t; S'iUil \ . -vS. SS%3I NVI Jahrbuch ) der Königlich Preussisclien geologischen Landesanstalt und Bergakademie Berlin für (las Ja li r 1894. Band XV. Berlin. Im Vertrieb bei der Simon ScriROPP’scben Hof-Laiidkartenhaiidluiig (J. H. Neumann). 1895. ^///Z 1 11 li a 1 t. I. Mittlieilnno-en ans liclieii geologi scheu LaiKlesaiisfalt für das Jahr 1895. 1. Die Aufnahmen im Gehirgslamle. I. Der Harz und seine Umgebung. Bezii’ksgeologe Dr. Koch wird die Aufnahme der Blätter Elbingerode und Blankenburg (G. A. 56; 15, 16) fortsetzen. Im Oberharze wird Professor Dr. Klockmann die Revision der ihm überwiesenen Theile der Blätter Seesen und Zellerfeld ((t. A. 55; 12. 56; ?) fortsetzen. Dr. BeüSHAüSEN wird die speeielle Untersuchung des Ober- devons im nördlichen Theile des Blattes Zellerfeld weiterführen. Durch eine gemeinschaftliche Begehung werden die Herren Dr. Koch, Dr. Klockmann und Beushausen eine übereinstim- mende Auffassung der Gliederung und der Lagerungsverhältnisse des Devons und des Culm im westlichen Oberharze herbeizu- führen suchen. Landesgeologe Dr. Ebert wird die im Vorjahre unterbliebene Inangriffnahme der Untersuchung des Blattes Osterwieck (G. A. 56; s) ausführen. Westlich des Harzes wird Professor Dr. von Koenen die Untersuchung des Gebietes der Blätter Jühnde, Einbeck, Gr. -Freden und Alfeld fortsetzen (G. A. 55; .s, 4, lo, .S3). 2. Provinz Sachsen und Thüringen. Professor Dr. Proescholdt wird die Arbeiten zur Revision und Fertigstellung der Eichsfeld -Blätter Ber-lingerode, Heiligen- b* XX Stadt, Dinprelstedt, Kella und Lengeiifeld weitei-fülireii ((t. A. 55; 3f,, 41, 42, 47, 48). Bergingenieur Frantzen ivird auf dem Blatte Langnla ((r. A. 56; 49) Weiterarbeiten. Im Thüringer Walde wird Laudesgeologe Dr. Beysciilag die Anfnahme des Blattes Salznugeu ahschliessen (G. A. 69; 12). Bezirksgeologe Dr. Scheibe wird die für die Erläuternngen des Blattes Brotterode (G. A. 70; 7) noch erforderlichen Unter- snchungeu zu Ende zu führen suchen. Bezirksgeologe Dr. Zimmermann wird zunächst die Schluss- revisiou eines Theils des Blattes Wutha (G. A. 70; 1) beenden. Alsdann wird er in Ostthüringen das Blatt Hirschberg nebst dem westlichen Grenzstreifen des östlich anstossenden Blattes Gefell fertig zn stellen suchen (G. A. 71; .83, :m) und eventuell nachher die Aufnahme des westlich anschliessenden Blattes Lohenstein weiterführen (G. A. 71; 32). Oberlehrer Weise wird die Aufnahme des Thüringischen Antheiles des Blattes Schönbach (G. A. 71; 29) in Angriff nehmen. 3. Provinz Hessen -Nassau. Im Regierungsbezirk Cassel wird Dr. Denckmann die Aufnahme des Blattes Kellerwald nach Herstellung der noch er- forderlichen topographischen Nachträge ahschliessen (G. A. 54; 59). Demnächst wird er die Aufnahme der Blätter Frankenau, Rosenthal und Gilserberg weiterführen (G. A. 54; 58. 68; 4, 5). Professor Dr. Bücking wird in der Rhön die Untersuchung der Blätter Neuswarts, Kleinsasseu und Hilders fortsetzen (G. A. 69; 22, 28, 29). Landesgeologe Dr. Beyschlag wird die Aufnahme der Blätter Wilhelmshöhe, Cassel, Besse und Kaufungen in Angriii’ nehmen (G. A. 55; 37, 38, 43, 44). Im Regierungsbezirk Wiesbaden wird Professor Dr. Kayser das Blatt Ballersbach zum Abschluss bringen und die Aufnahme des nördlich angrenzenden Blattes Oberscheld beginnen (G. A. 68; 19, 13). XXI Professor Dr. Holzapfel wird zunächst die Blätter Press- berg und Rttdesheim fertigstelleu (G. A. 67 ; 58. 8i ; 4). Alsdann wird er die Untersuchung der Blätter Braunfels, Wetzlar, Weilinünster und Cleeberg fortsetzen (G. A. 68; 25, 26, 31, 32). 4. Die Rheinprovinz. Auf der linken Rheiuseite wird Professor Dr. Holzapfel das Blatt Caub-Bacharach und einen kleinen Theil des Blattes Rüdesheim (linksrheinisch) bearbeiten (G. A. 67; 57. 81; 4). Bezirksgeologe Dr. Leppla wird auf dem Hunsrück eine theilweise Revision der Blätter Neuniagen, Morbach, Hottenbach, Schönberg und Morseheid vorneliinen, welche iin Vorjahre nicht ausgeführt werden konnte (G. A. 80; 10, 11, 12, I6, 17). Derselbe wird vor Beginn dieser Arbeiten die in letzter Zeit iin Saargebiet erlangten neuen Aufschlüsse kartiren. Landesgeologe Grebe wird die Untersuchung der Blätter Set. Vith, Bleialf, Prüm, Gerolstein und Hillesheim fortsetzen (G. A. 65; 47, 48. 66; 43, 44, 45). Professor Dr. Holzapfel wird die Bearbeitung der Umgegend von Aachen weiterführen. Zur Herbeiführung gleichmässiger Auffassung und Darstellung des Hunsrücker und Eifeier Devons werden die in diesem Ge- biete thätigen Geologen Grebe, Dr. Leppla und Professor Holz- apfel unter Theilnahme des Landesgeologen Dr. Beyschlag eine gemeinschaftliche Begehung austühren. 5. Provinz Westphaien. Landesgeologe Dr. Loretz wird die Kartiruug der Blätter Hohenlimburg und Iserlohn (G. A. 53; 38, 39) weiterführen und geeigneten Falls auf angrenzende Blätter übergehen. 6. Provinz Schlesien. In Niederschlesieu wird Laudesgeologe Dr. Datiie die Aufnahme der Blätter Waldenburg, Friedlaud, Wünscheiburg und Neurode weiterführen (G. A. 75; is, 24. 76; 25, 20). XXII II. Die Aufnahmen im Flachlande. 7. Priegnitz. Professor Dr. Grüner wird die Aufnahme des Blattes Witt- stock weiterführen (G. A. 27 ; 49). Professor Dr. Klockmann wird die Bearbeitung des Blattes Kyritz zu Ende führen und dasselbe druckfertig stellen (G. A. 44; 1). 8. Mittelmark. Landesgeologe Professor Dr. Berendt wird seine Arbeiten auf den Blättern Hohentinow, Freienwalde und Zehden zum Ab- schluss hringeji (G. A. 45 ; 10, 12, 17). Landesgeologe Professor Dr. Wahnschaefe wird die Auf- nahme des Blattes Trebnitz zu Ende führen und dasselbe druck- fertig stellen (G. A. 45; .so). Bergreferendar Krusch wird nach Ausführung einer Probe- aufnahme im Bereiche des Blattes Zachow unter der besonderen Leitung des Bezirksgeologen Dr. Schröder die Aufnahme dieses Blattes zum xAbschluss zu bringen suchen (G. A. 45 ; e). Kulturtechniker Dr. Wölfer wird betreffenden Pralls nach Beendigung seiner Aufgabe im uckermärkischeu Arbeitsgebiet im Anschluss an seine vorjährige Aufnahme Blatt Neudamm und Tamsel in Angriff nehmen (G. A. 46; 15, 21). 9. Uckermark und Vorpommern. Professor Dr. Wahnschaffe wird eine Schiussrevision des Blattes Altdamm vornehmen (G. A. 29; 39). Dr. Müller wird vor Beginn seiner Arbeiten in Ostpreussen die Aufnahme des Blattes Bahn fertigstellen (G. A. 29; 5o). Dr. Gagel wird vor Wiederaufnahme seiner Arbeiten in Ostpreussen durch eine Schlussbegehnng des Blattes Uchtdorf dasselbe fertigstellen (G. A. 29; 53). Dr. Schmidt wird nach Ausführung einer Probeaufnahme im Bereiche des Blattes AUildenbruch versuchen dasselbe fertig zu stellen (G. A. 29; 56). XXIII Kulturtecliniker I)r. Wölfei: wird die Blätter Woldegk und Fahrenholz bearbeiten und mit Ausschluss des Mecklenburgischen Antheils fertigstellen (G. A. 28; 38). Dr. Zeise wird nach Abschluss des Blattes Gandenitz Blatt Ilaminelspring beginnen und fertigstellen (G. A. 28; 49, 55). Bezirksgeologe Dr. Schröder wird die Arbeiten auf den Blättern Greiffenberg, Angennünde und Schwedt fortsetzen. Der- selbe wird hierbei die neu eiutretenden Ilülfsgeologen Dr. Schmidt und Dr. Michael in die Aufnahmearbeit einführen und betreffenden Falls nachher von denselben unterstützt werden (G. A. 28; 58-6o). Dr. Michael wird eine Probeaufnahme auf dem Blatte Passow ausführen und dann gleichfalls versuchen dasselbe fertig zu stellen (G. A. 28; 5.8). Professor Dr. Berendt, Dr. Schröder, Dr. Müller und Dr. Beushausen werden zur Vereinbarung gewisser für die Ab- schliessuug der Blätter über das Oderthal noch zu entscheidenden Fragen eine gemeinschaftliche Bereisung zwischen Oderberg und Stettin ausführeu, welche im Vorjahre nicht stattfinden konnte. 10. Hinterpommern. Landesgeologe Professor Dr. Berendt wird, falls Revisions- reisen in andere Arbeitsgebiete und seine Aufnahmen in der Mittelmark es erlauben, die Aufnahme der Blätter Kolberg und Gr.-Jestin fortsetzen (G. A. 13; 50, 56). Landesgeologe Dr. Keilhack wird zunächst das Blatt Varzin (G. A. 14; 56) in Arbeit nehmen und betreffenden Falls sodann die Blätter Gi’upenhagen, Peest und Schlawe zum Abschluss zu bringen suchen (G. A. 14; 32, .83, 39). II. Posen. Landesgeologe Professor Dr. Wahnschaffe wird nach Be- endigung seiner Aufnahme in der Mittelmark die Bearbeitung der Blätter Obornik, Lukowo, Schocken, Wargowo, Owinsk und Murowana bei Posen ausführen (G. A. 48; 21, 22, 2.8, 27, 28, 29) und hierliei den Hülfsgeologeu Dr. Kühn in die Aufnahme eiuführen. XXIV Dr. Kühn wird nach Ausführung einer Probeaufnahine im vorgenannten Gebiet unter Leitung des Professor Wahnschaffe hier weiter arbeiten. Dr. Beushausen wird die Aufnabme der Blätter Sady, Posen, Schwersenz, Dombrowka, Gurtscbin und Gondek (G. A. 48; as, 34, 35, 39, 40, 4i) in Angrifl' nehmen. 12. Westpreussen. Professor Dr. Jentzsch wird nach Vollendung des Blattes Gross -Plowenz (G. A. 33; 36) die Blätter Festung und Stadt Graudenz und Roggenbausen (G. A. 33; 27, 33, 28) bearbeiten und zwei derselben fertig zu stellen suchen. Professor Dr. Grüner wird die Aufnahme des Blattes Schönsee fortsetzen (G. A. 33; 52). 13. Ostpreussen. Dr. Krebs wird in Gemeinschaft mit Dr. Schulte die Blätter Gr.-Scböndamerau, Tbeerwisch, Olschienen und Scbwentainen be- arbeiten (G. A. 35; 22, 23, 29, so). Dr. Gagel wird in Gemeinschaft mit Dr. Kaünhowen das Blatt Passenheim fertig stellen. Demnächst wird Dr. Gagel auf Blatt Jedwabno, Dr. Kaünhowen auf Blatt Babienten übergeben (G. A. 35 ; 21, 27, 24, 30). Dr. Müller wird die Blätter Gr.-Bartelsdorf und Mensguth bearbeiten (G. A. 35 ; 15, le). III. Sonstige Arbeiten. Dr. Müller wird im Interesse der Bodenwirthschaft im Ems -Gebiete die durch den Dortmund- Ems -Kanal blossgelegten Aufschlüsse begehen und die Aufsuchung von Meliorationsmitteln in jenem Gebiete fortsetzen. XXV B. Mittlieilimgeii (lei* Mitarlieitei* der Königlichen geologisclien Landesanstalt über Ergebnisse der Anfnabmen im Jahre 1894. L. Beushausbn: Vorläufige Mittheiluug über Aufii aluneu auf dein Blatte Zellerfeld. Die Untersuchungen wurden zu dem Zwecke unteruomineu, eine mit dem palaeoutologisclieu Befunde übereinstimmende Glie- derung des Mittel- und Oberdevou im Gebiete des Blattes Zeller- feld durchzuführen, nachdem durch A. Denckmann innerhalb des sog. Krameuzelkalkes bei Rohmkerhalle einerseits Clymeuien, andererseits gewisse für das obere Mitteldevon am Kellerwalde leitende Brachiopodenschichten uachgewiesen worden waren. Durch den Verfasser wurden daun weitere Anhaltspunkte für eine ander- weite Gliederung der bisher als unteres Oberdevon angesprocheuen Schichten unter dem durch den verstorbenen Kgl. Bezirksgeologeu A. Halfar gesammelten Belagmaterial entdeckt und (Dieses Jahrb. Bd. XIV, S. 83 fi'.) kurz veröffentlicht. Die Resultate einer vor- läufigen Begehung des Gebiets in Gemeinschaft mit A. Denckmann wurden endlich in Form einer brieflichen Mittheiluug an Herrn Geh. Oberbergrath Hauchecorne in Bd. 46 der Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. S. 480 uiedergelegt. XXVI Die Arbeiten erstreckten sich in diesem Sommer auf das Gebiet zwischen dem Riesenhachthale bei Oberschulenberg und Rohinkerhalle. Für dieselben musste von vornherein, da die Gliederung nach der petrographischen Beschaffenheit der in Frage kommenden Schichten zu irrigen Resnltaten geführt hatte, eine andere Unter- suchungsmethode angewandt werden, welche für die Ammonitiden- kalke des Kellerwaldes von A. Denckmann mit bestem Erfolge benutzt wurde, nämlich die speciellste systematische Untersuchung der einzelnen Bänke auf ihren Inhalt an Versteinernngen. Diese Methode hat auch für das hier in Frage stehende Gebiet zu schönen Resultaten geführt und ist die einzige, welche überhaupt zu eiuwaudsfreien Schlüssen führen kann. Die Gliederung der Devonschichten bis hinab zu den sog. Goslarer Schiefern, auf welche die Untersuchungen noch nicht speciell ausgedehnt wurden, gestaltet sich nach den Ergebnissen meiner Arbeiten wie folgt. I. Oberdevoii. 1. Clymenienkalke. Hellblaugraue, untergeordnet etwas dunklere, makroskopisch dichte Kalke, vorwiegend Knotenkalke, besonders nach oben stellenweise schon den Uebergang zu Kalk- knotenschiefern bildend, seltener reinere Bänke enthaltend. Die Kalke enthalten überall Versteinerungen, aber nur an einzelnen Punkten finden sich dieselben zahlreicher. Besonders zu nennen sind verschiedene Arten von Clymenia (n. A. C. annulata^ cf. lae- vigata , undulata u. A. m.), Goniatiten (u. A. G. Bronni) , Ortho- ceren, Cyrtoceren, Pliacops cryptophthalmus , Posidonia venusta, Loxopteria dispar, andere grosse Zweischaler, Bucliiola retrostriata und palmata, sowie vereinzelte glattschalige Brachiopoden. 2. Intumescens-Kalke. Gleichfalls hellblaugraue, makro- skopisch dichte plattige Kalke, oft mit Schwefelkiesfünkchen und Knöllchen, meist reiner als die Clymenienkalke, nur untergeordnet als Knotenkalke entwickelt. Sie enthalten Goniatites intumescens, G. multüobatus , G. calctdiforttm, G. auris, Orthoceren, Go»qjho- XXVII ceraa subf uniforme ^ Phacops laeols A. K. , Dechenella^ Buehiola retrostriata, B. palniata, Cardiola concentrica u. A. in. Dicht über ihrer unteren Grenze treten schwarze, kehlige Schiefer auf, welche dünne Lagen eines schwarzen Kalkes ent- halten, der neben schlechten Goniatiten besonders Buehiola anguli- fera führt. Es ist dies der »Goniatitenkalk« A. IvOEMEr’s aus dein Kellwasserthale N. Altenau, welcher auch im Kellerwalde und im rheinischen Devon in derselben Lagerung anftritt. II. 3Iitteldevoii. 3. Helle, bl au graue, seltener etwas dunklere dick- bankige, zum Theil grosslöcherig verwitternde, weniger dichte Kalke, nur wenige Meter mächtig. Sie sind nicht gerade ver- steinernngsarm , aber die Versteinerungen sind meist schlecht er- halten und schwer aus dem oft krystalliuischeu Gestein herauszu- präparireu. Am häutigsten sind ziemlich dicke Crinoideustiele, ausserdem finden sich Orthoceren, Phacops ap. u. A. Dem Gestein nach stamint aus ihnen auch der von A. Halfar als G. Dannen- bergi bestimmte Gouiatit, welchen ich a. a. O. S. 87 als G. dis- cotdes Waldschm. angesprocheu habe. Jedoch hat sich beim Ver- gleich besseren Materials von dieser Art die Annahme als unzu- treffend erwiesen, es liegt vielmehr höchst wahrscheinlich eine Form aus dem Formenkreise des Agoniatites incoyistuns Phill. vor, wie derselbe von E. Holzapfel (Das obere Mitteldevou im rheinischen Gebirge S. 55 ff.) umgrenzt worden ist. In diesen dickbankigen Kalken treten dünne Platten eines schwarzen Kalkes auf, welche ganz erfüllt sind mit Exemplaren eines kleinen glatten Brachiopods (cf Terebratula pumilio A. Koemer). Es sind dies A. Denckmann’s für die Kalke mit G. diseoides leitende »Brachiopodeuplatten«. An der unteren Grenze der Kalke linden sich weiter dünuplattige dunkle kry- stallinische Kalke, welche besonders Posidonia hiaiui Waldschm. enthalten. Diese Kalke treten am Kellerwalde nach Denckmann’s Untersuchungen au der Basis der Kalke mit G. (fccwVfe Waldschm. auf und sind in gleicher Lagerung auch bei Günterod, Bicken u. s. w. vorhanden. Kayser und Holzapfel haben für sie den Namen XXVIII »Oclershäuser Kalke« in die Literatur eingeführt. Mit Rücksicht auf das Vorkommen dieser Kalke und das Auftreten der »Brachio- podenplatteu« müssen die dickbaukigen hellen Kalke dieser Zone mit den Kalken mit G. dincoides parallelisirt werden, obwohl der bezeichnende Gouiatit vorläufig noch nicht nachgewiesen ist. 4. Unter den eben besprochenen folgen vorwiegend dunkel- blaugraue, zähe krystalliuische Knollenkalke in milden, dickbaukigen, dunkelgrauen, verwittert oft grünlich-grauen un- reinen, sandig -kalkigen Schiefern. Die Grösse der Kalkkuollen schwankt sehr. Oft bilden sie baukartige Linsen von 0,3 Meter Durchmesser, andererseits kann ihre Grösse von der eines Brod- laibes bis zu Nussgrösse hei-absinkeu. Sie enthalten eine ziemlich reiche Fauna. Es finden sich Phacopa hreviceps, cf fecundus^ Acidaspis^ Ci/phaspis, nantiline Goniatiten (schlecht erhalten), Orthocereu, Atdopora, Eiuzelkorallen und oft zahllose Crinoideu- stielglieder. Die Schiefer enthalten dieselben Versteinerungen. Petrographisch und, soweit eine Untersuchung bislang möglich war, auch faunistisch stimmen sie durchaus mit den Kuollen- kalken der Ense bei Wildlingen (= Günteroder Kalke Kayser’s und Holzapfel’s) überein. Es fragt sich iudess, ob sie der Ge- sammtheit derselben entsprechen. Unter ihnen folgen nämlich 5. die sog. Goslar er Schiefer, vorwiegend ebenflächige, düunblättrige Schiefer mit eiugelagerten Bänken und Knollen eines blaugrauen, fein geschichteten, leicht springenden Kalkes. Die Schiefer und Kalke führen verkieste und verkalkte Ver- steinerungen: Goniatites circunißeicifei\ G. lateseptatus ^ G. Jugleri u. A., Bactrites^ Orthoceren, Buchiola digitata, Phacops breviceps, Einzelkorallen, Favosites u. A. m. Hervorzuheben ist besonders, dass in den »Goslarer Schiefern« in der Schalke Goniatites gracilis v. Meyer (= com- pressus Beyr.) zweifellos vorhanden ist. Es gewinnt also , was auch aus mehreren anderen Anzeichen geschlossen werden kann, den^Anschein, als wäre innerhalb der »Goslarer Schiefer« auch die tiefere Zone der Wissenbacher Schiefer, wie sie z. B. am Grünsteinzuge (Hutthaler Widerwaage, Ziegeuberger Teich u. s. w.) vorhanden ist, vertreten. Mit Rücksiclit auf den Umstand, dass XXIX die »Goslarer Schiefer« in der Schalke zweifellos über den Calceola- Schichten liegen, unter denen erst die Uebergangszone zmn Uuterdevon folgt, gewinnt das Voi’koininen von Mimoceras gracile in ihnen ein um so höheres Interesse, als Kayser und Holzapfel die Schiefer und Kalke (Ballersbacher, Greifensteiuer Kalk), welche ini rheinischen Devon diese Art führen, mit der unter den Eifeier Calceola-Schichten liegenden Cultrijugatns- Stufe parallelisireu. Die Untersuchungen des kommenden Sommers werden sich auch mit der Lösung dieser Fragen zu beschäftigen haben. Lieber den devonischen Kalken folgen meist unmittelbar Culm- schichteu. Nur an zwei Stellen wurden über ihnen noch eigen- thümliche Tentacnliten-führende Schiefer mit dünnplattigen, glim- merreichen Qnarzitbänkchen angetroften. Doch sind hier die Auf- schlüsse so mangelhaft, dass ein sicherer Schluss, ob thatsächlich Schichten des jüngsten Gberdevon , A'ertreter der »Auenberger Schichten« A. DENCKMANNä, vorliegen, vorläufig nicht möglich ist. Echte Cypridinenschiefer wurden in dem untersuchten Gebiete nicht gefunden, sie treten in geringer Mächtigkeit zuerst SW. des Riesenbachthaies, zwischen diesem und dem unteren Schalkei* Thale auf, anscheinend im Hangenden der Clymenienkalke. Die Tektonik des untersuchten Gebietes ist durch die peinlich genauen Aufnahmen A. Halfar’s klargelegt worden; in dem von ihm untersuchten Theile desselben konnte Neues in dieser Beziehung nicht erbracht werden. Dagegen gestaltet sich die Darstellung des östlich der Oker gelegenen Gebietstheils in Bezug auf die Devonvorkommen anders, als es die von A. V. Groddeck herrühreuden älteren Aufnahmen erkennen Hessen. Es gilt dies insbesondere von der Umgebung des unteren Lange- thaies am Ahrensberge. Die Karte giebt hier (vergl. die Lossen- sche Uebersichtskarte) drei isolirte inselfönnige Vorkommen von Oberdevon im Culm an. Es hat sich nun herausgestellt, dass dieselben nicht durch Culm getrennt werden, sondern dass viel- luehr ein durch Verwerfungen begrenztes kleines zusammen- hängendes Devongebiet vorhanden ist. Die Untersuchung wird zwar durch die schon deutlich erkennbaren Wirkungen der Granit- XXX Contactinetamorphose erheblich erschwert, trotzdem Hess sicli aber der Nachweis führen, dass alle Devonhorizoute bis hinab zum Goslarer Schiefer vorhanden sind. Besonders instructiv sind die Verhältnisse an der NW. -Endi- gung des Forstorts Schadlehen, in der Ecke zwischen Oker und Langethal. Es liegt hier ein verlassener Steiuhruch, welcher einen guten Aufschluss gewährt. In dem Steinbruche beobachtet man zunächst einen kleineren und einen grösseren Sattel von Kalken, welche auf Culmthon- schiefer aufgeschoben sind. Die letzteren stehen unmittelbar im NW. an. Der obere Theil des Hauptsattels besteht aus dünuplattigen Intumescens- Kalken, welche diesen Goniatiten auch führen. Der untere Theil des HauiAsattels und der kleine Nebensattel, dessen hangender Theil abgebaut ist, bestehen aus den hellen dickbankigeii Kalken des obersten Mitteldevon. Im Kern des kleineren Sattels fanden sich die Schichten mit Posidonia Idans. Im SO.-Stosse des Steinbruchs ist eine Verwerfung sichtbar, längs welcher auf den Hauptsattel eine von NW. nach SO. wie folgt zusammen- gesetzte Schichtenfolge aufgeschoben ist: Helle Kalke des oberen Mitteldevon, Dunkle Knollenkalke, Goslarer Schiefer. An die Goslarer Schiefer stösst weiter im SO. eine kleine Klippe von Knotenkalk, der sich durch seine Versteinerungen als Clymenienkalk erwies. Auf diesen folgt anscheinend Cuhn und dann eine W. — O. -Verwerfung, welche das ganze Devonvor- kommen nach S. abschneidet. Der wegen der öitlicheu Verhältnisse schwierig zu unter- suchende Kalkfelsen bei Ivohmkerhalle scheint gleichfalls keinen einfachen ans Culmschichten auftaucheuden Luftsattel darzustellen. Die Untersuchungen sind hier jedoch noch nicht abgeschlossen. Klockmann: Mittheilung über Aufnahmen im Oberharz. Meine diesjährige Aufnahme hat sich in der Hauptsache auf das nordöstliche Viertel des Blattes Seesen beschränkt, d. h. auf den südwestlichen, von der Innerste durchschnittenen Theil des XXXI grossen Oberliarzer devonisclieiiLnftsattels, und sich somit ini Gegen- flügel des von A. Halfar und M. Koch aufgenommenen Oker- Gebiets bewegt. Zur Klarlegung der bisher noch nicht genügend erkannten, überaus verwickelten Lagerungsverhältnisse in dem be- treffenden Gelände bedurfte es einer vollständigen Neuaufnahme, und wenn diese auch in dem verflossenen Sommer nicht zu Ende geführt werden konnte, so ist doch ein wesentlicher Fortschritt in der Entwirrung des von zahlreichen Störungen heimgesuchten tektonischen Baues gemacht worden, deren Bedeutung über das in Rede stehende Gebiet hinausgeht. Die wichtigsten und erwähnenswerthesten Ergebnisse sind im Nachfolgenden kurz zusammeugestellt: 1. Neben einer Reihe treppenartig verwerfender Querspalten, welche mit allen formalen Eigenschaften des Oberharzer Spalten- systems ausgestattet sind und an Zahl nicht zurückstehen gegen die von A. Halfar und M. Koch kartirteu des Oker - Gegen- flügels, sind es besonders mehrere streichende Verwerfungen in dem Gebiet, deren Feststellung in Folge einer geringeren strati- graphischen Monotonie, als es sonst im Oberharz der Fall ist, er- möglicht wurde. Der unsymmetrische Bau einzelner Falten mit Unterdrückung gewisser Schichtenglieder, das Hindurchragen oft nur wenige Meter breiter Streifen devonischen Gebirgs durch Culm, die scharfe, im Generalstreichen verlaufende Abgrenzung schwebender Schichten gegen steil aufgerichtete — alles das findet die unge- zwungenste Erklärung in der Annahme streichender Verwerfungen. Eine weitere Begründung der von mir verzeichneten streichenden Verwerfungen sowie eine Darstellung ihrer Eigenschaften und Kennzeichen im Allgemeinen hoffe ich demnächst in diesem Jahr- buch geben zu können. 2. Der Kleine Bromberg gegenüber der Lautenthaler Hütte ist seit Alters her als der reichste Fundpunkt von Versteinerungen aus dem Posidonienschiefer bekannt. Zu diesem Fuudpunkt sind im Laufe des letzten Sommers wohl noch ein Dutzend anderer, nicht minder reicher hinzugekommen. Weit wichtiger ist es aber, dass an der Chaussee Lautenthal- XXXII Wolfshageii in Kalken, die anscheinend mitteldevonisclien Scliiefern eingelagert sind, sich eine Fauna gefunden hat, die bei systematischer Ausbeute, wie ich sie im nächsten Jahr vorhahe, eine grössere Ausbeute verspricht. 3. Unter den von v. CtRODDECK als Kersantit beschriebenen Gesteiusgäugen ist es mir gelungen, eine quarzführende Varietät, einen echten Quarzporphyr — den ersten des Oberharzes — aufzufindeu, der durch einen neu angelegten, um den Kleinen Trogthaler Berg sich windenden Pfad in losen Blöcken blossgelegt worden ist. 4. Zu dem merkwürdigen Vorkommen von Mangankiesel im Schebenholz bei Elbingerode gesellt sich nun auch ein ganz gleich- artiges Vorkommen am Oberharz. In den Kieselschiefern am Südgehänge der Steinbergskappe linden sich fussdicke, concordant eingelagerte Bänke eines dichten , röthlich - weissen bis grauen »Mangankiesels«, dessen Zusammensetzung nach einer vorläutigen, im Laboratorium der Clausthaler Bergakademie durch Herrn Erb- rich ausgeführteu Analyse die nachstehende ist. MnO . . . . . . 32,251 CaO . . . . . . 0,477 MgO . . . . . . 0,910 CO., . . . . . . 18,097 Si02 . . . . . . 49,009 Sonst . . . . 0,756 101,500 Dieses eigenthümliche Mangauvorkommeu ist gleich merk- würdig für die umschliessenden Kieselschiefer, als deren petrogra- phische Varietät es aufzuflissen ist, wie als Typus einer geschich- teten Manganerzlagerstätte, dem übrigens gewisse abbauwürdige Vorkommnisse aus Wales und den Pyrenäen auzugehören scheinen. A. VON Koenen: Mittlioilung über Aufnahmen auf den Blättern Jühnde, Freden und Alfeld. Auf Blatt Jühnde ist Basalt und Tertiärgebirge bedeutend weiter verbreitet, als die vorhandenen Karten angeben; so sind XXXITI iin riedeinüudoner Stadtwalde auch der »Grosse Kopf« und der »Kleine Kopf« Kuppen von Feldspathbasalt, und eine dritte Kuppe liegt südwestlich vom Grossen Kopf, am Waldrande; ebenso ziehen sich Basaltdecken und Kuppen gegen 2 Kilometer von S. nach N. westlich von Bühren vorbei. Hier, sowie am Hohe- hagen, Hengeisberg, Brunsberg und Dransberg, am Brackenberg und Steinberg bei Meensen, südlich von Atzenhausen, am Staufen- berg bei Wiershausen und endlich am Schäferhof und Cattenbühl tinden sich mehr oder minder ausgedehnte Tertiärbildungen. West- lich vom Forsthaus Cattenbühl konnte als unterstes Glied der- selben marines Ober - Oligocän nachgewieseu werden, darüber lockere Sande und Quarzite. Die Tertiärbildungeu haben ehemals aber wohl das ganze Gebiet eingenommen und sind grösstentheils später foi’tgeführt worden. Als Reste dieser Decke sind anzusehen Quarzitblöcke, welche sich sehr verbreitet finden, in grösserer Menge besonders an einzelnen Stellen auf der westlichen Hälfte des Blattes auf Buutsaudstein, Röth oder Muschelkalk. Sie sind dort nicht selten von umgelagertem Tertiärsaud begleitet, welcher, bis zu 1 Meter und mehr mächtig, das eigentlich anstehende Gestein oft vollständig ver- hüllt und eine bisher auf unseren geologischen Karten nicht auge- weudete Signatur »zur Diluvialzeit umgelagertes Tertiär« erfordert. E. Kayser: Mittheilung über Aufnahmen im Dillen- b u r g i s c h e n . Die Aufnahme- Arbeiten des letzten Sommers bewegten sich in der Hauptsache im Rahmen des Blattes Ballersbach, das bis auf einen kleinen, am nördlichen Rande liegenden Theil be- endigt wurde. lieber die Ergebnisse dieser Arbeiten sei hier Fol- gendes mitgetheilt. Wie schon im vorjährigen Berichte erwähnt, wird das Blatt in nahezu diagonaler Richtung von SW. nach NO. von einem breiten, die höchsten Erhebungen des Kartengebietes in sich schliesseuden Zuge unterdevouischer Schichten durchsetzt, der die Scheide zwischen der sich südlich anschliessenden Lahnmulde und der nördlich angrenzenden Dillmulde bildet. Tektonisch stellt Jahrbuch 1894. XXXIV dieser Zug einen grossen, einseitig gebauten Lnftsattel dar: wäh- rend im S. auf die den Sattelkern bildenden, harten Granwacken- saudsteine der Uutercoblenzstufe in regelmässiger Reihe zuerst Obercoblenz-Schiefer , dann mitteldevouische Tentaculiten-Schiefer und darauf Oberdevon mit mächtigen zugehörigen Diabasdecken folgen, so stossen am nördlichen Rande des Sattels, infolge einer hier verlaufenden streichenden Verwerfung oder richtiger Ueber- schiebung, die Untercoblenzschichten unmittelbar mit weit jüngeren, mittel- und oberdevonischen Gesteinen zusammen. Sehr auffällig ist die Verschiedeidieit des Schichtenbaues im N. uud im S. des Sattelzuges. AVährend nämlich im N., in der Dillmidde, die Schichten fast ausnahmslos steil aufgerichtet sind und eine Reihe schmaler, eng zusammengepresster Falten bilden, so herrscht im S. bis weit über den südlichen lland des Blattes hinaus eine flache bis nahezu wagerechte Lagerung, die unter Anderem in dem Ver- laufe der zahlreichen Grauwackeneiulageruugeu der Teutaculiteu- schiefer, die abweichend von der sonst maassgebenden nordöst- lichen Streichrichtung in den verschiedensten Richtungen als lange schmale Bänder sich um die Berge herumziehen, deutlich hervor- tritt. Eine zweite grosse Ueberschiebungslinie scheint im S. der Karte vorhanden zu sein. Sie fällt zusammen mit dem Auftreten des Schalsteins, der bei Ehringshausen beginnt und sich als eine, mächtige, zusammenhängende Decke flach liegender Schichten nach S. und O. über grosse Theile der Blätter Braunfels, Wetzlar und Rodheim ausdehnt. Im N. des grossen Unterdevonsattels finden sich noch einige weitere, aber viel unbedeutendere Ueberschie- bungen. Neben diesen streichenden Störungen sind auf dem Blatte auch eine ganze Reihe von Querverwerfungen vorhanden, die z. Th. auffällige Zerreissungen und Verrückungen der Schichten bedingen. Das auffällige Zusammenfällen vieler dieser Querspalten mit Thalzügen verdient noch besonders hei’vorgehoben zu werden. Von anderen neuen Auffindungen sei erwähnt 1) eine kleine Partie von Culm mit bezeichnenden Versteinerungen bei Bech- lingen — das südlichste, bis jetzt bekannte, unzweifelhafte Culm- Vorkommen des Dillgebietes, und 2) eine Partie von Iberger Kalk, die am Schwanzberge unweit Asslar angetroffen wurde. XXXV lu dei’ Crabel zweier Verwerfungen liegend, stellt sie einen steil aus dem Tlialgrunde aufsteigenden Klotz von ungeschichtetein Korallenkalk dar, der von tlachliegendem Cypridinenschiefer und ockerigen Plattenkalken unterlagert wird. Dies neue Vorkommen von Oherdevonkalk bildet ein bemerkenswerthes Bindeglied zwischen den ähnlichen ausgedehnten Vorkommen von Breitscheid und Erd- bach (Bl. Herboru und Dillenbnrg) und den ebenfalls wenig um- fangreichen Partien von Iberger Kalk im Bieberthale (auf dem öst- lichen Nachbarblatte Kodheim). Von Beobachtungen in dem Bereiche des Blattes Rod- heim sei einmal erwähnt die Auffindung einer bezeichnenden oberdevonischeu ßrachiopodenfauna im Kalk von Bieber, die zu- sammen mit oberdevonischeu Korallen den Beweis liefert, dass diese bisher den Striugocephalen - Schichten zugerechueteu Kalke zum grossen Theil ein jüngeres, dem Iberger Kalk entsprechendes Alter besitzen. Ferner ist von Interesse der sichere Nachweis, dass die grosse Kieselschiefermasse des Düusberges nicht dem Culm angehört, sondern eine Einschaltung im Teutaculitenschiefer darstellt und somit mitteldevouischen Alters ist. Wir haben es hier mit Kieselschieferu zu thun, die den mächtigen mitteldevo- uischeu Hauptkieselschiefern des üuterharzes entsprechen. Holzapfel: Bericht über die Aufnahme-Arbeiten in der Gegend von Wetzlar. Die gefalteten Schichten des Untergrundes der Blätter Wetzlar, Brauufels, Weilmünster und Weilburg gehören ganz vorwiegend dem Devon au, welches mit seinen 3 Abtheiluugen vertreten ist. Aeltere Uuterdevou- Schichten, und zwar Uuter-Coblenz mit Por- phyroideu, finden sich nur in dem südlichen Theile von Blatt Weilmünster. Ober-Coblenz dagegen ist verbreitet. Es besteht aus rauhen, glimmerreichen Grauwacken, gelegentlich mit Quarziten. Versteinerungen sind verbreitet, besonders auf Blatt Weilmünster; eine gute Fundstelle befindet sich bei Kröfielbach. Das Mitteldevon beginnt mit feinspalteuden Thonschieferu, die namentlich in dem Profile des Weilbachthales eine mächtige Entwickelung zeigen, und hier vielfach Dachschieferlager ein- XXXVI schliessen. Von Versteinerungen findet man fast nur Styliolinen und Tentacnliten. Nach N. und O. hin, auf den Blättern Braunfels und Wetzlar, werden die Schiefer vielfach unrein, durch Aufnahme von Diabasmaterial und Kalk, sie haben oft eine ockergelbe Farbe, werden schalsteinartig und enthalten Ein- lagerungen eines hell-gelbgrün gefärbten Schalsteines. Kalk- knollen und knollige Kalke sind häutig. Die Schiefer ent- halten stellenweise zahlreiche Versteinerungen, besonders bei Oberbiel, Leun, Naundorf etc. Die Fauna enthält neben zahl- reichen Brachiopoden des älteren eifeier Mitteldevon (namentlich Rhynchonella Orbigniji) viele Trilobiten der böhmischen Etage F2, Bronteiis Dormitzeri, Br. speciosus., Bhacops fecundus, Acidaspis pigra, Bjvetus Loveni etc. Von Ammouitiden fand sich nur Binacites Jugleri. In den Knollenkalken dagegen, welche vor- wiegend in der oberen Abtheilung des unteren Mitteldevon liegen, besonders bei Herrmannstein, Klein-Altenstätteu, Asslar etc., er- scheinen Cephalopoden häufiger, namentlich: Agoniatites verna Barr., Agon, bicanaliculatm Sandr., Binacites Jugleri u. a. Hell- graue Kuollenkalke an der Basis des Mitteldevon bei Leun lieferten namentlich Anarcestes Uiteseptutus und IJereoceras subfubercidatum. Ueber dieser Zone von Schiefern mit Knollenkalken folgt mächtiger Schalstein, der sog. ältere Schalstein, der gelegentlich Einlagerungen von Korallen- und Crinoidenkalken enthält. Zu diesen gehört das bekannte Vorkommen von Grube Haina bei Waldgirmes. Der ältere Schalstein wird überlagert von dem Masseukalk mit Strmgocephalus Burtini. Derselbe tritt in mehreren Zügen auf, von denen einige eine bedeutende Erstreckung haben. Der Massenkalk ist als Riti'kalk nur eine örtliche Bildung, und au anderen Stellen, namentlich in dem Gebiet südlich der Lahn, wird er vertreten durch Plattenkalke, Kuollenkalke, Thon, Wetz- und Kieselschiefer. Diese Gesteine sind bisher entweder zum Culm, oder, wie die Kalke, zum Oberdevon gerechnet worden. Die Knollenkalke sind vielfach in Kotheisensteiu umgewaudelt worden. Ein grosser Tbeil der Rofheisensteinlager der Gegend von Wetzlar und Weilbiu-g hat daher das gleiche Alter wie die Eisensteine xxxvir der Gegend von Brilon. Ein anderer Theil ist oberde vonisc h und endlich kommen auch solche vor, die im älteren Schälstein liegen und demgemäss in die untere Zone der Stringocephalen- Stufe zu stellen sind. Das Oberdevon hat auf den Blättern Brauufels und Wetzlar nur eine geringe Ausdehnung. Es besteht vorwiegend aus roth und grün gefärbten Cypridinenschiefern, die an der Basis vielfach Kalkkiiollen lühren, welche oft zu linsen- förmigen Flaserkalken zusammsciiliessen. Wo diese Versteine- rungen führen, entlialten sie die Intumescens-Fauna. Oberde- vonische Schälsteine sind ziemlich verbreitet und liegen stets unter den Cypridinenschiefern. Kalkeinlagerungen in ihnen sind vielfach in Rotheisenstein umgewandelt. Auf Blatt Weilburg hat das Oberdevon eine erheblich grössere Ausdehnung, und sind hier auch die Kalke mächtiger und häutiger. Sie finden sich auch in höherem Niveau, beson- ders in der Umgebung von Weiltuirg, wo sie an mehreren Stellen reichlich Versteinerungen, namentlich Clymenien, führen. — Das Alter der auf der V. DECriEN’schen Karte als tlötzleerer Sandstein bezeichneten Grauwackeugesteine, welche namentlich auf Blatt Wetzlar eine grosse Verln-eitung haben, ist noch nicht ganz sichergestellt. Es sind vorwiegend grobe Arkose- Grau- wacken, hin und wieder mit eingelagerten dünnblättrigeu Schiefer- thonen. An einigen Stellen kommen solche Grauwacken als Einlagerungen in den Thonschiefern des älteren Alitteldevon vor. Dies zeigt sich besonders deutlich in dem Profil am Heisterberger Ilof auf Blatt Braunfels. Andrerseits aber scheint eine sehr ähnliche Grauwacke discordant auf verschiedenen Schichten des Devon zu ruhen. Diese würde demnach carbonischen Alters sein. Es ist indessen bisher noch kein Alerkmal aufgefunden, nach dem mau in dem weiten Grauwackengebiete südlich von Wetzlar eine carbonische von einei- mitteldevonischen Grauwacke trennen könnte. Die Eruptivgesteine der Gegend sind ganz vorwiegend diabas- artig, zeigen aber eine sehr verschiedenartige Ausbildung. Palaeo- pikrit wurde nur an einer Stelle auf Blatt Braunfels bei Tiefeu- bach beobachtet. Porphyre sind ziemlicdi verbreitet, aber nicht sehr mächtig. XXXVIII Vorwiegend sind es quarzarme Keratophyre, wie die Yorkoinmeu bei Wetzlar am Hauserberge, bei Herrmannstein, Oberbiel, Weil- burg, Graeveueck etc. Quarzreiclier Porphyr wurde nur an einer kleinen Kuppe bei Burgsolms aufgefunden. Zum Porphyr gehörige Schälsteine, sei’icitische Tuffgesteine, kommen selten vor, so am Himberg bei Wetzlar und zwischen Graeveneck und Wirbelau auf Blatt Weilburg. Von jüngeren Eruptivgesteinen treten nur Basalte auf, von denen einige bisher nicht verzeichnete Vorkommen entdeckt wurden, so eins zwischen der Leuner und Bieler Burg auf Blatt Braun- fels und ein anderes bei Kirschhofen auf Blatt Weilburg. Die Lagerung der Schichten ist im Allgemeinen eine normale, das Streichen liegt in h. 3 — 4. Nur in der Gabel zwischen Dill und Lahn, nördlich von Leun und Niederbiel zeigt sich auf grössere Strecken auch ein abweichendes Streichen in h. 9. Die Aufnahmen in der Aachener Gegend. Durch die Aufnahme -Arbeiten wurde festgestellt, dass die seit langem in den Kohlenmulden bekannten Querstörungen sich noch weit nach S. hin in die älteren Schichten verfolgen lassen. Es scheint sich bei ihnen vorwiegend um Senkungen des Hangen- den, ohne gleichzeitige Seiteuverschiebung zu handeln. A. Leppla: Ueber Schuttbildungen im Bereich des * Taunusquarzits innerhalb der Blätter Morscheid, Ober- steiu und Buhlenberg. Die ausserordentliche Verbreitung von Quarzitschutt an den Gehängen des Hochwaldes war bereits von H. Grebe aut den veröffentlichten Blättern der Hermeskeiler Gegend einer be- sonderen Darstellung gewürdigt worden. Gewisse Fragen jedoch über das Alter und die Entstehung ausgedehnter Schuttmassen, vornehmlich aber die Beziehungen zu einer von verschiedenen Seiten behaupteten ausgedehnten Verbreitung der Glacialwirkuugen in den deutschen Mittelgebirgen veraulassten neuerdings ein tieferes Eingehen auf diese jüngsten Bildungen. XXXIX Die Bildung grosser Sclmttmasseu an den Gehängen wird in erster Linie durch den Gegensatz in der Abtragungs- und Ver- witteruugsfähigkeit zwisclien dein schuttbildenden und dem über- schütteten Gestein bedingt. Im Hochwald tritt dieser Factor be- sonders kräftig hervor. Die rücken- und riti'bildenden Quarzite und quarzitischen Sandsteine des Unterdevons widerstehen den abtragenden Einflüssen der chemischen Veränderung, der Lösung und der mechauischen Lockerung und Zertrümmerung ausserge- wöhnlich stark, die begleitenden milden Thonschiefer der Stufen der bunten Phyllite und der Hunsrückschiefer dagegen bezeugen ihren geringeren Widerstand vorzugsweise gegen mechanische Ver- änderungen, aber auch gegen chemische Umwandlung schon durch ihre sanfteren und flachwelligen Oberflächenformen. Es mag hier gleich erwähnt werden, dass die Quarzite der südöstlichsten Rücken, also diejenigen vom Weissfels-Beilstein-Gebück-Wähleu- stein-Hatgenstein sowie vom Riugberg-Dollberg-Vorkastell-Schwan- delskopf-Weisselstein (Bl. Buhlenberg) und diejenigen vom Panue- fels-Festung-Katzenloch-Wildenburg-Mörschieder Burr (Bl. Ober- stein) durch eine grössere Festigkeit sich auszeichneu, welche aut einen grösseren Gehalt an quarzigem Bindemittel zurückzuführen ist. Die damit in Beziehung stehende Wiederverkittung der durch Absonderung zertrümmerten Gesteinsbrocken durch zahlreiche Gänge und Adern von Milchquarz vermehrte die Grösse der Blöcke und ihren Widerstand gegen mechanische Einflüsse. Die mehr sand- steinartige Beschaffenheit der Quarzite der nordwestlichen Rücken Q vom Saudkopf-Ruppelstein (Bl. Bnhlenberg), vom Steiukopf-Riugel- kopf, Erbeskopf und der südwestlichen Verlängerung des Idar- waldes über Forsthaus Deuselbach gegen Malboru zu (Bl. Mor- scheid), sowie Mangel an späterer Verkittung der durch Ab- sonderung in kleine Trümmer zerlegten Quarzite beschränken die Blockbildung derselben sehr bedeutend. Auch die Lagerung der Schichten ist nicht ohne Einfluss auf die Blockbildung. Die Quarzite der SO. -Rücken stehen meist *) Die oberflächliche Verwitterung der Quarzite liefert an manchen Stellen einen lockeren Sand. sehr steil und auf dem Kopf. Ihre Oherflächenformen sind daher sehr häufig lange mauerartige Rifie und Grate, an deren Fuss die abgestürzten grossen Blöcke Schutthalden bilden. Die quarzitischen Sandsteine der mittleren und nordwestlichen Höhenzüge zeigen weniger steile Böschungen und sind im Durchschnitt flacher ge- lagert. Die Riff- und Schuttbilduug wird auch hierdurch ge- mindert. Die von den Steilgehängen des Quarzites abstürzeuden Blöcke sammeln sich zunächst in grosser Zahl auf den angrenzenden Thonschieferflächen an und von hier aus gerathen sie in’s Gleiten. Der Thonschiefer giebt bei seiner Verwitterung einen thonigen Boden, welcher im feuchten Zustand eine gewisse Plasticität be- sitzt und so das Gleiten der schweren, compacten Quarzitblöcke, die über 1 Cubikmeter Rauminhalt fassen, begünstigt. Die Rich- tung der Abwärtsbewegung der Blöcke wird durch die Iflnie des stärksten Gefälles vorgeschrieben und ihre Geschwindigkeit richtet sich nach dem Grad der Neigung des Abhanges. Auf den steileren Böschungen sammeln sich die Blöcke seltener an als auf den flachen. Dort tritt daher die Schieferunterlage häufig zu Tag, hier häufen sich die Schnttinasseu zu selbständigen Ablagerungen von mehreren Metern Mächtigkeit an. Die Quarzitrücken bilden die Wasserscheide zwischen Mosel und Nahe und somit fallen ihre Gehänge mit den obersten Thal- abschlüsseu der Quellgebiete (Thalbeginne) zusammen. Auf die kessel- und wanueuförmigen Thalaufäuge folgt in der Gliederung des Thallaufes zunächst abwärts die Erosionsstrecke, indem die Seiteugehänge derselben sich einander nähern und einen V-förmigen Durchbruch zwischen sich lassen. Die abwärts gleitenden Schutt- massen stauen sich nun vor den zu einem Engpass zusammeu- tretenden Gehängen und bilden so in den Thalanfängen nach unten gegen die Erosiousstrecke sich rasch verschmälernde, oben sehr breite Schuttlappeu oder -Ströme. Ihrer Form und ihrer Ent- stehung nach unterscheidet sich die ganze Erscheinung durcliaus von den sogen. Schuttkegeln an den Steilgehängen und am untern Ende der Erosionsstrecken. Solche Schuttlappen von spitzer Endi- gung lassen sich in den Thalbeginnen der nach der Nahe gerich- teteii Zuflüsse des Gebietes überall mit grosser Deutlichkeit er- kennen, besonders dann, wenn sie unbewaldet sind und die grossen Quarzitblöcke aus den Wiesen oder aus dem Ackerfeld überall bervorragen. Die stromartige Form der Schuttmassen tritt dann von den Seitengehängen gesehen besonders deutlich hervor. Frei- lich erlauben diese Blockfelder in den seltensten Fällen eine andere Bewirthschaftuug als Waldbau. Sehr gut prägt sich der bewal- dete Schuftstrom von Lautschied und Hinzhausen in dem Nieiler- schlagsgebiet des Götzenbaches, westlich Brücken (Bl. Buhlenberg) aus. Die seitliche Begrenzung gegen das untere spitze Eiuh' ist durch scharf gegen den Schuttstrom absetzeude Rücken von Huns- rückschiefer und Unterem Rothliegenden sehr deutlich; ebenso in dem breiten und flachen Thalbeginu des Schemelsbaches, »Struth« genannt, südlich Rinzenberg (Bl. Buhlenberg), ferner in den Thälern bei Leisel und in den oberen Zuflüssen des Siesbaches und des Ober - Wörresbacher Wassers zwischen Herboru und Mörschied (Bl. Obersteiu) und au vielen anderen Orten. Die gegen die Nahe gewendeten Schuttströme haben eine grössere Flächenausdehuung (oft 3 — 4 Quadratkilometer) als die gegen die Mosel gerichteten. Die spitzen unteren Enden der Schuttströme und damit auch die einzelnen Quarzitblöcke entfernen sich bis zu 3 Kilometer vom Anstehenden. Sind die flachen Abhänge der an die Quarzitrückeu unmittel- bar augeschlossenen Thouschiefer nicht durch cpier zum Schichten- streicheii gerichtete Thäler gegliedert, sondern breite ununter- brochene sanft geneigte Flächen, so tritt hier das Stromartige der Schuttbeweguug nicht so hervor. Die Sehuttbedeckung ist eine gleichmässige und ungegliederte, z. B. am NW. -Abhang des Wildenburg-Mörschieder-Burr-Rückens. Auch da, wo die einzel- nen Ströme oder Lappen in der Nähe des Anstehenden über die quer zum Streichen von den Quarzitrücken verlaufenden Schiefer- rückeu sich verbinden und in einander übergehen , ist für eine Unterbrechung der Schuttilächen kein Anlass. Soweit eine genauere Begehung der Kammregiou des Hoch- waldes stattfindeu konnte, erwies sich in den meisten Fällen, dass zwischen den Quarzitrückeu besonders im NW. breite Schiefer- XLII streifen unter dem Schutt vorhanden sind und auch an luaucheu Orten zu Tag treten. Die Stufe der Buuten Phyllite tritt in der brei- ten muldenförmigen Einsenkung zwischen dem Rücken vom Erbes- kopf und der Kal)len Heid einerseits und demjenigen von Euchs- stein-Forsthaus-Deuselliach- Schweinsgrubeuberg (Bl. Morscheid), andererseits in mehreren Wasserrissen zu Tag und es besteht sehr grosse Wahrscheinlichkeit, dass sie über die Birkenfeld-Morbacher Strasse nach NO. übergreift und die SO. - Flanke des Idar be- gleitet. Man hat durch die engen Beziehungen zwischen den mul- denförmigen streichenden Einseukuugeu innerhalb der Quarzitrückeu und den sie veranlassenden Thonschieferstreifeu allen Grund, für die flachen Oberflächeusättel im Kamm des Hochwaldes, also bei Hüttgeswasen, ferner bei der »Hängenden Birk« und »Hasselsank« (Bl. Morscheid) ebenfalls einen Untergrund von Thouschiefer an- zuuehmeu. Mangel an Aufschlüssen, starke Beschotterung und dichte Bewaldung verbieten einen sicheren Entscheid. Die Schuttinassen erreichen am unteren Ende der Ströme eine beträchtliche Mächtigkeit, die mehr als 4 Meter in Struth südlich Rinzenberg beträgt. Man sieht hier ihr Material zusammengesetzt aus verschieden grossen, meist etwas kantengeruudeteu Brocken von Quarzit und aus einem sandigen, gelbbraunen Lehm, welcher die Zwischenräume ausfüllt und einzelne gerundete Thonschiefer- brockeii enthält. Das Ganze zeigt keine Spur von Schichtung, die Quarzitblöcke lagern gänzlich regellos auf- und nebeneinander. Die im Bau begriffene Eisenbahnstrecke Hermeskeil -Türkismühle hat den Quarzitschutt zwischen Nonnweiler und Otzenhausen an- geschnitten. Auch hier zeigt sich ein mehrere Meter mächtiger, sehr lehmiger, gänzlich regellos struirter Schutt ohne jede Spur von Schichtung. Die einzelnen Quarzitblöcke, vom Kahlenberg und vom Ring stammend, haben sehr verschiedene Grösse und er- reichen bis 1 Meter Durchmesser. Die Unteilage bilden die grauen Schieferthone und schiefrigen Sandsteine der Lebacher Schichten, deren Material in vereinzelten Brocken im Schutt auch gefunden wird. Die Aussenfläche der Blöcke ist meist rauh und von einer dünnen Brauneisenerzrinde umgeben. Die Gegenwart der leh- migen Zwischeumasse bedarf einer besonderen Deutung. Durch das XLTII Abwärtsgleiten der Qnarzitblöcke auf der durcbfeucbteten Schiefer- oberfläche wird hier eine Art Abtragung dadurch erzeugt, derart, dass von dem gepressten Thonschiefer die zu Tag tretenden Schich- tenköpfe zertrümmert und zerrieben werden und das so verarbeitete Material von den gleitenden Blöcken mitgerissen oder vor ihnen hergeschoheu wird. Ein anderer Theil mag durch Abspüluug des zertrümmerten Schieferuutergruudes zwischen den gleitenden Blöcken in die tieferen Theile des Schuttstromes gelangen. Das Abwärtsgleiten der grossen Blockmasseu äussert auch noch eine andere Wirkung auf die Schieferschichteu. Da wo diese steile Lagerung besitzen, haben die gleitenden Quarzithlöcke die Schieferköpfe zertrümmert, aufgehlättert oder in der Gleitrichtung mit der Böschung gleichlaufend nach abwärts umgebogen. Die Er- scheinung lässt sich vielGch beobachten, z. B. längs der Strasse un- mittelbar unter der unteren Brücke im Katzenloch (Bl. Oberstein) u. a. 0. Gewisse Schiefer, besonders die Dachschiefer, eignen sich besonders zum Hakenwerfeu natürlich niemals, ohne dass au der Stelle der stärksten Krümmung ein Bruch der Schieferplatte erfolgt ist. Das Umhiegeu ohne äusserlich erkennbaren Bruch habe ich im Bereich der festen und spröden Thonschiefer nicht beobachtet. In dem Falle jedoch, wo wie hei Otzenhausen der Quarzitschutt auf den weicheren mehr plastischen Schieferthonen der Lebacher Schichten abwärts gleitet, dürfte das Umbiegen oder Hakenwerfeu der aufgerichteten Schichten hei starker Durchfeuch- tung ohne deutlich erkennbaren Bruch erfolgen. Die Umbiegung der Schichten au der Oberfläche vollzieht sich ebenso wie das Gleiten des Schuttes in der Gegenwart und wesentlich dann, wenn die unterlageiaiden Thouschiefer und Schieferthoue eine stark geneigte Lagerung besitzen und die Schuttmassen durch besonders grosse Blöcke einen beträchtlichen Druck auf ihre Unterlage aus- üheu. Eine starke Neigung des Abhanges ist nicht erforderlich, um das Gleiten zu erzeugen. Abhänge im Thonschiefer von 2 — 30 Böschungswinkel sind mehrere Kilometer weit vom An- stehenden mit Quarzitblöcken bedeckt. Die Bewaldung erzeugt eine starke Befestigung des Bodens und damit auch eine Ver- minderung der Gleitgeschwiudigkeit. Doch widerstehen hei an- XLIV dauernder und starker Durchfeucht img des Bodens auch Baiun- wurzeln dem Grewicht des gleitenden Blockes keineswegs. Die Verbreitung des Schuttes schliesst sich aufs Engste an die heutigen Oberflächenformeu au und zwar wird dies dadurch bewiesen, dass für jeden Block eine Gleitlinie vorhanden ist, die in ununterbrochener Neigung vom Anstehenden zum gegenwärtigen Fuudpunkt führt. Steigende Strecken in der Gleitlinie sind natür- lich ausgeschlossen. Da die Obertlächenformen der Jetztzeit in der jüngsten Diluvialzeit bereits im Allgemeinen vorhanden waren, so ist der Schluss wohl auch erlaubt, die Anfänge der Schuttbildung auch in diesen Zeitraum zu verlegen. Die Gebirgsbäche haben sich bereits iu zahlreichen Fällen in den Schutt nach rückwärts eingeschuitten und ihr Bett setzt mit einer oder mehreren Terrassen gegen den Schuttstrom bereits ab. In der Hauptsache bleibt die Schuttbildung zweifellos eine alluviale Erscheinung. Wenige Fälle machen von Vorstehendem eine Ausnahme insofern, als Quarzitblöcke im Thonschiefergebiet an Orten auf- treteu, die nicht in continuirlicher Neigung vom anstehenden Quarzit stehen, so ein lehmiger Quarzitschntt östlich Guteuthal au der Strasse nach Morbach (Bl. Alorscheid). Es ist nicht aus- geschlossen, dass hier eine ältere Ablagerung vorliegt. In einigen wenigen Fällen ist das Auftreten von Quarzitblöcken im Thon- schiefergebiet auf thatsächlich anstehenden Quarzit von sehr ge- ringer Ausdehnung oder auf eine Verwechslung mit Milchquarz zurückzuführen, welcher ziemlich häufig gangförmig im Thon- schiefer auftritt. Besteht für den Quarzitschutt die Möglichkeit, in einer kürzeren und stärker geneigten Gleitlinie als die thatsächlich zurückgelegte ist, das Thal zu erreichen, so hat sein Vorkommen auf der längeren und weniger geneigten Fläche insbesondere auf quer zur Streich- richtnng der Schichten veilaufenden Schicforrücken auch etwas Auffälliges und man möcbie auf ältere Oberflächenformen zurück- greifen, die die längeren, weniger geneigten Gleitlinien verständlich machen könnten. Unmittelbar westlich von Allenbach an der Strasse nach Morbach (Bl. Morscheid) liegt kleinstnckiger, lehmiger Quarzitschutt iu 2,0 oder 1,0 Kilometer Entfernung vom Austehen- XLV den und über einen nicbt breiten Rücken ansgebreitet, von welchem aus heute der Schutt mehr den steilen Abhängen des Rückens als der geringen Senkung der Kammlinie des Rückens gegen Allen- bach hin folgen müsste. Auch der Schuttstrom von Buhlenberg (Bl. Buhlenberg) nimmt einen ausserordentlich flachen und wenig geneigten Lauf im Gegensatz zu den Schuttmassen der benach- barten Struth. Ob mau es auch in diesem Falle mit älteren wirk- lich diluvialen Schnttmassen zu thun hat, kann nicht sicher ent- schieden werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass solche klein- stückige Schnttmassen mit vielen Milchquarz- und anderen eckigen Quarzitbrockeu nicht zum Abhaugschutt gerechnet werden dürfen. Bir untergeordnetes Vorkommen beschränkt auch das Maass der Erfahrungen. E. Zimmermann: Bericht über besondere Ergebnisse seiner 1893 und 1894 ausgeführten Aufnahmen auf den Blättern Idirschberg a. Saale (Osttheil), Gefell (West- theil) und Schleiz (Südosttheil). Die genannten Blätter gehören dem südlichen und südwest- lichen Vogtlaude au und bilden südliche Randtheile des Aufuahme- gebiets des inzwischen verstorbenen Herrn Liebe. Von meinen eng freundschaftlichen Beziehungen zu dem Genannten ganz abge- sehen, thut mir dessen Tod um so mehr leid, als er nun die Vollendung seines Lebenswerkes, der geologischen Kartirung Ost- thüringens, deren Grundlagen er fast ganz sellist geschaffen, deren wissenschaftlichen Ausbau und thatsächliche Ausführung er so weit gefördert hatte, nicht mehr erleben und sich nicht mehr au den Ergebnissen auf den wenigen noch ausstehenden Blättern erfreuen konnte, — Blättern, die, wie er schon ahnte und wie sich im Laufe der Aufnahmen immer mehr zeigte, des Interessanten und Neuen besonders viel bieten und die einerseits viele neue Beweise für wichtige ältere Beobachtungen Liebe’s, andrerseits manche Ergänzung und Erweiterung, zuweilen auch geringe Abänderungen seiner Anschauungen liefern. Gegen einige dieser Abänderungen hat sich der Verstorbene im letzten, krankheitreichen Jahre seines Ijebens noch ablehnend verhalten, doch zweifle ich nicht, dass XLVI er auch diese angenommen haben würde, wäre er lebend und ge- sund geblieben. Von dem Caillbrium auf den obengenannten Blättern lassen sieb zwei Hauptverbreitungsgebiete von einander unterscheiden, wie dies auch auf Liebe’s und meiner Uebersiebtskarte von Ost- tbüringen (Abbandl. der Kgl. geol. Landesanstalt, Bd. V, Heft 4, Berlin 1884) schon tbeil weise dargestellt ist: erstens das Gebiet zwischen den Orten Hirsebberg und Gefell, zweitens mehrere durch Querfaltungen, Verwerfungen und Erosion von einander getrennte Stücke, die einem von SW. nach NO. zwischen Tanna und Saalburg durchstreichenden Zuge angehören und die Lücke zwischen dem Harra-Künsdorfer Cambriumgebiet im SW. und dem grossen Pausa-Zeulenroda-Berga-Gi eizer Gebiet im NO. überbrücken (auf jener Uebersiebtskarte z. Th. noch weiss gelassen, z. Th. nach dem damaligen Stande der Untersuchungen als untersilurisch be- trachtet). Durch diese erst jetzt aufgefundenen Stücke wird die Einheitlichkeit des grossen, in niederländischer (erzgebirgischer) Richtung Ostthüringen durchziehenden Luftsattels, den ich den »Ostthüringischen Hauptsattel« genannt habe, noch klarer, als wie es aus der genannten Karte hervorgeht, vor Augen ge- führt. Das Hirschberg-Gefeller Cambrium muss als untergeord- neter Parallelsattel bezeichnet werden. Petrographisch besteht das Cambrium aus grünlich-grauen Gesteinen, welche durch Abwechselu dünner bis sehr dünner, thonschiefriger und quarzitischer Lagen fein gebändert auf dem Querbruche erscheinen. Aber es macht sich zwischen den beiden eben besprochenen Verbreitungsgebieten ein bemerkens- werther Unterschied geltend. Im Gebiete des Ostthüringischen Hauptsattels ist die genannte Bänderung in enge Fälteluno' etc. gelegt, wie dies Liebe vielfach beschrieben hat und wie es auch sonst das Gewöhnliche für Thüringen ist; das Gestein zeigt ferner einen nur geringen Schimmer, der auf entsprechend geringe Kry- stalhnität zurückzuführeu ist, auch finden sich Versteineruugeu (nur die eine Art Phyeodes circinnatiim) an vielen Stellen reichlich vor. — Im Hirschberg-Gefeller Nebeusattel dagegen ist die Umbil- dung des Gesteins durch Dynamometamorphose eine so grosse, dass XLVII eine intensive dünn- und ebenschiefrige Qnerschieferung sich ans- gebildet hat, die ursprüngliche Bänderung ganz verwischt ist, die Versteinerungen zerstört sind und krystallinische, wenn auch nur mikroskopische Neubildungen das Gestein derart dicht gedrängt durchsetzen, dass es einen starken Schiimner angenommen hat; mit einem Worte; es ist phyllitisch geworden. Es gleicht zwar dadurch den Gesteinen des Greizer Uutercambriums, muss aber doch, zufolge seines stratigraphischeu Anschlusses an das Unter- silur, als Obercambrium betrachtet werden. Zieht man noch in Betracht, dass die Hirschberger Phyllite durch eine bist stets sein- schön ausgesprochene zarte Parallelliniirung, sowie das häufige Vor- kommen paralleler linealischer (von Schwefelkies herrühreuder) Rostflecke ausgezeichnet sind, so wird man dazu geführt, die petrographischen Unterschiede in den genannten beiden llaupt- verbreitungsgebieteu des Cambriums theoretisch zurückzuführen einerseits auf »Stauung« im O stthür in gischen Haupt- sattel, andrerseits auf »Streckung« (»Auswalzung«) im Hirschberger Nebensattel. Nur innerhalb des zuletzt genannten Sattels tritt der sogen. »Hirschberger Gueiss« auf Die genaue tektonische und geuetisch-petrographische Bestimmung dieses höchst merkwürdigen Gesteins hat noch nicht gelingen wollen; Gümbel und Liebe fassen es als Einlagerung im Cambrium auf, doch ist die Ver- muthung nicht von der Hand zu weisen, dass hier ein dynamo- metamorphes Eruptivgestein vorliege. Ist es ein solcher Granit, daun fehlt im umgebenden Schiefer jede bedeutendere Contakt- metamorphose, doch fand ich an einigen Stellen dicht am »Gneisse« (in etwa 5 Meter Entfernung) im Schiefer makroskopische, gleich- sam porphyrische, bis über 1 Vlilliineter grosse Krystalle eines ottrelithartigen Glimmers reichlichst ausgeschieden , welche sich durch ihre Querstellung zur Schieferungsrichtung als Neubildungen zu erkennen geben; aber es bilden ähnliche glimmerführeude Ge- steine auch viel weiter (mehrere 100 Mefei’) abseits vom »Gneiss« ganz vereinzelt dünne (bis 1 Decimeter stark oder wenig mehr) Lagen und Linsen im sonst unveränderten Schiefer (Felsen iin Hag bei Hirschberg). XLVIII Das Untersiliir scliliesst sich an die beiden Cainbrininsättel beiderseits an, sodass es ancli die zwischenliegende Mulde ganz vorzugsweise erfüllt. Es lässt ebenfalls wieder zwei Grebiete mit verschiedener Ausbildung unterscheiden, die sich — um es kurz anszudrücken — etwa entlang der Achse vorgenannter Alulde be- rühren, ohne sich aber scharf von einander zu trennen, indem sie vielmehr hier allmählich in einander übergehen. Beide Gebiete sind ebenso wie bei dem Cambriuin durch nachträglich erworbene Eigenschaften von einander unterschieden, ausserdem aber auch durch ursprüngliche; darum könnte man auch in gewissem Sinne von zwei nach ihren »Facies« verschiedenen »Provinzen« reden. Das eine Gebiet scliliesst sich also an den Ostthüriugischen Hanptsattel an, gehört aber nach seiner »Facies« zur »West- thüringischen Provinz«, wie wir sie mit Rücksicht darauf benennen können, dass sie typisch im LoRETz’scheu Aufuahme- gebiet von Schwarzbnrg bis Spechtsbrunn zur Geltung kommt. Die beiden Schieferarten nämlich, die in Westthüringeu von Gümbel als untere Asa^^Am’-führeude »Griffelschiefer« und als obere »Lederschiefer« dem Namen nach, von Loretz auf den Specialkarten auch karteumässig, gesondert worden sind, treten in genau gleicher Ansbilduug auch wieder auf Blatt Schleiz, auf Blatt Hirschberg nordwestlich der Linie Göttengrün- Blintendorf- Frössen und auf Blatt Gefell in der Umgebung von Tanna auf, werden aber in diesem ganzen Gebiete regelmässig je von einem Quarzit, imterlagert, der somit auch als unterer und oberer zu unterscheiden ist; und die Combiuatiou Unterer Quarzit — Unterer Schiefer — Oberer Q.uarzit — Oberer Schiefer ist es, die für sich allein, d. h. unter Ausschluss fast jeden anderen Gesteins, insbesondere von Kieselschiefer, charakteristisch für das eine, nordwestliche, unserer beiden Uutersilurgebiete ist. Von den Quarziten ist der untere sehr nnmächtig; er ist dünnblättrig ge- bändert wie das Cambrium und von diesem eigentlich nur durch seine blaugraue Farbe und das Fehlen des Phycodes unterschieden; der obere ist sehr mächtig, wohl meist viel über 50 Aleter; er ist ein dickplattiges bis grobbankiges sandsteinartiges Gestein, mit sehr zurücktreteuden, oft fast fehlenden dünnen Schieferschichteu. XMX Die vier genauiiten Horizonte sind also nach ihren CTesteinen so gilt charakterisirt, überdies ihre Grenzen so scharfe , wenig ver- mittelte, dass auch hier eine genaue Kartographie nicht nur leicht möglich, sondern geradezu nothwendig ist. (Liebe hatte früher beide Schiefer kartenmässig nicht unterschieden und hatte die Quarzite, ebenfalls uuunterschiedeu , als blosse Einlagerungen von örtlich sich schnell ändernder Bedeutung und ohne scharfe Grenzen eingetragen). Denn es ergal) sich hierbei erst ein klarer Einblick in die verwickelte, sonst ziemlich unverständlich bleibende Einzeltektonik des Gebietes. Im Einzelnen ist über das Untersilur dieses Gebietstheiles noch Folgendes hinzuzufügen: Im unteren Schiefer, also im Steinach-Spechtsbrunuer Horizont, fand ich endlich auch bei uns (Saalburg) ein Bruchstück eines grossen Trilobiten, des ersten in Ostthüringen. An der Grenze des unteren Schiefers gegen den oberen Quarzit liegt der obere der beiden Chamosit-Horizoute, die Liebe unterschieden hat; dieser tritt in dem hier behandelten (nordwestlichen) Gebiet der drei Alesstischblätter nur sehr ver- einzelt auf (z. B. bei Oberböhmsdorf unfern Schleiz), während der untere Horizont ganz fehlt. Diabase endlich treten, besonders im oberen Quarzit, nicht selten auf, bieten aber nichts Besonderes. Allgemein ist aber petrographisch noch hervorzuheben, dass alle hier in dieser »Provinz« der drei Blätter auftretenden Gesteine keine besonders in die Augen fallenden dynamischen (mechani- schen oder chemischen) Umwandlungen zeigen. In dem andern Gebiete des Uutersilnrs unserer drei Mess- tischblätter, welches also östlich der obengenannten von SW. nach NO. verlaufenden Grenzlinie liegt, herrschen aber erstens und schon von Ursprung au complicirtere petrographische Verhältnisse, zweitens aber treten nachträgliche Aenderungen (Dynaniometa- morphose) dazu. Es ist natürlich ein Zufall, dass die Districte ursprünglicher und nachträglicher Verschiedenheiten ungefähr sich decken; 'aber erstens ist das eben nur »ungefähr« so, und sodann möglicherweise schon in benachbarten Gegenden anders, obwohl es auffällt, dass auch das Untersilur bei Greiz-Reichenbach die- selben ursprünglichen und nachträglichen Unterschiede zeigt, wie d Jahrbuch 1894, L das hei Gefell. Sollte den ursprünglichen Unterschieden gegen das Untersilnr der Westthnriugischen Provinz bei der späteren weiteren Ausdehnung der Aufnahmen über das Vogtland hin wirklich eine allgemeine Bedeutung znerkannt werden müssen, so könnte man hier von einer »Vogtländischen Ansbildnngsweise und Provinz« des Untersilnrs reden. Diese wird, soweit meine bisherigen Erfahrungen reichen, durch eine mangelhafte Ansbil- dnng des unteren Quarzits, — durch das häufige Auftreten von Chamosit (vermnthlich zum oberen Horizonte gehcirig), — durch das reichliche Vorkommen zwischengeschalteter Diabase (und Tuffe?) — , vor allem aber durch die Einschaltung von Kiesel- schieferlagern gekennzeichnet; und es wird ferner die sichere Unterscheidung der unteren und oberen Schiefer schwierig. Aber letzteres hat vermnthlich seinen Grund in der schon genannten Metamorphose; die weiteren Fortschritte der gerade in diesem Gebiete sehr schwierigen und noch wenig ausgedehnten Kar- tirnng werden hoffentlich noch Klarheit bringen, wie denn auch zur Zeit eine genaue sichere Trennung ursprünglicher Gesteius- eigeuschaften von nachträglich erworbenen noch nicht möglich ist. — Was zunächst die Schiefer betrifft, so sind diese überall intensiv quergeschiefert und führen deswegen auch an vielen Orten (Gefell, Ullersreuth, Blintendorf, Gebersrenth, Tiefengrün) Dachschieferbrüche; die Zuweisung der einzelnen Dachschiefer zum unteren oder oberen Horizonte ist noch nicht gelungen ; von Versteinerungen ist nur der von Törnqvist beschriebene Tetra- graptm sp. von Gebersreuth bekannt geworden. Die Quarzite, oder vermuthlich nur der eine, obere Quarzit, sind ebenfalls energisch geschiefert, am intensivsten jene Varietät, für die Liebe den Namen »Klingeuqnarzit« aufgestellt hat, weil sie unter dem Einflüsse der Schieferung in (nach Form und Grösse) dolch- oder messerkliugeu -ähnliche Stücke gegliedert ist und bei der Ver- witterung auch danach zerfällt. Der Chamosit, — wie ich vorläufig überzeugt bin, auch stets zum oberen Horizonte gehörig — zeigt hier besonders mannigfache örtliche Ausbildung, indem die Materialien: Thuringitmiueral, Magneteiseu (oft in schönen Oktaedern von mehr als 1 Millimeter Kanteuläuge) und Quarz- ti könier tlieils jedes für sich, tlieils mit noch einem, theils mit beiden andern Mineralien zusammen Gesteinsmassen von bank- oder grosslinseuförmiger Gestalt bilden kann, wobei wieder durch die gegenseitigen Mengenverhältnisse, sowie durch das Hinzutreten von Thongallen -artigen Schieferbröckchen und durch die mehr oder minder reichliche Ausbildung des Thuringits in Oolithform die Zahl der Varietäten noch vergrössert und so eine kurze Ge- steinsbeuennung erschwert oder vereitelt wird. Der anderwärts (im Thüringerwald bei Schmiedefeld, in Böhmen bei Nucitz u. s. w.) reichliche und wesentliche Eisencarbonatgehalt tritt hier auffällig zurück, desgleichen die anderwärts häutige Form von Rotheiseu- oolith; am auffälligsten sind hier die Magneteisenquarzite und gewisse, fast bloss aus groben (bis 3 Millimeter Korngrösse) Quarzkörneru bestehende Gesteine, die im verwitterten Zustande manchen groben Buutsaudsteiuvarietäten gleichen, ln den uusern Chamositen z. Th. sehr ähnlichen, aber dem jurassischen Eisenoolith angehörigen Gesteinen von den Eisengruben an der Windgälle in der Schweiz wird das Magneteisen von Heim als Erzeugniss der Dynamometamorphose betrachtet; bei unsenn Magneteiseuquarzit (von Sparnberg) wenigstens scheint mir die gleiche Annahme durch die Natur und Strnctur des Gesteins ausgeschlossen zu sein. Versteinerungen habe ich in meinem Gebiete noch nicht in diesem Horizonte gefunden, obwohl das Ort7^^s-führende »Leucht- holzgestein« Gümbel’s, welches eben hierher gehört, in allergrösster Nähe seinen Fundort hat. — Die K i esel s chiefe r sind meist sehr dünnschieferig, schwarz gefärbt, aber oft von reichlichen thonigen oder gliinmerigen Zwischenhäutchen von heller Farbe durchzogen, worin ein Unterschied gegen die mittelsilurischen Kieselschiefer besteht; doch ist dieser Unterschied nicht immer deutlich ausge- prägt, und so muss z. B. auch, so lauge meine Aufnahmen noch nicht weitergeführt sind, unentschieden bleiben, ob nicht grapto- litheuführende Kieselschiefer von Gebersreuth und von der Kögel- mühle richtiger zum Mittelsilur statt, wie bisher, zum Llutersilur gestellt werden. — Die Diabase sind fein- bis mittelkörnig, reich au chloritlschen und amphibolitischen Neubildungen, z. Th. unansehnliche Gesteine, z. Th. aber auch prächtige Epidiorite * d* LII mit reichliclieii groben Uralitkörnern. Häufig ist eine schiefrige Structur, die wolil aber in der Regel secundärer Entstehung ist, ohne dass inan also an ursprünglich geschichtete Diabastnffe zu denken braucht. Besonders schöne groburalitische und nur ver- steckt schiefrige Epidiorite treten auf nordöstlich von Göritz und nördlich von Sparnberg, also sehr nahe dem Eisenbühl, von wo Gümbel den Typus Epidiorit anfgestellt hat. In der Umgebung von Gefell und Ullersreuth sind anscheinend verschiedene Diabas- varietäten (gleichkörnige und porphyrische) in eine Art Speck- steiuschiefer (Schmerstein, wie das Volk sagt) umgewandelt. — Ein sehr merkwürdiges Gestein, bisher einzig in seiner Art in ganz Ostthüringen, ist der Kalkstein von Sparnberg; einzelne Partien desselben wurden früher gebrannt, bestanden also noch aus kohlensaurein Kalk; andere Partieen aber sind in Granatfels, z. Th. mit schönen granatoedrischen Krystallformen, nmgewandelt; Tremolith, sulfidische und oxydische Kupfererze, angeblich Helvin 11. a. Mineralien treten als Begleiter auf. Au diesem Gestein ist einerseits bemerken swerth, dass es eben ein Kalkstein in iiuserm sonst ganz kalksteinfreien Untersilur sein würde (wenn sich nicht noch herausstellt, dass es ein Vertreter des obersilnrischeu Kalkes ist, wie der Kieselschiefer daneben nicht, wie bisher angenommen, untersilurisch, sondern mittelsilurisch wäre), andrerseits dass in den genannten Kalk- und Maguesiasilicaten doch nach iinsern bisherigen Anschauungen weniger Anzeigen von Dynamo-, als vielmehr von Contactmetamorphose vorliegen; wobei aber hervor- zuhebeu ist, dass ein Granit oder dergl. in der Umgegend z. Z. unbekannt ist und Diabas solche Metamorphosen nicht hervorzn- bringen pflegt. Ehe ich das Uutersilur verlasse, möchte ich hier noch einer Beobachtung gedenken, die zwar nicht auf unserem preussisch- thüringischen Aufnahmegebiete, aber in dessen unmittelbarster Nachbarschaft im Untersilur gemacht worden ist. Mein Freund Professor Moroff in Hof, der in den durch Barrande bekannt gewordenen »Leimitzschichten« nahe bei Hof eifrig Ver- steinerungen gesammelt hat, hat auch auf dem Gebiete der Halte- stelle Neuhof bei dort vorgenommenen Erweiterungsarbeiten diese LIII »Leiinitzschichteu« mit ihrer Fauna wiedergcfunden. Auf Excur- sioueii , wobei er Liebe und mich begleitet hatte , mit den Ge- steinstypen der einzelnen thüringisch-vogtländischen Formationen und Formationsglieder genau bekannt geworden, theilte er mir obengenannte Entdeckung zugleich mit der Bemerkung mit, dass er die betr. Schichten schon nach der Gesteinsbeschaffenheit für Vertreter unseres »oberen Schiefers des L^ntersilur« , also von Gümbel’s »Lederschiefern«, halten müsse und dass er durch die unmittelbare Nähe des Mittelsilurs bei Leimitz selbst, wie auch wieder bei Neuhof, in dieser Vermuthung bestärkt werde. Auch (tÜmbel hatte schon in seiner »Geologie des Fichtelgebirges« dieselbe Vermuthung ausgesprochen, ich selbst habe bei einem Besuche von Leimitz und Neuhof dieselbe feste Ueberzeuguug ge- wonnen. Bei der grossen Bedeutung für die Parallelisirung des hchtelgebirgisch-thüringischen Silurs mit dem ausländischen würde eine Revision der Leimitzfauna durch einen Paläontologen sehr zu empfehlen sein, um so mehr, als seit Barrandes Zeiten viele neue Arten, zahlreiche vollständiger und besser erhaltene Indivi- duen gesammelt worden sind i). Echtes Mittelsilur mit Graptolithen tritt besonders reichlich im Nordostquadrant von Blatt Hirschberg und im Nordwest- quadrant von Blatt Gefell auf, ebenso auf Theilen von Blatt Schleiz, die aber sonst in vorliegendem Berichte ausser Acht ge- lassen sind; einzelne Vorkommnisse weiter nach Südost hin, wurden auch schon aufgefundeu, aber noch nicht weiter unter- sucht. Es kann infolgedessen noch nicht angegeben werden, ob auch hier nach Verbreitungsgebieten verschiedeiie petrographische Verhältnisse bestehen; in den genauer begangenen Theilen ist das nicht der Fall. Das Obersilur ist im untersuchten Gebiete nur höchst ver- einzelt vorhanden; es ist der gegenwärtigen Erosion und — wie nachgewiesen zu haben ein besonderes Verdienst Liebe’s ist — auch schon grossentheils einer vor- oder frühdevonischen Zer- ') Anmerk, bei der Correctur. Wie ich höre, hat sich Herr Dr. Pompecki an die palaeontologische Untersuchung dieser Funde begeben. LIV störuug zum Opfer gefallen . Neues ist darüber soust uicht be- kaunt geworden mit Ausnahme eines Falles von Verkieselung des Ockerkalkes, wobei aber, wie besonders hervorgehoben sei, keine vorherige grobkörnige Umkrystallisatiou des Kalkes zu beobachten ist; diese Verkieselung hat neben einer Verwerfung stattgefunden in der Nähe von Seubtendorf Die Tentaculit e lisch iefer und Nereitenquarzite des unter- suchten Gebietes geben zu besonderen Bemerkungen keinen Anlass. Kayser stellt diese Schichten Thüringens in einem neueren be- sonderen Schriftchen in’s Mitteldevon und theilt mit, dass Liebe sich seiner Ansicht angeschlossen gehabt habe. Ich selbst habe ebendieselbe Vermuthung schon vorher, wenn auch au sehr unter- geordneter Stelle, gedruckt zum Ausdruck gebracht, möchte aber doch, im luteresse der Einheitlichkeit unserer thüringischen geo- logischen Karte, hier dafür eiutreteu, dass die fraglichen Schichten auf unseren Specialkarteu auch weiterhin als Tllüring'isches Unter- devon erscheinen. Ueber das (obere) Mitteide von ist ebenfalls nichts Besonderes zu berichten ; dagegen ist das Oberdevoil von hohem Interesse dadurch, dass eine dahingehörige grobstückige Diabasbreccie, z. Th. reich au Variolit oder an Kalkmandeldiabasen, an mehreren Stellen im Gebiete viel älterer (z. Th. untersilurischer und cam- brischer) Schichten auftritt und zwar allem Anscheine nach nicht sowohl durch Verwerfungen dahin gebracht, sondern zufolge über- greifeuder Lagerung. Die betreffenden Gebiete fallen alle in den Südosttheil des hier behandelten Aufnahineterritoriums, welcher, wie wir schon mehrfach (bei Cambrium und Untersilur) sahen, sich durch Dynainometamorphose auszeichnet. Am Wildsteiu bei Hirschberg und auch anderwärts sind diese Diabasbi-eccieu sein- stark epidotisirt und die Diabasbrockeii darin selbst sind, wenn die (noch nicht vorgeuommene) mikroskopische Untersuchung meiner auf Grund von Beobachtungen im Felde autgestellten Vermuthung recht gielff, in überaus breite (bis mehrere Meter), aber relativ dünne (mehrere Centimeter) Linsen ausgewalzt, welche jetzt mehr wie normale linsenförmige Einlagerungen, denn wie ursprüngliche, geröll- oder bombeuartige Einschlüsse erscheinen; T LV sie zeichnen sich übrigens durch besonders helle, weisslich-grüiie Farbe vor der sonst dunkler grünen Grundinasse aus. Es war ein grosses wissenschaftliches Wagniss, als Liebe schon vor vielen Jahren diese in gewissen extremen Ausbildungen von allein, was sonst aus Thüringen bekannt war, höchst abweichenden nnd noch dazu, wie er ebentalls zuerst erkannt hat, übergreifend gelagerten Ge- steine zum Oberdevon stellte; er hat dies zunächst mir privatim ge- than, für das Vorkommen an der Jnchhöh bei Hirschberg 1884 aber auch ötfentlich (auf der oben erwähnten »Uebersichtskarte«). Wie würde er sich gefreut haben, hätte er als Beweis für die Richtig- keit seiner Vermuthungen noch die inzwischen von mir in der Nachbarschaft aiifgefundenen felsigen Aufschlüsse besichtigen können, wo der Uebergang in die gewöhnlichen oder nur schwach dynamometamorphischen Breccien zu verfolgen und die Verbindung mit oberdevonischen Kalken in z. Th. ebenfalls nur wenig ver- ändertem Zustande zu sehen ist. Solche Kalke, wie sie bei Tanna, Rothenacker und (auf bayrischem Geliiete) bei Gottsinannsgrün Vorkommen, sind freilich meist in dünn- und ebenschiefrige, ge- bänderte, feinkrystallinische (cipollinartige) Marmore umgewandelt und früher für »Urkalk« angesehen worden. Gümbel betrachtet diese Kalke und ebenso die schiefrig gewordenen Diabasbreccien, die er als » Ch 1 or opitsc h iefer « bezeichnet, in seinem »Fichtel- gebirge« noch als untersilurisch ; ich muss aber alles, was ich von letzteren »Schiefern« auf einer kurzen Orienti rungstour süd- westlich von Hirschberg gesehen habe (z. B>. bei Gottsinannsgrün, Hadermannsgrün, Reitzenstein) für dieselbe, wenn auch nachträg- lich veränderte, Diabasbreccie ansehen, welche unverändert so prachtvoll einerseits im bayrischen Höllenthal bei Lichtenberg- Steben, andrerseits im vogtländischen Elsterthal bei Elsterberg aufgeschlossen ist, beide Male die malerischen Felswände hervor- bringend, durch die jene Thalstrecken auch sonst weitberiihmt sind. Was die Eruptivgesteine betrifft, so habe ich oben schon einen Theil der silurischeu Diabase behandelt. Hier muss ich zunächst noch einige neue Beobachtungen in Bezug auf den Paläopikrit mittheileu. Liebe sah in demselben stets ein im Beginn der Devonzeit emporgedrungeues Eruptivgestein und LVI deutete alle nielit mit dem tiefsten Unterdevon in sichtbarer Ver- bindung stehende lihnzelvorkommeu theils als Erosionsrückstäude, theils als Gänge und Lagergänge, erkannte aber keine vordevoni- schen fjager an. Gümbel andrerseits versetzt die Hanptlager in die »Grenzschichten zwischen Phycoden- und Untersilnrschichten«, erkennt aber auch jüngere Lager an. Für den Haupttheil seiner Paläopikritlager in Ostthüringen hat Liebe entschieden recht; aber ich habe jetzt doch (auf Blatt Hirschberg au mehreren Stellen) auch Beoliachtungen gemacht, die mit den GÜMBEL’schen übereiustimmen. Das grösste und am besten aufgeschlossene Paläopikritlager, welches mir neuerdings in dem in Frage stehen- den Gebiete bekannt geworden ist, findet sich bei Götteiigrün, wo es neben dem Bahnhöfe einen durch Steinbruchbetrieb schon stark abgetragenen Bühl bildet. Seine Lagerungsform ist mir aber noch immer unklar: entweder bildet es eine dem ringsum anstehenden Untersilur übergreifend aufgelagerte Decke (so würde es Liebe erklärt haben), oder aber eine Einlagerung im Unter- silur selbst. Mir ist letzteres auch noch aus dem Grunde wahr- scheinlich, weil das Gestein eine von unseren unterdevouischen Paläopikriten abweichende chemische Natur und Verwitterungsart besitzt; es fehlt ihm die pockennarbige Oberfläche der Anwitte- rungsflächen, es fehlt der grusige Zerfall, demzufolge der devoni- sche Paläopikrit z. B. bei Schleiz als »Sand« gewonnen wird; lind es sind ferner unter den auf Klüften reichlichst ausgeschie- denen Secretionsprodncteu Carbouate (Magnesit oder Ankerit) und ein prächtiger Chlorit (ob zu Liebe’s Diabantachronnyu gehörig, muss eine künftige Analyse entscheiden) Erscheinungen, wie sie mir aus keinem devonischen Paläopikrit bisher bekannt geworden sind, während allerdings verschiedene blätterige und faserige Talk-, Pikrolith- und Asbestarteu allen gemeinsame Ausscheiduugspro- ducte sind. — Von sonstigen Eruptivgesteinen ist als bemerkens- werth der Keichthnm des Devons au Diabasen, das allgemein sehr spärliche Auftreten von Lampi-ophyrgäugen und gänzliche Fehlen anderer, saurer, mesovnlkanischer Gesteine, dagegen das um Hirschberg iu einer gewissen Zone sehr häufige Vorkommen des Mesodiabas zu nennen. Letztgenanntes Gestein ist von LVII ganz besoiulerein Interesse, denn erstens ist es eine in ganz Ostthüriugeu seltene, fast nur auf einen schmalen, aber über 40 Kilometer langen Streifen von Saalfeld bis Hirscliberg be- schränkte, sonst nur noch im bayrischen Frankeuwald und (nach Liebe) bei Plauen im Vogtlande vorkommende Erscheinung, zweitens schliesst er sich in dieser seiner Verbreitung gar nicht an die übrigen inesovulkauischen Eruptivgänge an (noch weniger aber an die palaeovulkanischen Diabase) und endlich ist er gerade in dem regionalmetamorphischen Gebiete von Hirschberg, wo alle Gesteine sonst so energischen dynamischen und (was die Diabase betrifft) chemischen Umwandlungen unterlegen sind, das einzige Gestein, welches intact geblieben ist; denn die prächtige, kugel- schalige Verwitterung, welche dieses Gestein auszeichnet und beim Kartiren so leicht kenntlich macht, kommt bei keinem der übrigen Diabase um Hirschberg vor und kann bei diesen gepressten Ge- steinen nicht Vorkommen, und ferner zeigt unser Mesodiabas im mikroskopischen Bilde eine Frische und Unversehrtheit, Avie man sie aus diesem Theile und den meisten anderen Theilen Ost- thüringens gänzlich ungewohnt ist. Und diese mechanische und chemische Unversehrtheit ist es denn auch, Avelche uns — abge- sehen von dem stets nur gangförmigen Auftreten — das Recht giebt, diesen Diabas eben als Mesodiabas von den älteren, ge- quetschten und geschieferten, chloritisirten, uralitisirten oder serpen- tiuish'ten Diabasen zu trennen. Schade nur, dass uns bis jetzt noch kein Mittel zu Gebote steht, das Alter dieses Mesodiabas näher als wie »postculmisch« zu bestimmen. Die Ijagernng’sverllältnisse in dem hier behandelten Theile der drei Messtischblätter sind sehr verwickelte. Unterscheiden wir ursprüngliche und nachträgliche, so sind in Bezug auf erstere zunächst die tektonischen Formen des »Hirschberger Gneisses« und eines oben nicht erwähnten, petrographisch noch unbestimmten Gesteins, welches den Rosenpiehl bei Gefell bildet, noch unbekannt; es ist ferner die Schichtenfolge vom Cambrium bis zum Obersilur eine gleichförmige, dagegen greift das (»thüiiu- gische«) Unterdevon schwach über, das Oberdevon stark (bis auf das Cambrium); das ist aber (bezüglich des Oberdevons) nur in LVIII der von mir sogeiiauiitea » Vogtlänciischeu Hauptmulde« der Fall, die südw'ärts dem »Ostthüringischen Hauptsattel« entlang läuft. Soweit Culm hier in Betracht kommt, habe ich ihn bisher nur durch Verwerfungen begrenzt gefunden. Von noch grösserer Bedeutung sind die nachträglichen, postculmischen, Lagerungsstörungen. Die erzgebirgische (niederländische) Faltung herrscht vor; es wurden oben schon die Namen des »Ostthüringischen Hauptsattels« , der »Vogt- ländischen Hauptmulde« und des Hirschberger Nebensattels ge- nannt, welche Falten alle niederländisch streichen. Es muss aber betont werden, dass jeder Hauptsattel aus einem ganzen Bündel paralleler Falten besteht und dass einzelne dieser untergeordneten Falten doch wieder sich auch kartographisch schon bemerkbar machen. Solche Sättel und Mulden zweiter Ordnung traten auf dem Südostflügel des Ostthüringischen Hauptsattels besonders schön in dem Nordostquadrant von Blatt Hirschberg hervor, zu- folge der eingehenden Gliederung des dortigen Untersilurs. Noch weiter nach Südost erhebt sich mit dem Nordwestschenkel des Hirschberger Nebensattels zugleich das Gebiet der oben so viel- fach (bei Cambrium, Untersilur, Oberdevon und Eruptivgesteinen) besprochenen Dynamometamorphose, die hier besonders ln Schichtenstreckuug (Auswalzung) begründet zu sein scheint. — Dass zu den Falten auch gleichgerichtete (streichende) Ver- werfungen sich gesellen, sei nebenbei bemerkt; am wichtigsten hiervon ist jene Spalte, welche bei Tanna das ältere Gebirge (Silur-Unterdevon) südostwärts gegen Culm abschneidet und mit gleicher Wirkung sich bis gegen Greiz hin nordostwärts fortsetzt. Es tritt aber nun im Nordostquadraiit von Blatt Hirschberg und im Südtheil von Blatt Schleiz zu der erzgebirgischen auch noch eine hercyuische Falten- und Spaltenbildung hinzu, wodurch dort eine wunderbare Falten kr euz uug entsteht; der Gipfel des Schreibühls bei Seubtendorf ist eine Stelle, wo verhältnissmässig einfach sich gerade zwei Faltensättel durchkreuzen, und gleich (Y2 Kilometer) südlich daneben liegt ein durch Mittelsilur deutlich markirtes vierstrahliges Muldenkreuz, llercynische Verwerfungen sind besonders häufig in dem genannten Theile von Blatt Hirsch- LIX berg; sie lassen sich axiffkssen als Ausstrahlungen tler mehr ein- heitlichen, aber darum auch intensiveren Spalte auf Blatt Schleiz, welche am Südwestabhaug des Saalbnrger Knlmbergs entlang zieht und Untersilnr gegen Untercnlm ahschneidet, in der Nähe der Letschmühle aber in beiderseits anstehendem Culm ihr Ende zu erreichen scheint. Im Südtheile von Blatt Hirschberg und Gefell sind viele, besonders hercynische Spalten mit Eisenerzen gefüllt (Spath- uud Branueisen, oft mit Aukerit und Quarz, zuweilen mit Knpfei- oder Nickelerzeu). — Im Anschluss hieran ist noch einer anderen Art von Eiseuerzlagerstätten Erwähnung zu thun: regional haben die Gesteine, seien es Thon- oder Kieselschiefer, Quarzite, Thu- ringite, Diabase oder Schalsteine, ihre ursprüngliche Farbe und Derbheit verloren, sind gelb, braun und blutroth oder weiss, und gleichzeitig mürbe, in einem anderen Stadium aber auch wieder sehr fest und zäh geworden, und zwar durch eine Umwandlung in Eisenerz, welche mit Imprägnation mit Kieselsäure, sowie secretiouärer Bildung von reichlichen Quarztrümcheu verbunden zu sein pflegt. Es hat sich mir beim Anblick dieser Braun- und Kotheiseiierze, denen mau noch ihre Herkunft ans Schiefer u. s. w. deutlich ausieht, und der begleitenden Quarztrümer stets eine Ver- gleichung aufgedrängt mit den Kamsdorfer carbouatischeu Eisen- erzen, die aus Zechsteiukalkeu entstanden sind, und mit den dortigen Kalkspath- und Aukerittrümeru, und ich habe die Ver- muthung, dass auch die hiesige Buutfärbuug und Erzbilduug zum Kapitel der metasomatischen Erzlagerstätten gehört und ebenso wie bei Kamsdorf sich seitwärts au hercynische Spalten auschliesst. Leider sind die alten Bergbaue alle eingegangen, wo mau sich vielleicht mehr Klarheit als aus dem Bilde oberflächlicher Verbreitung und aus petrographischeii Uebergängen allein hätte verschaffen können. Vielleicht stammt übrigens das Eisen aus Diabasen und Schälsteinen her, ebenso wie vielleicht die Phos- phorsäure zu den Phosphaten (Kraurit, Kakoxen, Libetheuit u. a.), durch die sich einige hierher gehörige Eisenerzgrtdjen bekannt ge- macht haben. LX W. Frantzen : Bericht über neue Erfahrungen beim Kalibergbau in der Umgebung des Thüringer Waldes. Bei den Bohrungen nach Kalisalz in der Salzuuger Gegend ist man in einem Bohrlocbe unter eigeutbümlicben Umständen auf eine mächtige Gasquelle gestossen. Das betrefieude Bohrloch steht fast genau an der Spitze der Nordwestecke des Messtischblattes Altenbreitungen, etwa 500 Schritt von dem basaltischen Hunds- kopfe entfernt. Der Bohrer traf das Zechsteinsalz bei '264 Meter Teufe unter der Erdoberfläche ganz unversehrt an und drang in das Lager bis zum oberen Kalisalzlager vor. Au dieser Stelle, in 347 Meter Teufe, wurde das Gas augebohrt. Die Spannung desselben war so gross, dass die iin Bohrloche befindliche Lauge von Chlormaguesium sofort herausgeschleudert wurde. Nach den in den Zeitungen über die Gasquelle veröffentlichten Mittheiluugeu beträgt sie gegen 34 Atmosphären. Das Gas ist geruchfrei; nach den Angaben der öffentlichen Blätter besteht es aus Kohlensäure, welcher 2,7 pCt. Stickstoff beigemischt sind. Es ist unwahrscheinlich, dass das Gas aus dem Zechstein- gebirge selbst stammt, etwa aus durch Salzauslaugung hervor- gegaugeueu Hohlräumeu. Gegen einen derartigen Ursprung spricht sowohl die Abwesenheit einer Beimischung von Schwefelwasser- stoff, als auch das Auftreten des Gases tief im Steinsalz, und der unversehrte Zustand dieser Ablagerung. Mau hat es hier wahr- scheinlich mit Kohlensäure zu thun, welche aus den tieferen Theilen der Erdrinde herrührt. Das Vorkommen von Basalt in der Nähe der Gasquelle weist auf einen Zusammenhang zwischen dieser Gasquelle und dem Basalte hin. Ausser dem Huudskopf, der aus einem Stiele besteht, kommen in der Nähe noch mehrere andere Basaltstiele vor, welche alle in nicht grosser Entfernung von ein- ander in einer Reihe liegen. Mau darf daher wohl annchmeu, dass alle mit einander in Verbindung stehen, dass sie auf der- selben Spalte in die Höhe gedrungen sind. Auf dieser Spalte ist wahrscheinlich die Kohlensäure aus der Tiefe der Erde in die Höhe gestiegen, und von da durch die Klüfte des Gesteins au die Stelle des Bohrloches gelaugt. LXI Die Erbohrung dieser Gasquelle mahnt zur Vorsicht hei dem Betriebe von Kaligruhen in der Nähe von Basaltdurchhriicheu ; mau wird gut thuu, I)ei der Auuäheruug au dieselbeu sehr vorsichtig zu Werke zu gehen. Für das betreffende Werk, welches die Gasquelle erbohrt hat, gereicht der Fund schwerlicli zum Nachtheil; denn das Gas lässt sich technisch in mancherlei Weise vortheilhaft verwerthen, so zur Herstellung von flüssiger Kohlensäure und zur Bleiweiss- fabrikatiou. Es wird der Fund daher wahrscheinlich zur Er- bauung von industriellen Anlagen in dieser bisher industriearmen Gegend Veranlassung geben i). H. PröSCHOLDT: Mittheilung über Kevisionen und Auf- nahmen im Eichsfeld. Die Aufnahmearbeiten im Sommer 1894 erstreckten sich über das Blatt Lengenfeld, das dem Abschluss nahe gebracht wurde, und über grössere Areale der Blätter Heiligeustadt und Kella. Ueber die daselbst zu Tage tretenden Formationsglieder sind be- reits im vorjährigen Bericht eingehende Mittheiluugen gegeben worden, denen hier hiuzugefügt sein möge, dass auch in dem neu aufgenommeuen Gebiet der Chirotheriumsaudstein ausgescbiedeu werden konnte, ln besonders schöner Entwicklung wurde er auf dem Blatt Lengenfeld angetroffen ; er tritt daselbst, z. B. zwischen b Schon bald nach der Abfassung des vorstehenden Berichtes ist im Sommer 189.J auf der Ostseite des Thüringer Waldes, etwas südlich von dem gothaisehen Dorfe Sondra, im Emsethale ebenfalls bei Gelegenheit einer Bohrung nach Kali- salz eine zweite, noch viel mächtigere Quelle von Kohlensäure, zur Zeit wohl die mächtigste Europas, aufgeschlossen worden. Das Bolirloch hatte hier die tieferen Schichten des Buntsandsteins und den Plattendolomit durchsunken und stand in Anhydritschichten der Zechsteingruppe, als in 197 Meter Teufe das Gas mit gewaltigem Brausen ausbrach. Die Spannung desselben beträgt auch hier gegen 34 Atmosphären. Das Gas ist ebenfalls geruchfrei; ob es auch Stickstoff enthält, ist bisher nicht bekannt geworden. Die Kohlensäure des Sondraer Bohrloches stammt zweifellos ebenfalls nicht aus den Schichten des Zechsteins, sondern auch aus grossen Tiefen des Erdballs. Der Weg, auf dem sie aufsteigt, ist wohl in den V'erwerfungsspalten zu suchen, welche den Türinger Wald an seinem Nordostfusse begleiten und den Gebirgs- zug von seinem Vorlande trennen. Lxri Grossbartloff und Martinfeld, häufig landschaftlich felshildend her- vor, ist bald feinkörnig, bald grobkörnig und schliesst überaus reichlich Carneolbrocken ein, die mitunter auch eine coinpacte. Ins ^/2 Meter starke Carueolbank bilden. Bemerkenswerth ist im Lutterthal bei Grossbartloff der Keich- thum an Kalktuff, der theilweise miffeldiluvialen Alfers ist und gegen 50 Fnss über dem Niveau der alluvialen Kalke lagert. Die Lagerungsverhältuisse des Gebirges sind in einem grossen Theil des Kartengebietes recht verwickelter Art. Vom Blatt AVitzenhansen her zieht der Eichenberger Graben in südöstlicher Richtung in das Blatt Heiligeustadt hinüber, setzt weiter durch das Blatt Kella fort und geht unter zunehmender Verl)reiterung in den südwestlichen Theil des Blattes Lengeufeld über, wo er durch Nordsüdstöriiugen besonders complicirt erscheint und nach S. in das Blatt Treffurt verschoben wird. Mit der Ausbildung des Grabens stehen zahlreiche Parallel- und Quersprünge in dem ein- fassenden Gebirge in Verbindung. AVeit einfacherer Art sind die nordwestlich verlaufenden Ver- werfungen, die das weite Nodosenschichtenplateau zwischen dem Zug des Dün und dem eigentlichen Obereichsfeld durchziehen und die scheinbar grosse Alächtigkeit der Nodosenschichten be- dingen. Alehrfach konnten sie nur in den tiefen Einschnitten der Berlin-AVetzlarer Bahn nachgewiesen werden. L. Beushausen: Lieber die Aufnahme der Blätter Polssen, Passow und Cunow. Die drei Blätter Polssen, Passow und Cunow bilden den süd- lichen Streifen des mir im Uckermärkisch - Ponunerschen Grenz- gebiete zugewiesenen Arbeitsfeldes. Von ihnen sind Polssen und Cunow in der Aufnahme beendet, von Passow bleibt die süd- liche Hälfte noch zu untersuchen. Da diese üntersnchnng jedoch von anderer Seite geschehen wird und mir ein neues Arbeits- gebiet in der Provinz Posen übertragen worden ist, so empfiehlt sich trotzdem ein Ueberblick über das Gebiet. Der durch die drei Blätter gebildete Streifen Landes reicht vom Ueckerthale bis zum Oderthaie und besteht vorwiegend aus LXIII Tlieileii der U(‘kermärkisc-h - Poiiunersclieii ITochfläche, in welche die Thäler der Uecker, der Welse, der Randow und der Oder ein- geinnldet bezw. eiugeschuitten sind. Die diluviale Hochfläche ist innerhalb der drei Blätter von sehr wechselnder Beschaffenheit. Im W., auf dem Blatte Polssen, erhebt sie sich zu verhältnissmässig bedeutender Flöhe, eine ganze Reihe von Hügeln erreichen Höhen von 100 Meter und mehr. Der höchste Punkt ist der Wildberg mit 116,5 Meter über NN., während der Spiegel des oberen Ueckersees 3 Kilometer westlich davon bei 18,6 Meter und die Seitenbucht des Weisethaies öst- lich Günterberg im Weissen See bei 17,3 Meter liegt. Innerhalb der gleichzeitig intensiv welligen bezw. kuppigen Hochfläche des Blattes ist ein östlich des Ueckerthaies belegener, das Blatt in leichtem, erst nordöstlich, dann beinahe nördlich gerichtetem Bogen durchziehender reich gegliederter Rücken deutlich erkennbar, welcher im Wesentlichen von der Suckower und Gramzower F''orst einge- nommen wird. Besonders von O., etwa von der Strasse Gramzow- Passow aus gesehen, ragt dieser Rücken über die Hochfläche wie. ein kleines Waldgebirge deutlich empor. Auf seine geologische Bedeutung komme ich nachher zu sprechen. Nach O. zu nimmt die Höhe und gleichzeitig die wellige bezw. kuppige Beschaftenheit der Hochfläche allmählich ab; schon auf Blaft Passow hat sie nur im NW. noch eine grössere Flöheu- lage und stark bewegte Oberfläche, im O. und SO. des Blattes und auf Blatt Cunow sinkt sie immer mehr, sodass Punkte von 50 Meter Meereshöhe nur wenige vorhanden sind, und die Ober- flächenformeu werden wesentlich flacher und breiter. Von Thälern ist zunächst zu erwähnen das Ueckerthal, welches auf Blatt Polssen bei Stegelitz seine obere Endigung hat und nach AV. , S. und O. von verhältnissmässig hoch aufragenden Hügel- rücken begrenzt wird. Ein grosser Theil seiner F'läche wird vom oberen Ueckersee eingenommen. Das Welsethal tritt erst auf Blatt Passow von SW. her in das zu besprechende Gebiet ein und ver- einigt sich zwischen Wendemark und Passow mit dem von N. herabziehenden breiten Randowthale, welches nun SO. -Richtung annimmt und mit stets wachsender Breite bei Vierraden unmerk- LXIV lieh in (las Oilerthal übergeht. Bei Schönow mündet von Nö. her in das Randowthal das Casekower Trockeiithal, in und an dem die Stettiner Bahn von Schönow bis Rosow entlang läuft. Vom Oderthaie endlich fällt nur der Westrand nördlich Vierraden in unser Gebiet. Der geologische Aufbau des Gebietes ist ein verschiedenartiger. Die Hochfläche bildet im Allgemeinen eine zusammenhängende Platte oberen Geschiebemergels, der nur durch einzelne oder ge- häufte Diu’chragungen unteren Diluviums unterbrochen wird und an den Thalränderu oft abschneidet. Auf ihm sind aber vielfach noch jüngere Glieder des Diluviums zum Absatz gelangt in Ge- stalt von Decksanden und Deckthonen bezw. -Thonmergelu. Diese Bildungen sind jedoch nicht allgemein verbreitet. Im W. erscheinen die hier grosse Mächtigkeit erreichenden Decksande zunächst eng verknüpft mit dem oben erwähnten Höhenrücken östlich des Ueckerthaies, darauf folgt bis an das Randow- und Welsethal ein Gebiet, welches im Wesentlichen frei ist von denselben; nur zwischen Meichow und Polssen sind in einer deutlich erkennbaren Terrainmulde, welche ihre Fortsetzung nach SO. durch den Hin- terteich in das Welsethal nach Biesenbrow hat, Decksande und Thone zur Ablagerung gelangt und finden sich ferner dem oben erwähnten Höhenrücken nach SO. vorgelagert in der Gegend von Wilmersdorf, von wo sie sich nach S. auf Blatt Greiffenberg in weiter Erstreckung fortsetzen. Südöstlich und östlich vom Welse- und Randowthale bis zum Oderthaie ist dagegen die Verbreitung der Decksaude eine allge- meinere; obwohl auch liier Gebiete vorhanden sind, wo sie zurück- treten, so z. B. am Rande des Oderthaies, fehlen sie doch nirgends und herrschen z. B. in der Gegend von Schönow gegenüber den reinen Geschiebemergelflächen entschieden vor. Was die Gestaltung der Thalränder anbelangt, so zeigt das Ueckerthal nirgends regelmässige Abschnittsprofile, vielmehr zieht sich der obere Geschiebemergel bezw. die ihn bedeckenden Sande bis auf wenige Stellen in dasselbe hinab. Das Gleiche gilt vom NW. -Rande des Weisethaies und vom W. -Rande des Randowthaies. Der letztere weist zwar bis Passow hinab sehr zahlreiche kuppen- LXV fönnige hezw. ranclliche Dnrchragungen iintercliluvialev Sande auf, zeigt aber nirgends Abschnittsprofile. Von Passow bis westlich Vierraden ist im Grossen und Ganzen das Gleiche der Fall, nur treten hier in ansgedehutein Maasse wieder Decksande auf, welche die zum Theil flachen Hänge hinab bis in das Thal sich erstrecken, sodass man sie künstlich von den Thalsanden abtreuneu muss. Das letztere gilt auch für den O.- bezw. NO. -Rand des Randow- thaies bei Schönow. Von Schönow ab aber wird der Thalsaud steiler, und gleichzeitig treten deutliche Abschuittsprofile auf, welche an vielen Stellen bis unter den unteren Geschiebemergel hinab reichen, sodass dieser mehrere Kilometer weit zu verfolgen ist und auch noch SO. Cunow, bei Neue Mühle, vereinzelt sichtbar wird. Nur bei Cummerow zieht wieder das obere Dilu- vium die hier sanften Hänge hinab bis in das Thalsauduiveau. Der W.-Rand des Oderthals auf Blatt Cunow zeigt durchweg Ab- schnittsprofile, doch ist der untere Geschiebemergel hier fast nirgends angeschnitten. Von grosser Bedeutung für die Erklärung der geologischen Verhältnisse ist die Thatsache, dass auf Blatt Polsseu iuuei’halb des mehrfach erwähnten Höhenrückens zweifellose Eudmoräueu- bilduugen uachgewiesen werden konnten. Sie bestehen zum Theil aus massenhaften Anhäufungen oft sehr grosser Blöcke, zum Theil aus zusammenhängenden Anhäufungen von oberdilu- vialem Kies, Gerölleu und Geschieben auf den Rücken der Hügel. Es liess sich feststellen, dass es sich um zwei Bogeustücke und deren Mittelschenkel handelt. Das eine Bogenstück tritt von WSW., von Blatt Gerswalde her, auf Blatt Polsseu über und zieht in NNO. -Richtung bis in die Gegend des Jacobsdorfer Sees; süd- lich des Vorwerkes Pfingstberg zweigt sich von ihm der andere Bogen ab, welcher in S.- daun SO. -Richtung an Steinhöfel vorbei auf Blatt Greiffenberg Übertritt, hier jedoch noch nicht weiter ver- folgt ist. Die nordnordöstliche Fortsetzung des zwischen Pfingst- berg und dem Jacobsdorfer See belegenen Mittelsclienkels bildet der ausgeprägte Höhenrücken der Gramzower Forst, in dem aller- dings typische Endmoränenbildungen nicht vorhanden sind. Doch ist der Zusammenhang auf das Deutlichste ausgeprägt und noch JahrlnKli 18tU. LXVI im N. auf Blatt Bietikow in Gestalt mehrerer langgezogener, NO. -gerichteter Durchragungen erkennbar. Ganz gleichartige Er- scheinungen beobachtete H. Schröder nach freundlicher Mit- theilung an den Mittelschenkeln der Endmoränenbögen bei Liepe und Oderberg. Die westliche Fortsetzung des Bogens auf Blatt Gerswalde ist nicht völlig deutlich erkennbar, doch scheint mir die Annahme begründet, dass dieselbe in dem dort angegebenen, von dem Buchholzer Endmoränenstück, welches zu der zweiten, Boitzenburger Endmoräne gehört, nach SO. zonenartig verlaufen- den Streifen starker Oberflächenbestreuung mit grossen Blöcken, innerhalb dessen noch Durchragungen unteren Diluviums auftreten, zu suchen ist. Es würde unser Endmoränenstück dadurch also mit der Boitzenburger Endmoräne in Zusammenhang kommen. Seine SO. -Fortsetzung ist vermuthlich das von H. Schröder ent- deckte Angermünde-Heinersdorf-Berkholzer Moränenstück. Durch diese Endmoräne erklärt sich auch die auffällige kessel- artige obere Endigung des Ueckerthals. Da dasselbe von oberem Geschiebemergel und Decksanden ausgekleidet ist, so muss es in seiner Anlage älter sein als der obere Geschiebemergel, und wir werden nicht fehlgehen, wenn wir es als einen ehemaligen, in S. und SO. von der Endmoräne umrahmten grossen Stausee auf- fasseu. Ein Abfluss aus dem oberen Ueckerthale nach SW., nach der ersten (Joachimsthaler) Endmoräne zu ist nicht vorhanden. Im Zusammenhänge mit der Endmoräne stehen weiter die zahlreichen, auf Blatt Polssen nach O., SO. und S. verlaufenden, z. Th. recht tiefen Rinnen, welche nach dem Welsethale zu streben, welches dadurch den Charakter eines Abflussthaies ans den westlichen und nord- westlichen Endmoränengebieten nach NO., in das Hauptthal der Randow gewinnt. Da ich für das Randowthal, welches heute ein ausgedehntes Torfmoor bildet und nur von Passow ab von der heutigen Welse benutzt wird, und das Casekower Trockenthal den Zusammenhang mit dem weiter nördlich gelegenen Endinoränenstück Carmzow- Cremzow- Grenz -Wollin-Grünz -Penkun -Petershagen bezw. Stor- kow-Schönfeld-Tantovv-Radekow-Nadrense schon früher (Jahrb. f. 1890, S. LXXXVII ff.) nachgewiesen habe, so ergiebt sich nun- LXVII melir, dass das ßaudowthal ein Haupt - Abflussthal am Schlüsse der zweiten Eiszeit gewesen ist, in dessen unterem Theile sich die von SW., N. und NO. kommenden Schmelzwässer vereinigten. Dadurch erklärt sich auch die im Verhältniss zu den heutigen Wasserverhältuisseu geradezu riesige Breite desselben, welche z. B. zwischen Cunow und Heinersdorf nicht weniger als 5 Kilometer beträgt. Aus der Thatsache, dass sich die Decksande einerseits in das Thal hiuabzieheu, während sie au anderen Stellen der Thalränder der Erosion mit unterlegen sind, ergiebt sich gleichfalls der Schluss, dass die Erosion der Thalränder und die Ablagerung des Deck- saudes nahezu gleichzeitig war, also den Schmelzwassern der zweiten Vereisung zuzuschreiben ist. Dass sie nicht jünger sein, etwa der in früher Zeit durch die Randow nach N. strömenden Oder zuzuschreiben sein kann, sondern durch von N. nach S. strömende Gewässer bewirkt wurde, ergiebt sich ausserdem aus einem anderen Umstände. Im Randowthale bestehen die Ablagerungen, soweit nicht Reste der abradirteu Diluvialschichten noch aus dem Untergründe anf- ragen, wie z. B. der untere Geschiebemergel bei Steudell und westlich Blumeuhageu, neben jüngeren Torfen und Moormergelu aus weitgedehnten Thalsandflächeu. Diese Thalsandflächen liegen nun zwischen 10 und 20 Meter Meereshöhe, während das Niveau der Welse im Randowthale zwischen Passow und Schönow bei etwa 9,5 und bei der Neuen Mühle westlich Blumenhageu bei 3,0 liegt. Während nun au vielen Stellen die Thalsandfläche sich ganz allmählich in das heutige Torfniveau hiuabsenkt, treten im SO. -Theile des Randowthaies, wo dasselbe in das heutige Oder- thal mündet, deutliche Terrassenabsätze auf, so westlich von Vier- raden. Die ältere Thalsaudstufe ist hier entweder gar nicht oder nur in einzelnen isolirten Resten vox’handeu , während die da- zwischen liegenden tieferen Theile des Thaies bei einer durch- schnittlichen Höhe von 3 — 6 Meter über NN. von vielfach humoseu Sanden, Moormergel und Moorerde eingenommen werden. Diese tieferen Terrassen fehlen nun im Haupttheile des Ran- dowthaies, und andererseits fehlt die höhere Thalsandstufe im Ero- LXVIII sionsthale der Oder von Gartz ab nach N., wo nnr die tieferen vorhanden sind. Es ergiebt sich daraus der Schluss, dass der Ab- satz der höheren Thalsandstnfe nicht der heutigen Oder zuge- schriebeu werden kann, sondern eine von letzterer unabhängige Entstehung haben muss. Dass zu der Zeit, wo die tieferen, viel- fach stark hninoseu Sande abgesetzt wurden, welche mit den Terrassen des Oderthals zwischen Gartz und Stettin correspondiren, die Oder das llandowthal benutzt hat, scheint mir dagegen sicher, zumal in der Gegend von Löcknitz neben der höheren Thalsand- stufe auch die tieferen im Randowthale wieder erscheinen und auch in dem zwischenliegenden Stücke die Thalsandstnfe vielfach mit Steilraud nach den Torfwiesen ahfallt. Eine andere, vorläutig schwer zu lösende Frage scheint mir, wohin die nach S. strömenden Schmelzwasser geflossen sind. Dass sie hei Vieri'adeu sich nach N. gewandt und das heutige Oderthal über Stettin benutzt hätten, erscheint wegen des Fehlens der höheren Terrasse und des Umstandes, dass wegen der in diesem Gebiete allgemein NW. — SO. -gerichteten Eudmoräueuzüge zu der in Frage stehendeji Zeit am S. -Rande der jetzigen Ostsee noch das Inlandeis als existirend angenommen werden muss, aus- geschlossen. Die 20 Meter-Terrasse lässt sich, freundlichen Mit- theiluugen H. Schröder’s zufolge, weit nach S. verfolgen, es wäre denkbar, dass von Gartz nach S. durch das Oderbruch ein grosser See existirt hätte, in welchen die von N. kommenden Schmelzwässer mündeten. Wohin der Abfluss von hier aus ge- richtet war, ist unklar, da das Eherswalder Hanptthal und das Berliner Hanptthal beide über der 20 Meter-Terrasse liegen. Ein Ausweg ans diesen Schwierigkeiten ist meiner Ueherzeuguug nach nur daun zu finden, wenn mau pos tgl acial e N i veau verän de- rungeu anuimmt, für die auch manche andere Thatsacheu zu sprechen scheinen. G. Müller: Mittheilung über seine Aufnahmen im Jahre 1894 auf Blatt Ne umark. Das Blatt Neumark zerfällt geologisch in zwei durch die Glien-Bangast-See-Rinne getrennte, verschiedene Gebiete. Die I.XIX durclischuittlich 1 Kilometer breite WNW. — OSO. verlaufende Senke beginnt auf Blatt Podejuch südlich Clebow bei 30 Meter Meeresböbe und zieht sieb bis zum SN. verlaufenden Madüe- See, der nur noch 14 Meter über dem Ostseespiegel liegt. Hier trifft die Glieu-Bangast-Kinne mit dem NW. verlaufenden Plöne- tbal zusammen, mit dem sie das Gebiet begrenzt, in welchem Kreide und Tertiär das Diluvium durcbragen. Auf Blatt Neu- mark treten nur noch tertiäre Bildungen zu Tage, so am Rande der sog. Buebbeide und bei dem Rittergut Glien. Westlich von dem letzteren Orte bat die neue Chaussee Neumark-Glien-Sinzlow blau-grüne Septarientbone mit LeJa Defiliuyesiuna erschlossen. Ebenso glaube ich die Tbone in Abtheilung 21 der Kgl. Forst Mühlenbeck mit Sicherheit zum Mitteloligocän stellen zu dürfen. Dagegen halje ich die Tbone in den Abtheilungen 33 und 34 zum Mioeän gestellt, da sie in ihrem Aussehen gänzlich von dem echten Septarienthon der Stettiner Gegend verschieden sind (hell- grau bis gelbgrau mit gelben Concretionen) und unfern davon feine, kaolinhaltige mioeäne Quarzsande aufgeschlossen sind. Die unterdiluvialen Bildungen nehmen nördlich der Bangast- Senke und an den Ufern derselben bedeutendere Flächen in An- spruch als südlich derselben, wo im Wesentlichen oberdiluviale Ablagerungen die Oberfläche bilden. Das Untere Diluvium ist hier nur an den zwei parallel zur Bangastsenke verlaufenden, kleineren Rinnen blossgelegt und zwar: in dem Ijei Karlshof durch- gehenden Thal durch die Erosionsthätigkeit der Schmelzwässer, dahingegen in dem Wartenberg- Alt-Falkenberger-Thal durch Auf- pressuug. Denn während am nördlichen Ufer dei' Wartenberger Senke sich die Grundmoräne fast durchweg bis in’s Thal hiuab- zieht, finden wir am Südufer einen, vielfach gestörte Lagerung zeigenden, Durchragungszug, dessen unterdiluvialer Kern von Resten oberdiluvialen Mergels und stellenweise auch von oberen Sauden und Granden bedeckt ist. Der Obere Geschiebemergel schneidet meist senkrecht gegen den Unteren Sand ab, während der Obere Sand fast durchweg dem Südraude des Durchragungs- zuges auflagert. Gute Aufschlüsse finden sich am Galgen- und Seeberg bei Wartenberg und in den Kiesgruben bei Alt-Falken- LXX berg. Ein zweiter beachtenswerther Kiesrücken findet sich östlich Glien. Er beginnt als Oberdilnvialer Sand- bezw. Grandzug bei dem Forsthaus Pflanzgarten am Nordrande des Blattes, ohne sich topographisch herauszuheben, um daun südlich vom Forsthaus Bücherhain einen scharf markirten Rücken zu bilden, der im Walde mit grossen Blöcken dicht bedeckt ist. Der unterdiluviale Sand- bezw. Grandkern ist in einer Grube am Waldrande unter Oberem Geschiebemergel und Sand aufgeschlossen. Oestlich Glien ist der unterdihiviale Graudrücken nur noch von Oberen Sauden bedeckt. Als Endmoränen producte sind zweifelsohne auch die Blockanhäufungen und Sand- und Graudablagerungen zu deuten, die sich am Rande der Königl. Forst in den Abtheilungen 21, 22, 27, 28 und 29 hinziehen und in der letzten den scharfen, beider- seitig von Torfmooren begleiteten Bergrücken bedecken. Von sonstigen oberdiluvialen Bildungen sind die Deckthone westlich vom Plöuethal zwischen Hoflfdamm, Colbatz und Neumark am bemerkenswerthesten. Der Thon und Saudgehalt dieser Thone schwankt auf kurze Entfernungen sehr, sodass man am zweck- mässigsten dieselben als Thonmergel bis Fayencemergel zusammen- fasst. Vielfach erinnern sie in ihrem Aussehen an Bildungen, die man anderwärts, so in Schlesien, Sachsen u. s. f., als Löss be- zeichnet. Hierauf gedenke ich jedoch an anderer Stelle zurück- zukommen. Die Höhenunterschiede zwischen den höchst und niedrigst gelegenen Deckthonbildungen beträgt ca. 30 Meter (43 und 15 Meter). Eine sichere Erklärung über die Entstehung derselben an dieser Stelle ist erst dann möglich, wenn die übrigen die »Madüe« umfassenden Blätter aufgenommen sind. G. Berendt: Mittheilung über Ergebnisse seiner Auf- nahmen in der Colberger Gegend. Zwar an sich nicht neu, aber durch ihre Wiederholung auch längs des Colberger Strandes von allgemeinerem Interesse ist die Beobachtung in Wurzeln stehender Baumstubben im unteren Theile des Strandes bezw. im und unter dem mittleren Seeuiveau. Sie erneuern durch ihre tiefe Lage, in der sie ursprünglich nie gewachsen sein können, den schon im Jahre 1869 (Geologie des I.XXI kurischeii Haffes mul seiner Umgebung) aus gleichen und andern Jleobachtuugeu geführten Beweis einer nicht unerheblichen Senkung unsrer Ostseeküsteu. So findet sich ein solcher Wurzel -Stubben eines, durch Herrn Potonie als Eiche ’) bestiininteu , mächtigen Stammes wenige Schritte westlich der Badehütten des Ferienheims des Elisabeth -Kinderhospitales in Colberger Deep (Blatt Langen- hagen) j also ziendich genau 10 Kilometer westlich der Persaute- Mündung bei Colberg, während je einer von etwas geringerer Grösse kurz vor und kurz hinter der Waldenfels-Schanze (Blatt Colberg) also etwa 3 Kilometer östlich genannter Mündung aus dem Strandsande hervorlngend beobachtet wurde. Wie viele mögen aber nicht schon im Laufe der Jahrhunderte ausgespült auch z. Th. von Menschenhand ausgegral)en und als Brennholz fortgeschafl't sein. Dass diese allmähliche Senkung unsrer Ustseeküste, der, wie a. a. O. des weiteren nachgewiesen worden ist, eine längere Hebuugsperiode l)ezw. mehrfache Schwankungen voraufgegangen waren, auch heute noch fortbesteht, dafür spricht hinlänglich der längs der ganzen Küste zu Ijeobachtende AlJuaich der letzteren. Und wie namhaft dieser Abbruch ist, dessen Messung während geschichtlicher Zeit auch schon versucht wurde , das ergiebt sich aus den vielen von der See auf lange Erstreckung bereits ange- schnittenen Torfmooren, welche als vertorfte alte Halle aulznfassen sind und sich seiner Zeit nur im Schutze eines festen, sie von der See trennenden Nehrnngsstreifeus, wenn nicht breiteren Vorlandes, gebildet haben können. Zwar trennt ein solcher, wenn auch nur aus 5 bis 16 Meter hohen Dünen bestehender nehruugsartiger Streifen längs der ganzen Colberger Küste scheiul)ar auch jetzt noch die See von den hinter ihr liegenden Mooren, welche zusammen mit dem als letzter Rest eines ehemaligen Halles übrig gebliebenen Camp-See allein west- lich Colberg eine Längserstreckung von 15 Kilometer aufweisen; aljer die Trennung ist eben nur eine scheinbare. Der uehrungsartige b Die Art ist anatomisch bei der Eiche nicht bestimmbar. LXXII Düuenstreifen ist fast auf die ganze genannte Erstreckung hin, und ebenso vielfach östlicli Colberg, auf die Moorfläche aufgesetzt, deren Torfschicht an verschiedenen Stellen dnrch die nagende See unter der Düne am Rande des sogen. Winterstrandes bloss- gelegt ist. Blatt Colberg weist allein 6 solcher Punkte nach. Drei, auf die Erstreckung etwa eines Kilometers sich vertheilende, östlich der Bootstelle von Gribow, einen bei der Kleist-Schanze und zwei weitere östlich der Persante bezw. östlich der Waldenfels- Schanze. Dass aber auch überall da, wo zwischen diesen Punkten Moorflächen sich hinter der Düne erstrecken und ein fester dilu- vialer Kern, wie vereinzelt bei der Waldenfels-Schauze, sowie vor und hinter Elysium bis nach Bodenhagen hin, nicht zum Vor- schein kommt, das Moor unter der Düne regelrecht fortsetzt, dafür hat der Militairfiskus durch seine Anlagen auf dem zwischen der Maikuhle und Gribow gelegenen Exerzierplätze die besten Beweise geliefert. Nicht nur, dass fast sämmtliche auf dem an anderthalb Kilometer laugen Platze gezogenen Gräben unter dem ebeuflächigen Düuensande den Torf erreichen lassen, sondern auch namentlich die in den Düueukamm bis einige Meter vom Strande entfernt eingegrabeneu, zuletzt 5 bis 7 Meter tiefen Schiessstände lassen das Fortsetzen des Torfes unter der höher und höher ansteigenden Düne Schritt für Schritt verfolgen und hierbei zugleich wieder die in einem früheren Berichte auch von Diluvial- und Tertiärbilduugen mitgetheilte Beobachtung machen, dass in Folge des Druckes eines aufgeschütteten oder stehen ge- bliebenen Sandhügels, hier der Düne, zunächst am Rande der- selben ein sanftes Emporquellen der unterlagernden Schicht, hier des Torfes, mit zunehmender Höhe aber ein geringes beckenartiges Einsinken stattfindet. A. Jentzsoh: Mittheilung über die Aufnahmen des Jahres 1894. Das fertig anfgenommeue Blatt Schwenten (G. A. 33, so) bietet ein typisches Beispiel der preussischen Seenplatte. Nach- i>\xiri dem zalillose Seen vertorft, sind, — ungerechnet der Mnhlenteiclie und Dorftüinpel — noch 1 1 Seenspiegel übrig geblieben. Der Scbweuteuer See ist in den Oberen Gescliiebemergel eingesenkt. Der Racker-, Lügner- und Sziniszinuic-See sind von mächtigem Unterem Dilnvialsand umgeben und bilden gemeinsam mit dem auf Blatt Preystadt (G. A. 33, ‘2-1) gelegenen Freystädter See eine Seeidtette, die mit ihren thalartigen Verbindungsgliedern fast geradlinig 7,7 Kilometer in der Richtung N. 41 o W. verläuft und sich nach SO. in dem Thale des Neida-Flusses fortsetzt. Sie durchzieht die Nordostecke des Blattes und werde als »Frey- städter Senke bezeichnet. Ihr parallel durchschneidet die äusserste Nordostecke des Blattes die »Neudecker Senke«. Inmitten der Freystädter Senke liegt eine Wasserscheide zwischen Lügner- und Szimsziuuic- See. Der Pfaöensee, Guhriuger See und Lauge See (Dluzic-See) sind in streckenweise verschiedene Schichten des Oberen und Unteren Diluviums eingebettet (ganz so wie beispielsweise der Balauer See des soeben veröflentlichteu Blattes Gr. Rohdau) und zeigen dadurch die Mannigfaltigkeit des See-Phänomens. Besonders bemerkenswerth ist der Lange See, welcher bei 4,3 Kilometer Länge nur den zwanzigsten Theil dieser Breite besitzt. Er ist flussartig gestaltet; und eine in seinem nordöstlichen Drittel eintretende südöstliche Auslenkung seiner Längsachse um 200 Meter macht sich dort au beiden Ufern bemerkbar. Zu- sammen mit Torfmooren und dem Thymauer Waldsee bildet er die 11 Kilometer lange »Gr. Thymauer Senke«, welche N. 56® O. streicht, mithin zur Freystädter Senke im Winkel von 83® gestellt ist. Die Ränder beider, nahezu rechtwiukelig ge- stellter Senken werden durch lauggezogene Aufwallungen des Geländes begleitet, deren höchster Punkt die nur 250 Meter ent- fernte Thalsohle um 48 Meter überragt. Vordiluviale Schichten sind nirgends aufgeschlossen. Oberer Geschiebemergel bildet etwa zwei Drittel des Höheubodens und beherrscht insbesondere die westliche Hälfte des Blattes. Im unteren Diluvium waltet, wie gewöhnlich, der Saud vor; doch treten auch Unterer Geschiebemergel, Grand, und insbesondere an vielen Stellen Mergelsande und Thoninergel auf. Letztere beiden sind innig verbunden, und ihre in der Nordostecke des Blattes über mächtigem Diluvialsand, aber unter CTeschiebemei’gel, vor- kommendeu Aufschlüsse bezeichnen die unmittelbare Fortsetzung jener thouigeu Bildungen, welche in gleichem geologischem Horizont das marine luterglacial (Cardiumbauk) von Neudeck bei Freystadt i) bedecken. Wir haben mithin die auf Blatt Schwenten darunter auftreteuden mächtigen Diluvialsande der gleichen marinen Diluvialstnfe zuzurechneu, nach welcher J. Geikie 2) kürzlich einen Abschnitt der Quartärzeit als »Neudeckiau« zu benennen vorgeschlageu hat, während MädSEnQ in dem von mir zu diesem Zwecke übersandten Material aus selbem luterglacial von Neudeck auch marine Foraminiferen bestimmen konnte, welche den von mir festgestellten Charakter der Fauna aufs Neue bestätigen. Die Faunula dieser Schicht besteht nunmehr aus den 8 Arten: Cardium edule L., Tellina haltica L., Cyprina IsJaudica L., Alytilus edidis L., Rotalia beccari L., Rotalia heccari var. lucida Madsen, Nonionina depressula Walk. n. Jac. , Polystomella striatopimctata Fichtel u. Moll. Die unmittelbar westlich des Blattes auf Blatt Lessen von mir uachgewieseueu iuterglacialeu Süsswasserschichteu, welche unter Anderem kalkfreien Thon enthalten und wahrscheinlich die Cardium -Stufe uuterteufeu, scheinen in der au manchen Stellen der Westgrenze des Blattes Schwenten auffälligen Kalkarinuth des Geschiebemergels zum Ausdruck zu kommen, da mau diese vielleicht auf örtliche Aufarbeitung kalkarmen Materials zurück- führen könnte. Von dem südlich, angrenzenden Blatte Gi\ Plowenz (G. A. 33, 36) wurde die östliche Hälfte geologisch aufgenommen, welche fast ganz aus Unterem Diluvium in reicher Gliederung aufgebaut ist. Das bekannte Kreidebohrloch Hermanushöhe liegt in diesem 1) Jentzsch, Zeitscbr. geolog. Ges. XLJl, 1890, S. 597 — 599. J. Geikie, Classitication of European giaeial deposits. Journal of geo- logy III, p. 250 ff. Chicago 1895. 