreihen den oberen und unteren Theil des Internodiums gesondert. Indem ich jetzt auf das Klarste nach- weisen konnte, dass in jenem Schliffe die mechanischen Zellen wirk- 272 K. Schumann, Untersuchungen über die Rhizocauleen. lieh ausserordentlich in der Verbindung zurückgeblieben waren, wurde meine Bestimmung, welches an dem Stengel das apicale, welches das basale Ende war, bestätigt. Blätter von der Form und Structur, welche uns Rhizocaulon Brongniartii bietet, sind bei wasserliebenden Monocotylen der verschiedensten Familien verbreitet; wir finden sie bei Gramineen und Cyperaceen , bei Typhaceen u. s. w. Ich habe aber keine Pflanze gesehen, die in dem feineren Bau der die Lacunen tren- nenden und die beiden Oberflächen stützenden X-Träger eine grössere Uebereinstimmung zeigte, als wiederum Cladium Mariscus. Ich bin, wenn ich auf eine gewisse Uebereinstimmung im Bau des Stengels von Rhizocaulon und Cladium Mariscus hinweise, so weit als denkbar davon entfernt, die Identität beider zu be- haupten; ich will damit nur ausdrücken, dass mir unter unzähligen Axen, die ich aus den verschiedensten in Betracht kommenden Familien untersuchte, keine begegnet ist, welche sich nach dem anatomischen Bau besser mit Rhizocaulon vergleichen liesse. Eine sehr gewichtige Abweichung liegt darin vor, dass die blüthen- tragenden Stengel von Cladium im Inneren hohl, die von Rhizo- caulon aber mit Mark gefüllt sind, welches von zahllosen Mestom- strängen durchzogen wird. Allerdings ist nicht zu verhehlen, dass auch Cladium vom basalen Theile des Stengels einen soliden Markcylinder mit Mestomsträngen erhält; diese sind aber nicht so vollkommen perihadromatisch gebaut, wie bei Rhizocaulon. Ausser- dem ist zu bemerken, dass jene eigenthümliche aus etwa 5 Zell- lagen bestehende Scheide an C7a » » 2 » » » » » » » 1 » v » 5 » » » » » i » 4 4 » 5 " G Jahrbuch dgeolog.Landesanst.u. Bergakademie 1891. Taf.VI. Lichtdruck v. A.Frisch. Berlin Ltth. Ans! v.L.feuti. Berlin. Erklärung J Felsobt y ’fia/'Jh ’ Centimeter 20 -00 80 - 90 AusserTialb derJrels7cupp& Jahrb.il®. Äeol.landesanst/u.Bergakad. 1891 [ G. Bereiult. Vergletscherung des Riesengebirges ] . [Taf.l] Taf.VE. lith.Anst.v. LKraatz, Berlin. wm ■OKl-KARTI der Senke m 11 SER- und R II E, S EIHI-G und ihrer Fortsetzung im Hohen Iser Moor. jooo too o 3000 Meter - 3 Kilometer. Webe/ ß 610 ßiber- 792 a Geiers v>- c k E PJ steine Lith. Aust. v.L.Kraatz, Berlin. ihia-uin der Senke zwischen IIS El - und II] ES EN- Gebirge und ihrer Fortsetzung im Hohen Iser Moor. F. lHUigTiaus' [Taf.ffl]' Taf.K obere Hälfte. Hirschberg Warmbrunn Zackenkamm Gröditz B. Gasthiof z.^ackenfall chy Pfärr Amt Oscarstein inkenstein ! Ka|th.l/: — 1 — Nebel I Moltkefesen i Gastihof Bibersteine Mühlschlösschen Adlerfels Wolfs B Evangl, Kiriche Rettungshausi HessB. Kaiserswaldau RAGER e, Natur u. Beschreibung. des Aalerfels ERS GEDACHT. [ Taf. HI ] Taf. K untere Hälfte . .lalirli il.Kgl gccl . Landesansl u Bergakad. 