^y.3/ A 1 U Jahr buch der Koni glich Preussiscl len geölt >giscl lei t Landesanstalt und Bergakademie Berlin für (las Jahr P v-'ö't *1 1881. Berlin. Verlag der Simon ScHROPp’schen Hof- Landkartenhandlung (J. H. Neumann). 1882. *///« Inhal t. I. Mittheilungen aus der Anstalt. Seite 1. Bericht über die Thätigkeit der Königl. geologischen Landosanstalt im Jahre 1881 vii 2. Arbeitsplan für die geologische Landesaufnahme im Jahre 1882 . . . xiv 3. Personal -Nachrichten xix II. Wissenschaftliche Mittheilungen. Abhandlungen von Mitarbeitern der Königl. geologischen Landesanstalt. Geologische und petrographische Beiträge zur Kenntniss des Harzes. Von Herrn K. A. Lossen in Berlin. II. Ueber den Zusammenhang zwischen Falten, Spalten und Eruptivgesteinen im Harz 1 Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm am Nordrande des rheini- schen Schiefergebirges. Von Herrn E. Kayser. (Hierzu Tafel I — III.) 51 Das ostthüringische Roth. Von Herrn E. E. Schmid in Jena. (Hierzu Tafel IV.) 1)2 Terebratula Ecki nov. sp. und das Lager dieser Versteinerung bei Meiningen. Von Herrn W. Frantzen in Meiningen 157 Beitrag zur geologischen Kenntniss der cambrisch - phyllitischen Schieferreihe in Thüringen. Von Herrn II. Loretz in Frankfurt a. M 175 Ueber Transversalschieferung und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. Von Demselben. (Hierzu Tafel VII.) 258 Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. Von Herrn E. Dathe in Berlin 307 Gletschererscheinungen im Franken walde und vogtländischen Berglande. Von Demselben 317 Ueber die geologischen Verhältnisse der Seeberge und des Galberges bei Gotha, mit besonderer Berücksichtigung der Lagerungsverhältnisse. Von Herrn Max Bauer in Königsberg i. Pr. (Mit Tafel VIII und IX.) 331 Ueber die Bimssteine des Westerwaldes. Von Herrn Gustav Angelbis in Bonn a 393 Seite Lieber das Spaltensystem am SW.- Abfall des Broekenmassivs, insbesondere in der Gegend von St. Andreasberg'. Von Herrn E. Kayser in Berlin. (Hierzu Tafel X und XI.) 412 Ueber das Ober-Rothliegende, die Trias, das Tertiär und Diluvium in der Trier’schen Gegend. Yon Herrn H. Grebe in Trier. (Hierzu Tafel XII.) 455 Die Sande im norddeutschen Tieflande und die grosse diluviale Abschmelz- periode. Von Herrn G. Berendt in Berlin 482 Ein Süsswasserbecken der Diluvialzeit bei Korbiskrug nahe Königs- Wuster- hausen. Von Herrn Ernst Läufer in Berlin 496 Die Lagerungsverhältnisse des Diluvialthonmergels von Werder und Lehnin. Von Demselben. (Hierzu Tafel XIII, XIV u. XV.) 501 Aufschlüsse in den Einschnitten der Stargard- Cüstriner Eisenbahn. Von Demselben. (Hierzu Tafel XVI.) 523 Ueber das Vorkommen geschiebefreien Thones in den obersten Schichten des Unteren Diluviums der Umgegend von Berlin. Von Herrn Felix Wahnschaffe in Berlin 535 Die Lagerung der diluvialen Nordseefauna bei Marienwerder. Von Herrn Alfred Jentzsch in Königsberg i. Ostpr. (Hierzu Tafel XVII.) . . . 546 Ueber Kugelsandsteine als charakteristische Diluvialgeschiebe. Von Dem- selben. (Hierzu Tafel XVIII.) 571 Ein Tiefbohrloch in Königsberg. Von Demselben 583 Die Steinkohlen -führenden Schichten bei Ballenstedt am nördlichen Harz- rande. Von Herrn Ch. E. Weiss in Berlin 595 Briefliche Mittheilung. Herr H. Bücking an Herrn W. Hauchecokne. Ueber basaltische Gesteine der nördlichen Rhön 604 Abhandlungen von ausserhalb der Geologischen Landesanstalt stehenden Personen. Die Entwickelung des Plaeners im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengeri eh. Von Herrn R. Windmöller. (Hierzu Tafel XIX.) 3 Die Löwenberger Kreidemulde , mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fortsetzung in der preussischen Ober-Lausitz. Von Herrn G. Williger. (Hierzu Tafel XX u. XXL) 55 Beschreibung des Strontianit- Vorkommens in der Gegend von Drensteinfurt, sowie des daselbst betriebenen Bergbaues. Von Herrn Paul Menzel in Bochum 125 Fossile Hölzer aus der Sammlung der Königlichen geologischen Landesanstalt zu Berlin. Von Herrn Conwentz in Danzig 144 I. Mittheilungen aus der Anstalt. 1. Bericht über die Thätigkeit der Königlichen geologischen Landesanstalt im Jahre 1881. Wie in den Vorjahren waren der Harz, Thüringen, die Pro- vinz Hessen-Nassau, die Rheinprovinz und die Provinz Branden- burg auch im Jahre 1881 die Gebiete, welchen die Aufnalnne- thätigkeit der geologischen Landesanstalt fast ausschliesslich zu- gewendet wurde. Eine Erweiterung der Arbeitsgebiete fand nur durch die ersten Anfänge geologisch-agronomischer Aufnahmen in Ost- und Westpreussen statt. Im Mittelharz ist von dem Landesgeologen Professor Dr. 1. Der Harz. Lossen die Untersuchung der Lagerungsververhältnisse der Elbin- geroder Devon-Mulde in den Sectionen Elbingerode und Blanken- burg und der dort auftretenden Eruptivgesteine fortgesetzt worden. Weiter hat derselbe einen Theil der Aufnahmezeit auf die Durch- forschung des Granit- und Gabbro - Gebietes der Gegend von Harzburg verwendet. Landesgeologe Professor Dr. Kayser hat innerhalb der im Vorjahre vollendeten Section Riefensbeek die Anschlüsse an die Section St. Andreasberg revidirt und den Verlauf der aus dem Oderthaie nach NW. über den Acker - Bruchberg setzenden neuaufgefundenen Hauptverwerfung verfolgt. Demnächst ist von demselben die Aufnahme der Section St. Andreasberg vollendet und sind insbesondere die innerhalb derselben aufsetzenden Gang- spaltennetze speciell untersucht und kartirt worden. VITT 2. Das thürin- gische Becken. Im Westharze ist von Bergrath Dr. von Groddeck die Revision der früheren Aufnahmen behufs Uebertragung auf die neubearbeiteten Generalstabskarten fortgesetzt worden. Derselbe hat den Versuch einer Gliederung der Oberharzer Culm-Grauwacke durch Kartirung charakteristischer Conglomeratvorkommnisse in Angritf genommen. Sodann ist von demselben ein zuerst im Jahre 1877 bekannt gewordenes Vorkommen eines eruptiven Ge- steins in der Nähe von Lautenthal näher untersucht und als ein weithin aushaltender Gesteinsgang verfolgt worden. Sekretär Halfar hat die vielfach gestörten Lagerungsverhält- nisse der Devonbildungen in der Umgebung des Auerhahn in der Section Zellerfeld untersucht und kartirt. Am Nordrande des Harzes ist durch den Landesgeologen Professor Dr. Kayser die Untersuchung der jüngeren Gebirgs- schichten zwischen Blankenburg und Ilsenburg in Angritf ge- nommen worden. Südlich von Halle sind von Professor Dr. von Fritsch die Sectionen Halle, Gröbers, Merseburg, Kötschau, Weissenfels und Lützen in der Aufnahme soweit gefördert worden, dass sie nur noch einer Schlussrevision bedürfen. Auch innerhalb der Sectionen Kölsa, Schkeuditz und Mölsen sind von demselben Aufnahme- arbeiten ausgeführt worden. Landesgeologe Dr. Speyer hat die Bearbeitung der Sectionen Berlingerode und Dingelstedt westlich des Ohmgebirges in An- griff genommen. Von Professor Dr. Bauer ist in der Section Fröttstedt die Fortsetzung der an den Seebergen und dem Galgenberg bei Gotha auftretenden Verwerfungserscheinungen kartirt worden. Weiter hat derselbe die Bearbeitung der Section Ohrdruf südlich von Gotha mit einer ersten Orientirung in den Formationen des Roth- liegenden, des Zechsteins und des Buntsandsteins begonnen und das Blatt Langula druckfertig hergestellt. Im Thüringer Walde selbst setzte Landesgeologe Professor Dr. WEISS die Untersuchungen in der Section Brotterode fort. Dieselben erstreckten sich auf den südlichen Tlieil des Rothliegenden von Winterstein und die dortigen Eruptivgesteine, sowie auf das IX krystallinische Grundgebirge und die Zechsteinformation der Gegend von Liebenstein. Professor Dr. von Fritsch brachte die Sectionen Suhl und Schleusingen zum Abschluss. Ferner bearbeitete er die nord- östlichen Gebirgspartien von Section Schwarza, sowie in Section Themar das Zechsteinvorkommen von Eichenberg und Grub. Professor Dr. Bücking brachte in dem ehemaligen Aufnahme- gebiet des Directors Dr. Emmrich die Revision der Section Ober- katz zum Abschluss. Im Thüringer Walde bearbeitete er im Anschluss an die Aufnahmen des Landesgeologen Professor Dr. Weiss auf Section Brotterode den nordwestlichen Theil der Section Schmalkalden. Bergingenieur Frantzen vollendete die Neubearbeitung der Section Meiningen. Dr. Proesci-ioldt bearbeitete die Triasgebiete innerhalb der Sectionen Schwarza und Themar östlich von Meiningen , sowie den grössten Theil der Section Rentwertshausen. Geheimer Hofrath Professor Dr. Schmid brachte die Unter- suchung und Kartirung der Sectionen Arnstadt, Plaue, und Ilmenau zum Abschluss. Professor Dr. Liebe setzte die Aufnahmearbeiten im östlichen Thüringer Wald in den Sectionen Waltersdorf, Naitschau, Greiz, Schleiz und Hirschberg fort. Dr. Datiie kartirte die nördliche Hälfte der Section Loben- stein sowie innerhalb der Section Hirschberg den Weidmannsheiler Forst. Dr. Loretz revidirte und ergänzte seine Aufnahmen der Sectionen Eisfeld, Steinheide, Spechtsbrunn, Meeder, Neustadt und Sonneberg im südlichen Theil von Meiningen, welche nunmehr druckfertig vorliegen. Derselbe begann alsdann die Untersuchung der angrenzenden Sectionen Masserberg, Breitenbach, Coburg und Steinach. In der Provinz Hessen-Nassau setzte Landesgeologe Dr. Moesta seine Arbeiten für die Sectionen Melsungen, Altmorschen, Seifferts- hausen und Ludwigseck im nördlichen Theil des Regierungsbezirks Cassel fort. Hessen- Nassau. X Professor Dr. von Könen revidirte seine Aufnahmen der Sectionen Eiterfeld und Geisa nördlich der Rhön, welche nebst den Sectionen Hersfeld, Friedewald, Dorndorf und Lengsfeld druckfertig hergestellt worden sind. Landesgeologe Dr. Speyer begann die Untersuchung und o o o o Kartirung der Sectionen Salzschlirf und Hünfeld bei Fulda, von welchen die erstere innerhalb des Preussischen Antheils bis auf eine letzte Revision fertiggestellt wurde. Demnächst wurde von ihm ein Theil seiner früheren Aufnahmen in den Sectionen Grossen- lüder und Fulda revidirt. Im nördlichen Theil des Regierungsbezirks Wiesbaden hat Dr. Angelp.is die im Vorjahre begonnene Kartirung der Section Westerburg beendet, welche nebst den druckfertigen Sectionen Langenbach, Wildenstein, Marienberg, Rennerod und Mengers- kirchen den hohen Westerwald zur Darstellung bringt. Derselbe hat weiter die dem westlichen Abfall dieses Gebietes angehörende Section Selters druckfertig hergestellt. Im südlichen Theile des Regierungsbezirks Wiesbaden hat Landesgeologe Dr. Koch seine Thätigkeit der Vollendung der O O O O Sectionen Limburg, Eisenbach, Kettenbach, Idstein, Feldberg und Homburg gewidmet, welche er dem ' Abschluss nahe ge- führt hat. 4. Die Kheiu- Im südlichen Theile der Rheinprovinz hat Landesgeologe provmz. Grebe an der Mosel und nördlich derselben die Sectionen Bitburg, Dreis, Wittlich und Bernkastel zum Abschluss gebracht und die Section Echternacher Brücke zum grössten Theil bearbeitet. 5. Die Gegend In diesem Gebiete, innerhalb dessen bei der geologischen von Berlin und Aufnahme zugleich die agronomischen Verhältnisse untersucht und kartirt werden, führten südwestlich von Berlin Dr. Läufer und Dr. Wahnschaffe die letzte Revision der Sectionen Ketzin und Werder aus, so dass die Publikation der die weitere Umgebung von Potsdam umfassenden Sectionen Ketzin, Fahrland, Werder, Potsdam, Beelitz und Wildenbruch in Angriff genommen werden konnte. Die Sectionen Berlin und Friedrichsfelde sind von Professor Dr. Berendt unter Hülfeleistung des Dr. Keilhack druckfertig hergestellt worden. XI Südöstlich von Berlin hat Dr. Wahnschaffe den grösseren Theil der Section Rüdersdorf aufgenommen. Aus dem Gebiete nordöstlich von Berlin ist die Section Bernau durch Dr. Läufer vollständig, die Section Schönerlinde durch Dr. Keilhack etwa zur Hälfte kartirt worden. Behufs der Ergänzung der geologischen Uebersichtskarte der Umgegend Berlins in 1 : 100 000 ist ferner die Section Grünthal durch Dr. Läufer, die Section Werneuchen durch Dr. Wahn- schaffe untersucht worden. In dem Aufnahmegebiet westlich der Elbe bei Stendal be- endete Professor Dr. Scholz die Aufnahme der Section Klinke und begann diejenige der Section Gardelegen. Professor Dr. Grüner vollendete die Untersuchung der Section Lüderitz und ging demnächst zur Bearbeitung der Section Scherne- beck über. In der Provinz Westpreussen begann Dr. Jentzscfi die Auf- nahmen mit der Untersuchung der Section Marienwerder. Ein Theil der westlich angrenzenden Section Münsterwalde ist von Dr. Meyer bearbeitet worden. In der Provinz Ostpreussen wurden von Dr. Klebs die Auf- nahmen mit der Untersuchung der Section Süssenberg bei Ileils- berg eröffnet. Im Laufe des Jahres sind zur Publikation gelangt: 1. Lieferung XVII, enthaltend die südthürin- gischen Blätter Roda, Gangloff, Pörmitz, Triptis, Neustadt und Zeulenroda .... 6 Blätter. 2. Lieferung XIX, enthaltend die nordthürin- gischen Blätter der Gegend südwestlich von Halle: Riestädt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, Querfurt , Schafstedt , Wiehe, Bibra und Freiburg 9 » zusammen 15 Blätter. Bisher waren publicirt 76 » Es sind mithin im Ganzen publicirt . . .91 Blätter. Weiter gelangten zur Ausgabe von Abhandlungen und sonstigen Arbeiten : 6. West- preussen. 7. Ostpreussen. Stand der Publikationen. XII Debit der Publikationen. 1. Abhandlungen, Band III, Heft 2 : Untersuchung des Bodens der Umgegend von Berlin, bearbeitet von Dr. E. Läufer und Dr. F. Wahnschaffe, 283 S. 2. Abhandlungen, Band III, Heft 3: Die Bodenverhältnisse der Provinz Schleswig-Holstein, von Dr. Ludwig Meyn, mit Anmerkungen sowie dem Schriftenverzeichnisse und Lebensabrisse des Verfassers von Dr. G. Berendt, 52 S. Nebst einer geologischen Uebersichtskarte der Provinz Schleswig - Holstein im Maassstabe 1:300 000 von Dr. L. Meyn und einem Bildniss desselben in Lichtdruck. 3. Jahrbuch der Königlich Preussischen geologischen Landes- Anstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1880. Gross 8°, CV und 350 S. Nebst X Tafeln. 4. Aus der Flora der Steinkohlenformation von Dr. E. Weiss. Nach dem vorjährigen Berichte betrug die Zahl der debitirten Kartenblätter am Schlüsse des Jahres 1880 (S. CV) 8496 Blätter. Im Jahre 1881 wurden verkauft: von Lieferung I, Gegend von Nordhausen 40 Bl. » » II, » » J ena .... 38 » » » III, » » Bleicherode 19 » » » IV, » » Erfurt .... 21 » » V, » » Halle .... 10 » » » VI, » » Saarbrücken I. Theil . . . 69 » » » VII, » » II. » ... 63 » » » VIII, » » Rieche! sdorf . 39 » » X, » » Saarburg 40 » » » XI, » » Berlin (Nauen etc.) 4 » » » XII, » » Naumburg a. S. . 22 » » » XIII, » » Gera 50 » » » XIV, y> » Berlin (Oranien- bürg) 18 y> » » XV, » » Wiesbaden 111 » » » XVII, » » Triptis, Neustadt 456 » » » XIX, » » Querfurt . . . 585 » so dass im Ganzen im Handel debitirt sind . . .10081 Blätter. / XIII Von Abhandlungen wurden verkauft: Band I, Heft 1. (Eck, Rüdersdorf) 3 Exempl. » » » 2. (Schmid, Thüringischer Keuper) . 3 » » » » 3. (Laspeyres, Rothliegendes von Halle) 3 » » » » 4. (Meyn, Insel Sylt) 3 » Band II, » 1. (Weiss, Steinkohlen-Calamarien) . . 6 » » » »2. (Orth, Rüdersdorf) 2 » » » » 3. (Berendt, Umgegend Berlins, Nord- west) 2 » » » » 4. (Kayser, Devonfauna des Harzes) . 2 » Band III, » 1. (Weiss, Flora von W ünschendorf ) . 7 » » » »2. (Läufer und Wahnschaffe, Boden- untersuchung) 44 » » » » 3. (Meyn, Schleswig-Holstein) . . .131 » Von den sonstigen Publikationen wurden verkauft: Jahrbuch der Anstalt für das Jahr 1880 .... 26 Exempl. Weiss, Aus der Flora der Steinkohlenformation . .261 » XIV 2. Arbeitsplan für die geologische Landesaufnahme im Jahre 1882. I. Harz. Im Mittelharz wird der Landesgeologe Professor Dr. Lossen die Aufnahme der Elbingeroder Mulde in den Sectionen Blanken- burg und Elbingerode und demnächst die Untersuchung der kry- stallinischen Gresteine westlich des Brockens in der Section Harz- burg fortsetzen. Im Westharz wird Bergrath Dr. von Groddeck die Revision seiner früheren Aufnahmen auf der Grundlage der neuen topo- graphischen Generalstabskarte fortsetzen. Sekretär Halfar wird die Abgrenzung der Calceola-Schichten in der Section Zellerfeld vollenden und seine früheren Arbeiten im nördlichen Theil dieser Section in Zusammenhang und zum Abschluss bringen. Am Nordrande des Harzes wird Professor Dr. Dames die Section Quedlinburg fertigstellen und die Bearbeitung des nicht paläozoischen Theiles der Sectionen Blankenburg und Derenburg beginnen. Am Westrande des Harzes wird Professor Dr. von Könen die Bearbeitung der Section Gandersheim, deren Aufnahme bereits durch den Landesgeologen Dr. Speyer begonnen worden, weiter- führen. XV 2. Im nördlichen Thüringen wird Professor Dr. von Fritsch die Aufnahmen in den Sectioneu Halle, Gröbers, Kölsa, Merseburg, Kötschau, Weissenfels und Lützen revidiren. Geheimer Hofrath Professor Dr. Schmid wird die Section Dietendorf bearbeiten. Professor Dr. Bauer wird die Aufnahme der Section Ohrdruf fortsetzen. Dr. Bornemann wird die Section Wutha zum Abschluss zu bringen suchen. Ingenieur Frantzen wird die Gliederung des unteren Muschel- kalks innerhalb eines Theiles der Section Berka in ihrer Beziehung zu der Entwickelung im Meiningen'schen durchzuführen versuchen. 3. Im Thüringer Wald und südlich desselben wird der Landesgeologe Professor Dr. Weiss die Bearbeitung der Sectionen Brotterode und Friedrichsroda fortsetzen. Derselbe wird ferner in Gemeinschaft mit Herrn Professor Dr. von Fritsch eine vergleichende Untersuchung des Rothliegenden in der Um- gebung des Granits von Zella und Goldlauter ausführen. Professor Dr. von Fritsch wird die Aufnahmen der Sectionen Suhl und Schleusingen und des nordöstlichen Theiles der Section Schwarza revidiren. Derselbe wird auf Section Tambach das Gebiet untersuchen, welches südlich des von Herrn von Seebach bearbeiteten Theiles der Section liegt, jedoch unter Ausschluss des von der Strasse von Schnellbach nach Steinbach-Hallenberg gegen Südwesten be- legenen Flächenraumes, welchen Professor Dr. Bücking bear- beiten wird. Professor Dr. Bücking wird nächst der Aufnahme des er- wähnten Theiles der Section Tambach die Section Schmalkalden zum Abschluss bringen und, wenn die Zeit es gestattet, den nördlichen Theil des Gebietes westlich des Schwarza -Thaies auf Section Schwarza bearbeiten. XVI Ingenieur Frantzen wird den südlichen Theil dieses Gebietes in Section Schwarza untersuchen und die Aufnahme der Section Dingsleben in Angriff nehmen, wobei er von Norden her be- ginnen wird. Dr. Proesciioldt wird die Section Rentwertshausen revidiren und die Aufnahme der Section Themar zum Abschluss bringen. Weiter wird derselbe innerhalb der Section Schwarza das Triasgebiet östlich des Schwarza-Thaies fertig kartiren. Geheimer Hofrath Professor Dr. Schmid wird die Aufnahme der Sectionen Crawinkel und Stadt Ilm weiterführen. Dr. Loretz wird die Bearbeitung der Section Masserberg Ö Ö unter Berücksichtigung des Anschlusses an die Sectionen Schleu- singen und Ilmenau zum Abschluss bringen und demnächst die Revision der Section Gräfenthal weiterführen. Sofern die Zeit es gestattet, wird er die Aufnahme der Sectionen Steinach, Oeslau und Coburg fortsetzen. Professor Dr. Liebe wird die Aufnahme der Sectionen Naitschau und Greiz zum Abschluss zu bringen suchen und die der Sectionen Gefell, Schleiz, Hirschberg und Lobenstein weiter fördern. 4. In der Provinz Hessen -Nassau wird Landesgeologe D» Moesta die Blätter Melsungen, Alt- morschen, Seiffertshausen und Ludwigseck zum Abschluss bringen. Sofern die Zeit es gestattet, wird er demnächst die Bearbeitung der Sectionen Cassel und Oberkaufungen in Angriff nehmen. Professor Dr. Bücking wird die Kartirung der Section Kella beginnen. Professor Dr. Bauer wird die Aufnahme der Section Tann weiterführen. . Professor Dr. Kayser wird im Taunus die noch erforderliche Revision einzelner Theile der Sectionen Feldberg und Homburg ausführen und die Aufnahme der Section Schaumburg im An- schluss an die Vorarbeiten des Landesgeologen Dr. Koch be- ginnen. XVI! I)r. Angelbis wird die Aufnahme der Sectionen Montabaur und Girod vollenden und, wenn die Zeit es gestattet, die Tertiär- und Basaltvorkomxnen in der Section Hadamar bearbeiten. 5. In der Rheinprovinz wird Landesgeologe Gkebe die Sectionen St. Wendel und Freisen der bayerischen Grenze entlang revidiren und demnächst die Auf- nahmearbeiten in dem nördlich der Mosel liegenden Theile des Regierungsbezirks Trier weiterführen. 6. In der Provinz Schlesien wird Dr. Dathe die Aufnahmearbeiten in den Sectionen Neurode, Wünscheiburg und Frankenstein beginnen. 7. Im Aufnahmegebiet des Flachlandes a) westlich der Elbe werden Professor Dr. Scholz und Professor Dr. Grüner die Aufnahme der Sectionen Gardelegen und Schernebeck zum Ab- schluss bringen und demnächst die Bearbeitung der Sectionen Stendal, bezw. Tangermünde in Angriff nehmen. Dr. Klockmann wird die Aufnahme der Section Arneburg beginnen. b) in der Umgegend von Berlin wird Professor Dr. Berendt die im Maassstabe 1 : 100 000 be- reits ausgeführte Section Biesenthal im Specialkarten -Maassstabe 1 : 25 000 fertigstellen. Dr. Läufer wird in gleicher Weise die bereits im Maass- stabe 1 : 100 000 aufgenommene Section Grünthal bearbeiten. Dr. Waiinschaffe wird die Section Rüdersdorf zum Abschluss bringen und die in 1 : 100 000 bereits vorliegenden Sectionen Alt- Landsberg und Werneuchen fertigstellen. o O Dr. Keilhack wird die begonnene Section Schönerlinde be- enden und die in 1 : 100 000 aufgenommene Section Wandlitz im Specialkartenmaassstab bearbeiten. XVTII c) in Westpreussen wird Dr. Jentzsch die im Vorjahre begonnene Aufnahme der Section Marienwerder abschliessen und alsdann die anstossende Section Rothhof fertig zu stellen suchen. d) in O s t p r e u s s e n wird Dr. Klees in gleicher Weise Section Süssenberg abschliessen und das anstossende Blatt Heilsberg bearbeiten. e) in der Gegend von Halle wird Dr. Läufer nach Abschluss der Aufnahmen in der Umgegend Berlins das Diluvial- und Alluvialgebiet im nördlichen Theil der Sectionen Gerbstädt , Gönnern und Gröbzig einer vergleichenden Untersuchung und Kartirung im Hinblick auf die bei Berlin aus- geführten Arbeiten unterziehen. XIX 3. Personal - Nachrichten. Die Bergakademie erlitt am 10. März 1881 durch den Tod des Professors Albert Rhodius, Docent der höheren Mathematik und der Markscheide- und Messkunst, einen schweren Verlust. Die von demselben vorgetragenen Lehrgegenstände sind auf zwei Lehrkräfte vertheilt worden. Die mathematischen Vorträge und Uebungen hat Professor Dr. A. W angerin von der Berliner Universität mit Beginn des Sommersemesters 1881 übernommen. Als Docent der Markscheide- und Messkunst ist der Ober- bergamts-Markscheider A. Schneider, bis dahin bei dem König- lichen Oberbergamte in Bonn, mit Beginn des Wintersemesters 1881/82 berufen worden. Bei der geologischen Landesanstalt ist Dr. II. Bücking in Folge seiner Berufung als ausserordentlicher Professor bei der Universität Kiel am 1. October 1881 ausgeschieden. Die Stelle desselben ist dem Dr. E. Dathe von demselben Zeitpunkt ab verliehen worden. In der Flachlandsabtheilung sind die Geologen Dr. A. Jentzscii und Dr. R. Klebs in Königsberg vom 1. April und Dr. C. Iveilhack in Berlin vom 1. Juni 1881 ab als Hiilfsarbeiter einejetreten. II. Wissenschaftliche Mittheilungen. ' Abhandlungen von Mitarbeitern der König!, geologischen Landesanstalt. I Geologische und petrographische Beiträge zur Kenntniss des Harzes. Von Herrn K. A. Lossen in Berlin. II. lieber den Zusammenhang zwischen Falten, Spalten und Eruptivgesteinen im Harz l). Spalten, gleichviel ob erfüllt als (fange oder leer als Klüfte, sind Ibisse, Sprünge, wie man wohl im gewöhnlichen Lebeh sagt, während der Bergmann und Geolog das letztere Wort nur da an wenden , wo zugleich längs der Zerreissung der Gebirgsglieder eine gleichzeitig oder nachträglich erfolgte Verschiebung des Aus- einandergerissenen — eine Verwerfung — stattgefunden hat. An die Erklärung der Entstehung solcher Risse wird man in einem gefalteten Gebii’ge erst dann herantreten dürfen, nachdem einiger- massen Klarheit gebracht ist in den gefalteten Schichtenaufbau; greifen aber in diesen letzteren überdies noch ungeschichtete Eruptivmassen ein, so wird auch das Verständniss der Art und Weise ihres Zusammenhanges mit dem geschichteten Gebirgskörper als Vorbedingung zur Erklärung der Spalten gelten müssen. Somit kann es nicht Wunder nehmen, dass trotz des früh- zeitigen Bergbaues im Harze und trotz der demzufolge frühzeitigen O O ö O ') Nach einer Reihe von dem Autor vor der D. geol. Ges. gehaltenen Vor- trägen, ergänzt durch einige im Sommer 1881 gewonnene Resultate. Zur besseren Orientirung für den Leser diene des Autors geognostische U ebersich tskarte vom Harz (1:100 000) und die auf gleicher topographischer Grundlage (Auhagen’s Harzkarte) von der geologischen Landesanstalt herausgegebene Höhenschichtenkarte. 1 2 K. A. Lossen, geologische und petrographische geologischen Würdigung des Gebirges Versuche zur Erklärung der Entstehung des Harzer Gangspaltennetzes relativ spät auf- treten. Zwar konnte man nicht wohl übersehen, dass die vorzüg- lichsten durch den Bergbau bekannt gewordenen Erz - Gänge im Oberharze und im Unterharze (Neudorf - Strassberger und Harz- geroder Gänge) im Allgemeinen im Sinne der Gebirgsaxe aus OSO. nach WNW. und somit quer gegen das in h. 3 angesetzte Generalstreichen, richtiger gegen die herrschendere südwestnord- östliche Streichrichtung der Schichten verlaufen. Dabei blieb aber auch die längste Zeit die Erkenntniss stehen, gleichviel ob man sich mit den ältesten Forschern die Schichtenmasse mit ge- meinsamem Streichen und südöstlichem Fallen als Ganzes oder aber lieber nach Hausmann ’s Anschauung als durch die Diabas- eruptionen schollenweise zerstückt gehoben vorstellte. Ein Fort- schritt war erst möglich , nachdem palaeontologische und bei dem notorischen Versteinerungsmangel in den allermeisten Harzschichten, namentlich, jenen voraufgehend und folgend, sehr mühsame petro- graphisch-stratographische Detailuntersuchungen ein reich geglieder- tes lebendiges Bild an Stelle jenes eintönigen Schiefergebirges mit der schematischen Generalstreichlinie hatten treten lassen. Viele haben an diesem Bilde gearbeitet. Lange Zeit be- schränkte sich die eingehendere Kenntniss der Gebirgsschichten fast ausschliesslich auf das nordwestliche Drittel des Gebirges, auf das natürliche Beobachtungsgebiet der Klausthaler Geologen und des Oberharzer Bergmanns. Zu isolirt lagen weiter östlich die Arbeitsfelder des bis in hohes Alter emsigen Jasche und des genialen thatkräftigen J. C. L. Zincken. Später gewann vorzüglich F. A. Roemer auch dem Unterharze scliätzenswerthe und in ge- wissem Sinne grundlegende Resultate ab, leider aber wesentlich nur palaeontologische, deren zu einer geologischen Uebersichtskarte des Gebirgs versuchte Verwerthung misslingen musste, weil sie der nur Hand in Hand mit der petrograpliisch - stratographischen Forschung zu gewinnenden Klarlegung der Schichtengliederung und des Schichtenaufbaues vorauseilte. Erst den frühesten Forschungen der geologischen Landesanstalt blieb, wie der Nachfolger auf E. A. Roemer’s Lehrstuhl ausdrücklich Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 3 anerkannt hat, Vorbehalten vom Ostharze her den Faltenbau des Gebirges aufzuhellen1). In einer ersten, zu Eude des Jahres2) 1867 von dem Verfasser gegebenen Zusammenfassung der durch die Arbeiten E. Beyrich’s, R. Stein ’s und die eigenen bis dahin gewonnenen Einzelerfahrungen zum Gesammtergebniss wurden be- reits nach Aufzählung der vielfach neu erkannten oder abweichend von F. A. Roemer geordneten Formationsglieder die Sattelaxe der Tauner (»liegenden«) Grauwacke im Unterharze und die drei Muldensysteme dieses Gebirgstheiles, die Süd mul de, die Ost- oder Selke- Mulde, und die Elbingeroder Mulde, hervorffehoben und zugleich die l>is dahin geläufige irrige Vor- Stellung von dem durch den ganzen Harz fast ausnahmslos herr- schenden südwestnordöstlichen Generalstreichen widerlegt. Derselbe Aufsatz wies auch bereits dein Di alias und Granit eine von der Auffassung Hausmann 's wesentlich verschiedene Rolle zu. Ersterer wurde im Einklang mit den trefflichen localen Beobachtungen Obebeck ’s 3) aus der Umgebung von Goslar und Wolfshagen, in seinen einzelnen Varietäten als niveaubeständig innerhalb der Schichtenreihe, als symmetrisch wiederkehrend in den einzelnen Sattel- und Muldenflügeln und somit als älter wie die Schichtenfaltungen und denselben nur passiv eingefügt er- kannt. Dagegen wurde dem Granit, welcher anfänglich der Werner sehen Schule als ältestes Formationsglied und Basis für das ganze Gebirgsgerüst, v. Raumer sodann als Einlagerung zwi- schen den Schichten, L. v. Buch, Hausmann, Fr. Hoffmann end- lich als eine dem Schichtenbaue fremde, störend von unten ein- gedrungene Masse gegolten hatte, damals schon eine activ bei dem Gebirgsbau mitwirkende Rolle zugewiesen, aber nicht in dem Sinne der Erhebungstheorie 4). Es wurde vielmehr ausgeführt, dass die Massive des Granits nach Lage und Umriss die deut- lichsten Beziehungen zum Verlaufe der Schichten erkennen lassen, ') v. Gp.oddeck, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuss. Staat, 1873, Bd. 21, S. 1. 2) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XX, S. 216 ff., vergl. auch Bd. XXI, S. 283. 3) Maja, 1856, S. 50 ff. 4) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XX, S. 224 bis 225, Bd. XXI, S. 328. 