2) Madsen, Note on German pleistocene Foraminifera. Meddelelser fra Dansk geologisk Forening No. 3. Kjöbenhavn 1895, S. 13 — 16. LXXV Gebiete. Die dem marinen Tertiär (Unteroligocän) zngesprochmie Grüuerde, deren Auffindung s. Z. die fiskalische VersuchsI)ohrung vcraulasste, wurde 4,4 Kilometer nordwestlich bis zum Nordrande des Blattes verfolgt, wo sie 80 Meter westlich der Grenze der Kreise Graudenz und Rosenberg, 40 — 50 Meter südlich der Grenze zwischen den Feldmarken Ossowken und Conradswalde eine kleine Fläche des Ackerbodens bildet. In einem der zahlreichen Torfmoore wurde die jetzt nicht mehr in M^estpreussen lebende Wassernuss, Trapa natana^ deren Vei’breituugsverhältuissen von botanischer Seite eine gewisse Be- deutung beigelegt wird, bei Lippinken subfossil gefunden. C. Gagel: Bericht über die Auf nah me arbeiten auf Blatt Passenheim. Schon der erste Blick auf die topographische Karte des Blattes Passenheim zeigt sehr deutlich zwei ungefähr senk- i’echt auf einander stehende Richtungen, nach denen sich ein grosser Theil der die Oberflächeugestaltuug bedingenden Züge anordnet; hauptsächlich prägen sie sich in der langgestreckten, flussartigeu Form und reihenweisen Anordnung eines Theiles der Seen und der durch Verwachsung aus diesen entstandenen Torf- brüche aus; die ungefähr NNO. — SSW. streichende Hauptrichtuug ausserdem noch in der Läugserstreckung der grossen Halbinsel im Gr. Kalbensee, der diluvialen Insel im Scheufelsdorfer Torf- bruch und in dem Zuge verschiedener auffallender, wallartiger Grandrücken, endlich auch noch in dem hervorstechendsten Zuge des geologischen Bildes, wie weiter unten ausgeführt werden wird. Am deutlichsten zeigte diese Richtung der Nord- und Süd- zipfel des Gr. Kalhensees, sowie das tief eingeschuittene Thal der Passenheimer Stadtforst, das jenen mit der sich über das nördlich anstossende Blatt in gleicher Richtung erstreckenden Rinne der Gillauseen in Verbindung setzt. Dass diese ganze Einseukung eine einheitliche ist und dass diese beiden Zipfel des so unregel- mässig gestalteten Gr. Kalbensees der Entstehung nach zu ihr gehören und mit den anderen Ausbuchtungen desselben nur in zufälliger Verbindung stehen, wird auch mit Bestimmtheit durch LXXVI die Lotluingeii bewiesen, die für diese beiden Zipfel ein fluss- artiges Profil ergaben, dessen Tiefenzahlen regelmässig nach der Mitte Zunahmen und viel bedeutender sind als die der anderen z. Th. sehr viel breiteren Partien, in denen sich eine solche Ivegel- mässigkeit in der Gestaltung des Untergrundes nicht naehweisen liess. Sehr auffallend au dieser Rinne ist ferner, dass sie nicht erst ein Product der Sclunelzwasser der letzten Vergletscherung ist, sondern ihrem Alter nach mindestens bis in die Schlussperiode der ei'sten Vergletscherung hineinreicht. Dies wird schon wahr- scheinlich gemacht durch die Beobachtung, dass der untere Geschiebemergel, der in einiger Entfei’uuug von dieser Rinne an verschiedenen Punkten der Passenheimer Stadtforst aus den unteren Sauden hervortritt oder unter ihnen erbohrt wurde, au den Steil- wänden der 15 — 25 Meter tief eingerisseneu Rinne nur in zwei ganz kleinen Partien hervortritt; den schliessendeu Beweis liefert aber ein Aufschluss in einem Wasserriss in dem nordwestlichen Thalraude zwischen den letzten Ausbauten von Gr. Rauschkeu und der Forstgrenze. Hier sieht mau, wie sich hinter der jetzigen, aus unterem Sand bestehenden Thalwand der untere Geschiebemergel aus der Tiefe des Thaies bis fast zur Höhe des Randes erhebt und in einiger Entfernung dahinter noch aus den unteren Sauden als kleiner Rücken zu Tage tritt, während grade auf dem Rande des Thaies noch ein kleiner Rest oberen Geschiebemergels auf den unteren Sanden aufliegt. — Das Thal war also schon zur ünter- diluvialzeit tief (über 30 VIeter) in den unteren Geschiebemergel eiugeschnitten, wurde dann zum grössten Theil mit unteren Sanden ausgefüllt und darauf nach Ablagerung des oberen Geschiebe- mergels zum zweiten Male an derselben Stelle wieder ausgewaschen. Der grösste Theil des Blattes wird durch eine breite Zone unteren Sandes eingenommen, die sich von NNO. nach SSW. quer darüber erstreckt und auf der nur noch vereinzelte kleine Partien oberen Geschiebemergels liegen geblieben sind , während der Osti-and und die Nordwestecke des Blattes von grösseren, zu- sammenhängenden Platten oberen Geschiebemergels gebildet werden. Der auffallendste Zug in dem ganzen geologischen Bilde ist mm jedenfalls der Ostrand dieser breiten Abwaschzone, der LXXVII sich in fast schnurgerader Richtung ziemlich parallel der vorher erwähnten NNO. — SSW. streichenden Rinne fast über das ganze Blatt erstreckt; auffallend nicht nur durch seinen gradlinig über Berg und Thal fortsetzenden Verlauf, sondern auch dadurch, dass au ihm sehr häutig der untere Geschiebemergel entweder direct zu Tage tritt, oder wenigstens dicht unter der Oberfläche er- bohrt wurde; während er in geringer Entfernung davon nur noch in der Tiefe einzelner grösserer Aufschlüsse sich nachweisen liess. In der dicht an dieser Linie gelegenen grossen Passenheimer Grandgrube sieht man direct, wie er nach Westen zu ziemlich steil unter die mehr als 6 Meter mächtigen unteren Saude unter- taucht und erst mehr als 2 Kilometer westlich, jenseits der tiefen Rinne des Gr. Kalbensees lässt er sich wieder an einzelnen Stellen nachweisen. Aus allen Aufschlüssen in dieser grossen Sandzoue ergleht sich, dass die unteren Sande hier verhältniss- mässig mächtig entwickelt sind (über 6 — 10 Meter), während sie östlich der erwähnten Grenzlinie, wo der obere Geschiebemergel in grosser zusammenhängender Decke auftritt, sehr wenig mächtig resp. gar nicht vorhanden sind. Die grosse östliche Platte oberen Geschiebemergels legt sich nämlich au nrehreren Stellen derartig an und auf den aus den unteren Sauden auftauchenden unteren Geschiebemergel , dass die Grenze zwischen beiden nur durch die genaueste, schrittweise vorgeheude Untersuchung und einige Male trotz dieser überhaupt nicht direct zu finden war und nur aus anderen ludicien er- schlossen werden konnte. Das vollständige Auskeilen der unteren Sande und die daraus resultirende Zusammeuschiebung beider Gruudmoräuen liess sich an einigen Stellen ganz allmählich und schrittweise verfolgen ; dass diese wenig mächtigen und sich so oft auskeilenden Sande auch wirklich einen trennenden Horizont darstellen und nicht als indifferente Einlagerungen im oberen Geschiebemergel aufzufasseii sind, ergiebt sich daraus, dass sie mehrfach mit feingeschichteten Fayencemergelbänkchen vergesellschaftet sind, in denen sich an zwei Stellen eine zwar spärliche und schlecht erhaltene aber un- zweifelhaft auf primärer Lagerstätte befindliche Fauna von Süss- wassermollusken (Unionen und Anadonten) nachweisen liess. LXXVIII Diese zwischen den beiden Geschiebemergeln liegenden sehr wenig mächtigen Fayencemergel sind im Osten des Blattes nur an wenigen, nicht sehr umfangreichen Stellen gefunden; soweit sich aus den bis jetzt vorliegenden Beobachtungen ein Schluss ziehen lässt, scheint es, als ob sie hier überhaupt nicht auf grösseren Strecken hin zusammenhängend entwickelt gewesen sind, sondern dass sie in einzelnen kleinen gesonderten Wasserbecken in den Vertiefungen des unteren Geschiebemergels abgelagert wurden, der beim Herannahen der letzten Vereisung ofienbar ein ähnliches Landschaftsbild geboten hat, wie jetzt der obere Ge- schiebemergel mit seinen, heute allerdings meistens mit Torf aus- gefüllten Vertiefungen und dass sich auf diese so gestaltete Ober- fläche des unteren Geschiebemergels die obere Grundmoräne direct hinauf legte, ohne dass hier voi’her ein wesentlicher Absatz von unteren Sanden erfolgte. Für diese unmittelbare Auflagerung des oberen Geschiebemergels auf den Untern spricht es auch, dass au einigen Stellen, wo sie auch aus andern Gründen zu ver- mutheu war, sich in dem normalen, kalkhaltigen Geschiebemergel eine kalkfreie Lehmschicht, oftenbar die alte Verwitteruugsriude des unteren Geschiebemergels, eingeschaltet fand. Mitten in der grossen Sandzone östlich von Purdeusee treten Fayeucemergel desselben Alters aber in sehr viel mächtigerer Ent- wicklung (über 4 Meter) auf, die hier als ziemlich bedeutende Hügel aus den unteren Sanden hervorragen, nach den bisherigen Beobachtungen hier aber keine Fauna führen. Eine befriedigende Erklärung für den gradlinigen und mit der Richtung der Schmelzwasserriunen parallelen Verlauf der er- wähnten Grenzlinie sowie für die in so auffälligem Zusammen- hang mit ihr stehende Verschiedenheit in der Mächtigkeit der unteren Sande, welche wieder das so häufige Emportauchen des unteren Geschiebemergels an ihr bedingt, lässt sich noch nicht geben; vielleicht dass sich im späteren Verlaufe der Kartirung neue Anhaltspunkte für das Verständuiss dieser Erscheinung finden. LXXIX L I Karl Theodor Liebe. Die letztvergangeueu beiden Jahre haben uns Geologen eine ganze Reibe unserer älteren Forscher und Lehrer geraubt, insbe- sondere hat auch in die Reihe der Mitglieder und Mitarbeiter unserer geologischen Landesanstalt der Tod gar bedenklich einge- griffen. Es traf sich zufällig, dass die drei unserer Anstalt ange- hörigen Letztverstorbenen durch die Erforschung vornelnnlich palaeozoischer Schiefergebiete sich hervorgethan haben : nachdem am 24. Februar 1893 Lossen, der Erforscher des Harzes, uns entrissen war, — nachdem dann A. Halfar verschieden war, der sich besonders durch die Diagnosirung des Altvatergebirges hervor- gethan, musste am 5. Juni 1894 auch unser Karl Theodor Liebe von uns scheiden, der nach seiner Thätigkeit im ostthüringischen Schiefei’gebirge, die er sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, und nach seinen grundlegenden Verdiensten hierbei, mit vollstem Fuge, wenn auch nicht im amtlichen Sinne, Landesgeologe von Ost- thüringen sich nennen durfte. lieber K. Th. Liebe sind schon von zwei anderen seiner Schüler und von einem seiner Freunde, denen aufrichtigste Be- wunderung, herzliche Liebe und unauslöschliche Dankbarkeit die Feder führten, Lebensbeschreibungen geliefert worden^), aber in b Max Fürbrinqek, Karl Theodor Liebe f (Leopoldina XXX, 1894). — Emil Fischer, Lebensbild eines Vogtländers (Unser Vogtland, Bd. I, Heft 2. Leipzig 1894. — Carl R. Hennickb, K. Th. Liebe f (Ornith. Monats- schrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. XIX. 1894, S. 183—192). LXXX diesen ist gerade die geologiscdie Thätigkeit Liebe’s weiii^er als die ornitliologische und pädagogische berücksichtigt. Und so dürfte hier der Platz sein, das Leben und Wirken dieses \del- seitigen Mannes nun besonders nach jener Richtung hin darzn- stellen, um so mehr, da es mich drängt, dadurch auch meinerseits ein Scherflein des Dankes dem Verstorbenen abzustatten, der nicht nnr während meiner Schnlzeit, sondern seitdem immerdar mir als bewunderter Lehrer und Meister, wie auch als väterlich besorgter Ifreund zur Seite stand. Karl Leopold Theodor Liebe stammte aus einer alten und angesehenen sächsischen Beamtenfamilie. Sein Vater Karl Julius Liebe war Pfarrer in Moderwitz, einem weimarischen Dorfe im lieblichen fruchtbaren Oriagan, nahe bei Neustadt a. O., seine Mutter war die Tochter des Augenarztes Schumann im Nachbar- dorfe Cospoda. Zn Moderwitz wurde unser Karl Theodor am 11. Februar 1828 geboren und wuchs nun auf seinem Heimaths- dorfe unter der treuen Pflege der Eltern, aber doch in einer goldenen Freiheit, und insbesondere in einem so innigen und steten Verkehre mit der Natur auf, wie sie den »Stadtkindern« so oft fehlen, nud erhielt dadurch jene Gesundheit und Kraft des Körpers wie des Gemüths nud jenen natürlichen Verstand und scharfe Beobachtungsgabe, wie sie ihn später in bohem Maasse auszeichneten und deren Mangel er au seinen späteren Schülern so oft zu beklagen hatte. Mit Freuden erzählte er noch in seinen späteren Jahren von dem frischen frohen Treiben und von manch kleinen Streichen, die er inmitten und mitsammt der übrigen Dorfjugend vollführt. Dass er aber auch frühzeitig alle landwirth- schaftlichen Arbeiten selbst anszuführeu gelernt hat, dass er sich in den Werkstätten von allerlei Handwerkern, immer beobachtend nud fragend, herum getrieben hat, das kam ihm später vielfach zu statten. Von hervorragendem Einflüsse auf ihn war die besondere Be- schaffenheit seiner Heimath, des Orlathales, das er später durch manche seiner Arbeiten berühmt gemacht hat. Die Hügel und Klippen des Culms, die Kalke und Riffe des Zechsteins, die Haiden des Buntsandsteins, jede in ihrer Eigenart und alle in LXXXI ihvei- Gesammtheit und dortigen besonderen Wecbselwirknng, bringen eine solche Mannichfiiltigkeit der Bodenforinen hervor, haben einen solchen Einfluss auf die Vegetation und die ganze Bewirthschaftung, liefern so verschiedenartige Gesteine, so zahl- reiche Versteinerungen, so wechselvolle Stand- nnd Brutorte für die verscliiedensten Vögel, sind solche Zufluchtsstätten alter Sagen nnd altgerinanischer Erinnerungen, dass es für einen so sinnigen Knaben, wie es unser Theodor war, stets Neues zn sehen und zu hören gab. Weniger eifrig als im Sammeln neuer Eindrücke, und Beobachtungen war er allerdings damals noch im Sammeln von Naturobjecten selbst, nnd wenn er später auch vielerlei unge- wöhnlich reiche Sammlungen in sehr zahlreichen Schränken besass, so führen doch keine Anfänge in die früheste. Jugend zurück ’). Seine ihm von Haus aus eigene Anlage zur verständigen nnd sinnigen Natnrbeobachtung wurde noch gefördert und ange- leitet durch einen Bruder seiner Mutter, der ebenfalls Arzt war. Dieser Onkel Schumann führte ihn vornehmlich in die Vogel- kunde ein und vermittelte wohl auch den ersten Verkehr mit dem Altmeister der Ornithologie, dem Pfarrer Chr. L. Brehm, in dem nicht fern gelegenen Renthendorf. Und von da ab hat Liebe ohne Unterbrechung zeitlebens sich der Beobachtung, Pflege und Zucht der Vögel hingegebeu; die waren stets im Freien und daheim seine liebste Gesellschaft. Und es war ganz gleichgültig, welcher Art die Vögel waren, ob klein ob gross; neben Sängern pflegte und zog er Räuber, Wat- und Wasser- vögel; der Jüngling liebte allerdings in besonderem Maasse die kräftigen, edlen und stolzen Falken, die er bis zu einem be- wuuderuswertheu Grade zähmte. Nach einem ersten Unterricht im Heimathorte durch den Vater und den Lehrer, und nach einigen Schuljahren auf der Bürgerschule zu Neustadt bezog der Knabe das Gymnasium zu Zeitz. Seine Ferien brachte er aber stets wieder auf dem Laude *) So ist unter Anderem auch z. B. zu bedauern, dass er einen grossen mehrfach gegabelten Lepidodendron-^tsmm, den er als Knabe in einem Culm- grauwacken-Bruche ' seiner Heimath fand, nicht gesammelt hat; denn als er später wiederkam, war jener verschwunden. Jahrbuch 1894. f LXXXII in verschipcleneii Dörfern des Vogtlandes zn , inanclie geologische Beobachtung ist noch auf jene frühe Zeit zurückznfnhren , nicht minder viele ornithologische. Ostern 1848 bestand Liebe als Weimaraner die Reifeprüfung in Weimar und bezog daun die Universität Jena. Wie manch anderer seiner späteren naturwissenschaftlichen Collegen stndirte auch er Theologie als dasjenige Fach, welches ihm künftig das Leben materiell sicher stellen sollte, indem man damals haupt- sächlich dadurch die Anwartschaft auf eine Staatsanstellnng ei- warb. Zu anderen Studien hätte der Vater kaum seine Ein- willigung gegeben, geschweige eine Unterstützung. L"nd doch freute er sich stolz über seinen Sohn, als dieser am 20. August 1852 unter Einreichung der Abhandlung » Petrographisch - geologische Skizze des Orlathales« Doctor pbilosophiae geworden war. Ausser Jena studirte Liebe au keiner anderen Universität, dort aber besuchte er mit Eifer die Vorlesungen und Uebungen von Theologen und Pädagogen, darunter die eines Karl Haase, Volkmar Stoy, Stickel, und besonders in späteren Semestern die von Mathematikern, Physikern, Chemikern und Naturwissen- schaftlern, von denen die Lorenz Oken, Schleiden, Snell, E. E. ScHMiD und G. Zenker genannt seien. Johannis 1851 bestand er seine theologische Staatsprüfung, und seine damals gehaltenen Predigten, wie auch öffentliche Reden, die er später zu halten hatte, und zahlreiche Züge seines ganzen Wesens be- weisen, dass er ein ganz vortrefflicher tief religiöser, freilich wohl nicht gerade streng bibelgläubiger Prediger der Grösse Gottes und ein die geistigen und materiellen Bedürfnisse seiner Gemeinde verstehender und befriedigender Seelsorger geworden wäre, wenn das Schicksal ihn an solche Stelle gesetzt hätte. Liebe’s eigne Wünsche aber waren allerdings andrer Art: die Naturwissenschaften hatten es ihm augethan, und so unter- stützte er zunächst noch ein halbes Jahr laug E. E. Schmid bei dessen Arbeiten im grossherzoglichen Museum, wobei er auch die obengenannte Dissertation aufertigte, die 1853 wenig verändert in K. C. VON Leonhard’s Jahrbuche für Mineralogie erschien, zu dessen Herausgeber Liebe schon frühzeitig in Beziehung getreten LXXXIII war. — i')amit war die »Lehrzeit« beeijdet und iiiiii Iieganiien die »Waiiderjalire«. Gern hätte er sich liierhei noch weiter in Wien für eine akademische Lanfl)ahn vorbereitet, doch zwang ihn die Leschränktheit seiner Mittel, znnäclist eine Stelle als llanptlehrer an dem ScHLElDEN’schen Kealgymnasinm zn Hamhnrg anznnehmen, an welches ihn seine ihm zngethanen Lehrer Zenker nnd der Jenenser SCHLEIDEN empfohlen hatten. So war Liebe in die Lehrerlanfhalm getrieben, ans der er erst kurz vor seinem Tode wieder ansscheiden sollte. Die Zeit, die er auf der Universität den Naturwissenschaften widmete, scheint gering zu sein; aber dass er seine Studien sehr vielseitig und mit einem den Eifer lohnenden Erfolge betrieben hat, das trat in seinem ganzen späteren Leben hervor, nnd diese Vielseitigkeit und dabei zugleich feste Grundlage seiner Kenntnisse war es, die jedermann au ihm zu bewundern hatte, umsomehr, als er nie in seinem Leben müde wurde, auf allen jenen Gebieten, die ja gerade seit seinen Lehrjahren so gewaltig empor blühten, mit fortzuschreiten, mindestens sich auf dem Laufenden zu erhalten. Zunächst also kam Liebe nach Hamburg. Die Verhältnisse der grossen Stadt wirkten auf den jungen in der Welt noch wenig bewanderten Mann um so mächtiger in den verschiedensten Richtungen anregend, bildend und umbildeud ein, als er durch sein geistvolles, frisches Wesen sehr bald bei angesehenen Senatorenfamilien und in grossen Kaufmanns- und Künstlerkreisen Eingang firnd. Dort war es auch, wo er sich, eigentlich die einzige Zeit in seinem Leben, da aber mit Begeisterung, wenigstens einer Kunst geniessend hingab, indem er ein regel- mässiger Besucher des damals in hoher Blüthe stehenden Thalia- theaters ward. Später zogen ihn Theater, Musik, Malerei u. s. w. nicht mehr an, wie er auch niemals eine dieser Künste selbst- thätig ausgeübt hat, obwohl er wenigstens für malerische Darstellung von Naturgegenstäuden ein feinfühliges, naturgemässes Verständ- niss besass. Auf jene Hamburger Zeit ist auch Liebe’s hervor- ragende Fähigkeit des leichten anregenden Verkehrs mit allen Ständen und allen Altersklassen znrückzuführen, seine Kunst, im Plaudertone und gemeinverständlich auch wissenschaftliche Dinge f* LXXXIV vovzutrageu , die ilin zeitlebens zu einem beliel)ten G esel! schäfte r und auch später am fürstliclien Hofe zn Gera zn einem oft ge- ladenen Gaste gemacht hat. Von Hamburg aus besuchte er nun sehr häutig die friesischen Marsch- und Geestlandschoften , Helgoland und das Wattenmeer und nahm gerade dort jene Eindrücke vom Facieswechsel im Kleinen, zwischen Sand- und Schlammablagernngen, und von der anfbauenden und seine eigenen jüngsten Bildungen immer wieder zerstörenden und umlagernden Thätigkeit des Meeres, der Ebbe und Elnth, der verschiedenen Arten von Strömung u. s. w, so lebendig in sich auf, dass er bei der Deutung von der Bildung der ostthüriugischen Trias-, Zechstein- und Schiefergebirgsschichten, — von der Vertretung der Quarzite durch Schiefer oder Kalke, — von der übergreifenden Lagerung des thüringischen Unter- devons u. s. w. immer wieder an seine Hamburger Erfahrungen zurückdachte. Dass er von einer Norweger Reise — dei- einzigen grösseren, die er überhaupt unternommen hat, — ebenso nach- haltige dynamogeologische Eindrücke mit zurückgebracht hätte, ist mir in der Unterhaltung mit ihm nicht aufgefallen. An der SciiLEiDEN’schen Schule selbst hatte Liebe mannich- fachen Unterricht zn ertheilen und hier entwickelte er seine in Jena so ausgezeichnet begründeten pädagogischen Fähigkeiten immer weiter, gleichzeitig aber trieb er, wie seine Notizbücher beweisen, eifrig Privatstndien in Naturwissenschaften und vor Allem war er dort auch chemisch thätig. Nicht bloss, dass er einem Kaufmann durch eine solche chemische Untersuchung ein grosses Vermögen rettete, was die Droguisteninnuug veranlasste, ihn als Chemiker zu vereidigen, sondern er machte auch im An- schluss an seine Doctordissertatiou mancherlei weitere Analysen von Gesteinen, besonders Zechsteingesteinen, die er aus seiner Heimath und ans der Umgegend Geras mitgebracht oder auf Ferien- reiseii geholt hatte. Und so haben wir jenen Untersuchungen die Arbeit über den »Zechstein des Fürstenthums Gera« und über »die färbenden Beimengungen der Zechsteinkalke« zu verdanken, die 1855 im Neuen Jahrbuche und in den Wetterauischen Berichten erscliieneu. ln diesen Erstlingsarbeiteu sehen wir seine besondere LXXXV Vorliehe ziii' Geologie ziiin Ausdruck gelaugeu, wie er sich denn auch schon 1854 als Mitglied der Deutschen geologischen Gesell- schaft hatte aufnehinen lassen. Nachdem Liebe drei Jahre in Ilamhurg gewirkt, wurde Füi'st Heinrich LXVII von Reuss j. L. auf den hochbegahten jungen Mann aufmerksam gemacht; dieser berief ihn im April 1855 als Lehrer der Mathematik an die Gewerbeschule nach Gei’a und machte ihn nach nicht ganz fünfjähriger' Thätigkeit zu deren Director, bald daranf aber (8. April 1861) zunr Professor der Mathematik und Naturwissenschaften an dem altherühmten Gyur- trasium Rutherrenm zir Gera. liier irr Ger-a war er, das fühlte er und das erfüllte ihn, in eherrsolchen Grund und Roden ver’ptlanzt, wie er ihm von Kind- heit an heimisch war: nicht nnr die Nähe zrrr wirklichen Ileirnath, sondern anch die innere geologische Zusammengehörigkeit zu demselben grossen ostthüringischen Zechsteinstreifen , der Graiud- lage des Uroi'lathales, von Gera über Neustadt bis Saalfeld, und die darauf gegründete biologische und selbst anthropologische Ge- meinschaft heimelte ihn an, hielt ihn fest. Wie schon bei Neustadt mit dem Culm, wurde er hier bei Gera auch mit dem mehr insuläreu Auftreten der anderen älteren palaeozoischen Formationen vertraut und lernte diese dann auch noch, durch den Fürsten beauftragt mit der geologischen Untersuchung des reussischen Oberlandes, dort ausgedehnt und allein herrschend kennen. Dort aus dem Überlande, aus der alten Schleizer Patrizierfamilie der Weissker, stammte aueb seine Frau Emilie, die er sich 1856 erkoren. Kurz, so hielten ihn allerlei äussere und innere Baude dauernd in Gera, der Haupt- stadt des Reussen- und des Vogtlandes, fest. Hier im Vogtlande standen die starken Wurzeln seiner Kraft, hier fand er nicht blos einen zusagenden äusseren Lebenskreis, sondern auch neben seiner dienstlichen Thätigkeit diejenige Aufgabe, die ihm am meisten ausprach, — in der er sich eigenartig verdient machen konnte: die naturwissenschaftliche und besonders geologische Durch- forschung lind Aufnahme seiner erweiterten Ileirnath. Hier ver- blieb er denn auch bis an sein Lebensende, ohne wiederholte Be- rufungen an höhere Lehranstalten (au die Forstlehraustalt zu LXXXVI Weisswasser, die Bergakademie Freiberg und schliesslich sogar die üuiversität Strassburg i. E.) aiizunehmeii. Beachten wir zunächst nun diejenigen Personen und Momente, welche auf den weiteren Lebenslauf und die gesammte Wirksam- keit Liebe’s von bestimmendem oder hervorragendem Einflüsse waren. Seine erste und Hauptthätigkeit in Gej’a war natürlich die Einarbeitung in die dortigen Schulverhältnisse, oder, sobald er a,u's Gymnasium gekommen war, richtiger: die Umarbeitung dieser Verhältnisse, indem er der Mathematik und den Naturwissen- schaften daselbst gegenüber der damals allzu vorherrschenden Philologie zu der ihnen überhaupt und in der Gegenwart beson- ders gebührenden Achtung verhalt'. Er zeigte dabei eine solche Energie, Hingebung, Kenntniss und pädagogische Befähigung, dass ihm bald darauf der Unter- richt auch des damaligen Erbprinzen, jetzt regierenden Fürsten Keuss j. L., Heinrich XIV., überti-agen ward. Aus den erhal- tenen Vorlesungsheften geht einerseits wieder die Alannichfaltig- keit von Liebe’s Kenntnissen hervor, denn der Unterricht er- streckte sich auf Anthropologie und Urgeschichte, auf allgemeine und specielle Landwirthschaft und auf die naturwissenschaftlichen Schulfächer, andererseits aber auch, dass er nicht aus falscher Höflichkeit den Gegenstand für seinen hohen Zögling besonders zugerichtet, sondern ganz ebenso behandelt hat, wie wir es später auf der Schule selbst erfahren haben. Und unerstrebt hat er sich dadurch die Dankbarkeit und Guust des hohen Herru für zeit- lebens erworben. Ich erwähne das hier, weil es wieder für ihn und für uns Geologen den schönen Erfolg zeitigte, dass Erbprinz Heinrich XIV. die Verwaltung seiner mineralogisch -geologisch- palaeontologischen, zunächst reussischen, dann aber allgemein vogt- läudischen Landessammlung Liebe übertrug, und ihm mehrfach Auftrag und Mittel gab zu jenen Ausgrabungen, die unsere Kenntnisse der Diluvial- und vorgeschichtlichen Zeit wesentlich gefördert haben. Die zweite Persönlichkeit, die auf Liebe’s Geraer Leben und Wirksamkeit ueuiieuswerthcu Einfluss übte, war MORITZ Kudülf LXXXVII Ferher, s. Z, der bedeutendste Cxeraer Grosstabrikaut, der zu- gleich ein solch lebhaftes, auch praktisch thätiges Interesse für Mineralogie hatte, dass ihn die UniversitiU Jena zuin Doctor honoris causa machte. Dessen Freundschaft und wissenschaftlich anregenden Umgang erwarb sich Liebe sehr frühzeitig und damit auch den Zugang zu dessen grossartiger Mineraliensammlung, Bibliothek und Instrumenten, Vortheile, die man nicht hoch genug anschlageu kann, wenn man bedenkt, dass ihm dieselben sonst fast vollkommen gefehlt haben würden. Der Verkehr mit Ferber gab Liebe die Anregung zu einer Reihe von Arbeiten, durch die sein Name auch mit der Mineralogie ehrenvoll verknüpft wurde. Er beschrieb einen Eisen wolframit, dem er den Namen Ferberit beilegte, das Jodblei von Atakama und ein neues Nickehnineral, welches er Beyrichit nannte; die chemischen Analysen dazu führte er trotz seines primitiven Laboratoriums anerkannt gut und um so lieber aus, als er noch von Hamluirg her so gut in die ([uan- titative Analyse eingearbeitet war. (Aeussere Verhältnisse seines Laboratoriums waren es, die später die Ausführung umfang- reicherer Analysen verhindert haben.) Weiterhin verdient hier hervorgehobon zu werden Liebb’s Verkehr, besonders in der ersten Zeit, mit alteingesessenen Geraer Forschern, namentlich mit Robert Eisel und mit dem Staats- rath Dinger, deren Erfahrungen und Kenntnisse vorzüglich in der Zechsteinformation ihm vielfach zu Gute kamen. Sehr frühzeitig trat er ferner zu fremden Forschern, so zu Heinr. Credner und H. B. Geinitz in Beziehung, wozu die damals Gera lebhaft beschäftigende Frage Anlass gab, oI) unter dem dortigen Zechstein und Rothliegenden auch noch Kohle zu tinden sei, wie es z. B. bei dem benachbarten Zwickau der Fall war. Der Verkehr mit Geinitz, der bei seinen Studien über die sächsische Grauwacken- und Dyasforniation öfter über Gera reiste, wurde eine Zeitlang immer enger und führte einerseits zur Bear- beitung des geologischen Theiles der Schrift »Geinitz und Liebe, Ein Aequivalent der takonischen Schichten«, andererseits zur Mit- arbeit Liebe’s an dem Werke von Geinitz und Sorge über die Chausseesteine Sachsens. Dies hatte daun auch weiter neben LXXXVIII anderen später zn erwähnenden Umständen seine Mitarbeit an H. VON Dechen’s »Nutzbare Mineralien des Deutschen Reiches« zur Folge. Gleichzeitig pflegte Liebe auch die Ornithologie weiter, und der oben genannten Beziehung zum »Alten Brehm« verdankt man auch seine treffliche Mitarbeit an des jungen Alfred Brehm »Thierlebeu« und »Gefangenen Vögeln«. Neben den genannten Alänuern waren es natürlich noch zahl- reiche andere innerhalb und ausserhalb Gera’s, deren wissenschaft- licher oder geselliger, von Liebe gern aufgesuchter Verkehr auf ihn anregend einwirkte, und durch die umgekehrt seine Bedeutung erkannt und auch zu weiterer Kenntuiss gebracht wurde, ohne dass all dies im Einzelnen bestimmt nachweisbar wäre. Dass auch das ganze Lehen und Treiben seines immer mächtiger einpor- blühenden Wohnortes, »Kleinleipzig«, ähnlich wie früher das Hamburger, von nachhaltiger Wirkung war, bedarf hier nur mehr der kurzen Andeutung. Schliesslich muss aber noch des häuslichen Lebens unseres Liebe Erwähnung gethan werden, welches natürlich auch von erheb- licher Bedeutung auf den ganzen Lebeusgang und die Wirksamkeit des Menschen und Forschers wurde. Da die Ehe leider kinderlos blieb, so konnte sich die Frau mit um so grösserer Sorgfalt der Füh- rung des Haushaltes, der stets ein sehr einfacher, patriarchalischer war, und der Fürsorge nm den geliebten Manu widmen, und leistete dessen wissenschaftlichem Leben und Forschen wirk- samen Vorschub durch aufopfernde, unablässige Sorge um Gesund- heit und Wohlbefinden, durch Hiuwegräumen manchen Verdrusses, durch verständnissvolle Ausführung unzähliger kleiner Hilfsarheiten in den immer mehr auwachseuden verschiedentlicheu Sammlungen, durch treue und aufmerksame Pflege der zuweilen die Zahl von 200 erreichenden, zur eingehenden Beobachtung in der Stube ge- haltenen Vögel, deren mancher Liebe fast wie ein Kind an’s Herz gewachsen war. So ist sie es, der wir und die Wissenschaft manche Arbeit, die sonst nicht zu stände gekommen wäre, und vor Allem wohl auch eine erhebliche Zeit des theureu Lehens zu LXXXIX verdanken halben. Und wohl Jeder, der als Gast in Liebe’s Hanse einkehrte, wird stets mit angenehmer Erinnerung der dort so trefl'lich waltenden flansfran gedenken, wieviel mehr noch wird mit mir eine grosse Zahl von Schülern, die jahrelang als Pensio- näre oder als Amannensen ihres Mannes im Hanse vei-kehrten, sie als treue Ptlegemntter dankbar verehren, die dadurch auch noch in anderer Weise für die künftigen Jünger der Wissenschaft gesorgt hat. Nachdem wir im Vorstehenden kurz skizzirt haben, in wieweit Personen und Umstände fördernd in Lieue's Leben eingegriflen haben, ist zur Benrtheilung des ganzen Menschen und des For- schers andererseits auch zu berücksichtigen, was Widriges auf ihn eiugewirkt hat. Zwar von Hause aus ohne besonderes Vermögen, verdiente er sich doch durch seine Arbeit stets so viel, dass er ein an- genehmes, sorgenfreies Leben unter den Verhältnissen führen konnte, die er sich gewählt hatte. Aber gern hätte er, wie schon erwähnt, eine andere, die akademische Laufbahn ergriffen. Sein lebhafter Geist, seine vielseitige wissenschaftliche Bildung, sein scharfer Blick hätten volle Gewähr gegeben, dass er dort Glänzen- des geleistet haben würde. Nun musste er sich mit dem Leben in dem zwar geistige Interessen eifrig pflegenden, aber doch voi- zngsweise auf Handel und Gewerbe begründeten Gera l)egnügen. Es mangelten hier ihm geistig ebenbürtige gleichgesinnte Männer von akademischer Bildung. Sell)st im dortigen naturwissenschaft- lichen Vereine, zu dessen Vorsitzenden man ihn bald und mit Abänderung der Statuten, unter Anerkenunng seiner besonderen Verdienste, immer wieder, über 25 Jahre laug, wählte, fand er — natürlich — nicht die in einer Centrale der Wissenschaft so reichlich und manuicdifaltig wirkende Anregung. Schmerzlich empfand er diese Isolirung, die ihn zwang, immer selljst Sonne zu sein und sein Wissen und Können auf seine Schüler und Mit- bürger auszustrahleu , wo er doch so gern au anderen (|nelleu des Lichtes sein eigenes Eener wieder augefacht und verstärkt hätte. Und lauge vorher und nachher freute er sich, wenn er einen wissenschaftlichen Besuch empfing oder wenn er an einer xc grössereu wisseuschaftliehen Versainnilung theiluehiiien konnte, was freilich selten genug der Fall war, weil er zu gewissenhaft war, als dass er seine anderen und besonders seine Pflichten als Lehrer vernachlässigen inochte. Ausserdem fehlte ihm in Gera, besonders nach seines Freundes Ferber Tode, für seine Forschungen die nothwendige Litteratur; und wenn er sich auch zuweilen von anderswo Bücher lieh, — wenn er sich auch durch regen Schriftenaustausch und durch Aufwendung von für einen Privatmann seines Vermögens unge- wöhnlichen Mitteln eine reiche Bibliothek anschaffte, so war dies doch immer für seine Bedürfnisse ein mangelhafter Nothbehelf. Dieser Umstand beraubte ihn oft genug der Möglichkeit, in seinen Schriften Citate aus anderen Schriftstellern anzuführen, wie er freilich andererseits das von anderen zuweilen übermässig geübte Citiren für ein unrühmliches Prahlen mit Belesenheit ansah, und wie er auch auf eigene frühere Forschungen selten zurückverwies. Jedenfalls muss mau aber doch beim Lesen seiner Schriften mehr- fach bedauern, dass er genaue Stellen- und Autoreuangaben unter- lassen hat. Von erheblichem Einflüsse auf Liebe’s Arbeiten war endlich seine Gesundheit. Wie schon erwähnt, besass er von Hause aus einen kräftigen und überaus widerstandsfähigen Körper, daneben allerdings auch einen so energischen Willen, dass er manche An- fechtung uiederkämpfeu, manchen empfindlichen Körperschmerz bis zu solchem Grade der äusseren Unkenntlichkeit unterdrücken konnte, dass selbst Aerzte darüber erstaunten. Aber die Zahl der Jahre — , mehr noch seine stets energische, vielseitige Geistes- thätigkeit — , vor allem aber seine übereifrige, aus geistiger und körperlicher Anstreugung gepaarte geologische Thätigkeit im Felde, bei Wind und Wetter, ohne dass bei dem in kurzen Pausen wiederkehrenden Wechsel mit der ungesunden Stadtluft eine Ab- härtung erfolgen konnte — all dies vereint ging nicht folgenlos au dem kräftigen Körper vorüber, und es stellte sich bei ihm erst zeitweise, daun häufiger und länger jene Krankheit ein, die er halb im Ernste, halb im Scherze »die alte gute Geologenkrank- heit« nannte: Gicht und Kheumatismus, und ein Lungeuleiden, XCI dein sieh später Influenza in mehrtäcliei’ Wiederholung zugesellte, Leiden, die ihn zwangen, alhnählieh die geologische Thätigkeit mehr eiiizuschräukeu, als ihm lieb war, und denen er schliesslich doch unterlegen ist. Sehen wir nun zu, wie sich Liebe in Gera, in seinen »Meisterjahren«, aus sich seihst heraus und unter dem eben kurz skizzirten Einflüsse der ihn umgebenden Menschen und Dinge thätig gezeigt hat. Als seine älteste und oberste Pflicht behandelte er, wie ge- sagt, den Sclllllunterriclit. Es waren ihm Mathematik, Physik, Chemie, Geographie und Naturwissenschaften anvertraut worden, Disciplinen, die damals, als er in Gera begann, ülierhaupt und an Gymnasien iusliesoudere arg vernachlässigt, verkannt oder z. Tli. noch unbekannt waren; und hier galt es, diesen Fächern die ge- bührende Anerkennung zu schäften. Mit Feuereifer ging er an seine ikufgabe, nicht ohne Kampf konnte er Vordringen, die philologischen Collegen glaubten sich beeinträchtigt, aber die Schüler empfänden es wie frischen Frühlingswind und folgten begeistert ihrem neuen jungen Lehrer. Der aber verstand es auch in glänzender Weise nicht nur den von ihm gründlich be- herrschten Stoft' zweckentspreckend auszuwählen, zielbewusst an- zuordnen und auschaulich vorzutrageu, sondern in ganz besonderer Weise auch die Aufmerksamkeit zu fesseln und stetig zu erhalten und die Reception des Lehrstoffes nicht zu passivem Aufuehmen werden zu lassen, vielmehr sie zu einem selbstthätigeu geistigen Erarbeiten umzugestalten. So fühlten wir Schüler Stunde für Stunde unsere eigenen Fähigkeiten wachsen; selbst den antänglich Widerwilligen wusste Liebe zu packen, dass auch er kräftig mit vorwärts schritt, und für die auch nur erst einigermaassen Willigen wurde es bald eine Lust, dem geliebten Lehrer zu folgen. Fürbringee, der berühmte Jenaer Anatom, der in Liebe’s besten Lebensjahren sein Schüler war, fasste gelegentlich einer Ansprache seine Erinnerungen in folgende Worte zusammen, die es mich drängt, hier vorzubriugen : »So steht Liebe vor uns als das Ideal eines Lehrers, dem zur Vollkommenheit kein Zug fehlt. XCII Ungewöhulicli grosses Wissen in seinen Fächern, allgemeine Bildung und philosophische Schulung, Drang nach Erkenntniss, hohe pädagogische Kunst und Erfahrung' Hingebung an seinen Beruf, eiserne Consequenz und immer bereite Liebe zu seinen Schülern verbinden sich bei ihm zu wundervoller Harmonie«. Aber Liebe beschränkte seine Lebrarbeit nicht auf die Schnl- stube. Es kamen an den von Unterricht freien Nachmittagen zahlreiche Schüler freiwillig zu ihm, um unter seiner Anleitung theils den Lehrstoff zu befestigen, theils noch weiter, als die Schule gehen kann, in die Gebiete einzudriugen , zu denen man sich besonders hingezogen fühlte. Da bestimmte der eine Schüler Moose und Flechten, der andere Mineralien, ein dritter Schmetter- linge und Käfer, ein vierter übte sich an physikalischen Apparaten oder machte chemische Versuche. War aber geeignetes Wetter, daun zog Liebe mit einer oft stattlichen Anzahl wissensdurstiger Schüler hinaus vor die Thore der Stadt in die freie Natur; er empfand es nicht als Mühe, sondern als erhebende Freude, Aller Fragen zu beautwoiten , und mehr noch sie Alle zum eigenen Beobachten, zum Vergleichen und Schlüsse-bilden , nicht minder aber auch zum warmen Naturempfinden, zur Achtung vor den grossen Werken Gottes auzuleiten und so Männer, die auch sonst »sehen« und »praktisch sein« konnten, und Menschen mit tiefer lleligiosität zu erziehen. Unvergesslich werden Jedem, der auch nur den kürzesten derartigen Ausflug niitgemacht hat, die da ver- lebten auregeudeu Stunden sein, unauslöschliche Dankbarkeit wird Jeden beseelen, der öfter daran Antheil nehmen konnte. Wie zeigte sich da der »alte Liebe« als der stets junge, frische, freie Vlaun, als der warme Freund seiner Schüler; wie schnell ward hierbei in diesen das etwa am Morgen wegen einer erlittenen strengen Ansprache aufgekommene Gefühl der Bitterkeit durch das aufrichtigen Vertrauens ersetzt. Umgekehrt that aber hierbei dieser Herzenskundige auch tiefere Einblicke in die Seele seiner Zöglinge, als beim Unterricht allein möglich war. Und so spricht P'ÜRBRINGER aus eigener Erfahrung und mir wie manch Anderem aus vollem Herzen, wenn er einerseits sagt: »Jeder wusste und fühlte instinctiv, dass ein rechter Naturforscher, ein ganzer Mann XCIII und ein warmer Mensch, mit einem M'orte, ein Pädagog von Gottes Gnaden, die TIand tiher ihn hielt nnd Geist und Herz ihm hildete«, nnd andererseits: »Wie Viele hat er auf die richtige Tjehensbahn gewiesen, wie Vieler wahre Interessen bei ihren Eltern vertreten, wie Vielen ist er seitdem durch das ganze spätere Leben hindurch der treue Tjehrer, Freund und Berather geblieben !« Und wer ihm so längere Zeit nahe gestanden, in dem wirkt sein Geist nachhaltig weiter, nnd so ist auch die Zahl derer eine grosse, die sich seine Schüler in dem engeren erhabeneren Sinne des Wortes neunen dürfen nnd mit Stolz sich nennen. Aber Vielen war es auch eine besondere Empfehlnng, Liebe’s Schüler gewesen zn sein, auf der Universität nnd im späteren Leben. Gaben doch auch wir Gymnasiasten unter den Stndirenden der Naturwissen- schaften den ans Realscliulen ITervorgegaugeneu durchschnittlich nichts nach. Und so besass auch unser Rutheneum, an dem Liebe wirkte, obgleich ein humanistisches Gymnasium, in Mathe- matik und Naturwissenschaften durch ihn einen hohen Ruf unter allen deutschen Gymnasien. Da ist es denn kein Wunder, dass, als am 28. Mai 1886 25 Jahre von Liebe’s Wirksamkeit hinter ihm lagen, die Collegeu, Freunde nnd zahlreiche Schüler es sich nicht nehmen Hessen, den geliebten Jubilar mit Beweisen ihrer Verehrung und warmen Anhänglichkeit zu überschütten, und Fürst Heinrich XIV. ihm den Titel Ilofrath verlieh. Solch hervorragende pädagogische Fähigkeit uud Thätigkeit erfordert für gewöhnlich eine volle Alanneskraft. Aber Liebe’s ihresgleichen suchende Arbeitskraft und Arbeitslust, bei der ihm aber jedes Streberthum fern lag und seinem ofleneu Charakter V verhasst war, kannte keine Ruhe, keine Erholung im gewöhnlichen Sinne. Die Zeit, welche ihm der Schuldienst mit seinen Vor- bereitungen, seinen Correcturen, seinen Conferenzen freiliess, be- nutzte er zu neuen Arbeiten; im Wechsel der geistigen Thätig- keit, nicht in müssiger Pflege des Leibes, nicht in achtlosem Spazierengehen sah er seine Erholung. War er daheim, so nahm ihn die Beobachtung seiner zahllosen, von Jahr zu Jahr wechseln- den Stnbenvögel, nahm ihn gleichzeitig die Anstellung chemischer XCIV mul mikroskopischer Mineral- mul Gesteinsanalysen, nahm ilm die llestimmnng mul Ordnung seiner eigenen mul der seiner Ver- waltung unterstellten fürstlichen und Gymnasial -Sammlungen, die Ansarheitnng schriftlicher Aufsätze , endlich wissenschaftliche Lectüre mannichhicher Art in Anspruch; ging er hinaus in’s Freie, so war der Genuss der frischen freien Luft, war die ästhetische Freude an der Natur Nebensache, die ihm von selbst zufiel, Haupt- sache aber war die gespannte Aufmerksamkeit auf die gesammten Vorgänge in der Natur. Den Steinen, den Pflanzen, den Thieren, den Himmelsvorgängen wandte er zunächst in fast gleicher Weise seine Ohacht zu. Zwei Forschungsgebiete aber waren es doch, die ihm von Kindheit und Jugend an vor Allem am Herzen lagen und denen er nun seine schulfreie Zeit mit besonderem Ernste widmete, die Ornithologie und die Geologie, — zwei Gebiete, auf denen er sich schliesslich auch weit über die Grenzen seines besonderen Wirkungskreises, ja über die Grenzen Deutschlands hinaus Ruhm erworben hat. In der Geologie sich thätig zu erweisen, wurde er in erster Linie veranlasst durch den schon erwähnten Auftrag seines Fürsten, das renssische Gebiet daraufhin zu durchforschen. Er nahm aber diesen Auftrag um so lieber an, als er dabei gleich- zeitig und ohne l)esondereu Zeitaufwand seine Erforschung der Vogelwelt um so Vieles ausbreiten konnte. Lind als ihm gar die geologische .Aufnahme auch der die renssischen Laude verbinden- den und umgebenden thüringischen, preussischen und sächsischen Landestheile in weiterem Umfange amtlich übertragen ward, da fühlte er seine Schwingen immer mehr wachsen und vorahnend empfand er die königliche Freude, dies grosse Gebiet des Oster- landes und Vogtlaudes von der Grenze des Königreichs Sachsen an westwärts bis Saalfeld und bis zur Grenze seines Frankenwaldes gegen den Thüringerwald geologisch und oruithologisch erobern und später geistig überschauen und beherrschen zu dürfen. Für dieses Gebiet führte er, wie nebenbei bemerkt sei, den bis dahin nicht oder in etwas anderem Sinne gebrauchten Namen »Ostthüringen« in die Litteratur ein und zwar gebrauchte er ihn xcv geologisch wolil zum evsten Mule ]87fi in seiner Schrift »die Liii- deuthaler Ilyänenhöhle und aiidoro diluviale Knoehenfuiide in Ost- thüringen«. Was Liebe nun zunächst in der Oniitliologie geleistet hat, halben Fühbiunger, Hennicke und Fischer, die seihst mitten in dieser Wissenschaft stehen, mit berufeneren Federn geschildert; aber seine Verdienste darin erfordern auch an dieser Stelle eine wenigstens kurze Darstellung. Liebe’s Forschungen in der Vogelkunde bewegten sich von allem Anfänge an in ganz bestimmten Bahnen, indem er fast aus- schliesslich dem lebenden Vogel seine Aufiuei'ksainkeit zuwandte; die hochentwickelte Vogelseele zu erforschen , deren Verstandes- und Gefühlsregungen zu tolgen , die mit dem Alter oder mit dem Orte oder in den Zeitläuften wechselnden Lebensgewohnheiten, die geographische Verbreitung, die jährlichen und säcularen Wande- rungen festzustellen und ursächlich zu erfassen, das war sein Streben, während ihm, ob er gleich ein sicherer Kenner des Aeusseren jedes unserer einheimischen Vögel war, morphologische, anatomische, systematische und dergleichen Fragen ferner lagen. Doch sei hier nicht unerwähnt, dass er daliei den seltenen und eigenartigen Genuss hatte, seinen aus den Lebensgewohnheiten gezogenen, aller bisherigen Wissenschaft widersprechenden Schluss auf die systematische Stellung gewisser Vögel, nämlich den eines polyphyletischen Ursprunges der Tag- und der Nachtraubvögel und ihrer wirklichen Verwandtschaft einerseits mit dem Schreit-, andererseits mit den Schreivögeln, später durch vergleichend ana- tomische Untersuchungen anderer, besonders Fürbringer’s, be- stätigt zu finden. Seine eben kurz dargestellteu besonderen Ziele in der ornitho- logischen Forschung verfolgte Liebe naturgemäss zuerst durch Beobachtung der freilebenden Vögel, mit scharfen Blick und Ohr, mit unendlicher Hingebung und Ausdauer. Wo aber solche Beob- achtung nicht möglich oder nicht hinreichend war, da zog er zur Ergänzung oder zum Ersatz die gefangenen Thiere heran. Und mau weiss nicht, ob man seinen Wahrnehmungen im Freien oder denen in der Stube und der Zucht und Ptlege, bei der ihn seine XCVl Frau so verstäiidnissvoll und gewisseuliaft unterstützte, oder ob luau schliesslich den fesselnden, aninntliig geschriebenen zahlreichen Skizzen und Monographien das höhere Maass von Bewunderung zollen soll. Was Liebe’s ornithologisclie Schriften anlangt, so sind diese zwar ursprünglich in vielen Zeitschriften und grösseren Druck- werken, z. Th. den Laien schwer zugänglich, zerstreut; ihre Titel beliebe man in dem angehängten Litteratnrverzeichniss nachznsehen. Aber sie liegen jetzt auch, durch Liehe’s Schüler ITennicke ge- sammelt, in einem stattlichen Baude vereint vor, den kein Leser, ohne wahren Genuss wieder ans der Hand legen wird. Je mehr Liebe seine Beobachtungen ansdehnte und vertiefte, um so mehr zog er auch die ökonomische Frage nach der Nütz- lichkeit oder dem Schaden jeder Vogelart in Betracht und damit die Frage nach dem Schutze, der jeder Art zu gewähren, bezw. wann solcher zu versagen sei. Es ist bemerkenswerth und ein scbönes Zengniss für seine sinnige, religiöse Betrachtung der Natur, dass er in diesem Kunstwerke Gottes keines der Glieder, welches der Schöpfer dort eingefügt, dauernd missen wollte, — dass er, auf den besonderen P^all angewandt, keinen auch noch so schädlichen Vogel vollkommen der Ausrottung, zu jeder Zeit und mit allen Mitteln, preisgeben mochte, vielmehr jedem mindestens zeitweise einigen Schutz, keinem aber einen schmachvollen Tod mit elenden AVerkzengen gönnte. Das Herz blutete ihm, wenn er eineu nützlichen Vogel wegen Verkennung oder aus Putz- und (Teunsssucht hingemordet sah, oder wenn er bemerkte, wie der unbewusste Einfluss des Menschen dem und jenen Vogel, der den Wald, die Wasserflächen, die Lüfte anmuthig belebte, dem Specht, den Tauchern und zahlreicheu anderen, die geeigneten Nistgelegen- heiten und damit die Lebensfähigkeit der Art in dem betreffenden Gebiete entzog, — und sein Herz schlug höher, wenn er fest- stelleu konnte, wie die oder jene Vogelart in kluger Weise sich den neuen Leliensbedingungen anpasste, wenn sie neu eiuwauderte oder wenn ein Naturfreund hochherzig Fürsorge für die Erhal- tung traf. Für Fälle letzterer Art schrieb er aus seiner reichen Erfah- XGVII rung hf^raiis seine »Fntterplätze für die Vögel iiu Winter«, seine »Winke hetr. das Anfliängen der Nistkästen« und manche andere Sclirift, und erlebte die hohe Freude, diese Brochüren in mehr- fachen Auflagen in mehreren hunderttausend Exemplaren durch das ganze deutschredeude Europa und, in fremde Sprachen übei- setzt, noch weiter verbreitet zu sehen i). Für den Thier- und besonders den Vogelschutz setzte er denn mm auch das ganze immer zunehmende Ansehen seiner Per- sönlichkeit an amtlicher Stelle und sonst überall ein: er ward Mitgrüuder des zuerst »Sächsisch-Thüringischen Vereins für Vogel- kunde und Vogelzucht«, der im Jahre 1878 sich zu dem »Deutschen Vereine zum Schutze der Vogelwelt« erweiterte und leitete als dessen 2. Vorsitzender seit 1884 die »Monatsschrift« dieses Vereines mit solcher Umsicht, Sachkenntniss und Unpat'teilichkeit, dass die dei'zeitige Blüthe des Vereines, der unter seiner Redaction be- ständig gewachsene Umfang und die angesehene Stellung der »Ornithologischen Monatsschrift« ihm vorzugsweise zu verdanken ist. Als ein besonderes Verdienst um Haus und Schule ist hier auch noch die durch Liebe mit veraulasste und unter seinem kri- tischen Scharfblicke entstandene Herausgabe der zwei grossen prächtigen Buntbilder mit fast allen heimischen Kleinvögeln durch jenen Verein zu nennen, welche zur allgemeinen Kenntniss unserer Vogelwelt schon viel beigetragen haben und noch beitragen werden. Aber brachte auch dies alles unserm »Vater Liebe«, wie er in ornithologischen Kreisen gern genannt wurde, erhöhtes An- sehen, das allgemein und willig anerkannte Ansehen einer orui- thologischen Autorität ersten Ranges (in wie vielen gleichgesinnten Vereinen und Gesellschaften wurde er zum Ehrenmitgliede er- nannt!) und brachte es ihm auch sehr häufig die ihn so erfreuen- den Besuche anderer angesehener Fachgelehrten, so erwuchs ihm b In seinem Aufsatze: »Vogelfang und Vogellialtung« und in manchen anderen weist er auch nach, dass es durchaus nicht seinem Grundsätze »Schutz den Vögeln!« widerspricht, im Gegentheil meist für die Arterhaltung nur von Vortheil ist, wenn, um den Vogelfreund auch daheim durch Gesang und Munter- keit zu erfreuen, einige der gewöhnlich in der Ueberzahl zur Welt kommenden Männchen weggefangen werden. Jahrbuch 1894. g xcviir daraus doch noch mehr der Arbeit! Wer die täglich bei ihm ein- laufende, umfängliche und gewissenhaft von ihm erledigte ornitho- logische Correspondenz sah, musste sich wundern, dass er daneben auch noch seine Schule halten konnte. Und doch war damit Liebe’s Thätigkeit noch nicht erschöpft, denn nun kam auch noch die Geologie zu ihrem Rechte! Bis wenige Jahre vor seinem Tode gingen die drei: Pädagogik, Orni- thologie und Geologie stets gleichmässig neben einander her; erst in den letzten Jahren gönnte er sich dadurch einige Entlastung, dass er die Geologie fast nur noch während der Schulferien be- trieb, während ihn von der Schule zu seinem Leidwesen öfter Krankheiten fernhielteu. Gehen wir nun auf Liebe’s Thätigkeit und Verdienste in der Geologie mit der an dieser Stelle gebotenen grösseren Ausführ- lichkeit ein! Als Knaben schon hatten ihn die eigenartigen Verhältnisse des Zechsteius im heimischen Orlathale angezogen, besonders die malerischen, sagenumwobenen Rift'berge und die dunklen Zech- steinkalke, beide mit ihrer reichen, ausgezeichnet erhaltenen Mollusken- und Brachiopodenfauua. Hier setzte er als Student wieder ein und iuaugurirte 1852 mit seiner Dissertation über den Zechstein seiner Ileimath seine Stellung in der Geo- logie, und diese Formation blieb von jetzt an zeitlebens einer der Sammelpunkte, auf die er seine Arbeiten richtete; ihr galt auch sogleich seine zweite Schrift über »den Zechstein des Fürsten- thums Gera« (1855). Beide Arbeiten gehen zunächst darauf aus, nachzuweisen, ob und wieweit die von Geinitz 1848 vorgeschlageue, palaeonto- logische und auf den verschiedenen Magnesiareichthum gegründete Gliederung der Formation in eine untere Magnesia -arme und eine obere Magnesia-reiche Stufe richtig sei, und liefern au der Hand zahlreicher chemischer Analysen den Beweis, dass dolomitische Ausbildung auch im unteren Zechstein eine weit verbreitete, aber örtlich in ein und derselben Schicht au Intensität stark wechselnde Erscheinung sei. Von den in der Erstliugsarbeit unterschiedenen XCIX Gliedern des gesammten Zeclisteius hat Liebe freilich kaum eines unverändert in die spätere Zeit mit hinübergenommen, aber die für jede Schicht gegebenen speciellen Versteinernngslisten sind nicht ohne localen Werth. In der zweiten Arbeit scheidet er aber schon ganz bestimmt und klar und so richtig sieben Glieder von einander nach ihrem Alter ab, dass sich später keine Aenderung mehr, sondern nur noch die Eiuschiebung des (wegen schlechter Aufschlüsse selbst noch 1869 unbekannten) »Unteren Lettens« nöthig und die Zusammenfassung einzelner Glieder zu gi’össeren Gruppen wünschenswerth erwiesen hat. Bei diesen Untersuchungen tauchte als Nebenfrage nun jene auf, welche seit Leopold von Buch zahlreiche Geister lauge in Erregung hielt: die Frage nach der Herkunft des Maguesia- gehaltes und nach der primären oder secuudären Entstehung der Dolomite. Liebe entschied sich auf Grund seiner Beob- achtung, dass verschieden stark dolomitische Schichten mit ein- ander wechsellageru und dass in stark dolomitischen Gesteinen die dicken Schalen von Productus und Aoicula nur schwach mag- uesiahaltig sind, gegen eine nachträgliche Dolomitisatiou durch Maguesiadämpfe und ähnliches, welche doch allen Kalk gleich- mässig ergriffen haben müsste, sondern für einen ursprünglichen Niederschlag dolomitischen Kalkes; aber zugleich stellte er eine andere Art secuudärer Dolomitisatiou fest, welche vielleicht erst in der Gegenwart, und zwar dadurch statttinde, dass das leichter lösliche Kalkcarbonat, wie auch die recenten Bildungen magnesia- freien Kalktuffs und Tropfsteins im. Geraer Dolomitgebiete be- wiesen, ausgelaugt werde und dadurch der Magnesiagehalt sich relativ aureichere: eine Erklärung, die sich ja allmählich noch für viele andere Dolomite Geltung verschafft hat. Wenn aber Liebe nun weiter, um den wechselnden Magnesiagehalt und das Aus- sterben und Kommen der einzelnen Thierarten in bestimmten Schichten zu erklären, an katastrophische Erscheinungen, »wilde Aufregung des Meeres« und andere noch schlimmere Dinge ge- dacht hat, so ist das wohl ein Opfer, welches er seiner Zeit, viel- leicht auch einigen hervorragenden Männern gebracht hat, zu denen in Widerspruch zu treten sich der junge Mann scheute. g* Y c Diese Vermuthuug ist um so mehr gerechtfertigt, als die be- treffenden Sätze ganz unvermittelt, wie ein deus ex machina, in die Darstellung eintreten, und als Liebe daneben noch eine andere, natürlichere, wohl seine eigene, Ansicht dahin ausge- sprochen hat, dass das gegenüber dem Kalkcarbonat schwerer lösliche Magnesiacarbonat aus der gemeinsamen Lösung im Meer- wasser früher und darum relativ reichlicher ausfallen müsse, wenn die lösende Kohlensäure entweiche; letzteres sei aber besonders in der bewegteren und dazu auch noch stärker erwärmten Küsten- zone der Fall, so dass diese also für Dolomitniederschläge prä- disponirt sei. Zu vorstehender Erklärung, die in dieser Einfach- heit wohl heute nicht mehr anerkannt wird, war Liebe jedenfalls durch die Beobachtung gekommen, dass im Geraer Zechstein die dolomitische Ausbildung nach SO. hin herrscht, d. h. dort, wo wir (auch bei noch stärkerer als der von Liebe geübten Rücksicht auf die gewaltige Denudation in den späteren Zeiten) die alte Zechstein- küste zu suchen haben, während die kalkige Facies dieser Rich- tung abgewandt, nordwestwärts, »also meereinwärts« herrscht. Auf Liebe’s zweite Arbeit also sind die Begriffe, wenn auch noch nicht die Worte »kalkige Tiefseefacies« und »dolo- mitische Küste nfaci es« des Zechsteins zurückzuführen, die in seinen späteren Schriften eine grosse Rolle spielen, in die Litteratur auch von Anderen willig aufgenommen sind und sich bisher im Zechsteingebiete überall brauchbar erwiesen haben. — Es liegt hier also ein erstes Beispiel neben vielen späteren vor für den »Scharfblick dieses Forschers für ursprüngliche Facies- unterschiede« , den ein Lossen 1884 mit Bewunderung aner- kannt hat. In der allerersten Arbeit aber findet sich auch noch jene ganz treffliche Beschreibung der dritten ostthüringischen Zechstein- facies, nämlich des B ryozoenriffes, wie ich sie gründlicher von keinem anderen Schriftsteller über die Riffe anderer Zechstein- gebiete kenne, und wie sie nur Liebe selbst später (1857, 1883, 1888 u. s. w.) noch mehrfach vervollkommnet hat. Wie anschau- lich schildert er die äussere Erscheinung, mit wie scharfem Blicke hat er gegenüber der horizontalen Lage abgerissener und ver- CT scliweinmter Bruchstücke der Mooskoralleu iu eleu gewöhnlichen Sedimenten die in der Kegel aufrechte Stellung der unversehrten Stöcke im Riff und ihre sandfängerische Wirksamkeit erkannt und darauf dessen schnelleres Wachsthum und seine massige Structur zurückgeführt 1). Auch der Verschiedenheit der an das Rift’ sich unmittelbar anschliessenden Sedimente gegen das freie Meer und gegen den Lagunenkanal hin, des »Blockreichthums, eines Denk- mals der einst hier tosenden Brandung«, einerseits, — des losen, feinen Sandes andererseits gedenkt er hier ausdrücklich. Auf einer beigegebenen Karte hat Liebe zum ersten Male die Riffe des Orlagaus gesondert ausgeschieden, werthvoller aber noch ist das im Texte befindliche schematische Profilbild eines Riffes, wobei anschliessend bemerkt sei, dass Liebe ein ebensolches Profil erneut und vervollkommnet auf Grund seiner späteren Special- aufnahmen, iu Kayser’s »Allgemeine Geologie«, I, 1893, S. 315, geliefert hat. Dem Zechsteiu gelten nun auch noch einige seiner nächsten Arbeiten; seine Werthschätzung chemischer Untersuchung kommt dabei durch viele Analysen wiederum zum Ausdruck. Zuerst zu neunen sind die Untersuchungen über die färbenden Beimengungen der Zechsteiukalke (1855), alsdann die »Notizen über den couglo- meratischeu Zechstein« (1857) worin auch dessen palaeontologische Selbständigkeit gegenüber dem gebleichten Rothliegenden (»Weiss- liegenden« im engeren Sinne) mit Geschick und Nachdruck be- wiesen wird, endlich die mit einer Kartenskizze und Profilen aus- gestattete Beschreibung des kleinen »Zechsteiuriffes von Köstritz«, welches als das einzige zum Geraer Zechstein ge- hörige Riff' specielles Interesse hat. Aus dieser Arbeit sei folgen- der Passus gegenüber neuerlich dem Verfasser dieses Nachrufes zu Ohren gekommenem Zweifel au der Riff'uatur unserer Zech- steinrifi'e hervorgehoben: »Verstehen wir daher unter Riff eine auf erhöhten Punkten abgesetzte, uugeschichtete Kalk- 9 Er bedient sich dabei u. a. der Worte: Die Bryozoen wuchsen an passen- den Orten empor »Wälder von feinem, dichten Gezweig bildend, welche ganz geeignet waren, den Niederschlag der Dolomitrhomboederohen, Schlammtheilchen u. s. w. in sich aufzunehmen.« CII oder Dolomitmasse, welche allenthalben von senkrecht stehenden, mehr oder weniger unversehrten Korallen durch- zogen ist und offenbar ihre besondere Ausbildung den Korallen verdankt, so haben wir auch ein Recht, von ,Zech- steinrifFen‘ zu reden.« Der Zufall fügte es, dass Liebe sich nunmehr, gleichsam logisch voi'gehend, mit den nächst älteren Formationen, mit dem Roth liegenden und der Kohlenformation, zu beschäftigen hatte. Eine frühere, in den vierziger Jahren südlich von Gera ausgeführte Tiefbohrung auf Steinkohlen war zwar erfolglos, aber die Floffnung, solche, wie im benachbarten Zwickau, noch zu finden, lebendig geblieben; und schon 1856 brachte man dem jungen Liebe das Vertrauen entgegen, ihn gleichwie Credner den Vater zur Ab- gabe eines Gutachtens in dieser Angelegenheit zu veranlassen und ihm, als beide (der Oeffentlichkeit übergebene) Gutachten höfi- lich ausgefallen waren, mit der wissenschaftlichen Ueber- wachung der bei Cuba stattfindenden Bohrung zu beauf- tragen. Leider musste diese mehrjährige kostspielige Arbeit bei .385 Metern Tiefe im Rothliegenden, vielleicht nur wenige Meter von der Entscheidung entfernt, aufgegeben werden, weil ein Ge- stängebruch das Bohrloch unheilbar verstopft hatte. Und so ist auch heute noch die »Kohlenfrage« bei Gera nicht erledigt; jeden- falls aber muss man auch jetzt noch das von Liebe für die zu unternehmende Bohrung vorgeschlagene Gebiet zwischen Gera, Tinz und Milbitz als das dafür geeignetste bezeichnen. Ausser einem vorläufigen Berichte (1859) und ganz kurzen Angaben in den viel späteren Erläuterungen zur geologischen Specialkarte von Gera hat Liebe über diese Bohrung leider nichts Eingehendes veröffentlicht, vermuthlich durch andere dringendere Obliegenheiten abgehalten , — so beachtenswert!! die speciellere Schichtenfolge und z. B. das Vorkommen von Gypsschnüren in sehr tiefen Niveaus des dortigen Rothliegenden auch ist. Jetzt nun erfuhr Liebe’s geologische Thätigkeit eine bedeu- tende Erweiterung, denn es ward ihm vom Fürsten der Auftrag, das ganze Reussenland geologisch zu durchforschen. cm Im »Uuterlande« , wo Dyas und jüngere Schichten vorherrschen, waren keine besonderen Schwierigkeiten zu überwinden, Vor- arbeiten auch schon im Allgemeinen hinlänglich vorhanden. Im »Oberlande« dagegen, welches ganz und gar dem p al aeozoischen Schiefergebirge augehört, waren Naumann-Cotta’s geologische Karten und zugehörige, 1842 und 1843 erschienene Erläuterungen eigentlich die erste und letzte umfassende Bearbeitung des Ge- bietes. Die von diesen Autoren noch durchgeführte Gliederung in »Thouschiefer-« und »Granwackenformatiou« war aber in- zwischen veraltet, Richter hatte mit der Einführung der englischen Gliederung in Silur, Devon, Cnhn in Westthüriugeu erhebliche Fortschritte gemacht, im Osten, d. h. im sächsisch-vogtläudischen Schiefergebirge, ruhten neuere Untersuchungen ganz, im Süden, d. h. im fichtelgebirgisch-bayrischen Autheile, begannen solche erst, nachdem Liebe einen Anfang in seinem Gebiete schon gemacht hatte; und die bisherigen Ergebnisse der Forschungen in der Nachbarschaft Hessen sich auf das — wie sich später immer mehr herausgestellt hat — durch manche Eigenarten ganz besonders ausgezeichnete, aber eben dadurch auch überaus verwickelte renssische Gebiet von vorn herein durchaus nicht übertragen. So war Liebe also ganz auf sich allein angewiesen, und man muss diese Schwierigkeiten voll in Rechnung ziehen, wenn mau seine Thätigkeit, auch seine ersten Irrthümer, richtig beurtheilen und seine litterarische mehrjährige Schweigsandceit verstehen will. Nebenbei leitete er allerdings auch noch mehrere Jahre lang Ausgrabungen bei Köstritz unweit Gera. Zu deren Ans- führnng hatte er den für Archäologie begeisterten Erbprinzen durch den Hinweis darauf zu interessiren gewusst, dass dort vor Jahren neben einander gefundene Knochen von Menschen und an s gestorben e n Thiereu zu der — damals hochbedeutsamen — Annahme der Gleichzeitigkeit beider Anlass gegeben hatten, dass aber von ihm ausgeführte chemische vergleichende Unter- snchnugen der beiderlei Knochen diese Annahme für falsch zu erklären nöthigteu; doch müssten natürlich auch die Lagernugs- verhältnisse durch neue Aufschlüsse geprüft werden. Mit der Arbeit nun über diese »Neuen Ausgrabungen« trat Liebe zuerst civ wieder 1864 in die Oeffentlichkeit. — Das Resultat bezüglich der Gleichzeitigkeit war so, wie es Liebe ini Voraus gesagt, kommt aber, nachdem diese neuerdings doch oft genug, sogar durch Liebe selbst, nachgewiesen ist, viel weniger in Betracht, als die inter- essante, von ihm angewandte chemische Methode, sowie vor allem als das von damals sich herschreibende besondere Interesse Liebe’s für die Diluvialfauna. Die zweite Arbeit, die 1864 von ihm erschien, war nun, wenngleich nur eine sehr kurze Notiz, schon ein Ausfluss jener auf die geologische Durchforschung des gesammten Reussenlandes gerichteten Studienreisen. Es war eine vorläufige Mittheilung über denselben Gegenstand, dem er 1866 eine ausführlichere Ab- handlung widmete: »Das Alter der im reussischen Ober- lande auftretenden Dachschiefer «. Beide Schriften schliesseu sich als Ergänzungen an Geinitz’ palaeontologische Behandlungen desselben Stoffes an, die theils kurz vorausgegangen waren, theils mit Liebe’s Untersuchungen vereint veröffentlicht wurden. Geinitz hatte die Versteinerungen, wurmartige Fossilien, mit solchen ver- gleichen zu müssen geglaubt, die aus takonischen Schichten Nord- amerikas beschrieben waren; die takonischen Schichten aber galten damals als sibirisch. Zu derselben Ueberzeugung glaubte nun auch Liebe von stratigraphischen Gesichtspunkten aus kommen zu müssen; 20 Profile, die ihm das zu lehren schienen, hat er in der betreffenden Abhandlung in Wort und Bild dargestellt. Für den einen grossen Theil dieser Dachschiefer hat auch spätere ein- gehendere Forschung die Richtigkeit dieser Altersdiagnose nach- gewiesen, für die den Ausgangspunkt der ganzen Untersuchung bildenden Wurzbacher »Phyllodociteuschiefer« aber war sie falsch, und doch hat sie Liebe, wenig modificirt, bis über das Jahr 1868 hinaus beibehalten, wobei es merkwürdig ist, dass er von der bereits im Herbst 1864 erschienenen GÜMBEL’schen richtigen Diagnose des Culmalters derselben Schiefer keine Kenntniss gehabt zu haben scheint. Die letzten sechziger Jahre förderten noch einige Gelegen- heitsschriften zu Tage, welche aber für die gesarnmte Weiter- entwickeluug Liebe’s von geringer Bedeutung waren. Zunächst cv waren es zwei Arbeiten, in denen noeli seine Ijesondere Vorliebe für chemische Untersuchungen zum Ausdrucke kommt: eine über das Wasser der Stadt Gera, die andere über die färbenden Mineralien der Diabase, au welch’ letzteren ja sein Gebiet so reich war; in dieser Schrift stellt er für den von ihm ein- gehend untersuchten Diabaschlorit den Namen Diabantachronuyn auf Ausserdem beschrieb er noch (in Tabelleuform) die fast durchgängig krystallineu erratischen Gesteine der Umgegend von Gera. Die rührigste Thätigkeit aber entfaltete IvIEBE, wie gesagt, schon damals für die geognostische Gesammtdurchforschung seines Reussenlandes, und seine Arbeiten waren in diagnostischer, strati- graphischer und tektonischer Hinsicht bis 1866 schon soweit ge- diehen, dass er für das Jahr 1868 eine Uebersichtskarte ver- sprechen konufe, die allerdings aus sogleich zu nennendem Grunde nicht erschienen ist, zu der aber als Erläuterung gelten kann jene hochbedeutsame »Geognostische Uebersicht von Reuss j. L.«, welche einen der ersten Abschnitte in der BRÜCKNER’schen Landes- kunde dieses Fürsteuthums (Gera 1870) bildet. War schon die Anerkennung seiner Forschungen, die in dem Aufträge zur Abfassung dieser »Uebersicht« lag, eine für Liebe sehr erfreuliche, so war doch grösser und folgenreicher jene, welche bei den gleichzeitig (1869) von den Thüringischen Staaten mit Preussen geführten Verhandlungen und Verträgen, betreffs ein- gehender geologischer Specialaufnahme dieser Länder, darin zum Ausdrucke kam, dass Liebe für ganz Ostthüriugen als geo- logischer Mitarbeiter vorgeschlagen und von Preussen bereit- willigst angenommen ward. Hier ist der zweite und der bedeut- samste Markstein in unseres Forschers geologischer Laufbahn und Wirksamkeit! Mit der räumlichen Erweiterung ward ihm hier zugleich eine ganz andere Vertiefung seiner Forschungen eröffnet, als sie bisher möglich war; nicht minder ward die Kartenaufnahme durch Zugrundelegung der Generalstabsmesstischblätter auf eine breitere, sicherei’e Grundlage gestellt, wodurch Liebe die kartographische Veröffentlichung seiner bisherigen Arbeiten für überflüssig hielt. CVI Aber ehe er in seine neue Aufgabe eiutrat, konnte er doch wenigstens in der ebengeuanuten »Uebersicht« dasjenige ge- sammelt dai’stelleu, was er bisher in seinem kleineren Wirkungs- feld geologisch erarbeitet hatte und was ja so gut wie vollkommen seine eigenste, von aussen unbeeinflusste Kenntuiss und Erkennt- uiss war. Mit Bewunderung coustatiren wir da den ganz ausser- ordentlichen Fortschritt in der richtigen Diaguosiruug und strati- graphischen Erkeuutuiss der einzelnen Schichten gegenüber den 1866 in den »Takouischen Aequivalenten« gegebenen Darstellungen! Die Grliederung in Cambrium, Silur, Devon, Culm ist für das Schiefergebirge vollkommen durchgeführt; es ist der frühere Fehler einer Confuudirung aller Dachschiefer vermieden, und der eine Theil derselben (»die ältere Dachschieferformation«) ganz richtig beim Untersilur, der andere (die eigentlichen Phyllodocitenschiefer), allerdings noch immer unrichtig, bei den Tentaculitenschichten untergebracht; die Graptolithen- führenden Kieselschiefer erhalten als Hauptrepräsentanten des Mittleren Silurs jetzt die ihnen ge- bührende Anerkennung; auch die Tentaculitenschichten werden als besondere Hauptstufe, als Obersilur, ausgeschieden. Zwischen diesen und den nun folgenden »Aecpiivalenten der Planschwitzer Schichten« soll eine grosse Lücke sein, die Liebe aber nicht be- gründet und später auch nicht beibehalten hat. Von Interesse ist, dass er schon damals vollkommen richtig die tektonische Be- deutung unserer grossen Diabasmasseu als Lager erkannt, schon damals die beiden Hauptgruppeu der »Titaueiseudiabase« und der Magueteisen -führenden »Mandeldiabase« unterschieden und von beiden die besonderen Abarten jedesmal bei derjenigen Sedimeut- gruppe beschrieben hat, der sie eiugelagert sind. Auch die Erz- lagerstätten sind natürlich mitbehandelt und zwar auch sie in gut geologischer Auffassung nicht als selbständig für sich existireude Dinge, sondern im Anschlüsse au die Foianationeu , zu denen sie jeweils gehören. — In demjenigen Theile vorliegender Schrift, welcher das reussische Unterland behandelt, finden wir ausser diesen älteren und den permischen Bildungen auch Buntsandstein und Braunkohlenformatiou zum ersten Male, und zwar gleich in sehr ansprechender Weise, von Liebe dargestellt; und dass das CVII ältere (nordische) Diluvium noch mittels der Drif’ttheorle erklärt wird, kauu uicht verwuuderu, da ja die Glacialtlieorie noch nicht eiumal für Norddeutschlaud aufgestellt war. — Eine Begründung für alles Neue oder gegen früher Geänderte zu geben, lag uicht im Charakter des ganzen, auf eine Thatsachenbeschreibuug be- schränkten Buches, und ebenso überschritt es dessen Plan und durch die Laudesgrenzeu vorgeschriebeuen Rahmen, wenn mau eine Schilderung der Tektonik des Gebietes darin verlangen wollte. Genug, dass wir in Bezug auf erstereu Punkt die ausser- ordentliche Annäherung, meist sogar völlige Uebereinstimmung mit unseren gegenwärtigen Kenntnissen hervorhebeu, und in Bezug auf den zweiten Punkt darauf hiuweisen können, dass Liebe schon 1866 die »zwei Systeme von Hebuugsparallelen «, als einander durchkreuzend, kannte, die er später mit den Namen »erzgebirgisches und fraukeuwäldisches Satteluugssystem'« belegt hat. Mit der besprochenen 1870 erschienenen Schrift hat also die erste, vorbereitende, etwa 15jährige Periode von Liebe’s geo- gnostischeu Forschungen ihren Abschluss erlangt, und nun tritt er in eine zweite Periode über, ausgerüstet mit einer vortrefflichen allgemeinen Uebersicht, mit einer ausserordentlichen Fülle von im Felde gesammelten Fiuzelerfahruugeu, mit einem Auge, welches für die verwickelten Ijageruugsverhältuisse und für die, bei dem Mangel an Versteinerungen maassgebend in Betracht kommenden feinen Gesteinsunterschiede ungemein geschärft ist, sodass schon damals niemand mit ihm in Thüringen wetteifern konnte. Nicht minder hatte er sich in der Zwischenzeit auch die- jenigen Methoden der häuslichen Detailuntersuchungen augeeiguet, die au sich unerlässlich sind, oder sich solche noch weiter aus- gebildet, welche und wie sie gerade für sein Gebiet uöthig und praktisch waren. So hatte er es, von der Universität her natürlich 1) Es ist nicht unwichtig, darauf hinzuweisen, dass in ganz Thüringen und dem Fichtelgebirge auch heute noch nicht selbst die anderwärts so gemeinen Leitversteinerungen Strinyocephalits Bm'tini und Pofidoiinrnya Becheri in auch nur einem Exemplar mit Sicherheit gefunden sind. CVIII ohue die geringste Anleitung zu der (damals ja noch unbekannten) mikroskopischen Gesteinsanalyse, darin durch eigenen Fleiss und Geschick zu einer hemerkenswerthen Fertigkeit und Sicherheit und zu einem ungewöhnlichen Scharfblicke gebracht, der selbst die gewöhialich sehr stark von Zersetzungen heimgesuchten Gesteine Ostthüringens durchdrang und späterhin, immer weiter ausgebildet, manches schöne, eines vollendeten Petrographen würdige Resultat zeitigte; doch sei hervorgehobeu, dass ihn, in weiser Beschränkung, die Petrographie immer nur soweit interessirte, als sie für eine richtige Kartirung und Benennung und für die stratigraphische und tektonische Erkenntniss von Bedeutung war. Als ihm nun die Specialkartirung übertragen war, da kam ihm jene Gründlichkeit und peinliche Genauigkeit, die er als Pädagog von seinen Schülern verlangte, noch mehr aber selbst übte, ausserordentlich zu statten, namentlich bei den Untersuchungen und Eintragungen im Felde. Was die ersteren betritft, so gab er sich in voller Würdigung der Anfor- derungen, die der Maassstab 1 : 25000 stellt, nicht damit zufrieden, alle »Aufschlüsse«, die mau gewöhnlich als solche versteht, zu studiren, sondern er beging so viele Wege und andere Linien, als nur nöthig waren für die Gewissheit, dass ihm auch nichts entgangen, und an jedem Wege mussten, wenn man auf Feldlese- steine behufs Feststellung und Abgrenzung der Schichten ange- wiesen war, gerade die allerkleiusten als die zuverlässigsten her- halten; und so erzielte er auch bei »schlechten Aufschlüssen« mit seiner Ausdauer und selbstvergessenen Zähigkeit oft genug noch die schönsten Beobachtuugsresultate. — Und wie diese Gründlich- keit der Untersuchung, so bildete sich an ihm im Laufe der Zeit auch die Genauigkeit der Eintragungen des Beobachteten in die Karten nur immer weiter aus; auch da, wo es scheinbar ohue besonderen Werth war, stellte er die für die Eintragung uöthige Schrittzahl bis auf Einzelschritte genau fest. Und er scheute sich nicht, seinen geologischen Grenzlinien auch auffällige Spitzen und Zacken zu geben, wenn eine von verständigen Erwägungen be- gleitete Beobachtung ihn solche hatte feststelleu lassen; stets ab- gerundete Formen in den Karten deuteten ihm dagegen nur auf CIX ungenaue Arbeit hin, ja waren ihm z. Th. geradezu ein Greuel. In seinem Grundsätze, nur das Beobachtete darzustelleu, war er so streng, dass er an keiner Stelle die festgestellten Grenzpunkte einer Theorie zu Liebe verlegen mochte, die, wie er sagte, ja oft genug nur der Ausdruck einer vorgefassten Meinung sei. — Bewuudernswerth war schliesslich auch die äusserliche Sauberkeit, mit der er seine Feldkarteu führte. Und air dies und manches andere, was unter den Wahlspruch »treu auch im Kleinen« gehört, zusammengenommen, führte zu jener Vollendung der geologischen Karten, durch die er überall volle Bewunderung erregt hat, und die sehr vielen Nach- folgern bewusst oder unbewusst als Vorbild gedient hat. Aus diesen Vorzügen heraus, die in einem so verwickelten Gebiete, wie demjenigen Liebe’s, allerdings auch ganz besonders nothwendig waren, ist es denn auch zu erklären, dass seine Karten, was stratigraphische und tektonische Verhältnisse betrifft, schon aus sich selbst verständlich sind. Sehr häufig hatte Liebe auch mit Mängeln der topographi- schen Karten zu kämpfen; leider hat er meistens — aus Respect vor den sonstigen Vorzügen der Messtischblätter — versäumt, jene Mängel zu verbessern und hat dann seine geognostischeu Eintragungen auf entferntere ihm sicher scheinende topographische Fixpunkte bezogen. Das hat aber wieder die Folge, dass sich der Benutzer der geologischen Karte an der betreffenden Stelle nicht immer zurecht finden kann. Und hierin liegt wohl der einzige, ihn nicht einmal direct treffende Vorwurf, den mau be- gründeter Weise Liebe’s Karten machen kann. Den Karten entsprechend sind uun aber auch Liebe’s Er- läuterungen zu denselben mustergiltig geworden durch die klare Darstellung, kurze und sachgemässe Beschreibung und die gleichmässige Rücksichtnahme auf Wissenschaftlichkeit wie auf die Bedürfnisse des praktischen Lebens und auch des nicht wissen- schaftlich vorgebildeteu Lesers. So ist z. B. auch allen Erläute- rungen nachzurühmeu die verständuissvolle Darstellung und Be- gründung des Zusammenhanges von Gesteinsbeschaflfeuheit und Bodenform, die Rücksicht auf technische Verwendung und land- cx wirtschaftliche Bedeutung der eiiizelueu Gesteine, der häufige Hinweis auf die rationellste Bodenausuutzuug und Düngung u. s. w. Als erstes Gebiet der Specialkartirung nahm Liebe natur- geinäss die Umgebung seines Wohn- und Berufsortes Gera um so lieber vor, als diese ihm am leichtesten zugäuglich, am aller- vertrautesten und bei allem Reichthum au verschiedenen Forma- tionen (es kommen dort fast alle vor, die überhaupt in seinem Gesammtgebiete vertreten sind) so einfach war, dass hier das jetzt gebotene intensivere Eindringen in alle Einzelheiten am leichtesten und mit der besten Gewähr des Ausschlusses von Fehlern mög- lich war. Daneben versäumte er nicht, in den von der Schule ihm gelassenen Ferien in das schwieriger erreichbare »Oberland« zu gehen und dort die inzwischen um Gera gewonnenen Einzel- erfahrungeu auf ihre allgemeinere Richtigkeit und Anwendbarkeit zu prüfen und gegebenenfalls zu modificiren und zu ergänzen. Es wurde dadurch auch die auzustrebeude Gleichartigkeit der Aufnahme des ganzen Gebietes für den — ja nun leider eiugetreteuen — Fall gewährleistet, dass er selbst vorzeitig den Schauplatz seiner Thätigkeit verlassen musste, — ein Vortheil, der um so höher auzuschlagen ist, wenn man einerseits erwägt, dass er selbst für sein Gebiet immer den Ueberblick behielt und alle Einzelerscheinungen unter erhabeneren Gesichtsj)unkteu be- trachten konnte, und wenn man andererseits die Mühen be- denkt, die es macht, andere schwierige, von verschiedenen Autoren neben oder nach einander bearbeitete Gebiete nacliträg- lich in einheitlicher Darstellung und einheitlichem Verstäudniss zusammenzufassen. Ehe nun Liebe dazu kam, seine ersten Specialaufnahmen zu veröffentlichen, bot sich ihm Anlass zu verschiedenenGelegenheits- schriften, so zur Mitarbeit au seines Freundes Geinitz Bear- beitung der Chausseebaumaterialien im benachbarten Königreiche Sachsen, — zur Beai'beitung des Fundes diluvialer Knochen in einer Spaltenhöhle im oberdevonischen Kalke von Pahren unweit Schleiz, — zur Mitarbeit an des ihn frühzeitig würdigenden und ihm stets günstig gesinnten H. von Dechen »Nutzbaren Mineralien CXI und Gesteinen des deutschen Reiches«, vor allem aber zur Bear- beitung der im Mittleren Zechstein vor Geras Thoren 1874 auf- geschlossenen Lindenthaler Hyänenhöhle. Hier fand sich nach Köstritz und Pahren die dritte diluviale Säugethierfauua Ostthimngens , der Liebe sein Interesse zuzu- wenden hatte und die nun dieses Interesse von jetzt ab derart dauernd fesselte, dass nächst dem Zechstein und dem palaeozoischen Schiefergebirge die Diluvialfauna in Verbindung mit der Prä- historie und der P"rage nach dem mitteldeutschen Di 1 u vi alkl i m a der dritte Hauptsammelpunkt von Liebe’s geologischen Schriften wurde. 1875, 1876 und 1878 veröffentlichte er die Ergebnisse seiner Lindenthaler Forschungen, und wir sehen ihn darin ebenso scharfsichtig als vorsichtig die Fossilien bestimmen und aus der Art ihres Neben- und Uebereinander seine Schlüsse über ihr Zu- sammenleben, über die Gleichzeitigkeit des Menschen und über den Wechsel der Fauna und die diesem zu Grunde liegenden klimatischen Verhältnisse ziehen. So beweist er mit einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit die Aufeinanderfolge zweier Kälte- perioden mit einer zwischenliegenden wärmeren, erkennt in der ersten Kälteperiode die damals sogenannte Drifteiszeit (unsere jetzige erste Glacialzeit), und für die Interglacialzeit den Steppen- charakter des Klimas. Es ist eines seiner grossen Verdienste, diesen Steppen- charakter zunächst an der Hand der Fossilien, des Alactaga jaculus^ des Murmelthieres und anderer, dann aber nicht minder an der Beschaffenheit des Lehmes und Lösses nachgewiesen zu haben, wobei ihn sein Freund Nehring mit der Zeit immer mehr unter- stützte, bis letzterer, befiihigt durch ihm reichlicher zufliessendes Material, die Führung in dieser Frage übernahm. Was die Lössfrage betrifft, so ist Liebe wohl selbständig, unabhängig von Richthofen, auf die subaerische Erklärung im Gegensätze zu der fluviatilen, gekommen und hat natürlich dessen diesbezügliche Schriften mit Freude aufgenommen, aber auch mit Vorsicht, indem er für Deutschland nicht in so aus- schliesslicher Weise dem Winde (wobei er besonders auf dessen Wirksamkeit bei Kalilfrost hinwies) den Transport überliess, son- CXII dem die Verschwemmimg der Verwitteruugsprodukte durch die Kegentröpfcheu wie auch das Abwärtswaudern der vou Regen oder bei Thauwetter aufgeweichteu plastischeu Erdmassen auf der festeren, event. noch gefrorenen Unterlage immer mit betonte und zugleich auch immer wieder von dem »Wiudschatteu« an den Rergflauken sprach, in dessen Schutze sich vornehmlich die Ab- lagerung solcher subaerischer Lehme und Lösse (»Flankeulehm«) vollziehe. Auch sei an dieser Stelle hervorgehoben, dass er die »zwitterlge« Entstehung von Lehmeu durch relativ gleichzeitige Fluss- und Windablagerung auf einer und derselben Fläche kannte und mit dem recht passenden Namen »Zwitterlöss« belegte. Die Lindeuthaler Funde gabeu ihm auch Anlass, sich als praktischen Vertreter der Abstammungstheorie zu erweisen, iudem er eiuerseits für Alpen- und Steppeumurmelthier, andrerseits für den europäischen und canadischeu Edelhirsch die Abstammung vou den bei uns gefundenen Diluvialforineu plausibel machte. Nebenbei sei als Beweis für seinen so oft documentirten Scharf- blick auch hingewiesen auf die au Lindeuthaler Kuocheu vou ihm erkannten Schneckeufrassspureii und auf die Rückführung eigeu- thümlicher Kiiöchelanhäufimgen auf Eulen-Gewölle. ln der Hoffnung, noch öfter Gelegenheit zu erhalten, die ihm lieb gewordeuen Untersuchungen und Bestimmungen diluvialer Wirbelthier- und Couchylieiireste auszuführeu, hatte er sich in Bezug auf beide Thierklassen Sammlungen recenteu Vergleichs- materials mit solchen Kosten uud in eiuer solchen Vollständigkeit zugelegt, wie sie für einen Privatmann im höchsten Grade be- wundernswerth sind. Leider vergönnte ihm das Schicksal nicht, im eignen Arbeitsgebiete wieder Diluvialfunde von Bedeutung zu machen; aber wir sehen seine Befähigung und Autorität in dies- bezüglichen Fragen dadurch anerkannt, dass ihm die Bearbeitung der Faunen mährischer und krainer Höhlen durch Herrn von Hauer 1879, die der Fauna der Einhornhöhle am Harz durch Struck- mann 1882, die von polnischen Knochenhöhlen durch Ferd. Römer 1883 anvertraut ward, wobei ihm insbesondere die Knochen der Kleinthiere zugewiesen wurden. Inzwischen also rückten seine geologischen Aufnahmen der CXIII Umgebung von Gera (Blätter Gera, Langenbcrg, Ronne- burg und Grossensteiu) so rüstig vorwärts, dass Liebe die Reinzeichnung der beiden ersten Blätter iin Frühjahre 1874, die der beiden letzten ebenda 1875, die Erläuterungen zu allen iin Februar 1876 eingeben konnte und iin Februar 1878 die Publication dieser ersten Lieferung erlebte. In Herrn von Dechen fand diese Arbeit einen ebenso competenteu als bewunderungsvollen Be- urtheiler von fachmännischer Seite, wie der schnelle Absatz im Buchhandel dafür sprach, dass Liebe in Karte und Erläuterungen die Bedürfnisse und das Verständniss des gebildeten Laienpubli- cums und des Praktikers in zusagender Weise befriedigt hatte. Mit Interesse und Genugthuuug verfolgte er die Zahl der ver- kauften Exemplare, und mit stolzer Freude würde er die leider erst nach seinem Tode festgestellte Nothwendigkeit begrüsst haben, das inzwischen vergriffene Blatt Gera neu herauszugeben. Es würde zu weit führen, hier auf den Inhalt jener Karten- lieferung und zugehörigen Texte näher eiuzugehen; erwähnt seien nur folgende wenigen Punkte. Bei der Beschreibung des Cam- briums auf Blatt Ronneburg finden wir zum ersten Male in be- stimmter Weise dessen »breites und langes sattelartiges Auftreten von Ronneburg weithin gegen Südwesten« hervorgehoben, welches für das Verständniss der Formationenvertheilung innerhalb Ost- thüringens von grösster Bedeutung ist. Bei der Darstellung der Tentaculitenschichten des »Thüringischen Unterdevons« tritt Liebe mit der von ihm auch auf der Münchener allgemeinen Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft 1875 vor- getragenen und damals mit grossem Kopfschütteln aufgenommenen Entdeckung von der häufig ü bergreifendeu Lagerung der genannten Formation, über das Obersilur hinweg bis auf das Untersilur, hervor, einer Beobachtung, welche er später selbst oft genug wiederholt hat, die nicht minder von dem vorsichtigen Loretz auch ausdrücklich 1888 als richtig anerkannt wurde und neuerdings durch E. Kayser nun auch palaeoutologisch eine treffliche Stütze durch die Parallelisirung dieses »thüringischen Unterdevons« mit dem rheinischen unteren Mitteldevon, bei Fehlen eines wirklichen Unterdevons in Thüi’ingen, erhalten hat. Find Jahrbuch 1894. CXIV dass Liebe trotz dieser abnormen Ivagernng doch den Faltenban des Silnr-Devons anf dem Blatte Ronneburg als zusammengesetzt aus vier Mulden und drei Sätteln in der Erzgebirgsriclitung erkannt hat, das bezeichnet von Dechen in der erwähnten Benrtheilnng als ein Meisterstück tektonischer Anftassnngsgabe. — Beim Culm kommt die Zntheihing der jüngeren, phyllodocitenführenden Dach- schiefer des Oberlandes (von Wnrzbach) zu ebengeuannter For- mation, der sie so lange vorenthalten waren, jetzt endlich bestimmt zum Ansdruck, jedenfalls anf Grund der Beobachtung, dass die Wnrzbacher Petrefacten allesammt sich auch im unbestrittenen Culm, im Obercnhn des Zoitzl)erges bei Liebschwitz, unweit Gera gefunden hal;)en. Der gerade im Gebiete dieser Lieferung classische Zechstein erfährt die gebührende classische Behandlung. Beim Diluvium schildert Liebe in mehreren Erläuterungen ausführlich die oben skizzirte Wanderung und subaerische Entstehung des Lösslehms, wobei er aber — l)ei der überhaupt erstrebten grossen Kürze des Textes — unterlässt, der oben besprochenen Hyänen- höhle hier nochmals besonders zu gedenken. Dass Liebe nun für eine zweite K arten lieferung seine engere Heimath, denOrlagan und dessen südliche Nachbarschaft, in Angriff' nahm, ist nur allzu natürlich, aber ebenfalls für einen sicheren, fehlerlosen Fortschritt der Aufnahmen sehr förderlich gewesen. Seinen trefflichen Vorarbeiten und seinem durch das besondere Interesse des Gebietes noch gesteigerten Eifer verdanken wir es, dass er schon 1876 die Blätter Triptis und Neustadt a. O., im Februar 1877 Blatt Zeulenroda, Februar 1878 Blatt Pörmitz und bis zum Frühjahr 1879 die vier zugehörigen Er- läuterungen druckfertig eiugebeu konnte. Was schon aus der eben besprochenen ersten Lieferung hervorgeht, ersehen wir aus diesen Zahlen aufs neue, dass nämlich Liebe, wenn er auch mit Gümbel, seinem südlichen Nachbar, mehrere »fliegende Con- ferenzen« gerade auf dem Zeuleurodaer Gebiete gehabt hat und beide Forscher da manche ihrer Ergebnisse ausgetauscht haben, doch im Wesentlichen selbständig all seine Kenntnisse über das Thüringische Schiefergebirge errungen, in Sonderheit auch Gümbel’s erst 1879 erschienenes »Fichtelgebirge« gar nicht benutzt hat. Von CXV um so höherem wisseuscliaftlicheu Werthe sind darum auch die iu seinen Erläuterungen niedergelegten Beobachtungen, ■ — eben als Ergänzungen oder Bestätigungen zu Gümbel’s Werke. Und dass die LiEEE’schen Erläuterungen zu Blatt Zeulenroda dem letzt- genannten hochbedeutsamen Werke mit Recht an die Seite gestellt werden dürfen, so weit es der ganz verschiedene Rahmen beider Schriften znlässt, wird jeder Benutzer derselben gerne zugebeu. Die Hauptbedeutung des iu Rede stehenden Blattes Zeulen- roda liegt aber darin, dass es »den Schlüssel zu den ver- worrenen Verhältnissen des ostthüriugischeu palaeozoi- scheu Gebirges« bildet, wie schon Liebe selbst es im Begleit- schreiben bei der Eingabe der Erläuterungen ausgesprochen hat. Vom Obei'-Cambrium bis znm Ober-Culm sind hier alle Schichteu- glieder vorhanden, die iu Thüringen entwickelt sind, und mehrere davon, so besonders das Mittel- und Obei’devon, zeigen sich gerade hier in verschiedenen ursprünglichen Facies. Neben den Sedimenten ist auch die Zahl der Eruptivgesteine, namentlich im Devougebiete, eine ausnehmend grosse (über 400 Einzelans- striche von Diabasen!), und man wird schon aus diesen Angaben sich ein Bild von der Detail- und Miniaturmalerei machen, welche die Anfnahme dieses Blattes Zeulenroda erfordert hat. Es kommen aber dazu noch mancherlei stratigraphische Schwierigkeiten (wie wiederum die übergreifende, auf Zerstörung älterer Schichtpartien begründete Lagerung der Teutaculitenschichteu ) und besonders tektonische, die in der durch die vielen klotzigen Grünsteiulager modificirten Faltung und iu manuichfacheu Verwerfungen laugen Verlaufs und beti'ächtlicher Sprunghöhe beruhen. Wenn man all diese Umstände zusammenhält, wird man Blatt Zeulenroda als ein vollendetes Meisterstück unseres Liebe zu bezeichnen keinen Anstand nehmen. Für das Zechsteiugebiet stellt sich ihm Blatt Neustadt würdig zur Seite; nächst Geras Umgegend ist ja hier classisches Land für die ostthüringische Zechsteinformation. Liebe’s alte Beobachtungen darüber sind mit seinen vertieften und ge- reifteren neuen im Texte zu einem abgerundeten schönen Ganzen verschmolzen; und wie prächtig tritt in dem Kartenbilde die klippen- h* CXVI reiche Ciilmunterlage aus dem blauen Zechsteinmeere in zahllosen Inseln zu Tage! Wie klar tritt daraus auch das Bryozoeuriff als Facies des Mittleren und Unteren Zechsteins vor Augen! Es könnte Liebe vielleicht der Vorwurf gemacht werden, dass er die beiden anderen, geschichteten, Zechsteinfacies hier ebenso wenig wie auf Blatt Gera und wie auf später von ihm bearbeiteten Zechsteinblätteru auf der Karte dargestellt hat; aber versucht mag er es wohl haben, doch es durchzuführen ist, wie ich auch aus eigenen darauf gerichteten Bestrebungen gestehen muss, bei den mannichfachen, ganz allmählichen petrographischen Uehergängen und bei der nur örtlich vorhandenen Versteinerungsführung wohl überhaupt nicht möglich. Die beiden andern Blätter Triptis und Pörmitz waren bei dem Verwalten des Buutsandsteius und des Culms viel leichter aufzunehmen, aber auch sie sind mit Sorgfalt l)earl:ieitet. »Triptis« verdient noch eine besondere Erwähnung deswegen, weil hier Liebe recht gut den Uebergang des voll entwickelten Zechsteins in jene Ausbildung verfolgen konnte, wo die untere und mittlere Abtheilung verschwindet und der Obere Zechstein sich übergreifend unmittelbar auf ältere Formationen (hier Cuhn) auf legt. Die schou erwähnten acht Blätter sind aber nicht die einzigen, die Liebe bis 1879 speciell bearbeitet hat, vielmehr hat er im Herbste 1878 schon die grössere und schwierigere Hälfte des Blattes Weida, des Verbindungsstückes seiner beiden ersten Karten- lieferungen, eingereicht und grössere Theile aus der Umgebung von Greiz kartirt, wie ihm auch von kgl. sächsischer Seite aus schou 1878 die Leitung der Aufnahme von Blatt Plauen im Vogt- lande übertragen ward. — Gerade bei diesen südostvogtläudischen Arbeiten traten aber nun neue Schwierigkeiten au ihn heran. Mochten nämlich in den bisher kartirten Gebieten des Schiefergebirges auch noch so verwickelte Lageruugsverhältnisse herrschen, so fand er sich doch leicht darin zurecht, weil alle Gesteine möglichst wenig ihren ursprünglichen Zustand verändert hatten und im Allgemeinen ge- wisse, für jedes Formationsglied charakteristische Eigenschaften bcsasseu. Dort aber hatten sie über weite Strecken eine eigen- CXVIT thümliGlie, z. Th. sehr starke Um wuu cl hing erlahreu, welche die Diaguoseii überaus erschwerte, und schon in einem Briefe vom Mai 1877 sprach Liebe es ganz richtig aus, dass diese Umwandlung namentlich den Südostflügel des grossen vogtländischen Erhebuiigs- sattols heimgesucht habe, desselben Sattels, den er schon in den Erläuterungen zu »Rouueburg<. in dem Ausstreichen des Cam- briums, von Ronneburg südwestwärts, erkannt hatte. Diese Schwierigkeiten, die in der Sache selbst lagen, erzwangen von jetzt ab einen langsameren Kartenfortschritt, um so mehr, als die betreflfendeu Gebiete auch nicht mehr so bequem wie die bisher bearbeiteten von Gera aus an schulfreien Halbtagen zu er- reichen waren, und als die wieder leichter erreichbaren und leichter zu kartirenden Blätter um Saalfeld und Pössneck herum ihm erst später (Juli 1882) zufielen, nachdem R. Richter, der diese zuvor, aber nur unvollkommen, kartirt hatte, vom Arbeitsschauplatze ab- getreten war. — Daneben wandte Liebe jetzt mehrere Jahre hinter einander in den Schulferien seine Thätigkeit den fürstlich reussischen Forstgebieteu an der oberen Saale auf den Blättern Schleiz, Lobenstein und Hirschberg zu. Dort entspricht der geologische Bau ziemlich genau dem von Blatt Zeulenroda, doch zeigt er alle besonderen Schwierigkeiten dieses Blattes, namentlich die Diabas- einlagerungen und Verwerfungen, noch häufiger, sodass das Karten- bild nur noch minutiöser und, wie Liebe sich gerade für die ge- nannten Blätter einmal in einem amtlichen Briefe ausdrückte, »scböner werden wird, wenn es auch dank der Uebung und lang- jährigen Erfahrung etwas weniger Arbeit machen dürfte«. In diese lange Zeit fielen nun zunächst wieder eine Reihe kleinerer Schriften, welche alle gewisse Einzelfragen zum Vorwurfe hatten. Die erste dieser Schriften behandelte die »Seebedeckun- gen Ostthüri n ge n s « (1881), d. h., wie wir es modern aus- drücken würden, die Frage nach den säcularen Strandver- schiebungen, welche, abwechselnd mit Festlandperioden, sein Aufnahmegebiet betroffen haben. So ausführlich oder vielmehr nur so kurz, als es der vorgeschriebene Umfang dieser für ein Schulprogramm bestimmten Arbeit zuliess, suchte er darin nach- cxviii zuweiseu, dass wohl nie im Laufe der Zeiten das heutige Ost- thüringen von einer wirklichen Tiefsee, sondern immer nur von Flachsee bedeckt war, wobei allerdings immer wieder von tieferem oder seichterem Wasser die Rede sein konnte. An der Hand der Gesteinsbeschaifenheit, wie sie nach Formationen oder innerhalb einer und derselben Schicht wechselt, und au der Hand der Lagerungsverhältnisse und der spärlichen Versteinerungen beschreibt er nun Formation für Formation, wie er sich die jeweilige See- bedeckung und ihre Umänderung in die ihr folgende, sowie die Lage und Gestalt etwaiger Küsten und Inseln gedacht hat, wobei, wie schon oben einmal hervorgehobeu wurde, die selbst geschauten Verhältnisse der deutschen Nordseeküste ihn maassgebend beein- flusst zu haben scheinen. Als besonders wichtige Kapitel sind hervorzuheben dasjenige über die übergreifende Lagerung des Unterdevons und der vielfach seine Basis bildenden »liegenden Titaueisendiabase«, — dasjenige über die örtlich sehr wechselnde Gestelusausbildung des Oberdevons und dasjenige über die alte Zechsteiuküste und die verschiedenen Zechsteinfacies ; auch erfahren wir hier zum ersten Male etwas von einer Transgression des Culms (und oft damit zusammen des oberen Oberdevons) im östlichen Ostthüringen und im eigentlichen Vogtlaude. Das Glacialdiluvium ist nicht berührt. Dieses und selbst die Glacialfrage lag ihm überhaupt nicht eben nahe, wie nicht zu verwundern ist, da nordische Geschiebe- lehme und Schotterlager nur mit ihren äussersten südlichsten Aus- läufern auf sein Gebiet übertreten und einheimische Vergletscherung bis dahin (und auch bis jetzt) noch nirgends sich auch nur eiuiger- maassen deutlich gezeigt hatte. Ein schöner frischer Aufschluss einer auf nordisches Eis zurückzuführendeu Aufpressung von tertiärem Thon und einer Verknetung desselben mit Geschiebelehm bei Aga unweit Gera reizte ihn aber doch (1881), auch dem Glacialdiluvium einmal eine kurze Notiz zu widmen. Demnächst (1883) behandelte er in kurzer populärer Weise nochmals das Zechsteinriff und legte das Ergebniss seiner jahre- langen Beobachtungen über unregelmässig periodischeSchwefel- wasscrs taffer uptionen, deren Herd ein wassergefüllter Erdfall CXIX (Gypsschlotte) bei Geni ist, in eiueni Schrif'tclieii nieder, welches den interessanten Gegenstand ebenbills in allgemein verständlicher Form behandelt und erschöpft. — Die Aufnahmen an der oberen Elster (Greiz etc.) und oberen Saale (Lobenstein etc.) hatten Liebe nun besonders viel Material geliefert nach zwei Richtungen, sodass er sich einerseits eine Arbeit »über die mechanischen Störungen im Schichtenaufbau Ostthüringens«, andrerseits eine Abhandlung »über das Ostthürin- gische Devon« vornehmen konnte. »Wann ich aber«, so schreibt er im Januar 1882, »mit einer dieser Arbeiten fertig werde, ist gegenwärtig, wo ich noch am Gymnasium thätig bin, mit Be- stimmtheit nicht zu sagen.« Da kam im Herbste 1883 die amtliche Anfrage an ihn, ob er für dasjenige Jahrbuch der geologischen Landesanstalt, welches dem im September 1884 in Berlin tagenden internationalen Geo- logeukongresse als Festgabe gewidmet werden sollte, einen Beitrag liefern wollte. Alit Freude ergriff' er diese Gelegenheit, um in einer »Uebersicht über den Schichtenaufbau Ostthüriu- gens« auch jene zwei Specialkapitel mit zu verarbeiten, und so entstand denn in der kurzen Zeit bis zum 24. Juni 1884 dieses sein geologisches Hauptwerk, au das er, sozusagen, »sein Herzblut gesetzt« hat. Es umfasst eigentlich die ganze, bis dahin bekannte Geologie Ostthüringens, doch hat ihm Liebe bescheidener Weise nur den Titel »Uebersicht« gegeben, weil eben die Special- aufnahmen noch bei weitem nicht vollendet waren, und weil er wegen der nothwendigeu Schnelligkeit der Ausarbeitung und zu- folge des Umstandes, dass der grösste Theil nicht von langer Hand vorbereitet war, nur die wichtigsten Grundzüge bringen, die Einzel- heiten aber nur streifen, die nöthigen Localnachweisungen nur andeutungsweise geben und auf bildliche (Profile etc.) Darstel- lungen, sowie auf Vergleiche mit fremden Gebieten auf Grund von Litteraturstudien sich gar nicht einlassen konnte. Liebe selbst hatte darum seinen »Schichtenaufbau etc.« auch nur für das Jahrbuch bestimmt, und hat, als die Schrift für würdig befunden ward, als sehjständige Abhandlung zu erscheinen, und als der Congress, für den sie bestimmt war, der Choleragefahr wegen um cxx ein Jahr verschoben vrard, selbst oft genug bedauert, nicht aus- führlicher, besonders bei gewissen Begründungen, gewesen zu sein. Trotz alledem ist aber dieses Werk nun doch eine unschätz- bare reiche Fundgrube und ein unentbehrliches Hilfsmittel für jeden geworden, der sich mit der Geologie des palaeozoischeu thüringisch-fichtelgebirgischen Schiefergebirges im Herzen Deutsch- lands zu beschäftigen hat; und wenn auch durch die spätei-en Specialaufnahmen noch dies und jenes Neue dazu gekommen ist, so sind diese Aufnahmen doch in der Hauptsache nur Nutzan- wendungen, Vervollständigungen und weitere Beweise für die Richtigkeit der LiEBE’schen Beobachtungen gewesen, nur selten hat sich ein Irrthum in Bezug auf Thatsachen herausgestellt. Es sei auf den reichen Inhalt hier nur in möglichster Kürze eingegangen. Eine Reihe von Kapiteln beschäftigt sich zunächst mit der » Petrographie « der einzelnen Formationen, worin aber auch stratigraphische und palaeontologische Specialaugaben mit inbegriffen sind. Der Schwerpunkt dieser Darstellungen ist naturgemäss auf das palaeozoische Schiefergebirge und den Zech- steiu gelegt, während die jüngeren Formationen, da sie ja schon räumlich viel beschränkter auftreten und auch mehr für das centrale und nördliche Thüringen charakteristisch sind, nur mehr der allgemeinen Vollständigkeit halber berücksichtigt sind; selbst das Diluvium, dessen Lehmbilduugen und Fauna Liebe doch manche seiner Studien gewidmet hatte, ist nur mit wenigen Zeilen bedacht. Und man muss es der bei der Abfassung der Schrift obwaltenden Eile zu gute rechnen, dass Liebe nicht einmal zum Ersatz die auf sein Gebiet bezügliche Speciallitteratur namhaft gemacht hat. Eine Reihe weiterer Kapitel beschäftigt sich mit denjenigen »Unregelmässigkeiten«, die bei der Ablagerung der ein- zelnen Schichten selbst stattgefunden haben, also gewissermaassen ursprüngliche sind. Es sind hierunter begriffen die Facies- ausbildungen, die Zerstörungen gewisser Lager vor dem Ab- sätze der nächstfolgenden und die Transgression gewisser Schichten. Es sind das, wie schon oben mehrftxch angedeutet war, besondere Lieblingsthemata von Liebe gewesen, auf die er CXXI bei seiueu Reflexiouen uniuer wieder zurückkain und in denen er auch zu ganz eigenartigen Ergebnissen gelangt ist. Vieles davon batte er schon in den »Seebedeckuugeu« vorgebracht; hier wird es z. Th. durch neue Beispiele weiter begründet. Die dritte Reihe von Kapiteln behandelt die Störungen, welche die fertigen Gebirgsschichten nachträglich betroffen haben, und zwar zuerst die »Schichtenstörungen vor der jüngeren Carbon- zeit«, mit den Sonderabschnitteii »Sattelung, Schieferung, Fältelung, Runzelung, Vei'werfuug, Stauchung«, späterhin die »nachcarboni- schen Störungen des Schichtenaufbaues«. (Jenes sind also alle die Erscheinungen, die mit der »variscischen Faltung« Zusammenhängen, ein Name, den er, trotzdem er seinem Vogtlande (Variscia) ent- nommen ist, niemals gebraucht hat; unter »nachcarbonisch« im vorliegenden Sinne andererseits werden wir jetzt vorzugsweise tertiärzeitliche Bewegungsvorgäuge verstehen.) Auch dies sind Liebliugsgegenstände der LiEBE’scheu Gedaukengäuge gewesen, auch in diesen Kapiteln hat er wieder, abgesehen von den man- cherlei werthvollen Thatsachenbeschreibuugen, eigenartige, autoch- thone Ideen entwickelt, aber leider nur so kurz auseiuandergesetzt und begründet, dass sie z. Th. recht schwer verständlich sind. Bei der »Sattelung« (Faltung im Grossen) bespricht er ausser einem angeblich vorsilurischen, in hora 1 streichenden System (auf Blatt Greiz), das er aber später ziendich vollkommen wieder aufgegeben hat, als die zwei wichtigsten Systeme das » erzgebi rgische « und das »franken wäldische «. Zu einem Ersätze dieser seiner Namen durch die sonst allgemein gebräuch- lichen »niederländisches und hercynisches (sndetisches) System« konnte er sich nicht entschliessen, weil er den Sitz nnd Ausgangs- punkt der Faltungen seines Forschungsgebietes thatsächlich in den »Achsen des Erzgebirges und des Frankenwaldes« i) zu sehen vermeinte, ein Standpunkt, den die neueren, unter SuESS’schen Vogelperspectiv- Anschannngen grossgewordenen Geologen nicht b Letztere Achse mochte er wohl in dem ihm schon 1866 wohlbekannten, von Lobenstein nord westwärts gerichteten Cambriiimstreifen suchen, dessen von Silur und Devon gebildeter SW.- Abfall einen grossen Theil des eigentlichen Frankenwaldes bildet. CXXII recht theilen werden. Es liessen sich auch in diesem ganzen Kapitel noch manche überaus interessante, tlieils auf minutiöse Beobachtungen, theils auf geistvolle Ueberlegungeu gegründete Mittheilungen Liebe’s hervorheben, doch sei nur auf jene mühe- vollen, aber leider nur im Schlussresultat angeführten Unter- suchungen und Berechnungen hingewiesen, denen zufolge die Intensität der erzgebirgischen Faltung in Ostthüringeu so gross war, dass die jetzige Entfernung zweier Oberflächenpuukte daselbst nur noch höchstens derjenigen vor der Faltung betrage. Andererseits ist aber auch gerade hier noch mancher Wunsch auf grössere Ausführlichkeit bei der Eile und Kürze der Dar- stellung unerfüllt geblieben, so vermisst man z. B. sehr eine systematische Aufzählung der Haupt-Sättel und -Mulden und einen strengen Beweis des jüngeren Alters der Fraukeuwaldsatteluug, die er früher sogar für älter als die erzgebirgische gehalten hatte. Allgemein sei noch bemerkt, dass er schon im »Schichten- aufbau« und später noch mehr (vergl. Erläuterung zu Bl. Probst- zelle, S. 44) davon abgekommeu ist, jene grossen, viele Kilometer langen Streifen von Cambrium einerseits, von Culm andrerseits, die aus den Uebersichtskarten hervortreteu, noch als Sättel bezw. als Mulden (oberster Ordnung) zu bezeichnen, wie es z. B. Lossen mit der Tauner Grauwacke gethan hat durch die ihr beigelegte tektonische Bedeutung einer »Sattelachse des Harzes«, und wie auch ich es zur Erleichterung der Erkenutuiss von der Forma- tioueuverbreitung thuu möchte ; und zwar ist Liebe deswegen davon abgekommeu, weil er in einem »Sattel« (bezw. einer Mulde) auch etwas schon au sich dynamisch Wirksames (z. B. in Bezug auf die Ausbildung der Schieferung etc.) sah und dieses Etwas ihm in jenen Streifen zu fehlen schien, die er nur für flach ge- wölbte, dynamisch wirkungslose Complexe von »Sätteln« (bezw. Mulden) nach seinem Sinne hielt. Was die Schieferung betrifft, so hat er ihre ungemeine Wichtigkeit in seinem Gebiete gegenüber der Schichtung vollge- würdigt und hat insbesondere das bei ihm so häufige und doch so merkwürdige und, wie mir scheint, theoretisch noch wenig studirte Nebeueinaudervorkommen zweier und selbst dreier Quer- OXXII schieferuugeii an derselben Gesteinsniasse, welches schliesslich zu einer scheinbar rhoinhoedrischen Spaltbarkeit der Schiefer führt, energischer betont, als es mir sonst irgendwo anfgefallen ist. Auch einer eigenen Theorie bezüglich der Ursache und damit auch der Ausbildungszeit der Schieferung gegenüber der Faltung giebt er im »Schichtenaufbau« Ausdruck, auf die hier aber eben nur hin- gewiesen werden kann. — Nicht minder reich an neuen Beob- achtungen sind die Abschnitte über Fältelung, Ruuzelung, Stauchung, Verwerfungen, von welch’ letzteren er übrigens auch die nordsüdlichen mit horizontaler Harnischstreifung (SnESs’ »Blatt- verwertüngen«) aus seinem Gebiete wohl kannte, aber nicht als etwas Selbständiges, vielmehr als Resultanten aus erzgebirgischem und frankcnwäldischem Drucke auffasste. Unter den »Folgen der carbonischen Störungen« beschreibt er endlich auch schon kurz die Eigenthümlichkeiteu der Greiz - II irschberger metamorphi scheu Zone, der er später noch einmal eine besondere kurze Schrift gewidmet hat. — Was die nachcarbonischeu Störungen anlangt, so ist ihm deren gewöhnliches Zusammenfällen, der Richtung nach, mit den früheren franken- wäldischen Störungen wohlbekannt, doch ist er geneigt, sie nur für Weiterbildungen der letzteren auzusehen und die hora 9-Ver- werfungen mit grossen Sprunghöhen eher den carbonischen als den postcarbonischen Bodenbewegungen zuzuzählen, — mit welchem Rechte, darüber lässt sich bei dem Mangel ausschlag- gebender jüngerer Sedimente in den betreffenden Gebieten nicht streiten. Besonders erwähnt sei noch, dass er uachtriadischc Faltungen in der Richtung hora 5 nachgewieseu hat. Eine weitere grosse Kapitelreihe des »Schichtenaufbaues« behandelt die Eruptivgesteine. Die oberste Eintheilung dieser Gesteine ist hier noch eine rein petrographisch-chemische, aus- gehend vom sauren Granit und schliessend mit den basischen Melaphyreu und Diabasen; zu jener in erster Linie geologischen Gruppirung in ältere und jüngere (palaeo- und mesovulkanische) Eruptivgesteine, für deren Anerkennung Lossen so energisch gekämpft hat und für die Liebe später auch voll eiugetreten ist, hat er hier vorläufig erst werthvolles Material geliefert, ohne sie cxxiv aber elbst schon als die für die Geologie wichtigste erkannt zu haben. — Am eingehendsten ist, ihrer räninlichen Verbreitung und Mannichhiltigkeit entsprechend, die Gruppe der Diabase, seiner besonderen Lieblinge, behandelt, deren färbendem Princip er schon 1869 eine Schrift gewidmet hatte. Diese Gesteine zeigen in Thüringen eine ausserordentliche Niveaubeständigkeit ihrer Unterarten, sodass ihre feinere petrographische Gliederung ziem- lich genau mit einer Altersgliederung zusammenfällt, eine Er- kenntniss, der er schon in den Erläuterungen zu Bl. Zeulenroda klarsten Ausdruck gegeben hat. Im »Schichteuaufbau« nun fasst er alle Diabase in zwei Hauptreihen zusammen, welche sich durch die Structur unterscheiden; für diese beiden Gruudstructureu führte er die Namen »gekörnt« und »gefilzt« ein, weil ihm andere Bezeichnungen, wie »eugrauitische« und »hypidiomorph- körnige«, sowie »ophitische« und »Intersertalstructur«, einerseits nicht ganz das von ihm Betonte zu tretfeu schienen, anderseits wegen ihres fremdsprachigen Ursprungs nicht sympathisch waren. Auf zwei sehr wichtige und seinen (doch ganz aus sich heraus ausgebildeten) petrographischen Scharfblick bemerkeiiswerth be- leuchtende Erkenntnisse sei noch ausdrücklich aufmerksam ge- macht: erstens, dass Gümbel’s Epidiorite nichts anderes als durch intensive Hornblendeneubilduugen ausgezeichnete, uinge- waudelte Diabase sind, und zweitens, dass die Gang dia base im Culm trotz ihrer Grobkörnigkeit durch ihre gefilzte Structur nähere Verwandtschaft zu den oberdevouischeu als zu den älteren Diabasen zeigen ^). Weiter auf dieses inhaltreiche Kapitel von den ostthüriugischen Eruptivgesteinen einzugehen, ein so helles Licht es auf unseru Liebe 2) werfen würde, verbietet hier der Kaum, und so wenden b Auf Grund dieser Structur brachte er — damals geradezu ein Wagniss, neuerdings aber durch Auffindung der räumlich verbindenden Glieder auf's herr- lichste als richtig erwiesen — zwei Diabasgänge im Silur und Cambrium bei Hirschberg bei den »Culmdiabasen« von Saatfeld und Ebersdorf unter, wodurch schon damals, beim Anblick der sogleich zu besprechenden Uebersichtskarte, die Einheitlichkeit dieses 40 Kilometer langen Diabaszuges in die Augen sprang. 2) Im Anschlüsse an die gesammte Petrographie einschliesslich der Palaeon- tologie und Mineralogie Ostthüringens mag hier daran noch erinnert werden, cxxv wir uns dein Scliluss des »Schicliteuaufbaues« zu, der die »Erz- bilduug und verwandte Erscheinungen« behandelt. Die beiden ersten Abschnitte über »Erze auf Gängen, auf Lagern und im Contact« sind zwar kurze, aber aus dem Grunde um so werth- vollere Zusammenfassungen dessen, was wir über die ostthürin-' gischen Bergbaue Geologisches wissen, weil diese fast sämmtlich zum Erliegen gekommen sind und Liebe der Einzige war, der die meisten von ihnen noch aus eigener und zwar ebenso wohl bergmännischer als namentlich geologischer Anschauung kannte. Er hatte die Absicht, diese seine Erfahrungen und Kenntnisse, durch Akteustudieu ergänzt, in ausführlicher Weise niederzu- schreibeu, ist aber leider nicht mehr dazu gekommen, und jetzt dürfte eine solche eingehende Arbeit von geologischem Stand- punkte aus wohl überhaupt nicht mehr möglich sein. — Unter den Ueberschriften »Verkieselung« und »Dolomitisirung« bringt er dann weiter zwei ihm selbst wegen der chemischen Vor- gänge sehr zusagende Gegenstände zur Besprechung. Allgemein haben diese von Diabasen und Diabasbreccien ausgehenden und so eine Art Contactmetamorphose darstellenden Erscheinungen des- wegen ein grosses Interesse, weil sie auch (nach Liebe sogar be- sonders) ins Hangende stattgefunden haben und, da sie auch von den in diesem Sinne sedimentären Breccien ausgehen, doch nicht als Be- weise für intrusiv-eruptive Entstehung des nach oben metamorpho- sirenden Gesteins angesehen werden können. Auf Grund solcher Beobachtungen war Liebe auch, wie ergänzend zu allen seinen in Betracht kommenden Schriften gesagt sei, ein Gegner derer, die in den grobkörnigen Diabaslagern im »Unterdevon« u. s. w. nicht ächte, sondern Intrusivlager sehen wollten; er hielt diese Diabase, auch die groben, für gewöhnliche, wenn auch vielleicht submarine, dass Liebe in der ihm unterstellten Privatsammlung des Fürsten Heinrich XIV, welche dieser später dem Geraer Gymnasium geschenkt hat, in ungewöhnlichem Reichthum das Belegmaterial für alle seine Gesteinstypen niedergelegt hat, wie denn der Katalog dieser fast ausschliesslich durch Liebe’s Thiltigkeit zu Stande gekommenen, ausschliesslich heimische Vorkommen enthaltenden Sammlung im Jahre 1891 an Gesteinshandstücken fast 1500 Nummern, darunter über 300 devo- nische Sedimente, und über 200 Diabase, sowie fast 1800 Nummern Versteine- rungen aufwies. OXXVI ehemalige Oberflächenergiisse. — Sehr iutei’essaiite Kapitel, die sich, meines Wissens, andere neuere Geologen nicht zn besonderen Forschuugsobjecten genommen haben, sind endlich znm Schluss die über früh- und spätzeitige Röthung und über Buntfärbnug handelnden; zn einem Abschluss hat sie auch Liebe nicht ge- bracht“, vielmehr dürften wohl noch manche Jahre bis zu einer vollkommen befriedigenden Erklärung vergehen. Hier bemerkens- werth ist Liebe’s Entdeckung, dass primäre Röthung (Violett- färbung) das Vorhandensein von »Schiefernädelcheu« (Rutilmikro- lithen) fast ganz ausschliesst. Dem » Schichteuaufbau « ist eine geologische Ue b er- sieh tskarte beigegebeu, der wir noch einige Zeilen widmen müssen. Mit Ausnahme des Buutsandsteiu- und Mnschelkalk- gebietes um Kahla, Jena und Roda ganz ausschliesslich auf Liebe’s Specialaufnahmeu gegründet, stellt diese Karte deren Stand im Herbste 1883 soweit dar, als dieselben schon abge- schlossen waren oder wenigstens einen gewissen Zusammenhang unter einander erlangt hatten , während die nur erst in einem Liniennetz begangenen Gebiete nicht constructiv ergänzt, sondern als »ungenügend erforscht« auf der Karte dargestellt sind. Trotz alledem ei’halten wir aber hier zum ersten Male einen vollkommenen Ueberblick über die ostthüringische Verbreitung sowohl der Sedi- mentärformatioueu nach ihrer gegenwärtig angenommenen Gliede- rung als auch der sehr manuichfaltigen und in ungeheuer zahl- reichen Einzelausstrichen zu Tage tretenden Eruptivgesteine. Da letztere sich gerade da ganz ungemein dicht zusammeudrängeu, wo auch schon die Formatiousgreuzeu sehr verwickelt und eng an einander verlaufen, im Silur- De vougebiete, so wäre bei dem beabsichtigten Vlaassstabe von 1 ; 200000 das Bild dort ein gänz- lich verworrenes und der Zweck einer Uebersicht verfehlt worden, hätte nicht Liebe den glücklichen Ausweg getroffen, die Erup- tivgesteine auf einer Parallelkarte mit derselben topo- graphischen Grundlage, auf der nur noch die Formatiousgrenzen aufgedruckt sind, gesondert darzustellen. Es ist dies meines Wissens der erste Fall solcher Parallelkarten, ihr Vortheil für eine Uebersicht springt beim Vergleich mit der südlich an- CXXVII scliliesseiiden GÜMBEL’sclieii Ficlitelgebirgskarte niiniittelbar in die Augen. — Schon als Schüler und Student von Liebe durch Saimnluugs- arbeiteu in die specielle Kunde der Gesteine und Versteinerungen Ostthüringens eingeführt, hatte ich das Glück, ihn später bei seinen Aufnahinearbeiten monatelang begleiten zu dürfen und gleich in den verwickelten Gebieten an der oberen Saale von ihm in seine Methoden und seine gesammteii Auffassungen eingeweiht zu werden, und er sah es, vom Wunsche erfüllt, das, was er »seine beste Lebenszeit hindurch vorbereitet und gearbeitet hatte, fertig zu sehen«, sehr gern, als ich ihm von 1883 ab zeitweise, von 1886 ab dauernd zur Unterstützung bei seinen Aufnahmen zuge- wiesen ward. Bei unserem immer mehr sich ausbildeudeu freund- schaftlichen Verhältniss vertrauten wir uns denn nun unsere Auf- nahmeergebnisse ebenso wie unsere Gedanken über die Geologie Ostthüringens rückhaltlos in solcher Weise an, dass es hinterher unmöglich ist, die Leistungen des Einen von denen des Anderen zu trennen , und ich genüge nur einer Pflicht verehrungsvollster Dankbarkeit, wenn ich Liebe die Grundlagen und Methoden zu meinen eigenen späteren Arbeiten zuweise. Die ebenbesprochene Karte, deren zeichnerische Zusammen- stellung Liebe mir übertragen hatte, ist die erste seiner Arbeiten, auf denen sein Name nicht mehr alleinsteht, und fast alle seit- dem veröffentlichten geologischen Schriften Liebe’s tragen unser beider Namen. — Seitdem Richter zur Ruhe getreten war, hatte nun Liebe, wie schon mitgetheilt, die Revision, bezw. Neuaufnahme der Blätter Saalfeld, Probstzella und Ziegenrück (Pössneck) übertragen erhalten (1882) und schon Herbst 1884 konnte er das erstgenannte, Winter 1885 die beiden letztgenannten Blätter fertig eingeben, denen die Erläuterungen allerdings erst im Sommer 1887 folgten (Herausgabe October 1889). Ganz allein hat er an dieser Lieferung das Schiefergebirge bei Saalfeld westlich der Saale aufgenommen, wobei er wieder mit grosser Freude das Zu- sammenwirken der »erzgebirgischen« und »frankenwäldischen« CXXVIII Faltung verfolgen konnte. lieber diese Verhältnisse sind denn auch die betrefiendeu Abschnitte in den Erläuterungen zu Blatt Saalfeld und Probstzella von besonderer Wichtigkeit. Weiterhin kartirte er dort, von mir unterstützt, das Zechstein- gebret von Kamsdorf und Pössueck, und wieder war es natürlich die Frage nach den drei Facies, die ihn von Gera und Neustadt her mit besonderem Interesse erfüllt hielt; ja hier konnte er für den unteren Zechstein noch eine vierte Facies, die von rotheu Letten, ähnlich denen des oberen Zechsteins, hinzufügeu. Bei Pössueck war es denn auch, wo er seine hei Neustadt und Gera begonnenen ostthüringischeu Zechsteinstudien abschliessen konnte; und es gereichte mir noch zur grossen Genugthuung, Liebe’s Ver- dienste um die Zechsteiuforschuug, die von Geinitz und Graf Solms schon durch die Namengebungen Cyclopteris Liebeana und Voltzia Liebeana für eine Kupferschieferpflauze und von Waagen durch die Gründung des neuen Geschlechtes Liebea für die alte Aucella Hausmanni anerkannt waren, noch beim Abschluss der Zechsteiuaufnahmen durch die ihm geltende Widmung der von mir neugefundenen Auster Prospondylus Liebeaniis erneut hervorheben zu können Als auf eine schöne Entdeckung Liebe’s im Gebiete der Diluvial- Geographie sei hier auf den Nachweis des Urorla- laufes von Triptis nach Saalfeld aufmerksam gemacht, der in den Erläuterungen zu »Ziegenrück« S. 35 — 37 erbracht ist. Das Gebiet der Kartenliefernug Saalfeld (mit den Blättern Saalfeld, Ziegenrück, Probstzella, Liebengrün) steht, was die Eruptivgesteine betrifft, in einem ziemlich scharfen Gegensatz, zum übrigen Ostthüringen. Denn es fehlen palaeovulkanische Gang- und Lagergesteine fast völlig, und es treten dafür mesovulkanische Gangmasseu um so häufiger und in grosser Mannichfaltigkeit auf. Diese »jüngeren Erupfivgebilde im SW. Ostthüringcns« gaben ') Später hatte er nur noch einmal, und zwar mit der säclisisclien Zechstein- entwicklung zu thun. — Eine ausführliche Monographie des Zechsteinriffes lag in seinen Plänen, doch ist er nicht einmal zu einem Anfänge gekommen. Auf Liebe’s Culm Forschungen ist die Widmung des DictyophiiUim Gein., der späteren Dictyodora Liebeana Weiss zurückzuführen. CXXIX denn auch Anlass zn einer vorläufigen, allgemein gehaltenen Mit- theilnng (1885), in welcher sich Liebe, wie ja schon ans dem Titel hervorgeht, ganz anf Lossen’s geologischen Standpunkt der Ernptivgesteinsgliedernng stellt, wenn er auch dessen Namen »mesovnlkauisch« erst in den Erlänternngen selbst angenommen hat. Das Jahr 1887 brachte ihm die grosse Freude, dass endlich das von E. Weise anfgenommene Blatt Planen i. V., an dem er selbst aber seit 1878 so eifrig durch Rath und That mitgearbeitet hatte, herausgegebeu ward; es ist das ein Blatt, dessen petrographische Verhältnisse zn ihrer Diagnose schon die vieljährige Uebiing und den Scharfblick eines Liebe erforderten, dessen Tektonik aber (ähnlich, aber noch verwickelter, wie die von Blatt Saalfeld und Probstzella) durch die wunderbare vielfache Kreuzung nordöstlich, nordwestlich und ineridioual gerichteter Falten und die hierdurch in Verbindung mit den zahlreichen Diabas- und Breccienlageru bedingten Verwerfungen ihresgleichen wohl kaum wiederfiudet. — Jetzt drängten nun das schon seit 1878 vollendete Blatt Weida und auch verschiedene sonstige Umstände auf den end- lichen Abschluss der Aufnahme der Lieferung Greiz (Blätter Weida, Greiz [Reichenbach], Naitschau [Elsterberg] und Waltersdorf [Laugeuberusdorf]) hin. Das ist aber jenes Gebiet, wo, — von dem bisher aus Ostthüriugen noch nirgends bekannt gemachten Uutercam bri um abgesehen, — vor allem jene merk- würdige, z. Th. sehr intensive Umwandlung der Gesteine über weite Strecken Platz gegriffen hat, welche Liebe in ihrer Fort- setzung bei Hirschberg a. S. schon im Beginn der sechziger Jahre kennen gelernt hatte und welche grosse Aehnlichkeit mit der im Südostharz weithin herrschenden, von Lossen untersuchten Um- wandlung besitzt. Mit dem ihm freigelasseuen Auswege, das ganze metamorphische Gebiet als solches , ohne speciellere geo- logische Gliederung, zu kartiren, gab sich der Ehrgeiz eines Liebe, der im Diagnosiren des Alters seiner ostthüriugischen Gesteine schon aus einem losen Splitter heraus seine besondere Stärke fühlte, nicht zufrieden; und mit grosser Zähigkeit führte er diese schwierigen Untersuchungen durch. Wie gross sein zur Anwen- dung gebrachter Scharfblick im Unterscheiden der ebenso dem Jahrbuch 1894. oxxx Cambrium, wie dem Uutersilnr, dem Uiiterdevon, Oberdevon oder Unterculm möglicherweise angeliöreudeu dort weitverbreiteten schwarzen pbyllitiscben Schiefer war, geht daraus hervor, dass ich mehrfach seine mir erst wenig glaubhaft erschienenen petro- gtaphischen Bestimmungen auf stratigraphischem Wege, d. h. durch Auffindung profilarisch anschliessender charakteristischerer Gesteine, wie Kieselschiefer, Kalke, Chamosite u. s. w., sicher stellen konnte i). Wenn ich trotzdem mich nicht in allen Fällen seinen auf den Karten zum Ausdruck gelangten Auffassungen und Deutungen anschliesse, wird unter den geschilderten schwie- rigen Verhältnissen wohl niemand darin eine Verletzung des Ilespectes finden, den ich meinem Lehrer und Meister gern schulde. Die erste speciellere Verötfentlichung über unsere Untersu- chungen in diesem vogtländischen metamorphischen Gebiete war 1886 unsere Schrift »die zonenweise gesteigerte Um- wandlung der Gesteine in Ostthüringen«, an der Liebe den Flauptantheil hatte. Wir hatten aber inzwischen auch noch eine recht ähnliche Umwandlungszone viel weiter im Westen, bei Wurzbach (Blatt Lobensteiu) näher kennen gelernt und ich ausser- dem den Granitstock des Hennbergs mit seinem Contacthof grossentheils kartirt. Und so fanden ln der genannten Arbeit auch diese beiden Untersuchungsresultate mit Aufnahme. Nach- dem darin Liebe für die beiden ersten, regional metamorphischen, Gebiete eingehendere Gesteinsbeschreibuugen geliefert hat, kommt er zusammenfassend zu dem Schlüsse, dass die Gesteine dort immer viel jünger wären, als sie aussähen, — dass sie einen »stark gealterten« Eindruck machten und dass dies begründet sei in einer gewaltigen mechanischen Umgestaltung, welche ihrerseits wieder nicht unbeträchtliche chemische Neubildungen hervorge- rufeu habe. Die tiefere Ursache aber für diese Dynamometamor- 1) Es dürfte nicht uninteressant sein, hier zu erwähnen, dass ein Theil von Blatt Greiz, wo ich die Diagnosen zu stellen mich nicht getraute, in der Weise kartirt worden ist, dass ich von zahlreichen, nahe beisammen gelegenen Punkten hinreichend viele Splitter an den im Bade weilenden Liebe ohne Fundortsan- gabe schickte und diese Angabe erst nachholte, nachdem er so, ganz unbeein- flusst, seinen Ausspruch« gethan hatte. CXXXI pliose könne er nicht mit LosSEN 1) in der versuchten Umstanung erzgchirgischer in franken wäldische Falten erblicken; für das vogt- ländische Gebiet könne er eine solche Ursache überhaupt nicht augebeu, für das Wurzbacher aber möge sie darin liegen, dass dieses einen sehr schmalen Horst 2) zwischen zwei spitzwinkelig sich treäeuden 'Ferwerfuugen von beträchtlicher Sprunghöhe bilde und beim Abwärtsgleiten der beiden Senkungsfelder eine Pressung und Erwärmung erfahren habe. Die erwähnten beiden Verwer- fungen benennt Liebe die »Wnrzbacher Spalte« und die »Hei- nersdorfer Spalte«. Dass letztere, von Lobeusteiu herkommeude Spalte auch den Henuberggrauitstock durchschneidet, war bei Ab- fassung der hier in Rede stehenden Schrift noch nicht sicher be- kannt, ebensowenig wie der Umstand, dass sie weiterhin in der gewaltigen Lichteutanue - Probstzella - Gräfeuthaler Spalte ihre Fortsetzung findet, sodass Liebe auch noch keinen Anlass hatte, sich Gedanken über die — hochinteressante — Bedeutung der ganzen Spalte Gräfeuthal- Hennberg- Lobeusteiu für die Tektonik des thüringischen Schiefergebirges zu machen. — Um aber noch- mals auf die vogtläudische Dynamometamorphose zurückzukommen, so setzt diese von Hirschberg aus, bis wohin sie Liebe südwest- wärts verfolgt hatte, jedenfalls noch weit nach Bayern hinein fort, ohne dass Gümbel sie von dort gekannt oder wenigstens gewür- digt hat. Lossen, der (a. a. O. S. 64) hierauf die Aufmerksamkeit gelenkt hat, vermuthet als Grund dafür den, dass Gümbel’s For- schungsgang ihn »vomUrgneiss zumCnlm, vom geologischen Mythos in die Geschichte der Geologie« geführt habe. Da dies auch bei der östlich heuachbarten sächsischen Landesuntersuchuug statt- fiude, so hätten »gerade unter diesem Gesichtspunkte die Resul- b Dieser Forscher hatte schon Liebe’s kurze Notizen darüber im »Schichten- aufbau' zum Anlass genommen, unsere ostthüringische Tektonik zu einem sehr interessanten Vergleich mit derjenigen anderer dynamometamorphischer Gebiete zu benutzen (»Ueber das Auftreten metamorphischer Gesteine in den alten palaeo- zoischen Gebirgskernen etc.« Dieses Jahrbuch für 1884, S. 5G — 112, besonders S. 58-74). In diesem Horste ist das Schichtenausstreichen ein nordwestliches, und hier ist es auch, wohin Liebe von jeher seine tektonische »Franken waldachse« verlegt hat (vergl. oben S. CXXI). CXXXII täte Liebe’s, der den umgekehrten Forschungsgang von seinen Zechsteiubryozoenrifien zu den cainhrischen krystallinischen Schie- fern bei Hirschberg eingehalten, ein doppeltes allgemeines Interesse«. Wir geben Lossen gern, aber nur zum Theil, darin Recht, dass das Licht, welches Liebe über das vor ihm — und ohne ihn vielleicht auch jetzt noch — so dunkele metamorphische Gebiet des Vogtlandes verbreitet hat, seinen Ausgang genommen hat von dem Untersuchungsgange, den er befolgt hat, aber wir müssen ein ebenso grosses Verdienst auch dem ganz besonderen Scharfblick und der hingebenden Ausdauer Liebe’s zuscbreibeu. Das vogtläudisclie metamorphische Gebiet wurde also mit Specialaufnahmen zuerst im Bereiche der Blätter Greiz und Nait- schau iu Augrifi' genommen, und im Herbste 1887 konnte die Karte des erstgenannten, im Herbst 1888 die des zweiten Blatt- gebietes, im Herbst 1889 die Aufnahme von Blatt Walters- dorf abgeschlossen werden. Nach Revisionen, zu denen die Jahre 1890 und 1891 verwandt wurden, konnte Liebe noch, leider schon mehrfach schwer krank, unter meiner Beihilfe die zugebörigen Texte verfassen und hatte im August 1893 die grosse Freude, die ganze Lieferung, zu der also auch noch Blatt W eida gehörte, im Auflagedruck vollendet zu sehen. Von allen publicirten Karten Liebe’s liegen hier die schwie- rigsten und mühevollsten vor, aber es lässt sich wohl mit Recht sagen, dass sie den auf sie verwandten Fleiss auch durch ein stattliches, besonders in ihrer Vereinigung grossartiges Bild be- lohnt haben. Und wenn auch an ein paar Punkten mancher Fachgenosse dasselbe mit zweifelndem Blicke betrachten mag, so musste ich doch, als ich Liebe auf einige dieser Punkte aufmerk- sam machte, ihm recht geben, als er mir antwortete: »Menschen- werk ist ja immer Stückwerk; aber man möge nur versuchen, es hier besser zu machen ! « Es ist wohl überflüssig, nachdem oben schon das Wichtigste, die Regioualmetamorphose, behandelt ist, noch weiter auf den Inhalt und die mancherlei neuen kleineren Beobachtungen einzu- geheu, die dort in den Erläuterungen niedergelegt sind; kurz hingewiesen sei nur noch auf die schönen Abschnitte, welche den CXXXITI Schicliteu aufbau jeder Sectiou im Einzelnen (dabei auch die Transgression des Oberdevons auf dem Blatte Greiz) be- handeln, lind ein Excurs noch gewidmet der auf Blatt Walters- dorf in Frage gekommenen GuTBiER-GEiNiTZ-NAUMANK’schen An- sicht von der Aequivalenz des unteren und mittleren Geraer Zechsteins mit dem obersten Theile (Stufe r 03) des Oberrothli egenden im Er zgebirgischen Becken, weil Liebe in einem Briefe an mich ausdrücklich wünschte, dass seine diesbezügliche Ansicht bekannt bliebe. Er hielt also den Nau- MANx’schen Beweis für diese Aequivalenz, der sich auf die Con- cordauz aller Schichten in beiden Gebieten, vom echten Roth- liegenden an bis in den Buntsandstein hinein, und auf die Gleich- heit des Liegenden sowohl (Conglomerat bei Gera = Conglomerat der Stufe r02 bei Werdau) als auch des Flangendeu (beiderseits Plattendoiomit) gründet, nicht für zwingend, sondern glaubte, dass einerseits bei Gera die sächsische Stufe r03 nicht vorhanden sei, andererseits bei Werdau der Plattendolomit zwar concordant, aber trotz alledem übergreifend sich auf der Stufe r03 abgelagert habe, sowie sich derselbe Dolomit bei Triptis übergreifend auf Culm, — auf Blatt Weida und Waltersdorf auch übergreifend auf Candirium niedergeschlagen habe. — Von Liebe’s Aufnahmegebiete waren nun jetzt noch die vogtländisch-sächsischen Blätter Schönbach, Mielesdorf und Gefell, und die im Franken walde und in dessen Verlande gelegenen Blätter Schleiz, Hirschberg, Lobeustein und Lehesten übrig. Auf allen hatte er schon nicht nur die ersten geologischen Linien mehr oder minder dicht gelegt, sondern auch manche grössere Gebiete genauer begangen und namentlich hatte er auf den letztgenannten vier Sectionen schon den grössten Theil des dort weite Flächen ein- nehmenden fürstlichen Forstgebietes in der ersten Hälfte der acht- ziger Jahre eingehendst (im Maassstabe 1 : 15000) aufgenommen und seitdem noch manches dazu kartirt. Zwar drängte es ihn innerlich gar sehr, in dem Gebiete der drei erstgenannten Blätter, wo die hoch metamorphische Zone, von Greiz herkommend, weite Flächen einnimmt, noch recht viele Diagnosen zu stellen, ehe es ihm, der schon seit einigen Jahren kränkelte und um seine Ge- CXXXIV sundheit sehr besorgt sein musste, unmöglich wäre. Aber es wurden doch als künftiges Hauptarheitsgebiet und als Gegenstand der nächsten Kartenlieferung die vier anderen Blätter bestimmt, als die schon weitest vorgeschrittenen. Mit Blatt Schleiz be- gann nun unsere Specialaufnahme 1891 und schritt leider, auch durch meine anderweite Beschäftigung (im Thüringerwalde) mit verzögert, nur so langsam vor, dass erst Ende 1893 das Blatt als fertig gelten konnte. Liebe selbst, noch immer an die Schule gefesselt, hatte nur während der Ferien theilnehmen können. Nachdem er aber über drei Decennien nach seinen eigenen Worten »mit Begeisterung, mit Lust und Liebe und mit hoher Befriedigung Schulmeister gewesen« war, hatten mancherlei äussere Umstände sich geändert, vor allem war seine Gesundheit — (welches Wunder auch?!) — stark angegrifieu; das alles wirkte dahin, dass er endlich dem mehrfach ausgesprochenen Wunsche derer, die ihm nahe standen, nachgab und um seine Entlassung aus dem Schuldienste nachsuchte (1893). Und man glaubte damals voll zur Hoffnung berechtigt zu sein, dass, wenn er ganz und gar der Pflege seiner Gesundheit leben konnte, — wenn er, wie schon früher mehr- mals, ein Bad besuchte und auch sonst das ihm zuträgliche Wetter, wann und solange er wollte, unbehindert durch Schulzwang be- nutzen und frische Luft dem kranken Blute zuführen konnte, er sich wieder kräftigen und noch manches Jahr leben würde, zur Freude seiner Freunde, zum Wohle der Wissenschaft, zur Voll- endung seines geologischen Lebenswerkes. Aber das Schicksal fügte es anders: Schon das letzte Halb- jahr, welches er noch officiell der Schule augehörte, war er fast andauernd krank daheim; nur kurze Zeiträume waren es, an denen er sich wohler fühlte, so auch jener letzte März 1894, wo, als am Tage des Ausscheidens aus der Schule, sein Fürst ihm das goldene Verdieustkreuz verlieh und wo eine Anzahl seiner Schüler, im Namen aller, ihm ein Andenken überreichte: die da- bei gehaltene allen aus tiefstem Herzen kommende Ansprache Fürbringer’s war die letzte grosse Freude, die unser Liebe cxxxv hatte, die ihu al)er tief ergriff'. — Nicht lange, so verschlinmierte sich die Krankheit, ein Lnngeneniphysein, mehr nnd mehr. Doch noch immer hofften alle, glanbte er selbst an Cfenesnng; sein Geist war noch immer eifrig bei den Aufgaben, die er übernommen; er erwog noch den speciellen Arbeitsplan für die im Sommer 1884 bevorstehenden Aufnahmen, — er erledigte die Correspondenz, die sich an die Redaction seiner ->Ornithologischen Monatsschrift« anschloss, theils dictirend, theils eigenhändig; bis ziun letzten Mai reichen eigenhändige freundschaftliche Briefe. Dann aber trat volle körjjerliche und Gedächtniss-Schwäche ein, und am 5. Juni 1894 in der Frühe ei löste ein sanfter Tod ihn von seinen Leiden. Völlig unerwartet traf die meisten seiner Freunde die Trauer- kimde, und sie traf alle tief in’s Herz. Nicht nur in einem der zahllosen Beileidsbriefe, nein in vielen stand es fast mit denselben Worten: »Mir ist, als wäre mir ein Vater gestorben«. Und als am 8. Juni die sterbliche Hülle zu Grabe getragen ward, da konnte man aus der Zahl und aus den Persönlichkeiten des Trauergefolges ersehen, welche Liebe und Achtung als Mensch, welche Verehrung als Lehrer, welche Autorität als Gelehrter der Verstorbene weithin durch Deutschland besessen. Begraben sind nun freilich mit ihm so viele Hoffnungen, die man in Bezug auf weitere litterarische TI lätigkeit hegen konnte. Er trug, wie ich weiss, noch den Plan und den Stoff zu vielen Arbeiten in sich, kam immer mit seinen Gedanken darauf zurück, aber es war nicht seine Art, im A'oraus einzelnes davon nieder- zuschreiben; wenn es reif war, dann schriet) er alles aus einem Gusse. Und so sind in seinem Nachlasse wohl noch eine x4nzahl ornithologischer, al)er gar kein geologisches Manuskript füi- künf- tige Publicationen gefunden. FTnd so muss vor allem die Geologie trauern, dass sie diesen Mann, einen ihrer tüchtigsten, verloren. Von den zahlreichen Einzelthematen , die LiKBR noch behandeln wollte, seien als l)esonders wichtige nur genannt die Frage nach dem Zusammenhänge von Ostthüringens Oro- und Hydrographie mit seinem geologischen Bau und seiner geologischen Geschichte, und die schon oben besprochene unersetzbar verlorene Beschrei- bung der ostthüringischen Erzlagerstätten vom ökonomischen, tech- cxxxvi nischen und namentlich geologischen Gesichtspunkte aus. Vor allem aber muss man, schon um Liebe’s selbst willen, tief be- dauern, dass er den Abschluss seines Lebenswerkes, der geolo- gischen Kartirnng Ostthüringens, nicht mehr erlebt hat, deren erste Grundlagen unter schwierigen und schwierigsten Verhält- nissen ganz selbständig und sicher gelegt und deren Ausbau mit rastlosem Eifer und grossen Erfolgen bis nahe zum Abschluss gebracht zu haben, sein unbestrittenes nnd unvergängliches Ver- dienst ist. Ein Denkmal ans Fels und Erz ihm zu setzen, hat die grosse treue Schar seiner Schüler und Freunde beschlossen, aber nicht inmitten der Stadt, da er wohnte, sondern im Walde, wo er sich wohl befand, — wo er umgeben war von den Bäumen, deren Rauschen er verstand, — von den Vögeln, deren Stimmen ihm so wohlbekannt waren, und die ihm Dankeslieder schmetterten für den Schutz, den sie ihm und seiner Fürsprache zu verdanken hatten, — im Walde, wo Gottes Luft freier wehte, wo sein Herz stets freier und frischer schlug. Und ringsumgebende Felsen aus verschiedenen Gebieten seiner geologischen Thätigkeit sollen als stumme und doch beredte Zeugen berichten von dem Eifer, den er ihrer Erforschung zugewandt. Aber diese Felsen werden zerfallen, der Vöglein Lied wird verstummen, doch nachhaltig wirken wird der Geist, den er auf eine grosse Zahl von Jüngern durch Wort und Schrift und Bei- spiel übertragen hat, nnd so wird in dankbarem, treuem Andenken fortleben der, dem dies Denkmal gegolten, unser Karl Theodor Liebe! E. Zimmermann. CXXXVII Schriftenverzeichniss. a. Geologisch -mineralogische Schriften. Chemische und geognostische Untersuchungen über den Zeclistein des Orla- thales. — Neues Jahrb. f. Mineralogie 1853, S. 769 — 785, Taf. X. (Auf Grund der als Jenenser philosophische Doctor- Dissertation benutzten Ab- handlung: >Petrograpliisch-geologisclie Skizze des Orlathales«.) Der Zechstein des Fürstenthums Reuss-Gera. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1855, S. 406. Vorläufige Notizen über die Beimengungen der Zechsteinkalke und ihre Bezie- hungen zur Färbung derselben. — Jahresbericht d. Wetterauer Gesellschaft 1853—55, S. 127-143. Geras Umgebungen, eine geologische Skizze. — Geraer Generalanzeiger 1855, mehrere Nummern. Gutachten, die Geraer Steinkohlenfrage betreffend. — Geraer Generalanzeiger 1856, No. 110, S. 438. Notizen über den conglomeratischen Zechstein. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1857, S. 407-414. Das Zechsteinriff von Köstritz. Ebenda S. 420 — 426, Taf. XVI. Geognostischer Bericht über die bisherigen Resultate des Geraer Bohrversuchs. Zeitschr. f. d. ges. Nat. Halle 1859, XIII, S. 322-323. Ein neuer Wolframit (Ferberit). Ein Beitrag zur Minerochemie. Gyninas.-Pro- gramm. Gera 1863. 4“. 12 Seiten. — Abgedruckt im N. Jahrbuch für Mineralogie 1863. Neue Ausgrabungen bei Köstritz. — Zeitschr. f. d. ges. Nat. Halle 1864, XXIII, S. 449-456. [Das silurische Alter der Wurzbacher Dacbschiefer|, — N. Jahrb. f. Min, 1864, S. 692-693 B, CXXXVIII Cliemische Untersuchung einiger Wasser in und um Gera (mit E. Rc.ichakd). — Jahresber. d. Ges. v. Freunden d. Naturw. Gera 1865 — 1866, S. 15 — 15. Ueber ein Aequivalent der takonischen Schiefer Nordamerika’s in Deutschland, und dessen geologische Stellung (mit H. B. Geixitz); Specialtitel von Liebe’s Antheil; Das Alter der im Reussischeu Oberlande brechenden Dach- schiefer S. 25— 52. — Schriften d. Leop.-Carol. Akad. d. Naturf. 1866. Die erratischen Gesteine in der Umgegend Gera’s. — Jahresber. d. Ges. von Freunden d. Naturw. Gera 1867, S. 11 — 27. Näheres über das Jodblei von Atakama. — N. Jahrb. f. Min. 1867, S. 159 ff. [Aus dem reussischen Oberlande]. — N. Jahrb. f. Min. 1868, S. 729 — 730 B. Die färbenden Mineralien der Diabase des Voigtlands und Frankenwalds. — Gymnas. -Programm. Gera 1869. 4°. 14 Seiten. — Wieder abgedruckt unter dem Titel : Die Diabase des Voigtlands und Frankenwalds. I. Die färbenden Mineralien. — N. Jahrb. f. Min. 1870, S. 1 — 20. (Mitarbeit an) H. B. Geinitz und L. Tu. Sorge, Uebersicht der im Königreiche Sach.sen zur Chausseeunterhaltung verwendeten Steinarten. Dresden 1870. Die Knochenlagerstätte von Pahren im Reussischen Oberlande. Zeitschr. f. d. ges. Nat. Halle 1870, XXXV, S. 33-37. Geognostische Uebersicht [über das Fürstenthum Reuss j. L.]. — Brückner, A^’olks- und Landeskunde des Fürstenthums Reuss [. L. Gera 1870. 8°. S. 24-41. Beyrichit und Millerit. — N. Jahrb. f. Min. 1871, S. 841 ff. (Mitarbeit an) H. von Dechen, Die nutzbaren Mineralien und Gesteine des Deutschen Reiches. 1873. Die Lindenthaler Hyänenhohle. — Jahresber. d. Ges. v. Freunden d. Naturw. zu Gera 1873—74, S. 24—36. — Auch gesondert Gera 1875, 15 Seiten. Ueber das Alter der Tentaculitenschichten in Thüringen. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. XXVII, 1875, S. 748. Die Lindenthaler Hyänenhöhle und andere diluviale Knochenfunde in Osttliü- ringen. — Ecker’s Archiv f. Anthrop. IX, 1876, S. 155 — 172. Das diluviale Murmelthier Ostthüringens und seine Beziehungen zum Bobak und zur Marmotte. — Zoolog. Garten XIX, 1878, S. 33 ff.; auch gesondert, 8 Seiten. Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüring. Staaten. XIII. Lief., Blätter Gera, Langenberg, Ronneburg, Grossenstein (nebst Erläuterungen). Berlin 1878. Die Lindenthaler Hyänenhöhle. 2. Stück. — Jahresber. d. Ges. v. Freunden d. Naturw. zu Gera. 1875—77, S. 19 — 38. Die fossile Fauna von Vypustek in Mähren nebst Bemerkungen betreffs einiger Knochenreste aus der Kreuzbej'ghöhle in Krain. — Sitzungsber. d. K. K. Akad. d. Wiss. in Wien, LXXIX, 1879. Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüi'ing. Staaten. XVll. Lief. Blätter Neustadt, Zeulenroda, Triptis, Pörmitz (nebst Erläuterungen). Berlin 1882. Die Seebedeckungen Ostthüringens. — Gymnas. - Programm, Gera 1881. 4“. 14 Seiten. C.XXXIX lieber diluviale Eisbedeckung in Mitteldeutscliland. — Zeitschr. d. Deutscli. geol. Ges. XXXIV, 1882, 8.812 — 813. (Mitarbeit an) C. Struckmann, Die Einhornhöhle bei Scharzfeld am Harz. 1882. Mittheilung von einigen Aulriahme-Ei-gebni.ssen im südöstlichen Thüringen. — Jahrb. d. geol. Landesanst. für 1882, Berlin 1883, S. XXXIX — XLI. Ein Bryozoenriff. — Zeitschrift Humboldt. 11. Heft 7. 1883. Schwefelwasserstofferuptionen in den Gei'aer Schlottentümpeln. — Jahresber. d. Ges. V. Freunden d. Naturw. Gera 1883, S. 119—126; auch gesondert Gera 1884. (Mitarbeit an) Ferd. Roemer, Die Knochenhöhlen von Ojcow in Polen. 1883. Aus dem Zechsteingebiet Ostthüringens. — Jahrb. d. geol. Landesanst. für 1884, Berlin 1885, S. 381—388. Uebersicht über den Schiclitenaufbau Ostthüringens. — Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen u. d. Thüring. Staaten, Bd. V, Heft 4. Berlin 1884, 130 Seiten; mit 2 Karten (letztere mit E. Zim.mermann). (Nekrolog auf) R. Richter. (Mit E. E. Schmid). — N. Jahrb. f. Min. 1885, 1, S. 1-5. (Nekrolog auf) E. E. Schmid. — N. Jahrb. f. Min. 1885, I, S. 6 — 10. Die jüngeren Eruptivgebilde im Südwesten Ostthüringens. — .Jahrb. d. geol. Landesanst. für 1885, Berlin 1886, S. 178—190. (Mit E. Zimmekmann.) Entstehen und Ahrgehen der Gypsflötze (Erdfallbildung). — Vortrag (unge- druckt); Referat darüVier von E. Zimmekmann in Geraer Zeitung 1886, Nr. 289. Die zonenweise gesteigerte Umwandlung der Gesteine in Ostthüringen. (Mit E. Zimmermann). — Jahrb. d. geol. Landesanst. für 1886, Berlin 1887, S. 148-164. Geologische Specialkarte vom Königreich Sachsen. Section Plauen-Oelsnitz. (Mit E. Weise). Leipzig 1887. Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüring. Staaten. XL. Liefe- rung. Blätter Saalfeld, Probstzella, Ziegenrück. Nebst Erläuterungen. (Mit E. Zimmekmann). Berlin 1889, [Statistisches über die Fürstliche Landessammlung im Gymnasium zu Gera]. Jahresber. über dies Gymnasium für 1890/91. Gera 1891. Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüring. Staaten. LVH. Liefe- rung. Blätter AAhida, Waltersdorf (Langenbernsdorf ), Naitschau (Elsterberg), Greiz (Reichenbach). Nebst Erläuterungen. (Mit E. Zimjikkmann). Berlin 1893. B. Ornithologische und andere zoologische Schriften. Verzeichniss der im Fürstenthume Reuss beobachteten Land- und Süsswasser- schnecken. (Mit L. Zimmer). — Jahresber. d. Ges. v. Freunden d. Naturw. zu Gera. 1865. Bericht über Versuche, verschiedene Species aus der Abtheilung der Puhnonaten in der Gegend Geras einzubürgern. Ebenda 1868. Notizen betreffend Lacerta oceUata^ singende Mäuse etc. — Zoolog. Garten 1868, S. 108. CXL Ueber die Zucht von Kanarionbastarden. — Ebenda, S. lOh. Einige neue Erfahrungen beti'effs der Züchtung einheimisclier, Ijesondei’s iusecten- fressender Vögel. 1 u. 2. — Zoolog. Garten 1870, S. 28 und 352. Dasselbe. 3. — Ebenda 1871, S. 343. Die der Umgegend von Gera angehorigen Brutvögel. — Jahresber. d. Ges. v. Freunden d. Natiirw. zu Gera. 1873. Zur Frage über den Erfolg von Nistkästen. — Journ. f. Ornith. 1874, S. 337. Ornithologische Skizzen. — Ebenda 1875, S. 201. (Mitarbeit an) A. Brehm, Gefangene Vögel. Leipzig 1872 — 1876. Die Eisenbahnen und unsere Vogelwelt. 1. 2. 3. — Monatsschr. d. S.-Thüring. Ver. f. Vogelkunde u. Vogelschutz 1876, S. 40, 58, 77. Uusei'e Singvögel und insbesondere Chlorospiza chloris als Hausthiere. — Ebenda S. 124. Notiz über muthmaassliches früheres Vorkommen von Spermophilus citilhis oder einem ähnlichen Nager in Ostthüringen. — Zoolog. Garten 1876, S. 102. Fütterung und Gewöllbilduug. — Ornithol. Centralblatt 1877, S. 2. Die Häufigkeit der Meisen in Ostthflringen. — Monatsschr. d. S.-Thüring. Ver. f. Vogelkunde u. Vogelschutz 1877, S. 15. Sollen unsere Wildenten ganz verschwinden? — Ebenda, S. 57. Die Kiebitze. — Ebenda, S. 73. Kritische Bemerkungen über Nutzen u. Schaden des Sperlings. — Ebenda, S. 130. Briefliche Mittheilung über die Herabminderuug des Zugvogelbestandes einiger Gegenden. — Ebenda, S. 152. Die Brutvögel Ostthüringens und ihr Bestand. — Journ. f. Ornithologie 1878, S. 1 — 88. Der Nestbau gefangener Vögel. — Monatsschr. d. Deutsch. Ver. z. Schutze der Vogelwelt 1878, S. 8. Zum Schutze der Meisen. — Ebenda, S. 33. Lerchen als Stubenvögel. — Ebenda, S. 136. Ornithologische Notizen: Pipüo erythropilithalmus. — Ornithol. ^entralblatt 1878, S. 148. Ornithologische Notizen; Alauda cristata, Muscicapa grisola. — Ebenda, S. 180. (Mitarbeit an) A. Brehm, Illustrirtes Thierleben, Bd. IV — VI (Vögel). Leipzig und Hildburghausen 1878 — 1879. Die Fütterung der Vögel im Winter. — Monatsschr. d. Deutsch. Ver. z. Schutze der Vogel weit 1879, S. 28. Ornithologische Rundschau in Ostthüringen. — Ebenda, S. 106. Züchtungsversuche mit einigen deutschen Vogelarten. — Ebenda, S. 191. Ornithologische Notizen. — Ornithol. Centralblatt 1879, S. 145. Die Färbung des gemeinen Eichhörnchens {Seiurus vulgaris). — Zoolog. Garten 1880, S. 97. Verschiedenheiten am Knochengerüst der Feld- und Schneehasen. — Ebenda, S. 231. Ornithologische Skizzen. 1. Vier Graurocke unserer Gärten. — Monatsschr. d. Deutsch. Ver. z. Schutze der Vogelwelt 1880, S. 74. Dieselben. 11. Vier Pfahlbauer unter den Singvögeln. — Ebenda, S. 146. CXLI Dieselben. TU. Vornehme Wintergästo (Seidenschwanz). — Ebenda 1881, S. 43. Zur Vogelschutzfrage (Vogelfang und Vogelhaltnng). Vortrag. — Ebenda, S. Wilder Appetit einer Fledermaus. — Zoolog. Garten 1881, S. 853. Ornithologische Notizen. Die Witterung des Frühjahrs 1881. — Oruithol. Cen- tralblatt 1881, S. 113. Ornithologische Skizzen. IV. Die deutschen Spitzlerchen {Anthus). — Ornithol. Monatsschr. d. Deutsch. Ver. z. Schutze der Vogelwelt 1882, S. G. Dieselben. V. Der Waldkauz {Syrnium atuco). — Ebenda, S. 2,52. Besondere Bewegungen der Vögel. Vortrag. — Ebenda, S. 107. Vogelschutz ini Walde. — Ebenda, S. 195. Die Telegraphenleitungen und die Vögel. — Zoolog. Garten 1882, S. 257. Winke betreffend das Auf hängen der Nistkästen. — Gera 1883. 2. Aufl. 1887, з. , 4. u. .5. Aufl. 1888, G. — 8. Aull. 1889, 11. Aufl. 1892. Die Gera-Eichichter Eisenbahn. — Ornithol. Monatsschr. 1883, S. 89. Ornithologische Skizzen. VI. Der Eisvogel (Akedo ispida). — Ebenda, S. 114. Dieselben. VII. Die Blaukehlchen {Cyanecula). — Ebenda, S. 231. Das Frühjahr 1883 und die Futterplätze. — Ebenda, S. 311. Die Nahrung der Eisvögel. — Journal f. Ornithol. 1883, S. 286. Ornithologische Skizzen. VI II. Unsere Taucher (Podicipes). — Ornithol. Monats- schr. 1884, S. 58. Die Uebelthäter in der Vogelwelt. — Ebenda 1885, S. 12. Ausstellung der Gesellschaft Aegintha in Berlin. — Ebenda, S. 69. Einiges vom Sperling. — Ebenda, S. 94. Veränderlichkeit im Nestbau der einzelnen Vogelarten. 1. 2. — Ebenda, S. 137 и. 146. Die Hohltaube (Colaviba oenas) in Gefangenschaft. — Ebenda, S. 275. Ornithologische Skizzen. IX. Der Zeimer (7’«rd«s pifarfs). — Ebenda 1886, S. 4. Dieselben. X. Die Weindrossel (Turdus iliacus). — Ebenda, S. 30. Dieselben. XI. Die Zippdrossel {Turdus musicus). — Ebenda, S. 310. Zur Vogelschutzfrage. — Ebenda, S. 283. Ueber die Hohltaube {Columba oenas). — Zoolog. Garten 1886, S. 62. Ornithologische Skizzen. XII. Die Schnärrdrossel {Turdus viscivorus). — Orni- thol. Monatsschr. 1887, S. 4. Dieselben. XHI. Der Nachtschatten {Caprinvulyus europaeus). — Ebenda, S. 23G. Zum jetzigen Bestände der Zwergtrappen in Thüringen. (Mit Spannaus). Ebenda, S. 17. Würmer in Hühnereiern. — Ebenda, S. 111. Zur Discussion über die zweckmässige Eedaction der Vogelschutzgesetze. (Mit A. Fkenzel). Ebenda, S. 125. Futterplätze für Vögel im Winter. 2. Auflage. Gera 1887; 3. u. 4. Aufl. 1888; 5. — 8. Aufl. 1889; 11. Aufl. 1892. Zum Vogelschutz. — Ornithol. Monatsschr. 1888, S. 6 u. 225. — 1889, S. 2. — 1891, S. 27, 124 imd 329. Ornithologische Skizzen. XIV. Unsere Uferregenpfeifer {Aegialites minor und hiaticula). — Ebenda, S. 59 und 91. Der Zuzug der Kreuzschnäbel und deren Schädlichkeit. — Ebenda, S. 287. CXLTI Gefangene Wildkaninchen. — Zoolog. Garten 1889, S. G5. Erprobte Käfige. — Ebenda, S. 57. Unsere Strandläufer. 2. Gefangenleben. — Ornithol. Monatsschr. 1889, S. G2. Die Gllbdrossel {Turdm Graiji). — Ebenda, S. 147. Zur Nahrung des Mäusebussards. — Ebenda, S. 227. Soll man die Vögel im Winter füttern? — Ebenda, S. 469. Zur Entstehung der Schutzfarbeu. — Zoolog. Garten 1890, S. IGl. Weiteres über die Gilbdrossel (Turdus Grayi). — Ornithol. Monatsschr. 1890, S. 285. Ornithologische Skizzen. XV. Der Wanderfalk {Fnko peregriniis). — Ebenda, S. 365. Aufzucht von Spitzlerchen durch Grünfinken. — Ebenda, S. 485. Zu Gustav Thienemann’s Gedächtniss. — Ebenda, S. 3. Der Grünfink als domesticirter Vogel. — Ebenda, S. 370. Der Wüstengimpel {Rucanetes githagineus). — Ebenda, S. 402. Ferneres über die Gilbdrossel (Turdus Grayi). — Ebenda, S. 451. Referat über den Vogelschutz. Der 7. Section des II. internationalen Ornitho- logen-Congresses vorgelegt. (Mit v. Wangelin). Budapest 1891. Mandelki'ähen in Nistkästen. — Ebenda, 1892, S. 25. Bei Schnabelmissbildung noch gute Gesundheit. — Ebenda, S. 49. Der Schwarzspecht und die Culturen. — Ebenda, S. 20:1. Verlorene oder weggelegte Eier. — Ebenda, S. 266. Zur Naturgeschichte der Rohrdommel. — Ebenda, S. 321. Vogelschutz im Walde. — Deutsche Forstzeituug, Neudamm. VII, G. S. 59. Sand- und Staubbäder der Raubvögel und Eulen. — Ornithol. Monatsschr. 1893, S. 6. Zur Namenfrage. — Ebenda, S. 47. Der Baumfalke (Falco subbuted). — Ebenda, S. 126. Aus Ostthüringen. — Ebenda, S. 403. Mistel als Winteräsung. — Deutsche Jägerzeitung 1893, S. 457. Die Ueberzahl der Männchen. — Ornithol. Monatsschr. 1894, S. 74. Wie halten fliegende Raubvögel ihre Beine? — Ebenda, S. 215. Lernet erst das Leben der Vögel genau kennen, wenn ihr sie mit rechtem Er- folge schützen wollt. — Ebenda, S. 250. Schutz dem Wassei'staare. (Vollendet von C. Hbnnicke und Staats von Wacquant Geozelles). — Ebenda, S. 330. Unsere Schwirle. — Ebenda, S. 301. Kleine ornithologische Mittheilungen, sämmtlich in der Ornithol. Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt. Zur Schädlichkeit der Amsel. 1880, S. 44. — Barmherzige Vögel. 1880, S. 139. — Instinct oder Ueberlegung. (Ueber Kreuzschnäbel). 1882, S. 190. — Ueber Amseln. 1885, S. 70. — Bemerkungen betreffs der Maden an den CXLIII Köpfen junger Vögel. 1885, S. 191. — Abzug der Schwalben. 1885, S. 303. — Accliniatisation des Jnambuhulins. 188G, S. 21. — Blutlausvertilger. 188(1, S. 22. — Die weisse Bachstelze. 188G, S. 77. — Das Winterwetter. 188G, S. 103. — Der Zeisig als Jongleur. 188G, S. 161. — Seltenes Auftreten des Kucliuks. 1886, S. 185. — Albino vom Fitis {Phtjllopneuste trochüus) und Gartenspötter (HypolaP salicaria). 1886, S. 215. — Die Sumpfsänger in der Umgebung von Gera. 1886, S. 281. — Zusatz zu Deeg, Das Seltenerwerden der Wachtel. 1886, S. 304. — NEimt.iNG’s nordamerikanische Ornis. 1887, S. 127. — Zur Beachtung (Schutz der Kolibris). 1887, S. 148. — Fliegen- fänger. (Mit Clodiüs). 1887,' S. 231. — Mövchentauben fressen gierig Gartenschnecken. 1887, S. 288. — Abzug der Schwalben aus Gera. 1887, S. 309. — Tannenhäher. 1887, S. 310. — Ein Adler in Schlesien. 1887, S. 174. — Lerchenzug. 1888, S. 78. — Erdrosselte Schwalben. 1888, S. 131. — Bachstelzen auf Eisschollen. 1888, S. 134. — Das Steppenhuhn bei uns brütend. 1888, S. 306. — Schwalben im October. 1888, S. 394. — Das amerikanische wilde Truthuhn in Deutschland. 1888, S. 454. — Nachträg- liches betreffend den von Herrn Dr. Rode beobachteten brütenden Raub- vogel. 1888, S. 467. — Steppenhühner. 1889, S. 50 u. 352. — Rosenstaare. 1889, S. 270. — Singdrosseln. 1889, S. 467. — Auerhenne als Hochbrüterin. 1890, S. 54. — Belebungsmittel für dem Tode nahe Vögel. 1890, S. 238. — Kernbeisser ein Gesangskünstler. 1890, S. 262. — Besonderes Verhalten der Segler. 1890, S. 313. — Turteltauben am Schiessstand. 1890, S. 314. — Zum Anpassungsvermögen des Sumpfsängers (Acrocephalus palustris). 1890, S. 322. — Goldregenpfeifer. 1890, S. 513. — Verflogener junger Auerhahn. 1891, S. 119. — Bastard von Schnee- und Auerhahn. 1891, S. 134. — Zur »Natur- geschichte des Wendehalses« von A. Meveh. 1891, S. 149. — Frühe Rück- kunft der Segler. 1891, S. 208. — Zn >Der Wendehals (Jynx torquHla) als Nestverwüster« von H. Schacht. 1891, S. 238. — Die Verbreitung des Zehners {Turdus pilaris) in Deutschland. 1891, S. 323. — Einmauerung von Sperlingen durch Hausschwalben. 1891, S. 357. — Verspätung in der ganzen Entwickelung der Natur. 1891, S. 387. — Den Paradiesvögeln wird Schutz gewährt. 1892, S. 172. — Die ersten Schwalben. 1892, S. 288. — Brütende Citronenfinken. 1893, S. 39. — Grosse Anzahl wilder Schwäne als Gäste in Deutschland. 1893, S. 155. — Magen und Kropf eines Storches. 1893, S. 397. ■ — Schonung der nichtschädlichen Feinde der Mäuse. 1893, S. 440. — Litterarische Besprechungen. 1886, S. 47, 249, 306, — 1887, S. 152, — 1888, S. 135, 427, 469, — 1890, S. 88 m 116, — 1891, S. 55 u. 447, — 1892, S. 79 u. 206, — 1893, S. 42, 43, 267. üebersetzungen (in’s Schwedische durch C. Hennicke): Födoplatser för fäglar om vintern. Leipzig 1894. — Upplysningen angäende upphängandet af fagelbon. Leipzig 1894. Hofrath Professor K. Th. Liebe’s Gesammelte ornithologische Schriften. Leipzig 1894. (Mit Nachträgen nachgelassener Schriften, Gera 189,5). CXLIV C. Verschiedenes. Verzeicliniss der in den Jahren 1863 — 1864 in der Umgebung Geras neu auf- gefundenen Kryptogamen nebst Angabe neuer Standorte für einige seltenen Arten. (Mit M. FünnuiNGER). — Jahresber. d. Ges. v. Freunden d. Naturw. Gera 1864. Volksgeographie. (Mit Issleib). — Gera 1870. Mathematik auf dem Gymnasium. — Allgem. Scliulzeitung 1875, S. 11. Bericht über ein Hügelgrab am Collisberg. — Berl. Ges. f. Anthrop. 