1891 l G.Berendl. Vergletscherung des Riesengebirges 1 ITaf.nn TifR obere Hälfte Königs Hotel Villa Gerlach Zackenkamm Gröditi B. Gasthof z.,Zackenfall »mavon cnoe ..... _ . ar,.* Waldschlösschen Waldhnus V'llaT'Ch* * °^rSle,n ein : " : ; Schenkenstein Kath.^rche; Ho Villa Glaubin : Gasthof M.arienthal : ; MariepthälprSchuie Heufuder Weissbachhof Sieben Giebelstem Sieghübel Lämmer Graben Grüner Keil Weisser Flins Tafelfichte Geierstein Hirsrhberg Weiber B. Mittel Iserkamm Gr hochstei Mariafels Thorsteine Vogelnest Chaussee n.Neuwelt' Warmbrunu Josephinenhütte fleischerhubel : BLICK AUF SCHREIBERHAU VON DER HOHE DES REIFTRÄGER Ausschnitt aus dem Panorama vom Reifträger in W. Winkler. Schreiberhau, seine Geschichte, Natur u Beschreibung. [Taf.lHl Tal IX untere Hälfte ^ Liih-AnstvLKmiT Berlin DERSELBE BLICK ZUR ZEIT DES SCHREIBERHAUER GLETSCHERS GEDACHT. ■ ■ Taf.X Col. Weuweisss teilt i chs B. a Altwasser 'Fürslmswmer er Waldenburg Dittersbach Lith Anst.v.Leop.Eraatz.Berhn ? hendes Sprung PorpJrvr *5000 Riegel 3000 J\T. Taf.X Col. Neuweissstein Fuchs B. , Hochwald ’ssstem Altwasser Jermsdon Nieder \ uffiinng (7 er Waldenbui\‘. Würstmstßnej jener B. Dittersbach MurJeschcide/i JMuldenlinie Flöt zausgehendes 1:25000 Sprung Porphvr Riegel \ v. AFrisch, Berlin. Tafel XIII giebt eine Vervollständigung der Section Tarnowitz-Beuthen der noch in der Bearbeitung begriffenen oberbergamtlichen Karte der bergbaulichen Aufschlüsse in Oberschlesien im Massstabe 1 : 50000 bezüglich der Erz- formation des Muschelkalks und zwar durch Eintragung der Höhenver- hältnisse des Sohlensteins und der mit diesem die Erzlager tragenden älteren Kalksteinschichten in Horizontalcurven mit blauer Farbe. Die Horizontalcurven des Reliefs der Tagesoberfläche sind ergänzend — so- weit die Klarheit des Bildes dies gestattete — in hellbrauner Farbe aufgetragen. Tal XIII. Jalirb (L Gcul.I.iimlestnaLu Bcr^nkad I8'JI. Erzlagerstätten des Oberschlesischen Muschelkalkes. Ihliirlla 'kr/.veii'K Zrndvk Prtysirki Pu.«t . .//,■/, ,-Ukn , J('r/iiny MvKrhkou- OpxeJ KtKtlmruifur | Wymyalo* 'b -wirntka /IllfOZIIlk Itnilirh-Pirk.ir Strmw, llobrownikl Schur!-’ tiazikik (kirrtxko Orzcgoiv Nai li amUichpn Qui'IlntiKgl.Obarbci’^ajnl Bivulau 1 (tulUuf Mii alsslab 7\ dl gfflUif [ \ Vl» -Hr 1 i V/ - j-Tj v M- gääföE,- 7- frk&Jjü. c j.^yy9no jfcl 7 — Gb ^ ' I ftacCfJ /a/ (1 V / irvj 4,M. /V ^ '/ -/ ~\ -■ zu , ^N\/\J ■S J 1 1 n " f n h u llioi'l Mu'irlii’l T lllnnv Tn^n OberflAch» loh t-r KrMüt» MiirtUii/l Tafel XIV enthält die Darstellung des klippen- und schlottenreichen südlichen Randes der Beuthener Sohlensteinmulde bei Karf im grösseren Maass- stabe 1 : 10000. Das Relief des hier seltsam gestalteten Sohlensteins und der darin ausgehenden Schlottenmündungen ist nach den bergbau- lichen Aufschlüssen in blauen Horizontalcurven angegeben. Der Rand des überlagernden erzführenden Dolomits ist hell violett verwaschen