1* 4 K. A. Lossen, geologische und petrographische dergestalt, dass sein Eindringen zwischen die Sedimente in den bereits im Zug begriffenen Faltungs- und Gebirgsbildungsprocess formgebend eingegriffen haben müsse. O o o Die weitere Entwicklung dieses Gedankens an der Iland der eigenen Beobachtungen und derjenigen sämmtlicher Vorgänger und Mitarbeiter führte dann zu dem als Schlüssel für den Bau des H arzes aufgestellten Satze, dass die einseitig (heteroklin) zusammengeschobene Falte bei gesteigertem Drucke in eine dem Streichen nach durchrissene Falte mit auf- wärts geschobenem Hangenden und diese bei abermali- ger fortgesetzter Steigerung des Drucks in eine Zer- spaltung mit aufgepressten Eruptivgesteinen übergehen könne. Damit war die Grundlage für jene einheitliche Auffassung von dem inneren Baue des Gebirgs gegeben, welche zugleich mit diesem Satze ausgesprochen wurde und welche die Berechtigung gab, nunmehr zur Publication der geognostischen Uebersichtskarte des Harzes, verbunden mit einer Irlöhenschichten- karte auf derselben topographischen Grundlage (Auhagen s Harz- karte 1 : 100 000), vorzuschreiten. Diese der Deutschen geologischen Gesellschaft zuerst im Früh- jahre 1876 und wiederholt 1877 auf der Generalversammlung in Wien von dem Verfasser vorgetragene Theorie x) erklärt: Der Harz, dieser »eine Berg« des Lasius, das » unzer stückte Massengebirge« Fr. Hoffmann’s, ist getreu seiner orographi- schen Gestaltung und seiner geographischen Lage zwischen dem Rheinisch - Westfälischen Schiefergebirge im Westen und den Hercynisch - Sudetischen Gebirgen im Süden und Osten, so wie äusserlich, so auch innerlich ein Gebirgsknoten, in welchem sich die beiden einseitig von SO. und von SW. her *) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XXVIII, S. 168. Vergl. auch Sitzungsberichte der Ges. naturforschend. Freunde z. Berlin, 1881, S. 24 ff., wo der Zusammen- hang mit den Lothablenkungszahlen erörtert wurde. Zur Orientirung sei dabei bemerkt, dass die dort mitgetheilten Lothablenkungswerthe seither durch das geodätische Institut eine kleine Correctur erfahren haben, darum nicht genau mit den richtigeren Zahlen der Uebersichtskarte stimmen; diese Correctur, die von der Messungsgrundlage (Seeberg bei Gotha) ausgeht, betrifft die Zahlen in gleichem Sinne, ändert daher an dem Resultat nichts. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 5 zusammengeschobenen Faltensysteme jener Nachbargebirge kreuzen, durchdringen und hemmen. In den rechtwinklig aufeinander stehen- den Hauptdurchmessern1) der Granit -Massive des Brockens und des Rammbergs kehren die Streichrichtungen der beiden sich kreuzenden Faltensysteme wieder. Lage und Umriss dieser zwei Haupt - Granitmassive und ihrer Contacthöfe, verglichen mit dem Schichtenbaue, weisen2) deutlich darauf hin, dass Brocken und Rammberg einseitig südost- und südwestwärts geneigt in den dynamischen Brennpunkten des kreuzweise durcheinander gefalteten Gebirgsbaues stehen, als in den Maximaldruckregionen einseitig geneigt in magmatischem Zustande aufgepresste Eruptivmassen. Es tragen sonach die Granitstöcke auf den einander zugekehrten weniger steilen Seiten in ihrem Hangenden die durch Druck und Gegen- druck stark ineinander gepressten, dem Fallen und Streichen nach gestauten, verbogenen, schliesslich tief aufgeborstenen und dem- zufolge von Eruptivgängen durchsetzten älteren Schichtgruppen, umgekehrt sind auf den von einander abgekehrten Steilseiten im Liegenden jüngere Schichtgruppen niedergedrückt 3). Aus dem Verständnisse der beiden sich kreuzenden Falten- systeme und der darin eingezwängten in ihren Druckwirkungen auf den Schichtenbau sich Widerpart haltenden Granitkerne er- wuchs wie von selbst die Auffassung, dass die das Gebirge durch- setzenden Gangspalten als F o 1 g e w i r k un g gehe m m t e r F a 1 1 ung, beziehungsweise einer dabei bis zur Schichtenzerreissung gesteiger- ten Spannung zu betrachten sind. Schon 1870 war in den Erläute- rungen zu der die Südmulde darstellenden ersten Lieferung der Detailkarten des Harzes4) darauf hingewiesen worden, dass die ]) II auptdurclimesser, weil im Brockenmassiv deutlich ein zweiter kürzerer Durchmesser zwischen Hasserode und Harzburg hervortritt, welcher in seiner kercynischen Richtung dem Rammberge entspricht. 2) Unter Berücksichtigung cles weiter unten näher zu besprechenden Um- stands, dass in der Nordhälfte des Brockenmassivs ein dem Rammberg ver- gleichbarer hercynischer Antheil sich geltend macht. 3) So ist es wenigstens im Grossen und Ganzen, auf die Zugwirkungen, die neben den Druckwirkungen nicht fehlen, ist weiter unten hingewiesen. 4) Geol. Specialkarte v. Preussen u. d. Thüring. Staaten. 1. Lief., Text zu Bl. Benneckenstein, S. 7 ; Bl. Hasselfelde, S. 8. 6 K. A. Lossen, geologische und petrograpbische ungleiche physikalische Beschaffenheit der in Faltung begriffenen Massen eine ungleiche Widerstandsfähigkeit und zufolge dessen eine trotz ursprünglicher gleichartiger Lagerung im Endresultat bis zur Discordanz gesteigerte ungleiche Art der Fortpflanzung des Faltungsdruckes verursache. Speciell war die grössere Beweglich- keit des in sich verschiebbaren und dadurch faltungs- und pres- sungsfähigeren Schiefersediments gegenüber der grösseren Sprödig- keit und Steifheit des Grauwacken- und z. Th. auch des Kiesel- schiefersediments betont worden. Zahlreiche seitliche und geneigte Ausquetschungen, oder aber Verdrückungen der Schiefer zwischen den mehr als Ganzes bewegten, gestauten, örtlich über die Schiefer hinweg geschobenen oder dieselben zusammendrückenden spröden Massen führten zu dieser Erklärung. Die fortgesetzte Detailaufnahme gab häufig Veranlassung zur Anwendung dieser Grundsätze auf bestimmte Theile des Gebirgs. Insbesondere aber war die in Verdrückung, Ueberschiebung und Querfaltung bis zur Schichtenzerreissung und -Verwerfung ausge- drückte Deformirung der SW. — NO. eingesenkten Selkemulde durch das Auszwängen des NW. — SO. gerichteten Rammberg- Massivs, sowie überhaupt das Verhält n iss der dieses Massiv umgebenden Schichten zum Granitkerne Gegenstand der Betrachtung des Ver- fassers Q. Dabei ergab sich von selbst, dass die jener lediglich aus dem Schichtenbaue nachgewiesenen grossen Querverwerfungl 2 3) im Selkethal parallel laufenden altbekannten Unterharzer Erzgänge, besonders der weithin fortsetzende Neudorf-Strassberger Gangzug, auf die gleiche Ursache zurückzuführen seien. Als dann die Detail- untersuchungen des Verfassers in die nordöstliche Umgebung des Brocken-Massivs vor und damit dem Oberharze näher rückten, damals galt es die dort von A. v. Groddeck und A. Halfar und die weiter gegen Harzburg und südöstlich bis Andreasberg und bis über Elend hinaus durch E. Kayser gewonnenen Resultate mit den Ergebnissen l) Vergl. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1872 — 1874, Bd. XXIY, S. 177; Bd. XXVI, S. 376 (wo Z. 17 von oben der Bindestrich zwischen >NW.« und »Ueber- schiebungen« als sinnstörender Druckfehler zu tilgen ist), Bd. XXVII, S. 448 ff. 3) Siehe die am meisten thalabwärts das Selkethal kreuzende goldene Ver- werfungslinie in der Uebersichtskarte. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 7 älterer Forscher und den eigenen, vor Allem aber mit den aus dem Unterharze geschöpften Grundzügen vom Baue und der Gliederung des Gebirges zu jenem Gesammtbilde zusammenzufassen. Diese durch freundliches Entgegenkommen seitens der genannten Herren Mitarbeiter unterstützte Arbeit ist, soweit sie den Zusammenhang- der Oberharzer mit den Unterharzer Schichten betrifft, ausser in der seit 1867 begonnenen, jetzt vollendeten Uebersichtskarte in einem in der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft Bd. XXIX, S. 612 — 624 veröffentlichten Artikel dargestellt. Es lag nahe die am Rammberge gewonnene Anschauung von der Entstehung der Gang- und Verwerfungsspalten durch die Ein- wirkung der hercyni sehen Granitaufpressung auf das bereits gefaltete Schichtgebirge mutatis mutandis auch für eine Erklärung des Ober- harzer Gangspaltensystems zu verwerthen. Denn es konnte der Beobachtung nicht entgehen, dass in der grossen als Brockenmassiv zusammengefassten Eruptivmasse, wie schon Jasche nach seiner Auffassungsart erkannt hatte und die Entdeckung der dem Bode- gange entgegenstrebenden Hasseröder granophyrischen Granitapo- physen bestätigte1), neben dem nordostwärts gegen den Unterharz streichenden Granitsystem zugleich auch ein hercynisch gerichtetes gegen Unter- und Oberharz gekehrtes vorhanden ist. So hat sich denn auch der Verfasser in einem Pfingsten 1876 auf Wunsch des Herrn Berghauptmanns Ottiliae vor dem Oberbergamtscollegium in Klausthal gehaltenen und später vor der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft noch eingehender ausgeführten2), ungedruckt gebliebenen Vortrage kurz dahin ausgesprochen, das einseitige An- drängen des Granits in der hercynischen Richtung lediglich gegen die nördliche Hälfte des Oberharzes, wie es sich in der auffälligen Breite und intensiven Wirkung der Contacterscheinungen abspiegelt und im Ockerthaler Granit durch die Erosion blosgelegt ist, habe jene Spannung im Schichtenbaue erzeugt, als deren Ausgleichung das Oberharzer Gangspaltennetz aufzufassen sei. Wohl auch wurde im Einzelnen dabei auf die umgebogenen, gebrochenen und längs 0 Zeitschr, d. D. geol. Ges. Bd. XXVIII, S. 405 ff. 2) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XXIX, S. 206. 8 K. A. Lossen, geologische und petrographische reciproker Spalten verrückten Streichlinien der Schichten in den beiden Parallelprofilen Ober - Schulenberg - Ocker und Gosethal- Rammelsberg, auf die Aufstauung und Heraushebung der Unter- devonschichten bei Ocker, auf das Absinken der Schichten südlich des Lautenthal - Festenburger Gangzuges zufolge dieses Heraus- hebens u. a. hingewiesen als Deformirungserscheinungen an dem ursprünglich in gerader ungebrochener Linie SW. — NO. streichen- den Devonsattel zwischen dem Innerste- und Ockerthale, hervor- gerufen durch den quer dagegen andrängenden Granit. Auch wurde dieses Andrängen nie nach dem durch die Erosion bloss- gelegten oberen Querschnitte des Gebirges allein beurtheilt, viel- mehr stets ein unterirdischer Zusammenhang aller Granitmassen des West-Harzes und speciell des Ockergranits mit dem abweichend von der Hauptmasse des Brockengranits im Sinne des Rammberg- Massivs hercynisch erstreckten Granite zwischen Hasserode und Harzburg vorausgesetzt und das nachweislich relativ jüngere Alter der hercynischen Faltung gegenüber der nordost- südwest gerich- teten niederländischen betont. Im klebrigen wurde von einer detaillirteren Auseinandersetzung Abstand genommen bis dahin, dass die Fortschritte der Detailkartirung der Gegend zwischen Ilse und Ocker ein klareres Yerständniss des Verhältnisses des Granits zum Gabbro und beider zu dem Schichtgebirge mit seinen eingelagerten alten Eruptivgesteinen gebracht haben würden. Unterdessen hat v. Groddeck im Spätjahre 1876 (Bd. XXIX der Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft, S. 442 ft'.), anknüpfend an seine wichtige Entdeckung der die Schichten ver- werfenden Keilwasserspalte, eine detaillirtere Theorie von der Ent- stehung der Oberharzer Gangspalten gegeben. Indem er den durch sein auffällig gegen NNW. gerichtetes Streichen von den nam- hafteren Oberharzer Gangspalten abweichenden Gang in die BoRCHERs’sche Gangkarte eintrug, fiel ihm auf, »dass alle Gänge des Oberharzes, im grossen Ganzen, strahlenförmig vom oberen Kell- wasserthal auslaufen. Es tx-eten deutlich 3 Hauptgangstrahlen hervor. Der südliche Strahl mit einem Generalstreichen in h. 7, wird von dem Silbernaaler Gang, vereinigter Burgstädter und Rosenhöfer Zug und dem Schulthaler Zug gebildet. Der östliche Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 9 Strahl ist der neue in h. 12 streichende Gang. Den mittleren Gang bilden der Lautenthaler Hahnenkleer und der Bockswieser Festenburger Schulenberger Zug, die einem Generalstreichen in h. 9 folgen. Der südliche und östliche Strahl laufen von der Steilen Wand im oberen Kellwasserthale aus, wo Bruchbergquarzit und Brockengranit zusammenstossen. « Diese formalen Verhältnisse, zusammengehalten mit dem Um- stande, dass die Schichten an der Steilen Wand und im Fort- streichen so auf der ganzen Flucht » an den nordwestlichen Ab- hängen des Bruchbergs und Brockens« stark zusammengefaltet sind und unter steilen Winkeln südostwärts fallen, während sich je mehr gegen NW. von diesen Abhängen, um so mehr eine all- mäliffe Verflachung der Schichtenfalten einstellt, führten v.Groddeck zu der Annahme, »dass bei der Hebung des Gebirges der Bruch- bergquarzit und der Brockengranit sich in der Richtung von SO. nach NW. bewegten und dabei die vor ihnen liegenden Schichten zusammenschoben.« Aus der ferneren Annahme, »dass diese Ge- steinsmassen mit verschiedener Intensität auf die in der Be- wegungsrichtung vor ihnen liegenden Schichten einwirkten«, wird alsdann das sternförmige Zerreissen der also zusammengeschobenen Schichten, »das Ausstrahlen der oberharzer Gangspalten vom oberen Kellwasserthale aus, wo Bruchbergquarzit und Brockengranit zu- A b sammenstossen« , nach nebenstehen- dem Schema hergeleitet. Mein sehr ^ CK ^ t t verehrter Freund sehliesst seinen Auf- < — ** £' ß satz mit der Bemerkung, es könne , ^ meine Ansicht, dass am Harze ein <_/? und dieselbe Kraft die Schichten über- einander geschoben und die Granit- massen emporgepresst habe und dass durch die bei der Granit- eruption eingetretene Spannung in den Gesteinsschichten die Harzer Gangspalten aufgerissen seien, mit seiner Theorie anscheinend in besten Einklang gebracht werden. In der That ist diese Uebereinstimmung bis zu einem ge- wissen Grade , aber auch nur bis zu einem gewissen Grade , vor- handen. Sie besteht darin, dass wir beide für die von meinem 10 K. A. Lossen, geologische und petrograpliische Freunde so vortrefflich geschilderte einseitig von SO. her zu- sammengeschobene, in anderen Theilen des Harzes ähnlich wieder- kehrende Faltung des Oberharzes, eine aus dieser Richtung her wirkende Kraft annehmen, dass wir beide dem Granit eine Rolle bei der Faltung zuweisen und dass wir aus den Beobachtungen auf eine ungleiche Einwirkung auf die nordöstliche und die süd- östliche Schichtenhälfte des Oberharzes schliessen. Der Unter- schied in der beiderseits entwickelten Anschauung liegt, sowie mir scheint, vorzugsweise an der Verschiedenheit des Standpunktes bei dem Ueberblick über den ganzen Gebirgsbau. Mein um die Kenntniss des Oberharzes und speciell um die geologische Rolle seiner Gangspalten als Verwerfer der Schichtenfalten so hoch ver- dienter Freund, dem seine mannichfaltigen Berufsgeschäfte nicht gestatten in erster Linie Harzgeologe zu sein, schaut meiner Meinung: nach die Frage etwas einseitig von dem allzusehr be- schränkten und scheinbar relativ einfach gebauten Gebirgs- fragmente des Oberharzes an. Nur so wird es verständlich, dass seine Theorie ganz absieht von dem einen der beiden Falten- systeme, die den Gebirgsbau des Harzes beherrschen und von deren gegenseitigem Altersverhältnisse *), wie ich es z. B. in der Defor- mirung der mit dem Oberharzer Schichtensysteme gleichgerichteten Selkemulde durch das jüngere hercynische Rammbergmassiv aus- gedrückt fand. Nur so kann man ferner die Unbestimmtheit in der Rolle, die er dem Granit anweist* 2), gerecht beurtheilen. Es :) Wenn ick 1867 in jener allerersten Mittheilung über die in den Faltenbau des Harzes umformend eingreifende Graniteindrängung dieses Eindringen der Granitstöcke als »wesentlich gleichzeitig« bezeichnet habe, so trifft dies ja für die Eruptionszeit in der Zeit der productiven Steinkohlenformation wesentlich zu. Den relativen Unterschied ergaben erst spätere Untersuchungen. 2) Das im Frühjahr 1876, allerdings nur sehr summarisch zusammengefasst, in den Sitzungsberichten der Deutschen geologischen Gesellschaft mitgetheilte Haupt -Erg ebniss meiner Studien über den Bau des Harzes, in dem das jüngere Alter des hercynischen Systems, wie es sich schon aus der Deformirung der Selkemulde und aus dem Bodegange ableiten liess, nicht ausdrücklich erwähnt und von dem hercynischen Antheil des Brocken-Granitmassivs nicht speciell die Rede ist, war meinem Pfingsten 1876 überdies von Klausthal abwesenden Freunde vor der ersten Aufstellung seiner Theorie wohl entgangen und so hat er meine ihm über die Entstehung der Oberharzer Gangspalten und des Rammeisbergs zufolge der Einwirkung des Ockerthaler Granits auf den Devonsattel angedeuteten Mittheilungen missverstanden (vergl. v. Groddeck a. a. 0. S. 447). Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 11 galt ihm eben nur den mechanischen Effect ungleichen Drucks hervorzuheben, darum wird geradezu gesagt, man könne sich an Stelle des Brockengranits ebensogut eine gleich grosse Dolomit- masse denken ; ob der Granit fest oder flüssig1 gewesen sei , das wird mit vollem Bewusstsein unentschieden gelassen. So wenig man nun aber den Oberharz als für sich entstanden von dem übrigen Gebirgsbaue des Harzes getrennt denken kann, so wenig ist eine solche Selbstbescheidung consequent durchführbar. Denn obwohl v. Groddeck weder feststellt, ob der Bruchbergquarzit oder der Granit grösseren Druck ausgeübt habe, noch auch, ob beide gleichzeitig oder einer nach dem anderen und welcher von beiden zuletzt gedrückt habe, deutet er doch ausser der lediglich auf die Faltungsweise der nordwestlich angrenzenden Schichten basirten schlichten Aussage, der Granit sei bei der Hebung des Gebirges in der Richtung von SO. nach NW. bewegt worden, als gewissenhafter Beobachter das Grenzverhältuiss zwischen Quarzit und Granit an der Ausstrahlungsstelle an. Dabei zeigt sich nun, dass die Schichtenverwerfung, welche zu der schönen Entdeckung der auch örtlich durch Aufschürfung als Gang erkannten Kell- wasserspalte führte, den Quarzit selber verwirft, so dass der Granit nicht nur, wie v. Groddeck hervorhebt, beiderseits der Spalte hinter dem Quarzit folgt, sondern auch längs der Bruchlinie öst- lich der Steilen Wand netten den diese Wand zusammen- setzenden, quer gegen das Streichen durchbrochenen Quarzitschichten steht. Damit wird aber der Strahlungspunkt für diese h. 12 streichende Spalte um die Breite der Steilen W and gegen S. gerückt und hört, da nach v. Groddeck’s eigner Angabe der ideal verlängerte Schulenberger Zug überhaupt nicht in das obere Kellwasserthal hineinläuft, für alle drei Strahlen auf Strahlungspunkt zu sein. Der südliche und der mittlere Gangzug v. Groddeck’s laufen vielmehr, wie ein Blick auf die Karte lehrt, unter etwas verschiedenem Winkel spiesseckig auf die Keil wasser- spalte zu, ganz wie der Gemkenthaler Zug weiter nördlich: das Ausstrahlen von einem Punkte ist für mich nicht bewiesen. Es fordert die Theorie streng' genommen auch gar keine ö O O Strahlung, vielmehr wird ein einfacher Querriss EF nach um- stehendem Schema unter sonst gleichen Umständen stets die ein- 12 K. A. Losskn, geologische und petrographische fachste Folge des rechtwinklig un- gleich stark wirkenden Faltungs- drucks sein , falls sich letzterer überhaupt im Beissen und nicht vielmehr im höheren Anschwellen und convexen Vorbiegen der Falte gegenüber dem stärkeren Drucke äussert. Zugleich aber drängt sich unwillkürlich die der Auffassunarsweise v. Groddeck’s fernliee;ende Frage auf: hat der Granit als Eruptivgestein längs der Steilen Wand den Quarzit durchrissen und seitwärts verdrängt oder ist auch er, wie der Quarzit, verworfen? Diese Frage, die bei der Zusammenstellung der Harzüber- sichtskarte Ende 1876 an mich herantrat, weist freilich auf die Unterliarz-Seite des Brockengranits nach St. Andreasberg hinüber. Gerade hierbei aber sollte sich die Zugehörigkeit der altehrwürdigen Bergstadt und ihres Beviers zum Oberharz, beziehungsweise der untrennbare Zusammenhang zwischen Unter- und Oberharz in einer ganz überraschenden, für die Weiterentwicklung der Kennt- niss vom geologischen Bau des Harzes folgenreichen Art erweisen. Für St. Andreasberg lag damals ausser Hermann Credner's vor- trefflicher, auf den langjährigen Erfahrungen des Bergraths Strauch fassender Abhandlung aus den sechziger Jahren Q eine vorläufige, von Gängen und Büscheln zunächst abstrahirendeKartirung(l : 25000) voiiE.Kay.ser auf einer nur unvollkommenen topographischen Grund- lage2) aus dem Sommer 1874 vor, also aus einer Zeit, in der uns die Kenntniss von der Kellwasserspalte noch fehlte und in der mein Freund noch viel weniger über meine Vorstellung von dem Verhältnisse des Granits zu den Schichtfalten näher unterrichtet sein konnte, als v. Groddec.k zur Zeit der Aufstellung seiner Strahlungstheorie. Abstossen der Schichten gegen den Granit galt ihm sonach als ein Durchgreifen des Eruptivgesteins und die Frage nach der Verwerfung des Granits mitsammt den Schichtgesteinen, welche sich auch mir hier zum erstenmal im Harze aufdrängte, lag ihm fern. r) Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1865, Bd. XVII, S. 163 ff. 2) Die metrische Aufnahme des Generalstabs fehlte damals noch, Beiträge zur Kermtniss des Harzes. 13 Als ich nun bei Zusammenstellung der v. GRODDECK’schen und KAYSER’schen Kartirungsresultate wahrnahm, dass unten im Oderthaie unter den Hahnen kl eer Klippen die Grauwacken- und Schiefer-Hornfelsschichten ebenso gegen den gegenüber unter den Rehberger Klippen hoch aufragenden Granit abstossen, wie jenseits des Oderteiches der Granit gegen den Quarzit der Steilen Wand, dass also eine gleichsinnige Verschiebung längs der gerade in s Oderthal hineinfallenden Verlängerung der Keil wasser-Spalte statt- habe, da stand das Bild einer grossartigen Spaltenverwerfung mit einmal klar vor mir. Ich erinnerte mich, dass schon den Alten das obere Oderthal in seinem geradgestreckten, dem oberen Kellwassertlial entgegengesetzten Laufe als Spaltenthal gegolten hat; ich sah die überraschende Harmonie zwischen dem Gebirgs- relief und der Verwerfung., indem ich die das Hahnenkleer Plateau um 300 Fuss J) überragende Rehbergswand gleich der Steilen Wand als den höher stehenden Gebimstheil im Lienenden der nach der Aufschürfung steil ostwärts einsenkenden Verwerfungs- spalte erwog; ich maass die Höhendifferenz der unteren Grenze der beiden dem Granit des Rehbergs, wie des Hahnenklees auf- ruhenden Grauwackenhornfelsdecken im Betrag von rund 400 Fuss1) und ich zeichnete die Verwerfungslinie vorläufig in die Karte ein. Dabei aber fiel mir zugleich sehr auf, dass wenig südlich von der Stelle, wo die Seitenverschiebungen längs der aus dem Keil- wasser ins Oderthal in idealer Linie quer durch den Granit ge- zogenen Spalte auf hören, die Ruschein von St. Andreasberg an- heben. Ich zeichnete mir dieselben aus Strauch -Credner’s Grund- riss 2) in das geologische Bild der Gegend ein und fand, dass sie sehr spiesseckig gegen die Schichten und circa 00° gegen die Oder-Spalte3) streichen. Es traf also die bisher geläufige Ansicht, 0 Decimalfuss = 0,37662 Meter. 2) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XVII, Taf. HI. 3) Der Kürze halber werde ich fortab die meiner Ueberzeugung nach aus dem Keilwasser ins Oderthal übersetzende Spalte die Oderspalte nennen. Es sprechen hierfür aber auch sachliche Gründe. Einmal kann man nirgends im Harz den Effect der Spialten-Verwerfung mit einem Blick so sichtlich wahrnehmen als im Oderthaie; sodann giebt es nur einen Oderfluss im Harz, während die 14 K. A. Lossen, geologische and petrographische dass Ruschein und Schichten parallel streichen, nicht zu; überdies erinnerte ich mich der meiner Erfahrung nach meiner Haupt-Quarzit- Zone angehörigen von F. A. Roemer bekannt gegebenen Unter- Devon -Fauna von dem Dreijungferngraben und ich kam zum Schluss, dass Schichten eines relativ so hohen Niveaus der Tauner Grauwacke des Sagemühlenbergs nur zufolge einer Verwerfung so nahe kommen könnten. Fs befestigte sich in mir die Vorstellung, die Ruschein möchten einen längs der nördlichen Neufanger Ruschei normal eingesunkenen und längs der südlichen Fdelleuter Ruschei durch eine Ueberschiebung begrenzten Gebirgskeil einschliessen, und ich war sehr befriedigt, aus Urei »neu s sorgfältigen Aufzeichnungen der langjährigen Erfahrungen Strauch s zu ersehen, dass der Treff- punkt der den Keil einschliessenden Ruscheln gegen W. wohl be- kannt, gegen O. dagegen mindestens fraglich sei* 2); ich schloss daraus, die Ruscheln möchten gegen O., d. h. gegen die Oder- spalte, sich überhaupt nicht vereinigen. Im Herbste 1879 ging ich auf einige Tage nach St. Andreas- berg, um selbst an Ort und Stelle die bei der Ausarbeitung der Harzübersichtskarte gewonnene und in Vorträgen vor der Deutschen geologischen Gesellschaft vertretene Auffassung zu prüfen. Eei der Begehung des zum nicht geringsten Tlieile aus Schiefer- und Kalkhornfelsen bestehenden Gebietes kam mir die Erfahrung vom Rammberge her trefflich zu statten. Sofort am ersten Tage konnte ich an zwei Stellen die Verwerfung der Schichten längs der Neu- fanger Ruschei feststellen: einmal in den Feldern nördlich des Schachtes der Grube Katharina Neufang, wo der Hauptquarzit südlich der Ruschei bis auf ganz geringen Abstand an die Tauner Grauwacke nördlich der Ruschei herantritt; sodann im Sperren- thale, wo die Schichten oberhalb und unterhalb der hier das Thal durchquerenden und im Lettenstollen abgebauten Ruschei im Bach- bette und in den Thalgehängen deutlich anstehen, so dass sich Bezeichnung Kellwasser nur allzu häufig wiederkehrt, wie denn z. B. gerade in der Nähe der südlichen Endigung der von Norden her aus dem Kellwasser ins Oderthal herüberstreichenden Verwerfungsspalte ein zweites Kellwasser in die Oder einmündet; ein drittes tliesst vom Schneeloch her in die Ilse. J) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XX1N, S. 614 — 615. 2) a. a. 0. S. 185. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 15 das Abstossen der beiderseits abweichend (in h. 2'ä/^ nnd h. 4 1/2) orientirten Streichlinien an der Ruschei direct beobachten lässt. Mit Freund Kayser, der nun von Sieber herüberkam und alsbald meiner Auffassung beitrat, konnte ich westwärts bis zum Treff- punkte der Grenzruscheln noch eine ganze Reihe bestätigender Beob- achtungen machen. Ostwärts dagegen verloren wir bald die Spur der Neufanger Ruschei und konnten uns ebensowenig von der idealen Ergänzung Strauch ’s bis zu einem Treffpunkte im Oder- thaie überzeugen. Dagegen richtete ich die Aufmerksamkeit auf den Wenn sglückter (Gideoner) Gang, der nach der Mittheilung Credner’s1) durch Mächtigkeit, Nebengesteins-Füllung nnd Hohl- räume ein so ganz abweichendes Verhalten von allen dortigen Silbererzgängen zeigt und als östlichster Gang nach heutiger Erfahrung eher als Ostgrenze der reichen Edelgänge gelten darf, als jene ideale, wie mir scheint, der Symmetrie halber in der Fortsetzung der nachgewiesenen Neufanger Ruschei ersonnenen Bogenlinie bis zum Oderthaie, der immerhin einzelne verruschelte Stellen im Gebirge als hypothetische Anhaltspunkte gedient haben mögen. Damit war eine neue Grundlage gegeben für eine eingehen- dere geologische Untersuchung des St. Andreasberger Gangreviers im Zusammenhänge mit der Kartirung der ganzen Gegend. War die von Hrm. Credner vertretene Auffassung2) von der Entstehung der Ruschein im Gefolge der Diabas - Eruption von dem Augen- blicke an hinfällig, da der Diabas von dem Verfasser als all- gemein vor der Faltung des Gebirges in bestimmten Horizonten zwischen den Schichten desselben eingeschaltet uachgewieseu war, so trat mit dem Nachweise der Verschiebungen auch der Di ab asmassen längs der Ruscheispalten das Bildungsgesetz der letzteren in den Rahmen des Entstehungsgesetzes der Harzer Ueberschiebungen oder Verwerfungen schlechthin ein. Ruschein o o sind wohl niemals offene Spalten gewesen, welche, wie Credner annahm, durch einfallende Gesteinswände gefüllt wurden, sie sind vielmehr eine Verrusehelung d. h. Zerdrückung der Schichten längs parallel oder sehr spiesseckig zu den Falten verlaufenden Gleit- J) a. a. 0. S. 197. 2) a. a. 0. S. 230. 16 K. A. Lossen, geologische und petrographische flächen, liervorgegangen aus reinen Falten Verwerfungen oder ans einem windschiefen Verbiegen, beziehungweise Ueberbiegen schief gedrückter oder gedrehter Falten. Also gilt es nunmehr aus dem Faltungsprocesse und dem Eingreifen des Granits in denselben die Bildung der Kuscheln darzuthun. Auch in den Profilen des Oderthaies und längs des Rehberger Grabens, die ich im verflossenen Frühjahre noch ein zweitesmal auf anderthalb Tage besucht habe, konnte ich den ersten Beob- achtungen Kaysers manches hinzufügen, was meine Deutung der- selben im Sinne der aus dem Keilwasser ins Oderthal fortsetzen- den Spaltenverwerfung bekräftigte. Dreierlei sei daraus angeführt: Geht man vom Grabenhause am Graben entlang nach dem Oder- teiche hin zu, so gelangt man bald aus den Hornfelsen der Tauner Grauwacke in den Granit, doch so, dass man bis jenseits der be- rühmten Rehberger Klippen die Unterkante der Grauwackendecke nicht allzu hoch, höchstens 100 Fuss, meist aber in geringerem Ab- stande zur Linken über sich hat. Untersucht man das Gestein ge- nauer, so bemerkt man bald, dass es auf diese ganze Erstreckung zur porphyrartigen Structur hinneigt, einmal wurden sogar Stücke mit der für abnorm erstarrten Granit oft so charakteristischen Granophyrstructur gefunden. Erst in weiterer Entfernung gegen N., wo die untere Grenze der Grauwacke mehr in die Höhe rückt, folgt am Graben ein gleichmässig körniger Normalgranit: es ist also jene abweichende der Porphyrstruetur angenäherte Ausbildung an die ursprüngliche, durch die Grauwacke vor der Erosion hier bewahrte Erstarrungsrinde des Granits gebunden, ln dem Steil- absturze der Rehbergswand zwischen dem Graben und dem Oder- thaie steht der normale Granit an, jenseits des Flusses und der unter dem Thalschutte herstreichenden Verwerfungslinie dagegen kehrt da, wo sich in der Tiefe der Granit neben der Fahrstrasse unter dem Grauwackenhornfels hervorhebt, die porphyrartige Structur des Gesteins wieder und so kann man die Verwerfung des Granits direct aus der Verrückung seiner Erstarrungsrinde nachweisen. Auch die kleinen von unten in die Grauwackenhornfeldsdecke verzweigten Granitapophysen, denen seit F. Hoffmann's meister- hafter Beschreibung der Rehberger Graben seine Anziehungskraft Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 17 verdankt, so sehr, dass das Auge von der viel grossartigeren Er- scheinung der Spaltenverwerfung abgelenkt worden ist, finden sich in der Tiefe des Oderthaies wieder. Es giebt daselbst unmittel- bar nördlich der zweiten oberhalb des Andreasberger Rinderstall’s gelegenen Oderbrücke eine mir durch Kayser’s Kartirung be- kannt gewordene Stelle, welche besondere Aufmerksamkeit ver- dient, weil auf kurze Erstreckung die Grauwacken vom Hahnen- klee herüber auf das andei’e Oderufer übertreten, so dass hier der Fuss der Rehbergswand eine niedrige Vorlage von Grauwacke be- sitzt. Hier fand ich im Bette der Oder selbst, da wo der Fluss über die Grauwackenklippen rauscht , 400 Fuss Q unter den Rehberger Klippen, die kleinen Granitgänge in der Grauwacke wieder. Der Zweck, der mich an diese Stelle geführt, war indessen ein anderer. Ich hoffte hier, wo die Verwerfungsspalte nicht unter dem Thalschutte liegen kann, sondern zwischen jener Grauwacken- vorlage und der Granitwand des Rehbergs hindurchstreichen muss, Ganggestein als directen Beweis für ihr Vorhandensein zu finden. Das Resultat war indessen trotz zweier sehr mühsamer Klettertouren an den steilen, mit Granitblockwerk überrollten und mit dichtem Un- terholze bewachsenen Gehängen leider ein ungünstiges. Nur einen Brocken quarzigen Ganggesteins fand ich an der übrigens durch Wasserreichthum ausgezeichneten unteren Contactstelle von Granit und Grauwacke. Günstigere Resultate erzielte ich in der Auf- suchung von Ganggestein in der Umgebung des Oderteiches. Hier konnte ich Freund Kayser alsbald eine Anzahl durch Quarz- blöcke, z. Th. mit Manganerzeinwachsungen, ausgezeichnete Stellen namhaft machen, die zur näheren Festlegung des Verlaufs der Gangspalte, da wo sie beiderseits von Granit begrenzt wird, dienen konnten. Die auffälligste dieser Stellen, welche Niemand über- sehen kann, ist in der Serpentine, mit der die Oderthalstrasse vom Oderteiche zum Thal niedersteigt. Ebenso leicht zu finden ist eine zweite, ausser durch manganerzführende Gangquarze durch Nässe und Eisenocherbildung ausgezeichnete Stelle nahe der SO. -Ecke des Teiches in dem nach Oderbrück führenden Fusswege. Ganz Decimalfuss = 0,37662 Meter. 