1875, Nov. Mathematischer Leitfaden für das fürstliche Gymnasium zu Gera. — Gera 1877. 2. Aull. 1888. Alte Gräber auf der Kosse bei Gera. — Berl. Ges. f. Anthrop. 1877, S. 122. Personal -V erliältnisse bei der Königl. Preiiss. geologischen Landesaiistalt lind Bergakademie am 1. October 1895. Kuratorium. 1. Freund, Oberberghauptmanu, Director der Abtheiluug für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Ministerium für Handel und Gewerbe. 2. Dr. Rammelsberg, Professor, Geheimer Regieruugsrath. 3. Leuschner, Geheimer Bergrath. 4. W. HaüCHECORNE, Dr. phib. Geheimer Oberbergrath. Vorstand. 1. W. HaüCHECORNE, Dr. phiL, Geheimer Oberbergrath, erster Director der Gesammtanstalt. 2. E. Beyrich, Dr. phib. Geheimer Bergrath, ordentb Professor an der Universität, Director für die wissenschaftliche Lei- tung der geologischen Laudesanfnahme, zugleich Lehrer der Geognosie bei der Bergakademie. Bei der geologischen Landesaufnahme. A. Landesgeologen. 1. G. Berendt, Dr. phib, ausserordentb Professor an der Uni- versität , mit der specielleu Leitung der Flachlandsauf- nahmen beauftragt. 2. H. Grebe in Trier. 3. H. Loretz, Dr. phib Jahrbuch 1894. k CXLVI 4. F. Wahnschaffe, Dr, pbil., Professor, Privatdoceut an der Universität, zugleich Lehrer der Geologie bei der Berg- akademie. 5. E. Dathe, Dr. phil. 6. F. Beyschlag, Dr. phil., Professor, zugleich beauftragt mit Vorträgen über Lagerstättenlehre bei der Bergakademie. 7. K. Keilhack, Dr. phil. 8. Th. Ebert, Dr. phil., Professor, zugleich beauftragt mit Ab- haltung palaeontologischer Repetitorien und Uebuugeu bei der Bergakademie. B. Bezirksgeologeu. 1. M. Koch, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen über Petrographie und mikroskojüsche Physiographie der Mine- ralien bei der Bergakademie. 2. H. Schröder, Dr. phil. 3. E. Zimmermann, Dr. phil. 4. A; Leppla, Dr. phil. 5. L. Beushaüsen, Dr. phil. 6. G. Müller, Dr. phil. C. II ülfsgeologen. 1. A. Jentzsch, Dr. phil., Professor, Privatdoceut an der Uni- versität in Königsberg i. Pr. 2. R. Klebs, Dr. phil., in Königsberg i. Pr. 3. H. POTONIE, Dr. phil., zugleich beauftragt mit Vorträgen über Pflauzeuversteinerungskuude bei der Bergakademie. 4. A. Denckmann, Dr. phil. 5. C. Gagel, Dr. phil. 6. O. Zeise, Dr. phil. 7. E. Haber, Bergassessor. 8. B. Kühn, Dr. phil. 9. L. Schulte, Dr. phil. 10. G. Krusch, Bergrefereudar. 11. F. Kaunhoven, Dr. phil. 12. M. Schmidt, Di', phil. 13. R. Michael, Dr. phil. 14. G. Maas, Dr. phil. CXLVII D. Nicht allgestellte Mitarbeiter. 1. K. VON Fritsch, Dr. phil., onlentl. Professor au der Uni- versität iu Halle a. S. 2. A. VON Koenen, Dr. phil., ordeiitl. Professor au der Uni- versität in Göttingen. 3. E. Kayser, Dr. phil., ordentl. Professor au der Universität iu Marburg. 4. H. Bücking, Dr. phil., ordentl. Professor an der Universität in Strassbiirg i. E. 5. H. Grüner, Dr. phil., Professor an der landwirthschaftlicheu Hochschule in Berlin. 6. E. Holzapfel, Dr. phil., Professor an der technischen Hoch- schule in Aachen. 7. W. Frantzen, Bergingenieur in Meiningen. 8. F. Klockmann, Dr. phil., Professor au der Bergakademie in Clausthal. E. Vorsteher des Zeichuerbüreaus für die Flachlauds- a u f 11 ahmen. Th. Wölfer, Dr. phil. Bei der Bergakademie. A. Lehrer. ]. K. Finkener, Dr. phil., Professor, Lehrer der Chemie, Vor- steher des Laboratoriums für Mineralanalyse. 2. B. Kerl, Professor, Geheimer Bergrath, Lehrer der allge- meinen Hüttenkunde, der chemischen Technologie und der Löthrohrprobirkuust. 3. H. Wedding, Dr. phil., Professor, Geheimer Bergrath, Lehrer der Eisenhüttenkunde und Eiseuprobirkuust. CXLVIII 4. A. Hörmann, Professor, Lehrer der Mechanik, der Maschinen- lehre und der metallurgischen Technologie. 5. A. Schneider, Professor, Lehrer der Markscheide- und Mess- kunst und der Aufbereitungskunde. 6. Gr. Franke, Professor, Lehrer der Bergbau- und Salineukunde. 7. R. Scheibe, Dr. phil. , Professor, Lehrer der Mineralogie, zugleich betheiligt bei den geologischen Aufnahmearbeiten in Thüringen. 8. F. Kötter, Dr. phil., Professor, Lehrer der höheren Mathe- matik. (1 — 8 etatsmässig angestellt.) 9. A. Eskens, Geheimer Oberbergrath, Lehrer des Bergrechts. 10. J. Gebauer, Geheimer Bergrath, Lehrer der Bauconstructions- lehre. 11. G. Brelow, Regierungsrath, Lehrer der darstellenden Geo- metrie, des Zeichnens und Construirens. 12. O. PüFAHL, Dr. phil., Lehrer der Probirkunst, der Gas- analyse und der Elektrometallurgie. (9 — 12 nicht etatsmässig angestellt.) B. Ch emi ker. 1. Th. Fischer, Dr. phil., erster Assistent in dem Laboratorium für Mineralanalyse. 2. H. Toussaint, zweiter Assistent daselbst. 3. R. Gans, Dr. phil., i „ , , . ^ ^ Tr Tr ■■ TT 1-1 Kd' Analysen iin Interesse der Landes- 4. K. Kluss, Dr. phil., r . r T^ 1 -1 \ Untersuchung. 5. A. Lindner, Dr. phil., ] ® Bei der Chemisch -technischen Versuchsanstait. Director: Finkener, Professor Dr., s. o. Chemiker: 1. J. Rothe (Erster Chemiker und Stellvertreter des Directors). 2. K. Haack, Dr. phil, 4. R. Wache, Dr. phil., 3. C. Virchow, Dr. phil,, 5. M. Hohensee., 6. C. Radau, Dr. phil. CXLIX Bibliothek. Vorstand: Hauchecorne, s. o. Bibliothekar: O. Eberdt, Dr. phil. Verwaltung. 1. K. Wernicke, Rechnuugsrath, Secietär und Rendant. 2. E. OiiMANN, Zeichner. 3. H. Bruchmüller, Secretär und Kalkulator. 4. W. Pütz, Zeichner. 5. K. Boenecke, Secretär, Verwalter des Kartenarchivs. 6. W. Bottmer, Secretär und Registrator. 7. Th. Wölfer, Dr. phil., Kulturtechniker. ' !-•, ►Kt j" ■ ifc; ‘',.:’[j..'i !, ,;. .,~.-f^i,{'f ij- , 1 j 'fj^,. -ji ,/ V ■ ■ .V . ^ ='‘- J-'V /.^ , •'•“ u-r^y^\y\ .» .-. ► 5- .7< , , -r : ' ' ':. ■ ^ ■'■ /.V'f >i1\' . i-, ' '■ ; K,\. ' ;> 11. Abhandlungen von Mitarbeitern der Königlichen geologischen Landesanstalt. a~ lieber das Yorkommen von Radiolarien im Tertiär der Provinz Schleswig • Holstein. (Vorläufige Mittheiluug.) Von Herrn 0. Zeise in Berlin. Seit dem Jahre 1875, wo Ehrenberg in einem in den Abhandlungen der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin veröflentlichten Namen- Verzeichniss aller von ihm beobachteten fossilen Mda-oorganismen der marinen Gebirgsbildungen die Poly- cystinen bereits mit .326 Nummern aufführt, hat sich unsere Kenntniss der fossilen Radiolarien bedeutend vermehrt. Bis dahin nur aus dem Tertiär bekannt, berichtete bereits im nächsten Jahre V. ZlTTEL^) über wohlerhaltene Radiolarien aus der norddeutschen Kreide, die er gelegentlich seiner Coeloptychien-Studien in Exem- plaren von Vordorf in Braunschweig, Haldem in Westfalen und Lemförde im Hannö versehen auffand, und vier Jahre später machte Rothpletz 2) Radiolarien aus silurischem Kieselschiefer von Lan- genstriegis in Sachsen bekannt. *) Zeitschr. .d- Deutsch, geol. Ges. Bd. XXVIII, S. 75 — 86, Tafel II, 1876. v. ZiTTBL erwähnt in dieser Abhandlung auch noch einige dürftige und z. Th. zweifelhafte Nachweise vortertiärer Radiolarien: Soi.las (Upper Grensand, Cam- bridge), Waagen (oberer Jurakalk von Müggendorf), Gümbel (obertriassischer Kalk- stein von St. Cassian in Tirol) und aus dem Tertiär noch C. Gottsche (oligoeäner Cementstein, Thistedt in Jütland). Von C. Gottsche liegt nur eine mündliche Mittheilung an v. Zittel vor. Herr Dr. Gottsche hat mir das Thistedter Material freundlichst zur Verfügung gestellt; ich werde später darauf zurück- kommen. ^) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXXII, S. 447 — 467, 1880. 1 Jahrbuch 1894. 2 0. Zeise, lieber das Vorkommen von Radiolarien Seitdem ist die Litteratiir über fossile Radiolarien bedeutend angescliwollen und in einer Uebersichtstabelle, die Dr. Rüst i), der emsige und erfolgreiche Radiolarienforscher, über die Ver- theilung der Radiolarien in den geologischen Formationen gegeben hat, sehen wie im Ganzen 1161 Arten verzeichnet, wovon 503 auf das Tertiär, 441 auf das Mesozoicum und 247 auf das Paläo- zoicum entfallen. Neben RüST, dessen unermüdlichen Bestrebun- gen wir in erster Linie die vermehrte Kenntniss der fossilen Radiolarien zu verdanken haben, wären noch als Mitarbeiter zu nenueu: Bütschli, von Dunikowski, Hackel, Hinde, de Pantanelli, Perner, Shrubsole, de Stefani, Stöhr, Wis- NIOWSKI und Andere. Die von Parona in Turin aus Kiesel- knollen der tithonischen Kalke von Cittiglio bei Laveno am Lago maggiore bekannt gemachte Radiolarieufauna von gegen hundert grösstentheils neuen Arten konnte Dr. Rüst in dieser Tabelle nicht mehr berücksichtigen. Eine zweite Tabelle ver- anschaulicht das Vorkommen der Radiolarieugesteine in den ver- schiedenen Formations-Etagen. Wir ersehen daraus, das Radiolarien in allen Etagen vom Cambrium^^) bis hinauf zum Miocän angetroffen ’) Beiträge zur Kenntniss der fossilen Radiolarien aus Gesteinen der Trias und der paläozoischen Schichten. Paläontographica Bd. XXXVIII, S. 120, 1801/92. Diese Zahl ist heute schon bei Weitem überschritten. — Nach Säckel dürfte auch eine Neubearbeitung der von Ehrenbbrg beschriebenen Radiolarien- Vorkommnisse eine Fülle neuer Arten ergeben. Schon 1882 hat Bütschli die Barbados-Radiolarien durch Abbildung einer Anzahl neuer Arten vermehrt. Säckel ist der Meinung, dass die Zahl der fossilen Arten des Barbados-Mergels aber noch bedeutender ist, als nach den bisherigen Mittheilungen angenommen werden konnte. Nach Durchsicht von gegen 1000 von Dr. R. Teuschser in Jena mittels der Camera lucida angefertigten Zeichnungen von Barbados-Poly- cystinen ist Säckel zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Zahl der Species — den Speciesbegriff im Sinne dieser Autoren abgeschätzt — jedenfalls 400, wahrscheinlich aber .500 übersteigt. II. Theil der Monographie der Radio- larien, S. 139. 3) Boll. del. Soc. geol. ital., Vol. IX, fase. 1. Neuerdings hat M. L. Caybu.x Radiolarien sogar aus präcambrischen Schichten von St. L6 im nördlichen Britannien beschrieben und abgebildet; entdeckt wurden dieselben von Charles Barrois. (Les preuves de l’existence d’organisnies dans le terrain pre-cambrien, })remiere note sur les radiolaires pre- cambriens. Bulletin de la societe geologique de France, t. XXII, p. 197 — 228, pl. XI, 1894.) im Tertiär der Provinz Schleswig-Holstein. 3 worden sind ’), mit Ausnahme im Ober-Silur, Mittel-Devon, in der productiven Steinkohle, im Rothliegenden, Buntsaudstein, Keuper und Oligocän^), Etagen, in denen z. Th., wie Dr. RÜST sehr richtig bemerkt, Radiolarien auch nicht erwartet werden dürften, da Süss- oder marine Seichtwasserbildungeu vorliegen. Inzwischen hat nun B. Corti 3) Radiolarien aus oberpliocänen Sanden von Spicchio und Limite auf dem rechten Arnoufer be- schrieben. Im Folgenden soll auf ihr Vorkommen in wahrscheinlich oligo- cäuem Thone der Provinz Schleswig-Holstein hiugewiesen werden. Der in Frage stehende Thon wurde mir seinerzeit von der Königl. Direction der Geologischen Laudesaustalt und Bergakademie nebst anderen von Herrn Gutsbesitzer Petersen auf Möhlhorst bei Eckernförde eingesandten Gebirgsproben zur Untersuchung übergeben. Er stammt aus der Gemarkung von Ascheffel, einem Dorfe in der Luftlinie ca. 10 Kilometer WSW. von Eckernförde im Schleswigschen gelegen. Gelegentlich einer Begehung der Nord-Ostsee-Kanalstrecke stattete ich dieser Localität unter der liebenswürdigen Führung des Herrn Petersen einen Besuch ab und fand den Thon unmittelbar au der westlichen Grenze des Königl. b Ganz vereinzelt wurden Radiolarien auch an einigen Punkten im Diluvium Norddeutschlands gefunden, doch ist es sehr zweifelhaft, dass sie sich hier auf primärer Lagerstätte befinden. Siehe Clcve und Jentzsch, >Ueher einige diluviale und alluviale Diatomeenschichten Norddeutschlands, Königsberg 1882'. b Augenscheinlich durch ein Versehen ist das von v. Zittel aus dem Senon von Vordorf etc. beschriebene Vorkommen von Radiolarien nicht berücksichtigt worden und daher das Senon in der Tabelle als frei von Radiolarien verzeichnet. Ferner muss noch bemerkt werden, dass die von Rüst ans »Coprolithen« von Ilsede als liassisch beschriebenen Radiolarien aus dem Gault stammen dürften, wie mir Herr Dr. Dbnckmann, ein genauer Kenner der Localität Ilsede, mittheilte. Derselbe hat viele Hunderte der mit den Phosphoriten vorkommenden Ammoniten untersucht und wiederholt Leit - Ammoniten des Gault, wie A. Milletianus und A. tardefurcatus , nie aber solche des Lias oder Dogger erkennen können. Herrn Dr. Müller wurde kürzlich eine schöne Suite Gault- Ammoniten von einem neuen in der Nähe von Hannover gelegenen Fund- punkte zugesandt. Die Untersuchung auf Radiolarien eines mir gütigst über- lassenen Ammoniten- Abdruckes hatte jedoch einen negativen Erfolg. b Foraminiferi e radiolari fossili della sabbie gialle plioceniche della collina tra Spicchio e Limite sulla sponda destra delT Arno, Boll. scient. mit Tafel No. 2—3, 1892. 1 4 0. Zeise, Ueber das Vorkommen von Radiolarien Geheges Silberbergen, ea. 2 Kilometer SSW. von Aschefiel, in einer kleinen Grube aufgeschlossen. Ueberlagert wird der Thon hier — weiterhin tritt er ganz zu Tage — von einem ca. 1 Meter mächtigen stark ockerigen Lehm (Moräne). Herr Petersen hatte an dieser Stelle eine Bohrung niederbringen lassen, die den Thon in einer Tiefe von 18 Meter unter Terrain (etwa 25 — 30 Meter über Normal-Null gelegen) noch nicht durchsunken hatte; die Bohrung wurde eingestellt. Der von mir untersuchte Thon stammt aus der Tiefe von 18 Metern und aus der unmittelbar den Lehm unterlagernden Schicht. Ein Schlämmverfahren ergab für beide Proben das gleiche Resultat: Radiolarien massenhaft, vereinzelt Diatomeen und Kiesel -Schwammnadeln, wenig winzige Quarz- körner und etwas dünnstengligen Eisenkies. Das genaue Alter des Thones lässt sich aus Mangel an bezeichnenden Fossilien — Radiolarien eignen sich dazu ganz und garnicht — mit Sicherheit nicht entscheiden. Sicher ist soviel, dass der Thon älter als diluvial ist, da der mit Salzsäure nicht brausende Thon i) jeglichen nordischen Materials entbehrt. Er ist entschieden tertiär und ver- glichen mit den in der Provinz Schleswig-Holstein bekannt ge- wordenen Tertiärthonen in seinem ganzen Habitus durchaus dem mitteloligocänen Septarieuthon gleichend. Ein oligocänes Alter wäre daher bis auf Weiteres zu vermuthen. Der Thon hat im trockenen Zustande eine etwas grünlich- hellgraue Farbe, zeigt eine bedeutende Festigkeit gegen Schlag b Herr Petersen hatte von dem Thon dui’ch den Chemiker Herrn Dr. H. Git,- BERT-Hamhurg eine Analyse machen lassen, die, da sie einmal vorliegt, mir doch der Mittheilung werth erscheint: SiOs . . . . . . 55,18 pCt. AI2O3 . . . . . . 19,93 » FeaOs . . . 5,92 » CaO . . . . . . 1,00 » K2O ... . . . 2,78 » NasO . . . . . . 0,93 » H2O . . . . . . 14,26 » 100,00 pCt. Der Schwefel des Eisenkieses ist in der Analyse nicht zum Ausdruck ge- langt. Ich habe aber Schwefel als Rückstand beim Lösen der dünnstengligen metallischen Körper in kochender Salpetersäure gewonnen. im Tertiär der Provinz Sclileswig-Holstein. 5 und besitzt etwas muscheligen Bruch. Im Wasser zerfällt er sehr leicht und schnell bis auf einen kleinen Rest flach linsen- förmiger Thonpartikelcheu, die selbst bei anhaltendem Kochen verbleiben, beim Schlämmen durch Zeug aber mittelst Kneteus leicht entfernt werden. Das zur mikroscopischen Untersuchung gelangte Material (Schlämmrückstand und geschlämmter Thon) wurde sowohl durch einfache Maceratiou im Wasser als auch in der Knetschlämme durch Zeug gewonnen; der Erhaltungszustand der Radiolarien war der gleiche. Die Hauptmasse der Radiolarien lieferte der Schlämmrückstand, wenige winzige Formen der ge- schlämmte Thon, in dem sich fast auch ausschliesslich die Diatomeen und Kieselschwammnädelchen fanden. Ein Vergleich von mit HCl und nicht mit HCl behandeltem Materiale ergab das absolute Fehlen kalkiger Reste. Eiu Theil des Materiales wurde auch mit concentrirter Schwefelsäure gekocht, was eine bedeutende Auf- hellung der Objekte zur Folge hatte. Das so behandelte Material, in Nelkenöl gebettet, lieferte die schönsten und klarsten Bilder. Optisch verhalten sich die Kieselskelete nicht mehr amorph; sie sind krystallin geworden. Eine Durchsicht der vorläufig gefertigten Präparate ergab folgendes Resultat i) : / Spaeroidea, 1 Prunoidea, I. Legio Spumellaria vertreten durch die Ordnungen \ { Larcoidea. / Liosphaerida^ Ordo Spaeroidea vertreten durch die j Stylosphaerida, Familien ) ? Staurosphaerida, \ Astrosphaerida. b Von den von Hackel bei den Radiolarien unterschiedenen Legionen (Spu- mellaria, Acantharia, Nassellaria und Phaeodaria) kommen nur die Spumellaria und die Nassellaria, die reine Kieselskelette besitzen, fossil vor. Das Skelet der Phaeodaria besteht nach Hackel wahrscheinlich aus einer Verbindung von orga- nischer Substanz mit Kieselerde (carbonisches Silicat). Das Skelet der Acan- tharia besteht aus Acanthin, einer organischen Substanz, die Hackel dem Chitin ähnlich hält. 6 0. Zeise, üeber das Vorkommen von Radidiarien In der Familie der Liosphaerida sind es hauptsäch- lich die Gattungen Cenosphaera und Carposphaera, die zugleich auch die Hauptmenge der vorhandenen Radiolarien ausmachen. i Druppulida, Ordo Prunoidea vertreten durch die Familien ( ßpongurida. [ ElUpsida, Die ElUpsida treten auch in einer grösseren Individuen- anzahl auf. Ordo Discoidea und Ordo Larcoidea sind durch einige Familien vertreten, stehen aber bezüglich der Indi- viduenanzahl bedeutend den beiden anderen Ord- nungen nach. II. Legio Nassellaria vertreten durch die Ordnung Cyrtoidea. Ordo Cyrtoidea ist durch mehrere Familien vertreten uud in einer grossen Individuenanzahl vorhanden. Die mit den Radiolarien zusammen vorkommenden spärlichen, winzigen Kieselschwammnadeln entstammen zur Hauptsache wohl Dermal- und Gastralskeleten. Von Hexactinelliden fand ich Pinulpentactin , Uncin und Clavul. Der monaxone Typus ist vertreten durch Amphiox uud Tylostyl. Von anaxilen oder polyaxilen Nadeln beobachtete ich einmal ein Sphaeraster. Das Radiolarien - Vorkommen von Ascheflfel in Schleswig- Holstein ist das erste im norddeutschen Tertiär. Es ist nicht anzuuehmeu, dass die Radiolarien bislang nur unbeobachtet ge- blieben sind, da sie doch meistens grösser als Diatomeen sind. So haben z. B. die Ascheffeler Cenosphaeren einen Durch- messer bis zu 0,2 Millimeter und sind schon mit blossem Auge sichtbar. Allerdings giebt es auch winzige Formen und wo diese nur allein verkommen, könnten sie, zumal wenn nur die Schlämmrückstände untersucht wurden, der Beobachtung entgangen sein. Herr Dr. Gottsche in Hamburg, der auf die Mittheilung meines Fundes hin seine sämmtlichen SchlämmprobenSchleswig-Hol- steinischer Thone einer erneuten Untersuchung unterzog, that dies mit negativem Erfolge. Immei'hin erscheint es wünschenswerth. im Tertiär der Provinz Schleswig-Holstein. 7 dass unsere Tertiärthone auf Radiolarien hiu noch mal untersucht würden und da wären besonders die mollusceufreien Thone zu berücksichtigen, weil die Radiolarien zumeist pelagisch zu leben pflegen. Ich behalte mir die Beschreibung und Abbildung der Aschetfeler Radiolarien vor. *) Und hier in allen Tiefenzonen (zonarisch, alDyssal, Hackel). Zur Stratigraphie des Oberdevon im Keller walde und in einigen benachbarten Devon -Gebieten. Von Herrn A. Denckmann in Berlin. (Hierzu Tafel I.) Einleitung. Wenn ich im Folgeudeu versuche, für die Sedimente des höheren Oberdevou im Kellerwalde und in dessen Nachbargehieteu eine Deutung zu geben, die von dem in den Lehrbüchern uud Compendien gebrachten Schema abweicht — in dem Bewnsstein, damit eine Revision des Oberdevon anderer Gregenden anzuregen — so veranlasst mich dazu die Wahrnehmung der schwerwiegenden Folgen, welche die Nutzanwendung der bisher allgemein gültigen Anschauungen auf die zusammenfassenden Darstellungen ober- devonischer Gebiete gehabt hat. A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde etc. 9 Ersitei* Abschnitt. Die devonischen Ammonitidenkalke. Von den devonischen Animonitidenkalkeu gehe ich aus, da sie der Untersuchung über das gegenseitige Verhältniss devonischer Sedimente die denkbar solideste Basis geben. Wie man weiss, hat im letzten Jahrzehnt die Kenntniss der devonischen Ammonitidenkalke eine besonders grosse Erweiterung erfahren. Speciell im Rheinischen Schiefergebirge haben E. Kayser und E. Holzapfel im Dillen burgischen und im Wetzlarischen durch langjähriges Beobachten und Kartiren eine Reihe von Daten festgestellt, unter denen das Verständniss der Bickener Kalk- Profile besonders hervorgehoben zu werden verdient. Ich gehe auf diese Gebiete, die mir nicht unbekannt sind, nicht näher ein und verweise betreffs ihrer auf die zu erwartenden zusammenhängenden Darstellungen genannter Herren. Ich be- schränke mich im Wesentlichen auf solche Gebiete, die ich ent- weder für die Landesaufnahme kartirt oder, ohne einem Dritten in’s Gehege zu kommen, genauer untersucht habe. I. Devonische Ammonitidenkalke im Kellerwalde. Seit Publication der Arbeiten von Württenberger i), Chelius 2), v. Koenen 3) und Waldschmidt ‘^) ist die Kenntniss der devonischen Kalke des Kellerwaldes, abgesehen von Excursionen E. Beyrich’s, E. Kayser’s und E. Holzapfel’s, deren Beobachtun- gen sich in der Devonlitteratur zerstreut finden, namentlich durch b G. WüRTTENBBRQEE, Der Culm oder die untere Steinkohlenformation am Kellerwalde in Kurbessen. N. Jahrb. f. Min. 1865, S. 530 ff. b C. Chelius, Die Quarzite und Schiefer am Ostrande des rheinisch. Schiefer- gebirges u. deren Umgebung (Yerhandl. d. naturhist. Vereins Kheinl.-Westf. 1881, Bd. XXXVIII). Q A. V. Koenen, Beitrag zur Kenntniss der Placodermen des norddeutschen Oberdevon (Abhandl. Kgl. Ges. Wiss. zu Göttingen, 30 Bd. 1883). •‘l E. Waldschmidt, Ueber die devonischen Schichten d. Gegend von Wildungen. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXXVII, S. 1)06 ff. 10 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Keller walde meine Kartiruugs- Arbeiten für das Blatt Waldeck-Oassel, sowie durch meine noch nicht vollendeten Specialanfnahinen (Blätter Kellerwald, Wildlingen, Frankenau, Gilserberg) gefördert worden. Die Direction der Geologischen Landesanstalt bewilligte mir in Anerkennung der Wichtigkeit des Gegenstandes die nöthige Zeit, so dass ich die complicirten Lagerungsverhältnisse in den Kalk-führenden Gebirgsmassen des Kellerwaldes gründlich studiren und ihre Darstellung zu einem gewissen Abschlüsse bringen konnte. Der grosse ßeichthum des Kellerwaldes an ergiebigen neuen Petre- factenfundstellen setzte mich, in Verbindung mit vorzüglichen Auf- schlüssen in den Stand, aus den scheinbar einförmigen Kalk- massen eine grosse Mannigfaltigkeit der stratigraphischen und tektonischen Gliederung herauszuschälen. Diese Mannigfaltigkeit giebt im Kleinen ein Abbild von dem complicirten Bau des Gebirges überhaupt, der in den fossilarmen, wenig gegliederten Schiefer-, Grauwacken- und Quarzit -Folgen des älteren Devon erklärlicher Weise nicht mit solcher Genauig- keit und Exactheit wiedergegebeu werden kann, wie in Gesteins- massen, bei denen von Decimeter zu Decimeter die Gesteine, und von Meter zu Meter die Petrefactenführung wechseln. Für die im Folgenden gegebene Beschreibung der Ammoni- tidenkalke des Kellerwaldes berücksichtige ich in erster Linie das Kalkvorkommen der Ense- Hauern, da dieses Vorkommen sich durch seine Grösse, durch seine zahlreichen Aufschlüsse, sowie durch seinen Reichthum an Petrefacten auszeichnet. Dieselben Verhältnisse, welche wir an den Kalken dieses Vorkommens be- obachten, kehren an den übrigen Kalkvorkommen des Kellerwaldes, am blauen Bruch, am Gershäuser Hof, im Urfe-Thal, am Nord- westhang des Kellerrückens und am Hohelohr wieder. A. Gliederung: und petrograpliisclie Beschreibung. Die Kalke der Ense und der Hauern, deren durchschnittliche Mächtigkeit 70 Meter nicht übersteigen dürfte, setzen sich von unten nach oben aus folgenden Horizonten zusammen. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 11 Mitteid evon. Die Unterlage der Kalke bilden Thonschiefer mit Tenta- culiten und Orthoceraten, deren älteren Namen Orthoceras-Schiefer ich bestehen lasse, da ich unter diesen Schiefern nicht dasselbe verstehe, wie E. Kayser unter seinen »Tentaculitenschiefern«. Die Orthoceras-Schiefer sind in einem Hohlwege am Südwesthange der Ense als Liegendes der Ense -Kalke im Verwerfungscontact an einer unten zu erwähnenden streichenden Haupt -Verwerfung anstehend zu beobachten. Im nördlichen Theile der Kalkmasse der Ense-Hauern treten die Orthoceras-Schiefer in dem Wasser- risse zu Tage, welcher westlich des Gemarkungsortes »auf den Hauhecheln« liegt, und zwar als tiefstes Glied einer Schuppe. Hier scheinen auch noch die Grauwackensandsteine des Hahn- berges vertreten zu sein. Es folgen 1. Die Knollenkalke der Ense, die Ense- Kalke. Thon- schiefer und Mergelschiefer, wechselnd mit Lagen flach oval linsenförmiger Knollen eines dunklen bis hellgrauen bituminösen Kalkes mit zahlreichen Trilobiten und weniger häufigen Cephalo- poden. Ein linsenförmiges Auftreten von lichtgrauen bis gelblich- grauen oder röthlich - grauen Crinoidenkalken schwillt an der Braunau-Odershäuser Peldmarkgrenze auf der Ense zu bedeuten- derer Mächtigkeit an. Die bisher in diesen Crinoidenkalken ge- fundenen Versteinerungen (u. a. Dronteus speciosus Barr., Proetus eremita Barr., Proetus orbitatus Barr.) sprechen nicht gegen ihre Deutung als Aequivalente der Greifensteiner Kalke, denen sie petrographisch identisch sind. 2. Kalke mit Posidonia ]iia7is^) (Odershäuser Kalke) ^). Eine dünne Lage schwarzer bituminöser, krystallinischer Kalke, ') A. Denckmann, Schwarze Goniatitenkalke im Mitteldevon des Kellerwald- gebirges. Dieses Jahrb. 1892, S. 12 ff. '*) Nach E. Kayser und E. Holzapfel, »Heber die stratigraphischen Beziehun- gen der böhmischen Stufen F. G. H. Barkande’s zum Rheinischen Devon.« Jahrb. d. kais. königl. geol. Reichsanstalt. Bd. 44, Heft 3, S. 488 ff. Die Be- zeichnung »Odershäuser Kalk« stammt von den genannten Autoren. Die stratigraphische Stellung der Odershäuser Kalke hat Verfasser festgelegt 12 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Keller walde ganz erfüllt von Cephalopoden und von Pelecypoden bedeckt die Ense -Kalke und tritt an der Basis mergeliger Tliouschiefer mit Flaserkalken der folgenden Abtheilung auf. Leitende Fossilien sind Anarcestes Denchnanni Holzapfel u. sp., Anarcestes Kaijnnskyi Holzapfel n. sp., Gon. terebratus Sande., Agojiiatites inconstans Phill., Posidonia hians Waldschm. 3. Kalke mit Gon. discoides. Theils derbe, dickbaukige, theils düuubankige graue, ins Röthliche und Bläuliche spielende mehr oder weniger plattige Kalke wechsellagern mit dünnen Lagen von Thonschieferu und mit Mergelschiefern, die Kalk- kuollen lagenweise führen. Auf den Grenzen der derberen Kalke gegen die Gesteine, in denen schieferige Sedimente vorherrschen, tritt der Uebergaug beider Sediment -Arten in einander in der Weise in Erscheinung, dass Kalkbänke sich in Lagen unregel- mässiger, flach linsenförmiger Knollen auflöseu. Die Schichteu- folge enthält in den dünnbankigen, derberen Kalkpartien mehrere dünne Lagen schwarzer bituminöser Schiefer, die von gleichfalls wenig mächtigen Lagen eines dunklen, stark bituminösen Kalkes begrenzt werden, der fast ganz aus zahllosen Exemplaren eines kleinen Brachiopods besteht (cf. Terebratula pumilio A. Roem.). Leitfossilien sind: Gon. discoides Waldschmidt, String ocephalus Burtini Defr. Oberdevon. 1. Büdesheimer Schichten. Dunkle und hellere Thon- schiefer und Mergelschiefer, wechsellagernd mit plattig knauerigen Kalkbänken von 50 bis 90 Millimeter Dicke. Die Schiefer sind in manchen Lagen erfüllt von Tentaculiten. Daneben treten verkiest (und durch Verwitterung metamorphosirt) Gouiatiteu, Gon. intumes- cens., Gon. simplew., sowie Gastropoden und Brachiopoden (^Camaro- phoria) auf. Petrographisch leitend für die Kartiruug ist das lageu- weise Vorkommen bis zu 80 Millimeter langer, länglich-oval geformter Aggregate von Pyrit mit in Brauneisenstein umgewandelteu Pyrit- und hat hiervon s. Z. Herrn Holzapfel Mittheilung gemacht, der alsdann den paläontologischen Beweis durchführte. Hiernach ist das Referat des Herrn E. Kaysbe (Neues Jahrb. 181)5, I, 2, S. 339) zu berichtigen. und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 13 krystalleu auf der Oberfläche. Ob an der Basis dieses Schichten- complexes etwa Aequivalente der Cuboides-Schicbten auftreten, hat die Untersuchung bisher nicht ergeben. 2. Adorfer Kalk. Dünnplattiger, in grossen Platten brechender, seltener etwas knollig entwickelter, hell oder röthlich gefärbter, meist sehr reiner Kalk mit mehreren (nach meinen bis- herigen Beobachtungen bis zu drei) Lagen von linsenförmigen Knollen eines makroskopisch fast dicht erscheinenden schwarzen, bituminösen Kalkes, die schwarzen bituminösen Thonschiefern und Mergelschiefern eingelagert sind. Darin uamentlich leitend : Gon. intumescens, Cardiola anguK/era, Gypridina und zahlreiche Fisch- reste (Coccosteus, Aspidichthys). (Siehe S. 9 Anm. 3.) In den Plattenkalken finden sich an den Hauern sehr viel riesenhafte, bis zu 40 Centimeter im Durchmesser messende Exemplare von Gon. intumescens. Ferner als eigentliche Leitfossilieu Go7i. multi- lobatus und Gon. Kayaeri. Will man statt des glücklich gewählten Namens »Adorfer Kalk« für diesen Horizont eine Benennung nach Petrefacteneinschlüsseu anwenden, so empfiehlt sich viel- leicht die Bezeichnung »Zone des Gon. midtilobatus«. Den Namen »Adorfer Kalk« wende ich nur für solche Ge- steine an, welche sich vorwiegend durch Dünuplattigkeit, sowie durch Führung der drei wichtigen Leitfossilien Gon. multilobatm., Gon. Kayseri, Cardiola angulifera Roem. auszeichueu und trenne ihn als obere Stufe von deu faciell verschiedenartig entwickelten Sedimenten, die in der Litteratur als Cuboides-Schichten, Büdes- heimer Schiefer, Iberger Kalk bezeichnet werden. Sollte es sich heraussteilen, dass die drei genannten Leitfossilien in tiefere Glieder des Oberdevon hinuuterreichen, so würde unter Umständen ein neuer Localname für unseren Horizont zu wählen sein. Ich würde dann vorschlagen »Braunauer Kalk«. Jedenfalls ist an einer scharfen Trennung desjenigen Oberdevou- Gliedes festzuhalteu, welches im Dillenburgischen, im Sauerlande, im Kellerwalde, im Oberharze und in Thüringen in gleichartiger petrographischer Ausbildung als reiner Ammonitidenkalk wiederkehrt und somit gegenüber tieferen Gliedern des Oberdevon einen constanten Hori- zont bildet. Vorläufig ist die stratigraphische Paläontologie des 14 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oherdevon im Kellerwalde Oberdevon nicht in der Lage nachziiweisen, dass in irgend einem Aufschlüsse der nach meiner Definition bestimmten »Adorfer Kalke« tiefere Glieder des Oberdevon vertreten sind. Umgekehrt halte ich es für übereilt, z. B. den Iberger Kalk als Vertreter des ganzen unterep Oberdevon aufzufassen, zumal in ihm die drei genannten wichtigen Leitfossilien fehlen, und da seine Fauna, abgesehen von localen Eigenthümlichkeiten, derjenigen der Rheinischen Cubo- ides-Mergel ausserordentlich nahe steht. 3. Unterer Clymenienkalk. Hell röthlich bis gelblich- grau gefärbte, plattig-knollige Kalke mit zahlreichen Goniatiten (Gow. Verneuüi^ bifer, sulcatus etc.) vereinzelten Clymeuien (CI. laevigata) sowie mit Lowopteria dispar. Petrographisch entsprechen diese Kalke ganz dem tieferen Clymenienhorizonte des Eukeherges im nordöst- lichen Sauerlande, mit dem sie identisch sein dürften. Ihre strati- graphische Stellung im Liegenden der Zone 4 und im Dach der vorhergehenden Zone geht aus den guten neuen Aufschlüssen am SCHMlDTschen Kalkofeu bei Braunau hervor. Sie sind bis jetzt in dem betrefieuden Gebiete nur an den Hauern bekannt geworden. Dass sie in den übrigen Gebieten der Kalkmasse noch nicht beob- achtet worden sind, liegt wahrscheinlich an der leichten Zerstörbar- keit des Gesteins, welches im verwitterten Zustande ein mergeliges Aussehen erhält. 4. Oberer Clymenienkalk. Unter den Cypridineuschiefern, auf die ich im zweiten Abschnitte dieser Arbeit ausführlicher zurückkomme, die übrigens noch Lageu von Kalkkuollen ent- halten, liegen rothe Knollenkalke mit dünnen Zwischenlageu rother Thonschiefer, Gesteine, welche namentlich in Folge inten- siven Gebirgsdruckes den echten Krameuzeitypus aunehmeu. Die rotheu Kalkkuollen enthalten eine reiche Fauna, namentlich von Gouiatiteu, Clymeuien, Trilobiteu und Pelecypodeu. Unter den Clymeuien zeichnen sich besonders CI. laevigata., CI. undulata, CI. annulata, CI. angustiseptata , CI. striata., CI. pygmaea., CI. speciosa sowie eine Reihe von seltenen und von neuen Formen aus. An Goniatiten fallen besonders Goh. Bronni, Gon. bifer, Gon sulcatus, Gon. tuberculoso-costatus durch grössere Häufigkeit auf. Nicht unwichtig ist das Auftreten von Loxopteria dispar. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 15 Diese Clymenienkalke finden sich an zahlreichen Stellen der Ense- Hauern auf den Feldern ausgewittert. B. Tektonik. (Hierzu Tafel I.) Um zeigen zu können, auf welchem Wege ich in das Ver- ständuiss so complicirter geologischer Verhältnisse eingedrungen bin, wie sie die Ammonitidenkalke des Kellerwaldes bieten, muss ich etwas ausführlicher auf die tektonischen Verhältnisse dieser Kalke eingehen. Zu gleichem Zwecke habe ich der Arbeit eine Karte der devonischen Kalke von Wildungen beigefügt (Tafel 1), deren Erläuterungen am Schlüsse dieser tektonischen Erörterungen zn finden sind. Um schliesslich für die Lagerungsverhältnisse der devonischen Kalke im Kellerwalde ein leichteres Verständniss erzielen zu können, beginne ich mit einer kurzen Auseinander- setzung der tektonischen Verhältnisse des Kellerwaldes im All- gemeinen. a. Geologischer Bau des Kellerwaldes im Allgemeinen. Zum leichteren Verständniss dei’ im Folgenden gegebenen Beschreibung bedient man sich am zweckmässigsten des Ueber- sichtsblattes Waldeck -Cassel (1:80000), sowie einer grösseren geologischen Uebersichtskarte Mitteldeutschlands. Im Voraus be- merke ich, dass ich als »Kellerwald« in Uebereiustimmnug mit Lepsius nicht den Theil des unterdevonischeu Quarzitzuges be- zeichne, w'elcher sich zwischen Densberg und Oberurf erstreckt, sondern das ganze Gebirge, welches sich auf dem Ueb'ersichtsblatte Waldeck-Cassel mit dem Auftreten von Devon und Culmkiesel- schiefer östlich vom eigentlichen Ivande des Rheinischen Schiefer- gebirges begrenzt. Vom Ostrande des Rheinischen Schiefergebirges her nach der zwischen Ziegeuhain und Cassel-Wolfhageu sich erstreckenden niederhessischen Senke zu zeigt sich auf der geologischen Karte ein Abbruchsgebiet mesozoischer und tertiärer Schichten , in dem durchweg Neigung zu Stafi'elbrücheu beobachtet wird. Die Senke 16 A. Dbnckmann, Zur Stratigraplile des Oberdevon im Kellerwalde wird durch das Auftreten mächtiger Basaltmassen auf der Karte kenntlich gemacht. Das Gleichmässige dieses Abbruches wird durch einen Horst devonischer Schichten, durch den Horst des Kellerwaldes unterbrochen. Das im grossen Ganzen als graben- artig zu, bezeichnende Gebiet, welches zwischen dem Ostrande des Rheinischen Schiefergebirges und dem Horste des Keller- waldes liegt, bekommt eine eigenthümliche Gestalt durch die Bil- dung einer Einbuchtung im Graben von Süden her, welche durch die Kreuzung bezw. Vereinigung westlich gelegener NO.- und östlich gelegener NW.-Verwerfungen in der Gegend von Louisen- dorf bei Frankenau entstanden ist l). Auf diesen sich kreuzenden Verwerfungen hat wiederum staffelförmiges Absinken, und zwar nach dem Innern der Einbuchtung hin, stattgefunden. Der Ein- buchtung wurde bekanntlich von der älteren Geologie unter dem Namen »Frankenburger Bucht« stratigraphische Bedeutung zu- geschriebeu, während sie rein tektonischen Ursprungs ist. Abgesehen von der Nordwest-Seite des Gebirges werden dessen Grenzen ringsum durch eine Zone von Abbrücheu des Mesozoicum bezeichnet, die in den Gegenden von Kloster Haina- Allendorf, Jesberg und Wildlingen wahre Modelle von Staffel- br heben bilden. Die Nordwest-Greuze des Gebirges resp. des Horstes wird zwar gleichfalls durch einen Zug von Verwerfuugs- linien gebildet, diese gehören jedoch dem unten zu besprechenden prae-permischen Falten-System au. Dies zeigt sich darin, dass sie von jüngeren Quer- Störungen wiederum verworfen werden, wodurch die ursprünglich vermuthlich einheitliche Ueberschiebuug zerrissen und zerstückt erscheint. Das General-Streichen der Schichten im Kellerwalde ist h. 4, das Fallen südöstlich. Es liegt jedoch zwischen demJeust und Bad Wildungen eine Zone abnormen Streichens (von b. 4 bis h. 1, ja bis h. 12). Ob diese plötzliche Aeuderuug des Streichens im Kellerwalde eine ähnliche Rolle spielt wie die bekannte Umbiegung des Sti’eicheus, welche östlich der Scheide b A. Denckmann, Die Frankenberger Permbildungen. Dieses Jahrb. 18Ü1, Berlin 1893, T. XIX, S. 238, 239. Speciell die Karte ist zn beachten. und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 17 des Oberharzes gegen den Unterharz anftritt, lässt sich nicht ent- scheiden, da die betreffende Zone im Süden an das wüst ver- worfene Gebiet des Hohelohr und des Jeust stösst, während sie im Norden durch den Staffel-Abbruch der mesozoischen Schichten bei Wildungen abgeschnitten wird. Für die Beurtheilung der tektonischen Bedeutung dieser Zone mit abnormer Streichrichtung ist es wichtig, zu wissen, dass ihre Devon- undCulm-Züge in genau derselben Weise durch die nuten zu beschreibenden Coulissen- Verwerfungen verworfen werden, wie die normal streichenden Schichten des Kellerwaldes. Ueber den inneren Bau des Gebirges geben die devonischen Ammonitiden-Kalke die besten Aufschlüsse. Ich verweise hier auf die unten gegebene Beschreibung des Kalkvorkommens der Ense-Hauern. Von allgemeinerem Interesse ist noch die häufig zu machende Beobachtung der an sich plausiblen Thatsache, dass solche Schichtenverbände, in denen dünnere, harte Bänke, z. B. von Kalk, Kieselschiefer, Quarzit mit Thonschieferu oder Letten- schiefem wechsellageru, am intensivsten ohne Bruch ge- faltet sind, während derbe Grauwackenbänke, Quarzit -Bänke und Diabase sich der speciellsten Faltung gegenüber mehr oder weniger spröde verhalten haben. Indess zeigen auch die Diabase in manchen Gegenden Bildungen zahlreicher kleinster Sättel und Mulden, die dem Ganzen ein wellenförmiges Aussehen geben. Ein derartiges Verhalten beobachtet man besonders schön in den längst verlassenen, aber grösstentheils fahrbaren Bauen der (1571 eingestellten) Grube Baetz an der kleinen Leuchte bei Bergfreiheit, wo der Abbau eine an Kupferkies reiche Lage von Eisenkiesel verfolgte, die auf der Grenze von oberdevonischem (körnigem) Diabas gegen Culm-Kieselschiefer liegt. (Siehe Fig. 1.) Bei reinen Thonschiefern äussert sich die Druckwirkung viel- fach in der bekannten Weise, dass in ihnen die Schichtung gegen die Schieferung zurücktritt. Im Kellerwalde beobachtet man dies weniger intensiv, als in den nordwestlich nächst benachbarten Gebieten des Sauerlandes, in der Gegend von Züschen und von Winterberg. Hier ist häufig bei ausgesprochener Schieferung die 2 Jahrbuch 1894. 18 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevou im Kellerwalde Schichtung, welche meist nur geringe Neigungswinkel zeigt, ledig- lich an den in den Lenneschiefern auftretenden Schnüren von Kalkknollen zu erkennen. Fig. 1. Faltungen im Eisenkiesel der Grube Baetz bei Bergfreiheit. Profildarstellung. D = körniger Diabas; Fek = Eisenkiesel; Cuk = Culm-Kieselschiefer. Unter den Störungslinien sind im Kellerwalde folgende grösseren Gruppen zu unterscheiden. 1. Die streichenden Falten- und Schuppen-Ver- werfungen, in deren Erkentniss der Schlüssel zum Eindringen in die Tektonik des niederländischen Gebirgs-Systems im Keller- walde liegt. Das Streichen dieser Verwerfungen schliesst sich der jeweiligen Haupt-Streichrichtung des Gebirges an und ist für sie leitend. (Streichen h. 1 — 5, vorwiegend jedoch h. 4 und h. 1.) 2. Die Co ulissen-Verwerfungeni). Diese treten auf der Section Waldeck-Cassel namentlich in dem Gebiete zwischen Frebertshausen, Aliendorf, Dodenhausen und dem Hundsrück (auf dem Kellerrücken) zum Vorschein. Die Sp ecialkartirung hat b Unter Coulissen -Verwerfungen verstehe ich diejenigen Verwerfungen des Kellerwaldes, welche in der durchschnittlichen Richtung h. 9 die Falten-, Ueber- schiebungs- und Schuppen-Züge des niederländischen Gebirgs-Systems durch- queren und abschneiden. Sie treten in geringen Entfernungen von einander auf und verlaufen in der Grundrissdarstellung häufig geradlinig. Besonders charakte- ristisch ist ihr langes Aushalten in derselben Richtung, sowie die Schmalheit der von je zwei Coulissen-Verwerfuiigen begrenzten Gebirgsstücke (Coulissen). Den Ausdruck »Sprungbündel« glaube ich auf diese Gruppe von Verwerfungen nicht anwenden zu dürfen, da durch ihn die theoretische Vorstellung anticipirt wird, da.ss durch die betreffenden Verwerfungen lediglich verticale Störungen veranlasst worden seien. Es liegt nahe, die Coulissen-Verwerfungen des Keller- waldes mit ähnlichen Erscheinungen im Harze, in Thüringen und im Rheinischen Schiefergebirge zu vergleichen. und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 19 ergeben, dass sie über das ganze Gebirge gleichmässig verbreitet sind und zwischen 1^2 1/4 Kilometer von ein- ander entfernt liegen. 3. Die Rand - Verwerfungen. Diese streichen vor- wiegend in den Richtungen h. 10^2 bis 1. Wie weit die bei Frankenberg gut zu beobachtende Richtung h. 4 unter den Rand -Verwerfungen des Kellerwaldes vertreten ist, habe ich noch nicht ermitteln können. Anscheinend spielt sie hier keine grosse Rolle. Was nun die geologische Bedeutung der drei Verwerfungs- gruppeu anbetriflft, so sind die präpermischeu, Falten und Schuppen verwerfenden Störuugsliuien der ersten Gruppe, wie schon ange- deutet, leitend für den Aufbau des paläozoischen Faltengebirges 2). Die Kenntniss der Coulissen- Verwertungen und der Rand- Verwerfungen, die ich beide für relativ jung (postoligocän) halte, bildet die Grundlage für das Verständuiss des ganzen Gebirges, wie es sich heute dem Geologen und dem Physiographen darstellt. Der Umstand, dass die endgültige Gestaltung der heutigen physi- kalischen Geographie der weiteren Umgebung des Kellerwaldes durch die dritte der drei Verwerfungs-Gruppen gegeben wird, lässt wohl neben anderen Gründen den Schluss zu, dass ihre Störuugsliuien jünger sind, als die der zweiten Gruppe. Den beiden letzten Gruppen eigenthümlich ist das Auftreten von Gängen, von Gangerzen und von Zügen grösserer Quellen auf ihnen. Die zahlreichen starken Quellen des Kellerwaldes, von denen einige an ihrem Ursprungsorte für die Industrie verwerthbar sind, liegen sämmtlich auf Ver- werfungslinien, die den beiden letzten Gruppen ange- hören. Das Auftreten der Säuerlinge des Kellerwaldes und überhaupt der Section Waldeck-Cassel ist speciell an die Störungslinien der letzten Gruppe gebunden (im weiteren Sinne au den Westrand des Basaltvorkommens der Niederhessischen Senke). Der einzige Säuerling des Kellerwaldes, b Siebe die Karte der Prankenberger Permbildungen 1. c. b Siehe den Abschnitt über die Tektonik der devonischen Kalke im Speciellen. 2* 20 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde der sich bis dato nicht anf eine direct beobachtete Störung der letzten Gruppe zurückführen lässt, ist die Helenenquelle bei Wildungen. Dies hat seinen Grund aber wohl darin, dass das exacte Feststellen des Gebirgsbaues in grösseren Gebieten von fast reibem mittleren Culm — die Helenenquelle liegt in einem solchen Gebiete — eine Aufgabe ist, die meines Wissens in einer unserem Zwecke entsprechenden Weise noch von Keinem gelöst worden ist. Das häufige Vorkommen von Gangquarz, Schwer- spath und kieseligem Eisenstein, zuweilen mit eingesprengten Blei- und Kupfer-Erzen auf den Verwerfungen der beiden letzten Gruppen hat sich erst im Verlaufe der Specialkartirung herausgestellt, und diese Gang- Vorkommen sind nun zu einer einwand- freien Bestätigung der zahlreichen Verwerfungen ge- worden, die vorher lediglich auf Grund kartographi- scher Fixirung der Beobachtungen in die Karte einge- tragen waren. Eine beachtenswerthe Eigenthümlichkeit der Randverwer- fungen im und am Kellerwalde ist ihr plötzliches Abspringen. Eine Linie, die auf einer Strecke von vielen Kilo- metern die Hauptabbruchslinie des Gebirges gebildet hat, verliert plötzlich ihre Bedeutung. Eine ihr paral- lele Linie setzt ein und übernimmt die Rolle der zu- rücktretenden. Am südlichen Ostrande des Kellerwaldes erkennt man auf dem Blatte Waldeck-Cassel zunächst eine süd-nördlich verlaufende Abbruchslinie, die westlich von Strang beginnt und auf Jesberg zu streicht. Diese Linie wird nördlich von Jesberg durch die östlich einsetzende Linie (h. 12) Reptig -Wildungen abgelöst. Jenseits der Braunauer Warte zersplittert sich diese Linie nach Nord west hin, und es folgt nun im weiteren Verlauf des Gebirgs- randes ein erhebliches Abspringen (3 Kilometer) der Abbruchs- linie nach Westen hin, derart, dass die Georg Victor -Quellen- Verwerfung schon nördlich des Dorfes Reitzenhagen die Führung bekommt, die sie bis Schloss Waldeck beibehält. Zur Beurtheiluug der auf der Südwestseite des Kellerwaldes auftreteuden Rand -Verwerfungen empfiehlt es sich, auch die oben citirte Karte der Frankenberger Permbildungen vorzunehmen. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 21 Auf der Südwestseite des Kellerwaldes geschieht der Abbruch des Alesozoicuui zunächst an einer Nordwestverwerfung, welche von Gilserberg bis Geismar als Haupt -Abbruchslinie zu verfolgen ist. Für den Kellerwald speciell setzt jedoch ein östlich obiger Linie auftretender Parallel -Zug von kurzen Bruchlinieu ein, die streckenweise die führende Rolle erhalten, um dann rasch wieder zurückzutreteu und Parallelstöruugeu die Führung zu überlassen. Es sind dies folgende Linien. Zunächst im Süden des betr. Kartenblattes eine Linie, die östlich von Herbelhausen einsetzt und sich bei Haina verliert; sodann eine Linie, die westlich von Haina einsetzt und bis in die Nähe von Louiseudorf eine führende Rolle beibehält, die sie nur auf der Strecke zwischen dem Eulenberge und dem Schweiufe-Thal einer östlichen Parallel-Linie überlässt. Ein ähnliches Verhalten der Rand - Störungen beobachten wir ausserhalb des Kellerwaldes auf der westlichen Hälfte der citirteu Karte. Hier treten namentlich zwei in der (für diese Gruppe selteneren) Richtung Südwest-Nordost verlaufende Linien deutlich hervor. Deren eine beginnt au der Südwestecke der citirteu Karte au der Edder und lässt sich bis zu den Hohen- äckeru bei Rodenbach verfolgen, während die andere, ihr süd- östlich parallel verlaufende au der Schiefer-Mühle gegenüber dem Dorfe Röddenau einsetzt, um bei Frankeuberg die Führung zu übernehmen, die sie bis in die Nähe von Louiseudorf beibehält. Hier nimmt sie ein flacheres Streichen an und vereinigt sich mit der vorhin besprochenen Linie Plaiua-Louisendorf, den nördlichen Bogen der »Fraukeuberger Meeresbucht« bildend. Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Gebiete, in denen ein Abspringen der Rand -Verwerfungen stattfindet, den staflelförmigeu Abbruch des Gebirges am schärfsten hervortreten lassen. b. Tektonik der devonischen Kalke des Keller waldes, speciell an der Ense und an den Hauern. Die im Kellerwalde am Hohelohr, am Nordwesthang des Kellerrückens, im Urfe-Thal, am Gershäuser Hofe, au der Ense mit den Hauern sowie am blauen Bruche bei Wildungeu auf- tretendeh Kalkmassen begrenzen sich auf der Karte durch natür- 22 A. Dbncrmann, Zur Stratigra}5hie des Oberdevon im Kellerwalde liehe Grenzen, durch streichende Verwerfungen und durch (post- oligocäne) Querverwerfungen. Von Querverwerfungen werden sie auch nicht selten durchschnitten. Die streichenden Verwerfungen, auf die wir unten ausführlicher eingehen, bieten für die Beur- theilung der Lagerungsverhältnisse des Kalkes ein ganz besonderes Interesse. An, bezw. über ihnen wurden die in sich tektonisch noch in’s Allerspeciellste gegliederten Kalkmassen auf bedeutend jüngere Sediment -Complexe hinaufgeschoben. Ein klassisches Beispiel für derartige Verhältnisse bieten die Kalke des blauen Bruches und der Ense. Die oben beschriebenen Sedimente der Ense und der Hauern folgen in ihrer Streichrichtung dem Normalstreichen des Keller- waldes (h. 3 — 4) mit mehr oder weniger grosser Ablenkung nach Norden, welche sich aus der westlichen Nachbarschaft einer Zone abnormer Streichrichtung (h. 1) erklärt. In den einzelnen Aufschlüssen ist es hier, wie überhaupt im Kellerwalde schwer, das Hauptstreichen der Kalkhorizonte festzu- stellen; dieses wird nur durch Kartirung erkannt. Für die Unter- suchung des Zusammenhanges der Schichteu hat daher die Ein- tragung von Compassmessungen hier wenig Werth. Es erklärt sich dies daraus, dass innerhalb eines durch Grenzlinien im Grundriss fest gelegten Schichtenstreifens noch zahlreiche speciellste Faltungen complicirtester Art auftreten, für deren Darstellung ein noch so grosser Maassstab nicht immer ausreichen würde. Für die Darstellung im Maass- stabe 1 ; 20000 können nur die grösseren Faltungszüge in Betracht kommen. Die Kalke der Ense mit den Hauern zeigen nun, wie die des Kellerwaldes überhaupt, in ganz hervorrragender Weise diejenige tektonische Erscheinung, welche in der neueren Geologie als Schuppenstructur bezeichnet wird, eine Erscheiming, die auf der Karte dadurch zum Ausdruck kommt, dass normal aufeinander folgende Wiedei’holungen mehr oder weniger schmaler Schichten- bänder je an einer streichenden Verwerfung (bei nordöstlichem Streichen) nach NW. hin abschneiden, derart, dass zwischen je zwei streichenden Vei’werfungen das älteste Glied der Schuppe und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 23 an der nordwestlichen, das jüngste au der südöstlichen Verwerfung liegt. Siehe Fig. 2. Fig. 2. Grundrissdarstellung der Schuppenstructur in den devonischen Kalken des Kellerwaldes. tmt = Orthoceras- Schiefer; tmh = Ense- Kalk; tmd = Odershäuser Kalk + Kalke mit Goniatites discoides-, toi == Büdesheimer Schiefer -4- Adorfer Kalk; toCi = Clymenienkalk ; toc = Cypridinenschiefer; Cut = Culm-Thonschiefer ; X = streichende Verwerfungen (Schuppen -Verwerfungen). Innerhalb der einzelnen Schuppenglieder beobachtet inan nun in den Aufschlüssen der Ense etc. ausserordentlich mannigfaltige Specialfaltungen der Schichten, die als Resultate einer intensiven Wirkung des Gebirgsdruckes vor resp. während der Schuppen- bilduug gedacht werden müssen. In der nachfolgenden Profil- darstelluug dieser Verhältnisse gebe ich eine Combination von den Beobachtungen in zahlreichen Aufschlüssen mit den durch Kar- tirung gewonnenen Kartenbilderu. Um nicht durch eine allzu complicirte Darstellung falsche theoretische Vorstellungen zu er- wecken, gebe ich lediglich ein Bild von der vielfach beobachteten Thatsache, dass die kleinsten Falten und Fältchen, die in den Aufschlüssen der Ense etc. beobachtet werden, von den die einzelnen Schuppen trennenden Verwerfungen unabhängig sind, sowie dass unbeschadet dieser Specialfaltungen innerhalb der einzelnen Schuppen regelmässige Aufeinanderfolge der Schichten statt findet. Dass die Specialfaltung in vielen Fällen ohne Brüche stattgefunden hat, erklärt sich wohl einfach daraus, dass die rasche 24 A. Denckmann, Zar Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde Wechselfolge der festeren Lagen (Kalkbäuke und Knollenlagen mit dünnen Schieferlagen) unter der Last des Gebirgsdruckes Auslenkungen gestattete. Auf die Darstellung der auch in der Specialfaltung vielfach zu beobachtenden streichenden Verwerfungen habe ich verzichtet, da eine solche Dai’stellung im grösseren Zusammenhänge zu sehr in das Gebiet der Theorie hinübergreifen würde. Siehe Fig. 3. Fig. 3. Profilbild der Schuppensysteme im devonischen Kalke der Ense und der Hauern bei Wildungen, combinirt aus den Kartenbildem und aus Einzelbeobachtungen in den Steinbrüchen. Massstab etwa 1 : 2500. Ci, t = Culm- Thonschiefer; Cuk = Culm- Kieselschiefer; D = körniger Diabas; toc Cypri- dinenschiefer; toCi2 = oberer Clymenienkalk; toCii = unterer Clymenienkalk; toi Adorfer Kalk, mit drei Einlagerungen schwarzer bituminöser Schiefer mit entsprechenden Kalkknollen; tob = Büdesheimer Schichten; tmd Kalke des Gon. discoides; tmo = Odershäuser Kalk; tmh = Ensekalk; tmc = Crinoidenkalk : tmt = Orthoceras - Schiefer. Aus obigem Profilbilde wird mau zur Genüge erkennen, wie es zu erklären ist, dass die Grundrissdarstellung breite Streifen von Schichten zeigt, deren geringe Mächtigkeit (bei dem steilen Schichtenfallen) in keinem Verhältniss zu der Breite steht, die sie im Grundriss einnehmen. Bis jetzt habe ich in den Devonkalken der Ense und der Hauern dreizehn sich wiederholende Schuppen nachgewiesen, so dass bei durchschnittlicher Vertretung von sieben Horizonten in je einer Schuppe eine in ganz spciellem Maassstabe ausge- führte Kartendarstellung auf eine Profillänge von nicht ganz 1,5 Kilometer einen etwa neunzigmaligen Schichtenwechsel zum Ausdruck bringen würde. Hierbei ist zu bedenken, dass mir mangels an Aufschlüssen wahrscheinlich noch eine Reihe von Schuppen entgangen sind. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 25 Eine besonders interessante und häufige Erscheinung ist in den Devonkalken der Ense-Hauern das Auftreten eigenthümlicher Falten- resp. Schuppen-Verbiegungen, auf die ich hier nicht aus- führlicher eingehen kann, da ihre Darstellung grössere Auseinander- setzungen erfordert, und da die Studien über dieses Problem noch nicht abgeschlossen sind. In den Aufschlüssen der Ense etc. treten sie in der Weise in Erscheinung, dass das gesammte Schichtenstreichen ohne Bruch aus h. 3 — 4 in h. 10 — 12 übergeht, um nach kurzem Verbleib in der angenommenen Richtung wieder ohne Bruch in die ursprüngliche Richtung einzulenken. Siehe Fig.,4. Fig. 4. Grundrissdarstellimg von Falten- resp. Schuppenverbiegungen in den devonischen Kalken des Kellerwaldes (nach den Beobachtungen im blauen Bruche bei Wildungen). tmh = Ense-Kalk; tmd = Odershäuser Kalk plus Kalk des Goniatites discoides; oi = Adorfer Kalk plus Büdesheimer Schichten; x = Schuppenverwerfungen (SW. — NO.) y = Streichrichtung der Faltenverbiegungen (SO. — NW.). Obige kurze Darstellung des wichtigsten der Vorkommen von Ammonitidenkalken im Kellerwalde mag für die Zwecke dieses Aufsatzes genügen. c. Erläuterungen zur Karte. (Tafel I.) Das Material zur Karte der devonischen Kalke von Wildungen ist, was die Kalke selbst anbetrifft, der Specialkartirung entnommen. Die übrigen Gebiete, soweit sie nicht auf dem Blatte Kellerwald 26 A. Dbnckmann, Zar Stratigraphie des Oberdevon iin Kellerwalde liegen, sind mit Berücksichtigung mehrfacher Revisionen dem Ma- terial zum Uebersichtsblatte Waldeck-Cassel (1 : 80000) entnommen, da eine dem Maassstabe 1:20000 entsprechende Specialkartirung, die sich nicht auf das dargestellte Gebiet beschränken durfte, einer- seits für die nächstliegenden Aufgaben der Aufnahme zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte, andererseits durch den Mangel einer ausreichenden topographischen Unterlage erschwert wurde. Es handelte sich lediglich darum, den complicirten tektonischen und stratigraphischen Zusammenhang der devonischen Kalke von Wil- dungen zur einheitlichen Darstellung zu bringen in einem Maass- stabe der zugleich gestattete, die wichtigsten Ergebnisse §peciellster Untersuchung der betreffenden Kalke auszudrücken. Diesem Zwecke dürfte die auf Tafel 1 gegebene Grundrissdarstellung ent- sprechen. Es ist keine Frage, dass sich bei besserer topographischer Unterlage und bei grösserer Zeitverwendung zur Aufnahme das Bild des Homberges viel verworfener und complicirter herausstellen wird, als unsere Karte angiebt, dass Diabase und Aschkuppen- Quarzit viel minutiösere Bildchen ergeben werden. Auch die Dar- stellung der Schuppen im Kalke selbst entspricht nur relativ der Wirklichkeit. Es wäre nicht wunderbar, wenn die weitere Unter- suchung in Verbindung mit vollständiger Aufschliessung der Ense-Hauern die Zahl der dargestellten Schuppen um die Hälfte, ja um zwei Drittel vermehrte. Mir selbst hat fast jeder der letzten Tage, die ich auf der Untersuchung der Ense-Hauern zu- gebracht habe, eine neue Ueberraschung in dieser Beziehung geboten. Leider war es auch nicht möglich, die oben besprochenen Schuppen -Verbiegungen sowie die flache Lagerung der Falten- und Schuppen-Verwerfungen auf der Karte zum Ausdrucke zu bringen. Hierzu würden stark gegliederte Oberflächen -Formen und eine diesen angepasste tadellose Niveau-Karte in möglichst grossem Maassstabe (etwa 1 : 5000) sowie die denkbar besten Aufschlüsse erforderlich sein. In der Farbengebung der Kalke musste ich mich, um nicht ein tektonisch falsches Bild zu geben, in der Zahl der unter- schiedenen Horizonte beschränken. Es umfassen tm h Ense-Kalk und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 27 uud den diesem eingelagerten Crinoiden-Kalk; tmd Oders- hänserKalk und Kalke m\i Gon. discoides; toi Büdesheimer Schichten 1) und Adorfer Kalk, tod beide Abtheilungen des CI y m e n i e n - K a 1 k e s. Weiterhin ist zu bemerken, dass auf der Karte die älteren (prae- permischen) Falten- und Schuppen- Ver- werfungen in h. 1 — 4 nicht von den jüngeren (post-oligo- cäneu) Querverwerfungen in h. 7 — 1 unterschieden sind. In den meisten Gebieten des Kellerwaldes ist es unmöglich, auf Grund der Kartirnng das relative Alter jeder einzelnen Ver- werfung absolut sicher festzustelleu , da es unzweifelhaft ist, dass bedeutende dem Schichten- Streichen parallel laufende Störungen des Kellerwaldes zu den jüngeren Verwerfungen gehören. Das beste Kennzeichen für (ältere) Falten- und Schuppen -Verwer- fungen bildet u. A. im Kellerwalde ihr flaches Fallen. Dies ist iudess in der Praxis nur unter besondei’s günstigen Ver- hältnissen aus der Gruudrissdarstelluug zu erkennen. Es ist ziemlich sicher, dass die Kalke der Ense und der Hauern noch durch Quer-Verwerfungeu zerrissen werden. Meistens haben diese jedoch nur unbedeutende seitliche oder verticale Ver- schiebungen veranlasst. Beträchtlich gestört ist das Gebiet in der Linie zwischen »Pauls Teich« uud dem Osthauge des Birken- rains. Ich habe jedoch die hier durchsetzende Nord-Süd-Quer- Verwerfung nur so weit zum Ausdriujke gebracht, als ihr Vor- handensein völlig zweifellos aus dem Kartenbilde hervorgeht. Obige Erläuterungen zur Karte der devonischen Kalke von Wilduugeu sind geeignet zu demonstriren, dass weder unser normaler Kartenmaassstab, noch die Zeit, noch die Aufschluss- arbeit, die wir an principiell wichtige complicirte Gebiete des Paläozoicums zu verwenden pflegen, zur völligen Aufschliessuug ihrer Tektonik ausreichen. Da die praktischen Zwecke der Landes- Aufnahmen es nicht gestatten, zur Lösung so wichtiger Fragen grössere und immer noch wachsende Kosten aufzuwendeu, b Der Ausdruck Büdesheimer Schiefer ist für den Kellerwald nicht ganz correct, da die betreffenden Schichten im Kellerwalde ein Glied bilden, das der Ammonitidenkalk-Entwicklung entspricht. 28 A. Dbnuicmann, Zar Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde SO wäre hier ein Gebiet gegeben für pecuniär unabhängige Geologen. Wem es z. B. gelingt, ein dem thatsächlich Vor- handenen annähernd entsprechendes Kartenhild der devonischen Kalke, sagen wir von Wildlingen zu liefern, der hat damit eine Aufgabe gelöst, die zugleich einen Theil der allgemeinen Stratigraphie und Tektonik in sich schliesst. C. Allgemeines. Bevor ich zur Besprechung dem Kellerwalde benachbarter devonischer Kalke übergehe, halte ich es für zweckentsprechend, noch einige allgemeinere Gesichtspunkte besonders hervorzuheben, die für die unten folgenden Erörterungen über die stratigraphische Stellung der Auenberger Schichten wichtig sind. Es ist zunächst die Thatsache zu betonen, dass in den Profilen und Kartenbildern des Kellerwaldes eine Unterbrechung der Kalksedimente durch irgend welche erwähneuswerthen Einlagerungen von Thon- schiefern nicht stattfindet. Vielmehr erklärt sich das Auf- treten von Cypridinenschiefern innerhalb der Kalkmassen in jedem Falle an der Hand der Beobachtung Petrefacten führender Schichten durch Einfaltung, bezw. durch die Schuppen- structur. Eine zweite wichtige Thatsache ist die, dass die devonischen Ammonitiden-Kalke des Kellerwaldes in sämmtlichen von mir untersuchten Gebieten in der petrograp bischen Zu- sammensetzung und in der Fossilführung ihrer Hori- zonte durchaus gleichartig erscheinen. Als an und für sich belanglose Abweichung erwähne ich, dass die dem Zuge des Kellerwaldquarzits genäherten Kalke des Gershäuser Hofes, des Urfethals und der Nordwestseite des Kellerrückens sowie des Hohelohr mehr oder weniger durch Gebirgsdruck verändert sind, eine Veränderung, die sich durch Auswalzung der Kalkknollen sowie durch phyllitisches Aussehen der zwischengelagerten Thon- schieferlagen zu erkennen giebt. Auch erleiden die Kalke selbst petrographische Veränderungen, direct oder iudirect. Möglicher Weise hängt mit Druckveränderuugen die von der gewöhnlichen abweiclieude Färbung der Clyinenienkalke des Gershäuser Hofes, lind in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 29 des Urfethals uud des Hohelohr zusammen , die im unver- witterten Zustande graublau (bituminös), im verwitterten gelb- lichgrau erscheinen. Im grossen Ganzen lässt sich von den Ammonitidenkalkeu des Kellerwaldes sagen, dass jeder einzelne ihrer Horizonte in ausgezeichneter Weise Leitgesteine führt, Leitgesteine, deren Bedeutung um so grösser ist, da sie in über- raschender Uebereinstimmung weit über das Gebiet des Gebirges hinaus verfolgt worden sind. Solche Leitgesteiue sind unter anderen die schwarzen , krystallinischen Kalke mit Posidonia hians-, die zarten, d ün n plattigen Kalke des Adorfer Kalkes; die schwarzen, fast dicht erscheinenden Kalklinsen des gleichen Horizontes; die plattig knolligen Kalke des unteren Clymenien- Horizontes, die mehr oder weniger typischen »Kramenzelkalke« des oberen Clymenien- Horizontes, deren Kalkknollen bei Wil- dungen speciell durch ihre täuschende Aehnlichkeit mit den rothen Cephalopodenkalken des alpinen Lias (Adneth etc.) gekennzeichnet werden. Verwitterungserscheinungen und Druckerscheinungen er- schweren natürlich die Erkennung der Leitgesteine. Namentlich werden durch Druckwirkung die Unterschiede der petrographischen Eigenthümlichkeiteu in geringem oder in grösserem Maassstabe ausgeglichen und verwischt. Um so grösser, schwieriger, aber auch wichtiger ist daher die Aufgabe des untersuchenden Geologen, sich nicht abschrecken zu lassen und den Knäuel von gleichartig erscheinenden Gesteinsmassen, der sich ihm in solchen Gebieten darbietet, zu entwirren. II. Devonische Ammonitideiikalke östlich von Brilon. Da E. Holzapfel im Begrifi' ist, die Publication einer Arbeit abzuschliessen, welche sich u. a. speciell mit den mitteldevonischen Goniatitenkalken der Gegend von Brilon beschäftigt, so übergehe ich das Mitteldevon und beginne mit dem unteren Oberdevon. Die Aufschlüsse am Martenberge sind hinlänglich bekannt i). b E, Hoi.zapfel, Goniatitenkalke d. Mavtenborges b. Adorf. Palaeontograpliiea. 30 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde Die Adorfer Kalke, dereu düiinplattige Structur am Martenberge gut erkennbar ist, werden von rotlieu Cypridiuen- Schiefern über- lagert, eine Erscheinung, auf die ich in einem späteren Abschnitte zurückkomme. Enkeberg. Ein vorzügliches Profil bietet zunächst die Strasse, welche den Enkeberg am linken Ufer der Hoppeke anschueidet. Hier lagern über den mitteldevonischen Kalken zunächst Platteukalke, welche deuen des nächst diesem zu beschreibenden Profils ent- sprechen. In der Litteratur habe ich vielleicht die Angabe über- sehen, dass in ihnen Petrefacten des Adorfer Kalkes nachgewiesen sind; ich bin aber überzeugt, dass dieser Nachweis ohne Mühe gelingen wird. Ich selbst fand während meiner Studienzeit ge- legentlich einer Excursion an einer Stelle des Enkeberges, die ich später nicht wieder gefunden habe, in zu Tage stehenden plattigen Kalken Gon. intumescens in unmittelbarer Nähe der Schichten des unteren Clymenienkalkes in zwei Exemplaren ^). Die betreflende Stelle lag nicht sehr weit von der Bettenhöhle entfernt. Das Hangende der Platten-Kalke bilden plattig-knollige nnd knollig-mergelige Kalke mit der bekannten Fauna des unteren Clymenienkalkes. Sehr wichtig ist das Profil an der Strasse da, wo die Aufschlüsse nach dem Hangenden zu weniger deutlich zu werden beginnen. Hier stellt sich über den beschriebenen Ge- steinen des unteren Clymenienkalkes unvermittelt eine Lage von mergeligem Thonschiefer ein, deren Mächtigkeit etwa 1/4 Meter beträgt. Es folgen dann Lagen von gröberem Knollenkalk, mit Mergelschiefern wechsellagernd, deren hangende Schichtenflächen bei meinem letzten Besuche des Enkeberges zum Theil blossgelegt wareu. Auf diesen Schichtenflächen fand ich mehrere grössere Exemplare von Glyinenia laeoigaia. Ich bemerke hier gleich, dass ich nach den Beobachtungen, die ich in der Warsteiner Gegend gemacht habe, mit der erwähnten Mergelschiefer-Lage die Grenze der beiden Clymenienhorizonte lege. Ueber den beschriebenen ') Die beiden Exemplare befinden sich in der Sammlung meines Vaters, Pastor Dr. Dbnckma.nn. und in einigen benaclibarten Devon-Gebieten. 31 Knolleukalken wird das Profil sehr bald undeutlich. Es folgen Thonschiefer, deren Anstehendes durch Gebüsch und Abhangs- schutt völlig verdeckt ist. Erst die kieseligen Culmkalke und Culnakieselschiefer, die dann folgen, stehen mit ihren Schichten- köpfen zu Tage und sind ausserdem durch Steinhruchsbetrieb erschlossen. Die classische Fundstelle im Clymenienkalk, die auf der Hochfläche des Enkeberges Hegt, übergehe ich, weil ich bisher nicht Gelegenheit gefunden habe, hier das unmittelbare Liegende des Clymenienkalkes zu beobachten. Burg bei Rösenbeck. Nicht minder wichtig als das Profil der Oberdevonkalke des Enkeberges sind die Aufschlüsse im Nordflügel des Eukeberger Devonsattels an der Burg 2). Verfolgt mau den Bergmaunsweg, welcher von Rösenbeck nach der Grube Grottenberg führt, so sieht man an dem Phisswege selbst die Schichtenköpfe von dünn- plattigen und knolligen Kalken im Contact mit massigem Kalk. Der Zug dieser Kalke verläuft quer über die Nordflanke der Burg hin und lässt sich bis an das den Eukeberg von der Burg scheidende Thal verfolgen. Die »Krameuzelkalke« sind in dieser ganzen Erstreckung durch zahlreiche, theils noch in Betrieb befindliche, theils verlassene und völlig verwachsene Steiubrüche aufgeschlossen. Den besten Aufschluss bietet der noch in Betrieb befindliche Steinbruch, welcher an einem Holzabfuhrwege am Steilhauge über dem genannten Bergmannswege liegt. Ueber den auf Diabas lagernden massigen Kalken, deren Stellung, ob sie zum unteren Oberdevon oder zum oberen Mitteldevon gehören, sich vorläufig nicht entscheiden lässt •'^), folgen dünuplattige Kalke, die nach oben hin in plattig knollige Kalke übergehen. Diese Folge von düuuplattigen und plattig knolligen Kalken wird durch eine etwa 1 Meter mächtige Bank eines derben , dunklen kry- ') E. Kayser, Studien IV, Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. 1873, Bd. XXV, S. 602 ff. 2) E. Kayser, Studien IV, 1. c. S. 647. Jedoch sind in der Nähe zahlreiche Korallen (Phillipsastraea) in massigem Kalke gefunden worden, so dass das Auftreten von oberdevonischen Riffkalken unter den Adörfer Kalken an dieser Stelle sehr wahr.scheiulich wird. 32 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde stallinischen Kalkes unterbrochen. Unmittelbar über dieser Bank, durch welche das Kramenzelkalkvorkommen in zwei annähernd gleiche Theile zertheilt wird, fand ich Goniatites intumescens Beyr. Es folgen sehr schnell die plattig-knolligen Gesteine, welche dem unteren Clymenienkalke des Enkeberges faunistisch und petro- graphisch vollkommen entsprechen. Sie enthalten in reichlicher Individuenzahl die Enkeberger Goniatiten {Gon. sulcatus., Bronni). Der plattig -knollige Kalk wird nach dem Hangenden hin von alaunschieferartigen Thonschiefern mit folgendem Kieselschiefer begrenzt, die Stein i) als Culm gedeutet hat. Der obere Cly- menienkalk fehlt au dieser Stelle im Profil, wohl aber finden sich in der ScHÜLKE’schen Sammlung (geologische Landesanstalt) Gesteine, die ganz aus Clymenieu zusammengesetzt erscheinen. Es wäre meinen Erfahrungen entsprechend nicht autfällig, wenn sich im weiteren Verlaufe des Zuges von »Kramenzelkalk« der obere Clymeuienhorizont zwischen unterem Clymenienkalk und Culm einschöbe. Die übrigen Aufschlüsse im Oberdevon der Burg konnte ich nur cursorisch begehen. Jedoch fand ich dort in vier verschiedenen Steinbrüchen Goniatiten beider Horizonte (Adorfer Kalk und unterer Clymeuienhalk) ein Zeichen, dass es ohne grosse Mühe gelingen wird, die obigen Beobachtungen weiter zu verfolgen. Die Burg ist zwar in den Arbeiten von Stein und Kayser bereits erwähnt. Es kam mir jedoch darauf au, zu zeigen, dass sich das petrographisch und paläoutologisch gleichmässige Ver- halten der Adorfer Kalke und des unteren Clymeuieukalkes über die ganze Erstreckung eines ausgedehnten Sattelvorkommens hin nachweisen lässt. Poppenberg bei Brilon. Der Kamm des Poppenberges bei Brilon wird von »Kra- menzelkalken« (von den Anwohnern auch »Wasserkalk« genannt) gebildet, in denen sich au der Westseite des Berges Steinbrüche befinden. In diesen Steinbrüchen fand ich eine dünne Lage *) R. Stein, Geognostische Beschreibung der Gegend von Brilon. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1860, Bd, XII, S. 254. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 33 dmiklpii, bituminösen Kalkes mitten im helleren Kalke, mit zahl- reichen undeutlichen Gouiatiten und Orthoceraten. Der hellere, schwach röthlich oder violett gefärbte Kalk enthält zahlreiche Cypridiuen. Das Hangende bilden rothe Thouschiefer. — Am kleinen Eisenberge südwestlich des Dorfes Altenbüren fand ich auf einem Herrn Schwermer in Altenbüren gehörigen Acker westlich der MEYER’schen Kalkspathgrube »Wasserkalke« mit undeutlichen Versteiuerungeu. Die Stelle liegt im Gebiete des Stringocephaleukalkes der SxEiN’schen Karte. Obige Fundstellen erwähne ich, da sie Zeugniss davon ablegen, dass eine Unter- suchung auch der westlichen Gebiete des Briloner Oberdevou wahrscheinlich Ausbeute liefert. 111. Devonische Ämmonitidenkalke und verkieselte Kalke der Gegend von Warstein. Ueber die Verkieselung von Devonkalken in der Gegend von Warstein habe ich mich bereits ausgesprochen i). Inzwischen habe ich einen mir zu Devonstudien von der Direction der Königlichen geologischen Laudesanstalt bewilligten Urlaub dazu benutzt, um die Vorkommen von oberdevonischen Cephalopoden- kalken und verkieselten Kalken bei Warstein weiter zu verfolgen und zu studiren. Bevor ich auf die Beschreibung der zum Theil neuen Ammonitidenkalk -Vorkommen eingehe, will ich die Fort- schritte meiner weiteren Untersuchungen kurz skizziren. Zunächst konnte ich feststellen, dass das in den v. Dechen- schen »Erläuterungen«^) erwähnte Vorkommen von Hornstein »in den Gösseln« nicht, wie 1. c. angegeben, südlich von Kallen- hardt, sondern südlich von Warstein liegt. Sodann konnte ich in einzelnen Aufschlüssen bei Belecke innerhalb der Kuollen- Hornsteine bezw. -Kalke eine petrographische Scheidung der 0 A. Denckmann, Clymenien- Quarzite und -Hornstein bei Warstein i. W. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XLVI, S. 481. 2) V. Dechen, Erläuterungen der geolog. Karte der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen, II. Bd., S. 202. Jahrbach 1894. 3 34 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde oberdevouischeu , speciell der Clymeuieuhorizonte durchftilireii. Am grossen Stillenberge bei Warstein fand icb (am nördlichen Waldrande) verkieselte Posidonieuschiefer mit verkieselten Culm- kalken. In dem kleinen alten Steinbruche, welcher östlich der Kapelle des Stillenberges liegt, sammelte ich in den Clymenien- kalken eine ziemlich artenreiche Clymenienfauna. Am Siidhange des Büseuberges bei Kallenhardt fand ich in verkieselten Kalken eine reiche Fauna des unteren Clymenienkalkes. Zugleich stellte ich hier die Grenze dieses Horizontes gegen den oberen Cly- menienkalk fest. An der Strasse, welche von Kallenhardt nach Kütheu führt, fand ich im FRANKE’schen Steinhruche eine reiche Clymenienfauna auf. Desgleichen in den Steinbrüchen des »Eulenspiegel« bei Rüthen an derselben Strasse. Weiter fand ich nordwestlich des Dorfes Scharfenberg einen auf der V. DECHEN’schen Karte nicht verzeichneten Devonsattel auf, dessen Gesteine (Kalke und Hornsteine) namentlich am Hessenkamp theils in anstehenden Klippen, theils im Steinbruchsbetrieb aufge- schlossen sind. Der Sattel wird vom Glennethal durchschnitten. Endlich beobachtete ich an zahlreichen Stellen der Warsteiner Gegend verkieselte Culmgrauwacken, so in der Nähe des Scharfen- berger Devonsattels und in der Gegend von Rüthen an verschie- denen Punkten der Möhne-Strasse. Ferner am rechten Ufer der Bieber, oberhalb ihres Einflusses in die Möhne. In der Um- gebung des Scharfenberger Devonsattels zeichnen sich selbst einzelne Kieselschiefer -Vorkommen durch eine grössere Rauheit der Gesteine aus, als sie im Allgemeinen in diesem Niveau ge- funden wird. Heute noch setzen vereinzelte Quellen bei Warstein Kiesel- säure ab. Verschiedene Beobachtungen sprechen dafür, dass die Quellen der Warsteiner Gegend ähnlich, wie die des Keller- waldes und des Oberharzes vorwiegend auf Querverwerfungen liegen. Endlich hält sich das Vorkommen von Hornstein an die Aussenränder der Devonkalke. Man geht daher wohl nicht fehl, wenn man die secundäre Verkieselung der Kalke mit dem Ant- reten von Quellen beziehungsweise von Querverwerfungen in Zusammenhang bringt. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 35 Von den im Gebiete der verkieselteu Kalke bei Warstein gemachten Beobachtungen haben die im Folgenden znsammen- gestellten für die vorliegende Untersnchnng Interesse. Umgebung von Belecke. Unter den Aufschlüssen bei Belecke zeigt der alte Steinbrnch, welcher westlich der Apotheke am rechten Möhne-Ufer liegt, ein wichtiges Profil. Auf dem südlichen Flügel einer das Hornstein- vorkommen durchsetzenden O.-W.- Verwerfung i) befindet sich eine tiefe Eiumuldung der den Masseuhornstein überlagernden Knollen- hornsteine, welche beim Steinbruchsbetriebe zum Theil stehen ge- lassen worden ist. Der Massenhornstein wird hier direct über- lagert von schwarzen, krystallinischen Knollenkalken, deren Lagen mit mergeligen Thonschiefern wechsellagern. Beide Gesteine sind grösstentheils silificirt. An dem südlichsten Theile der erwähnten Einmnldung finden sich auf eine kleine Erstreckung Gesteine, welche der Verkieselung nicht unterworfen sind. Hier enthalten die dnnklen Knollenkalke ausser einer kleinen Poddonia in nicht sehr grosser Individuenzahl Brachiopoden, namentlich Rhynchonella cf. fugnus Mart., Ätrypa reticularis^ Spirifer simplex. Die zwischen den Kalkknollen lagernden mergeligen Thonschiefer sind ganz er- füllt von Tentaculiten, sowie von ockrigen Brachiopodenkernen, da- runter Rhyncho'tiella cf. pugnus Mart. Wüi’felförmige Hohlräume im Schiefer mit ockrigem Belag lassen anf das lu'sprüugliche Vor- handensein von reichlichem Pyrit schliessen. Die Lage dieser Knollenkalke (resp. Knollenhornsteine) unmittelbar im Liegenden der zunächst zu beschreiheudeu Schichten, sowie direct über dem Masseuhornstein, legt ihre Deutung als Vertreter der tiefsten Glieder der Intumesceus-Stufe nahe. Das massenhafte Auftreten von Teu- tacnliteu in den den Knolleukalken zwischeugelagerten Mergel- schiefern giebt ausserdem einen directeu Vergleich dieser Schichten ') Dem östlicben N.-Rande des Rheinischen Sehiefergebirges parallel ver- laufen eine Reihe von jüngeren OW.-Verwerfungen, deren Streichrichtung nur wenig abweicht von dem Streichen der Schichten bezw. der mit der praepermischen Schichtenfaltung zusammenhängenden streichenden Verwerfungen. 3* 36 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde mit dem tiefsten Oberdevon des Kellerwaldes, speciell des Auf- schlusses an der Fortbrücke im Urfethal an die Hand. Im Hangenden der beschriebenen Knollenkalke finden sich an der südlichen Steinbruchswand im unmittelbaren Verwerfungscontact mit Massenkalk mehr oder weniger verkieselte Kalke dünnplattiger Structur, in denen ich u. a. Gon. intumescens Beyr. in einer Anzahl von Exemplaren gefunden habe. Ausserdem fand ich auf der Steiu- bruchshalde Clymenia undulata und Clym. annulata. Für den Steinbruch bei der Beiecker Apotheke lässt sich Obigem ent- sprechend nachfolgendes Kalk-Profil aufstellen: weniger Adorfer Kalk. des u n- Massenkalk. Der grosse Steinbruch, welcher östlich des Weges von der Möhnebrücke nach der Kapelle liegt, lieferte im Mai 1894 eine ziemlich reiche. Fauna von Clymenien und Goniatiten, die mich zuerst auf die richtige Deutung der oberdevonischen »Quar- zite und Horusteiue« v. Dechen’s brachte. Au einem steheu- gebliebenen Felsen der südlichen Steinbruchswaud beobachtet mau dem Massenhornstein eiugemuldete düunplattige Kalke, die grössteu- theils stark verkieselt sind. In einer mulmig manganoxydisch verwitterten Partie dieser Schichten fand E. Holzäpfel ge- legentlich unserer gemeinsamen Excursion zuerst Gon. intumescens Beyr. Bei meiner dritten Anwesenheit in genanntem Steinbruche gelang es mir, in den zum Theil verkieselten und wieder zersetzten Clymenienkalken, namentlich in der östlichen Hälfte des Steiu- bruches zwei Horizonte zu unterscheiden, einen tieferen, vorwiegend Goniatiten {Gon. Bronni, Go7i. sulcatus) führenden und einen höheren, der von Clymenien erfüllt ist. Auch die Gesteine dieser beiden Horizonte lassen sich petrographisch leicht von einander unterscheiden. Die Gesteine des unteren Clymenienhorizoutes und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 37 zeigen sich meist als ein mürbes, ockriges Gestein, nebenbei be- merkt, ein häufiges Verwitterungsproduct der verkieselten Kalke. Die Knolleukalke des oberen Clymenienhorizontes zeigen zum Theil ächte Kramenzelstructur. Ihre Kalkknollen sind weniger stark der Verkieselung ausgesetzt gewesen. Dieses Verhalten spricht nicht gegen die Annahme, dass die ursprüngliche Be- schaffenheit der Kalke des unteren Clymenienhorizontes derjenigen der entsprechenden Kalke des Enkeberges und der Hauern bei Wildlingen ähnlich gewesen sei, so dass die chemische Umsetzung bei dem durch Thonschieferzwischenlagen nicht geschützten Gestein des unteren Clymenienhorizontes intensivere Wirkungen hervor- rufen konnte, als bei den Kramenzeln des oberen Clymenienkalks. Zu dieser Annahme halte ich mich deshalb für berechtigt, weil sich ein Gleiches an dem unten zu beschreibenden Hornstein- vorkommen des Büsenberges bei Kallenhardt beobachten lässt, wo neben typischen unverwitterten, verkieselten Gesteinen des unteren Clymenienhorizontes solche Vorkommen, die in oben beschriebener Weise verwittert sind. Der östliche der beiden bei Drewwer im Betrieb befindlichen Provinzialsteinbrüche zeigt südlich der ihn durchsetzenden OW.- Verwerfung über dem Massenhornstein eine mächtige Folge mehr oder weniger stark verkieselter dünnplattiger und plattig-knolliger Kalke, die von Clymenien führenden Kramenzelkalken überlagert wird. Wichtige Versteinerungen habe ich in der ganzen Folge mit Ausnahme der genannten Clymenien nicht gefunden. Bei der gemeinsamen Excursion mit E. Holzapfel beobachteten wir in dem tieferen Niveau dieser Schichten eine dünne Lage schwarzer bituminöser Thonschiefer mit kleinen flachen Linsen schwarzer, verkieselter Kalke, die lebhaft an die schwarzen Linsen des Adorfer Kalkes bei Wildungen, Bicken etc. erinnert. Die tektonischen Verhältnisse dieses Steinbruches sind noch nicht völlig aufgeklärt. Namentlich gestatten die Beobachtungen au den schwer zugänglichen Steinbruchswänden kein bestimmtes Urtheil über das Verhalten der das Devon überlagernden Schichten zu ihrer Unterlage, sowie zu der erwähnten Verwerfung. Sie bestehen aus dunklen bituminösen Platteukalken und Mergel- 38 Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde schiefem und zeigen grosse Aehnlichkeit mit den Ciilmkalken, welche zwischen Hüsten und dem Effenherge in der Gegend von Arnsberg aufgeschlossen sind. Grosser Stülenberg. Am grossen Stillenberge bei Warstein tritt in dem oben erwähnten Steinbruche ein echtes Kramenzelgestein zu Tage, dessen kieselige Knollenkalke eine ziemlich reiche Clymenienfauna führen. Ich fand dort Clymenia laevigata Münst., CI. annidata Münst., CI. undulata Münst., CI. flexuosa Münst., CI. striata Münst-, CI. angustiseptata Münst. Büsenberg nördlich Kallenhardt. Am Südabfall des Büsenberges bei Kallenhardt liegt unweit des trigonometrischen Punktes ein kleiner alter Steinbruch, der für die voidiegende Arbeit von grösserem Interesse ist. Zu Tage treten dort nach 0. einfallende, plattig-knollige Hornsteine, die an der Oberfläche zum Theil in der oben geschilderten Weise ockrig zersetzt sind. In diesen fand ich u. A. Gon. Bronni, Gon. hifer., Loxopteria dispar. Ueber diesen Gesteinen, die, ab- gesehen von ihrer Verkieselung, vollkommen den entsprechenden Kalken des Enkeberges ähnlich sind, befindet sich eine dünne Lage von Mergelschiefer über der sich nach oben rasch Lagen von flach linsenförmigen Kalkknollen einstellen. Diese gehen nach ihrem Hangenden zu in typischen Kramenzelkalk über. Mit letzterem schliesst das Profil ab. In zwei von mir zer- schlagenen grösseren Kalkknollen, die ich unmittelbar über der Mergelschieferlage aushob, fand ich je ein grosses Exemplar von Clymenia undulata und von Clymenia laevigata. Die zahlreichen Raine, welche den oberen Südhang des Büsenberges bis an die Körtlinghäuser Grenze hin bedecken, bestehen zum Theil aus grossen Halden von Gesteinen des unteren Clymenienkalkes. Sie sind jedenfalls von den Feldern zusammengelesen worden. Ich habe in ihnen eine reiche Suite von Versteinerungen gefunden. ') Die Schichten streichen hier abweichend nördlich. und in einiger benachbarten Devon-Gebieten. 39 unter denen ich Gon. sulcatus, Gon. Verneuili, Loxupteria dispar, ('ardiola NeJidensis hervorhebe. Ausser directem tektonischen Zusatnineuhange mit obigem Vorkommen scheint das Auftreten flach gelagerter, dünnplattiger Kalke zu stehen, welches sich am südlichen Fusse des Büseu- berges hinzieht. Es ist in zwei kleinen Steinbrüchen aufgeschlossen. Das Gestein ist sehr arm an Versteinerungen, und ich habe etwas Beweisendes darin nicht gefunden. Die GesteiusbeschaflPenheit lässt mit einiger Sicherheit auf Adorfer Kalk schliessen. Franke’seher Steinbruch. Im Franke’schen Steinbruche, der in der Nähe des Franke’- schen Gehöftes an der ßüthener Strasse liegt, werden kieselige Kalke gebrochen, die man auf den ersten Blick nicht für Kuollen- kalke halten würde. Erst im Verwitterungszustande erkennt mau ihre wahre Structur. Hier fand ich eine reiche Clymenieufauna von guter Erhaltung, namentlich Clymenia laeoigata, undulata, atriata, speciosa etc. Letztere tritt in grossen Exemplaren auf. Ein solches von 20 Centimeter Durchmesser zeigte noch keine Spur von Wohnkammer. Lehrreich für die Frage der Entstehung mancher Eisensteine ist das Auftreten von Klüften im Franke- scheu Steinbruche, von deren Saalbändern aus der kieselige Kalk in Brauneisenstein umgewandelt ist, und zwar derart, dass sich im unmittelbaren Contact der Klüfte die Umwandlung der Kalke in Brauneisenstein am weitesten vorangeschritten zeigt. Eulenspiegel bei Rüthen. Am Eulenspiegel bei Rüthen betreibt die Stadt Rüthen einen grossen Steinbruch zur Gewinnung von Strassenmaterial. Der östlich eiufallende, nach Osten hin durch eine Querverwerfung vom Culmkieselschiefer getrennte, mehr oder weniger kieselige Kalk zeigt an einer tiefen Stelle des Steinbruches Masseuhornsteiu. Dieser wird von dünnplattigen und plattig-knolligen Kalken, diese wieder von Kramen zelkalkeu überlagert. Ob die dünnplattigen und plattig knolligen Kalke als Adorfer Kalk plus Unterer Cly- menienkalk aufzufassen sind, muss noch durch Untersuchung ihrer 40 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde Fauneu^) bewiesen werden. Der Kramenzelkalk wird durch eine 1/4 Meter mächtige Lage von Mergelschiefer, die übrigens auch Clymenia undulata führt, in zwei Kramenzelfolgen geschieden. Ihre Faunen weichen insofern von einander ab, als Clymenia speciosa nur in der obersten Folge von mir gefunden wurde, während sie in der unteren, ausser Clymenia undulata und CI. striata zahlreiche Goniatiten führenden, nicht vorzukommen scheint. Jedenfalls zeigen die obigen, in relativ kurzer Zeit gewonnenen Resultate, dass die Gegend von Warstein noch ausserordentlich reiche Schätze birgt, deren Hebung für das Verständniss des Deutschen Devon in stratigraphischer wie in palaeontologischer Hinsicht von grosser Wichtigkeit sein wird. IV. Devonische Ammonitidenkalke im Oberharze. Im Oberharze wurden bekanntlich bis vor Kurzem die »Kramenzelkalke« als unteres Oberdevon aufgefasst. Da es nicht gelungen war, das Original zu A. Römer’s Notiz von dem Cly- menienvorkommen bei Romkerhall aufzufinden, so zweifelte man an der Richtigkeit von A. Römer’s Angabe. Aus des verstorbenen A. Halfar'^) und aus L. Beushausen’s 3) Publicatiouen ist be- kannt geworden, dass ich gelegentlich bei Romkerhall das Auf- treten von Clymenien, von Intumescenskalk (Adorfer Kalk) und von einem Gestein feststellte, welches für die Kalke mit Gon. discoides im Kellerwalde leitend ist. Mit L. BeüSHAüSEN zu- sammen fand ich daun an noch drei neuen Stellen Clymenien^) nebst anderen bemerkenswerthen Petrefacten. Beushausen hat im Verlaute des Sommers 1894 die Kalkvorkommen des Ober- harzes weiter untersucht und hat dabei schöne Resultate erzielt, ') Ich fand bisher in diesen Schichten einen nicht bestimmbaren Goniatiten. A. Halfar, Briefliche Mittheilung. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XLV, S. 498 ff. 2) L. Beushausen, Ueber Alter und Gliederung des sogenannten Kramenzel- kalkes im Harz. Dieses Jahrb. 1893, S. 83 ff. L. Beushausen u. A. Denckmann, Ergebnisse eines Ausfluges in den Ober- harz zu Pfingsten 1894, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XVI, S. 480. egend von W^arstein. zu Seite 4o r Stillen- Warstein 6. Südhang des Büsen- berges bei Kallenhardt 7. Franke’scher Steinbruch an der Rüthen- Kallenhardter Strasse 8. Steinbruch am Eulenspiegel südlich Rüthen de ist wegen iLagerungs- isse nicht Fellos Culmkieselschiefer Das directe Hangende nicht beobachtet. In der Nähe Kieselschiefer u. Posidonien- schiefer mit Posidonien Das directe Hangende der Cl3rmenienkalke ist nicht be- obachtet. Weiterhin folgt Culmkieselschiefer Izelkalk, g, mit vielen enien Knollenkalk and Kramenzelkalk mit Cly- menien. An der Basis eine dünne Lage von Mergel- schiefer führend Kieselige Kramenzelkalke mit zahlreichen Clymenien und Goniatiten Kramenzelkalke mit einzelnen dünnen Zwischen- lagen von Mergelschiefer. Viele Clymenien, Gonia- titen etc. obachtet Knollig-plattiger Hornstein, z. Th. weniger kieselig. Vielfach eisenschüssig zersetzt. Mit vielen Gonia- titen und vereinzelten Clymenien nicht nachgewiesen i / Plattig-knollige Kalke, mehr oder weniger kieselig \ in dünn-plattige kieselige 1 Kalke nach unten hin 1 übergehend. Bisher ohne ausreichende Versteine- rungsfunde ob achtet i 1 Dünnplattiger Kalk, an zwei Stellen am Südhange des Büsenberges durch Stein- brüche erschlossen. Ausser directem Zusammenhänge mit den Clyraenienkalken des Büsenberges. Bisher ohne absolut beweisende Petrefacten nicht nachgewiesen i 3b achtet nicht nachgewiesen nicht nachgewiesen )bachtet nicht nachgewiesen nicht nachgewiesen Massiger Hornstein und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 41 die er demnächst veröffentlichen wird. Wie mir L. Beushausen znm Zwecke dieser meiner Pnblication inittheilt, ist bis jetzt in den folgenden Kalkmassen des Oherharzes die lückenlose Auf- einanderfolge von mitteldevonischem Kalk, Kalk mit Gon. intu- mescens, Clymenienkalk nachgewiesen; 1) bei Komkerhall; 2) am Schadleben (hier stark verworfen); 3) iin ßramke-Thal; 4) im Aecke- Thal; 5) ira alten Thal; 6) im Riesenbachthal. Auch in diesem Falle hat die Verfolgung der im Kellerwalde für die einzelnen Horizonte der devonischen Cephalopodenkalke leitenden Gesteine in verhältnissmässig kurzer Zeit dazu geführt, die im Oberharze bis dahin geltende Anschauung zu widerlegen, dass das Vorkommen der Cephalopodenkalke im Harze, als ein auf einen einzigen Horizont beschränktes aufzufassen sei. Allgemeine Gesichtspunkte zur stratigraphischen Beurtheilung der im Kellerwalde, im Sauerlande und im Oberharze vorkommenden devonischen Ammonitidenkalke. W erfen wir einen kurzen Rückhlick auf die Ammonitidenkalk- Entwicklung des oberen Mitteldevon und des Oberdevon in den beschriebenen Gegenden, soweit der Stand der Untersuchungen eine Uehersicht gestattet, so sehen wir zunächst im Kellerwalde über einem vorwiegend Trilobiten führenden Knollenkalke, der den Ortho- cerasschiefern auf lagert, eine Aminonitidenkalk- Entwickelung, die wegen ihrer ausserordentlichen Reinheit als Typus für die nord- deutschen devonischen Ammonitidenkalke überhaupt gelten kann, und deren Leitgesteine in der That in allen Ammonitidenkalke führenden Devongebieten Norddeutschlands mehr oder weniger vollständig aufgefunden worden sind. Im Kellerwalde haben wir, soweit devonische Kalke auf primärer Lagerstätte erhalten geblieben sind, nur eine Ausnahme von der Knollenkalk-Entwicklung. Diese wird gebildet durch das plötzliche Anschwellen der innei’halb der Ensekalke auftretenden brachiopoden - und trilobitenreichen Cri- noidenkalke am südöstlichen Abhang der Ense. 42 A. Denckmann, Zur Stratigrap liie des Oberdevon im Kellerwalde Im nordöstlichen Sauerlande werden Lenneschiefer, die zum Theil Diabas-Maudelstein, Diabas-Porphyr und Schalstein führen^), durch Masseukalke überlagert. Diese Masseukalke wechseln ausser- ordentlich schnell in ihrer Mächtigkeit und keilen sich vielfach vollständig aus. Ihre stratigraphische Stellung ergiebt sich aus ihrem Verhältniss zu den durch E. Kayser zuerst fixirten, neuer- dings durch Holzapfel näher definirten Cephalopodenkalken, in denen u. a. Gon. terebratus und gewisse Goniatiten der Evexus- Gruppe leitend sind. (Briloner Eisenstein). Die Kartiruug und die weitere palaeoutologische Ausbeutung der Massenkalke muss noch ergeben, wie weit in ihnen Vertreter der tieferen Intumescens- Schichten (Iberger Kalk, Cuboides-Mergel, Büdesheimer Schiefer) vertreten sind. Mit dem obersten Gliede der Intumescens-Stufe, dem Adorfer Kalke treten wir im nordöstlichen Sauerlaude in das Stadium reiner Ammouitidenkalk-Entwicklung ein. Der vor- wiegend dünnplattige Adorfer Kalk hebt sich petrographisch gegen den plattig -knollig -mergeligen unteren Clymenieukalk ab. Dieser wieder gegen die typische Kramenzel- Entwicklung der oberen Clymenien-Stufe, und diese Horizonte lassen an Gleich- artigkeit der petrographischen Entwicklung und der Petrefacten- führung mit den äquivalenten Schichten des Kellerwaldes wenig zu wünschen übrig. Betreffs der Verhältnisse im Oberharze sind die weiteren Untersuchungen bezw. Publicationen BeushaüSEn’s abzuwarten. y) Jedoch lässt sich schon jetzt übersehen«., wie Beushausfn mir mittheilt, »dass im Mitteldevon des Oberharzes die reine Cephalo- podenkalk- Entwicklung gegenüber derjenigen am Kellerwalde insojern mehr zurücktritt, als innerhalb des bisher unter dem Namen »Gos- larer Schiefer« zusammengefassten, über den Calceola- Schichten q In seiner Arbeit » geognostische Uebersicht der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe , im Oberbergamtsbezirk Bonn , sowie der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont« Bonn 1887, schreibt Dr. Eügb.n Schulz den Diabasen der iBriloner Gegend postculmisches Alter zu. Dies widerspricht den Kartirungs- resultaten und den Beobachtungen, die an identischen Gesteinen bei identischen Lagerungsverhältnissen im Kellerwaldc, im Oberharzer Grünsteinzuge und im Dill-Lahngebiete gewonnen sind. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 43 Hegenden Schichtenconiplexes , welcher noch weiter zu gliedern sei7i -wird, auch Grinoiden- und Brachiopodenkalke nicht fehlen^ die stellenweise reich an Amplexus u. s. -w. sind, obwohl die ge- nannte Schichtenfolge aus Lagen von Kalk-Bänken ujid -Knollen mit dastüischen gelagerteji Thonschiefern besteht. Das oberste Mitteldeoo^i setzt sich aus wenig mächtigen, dickhanki- gen Kalken zusammen, in denen Posido nia hians und die Brachio- f odenplatten auf treten, genau teie bei Wihhingen. Erlbeb liehe /jwischenlagen von Thonschief ern werden zwischen den Lagen von Kalkbänken und Kalkknollen nicht beobachtet. Die Entwiaklung des höheren Mitteldevon im Oberharze steht demnach faciell etwa in der Mitte zwischen demjenigen des Kellerwaldes und der des nord- östlichen Sauerlandes. Dagegen zeigt das Oberdevon sowohl in seiner unteren Stufe, den Intumescenskalken, ivie auch in den darüber folgenden Chjmenien- kalken ausgesprochene Cephalopodenkalk-Emitwickhing. Dicht über der Basis der ersteren liegen dünnplattige bituminöse Schiefer mit eingelagerte-n schwarzemi Kalken, die neben unbestimmbaren Goniatiten Cardiola angulifera führen. Darüber folgen zum Theil dünn- plattige Kalke mit Gon. intumescens , multilobatus , massenhafte C ardiola retr ostri ata etc. lieber diesen zum Theil schon kramemizelig ausgebildeten, im Allgemeinen jedoch reineren Kalken folgt vorwiegend typmisch kramenzelartig der Clymenienkalk , welcher stellenweise reich an Clymemiien, Goniatiten, Orthoceraten, grossen Zweischalern etc. ist. Brachiopoden und Grinoiden treten fast gamiz zurückv.. 55weitex* Abscliinitt. Die Auenberger Schichten. Begriff der Auenberger Schichten. Gegenüber der durch lückenlose Aufeinanderfolge, sowie durch charakteristische Leitgesteine ausgezeichneten Folge von Aminouitiden führenden Plattenkalkeu und Knollenkalken im Ober- 44 A. Denckmann, Zur Stratigi'apliie des Oberdevon im Kellerwalde devon, -welche durch erhebliche Eiulageruugeu von Thonschiefern nicht unterbrochen wird, steht nun eine Reihe von Sedimenten und Diabasen, welche trotz ihrer Unbeständigkeit im Einzelnen gewisse gemeinsame Eigenthümlichkeiten zeigen. Es sind dies Gesteine, deren Zugehörigkeit zur obersten Stufe des Devon nicht mehr angezweifelt wird, vorausgesetzt, dass man die untere Culm- grenze mit den Culm-Kieselschiefern, und nicht etwa tiefer legt. Diese Gesteine bilden die directe Unterlage der Culm- kieselschiefer, oder fehlen auch vollständig an solchen Steifen, wo Culm direct ältere devonische Sedimente überlagert. Dies erklärt sich leicht aus ihrer vorwiegend klastischen Natur. Diese Schichtenfolge, welcher vielfach Diabase eingelagert sind, benenne ich nach dem Auenberge bei Armsfeld im Kellerwald. Der Auenberg bildet die höchste Erhebung einer Gebirgsmasse, welche sich zwischen dem Urfethal (von Armsfeld bis Berg- freiheit) und Odershausen hiuzieht. In ihr treten die verschieden- artigen Entwicklungsphasen des obersten Oberdevon in grössester Vollständigkeit zu Tage. I. Die Auenberger Schichten des Kellerwaldes. Petrographische Zusammensetzung. Das oberste Oberdevon des Kellerwaldes setzt sich zusammen 1) aus rotheu, grünen oder grauen Thonschiefern von rein schiefriger oder mergeliger bis sandiger ßeschatfenheit, in denen man überall ohne Mühe Cypridinen findet. Namentlich pflegen gewisse, durch Verwitterung gelblich - braun gefärbte Thonschiefervarietäteu die Mühe des Suchens rasch zu belohnen; 2) aus sandigen oder quarziti- schen Schiefern; 3) aus den Aschkuppengesteiueu, Quarziten, Ar- kosen, Tuffen, tuffigen Schiefern, die z. Th. kalkiges Bindemittel be- sitzen. In manchen Gegenden finden sich in ihnen grob klastische Gesteine, die Kalk, Schieferflaseru etc. auf secun därer Lager- stätte führen; 4) aus körnigen Diabasen, und zwar sind die mit den Cypridinenschiefern auftreteuden Diabase feinkörnig bis mittelkörnig und gehen an den Ausseuflächeu ihrer Lager in und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 45 schlackige Gesteine und in Fladen-Lava über. Die mit den Ascli- knjjpengesteiueu auftretenden Diabase sind grobkörnig und gehen in Olivin-Diabase über. Alle diese Diabase haben in hervorragender Weise die Bildung von Contact- gesteinen in ihrem Liegenden veranlasst. Drei Oberdevoii-Profile der näclisten Umgebung’ von Wildungen. Für die Beurtheilung der Auenberger Schichten bietet zu- nächst die Gegend von Wildungen interessante Beobachtungen. a) Im Kalkgebiete der Ense und der Hauern hat die Kartirung verschiedentlich rothe Thonschiefer mit Cypridinen innerhalb der Kalkmassen nachgewiesen. In den meisten Fällen war es möglich, ihr Hangendes zu bestimmen und die Bestimmung durch Petre- factenfunde zu beweisen. Es war in der Kegel Ense-Kalk. Bei der oben auseiuandergesetzten Bauart der Kalkmassen (Schuppeu- structur) erklärt sich das Auftreten der Cypridinenschiefer im Kalk ohne Schwierigkeit. Sie bilden auf dem Contact je zweier Schuppen das oberste Glied der liegenden Schuppe und werden über einer mehr oder weniger flach eiufälleuden streichenden Ver- werfung durch das älteste Glied der hangenden Schuppe über- lagert. Dieses Verhalten lässt sich am besten in den Aufschlüssen des Feldweges beobachten, welcher am sogen. Birkenrain (Süd- westhaug der Ense) die devonischen Kalke anschueidet. Au keiner Stelle zeigt sich in den Kalken des Keller- waldes auch nur die leiseste Spur von Anzeichen dafür, dass die in ihnen beobachteten rotheu, Cypridinen füh- renden Thonschiefer als Einlagerungen in oberdevoui- schen Kalken aufgefasst werden könnten. b) Etwa zwei Kilometer von dem Auftreten der Cypridinen- schiefer im Kalke des Birken rains entfernt beobachtet man am südlichen Fusse der »Koppe« westlich des Dorfes Odershausen ein Sattel-Profil, in dem unter Culm-Kieselschiefern Lager von körnigem Diabas mit vorwiegend rothen Cypridiuenschiefern wechsel- lageru. Im Kerne des h. 12 streichenden Sattels treten auf dessen Ost- 46 A,. Denckmans, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde flügel unter den Cypridiueuschiefern Tentaculiten führende mittel- devonische Thonschiefer (Orthoceras-Schiefer) zu Tage; weder vou mitteldevouischen, noch von oberdevonischen Kalken findet sich hier eine Spur. c) Oberhalb des Dorfes Reitzenhagen, nördlich des Gebietes der beiliegenden Karte, welches vou den Kalkvorkommen des blauen Bruches nur wenig mehr als drei Kilometer entfernt liegt, bilden das Liegende der Culmkieselschiefer grobkörnige Diabase mit Quarziten, Arkoseu und tuffigen, quarzitischen Schiefern, Gesteine, die ich in meinen Aufnahmeberichten für 1888 und 1889 als Quarzite und Arkoseu der Aschkuppen bezeichnet habe. In der Nähe, am Hoinberge bilden die Orthoceras-Schiefer vielfach das Liegende der Aschkuppengesteiue. Obige abrupten Beobachtungen aus der Umgebung vou Wildlingen werden verständlich durch die Beobachtung des Zu- sammenhanges der hochoberdevonischeu Sedimente im Kellerwalde, auf die ich in den beiden nächsten Kapiteln näher eiugehe. Da auf der Section Waldeck-Cassel die bei der Uebersichts- kartirung ausgeschiedeneu Aschkuppengesteiue von den Cypridineu- schiefern nicht getrennt sind, so ist es zum Verständniss der weiteren Auseinandersetzungen nöthig, über die Verbreitung der Sedimente und Diabase des obersten Oberdevou au der Hand des genannten Blattes Einiges zu sagen. Allgenieiiie Lageriiiigsverliältiiisse der Äuenbergcr Schicliteii im Kellerwalde. Das oberste Oberdevou bildet in der Grundrissdarstellung solcher Gegenden des Kellerwaldes, in denen Kalke nicht beob- achtet werden, mehr oder weniger breite Schichteustreifen, die mit einer gewissen Regelmässigkeit durch Coulissen- Verwerfungen gegen Culm oder Mitteldevou abgeschnitten werden. Die genannten Quer- verwerfungen zerlegen den ganzen Horst des Kellerwaldes in eine Anzahl vou Coulissen, deren einzelne besonders auffällige in dem Uebersichtsblatte Waldeck-Cassel heraustreteu, trotzdem auf die Dar- Und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 47 Stellung der den mitteldevonischen Schiefern eingelagerten Grau- wackensandsteiue des Halmberges, sowie der Verwerfungen über- haupt bei der Publication des genannten Blattes verzichtet worden ist. Es ist wohl kaum uöthig, zu bemerken , dass die Special- kartirung das im Uebersichtsblatte gegebene Kartenbild modificirt und dass sie die Zahl der beobachteten Verwerfungen erheblich vermehrt hat. Andererseits muss hervorgehoben werden, dass die wesentlichen Resultate meiner üebersichtskartirung durch die specielle Untersuchung in glänzender Weise bestätigt worden sind, und dass, abgesehen von Aenderungeu im Culm- und Devon- Gebiete zwischen Densberg und Oberurf die im Blatte Waldeck- Cassel gegebene Auflassung der devonischen Sedimente be- stehen bleibt. Facies-Zoneii der Auenberger Sciiicliteii im Kelierwalde. Was nun die Verbreitung der Sedimente des obersten Ober- devon im Kellerwalde augeht, so lassen sich vier verschiedene Zonen auf der Karte verfolgen , deren Streichrichtungen sich in groben Zügen mit dem Generalstreichen der Schichten im Keller- walde in Uebereinstimmung bringen lassen i), wenn man berück- sichtigt, dass A'erwerfungeu den ursprünglichen Zusammenhang verdecken, sowie dass zwischen Dodenhausen und Wildungen die oben besprochene Verbreitung nordsüdlichen Streichens liegt. Die erste der vier Zonen liegt südöstlich des unterdevonischen Quarzitzuges, ln ihr habe ich Sedimente des obersten Oberdevon bisher nicht beobachtet. Wohl aber finden sich zwischen Culm und älterem Devon körnige Diabase als einzige Vertreter der jüng- sten Devonzeit. Die zweite Zone lehnt sich nordwestlich gegen den Quarzitzug. Sie schliesst sich au das Auftreten devonischer Kalke au, derart, dass sie nach Nordwesteu hin über die Kalkverbreitung nicht un- beträchtlich hiuausragt. In ihr treten als Vertreter der Aueu- b Man hüte sich, hier Ursache mit Wirkung zu verwechseln! 48 A. Dknckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde herger Schichten lediglich rothe und grüne Thonschiefer, typische Cypridinen.schiefer auf, denen zahlreiche Diabase eingelagert sind. Nur au einer Stelle, am Klapperberge bei Braunau, zeigen sieh Spuren von Quarzit. Auch finden sich wohl in den Cypridinen- schiefern sandige, glimmerreiche Gesteine, so nordwestlich der Haingrube. Die dritte Zone besteht ausschliesslich aus Aschkuppen- gesteinen. Sie wird von der zweiten Zone durch eine Linie, ge- trennt, die von Battenhausen aus über den Westhaug des Pickel- berges und die Kolbmühle zieht, um daun auf der Westseitg des Kniebrechers über den Hirteberg, den Ostbang des Herberod, den Westfuss des Dickersberges zu verlaufen und schliesslich westlich des Dorfes Odershausen mit der grossen Thalquellen- Verwerfuug zusammen zu fallen. Diese Grenzlinie verliert dadurch an Schärfe, dass auf ihr, namentlich zwischen Fischbach und Odershauseu, das Zus ammenvor kommen von Cypridinen- schiefern und Aschkuppengesteiu eu im gleichen Profil beobachtet wird, und zwar in der Weise, dass Cypridinenschiefer die Aschkuppengesteiue überlagern. Die nordwestliche Grenze der breiten Zone von Aschkuppengestein, welche die Gebiete zwischen Frebertshausen, Kleinern, der Grundmühle und Wildlingen um- fasst, liegt in den Bergen der Gegend zwischen Gellershauseu uud Aff'holdern. In diesen finden sich zunächst noch reine Asch- kuppengesteiue. Neben resp. unter letzteren kommen nach Nord- westen hin Gypridineuschiefer zum Vorschein. Die körnigen Dia- base uud die Aschkuppengesteine verschwinden, und au ihrer Stelle tritt über der Edder oberhalb des Dorfes Affholdern der typische oberdevouische Grauwackensandsteiu mit Cypridiuen- schiefern auf, in derselben Ausbilduugsweise, wie er ans dem Dillenburgischen und aus dem hessischen Hiuterlande bekannt geworden ist. Die Ausbildungsweise der klastischen Gesteine des obersten Oberdevon als Aschkuppengesteiue hält sich eng au das Auftreten der grobkörnigen Diabase und der Olivin- Diabase, eine Erscheinung, die auch im hessischen Hiuterlande uud in der Gegend von Ameuau-Oberudorf beobachtet wird. und in einigen benaclibarten Devon-Gebieten. 49 II. Auenberger Schichten im nordöstlichen Sauerlande. Ini nordöstlichen Sauerlande und am Marteuherge fehlt viel- fach das oberste Oberdevou über den Cephalopodeukalkeu voll- ständig, derart, dass der Cuhn den oherdevonischen Ainiuouitiden- kalken direct auflagert. Am Martenberge finden wir noch Cypri- diueuschiefer über dem Adorfer Kalke, desgleichen in der Grube Charlottenzug. Am Enkeberge und an der Burg bildet Culm- kieselschiefer mit seinen Alannschieferu und kieseligeu Kalken das Dach der unteren, resp. des unteren Theiles der oberen Clymeuieu- kalke. Am Poppeuberge bei Brilon liegen rothe Thonschiefer über den noch genauer zu defiuirendeu » Wasserkalkeu«, welche in dem westlichsten der dort betriebenen Steinbrüche dem Gestein nach den Adorfer Kalken zu entsprechen scheinen, eine Deutung, die auch darin ihre Stütze findet, dass in ihnen schwarze Kalke mit Gouiatiten und zahlreichen Cypridiuen auftreteu. In der Gegend zwischen Belecke und Brilon bildet Cuhn- kieselschiefer resp. bilden noch höhere Schichten des Culm das directe Hangende der oherdevonischen Kalke und Hornsteine. Bei der Beiecker Apotheke findet sich im äussersten Westen des mehrerwähuteu Steinbruches Culmkieselschiefer im directen Han- genden von Massenhorustein , ohne dass hier die Aufschlüsse, zu der Annahme des Vorhandenseins einer Verwerfung zwischen beiden Schichtengliedern berechtigten. Andrerseits ist auch in dieser Gegend der directe Zusammenhang von Culmkiesel- schiefern mit Cypridinenschiefern von oben her vielfach zu be- obachten, so besonders am Wege von Scharfenberg nach Brilon in zweimaliger Profilfolge. Ferner im oberen Möhne-Thale, süd- lich der Möhneburg, sowie bei Nehden, auf das ich unten zurück- komme. III. Auenberger Schichten im Oberharz. Im nordwestlichen Oberharz hatte man bisher 1) Kramenzel- kalke, resp. Thonschiefer mit Kalkliusen (Intumescens-Stufe), 2) Cy- pridinenschiefer unterschieden. Diese Auffassung wird, was die 4 Jahrbuch 1894. 50 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde Intumescens-Stufe betrifi't, durch die oben besprochenen Auffindungen und durch die weiteren Untersuchuugen Beushausen’s paralysirt. Andrerseits geht aus den mit grosser Sorgfalt und mit peinlicher Genauigkeit angefertigten Karten und Profilen des verewigten A. Halfar, in die L. Beushausen mir Einblick gewährte, hervor, dass auch in diesem Gebiete die C3’’pridineuschiefer, wo immer sie unter dem Culm vorhanden sind, von oben her eng mit den Culmkieselschieferu Zusammenhängen. Transgression der Auenberger Schichten. Es ist nun für die Beurtheilung des Verhältnisses der Schichten des obersten Oberdevon (der Auenberger Schichten) zu den de- vonischen Ammonitideukalken wichtig, dass die Ueberlagerung der letzteren durch die erstereu vielfach beobachtet worden ist, dass andrerseits da, wo die Kalke fehlen, die Auenberger Schichten im engsten Zusammenhänge mit Culmkieselschieferu ältere Schichten, und zwar meist die Schiefer des tieferen Mitteldevou überlagern. Dies geht im SO. des uuterdevouischen Quarzit-Zuges im Keller- walde so weit, dass die körnigen Diabase (als einzige Vertreter des obersten Oberdevon) und, wo diese fehlen, die Culmkieselschiefer direct unterdevonischen Bildungen auflagern. Eine weitere wichtige Thatsache ist die, dass im Kellerwalde die devonischen Ammonitidenkalke bei stets gleichartiger petrographischer Ausbildung ein in sich nicht durch heterogene Glieder unterbrochenes Ganze bilden, dass, wo immer sie auftreten, ein lückenloser Zusammenhang in ihnen von unten her beobachtet wird. Wird einmal das Fehlen von Kalk- horizonteu festgestellt, so stellt sich stets heraus, dass höhere Glieder fehlen, dass das oberste Oberdevon einem von unten her vollständigen Profile auf lagert. Im Kellerwalde lässt sich diese Thatsache über sämmtliche Kalkvorkommeu hin verfolgen, und zwar um so gleichmässiger, da in diesem Gebirge mit Aus- nahme des Auschwellens der Criuoidenkalke im Ense -Kalk das Zu S. 50. leit 8. Grosse erg 11. Holielohr . ln dev lielev Gte. Kieselscliie lefor fehlt enschiofer) lenkalk; j Dial)aso Quarzite ni und dann 1 milch hiefer mit körnigen :rung der letzteren auf e Contactveränderungen )ft Rothe Thon.scliiefer (Cypridinenschiefer) ; körnige Diabase: glasige Q.uarzite. Wo die Kalke fehlen, lagern diese Schichten direct auf Mitteldevon re.s25. auf Unterdevon. Dies findet namentlich auf der Nordseite und auf der Westseite des Hohelohr statt. Im Contact mit Diabasen vielfach intensive Contacterscheinungen, durch welche die Unter- scheidung von Mitteldevon und Unterdevon oft sehr erschwert wird gelblich-graue Knollenkalke j bisher nicht beobachtet graue Plattenkalke (dünnplattig) Gesteine wie an der Ense V . 9 iiy£^ *■ T ^ ^ Sh Za 3. 50. 11. IToholohr ™ölren;‘“An ehleT Stene™mwS”?le “calSfoM “SsSSs“ und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 51 Auftreten von Crinoiden- und Bracliiopoden-Facies ini Mitteldevon und iin tieferen Oberdevon uiclit beobaclitet ist. Schliesslich ist für die Auffassung der Aueubei’ger Schichten eine Reihe von Beobachtungen wichtig, welche dafür sprechen, dass mit der Ablagerung dieser Schichten eine Zerstörung von Sedimenten, speciell auch von devonischen Kalken statt- gefundeu hat. So finden sich am Hardtberge bei Bergfreiheit unmittelbar unter rothen Cypridiuenschiefern resp. unter den au ihrer Basis auftretendeu (hier local entwickelten) düuuplattigeu, sandigen Kalken, schalsteiuartige Tuffgesteiue, welche Schiefer- flaseru und Kalke mit Korallen eingebettet enthalten. An der Strasse von Frebertshauseu nach üellershausen finden sich den Aschkuppeuquarziten reine Kalke und Schieferflasern eingebettet. Endlich zeigen die Aschkuppeugesteine nicht selten da, wo sie den Orthocerasschieferu direct auflagern , stark kalkiges Binde- mittel. Dies beobachtete ich namentlich bei Frebertshauseu und an der Kohlbachsseite bei Armsfeld; au der Strasse, welche von Frebertshauseu nach Hüddingen führt; am linken Ufer der Wilde ol)erhalb des Bilsteins und am südöstlichen Hange des Hombergs bei Wildlingen. Der Kalkgehalt der Aschkuppeugesteine steigert sich au diesen Stellen bis zur Ausbildung lageuweise auf- tretender Concretioneu von unreinem Kalk. Ein wichtiges Vorkommen, welches in unmittelbarer Nachbar- schaft mein Aufnalimegebiet bei Wetter berührt, glaube ich hier nicht unerwähnt lassen zu dürfen. Hier finden sich (bei Ameuau- Oberndorf) plattige, unreine, sandige Kalke, die durch Abnahme des Kalkgehaltes nach oben hin allmählich in Aschkuppenquarzite übergehen. Diesen mehr oder weniger unreinen Kalken ein- gebettet finden sich Gerölle eines Koralleukalkes, der die von dieser Gegend bekannt gewordene Iberger Fauna führt. Es handelt sich hier nicht um ein Vorkommen von anstehendem unteren Oberdevon, sondern von solchem, das sich auf secuu- därer Lagerstätte befindet. Aus dem Vorstehenden sowie aus der dieser Arbeit angefügten Profiltafel der Devonbilduugeu des Keller- 4* 52 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevoii im Kellerwalde Waldes geht uim für den Kellerwald Folgendes mit grosser Klarheit hervor: lieber den mehr oder weniger reinen Thonschiefern des tieferen Mitteldevon stellen sich im Kellerwalde zunächst, indem die Thon- schiefer kalkreicher werden, Lagen von Kalkknollen ein (Ense- Knolleukalk). Diese gehen nach oben hin durch einen schwarzen Goniatiten-Kalk (Odershänser Kalk) in eine Wechsellagernng von Flaserkalken mit mehr oder weniger derben Kalkbänken über (Kalke mit Goniatites discoides). lieber der derbsten Bank stellt sich eine den Thonplatten des oberen Muschelkalks vergleichbare Wechsellagerung von nicht sehr dicken Kalkbänken mit Zwischen- lagen von Thon- und Mergel-Schiefern ein (Horizont der Büdes- heimer Schiefer). Es folgt ein reiner düuuplattiger Kalk, der Zwischeulageu von schwarzem, bituminösem Thonschiefer und Mergelschiefer mit entsprechenden schwarzen Kalkkuollen führt (Adorfer Kalk). Die Plattenkalke gehen durch plattig -knollige Kalke (Unterer Clymeuieukalk) in reine Knolleukalke mit stärkeren schiefrigen Zwischeulageu über, Gesteine, die namentlich iin stärker gefalteten Gebirge die typische Krameuzelstrnctnr auuehmeu (Oberer Clymenienkalk). Diese Folge wird durch keine erheblichen Unregel- mässigkeiten unterbrochen. Wohl verringert sich die Mächtigkeit der einzelnen Horizonte, wenn man sie in ihrer Verbreitung verfolgt, es treten auch petrographische Aeuderuugeu ein, indem sich plattige und bankige Kalke in Lagen von Knollen auflöseu. Auch findet, wie mehrfach erwähnt, in einem Falle ein linsenförmiges Anschwellen von Crinoidenkalkeu (im Ense -Kalk) statt. Aber nicht einmal eine facielle Korallenkalk- und Brachiopodenkalk- Entwickelung des oberen Mitteldevou oder des tiefsten Oberdevou, wie solche aus vielen anderen Gegenden bekannt ist, hat sich im Kellerwalde bisher feststelleu lassen. Ebenso wenig findet man innerhalb der Goniatitenkalk-Folge au irgend einer Stelle ein ueuneuswerthes Anschwellen von Thonschieferu. Wir haben es eben in den Gonia- titenkalken des Kellerwaldes mit einem ausserordentlich constauten Schichteugliede zu thun, dessen stratigraphische Bedeutung noch dadurch erhöht wird, dass in allen genau untersuchten Gegenden, welche devonische Ammouitidenkalke führen, und in einigen benachbarten De von -Gebieten. 53 eine überraschende Uebereinstimmuug der betreffenden Sedimente mit dem Normalprofil des Kellerwaldes er- kannt wird. Diesem ausserordentlich constanten und weit verbreiteten Schichtengliede gegenüber steht nun eine Folge von Sedimenten, welche eine Reihe bemerkeuswerther Eigenschaften besitzen. Erstens sind sie vorwiegend klastischer Natur. Sie enthalten stellenweise direct zerstörtes Material älterer devonischer Sedimente. Eine zweite Eigenschaft dieser Schichteufolge, die mit ihrer zum Theil klasti- schen Natur znsammeuhäugt, ist der rasche Wechsel ihrer petro- graphischeu Entwickelung sowie ihrer Mächtigkeit, deren Betrag sich vielfach auf Null reducirt, während er au anderen Stellen gewaltig auschwillt. Drittens hängen die Aueuberger Schichten überall nach oben hin, nach dem Cu Im zu innig zusammen, während sie beliebigen älteren Glie- dern des Devon auflageru. Alle meine bisherigen Beobachtungen im Oberdevon des Kellerwaldes, die nebenbei gesagt mit dieser Arbeit nicht etwa erschöpft werden, führen mich zu der Auffassung, dass das oberste Oberdevon (die Au enberger S ch ich ten) nebst den dazu gehörigen körnigen Diabasen und Olivin-Dia- basen in übergreifender Lageruugsform das ältere Devon überlagert. Ich bescheide mich vorläufig damit, dieses lediglich für den Kellerwald auszusprechen und für das znm Vergleich herangezogeue Sauerlaud und den Harz nur auzudeuteu. Die erste Anregung zu dieser Auffassung gaben die Kartirungsarbeiteu auf dem Blatte Waldeck -Cassel im Jalu’e 1888. Das dreifach verschiedenartige Profil des Oberdevon bei Wilduugeu (Ense -Hauern, blauer Bruch; Odershäuser Sattel; Homberg-Reitzenhageu) in einem topographisch beschränkten Raume stellte von vornherein die grössten Anforde- rungen au die Würdigung aller Beobachtungen, welche zu einer ungekünstelten Erklärung so schwieriger stratigraphischer Ver- hältnisse verwerthet werden konnten. Es wird nun vielleicht Mancher fragen, wie ich dazu komme, eine Faciesvertretuug von Goniatiteu-Kalken durch Riffkalke oder 54 A. Denxkmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde Brachiopoden-Kalke im unteren Oberdevon und im oberen Mittel- devon einerseits, der Cypridinenschiefer durch Quarzite und TufF- gesteine andrerseits zwar anzuerkeunen, eine Faciesvertretung der Goniatiteukalke durch Aueuberger Schichten jedoch von der Hand zu weisen. Ich stütze mich hierbei, abgesehen von specielleu Gründen, auf die Erfahrungen, die ich im mesozoischen Ge- birge gemacht habe. Das mesozoische Gebirge zeigt uns eine Menge von Beispielen, wie ausgesprochene Arnmoniteukalke nach irgend welcher ßichtung ihrer Verbreitung hin ihre petrographische Ausbildung in der Weise ändern, dass sie uns nach längerer Unter- brechung der Aufschlüsse plötzlich als Thone, Sandsteine oder gar als Conglomerate entgegen treten. Alle diese Faciesver- tretungen aber, so weit sie sicher als solche erkannt sind, zeichnen sich durch mehr oder weniger grossen Reichthum an Ammoniten aus. Nun sind aber in den von mir genauer untersuchten Gebieten in den Cypridinenschiefern, Quarziten und Tuffgesteinen des obersten Oberdevon — abgesehen von Nehden, auf das ich unten zurückkomme — Cephalopoden- faunen nirgends gefunden worden. Phacops cryptophthalmus^ Cypri- dina serratostriata, Posidonia venmta sind die einzigen häutiger in den rothen Cypridinenschiefern vorkommendeu Petrefacten. Diese können aber nichts beweisen. Di'itter -A^bsclmitt. Die Goniatitenschiefer von Nehden. Die Goniatitenschiefer von Nehden wurden bekanntlich von den Brüdern Sandberger als Aequivalente der Büdesheimer Schiefer aufgefasst, denen sie petrographisch , namentlich auch in der Erhaltung der von ihnen eingeschlossenen Fossilien, sehr ähnlich sind. E. Beyrich gebührt das grosse Verdienst, zuerst auf den faunistischen Unterschied beider Bildungen aufmerksam gemacht zu haben, der den Nehdener Goniatiten-Schiefern ein jüngeres und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 55 Alter zuweist, als denen von Büdesheim. Durch Stein (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XII, S. 246) wurden diese Beobach- tungen Beyrich’s citirt und es wurden von ihm die Nehdener Goniatitenschiefer, da sie im Hangenden von Nierenkalken (Clymeuien- Kalken) lägen, über die Clymenienkalke gestellt. E. Kayser (Zeitschr. Bd. XXV, S’. 602 tF. ) hat dann die Fauna der Nehdener Schiefer und des Enkeberges eingehender studirt und ist auf Grund dieser vergleichenden Studien dazu gekommen, den Nehdener Schiefern einen bestimmten Platz im Dach der Intumesceus-Zone und au der Basis der Clymenien- kalke auzuweisen. Kayser’s citirte Arbeit wurde grundlegend für die Eintheilung des Oberdevon überhaupt, und wie es so oft zu geschehen pflegt, dass der Erfolg positiver Errungenschaften der Wissenschaft theils durch Missverständnisse, theils durch zu weit gehende Schlussfolgerungen beeinträchtigt wird, so ist es auch hier geschehen. E. Kayser stellt am Schlüsse der citirten Arbeit eine Erörterung darüber an, ob nicht der Reichthum der Nehdener Schiefer au Cypridinen dazu berechtige, von der (als mittleres Oberdevou aufzufassenden) Stufe der Nehdener Gonia- titen - Schiefer als von einer Stufe der Cypridinen zu sprechen. Dieser namentlich im Schlusssätze (1. c. S. 670) immerhin mit Vorbehalt ausgesprochene Vorschlag hat nun einen bedenklichen Einfluss auf die Weiterentwicklung der Paläostratigraphie ausge- übt, speciell auf die compeudiösen Darstellungen devonischer Gebiete. Greifen wir aus den vielen hierfür vorhandenen Bei- spielen das nächstliegende heraus. Lepsius giebt (Geologie von Deutschland Bd. I, Uebersichtstafel II zu S. 98) für das Hohelohr und Wildlingen folgende Eintheilung des Oberdevon: Rothe Niereukalke mit Clymenia laevigata^ Rothe, braune und graue Mergelschiefer mit Cypridina serratostriata^ Plattenkalke, röthliche Nierenkalke und bituminöse schwarze Schiefer mit Goniatites intumescens etc. Dass im Kellerwalde die Cypridinenschiefer jünger sind, als derClymenienkalk, und dass dortvon dem Auf- treten der Cypridinenschiefer innerhalb der Ammoni- 56 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde tidenkalk-Folge nicht die Rede sein kann, habe ich in den ersten Abschnitten dieser Arbeit eingehend nachgewiesen. Die häufige Wahrnehmung ähnlicher, zu grossen Irrthüinern verleitender Darstellungen in der Compendien- und Lehrbücher- Litteratur, die den Resultaten meiner Arbeiten im Devon direct widersprechen, hat mich nun veranlasst, die Nehdener Profile wieder aufzusuchen. Ich gebe im Folgenden meinen Bedenken gegen die Auffassung der Nehdener Goniatitenschiefer als mittleres Oberdevon an der Hand der Nehdener Profile Ansdruck und versuche eine meinen Beobachtungen angepasste Erklärung des Nehdener Vorkommens zu geben. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXV, S. 604 beschreibt E. Kayser zunächst das Profil am Wege von Alme nach Nehden, das ich mit Hinweglassung der verbindenden Textworte und mit Hinzufügung von Abtheilungsbuchstaben für die Schichten des Oberdevon hierher setze: Culmschiefer. f. graue sandige Mergelscbiefer. I e. reinere dunkle Schiefer, die zahlreiche Abdrücke von Cypridinen, 1 sowie vererzte Steinkerne von Goniatiten und Orthoceratiten 1 enthalten. Im Profil 80 Schritt enthaltend. 1 d. unreinere, röthlich-graue und grünlich-graue, sandige Mergel- J schiefer. IC. Schwaches System von rothen und grünlich- grauen Schiefern mit Kalkknollen, welche sich namentlich im Liegenden der be- schriebenen sandigen Mergelschiefer anhäufen und hier einige unreine Kalkbänke zusammensetzen, b. grünlich- bis bräunlich- graue, etwas dickschiefrige Mergel- schiefer. \ a. Compacter hellfarbiger Nierenkalk. / Stringocephalenkalk. Mit diesem letzteren erscheint der S Nierenkalk an dieser Stelle sowie überall, wo man den Contact beider beobachten kann, petrographisch aufs Innigste verknüpft. Der Uebergang erfolgt dadurch, dass zuerst die Nierenstructur zurücktritt und statt derselben eine plattige Absonderung sich ent- wickelt. Weiter nach unten zu geht sodann auch die letztere zu- gleich mit dem immer mehr abnehmenden Thongehalte des Gesteins verloren, und es erfolgt ein unmerklicher Uebergang in den massigen Stringocephalenkalk. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 57 Die petrographische Reihenfolge: Nierenkalke, Plattig abgesonderte Kalke, Massenkalk, bezeichnet in den mir bekannten Profilen des Sauerlandes folgende Horizontfolge: Clymenienkalk, Adorfer Kalk, Stringocephalenkalk (bezw. eventuell Iberger Kalk). Gerade die neueren Untersuchungen in den devonischen Kalken, die sich auf genaueste petrographische Unterscheidungen, combinirt mit speciellster faunistischer Gliederung stützen, haben in verschiedenen Gegenden Deutschlands, entgegen älteren An- schauungen gezeigt, dass innerhalb der devonischen Kalke, speciell der Ammonitidenkalke, die petrographische Ausbildung der ein- zelnen Horizonte eine überraschend gleichartige , v eifach direct leitende ist. Soweit daher nicht durch paläontologische Funde das Gegentheil bewiesen wird, liegt zunächst kein Grund vor, daran zu zweifeln, dass sich die petrographische Gleich- artigkeit des betreffenden Profils mit anderen Oberdevonprofilen des nordöstlichen Sauerlandes auch auf stratigraphische Gleichartigkeit zurückführen lasse. Weiterhin lässt sich aus der Betrachtung des obigen Profils der wichtige Umstand ent- nehmen, dass die Schichten b bis f, um deren Stellung es sich handelt, einerseits über einer geschlossenen Kalkfolge, andrerseits im directen Liegenden von Culmschiefern auf- treten. Betreffs des zweiten der von E. Kayser angeführten Profile kann ich mich kürzer fassen, da in Beziehung anf dieses Petre- factenfunde vorliegen. Kayser begründet seine Auffassung der Nehdener Schiefer in diesem Profil damit, dass er die zwischen dem bekannten Aufschlüsse der Nehdener Schiefer am Wege nach Bleiwäsche und dem Massenkalke auftretenden Nierenkalke für Kalke der Intumescens- Stufe erklärt, während er als die im Hangenden der Nehdener Schiefer zu erwartenden Vertreter des 58 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde Clymenienhorizontes (S. 653) »eine zu einer ganz schwachen Bank reducirte oberste Nierenkalkzone unmittelbar an der Culm- grenze« auffasst. Hiergegen ist zu bemerken, dass ich zwischen dem durch seine reiche Fauna bekannten Wasserrisse in den Goniatitenschiefern und dem Massenkalk derbe Clymenienkalke mit zahlreichen Clymenien anstehend gefunden habe. Diese Beobachtung dürfte auch auf die von mir befürwortete Deutung des ersten der beiden Profile nicht ohne Einfluss bleiben. Wir kennen nun eine Folge oberdevonischer Ammonitiden- kalke, die im nordöstlichen Sauerlande geschlossen auftritt, deren geschlossenes Auftreten (in einer Uebereinstimmung, die sich bis auf die Zweigliederuug der Clymenienkalke erstreckt) bis zum Kellerwalde verfolgt ist; eine Ammonitidenkalk-Folge von einer Reinheit, wie sie in der Stratigraphie selten gefunden wird. Dass sich in diese Folge local eine mächtige Faciesvertretung eines Horizontes durch Thonschiefer hineinschieben sollte, ohne dass sich in sämmtlichen Nehden benachbarten Oberdevon-Profilen auch nur die leiseste Andeutung davon zeigt, dies ohne Weiteres anzunehmen, widerstrebt meinen stratigraphischen Erfahrungen. Vielmehr erscheint es bei dem heutigen Stande unserer Kenntniss der Nehdener Schiefer in Westfalen, speciell der Profile des Dorfes Nehden, im Zusammenhänge mit der neuerlichen Er- weiterung unserer Kenntniss der devonischen Ammonitidenkalke der die Gegend von Nehden umgebenden Devon-Gebiete natur- gemässer, den Nehdener Goniatitenschiefern, wie es bereits Stein 1. c. gethan hat, ihre Stellung über den Clymeuieukalken anzuweisen. Die Beobachtungen in den Aufschlüssen des oberen Clymenien- kalkes in den Gegenden von Warstein und Brilon deuten auf eine einfache Erklärung des Auftretens der Nehdener Schiefer hin. In den Kramenzelkalken der Clymenienstufe, und zwar an- scheinend in bestimmten Niveaux, stellen sich nämlich Lagen von Thonschiefern ein, welche petro graphisch den Nehdener Goniatitenschiefern bei Nehden entsprechen. Liegt es Oberdevonische Kalke, Nehdeiier Schiefer, Aueiiherger Schichten und Ciilm ira nordöstlichen Saiierlande. *) Tiefere Horizonte des unteren Oberdevon habe ich nicht mit berücksichtigt, da solche bisher nur in einem Falle (bei Belecke) beobachtet sind, 60 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde da nicht nahe, anzunehmen, dass ein allmählicher petrographischer Uebergang aus den oberen Clymenienkalken durch eine Wechsel- lagerung von Nehdener Fauna führenden Mergelschiefern und Thonschiefern mit Kalkknollenlagen in die grünlichen und rothen, theils mergeligen, theils sandigen Schiefer der Auenberger Schichten (Cypridinen-Schiefer) stattgefunden habe? Die Einzelbeobachtungen in der Gegend von Nehden und im nordöstlichen Sauerlande überhaupt sprechen keineswegs gegen eine derartige Annahme. Aus dieser Deutung der Nehdener Schiefer dürfte sich, in Verbindung mit der Annahme einer Trausgression der Auenberger Schichten mit Leichtigkeit die an und für sich auffallende That- sache erklären, dass die echten Nehdener Schiefer aus den guten Aufschlüssen des Sauerländischen Oberdevon so selten bekannt geworden sind. Denn dass bei transgredirender Lagerung oft räumlich beschränkte Gebiete von der Zerstörung der vor der Transgression abgelagerten Schichten im vollen Umfange ver- schont geblieben sind, während in nahe gelegenen Gebieten diese Zerstörung gewaltige Dimensionen angenommen hat, ist eine in der neueren Stratigraphie landläufige Beobachtung. Es ist wohl kaum nöthig, hier eins der vielen Beispiele anzuführen, die uns das Mesozoicum in dieser Beziehung bietet. Was nuu die stratigraphisch-paläontologische Seite der Sache aubetrifit, so bin ich noch nicht genügend Kenner devonischer Faunen, speciell oberdevonischer Goniatiteu, um ein sicheres Urtheil darüber zu haben, wie weit in dem paläontologischen Charakter der betreffenden Formen eine Nothwendigkeit vorliegt, die Goniatiten-Schiefer von Nehden an die Basis der Clymenien- Kalke zu versetzen. Aus E. Kayser’s Arbeit lese ich eine solche Nothwendigkeit nicht heraus, uamentlich nicht aus den Petre- factenlisten. Die Nehdener Schiefer führen ausser einigen wenigen, ihnen eigenthümlichen Formen eine Anzahl solcher Formen, welche sie mit dem gesammten Oberdevon resp. mit der oberen Abtheilung des Oberdevon gemeinsam haben. Formen, die sie lediglich mit dem unteren Clymeni enkalke (Enkeberg) gemeinsam hätten, sind nicht vorhanden. Es fehlt also der Nachweis einer näheren Verwandtschaft der Nehdener Fauna und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. 61 mit der Eukeberger Fauua, als mit der Fauna der Clymeuien- kalke überhaupt. Ganz besonders auffällig erscheint mir noch das Fehlen der wichtigen Arten Gon. Dronni, Gon. sulcatus, Go7i. bifer in den Nehdener Schiefern, Formen, welche für beide Horizonte des Clymeuienkalkes leitend sind. F. Fregh’s Resultate seiner Untersuchungen in der Gegend von Cabrieres widersprechen meiner Auffassung der Nehdener Schiefer. Nach ihm gehören sie einer von ihm aufgestellten Stufe des mittleren Oberdevon au. Ein eingehendes Studium der FRECH’scheu Beweisführung hat mich jedoch nicht zu überzeugen vermocht, dass letztere im gegebenen Falle ausreichend ist. Ein thatsächlicher Beweis dessen, was bewiesen werden musste, dass bei Cabrieres Frech’s »mittleres Oberdevon« zwischen der Intumesceusstufe und unzweifelhaften Clymenieu- kalken liegt, lässt sich in der 35 Seiten umfassenden strati- graphischeu Beweisführung für die in der Arbeit verfochtenen Anschauungen nicht finden. Unter solchen Umständen wird es mir Niemand verdenken, wenn ich die in einem schwer zugäng- lichen Laude in einem tektonisch und stratigraphisch complicirten Gebiete ohne Kartiruugs unter läge in relativ kurzer Zeit ge- wonnenen Resultate nicht ohne Weiteres acceptire. Meine Ansicht über die Nehdener Schiefer im Sauerlande beruht auf langjährigen Beobachtungen im Rheinischen Schiefergebirge und auf sieben- jähriger Kartiruugsarbeit im Devon Nehden nicht sehr fern ge- legener Gebiete, sowie auf den Resultaten einer bis dahin in der Wissenschaft nicht in solchem Umfange augewendeteu Methode zur speciellsten Untersuchung devonischer Ammonitidenkalke. Schluss. In neuerer Zeit gewinnen in der Methode der geologischen Untersuchungen gewisse leitende Gesichtspunkte immer mehr An- erkennung. In der paläontologischen Stratigraphie gewöhnt man sich mehr und mehr, zur Vergleichung von Sedimenten nicht Petre- factenlisten zu combiniren. Vielmehr hat diesem Würfelsystem die eingehendste Würdigung der Valenz eines Petrefacts Platz gemacht. Man weiss z. B. heute, dass die Auffindung eines sicher 62 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde bestimmbaren Ammonitiden unter Umständen die Resultate der Ver- gleichung von zahlreichen Brachiopodenarten paralysireu kann. Der Stratigraph, welcher den Schwerpunkt seiner geologischen Untersuchungen in eine möglichst specielle Kartirung der zu untersuchenden Gebiete verlegt hat, beobachtet auch die grob- makroscopische Structur der Gesteine. Er weiss, dass gewisse Gesteinsindividuen Leitgesteine sind, die unter Umständen die mangelnden Versteinerungen ersetzen. Ich erinnere an die Cephalopodenkalkknollen des Devon und des Lias, welche in überraschend übereinstimmender petrographischer und fauuistischer Entwicklung über weite Gebiete des Continents hin verbreitet sind — trotz ihrer oft minimalen Mächtigkeit. Bei der Unter- suchung selbst erleichtern derartige Leitgesteine die Auffindung und Kartirung der Schichten und ermöglichen die Darstellung eines Kartenbildes, dessen Richtigkeit vielleicht erst nach Abschluss der Kartirung durch Petrefactenfunde bestätigt wird. Der Begriff »Facies«, unter dem manche unzureichende Keuntniss der Lage- rungsverhältuisse verschleiert worden ist, wird jetzt mit äusse rs te r Vorsicht angewandt. Man erkennt heute Manches als Product übergreifeuder Lagerung, was man sich früher in bequemer Weise als Faciesentwickelung erklärte, lin gefalteten Gebirge ist man sehr vorsichtig geworden mit dem Begriff »Einlagerung«. Es ist häufiger die Erfahrung gemacht worden, dass das, was für Ein- lagerung gehalten wurde, Einfaltung ist. Speciell in deutschen Devougebieten ist vielfach eine ausserordentlich complicirte Falten- structur der Gebirge beobachtet worden, die gleichwohl durch die genaue Regelmässigkeit überrascht, mit der in ihr die Schichteu- folge an der »Schuppenstructur« festgestellt werden konnte. Wer mit Aufmerksamkeit und Verständniss die Litteratur über deutsches uud fremdländisches Devon verfolgt hat, wird un- schwer erkennen, dass die Nichtbeachtung der vorstehend kurz charakterisirten Gesichtspuukte die Hauptquelle ist für die zahl- reichen Irrthümer und schiefen Auffassungen , denen wir es zu verdanken haben, dass wir in der Erkenntuiss des Aufbaues der devonischen Schichten trotz langjähriger Arbeiten noch nicht weiter vorangeschritten sind. und in einigen benachbarten Devon-Gebieten. 63 Inhaltsverzeichiiiss. Seite Einleitung g Erster Abschnitt. Die devonischen Ammonitidenkalke y I. Devonische Ammonitidenkalke im Kellerwalde 9 A. Gliederung und petrographische Beschreibung . . 10 B. Tektonik 15 a. Geologischer Bau des Kellerwaldes im Allgemeinen . . 15 b. Tektonik der devonischen Kalke des Kellerwaldes, speciell an der Ense und an den Hauern 21 c. Erläuterungen zur Karte. (Tafel I) 25 C. Allgemeines 28 II. Devonische Ammonitidenkalke östlich von Brilon .... 29 Enkeberg 30 Burg bei Rösenbeck 31 Poppenberg bei Brilon 32 III. Devonische Ammonitidenkalke und verkieselte Kalke der Gegend von Warstein 33 Umgebung von Belecke 35 Grosser Stillenberg 38 Büsenberg nördlich Kallenhardt 38 Franke’scher Steinbruch 39 Eulenspiegel bei Rüthen 39 Profiltafel der devonischen Kalke von Warstein ... 40 IV. Devonische Ammonitidenkalke im Oberharze 40 Allgemeine Gesichtspunkte zur stratigraphischen Beurtheilung im Sauerlande und im Oherharze vorkommender devoni- scher Ammonitidenkalke 41 64 A. Denckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde etc. Zweiter Abschnitt. Die Auenberger Schichten 43 Begriff der Auenberger Scliicbten 43 I. Die Auenberger Schichten des Kellerwaldes 44 Petrograpliische Zusammensetzung 44 Drei Oberdevon-Profile der nächsten Umgebung von Wildungen 45 Allgemeine Lagerungsverhältnisse der Auenberger Schichten im Kellerwalde 46 Facies-Zonen der Auenberger Schichten im Keller- walde 47 II. Auenberger Schichten im nordöstlichen Sauerlande ... 49 III. Auenberger Schichten im Oberharz 49 Transgression der Auenberger Scliicbten. (Mit Profiltafel der devonischen Schichten des Kellerwaldes.) 