an- gedeutet. Die über dem Sohlenstein und zwischen diesem und dem Dolomit aufgeschlossenen Erzlager sind nur in ihrer Gesammtverbrei- tungsfläche licht gelbbraun ersichtlich gemacht. Die über den vortertiären Thal-, Schlotten- und Klippenbildungen des Muschelkalks lagernden tertiären und diluvialen Deckschichten sind abgehoben gedacht. Ein plastisches Modell dieser vorzeitlichen Gebirgsbildung in demselben Maass- stabe befindet sich in dem Museum der geologischen Anstalt und Berg- akademie zu Berlin. Tat' XIV Berliner lithogr. Institut. UlstOTL. Jahrb. tl.Geol. Lande sonst u Bere'aknd 1891 Taf.W Tafel XV. Die Profile 1 bis 3 zeigen in dem kleinen Maassstabe von 1 : 20000 die überaus sanften Einsenkungen und Erhebungen der Triasschichten: ]. der Trockenberger Mulde, 2. der Beuthener Mulde bei Karf im Westen und 3. bei Rossberg im Osten derselben, und zwar in fächer- förmiger Richtung nach der Erhebung des Steinkohlengebirges bei Deutsch -Piekar und Josephsthal verlaufend. Die sehr viel tiefer einge- senkte Steinkohlenmulde ist theils nach den bergbaulichen Grubenauf- schlüssen und Bohrungen in bestimmten, theils nach der muthmaasslichen Fortsetzung der Flötzziige in gerissenen Linien eingezeichnet. Die Erz- lagerstätten konnten bei dem kleinen Maassstabe nur angedeutet werden. Die Figuren 4 bis 11 gaben Specialprofile einzelner Zink- und Eisenerz-Gruben innerhalb des Sohlensteinrückens, nach von Carnall. Taf.XV: jchertg' Sophie ! August a ias Schl Zg. Den s a n _ Pdp. Dembowk tibowka t St ko'. Jos a eph Zg. A ka eue Johanna Stkg. Carl Adolph Fdp. Carl Adolpli — — • - + 200 o Roccoco b IxKarster R Ll 3° F M dl d Mailiias Stk Ii.Grä S/Ma Zg. August 4 Fasan > flAlice rtin Zg". Fdbh. Samuelswunseh .Stkg. Josephka :r.4- *•*"" •5 % r-L=^- — + 200 3,0 ttlR N.N. ~ r. Carl Zet B erliixer lithogr. Institut,. jalirb .d.Geol.Land.esanst.u.Bergakad.1891. Maats stab 1 : 20 000 ( für Fig'.l-3 ). Taf.XV Z £. Ro sal i ensfun d [Hugo Pelronella Zg. Carolinens wünsch Zs. Mathias Z°. Frohe Zukunft Bescher tijlück Zs Dembowka "lrockenberl Martin Seht Mart hi Eibreie. 1 $cht- Tltcodor Seht 1 Zelter 8. Mit GlüdduUlSehl. .Vorntgl.Vitll 1 B ZgNeuhof I Zg. Rudolph Hicons. Rad? Valersseg' , Ische nboiu ZsAVilhelmselürk Stieg- S Zg. Samuelswunsch _ _Stkg. Josephka ZgAufschlufs J Larslcn- Centnim I ZgApfel fereiniet :1\ h.präf-Alice Li S Martin Seht. Väv. Neuliof Graf Hu^o S Musch. icht. Gräfin Lnnrä Seht . . Xormat XuU (NFortinia .Euridice Cäcilie Zg. Freitag Stkg. Brinitza Zg. Neue Helene Zg. Jenny Otto Zg.Brzozowitz S t lc g. Hruby jC.Radzi! j onkau Fdbld.Blei tyuchuülcinr Z ehntelwldi Stkg. LtLginf land Gerhard Schl. Bis. Frieoir. Carl l;is. [ Zs .Trost Cons. Paulus -HoTienzollerii Fig.3. Farben - Erklärung: [7 H M L_J erz/Wui JJolandt. Solde/isteui . Biuitsamlstein. ( Chan&on: Schuh tat) Ca/hon mit Kohlen flöhten. Braunasenen. Kodier Galmei. Walser Gähnet ui fit). U - Fi j H. Zinl •blende in. fit/. l-fh/.J. Rg.ll. Zg. Mathias. 