2 K. A. Lossen, geologische und petrographische dieselben Gangquarze fand ich bei dem Grabenhause aufgestapelt und erfuhr durch Nachfragen von dem Grabensteiger Hipperling, dass sie 1866 bei dem Ablassen des Oderteiches in grosser An- zahl aus dem Teichgrunde gewonnen worden seien. So forschte ich denn auch nicht vergebens auf der Westseite der Nordhälfte des Teiches nach solchen Blöcken zwischen dem z. Th. auch hier in porphyrartiger Structur ausgebildeten Granitblock werk. Wenn man weithin im anstehenden Granit, wie z. B. im Profile längs des Rehberger Grabens, keine Spur von einem Quarzgange gefunden hat und dann mit einmal auf so auffällige Blockanhäufungen stösst, kann man nicht daran zweifeln, dass sie einem durchsetzenden Gange ihr Dasein verdanken. Die Füllung der Gänge ist dabei für den Geologen, der zunächst die Entstehung des Spaltennetzes im Zusammenhänge mit der Gebirgsfaltung und Hervorpressung der Eruptivgesteine verfolgt, erst von secundärer Bedeutung; dass aber auch Bergbau umging in der Nachbarschaft der Oderspalte, dafür habe ich in 3 alten, im östlichen Ufer der Oder im Forstorte Dietrichs- thal zwischen dem Hahnenklee und dem Rinderstalle angesetzten Stölln und zugehörigen Pingen Belege gefunden. Die meines Wissens bisher nirgends in der Harzliteratur oder auf mir zugäng- lichen Karten und Rissen erwähnten Baue dienten zur Auf- schliessung von vorzugsweise Quarz, Eisenglanz, Kalkspath und Kupferkies führenden, von der Endigung der Hauptspalte seitwärts ablaufenden Gangtrümern, welche ich in h. 8 gegen OSO. bis zu den Dreekthälern hinüber verfolgen konnte, also bis in die Nähe des zwischen dem Rinderstalle und dem Ostende der Edel- leuter Ruschei beiderseits der Oder bekannten Gangsystems. Damit schloss ich meine durch die Ausarbeitung der Harz- übersichtskarte bedingte Recognoscirung des Oderthaies und des St. Andreasberger Gangreviers ab, indem die weitere Aufhellung des geologischen Zusammenhanges der Oderspalte und der südlich davon folgenden Gänge mit den Ruschein selbstverständlich nur von der meinem Collegen Kayser anvertrauten geologischen Detailaufnahme der ganzen Gegend erwartet werden durfte ’). J) Vergl. E. Kayser’s Abhandlung in diesem Bande dieses Jahrbuches. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 19 Welches aber auch das Resultat dieser eingehenderen Unter- suchungen sein wird, wie immer dieselben mit den vom Oberharze her gegen den Bruchberg hin fortgesetzten sich die Hand reichen mögen zur Vervollständigung und zum besseren Verständnisse der Entstehung des Gangspaltennetzes im Westharze, stets wird die nur durch die vereinigte Forschung der Harzgeologen nach Richtung und Wirkung ermittelte mindestens 14 Kilom. lange Oder- Spalte eine normgebende Linie ersten Ranges im Spalten- und Falten- systeme des Harzes bleiben müssen und darum mag es meinem Freunde v. Groddeck, der mit der Entdeckung des Nord- endes »die sei' Verwerfüngsspalte mir den Hebel zur Bewältigung des Problems darreichte, immerhin zur aufrichtigen Freude ge- reichen, dass ich ihm seinen Strahlungspunkt von der Steilen Wand südwärts bis zu den Andreasberger Ruschein gerückt habe. Denn es wird wohl allseitig gern zugestanden werden, dass der Kraft, welche den Granit und das ihm aufruhende Schichtgebirge ein- schliesslich der obersten Culmschichten durchgespalten hat, eine Hauptrolle im Gebirgsbildungsprocesse zufallen müsse. Wie aber lässt sich diese Kraftäusserung mit dem Satze, dass im Harze ein und dieselbe Kraft die Schichten übereinandergeschoben und die Granitmassen emporgepresst habe und dass durch die bei der Graniteruption eingetretene Spannung die Harzer Gangspalten aufgerissen seien, in Einklang bringen? Ich glaube nicht im Sinne des durch v. Groddeck für die Ausstrahlung; der Gänge von einem Punkte geltend gemachten, meines Erachtens allzuscharf formulirten Satzes1): »Hängt die Spaltenbildung mit der Faltung genetisch zu- sammen, so lässt sich das nur durch einen bei der Faltung senkrecht gegen die Streichungsrichtung, nicht überall gleich stark wirkenden Druck erklären.« Denn, wenn wir uns nun den Ausstrahlungspunkt bis zu den Ruschein von St. Andreasberg nach S. gerückt vorstellen, so giebt der Verlauf der südostwärts noch weiter zurückliegenden Massen, der Diabase und der Tauner Grauwacke in der Gegend von Oderhaus u. s. w., uns gar keinen Anhaltspunkt für einen solchen von SO. her rechtwinklig aber ungleich wirksam gewesenen F altungsdruck. Die Lehre von den Lagerstätten der Erze, 1879, S. 316. 2 20 K. A. Lossen, geologische und petrographisclie Die Gangspalten im Harze verlaufen überhaupt, vielleicht mit ganz geringfügigen Ausnahmen, sammt und sonders nicht quer- s cli 1 ägig, sondern spiess eckig zu den Streichen der Schichten; solche spiesseckigen Brüche hängen aber nicht so sehr von einem »bei der Faltung« senkrecht, aber ungleich gegen das Streichen der Schichten wirkenden Drucke, als vielmehr von einem solchen ab, der schief gegen schon mehr weniger gefaltete Schichten wirkt; sie sind meist die Ausgleichungen einer Span- nung, hervorgerufen durch Druck oder Zug, welcher die gefalteten Schichten ihrer Streichlinie nach umzubiegen oder zu knicken und zu falten bestrebt ist. . In der meinerseits schon 1867 (vergl. oben) ganz bestimmt formulirten Auffassung, dass die Graniteruption in das bereits in Faltung begriffene Gebirge, die Faltung vollendend, umformend und unterbrechend eingegriffen habe, liegt ebenso, wie in der eingangs erwähnten, 1870 in den Texten zu der ersten Lieferung der Specialkarte des Gebirges gegebenen Darlegung von der ver- schiedenen Nachgiebigkeit der Gesteine gegen den Faltungsdruck je nach ihrer grösseren Steifigkeit oder aber Faltungs- und Pressungs- fähigkeit, ein leicht verständlicher Hinweis auf die Herkunft eines solchen schief zu der ursprünglichen Faltungswirkung wirkenden Druckes oder Zuges. In der aus der deformirten, quer gegen die ursprüngliche Muldenlinie gefalteten, rückwärts gestauten und durch- rissenen Selkemulde vorzüglich abgeleiteten und auch sonst vom Harze und anderwärts her best beglaubigten Theorie von dem jün- geren Alter der liercynischen Faltung gegenüber dem im Harze herrschenden niederländischen Faltensysteme ist aber ein noch viel ausgesprochenerer Hinweis darauf gegeben. Am Unterharze kann man sehr deutlich allerwärts den Zusammenhang zwischen dem Streichen und dem Fallen nach windschief gebo- genen Falten und spiesseckigen Spalten nachweisen. Wenn der Nachweis eines solchen Zusammenhanges vom Oberharze her trotz der dort die Forschung begünstigenden unter- irdischen Aufschlüsse noch nicht versucht worden zii sein scheint — ich finde in v. Groddeck’s vortrefflicher Lagerstättenlehre zum wenigsten darüber nichts — , so mag das z. Th. an der Monotonie Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 21 des Culms, z. Th. aber daran liegen, dass man dort die Theorie vom Gebirgsbaue mit Vorliebe nach dem Baue der Alpen be- misst1). Es ist ja nur zu begreiflich, dass die grossartige Heim’ sehe Leistung, die übrigens nach dem Satze »viel Feind, viel Ehr« auch in manchem Punkte lebhaft bekämpft wird, die wohlverdiente Beachtung findet, und gern spreche ich hier dankbar aus, dass dies Buch, wie Suess’ Meisterwerk über die Alpen und auch die Discussion mit den Klausthaler Freunden in mancher Hinsicht klärend auf meine von Haus aus mir eigene Theorie über den Bau des Harzes eingewirkt hat. Aber »eines schickt sich nicht für alle« : der Harz ist nun einmal kein Kettengebirge, sondern ein als Gebirgsknoten nachgewiesenes wind- schiefes, elliptisches Massengebirge mit ausgepresstem Eruptivmagma in den dynamischen Brennpunkten, eine Gebirgsform , die in Heim s Eintheilung der Gebirge nicht vorkommt2); Ueberschiebungen von verschiedenen Seiten her, von Heim kaum gefunden3), sind im Harze recht häufig; in ihm herrschen Schiefer und Grauwacken, Diabas und Granit, nicht aber Kalksteine vor; da, wo diese letzteren aber einmal local herrschen, wie in der Gegend von Elbingerode, ist zufolge ihres spröden Materials die ungleichförmige Lagerung, d. h. wie ich letzten Sommer nachge- wiesen habe, spiesseckige Schichtenverwerfung4) ganz allgemein. Wenn in dem von Heim bearbeiteten Antheile der Alpen thatsächlich wesentlich nur Falten, Spalten aber nur höchstens ganz untergeordnet *) Yergl. die Citate aus Heim in v. Groddecis’s Lagerstättenlehre, S. 24 und 315, sowie in G. Köhler’ s u. F. Wunderlich’s neueren lehrreichen Schriften. 2) Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung, Bd. II, S. 220 erklärt A. Heim »die sogenannten Gebirgsknoten« gradezu als »nur durch die Erosion modellirte Gestalten, die nicht in der Faltung der Erde begründet sind«; den Harz speciell kennt Heim so wenig, dass er denselben (a. a. 0. S. 208) mit dem Wesergebirge in ein gegen NW. abgeschwächt gefaltetes Kettengebirge zusammenzieht. 3) a. a. 0. S. 221. 4) In die Ueber sichtskarte konnten diese Discordanzen noch nicht als Ver- werfungslinien eingetragen werden, wie denn deren auch in der ersten Lieferung des detaillirten Harzkartenwerkes manche fehlen und es überhaupt misslich ist, dass wir in unseren geologischen Karten bislang vorzugsweise nur die Spalten, nicht aber die Falten Verwerfungslinien deutlich hervortreten lassen. 22 K. A. Lossen, geologische und petrographische zu finden sind, was Angesichts der Grossartigkeit der Dislocat-ionen und Presslings Wirkungen vielleicht doch noch der Bestätigung be- darf, so passt er zum Vergleich mit dem Harze jedenfalls nur in beschränkter Weise. Wenn man daher am Oberharze bereits dahin gelangt ist, Diabase als bis zu einem gewissen Grade plastisch gemacht J) anzusehen und selbst der Bammelsberger Erzcoloss als im festen Zustande gefältelt und bis zum Lettenbesteg im Mittel- schenkel verquetscht* 2) erachtet wird, so will ich jetzt und an dieser Stelle die Berechtigung zu solchen Vorstellungen, so wenig wie die ganze HEiM’sche Theorie discutiren. Die Theorie vom Baue des Harzes ist auf Harzer Boden seit 1867, also vor der erst 1878 x) F. Wunderlich, Beitrag zur Kenntniss der Kieselschiefer u. s. w. , S. 9. Wenn ich mich hier abgeneigt zeige, eine solche einfach theoretisch gefolgerte Plasticität alter Eruptivgesteine entgegenzunehmen, so geschieht dies mit dem Hinweise darauf, dass gerade die genaue Untersuchung solcher nach primärer Structur und primärem Mineralbestande wohlbekannter Massen uns einen Grad- messer für die Richtigkeit der Theorie giebt; in welcher Weise die Diabase im Harz unter Ausbildung secundärer Mineralien als metamorphische Eruptivgesteine Druckschieferung angenommen haben, habe ich mehrfach gezeigt (vergl. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1872, Bd. XXIV, S. 706 — 707 in Anm. *) und S. 763; Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde in Berlin, März 1878); vergl. auch den Text zu BlattWippra. 2) Erfreut, dass die von mir 1876 auf Grund eigener Untersuchungen unter und über Tag den bisherigen Anschauungen entgegengestellte Auffassung über Stellung der Erzlagerstätte im Gebirgsplan und Genesis derselben eine so rege Betheiligung der Fachgenossen (vergl. A. Stelzner’s Brief an K. A. Lossen in Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XXXII, S. 809 und G. Köhler, die Störungen des Rammeisberger Erzlagers bei Goslar in Zeitschr. f. Berg-, Hütten- u. Salinen- Wesen XXX, Heft 1) an der Untersuchung des Rammeisberges hervorgerufen hat, kann ich doch an dieser Stelle nicht in die Discussion der complicirten Frage eintreten. Es sei daher hier nur constatirt, dass Stelzner wie Köhler der von mir gegebenen Deutung der sogenannten WiMMER’schen Leitschicht im Liegenden der Lagerstätte als Ruschei beitreten und dass auch der Zusammenhang zwischen flacher Lagerung und steilstehender Transversalschieferung jenseits der Ruschei mit der steilstehenden, der Schieferung wesentlich confonnen Schichtung diesseits von Köhler ganz in meinem Sinne aufgefasst wird. Auch die von mir nach den Schichtenbiegungen über Tag und den Rissen Wimmer ’s angedeutete Verbindung des alten und des neuen Lagers im Sinne einer Falte im Streichen kehrt (a. a. 0. Texttafel b, Fig. 3) bei Köhler wieder. Kurz, die Grundlinien für die durch Wimmer’s Deutung des sogen, hangenden Trums angeregte Auffassung der Lager- stättenform sind, wie mir scheint, nahezu die gleichen, nur in der genetischen Deutung liegt die Differenz (vergl. unten). Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 23 gegebenen theoretischen Darlegung Heim ’s, langsam aber stetig gewachsen. Dass sie sich in dem einen ihrer Grundprincipien, dem Uebergange einseitig zusammengeschobener Falten in Falten- verwerfungen (Wechsel) mit aufgepresstem Hangenden, mit Heim’s Theorie begegnet, kann für mich nur einen Grund mehr abgeben, auf dem Boden der eigenen Beobachtungen zu bleiben, wie denn ja auch mein hochverehrter Freund v. Groddeck seine Gangtheorie (1876) vor der Publication I I ei m s und vom Harze, allerdings ein- seitig vom Oberharze her, entwickelt hat. Um gerecht zu sein, muss ich nun anerkennen, dass der Ober- harz im Bruchberge und Acker ein kleines Kettengebirge für sich ganz allein besitzt. Dass die Gangtheorie v. Groddeck ’s unter Vorzugs weiser Berücksichtigung dieser Kette entstanden ist, hat ihr das Gepräge des nur aus einer Himmelsrichtung her recht- winklig, aber ungleich stark wirkenden Massenschubs aufgedrückt. Wäre mein Freund von seiner Auseinandersetzung über das Ver- halten der Ganglinien zu dem Kalkmassiv des Ibergs in erster Linie ausgegangen, er wäre vielleicht zu einem ganz anderen End- resultate gelangt. Hier ist das Gangnetz so zersplittert, dass das »Generalstreichen«, der Fluch aller darauf basirten geologischen und besonders aller Gangtheorieen, ganz verloren geht. Aber auch sonst ist im ganzen Oberharze lange nicht soviel Generalstreichen vorhanden, wie es auf den ersten flüchtigen Blick scheint. Die starke Zusammenpressung der Schichten im SO. bedingt ja allerdings im Allgemeinen eine viel grössere Geradlinigkeit der Streichen, als in den meisten Tlieilen des Unterharzes, das erleichtert aber nicht sowohl die klare Erkenntniss des Schichtenbaues, im Gegentheil erschwert es dieselbe. Bei seiner seit 1876 sehr vorgeschrittenen, ebenso mühevollen, als verdienstlichen Detailgliederung und -Kar- tirung der Oberharzer Culmformation wird das meinem Freunde so wenig entgangen sein, als der Umstand, dass auch in der Fall- linie durch Faltenverwerfungen bedingte complicirtere Verhältnisse, als die in seinem Profile durch den Oberharzer Grünsteinzug ge- zeichneten ]) vorhanden sind. Auch der Bruchberg, an welchem ) Zeitsehr. d. D. geol. Ges. 1876, Bd. XXVIII, S. 366. 24 K. A. Lossen, geologische und petrographische ich solche »Wechsel«, d. h. in der Streichlinie oder nahezu in derselben verlaufende Störungen mit Aufschiebung des Hangenden, als an dem grossartigsten Beispiele unseres Gebirges, für den Ober- harz zuerst zu erläutern suchte x), ist nicht so nach der Schnur ge- richtet, wie man den Worten v. Groddeck’s »das parallele Streichen (h. 3 — 5) und gleichgerichtete steile Einfallen (ca. 60 — 70° SO.) sämmtlicher Schichten zwischen Osterode und Harzburg, welches auch durch die Ockerthaler Granitpartie nicht wesentlich geändert wird« * 2) entnehmen könnte. Gerade ihn haben die älteren Harz- geologen, die doch gewiss dem Generalstreichen huldigten, wegen seiner »in h. 2 streichenden«, in »mehrerer Rücksicht als ein be- sonderes Lagerungsganze« zu betrachtenden, »z. Th. diagonal gegen die umgebenden Schieferschichten gerichteten und nur theilweise der Schichtung des Grauwacken-Thonschiefergebirges conformen« 3) Massen besonders hervorgehoben. In der That ist der mehr nord- wärts gerichtete Stauungsknick in der Axe der Quarzitkette zwischen Acker und Bruchberg auffällig genug, um so auffälliger, als eine Depression der Höhe damit verbunden ist und der fast h. 12 strei- chende Schatzkammerzug bei Altenau verlängert darauf trifft. E. Kayser, dessen Aufmerksamkeit ich auf diese Unregelmässigkeit im Baue des Bruchberges lenkte, hat durch seine überraschenden Resultate gezeigt 4), wie lohnend es sein kann, Knickungen in der Streichlinie zu beachten. Viel auffälliger noch sind indessen im nördlichen Oberharze die oben schon (S. 7 u. 8) theilweise als Deformirung des Devonsattels daselbst bezeiehneten , aber auch in den Culmschichten bemerk- lichen Abweichungen der Streichlinien: am Tillyberge bei Riechen- berg zwischen Langelsheim und Goslar und vom Rammeisberge bis in’s Eckerthal oberhalb der Rabenklippe misst man auf Schritt und Tritt Streichen in Stunde 2, 1, 12, 11, 10, 9, 8, 7, 6 oder B Zeitschr. d. D. geol. Ges., Bd. XXIX, S. 620 ff, vergl. auch v. Groddeck, ibid. S. 444 und A. Halfar, ibid. Bd. XXXIII, S. 350. 2) Zeitschr. d. D. geol. Ges., Bd. XXIX, S. 440. 3) Zimmermann, Harzgebirge, S. 81 u. 117. 4) Vergl. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1881, Protocoll der April- und der November -Sitzung, über die »Ackerspalte«, sowie den Aufsatz des genannten Autors in diesem Bande des Jahrbuchs. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 25 eine in solchen Stunden gerichtete, die Streichlinien schneidende Transversstructur , d. h. Pressungsstructur. Was ich gegenüber dein trügerischen Generalstreichen seit 1867 für den Unterharz geltend gemacht habe, gilt auch hier. Dieselbe Tendenz einer gegen 0. convexen Umstauung des herrschenden nieder- ländischen Falten Systems in das her cyni sehe, welche in der Selkemulde, in der Elbingeroder Mulde bei Hüttenrode wie auf der Ostseite des Brockens, kurz überall gegen den Nordrand des Gebirges hinzu sich geltend macht, kehrt auch hier mit charakteristischen Schichtbrüchen verknüpft deutlich wieder. Am reinsten aber tritt diese gegen Ost gespannte Bogenlinie als Ausdruck der aus der älteren Richtung in die jüngere über- gegangenen Druckwirkung im Ostrande des Brockenmassivs aus dem Grundplane des Gebirges hervor. Die tektonische Bedeu- tung der Oder-Spalte spricht sich nun darin deutlich aus, dass ihre von allen weithin fortsetzenden1) Gängen des Oberharzes abweichende nordnordwestliche Rich- tung der Sehne oder Drehungsaxe zu diesem Bogen entspricht und ebenso ihre östliche Fallrichtung der Spannung dieses Bogens: Die Zerspaltung des im Sinne des niederländischen Faltungssyste m s aufgepressten Granits von St. Andreasberg ist sonach als Folge des Wechsels der Faltungsrichtung im Sinne des hereyni- schen Systems aufzufassen, wobei sich das östliche Einfallen der Spalte als Resultirende aus der nordwestlichen Druckrichtung des niederländischen Systems und der südwestlich gekehrten Rückstau- richtung des im oberen Querschnitt durch die Erdkruste grossen theils entgegengesetzt wirkenden hercynischen Systems erklärt. Auf der Ostseite des Brockens kehren in der Elbingeroder Mulde solche Verwerfungslinien mehrfach wieder. Am grossartigsten aber tritt uns die Zerspaltung des ganzen Gebirges nach der Streich- und 0 Als Gänge von kürzerer Erstreckung in der Streichrichtung der Oder- spalte sind zu verzeichnen: der Schatzkammerzug bei Altenau, der Segen des Herrn westlich von Ober- Schulenberg und die Schwerspathgänge südlich des Jägersblecker Teichs, letztere beide sind bei der Eintragung in die Uebersichts- karte übersehen worden. 26 K. A. Lossen, geologische und petrographische der Fallrichtung der Oderspalte in dem durch die Porphyre und Melaphyre von unten auf erfüllten Gangsysteme im Zwischen- gebiete zwischen Brocken und Rammberg entereffen. Ich habe die Bedeutung dieser Gänge gerade in dem am meisten gestörten Gebirgsbaue zwischen den einander zugekehrten Seiten der Granitstöcke schon mehrfach hervorgehoben und dabei auch ihren Verlauf in der Richtung einer Sehne der gegen Ost convexen Schichtenbögen oder einer Mittellinie (Drehungsaxe, ver- gleiche weiter unten) der Z-förmig zusammengezogenen Stauungs- falten jenes Zwischengebietes betont1). Aber erst, nachdem ich die petrographische Beschaffenheit der einzelnen Spaltengesteine näher untersucht hatte, gelang mir dann im Frühjahr 1880 der bündige Nachweis des, wie ich darthun zu können glaube , für den Bau des ganzen Gebirges wichtigen Spaltenbildungsgesetzes. Die Klar- legung desselben kann zugleich als Maassstab für unsere einstige und jetzige Kenntniss vom Harze dienen. Der vortreffliche Beobachter Zimmermann hatte schon in seinem Harzgebirge eine für das in Rede stehende Gesetz bedeut- same Mittheilung gemacht. Er giebt (S. 489) gelegentlich der Beschreibung des Tanner Bergreviers von einem im Hasselhäu zwischen Trautenstein und Tanne beobachteten Porphyrgange an: »hier zeigt es sich, dass der Porphyr das ältere Gestein ist, denn während derselbe bis an den Grünstein (sc. Diabas) heransetzt, wird er von diesem abgeschnitten, findet sich aber auf der anderen Seite desselben in den Heiligenstöcken und nach Königshof hin wieder.« Als ich diese Stelle las, fand ich in ihr eine evidente Bestätigung meines Gesetzes, obwohl ich das Alter der beiden einander kreuzenden Eruptivgesteine gerade umgekehrt dahin dar- gethan habe, dass der pr aegr an i tische Diabas schon vor dem Hauptfaltungs- und Gebirgsbildungsprocesse zwischen die Schichten eingeschaltet wai^ der postgraniti sehe Porphyr dagegen Spalten- räume erfüllt, deren Entstehung nur zufolge der Gegenwirkung der beiden sich in ihrer Richtung kreuzenden Faltungs- und Granit- auspressungsprocesse verstanden werden kann. Es setzt offenbar, !) Zeitsehr. d. D. geol. Ges., Bd. XX, S. 453; Bd. XXVIII, S. 406; Bd. XXIX, 8. 201; auch E. Kayser an der zuletzt angezogenen Stelle. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 27 und darin liegt ein Theil jener erkannten Gesetzmässigkeit, der zufolge gehemmter Faltung in dem ganz in einander gepressten Gebirgstheile aufgerissene und zugleich1) mit Porphyr erfüllte B erstungsriss an der ein Hemmniss bildenden Diabasmasse ab und erleidet eine (bis zu einem gewissen Grade der Auslenk u n g d e r S p a 1 1 e n v e r- gleichbare) seitliche Verschiebung. Was hier an einer Stelle und für eine Spalte beobachtet worden ist, das lässt sich an den nahezu parallelen 1 1 Hauptgangspalten , welche zwischen Königshof und Neuwerck die Bode kreuzen, und auch an den Spalten des Auerbergsystems in häufiger Wiederholung nachweisen. Bis auf ganz vereinzelte Ausnahmefälle findet die z. Th. unter der Mitwirkung meines Freundes Kayser in nahezu 100 Fällen kar- tirte Spaltenverschiebung durch den ganzen Harz, vom Poppenberge bei Ilfeld bis nach Wernigerode und vom Auerberge bis in die Nähe von Benzingerode stets in dem Sinne statt, dass das nörd- lichere Stück des abgelenkten Ganges nach Osten ge- rückt ist. Dieses staffelförmig aus Südwest gegen Nordost ge- ordnete Vorrücken der einzelnen dem Streichen nach zwischen Stunde 1 1 und 1 durchschnittlich schwankenden ein und dem- selben Zuge angehörigen Gangstücke entspricht den in dieser SW. — NO.- Richtung und nicht umgekehrt zusammengedrückten Z-förmigen Stauungsknicken. Man sieht leicht ein, wie durch den Verschiebungsprocess zufolge des Parallelismus der 11 Gänge Gangstücke ganz verschiedener Gangzüge und darum von ganz abweichendem Gesteinscharakter in ein und dieselbe Flucht des geraden, wenn auch unterbrochenen Fortstreichens gelangen müssen. An anderer Stelle soll der petrographische Charakter der Einzel- spalten, dessen Verständniss erst die Lösung des Problems ermög- lichte, gemeinsam mit einer topographisch geologischen Beschreibung des Gangspaltennetzes erläutert werden. 1 ) Dass die Ausfüllung dieser Berstungsrisse mit der Entstehung der Spalten zusammenfallen muss, was ich früher Angesichts der Abhängigkeit ihrer Richtung vom Faltungsprocesse für nicht noth wendig erachtet habe, folgt zweifelsohne aus der Ausfüllung der gleichsinnig abgelenkten Einzelrisse ein und desselben Spalten- zuges durch dasselbe Eruptivmaterial. 28 K. A. Lossen, geologische und petrograpkische Nur einiger für den Gebirgsbau nicht unwesentlicher Umstände sei hier noch gedacht : Ich habe diese Eruptivgesteine als postgranitisch bezeichnet, weil ich das Entstehen solcher Berstrisse, die alle Falten schneiden und an den gefalteten Gesteinen zersplittern und abgelenkt werden, mir nur nach dem unter Auszwängung der Granitmassen erfolgten Maximum des Faltenwerfens vorstellen kann. Dafür spricht ausser der mittleren Streichrichtung aber auch die Gesammtform des Spaltensystems, das in der Richtung einer Linie vom Ende des Bodegangs auf die Hasseröder Granophyr- Apophysen hinzu bei Elbingerode sichtlich eingeschnürt ist, nördlich und südlich dieser Linie aber divergirt, und zwar in dem nördlichen, dem Brockenmassiv näher liegenden und darum nach der Ostgrenze desselben orientirten Theile am wenigsten, in dem südlichen, der Rammbergaxe mehr parallelen Theile innerhalb weniger intensiv ineinandergepresster Schichten am meisten. Verwerfungen längs dieser Gesteinsgänge sind recht selten, sonst müssten sie in der Elbingeroder Mulde, wo der Wechsel mächtiger Kalk-, Grauwacken-, Diabas- oder Schalsteinbildungen die Controle sehr erleichtert, ausserordentlich oft zu beobachten sein; das eben charakterisirt diese Spalten als relativ junge Berstrisse in einem durch die Faltung ganz versteiften Gebiete, wie denn ja auch der dem rheinischen Schiefer- gebirge zugekehrten steilen Westseite des Gebirges ein gleichge- richteter junger Hauptbruch zu Grunde zu liegen scheint. Doch fehlen Verwerfungen nicht ganz, wie ein sehr schönes Beispiel an dem von der Marmormühle unterhalb Rübeland nach dem Garkenholze übersetzenden Alelaphyrgange zeigt, auf dessen Ost- seite im Hangenden ein normaler Sattel gegen N. abgesunken ist, während westlich im Liegenden eine krummlinige westsüdwestlich weithin fortsetzende spiesseckige Hauptverwerfung mit geringeren Nebenstörungen angrenzt. Hier deckt sich also wohl der Berstriss mit einer älteren gleichsinnigen Spaltlinie. Andererseits kommen solche nahezu westöstlich gerichteten spiesseckigen, z. Th. deutlich mit Ueberschiebung der angrenzenden liegenden Schichten auf die jüngeren Kalk- und Diabasmassen verbundenen Störungen, welche den Andreasberger Ruschein am besten verglichen werden können, Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 29 in der Elbingeroder Mulde oft vor und werden daher oft von den Eruptivgängen gekreuzt. Dabei nimmt man, abgesehen von dem soeben besprochenen Falle, in dem die spiesseckige Störung an dem Gesteinsgange endet, meistens ein ungehindertes Hindurchsetzen des Ganges durch die Störungslinie wahr, zuweilen aber wird auch der Gang an der Verwerfung abgelenkt. Es zeigt sich hier also ganz deutlich das jüngere Alter der die Berstungsrisse erfüllenden Gesteins- gänge und, sieht man einmal von dieser ihrer besonderen Natur ab, aus dem Vergleiche der beiden letzteren Fälle mit dem ersterwähnten, dass die nahezu nordsüdlich gerichteten Spalten zwar meistens jünger, als die fast ostwestlich gerichteten sind, dass dies jedoch nicht all- gemein im Harze gilt. Es wiederholen sich hierin Verhältnisse im Grossen, wie man sie im Kleinen durch den St. Andreasberger Bergbau seit längerer Zeit kennt. Dort sind die nahezu südwärts fällenden Ruschein älter als die nordostwärts fällenden Gänge inner- halb der Ruschein , die in ihrer Streichlinie sich der Oderspalte nähern, dagegen lenken der Gnade Gottes’er und der Berginanns- troster Gang bei fast nördlichem Einfallen und einem den Ruschein nahezu parallelen Streichen wieder an diesen ersteren Gängen aus. Alles in Allem mahnen derartige Erfahrungen zu grosser Vorsicht gegenüber einem Versuche, lediglich aus der Streichrichtung der Gänge eine Eintheilung oder einen Altersnachweis herzuleiten. Am Oberharze habe ich im Laufe des vergangenen Sommers unter Anwendung' der Unterharzer Erfahrungen in Begleitung meines Freundes v. Groddeck, durch welchen ich die erste Kunde von dem Vorkommen erhielt, nördlich vom Gegenthaler Gangzuge im linken Gehänge des Innerstethaies einen Quarz, Glimmer und Feldspat h führenden, z. Th. stark zersetzten porpliyrischen Eruptivgang ver- folgt, der offenbar in die Gruppe der postgranitischen Eruptiv- gesteine gehört1). Derselbe streicht den Eruptivgängen zwischen 1 ) Die local längs der Gangspalte bemerkliche Umwandlung der oberdevo- nisclien Schiefer und Kalke in Hornfels und Kalkhornfels, welche vor der Kennt- niss der Streichrichtung des Ganges eine dem Bodegang - Porphyr analoge Porphyrfacies des Granits voraussetzen liess, steht doch in vortrefflichem Ein- klänge mit den Contactinetamorphosen, welche die postgranitischen Porphyre und Melaphyre in den durchsetzten Devonkalken von Elbingerode und Rübeland her- vorgerufen haben. 