50 Dritter Abschnitt. Die Goniatitenschiefer von Nehden 54 Schluss 61 Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung nnd der Untere ßuntsandstein in den Bohrlöchern hei Kaiseroda. Vou Herrn W. Frantzen in Meiningen. In den Jahren 1893 und 1894 war das Werrathal zwischen Wernshausen und Berka der Schauplatz einer fieberhaften Bohr- thätigkeit. Es handelte sich darum, das im Zechstein vorkommeude Steinsalzlager, in welchem man reiche Ablagerungen des werth- vollen Kalisalzes zu finden hoffte, zur Erlangung des Bergwerks- eigenthums möglichst rasch auzubohreu und bei dieser Jagd nach dem Glücke die concurrirenden Unternehmer durch Zuvorkommen im Anbohreu der Lagerstätte aus dem Felde zu schlagen. Die Speculation hatte sich mit aller Gewalt auf dieses Gebiet geworfen, angeregt durch die in die Oeffentlichkeit gedrungenen Nachrichten über reiche Kalisalzfunde in den auf Kosten der Frau Franziska Hadra in Berlin in der Salzunger Gegend hergestellteu Bohr- löchern, und durch die Aussicht auf eine grosse Werthsteigeruug der bereits bestehenden Kalisalzbergwerke in Folge der vou der Regierung Preussens und anderer deutscher Staaten in Aussicht genommenen Aufhebung der Bergbaufreiheit auf Stein- und Kalisalz. Seitdem ist es jedoch von diesen Unternehmungen wieder recht still geworden, weil man sich in seinen Erwartungen meistens sehr getäuscht gesehen hat, und nur von der Frau Hadra und 5 Jahrbuch 1894. 6ß W. Frantzbn, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung den Interessenten der TnUMANN’schen Bohrungen bei Salzungen ist, soviel man hört, die Abteufung von Schächten zum Abbau des erbohrten Kalisalzes ftir die nächste Zeit in Aussicht ge- nommen. Die Ergebnisse der Tiefbohrungen der genannten Dame sind der Gegenstand dieses Aufsatzes. Auf Veranlassung der Frau Hadra, welche das Kalisalz im Zechsteiu des Werrathals zuerst entdeckte, und die zur Unter- suchung erforderlichen Bohrarbeiten viele Jahre hindurch mit rühmenswerther Ausdauer betrieben hat, sind in der Salzunger Gegend nicht weniger als 8 Tiefbohrungen ausgeführt worden. Die Bohrlöcher stehen zwischen der Werra und dem die Wasser- scheide zwischen ihr und der Fulda liegenden Bergzuge, unweit der Ortschaften Kaiseroda, Tiefenort und des Hämbacher Hofes. Das Gelände besteht hier aus einer von der Werra nach dem erwähnten Bergzuge sich erstreckenden, weiten, sich nicht hoch über das Werrathal erhebenden Diluvialterrasse. Sie ist zum Theil mit diluvialem Werraschutt bedeckt. Darunter liegen Schichten des Unteren Buntsandsteins , der auch den unteren Theil des westlich vorliegenden Bergzuges zusammensetzt, während der obere Theil desselben von Schichten des Mittleren Buntsandsteins gebildet wird. Das Fallen der Gebirgsschichten ist in dem ganzen von den Bohrlöchern eingeschlossenen Gebiete und auch an dem Bergzuge ganz flach nach Südwesten hin gerichtet. Von den Schichten des Buntsandsteins ist in den verschie- denen Bohrlöchern je nach der Lage derselben in der Richtung des Gebirgsfallens ein kleinerer oder grösserer Theil durchbohrt worden; am mächtigsten zeigten sie sich in dem Bohrloche No. 8, wo gegen der ganzen Ablagerung durchbohrt werden mussten. Im Zechsteiu sind die Bohrlöcher in den meisten Fällen bis in das Liegende des Salzlagers getrieben, einige aber, um jeden Zweifel über das erreichte Niveau zu beseitigen, noch tiefer, bis in die Conglomerate des Weissliegenden durch die ganze Zech- steingruppe hindurch. Bei den Bohrungen sind theils Freifallapparate, theils Diamant- und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 67 krönen benutzt worden. In den meisten Fällen ist nur anfangs, bis zu geringer Tiefe, nach dem ersteren Verfahren und dann mit der Diamantkrone weiter gebohrt worden ; einige Bohrlöcher sind ganz nach letzterem Verfahren hergestellt. Da bei der Diamantbohrung bekanntlich das Gestein nicht, wie bei der Anwendung von Freifallapjjaraten, zermalmt, sondern in Gestalt von Bohrkernen vollständig zu Tage gehoben wird, so war hier Gelegenheit vorhanden, ausser einer mächtigen Schichten- reihe des Buntsandsteins die durch die Auslaugung von Salzen an der Erdoberfläche stark veränderten Schichten des Zechsteins in grosser Tiefe und geschützt vor der Einwirkung des Wassers und der Atmosphäre kennen zu lernen. Die Möglichkeit, diese günstige Gelegenheit zu benutzen, wurde für den Verfasser dieser Mittheilungen dadurch herbeigeführt, dass derselbe von der Be- sitzerin des Grubenfeldes mit der Aufgabe betraut wurde, die aus den Bohrlöchern heraufgeholten Bohrkerne und die Lagerungs- verhältnisse der Gebirgsschichten einer Untersuchung zu unter- ziehen, um über die Bauwürdigkeit der erbohrten Kalisalzlager ein Urtheil abzugeben. Die hierbei gewonnenen wissenschaftlichen Resultate sind von dem Verfasser zu dem vorliegenden Aufsatze zusammengestellt. Die Aufschlüsse gestatten, hier zum ersten Male ein vollständiges Profil der gesammten Zechsteinschichten in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung zu geben. I. Der Untere Buntsandstein. W’enn sich auch bei der Einförmigkeit dieser Schichten von vornherein keine grosse Ausbeute an neuen Beobachtungen erwarten lässt, so hat die Untersuchung der Bohrkerne doch einige Er- gebnisse geliefert, welche es rechtfertigen, auch diesen Schichten einen kleinen Abschnitt in dieser Arbeit zu widmen. Die Beobachtungen beziehen sich auf die Mächtigkeit, Zusammensetzung , Korngrösse , Färbung und Structur dieser Schichtenreihe. 5’ 68 W. Fraktzen, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Was zunächst die Mächtigkeit des Unteren ßuntsandsteines an der Westseite des Thüringer Waldes hetrifft, so liegen darüber so weit auseinander gehende Mittheilungen vor, dass man nicht daran zweifeln kann, dass die Angaben darüber grösstentheils nur Schätzungen sind, und dass die in den verschiedenen Gegenden von den Autoren unterschiedenen Abtheilungen nicht immer als ganz gleichalterige Bildungen angesehen werden dürfen. Man erkennt dies sofort, wenn man die über die Mächtigkeit des Unteren Buntsandsteins angegebenen Zahlen neben einander stellt. Nach den Angaben in den Erläuterungsheften zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten soll dieselbe im Blatte Hildburghausen 25 — 30 Metei-, im Blatte Vacha 125 Meter, im Blatte Gerstungen 160 Meter und im Blatte Wa- sungen 215 Meter betragen. Die Verhältnisse der Tiefbohrung No. 8 gestatteten, diese Ziffer für die Salzunger Gegend, wenn auch nicht ganz scharf, doch bis zu einem genügenden Grade von Genauigkeit zu be- stimmen. In diesem Bohrloche reichen die Schichten des fein- körnigen Buntsandsteins bis zur Teufe von 239,2 Meter, wo der Bröckelschiefer beginnt. Da die Lage der Bohrlöcher im Situations- plane des Grubenfeldes genau fixirt ist, auch die Höhenunterschiede der Ansatzpunkte der Bohrlöcher durch Nivellement bekannt sind, so lässt sich aus der Lage gleicher geologischer Horizonte in den Bohrlöchern das Einfallen der Gebirgsschichten bestimmen und nach Feststellung desselben die wirkliche Mächtigkeit der im Bohrloche No. 8 nach der Verticalen gemessenen Sandsteinschichten berechnen. Es würde zu weit führen, die Rechnung hier auszuführen ; es genügt, ihr Resultat anzugebeu. Die Mächtigkeit des fein- körnigen Buntsandsteins beträgt im Bohrloche No. 8 238,8 Meter, also nur ein Geringes weniger, als die durch directes Nachmesseu bestimmte Dicke dieser Schichten im Bohrloche i). Zur Berech- nung der Mächtigkeit des über dem Ansatzpunkte des Bohrloches liegenden Theiles des feinkörnigen Buntsandsteins braucht mau ') Wegea der Geringfügigkeit des Unterschiedes zwischen der wirklichen lind der in vertiealer Richtung im Bohrloch gemessenen Mächtigkeit der Schichten ist weiterhin die Reduction der letzteren unterblieben. und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. fü) ansserdein noch die Ziffern für die Entfernung der Grenze zwischen dem feinkörnigen und grobkörnigen Buntsandstein vom ßohrloche No. 8, und für den Höhenunterschied dieser beiden Punkte. Sie lassen sich mit Hülfe der geologischen Karte, Blatt Vacha, feststellen, wenn man in dasselbe die Lage des Bohrloches No. 8 einzeichnet. Man erhält dann als Entfernung der angegebenen Punkte von ein- ander 612,5 Meter und als Höhenunterschied 86,6 Meter. Es werden durch Einstellung dieser Zahlen allerdings zwei etwas unsichere Elemente in die Rechnung eingeführt, da bekanntlich die Höhenlinien der alten Messtischblätter nicht immer ganz zuverlässig sind, und sich auch die Lage der Grenze zwischen dem Unteren und Mittleren Buntsandstein ohne besondere Schürfarbeiten in dem waldigen Terrain nicht scharf bestimmen lässt; aber die Un- genauigkeit der beiden so bestimmten Werthe ist doch nicht so gross, dass das Resultat der Rechnung nicht annähernd richtig wäre. Man findet auf diese Weise eine Mächtigkeit des nicht durch- bohrten Theiles des feinkörnigen Buntsandsteins von 117,9 Meter. Addirt man dazu die Mächtigkeit des durchbohrten Theiles, so ergiebt sich als Gesammtmächtigkeit des Unteren Buntsandsteins mit Ausschluss des Bröckelschiefers 356,7 Meter. Letzterer ist nach den Aufschlüssen der Bohrlöcher No. 7 und 8 im Mittel 23,5 Meter mächtig. Es beträgt also die Mächtigkeit des ganzen Unteren Buntsandsteins 380,2 oder rund 380 Meter, also sehr viel mehr, als man bisher dafür angenommen hat. Lässt man die Angaben in dem Erläuterungshefte zu Blatt Vacha über die Mächtigkeit des Mittleren und des Oberen Bunt- sandsteins, welche auf 150 und 80 Meter veranschlagt werden, als richtig gelten, so erhält man als Gesammtmächtigkeit der Bunt- sandsteinformation in dieser Gegend 610 Meter. ln Bezug auf die Zusammensetzung des feinkörnigen Bunt- sandsteins ergab die Untersuchung der Bohrkerne die unerwartete Thatsache, dass diese Schichten ursprünglich etwas schwefel- sauren Kalk enthalten haben, und zwar nicht nur im untersten Theile, in der Nähe der gypsführenden Bröckelschiefer, sondern auch noch in ansehnlicher Höhe über demselben, in dem thonarmen Sandstein. Im Bohrloche No. 7 kommt Gyps in dem thonreichen 70 W. Fbantzen, Dor Zeohstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Sandstein in 14,5 Meter über dem Bröckelschiefer vor; er bildet hier eine etwa 1 Centimeter hohe Schicht von weissem Fasergyps. Eine zweite derartige, ebenfalls etwa 1 Centimeter dicke Lage wurde in demselben Bohrloche in 54,5 Meter über dem Bröckel- schiefer in einer Schieferthonschicht beobachtet. Auch im Bunt- sandstein des Bohrlochs No. 8 wurde etwas Gyps angetroflFeu, und zwar in einem noch höheren geologischen Horizonte, in 79,8 Meter über dem Bröckelschiefer; jedoch bestand dieses Vorkommen nur aus einem dünnen Ueberzuge auf einer Schichtfläche. In allen Fällen ist der schwefelsaure Kalk nicht etwa infiltrirt, sondern er ist, wie aus seiner mit der Schichtung parallelen Lage hervorgeht, gleich bei der Ablagerung des Buntsandsteins abgesetzt worden. Bei der Frage nach dem Antheil, welchen der Thon an dem Aufbau des feinkörnigen Buntsandsteins nimmt, ist ein Unter- schied zu machen zwischen den in den Sandsteinbänken ent- haltenen, durch Zersetzung von Feldspath entstandenen, weissen Kaolinkörnchen, und dem aus Schlämmen hervorgegangenen Schieferthon. Erstere sind in allen Saudsteinbänken in grösserer oder geringerer Menge vorhanden. Dagegen spielt im Buntsand- stein von Kaiseroda der Schieferthon nur im untersten Theile, in der Region der wellig-flaserigeu Schichten eine grössere Rolle. Er vermittelt hier den Uebergang von dem Bröckelschiefer zum Sandstein. Er erscheint hier in zahlreichen Schweifen, Streifen und Flasern innig mit dem hier sehr feinkörnigen Sandstein verbunden. Diese thonreiche Region reicht in den Bohrlöchern etwa bis zu 20 Meter über den Bröckelschiefer aufwärts. Höher verschwindet dieser Thon aus den Sandsteiuschichten mehr und mehr; doch taucht er an einzelnen Stellen wieder auf, aber weniger charak- teristisch und in geringerer Mächtigkeit. Solche thonreiche Stellen befinden sich im Bohrloche No. 8 in der Höhe von 34 bis 41 und von 86 bis 88 Meter über dem Bröckelschiefer. In der Hauptmasse des feinkörnigen Buntsandsteins, in der Region der diagonalgestreiften Sandsteinschichten, ist aber der Schieferthon nur ein sehr untergeordneter Bestaudtheil der Gesteins- und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 7 1 masse. Nur selten erscheint er darin in Gestalt von selbst- ständigen, dickeren Lagern ; in der ganzen Schichtenreihe des Buntsandsteins im Bohrloche No. 8 wurden nur zwei angetroffen, welche eine Mächtigkeit von 1 Fuss erreichen. Gewöhnlich bildet er an dem Sandstein der Bohrlöcher nur dickere oder dünnere Ueber- züge auf den Schichtflächen, oft begleitet von Glimmer. Auch findet sich der Schieferthon im Inneren der Sandsteinbänke, indem er darin ähnlich, wie die horizontalen Schichtflächen, auch die dia- gonal liegenden der Uebergussschichtung mit einer feinen Haut überzieht und in Gestalt der bekannten Thongallen. Die eigentliche Heimath dieser für den Buntsandstein so be- zeichnenden Gebilde sind die diagonalgestreiften Sandsteinbänke dieser Ablagerung. Dieser Zusammenhang ist leicht erklärlich. Die Thongallen sind nichts Anderes, als die Bruchstücke von be- reits etwas verfestigten, von den Fluthen wieder zerstörten Schiefer- thonbänken. Sie bildeten sich natürlich besonders da, wo das Meerwasser stark durch Strömungen bewegt wurde, also in der- jenigen Region, in welcher der Sandstein vorwiegend diagonale Streifung zeigt. In allen diesen Fällen ist der Schieferthon in der Regel braunroth gefärbt, gerade so wie der Bröckelschiefer, dem er auch durch seine geringe Plasticität gleicht; nur selten ist die Farbe lichtgrau, besonders auf den Schichtflächen der Sandsteinbänke. Die letztere Färbung ist aber wahrscheinlich häufig keine ur- sprüngliche, sondern nur eine Folge der Auslaugung des Eisen- oxyds; denn man beobachtet nicht selten, dass die rothen Schiefer- thone des Buntsandsteins an Gesteinsklüften die rothe Farbe ver- loren und lichtgraue Farbe angenommen haben. Das Korn des Sandsteins erwies sich bei der Untersuchung der Bohrkerne in der ganzen im Bohrloche No. 8 durchbohrten Schichtenreihe des feinkörnigen Buntsandsteins durchweg als recht feinkörnig; an keiner Stelle wurde grobes oder auch nur mittel- körniges Material angetroffen. In Betreff der Färbung des feinkörnigen Buntsandsteins er- gab sich das Resultat, dass die weisse Farbe, welche ein grosser Theil dieser Schichten in der Salzunger Gegend zeigt, keine ur- 72 W. FitANTZEK, Der Zeclistein in seiner ursin'ünglichen Zusammensetzung sprüngliche ist, souderu eine Folge der Auslaugung des färbenden Eisenoxyds aus dem Gestein. In der ganzen Ablagerung des feinkörnigen Buntsandsteins im Bohrloche No. 8 ist die Färbung des Sandsteins vorwiegend ein blasses Roth; die weisse Farbe erscheint zwar neben der rothen ebenfalls, aber nur untergeordnet und im bunten Wechsel mit der rothen; sie ist durchaus nicht bestimmten Abtheilungen eigenthümlich. Man hat Grund zu der Annahme, dass auch hier die weisse Farbe in manchen Partien ebenfalls erst nachträglich durch Auslaugung hervorgerufen worden ist. Dass derartige Vor- gänge in ansehnlicher Tiefe wirklich stattgefunden haben, lehrt eine Erscheinung au den bekannten Tigerflecken, die auch au den Steinkernen der Bohrlöcher sich manchmal vorfinden. Sie scharen sich zuweilen zu wolkenähulicheu Gebilden mit so steifen Begren- zungen gegen den rothgefärbten Sandstein, dass an eine Ent- stehung dieser Tigerflecke unmittelbar bei der Ablagerung der Schichten gar nicht gedacht werden kann. Die gleichen Sandsteinschichten, welche in grösserer Tiefe im Bohrloche No. 8 röthliche Färbungen zeigen, sind im Bohrloche No. 7, näher an der Oberfläche, zum Theil weiss. In letzterem Bohrloche reicht der Buutsaudstein bis zu 941/2 Meter abwärts; davon ist der unterste Theil röthlich, der obere Theil aber, bis zu etwa 40 Meter unter der Erdoberfläche, zwar nicht durchweg, aber doch grösstentheils weiss. Au der Erdoberfläche endlich zeigen die gleichen Gesteine auf den Höhen bei Salzungen, östlich von der Werra vorherrschend eine weisse Farbe, sodass mau zu der Meinung verleitet werden kann, dass man es hier mit einer besonderen, aus weissen Sand- steinen bestehenden Abtheiluug des Buntsandsteins zu thun habe. Aus der Thatsache, dass die gleichen Schichten, welche in der Tiefe der Erde roth sind, näher an der Oberfläche , und am Tage weisse Färbung annehmeu, geht klar hervor, dass letztere durch die Auslaugung des färbenden Eisenoxyds aus dem Sandstein durch Wasser hervorgerufen worden ist. Daher erscheint sie au der Erdoberfläche besonders da, wo die Verhältnisse das Ein- dringen des Wassers begünstigten. An der Ostseite des Werra- und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 73 thales liegt das Zeclisteingebirge bei Salzungen nicht tief unter der Oberfläche; das Salzlager darin ist grösstentheils zerstört und der darüber liegende Sandstein eingebrochen Es müssen sich in demselben zahlreiche Klüfte gebildet haben, durch welche das Wasser leicht in das Gestein eiudringen konnte. In der Anslangung des Eisenoxyds ans dem Bnntsaudstein hat man offenbar hauptsächlich den Ursprung der Eisenerze zu suchen, welche am Thüringer Walde so häufig die dolomitischen Schichten der Zechsteingrnppe imprägniren nnd an manchen Orten förmliche Lager darin bilden, und nicht, wie man wohl an- genommen hat, im Zechstein selbst, in welchem der Gehalt an Eisenerz, wie die Zusammensetzung dieser Schichten in den Bohr- löchern von Kaiseroda lehrt, nur ein geringer ist. Was endlich die Structur des Buntsandsteins angeht, so ge- statten die Bohrkerne, dieselbe in allen Schichten, und zwar auch an den thonreichen Lagen, welche an der Erdoberfläche gewöhn- lich zerfallen sind, bis in die geringsten Einzelheiten zu studireu und eine vollständige Uebersicht über die Verhältnisse derselben zu gewinnen. Die durch die wechselnde Mischung der Gesteins- arten erzeugten Wellenlinien und Flasern treten an der glatten Oberfläche der Bohrkerne auf das deutlichste hervor, und rufen darauf, besonders in den thonreichereu Schichten, zuweilen ganz prachtvolle Gebilde hervor, die sich leider nicht lauge erhalten lassen, weil das einmal trocken gewordene Gestein nach der Be- rührung mit Wasser bei der Keiniguug der Bohrkerne gewöhnlich bald zerfällt. An dem bei weitem grössten Theile der Bohrkerne des Bohr- lochs No. 8 ist die Streifung des Buutsandsteius eine diagonale oder horizontale. Erstere findet sich besonders in der oberen Hälfte der thonarmen Region des feinkörnigen Buntsaudsteins, wo sie die vorherrschende Structur ist. Nach unten ist sie ebenfalls nicht selten, doch wird sie hier allmählich durch die horizontale und wellige Streifung mehr und mehr zurückgedrängt, bis sie in der thonreicheu Region bis auf geringe Spuren verschwindet. Dabei beobachtet man, dass da, wo die diagonale Structur stark zurück- gedrängt wird, die Dicke der diagoualstreifigen Lagen und der 74 W. Fkantzkn, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetenng (liagonaleu Uebergussstreifen abnimint und vielfach auch die Grösse des Böschungswinkels der Streifung. Es wird auf diese Weise der Uehergang zur welligen Structur vermittelt. Die tiefste Lage mit typischer Diagonalstructur wurde in 18,3 Meter Höhe über dem Bröckelschiefer im Bohrloche No. 7 beobachtet, also ungefähr an derselben Stelle, wo die thonigen Absätze durch den Sand fast ganz verdrängt werden. Die wellige Structur spielt in dem grössten Theile des fein- körnigen Buntsandsteins eine nur ganz untergeordnete Rolle, wird aber im tiefsten Theile, in der thonreichen Region, die herrschende; jedoch fehlt sie auch in den Schichten mit stark ausgeprägter Diagonalstructur nicht ganz. Sie zeigt sich besonders da, wo die Schichten reicher an Schieferthon werden. Die Ausbildung der welligen Structur ist im feinkörnigen Buntsandstein eine ganz andere, als wie man sie im Wellenkalk zu sehen gewohnt ist. Schlägt man einen Bohrkern aus der welligen Region entzwei, so sieht mau auf den Schichtflächen weite, rundliche Gruben und flache Erhöhungen, also Wellen, die manchmal gegen 10 Centimeter Wellenlänge und etwa 2 Centi- meter Höhe haben, in anderen Fällen aber auch kleiner und dem entsprechend niedriger werden. In die rundlichen, etwas unregelmässig gestalteten, auf der Oberfläche feingekräuselten Vertiefungen der dickeren Lagen ist Sand und Thon in wechseln- der Menge eingeschwemmt worden, zu Lagen, die oft nur wenige Millimeter dick sind. In diesem Falle reichte die Masse nicht aus, die Gruben der Unterlage zu füllen. Das eingeschwemmte, theils aus feinstem Sande, theils aus rothem Thon bestehende Material wurde bei schwacher Wasserbewegung schräg abwärts bewegt, und bald von dieser, bald von jener Seite her eingeführt. Es bildeten sich daher oft kurze Schweifen und eine Art von Diagonalstructur, welche hier aber nur eine untergeordnete Er- scheinung ist. Die häufig wechselnden thonigen und sandigen Schlämme sind oft zu den feinsten Fasern ausgezogeu, die an den Bohrkernen die prächtigsten Zeichnungen hervorrufen. Man müsste diese vorwiegend wellige Structur genauer als wellig- diagoual-flaserig bezeichnen. und der Untere Buntsandstein in den Boiirlochern bei Kaiseroda. 75 Es zeigt sich also, dass mit der Veränderung des Materials der Schichten des Buntsandsteins auch eine Veränderung der Structur derselben verbunden ist. Es ist dies keine Zufälligkeit, sondern es hängt dies genau mit der Aenderuug in dem Zustande des Meeres zusammen, in welchem die Schichten abgesetzt wurden. So lange das Meer vom Oceau noch ziemlich abge- schlossen war, wurden nur feine Thonschlämme eingeführt, welche die Structur der geschlossenen Seebeckeu zeigen. Mit dem Ein- strömen des Sandes kündigt sich eine neue Zeit an; die Ver- bindung des Buntsaudsteinmeeres mit dem Oceau wird ganz all- mählich wieder weiter. Es verschwindet der Gyps und gleich- zeitig ändert sich auch die Structur der Schichten, in welcher die Wirkung von Ebbe und Fluth des Oceans an der Diagonal- streifung sichtbar wird. Die untere Abtheiluug des Unteren Buntsandsteius, der Bröckelschiefer, ist, wie die Bohrkerue aus dieser Schichten- gruppe zeigen, an der Oberfläche von Auslaugungsprocessen auch nicht ganz verschont geblieben. Diese Schichten enthalten in der Tiefe der Erde ebenfalls Lagen von schwefelsaurem Kalk, der an der Erdoberfläche am Thüringer Walde nicht darin auge- troffeu wird. Sie bestehen, wie im feinkörnigen Buntsandstein, aus weissem Fasergyps, der bis zu 4 Centimeter mächtig wird. Diese Gypsstreifeu sind hier viel zahlreicher, als im feinkörnigen Buutsaudstein, ergeben aber zusammen nur einen geringen Procent- satz der Gesteinsmasse. In der Tiefe enthalten diese Thoue kugelige oder ovale, harte lichtgraue, durch ihre Färbung von dem rothbrauueu Gestein des Bröckelschiefers stark abstecheude Knollen. Dieselben brausen ein wenig, wenn man sie kalt mit Salzsäure behandelt und lösen sich darin unter Zurücklassung eines ansehnlichen Restes von thonigem Schlamm auf. Sie bestehen demnach aus thouigem, dolomitischem Kalkstein. Im Bohrloche No. 8 kommen sie in dem Schieferthoii in der Höhe von 3,88— 9,7 Meter über der unteren Grenze des Bröckelschiefers häufig vor; sie wurden auch in den Bohrkernen des Bohrloches No. 7 beobachtet, hier aber viel seltener. Die Knollen bezeichnen offenbar den Horizont des Hornkalks in der Provinz Sachsen. 76 W. Fbantzbn, Der Zechstein in seiner nrsprüngliclien Zusammensetzung Au der Erdoberfläche sind in dem Bröckelschiefer bei dem nicht weit von den Bohrlöchern entfernten Unterrohn derartige Knollen nicht vorhanden, aber wohl mit Kalkspath ausgekleidete, plattgedrückte, graue Geoden. Wie es scheint, sind diese Körper nicht durch Auslaugung von Gypsknollen, sondern durch Aus- laugung solcher Kalkkuollen entstanden; darauf deutet besonders auch ihre Färbung. Sonst zeigt der Bröckelschiefer der Bohrlöcher kaum Ver- schiedenheiten von demjenigen der Oberfläche. Er ist ebenfalls durchweg braunroth gefärbt und enthält auch in der Tiefe in manchen Lagen eine Beimischung von gewöhnlich sehr feinem Sande. Merkwürdiger Weise ist darunter eine, welche ziem- lich grobkörnig wird. Sie findet sich im Bohrloche No. 8 in 14,1 Meter Höhe über der Basis des Bröckelschiefers, ist 0,4 Meter dick, ziemlich frei von Thon, an dessen Stelle viel Gyps als Bindemittel des Sandes erscheint. Die Schicht wurde auch im Bohrloche No. 7 angetrofien, hier aber ohne Beimischung von Gyps. Es ist bekannt, dass auch anderswo am Thüringer Walde in diesem Horizonte grobkörnige Sandsteine beobachtet worden sind. Die Strnctur des Bröckelschiefers lässt sich an den meisten Bohrkernen nicht erkennen; nur wenige Stücke zeigen eine ähnliche wellig -flaserige Structnr, wie die unteren thonreichen Schichten des feinkörnigen Buutsandsteins. Die Mächtigkeit des Bröckelschiefers, dessen Begrenzung aber weder nach oben, noch nach nuten als eine ganz scharfe an- gesehen werden darf, beträgt im Bohrloche No. 8 22,8, im Bohr- loche No. 7 24,2 Metei', im Mittel also 23,5 Meter. II. Die Zechsteingruppe. Von den zwischen dem feinkörnigen Buntsandstein und dem Plattendolomit lagernden Thonen ist bekanntlich der untere Tbeil vom Bröckelschiefer abgetrennt und als Oberer Letten zur Zechsteiugruppe gestellt worden. Diese Schichten unterscheiden und der Untere Buntsandstein in den Bolirlöohern bei Kaiseroda. 77 sich au der Oberfläche vom Bröckelschiefer durch ihre grössere Plasticität und durch ihre bunte Färbung, wodurch sie der Schichtenreihe des Unteren Lettens ähnlich werden. In der Tiefe enthalten sie, wie die Bohrkerue aus dieser Region zeigen, wie der Untere Letten viel Gyps. Es ist also die Uebereinstiminung in der petrographischen Beschaffenheit dieser Schichten eine so grosse, dass die Zutheiluug des Oberen Lettens zum Zechstein als wohl begründet erscheint. Die Schichteufolge dieser Stufe ist nach den Aufschlüssen im Bohrloche No. 8 diese: Ueber dem Platteudolomit lagert zu- nächst eine ''^/4 Meter mächtige, lichtbläulichgraue Thouschicht; daun folgt bunter, vorwiegend rother, theilweise graurother oder lichtgrauer Thon. In ihm findet sich in der Höhe von 1,75 bis 3 Meter über dem Plattendolomit so viel Gyps, dass der Thon durch denselben au dieser Stelle fast ganz verdrängt wird. Er bildet hier aber keine geschlossenen Schichten und besteht auch nicht aus Fasergyps, wie im feinkörnigen Buntsandstein und im Bröckel- schiefer, sondern aus feiukrystallinischeu, etwa apfelgrossen, rund- lichen oder unregelmässig gestalteten, theilweise sogar scharfe Ecken und Kauten zeigenden Knollen und Stücken. Die Mächtigkeit dieser kleinen Abtheilung, deren Grenze nur unten eine scharfe ist, nicht aber nach olien hin, beträgt 3 Meter. Die folgende Abtheiluug der Zechsteingruppe, der Platten- dolomit, sieht in der Tiefe der Erde bei Kaiseroda nicht viel anders aus, als an ihrer Oberfläche. Er hat ohne Zweifel auch in der Tiefe durch eiugedruugenes Wasser sowohl in der Fär- bung, als in der Masse des Gesteins Veränderungen erlitten. Seine Bezeichnung entspricht seiner Beschaffenheit in dieser Gegend nicht; denn er ist hier nur im obei’steu Theile auf geringe Höhe plattig, sonst aber in der Regel nur in ansehnlichen Ab- ständen durch Schichtfugen von einander getrennt. Die Farbe des Plattendolomits ist an den Bohrkernen an dem grössten Theile des Gesteins rauchgrau, geht aber einerseits in licht gelblich-graue, andererseits in recht dunkele Töne über. Solche Färbmigcn wechseln an manchen Stellen vielfach mit einander, zuweilen in sehr geringen Abständen. Am dunkelsten 78 W. Fkantzen, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung ist das Gestein in den Bohrlöchern an der Basis der Ablagerung auf etwa 3 Meter Höhe. Die dunkele Färbung rührt ohne Zweifel von einer Bei- mischung von Bitumen her, welches sich besonders reichlich in den thonreichen Ueberzügen der Kalkschichten und auf den stylo- lithischen Absonderungsflächeu vorfindet und dieselben oft ganz schwarz färbt. Diese Substanz findet sich in fast allen Schichten des Zechsteins verbreitet und ist für die Zechsteiugruppe eine sehr bezeichnende Erscheinung. Es ist sicher, dass ein ansehn- licher Theil des ursprünglichen Bituinengehalts auch in der Tiefe der Erde aus dem Platteudolomit der Bohrlöcher bei Kaiseroda durch das in den Klüften des Gesteins circnlireude Wasser aus- gelaugt ist und dass das Gestein ursprünglich eine viel dunklere Färbung besessen hat, als wie sie jetzt an den Bohrkerneu er- scheint. Es geht das aus den Aufschlüssen des Schöubornbohr- loches bei Kissingen hervor, in welchem in noch viel grösserer Tiefe, als bei Kaiseroda der Plattendolomit eine ganz schwarze Farbe zeigte. Wie an der Oberfläche ist auch in den Kaiserodaer Bohr- löchern das Gestein des Plattendolomits zum grossen Theile dicht, so besonders in dem oberen Theile der Ablagerung. Es enthält dann auch wohl Oolithköruer, die etwa die Grösse von Rübsamen haben. Manchmal sind diese Körner ausgelaugt, so dass das Gestein mehr oder weniger schaumkalkartig wird. Ein anderer, ansehnlicher Theil des Gesteins ist fein porös und rauh anzufühlen, oder es enthält kleinere oder grössere Drusenräume, welche bis zu 3 Centimeter gross werden. Diese Löcher erscheinen bald vereinzelt, bald in grösserer Menge bei einander und häufig parallel den Schichtflächeu geordnet. Am häufigsten kommen sie im unteren Theile der Ablagerung vor, und an der Basis ganz nahe über dem Unteren Letten sind sie so häufig, dass das Gestein ganz zerfressen aussieht. Es hat daun die grösste Aehnlichkeit mit den löcherigen Rauhwacken des Mittleren Zechsteins. Dass diese feinen Poren und Drusen nicht durch Auslaugung eines Theiles des Kalkgehalts aus dem Dolomit erklärt werden können, verbietet schon ihre eigeuthümliche Vertheilung in dem und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 79 Gestein. Niemand, der die Bohrkerne aus dem Mittleren Zech- stein von Kaiseroda gesehen hat, wird daran zweifeln, dass sie durch Auslaugung von feinen Körnchen und Knollen von Anhy- drit entstanden sind. Der Plattendolomit ist also ein Gestein, welches in petro- graphischer Hinsicht den Gesteinen des Mittleren Zechsteins sehr nahe steht; er ist auch anhydrithaltig, aber etwas ärmer an An- hydrit, wie diese. Bekanntlich tritt auch in der Fauna dieser Schichten, welche durch das fast völlige Verschwinden der Brachio- poden und durch das Auftreten weniger Arten von Seichtwasser- Conchiferen charakterisirt wird, eine grosse Verwandtschaft zwischen diesen Gesteinen hervor. Diese Verhältnisse beweisen, dass der Zustand des Zech- steinmeeres zur Zeit der Bildung des Platte ndolomits ein ähnlicher gewesen sein muss, wie zur Zeit der Ablagerung des Hauptdolo- mits. Die Verbindung des Zechsteinmeeres mit dem Ocean war in diesen Zeiten keine ganz offene; aber sie war, wie aus dem verhältnissmässigeu Zurücktreten des Anhydrits im Plattendolomit hervorgeht, zur Zeit seiner Entstehung, besonders zur Zeit der Ablagerung des obersten Theils, offener, als zur Zeit der Ab- lagerung des Hauptdolomits. Dieser Beschafienheit des Zechsteinmeeres entspricht auch die Structur des Plattendolomits. An den gleichmässig gefärbten Lagen lässt sich dieselbe an den Bohrkernen nicht erkennen, sondern nur da, wo dunkeles und lichtes Material vielfach mit einander wechselt, am besten an den schwarzen, bituminösen Üeberziigen der Schichten. Es erscheinen au solchem Gestein nahe bei einander liegende, wenige Centimeter oder wenige Millimeter von einander entfernte, unregelmässig- wellige Linien. An dickeren Straten erreichen die flachen Wellen eine Länge von mehreren Centimetern, während sie an dünneren Straten bis zur feinsten Kräuselung herabsinken. Solche Kräuselung vermittelt den Uebergang zur horizontalen Streifung. Diagonalstructur wurde au den Bohrkeruen aus dem Plattendolomit nur an einer Stelle, gleich über dem löcherig zerfressenen Gestein an der Basis ange- troffen, ist also hier nur eine ganz untergeordnete Erscheinung. 80 W. Pbantzen, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Die diagonalgestreifte Lage ist 4 Ceutimeter hoch, die Streifung ziemlich regelmässig ausgebildet und nach ein und derselben Seite hin gerichtet. Die Mächtigkeit des Plattendolomits schwankt in den Bohr- löchern No. 7 und 8 in geringen Grenzen; im Bohrloche No. 7 beträgt sie 22,5 Meter, im Bohrloche No. 8 23,7 Meter, im Mittel also 23,1 Meter. Beim Abbohren der Bohrlöcher erwies sich der Platten- dolomit als etwas klüftig ebenso, wie der Plattendolomit der Oberfläche. Die Entstehung dieser Klüfte rührt wohl hauptsäch- lich von der Auslaugung von etwas Salz und Gyps aus dem Unteren Letten her. Unter dem Plattendolomit folgen an der Erdoberfläche bunte Letten mit etwas Gyps oder Anhydrit und etwas Rauchwacke und ein mächtiges Lager von Anhydrit oder Gyps, Schichteu, welche bei der systematischen Eintheilung der Zechsteingesteine als Unterer Letten und Jüngerer Gyps bezeichnet werden. Zu diesen Gesteinen tritt in der Tiefe der Erde noch das wichtigste und mächtigste Glied der ganzen Zechsteingruppe, das Steinsalz. In dem Bohrloche No. 7 besteht die Abtheilung des Unteren Lettens vom Plattendolomit an bis zum Hauptsalzlager aus folgen- den Gliedern: Meter 1) Dunkeler, theilweise lettiger Thon, ohne Gyps 3,5 2) Vorwiegend rothgrauer, theilweise dun- kel gefärbter Thon mit einigen, wenige Ceutimeter dicken Lageu von Fasergyps 6,5 3) Rother, ziemlich plastischer Thon mit einigen bis zu 1 Ceutimeter dickeu Lagen von Fasergyps 4,1 4) Rothgrauer Thon mit Einschlüssen von Dolomit 0,2 Latus 14,3 und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern hei Kaiseroda. 81 Meter Transport 1 4,3 5) Vorwiegend ro thgrau er, theil weise dunkler Thon 2,9 6) Rother Thon mit 2 Fasergypslagen, eine von 4 Centimeter Dicke 0,1 7) Dunkler Thon mit zahlreichen dünnen Lagen und Adern von Fasergyps . . . 0,7 8) Dunkler Thon mit Einschlüssen von Gyps und Dolomit 0,25 9) Rothgrauer Thon mit etwas Gyps und Dolomit 0,05 10) Dunkler Thon mit Gyps und Dolomit 0,4 11) Röthlicher Thon mit etwas Gyps . . . 0,2 12) Theils röthlich, theils dunkel gefärbter Thon mit sehr vielen dünnen Lagen von Gyps 0,6 13) Röthlichgrauer, etwas dunkler Thon mit wenig Gyps 0,8 14) Grauer, wenig dunkler Thon .... 0,2 15) Dunkler Thon mit etwas porigem Dolomit 0,25 16) Dunkler Thon gemengt mit Dolomit . 0,15 17) Dunkler Thon mit etwas Anhydrit . . 0,05 18) Dunkler Thon mit viel Anhydrit und etwas Dolomit 0,2 19) Dunkler Thon mit etwas Gyps . . . 2,35 20) Dunkler Thon mit Dolomiteinschlüsseu 0,5 21) Dunkler Thon mit porigem Dolomit . 0,5 22) Dunkler, plastischer Salzthon mit vielen Anhydriteinschlüssen 2,0 23) Dunkler, grösstentheils plastischer Salz- thon 2,8 24) Dunkler Salzthon, verwachsen mit An- hydrit 1,2 Latus 30,50 Jahrbuch 1894. 6 82 W. Frantzen, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Meter Transport 30,50 25) Dunkler Thon mit etwas Anhydrit . , 3,0 26) Anhydrit verwachsen mit Steinsalz . . 0,5 27) Rothes Steinsalz 1,25 28) Graues, durch Bitumen oft dunkelstreifi- ges Steinsalz 3,45 29) Fester, geschlossener Anhydrit mit eini- gen, wenigen Salzknoten 7,3 30) Dunkler Salzthon 1,0 31) Anhydrit und Steinsalz in dünnen Lagen wechselnd 0,5 32) Dunkelrother Salzthou 5,5 Summa 53,00 In den übrigen Bohrlöchern ist die Zusammensetzung dieser Schichtengruppe eine ganz ähnliche, aber sie zeigen, wie aus nachstehender Tabelle, in welcher die in den Bohrlöchern 6, 7 und 8 durchbohrten Schichten nach den Angaben der Bohrregister aufgezählt sind, hervorgeht, bedeutende Schwankungen in der Mächtigkeit der einzelnen Lager, die besonders gross beim Stein- salz sind. Mächtigkeit der Schichten im Bohrloch No. 6 Meter Bohrloch No. 7 Meter Bohrloch No. 8 Meter Verschiedenfarbige Letten . . 27,50 34,0 26,91 Steinsalz 0,2 4,7 — Anhydrit 0,65 — - Steinsalz 0,4 — — Anhydrit 10,0 7,3 6,82 Letten .’ 2,5 1,0 4,0 Anhydrit 0,5 0,5 1,0 Dunkelrother Letten .... 7,2 5,5 6,76 Summa 48,95 53,0 45,49 und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 83 Hiernach hat also die Abtheiluug des Unteren Lettens mit Ausschluss des Hauptsalzlagers eine durchschnittliche Mächtig- keit von 49,14 Meter. Davon kommen auf die lettigen Schichten durchschnittlich 38,45 Meter, auf die Steinsalzschichteu 1,77 Meter und auf die Anhydritschichten 8,92 Meter. Rechnet man, dass in den lettigen Schichten 3,5 Meter Anhydrit, 1,5 Meter Dolomit und 1 Meter Salz vorhanden sei, so ist die Abtheilung des Unteren Lettens mit dem Jüngeren Gyps durchschnittlich zusammengesetzt aus : 32,45 Meter Letten, 12,42 » Anhydrit, 1,50 » Dolomit, 2,77 » Steinsalz. Bei völliger Auslaugung des Steinsalzes und des Anhydrits würden also für den Untei’en Letten 33,95 Meter Residuen übrig bleiben. Es besteht also der Untere Letten oben hauptsächlich aus klastischem Material, aus Thon mit wenig Gyps und Dolomit (Lage 1 — 25 des Bohrlochs No. 7); tiefer wird dasselbe durch Ablagerungen von chemisch aus dem Wasser ausgeschiedeneu Mineralien, von Anhydrit und Steinsalz verdrängt (No. 26 — 31), worauf unten wieder ein ansehnliches Lager von klastischem Material, von rothem Thon (No. 32) folgt. Darunter lagert dann die Hauptmasse des Steinsalzes. Der Thon dieser Schichtenreihe ist mehr oder weniger plastisch, oft in hohem Grade. Er bläht sich bei Berührung mit Wasser grösstentheils stark auf und muss daher bei der Anlage von Schächten durch starke Mauerung oder Cuvelage gut abge- schlossen werden. In den tieferen Lagen wird er salzhaltig, in- dem sich mehr oder weniger zahlreiche Salzknoten darin ein- stellen. Solcher Thon, der Salzthon der Salinisten, ist in der Tabelle unter dieser Bezeichnung aufgeführt. Der Dolomit findet sich in der Abtheilung des Unteren Lettens hauptsächlich in dem oberen Theile; nach unten hin wird er durch den schwefelsauren Kalk allmählich verdrängt. G* 84 W. pRANTZEN, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Er bildet theils dünne Schichten, theils ist er im Gestein in Form von Flocken und unregelmässig geformten grossen und kleinen Knollen enthalten. Sein Antheil au der Zusammensetzung des Unteren Lettens ist nur gering; er wurde oben zusammen auf IV2 Meter geschätzt. Bei der Auslaugung des Unteren Lettens muss aus diesem Dolomit Asche und Rauchwacke werden. Die chemische Untersuchung eines Handstücks des dolomiti- schen Gesteins aus der Lage No. 8 des Schichtenverzeichnisses des Bohrlochs No. 7, welche von Hrn. Dr. Adolph Lindner im Laboratorium der Königlichen Bergakademie zu Berlin ausgeführt worden ist, hat eine Zusammensetzung ergeben, welche von der- jenigen der gewöhnlichen Dolomite auffallend abweicht. Das Gestein enthält weit mehr kohlensaure Magnesia, als zur Bildung normaler Dolomite erforderlich ist. Die Untersuchung ergab: CaO . . . 24,59 MgO . . . 18,32 Si O2 . . . 1,72 SO3 ... 22,87 CO2 ... 23,65 P2O5 . . . 0,08 91,23 Spec. Gewicht 2,855. Die Basen und Säuren sind im Gestein verbunden zu: 0,18 phosphorsaurem Kalk (entsprechend 0,19 pCt. Apatit), .33,88 schwefelsaurem Kalk, 38,47 kohlensaurer Magnesia, 15,14 kohlensaurem Kalk, 1,72 Kieselsäure, Summa 94,39. Bei der Berechnung ergiebt sich, dass zur Sättigung des Kalks 3,16 pCt. Kohlensäure mehr gehören, als die Analyse augiebt. Es bleibt daun immer noch ein Verlust von 5,6 pCt., und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 85 der vermuthlich daher rührt, dass in dem Gestein etwas Gyps enthalten war, dessen Wassergehalt beim Erhitzen des Gesteins- pulvers verschwand. Nimmt man nun an, dass in der That der ganze Verlust von 5,6 pCt. so entstanden sei, so müssen in dem Gestein 21,13 pCt. schwefelsaurer Kalk mit diesen 5,6 pCt. Wasser zu 26,73 pCt. Gyps verbunden gewesen sein. Der Rest von 17,75 pCt. schwefelsaurem Kalk wäre also in dem Gestein noch als Anhydrit enthalten. Der kohlensaure Kalk bildet mit einem Theile der kohlen- sauren Magnesia normalen Dolomit nach der Formel: CaCOs -h MgCOs und nimmt davon 12,71 pCt. in Anspruch. Es bleibt dann noch ein ansehnlicher Ueberschuss von 25,76 pCt. kohlen- saurer Magnesia übrig. Es enthält also das Gestein : 0,19 Apatit, 26,73 Gyps, 17.75 Anhydrit, 27,85 Dolomit, 25.76 Magnesit, 1,72 Kieselsäure, Summa 100,00. Der schwefelsaure Kalk tritt in der Abtheilung des Unteren Lettens oben noch in derselben Weise auf, wie im Bröckel- schiefer. Er bildet auch hier dünne, meistens nur ein Paar Centimeter mächtige Lagen von Fasergyps; jedoch sind sie hier viel häufiger, wie dort. Auch durchschwärmt dieser Gyps das Gestein hie und da unregelmässig in zahlreichen Adern. In dem tieferen Theil der Ablagerung aber, wo er unter Verdrängung der kohlensauren Erdsalze sich zu mächtigen Lagern concentrirt, erscheint er in grösserer Tiefe noch in seiner ursprünglichen Gestalt als Anhydrit, während er in denjenigen Bohrlöchern, in welchen er weniger tief unter Tage Hegt, mehr oder weniger in Gyps umgewandelt ist. Es ist diese Umwandlung des Anhydrits in Gyps eine vom practischen Bergmanne beim Salzbergbau wohl zu beachtende Er- 8ß W. Frantzen, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung scheinung, da sie auf das Eindringen von Wasser in die Tiefe hinweist. Wie die Zusammensetzung beweist auch die Structur der Letten, dass diese Schichten Ablagerungen eines flachen, vom Ocean ziemlich stark abgeschnürteu Meerestheiles sind. Wo die Thone nicht durch Aufquellen in ihrer Form stark verändert sind, sieht man, dass die Oberfläche der Schichten theils eben, theils wellig ist. Die Höhe der Wellen ist im Vergleich zu ihrer Länge gering, wie dies bei den Wellen ruhiger Wasserbecken der Fall zu sein pflegt. Es wurden u. A. Wellen mit 10 Centimeter Wellenlänge und IV2 Centimeter Wellenhöhe gemessen. Es ist bekannt, dass man in der Umgebung des Harzes und bei Stassfurt ein jüngeres und ein älteres Salzlager von einander unter- scheidet. Wenn mau das Schichtenprofil von Kaiseroda mit Profilen der nördlichen Gegenden vergleicht, so kann man nicht zweifeln, dass das bei Kaiseroda ira Unteren Letten über dem mächtigen rothen Thonlager vorkommende Steinsalz das Jüngere Salzlager von Stassfurt, und das bei Kaiseroda unter dem rothen Letten liegende mächtige Salzlager das Aeltere Salzlager der Stassfurter Gegend ist. Bei Stassfurt und am Harze findet sich über dem Haupt- steinsalzlager überall ein ansehnliches Lager von Thon, darüber in grosser Mächtigkeit Anhydrit oder Gyps; dann folgt an vielen Orten das Jüngere Salz. Genau so liegen die Verhältnisse bei Kaiseroda, nur mit dem Unterschiede, dass das Jüngere Salzlager hier nur wenig mächtig ist, während es nördlich vom Thüringer Walde oft zu bedeutender Mächtigkeit anschwillt. Gerade so verhält es sich auch mit dein getreuen Begleiter des Steinsalzes, dem Anhydrit, der auch im nördlicheren Deutschland eine viel grössere Mächtigkeit erreicht, wie am Thüringer Walde. Das Aeltere, in der Umgebung des Harzes so mächtig an- schwellende Salzlager erreicht auch am Thüringer Walde noch eine grosse Mächtigkeit, wie sie wohl von Niemand hier ver- muthet worden ist. Sie schwankt nach den Ergebnissen von 5 Bohrungen zwischen 216,8 und 241,6 Meter, beträgt also im Mittel 228,1 Meter. Da die Zusammensetzung der Ablagerung in allen Bohr- ixnd der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 87 löchern eine ziemlich ähnliche ist, so genügt es für den Zweck dieser Arbeit, das Profil der Schichten in einem Bohrloche, in dem Bohrloche No. 7, zu untersuchen. Die Ablagerung ist hier von oben nach unten, wie folgt, zusammengesetzt: Meter 1) Graues Steinsalz mit ziemlich vielen bitu- minösen Streifen 25,5 2) Röthliches Steinsalz mit einigen, aber nur sehr dünnen Streifen von dunklem Letten 19,1 3) Anhydrit verwachsen mit Steinsalz . . 0,1 4) Röthliches Steinsalz 2,0 5) Anhydrit mit eingewachseuem Steinsalz 1,8 6) Graues Steinsalz mit bituminösen Streifen in grösseren oder kleineren Abständen . 8,0 7) Sehr dunkel gefärbter Anhydrit mit ein- gewachsenen Steinsalzkrystallen ... 0,2 8) Graues Steinsalz , oben mit sparsam vertheilten dunklen, bituminösen Streifen, unten heller gefärbt 11,8 9) Sehr wenig grau gefärbtes, unten immer klarer werdendes Steinsalz 10,0 10) Wasserhelles Steinsalz, das reinste der ganzen Ablagerung 2,0 11) Graues, fast klares Steinsalz .... 4,0 12) Kalisalz. Es ist dies das obere Kalisalz- lager der Ablagerung, welches ebenso, wie das untere Lager im Bohrloche No. 7 stark verkümmert ist 2,0 13) Graues Steinsalz mit zahlreichen bitu- minösen Streifen. An den Bohrkernen dieser Region zeigen sich nach längerem Liegen an der Luft an den dunkelen Ringen häufig Ausblühungen von Bitter- salz, welche von einem Gehalte des Ge- steins an Kieserit herrühren .... 46,0 Latus 132,5 88 W. Frantzen, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Meter Transport 132,5 14) Sehr schwach röthlich gefärbtes Steinsalz 8,25 15) Kalisalz, das untere Lager 1,5 16) Schwach röthliches Steinsalz mit 6,7 bis 8,7 pCt. schwefelsaurem Kali .... 0,75 17) Blass-röthliches Steinsalz mit 0,25 bis 4,72 pCt. schwefelsaurem Kali .... 1,5 18) Blass-röthliches Steinsalz 4,0 19) Blass-röthliches Steinsalz mit etwas ein- gewachsenem Anhydrit 2,0 20) Röthliches Steinsalz, hie und da mit massig dunklen Streifen 4,0 21) Theils röthliches, theils graues Steinsalz mit sparsamen dunklen Streifen . . . 14,5 22) Graues Steinsalz mit wenigen dunklen Streifen 22,5 23) Graues Steinsalz mit zahlreichen, recht dunklen Streifen 14,0 24) Graues Steinsalz mit nicht vielen dunklen Streifen 16,0 25) Theils klares, theils grau gefärbtes Stein- salz mit einigen dunklen Streifen . . . 4,4 Summa 225,90 Wie aus dieser Uebersicht hei'vorgeht, ist der Aufbau des Hauptsalzlagers bei Kaiseroda ein ganz anderer, als bei Stassfurt. Während sich dasselbe bekanntlich bei Stassfurt in der Weise gliedert, dass sich die verschiedenen Salze von unten nach oben nach dem Grade ihrer Löslichkeit ordnen, so dass man hiernach dort die 4 Abtheilungen der Anhydrit-, Polyhalit-, Kieserit- und der Carnallit-Region unterscheidet, findet sich bei Kaiseroda das Kalisalz im Steinsalze eiugeschlossen, das untere Lager sogar in einem recht tiefen Niveau. Für die Kieserit- und Polyhalit-Region ist bei Kaiseroda kein Aequivalent vorhanden, und nur die beiden anderen Regionen sind hier vertreten, beide aber auch in einer und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 89 von dem Stassfiirter Vorkommen sehr verschiedenen Ausbildung, auf welche die Bezeichnung Anhydrit- und Carnallit-Region nicht mehr recht passt. Während bei Stassfnrt das Aeltere Salzlager bekanntlich in ge- ringen Abständen regelmässig von dünnen Anhydritschnüren durch- zogen ist, fehlen dieselben bei Kaiseroda auch im Aelteren Stein- salz, so dass das Lager in dieser Hinsicht dem Jüngeren Steinsalz- lager der Stassfurter Gegend gleicht. Nur im obersten Theile des Hauptsalzlagers von Kaiseroda finden sich einige dünne Streifen und auch einige mächtigere, in dem Schichtenverzeichniss ange- gebene Lager von Anhydrit. Sie haben hier aber nicht die Be- deutung der Anhydrit- Jahresringe des Stassfurter Lagers als mit der allmählichen Steinsalzbildung Hand in Hand gehende, periodi- sche Absätze, sondern sie erscheinen bei Kaiseroda als Ueber- gangsschichten vom Steinsalz zum Anhydrit. In der Hauptmasse des Steiusalzlagers kommt Anhydrit fast nur in Gestalt von Körn- chen und Flocken vor, die auch nur sparsam darin erscheinen. Eine Erscheinung, welche einige Aehnlichkeit mit den Jahres- ringen des Stassfurter Hauptsalzlagers hat, und auch auf periodische Einflüsse deutet, sind die in dem Schichtenverzeichniss erwähnten dunklen Streifen im Steinsalz. Sie rühren von etwas Bitumen her, welches in den grauen Varietäten des Steinsalzes in höchst feiner Vertheilung verbreitet ist und diesem Salze seine trübe Fär- bung verleiht. Von Strecke zu Strecke häuft sich das Bitumen im Salze mehr au, so dass es einige Finger- oder Handhoch ziemlich dunkel, selbst schwarz gefärbt erscheint. Die dunkele Färbung ist nicht scharf abgesetzt, sondern sie schattirt sich all- mählich ab. Alle diese duukeleu Streifen laufen mit einander parallel und ohne Zweifel auch parallel mit der Schichtung, welche fast nur an dem Wechsel der Farben erkennbar ist. Sie kommen in manchen Theilen des Steiusalzlagers in den grauen Partien in grosser Anzahl vor, erscheinen aber darin an anderen Stellen nur in weiten Abständen von einander. Im rothen Salz fehlen sie in der Regel ganz; sie finden sich darin nur an den Stellen, wo dasselbe in graues Salz übergeht. Die Färbung des rothen Salzes ist nur wenig intensiv, höch- 90 W. Frantzen, Der Zeclistein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung stens rosenroth. Sie rührt ohne Zveifel von einer Beimischung von etwas Eisenoxyd her, die aber so gering ist, dass dieselbe nach der Auslaugung des Salzes nur einen sehr geringen Rück- stand liefern würde. Ueberhaupt ist das Aeltere Salzlager bei Kaiseroda so frei von anderen Substanzen, dass bei völliger Auslau- gung des Salzes und des Anhydrits schwerlich mehr als 1 Meter Rückstand bleiben würde. In Bezug auf die chemische Zusammensetzung des eigent- lichen Steinsalzes lassen sich an demselben äusserlich nur wenig Unterschiede wahrnehmen. Man bemerkt nur, dass die Bohr- kerne nach längerem Liegen an der Luft ringförmige, schmale Ausblühungen von Bittersalz zeigen, besonders an den dunkelen bituminösen Stellen. Sie deuten, wie bereits oben bemerkt wurde, auf einen Gehalt von Kieserit an solchen Stellen hin. Chemische Analysen der Salzkerne aus den Bohrlöchern von Kaiseroda liegen in grosser Anzahl vor; sie haben aber lediglich den Zweck verfolgt, festzustellen, wie viel Kali das Gestein ent- hält und ob das Kali mit Chlor oder mit Schwefelsäure verbunden ist. Dabei hat sich ergeben, dass ausser in den eigentlichen Kali- lagern und ihrer nächsten Umgebung in der ganzen Steinsalzpartie zwischen den Kalilagern etwas Kali vorkommt. Der Gehalt des Steinsalzes daran schwankt zwischen 1/2 und 5 pCt. In dem Bohr- loche No. 7 ist das Kali dieser Region an Schwefelsäure gebunden, also kainitischer Natur, doch kommen daneben auch Chlorkalium- Verbindungen vor; ebenso ist es beim Rohrloche No. 8; dagegen tritt das Kali im Bohrloche No. 6 hier in Verbindung mit Chlor auf. Die an Kalisalzen reichen Schichten, die eigentlichen Kali- salzlager, erscheinen in allen Bohrlöchern so gleichmässig dem Steinsalz eingeschaltet, dass man nicht daran zweifeln kann, dass dieselben in dem von den Bohrlöchern aufgeschlossenen Terrain regelmässige, zusammenhängende Lager im Steinsalze bilden. Die Mächtigkeit dieser beiden Lager schwankt in den ver- schiedenen Bohrlöchern in ziemlich weiten Grenzen; das obere ist nach dem Durchschnitt von 4 Bohrlöchern, welche genaue Resul- tate ergeben haben, 9,5, das untere 4 Meter mächtig. Ausserdem kommt, aber nur in dem Bohrloche No. 6, noch und der Untere Buntsandstein in den Bolirlöchern bei Kaiseroda. an einer dritten Stelle Kalisalz in grösserer Menge vor. Diese Stelle befindet sich in 16,8 bis 19,5 Meter unter dem unteren Kalisalzlager; der Gebalt des Steinsalzes an Kali beträgt hier 18,64 pCt. Das Kalisalz ist in den beiden Kalisalzlageru von Kaiseroda, wie überall, mehr oder weniger mit Steinsalz verwachsen. Auch Kieserit findet sich hier in dem Gestein in grösserer Menge, wie aus den Ausblühungen von schwefelsaurer Magnesia an den Bohr- kernen hervorgeht. Eine ebenso merkwürdige Abweichung von den Verhältnissen bei Stassfurt, wie in dem Bau der Ablagerung, zeigt sich auch in dem Charakter der Kalisalze der beiden Lager. In dem oberen Kalisalzlager tritt das Kalisalz in den meisten Bohrlöchern in Form von Kainit auf, neben welchem jedoch auch Chlorkalium vorkommt. In dem Bohrloche No. 3 wurde dagegen in diesem Horizonte Carnallit angetroffen und mit demselben auch eine ansehnliche Lage von Sylvin. In dem unteren Kalisalzlager von Kaiseroda ist dagegen das Kalisalz in den meisten Bohrlöchern Carnallit, zu dem sich auch mehr oder weniger Sylvin gesellt. Aber auch hier ist der Charakter des Salzes nicht überall der gleiche; in dem Bohrloche No. 7 wurde in diesem Horizonte statt des Carnallits Kainit angetrofilen. Es wird bekanntlich angenommen, dass der Kainit des Stass- furter Lagers keine ursprüngliche Bildung sei, sondern dass sich ursprünglich Carnallit gebildet habe, aus dem der Kainit erst nach- träglich entstanden sei. Man erklärt diese Umwandlung des Car- nallits in Kainit so, dass man annimmt, es habe sich aus dem Carnallit und dem mit ihm vorkommenden Kieserit unter Einwir- kung von Wasser Kainit, Sylvin und Chlormagnesium gebildet. In ihrer Anwendung auf das Stassfurter Lager, in welchem der Kainit als Hut des Carnallits erscheint, ist diese Erklärung ohne Zweifel richtig; auf das Lager von Kaiseroda lässt sie sich aber nicht anwenden; denn die beiden Kalisalzlager liegen hier tief im Stein- salz und von demselben so umschlossen, dass eine Einwirkung von Wasser auf dieselben nach der Bildung des Salzlagers als ausgeschlossen erscheint. Wir müssen daher anuehmen, dass der 92 W. Frantzen, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Kainit bei Kaiseroda unmittelbar aus dem Meerwasser ausge- schieden worden ist. Der Gehalt der beiden Kaiserodaer Kalisalzlager an Kali schwankt in den einzelnen Lagen in sehr weiten Grenzen. Es sind sowohl in den carnallitischen , wie in den kainitischen Lagern Schichten vorhanden, in denen die Masse fast aus reinem Carnallit oder Kainit besteht, während in anderen Lagen der Gehalt an solchen Salzen nur gering ist. In manchen Schichten steigt der Prozentsatz an Chlorkalium und an Kaliumsulfat sogar noch höher, als wie in dem reinen Carnallit und Kainit, das Chlorkalium in den Carnallitlagern bis auf 36,77 pCt. und das Kaliumsulfat in den Kainitlagern sogar bis auf 40,91 pCt. Dieses Mehr an Kali ist ohne Zweifel auf eine Beimischnng von Sylvin, den man in dem Gestein oft ohne Weiteres erkennen kann, und von Pikro- merit zurückzuführen. Der Mittlere Zechstein, diese durch die Unbeständigkeit in der Zusammensetzung ihrer Glieder ausgezeichnete Abtheilnng, enthält an der Oberfläche der Erde neben Lagern von Anhydrit oder Gyps, Dolomit und dolomitischen Kalksteinen auch eine An- zahl von Gesteinen, welche die Spuren grosser Veränderungen an sich tragen. Diese Gesteine, die Zellenkalke, Rauchwacken, die blasigen Stinksteine und die Aschen hat man gewöhnlich für Re- siduen ausgelaugter Gypslager in dem Sinne erklärt, dass man annahm, dieselben seien die in Wasser unlöslichen Rückstände zerstörter Anhydrit- oder Gypslager. Die Vergleichung der Schich- ten des Mittleren Zechsteins in der Tiefe der Erde bei Kaiseroda mit den gleichen Schichten an nicht weit davon entfernten Stellen an der Oberfläche hat jedoch ergeben, dass nur ein Theil dieser Ge- steine, welche in der Reihe der Zechsteinablagerungen keine grosse Rolle spielen, Gypsresiduen in dem angegebenen Sinne sind, dass aber ein anderer Theil derselben aus Gesteinen hervorgegangen ist, welche aus Anhydrit, Dolomit oder dolomitischem Kalk zusammen- gesetzt waren in einem solchen Verhältnisse, dass Dolomit und dolomitischer Kalk im Allgemeinen die Hauptmasse des Gesteins bildeten. und der Untere Buntsandstein in den Boliiiüclieiu bei Kaiseroda. 93 Zu den eigentlichen Gypsresiduen gehört derjenige Theil der Aschen, welcher nicht aus Dolomit durch Zerfallen desselben her- vorgegangen ist, sondern aus den in deu Anhydritlagern vor- kommenden Beimengungen von dolomitischer Masse. Sie stellen sich als lockere, gewöhnlich gelb gefärbte, erdige Anhäufungen dar; ferner gehört dazu auch ein Theil der Zelleukalke, soweit sie aus den in den Anhydritlageru vorkommenden Schichten von Do- lomit hervorgegangen sind. Dagegen stammen die löcherigen Rauchwacken und die bla- sigen Stinksteine von anhydritführenden Dolomiteu oder dolomiti- schen Kalken ab, an welchen der Anhydrit gewöhnlich gegen den Dolomit zurücktrat. Das Muttergesteiu der Rauchwackeu sind Dolomite oder dolo- mitische Kalke gewesen, welche mehr oder weniger Anhydrit in Gestalt von Knollen oder Körnern enthielten, aus welchen durch Zerstörung des Anhydrits die Löcher und Poren dieser Gesteine hervorgegangen sind. Die starke Zertrümmerung und Verwurstung, welche man so häufig an diesen Gesteinen wahrnimmt und welche die Veranlassung gewesen ist, dieselben für Gypsresiduen zu halten, beruht nicht auf Auslaugung von Anhydrit resp. Gyps aus dem Gestein selbst, sondern sie hat ihren Grund in der Aus- laugung der diese Gesteine begleitenden Anhydrit- und Steinsalz- lager. In Folge solcher Vorgänge brachen die über diesen Lagern liegenden anhydritführenden Dolomite zu einem Haufen von Trüm- mern zusammen, welche später mehr oder weniger wieder ver- kittet und durch Einwirkung des in deu Klüften des Gesteins circulirenden Wassers mehr oder weniger krystalliuisch wurden. Auch die blasigen Stinksteine der Oberfläche sind, wie die bei Kaiseroda aus der Tiefe heraufgeholtc u Bohrkerne des ur- sprünglichen Gesteins zeigen, keine eigentlichen Gypsresiduen, sondern sie sind eine Art von Rauchwacke und ebenfalls aus einem auhydritführeuden dolomitischen Gesteine hervorgegangen, welches sich dadiu’ch von dem Muttergesteiu der Rauchwackeu unterscheidet, dass der Anhydrit darin nur sehr kleine Knoten bildet und dass die Gemeugtheile des Gesteins in regelmässiger. 94 W. Fraxtzkn, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung sehr eigenthümlicher Weise mit einander verbunden sind. Das Gestein ist sehr lehrreich und verdient eine ausführliche Be- sprechung. Auf dem Querbruche erscheint die Grundmasse des Gesteins, in welcher mehr oder weniger zahlreiche Anhydritknötchen liegen, ziemlich dunkel gefärbt, während sie auf der Oberfläche der glatt abgedrehten Bohrkerne eine viel lichtere Färbung zeigt. Auf derselben erkennt man mit blossen Augen eine feine, undeutliche Bänderung, welche von winzigen, regelmässig mit einander wech- selnden Schichten von dunkler und hellerer Färbung herrührt. Sehr schön tritt der Wechsel verschieden gefärbter Lagen hervor, wenn man einen Bohrkern kurze Zeit mit verdünnter Salzsäure ätzt. Die lichteren Lagen nehmen dann eine viel hellere, weiss- graue Färbung an ; sie treten nun vor den dunklen Lagen , die etwas vertieft erscheinen, etwas hervor und zeigen nach der Be- handlung mit Säure ein etwas lockeres Gefüge, während die dunklen Lagen nach wie vor dicht erscheinen. Die Säure hat offenbar aus den weissgraueu Lagen einen Theil der Substanz aus- gelaugt. Das Verhältniss der Dicke der grauen und dunklen Schichten ist an den verschiedenen Bohrkernen ein sehr verschiedenes; an manchen Stücken sind die dunklen viel dicker, wie die lichten, an anderen ist es umgekehrt. Manchmal sinkt die Dicke der hellgrauen Lagen bis zur Stärke eines feinen Papierbogens herab; sie verlieren dann auch wohl streckenweise ihren Zusammenhang. Ganz ähnlich verhalten sich auch die dunklen Lagen, wenn sie dünner werden, als die hellgrauen. Man zählt auf einen Centi- meter Höhe etwa 20 — 60 einzelne Lagen, und zwar ist ihre Zahl um so grösser, je mehr die dunklen Lagen gegen die lichtgrauen an Stärke zurücktreten. Die an dem Gestein mit blossen Augen sichtbaren Auhydrit- knoteu sind schneeweiss bis bläulichweiss gefärbt und durch- schnittlich 2 — 3 Millimeter gross. Sie bestehen, wie man unter dem Mikroskop erkennt, ans winzigen Kryställcheu von Anhydrit, die oft dieselbe Anordnung zeigen, welche man bei den eruptiven Gesteinen als fluidale bezeichnet, ohne Beimischung von Calcit lind der Untere ßnntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 95 oder Dolomit. Sie enthalten in frischem Zustande keinen Gyps, in den sie jedoch an ihrer Oberfläche in Berührung mit feuchter Luft bald übergehen. Die dunklen und lichtgrauen Schichten setzen entweder au den Knoten ab, oder sie ziehen sich über die- selben hinweg, indem sie sich dabei in der Regel gegen den Scheitel der Knoten hin erheblich verschmälern. Merkwürdiger Weise keilen sich dabei die dunklen Lagen gegen den Scheitel hin häufig aus, während die sich verschmälerndeu grauen Lagen sich zu einem einzigen Bande vereinigen. Die Anhydritkuoten stehen in einem engen Zusammenhänge mit den lichtgraueu Schichten, indem sie dieselben in der Regel berühren. Man erkennt dies am deutlichsten an solchen Stücken, an welchen die lichtgraueu Schichten sehr dünn sind. Kleinere Knoten werden von der lichtgrauen Substanz häufig ganz um- schlossen. Aus diesen Umständen geht hervor, dass die Bildung der weissen Anhydritkuoten hauptsächlich in diejenigen Zeitabschnitte fällt, in welchen sich die weissgrauen Schichten am Meeresgründe absetzten. Sie können sich nicht am Meeresgründe gebildet haben, da sich sonst Beimischungen des dort lagernden Schlammes darin vorfinden müssten; sie sind offenbar in ähnlicher Weise, wie die Graupeln bei einem Hagelwetter in. der Luft, freischwebend im Meerwasser entstanden und daraus langsam zu Boden gefallen. Zur Bestimmung der Substanz der dunklen und hellen Schichten des Gesteins sind von mir einige Proben desselben au das unter Leitung des Herrn Professor Rosenbusch in Heidel- berg stehende mineralogisch -geologische Institut gesandt worden, in welchem das Gestein durch Herrn Professor Rosenbusch und Herrn Dr. Hans ThÜrach einer genauen Untersuchung unter- zogen worden ist. Ich gebe hier den grössten Theil des von Herrn ThÜrach abgefassten Berichts über das Resultat derselben im Wortlaut wieder: »Behandelt man ein Stück des Gesteins etwas länger mit ganz verdünnter kalter Salzsäure, so treten die helleren, 0,1 bis 0,5 Millimeter breiten Ringe bis 1 Millimeter hoch heraus, ehe sie zerfallen. Sie bestehen dann ans einem locker verfestigten, 96 W. Frantzun, Der Zechstein in seiner ursin-ünglichen Zusammensetzung leicht abschabbaren feinen Pulver, welches sich beim Erwärmen mit Salzsäure grösstentheils unter Kohlensäure-Entwickelung löst. Das Mikroskop lässt erkennen, dass dieses feine Pulver aus Körnchen und ßhomhoedern von Dolomit besteht, welche nur 0,005 — 0,02 Millimeter Grösse besitzen. Denselben erscheinen Täfelchen von Anhydrit und Körnchen von Quarz beigemengt. Behandelt man das Gestein längere Zeit mit Salzsäure, so zerfällt es unter Lösung des kohlensauren Kalkes vollständig in bis mehrere Millimeter grosse Körnchen von Anhydrit und in ein feines Pulver von bräunlich -grauer Färbung, während die dem Gestein beigemengte Thonsubstauz und Bitumen grösstentheils in der Flüssigkeit suspendirt bleiben. Dieses feine Pulver besteht wesentlich aus Körnchen von Quarz, Körnchen und Rhomboederchen von Dolomit, rechteckigen und durch die Behandlung mit Salzsäure abgerundeten Körnchen von Anhydrit und vereinzelten, bis 0,2 Millimeter grossen Blättchen von Glimmer. Durch weitere Behandlung mit warmer verdünnter Salzsäure lassen sich Dolomit und Anhydrit entfernen und es bleibt dann noch ein reichlicher bräunlich -grauer Rückstand, welcher zum weitaus grössten Theil aus kleinen, meist 0,02 — 0,06 Millimeter grossen, abgerundeten bis eckigen Körnchen von Quarz besteht. Die bräunliche Färbung desselben ist durch anhaftendes Bitumen bedingt, da sich das Pulver beim Glühen weiss brennt. Schlämmt man dieses Quarzpulver, so findet man von specifisch schweren Mineralien noch ziemlich zahlreich Körnchen und Kryställchen von Zirkon und Säulchen von Turmalin, selten Körnchen von Rutil. In einem quer zur Schichtung hergestellteu DünnschlilF be- merkt man schon mit blossem Auge ausser den klar durchsich- tigen Anhydritbutzen in der übrigen Gesteinsmasse die an den angeätzten Stücken deutliche Bänderung. Nunmehr aber erscheinen die an den angeätzten Stücken dunkleren kalkigen Partien heller und stärker durchsichtig, als die etwas dunkleren und schmäleren dolomitischen Bänder. Das Mikroskop lässt in Bezug auf diese Bänderung erkennen, id der Untere Buutsandstein in den Bolirlöchern bei Kaiseroda. 97 dass die dolomitischen Lagen von 0,1 — 0,5 Millimeter Breite etvras kleineres (0,005 — 0,02 Millimeter) Korn besitzen, als die kalkigen, 0,1 bis über 1 Millimeter breiten Lagen mit 0,005 — 0,05 Milli- meter Korngrösse. Thon nnd Bitumen finden sieb in beiden Lagen, stellenweise in den dolomitischen vielleicht etwas reich- licher. Ebenso findet mau Qnarzkörnchen nnd Körnchen und Kryställchen von Anhydrit im kalkigen und dolomitischen Autheil. Das Mikroskop zeigt ferner, dass die kalkigen und dolomitischen Bcänder sich nur unscharf von einander abgrenzen. Jedenfalls ist in den dolomitischen Lagen auch noch viel Kalkspath ein- gewachsen. Die Auhydritbutzen bestehen meist nur aus Anhydrit und zeigen einen krystallinischen Aufbau in der Weise, dass meist 0,01 — 0,2 Millimeter grosse rechteckige Kryställchen in einer krystallinischen Masse von unregelmässig umgrenzten kleinen und bis 0,1 Millimeter grossen Körnchen liegen. Ausserdem beobachtet man im kalkigen Theil des Gesteins einzelne bis zu 1 Millimeter grosse Individuen von Anhydrit, welche theils rechteckige Umrisse erkennen lassen, theils unregelmässig umgrenzt sind. Diese ein- zeln liegenden Individuen schliessen sehr häufig Körnchen von Kalkspath ein und in einzelnen Fällen erscheinen sie auch auf den Spaltflächen des Anhydrits augesiedelt, so dass hier wohl eine Verdrängung des Anhydrits durch Kalkspath vorliegt. In manchen kleinen Butzen erscheint vorwiegend Kalkspath, und Anhydrit nur in der Mitte ; andere von rundlicher oder linsen- förmiger Umgrenzung bestehen aus Kalkspath und lassen nach der Anordnung der Individuen einen drusenförmigen Aufbau er- kennen. Zu erwähnen bleibt noch ein Gemengtheil des Gesteins, nämlich Zinkblende. Sie erscheint im Dünnschliff in mehreren 0,1 — 0,7 Millimeter grossen Körnchen von gelber Farbe, im auffallenden Lichte fast opak, im durchfallenden an zahlreichen Stellen durchsichtig, hoch- lichtbrechend und isotrop. Auch an den Gesteinsstücken beobachtet man diese gelben diamantglänzenden Körnchen mit einzelnen wenig deutlichen 7 Jahrbuch 1894. 98 W. Fuantzen, Der Zeclistein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Krystallflächen imd bis 1 Millimeter gross. Sie liessen sich leicht isolireu, entwickeln mit Salzsäure SchwefelwasserstofF und die Lösung enthält Zink, sodass jeder Zweifel ausgeschlossen ist«. Ich kann mich mit der vorstehenden Darstellung des Herrn ThüraCII nach Prüfung seiner Präpai’ate im Allgemeinen einver- standen erklären. Jedoch möchte ich dazu bemerken, dass es mir nicht als ausgeschlossen erscheint, dass in den dolomitischen Lagen neben Dolomit mitunter auch Magnesit voi’kommen könnte, besonders in solchen Gesteinen dieser Art, in welchen die calci- tischeu von den dolomitischen Lagen stark zurückgedrängt werden. Diese Möglichkeit ist um so weniger von der Hand zu weisen, als, wie bereits erwähnt wurde, in einem auhydrithaltigen Dolomit aus den Kaiserodaer Bohrlöchern, durch eine quantitative Analyse in der That ein ansehnlicher Gehalt au Magnesit nachgewiesen worden ist. Ferner lassen die von Herrn ThüRACH in hypothetischer Form für Pseudomorphosen von Calcit nach Anhydrit erklärten Ein- schlüsse in manchen Anhydritkrystalleu meines Erachtens auch eine andere Auffassung zu. Nach meinen Beobachtungen kommen der- artige Einschlüsse an den kleinen Krystallen der grösseren weissen Knoten nicht vor, sondern nur an vereinzelt vorkommenden Anhy- dritkrystallen und an kleineren Knoten, welche sich durch ihre trübe Farbe von den weissen grösseren Knoten unterscheiden, und wegen ihrer trüben Beschaffenheit erst nach dem Aetzen des Gesteins mit Säure deutlich hervortreteu. Solche kleine Knötchen incrustiren auch wohl die grösseren weissen Knoten. Diese trüben Anhydrit- krystalle unterscheiden sich von den einschlussfreien Krystallen der weissen Knoten gewöhnlich durch viel grössere Dimensionen. Unter diesen Umständen bin ich geneigt, an eine verschiedene Bildungs- weise der trüben und der weissen Anhydritknoten zu glauben. Während die weissen grossen Knoten sich freischwebend im Meer- wasser bildeten, sind die grösseren trüberen Anhydritkrystalle am Meeresgründe entstanden, wo sie während des Anschiesseus der Masse von dem niederfallenden calcitischen oder dolomitischem Staube etwas aufnahmen. Das Gestein ist auch einer quantitativen chemischen Analyse und der UntereTBuntsandstein iu den Bobrlödierii liei Kaiseroda. 99 unterworfeu worden, welclie von Ilerrn Adolph Lindner im La- boratorium der Königlichen Bergakademie zu Berlin ausgefülirt worden ist. Dieselbe ergab: Si02 . . . . . . 4,58 Fe203 . . . . . . 0,45 AI2O3 . . . . . . 3,80 CaO . . . . . . 37,62 MgO . . . . . . 6,48 CO2 . . . . . . 29,77 SO3 . . . . . . 15,41 CI . . . . . . . 0,05 H2O . . . . . . 0,78 K2O . . . . . . 0,27 Na20 . . . . . . 1,39 Die Berechnung der Analyse ergiebt: 15,41 SO3 H- 10,79 CaO = 26,20 schwefelsaurer Kalk. 26,83 CaO — H 21,08 CO2 = 47,91 kohlensaurer Kalk. 6,48 MgO + 7,13 CO2 = 13,61 kohlensaui’e Magnesia. 0,33 FeO + 0,20 CO2 = 0,53 kohlensaures Eisenoxydul. 1,35 NasO — H 0,96 CO2 = 2,31 kohleusaures Natron. 0,27 K2O 4- 0,13 C02 = 0,40 kohlensaures Kali. 0,05 CI 4- 0,03 Na = 0,08 Chloruatrium. 0,08 FesOs . . . . = 0,08 Eisenoxyd. 4,58 Si02 — 4,58 Sand etc. 0,78 H2O — 0,78 Wasser. Nach der Analyse ist ein geringer Theil des schwefelsaureu Kalkes (2,94 pCt.) mit Wasser (0,78 pCt.) zu Gyps (3,72 pCt.) verbunden gewesen. Dieser Gyps ist erst nachträglich au der Oberfläche des Bohrkernes in Berührung mit feuchter Luft ent- standen. Nimmt man an, dass die nachgewiesenen 13,61 pCt. kohlensanre Magnesia im Gestein mit kohlensaurem Kalk zu Dolo- mit (29,81 pCt.) verbunden gewesen seien, so erfordern dieselben zur Bildung von Dolomit 16,20 pCt. Es bleiben also 18,10 pCt. kohlensaurer Kalk übrig, der im Gestein als Calcit enthalten war. T 100 W. Fran’tzrn, Der Zeclistein in seiner nrsprängliclien Zusammensetzung Das Muttergesteiii des blasigen Stiukschiefers ist also nach den vorstehenden Untersuchungen ein Gestein, welches wesentlich aus Anhydrit, Dolomit und Calcit in wechselndem Verhältniss zusammengesetzt ist, und in welchem calcitische und dolomitische Lagen regelmässig mit einander wechseln. Es liegt also hier ein sehr merkwürdiges Vorkommen von periodischer Bildung von winzigen calcitischen und dolomitischen Schichten vor, welche an die periodischen Absätze von Anhydritlagen im älteren Stein- salze von Stassfurt erinnern, und vielleicht, wie diese, dnrch den Wechsel der Jahreszeiten bedingt worden sind. Der Name blasiger Stinkschiefer oder ßlasenschiefer passt natürlich auf das Muttergestein nicht. Es ist schwierig, dafür eine gute Bezeichnung zu finden; ich werde es weiterhin kurz als Anhydritknotenstein oder Anhydritknotenschiefer bezeichnen. Gehen wir nach dieser Untersuchung der in der mittleren Abtheilung der Zechsteingruppe vorkommenden Gesteinsarten zur Untersuchung des Profils dieser Schichten in den Bohrlöchern über, so ist darüber zunächst zu bemerken, dass sich dasselbe nur vom Bohrloche No. 7 hat feststellen lassen. Die Schichten sind zwar auch in den Bohrlöchern No. 3 und No. 5 durchbohrt worden, aber die zu Tage geschafften Bohrkerne aus diesen Bohr- löchern lassen sich zur Feststellung der Schichtenfolge nicht ver- werthen, weil mau sie ohne Ordnung und uuetikettirt bei Seite gelegt hat. In dem Bohrloche No. 7 ist die Reihenfolge der Schichten von oben nach unten folgende: Meter 1) Anhydrit und Stinkkalk, unregelmässig mit einander verwachsen 0,4 2) Anhydrit und Stinkkalk. Diese Gesteins- arten wechseln theils in dünnen Streifen mit einander, theils sind sie unregelmässig mit einander verwachsen 0,2 2,0 3) Normaler Anhydritknotenschiefer . Latus 2,6 und der Untere ßuntsandstoin in den Bolirlocliern bei Kaiseroda. 10] Meter Trauspoi't 2,6 4) Anhydrit mit etwas Stinkkalk. Die Ge- steinsniasse besteht vorwiegend aus An- hydrit, der oben fast rein ist. Der Stink- kalk erscheint anch hier theils in dünnen Lagen in dem Anhydrit, theils ist er un- regelmässig mit ihm verwachsen . . . 1,1 5) Normaler Anhydritknotenschiefer . . 0,7 6) Fast reiner Anhydrit; das Gestein enthält nur einige unregelmässig durch dasselbe laufende Adern von grauem Dolomitkalk 0,3 7) Anhydrit mit Stinkkalk. Der Anhydrit enthält oben einige Streifen von normalem Anhydritknotenschiefer; in der Mitte ist er stark mit dunkelfarbigem Stinkstein verwachsen ; unten enthält er dagegen zahlreiche Körner und Flocken von Stink- kalk 1,7 8) Anhydrit, verwachsen mit Stinkkalk. Unten geht das Gestein in normalen Anhydrit- schiefer über 0,15 9) Anhydrit mit etwas Stinkkalk .... 0,25 Summa 6,80 Das Profil hat für den Beobachter, der lauter Anhydrit und stark anhydrithaltige Dolomit-Kalk-Gesteine vor sich sieht, anfangs etwas Befremdendes; doch findet man sich in diesen Schichten bald zurecht, wenn man damit das Profil der gleichen Schichten au der Oberfläche, welche bei Eppichnellen an der Werrabahn sehr gut aufgeschlossen sind, vergleicht. Dieses Profil ist bereits vor langer Zeit in der Zeitschrift d. Deutsch, geol. Ges. Bd. X, S. 329 fl:’, beschrieben worden, aber nicht so eingehend, dass sich die in dem Kaiserodaer Bohrloche vorkommendeu Schichten in dieser Darstellung sämmtlich wieder erkennen Hessen. Ich gebe daher hier aufs Neue eine kurze 102 W. Fkantzbn, Der Zechstein in seiner nrsprüiigliclien Zasammensetznng Beschreibung derselben, soweit dies für den Zweck dieser Arbeit wüuschenswerth erscheint. An der angegebenen Stelle sind durch regelmässiges Abtragen grosser Felsmassen zum Bau der Werrababn 3 hohe Terrassen entstanden, an welchen der grösste Theil der Zechsteinschichten ganz nackt zu Tage tritt. Die unterste Felswand , hart neben der Eisenbahn, wird von den obersten Schichten des Rothliegen- den, dem Weissliegenden und vom Zechsteiuconglomerat gebildet; die zweite, weiter westlich liegende Felswand vom Kupferschiefer und dem Zechstein im engeren Sinne, und die dritte, hart an der Waldgrenze liegende, von den Schichten des Mittleren Zechsteins. Weiter nach Westen hin geht man im Walde eine Strecke weit über ein Terrain, welches anfangs eben ist und weiterhin ein wenig ansteigt. Hier liegt der Untere Letten unter dem Wald- boden verborgen. Dann erheben sich wieder Felsen mit steiler Böschung. Man trifft an denselben ein löchei'iges, rauch wacken- artiges, mehr oder weniger krystallinisches Gestein. Dies ist der Plattendolomit, wie er gewöhnlich in dem Terrain des ausge- laugten Zechsteins erscheint. Ersteigt man den steilen Hang, so kommt man oben wieder auf flaches, nur wenig nach Südwesten hin geneigtes Terrain, welches von der Oberfläche des Platten- dolomits gebildet wird. An der dritten Terrasse trifft man oben etwa ^2 Meter hoch lettigen Waldboden, der aus Gestein des Unteren Lettens her- vorgegangen ist. Darunter liegen die Schichten des Mittleren Zechsteins. Sie zeigen von oben nach unten folgende Zusammen- setzung: Meter 1) Grösstentheils rauch wackenartiger , löch- riger und zelliger, theils ziemlich dichter, dunkel gefärbter, bituminöser, dolomitischer Kalk. In demselben kommt hie und da auch etwas gelblicher dolomitischer Kalk vor. Oben geht das Gestein auf einige Centimeter in blasenfreien Stinkschiefer über • . . 0,75 Latus 0,7 5 und der Untere ßuntsandstein in den Bolirlöcliern bei Kaiseroda. 103 Meter Transport 0,75 2) Lichter, gelblicher, erdiger, aschenartiger dolomitischer Kalk 0,30 3) Normaler blasiger Stinkschiefer. Das Ge- stein ist unten an mehreren Stellen der Felswand, aber nicht überall, in Folge der Anslanguug des darunter vorhanden gewesenen Anhydrits zusammengebrochen. Fs ist dies die in der Zeitschrift d. Deutsch. geol. Ges. erwähnte Breccie 1,24 4) Gelber, erdiger dolomitischer Kalk . . 0,34 5) Mürber, theilweise in erdigen Doloinit- kalk übergehender blasiger Stiukschiefer 0,51 6) Gelber erdiger dolomitischer Kalk . . . 0,80 7) Dunkel gefärbter, theilweise löcheriger, knolliger Stinkkalk 0,30 Summa 3,24 Bei der Vergleichung dieser Schichten mit dem Profile des Bohrloches No. 7 bieten sich in den Anhydritknoteuschiefern und den Blaseuschiefern vorzügliche Leitschichten dar. Der Anhydrit- knoteuschiefer erscheint in dem Bohrloche No. 7 an zwei Stellen in dickeren Lagern, die in dem Schichteuvei’zeichniss unter den Nummern 3 und 5 angegeben sind. Sie sind offenbar mit den unter den gleichen Nummern angeführten Blaseusteinen des Profils von Eppichnellen identisch. Daraus folgt, dass man in dem Lager 4 von Eppichnellen die Residuen des Lagers 4 im Bohrloche No. 7, und in den Lagern 1 und 2 von Eppichnellen diejenigen der gleich bezeichneten Schichten des Bohrloches vor sich hat. Die Residuen des Lagers No. 7 im Bohrloche finden sich hauptsächlich in dem Lager 6 der Oberfläche vor, diejenigen der Lager 8 und 9 des Bohrloches in dem Lager No. 7 von Eppichnellen. Die Zusammensetzung der Abtheilnug des Mittleren Zechsteius in der Tiefe der Erde bei Kaiseroda lehrt, dass die Ausscheidung ]04 W. Frantzen, Der Zeclistein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung vou Anhydrit durchaus nicht auf den Anfang dieser Zeitperiode beschränkt gewesen ist, dass vielmehr die Bildung von Anhydrit und von dolomitischem Kalk beständig neben einander herging. Die reichlichere Ausscheidung der einen oder der anderen Gesteins- art ist offenbar auf locale Verhältnisse zurückzuftthren und ist, wie die periodische Anhydritbildung im Anhydritknotenschiefer zeigt, offenbar diirch geringe Schwankungen im Salzgehalt des Meerwassers hervorgerufen worden. Die in der Umgebung des Harzes entstandene Eintheilung der Gesteine des Mittleren Zech- steins in Aelteren Anhydrit, Rauchwacke und Hauptdolomit hat nur locale Bedeutung und lässt sich auf die Gesteine des Thüringer Waldes nicht anwenden. Das Zechsteinmeer muss, wie man an der dünnen Schichtung der Anhydritknotenschiefer erkennt, zur Zeit der Ablagerung des Mittleren Zechsteins am Thüringer Walde an seinem Grunde un- gemein ruhig gewesen sein. Es ist dabei nicht zu übersehen, dass die wellige Structur des Anhydritknotenschiefers nicht von der Wellenbewegung des Meeres herrührt, sondern sie ist durch die Auhydritknoten des Gesteins hervorgerufen, über welche sich die dünnen Schlammlagen in Form kleiner Hügel legten. Das Gestein des eigentlichen Zechsteins in den Bohr- löchern unterscheidet sich von dem Gestein des Zechsteins der Oberfläche nur durch seine dunklere Färbung. Es ist ein merge- liger Kalkstein, der nach der Behandlung mit Salzsäure einen an- sehnlichen thonigen Rückstand hiuterlässt, und nach der Analyse eines dem obersten Theile der Ablagerung entnommenen Probe- stücks hier versteckt auch etwas Anhydrit enthält. An einem Bohrkern, welcher aus einer 0,4 Meter unter der oberen Grenze der Ablagerung liegenden Schicht stammt, tritt der Anhydritgehalt auch äusserlich in Gestalt einiger zarten, papierdünnen, weissen Streifen hervor. Eine von Herrn Dr. Adolph Likdner zur Bestimmung der hauptsächlichsten Componenten des Gesteins ausgeführte Ana- lyse eines Bohrkerns, welcher einer 0,6 Meter unter der oberen Grenze der Abtheilung liegenden Schicht angehört, ergab folgendes Resultat: und der Untere Bimtsandstein den Bohrlöchern hei Kaiseroda. lOf) CaO .... . . 32,42 MgO .... . . 3,62 Si02 .... . . 24,35 CO2 .... . . 26,68 SO3 .... . . 0,63 P2O5 .... . . 0,09 Spec. Gewicht . . . 2,702. Die Berechnung ergiebt: 0,09 PO5 + 0,12 CaO = 0,21 phosphorsaureu Kalk, 0,63 SO3 H- 0,44 CaO = 1,07 schwefelsaureu Kalk, 3,98 CO2 3,62 MgO= 7,60 kohlensaure Maguesia, 25,03 CO2 H- 31,86 CaO = 56,89 kohleusauren Kalk. Die nachgewiesenen Basen erfordern zur Sättigung mit Säuren einige Procente Kohlensäure mehr, als die Analyse aufweist. Die Structur der Schichten des eigentlichen Zechsteius ist nach den Beobachtungen an den Bohrkernen theils eben , theils wellig-flaserig. Das Meer muss auch zur Zeit der Ablagerung dieser Schichten auf seinem Grunde ziemlich ruhig gewesen sein. Die Mächtigkeit des Zechsteinkalks im Bohrloche No. 7 hat sich nicht genau bestimmen lassen, weil die Bohrkerue ans den tiefsten Schichten zur Zeit der Anwesenheit des Verfassers von den Bohrthürmen verschleppt und auch keine Aufzeichnungen über den Befund vorhanden waren. Auch vom Kupferschieferflötz war von dieser Bohrung nur ein einziges Ilaudstück vorhanden. Man kann aber dafür die Mächtigkeit dieser Schichten bei Eppichuelleu einsetzen. Die Mächtigkeit des Zechsteins mit dem Kupferschiefer beträgt hier 7,3 Meter, davon kann mau etwa 0,3 Meter auf das Kupferschieferflötz rechnen. Vom Kupferschieferflötz fanden sich ausser dem eben er- wähnten Stücke aus dem Bohrloche No. 7 auch in dem ungeord- neten Haufen von Bohrkeruen der Bohrungen 3 und 5 noch mehrere Stücke vor. Das Gestein ist in der Tiefe sehr dunkel gefärbt, noch dunkler, als der Zechsteinkalk, und sehr dünn ge- schichtet. Das feucht gewordene Gestein blätterte zu dünnen 106 W. Frantzen, Der Zeclistein in seiner vxrsprünglichen Zusammensetzung Lamelleu stark ab, enthält also etwas Thon. In einem dieser Bohrkerne fand sich ein durch die Bohrkrone ans einem Palaeo- niacus FreiesJebeni heransgeschnittenes grösseres Stück dieses Fisches vor. Das Zeclistein -Conglomerat und das Weissliegende sind nur im Bohrloche No. 3 erreicht worden. Ans dem un- geordneten Haufen von Bohrkeruen aus diesem Bohrloche wurden mehrere Stücke aus dieser Region zusammengelesen, welche zu- sammen etwa 2V2 Meter Länge haben mögen. Das Gestein dieser Ablagerungen ist in der Tiefe von Bitumen ebenfalls ganz dunkel gefärbt, so dass die Bezeichnungen »Weiss- liegeudes und Grauliegendes« darauf nicht passen; mau müsste es Schwarzliegeudes nennen. Au einer ziemlich breiten Stelle wurde an einem Bohrkerne aus diesen Schichten typische Diagonalstructur beobachtet. Das Meereswasser muss also zur Zeit der Bildung dieser Schichten an manchen Stellen in lebhafter, strömender Bewegung ge- wesen sein. Bei Eppichnellen ist das Zechsteincouglomerat 1,4 Meter, das Weissliegende 3,20 Meter mächtig. Bekanntlich werden von manchen Geologen die ersteren Schichten dem Zechstein, die letzteren dem Rothliegenden zu- getheilt. Man hat sich zu dieser Trennung veranlasst gesehen, weil im Zechsteincouglomerat marine Versteinerungen Vorkommen, solche im Weissliegenden aber fehlen, und weil sich das Zech- steinconglomerat auch petrographisch durch grösseren Kalkgehalt und durch das Zurücktreten der grossen Gerölle vom Weiss- liegenden unterscheidet. Nach Ansicht des Verfassers rechtfertigen diese Unterschiede zwar die Trennung des Zechsteiucouglomerats vom Weissliegeudeu, nicht aber die Zutheilung des Weissliegeudeu zum Rothliegenden. Die Gesteine des Zechsteincouglomerats und des Weissliegeudeu sind aus dem granitischeu Couglomerate des Rothliegenden hervor- gegangeu; bei dem Vordringen des Meeres gegen das Land gegen Ende der Periode des Rothliegenden wurde ein Theil dieser Schichten zerstört und am Meeresgründe von den Finthen hin- und der Untere Buntsandstein in den Bolirlöcliern bei Kaiseroda. 107 und hergevvälzt. Bei diesem Vorgänge leisteten natürlich die harten, quarzitischen Gerolle grösseren Widerstand gegen die Zerstörung, als die krystallinischen Granitbrocken. Es verschwinden daher die Granitbrocken gegen den Zechsteiu hin mehr und mehr aus den Schichten, während die Quarzbrocken stärker hervor- treten ; aber der Granit ist im Zeclisteinconglornerat keineswegs verschwunden, sondern es finden sich darin vom Granit her- rührende Feldspathkörncheu in grosser Menge. Bei dem Undier- treiben der Gesteinsmasse im Meere ist das Eisenoxyd, welches in dem Gestein des Rothliegenden vorhanden war, durch die Ein- wirkung organischer Stolle zu Eisenoxydul umgewandelt imd durch Kohlensäure in kohlensaures Eiseuoxydul überführt worden, während gleichzeitig das Gestein durch Eindringen von Bitumen schwarze Farbe annahm. Der Process der Entfärbung hat auch die röth- lichen Feldspathkrystalle betrotfeu, die an der Oberfläche im Weiss- liegenden und im Zeclisteinconglornerat weiss aussehen. Das Verschwinden der rothen Farbe aus dem Conglomerate und das Erscheinen des für die Zechsteinablagerungen so bezeich- nenden Bitumens sind Beweise dafür, dass auch die Schichten des Weissliegenden im Meere entstanden sind und dass sie ebenfalls zur Zechsteingruppe gestellt werden müssen. In der nachstehenden Tabelle sind die in den bisherigen Mit- theilungen zerstreuten Angaben über die Mächtigkeit der Schich- ten der Zechsteiugruppe in den Bohrlöchern bei Kaiseroda über- sichtlich zusammengestellt. Mäclitigkeit Meter Oberer Letten 3,0 Plattendolomit 23,1 Unterer Letten mit dem Jüngeren Anhydrit 49,1 Hauptsalzlager 228,1 Mittlere Abtheilung des Zechsteins .... 6,8 Zechstein und Kupferschiefer 7,3 Zechsteiuconglomerat 1,4 Weissliegendes 3,2 Summa 322,0 108 W. Fhantzkn, Der Zeclistein in seiner nrspriingliclien Zusammensetzung Am Thüringer Walde ist das Steinsalz in dem über den Thal- sohlen liegenden Theile des Zechsteingebirges längst ausgelaugt und auch die Auslaugung des Anhydrits ist weit vorgeschritten und an der Oberfläche nahezu vollendet; nur von dem mächtigen jüngeren Anhydritlager haben sich kleinere oder grössere Reste an der Oberfläche erhalten. Die vorstehenden Angaben erlauben es, die Mächtigkeit des nach der Auslaugung verbleibenden Restes der Zechsteinschichten, wenn auch nicht scharf, aber doch annähernd zu bestimmen. Es bleiben nach Abzug des Salzes und des Anhydrits übrig: Meter vom Oberen Letten 2,5 » Plattendolomit 23,1 » Unteren Letten 34,0 » Hauptsalzlager 1,0 » Mittleren Zechstein 3,2 » Zechstein und Kupferschiefer .... 7,3 » Zechsteincouglomerat 1,4 » Weissliegendeu 3,2 Summa 75,7 Nimmt man an, dass vom Jüngeren Anhydrit an der Ober- fläche noch 4,3 Meter vorhanden seien, so würde sich eine Mäch- tigkeit von rund 80 Meter für den Zechstein der Oberfläche et- geben; nicht weniger als 242 Meter Schichten sind hier aus der Erdrinde an Salz und Anhydrit verschwunden! Es ist klar, dass eine so grossartige Zerstörung von Gebirgs- schichten sowohl auf die Zechsteiuscbichten selbst, als auch auf das Deckgebirge des Zechsteins von tief eingreifendem Einfluss gewesen sein muss. Man hat früher, als die grosse Mächtigkeit und die weite Verbreitung des Zechsteinsalzes noch unbekannt waren, die zahlreichen in den Zechstein-Glegenden beobachteten Ein- stürze und die an den Zechsteinschichten selbst beobachteten Spuren von Auslaugnngsprocessen hauptsächlich oder ganz als eine Folge der Auslaugung von Gyps angesehen. Wenn es auch sicher ist, dass die Fortführung dieses Minerals bei diesen Vorgängen und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 109 eiue nicht geringe Rolle gespielt hat, so bedarf es doch angesichts der oben initgetheilten Zahlen über die Mächtigkeit der im Zechsteiu vorkoinmenden Salz- und Gypsmassen weiter keines Beweises, dass der Antheil, welchen die Auslaugung des Steinsalzes daran gehabt hat, erheblich viel grösser gewesen ist, als der Antheil der Gypsauslaugung. Diejenigen Veränderungen, welche durch die Auslaugungs- processe in der Zusammensetzung der Zechsteingesteine hervor- gerufen worden sind, sind bereits zum grössten Theile besprochen worden. Es bleibt nur noch übrig, nachzutrageu, dass der Platten- dolomit an der Westseite des Thüringer Waldes da, wo das Zech- steingebirge unter ihm ausgelaugt ist, eiue etwas andere Beschaffen- heit zeigt, als in dem Terrain mit normalem, unverändertem Zech- stein. In Folge des Verschwindens des Salzlagers brach der darüber liegende Plattendolomit zu einem Trümmerhaufen, der nicht selten auch grössere oder kleinere Fetzen von über dem Plattendolomit lagernden Schichten, besonders aus dem Oberen Letten und dem Bröckelschiefer eiuschliesst, zusammen. Die Trümmer des Platteudolomits wurden in den Schlotten durch das darin cii’culirende Wasser ihres Bitumens beraubt, auch krystalli- uisch verändert und endlich durch Kalksiuter mehr oder weniger wieder mit einander verkittet. Dabei hat das Gestein seine Festig- keit nicht selten in so hohem Grade eingebüsst, dass es, der Ver- witterung ausgesetzt, leicht zu Dolomitsand zerfällt. Mitunter zeigt es in Folge von Auslaugungs- oder Verwitteruugsvorgängen ein rauchwackenartiges oder zellenkalkartiges Gefüge und wird dann den Rauchwacken aus der Region des Hauptdolomits so ähn- lich, dass sich Fetzen solcher Gesteine mit Sicherheit nicht unter- scheiden lassen. Die Wirkung der Auslaugung auf das Deckgebirge der Salz- und Gypslager des Zechsteins prägt sich in dem Gebiete, wo diese Schichten zu Tage treten, an dem eigeuthümlichen Relief aus, welches die Erdoberfläche hier zeigt, und welches besonders dann auffällt, wenn man sich solchen Gegenden von der einför- migen Landschaft des Buntsandsteins her nähert. Das Gebirge ist in solchen Gegenden vollständig zusammengebrochen; es liegen 110 W. Frantzen, Der Zoclisteiii in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Fetzen von Buutsandsteiu , Platten dolomit, liauchwacken und Letten bunt durcheinander. Die Vex’witternug hat aus diesen Schollen im Laufe der Zeit eine eigenthümlich höckerige Hügel- landschaft herausgearbeitet, in welcher Hügel und Thal rasch wechseln und häufig Dolomitfelseu, oft in auffallenden Formen, in plumpen zackigen Massen und spitzen Kegeln, aus dem Boden ragen. Im Gebiete des Buutsaudsteins zeigt sich die Wirkung der Auslaugung im Zechsteingebirge am Thüringer Walde und in der Rhön in dem Vorkommen zahlreicher Erdfälle und von kleineren oder grösseren Seebeckeu. Ein Beispiel derartiger Seebilduug ist der bekannte Salzuuger See. Seine steil abfallenden Ufer beweisen, dass seine Bildung, wenn sie auch nicht in die historische Zeit fällt, doch in nicht zu weit zurück liegender Zeit erfolgt sein muss. Brückner schätzt in seiner Landeskunde des Herzogthums Sachsen-Meiningen die eingesunkene Masse des Buntsandsteius auf nicht weniger als 9 Millionen Ceutuer. Das eingesunkene Terrain hat die Gestalt eines abgestumpften Kegels, der im Durchschnitt 80 Fuss Höhe und zum Radius der oberen Grundfläche 1000 Fuss, zu dem der unteren 820 Fuss hat. Die kleinen Erdfälle verschwinden bald wieder von der Erd- oberfläche und auch die grossen Seebecken sind im Laufe der Zeit meistens mit Schuttmasseu wieder zugefällt worden. Sie stellen daun flache Weitungen dar, die durch ihre Form und Lage im Terrain auffallen. Eine derartige Weitung ist z. B. auf dem Blatte Vacha die Liuden-Au bei Frauensee. Auch die grosse Niederung nördlich von Oberzella gehört hierher i) und die grossen, mit älteren und jüngeren Schuttmasseu augefüllteu Niederungen bei Hörschlitt und Obersuhl auf Blatt Gerstuugen sind wahrscheinlich auf die gleiche Weise entstanden. Die auffallenden Weitungen, welche das Werrathal in dieser Gegend zuweilen zeigt, rühren schwerlich 9 Durch eine nach der Abfassung dieses Aufsatzes im Anfänge des Jahres 1895 etwa 5 Minuten nördlich von Oberzella vorgenommene Tiefbohrung ist fest- gestellt worden, dass der Buntsandstein hier von Werrakies bedeckt wird, dessen Basis erst in 104 Meter Tiefe unter der Erdoberfläche angetroffen wurde! und der Untere Buntsandstein in den Bohrlöchern hei Kaiseroda. ] 1 1 immer vou Serpeutiueubilduugeu der Werra her, souderu sie siud vermuthlich zum Theil ebenfalls durch Senkung des Buutsandsteins in Folge von Salzauslaugung im Zechsteingebirge entstanden. Die Auslaugung dieser Schichten ist auch heute noch nicht abgeschlossen, wenn sie auch jetzt in der Regel nur noch sehr langsam vor sich geht. Sie ist, wie verschiedene Bohrungen in älterer und in neuerer Zeit bewiesen haben, bis zu grosser Tiefe unter das Werrathal vorgedrungen. Bei der ersten im Jahre 1840 auf der Saline Salzungen aus- geführten Tiefbohrung traf man unter dem Unteren Letten auf einen Hohlraum vou 16 Fuss 9 Zoll Höhe und unter demselben in 463 Fuss 5 Zoll Teufe, das Steinsalz. Auch bei der zweiten, im Jahre 1842 — 43 ausgeführteu, etwa 100 Schritt vou der ersten entfernten Tiefbohruug wurde ein Hohlraum augetrofieu. Derselbe war 19 Fuss 11 Zoll hoch und auch hier zeigte sich das Steinsalz gleich darunter, in 472 Fuss 5 Zoll Teufe. Der Um- stand, dass dasselbe unmittelbar unter den Hohlräuinen erschien, beweist, dass man es hier nicht mit Gypsschlotten zu thun hat, sondern dass diese Hohlräume durch Auslaugeu von Salz durch die Salzunger Quellen entstanden siud. Auch bei einer Tiefbohrung, welche kürzlich zwischen Berka a. d. Werra und Dippach ausgeführt wurde, machte man ähnliche Erfahrungen. Hier wurde hart über dem Steinsalz Salzsoole ange- bohrt, welche durch hydrostatischen Druck über den Ansatzpunkt des Bohrloches hiuausgetrieben wurde. Es entstand so eine Ueber- schwemmung der in der Nähe liegenden Wiesen, welche zur Freude ihrer Besitzer durch das in dem Wasser enthaltene Kali- salz kostenlos gedüngt wurden. Auf Rechnung der Salzauslauguug im Zechsteingebirge kommen ohne Zweifel auch manche Verwerfungen in der Trias in Hessen und Thüringen, welche durch mehr oder weniger geradlinigen Verlauf den tectonischen, durch Faltuugsvorgänge entstandenen Verwerfungen oft sehr ähnlich werden. Zu diesen Auslauguugs- brüchen, wie mau sie nennen kann, gehört wahrscheinlich auch die Verwerfung, welche nicht weit vom Werrathale, östlich von Dorudorf, die in regelmässiger Folge unter dem Buutsandsteiu des 112 W. Fkantzen, Der Zechstoin in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Werrathaies liervortreteuden Zechsteinschichten abschneidet, und östlich wieder Buutsandstein vor den Zechstein wirft. Geht mau von dieser Stelle ans nach Eppichnelleu, zum Thü- ringer Walde hin, so trifft man weithin nur Buutsandstein, bis in der Nähe des genannten Ortes das Zechsteingebirge, hier in aus- gelaugter Facies, wieder zum Vorschein kommt. Vom Werra- thale au bis dort sind allmählich nicht weniger als 242 Meter Salz und Anhydrit aus den Schichten verschwunden, ohne dass davon, ausser der erwähnten Verwerfung und einigen Erdfälleu, etwas zu bemerken wäre. Es ist aber einleuchtend, dass dies ohne Bildung zahlreicher Brüche nicht geschehen konnte, und ferner, dass diese Brüche im Allgemeinen die Tendenz zeigen müssen, das Gebirge nach Nordosten, gegen den Thüringer Wald hin, zu senken. Es mussten, da das Fallen der Schichten in diesem Terrain im Allgemeinen flach nach Südwesteu hin geht, wider- sinnig nach Nordosten hin fallende, streichende Verwerfungen entstehen. Dies Verhalten zeigt auch die oben erwähnte Ver- werfung bei Dorndorf, welche eben deshalb vom Verfasser für eine Auslaugungs -Verwerfung gehalten wird. Die durch die Senkungen gebildeten, hintereinander liegenden, treppenartigen Abstürze sind durch Abtragung der Erdschichten um eine ansehn- liche Höhe längst vom Erdboden wieder verschwunden, und nur dann lassen sich diese Brüche noch erkennen, wenn, wie bei Doru- dorf, zu beiden Seiten der Bruchliuie in gleichem Niveau von einander unterscheidbare Schichten aus verschiedenen geologischen Horizonten erscheinen. Auch von den zahlreichen kleineren Schichtenzerreissungeu, welche in der Trias im mittleren Deutschland die grossen tec- tonischen Verwerfungen begleiten und oft sehr seltsame Verschie- bungen der Schichten hervorrufen, insbesondere untergeordnete Grabenbilduugeu, ist wahrscheinlich ein nicht gei’inger Theil nicht tectonischen Ursprungs, sondern secuudär durch die Auslaugung von Salz aus dem Zechsteingebirge und aus Gliedern der Trias entstanden. Die tectonischen Schichtenzerreissungeu öffneten dem Wasser den Weg zu den Salzlageru in der Tiefe und brachten au den Rändern der Haupt- Verwerfungen Senkungen hervor, die und der Untere Bnntsandstein in den Bohrlöchern bei Kaiseroda. 1 1 3 uatürlich iin Allgemeiueu dein Streichen der Haupt-Verwerfung parallel laufen müssen. Zu diesen Auslaugungsbrüchen gehören wahrscheinlich auch manche Brüche, welche sich in der Rhön nicht selten in der Nähe von Basalteruptiouen zeigen. Hier bahnte sich das Wasser den Weg in die Tiefe durch die in den Basaltstielen und Basalt- gängen bei der Abkühlung des Basalts entstandenen Klüfte. Es ist wahrscheinlich, dass z. B. die am Hundskopfe im Blatte Lengs- feld vorkommenden Verwerfungen auf diese Weise entstanden sind. Es sind dies alles Verhältnisse, welche die aufmerksamste Beachtung sowohl seitens der Bergbautreibenden, wie seitens der Staatsregierungen verdienen. Es lässt sich voraussehen, dass bei Sorglosigkeit bei der Projectiruug und beim Betrieb von Kali- gruben in diesen Gegenden grosse Unglücksfälle und grosse Ver- luste an Geld, wie an Bodenschätzen durch Ersaufen der Schächte, an deren Sümpfung, wenn das Wasser einmal eingebrocheu ist, in vielen Fällen gar nicht gedacht werden kann, nicht ausbleiben werden. Untersucht mau die Zechsteinschichten in ihren Beziehungen zu einander, so zeigt sich, dass die Gliederung des Zechsteins der Oberfläche auf die Schichten des unveränderten Zechsteins nicht recht passt. Dieselbe ist bekanntlich in der Umgebung des Harzes entstanden und den Verhältnissen des Zechsteius der Oberflächenfacies in diesem Theile Deutschlands entsprechend eingerichtet. Man hat in der unteren Alitheilung vorwiegend kalkige Gesteine vereinigt, in der mittleren Anhydrit, Dolomit und Rauchwackeu , und in der oberen Anhydrit und lettige Ge- steine. Da sich in den letzteren in der Tiefe Steinsalz vorfand, so war es uatürlich, dass mau, als bei Stassfnrt das mächtige ältere Salzlager entdeckt wurde, dasselbe ebenfalls zu der oberen Abtheilung des Zechsteius stellte, die auf diese Weise ganz ge- waltig anschwoll. Diese Eiutheilung schliesst sich aber der genetischen Ent- wicklung der Zechsteiuschichteu nicht genügend au. Sie hat den 8 Jahrbuch 1894. 114 W. Fr.\ntze>j, Der Zechstein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Fehler, dass sie Glieder mit einander vereinigt, welche verschie- denen Phasen derselben angehören. In dem Unteren Zechstein sehen wir die Absätze einer Zeit vor uns, in welcher das Zechsteinmeer zuerst gegen das Festland vordrang, es überfluthete und endlich eine ansehnliche Tiefe er- reichte. Nach der geringen Mächtigkeit der Absätze aus dieser Periode zu schliesseu, scheint sie nicht von sehr langer Dauer gewesen zu sein. Der Mittlere Zechstein charakterisirt sich, wie oben gezeigt wui’de, petrographisch durch die enge Verbindung von zoogenen oder phytogenen und chemischen Absätzen, durch kalkig- dolo- mitische und Anhydrit- Gesteine , sowie durch das Fehlen von klastischem Material; palaeontologisch durch das Auftreten von Geschöpfen des seichteren Meeres. Das Zechsteinmeer hat an Tiefe zu dieser Zeit schon wieder etwas verloren und den Cha- rakter eines mit dem Weltmeer nur wenig zusammenhängenden Binnenmeeres angenommen. Die Abschnürung des Oceans muss bereits gegen Ende der Ablagerung des eigentlichen Zechsteins begonnen haben, denn schon in diesen Schichten zeigt sich oben ein geringer Anhydritgehalt. Der Anhydrit und der Dolomit erscheinen in den verschie- denen Horizonten dieser Ablagerungen in sehr verschiedenem Ver- hältnisse ihrer Mischung, und ebenso verschieden gestaltet sich auch die Mächtigkeit der Lager dieser Gesteiusarteu in verschie- denen Gegenden. Im nördlichen Deutschland ist der Anhydrit in dieser Region viel mächtiger entwickelt, als am Thüringer Walde, auch erscheint er daselbst vorwiegend im unteren Theil der Gruppe, so dass man am Harze die Abtheilungen des A eiteren Gypses , der Rauchwacke und des Hauptdolomites unterscheiden kann. Die reichlichere Bildung von Anhydrit oder von Dolomit ist ohne Zweifel zum Theil von einem grösseren oder geringeren Salzgehalt des Meerwassers bedingt, also theilweise abhängig ge- wesen von der Lage der Flussmündungen oder von der Lage der das Zechsteinmeer mit dem Ocean verbindenden Canäle; es scheint , dass auch die Entfernung der Lagerstätte von der und der Untere Biiutsandsteln in den Bohrlöchern hei Kaiseroda. 115 Abschuürungsstelle des Zechsteinmeeres vom Ocean dabei eine Rolle gespielt hat. Man darf wohl annehmen, dass sich der grösste Theil des im Meerwasser enthaltenen Anhydrits bereits in nicht zu weiter Entfernung von der Abschnürungsstelle nieder- geschlagen und dass weiterhin die Menge des ausgeschiedenen Anhydrits mehr und mehr abgenommen hat. Auf diese Weise würde sich auch das Verschwinden der Anhydritschnüre im Aelteren Steinsalze am Thüringer Walde leicht erklären. Der Anhydrit war bereits aus dem Meerwasser ausgeschieden, als es den Thüringer Wald erreichte. Es folgt nun nach der Periode der Ausscheidung des schwer- löslichen Anhydrits die Periode der Ausscheidung der leichtlöslichen Salze, des Steinsalzes und der Mutterlaugeusalze. Das Meer war fast vollständig abgeschnürt und mit leichtlöslichen Salzen so ge- sättigt, dass ihre Ausscheidung erfolgte. Dolomit und Thon er- scheinen hier nur in Spuren; das thierische Leben ist erloschen. Mit der Bildung des mächtigen Salzlagers, welches genetisch mit den darunter liegenden auhydritfühi’eudeu Gesteinen eng ver- knüpft ist, schliesst die erste Periode der chemischen Ausschei- dungen ab und es folgt eine andere Zeitperiode, in welcher wieder klastische Sedimente erscheinen und in welcher sich der Vorgang der Salzbilduug noch mehrmals wiederholt. Am Thüringer Walde tritt die öftere Wiederkehr desselben Vorganges zur Zeit der Bildung des Unteren Lettens bei der ge- ringen Mächtigkeit der in dieser Schichtenreihe vorkommenden Salzablagerungen nicht scharf hervor; anders ist dies aber in der Umgebung des Harzes, wo dieselben eine ansehnliche Mächtigkeit erreichen. Um dies zu zeigen , gebe ich hier das Profil der im Bohr- loche der Gewerkschaft Glückauf bei S ndershauseu durchbohrten Schichten, soweit sie hier in Betracht kommen. Es wurden zuerst Sandsteine und Thoue des Buntsaudsteius durchbohrt, von denen letztere unten »Spuren von Gyps« zeigten; sie gehören wohl schon theilweise dem Zechsteiu au. Diese Schichten reichen bis zur Teufe von 465,20 Meter. Dai’unter wurden angetrollen: 8 IIG W. Frantzes, Der Zeclistein in seiner urspriingliclien Ziisamniensetziing Meter 1) Steinsalz 10,60 2) Anhydrit 0,77 3) Salzthon 0,83 4) Rothes Steinsalz 2,30 5) Rother und blauer Salzthon mit Stein- salz durchzogen 25,80 6) Rothes Steinsalz 26,50 7) Weissgraues Steinsalz 17,50 8) Anhydrit 37,00 9) Grauschwarzer Salzthon 14,00 10) Rother Salzthou mit Spuren von Kalisalz 15,50 11) Stein- und Kalisalze (Kalisalze vor- wiegend) 8,20 12) Röthliches Steinsalz mit Schnüren von Kalisalz 2,00 13) Kalisalz 12,26 14) Steinsalz mit starken Schnüren von Kalisalz 2,47 15) Röthliches Steinsalz 12,25 16) Graues, etwas dunkel gefärbtes Salz 18,50 17) Graues Steinsalz, etwas heller . . . 29,04 In diesem Profile gehören die Schichten 14 — 17 zur sog. Anhydritregion des Aelteren Salzlagers, über welchem hier, wie es scheint, unmittelbar das Kalisalzlager (No. 11 — 13) folgt. Ueber dem Aelteren Salz findet sich auch hier, ganz so wie bei Stassfui’t und bei Kaiseroda ein mächtiges Thonlager (No. 10), worauf der Jüngere Anhydrit (No. 8) und das Jüngere Salzlager (No. 6 — 7) in grosser Mächtigkeit folgen. Dann kommt wieder eine ganz ähnliche Schichtenfolge, erst Thon mit etwas Steinsalz (No. 3 — 5), dann wieder Anhydrit (No. 2) und endlich ein drittes nicht unbedeutendes Steiusalzlager (No. 1). Wie mau sieht, wiederholt sich dieselbe Anordnung in der Schichteufolge mehrmals: über Lettenschichten erscheint noch zweimal Anhydrit und darüber stets Steinsalz, also dieselbe An- ordnung, wie beim älteren Salzlager. ind der Untere Buntsand, stein in den Bohrlöchern hei Kaiseroda. 117 Die beständige Verbindung des Steinsalzes mit Anhydrit beweist, dass derselbe Vorgang, welcher zur Bildung des Ael- teren Salzes führte, sicdi öfters wiederholt hat. Das Zechsteiu- meer ist während der Ablagerung der Letten zwischen den 3 Salzlageru stets wieder in breitere Verbindung mit dem Ocean getreten, sodass das Wasser des Zechsteinmeeres jedesmal wieder in einen ähnlichen Zustand zurückgeführt wurde, wie er zur Zeit der Entstehung der auhydritführenden Schichten der Hauptdolomit- zone vorhanden war. Dann aber erfolgte wiederholt eine ähn- liche Abschnürung, wie zur Zeit der Bildung des Aelteren Salzes, (fegen Ende der Periode des Oberen Zechsteins sehen wir sogar wieder anhydritführende Dolomite entstehen, die local, wie am Thüringer Walde, eine ansehnliche Mächtigkeit erreichen, und darüber nochmals die Bildung von Thonlagern mit Anhydrit, aber ohne Salz. Die Verbindung des Zechsteinmeeres mit dem Welt- meer muss sich zu dieser Zeit erst ausehulich verbreitert, daun aber wieder verengt haben. An den jüngeren Salzlagern fehlen die Mutterlaugensalze. Vielleicht haben sich bei der Entstehung der Lager gar keine derartigen Salze ausgeschieden; aber es ist auch möglich, dass sie ursprünglich auch hier vorhanden waren, dass sie aber bei erneuertem Einbrüche von ocean ischem Wasser wieder aufgelöst worden sind. Es würde gar nicht wunderbar sein, wenn später ii-gendwo in Deutschland noch Reste von Kalisalzen in Verbindung mit dem Jüngeren Steinsalz gefunden würden. Man hat bekanntlich die Bildung der Salzlager im Zechstein einfach durch Bildung von Barren zu erklären versucht. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber, dass man mit dieser Theorie nicht auskommt. Wir sehen, dass sich nicht nur derselbe Vor- gang öfters wiederholt, sondern auch, dass das Zechsteiumeer, obwohl sich mächtige Ablagerungen auf seinem Grunde absetzen, doch nicht zugeschüttet wird, sondern dass gegen das Ende, der Zechsteinzeit, zur Zeit der Ablagerung des Plattendolomits , die Tiefe des Meeres nahezu dieselbe ist, wie zur Zeit der Bildung des Hauptdolomits. Daraus geht hervor, dass neben der Bildung von Barren während der Ablagerung des Mittleren und Oberen 118 W. Frantzen, Der Zeclistein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung Zechsteins auch starke Verschiebungen des Meeresspiegels gegen das Festland mitgewirkt haben müssen, und zwar vorherrschend im positiven Sinne. Die Bildung der jüngeren Salzlager beruht wohl zum Theil auf Schwankungen in der Intensität dieser Be- wegung, zum Theil auf kleinen negativen Oscillationen. In Bezug auf die Gliederung der Zechsteinschichten ergiebt sich aus diesen Untersuchungen, dass das Aeltere Salzlager genetisch in viel engerer Beziehung zum Mittleren, als zum Oberen Zech- stein steht, dass es also besser zur ersteren Schichtengruppe ge- stellt wird. Geschieht dies, so umfasst der Mittlere Zechstein die in der Zeit der Abschnürung des Zechsteinmeeres vom Weltmeere bei positiver Transgressionsbewegung entstandenen Ablagerungen und der Obere Zechsteiu die Absätze aus einer Zeit mit schwan- kender, positiver und negativer Bewegung. Die unerwarteten Erfolge der Bohrungen nach Kalisalz bei Kaiseroda regen die Frage an, ob auch weiter nach Süden hin, wie in Franken, noch Kalisalz in ansehnlicher Mächtigkeit zu erwarten sei. Diese Frage ist früher bestimmt verneint worden, weil man aus dem Umstande, dass die in Franken, im Spessart und im Kinzigthale zu Tage tretenden Soolquellen nur sehr ge- ringe Mengen von Kalisalz enthalten, schliessen zu dürfen glaubte, dass entweder von Anfang an kein Kalisalz im Zechstein vor- handen gewesen, oder dass es bereits ausgelaugt sei. Man wurde zu dieser Schlussfolgerung durch den Bau des Stassfurter Salz- lagers bestimmt, in welchem das Kalisalz den obersten Theil ein- nimmt. Seitdem jedoch feststeht, dass am Thüringer Walde das Kali- salz im Steinsalz selbst eingeschlossen liegt, ist diese Schluss- folgerung hinfällig geworden. Bei der grossen Mächtigkeit, welche das Aeltere Salzlager bei Kaiseroda noch zeigt, lässt sich erwarten, dass es sich noch weithin in ansehnlicher Mäch- tigkeit nach Süden hin erstreckt; es ist wahrscheinlich, dass es auch den Main noch überschreitet. Auch ist nicht auzu- nehmen, dass das Kalisalz von Kaiseroda nach Süden schon bald verschwindet. Jedoch ist das Vorkommen desselben bei Kaiseroda so eigenthümlich , dass es nicht wahrscheinlich ist. und der Untere Buntsandstein in den Bolirlöchei'n bei Kaiseroda. 119 dass die dort aufgefuudenen Lager ihr Niveau noch weithin bei- behalten. Die beiden Kaiserodaer Kalilager sind nicht, wie das Kali- lager bei Stassfurt, als normale, sondern als zufällige Bildungen zu betrachten, welche unter eigenthümlichen Verhältnissen ent- standen sind und daher keine allgemeinere Verbreitung haben können. Dies schliesst aber nicht aus, dass auch gegen den Main hin noch Kalisalz unter ähnlichen Verhältnissen , wie bei Kaiseroda, in bauwürdiger Menge gefunden werden könnte. Von besonderer Wichtigkeit für die Beurtheilung dieser Ver- hältnisse ist die Tiefbohrung des Schöubornbrimnens bei Kis- singen. Das Profil dieser Bohrung, welches zur Erleichterung der Vergleichung mit dem Profile des Zechsteins bei Kaiseroda unten abgedruckt ist i), ist bereits im Jahre 1869 von F. Sandbbrger b Das Profil des Schönborn-Bohrlochs zeigt von 461,1 Meter Teufe an, nach dem Bohrregister folgende Schichten: Mergel 1) 5,23 Meter Kalkstein, 2) 4,71 » körniger und krystallisirter Gyps, 3) 1,19 » Kalkstein, 4) 0,81 » dichter Gyps, 5) 19,64 * rother Schieferthon, abwechselnd mit und Gyps (Gasquelle), 6) 0,92 * es scheint dichter Kalk mit Eisenkies anzustehen, 7) 11,11 » blauschwarzer Kalk, 8) 10,22 » rother, gesalzener Thon mit Gyps, 3) 10,19 » blauer Salzthon, 10) 0,58 » bräunlicher Thon mit Gyps, gesalzen, 11) 3,58 » Salzgebirge, 12) 2,26 » Salzgebirge mit Gyps, 13) 15,18 » Salzgebirge mit Gyps und Anhydrit, 14) 33,58 » Anhydrit, 15) 0,81 » Anhydrit mit Gyps wechselnd. in Schichten Sandbbrger hat die Schichten unter 1 bis 5 für Leberschiefer des Unteren Biintsandsteins, die Schichten 6 bis 7 für den Plattendolomit und die Schichten 8-^13 für »Salzmergel des obersten Zechsteins«, mit anderen Worten für Unteren Letten erklärt. In neuerer Zeit haben diese Schichten jedoch durch R. Lkpsius in seiner Geologie von Deutschland, Bd. I S. 408 eine andere Deutung erfahren. Er erklärt die Schichten 1 bis 5 für Gypsmergel und Kalksteine des Oberen Zechsteins«, die Schichten 6 bis 7 für den »Hauptdolomit des Mittleren Zechsteins« und die 120 Frantzen, Der Zeclistein in seiner ursprünglichen Zusammensetzung veröffentlicht und schon damals richtig gedeutet worden. Die Zechsteinschichten im Profile des Schöuborubrunnens zeigen im Vergleich zu den Schichten von Kaiseroda zwar ansehnliche Ab- weichungen in der Mächtigkeit, aber eine ganz ähnliche Zu- sammensetzung. Auffallend ist an diesen Schichten das mächtige Anschwellen des Jüngeren Anhydritlagers, lieber dem Anhydrit erscheint auch hier etwas Steinsalz, das Jüngere Salzlager. Die Aehnlichkeit in der Zusammensetzung der durchbohrten Schichten mit den Schichten bei Kaiseroda bürgt dafür, dass auch das Aeltere Salz sich bis in die Kissinger Gegend erstreckt und dass es auch hier noch ansehnliche Mächtigkeit besitzt. Es ist auch ScMchten 8 bis 15 für »Gypsmergel und Salzthon des Mittleren Zechsteins« und zwar unter Berufung auf die Verhältnisse in Thüringen. Diese Ansicht ist jedoch irrig. Am Thüringer Walde liegen die bunten Letten mit etwas Salz im unteren Theil dieser Ablagerung und mit einem mächtigen Lager von Anhy- drit oder Gyps im Liegenden derselben zwischen dem Plattendolomit und dem Hauptdolomit, der bei Kaiseroda durch den Anhydritknotenschiefer vertreten wird, aber nicht unter dem Hauptdolomit. Das Profil des Schönbornbrunnens stimmt, was die Keihenfolge der Schichten angeht, so genau mit demjenigen von Kaiseroda überein, dass über die Richtigkeit der SAUDBERGER’schen Einreihung der Schichten 6 bis 15 in das System nicht der geringste Zweifel auf kommen kann. Nur darüber lässt sich vielleicht streiten, ob man die Schichten 1 bis 5 des Schönbornprofils besser zur Zechsteingruppe oder besser zum Bröckel- schiefer stellt. Sandberger hat sich für Letzteres entschieden und ist ihm auch darin im Allgemeinen beizustimmen. Die Schichten 1 bis 3 sind nicht mit dem Plattendolomit identisch, wie Lepsius anzunehmen scheint, sondern es ist dies derselbe Horizont, welcher im Kaiserodaer Profil durch die dolomitischen Kalk- knollen im unteren Theil des Bröckelschiefers bezeichnet wird. Berücksichtigt man dies, und ferner, dass am Thüringer Walde der Obere Letten nur wenig mächtig ist, und im Gegensatz zum Bröckelschiefer bunte Farben zeigt, so kommt man zu dem Schlüsse, dass die Schichten 1 bis 4 und der grösste Theil der Schichten unter No. 5 mit dem Bröckelschiefer des Thüringer Waldes identisch sind und dass nur der unterste Theil der Schichten unter No. 5, welcher die »Mergel«, womit wahrscheinlich lichte, mergelige Thone gemeint sind, enthält, davon abzutrennen und mit dem Oberen Letten des Thüringer Waldes zu identificiren ist. Es ist diese Frage nach der Lage der Grenze, zwischen dem Oberen Letten und dem Bröckelschiefer aber eine ganz unwichtige, da sich diese Schichten so nahe stehen, dass eine scharfe Trennung nicht immer möglich ist. ind der Untere Runtsandstein in den Bolirlöcliern bei Kaiseroda. 121 sicher, dass es noch nicht aiisgelaiigt ist; denn sonst könnte weder das jüngere Salzlager im Schönboruprofil vorhanden sein, noch der jüngere Anhydrit sich in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten haben ; er wäre durch das in den Schlotten circnlirende Wasser sicher grössteutheils in Gyps uingewandelt. Meiningen, im December 1894. lieber das Alter von Myalina bilsteinensis. Von Herrn E. Kayser in Marburg. (Hierzu Tafel III und IV.) V orbemerkungen. Der im tiefen Thale der Veischede, eines westlichen Neben- flüsschens der Lenne, gelegene Flecken Bilstein i) ist den Geologen in doppelter Beziehung bekannt: einmal als Fundort der grossen, in so vielen Sammlungen verbreiteten, in der Ueberschrift ge- nannten Muschel, und zweitens als ein Punkt, wo eines jener merkwürdigen, schieferigen, mitunter versteinerungsfülirenden Por- phyrgesteine oder Porpliyroide auftritt, die von Dechen mit dem Namen Lenneporphyre belegte und die jetzt als umgewandelte Porphyr- bezw. Keratophyr-Tulfe erkannt worden sind. Das Bil- steiuer Porphyroid bildet ein langes, mächtiges, das Thal unter spitzem Winkel schneidendes und stark einengendes Lager. An den steilen, das alte Schloss Bilstein tragenden Felsen kann man die Beschaffenheit des Gesteins gut beobachten. Die Myalina b Mau erreicht den Ort am leichtesten von der Station Grevenbrück der Lennethalbahn aus, woselbst das Veischedethal sich mit dem der Lenne ver- einigt. Zur allgemeinen Orientirung über die geologischen Verhältnisse der Gegend emjjfehlen wir v. Dechen’s geologische Uebersichtskarte von Rheinland- Westfalen, sowie die Sectionen Lüdenscheid und Berleburg der grossen 80000- theiligen geologischen Karte desselben Verfassers von Rheinland und Westfalen. E. Kaysek, Ueber das Alter von Myalina bilsteinensis. 123 findet sich unmittelbar neben dem Porphyr in einem dunklen Schiefer, wie er thalauf und abwärts weit verbreitet ist, und zwar sowohl oberhalb des Ortes, da wo der Weg zum Schloss das Thal verlässt, als auch besonders gleich unterhalb der untersten Häuser, über der Landstrasse nach Grevenbrück. Der erste, dem wir die Beschreibung der Bilsteiner Myalina und der Umstände, unter denen sie sich findet, verdanken, ist Ferdinand Roemer. In seinem 1844 erschienenen »Rheinischen Ueberffamrssfebirfre« S. 45 sag-t er darüber Folgendes aus: »Von Olpe (das etwa 15 Kilometer südwestlich liegt) bis Bilstein herrscht das gewöhnliche, schwarze, thonig- mergelige Gestein, hier und dort einige Versteinerungen enthaltend. Bei Bilstein ist dicht neben dem Hervorbrechen des Porphyrs eine duukelgefärbte , kalkig-thonige Gebirgsart aufgeschlossen, welche ganz erfüllt wird von den Abdrücken der grossen Pterinea West- 2)haJica {Myalina Bilsteinensis) und einiger anderer, nicht näher bestimmbarer Zweischaler. Das ganz locale Auftreten dieser Bil- dung ist besonders merkwürdig. Nördlich von Bilstein folgen nun wieder schwarz -mergelige Schichten und zwischen diesen einzelne feste Grauwackenbänke«. S. 77 desselben Werkes, bei Beschreibung der Pterinea bil- steinensis ^ heisst es weiter: »Bei Bilstein wird eine am östlichen Ausgange des Ortes hart au der Strasse anstehende mächtige Grauwacken-ähuliche Schicht, welche ihren Lagernugsverhältuissen nach zu dem jüngeren, thonig- kalkigen Systeme gehören muss, von den Steinkerueu dieser ausgezeichneten Art erfüllt . . . Mit ihr zusammen kommen noch Steiukerue zweier ebenfalls noch von keiner anderen Localität bekannten Zweischaler und einer ge- falteten Terebratel vor«. Unter dem »jüngeren, thonig - kalkigen System« versteht Roemer die bekannte, petrographisch oft den rheinischen Cobleuz- Schichten ähnliche Gesteinsfolge, deren mitteldevouisches Alter er an der Hand der darin enthaltenen Versteinerungen zuerst nach- wies. Roemer schrieb somit der Pterinea. oder Myalina bilsteinensis ein mitteldevouisches Alter zu. 124 E. Kayser, Ueber das Alter von Myalina bilsteinensis. Kurze Zeit darauf machte H. v. Dechen in seinem berühmten Aufsatze über die westfälischen Lenneporphyre eingehende Mit- theilungen über den Porphyr von Bilstein. Er erwähnt bei dieser Gelegenheit 2) auch das Vorkommen unserer Myalina mit folgenden AVorten: »An der von Bilstein nach Grevenbrück führenden Chaussee an dem linken Gehänge der Veischede fällt der kalkige, durch Abdrücke grosser Pterineen ausgezeichnete Schiefer, welcher sich im Liegenden dieses (d. h. des Bilsteiner) Porphyrs befindet, mit 45® gegen S. ein«. In der ganzen langen, seit dem Erscheinen der genannten Arbeiten Roemer’s und Dechen’s verflossenen Zeit hat unsere Kenntniss vom Vorkommen der in Rede stehenden Muschel keinen weiteren Zuwachs erfahren. Ueberhaupt hat, soviel mir bewusst, seitdem nur ein einziger Forscher dieses Vorkommen näher be- sprochen, nämlich Fr. Frech. In seiner 1891 veröffentlichten Abhandlung über die deutschen devonischen Aviculiden spricht er sich bei Beschreibung von Myalina Bilsteinensis über ihr Vor- kommen folgendermaassen aus^): »F. Roemer rechnet die Schichten, in denen die Art bei Bil- stein vorkommt, zu dem jüngeren kalkig- thonigen System, d. h. zum Mitteldevon, eine Ansicht, die durch die Auffindung der Myalma bilsteinensis im Eifeier Mitteldevon bestätigt wird. Ge- nauer dürfte das betrefiende Lager den Cultrijugatus-^chichien gleichzustellen sein. Die übrigen bei Bilstein mit Myalina hilsteinen- sis vorkommenden Versteinerungen gehören durchweg zu eigenthüm- lichen Arten: Modiolopsis n. sp., Modiomorpha n. sp. verwandt mit M. lamellosa Sande, sp. und drittens ein Spirifer, der in der äusseren Form mit Spirifer aperturatus Schloth. var. cuspidata QuenST. (von Refrath), in der Art der Berippung und der geringen Breite des Sinus mit Spirifer Winteri Kayser von Gerolstein übereinstimmt«. 9 Kabsten’s Archiv, 1845. 9 A. a. 0. S. 383. 9 Abh. z. geol. Specialkarte von Preussen etc. Bd. IX, Heft 3. 1891. 9 A. a. 0. S. 151. E. Kaysrr, Ueber das Alter von Myalina bilsteinensis. 125 Frech hält somit gleich Roemer unsere Myalina für mittel- devonisch und führt dementsprechend auch in der seiner Mono- graphie beigegebeuen, die Gliederung des deutschen Devon dar- stellenden Tabelle No. I die Schichten von Bilstein beim Mittel- devon auf. Mit dieser Ansicht vermochte ich nun aber eine Reihe von Versteinerungen, die ich im Jahre 1888 bei einem ersten flüchtigen Besuche von Bilstein an der Fundstätte der Myalina gesammelt hatte, nicht in Einklang zu bringen. In dem dort sehr häufigen Spirifer glaubte ich keine mitteldevonische Art, sondern vielmehr den im Taunusquarzit und der Siegener Grauwacke weit ver- breiteten Spirifer inicropterus Golde, zu erkennen, und ebenso meinte ich in der kleinen Modionwrpha, die Frech als verwandt mit lamellosa Sande, bezeichnet, sowie in einer anderen grösseren Art derselben Gattung Formen zu erblicken, die ich erst kurz zuvor in der Gegend von Siegen in der Begleitung von Rensse- laeria crassicosta Koch, also in viel älteren, tief-unterdevonischen Schichten gefunden hatte. Dieser Umstand veranlasste mich, im vergangenen Jahre auf einem längeren Ausflug mit Studireuden der hiesigen Universität der Fundstätte bei Bilstein einen neuen Besuch abzustatten. Es wurde bei dieser Gelegenheit ein reiches Material gesammelt, das trotz seiner meist wenig guten Erhaltung — die Versteinerungen von Bilstein sind fast durchgängig stark verdrückt, ja zum Theil bis zur Unkenntlichkeit zerquetscht — ausreichend ist, um die Frage nach dem Alter der - führenden Schichten mit Sicherheit zu entscheiden. Besclireibung: der Arten. Myalina bilsteinensis F. Roemer sp. Taf. III, Fig. 1 und 2. Pterinea bilsteinensis, F. Koemek, Das rheinische Uebergangsgebirge, 1844, p. 77, t. 6, f. 1. Myalina » Fk. Frech, Die devonischen Aviculiden Deutschlands. Abh. z. geol. Specialkarte von Preussen etc. Bd. IX, Heft 3, 1891, p. 150, t. 15, f. 3-4, t. 16, f. 9-10. ] 26 E. Kaysbr, Ueber das Alter von Myalina bilsteinensis. Diese riesige Myalina ist bei Bilstein weitaus das häufigste, hie und da iu dichter Uebereinauderpackuug ganze Bänke er- füllende Fossil. Dass die Muschel weder zu Pterinea^ noch zu Gosseletia gehöre, bei welch’ letzterer Gattung sie von Ch. Barrois in seinem bekannten Werke über die palaeozoischen Bildungen von Asturien und Galicien i) nntergebracht worden war, habe ich schon vor längerer Zeit in einem Referate über jenes Werk^) hervorgehobeu. Der vollständige Mangel au Schlosszähnen lässt eine solche Classification nicht zu. Die Zahnlosigkeit in Ver- bindung mit der breiten, gestreiften Ligameutarea und der Gestalt des Gehäuses weisen vielmehr unserer Art einen Platz bei der Gattung Myalina an, zu der sie denn auch von Frech gestellt worden ist. Auffällig ist die ausserordentlich starke Verdickung der Schale iu der Wirbelgegend, wie sie an dem in Fig. 1 ab- gebildeten Steiukern (bei dem der breite Zwischenraum zwischen Gestein und Kern der Dicke der ursprünglichen Schale entspricht) deutlich zu erkennen ist. Im Uebrigeu hätte ich den Be- schreibungen und Abbildungen Roemer’s und Frech’s nichts Neues zuzufügeu. Ich bemerke nur, dass es mir gelungen ist, auch ein paar kleine, nicht mit Gestein ausgefüllte Klappen, deren Schale iu eine schwarze, kieselige Substanz verwandelt ist, zu finden. Eines dieser Stücke — eine rechte Klappe — ist in Fig. 2 abgebildet. Es zeigt sehr gut die eigeuthümlich spitz ausgezogene und znsammengedrückte Form des Wirbels. Von Interesse ist noch, dass ich die Muschel auch iu Schichten gesammelt habe, die Feldspathkörner enthalten und somit schon dem Porphyroid zuznrechnen sind. Die von Frech versuchte Zurückführung der im Mitteldevon von Gerolstein und Schwelm gefundenen Myalineu auf die Bil- steiner Art erscheint schon iu Anbetracht ihrer sehr viel geringeren Grösse unwahrscheinlich. Dagegen möchte ich die von Krantz bereits im Jahre 1857 4) geäusserte Vermuthuug, dass der grosse, ') Mem. de la Soc. geol. du Nord, vol. II, No. 1, p. 275, 1882. 2) Neues Jalirb. f. Min. etc. 1883, Bd. II, p, 45. 3) a. a. 0. •‘) Verli. d. naturhist. Ver. Rheinl.-Westf. Bd. XIV, p. 160. E. Kayser, lieber das Alter von Myalina bilsteinensis. 127 von Goldfuss Petref. Germ. t. 141 , f. 3 abgebildete, nuterdevo- nische Stelukeni der RoEMER’schen Art augebörei), für ziitreftend halten. Krantz führt M. bilsteinensis auch unter den Versteinerungen des Alenzeuberges unweit Bonn an -), also aus Schichten mit Spirifer frimaemis. Leider ist das Krantz’scIic Original in der Sammlung des naturhistorischeu Vereins, in der die meisten übrigen, von ihm vom Meuzeuberge beschriebenen Versteinerungen aufbewahrt werden, nicht vorhanden. Blodiomorplia bilsteinensis Beush. Taf. III, Fig. 4—6. Dies ist nächst Myalina bilsteinensis die häutigste Art der Fauna. Die schon von Frech hervorgehobene Aehnlichkeit mit Pleurophorus lamellosus Sandb. 4) (eine Art, auf deren Zugehörig- keit zu Modiomorpha zuerst Beushausen^) hiugewiesen hat), ist unverkennbar. Immerhin ist diese, wie es scheint auf die Oberen Coblenzschichten beschränkte Art grösser, mehr in die Quere ver- längert und mit stärkeren, etwas schuppig vortretendeu Anwachs- streifen versehen. Auch ihr innerer Bau scheint etwas abzuweichen. Die Bilsteiner Form besitzt in beiden, wie es scheint, gleich stark gewölbten Klappen einen Schlosszahn, zu denen in der rechten noch ein schwacher Vorderzahu hiuzutritt. Ausserdem ist eine lange Ligameutleiste vorhanden. Ich war zuerst geneigt die Art auf den Kern zu beziehen, den Goldfuss Petref. Germ. t. 159, f. 17, angeblich aus dem Eifler Kalk und den (Siegener) Schichten des Ahrthaies, unter dem Namen Sanguinolaria dorsata abgebildet hat. Herr Dr. Beushausen ') Goldfuss giebt über den Fundort nur an : e psammite montium Rheno in- ferior i adjacentiiim, was auf Schichten vom Alter der Siegener Grauwacken schliessen lässt. Frech erwähnt dieses bemerkenswerthe Vorkommen in seiner Monographie der Aviculiden mit keinem Worte. 2) a. a. 0. S. 160. 3) a. a. 0. 9 Khein. Schichtensyst. Nassau, 1850 — 1856, p. 267, t. 28, f. 4. Beiträge zur Kenntniss des Oberharzer Spiriferensandsteins. Abh. z. geol. Specialkarte von Preussen etc. Bd. VI, Heft 1, p. 64. 128 E. Kayser, TJeber das Alter von Myalina bilsteinensis. iu Berlin aber, der schon seit einigen Jahren mit einer umfang- reichen Monographie der Lainellibrauchiaten des deutschen Devon beschäftigt ist, theilte mir mit, dass S. dorsata aus dem Mittel- devon der Eifel stamme, und dass er die Bilsteiuer Form, von der ich ihm einige Exemplare übersandt hatte, für neu halte. ■Ausser von Bilstein kenne ich die Art noch vom Käuser Steimel im Siegen’schen, wo sie nur vereinzelt iu Begleitung von Spirifer micropterus und primaevus und anderen Leitformen der Siegener Grauwacke gefunden worden ist. Modiomorpha praecedens Bedsh. Taf. IV, Fig. 1. Eine grosse, mir in mehreren Exemplaren vorliegende Art. Auch von ihr sandte ich zwei zur Begutachtung an Herrn Dr. BeüSHAUSEN, der sie für eine von ihm als neu zu beschreibende Art erklärte. Die Marburger Sammlur g besitzt dieselbe Form iu einer ganzen Anzahl von Exemplaren von verschiedenen Punkten der Gegend zwischen Siegen und Herdorf: sie ist mithin eine charakteristische Species der Siegener Grauwacke. Die Bilsteiuer Exemplare zeichnen sich durch besondere Grösse aus. Es sind meist Steinkerne, die aber, gleich dem abgebildeteu Stück, die Sculptur der äusseren Schale noch deutlich erkennen lassen. Modiomorpha siegenensis Beush. Taf. IV, Fig. 2. Mit dieser, der vorigen nahestehenden, aber durch geringere Querausdehnung und infolgedessen gedrungenere Gestalt ab- weichenden Art lassen sich ein paar andere Bilsteiner Muscheln vereinigen. Auch sie ist, wie schon ihr Name besagt, für die Siegener Schichten bezeichnend und iu der Marburger Sammlung in mehreren Exemplaren auch von anderen Fundorten des Siegener Gebietes vertreten. Unter den bis jetzt aus dem Unterdevon beschriebenen Mo- diomorphen wären als der unsrigeu ähnlich noch M. {Modiolopsis) E. Kayser, lieber das Alter von Myalina bilsteinensis. 129 Verneuili und ferruginea Oehlert von Nehoni) zu nennen; in- dess weichen beide schon durch ihren weit stärker eingebuchteten Unterrand ab. Modiolopsis ? taonica Kays.? IvAYSBR, Dieses Jahrbuch für 1884, p. 12, t. 2, f. 1. Auf diese, von mir am oben angegebenen Orte aus dem Taunusquarzit des Hunsrück beschriebene Form glaube ich ein leider unvollständiges und stark verdrücktes, zweiklappiges Stück zurückführen zu können. Die sehr bedeutende Grösse — voll- ständig dürfte die Muschel einige 70 Millimeter Länge und etwa 120 Millimeter Breite besessen haben — sowie der kräftige, wenn auch gerundete, etwas bogig verlaufende, dem Oberrande genäherte Diagonalkiel sprechen zu Gunsten dieser Bestimmung. Die Gattungs- bestimmung muss als zweifelhaft gelten. Sphenotns soleniformis Goldfuss sp. Taf. III, Fig. 3. Sanguinolaria soleniformis Goldfuss, Petref. Germ., 2. Theil, p. 277, t. 159, f. 7. Goldfuss beschrieb diese Art, die durch ihre schmale, stark querverlängerte Gestalt, den weit nach vorn gerückten Wirbel, den schwachen, gerundeten Diagonalkiel und die glatte, nur mit schwachen Anwachsstreifen versehene Schalenoberfläche leicht kenntlich ist, aus der Grauwacke des Siebengebirges und den Schiefern von Altenahr, also aus der Siegener Grauwacke. Ich selbst fand sie an mehreren Stellen der unmittelbaren Umgebung von Siegen (so am Häusling und in den Steinbrüchen oberhalb der Stadt, auf der linken Seite der Sieg), sowie in der Gegend von Herdorf. Sie ist demnach ein charakteristisches Fossil der Siegener Schichten. Bei Bilstein wurden nur zwei Exenq^lare gesammelt. Ich sandte das eiue, auf Taf. HI abgebildete, mit meiner Bestimmung an Herrn Dr. BeüSHAUSEN. Derselbe hat sich dieser Bestimmung b Mem. de la Soc. geol. de France 3. ser. t. II, 1881, p. 28, t. 4, f. 5 und 6. 9 Jahrbuch 1894. 130 E. Kaysbr, Ueber das Alter von Myalina bilsteinensis. augeschlossen und wird das Stück in seiner Monographie der Zweischaler des deutschen Devon noch einmal abbilden lassen. Die Gattung Sphenotus wurde von J. Hatx im Jahre 1885 für Muscheln des uordamerikanischen (Mittel- und Ober-) Devon errichtet. Im europäischen Devon war sie bisher noch nicht nachgewieseu, obwohl sie auch hier noch mit einigen weiteren Arten vertreten ist. Pteroüites idarensis n. sp. Taf. IV, Fig. 3 und 4. Es liegen zwei ziemlich vollständige, zweiklappige Exemplare einer Aviculide vor, die sich durch ihren gerundet dreieckigen Umriss, die ganz nach voi'u gerückten Wirbel, den kaum ent- wickelten Vorder- und stark entwickelten, breiten Hiuterflügel als zu Mc Coy’s Gattung Pteronites gehörig erweist. Die Schaleu- oberfläche war, abgesehen von nicht sehr zahlreichen Anwachs- streifen, glatt. Ein mit den Bilsteineru in jeder Hinsicht über- einstimmendes Exemplar fand ich vor etlichen Jahren auch im Taunusquarzit des Katzeulochs bei Idar (am Südabfalle des Huns- rück). Ich habe es zum Vergleich mit der Bilsteiner Form hier abbildeu lassen (Taf. HI, Fig. 7). Unter den Muscheln des deutschen Devou lässt sich mit Pter. idarensis vergleichen die zuerst von A. Krantz im Jahre 1857 aus den Siegener Schichten des Meuzenberges unweit Bonn beschriebene, neuerdings von Frech in seiner Aviculiden-Mono- graphie noch einmal abgebildete P^erinea {Pteronites) longia- latas. Der Vergleich des in der Sammlung des naturhistorischen Vereins zu Bonn auf bewahrten Originales von Krantz zeigt iudess, dass die Meuzenberger Art von der unserigeu durch schmälere Gestalt, erheblich längeren, spitz ausgezogenen Hinter- flügel und weniger weit nach vorn gerückten Wirbel ab weicht. Näher scheinen unserer Form zu stehen die von Frech aus dem ‘) Palaeontol. New-York, vol. V, Part. I (Lamellibrancli.), II, p. XXXIII. Verb. d. naturbist. Ver. Rbeiul.-Westf., Bd. XIV, p. IGO, t. 10, f. 2. 3) a. a. 0. p. GO, t. 9, f. 22. E. Kaysek, lieber das Alter von Myalina bilsteinensis. 131 belgischen Oberdevon beschriebene Avicula {Pter.) belgica i), sowie Pter. rostratus und profundus Hall aus dem nordamerikaniscbeu Oberdevon 2). Ganz abgesehen von ihrem jüngeren Alter unter- scheiden indess auch sie sich von unserer Art theils durch ge- ringere Grösse, theils durch stärkere Entwicklung des Vorder- flügels und schwächere Wölbung des Gehäuses in der Wirbel- gegend, welch’ letztere bei unserer Art kielförmig vortritt. Auch PL Dalmieri Oehlert aus dem Unterdevon von Nehoir^) weicht von Pt. idarensis durch einen spitzeren Hinterflügel und schärfer werdende Anwachsstreifung ab. Goniophora sp. Ein unvollständiger Abdruck der rechten Klappe einer ziem- lich grossen Goniophora könnte sehr wohl auf eine Form, wie die von mir früher aus dem rheinischen Taunusquarzit beschriebene G. trapezoidalis'^) oder auch auf Krantz’ G. (Sanguinolaria) cur- vato-lmeata vom Menzeuberge®) zu beziehen sein — zwei Formen, die vielleicht mit einander zu vereinigen sind, da ihre Gestalt nahezu die gleiche und ihr Alter ein übereinstimmendes ist^). Spirifer micropterus Golde, sp. Taf. IV, Fig. 5—8. Spirifer hystericus Schloth., Kayser, Dieses Jahrb. f. 1880, p. 2C3. » micropterus Goedf., Kayser ebend. für 1884, p. 10, 11. Neben Myalina bilsteinensis und Modiomorflia bilsteinensis ge- hört zu den häufigsten Arten unserer Fauna ein Spirifer., der theils zusammen mit den eben genannten Zweischalern, theils für sich allein in besonderen Schichten vorkommt. Die Form zeichnet sich durch mittlere Grösse, ziemlich hohe pyramidale Ventralklappe, b a. a. 0. p. 61, t. 9, f. 21. b Palaeont. New York, vol. V (Lamellibr.) t. 22. b Bull. Soc. geol. de France, 3. ser. t. XV, 1888, t. 16, f. 1. b Dies. Jahrb. für 1884, p. 19, t. 2, f. 4. b Das KRANTz’sche Original ist leider in der Sammlung des naturhistor. Vereins zu Bonn nicht aufzufinden gewesen. 9* 132 E. Kaysbk, üeber das Alter von Myalina bilsteinensis. etwas flügelförmig verlängerte Seitenecken, schmalen, glatten Sinus lind Sattel, deren letzterer etwas abgeflacht und mitunter sogar schwach ausgehöhlt ist, 10 — 20 einfache, scharfe Rippen auf jeder Seite und starke, zickzackförmige Anwachsstreifen aus. Es ist dies die Form, die Frech mit Spirifer aperturatus var. cmpi- data und Spirifer Winteri vergleicht. Die Aehnlichkeit mit ersterem beruht aber nur auf der pyramidalen Gestalt der Ventralschale, während schon der Umstand, dass die Refrather Art auch auf dem Sinus und Sattel Rippen besitzt, genügt, um eine Ver- wechselung mit micropterus auszuschliessen. In ähnlicher Weise ist auch Spirifer Winteri^') durch das Auftreten von Falten auf Sinus und Sattel unterschieden — ein Merkmal, das bei keinem der vielen, von uns bei Bilstein gesammelten Spiriferen zu be- obachten ist. Unsere Form gehört zu den häufigsten und verbreitetsten Spiriferen der Siegeuer Schichten und des Taunusquarzits, nämlich micropterus Goldf. Dass die Art mit diesem Namen bezeichnet werden muss, kann nach einem als »Delthyris microptera<.<. etiket- tirten Exemplare der alten GoLDFUSS’schen Sammlung, das im Berliner Museum für Naturkunde auf bewahrt wird und vom Grünen Löwen im Siegen’schen (aus der Siegeuer Grauwacke) stammt, keinem Zweifel unterliegen. Mitunter geht die Species auch in die Unteren Coblenzschichteu hinauf, während sie mir aus jüngeren Schichten nicht bekannt ist. Ich sehe die Haupteigenthümlichkeiten der in Rede stehenden Art in der Schmalheit von Sinus und Sattel und in der grossen Schärfe der leistenförmig gestalteten, durch tiefe Furchen ge- trennten Rippen. Daneben ist auch die verhältnissmässig ge- länge Höhe bezw. Tiefe und Abflachung von Sinus und Sattel, sowie die Neigung des Gehäuses zu flügeliger Verlängerung zu betonen. Die Art theilt die meisten dieser Merkmale mit dem bekannten Spirifer suhcuspidatus Schnur (nebst var. alata Kays.) aus den oberen Coblenzschichteu und dem tieferen Mitteldevon und mit Sp. elegans Steining. aus dem letzteren, übertriflft indess ') Zeitscbr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 33, 1881, p. 331, t. 19, f. 1. E. Kayser, lieber das Alter vob Myalina bilsteinensis. 