4\- Berliner litlio£r. Institut Tafel XVI enthält verkleinerte Copien nach bergbaulichen Profilen von einzelnen Gruben am Nord- und am Südrande der Beuthener Dolomitmulde. Beim Profile 4 war im Original der rothe und weisse Galmei in der Farbe nicht von einander unterschieden. Jahrb. d. g'oolog. Lau desanst.u.Bergtikad. 1891 Taf.XVI. Figl Galmei Gr.tMixria (Ltauj sproßt) Fig. 2b. Galmei Gr. Maria (läru/sprofd ) Alexanders. Leo S. Februar S. KlUSa'SrrK Mülle) ' S. ArfnJP S Hochdruck S. Mentzel S. Paul S Mittel S. Ostduckel Fig'. 3. Emiliens Galmei Gr. cons. Elisabeth Severin Golm. Gr. Aufgeschw (rein tye Letten. Dolomit. Sohlenstem Blende Eisenerz roth . Galmei . weiss. Galmei . B leier z . Malsstal) / . OOOU Berliner lithogr. Institut. Tafel XVII. Diese Profile sind aus älteren CARNALL’schen Zeichnungen über die Lagerung verschiedener Erze innerhalb des einschliessenden Nebenge- steins entnommen. Die Färbung der Erze und Gesteine ist möglichst naturgetreu wiedergegeben. Leider sind die Gruben, denen die Profile entstammen, im Original nicht angegeben. Jalirb. il'W'ol o g. Isi mW* san st .uBai’ü’aka d . 1 ii!) i . Taf.XVH. MaJ&stab /. 160 Taf.m Fig 3. Fy',, Fig 7. RgH. Fig 15. Fig.8. Fig. 12. Fig. 16. CCL 6:1 Zith.-F. Vetter Jahrb i Geolog. Landes anslall u.Bergakad 1891. gei R Scheibt *Ott TaTXVffl Taf-JCK. 7Xlxf& .G^bMiiirb itnrios ' / fMBim Jtöhe/] (IPiOlj '£eTiaiis< <®aJ‘4,a ioä Genuin der Höh f* -Jtßmbsu 1511) Berliner liihoi;r. Institut. Jahrb.d.Geol.Landesanst.u.Berg'akad.1891 lLi^Vliefiberg^ \z sa- ■IT! -Vl. Ititttlfeld llprnlitilxli Tlanb« • Stalaenhain ffi* il BgUon rlörftrri [gehaust Farbenerklärung Unter de] Oberdev Typische Glieder der Zechsteinfbrination. KrUcrwaldguarrit . Quarzite und. Arkoseic rni eingelagerten Thonsdaefer Kies olschiefcr. Thonschirfer u . Grauwadce . Dolomite der oberen Zechsteinformation ■ ; Obcplioli Zcchsteinforniation . FrankenbergeixPermbil dünge Unt.Buntsnndstem. Mild . Bunts an dst ein. Älteres C onglanu Stäuber g. Flölz. Jüngeres Conglomeral. Feinlcömige Sandsteine mit Schief °r letten . Grobkörnige Sandsteine. Schotter des oberen Xuhnegcbieles. Alluvium. Eruptivgesteine. nusdiUr Schotter dEd/ler Schotter einheimischer d einheimischer Gesteine . Gesteine . Geschieh e freier Lehm uEöss. Ebener Thalboden d Gewässer u .Auelehm. Diabas. Fundorte ron Versteinerungen Mafsstab: 1 = 50 000 Geognostisch bearbeitet durch A. Denckmann 1888 * 1891 Berliner lilho^r btsLüut . ~ ' ' li e Karte »li und Wellingholzhausen. TafXX. 