30 K. A. Lossen, geologische und petrographische Brocken und Rammberg und der Oder -Spalte parallel und darf nach dem Voraufgehenden sonach als weiterer Beweis für die Wirkung der hercynischen Kraft im Oberharze gelten. Was nun die übrigen Oberharzer Gangspalten betrifft, so können dieselben, wie das v. Groddeck ja auch annimmt, nur im Zusammenhänge mit seiner Kellwasser-Spalte oder jetzt der Oder- Spalte erklärt werden. Die Ausgleichung der durch Einwirkung des hercynisch gerichteten Granits auf den ursprünglich rein nieder- ländischen Faltenbau des Oberharzes hervorgerufenen Spannungen wird also auch hier den Erklärungsgrund abgeben müssen. Im Einzelnen wird ein Erklärungsversuch ausser der Streich - und Fallrichtung und dem Verwerfungseffecte der Gangspalten die Ein- senkungsrichtungen der Sattel- und Muldenlinien des Faltenbaues, die örtliche Häufung der Falten und Faltenverwerfungen, ihre aus der steigenden oder abnehmenden Aufrichtung ein und derselben Schicht im geraden Fortstreichen und aus dem einseitigen Aus- bleiben eines Theils der normalen Schichtfolge ersichtliche Ver- biegung, die aus solchen Verbiegungen hervorgehenden Stauungs- knicke und Kuschelbildungen, schliesslich die Discordanz zwischen dem Streichen und Fallen der Schichtung und demjenigen der Transversal-, d. h. Pressungsstructur in Rechnung ziehen müssen. Ehe die Vollendung der Detailkartirung eine eingehende Ver- gleichung und Abwägung dieser zahlreichen Einzelerscheinungen O o O O O des Gebirgsbaues ermöglicht haben wird, lässt sich eine allseitig befriedigende, jedenfalls aber nicht auf einseitige Druck- wirkung, sondern auf die beiden im Harz nachgewie- senen Faltungssysteme unter Berücksichtigung von Zug und Druck zu basirende Theorie selbstverständlich nicht geben. Grade die der grossartigen Ueberschiebnng des Bruch- und Ackerherges zugekehrte Seite des Oberharzes, welche v. G roddeck, E. Kayser und A. Halfar neuerdings so beachtenswerthe For- schungsergebnisse geliefert hat, dürfte auch der fortgesetzten sorg- fältigen Untersuchung den Lohn nicht versagen, zu geschweigen von der erst theilweise in Angriff genommenen Detailkartirung der Gegend beiderseits des Kahleberg-Rammelsberger Sattels von Lan- gelsheim bis zur Ecker. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 31 Immerhin ladet das in der Uebersiclitskarte dargestellte Bild des Oberharzes, für welches ich vorwiegend auf die Resultate meiner drei Herren Mitarbeiter angewiesen war, zu einem prüfenden Erklärungsversuche ein. Dabei tritt zunächst der Umstand hervor, dass auf der ganzen SO.- Seite des Oberharzes, von der Gegend des Austrittes der Söse aus dem Gebirge an bis zur Kattenäse östlich Harzburg, Mittel- und Oberdevon Q zwischen dem unter- devonischen Bruchbergquarzite oder dem Granite und der Südost- grenze der Culmformation fehlen, weiter nordwestwärts dagegen auf der ganzen Flucht von Osterode bis Harzburg , die kurze Strecke zwischen dem Polsterthaler Teiche und dem Kellwasser beiderseits Altenau ausgenommen, aus dieser Formation auftauchen in einem langgestreckten Zuge von Sattelfalten, richtiger in einer der auf die Culmschichten übergeschobenen Bruchbergkette paralle- len Reihe von Faltenverwerfungen. Darf man darin den Ausdruck einer anfänglich gleich mässig von SO. nach NW. fortschrei- tenden Zusammenschiebung des ganzen Oberharzer Schichten- O O Systems erblicken, wobei die, wie aus dem Ausbleiben des Mittel- und Oberdevons zwischen Quarzit und Culm ersichtlich, ungleich- mässigen Gleitbewegungen wesentlich nur in der Ebene der Fall- richtung stattfanden, so fällt nun um so mehr auf, dass die Bruch- bergkette selbst keineswegs eine so gleichmässige Ausdehnung durch das ganze Gebirge besitzt, vielmehr an den Radauquellen rasch abbricht und erst jenseits des in der hereynischen Richtung gegen den Oberharz vortretenden Granits zwischen der Ecker und Radau wieder fortsetzt in jener 1877 von mir näher beschriebenen * 2) gegen den Unterharz muldenförmig aushebenden und dabei theil- weise diesem Granitantheile parallel gerichteten Erstreckung. Es fällt dies bei Betrachtung des Grundplanes des Gebirges doppelt auf, weil weiter in NW. gegenüber dieser Lücke in der Quarzit- kette im SO., sich der ansehnliche, gegen NW., bezw. SW., ilber- :) Oberdevon , welches von diesem oder jenem als muthmaasslich vorhanden betrachtet ist, wäre doch erst sicher nachzuweisen, immerhin würde das Fehlen des Mitteldevons auch dann noch obige Darstellung gerechtfertigt erscheinen lassen. 2) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XXIX, S. 620 ff. 32 K. A. Lossen, geologische und petrographische schobene Kalileberg-Rammelsberger Unterdevonsattel aufthürmt, in dessen dem Hügellande zugekehrter breiter Stirn der Nordrand des Gebirges culminirt. Untersucht man dann die Grenze des Brockengranits gegen den Oberharz, so bemerkt man, dass von SW. nach NO. fort- schreitend immer jüngere Schichtgruppen an dieselbe herantreten: unterhalb Schlaft die Tauner Grauwacke, oberhalb Schlaft bis zur Steilen Wand der Untere Wieder Schiefer, an der Steilen Wand und den Lerchenköpfen der Bruchbergquarzit, jenseits der Lerchen- köpfe Culmschichten. Dieselbe Erscheinung kehrt auf der Nord- westseite des Bruchberges wieder, unter der Schusterklippe und noch bis über das Schneedwasser grenzen Culmschiefer und Culrn- kieselschiefer an den Quarzit, unter der Wolfsklippe bis zum Radauthal dagegen Culingrauwacke ; auch diese Culmkieselschiefer selbst sind im SW. in normaler Ordnung auf Culmschiefer (Aequi- valente der Posidonienschiefer) aufgeschoben, weiter nordöstlich dagegen auf Culingrauwacke. Aehnliche Ungleichheiten in der Begrenzung lassen sich auch an der zerrissenen und gegen NW. überschobenen Sattelfalte des Osteroder Grünsteinzugs und an den zahlreichen kleinen zwischen ihm und dem Bruchberge naclige- wiesenen analogen Auffaltungen des Culms erkennen. Sie alle ge- hören in die Kategorie der spiess eckigen Faltenverwerfungen1). Da, wo die Faltenverwerfung im Liegenden des überge- schobenen Formationsglieds gleichsinnig nach einer Richtung, wie x) Seit der Auffindung von Homalonoten in dem Wissenbaclier (Goslarer) Schiefer auf der NW. -Seite des Osteröder Diabaszugs- (vgl. A. Halfar und E. Beyrich in Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XXXIII, S. 502 und 518) können diese auf der Uebersichtskarte mit den über den Calceolaschiefern lagernden echten mitteldevonischen Goslarer Schiefern zusammengefassten Schichten nicht mehr als mitteldevonisch gelten , sie treten vielmehr in Beziehung zu den echten unter- devonischen Wissenbacher Schiefern am Rhein und zu den Zorger Schiefern mit nautilinen Goniatiten am Herzoglichen Wege bei Hüttenrode im Unterharz (vgl. Lossen in ds. Jahrb. Bd. I, S. 44). Zur Erkehntniss des Diabaszugs als eines mit Faltenverwerfung verbundenen, nicht aber normalen, einseitig zusammen- geschobenen Sattels bedurfte es gleichwohl dieses wichtigen Fundes nicht; das einseitig nordwestliche Auftreten der genannten Schiefer und das Angrenzen sehr verschiedener Glieder der Culmformation auf beiden Seiten genügten sattsam dazu. Beiträge zur Kermtniss des Harzes. 33 längs der nordwestlichen Brockengranitgrenze gegen NO., zuuimmt, kann wohl kein Zweifel obwalten, dass ein von SW. nach NO. wachsender Druck aus SO. oder aber Zug immer jüngere Schichten untergestaut hat unter die aufwärts geschobenen Massen. Es ist also a priori, keineswegs ausgemacht, dass ein Druck constant im Sinne der niederländischen Faltung rechtwinklich aus SO. gegen die gefalteten Schichten des Oberharzes fortwirkend gedacht werden dürfe, wie das von meinem Freunde entworfene Schema zu seiner Ausstrahlungstheorie voraussetzt. Wenden wir hier, wo wir es mit dem Bruch- und Ackerberge, der einzigen deutlichen Bergkette, welche im Harz auftritt, zu thun haben, einmal die von Herrn Heim vertretenen Anschauungen an x), so müsste man unter der Voraussetzung: der Fortdauer des Faltungsdruckes aus SO. und einer von SW. gegen NO. wachsenden Steigerung desselben eine O O O O gegen den Oberharz gerichtete Convexität in der Faltenbildung O ö O O ausgedrückt finden. Eine solche ist indessen nicht oder doch so gut wie nicht vorhanden; wohl biegen die Schichten in der De- pression zwischen Bruchberg und Acker in Stunde 2 um und auf der SO. -Seite der Steilen Wand ist eine ähnliche Stelle vorhan- den, indessen gerade hier durchsetzen und verrücken die Acker- spalte* 2) und die Oderspalte die Kette, die jenseits der letzteren rasch versinkt, so dass den gewaltigen Massen des Brockens gegen- über nur mehr das im Verhältniss zur Kette viel niedrigere Culm- Plateau längs der concaven Granitgrenze erscheint. Die Convexität und der Steilabfall des Brocken- massivs liegen vielmehr sehr deutlich auf der Unter- harz-Seite, das lehrt nicht nur die von der Erosion doch nicht ganz ins Gegentheil des ursprünglichen Reliefs verkehrte Ver- theilung der Haupterhebungen, vielmehr noch der Bogen der Granitgrenze selbst und der sich ihm ansclnniegende Verlauf der nordnordöstlich bis Stunde D/2 umwendenden und hier allerwärts ») a. a. 0. Bd. 2, S. 222 ff. 2) Ueber die von E. Kayser entdeckte Ackerspalte, die, wie so manche anderen schönen neueren Beobachtungen meines Freundes nicht mehr in die Ueber sichtskarte eingetragen werden konnte, vergleiche dessen Abhandlung in diesem Jahrbuche. 3 34 K. A. Lossen, geologische und petrographische vom Granit Q abfallenden Schichten in der unmittelbaren Nach- barschaft dieser Grenze. Doch nur schmal ist diese Anschmie- gungszone, bald folgt das vom Nordostrande des hercynischen Brockengranitantheils auslaufende, der Oderspalte nahezu parallele Hasseroder Quarz- und Erzgangspaltensystem, dessen gegen S. durch das Drengethal u. s. w. bis mindestens zum Spitzenholze zu verlängerende Verwerfungslinie die Westgrenze des stark gefalteten Senkungsgebiets der Elbingeroder Devonmulde und des ganzen unter jenen hercynischen Granit gedrückten Gebirgstheils bildet. In diesem Senkungsgebiete, namentlich aber in der von N. her auf die jüngeren Devonschichten aufgeschobenen Randzone des Gebirges ist der Kampf der beiden den Gebirgsbau bedingenden Faltensysteme so augenscheinlich, dass das an jener Anschmie- gungszone leicht irregeführte Urtheil sich alsbald Orient irt und dieselbe nunmehr im Zusammenhänge mit den früheren Dar- legungen (vergl. S. 25) als eine bis zur Zerreissung gespannte Aufbiegungszone bereits gefalteter Schichten erkennt; als Maass- stal) für die Aufbiegung möge die Mittheilung dienen, dass z. II. die am Hahnenklee bei St. Andreasberg in 1900 Decimalfuss Höhe anstehenden Kalkhornfelsschichten auf dem Hohnekopfe 2275 Fuss hoch lagern. Sattelfalten als östliche Vorlagen vor dieser Aufbiegungszone erkennt man leicht in der Elbingeroder O o O Mulde, so s. B. in den Kieselschiefer -Massen des Schäbenholzes u. s. w. Also Concavität des Brocken -Granitmassivs gegen den Ober- harz, Convexität gegen den Unterharz, Biegung, Brechung und Unterstauung der Bruchbergkette von SW. gegen NO. dort. Auf- biegung der Schichten in gleicher Richtung hier, westlich jener Niederziehung das Auftauchen des gegen NO. immer straffer ge- spannten Kahleberg-Rammelsberger Devonsattels, östlich dieser Auf- biegung die überaus stark gefaltete, tief eingesenkte Elbingeroder Devonmulde ; das sind offenbar in Wechselwirkung stehende tektonische Ve r h ä 1 1 n i s s e ! Sieht man unter diese m Gesichtspunkte die langgedehnten Faltenlinien der dem Brocken Syenit- Granit und Diorit etc. mit eingerechnet. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 35 zugekehrten Oberharzregion an, so erkennt man deutlich, wie Anzahl und Breite der Falten oder Faltenverwerf ungen «re^eu SW. hin sich steigert, wie die Falten dagegen gegen den Concavitäts- winkel der Granitgrenze hinzu immer schmaler und spärlicher werden, gleichsam wie Wellen, die in ein Strudelloch laufen. Demi jeue breiten Heraushebungen der mittel- und oberdevonischen Erup- tivgesteine des Schmalen- und Breitenbergs bei Harzburg, die man wohl als das Wiederauftauchen des Osteroder Diabaszugs be- zeichnet hat, sind mit nichten dessen directe streichende Fortsetzung. Dieselbe ist vielmehr in der ganz schmalen Diabas- und Magneteisenerzmasse des Spitzenberges zu finden, welche neben der breiten Diabasmasse des hinteren Schmalen- bergs herstreicht und dann gegen ONO. unter den Culmschichten untertaucht. Zwischen ihr und den beiden in unregelmässiger ein- seitiger Aufschiebung hervorgestossenen breiten Massen *), die ich als die Vorläufer des in der Verschiebung seiner Süd- und Nord- hälfte ganz analogen Bammelsberg-Kahleberger Sattels ansehe, muss eine namhafte Ruschelkluft vorhanden sein, an der die Oderspalte abzusetzen scheint, und die nach Westen z. Th. in den Gemken- thaler Gangzug übergehen mag, der nach ihr umbiegt, ähnlich, wie sich der Burgstädter Zug an das rusclielartige Gangstück zwischen dem Rosenhöfer und dem Schulthaler Gangzuge anschliesst und diese letzteren beiden Gänge desgleichen. Obwohl keine Karte und kein Riss meines Wissens diese Ruschelkluft angiebt, muss sie vorhanden sein, denn sie ist die Grenze zweier Gebirgstheile , die ganz verschiedene Bewegungen gemacht haben, des einen, dessen Sattellinien gegen NO. in den D Erst die Gliederung dieser Massen in Eruptivgesteine verschiedener Art und verschiedenen Alters lässt einigermaassen auch deren tektonische Rolle er- kennen. Dieser Gliederung standen und stehen noch grosse Schwierigkeiten ent- gegen zufolge der ausserordentlich intensiven Contactmetamorphosen, welche diese Eruptivgesteine erlitten haben. Im Allgemeinen sind aber die Orthoklas-Gesteine die ältesten, die Granat-reichen Diabas- Gesteine die mittleren Alters ( Blatterstein- Aecpuivalente) und die häufig variolitähnlich ausgebildeten körnigen Diabas-Gesteine die jüngsten. Letztere setzen ausser der in der Ueber sichtskarte bereits ange- gebenen Partie am Schmalenberge auch die nordnordwestliche Hälfte des Breiten- bergs zusammen, so dass die einseitige Heraushebung der Massen sehr deutlich ist. 3* 30 K. A. Lossen, geologische und petrographische einspringenden Winkel der Granitgrenze hinein einsenken, und des anderen, dessen Sattellinien sich in der gleichen Richtung heraus- heben. Solche Ruschein oder spiesseckige Falten Verwerfungen, längs derer also seitlich gleitende neben den in der Fallrichtung gehenden Bewegungen stattgehabt haben, die zum Verquetschen ganzer Schichtengruppen führen können, sind für den Zusammen- hang zwischen Falte und Spalte sehr bedeutsam. Sie sind offen- bar älter, als die echten Spalten, welche an ihnen absetzen oder in weniger spiesseckiger Richtung von ihnen ablaufen. Die Oder- spalte und die Oberharzer Gänge sind also etwas jüngeren Alters als dieselben. Auch die Granitgrenze gegen den Oberharz stellt, wie wir O o O J oben gesehen, auf lange Erstreckung eine solche spiesseckige Linie dar, längs welcher zwei Gebirgsstücke ganz verschiedene auf- und niedergehende Bewegungen vollzogen haben. Wie aber ist das oben geschilderte Verhalten des Granits zu erklären? Wie kommt es, dass die Bruchbergkette von SO. her gegen den Oberharz ge- schoben ist, längs der in der Fortsetzung der Kette folgenden Granit- grenze aber die Wirkungen eines Zugs gegen den Unterharz hin sich bemerklich machen? Ich kann darauf nur erwidern, dass ich den für den Harz durchweg erkannten Umschlag der ursprünglich niederländischen Faltungsrichtung in die jüngere her- cynische als zureichenden Grund ansehe. Vergegenwärtigen wir uns den Effect eines solchen Wechsels aus der Vorstellung des Vorgangs selbst. Es sollen aus SO. einseitig zusammengeschobene Falten in solche umgestellt werden, die aus SW. her einseitig zusammengeschoben sind, es sollen also die Streichlinien der Falten um einen rechten Winkel etwa gedreht werden; nun streichen aber die älteren niederländischen Falten nicht nur aus SW. gegen NO. , sondern sie stehen zugleich so zu sagen auf einer schiefen gegen NW. einsinkenden Treppe und haben überdies eine Fall- richtung der Sattellinie, die wir nach dem breiten Faltenwürfe zwischen Osterode und Lauterberg für die zerrissene Sattelfalte der Tanner Grauwacke von Andreasberg, wie für die Faltenver- werfung der Bruchbergkette nur als gegen NO. gerichtet ansetzen können; ebenso stehen die hercynischen Falten auf einer NO.-wärts Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 37 niederfülirenden Treppe und auch sie haben eine Senkung der Sattellinie, die deutlich gegen NW. neigt. Daraus erhellt doch soviel, dass Drehungsbewegungen oder, wo sie gehemmt sind, D rehungsspannung und zwar nicht nur im horizontalen, sondern auch im vertikalen Sinne, also Spiraldrehungen1) stattfinden müssen. Auch das lässt sich sagen, dass diese spi- ralen Verbiegungen rechts gewunden sein müssen, denn da im NW. sich der Treppenfuss des vorhandenen nieder- ländischen Faltenbaues mit dem Tiefpunkte der Sattellinie des angestrebten hercynischen begegnet, so findet dort unter Zug- wirkung von O. her eine abwärtsgehende Bewegung jüngerer Schichten statt, und da im SO. der Treppenkopf des ersteren mit dem Höhenpunkt der Sattellinie des letzteren zusammentrifft, nach dieser Richtung' unter Faltenwerfen ein Aufsteigen relativ älterer Schichten. In SW. , wo der Höhenpunkt der Sattellinie der niederländischen Falten liegt und der Treppenkopf der hercynischen entstehen soll, wird naturgemäss am meisten Ruhe sein und nur der Beginn der steigenden Bewegung sich zeigen, die andererseits schliesslich gegen NO. mehr und mehr in eine absteigende über- geht, weil hier der Tiefpunkt der Sattellinie des älteren Falten- systems und das Absteigen der Treppe des in Bildung begriffenen Zusammentreffen. Das Endresultat wird nun sein, dass die von Haus aus ein- seitig, also mit steilerem NW. - Flügel gebaute und in der Sattel- linie gegen NO. geneigte Falte sich gegen O. immer convexer krümmt und aufstaut, während gegenüber auf der Westseite jener einspringende Winkel sich mehr und mehr ausbildet, wo starker Zug die südwestnordöstlich streichenden Falten -Wellen so zu sagen ins Strudelloch reisst. Die Sattellinie aber wird, je tiefer sie liegt, umsomehr gegen NW. umgestaut und niedergezogen, B Schon 1872 habe ich die im Fallen und im Streichen hin- und her-, auf- und niedergebogenen »Korkzieherfalten« der Tanner Grauwacke in der Umgebung des Rammbergs hervorgehoben (vergl. Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XXIV, S. 177) und schon 1867 der »durch die Verdrückung der Schichten zwischen Brocken und Rammberg in Folge der Gegenwirkung der beiden Eruptivmassen entstandenen Z- Knicke« Erwähnung gethan (vergl. dieselbe Zeitschr. Bd. XX, S. 223 — 224. Danach E. Suess, d. Entstehung d. Alpen, S. 76). 38 K. A. Lossen, geologische und petrographische wobei die Falte nothwendigerweise im oberen Querschnitt durch die Erdkruste der hercynischen Druckrichtung entgegen nach SW. übergebosren und aufgeschoben wird. Sie wird also in den ein- springenden Winkel hineingedrückt, so dass da, wo zu Beginn des Umstauungsprocesses starker Zug aus OSO. und O. herrschte, nunmehr starker Druck aus O. und ONO. wirkt. Am entgegenge- setzten südwestlichen Ende des Sattels macht sich das Bestreben eines Ausweichens der hier herrschenden Specialfalten gegen W. geltend. Das ist der Vorgang der Deformirung solcher niederländisch streichenden Sättel des Harzes im Sinne des jüngeren hercynischen Faltensystems, das ist zugleich der Schlüssel für das Verhalten des Brockengranits zu den ihn umgebenden Schichten. Diese Auffassung, zu der ich bei aufmerksamer Betrachtung der geognosti sehen Uebersichtskarte gelangt bin, führt zu der Erkenntniss von dem windschiefen Baue des ganzen Gebirges, welcher sich auch in der Richtung, in welcher der Diluvial-Lehm von aussen in den Harz eindringt, und, wie der Vergleich der Höhenschichtenkarte lehrt, auch im Gebirgsrelief und in dem Thal- verlaufe deutlich ausgedrückt findet. Die Harzer Gangspalten und auch die allermeisten Ruschein oder spiesseckigen Faltenverwerfungen er- kennt man nunmehr deutlich als Torsionsspalten. Ihre Streich-, F all- und V erwerfungsrichtung ist leicht verständlich im Sinne des Ausgleiches der bei der Schichtenverbiegung entste- henden Spannungen. Die Ruschein wurden oben im Allge- meinen als die älteren Störungen bezeichnet, denn die in der Streich- und Fallebene gleitenden Bewegungen, welchen sie ihre Entstehung verdanken, schaffen ja erst die Hauptspannung; eine absolute Giltigkeit ist diesem höheren Alter aber nicht beizumessen. Die Oderspalte verläuft in der Sehne der Verbiegungsbögen oder wie wir jetzt richtiger sagen in der Axrichtung der Spiral- drehung, sie scheint von keiner anderen Spalte gekreuzt; ihre, wie der Ackerspalte und der Andreasberger Ruschein Entstehung hängt deutlich zusammen mit dem convexen Vorstauen der Granit- massen gegen den Unterharz, mit dem Auf biegen der Schichten daselbst und mit dem Biegen, Brechen und Unterdrücken der Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 39 Bruchbergkette auf der Concavseite. Deutlich kann man meines Erachtens z. B. in den von Kayser so trefflich dararestellten O Verbiegungen der Sättel und Mulden in der Region zwischen Lauterberg und dem Westende der Andreasberger Ruschein jenes Hinstreben der Massen nach der Unterdrückungsstelle auf der Westseite des Granitmassivs erkennen. Andere Spalten, diejenigen der altbekannten Oberharzer Gänge, hängen ebenso deutlich mit dem Andrängen des Granits gegen den Rammelsberg-Kahleberger Sattel zusammen. Nach dem Unterbiegen der Bruchbergkette muss das Eruptivmagma in breiter Masse nord- westwärts gedrungen sein, so dass dadurch die scheinbar so unge- störten, aber in grosser Ausdehnung bis westwärts der Oderspalte metamorphosirten Culmschicliten etc. unten abgehoben sind. Der uns in seinen Verzerrungsverhältnissen jetzt besser verständliche Devonsattel, dessen nordwestwärts gekehrte Sattelspitze unter dem Flötzgebirge ruht, zeigt den charakteristischen einspringenden Winkel auf der Westseite. Dorthin strebt sichtlich die bis zum Hessenkopfe vorgeschobene, schwerlich ungestörte, Muldung des Oberdevons, der andererseits von dorther die Ruscheizone (sogenannte Leit- schicht) des Rammeisbergs entgegen läuft. Flach wellig liegen die transversal gepressten Schichten auf der Nordseite dieser Störungszone, auch sind hier, wie so oft im Harz, die Diabaslager einseitig allein vorhanden ; auf der Südseite dagegen finden wir wieder langgezogene, über den Glockenberg und Thomasmartins- berg u. s. w. hinziehende Falten und Faltenverwerfungen, die gegen den einspringenden Winkel hinzu sich verlieren, während jenseits im Ockerthale an der convexen Ostseite des Hauptsattels sich die steil aufgerichteten Falten gegen NO. drängen. An Stelle einer scharf ausgeprägten Convexität tritt hier ein die Bogenspannung durch- reissender Quersprung1), der Birkenthal er Gang, drüben auf der Concavseite ist mehr Biegung vorhanden, doch setzt auch hier ein reciproker Sprung durch den südlichen Schenkel des einspringen- J) Dass auch Zerspaltung im Sinne der Oderspalte nicht ganz fehlt, scheinen mir die zahlreichen kleinen Erzgänge im Steinbruche über dem Bremsberge am Rammeisberg und die gleichsinnigen in dem weiter nordöstlich gelegenen Noth- durft1 sehen Bruche zu beAveisen. 40 K. A. Lossen, geologische und. petrographische den Winkels. Diese beiden Sprünge, welche die Nord- und die Südhälfte des Sattels in der Torsionsrichtung gegen einander verschieben, lehren, dass hier die Schichten schon recht steif waren, so dass sie der Verbiegung nur schwierig folgten. Um so grossartiger ist das Oberharzer Gangspaltennetz südlich des Sattels, vor allem der vereinigte Lautenthal -Hahnen- kleeer und Bockswiese-Festenburg-Schulenberger Zug, neben der Bruchberg-Ueberschiebung und der Oderspalte die wichtigste tekto- nische Linie des Oberharzes und gleich diesen beiden noch deut- lich im Relief des Gebirges kenntlich. Auch hier und in den weiter südlich folgenden gleichsinnigen Sprüngen hat die Ver- werfung im Sinne der Drehung stattgefunden. Es steht aber die Grossartigkeit dieses Gangspalten Systems im umge- kehrten Verhältnisse zu der relativ geringen, wenn auch immerhin sehr kenntlichen, Deform irung des Devonsattels: begreiflicherweise, denn je weniger der hercynische Faltungsdruck zur Umgestaltung der älteren niederländischen, schon zu sehr ver- steiften Falten fähig war, um so mehr musste er sie brechen. Leicht auch versteht man, dass jene grossen Verwerfungs- linien nicht auf der Nordwest-, Nord- oder Ostumgrenzung des Sattels gegenüber oder in der Nähe des Ockergranits aufsetzen; hier sind die Massen zu sehr ineinandergezwängt , Verwerfungen aber bedingen, wie H. v. Dechen (Ueber grosse Dislocationen S. 10) treffend ausführt, ein Auseinanderziehen der Schichten, im Gegensatz zur Faltung und Pressung; dazu gehört aber die Mög- lichkeit des Auseinanderweichens und diese kann bei derart recht- sinnig verdrehten SW. — NO. -Sätteln vorzüglich gegen SW., wo während des ganzen Faltenumstauungsprocesses in den hangenden Schichten nothwendig am wenigsten Störung eintrat, gesucht werden. Ein Blick auf den Rammberg, die deformirte Selkemidde mit dem gegen SO. vorliegenden diabasreichen Sattel der Unteren Wieder Schiefer und das dem grösseren Viaass der Faltung dort ent- sprechend schwächer ausgebildete Unterharzer Gangspaltensystem zeigt ein ganz analoges Verhältniss. Was nun das Divergiren der Spalten nach W. hin anlangt, welches in der Strahlungstheorie v. Groddeck's eine gewisse Rolle Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 41 spielt, so erklärt sich die Gesammtheit des Spaltenverlaufs wohl am einfachsten aus dem Gesammtverlaufe der Falten und Falten- verwerfungen. Hier hat ja mein sehr verehrter Freund1) schon in sehr ansprechender Weise die Wechselwirkung der Masse des Ibergs und des Bruchbergs hervorgehoben 2). Die zahlreichen neuen Spalten, welche E. Kayser3) in der Umgebung von Andreas- berg kennen gelehrt hat, werden nebst den von A. Halfar und vor Allem den in Klausthal selbst gesammelten Erfahrungen, wenn man Gänge und Ruschein auseinander hält, sicherlich gestatten, dereinst ein auch in den Detailzügen klares Bild des Ganzen zu geben. Da die Oder- und Ackerspalte, wie auch die Andreasberger Ruschein in Anbetracht des südlich von einer Ueberschiebung be- grenzten tiefliegenden keilförmigen Stückes, welches sie ein- schliessen, gegen O., NO. und NON., also im Sinne der Nieder- drückung der Bruchbergkette die Schichten gesenkt haben und da wir uns dieses Unterdrücken in Beziehung gedacht haben mit dem Herausheben des Rannnelsberg -Ivahleberger Unterdevonsattels, so wird man sich auch n o th w e 1 1 d Ger w eise die von St. Andreasberg aus- O o strahlenden Spalten in gleicher Wechselbeziehung zu den Oberharzer x) a. a. 0. S. 446. 2) v. Groddeck hält das NW. — SO. erstreckte Massiv des Ibergs und Winter- bergs für einen ungeschichteten Kalkstock (Korallenstock), der »bei der Faltung des Gebirges seine Lage nicht wesentlich geändert hat«, er schliesst dies aus dem Verhalten der meist, aber doch, wie die nach den Aufnahmen meines Freundes eingetragenen Fallen und Streichen lehren, nicht durchaus SW. — NO. streichenden Falten der Culmgrauwacken , welche »über und an den Kalk ge- lagert« sind (a. a. 0. und daselbst Bd. XXX, S. 540). Ich gestehe offen, dass ich nach meinen Erfahrungen aus der Gegend von Elbingerode und Rübeland hier meinem Freunde nicht ganz zu folgen vermag und dass ich, gestützt auf die einseitige Verbreitung von unteren Culmschichten , welche er selbst auf der Nord- und Nordostseite des Kalkstocks nachgewiesen hat, in demselben eher eine einseitig im Sinne des hercynischen Systems aufwärts gestossene ältere Masse erblicken möchte. Immer aber salvo judicio meliore , gern lasse ich mich durch die in Aussicht gestellte Detailbeschreibung eines Besseren belehren. Ohnedies wird durch diese meine abweichende Auffassung an der Rolle der Kalkmasse als Hemmniss für das Spaltenwerfen und somit Ursache für die Zersplitterung des Spaltennetzes mit Annäherung an dieses Hemmniss nichts geändert. 3) Siehe dessen Abhandlung in diesem Jahrgange des Jahrbuchs. 42 K. A. Lossen, geologische und petrographische Gängen denken müssen; wenn wir also oben die Entstehung der einen Spaltengänge mit dem ersteren, die der zweiten mit dem letzteren Faltungsvorgange in engere Beziehung gebracht haben, so darf doch nicht vergessen werden, dass ein und dieselbe Ursache, der Wechsel in der Faltungsrichtung und demzufolge die Spiraldrehung der Schichten, alle diese Erschein un ge n b e h e r r s c h t. Denkt man an eine Altersfolge der Spalten, so wird nach dem Vorstehenden naturgemäss die Andreasberger Gruppe für etwas älter gelten müssen als die Oberharzer; innerhalb der beiden Gruppen aber wird man dem Effecte der treppenförmigen Ab- stufung der Sprünge folgend das Alter in der ersteren für die Ruschein als das älteste und für die Oderspalte als das jüngste anzusetzen, in der Oberharzer Gruppe dagegen umgekehrt von NO. gegen SW. vorschreitend immer jüngere Sprünge anzunehmen haben, soweit es sich um echte Gänge und nicht um spiesseckige F altenverwerfungen handelt. Wir haben oben von absteigenden Treppen gesprochen, auf welchen die Falten des Harzer Schichten Systems stehen. Was sind diese Treppen? Ich antworte im Sinne meiner Theorie vom Baue des Harzes: der staffelförmig abgestufte Granit. Längst kannten wir aus Friedrich TIoffmann’s Mittheilungen der v. Velt- HElM’schen und der eigenen Beobachtungen das steile staffel- förmige Aufsteigen des die Schichten über sich »abhebenden« Ross- trappe-Granits auf der dem Aussenrande des Harzes zugekehrten Seite, als ich zeigte, dies sei die liegende Seite* 2) des Stockes und je tiefer die Stufe, um so jünger die darauf stehende Schicht. Ich werde daher nicht unverständlich sein, wenn ich meine Theorie bildlich dahin erläutere, dass ich sage, es steigen im Hangenden über dem Granit die älteren Schichtensysteme auf der flacheren Granit- treppe aufwärts, im Liegenden so zu sagen unter dem Granit die L Uebersickt d. orograph. u. geognost. Verhältn. d. nordwestl. Deutschlands, S. 387 ff. 2) Ueber das Verhalten des Granits auf der entgegengesetzten, hangenden Seite vergl. Zincken’s Aufsätze in Karsten und v. Dechen’ s Arch, und Brandes in Zeitschr, f. d. Gesammt-Naturw. 