133 beide an Schärfe der Rippen. Auch weicht mbcuspidatus dnrcli höhere, elegans durch kaum entwickelte Area al). Von anderen, näher stehenden Spiriferen des Uuterdevon wäre insbesondere carinatus Schnur (zu dem ich auch einen Theil dessen rechne, was AIaurer als bezeichuet) zu neunen. Diese namentlich in den Oberen Cohlenzschichten verbreitete, aber vereinzelt schon in der Unteren Coblenzstufe auftretende Art unterscheidet sich von micvopterus unschwer durch ihre erheblich breiteren und stumpferen Rippen, den höheren, stärker gewölbten Sattel, die niedrigere Area und die gedrungenere, uugeflügelte Gestalt. Schwieriger sind die Beziehungen von microptems zu hystericus ScHLOTH. festzustellen, weil unter diesem Namen offen- bar allerhand nicht Zusammengehöriges vereinigt worden ist ^). Ein Theil der so benannten Formen deckt sich mehr oder weniger mit dem eben erwähnten carinatus. Andere — wie die bekannten, ziemlich gross werdenden, gewöhnlich als hystericus hezeichneten Kerne vom Rammeisberg und Kahleberg im Oherharz — stehen durch ihre ganze Gestalt und insbesondere durch ihre hohe, an der Spitze etwas ühergebogene Area dem Sp. suhcuspidatus min- destens sehr nahe. Derartige Formen sind zwar besonders in den Oberen Cohlenzschichten anzutreffeu, gehen aber vereinzelt auch in tiefere Schichten, bis in die Siegener Grauwacke, hinab. End- lich scheinen mit dem Namen hystericus auch zu micropterus ge- hörige Formen belegt worden zu sein. Rhynchonella daleidensis F. Roem. sp. Terebratula — E. Roemer, Rhein, üebergangsgeb. 1844, p. 65, t. 1, f. 7. Diese bekannte, im ganzen Unterdevon des Rheiulaudes ver- breitete Art ist auch bei Bilstein häufig und erfüllt dort einige Schichten fast allein. Im Mitteldevon findet unsere Muschel ihre Fortsetzung in der specifisch kaum zu trennenden Rhynchonella hexatoma Schnur und anderen nahestehenden Formen. ') Neues Jahrbuch f. Min. etc. 1889, Bd. IT, t. 3, f. 3: 4? Vergl. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXIII, 1871, p. 565 unten. 134 E. Kavsek, Ueber das Alter von Myalina bilsteinensis. Chonetes plebeja Schnür. — — Schnur, Brachiopoden der Eifel. Palaeontograpbica, Bd. III, 1851, p. 226, t. 42, f. 6. Auch dies, im ganzen rheinischen ünterdevon sehr gemeine, soviel mir aber bekannt, nicht über dessen obere Grenze hinaus- gehende Fossil findet sich bei Bilstein. Nach meinen Wahrneh- mungen ist die Art hier auf einige wenige, unmächtige Schich- ten beschränkt, die ganz mit ihren Steinkernen und Abdrücken erfüllt sind. Zusammenfassung und Folgerungen. Versuchen wir auf Grund der im Vorstehenden beschriebenen Fauna das Alter der Schichten mit Myalina bilsteinensis zu be- stimmen, so kommen wir am raschesten zum Ziele, wenn wir uns die verticale Verbreitung der verschiedenen Arten im rheinischen Gebirge in einer Tabelle, wie die nachstehende, veranschaulichen. Namen der beschriebenen Arten Siegener Schichten (und Taunus- Quarzit) Höheres Unter-Devon Mittel- Devon Myalina bilsteinensis F. Roejier . . (?) Modinmorp/ia bilsteinensis Beushausen + » praecedens » + » sieyenensis » Modiolopsis? taunica Kayser? . . . Sphenotus soleniformis Goldfuss . . + Ptcronites idarensis n. sp + Goniop/iora sp Spirifer micropterus Goldfuss -t- + Rhynchonella daleidensis F. Roemer . -F -F (+) Chonetes plebeja Schnur + + Diese Zusammenstellung lässt sofort erkennen, dass alle Bil- steiner Zweischaler anderweitig auf Schichten vom Alter der Siegener Grauwacke beschränkt sind. Nur für Myalina bilsteinensis E. Kaysek, lieber das Alter von Myalina bilsteinensis. 135 ist dies noch nicht völlig sicher, wenn auch ebenfalls sehr wahr- scheinlich. Die drei ausserdem vorkomnieudeu Ibachiopodeu gehen zwar auch in jüngere Schichten als die Siegener Grauwacke hinauf; indess hat auch unter ihnen eine Art, nämlich Spirifer micro- pterus^ ihre Hauptverbreitung ebenfalls in dieser Stufe. Nach alledem kann die Zugehörigkeit der Fauna von Bilstein zu den Siegener Schichten keinem Zweifel unterliegen. Sie stellt eine ausgesprochene Zweischalerfauna dieses Niveaus dar, und hier, wie anderwärts in Schichten desselben Alters, fällt die ungewöhnliche, oft riesige Grösse vieler Arten i) auf. Dies gilt besonders für Myalina bilsteinensis^ weitaus die grösste aller bekannten devonischen Myalinen, aber auch für Modiolopsis? tau- nica und Modiomorpha praecedens. Wenn aus dem Vorstehenden folgt, dass die Schiefer mit Myalina bilsteinensis das Alter der Siegener Grauwacke besitzen, so müssen wir das gleiche Alter dem in jene Schiefer ein- geschalteten Porphyroidlager zuschreiben, iind zwar um so mehr, als, wie oben hervorgehoben, die genannte Versteinerung sich auch in feldspathhaltigem , den Uebergang zum Porphyroid vermittelnden Schiefer findet. Ich bin aber weiter der Ansicht, dass gleich dem Bilsteiner Porphyroide auch diejenigen von Olpe und von Altenhundem, und überhaupt alle die zahlreichen sonstigen, im S. der Linie Olpe-Bilstein- Altenhundem auftretenden Vorkommen von Lenneporphyr sammt den sie begleitenden schiefrigen und quarzitischen Gesteinen nicht, wie bisher angenommeu wurde, dem Leuneschi efer, sondern der Siegener Grauwacke zuzurechneu sind. Es ist dies um so wahrscheinlicher, als aus dem ganzen ange- gebenen Gebiete noch keine einzige, für Mitteldevon beweisende Versteinerung bekannt geworden ist. Ganz anders verhält es sich mit den meist etwas lichter ge- färbten kalkreichen Schiefern, die im N. der Linie Olpe -Alten- hundem auftreten. In diesen sind Versteinerungen überall nicht ’) Man denke nur an Spirifer primaevus, Rhynchonella papiUo und taunica, Discina anomala, Stroplioiiiena gigas, Actinodesma ohsoletum, Murchisonia iaunica u. a. 136 E. Kaiser, Ueber das Alter von Myalina bilsteinensis. selten, und hier weisen diese überall gleichinässig auf Mitteldevon hin. So ist der Kapelleuberg bei Olpe schon lange als ein guter Fundpunkt mitteldevonischer Versteinerungen bekannt l). Eine ganz ähnliche Fauna findet sich auch an mehreren Stellen am Wege zwischen Altenhundem und Meggen, und aus der Gegend westlich Bilstein hat schon Ferd. Roemer^) Calceola sandalina angegeben. Aus diesen Mittheiluugen ergiebt sich, dass die genannte, nordöstlich verlaufende Linie Olpe-Bilstein- Alten- hundem — und ebenso vielleichtauch ihre unmittelbare Fortsetzung im oberen Lennethale nach Schmallenberg zu — eine wichtige Grenzscheide bildet: in ihrem S. herrschen auf weite Erstreckung Schichten vom Alter der Siegener Grauwacke; in ihrem N. da- gegen findet man in nicht minder weiter Verbreitung viel jüngere, mitteldevonische Ablagerungen. Es folgt daraus, dass die fragliche Linie eine Uebersch iebungslini e darstellt, und zwar bildet sie ein Stück jener bedeutend en Ueberschiebung, die den grossen Sattel von Siegener Grauwacke im N. gegen mittel devonische und noch jüngere Schichten begrenzt. Auf der Sectiou Siegen der DECHEN’schen Karte ist der nahezu geradlinige Verlauf dieser grossen Störung (als Grenzlinie zwischen Unterdevon und Lenneschiefer) ziemlich richtig angegeben. Auf den nördlich und nordöstlich anstossenden Sectionen Lüdenscheid und Berleburg aber muss ihre Fortsetzung so abgeändert werden, dass sie, statt in flachem Bogen nach O., SO. und dann wieder nach NO. abzubiegen, unter Beibehaltung ihrer alten Richtung über Olpe und Bilstein nach Altenhundem b In der 1890 erschienenen Besclireibung der Bergreviere Arnsberg, Brilon und Olpe, p. 45, wird zwar die fragliche Fauna von Herrn Eug. Schulz den Oberen Coblenzschichten zugerechnet; angesichts solcher Arten aber, wie Rliyn- chonella Orhkjnyana, Spirifer cultrijtigatus , specio&us und elegans, Athyris con- centrica, Pentamer as galeatus, Orthis tetragona, Chonetes minuta und Productus subaculeatus ^ ist diese Altersbestimmiing unzulässig. Es liegen hier vielmehr unzweifelhaft Ablagerungen vom Alter des untersten Theiles der Eifeier Calceola- Stufe, der Cultrijugatus-Zone vor. b Rhein. Uebergangsgeb. p. 45. E. Kayskr, TJeber das Alter von Myalina bilsteinensis. 137 verläuft, uin noch weiter nach O. zu, wie es scheint, ungefähr mit dem Zuge des obersten Lennethaies zusammeuzufallen. Wenn auf diese Weise den zahlreichen Porphyroiden des oberen Olpethaies und seiner Umgebung ein höheres Alter zu- kommt, als man bisher annahm, so ist zu bemerken, dass auch die Mehrzahl der Porphyroide der uuteren Lahngegend — wie das bekannte Vorkommen von Singhofen — und des hohen Taunus ein ähnliches Alter besitzen, insofern sie nämlich dem Hunsrückschiefer angehöreiU). Etwas jünger sind die zahlreichen Porphyroide von Haiger unweit Dillenburg und nordöstlich davon, sowie der Gegend nördlich von Butzbach i. d. Wetterau (Boden- rod). Sie gehören den Unteren Coblenzschichteu an. Noch jünger endlich sind die vereinzelten Porphyroidlager der Gegend von Berleburg und Winterberg. So das bekannte von Schameder an der oberen Eder (Sect. Laasphe der DECiiEN’schen Karte), in welchem Dechen schon in den vierziger Jahren einen Homalonokis- Rest nachwies 2). In neuerer Zeit hat dieses Vorkommen zahl- reiche Versteinerungen geliefert, von denen MüGGE nach wohl nicht überall zutreffenden Bestimmungen von IIosius eine Liste veröffentlicht hat 3). Ich selbst habe im Porphyr von Schameder eine wenn auch nur kleine, so doch mit ziendicher Sicherheit auf die Ober-Coblenz-Stufe hinweisende Fauna gesammelt^). Das b vergl. die Blätter Rettert und Feldberg der geol. Specialkarte von Preussen etc. b vergl. Lossen, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XIX, 18G7, p. 669, und Mügge, Neues Jalirb. f. Min. etc. Beilageband YIII, 1893, p. 543. 3) a. a. 0. p. 662. b Cyrtina heteroclita Defe., sehr häufig. Atrypa reticularis Linn., häufig. Anophtheca venusta Schnur, häufig. Spirifer arduennensis Schnur? Strop/iomena interstrialis Phill.? StrepJiorhynchus uvibraculum Schl.? Nucula sp. Pleurotomaria crenatostriata Sandb. Cryphaeus laciniatus F. Roem., nicht selten. Homalonotus laevicauda Quenst., ziemlich häufig. 138 E. Kayser, lieber das Alter von Myalina bilsteinensis. Gleiche gilt von den an der Landstrasse zwischen Winterberg und Hallenberg (Sect. Berleburg der DECHEN’schen Karte) an- stehenden Porpbyroiden, wo ich in den begleitenden Grauwacken- schiefern ebenfalls eine kleine Ober -Coblenz- Fauna gesammelt habe^). b Atrypa reticularis Linn. Chonetes dilatata F. Roem. » sarcinulata Schl. Spirifer arduennensis Schnur. » carinatus Schnur? Pentamerus sp., offenbar die Form von Michaelstein im Harz (Kayser, Harzer Hauptquarzit, Abh. d. preuss. geol. Landesanst. 1889, t. 9, f. 1. Zaphrentis sp. Uebersicht der Schichten folge im Keuper bei Coburg. Von Herrn H. Loretz in Berlin. Literatur. 1822—23. V. Buch, L. Ueber Dolomit als Gebirgsart. — Abh. d. Königl. Akad. d. Wissensch. z. Berlin. S. 83—136. Speciell Coburg S. 89—93. 1829. V. Hoff. Fragmentarische Bemerkungen über die geognostische Be- schaffenheit der Gegend von Coburg. Mit 2 Nachträgen und 1 Tafel (geognost. Kärtchen). — K. C. v. Lfonhard, Zeitschr. f. Mineralogie. S. 1—28. Dazu ibid. S. 67 ff, S. 160 u. 361 f. 1832. Berger, H. A. C. Die Versteinerungen der Fische und Pflanzen im Sandsteine der Coburger Gegend. Mit 4 Tafeln. Coburg. 1851. V. ScHAUROTH, C. Ueber das Vorkommen des Semionotus Berger i bei Coburg. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 3, S. 405—410, 1 Taf. 1853. v. ScHAüEOTH, C. Uebersicht der geognostischen Verhältnisse des Herzog- thums Coburg und der anstossenden Ländortheile. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 5, S. 698—742. Mit geognost. Karte. 1854. Berger, H. A. C. Die Keuperformation mit ihren Conchylien in, der Gegend von Coburg. — N. Jahrb. f. Min. etc. S. 408—414. Mit 1 Taf. 1855. Crednee, Heinr. Geognost. Karte des Thüringer Waldes. Blatt No. 2, und von Blatt No. 4 einige Profile. — Dazu als Erläuterung: Versuch einer Bildungsgeschichte der geognost. Verhältnisse d. Thüringer Waldes. Gotha. 1857. V. ScHAUROTH, C. Die Schalthierreste der Lettenkohlenforniation des Herzogthums Coburg. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 9, S. 85—148. M. 3 Taf. 1864. V. Gümbel, C. W. Ueber das Knochenbett (Bonebed) und die Pflanzen- schichten in der rhätischen Stufe Frankens. — Sitz. Ber. d. Königl. Bayr. Akad. d. Wissensch. 1864. 1. Bd. S. 215-278, bes. S. 230 u. 233 ff. — Strüvee, J. Die fossilen Fische aus dem Keupersandstein von Coburg. — Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 16, S. 303—330. M. 1 Taf. 1865. V. ScHAUROTH, C. Verzeichniss der Versteinerungen im Herzogi. Naturalien- cabinet zu Coburg. Mit 30 Taf. Coburg. 140 H. Lorbtz, üebersicht der Scliichtenfolge im Keuper bei Coburg. 1867. Schenk, A. Die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und Lias Frankens. M. 45 Taf. Wiesbaden. (S. 214, Pflanzen von Einberg unweit Coburg.) 1877. V. Gümbel, C. W. Geognostische Karte des Königreichs Bayern, Blatt Kronach. (Zur geognost. Bescbr. des Königr. Bayern, III. Abth.) 1884. Loretz, H. Mittheilungen über Aufnahmen im Coburgischen. Jahrb. d. Königl. Preuss. geol. Landesanstalt für 1883, S. XLVII. 1885. Loretz, H. Geologische Specialkarte von Preussen und den Thüring. Staaten, Lief. 30, Blätter Meeder und Neustadt a. d. Haide, nebst Er- läuterungen. — Pröscholdt, H. Mittheilungen über Aufnahmen bei Rodach etc. Jahrb. d. Königl. Preuss. geol. Landesanstalt für 1884, S. lxiv— nxvi. 1888— 89. Pröscholdt, H. Mittheilungen über Aufnahmen bei Rodach etc. — Dasselbe Jahrb. f. 1887. S. lviii f. u. für 1888, S. lxxvu — lxxix. 1889— 90. Thürach, H. Üebersicht über die Gliederung des Keupers im nörd- lichen Franken im Vergleiche zu den benachbarten Gegenden. — Geo- gnostische Jabreshefte f. 1888, S. 75— 162, u. 1889, S. 1 — 90. Kassel. 1891. V. Gümbel, C. W. Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb (Frankenjura) mit dem anstossenden Fränkischen Keupergebiete. (Geo- gnost. Beschr. des Königr. Bayern, IV. Abth.) Mit 5 geognostischen Karten sammt Erläuterungen und einer Uebersichtskarte. Kassel. — Insbesondere S. 532-558 u. 571 ff. 1892—93. V. Gümbel, C. W. Geologie von Bayern. Bd. 11. Kassel. Insbes. S. 746 — 754 u. 871—880. — Dazu geol. Uebersichtskarte von Bayern und den angrenzenden Ländern. 1893. Loretz, H. Mittheilungen über Aufnahmen im Coburgischen. — Jahrb. d. Königl. Preuss. geol. Landesanstalt für 1892, S. xxix— xxxv. — Pröscholdt, H. Mittheilungen über Aufnahmen bei Rodach, Heldburg etc. Dasselbe Jahrb. für 1891, S. xlix— l. 1894. Loretz, H. Mittheilungen über Aufnahmen im Coburgischen. — Dasselbe Jahrb. für 1893, S. xxxvii — xl. 1895. Beyschlag, F. Geol. Specialkarte von Preussen u. d. Thüring. Staaten. Lief. 60, Blatt Heldburg. — Beyschlag, F. und Pröscholdt H. Dieselbe, Lief. 60, Blatt Rodach. — Loretz, H. Dieselbe, Lief. 72, Blätter Coburg, Oeslau, Steinach und Rossach. Die Ergebnisse der geologischen Specialanfnahmen , welche der Verfasser im Aufträge der Direction der Königl. Preuss. geologischen Landesanstalt im Coburgischen Gebiete für die geo- logische Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten in neuerer und neuester Zeit ausgeführt hat, sind in den dem- nächst zu veröffentlichenden Blättern Coburg, Oeslau, Steinach, H. Loretz, Uebei-sieht der Schichten folge im Keuper bei Coburg. 14] Rossach und in den bereits seit längerer Zeit herausgegebenen Blättern Meeder und Neustadt a. d. Haide nebst Erläuterungen niedergelegt i). Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Ergebnisse wesentlich Neues nicht bringen konnten. Die Gegend von Coburg, in welcher ja bekanntlich der Ursprung der Bezeichnung Keuper zu suchen ist, hat schon seit Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der Geologen auf sich gezogen, und die richtige Erkenntniss und Deutung ihres Sedimentärgebirges ist, wenigstens in den Haupt- zügen, nicht erst ein wissenschaftlicher Erfolg der neueren Zeit; Unterschiede in der Auffassung der einzelnen Autoren waren immerhin geblieben. Die Aufgabe der Specialkartirung war da- her darin zu suchen, dass die geognostischen Grenzlinien in mög- lichster Anpassung an die Natur gezogen und die möglichen Unterscheidungen von Schichtengruppen, Einlagerungen u. s. f. dem Maassstabe (1:25000) entsprechend getroffen wurden. Demgemäss beansprucht vorliegende Uebersicht auch nicht, neue Thatsachen vorzuführen, sondern sie wird sich auf eine zu- sammenfassende, gedrängte Darstellung jener, in der Specialkarte niedergelegten Ergebnisse zu beschränken haben, wobei das für die örtliche Schichtenentwicklung Wichtige hervorzuheben und hier irnd da vergleichende Hinweisungen auf die entsprechenden Verhältnisse benachbarter Gegenden zu geben sein werden; auch soll der Auffassung der früheren Autoren in Kürze referirend gedacht werden. Zugleich soll diese Beschreibung den Theil- nehmern an der Allgemeinen Versammlung der Deutschen geo- gischen Gesellschaft zu Coburg 1895 als Erläuterung zur Dar- stellung des Keupersystems in der vom Verfasser für diese Ver- sammlung bearbeiteten geologischen Karte der Umgebung von Coburg dienen. Die Anwendung des Wortes Keuper für eine grössere Schichtenreihe, ja für eine gesammte Formation, oder ein System, ist bekanntlich auf L. v. Buch zurückzuführeu , der in seinen *) Ausserdem enthalten die von den Hen’en Beyschl.vg und Pböscholdt bearbeiteten Blätter Heldburg und Rodach Autheile Coburgischen Gebietes. 142 H. Loretz, Uebersicht der Scliichtenfolge im Keuper bei Coburg. Studien über Dolomit als Gebirgsart i) die Proviuzialbeuennung Keuper für die bunten Thonschichten, welche »wie farbige Bänder in allen Schluchten bei Coburg eutblösst« sind, erwähnt und zu- gleich, ohne förmliche Einführung dieses Wortes in die Wissen- schaft, von »Keuper-Schichten«, welche über Muschelkalk gelagert Franken und Schwaben durchziehen, und von Coburger Keuper redet. Oflenbar wurde hierbei zunächst nur au das gedacht, was wir jetzt als Mittleren oder auch als Bunten Keuper bezeichnen, dessen Schichten allein auch die nähere Umgebung von Coburg zusammensetzeu. Bei der später ziemlich allgemein gewordenen Fassung des Begriffs Keuper umschliesst derselbe bekanntlich auch eine untere Abtheilung, den Unteren Keuper oder die Letten- kohlengruppe, und eine obere, den Oberen Keuper oder Rhät. Diese Auffassung findet auch in den Karten und zugehörigen Schriften der Köuigl. Preuss. geologischen Landesanstalt ihren Ausdruck. Entsprechend der natürlichen Anordnung der Schichten- ausstriche des Keupersystems um die Stadt Coburg herum werden wir bei unserer Darstellung das Hauptgewicht auf den Mittleren Keuper legen, aber auch den Unteren und Oberen in den Kreis unserer Betrachtung ziehen. Unterer Keuper (Lettenkohlenkeuper). In den älteren Beschreibungen der Coburger Gegend finden wir diese Schichtenreihe dem Keuper noch nicht zugerechnet. So bei V. Hoff, welcher bei der Beschreibung der dortigen Keuper- formatiou offenbar nur die bunten Schichten unseres jetzigen Mitt- leren Keupers im Auge hat (obwohl auf dem seiner Beschreibung beigegebenen geognostischen Kärtchen nach der Ausdehnung der Farbe für den Keuper auch die Lettenkohlenschichten in diesen einbezogen erscheinen). Ebenso in der Abhandlung von Berger, 1832. In einer späteren Arbeit, 1854, spricht derselbe Verfasser b A. a. 0., S. 90. — Die Erkenntniss, dass die hierher gehörigen Schichten eine selbstständige Stellung beanspruchen, reicht übrigens weiter zurück. Vergl. Naumann, Lehrbuch der Geognosie, 2. Bd, 2. Aufl. 18G2. 2. Abth., S. 78G f. H. Loretz, IJebersicIit der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. 143 von der Lettenkolilengruppe, auf welche die erste Schichteureihe der Keuperformation folge i). Auch in V. Schauroth’s »Uebersicht der geognostischeu Ver- hältnisse u. s. f, 1853, wird die Lettenkohleugruppe sowohl im Text als in der zugehörigen Karte als eine besondere Formation behandelt. Doch bemerkt der Verfasser ausdrücklich, dass er bei dieser Art der Darstellung nur eine gewisse Selbstständigkeit der Gruppe anerkenne, ohne damit »die Trias in eine Tetras um- gestalten zu wollen« 2). Die CREDNER’sche Karte des Thüringer Waldes, 1855, welche auch das Coburgische Gebiet umfasst, zieht bereits die Letten- kohlenschichteu als eine untere Gruppe zum Keuper, sie lässt auf jene den Mittleren Keuper mit Gyps folgen. Auf Blatt Kronach der v. GüMBEL’schen Karte des Königreichs Bayern, 1877, finden wir die in Rede stehende Gruppe als Grauen oder Kohlenkeuper verzeichnet, also in den Gesammtkeuper ein- bezogen. Diese Karte enthält bereits eine sehr eingehende Gliederung dieses Systems und überdies schon eine recht genaue geologische Darstellung des südlichen Theils des Herzogthums Co- burg, welche sich im Wesentlichen mit unseren Specialblättern in Uebereinstimmung befindet. ThÜrach berührt in seiner verdienstvollen , ausführlichen Monographie des fränkischen Mittleren Keupers die Lettenkohleu- gruppe nur wenig. In v. Gümbel’s Geologie von Bayern, Bd. II, finden wir dagegen eine eingehende Besprechung des Gesammt- keupers, als dessen Hauptabtheiluugen, S. 731, 1) Rhätischer oder gelblich- weisser Keuper; 2) Bunter Keuper oder Haupt-Keuper- stockwerk und 3) Letteukohlen- oder graues Keuperstockwerk angegeben werden. Die Letteukohlenschichten streichen in einiger Entfernung nördlich und nordwestlich von Coburg aus; sie bilden hier an dem Höhenzuge der Lauterberge und Laugen Berge auf den süd- b A. a. 0. S. 408. b A. a. 0. S. 720. 144 H. Loretz, Uebersicht der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. westlich einfallenden Schichten des Oberen Muschelkalks eine durch Abwitterung und Abschwemmung mehr oder weniger reducirte Decke. Ihr Ausstrich zieht sich von da über die Gegend von Rodach in nordwestlicher Richtung weiter in’s Meiningische nach dem Kleinen Gleichberg und dem Grabfeld. Andererseits finden wir Lettenkohlenschichten auch noch weiter südöstlich von den Langen Bergen im Coburgischen Gebiete, hier jedoch nur als iso- lirte Schollen in einer Verwerfungszone. Die Entwicklung dieser Schichten innerhalb unseres be- schränkten Gebietes steht, wie nicht anders zu erwarten, in Ueber- einstimmung mit derjenigen, welche sie auch weiterhin, südwärts vom Thüringer Walde, im ganzen Frankenlande aufweisen. Die Grenzlage zum Oberen Muschelkalk, oder vielmehr dessen oberste Schicht, wird stellenweise (Klein- Walbur an den Langen Bergen) durch eine Bank oder Lage krystallinischen Kalksteins dargestellt, auf welcher sich kleine Reste von Fischen (besonders Zähne) und wohl auch Sauriern, daneben Geroillia socialis, seltener Mi/ophoria pes anseris befinden, während Terebratula vulgaris und eine f Anoplophora sp. bis dicht an diese Lage, wenn nicht in dieselbe hinein, Vorkommen. Wenn auch die Grenze nicht überall so scharf bezeichnet ist, macht ihre Festsetzung doch auch sonst wenig Schwierigkeit. Die bekannten gelben, dolomitischen Lagen und Platten (Ockerdolomite) im Wechsel mit grauen, ebenfalls gelblich ver- witternden Schieferthonen bilden, wenigstens örtlich, die unterste Schichtengruppe, au welche sich eine etwas sandigere Entwicklung in Form von thonig-sandig-glimmerigen Lagen und Sandschiefern mit meist schlecht erhaltenen Schalthierresten {Myaciten oder Anoplophoren, Lingula tenuissima^ Estheria minuta u. s. f.) an- schliesst, .doch ohne irgend welche scharfe Grenze und mit Wechseln von Ort zu Ort, so dass die sandigeren Schichten auch schon tiefer beginnen, Ockerdolomite auch noch höher sich wieder- holen können. Gewisse dünne, etwas glaukonitische, braun verwitternde Kalklagen mit Fischschuppen und schlecht erhaltenen Muscheln (f Myophoria transversa^ Myaciten etc.), wie sie au den Langen H. Loretz, Uebersicht der Schiclitenfolge im Keuper bei Coburg. 145 Bergen, z. B. bei Ottowind, zu beobachten sind, dürfteo nur wenig über der Basis, in den untersten Lettenkohlenscbichten liegen. Aufwärts verstärkt sich die sandige Entwicklung bis zur Bildung eines vollkommenen Sandsteins, des Lettenkohlensand- steins. Wir finden ihn besonders westlich von Meeder, an den Langen Bergen , während er östlich von diesem Orte nur schwach ist. Es folgen über diesem Gestein graue, gelbverwitternde bis röthliche Letten oder Mergel, mit Roth- und Brauueisenstein- knollen, welche Schichten sozusagen Vorläufer der ähnlichen bunten Schichten des Mittleren Keupers sind. Sie können aber auch fehlen oder nur sehr verschwächt auftreten. Darüber folgt endlich, mit etwas Wechsellagerung, die obere, auf unseren Specialkarten besonders ausgeschiedene Stufe des Unteren Keupers, der Greuzdolomit (v. Schauroth’s Haupt- dolomit) mit der bekannten Petrefactenführung. Vorstehende Bemerkungen über die Schichtenfolge in der Lettenkohlengruppe im Coburgischen sind in Uebereinstimmuug mit der Darstellung, welche C. v. Schauroth gegeben hat. Wir verdanken diesem verdienten Forscher auch eiue Zusammenstellung der hier gefundenen organischen Reste, namentlich eine kritisch durchgearbeitete Aufzählung und Beschreibung der Schalthiere ’). Die Mächtigkeit der Lettenkohlenschichteu bis zum Greuz- dolomit an den Langen Bergen schätzte ich auf etwa 100 Decimal- fuss preuss., d. i. 37 — 38 Meter; der Grenzdolomit misst nur einige Meter, v. Schauroth veranschlagte die gesammte Mächtig- keit auf mindestens 30 Meter. Vergleichen wir die obige kurze Skizze des Unteren Keupers im Coburgischen mit den Beschreibungen, welche uns von ver- b Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 9. — Ferner Verzeichniss der Ver- steinerungen im Ilerzogl. Naturaliencabinet etc. S. 74 ff. Die paläontologischen Gesichtspunkte betreffend, welche bei der Einreihung der Lettenkohlengruppe in’s System in Betracht kommen, kann auf die Aus- führungen von E. Fraas, Zeitschi-, d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 44, 189‘i, S. 5GG ff. verwiesen werden. Jahrbuch 1894. 10 146 H. Loretz, Uebersicht der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. scliiedeueu Geologen, namentlich von Emmrich, v. Gümbel, Pröscholdt und v. Sandberger, über die entsprechenden Schichten aus dem weiteren Bereiche der Triasausbreitung süd- wärts vom Thüringer Walde im gesamrnten Pranken vorliegen, so finden wir viel Uebereinstimmung und erkennen in der Keihenfolge unserer Lettenkohleuschichten ohne Zwang die von den genannten Forschern gegebene Gliederung wieder, wenn, auch selbstverständlich im Einzelnen mancherlei Abweichungen, bedingt durch Verstärkung und Verschwächung der einzelnen Schichtengruppen, durch den Grad der Wechsellageruug derselben u. s. w. Vorkommen müssen; wie ja selbst in geringerer Entfernung von Ort zu Ort die Profile sich nicht gleich bleiben, was übrigens für den gesamrnten Keuper zutrilft. Was noch insbesondere die Lage der Lettenkohle selbst be- trifil, welche für die ganze Abtheilung namengebend geworden ist, so scheint dieselbe nicht an einen einzigen bestimmten Horizont gebunden zu sein. Während ein derartiges Flötzchen auf dem Höhenrücken zwischen Kipfendorf und Weimersdorf, nordöstlich von Coburg, nahe unter dem Grenzdolomit ausstreicht, wurde eine solche Ein- lagerung in der Gegend von Oberlauter, nördlich von Coburg, in den thonig-saudigeu Schichten beobachtet, die noch tiefer als der Lettenkohlensandstein liegen 2). Mittlerer Keuper. (Bunter Keuper). Der Mittlere Keuper besteht aus einem unendlich mannig- fachen Wechsel von Schieferletten oder Letten schlechthin, Mergeln, Gypsschichten, Steinmergeln, Dolomit, Sandschiefern ') Nach V. Gümbel z. B. (Bavaria, IV. Bd., XI. Heft. München 1865. S. 53 ff.) : Unterer Lettenkohlendolomit und -schiefer {Widdringtonites- und Bairdien- schichten), Lettenkohlensandstcin und Lettenkohle, Oberer Lettenkeuperdolomit (Grenzdolomit). Nach Emmrich (Realschulprogramm Meiningen 1876, S. 17 ff.): Unterer Dolomit und Schiefer (Bairdienschichten), Cardinienschichten, mittlerer Dolomit, Hauptlettenkohlensandstein nebst Lettenkohle, obere Letten und oberer Dolomit (Grenzdolomit). 2) Auf diesen Horizont deutete auch eine entsprechende Beobachtung in der Nähe von Grattstadt an den Langen Bergen. — v. Schauroth giebt für die Lage der Lettenkohle einen Horizont über dem Lettenkohlensandstein, nahe H. Loretz, Uebersiclit der Sclaiclitenfolge im Keuper bei Coburg. 147 und Saudsteinen in verschiedenen Abänderungen und Ueber- gängen. Nicht nur in den Gesteinen au sich, sondern auch in deren Färbungen besteht eine grosse Mannigfaltigkeit und die gesammte Schichtenreihe stellt sich im Vergleiche zum Unteren und zum Oberen Keuper, wie auch zum Muschelkalk und zum Lias als eine sehr buntfarbige dar, so dass wir den Mittleren Keuper ebenso gut als den Bunten Keuper bezeichnen können. Mit Rücksicht auf die Herleituug des Formatiousnamens Keuper kann der Mittlere auch als der eigentliche Keuper oder Keuper im engeren Sinne gelten. Ungeachtet der zahllosen Wiederholungen und Wechsel der Gesteine spricht sich aber doch im Aufbau des Ganzen eine un- verkennbare Gliederung aus. Sie beruht auf dem Vorhandensein gewisser leicht wiederzuerkenneuder und auch weithin verbreiteter Zonen, die namentlich von ziemlich festen, feinkörnigen Sand- steinen, von grobkörnigen Arkosesandsteiuen, von Dolomit und Arkosedoloinit, sowie von Gypsmergeln und Gyps, zum Theil auch von eigenthümlich gefärbten Letten gebildet werden. Be- sondere petrographische Beschaffenheit, in einigen Fällen auch der Einschluss bestimmter organischer Reste, können den Werth jener Horizonte zur Orieutiruug im Schichtengebäude des Mittleren Keupers noch weiter erhöhen. Da zugleich die petrographischen Unterschiede der so sich ergebenden Zonen ein verschiedenes Verhalten gegenüber der natürlichen Abwitterung und Abtragung der Gebirgsschichten bedingen, so kommen die Zonen auch äusserlich in Form von Stufen und Terrassen, und von mehr oder minder steiler Abböschung zur Geltung. Die Gegend von Coburg bietet für die erwähnten Verhältnisse des Mittleren oder Bunten Keupers ein sehr gutes Beispiel. Nicht überall ist die innere und äussere Gliederung dieser stratigra- dem Grenzdolomit an (Zeitschr. Deutsch, geol. Ges. V, S. 722). Ebenso v. Gümbel (Bavaria, IV. Bd, XI. Heft, S. 53 ff.). — Vergi. ferner v. Sandbergbr, Gemein- nütz. Wochenschrift, 1882, S. 14. Nach E. E. Schmid liegt im östlichen Thüringen die Lettenkohle (Humus- kohle bezw. kehliger Letten) in der unteren Zone unter dem Lettenkohlen- sandstein, in der Zone seiner Kohlenletten. (Abh. z. geolog. Specialkarte von Preussen und den thüring. Staaten Bd. I, Heft 2. Berlin 1874). 10* 148 H. Lorktz, Uebersiclit der Schielitenfolge im Keuper bei Coburg. phischen Abtheilung so deutlich uud so reichhaltig wie hier. Diese natürlichen Verhältnisse mussten schon den früheren Beob- achtern Anlass bieten eine geologische Eintheilung des dortigen Keupers zu versuchen. V. ScHAUROTH bescliräukt in seiner Arbeit aus dem Jahre 1853 den Begriff“ Keuper auf unseren Mittleren ; diesen, seinen Keuper, theilt er wieder in Unteren, Mittleren und Oberen, wobei er dem Unteren die Schichtenreihe zuweist, welche in unserem Unteren Gypskeuper und dem Schilfsaudstein (Stufen kmi uud km 2 unserer Karten) enthalten ist, dem Mittleren die folgende, mächtige Schichtenreihe bis dahin, wo »wir eine auffallende Zunahme in den Dimensionsverhältuissen der Bestandtheile der Sandsteine be- merken« (Stufen km 3 bis kme z. Th.) uud dem Oberen die Schichteufolge von da bis au die Basis des Khätsaudsteins (unsere Stufen kme z. Th. bis kmg eiuschb). Den Schilfsaudstein nennt er »unteren Keupersandstein«; als »mittleren Keupersandsteiu« bezeichnet er die etwas tiefer als der Coburger Bausandsteiu (S'eTOWMOii^s-Sandstein) gelegenen Sandsteinbänke unserer Stufe km 4; jener, der Bausandsteiu, sowie die Lebrbergsclncht, diese noch ohne besonderen Namen, werden gebührend hervorgehobeu uud von letzterer die Bedeutung als Leithorizont betont. Berger theilte 1854 den Keuper (unseren Mittleren Keuper) bei Coburg wie folgt ein: 1. Oyps -Abtheilung. 2. Unterer Keupersandsteiu. 3. Bunte Mergel und dolomitische Kalkmergel- schichteu von 4 bis 6’’ Stärke (womit die Lehrbergschicht ge- meint ist). 4. Sandsteine uud -schiefer mit Keuperthoueu. 5. Bausandstein uud nächsthaugende Schichten. 6. Lockerer Stubeusaudsteiu und Arkosedolomit. 7. Grobkörniger Arkosesaud- stein. 8. Kothe Mergel. Diese Eintheilung entspricht bereits derjenigen v. Gümbel’s uud der unsrigen, nur dass statt der BERGER’schen drei Stufen 5 bis 7 jetzt vier, 5 bis 8, erscheinen und die BERGER’sche achte Stufe unserer neunten gleichsteht. Das Blatt Kronach der v. GÜMREL’schen geognostischen Karte des Königreichs Bayern (1 : 100000) 1877, welches auch bereits die Umgegend von Coburg enthält, bringt den Mittleren Keuper in folgenden neun Stufen zur Darstellung: 1. Unterer Gyps- ■ H. Lorktz, Uebersiclit der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. 149 keuper. 2. Schilfsandstein. 3. Oberer Gypskenper mit Lehrberg- schicht. 4. Blasen- und Plattehsandstein mit Keuperletten. 5. Co- burgerBau- oder Sew«o?ioiM.s-Sandstein mit Keuperletten. 6. Mittlerer bunter Keuperletten und Sandstein. 7. Dolomitischer Keuper mit Arkose. 8. Oberer bunter Kenjijer und Stubensandstein. 9. Oberer rother Keuperletten (mit Zanclodon). Diese Eintheilung ist gerade für die Coburger Gegend eine den natürlichen Verhältnissen durchaus entsprechende, weshalb wir uns derselben für unsere Specialkarten angeschlossen haben; etwaige Abweichungen beziehen sich nur auf die genauere Abgrenzung der einzelnen Stufen unter sich, auf die zweckmässigste Benennung derselben und auf die im grösseren Maassstabe begründete Möglichkeit, gewisse Ein- lagerungen innerhalb einzelner Stufen zur Darstellung zu bringen. Die Durchführung dieser Stufeneintheilung des Mittleren Keupers in der Kartiruug macht im Allgemeinen bei Coburg keine Schwierigkeit, wenigstens nicht mehr als bei den sonstigen Stufen der Trias. Die Fälle wo die Grenzlinien etwas unsicher bleiben, werden wir besonders erwähnen. Weiterhin im fränki- schen Keuper, jenseits des Mains u. s. f. lassen sich allerdings diese Stufen nicht mehr alle unterscheiden Wir geben nun zunächst eine tabellarische Uebersiclit der einzelnen Glieder, d. i. der Stufen nebst Einlagerungen, des Mittleren Keupers, wie sie auf den betreffenden Blättern der *) Die einschlägigen Arbeiten v. Gümbel’s und Thürach’s enthalten hierüber Näheres. — Für die Beziehungen zwischen dem Keuper speciell bei Coburg und dem fränkischen Keuper im Allgemeinen kommt zunächst in Betracht, dass sich der letztere nach v. Gümbeu (Geologie von Bayern, Bd. II, S. 733 f.) topo- graphisch in folgender Weise gliedern lässt. Man kann zwei Provinzen, die schwäbisch-fränkisch-thüringische und die fränkisch-oberpfälzische unterscheiden. In der letzteren ist die Entwicklung sandiger, dabei vielfach sogar grobkörnig; selbst in der Eegion des Unteren Gypskeupers stellt sich Sandstein ein (Benker Sandstein); Gypseinlagerungen und Lehrbergschicht fehlen auf weite Strecken. In der erstgenannten Provinz lassen sich wieder zwei Bezirke, der nordfränkische und der mittelfränkische unterscheiden; in jenem (zu welchem das Coburgische Gebiet gehört) tritt besonders der SemionotusSundstL'in und die dolomitische Arkose hervor und wiederholen sich Gypseinlagerungen noch ziemlich weit oben, während die kieseligen Blasen- und Plattensandsteine, welche für den mittelfränkischen Bezirk bezeichnend sind, aussetzen. 150 H. Lorbtz, Uebersicht der Schichten folge im Keuper bei Coburg. geologischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten für die Gegend von Coburg und das westlich und nord- westlich bis zum Grabfeld sich anschliessende Gebiet zur Dar- stellung gekommen sind ’), und zwar in der Reihenfolge von unten nach oben und mit den in unserer Karte eingeführten Bezeich- nungen. Mittlerer Keuper. 1. Stufe, kmi. Bunte Keuperletten resp. Mergel mit Steiumergel- lagen und Gyps (Gypsresiduen). (Unterer Gyps- keuper Frankens). a Unterste Steinmergelbänke in kmi. yi Unterer Gypsmergel mit Gyps (Gypsresiduen) in kmi. Pb Bleiglanzbank in kmi. yii Mittlerer Gypsmergel mit Gyps (Gypsre- siduen) unter der CorSw^a-Bauk in kmi. ß Obere Steinmergelbank, zunächst unter der Cor^Wa-Bank in kmi. y Thonquarzit, Coriw/a-Bank in kmi. yiil Mittlerer Gypsmergel mit Gyps (Gypsresi- duen) über der Coi'bula-Bwok in kmi. 0 Estherieuschichten in kmi. yiv Oberer Gypsmergel mit Gyps (Gypsresiduen). 2. Stufe, km 2. Schilfsandsteiu. 3. Stufe, km 3. Bunte Keuperletteu und -mergel mit Steinmergel- lagen und Gyps (Gypsresiduen) zwischen Schilf- saudstein und Lehrbergschicht. (Oberer Gyps- kenper Fraukens, Berggypsstufe). yv Gypsmergel mit Gyps (Gypsresiduen) in kms. £ Lehrbergschicht, dolomitische Steinmergel- bänkcheu mit TurbonUla Theodorii an der oberen Grenze von km 3. b Vergl. Beyschlag, Blatt Heldburg und Erläuterung dazu, S. 5 f. , sowie die sonstigen hierhergehörigen Blätter der Lieferungen .56, 60 und 72 der SpeciaJ- karte, nebst Erläuterungen. H. Loretz, Uebersicht der Schicliten folge im Keuper hei Coburg. ]51 4. Stufe. 5. Stufe. 6. Stufe. 7. Stufe. 8. Stufe. 9. Stufe. km 4. Bunte Keuperletten mit Stein niergellagen und Sandsteinbänken zwischen Lehrbergschicht und Coburger Bausandstein. yvi Gypsmergel mit Gyps zwischen s und C in kmr. C Stärkere Sandsteinbänke, z. Th. quarzitisch mit Dinosaurierfährten in kmr ^). yvii Gypsmergel mit Gyps über C iu km 4. km 5. Coburger Bausaudstein, SmmwotMs-Saudstein. km 6. Bunte Keuperletten mit weisseu Sandsteinbänken, yvm Gypsmergel mit Gyps in kme. h Stärkere Sandsteinbänke in kme. km?. Dolomitische Arkose (nebst Keuperletten und Sandstein). km 8. Lockerer grobköriger Sandstein (nebst dolomiti- scher Arkose und Keuperletten), km 9. Oberste rothe Keuperletten. Dieser Uebersicht entspricht durchaus das von v. Gümbel in seiner Geologie von Bayern Bd. II S. 750 iu umgekehrter Reihenfolge gegebene Keuperprofil der Coburger Gegend in den Nummern 2 bis 12 desselben, nur dass die Nummern 7, 8 und 9, 10 sich bei unserer Aufstellung in je eine Stufe zusammen- gezogen finden. Wir betrachten nach dieser einleitenden Uebersicht die einzel- nen Stufen des Mittleren Keupers iu ihrer Entwicklung in der Umgegend von Coburg. 1. Stufe, kmi. Bunte Keuperletteu resp. Mergel mit Steinmergellagen und Gyps (Gypsresidueu). (Unterer Gypskeuper Fraukens oder Gruudgypsstufe). Die hierhergehörigen Schichten finden sich nördlich und nord- westlich von Coburg in einem ziemlich flachen Strich Landes, ') Auf den Blättern Coburg und Oeslau sind die auf der Karte angedeuteten Sandsteinbänke zwischen e und km 5 nicht mit 5 sondern mit»? bezeichnet. Sie scheinen petrographisch den Bänken g nicht ganz zu entsprechen. 152 H. Lobetz, Uebersiclit der Schieb tenfol ge im Keuper bei Coburg. welcher sich vor dem aus Muschelkalk bestehenden Höhenzug der Lauterberge und Langen Berge hinzieht. Was zunächst die Auflagerung der untersten Schichten auf den Grenzdolomit der Lettenkohleugruppe betrifft, so fand sich hierüber kein Aufschluss. Die Steinmergelbank a der obigen Uebersichtstabelle ist vielleicht in einer derartigen Bank zu suchen, welche man am Wege von Meeder nach Birkenmoor schneidet, gleich nachdem man das Alluvium des Thalgrundes zwischen beiden Orten überschritten hat. Wenige Meter unter der hier ebenfalls vorhandenen Bleiglanzbank (Pb) i), liegt eine Bank, die aus lagenweise verwachsenem Steinmergel oder Dolomit und Quarzit besteht, uud kleine Fischschuppen und Malachit enthält. Dieser Horizont stimmt mit der bei Behningen auf Blatt Rent- wertshausen von H. PrÖSCHoldt für die Bank a verzeichneten Lage überein 2). Die Bleiglanzbank (Pb) ist von der erwähnten Stelle zwischen Meeder und Birkenmoor bis in die Nähe von Gross -Walbur zu verfolgen. Sie besteht aus dolomitischem Gestein und wird etwa 1 bis 2 Decimeter stark, dabei ist sie lagenweise dicht oder porös. Die Porosität ist zum Theil deutlich durch verschwundene Schalen kleiner Muscheln bewirkt. Solche (? Corbula keuperina Quenst. sp.) werden meistens nur als Abdruck, zum Theil aber auch als Stein- kerne sichtbar; die dichten Lagen umschliessen hier und da un- deutliche grössere Zweischaler Gervillia und ? Modiola) sowie ein- gesprengten Bleiglanz ^). ') Dieselbe war in dem früher erschienenen Blatte Meeder nebst Erlänterung mit a bezeichnet, die andere Bank dagegen überhaupt nicht eingetragen worden. Vielleicht kann die fragliche Bank auch mit der von Thürach (a. a. 0. S. 96) aus Franken erwähnten nahe unter der Bleiglanzbank gelegenen »meist hellgrauen, sandigen Steinmergelbank mit Schwerspath, Fischschuppen und Knochenresten« verglichen werden. 3) Nach Pröscholdt enthält die Bank auf Blatt Rentwertshausen auch Mijophoria Raibliana und G(/ro/epfs- Schuppen. Wir begehen wohl keinen Irr- thum, wenn wir diese Bank der fränkischen Bleiglanzbank vergleichen, aus wel- cher V. Gümbel (Geologie von Bayern, Bd. II, S. 730), Mijophoria Raibliana und Corbula {Astarte) Rosthorni anführt. In Mittelfranken enthält sie (ibid. S. 736) 93 pCt. normalen Dolomit. Vergl. ferner Thürach, a. a. 0., S. 94—97. Uebrigens ist das Vorkommen von Bleiglanz in dieser Keuperstufe nicht auf diese Bank beschränkt; vergl. z. B. Erläut. z. Bl. Meeder, S. 24, Anmerk. H. Loketz, Uebersicht der Scliichtenfolge im Keuper bei Coburg. 153 Die Steinmergelbauk ß ist auf der Höhe des Fuchsberges südlich von Gross-Walbur, sowie auf dem Riethberg bei Sulzdorf und auf der Höhe östlich von diesem Dorfe zu finden, scheint indess in vielen Strecken zu fehlen. Sie mag 1 bis 2 Decimeter stark sein, besteht aus einem grauen, zum Theil compacten und dichten, zum Theil porösen Steinmergel oder Dolomit und enthält hier und da in schlechter Erhaltung Zweischaler {J Anoflophora\ auch wohl kleine Schnecken, sowie Fischzähne und Schuppen, an der erstgenannten Stelle auch Quarzkörner und kleine röthliche Schwerspathpartikel. Die Thonquarzitbank, richtiger Haupt-Thonquarzitbank, oder Corhula-V>&y\k (7) folgt nur durch wenig Keuperletten getrennt zu- nächst über der Bank ß. Ihr Gestein ist als ein sehr feinkörniger, zum Theil anscheinend dichter, thoniger Sandstein bis Quarzit mit mehr oder weniger dolomitischer Zwischenmasse zu bezeichnen ^). Dasselbe bildet dünne, unebene und gebogene Platten, die dicht auf einander geschichtet sind oder auch mit Lettenlagen wechseln. Die Platten sind von Färbung grau oder gelblichbraun, oberfläch- lich zum Theil etwas röthlich oder auch grünlich, sie sind höcke- rig und mit knotigen und wurmförmigen Wülsten bedeckt; auf einigen liegen in Menge die Steinkerne kleiner Zweischaler, von welchen wenigstens ein Theil als Corbula keuj)erina bestimmt wer- den kann (vergl. Erläuterung zu Blatt Meeder, S. 24, Anmerkung), auf anderen auch Steiusalzpseudomorphosen. Die etwas über oder unter 1 Meter starke, der Abwitterung wenig zugängliche Bank stellt sich in der Landschaft als obere Abflachung einer Schwelle dar. Vereinzelte Lagen von solchem Thonquarzit kommen übrigens auch schon tiefer und noch höher in dieser Stufe vor. Die Estherieuschichten (0) bestehen aus einer Anzahl plattiger, dichter, thonig-dolomitischer, oft feine Glimmerschüppchen enthal- tender Lagen oder Bäukchen, einer Art von Steiumergel oder sandigem Steinmergel, mit zwischengeschalteten grauen Letten. Einige der dünnen Platten sind von eiuer Menge kleiner Estherien, wahrscheinlich Estheria laxitexta Sandb. bedeckt. Abgesehen von diesen besonderen, unter a bis 0 aufgefübrten b Vergl. Thürach a. a. 0. S. 106 f. 1 54 H. Lohetz, üebersicht der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. Zwischenschichten besteht die unterste Stufe des Mittleren Keupers aus bunten .Keuperletten mit Zwischenlagen von Mergeln, Stein- mergeln, einzelnen Thonquarzitlagen und Gyps oder GjqDsresiduen. Diese ganze Schichtenfolge ist dttnnschichtig. Die die Hauptmasse bildenden bunten Letten sind von rother, bläulichgrüner und grauer bis graugelber Färbung; sie unter- scheiden sich von den Letten der aufwärts folgenden Stufen durch tiefere, weniger lebhafte Farbentöue; an und für sich schon oder durch Zwischeulageruug dünner Mergellageu kommt diesen Letten eiu gewisser Gehalt au kohlensauren Erden zu, so dass Keuper- letten und Keupermergel nicht streng zu scheiden sind. Die Färbung der festeren Mergellagen und Steiumergelbänk- chen ist in der Regel grau, auch röthlich oder etwas bunt; beim Verwittern iind Zerfallen liefern sie öfter rundlich oder knollig ge- formte Trümmer. Die Letten und Mergel der gesammten Stufe enthielten ur- sprünglich Zwischenlager von Gyps; die noch jetzt vorhandenen sogen. Gypsresiduen lassen erkennen , dass solche Zwischenlager in allen Theilen der Stufe, wenn auch keineswegs in gleichmässiger Vertheiluug vorhanden waren. Sie folgten sich in geringeren oder grösseren Abständen. Sie bestanden aus mehr oder minder zu- sammenhängenden Gypsknollen oder -Sphäroiden von köruig-kry- stallinischer Structur, wie man dies noch jetzt in einigen Auf- schlüssen am Fuchsberg, zwischen Breiteuau und Gross -Walbur sehen kann. Aus den körnigen Gypsmassen hat sich in bekannter Weise secundärer Fasergyps gebildet. Gegenwärtig sind an den meisten Stellen nur noch Residuen übrig, eigenthümliche, uui’egel- mässig geformte Knollen und Knauer, die aus den bei der Auf- lösung des Gypses verbleibenden unlöslichen Rückständen, be- sonders Quarzkörnern und -krystalleu und verkittenden Carbouaten als krystallinische Aggregate Zurückbleiben; sie sind von zelliger oder drüsiger Structur und die Höhlungen sind dabei oft von Letten- oder Mergelmasse erfüllt Q. b Näheres über die petrographische Beschaffenheit dieser Massen bei Thü- RACH a. a. 0., S. 92 f. H. Loretz, Uebersicht der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. 155 Die auf den weiter westlich von Coburg gelegenen Blättern unserer Specialkarte als yi bis yiv besonders ausgeschiedenen Gypsmergel werden von Pröscholdt (Erläut. zu den Bl. Rent- wertshausen und Dingsleben) als düster graue, seltener gelbliche bis braunrothe Thoninergel beschrieben, deren Complex eben durch seine Färbung in der Landschaft sich ziemlich scharf von den sonstigen bunten Keuperletten abhebt, und welche selbstverständ- lich Lager von Gyps oder Gypsresiduen enthalten, daneben übrigens auch dünne Zwischenlagen von grauem Sandstein (? Thonquarzit), härterem Schieferletten und Steinmergel oder Dolomit ^). Profile mit fortlaufenden, in’s Einzelne gehenden Aufschlüssen über die Schichtenfolge in der untersten Stufe des Mittleren Keu- pers fehlen in der Cobnrger Gegend. Das beste befindet sich an den Wegen zwischen dem Fusse der Anhöhe bei Breitenau und Gross-Walbur. Dasselbe gestaltet sich unter Zusammenfassung grösserer Schichtenfolgen, die nicht im Einzelnen aufgeschlossen sind, wie folgt: Hangend Schilfsandstein (Stufe km2). Meter Wechsel von grauen bis grau - grünlichen Letten mit mattbraunrothen Letten ; mit einzel- nen grauen, bröckelnden Steinmergellagen und einzelnen sehr dünnen, sandigen Lagen (mit kleinen Steinsalzpseudomorphosen), sowie mit lagenförmig angeordneten Gypsresiduen. (Gyps- führende Zone über den Estherienschichten), etwa 5 — 6 Estherienschichten : graue Schieferletten , da- zwischen einige Folgen dünnplattiger, grauer b Auf den Blättern Meeder und Cohurg schien mir die Ausscheidung be- sonderer Gypsmergellager yi u. s. w. von düsterer Färbung bei der Stufe ktni kaum geboten; dass indess auch hier, und zwar in den gewöhnlichen, bunteren Keuperletten die dünnen Lagen von Gyps, Steiiimergel und Thonquarzit Vor- kommen, ist schon angeführt worden. Lager von düster grauen Thonmergeln kommen dagegen in der näheren Umgebung von Coburg in einer höheren Stufe, in kme, bei Heldburg auch in kni4 vor; an diese Lager ist hier die Gypsführung der betreffenden Stufen gebunden. 156 H. Loretz, Uebersiclit der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. Meter Steiuinergel (I/2, 1, 2 Ceutimeter stark, auch wohl bis 10 Ceutimeter anschwellencl, daun aber bröckelnd); in den Steininergelplatten Estherien vorkommend, doch hier nicht sehr gut erhalten und wenig; in den Letten hier und da Gyps- residuen, etwa 3 Bläu lieh graue und dunkelbraunrothe Schiefer- letten mit einzelnen festeren und härtei'en, stein- mergeligen Lagen und mit Lagen von Gyps- residuen. (Gypsführende Zone unter den Esthe- rienschichten), etwa 9 Thonquarzitbauk ( - Bank) : dünne Platten, deren sehr unebene Oberflächen mit Höckern, schlingen- und wurmförmigen Figuren bedeckt sind, ausserdem öfters in Menge mit Corbula keuperina; die dicht aufeinander liegen- den Platten bilden eine Bank, dieselbe misst etwa 1 Etwas Letten, darunter Steiumergelbank ß, zusammen ca 1 Wechsel von bläulichgraueu und dunkelbraun- rotheu Letten, darin zahlreiche Lagen von Gypsresiduen, einzelne dünne Lagen von grauem Steiuinergel und dünne, etwas quarzitische Lagen, die hier und da mit kleinen Steinsalzpseudo- morphoseu besetzt sind 13 Bänkchen von Thonquarzit, unregelmässig wulstige Lagen von quarzitischem Steiuinergel, mit Schieferletten verwachsen, und mit Stein- salzpseudomorphosen 0,1 Schieferletten wie oben , zunächst besonders graue, dann rothe und graue mit denselben Ein- lagerungen wie oben, nämlich mit Lagen von Steiuinergel, quarzitischem Steinmergel, und besonders Gypsresiduen, ungenügend aufge- schlossen bis zur Thalsohle vor Gross -Walbur zusammen etwa 34 H. Loretz, Uebersiclit der Scliiclitenfolge im Keuper bei Coburg. 157 Die Bleiglauzbank uud der Anschluss au den Grenzdolomit der Lettenkohlengruppe waren hier nicht nachzuweisen. Jene Bank ist etwas weiter östlich vorhanden, sie liegt hier ca. 27 Meter unter der Haupt-Thouquarzithank. Die Mächtigkeit der Stufe be- trägt nach obigem Profil etwa 70 Meter und mehr i). 2. Stufe. |{ni2. Schilfsandstein. Derselbe ist in der Coburger Gegend am besten bei Breite- uau aufgeschlossen, wo er in einem grösseren Steinbruch als Bau- material gebrochen wird. Im Anschluss an obiges Profil der Stufe kmi folgt hier aufwärts etwa 14 Meter mächtig anhaltend gelblichgrauer, feinkörniger, im Ganzen nicht sehr fester Sandstein von thouigem Bindemittel, zum Theil geschlossen dickbaukig, zum Theil auch diagoualschichtig und auf den schräg durchsetzenden Ablösungsflächen glimmerig; zu unterst liegen feiusaudige Schiefer etwa 1/4 Meter stark. Hier wie in anderen Aufschlüssen des Schilfsaudsteius im Coburgischen Gebiete sind auch einige der aus diesem Horizonte in weiter Verbreitung bekannten Pflanzen- reste vorgekommen Auf dem Sandstein liegen zunächst in der Stärke von etwa 4 Meter brauurothe bis violette uud graugrünliche Letten, zwischen welchen noch einige Sandsteinbäuke oder -Bänkchen von der Be- schaflenheit des Schilfsandsteins sich wiederholen. Es sind das Uebergaugsschichten zur folgenden Stufe. Im Ausstricbe dersell)en finden sich hier und da lose ausgewitterte Knollen oder Coucre- tionen von ßotheiseusteiu ^). Näher an der Stadt Coburg ist der Schilfsaudsteiu ebenfalls uachgewieseu , wenn auch weniger mächtig als bei Breiteuau. (Vergl. Erläuterung zu Blatt Coburg.) b V. Gümbel giebt als Mächtigkeit des fränkischen Unteren Gypskeupers 70 bis 180 Meter an (a. a. 0., S. 732), ebenso Thükach (a. a. 0., S. 79 f.). b V. ScHAüROTH, Verzoichniss der Versteinerungen etc. S. 78. — v. Gümbee, Geologie von Bayern, Bd. 11, S. 738. b Ebensolche kommen im Hangenden des Lettenkohlensandsteins vor, mit welchem der Schilfsandstein bekanntlich petrographisch, wie auch bezüglich der eingeschlossenen Flora Aehnlichkeit hat. 158 H. Loretz, Uebersicht der Schiclitenfolge im Keuper bei Coburg. 3. Stufe. km3. Keuperletten und -Mergel mit Stein- inergellagen und Gryps (Gypsresid uen) vom Schilfsand- stein ab bis zur Lehrbergscliicht. (Oberer Gypskeuper oder Berggypsstufe Frankens.) Diese Stufe besteht vorherrschend aus rothen, untergeordnet auch grünlichen Keuperletten mit an Masse zurücktretenden, etwas weniger bunten Mergeln und Steinmergellagen. Die Färbung der Letten, besonders der rothen, ist hier entschieden lebhafter als in der untersten Stufe des Mittleren Keupers. Bei Coburg und weiterhin in der nächsten Umgebung liegt der Ausstrich dieser Schichten an der linken Seite der Itz, zunächst über dem Thal- boden an den untersten Theilen der Abhänge; so auch in dem bei Niederfüllbach ausgehenden Füllbachthale, bis vor Grub am Forst. Nordwestlich von Coburg zieht ihr Ausgehendes vom Goldberg über Beiersdorf nach Herbartsdoif u. s. w. Am besten ist diese Gruppe in dem breiten Hohlwege au der südlichen Thalseite ganz nahe bei Niederfüllbach aufgeschlossen. Die Erläuterung zu Blatt Coburg enthält (S. 11) das genaue Profil dieser Stelle. Gyps kommt in dieser Stufe bei Coburg kaum einmal vor. An der oberen Grenze liegt eine kleine, leicht wiederzuer- keuuende und in auffallend gleichbleibender Beschaffenheit auf sehr grosse Entfernungen verbreitete Schichtengruppe, die Lehr- bergschicht v. Gümbel’s (s unserer Karten), wohl der wichtigste Leithorizont im Mittleren Keuper. Es sind in der Regel drei (auch wohl vier) Bänkchen eines harten Dolomits oder dolomitischen Steinmergels ^) nebst bunten Keuperletten als Zwischenlagen. Das Gestein hat zum Theil gleichmässig dichte, zum Theil poröse Structur, ist weissgrau bis graugrünlich von Farbe, findet sich zum Theil in parallelepipedische Stückchen zersprungen und ent- hält hier und da kleine Einsprengungen von Malachit und Schwer- spath, nach v. Schaüroth auch von Bleiglanz, und nach Berger auch Fischschuppen. Bemerkenswerth ist der Einschluss einer Der Gehalt an Bittererde-Carbonat beträgt nach v. Gümbbl (Geologie von Bayern, Bd. II, S. 739 von ca. 11 bis 38 pCt. — lieber die Verbreitung dieses Horizontes vergl. v. Gümbel, a. a. 0. und Thükach, Uebersicht etc. S. 157 ff. H. Loretz, Uebersicht der Schiclitenfolge im Keuper bei Coburg. 159 Bivalve {ünio keuperitius Berg., auch als Anoplopliora keuperina Berg. sp. oder als Anoplophom Mmisteri WiSSM. sp. angeführt) und einer kleinen Schnecke {Turritella oder Turbonilla Theodorn Berg.). Diese Petrefakten finden sich iudess nicht überall, auch verschwächen und verlieren sich die Doloinitbänkchen stellenweise. In der Nähe von Carlshahn unweit BreitenaiD) z. B. liegen drei solcher Bänkchen oder Lagen übereinander; die unterste der- selben ist besonders fest und hart, sie enthält Malachitspuren und Abdrücke und Steinkerue der genannten beiden Petrefakten; etwa 1/2 Meter höher liegt die zweite , etwas schwächere und weniger feste Lage; L/4 bis 2 Meter darüber folgt die dritte, welche halb compact, halb porös ist und im porösen Theile von unbestimm- baren Bivalvenabdrücken und von Hohlräumen wimmelt. Bereits Berger und v. Schauroth hatten die Lehrbergschicht als bestimmten Horizont erkannt; der Letztere hob ihre Bedeutung für die Orientirung im Keuper ausdrücklich hervor, ohne ihr je- doch einen besonderen Namen beizulegen. Berger beschrieb zu- erst'^) die in derselben enthaltenen Versteinerungen als ünio keuperinus, Unio Hornschuchi und Turritella Theodorii. Die Mächtigkeit der Stufe kms einschliesslich Lehrbergschicht beträgt in unserer Gegend 20 Meter, vielleicht etwas mehr. (Nach V. Gümbel und ThÜrach in Franken 20 bis 35 Meter). 4. Stufe. km4. Bunte Keuperletten mit Steinmergel- lagen und Sandsteinbänken zwischen Lehrbergschicht und Coburger B ausandsteiu. Die Umgegend von Coburg giebt keinen Anlass, zwischen den beiden wichtigen Horizonten der Lehrbergschicht und des (Smiowo^Ms-Sandsteins mehr als eine Stufe zu unterscheiden, oder eine der zwischendurch vorkommenden Sandsteiubänke als einen besonderen Horizont zu betrachten und mit einem besonderen ‘) Erläuterung zu Blatt Meeder S. 28. — Einige weitere Beispiele über die Schichtenfolg e innerhalb dieser kleinen Gruppe s. Erläuterung zu Blatt Coburg 5. 11 u, 12, und die zu Bl. Oeslau S. 17. '^) N. Jahrb. f. Min. etc. 1854. 160 H. Loretz, Uebersiclit der Scliiclitenfolge im Keuper bei Coburg. Nameu zu belegen. Denn der in diese Region des Mittleren Keupers fallende mittelfränkische Blasen- und Plattensandstein V. Gümbel’s fehlt hier oder kommt doch in keiner Weise zur Geltung. Man kann sich also bei der Kartendarstellung in grösserem Maassstahe darauf beschränken, jene erwähnten stärkeren Sandsteinbänke, besonders wo sie an Abhängen oder in Hohl- wegen gesimsartig vorspringen, oder andererseits Abflachungen innerhalb der Böschung bewirken, anzudeuten, wie dies auch auf unseren Blättern (mit dem Zeichen r^) geschehen ist; im Uebrigen aber kann diese gesammte Schichtenfolge einheitlich zusammen- gefasst werden. Jene Sandsteinbänke werden 1 bis 2 Meter stark, ausnahmsweise noch stärker; hier und da sind Steinbrüche auf denselben betrieben worden, meist, wie es scheint, ohne nach- haltigen Erfolg. Die typischen Eigenschaften des Semionotus- Sandsteins, gleichmässig feines Korn und gleichmässige Absonde- rung und Festigkeit, fehlt ihnen noch; sie sind meist grobkörniger und von ungleichem Korn. Doch ist nicht zu verkennen, dass die obersten derselben, in ihrer Lage dem ;) oder feinkörnigen Sandsteins, wie er bereits in der Stufe kme vor- koinint. Die erwäliute Schichtencombination in Verbindung mit den Terraiuverhältnisseu, namentlich auch die lebhaft rothen Letten und bunten Steiumergel, dienen 7,ur Abgrenzung von der liegenden Stufe, (kttiß), doch kann diese Grenze auf grosse Schärfe keinen Anspruch erheben. In der oberen Schichtenfolge der in Rede stehenden Stufe wird die Entwicklung meistens schon sandiger als weiter unten, insoweit eben Bänke locker gebundenen, grobkörnigen, dolomitischen Arkosesaudsteius hier verbreitet sind; sie enthalten oft grössere (^uarzstücke von unvollkommener Abrundung. Doch wiederholen sich auch rothe Letten und bunte Mergel zwischendurch bis oben hin. Ein für grössere Strecken gfdtiges Profil lässt sich nicht auf- stellen; die Schichtenfolge wechselt innerhalb der Stufe von Ort zu Ort. Weder die Zahl der festen Arkosedolomitbäuke noch ihre Vertheilnng bleibt sich gleich. Stellenweise sind drei der- selben zu bemerken, von welchen die oberste die Kaute der be- treflfendeu Anhöhe und die LTnterlage der sich anschliessenden oberen Abflachung bildet, die unterste hier und da ziemlich tief liegt; doch ist dies wie gesagt nicht durchweg gültig. Beispiele für die Schichtenfolge im Einzelnen geben die in der Erläuterung zu Blatt Coburg, S. 33 f und in der zu Blatt Oeslau, S. 27 f. aufgeführten Profile. Die Mächtigkeit der gesammten Stufe dürfte im Mittel etwa 40 Meter betragen, kann aber diesen Betrag überschreiten und au 50 Meter erreichen, andererseits auch nicht unbeträchtlich unter 40 Meter Zurückbleiben. Von Versteinerungen dürften sich in der Coburger Gegend im Arkosedolomit nur Stücke von verkieseltem Conifereuholz {Arau- carioxylon) gefunden haben. Was noch insbesondere den Arkosedolomit betrifft, welcher vielfach als Strasseuschotter verwendet wird, so sind am Buchberg, am Gruber Stein, bei Grub am Porst und an anderen Stellen die stärksten Bänke desselben durch Steinbrüche aufgeschlossen. Es zeigen sich da 7 bis fast 10 Meter hohe Wände dieses Gesteins, 170 H. Loretz, Uebersiclit der Schicbtenfolge im Keuper bei Coburg. welches nngeschichtet uud sehr unregelmässig abgesondert erscheint und schliesslich in grosse, unförmliche Blöcke zerfällt. Eine Art von Schichtung wird jedoch durch dünne Lagen von Steinrnergel, Mergel oder Letten angedeutet, welche den Arkosedoloinit durch- ziehen. Fig. 2. Stück einer Steinbruchswand auf dem Gruber Stein bei Coburg. St Stein- mergellagen, zwischen Arkosedolomit. In Fig. 2 ist ein derartiger Aufschluss vom Gruber Stein unweit Coburg dargestellt. Die hellen, fast weissen Streifen von Steinrnergel, welcher im Gegensätze zu dem eiuschliessenden grauen Arkosedolomit keine Quarzkörner enthält, schwellen öfters an, nehmen andererseits ab uud keilen sich aus, liegen oft schräg, senken sich muldeuartig ein, theilen sich, senden Tfüiner in stark geneigter Richtung ab u. s. w. Auch kommt helle Stein- mergelmasse vielfach in Form rundlicher oder unregelmässig um- grenzter Knollen in der einschliesseudeu Hauptmasse vor. Einen ähnlichen Aufschluss aus der Nähe von Grul) am Forst stellt die folgende Fig. d dar. Li der 7 bis 8 Meter hohen Arkosedolomit -Wand bemerkt man hier sowohl zwischengelagerten farbigen , dabei auch wohl b Diese Färbungen heben sich erst in Folge längerer Verwitterung so scharf von einander ab. H. Loretz, Uebersiclit der Schiclitenfolge im Keuper bei Coburg. 17] sandigen Letten (L der Figur), als auch Steinniergel (St der Figur) in unregelmässigem Verlaufe. Fig. 3. Steinbruchswand bei Grub am Forst. In der 7 — 8 Meter hohen Arkosedolomit-Wand bemerkt man hier sowohl zwischen gelagerten farbigen, dabei auch wohl sandigen Letten ( L der Figur), als auch Steinmergel (St der Figur) in unregelmässigem Verlaufe. Recht auffallend sind die ganz unregelmässig gestalteten Con- cretionen von Chalcedon, welche sich nicht selten im Arkosedolomit und dolomitischen Arkosesandsteiu finden, und als kleinere und grössere, leicht zerspringende und zerfallende Brocken im Ver- witterungsboden umherliegen. Sie sind nicht an eine bestimmte Bank dieses Gesteins gebunden, sondern wiederholen sich in ver- schiedenen Höhenlagen. In besonders grosser Alenge findet sich jenes Mineral in den Arkosedolomitfelsen unmittelbar bei Rögen oberhalb des Weges nach Rohrbach; dieselben sind von zum Theil sehr grossen Chalcedoneinschlüssen, welche die unregelmässigste Gestalt haben und sich in mannigfachster W^eise verästeln, ganz durchsetzt. — Auch an der südlichen Seite des Gruber Berges bei Grub a. F., bei Löbelstein, am Saudberg bei Ahorn und manchen anderen Stellen findet sich ziemlich viel von diesem Mineral. Es konnte nicht fehlen , dass der iu der Coburger Land- 172 H. Loretz, Uebersicht der Schicbtenfolge im Keuper bei Coburg. Schaft so leicht lu’s Auge fallende Arkosedoloinit durch seiue eigenthürnlicheu Eigenschafteu alsbald die Aufmerksamkeit der ersten dort beobachtenden Geologen auf sich zog. In sehr an- schaulicher und ti'elFeuder Weise schildert ihn L. v. Buch ^), sowohl nach der mineralogisch-petrographischen , wie nach der geologischen Seite; wir verweisen deshalb ausdrücklich auf diese Beschreibung, ohne Einzelheiten derselben anzuführen, v. Buch bemerkt, dass vorher schon Germar diesen Dolomit erwähnt habe 2). Ueber die Formation, welcher der Dolomit angehört, bleibt er im Zweifel. — Einige Jahre später beschrieb v. Hoff ebenfalls das Coburger feste Arkosegesteiu als Dolomit 3), ohne jedoch zu einer richtigen Deutung seiner Zugehörigkeit zu ge- langen. — In der BERGER’schen Abhandlung aus dem Jahre 1832 wird der Coburger Dolomit bereits als Keuperdolomit ausführlich beschrieben; wie der Verfasser besonders erwähnt, war früher schon A. Boue geneigt, ihn dem Keuper zuzuweisen ^). 8. Stufe, kms. Lockerer grobkörniger Sandstein (nebst dolomitischer Arkose und Keuperletteu). Die Stufen km? uud kms unseres Cobiu’gischen Mittleren Keupers haben so viel gemeinsame Alerkmale und es ist so schwierig, ihre Trennung in gleichmässiger Weise durchzuführen, dass man sich wohl die Frage vorlegen kann, ob man sie nicht als eine einzige Stufe betrachten und darstelleu solle®). Der Umstand, dass die Entwicklung der Schichten aufwärts vor- heri-3chend (allerdings nur vorherrschend) eine grobsandige ist. 1) a. a. 0. S. 91—93. Leonh., Taschenbuch XV. 1821. S. 41. G-eujiar sagt hier, dass der Kalkstein, der sich besonders bei Coburg ausbreite und auf dem bunten Sand- stein läge, ein dichter Dolomit sei, die Quantität der kohlensauren Magnesia uud danacli Härte und Auflöslichkeit ändere ab. 3) a. a. 0. S. 21 f., 67 ff., 361 f ■*) A. Boue, Geognostisches Gemälde von Deutschland, Herausgeg. von C. C. V. Leonhar». Frankfurt a M. 1829. S. 233. 3) Man würde dann auf die BKRGEK’sche Eintheilung in 8 Stufen zurück- kommen, nur dass dieser Autor, wie es scheint, mehr eine Zusammenfassung unserer Stufen kme und km? im Auge hatte. H. Lorei'z, Uebersicht der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. 173 während abwärts Arkosedolomit und lebhaft roth gefärbte Letten in stärkerem Maasse sich geltend machen , ist das bestimmende Moment dafür, dass wir die Trennung in zwei Stufen, km? und kms, in der bisherigen Weise, wie sie bereits auf Blatt Kronach der geognostischeu Karte des Königreichs Bayern ausgeführt ist, beibehalten. Wie gesagt, ist der Beginn der Stufe kms manchmal recht unsicher; an anderen Stellen ergiebt sich eine untere Grenze derselben ohne grössere Schwierigkeit ^). Die Profile innerhalb der Stufe wechseln stark. Lockere, leicht zerfallende, vielfach grobkörnige bis sehr grobkörnige und grössere Quarzrollstücke führende Arkosesandsteine sind hier sehr verbreitet. Sowohl diese als noch mehr die feinkörnigeren werden zum Theil sehr thonreich und locker; bei gleichzeitiger Abwesenheit färbender Beimengungen wird solches Material als Stubensaudsteiu, bei grösserem Reich- thum an weisser Thoumasse auch wohl als Rohmaterial zur Porzellaulndustrie abgegrabeu “). lu solchen sonst locker sandigen Schichten finden sich aber auch in Folge örtlicher Anhäufung dolomitischen Bindemittels unregelmässig geformte kleinere und grössere Einschlüsse sowie Knollenlagen von festem Arkosedolomit, welche sich auch nach dem Zerfalle des sie eiuschliessenden Sandsteins erhalteu Q. Ueberdies wiederholoi sich noch in dieser Stufe die Chalcedou- eiuschlüsse des Arkosedolomits, oder au deren Stelle anderweitige *) In der Gegend von Oeslau sowie von Grub am Forst haben wir eine aus sehr groben Quarz- und Feldspathkörnern , Quarzrollstückchen und matt- violetten Steinmergelknollen zusammengesetzte Bank von dolomitischer Arkose als Beginn von kms angenommen. In der Sandgrube bei Einberg steht solcher Sandstein etwa Meter stark an; oben darauf liegt eine bis 1 '/2 Meter starke Arkosedoloniitbank. Der Sandstein ist diagonal geschichtet. Grünliche und röthliche Lettenstreifen, sowie von solchen durchzogene Sandsteinlinsen und unregelmässig geformte Lettenan- sammlungen liegen zwischendurch. Das Korn des Sandsteins ist sehr wechselnd ; grosse Feldspathtrümmer und Quarzrollstückchen sind beigemischt. Die Bindung durch dolomitisches Carbonat kann sich aber auch über grössere Theile der Sandsteinlager dieser Stufe erstrecken : man sieht dies im Dorfe Scherneck an der Itz, wo längs dem Fluss ein ganzer Steilraud derartigen Gesteins sich erhebt. (Vergl. Erläuterung zu Blatt Rossach S. G.) 174 H. Loretz, Uebersicht der Scliichtenfolge im Keuper bei Coburg. Kieselausscheiduugeii, z. B. Knollen von verkieseltein (durch Kieselmasse gebundenem) Sandstein. Die bunten Letten, Mergel und Steiumergel fehlen dabei keineswegs, sie können auch hier zu stärkeren Folgen zusammeu- treten. Zum Unterschiede von den tieferen Stufen fallen hier oft die matten Töne der bunten Färbungen, röthlich, violett in Verbindung mit Grau u. s. w. auf, was jedoch nicht hindert, dass ein gewisser Theil dieser weicheren Schichten die kräftigere Färbung behält, wie sie in den liegeudereu Stufen verbreitet ist. Beispiele der sehr veränderlichen Schichtenfolge im Einzelnen geben die in der Erläuterung zu Blatt Coburg S. 35, 36 und in der Erläuterung zu Blatt Oeslau S. 31, 32 mitgetheilteu Profile. Die obere Grenze der Stufe ist viel deutlicher als die untere; mit den im Hangenden in grosser Mächtigkeit folgenden rothen Letten findet zwar etwas Wechsellageruug der obersten Schichten von kms, insbesondere des Arkosesaudsteius statt, doch ist dieser Wechsel nachweislich mitunter nur kurz und scheint kaum einmal eine besonders starke Schichtengruppe zu umfassen. Die Mächtigkeit der Stufe kms kann etwa 20, auch 25 Meter betragen, hier und da auch wohl unter 20 Meter bleiben ^). 9. Stufe, kmg. Oberste rothe Keuperletten. Eine fast einheitliche, wohl bis 40 und 50 Meter mächtig werdende Folge von lebhaft rotheu (mitunter brennend roth ausseheuden) Keuperletten bildet den oberen Abschluss unseres Mittleren Keupers 2). Nur ausnahmsweise zeigen einzelne Letten- schichten andere Färbung und nur einzelne dünne Zwischeulagen von abweichender Beschaffenheit liegen zwischen den Letten, be- 9 Die Stufe kms entspricht dem Oberen Burgsandstein der Eintheilung V. Gümbel’s und Thürach’s für den fränkischen Keuper, während km? der dolomitischen Arkose dieser Eintheilung gleichsteht; für jene wird die Mächtig- keit zu 15 — 30, für diese zu 20—40 Meter angegeben. ^Geologie von Bayern, Bd. II, S. 732, Thürach, a. a. 0. S. 79.) 9 V. Gümbel und Thürach geben die Mächtigkeit dieser in ziemlich gleich- förmiger Ausbildung dui'ch ganz Franken verbreiteten Stufe des obersten, intensiv rothen, öfter carbonatfreien Lettens auf 10 bis 50 Meter, je nach den verschiedenen Gegenden an. H. Loretz, Uebersiclit der Seliichten folge im Keuper bei Coburg. 175 sonders im unteren Tlieile der Stufe; es sind dies etwa bis 0,1 Meter starke, meist schwächere, Bänkchen eines eigeuthüm- lichen Steininergels oder überhaupt Carbonatgesteius, das in seinem Aussehen und seiner Zusammensetzung von Ort zu Ort etwas abäudert, meist aber eine Art von Trümmerstructur besitzt; das Verhalten ist gewöhnlich so, dass in hellerer, etwa weisser, grauer oder blassvioletter Hauptmasse kleine, rundliche Körner, überhaupt Einschlüsse von andersfarbigem, z. B. dunklem oder röthlichem, Mergel bis Steinmergel enthalten sind. Das Aussehen erinnert mitunter entfernt au oolithische Structur. Derartiges Gestein löst sich grössteutheils in Säure. Meistens liegen mehrere solche Bänkchen in gewissen Abständen übereinander i). Der rothe Keuperletten kmg ist übrigens, da seine Bodeu- beschaffenheit das Abgleiten der hangenden Massen sehr be- günstigt, von Saud, Steinen, ja Felsmassen des oberen Keuper- oder Rhätsandsteins streckenweise ganz überschüttet. Wenn wir die angegebenen Mächtigkeitszahlen der einzelnen Stufen des Mittleren Keupers zusammenrechnen, so gelangen wir für das Coburgische Gebiet zu einer Gesammtmächtigkeit dieser Abtheilung von ungefähr 290 bis 340 Meter. V. ScHAUROTH schätzte diese Mächtigkeit auf ca. 300 Meter 2). Die Mächtigkeit des Mittleren Keupers für Franken über- haupt giebt V. Gümbel zu 250 — 450 Meter an Oberer Keuper (Rhätischer Keuper). Die Zutheilung dieser Schichtengruppe nach oben oder nach unten, zum Lias oder zum Keuper, oder auch ihre Erhebung zu einer selbständigeren Formation (das Letztere namentlich im Hinblick auf ihre alpinen Vertreter) ist bekanntlich Gegenstand lebhafter Erörterungen gewesen. Indem wir auf diese theoretische Seite des Gegenstandes an dieser Stelle nicht eingehen dürfen, 9 Schon Berger beschrieb dieses Gestein ganz treffend, 1854. 9 Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. V, S. 734. Unter seinem »ganzen Keuper« ist unser Mittlerer zu verstehen. 9 Geologie von Bayern, Bd. TI, S. 731. 176 H. Loretz, Uebersiclit der Schicliten folge im Keuper bei Coburg. beschränkeu wir uns darauf, in gleicherweise wie beim Unteren und Mittleren Keuper in aller Kürze die Meinungen vorzuführen, welche über die hierhergehörigen Schichten des Coburgischen Gebietes von den früheren Beobachtern ausgesprochen worden sind. Berger erwähnte 1832 ’) den Sandstein des Oberen Keupers bei Einberg u. s. w. als »grobkörnigen, eisenschüssigen unteren Liassandstein, von anderen Geognosten oberer Keupersandstein genannt«, und spricht weiterhin (a. a. O. S. 10) selbst die Meinung aus, dass dieser Sandstein wohl noch zur Keuperforination gerechnet werden dürfte. In seiner späteren, von 1854 datirten Arbeit schliesst er die Keuperforination nach oben mit den rothen Mergeln (unserer Stufe kmg) nahe dem folgenden, gelblichen, gi’obkörnigen »unteren Liassandstein« ab. V. SCHAUROTH rechnete unseren Oberen Keuper zum Unteren Lias, indem ihm die betreffenden Schichten palaeoutologisch wie petrographisch mehr Vergleichspunkte mit dem Lias als mit dem Keuper zu bieten schienen 2). Doch beruht es ohne Zweifel auf einem Irrthum, wenn er den y) Ammonitcs raricostatus« und einen dem y> Ammonites polymorphus am nächsten stehenden Ammo- niten« aus dem hierher gehörigen grobkörnigen, gelben Sandstein anführt. Heinr. Credner erwähnt in seinem »Versuch einer Bildungs- geschichte« etc. seine Gründe für die Zuziehung des Sandsteins von Oberfüllbach, vom Seeberg bei Gotha, von Veitlahm, Cuhn- bach u. s. f. zum Lias. »Nirgends wechsellageru mit dem Sand- stein bunte Mergel, nirgends ffndeu sich organische Reste, welche den Versteinerungen der Trias entspräclien oder auch nur näher verwandt wären« ; »Fauna und Flora der Juraformation erscheinen in ihren ersten Anfängen« u. s. w. Auf der zugehörigen Karte sind der Sandstein unseres Oberen Keupers und der Liassandstein zusammen als Unterer Liassandstein dargestellt. In einer etwas später erschienenen Arbeit'^), welche aber die Coburger Gegend nur ') a. a. 0. S. 2. Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. IX, S. 735. 3) lieber die Grenzgebilde zwisclien dem Keuper und dem Lias etc. Neues Jahrb. f. Mineralogie etc. 18G0. H. Lorexz, Uebersiclit der Schichteiifolge im Keuper bei Coburg. 177 beiläufig berührt, giebt derselbe Verfasser keine endgiltige Ent- scheidung über die Zugehörigkeit der in Rede stehenden Scbichten- gruppe zum Lias oder zum Keuper ab. Auf dem bereits erwähnten Blatte Krouacli der v. Gümbel- schen Geognostischeu Karte des Königreichs Bayern sind unsere Schichten als Rhätische Schichten oder oberster weissgelber Keuper verzeichnet, und in der Geognostischeu Beschreibung der Frän- kischen Alb etc. als oberster (rhätischer) Keuper erwähnt. In demselben Sinne spricht sich der genannte Verfasser in seiner Geologie von Bayern, Bd. II, aus^). Wie im Lettenkohlenkeuper und im Bunten Keuper, anderer- seits aber auch im Lias, so schliesst sich naturgemäss auch im Oberen oder Rhätischeu Keuper die Entwicklung der Sedimente und ihres organischen Inhalts im Coburgischen eng an die ge- sammte fränkische Provinz an, während gegen die schwäbische und thüringische Entwicklung schon einige Unterschiede hervor- treten. Die in Rede stehende Schichtengruppe besteht in unserem Gebiete, wie in Franken überhaupt, aus sehr hellfarbigem, theils grob-, theils feinkörnigem Sandstein, und aus grauem, im frischen Zustande sehr dunklem Thon; nur ein Theil des Letzteren ver- hält sich als eigentlicher Schieferthon. An Masse überwiegt der Sandstein. Bis auf geringe Andeutungen, nämlich schwache rothe Thonlagen in dem sonst dunkelgrauen Thon, sind die bunten Schichten des Mittleren Keupers hier verschwunden, Arkose und Arkosedolomit fehlen gänzlich und überhaupt sind die Sandstein- bänke des Mittleren Keupers von denen des Oberen verschieden. Mehr Aehnlichkeit stellt sich allerdings in petrographischer Hin- sicht zu den sandigen und thonigen Schichten des aufwärts folgenden Unteren Lias heraus, was für die Beurtheiluug seitens der früheren Geologen sehr iu’s Gewicht fiel. ‘) Ueberdies unterscheidet er in der weiteren süddeutschen Erstreckung dieser Schichtgebilde eine schwäbische Facies mit vorherrschend muschel- fühi'enden Gesteinsbänken und eine fränkische Facies mit vorwaltend p)flanzen- führenden Schichten. (Bavaria Bd. IV, Heft XI, München 1865, S. 47. — Geologie von Bayern, Bd. II, S. 731.) Jahrbucli 1894. 12 178 H. Lorictz, Uebersiclil der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg*. Was die Reste ans dein organischen Reiche betrift’t, so sind Vegetabilien sowohl iin Sandstein als noch weit mehr im Thon, stellenweise in Fülle, znm Vorschein gekommen, während thie- rische Reste im Cobnrgischen, wie in Franken überhaupt, fehlen, oder doch sehr znrücktreten nnd nur mit Mühe hier nnd da, mehr in Spuren als in reichlichem Maasse, gefunden wurden, ganz abweichend von Schwaben nnd anch von Thüringen, von wo ja die Fanna der »Bonebedgruppe« schon lange in der Fach- literatur bekannt geworden ist. — Ein durchgreifender Unter- schied gegen den aufwärts folgenden Unteren Lias bleibt für unsere Schichtengruppe unter allen Umständen das Fehlen der dort wie unvermittelt erscheinenden Ammoniten, mit ihren Unter- gattungen und Arten. Was die vegetabilischen Reste unseres Oberen Keupers be- trifft, so sind solche namentlich von Kipfendorf zu erwähnen. Aus den dortigen Thongruben erhielt ich folgende Arten, deren Bestimmung ich der Güte des Herrn Dr. Potonie in Berlin ver- danke: Gutbieria angustiloba Presl. oder Laccopteris Münsteri Schenk; Pecopteris Ottonis Göpp. und cf ScMzolepis Braunii Schenk. Bereits A. Schenk führte, wahrscheinlich von derselben Stelle, anO-‘ Äsplenites Ottonis Schenk und Laccopteris elegansV'R^^i.. Thierische Reste habe ich selbst in den sandigen, wie in den thonigen Schichten des Coburgischen Oberen Keupers nicht gefunden 2). *) Die fossile Flora der Grenzschichten u. s. w. S. 214. 2) In der Geognostischen Beschreibung des Königreichs Bayern Abth. IV (Fränkische Alb u. s. w.), S. 589, bemerkt v. Gümbel, dass in der fränkischen Provinz thierische Einschlüsse in den rhätischen Schichten zu den grössten Selten- heiten gehören. Speciell für das Coburgische wird jedoch das Vorkommen von solchen erwähnt (Ibid. S. 574, 575). — Vergl. Sitzungsber. d. Bayr. Akad., math.-phys. Classe, 7. Mai 1864, S. 230 f., 234. — Ferner: Geologie von Bayern, Bd. II, S. 752. — Ceedneb Sen. sagt (»lieber die Grenzgebilde zwischen dem Keuper und dem Lias« etc. im Neuen Jahrb. f. Mineralogie etc., 1860, S. 314): »Nach den Bivalven, welche in den thonigen Schichten über dem Bonebed-Sand- stein in Thüringen verkommen, suchte ich im nördlichen Franken vergeblich.« Nicht weit von Coburg nach NW. kommen am Grossen Gleichberg rhätische Versteinerungen (Zweischaler) vor (s. Pröscholdt, dieses Jahrbuch für 1883, S. 209 f.); ebenso nach SW., auf der Nassacher Höhe (v. Gü.ubel, Geologie von Bayern, Bd. H, S. 752). H. Loretz, Uebersicht der Schichtenfolge im Keuper bei Coburg. 179 Was die Schichtenfolge im Oberen Kenper unseres Gebietes im Einzelnen betrifft, so ist dieselbe aus den folgenden beiden Profilen zu ersehen, welche zugleich über die Auflagerung der untersten Liasschichten an der oberen Keupergrenze Aufschluss geben. Profil in den Thongruben bei Kipfendorf (1893). s CD Lsd OJ «u ..Q O Sehr feinkörniger, heller, braun verwitternder, dünnschichtiger Liassandstein, mit Schiefer- thonzwischenlagen 2 — 4^2 Meter bis zum Ackerboden. An der Basis desselben 0,2 bis 0,3 Meter starke Cardinienbank, Kalk- stein bis Kalksandstein. Etwa 3 Meter höher eine ähnliche Bank, gedrängt voll Cardinienschalen. Abwärts folgt: Grauer Schieferthon Harte glimmerige Kalksandsteinlage . . . Grauer Schieferthon Feinkörniger, glimmeriger, dünnschichtiger, weicher Sandstein (dem Liassandstein ähn- lich) Dunkler Thon, linsenartige Lager, die bis 10 Meter stark anschwellen können; wird abgebaut Heller Bausandstein Grauer Thon, bis Thalsohle, mehr als . . Meter 3,20 0,20 0,55 3,50 8—10,00 7—8,00 5,00 Profil am Kieferberg (Einberger Wald). Dünnplattiger, sehr feinkörniger Liassandstein mit Schieferthonzwischenlagen. Die bis 0,10 Meter starke Basislage ist kalkig nnd zum Theil gedrängt voll Cardinienschalen. Steinkerne von solchen kommen auch auf den sandigen Lagen vor. Meter 12' 1 80 H. Loretz, Uebersicht der Sclnchtenfolge im Keuper bei Coburg. Meter , Schieferthon mit viel winzigen Glimnier- schüppchen, zahlreichen Thoneisenstein- geoden nnd viel Schwefelkies; nicht ver- werthbar 3,50 Grobkörniger Sandstein, auf der Oberfläche der Bank unregelmässige Höcker, unten löcherig, zum Theil mit versteinerten Holz- resten 1,65 £ ' diagonal geschichteter Sandstein, mit viel 0 j Glimmer auf den Ablösungsflächen . . . 1,2 — 4,00 I Dunkler Thon, liuseuartig anschwelleude I Lagermasseu bildend, technisch verwerthbar 0,6 — 4,00 f Sandstein, vorherrschend feinkörnig, weiss I bis gelblich; wird in grösseren Steinbrüchen i gewonnen 8,00 ' Vorherrschend grobköniger Sandstein, etwa . 10,00 Ueber die Grenze zwischen Mittlerem nnd Oberem Keuper habe ich keinen Aufschluss gefunden; es liegt das au den erwähnten, allgemein verbreiteten Abrutschuugen des Oberen Keuper- Sand- steins auf den rothen Keuperletten kms. Ira Coburgischeu, wie in Frauken überhaupt, ist der Sandstein des Oberen Keupers ein viel benutztes Baumaterial. Die Färbung ist hell, weiss, gelblich, bräunlich, je nach dem Verwitterungs- zustaude. Das Korn wechselt sehr. Während grobkörniges Material, mit nur wenig abgerundeten, eckigen und kantigen, grossen Quarz- köruern bei gewissen starken Bänken sehr auffällig hervortritt, im Ganzen vielleicht überwiegt, fehlt es auch nicht an feinkörnigem, hier und da mächtige Bänke bildenden Materiale. Von den Be- standtheilen treten Feldspath und Glimmer dem Quarz gegenüber in gewissen Lagen sehr zurück, in anderen jedoch sind sie in recht merklicher Menge vorhanden. Verkohlte vegetabilische Reste sind im Sandstein nicht selten. Der Boden ist wohl durchweg als Sandboden zu bezeichnen. H. Loeetz, Uebersiclit der Schiclitenfolge im Keuper bei Coburg. 181 Die Lagerung dieses Sandsteins und des in frischem Zustande sehr dunkelfarbigen Thons im Oberen Keuper ist so, dass von unten nach oben ein ein- oder mehrmaliger Wechsel zwischen denselben stattfindet (vergl. obige Profile). Sowohl Thon als Sand- stein bilden flach linsenförmige Ablagerungskörper, von denen ein seitliches, gegenseitiges Eingreifen anzunehmen ist. Den oberen Abschluss bildet in der Regel dunkler Thon oder Schieferthon. Die Verwendbarkeit des Thons zu gröberen Thonwaaren i) (zu feineren eignet er sich nicht) ist in den einzelnen Theilkörpern eines Gesammtlagers nicht gleich. Verunreinigungen verschiedener Art, namentlich auch der Gehalt an Schwefeleisen, kommen dabei sehr in Betracht. Die Mächtigkeit des Oberen Keupers erreicht hier zu Lande 25 bis 30 Meter, ist aber meistens geringer. Der Beginn des Lias ist durch eine bestimmte petrographische Beschaffenheit des Sandsteins, von welchem einige Lagen zunächst der Basis Carbonat zu enthalten pflegen, und meistens auch durch das massenhafte Auftreten der Cardinien bezeichnet. *) Die Kipfendorfer Thongruben liefern das Material für die Thonwaaren- fabrik von R. Geith, bei Oeslau. Sclialsteinconglomerat bei Langenaubach. Briefliche Mittheilung der Herren L. Beushausen und A. Detickmann an Herrn W. Hauchecorne. Gelegentlich einer von der Direction der Königlichen geo- logischen Landesanstalt uns aufgetrageneu Reise zum Studium devonischer Kalke im Sauerlande und im Nassauischen besuchten vrir im J uli d. J. das von F. Frech näher untersuchte und be- schriebene Kalkgebiet von Langenaubach bei Haiger. Wir fanden hier östlich des Rombaches am Lauberge in einem verlassenen Steinbruche 2) Massenkalk, überlagert von einem Trümmergestein, welches aus sehr verschieden grossen Blöcken (bis zu etwa fünf Kubikmeter Inhalt) von Kalken und von Diabasmandelstein in einem spärlichen tuffigen Bindemittel besteht. Man kann das ganze Gestein passend als Sclialsteinconglomerat bezeichnen. Die Kalke erwiesen sich auf den ersten Blick als petrographisch sehr verschiedener Natur, und es gelang uns, in kurzer Zeit das Vor- b F. Frech, Geologie der Umgegend von Haiger. Abhandlungen zur geo- logischen Specialkarte von Preussen und den Thüringischen Staaten, Bd. VIII, Heft 3. Die Stelle liegt da, wo auf der FRECH’schen Karte auf dein Nordwest- flügel des Eisensteinlagers im Iberger Kalke ein Versteinerungszeichen ange- L. Beushausen und A. Denokmann an Herrn W. Haucheoorne etc. 183 haudeusein folgender typisch ausgebildeter Gesteine mit Leitpetre- facten nachzuweisen : Kn ollen kalke (echte Krainenzelkalke) mit Cly- menien und Goniatiten. Dünnplattige graue Kalke mit Clymeuien. Dünnplattige, zum Theil dicht erscheinende, zum Theil krystallinische Kalke mit Clymenia an- nulata und mit sonstigen typischen Versteine- rungen des Clymenienhorizontes. Adorfer Kalk mit Gon. intumescens etc. als rei- ner Cephalopodenkalk ausgebildet. Adorfer Kalk mit Goniatites intumescens und mit Brachiopoden. Beide Adorfer Kalke in typischer Entwickelung als dünnplattiger Kalk. Massen kalk mit Korallen und Brachiopoden, zum Theil sicher Iberger Kalk. Die Ueberlageruug des Trümmergesteius durch in unmittel- barer Nähe vorkommende Cypridinenschiefer ist im Aufschlüsse nicht sicher zu erkennen, ist aber wahrscheinlich. Nach der ganzen Natur des Vorkommens ist nur die eine Deutung zulässig, dass die Trümmer der Devoukalke sich hier auf secuudärer Lagerstätte befinden und Reste einer durch Abrasion zerstörten, ehemals im grösseren Zusammenhänge vor- handenen, geschlossenen Kalkfolge darstellen. Das Trümmergestein muss ferner jünger sein als der Cly m e n ienkalk, da dieser als Trümmer mit in ihm erhalten ist. Es entspricht das Schalsteiii- couglomerat des Lauberges mithin im Alter etwa den Auenberger Schichten des Kellerwaldes (Diabase, Tuffgesteine, Arkosen, Grauwackensandsteine, Quarzite, Cypridinenschiefer), deren Transgression über die verschiedenartigsten älteren Gesteine der Eine von uns in gewissen Gebieten aus den Lagerungsverhältnissen gefolgert hat i). Beobachtungen von Trümmern der durch *) A. Dbnckmann, Zur Stratigraphie des Oberdevon im Kellerwalde und in einigen benachbarten Devon- Gebieten. Dieses Jahrbuch 181)4, S. 8 ff. Oberes Oberdevon Unteres Oberdevon 184 L- Beushausen und A. Den'ckmann an Herrn W. Hauchecorne etc. die Transgression zerstörten Schichten waren zwar ge- macht worden, aber in Bezug auf Vollständigkeit der zerstörten Schichten mit directen Beweisen ihres Alters dürfte das Vorkommen am Lauberge bisher einzig dastehen. Es bildet einen geradezu klassischen Beweis dafür, dass zur jüngsten Oberdevon- zeit nach Ablagerung der Clymenienkalke eine Zerstörung mäch- tiger Schichtenfolgen durch Abrasion stattgefunden hat. Im Zusammenhänge hiermit ist die Thatsache nicht unwichtig, dass 400 Meter südwestlich des beschriebenen Steinbruches, da, wo die FRECH’sche Karte eine kleine Partie Kramenzelkalk an- giebt, in einem neueren Steinbruche der Adorfer Kalk mit Cardiola angulifera und mit zahlreichen Gon. intumescens in ty- pischer petrographischer Ausbildung als dünnplattiger Kalk noch vorhanden ist. In den weiter südwestlich gelegenen Kalksteinbrüchen wurde das Schalsteinconglomerat auf Massenkalk und in einem Falle auf dünnplattigem Kalk auflagernd gleichfalls von uns verschiedentlich beobachtet. Vorhanden ist es auch an den »krummen Aeckern« bei Eibach, wo wir in den Trümmern desselben Adorfer Kalk, Massen- kalk mit Korallen sowie ? Odershäuser Kalk auffanden. Die FRECH’sche Karte giebt sowohl am Lauberge, als in den zuletzt erwähnten Steinbrüchen nur »Iberger Korallenkalk«, keinen Schälstein 1) an. Aus einer Bemerkung (a. a. O. S. 10) geht übrigens hervor, dass der Autor die von ihm als Schalsteine bezeichneten Gesteine der Gegend von Haiger als Trümmergesteine auf- fasst. Auch wird ein Schalsteinconglomerat besonders ge- nannt. Dass aber das Schalsteinconglomerat jünger ist als Cly- menienkalk, dessen Vorhandensein im Schalstein der Autor ebenso wenig wie dasjenige des Adorfer Kalkes erwähnt, dies geht aus der Ai’beit nicht hervor. Noch weniger ist aus ihr die Bedeu- tung des Laugenauhacher Schalsteinconglomerates für die richtige Erkenntuiss der Sedimente des Oberdevon ersichtlich. ') Es ist wolil selbstverständlicli, dass wir uns kein Urtlieil darüber erlauben, ob und wie weit bei Langeiiaubacli Sclialsteine vorhanden sind, die etwa als Mittel- dovon aufgefasst werden müssen. Zusammensetzung und Lagerungs Verhältnisse der Schichten zwischen Bruchberg -Acker und dem Oberharzer Diabaszug. Von Herrn Max Koch in Berlin. Die Altersstellung des breiten, aus Grauwacken, Kieselschiefern mit Adinolen und Thonschiefern bestehenden Schichtenbandes, welches sich zwischen den Quarzitmassen des Bruchberg- Acker im Osten und dem Oberharzer Diabaszuge im Westen hinzieht, war lange Zeit eine unsichere. F. A. Roemer i) rechnete die Schichten, ohne seine Ansicht näher zu begründen, zum Culm, dessen Grenzen er östlich noch über den Bruchberg- Acker hin- aus bis in die Gegend von Benneckenstein und Zorge im Unter- harz ausdehnte; E. Kayser^) gelangte dagegen, von der Annahme ausgehend, dass die Quarzitablagerungen des Bruchberg- Acker eine Mulde des Hauptquarzits bedeuteten, zu der Auffassung, dass sie den Schichten auf der SO. -Seite jener Bergkette, dem Wieder Schiefer und der Tauner Grauwacke, entsprächen. Erst die Unter- suchungen V. Groddeck’s brachten der Frage die sichere Ent- scheidung in der eingehend begründeten Erkenntniss^), dass den b F. A. Roemek, Beiträge zur geol. Kenntniss des nordwestlichen Harzge- birges, Palaeontogi'. III, 2. Abth. 1852. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXVII, S. 1)58. V. Groddeck , Heber das Alter der Schichten zwischen Diabaszug und Bruchberg. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXIX, S. 421). 186 Max Koch, Zusammensetzung und Lagerungsverliältnisse der Schichten Schichteu gleiche Altersstelluiig zukoimne wie denjeuigeu auf der NW.-Seite des Diabaszuges, sie demnach, wie Roemer augegeben, zum Culm gehören. Maassgeheud dafiir war vor Allem der Nach- weis der Sattelstelluug der Devonablagernngen am Diabaszuge und die Auffindung der Posidonomya Becheri in Schiefern auf der SO.- Seite desselben, in der Hutthaler Widerwage. Was die Lageruugsverhältnisse der Schichteu anbetrifft, so bilden sie nach den Darlegungen v. GroddeCk’s dadurch, »dass bei der Hebung des Gebirges der Brucbbergquarzit und der Brockengranit sich in der Richtung von SO. nach NW. bewegten und dabei die vor ihnen liegenden Schichten zusammenschoben«, zahlreiche SW. — NO. streichende, nach NW. überkippte Sattel- und Muldeufalten, deren Gesammtheit eine langgestreckte Mulde mit steilem östlichen , flacheren westlichen Flügel und, wie sich aus der Verschmälerung und dem schliesslichen Untertauchen der Sattelfalten nach NO. ergiebt, mit nach dieser Richtung hin ein- schiebender Muldenliuie darstellt. Das umstehende ideale ProfiU) der Mulde, die in Folge ihrer Lage beiderseits des Sösethals am besten als Sösemulde bezeichnet wird, veranschaulicht den Auf- bau aus einzelnen Specialfalten. Während das Innere der Gesammtmulde wie auch der ein- zelnen Specialmuldenfalten von Posidonienschiefer und von Grau- wacken, ganz vorherrschend von der Beschaffenheit der Clausthaler Grauwacke v. Groddeck’s, untergeordnet uod zwar auf einen schmalen Zug in der Mitte der Mulde beschränkt, von couglomera- tischer Grauwacke, der Gründer Grauwacke v. Groddeck’s ^), ein- genommen wird, treten nach den Rändern der Mulde hin die älteren Culmkieselschiefer in Begleitung von rothen und grünen Adinoleu in mehreren Specialsattelfalten zu Tage. In Folge der flacheren Lage des Westflügels der Mulde ist ihre Zahl am Diabaszug eine grössere als im steilen Ostflügel am Bruchberg-Acker, wo sie nur in einem einzigen, allerdings vielfach verzweigten Zuge unmittelbar am b Was das grundrissliche Bild der Mulde anbetrifft, so verweise ich auf die geologische Uebersichtskarte des Harzes (1 : 100 OÖO) von Lossen. b v. Gkoudeck, Zur Kenntniss des Oberharzer Culm. Dieses Jahrb. f. 1882, S. 47. zwischen Bruchberg- Acker und dem Oberharzer Diabaszug. 187 Quarzit auftreten. Er begiunt mit breiter Basis am Gebirgsraude östlich der Stadt Osterode, nimmt jedoch nach NO. allmählich an Mächtigkeit ab und verschwindet ganz an den Lerchenköpfen östlich Altenau. Von hier ab grenzen Culmgrauwacken oder Grauwackenschiefer unmittelbar an den Bruchbergquarzit. In das Muldeninnere sendet der Zug nur wenige nach N. gerichtete und unter die Grauwacken bald untertauchende Abzweigungen, mit den Bruchbergablagerungen auf der anderen Seite zeigt er sich dagegen durch das Auftreten inselartiger, rings vom Kieselschiefer umschlossener Quarzitpartieen, ferner durch zahlreiche vom Haupt- Bruchberg- Wissenbacher Stringo- Cypridinen- Kieselschiefer Posidonien- Gründer Quarzit Schiefer ini cephalenschichtcn, schiefer mit und Adinolen schiefer und Grauwacke körnigen Schalsteine und variolit, Clausthaler Diabasen Blattersteine Diabasen Grauwacke \8ruchberp-Acker 1 88 Max Koch, Zusammensetzung und Lagerungsverhältnisse der Schichten Zuge ablaufende und weit nach SO. vorspringende Specialfalten auf das Engste verknüpft. Da sich aus dem Faltenbau des südöstlichen Oberharzes die im geognostischen Bilde trotz zahlreicher Störungen klar zum Ausdruck kommende Gesetzmässigkeit ableiten lässt, dass die relativ älteren Glieder sattelförmig nach NO. hin untertauchen, die relativ jüngeren muldenförmig nach SW. hin ausheben, können diese stets nach SW. sich abzweigenden und nach dieser Richtung hin endigenden Specialfalten der Kieselschiefer gegenüber dem Quarzit nur Muldeustellimg einnehmen. Der letztere bildet da- gegen umgekehrt Sattelfalteu im Kieselschiefer, welche um so weiter nach NO. vorspringen, je östlicher sie in diesem auftreteu. Die Bruchbergablagerungen sind daher nicht, wie F. A. Roemer aunahm, als quarzitische Facies der Culmgrauwacken zu deuten, sondern können nur den Schichten im Liegenden der Culmkiesel- schiefer angehören. Die anscheinend concordante Lagerung lässt zunächst an Oberdevon denken i), Beobachtungen auf der SO-Seite des Bruchberg-Ackers und im Klosterholz bei Ilsenburg, auf die ich an anderer Stelle ausführlicher zurückkommen werde, machen es je- doch höchst wahrscheinlich, dass die Quarzitmassen der Höhe und des NW.- Abfalls am Bruchberg dem Uuterdevon noch unter den auf der SO. -Seite au vielen Punkten uachgewieseneu Schichten mit Obercoblenz-Fauna (Hauptquarzit) 2) angehören, ihnen demnach die gleiche Altersstellung zukommt, wie sie von A. Denckmann für den Kellerwaldquarzit 3) nachgewiesen ist. Unter dieser Vor- aussetzung kann die sehr auffallende Verknüpfung von zwei dem Alter nach so weit auseinanderstehenden Schichtengliederu durch Mulden- und Sattelfalten, wie sie hier vorliegt, weder allein auf Verwerfung noch auf Verquetschung der fehlenden Schichteu- complexe zurückgeführt werden, man gelangt vielmehr, wie ich schon auf der Geologenversammlung in Goslar vorgetragen habe, 0 A. Halpar, Mittheilungen aus der Conferenz der Mitarbeiter der König!, geol. Landesanstalt. Dieses Jahrb. f. 1883, S. XXV. M. Koch, lieber Petrefactenfunde und Zusammensetzung der Quarzitab- lagerungen im Bruchberg- Acker- Gebiet. Dieses Jahrb. f. 1890, S. XXXII. A. Dexckmanx, üeber Aufnahmen im Gebiet des Blattes Waldeck- Cassel. Dieses Jahrb. f. 1889, S. LYIII. zwischen Bi-uchberg- Acker und dem Oberharzer Diabaszug. 189 zu der Vorstellung, dass das Fehlen des Hauptquarzits und der weiter westlich am Diabaszuge vorhandenen jüngeren Devon- schichten auf Abtragung vor Ablagerung des Cuhn und der Cypri- dinenschiefer, die abnorme Lagerung daher auf übergreifender Auf- lagerung des letzteren auf tieferem Uuterdevon beruht. Erst in zweiter Linie haben die später eingetretene bis zur Ueberkippung vorgeschrittene Faltung und im Gefolge derselben Schichtenver- werfungen, namentlich streichende, mit Ueberschiebung verbundene Störungen, eingegrilfen und zur weiteren Verwickelung der Lage- rungsverhältnisse beigetragen. Die Specialsattelfalten des Westflügels der Sösemnlde schliessen nach Aussen hin mit dem Hauptzuge des Osteroder Diabaszugs ab, in dessen vollständigsten Profilen alle Schichten vom untern Mitteldevon bis zum Culm vertreten sind i). Er bildet die im Flügel am höchsten ansetzende, daher auch am tiefsten und auf die grösste streichende Erstreckung hin ange- schnittene Sattelfalte, übernimmt jedoch gleichzeitig die Rolle des Sattelscheiders zwischen der Söse- und der sich westlich an- schliessenden Grauwackenmulde. Der kurze analog zusammen- gesetzte Nebenzug gehört schon der letztem als Specialsattelfalte an. Die Zahl der östlich vom Diabaszug au die Oberfläche tretenden Specialsattelfalteu wechselt zwar in den einzelnen Pro- filen der Mulde, doch nimmt im Allgemeinen, da die Falten um so eher nach NO. hin uutertaucheu, je tiefer sie im Flügel ansetzeu, die Zei'theilung der Grauwacken durch die ältern Schichteuglieder nach dieser Richtung hin ab. Wo sich Ab- weichungen von diesem Verhalten zeigen, stehen sie gewöhnlich mit O. — W. streichenden Verwerfungsspalteu in Beziehung, sei es dass in Folge Absinkens längs der Spalten Veränderungen in der Höhenlage der Falten hervorgerufen wurden, sei es dass die zwischen jenen liegenden Abschnitte im Fortgang des Faltungs- processes für sich weiter gefaltet worden sind. Am auffälligsten b Ueber die Zusammensetzung des Diabaszugs vergleiche v. Groudeck, lieber die Lagerungsverli. des Oberharzer Diabaszugs u. s. w. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 28, 1876, S. 361 uud M. Koch, Dieses Jahrbuch für 1889, S. XXXIIL 1 90 Max Koch, Zusammensetzung und Lagerungsverliältnisse der Scliichten treten solche Abweichungen beiderseits der weithin fortsetzenden von E. Kayser entdeckten Ackerspalte hervor, indem der nörd- lich angrenzende Mnldeuabschuitt auch irn Innern von hochaxif- ragenden Sattelfalten, den Kieselschieferzügen des Sperberhayer Dammes und Fohlenbrinks südlich Altenau, zertheilt wird, welche südlich der Spalte fehlen oder doch so tief niedergesunkeu sind, dass die Erosion sie noch nicht erreicht hat. Die südlich der Querverwerfungen liegenden Abschnitte der Kieselschieferfalten erscheinen in den weitaus meisten Fällen nach W. gerückt, sie befolgen daher, wie das schon früher für den Diabaszug nachgewiesen wurde, vom Gebirgsrande ab ge- rechnet eine staffelförmig nach NO. vorrückende Anordnung. Da die Schichten ganz allgemein nach SO. einfallen und man es sicher mit echten Verwerfungen mit niedergesunkenem Hangenden zu thun hat, lässt sich ans der Art der Verschiebung und Anord- nung der Faltenabschnitte folgern, dass die Spalten wie die Ober- harzer Gänge nach S. einfalleu und die Schichten der Söse- mulde terrassenförmig nach der gleichen Richtung hin niederge- snnken sind. Der Verlauf der Verwerfungsspalten ist in den meisten Fällen nur durch die Schichtenverschiebungen unter Hinzutreten von Quelllinieu oder Terraiueinsenkuugen und -Abstufungen gekenn- zeichnet. Nur bei wenigen konnte an günstigen Aufschlüssen das Vorhandensein von Gangmaterial festgestellt werden. Die Untersuchungen über Zusammensetzung und Bau der aus den Grauwacken auftauchenden Specialsattel- falt eu älterer Schichten haben zu einigen neuen die Mitthei- lungen V. Groddeck’s wesentlich ergänzenden Beobachtungen geführt. Was zuerst die Zusammensetzung anbetrifft, so hat sich vor Allem gezeigt, dass die Falten nicht ansschliesslich wie V. Groddeck annahm, aus Kieselschiefer und dessen Begleitge- steinen, Adinolen und Wetzschiefern bestehen, sondern Ober- *) E. Kayser, Ueber das Spaltensystem am Südwestabfall des Brockenmas- sivs. Dieses Jahrbuch für 1881, S. 428. zwischen Brnchherg- Acker und dem Oberbarzer Diabaszag. 191 dovonische Cy pr i di n en s ch iefer sich um so reichlicher am Aufbau betheiligen, je näher die Falten am Diabaszuge liegen, je höher sie also im Flügel der Mulde ansetzen. Der dem Diabaszug zunächst gelegene Kieselschieferzug wird in seiner ganzen Ausdeh- nung, die weiter östlich folgenden auf grössere oder geringere Er- streckung hin einseitig am Liegenden also auf der NW.-Seite von rothen oder roth- und grüngebänderten Schiefern begleitet, die vor- herrschend aus reinen dünnspaltenden Thonschiefern, zurücktretend aus weicheren Mergelschiefern oder harten Wetzschiefern bestehen. V. Gropdeck, dem die meist sehr mächtig entwickelten Schiefer nicht entgangen waren ^), hat sie zu den Posidonienschiefern gezogen und als solche finden sie sich auch in der Uebersichtskarte des Harzes verzeichnet. Dass sie nicht dieser Stufe, sondern den Cypridinen- schiefern angehören, beweisen zahlreiche Funde von Cypr. serrato- striata und Posid. venusta in dem zur Zeit sehr günstig durch neue Fahrwege erschlossenen Schieferbande im Rothen Sohl auf der Höhe östlich von Lerbach, ferner weiter nördlich in den rothen Schiefern an den Laugenköpfen, am Tränkeberg unweit der Clausthal- Andreasberger Chaussee u. s. w. In dem oben erwähnten Kieselschieferbande an der NW.-Seite des Bruchberg- Acker sind rothe Schiefer ebenfalls recht verbreitet, doch haben sich Cypridinen bisher nur au zwei Stellen, auf dem Hühnerkopf b. Kamschlacken und im Bachbett der Kl. Ocker östlich von Altenau, nachweisen lassen. Für die Deutung der- jenigen rothen Schieferpartieen , in denen sich die Leitversteine- ruugen noch nicht gefunden haben, ist es von Wichtigkeit fest- zustellen, dass sie an den sämmtlichen genannten Fuudpunkteu ganz vorherrschend au die durch Kalkgehalt ausgezeichneten Schiefer gebunden sind. In den reinen Thonschieferu sucht mau gewöhnlich vergeblich. Ich habe dabei namentlich auch rothe Schiefer im Auge von dem Aussehen und der gleichen petrogra- phischeu Beschaftenheit wie die reinen Thouschiefer der Cypridinen- schichteu, welche sich weit verbreitet im Gebiet des Bruchberg- Ackers finden, so namentlich in dem weithin verfolgbaren Diabas- 9 V. Gkoddkck, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1877, S. 440. 1 92 Max Koch, Zusammensetzung und Lagerungsverhältnisse der Schichten Kieselschieferzuge des Breitenberg- Allerberg am NW. -Hange, ferner in mehreren weniger mächtigen Parallelzügen am SO. -Ab- hange jenes Bergrückens. Sie bilden zusammen mit Kieselschiefer nebst Adinolen, Plattenschiefern und körnigen oder variolitischen Diabasen, an anderer Stelle in Gemeinschaft mit glimmerreichem Quarzitschiefer Einlagerungen, richtiger Einfaltungen im Bruch- bergquarzit. Obgleich sich in ihnen Cypridinen noch nicht ge- funden haben , gehören sie doch höchst wahrscheinlich ebenfalls zum Oberdevon. An die rothen Schiefer, sowohl diejenigen der Sösemulde wie die zuletzt erwähnten im Gebiet des Bruchberg- Ackers, knüpft sich in palaeontologischer Hinsicht noch ein besonderes Interesse, indem sich ganz allgemein verbreitet jene winzigen der Form nach Selachierzähnen vergleichbaren Reste gefunden haben, welche zuerst von Pander im baltisch-russischen Silur beobachtet und als Conodonteu beschrieben worden sind ^). Der Formen- reichthum der Harzer Funde ist ein ziemlich grosser. Sie stimmen fast sämmtlich mit von Hinde abgebildeten und beschriebenen Formen aus carbonischeu Schichten Englands und Schottlands überein. Am häufigsten sind die Gattungen Prioniodus und Poly- gnathuSi erstere mit zahlreichen Arten vertreten, seltener die Gattungen ArabelUtes , Eunicites und Distacodus. Als die besten Fundpunkte sind zu neunen: Rothe Sohl, Fahrweg südlich des Teiches am obern Ausgang von Lerbach, Steiubrüche nördlich vom Träiikeberg und vom Ifenkopf an der Clausthal- Andreasberger Chaussee, Bachbett des Gr. Ifenthals u. s. w. Sie sind übrigens ') Pander, Ueber fossile Fische des silurischen Systems des russsisch- balti- schen Gouvernements 1856. 2) G. J. Hinde, Quart. J. of the geolog. Soc. 1879, S. 370. Nach den Unter- snchungen von Hinde und v. Zitiel und Rohon (Sitzungsber. d. k. bayr. Ak. d. W., H. BL, 1886, S. 108) sind es Mundwerkzeuge, Kiefertheile und Zähnchen, von Anneliden und Gephyreen. Ausser in Russland, wo sie von Pander später auch in Devon und Kohlenkalk nachgewiesen wurden, treten sie noch in carbo- nischen Schichten Englands und Schottlands, ferner in untersilurischen und devonischen Ablagerungen Canadas und der Vereinigt. Staaten auf. Sie scheinen daher auf die palaeozoischen Formationen beschränkt zu sein, aber innerhalb derselben eine grosse verticale Verbreitung zu besitzen. zwischen Bruchberg-Acker und dem Oberharzer Diabaszug. 193 nicht auf die oberdevonischeu Schiefer beschränkt, sondern gehen bis in den unteren Culm hinauf, wo sie namentlich in den Begleit- gesteiuen der Kieselschiefer, Adinolen, Eisenkiesel und rothen oder grauen Wetzschiefern recht häufig zu finden sind. Mit ihnen zusammen kommen an fast allen Fuudpunkten bald häufiger, bald spärlich, kleine Lingulideu, vereinzelt auch Disciniden vor. Au der Grenze der Cypridineuschiefer gegen die auflagernden Culmkieselschiefer treten mehrfach, wie am Kiepeuthal im Rotheu Sohl bei Lerbach und auf grössere Erstreckung hin am Tränkeberg südlich der Clausthal-Audreasberger Chaussee, mächtige Lager vor- herrschend variolitisch entwickelter Diabase auf, deren petrogra- phische Beschaffenheit sich mit derjenigen der Gesteine in der hangenden Zone des Osteroder Diabaszuges vollständig deckt. Trägt ihr Vorkommen auch dazu bei, die übereinstimmende Zusammen- setzung des Kieselschieferzuges, dem sie augehören, mit jener Zone recht augenfällig hervorzuheben , so bedurfte es doch ihres Auf- tretens nicht, um die tektonische Gleich werthigkeit der Kiesel- schieferfalten mit dem Diabaszuge zu beweisen. Was die Beschaffenheit der Culmkieselschiefer und ihrer Be- gleitgesteine, Adinolen und Wetzschiefer aubetriflft, so kann ich auf die ausführlichen Mittheilungeu v. Groddeck’s und Fr. Wunderlich’s verweisen. Es bleibt nur uachzutragen, dass sich in den Adinolen, die in der Regel zwischen den eigentlichen Kieselschiefern und den Cypridinenschieferu ihre Stelle haben, mehrorts Versteinerungen des Untern Culms finden. Eine etwas reichere Fauna wurde von mir an zwei Punkten in dem Adinol- Kieselschieferbande am Hangenden des Diabaszugs in der Hut- thaler Widerwage und am Polsterberge, gesammelt. An dem erstem bestehen die petrefactenführeuden Schichten aus frischen grau-grünen Adinolen mit dünnen Bänken eines dichten grauen Kalksteins. Sie stehen in einer Mächtigkeit von 2 — 3 Meter im Bach- bett der Hutthaler Widerwage zwischen Posidonieuschiefern und dem variolitischen Diabas aus der hangenden Zone des Diabaszugs b Fr. Wunderlich, Beiträge zur Kenntnies der Kieselsctdefer, Adinolen und Wetzschiefer d. nordwestlichen Oberharzes, Mitth. d. Maja, Neue Folge 1880, Heft I, S. 1. Jahrbuch 1894. 13 1 94 Max Koch, ZusainineiisetzHiig und Lagerungsverhältnisse der Schichten au. Der zweite Fuudpunkt liegt etwas nördlich vom Polster- herger Hubhaus in einer kleinen Finge am Rande der Seilbahn. Durch Nachgrabungen in der verstürzteu Finge, zu denen der Fund einer Posiclonia Becheri in dem nmherliegenden Schutt Ver- anlassung gab, wurden die petrefacteuführendeu Schichten im Anstehenden aufgedeckt und ihre Lage im Hangenden des hier sehr verschmälerten Diabaszugs festgestellt. Die nähere von Herrn Dr. L. Beushausen freuudlichst über- nommene Bestimmung der Versteinerungen beider Fundpuukte hat Folgendes ergeben: Polsterberg. Cypridina sp. Phillipsia cf. Eichwaldi Fischer. » aequalis H, v. M. » sp. » cf. longicornis Kayser. Posidonia Becheri Bronn. Aviculopecten sp. Streptorhynchus crenistria Phile. Discina sp. Productus concentricus Sarr. Cladochonus Michelini Edw. Haim. Hutthaler Widerwage. Cypridina sp. Phillipsia cf. longicornis Kayser. Camaroplioria papyracea A. Roemer. Streptorhynchus crenistria Phill. » juvenis ? Chonetes Laguessiana DE Kon. » polita M’Coy. » sp. Productus cf. plicatus Sarr. » laevipunctatus Sarr. Crinoidenstiele. z-svisclien Bruchberg-Acker und dem Oberharzer Diabaszug. 195 Der Bau der Special sattelfalteu lässt sieb unmittelbar aus der Zusammensetzung ableiten. In den vollständigsten Pro- filen hat man als Scbicbtenfolge vom Liegenden zum Hangenden: Cypridinensebiefer, Variolit. Diabas, Adinolen und Kieselschiefer. Da sich an die Kieselschiefer nach dem Hangenden hin regelrecht Posidonienschiefer, dann Grauwacken anschliessen, die Cypridinensebiefer dagegen unmittelbar auf Grauwacken aufliegen, ergiebt sich aus dieser Anordnung ohne Weiteres, dass man es nicht mit einfach überkippten aus Flügel und Gegenflügel be- stehenden Sattelfalten, sondern nur mit ihrem hangenden, durch Falten Verwerfung abgequetschten und auf die jüngeren Culm- schichten aufgeschobenen Flügel zu thun hat. (Siehe das vor- stehende Profil der Sösemiüde.) Der einseitige Bau der Auf- faltungeu beruht somit auf der gleichen Ursache wie am Oste- roder Diabaszug, wo Lossen schon 1881 i) das einseitige Auf- treten der Wissenbacher Schiefer am Liegenden und ihr An- grenzen an verschiedene Glieder der Culmablagerungen als Wir- kung spiesseckiger mit Ueberschiebung verbundener Faltenver- werfung erkannte. Dass solche Störungen auch weiter gegen den Bruchberg-Acker hin im Bau der tiefer im Muldenflügel an- setzenden Kieselschieferfalten, die sich in Folge des Fehlens der Cypridinensebiefer nicht sofort als gestört zu erkeiinen geben und im Muldentiefsten, wo die Auffaltungen der älteren Schichten die Oberfläche nicht erreichen, eine Rolle spielen, konnte indirect schon aus der nachgewiesenen Steigerung des Faltungsdruckes und damit der Zusammenschiebung der Schichten gegen jene Berg- kette hin gefolgert werden. Es lassen sich jedoch auch directe Beobachtungen anführen. Ueberall wo die liegende Grenze der Sattelfalten gut aufgeschlossen ist, macht sich nämlich eine mehr oder weniger deutliche Verruschelung der der Grenze benach- barten Gesteinspartieen, besonders aber des aufgeschobenen Schich- b K. A. Lossen, Ueber den Zusammenhang zwischen Falten, Sj^alten und Eruptivgesteinen im Harz. Dieses Jahrbuch für 1881, S. 32 und für 1887, S. CXVII. 13* 196 Max Koch, Zusammensetzuag und Lagerungsverhältnisse der Scliichteu tengliedes bemerkbar, ohne dass sieh jedoch in jedem Falle eine deutliche Kluft gebildet hat. Kieselschiefer und Adiuoleu sind in der Nähe der Störung häufig auf das Stärkste gestaucht und zu- sammengeschoben, wobei nicht selten eine Auflösung der einzelnen Bänke in zahlreiche, von lettigem Material eingehüllte Ellipsoide oder mehr unregelmässig gestaltete Schwielen und Wülste stattge- fuudeu hat. Erst weiter ah von der Grenze tritt wieder Beruhi- gung in der Lagerung ein. Wenn auch nicht so leicht im Zusammen- hang nachweisbar wie längs der Kieselschieferfalteu , lassen sich auf Faltenverwerfung zurückzuführende Verruscheluugszoueu doch auch in dem geschlossenen Grauwackeugebiet des Muldeuinuern beobachten. Sie deuten darauf hin, dass zerrissene Specialsattel- falten im Muldeutiefsten ebenfalls nicht fehlen. Da auch im SO. -Flügel der Mulde, an dem Kieselschieferzuge der NW.-Seite des Bruchberg- Ackers und seinen Abzweigungen nördlich in die Grauwacken, südlich in die Quarzitmassen jener Bergkette, die Wirkungen solcher streichenden Störungen unverkennbar sind, er- scheinen die sämmtlichen Specialsattelfalten in gleicher Weise ihrem Einfluss unterworfen, ln der Gesammtheit rufen die Falten- verwerfungen daher mit ihrer in gleichem Sinne erfolgten Auf- schiebung eine ausgeprägte Schuppenstructnr hervor. Intensive Zusammenschiebung der Schichten zu zahlreichen überkippten Specialfalten, Zerreissung derselben im Streichen durch Faltenverwerfung verbunden mit Aufschiebung der älteren Schichten auf jüngere, spätere Zertheilung der Falten in zahlreiche gegen einander verschobene Abschnitte durch Querverwerfuugen geben somit die Grundzüge für die Lagerungsverhältnisse der Sösemulde ab. Ist es diesen tektonischen Vorgängen zu danken, dass die Granwackenablagerungen der Mulde von älteren Schichten durch- brochen werden, so hängt es im Einzelnen doch auch von der Höhenlage der Falten im Flügel und von dem Maasse der Auf- schiebung ab, ob in den Durchraguugeu der älteren Schichten Culmkieselschiefer allein oder unter Betheiligung von devonischen Schichten au die Oberfläche treten. Die starke Zusammeuschiebuug der Schichten , die sich in der Sösemulde allgemein in Ueberkippung der Falten geltend zwischen Bruchberg- Acker und dem Oberharzer Diabaszug. 197 macht, erfährt, wie v. Groddeck nachgewiesen hat, nach NW. hin allmähliche Abschwächuug, indem sich normaler Falteuhau mit vorwiegend flachem, bald nach NW., bald nach SO. gerichtetem Fallen der Flügel eiustellt. Mit dieser Verflachung des Falten- banes hängt dann auch die abweichende Zusammensetzung des Culmgebietes nordwestlich vom Diabaszug zusammen, die sehr auf- fallend durch das Fehlen der Kieselschieferauffaltungen, ander- seits durch starke Betheiligung der jüngsten Culmablagerung des Harzes, der Gründer- neben der Clausthaler Grauwacke hervortritt. Die jüngeren über dem Kieselschiefer folgenden C ul m schichten derSösemulde gehören ganz vorherrschend der Clausthaler Grauwacke an und zwar bestehen sie hauptsächlich aus einem häufigen Wechsel dünner Grauwackenbänke mit geringmäch- tigen Thon- oder Grauwackenschieferlagen. Mächtiger entwickelte, dickbänkige Grauwackenschichten, wie sie nordwestlieh vom Dia- baszng im Niveau der Clausthaler Grauwacke i’echt verbreitet sind ^), treten dagegen ebenso wie die couglomeratischeu Gründer Grau- wacken stark zurück. In Rücksicht darauf, dass die dünuschich- tigen Grauwackeuablageruugen in der Nähe von Clausthal unter, in der Gegend von Lantenthal dagegen umgekehrt über den dickbän- kigen Grauwacken liegen, hat v. Groddeck es unentschieden ge- lassen, ob den ersteren eine bestimmte Stellung innerhalb der Stufe der Clausthaler Grauwacke zukommt. Hier scheinen sie, ebenso wie sie petrographisch den üebergang vom reinen Schiefer zur derben Grauwacke vermitteln, auch stratigraphisch eine Zwischeu- stellung zwischen den Posidouienschiefern und den dickbäukigeu Schichten der Clausthaler Grauwacke einzunehmeu. In den Pro- filen im NW. -Flügel der Sösemulde treten nach unten zu die Gran- wackenbäuke mit wenigen Ausnahmen mehr und mehr zurück und machen in der Nähe der Kieselschiefer reineren Schieferablage- rungen Platz, in denen in der Hutthaler Widerwage am Diabas- ') V. Gkoddeck, Zeitsclir. d. deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 441. v. Groddeck, Zur Keimtniss des Oberharzer Culm. Dieses Jahrbuch für 1882, S. .54. Ini Rothen Sohl bei Lerbach legen sich beispielsweise, ziemlich mächtig entwickelte dickbänkige Grauwacken unmittelbar auf die Posidonien schiefer auf. 198 Max Koch, Zusammensetzung und Lagerungsverliältnisse etc. ziige zuerst durch F. A. Römer i) später auch durch v. Groddeck^^, ferner im Rotheu Sohl östlich Lerbach im Hangenden der dem Diabaszug zunächst gelegenen Kieselschieferfalte in jüngster Zeit von mir das Auftreten der Leitversteinerung nachgewiesen wurde. Nach oben hin findet dagegen gewöhnlich eine Anreicherung au Grauwacken statt, gelegentlich stellen sich auch wie am Schwarzen- berg südlich vom Hutthal dickbäukige Grauwackenschichten und Conglomerate ein. Die Mächtigkeit der Posidonienschiefer ist stets eine geringe. An vielen Stellen fliessen sie mit den düunschichtigen Grauwackeuablagerungen derartig zusammen, dass eine Abtrennung nicht immer möglich erscheint. *) F. A. Römer, Beiträge zur geol. Kenntniss des nordwest. Harzgebirges 1850, S. 43. V. Geoddecic, Lagerungsverliältnisse am Oberliarzer Diabaszug u. s. w. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. Bd, 28, S. 363. Cypridinenschiefer iiii Devongebiet von Elbingerode und Hüttenrode. Von Herrn i^ax Koch in Berlin. (Hierzu Tafel VIII.) Während Cypridinenschiefer im Oberharz, am Diabaszuge und in den tektonisch gleich werthigen Specialsattelfalten der Grau- wackeimudde der Söse, eine ausgedehnte Verbreitung besitzen, kannte mau dieses in stratigraphischer Beziehung wichtige Glied in dem entsprechenden Devongebiet des Mittelharzes, der Gegend von Elbingerode und Hüttenrode, bisher nur an einem einzigen von E. Beyrich entdeckten Punkte am Hartenberg nordöstlich von Elbingerode. Erst in den letzten Jahren zum Zweck der geologischen Detailkartiruug im östlichen Abschnitt jenes Gebietes vorgenommeue Begehungen haben, begünstigt durch neuere Auf- schlüsse namentlich der zahlreichen Grubenbetriebe auf Eisenstein, den E’achweis führen können, dass sich Cypridinenschiefer auch im Mittelharzer Devongebiet in hervorragender Weise am Schich- teiiaufbau betheiligeu. Wenn sich auch die Bedeutung der Funde erst nach abgeschlossener Detailkartiruug voll ermessen lassen wird, mögen doch schon jetzt einige mit dem Auftreten der Cy- pridineuschiefer in Zusammenhang stehende Beobachtungen, welche ‘) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XX, S. 659. 200 Max Koch, Cypridinenschiefer im Devongebiet namentlich für die Deutung der Lagerungsverhältuisse und die Klarlegung des Zusainmeuliauges der Mittelharzer Devouablage- rungen mit den entsprechenden Schichten am Oberharzer Diabas- zuge von Wichtigkeit erscheinen, Mittheilimg finden. Bevor ich auf Vorkommen und Bedeutung der Cypridiuen- schiefer näher eingehe, mögen die allgemeinen geologischen Verhältnisse des in Betracht kommenden Gebietes imter Zugrundelegung der bisherigen Auffassungen, wie sie sich in der geologischen Uebersichtskarte des Harzes (1 : 100000) und in mehreren Mittheihmgen Lossen’s^) über Zusammensetzung und Lagerungsverhältuisse des Mittelharzer Devons uiedergelegt finden, kurz erläutert werden. Die Elbingeroder -Hüttenroder Devouablagerungeu bilden ein System paralleler, durch Faltungsdruck aus SO. zusammengeschobe- ner, daher in SW. -NO-licher Richtung gestreckter Mulden- und Sattelfalten, deren Bau sich durch Auftreten von Falten 2. Ord- nung, durch Verbiegung und Verzerrung ihrer Randliuieu in Folge Eingreifens hercyuischen Faltungsdrucks, ferner durch zahl- reiche Schichtenstörungeu , Spalten- und Falteuverwerfungen, zu einem sehr verwickelten gestaltet. Entsprechend der Streckungs- richtung der Falten liegt das Streichen der Schichten im Allge- meinen in hör. 3 — 5; das Fallen ist in Folge sich ziemlich gleichmässig geltend machender Ueberkippung der Falten nach NW. in mittleren Graden gegen SO. gerichtet. Eine Ausnahme von diesem Verhalten ist nur auf der NW.-Seite des Falteusysteiiis im äusseren Flügel der gleich zu erwähnenden Harteuberg-Bücheu- berger Mulde zu verzeichnen, indem hier sowohl die Striugoce- phalenschichten wie die sich nach Aussen hin anschliessenden Randschichten, Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke, mehr oder weniger steil nach NW. einschiessen. — In dem Faltenbau lassen sich abgesehen von kleineren Specialfalten drei grössere durch Sattelscheider der älter- devonischen Schichten getrennte Mulden unterscheiden, eine mittlere grösste, die Elbingeroder b Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXIX, S. 613. Dieses Jahrbuch für 1884, S. XXI; 1883, S. 206 und 1886, S. XXV. von Elbingerode und Hüttenrode. 201 Hauptmulde, und seitlich sich anschliessend zwei kleinere, auf der NW. -Seite der ersteren die erwähnte Hartenberg- Büchenberger, auf der SO. -Seite die Neu werk-Hüttenroder Mulde. Sie bilden zusammen das Elbingeroder Muldensystem Lossen’s. ^ Das Innere der Mulden wird von Schalsteinen (Diabas- tuflen) und schiefrigen Diabasmandelsteineu (ßlattersteinen) ein- genommen, zwischen denen oder an deren Basis namentlich in der Hauptmnlde mächtig entwickelte Keratophyrlager auftreten. An den Rändern der drei Mulden treten, falls nicht streichende Stö- rungen Abweichungen bedingen, die Stringocephalenschichten — graue Kalksteine von massiger Beschafienheit nnd vorherrschend mittelköruigem Gefüge — zn Tage. Die eruptiven Bildungen be- sitzen in allen drei Mulden von den am Aufbau betheiligten Gliedern die ausgedehnteste räumliche A'erbreituug. Was ihre Altersstellung anbetrifi’t, so rechnete F. A. Römer dieselben, als dem obersten Theil des Striugocephaleu- Niveaus zugehörig, zum Mitteldevou; E. Beyrich sah in ihnen dagegen dem Ibergerkalk oder Cypridinenschiefer ungefähr gleichaltrige Bildungen, Lossen^) endlich zog sie zwar ebenfalls zum Eruptiv -Oberdevon, räumte ihnen jedoch eine Stellung zwischen den beiden Kalkablagerungen des Muldensystems, dem Stringocephalen-Kalk und Iberger Kalk, ein. Während das Innere der beiden äusseren Mulden von ihnen allein zusammengesetzt wird, betheiligt sich an der Ausfüllung der Hauptmulde noch Iberger Kalk, besonders mächtig ent- wickelt in dem mittleren Abschnitt der Mulde südlich Elbingerode; ferner tritt nahe der nordöstlichen Muldenweudung rings von Schalstein und Keratophyr umschlossen ein Schichteuglied auf, das sich unter Festhaltuug der bisher über die Lagerungsverhältuisse gültigen Auffassungen nur schwer dem Muldeubau eiufügeu lässt, jene durch Petrefactenreichthum ausgezeichneten Schiefer vom Herzoglichen Weg und aus dem Silberborusgrund zwischen Blan- kenburg und dem alten Branuschweigischeu Forsthaus, welche b Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XX, S. b Dieses Jahrbuch für 1884, S. XXIl und für 1885, S. 217, 202 Max Koch, Cypridiaenschiefer im Devongebiet von E. Kayser auf Gnind ihrer Fauna als Aequivalente der Wisseubacher Schiefer erkannt worden sind i). Die Kalksteine, welche die eruptiven Glieder des Muldeninuern umsäuinen, sind von F. A. Römer ziemlich allgemein, mit Ausnahme des nörd- lichsten Zuges am Büchenberg und Hartenberg, mit dem Iberger Kalk vereinigt worden. Erst die späteren Untersuchungen E. Beyrich’s und Lossen’s haben die Grenzen des Oberdevoukalks auf das richtige Maass eingeschränkt und durch Petrefactenfunde dargethau, dass die Kalksteine der Muldenräuder dem Stringoce- phalen-Niveau angehöreu. In den beiden äusseren Mulden und im östlichen Abschnitt der Hauptmulde sind sie nach Unter- suchungen E. Beyrich’s zum weitaus grössten Theil zu Eisen- stein umgewaudelt. Von dem umfangreichen Jahrhunderte zurück- b E. Kayser, Die Fauna des Hauptquarzits und der Zorger Schiefer des Unterharzes. Abh. d. Königl. Preuss. geol. Landes- Anstalt. Neue Folge, Heft 1, 1889. Diese Schiefer sind von Lossen (dieses Jahrbuch für 1880, S. 41) zu einer Zeit als die Untersuchungen E. Kaysek’s noch nicht Vorlagen, »zunächst« zu den Zorger Schiefern gestellt und daher auch nur vorläufig als solche in die Uebersichtskarte des Harzes eingetragen worden. Da E. Kayser die Fauna als diejenige der Zorger Schiefer beschrieben hat und hierdurch die Annahme hervorgerufen werden kann, dass den Zorger Schiefern im Hangenden des Haupt- kieselschiefers eine gleiche Altersstellung zukomme wie jenen Schiefern vom Herzoglichen Weg, sei darauf hin gewiesen, dass diese letzteren nicht den Zorger Schiefern, sondern den Schiefern im Hangenden des Hauptquarzits, also den Obe- ren Wiederschiefern des Harzes, entsprechen. Abgesehen von der sehr verschiede- nen petrographischen Beschaffenheit beider — die Zorger Schiefer sind kalkfreie Thon- oder Grauwackenschiefer mit nicht seltenen Grauwackenbänkchen und spärlichen undeutlichen Pflanzenresten, die Schiefer vom Herzoglichen Weg da- gegen reine Thonschiefer oder Kalkschiefer, mit gelegentliclien linsen- oder bank- förmigen Einlagerungen reinerer Kalksteine — tritt der Umstand dafür ein, dass sich im Oberen Wiederschiefer östlich und nördlich der Elbingeroder Devonab- lagerungen an mehreren Punkten (Bielstein - Chaussee unweit der Bahnstation Brauner Sumpf, Fussweg vom Ziegenkopf nach Blankenburg, im Eisergrund nördlich vom Hartenberg, ferner in Schiefern im unmittelbaren Hangenden des Hauptquarzits im Klosterholz bei Ilsenburg) eine Fauna gefunden hat, deren Charakter mit derjenigen der Schiefer vom Herzoglichen Weg und der Wissen- bacher Schiefer am Liegenden des Oberliarzer Diabaszuges in sehr naher Be- ziehung steht. Ueber diese Schiefer und ihre Fauna wird an anderer Stelle in diesem Jahrbuch berichtet werden. E. Beyrich, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XX, S. 2 IG. K. A. Lossen, Dieses Jahrbuch für 1886, S. XXVL von Elbingerode und Hüttenrode. 203 reichenden Bergbau auf Eisenstein legen zahlreiche ausgedehnte Tagebaue und Piugenzüge, welche den Verlauf der Stringoce- phalenschichten und damit die Ränder der Mulden meist sehr scharf bezeichnen, Zeugniss ab. Wenn auch der grössere Theil der Grubenbetriebe schon seit langer Zeit zum Erliegen gekommen ist und namentlich die unter Tage liegenden Baue nur an wenigen Punkten noch zugänglich sind, so liefern in dem an natürlichen Aufschlüssen nicht gerade i’eicheu Gebiete der Elbingeroder De- vouablagernugen die bergbaulichen Anlagen immerhin noch die besten, stellenweise einzigen Aufschlüsse. — Au der Zusammen- setzung der beiden zwischen den Mulden liegenden Sattelscheider betheiligeu sich Hauptkieselschiefer, Zorger Schiefer und Elbinge- roder Grauwacke und zwar besteht die Sattelung zwischen der Haupt- und der Büchenberg-Hartenberger Mulde ganz vorherrschend aus dem zuletzt genannten, diejenige auf der anderen Seite vorzugs- weise aus den beiden ersteren Schichteugliedern. Grauwacken stellen sich hier erst nahe der südwestlichen Muldeuweuduug ein. Gegen die Muldenwendungeu hin biegen die Schichten der Sattel- scheider um und vereinigen sich mit den Ablagerungen, welche sich an das Gesammtmuldeusystem nach aussen hin anschliesseu. Derartig muss das Verhalten wenigstens im Grossen aufgefasst werden ; im Einzelnen stellen sich auch hier in Folge von Schichteustöruugen und Auflösung der Muldenwendungeu in mehrere gewöhnlich einseitig gebaute Muldeufalteu (vergleiche geologische Skizzen der Gegend der Tänuichen und von Hütten- rode, Taf. VHI) zahlreiche Unregelmässigkeiten ein, welche der Deutung nicht selten Schwierigkeiten bereiten, ln anffälligem Gegensatz stehen namentlich die Verhältnisse au der NW.- und SO. -Seite des Gesammtmuldeusystems. Während sich auf der ersteren Thonschiefer von der Beschatfenheit der Zorger Schiefer, weiter ab Grauwacken mit nördlichem Pallen auf die Striugoce- phalenkalke und -Eisensteine im Rande der Büchenberg-Harten- berger Mulde auflegeu, treten auf der andern Seite am südöst- lichen Rande der Neuwerk- Hüttenroder Mulde Oberer Wieder- schiefer und dessen Diabase längs einer spitzwinklig gegen das Streichen der Schichten verlaufenden Ueberschiebungskluft mit den 204 Max Koch, Cypridinenscliiefer im Devongebiet Schälsteinen des Muldeninneru, die ebenso wie das aufgeschobene Schichtenglied gegen SO. fallen, in unmittelbare Berührung. Es fehlen also hier sowohl der Stringocephalenkalk oder dessen Eisen- steine wie auch die Schichten im Liegenden, Hauptkieselschiefer, Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke. lieber diese Störung ebenso wie über zahlreiche andere auf Verwerfungen und Ueber- schiebungeu zuröckzuführende Unregelmässigkeiten verdanken wir Lossen in den angeführten Arbeiten eingehendere Mittheilungeu. Die nachfolgenden Erörterungen über die Stellung der Cypridinen- schiefer werden mehrfach Gelegenheit bieten auf dieselben zurück- zukommen. Cypridiiiieiischiefer. Was zuerst die Lage der Fundpunkte anbetrifi’t, so ver- theilen sie sich auf die eiuzelueu Mulden wie folgt: 1. Hartenberg in der nordöstlichen En” guug, 2. Büchenberg am Nordrande, 3. Bomshai in der südwestlichen Endigung, ) ger Mulde. 4. Am Volkmann im Nordrande der Hauptmulde, 5. Gegend nördlich und östlich von Hüttenrode, theils dem Südraude der Hauptmulde, theils dem Nord* rande der Neuwerk-Hüttenroder Mulde und dem zwischen beiden Mulden liegenden Sattelscheider augehöreud. Die Beschaffenheit und das Aussehen der Schiefer wechselt mit dem Erhaltungszustand und dem Gehalt an kohlen- sanrem Kalk. An den meisten Fundpuukten zeigen sie sich als mürbe, gelb- oder rostfarben verwitterte Schiefer ohne wesent- lichen Kalkgehalt (Hartenberg, Bomshai, Volkmaun). ln der Gegend von Hüttenrode sind es vorheiTschend im frischen Zu- stand grünlich-grane Mergelschiefer, welche durch Verwitteruug weisse oder gelbliche Farbe annehmen. Nach Analysen der dortigen Grubeuverwaltung steigt die Menge des kohlensaureu Kalks bis zu 40 pCt. Am Hartenberg treten neben gelbver- witterten auch intensiv roth gefärbte Schiefer auf. Ausser zahl- reichen Schälchen der (.kjpriditKi aerratostriata finden sich am von Elbingerode und Hüttenrode. 205 Hücheuberg und Bomshai Posid. venusta und au allen Fundpunkten in Uebereinstinmmng mit den Oberbarzer Vorkoinmeu in grösserer oder geringerer Menge Couodonten. Ueber die Lager ungsverbältuisse der Cypridiueuscbiefer geben die nacbstebendeu Beobacbtungen au den einzelnen Fuudpunkteu Auskunft. 1. Cypridiueuscbiefer am Flartenberg • (siebe Skizze, Taf. VIII). Die Stringocepbalenkalke und Eisensteine des Har- tenbergs bilden die östlicbe Endigung der Bücbenberg-Harten- berger Mulde und zwar stellen die Ablagerungen der grossen Finge binter der ünterförsterei die eigeutlicbe Muldenwenduug dar, von der aus sieb ein nördlicber Zug längs der Eisen- strasse binziebt und mit dem Bücbeuberger Lager in Verbindung tritt, ein südlicber Zug durch die Forstorte Unart und Roland gegen das Täunicbeuer Lager bin veiläuft. Der Raum zwisebeu beiden Zügen wird von Scbalstein und sebiefrigem Diabas- mandelsteiu eingenommen. Die Angaben über die Beziebungen des dritten am Aufbau betbeiligten Gliedes, die von E. Beyrich 1867 entdeckten Cypridinensebiefer (Sebieferpartie südlicb der grossen Finge), zn jenen beiden Ablagerungen widersprechen sich in sofern, als E. Beyrich selbst sie als das unmittelbare Hangende des Eisensteiulagers bezeichnet, Lossen dagegen augiebt (dieses Jahrbueb für 1885, S. 217) dass sie deutlich durch die Eruptiv- formation davon getrennt sind. Nach meinen Beobachtungen, die sieb auf Nachgrabungen in zahlreich vorhandenen alten Seburf- löcbern südlich der Finge und auf Aufschlüsse in dem Fahrweg, der au der Försterei vorüberführt stützen, findet sich allerdings südlicb der Stringocepbalenscbicbten dei' Finge Schälstein; er bildet jedoch nur eine kleine in den Kalkstein eingreifende Special- falte 1), nach S. hin überschreitet mau nochmals Eisenstein, dann erst folgen Cypridiueuscbiefer. Das gleiche Frofil, Scbalstein, Stringocepbalenkalk und Eisenstein, Cypridinensebiefer beobachtet 1) In einem am südlichen Stoss der Finge angesetzten nach S. getriebenen Versuchsort ist der Schalstein anstehend zu beobachten. Am Ende des Orts steht jedoch Kalkstein an. 206 Max Koch, Cypridinenschiefer im Devongebiet man in der westlichen durch Verwerfung nach N. gerückten Fort- setzung des Südflügels, ferner am nördlichen Flügel (kleine Finge am Treffpunkt der Eisenstrasse mit dem oben erwähnten Fahr- weg und alte Schürfe östlich dieses Weges am Wildgatter), wo sich die Schiefer ebenfalls nicht am Schalstein, sondern anf der N.- also Aussenseite der Stringocephalenschichten finden. Die Cypridinenschiefer der beiden Züge verhalten sich daher wie Flügel und Gegenflügel, deren Verbindungsstück an der Um- biegung der Stringocephalenschichten von der Schieferpartie an der Hartenberg -Finge gebildet wird. Eine Lücke in der Um- säumung ist nur auf kiu’ze Erstreckung nordöstlich jener Finge zu verzeichnen. Wie aus Aufschlüssen unter Tage hervoi’geht i), grenzen hier hellfarbige Kieselschiefer und adinolartige Gesteine mit steilem nördlichen Fallen direct an den Stringocephalen- kalk. Die Schlussfolgerung aus den vorstehenden Beobachtungen kann kaum anders lauten, als dass die Stringocephalenkalk- Schalstein-Ablagerungen in ihrer Endigung am Harten- berg nicht Mulden- sondern Sattelstellung einnehmen und der Schalstein als Kern des Sattels das ältere der beiden Glieder bildet. Die Schichten, welche sich an die Cypridinenschiefer nach Aussen hin auschliessen, bestehen jenen zunächst aus grauen oder grünlichen, meist zersetzten Adinolen und untergeordnet Kiesel- schiefer, dann folgen Grauwackenschiefer, schliesslich fein- bis mittelkörnige Grauwacken. Wie oben erwähnt wurde, gehören diese Ablagerungen nach der bisher geläufigen Deutung dem Mitteldevon im Liegenden des Stringocephalenkalkes, den Zorger Schiefern und der Elbingeroder Grauwacke au. Ob die Stellung dieser Schichten von den Aenderuugeu, welche sich aus dem Nachweis der Cypi'idineuschiefer ergeben, ebenfalls berührt wird, muss, obgleich manches für ihr jüngeres Alter spricht, noch von weiterer Untersuchung abhängig gemacht werden. Hält mau au der jetzigen Deutung fest, daun würde ihr Anschluss au die 0 Nach N. getriebene Versuchsstrecke in der Nordostecke der Finge. Von Lossen sind die Adinolen und Kiesel schiefer mit den Zorger Schiefern vereinigt worden (siehe Uebersichtskarte des Harzes). von Elbingerode irnd Hüttenrode. 207 üypridinenschiefer der Sattelflügel durch Falteiiverwerfuugeu 1)e- dingt sein, welche Aufschiebnug der älteren Glieder von SO. bezw. NW. her zur Folge hatten. 2. Cypridinenschiefer am Büchenberg. Die Unter- suchungen am Nordrande des Hartenberg-Büchenberger Stringo- cephalenkalk-Schalstein-Zuges sind noch nicht in dem Maasse vorgeschritten, um eine endgültige Deutung der anscheinend sehr verwickelten Lagerungsverhältnisse zuzulassen. Indem ich mir Vorbehalte, später darauf zurückzukommen, beschränke ich mich daher für jetzt auf Feststellung der Lage des Fundpunktes (s. Skizze, Taf. VIII). Die Schiefer finden sich westlich vom Bergamt in einer erst im letzten Jahre zur Vorrichtung eines neuen Tagebaues aufge- hauenen Tagesrösche {ah der Skizze) und zwar stehen sie an der Südwand der Rösche im unmittelbaren Hangenden des Bü(;hen- berger Eisensteinslagers an. Da sich Schälstein und Blattersteiu nach S. hin, also auf der andern Seite an das Lager anschliessen, nehmen die Schiefer die gleiche Lage am Aussenrande ein wie am Hartenberg und man würde auch hier ohne Weiteres die Sattelstellung der Stringocephalenschichten und Schalsteine ableiten können, wenn nicht Abweichungen in der Folge der Schichten, welche sich nach N. hin an die Cypridinenschiefer anschliessen, Complicationen im Bau des Nordflügels andeuteteu. Zunächst folgen zwar ebenfalls adinolartige Gesteine, dann anstehend an der Nordwand der Rösche Grauwackenschiefer. Weiterhin stellen sich jedoch nicht, wie in den Hartenberger Profilen, Grauwacken ein, sondern es setzt durch einen alten Tagebau (Pinge c der Skizze) aufgeschlossen ein zweiter aus Schälstein und Kalkeisen- stein bestehender Zug au, in dessen Hangenden sich erst die Grauwacken finden. Ob diese Doppelung auf einfiicher Faltung beruht, durch streichende Störungen bedingt ist oder ob man der Auffassung Lossen’s, welcher in den zwischengelagerten Gi’au- wackenschiefern die muldenförmige Einstülpung einer von N. her überhäugenden Staiumgsfalte sah, zu folgen hat, wird sich nur in Zusammenhang mit den geologischen Verhältnissen in der östlichen und westlichen Fortsetzung des Büchenberger Lagers entscheiden lassen. 208 Max Koch, Cypridinenschiefer im Devongebiet 3. Cypridinenschiefer des Bomshaier Lagers (siehe Skizze, Taf. VIII). Das au der südlichen Muldenwenduug der Harteuberg-Bücheuberger Mulde gelegene Bomshaier Eisensteins- lager bildet die südwestliche stark verschmälerte Fortsetzung der durch ihre Mächtigkeit und flache Lagerung auffallenden Lager- stätte am Tännicheu. Unter Zugrundelegung der bisherigen An- schauungen hat man den Stringocephalenkalk-Eiseusteinszug der beiden Lager als eine nach NO. hin unter Schalstein unter- tanchende Specialsattelfalte auzusehen, deren Kern in dem zwischen das Bomshaier Lager und die Schalsteinmassen des Ortbergs eiuge- schobeueu Keil Zorger Schiefer und Elbingeroder Grauwacke ent- blösst ist. Den Südflügel der Falte giebt das Bomshaier Lager ab, der Nordflügel fehlt, dagegen als Folge einer O.— W. streichen- den Falten Verwerfung. In Couseqneuz dieser Auffassung würden die Schalsteine auf der S. -Seite jenes Lagers nur als eine Parallel- bildnng zu der grossen Schalsteinmulde am Ortberg zu deuten sein. Ein Profil der Sattelfalte und der sich beiderseits an- schliessenden Schalsteinmuldeu (nach der Linie AB der Skizze Taf. VIII) gestaltet sich demnach wie folgt: Fig. 1. inaudelsteiii Maassstab 1 : 25000. von Elbingerode und Hüttenrode. 