1 : 50000. sooo Jjith. Aust von Armairn & Fillnteier in (Assel . rklärun^: 1 I AmaUhmilhone . Tosidoniensdtiefer Sch desJnoeenpohfpl Coronataisduchten Srh .d Am. Parkinsoni Wealden ÄiJssnnds/ein + + + +, + + + + ■ cs C 7 ■ 11 iMI Udsthon Flanon/enmergeL. Zs luhir .S'timl u Grand IHluriaJjnerqel CrcschicbefrcierLehm sllllir/iun Verstemerimgsarrner Plänermergel I rr wi r I Slrdjcheiv u . IhngenJ. \FcUlen d. Sch/. Geologische o der Gebend von Boi* Jahrbuch d. Kgl geolog. LandesaJistxdt u. Bergakademie. /Sffl. ■ Karte und Wellingholzhausen . TafSX. Ubtrer Muschelkalk Ldlenkohlenkeuper Bunte Keupnmerqd Hauptsanditein Angnlat/uschirhtni dmalthmdhone . Posidonimsddefer Sch desJnocenpolgpl ibnonatmsrhichten . Sch . d. dm . Parkin soni Cbrnbrash. Hersumer Schichten lummeridge. . Var ums Plana • Rhotomagensis-Fläner Mgtiloides-Pläner ras i — ü — i rd ui in Münder Mergel Serpnlit. Wenlden Hilssajidstein II" 1 1 « 1 m sri Brangnurtt Pläner. Scaphiten Pläner Dilnr. Sand n Grand Ddnriabnergel Hilsthou . Tlaanmaimergeb. Cd Cd Gcschirbrfrc/rrLehm dllmimm. Fersteincrungsarrner Pläner mergeL. h. \F allen, d.Sch. Taf.m Jarotschin Pieschen Po£orzela o 0 Krotoschin Ostrowo Schildber£ Festenberd Jlärzdorf o / Bcddowntz i O.Laru/enetorr 0 rj'aiwr i Koset v v o Schlempe Ivempen Lith.Anst .v.L . Kraatz , Berlin . Taf-Hll. 1:8000. iv. Auguste . Anna Meta. B£.m. Julius und Ferdinands Wille bei Naumburg a/Uobe Profil. m. Ji. A J ^ Profil. 1 :'t000. f Ernst. Ferdinand,. J) Schacht I. S. Ernst S. Ferdinand Schachlll. D Grünber< Profil. lbtOOO. Stfiaeht v. Knuj. A H l:b000. 90 60 O LiUi .Aust .v. L . Kraalz. , B erlin. Jahrbuch der König], geolog. LandeaansLu. Bergahad.1891 . Taf.m. Taf XXIII. mSMM F- • I OotiOl mit Lrpiilütu Farben-Erklä iCittl, Muschelkalk/. rklarung : «L.JlJ. ^ “TH I ^Ziasbis I Unterrr laut. MUtlenealins E :Wm Drllabildiuig Tafel XXIV. Fig. 1 a, b. Bseudomelania ( Chemnitzia ) nodifera nov. sp. Unt. Kimmeridge. Fig. 2 a, b, c. Turbo (Eucyclus) Behrendseni nov. sp. Kieselige Kalke des unt. Korallen- Dolomit. 2 a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 3 a, b, c, d. Delpliinula Beaugrandi Sauvage, Lepidotus- Oolith. a nat. Gr., b, c und d vergrössert. Fig. 4a, b, c. Trochus Roemeri nov. sp. Lepidotus - Oolith. a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 5 a, b, c. Cerithium trinoduliforme nov. sp. Lepidotus-0 o\\t\\. a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 6a, b. Cerithium decemcostatum nov. sp., Lepidotus- Oolith. a nat. Gr., b vergrössert. Fig. 7 a, b, c. Actaeonina ovalis nov. sp. Lepidotus- Oolith. a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 8 a, b, c. Actaeonina gracilis nov. sp. Lepidotus- Oolith. a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 9 a, b, c. Actaeonina Strombecki nov. sp. Lepidotus -Oolith. a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 10a, b, c. Actaeonina Credneri nov. sp. Lepidotus- Oolith. Fig. 11a, b. Ammonites ( Oppelia ) canaliculatus v. Büch. Oxford- Kalk. Fig. 12 a, b, c. Opis symmetrica nov. sp. Oxford -Kalk, a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 13 a, b, c. Astarte alta nov. sp. Unt. Korallen -Dolomit. a nat. Gr., b und c vergrössert. Fig. 14. Anatina Struckmanni nov. sp. Oxford -Kalk. Jahrbuch d.geolog. Landesaiist.u. Bergakademie 1891. Taf. XXIV. 0. Peters