1869, S. 7, Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 43 jüngeren Schichten die steilere Treppe abwärts. Die Treppen sind die Wellenberge des Granit ischeu Magmas, welche die Bewegungen des Faltungsprocesses der festen Kinde mitmachen. Wie auch immer das Verhältnis des in der Kruste eingeschlossenen Magmas zu den Schrumpfungsbewegungen gedacht werden mag, aus den räum- lichen Beziehungen von Granit und Schichtgebirge im Harze folgt deutlich, dass die Bewegungen des Granits und der Schichten im Grossen und Ganzen gleichsinnige gewesen sein müssen. Den- noch wird man nie den Unterschied ausser Acht lassen dürfen, der darin liegt, dass flüssige Massen den Druck anders fortpflanzen als feste J), wenn auch noch so sehr biegsam gedachte, und dass sie für Ebl )e - und Fluthwirkungen empfänglicher sind. Wir kennen zur Stunde die Ursache nicht, welche die Richtung des Faltungsdrucks bestimmt, oder den Umschlag einer solchen Richtung in eine andere bewirkt, wir wissen daher auch nicht, welche Rolle bei einem solchen Richtungswechsel etwa diese Differenzen spielen können. Das aber dürfen wir wohl voraussetzen, dass sich ein solcher Richtungs- wechsel im Magma leichter und rascher vollzieht, als in der darauf ruhenden Kruste, sowie dass das Magma an allen jenen Eigen- schaften Tlieil hat, welche wir an den unter hohem Druck ein- U Da ich in allen meinen Arbeiten über clen Harz der Diagenesis Guembel's gegenüber stets consequent den Dislocationsmetamorphismus vertreten und bereits 1867 in meiner Arbeit über die linksrheinische Fortsetzung des Taunus (vergl. E. Sukss, die Entstehung d. Alpen, S. 13) die Beziehungen des Metamorphismus zum gebirgsbilclenden Processe erörtert habe , da ich ferner ge- zeigt habe, wie sich Contact- und Regionalmetamorphismus dynamisch gestörter Gebiete auch auf die passiv dem Gebirgsbaue eingeschalteten alten Eruptivge- steine erstreckt, da ich überdies zahlreiche Beispiele windschief gedrehter und ver- worfener Plagioklaslamellen und dergl. unter dem Mikroskope im polarisirten Lichte beobachtet habe, so ist die physikalische und chemische Umformung fester Massen für mich kein fremder Gedanke, dennoch liebe ich es nicht, einseitig die Festigkeit der Gesteine bei der Gebirgsbildung zu betonen; das Gestein, wie es jetzt fertig vor uns liegt, ist mir vielmehr der Ausdruck für die seit seiner ersten Sedimentirung oder Erstarrung durchgemachte geologische Geschichte, gleich- viel, ob lose oder mehr oder weniger fest; es ist aber vielleicht verzeihlich, wenn wir nach dem Sprachgebrauchs des gewöhnlichen Lebens das Wort fest statt fertig unwillkürlich gebrauchen und dieser Ungenauigkeit des Ausdrucks habe auch ich mich schon schuldig gemacht (vergl. jedoch Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1872, Bd. XXI Y, S. 741). 44 K. A. Lossen, geologische und petrographische geschlossenen Laven voraussetzen dürfen und die sich aus den zahl- reichen Flüssigkeits-Einschlüssen und den Einschlüssen von liquider Kohlensäure im Granit, sowie aus seinen Contactwirkungen einiger- maassen herauslesen lassen. Man darf sich also die in gewissem Sinne unter dem Bilde einer hydraulischen Presse verständliche Druck- wirkung des Granitmagmas gegen die Schichten nicht allzu sche- matisch nach der Schablone des Faltenbildungsgesetzes vorstellen. Dessen muss man sich erinnern, wenn man daran geht die bisher nicht in Betracht gezogenen Beziehungen der Harzburger Gabbrostöcke zum Brockengranit zu erörtern. Dieselben liegen im einspringenden Winkel auf der Concavseite der Granit masse, also da, wo die Quarzitkette des Bruchbergs mit dem Richtungswechsel des Faltendrucks untergedrückt wurde, wo Zug nach dem Unterharze hin und demzufolge Spannung sich einstellte. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich mir die Gabbro- stöcke in Berstungsrissen in diesem gespannten Rindentheile auf- gepresst vorstelle, die sich zufolge des Unterdrückens der gewal- tigen Quarzitkette bildeten, wie ja auch nach Seckendorff’s und Hausmann s Mittheilungen Quarzitstücke mit Unterdevonversteine- rungen, denen des Kahlebergs analog, im Gabbro gefunden sind. Der nach E. Iva yser's Darstellung in die Karte eingetragene Yer- lauf der durch Anorthit, Bronzit (Bastit) und Serpentin (Olivin) ausgezeichneten Zonen im Gabbro streicht Stunde 2 oder — im obersten fiscalischen Steinbruche bei dem Radau -Wasserfalle — Stunde 1 1 ; zwischen beiden Stunden schwanken auch die meiner- seits gemessenen Streichrichtungen zahlreicher feinkörniger, durch Wechsel feldspathreicher und feldspatharmer Zonen gebänderter Schlierenstreifen, welche ich in den weiter thalabwärts gelegenen Brüchen prächtig aufgeschlossen fand. Dabei ist das Einfallen stets sehr steil gegen W. gerichtet. Das sind also die Streichstunden der Eruptivspalten des Mittelharzes, die wir oben bereits als Berst- risse bezeichnet haben. Dass aber Gabbro und nicht Granit darin aufgestiegen ist, lässt sich unter der Annahme verstehen, dass die zu oberst unter der festen Kruste lagernde sauere Magmenzone zu der Zeit, da der Richtungswechsel des Faltendruckes die Granit- massen gegen den Unterharz hin am höchsten aufgepresst hatte, Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 45 unter dieser Region des Harzes vorübergehend durch die Aufpres- sung erschöpft war, so dass die tiefer lagernde basische in der Aufpressung nachrückte. Dass aber eine solche Erschöpfung that- sächlich sich einstellte, dafür darf auch das Vorhandensein eines schmalen Saumes basischerer körniger Eruptivgesteine, Quarz- diorite, Augitquarzdiorite u. s. w., am Ostrande des Massivs, also da, wo die tiefgelegensten Massen durch den Faltendruck auf- wärts geschoben wurden, angeführt werden. Als dann das Cfranit- magma allmälig wieder aus den nachbarlichen Regionen sich ergänzt hatte, fand bei seinem Nachschub die eigenthümliche Verquickung beider Magmen, welche sich auf beiden Seiten und local in der Mitte des Massivs (Meinekenberg, Grube) nach weisen lässt, und das gangförmige Eindringen des hercynischen Granits in die bereits mehr oder weniger festen Gabbromassen statt. Im ein springenden Winkel des durch die hercy- nische Faltungsrichtung deformirten Rammelsbero-- Kahleberger Sattels liegt die Erzlagerstätte des Ram- me lsb er ge s. Diese ihre geologische Stellung im Ge- sammtbaue des Harzes ist die Grundlage meiner übrigens auf die W immer1 sehe Auffassung des hangenden Trums als einer Falte und überdies auf achttägige eigene Beobachtungen unter und über Tag zwischen der Hohekehl und der Bleiche basirten Anschauung über ihre Entstehung, wie ich dieselbe in einem bislang ungedruckt gebliebenen Berichte an die Vorgesetzte Behörde aus dem Früh- jahre 1877 darzulegen versucht habe. Heute würde ich mich selbst- verständlich im Einzelnen bestimmter und mich selbst berichtigend aussprechen, bestimmter auch als in den 1880 Freund Stelzner mündlich gemachten Mittheilungen. Nur ein Punkt sei hier hervor- gehoben: Wenn im einspringenden Winkel auf der Nordwestseite des Brockenmassivs Berstrisse Gabbro ausquellen Hessen, so ist meiner Ansicht nach in jenem einspringenden Winkel bei Goslar eine Gabbro - Therme zur Zeit, als dort Zug vorherrschte, in die zufolge der Zugwirkung entstandenen Erzräume aufgestiegen; dass die Absätze dieser Therme dann später, als bei fortgesetzter Ver- biegung des Sattels dessen Nordende über die Massen im einsprin- genden Winkel aufgeschoben wurde, durch den Druck im Detail 46 K. A. Lossen, geologische und petrographische gefaltet und schliesslich, worauf Stelzner Werth legt, noch etwas transversal gepresst und zerklüftet worden sind, scheint mir ganz ein- leuchtend. Auch hier gilt es also die be iden Faltungsrichtungen des Harzes, Druck und Zug, Biegungen und Quetschungen in der Fall- und in der Streichrichtung, Faltung, Drehung, Spannung, Zerreissung, Pressung in richtiger Aufeinander- folge in Betracht zu ziehen. Wenn ich erwäge, ein wie so rascher Umschwung in der Auffassung der noch vor wenigen Jahren nach Art der Nierenkalkstructur beurtheilten Lagerstätten- form sich vollzogen hat, seit Wimmer s Darlegung des hangenden Trums als einer Falte und meiner Darlegung der »Leitschicht« als einer Büschel zwischen dem flach wellig gelagerten gepressten Dachschiefergebiete und der steilstehenden, überschobenen, in ge- neigte und streichende Stauungsfalten gezwängten Lagerstätten- region, so giebt mir das einige Zuversicht auch auf einen weiteren Umschwung der Auffassung. Einstweilen befriedigt es mich nicht wenig, in dem gründlichen Kenner des dem Harze so verwandten norwegischen Gebiets, in Altmeister Kjerulf, dem Vertreter »der Erzlineale« 1), einen erprobten Kampfgenossen zu besitzen. Die ausgezeichneten Beobachtungen Köhler s, welche bereits anfangen neben den Faltungen in der Fallebene, auch den Falten im Streichen am Kammeisberge gerecht zu werden, geben mir Hoffnung, dass wir der richtigen Auffassung der Lagerstätte immer näher rücken. Welches nun auch das Endergebniss sein möge, soviel erhellt doch auch aus dieser Controverse , dass nur die Kenntniss von dem geologischen Baue des ganzen Gebirges die richtige Grundlage für das tiefere Verständniss auch der Erzlagerstätten abgeben kann. Als Beleg dafür sei noch kurz angemerkt: Sind wir im Recht mit unserer Vorstellung von dem räumlichen Verhältnisse des Granits und der ihm vergesellschafteten Eruptivgesteine zu dem Faltenbaue, so folgt daraus unmittelbar der Satz, dass ein und dieselbe mehr weniger querschlägig, bezw. spiesseckig zu den Falten verlaufende Gangspalte in der heutigen *) Siehe dessen Geologie des südlichen und mittleren Norwegens. Gurlt’s Uebersetzung S. 293 ff. Taf. XVIII und XIX. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 47 Gebirgsob erfläche in sehr verschiedenem Niveau über der welligen Granitoberfläche in der Tiefe herstreicht. Das wird man zu beachten haben, wenn man daran geht, die Aus- füllung unserer Gangspalten in Beziehung zum geologischen Baue verstehen zu lernen. Dass dies Verständniss für die aller- meisten und namentlich die grossen Gänge des Harzes nicht im Sinne einer reinen Lateralsecretion zu suchen sei, darüber wird der Harzer Bergmann kaum jemals im Zweifel gewesen sein, heute aber liegt das klar zu Tage. Es ist doch unverkennbar, wie die Rothgiltigerze1) und andere edle Silbererze, die Antimon- und Arsen- erze, die Kobalt-, Nickel- und Wismutherze und der Magnetkies von St. Andreasberg über Braunlage bis nach Hasserode eine z u s a m m e n g e h ö r i g e E r z f o r m a t i o n im Hangenden des Brockengranitmassivs darstellen, die ihren grössten 'Reichthum in dem gegen die Granitoberfläche eingesunkenen Keile zwischen den Ruschein entwickelt, wo ihr, um auch aus der beibrechenden Gangmasse und dem Nebengesteine etwas Charakteristisches zu er- wähnen, der Flussspath und Kalkspath neben dem Quarze und zufolge der Einwirkung auf die Diabase die Zeolithe2), der Axinit, der Epidot und der Granat nicht fehlen. Wie so ganz anders ist die viel höher über der Granitoberfläche stehende Erz- führung und Füllung im Ober harze jenseits auf der Concav- seife oder der liegenden Seite des B r o c k e n g r a n i t s ! Zwischen beiden Gangsystemen liegt die 0 d e r s p a 1 1 e als reineres Quarzgang syst ein, das doch ausser den Eisen- und Mangan- oxyden hie und da arme Kupfererze und etwas Kalkspath x) Nach Zuckert (Zincken, östl. Harz, S. 134) auch auf dem Ludwig Rudolf auf dem Steinfelde bei Braunlage. 2) Nach des um die Diabase des Harzes so wohl verdienten 0. Schilling’s Nachrichten auch zu Braunlage. Auch den Kalkspathreicbthum der Andreasberger Gänge darf man wohl ungezwungen auf die Berührung der Thermalwasser mit den von unten her in die hängenderen Schichten des Ruschelellipsoids sattel-, nicht gangförmig, hereinragenden Diabasmassen beziehen; dass die Diabase zur Zeit der productiven Steinkohlenformation, der Gebirgskernbildungszeit des Harzes, schon kalkspäthige Zersetzungsprodukte führten, geht zweifellos daraus hervor, dass in den Granitcontacthöfen jedes Kalkspathmändelchen des metamorphosirten passiven Eruptivgesteins zu einem kleinen Predazzo wird (Spitzenberg, Riefenbachthal und Schmalenberg bei Harzburg, Braunlage an der warmen Bode u. s. w.). 48 K. A. Lossen, geologische und petrographische (vgl. oben S. 18) zu führen scheint und sich hierin den Trese- burger Gängen und denjenigen in der näheren Umgebung des Ranun- bergs 1) und in dem Granit des Rammbergs selbst analog zeigt. Gerade die Oderspalte, aus deren Fortsetzung auf dem Ochsenberge (vgl. v. Groddeck a. a. O. S. 443) man Gangletten, Gangthon- schiefer, Gangkalkspath mit Schwefelkiesconcretionen erschürft hat, streicht oberflächlich durch sehr verschiedene Schichten, doch darf man nicht das Abheben der Schichten durch den Granit von unten vergessen, denn die Oderspalte läuft auf ihre ganze Erstreckung durch Granit und metamorphische Schichten, im letzteren Falle nach aller Erfahrung im Harz, wie mir scheinen will, zu nah über der alten Granitoberfläche, als dass sie reiche Anbrüche erhoffen lassen dürfte. Am Unterharze setzt bei der Erichsburg ein Gang im Granit auf, der Quarz, Flussspath und etwas Kupferkies führt, das ist also ein Repräsentant dieser quarzreichen, er z armen Formation, der uns nach Lage und Füllung hinüberleitet2) zu der Unter harzer Gangformation. Es giebt für einen geo- logisch geschulten Bergmann wohl kaum ein dankbareres Thema, als ein Vergleich der Anhaltinisch - Stoibergischen mit den Ober- harzer Gängen unter Berücksichtigung der durch die geognostische Uebersichtskarte und ihr Verständniss gegebenen Gesichtspunkte! von einer erschöpfenden Behandlung dieses Themas kann selbst- verständlich nicht die Rede sein, nur das sei für eine solche Zukunftsarbeit bemerkt: Die Gangform des Unter harzer Spaltennetzes nähert sich, namentlich in dem mäch- tigen und weithin fort setz enden Neudorf-Stras sb erg er Gangzuge der Form der Oberharzer Gänge, trotzdem nähert sich die Füllung durchweg unter Bewahrung ihrer ■ o o ö V Daraus führt Zincken (Acta Acad. Caes. Leop. Carol. Nat. Cur. Yol. XXI, P. II. S. 708) auch Schwefel- und Arsenikkies an; zu Treseburg und Altenbrak neben dem Kalkspath auch Flussspath, unter den Kiesen aucli Magnetkies. 2) Bergrath Kegei. in Goslar, dem wir so scharfsinnige Beobachtungen über die Anhaitinischen Gänge verdanken (vergl. Berg- u. Hüttenmänn. Zeit. 1877, S. 397 ff.), theilt mir mit, dass von Neudorf gegen Harzgerode und Mägdesprung hinzu, also gegen den Granit hinzu, wie ich es auffasse, der Quarz als Ganggestein mehr und mehr zunimmt, und dass dasselbe Verhalten in den Oberharzer Spalten gegen N. und 0., also gegen den Ockergranit hinzu, statthat. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. 49 Eigenart viel mehr der des St. Andreasberg-Hasseroder (rang Systems, das rührt offenbar daher: die Gänge durchsetzen das Hangende des Rammberg-Granits, nicht das Liegende des Granits, wie die Oberharzer Gänge, aber in weiteren Abständen von dem Contacthofe als bei St. Andreas- berg. Daher die gemischte Natur ihrer Füllung. So finden wir denn hier den bei St. Andreasberg wenig hervortretenden Flussspath z. Th. in ausserordentlich grossen Massen (Suderliolz, Flussschacht, Louise) und von grosser Verbreitung neben Spatheisenstein, Quarz, Kalkspath und -selbst etwas Schwerspath (Stollngang) 1 ) , ferner Bleiglanz, Schwefelkies, Kupferkies, Blende, Bournonit, Zundererz, Federerz, Fahlerz wie am Oberharze, wo jedoch die Rolle der 4 letztgenannten Andreasberger Mineralien meines Wissens viel mehr zurücktritt, schliesslich aber Nickelglanz, Antimonnickelglanz, Arsenik- und Magnetkies, Wolfram und Scheel kalk. Die beiden letztgenannten Mineralien allein genügten den Zusammen- ö O ö hang der Gangbildung mit der Granitaufpressung augenfällig zu machen , wenn man auch nicht auf der Grube Birnbaum 2) mit dem Gange den Porphyr (Facies des Granits?) seiner Zeit an- gefahren hätte. Rechnet man noch den Antimonreichthum und Arsengehalt der in Quarz brechenden Erze des Wolfsberger Gangsystems3) hinzu, so tritt die stoffliche Verwandtschaft mit ') Zincken, a. a. 0. Acta Leopold, cet. S. 706. 2) Bübert, Karst. Arch. Bd. XVI, S. 204 ff. 3) Wohl ist mir bekannt, dass Zincken und nach ihm wohl andere (Schönichen z. B.) dieses System, sowie die Gänge in der Krummschlacht und bei Stolberg überhaupt auf die Porphyreruption des Auerbergs beziehen. Es würde zu weit führen, hier die Beziehungen von Rammberg und Auerberg zu besprechen, es genüge die Mittheilung, dass ich das Auerbergsystem, welches nach seinem Spalten- verlauf und seiner Spaltenverschiebung gegen SW. (vgl. oben S. 27) den post- granitischen Massen angehört, gleichwohl als eine sehr frühzeitig erfolgte Wieder- holung des Ausbruchs der saueren Massen der Rammbergregion aufzufassen mich genöthigt sehe. Der sehr krystallreiche Porphyr führt Turmalin in mikroskopischen Krystallgruppen und nähert sich dadurch wie durch andere Eigenschaften dem Bodegange (Porphyr-Facies des Rammbergs). Auch fällt auf, dass diese ansehn- liche granitverwandte Porphyrmasse als Ganzes ebenso jenem Verschiebungsgesetze gegen SW. zu gehorchen scheint, wenn man ihre Ausbruchstelle mit der Lage des Rammbergs vergleicht, und zwar fällt dies um so mehr auf, als auch zwischen dem östlichsten, Glimmer führenden Melaphyrgange im Harz und der glimmerführenden 4 50 K. A. Lossen, geolog. und petrograph. Beiträge zur Kenntniss des Harzes. den Gängen auf der hangenden Seite des Brockens noch mehr hervor 1). Und sind sie denn alle versiecht diese erzspendenden Granit-, Gabbro- oder Porphyr-Thermen? Hat der der Basalteruption, der Säuerlinge und der eigentlichen Heilquellen ledige Harz ausser seinen schwachen Salzsoolen, die aus dein unter seinen Nordrand untergequetschten salzführenden Flötzgebirge aufsteigen, kein ein- ziges thätiges Zeugniss mehr aus der unter der Mitwirkung der Granit- und Gabbro-Aufpressung zur oberen Carbonzeit erfolgten Gebirgskernbildung ? Wer freute sich nicht mit mir, hier zum Schlüsse auf die dem Bodegange entquellende Salz- und Schwefelquelle bei Ludwigs hütte hindeuten zu dürfen! Wo der Schöpfer Gesetze gegeben hat, versagt er dem in treuer Hingabe an die Aufgabe Forschenden den Hinweis darauf nicht. Diese Quelle, die schon Zincken 2) in seiner systematischen Uebersiclit der Gänge und Lager des Harzes, welche metallführend sind, ganz folgerichtig mit einreiht in die Spaltenausfüllungen, riecht und schmeckt intensiv nach Schwefelwasserstoff, scheidet Schwefel auf der Oberfläche des Quellspiegels ab und führt Kochsalz, Chlor- calcium, Chlormagnesium, kohlensaure Kalk- und Talkerde. Melaphyrdecke bei Neustadt, zwischen den Melaphyrgängen überhaupt und der llfelder Melaphyrdecke , zwischen den Granitporphyren und der Decke des nahe verwandten, nur etwas plagioklasreicheren llfelder Porphyrits, schliesslich zwischen dem Brocken und dem Porphyr des Rabensbergs, und vielleicht auch zwischen Ocker- granit und Knollen-Porphyr, dasselbe Verschiebungsgesetz zu herrschen scheint. x) Die Schwerspath und Anhydrit führende Gangformation bei Lauterberg zu besprechen liegt fern, so lange E. Kaysek’s Bericht darüber fehlt; dauerte die Schwerspathbildung am Oberharze, wie v. Groddeck auf Grund des Rösteberger Vorkommens annimmt, bis in die Zechsteinzeit fort, so sind die Verhältnisse solcher Gangfüllung, da zwischen der Ablagerung des Rothliegenden und der des discordant dazu liegenden Zechsteins der Harz als Ganzes bereits eine Schwankung ausgeführt haben muss, nicht mehr so einfach; es ist auffällig, dass Schwerspath von den Gängen im Grünen Schiefer zu Mohrungen an . und im llfelder Porphyrit bis zu denen unter dem Zeclisteine des Röstebergs, bezw. zu den Oberharzer Gängen, vorzüglich der Süd- und Westseite des Harzes angehört. 2) a. a. 0. Act. Leop. cet. S. 704, sowie ausführlich im Braunschw. Magazin, 47. Stück, Sonnabends, d. 22. Nov. 1817, S. 737 — 746. Berlin, Mitte März 1882. K. A. Lossen. Beiträge zur Kenntniss von Oberdevoii und Culm am Nordrande des rheinischen Schiefer- gebirges. Von Herrn E. Kayser. (Hierzu Tafel I— III.) Y o r b e m e r k n n g e n. Im Winter 1880/81 lag mir eine Examenarbeit des damaligen Bergreferendars, jetzigen Bergassessors, Herrn MatthiaSS über die Schichten zwischen dem Elberfelder- oder Stringocephalenkalk und dem Flötzleeren Sandstein in der Gegend von Velbert uördl. Elberfeld zur Beurtlieiluug vor. Unter den Belegstücken zu dieser Arbeit fielen mir besonders ein paar bis 2 Zoll lange, grobrip- pige Exemplare von Productus aus dem dunklen Schiefer der (auf Bleiglanz und Blende bauenden) Grube Prinz Wilhelm bei Velbert auf, weil solche Formen, so gewöhnlich sie auch im Kohlengebirge sind, für das Devon (dem sie gemäss ihres Fund- ortes nach der DEOHBN’schen Karte unbedingt angehören mussten) eine völlig neue Erscheinung waren. Diese grossen Producten, wie auch die bemerkenswerthen sie begleitenden Formen — darunter mehrere deutliche Reste von Phacops — riefen in mir den Wunsch hervor, die Fundstätte der interessanten Fauna durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Im vergangenen Sommer (1881) habe ich alsdann in Folge eines meinem Wunsche entgegenkommenden Auftrages der Direction der geologischen Landesanstalt acht Tage auf eine Begehung der 4 52 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm Grenzbildungen zwischen Devon lind Kohlengebirge verwenden können. Besondere Aufmerksamkeit widmete ich bei dieser Be- gehung dem Aufsammeln von Versteinerungen, und es ist mir denn auch gelungen, sowohl in den oberdevonischen Schichten der Prinz Wilhelmgrube und der Umgebung von Velbert überhaupt als auch im Culm von Aprath (zwischen Elberfeld und Wülfrath) eine reiche Ausbeute an interessanten, für diese Gegend zum grossen Theil neuen Formen zu machen, die zu beschreiben der Zweck dieses Aufsatzes ist. Zur allgemeinen Orientirung über die geognostischen Ver- hältnisse der fraglichen Gegend verweise ich auf Blatt Düsseldorf der grossen DECHENsclien Karte von Rheinland -Westfalen (Maass- stab 1 : 80,000). Man ersieht aus derselben , dass die Schichten des Oberdevon, die in der Gegend von Iserlohn, Hagen und El- berfeld ein verhaltnissmässig nur schmales Band zwischen Stringo- cephalenkalk und Culm bilden, im NW. von Elberfeld, in der Gegend von Wülfrath, Neviges und Velbert in Folge einer breiten, sich hier ausbildenden, im Einzelnen wieder aus zahlreichen Special- falten zusammengesetzten Schichtenaufsattelung eine sehr bedeu- tende räumliche Ausdehnung erlangen. Am S.O.-rande dieser Oberdevonausbreitung erscheinen über den obersten Devonschichten — wie überall weiter östlich — als tiefstes Glied des Kohlengebirges Culmscliichten, ein schmales Band zwischen Oberdevon und Flötzleerem bildend. Weiter nach N. und W. aber (schon bei der ehemaligen Kopfstation Neviges) schiebt sich als ein weiteres Glied des Kohlengebirges unter dem Culm noch Kohlen kalk ein, als eine zuerst nur wenige Fuss starke, weiter gegen W. aber immer mächtiger werdende Bildung, die schon nördl. Velbert über 100' und bei Ratingen unweit Düssei- dorf mehrere 100' Dicke erlangt. In demselben Grade aber, als der Kohlenkalk an Mächtigkeit allmälig zunimmt, nimmt der Culm ab, bis er endlich auf der linken Rheinseite (bei Aachen und im Belgischen) gänzlich verschwunden ist. w as die Zusammensetzung der Schichtenfolge zwischen Mittel- devon und Flötzleerem in der fraglichen Gegend betrifft, so ist dieselbe aus mehreren älteren und neueren Arbeiten des Herrn am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 53 von Deciien bekannt1). Nach diesen Arbeiten, denen meine eigenen Begehungen kaum etwas Neues zuzufügen vermochten, gliedert sich jene Schichtenfolge von oben nach unten in fol- gender Weise: Hangendes : Flötzleerer Sandstein. Alaunschiefer, Posidonienscliiefer, Kieselschiefer und Kalksteine. Obere Dolomitzone (Ratingen). Hellfarb., dickbäuk., lialbkrystall. Kalkstein. . Blaulichgraue bis grünliche Schiefer und Sandsteine mit schwachen Kalkeinlagerungen. An der Basis : schwärzliche sandige Schiefer (Aequi- valente des Flinz?). Liegendes : Stringocephalenkalk. Am schwankendsten ist in dieser Schichtenfolge die Aus- bildung des Culm. Zwar liegt — soweit ich mich überzeugen konnte, allenthalben — an seiner obersten Grenze eine Zone von Alaunschiefer; dagegen weisen die unter diesem liegenden Schichten fast in jedem Profile kleine Unterschiede auf, die besonders durch die sehr verschiedene Mächtigkeit und Reinheit der Kieselschiefer und Kalksteine bedingt werden. Die Verknüpfung des Culm und Kohlenkalks ist eine weit engere, als man bei der grossen petro- graphischen Verschiedenheit beider Bildungen anzunehmen geneigt sein könnte. Die Zusammengehörigkeit beider spricht sich nicht nur in der oben erwähnten Reciprocität der Mächtigkeitsverhältnisse aus, sondern auch in einer innigen petrographischen Verknüpfung, die dadurch entsteht , dass nicht blos inmitten des reinen Kohlen- kalks mitunter mehr oder minder mächtige Einlagerungen von Kieselschiefer oder schwarzem alaunschieferartigen Schiefer2) auf- x) Ueber die Schichten im Liegenden des Steinkohlengebirges an der Ruhr (Verhandl. des naturhistor. Yer. f. Rheinl.-Westf., Bd. VII, 1850). Geognostiscke Uebersicht des Regierungsbezirks Arnsberg (Ebendas. Bd. XII, 1855). Geogn. Beschaffenheit des Regierungsbez. Düsseldorf (in v. Mülmann’s Statistik des Reg.- Bez. Düsseldorf, Bd. I, 1864). 2) In den gewaltigen Steinbrüchen im Kohlenkalk bei Hefel nördl. Velbert erreicht eine solche Schiefereinlagerung 1 1/2 Met. Mächtigkeit. Oberdevon : Culm : Kohlenkalk : 54 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm treten, sondern dass sogar mitunter an der Grenze beider Bildungen ein förmliches Alterniren von hellfarbigen, kohlenkalkähnlichen Kalkbänken und Kieselschieferlagen stattfindet (zwischen der Prinz Wilhelmgrube und der Gemeinde Richrath). Was die Ausbildung des Ober de von betrifft, so fällt be- sonders die grosse Entwickelung der oberen Abtheilung desselben, des sog. Kramenzel auf, während die untere, anderweitig aus schwarzen, mehr oder weniger reinen Schiefern bestehende Stufe des Oberdevon, der bei Elberfeld noch deutlich hervortretende1) Flinz, schon wetiig weiter westlich, bei Wülfrath, nicht mehr mit Sicherheit zu erkennen ist. Es wäre indess möglich, dass gewisse, daselbst un- mittelbar über dem Stringocephalenkalke liegende, nach oben ganz allmälig in die Kramenzelschichten übergehende, schwärzliche, san- dige Schiefer jene Stufe repräsentiren. Was den Kramenzel selbst betrifft, so ist seine obere Grenze gegen das Kohlengebirge, mag dasselbe nun mit Culm oder Kohlenkalk beginnen, überall scharf und leicht aufzufassen. Im Allgemeinen ist für den Kramenzel in der Gegend zwischen Elberfeld und Düsseldorf das fast voll- ständige Zurücktreten der weiter östlich so häufigen rothen und grünen Schiefer, sowie der Kalknieren-führenden Schiefer oder der reineren Knollenkalkbänke charakteristisch. Statt ihrer herrschen sandige Schiefer und Sandsteine von im frischen Zustande blau- bis grünlich - grauer , bei beginnender Verwittenmg aber gelblich oder bräunlich werdender Färbung vor, in denen nur hie und da bis ein paar Zoll starke Einlagerungen von unreinem , plattigem Kalkstein auftreten. Sehr verbreitet ist sowohl in den sandigen als auch in den schieferigen Gesteinen ein Gehalt an weissem Glimmer in kleinen Blättchen und Schüppchen — übrigens eine Eigentümlichkeit fast aller sandigen Oberdevongesteine im Gebiete des rheinisch-belgischen Schiefergebirges. Etwas auffallend ist auf den ersten Blick die dunkelblauschwarze Farbe des kalkigen Schiefergesteins, welches den grössten Theil der Halden der Prinz 1) In der Sammlung des Herrn Pastor Heinersdorff in Elberfeld sah ich mit Cardiolci retrostriata und Tentaculiten erfüllte Linsen von dunklem, bituminösen Kalkstein, die aus den Flinzschichten der nächsten Umgebung stammend, den ähnlichen Vorkommen von Altenau und Bicken täuschend ähnlich sind. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 55 Wilhelmgrube zusammensetzt. Sieht man aber von der dunkelen Färbung ab, welche offenbar mit der frischen Beschaffenheit zu- sammenhängt, welche die an der Oberfläche stets gebleichten Ge- steine in grösserer Tiefe besitzen, so weist auch hier sowohl der Glimmergehalt als auch das nicht seltene Sandigwerden des Gesteins auf dessen Zugehörigkeit zum Oberdevon hin. Es sollen nun zunächst die im Oberdevon von Velbert, dann die im Culm von Aprath gesammelten Arten beschrieben werden. Beschreibung der Arten. Arten aus dem Oberdevon von Velbert. Die in der Gegend von Velbert gesammelten Arten stammen theils aus den eben erwähnten dunkelen Schiefern der Prinz Wilhelm grübe (aus dem Liegenden der ca. horall streichenden Erzgänge), theils aus den stark zersetzten, gelblichen, mürben, grauwackenartigen Sandsteinen im O., S. und N. der Stadt, be- sonders im Osten der Chaussee nach Werden, auf dem Wege nach Hefel, unweit der Kohlenkalkgrenze. In Betreff des Erhaltungszustandes der Versteinerungen ist zu bemerken, dass die aus dem schwärzlichen, kalkigen Schiefer der Prinz Wilhelmgrube stammenden Reste zum grossen Theil noch mit der ursprünglichen Kalkschale versehen sind, z. Th. aber in Steinkernen vorliegen. Leider sind die hier vorkommenden Versteinerungen in der Regel mehr oder weniger verdrückt. Was weiter die in den sandigen Gesteinen von Hefel gefundenen Fos- silien betrifft, so kommen dieselben nur in Steinkernen und Ab- drücken vor, welche letztere aber oft von ausgezeichneter Feinheit sind. Giesst man sie mit Kautschuk aus, so erhält man das Bild der ursprünglichen Schale, und wenn man ausserdem noch den Steinkern besitzt, so kann man sowohl die äusseren als auch die inneren Charaktere des Fossils auf das Vollständigste ermitteln. 