209 Angenomiueu, die dein Profil zu Grunde liegende Deutung der Lagerung und Altersstellung der Schichten wäre zutreftend, dann könnten Cypridinenschiefer in der kleinen Schalsteinmulde nur aut' der Innenseite am Kalk (« und b der Prolilskizze) anzu- tretten sein. Das ist jedoch nicht der Fall; der Schalstein grenzt unmittclhar au den Kalk oder Eisenstein der Stringocephalen- schichteu und die Schiefer tindeu sich in ziemlicher Mächtigkeit anstehend auf der andern vom Schälstein abgewendeten Seite des Bomshaier Lagers, einerseits von Kalkstein, andererseits von Grau- wackenschiefern begrenzt. Eine derartige Lagerung lässt sich mit der oben dargelegten Auffassung nicht in Einklang bringen; sie wird erst verständlich, wenn mau die Verhältnisse umkehrt, also die oben als Sattel gedeutete Falte, der das Bomshaier Lager als Flügel angehört, zur Mulde, die beiderseits angrenzenden Schalsteinmuldeu dagegen zu Sätteln macht und der streichenden Störung nicht die Bolle einer Falten- sondern Spaltenverwerfung zutheilt (s. nach- stehende Profilskizze). Ob die Schiefer auch am Süd Hügel des Fig. 2. Grauwacken- Grauwacke Stringo- Schalstein Cypridinen- schiefer (Elbingeroder cephalenkalk u. Schiefrig.- scliiefer (Zorger Schiefer) Grauwacke) u. Eisenstein Diahas- mandelstein Maassstab 1 : 25000. Jahrbuch 1894. 14 210 Max Koch, Cypi-lclinenscliiefer im Devongebiet Sattels vorhanden sind, muss dahingestellt bleiben. Abgesehen von einem schmalen Pingeuzuge, der die Stringocephalenschichten be- zeichnet, fehlt es in dem ganzen Ausstrich des Flügels gänzlich an Aufschlüssen. Da bei so intensiver bis zur Ueberkippung ge- diehener Faltung, wie sie hier vorliegt, ein relativ geringmächtiges Schichtenglied wie der Cypridinenschiefer leicht seitlicher Ver- quetschung unterworfen und daher selten auf weite Erstreckungen hin im Zusammenhang zu heobachteu ist, würde ihrem Fehlen an dieser Stelle kaum eine Bedeutung beizumessen sein. Man gelangt demnach auch hier wie am Hartenberg zu der Auffassung, dass Schal- und Blattersteiu nicht als Mulden- füllung, sondern als Sattelkern auftreten, daher älter sind als der Stringocephalenkalk. Wie aus der Skizze Fig. 2 ersichtlich, würde es eine wesentliche Vereinfachung der Lagerungsverhältnisse bedeuten, wenn man den Grauwacken und Schiefern der zungenförmig zwischen die Sättel vorspriugenden Falte Muldeustellung einräumte und sie dementsprechend zum Culm zöge. Ob dies zulässig ist, wird sich nur im Zusammen- hang mit den geologischen Verhältnissen am Nord- und Südrande des grossen Schalsteinsattels am Ortberg entscheiden lassen und muss daher von weiteren Untersuchungen abhängig gemacht werden. Will man den Schichten ihre Stellung als Glieder des Mitteldevons unter dem Stringocephalenkalk wahren, dann hat mau noch eine zweite streichende Störung am Cypridinenschiefer anzunehmeu, welche Niedersinken der letzteren mitsammt den Ab- lagerungen in ihrem Hangenden bis in das Niveau der Zorger Schiefer zur Folge hatte. 4. Cypridinenschiefer im Forstort Volkmann. Der Fundpuukt der Cypridinenschiefer am Volkmanu gehört dem Nord- flügel der Elbiugeroder Mulde nahe der nordöstlichen Mulden- weudung au. Man trifi’t auf die Schiefer, wenn mau von dem Punkte ausgehend, an welchem die Stringocephalenschichten den Klostergruud kreuzen, die Grenze des Kalksteins, der sich in einem hochaufrageuden Klippenzuge über den Rücken des Volk- manu hinzieht, ungefähr 120 Schritt nach W. verfolgt. Reichlich umherliegender Schutt der Schiefer lässt keinen Zweifel darüber von Elbingerode und Hüttenrode. 211 zu, dass sie auf der äusseren, dem Schalstein entgegengesetzten Seite des Striugocephalenkalkes auftreten. Der letztere kann daher nicht Muldeuflttgel sein, wie bisher anzunehmen war, sondern gelaugt auch hier in die Stellung des Sattelflügels. 5. Cypridinenschiefer der Gegend von Hüttenrode. Ueher die Lage der in der Gegend von Hüttenrode beobachteten Cypridinenschiefer und ihre Stellung in dem gerade hier durch zahlreiche Querverwerfungen und Ueherschiebuugsklüfte gestörten Falteubau geben die geognostische Kartenskizze und die zuge- hörigen Profile Taf. VIII) Auskunft. Zur Erläuterung der Karte ist den oben gegebenen Darlegungen über die allgemeinen Lage- rungsverhältnisse nur wenig hinzuzufügen. Folgt man den Auffassungen Lossen’s, so bezeichnet der nördlichste, vom Gailberg nach dem Lodeublek und Ilolzberg hin verlaufende Zug der Stringocephalenschichten (Lodenbleker, Leibe- fahrer und Holzberger Eisensteinslager) den östlichsten Abschnitt des Südrandes der Elbingeroder Hauptmulde, der südlichste (Mühleuweger Lager) den Nordrand der Neuwerk- Hüttenroder Mulde und der kleinere zwischen beiden liegende Zug (Drahler Lager) eine regelmässig gebaute Muldeufalte im Sattelscheider, deren Inneres gleich den grösseren Mulden von Schälstein ausge- füllt wird 1). Die Schichten des Sattelscheiders bestehen aus Adinolen und Wetzschiefern, zu denen sich im östlichen Ab- schnitt noch echte Kieselschiefer und Thonschiefer gesellen, die in ihrer Beschaffenheit mehr den Grauwackenschiefern als i-einen Thonschiefern nahe stehen. Adinolen, Wetzschiefer und Grau- wackenschiefer sind von Lossen als Zorger Schiefer zusammen- gefasst worden, während der Kieselschiefer seinem Hauptkiesel- b Dass die Kalk- und Eisensteine der genannten Lager thatsächlicli dem Sti-ingoceplialen - Niveau angehören, gebt einmal aus ihrem Zusammenhang im Streichen mit sicheren Stringocephalenschichten, ferner aus dem Vorkommen der charakteristischen Versteinerungen hervor, an denen namentlich der Zug im Eande der Hauptmulde verhältnissmässig i’eich ist. Vergleiche E. Kayser: Heber Zu- sammenvorkommen von Stringocepli. Burtini, üncites grijphus mit Calceola saiida- lina im Eisenstein bei Eübeland und Hüttenrode Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXXH, 1880, S. 677. 14’ 212 Max Koch, CypridineHScliiefer ini Devongebiet schiefer entspricht. Das Fehlen der Elbingeroder Cxranwacke, die bei regelmässiger Lagerung am Aussenrande der Mnldenfalten vorhanden sein müsste, setzte notlwendig das Auftreten von streichenden Störungen am Stringocephalenkalk voraus. Wenn sich nun auch gerade für diese Störungen unter den veränderten, durch den Nachweis der Cypridinenschiefer hervorgerufenen An- schauungen kaum noch eintreten lässt, so machen sich doch in dem Gebiete der Karte die Wirkungen von Querzerreissungen, Falten- und Spalten Verwerfungen, in der mannigfaltigsten Weise durch Schichtenverschiebungeii , Aneinandergrenzeu nicht zu- sammeugehörender Glieder, plötzliches Abschueiden oder gänz- liches Fehlen einzeluer Schichten oder ganzer Schichtencomplexe recht bemerkbar. So sind namentlich die Unregelmässigkeiten in der Umbiegung der Hauptmulde, die in Zertheiluug des llaudes durch ein keilförmig gegen S. vorspringendes Stück der Oberen Wiederschiefer und damit verbundene Doppelung der Stringo- cephalenschichten zum Ausdruck kommen, wesentlich auf strei- chende Störungen zurückzuführen. Die Specialfalte östlich des Schieferkeils — Muldeufalte im Sinne der LossEN’schen Auf- fassung — , welcher der eine Theilzug der Striugocephalenkalke angehört (Leibefahrer Eisensteiulager) , ist durch eine 80*^ östlich fallende Spalteuverwerfung zerrissen und an dieser bis in das Niveau der Oberen Wiederschiefer niedergesunken. Es fehlt daher der Gegenflügel des Stringocephaleukalks und Schalstein grenzt direct an jene Schiefer. Das Angrenzeu der letzteren an den westlichen Theilzug der Stringocephaleuschichteu (Holzberger Eisensteinslager) beruht dagegen umgekehrt auf Paltenverwerfung. Durch das Profil des Tiefen Holzberger Stöllns (s. Skizze Taf. VHl), welcher den Schieferkeil und die beiden Störungen an seiner Grenze überfährt, findet diese Annahme volle Bestätigung i). Ausser von streichenden Verwerfungsspalten wird das Gebirgs- stück der Karte von mehreren in nahezu O. — W.-licher Richtung b Die Verwerfungskluft auf der 0- Seite des Schieferkeils fällt 80° östlich, der Schalstein im Hangenden 40°, der Schiefer im Liegenden 45—50° nach der gleichen Kichtung. Die Ueberschiebungskluft auf der W.- Seite fällt dagegen wie der Schiefer 45° gegen 0. von Elbingerode und Hüttenrode. 213 also qiier gegen das Streichen der Schichten verhinfenden Bruch- linien durchsetzt, die zum Theil beträchtliche Verschiebungen im Gefolge haben. Die meisten sind deutlich als Gangklüfte mit Quarz- und Kalkspathfüllung ausgebildet; das Vorhandensein ande- rer konnte dagegen nnr ans ihren Wirkungen, Verschiebung der Schichten und Profiländernngeu abgeleitet werden. Auffällige Aenderung der Schichtenfolge knüpft sich namentlich au eine Spalte, die etwa nördlich einer Linie vom Zorger Schacht nach dem Gallberg verläuft und sowohl die Muldenräuder wie die Special- falte im Sattelscheider durchsclmeidet. Anhaltpimkte für ihr Vor- handensein wurden namentlich in der plötzlichen Verschmälerung der Kalkmassen des Gallberges, dem Umherliegen von Gangquarz- stücken und in dem Aufsetzeu eines schmalen Quarzganges im Tiefen Lodeubleker Stollen an der Stelle, wo die Spalte auf den Stollen treffen musste, gefunden. Andere Quarzgänge westlich dieser Spalte schneiden das Lodeubleker Lager im Südrande der Hauptmulde und das Mühleuweger Lager im Nordraude der Nuwerk-IIüttenroder Mulde ab. Nach Feststellungen Lossen’s trifft der westliche dieser beiden Gänge in seiner Verlängerung über Hüttenrode hinaus auf den Herzog Karler Gang, den letzten Ausläufer der erzarmeu Tresebnrg-Altenbraker Gangformatiou Q. Als k"olge der starken Pressungen, denen bei so weitgehender Zusammeuschiebung, wie sie hier vorliegt, namentlich die Schenkel der Falten ausgesetzt waren, zeigen sich local Störuugserschei- uuugen, die zwar häufig die Nähe von Verwerfungsspalten an- deuten, aber doch nicht in jedem Fall auf solche zurückzuführen sind. Sie stehen z. Theil lediglich mit dem häufigen Wechsel physikalisch sehr verschiedener Schichtenglieder und dem dadurch bei der Faltung hervorgerufeneu uugleichmässigeu Andruck oder mit Stauung weicherer Massen au härteren in Zusammenhang. Sie machen sich durch Lockerung des Zusammenhalts, Verrusche- lung und Verquetschuug bemerkbar. Mit der mechanischen Lockerung geht gewöhnlich eine mehr oder weniger weit vor- ‘) Vergl. Zinken, D. östl. Harz, S. KiO und Lossen, Dieses Jahrbuch für 1884, S. XXIV. 214 Max Koch, CypridinenscHefer im Devongebiet geschrittene Zersetzung, Anslangnng des Kalkgehalts oder Letten- bildnng, anderseits aber auch Absatz von Quarz, seltener Kalk- spatb auf den Schichtfugen oder Trennungsflächen Hand in Hand. Von solchen mechanischen und chemischen Veränderungen sind namentlich die zwischen die festen Kalkmassen eingeklemmten Schichten des Sattelscheiders und von diesen wiederum die schief- rigen Gesteine, Cypridinenschiefer und dunkle Thouschiefer, welche als Zwischenlagen der Kieselschiefer auftreten, am meisten betrofien. Bis zu welchem Grade der Zerrüttung diese Vorgänge führen können, davon geben die Aufschlüsse des Tiefen Lodenbleker Stöllns und die Querschläge, die das Mühleuweger Eiseustein- lager mit dem Drahler Lager verbinden, eine hinreichende Vor- stellung. Erwachsen dem Eisensteinbergbau aus diesen mannigfaltigen Störungen auch vielfach Schwierigkeiten, so ist doch andrerseits nicht zu verkennen, dass die seit Jahrhunderten im Betriebe stehende Gewinnung, die noch nicht zu einer Erschöpfung der Lagerstätten geführt hat, ihre Nachhaltigkeit zum grossen Theil gerade den Unregelmässigkeiten der Lagerung verdankt, denn es ist kein zufälliges Zusammentreffen, dass in dem am meisten ge- störten Gebiet der Elhingeroder Devonablagerungen die Umbildung des Stringocephalenkalks zu Eisenstein auch am weitesten vorge- schritten ist. Wie gliedern sich nun in dem so beschaffenen Faltenbau die Cypx’idineuschiefer ein und welche Aeuderungen der bisherigen Anschauungen lassen sich aus ihrem Nachweis ableiten? Ein Blick auf die Kartenskizze der Gegend von Hüttenrode genügt, um zu erkennen, dass sie in Uebereinstimmung mit allen bisher be- sprochenen Fundpunkten auch hier an der dem Schalstein ent- gegengesetzten Seite des Stringocephalenkalks, zwischen diesem und den Schichten des Sattelscheiders auftreten. Man gelangt daher zu der gleichen Schlussfolgerung wie dort, dass die bisher als Mulden gedeuteten Falten in Wirklichkeit Sattel- falten sind, denen die Schal- und Blattersteine des bisherigen Muldeninnern als Sattelkern angehören. Für die Richtigkeit dieser Auffassung lassen sich auch noch andere von Elbingerode und Hüttenrode. 21 von dem Nachweis der Cypridineuschiefer unabhängige Gründe geltend machen. Vor Allem treten die im östlichen Abschnitt der Hauptmnlde uachgewiesenen Wisseubacher Schiefer (s. oben) durch ihre Lage im Centrum der bisher für Eruptivoberdevon ange- sehenen Keratophyrdeckeu und Schalsteiumassen für die Deutung ein. Es bedürfte weitgehender Coustructioneu — Annahme einer Specialsattelfalte im Muldeuinueru mit so stark ziisammeugepressten Schenkeln, dass das gesammte Mitteldevon über den Wisseu- bacher Schiefern vollständig verquetscht wurde — um die abnorme Lagerung im Sinne der früheren Auffassung zu begründen. Sie fügen sich dagegen dem Falteubau glatt ein, wenn man von der Sattelstelluug der Striugocephalenschichten und Schälsteine ausgeht und führen alsdann zu einer vollständigen Uebereinstimmung der Profile hier und am Oberharzer Diabaszug, wo der Wisseubacher Schiefer das normale Liegende der mitteldevonischen Schal- und Blattersteine bildet. Eine weitere Bestätigung lässt sich aus der kleinen Specialfalte im Sattelscheider, der das Drahler Eisensteins- lager augehört, ableiten. Diese Falte wird durch eine oben schon erwähnte Querverwerfung in zwei Abschnitte, einen grösseren westlichen und einen kleineren östlichen, zerlegt, deren Profile bedingt durch Vertikalverschiebuug bedeutende iVbwmichungen aufweisen. Der westliche besteht aus Flügel und Gegenflüger der Striugocephaleuschichteu mit zwischeugelagerteu Schälsteinen, die Fortsetzung auf der Ostseite der Spalte dagegen nur aus einem einzigen sehr verschmälerten Zuge der erstgenannten Schichten, lin Sinne der bisherigen Auffassung würde die Falte westlich der Querverwerfung als Mnlde, der schmale Zug östlich derselben als Tiefstes der Muldeubiegnng anzusehen sein, dessen Endigung unweit der Bahnstation Hüttenrode durch Ausheben nach O. hin bedingt wäre. Alsdann hätte man jedoch auch zu erwarten, dass die Kalk- oder Eisensteine des Zuges in grösserer Tiefe entweder überhaupt nicht mehr oder doch nur in geringerer Mächtigkeit als über Tage und nach O. hin nicht über den Punkt der Endigung hinaus auzu- treffen seien. Wie nun aus den Aufschlüssen des Querschlages II und des Tiefen Lodenbleker Stöllns (siehe Profile, Taf. VIII) mit Sicherheit hervorgeht, macht sich gerade das umgekehrte 216 Max Koch, Cypridinenscliiofer im Devongebiet Verhalten geltend. Der Zug setzt nach O. hin unter Tage weiter fort und gewinnt nach der Tiefe zu bedeutend an Mächtigkeit, er kann daher nicht die Muldenbiegung darstelleu, sondern ent- spricht der Sattelwölbung der Falte, welche selbstverständlich nach O. hin nicht aushebt, sondern untertaucht. Die Einzelheiten über die Lagerungsverhältnisse der Cyprid inen schiefer ergeben sich aus den nachfolgend zu- saminengestellten Profilen, welche fast sämmtlich den Aufschlüssen der Hüttenrodel’ Grubenbetriebe auf Eisenstein entnommen sind. Den Ausgangspunkt für die Beobachtungen über ihr Auftreten bil- deten Ermittelungen über die Lagerungverhältnisse und die Be- schafl:enheit der Lagermasse des Drahler Eiseusteinlagers zum Zweck einer in Gemeinschaft mit Herrn Geh. Bergrath FiCkler aus- geführten Begutachtung der Sicherheitsverhältnisse der Blanken- burg-Tauner Bahn, welche westlich der Bahnstation Hüttenrode so nahe au die alten Tagebaue des Lagers herautritt, dass eine Gefähr- dung des Bahnbetriebes nicht ausgeschlossen erschien. Zur Fest- stellung der Untergruudverhältnisse der Bahn wurden südlich der für gefährdet angesehenen Strecke mehrere Uutersuchuugsschächtchen niedergebracht und der alte verbrochene Querschlag I, der in 25 Meter Teufe die alten Abbaustrecken des Drahler Lagers mit dem Zorger Schacht in Verbindung setzt, wieder fahrbar gemacht. Mit dem Querschlag sind vom Zorger Schacht ab, der selbst bis zur Sohle in Eisenstein steht, die folgenden Schichten überfahren werden: 1. Braun-, Kotheisenstein und Sphärosiderit des Mühlenweger Lagers. Nach 2 hin Wechsellagerung der Eisen- steine mit theils zersetzten rostfarbigen Mergelschiefern, theils reineren grau oder violet gefärbten Thonschiefern, welche stellen- weis zahlreiche glatte Tentaculiten enthalten. 2. Cypridineuschichteu. Graue z. Th. stark zersetzte und ausgelaugte Mergelschiefer mit einzelnen Sphärosideritknolleu. 3. Schwarze Kieselschiefer in schmaler Zone anstehend im Hangenden einer streichenden 35 0 fallenden Lettenkluft. 4. Cypridineuschichteu wie vorher. 5. H ellgrauer Kalkstein von etwas dichterem Gefüge als der Stringocephaleukalk. Da Versteinerungen nicht gefunden von Elbingerode und Hüttenrode. 217 wurrlen, niuss es fraglich gelassen w^erden, ol) er diesem oder dem Oberdevon im Liegenden der Cypridinenschiefer augehört. 6. Cypridiueuschichten. 7. Striugocephaleukalk und Eisenstein (sog. Hosen- beinlager). 8. Schalstein. 9. Striugocephaleukalk und -Eisenstein des Drahler Lagers. Damit schliesst das Profil des Querschlages ab. Es wird nach N. hin vervollständigt durch die Aufschlüsse des Uuter- suchungsschachtes 3, in dessen Sohle, durch lettige Massen vom Lager getrennt, Cypridinenschiefer mit südlichem Einfällen au- stehen (siehe Profil des Schachtes, Taf. VHT). Ihr Fortsetzen im Streichen nach O. und W. hin wird durch die Aufschlüsse der Schächtcheu No. 2, 4, 8 und 9 erwiesen Q. Zwischen dem Cypridinenschiefer und dem Stringocephalenkalkzuge am Gailberg finden sich in den Aeckeru verstreut nur Adinoleu, Kieselschiefer und Wetzschiefer. Am Gailberge selbst konnten Cypridineu- schiefer zwar nicht nachgewiesen werden, weiter westlich deutet jedoch reichlich vorhandener Schutt daraufhin, dass sie an dein Zuge wenigstens stellenweis entwickelt sind. Ein Parallelprofil zu dem vorigen liefert der Querschlag II, der das Mühlenweger Lager und die Schichten des bisherigen Sattelscheiders in der gleichen Richtung und Tiefe durchörtert. Seine Endigung im N. steht in unverändertem Stringocephalen- kalk, der Fortsetzung der oberflächlich zu Eisenstein umgewau- delten Kalksteine des Drahler Lagers nach der Tiefe hin 2). Der *) Mit den Schächten G, 8 und 9 sind bis 2 Meter mächtige Ablagerungen glimmeriger Sande und Thone durchsunken worden , welche unregelmässig schlottenartige oder beckenlurmige Auswaschungen der alten Schichtenköpfe aus- füllen. In grösserer Mächtigkeit linden sie sich in den sogen. Sandkuhlen nörd- lich von Hüttenrode und westlich vom Hartenberg. Sehr wahrscheinlich hat man es mit tertiären Bildungen zu thun. Vergl. Lossen: »lieber die fraglichen Tertiärablagerungen im Gebiet der Elbingeroder Mulde u. s. w. Schrift, d. naturw. Vereins des Harzes in Wernigerode, Bd. VI, 1891, S. 1. Wenn die Umwandlung der Kalkmassen zu Eisen auch im Allgemeinen mit der Tiefe abnimmt, so muss es doch auffallen, dass hier der Umbildungs- 218 Max Koch, Cypridineuscliiefer im Devongebiet Querschlag schliesst vou der Feldortstrecke am Mühleiiweger Lager an die folgenden Schichten auf: 1 . Schälstein. 2. Eisensteine des Mühlenweger Lagers. 3. Kieselschiefer, Adinolen (mit zahlreichen Conodonten), Wetzschiefer und als Zwischenlager der ersteren Gesteine graue oder dunkle Thouschiefer. 4. Stringocephalenkalk des Drahler Lagers. Der Cypri- dinenschiefer fehlt im Gegensatz zu dem Profil des Querschlages I sowohl am Mühlenweger- wie am Drahler Lager. Starke Ver- ruschelung der Kieselschiefer und Wetzschiefer an der Grenze der Kalk- und Eisensteine deutet auf Störungen hin, welche Ver- quetschuug der Cypridinenschiefer zur Folge hatten. Ein vollständiges, wenn auch durch die früher erwähnten Querverwerfungen stark gestörtes Profil der beiden Hauptzüge des Striugocephalenkalkes und der Schichten des Sattelscheiders geben die Aufschlüsse des Tiefen Lodenbleker Stöllns. Er zweigt sich am unteren Lodenbleker Lager von dem Holzberger Stollu ab, schneidet, anfänglich dem Streichen der Schichten folgend, das untere und obere Lodenbleker Lager an, wendet sich dann gegen SSO. und erreicht bei einer Teufe vou 62 Meter das Mühlenweger Lager. Die Schichtenfolge im Einzelnen ergiebt sich aus dem Profil, Taf. VIH. Cypridinenschiefer finden sich au zwei Punkten, process im Gegensatz zu dem nahe gelegenen Mühlenweger Lager, das noch bei ß2 Meter Teufe im Niveau des Tiefen Lodenbleker Stöllns reiche Erzbildung auf- weist, nur auf die Oberfläche beschränkt ist. Die Erklärung dieser Erscheinung ist wohl darin zu suchen, dass die Schichten des Drahler Lagers die Sattelwöl- bung einer steil aufgerichteten und zusammengepressten Ealte bilden und daher Schal- und Blattersteine des Sattelkernes, welche wie bekannt in ihrem reichen Chloritgehalt das Material für die Erzbildung lieferten , erst in grösserer Tiefe ansetzen wei’den. Die Umwandlung des Kalks ist zwar hauptsächlich mit der jetzigen Lage- rung der Schichten und den dadurch bedingten Verhältnissen der Wassercircu- lation in Beziehung zu setzen, jedoch hat Eisensteinsbildung sicher auch schon zur Zeit vor oder während der Faltung des Gebirges stattgefunden. Das er- weist die Metamorphose von Rotheisenstein und eisenhaltigem Kalkstein durch Granitcontact — besonders schön entwickelt am Spitzenberg nordöstlish von Altenau. Für die Tiefe der Umwandlung können daher die heutigen Thal- sohlen nicht oder wenigstens nicht in jedem Fall maassgebend sein. von Elbingerode und Hüttenrode. 219 einmal iin Hangenden der Kalk- und Eisensteine des unteren Lodenbleker Lagers zwischen diesem und anflagernden Adinolen nnd Kieselschieferu, dann in mächtiger Entwicklung im iibei'ki[)pt Liegenden der Kalk- und Eisensteine des Miihlenweger Lagers. Sie bestehen aus weisseu oder gelblichen Mergelschiefern mit ein- gelagerten Sphärosideritknollen und enthalten nel)en zahlreichen Schälchen der Leitversteinerung in grosser Fülle Conodonten. Die Schiefer fehlen dagegen sowohl beiderseits der Kalkmassen des Drahler- wie auch am sogen. Sandkuhlenlager, der westlichen durch Querverwerfungen verschobenen Fortsetzung des Loden- bleker Lagers. Da sich auch an der Grenze der Kalke starke Verruschelung bemerkbar macht, beruht ihr Fehlen jedenfalls auf der gleichen Ursache wie oben angegeben. Die Cypridinenschiefer im östlichen Theil des Tiefen Stöllns treten am Südstoss der grossen Finge unmittelbar nördlich der Hüttenroder Chaussee zu Tage und lassen sich von hier aus nach NO. hin bis in die Finge Hl des Leibefahrer Lagers verfolgen (s. Frofile des Anbruchs 1 und der Fingen II und HI, Taf. VIH). In der Finge IV sind sie nicht mehr zu beobachten; es liegen hier Adinolen und Kieselschiefer direct auf dem Eisenstein des Lagers. Am Nordstoss des Anbruchs I stehen vom Liegenden zum Hangenden hin an : 1. Schalsteine und schiefrige z. Th. porphyrische Diabas- mandelsteine nach oben hin mit Bänken eines rothgefärbten Kalk- steins. 2. Grauer körniger Kalkstein (Stringocephalenkalk). 3. Graugrüne Mergelschiefer erfüllt mit glatten Tentaculiten. 4. Dichte, theils hellgraue, theils dunkelgefärbte Kalksteine, die stellenweise deutliche Kramenzelstructur zeigen. 5. Graugrüne Mergelschiefer der Cypridinenschichteu, nach unten hin wechsellagernd mit geringmächtigen Kalkstein-Bänken. Am Oststoss des Anbruchs stehen über denselben dicht unter der Oberfläche Kieselschiefer an. Obwohl sich in den Kalksteinen (No. 4) im Liegenden der Cypridinenschichten Versteinerungen .bisher nicht haben nachweisen lassen, spricht doch ihre vom Stringocephalenkalk abweichende 220 Max Koch, Cypridiaenschiefer im Devongebiet Bescliaftenheit iiud Wechsellagerung nach oben hin mit echten Cypridinenschieferu für Zugehörigkeit zum Oherdevon. Das gleiche gilt von den Kalken der entsprechenden Lage im Oststoss der Fingen II und III. Kalkstein und Cypridinenschiefer werden in der ganzen Erstreckung des Leibefahrer Lagers von Adinolen i) und verschieden gefärbten Kieselschieferu überlagert, dann folgen nach dem Hangenden hin — gut aufgeschlossen in den Fingen III und IV und an der Böschung der Hüttenroder Chaussee — im frischen Zustand dunkelblau-graue Thonschiefer oder Grauwacken- schiefer, welche nach der bisherigen Gliederung den Zorger Schiefern entsprechen. An organischen Resten haben sich bisher nur in den Adinolen Conodonten, in den Schiefern spärlich un- deutliche Fflauzenreste gefunden. Die vorstehenden Untersuchungen über die Lagerung der Cypridinenschiefer an den einzelnen Fundpunkten haben gezeigt, dass die Schiefer überall zwischen dem Stringocephalen- kalk und den Schichten der bisherigen Sattelscheider, also an der dem Schal- und Blatterstein entgegen- gesetzten Seite des Kalkstei ns auftreten. Für die tekto- nische Stellung der Schichten ergiebt sich daraus die Folgerung, dass sie nicht, wie bisher anzunehraen war, Mulden- sondern Sattelfalten darstellen, welchen der Stringocephalenkalk als Flügel und die eruptiven Bil- dungen als Kern angehören. Die letzteren fallen daher wie am Diabaszug im Oberharz und in der Gegend von Dilleuburg, Brilon u. s. w. im niederrheinischen Schiefergebirge dem Mittel- devon unter dem Stringocephalenkalk zu. Obgleich diesen Auffassungen bisher nur Beobachtuugen aus dem östlichen Abschnitt des Elbingeroder Devongebietes zu Grunde liegen, ist doch nicht anzunehmen, dass die Verhältnisse in dem westlichen Antheil wesentliche Aenderungen herbeiführen werden. So weit sich bis jetzt übersehen lässt, erwachsen ihnen nur in der Gegend südlich Elbingerode Schwierigkeiten, indem hier Schal- ') Typische frische Adinolen von grüner Farbe stehen beispielsweise im Oststoss der Finge und zwischen der Chaussee und der Eisenbahn südlich von dem Tagebau des Unteren Lodenbleker Lagers an. von Elbingerodo und Hüttenrode. 221 steine und Iberger Kalk gemeinsam von Stringoceplialenkalk mn- säumt werden. Die Lösung ist vielleicht darin zu suchen, dass neben mitt eldevouischeu Schalsteinen untergeordnet auch solche jüngeren Alters auftreten. In wie weit die bisherige Stellung der Schichten der früheren Sattelscheider, Kieselschiefer, Adinolen, Thouschiefer und Grau- wacken von den Aenderuugen , welche der Nachweis der Cypri- dinenschiefer im Gefolge hat, berührt wird, ob man an ihrer jetzigen Stellung als Glieder des Mitteldevons unter dem Stringo- cephalenkalk festhalten kann oder ob sie in der Gesaramtheit oder theilweise dem Cnlm znhillen, lässt sich zur Zeit noch nicht mit völliger Sicherheit übersehen, wenigstens nicht so weit es das ganze Gebiet der Elinngeroder Devonablagerungen augeht. In den Autheileu am Hartenberg und in der Gegend von Hütten- rode ist ja die Uebereinstimmung der Schichtenfolge vom Schal- stein bezw. Wissenbacher Schiefer bis zur Grauwacke mit den Profilen am Oberharzer Diabaszug eine derartig in die Augen fallende, dass die Vorstellung, die Ablageruugsreihen beider Ge- biete in allen ihren Theilen für gleichalterig anzusehen, sich ge- radezu zwingend anfdrängt. Da ausserdem die Sattelstellung der Striugocephalenkalke und Schalsteine jenen Schichten Mulden- stellnug zuweist und damit für ihr jüngeres Alter eiutritt, würde ich, wenn es sich nur um jene beiden Gebietstheile handelte, nicht zögern sie in’s Cnlm zu ziehen. Ihre Hauptverbreitung liegt je- doch nicht hier, sondern in dem noch nicht begangenen Abschnitt der Devouablagernngen westlich und nördlich von Ellfingerode, die Entscheidung der Frage ob Cnlm oder Mitteldevou, ist daher naturgemäss von den Ergebnissen der Beobachtung in diesen Theilen abhängig zu machen. Vier weitere Theilstücke der Grossen siid-baltiseheii Endmoräne. Von Herrn G. Berendt in Berlin. Iin Anschluss an einen auf dem Geologentage in Goslar gegebenen Ueberblick über den Verlauf der grossen süd- bal- tischen Endmoräne von der Grenze Jütlands durch Schleswig- Holstein, Mecklenburg, die Ucker- und Neumark, das Posenscbe i\nd jenseits der russischen Grenze über Kalicz bis Kadomsk, un- weit der bereits zum Quellengebiet der Weichsel gehörenden Pilica möchte ich hier die dort als Beweis dieser Erstreckung erwähnten, aber bisher noch nicht näher beschriebenen 4 weiteren Theilstücke, die ich zu verschiedenen Zeiten aufgesucht und, so gut es die Zeit erlaubte, flüchtig aufgenommeu habe, etwas näher besprechen und in Skizze vorlegen. 1. Gegend von Lissa in Posen. Das erste d. h. südlichste dieser Stücke liegt etwa 10 Kilo- meter vo)i der Grenze der Provinz Schlesien entfernt im süd- lichsten Theile der Provinz Posen. Es ist die von mir in diesem Jahrbuche (1888) S. 122 erwähnte Gegend von Lissa, auf die ich, wie damals berichtet, durch Herrn v. Richthofen aufmerksam gemacht worden war. Ich besuchte die Gegend im Jahre 1889. G. Berendt, Vier weitere Tlieilstücke etc. 223 Fig. 1 giebt eine Skizze meiner damaligen Aufnahme im Maass- stabe 1 : 150000. Fig. 1. l^ibd 1 l Posenei' Flammeiitbon in Grube Ob. Geschiebe- mergel z. Th. unter dünner Decke von Staumoräne mit Geschiebe- Packung oder Beschüttung Geschiebe- Beschüttung Oller Packung in der Flache Oberer Sand (Geschiebesand) auf der Höhe irn Thale Alluvial- Bildungen Geschiebesand Wie dieselbe erkennen lässt verläuft ein, ans anfgepressten Schichten Unteren Diluviums bestehender, also als Staumoräne zu erklärender, ziemlich scharfer und hoher Kamm der Endmoräne, dessen dichte Bedeckung mit grossen Geschieben namentlich bei dem südwestlich Bojanice, nördlich Gurzno, nordwestlich Prostno- wice einsam auf der Höhe des Kammes gelegenen Vorwerke Chmielnkowo in ausgezeichneter Weise zur Anschauung kommt, von hier bis in die Gegend von Storchnest, wo ein Zurückbiegen in nördlicher Richtung stattfindet. Hier legt sich dann auch eine zweite, die Umbiegung in verschärftem Maasse wiederholende wallartige Staumoräne der ersteren vor, das Dorf Trebchen in spitzem Bogen von drei Seiten umschliessend. Zwischen beiden aber tritt, die allgemeine Auf- 224 G-. Berendt, Vier weitere Theilstücke pressuiig der tieferen Scliichten beweisend, der tertiäre Posener Flainnientlion bis unmittelbar an die Oberfläche und wird hier auf einer Ziegelei zwischen Trebchen und Forsthaus KankeF) gewonnen. Statt der sonst meist auf der Höhe des Endmoränenkammes vorhandenen Geschiebepackuug, die sich hier nur auf die erwähnte mehr oder weniger dichte Bedeckung mit grossen Blöcken be- schränkt, begleitet eine, zu grossartiger Steingewiunnng seit Jahren benutzte dichte, wenn auch stellenweise unterbrochene, Steinbe- schüttung den äusseren Rand in einer Breite von etwa 2 bis 3 Kilometer. Nur au einigen Stellen, so namentlich bei Gr.- und Kl.- Frankowo westlich Gurzno, war es mir noch vergönnt, diese Be- schüttung in ihrer ursprünglichen Grossartigkeit zu bewundern. Zumeist hat die massenhafte Abfuhr zu und auf den damals neu- gebauten Eisenbahnen Lissa- Jarotschin und Lissa-Krotoschin das Oberllächenbild gänzlich verändert. Nur im Kankler Walde, wo sich die Beschüttung wieder einigermaassen zur Packung verdichtet, wenngleich sie oberflächlich durch Obere Sand-Bedeckung sich den Blicken auch wieder entzieht, wird die Vertilgung der Steine so- bald nicht gelingen. Damals kam der Beobachtung die Eröffnung zweier grosser Steingruben, deren Lage aus dem Kärtchen Fig. 1 durch die Bezeichnung St. Grb. ersichtlich wird, zu Hülfe. 2. Gegend von Zielen zig. Der zweite Punkt, nördlich des in diesem Jahrbuche a. a. O. sowie in Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Jahrg. 1888, S. 559 bis 567 bereits beschriebenen Theilstückes zwischen Bomst und Schwiebus, liegt in der Neumark, in der Gegend von Zieleuzig und wurde bereits im Jahre 1888 bei Gelegenheit des genannten Schwiebus-Bomster Bogens von mir aufgefundeu. Bei einer Be- reisung der im Bau begriffenen Eiseubahnstrecke Drossen-Zieleuzig- Meseritz besuchte ich ihn daun später noch einmal. Erst bei letztgenanntem Besuche stellte sich heraus, dass der Punkt dadurch ein doppeltes Interesse besitzt, dass hier ungeftihr oder wenig nördlich der Ansatzpunkt einer zweiten, etwas rück- ') In dem Kärtchen Fig. 1 ist irrthiimlich Lanke statt Kankel geschrieben. 225 der Grossen südbaltisclien Endmoräne. wärts gelegenen Endmoräne sicli befindet, welelie zwischen Zie- lenzig und Meseritz, gerade über Babnhof und Stadt Scherineissel in ostsüdöstliclier, fast östlicher Richtung ungefähr auf Posen zu verläuft. Fig. 2 gieht ein ungefähres Bild iin verkleinerten Maass- stahe von 1 : 600000. Fig. 2. Tertiär Dihiviura Alluvium Braunkohlengebirge Geschiebemergel ii. Sand Humose Bildungen Sobald inan das Dörfchen Buchholz hei Drossen au seinem NO. -Ausgange verlässt, erblickt man eine namhafte Hügelkette, welche den Horizont begrenzt. Schon vor dem Walde geht der Weg an einem vorgeschobenen charakteristischen Moräuenhügel vorbei, an dessen Fusse der Geschiebemergel heraustritt, dessen Höhe aber dicht mit grossen Blöcken bestreut ist. Dann beginnen rechts und links des Weges nach Schmagorei die vom Felde ge- sammelten Geschiebe sich immer bemerklicher zu maclieu, bis weiter auf der Höhe ausser dieser Steiueiufassuug der Wege rechts und links auf den Feldern, und zwar voi’zugsweise auf den höchsten Stellen, wo man sie. doch sicher nicht hiuaufgeschafft hätte, grosse Haufen von zusammeugelesenen meist Kopf- und Mittelsteineu sich zeigen. Ein breiter, in mehrere parallele, flache Wellen gegliederter Rücken bietet sich in dieser Weise den Blicken dar. Es ist eine nicht zu Steinkuppen ausgebildete oder zu einem Walle auge- häufte, sondern auf dem plateauartigeu Rücken einer Staumoräne ausgebreitete Steinschüttung einer Endmoräne. Die Felder können nun zwar bestellt werden und lohnen die Mühe um so mehr als meist Lehmboden dadurch gewonnen ist, immer aber bringt nach 15 Jahrbuch 1894. 226 6. Berendt, Vier weitere Theilstücke Aussage der Leute trotzdem der Pflug beständig abermals Steine zum Vorschein oder wird au denselben schartig. Dichte Bestreuung z. Th. auch Beschüttung (im letzteren Falle meist Kopfsteine) zeigt sich auch bei dem auf der Höhe genannten Rückens liegenden Dorfe Lieben. So z. B. dicht am Dorfe, am Wege nach Schmagorei und ebenso am Wege nach Buchholz dicht am Dorfe und bis zu dem gleich hinter der Wege- theilung liegenden Gehöfte. Dass aber die Kammbildung des eigentlichen Geschiebewalles auch hier nicht ausgeschlossen ist und sich bei genauer Kartirung jedenfalls noch mehr, wenn nicht durchgehend wird uachweisen lassen, dafür spricht ein etwa 50 Schritt breiter, nur wenige Meter hoher Kiesrückeu au dem östlichen der beiden von Lieben nach Schmagorei führenden Wege. Er lässt sich am Rande des Waldes auf einige Erstreckung verfolgen und zeigt durch eine wirkliche Steinbeschüttuug ganz den Charakter der Endmoränen im engeren Sinne des Wortes. In ähnlicher Weise, als Staumoräne von beträchtlicher, die ganze Umgebung beherrschender Höhe, setzt die Endmoräne jen- seits einer breiten Schmelzwasserriune in südöstlicher Richtung fort und wird hier durch die von Steruberg nach Zielenzig füh- rende Chaussee mühsam überstiegen. Eine wenig nördlich der Stadt Sternberg sich scharf erhebende und eine halbwegs Zielenzig die Chaussee querende Terrainwelle sind wohl unschwer als pa- rallele Stauwellen der Hauptmoräue zu erkennen, wenn aiich die Steinmassen ihrer Oberfläche schon meist zum Chausseebau ab- gefahren sind. Die seit langen Zeiten bekannten Steiuauhäufuugeu bei Lagow, westlich wie östlich des Sees, lassen sodann keinen Zweifel über die weitere Fortsetzung in dieser Richtung, deren Verlängerung genau auf die, aus der Gegend von Schwiebus a. a. O. schon früher beschriebenen Endmoräueukämme trifi’t. Eine etwa 10 — 15 Kilometer rückwärts liegende zweite Endmoräne fand ich, wie gesagt, erst bei Gelegenheit einer Bereisung der Eisenbahustrecke Drossen-Zielenzig-Meseritz. Sie überschreitet bei Bahnhof Schermeissel die genannte Bahn- der Grossen siidbaltischeir Endmoräne. 227 linie, auf der sie siel) bei Herstellung des Bahnplaiimns dui’ch eine pflasteraidige Steinpackiiiig geltend machte, welche auf die kurze Strecke des Bahnsteiges hier, 1)ei kauni V2 Meter Abtrag allein 139 Cubikineter Steine lieferte. Ebenso waren am Südaus- gange des Ortes Schermeissel, wo ein Abti-ag von 2 Meter nöthig war, auf 80 Meter Länge des Bahnplanums zur Zeit meiner An- wesenheit bereits 192 Cubikineter Steine abgenommen worden, während weitei’e ungefähr 100 Cubikineter noch zur Abnahme bereit standen und das Planum dennoch erst uothdürftig herge- richtet war. Der zwischen beiden Punkten liegende ganz kleine Einschnitt hatte ebenfalls bereits etwa 100 Cubikineter Steine ge- liefert. Die Endmoräne besteht hier in der Hauptsache aus zwei ziemlich jiarallelen 400 — 1000 Meter von einander entfernten, in lauter rundliche Hügel zerfallenden Kämmen längs der Strasse, welche von Schermeissel über Langenpfuhl, das zwischen beiden Hügelketten mitten inne liegt, nach Seeren führt, wo sich beide Züge südlich des Dorfes fast vereinigen. Ein breiter schattenartiger Streifen dichter Bestreuung mit grossen Blöcken zieht sich vor diesem Moräueudoppelkamme bis in die Gegend des Dorfes Gr. -Kirschbaum hin, über Schönow und Neu-Lagow mit der Bestreuung der erstgenannten älteren Endmoräne fast verschmelzend. 3. Gegend von Zehden a/0. Das dritte Theilstück, in der Gegend von Zehden — meinem besonderen Aufuahmegebiete — nicht wie Flerr Keilhack im letzten Bande dieses Jahrbuches S. 186 in-thümlich anuimmt in dem des Herrn Schröder — gelegen, wurde von mir im Jahre 1891 aufgenommen. Fig. 3 giebt ein Bild der damaligen Auf- nahme im Maassstabe 1:75 000. Es ist in gleicher Weise wie das vorbeschriebene dadurch von besonderer Bedeutung, das es abermals einen gewissen Angelpunkt, den grössten und wichtigsten im Verlaufe der grossen südbaltischen Endmoräne bezeichnet. Hier zweigt sich die grosse hinterpommersche Endmoräne von der genannten oder deren etwa 10 Kilometer rückwärts lie- 15’ 228 G. Berendt, Vier weitere Theilstucke gendeu Parallelkette ab. Hier in diesem Angelpunkte drehte sich gewisserinaassen der gesaininte Eisrand des skandinavischen Eises zu einem bestimmten Zeitpunkte und machte die grosse Schwen- kung zurück bis auf den in ONO.-Kichtung verlaufenden pom- Fig. 3. r~gm - I I ag I Ob. Geschiebemergel Ob. Diluvialgrand Gescbiebepackung Thalsand Alluvium mersch-preussischen Höhenrücken hinauf, während seine Fort- setzung jenseits der Oder bezw. nördlich des 53 sten Parallel- kreises, durch die Uckermark und Mecklenburg entweder gar nicht oder nur um wenige, etwa 10 Kilometer, in paralleler Rich- tung zurückwich, die zweite oder Boitzenburg-Gerswalder End- moräne bildend. Deutlich durchquert das in östlicher Richtung sich zum pom- merschen Endmoräneukamme abzweigende bezw. diesen beginnende Stück das genannte Messtischblatt Zehden. Bei dem Gute Karl- stein, kaum 2 Kilometer südöstlich des Städtchens Zehden a/0, und westlich des Dorfes Grüneberg, dient es in grossartigen Gruben, die in schönster Weise die riesige Steinpackung zeigen, zur massigen Gewinnung der für die Pflasterung Berlins im letzten Jahrzehnt ausschliesslich verwandten scharfkantig behauenen sogenannten Quadratsteiue. der Grossen siulbaltischen Endmoräne. 229 Der deutlich ausgeprägte, von der Geschiebepaekung selbst gebildete Kamm setzt daun, entweder nothdürftig bestellt oder mitten im Acker wüste, klippenartige, kleine, mit Ginster und Haidekraut bewachsene Steinkuppen bildend, unter deutlicher Umschwenkung in die reine WO. -Richtung, südlich des Dorfes Dürren-Selchow hinüber auf Mohrin zu, von wo Herr Keilhack seine Fortsetzung nach Pommern hinein und auf der Höhe der pommerschen Seenplatte an dieser Stelle bereits beschrieben hat. Wie schon oft erwähnt und meist längs des Endmoränen- kammes zu beobachten, erstreckt sich dahinter, d. h. nordöstlich bezw. nördlich desselben, die mehr oder weniger fruchtbare wellige Fläche des Oberen Geschiebemergels, während vor derselben weite Grandflächen mit allmählich feiner werdendem Korne den Sandr, das sandige Vorland, beginnen. Dieser üeberschüttung mit Grand und Saudmasseii ist es nun wohl auch zuzuschreiben, dass die Fortsetzung des eigentlichen und ältesten Zuges der grossen südbaltischen Endmoräne hier in der Neumark so schwer zu verfolgen ist und, wo sie bekannt ge- worden, so wenig in die Augen springt. Nicht minder aber auch der zerstörenden einebenenden Gewalt der ungeheuren Schmelz- wassermassen, auf die einerseits diese Gi’and- und Sandmassen rückwärts schliessen lassen und welche andererseits bei einer so gewaltigen Rückschwenkung des Eisrandes, also einem in gleichem Maasse beschleunigten Abschmelzen, vor dem zurückweichenden Eisrande naturgemäss gefolgert werden müssen. Ihr Ergebniss liegt uns nicht nur in der Ausfurchung des breiten Warthethaies, in dem sie sich sammelten, sondern namentlich auch in der gross- artigen, erst auf diese Weise verständlichen Auswaschung des ganzen Oderbruches deutlich vor Augen. Dass nur auf den Anprall gewaltiger, von ONO. gekommener Wassermassen die weit über eine Meile tiefe Ausbuchtung west- lich Reitwein, am oberen Ende des Oderbruches zurückgeführt werden, nie aber von Wassern der Oder gemacht sein könne, wurde schon früher stets von mir hervorgehoben; heute aber erst verstehen wir, wo dieser plötzliche Anprall und diese un- geheuren Wassermassen hergekommen, wo wir durch den Nach- weis der alten Endmoränen ein Zurückschwenken, d. h. ein 230 G. Beeendt, Vier weitere Theilstücke beschleunigtes Abschmelzen aus der Gegend von Zielenzig und Meseritz bis in die Gegend von Soldiu und Arnswalde vor uns sehen. So darf es uns denn nicht Wunder nehmen, dass auf der ganzen Strecke von Neu -Tornow bei Freienwalde a/0., wo die letzten deutlichen Spuren des aus der Uckermark her bis an die Oder zusammenhängenden Zuges der Endmoräne beobachtet werden, über Küstrin bis Drossen, wo wir von der anderen Seite kommend soeben ihr Vorkommen besprachen, so wenig von der regelrechten Fortsetzung der Endmoräne noch zu sehen ist, die durch das Zusammenströmen der ungeheuren Wassermassen des schneller schmelzenden Eises theils eingeebnet, theils übersaudet wurde. Immerhin sind einige Anhaltspunkte für diese, ungefähr in der Richtung des rechten Oderbruchrandes verlaufende ehemalige Fortsetzung namhaft zu machen. Aber sie können nicht als sicherer Anhalt, noch weniger als zwingende Beweise betrachtet werden, weil ihnen das einzig zweifellose Kennzeichen des End- moränen-Charakters einer Blockpackung, die wall-, kämm- oder kettenartige Form abgeht und somit andere Deutungen nicht aus- geschlossen sind. Der Hauptpunkt ist die Gegend von Alt- Rüdnitz, ungefähr 5 Kilometer südlich des Städtchens Zehden a/0. Auf eine Er- streckuno' von wohl U/2 Kilometer ist hier nördlich des Ortes auf der Höhenkaute unter einer Bedeckung von 1 bis 2 Meter Oberen Sandes die, wie es scheint, eingeebnete und daher nicht mächtige Steinpackung der Endmoräne zum Zwecke der Steingewiunung in zahllosen kleinen Löchern erreicht, oder durch grössere Ab- deckung auf einige Erstreckung hin freigelegt. Beides, sowohl diese 1^2 bis 2 Meter Abraum, als auch die nicht grosse und namentlich nicht gleichmässig aushaltende Mächtigkeit der Packung, ist offenbar Schuld daran, dass eine grossartigere Gewinnung und demzufoDe weitere Verfolgung bisher nicht stattgefunden hat. Punkte, wie ein von Herrn Wölfer bei Aufnahme der Blätter Letschin und Bärwalde am Südraude des letzteren in Gr.-Neuen- dorf a/0, und dicht dabei auf ersterem, bei dem zum Amte Kienitz der Grossen südbaltischen Endmoräne. 231 gehörigeu Vorwerke Gerauieuhof gefuudeue Steiuanhäufimgeu iiud ebenso ein weiterer Punkt zwischen Calenzig und Schauniburg, näher bei letzterem Orte, wo in der (dder jahraus jahrein ge- baggert wird, um eine die Schifffahrt seit Alters ernstlich gefähr- dende und dennoch noch immer nicht zu beseitigende Stein- anhäufuug im Bette der Oder unschädlich zu machen, dürfen nur insofern hier nicht unerwähnt bleiben, als sie genau in der Linie des gesuchten Verbiudungsstttckes liegen, während sie au sich ebenso gut, ja in gewissem Grade näher liegend, aus der zer- störenden Thätigkeit weit jüngerer Wasser, ich meine des au Klippen Unteren Geschiebemergels arbeitenden Oderstromes er- klärt werden können. Verbindet mau nämlich beide Punkte mit einander und mit Alt- Rüdnitz, so erhält man eine gerade Linie, deren Fortsetzung einerseits genau in die Verlängerung des aus der Gegend von Drossen und südlich Zielenzig beschriebenen Theilstückes der- selben fällt, andererseits über Oderberg auf Ringen walde, sowie in die Linie des weiteren Verlaufes durch die Uckermark zum Mecklenburgischen hin trifft, so dass allerdings die Vermuthung sich aufdrängt, dass mau es mit Ueberbleibseln der durch die Schmelzwasser zerstörten und bis in das gegenwärtig tiefe Niveau allmählich hinabgesunkeuen Endmoräne zu thun habe. Nur in diesem Zusammenhänge wird mau ihnen eine Bedeutung über- haupt beimesseu können bezw. müssen. Die frühere Fortsetzung selbst aber, der einstmalige zeitliche Zusammenhang der Uckermärker, Neumärker und Poseuer Eud- nioräneustücke, d. h. die einstmalige Linie des Eisraudes aus dem Mecklenburgischen von Schwerin ül)er Oderberg, Lissa bis Ra- domsk au der oberen Warta würde für mich auch bei völlig mangelnden Andeutungen in der Gegend des Oderbruches ober- und unterhalb Küstriu ausser allem Zweifel stehen i). Das Zurück- h Eine solche Lücke auf die ganze Länge des Oderbruches würde nur der bei der neuerlich ia Gemeinschaft- mit Herrn Keiliiack ausgeführten Bereisung der Posener Endmoränen, über die in Bälde berichtet werden wird, festgestelltcn Lücke des Obra-Bruches zwischen Bomst und Lissa entsprechen und ein Beweis sein für die Gewalt und Fülle der späteren, bei dem etappenweisen Zurückweichen 232 G. Berendx, Vier weitere TLeilstücke weichen und zeitweise Staguiren des skandinavischen Eisrandes, welch’ ersteres ofieubar je südlicher desto schneller und sprung- weiser erfolgte, war eben ein in seiner Grossartigkeit viel zu elementares Ereigniss, als dass es nach den an ein oder dem anderen Punkte zurückgelasseneu, oder hier oder da fehlenden Spuren allein beurtheilt werden kann. Zudem ist die genannte, ein flaches ungeheures Bogensegment der einstmaligen nordischen Eiskalotte darstellende Linie an sich der beste Beweis. 4. Gegend von Rendsburg. Den vierten und zwar nördlichsten Punkt besuchte ich, wie bereits in dem Eingangs erwähnten Vortrage auf dem Geologen- tage in Goslar mitgetheilt, im Frühjahr 1893. Er bildet einen kleinen Theil der von Herrn Gottsche inzwischen in festem Zu- sammenhänge von der Grenze Jütlands bis zur Mecklenburger Grenze verfolgten NW. -Flügels der in Rede stehenden, ich kann wohl sagen in Europa überhaupt grössten Marke diluvialer Eis- bedeckung, deren gradlinige Erstreckung nun von der jütischen Grenze bis Radomsk in Russland schon über 1000 Kilometer beträgt und der ich daher den Namen »Grosse südbaltische End- moräne« auch wahren möchte. Entsprechend der nach W. bezw. NW. immer stärker wer- denden Umbiegung verläuft dies Theilstück, wie aus dem zuerst einer brieflichen Mittheilung im Jahr 1894 der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft S. 843 beigegebenen Zink- druck Fig. 4 im Maassstabe 1 ; 100000 erhellt, in NNW.- zu N.- Richtuug als äusserste westliche Begrenzung der von Herrn Haa.s s. Z. als Moränenbildung der zweiten Eisbedeckung im Allge- meinen bereits augesprochenen Hüttener Berge, wenige Kilometer nördlich Rendsbui-g. Von der aus dieser Stadt kommenden Chaussee westlich erhebt sich die die Endmoräne bildende, in mehrere Parallel -Kämme zerfallende Hügelkette ziemlich schi-oft‘ des südlich über den 53. Parallelki-eis liinabreichenden Eisrandes, erst in der Richtung der Obra und mittleren Warta (Warschau - Berliner Haujitthal), dann in der Netze- und unteren Warthe-Linie (Thorn-Eberswalder Haupttlial) vor dem jedesmaligen Eisrande vereint daherlluthenden Schmelzwasser. der Grossen südbaltisehen Endmoräne. 233 und verfolgte ich sie in der genannten Richtung durch die Ge- meinde Neu- Duvenstedt, an Steiiisieken vorbei bis in Klein- Breckendorf hinein, auf eine flachbogige Erstreckung von unge- fähr 10 Kilometer. Entsprechend den, je eine letztverschmolzene Fig. 4. Eiszunge bezeichnenden Stauseeresten, dem Birten -See und dem Witten -See, treten zwei kleine, durch Parallel ketten verbreiterte Endmoränenbogen (Amphitheater, wie man bei den oljeritalieni- schen gleichen Bildungen vor dem Südfuss der Aljjen zu sagen pflegt) deutlich hervor; der Friedrichshofer und der Neu-Duven- stedter Bogen. Beide sind schon seit längerer Zeit an verschiedenen Stellen Gegenstand grossartiger Steingewinnung geworden. Namentlich ersterer, der Friedrichshofer Bogen, ist von Steinsieken aus durch einigermaassen systematischen Abbau in Augritf genommen, lieber das gewaltige Ausbringen einer solchen Steini)ackung mögen die folgenden Zahlen einigen Anhalt gewähren. 234 G. Beri:nüt, Vier weitere Theilstücke etc. Unterueluner der Steiugewinuuiig in Friedrichshof bei Stein- sieken sind oder waren wenigstens in jenem Jahre (1893) die Herren Klüver und Kronenberg in Rendsburg, denen der Cubikmeter Stein an Ort und Stelle 1,80 Mark kostete, wovon 0,50 Mark der Bauer als Grundeigenthünier, 1,30 Mark der Arbeiter erhielt. 170000 Cubikmeter waren in den damaligen letzten 2^2 Jahren nach freundlichst erhaltenen Mittheilungen heraus- geschafft worden. Dabei kann mau auf die Tonne Landes (100 Meter lang, 50 Meter breit), also auf 1/2 Ar, bis 2400 Cubik- meter rechnen, da den Bauern für einen solchen Flächenraum nach vorgenanntem Satze von 0,50 Mark pro Cubikmeter vielfach schon 1200 Mark ausgezahlt worden sind. Auf 11 Tonnen um die damalige Boutike herum wurden z. B. 16 000 Cubikmeter oder durchschnittlich pro Tonne rund 1500 Cubikmeter gewonnen. Doch soviel nur gelegentlich, da ich im Uebrigen Herrn Gottsche nicht vorgreifen möchte, dessen eingehende Mitthei- lungen ja in nächster Aussicht stehen. p]n(lmoränen in der Provinz Posen. Bericht über eine im Herbst 1893 im Aufträge der Direction der Königl. geolog. Landesanstalt aus- geführte gemeinsame Untersiichungsreise. Vou Herrn G. Beretldt und K. Keilhack in Berlin. ( Hierzu Tafel VII.) Im Frühjahr 1893 wurde vou der Direction der Königl. geolog. Landesanstalt den beiden Verfassern der Auftrag ertheilt, durch eine gemeinsame Bereisung das Vorhandensein, bezw. den Verlauf eines im südlichen Theile der Provinz Posen gemuthmaassten ') Endmoränenzuges festzustellen. Dieser Auftrag wurde vou uns im September 1893 in der Weise ausgeführt, dass wir zunächst von Jarotschin und Krotoschin aus auf mehreren gemeinsamen Reisen einige Punkte der thatsächlich vorhandenen Endmoräne anfsuchten , daraus deren Richtung bestimmten und nun getrennt ihren Verlauf vou der russischen Grenze bis zum Rande des Obrathaies bei Priment verfolgten. Es wurde untersucht: 1. Von der russischen Grenze bis Bahnhof Pieschen (14 Kilometer) von G. Berendt. 2. Von Bahnhof Pieschen bis Potarschütz (24 Kilometer) von K. Keilhack und von Potarschütz bis Cerekvica (6 Kilometer) gemeinsam. ') Dieses Jahrbuch für 1888, S. 122 imd für 18114, S. 222. 236 G- Berendt und K. Kioilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. 3. Von Cerekvica bis zum Obrakanal (10 Kilometer) von G. Berendt. 4. Vom Obrakanal über Dölzig bis Kunowo (14 Kilometer) gemeinsam. 5. Von Kunowo bis Beleucin (12Kilomet.) von G. Berendt. 6. Von Belenein bis Gurzno (14 Kilometer) von K. Keil- hack. 7. Von Belenein über Bojanitz bis Jeziorke bei Storchuest (20 Kilometer) und von Gurzno bis Lissa (15 Kilometer) von G. Berendt auf einer früheren Reise ^). 8. Von Jeziorke bei Storcbnest bis Primeut (30 Kilometer) von K. Keilhack. Ausserdem wurde noch 9. ein etwa 15 Kilometer langes Stück einer weiter nörd- lich bei VVitkowo gelegenen Endmoräne auf gemein- samer Reise anfgeuommen. Im Folgenden sind von jedem von uns die von ihm anfge- nommenen Theilstücke der Endmoräne beschrieben, während die Ergebnisse gemeinsamer Untersuchungen von dem au zweiter Stelle genannten Verfasser herrühreu und eine gemeinsame Be- sprechung der Beschüttungsgebiete den Schluss bildet. 1. Von der russischen Grenze bis Bahnhof Pieschen. (Messtischblatt Tursko und Pieschen.) In seinen, gelegentlich der Besprechung auf dem Geologeu- tage in Goslar 2) mitgetheilten Angaben über den Verlauf der grossen südlichen baltischen Endmoräne in Russisch -Polen sagt II. SiEMiRADZKi wörtlich: »Im Gouvernement Kalisch, woselbst die postglaciale Erosion in einem grossartigen Maassstabe wirkte, sind Geröllhügel tiur an einzelnen Punkten erhalten geblieben, und krönen stets die höchsten Punkte der Gegend, vom Unteren Geschiebemergel durch geschichtete interglaciale Sande und z. Th. auch Spuren des Oberen Geschiebelehms getrennt«. *) Dieses Jahrbuch für 181)4 a. a, 0. Protokoll d. allgemeinen Versammlung in Zoitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Jahrg. 181)3, S. .538—31). G. Berendt und K. KETurACK, Endmoränen in der Provinz Posen. 237 Den letzten dieser in N W. -Riclitnng streichenden Geröll- nnd Graudliügel in Kaniinforin verzeichnet der Genannte wenige Kilometer südöstlich der Stadt Kalisch. Den diesem Punkte nächsten, genau in der nordwestlichen Fortsetznugslinie gelegenen Anhalt giebt auf preussischer Seite des die Grenze bildenden Prosna-Thales ein Rieseublock in der Nähe des Dorfes Kuchary, sowie eine auffällige Blockanhänfnng bei dem Gute Kajew. Der Riesenblock, welcher als solcher besonderer Erwähnung werth ist, wird voraussichtlich der all’ diesen uatnrgeschichtlichen Denkmalen drohenden Zerstörung zu technischer Ansuutznng ent- gehen und der Nachwelt dauernd erhalten bleiben, da er durch das, seine Grösse nur in um so grelleres Licht setzende, auf Pig- 1. Pig. 2. 238 G-. Berrndt und K. Keilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. seiner Oberfläclio erriclitete Muttergottesbild gewisseriuaassen in den Schutz der katholischen Kirche gestellt worden ist. Bei einer Länge von ungefähr 10, einer mittleren Breite von etwa 4 und einer Höhe von 6 Meter hat er die ans Fig. 1 und 2 ersichtliche Form. Er besteht ans einem grobkörnigen ziemlich grossflase- rigen, au rothem Feldspath reichen nordischen Granit. Betrachtet man die Blockauhänfung bei Kajew, die sich als eine Steinbeschüttimg einerseits bis Chorsew verfolgen lässt, an- dererseits bis Tschermiuek westlich des Riesenblockes sich ans- dehnt, wo sie zur Steiugewiunung mittelst Feldbahnen benutzt wird, als eine etwas in die Breite gegangene Endmoräne, so findet man in weiterer westnordwestlicher Fortsetzung innerhalb der Colonie Gntehofiunug eine Anzahl rundlicher ziemlich ansehnlicher Kuppen, welche durchweg aus ziemlich grobem Grand bezw. Kies mit zahllos eingemengten kleinen und grossen Blöcken bestehen und trifl’t nach einer Unterbrechung von etwa 3 Kilometern auf eine von Barauowek, 1 Kilometer südlich von Bahnhof Pieschen, an Kowalew vorbei in schon ganz westlicher Richtung verlaufende Kette gleicher Grandhügel bei der man in Folge des dichteren Zusammenschlusses und der linieuartigen Anordnung ausser Zweifel ist, dass mau es mit einer Endmoräne, wenn auch kleinen St3des gegenüber ihrer Ausbildung in der Uckermark und in Mecklenburg und andererseits in Pommern, zu thun hat. Fig. 3 giebt in einem Fig. 3. Maassstab 1 : 37 500. G. Brrkndt und K. Keiuhaok, Endmoränen in der Provinz Posen. 239 verkleinerten Kartenansscbnitte ans dem Messtiscliblatte Pieschen ein Bildchen dieses nnd des folgenden Endrnoränengebietes. Ausser diesem ostwestlichen, von Kowalew über Fabianow verlaufenden Endmoränenzuge, der sogleich im nächsten Abschnitte besprochen werden soll, findet sich jedoch eine direkte östliche Fortsetzung desselben in gleich geschlossenem Zuge über Bara- nowek, an Malinie und der Stadt Pieschen sowie an den Dörfern Lenartowitz und Zawidowitz vorbei bis in die Gegend der Wroljel- Mühle bei Zawada, d. h bis an den Rand der von Tlialsand ge- bildeten oberen diluvialen Thalstufe des die gegenwärtige russische Grenze bildenden Prosna-Thales. Es ergiebt sich daraus, dass das zunächst in der Linie Pieschen -Kalisch, der der Gesammt- richtung des Eisrandes entsprechenden Südostlinie, zum Stehen gekommene Eis sehr bald längs des, einen alten Schmelzwasser- abfluss bildenden Prosnathales eine thorartige Rückschwenknng gemacht hat, wie sie bei starken Schmelzwasserabflüssen häufig beobachtet worden ist. Die genannten Grand - und Geröllhügel von oft kaum 100 Meter Durchmesser, zuweilen aber auch in langgesti'eckter Form bis 300 Meter Länge erreichend sind unmittelbar auf die in etwa 130 — 140 Meter Meereshöhe sich bewegende schwach wellige Oberfläche des Geschiebemergels und zwar des allgemein hier nur zu Tage liegenden Oberen Mergels aufgesetzt. Ihre in die 100000 theilige Karte eingetragene Kette erinnert unwillkür- lich an die Spur eines in kurzen Absätzen sich seines Inhalts entleerenden Kiesfuhrwerkes (siehe Fig. 4), ein Bild, das da- diu-ch um so ähnlicher wird, dass eine besonders dichte Ge- schiebebestreuung oft mit recht ansehnlichen Blöcken nicht nur die Grand- und Geröllhügel bedeckt, sondern auch in verschieden breitem Streifen sie verbindet und umgiebt. Mau kann, wie schon oben angedeutet, diesen Zug, wie die Posen’schen Endmoränenzüge im allgemeinen, geradezu als ein verkleinertes Abbild ihrer nordwestlichen Fortsetzung bezeichnen. Und zwar beschränkt sich der Unterschied der Grössenverhältnisse nicht nur auf die äussere Form, sondern gilt ebenso von dem Gesteinsinhalte im Allgemeinen. Da aber im Einklänge hiermit 240 Gr. BfsuENDT und K. Keilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. der dortigen Gegend durchweg namhafte Ilöhennnterschiede ihrer Oberfläche, abgesehen von grösseren Thaleinschuitten, abgehen, so gilt dennoch auch von der Posen’schen Endmoräne im All- gemeinen, was von der Uckermärker häufig hervorgehoben wurde, dass sie auf weite Erstreckung hin die ITöhenpnnkte der Gegend bildet. Auch von ihren kleinen Grandhügeln schweift der Blick oft in weite Ferne. Ja will man den begonnenen Vergleich weiter ansdehnen, so kann man auch sagen, dass trotz der geringeren oberflächlichen ITöhenimterschiede eine gewisse Aufpressung der unterliegenden bezw. älteren Schichten, so beispielsweise des Tertiärs, auch hier in nächster Nähe der Endmoräne stattfiudet. Denn wo es dem an erster Stelle genannten Berichterstatter vergönnt war bei Durch- streifung der Gegend sich etwas länger zu verweilen, wie z. B. in der Pleschener Gegend und andererseits früher in der Gegend von Lissa, da gelang es ihm auch bald zu Tage tretendes Tertiär, in erster Reihe den Poseuer Flammenthon (den früher soge- nannten Posener Septarienthon) in nächster Nähe der Endmoräne anfznfindeu i). 2. Von Bahnhof Pieschen bis Cerekvica. (Blatt Borek). Einen Kilometer südlich von Bahnhof Pieschen und dem Dorfe Kowalew erheben sich eine Anzahl kleiner Kuppen von 75 — 275 Meter Länge, 50 — 100 Meter Breite und 4 — 8 Metei- Höhe auf der ebenen Geschiebemergelhochfläche, die hier eine mittlere Meereshöhe von 150 Meter besitzt. Die Kuppen sind z. Th. mit grossen Blöcken bedeckt und eine Reihe von kleinen Gruben zeigen den inneren Aufbau; mau sieht, dass alle diese ') Die Fuiidpuiikte mögen vorläufig hier bereits kurz bezeichnet werden. Es sind in der Gegend von Pieschen zunächst 2 Ziegeleien 2,8 Kilometer süd- lich des Mittelpunktes der Stadt Pieschen, 1,G Kilometer rechtwinkelig vom Zuge der Endmoräne entfernt und andererseits eine Ziegelei 3,8 Kilometer nordöstlich Zawidowitz gegenüber dem russischen Grenzkordon Kusnja; und ebenso in der Gegend von Lissa (s. Fig. G) eine unmittelbar zwischen zwei Parallelbogen der Endmoräne gelegene Ziegelei beim Dorfe und der Försterei Trebchen. G. Bf.rendi' und K. Keilhack, Endmoriinen in der Provinz Posen. 241 Hügel aus ciiieni grobeu, grandigeii Materiale aufgeschüttet sind, in welchem zahllose grosse und kleine Blöcke regellos vertheilt sind. Die Geschiehemergeltläche zwischen diesen Kuppen ist allenthalben mit Geschieben bedeckt, die sich entweder noch an ihrer ursprünglichen Stelle befinden oder auf dem Felde und an den Wegen zn grossen Haufen znsammengetragen sind. Dieser Ueichthnm an Geschieben ist durchaus auf die Oberfläche be- sclnänkt, denn in Gruben, die durch die Verwitterungsrinde auf den Mergel hinuntergeheu, sieht man, dass derselbe sich durchaus nicht durch nennenswerthen Steinreichthnm auszeichnet. Der Kartenaussehnitt ans dem Messtischblatt Pieschen Fig. 8 auf S. 238 giebt ein Bildchen dieses wie des vorhergehenden Kndmoränen- gebietes. Von Kowalew setzt sich die steinbesäete Mergelfläche nach Westen über Fabianow bis zwei Kilometer vor dem Städtchen Dobr- schytza fort, trägt aber eigentliche Endmoränenkuppen nur bis halbwegs zwischen Kowalew und Fabianow. Zwei Kilometer westlich des Städtchens beginnt der Geschiebereichthnm der Ober- fläche wieder und es folgen hier auf einer schnurgeraden, wde mit dem Lineal gezogenen Linie Ins zum Dorfe Rusko südöstlich Cerekvica d. h. auf einer Strecke von 17 Kilometer Länge, 12 z. Th. ziemlich ausgedehnte Kuppen und Rücken, die alle den- selben Charakter tragen, wie diejenigen bei Kowalew. Die Lage dieser Punkte zeigt der folgende Kartenaussehnitt aus dem Blatte Koschmiu 1 : 100000, zu dem nur noch zu be- merken wäre, dass von den angegebenen 12 Punkten 9 auf Ge- schiebemergel liegen und nur die drei bei Obra sich aus einer Sandfläche erheben. Doch gestattete gerade hier der tiefe Eisen- bahneinschnitt, festzustellen, dass unter der Sandfläche der Obere Geschiebemergel sich in bedeutender Mächtigkeit hindnrehzieht und vermuthlich auch die beiden anderen Kuppen auf dieser Unterlage ruhen. 3. Von Cerekwica bis zum Obra-Kanal. Genau in derselben westnordwestlichen Richtung wie von Dobrschytza bis etwa 1 Kilometer vor Cerekwica setzt nach einer 16 Jahrbuch 1894. 242 G. BrsKicNnT und IC. Keiliiack, Endmoränen in der Provinz Po-sen. Maassstab 1 : 100000. G. Brrund'I' und K. Kriliiack, Endmoränen in der Pi'ovinz Posen. 243 Uiitei-l)roclunig von weiteron 2, also iia (Taiizon 3 Kilometer, in denen nnr reichliche Steinhestreimng beobachtet wurde, der Zug der beschriebenen Grand- und Geröllknppen , geschlossener denn vorher, über Poreinba und Skokmoko weiter bis unweit des an dieser Stelle besonders blockreichen Randes des breiten Obra- Thales, jenseits dessen er, nordwestlich des Dorfes Lipnwka, in geradliniger Fortsetzung der Richtung nach einer Unterbrechung von etwa 5 Kilometer wieder beginnt. Zwei ganz vereinzelte halbwegs zwischen Jezewo und Jawory, sowie eine nördlich letz- teren Ortes gelegene Steinkuppe vermitteln in etwas die im fol- genden Al}schnitte besprochene Aenderung der allgemeinen Zug- richtung in die südwestliche und deuten auf eine in der Zukunft über Brzernica uocli zu suchende Verbindung mit zwei ebenfalls im folgenden Abschnitte erwähnten vorgeschobenen Grand- und Steinkuppeu bei Pokrzywnica. Auffallend viele und grosse Blöcke im Walde auf der Höhe des Thalrandes zur Obra nordwestlich dawory, sowie eine besonders starke Blockbestrcuiing der Felder zwischen Jawory und Jezewo sprechen in gleichem Sinne. 4. Vom Obrakanal über Dölzig bis Kunowo. Nordwestlich des Obrathaies, zwischen Lipnwka und Dölzig, erreicht der Endmoräneuzug, den wir in fast schnurgerader Linie von der russischen Grenze her verfolgt haben, einen entscheiden- den Wendepunkt, indem er aus der bisher eiugehaltenen, auch auf 2 Kilometer von Lipnwka bis zum Ostufer des Ostrowiecznoer Sees weiter verfolgten westnordwestlichen Richtung in die süd- westliche übergeht, eine Richtung, die fast auf dem ganzen Mess- tischblatte Dölzig im Verlaufe der Thäler und dem Streichen der Hügelrücken kräftig zum Ausdrucke kommt. Nach dem Ueber- schreiten des 2 — 3 Kilometer breiten Obrathales, welches mit steinfreien Thalsanden erfüllt ist und etwa 90 Meter ü. M. liegt, kommt man auf eine 115 — 120 Meter hoch liegende, ziemlich sandige Hochebene, über die sich eine Anzahl Kuppen steil an- steigend auf 130 — 150 Meter erheben. Es ist dies das im folgen- den Kärtchen dargestellte Gebiet, auf welchem die als Endmoräne gedeuteten Höhen durch schwarze Reissung dargestellt sind. 16='- 244 G. Berendt und K. Keiliiauk, Endmoränen in der Provinz Posen. Fig. 5. Diese aus geschiebereichen Granden aufgebauten Kuppen sind trotz ihrer Mächtigkeit doch wahrsclieinlich nur AufschüttungcMi auf dem Oberen Geschiebemergel; da, wo er an die Kieskuppen oberflächlich angrenzt, ist die Grenze quellig oder sumpfig, was nicht der Fall sein könnte, wenn der Mergel angelagert wäre. Etwas weiter zurück liegt in der Richtung auf Dölzig eine prächtige Kuppe steinreichen Grandes hart östlich vom Gute Ostrowieczko, die auf dem Kärtchen Fig. 5 gleichfalls noch an- gegeben ist. In der südwestlichen Fortsetzung des Zuges fanden wir zwei Endmoränenkuppen noch bei dem Gute Pokrzywnica, sowie zwischen Malachowo und Xienginki und erfuhren, dass die beiden parallelen Rücken beiderseits des Obrathaies zwischen Mszczyczyn und Ostrowo durch Steinreichthum ausgezeichnete Geschiebemergelrücken wären. 5. Von Kunowo bis Belencin. Es zeigte sich demgemäss bei weiterer Verfolgung des End- moränenzuges auch übereinstimmend, dass derselbe in der ge- nannten Richtung wieder über das Obrathal zurück setzt, um fortan G. Berendt und K. Keilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. 245 innerhalh der Provinz Posen südlich desselljeu zu bleiben. Der beim Ostrowiecznoer See östlich Dölzig gebildete Dreieckswinkel ist somit das einzige Stück, welches nördlich genannten Thaies liegt. Derselbe Steinreichthum ohne besondere Grand- und Stein- kuppen, man kann sagen, eine ausgebreitete Endmoräne, setzt in gleicher bezw. westsüdwestlicher Richtung über Daleschin und Kunowo bis in die Gegend von Belencin in etwa 2 Kilometer breitem Zuge fort. »Es kann Niemand, der solches anderwärts nicht bereits gesehen hat«, so erklärte der derzeitige Besitzer von Daleschin, Herr Pietschrener, »sich eine Vorstellung von dem ehemaligen Geschiebereichthum der Gegend um Daleschin machen. Jenseits der Obra und schon vorher auf dem Rande zum Obra- thale nördlich des Gutes hören die Steine dagegen plötzlich auf.« Auch im Kreise Schrimm fehlen sie, selbst schon sein Nachbar auf Alt-Gostyn habe nicht annähernd so viele. Anf dem Gute Daleschin sind die seit Bau der Eisenbahn zum grössten Theile jetzt fortgeschatften Steinhaufen bei einer gerichtlichen Abschätzung zur Stempelfeststellung auf mindestens 14000 Schachtruthen veranschlagt worden. Als der genannte Be- sitzer das Gut übernommen habe, sei an eine regelrechte Be- stellung mit dem Pfluge überhaupt nicht zu denken gewesen. Grosse Strecken hätten auch später noch sogar nur mit der Hacke bearbeitet werden können. Eine gleiche s. Z. bei Beschreibung der Endmoräne in der Uckermark als Steinbeschüttung bezeichnete Dichtigkeit der Ge- schiebe muss auch zwischen Korsowo und Belencin ursprünglich geherrscht haben, das beweisen allein schon die selbst in der 1 : 100000 theiligen Generalstabskarte mit besonderen Zeichen in grosser Dichtigkeit angegebenen Steinhaufen. Der Boden selbst unter dieser Steiubeschüttung besteht hier wie dort ans dem auch als Unterlage der Geröllkuppen erwähnten Oberen Geschiebemergel. (). Von Belencin über Karchowo bis Gurzno. *Vn das Beschüttungsgebiet von Kossowo schliess(!n sich nach Westen hin zwischen Belencin und Gurzno einige Endmoränen- 246 Gr- Berendt und K. Kbilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. kiippeu an, die wie alle bisherigen ans steinreichem Grande be- stehen und meist wohl dem Geschiebemergel aufgesetzt sind. Drei solcher Kuppen liegen nördlich, östlich und südlich des Gutes Karchowo, zwei bei der Ziegelei und eine bei der Mühle dieses Dorfes. Eine siebente liegt bei den westlichsten Ausbauen von Karchowo. Ferner giebt die Karte zwischen Gurzno und Prankowo eine im Streichen eines Hügels liegende, 400 Meter lange Ge- schiebeanhäufung au, die wahrscheinlich auch sich als Endmoräne herausstelleu wird. 7. Von Beleucin über Bojanice bis Storchnest und von Gurzno bis Lissa. Während die soeben bezeichneten Grand- und Geröllkuppen über Karchowo und Gurzno bei Franko wo abermals zu einer in die Breite gegangenen Endmoräne oder einem dichten Be- streunngs- bis Beschüttnngsgebiete vor der eigentlichen Endmoräne führen, zieht der Kamm dieser letzteren, schon mehr der märki- schen und mecklenburgischen gleichkommend und znm grössten Theil aus Aufpressung älterer Dilnvialschichteu bestehend über Vorwerk Chmieluchowo bei Bojanice und die Grätzer Berge west- lich mit leichter südlicher Abweichung bis südlich des Städtchens Storchnest, wo er mit einem Bogen um das Dörfchen Laune nach Jeziorke nmbiegt und nach Unterbrechung durch die breite Storch- nester Schmelzwasserrinue nördlich letztgenannten Dörfchens bezw. Gutes in zwei Geröllhügeln seine Fortsetzung in der früher be- schriebenen Weise hndet. Das beistehende Kärtchen Fig. 6, das, wie Eingangs gesagt, bei einer früheren Bereisung der Gegend durch den au erster Stelle genannten Berichterstatter anfgenommeu wurde, wird am besten den Verlauf erkennen lassen. Ein zweiter in einer Anf- pressuug Unteren Diluvialsaudes mit Geschiebepackung an der Oberfläche bestehender noch schärferer Endmoränenbogen legt sich hiernach dem Lanner Bogen in der Richtung auf Lissa vor, das Dorf Trebchen umschliessend. Bei letzterem befindet sich denn auch das schon S. 240 (s. Anmerk.) erwähnte, ebenfalls für die Auf- pressung durch den ehemaligen Eisraud sprechende Vorkommen G. Bekendt und K. Keilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. 247 tertiären Posener Flaiumenthoues, das zur Anlage einer Ziegelei Anlass gegeben hat. Fig. 6. I ^ bd I ZI Posener Flainmentlion in Grube Ob. Geschiebe- mergel z. Th. unter dünner Decke von Geschiebesand Stanmoräne mit Geschiebe- Packung oder Beschüttung Geschiebe- Beschüttung oder Packung in der Fläche Oberer Sand (Geschiebesand) der Höhe im Thale Allnvial- Bi klungen Vor dieser Endmoräne aber setzt das Eingangs dieses Ab- schnittes bereits erwähnte Beschüttungs- und dichte Bestreuungs- gebiet, z. Th. allerdings durch Uebersaudung mit Oberem Diluvial- saude verdeckt, von Gurzuo über Frankowo und Kankel durch den Kankler Wald nach Lissa zu fort, wo es mit einer Steiu- anhäufung bei Vorwerk Antonshof seinen Abschluss findet. 8. Von Jeziorke bei Storchnest bis Priment. Von Storchuest aus nach Westen sind sowohl die mit Ge- schieben beschütteten Gebiete, als auch die Endmoränen ku[)pen etwas seltener gefunden. Zum Theil mag das daran liegen, dass von diesem Gebiete mit Ausnahme des Blattes Leipe, nördlich 248 G. Berendt und K. Kkilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. von Lissa i. P., noch keine Messtischblätter Vorlagen, die Auf- findung der Eudmoränenknppen, also nicht mehr wie bisher in der topographischen Darstellnng eine wesentliche Unterstützung fand. Die beobachteten Kuppen liegen bis zum Rande des breiten Obrathaies wieder wie in dem zuerst beschriebenen Stücke auf einer von OSO. nach WNW. gerichteten Linie und beginnen im Osten mit einer ziemlich grossen steinigen Kuppe zwischen Kuräne und Saake. Es folgt ein graudiger Steinhügel 1 Kilometer nörd- lich von Bahnhof Leipe und weiterhin eine ganze Anzahl von Ku[ipen lind Rücken mit zahlreichen grossen Blöcken bei Schmidt- scheu und im Walde westlich und südwestlich davon. Die beiden nächsten beobachteten Punkte liegen am West- und Ostrande des langgestreckten Dorfes Bukwik. Der westliche scheint eine typische Staumoräne mit einem Kern von geschich- teten Bildungen und einem geschiebebedeckteu Mantel von Mergel zu sein. Nördlich und nordwestlich folgen nun noch zwei ganz hervorragende Eudmoränenpunkte ; der eine liegt 500 Meter west- lich von dem Gute Bucz, der andere ebensoweit östlich von dem Dorfe Blotnik bei Primeut. Beide sind durch grosse Gruben auf- geschlossen und zeigen eine mächtige Packung graudigen Ge- steiusschuttes mit zahllosen Blöcken von allen Grössen. Diese beiden Punkte haben bereits Tausende von Cubikmeteru Steine zu Hans- und Wegebanzwecken geliefert und noch ist ihre Menge nicht annähernd erschöpft. Dass aber so ausgezeichnete und mächtige Endmoränen hier auftreteu, scheint mir eine gewisse Bürgschaft dafür zu gewähren, dass bei specieller Kartiruug noch eine Menge uns entgangener Punkte gefunden werden, durch welche dieser Eudmoränenzug weit geschlossener erscheinen wird, als es heute der Fall ist. 9. Die Posen-Witkowoer Endmoräne. Bei Blotnik erreicht unser Eudmoränenzug den Südrand des breiten Obrathaies und es liegt das bis jetzt beschriebene Stück zwischen dem Warthe -Obra- Oderthaie im N. und dem Bartsch- Oderthale im S. Aber auch der Hochfläche, die zwischen dem Netze- Warthethal ( Thorn - Ebeiswalder Hauptthal) uud Warthe- G. Beuendt und K. Keilhack, Endmoränen in der Provinz Posen. 249 01)ra- Odert lial (Warschau -Berliner Ilauptthal) liegt, fehlen End- moränen nicht. Ini westlichen Theile dieser ITochtläche liegen die bereits früher von dem erstgenannten Verfasser beschriebenen End- moränen aus der südlichen Neumark in der Gegend von Bomsf, Schwiebus, Drossen und Schermeissel i). Es treten ferner nach mündlicher Mittheilung von Wahn- SCiiAFFE bei Betsche Endmoränen auf; der zweitgenannte Ver- fasser erfuhr von der Existenz änsserst steinreicher Kuppen in der Gegend von Bnk, westlich von Posen, und auf einer gemein- samen Bereisung der Gegend nördlich von Wrescheu konnten wir nahe bei dem Marktflecken Witkowo ein 15 Kilometer langes, zum grossen Theile als Staumoräne ausgebildetes Endmoränen- stück verfolgen, welches auf der beigegebeuen U^ebersichtskarte gleichfalls dargestellf ist. Dasselbe verläuft von Chlondowo über Witkowo, Maleuin, Karsewo und Malschewo und ist als ein in einzelne Stücke zerlegter Rücken ausgebildet, der sich um 3 bis 8 Meter über seine Umgebung erhebt. Ein Aufschluss nahe dem Eriedhofe von Witkowo zeigte einen Sandkern des Hügels, be- kleidet mit Geschiebemergel und beschüttet mit zahllosen kleinen Geschieben. Eine Grube am Westeude von Malschewo zeigte dagegen eine echte Blockpackung von 2 — 3 Meter Mächtigkeit auf steinfreiem Sande. Die kaum anzuzweifelnde Verbindung dieses Endmoränenstückes mit den weiter westlich folgenden Stellen muss noch näher aufgesucht werden. Sie scheint das Durchbruchsthal der Warthe Ö Kilometer südlich von Posen zu kreuzen, wenigstens werden dort gewaltige Geschiebemengeu ge- wonnen. Neben den beschriebenen Endmoräuenkin)[)en rinden sich in der Provinz Posen ausgedehnte, meist sehr ebene Geschiebe- mergelflächen, die oberflächlich mit ungeheuren Mengen von Ge- schieben bestreut sind. Auch diese Gebiete sind in der beige- gebenen Uebersichtskarte mit angegeben, soweit sie so zahlreiche ‘) Dieses Jalirb. für 1888, S. 114 ff. 250 Gr. Bekendt und K. Keii.hack, Endmoränen in der Provinz Posen. Blöcke tragen, dass dieselben ohne Weiteres in’s Ange fielen. Die Verbindung dieser Flächen mit den Endinoränenkuppen selbst oder in anderen Fällen ihr Parallelisinns mit dem Verlaute der Endmoränen macht es mehr wie wahrscheinlich, dass wir auch in dieser Erscheinung etwas Verwandtes zu erblicken haben. Die Geschiebebeschüttung auf weiten Gebieten ist wohl so zu deuten, dass die sonst auf einen schmalen Strich zusammengedrängte End- moräne hier gewissermaassen ausgebreitet erscheint und als Ur- sache dieser Zerstreuung des Materials könnte man vielleicht den Mangel irgend welcher hervorragenden Terrainwelle annehmeu, die dem Eise während der Abschmelzperiode Halt geboten hätte. In den relativ hoch gelegenen Beschüttungsgebieten südlich der Endmoräne wird die weite Ebene durch keinen Hügel oder Rücken unterbrochen und die Periode relativen Stillstandes im Rückzuge des Eises führte hier vermuthlich zu weitgehenden Oscillationen, durch die, bei gleichzeitig unbedeutender Wasserbilduug an der Gletscherstiru, das weite Gebiet mit Steinen überstreut wurde. Anders die eigentliche Endmoräne. Sie liegt auf einem wenn auch flachen Landrücken, der die Wasserscheide zwischen dem diesseits und jenseits gelegenen Gelände bildet. Nur selten greift die Wasserscheide nach der einen oder anderen Seite über die Endmoräne in nennenswerthem Maasse über. Die spärliche Ent- wickelnng der Endmoräne aber, ihr Zerfallen in einzelne oft weit von einander entfernte Kuppen, wird auf die verhältnissmässig geringe Höhe dieser Wasserscheide über den nördlich und süd- lich angrenzenden Niederungen zurückzuführen sein und dürfte andererseits diese geringe Höhe mit der geringeren Dicke des die Aufpressung verursachenden Eisrandes in ursächlicher Verbindung stehen. Die hauptsächlichsten Beschüttungsgebiete, die auch auf den Generalstabskarten durch die Darstellung zahlloser künstlich zusam- mengelesener Steinhaufen zum Ausdrucke kommen, liegen auf dem Messtischblatte Mieltschim vor der Witkowoer Endmoräne und auf den Blättern Raschkow und Rosdraschewo (zwischen Krotoschin und Ostrowo) vor der Pieschen- Lissaer Endmoräne. Ausserdem aber finden sich an sehr zahlreichen Stellen südlich der End- G. Bbkendt und K. Kmlhack, Endmoi’änen in der Provinz Posen. 251 iiioräne oder zwischen ihren einzelnen Theilstncken grössere und kleinere Flächen mit mehr oder weniger grossen Steinmengen be- deckt oder dünn überstreut und diese Bdächen gehen durch ganz allmähliche Uebergänge in die gewöhnlichen Geschiehemergel- platten über. Ihre kartographische Fixirung wird aiisserdem da- durch erschwert, dass durch das Eingreifen des Menschen das ursprüngliche Bild vielfach bereits völlig verwischt ist. Ganz be- sonders hat dazu wohl der Reichthum der Provinz au Chausseen beigetrageu, deren Unterhaltung jahraus jahrein gewaltige Ge- schiebemengen erfordert, die zum grossen Theile den Beschüttungs- gebieteu entnommen werden. Letztere Gebiete gehören zum grossen Theil einem nach WNW. bis in die Gegend von Gurzno bei Lissa zu verfolgenden Bestreu- ungsstreifen (einem Geschiebestreifen in Sinne Boll’s) an, welcber mit dem von Bahnhof Pieschen bis Dölzig ziemlich geradlinigen Stücke der Endmoräne ungefähr parallel, aber in etwa 15 Kilometer Entfernung vor demselben verläuft. Hier bei Gurzno in das er- wähnte Beschüttungsgebiet von E’rankowo, dicht vor der End- moräne übergehend, bildet er so recht eigentlich eine geradlinige Verbindung zwischen den Endmoränen der Gegend von Lissa und den südlich Kalicz eingangs erwähnten Moränenhügeln auf russi- scher Seite. Der zurückliegende Dölzig- Pleschener Endmoränen- bogen mit seinen Verbindungsstücken Dolzig-Gurzno und Pleschen- Kalicz bedeutet sonnt nur ein späteres Kückzugsstadium, wähi'end der in Rede stehende Geschiebestreifen den ältesten bezw. ur- sprünglichen Eisrand an dieser Stelle bezeichnet, also wieder nur als eine in die Breite gegangene Endmoräne aufzufassen ist. Das nordische Diluvium in der Grafschaft Glatz. Von Herrn E. Dathe in Berlin. (Hierzu Taf. XV u. XVI.) Das nordische Dilnviiun bedeckt bekanntlich den grössten Theil von Nord- und Ostdeutschland und reicht mit seinen Ge- schiebe-Mergeln oder -Lehmen, seinen Banden und Granden, seinen Thonen und seinen erratischen Blöcken nicht nur an den Fass der mitteldeutschen Gebirge, den Harz, den Thüringer Wald, das Erzgebirge und die Sudeten heran, sondern ersteigt auch deren nördlich gelegene Abdachungen bis zu beträchtlichen Höhen, die 400 — 500 Meter, ja au einzelnen Punkten, so namentlich in den Sudeten 560 Meter über dem Meere betragen. In Deutschland verläuft die Südgreuze des nordischen Diluviums, wie aus den jetzt publicirten ersten Blättern der geologischen Uebersichtskarte von Europa zu ersehen ist, von W. nach O. durch Westfalen und am nördlichen Harzrande entlang; sie zieht sich an der östlichen Abdachung des Plarzes gegen S., um südlich bis Saalfeld in die Thüringer Bucht eiuzudriugen. Von da wendet sie sich ostwärts und verläuft am Nordrande des Erzgebirges, südlich von Zwickau, Chemnitz, Tharandt vorbei bis in das Elbthal, in das sie südlich bis Königstein eingreift. Von da ist die Grenzlinie östlich durch den nördlichen Theil der sächsischen Schweiz und die Südlausitz weiter zu verfolgen; sie beiührt auch den nordöstlichsten Theil E. Dathe, Das nordische Diliiviam in der Grafschaft Glatz. 253 von Bölimen, wo ich sie bis südlicli von Friedland nachweisen konnte und bei Mildenau am rechten Ufer der Wittig bis kopf- grosse Feuersteine in der 7 Meter mächtigen Sand- und Kiesab- lageriing Vorkommen. Nach kurzer Zurückbiegung nacli N. tritt von Böhmen die diluviale Südgrenze in Schlesien ein, um bald in südöstlicher Ivichtung an der Nordostseite der Sudeten entlang zu verlaufen. Nach meinen geologischen Aufnahmen in Schlesien stellt die Südgrenze des nordischen Diluviums in diesem Striche ■ a. Zuweilen Hess sich bei Nicols während einer Totaldrehung des Tisches nur eine zweimalige Auslöschung des Biotits beobachten; der Erklärung, die Schröder van der Kolk von dieser Erscheinung glebtQ, kann ich mich nur anschliessen. Heimath: Das Gestein ist vielleicht den finnischen Kapa- kiwiporphyren zuzurechnen. ß. Olme relilsi)atlieinspreiiglinge (Felsitfels). No. 31558. Kalgen II. 36—45 Meter. Farbe des kleinmuschelig bis splittrig brechenden Gesteins dunkelbraun, mit verschwimmenden schwarzgrünen Flecken; von ö Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie etc. VII, 18i)U, S. äO — 32. Vergl. Neues Jahrbuch 1891, l, S. 59. 32 Johannes Korn, TJeher dilaviale Geschiebe Einsprenglingen nur fettglänzeude, unregelmässige Quarzkörner, bis 1,5 Millimeter lang, bemerkbar. Feldspatheiusprenglinge fehlen gänzlich, das Gestein ist demgemäss als Felsitfels zu bezeichnen. U. d. M. zeigt sich die Gruudmasse schön mikropegmatitisch, die Mikropegmeu haben durchschnittlich etwa 0,3 Millimeter Durch- messer, die Pegmatomeren etwa 18 g. Verwachsungsweise unregel- mässig. Die Abgrenzungen der Quarz- und Orthoklastheilchen gegeneinander verschwimmen meist; oft hat es den Anschein, als ob mikrofelsitische Alaterie dabei in Frage käme. Die Pigmentiruug der Grundmasse ist sehr schwach ; gern häufen sich die Eisenoxyd- köruchen in Flecken an. Ueberall in der Grundmasse ist Biotit vorhanden, in Läppchen, Blättchen und Fetzen auftretend. Durch- schnittsgrösse der Biotitpartikeln etwa 20 [x, Farbe graugrün, Pleochroismus zwischen grünlichem Gelb und schwärzlichem Grau- grün. Muskowitschüppchen liäufig, Magneteisenköruchen sehr sporadisch. Unter den Einsprenglingen fehlen Feldspathe ganz, Mus- kowit ist am häufigsten, in Blättchen und zerfetzten Lappen aus- gebildet, nie regelmässige Umrisse zeigend, häufig mit Aggregat- polarisation. Alle Grössen vom Mikrolithen bis 0,2 Millimeter sind vorhanden, ebenso beim Biotit, der in grösseren Individuen seltener ist als der Muskowit. Durch die Anhäufung von grösseren Biotitpartikelchen entstehen die schwarzgrünen Flecken des Ge- steins. Quarz in unregelmässigen Körnchen, hin und wieder von feinen kurzen Sprüngen durchsetzt, auf denen sich eine höchst feine Plaut eines gelblichbraunen Infiltrationsproductes abgesetzt hat, das wohl als Eisenhydroxyd anzusehen ist. Eine andere, auf einem Sprung infiltrirte, bei durchfallendem Lichte schwarze, bei abgeblendetem LTnterlicht grünlich-schwarze bis braunschwarze Substanz scheint dem Biotit anzugehören. Perlschnurreihen von Dampfporeu und Flüssigkeitseinschlüssen, in denen bewegliche Libellen zu beobachten waren, sind sparsam vorhanden. Grund- masse-Einschlüsse höchst selten, die Abgrenzung gegen die Grund- masse ist scharf. der Königsberger Tiefbohrungen. 33 h. Ohne makroporphyrischen Quarz. a. Hornblende t'iilirend. No. 31542 Uniongiesserei 34 — 50 Meter. Grundmasse rotbbrauu, grün gefleckt. Die Feklspathe nicht über 5 Millimeter lang, an Masse der Grundmasse etwa gleicb- kommend, in gut ausgebildeten Krystallen, im frischen Bruch gelblich - grün, mit Wachsglauz, auf den Geröllflächeu weiss ver- wittert. U. d. M. sind die Mikropegmen der Grundmasse nicht scharf unter einander abgegrenzt, oft von mikrograiiitischen Partieeu umgeben, die wie die Mikropegmen stark verzahnte und buchtig in einander greifende Formen der Quarze und Ortho- klase zeigeu. Durchmesser der Mikropegmen sehr verschieden, nicht über 0,2 Millimeter; Durchmesser der Pegmatomereu etwa 20 [X. Pigmeutirung des Orthoklas ziemlich stark, die Umrisse je- doch noch immer scharf. Die Vertheilnug des Pigments ist eine wolkige, so dass manche Mikropegmen viel schwächer pigmentirt sind. Diese führen dann reichlich Magnetit in Körnchen und Kryställchen , sowie Titaueiseu, an der Leukoxenrinde erkennbar. Diese Einschlüsse sind durchschnittlich etwa 12 jx gross und in den stärker durch Eisenoxyd pigmentirteu Mikropegmen viel weniger häufig. Biotit in der Grundmasse nicht vorhanden, zu- weilen dagegen Hornblende in kleinen hellgrünen, schwach nach blaugrüu dichroitischen, oft in Chlorit umgewaudelten Blättchen. Apatit in kurzen Krystallen nicht selten. Einsprenglinge: Orthoklas, gänzlich kaoliuisirt, mit zahl- losen Muskowitmikrolithen ; ob unter den Feldspatheu Plagioklas, ist nicht zu entscheiden. Ursprünglich muss der Orthoklas ziem- lich klar gewesen sein, da von einer Eiseuoxydpigmentiruug kaum etwas zu entdecken ist. Nicht selten schliesst er unregelmässige Partieeu der Grundmasse, sowie Apatit in Körnern und Krystallen ein. Ausser diesen treten noch Epidot in Körnchen und Chlorit als Umwandluugsproducte im Feldspath auf. Das Vorkommen der Hornblende im Feldspath ist dagegen wohl als primär auf- [3] Jahrbuch 1894. 34 Johannas K< ;n, Ueber diluviale Gescliiebe zufassen. Hornblende ist stark gebleicht und vom Chlorit oft sehr augegritfen; Pleochroismus demgemäss schwach. Das Auf- treten von Magnetit in ihr ist wohl secundär. Ileimath: Der Porphyr gehört zu den finnischen Rapakiwi- porpbyren. y. lloriiblendefrei. I. Mit grauer Grundmasse. No. 317"23, Pionierkaserne Kalthof, 40 — 51 Meter. Die Gr u ndmasse dieses Porphyrs ist nicht leicht als mikro- pogmatitiscb zu erkennen, da einmal die Mikropegmen sehr gross sind (meist über 0,5 Millimeter), daun aber, weil oft mikrograniti- sche Partieen eingeschaltet sind. Endlich sind in der Grundinasse theils accessorische, theils secuudäre Mineralien in so reicher Zahl vertreten, dass ein Erkennen der wahren Natur der ursprüng- lichen Grundmasse einigermaassen schwierig wird. Die Farbe der Grundmasse ist grau, kleine Tüpfel sind rosa, andere gelb bis braungelb gefärbt, das ganze Aussehen im frischen Bruche etwa das eines feinkörnigen Sandsteines, zumal Einsprenglinge für das blosse Auge nicht zu constatiren sind. U. d. M. zeigen die frischen Partieen der Grundmasse bei Nicols meist deutlich die mikropegmatitische Structur (Pegmatomeren in der Grösse von ca. 20 [x durchschnittlich); hin und wieder beobachtet man mikro- granitische Partieen. Zuweilen aber ist die Grundmasse so stark mit Muskowitmikrolithen erfüllt, dass die mikropegmatitische Auslöschung nicht zu beobachten ist. Die Pigmentiruug des Feldspaths durch Eisenoxyd ist sehr schwach, meist an einzelne Stellen gebunden, die für das blosse Auge im frischen Bruche die oben erwähnten rosa Tüpfel bilden. Massenhaft ist der Magnetit in der Grundmasse enthalten, ganz unregelmässig flecken- weise vertheilt. Apatitnadeln häufig, nicht selten auch Epidot in un- regelmässigen Körnchen. Höchst bezeichnend für die Grundinasse ist das uesterweise Vorkommen von Rutil, in winzigen Kryställchen und Körnchen von 50 g durchschnittlicher Länge. Farbe honig- gelb bis dunkelroth. Ausser dem nesterweisen Vorkommen sind der Königsberger TiefbohriiDgen. 35 auch vereinzelte, dann meist etwas grössere Individuen zu beob- achten. Häufig sind die knieförmigen Zwillinge nach P oo. Von Einsprenglingen tritt der Orthoklas in kleinen, stets völlig zersetzten Körnern auf, nicht über 1 Millimeter gross. Die Umrisse sind ganz unregelmässig, die Individuen kaolinisch zer- setzt und mit Muskowitmikrolithen erfüllt. Sehr häufig ist der Quarz, stets in unregelmässigen Umrissen im Schliffe, selten 1 Millimeter Durchmesser erreichend. Flüssigkeitseinschlüsse habe ich mit Sicherheit in ihm nicht beobachten können, dagegen ist er reich an andern Einschlüssen, besonders an kurznadel- förmigeu, mineralogisch undefinirbaren Mikrolithen von nicht über 10 [j. Länge, sowie Muskowitschüppcheu. Zuweilen enthält er Partieen der Gruudmasse eiugeschlossen. Andere Quarze sind ganz erfüllt von höchst feinen, sehr langen Nadeln (dünner als die oben erwähnten Mikrolithen), die erst bei starker Vergrösse- rung sichtbar werden; derartige Quarze pflegen an anderen Ein- schlüssen sehr arm zu sein. Zuweilen zeigt sich Aggregatpolari- sation. Ileimath: Das Gestein gehört vielleicht zu den finnischen Rapakiwiporphyren. 2. Mit rother Grundmasse. No. 31537, Königsberg, Flora (II) 20 — -21, 25 Meter. No. 31544, II Werkstättenbrunnen Ponarth 45, 19 — 48,5 Meter. No. 31549, Albrechtshöhe bei Königsberg, 44 — 54 Meter. Die hier zusammengefassten 3 Geschiebe besitzen eine hell- carminfarbige bis braunrothe, dichte, splittrig brechende Gruud- masse, deren oft wohlkrystallisirte Feldspatheiusprenglinge, je nach dem Grade der Pigmeutiruug gelb bis braunroth, die Grösse von 4 Millimetern nicht übersteigen. Selten bleiben die Ortho- klase wasserklar, adularähulich. Von sonstigen Einsprenglingen ist nur Biotit bemerkbar, der in kleinen Schüppchen und Blättchen erscheint und zu unregelmässigen, dunkelgrünen bis schwarzen Anhäufungen Zusammentritt. U. d. M. zeigt die Ausbildung der Grundmasse bei No. 31537 einen Uebergang nach Abtheilung I, indem hier ein Theil der sehr feinkörnigen, sehr stark durch [3*] Korn, Uebcr diluviale Gescliiebc 3G JoiIANNKS Eisenoxyd pignientirten Gnindinasse niikrogranitisch ausgebildet ist. Ein nicht nnbeträchtliclier Theil der Gnindinasse ist hingegen inikrofelsitisch entwickelt. Die Mikropegmen überschreiten hier nicht 0,1 6 Millimeter; die Pegmatoineren nicht 20 ]x und bleiben meist weit dahinter zurück. Am reinsten mikropegmatitisch ausgebildet ist die Grundmasse von No. 31544, doch treten hier orthophyrische Partietn von der Grössenordnung der Mikropegmen auf, in denen der Quarz vollständig fehlt und die Grundmasse lediglich aus einem Gemenge von Orthoklaskörncheu besteht. Die Mikropegmen sowohl als die Pegmatoineren haben eine sehr verschiedene Grösse, jene erreichen 0,5 Millimeter, bleiben aber im Durchschnitt in der Grösse von etwa 0,1 Millimeter; diese werden bis 50 tx lireit, meist jedoch nicht über 15 p. Häufig zeigen die Mikropegmen pseudosphärolithische Verwachsung. In No. 31549 sind die Mikropegmen meist nicht scharf begrenzt, sie haben eine Durch- schnittsgrösse von etwa 0,15 Millimetern, die Pegmatoineren etwa von 10 p. Verwachsuugsweise unregelmässig. — Auch in dieser Grundmasse erscheinen orthophyrische Partieeii. Der Magnetit, der in den Grundmasseu überall vorhanden ist, tritt in Form von überall zerstreuten Körnchen, in No. 31544 ausserdem in der Form der oben S. 23 für No. 31547 und 31550 beschriebenen netzartigen Anhäufungen auf, nur dass hier die Netze, entsprechend der andersartigen Ausbildung der Grundmasse, in den Mikropegmen erscheinen und daher eine sehr verwickelte Anordnung der Körnchen zeigen. Zu bemerken ist, dass, je schwächer die Eisenoxydpigmen- tirung der Grundmasse ist, desto stärker der Magnetit anftritt, ein Verhalten, das vielleicht geeignet ist, auf die Beziehungen beider Mineralien einiges Licht zu werfen. Biotit tritt in der Grundmasse nur bei No. 31537 in Form von Schüppchen und auch hier nur spärlich auf. Einsprenglinge: Orthoklas in allen Abstufungen durch Eisenoxyd pigmentirt, von der Wasserklarheit bis zur völligen Trübung. Das Pigment ist meist in Linien und Streifen ange- ordnet. In den klaren Individuen wurden häufig Flüssigkeits- einschlüsse beobachtet, die sich durch die bewegliche Libelle als der Konigsberger Tiefbohrungen. 37 solche documeutlrten. Oft hat die kaolinische Zersetzung des Orthoklas bereits begonnen, dann mit dem Auftreten von Mus- kowitschüppchen verbunden; selten tritt dabei Epidot auf, der auch in der Grundmasse zuweilen erscheint. Abgrenzung der Krystalle gegen die Grundmasse scharf, Hofbildung nicht zu beobachten. Nicht selten dringt die Grundmasse lang buchten- förmig in die Krystalle ein; das Eindringen geschah zuweilen anscheinend auf Spaltrissen, da die Längsei'streckung dieser Grundmasseeinschlüsse parallel den Krystallflächen verläuft. Be- sonders bei den klaren Individuen ist dies schön zu beobachten. Zuweilen Karlsbader Zwillinge. Der Plagioklas, dem Orthoklas an Menge stets nachstehend, verhält sich in allen Beziehungen diesem analog, nur waren völlig frische Individuen nicht zu beob- achten. Quarz selten, mit wenig Einschlüssen, in Form von unregelmässigen Körnern, nur selten Aggregatpolarisation zeigend. Beim Biotit hat meistens die Zersetzung schon begonnen, was sich aus der Entfärbung und dem Auftreten von opaken Eisen- erzkörnern in ihm schliessen lässt. Zuweilen ist völlige Entfär- bung eingetreteu, nicht selten auch chloritische Zersetzung. Die Farben sind stets grün, der Pleochroismus zuweilen schwach, meist vom Gelbgrüu zum Dunkelgrün. Magnetit in grösseren Körnern und Krystallen nicht selten. He imath: No. 31537 ist ein Bredvadsporphyr, von den beiden andern gehört No. 31544 ebenfalls hierher. Demgemäss ist die Heimath dieser Porphyre in einem Gebiete zu suchen, das sich vom Oesterdalelf bis nach Herjeädalen in Jemtland erstreckt. Südlich von Dalarne ist der Bredvadsporphyr anstehend unbekannt. No. 31552, Steindammer Thor, 85 Fuss. Das Gestein gleicht im frischen Bruche auf den ersten Anblick einem Felsitfels, da die sparsamen Feldspatheinsprenglinge aus dem tiefdunkelu (fast violetten) Carmiu der Grundmasse nur schwer heraustreten. Besser markiren sie sich auf den Geröll- flächen. Das Gestein, ein Hornsteinporphyr nach der alten Classification, ist sehr hart, so dass es am Stahle Funken giebt; die Farbe wird durch Verwitterung zu <'iuem weisslichen Carmin, 38 Johannes Koun, Ueber diluviale Geschiebe U. d. M. zeigt sich die Gi’undmasse nur schwach durch Eisen- oxyd pigmentirt, dagegen massenhaft von Magnetit erfüllt, der in sehr kleinen Körnchen (Durchschnittsgrösse 5 jx) auftritt und nur durch Isoliren aus dem Gesteinspulver bestimmbar war. Die Vertheiluug des Magnetits ist im Allgemeinen ziemlich gleich- massig, doch häuft er sich an Stellen der Gruudmasse , wo ein gelbbraunes Mineral (wohl ein Verwitterungsproduct, vielleicht Limonit?) in zahlreichen Körnchen auftritt, in Streifen und Flecken an, sodass, wenn mau den Dünnschliff mit der Lupe betrachtet, diese Vertheiluug den Anschein einer Fluctuationsstructur ge- währen kann. Durchschuittsgrösse der scharf begrenzten Mikro- pegmen 0,2 Millimeter, der Pegmatomeren 10 p; beide Grössen va- riiren wenig. Verwachsuugsweise der Mikropegmeu unregelmässig. Grüner Biotit in der Grundmasse sparsam, in kleinen Schüppchen ; oft zersetzt in ein chloritisches Mineral. Einsprenglinge gegen die Grundmasse sehr zurücktretend. Orthoklas meist in kleinen unregelmässigen Körnern, zuweilen gut auskrystallisirt und daun bis 7 Millimeter laug. Häutig schliesst er kleine runde Quarzköriier ein; er ist stets in der kaolinischen Zersetzung begriffen, wobei Muskowitschüppchen, selten Epidot auftreteu. Pigrnentirung ursprünglich sehr schwach. Der Plagioklas, seltener als der Orthoklas, zeigt meist sehr scharfe Umgrenzung; in einigen Fällen sind die Ecken der Durch- schnitte vollkomujen scharf. Die Zwillingsstreifung ist gut zu beobachten, da die Zersetzung wenig vorgeschritten ist. Quarz in Aggregatform, wobei die Subindividuen sehr klein werden, sodass die Quarze zuweilen schwer von der Grundmasse zu unterscheiden sind. Oft in Trümern, dann wohl secundär. Biotit in grösseren Individuen selten, meist stark angegriflen. Farbe grün, Pleochroismus meist schwach; Maguetitköruchen in ihm häufig. Heimath: Vielleicht Dalarne. der Königsberger Tiefbolinmgen. 31) B. Felsophyr, Grundmasse vorwiegend mikrofelsitisch. l. Mikrofelsitsubstanz ohne weitere Anordnung. a. Mit makroporphyrischem Quarz. No. 31551, Louisenhöhe bei Königsberg, 11 — 16 Meter. Die Farbe der felsitischen, horusteinartigen, au Kauten rötb- lich durchscheinenden Grundinasse ist ein helles Chokoladebrauu, mit schwärzlich -grünen Flecken untermischt. Die fleischrothen Feldspatheinsprenglinge erreichen 4 Millimeter, die f'ettglänzeuden Quarze selten über 1 Millimeter grösste Länge. Die Grundmasse überwiegt bedeutend die Einsprenglinge. U. d. M. im gewöhn- lichen Lichte betrachtet gewährt die Grundmasse ein Bild, wie es etwa eingetrocknete Milch u. d. M. oder die Sonnenoberfläche mit ihren Granulationen in einem starken Fernrohr zeigt. Im II polarisirten Lichte bei -f- Nicols zeigen sich bei geringer Ver- grösserung die Mikrofelsitpartikelchen gegen einander abgegrenzt, sodass man zuweilen einen Mikrogranit mit verzahnten Körnchen zu sehen glaubt; bei Anwendung stärkerer Objective verschwindet dieses Bild und man sieht die Abgrenzungen der Mikrofelsit- theilchen gegen einander verschwimmen. Sehr häufig in die Grundmasse eiugesprengt sind, wie man bei abgehobenem Analy- sator oder II Nicols sieht, höchst feine, dunkle, mikrolithische Nadeln, die zuweilen etwas gekrümmt sind und eine Länge bis zu 40 [i erreichen können, meist jedoch weit darunter in der Grösse von 5 bis 10 ji. bleiben. Zuweilen zeigen sich diese Nadeln knicförmig scharf geknickt; bei einem Individuum, dessen l)eide Hälften parallel der Ebene des Schliffes lagen, wurde der eingeschlossene Winkel zu 114^ gemessen. Andere Individuen zeigten etwas grössere Werthe, doch lagen sie nicht in der Bild- ebene. Danach wäre es nicht unmöglich, dass hier Rutil vorläge, das gemessene Individuum wäre dann ein Zwilling nach P co. Sage nitische Anordnung der Nadeln wurde nicht beobachtet; auch Fluctuationsstructur, die sich durch das Vorwalteu einer Richtung in der Anordnung der Nadeln hätte zeigen können, fehlte. Massenhaft fiuden sich in der Giuudmasse mikrolithische Musi«»- 40 Johannes Korn, lieber diluviale Geschiebe witschüppchen, durchschnittlich etwa 20 [x lang. Die Grundmasse ist schwach piginentirt durch ziemlich gleichmässig vertheilte, sehr feine, schwarze und bräunliche Körnchen, die vielleicht zum Theil dem Magnetit angehören. Sie überschreiten kaum jemals 5 jx, doch sind Körnchen von dieser Grösse selten, meist sind sie viel kleiner. Eisenoxydkörnchen nicht häufig; selten sind auch Schüpp- chen eines chloritischen Minerals. Einsprenglinge: Orthoklas z.Th. in wasserklaren Individuen, ähnlich dem Adular, meist jedoch kaolinisch zersetzt und dann mit Muskowitschüppchen durchspickt. Flüssigkeitseiuschlüsse Hessen sich nicht beobachten ; Eisenoxyd-Pigment fehlt in den wasserhellen, scheint aber in den zersetzten vorhanden zu sein. Umrisse der klaren Individuen scharf. Plagioklas scheint zu fehlen. Quarz in Körnern, oft mit Aggregatpolarisation, wobei aber das ganze Individuum nur in wenige Subindividuen zerfällt. Flüssigkeitseinschlüsse waren auch hier nicht mit Sicherheit zu beobachten, andere Einschlüsse sind häufig. Meist sind die Quarze nicht scharf begrenzt; Einbuchtungen der Grundmasse in die Körner kommen vor, wie auch bei den B''eldspathen. Mus- kowit ausser in Mikrolithenform sparsam in kleinen unregel- mässigen Läppchen und Fetzen; ebenso Biotit, doch seltener, meist grösser als die Muskowite. Chlorit, von Muskowit durch- spickt, ziemlich häufig in unregelmässigen Blättchen. Pyrit sparsam, in winzigen Blättchen und Kryställchen. Magnetit in grösseren Körnern selten. Heimath: Der Porphyr gehört zu den finnischen Rapakiwi- porphyren. No. 31695, Herzogsacker, 54 Meter. Grundmasse rothbraun, matt, ganz durchspickt mit kleinen glasglänzenden Quarzen und winzigen röthlichen Feldspathen. Die grösseren Quarzeinsprenglinge (bis 2 Millimeter) haben einen weisslich-blauen Schimmer, die Feldspathe, zuweilen bis 6 Milli- meter, meist nicht über 2 Millimeter lang, sind fleischroth bis bräunlichroth. U. d. M. erscheint die Grundmasse bei -j- Nicols fast isotrop, selbst an den dünnsten Stellen des Schliffes, nur die der Königsbei'gcr Tiefbohrungen. 41 zalillosen scharfkantigen nnd eckigen Quarzkörncheu , die in ihr enthalten sind, verhindern die völlige Verdnnkelnng des Gesichts- feldes. Die Grundinasse ist dicht erfüllt mit verschieden gefärbten Körnchen; die theils dem Eisenoxyd, theils dem Magnetit ange- hören mögen. Die kleinsten scheinen das gewöhnliche rotli durch- scheinende Eiseuoxydpigment zu sein, ihre Grösse bleibt unter 1 [x. Auf diesem dicht pigmentirten Untergründe sind grössere Körner von Eisenoxyd sichtbar, sowie opake Körner (Magnetit?), beide etwa gleich häufig und ziemlich dicht ausgestrent. Die Durch- messer betragen im Durchschnitt etwa 6 — 8 p. Durch diese Grundmasse, in der nur kleine Partieen schwach doppelbrechend sind, schimmern überall die oben erwähnten scharfeckigen Quarz- körner, die durchaus den Eindruck von Bruchstücken machen. Ihre Dimensionen sind meistens keineswegs so bedeutend, dass man sie im andern Falle als Einsprenglinge betrachten würde; bei dem vorliegenden Porphyr aber ist ein ganz allmählicher Uebergang von diesen kleinsten bis zu den grössten Quarzen ge- geben, wobei die Durchschnitte stets dieselben splitterartigen scharfkantigen Formen zeigen. Zuweilen lassen sich auch Stücke beobachten, die in eine Lücke eines benachbarten grösseren Quarzes vollkommen hineinpassen; auch Bruchstücke von kry- stallouomisch umgrenzten Individuen kommen vor. Ganz die- selben Erscheinungen beobachtet man an den Feldspathen, sodass es durchaus den Anschein hat, als sei nach der Anskrystallisirung der Einsprenglinge die Masse noch einmal in Bewegung geratheu und habe dabei die grösseren Krystalle zerbrochen. Eine Fluidal- structur der Grundinasse ist indessen nicht zu beobachten. Möglicherweise könnte also auch eine Aeusseruug einer sehr energischen Dynamometamorphose vorliegen; doch ist bei den Quarzen eigentliche A-ggregatpolarisation sehr selten, was gegen diese Annahme sprechen dürfte. Die Zwillingslamellen der Plagio- klase sind zuweilen vielfach gebogen und geknickt, andere Indi- viduen sind ganz zerbrochen und durch Quarz wieder verkittet, manchmal auch durch Grundinasse (so auch zerbrochene Quarze zuweilen). Die Pigmentiruug der Einsprenglinge ist meist schwach. Interessant ist es, dass die Zwillingslamellen der Plagioklase ver- 42 JoHAMNEs Kor'j, Uebei' diluviale Geschiebe schieden stark pigmentirt sind, so dass sie auch bei gewöhnlichem Lichte schon gut erkennbar sind. Die Quarze sind weit stärker mit Einschlüssen erfüllt als die bisher hier beschriebenen Porphyre. Verwitterung scheint kaum begonnen zu haben. Auch die La- mellen des Biotits, der spärlich vorkomint, sind gebogen. Der Biotit zeigt braune Farbeutöne, der Pleochroismus geht vom Gelbbraun zum dunkeln Brauugrüu. Grössere Maguetitkörnchen sind sparsam. b. Ohne makroporphyrischeu Quarz. No. 31556, Albrechtshöhe bei Königsberg, 23 — 44 Meter. Es liegt ein duukelvioletter Porphyr vor, der zum Theil epi- dotisirt ist, sodass als Folge der Epidotbildung auch Quarzaus- scheidungen 1) Vorkommen, die aber als secuudär bei der Diagnose ausser Betracht kommen müssen. Wahrscheinlich ist das Gestein ursprünglich vollkommen quarzfrei gewesen. Grundmasse dunkel- violett, im Bruche matt, splittrig; die Feldspathe bis 4 Millimeter laug, theils weisslich, theils von derselben Farbe wie die Gruud- masse. Grüne und gelblich-grüne Flecke, von Epidotanhäufungeu herrührend, überall im Gestein. U. d. M. zeigt die Grundmasse ein Gewirr der verschiedengestaltigsteu opaken Körner, die einem Eisen- erze augehöreu (die Anwesenheit von Magnetit war nicht festzu- stelleu). Auch bei der stärksten anwendbaren Vergrösserung — Im- mersionssysteme standen leider nicht zur Verfügung — blieb noch ein violetter Schimmer übrig, der nicht aufgelöst werden konnte, der aber nicht durch Färbung, sondern durch Pigmentirung her- vorgerufeu sein dürfte. Die Körnchen sind vielfach in kurzen geraden Linien angeorduet, die grösseren Körner sind durch An- häufung von kleineren gebildet. Vielfach kommt in der Grnud- inasse ein graues, durchscheinendes Mineral vor, das durch Zer- setzung aus dem opaken Eisenerze gebildet zu sein scheint und wie dieses aus Körnchen besteht. Ob diese Beobachtung auf Bmenit schliessen lassen darf, mag dahingestellt sein. Selten sind Eiseuoxydkörncheu. Schüppchen von Muskowit treten häufig auf. b Vergl. oben S. 29, No 31554. der Königsberger Tief bohrungen. 43 ebenso Epidotkörnchen. Im übrigen ist die Grnndinasse völlig mikrofelsitisch; bei -f- Nicols zeigen sieb zwar anisotrope ver- schwiinmende Flecken, zu einer Individualisirung der Gemeng- theile kommt es jedoch nicht. Einsprenglinge: Orthoklas meist in gut ansgebildeten Krystallen, die Ecken oft sehr stark abgerundet, zuweilen da- gegen ganz scharf. Stets zersetzt, theils in Kaolin niit Auftreten von mikrolithischeu Muskowitscliüppcheu, theils in Epidot, der in Form von unregelmässigen Körnern auftritt. Die Pigmentirung ist schwach. Plagioklas selten, in leistenförmigen Krystallen. Ecken meist abgeschmolzen, Zwillingsstreifung stark verwischt, sonst wie Orthoklas. Quarz fehlt in den unzersetzten Partieen und tritt nur mit Epidot vergesellschaftet auf, daun undulös löschend und mit Aggregatpolarisation. Flüssigkeitseinschlüsse scheinen ganz zu fehlen, Dampfporen sind selten, häufig dagegen Einschlüsse anderer Art, wie Eisenoxydköruchen, Chlorite, Epidote. Nicht selten sind lange farblose, mikrolithische Nadeln e'iiies unbestimmbaren Minerals. Gegen die Grnudmasse ist er durch eine breite Epidotzone abge- trennt. Pennin kommt in einer eigentbümlichen Ausbildungsweise vor. Die Krystalldnrchschuitte des gelblichen, grünlichen oder farb- losen, fast einfach brechenden Minerals sind meist gut ausgebildet und sehen wie rhomboedrisch aus. Die meisten Individuen sind erfüllt mit opaken Eisenerzkörnchen, die sich in einer Raudzoue zu einem meist völlig schwarzen, zum Theil rothbraun durchschimmerndeu Kranze vereinigen, der die Krystallumrisse scharf einhält. Das Innere der Durchschnitte bleibt bis auf vereinzelte Körnchen meist völlig klar, enthält jedoch oft mikrolithische Schüppchen (vielleicht von Muskowit), oft auch Eisenoxydkörnchen. Zuweilen geht die Erzerfüllung soweit, dass nur kleine Theilcheu der Mitte klar geblieben sind, die oft noch durch schwarze Balken zertheilt sind. Es dürften dies mehr randliche Durchschnitte sein. Manche Individuen zeigen keine Einlagerung, sondern nur eine Um- lagerung diu-ch die Erzkörnchen, so dass hier die Grundmasse stark mit Pigment angereichert erscheint Da sich kein Unter- schied zwischen den eingelagerten und den umlagernden Theilchen wahrnehmen lässt, so dürfte hier eine primäre Erscheinung vor- 44 Johannes Korn, Ueber diluviale Geschiebe liegen, wie sie beim Augit, bei der Hornblende und dem Biotit schon oft beobachtet wurde. Der wachsende Krystall übt eine anziehende Kraft auf die schon ausgeschiedenen Erzkörucheu des Magmas aus, so dass diese z. Th. eiugeschlossen wurden, zum Theil den Krystall umlagerten. Epidot meist in unregel- mässigen Körnern und steugligen Individuen, zuweilen in laugen, wurmartig gekrümmten Schnüren, ähnlich dem Helmiuth. Farbe meist citrouengelb, Pleochroismus deutlich. Apatit nicht selten in Säulen und Körnern, meist ziemlich grosse Individuen. Heimath: Höchst wahrscheinlich Dalarue. 11. Mikrofelsitsubstaiiz z. Th. aus Felsosphäriten bestehend. a. Felsosphärite führend. No. 31546, H Werkstättenbrunnen Pouarth, 45, 19 — 48,5 Meter. Grundmasse kräftig bi-aunroth, kantendurchscheinend, sehr gleichmässig gefärbt, von splittrigem Bruche. In ihr liegen weisse bis hellrothe Feldspathkry stalle (bis 8 Millimeter lang), mit dunkel- rothen bis braunen Adern und kleinen ebenso gefärbten Ein- schlüssen, und tropfenförmige Quarze (bis 7 Millimeter lang), grau, fettgläuzend, meist mit deutlichen Krystall flächen, aber ab- gerundeten Kanten, von Adern der Grundmasse durchzogen. Selten sind kleine Partieen eines dunkelgrünen chloritischen Minerals. U. d. M. erweist sich die Grundmasse als zum grössten Theile aus Felsosphäriten bestehend. Bei Nicols zeigen diese kugeligen, im Durchschnitte etwa 0,16 Millimeter messenden Gebilde zierliche Interfereuzkreuze, der Charakter der Doppelbrechung ist negativ. Die Umgrenzuug ist meist ziemlich scharf. Die ganze Grund- masse ist reichlich erfüllt mit rothem Ferritstaube, der unregel- mässig vertheilt ist und sich namentlich im Centrum der Felso- sphärite angehäuft zeigt. Der nicht sphäritisch ausgebildete Theil der Grundmasse zeigt theils mikropegmatitischen Aufbau, theils mikrogranitischeu , theils auch mikrofelsitische Sul)stanz ohne lie- ') Ve.rgl. Cohen, Neues Jahrb. 1881, 1, S. l'.tä. der Königslierger Tiefliobningen. 45 sondere Structiir. Die ansgescliiedenen Quarze und Feldspathe sind von einem ca. 0,1 Millimeter breiten Hofe umgeben, der ans aneinander gereihten kleineren oder grösseren Sectoren von Felso- spliäriten bestellt und demgemäss im || pol. Ijichte zwar keine vollständigen Interfereuzkrenze, aber doch dunkle, den Haupt- sidinitteu der Nicols parallele Balken zeigt. Ganz vereinzelt treten in der Grundmasse Epidotkörncheu und ein grünes chloritisches Mineral in Schüppeheu auf. Von den Einsprenglingen ist der Orthoklas immer in kao- linischer Zersetzung begriffen, wobei zuweilen Epidot erscheint. Die ursprüngliche Eiseuoxydpigmeutirnug ist sehr schwach; doch zeigt sich an einzelnen Stellen stärker angehänftes Pigment, wo- durch die makroskopisch hervortretenden Adern etc. des Orthoklas gebildet werden. Die Ecken sind stark gerundet, die Umgrenzung der Durchschnitte ist unscharf. Die Höfe sind schon oben er- wähnt. Plagioklas war nicht zu constatiren. Der Quarz ist von zahlreichen perlschunrartig angeordneten Einschlüssen durch- schwärmt, die hier wohl als Glaseiuschlüsse anfzufasseu sind. Dafür sj)richt die Unbeweglichkeit der seltenen Libellen, ihre stets sehr breite Umraudnug, endlich die zarte Contouriruug der Ein- schlüsse. Umgrenzung der Quarzdurchschuitte haarscharf. Sehr oft durchziehen Adern der Gruudmasse die Quarze, auch linden sich isolirte Partieeu eiugeschlosseu. Einmal wurde ein regel- mässig umgrenzter Durchschnitt einer Grnndmassepartie beob- achtet, der ein verzogenes Sechseck darstellte, dessen Seiten denen des Wirths parallel waren. Grüner Chlorit in schuppigen Aggregaten. Heimath: Der Porphyr gleicht makroskopisch ausserordent- lich einem Quarzporphyr von Emkarby auf Aland ; dieser zeigt indessen eine vollkommen mikropegmatitische Grnndmasse, führt auch Magnetit. Mit den sonstigen Alaudsporphyreu ist Ueber- einstimmuug nicht vorhanden, auch in Schweden und Finland Aehnliches nicht bekannt, sodass die Frage nach der Heimath des interessanten Gesteins vorläufig offen bleiben muss. Johannes Korn, lieber diluviale Geschiebe 4ß b. Axiolithe führend. No. 31539, Commandantur, 5 — 38 Meter. Im Habitus gewissen Elfdalener Porphyren, etwa dem Dala- porphyr Mjagen ähnelnd. Grundmasse chokoladebraun, sehr dicht, flachmuschlig bis splittrig brechend, mit vielen bis 4 Millimeter grossen, gelblich- weissen bis hellrotheu Feldspatheu und spär- lichen, bis 1 Millimeter grossen fettgläuzenden Quarzen. Die mikroskopische Untersuchung ergiebt für die Grundmasse im all- gemeinen eine köruig-mikrofelsitische Beschaffenheit, um mich so auszudrückeu, d. h. in der mikrofelsitischeu Grundmasse sind körnige Bestaudtheile enthalten, die Doppelbrechung zeigen und bei der Totaldrehung des Tisches viermal auslöschen, aber keine scharfen Umgrenzungen besitzen, sondern in die umgebende fast isotrope Substanz verschwimmen. Daneben sind zahlreiche Axio- lithe zu beobachten, die aus Segmenten von Felsosphäriteu zu- sammengesetzt sind, demgemäss den Nicolhauptschnitten parallele Interferenzbalkeu zeigen und eine Breite von etwa 0,2 Millimetern bei sehr verschiedener Länge besitzen. Sie rufen bei der Be- trachtung des Schliffes mit dem blossen Auge den Findruck der Fluidalstructur hervor. Die ganze Grundmasse ist schwach pig- meutirt durch feinste braunrothe und schwarze Körnchen; die Pigmentiruug der Axiolithe ist etwas stärker. Oft ist in der Grundmasse u. d. AI. ächte Fluidalstructur zu beobachten, die sich durch die Anordnung der Körnchen als solche documentirt. Klüfte und Sprünge, die die Grundmasse durchziehen, sind theils durch Quarztrümer, theils durch Epidotnadelu und -Krystalle ausgefüllt. Finspreuglinge : Die Feldspat he stark überwiegend, Ortho- klas und Plagioklas an Alenge etwa gleichwerthig. Beide stark kaolinisch angegriffen, frische Individuen nicht mehr vorhanden; Muskowitschüppchen sowie nicht selten Epidot und ein chloriti- sches Mineral führend. Höfe nicht zu beobachten. Die spar- sameren Quarze zeigen oft scharfe krystallonomische Umgren- zungen und verhältuissmässig wenig Einschlüsse; Gruudmasse- einschlüsse sehr selten. Interessant sind Pseudomorphosen von der Kölligsberger TiefboLrungen. 47 Epidot uacli Feldspath (wohl Orthoklas). Majrnetlt in grösseren Individuen selten, Apatit in den Feldspatheinsprengliugen in Körnern und Säulen anftreteud. Heimath: Höchst wahrscheinlich Dalarne. Anhangsweise mag hier ein höchst charakteristisches Gestein behandelt werden, das eigentlich niclit in diese Gruppe gekört. Die inikrogranitisch ansgebildete Grnndinasse ist zwar znin grossen Theil ans Orthoklas und Quarz zusammengesetzt, enthält aber auch vieltach Plagioklas, sodass das Gestein, das als eingesprengteu Feldspath vorzugsweise Plagioklas führt, bei seinem Reichthnm an basischen Einsprenglingen — es enthält Hornblende und Biotit — zu den Porphyriteu und zwar zu den Dioritporphyriten gezählt werden kann. Sind schon die Porphyrite mit einer Grnnd- masse, wie sie dieses Gestein führt, nicht häutig, so ist das Neben- eiuandervorkommen von Amphibol und Biotit in diesen Gesteinen geradezu als selten ’) zu bezeichnen. Die Holfnnng, den Ursprung des interessanten Gesteins bestimmen zu können, durfte demnach nicht ungerechtfertigt erscheinen, und darum mag dieser Porphyrit hier beschrieben werden, während die übrigen Porphyrite ‘2) als zu wenig charakteristisch übergangen worden sind. No. 31687, Haberberger Grund, neue Wagenhänser, 27 bis 39 Meter. Grnndinasse hell carmiuroth, Ijeinahe fleischfarbig, an Masse etwa gleich den Einsprenglingen, die ans weissem l)is grünlich- gelbem Feldspath (Zwillingsstreifung des Plagioklas ist mit der Lupe nicht zu constatiren), Biotit von schwärzlichem Braungrün und tief dunkelgrüner Hornblende bestehen. U. d. M. erscheint die Grundmasse ziemlich grob inikrogranitisch, Durchmesser der Körner durchschnittlich 80 [j.. Wenn die rundlichen oder kurz rectangulären Feldspathköruer der Gruudmasse dem Orthoklas b Vergl. Zirkel, Lehrb. d. Petrographie. 1894, II, S. 537. b Der höchst charakteristische finnische Uralitporphyrit war unter dem hier bearbeiteten Materiale nicht vorhanden, ist aber sonst in Ostpreussen ge- funden w'ordon. 48 Johannes Korn, lieber diluviale Gescliiebe angehöreu, wofür auch der durch Flammenfärbuug erwiesene deutliche Kaligehalt der Gruiidmasse spricht, so treten in der Grundinasse beide Feldspathe auf, mit bedeutendem Ueberwiegen des Orthoklas ^). Die lang leistenförmigen Individuen sind weit seltener zu beobachten und zeigen zuweilen Zwillingsbildung, hin und wieder auch polysynthetischeu Bau. Die Pigmentirnng durch Eiseuoxydköruchen ist schwach. Sparsam sind der Grundmasse Magneteisenkörnchen eingestreut, von den verschiedensten Grössen, doch meist viel kleiner als die Körner der Grundmasse. Zuweilen kommt der Magnetit auch in den oben S. 28 u. 3(1 beschriebenen netzförmigen Anhäufungen kleinster Körnchen vor. Die Bisilicate Glimmer und Hornblende scheinen in der Grundmasse als primäre Gebilde ganz zu fehlen; kleine Chloritfetzen, die hin und wieder aiiftreten, dürften secundärer Natur sein, ebenso wie Epidot- körncheu, die nicht selten einzeln und in kleinen Anhäufungen zu beobachten sind. Apatit in der Grundmasse nicht selten in Form von kurzen Sänlchen mit abgerundeten Endflächen. Einsprenglinge; Ob Orthoklas überhaupt vorhanden ist, muss zweifelhaft bleiben. Bei der starken kaolinischen Umwand- lung der Feldspathe blieben sowohl die optische Untersuchung als die chemische Prüfung ohne sicheres Resultat. Jedenfalls steht er, wenn überhaupt vorkommeud, an Menge weit zurück hinter dem PI agiokl as. Dieser in ausgebildeten Krystallen und Körnern bis zu 11 Millimeter Länge vorhanden, von weisser bis grünlich-gelber Farbe, stellt die Hauptmasse der Einsprenglinge dar. Er ist fast stets zersetzt, selten sind einige kleinere Indivi- duen ziemlich frisch. Die Zersetzung ist kaolinisch, wobei zu- weilen Muskowitmikrolithe auftreten, die aber auch fehlen können. Die ursprüngliche Pigmentirung des Plagioklas scheint nur schwach gewesen zu sein, wie mau au uuzersetzteu Stellen cou- statireu kann. Selten treten Epidot und Magnetit im Plagioklas auf. Die Abgrenzung der Durchschnitte gegen die Grundinasse ist nie scharf geradlinig, doch ist Hof bildung nicht zu beobachten. Quarz, der etwa 1/3 tlei’ Gi’undmasse ausmacht, fehlt in grösseren b Vergl. Rosenbusch, Mikr. Pliys. II, S. 451. der Königsberger Tiefbolirnngen. 49 Individuen vollständig. Biotit in sechsseitigen Tafeln von etwa 3 Millimetern Durchmesser und kurzen Säulen, sowie in Blättern und Fetzen anftreteud, von dunklem Brauugrün, zeigt meist sehr lebhaften Pleochroismus von Gelb und Grünlichgelh bis zum dunkeln Blangrün und Brauugrün. Hornblende in Säulen, doch zeigen die Durchschnitte meist unregelmässige Formen. Tief dunkelgrün, pleochroitisch von hellem Brauugrün bis zum dunkeln Graugrün; oder von Gelbgrüu bis zu duukelm Blaugrüu, dies hei den mehr entfärbten Individuen. Selten ist die Hornblende frisch, oft zeigt sie entfärbte Stellen, in denen dann meist reichlich opakes Eisenerz in grossen, unregelmässigen Körnern (wohl Mag- netit) auftritt. Auch Umwandlung in Epidot wurde vereinzelt beobachtet. Apatit oft in der Hornblende, in kurzen Nadeln. Ilmeuit in grösseren Körnern nicht selten, fast stets mit Lenkoxenrinde. Heimath: Der westliche Theil Dalarnes. ill. Lieber die Herkunft der Geschiebe. Die Sedimeutärgeschiebe Altpreusseus sind bereits vielfach der Gegenstand eingehender üntersuchnugeu gewesen, und mau hat geglaubt, aus mannigfachen petrographischen und fanuistischen Uebereinstimmungeu dieser Geschiebe mit anstehenden Gesteinen einen sicheren Schluss auf ihre Heimath ziehen zu können. Mehr und mehr stellt es sich indessen heraus, dass ein grosser Theil der bis dahin als charakteristisch betrachteten Geschiebe als Leit- geschiebe nicht zu verwertheu ist, da ihre Heimath auch in nun- mehr von der Ostsee überflutheteu Gebieten gelegen haben kann. So bezeichnete beispielsweise Jentzsch 1884 als für ehstländi- sche Heimath mit Sicherheit herauzuziehende Geschiebe u. a. Backsteiukalk und Cyclocrinnskalk; es wäre demnach in Ost- preusseu eine uordost-südwestliche Trausportrichtuug des Inland- eises durch den Fund solcher Geschiebe festgelegt. Inzwischen b Dieses Jahrb. f. 1884, S. 691. Jahrbuch 1894. [4] 50 Johannes Korv, üeber diluviale Geschiebe hat sich heraiisgestellt ^), dass sowohl Cyclocriuiiskalk als Back- steiukalk mit dem in Norddeutschlaud gefundenen übereinstim- mend als Geschiebe auf Aland Vorkommen, vermuthlich also aus dem bottnischen Meerbusen stammen. Ja es lässt sich fast das ganze ehstländische Untersilur aus äländischen Geschieben und einigen wenigen anstehenden Resten am bottnischen Meerbusen reconstruiren. Es ist also eine Herkunft der ostpreussischen Untersilui-geschiebe aus Ehstland nicht nothwendig; sie können ebensogut aus dem bottnischen Meerbusen hierher gelangt sein. Jede Sicherheit der Bestimmung der TransporJrichtung hört bei dieser Sachlage auf, weil eine Schwankung von 45® in der Transportrichtung für Ostpreussen daraus resultirt. Etwas anderes ist es, wenn solche Geschiebe etwa in Holland gefunden werden; die Fehlergrenze der Richtung würde hier nur etwa 15® betragen und das ist schon ein wesentlich günstigeres Verhältniss. Ausser dieser Fehlerquelle ist es noch ein anderer Umstand, der die Heimathshestimmung von Sedimentärgeschieben unsicher macht. Grewingk sagt 2) hierüber: »Für letzteren Zweck (die Ursprungs- bestimmung) erscheinen die sedimentären Geschiebe im ganzen weniger geeignet als die massigen, weil die Gesteine und Ver- steinerungen ersterer fast immer über grössere Gebiete und Zonen verbreitet sind, Mineralien und gewisse, namentlich eruptive Gebirgsarten dagegen meist in beschränkteren Arealen auftreten«. Cohen und Deecke sprechen sich über diesen Gegen- stand in folgender Weise 3) aus: »Wenn man jetzt auch wirklich an einer Stelle Skandinaviens eine Schicht anstehend findet, welche faunistisch und petrographisch mit einzelnen Geschieben Nord- deutschlands übereiustimmt, so ist noch keineswegs damit be- wiesen, dass nun die Heimath aller gleicbaltrigen diluvialen Blöcke 1) Cohen und Deecke, lieber Geschiebe a. Neuvorp. u. Rüg., Mittheil. d. naturw. Yer. f. Neuvorp. u. Rüg. i. Greifswald, 23. Jahrg. 1891, S, 78, dort die weitere Litteratur. Ferner C. Wuman, Ueb. d. Silurgeb. d. Bottn. Meeres, Bull, of the Geol. Inst, of Upsala Vol. I, No. 1, 1893; Neues Jahrb. f. Min. etc. 1894, II, S. 98. 2) Sitzungsber. d. Naturforscher- Ges. b. d. Uri. Dorpat. VI. Bd. , 3. Heft. Dorpat 1884. S. 517. 3) loc. cit. S. 5 f. der Königsberger Tiefbobrungen. 51 iu dieser Gegend zu suchen ist. . . Vielmehr muss mau die Heimath solcher Geschiebe vorzugsweise in den jetzt denudirteu oder vom Meere eingenommenen Gegenden suchen. . . Bestätigt wird dies durch die neueren Untersuchungen der schwedischen Geologen, welche Silur in einzelnen Schollen längs des norwegi- schen Grenzgebirges allmählich bis nach Lappland hinauf verfolgt haben, woraus zusammen mit den isolirteu Partieeu des mittleren Schwedens und Finlands eine ursprüngliche vollständige Bedeckung der skandinavischen Masse durch paläozoisches Sediment zu folgern ist Demgemäss wird auch die Ursprungsbestimmung eines jeglichen silurischen Geschiebes immer eine sehr unsichere bleiben. Die massigen Gesteine dagegen pflegen in Form von Stöcken oder Decken an engere Gebiete gebunden zu sein und innerhalb der- selben charakteristische Mei’kmale zu zeigen, welche in ver- wandten Vorkommen zwar in ähnlicher, aber selten in genau gleicher Weise auftreten«. Bei dieser Sachlage schien es angezeigt, auf den Versuch einer Ursprungsbestimmung der Sedimeutärgeschiebe zu verzichten und Zeit und Mühe lediglich auf die mehr gesicherte Resultate versprechenden krystallinen Geschiebe zu verwenden ^). Noch will ich bemerken, dass eine ausführliche Beschreibung der untersuchten Stücke, da es sich um bekannte Typen handelt, hier nicht beabsichtigt wurde. Es sind deswegen nur da, wo es nöthig schien, kurze Diagnosen gegeben worden. Es haben sich nun folgende Gebiete als Heimath von Königs- berger Bohrgeschieben nachweisen lassen: 1. Finnland. Beispiele: Von den hier behandelten Porphyren stammen aus Finnland die NNo. 31543, 31545, 31550, 31547, 31541, 31555, die sämmtlich mit Sicherheit auf den Quarzporphyrsaum des Süd- b Als interessante Funde an Sedimentärgeschieben sollen hier beiläufig er- wähnt werden: Palaeocyclvs porpita L., Preussenbad, 2 — 10 Meter und Kal gen II, 15 — 22,75 Meter, der vierte Fund dieser Koralle in Norddeutschland, sowie zwei Bruchstücke von Gyprina ülandica L., Proviantamt Mahlmühle, 38 — 45,5 Meter und 72 — 77 Meter. [4U 52 Johannes Korn, Ueber diluviale Geschiebe raiides des Wiborger liapakiwigebietes zurückzuführen sind. Fenier gehören dahin No. 31542 und 31551. Vielleicht stammen daher auch die No. 31697 und 31723. Auf das westl. Finnland ist vielleicht zurückzuführen No. 31548^). Von den Graniten gehört: No. 31693, Haberberger Grund, neue Wagenhäuser 43 bis 45 Meter, zu der Gruppe, die Seeck^) als »Syeuitgrauit mit dunkelbraunem Orthoklas und viel Hornblende« bezeichnet hatte. Hei den nahen Beziehungen dieser Gesteine zum Wiborgrapakiwi ist an ihrer Herkunft von dort um so weniger zu zweifeln, als derartige Gesteine dort anstehend gefunden werden. Auf den Alandsinseln kommen diese Gesteine nicht vor. Beschreibung und Vergleich siehe Seeck, 1. c. S. 610. Nachzutragen ist bei dieser Beschreibung die Häufigkeit des Vlikroklins in diesen Gesteinen, sowie für das vorliegende Stück der grosse Reichthum au Biotit und die Anwesenheit von Zirkon. Es muss hierbei noch hervor- gehoben werden, dass, wie auch Seeck angiebt, die Rapakiwi finnischer Herkunft in Ostpreussen zu den häufigen Geschieben o-ehören. Wenn trotzdem in dem vorliegenden Alateriale nur dies eine Stück als hierher gehörig bestimmt werden konnte, so beruht dies ebenso auf einem Zufall, wie z. B. das hVhleu der äläudischen Porphyre. Jüngeren archäischen Graniten Finnlands sind sehr ähnlich folgende Stücke^): No. 12946, Infant. -Kaserne am Steindainmer Thor, 61 Meter, aus Grand. Das Gestein ist ein mittelkörniger Aplit mit hellrotheu Feld- spathen (bis 1 Centimeter gross, meist viel kleiner) und farblosem bis o-rauem Quarz, der häufig zuckerköruige Structur besitzt. Spärliche schwarzgrüue Fleckchen (unter 2 Millimeter) gehören 9 Diese Ursprungsbestimmungen sämmtlich nacb brieflichen Mittlieilungen von Herrn Dr. Sedebholm. 2) Z. d. D. g. G. 1884, S. 610 f. 3) 1. c. S. 626. 9 Das Vergleichsmaterial verdanke ich Herrn Dr. Sedebholm. der Königsberger Tief bolirungen. 53 dem Magnetit, z. Th. wohl auch dem Biotit au. U. d. M. zeigt das Gestein sehr schön ausgebildete Mörtelstructur ^). Der ortho- tome Feldspath überwiegt bedeutend über den Plagioklas. Auf- fallend ist noch der grosse Mikroklingehalt, sowie das bnchten- ai'tige Eindringen des Quarzes in die Feldspathe. Ganz ähnliche »postbottuische« Granite stehen nördlich von Keihärjärvi bei Kalvola im Tavastehus Län an, doch scheint bei diesen der Biotit- gehalt etwas grösser zu sein. Da aber derartige Gesteine im skandinavischen Norden ziemlich weit verbreitet sind, darf die Herkunft des Geschiebes von dort nur vermuthuugsweise ausge- sprochen werden. No. 31688, n. Werkstättenbrunnen Ponarth 36,72 — 38 Meter. Das Gestein, ein Biotitgranit mit accessorischer Hornblende, gleicht makroskopisch so auffallend einem Granit, der südwestlich von Leinamojärvi bei Kalvola im Tavastehus Län ansteht, dass das Vergleichsstück wie von demselben Haudstück geschlagen aussieht. Ebenso gross ist die mikroskopische Uebereinstimmung. Der Granit ist ziemlich feinkörnig; der sehr hell rothbrauue Or- thoklas überschreitet kaum jemals 6 Millimeter an Länge. Der Plagioklas, heller als der Orthoklas bis weisslich, zeigt die Viel- lingsstreifuug gut unter der Lupe, er ist zuweilen völlig frisch, während die Zersetzung des Orthoklas, kenntlich an der Trübung und Einlagerung von Epidotpartikelu und Muskowitschüppchen, stärker vorgeschritten ist. Die fast gleichmässig hellrothbraune Farbe des Quarz -Feldspathgemeuges wird unterbrochen durch schwarzgrüueBiotitputzeu (durchschnittlich 3 Millimeter ei’reichend), denen zuweilen etwas grüne Hornblende beigemengt ist. Die Mörtel- structur des Gesteins ist nicht so intensiv ausgeprägt als bei dem vorigen Stücke. Der Orthoklas zeigt u. d. M. nicht selten eine federartige oder palmenähnliche Zeichnung, von der mikropegma- titischen Verwachsung mit Quarz herrühreud. Der Mikroklin erreicht den Plagioklas an Menge. Der Quarz oft zuckerkörnig, u. d. M. mit Aggregatpolarisation. Die Uebereinstimmung des ') Vergl. Töunkbohm, Nägra ord om granit och gneiss. Geol. Foren, i. Stockh, Förh. Y, L881, S. 233. 54 Johannes Korn, Ueber diluyiale Geschiebe Geschiebes mit dem anstehenden Gesteine ist so gross, dass die Annahme einer Herkunft von dort unbedenklich erscheint. No. 2623, Bastion Sternwart, Königsberg, 25 Fuss. Das Gestein steht dem vorigen sehr nahe, doch besitzt es eine flasrige Beschaffenheit, die auf stärkere Druckeinwirkungen deutet ; demgemäss ist die Mörtelstructur sehr ausgeprägt entwickelt. Horn- blende ist etwas häufiger als in dem vorigen Gesteine. Es scheint mir indessen der Schluss auf die Heimath aus der Aehnlichkeit mit No. 31688 allein nicht genügend beweiskräftig, da ein an- stehendes Gestein von identischer Beschaffenheit mir von dort nicht bekannt geworden ist. In diese Gruppe gehört vielleicht noch No. 2640, Bastion Sternwart 37 Fuss, etwas feinkörniger als die vorigen und mit grösserem Hornblendegehalt, doch lässt sich auch von diesem Ge- steine mit Sicherheit die Herkunft nicht erweisen. Ebensowenig ist Gewicht zu legen auf die Uebereinstimmung einiger älterer gneissartiger Granite wie No. 12951 (31612) mit finnischen Ge- steinen; dasselbe gilt von den zugehörigen Dioriten, wie No. 31728, 31641, 31644, 31645. Diese Gesteine sind zu sehr verbreitet, um eine bestimmte Transportrichtuug aus ihrem Vorhandensein unter Geschieben erschliesseu zu können. 2. Die Alandsinseln. Gesteine von diesen Inseln sind in Ostpreussen in beiden Mergeln recht häufig, und bei der leichten Erkennbarkeit schon oft coustatirt worden. In dem von mir untersuchten Materiale fanden sich sechs Stücke, deren Provenienz von den Alandsinseln unzweifelhaft ist. Von den Porphyren konnte keiner mit äländi- schen identificirt werden; bei der Gewinnungsweise unseres Ma- terials kann das nicht auffällig erscheinen. Alandsgranit ist in zwei Stücken vorhanden: No. 31636 Proviantamt Mahlmühle 48—67 Meter und No. 31625 Raveliu Friedland 2 — 6 Meter. 9 Das für diesen Abschnitt erforderliclie Vergleichsmaterial verdanke ich, nebst vielen werth vollen brieflichen Mittheilungen, Herrn Prof. Cohen. der Königsberger Tief bohrungen. 55 No. 31636 ist ein ziemlich grobkörniges (Orthoklas bis 3 Ceuti- meter laug, durchschnittlich 1 Centimeter) Gemenge von cluukel- ziegelrothem eiuschlussfreiem Orthoklas und solchem, der mit Quarz mikropegmatitisch verwachsen ist. Seltener ist der Quarz in grösseren rundlichen bis länglichen Körnei’ii ausgeschieden. Der Plagioklas ist makroskopisch nicht zu constatiren. Von basischen Gemengtheileu ist Biotit von dunkelgrüner Farbe vor- handen, au Menge sehr zurücktreteud, meist mit Chlorit verge- sellschaftet. Kleine Hohlräume selten. Ein Vergleichsstück, das aus der Nähe von Frebbenby im Kirchspiel Hammarland auf Gross- Aland stammt, zeigt u. d. M. bei vollkommener makros- kopischer Uebereinstimmuug eine gleiclunässigere Piginentirung des Orthoklas, auch konnte Verwachsung des Plagioklas nach dem Albit- und Periklingesetze beobachtet werden, bei dem Geschiebe bisher nicht. Doch glaube ich nicht, dass auf diese Difiereuzen der Schlifie sonderliches Gewicht zu legen ist. No. 31625 gehört demselben Typus au, ist aber etwas klein- körniger und wesentlich heller gefärbt. Der Orthoklas ist etwa fleischroth mit gelblichem Stich. Quarz zahlreicher in grauen Körnern, zuweilen ganz schwach bläulich schimmernd. Mit dem braunen Biotit vergesellschaftet tritt hier auch brauugrüne Horn- blende auf (Pleochroismus hellbraungrüu bis duukelbraungrün). Von einem Gesteine, das zwischen der ITammarland-Kirche und Gästgiförie Frebbenby im Kirchspiel Plammarland auf Gross-Aland austeht, lässt sich das Geschiebe weder makroskopisch noch mikros- kopisch unterscheiden. Von Alandsrapakiwi sind vier Geschiebe vorhanden: No. 31627, Lonisenhöhe bei Königsberg, 11 — 16 Meter. » 31702, Kalgen H, 27—36 Meter. » 31640, Kalgen H, 45—49,5 VIeter. » 31709, Kalgen H, 27—36 Meter. No. 31627 ist ein typischer Rapakiwi mit fleischrothem Feld- spatli (bei weitem überwiegend), grauen, z. Th. bläulichen Quarz- körneru, schwarzgrünen Nestern von Biotit und Hornblende. Charakteristisch ist neben der inikropegmatitischen Verwachsung 56 JoHAi^NEs Korn, lieber diluviale Geschiebe vou Quarz mit Feldspath die häufige Umwachsung der grossen, meist etwas heller gefärbten Orthoklaskrystalle (bis 2 Ceutimeter lang) mit einer oft grünlichen Plagioklashülle. Das Geschiebe ist vou einem Gesteine, das zwischen Sibby und Strömbolsstad im Kirchspiel Sund auf Gross-Aland ansteht, weder makroskopisch noch mikroskopisch zu unterscheiden. No. 31702 ist dem vorigen sehr ähnlich; die Abweichungen bestehen eigentlich nur in der grösseren Häufigkeit des Quarzes und in dem zahlreicheren Vorkommen selbstständigen, grünlichen Plagioklases; ferner sind die Putzen der basischen Gemeugtheile durchschnittlich grösser. Mit einem Handstücke, das zwischen Godby und Finströrnkirche auf Gross Aland geschlagen ist, stimmte das Geschiebe völlig überein. Sehr nahe schliesst sich diesen Stücken No. 31640 an, und auch No. 31709 dürfte hierher gehören, wenn sich auch bei der Kleinheit des Geschiebes der Habitus nicht gut erkennen lässt. Zu bemerken ist noch, dass No. 31640 einen Granat aus der Gruppe des Almandins führt, der z. Th. in ein chloritisches Mineral sich zu verwandeln im Begriffe ist. 3. Schweden. Von Porphyren (und Porphyriten) gehören hierher die Bred- vadsporphyre No. 31537 und 31544, denen sich No. 31549 viel- leicht anschliesst. Ferner stammt aus dem westlichen Dalarne der Dioritporphyrit No. 31687. Höchst wahrscheinlich gehören ebenfalls noch Dalarne die No. 31554, 31538 und 31556, 31539; vielleicht auch 31552. Ferner hat dieselbe Heimath No. 31538, Proviantamt Mahlmühle, 49 — 67 Meter, ein dioritischer Plagioklas- porphyrit, der von basischen Gemengtheilen nur Pennin führt, in ähnlicher Ausbildung wie No. 31556 i). Von Diabasen 2) gehören zu den als Asbydiabas bezeichneten Olivindiabasen : 0 Sämmtliche Ursprungs-Bestimmungen nach brieflichen Mittheilungen von Herrn Dr. Lundbohm. Das Vergleichsmaterial an diesen Gesteinen verdanke ich Herrn Prof, Cohen, der Königsberger Tiefbolirungen. 57 No. 31653, V^eteriuärkliuik, 3 — 10 Meter, No. 31682, Uniongiesserei, 15 — 34 Meter, No. 31683, Albreclitshöhe bei Königsberg, 23—44 Meter, No. 31684, Piouierkaserue Kalthof, 40 — 51 Meter; doch sind die Asbydiabase in Schweden soweit verbreitet, dass sie als Leitgeschiebe schwerlich zu verwenden sind. Immerhin sind sie ans dem südlichen Schweden nicht bekannt, ihr Vor- handensein spricht mit für eine Abstammung des Geschiebe- materials aus dem mittleren und nördlichen Schweden. No. 31659, Kalgen II, 45 — 49,5 Meter, dürfte eine mandel- freie Varietät des Öjediabas darstellen. Der Öjediabas steht in Dalariie und Gestrikland an i), es kann unser Geschiebe wohl unbedenklich dorthin bezogen werden. Eine genauere Heiinaths- bestimmung lässt sich allerdings nicht geben, obwohl ein Hand- stück von Öje in Dalarne in allen wesentlichen Merkmalen mit dem Geschiebe übereinstimmt. Zum Typus des Kiunediabases ist wohl No. 31681, Preiissen- bad 2 — 10 Meter, zu stellen 2); doch ist eine völlige Identität mit Stücken vom Kiunekulle und Mösseberg weder makroskopisch noch mikroskopisch vorhanden. Makroskopisch weicht das Ge- schiebe durch die gleichmässigere Färbung von der fleckigen Be- schaftenheit der anstehenden Gesteine ab, mikroskopisch durch die fast vollständige Zersetzung des Olivins und die stärkere Entwickelung der chlorit- und chlorophäitähnlichen Substanz. Es kann darum nicht mit Sicherheit behauptet werden, dass das Geschiebe aus dem Gebiete am Wenernsee herstammt, wo der Kinnediabas seine Hauptentwicklnng hat. Eine Herkunft aus weiter südlich gelegenen Gegenden, wo Kinnediabas ebenfalls beobachtet wird, dürfte bei dem Fehlen sonstiger für diese Gegenden charakteristischer Gesteine ausgeschlossen sein. Ob Diabase von diesem Typus weiter nördlich anstehen, ist mir nicht bekannt geworden. b Das Vorkommen auf Granliolmen kommt wegen der andersartigen Aus- bildung hier nicht in Betracht. Nach brieflicher Mittheilung von Herrn Prof. Cohen. 