jez. Iiclitdi'ucfcv; A. Frisch, Eerlm ö Tafel XXV. Fig. la, b, c. Fig. 2 a, b, c. Fig. 3 a, b, c. Fig. 4 a, b, c. Fig. 5 a, b, c. Pecten intertextus A. Roem. Oxford-Kalk, a rechte Schale, b Seiten-Ansicht, c Stück der linken Schale. Pecten circinalis Buy. Unt. Kimmeridge. a nat. Gr., b und c vergrössert. Plicatula Koeneni nov. sp. Kieselige Kalke des unteren Korallen -Dolomit. Astarte crassitesta A. Roem. Oxford -Kalk. Area tenuicosta nov. sp. Unt. Korallen -Dolomit, a nat. Gr., b und c vergrössert. Jahrbuch, d.g'eolog. Landesanst.u. Bergakademie 1891. Tai'. XXV. 0. Peters jez Lichtdruck'?: Ä. Frisch, Berlin. ' f Tafel XXVI. Fig. 1 a. Ein Stück des Bhizocaulon-Gcesteines, rechts die Verwitteruugs- kruste zeigend. St ein Stengel; St' ein anderer mit durch die Verwitterung ausgefallenem Centralcylinder; Art Stengel- knoten; Bsp Blattspuren; M blossgelegtes Mark; Wa Wurzel- ansatznarbe; B Röhre durch den Ausfall des Centralstranges einer Wurzel hervorgerufen; Mx Centralstrang einer Wurzel. Fig. 1 b. Dasselbe aus der Gegend bei Bsp. Sp-Sp" Mestombündel der Blattspur; R ein Mestombündel der Rinde; 5 mal vergrössert. Fig. 2. Prionium serratum Drege. Stammstück mit verwitterten Scheiden; Ax Stamm; W nach oben wachsende Wurzeln, W' im Quer- schnitte einen Ring um die Axe bildend; Bsch Blattscheiden. Bsch Lichtdruck v. AFrisch, Berlin Jahrbuch d.geolog.Landesanst.uBergakadeinie 1891. Taf.XXVI. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Tafel XXVII. St engel von Rhizocauhm Brongniarlii Sap. jüngerer Zustand der Rinde; E Epidermis; Z Zellen mit Pigmentinhalt; Z' Zellen ohne denselben; Bb subepidermale Bastrippe; Mst Mestom- biindel mit sklerotischem Belag. Stengel in vollkommen ausgebildetem Zustande. Aussen die Rinde; demnächst der mechanische Ring mit in das Mark ein tretenden Mestombündeln der Blattspuren; im Centrum Mestom- stränge des Markes; links oben eine Wurzel. Mestomstrang aus dem Marke. H Hadrom; Sch Sklerombelag. Stengelquerschnitt, der die Umhüllung durch Blätter zeigt; das Mark innerhalb des stark verschleimten mechanischen Ringes ist zerstört und fast ganz weggeführt, wodurch ein Wurzelansatz tief eingesunken ist; die Blätter sind in hoch- gradiger Zersetzung und weitgehender Verschleimung, einige obere aber noch gut erhalten. Querschnitt durch eine Wurzel, die oben eine Seitenwurzel erzeugt. Querschnitt durch einen noch nicht ganz ausgebildeten Stengel, an dem die Anatomie gut zu erkennen ist, R Rinde; Mstr Mestomstränge in derselben, Au Lücken durch Verschleimung der Gewebe entstanden; Mr mechanischer Ring; Pa. inneres Parenchym; Sch Markscheide; M Mark; Mstm Mestomstränge derselben, Mp Markparenchym. Phragmites communis L., um den Durchbruch der Wurzeln durch die parallel-nervigen Blattscheiden zu zeigen (Charakter der Gattung Rhizocaulon). W Wurzeln im Begriff des Durch- bruches; W’ Wurzeln, die schon durchgebrochen sind; W" Wurzeln, welche senkrecht nach oben gewachsen sind;