56 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm Phacops granulatns Münst. Taf. I, Fig. 1, 2. — — Salter, Monogr. Brit. Trilob. p. 18, tb. 1, f. 1 — 4. — — Gümbel, Fichtelgebirge, p. 494, tb. A, f. 15. Von diesem Trilobiten liegt das abgebildete und ein zweites, weniger gut erhaltenes Kopfschild sowie eine Anzahl Pygidien vor. Nach Gümbel, der die Art zuletzt beschrieben und der Ge- legenheit hatte, Graf Münster’ s Originalexemplare zu vergleichen, unterscheidet sich dieselbe von dem verwandten Ph. latifrons durch ihre starke Granulation , durch die nach der Stirn zu ausseror- dentlich breit werdende, sich beträchtlich über den Randsaum er- hebende Glabella, das Fehlen stärkerer Höcker (sowohl des mitt- leren als auch der seitlichen) auf dem sog. Zwischenring, sowie endlich durch die grosse Breite des Randsaums, namentlich an den Hinterecken, in der Richtung nach vorn. Besonders das letztgenannte Merkmal tritt bei unseren rhei- nischen Stücken in auffälliger Weise hervor. Aber auch die starke Granulation und die ausserordentliche Verbreitung der Glabella an der Stirn sprechen dafür, dass nicht Phacops latifrons, sondern die MÜNSTER’sche Art vorliegt. Die mit den beschriebenen Kopf- schildern zusammen gefundenen Schwänze unterscheiden sich von denen von Phacops latifrons nur durch ihre stark entwickelte Gra- nulation. Ph. granulatus ist, wie es scheint, ganz auf das Oberdevon beschränkt. Graf Münster beschrieb ihn aus dem Fichtelgebirge, Salter aus England. Aus dem rheinischen Gebirge ist er, soviel ich weiss, bisher nur ein einziges Mal angegeben worden (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1873, p. 659), während er aus Belgien un- bekannt ist. Es wird indess zu untersuchen sein, ob der in Belgien nach Angabe der dortigen Geologen im Oberdevon nicht seltene, bis an die Basis des Kohlengebirges hinaufgehende, als latifrons aufgeführte Phacops wirklich dieser oder vielleicht ebenfalls der MÜNSTER’schen Art angehört !). *) Ich benutze diese Gelegenheit zu der Bemerkung, dass sich unter dem Namen Ph acops latifrons , soweit er auf Trilobiten aus dem Eifeier Mitteldevon am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 57 Gyroceras cnf. cancellatum F. Röm. Taf. 1, Fig. 7. Gyrtoceratites cancellatus F. Römer, Rhein. Uebergangsgeb. p. 80, tb. 6, f. 4. Ein flachgedrücktes, gegen 25 Millimeter langes und etwa 10 Millimeter breites Bruchstück einer Windung, welches in Ab- ständen von 3 Millimetern starke, leistenförmige Querrippen zeigt, die von feinen, gedrängten, weniger als */2 Millimeter von einander angewandt wird, zwei specifisch wohl unterschiedene Arten verstecken. Die eine ist in F. Römer’ s Letlmea palaeozoica tb. 31, f. 2 a und 2 b abgebildet. Diese weitaus häufigere, kleinere Art zeichnet sich durch ein stark gewölbtes, namentlich nach den Seiten rasch abfallendes Kopfschild aus. Die Glabella ist verhältnissmässig schmal, breit gewölbt und erhebt sich mit parabolischer Contour beträchtlich über den Stirnsaum. Die zweite Art ist in dem genannten RöMER’schen Atlas auf derselben Tafel in Fig. 2 c abgebildet. Sie wird erheblich grösser und lässt sich sofort durch das breitere, flachere Kopfschild, sowie besonders durch die breitere, flachere Glabella unterscheiden, die an der Stirn mit flachbogiger Linie endigt und sich nicht oder nur sehr wenig über dem Randsaum erhebt. Auch sonst sind noch Unterschiede vorhanden, wie dass der sog. Palpebralhöcker und der Zwischenring bei der grösseren Form im Allgemeinen stärker entwickelt sind, als bei der kleineren ; und da beide Formen auch eine verschiedene vertikale Verbreitung zu besitzen scheinen, — ich habe die grössere immer nur im Stringocephalenkalk gefunden — so dürfte eine specifische Trennung beider durchaus erforderlich sein. Weniger einfach ist die Entscheidung der Frage, mit welchen Namen die beiden Arten bezeichnet werden sollen. Bronn hat (Leonhard’s Zeitschr. f. Mineral. 1825, p. 317, tb. 2) für die Eifel 2 Arten, Ph. latifrons und Schlotheimi, Steininger (Mem. de la Soc. Geol. de France, I, p. 350 und Geogn. Besehr. d. Eifel p. 87) noch eine dritte, Ph. Latreillii unterschieden; aber die späteren Autoren, wie F. Römer und die Brüder Sandberger haben diese vermeintlichen Species wieder zusammengezogen und seitdem werden alle mittel devonischen Phacopsformen der Eifel als latifrons bezeichnet. Ich habe mich nun festzustellen bemüht, ob sich vielleicht eine der Bronn ’schen oder Steininger ’schen Arten mit einer der von mir oben unterschiedenen Arten deckt. Die Abbildungen und Beschreibungen der genannten Autoren sind indess so ungenügend, dass mir dies trotz aller Mühe nicht gelungen ist. Es wäre möglich, dass der Bp.oNN’sche Name Schlotheimi sich auf die oben beschriebene, häufigere kleinere, sein latifrons aber auf die grössere Art beziehen soll. Wenn ich aber schon darüber zu keinem sicheren Resultate gelangen konnte, so gilt dies noch mehr von den Steinin ger’ sch en Namen, über deren Bedeutung man wohl kaum jemals ganz in’s Klare kommen dürfte. Unter diesen Umständen möchte ich mir den Vorschlag erlauben, den alten Namen latifrons , der wohl zu den in der Literatur am meisten eingebürgerten gehört und daher mit möglichster Schonung zu behandeln ist, auf die nicht nur in der Eifel 58 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm abstehenden Längsrippchen durchkreuzt werden. Möglicherweise könnte die Art auf F. Römer’ s Gyr. cancellatum zu beziehen sein, eine Form ans dem, dem obersten Mitteldevon angehörigen Rotheisenstein der Gegend von Brilon. Prinz Wilhelmgrube. Loxonema aiiglicum d’ORB. Taf. I, Fig. 3. — — de Köninck, Foss. Paleoz. Nouv. Galles du Sud, p. 124, tb. 4, f. 9. Diese Art zeichnet sich durch ein sehr lang-conisches, aus sehr zahlreichen (im erwachsenen Zustande gegen 20) Windungen bestehendes Gehäuse aus. Dieselben nehmen langsam und gleich- mässig an Höhe und Breite zu und tragen 12 — 14 starke, etwas gebogene, rippenförmige Tuberkel, welche fast die ganze Höhe der Windung einnehmen, indess nicht ganz bis an die obere Sutur heranreichen, unter welcher letzteren in Folge dessen ein schmales, glattes Band frei bleibt. Spiralwinkel 12°, Mündung oval. Von dieser schönen Art liegt mir ein von Herrn Matthiass in einem Steinbruche nördlich und ganz nahe von Velbert in un- reinen, kalkigen Sandsteinen gefundener Hohldruck vor, nach dessen Ausguss die Abbildung Fig. 3 hergestellt worden ist. Der untere Tlieil des Gehäuses mit der Mündung ist nicht mehr vorhanden, dagegen die 6 ältesten Windungen noch recht gut erhalten, und diese stimmen in jeder Beziehung, namentlich in der äusseren Sculptur, mit der Abbildung und Beschreibung de Könincks überein. Die Muschel wurde zuerst von Piiillipps aus dem Oberdevon von Brushford (Palaeoz. foss. tb. 38, f. 188) abgebildet, aber auf eine ähnliche carbonische Art, nämlich L. rugiferum desselben Autors bezogen, welche sich durch grösseren Spiralwinkel (18- — 20°) und fast die ganze Breite der Umgänge einnehmende Rippen unterscheidet (vergl. de Köninck, 1. c. und Faune du Calc. Car- bonif. de la Belgique, 3. part., Gasterop. 1881, p. 60). d’Orbigny weitaus häufigste, sondern auch anderwärts, wie in Belgien, England und Nord- Amerika (Ph. bufo Green) verbreitetste Art zu beschränken, die oben unterschiedene grössere, dem Stringocephalenniveau angehörige Form aber neu zu benennen und hinfort als Phacops Eifeliensis aufzuführen. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 59 schlug später (Prodrome I, p. 62) für die devonische Schnecke den Namen L. anglicum vor. Dieselbe besitzt eine grosse Ver- breitung, da sie sich nicht nur am Ilmensee (Eichwald, Leth. rossica, I, p. 1116), sondern auch in Neusüdwales (de Köninck, 1. c.) wiederfindet. Ihr Wiedervorkommen in den obersten Devonschichten des rheinischen Gebirges ist sehr interessant. Wahrscheinlich gehört auch die von Trenkner (Paläontolog. Novitäten I [Abhandl. d. Naturf. Gesellsch. zu Halle, Bd. X] tb. 1, f. 19) aus dem ober- devonischen Kalk des Iberges im Harz als L. rugifera abgebildete Form hierher. Euomphalus aff. Schnurii Arch. Vern. Taf. I, Fig. 10. - — — Archiac & Vernkuil, Transact. Geol. Soc. Lond., 2. ser., p. 364, tb. 34, f. 7. — acuticosta Sandbercer, Rhein. Sch. Nass. p. 210, tb. 25, f. 2. Ein in den Schiefern der Prinz Wilhelmgrube gefundener Abdruck , nach dessen Ausguss die obige Abbildung angefertigt worden ist. Nur der äussere Umgang ist noch leidlich erhalten, die inneren dagegen kaum mehr zu erkennen. Jener äussere Elm- gang ist in der Mitte zu einem hohen, markirten Längskiel erhoben und mit zahlreichen feinen aber scharfen Querstreifchen bedeckt. Eine nähere Bestimmung ist bei der ungenügenden Erhaltung nicht ausführbar ; die Art könnte indess mit der oben genannten, im rheinischen Stringocephalenkalk nicht seltenen, nach Angabe der Gebrüder Sandberger (1. c.) auch im oberdevonischen Eisen- stein von Oberscheld vorkommenden Art verwandt sein. Cucullaea? Hardingii Phill.? — — Phillips, Palaeoz. foss. p. 40, tb. 18, f. 67. Zu dieser in den sandigen Ablagerungen des englischen und belgischen Oberdevon sehr verbreiteten, auch im gleichalterigen, den Kohlenkalk unterlagernden Verneuili - Sandstein der Gegend von Aachen sich findenden Art gehört wahrscheinlich eine oval- geformte, gegen 30 Millimeter breite, etwa halb so lange Muschel aus den dunkelen Schiefern der Prinz Wilhelmgrube. Der nicht 60 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm erhaltene Wirbel lag offenbar zwischen Mitte und Vorderseite. Die äussere Oberfläche ist glatt, mit zahlreichen starken, aber ungleichmässigen Rippen bedeckt. Cypricardiiiia? sp. Tat. I, Fig. 9. Ein ebenfalls auf“ der Halde der Prinz Wilhelmgrube gefun- dener Zweischaler von schräg - ovalem Umriss mit ganz nach vorn gerücktem Wirbel und zahlreichen, etwas wulstig vortretenden Anwachsringen, die — ähnlich wie bei Cypr. elongata Arch. Vern. — von gedrängten, fadenförmigen Radialrippchen durchkreuzt werden. Spirifer Verneuili Murcii. Tat. II, Fig. 12-14. disjunctus Davidson, Mon. Brit. Devon. Brachiop. p. 28, tb. 5, 6. Es liegen mehrere Exemplare dieser bekannten und wichtigen oberdevonischen Leitform vor, sowohl aus den Schiefern der Prinz Wilhelmgrube (Fig. 13), als auch aus den Sandsteinen der Um- gebung von Velbert, besonders von Hefel (Fig. 12 u. 14). Die hier vorkommende Abänderung besitzt eine hohe Area und flügel- förmig vei’längerte Seiten. Spiriferina laminosa MUoy? Tat'. I, Fig. 8. Spirifera — Davidson, Brit. Carbon. Brach, p. 36, tb. 7, f. 17 — 22. Spiriferina — » » » » Suppl. p. 277. Ein in den Sandsteinen bei Hefel gefundener Hohldruck, nach dessen Ausguss die obige Abbildung angefertigt worden ist, zeigt eine stark cpier ausgedehnte, an den Schlossecken flügel- förmig ausgezogene Ventralklappe. Der Sinus wird mässig breit, aber nicht tief. Auf beiden Seiten desselben zählt man etwa 12 starke, schmale Radialrippen, die von sehr zahlreichen und mar- kirten concentrischen Anwachsstreifen durchschnitten werden. Es ist namentlich das letztgenannte Merkmal, welches es mir wahrscheinlich macht, dass die beschriebene Klappe auf die am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 61 M’Coy'sche Art zu beziehen ist, die zwar vorwiegend carbonisch ist, aber gelegentlich in England wie auch in Belgien schon im allerobersten Devon auftritt. Ich muss übrigens noch hervorheben, dass so stark geflügelte Formen, wie die unsere, im Carbon noch nicht beobachtet zu sein scheinen. Athyris concentrica v. Buch. Taf. I, Fig. 4. Eine lose Y entralklappe von typischer Gestalt und Sculptur. Grube Prinz Wilhelm. Rhynclionella pleurotlon Piiill. Taf. I, Fig. 5. — — Davidson, Brit. Carbon. Brach, pl. 23. » Brit. Devon. Brach, pl. 13, f. 11 — 13. Zu dieser besonders im Kohlengebirge sehr verbreiteten, aber in England und in Belgien auch im Ober- und mitunter schon im Mitteldevon auftretenden Art gehört wohl unzweifelhaft das abgebildete Exemplar aus den sandigen Schichten von Hefel, sowie ein zweites aus den Schiefern der Prinz Wilhelmgrube. Die kleine Muschel hat einen gerundet vierseitigen, quer aus- gedehnten Umriss. Beide Klappen sind ziemlich stark gewölbt, Sinus und Sattel wohl entwickelt. Auf denselben liegen 3 — -4, auf jeder Seite gegen 7 einfache, starke, schon an den Buckeln deutlich vortretende Kippen. Orthis bergica n. sp. Taf. II, Fig. 6 — 11. Orthis tioga Hadl var. ? Von gerundet vierseitigem Umriss, erheblich breiter als lang. Grosse Klappe ziemlich schwach, die kleine etwas stärker gewölbt. Schlossrand stets erheblich kürzer, als die grösste, in der Mitte liegende Breite der Muschel, die Schlossecken gerundet. Schnabel der grossen Klappe nicht merklich vorragend, die Areen beider Klappen sehr schmal. Das auszeichnende Merkmal der Art liegt 62 E. Kaiser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm in einer mehr oder weniger starken kielförmigen Erhebung auf der Mitte der Ventralklappe und einer entsprechenden sinusför- migen Einsenkung der Dorsalklappe. Oberflächlich sind beide Klappen mit zahlreichen, starken, sich durch häufige Spaltung vermehrenden und zuweilen etwas gebündelten Radialrippchen, sowie mit einigen ziemlich markirten, concentrischen Anwachs- streifen versehen. Das Innere der Ventralklappe zeigt einen stark vertieften, verlängert fünfseitigen Muskeleindruck, der am unteren Ende von einer flachen, breit-leistenförmigen mittleren Erhebung halbirt wird. Im Innern der Dorsalklappe beobachtet man ausser zwei kräftigen divergirenden Zahnplatten einen einfachen, sich nach unten in eine kurze Meridianleiste fortsetzenden Schlossfortsatz. Unter demselben liegt ein vierlappiger Muskeleindruck, von welchem vier sich nach dem Rande zu verästelnde Gefässstämme aus laufen. Die beschriebene Art stellt das häufigste in den oberdevoni- schen Schichten von Velbert vorkommende Fossil dar und findet sich sowohl in den schwarzen Schiefern der Prinz Wilhelmgrube als auch in den glimmerigen Sandsteinen bei Hefel. Unter den mir bekannten europäischen Devonarten kann Orthis interlineata Sow. (Davidson, Brit. Devon. Brach, p. 91, tb. 17, f. 18 — 23) aus dem englischen Oberdevon zum Vergleich herangezogen werden. Diese Art ist der unserigen durch ihre gerundet vierseitige, stark quer ausgedehnte Gestalt, den überaus kurzen Schnabel und die geringe Wölbung des Gehäuses ähnlich. Sie unterscheidet sich aber von der rheinischen Form durch noch grössere Flachheit, besonders der Dorsalklappe, sowie durch das Fehlen des mittleren Sinus und Sattels. Wenn demnach eine Verwechselung mit der genannten engli- schen Oberdevonart nicht möglich ist, so könnte eine solche sehr leicht mit einer Form des nordamerikanischen Oberdevon, nämlich Orthis tioga , aus den schieferigen Sandsteinen der Chemung- gruppe (J. Hall, PalaeontoL, N.-York, vol. IV, pl. 8) stattfinden. Denn sowohl im äusseren Umriss wie auch in dem Grade der Convexität beider Klappen, der geringen Länge und Krümmung des Ventralbuckels, dem Vorhandensein eines mittleren Sinus und am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 63 Sattels auf der Dorsal- resp. Ventralklappe , sowie endlich auch in der Beschaffenheit der äusseren Rippchen , die Hall als öfters gebündelt beschreibt und von denen in der oberen Hälfte des Gehäuses jede zweite, in der unteren aber jede dritte bis vierte stärker als die benachbarten sein soll — in allen diesen Merk- malen findet eine Uebereinstimmung mit unserer bergica statt. Ich würde diese letztere daher ohne Bedenken als Varietät zu tioga gezogen haben, wenn nicht Hall den Schlossfortsatz seiner Art als zweitheilig beschriebe, während derselbe bei der rheini- schen Form ungetheilt ist. Auch sonst scheint das Innere der kleinen Klappe (vergl. Halls Abbildungen, Fig. 25 u. 32) etwas von dem der rheinischen Muschel abzuweichen, so dass ich es für besser halte, die letztere mit dem neuen Namen 0. bergica zu belegen. Auf alle Fälle aber bleibt ihre grosse äussere Aehu- lichkeit mit der gleichalterigen amerikanischen Form sehr interessant. Streptorliynclms iiinbraculum Schloth. Taf. I, Fig. 10 u. 11. — — Davidson, Brit. Devon. Brach, p. 76, tb. 16, 18. Zu dieser bekannten, weit verbreiteten Devonart möchte ich ein sowohl in den Schiefern der Prinz Wilhelmgrube (Fig. 11) als auch in den Sandsteinen bei Hefel nicht selten vorkommendes, recht beträchtliche Dimensionen erreichendes Fossil rechnen. Denn in zwei Merkmalen, die M Coy für umbraculum (im Gegensatz zum carbonisclien crenistria Phill.) als charakteristisch anführt, nämlich in der grösseren Convexität der Dorsalklappe und im Vorhandensein eines (in Fig. 12 deutlich hervortretenden) Sinus auf jener Klappe findet eine offenbare Uebereinstimmung mit dem devonischen Typus statt. Nur in der äusseren Schalensculptur spricht sich eine Hin- neigung zum carbonisclien crenistria aus. Denn während nach M’Coy die Zwischenräume der Rippen bei umbraculum glatt oder nur mit schwachen und gleichmässigen Querstreifen erfüllt sind, sollen dieselben bei crenistria von starken, unregelmässigeren, eine starke Kerbung der Radialrippen erzeugenden Querrunzeln einge- nommen werden (vergl. Davidson ’s Abbildungen 1. c. tb. 19, f. 1 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm 64 und 2). Dies aber ist endlich auch die Beschaffenheit der Quer- sculptur bei der in Rede stehenden rheinischen Form, so dass diese mit der äusseren Gestalt der devonischen Form eine Sculptur verbindet, die derjenigen der carbonischen Art nahe steht. Es ist übrigens hervorzuheben, dass Davidson, der an der specifischen Selbständigkeit von umbraculum und crenistria noch starke Zweifel hegt, gewisse Steinkerne und Abdrücke aus dem englischen Oberdevon (1. c. p. 81, tb. 18, f. 4) nicht zu umbraculum, sondern zu Str. crenistria zieht. Clionetes sp. Ein schlecht erhaltenes Exemplar eines kleinen, stark quer ausgedehnten Clionetes aus den Schiefern der Prinz Wilhelmgrube sowie ein Abdruck einer ähnlichen Form aus dem Sandstein von Hefel. Die Längsrippen vermehren sich hie und da durch Dicho- tomie (oder auch durch Einschaltung?) und sind durch etwa ebenso breite Zwischenräume getrennt. Sie werden von zarten, gedrängten Querstreifen durchschnitten, ähnlich wie bei Ch. elegans de Kon. (Monogr. Product. Chonet. pl. 20, f. 13) und Ch. setigera Hall und Logani, Nop.w. & Pratt. (Hall, Pal. N.-York IV, tb. 22). Eine nähere Bestimmung der vorliegenden Reste ist nicht möglich. Stroplialosia prodnctoides Murch. Tat. II, Fig. 3 u. 4. — ■ — Davidson, Br. Devon. Brach, p. 97, tb. 19. Eine im Devon und zwar besonders in dessen jüngeren Niveaus häufige, ausserordentlich weit verbreitete Art. Sie kommt bei Vfelbert sowohl im Haldengestein der Grube Prinz Wilhelm als auch in den sandigen Schichten bei Hefel vor, woher die beiden abgebildeten Stücke stammen. Ein unvollständiges Stück von der Prinz Wil- helmgrube zeigt dieselbe feine, wellig- runzelige Q.uersculptur, wie sie Davidson (1. c. Fig. 20) bei Exemplaren bei Phillips" Str. ( Productus ) membranacea abbildet. am Norctrande des rheinischen Schiefergebirges. 65 Productus praelongus Sow. Taf. II, Fig. 1 u. 2. — — Davidson, Mon. Brit. Devon. Brach, p. 102, tb. 19, f. 22 — 25. Eine ziemlich erhebliche Dimensionen erreichende Muschel von 4 seifigem, überwiegend längsausgedehntem Umriss mit kräf- tigem, stark gekrümmtem Schnabel. Ohren rechteckig, nieder- gedrückt. Der mittlere Tlieil der grossen Klappe wird von einer flachen, ziemlich breiten, longitudinalen Einsenkung eingenommen, in deren Mitte sich eine starke, mitunter (Fig. 1) durch eine seichte mittlere Furche getheilte, gerundete Falte erhebt. Auf dieser Falte erheben sich hinter einander einige Stachelröhren. Die seitlichen Theile der Muschel sind mit ziemlich starken, aber etwas ungleich- mässigen Radialrippen bedeckt. Von dieser interessanten Muschel liegt mir ein halbes Dutzend mehr oder minder gut erhaltener Steinkerne aus dem dunkelen Schiefergrestein der Prinz Wilhelmgrube vor. Sie stellt weitaus O O die grösste, mir bis jetzt aus devonischen Ablagerungen bekannt gewordene Procluctus- Art dar. Die rheinische Form stimmt sehr gut mit den Abbildungen (namentlich mit Fig. 24 u. 25) überein, welche Davidson (1. c.) von einer häufigen, aber ebenfalls nur in Steinkernen vorkommenden Muschel aus den schieferig-sandig oberdevonischen Marwood- und Piltonbeds von North Devon und West Somerset gegeben hat, nur dass die englische Form kaum halb so gross ist, als die deutsche. Beiden Formen gemein ist die vierseitige, verlängerte Gestalt, der stark gebogene Ventralbuckel, die mittlere Einsenkung der Ventral- klappe, die sich darin erhebende, mit Stacheln besetzte Längsfalte und die Radialrippen auf den Seiten. Wenn ich demnach die rheinische Form mit gutem Recht mit dem Sowerby 'sehen Productus praelongus identificiren zu dürfen glaube, so kann ich doch andererseits meine Bedenken in Betreff der specifischen Selbständigkeit dieser Art nicht ganz unterdrücken. Sie besitzt nämlich so grosse Aehnlichkeit mit Phillips carbo- nischem mesolobus (vergl. Davidson, Brit. Carbonif. Brach, tb. 31, f. 6 — 9), dass es mir fraglich erscheint, ob beide Formen mit Recht getrennt werden. Nach M’Coy und Davidson soll der 66 E. Kayser, Beitrage zur Kenntniss von Oberdevon und Culm Hauptunterschied beider Formen darin liegen, dass die seitlichen Theile bei mesolobus glatt, bei praelongus dagegen gerippt sind. Stücke, wie das von Davidson 1. c. Fig. 6 abgebildete, zeigen indess, dass Rippen auch der carbonischen Art wenigstens nicht gänzlich fehlen. Es scheint mir daher noch etwas fraglich, ob man beide Formen auf die Dauer wird getrennt halten können. Will man indess an der Selbständigkeit der devonischen Form festhalten, so müsste man den Hauptnachdruck legen: 1) auf die stärkere Entwickelung der seitlichen Rippen und 2) auf das Be- schränktsein der Stachelröhren der Ventralklappe auf die Mittel- rippe , während bei mesolobus die Stacheln über die ganze Schale zerstreut sind. Productus sp. Tat. II, Fig. 5. In den glimmerigen Sandsteinen von Hefel hat sich noch ein anderer Productus gefunden, von dem aber leider nur der einzige abgebildete Abdruck der Dorsalschale vorliegt. Die stark concave, ungemein stark in die Quere ausgedehnte Klappe hat eine glatte, nur mit schwachen, etwas welligen Querstreifen bedeckte Oberfläche. Dieselbe war mit sehr zahlreichen dünnen, über die ganze Schale zerstreuten Stachelröhrchen bedeckt, die im Abdruck natürlich als vertiefte, Nadelstich -ähnliche Punkte erscheinen müssen. Crania trigonalis M’Coy. Tat. I, Fig. 6. — — Davidson, Brit. Carbon. Brach, p. 196, tb. 48, f. 14. Nach der von Davidson gegebenen Abbildung zeichnet sich die freie Klappe dieser Art durch flach konische Gestalt, einen gerundet vierseitigen, trapezförmigen Umriss, nahe an die kürzeste Seite des Trapezes herangerückten Scheitel und von demselben auslaufende gedrängte, markirte, nach dem Rande zu durch Spaltung vermehrte Rippen aus. Mit dieser dem irischen Kohlenkalk angehörigen Form stimmt ein von mir in den glimmerigen Sandsteinen bei Hefel gefundener o o O am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 67 Abdruck der kegelförmigen Oberschale in allen Stücken gut o O O überein. M’Coy hatte die Art ursprünglich zu Orbicula gerechnet, Davidson stellte sie zu Crania , jedoch mit Zweifel, da auch ihm das Innere unbekannt war. Der von mir abgebildete Abdruck der Innenseite der Oberschale zeigt, dass Davidson’ s Classification die richtige war. Die beschriebene Art ist die einzige in unserer Fauna, welche bisher nur aus dem Kohlengebirge bekannt war. Cyathophylliun ? sp. Sowohl in den schwarzen Schiefern der Prinz Wilhelmgrube als auch im Sandstein von Hefe! finden sich nicht selten bis ein paar Zoll lang werdende, hornförmig gestaltete Einzelkelche einer rugosen Koralle, die vielleicht zu dieser Gattung gehören. Arten aus dem Culm von Aprath. Die Versteinerungen der Culmscliiefer von Aprath sind bereits im Jahre 1857 Gegenstand einer Dissertation Seitens des seitdem verstorbenen J. H. Sarres gewesen. ( De petref actis quae in schisto posiclonico prope Elberfeldam urbern inveniuntur. Dissert. inauguralis. Berolini 1857.) Trotzdem dieselbe manches Neue enthält — der Verfasser beschreibt unter Anderem 3 neue Producten, sowie ein Pleurodictyum — so ist die Arbeit doch first ganz unbekannt ge- blieben. Nicht einmal Herr von Dechen in seiner sonst so voll- ständigen Uebersicht der mineralog. und geolog. Literatur der Provinzen Rheinland -Westfalen (Bonn, 1872) erwähnt dieselbe. Schon dieser Umstand liess es mir nützlich erscheinen, neue Mit- theilungen über die Aprather Fauna zu geben und die 3 Producten, die Sarres beschrieben, aber nicht bildlich dargestellt hat, ab- bilden zu lassen. Herr Geheimrath Beyrich stellte mir zu diesem Zweck die im hiesigen Universitätsmuseum aufbewahrten Origi- nalien des Herrn Sarres gütigst zur Verfügung. O O o o 5* G8 E. Kays er, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm Ich selbst hatte den Vortheil, bei Aprath unter der local- kundigen Führung des Herrn Pastor Heinersdorff aus Elberfeld sammeln zu können und in Folge dessen in kurzer Zeit eine sehr gute Ausbeute zu machen. Unter den von mir gefundenen Fossilien lege ich einen besonderen Werth auf vollständige Exem- plare zweier wichtigen Phillipsia - Arten. Ich habe dieselben auf Tafel III abbilden lassen und freue mich darüber umsomehr, als in der Literatur bis jetzt noch keine einzige Abbildung eines vollständigen rheinischen Culmtri lobiten existirt und des- halb die Frage, welche der sich so häutig findenden isolirten Köpfe und Schwänze als zusammengehörig zu betrachten seien, noch keineswegs entschieden war. In Betreff des Erhaltungszustandes der Aprather Culmver- steinerungen bemerke ich, dass dieselben fast ausnahmslos in Steinkernen und Abdrücken Vorkommen, welche letztere indess in den dünnschichtigen, meist etwas kieseligen bis wetzschiefer- ähnlichen Schiefern mitunter von grosser Schönheit sind. Phillipsia aequalis H. v. Meyer. Tat. III, Fig. 7 u. 8. Calymene (?) aequalis v. Meyer, N. Acta Aead. Leopold. Carol. XV, 2, p. 100, tb. 36, f. 13, 1831. Cylindraspis latispinosa Sandberger, Rhein.Schicht.Nass.,p.33,tb.3,f.4,4a(excl.caet.) Proetus laevi-cauda Sarres, Dissert. p. 28 (ex parte?) Die Autoren, welche nach H. v. Meyer den Namen aequalis gebraucht haben, Burmeister, Emmricii, Sändberger, Sarres, F. Römer, v. Könen, haben darunter sehr Verschiedenes ver- standen. Ein Blick auf die betreffenden Abbildungen und Be- schreibungen zeigt, dass der mit jenem Namen belegte Trilobit bald ein längliches, spitz zulaufendes, bald ein kui’zes, breites Kopfschild besitzen, bald mit längeren, bald mit kürzeren Hörnern an den Hinterecken ausgestattet sein, bald eine breite, fast cylin- drische, bald eine spitz zulaufende, spindelförmige Glabella haben soll. Das sind so grosse Unterschiede, dass die fraglichen Tri- lobiten unmöglich alle derselben Art angehören können. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. G 9 Zur Feststellung der Charaktere der Speeles muss man auf die alte, aber gar nicht so üble Abbildung H. v. Meyer’s zurück- gehen, welche sich auf Reste eines Trilobiten von Herborn be- zieht. Das von Meyer abgebildete Kopfschild besitzt einen hoch- parabolischen, an der Stirn etwas spitzbogig gebrochenen Umriss und eine schlanke, spindelförmige Glabella , deren Breite hinter derjenigen der Seitentheile etwas zurückbleibt. Seitenfurchen sind auf ihr nicht wahrzunehmen. Die Hinterecken des Kopfschildes sind zwar etwas zugespitzt, aber nicht in Hörner verlängert. Die Sammlung unserer Landesanstalt besitzt nun ein Kopfschild mit noch erhaltener Kalkschale von Herborn, welches im Umriss wie auch in der Form der (übrigens ungefurchten) Glabella sehr gut mit H. v. Meyer’s Abbildung; übereinstimmt. Es unterscheidet sich von der letzteren lediglich durch das Vorhandensein von Hörnern, die indess kaum die halbe Länge des Kopfes erreichen. Dieser scheinbare Unterschied erklärt sich indess daraus, dass unser Stück zu den seltenen bei Herborn zu machenden Funden mit noch erhaltener Schale gehört, während das von Meyer ab- gebildete Stück offenbar nur Steinkern war. Ich glaube daher nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, dass die Art stets mit Hörnern versehen war, wenn dieselben auch erheblich kürzer blieben, wie bei der folgenden Species. Was nun den Taf. III, Fig. 7 in natürlicher Grösse abgebil- deten Trilobiten von Aprath betrifft, so stimmt das Kopfschild vollständig mit dem oben beschriebenen Herborner sowie mit H. v. Meyer’s Abbildung überein und ich zweifle daher nicht, dass die Aprather Form wirklich dessen aequalis entspricht. Ich gehe nun zu einer kurzen Beschreibung meines Aprather Steinkerns über. Kopfschild von hoch -parabolischem, vorn etwas spitzbogig gebrochenem Umriss, wenig breiter als lang. Um dasselbe läuft ein verhältnissmässig breiter, flacher, (auch auf der äusseren Schale) parallelgestreifter Randsaum [der ursprünglich an den Hinterecken in nicht sehr lange Hörner ausgezogen war]. Die ziemlich stark gewölbte, scharf begränzte Glabella ist hinten etwa so breit, als die Seiten, verjüngt sich nach vorn allmälig und 70 E. Kaysek, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm endigt unweit des Randsaums mit gerundeter Spitze. Seitenfurchen [auch auf dem Herborner Exemplar] nicht mit Bestimmtheit er- kennbar. Nackenfurche tief, Nackenring breit, mit einem kleinen, mittleren Tuberkel (Fig. 8 und mein Herborner Kopf). Verlauf der Gesichtsnähte aus Fig. 7 u. 8 ersichtlich. Augen schmal, halbmondförmig, reticulirt, etwa in der Mitte zwischen Stirn- und Hinterrand liegend und nahe an die Glabella herangerückt. Das ganze Kopfschild, besonders die Glabella, ist fein granulirt. Der Rumpf zählt an meinem Aprather Stücke nur 8 Ringe. Dies hängt indess offenbar mit dem noch unausgewachsenen Zustande des fraglichen Exemplars zusammen, da ältere Indi- viduen wahrscheinlich mindestens 9 Rumpfringe besitzen. Die Axe ist ziemlich breit, die Pleuren schwach umgebogen und durch eine starke, wenn auch nicht lange Furche getheilt. Py gidium von halb - elliptischem Umriss, etwas kürzer als das Kopfschild, von einem ziemlich breiten, glatten, ebenfalls parallel gestreiften Randsaum umgeben. Axe bis an den Rand- saum reichend und ziemlich spitz endigend. Sie ist sehr schwach gegliedert, ihr Abdruck sogar fast glatt. Auch die Seiten sind nur undeutlich gegliedert. Um nun zum Schluss noch einige Mittheilungen über die von verschiedenen Autoren unter dem Namen aequalis gegebenen Ab- bildungen zu machen, bemerke ich, dass der von Burmeister (Organisat. d. Trilobiten, tb. 5, f. 3) als Arcliegonus aequalis nach einem Original des hiesigen Universitätsmuseums abgebildete Tri- lobit von Altwasser in Schlesien mit einer nach der Stirn zu nicht verschmälerten, sondern erweiterten Glabella unmöglich zu H. v. Meyer’ s Art gehören kann, wie dies denn auch schon von den Brüdern Sandberger (Rhein. Schichtens. Nassau p. 33) her- vorgehoben worden ist. Aber auch die von F. Römer aus den Culm-Schiefern von Bautsch in Mähren (Geologie von Oberschlesien, tb. 6, f. 6) abgebildete und fraglich auf Phillipsia latispinosa Sandb. — aequalis H. v. Meyer bezogene Form mit breitem, flachbogig begränzten Kopfschild und sehr breiter, nach vorn zu nicht ver- jüngter Glabella muss ich für eine ganz verschiedene Art halten. Was weiter den von Emmricii (Schulprogramm 1844, f. 6) als am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 71 Phillipsia aequalis abgebildeten Kopf von Herborn betrifft, so möchte ich denselben mit Herrn von Könen (Neues Jahrb. f. Mineralogie etc. 1879, p. 312) für wenig glücklich restaurirt halten. Die kurzen Hörner scheinen auf die Zugehörigkeit zu H. v. Meyers Art hinzuweisen und auch die Gestalt der Glabella würde nicht gerade dagegen sprechen. Das von den Gebrüdern Sandberger (1. c. tb. 3, f. 4) abgebildete Kopfschild endlich möchte ich, auch wenn es nach vorn nicht ganz so spitz zuläuft, wie bei meinem Herborner und Aprather Exemplar, dennoch auf aequalis beziehen. Die Naht verläuft nach den nassauischen Autoren vor dem Aug-e etwas stärker nach auswärts, als bei der Aprather Form. Die von denselben Gelehrten mit dem erwähnten Kopfe zu einer Art verbundenen Rumpf- und Schwanzreste dagegen gehören sicherlich einer anderen Art an. Denn jene Schwänze sind nicht blos breiter und kürzer, sondern auch ohne Randsaum und — was das wich- tigste ist — auf der Axe wie auf den Seiten deutlich gegliedert, während der Schwanz der Aprather Form im Gegentheil nur sehr schwach gegliedert ist. Phillipsia longicornis n. sp. Taf. III, Fig. 9, 10. Der zweite von mir bei Aprath gefundene vollständige Trilobit, der in Fig. 9 in natürlicher Grösse, in 9 a in 3facher Vergrösserung abgebildet ist, dürfte wohl ohne Zweifel eine von Ph. aequalis ver- schiedene Art darstellen. Das Kopfschild ist breiter, als bei H. v. Meyer ’s Art und läuft nach der Stirn nicht spitz zu, sondern endigt hier vielmehr mit flachbogiger Contour. Es wird von einem ganz ähnlichen Randsaum umgeben, wie aequalis, nur dass derselbe an den Hinter- ecken zu langen , der Gesammtlänge des Kopfschildes gleichkom- menden Hörnern ausgezogen ist — ein Unterschied, der schon allein zur specifischen Unterscheidung der in Rede stehenden Form hinreichen würde. — Die Glabella ist verhältnissmässig schmäler, als bei aequalis, aber nach vorn etwas schwächer verjüngt. Sie reicht bis in die Nähe des Randsaums und endigt liier mit ziemlich 72 E. Kaiser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm breiter Rundung. Von einer Furchung derselben ist Nichts wahr- zunehmen. Der Nackenring meines Stückes ist schlecht erhalten, ich kann daher über seine Form nichts Genaueres aussagen. Die Form und Lage der Augen sowie der Verlauf der Gesichtsnähte bei der fraglichen Art stimmen wesentlich mit Ph. aequalis überein. Der Rumpf zeigt auch bei dem in Rede stehenden Stücke nicht die volle Zahl von Ringen, sondern nur 7, was ebenfalls mit dem jugendlichen Zustande, ausserdem aber auch mit einer geringen Aufschiebung des Kopfes auf den Rumpf zusammenhängt, durch die der Nackenring fast ganz zerstört worden ist. Axe ziemlich stark gewölbt, erheblich schmäler als die Seiten. Pleuren durch starke, weiter als bei aequalis zurückreichende Furchen getheilt. Schwanzs c h i 1 d in Umriss und Beschaffenheit des Randsaums nicht erheblich von aequalis verschieden. Dagegen ist die ziemlich stark gewölbte Axe vergleichsweise schmäler und, ebenso wie die Seiten, deutlich gegliedert. Auf der Axe zähle ich etwa 14, auf den Seiten 8 Ringe. Die Seitenringe sind, ähnlich wie die Pleuren, durch starke, schon in der Mitte der Ringe beginnende Rand- furchen gespalten. Das Fig. 10 abgebildete isolirte Randschild eines Kopfes möchte wohl ebenfalls unserer neuen Art angehören. Zu dieser Art gehört sehr wahrscheinlich auch ein vollständiges sich im Besitz unserer Sammlung befindliches Exemplar eines kleinen Trilobiten von Pierborn. Derselbe besitzt bei ähnlich con- tourirtem Kopfschilde noch längere, der ganzen Körperlänge gleich- kommende Hörner. Die ganze Körperaxe sammt der Glabella ist verhältnissmässig breiter, als bei der Aprather Form, aber der Abdruck des Schwanzes zeigt dieselbe kräftige Gliederung und die Pleuren dieselbe Spaltung durch tiefe, lange Furchen. Da es bekannt ist, dass bei vielen Trilobiten bei sonst wesentlich gleich- bleibenden Merkmalen breite kurze und schmale lange Formen nebeneinander Vorkommen (Unterschiede, die von manchen Forschern, wie Salter, vielleicht nicht mit Unrecht als sexuell gedeutet werden), so würde auch das fragliche Herborn er Exemplar als breite Form des Fig. 9 abgebildeten Aprather longicornis angesehen werden können. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 73 Eine andere, ebenfalls breite Form unserer Art stellt vielleicht auch Richters langhörn iger Proetus posthumnus (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. XYI, tb. 3, f. 1) aus dem thüringischen Cuhn dar. Es ist möglich, dass die Brüder Sandberger zu ihrer Cylin- draspis latispinosa (= C. aequalis H. v. Meyer) auch zu longicornis gehörigen Reste gezogen haben; allein thatsächliche Anhaltspunkte habe ich für diese Annahme nicht. Die Beschreibung und Ab- bildung, welche die genannten Forscher vom Kopfschild von lati- spinosa geben, passt ganz gut auf aequalis, und was die von ihnen zu latispinosa gerechneten Schwänze betrifft, so können dieselben bei dem völligen Mangel eines Randsaums weder zu aequalis ge- hören — wie Herr von Ivönen (1. c. p. 312 u. 315) annimmt — noch auch zu longicornis. Es würde daher auch ganz ungerecht- fertigt sein, wenn ich etwa den Sandberger sehen Namen lati- spinosa für meine langhörnige Art beibehalten wollte. Phillipsia cnf. Eichwaldi Fisch. Taf. III, Fig. 6. Es liegt mir von Aprath ein Kern eines ungewöhnlich grossen Schwanzschildes vor. Dasselbe ist von kurz-halbelliptischem Um- riss und besitzt einen breiten, parallel-gestreiften, schwach concaven Randsaum, der ein paar Millim. tiefer liegt, als das übrige Pygi- dium. Die deutlich begränzte Axe ist schwach gewölbt und sehr breit und endigt schon in einiger Entfernung vom Randsaum mit stumpf gerundeter, noch immer sehr breiter Spitze. Sie besteht aus 10 — 12 deutlichen Ringen. Die Seiten sind sehr schwach gewölbt und lassen 8 — 9 massig starke, nach dem Randsaum zu verschwindende Ringe erkennen, die (wenigstens auf dem vor- liegenden Steinkerne) nicht durch Furchen getheilt sind. Das beschriebene Pygidium erinnert durch seine kurz-elliptische Gestalt und breite Axe an Fischer' s Ph. Brongniarti (de Köninck, Anim. foss. calc. carb. etc. pl. 53, f. 7) aus dem belgischen Kohlen- kalk, mit dem de Iyoninck auch den ähnlichen von Phillips (Geol. Yorkshire II, p. 239, tb. 22, f. 4) unter der Bezeichnung Asaphus obsoletus abgebildeten Schwanz vereinigt. Beide Arten 74 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm erklärt v. Möller (Trilob. d. russ. Steinkoblenformation, Separatabz. aus Bull. Soc. Imp. Natural. Moscou 1867, p. 14, 74) für synonym mit Phillipsia ( Asaphus ) Eichwaldi Fisch. Indess endigt die Axe des Apratlier Schwanzes noch etwas stumpfer, als bei dem oben an- gezogenen, von de Köninck abgebildeten und gleicht in dieser Hinsicht mehr dem von Phillips abgebildeten Pygidium. Noch spitzer endigt die Axe bei der Abbildung, die Herr v. Möller (1. c. Fig. 3) von dem Schwänze des russischen Eichwaldi giebt. Phillipsia sp. Tat. III, Fig. 11. Ein anderes Apratlier Pygidium zeichnet sich bei massiger Grösse durch kurzelliptischen Umriss und flach gewölbte Axe und Seiten aus. Die Axe ist in der Mitte schwach kielförmig erhoben, erheblich schmäler als die Seiten, verjüngt sich nach hinten rasch und läuft in einiger Entfernung vom Rande in eine schmale, dolch- förmige Spitze aus. Man zählt auf der Axe 13 deutliche Ringe. Auf den Seiten liegen 9 markirte, flach -bogige Rippen, die schon in geringer Entfernung von der Axe durch eine nach dem Rande zu ziemlich breit werdende Mittelfurche getheilt werden. In der Nähe des Randes verschwinden die Rippen und es entsteht dadurch eine Art glatter Randsaum. Die auszeichnenden Merkmale des beschriebenen Schwanzes liegen in seiner kurzen, breiten Gestalt, seiner Flachheit, der deut- lichen Gliederung von Axe und Seiten sowie in der langen, dolch- förmigen Endigung der in der Mitte etwas kielförmig erhobenen Axe. Auch bei der bekannten Ph. mucronata M Coy läuft die Axe in eine lange Spitze aus, aber hier ist das ganze Hinterende des Pygidiums iu eine Spitze ausgezogen. Ich kenne keine ähnliche Art. Sarres beschreibt (1. c. p. 30) noch eine Phillipsia emarginata n. sp. Die Glabella dieser Form soll nach der Stirn zu erweitert sein, so dass hier ein Griffithides vorliegen würde. Sie soll ein am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 75 Paar Seiten-Furchen besitzen, welche jederseits an der Basis einen 3 eckigen Lappen abscheiden. 9 Rumpfringe. Das Schwanzschild wird als lang und zugespitzt ( subacumi - natum') und von einem glatten Randsaum umgeben beschrieben. Axe mit 15, Seiten mit 8 Ringen. Ich kenne diese Form nicht aus eigener Anschauung, da das Original in der Universitätssammlung nicht vorhanden ist, Cypritlina subglobulosa Sandb. Sandberger, 1. c. p. 6, tb. 1, f. 4. Diese Art ist bei Aprath nicht selten, aber wenig gut erhalten. Goniatites crenistria Phill. Sandberger, tb. 5, f. 1. Sarres, p. 27. Goniatites mixolobus Phill. Sandberger, tb. 3, f. 13; tb. 5, f. 1. Sarres, p. 27. Orthoceras scalare Goldf. Sandberger, tb. 19, f. 5. Sarres, p. 28. Orthoceras striolatum PI. v. Meyer. Sandberger, tb. 19, f. 3. Sarres, p. 28. Pleurotomaria sp. Sarres (Dissert. p. 26) beobachtete Fragmente von Pleuroto- marien, die wahrscheinlich mehr als einer Art angehören. Posidonia Becheri Bronn. — acuticosta Sandberger, tb. 30, f. 9. Sarres, p. 26. Alle diese 5, im rheinischen Culm so häufige Arten sind auch bei Aprath vertreten. 76 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm Pecteii densistria Sande. — — Sandberger, p. 296, tb. 30, f. 12. — — Sarres, p. 24. — — v. Könen, Neues Jahrb. f. Min. 1879, p. 327, tb. 6, f. 2 Es liegt ein guter Abdruck der rechten Klappen vor, der mit der von Herrn von Könen gegebenen Abbildung gut überein- stimmt, nur dass das Byssusohr etwas stärker vorspringt. Mit der Abbildung der Brüder Sandberger stimmt mein Stück weniger gut überein. Sarres beschreibt (p. 24) noch einen Pecten plicatus n. sp., den er mit densistria vergleicht , von dem sich seine Art indess durch ungleich grosse Ohren unterscheiden soll. Da aber auch die Ohren von densistria nicht gleich gross sind, so kann Herr v. Könen mit seiner Vermuthung, dass die SARREs’sche Art mit densistria ident sei, Recht haben. Pecten cnf. grandaevus Golde. Sarres , p. 26. Sarres beschreibt (1. c. p. 22) unter dem Namen P. margi- natus eine Art, die er mit dem bekannten GoLDFüSs’schen gran- daevus (= subspinulosus Sandb. 1. c. tb. 80, f. 11) vergleicht, die sich aber durch Ungleichseitigkeit [dieselbe kommt auch gran- daevus zu], stärkere Breitenausdehnung, schwächere bis fehlende Längsfalten auf den Ohren, Fehlen der für grandaevus charakte- ristischen knotenförmigen Höcker auf den Radialfalten, sowie end- lich durch dichter stehende Anwachsstreifen unterscheiden soll. Die Prüfung des im hiesigen Museum aufbewahrten Originals hat meine Zweifel, ob nicht doch nur ein schlecht erhaltener Ab- druck von P. grandaevus vorliegt, nicht zu zerstreuen vermocht. Pecten Lossen i v. Könen? Neues Jahrb. f. Min. p. 328, tb. 6, f. 1. Zu dieser neuen Art ist Herr von Könen geneigt, den durch Sarres (p. 24) als linteatus Goldf. (Petref. Germ. II, tb. 114, f. 9) beschriebenen Pecten zu rechnen. Das Original befindet sich nicht im hiesigen Museum, am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 77 Rhynchonella? papyracea A. Röm. Terebratula — A. Röm., Beitr. z. Kennte, d. n. w. Harzgeb., I, p.4S, tb. 8, f. 3 (1850). Rhynchonella — Sarres, 1. c. p. 15. Streptorhynclms crenistria Phill. Taf. III, f. 12. — — Davidson, Monogr. Brit. Carbonif. Brach, tb. 26, 27. Diese bekannte, weitverbreitete Leitform des Kohlengebirges kommt in sehr kleinen Individuen auch bei Aprath vor. Ich habe dort einige sehr deutliche Exemplare gesammelt. Der kaum ge- krümmte Schnabel, die verhältnissmässig hohe, rechtwinkelig zur Längsaxe der Muschel stehende, in der Mitte von einer dreieckigen Oeffnung durchbrochene Area und die starken , sich nach dem Rande zu durch Einschiebung vermehrenden Radialstreifen lassen an der Zugehörigkeit der nur wenige Mill. lang und breit werden- den Form zur PHiLLiPs'schen Art keinen Zweifel. Strophomeiia analoga Phill. — — Davidson, 1. c. tb. 28. Von dieser Art liegt ein deutlicher Steinkern vor. Chonetes Laguessiana de Kon. Taf. III, f. 17 — 18. — — de Köninck, Monogr. Product. Chonet. p. 198, tb. 20, f. 6. — Hardrensis Phile., Davidson, Mon. Br. Carbon. Brach, p. 186, tb. 47, f. 12 — 25. — tuberculata M’Coy, Sarres, 1. c. p. 18 (ex parte). Eine kleine, kaum über 8 Mi 11 im. lang und 16 Millim. breit werdende, halbkreisförmige, stets stark quer ausgedehnte, convex- concave Muschel. Die grösste Breite liegt im Schlossrand oder zwischen diesem und der Mitte. Der Ventralbuckel ist klein und hängt nicht über den Schlossrand über, die Area ist massig gross, und in der Mitte von einer dreieckigen, durch ein Pseudodeltidium überdeckten Oeffnung durchbrochen. Auf jeder Seite des Buckels treten auf der Ventralklappe in der Nähe des Schlossrandes 2 — 3 schräg nach aussen gerichtete Stachelröhren auf. Die Oberfläche der Schale ist mit zahlreichen fadenförmigen Radialrippchen be- 78 E. Kayser, Beiträge zur Kenntnis® von Oberdevon und Culm deckt, die sich durch häufig wiederholte, in verschiedener Ent- fernung zwischen Buckeln und Rand stattfindende Spaltung ver- mehren und deren man am Rande zwischen 50 und 70 zählt. Diese Art ist bei Aprath häufig. Sie stimmt gut mit den Beschreibungen und Abbildungen überein, die de Köninck und Davidson von der Muschel des belgischen und englischen Kohlen- kalks gegeben haben. Sarres hat die Art auf M Coy's Ch. tuberculata bezogen, eine Art des irischen Kohlenkalks, die sich nach de Köninck (Mon. Prod. Chon. 222, pl. 19, f. 4) von der ihr ähnlichen Laguessiana, durch die eigentümliche Sculptur ihrer Rippen unterscheiden soll, welche in der ersten Hälfte glatt, in der zweiten aber mit einer Anzahl kleiner Tuberkel versehen sind 1). Die in der hiesigen Universitätssammlung aufbewahrten Originalexemplare von Sarres lassen indess nichts von einer derartigen Sculptur erkennen. Da- gegen kommt bei Aprath eine andere Art (67t. rectispina ) vor, welche granulirte Rippen besitzt. Sie ist es wahrscheinlich, bei der Sarres die Granulation beobachtet hat, die er, da er bei Aprath nur eine Chonetes-Art annahm, allen dort vorkommenden Choneten zugeschrieben hat. Chonetes rectispina v. Könen? Tat. III, Fig. 13, 14. Chonetes rectispina v. Könen, Neues Jahrb. f. Min. 1879, p. 327, tb. 7, f. 4. ? Chonetes longispina A. Rom., Beitr. n. w. Harzgeb. I, p. 47, tb. 8, f. 2, 1850. Eine bei Aprath ziemlich häufige, bis 8 Millim. lang und 12 Milim. breit werdende Art von halbkreisförmigem, stets in die Quere ausgedehntem Umriss. Die grosse Klappe mässig stark convex, die kleine entsprechend concav. Die Oberfläche ist mit zahlreichen feinen, oft dichotomirenden Rippchen bedeckt, deren am Rande 80 oder mehr liegen. Unter der Lupe zeigen sie bei !) Davidson (1. c. p. 191) scheint die Selbständigkeit der M’Cov’schen Art nicht anerkennen zu wollen, da er sie als »very doubtfull so termed species« anführt. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 79 erhaltener Schale oder im Abdruck eine ziemlich starke Granu- lation. Das auszeichnendste Merkmal der Art aber liegt in dem Vorhandensein von 2 (oder vielleicht auch 3) langen, nahezu recht- winkelig zum Schlossrande stehenden Stachelröhren auf jeder Seite des Ventralbuckels. Die Art, die Herr von Könen unlängst aus dem Culm von Herborn beschrieben, ist mit der Aprather wahrscheinlich ident, v. Könen zählte am Rande gegen 100 Rippen, über deren etwaige Granulation indess keine Angaben gemacht werden. Viel- leicht gehört hierher auch A. Römer’s Chon, longispina aus dem Culm von Lautenthal, die 2 lange, ähnlich stehende Stacheln auf jeder Seite des Ventralbuckels und am Rande 80 Rippchen besitzt. Sie weicht nur durch stärkere Querausdehnung und etwas flügel- förmig vortretende Seitenecken ab 1). Möglicherweise könnte sich unsere Art auch mit der schon vor langer Zeit durch M Cov aus dem irischen Kohlenkalk be- schriebenen (Carbon, foss. Ireland, tb. 21, f. 9; de Köninck, Mon. Product. Chonet. tb. 20, f. 11) Chon, perlata decken, einer kleinen, ebenfalls stark quer ausgedehnten, fein gerippten Form mit vier rechtwinkelig stehenden Stachelröhren auf jeder Seite des Wirbels. Die Beschreibung M’Cov’s ist indess zu unvollständig, um hierüber in’s Klare zu kommen 2). Auch in den jüngsten Devonbildungen des Staates N.-York, in den Chemung - Schichten , kommt eine verwandte Art vor, Ch. setigera Hall (Palaeont. N.-York IV, p. 129, tb. 21, 22). Die- selbe stimmt in ihrer halbkreisförmigen, quer ausgedehnten Gestalt und den 2 — 3 nahezu rechtwinkeligen, sich auf jeder Seite des Schlossrandes erhebenden Stacheln ganz mit der oben beschriebenen Muschel überein und unterscheidet sich von derselben nur durch die geringere Zahl der Rippen (36 — 50). ') Ist die Römer’ sehe Muschel wirklich ident, so würde der Name longispina die Priorität haben. 2) Davidson (Mon. Brit. Carbon. Brach, p. 189) will der fraglichen Form die specifische Selbständigkeit absprechen und betrachtet sie als Varietät seiner Ilardrensis (== Languessiana). 80 E. Kayser, Beitrüge zur Kenntniss von Oberdeyon und Culm Chonetes Buchiana de Kon. Taf. III, Fig. 16. — — de Köninck, Mon. Product. Chonet. p. 218, tb. 20, f. 17. — — Davidson, Mon. Br. Carbon. Brach, p. 184, tb. 47, f. 1 — 7. Von dieser leicht erkennbaren, bereits aus dem Carbon Eng- lands, Belgiens und der Alpen (Bleiberg) bekannt gewordenen Art liegt nur ein Steinkern einer sehr kleinen, in Fig. 16 dreifach vergrösserten Ventralschale vor. Dieselbe ist halbkreisförmig, stark in die Breite ausgedehnt und von massig starker Wölbung. Area massig hoch, mit mittlerer Oeffnung und Pseudodeltidium ver- sehen. Die im Vergleich zu den beiden -vorigen Arten sehr kräftigen Rippen sind durch nahezu ebenso breite Zwischenräume getrennt. Die mittleren Rippen sind alle einfach, die seitlichen aber hie und da gespalten. Man zählt ihrer am Rande im Ganzen gegen 30. Von der Quersculptur, die Davidson (1. e. tb. 55, f. 12) abgebildet hat, ist an meinem Steinkerne nichts wahrzunehmen. Chonetes polita M’Coy. Taf. III, Fig. 15. — — Davidson, Br. Carb. Brach, p. 190, tb. 47, f. 8 — 11. Die einzige bekannte völlig glatte, nur mit schwachen concen- trischeu Anwachsstreifen bedeckte Art. In diesem Merkmal, sowie in der sehr starken Querausdehnung und der beträchtlichen, na- mentlich am Buckel und in der Mittellinie starken Convexität der Ventralklappe stimmt die Aprather Form gut mit Davidson s Abbildungen überein. Es liegen mir zwei Steinkerne der Ventralklappe vor. Productus laevipuuctatus Sarres. Taf. III, Fig. 5. — — Sarres, dissertat. p. 21. Eine kleine Form aus der nächsten Verwandtschaft des be- kannten carbonischen Prod. sublaevis de Köninck (Monogr. Pro- duct. Chonet. p. 75, pl. 7, f. 1 ; Davidson, Brit. Carbon. Brach. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 81 p. 177, tb. 31, f. 1 — 2) = humerosus Sow. 1), die mit demselben in der vierseitigen, längs ausgedehnten Gestalt, dem langen, stark gekrümmten Wirbel und dem Vorhandensein eines schmalen, furchenförmigen Sinus auf der Mitte der Ventralklappe überein- stimmt, die sich aber von jener Art durch die Glätte der Schale und eine eigenthümliche , aus kleinen knotenförmigen Tuberkeln bestehende Sculptur der Epidermis auszeiclmet (Fig. 5 a). Vou dieser Form liegt mir das Originalstück von Sarres vor, ein vortrefflicher Abdruck der Ventralklappe, nach deren Abguss meine Abbildung Fig. 5 angefertigt worden ist, und ausserdem noch ein kleinerer Steinkern. Ich war längere Zeit ungewiss, ob die Form nicht doch mit humerosus zu vereinigen sei, da bekanntlich die Radialstreifung dieser Art durch Abreibung leicht verloren geht. Allein bei der vortrefflichen Erhaltung der Ober- fläche (wenn auch nur im Abdrucke) würde eine solche Annahme wenig Wahrscheinlichkeit haben; ausserdem aber ist eine ähnliche Sculptur der Epidermis, wie sie oben beschrieben wurde, bei humerosus meines Wissens noch nie beobachtet worden. Es scheint daher geboten, die Sarres’ sehe Art bis auf Weiteres als selb- ständige Species anzusehen. Prod. humerosus ( sublaevis ) selbst glaubt Herr von Koenen im Culm von Herborn beobachtet zu haben (Neues Jahrb. f. Mineral. 1879, p. 326). Productus plicatus Sarres. Taf. III, Fig. 1 u. 2. — — Saures, Dissertat. p. 20. ? Productus Carringtonianus Davidson, Brit. Carb. Brach, p. 274, tb. 55, f. 5. Sarres beschreibt diese Art als deprimirt, von halbkreisförmiger, quer ausgedehnter Gestalt (Breite : Länge = 13 : 8), mit schwach gewölbter Ventralklappe und niedrigem, schwach gekrümmtem Schnabel. Die äussere Oberfläche soll mit ca. 16 etwas unregel- x) Davidson hat neuerdings die interessante Beobachtung gemacht, dass die mit dem Namen Pr. humerosus belegten Kerne nichts weiter als Steinkerne des Inneren von sublaevis darstellen (Supplement Carbonif. Brach, p. 306, 1880). Da der SowERBY’sche Namen älter ist, als der de Konincic’ sehe, so muss die Species fortan als humerosus bezeichnet werden. 6 82 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm massigen, flachen, concentrischen Querringen, sowie mit ca. 30, in concentrischen Reihen über die ganze Oberfläche vertheilten Stachelröhren bedeckt sein. Die Unterschiede von Prod. punctatus Mart, findet der Autor in weniger zahlreichen, unregelmässiger angeordneten Querringen und im Fehlen eines Sinus, durch welches letztere Merkmal die Aprather Form auch von plicatilis Sow. und anderen verwandten Formen unterschieden sein soll. Während Herrn Sarres nur ein paar schlecht erhaltene Stücke zu Gebote standen, hatte ich das Glück, einige ausgezeichnet gut erhaltene Exemplare (Fig. 1 u. 2) aufzufinden. Die auszeichnenden Merk- male der Muschel liegen in ihrem halbkreisförmigen, quer ver- längerten Umriss, der grossen Flachheit und Sinuslosigkeit der Ventralklappe, dem kleinen, sich kaum über den Schlossrand er- hebenden Wirbel und der aus ziemlich gedrängt stehenden, wenig erhobenen Querringen bestehenden Oberflächensculptur. In dei Vertheilung der sehr lang werdenden, schlanken Stachelröhren finde ich keine Gesetzmässigkeit. Alle diese Merkmale sind so eigenthümlich, dass die SARRES’sche Art nicht leicht mit einer anderen, bis jetzt beschriebenen zu verwechseln ist. Nur aus England hat Davidson eine Species, Pr. C ar ring tonianus bekannt gemacht, die nach Abbildung und Beschreibung mit der rheinischen grosse Aehnlichkeit besitzen muss. Denn auch die englische Form zeichnet sich durch halb- kreisförmigen, quer ausgedehnten Umriss, schwach gewölbte Ven- tralklappe, sehr niedrigen Ventralbuckel und mässig regelmässige, die ganze Oberfläche bedeckende, concentrische Querrunzeln aus. Es wäre daher sehr möglich, dass beide fragliche Formen der- selben Art angehören x). 1) In Begleitung von Productus Carringtonianus findet sieb (bei Narrowdale in Staffordshire) noch eine eigenthümliche Rhynclionella , Rh. Wettonensis Davids. (1. c. p. 274, pl. 55, f. 1 — 3). Auch diese Form scheint mit einer Art des deutschen Culm ident zu sein, nämlich mit der von A. Römer (Beitr. z. Kenntn. d. nord- westl. Harzgeb. I, 1850, p. 31, tb. 4, f. 25) aus den Culmkalken von Grund beschriebenen, durch einen Sinus auf der kleinen und einen Sattel auf der grossen Klappe ausgezeichneten Rhynclionella ( Terehratula ) contraria. Die Ver- gleichung von Originalexemplaren der harzer Art mit Davidson’s Abbildungen der englischen Muschel hat mir kaum einen Zweifel an der Identität beider Formen übrig gelassen. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 83 Productus concentricus Sarres. Taf. III, Fig. 3 u. 4. — — Sarres, Dissertat. p. 21. Sarres beschreibt von Aprath noch eine dritte Productus- art, die ebenfalls eine flach gewölbte, stark quer ausgedehnte (Breite : Länge = 8 : 4) Ventralklappe besitzen, sich aber von dem vorhin beschriebenen plicatus durch nur 10, weiter von einander abstehende Querringe und einige wenige, unregelmässig ver- theilte Stachelröhren auszeichnen soll. Ausserdem giebt Sarres noch an, dass der Stirnrand etwas eingebuchtet und die Schloss- ecken rechteckig seien. Das einzige, im Besitz der Universitätssammlung befindliche Originalexemplar — der Abdruck einer Ventralklappe, nach deren Abguss die Abbildung Fig. 4 angefertigt worden ist — lässt in Be- zug auf Erhaltung viel zu wünschen übrig. Besser erhalten sind ein paar andere, von mir selbst gesammelte Steinkerne und Ab- drücke, deren grösster in Fig. 3 abgebildet worden ist. Durch die gelänge Wölbung der Ventralklappe, den kaum über den Schlossrand vorragenden Wirbel und die concentrische Quersculptur ist die Form offenbar mit Sarres plicatus verwandt. Die Hauptunterschiede von dieser Art würden in der noch stär- keren Querausdehnung, der geringen Zahl und Stärke der con- centrischen Querringe, der schwachen Einbuchtung des Stirnrandes und den — wie es in der That scheint — weniger zahlreichen Stachelröhren zu suchen sein. Ich bin indess nicht ganz sicher, ob concentricus wirklich eine selbständige Art oder nur eine Ab- änderung von plicatus darstellt. Durch weiteres, besseres Material wird diese Frage entschieden werden können. Die Fig. 3 abgebildete Ventralklappe gleicht den zwei Fig. 1 und 2 dargestellten Ventralklappen von plicatus auch in der grossen Länge der Stachelröhren. Dieselben beschränken sich aber bei dem fraglichen Exemplar auf den Schlossrand und sind auf beiden Seiten des Wirbels schräg nach aussen gerichtet. 6 84 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm Discina sp. Discina marginata Sarres, Dissertat. p. 22. Diese von den Brüdern Sandberger (rhein. Sch. Nassau, p. 372) aus den Schiefern von Wissenbach beschriebene Art soll nach Sarres auch bei Aprath Vorkommen. Bei der grossen Verschiedenheit des geognostischen Niveaus scheint diese Angabe wenig glaubhaft. Pleurodictynm Decheniaimm is. sp. Tat. III, Fig. 20, 21. v. Dechen, Verhandl. Naturhist. Ver. f. Rkeinl.-Westf. VII (1850), p. 201. Pleurodictynm sp. indet. Sarres, Dissertat. p. 12. Herr von Dechen hat zuerst das Vorkommen eines Pleuro- dictyum in den Kieselschiefern der Culmformation in der Gegend von Elberfeld (Peters-Katernsberg im NW. der Stadt) bekannt ge- macht. Er präcisirt die Unterschiede der fraglichen Form vom unterdevonischen Pleurodictynm problematicum dahin, dass die Polypiten derselben fast drehrund (bei probl. prismatisch), die reihenweise geordneten Tuberkeln auf den letzteren [die Ausfüllun- gen der die Wände der Polypiten durchbohrenden Verbindungs- poren] zahlreicher, die Form des Stockes mehr kugelig (bei probl. mehr scheibenförmig) und der serpelähnliche , in der Mitte von problematicum zu beobachtende Körper nicht vorhanden sei. Auch Sarres findet die Hauptunterschiede der carbonischen Form in der stärkeren Wölbung des Stockes und der gerundeten Gestalt der Polypiten, welche er als kurzkonisch beschreibt. Ich habe bei Aprath mehrere Exemplare des fraglichen Fossils gesammelt und kann mich der Ansicht der beiden Autoren , dass eine von problematicum verschiedene Species vorliegt, nur an- schliessen. Die Culmform ist viel kleiner, stärker gewölbt bis halbkuge- lig und von rundem (bei probl. meist von ovalem) Umriss. Die meist nicht sehr zahlreichen Polypiten sind kürzer und ge- drungener, als bei der Unterdevon - Art, indess — ebenso wie bei dieser — von mehr oder weniger unregelmässig polygonaler Ge- stalt. Die benachbarten Polypiten sind durch zahlreiche, ver- am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 85 hältnissmässig starke, in geraden Reihen geordnete Querstäbchen verbunden. Die bei problematicum ausser diesen letzteren noch vorhandenen (von Dörnchen auf der Innenseite der Kelchwandungen herrührenden) vertieften Punkte habe ich an meinen Aprather Stücken ebensowenig wahrnehmen können, als die bei der Devon- form nicht selten zu beobachtende (von Radiallamellen herrührende) Längsstreifung der Polypitenkerne. Pleurodictyum Sei canum Giebel (Kayser, älteste Devonfauna des Harzes, Abhandl. z. geol. Specialkarte von Preussen etc. Bd. II, Heft 4, tb. 33, f. 8) scheint der Culmform näher zu stehen, als problematicum. Dasselbe hat mit Dechenianum die geringe Grösse, stärkere Wölbung und rundlichen Umriss des Stockes gemein und unterscheidet sich vielleicht nur durch verhältnissmässig län- gere und schlankere, sehr regelmässig prismatische Polypiten. Eine andere Art des Harzer Unterdevon, PL Zorgense Kayser (1. c. f. 9, 10) unterscheidet sich von der Aprather auf den ersten Blick durch die sehr unregelmässige, sich von der polygonal- prismatischen sehr entfernende Gestalt der Polypiten. Cladochonus Michelini M. Edw. & IIaime. Taf. III, Fig. 19. Pyrgia — M. Edw. H., Polyp, foss. terr. paleoz. 