58 Johannes Korn, Ueber diluviale Geschiebe Von Graniten^) erwähne ich zunächst einen hellgrauen, sehr frischen Biotitgrauit: No. 31731 Louisenhöhe bei Königsberg, 16 — 36 Meter. Die Kennzeichen, die Cohen und Deecke^) für den normalen Stockholinsgranit anführen: »gleiclnnässig körnige Structur, lichtgraue Gesainmtfärbuug, reichliche und kräftige Druckphäuomene, häufige mikroperthitische Verwachsungen, Fehlen von Horuhlende und Mörtelstructur, Annuth des Quarz an Ein- schlüssen« treffen sämintlich bei unserem Stücke zu. Der Mikro- kliugehalt ist vielleicht etwas grösser als sonst die Regel. Die räumliche Verbreitung des Stockholmsgrauites ist ziemlich gross; doch kommt er in Südschweden, soweit bekannt, nur bei Göte- borg vor, von wo ein Transport nach Ostpreusseu ausgeschlossen sein dürfte. No. 31713 Haberberger Grund, neue Wagenhäuser, 27 bis 39 Meter. Das Gestein ist ein Ainphibolbiotitgrauit von gleich- mässigem mittlerem Korne, nicht ganz frisch, die Feldspathe weiss bis röthlich, der Quarz grau mit Aggregatstructur, grüne Horn- blende (theilweise in Zwillingen) und brauner Biotit in Putzen. Der Upsalagrauit, bei dem diese Eigenschaften sich wiederfiuden und zu dem das Geschiebe zu stellen ist, zeigt in der Regel zwar bläulichen Quarz; doch kommen auch Varietäten mit grauem Quarz vor. Bei dem vorliegenden Stücke zeigt der Quarz stets Aggre- gatpolarisation; es darf darum das Fehlen des blauen Reflexes nicht befremden. Heimath das mittlere Upland und östliche Westmanland. Es muss indess bemerkt werden, dass Wjik ähn- liche Granite aus dem südlichen Finnland beschreibt. Sehr nahe steht diesem Stücke No. 31712, Kalgen H, 27 — 36 Meter. No. 31732, Kalgen H, 36 — 45 Meter. Dieser Amphibolbiotit- granit ist vielleicht zum Salagrauit zu stellen. Das Gestein hat weissen bis grauweisslichen Feldspath, grauen Quarz, und ist reich an schwarzgrünen Putzen von grüner Hornblende und braunem Biotit. Der Reichthum an basischen Bestandtheilen ‘) Die meisten Ursprungs -Bestimmungen und den grössten Theil des Ver- gleichsmaterials verdanke ich Herrn Prof. Cohen, 2) 1. c. S. 3U f. der Königsberger Tief boliruDgen. 59 lässt die Stellung zum Salagranit etwas unsicher erscheinen, da dieser daran ärmer zu sein pflegt. Die sonstigen Eigenschaften des Salagranits, die Cohen und Deecke i) angebeu, namentlich die Mörtelstructur, die undulöse Auslöschuug der Quarze und ihre zuweilen vorkommeude stengelige Ausbildung, sowie die sonstigen Druckerscheiuuugen, ferner die Epidotbildung und die Armuth an Eisenerz treften bei dem vorliegenden Stücke zu. Die No. 31646, Kalgen II, 15 — 22,75 Meter und 31733, Kalgen II, 36 — 45 Meter erinnern lebhaft an gewisse Granite, die in Angermanuland an- stehen. Es sind ziemlich feinkörnige, hellgraue, zweigliminerige Granite, mit weissen Feldspathen, grauem Quarz, der zuweilen in grösseren Körnern (bis 4 Millimeter Durchmesser) auftritt, dunkelbraunem spärlichem Biotit und reichlichen silberglänzenden Muskowitschuppen. Die Gesteine sind ziemlich frisch; neben Orthoklas und Plagioklas ist spärlich Mikroklin vorhanden. Der Quarz zeigt oft Aggregatpolarisation, zuweilen undulöse Aus- löschung; doch sind die Druckerscheinungen im Ganzen nicht sehr lebhaft. Der Biotit zeigt gerne langgestreckte Foi’inen; pleochroitische Höfe nicht selten. Epidot häufig, Eisenerz spär- lich. Aehnliche Gesteine stehen auch im südlichen Schweden au; da indess bei dem Fehlen von Begleitern, die für diese Gegenden charakteristisch sind , das Material aus dem südlichen Schweden ausgeschlossen erscheint, so dürfte eine Herkunft aus Anger- rnannland anzunehmen sein. No. 31631. Kalgen H, 45 — 49,5 Meter. Das Gestein entsj^ rieht bis auf kleine Unterschiede in der Färbung durchaus dem von Seeck 8) unter No. 398 beschriebenen, dessen Original ich habe vergleichen können. Die Heimath dieses Geschiebes ist nach Lundbohm Q in Westeruorrland zu suchen. Bei Beschreibung dieses Stückes muss Seeck ein Irrthuin uuter- 9 I. c. S. 36. 9 Nach brieflicher Mittheiliing von Herrn Dr. Lundbohm. 3) ]. c. S. 608. h Schriften d. physik.-okonom. Ges. 1888, Bd. 29, S. 29, 60 JohAnnbs Korn, lieber diluviale Gescbiebe laufen sein, da weder sein Vergleich mit No. 362 noch die Be- schreibung überhaupt in allen Punkten zutrifft. Ein gelbes In- filtrationsproduct auf Spalten des Quarzes, das Seeck angiebt, konnte nicht beobachtet werden. Die hell- bis dunkelgrünen blätterigen Körner, die das Gestein nicht allzu reichlich führt, stellten sich u. d. M. als Anhäufungen von Chloritschüppcheu dar, die vielleicht, jedoch durchaus nicht mit Sicherheit, als völlig umgewandelter Biotit zu deuten sind. Die Anwesenheit von Hornblende, die Seeck angiebt, war nicht festzustellen; da- gegen tritt Rotheisenerz, das Seeck nicht erwähnt, in unregel- mässigen Körnern von höchstens 3 Millimeter Durchmesser auf; dasselbe Erz lässt sich reichlich auf Spalten als Anflug beob- achten. Diese Eigenthümlichkeiten neben den sonstigen Eigenschaften des Gesteins finden sich sämmtlich bei No. 31631 wieder. Der Vergleich seines Stückes No. 398 mit No. 362, die Seeck als durchaus identisch anführt, ist in keiner Weise durchzuführen. Einige Aehnlichkeit ist den Stücken freilich nicht abzusprechen ; doch fehlen bei No. 398 die gelb verwitternden, den Orthoklas kugelschalenförmig umwachsenden Plagioklase, sowie die grossen tropfenartigen Quarzkörner. Auch ist bei No. 362 der Fluorit nicht nur mikroskopisch, sondern auch makroskopisch sehr auf- fallend, während er bei No. 398 gänzlich fehlt. Rotheisenerz ist dagegen bei No. 362 nicht zu beobachten; die matt schwarz- grünen, z. Th. blätterigen unregelmässigen Körner bei No. 362 bestehen aus Biotit, der in der Umsetzung in ein chloritisches Mineral begrifien ist. Von Hornblende war auch hier nichts zu entdecken. Als Heimat!) von Königsberger Bohi’geschieben konnte im Vorstehenden nachgewiesen oder wahi’scheinlich gemacht werden: 1. Das südwestliche und südöstliche Finnland, namentlich auch das Wiborger Rapakiwigebiet. 2. Die Alandsinseln. 3. Von schwedischen Gebieten das Gebiet des Stockholmer Granits, das Sala- und Upsala -Gebiet, Dalai’ue und Jemtlaud, Angermannland und Norrlaud. der Konigslierger Tiefliolirnngen. 61 Ausgeschlosseu erscheint von schwedischen Gebieten Sinäland und überhaupt ganz Götarike. Es fehlen von Diabasen die Konga- uud TTunnediabase, sowie die Salitdiahase. Es fehlen ferner völlig die Basalte Schonens. Unter den vielen Tausenden von krystallinen Geschieben, die mir bei der Bearbeitung des Materials der Tiefbohrungen durch die Hand gingen, befanden sich freilich einige, die nach ihrer makroskopischen Beschaffenheit gewissen Basalten ähnlich sahen. Von allen Stücken, die in dieser Be- ziehung auch nur einigermaassen in Betracht kamen, wurden Schliffe angefertigt, und es stellte sich stets heraus, dass Basalt nicht vorlag. Somit kann für das Königsberger Diluvium mit Sicherheit behauptet werden, dass Basalt hier nicht vorkommt, und ich stehe nicht au, gegenüber Seegk, der das Vorkommen von Basalt im preussischeu Diluvium für zweifelhaft erklärte i), mit Entschiedenheit das Nicht-Vorkommen des Basalts in Ost- preussen zu vertreten. Aus dem völligen Fehlen der Basalte Schonens in Ostpreusseu ist wohl der Schluss zu ziehen, dass die von Lundbohm er- wähnten Geschiebe weisseu Glimmerschiefers^), die freilich auf- fallend den hellen Glimmerschiefern des nordöstlichen Schonens gleichen, in Schonen ihre Heimath nicht besitzen. Es dürfte auch für diese weisseu Glimmerschiefer, die übrigens in Ostpreusseu sehr selten sind, eine Herkunft aus Norrland, auf die Lundbohm am genannten Orte hindeutet, in Anspruch zu nehmen sein. Unter unserem Materiale fehlen weiter die z. Th. sehr charak- teristischen Smäländer Granite, Qnarzporphyre und Hälleflinten ; äusserliche Aehnlichkeiteu mit diesen Gesteinen sind zuweilen vorhanden, erweisen sich aber bei mikroskopischem Vergleiche nicht stichhaltig. Auch Lundbohm konnte in dem ostprenssischen Materiale des Proviuzialmuseums, das ihm in den 80er Jahren vorlag, Smäländer Gesteine mit Sicherheit nicht feststelleu. Für einzelne Geschiebe vermuthete er zwar eine smaländische Her- kunft, indess scheint ein Vergleich des mikroskopischen Befundes nicht stattgefuudeu zu haben. Unter dem Vlateriale des Mine- *) Zeitschr. cl. Deutsch, geol. Ges. 36, 1884, S. 589. Schriften d. physik. -Ökonom. Ges. Bd. 27, 1886, S. 85. 62 Johannes Korn, Uebei* diluviale Geschiebe ralieu-Kabiuets, das er später untersuchte, befand sich denn auch kein Stück , für das er eine Abstammung aus Smäland auch nur vermuthete ^). Es scheint demnach , als ob das schwedische Geschiebe- material hier in Ostpreussen aus Gebieten stammte, die sämmt- lich nördlich des 59® nördl. Br. liegen, ja vielleicht ist diese Süd- grenze der Heimath noch weiter nördlich zu verlegen. Man könnte sich also, bei Berücksichtigung der schwedischen und äländischen Geschiebe allein, über den Eisstrom, der diese Ge- schiebe nach Ostpreussen transportirte, die Vorstellung bilden, dass er in etwa nord- südlicher Richtung den bottnischen Meer- busen und die Ostseesenke herabgeflossen sei und dabei Eismassen, die ihm aus den bezeichneten Gebieten Schwedens in NW. — SO.- Richtung zuströmten, aufgenommeu habe ^). Es scheinen mit dieser Annahme die Resultate, die Cohen und Deecke bei der Bearbeitung der Geschiebe in Neuvor- pommeru und Rügen erhielten , gut übereinzustimmeu. Die beiden Forscher kamen zu dem Ergebniss, dass der Eisstrom aus dem bottnischen Meerbusen über die Alaudsinselu und über Söder- mauulaud, daun über Gotland und Bornholm in der Richtung NNO. — SSW. geflossen sei. Auch Martin'^) kommt für Olden- burg zu einem entsprechenden Resultate, indem er, gestützt auf Geschiebevergleichuug, den Eisstrom aus Jemtland in der Rich- tung NW. — SO. nach dem bottnischen Meerbusen abfliessen, hier in eine nord-südliche Richtung übergehen, die Alandsiuseln über- schreiten und daun den von Dalarne herabkommeuden Strom auf- nehmen lässt. Das Eis folgte dann »der Küste bis zur Höhe der Nordspitze Ölands, wo es das Festland wiederum betrat, und ging dann allmählich aus der nordnordost- südsüdwestlichen in b Schriften d. physik.-ökonom. Ges. Bd. 29, 1888, S. 27 ff. Ich bemerke, dass Königsberg ziemlich genau in demselben Meridian mit Aland liegt. Mittheil, aus d. naturw. Verein für Neuvorpommern u. Kügen. 23. Jahrg. 1891, S. 69 ff. 9 Diluvialstudien II. Im X. Jahresber. d. naturw. Vereins zu Osnabrück. 1894, S. 17, 61 f. dev Köiiigsberger Tiefbohningen. 63 eiue Dordost-süclwestllche Stromrichtnug über, die es vou Schonen bis znm Unterrhein bewahrte«. Man siebt, dass die von den genannten Forschern ausge- sprochenen Anschauungen innerlich sehr gut übereiustiinmeu, und die oben entwickelte Hypothese über den Transport der ost- preussischen Geschiebe schliesst sich diesem Gedankengauge be- friedigend an. Wie ist nun aber mit dieser Anschauung, die man sich auf Grund des schwedischen und äläudischen Materials allein bilden konnte, das Vorkommen der ostfinnischen Wiborgsgesteine zu vereinigen? Die finnischen Gesteine finden sich in Ostpreusseu in beiden Geschiebemergeln, und es ist bei ihrem sehr häufigen Vorkommen im oberen Mergel die Annahme, als ob sie lediglich durch Auf- arbeitung des unteren Mergels in den oberen gelangt seien, nicht statthaft. Ein Ueberlandtransport in directer nordost-südwestlicher Richtung ist aber während der zweiten Vereisung gänzlich aus- geschlossen, da in Ehstland nach den Untersuchungen von Er. Schmidt^) nur ein Geschiebemergel vorkommt, und auch sonst Gründe gegen diese Ti'ansportrichtung sich geltend machen lassen. So konnte Grewingk die westpreussischen Devougeschiebe mit dem anstehenden Devon der Ostseeproviuzeu nicht in Ueberein- stimmung bringen^); und wenn auch Sjnri/er tenticulum und Rhynchonella livonica^ deren Fehlen in den westpreussischen Ge- schieben für Grewingk ein Hauptanhaltspuukt für sein Urtbeil gewesen war, später von Kiesow"^) nachgewieseu wurden, so lassen doch auch andere Gründe, zu denen namentlich die Nichtüber- einstimmung des Gesteins gehört, die Grewingk’scIic Annahme durchaus berechtigt erscheinen. Neuerdings konnte Schellwien^) auch für die ostpreussischeu Jurageschiebe eine Abstammung aus *) Zeitschr. der Deutsch, geol. Ges. 3G, 1884, S. 251». Vergl. auch Holm, Bericht über geologische Reisen in Ehstland, Nord-Livland etc. in den Jahren 1883 und 1884. 3;uuic. Oom. ‘I XXII, S. 1 — 32. Sitzungsber. der Naturf. Ges. zu Dorpat, VI. Bd., 3. Heft, S. 522 f. Heber silurische und devonische Geschiebe Westpreussens. Sehr, der naturf. Ges. Danzig 1884, S. 299. b Neues Jahrbuch 1894, Bd. H, S. 224. 64 Johannes Korn, Ueber diluviale Geschiebe den nördlichen Theilen der Provinz oder ans den benachbarten Theilen der Ostsee wahrscheinlich machen, gegenüber der früheren Annahme, dass diese Geschiebe aus dem Wiudaugebiete stammten. Es ist also durchaus nicht nothwendig, für die devonischen und jurassischen Geschiebe einen directen Ueberlandtrausport an- zuuehmen; und dass es mit den untersilurischen ähnlich steht, geht aus den oben S. 50 angeführten Thatsachen i) hervor. Dazu ist die Schrammenrichtung in Finnland grösstentheils eine nord- nordwest - südsüdöstliehe, und in Ehst- und Livland ist die uord- west - südöstliche die gewöhnliche Kichtung ^). Es ist also wohl anzunehmen, dass bei der zweiten Vereisung die Wiborgsgesteine auf einem anderen Wege in die Ostseesenke gelangt sind, in der sie dann vom Haupteise weiter trausportirt wurden. Das Fehlen der Bildungen der jüngeren Eiszeit in Ehstland macht diesen Schluss unabweislich. Gilt dies aber für die zweite Vereisung, so wird es auch für Beginn und Schluss“^) der ersten zu gelten haben. Zieht man nun den Widerstand in Erwägung, den der bis 200 Fuss hohe, steile Nordabsturz des ehstländischen Silurplateaus, der Gliut, dem Vordringen des Inlandeises entgegengesetzt haben muss, so kommt mau auf den Gedanken, dass, solange das In- landeis nicht mächtig genug war, diesen Widerstand zu überwin- den, es den Glint entlang fliessen und entsprechend der Neigung des Bodens des finnischen Meerbusens in der Richtung des ge- ringsten Widerstandes nach Westen abströmen musste. An der Ostseeseuke angelaugt, wird sich dann dieser Eisstrom mit dem 0 Vergl. Cohen und Deecke, loc. cit. S. 77 fl', u. m. a. Hhlmersen, Studien über Wanderblöcke etc. Mein, de l’Acad. des Sciences de St. Petersbourg, ser. VII, t. XIV, S. 1()7, 131. Ebenda S. 53, 54; Grewingiv, Erläut. zur 2. Ausgabe der geognostiscben Karte Liv-, Ehst- und Kurlands, Dorpat 1879, S. 30 11. ; Grewi.sge, Geologie von Liv- und Kurland, Ser. I des Dorpater Arch. für Naturk., II. Bd., S. 582 ff. b Es würden diese Zeiträume in die erste und vierte Periode IIolm’s fallen (vergl. Holm, Bericht etc. 1. c.). Wenn sich die neueren Beobachtungen der russischen Forscher über die Ausdehnung der zweiten Vereisung in Russland bestätigen sollten, so würden Ehstland und die benachbarten Gebiete in dieser Periode eine Ai-t von »driftless area - darstellen. der Königsberger Tiefbohrungen. 65 Haupteise vereinigt haben. Zu diesem Gedankengauge stimmt sehr gut die Thatsache, dass, während auf Hogland die Schrammen noch etwa uordwest- südöstlich verlaufen, sie wenige Meilen süd- wärts, auf Gr. Tütters, WSW. und SW. streichen. Schon Grewingk, der diese Thatsache erwähnt i), setzt diese »Ablen- kung in Beziehung zu dem Widerstande, den vielleicht einst der brüchige Nordrand des ehstländischen Silurs der Eisbewegung ent- gegensetzte.« So sind auch auf Dagden die NO. — SW. streichenden Schrammen nicht selten und auf Oesel und Moon sollen sich Kreuzschrammen zeigen, unter denen die nordost- südwestlichen auffälliger sind 2). Auf Kassar, einer kleinen Insel südlich von Dagden, zeigen sich gewisse vorherrschende und stärkere NNW. bis SSO. streichende Schrammen, die wir der ersten, und andere N. — S. und NNO. — SSW. gerichtete schwächere, die wir der zweiten Vereisung zuschreiben möchten^). Es würde also nach dieser Plypothese der Glint eine ähn- liche Rolle für die Bewegung des finnischen Laudeises gespielt haben, wie Wahnschaffe sie dem baltischen Höhenrücken für das Haupteis zuschreibt. Erst bei stärkerem Anwachsen des Eises ist — dies gilt für die erste Vereisung — der Glint überstiegen worden, und es haben sich die lulaudeismasseu daun auf dem flachen Kalkplateau ungehindert ausbreiten können. Dass der Widerstand, den ein senkrecht oder fast senkrecht auf die Rich- tung der Eisbewegung sich hinziehender Absturz von der Höhe des Glints dem Eise bietet, ein ganz euoinner ist, kann mau bei- spielsweise an dem beiläufig 30 Meter hohen Nordabsturz des Samlaudes sehen, wo durch den Druck des Inlandeises geschichtete Sande in Falten gelegt worden sind von einer Grossartigkeit der b Erläuterungen S. 44 f. b Ebenda S. 54. Grewingk, Erläuterungen S. 53. Grewingk schreibt letztere dem Schwimm- eise zu. b F. Wahnschapfe, Die Bedeutung des baltischen Höhenrückens für die Eiszeit. Verh. des 8. Geographentages zu Berlin, 1889, S. 134 ff. [5] Jahrbuch 1894. 66 Johannes Koün, Ueber diluTiale Geschiebe etc. Entwickelung, wie man sie im norddeutschen Flachlande wohl nur selten wiederfiuden dürfte i). Zum Schlüsse will ich bemerken, dass ich mir wohl bewusst bin, in den eben entwickelten Folgerungen nur mehr einen Ge- sichtspunkt, als eine ausreichende Erklärung der in Rede stehen- den Erscheinungen gegeben zu haben. Manche Schlüsse mussten ja auch auf negative Beobachtungen gegründet werden, und wenn ich mich auch nicht blos auf das hier bearbeitete Material allein, sondern zum grossen Theil auch auf die Resultate von Lundbohm und Seeck stützen konnte, so ist doch das in Ostpreussen ge- sammelte Material an krystallinen Geschieben für eine definitive Erledigung dieser Fragen noch viel zu geringfügig. Dieser Um- stand wird das Skizzenhafte meiner Ausführungen einigermaassen entschuldigen können. Es wird noch vielen Sammelns und vieler mühevollen Arbeit bedürfen, bis die Räthsel, die uns die ost- preussischen Diluvialgeschiebe aufgeben, endgiltig gelöst werden können. b Derartige Bildungen linden sich namentlich schön entwickelt in der blauen Rinne bei Georgswalde. Die ZADDAcn’schen Zeichnungen der betreffenden Stelle (Tertiärgeb. d. Sainl. Königsberg 18(18, S. 24) sind nicht mehr wiederzuerkennen. Eine eingehende Besprechung dieser Erscheinungen behalte ich mir für eine andere Gelegenheit vor. lieber devonische Pflanzenreste aus den Lenne- schiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. Von Herru Grafen zu Solms -Laubach iu Strassburg i. E. (Hierzu Tafel II.) Im Jahre 1887 habe ich io meiner Palaeophytologie am Schluss des die Couifereu behaiidelndeu Abschnitts die Gat- tung Nematophycus iu aller Kürze besprochen. Seitdem hat die Literatur über diese sich sehr ansehnlich vermehrt, weitere ein- schlägige Funde sind iu Canada, New York und Wales gemacht worden. Jetzt ist es nun auch gelungen, dergleichen Reste im deutschen Devon nachzuweisen. Wenn schon ich nun den bis- herigen Thatbestand nur um wenige neue Daten bereichern kann, so scheint es mir dennoch geboten, diesen neuen Fund etwas eingehender zu besprechen; denn bei der geringen Kenntniss, die wir von der Flora unseres Mittel- und Uuterdevon besitzen, wird jede einzelne neue sichergestellte Thatsache ein gewisses Interesse beanspruchen dürfen. In Mitteleuropa ist bislang nur im Oberdevou oder eigentlich erst im Culm, nachdem der Saalfelder Fundort dorthin verwiesen wurde, eine reichere Florenentwickelung bekannt; für den Stringo- cephalenkalk und tiefer gelegene Schichtencomplexe habe ich bei der Durchsicht der Literatur nur gar wenig zusammenzustelleu vermocht. [5*] 68 Guaf zu Solms-Laubach, lieber devonische Pflanzenreste Es siud die folgenden Formen: Haliserites Dechenianus Göpp. i)*) Coblenzschichten des Rheingebietes und Nassaus. Drepanophycus spiniformis Göpp. Ebendaher. Delesserites antiquus Röm. Goslarer Schiefer. Dictyota spiralis LuDW. i) Grube Hercules bei Sinn. Aelteres Mitteldevon. Chondrites antiquus LuDW. i) Coblenzschichten von Ems » Andreae A. Röm. » Nessigii A. Röm. i) Palaeophycus socialis Ludw. » Kochii Ludw. i) » falcatus Ludw. i) » gracilis Ludw. » refractus Ludw, i) Goslarer Schiefer. Grube Hercules zu Sinn. Aelteres Mitteldevou. Lepidodendron Burnotense Gilk. 1) Poudingue de Burnot. (Coblenzschichten). Arcliaeocalamites radiatus. Bundenbach, Mitteldevonschiefer, Lycopodium myrsinitoides Sandb. Jahrb. d. Nass. Vereins für Naturgesch., Jahrg. 1842 T. V, Orthocerenschiefer des Rupbachthaies in Nassau. Trichomanites grypophyllus Göpp. Elberfelder Grauwacke. Sphenopteris rigida Ludw. t) ) Bicken bei Herboru. » densepinnata Ludw. i) ) Mitteldevon. Cyclopteris furcellata Ludw. i) Odontopteris crassa Ludw. t) j » canaliculata LuDW. i) f Grube Hercules » Victori Ludw. t) \ zu Sinn. » Sinnensis LuDW. i) l Aelteres Mitteldevon. Nöggerathia hifurca Ludw. i) | » spathaefoliata Ludw. t) ■ Araucarites deconica Ludw. i) Hof Hasseleck bei Fried- berg, Wetterau. Unterdevon? *) Anm. der Redactiou. Diese Citat-Zahlen beziehen sich auf das Autoren- Register S. 97. ans den Lenneschiefern der Gegend von Griifrath am Niederrhein. 69 ( 'hauvinia Scharyana Krejci Stur Lessonia bohemica Stur Sporochnus Krejcii Stur i) Fucus Nooiiki Stur Ilostinella hostinensis Barrande Stur \ Mitteldevon. Barrandeina Dusliana Krejci Stur Bei der Aufstellung dieser Liste habe ich mich bezüglich der Altersbestimmungen der Autoren, die vielfach der Correctur be- durften, der freundlichen Beihülfe Professor PIolzapfel’s erfreuen können, dem ich dafür besten Dank sage. Die sogenannte Hercyn- flora der Grauwacke von Tanne im Harz ist dabei nicht berück- sichtigt worden. Sie hat nach Weiss vollkommeueu Culmcharak- ter, enthält Knorrien, Lepidode7idron^ Archaeocalumites und Cyclo- stigma^ war ja auch ursprünglich von A. Römer als Culmflora angesprochen worden. Nun spricht sich Koken i) S. 156 neuer- dings, wie folgt, über dieselbe aus: »Diese letztere wird als der tiefste Devouhorizout des Harzes, nach Anderen sogar als Silur angesprochen, indessen sind die Lagerungsverhältnisse ungewöhn- lich schwierige, und da die wenigen Pflauzeureste der Tauner Grauwacke die grösste Aehnlichkeit mit solchen des Culnis haben, und die bei Magdeburg ausstreichende Culmische Grauwacke fast wie die directe Fortsetzung des Harzer Grauwackenzuges aussieht so ist eine zukünftige Berichtigung dieser älteren Auffassung nicht ausgeschlossen«. Unter solchen Umständen wird Vorsicht nicht unangebracht erscheinen. Mit Ausnahme der Farreublätter , des Archaeocalamites und allenfalls des Lepidodendron, gehören nun die Reste unserer Liste durchweg zu den Objecten allerzweifelhaftesten Charakters. Lud- wig’s Nöggerathien, deren Abbildungen mau vergleichen möge, sind rundweg zu streichen. So formlose Fetzen würde heute kaum noch Jemand zu bestimmen wagen. Stur hat die sämmtlichen Reste seines böhmischen Hercyns für Algen erklärt, für einige derselben hat er ganz unbegreifliche Parallelisirungeu versucht. Man vergl. z. B. Barrandeina Dusliana, die Krejci ') vor ihm mit viel grösserer Berechtigung als Pi'otolepidodendi'on Duslianuni beschrieben hatte, die hier den Characeen au die Seite gestellt wird. 70 Grap zu Solms-Laubach, lieber devonische Pflanzenreste Von den übrigen wird Ilostinella hostinensis^ von Krejci als Protopteridium bezeichnet, in der That wohl ein Farnrest sein, dafür spricht seine Aehnlichkeit mit Sphenopteris Condrusoriim Gilk. Anch in Chauvinia Scharyana möchte ich einen Land- pflanzenrest vermuthen. Ob Sporochnus Krejcii besser als Alge oder Farnkrant gedeutet wird, lasse ich dahingestellt, Lessonia bohemica und Fucus iVovaK endlich, einander in verdächtiger Weise ähnlich, haben mit Lessonia wenigstens gewiss nicht das geringste gemein. lieber Araucarites deoonica Ludw., dessen Original nicht mehr aufzutreiben ist, verdanke ich der Gefälligkeit des Baron Reinach einige Alittheilungen. Es ist danach nicht über allen Zweifel erhaben, ob dieser Stamm nicht blos eines der gewöhn- lichen in dortiger Gegend überaus verbreiteten Araucaritenhölzer aus dem Rothliegenden war, das in einer Spaltenansfüllung des Devons gefunden wurde. Fossiles Holz ist am Fundort sehr häufig, es hat indessen Reinach trotz ausgesetzter hoher Be- lohnungen nie ein Stück gesehen, welches noch im Mnttergestein eingeschlossen gewesen wäre. Reicher als bei uns ist die uuterdevonische Flora der Coruiferous und Oriskauyschichten Amerikas. Nach Dawson^) enthält sie folgende Arten: Nematophyton Logani Daws., Didymo- phyllum reniforme Daws., Psüophyton princeps Daws. , robustius Daws., glabrum Daws., Arthrostigma gracile Daws., Cordaites a7igustifoliaT>AWS,.^ Caulopteris antiqua Daws., verschiedene Rhachio- pterideu, Lepidodendron Gaspianum Daws., Leptophloeum rliom- bicum Daws. Im Mitteldevou nimmt ihr Reichthum dann noch sehr wesentlich zu. Für die Vergleichung mit den in diesem Aufsatz zu besprechen- den Resten kommen nur zwei dieser amerikanischen Gattungen: Nematophyton und Psilophyton nämlich, ganz wesentlich in Betracht, und deshalb wird eine etwas eingehendere Behandlung der auf die- selben bezüglichen Literatur wohl am Platze sein, umsomehr als diese neuerdings sehr bereichert ist und kaum genügend bekannt geworden sein dürfte. Die Gattung Psilophyton Daws. ist alt, sie datirt vom Jahre 1859. Schon Sir W. Logan hatte im üuterdevon von Gaspe aas den Lennescliiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 7 1 Reste der so benannten Fossilien gesammelt, die aber so unvoll- kommen waren, dass Dawson erst mit seiner Beschreibung her- vorzutreteu wagte, nachdem er den Fundort selbst besucht und zahlreiche Aufsammluugeu an demselben gemacht hatte. In der ersten bezüglichen Publication^) wird die Gattung auf eine Art, das Psilophyton princeps begründet, eine zweite P. robustius wird mehr beiläufig und in noch unsicherer Iform angeschlossen. Von P. prin- ceps werden beschrieben: 1. Die Rhizome. Sie sind cylindrisch, hie und da gegabelt und durchziehen in horizontaler Lagerung gewisse Thonlageu, verticale Wurzelfasern abwärts sendend. An der Oberfläche sind sie mit kleinen Punkten, den vermuthlichen Narben von Spreublättern bedeckt und tragen hier und da in unregelmässiger Stellung kreisrunde Areolen, denen von Stigmaria ähnlich, die vermuthlichen Wurzelnarbeu. 2. Die aufrechten Stämme, au der Basis bis Zoll dick, reichlich gabelnd. Ihre Oberfläche ist mit zahlreichen kleinen Kielen, wie mit rudimentären Blättern besetzt. Manchmal, vermuthlich bei jungen Aesteu, sind die Endverzweiguugeu spiralig rückwärts gerollt und zeigen dann eine etwas einseitige Besetzung mit den Blattkielen, die die con- vexe Seite eiuuehmen. In dem ein schwaches Kohleuflötz über- lagernden Schiefer liegen unzählige derartige Zweiglein wie Schneckengehäuse gewunden. Meist sind die Stämme plattgedrückt, aber es konnten einige Fragmente mit erhaltener Structur aufgefuuden werden. Diese zeigen einen centralen Bündelstrang, der aus Treppeutrachei'den besteht, und eine periphere Schicht von »elougated, woody cells«, ohne Hoftüpfeluug. Zwischen beiden befindet sich eine Kalkspath- erfüllte Lücke, in der hier und da Reste eines lockeren Rinden- pareuchyms sich vorfiudeu. Durch einige rohe Holzschnitte wird diese Beschreibung erläutert. Structur und äussere Beschafi'enheit sollen auf Lycopodium und Psüotum hindeuteu. Bezüglich der Fructification ist Dawson zunächst vorsichtig. Er bildet als solche einen unregelmässig -viertheiligeu Lappen ab, der einem Zweig seitlich auhängt, nach meiner Ansicht aber gewiss nur demselben aufgepresst ist. Aber schon wenige Zeilen nach- dem er begonnen hat: »Neither of the species exhibit distiuct 72 GiuiF zu Solms-Laubaoh, Ueber devonische Pflanzenreste fructificatioii«, fährt er fort, diese bracts hätten »evideutly« die Fructi- fication einer Lycopodiaceenähnlichen Pflanze umschlossen und diese möge sehr wahrscheinlich zu Ps. princeps gehört haben. Dazu giebt er eine Restauration der Pflanze, welche ihren Weg in alle möglichen Handbücher gefunden hat. In wie weit alle diese hier zu einer Species zusammengefassten Reste in directem Zusammenhang gesehen oder blos aus der ge- meinsamen Lagerung miteinander combinirt worden sind, ist aus der Darstellung nicht zu ersehen. Anatomische Structur war jedenfalls nur bei isolirten Fragmenten vorhanden, die nicht im einzelnen beschrieben, von denen nicht gesagt wird, dass sie die Oberflächenbeschaffenheit der Psilophytonstämme besassen. Zuletzt weist Dawson selbst auf die Täuschungen hin, zu welchen schlecht erhaltene Exemplare und Fragmente seiner Pflanzen Anlass geben können. Er citirt als möglicher Weise hierher gehörig 4), , S. 434 gewisse Fucoides und Chondrites^ eine von Vanuxem^) S. 161 abgebildete Pflanze aus der Hamilton Group von New York, die gabligen Wurzeln aus Orkney und Caithness, die Salter beschrieben hatte, eine Figur HüGH Mil- lers^) t. VH. Ferner vergleicht er damit Trichomanites Beinerti GÖPP. und Sphenophyüum bifidum Ldl. und Hutt. Zuletzt wird auf Haliserites Dechenianus hingewiesen und heisst es hier: »I can scarcely doubt that this so called Fucoid is in reality a plant of the genus above described, but in such a state of compression that the stem appears like a uarrow froud, and the woody axis as a midrib.« Das würde Dawson gewiss nicht geschrieben haben, wenn ihm Exemplare des Haliserites^ die freilich auch in Europa nur schwer in brauchbarem Zustand erlangt werden können, Vor- gelegen hätten. In einem weiteren Aufsatz i), der die Zusammenfassung und Beschreibung neuer, theilweis in Amerika bereits bekannt gegebener Funde aus dem Devon von St. John in Neu-Braunschweig, von Perry im nördlichsten Maine und aus dem Staat New-York bringt, werden im Psilophyton princeps wesentlich nur neue Fundorte an- gegeben. Gute Exemplare werden erwähnt aus Schoharie, New York (Hamilton) und Akrou Ohio, von Cascade Falls (Chemung) aus den Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 73 1111(1 Jefferson (Catskill). Fragmente fand Dawson in den Sand- steinen von Perry, bezüglich deren Bestimmungssicherheit mau das vorher Erwähnte nachsehen möge. Im Jahre 1863 gab Dawson ‘i) eine weitere Bearbeitung neuer Materialien von Perry in Maine, wie solcher die der Landes- geologe R. Bell im vorhergehenden Sommer zu Gaspe aufgesam- melt hatte. Aus Perry werden für Psilofhjton wieder blos zahl- reiche sehr unvollkommene Fragmente angegeben. Von Gaspe wurden weitere Exemplare mit praeservirter Structiir erhalten, von denen eines auf S. 18 abgebildet wird. Es zeigt die feine Piiukti- riing und vereinzelte zerstreute kreisförmige Areolen, wie sie in der früheren Arbeit als Wurzelnarben bezeichnet wurden. Im anato- mischen Bau stimmt es gleichfalls mit dem damals beschriebenen so ziemlich überein, nur ist sein centrales Gefässbündel mit einem Hohlrauin in der Mitte versehen, der ein Mark darstellen, eveut. auch durch Schrumpfung und Zerstörung im Strang selbst ent- standen sein könnte. Dazu kommt noch eine das Gefässbündel unmittelbar umgebende Scheide von »woody fibres«, von welcher früher nicht die Rede gewesen war. In seiner grossen zusanunenfassenden Abhandlung über precarboniferous plauts ist nur bezüglich der Fructiticatiouen des Ps. 'princeps wesentlich Neues zu finden. Aut T. IX sind im Uebrigen zahlreiche gut erhaltene Exemplare der Pflanze dargestellt, die wegen der stärkeren Entwickelung der zahuförmigeu Blätter als var. ornatum zusammeugefasst werden. Die Fructification besteht aus eilänglicheu Gebilden, die in kleinen Büscheln au den Endspitzeu eines wiederholt gegabelten Verzweigungssystems stehen, au welchem iudess von den charak- teristischen ßlattzähuen nichts zu bemerken ist und die in der Tafelerkläruug zu Fig. 118 deshalb als »decorticated« bezeichnet werden. In einigen Fällen scheinen sie durch einen Spalt einer- seits eröffnet zu werden, der auf der citirteu Fig. 108 freilich keineswegs deutlich ist. Die früher beschriebene Fructification wird als schlechter Erhaltungszustand der jetzigen Befunde gedeutet. Ein paar anatomische Abbildungen des auf T. XX, Fig. 241 ab- gebildeten Stückes werden auf T. XI, Fig. 133 und 134 gegeben, ihre 74 Graf zu Solms-Laubach, Ueber devonische Pflauzenreste Besprechung findet sich im allgemeinen Theil des Textes S. 67. Sie bieten nichts neues und dürften, soweit mau das nach den un- vollkommenen Bildern beurtheilen kann, mit dem früher für Ps. princeps angegebenen wohl stimmen. Das Hauptbild ist ein schräg geführter Querschnitt, an dem man nur so ungefähr die Lagerung von Centralstrang, Faserscheide und äusserer subepidermaler Faser- lage erkennen kann. Ob diese Auatomica zu Ps. princeps oder zu einer der anderen Arten gezogen werden sollen, ist an dieser Stelle nicht gesagt, doch dürfte wohl Ersteres gemeint sein. Soweit der Typus der Gattung, Psüophyton princeps. Sehen wir zu, was die Literatur bezüglich der anderen Species des Genus bietet. Schon in seiner ersten Arbeit hat Dawson das Psiloph. rohustius abgebildet und ganz kurz und mit Zweifeln an seiner Zugehörigkeit zu der Gattung besprochen. Der Holzschnitt zeigt lediglich einen breiten gestreiften Stamm, von dem in fiederiger Stellung gabelig verzweigte Seitenzweige abgeheu. Weitere Abbildun- gen und eiuigermaasseu ausführliche Beschreibung wurde erst viel später^) S.39, T. X, XI und XH, gegeben. Die Exemplare sehen aus wie verzweigte Farnblattspiudelu mit punktförmigen Spreu- schuppenausätzeu, deren Zweige zum Theil au der Spitze in un- regelmässige Büschel von Gebilden auslaufeu, die für Fructi- ficatiouen erklärt werden. Einige Einzelstücke tragen solche Gebilde, die ebenso gut schlecht erhaltene Spreitenreste darstelleu können, die ausserdem recht formlos und in ihrer Zugehörigkeit zweifelhaft erscheinen. Ueber die Beschaffenheit der Exemplare, die die anatomischen Abbildungen geliefert haben, macht Dawson keinerlei Angaben, mau weiss also auch nicht , mit welcher Berechtigung sie zu den besprochenen Abdrucksresten gezogen werden. Es heisst da lediglich S. 39: »Internal structure as in last species but with a thicker vascular axis, the vessels having a ten- dency to arraugemeut in radiatiug series«. In deu Abbil- dungen aber T. XI, Fig. 130 — 132, über welche die Tafel- erklärung auch keinen weiteren Aufschluss giebt, zeigt sich nun in für den Botaniker überraschender Weise eine, von der für Ps. princeps beschriebenen, so abweichende Structur, dass beide aus den Lenneschiefern der Gegend von Gräfratli am Niederrhein. 75 Reste sc'lion clesswegeu luuuöglich in einer (Tattimg, ja in einer Gruppe vereinigt werden könnten. Fig. 131, so roh sie auch ausgeführt ist, giebt nämlich den Sector eines Stänunchens mit Mark und Secundärholz wieder, welch letzteres von regelmässigen Markstrahlen durchsetzt ist. Da dazu Treppentracheiden abgebildet werden, so wird man bezüglich der Vergleichung dieses Structur- fragmeuts auf die Lepidodeudreen und Calamarien beschränkt sein. Von irgend welcher Aehnlichkeit mit der für Ps. princeps postu- lirten Structur kann gar keine Rede sein, was Dawson nur iii Folge seiner Unerfahrenheit auf dem Gebiete der Pflauzenanatomie entgehen konnte. Eine weitere Art ist Ps. elegans Daws. zuerst in den mitteldevoiiischen Schiefern von St. John gefunden, später auch für Gaspe und Neu-Brauuschweig angegeben. Sie wird zuerst 1862 1) erwähnt und mit ein paar Reconstructionsfiguren, die wenig Vertrauen erwecken können, illustrirt. Später^) kommt ihr Autor nochmals auf sie zurück und giebt Abbildungen in Form einiger geschlängelter Linien. Auch aus der Beschreibung S. 40 ist nichts Sicheres zu entnehmen, da sie viel zu allgemein und ohne Ein- gehen auf Belegstücke gehalten ist. Ps. glabrum Daws. endlich ist in den beiden Abhandlungen, in welchen es erwähnt ist 5), als selbst für den Autor zweifel- haft mit einem Fragezeichen versehen. In der ersten heisst es S. 315: »These are objects of doubtful nature«, und später^) S. 41 ; »Additional specimens have not dispelled my doubts«. Gefunden sind diese Reste im Mitteldevon von St. John und Neu-Braun- schweig. Die Abbildung^) T. VII, Fig. 79 zeigt ein paar formlose Stielfragmente, von denen mau allerdings eben wird aunehmen können, dass sie vegetabilischen Ursprungs gewesen sein mögen. Bei solcher Bestimmungsweise wird man gewiss die Gattung Psi- lofhyton als eines der verbreitetsten Gewächse durch die ganze Reihe der Formationen ausehen dürfen. Seit Hugh Miller’s Zeit (1841) hatten sich in den Museen Grossbritanniens allmählich eine grössere Zahl von schlecht erhal- tenen Pflanzenresten angesammelt, die dem Old Red Nordschott- lands, besonders von den Fundorten Thurso und Stromness (Orkney) 76 Graf zü Solms-Lauhach, lieber devonische Pflanzenreste entstammen. Beschreibungen und Abbildungen davon gab ursprüng- lich Hügh Miller selbst i) ^). Die besterhaltenen dieser Reste hat dann Salter benannt und beschrieben. Es sind dies Lyco- podites Mtlleri Salt. 1. c. t. 5, f. 8 und Lepidodendron nothum Salt. non Ung. et RiCHT. 1. c. t. V, f. 9 (Hugh. Miller 3), f. 12 u. 120). Was ich von so bezeichneten Dingen in den Museen von London und Edinburg gesehen, ist mir für jede botanische Bestimmung ungenügend erschienen. Aber Carruthers^) hat dann alle diese Reste 1873, sie mit Haliserites Dechenianus identificirend, zu der DAWSON’schen Gattung Pailophyton gezogen und Pdlophyton Deche- nianum Carr. genannt. Und noch weiter auf diesem Weg ist endlich Kidston i) gegangen, bei dem als Species Ps. princeps und Dechenianus aufgeführt und zu letzterem nicht nur der PLaliserites, sondern auch Ps.ro bzistius Daws., LepidodendronGas2nanumDA'ws.^)., Lepidodendron Burnoteme Gilk. ct. cet. Crepin i), Hostinelia hostinensis Stur. 1) und eine Mejige von Fucoids, vegetable im- pressious, rootlets der Autoren gezogen werden. Wenn man so vorgeht, und es mag dies bis zu gewissem Grade berechtigt sein, thut man offenbar besser, von jedem systematischen Namen ab- zusehen und alle dergleichen Dinge als Pflanzenreste zu classificireu, deren Bestimmung nicht möglich und die, wenn überhaupt, von Fall zu Fall beschrieben werden müssen. Die von Crepin ^) als Psilophyton Condrusorum beschriebene, von Gilkinet für ein Farnkraut erklärte und Sphenopteris Condrusorum benannte Pflanze will auch KiDSTON nicht mit seiner Sammelart vereinigen. Und endlich wären zwei sibirische von Lesquereux 1) beschriebene und abgebildete Arten Ps. graciüimuni Le.sq. und Ps. cornutum Lesq. zu erwähnen, die derartiger Be- schaffenheit sind, dass man sie ohne Weiteres aus der Reihe der determinirbai’en Pflanzeureste streichen darf. Wenn wir nun aus diesem langwierigen Expose desjenigen, was über Psilophyton geschrieben wurde, vom Standpunkt des Bo- tanikers aus resumiren wollen, so ergeben sich die folgenden Sätze; 1. Ps. elegans und glabrum Daws. sind aus der Reihe der definirbaren Pflanzeureste zu streichen. Dasselbe dürfte für Ps. robustius gelten, soweit die Abdruckstücke in Betracht kommen. aus den Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 77 2. Neben diesen nicht sicherzustellenden vegetabilischen Resten finden sich zu Gaspe Abdrücke eines sehr merkwürdigen, bezüglich seiner systematischen Stellung zweifelhaften Pflanzentypus, der wohl definirbar ist und Psilophyton princeps heisst. 3. Ausser den Abdrücken kommen in denselben Ablagerungen Steugelstücke mit erhaltener Structnr vor, von denen die einen nicht genügend beschrieben, mit Farnkraut- oder Lycopodeenresten verglichen werden können; die anderen wegen ihres Markstrahleu- durchzogeueu Secnudärholzes an Calamarien und Lepidodendren erinnern. 4. Die Einbeziehung der Farnälmlichen structurirteu Reste zu Ps. princeps, der anderen zu Ps. robustius ist unbewiesen und willkürlich. 5. Die Beschreibung der Gattung Psilophyton reducirt sich somit auf eine solche der zu Ps, princeps gerechneten Stengelabdrücke, da die Fructificatioueu in den Abbildungen unkenntlich und in ihrer Zugehörigkeit zu den Vegetationsorgauen zweifelhaft sind. Nematopkyton Logani wurde von Dawson 2) zuerst im Jahre 1856 als Prototaxites Logani aufgestellt. Ausführliche Beschreibung desselben erfolgte aber erst 1859 •^), nachdem Dawson selbst in Gaspe, am Fundort des Restes gewesen war. Er tludet sich dort in unter- und mitteldevouischen Sandsteinen in Form von massigen Stämmen, die bis zu 3 Fuss Durchmesser haben, Seitenzweige und Wurzeln tragen und in aufrechter oder liegender Stellung zur Beobachtung kommen. Sie sind verkieselt und entweder von fast schwarzer oder aber von röthlich- brauner Farbe. Wie es unter solchen Umständen gewöhnlich der Fall, zeigen die schwarzen Exemplare schön erhaltene Structnr, die bei den Anderen zu wünschen übrig lässt. Ein 9 Zoll dickes Exemplar zeigt kein Mark, deutliche Jahresringe, radial gestellte Gewebslücken, die für vollkommen zerstörte Markstrahlen angesprochen werden, und er- weist sich zusammengesetzt aus locker verflochtenen, langen, an den Enden zugespitzten, 20 — 30 u breiten Fasern von ge- schlängeltem Verlauf, deren Seiten mit Resten einer »double series of spiral fibres« besetzt sind. Zwischen diesen liegen spär- 78 Graf zo Solms-Laubach, Ueber devonische Pflanzenreste liehe rundliche Flecken, die vielleicht Tüpfeln entsprechen. Ein anderer Stamm von 1 Puss 5 Zoll Dicke hatte aussen eine dünne Lage von »crumbling coal«, vielleicht die Rinde darstellend, nach den Ringgrenzen schien er 150 Jahre alt zu sein, von einem Mark- canal waren Spuren zu bemerken. Dawson schliesst dann mit einem Vergleich seines Prototaxites mit den Hölzern von Taxus und Torreya und sagt: »In the meantime it may he included in the subfamily Taxineae«. Ein an den Prototaxites erinnerndes verkalktes, aber viel schlechter erhaltenes Fossil aus Gaspe hat dann Dawson im Jahre 1863 unter dem Namen Nematoxylon crassum beschrieben, an dem von Mark, Markstrahlen und Jahrringen nichts zu be- merken war und über dessen Zugehörigkeit sich der Autor mit grosser Reserve ausspricht. Noch weniger wird über eine Art dieses Genus N. tenue gesagt, die ebendort aufgestellt wird. Carrüthers, dem Dawson, als er 1870 in England war, von seinen Materialien mitgetheilt hatte, sprach sich in einer Mit- theilung an die British Association in Liverpool (1870), die die Geschichte und die Verwaudtschaftsbeziehungeu der britischen Coniferen behandelte, dahin aus, dass Prototaxites kein Couifereuholz, sondern eine merkwürdige Alge von enormer Grösse darstelle, der er den Namen Nematopliycus beilegte. Ein in Nature Oct. 6 1870 S. 464 abgedrucktes Referat über diese Mittheiluug ging daun unter dem sensationellen Titel »Colossal fossil sea wead« in andere mehr populäre Zeitschriften über (Akademy Oct. 1870, S. 16), (American Naturalist Mai 1871) und bewog Dawson zu einem sehr heftigen, aber wenig sachlichen Ausfall gegen Carruthers (Am. Nat. Vol. V., S. 245). In seiner Hauptarbeit über die devonischen und silurischeu Landpflanzen Canadas bespricht Dawson 0 von neuem seinen Prototaxites Logani. Er giebt au, Stämme mit Astiiarbeu und mit Wurzeln von der gleichen Structur gefunden zu haben und hält im Uebrigen alle seine früheren Angaben aufrecht. In einer vortrefi'lichen , von naturgetreuen Abbildungen be- gleiteten Arbeit wies nun 1872 Carruthers ^) nach, dass das cauadische Fossil unmöglich zu den Coniferen gerechnet werden aus den Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 79 könne; er führte ans, dass die spitzen Endigungen der Holzfasern, die Dawson gesehen, nur schrägen Durchschnitten ihres welligen Verlaufs entsprechen, dass von Hoftüpfeln nicht die Rede sein kann, und dass die sogenannten Spiralfasern, auf welchen der Ver- gleich mit den Taxineenhölzern beruht, einem System feiner vielverzweigter Röhren entsprechen, die die kieselerfüllten Inter- stitien zwischen den dicken, longitudinal verlaufenden Schläuchen (Dawson’s Holzfasern) nach allen Richtungen durchflechten. Wo dieses System zarter Fäden entspringt, konnte nicht ausgemacht werden. Die sogenannten Markstrahlen hält Carrüthers für Kieselerfüllte, übrigens keineswegs genau radial verlaufende Lücken, durch welche häufig einzelne der dicken longitudinalen Fäden schräg hindurchlaufen. Zuletzt kommt er zu dem Schluss, dass Nemato'phycm eine Alge nicht näher bekannter Verwandt- schaft sei, die in ihrer Grösse und im concentrischen Aufbau ihres Stammes mit Lessoniu^ in ihrem Zellaufbau eher mit Siphoneen- formeu, wie Halimeda oder Penicilluts verglichen werden könne. In derselben Zeitschrift hat Dawson alsbald geantwortet und hat an allen seinen Angaben festgehalten. Das Sachliche, was er hier beibringt, hat er später unter Fortlassung der Persönlichkeiten nochmals in anderem Zusammenhang gebracht. Einen weiteren hierhergehörigen Rest hat Dawson im Jahre 1881 als Celluloxylon primaeoum bekannt gegeben. Er stammt aus dem Mitteldevon (Hamilton Group) von Canandargua New-York, war übrigens von wenig günstiger Erhaltung. Immer- hin sagt der Autor von ihm p. 32: »It adds another to those mysterious woody stems of doubtful affinities which, in the De- vonian or Erian of both sides of the Atlantic represent the Taxi- neae and conifers of later formations«. In dasselbe Jahr fällt die Beschreibung des ersten europäischen Fundes von Nematophycus durch H. Hicks 2) und R. Etheridge aus dem Pen y Glog- Schieferbruch bei Corweu in Nord-Wales. Die Gattung, bisher nur aus dem Devon bekannt, wird damit auch für das Silur uachgewiesen, denn der betrefieude Bruch gehört der an der Basis des Obersilurs gelegenen May Hill oder Upper Llandovery-Gruppe au. Die mikroskopische Untersuchung dieses 80 Graf zu Solms-Laubach, lieber devonische Pflanzenreste Nematophycus Hicksii Eth. durch Etheridge ergab, abgesehen vom geringeren Durchmesser der Röhren (14 jx), völlige Ueberein- stimmung der Structur mit Nematophycus Logani. Der Autor schliesst sich durchweg der Ansicht Carruthers au. Es wird in dieser Abhandlung beiläufig des Fundes kleiner kohliger Frag- mente aus dem obersten Silur (Dowutou Sandstone des Ludlow) Erwähnung gethau, von denen es heisst: »Mr. Newton has not been able to obtain transparent sections of the Ludlow woody specimens; but from what little we have been able to made out, these Ludlow fragments likewise show tubulär structure, but not quite of the same character as those from Pen y Glog«. Der- gleichen Röhrenstructur war von Hicks für ein Fossil von St. Davids aus der Basis des üutersilur, dem Tremadoc, schon früher 1869 beschrieben worden. Der damals als Eophyton ex- planatum bezeichnete Rest, den Dawson p. 19 ebenso wie die erwähnten Fragmente aus dem Ludlow ziemlich zuversichtlich zu Nematophycus herangezogeu hatte, wird aber jetzt von seinem Autor als sehr zweifelhaft behandelt. Er sagt desbezüglich 2) p. 490 : »Its strong tabular structure renders its uulike auy known Land plant; and the ouly other fossil found yet to which it cau be compared is the Pyritonema of Prof. M’Coy, placed by him amongst the Zoophytes^ though its true uature is still a matter of much doubt«. Es wird endlich in der Abhandlung von Hicks 2) und Etheridge mit besonderem Nachdruck auf die Vergesellschaftung des Nematophycus mit eigeuthümlicheu kugeligen Körpern hiuge- wieseu, die eine räthselhafte Structur zeigen und zuerst aus dem ohersilurischen Ludlow boue bed von Strickland und J. D. Hooker beschrieben worden sind, daun von Hooker den Namen Pachytheca erhalten haben. Ich erwähne diese Pachytheca nur weil an ihr häufiges Zusammenvorkommeu mit Nematophyton- resteu der Gedanke angekuüpft hat, dass sie als Fructification zu diesem gehören könnten. Besonders Dawson hat diese Möglich- keit betont, der diese Kugeln, die er aus Perthshire in Schottland erhalten hatte, direct mit Aetheotesta Brongn., einem notorischen Gymuospermeusameu ideutificirt und Aetheotesta deconica genannt aus den Lenneschiefern der Gegend Yon Grafrath am Niederrhein. 81 hatte. Später hat er sie auch in dem Obersilur und dem ünter- devon von Neu-Brauuschweig nachgewiesen, wo ja auch sein Prototaxites Logani sich findet, und er schliesst aus dem Umstand, dass Brongniart seine als identisch erachtete Aetheotesta mit Taxineensamen verglichen hatte, dass dies »may be taken as additional evidence in favour of the Taxine or, at any rate, Gym- nospermatous nature of Prototaxites«. Von alledem kann nun jetzt gar keine Rede mehr sein, nachdem wiederholte genaue Untersuchungen dieser Körper ergeben haben, dass sie weder mit Aetheotesta noch mit irgend welchem Samen die geringste Aehn- lichkeit haben, dass wir vielmehr ihrer Structur auch heute ziem- lich ebenso rathlos als zu Anfang gegenüber stehen. Da ich mich über diese Gebilde in meiner Palaeophytologie p. 124 nur sehr kurz habe aussprechen können, ergreife ich die Gelegenheit am Schluss dieser Arbeit in einem separaten Literaturverzeichniss die darauf bezüglichen Specialuntersuchungen zusammen zu stellen. Für unsere Zwecke kommt Pachytheca weiterhin nicht mehr in Betracht. Dawson kommt im Jahre 1882, auf neue Funde des Restes gestützt, nochmals auf seinen Prototaxites Logani zurück, seine Entgegnung 6) resumireud und sich gleichzeitig auf die englischen Funde aus dem May Hill und dem Ludlow bone bed beziehend. Er hält seine alten Angaben im Gegensatz zu Carrüteiers in allen Punkten aufrecht und sucht die auffällige Lockerheit des Gewebes aus dem Macerationszustand desselben zu erklären. Wenn er schliesslich meint p. 111: »On the contrary it has been attempted to compare the plant as to structure with certain chlorospermous Algae, and as to size with certain gigantic Melanosperms not pretended to show similar structure. This is obviously a not very scientific way of establishing affinities« , so muss dem doch ent- gegengehalten werden, dass es Carruthers wesentlich darauf an- kam zu zeigen, dass unter den Algen analoge Verhältnisse zu finden seien, unter den Gymnospermen aber nicht, und dass er damit keineswegs einen bestimmten Platz im Algensystem für die Gattung feststellen wollte. Jahrbuch 1894. [6] 82 Gkaf zu Solms-Lauuach, lieber devonische Pflanzenreste Was Dawson schon früher hätte thun sollen, hat er endlich 1880 gethan. Er hat nämlich die botanische Untersuchung seiner Fossilien dem Botaniker Penhallow ’) überlassen, und sich selbst auf den geologischen Theil der Arbeit beschränkt. Penhallow’s, von photographischen Aufnahmen begleitete Darstellung i) hat nun in allen strittigen Punkten Carruthers Angaben bestätigt. Sie hat bewiesen, dass von einer distincten Rinde, wie sie Dawson angegeben, nicht die Rede sein kann, dass die sogenannten Jahres- ringe, die in Dichtigkeitsdifferenzen des Gewebes ihren Grund haben, gar nicht immer concentrische Kreise darstellen, dass weder Mark noch Markstrahlen existireu, dass die longitudinalen Röhren sich gelegentlich verzweigen. Ein Novum ist die Angabe, dass diese Verzweigung besonders in den radialen Lücken ihren Sitz habe und dass der Plexus umspinnender feiner Fäden hier aus den Auszweigungen der Röhren seinen Ursprung nehme. Und ihr Endresultat wird auf p. 43 wie folgt ausgesprochen: »The absence of structural markings, of vascular and fundamental tissue, as well also of a cortex, together with the branching and non sep- tate character of the cells all show conclusively that thete can be no aftinity with vascular plants, much less with the Gymuosperms, in consequence of which the name Prötotaxites loses its value«. Diesem Befund gegenüber hat denn auch Dawson seine so lange Zeit hindurch hartnäckig festgehaltene Ansicht, wenn schon nicht aufgegeben, so doch stark modificirt, wie aus der folgenden Stelle seiner introductory geological note (p. 35) hervorgeht: »Lastly linder this head, palaeontology has made us familiär with many remarkable botanical anomalies, as the possession of true exogenous structure by acrogenous plants of the families of Lycopodaceae, Equisetaceae and Ferns, though this structure exists with the same types of scalariform and cellular tissue found in the modern acro- gens. It would only be a farther extension of the some principle to find a pseudoexogenous stem of still greater antiquity, con- structed wholly or principally of loug tortuous fibres, similar to those in some Lichens and Algae, from which, however I regard the tissues of Nematophyton as essentially distinct«, und weiter; »Thus it may represeut a leading type of forest Vegetation i iu the aus den Lennescliiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 83 Silurian and early Devonian etc.« und »I liave also been disposed to regard it as possibly a late survivor of a type of Vegetation wliicb may have existed even in the Cambrian and Laurentian and may bave been connected with the accumulation of the great quantities of carbonaceous matter known in the later, and with that of the vegetable debris abundant in some parts of the former, and which, though it has not yet afforded distinct structure, pre- sents indications of longitudinal fibres akin to these of Nemato- phyto7i, and appears in similar angular fragmeuts to those repre- senting that type in the Silurian«. Diesen Anschauungen ent- sprechend ist in der ganzen Abhandlung an Stelle von Prototaxites und Nematopliycus der neutralere Name Nematophyton eiugeführt, eine Aenderung die mir zweckmässig erscheint und der ich mich anschliessen werde, es den Prioritätsfanatikern überlassend, die beschriebenen Formen wieder in den glücklich aufgegebenen Prototaxites umzutaufen, falls es sie danach gelüstet. D. P. Penhallow 2) hat im Jahre 1889 eine zweite Ab- handlung über Nematophyton publicirt, die mit folgenden Worten beginnt; »In a paper presented to this Society last year I gave the results of certain investigations into the histology of Proto- taxites and among the conclusions then reached was a confirmation of the view advanced by Caeruthers that this plant is in reality an Alga and allied to the Laminariae of our modern flora«. Es werden hier die verschiedenen bislang bekannt gewordenen ein- ander im Uebrigen sehr nahe stehenden Arten der Gattung be- handelt und nach Möglichkeit mit Diagnosen versehen. Es sind folgende: Nematophyton Logani Dawson, Hicksii Dawson, crasswm Penh., laxum Penh. und tenue Penh., die drei letzteren aus dem Devon von New -York und Gasj^e stammend. Dazu kommt der präcise Nachweis, dass Nematoxylon crassum Dawson und Cellu- loxylon primaevum Dawson nichts anderes sind als blosse Er- haltungszustände des Nematophyton crassum. Inzwischen wurde in England wieder ein neuer Fundort für ■ Nematophyton bekannt. Die von Storrie in Tymawr quarry bei Cardiff gefundenen Reste, aus dem mittleren Obersilur (Wenlock) stammend, wurden von Barber untersucht und als N. Sto'i'i’iei [6*] 84 Gkap zu Solms-Laubach, lieber devonische Pflanzenreste Barber beschrieben. Das verkieselte Material lag nur in kleinen Fragmenten, dafür aber vorzüglich erhalten vor. Die Art ist von N. Logani bauptsäcblicb durch die rundliche nicht radial ver- längerte Form der Gewebslücken, sowie dadurch verschieden, dass das feine, die Schläuche umspinnende Fädeuwerk fehlt. Verzwei- gungen der 20 — 28 p dicken Schläuche wurden vielfach gefunden, besonders häufig am Rande der Gewebslücken, aber auch sonst- wo. Wichtig ist aber, dass der Verfasser bei der ver- gleichenden Untersuchung des N. Logani sich nirgends von dem Zusammenhang der Plexusfäden mit den longitudinalen Schläuchen, wie ihn Penhallow angegeben, überzeugen konnte. Er meint daher p. 336: »The relation of large tubes to small tubes remains a mystery«. Und das ist umsomehr zutreffend, als er in den feinen Plexusfäden quere Scheidewände gefunden haben will, die in der allerdings ausdrücklich als Skizze bezeichueten Fig. 17 dargestellt werden, die nach dem übereinstimmenden Zeugniss aller Autoren, mit Ausnahme Dawson’s, in den longitudinalen Schläuchen vollkommen fehlen. In den Gewebslücken finden sich ausserdem Klumpen-artige Aggregate feiner Fäden, die den Ver- fasser an ein parasitisches Mycelium denken lassen, freilich anderer- seits wohl auch Aggregate von Trichiten sein könnten. In einer letzten Arbeit über Nematophyton crassum beschreibt Penhallow neue Exemplare aus dem Mitteldevou von New- York, die seine frühere Identification von Dawson’s Celluloxylon mit diesem Rest in erfreulicher Weise bestätigen und sicher stellen. Vor einer Reihe von Jahren bereits, als ich noch in Göttingen wohnte, hatte ich Gelegenheit im dortigen geologischen Museum eine Sendung devonischer Pflanzenreste zu sehen, die von Koenen von Seiten des Herrn Piedboeuf, Dampfkesselfabrikanten zu Düssel- dorf-Oberbilk, zum Geschenk erhalten hatte und die von einer bezüglichen Abhandlung des Einsenders begleitet war. Neben zahlreichen mehr oder weniger vollständigen Abdrucksstücken be- fand sich darunter ein Fragment eigenthümlicher Structurerhaltung, welches ich nach vorläufiger Untersuchung als zu Nematophyton gehörig erkannte. In der mitgesandten Abhandlung des Herrn Piedboeuf war dieses Nematophyton allerdings nicht erwähnt, sie aus den Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrliein. S5 beschäftigt sich ausschliesslich mit der Beschreibuug imd Deutung der Abdrucksstücke, aus deren Beschaffenheit Folgerungen be- züglich der Bildungsweise der umschliessenden Sandsteine ge- zogen werden , auf die hier nicht weiter eingegaugen zu werden braucht. Der Fundort, dem die betreffenden Materialien ent- stammen, befindet sich nach freundlicher Belehrung Holz- apfel’s, an den ich mich desshalb wandte, in den sogenannten Lenneschichten, die nach seiner Ansicht dem oberen Mitteldevon, also dem Stringocephalenniveau angehören dürften. Er liegt am Bande des Wnpperthals ziemlich nahe der Höhe des Sattels, auf welchem das Dörfchen Oben zum Holz nächst (fräfrath gelegen ist. Da ich hoffte, eventuell bei der Durchsicht ausgedehnterer Materialaufsammlungen das Nematophyton als Ausfüllung der gleich- zeitig vorkommenden Abdruckstücke nachweiseu und so Anbalts- punkte für die bisher ganz unbekannte äussere Formgestaltung dieser Gattung zu gewinnen, liess ich die Sache zunächst auf sich beruhen, indem ich mir vornahm, sie mit dem Finder bei gelegent- lichem Besuch dei- Gegend zu besprechen. Erst im vorigen Herbst 1893 ergab sich dazu Gelegenheit. Leider war Herr PiEDBOEüF inzwischen gestorben, eine Sammlung der Original- stücke war nicht vorhanden, da diese in der Hoftuung leicht neue gewinnen zu können an die verschiedensten Museen fortgegeben waren. Die wenigen noch vorhandenen Exemplare, die mir der Sohn mit grösster Liebenswürdigkeit zeigte, von denen er auch die Güte hatte mir etliche zuzusendeu, boteu zunächst keine wesentlich neuen Aufschlüsse. Durch die Zuvorkommenheit des Herrn Piedböeuf jun. wurde es mir ermöglicht, ein paar Stunden auf die Besichtigung des Fundorts zu verwenden und einige weitere Stücke, freilich auch von geringerer Bedeutung, zu ge- winnen. Der Fundort selbst ist ein alter verlassener mitten im Ge- strüpp gelegener Steinbruch, der sehr verschüttet war und in dessen graugelbem, glimmerreichen, mässig düunplattigen Sand- stein Pflanzenreste überall und ohne Rücksicht auf die Schichtung eingebettet erscheinen, wenn schon gewisse Bänke vorzugsweise reich au solchen sind. Bei dem steilen Einfallen derselben gegen 86 Graf zu Soums-Laubach, lieber devonische Pflanzenreste den Berg war es indessen nicht möglich diesen Bänken zn folgen und konnten nur die äussersten gerade freigelegten Stücke ge- wonnen und aufgespalten werden. Erneute Brucharbeit wird an der betreffenden Stelle gewiss Material in Menge und in frischerem Zustand befindliches als das vorliegende ergeben. PlEDBOEUF meint S. 47 »dass fast alle durch die ganze Bank gesammelten Proben einer einzigen Pflanzengattung angehören«, die er dann S. 51 mit Haliserites Dechenianus Göpp., Fucus Nessigii^ verschiedenen Sphaerococcites-¥ oxmen, den Psilophyten Dawson’s, sowie der Sphenopteris Condrusorum Gilk. identificiren will. Alle diese Dinge zusammen nennt er schliesslich, sie für die Reste einer Fucacee erklärend, Sargassum Dechenianum Piedb. Der von Dawson ö) t. XV, f. 1 75 als Cyclopteris Hitchcockiana abge- bildete Rest soll die Fructification seiner Pflanze sein. Wenn er endlich auch die sämmtlichen Aphlebien hierher ziehen will, so ist das für die Beurtheilung aller dieser Angaben seitens der Palae- ontologen ausreichend. Die Reste von Oben zum Holz gehören eben in der Form wie sie vorliegen zu den Fossilien, bei denen eine sichere Be- stimmung aus der blossen Abdrucksform ausserordentlich misslich ist. Von Kidston würden sie denn auch ganz gewiss zu seinem Psilophyton Dechenianum gerechnet worden sein, über welches oben S. 76 das uöthige gesagt wurde. Was ich davon sah, bestand erstens aus ziemlich dicken, 3, nach Piedboeuf bis 10 Centimeter breiten, mehr oder minder stark zusammengedrückten, verzwei- guugslosen, im Steinkern erhaltenen Aesteu. Bei der Spaltung fällt dieser Steiukern gewöhnlich in Trümmer, so dass nur die beiderseitigen Hohldrucke von ganz formloser Beschaffenheit hiuter- bleiben. Wo er erhalten, erweist er sich als eine Sandsteinmasse von lockerem Gefüge, die von unregelmässigen Streifen und Nestern brauurothen, mitunter metallisch glänzenden oder durch Kohlengehalt schwarzen Eisenoxyds durchwachsen erscheint. Hier und da sind im Verlaufe der Stämme unregelmässige, dem Hohldruck fester anhaftende Concretiouen zu finden, die aussen aus eisenhaltiger Gesteiusmasse, inwendig aus Eisenoxyd, oder aus Schwefelkies bestehen oder beide zugleich in der Weise ent- aus dea Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 87 halten , dass der Kieskeru von einer Oxydrinde umgeben wird, ein Zeichen, dass,- wie auch Piedboeuf schon hervorhebt, die Oxydbildung aus der Verbrennung des Kieses herzuleiten ist. Es finden sich ferner dünnere Zweigstücke und Fetzen, deren Stein- kern mitunter die gleiche BeschalFenheit hat, mitunter aus mehr ockerfarbenem Eisenoxyd gebildet wird, in vielen Fällen auf ein dünnes, fast kupferfarbiges und irisirendes Häutchen reducirt er- scheint. Und endlich finden sich grössere noch in Zusammenhang stehende Zweigsysteme, deren Seiteuglieder, in der Mitte in der Regel mit einem vorspringenden Kiel versehen, in fiederiger Stellung vom Hauptglied entspringen, mit demselben spitze Winkel bildend. Ihre Verästelung ist in manchen Fällen eine sehr reiche, die Zweige höherer Ordnung nehmen regelmässig an Stärke ab und. enden in kurze feine Endauszweigungen, die öfters ge- gabelt erscheinen. In ihrem Verlauf finden sich häufig die be- sagten Concretioneu, manchmal reihenweise hinter einander ge- legen. Dergleichen Exemplare sind es, die Piedboeuf 1. c. auf Taf. HI ziemlich naturgetreu abgebildet hat. Indessen ist mir kein einziges Exemplar zu Gesicht gekommen, welches so reiche Verästelung wie die dort dargestellteu geboten hätte. Alle mir vorgelegeneu Exemplare erwiesen sich in einer Form verzweigt, die zahlreichen, das Gestein nach allen Richtungen durchsetzenden Stielreste konnten nirgends so wie es Piedboeuf will in Zusammenhang mit ihnen nachgewiesen werden. Ich habe desswegeu die allerbegründetsten Zweifel au der Richtigkeit von Piedboeuf's Behauptung, dass die Fossilien mit ihren Zweigen das Gestein nach allen Richtungen durchziehen, und möchte ver- mutheu, dass seine aus dem Gestein herauspräparirteu Zweige mit den au der Oberfläche sichtbaren nicht in directem Zusammen- hänge standen. Habituell erinnern solche Stücke au manches, was Dawson mit dem Namen Psilophyton belegt hat, mau vergl. z. B. t. VH, f. 80 a, T. XH Ps. robustius^ T. XX, f. 243 — 245, sowie Penhallow t. 12, f. 12a und zweifle ich nicht, dass ersterer Autor die Objecte sofort als zweifellose Psilophyta angesprocheu haben würde. Viel geringer ist die Aehnlichkeit mit HaliaerUes 88 Graf zu Soi.jis-Laübach, lieber devonische Pflanzenreste Dechenianus ^ sie beruht hauptsächlich in der bei beiden vorhan- denen mittleren Kielung der kleinen Seitenzweige. Auch Spheno- pteris Condrusorum Gilk. und die ihr ähnliche Hostinella hostinensis Stur möchte ich mit unserem Reste nicht so unmittelbar in Parallele stellen, schon die Anordnung der Verzweigungen und die offeneren Winkel, die die Zweige verschiedener Ordnung mit- einander bilden, scheinen das bei aller Aehnlichkeit der Objecte zu verbieten. Endlich finden sich allerlei formlose flache Lappen nnd Fetzen, mitunter von nicht unbeträchtlicher Grösse, über die absolut nichts ausgesagt werden kann, von denen einzelne mög- licher Weise Blattflächen gewesen sein könnten. Ganz einzig in seiner Art und mir nur in diesem Exemplar vorgekommen ist das früher erwähnte Stammfragmeut mit Nernato- |)%ton-Structur, dessen Auffindung den Anstoss zu dieser Aus- einandersetzung gegeben hat. Es liegt genau in demselben grau- gelben Sandstein wie die übrigen Reste, war vor der Abschneidung eines Stückes behufs Herstellung von Präparaten 5 Centimeter lang und zeigte an der ringsherum erhaltenen Oberfläche eine Contactzoue mit dem Gestein, die ihre faserige Beschaffenheit, wie mir mein College Bücking freundlichst mittheilte, wahr- scheinlich der reichlichen Einlagerung von Serpentin verdankt. Das Stämmchen ist plattgedrückt, centimeterbreit und hat 3 Milli- meter Tiefe. Seine schwarzbraune, etwas seidig glänzende Ober- fläche ist theilweis erhalten, sie ist durch zahlreiche kleine Haar- risse unregelmässig gefeldert. Da sich Quer- und Längsschliffe bei der ersten Betrachtung als gänzlich undurchsichtig erwiesen, so musste dazu geschritten werden, kleine Fragmente mit Hülfe der Nadel auszubrecheu. Jede so entstandene longitudinale Bruchstelle erschimmerte nun in eigenthümlichem faserigen Gefüge. Mit schwacher Vergrösserung erkennt man im auffallenden Licht ein Aggregat von ungleichartig geschlängelten, keineswegs einander parallelen, im Allgemeinen longitudinal verlaufenden Röhren, die überall da, wo sie unverletzt, trotz ihrer schwarzen Farbe in Folge der glatten Oberfläche lebhaft aufglänzeu. Genauere ' Untersuchung erweist, dass iln-e Membran in Form eines ziemlich starken, pechschwarzen, Häutchens von Kohle er- aus den Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 89 halten, dass aber ihr Lmnen von dnnkelrothein Eisenoxyd amorj^her erdiger Beschafienheit gänzlich erfüllt wird. Auf dem Platinblech verbrennt die Kohle mit Leichtigkeit, das Ganze verbleibt mit unveränderter Gestalt, ist aber tiefroth gefärbt. Es ist dies ein Erhaltungszustand, den ich noch bei keinem andern durch meine Hände gegangenen vegetabilischen Fossil beobachtet habe; wie er zu Stande gekommen, weiss ich nicht sicher. Möglich immerhin , dass die Zellen ursprünglich mit Schwefelkies-Spiculae erfüllt waren, wie dies wohl gelegentlich vorkommt (vergl. Solms, Palaeoph. p. 26). Allein in diesem Fall habe ich von den die Spiculae umschliessenden Membranen niemals mehr etwas bemerken können. Bei PiEDBOEUF 1. c. finde ich wenig, was sich auf den gleichen Erhaltungszustand deuten liesse, angegeben. Vielleicht bezieht sich darauf was S. 50 gesagt wird: »Mit den eben beschriebenen 3 Varietäten des Gebirges tritt mitten dazwischen anscheinend nesterförmig eine Art Breccie auf, vorwiegend aus Feldspath be- stehend, innerlich ganz weich, hellgrau bis kaolinweiss, äusserlich durch nachträgliche Infiltration zu festen Grauwacken über- gehend In der äusseren härteren Zone sind die fossilen Reste mit Eisenoxydhydrat ausgefüllt, wogegen im inneren weichen Kern glänzende kohlige Abdrücke hervortraten, einzelne rundliche Aeste in Form poröser Coaksmasse, als wäre das Holz eben frisch in einer Retorte erhitzt worden«. Immerhin würde die Beschreibung der Reste nur mässig, die des umschliessenden Gesteins gar nicht zu dem Befund an dem in Rede stehenden Exemplare stimmen. Als es sich nun im Laufe der Untersuchung ergab, dass die absolut undurchsichtigen Quer- und Längsschlifte mit Hülfe der Kochs -WoLz’schen Mikroskopirlampei) bei Beleuchtung von oben ‘) Ich will bei dieser Gelegenheit nicht versäumen, auf die ausgezeichneten Dienste hinzuweisen, die bei dieser Untersuchung, sowie überhaupt beim Studium undurchsichtiger Objecte der Kochs -Wonz’sche Beleuchtungsapparat (vergl. Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikroskopie, Bd. V, S. 1888, 477) geleistet hat. Es werden neben den S förmig gebogenen, für Beleuchtung von unten bestimmten Stäben auch einfach hakenförmige mitgegeben. Diese legt man so auf den Objecttisch 90 Graf zu SoLiis-LAUBAcit, Ueber devonische Ptlanzenreste zur Üutersuchuug ganz geeignet waren, wurde auf ihre Unter- suchung zurückgegriflFen. Da ergab sich denn zunächst das absahite Fehlen von Mark und von Strahlen jeglicher Art; der Querschnitt weist vollkoinineu homogenes Gewebe auf und setzt sich aus kreisrunden, hier und da, verniuthlich wo sie schräg getroffen, elliptischen Zelldurchschnitten, die durch dicke schwarze Membranleisten geschieden werden, zusammen. Das ist aber, wenn wir Amn den conceutrischen Linien und den radialen Lückeubildungen absehen, die auch dort nicht in allen Fällen beobachtet werden konnten, genau die Structur von Nematophyton. Der Längsschnitt stimmt dazu trefflich , man sieht die ge- schlängelten longitudinalen Röhren mit ihrer Füllung von Eisen- oxyd, die hier und da, wo sie nur in einer aufwärts gerichteten Biegung vom Schliff gefasst wurden, als langgezogene beiderseits rundlich abschliessende Figuren erscheinen. Ja sogar die für N. Logani so charakteristischen, feinen, die Röhren umspinnenden Plexusfädeu glaube ich mit einiger Bestimmtheit gesehen zu haben, sie treten sowohl auf dem Quer- als auf dem Läugsschliff als winzige, die kohlschwarze Membranmasse unterbrechende Pünktchen und wirr gelagerte Strichelchen hervor, doch konnte unter den obwaltenden Umständen natürlich nichts über ihren Verlauf und etwaigen Zusammenhang mit den longitudinalen Röhren ausgemacht werden. Der Durchmesser der auf dem Querschnitt gemessenen Lumina ergab sich als 0,056 mm, ist also etwa 3 mal so gross als bei N. Logani und Storriei. Da somit immerhin eine nicht unbeträchtliche Differenz den auf, dass das Strahlenbündel in den Zwischenraum zwischen Präparat und Objectiv einfällt. Man kann dann ganz undurchsichtige Objecte me.ssen, mit dem Prisma zeichnen, und wird über die Helligkeit und Klarheit des Bildes erstaunt sein. Ich habe mich überzeugt, dass der Apparat bei allen schwächeren Ver- grösserungen anwendbar ist, bis zu Focalabständen wie sie IIartnack 4 verlangt, (etwa 3 Millimeter). Wird die Focaldistanz kleiner, so muss man den Glasstab, wie er heute hergestellt wird, in sehr flacher Neigung heranbringen, das Licht fällt in allzu spitzem Winkel auf, erleidet offenbar unregelmässige Reflexionen, und es zeigt sich dann ein homogener Lichtschein, der das Bild mehr und mehr verschwinden lässt. Würde man Stäbe mit geringerem Querschnitt der Aus- trittsfläche herstellen, so würde wahrscheinlich der Apparat für noch stärkere Vergrösserungen brauchbar gemacht werden können. aus den LennescLiefem der Gegend von Grafrath am Niederrliein. 9 1 bisher beschriebenen Nematophyteu gegenüber vorliegt, so wird es zweckmässig sein, die rheinische I^orm mit einem eigenen Species- namen zu belegen, und da Piedboeuf für seine Reste Sargassum Dechenianum eiugeführt hatte, so mag sie nun als Nematophytoii Dechenianum gehen. Wenn nun, wie Piedboeuf glaubte, die sämmtlichen Reste im Gestein von Oben zum Holz zu einer Massenvegetation einer einzigen Algenform gehörten , so hätten wir, nachdem einmal N ematophy ton -Sirnciwi' nachgewiesen war, damit auch ein Bild von der Gestalt dieses Gewächses aus denselben entnehmen können " Es lag mir deswegen viel daran, diese seine nicht weiter durch Gründe gestützte Behauptung zu beweisen oder zu widerlegen. Ich versuchte also die Untersuchung der an sich wenig ver- sprechenden eisenhaltigen Steinkerne in verwittertem und uuver- wittertem Zustand auf etwa erhaltene Structurreste hin. Das erste Stück, welches hierfür in Betracht gezogen wurde, war ein ziemlich dünner, ca. 5 Millimeter dicker, an beiden Enden abgebrochener Zweig, dessen Steiukern von ockergelber Farbe, au der einen Seite fest und hart, an der andern durch Ver- witterung in eine weiche gelbe Masse geringen Zusammenhalts verwandelt war. Mit der Nadel wurden aus dieser letzteren kleine Stücken herausgesprengt und die Bruchflächen der Unter- suchung unterworfen. Da zeigten sich denn zu meiner Ueber- raschung die schönsten und unzweifelhaftesten Trachealelemente, deren Wandung aus einem änsserst dünnen, glashellen, mitunter in den Farben dünner Blättchen schillernden Häutchen gebildet war, welches das mit pulveriger Ockermasse ausgefüllte Lumen umgiebt. Ebene Flächen von einiger Ausdehnung waren aber nur durch vorsichtiges Zerbrechen mit der Nadel zu erzielen; Schneiden erwies sich als unmöglich, weil das gelbe Pulver aus den geöffneten Tracheiden zu einer alle Structur verdeckenden Schicht an der Schnittfläche zusammenhält. Auf gutgeluugeneu Brüchen konnte die polygonale Form der Elemente festgestellt werden; man sieht ganz deutlich, dass ihre Wände mit dicht an einander gedrängten ovalen, und stark in die Breite ge- zogenen Tüpfeln nach Art der Treppeuelemeute besetzt sind; au 1)2 Graf zu Solms-Laubach, lieber devonische Pflanzenreste einem Präparat ist ein mehrstöckiger, radial getroflPener Mark- strahl sichtbar, dessen reichliche Tüpfelung gegen die angrenzenden Tracheiden festgestellt werden kann. Weit entfernt davon, zu einer Alge zu gehören, erweist sich also dieses Fragment als ein Gymnospermen oder Archegoniatenzweigstück. Querschnitte dieses Objects, aus den härteren minder ver- witterten Partien desselben entnommen, mit Hülfe auffallenden Lichts untersucht, zeigten einen von regelmässigen Markstrahlen durchsetzten Holzkörper offenbar secundärer Natur. Seine etwa 4 Zellreihen breiten, zwischen je 2 Markstrahleu gelegenen Holz- keile bestehen aus Tracheiden von sehr beträchtlicher Weite und regelmässigem rechteckigen Querschnitt. Die centrale Partie des Holzstückchens ist leider durch Zusammendrückung und Faltung sehr gestört, doch scheinen au dem inneren Ende der einzelnen Holzkeile kleine Gruppen von weitlumigen Elementen rundlichen Querschnitts zu liegen, welche möglicherweise für Primärholz- büudel angesprochen werden könnten. Ich kenne kein fossiles Holz, welches damit direct vergleichbar wäre, doch wird man nicht fehl gehen, wenn mau seine Verwandtschaft in der Nähe der Lyginodeudreen oder Calamarien sucht. Der Tüpfeltracheiden halber ist Lepidodendron ausgeschlossen, auch die Cordaiten stehen wegen der eigenthümlichen Anordnung der Elemente auf dem Querschnitt ganz ausser Frage. Seine Tracheiden haben nach Messungen auf dem Querschliff in der radialen Richtung 70, in der tangentialen 42 « Durchmesser, die Höhe der Markstrahlzellen wurde auf dem Längsbruch zu 35 i> festgestellt. Durch den Erfolg mit diesem Stück ermuthigt, wandte ich mich nun auch an die Concretionen aus kohlenhaltigem Schwefel- kies und Eisenoxyd. Da gelang es mir denn bald, beim Zer- trümmern eines beliebig herausgegriffeneu grösseren Knöllchens eine ßruchfläche zu erhalten, die den schönsten Längsschnitt eines Trachealstrauges bot. Derselbe lag inmitten einer anschei- nend homogenen schwarzen, auf der Bruchfläche spiegelnden Masse, die ich unmittelbar für den Parenchymkörper des betrefiendeu Pflanzenrestes anzusprecheii geneigt war. Der Trachealstrang selbst besteht ausschliesslich aus gedrängten, geraden, genau aus den Lenneschieiern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 93 parallelen, schlanken, ca. 35 u breiten Treppenelementen typischer Art, von exquisit polygonalem Querschnitt. Von Markstrahlen ist keine Spur zu entdecken. Ein receutes Farugefässbündel würde bei gleicher Präparatiou, falls diese möglich wäre, genau dasselbe Bild gewähren. In der Hoffnung bessere Einsicht in die Details des Baues zu gewinnen, liess ich nun durch eine Anzahl der Knöllchen Querschliffe anfertigen und untersuchte dieselben im auffallenden Licht. Durch Spaltung der Reststückcheu mit dem Meissei wurden nachher die zugehörigen Läugsbrüche hergestellt, die überall, wo überhaupt Structur vorhanden, genau das gleiche centrale Bündel polygonaler Treppeutracheideu ergaben. In einigen Fällen indess, wo die erste Spaltung nur die Peripherie des be- sagten Stranges getroffen hatte, erwies sich diese aus ähnlichen, aber vollkommen tüpfellosen duukeleu Fasern erbaut, die die früher beschriebenen Tracheideu umschliessen. Ich schliesse aus diesem Befund, dass eine aus holzigen Fasern gebildete Bündel- scheide vorhanden war, wie sie bei recenten Farnen so gewöhnlich entwickelt ist. Die Querschlifle blieben beträchtlich hinter den auf ihre Untersuchung gesetzten Iloffhungeu zurück. Immerhin erkennt man eine äussere feste, structurlose, von zarten Kohleuliuien durch- zogene, aus Schwefelkies gebildete Grundmasse, in der die Kohlen- spuren hier und da kleine polygonale Räume, Zellen umschreiben. Es ist das der Parenchymkörper der Rinde. Inmitten derselben liegen ein oder mehrere verschieden gestaltete Strangqnerschnitte, in Umrissform und Bau an die Blattstielbündel von Farnen er- innernd. Meist sind sie sehr schlecht erhalten, doch konnten in einem Fall bestimmte Andeutungen einer Zusammensetzung aus centralem Trachealstrang und peripherer Scheide gewonnen werden. Nach alledem kann es keinem Zweifel unterliegen, dass sich in unseren Concretioneu die unscheinbaren Reste von Farublatt- spindelu verbergen. Wir haben oben gesehen, dass die meisten einigermaassen zusammenhängenden Reste des Fundorts von Oben zum Holz in einer Ebene ausgebreitete Yerzweigungssysteme ähnlicher Art wie die der Sphenopterin Condrusorum Gilk. darstelleu. Es fragte sich 94 Graf zu Solms-Laübach, üeber devonische Pflanzenreste also, wohin diese Zweigsysteme gehören, ob sie uns die äussere Form des Nematophyton repräsentiren, oder ob sie die Parn- spindeln sind, deren Reste wir in den Concretionen so häufig vorfinden. Dass sie nicht etwa verschiedener Art sind, dafür bürgt ihr charakteristisches Aussehen sowie die regelmässige Ver- zweigung, die immer wiederkehrt. Zur Feststellung dieses Frage- punktes habe ich nun aus den Materialien der Lütticher und der Brüsseler Sammlung 2 Exemplare ausgewählt, bei welchen im Verlauf der Verzweignngsglieder Kuollenconcretionen derartig auf- sassen, dass man nicht zweifeln konnte, in ihnen, falls sie Structur bergen, Theile der erhaltenen Substanz des Abdruckrestes selbst vor sich zu haben. Bei dem ans Brüssel folgen 2 spindelförmige Concretionen unmittelbar über einander, bei dem in Fig. 1 abge- bildeteu Lütticher Stück fand sich uur an einer Stelle ein Bruch- stück einer kleineu Knauer vor. In beiden Fällen aber ergab die Untersuchung in unzweifelhaftester Weise das gewünschte Resultat. Die Structur stimmt völlig mit der die früher be- sprochenen Farnreste bergenden Knöllchen überein. Und sonach steht nicht nur fest, dass diese verästelten Exemplare Farnblatt- rhachiden sind, sondern es ergiebt sich weiter bei ihrer grossen Aehnlichkeit mit der Sphenopteris Condrusorum Gilk. für diese ein gewichtiges, die Auffassung Gilkinet’s unterstützendes Mo- ment. Aus den früher angegebenen Gründen ist indess die Identität beider Reste nicht wahrscheinlich. Ueber die Fructificatiouen des Farren von Oben zum Holz, die PlEDBOEUF, wie er sagt, im Zusammenhang damit gefunden hat, und die er mit Sphenopteris Hitchcockiana Daws. (Fruct. von Cyclopterisf Dawson) T. XV, f. 175 identificirt, kann ich leider nichts aussagen, da ich sie nicht sah und da es mir nicht zu ermitteln gelang, wohin die 2 Exemplare gekommen sind, die PlEDBOEUF S. 52 besessen zu haben angiebt. Nach den analogen Befunden an Sphenopteris Condrusorum könnten . es in der That Fruchtreste eines Farnkrautes gewesen sein. Die Steinkernausfüllungen der grösseren Stämme endlich er- wiesen sich im Allgemeinen als überaus schlecht erhalten. Immer- hin konnten bei fortgesetzter Zerspaltung auch in ihnen hier und da Structurreste in Form geschlossener Stränge paralleler Tracheal- aus den Leiineschlefern der Gegend von Gräfratli am Niederrhein. 95 elemente nachgewiesen werden, deren Wandungen ich in einem Fall mit rundlichen Tüpfeln besetzt fand. Es lag an solchen Stellen stets ein ähnlicher sErhaltungszustand wie bei dem oben beschriebenen Exemplar von ]S ematopliyton vor, die^ Ansfüllungs- masse ist Eisenstein, die Membranen sind in Form von Kohle erhalten, doch ist der Eisenstein von viel festerem Gefüge, weniger verwittert als dort, und bekommt man in Folge davon nur selten Spaltllächei. , die auf grössere Erstreckung die günstige longi- tudinale Richtung einhalten. Ueber die Zugehörigkeit besagter Stammstücke kann ich ihrer schlechten Erhaltung halber keinerlei Meinung änsseru, nur soviel ist gewiss, dass es keine Algen ge- wesen sein können. Resumiren wir schliesslich dasjenige, was uns die Ptlauzeu- reste von Oben zum Holz ergeben haben, so zeigt sich: 1) dass diese Fossilien sehr verschiedenen Gewächsen entstammen, nicht, wie PiEDBOEüF es wollte, von einer einzigen Algenform abgeleitet werden können; 2) dass die bestdefinirten derselben Farnkraut- blattstielen augehören, dass ausserdem die Algeugattnug Nemato- phyton darunter repräseutirt ist und dass ferner noch Holzstücke von Pflanzen nicht sicher ermittelter Verwandtschaft, mit Markstrahleu durchzogenem Secundärholzkörper, Vorkommen. Erneute Steinbruch- arbeiteu würden wahrscheinlich noch andere Pflauzeutypen zu Tage fördern. Aus all dem Gesagten ergiebt sich wieder einmal, wie vor- sichtig man mit der Deutung von Abdrücken sein muss, wenn diese nicht sehr prägnante Merkmale au sich tragen. Ich kann als weiteren Beleg hierfür noch einen anderen, eigentlich nicht gerade hierher gehörigen Fall aufügen. Beim Suchen nach Ver- gleichsobjecteu für die Gräfrather Reste fand ich in den Schub- laden des hiesigen geologischen Museums ein ElCHWALü’sches Original seines Aulacophycus sulcatus ans dem Old Red von Torghel in Livland. Ein grauweisser glimmerreicher Sandstein ist durchzogen von zahllosen, hier und da gegabelten Stielen, deren Substanz in Form einer lockeren, bröckeligen, an den Fingern pulverig abfärbondeu Kohle erhalten ist. Vorsichtig hergestellte Bruchtlächeu dieser Kohle ergeben eine körnig-homogene Grnud- masse, vermuthlich Parenchym, durch welche ein Streifen oder 96 Guaf zu Solms-Laubauh, lieber devonische Püanzenreste Strang trachealer Elemente verläuft. Diese sind von geringem Querschnitt, rundlich gestaltet und mit runden Hoftüpfeln in einfachen Reihen besetzt, die bei Betrachtung im auffallenden Licht wie blendend weisse Punkte aufglänzen. Von Markstrahlen war nichts zu entdecken. Dass die Tüpfel wirklich die hier beschriebene Form besitzen, konnte in diesem Fall nun auch noch auf auderem Wege durch Maceratiou mit K2O bewiesen werden. Die ganze kohlige Masse löst sich dabei in kleine eckige Trümmer auf. Grössere dazwischen gelegene Fragmente sind entweder ganz tüpfellos und dürften dann den Parenchymzelleu angehört haben, oder sie erweisen sich als Stückchen aus der Wandung trachealer Elemente und sind dann mit kreisrunden wohl erhaltenen Tüpfeln besetzt, die beiderseits die kreuzenden, sehr langen, schmalen Mündungsspalten zeigen. Es ist also auch diese Alge ein Rest einer höheren Pflanze, wie dies übrigens bereits von Göppert^) in Kürze angegeben wird, dem Bunge es brieflich mitgetheilt hat. Göppert sagt von diesem Rest S. 461 »die nach den von Herrn Dr. Friedrich Schmidt aus demselben Fundort mitgetheilten Exem- plaren nicht die Structur eines Fucus, sondern die einer Conifere zeigt, wie auch Bunge brieflichen Mittheilungen zufolge schon früher beobachtet hat«. Die von Göppert versprochene Be- schreibung ist niemals erfolgt, seine Bestimmung mag ja möglicher Weise richtig sein, wo ich dann in dem pulverigen, im vorliegenden ausgetrockneten Zustand wenigstens genauerer Untersuchung wenig günstigen Material mehr zufällig keinen Markstrahl zu Gesicht bekommen haben müsste. Aehnlich wie bei den Resten von Oben zum Holze dürften die Verhältnisse in den Psüophyton und Nematopliyton führenden Schichten Canadas liegen. Eine neue, von botanischer Seite durchgeführte kritische Durcharbeitung der in den Museen von Montreal und New-York aufgespeicherten Ausbeute müsste offenbar wichtige Resultate ergeben. Ploffen wir, dass einer oder der andere amerika- nische Forscher, dem diese Schätze zugänglich sind, uns mit einer solchen beschenken möge. aus den Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 97 Literatur. C. A. Barbek')? Nematophycus Storriei n. sp. Annals of Botany vol. VI, 24. Decemher 1892, p. 329 seq., t. 19, 20. W. Carküthers i), On the history, histological structure and affinities of Nematophycus Logani Daws., an Alga of Devonian age. Monthly Microscopical Journal vol. VIII (1872), p. 160 sq., tb. 31 u. 32. W. Carrotheus ^), On some Lycopodiaceous plants from the old Red Sand- stone of the north of Scotland. Journal of Botany Nov. 1873. Fr. Crepin '), Observations sur quelques plantes fossiles des depots devoniens Rapportes par Dumont ä l’etage quartzo-schisteux inferieur de son Systeme Eifelien. Bulletin de la soc. roy. de botanique de Belgique vol. 14 (1875) p. 214 sq. Fr. Crepin^), Description de quelques plantes fossiles de l’etage des Psam- mites du Condroz (Devonien superieur). Bull, de l’Acad. roy. de Belgique, ser. II vol. 38 (1874), p. 356 sq. J. W. DawsonO, On the Flora of the Devonian period in North Eastern America. Quart. Journ. Geol. soc. of London, vol. 18 (1862), p. 206 sq. J. W. Dawson ^) in Proceedings American Association at S23ringfield 1856. J. W. Dawson ^) , On fossil plants from the Devonian rocks of Canada. Quarterly journ. geol. soc. of London, vol. XI (1859), p. 484. J. W. Dawson'*), Further ol)servations on the Devonian plants of Maine Gaspe and New-York. Quarterly Journ. Geol. soc. Lond., vol. 19 (1863), p. 466, t. 19, f. 24. J. W. Dawson ^) , The fossil plants of the Devonian and upper Silurian formations of Canada. I. Geol. Snrv. of Canada Montreal 1871, p. 16 sq., tb. 11. J. W. Dawson®), Remarks on Mr. Cauruthers views of Prototaxites. Monthly microscopical Journal, vol. X (1873), ji. 66 sq. J. W. Dawson ’’) Notes on New Erian (Devonian) plants. Quarterly Journ. geol. soc. London, vol. 37 (1881), p. 302. J. W. Dawson ®) , The fossil plants of the Erian (Devonian) and upper Silurian formations of Canada. 11. Geological Survey of Canada 1882, p. 107. A. Gilkinet *): Sur quelques plantes fossiles de Fetage du poudingue de Burnot (Devonien inf.). Bull, de FAcad. roy. de Belgique, ser. 2, vol. 40 (1875). [7] JahrbucU 1894. 98 Graf zu Solms-Laubach, Ueber devoniscbe Pflanzenreste A. Gilkinet^), Sur quelques plantes fossiles de Petage des Psammites du Condroz. Bull, de l’Acad. roy. de Belgique, ser. II, vol. 39 (1875). Göppekt *), Ueber die fossile Flora der silurischen, der devonischen und unteren Kohlenformation oder des sogenannten Uebergangsgebirges, Nova Acta Leop. Car. vol. 27, (1860), p. 425. sq. H. Hiciis 9 , Notes on a species of Eophyton ? from the lower Arenig rocks of St. Davids. Geol. Mag. vol. G (1869), p. 534, t. 20. H. Hicks ^), On the discovery of some remains of plants at the base of the Denbigshire grits near Corwen, North Wales. With an appendix by R. Etheridge. Quarterly Joum. Geol. soc. London vol. 37 (1881), p. 482 sq., tb. 25. R. Kidston 9) Catalogue of the palaeozoic plants in the Department of Geology and Palaeontology British Museum Nat. Hist. London 1886, p. 232 sq. E. Koken ^), Die Vorwelt und ihre Entwickelungsgeschichte 1893. Krejci ')? Notiz über die Reste von Landpflanzen in der böhmischen Silur- formation. Sitzungsber. d. K. böhm. Ges. d. Wissensch. 4. April 1879. Krejci®), Ueber ein neues Vorkommen von Landpflanzen und Fucoiden in der böhmischen Silurformation. Sitzungsber. d. K. böhm. Ges. d. Wissensch. ll.Febr. 1881. L. LesquereuxO, Land plants recently discovered in the Silurian rocks of the United-States. American Philosophical soc., 19. Oct. 1877. R. Ludwig '■), Fossile Pflanzenreste aus den paläolithischen Formationen der Umgegend von Diilenburg, Biedenkopf und Friedberg und aus dem Saalfeldischen. Palaeontographica vol. XVII, 3, p. 105 sq. Hugh Miller *)» Old Red Sandstone tb. VII (1841). Hugh Miller®), The Asterolepis of Stromness (1849). Hugh Miller ®), The Testimony of the rocks (1857). D. P. Penhallow 9, On Nematophyton and allied forms from the Devonian (Erian) of Gaspe and Bay des Chaleurs with introductory notes by Sir W. Dawson. Transact. Roy. Soc. Canada, vol. VI, sect. IV (1888). Montreal 1889, p. 27. D. P. Penhallow ®), Notes on Devonian plants, Transaction Royal Soc. of Canada, vol. VII, sect. IV (1889). Montreal 1889, p. 19 sq., t. I u. II. D. P. Penhallow ®) Notes on Nematophyton crassum. Proceed. United States. Nat. Museum, vol. XVI (1893), p. 115, t. 15—18. D. P. Penhallow ‘‘), Notes on Erian (Devonian) plants from New-York and Pensylvania. Proceed. Unit. - Staates Nat.-Museum, vol. XVI (1893), p. 105 sq. tb. 9-14. J. L. Piedboeup *), Ueber die jüngsten Fossilienfunde in der Umgegend von Düsseldorf. Mittheil. d. Natur w. Vereins zn Düsseldorf, Heft I, 1887, p. 10 sq., tb. 1 — IH. A. Römer 9, Beitr. zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harz- gebirges 1 — 5. Palaeontographica HI (1854), V (1855 — 58), IX (1862 — 64), XIII (1866). J. W. Salteb ') , On some remains of terrestrial plants in the Old Red Sandstone of Caithness. Quarterly Journ. Geol. soc. of London, vol. 14 (1858), p. 72. aus den Lenneschiefern der Gegend von Grafrath am Niederrhein. 99 J. Stourie 1)5 On the occurrence of Pachytheca and a species of Nematophycus in the siluriau beds at Tymawr quarry Rnmnay. Report Brit. Association 1891, Cardiff p. 652. D. Stur'), Die Silurtlora der Etage H-h in Böhmen. Sitzungsber. d. K. Akad. d. Wiss. zu Wien. Math, naturw. Classe Bd. 84, Abth. I (1882), p. 330 sq. Lardner Vanuxem '), Natural History of New-York. Geology pt. VII (1842). Weiss'), Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. Jahrb. d. Königl. preuss. geol. Landesanstalt 1884 (Berlin 1885). Literatur für Pachytheca Hook. 1) H. E. Strickland, On the distribution and organic contents of the Ludlow bone bed in the districts of Woolhope and May Hill. With a note on the seedlike bodies found in it by J. D. Hookek. Quarterly Journ. geol. soc. London, vol. 9 (1853), p. 8. 2) J. W. Dawson, Notes on new Erian (Devonian) plaiits. Quarterly Journ. geol. soc. London, vol. 37 (1881), p. 306. 3) J. W. Dawson, Notes on Prototaxites and Pachytheca from the Denbigshire grits of Corwen, North Wales. Abstracts of the Proceed. Geol. soc. London. Session 1881 — 82, n. 409, Nov. 16, 1881. 4) J. Dawson, The fossil plants of the Erian and upper Silurian formations of Canada. 11. Geological Survey of Canada 1882, p. 108. 5) J. D. Hooker, On Pachytheca, Annals of Botany, vol. HI, 1889 — 1890, p. 135 sq., t. VIII. 6) C. A. Barber, The structure of Pachytheca, Ann. of Bot., vol. HI (1889—90), p. 141 sq., tb. IX. 7) C. A. Barber, The structure of Pacltytheca II, Ann. of Bot., vol.V, p. 145 sq., tb. IX (1890-91). 8) J. Stourie, On the occurrence of Pachytheca etc. Report British Association 1891 (Cardiff) p. 652. [7*] Das geologische Alter des Backsteinkalkes auf Oriind seiner Trilobitenfauna. Von Herrn Paul Gustaf Krause in Eberswalde. (Hierzu Tafel V.) Der Backsteinkalk beansprucht unter den sedimentären Ge- schieben des norddeutschen Flachlandes nicht nur wegen der Eigenartigkeit seiner Gesteinsbeschaffenheit, sondern auch aus dem Grunde ein besonderes Interesse, weil es bisher noch nicht gelungen ist, dieses Gestein auf anstehender Lagerstätte in seiner skandinavischen Heimath zu finden. Dieser Umstand ist daher auch bei der genauen Feststellung des geologischen Horizontes für dies Gestein erschwerend in den Weg getreten, so dass die Ansichten der einzelnen Geschiebeforscher sich in diesem Punkte nicht völlig decken, wenn sie auch in engeren Grenzen schwanken. Durch meine Aufsammlungen von versteinerungsführeuden Diluvialgeschieben, die ich seit einer längeren Reihe von Jahren foi’tgesetzt habe, war ich allmählich in den Besitz einer ganz an- sehnlichen Collection von Petrefacten aus dem Backsteinkalke gekommen, die vorwiegend Trilobiten enthielt*). Bei der Wich- tigkeit dieser Thierformen für die palaeozoischen Altersbestim- mungen lag der Gedanke nahe, die Trilobitenfauna des Backstein- kalkes einer Durchsicht zu unterziehen , um mit ihrer Hülfe *) Dieselbe ist in den Besitz der Gescliiebesanamlung der Königl. Forst- akademie zu Eberswalde übergegangen. Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes etc. 101 vielleicht neue Anhaltspunkte für die Feststellung des geologischen Horizontes dieses Gesteins zu gewinnen. Die Trilobiten eignen sich auch aus dem Grunde noch be- sonders für eine solche Untersuchung, weil sie von allen aus dem skandinavisch-baltischen Silurgebiete bekannten Thiergruppen am besten durchgearbeitet sind. Der Umfang des Begrifies »Backsteinkalk« ist durchaus nicht von allen Autoren in gleichem Sinne gebraucht worden. Wegen seiner auffallenden petrographischeu Beschafteuheit hat das Gestein schon frühzeitig die Aufmerksamkeit der Be- obachter und Sammler erregt. So giebt schon KLÖDENf) 183.3, während er noch die ganze übrige Menge der silurischen Geschiebe in der Bezeichnung »Uebergangskalk« oder »Bergkalk« zusammen- fasst, diesem Gesteine einen besonderen Namen. Er nennt es »veränderten Uebergangskalk« und giebt eine gute Charakteristik von ihm, die es sofort als das von späteren »Backsteinkalk« be- nannte Gestein erkennen lässt. Ich lasse seine Charakteristik hier folgen, da sie schon deutlich zeigt, welcher Umfang diesem Be- grifte historisch zukommt: »Merkwürdig sind gewisse Massen dieses Kalkes (des sogen. Uebergangskalkes), welche in der ganzen Mark nicht selten Vor- kommen und auf eine Weise verändert sind, dass sie, orykto- gnostisch betrachtet, gar nicht als hierher gehörig erscheinen. Es sind Massen von dunkel-strohgelber Farbe, oft mit auffallend geraden und platten Oberflächen und rechtwinkligen Kanten, die ihnen zuweilen grosse Aehulichkeit mit gewissen Ziegel- steinen geben. Der Bruch ist dicht, feiuerdig, sehr uneben, und meistens zeigen sich viele unregelmässige, sehr langgedehute Poren. Die Stücke sind dabei sehr leicht und das ganze An- sehen vollkommen ähnlich gewissen Mergelarteu. Erst neuerdings habe ich mehrere Stücke gefunden, welche im Innern vollkommen graugrüner, dichter Uebergaugs- oder Bergkalk waren, der sich gegen den Umfang hin ziemlich plötzlich, ohne merkbaren Ueber- t) Klöden, Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kenntniss der Mark Brandenburg, 6. Stück, Berlin 1833, S. 47 u. 48. 102 Paul Gustaf Kuause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes gang in jenen mergelähnliclieu Kalk verwandelt hatte, und zwar in der Art, dass die Versteinerungen in beiden Massen dieselben waren, und viele zur Hälfte im Bergkalk , zur anderen Hälfte im mergeligen Kalk steckten. Die meisten dieser Stücke sind sehr reich an Versteinerungen, und zwar jederzeit an solchen, welche dieser Formation eigen sind. Gewöhnlich liegen diese Versteine- rungen mit einer Deutlichkeit darin, die auch das Feinste dem Blicke Preis giebt, und zuweilen an Sauberkeit selbst den Ver- steinerungen des Petersberges bei Mastricht nichts nachgeben. Oft (?) sind die Versteinerungen in den Höhlungen mit dunkel- rothem Eisenoxyd belegt, oft sind sie auch in meistens porzellan- artig erscheinenden Hornstein verwandelt, besonders feine Korallen- zweige, öfter noch zeigt sich der Hornstein grau und durch- scheinend, wobei er meistens dem Feuerstein täuschend ähnlich wird. Einige Versteinerungen scheinen ihm ausschliessend eigen zu sein. Auch von ihm habe ich grosse Stücke niemals gefunden. Ist dies vielleicht der alte Thonmergel mancher Geognosten? Offenbar sind diese Stücke erst später umgewandelt worden, aber schwerlich allein in Folge einer Verwitterung, weil die ver- änderte Masse stark zusammenhält und selbst schwer zerspringbar ist, welche Eigenschaften der verwitternde Kalk nicht hat, auch ist sein Ansehen völlig verschieden Ich werde ihn der Kürze wegen veränderten Uebergangskalk nennen.« KlÖden wiederholt diese Charakteristik später*) noch einmal fast wörtlich und giebt dann auch verschiedene Versteinerungen daraus an, so u. a. den Lichas triconicus Dames als problematischen Körper. Der Name Backsteiukalk findet sich bei ihm noch nicht direct. Wo dieser zuerst in der Litteratur auftaucht, habe ich nicht ermitteln können, da mir die hierzu erforderlichen Schriften nicht zu Gebote standen. F. Roemer**) giebt nur an, dass derselbe bei den Geschiebe- *) Die Versteinerungen der Mark Brandenburg, Berlin 1834, S. 55 u. 56. **) F. Roemer, 1) Die Diluvialgeschiebe von nordischen Sedimentärgesteinen in der norddeutschen Ebene u. s. w. (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. 14, 1862, S. 599). 2) Lethaea erratica u. s. w. (Palaeontolog. Abhandl. von Damks u. Kayser, II. Bd., Heft 5) Berlin 1885, S. 51. auf Grund seiner Trilobitenfauna. 103 Sammlern der Berliner Gegend gebräuchlich war und dann auch in die wissenschaftliche Bezeichuuugsweise aufgenommen wurde. In der ersten der in der Anmerkung bezeichueten Arbeiten führt er das Gestein unter dem Sadewitzer Kalk als gleichaltrig auf, trennt es aber von diesem doch und giebt eine ganz treffende Charakteristik desselben. Er erwähnt davon einige Geschiebe u. a. von Lyck in Ostpreussen. Den Macrourus-Kalk sondert er später wohl nicht scharf genug ab, da er Chasmofs macrourus namhaft macht (siehe darüber am Schlüsse der Arbeit), so dass KlESOw’sf) Ansicht, dass Roemer dem Begriffe — allerdings unabsichtlich — eine weitere Begrenzung gegeben habe, hierdurch eine gewisse Stütze erhält. Freilich hat Eoemer in der zweiten jener Arbeiten den Macrourus-Kalk nach Remele’s Vorgang vom Backsteinkalke getrennt, während er ihn in der ersten noch nicht gekannt zu haben scheint. Ob dasselbe auch von Gottsche ff) gilt, kann ich nicht ent- scheiden. Er führt zwar eine bunte Reihe von Trilobiten aus dem Backsteinkalke an, die sicher nicht alle aus diesem Gestein stam- men können. Eine Revision derselben ist entschieden erforderlich, zumal seit der Abfassung jener Schrift unsere Kenntnis der Trilo- bitenformen des skandinavisch-baltischen Silurgebietes durch die Arbeiten von F. Schmidt, Holm u. A. wesentlich bereichert und vervollständigt ist. Nötling *) spricht die Ansicht aus, dass der typische Back- steinkalk in Ost- und West-Preussen sehr selten ist, und zwar in ersterem noch mehr als in letzterem. Er hält ihn der Jewe- schen Schicht gleichaltrig und glaubt, dass er im esthländischeu Silurgebiete seine Heimath habe. t) Kiesow, Die Coelosphaeridien- Gesteine und Backsteinkalke des west- preussischen Diluviums, ihre Versteinerungen und ihr geologisches Alter (Schriften der Naturforsch. Gesellsch. zu Danzig N. F. VIII. Bd., .3. Heft, S. 67). ff) Gottsche, Die Sedimentärgeschiebe der Provinz Schleswig - Holstein. Yokohama 1883, S. 19. *) Nötling, Die cambrischen und silurischen Geschiebe der Provinzen Ost- und West-Preussen (Dieses Jahrbuch für 1882, Berlin 1883, S. 283 — 284). 104 Paul Gustaf Krause, Das geologisclie Alter des Backsteinkalkes Jektzsch*) führt den Backsteinkalk als nicht besonders häufig aus Ost- und West-Preussen an, scheint aber den Macrourus- Kalk mit hineiuzumengen. ; Er erwähnt auch Chasmops macrourus aus dem Gesteine. DAMEsf) gebraucht den Ausdruck entschieden in dem her- kömmlichen, d. h. engeren Sinne. Er führt den Backsteinkalk nach den Geschieben des LiNNARSSON’schen Beyrichia-Kalk auf. Er trennt sowohl den Macrourus-Kalk, der bei ihm in der Aufzählung vorhergeht, also wohl als älter angesehen wird, wie den Cyclocrinus- Kalk, den er darauf folgen lässt, von obigen Geschieben. Irr- thümlich ist nur seine Behauptung, dass Chasmops bucculentus der häufigste Trilobit in unserem Gestein sei. Remele **) hat dann in neuerer Zeit den Begriff* »Backstein- kalk« noch einmal genau präcisirt und seinen Elmfang in dem Sinne, wie er historisch begründet ist, bezeichnet. Diese Auffassung erscheint auch mir als die allein berechtigte. Ich bin in der vorliegenden Arbeit von ihr ausgegangen, da ich annehmen zu müssen glaubte, dass diesem so petrographisch fest umgrenzten Gesteinscharakter auch eine palaeontologisch bestimmt charakterisirte Fauna entsprechen werde. Alle in der Arbeit auE geführten Geschiebe haben also obigen petrographischen Charakter. Im Gegensätze zu den bisherigen Forschern hat nun Kiesow***) dem Begriffe Backsteinkalk willkürlich einen viel weiteren Umfang gegeben. Indem er ihn für eine Collektivbezeichnung erklärt, vereinigt er unter Berücksichtigung nur einer einzigen petro- graphischen Eigenschaft hierunter Geschiebe verschiedener geo- logischer Plorizonte. Alle Geschiebe, welche oberflächlich eine ähnliche Verwitterungsriade besitzen, wie unser echter Backstein- *) Jentzsch, Uebersicht der siluriscben Gescliiebe Ost- und West-Preussens. (Zeitscbr. d. Deutsch, geol. Ges. 1880, Bd. XXXII, S. 626). f) Berendt und Dames, Geognostisclie Besclireibung der Umgegend von Berlin. Berlin 1885, S. 103. (Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen etc. Bd. VIII, Heft 1). **) Remele, Ueber einige märkische Diluvialgeschiebe. (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1889, S. 784, Anm. 2). ***) A. a. 0., S. 2 ff. und schon in einer früheren Arbeit: Ueber silurische und devonische Geschiebe AVestprenssens. (Ebenda N. F., Bd. YI, Heft 1, S. 12 ff.) auf Grund seiner Trilobitenfauna. 105 kalk, die aber sonst andere GesteinsbescliafFenheit anf’weisen, be- zeichnet er als Backsteinkalke. Er ninunt dabei auch ganz ans- driicklich Macronrns-Kalk mit auf und kommt dann zu dem nicht gerade überraschenden Ergebniss, dass unser Gestein aus ver- schiedenen Horizonten stamme. Ich kann diese einseitige Auffassung und ihre Durchführung in der erwähnten neueren Arbeit, die einem Kreisschluss bedenklich ähnlich sieht, durchaus nicht theilen. Ich habe sein Material nicht von Neuem untersuchen können; am Schlüsse meines Aufsatzes werde ich festzustellen versuchen, welche von seinen Geschieben echte Backsteinkalke sind, so weit sich dies aus dem Texte etwa ermitteln lässt. In der ersten Arbeit bemerkt übrigens Kiesow selbst, dass die sogenannten Backsteiukalke zu den ziemlich selteneren Vor- kommnissen im dortigen Gebiete gehören. Er vertheilt sie hier dem Alter nach auf die untere und obere Jewesche, sowie auf die Lyckholmer Schicht; als Heimath bezeichnet er Esthlaud und das Gebiet westlich bis Öland. Mit diesen Fragen werden wir uns noch am Schlüsse zu be- schäftigen haben. Wenn Kiesow seinen Begriff »Backsteinkalk« consequent au wenden würde, müsste er auch gewisse obersilurische, brachio- podeureiche Kalke einbegreifen, die gleichfalls bei der Verwitterung oberflächlich backsteinartig werden köjinen. Zuletzt hat sich dann noch Pompecki *) gelegentlich seiner Arbeit über die Trilobiten mit unserem Gesteine beschäftigt. Er gebraucht Backsteinkalk anscheinend ebenso wie Kiesow, wenn er (a. a. O., S. 5) sagt: »2) ein kleines Geschiebe, welches erst z. T. in Backsteinkalk umgewaudelt war«, und weiterhin, »das bereits ganz in Backsteiukalk umgewandelt war«. Er führt, obwohl er doch ein reichhaltiges Material von Geschieben für seine xArbeit benutzte, gleichwohl aus dem ganzen Gebiete nur 3 Funde dieser Art au. Ist dies schon im Gegensätze zu Kiesow auffällig, so *) Pompecki, Die Trilobitenfauna der ost- und westpreuss. Diluvialgeschiebe. (Beiträge z. Naturk. Preussens etc., Bd. YIl, Königsberg i. 'Pr. 1890). ]06 Paul Gustaf Kkause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes weiterhin auch der Umstand, dass die allerhäufigste Trilobitenform des Gesteines, der CJiasmops conicophtJialmus S. et B. sich gar- nicht unter den beschriebenen Formen findet. Es erscheint mir sehr fraglich, ob die 3 von Pompecki genannten Geschiebe wirk- lich zum echten Backsteiukalke gehören, ein Zweifel, den auch Geh.-Rath Remele theilt. Nach dieser historischen Skizze können wir nun in die Be- sprechung und Schilderung unseres Materials eintreten. Roemer nennt in seiner Lethaea erratica die Fauna des Gesteines mit gutem Rechte reich. Ein Blick auf die grosse Zahl der in unserer Tabelle am Schlüsse aufgeführten Trilobiten- formen bestätigt dies. Dagegen ist der Kalk an Individuen ärmer; man kann Dut- zende von Stücken desselben zerschlagen, ohne brauchbare, d. h. bestimmbare Fossilien zu erhalten. Ich habe im Laufe der Jahre Hunderte von derartigen Geschieben gesammelt und möglichst zer- kleinert, um nichts zu übersehen, dennoch füllt die gesammte Ausbeute nur etwa 2 Schiebladeu eines Schrankes, oder besser gesagt, es sind vielleicht einige 90 Exemplare herausgekommen. Dagegen sind unkenntliche Trümmer im Gesteine nicht selten. Diese treten gewöhnlich jedoch erst in der verwitterten Kruste zu Tage, während sie im unausgelaugteu Theile noch latent sind. Ueber die Verbreitung des Backsteinkalkes als Geschiebe iin norddeutschen Flachlande kann ich aus eigener Anschauung nur einen westlich der Elbe gelegenen Fundort hiuzufügen. Westlich von diesem Flusse soll er sich nach Roemer nicht finden, doch ist vermuthllch wohl nur der Unterlauf hiermit gemeint. Im Sommer 1888 wurden in der Südvorstadt von Leipzig grössere Fundamentaus- schachtungen im Geschiebemergel, der dort bis an die Oberfläche reicht, vorgenommen, wodurch eine verhältnissmässig grosse An- zahl nordischer Sedimeutärgeschiebe zum Vorschein kam. Mit meinem Freunde Dr. Th. Lange sammelte ich diese Funde, die wir mit Ausnahme weniger Stücke dem Museum der sächsischen geologischen Landesanstalt übergaben. Unter diesen auf Grund seiner Trilobitenfauna. 107 Geschieben fand ich auch ein kleines Stück ganz ausgelaugten ßacksteinkalkes, das jetzt ebenfalls in der Leipziger Sammlung liegt *). Die vorliegende Ai'beit wurde im Sommer vorigen Jahres be- gonnen und nach einigen längeren Unterbrechungen im Anfang dieses Jahres beendet. Zur Untersuchung gelangte ausser dem vom Verfasser ge- sammelten, vor Kurzem in den Besitz der Forstakademie zu Ebers- walde übergegaugeueu Materiale, auch das ältere dort bereits be- findliche. Dasselbe wurde mir nebst den vorhandenen, ein- schlägigen Vergleichsobjekten, von Herrn Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Remele bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Es ist mir eine angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle dem genannten Herrn sowohl hierfür als auch für die entgegen- kommende Unterstützung mit der nöthigeu Litteratur und das rege, der Arbeit bekundete Interesse, sowie endlich für die wohl- gelungene Anfertigung einiger photographischer Aufnahmen von Untersuchungsobjecten für die Vervielfältigung meinen verbind- lichsten Dank auszusprecheu. Weiter haben mich noch folgende Herren zu besonderem Danke verpflichtet, indem sie mir das Ma- terial der ihnen unterstellten öfientlichen Sammlungen oder ihrer Privatcollectiouen gütigst zur Bearbeitung übergaben: Prof. Dr. Dames, Prof. Dr. Frech, Geh. Oberbergrath Dr. HauciieCORNE, Privatdocent Dr. Jaekel, Prof. Dr. Aurel Krause und Bezirks- geologe Dr. Henry Schröder. Schliesslich sei es mir noch gestattet, Herrn Akademiker Fr. v. Schmidt, Excellenz, in St. Petersburg meinen wärmsten Dank zu zollen. Derselbe nahm auf der Rückreise vom internationalen Geologeukongress zu Zürich in Eberswalde einen mehrtägigen Aufenthalt, um in der von *) Anmerkung. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einige andere von mir an derselben Oertlichkeit gesammelte Geschiebe erwähnen, die sich meines Wissens in jener Gegend vorher nicht gefunden hatten. Es ist dies ein Wesenberger Kalk mit dem Pygidium von C'liasinops Wesenbergensis. Dies be- sitzt jetzt die Eberswalder Forstakademie. Sodann fand sich Faxekalk in mehreren Stücken. In dem einen Caryophyllia, im anderen Dromiopsis (?) (Leipzig Geolog. Landesanstalt). 108 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes Herrn Geh. Rath Remele an der hiesigen Forstakademie mit so ausserordentlichem Erfolge zusammengebrachten, schönen und reichhaltigen Geschiebesammlung Studien zn machen. Er hatte dabei die grosse Liebenswürdigkeit, das von mir bis dahin durchgearbeitete und bei meiner Abreise znrückgelassene Trilo- bitenmaterial theilweise durchzusehen. Zu meiner Freude be- kundete er sein Interesse daran und fand Gelegenheit, einige meiner Bestimmnngen zn bestätigen. Die der geologischen Landes- anstalt zn Berlin gehörigen Stücke waren noch nicht dabei. Wie es ja selten gelingt, alles einschlägige Material für eine Arbeit vollständig zu vereinen, so musste ich auch in mehreren Fällen von einer Bearbeitung absehen. Es war mir leider nicht möglich, die jedenfalls ziemlich reich- haltige Sammlung von Backsteinkalktrilobiten der Rostocker Univer- sität zn erhalten. Auch die in der Kieler Sammlung befindlichen Stücke konnte ich nicht berücksichtigen, da, wie mir Herr Prof. Haas freuudlichst mittheilte, dieselben mit den übrigen silurischen Triloblten ans Schleswig-Holstein zur Zeit gerade von Dr. Stolley bearbeitet werden. Letzterer hatte die Güte, mir auf meine An- frage über die KARSTENschen und GoTTSCHE’schen Stücke be- reitwilligst Auskunft zu geben, wovon ich im Schlüsse der Arbeit Gebrauch gemacht habe. Endlich konnte ich auch den von Dames*) erwähnten Cono- lichas aequiloba SxEiNH. aus der Sammlung des Flerrn Maske in Göttingen nicht erhalten. Es war mir daher nicht möglich, mir ein Urtheil über das Gestein, dessen Zugehörigkeit zum Backsteiu- kalke zweifelhaft ist, zu bilden. Immerhin glaube ich trotzdem ein nicht ganz unwesentliches, aus den verschiedenen Gegenden zusainmengetragenes Material vor mir gehabt zu haben, das es wohl erlaubt, Schlüsse daraus zu ziehen. Um die Zugehörigkeit der verschiedenen im nach- folgenden Theile besprochenen Objekte zu den einzelnen benutzten *) Dames, lieber Iloplolic/ias und ConoUckas u. s. w. (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. 1877. S. 807. auf Grund seiner Trilobitenfauna. 109 Sammlungen zu bezeichnen, habe ich folgende Abkürzungen ge- wählt und sie in Klammern jedes Mal zugefügt: F. A. E. = Geschiebesammlung an der Forstakademie zu Eberswalde. G. L. A. = Preussische Geologische Eandesanstalt zu Berlin. M. f. N. = Museum für Naturkunde zu Berlin. O. J. = Sammlung des Herrn Privatdoceuten Dr. O. Jaekel. A. Kr. = Sammlung des Herrn Prof. Dr. Aurel Krause. NB. Heber die Erhaltung bliebe noch hinzuzufügeu , dass weitaus die meisten Stücke nur Steinkerne sind, hauptsächlich bei Harpes^ deu lllaenns- und AsapÄMs-Resteu finden sich Schalentheile erhalten. Agnostus cfr. trioodus Salt. So bezeichnet Remele*) ein Kopfschild eines Agnostus aus einem Geschiebe von Heesen bei Zehdenick (F. A. E.). Das Stück verdient, wenn auch die Zugehörigkeit zu der Art nicht sicher ist, doch darum besonderes Interesse, weil es der einzige bisher bekannt gewordene Vertreter dieser Gattung aus dem Back- steiukalke ist. Das Weitere darüber siehe im Schluss der Arbeit. In dem Geschiebe liegt ausserdem noch das Hypostom einer Re- mopleurides-Ki'i (siehe dieses) ferner Beyricliia costata Linnrs. und Orthis Osioaldi Buch. Remopleurides. Unsere Kenutniss von der Gattung Remopleurides ist in Folge des verhältnissmässig spärlichen und ungünstig erhaltenen Materials noch lückenhaft zu nennen. Diesem Uebelstande entspringt denn *) Remele, lieber einige märkische Diluvial-Geschiebe, (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. 1889, S. 78G). 110 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes auch die Schwierigkeit, die eiuzelneu unterschiedenen Arten gegen einander abzugrenzen und festzustellen, zumal sie grössteutheils nur an der Hand der G|abellen unterschieden sind. Da diese einander sehr ähnlich sind und zur Variation zu neigen scheinen, so wird die Identiticirung sehr erschweid. Es ist daher immerhin misslich, nur auf einzelne Glabellen hin neue Arten aufzustellen. Im Backsteinkalke ist diese Gattung nicht gerade sehr selten, konnte ich doch im Ganzen 20 verschiedenen Individuen zuge- hörige Stücke untersuchen. Das ganze untersuchte Material ge- hört anscheinend — abgesehen von einem Hypostom, dessen Zugehörigkeit unbestimmt ist — nur einer Art, dem R. dorso- spinifer Portl. an. Ich werde die einzelnen Stücke der Reihe nach besprechen und dann meine Gründe für diese Auffassung anführen. Kemopleurides dorsospiuifer (Portl.) Linnarsson. Tat. V, Fig. 13, 14, 1."^ (?). Synonymie siehe Linnarsson f). Diese Art ist von der ihr am nächsten stehenden, dem R. sexlineatus Ang. durch so geringfügige Unterschiede der Gla- bella getrennt, wie Linnarsson hervorhebt, dass die Vermuthung wohl nicht unbegründet ist, es handele sich überhaupt nur um eine Art. Die Unterschiede bestehen darin, dass R. sexlineatus eine schmale, zungenförmige Verlängerung der Stirn besitzt; ausserdem ist seine Stirn fein granulirt und mit feinen, dichten, ziemlich regelmässig gebogenen Linien verziert. Diese Sculptur ist sehr fein, kann also vom Erhaltungszustände abhängig sein, auch treten nicht immer beide Arten von Verzierungen auf. Vollständige Exemplare mit Rumpf und Pygidium sind fast unbekannt, also ausserhalb der Glabella gelegene Unterschiede, wie der Stachel bei R. dorsospinifer , der auch nur ein sexueller Unterschied sein kann, nicht vorhanden oder wenigstens bekannt. Es ist daher nicht unmöglich, dass auch die Oruameutirung der Glabella eventuell auf das männliche Geschlecht beschränkt ist. t) Linnarsson, Om Vestergotlauds Cambriska och Siluriska Atlagriugar, S. 67. auf Grund seiner Trilobitenfauna. 111 auf welches auch die verhältnissinässig schmale Stirn und zungen- fönnige Verlängerung derselben zu deuten scheint. Es würde dann R. sewlineatus die männliche Form, R. dorsospinifev die weibliche einer und derselben Art darstellen. Abgesehen von diesen Erwägungen aber ist die Art Angelin’s nach der vollständig unzureichenden Beschreibung und Abbildung in der Palaeontologia Scaudinavica (Taf. IX, Fig. 7) überhaupt nicht feststellbar. Dazu kommt dann noch, dass auch das Lager, aus dem das Originalstück stammt, unbekannt ist, endlich noch der Umstand, dass auf die 3 Furchenpaare, wie schon Barrande hervoi’hebt, gar kein Gewicht zu legen ist, da sie auch bei anderen Arten Vorkommen und bei ihrer Feinheit leicht übersehen werden können. Es sind das eine Reihe von Gründen, diese ohnehin nur gewaltsam aufrecht zu erhaltende Art Angelin’s zu streichen und sie mit der PoRTLOCK’schen zu vereinen. Ob nun die von Linnarsson noch beiläufig erwähnten, aus Mangel geeigneten Materiales unbeschriebenen anderen Arten von Remopleurides aus dem Beyrichia-Kalke , von der er eine mit be- sonders breitem Stirnfortsatze vom Alleberg erwähnt, zu unserem obigen Formenkreise gehören, resp. der unsrige zu jener eventuell neuen Art, lässt sich vorläufig nicht entscheiden. Jedenfalls stimmen die uns vorliegenden Stücke unter den beschriebenen Formen, soweit sich dies sicher ermitteln lässt, am besten mit R. dorsospinifer und sind so im Folgenden aufgeführt. Es sind also, wie schon erwähnt, zwei Reihen von Formen unterscheidbar: eine mit breiteren Glabellen, Nackenringen und Stirnfortsätzen und eine andere mit schmaleren derartigen Gliedern, welche die schon von Salter f ) ausgesprochene Vermuthung, dass sich bei dieser Gattung männliche und weibliche Formen unter- scheiden lassen, zu rechtfertigen scheinen. In die erste Reihe der breiten — wahrscheinlich weiblichen — Formen die in ihren Eigenschaften alle unter einander überein - stimmen, gehören 14 resp. 15 Exeiuplare. So sieht man z. B. t) S.iLTER, Decades of Trilobites VII, Taf. 8, London (Memoirs of the Geological Survey of the United Kingdom). 112 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backstelnkalkes bei günstiger Beleuchtung an fast allen Stücken einige der Seiten- furchen als schwache etwas dunklere Linien: 1) eine Glabella aus einem Geschiebe von Tornow *) bei Eberswalde (F. A. E.). Sie ist flach gewölbt mit breitem Stirn- fortsatze, der jedoch am distalen Ende zum grossen Theile fort- gebrochen ist. Der Nackenring ist noch etwas breiter als der Stirnfortsatz. Wie ein Wachsausguss des Negativs lehrt, haben die Augen nicht so weit nach hinten herumgereicht, wie an dem von Linnarsson abgebildeten Exemplar, sonst ist von ihnen nichts erhalten. An dem Abgusse sieht man noch, dass der Hinterrand des Nackenringes mit Knötchen besetzt ist. Die Glabella selbst ist ganz glatt. Höhe des Stückes 0,9 Centimeter (nnvollständig) Breite » » 1,1 Centimeter. 2) Eine zweite derartige Glabella in einem fast unausgelaugten, splittrigen Gesteine, das ich bei Wriezen a/0, fand (F. A. E.) hat die nämliche Beschaffenheit, nur ist hier die Nackenring und Glabella trennende Furche noch etwas schärfer ausgeprägt. Auf der Glabella sind mit starker Lupe und bei günstiger Beleuchtung 3 Furchenpaare, als etwas dnnklere Linien angedeutet, zu erkennen. Auf ihr Vorhandensein braucht man jedoch, Barrande folgend, mit Recht keinen Werth zu legen. 3) Eine Glabella aus einem Geschiebe von Heegermühle f ) (F. A. E.). Sie ist nur ein wenig mehr gewölbt als die beiden vorigen, sonst aber ebenso gebildet. *) In diesem Geschiebe, das etwa die Form eines grossen Brodes besass, ist noch folgende Fauna, die hier, um spätere Wiederholungen zu vermeiden, gleich aufgefühlt werden mag: Harpes latilimbatus nov. sp., Nieszkowskia cephalo- ceros Nip;szk. sp. , Cliasmops conicop/it/ialmus S. et B. , lllaenus fallax Hol.m, J. Linnarssonii Holm, Asaphus sp., Platystroplda hjnx Eichw., Strophomena sp., Orthis sp. sowie verschiedene andere Brachioi)oden, Ptilodictya sp., Monticulipora petropolitana Pander, Eccyliopterus sp. und ein 28 Centimeter langer Endoceras. Ich bezeichne es zum Unterschiede von anderen, die eben daher stammen, ndt No. 1. t) Dasselbe enthält ausserdem noch eine Holopea sp., ein HsapÄMS-Pygidium und einen Chasmops-KopL auf Grund seiner Trilobitenfauna. 113 4) Eine Glabella von Meyn bei Kiel gefunden (M. f. N.). Sie hat noch 3 anhaftende Rumpfsegineute. Die Glabella stimmt mit voriger genau überein. Ebenso sind die IRimpfglieder nach Rhachis und Pleuren wie die von Salter (a. a. O. Taf. 8, Fig. 3c) und Linnarsson (a. a. O. Taf. 1, Fig. 24) abgebildeteu und be- schriebenen. Auf der beigefügten Etikette ist dies Stück als R. sexlineatus Ang. bestimmt. Die diese Art von R. dorsospinifer als einziger Unterschied (nach Linnarsson) trennende Sculptur der Glabella, sowohl die Grannlirung wie die Streifung, ist an dem Stücke nicht vorhanden. Es kann dies nicht einer ungünstigen Erhaltung zngeschriebeu werden, denn dem widerspricht die feine Streifung auf den Pleuren und der gekerbte Hiuterrand der Rumpfsegmeute. Endlich gehören hierzu wohl noch 3 breite Rumpffragmente aus einem kleinen, z. Th. ausgelaugteu Gesteinsstücke mit Bey- richia^ das ich bei Tornow fand (F. A. E.). 5) und 6) Zwei weitere Glabellen aus einem Geschiebe von Rerliucheu mit Chasmops conicopkthalmus S. et ß. und einem Crinoidenstielgliede (A. Kr.). Auch hier ist die Glabella voll- kommen glatt. Der Nackenring am Hinterrande gekerbt, auf der Mitte mit einem kleinen Knötchen verziert. Auch im Uebrigeu stimmen sie mit den vorher beschriebenen Stücken überein. Die eine derselben ist in Taf. V, Fig. 13 abgebildet. 7) Eine Glabella vom Bahnhöfe Eberswalde gehört wohl ebenfalls hierher (F. A. E.). Sie ist durch einen mitten durch- gehenden Riss etwas verschoben. 8) Vier Glabellen, von denen der einen noch die 3 ersten Rumpfsegmeute — allerdings nicht sehr gut erhalten — auhaften. Wahrscheinlich gehört auch eine fünfte, nur mangelhaft im gleichen Geschiebe überlieferte hierher. Sie stammen alle aus einem grösseren Gesteinsstücke, das ich bei Nieder-Wutzow a/O.f) t) Das Geschiebe enthält ausserdem noch eine Anzahl Trilobiten und anderer Fossilien, die ich hier gleich aufzählen möchte, um späterer Wieder- holungen überhoben zu sein; Illaenus fallax Holm (Pygii-lium) , J. Linnarssonii Holm (Kopfschilder), Lickas cfr. Ang.- (Kopfschild) , Acidaspis furcata Linnrs. (Kopfschild), Asnp/rus dr. Nikszk. (Schwanzschilder), Cheirurus [8] . Jahrbucli 1S94. 114 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes fand (F. A. E.). Audi bei diesen sind einige von den Seiten- furcheu, wie auch bei den vorigen sichtbar, ebenso bei 2 der Tuberkel auf der Mitte des Nackenriuges , ferner audi die Kerbung des Hinterrandes dieses Kinges. 9) und 10) je eine Glabella aus einem Geschiebe vonLiepea. O. (F. A. E). Letztere enthält ausserdem noch Reste von Illaenus^ Remopleurides, Asaphus, Chasmops, Eccpliopterus, Brachiopoden und Beyrichia. Die zweite Formenreihe, die sich durch schmalere Glabella, schmaleren Stirnfortsatz und Nackenring auszeichnet und in Form und Gestalt mit der LiNNARSSON’schen Abbildung über- einstimmt, ist durch 3 Stücke vertreten. 1) Eine Glabella in einem ausgelaugten Gesteinsstücke von Berlin (M. f. N.), die ebenfalls als B. sexlineatus Ang. bezeichnet ist, aus denselben Gründen aber, wie oben, von mir zu R. dorsospinifer gestellt wird. Der Nackenring trägt auf der Mitte einen kleinen Tuberkel, sein Hinterrand ist gezähnt. Die Glabella-Oberfläche ist glatt, als schwach erhöhte Linien sind bei günstigem Lichte 3 Paar Seiten furchen zu bemerken. 2) Eine mit der vorigen übereinstimmende Glabella aus einem Geschiebe mit Chasmops conicophthalmus S. et B., Cybele rex Nieszk. und Lichas sp. von Nahausen (Blatt Uchtdorf) in der Neumark (G. L. A.). Nur der Stirufortsatz ist an dieser ein wenig breiter. Es ist auf Taf. V, Fig. 14 dargestellt (2 : 1). 3) Eine Glabella nebst Augen und Theilen der ersten 7 Rumpf- segmente in einem ausgelaugten Gesteinsstücke, das von Kade bei Meseritz gefunden wurde und Orthis sp. sowie Chasmops und Glieder von Remopleurides in schlechter Erhaltung enthält (M. f. N.). Dieses Exemplar ist auf Taf V, Fig. 15 abgebildet. Es weicht insofern von den übrigen ab, als die Augen in ihrem ganzen Verlaufe die gleiche Breite behalten, wie dies allerdings auch an dem Exemplare Salter’s (a. a. O. Fig. 3 b) der Fall ist, während sie bei Linnarsson von vorn nach hinten an Breite ab- pseudohemicranium var. dolichocephala Nieszk., Harpes latilimhatus P. G. Krause, Bellerophoii sp. , Platystrophia sp. und mehrere andere Brachiopoden sowie Fenestella sp. auf Grund seiner Trilobitenfauiia. 115 uehmen. Das Querprofil der Glabella ist dagegen mehr steiler gewölbt als au dem englischen Stücke. Die Glabella selbst ist auch wieder glatt, 2 Furcheupaare sind als schwache Linien au- gedeutet. Die Zugehörigkeit dieses Stückes zu obiger Art will ich daher nicht als völlig unzweifelhaft hinstellen. Höhe der Glabella 0,6 Centimeter, Breite » » 0,75 » Remopleurides sp. Taf. V, Fig. 16. In einem stark ausgelaugten Backsteinkalke von Heesen bei Zehdeuick (F. A. E.) liegt ein kleines Hypostom eines Remopleu- rides. Der obere schwache Rand ist gerade, an den Seiten ge- rundet, sich nach innen biegend und stärker werdend, au der Seiteuecke wendet er sich daun zuspitzend nach aussen, den breiten flachen unteren Rand zwischen sich eiuschliesseud. Dieser ist von schwach gebogenen Streifen seiner Länge nach geziert. Unter der Mitte des oberen Randes liegt ein runder Höcker, die Mitte des Ganzen wird von 2 Feldern eingenommen, die wie kleine Aptycheu geformt und gestellt sind. Auf ihrer Oberfläche bemerkt mau eine ganz feine, dem Umrisse parallele Streifung. Das ganze Hypostom ist nur schwach gewölbt. Calymene (Pharostoma). Ein kleines Pygidium vom Hausberge bei Eberswalde vertritt diese Gattung in unseren Geschieben. (F. A. E.) Es ist halb- kreisförmig, an der Seite etwas zusammengedrückt. Die Rhachis tritt scharf hervor und besteht aus 7 schmalen Gliedern und einem breiten gerundeten Endgliede. Die 6 Pleuren sind flach, auf ihrer Mitte verläuft eine ganz feine Furche, die auf den vorderen am schärfsten entwickelt ist, nach hinten zu an Schärfe abnimmt. Die Art ist natürlich nach diesem Stücke nicht festzustelleu. Asaphns. Die Gattung Asaplius ist ebenfalls im Backsteinkalke vertreten, es sind : ein Pygidium vom Kreuzberge bei Berlin (M. f. N.) zusammen [8*] 1 16 Paul Gustaf Kiiause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes mit eiuem Pygidium-Fragmeut einer Cybele, und eins vonRixdorff) (M. f. N.), drei Pygidien aus dem grossen Toruower Geschiebe (F. A. E.) und ein Pygidium und eine Glabella von Eberswalde (F. A. E.) sowie ein Pygidium von Michendorf bei Potsdam (G. L. A.). Die Arten dieser Gattung sind noch so wenig durchgearbeitet, dass eine Verwerthung der in Frage stehenden Stücke für unseren Zweck nicht möglich ist, bevor nicht die grosse in Aussicht ge- stellte Arbeit Fr. Schmidt’s über die ostbaltischen Asaphiden eine üebersicht und Klärung in die Formenfülle dieser Gattung gebracht hat. Auch Fr. Schmidt, welcher die angeführten Stücke durchsah, konnte sie nicht sicher identificireu. Ich sehe daher von diesen Stücken ab und erwähne hier nur ihr Vorkommen. ' ’ Asaphus cfr. acuminatus Nieszk. Synonymie siehe bei Nieszivowski ff). Nachträglich habe ich dann noch bei Nieder- Wutzow in einem Geschiebe einige bestimmbare Asop/ms - Reste gefunden (F. A. E.) Au der Hand von Nieszkowski’s Beschreibung, hauptsächlich aber an den zahlreichen Stücken (Pygidien), welche die Sammlung der Forstakademie aus dem Brandschiefer Esthlaud’s besitzt und die Fr. Schmidt gelegentlich seines letzten Aufenthalts hier im April dieses Jahres als Asaphus acuminatus bestimmt hat, konnte ich meine Stücke aus dem Backsteiukalke vergleichen und sie inindesteus dieser Art sehr nahe stehend, wenn nicht identisch bezeichnen; denn bei genauer Vergleichung vermochte ich keine Unterschiede aufzufinden. Die Uebereiustimmung erstreckt sich auch auf die Grösse. Es sind 3 Pygidien, von denen das eine noch mit den 6 letzten Rumpfsegmeuteu im Zusammenhänge steht. Ein viertes, weniger gut erhaltenes, gehört vielleicht ebenfalls hierher. f) In dem Geschiebe befindet sich ausserdem noch ein Kopf von C/iasmops conicophtalmus S. et B., der an seiner Stelle örwähnt ist. ff) Nieszk.owsk.1, Zusätze zur Monographie der Trilobiten der Ostseeprovinzen, Ö. 21. (Archiv f. d. Naturkunde Liv- Esth- und Kurlands, 1 Reihe, Bd. 1, Dorpat 1809.) . . auf Grund seiner Trilobitenfauna. 117 Illaenus. Reste dieser Gattuog sind in dem Gesteine nicht selten und in mehreren Arten vertreten. Daher finden wir das Vor- kommen derselben in unserem Gestein bereits von Karsten und Gottsche angeführt, wenn dieselben sich auch nur darauf be- schränken, die Gattung namhaft zu machen. Auch Holm -j-) er- wähnt das Vorkommen im Backsteinkalke ausdrücklich und führt I. Linnarssonii daraus an. Illaenns cfr. Schmidti Nieszk. ' Synonymie bei Schmidt-Holm III, S. 107. So bezeichne ich ein kleines Kopfschild, welches in dem Ge- schiebe mit Cheirurus (Cyrtometopus) 2)seudo1iemicraniu>n von West- eud (F. A. E.) liegt. Es misst nur 0,7 Centimeter in der Breite und 0,55 Centimeter in der Höhe. Es gehört zu den seltneren Formen dieser Art, deren Hinterecken ganz abgerundet sind. , Illaenns fallax Holm. Synonymie siehe bei Holm a. a. 0. Drei Pygidien dieser von Holm aus Schweden beschriebenen und abgebildeteu Art ff ) fand ich in dem grossen Geschiebe von Tornow (F. A. E.) Ein Vergleich mit den Abbildungen und Be- schreibungen bei Holm ergiebt die Uebereiustimmung beider Vorkommnisse. Es sind drei verschiedene Altersstadien vertreten. Das Mittlere zeigt den Umschlag sehr schön. Der Umschlag ist zwar an diesen etwas breiter als bei den meisten schwedischen, doch giebt ihm der Taf. H, Fig. 20 von Holm dargestellte darin wenig nach. Die Furche auf der Mittellinie fehlt an unsererii auch, doch ist nach Holm dies auch bei einem Theil der schwedischen Exemplare der Fall. Im Uebrigen sind die norddeutschen Stücke t) Holm, Die ostbaltischen Illaeniden (Abth. HI von Schmidt: Revision etc.) Petersburg 1886, S. 154. tt) G. Holm, De svenska arterna af trilobitsläget Illaenus. (Svenska vet. akad.) Stockholm 1882, S. 82 ff., Taf. II. 118 PAut- Gustaf Kkause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes ebenfalls sehr flach und zeigen die nämliche Ausbildung der Rhachis und der Seitenecken nnd die gleiche Sti’eifung auf dem Umschläge. Die Facetten bilden bei allen drei ein rechtwinkliges Dreieck, sind aber stärker herabgebogen als bei den schwedischen. Ans dem anstehenden Leptaena-Kalke Dalekarliens habe ich von Nitsjö und vom Osmnndsberg drei resp. ein Pygidium in der Sammlung der Forstakademie zu Eberswalde gefunden, die eben- falls dieser Art angehören. Das Stück mittlerer Grösse ist 2,6 Centimeter breit, 1,9 Centi- meter hoch. Die Breite des Umschlages beträgt in der Mitte 0,7 Centimeter. Anstehend findet sich diese Art in Schweden im Beyrichia- Kalk und Leptaena-Kalk. In die Verwandschaft des Illaenus fallax gehört vielleicht auch ein Exemplar ans einem Geschiebe von der Kehrberger Mühle (Blatt Uchtdorf), Regbez. Stettin (G. L. A.). Dasselbe ist ziemlich vollständig, leider aber nicht sehr günstig erhalten. Es besteht aus dem Mittelschilde des Kopfes, einer Anzahl stark be- beschädigter Rumpfsegmente, die z. Th. unter ersteren geschoben sind und aus einem ganz flachen, auch z. Th. etwas verdeckten Schwanzschilde. Am Kopfschilde macht sich dadurch ein Unter- schied gegen die von Holm gegebene Beschreibung geltend, dass die Dorsalfurchen etwas über ein Drittel der Kopfschildlänge haben, sie sind auch schärfer nach innen geknickt als bei jener. Ueber die Rumpfsegmeute lässt sich, da sie zu schlecht er- halten sind, weiter nichts sagen, als dass die Rhachis etwas ge- wölbt war. Das Schwanzschild ist sehr flach. Sein Umriss ist wie der von Holm für /. fallax (a. a. O. Taf. H, Fig. 20) abgebildeten Exemplare. Nur am Pygidium ist an unserem Stücke noch ein Rest der Schale vorhanden. Sie liegt am Hinterrande und zeigt Terrassenlinien. Von dem Vorderrande ist nur die linke Gelenk- facette freigelegt, der übrige Rand unter die Rumpfsegmente ge- schoben, von Andeutungen der Rhachis oder Dorsalfurchen ist nichts zu bemerken. Die Ecke des Pygidiums ist schwach ab- geschnitten, die Facette wenig herabgebogen. Der innere Um- auf Grund seiner Trilobitenfauna. 119 schlag weicht dagegen von dem hei Illaenus fallax sich findenden ab. Er ist zwar auch flach und hat in der Mittellinie eine seichte, nur halb bis nach hinten reichende Furche, aber er nimmt von vorn nach hinten stark an Breite zu und erreicht fast die halbe Höhe des Pygidiums. Ausserdem ist noch ein Pygidium dieser Art aus dem Geschiebe von Nieder- Wutzow a. O. zu erwähnen, welches den gleichmässigen Umschlag schön zeigt und auch sonst mit den vorher erwähnten Stücken übereinstimmt. Illaenus Linnarssonii Holm. Syuonymie siehe bei Sciimidt-Holm III, S. 146. Hierzu stelle ich ein Kopfschild aus dem grossen Geschiebe von Tornow (F. A. E.), das mit der Beschreibung und Abbildung Holm’s gut übereinstimmt, speciell auch die der Art charak- teristischen kleinen Augen deutlich zeigt. Nur ist unser Exemplar steiler gewölbt, als die baltischen, doch ist darauf wohl bei der stark ausgesprochenen Variation dieser Art kein besonderes Gewicht zu legen. Eben dahin gehört auch noch ein Schwanzschild aus einem Geschiebe von Berlin (M. f. N.), das von Holm selbst als I. Linnarssonii bestimmt ist und wohl für ihn die Veranlassung war, diese Art aus dem Backsteinkalke in seiner Arbeit über die ostbaltischen Illaenen anzuführen. Einige Kopfschilder, die in Form und Gestalt genau mit dem Toruower Exemplar übereinstimmeu, reihen sich hier an. Sie fanden sich in dem Geschiebe von Nieder-Wutzow a. O. (F. A. E.) Endlich ist noch ein Kopfschild aus dem grossen Tornower Ge- schiebe zu erwähnen, das nach Fr. Sciimidt’s Bestimmung in die Gruppe des 1. Linnarssonii gehört. Illaenus Linnarssonii Holm cfr. forma avus. Aus einem nur ganz oberflächlich ausgelaugten Backsteinkalk- geschiebe, das ich vor einigen Jahren bei Wriezen a/O. fandf), t) Ausserdem enthält das Geschiebe noch folgende Fossilien: Chasmops conicoplithalmus S. et B., Asaphus (Glabellen) Plati/strophia d/nj: Eich^v., Stropho- inena sp^, Monticulipora Petropolitana Pander^ ] 20 Paul Gustaf Kkause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes besitzt die Sammlung der Forstakademie zu Eberswalde ein schöues Kopfschild, das mit der HoLM’schen Art übereiustimmt. Leider ist die Facialsiitur hinter dem Auge nicht deutlich genug, um mit Sicherheit unser Stück mit der forma avus dieser Art identi- ticiren zu können, obwohl sonst eine auffallende Uebereinstimmung mit einer der HOLM’schen Abbildungen (a. a. O. Taf. X, Fig. 10 c, deren Original aus C2 bei Erras stammt) besteht, nur ist das vorliegende Exemplar noch nicht halb so gross wie das baltische. Hierher gehört wahrscheinlich noch ein anderes Kopfschild aus dem grossen Toruower Geschiebe, das leider nicht vollständig erhalten ist. Die Art besitzt im Balticum eine ziemliche verticale Verbrei- tung. Die ältere Form avus kommt im Brandschiefer, in der Itfer’schen und Kegel’schen Schicht vor, so dass sie für die Alters- bestimmung nicht mit Vortheil benutzt werden kann. lllaenus sp. Das Mittelschild eines Kopfes (Steinkern) von der Kehrberger Mühle (Reg.-Bez. Stettin) fand sich zusammen mit dem bei ll- laenus fallax anhangsweise erwähnten Exemplar (G. L. A.). Es verursacht hinsichtlich seiner artlichen Einreihung Schwierigkeiten. Es hat manches mit dem in B3 vorkommenden I. laticlavius Eichw.*) gemeinsam. Der Kopf ist sehr breit und ungleichmässig gewölbt. Zwischen den Augen ist die Glabella beinahe eben, auf ihrer Mitte dicht am Hinterrande bemerkt man ein kleines schwaches Höckerchen. Sie ragt kaum über die festen Wangen, die schwach gewölbt sind, hervor. Der Vordertheil des Kopfes biegt sich beinahe unter einem rechten Winkel herunter. Die Augendeckel sind ziemlich gross und stossen dicht an den Hinter- rand, der hier leider nicht ganz vollständig vorliegt. Dieser Theil hat grosse Aehnlichkeit mit dem Taf. V, Fig. Ic von Holm abge- bildeten lllaenus ScJimidti Nieszk. , nur dass bei dieser Art der Kopf nicht so stark gewölbt ist und nicht so steil nach vorn ab- *) Holm-Schmidt III, S. GO ff., Taf. II, Fig. 11 — 18, besonders Fig. 13. auf Grund seiner Trilobitenfauna. 121 fällt. Aehnlich ist auch der Hinterrand mit den Augendeckeln bei dem ebenda Tat’. XII, Fig. 16 a abgebildeten Illaenus (sp.), nur dass dieser auch eine viel flachere und glcichmässige Wöl- bung zeigt. Die Dorsalfurchen sind etwas über der ausgerichteten Höhe des Kopfschildes. M aasse: Höhe des Kopfschildes von oben gesehen 1,8 Centimtr. » » » projicirt . . . 2,5 » Breite (Aussenränder der Augendeckel) . 3,2 "» Breite der Glabella am Hinterrande . .1,6 » Höhe des Kopfschildes (Dicke) .... 1,9 » Phacops (Pterygometopiis) cfr. laevigatiis Schmidt. Taf. V, Fig. 12. Schmidt, Eevision etc. I. S. 88 ff., Taf. I Fig. 22a — c (non e), Taf. X Fig. 13, 14, Taf. XII Fig. 14, 15, Taf. XV Fig. 2(5 (non 24). In einem Stücke stark ausgelaugten Backsteiukalkes aus der grossen Kiesgrube am Bahnhofe Eberswalde (F. A. E.) liegt ein Kopfschild einer Pterygometopus-Kvi^ die zu jener Gruppe gehört, bei welcher die Flügel des Frontallobus der Glabella seitlich in Spitzen auslaufen. Anfänglich war ich geneigt, das Kopfschild als eine Varietät von l\ Panderi Schmidt aufzufassen, während es von Remele bereits als P. laeviyatus nahestehend bezeichnet war. Eine Bemerkung von Fr. Schmidt, dass es von Panderi verschieden sei und wohl zu laeoigatus gehören könne, veranlasste mich, von neuem einen eingehenden Vergleich mit den Schmidt- scheu Beschreibungen und Abbildungen anzustellen. Auf Grund dessen glaube ich mich der Bestimmung Remele’s anschliessen zu sollen. Indem ich auf die Beschreibung bei Schmidt ver- weise, hebe ich nur die Punkte heraus, die von jener abweichen. Die Schaleuoberfläche scheint, nach dem Negativ zu urtheilen, glatt gewesen zu sein. Au dem Positiv ist es nicht zu entschei- den, da die Oberfläche durch den Auslaugungsvorgaug rauh ge- worden ist. Die glatte Beschaffenheit hat Schmidt auch zur Wahl seines Namens veranlasst; allein in einem Zusatze am 1 22 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes Schlüsse der Arbeit (S. 235) bemerkt er nacbträglicb , dass diese Art nach einem neuerdings aufgefundenen Exemplare ebenfalls tuberculirt ist. Dies wäre also eine Abweichung von unserem. Verschieden sind ebenfalls die Augen durch ihre Grösse und Stellung. Allerdings finden sich darin auch an den SCHMiDx’schen Abbildungen Verschiedenheiten, wie ein Vergleich der Fig. 14 und 15 auf Taf. XII lehrt. An Fig. 15 sind die Augen wie an dem Eberswalder Exemplar gestaltet, während sie in Fig. 14 durch Kleinheit und geringe Entfernung von einander sich aus- zeichnen. Die Dorsalfurcheu sind am vorliegenden Stücke kräftiger und breiter entwickelt, als an den baltischen. Am Nackenringe fehlt das ja auch sonst nicht immer vorhandene Knötchen. In Bezug auf die Glabella ist noch Einiges zu bemerken. In seiner Be- schreibung giebt Schmidt au, dass jene flachgewölbt sei, in den Abbildungen — besonders soll Taf. XII Fig. 15 auch für die Wölbung der Glabella maassgebend sein — ist dies jedoch nicht der Fall, vielmehr ist die Wölbung womöglich noch stärker als an dem Eberswalder Stücke. Breite des Kopfschildes 1,4 Ceutimeter. Höhe » » 0,71 » Ein Kopfschild, das in der Mitte ein wenig verschoben ist, gehört wohl ebenfalls hierher. Es ist ein Stück der KLÖDEN’schen Sammlung ohne Fundort (G. L. A.). Mit dem vorigen stimmt es in allen Punkten überein. Auch hier ist die Glabella wie die übrige Fläche des Kopfschildes scheinbar glatt gewesen, was der Erhaltung als Steinkern entspricht. Phacops (Pterygometopiis) sp. In einem gelbgrünlichen, splittrigeu Gesteinsstücke fand ich vor Jahren am Galgenberge bei Eberswalde die Glabella eines echten Phacops (F. A. E.). Die Oberfläche des Frontallobus ist mit flachen, runden Grüb- chen und einzelnen Höckern besetzt. Der erste Seitenlobus ist rundlich dreieckig, die ihn begrenzenden Seitenfurcheu greifen nur auf Grund seiner Trilobitenfauna. 123 kurz in die Glabella ein. Der zweite Seitenlobus ist läuglieh, aber doch kleiner als der vorige, nach oben schärft er sich etwas zn. Der dritte Seitenlobus bildet einen schmalen King, der durch eine breite, aber seichte Furche vom Nackenringe getrennt ist. Tvetztere ist stärker gewölbt als die flache Glabella. Da weiter nichts an dem Stücke vorhanden ist, so ist es nicht möglich, dies der Art nach zn l>estimmen. Chasmops cfr. praecnrrens Schmidt. (Schmidt, Kevision etc. I S. 98 f., Taf. II Fig. 14, 1.5, 17, Taf. XV Fig. 29.) Kurz vor Abschluss der Arbeit fand ich noch bei Tornow ein kleines Geschiebe, mit dem Kopfschilde und einigen daran- sitzeuden Kumpffragmenten (F. A. E.). Es ist ein junges Indi- viduum, dessen Kopfschild — abgesehen davon, dass es durch späteren Druck etwas abgeflacht ist — grosse Aehulichkeit mit dem von Schmidt aus dem baltischen Echinosphäritenkalke be- schriebenen eil. fraecurrens sowohl in Bezug auf Granulation, wie nach Form und Gestalt der Loben übereinstimmt. Die Augen sind an unserem Exemplare nur an der Basis erhalten. Ob die ebenfalls skulpturirten Wangenhörner — der Abdruck des rechten, bis znm vierten Segment reichend, ist erhalten — lang gewesen sind, lässt sich nicht sagen. Die Kumpfsegmente zeigen auf den Pleuren eine nur wenig schräg verlaufende, tiefe Furche, die von zwei aufgewulsteten Kändern begleitet wird. Die Kinge der Khachis sind von gewöhnlicher Form und stark gewölbt. Chasmops conicophthalmiis Saks et Boeck. Taf. Y, Fig. 8 a, b; 9, 10, 11. Trilobites conicophlhalmus Bokck, Gaea Norveg. 1838, S. 139. Phacops » Eichwald, Lethaea rossica S. 1433. » » Asgeli.v, Palaeontol. Scandinavica S. 9, Taf. 7, Fig. 5, 6. » conicop/it/iahna, Wigand, Trilobiten d. silur. Geschiebe in Mecklenburg, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1888, S. 51, Taf. VII, Fig. 2. Für diese Art zeigt die einschlägige Literatur entschieden eine Lücke. Wo auch von dieser Art die Kede ist, nirgends 124 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes findet sich eine ausreichende Beschreibung — man bezieht sich auf die unzureichende Schilderung bei Eichwald — oder eine genügende Abbildung. Solche gelegentlich bei einer diesen Gegenstand berührenden Studie zu geben, wäre die Aufgabe eines skandinavischen Forschers, der au der Hand der früheren Originalexemplare und eines reichen Vergleichsmateriales aus dem Balticum hierüber sich eingehend zu verbreiten und eine sorg- fältige Definition und Darstellung dieser Form zu geben vermöchte. In der vorliegenden Arbeit muss, da jene beiden Voraus- setzungen nicht erfüllt sind, von einem solchen Vorhaben abge- sehen werden. Fr. Schmidt unterscheidet in seiner Revision der ostbaltl- scheu Trilobiten (I, S. 99, ft'.) einen Ch. OcUni Eichw. von unserer Art, die sich nach ihm in den deutschen Ostseeprovinzen nicht findet. Wenn nicht beide womöglich als identisch anzusehen sind, so stehen sie doch einander sehr nahe. Auf die von Schmidt geltend gemachten Unterschiede wollen wir bei der Besprechung unseres Materiales nachher eingehen. Vorausschicken muss ich noch, dass ich als Vergleichsmaterial eine Anzahl Vertreter von beiden Arten aus der Sammlung au der Forstakademie zu Eberswalde benutzen konnte. Es sind dies folgende Stücke gewesen: Von Ch. conicophthalmus 1 Kopf aus gelblichgrauem Cystideenkalk von Eberswalde (Remele’s Geschiebe- katalog No. 137) 1 Pygidium aus gleichem Gesteine von Heeger- mühle (ebenda No. 138), 1 ganzes Exemplar von Eberswalde (ebenda No. 136), 1 Kopf aus dem plattigen Echiuosphaeriteukalk Remele’s von Eberswalde (ebenda No. 128). Von Ch. Odini hatte ich zum Vergleiche; 1 ganzes Exemplar (ebenda No. 126) und 2 Pygidien (ebenda No. 127) aus dem letztgenannten Gesteine, 1 fast vollständiges Exemplar von Odens- holm aus Ci und 1 Kopf nebst 2 Pygidien von Kuckers aus 0*2 *)• Mit diesen habe ich die Stücke des Backsteinkalkes ver- gleichen und prüfen können. Es hat sich dabei herausgestellt, *) Die esthländischen Stücke sind von Holm gesammelt und bestimmt. Die darunter betindlichen Pygidien zeigen nicht die von Schmidt angegebene con- stante Zahl 11 der Rhachisglieder, sondern nur 10. iuil' Grund seiner Trilobitenfauua. 125 dass Ch. conicopthalinus der häufigste Trilobit des uutersuchteu Gesteines ist. Folgendes Material hatte ich davon : 1 fast voll- ständiges Exemplar von Oderberg (M. f. N.), 2 Kopfschilder, so- wie ein Schwanzschildfragment ebendaher (F. A. E.), 5 Kopf- schilder und 4 Schwanzschilder aus mehreren Findlingen von Tornow bei Eberswalde (F. A. E.), je 1 Kopfschild von Rixdorf (M. f. N.) und Eberswalde (F. A. E.), je ein Pygidium von Rixdorf (F. A. E.), von Plötschsee in Hinterpommern (G. L. A.), von der Kehrberger Mühle*) im Regierungsbezirk Stettin (G. L. A.), von Kasekow in Vorpommern**) (G. L. A.), 1 Kopfschild vom Rahnhofe Oderberg- Rralitz (G. L. A.), 3 Kopfschildfragmente von Zühlsdorf***) (Kreis Ober-Barnim) (G. L. A.) , 1 Glabella sowie ein kleines ziemlich vollständig eingerolltes Exemplar, bei dem auf dem Kopfschilde die Sculptur schön erhalten ist und 1 Pygidium von Berlinchenf) (A. Kr.) endlich noch Kopf- und Schwanztheile von Nahausen in der Neumark, aus dem schon öfter angeführten Geschiebe (G. L. A.). Zusammen also etwa 25 Individuen dieser Art. Am Kopfschilde ist Form, Kopfuinschlag, Sculptur (die ganze Oberfläche des Kopfschildes ist mit feinen, körucheuartigen Tuberkeln gleichmässig besetzt und der ausserhalb des Augeuhöckers gelegene Theil der Wangen ist ausserdem mit kleinen Grübchen verziert) Umriss der Augenlinsen und Bildung der Seiteuloben genau so wie es Fr. Schmidt bei Chasmops Odinif-f) beschreibt. Dasselbe gilt von den zum Vergleiche dienenden Exemplaren der Ebers- walder Sammlung. Der einzige Unterschied, den ich äufzufinden vermochte, besteht in der grösseren Anzahl von Verticalreihen der Augenlinsen. Sie beträgt an allen untersuchten Exemplareü mehr als 22; an 5 Stücken konnte ich 27 — 28 Reihen zählen. Die Chagrinsculptur zwischen den Linsen, welche Schmidt angiebt, Hess sich nicht feststellen. Als Unterschied werden von Eichwald wie auch von Schmidt und später von Wigand am Kopfschilde *) mit einem vlsap/ius-Pygidium und Glabella. **) mit Platystrophia lynx Eichv . ***) mit MonticuUpora Petropolitana Pasdeb und Strophomena sp. f) mit Picmo pleurales dorsospini/er und 1 Crinoidenstielstück. ff) a. a. 0. 1, S. yy ft'. Tat. II, Fig. I — 13, Tal'. XV, Fig. 3U. 126 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteiukalkes bei eil. Oclini die lang ausgezogenen, bei 67t. conicophthalnms die kurzen Wangenhörner hervorgeboben. Da aber Schmidt selbst von Itfer aus ein Kopf'scliild als Varietät anführt und abbildet (a. a. O. S. 102, Taf. XV, Fig. 30), welche kurze Wangenhörner besitzt, so verliert dieser Unterschied an Werth. Ich selbst konnte die Wangenhörner nur an je einem meiner Exemplare von diesen beiden Arten beobachten; an den anderen waren sie nicht er- halten. Das Hypostoma ist nur au dem Exemplar von Oderberg vor- handen, au ihm lassen sich ebenfalls keine Unterschiede gegenüber dem von 67t. Odmi erkennen. Auch der Rumpf ist nur au diesem Exemplar erhalten. Au ihm sind ebenfalls keine Unterschiede gegen 67t. Odini bemerk- bar. Dies Stück zeigt übrigens auch die scheinbaren Knoten auf der Rhachis, welche durch Zerstörung des Rhachisriuges ent- stehen. Das Pygidium hat auch keine wesentlichen Unterschiede gegen 67t. Odini. Es ist wohl gleichmässiger gerundet und seit- lich nicht so stark zusammengedrückt, daher ist auch die Rhachis schmaler. Die Gliederzahl des Schwanzschildes giebt Schmidt als immer 11 betragend, Wigand auf 11 — 12 an. Sie schwankt je- doch um diese Zahlen herum. Die Unterschiede sind demnach zwischen beiden Arten nur geringfügig und wenn mau sie auch nicht wird ideutificiren wollen, so kann man sie als locale Varie- täten einer Art auffassen , eine Möglichkeit, die auch Schmidt ofien lässt. An dem abgebildeteu Exemplar Fig. 8 beträgt die Breite des Kopfschildes 2,6 Centimeter, » Höhe » » 1,5 » Cliasmops bucculeutus Sjögren. Taf. V, Fig. 7 a, b. Synonymie s. bei Schmidt a. a. 0. I, S. 105. Ein Kopfschild von Rixdorf (M. f. N.) in einem stark aus- gelangteu Gesteinstücke war ich anfänglich geneigt einer neuen auf Grund seiner Trilobiten Fauna. 127 Art zuzuschreiben , cba eiuige Abweichungen von l)eitlen nächst- verwaudten Formen Ch. hiicculentus und Clt. Wrangeli Schmidt vorhanden sind. Zu dieser Feststellung war ich nur auf Ab- bildungen und Beschreibungen angewiesen. Daher war es mir um so erwünschter, als Fr. Schmidt, der vorzügliche Kenner der baltischen Trilobiten, die Güte hatte, auch diese Stücke einer Be- sichtignng zn unterziehen. Er ist der Ansicht, dass es vom CA. bucculentus nicht zu trennen ist. Es weicht von der typischen Form durch viel flachere Wölbnng des Frontallobus und der ersten Seitenloben ab. Der Frontallobus ist fünfseitig, der erste Seitenlobus klein und gerundet dreiseitig. Der Kopfumschlag ist auch au den Seitenränderu und an den Wangeuhörneru flach bandartig. Er springt am Froutallobus viel mehr nach innen ein als bei der typischen Form. Die Verzierung der Oberfläche ist nicht erhalten. Nur einige schwache, höckerartige Unebenheiten sind auf dem Froutallobus mit scharfer Lupe zu bemerken. Der zweite Seitenlobus ist überhaupt nicht einmal augedeutet. Die Waugenhörner sind nur im Abdrucke erhalten, stimmen danach aber mit den typischen gut überein. Die Augeuhöcker sind unten dick konisch, verjüngen sich dann ziemlich schnell und biegen sich dabei ein wenig nach abwärts. Von den kleinen Augen ist nur das der rechten Seite im Abdrucke erhalten. Ein typisches Exemplar dieser Art, das ich nachträglich noch mit dem geschilderten vergleichen konnte, überzeugte mich voll- ständig von der artlichen Uebereinstimmung. Unser Stück scheint seiner Form nach der von Schmidt unterschiedenen var. emarginata näher zu stehen als der typischen. Die Höhe des Kopfschildes 0,9 Centimeter, » Breite » » 1,6 » » Tiefe » » (vom Auge bis zum Seitenraude) 1,0 » Im Anstehenden ist die Art in der Jewescheu Schicht weit verbreitet. Ein Kopfschild ist hier anzureihen , das von der typischen Form abweicht und einen Uebergaug zn Ch. viarginatiis Schmidt 128 Paul Gustaf Klause, Das geologisclie Alter des Backsteiukalkes bildet. Es stammt aus dem Geschiebe vou Nieder- Wutzow a. O. (F. A. E.). Das Kopfschild ist halbmondförmig, aber nicht so stark gewölbt wie in den Abbildungen von Fr. Schmidt (I, Taf. 3, Fig. 1, 3, 4, Taf. 10, Fig. 16). Der Kopfumschlag ist flach und schmal, mit scharfer Kante, besonders aber oben, wo sie vor der Glabella als schneidiger Rand hervortritt. Dass der Rand au den Seiten auch kantig sein kann, hebt Fr. Schmidt schon hervor. Die Oberfläche ist mit spitzen Höckercheu besetzt, die auf den Wangen stärker gewesen zu sein scheinen als auf der Glabella und übrigens nicht besonders dicht gestanden haben. Der Froutallobus fällt nach dem Vorderraude ziemlich steil ab, dagegen ragt er seitlich nicht viel über die Seiteuloben hinaus. Sein Vorderraud ist nur schwach gewölbt. Die ersten Seiteulobeu sind gerundet dreiseitig, die zweiten sind nur als Knötchen vor- handen, über das eventuelle dritte Paar lässt sich nichts sagen, da diese Stelle beschädigt ist. Die Wangen sind an der Stelle, wo sie die Augen tragen, höher gewölbt als die Glabella. Von den eigentlichen Augen ist nur wenig erhalten, am Grunde sind sie von einer deutlichen Furche nach aussen umgeben. Die Wangenhörner sind nicht erhalten, doch scheinen sie nach einem vorhandenen Negativ nur kurz und schmal gewesen zu sein. Sehr schön ist der Verlauf der Gesichtsnaht ausgeprägt. Dort wo die erste Seitenfurche in die Dorsalfurche eiutritt, bemerkt man eine kleine, rundliche, tiefe Grube. Chasniops sp. In einem kleinen Geschiebe mit zahlreichen Exemplaren von Strepula Linnarssonii A. Krause, das ich in der Kiesgrube von Westeud bei Berlin fand (F. A. E.), sind mehrere ganz flache Pygidien einer Chasmops-Art enthalten, deren nähere Bestimmung oder Benennung jedoch im Hinblick auf die Un Vollständigkeit — z. T. nur Abdrücke — nicht möglich ist. Aus diesem Grunde sehe ich auch von einer Abbildung ab. Ein sehr ähnliches kleines Pygidium liegt in einem stark ausge- laugten Gesteinsstücke, das im oberen Diluvialmergel vou Storkow auf Grund seiner Trilobitenfauna. 129 sich fand (F. A. E.) und Beyrichia {Strejmla) costata Link, sowie Coelospkaeridium und Bryozoeu enthält. Es ist vom Typus des 67*. conicoplähalmus Sars et BoECK (vergl. Remele, a. a. O., S. 786). Cheiriirns (Cyrtonietopns) pseudoliemicranium Nieszk. var. dolichocephala Schmidt. Synonymie siebe Schmidt a. a. 0. I, S. 163. Von dieser Art konnte ich die Hälfte eines Kopfschildes untersncheu, das ich in einem stark ansgelaugten Geschiebe zu- sammen mit einem kleinen Kopfschilde von lUaenus in einer Kies- grube bei Westeud fand f). Dasselbe liegt nur im Abdrucke vor. Ein mit Modellirwachs angefertigter Ausguss zeigte alle 'Eiuzel- heiten, die zur Bestimmung erforderlich waren. Ein Vergleich mit der von Fr. Schmidt gegebenen Beschreibung und Abbildung, auf die ich nur verweise, ergiebt eine gute Uebereiustimmung mit der älteren Form aus dem Braudschiefer (C2). Nur insofei'u macht sich eine unbedeutende Abweichung bemerkbar, als auf den etwas kürzeren Wangen in den Zwischenräumen zwischen den Grübchen Häufchen dicht gedrängter kleiner rundlicher Tuberkeln stehen. Später fand sich dann noch ein schöner Steinkern einer Glabella dieser Art in dem grossen Geschiebe von Nieder- Wutzow a. O. (F. A. E.). Die Glabella ist stark kugelig gewölbt. Ihr Haupttheil bildet nach hinten zu einen schwachen Vorsprung mit beidei’seitiger Ausbuchtung zwischen die beiden Tuberkel hinein. Dies beweist, nach Fr. Schmidt, dass die Basallobeu noch vollständig zur Glabella gehören und nicht zu einem besonderen Ringe wie bei Sphaerocoryphe. Tm Umrisse ist die Glabella oval. Die Andeutungen der beiden ersten Seiteufiirchen sind rundliche Grübchen hart über der Dorsalfurche, jedoch nicht ohne sie zu berühren. Ferner fand ich ein kleines Kopfschild dieser Art bei Liepe (F. A. E.). Die ovale Glabella ist hoch nud steil gewölbt. Die beiden ersten Seitenfurchen sind als schwache Grübchen hart an t) (F. A. E.) Jahrbuch 1894. [9] ] 30 Paul Gustaf Kuadse, Das geologische Alter des Backsteinkalkes der Dorsalfurche, ohue diese zu beridireu, augedeutet. Auf der Glabella sieht man Tuberkeln, auf der Oberfläche der Wangen ebenfalls, wenn auch schwächere. Cheirurns (Nieszkowskia) ceplialoceros Nieszk. Taf. V, Fig. 1. Synonymie siehe Schmidt etc. I, S. 186 — 188, t. IX, Fig. 9 — 16; XI, Fig. 27; XVI, Fig. 36 — 37. Von der typischen bei Schmidt abgebildeten Form weicht das vorliegende Exemplar — ein Kopf — dadurch ab, dass nur auf der Mittellinie der Glabellawölbnng grössere, warzenförmige Tuberkeln stehen. Dazwischen aber, sowie auf der übrigen Ober- fläche der Glabella finden sich ganz feine, bei der Betrachtung mit blossem Auge nicht hervorti’etende Granulationen, die ohne erkennbare Regelmässigkeit auftreten. Das Exemplar stammt aus dem grossen Backsteinkalk- geschiebe von Tornow bei Eberswalde (P. A. E.). Die Länge der Glabella, an der das Horn übrigens abgebrochen ist, beträgt 1,2 Centimeter, die Breite 1,3 Centimeter (unvollständig). Cheirurus (Nieszkowskia) tumidiis subsp. gibbus Ang. Synonymie siehe Fr. Schmidt, Revision u. s. w. I, S. 180. Aus dem einen der S. 147 erwähnten, dem geologischen Reichsmuseum zu Leiden gehörigen Backsteinkalke von Ootmar- sum gelang es mir, ein schönes Kopfschild obiger Art heraus zu präpariren. Es stimmt völlig mit der von Fr. Schmidt gegebenen Beschreibung und Abbildung überein. Es ist bis auf die Waugeu- hörner vollständig und schön erhalten, also auch die freien Wangen und die Augen, deren Facetten deutlich vorhanden sind, sind überliefert. An dem Kopfschilde haften ausserdem noch die beiden ersten Rumpfsegmente, welche die für die Gattung Nieszkowskia charakteristische Beschaffenheit besitzen. Das Gestein, in dem dieses Kopfschild lag, enthält ausserdem noch Coelosphaeridium cyclo crinophilum F. Roemer, Cyclocrinus Spaskii EiCHW., Euomphalus und Orthis sp. auf Grund seiner Trilobitonfauna. ]31 Es ist diese Trilobitenforni, da sie sich anstehend im schwe- dischen Orthocerenkalk von Husbyfjöl und im Echinosphaeriten- kalk Ehstlands und auch l)ei Pawlowsk in Russland findet, daher für die Altersbestimmung nicht unwichtig. Interessant ist sie deshalb noch besondei’s, weil sie in einer tieferen Stufe von C. vorkommt. Clieiranis (Sphaerocoryplie) Hübneri Schmidt. Synonymie, Schmidt a. a. 0., I, S. 168. In einem von mir bei Britz, einem Dorfe nordwestlich von Eberswalde, aufgesammelten Geschiebe (F. A. E.) liegt ausser einem Gastropodensteinkerne und einer Monticnlipora die Glabella und ein Theil der linken Wange von einem Cheiritrus. Der Steinkern ist so gut erhalten, dass ich ihn mit ziemlicher Bestimmtheit auf obige Art beziehen kann. Das von Schmidt (a. a. O. Taf. XI, Pig. 30 a, b) dargestellte Stück entspricht dem meinigen am besten. Die Wölbung der Glabella, die dort zwar nicht erhalten ist, aber als kugelig ergänzt wird, ist an dem Britzer Exemplar mehr eiförmig und hängend. Dagegen ist der Hals der Glabella deut- lich eingesclmürt, die Seitenfurchen sind schwach und kurz an- gedeutet. Unterhalb der Glabella stehen zwei deutliche Tuberkel. Auch die Grube au der Stelle, wo die Dorsalfurche in die Stirn- furche übergeht, ist wahrnehmbar. Das Iliutereude der eiförmigen Glabella bildet den stumpfen Pol des Ovals und keine Ausbuchtung zwischen die beiden Tuberkel hinein, wie bei Cyrtometopus. Clieirurns elatifroiis nov. sp. Taf. V, Fig. 5 a, b. Das Kopfschild eines Cheirurus vermag ich nicht mit einer der aus dem skandinavischen oder iialtischeu Silur beschriebenen Arten zu identiliciren. Es scheint vielmehr eine neue Art vor- zuliegen. Das Kopfschild stammt aus dem Geschiebe von Bralitz (G.L. A.) mit Cyhele rea’ Nieszk., Stroplmnena rhomhoidalisf Wilck. und Str. imhrex Pander. Der allgemeine Umriss des Kopfschildes ist halbmondförmig. Seine Breite ist doppelt so gross wie die Höhe. Der Vorderrand [9U 132 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes ist vor dem Frontallobus schwach gebogen, dünn und schmal, nach den Seitenecken zu verdickt er sich und biegt sich in stumpfem Winkel zurück, dasselbe gilt von der ihn begleitenden Furche, die in stumpfem Winkel in die Dorsalfurche übergeht, und hier, wo die Seitenrandfurche unter gleichem Winkel einmündet, lässt der Stein- kern eine Grube erkennen. Die tiefen Dorsalfurchen, welche schwach nach vorn divergiren, grenzen die stark rundlich gewölbte Glabella von den weniger stark gewölbten Wangen ab. Die Glabella hat einen vierseitigen, nur am Vorderrande gebogenen Umriss. Sie verschmälert sich nicht nach vorn, sondern hat vorn und hinten dieselbe Breite, in der Mitte ist sie allerdings ein wenig erweitert. Die Glabella ist in der Mitte am höchsten, zum Vorderrande hin fällt sie ab. Ihre Wölbung ist im Profil sehr ähnlich der von Ch. clavifrons Dalm., wie sie BröGGER *) Taf. V, Fig. 3 darstellt. Der Frontallobus ist elliptisch, die ihn seitlich abgrenzenden ersten Seitenfurchen sind, wie auch die beiden andern Paare, tief ein- geschnitten. Ihre Länge beträgt fast nur die Hälfte der zwischen ihnen liegenden Glabellamitte. Die zweite Seitenfurche steht ebenso wie die erste fast senkrecht zur Dorsalfurche; die dritte ist dagegen nach hinten geneigt, anfänglich tief und fast gerade, wird dann flacher und wendet sich gerade nach hinten zur Nacken- furche. Dadurch wird der dritte Seitenlobus (von dreieckiger Form) von der übrigen Glabella abgetrennt. Die Glabellaoberfläche lässt erkennen, dass sie von dünn gestellten, schwachen, flachen Tu- berkeln besetzt war. Die Nackenfurche ist ebenso gleichmässig breit wie der Nackenring. Die Augen stehen in der Höhe der zweiten Seitenfurche, sie sind nicht erhalten, sondern ihre Lage auf der Mitte des Wangen- schildes ist nur augedeutet. Die Wangen sind nur mit rundlichen, nach aussen etwas an Grösse zunehmenden, nach innen zu dichter gestellten Grübchen besetzt. Die Randschilder sind an dem Stücke nicht erhalten. Die Wangenhörner scheinen etwas zu divergiren und nur kurz gewesen zu sein, weiter lässt sich von ihnen nichts sagen. *) Brögger, die Silur-Etagen 2 und 3 im Christianiagebiet und auf Eker etc. Clu'istiania 1882. auf Grund seiner Trilobitenfauna. 133 Die Breite des Kopfschildes ist 2,7 Centimeter, » Höhe » » » 1,4 » Breite der Glabella »1,1 » Cheiruriis sp. In dem Geschiebe von Nieder -Wutzow a. O. (F. A. E.) fand sich ein Ilypostoma eines Cheirurus^ das mit den bisher bekannten lind beschriebenen derartigen Gebildan nicht übereinstimmt. Es ist von gerundet- dreiseitiger Gestalt mit breiten von oben nach unten au Breite abnehmenden Ohren. Diese sind von dem spitz- eiförmigen, flachgevvölbteu Mittelkörper durch eine deutliche Furche getrennt, die nur nach dem obersten Theile zu verschwindet. Nach unten zu verjüngt sich der Mittelkörper mehr und mehr und schnürt sich kurz vor seinem Ende, das leider nicht erhalten ist, noch ein- mal schwach ein. Die Oberfläche des Stückes, das der Schale entbehrt, ist glatt. (lybele cfr. revaliensig Schmidt. Ein unvollständiges Pygidium bezeichne ich so. Es hat die Gestalt eines gleichschenkligen Dreiecks mit schwach gerundeten Basisecken. Nur die zwei ersten Glieder der Rhachis sind voll- ständige, vom dritten an beginnt schon die Unterbrechung der- selben auf der Mitte und damit stellt sich rechts und links davon eine undeutliche Knotenreihe ein. Die Rhachis ist in der Richtung von vorn nach hinten concav, im Querschnitt nur schwach gewölbt. Die Pleuren sind etwas hakig gebogen. Es sind vier solche zu unterscheiden, von denen jedoch nur die drei ersten deutlich aus- geprägt sind. Sie bestehen aus einer Haupt- und Nebenrippe, letztere ist die äussere, erstere die innere und mit Tuberkeln be- setzte, die auch allein bis zum Rande reicht. Die vierte Pleure ist undeutlicher, durch einen kurzen schwachen Stiel bezeichnet. Nach der Spitze des Pygidiums zu, die nicht ganz erhalten ist, fallen die Pleuren etwas zur Seite ab. Mit dieser Beschreibung stimmt die Abbildung und Schilde- rung der C. revaliensis (aus dem Echinosphaeritenkalk und der ] 34 Paul Gustaf Kuause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes Kuckers’schen Schiclit) im wesentlichen überein. Pr. Schmidt bezeichnete jedoch die Zugehörigkeit unseres Stückes zu dieser Art bei der Eingangs erwähnten Durchsicht als fraglich. Das Pygidinm gehört zu dem Geschiebe II von Tornow bei Eberswalde, das von meinem Bruder anfgefünden wurde (F. A. E.). Die Höhe des Stückes ist 0,9 Centimeter, die Bi-eite 1 Centimeter. Cyhele rex Nieszk. Taf. V, Fig. 6. Synonymie siehe bei Schmidt Eevision etc. I, S. 209. Ein Kopfschild dieser Art liegt mir vor, das ich vor Jahren bei Kremmen gefunden habe (P. A.. E.). Es ist bereits von Kemele in seinem Geschiebekatalog (No. 143) mit dieser Bestimmung anf- geführt. Leider ist es nicht ganz vollständig zu erhalten. Die rechte Seite steckt noch in dem splittrigen Gestein, das die Herans- lösung vei'eitelt. Am Stirnrande sind 3 Zacken von der Krone vorhanden. Im übrigen kann ich auf die SCHMiDpsche Be- schreibung verweisen. Bemerkt sei nur noch, dass die Angen etwas niedriger stehen als an den Exemplaren von Schmidt. Auch eine schwach gebogene Reihe von 4 Tuberkeln mag noch hervor- gehoben werden, die auch au den baltischen Stücken zu er- kennen ist. Auf der Glabella sind nur oberhalb des ersten Seitenlobns zwei Tuberkel zu beobachten. Nur die linke Wange ist freigelegt, die rechte steckt noch im Gestein. Breite des Kopfschildes 3,4 Centimeter. Höhe der Glabella 1,5 » Aus dem Geschiebe von Nahausen in der Neumark (G. L. A.) mit Chasmops conicophthalmus S. et B., Lichas sp. und Remopleu- rides dorsospinifer (Porte.) Linnars. konnte ich noch ein Kopf- schildfragment, bestehend aus der Glabella und einem Tlieile der rechten Wange untersncheu. Auf der Glabella sind nur zwei Tuberkelpaare vorhanden, das dritte fehlt. Nach Fr. Schmidt kommt dies häufiger vor. An dem Stücke ist der Vorderraud der auf Grund seiner Trilobitenfauna. 135 Glaliella hinter der ebeuftills erkennbaren Krone des Stirnraudes erhalten. Er ist wie hei einigen der SciiMiDT’schen Abbildungen mit unregelmässig augeordueten Tnberkeln bedeckt, die jedoch den vorher erwähnten an Grösse nachstehen, übrigens sich auch an dem vorliegenden Individuum durch längliche Form auszeichnen. Die Stellung der Augen ist wie bei dem Stücke von Kremmen. Eine dritte Glabella mit daransitzenden Theileu der festen Wangen stammt aus einem Geschiebe von Bralitz bei Oderberg i. M. (G. L. A.) mit Cheinirus elatifrons nov. sp. Strophoviena rhomboükdisl WiLCK. und Str. imbrex Pander. An ihr ist der Stirnrand mit seinen fünf Tuberkeln in der Mitte schön erhalten, ebenso der über der Grube der Dorsalfurche jederseits stehende runde Tuberkel. Auf der Glabellaoberfläche sind vier Tuberkel- paare vorhanden, am Vorderrande des Frontallobus wieder die bei dem vorigen Exemplar schon erwähnten, unregelmässig angeord- neten kleineren Tuberkel. Endlich ist auf dem Nackeuringe noch ein mittlerer Tuberkel und je ein seitlicher, in der Verlängerung der Dorsalfurchen stehender zu erwähnen. Ein viertes Kopfschild dieser Art mit freigelegter rechter fester Wange fand ich noch während des Druckes dieser Arbeit in einem Geschiebe mit Remopleurides dorsospinifer (PoRTL.) Einnars. bei Liepe a. O. (F. A. E.). Zu Cybele rex Nieszk. gehört auch höchst wahrscheinlich das von Koemer in der Lethaea erratica als Cijhele bellatida'^ (S. 52, Taf. III, Fig. 9) aufgeführte Stück. Siehe darüber S. 150. Cybele aif. Grewingki Schmidt. Der Freundlichkeit des Herrn Geh. Rath Remele verdanke ich eine Notiz über ein Vorkommen dieser Form in einem Back- steiukalkgeschiebe der BoLL’schen Saminluug in Neu-Brandenburg. Das Stück hat keine Fundortsangabe, ist aber wohl sicher aus Mecklenburg. Das Gestein ist ein fester graugrüner Kalk mit ein- zelnen Kalkspatheinschlüssen. Die zersetzte Partie enthält i\Io7iti- culipora-Keste steinkernartig erhalten. Die SciiMiDT’sche Art kommt anstehend in der unteren xibtheilung der jEWE’schen Schicht vor. 136 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes Cybele sp. Ein Kopfschildfragment nebst Abdruck liegt von einer Cybele- Art aus dem Geschiebe II von Tornow vor. Mit Hülfe eines Wachsausgusses vom Negativ liess sich manches am Positiv fehlende ergänzen. Auf der Glabella stehen zwei Reihen von je vier Tuberkeln, wie dies ja bei verschiedenen Arten vorkommt. Die Glabella verbreitert sich nach hinten jedoch stärker als bei C. Wörtlii Schmidt, mit dem unsere Form sonst einige Aehnlich- keit zeigt, und zieht sich in zwei tuberkelbesetzte Hörner aus. Der Hinterrand der Glabella ist nur schwach gebogen und fällt steil nach aussen ab. Der Stirnrand des Kopfschildes ist dagegen nicht erhalten, daher auch nicht zu entscheiden, ob er Zacken trug. Dorsalfurchen und Randfurche sind scharf ausgeprägt. Das ganze Kopfschild ist jedoch viel breiter als das von C. Wörthi, wo die Wangen seitlich nicht ausgezogen sind. Die Seitenfurchen erreichen die Rückenfurchen nicht. Die zwei Gruben zur Seite des Nackenriuges sind deutlich ausgebildet. Der Augeuhöcker hat die Form eines stark gewölbten sphärischen Dreieckes. Er ist unregelmässig mit Knötchen besetzt, die zwischen den feinen Grübchen, welche die Wangen dicht bedecken, liegen. Der Augen- stiel ist schlank und gleichmässig dünn, am Ende abgebrochen. Er steht auf der Höhe zwischen der ersten und zweiten Seiten- furche der Glabella. Vom Occipitalrande aus verläuft innen vom Auge, schräg auf die Glabellaecke zu, eine Reihe von vier grösseren Tuberkeln. Genau hinter dem Seitentuberkel liegt eine tiefe Grube, etwas niedriger als die anderen Furchen. Nur die linke Wange ist er- halten. Nach Fr. Schmidt’s Meinung gehört das Stück vielleicht zu C. rex Nieszk. Es liegt in der Sammlung der Forstakademie (F. A. E.). Höhe der Glabella = 0,9 Centimeter. Kopfschildbreite (ergänzt) = 2,3 » auf Grund seiner Trilobitenfauna. 137 Cybele sp. Ein Abdruck eines Schwauzschildes dieser Gattung von der Drawehner Chaussee in Hinterpoininern (G. L. A.) ist nicht he- stiminbar, da sowohl die Enden der Pleuren als auch der Rhachis fehlen. Es scheint sonst Aehnlichkeit mit der Cybele Wörthi Eiciiw.*) (anstehend in und C2) zu haben. Doch lässt sich, wie gesagt, darüber nichts entscheiden. Acidaspis farcata Linnars. Linnarsson, Om Vestergötlands Cambriska u. s. w. Taf. I, Fig. 18, S. 65. Diese in Schweden nur aus dem Beyrichia- Kalke bekannte Art fand sich in einem Kopfschilde in dem Geschiebe von Nieder- Wutzow a. O. (F. A. E.). Abgesehen davon, dass unser Stück etwas gedrungener und kürzer ist als das von Linnarsson ab- gebildete — ein Unterschied, der natürlich nicht in’s Gewicht fällen kann und auf Rechnung individueller Verschiedenheit ge- setzt werden muss — ist die Uebereinstimmung sonst vollständig. Ich kann daher im wesentlichen nur die Beschreibung von Linnarsson wiedergebeu. Das Kopfschild ist ausser in den Furchen und Vertiefungen stark grauulirt. Der mittelste Theil der Stirn ist lieinahe gleich breit und in der Mitte nicht erweitert. Die beiden Seiteuloben fliesseu auf jeder Seite mit einander zu- sammen. Zwei grubenartige Furchen bezeichnen die seitlichen Grenzen dieser rundlich geformten Gebilde, die von fast gleicher Grösse sind. Die Seitenfurcheu sind nur schwach entwickelt und verlaufen in einem nach aussen couvexen Bogen von vorn nach hinten. Sie nehmen ihren Anfang in einer kleinen Grube am Vorderraude. Der Nackeuriug, welcher von der Nackenfurche gegen die Glabella abgegrenzt wird, ist stark entwickelt, gut halb so breit wie die Glabella hoch ist. Nahe seinem Vorderrande trägt er auf der Mitte einen zapfeuartigeu Höcker. Sein Iliuter- ') Fr. Schmidt, a. a. 0. I, S. 214 ff. Taf. XIII, Fig. 14—17. 138 P Aur, Gustaf Kräusf, Das geologiscbe Alter des Backsteinkalkes rancl ist rundlich ausgeschnitten und entsendet seitlich je einen, wohl kaum gebogenen Stachel. Diese divergireu nach aussen. Sie sind zwar au unserem Exemplar abgebrochen, aber der noch vorhandene Abdruck des einen zeigt, dass er so laug war, wie das ganze Kopfschild hoch. Der Vorderrand des Kopfschildes ist von einer schwachen Furche und einem schmalen Eandwulst be- grenzt, der nach den Seiten zu unter einem Winkel abbiegt, schärfer als in der Figur bei Linnarsson. Aus diesem Winkel entspringt der schmale Augenwulst, der dann schräg nach hinten hinzieht, aber im weiteren Verlaufe nicht vorhanden ist. Zu be- merken ist noch, dass das ganze Kopfschild nur wenig ge- wölbt ist. Höhe des Kopfschildes von der Mitte des Hiuterrandes aus gemessen . 0,49 Ceutimeter. Grösste Breite des Kopfschildes von der Mitte des Hiuterrandes aus ge- messen 0,65 » Breite des Nackenriuges von der Mitte des Hiuterrandes ans gemessen . 0,32 » Interessant ist es, dass eine dieser schwedischen sehr ähnliche Form, die Addaspis Kuckersiana Schmidt bei Kuckers in C2 vor- kommt, die erstere dort also gewissermaassen vertritt. Die Textfigur ist nach einer von Herrn Geh. Rath Remele gütigst augefertigteu Photographie (in doppelter linearer Vergrösse- ruug) durch Autotypie hergestellt. Liclias (Conoliclias) tricoiiiciis Dames. — Zeitschr. d. Deutsch, geo]. Ges. 1877, S. 808 ff. Diese von Kloeden als problematischer Körper bereits er- wähnte und abgebildete Form hat sich bisher im Backsteinkalke auf Grund seiner Trilobitenfauna. 139 in zwei Exemplaren (Köpfe) gefunden. Das eine ist ohne Fund- ort (tf. L. A.), das Origiualexemplar Kloeden’s; das zweite von Angcrinünde (AI. f N.). Anstehend (nach Schmidt) in der iTFEifschen Schicht (Qj). Liclias patellatiis nov. sp. Tat. V, Fig. 3. In einem seiner ganzen Ausdehnung nach stark ausgelaugten Backsteinkalke von Erkelsdorf bei Neusalz a. O. (Coli. Jaekel) liegt ein L^c;/ms-Schwauzschild, das zur Aufstellung einer neuen Art Veranlassung giebt. Die Rhachis ist, soviel erkennbar, schwach gewölbt. Der Mittellappen, der sich daran schliesst, ist bis zur Alitte wenig gewölbt, dahinter dann flach. In der Mitte ist seine Breite am kleinsten, an den beiden Enden am grössten; dadurch entsteht ein gleichmässiger )( förmiger Umriss. Am unteren Ende ist ein halh- kreisförmiger Ausschnitt vorhanden. An der Rhachis sieht man noch eben an der rechten Seite die Andeutung eines Ringes. Die Dorsalfurchen, welche in flachen, nach aussen offenen Bogen fast vertical angeordnet sind, verlaufen bis in die Spitze der dritten Pleure. Diese hat eine langelliptische Gestalt, deren Regelmässigkeit nur an dem unteren Grenzende gegen die zweite Pleure beeinträchtigt wird. Die Diagonalfurche verläuft genau in der grossen Achse dieser Ellipse in schwacher, nach innen geöffneter Krümmung, sodass dadurch mit der Dorsalfurche eine zweite Ellipse von gleicher Länge, aber der halben Breite der ersten gebildet wird. Der Aussenrand der dritten Pleure ist, soviel sich erkennen lässt, nur unbedeutend gebogen, bis er sich an seinem freien Teile nach hinten und innen wendet. Von der zweiten Pleure ist nur auf der rechten Seite ein schmaler Streifen erhalten. Die Verzierung der Oberfläche des Pygidiums besteht aus konischen Zäpfchen von drei verschiedenen Grössen, die gleich- inässig über das Stück vertheilt und alle etwas schief nach hinten geneigt sind. 1 40 Paui/ Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes Nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass das ursprünglich abgelöste Hinterende des Pygidinms, das jetzt wieder festgeklebt ist, mit Wasser befeuchtet eine gewisse Biegsamkeit besass. Diese ist jedoch nur eine Folge der eigenthümlich lederartigen Be- schaflenheit des verwitterten (ausgelaugten) Backsteinkalkes. Zwei von den bisher beschriebenen Liclias- harten haben einige Aehnlichkeit mit der neuen. Die eine ist Liclias ornatus Ang. *) aus dem Ober -Silur. Dieser weicht jedoch in der Verbreiterung des Mittellappens und einem viel flacheren kreisförmigen End- ausschnitte ab. Daher sind auch die Spitzen der dritten Pleuren weit kürzer. Rhachis und Mittellappen sind auch viel kürzer und erstere stärker gewölbt. Auch reicht die dritte Pleure nicht so hoch hinauf und ihre Diagonalfurche beginnt erst ein Stück unter- halb am oberen Ende der Pleure. Die zweite Art Lichas Bolt07ii Bigsby aus der Niagara group**) hat einen ebenso gestalteten halbkreisförmigen Ausschnitt und einen flachgeformten Mittellappen, ebenso ist die a. a. O. ver- grösserte Darstellung der Granulirung wie bei dem norddeutschen, nur stehen die einzelnen Höcker nicht ganz so schräg geneigt. Bei der amerikanischen Form sind dagegen die Dorsal- Diagonal- und Aussenfurche der dritten Pleure etwas mehr ge- bogen, sonst ist ihr Verlauf der nämliche wie an unserer. Der freie Theil des Ausseurandes ist bei unserem gerade, bei L. Bol- toni geschwungen. Leider erlaubt die Unvollständigkeit des norddeutschen Stückes keine weiteren Vergleiche mit der ameri- kanischen Art. Die grösste Länge unseres Stückes beträgt 3,4 Centimeter » » Breite » » » 2,7 » Lichas validiis Linnarsson. Linnabsson, om Vestergötlands Canibriska och Siluriska Aflagringar, S.66 f., Taf. I, Fig. 19 und 20. Von dieser Art liegt ein kleines Kopfschild aus einem Geschiebe mit Eclimosphaerites aurantium Gyll, Monticulipora petropolitana *) Schmidt, Kevision etc. II, Taf. VI, Fig. 20, S. 111 f. **) Hall, Palacontology of New - York Bd. II, tab. 69 u. 70 (besonders tab. 70, Fig. 1 g). auf Grund seiner Trilobitcnfauna. 141 Pander. und Orthoceras sp. ohne Fundortsangabe vor (Gr. L. A.). Es ist offenbar von einem jungen Individuum. Es ist gleichmässig ffach gewölbt, der Stirnrand schmal und nicht so scharf ab- gesetzt, wie in der Abbildung bei Linnarsson. Der Ver- lauf der Furchen ist genau in der angegebenen Weise. Die vor- deren Seitenlappen reichen ebenfalls nicht bis znm Nackenringe und die Vorderfnrcheu erhalten nach ihrer Auswärtsbiegung noch eine Richtung gerade nach hinten, ganz wie dies auch Fr. Schmidt (a. a. O., II, S. 117) zum Unterschiede von seinem L. St. Mathiae hervorhebt. Nur die Form der ersten Seiterdappen weicht von unserem Exemplar dadurch etwas ab, dass es nicht schlank bohnen- förmig, wie bei Linnarsson, sondern mehr breiter oval gestaltet ist. Dagegen stimmt wieder die gleichmässige Körnelung der Oberfläche mit jener genau überein. Maasse: Höhe des Kopfschildes 0,6 Centimeter, Breite » » etwa 0,9 » Die Breite lässt sich nicht genau augeben, da die Seitentheile nicht vollständig erhalten sind. Anstehend im Beyrichia-Kalk von Mösseberg bei Jonstorp (nach Linnarsson) gefunden. Lichas cfr. acnleatiis Ang. Synonymie siehe bei Linnarsson a. a. 0. S. Gfi. Herrn Geheimrath Remele verdanke ich die folgende Notiz über ein Exemplar dieser Art. Es ist ein Kopfschild in nur theil- weis ausgelaugtem Backsteinkalke (einem festen, compacten, grau- grünen Kalksteine mit einzelnen Kalkspathlamellen). Dasselbe liegt in der BoLL’schen Sammlung zu Neu-Brandenburg ohneFuud- ortsangabe. Die Glabella ist namentlich im Mittelstücke sehr hoch, letzteres zwischen den vorderen Seitenlappen stark verschmälert, im Stirntheile hoch hinaufgehend (dieser Theil ist länger und weniger breit als bei dem sonst sehr ähnlichen L. sexspinus AnG., den Linnarsson mit L. aculeatus vereinigt). Die vorderen Seiten- lappen sind ein wenig mehr gewölbt und erheben sich etwas über die Fläche des Mittelstückes. Das Petrefact ist als Steinkern er- halten, der mit kleinen, aber deutlichen Höckercheu, namentlich 142 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes auf dem Stirn theile der Glabella bedeckt ist. Der Nackeuring ist leider nicht erhalten, sodass über den etwa vorhandenen Stachel nichts auszusagen ist. Von dem Stücke ist seiner Zeit eine schöne Photographie angefertigt, die mir vorlag. Die Form kommt im Beyrichia-Kalk und Trinucleus-Schiefer von Westergötland vor. Die vorstehende Beschreibung passt auch im Wesentlichen auf den Steinkern eines Kopfschildes aus dem Geschiebe von Nieder- Wutzow a. 0. (F. A. E.), nur ist die Glabella nicht so steil gewölbt. Am Austritte der Vorderfurche in die Randfurche resp. Dorsalfurche ist eine kleine Grube vorhanden. Vom Nacken- ringe ist hier ein Theil erhalten, doch von dem Ansätze eines Stachels nichts zu bemerken. Die Oberfläche ist mit rundlichen Höckerchen von zwei verschiedenen Grössen bedeckt. Auch ein Kopfschildfragment aus dem Geschiebe von Nahausen (G. L. A.) gehört möglicherweise hierher. Es stimmt in der Sculp- tur sowie in der Form des Mittel- und der Seitenlappen und der entsprechenden Furchen mit dem vorigen überein, nur ist es ein wenig höher; die Seitenlappen sind daher etwas grösser. Liclias sp. Taf. V, Fig. 4. Ein Hypostoma aus einem ganz ausgelaugten Geschiebe von Casekow bei Stettin (G. L. A.) stimmt mit keinem der bisher ge- fundenen resp. abgebildeten überein. Da es isolirt in dem Ge- steinsstücke liegt, ist es auch nicht möglich, die Art, der es zu- gehört, festzustelleu. Es ist ein wenig breiter als hoch (1,1 : 1 Centimeter), der Vorderrand ist sanft geschwungen imd nach oben umgebogen. Der Mittelkörper ist trapezförmig. Der Vorderlobus ist oval. Von den kleinen Vorderflügeln an richtet sich der Seiten- rand zunächst ein wenig nach innen biegend aufrecht; dann läuft er sich verbreiternd und mit dem der anderen Seite convergirend nach hinten. Die Seitenränder sind nur schmal. Der Hiuterrand ist ausgebuchtet. Den Seitenräuderu parallel couvergireu die Seiten- auf Grund seiner Trilobitenfauna. ]4;d furchen ebenfiills stark nach hinten. Sie gehen noch ein Stück- chen über die gerade Hinterfurche hinaus. Die Mittelfurcheu sind kurz und schwach nach hinten gewandt. An ihrem Ende sind sie am tiefsten. Auf den Seitenrändern sind Terrasseulinien, sonst ist keine Sculptur zu erkennen. Von den bisher beschriebenen und abgebildeten Ilypostomen der Gattung Lichas hat das unsere mit zweien einige Aehnlichkeit, zunächst mit Lichas furcifer Schmidt *). Bei letzterem ist jedoch das Verhältniss von Breite und Höhe weit verschieden, die Seiten- ränder sind viel breiter entwickelt, die Seitenfurchen fast parallel und die Ausbuchtung des Hiuterrandes flacher und breiter. Die andere Art ist L. St. Mathiae **). Hier ist das Hypostom zwar wenig breiter als lang, aber der Hinterrand bedeutend grösser, ebenso die Bucht in demselben grösser und flacher. Die Seitenfurchen sind fast parallel und gehen direkt in die Hinterfurche über u. s. w. Harpes latilimbatiis n. sp. Taf. V, Fig. 2 a — c. Der Vertreter der Gattung Harpes in diesem Gesteine rülu-t aus dem grossen, bereits des Oefteren erwähnten Geschielte von Tornow her (F. A. E.). Ein Vergleich mit den skandinavisch-baltischen Formen, wie auch mit solchen aus den übrigen Silurgebieten ergiebt eine nähere Verwandtschaft zu H. Sp>askii Eichw. f) aus dem Echinosphae- riteukalk (C]). Wenn auch die Beziehungen ziemlich enge zwischen beiden Arten sind, so lassen sich doch auch eine Anzahl aller- dings nicht sehr erheblicher Unterschiede feststellen, welche die Auffassung unseres Stückes als einer neuen Art angehörig zu rechtfertigen scheinen. Auch Fe. Schmidt sprach sich hierfür bei Besichtigung des Stückes aus. Das Exemplar ist ein Kopfschild von schöner Erhaltung, an Fk. Schmidt, Kevision etc. II, Taf. III, Fig. 11 u. 12. **) Ebenda, S. 115, Taf. V, Fig. 14. f) Fh. Schmidt, Revision IV, S. GG — G8, Taf. V, Fig. G — 1). 144 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes dem leider die Wangenhöruer weggebrocheu sind. Es besteht aus Steiukern und Gegenstück. Mit Hülfe des letzteren lässt sich der Umfing und Rand des Limbus, die am erstereu nicht voll- ständig sind, feststellen. Um nun uunöthige Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich auf die eingehende Beschreibung, welche Fr. Schmidt von B. Spaskii gegeben hat, mit der unsere neue Art bis auf die im Folgenden angeführten Unterschiede übereiustimmt. Das innere Kopfschild hat einen trapezförmigen Umriss. Der schmale, auf dem Steiukern glatte Wulst, der das Vordereude der Glabella umgiebt und dessen Grenze nach vorn durch das Auftreten der netzgrubigen Sculptur verschwimmt, setzt sich in den Augenwülsteu zu den Augen fort. Er ist jedoch im Negativ mit kleinen, feinen Wärzchen bedeckt, die also am Positiv Grübchen entsprechen. Die im Umrisse stumpf dreieckige Glabella zeigt auf ihrer Mitte der Länge nach einen schwachen Kiel. Ihr Querschnitt ist stumpf-elliptisch. Vom »Nahtstreifen« ist sie fast um ihre ganze Länge entfernt. Von den Seitenfurchen resp. -Loben ist nur der hinterste vorhanden, die anderen sind auch nicht einmal angedeutet, in Fig. 2 a ist dies auf der linken Seite irrthümlich geschehen. Der Seitenlobus ist löffelförmig, nach aussen an Breite zunehmend. Die Oberfläche der Glabella ist mit feinen, am Abdrucke als Körnchen sich wiedergebenden Grübchen dicht verziert. Der innere Theil der Wangen ist, abgesehen von der Gegend um das Auge, flach und nicht gewölbt. Der Vorderrand des inneren Kopfschildes ist fast gerade. Die Breite des zwischen der »Nahtlinie« und dem durch eine schwach eingedrückte Linie umgrenzten inneren Theile des Kopfschildes liegenden Feldes ist viel bedeutender als bei H. Spaskii. Die strahlige Anordnung der Sculptur findet sich auf allen Theileu nur zwischen dem Hiuterrande und den Augen, von da au ist dieselbe unregelmässig netzförmig augeorduet. Von dem »Nahtstreifen« au nehmen die Poren allmählich au Grösse ab. auf Grund seiner Trilobiteufauna. 145 I)er vou Beyrich erwähute*), schon Portlock bekannte eigeuthüinliche Verlanf der Seitenfnrchen auf der Glabella ist an unserem Stücke nicht vorhanden, seine Bedeutung als Gattuugs- merkinal daher fraglich. Die beiden Lamellen des Limbus sind, wie schon bemerkt, durchbrochen und zwar beide immer au der nämlichen Stelle. Unter einander stehen sie durch ein Kalkröhrcheu vou gleichem Lumen in Verbindung. Dies lässt sich deutlich au der linken Seitenecke des Stückes beobachten. Diese Einrichtung dient wahrscheinlich den beiden schwachen Schaleulamellen zur Ver- festiguug. Ausserdem aber heben diese Durchbrechungen, welche dem Wasser bei Bewegungen den Durchtritt vou vorn nach hinten gestatten — vorausgesetzt, dass sie am lebenden Thiei’e nicht durch eine Membran geschlossen waren — die hemmende Wir- kung, welche die grosse Fläche des Kopfschildes bei der Fort- bewegung im Wasser mit sich bringen musste, zum Theil wieder auf. Jedenfalls konnte durch diese Röhren kein Wasser in den Zwischenraum beider Schalen eintreteu. Auch wo nur die untere Lamelle erhalten ist, sieht man, wie überall die Ränder der Durchbrechungen sich nach oben biegen und abgebrochen sind. Wo, wie am Negativ, die obere Schale nur stellenweise vorhanden ist, sieht mau dieselbe Erscheinung, nur wenden sich die abgebrochenen Ränder nach unten. ln der Litteratur habe ich l)ei nachträglicher Durchsicht keine ähnliche Beobachtung gefunden. Nur bei Barrande (Syst. Silur. Bd. I) könnte vielleicht die Beschreibung (a. a. O. S. 351), ob- wohl sie ziemlich unklar gehalten ist, darauf hindeuten. Jedoch ist die Ausdrucksweise an jener Stelle durchaus nicht eindeutig und sie wird auch nicht verständlicher und klarer durch die a. a. O. auf Taf. IX gegebenen Skizzen, die ebenfalls über diese Structur im Zweifel lassen (vei’gl. besonders dort die Fig. 15). *) Beyrich, Untersuchungen über Trilobiten S. 33. Berlin 1846. Jahrbuch 1894. [10] 146 Paul Gustaf Krause, Das geologisclio Alter des Backsteinkalkes Maasse : Höhe des ganzen Kopfschildes . .3,6 Ceutimeter. » » inneren » 2,2 Grösste Breite des ganzen Kopf- schildes 4,.5 » Grösste Breite des inneren Kopf- schildes 3,4 Grösste Breite der Glabella . . 1,4 Breite des Limbus 1,4 Noch kurz vor der Drucklegung dieses Aufsatzes fand ich weitere Reste dieser Art. In dem sc dion verschiedentlich er- wähnten grossen Geschiebe von Nieder -Wutzow a. 0. liegt das Kopfschild eines kleineren, sowie der Limbus eines grösseren Individuums. Ersteres steckte zur Hälfte in dem verwitterten Theile des Gesteins und ist daraus freigelegt, während das splittrige feste Gestein, welches die linke Seite verhüllt, jeden Versuch, sie hei’anszupräpariren, vereitelt. Ein Vergleich dieser neuen Fuud^ mit dem Toruower Exemplar ergiebt eine vollstän- dige Uebereinstimmuug. Die Breite des Limbus ist hier eben- falls beträchtlich, wie sich allerdings nur an dem Abdrucke fest- stelleu lässt. Der Augenhöcker ist au dem neuen Exemplar etwas besser ei’halteu, als an dem älteren. Er erhebt sich als Kegel von der Wangenfläche. An dem Limbus -Bruchstücke ist der Aussenrand erhalten. Dieser zeigt nach aussen eine scharfe Kaute. Während die Durchbrechungen der Schale nach aussen an Grösse abuehmeu, begleitet den Aussenrand des Limbus noch wieder eine Reihe etwas stärkerer derartiger Gebilde, die aber weiter ausein- ander stehen als die vorigen. Zu bemerken ist noch, dass au der Glabella des Wutzower Kopfschildes der zweite Seitenlobus schwach angedeutet ist. N achtrag. Zu Seite 106. Bezüglich der Verbreitung des Backsteiukalkes als Geschiebe war es mir entgangen, dass dieselben auch aus Holland bekannt geworden sind. Die erste Mittheilung hierüber verdanken wir auf Grund seiner Trilobitenfauna. ]47 K. Martin f ). Er beschreibt eiu derartiges Geschiebe mit Cyclo- crinus Späski'i Eicriw. von Vollenboven am Zuidersee gegenüber der Insel Urk. Die ganze GesteiusbesebafFenheit des Stückes deutet mit der grössten Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass hier Backsteiukalk vorliegt. Dann hat SciiROEDER VAN DER Kolk ff) auf 2 weitere Ge- schiebe dieser Art aufmerksam gemacht, von Maaru bei Utrecht und von Ootmarsum in Overyssel. Aus dem letzteren führt er CoelospJiaeridium^ Orthoceras^ Leptaenaf Acestra subularis und einen Gastropoden an. Dies letztere Stück liegt in der, im geologischen Reichsmusenm zu Leiden befindlichen Collection Staring. Ich habe bei einer Durchsicht der Collection Staring noch weitere 6 Geschiebe dieses Gesteines und zwar alle von Ootmar- sum aufgefuudeu. Das eine derselben enthielt den auf S. 130 und 131 beschriebenen Clieirurus. Die Verbreitung des Backsteinkalkes erstreckt sich demnach also über das ganze norddeutsche Flachland. Cohen und Deecke fff) erwähnen den Backsteinkalk auch als Geschiebe von den Alands-Inseln und sind ebenfalls der Ansicht, dass diese Stücke aus einem nördlicheren schwedischen Gebiete und nicht ans Ehstland stammen. Ursprünglich hatte ich auch die Alands-Inseln bei der Uebersicht über die Verbreitung unserer Geschiebe aufgeuommen, musste jedoch die Angabe wieder streichen, da mir entfallen war, an welcher Stelle und von wem sie gemacht war. Inzwischen ist es mir nnn noch gelungen, die Stelle in obiger Arbeit ausfindig zu machen. Zu Remopleurides sp. S. 115. Ein mit dem Hypostoma von Heesen (Taf. V, Fig. 16) über- einstimmendes fand ich noch während des Druckes dieser Arbeit t) Ein neues untersilurisches Geschiebe aus Holland (Versl. en M. d. k. Ak. v. Wetensch. Afd. Naturk. 3 de reeks Deel IV, 1888, S. 293). tt) Bijdrage tot de Kennis der verspreiding onzer kristallijne zwervellingen. Promotionsschrift. Leiden 1891. S. 51. ttt) Heber Geschiebe aus Neu -Vorpommern und Rügen (Mittheil. d. naturw. Vereins f. Neu -Vorpommern und Rügen. 23. Jahrg. 1891, S. 77 ff.). [10*] 148 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes iu einem Geschiebe bei Liepe (F. A. E.) mit Asaplms^ lUaenus Linnarssonii Holm, Chasmops^ Eccyliopterus^ Beyrichia und Brachio- poden. Das neue Stück ist ein wenig grösser und von etwas schlankerer Form als das alte. Au ihm ist auch der stumpf horn- förmige, seitlich zusammengedrückte Stachel erhalten, der an dem Heesener Exemplar abgebrochen (in der Fig. 16 auf Taf. V ist er fälschlich als runder Knoten dargestellt), aber doch au der Bruchstelle zu erkennen ist. Ebenso sieht mau hier auch, dass zwischen die beiden Mittellappeu ein Feld, welches den Stachel trägt, sich von vorn einschiebt. Es schärft sich immer mehr zu und reicht etwa bis zur Mitte. Von hier läuft dann nach dem Hinterraude eine beide Lappen trennende gerade Furche. Im Vorhergehenden sind alle die Formen aufgezählt und be- schrieben, die ich selbst untersuchen konnte. Es erübrigt nun noch, auf die sonst noch iu der Litteratur namhaft gemachten Trilobiteu aus diesem Gesteine eiuzugeheu, die mir aus den iu der Einleitung erwähnten Gründen nicht zu Gebote standen. Unter diesen beanspruchen diejenigen Arten, welche in unserem bis- herigen Verzeichnisse fehlen, natürlich besonderes Interesse. Wir wollen diese Angaben prüfen, inwieweit sie Berücksichtigung be- anspruchen können. Aus dem Backsteiukalke der Provinz Schleswig-Holstein führt Karsten*) Lichas angustus Beyr., Illaenus s,\). und Trinucleus sp. oder Ampyx auf. Ich wandte mich an Plerru Privatdocenten Dr. Stolley in Kiel, welcher z. Z. mit einer Arbeit über die Trilobiteu der Geschiebe jenes Gebietes beschäftigt ist, und er- hielt von ihm über diese Stücke frenndlichst Auskunft. Danach hat der Trinucleus oder Ampyx mit dem Backsteinkalke oder gleichaltrigen Gesteinen nichts zu thun. *) Karsten, Die Versteinerungen des Uebergangsgebirges in den Gerollen der Herzogthümer Schleswig und Holstein. Kiel 18G9. auf Grund seiner Trilobitenfauna. 149 Das Cxesteio, aus dem lUaemis sp. augeführt wird, ist ty- pischer Backsteiukalk. Der JUaenus soll sicher zu 1. jevensis ge- hören. Es ist eiue Glabella und Pygidium nebst einigen Rumpf- segiueuten; die KARSTEN’sche Zeichnung, Taf. XXIV, Fig. 2, ist falsch. Das als lÄchas angustus Beyr. bestimmte Stück hat mit dieser Art gar nichts zu thun, es ist vielmehr Lichas defJexus Sjögr., sein Gestein ein verwitterter Macrouruskalk. Es bleibt also von diesen Angaben für uusern vorliegenden Zweck nur con- trollirbar und verwerthbar lüaenus jevensis Holm. Dieser findet sich anstehend in Cy, hauptsächlich aber in Dj und D2 in den deutschen Ostseeprovinzen. Aus Skandinavien kennt man ihn nicht; wohl aber in einem Geschiebe dieses Gebietes, das bei Eberswalde sich fand f ). Steinhardt *) führt als Chasmops conicophthahmis S. und B. Trilobiten auf, die zum Theil in einem Gesteine, das nach der Beschreibung Backsteiukalk sein kann, sich gefunden haben. Ein Theil dieser Stücke gehört nach Pompecki zu 6*4. Odini Eichw., es ist aber nicht ersichtlich, welchem Gesteine diese letzteren au- gehöreu. Geber die von GoTTSCiiE **) aus dem Backsteiukalke aufge- führten Trilol)iten verdanke ich Herrn Dr. Stolley in Kiel eben- falls einige Mittheilungen. Der in jener Arbeit angeführte Lichas anguskis Beyr. hat zwar etwas Aehnlichkeit mit der Art von Beyrich, er gehört jedoch in Wirklichkeit zu einer dem Lichas calidus Linnars. nahestehenden neuen Art, von der Dr. Stolley noch mehrere grössere Exemplare untersuchen konnte. Die übrigen Trilobiten ruhen noch in der Sammlung des Herrn Amtsgerichts- rathes jVIÜLLER vergraben. Die Identificiruug mit den von Gott- SCHE angeführten Bestimmungen wird sehr schwierig sein, weil die Etiketten der Sammlung nicht die Bestimmungen G.’s, sondern ganz andere enthalten. t) Holm, Ostbaltische Illaeniden, S. 60. 'L Stei.nhardt, Die bis jetzt in preuss. Geschieben gefundenen Trilobiten. Königsberg 1874 (Beiträge zur Naturkunde Preussens), S. 15 — 16. Gottsche, Die Sedimentärgeschiebe der Pi’ovinz Schleswig -Holstein, Yokohama 1883, S. 11). 150 Paul Gustaf Krause, Das geologisclie Alter des Backsteinkalkes Da die Stücke vor der Hand oicht zu erlangen sind, so muss ich davon Abstand nehmen, sie hier zu berücksichtigen. Wenn man sich erinnert, dass die für das Trilobitenstudium des baltisch - skandinavischen Silurs grundlegenden Arbeiten von Fh. Schmidt und G. Holm erst nach Veröffentlichung der Ar- beit Gottsche’s erschienen sind, wird man wohl beipflichten, wenn ich jene Liste nicht in meine Tabelle aufnehme. Denn eine Revision derselben wird die eine oder andere Bestimmung daran ändern. Dames *) erwähnt Conolichas aequiloba aus einem Geschielie der MASKE’schen Sammlung, das vielleicht uuausgelaugter Back- steinkalk sei. Ich habe das Stück leider nicht zur Untersuchung erhalten können, kann mir daher ein Urtheil darüber nicht er- lauben. Da jedoch der Gesteinscharakter zweifelhaft ist, berück- sichtige ich es auch in der Tabelle nicht. In der Schrift über die Umgegend von Berlin führt derselbe Forscher, wie wir schon Eingangs hervorhoben, Chasmops buccu- lentus irrthümlich als häufigste Trilobiteuform auf. In der Lethaea erratica, S. 51 — 52 nennt Roemer 3 Trilobiten aus dem Backsteinkalke Cybele bellatulaf^ LAclias angustus, Chasmops macrounis. Auf meine Bitte hatte Herr Prof. Frech in Breslau die Güte, mir die in Betracht kommenden Stücke der Breslauer Sammlung freundlichst zu übersenden. Der als Cybele b ellatula? bezeichnete Trilobit ist sicher nicht dieser, sondern sehr wahrscheinlich Cybele rex Nieszk. Das a. a. O., Taf. HI, Fig. 9 abgebildete Kopfschild ist nicht unser Stück, denn dieses besteht nur aus dem unvollständigen Hinter- rande eines solchen. Es ist von Kade bei Meseritz gesammelt. Der steile Abfall der Wangen nach aussen, die vereinzelten Tuberkeln auf ihnen, der Umstand, dass die Seiteufurchen die Dorsalfurcheu nicht erreichen und am Steiukerne als tiefe Gruben sich ausprägen, sprechen für Cybele rex Nieszk. Dies Stück ist überhaupt das einzige von den Breslauern, das in Backstein- kalk liegt. 0 Zeitsahr. d. Deutsch, geol. Ges. 1877, S. 807. auf Grund seiner Trilobitenfauna. 151 Ltclian aiiffusius Beyr. wird von Roemeu nur nach anderen Autoren erwähnt. Unter den Breslauer Stücken befand sich mir das Original zu Roemer’s Monographie von Sadewitz, Taf. 8, Fig. 81), aber kein Stück aus dem Backsteiukalke. Wenn Roemer diese Art also daraus angiebt, liegt wohl nur ein Versehen vor, zninal Beyricii diese Art nach einem Exemplare des Kopfschildes von Sadewitz, welches ihm durch Oswald mitgetheilt worden war, anfgestellt hat. Chasmops macrourus Sjögr. führt Roemer 1) von Nieder- Kiinzendorf, 2) Breslau, 3) Meseritz, 4) Berlin, 5) Kiel an. Von den Fundorten 2, 3 und 5 lagen mir aus der Breslauer Sammlung Pygidieu dieser Art vor, die aber sämmtlich aus typischem Ma- crourus-\\sA\\ sind. Die Angabe Roemer’s beruht also auf Ver- wechselung dieses Gesteines mit dem Backsteiukalke. Remele führt (a. a. O. S. 785) Illaenus spliaericus Holm von Weitin in Mecklenbnrg-Strelitz au. Wigand '*') macht ebenfalls eine Reihe von Trilobiten aus mecklenburgischen Backsteinkalken bekannt. Es sind folgende Arten, die ich leider nicht zur Untersuchung erhalten konnte: 1) Phacops Panderi Fr. Schmidt. Von Rostock. Anstehend in Cj. 2) Ph. Wrangeli Fr. Schmidt. Von Dobbertiu. Anstehend in Cg. 3) Phacops tumidus Ang. Ist wohl, wie auch Wigand auuimmt, mit Ch. conicophthalmus S. et B. zu vereinigen. Ohne Fundort. In Schweden in Geschieben bei Tingaröd. 4) Lichas cfr. cicatricosus Loven. Hierzu bemerkt Wigand selbst, dass die Zugehörigkeit des Exemplars zu dieser Art sehr fraglich sei. Das wird noch wahr- scheinlicher, wenn wir bedenken, dass sie anstehend in F2 sich findet. Geschiebe von Rostock. *) Wigand, lieber die Triloliiten der silur. Geschiebe in Mecklenburg, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1888, Bd. XL, S. 39 — 101. 152 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Bachsteinkalkes 5) Lichas nasutus Wigand. Eine neue Art, die in die Ergänznngsgruppe von Fr. Schmidt gehört und mit Lichas margaritifer und L. St. Mathiae verwandt ist. Sie steht dem L. validus Linnars. jedenfalls ziemlich nahe. Geschiebe von Rostock. 6) Illaenus Ldnnarssonii Holm. Von Goldberg. 7) Cheirurus pseudohemicranium Nieszk. Von Rostock. 8) Ch. ps. var. dolichocephala Schmidt. Von Rostock. Cheirurus vay'iolaris Linnars. Von Rostock. Anstehend im Balticum in Cj und C2. 10) Cybele Grewingki F. ScHfflDT. Nach der Abbildung, Taf. X, Fig. 17, und Beschreibung ge- hört das Stück zu Cybele rex Nieszk. und nicht zu dieser Art, fällt also für unsere Betrachtung ebenfalls weg, wenigstens als eine für unser Gestein neue Form. 11) Cybele cfr. Wörthi ElCHW. Von Rostock. Nach der Abbildung, Taf. X, Fig. 18, lässt sich hier nichts entscheiden. Die Beschreibung weicht von C. Wörthi beträchtlich ab. Wigand selbst giebt an, dass die beiden grösseren Exemplare mehr zu Cybele rex Nieszk. passen, eine Vermuthung, die nach meiner Ansicht eine neue Untersuchung der Stöcke wohl bestätigen würde. Das kleinere Stück ist aus dem Backsteinkalke, seine Zugehörigkeit auch nicht zu entscheiden. Es kann daher auch in unserer Tabelle keine Aufnahme finden. Endlich ist die bei Kiesow gegebene Liste von Trilobiten zu berücksichtigen. In seiner älteren Arbeit (a. a. O. S. 232, resp. 14 des Souder- abdruckes) nennt Kiesow Lichas cfr. angustus Beyr., Cheirurus sp. und Phacops laevigaius F. Schmidt. Dieselben finden sich dann wieder in dem neueren, schon Eingangs erwähnten Aufsatze mit aufgezählt. Durch mustern wir auf Grund seiner Trilobitenfauna. 153 die Liste vou (xesehieben, welche Kiesow als Backsteinkalke antzählt und beschreibt, und versuchen wir darnach festzustellen, welche Stücke nach unserer Auffassung hierher zu gehören scheinen, so koimnen nur die Geschiebe unter 8, D, 13, 15, 22 und 23 in Betracht (a. a. 0. S. 4 — 7). Aus denselben werden folgende Trilobiteu bestimmt; 1) Illaenus angustifrons HoLM . (No. 8) 2) Lichas angustus Beyr. . . . (No. 9) 3) Illaenus gigas Holm . . . (No. 13) 4) Chasmops Odini Eichw. var. (No. 13) 5) Cheirurus sp (No. 15) 6) Phacops laevigatus P. Schm. . (No. 22) 7) » marginatus P. SciiM. (No. 23) 8) Cheirurus cephaloceros Nieszk. (No. 23). Die beiden ersten finden sich anstehend nur in der Lyck- holmer und Borkholmer Schicht. Es erscheint mir daher sehr fraglich, ob diese beiden Geschiebe hierher zu rechnen sind. Illaenus gigas findet sich in Schweden im Chasmops- und Leptaena-Kalke. Chasmops Odini var. in Ci und C2. Phacops laevigatus Fr. Schmidt in und D2. » marginatus Fr. Schmidt in Di und D2. Auch diese beiden Phacops möchte ich mit einem Frage- zeichen versehen, um so mehr, da. mit letzterem zusammen Cheirurus cephaloceros NiESZK. , eine Form, die nur aus Ci und C2 bekannt ist, Vorkommen soll. Nach der petrographischen Schilderung gehören diese beiden Stiudte möglicherweise zum Cyclocrinus- K alk. Schluss. Der vorhergehende beschreibende und die früheren Angaben kritisireude Theil hat uns ein Bild der Trilobitenfanua des Back- steinkalkes gegeben. In der der Arbeit beigefügteu Tabelle sind noch einmal säinmtliche Formen übersichtlich zusammeugestellt. Daraus ergieht sich, dass 34 Arten — wenn man von den nur 1 54 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes der Gattung nach bestiininteu Formen alisleht — unsere Fauna znsammensetzen. Diese vertheilen sich auf 10 Gattungen. Die Fauna kann also immerliiu recht reichhaltig genannt werden. Unsere bisherige Kenntniss von derselben ist durch die vorliegende Arbeit um 5 für dieses Gestein neue Gattungen {Remopleurides, Cahjrnene^ Asaplius, Acidaspia und Harpes) und 16 Arten bereichert worden. Unter diesen letzteren waren 3 überhaupt neue. Versuchen wir nun, ob wir an der Hand dieser reichen Fauna über das Alter und die Stellung des Backsteiukalkes neue Anhaltspunkte zu gewinnen vermögen. Zu diesem Zwecke müssen wir natürlich vorher nicht nur die allein der Gattung nach bestimm- baren Formen ausscheiden, sondern auch alle diejenigen Stücke, die nur unsicher auf eine Art bezogen werden konnten und demgemäss als cfr. oder affinis bezeichnet wurden. Dann bleiben noch 28 Ai’ten, von denen jedoch die 3 neu beschriebenen abzurechnen sind, also 25 sicher bestimmte Formen (Arten oder Varietäten) übrig, die uns auf unsere Fragen vielleicht Aufschluss zu geben vermögen. Von diesen finden sich 15 auch anstehend in den deutschen Ostseeprovinzen. (lllaeuns Linnarssonii und forma avus, I. sphaericiis, I. jevensis Pliacops Wrangeli, Pli. Paiideri, Cliasmops Odini, Ch. hucculentus^ Cheirurus pseudoliemicranmm und var. dolichocepliala, Ch. tuuii- diis subsp. gibbiis, Ch. cephaloceros., Ch. Hübneri, Cybele rex, Lichas tricouicus). Von diesen sind die 9 fett gedruckten ganz auf die ScHMlDx’schen Stufen Ci — C3 beschränkt, die übrigen kommen ausserdem noch in der einen oder anderen Zone von D vor, bloss eine Art (Chasmops bucculentus) ist bisher nur in Dj und D2 gefunden. Aus dieser Vertheilung geht deutlich hervor, dass unser Gestein in den Bereich der Stufen Cj — C3 fällt. Unter den drei Etagen von C, welche Fr. Schmidt unter- scheidet, ist der Brandschiefer oder die KuOKERS’sche Schicht (C2) diejenige, welche am meisten Beziehungen zu unserer Fauna zeigt. Das Ursprungsgebiet haben wir jedoch nicht auf dem bal- auf Grund seiner Trilobitenfauna. 155 tischen Festlaiule zu suchen. Das beweist das Vorkommen von ßacksteinkalkgesclueben in Schonen, auf Oeland *) und den Alands- inseln, dafür spricht die Vertheilung dieses Gesteins im norddeut- schen Diluvium, seine relative Häufigkeit in Vor[)ommern , dei- Uckermark**) und Mecklenburg, sein Selteuwerdeu gegen Osten in West- und noch mehr in Ostpreussen, während es andererseits bis in die Niederlande hineinreicht. Diese Verhältnisse weisen nothwendig auf das mittlere Schweden, vielleicht aber auch noch nördlicher, als Heimath des Backsteiukalkes hin. Mit welchem der bis jetzt aus diesem Gebiete bekannten Gesteine stimmt nun der Backsteiukalk faunistisch am meisten überein? Aus den schwe- dischen Silurablagerungen weist unsere Tabelle allerdings nur 1 1 Formen auf nnd dies scheint im Widerspruche zu der vorher aufgestellten Behauptung über die Heimath dieses Gesteins zu stehen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die schwedische untersilurische Trilobitenfauna seit Angelin nicht in dem Maasse sorgfältig untersucht und daher so ausgiebig bekannt ist wie die benachbarte ostbaltische in Folge der ausgezeichneten Arbeiten Fr. Schmidt’s und Holm’s. Die 11 schwedischen Formen sind: Remopleurides dorsospinifer (Porti.) Linnrs. (= R. sexlinea- tua Ang.), Illamus gigas Holm, /. fallax PIolm, I. LinnarssonU Holm und forma avus, I. sphaericiis Holm, Chasmops coiiicoplithalmus S. et B., Cheirurus tumidus subsp. gihhus AnG. , Ch. ceplialoceros Nieszk., Äcidaspis furcata Linnars., Lichas validus Linnars. Abgesehen von R. dorsospinifer (== sexlineatusf der noch im Trinucleus-^chÄeiev sieh findet und Chasmops conicophthabnus , wel- cher im Cystideenkalk auftritt, sind die 6 fettgedruckten Formen ganz auf den Beyrichia-Kalk Linnarsson’s beschränkt und für ihn daher charakteristisch. Zu diesen Arten gehören aber auch ge- rade unsere beiden häufigsten und bezeichnendsten: Remopleurides dorsospinifer resp. sexUneatus und Chasmops conicophthalmus. Die *) Von Oeland kenne ich 2 Geschiebe von ßacksteinkalk , die Geh. Rath Remele von seiner letzten Reise niitgebracht hat. Das eine ist bei Hulterstad, das andere bei Segerstad gefunden. **) Ueberhaupt wohl die ganze Mark Brandenburg. 150 Paul Gustaf Khause, D;is geologisclio Alter des Backsteinkalkes Illaeueii kommen dagegen, abgesehen von I. sphaericiis, ausserdem auch noch im Leptaena-Kalk vor, sind daher weniger als leitende Fossilien werthvoll. Ganz entschieden tritt die faunistische Uebereinstimmung mit dem eben erwähnten Beyrichia-Kalk von Westergötland hervor f). Hier finden wir jene Formen fast alle wieder, daneben aber noch eine reiche Fülle anderer, unter denen auch ein, leider nicht be- stimmbarer, Harpes für uns interessant ist. Von Bedeutung ist ferner das Vorkommen von Ägnostus im Backsteinkalke und ge- eignet, die faunistische Uebereinstimmung mit dem Beyrichia-Kalk noch mehr hervortreten zu lassen. Auf die Art lässt sich dabei kein Gewicht legen, da sie nnr unsicher, als cfr. trinodus Salter, zu bestimmen ist. Weiterhin ist wichtig das Vorkommen von verschiedenen Beyrichien, unter denen die Strepula, costata Linnes. als Leitform hervorgehoben werden muss, weil sie nicht in den darüber liegen- den Trinucleus- Schiefer hinaufgeht und andererseits in unserem Backsteinkalke sich wiederfindet, worauf schon Kemele* *) hinwies und Aurel Krause ebenfalls anfmerksam machte ff). Bezüglich einer etwaigen Parallelisirung mit einem Horizont von Oeland ist zu bemerken, dass der Cystideenkalk von Böda- hamn auf Oeland, mit welchem die Geschiebe von grauem kry- stalliuischen Cystideenkalk (vergl. Remele’s Geschiebekatalog, S. 18) in Beziehung stehen, in ihrer Fauna eine auffällige Ueber- einstimmnng mit dem esthländischeu Brandschiefer zeigen, sowie dass speciell in jenen Geschieben auch Chasmops conicoplitludmus S. et B. sich gefunden hat (z. B. Geschiebekatalog No. 134). Ueber das Alter des Backsteinkalkes sind bisher die Ansichten auseinaudergegangen. t) Vergl. hierüber die treffliche Zusammenstellung bei Kemule : Unter- suchungen über die versteinerungsführenden Diluvialgeschiebe. L Stück. Berlin 1883. S. L. *) Eemele, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1889. S. 786. tt) Aurel Krause, Beitrag zur Kenntniss der Ostrakodenfaima in silurischen Diluvialgeschieben. (Ebenda 1891. S. 499 und .507.) auf Grund seiner Trilobitenfauna. 157 Gottsche hielt ihn für gleichaltrig mit D2 (IVEGEifsche Schicht), seine Ileimath vermuthete er zwischen Oeland niul Ehstlaiul. Roemer stellte ihn in die obere Abtheilnng der jEWE’schen Schicht und war geneigt als sein Ursprnngsgebiet die deutschen Ostseeprovinzen anzusehen. NötlinG pai-allelisirte ihn mit der JEWE’schen Schicht und nahm als Heimath Esthland an. Dames*) lässt Backsteinkalk und Macrourus-Kalk auf’s engste Zusammenhängen und ist der Ansicht, dass die Faunen beider zum grössten Theil ident sind. Remele stellte ihn der iTFER’schen rcsp. unteren JEWE’schen Schicht gegenüber, resp. lässt ihn dem schwedischen Cystideenkalk sich anschliessen oder unmittelbar folgen. Er weist ganz richtig auf Schweden als Heimath hin und betont vor allem die Analogie mit dem ßeyrichia-Kalk Linnarsson’s in Westergötland. Kiesow betrachtet seine Backsteinkalke als gleichwerthig der iTFER’scheu, JEWE’schen, Lyckholmer und Borkholmer Schicht resp. dem Leptaena-Kalke Schwedens. POMPECKI stellt das eine seiner Stücke der JEWE’schen Schicht gleich — von den beiden anderen sagt er nichts aus — und sucht ihre Ileimath in Ehstland oder dem Nachbargebiete des Balticums. Ich glaube nun aus der im Vorhergehenden erörterten fauuistischen Uebereinstimmung bewiesen zu haben, dass der Backsteinkalk dem Beyrichia-Kalke Westergötlands äquivalent ist. Allerdings wäre es noch zu beweisen, dass er direct von dessen Lagerstätte abzuleiten ist und etwa die zerstörten Theile des im Beyrichia-Kalke auftretendeu, dunkelgrauen, harten, splittrigen, kieseligen Kalkes darstellt. Es müsste dann gerade der letztere durch eine Fauna von Trilobiten ausgezeichnet sein, in der die anderen Formen der fraglichen Ablagerung, nämlich Ampyx und *) Dames, Geolog. Reisenotizen aus Schweden. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1881, S. 435. 158 Paul Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes Triarthrus fehlen , oder letztere müssten sich noch auffiudeu. Durch das Vorkommen von Geschieben auf den Alands -Inseln wird es höchst wahrscheinlich, dass dem Beyrichia- Kalke äqui- valente Schichten noch weiter nördlich in Schweden anstehen und dass ein Theil der Backsteinkalkgeschiebe dann von diesem noch nnbekannten Lager herstammt, so dass jedenfells Westergötlaud immer nur für einen Theil als Heimat in Betracht käme. Durch meine Parallelisirung des Backsteiukalkes mit dem der Etage des schwedischen Cystideenkalkes sich unterordnenden Beyrichia-Kalke bestätigt sich übrigens eine Vermnthung von Linnarsson *), die dieser schon 1873 mehr mit richtigem Scharf- blicke ahnend als beweisend — er kannte mir Chasmops coni- cophthalmus als einzigen Trilobiten daraus — gelegentlich eines Besuches in Berlin anfstellte. Allerdings hat er dann später wieder sich für die Gleichaltrigkeit mit dem Macrourus-Kalk aus- gesprochen, woranf Kemele bereits aufmerksam gemacht hat’"''*). *) Linnausson, lieber eine Reise nack Böhmen und den russischen Ostsee- provinzen, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1873, S. (176. Remele, ebenda 1889, S. 787. Berichtigung. Auf S. 116 ist unter Asaphus cfr. acuminatus Nieszk. durch ein Versehen die Angabe stehen geblieben, dass von Fr. Schmidt die Exemplare dieser Art in der Sammlung der Forstakademie zu Eberswalde bestimmt sind. Diese Be- merkung ist jedoch irrthümlich gemacht und daher aus dem Texte zu streichen. 1 4 5 G 7 8 9 10 11 t) 12 t) 13 t) 14 t) 15 t) 16 17 t) 18 19 t)20 21 t) 22 23 24 auf Grund seiner Trilobiten Fauna. 159 Uebersichtstabeile über die Trilobiten des Backsteinkalkes. Anstehend bekam Schweden it in Deutsche Ostsee - Provinzen Agnostus trinodiis *) Salt. . . . Beyrichia-Kalk — Reinopleurides dorsospinifer Porti. Lin.nabsson = Bemopleurides sexlineatus Ang Beyrichia-Kalk, Trinucleus-Schiefer Remopleurides sp - - Calymeiie {Pharostoma) sp. . . . - - Asaphus acuminatus Nieszu. *) - Cs sp — — Illaenus Schmidti Nieszk. *) . . — Ci » fallax Holm Beyrichia-Kalk, Leptaena-Kalk - A Linnarssonii Holji . . » » ] '> » » foi'ma C0C3D2D3F, avus » > ) Rlaenus sp — ■ — ■> g^go.s Holm Beyrichia-Kalk, Leptaena-Kalk - » jevensis Holm .... - C3D1DS » sphaericus Holm . . . Beyrichia-Kalk CsCs Phacops laevigatus Schmidt *) - D, Ds » Wrangeli Schmidt . . . — C3 » sp. (Pterygometopus) . . - - » Panderi Schmidt . . . — Ci Ghasmops praecurrens Schmidt *) - Ci » marginatus Schmidt - Dl D2 » conieophthalmus S. et B. Beyrichia-Kalk - » Odini Schmidt var. — Ci C2 C3 » bucculentus Sjögr. . . - Di Da » sp — — 160 Paül Gustaf Krause, Das geologische Alter des Backsteinkalkes 1 Anstehend bekann Schweden [t in Deutsche Ostsee - Provinzen t)25 C/ieirurus pseudohemicranium Nieszkowski Cs Dl 2t; Cheirurus pseudohemicranium var. dolichocephala Schmidt . . . _ GiCsDi 27 Cheirurus tumidus subsp. gibbus Ang Orthocerenkalk c, 28 Cheirurus cephaloceros Nieszk. . Beyrichia-Kalk ClC.2 29 » Ilübneri Schmidt . . — Cs 30 » elaiifrons n. sp. . . . - - 31 Cybele revaliensis Schmidt * *') . . - Cl C2 32 » rex — Cs 33 » Grewinghi Schmidt *) . . - Dl 34 » sp — — 35 Acidaspis furcata Linnaks. . . . Beyrichia-Kalk - 3G Lichas triconicus Dames .... — Cs 37 » patellatus n. sp - - 38 » validus Linnars Beyrichia-Kalk — 39 » aculeatus Ang. *') ... Beyrichia-Kalk, Trinucleus-Schiefer - 40 Harpes latilimbatus n. sp. . . . — — t) Vor einer Art bedeutet, dass dieselbe dem Verfasser nur nach Litteraturangaben be- kannt wurde. *) Hinter einem Namen, dass diese Art nicht ganz sicher festzustellen war, vielmehr im Texte mit cfr. oder affinis bezeiclinet worden ist. Beiträge zur Kenntniss des Alteiiberger Erzbergbaues. Von Herrn V. Rosenberg-Lipinsky in Görlitz. (Hierzu Taf. VI.) Litteratur. Georg Anto.n : Volkmann’s Silesia subterranea oder Schlesien mit seinen unter- irdischen Schätzen. Leipzig 1720. Manes: Anales des mines 1825. XI. p. 19. V. Cotta: Die Erzlagerstätten Europas. Freiberg 1861. S. 223. Kotu: Erläuterungen zu der geologischen Karte vom niederschlesischen Gebirge. Berlin 1867. Liebisch: Mineralogische, petrographische Mittheilungen aus dem Beidiner Museum. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29. Gürich: Beiträge zur Kenntniss der niederschlesischen Thonschieferformation. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 3t. Die Geognostische Uebersichtskarte von Schlesien. Aemil Steinbeck: Geschichte des schles. Bergbaues, seiner Verfassung, seines Betriebes. 2. Bd. Birnbaum: Der Wanderer im Riesengebirge 1888. Bd. 72. Kosmann: Der Metallbergbau im Schmiedeberger und Katzb ach- Gebirge. Bres- lauer Gewerbeblatt Bd. 33. Gu.vtzel: Der Bergbau und die Arsenikgewinnung zu Altenberg. Manuscript. Keller: Die mineralogische und geognostischen Verhältnisse des Altenberger Erzvorkommens. Manuscript. Jahrbuch 1894. [11] 162 V. Eosenberq- Lipinskv, Beiträge zur Kenntniss Die Aufmerksamkeit der Fachkreise ist schon wiederholt auf die uiederschlesischeu, silberreichen Arsenik- und Bleierz-Lager- stätten des Eisenberges zu Altenberg gelenkt worden. Aber keine von den in der Litteraturaugabe verzeichneten Schriften hat bis jetzt eine erschöpfende Darstellung weder von diesem Erzvorkommen, noch von dem auf ihm — wenn auch mit Unter- brechungen — schon seit Jahrhunderten umgehenden Bergbau, der allerdings in den letzten Jalu’en nur noch in der Unter- haltung der alten Schächte und Stollen bestanden hat, gebracht. Dies und der Umstand, dass Altenberg in dem nahen Kauffung demnächst einen Eisenbahnanschluss erhält, wodurch die Pracje entsteht, ob der dortio^e Bergbau in grösserem Umfange als bisher zu betreiben sein, wird, haben mich veranlasst, dessen Litteratur und Aufschlüsse von Neuem durchzuseheu. Das Ergebniss, an dem, wie sj^äter gezeigt werden wird, die Herren Bergreferendar Keusch zu Berlin und Obersteiger Renner zu Kotheuzechau in hervorragender Weise betheiligt sind, wird in den nachstehenden Zeilen niedergelegt. Der Altenberger Bergbau ist seither — s. Taf. VI, Fig. 1 — au zwei Stellen betrieben worden: am südlichen Abhänge des Eiseuberges bis zum Bucheuberge hinüber, und am Scharfberge. In frühester Zeit haben die Anlagen in Gesenkbauen be- standen. Sie sind sämmtlich verfallen, aber in den hierbei ent- standenen Fingen sind Spuren von ihnen zurückgeblieben. Viele Fingen sind zwar bereits verfüllt worden, ihre Zahl beträgt aber immer noch weit über 400; sie liegen z. Th. dicht nebeneinander, oder vertheileu sich auf mehrere Reihen. Man zählt deren in geringen Abständen hintereinander fort- laufend: am Scharf berg 4, nordwestlich von Altenberg 4, unter der Eiseukoppe 2, auf dem östlichen Abhänge des Eisenberges bis zum Buchenberg hinüber 7 und am Wege von Altenberg nach Seitendorf 1. In späterer Zeit ist der Bergbau zu einem ausgedehnten Röschen- und Stollenhetriebe übergegaugeu. Iiu Ganzen sind 6 solcher Baue bekannt, von denen jedoch nur 3 noch zugänglich sind. Der eine von den letzteren hat den Namen die Arnold- des Altenberger Erzbergbaues. 163 rösche erlialten, währeud die beiden andei-en keine besonderen Bezeichmmgen führen , sondern nur nach ihrer Höhenlage zu einander als Ober- und Tiefer-Stollen unterschieden werden. Die Arnoldrösche liegt 180 Meter unter der Koppe des Eisenberges, hat eine Länge von 300 Metern, ist nordöstlich gerichtet und führt also quer in den Berg hinein. Der Obere- und Tiefere -Stollen liegen 35 und 65 Meter unter der Koppe des Scharf berges, besitzen eine Gesammtlänge von 950 und 1150 Metern, von denen man jedoch beim Ober- Stollen die ersten 425 Meter hat verfallen lassen. Der Ober-Stollen verfolgt die Richtung von Westen nach Osten; der andere, welcher im Gebirge etwas weiter ausholt, hat erst eine südliche Richtung eingeschlagen, tritt aber von 370 Metern ab unter den Ober-Stollen. Die Stolleuörter sind gleich weit vorgerückt und stehen jetzt bereits 220 Meter östlich von Altenberg. Das tiefe Stollenort bringt in Folge Ansteigens des Terrains bis dahin eine Tiefe von 145 Metern ein. Weiter ist noch 30 Meter unter seiner Sohle ein Tiefbau angelegt worden, der aber seit Jahr und Tag unter Wasser steht. Ausser- dem sind diese Baue mehrfach sowohl untereinander, als auch mit der Oberfläche durch Rollen und Schächte verbunden worden. Aus älterer Zeit stammend und als bereits versetzt, sind zu nennen : »Fund-, Meyer-, Lüschwitz- Licht -Schacht«. Fahrbar sind noch der Arnold-Schacht, der Stollen I und II und das 10 Meter- Gesenk. Und endlich geht vom Ober-Stollen, 275 Meter östlich vom Arnold-Schacht, noch ein 115 Meter langer Querschlag nach Norden ab. Im Ganzen sind mit diesen Bauen die Berge auf 2000 Meter zum Theil quer durchörtert worden. Die Oberfläche des Eisenberges wird meist von Verwitterungs- lehm, der zahlreiche Bruchstücke von den in geringer Tiefe an- stehenden Gesteinen enthält, gebildet, während Felsbildungen sehr selten daraus hervorragen. Auch der Bergbau ist beim Eindringen in die Tiefe, wie die vielen neben den Fingen und Schächten aufgestürzten Halden [lU] 164 V. Rosenberg -Lipinsky, Beiträge zur Kenntniss zeigen, stets gleich auf feste Gebirgsschichten gestossen und hat auch nur solche in seiner dargestellten Ausdehnung angetroffeu. Es kann also kein Zweifel sein, dass aus ihnen die Hauptmasse des Berges besteht. Schon ein flüchtiges Begehen des Terrains und eine Befahrung der noch offenen Stollenbaue zeigen nun, dass an der Zusammensetzung des Untergrundes nachstehende Gebirgsarten haupsächlich betheiligt sind: Thouschiefer, ein sogenannter grauer Porphyr, ein röthlicher Porphyr, Kalkstein, Quarzitschiefer und Erze verschiedenster Art. Auf das Vorkommen des grauen Porphyrs, der, wie sich weiter bald zeigen wird, kein Porphyr, sondern eine ganz andere Gebirgsart ist, hat Websky zuerst hiugewieseu. Ferner ist eine petrographische Beschreibung jener Gebirgsarten, namentlich von dem Thonschiefer und dem röthlicheu Porphyr, in den Arbeiten von Roth, Liebisch, Gürich bereits vorhanden. Auch sind durch Kosmann weiter schon einige wichtige Einzelheiten des Erz -Vorkommens, wie dessen gangförmiger Charakter und sein Streichen und Fallen, bekannt. Und endlich ist die Qualität der Erze des öfteren Gegenstand eingehendster Unter- suchung gewesen. Die Erze wurden in älterer Zeit als Gold- und Silberkiese unterschieden; jetzt sind von Altenberger Erzen: silberhaltige Bleiglauze, Kupferkiese, Fahlerze uud goldhaltige Schwefel- und Arsenikkiese bekannt. Der Silber- und Goldgehalt der Erze wurde neuerdings durch die Herren Dr. Glatzel, Dr. Kosmann und Dr. Püfahl ermittelt. Unklar ist aber noch die Stellung der beiden Porphyre zu einander und noch nicht festgestellt ist, wie sich die Gebirgsarten gegeneinander abgrenzen. Es sind daher zunächst die Porphyre noch mikroskopisch von Herrn Krusch untersucht worden. Seine Ermitteluugen sind von dem Bezirksgeologen Herrn Dr. Koch zu Berlin nachgeprüft worden. Vorweg sei erwähnt. b Websky, Die Kupferberger Erzformatioii. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 185d, S. 394. des Altenberger Erzbergbaues. 165 dass diese Herren den grauen Porphyr als Olivinkersantit be- zeichnet haben. Dann wurde unter Mithnlfe des auch schon genannten Ober- steigers Herrn Renner an die Aufnahme der aufgeführten Gebirgs- arten und der Lagerstätten gegangen. Den so vereinten Arbeiten ist es denn gelungen, von dem Untergründe des Eiseuberges das nachstehende, etwas vollständigere Bild, dessen Aufzeichnung dem Verfasser allein obgelegen hat, zu erhalten. Solches wäre aber ohne die dargestellte Mitwirkung der Genannten nicht möglich gewesen. Ihnen wird daher für die so überaus freundliche Unterstützung bei der Lösung der Aufgabe herzlich gedankt. Aus Schiefer bestehen zunächst die am Buchenberge, am Pfatfeusteiu, Scharfberge und Eisenberge aus dem Boden hervor- ragenden Felsmassen und ebenso der grössere Theil der im Boden eiugestreuten losen Gesteinsstücke. Endlich sind auch die Stollen des Scharfberges zumeist am Schiefer entlang ge- fahren. Dieses Gestein macht also ohne Zweifel die Haupt- masse des Berges aus. Gerichtet sind die Schiefer durchweg von Norden nach Süden (h. 1 — 2) ; ferner fallen sie mit 10 — 20 Grad nach Osten ein. In der Zusammensetzung weichen sie aber au den verschiedenen gedachten Punkten oft sehr von einander ab. Am Büchenberg, dessen Schichten in der Schieferzoue die hängendste Partie repräseutiren, bilden typische, graue Thon- schiefer die Vertreter des Gesteins, dann folgen nach dem Liegen- den zu: erstens am Pfaffenstein grüne Horubleudeschiefer, die auf den Eisenberg zn streichen; weiter in dem tiefen Stollen gran-grüne und schwarze verwitterte Thonschiefer, unterbrochen zwischen 4 und 500 Meter stollenwärts durch Sericit-Schiefer; nnd endlich wieder hellgraue Thonschiefer, welche jedoch glimmer- reicher sind, als jene gleichen hangenden Schichten. Am Scharfenberge enthalten die Schiefer auch Einlagerungen von Quarzitschiefer und auf der Winterhöhe solche von Kalk- stein. 166 V. Rosenberg - Lipinskv, Beiträge zur Kenntniss Der Quarzitschiefer ist von schwarzer, der Kalkstein bei kry- stallinischer Structur von weisser Farbe. Beide Gesteine streichen wie die Schiefer und fallen auch wie diese ein. Diese Schiefer selbst haben fast alle ein gleiches Ansehen, lassen die Schieferung nur im Querschnitt erkennen, sind auf den Längsflächen grobschieferig und wellig. Unter dein Mikroskop zeigen die Hornblendeschiefer des Pfaffenstein ihre Hornblende z. Th. in Chlorit, z. Th. in Epidot uingewandelt. Sie enthalten keinen Feldspath (wenigstens konnte dieser in ihnen nicht nachgewiesen werden), dafür aber eine Menge Quarzkörncheu , welche zwischen den Hornblendenadeln liegen und in diese bisweilen eingewachsen sind. In den verwitterten , den Stollen entnommenen schwarzen Thonschiefern ergab eine gleiche Untersuchung, dass diese aus wenig Feldspath, aber viel Quarz bestehen. Die Linsen beider Mineralien sind umgeben von Sericit- Plättchen. Durch den Sericit ziehen sich in breiten Streifen dunkle und zwar theils unauflösbare Partikelcheu , welche, da ein Gesteins- splitter von ihnen beim Glühen weiss wird, aus Kohle bestehen müssen. Die Lücken zwischen dem Talk und Quarz sind mit Calcit angefüllt, der sich im Feldspath augesiedelt hat. Die hellgrünen Thonschiefer zeigen schon dem unbewafl- neten Auge, dass ihre Hauptbestandtheile weisser Glimmer und Quarz sind. Der Porphyr ist in einer Felspartie am südlichen Abhange der Weberhöhe anstehend; somit bildet er in den Verwitterungs- Böden vorkommende Bruchstücke. Eine Gesteinspartie ist durch den Steinbruch blossgelegt und manche andere Partien wurden von den Stollen durchfahren. Die Bruchstücke des Porphyrs bedecken den Buchenberg ganz; auf den anderen Bergen bilden sie aber nur kleine Inseln in dem soeben beschriebenen Schiefergebiete, deren am Scharfen- berge viele sich wieder mit jenen Vorkommen in den Stollen in Verbindung bringen lassen. Im Ganzen sind bei diesem Gestein zwei verschiedene Formen des Auftretens zu unterscheiden. des Altenberger Erzbergbaues. 167 Den Typus eines Lagers zeigt jene Felspartie unter der Weberhöhe und ein 14 Meter mächtiges Porphyr -Vorkommen 190 Meter einwärts im Tiefen-Stolleu ; beide haben genau das angegebene Streichen und Fallen der Schiefer; ihre gegenseitige Lage ist eine derartige, dass sehr wohl die über Tage anstehende Felspartie als das Ausgehende jenes Stollenvorkoramens angesehen werden kann. Dem Typus der Gänge gehören dann die sämmt- licheu ülirigeu Porphyrvorkommen au , wenigstens lassen Aus- dehnung und Kichtung, in der ihre Gerölle die Oberfläche be- decken, eine andere Erklärung des Auftretens nicht zu. Ausser- dem hat sich dieser Typus in den Stollen bei mehreren Vor- kommen auch unmittelbar feststellen lassen. Die Porphyi'-Gänge haben eine Richtung vou Westen nach Osten, fallen sehr steil ein, sind jedoch oft nur von geringer Mächtigkeit. Ihre Zahl beträgt — nach den an der Oberfläche feststellbar gewesenen Verbreitungsgebieten des Porphyrs — mindestens 9. Petrographisch unterscheidet sich der Porphyr in den beiden Arten des Vorkommens nicht; er besteht aus einer dichten Grund- masse. Alle Einsprenglinge treten in dieser auf: erstens röthlicher Orthoklas, dann weisse Plagioklase, Quarzkrystalle in Säulen und Pyramiden, schwarze Biotite und. nadelförmige Krystalle vou Orthit. Die Gruudmasse enthält nach den mikroskopischen Untersuchungen wenig Quarz und viel Feldspath. In der Regel herrscht sie vor und bestimmt die Farbe des Gesteins, sieht frisch hellgelb, dagegen — verwittert — rothbrauu bis violett aus. Da in beiden Typen die Porphyre sich petrographisch gleich verhalten, bleibt nur übrig, ein Alter für sie auzuuehmeu und die Gänge für Apophyseu des beschriebenen Lagerganges zu er- klären. Die Erzgänge. Wie aus der Lage der aufgeführten Pingenzüge hervorgeht, treten die Erzgänge an 2 Stellen auf: ihre Zahl beläuft sich auf 8, von denen 7 auf den Eisenberg und 1 auf den Scharfberg fallen; der letztere streicht noch bis an den Fuss des Eisenberges 168 V. Rosenberq - Lipinsky, Beiträge zur Kenntniss fort und ebenso setzen einige der dort auftretenden Gänge weiter nach dem benachbarten Buchenberge über. Mit diesen Lagerstätten ist der Erzreichthum des Gebirges jedoch keineswegs erschöpft. So ist man erst vor wenigen Jahren in einem 4 Meter tiefen Brunnen des Gastwirths Hofimanu zu Altenberg auf eine noch unbekannt gewesene Erzader ge- stossen. Die Gesamrntzahl der vorhandenen Gänge kann demnach noch nicht als festgestellt gelten: der Bergbau hat sich bisher nur mit den zufällig aufgefundeueu Erzvorkommen befasst, er hat trotz seiner vielen Stollen noch keineswegs das Revier genügend aufgeschlossen. Namentlich ist von ihm, abgesehen von einer Stelle unter der Koppe des Eisenberges, die ganze West- und Nordseite des Eiseuberges noch so gut wie gar nicht untersucht worden. Die Erzgänge sind jedenfalls schon seit undenklichen Zeiten bekannt. Wahrscheinlich sind sie beim Roden des Waldes ent- deckt und auch von den Slaven, die ja überall in Schlesien den Bergbau in’s Leben gerufen haben sollen, schon gebaut worden. Die erste Nachricht über sie steht mit der Schlacht bei Lieg- nitz (1241) in Verbindung; an ihr sollen sich an über 1000 Berg- leute aus Altenberg betheiligt und nicht wenig zum Siege über die Mongolen beigetragen haben. Der Bergbau muss also schon damals in Blüthe gewesen sein, ausgegangeu ist er in jener Zeit ausschliesslich auf die Gewinnung edler Erze; er ist auf den Lagerstätten bis zu 25 Meter Tiefe bereits niedergegangeu; ge- führt wurde er von den Regalherren. Im 13. Jahrhundert bestand Alteuberg aus 500 Wirtb- schaften, war im Besitz einer Kirche und Schule, sowie eines Berggerichts. Später ging der Ort jedoch zurück. Im 17. Jahrhundert scheint dann ein völliges Eingehen des Bergbaues eingetreten zu sein. Das Revier kam nun lange Zeit in Vergessenheit. Erst dem Umstande, dass Schlesien ira 18. Jahrhundert an Preussen kam und dass sich dessen grosser König für die Hebung des Bergbaues in seinen Landen so sehr bemühte und eigens des Altenberger Erzbergbaues. 169 hierzu eine Kommission einsetzte, welche alle dort bekannten Lagerstätten zu untersuchen hatte, verdankt es Altenberg, dass man sich schliesslich auch seiner wieder erinnerte. Die Kommission Hess westlich von der Köpfte des Eisenberges einen Schacht abteufen, der bald auf Erzadern stiess, und, weil sich daraufhin das Revier als von den Alten noch nicht erschöpft erwies, wurde dessen Wiedererschliessuug empfohlen. Doch erst 1785 fanden sich hierzu eine Anzahl Bergleute aus dem benachbarten Rudelstadt ein ; sie setzten das Abteufen jenes Schachtes weiter fort, gaben dem neuen Betriebspunkte den Namen »Olle Gesellenzeche«, besasseu jedoch zu geringe Geldmittel, um den Betrieb erfolgreich führen zu können, und mussten diesen daher schliesslich wieder aufgebeu. Alehr Geschick erwies eine Familie von LüSCiiwitz, welche bald darauf dem Reviere ihr Interesse zuwaudte. Sie muthete zunächst alle damals bekannten Lagerstätten (Felder) ein, wobei dieselben die nachstehenden Namen erhalten haben ; Wilhelm, Lüschwitzgruud, Marie Förderung, Olga Wunsch, Wan das Hoffnung, Herrmanusblick, Bergmannstrost. Jedes Feld umfasste eine Fundgrube und 12 Maassen. Die später statthabende Aufhebung dieser alten Bergmaassen durch die Gesetzgebung zwang 1866 zur Umwandlung der 7 kleinen Felder in die 3 grossen Berechtigungen: »Wilhelm«, »Hoffnung« und »Bergmannstrost«. Davon sind später noch die beiden erstcren unter den Namen »Wilhelm« vereinigt worden. Der Besitz besteht also heute nur aus 2 Feldern, die aber mit 4,378000 Quadratmeter das ganze Erzrevier überdecken. Später hat sich zu jenen Gängen noch der Arnoldröschen-Gang gefunden. 170 V. Eosenberg-Lipinsivy, Beiträge zur Kenntniss Nach dem Eiomuthen der oben aufgeführteu Lagerstätten ging die neue Gewerkschaft auch sofort an deren Erschliessung. Sie liess zu diesem Zwecke 1801, mit welchem Jahre die dritte bis heute reichende Betriebsperiode beginnt, am Scharfberg den Ober- stollen und am Eisenberg den Heinitzstolleu anlegen und that auch Alles, um das Werk zur Entwicklung zu bringen. Jedoch der Heinitz-Stollen, der das eigentliche Hauptfeld erschliesseu sollte, hatte ein eigenes Schicksal. Er fand die von ihm zunächst zu überfahrenden Gänge Olga Wunsch, Marie Förderung und Lüschwitzgrund zum Theil erzleer und erreichte erst nach zehn Jahren den hauptsächlich gesuchten Wilhelms-Gang. Er war aber inzwischen soweit (400 Meter) in’s Feld gekommen, dass Wettermangel eiutrat, sodass in Folge dessen das Stollenort auf dem Gange nicht fortzubringen war. Der Stollen sollte nun zwar sogleich mit der Oberfläche durch ein Lichtloch verbunden werden, aber ehe dieses durchschlägig wurde, wurde er 1812 geschlossen, da in den kriegerischen Zeiten Geld schwer zu beschaffen war und man nicht durch kostspielige Versuchsarbeiten das Werk zum Erliegen bringen wollte. Erst 1857 wurde er nochmals in Angriff genommen, mit dem Lichtloche zum Durchschlag ge- bracht und auf dem Wilhelms-Gang fortgesetzt; er fand auch auf demselben schöne Kupfererze vor, aber die reicheren Mittel von den Alten bereits abgebaut, sodass er sich als nicht tief ge- nug angelegt erwies, und, da gar der Wilhelms-Gang nach Westen zu durch Vorlegen einer Kluft verloren ging, wurde der Stollen 1870 wieder aufgegeben. 1875 wurde er zwar nochmals aufgemacht, um aber 1885 — diesmal wohl für immer geschlossen — zu werden. Mehr Erfolg von Haus aus hat der Oberstolleu gehabt. Er- löste alsbald, wie vorauszuseheu war, den Bergmanutrost-Gaug und fand auf ihm reiche Blei- und Arsenikerzmittel vor. Die Bleierze wurden mit den im Heinitz-Stollen geförderten Kupfererzen zur Verhütfuug nach dem benachbarfen lludelstadt gebracht. Für Arsenik gestalteten sich ferner die Absatzverhält- uisse günstig. Es folgte nun von 1815 bis 1850 eine Periode des Auf- des Ältenberger Erzbergbaues. 171 Schwunges für den Bergbau. Der Oberstollen ging gewaltig in’s Feld. Im Jahre 1829 wurden ferner der Meyer-Schacht, 1832 der Tiefe-Stollen, 1835 der Lüschwitz-Schacht, 1841 der Arnold- Schacht und die Rösche nach dem Arnold-Gange in Angriff ge- nommen. 1840 nahmen die Bleierzmittel derartig zu, dass man sie Jahre lang bei der Gewinnung bevorzugte und, um sie besser von dem Arseuikerz scheiden zu können, eine Anfbereitnngs- anstalt aulegte; auch eine Arsenhütte wurde gebaut; jedoch nach 1850 fing das Arsengeschäft an nicht mehr so recht zn gehen. Auch konnte die Grube keinen Anschluss an die in den fünfziger Jahren aufkommeuden Eiseubahnwege finden. Und jene Aufbereitungsanstalt erwies sich zur Trennung der vielen auf dem Gange noch mitbrechenden Erze schliesslich als nicht zureichend. In Folge dessen wies das Werk bald keine Erträge mehr auf und wechselte mehrfach den Besitzer. Es befindet sich jetzt in den Händen des Herrn Conrads zu Laubau. Dieser hat den Oberen- und den Tiefeu-Stollen fortsetzen, den Tiefbau auf dem Bergmannstroster Gange anlegen lassen, grössere Ausführungen aber daun in den letzten Jahren unter- lassen, da es ihm zweckmässig schien, hierfür erst die Vollendung der neuen Bahn abzuwarten. Der Bahnhof kommt nur 10 Minuten von dem Bergwerk ab zu liegen. Aus der letzten Betriebsperiode sind mehrere Grubeu- bilder und eingehende, bis zum Jahre 1865 reichende Betriebs- berichte vorhanden. Nach dem Verhalten, welches die Gänge gezeigt haben, sind 2 verschiedene Systeme zu unterscheiden. A. Die h. 12 streichenden Gänge. Heinitz-Gang. Die h 12 streichenden Gänge treten in grosser Anzahl sowohl am Eisenberge, als auch am Scharf berge auf. Auf einigen, z. B. den am Eisenberge gelegenen, haben die Alten gebaut. Auch ist 172 V. Rosenbkrg - Lipinsky, Beiträge zur Kenntuiss ein grosser Theil des Heinitz-Stollen auf einem dieser Gänge ent- lang gefahren. Ueber deren Mächtigkeit und Erzführung ist Näheres jedoch nicht bekannt, aber bedeutend kann letztere — da die Gänge wenig aufgesucht worden sind — nicht gewesen sein. B. Die h. 6—7 streichenden Gänge. I. Der Bergmaunstroster Gang. Der Pingeuzug des Bergmaunstroster Ganges hat einst nach alten Karten von Kauffung über Altenberg bis Seitendorf gei'eicht. Er ist, obwohl viele Pingen inzwischen verfüllt sind, auch heute noch immer auf 2 Kilometer lang zu verfolgen. Er hat besonders am westlichen Abhange des Scharfberges und nördlich von Alteu- berg viele Piugen aufzuweisen, so dass wohl an diesen Stollen die Alten hauptsächlich den Gang gebaut haben. Die Stollen stehen beide — der tiefe von 370 Meter ab — ganz auf demselben. Sie haben aber von der oben angegebenen Gesammtlänge des Ganges nur etwa die Hälfte von Neuem er- schlossen. Nach dem Pingenzuge und in den Stollen steigt der Gang sehr regelmässig h 7. 0. und fällt ebenso regelmässig mit 60 bis 700 nach Norden ein. Seine Mächtigkeit wird bisher zu 4 Meter angegeben. Doch besitzt der Pingenzug an vielen Stellen die grössere Breite bis zu 15 Meter. In den Stollen ist diese, da mau dort fast ausschliess- lich zuei’st am hangenden und später am liegenden Saalbande entlang gefahren ist, nur au einer Stelle — 180 Meter östlich vom Arnold-Schachte, wo zufällig in einem Bau beide Saalbäuder sich blossgelegt vorgefuudeu haben — zu 12 Meter zu ermitteln ge- wesen. An der Ausfüllung dieser Gangkluft haben sich, wie die neben den alten Gesenkbauten und den Schächten liegenden Halden, sowie die Stollen übereinstimmend zeigen, folgende Ge- birgsarten betheiligt: Letten, Bruchstücke vom Nebengestein, Oliviukersantit, Erze und etwas Gangart. des Altenberger Erzbergbaues. 173 Die Erze sind: Arsenik-, Kupfer-, Schwefelkies, Fahlerz, Bleiglanz, Antiinonglanz, Zinkblende, Boulaugerit, Epiboulangerit und Bournonit. Die letzten 5 sind jedoch so selten, dass von ihrer Besprechung im Weiteren abgesehen wird. In der Gangart herrscht Quarz vor; es kommen zwar noch Brauuspath und Eiseu- spath vor, sie treten aber nur selten auf. Das Vorkommen von Letten ist auf die Saalbäuder beschränkt, von denen namentlich das Hangende von besonderer Stärke ist. Die Mitte der Gangkluft nimmt in der Regel der Olivioker- sautit ein. Die Gangart, die Bruchstücke des Nebengesteins und die Erze füllen daun den noch freien Raum aus. Hierbei folgen die Erze dem Olivinkersantit, bilden entweder grosse Mittel, oder sie durchziehen in feinen Adern die übrigen Massen der Gangkluft. Der Letten ist von weisser, zuweilen von grauer bis schwarzer Farbe und augenscheinlich ein Zersetzungsprodukt des Neben- gesteins. Ein Gleiches gilt vom Quarz, der sich besonders reichlich in den Stücken, die aus verwittertem Thouschiefer bestehen, aus- geschieden findet. Das Erz ist bemerkenswerther Weise fast frei von Gangart. Seine Mittel setzen nach der Tiefe übrigens nicht senkrecht ein, son- dern weichen in der Diagonale nach Osten zu aus. Unter den Bruch- stücken des Nebengesteins heiTScht der Schiefer vor, er bildet auch grosse Schollen, die vielfach der Gangkluft parallel aufliegen. Er muss starke Quetschungen erfahren haben, denn seine Quarzkörn- chen erweisen sich unter dem Mikroskop durchweg als zerbrochen. Bei den Porphyrstückeu ist deren Erkennen als zur Gangmasse gehörig oft nur durch ein Feststelleu ihrer Lage zum Saalbaude möglich. Da beide Gesteine nur zufällig in den Gang gelangt sind, ist auch ihre Verbreitung innerhalb der Gaugkluft eine ganz regellose. Der Olivinkersantit findet sich zunächst in Bruchstücken auf den am Westabhauge des Scharf berges — namentlich bei den am Lichtschachte — gelegenen Halden. Ferner ist er in den Stollen bei 176 und 328 Meter östlich vom Aruoldschachte durchbrochen worden; er ist w^eiter von der ersten Durchbruchstelle au stets in den Stollen bis vor Ort au- 174 V. Rosenberg -Lipinsky, Beiträge zur Kenntniss zutrelFen. Er zeigt also auf dieser Erstreckung genau das Streichen und Fallen der Gangkluft. An der ersten Durchbruchsstelle keilt er sich weiter nicht etwa nach rückwärts aus, sondern er setzt, wie hat festgestellt werden können, in den südlfchen Stoss des tiefen Stollens hinein fort. Wahrscheinlich ist er demnach auch auf dem zwischen Lüsch- witz- und Arnold -Schacht erschlossenen Gangtheile vertreten. Die Stollen sind jedenfalls dort, wo die Gangkluft sehr breit zu sein scheint, an ihm nur vorbeigefahren ^). Der Olivinkersantit — Taf. VI, Fig. 5 — ist also die im Gange am regelmässigsten auftretende unter den aufgeführten Gebirgsarten ; er giebt damit einen ausgezeichneten Leithorizont ab. Er ist in der Regel 2 — 4 Meter mächtig; er füllt also nur selten die Gangkluft vollständig aus. Von Ansehen ist er meist dunkelgrau, doch tritt er auch in helleren Nüancen auf; er ist von feinkörnigem Gefüge und besitzt einen grossmuscheligen Bruch. Dem Auge als eine feinkörnige Masse erscheinend, zeigt er unter dem Mikroskop als Bestandtheile : Quarz , Magnetit, Apatit, Erz, Plagioklase, zersetzten Biotit und hauptsächlich Kalkspath. Der Quarz erscheint nur eingeklemmt zwischen den Feld- spathen ; Apatit und Magnetit sind nur wenig vertreten. Die Plagioklase sind meist frisch und aus 2 — 8 Lamellen zusammen- gesetzt. Einige Biotite zeigen den Beginn der Zersetzung, d. h. fangen an sich zu entfärben und sind mit Ausscheidungen von braunem Eisenerz bedeckt. Der Olivin ist vollständig zersetzt. Seine Krystalle findet man mit Kalk und Epidot angefüllt. Olivin und Biotit vertreten sich, wo das eine vorherrscht, tritt das andere zurück. Des Erzgehaltes wegen sind einige chemische, techno- logische Versuche 2) mit dem Gestein angestellt worden. Sie ') Alle Querschläge, welche von den Stollen aus nach Süden führen und welche den Kersautit durchfahren haben dürften, sind leider verfallen oder versetzt. 2) Die Versuche hat in dankenswerther Weise Dr. Pufahl zu Berlin aus- geführt. des Altenberger Erzbergbaues. lYS haben das Vorhandensein von Silber, Kupfer, hauptsächlich aber von Blei in demselben ergeben. Die erwähnten Erzinittel finden sich theils unter, theils iin und über dem Kersantit. Die von den Alten gebauten Mittel müssen nach dem Ab- stande des Pingenzuges von dem in den Stollen erschlossenen Kersantitvorkommen unter dem Ausgehenden desselben gelegen haben. Von den Erzmitteln, welche auf den mit den Stollen er- schlossenen Gangtheilen sich gefunden haben, sind zu neunen: Zwei in dem hangenden Saalbande, also über dem Ker- santit, und zwar zwischen Lüschwitz- und Arnold- Schacht, — sie sind nicht bedeutend und bis zur tiefen Stollensohle bereits erschöpft, — • weiter ein grosses, welches vom Lüschwitz-Schacht bis 180 Meter östlich vom Aniold- Schacht reicht, aber mehr in der Gangkluft selbst aufsetzt, • — jedenfalls noch über dem Kersantit; es ist nur im Ober- Stollen vollständig erschlossen gewesen, während der tiefe Stollen zum grösseren Theile an ihm vorbei gefahren ist; dann zwei unter dem Kersantit; sie beginnen, das eine 176 Meter, das andere 340 Meter östlich vom Arnold- Schachte; das erstere ist nicht weiter untersucht wor- den; das zweite hat an 180 Meter bis vor das Stolleu- ort ausgehalten; es wird jetzt von der Rolle II vor- gerichtet und abgebaut; es muss den Alten entgangen sein, denn bemerkeuswerther Weise weist die Ober- fläche über seinem Ausgehenden keine Pingen auf; und endlich eins vor dem Stolleuort im Kersantit. Vor dem Stollenorte ist also der Gang jetzt sehr höflich. Abgebaut sind auf den obigen Mitteln bis jetzt 20000 Qua- dratmeter. Sie haben bis zum Jahre 1841 nachstehende Erz- meugen pro Quadrat-Lachter^) geliefert: ‘) 1 Quadratlacliter = 4,3780 Quadratmeter. 176 V. Rosenberg -Lipinsky, Beiträge zur Kenntniss 1820 230 Centuer 1832 133 Centner 1821 157 » 1833 ? » 1822 200 » 1834 454 » 1823 250 » 1835 ? » 1824 ? » 1836 300 » 1825 ? » 1837 464 » 1826 175 » 1838 520 » 1827 200 » 1839 378 » 1828 260 » 1840 322 » 1829 266 » 1841 236 » 1830 135 » 1842 236 » 1831 ? » 1843 140 » In den Betriebsberichten der späteren Jahre wird leider der Erztall nicht mehr angegeben. Aus den obigen Zahlen berechnet sich die durchschnittliche Mächtigkeit der Mittel zu 1^/2 Meter. Ganz erzarme Partien sollen in ihnen nur selten Vorkommen. Neu erschlossen sind im Tiefbau weiter noch das grosse Erzmittel über dem Kersautit und eines der Nester im hangenden Saalbande. Im Ganzen sind nun von dem Bergmannstroster- Gange seit 1801 aus jenen Mitteln nachstehende Erzmengen gefördert worden: 1801 16 = p Centner 1816 20 = 31 704 » 1820 30 = 116 316 » 1830 40 = 105 364 » 1840 50 = 80 405 » 1850 60 = 93 013 » 1860 70 = 103 572 » 1870 80 = 27 875 » 1880 90 = 122 598 » 1890 92 = 21 286 » Summa 702 133 Ceutuer. Das mit der Rolle II vorgerichtete Mittel vermag bis zur tiefen Stollensohle noch an 50 000 Ceutuer Erz aller Art herzu- gebeu. Die beiden im Tiefbau erschlossenen Erzmittel sind zu 100 000 Ceutuer Inhalt geschätzt worden. Die Mittel haben endlich keinesfalls stets eine gleiche Erz- führnug aufzuweiseu. Wenn die Angaben der Chroniken als zu- verlässig anzusehen sind, müssen sie im Ausgehenden zunächst des Altenberger Erzbergbaues. 177 sehr edel gewesen sein. Wahrscheinlich haben sie auch gediegen Gold und Silber geführt. Von den mit den Stollen erschlossenen Mitteln haben die im Saalbande und über dem Kersantit, soweit sie bis jetzt abgebaut sind, nur wenig Fahlerz und Kupferkies, vielmehr fest ausschliesslich Schwefelkies, Bleiglanz und insbe- sondere Arsenikkies geliefert. Dagegen tritt in dem mit der Rolle II in und unter dem Kersantit erschlossenen Mittel — siehe Taf. VI, Fig. 2 — 4 — der Arsenikkies sehr zurück und haben sich für ihn Kupferkies und Fahlerz reichlicher eingestellt; letztere dürften an dieser Stelle 15 pCt. der gesammten Erzmasse ausmachen. Vom Bleiglanz hat bisher das feinere, zwischen den übrigen Erzen vertheilt sitzende Korn so gut wie keine Beobachtung ge- funden. Die Aufbereitung reichte zu seiner Ausscheidung nicht aus, man hat von diesem Erz in der Grul)e daher immer nur die grösseren Stücke ausgehalten. Trotzdem ist die Production an Bleiglanz zu Zeiten, wie in den Jahren 1822 — 25, 35 — 49, 53 — 58 — später versagen hier- über die Betriebsberichte — recht bedeutend gewesen. Sie hat im Jahre 1853 an 50pCt. der Gesammtförderung, d. h. 10000 Centner ausgemacht. Daher ist das Gesammtvorkommen von Bleiglanz in den Mitteln mit 20 pCt. nicht zu hoch eiugeschätzt; im Tiefbau sollen sogar ganze Stösse aus reinem Bleiglanz bestehen. Die Menge des Schwefelkieses dürfte in den Mitteln reich- lich 15 — 25 pCt. betragen, so dass mithin für Arsenikkies 40 bis 50 pCt. verbleiben. Diese beiden Erze ergänzen sich in den Mitteln; herrscht das eine vor, tritt das andere zurück, eine Er- scheinung, wie sie auf allen gleichen Erzgäugen zu beobachten ist. Ob die Erzführung in grösseren Tiefen eine bessere oder schlechtere werden wird, darüber ist Bestimmtes nicht zu sagen; Alle, die die Aufschlüsse im Tiefbau gesehen haben, behaupten, dass in den dortigen Erzmitteln das Bleierz reichlicher als in den Stollensohleu vertreten ist. Was die Lage der Erze zu einander betrifft, so wechselt — siehe Taf. VI , Fig. 2 — 4 — rasch nach einander eine gewisse Symmetrie mit Regellosigkeit. Einen bestimmten Typus weist jedoch in ersterem Falle die Anordnung nicht auf. Liegen die [12] Jahrbuch 1894. 178 V. Rosenberg -Lipinsky, Beiträge zur Kenntniss Erze ganz durcheinander, dann sind namentlich Kupferkies, Schwefelkies und Bleiganz derart innig verwachsen, dass sie wenigstens durch Haudscheidung nur schwer von einander zu trennen sind. Die Bleiglauzstufen sind wie gewöhnlich stets von blättriger Structur. Strahliger Arseuikkies ist ferner sehr häufig. Die übrigen Ei’ze wie Kupferkies, Schwefelkies, Fahlerz sind durch- weg von derber Beschafienheit. Das Fahlerz setzt sich nun zusammen ^): aus Schwefel, Kupfer, Blei und Antimon. Der Arseuikkies besteht nach Glatzel aus: 20,25 pCt. Schwefel, .34,35 » Eisen, 0,05 » Antimon, 43,38 » Arsenik. Die Zusammensetzung des Kupferkieses^), Bleiglanzes und Schwefelkieses ist leider bis jetzt noch nicht genau ermittelt worden. Ein Schmelzen im HERBERx’schen Ofen hat aus Blei- glanz ungefähr 15 pCt. (Blei) ergeben. Die von Dr. Pufaiil festgestellte Kupfer- und Bleimenge in der Tonne Oliviukersantit •'^) beträgt nach einer Probe 0,22 und 0,20 Kilogramm, nach einer anderen 1,31 und 6,92 Kilogramm. Dagegen ist man dem Gehalte der Gaugmasse au edleren Metallen sorgfältig uachgegaugen. Die in dieser Beziehung stattgehabten älteren Ermittelungen 4) ') Nach Dk. Kosm.ann aus: 30,23 pCt. Blei, 15,23 pCt. Antimon, 7,95 pCt. Kupfer. 2) Nach Dr. Kosmann 15,30 pCt. Kupfer. 2) Der untersuchte Kersantit wurde rechts einem Abbau entnommen. 0 Dr. Kosmann giebt an im Centner: Fahlerz .... 60 Gramm Silber, 5 Gramm Gold. Schwefelkies 8 — 10 » » Bleiglanz . . 30,5 » » Dr. Gl.ytzel giebt an im Centner: Arsenikkies . 0,41 Gramm Silber, 0,1 Gramm Gold. Bleiglanz . . 12,75 » » Fahlerz ... 10 » » des Altenberger Erzbergbaues. 171) widersprechen sich aber mehrfach; nach den neueren von I)r. Pu- FAHL angestellten enthält; Die Tonne Olivinkersantit i): 3,11] Grainin Silber und Spuren von Gold. Die Tonne reiner Kupferkies: 0,849 Kilogramm Silber, 5 Gramm Gold. Die Tonne reiner Bleiglanz: 2,266 Kilogramm Silber, Spur Gold. Ein Gemenge von Kupferkies, Bleiglauz und etwas Fahlerz in der Tonne 1,876 Kilogramm Silber und 1 Gramm Gold. Die bei der Hütte liegenden Kiesabbrände enthalten )iach Dr. Glatzel noch 5,76 pCt. Blei, 0.46 pCt. Kupfer, etwas Silber und Spuren von (xold. Das Verhalten des Ganges zum Nebengestein ist aus den ol)eren Teufen unbekannt, doch dürfte es von dem im tiefen Stollen zu beobachtenden nur wenig abweichen. Darnach durchsetzt der Gang zunächst Thouschiefer, trifft bei 176 Meter östlich vom Arnold - Schachte auf einen Porphyrgang, durchsetzt denselben und gebt dann wieder an Schiefer entlang. A'or dem Stollenort scheint er sich aber wieder dem obigen oder einem anderen Porphyrgauge zu nähern. Das Nebengestein hat der Gang nicht beeinflusst, wenigstens dessen Lage nicht wesentlich verändert. Dagegen scheint er beim Durchsetzen des Porphyrs an seiner Mächtigkeit eiugebüsst zu haben. Auch zeigt dieser Vorgang, dass der Gang jünger als der Porphyr sein muss. II. Der Arnoldröschen-Gaug. Der Arnoldröscheu-Gang läuft vom Bergmauustroster- Gange hinter dem Arnold-Schachte ab und streicht auf den Eisenberg zu. Er hat nur einen unbedeutenden Piugenzug aufzu weisen. In der Rösche zeigt er ein nördliches Einfällen, doch ist er bis jetzt erst auf dem liegenden Saalbande erschlossen. ') Siehe auf der vorstehenden Seite Anmerkung ^). [12"] 180 Rosenbeug-Lipinsky, Beiträge zur Kenntuis Auf demselben sind mehrere kleine Erznester angetrofien worden und haben diese theils ßleiglanz, tlieils Arsenikkies, letzteren vorherrschend, geführt. Zuletzt ging die Kluft, welche das Saal- band ausmachte, verloren. Sie durchsetzt einen schmalen Porphyr- gang; sonst ist Schiefer ihr Nebengestein. III. Die Gänge Olga Wunsch, Wandas Hoffnung, Hermannsblick, Lüschwitzgru n d und Wilhelm. Die Mehrzahl der am Eisen- und Buchenberge gelegenen Pingen vertheilt sich auf diese Gänge; darnach ist also hier der Hauptbetriebspunkt der Alten gewesen. Der ungünstigen Erfolge des Heinitz-Stollen ist schon erwähnt, doch auch gezeigt worden, dass diese Anlage nicht im Stande gewesen ist, den geringsten Aufschluss über den Werth der Gänge zu geben. Die Gänge sind sämmtlich auf Kupfer eiugemuthet. Der Marie-Förderuug-Gaug hat nur einen sehr kurzen Pingeu zug aufzuweisen; im Stollen fand er sich erzleer; er stellt jeden- falls nur ein Nebentruiu des Lüschwitzgrund-Ganges dar, dem er am nächsten liegt. Die Gänge Hermannsblick , Wandas Hofl'nuug und Olga Wunsch fallen in die Streichungsrichtung des Arnold-Ganges; sie treten ausserdem selbstständig erst östlich von der Strasse, die von Altenberg nach Ober-Leipe führt, auf. Von da ab lassen sie sich dann noch, jeder für sich, an ihren Pingenzügen 620 Meter weit bis zum Buchenberg verfolgen. Sie erwiesen sich auf der Stollensohle, wo übrigens nur auf dem Olga Wunsch -Gauge — und auch nur wenig — axisgeläugt worden ist, als durchweg be- reits abgebaut. Auf der Halde eines der alten Gesenkbaue haben sich Bruchstücke von Olivinkersautit gefunden. Die Pingeuzüge der Gänge Lüschwitzgruud und Wilhelm be- ginnen unmittelbar unter der Koppe des Eiseuberges und dehnen sich an 900 Meter laug ebenfalls bis zum Buchenberge aus. Un- gefähr in der Mitte dieser Länge liegt die grosse Halde des Wilhelms-Schachtes ^). 0 Es ist dieser Schacht das envähnte Lichtloch des Heinitz-Stollen. Der Schacht ist vcrfüllt. des Altenherger Erzbergbaues. 181 Der Stollen ist auf beiden Gängen an 310 Meter ansgelängt worden. Die Gänge batten nacli den Berichten Erzniittcl bis zn 1 Meter mächtig anfzuweisen. Geliefert haben diese auf dem Lüscbwitzgi-und - Gauge : In den Jahren 1869 — 70 an 2852 Centuer Erz. Der Wilhelms-Gang hat an Erz geliefert: 1859 au 3840 Centuer 1861 » 8764 » 1869—70 » 6380 » Sie haben bestanden neben etwas Schwefelkies und .Arsenik- kies hauptsächlich aus Kupferkies. Die auf dem Riuhdstadter Werke ansgeführten Schmelzproben ergaben im Centnei- des letzteren 23 — 38 Pfund Kupfei’ und 32 — 35 Gramm Silber. Zum Nebengestein hatten die Gänge nach den Berichten Thonschiefer und Porphyr. Auf ihren Piugenzngen sind unterhalb der Koppe eine Menge Brnchstücke von Olivinkersantit zu finden. Die soeben beschriebenen Scbichten mul Gangbildungen sind keinesfalls auf das in Rede stehende Terrain beschränkt. Nament- lich ziehen sich — wie Gürich uaehgewieseu hat — die Thon- schiefer durch das ganze Katzbachgebirge und darübei' hinaus hin; sie zeigen überall denselben Typus und gehören nach dem Ge- nannten dem Silur an. Gleicher Porphyr ist noch bei dem Bau der neuen Bahn zu Ketschdorf aufgedeckt worden. Er tritt auch nach Websky^) im Kupferberger Erzrevier — wenn auch nicht so häufig wie zu Altenberg — auf; von Liebiscii wird ei‘ sogar den Granititen des Riesengebirges gleichgestellt. Die Feststellung seines Alters, und somit auch desjenigen der Erzgänge, muss jedoch weiteren Untersuchungen noch Vorbehalten bleiben. Der graue Porphyr, also wahrscheinlich unser Olivinkersantit, soll nach AVebsky 2) auch den Helenen-Gang des Kupferberger Reviers begleiten. 9 Gürich iintersclieiclet in diesem Silur noch verschiedene Stufen ; auf diese einzugehen hat für unsere Betrachtung keinen Zweck. 9 AVehsky ebenda S. 394. 182 V. Rosenbeug-Lipinskv, Beiträge zur Kenntniss etc. Ausbisse von Blei- und Arseuikerzen sind noch zn Ketsch- dorf bekannt. Und endlich sollen die Altenberger Erzgänge iin Streichen — (nach Ueberliefernngen, die sich am Orte ans ältester Zeit erhalten haben) — bis Petersgrnnd fortsetzen und sich erst dort bei den Bieneidiänsern die Erzf’ithrnng ganz verlieren. Es ist daher möglich, dass das Katzbachgebirge noch manchen Schatz enthält. Jedoch liegt bei unserem Bergbau zu einer so weiten Aus- dehnnng der Betriebspunkte ein Grund nicht vor, denn die dar- gestellten vermögen allein, wenn dort alle unter dem Kersantit vorhandenen Erzniittel aufgeschlossen werden, noch auf lange eine bedeutende Erzförderung aufzubringen. Bei dem weiteren Aufschliessen des Bergmannstroster Ganges ist daher der Kersantit zum Anhalten zu nehmen und an ihm entlang zu fahren; er ist auch, fixlls später noch iin Grossen anzu- stellende Versuche seinen angegebenen Erzgehalt bestätigen sollten, mitzubrechen. Sollte das Werk aber fortan besser als l)isher bestehen, dann muss es vor Allem auch eine leistungsfähige Aufbereitung erhalten. Geschieht dies, so ist zu hoffen, dass dieser Bergbau der in früheren Jahrhuuderten so viel zum Wohlstände Schlesiens beigetragen hat, zu neuer Blüthe sich entwickeln werde. Dmckfehlerverzeicliiilss. Auf Seite LX, » 2 * 217, 263, » 265, Zeile 1 lies: Frantzbx statt Fhantzen. » 5 TOn oben lies: wir statt wie. » 5 » unten » Bretagne statt Britannien. » 2 > » > Eisenstein statt Eisen. > 14 '> oben » hinter Porpliyr: lagert darunter. » 10 und 11 von unten lies: nach seinen Mittheilungen und den niir vorliegenden Proben an den Kanten u. s. w. » 4 lies: (Hierzu Tafel IX — XIV.) .statt (Hierzu eine Karte und Tafel IX-XIV.) 279, Bnclulruckerei (L. Schade) in Berlin Stallschreiherstrasse +5/4ti* PVrh enerklärun^ Taf, I. Un-terdevon. L. KplUnuald ■ Quarzit . Mitteldevorv. I tml I Onhocerus Schiefer. < Ense -Kalk mul (hinoiden-Kalk. Graumad^ensfoidstein dcsHaJinberges. KaUiv des Gon. discoides mit OdershäjuserKalk . Oberdevon. toi Biideshama'Schiefer taidAdorfbrEalk . Jimgoberdevonisdue ThonsdtuJirlz.Th Ct/pridinen führend). j -tocl Oymenienlkük. Aschkuppen Quarzä. C u. l m. Cuk Cut adm-Jueseischiefer Culai-Uwrisckzefer. I ^ I Culm Grauioacke. I Zo2 ", I Letten uniBolamüe der oberen Zedtstan - formjxtian . X Conphmienoie . IhtererEimtsand - Frankenberger Permsandstdn. Lehm und Löss der fladien Thalgehänge, bezfo. Schotter. Körniger Bütbas. I I Gänge von Quarz imdkeselzgem ! I Säuerlinge. \ ^ Starke Süssmasser queüjcn. Terwerliaigen. Funäpunkte von Versteinerungen . JdieBöTieThsindutPreiessJiecFuss ang^ebe. i Karte der devonischen Kal'ke von W'iidongen. Farbenerklärung : 1 lilUjmaMQuaradt. MitteldeTon. E^e KaUiniut EalAv tiesGon. OdersTiäustrKalk. Oberdevon. ^ mmm IfieJföheJtsindüiB'eus&MecJuss anff^ebm^. -‘•Zy.’-' ' A'i' ■. i;,,. V, ;■ -- i-.v Tafel n. ^ Fig. 1. Fig. 2. ^ Fig. 3. (/ Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Stück einer Farnblattspindel von Oben zum Holz auf einem Original des Museums zu Lüttich. Bei a die Structur bietende Concretion die die Bestimmung als Farnrest ermöglichte. Natürliche Grösse. Nematophyton Dechenianwm. Habitusbild des im Museum zu Göttingen bewahrten Originals. Natürliche Grösse. Ansicht einer Längsbruchfläche des Nematophyton Decheni- anum. Im auffallenden Licht bei schwacher Vergrösse- rung gezeichnet. Läugsschlifl' des NematopJiyton Dechenianum. Die hin und her schlängelnden Fäden kommen durchaus nur in schrägen spindelförmigen Durchschnitten zu Gesicht. Im auffallenden Licht bei schwacher Vergrösserung gezeichnet. QuerschlilF des Nematopliyton Dechenianum. Im auffallen- den Licht bei schwacher Vergrösserung gezeichnet. Querschlilf eines Markstrahlen-führendeu Holzes aus den Lenneschiefern von Oben zum Holze bei Gräfrath. Jahrlmc-Ii d.KijlAH'uloii.Laiulcsanst.u.lk'ryakadeniio-l«!)^, E.Ohinatinliih. Tafel III. Fig. 1, 2. Myaliua büsteinensis F. Roemer vou Bilsteiu in Westfalen S. 125 1. Steinkern der rechten Klappe. 2. Unans- gefüllte rechte Klappe eines jugendlichen Exeni- plares. Fig. 3. S'phenotus solenifonnis GOLDFUSS. Nahezu voll- ständige rechte Klappe. Ebendaher S. 129 Fig. 4 — 6. d/odiomorp/i« BeushaüSEN. Eben- daher S. 127 4. Nahezu vollständiges Schaleuexemplar. 5. Steinkeru einer rechten Klappe. 6. Ansicht eines zweiklappigeu Exemplares (Steinkeru) von oben. Fig. 7. Pteronites idaremis u. sp. Steinkeru der rechten Klappe. Aus dem Tauuuscpiarzit vou Idar am Hunsrück S. 130 Die Originale befinden sich in der Sammlung des Geologischen Instituts der Universität Marburg in Hess. Jahrb. d. Kgl. geolog. Landesanst. u. Bergakad. 1894. Taf. III. Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W. Tafel TV. Fig. 1. Modiomorpha praecedetis Beushausen. Rechte Schale eines grossen zweiklappigen Exemplares mit gut erhaltener Schaleuscnlptur. Bilstein in Westfalen S. 128 Fig. 2. Modiomorpjlia siegenensü Beushausen. Steinkeru einer rechten Klajope. Ebendaher S. 128 Fig. 3, 4. Fteronites idarensis n. sp. Ebendaher . . . S. 130 3. Steinkeru einer rechten Klappe. 4. Ansicht eines anderen, zweiklappigen Steinkernes von oben. Fig. 5 — 8. Spirifer micropterus Goldfuss. Ebendaher S. 131 5, 5a. Ventralklappe, von vorn und hinten. 6 — 8. 3 verschiedene Dorsalklappeu. Die Originale befinden sich in der Sammlung des Geologischen Institutes der Universität Marburg in Hess. Jalirb. d. Kgl. geolog. Landesanst. u. Bergakad. 1894. Taf. IV. '-'i % l. / Tafel V. Fig. 1. Nieszkowskia cej)haloceros Nieszk. (2 : 1). Kopfschild aus dem Geschiebe I vou Tornow. (F. A. E.) Fig. 2. Harpes latilimbatus uov. sp. (1,2 : 1). Kopfschild. a) Ansicht von vorn. b) Ansicht vou der Seite. c) Vergrössertes Stück der doppelten Schale des liinbus nahe dem linken Hinterrande, zeigt die sanduhrartigen hohlen Röhrchen, welche die Ober- und Unterschale mit einander verbinden. In der Figur ist die obere Schale zum grössten Theil zerstört, so dass nur noch die zackigen Bruchränder an der oberen Mündung der Röhrchen sie andeuten. An anderen Stellen ist sie jedoch vorhanden, die Structur jedoch nicht so schön und deutlich erkennbar wie an dieser. Die dunkele Zwischenschicht in der Zeichnung ist Ge- steinsmasse. Aus dem Geschiebe 1 von Tornow (F. A. E.) sind die Figuren unter Zugrundelegung einer von Herrn Geh. -Rath Prof. Dr. Remele freund- lichst angefertigten Photographie gezeichnet. Fig. 3. Lichas patellatus nov. sp. Schwanzschild. Geschiebe von Neusalz a. O. (O. J.) Fig. 4. Lichas sp. (Hypostoma). Geschiebe vou Casekow. (G. L. A.) Fig. 5. Cheirurus elatifrons uov. sp. Kopfschild aus einem Ge_ schiebe vou Bralitz. (G. L. A.) Fig. 6. Cybele rex Nieszk. Kopfschild. Geschiebe von Kremmen. (F. A. E.) Fig. 7. Chasmops bucculentus Sjögren. Kopfschild. a) von hinten gesehen. b) Vorderansicht. Geschiebe von Rixdorf. (M. f. N.) Fig. 8. Chasmops conicophthalmus S. et B. Kopfschild. a) Vorderansicht ) , i V scliwacn vergrossert. b) Von hinten gesehen ) Geschiebe von Eberswalde. (F. A. E.) Fig. 9. Kopfschild derselben Art (2 : 1). Aus dem Geschiebe I von Tornow. (F. A. E.) Fig. 10. Ganzes Exemplar derselben Art (1,2 : 1). Geschiebe von Oderberg. (M. f. N.) Fig. 11. Schwanzschild derselben Art. Aus dem Geschiebe 11 von Tornow. (F. A. E.) Fig. 12. Phacops cfr. laevigatus Pander (2:1). Kopfschild von Eberswalde. Fig. 13. Remopleurides dorsospinifer (Porti.) Linnars. (1,6 : 1). Kopfschild der breiten (weiblichen?) Formenreihe. Aus einem Geschiebe von Berlinchen. (A. Kr.) Fig. 14. Dieselbe Art (2: 1). Kopfschild der schmaleren (männ- lichen?) Formenreihe. Geschiebe von Nahausen. (G.L. A.) Fig. 15. Kopfschild derselben Art? Geschiebe von Meseritz. (M. £ N.) Fig. 16. Remopleurides sp. (Uypostoma) (6 : 1). Aus einem Geschiebe von Heesen bei Zehdenick. (F. A. E.) Anm. 1. Wenn nichts anderes bemerkt ist, sind die Figuren in natürlicher Grösse. Anm. 2. Die Bedeutung der Abkürzungen z. ß. (F. A. E.), welche die Samm- lung, der das Original angehört, bezeichnen, findet sich in der Ein- leitung s. loy. Tal’.V Jahrliiicli l1 1Ü(1.(]I'()I(){|. l,andesanst.u.Bprc|a.k;j(l.lu9+, f I • ■ r ,• -.■''s, , Fi Pa ■lahi'l). (1. Kgl. geolog. Landesanst. u. Bei'gakatl. 1804. Taf. VI. 2. ProHl narh A B 5» Schiefer d. hangend Nebengestein ^9 ' erzführend. Gan^gesfem\ k = Hersanfif P = Porphyr | Sohle Kahne Gc-iduebcpadcuiiff oda'Eieslaippcn . liescJü-ebebi ntlerdirhte.. Thalsolilc. Keustadt Tcinisclidl Rahoitz •inJhstadt '"'/«ilW''""' ©Grimberg odüaroa, ’^Zissa iromo &n Tschjrnau,_ •JiUdiÜTigsh ’^e/rastadt "Ihmkenau, Endmoränen in der Provinz Pc! JnliTbiicli (icrJvö'l.gooJog.Laiulesanstall u-BergakaiLoinie I89^a. j ; (iOC,| I \ ;/ l < ^ / /' ./ /" I I V .1 l I .f"'V V I 1 I ■‘i Taf.VlI. Endmoränen in der Provinz Posen v, G.Berendtu.K.Keilhack. Ja]-U'biich derKg'l.gpoIog.Landpsnngteilt u.BergaJtfl.tleinie 189^. POSEAh Mltkowo Pomidz, Sdoversenz Mdtsdiin Wrcschen. Kurtü]t, ^duväat Müoslazo sPeiserß ■foromo isStofe" JarotscMn. '^Kriemai oGalina Sandberg Dahrsdiyüsa, Jwschmin 'Kalisdi Mdttosch Gärdim, Pilrbsdiiti UJstrmm vSulmirsi oRamtsch Acklnady Militsdh Idimbercj SchJJdher-, ßevliiiPi-liiluigr.lnsUUil . + Kn-atisdierPiesenMock vonJüidioi'i/ bdXtiJisdi . f JahH). cLKgl. geolog. Landesaiist.-u. Bers Taf.VUI. (ieogiioslisclic Sk I’i'ot'ile des Ard)rui'hs I Nordstoss 1 : lOÜO. Ostsloss Oberer mederschiefer. Schalstein, ic. JliabasTnandelstein . JSßT^cLsdactn’ adJlt mit Tcniuailztai . .Adinole u. \Mtsel3chie/er Thonschiefer te. Wetzschiefer \ Grauj\'arkenschiefer. Prol'il doi- Scliurt'schä eilte Profil der Finge III ösüiclier Stoss 1 1000. Profil C D Geognosl. Skizze derümgel den QuerscKlag H Geognost. Skizze v. Biiclienijerg l:12ö00. / lith.PGfl'er. . I Taf.Vni. Geolügisdip rebersichlskartc der O'berlaiisiitz zwischen l^ieisse und Quieiiss Tafel X. Fig’. 1. Eine Schaar von Augitkönieru um einen tlieil- weise serpentinisirten Olivin. — Basalt vom Stein- berg im Stifts wald. — Vergrössernng 1 : 300 ungef. Fig. 2. Plagioklasleistclien zwu'schen zwei verschobenen Krystallbruchstücken eines Angites. — Basalt vom Steinberg im Stiftswald. — Vergr. 1 : 200 ungef. Fig. 3. Serpentinen von Magnetitkörucheu , Gas- und Dampfporen im x\ngit. — Basalt vom Steinberg im Stiftswald. — Vergr. 1 : 600 Fig. 4. Gleichmässig gekrümmte Glaseinschlüsse parallel zur Grenze eines Angites. — Basalt vom Stein- berg im Stiftswald. — Vergr. 1 : 600 Fig. 5. Augite umschliessen einen Grundmassentheil. — Basalt vom Steinberg. — Vergr. 1 : 250 ungef. Fig. 6 u. 7. Augite mit Zwillingslamelleu. — Basalt vom Steinberg im Stiftswald. — Vergr. 1 : 250 ungef. Fig. 8. Augit mit Wachsthumszonen. — Basalt vom Steiu- berg im Stiftswald. — Vergr. 1 : 250 ungef. Fig. 9. Durch Grundmasse getrennte Olivinbruchstücke. — Basalt vom Steinberg im Stiftswald. — Vergr. 1 : 200 ungef. Fig. 10. Gruudmassenkauäle in Olivin. — Basalt des Stein- bergs im Stiftswald. — Vergr. 1 : 800 ungef. . . Fig. 11. Gruppe von Magnetitkörnern mit 2 Spiuellen. — Basalt vom Steinberg im Stiftswald. — Vergr. 1 : 800 ungef. Seite 292 293 293 293 293 293 292 294 294 294 Seite Fig. 12. Serpentinisirung eines Olivins von Sprüngen ans mit Paserbildung senkrecht zu den Rissen. — Basalt des Steinbergs. — Vergr. 1 : 450 ungef. . 321 Fig. 15. Corrodirter Angit mit Nepheliueiuschlüssen. — Basalt ^2 Kilometer nördlich vom Steinberg. — Vergr. 1 : 600 ungef. 303 Fig. 16. Angit mit Nephelin. — Basalt 1/2 Kilometer nörd- lich vom Steiuberg. — Vergr. 1 : 600 ungef. . . 303 Fig. 18. Fremder von Maguetitaggregat umgebener Ein- schluss. — Basalt des Oberen Steinbergs. — Vergr. 1 : 125 297 Fig. 19. Verwachsung zweier Olivine mit gleicher optischer Orientirung. — Basalt des Oberen Steiubergs. — Vergr. 1 : 150 297 Fig. 20. Corrodirter Olivin. — Basalt südöstlich vom Nonnenwald. Vergr. 1 : 150 ungef. 310 Jaln-bucli d, Kgl. geolog. Landesanst. u. Bergakad. 1894. Tai'. X. Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W. Tafel XI. Fig. 2 1 und 21a. Oliviueinschluss mit Spinell im Augit. — Basalt südöstlich vom Nounenwald. — Vergrösse- rung 1 : 150 Fig. 22. Grünlicher Kern in bläulich -röthlichem Augit. — Basalt südöstlich vom Nonneuwald und östlich vom Oberen Steinberg. — Vergr. 1 : 200 Fig. 23. Grundmassenkanäle im Augit. — Basalt südöstlich vom Nonneuwald. — Vergr. 1 : 500 Fig. 20. Unregelmässig umgrenzter Augitkeru mit vielen länglichen, dunkelbraunen Glaseiuschlüssen. — Ba- salt südöstlich vom Nonnen wald. — Vergr. 1 : 400 Fig. 27. Die Augitform nachahmender Gruudmassenein- schluss im Augit. — Basalt südöstlich vom Nounenwald. — Vei’gr. 1 : 100 Fig. 28 und 29. Oliviuformeu im Basalt südöstlich vom Nonnen wald. — Vergr. 1:80 Fig. 30. Ende eines Grundmasseukauals mit viel gelb ge- färbter Glassubstanz. — Basalt südöstlich vom Nonnenwald. — Vergr. 1 : 500 Fig. 31. Biotitblättchen in einem Grundmassenkaual eines Olivins. — Basalt südöstlich vom Nonnenwald. — Vergr. 1 : 900 Fig. 32 und 33. Unregelmässig begrenzte Olivinindividueu, sich vom Rande aus in rothbrauneu Serpentin um- wandelnd. — Basalt des Nonnenwaldes östlich von Holzkirch. — Vergr. 1 : 150 299 u. Seite 310 310 310 310 310 310 310 310 300 Seite Fig. 34. Die Olivinfoi’m uachabmender Grrundmasseiieiu- scliliiss im Olivin. — Basalt des Nonuenwaldes östlich von Holzkirch. Vergr. 1 : 900 nngef. . . 299 Fig. 35. Maschenbildnng im Olivin din’cb Zersetzung vom Rand und von den Sprüngen aus. — Basalt des Nonuenwaldes. — Vergr. 1 : 500 nngef. . . . . 321 Fig. 37. Nepheline. — Basalt des Nonuenwaldes. — Vergr. 1 : 450 299 Fig. 39. Maguetitstäubcbeu, sich rechtwinklig oder schief- winklig kreuzende gerade Linien bildend. — Ba- salt vom Silberberg bei Heidersdorf. — Vergr. 1:150 311 Fig. 42. Magnetit mit Olivin- und Augiteiuschlüsseu. — Basalt des Silberberges bei Heidersdorf. — Vergr. 1 : 400 311 Jalivbuch d. Kgl. geolog. Landesanst. ii. Bergakad. 1894. Taf. XI. 21 22 23 Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W. I 1 1 I Tafel XII. Basaltbruch am Steinberg im Stiftswald Seite 290 Jahrbuch d. Kgl. geolog. Landesanst. u. Bergakad. f. 1894. Taf. XII. Photogriaphiedvuck Albert Frisch, Berlin W. Tafel Xm. Fig. 43. Fig. 44. Fig. 4ü. Fig. 47. Fig. 48. Fig. 49. Fig. 50. Fig. 51. Fig. 52. Aggregat von Olivin- und Maguetitkörnern. — Basalt des Silberberges bei Heidersdorf. — Ver- grösseruug 1 : 125 ungef. Reclienförmiges Magneteisenskelett. — Basalt des Silberberges bei Heidersdorf. — Vergr. 1 : 600 Gruppe von Augitleisten und -Köruei’u. — Basalt der nördlichen Vorknppe des Heidersdorfer Spitz- berges. — Vergr. 1 : 100 Durchdringung zweier Augite. — Basalt der nörd- lichen Vorkuppe des Heidersdorfer Spitzbei’ges. — Vergr. 1 : 100 Ganz unregelmässig geformte Einschlüsse eines ockergelb gefärbten Glases im Augit. — Basalt der nördlichen Vorkuppe des Heidersdorfer Spitz- berges. — Vergr. 1 : 400 Olivin beginnt sich vom Rande her zu zersetzen. — Basalt des Heidersdorfer Spitzberges. — Vergr. 1 : 100 Ein Angit schützt an der Verwachsungsstelle den Olivin vor Zersetzung. — Basalt des Heidersdorfer Spitzberges. — Vergr. 1 : 100 Olivin mit bald mehr bald weniger gefaserten Serpentinschichten. — Basalt des Heidersdorfer Spitzberges. — Vergr. 1 : 550 Verhältnissmässig grosser Olivin im Augit. — Ba- salt der zweiten Vorkuppe des Heidersdorfer Spitz- berges. — Vergr. 1 : 100 .Seile 311 311 306 306 306 322 322 322 306 Seite Fig. 53 — d. Augite mit Zwillingslamelleu. — Basalt des Heidersdorfer Spitzberges. — Vergr. 1 : 100 . . 308 Fig. 54a und b. Tricbite in Nephelin. — Basalt der zweiten Vorkuppe des Heidersdorfer Spitzberges. — Vergr. 1:600 307 Fig. 55. In Serpentinisirung begriffener Olivin mit vielen parallel zu den Fasern gebenden Sprüngen. — Ba- salt des Nonnenwaldes. — Vergr. 1 : 900 ungef. . 321 Fig. 56 a — c. Grundmassenkanäle im Augit. — Basalt des Oberen Steinberges. — Vergr. 1 : 500 297 Fig. 57. Scharf sechseckige Augitkryställclien und Apatit- nadeln im Angit parallel zu dessen Grenzen. — Basalt vom Heidersdorfer Spitzberg. — Vergr. 1 : 800 ungef. 308 Fig. 59. Spiuelleiuschlüsse mit Schwärmen dunkler Stäub- chen im Olivin. — Basalt des Heidersdorfer Spitz- berges. — Vergr. 1 : 800 ungef. 308 Fig. 60. Zwei Maschen eines in Serpentinisirung begriffenen Olivin. — Basalt des Wiugeudorfer Steinberges. — Vergr. 1 : 800 ungef. 321 Jahrbuch J. Kgl. geolog. Laiideöanst. u. BergakaJ. 1894. Tai'. XIII Lichtdruck von Albert Krisch, Berlin W. i Tafel :SLrV. Fig. 61. Fig. 62. Fig. 63. Fig. 64. Fig. 65. Fig. 66. Fig. 67. Fig. 68. Fig. 70. Unregelmässig umgrenzte oliveugrüne Spiuelle im Olivin. — Langenölser Basalt. — Vergrösserung 1 : 500 ungef. 318 Schwarm von Angitmikrolithen, Spiuelleu und Magnetit im Olivin. — Langenölser Basalt. — Vergr. 1:750 ungef. 318 Trichite zu beiden Seiten einer Feldspatlileiste. — Langenölser Basalt. — Vergr. 1 : 600 ungef. . . 318 Trichite in der Glassubstauz. — Langenölser Ba- salt. — Vergr. 1 : 750 ungef. 318 Die Orundmasse wirkt von innen her gleichmässig auflösend auf einen Olivin. — Basalt des Galgen- berges bei Greiffenberg. — Vergr. 1 : 200 ungef. 318 Bis auf das linke obere Theilchen genau parallel verwachsene Augitiudividueu. — Basalt vom Gal- genberg bei GreiflPenberg. — A^ergr. 1 : 200 ungef. 318 Serpeutiuisirter Olivin. — - Bildung von radial strah- ligeu Kügelchen mit ringförmig zonarem Durch- schnitt. — Basalt des Galgenberges bei Greiflen- berg. — Vergr. 1:750 322 Nephelineinschlüsse im Augit. — Basalt der süd- licheren Kuppe zwischen Kerzdorf und Holzkirch. Vergr. 1 : 300 ungef. 315 Durchdringung zweier Augite. — Basalt der mitt- leren Kuppe zwischen Kerzdorf und Holzkirch. — Vergr. 1 : 200 315 Seite Fig. 71. Fremder Einschluss. Abgerundeter brauurother Granat in Magneteisen. — Basalt der südlichsten Kuppe zwischen Kerzdorf und Holzkirch. — Vergr. 1 : 125 ungef. .315 Fig. 72. Senkrecht zur Endfläche geschnittene Nepheline mit Interpositionen. — Basalt der südlichsten Kuppe zwischen Kerzdorf und Holzkirch. — Vergr. 1 : 400 315 Fig. 73a und b. Apatitskelette, die sich an einer Seite gabeln. — c und d sind Querschnitte grösserer Apatite. — Basalt der südlichsten Kuppe zwischen Kerzdorf und Holzkirch. — Vergr. 1 : 300 . . . 315 Jahrbucli d. Kgi. geolog. Landesanst. u. Bergakad. 1894. Taf. XIV. Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W. 1 1 i Jabrb. cl. Kgl. geol. LaiidesaiisL u. Bergakad. 18D4. Tal'. XVL . 1 \ . ■ > •;/. :: ^ L h* . m- 1^;. ,., , -f‘ ;?r,i- ;,, *■“ |i^%; '' ' iHMÄ ''ii , ^3 I^T'‘ . 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