1851, p. 310, tb. 17, f. 8. Cladochonus — de Köninck, Nouv. rech. Anim. foss. etc. 1872, p. 153, tb. 15, f. 6. — — F. Römer, Letlmea, palaeozoica 1867, tb. 39, f. 8. — — Nicholson, Geolog. Magazin 1879, p. 289. Eine ausgezeichnete kleine Form, deren Stöcke ans Polypiten bestehen, die von den Autoren treffend mit einem Tabakspfeifchen verglichen worden sind. Die kleinen trichterförmigen Kelche, in denen Edwards & IIaime sowie de Köninck Andeutungen von etwa 20 Radiallamellen beobachtet haben, setzen sich nämlich nach unten mit schwacher Krümmung in einen langen schlanken Stiel fort, dessen dicke Epithek eine schwache Querstreifung zeigt. Besonders charakteristisch ist die Vermehrungsweise der Polypiten, die in der Weise erfolgt, dass an der Aussenseite eines älteren Kelches, dicht unter dessen Mündung, ein oder meist zwei neue Polypiten hervorsprossen, die sich von dem älteren unter grossem 86 E. Kaysee, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm Winkel divergent nach aussen entfernen, um sich an ihren Enden unter Umständen wieder in gleicher Weise zu vermehren. Bei Aprath ist die interessante kleine Koralle nicht selten. Ich sammelte sie in mehreren Exemplaren, welche die schwache Runzelung der starken Epithek und die Pseudosepten im Innern der Kelchmftndungen gut erkennen lassen. Das Fossil stimmt sehr gut mit dem des Tournaier Kohlenkalks, aus dem die Art zuerst bekannt wurde. Später hat Nicholson sie auch in den unteren Carbonbildungen von Schottland nachgewiesen. o O Zaphrentis? sp. Kleine, bei Aprath sich nicht selten findende hornförmige Einzelkelche einer rugosen Koralle könnten dieser Gattung an- gehören. Pflanzenreste sind bei Aprath sehr häufig. Sie gehören besonders Algen an, befinden sich aber gewöhnlich in einem Erhaltungszustände, der nach dem Urtheile meines Collegen E. WEISS keine nähere B estimmung erlaubt. Sarres beschrieb aus dem Aprather Culm von Pflanzen Drepanophycus distans n. sp. und Noeggerathia tenuistria Goepp. (Dissert. p. 11, 12). Sch ln ssbem erklingen. Im Vorstehenden wurden beschrieben: a) aus dem Oberdevon: 1. Phacops granulatus Mst. 2. Gyroceras cnf. cancellatum F. Röm. 3. Loxonema anglicum d'Orb. 4. Euomphalus aff. Schnurii Arch. Vern. 5. Cuctdlaea? Hardingii Phill.? 6. Cypricardinia ? sp. am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 87 7. Spirifer Verneuili Murch. 8. Spiriferina laminosa M’Coy? 9. Athyris concentrica v. Buch. 10. Rhynchonella pleurodon Phill. 11. Orthis bergica n. sp. 12. Streptorhynchus umbraculum Schl. 1 3. Chonetes sp. 14. Strophalosia productoides Murch. 15. Productus praelongus Sow. 16. Productus sp. 17. Crania trigonalis M’Coy. 18. Cyaihophyllum sp. b) aus dem Culm: 1. Phillipsia aequalis v. Meyer. 2. Phillipsia longicornis n. sp. 3. Phillipsia cnf. Eichwaldi FlSCH. 4. Phillipsia sp. 5. Phillipsia emarginata Sarres. 6. Cypridina subglobulosa Sandb. 7. Goniatites crenistria Phill. 8. Goniatites mixolobus Phill. 9. Orthoceras scalare Gdf. 10. Orthoceras striolatum v. Meyer. 1 1 . Pleurotomaria sp>. 12. Posidonia Becheri Bronn. 13. Pecten densistria Sandb. 14. Pecten cnf. grandaevus Gdf. 15 Pecten Losseni v. Koenen? 16. Rhynchonella ? papyracea A. Rom. 17. Streptorhynchus crenistria Phill. 18. Strophomena analog a Piiill. 19. Chonetes Laguessiana de Kon. 20. Chonetes rectispina v. Koen.? 21. Chonetes Buchiana de Kon. 22. Chonetes polita M’Coy. 88 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm 23. Productus laevipunctatus Sarres. 24. Productus plicatus Sarres. 25. Productus concentricus Sarres. 26. Piscina sp. 27. Pleurodictyum Dechenianum n. sp. 28. Cladochonus Michelini Edw. & H. 29. Zaphrentis ? sp. Was zunächst die oberdevonische Fauna betrifft, so liegt ihr Hauptinteresse darin, dass wir hier zum ersten Male aus der oberen Abtheilung des rheinischen Oberdevon, der Clymenienstnfe, eine reichere Brachiopodenfanna kennen lernen. Ueber- all, wo sich jene Stufe im rheinischen Gebirge versteinerungs- führend zeigte, hatte man bisher ausser Cephalopoden, die sowohl an Arten als auch besonders an Individuenzahl sehr zu über- wiegen pflegen, in einiger Häufigkeit nur Lamellibranchiaten und Gastropoden angetroffen, während andere Thierordnungen, namentlich Brachiopoden, so gut wie gänzlich unbekannt ge- blieben waren. Ueberhaupt sind solche meines Wissens in einiger Häufigkeit nur in der Gegend von Aachen angetroffen worden, in den mächtigen gelblichen Sandsteinen, die dort als Unter- lage des Kohlenkalkes auftreten (vgl. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. XXVII, 1879, p. 852). Während aber auch bei Aachen das Vorkommen von Brachiopoden sich auf einige wenige Arten (. Spirifer Verneuili , Rhynchonella cnf. pleurodon und Streptorhyn- chus umbraculum') beschränkt, so sind im Obigen aus der Gegend von Velbert 11 Bracliiopodenarten beschrieben worden und allem Anschein nach würde sich diese Zahl durch längeres Sammeln noch sehr vermehren lassen. Durch diesen Reichthum an Brachiopoden neben Zweischalern und Gastropoden, aber fast ganz zurücktretenden Cephalopoden steht die Fauna von Velbert der Fauna der jüngeren Oberdevon- schichten des südlichen Belgiens und der angrenzenden Ge- genden von Nord -Frankreich nahe. Denn auch hier kommen trotz der weiten Verbreitung, die im genannten Gebiete gerade das Oberdevon hat, die bezeichnenden Clymenien vielleicht nur am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. an einem Punkte, in der Gegend von Etroeungt vor1), während Brachiopoden durch die ganze Schichtenfolge des Famennien Gos- selet’s hindurchgehen und überall so häufig sind, dass dieser Autor auf sie seine Zoneneintheilung basirt (Yergl. Gosselet, Esquisse geol. du Nord de la France etc. I, p. 852. Lille 1880). Zu den wichtigsten Brachiopoden des Famennien gehören nach Gosselet Spirifer Verneuili , Cyrtia Murchisoniana , mehrere z. Th. neue Rhyn choneilen, Atrypa reticularis , Athyris Royssii, Spi- riferina laminosa, Spirifer mosquensis, Streptorhynchus crenistria etc. Ausserdem führt Mourlon aus den sandigen Gliedern der Schichten- folge, den sog. Psammiten des Condroz, noch Productus praelongus, Strophalosia productoid.es , Rhynchonella pleurodon und pugnus und einige andere Arten an (Bull. Acad. R. Belgique, 2. s. Bd. 39, No. 8, p. 52. 1875). Es ist bemerkenswerth, dass ganz ähnlich, wie bei Velbert neben überwiegenden devonischen Formen auch ein paar Carbonarten ( Spiriferina laminosa und Crania trigonalis ) erscheinen, auch in den obersten Devonschichten Belgiens Arten wie Spiriferina laminosa, Spirifer mosquensis, Athyris Royssii und Streptorhynchus crenistria auftreten, Formen die gewöhnlich nur im Carbon Vorkommen. Bei der Lagerung; der betreffenden Schichten an der unmittelbaren Basis des Kohlengebirges kann diese Er- scheinung indess nicht befremden; und dass, die fraglichen Ablage- rungen trotz dieser Beimengung vereinzelter carbonischer Typen doch noch der Devonformation angehören, das geht schon aus dein Vorkommen der Gattung Phacops (in Belgien latifrons, bei Velbert granulatus ) selbst in den allerobersten Schichten, dicht unter dem Kohlengebirge hervor. Eine ganz ähnliche, brachiopodenreiche Fauna wie bei Velbert und in Belgien findet man endlich auch in den allerobersten De- vonbildungen des nördlichen Devonshire, den Pilton- und Marwood- Schichten wieder. In diesen wesentlich sandig ausge- bildeten Ablagerungen, die Salter als in seichterem Meere sedi- Sie wurden hier schon vor langer Zeit durch Hebert angegeben (Bull. Soc. geol. de France 2. s. VII, p. 1165). Ihr Vorkommen scheint indess nicht ganz zweifellos zu sein, da dasselbe weder von Gosselet noch von einem anderen neueren französischen oder belgischen Autor erwähnt wird, 90 E. Kayser, Beiträge zur Kenntniss von Oberdevon und Culm mentirte Aequivalente der bekannten Clymenienkalke von Pether- win ansieht, tritt eine ziemlich reiche Fauna auf, die aber eben- falls fast gar keine Cephalopoden, dagegen sehr zahlreiche Brachio- poden und daneben Lamellibranchiaten und Gastropoden enthält (Yergl. Salter, Q,u. J. Geol. Soc. Lond. 1863, p. 474). Aus deu an der Basis des Carbon liegenden Piltonbeds nennt Salter Spirifer Verneuili, Athyris concentrica , Productus praelongus, Stro- phalosia productoides, Orthis interlineata, Streptorhynchus crenistria , Phacops latifrons etc.; aus den darunter liegenden Marwoodbeds dagegen Spirifer Verneuili , Spiriferina laminosa , Rhynchonella pleu- rodon und viele Zweischaler, wie Cucullaea Hardingii, Avicula Damnoniensis etc. Auch hier treffen wir demnach zum grossen Theil ganz dieselben Brachiopodenarten wieder, wie in Belgien und bei Velbert. Auch hier ist die Gattung Phacops noch vorhanden, daneben aber treten schon vereinzelte carbonische Typen auf. Was nun die oben beschriebene C ulmfauna betrifft, so haben wir über diese nur wenig zu sagen. Die Culmbildungen werden jetzt wohl allgemein als Flach- meeräquivalente des in tieferem und offenerem Meere abgelagerten Kohlenkalks angesehen. Diese Auffassung wird durch die Fauna beider Bildungen durchaus unterstützt. Denn während der Kohlen- kalk eine reiche, sehr mannigfaltig aus Cephalopoden, Gastropoden, Zweischalern , Korallen etc. zusammengesetzte Fauna besitzt, so hat die Culmfauna eine sehr eintönige und gleichartige Zusammen- setzung aus einigen wenigen Cephalopoden ( Goniatiten und Or- thoceren) und Pelecypoden, während Brachiopoden sehr zurück- treten und Gastropoden und Korallen ganz zu fehlen pflegen. Dass indess die Culmfauna unter Umständen eine mannigfaltigere und damit derjenigen des Kohlenkalks ähnlichere Zusammen- setzung erlangen kann, beweisen die Culmkalke des Iberges bei Grund im Harz, welche eine Reihe für den Culm ungewöhnlicher Cephalopoden und Brachiopoden ( Nautilus , Bactrites , Productus, Spirifer ) und Gastropoden enthalten (Vergl. A. Römer, Beitr. z. Kenntn. des n. westl. Harzgeb. V, 1866, p. 32, ff.). Für das am Nordrande des rheinischen Schiefergebirges. 91 rheinische Schiefergebirge hat uns eine solche grössere Formen- Mannigfaltigkeit erst die unlängst erschienene Arbeit von Könen’ s über die Culmfauna von Herborn kennen gelehrt (Neues Jahrbuch f. Mineralog. etc. 1879). Unter 44 von dem genannten Autor im Ganzen aufgeführten Arten treffen wir nicht nur ein Gyroceras und zwei (nicht bestimmte) Nautilusarten, sondern auch mehrere Brachiopoden, unter denen zwei, Terebratula hastata und Procluctus humerosus (= sublaevis') zugleich Haupt leit formen des Kohlen- kalks sind, sowie ein Cyathophyllum. Etwas ganz Aehnliches finden wir nun auch bei Aprath wieder. Denn auch hier treten in Be- gleitung der gewöhnlichen Culmfossilien mehrere Korallen, ver- schiedene Arten von Productus und Chonetes, eine Strophomena , ein Streptorhynchus und Pleurotomarien auf. Es ist bemerkens- werth, dass etwa die Hälfte dieser für das Culm ungewohnten Formen bekannte Kohlenkalkarten darstellen, wie Cladochonus Michelini, Chonetes Buchiana , polita und Laguessiana, Strophomena analoga und Streptorhynchus crenistria 1). !) Es sei hier noch erwähnt, dass von Dechen (Verhandl. Naturhistor. Ver. f. Rheinl. - Westf. VII, p. 200) aus dem Plattenkalk von Iserlohn zwei andere typische Kohlenkalkarten, Productus latissimus und semistriatus (= antiquatus) anführt. Das osttliiirin gische Rötli. Von Herrn E. E. Schmid in Jena. (Hierzu Tafel TV.) E i n 1 e i t u n g. Nach dem Abschlüsse der geologischen Kartographirung Thü- ringens durch B. v. Cotta und Heinr. Credner kannte man nur zwei scharf und durchgreifend geschiedene, allerdings sehr ungleich mächtige Abtheilungen der Formation des Buntsandsteins, von denen man nach den darin vorwaltenden Gesteinen die obere, minder mächtige, als diejenige der bunten Mergel oder des Röths, die untere, weitaus mächtigere, als diejenige der bunten Sandsteine im engeren Sinne bezeichnete. Diese letztere nahm auf den Karten einen so breiten Raum ein, dass durch ihre Abgrenzung die Lagerungsverhältnisse nur unvollkommen veran- schaulicht wurden. Aus diesem Grunde war ein wesentlicher Fortschritt darin anzuerkennen, dass Beyrich die unteren Sand- steine am Südrande des Harzes nochmals in zwei Abtheilungen sonderte je nach dem Vorwalten starker Sandsteinbänke, oder sandig-thoniger Schiefer (Letten) und diese Sonderung schon auf den ersten Lieferungen der geologischen Specialkarte des König- reichs Preussen und der thüringischen Staaten, kartographisch durchgeführt, vorlegte. Die weitere Durchführung namentlich nach dem Ostrande des Thüringer Beckens zwischen der Saale und Elster bot jedoch erhebliche Schwierigkeiten, weil gerade die E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. 93 untersten Schichten des bunten Sandsteins, welche neben der Elsteraue unterhalb Gera anstehen, recht dickbänkig sind und den Abhängen das Aussehen der mittleren Buntsandsteine verleihen. Nach vielfacher Begehung des weder sonst interessanten, noch wegen des ausgebreiteten Waldbestandes gut aufgeschlossenen Sandsteingebietes fasste ich ein Niveau mitten im Buntsandstein auf, unter welchem der Abhang vielorts scharf, fast überall deut- lich steiler einfällt und unzweifelhaft auf einen verschiedenen Widerstand gegen die Erosion zu Folge verschiedener Reichlich- o o o keit der thonigen Beimengungen hinweist. Nachdem ich dieses o o o Niveau im östlichen Thüringen als ein beständiges erkannt hatte, wurde mir durch Beyrich die günstige Gelegenheit dargeboten, es in seiner Begleitung mit demjenigen zu vergleichen, welches im nördlichen Thüringen und am Fusse des Harzes, speciell längs der Unstrutaue bei Wiehe als Grenze zwischen mittleren und unteren Buntsandstein angenommen worden war und mich von ihrer Uebereinstimmung zu überzeugen. Dieses Niveau ist es, welches sich auf den von mir bearbeiteten Blättern Bürgel, Roda, Stössen, Eisenberg, St. Gangloff u. a. der geologischen Specialkarte des Königreichs Preussen und der thüringischen Staaten als Grenzlinie eingezeichnet findet. Freilich ist es nicht in Ab- rede zu stellen, dass dasselbe nicht an allen Stellen gleich deut- lich hervortritt, an manchen sogar zweifelhaft ist in Folge des Uebergangs der untersten Glieder des mittleren Buntsandsteins aus festem Sandstein in losen Quarzsand und Quarzstaub, der zwar au den meisten, aber doch nicht an allen Stellen stetig im Fort- streichen nachweisbar ist. Diese losen Sande habe ich zum mitt- leren Buntsandstein stellen zu müssen geglaubt, indem ich nicht sowohl die Gebundenheit der Gesteine, als vielmehr ihren Thon- gehalt als entscheidend ansehe. Freilich ist ferner anzuerkennen, dass den unteren Buntsandsteinen Ostthüringens zwischen Saale und Elster eine Einlagerung fast gänzlich fehlt, die für diejenigen des Harzrandes charakteristisch ist, nämlich die der sogenannten Rogensteine. Aber eine wenn auch wenig mächtige und ausge- o o o o dehnte, so doch ganz typisch entwickelte Einlagerung davon fand ich jenseits der Elster, am Wege von Crossen nach Cosweda 94 E. E. Sch.mil) , das osttliüringische Rötk. (s. Blatt Langenberg) auf, und später wurde noch eine andere durch Liebe aufgefunden. Von dem Elstergrunde bei Gera aus bilden mittlerer und unterer Buntsandstein den Rand der Thüringer Mulde über die Hochflächen um Münchenbernsdorf hinweg; nach dem Orlagrunde oberhalb Neustadt und begleiten denselben bis Blankenburg a. d. Schwarza. Weiter nordwestlich durchschneidet eine Spaltung, zu deren beiden Seiten zufolge einer Verwerfung Dyas und mittlerer Buntsandstein in gleiches Niveau gerückt , und der untere Bunt- sandstein von der Oberfläche verdrängt ist, den Fuss des Thüringer Waldgebirges. Die westlichen Ränder der Thüringer Mulde fallen in längster Erstreckung mit den Höhen des Eichsfeldes zusammen, welche wenig unterbrochen von höheren Abtheilungen der Trias eingenommen werden. Im Innern der Thüringer Mulde wird Buntsandstein in dem Faltungsgebiete von Blankenhein, Kranichfeld und Berka an die Oberfläche gepresst, und zwar nur mit seiner oberen und mittleren Abtheilung. Theilt man die ganze Formation des Buntsandsteins in oberen, mittleren und unteren, so wird die vorstehende Betrachtung ge- nügen , diese Eintheilung als eine gut durchführbare zu erweisen. Aber für den Maassstab der neuen geologischen Specialkarte des Königreichs Preussen und der thüringischen Staaten macht sich das Bedürfniss nach weiterer Gliederung geltend. Für den unteren Buntsandstein längs dem Fusse des Harzes sind zu diesem Zwecke die bereits erwähnten mehrfachen Rogensteinbänke mit bestem Erfolge benutzt worden. Aber diese Bänke fehlen im Osten und Süden Thüringens. Für den mittleren Buntsandstein könnte man an die zugleich technisch so bedeutsamen kaolinischen Einlage- rungen denken, aber deren kartographische Benutzung würde eine nicht geringe Zahl für diesen Zweck ausgeführter Anschürfungen erfordern. Die conglomeratischen Bänke sind weder so mächtig, noch so ausgebreitet, noch so beständig, um für diesen Zweck ins Auge gefasst werden zu können. Der obere Buntsandstein scheint einer speciellen Gliederung am zugänglichsten zu sein, da er eine Mannichfaltigkeit durchaus E. E. Schmid, das ostthiiringisclie Roth. 95 verschiedenartiger Gesteine in sich scliliesst, und eine Mehrzahl wohlerhaltener Versteinerungen darbietet, während die beiden unteren Abtheilungen ausser den Chirotherien- Fährten, den Schalen- abdrücken der Gervillia Murchisoni , kaum nennenswerthe organische Ueberreste enthalten. Zu untersuchen, wie weit dieser Schein der Wahrheit ent- spreche, war mir besonders nahe gelegt, weil mir ein ansehnlicher Theil desjenigen Gebietes zur Aufnahme anvertraut war, welches die besten und desshalb die entscheidenden Aufschlüsse darbietet; ich nenne besonders die Blätter Jena, Bürgel, Cahla und Blankenhain. Diese Untersuchung erhielt unwillkürlich eine grössere Breite und ein ferneres Ziel, indem sie sich auf die Gesammtheit der Gesteine des ostthüringischen Röth , auf die Verwandschaft der- selben unter sich und zu denjenigen des übrigen Buntsandsteins ausdehnte. Sie gehörte geraume Zeit zu den stehenden Aufgaben des hiesigen mineralogischen Institutes und wurde namentlich von o o zweien meiner älteren Schüler, Dr. Popp und Dr. Prausnitz mit Eifer und Erfolg betrieben. Namentlich verdanke ich diesen Beiden die chemischen Analysen einer Anzahl von Röthgesteinen, welche im hiesigen agricultur - chemischen Laboratorium unter o o Leitung von Professor Reiciiardt ausgeführt wurden. O o GemeogtSieife der Gesteine des ostthüringischen Röth. Die grosse Mannichfaltigkeit und Buntscheckigkeit der Ge- steine des ostthüringischen Röth beruht nicht sowohl auf einer grossen Anzahl verschiedenartiger Gemengtheile, als vielmehr auf einer grossen Verschiedenheit der Mengungsverhältnisse von wenigen wesentlichen Gemengtheilen , nämlich von thonigen Silicaten, dolomitischen Carbonaten, Ferrit, Quarz und Gyps mit noch einigen anderen mehr als accessorisch anzusehenden Mineralien. 96 E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. I. Silicate. Die Silicate sind theils mechanische Trümmer älterer Gesteine, theils chemische Zersetzungen und Umwandlungen derselben, theils endlich beides zugleich. 1. Glimmer und seine Abkömmlinge. Unter den mechanischen Trümmern sind Glimmerblätter die auffälligsten und häufigsten. Viele von ihnen sind von ma- kroskopischer Grösse, die meisten jedoch nur von mikroskopischer. Die Blattflächen, entsprechend der vollkommenen Spaltungsrichtung des Glimmers, sind gewöhnlich glatt und eben, sehr selten gebogen, noch seltener, und zwar nur im Falle sehr fester Cämentation des Gesteins, flach gefaltet (s. Fig. 8). Der Band zeigt zwar hin und wieder, aber nie ringsum geradkantige , d. h. unzweifelhaft krystallinische Begrenzung, zumeist jedoch trägt er die Kenn- zeichen von Abreibung: und Abbruch an sich. Die abgeriebenen Ränder sind uneben und lassen Auflockerung nach der Haupt- spaltungsrichtung an mehrfachen, nicht gleichlaufenden Umrissen erkennen. Die Abbrüche lassen sich sehr treffend mit Scherben dünnen Fensterglases vergleichen, besonders wegen ihrer Schärfe und Glätte. Wenn sich Querschnitte darbieten, zeigen sie häufig eine Aufblätterung nach der Spaltungsrichtung. Bei Weitem die meisten Glimmer sind farblos, aber auch gelbe, braune und grüne, jedoch immer blasse Farben treten auf. Bei einiger Inten- sität der Färbung fehlt Dichroismus in der dem Glimmer eigen- thümlichen Weise nicht. Krystallinische Einschlüsse, gegen deren Ursprünglichkeit Nichts einzuwenden ist, sind ebenso selten, als eigenthümlich. Bei schwacher Vergrösserung erscheinen sie als feine, schwarze, gerade Linien, bei starker erhalten sie deutlich doppelte, breite und dunkle Umrisse, innerhalb deren auch im polarisirten Lichte und zwischen verdrehbaren Nikols dieselbe Hel- ligkeit und Färbung hervortritt, wie ausserhalb. Es liegt daher durchaus kein Grund vor, einen Unterschied zwischen Einschluss und Umschluss anzunehmen. Sieht man aber demnach die spies- sigen Leisten für denselben Glimmer an, wie den Umschluss und E. E. Schmid , das ostthüringiscke Röth. 97 die breiten Seiten der Leisten ebenso wie diejenigen der sie ein- schliessenden Blätter für die Richtung der Hauptspaltbarkeit, so passt dazu die Form der ersten nicht. Diese lässt sich wohl noch bei dem farblosen Glimmerblatt von Fig. 1 auf bisher bekannt ge- wordene Glimmerleisten beziehen, aber nicht mehr bei dem grünen Glimmer von Fig. 2. Die Leisten dieses Glimmers verschmälern sich stetig und laufen in nadelförmige Spitzen aus. Jedenfalls liegt in diesen Vorkommnissen eine Verwachsung von Glimmer mit Glimmer vor, aber doch nicht eine gleichartige mit den von G. Rose1) beschriebenen. Rose hebt es nachdrücklich hervor, dass wenn verschiedenartige Glimmer mit einander verwachsen sind, ihre Lage zu einander und zu dem Umschluss eine krystal- lographisch bestimmte ist. Beides trifft in den vorliegenden Fällen nicht zu, namentlich in dem in Fig. 2 dargestellten unbestimmt büschelförmiger Aneinanderlagerung der Einschlüsse. Mitunter krystallinisch , gewöhnlich amorph, machen sich gelbbraune, roth- braune und opake Ferritumhüllungen und Einlagerungen bemerk- bar (s. Fig. 8). Sie zeigen ganz das Verhalten von Eindring- lingen, die mit der Wasserführung des ganzen Gesteins Zusammen- hängen und von Ausscheidungen, die mit der Zersetzung des Glimmers selbst in ursächlichem Zusammenhänge stehen. Die Zersetzung der Glimmer kann allerdings deren chemische Zusammensetzung durchgreifend verändert und zur Bildung kaolin- artiger Substanzen, d. h. wasserhaltiger Thonerde-Silikate geführt haben, ohne dass äussere Form und optisches Verhalten es erkennen lassen, wie ich2) am Beispiele der kaolinischen Beimengungen zu dem mittleren und unteren Buntsandsteine des östlichen Thüringen nachgewiesen habe. Dieselbe ist aber auch mit sehr augenfälligen Formveränderungen verbunden, welche in der Zusammenziehung zu nierförmigen oder traubigen bis oolithischen Massen an der Ober- fläche und zwischen den Blätterdurchgängen und im Zerfällen zu einzelnen sphärischen Linsen besteht. Die Substanz dieser Um- 1) S. Pogg. Ann. 138, 177 ff. 1869. 2) S. E. E. Schmid, die Kaoline des thüringischen Bundsandsteins in Zeitschr. der Deutsch, geol. Ges. Bd. 28, S. 87 ff. 1876. 7 98 E. E. Schmid , das ostthüringische Röth. wandlungsformen ist farblos, homogen und einfach brechend bis auf eine mitunter eben wahrnehmbare Spur von Aggregat- Polarisation. Sie sind scharf- Umrissen und schmal - umsäumt, obgleich sie, wie Fig. 6 und 7 zeigen, nicht eben sehr flach -ge- wölbte oder in grösserer Breite ebene Oberflächen besitzen. Nicht nur nach ihrer Grösse, sondern auch nach ihrem übrigen Habitus lassen sie sich in drei Abtheilungen bringen, zwischen denen ein stetiger Uebergang nicht stattfinden dürfte. Die erste Abtheilung umfasst die nierförmigen Aggregate mit den längsten Krümmungs- halbmessern, aber ohne allseitig scharfe Sonderung der einzelnen Knollen (s. Fig. 3), die zweite die traubigen Aggregate mit deut- licher Sonderung der einzelnen Knollen (s. Fig. 4), die dritte die oolithischen Aggregate einzelner sphärisch umgrenzter Linsen (s. Fig. 5). Die nierförmigen Aggregate lassen sich treffend als Miniatur- bilder von Haufwolken ( Cumuli ), wie sie vom aufsteigenden Luft- strom unserer heissen Sommertage erzeugt werden, bezeichnen. Sie ragen nicht selten, wie es Fig. 3 zeigt, über den Bruchrand des Glimmerblättchens hinaus; ob sie schon gebildet waren bevor das Blättchen zerbrach, oder ob sie sich auf dem schon abge- brochenen Blättchen fortentwickelten über die Grundlagen desselben hinaus, muss dahingestellt bleiben. Die traubigen Aggregate sind meist dicht geschlossen, indem die einzelnen Knöllchen so eng aneinander stossen, dass die wegen seitlichen Reflexes unter dem Mikroskope düster erscheinenden Fugen zwischen ihnen auf der Grundlage der Glimmerspaltungs- fläche, auf der sie auf liegen, ein stumpf polygonales Netz bilden und sich erst weiter nach aufwärts selbständig abrunden; dieselben haben aber auch häufig theilweise oder ganz — d. h. ringsum — freie Ränder; ihr Durchmesser beträgt 0,03 bis 0,015 Millim. Die oolithischen Aggregate sind Miniaturbilder der Kalk- und Eisen-Oolithe namentlich der letzteren, deren Knöllchen mit den vor- liegenden Strukturlosigkeit gemein haben. Der Rand der Knöllchen erscheint vollkommen kreisförmig; ihr Durchmesser beträgt 0,005 bis 0,003 Millimeter. Gewöhnlich liegen auf demselben Glimmer- blatt nur einerlei Aggregate nebeneinander wie bei Fig. 4 und 5, oo © Ö 7 E. E. Schmid , das ostthiiringische Roth. 99 mitunter auch alle drei Arten derselben bald bis zur Berührung zusammengedrängt, bald durch freie Glimmerflächen von einander getrennt, wie in Fig. 3. Sie erscheinen auch einzeln von der Glimmerunterlage abgelöst. Jedoch machen gerade diese letzteren keinen beträchtlichen Theil der lockeren und durch Schlämmen nach der Feinheit der Theilchen scheidbaren Silicatgesteine aus. Es ist mir aus der Literatur nicht bekannt, dass der eben geschilderte Process der Form Veränderung des Glimmers schon beachtet worden wäre. Ich kann daher über die Weite seiner Bedeutung keine Vermutlmng aussprechen; nur zu der Behauptung berechtigen mich meine eigenen Beobachtungen, dass dieselben Umsetzungsformen der Glimmer auch im mittleren und unteren Buntsandstein Ostthüringens sehr gewöhnliche Erscheinungen sind. Das Urtheil über die Stellung, welche die vorliegenden Glimmer innerhalb der Glimmergruppe einnehmen, entbehrt einer genügenden erfahrungsmässigen Grundlage. Die Glimmerblättchen treten in keinem der von mir eingehend geprüften Rö tilgest ei ne für sich auf, sondern im Gemenge mit anderen gleich leicht aufschlämm- baren Silicaten; dieselben sind so klein, dass ihre optischen Charaktere bezüglich der Lage der optischen Axen nicht festge- stellt werden können. Die später anzuführenden chemischen Unter- suchungen ergeben, dass der eine Theil von ihnen zu den leicht aufscliliesslichen Magnesium reichen Glimmern gehört, der andere zu den Magnesium armen, schwer oder nicht aufscliliesslichen ; keinesfalls sind sie fluorreich, wahrscheinlich fluorfrei. Die Kao- linisirung derselben ist nicht soweit vorgeschritten, wie derjenigen des mittleren Buntsandsteins, welche bei nahezu gleicher Klarheit und Grösse der Blättchen fast ganz in wasserhaltige Thonerde- Silicate, also in kaolinische Substanzen übergegangen und technisch als solche verwendbar sind. Wenn überhaupt die nierförmigen, traubigen und oolithischen Aggregate Umwandlungsprodukte des Glimmers sind, an den sie sich so innig anschliessen, so liegt die Vermuthung nahe, die Umwandlung sei eine kaolinische, d. li. sie bestehe vornehmlich in Wegführung von Alkalien und alkalischen Erden mit einem Theile der Kieselsäure und Zuführung von Wasser, wenn sie auch 7 * 100 E. E. Schmid , das osttküringische Roth. nicht immer zu einem reinen wasserhaltigen Thonerde-Silicate ge- führt hat. Diese Vermuthung begründet sich auf die schon mehr- fach betonte Analogie mit den Kaolinen des mittleren Buntsand- steins und mit ihr stehen die Resultate der chemischen Analyse im Einklang. Dieselben Aggregate fielen mir bei der Unter- suchung der kaolinischen Gemengtheile und Gesteine des mittleren Buntsandsteins allerdings weniger auf, weil sie weniger massenhaft und scharf hervortreten, sind jedoch auch in ihnen so weit ver- breitet, dass man annehmen darf, sie theilen die Zusammensetzung derselben als wasserhaltiger Thonerde-Silicate. Sie gehören aber zu den leichter zersetzbaren Modificationen derselben, da sie unter dem Rückstand der Digestion eines mergeligen Dolomites mit Chlorwasserstoffsäure zwar noch reichlich und wasserhaltend ge- funden wurden, dagegen aus dem Rückstände einiger daran reicher dolomitischer Mergel nach anhaltender Digestion und wiederholter Eindampfung mit Chlorwasserstoffsäure, Aufnahme der gelösten Theile durch Wasser und der frei gewordenen Kieselsäure durch Sodalösung spurlos verschwunden, während die Glimmerblätter selbst nicht eben auffällig vermindert waren. Glaukonitische, d. h. wasserhaltige, eisenschüssige, amorphe Silicate sind als Verwitterungs-, oder, allgemeiner gesagt, Um- setzungsprodukte der Glimmer recht selten zu beobachten. Die Glimmer und ihre Abkömmlinge sind durch die Röth- Gesteine wohl am weitesten verbreitet und nehmen an ihrer Bildung einen ebenso massenhaften als wesentlichen Antheil. 2. Feldspath und seine Abkömmlinge. Gemengtheile, an denen sich nicht nur die krystallographischen und physiographischen , sondern auch die chemischen Charaktere des Feldspath es nachweisen lassen, kommen im mittleren Bunt- sandstein, namentlich in seinen conglomeratischen Entwickelungen noch von recht leicht fassbarer Grösse vor, im oberen Buntsand- stein erreichen sie nicht mehr makroskopische Grösse. Selbst solche rhombisch- oder oblong-tafelförmige oder prismatische Körner, wie sie in Figur 10, 11 und 12 dargestellt sind, gehören zu den Seltenheiten. Die krystallinische Umgrenzung derselben ist seltener E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. 101 einfach, als durch Vor- und Rücksprünge abgesetzt; ihre Spaltbar- keit ist durch Haarspalten oder langgezogene Cav erneu angezeigt; ihre bräunliche Farbe löst sich bei stärkster Vergrösseruna: weder immer, noch vollständig in Durchstäubung auf; chromatische Polarisation ist vorhanden, aber nicht lebhaft und nie in der den Viellingen eigenen bandartigen Streifung; auch tritt nicht immer zwischen gekreuzten Nikols vollständige Verdunkelung ein. Das Verhalten dieser Feldspathkörner ist also ganz dasjenige der Ortholdas-Feldspathe alter, mannichfaltigen Umwandlungsprocessen ausgesetzter Gesteine. Selbst solche Feldspathkörner, die mit bald scharfkantigen, bald weniger oder mehr abgeriebenen Spaltungs- stücken Übereinkommen, machen einen beträchtlichen Gemengtheil nur weniger Röthgesteine aus. Unregelmässig abgerundete, wohl abgeriebene, sehr trübe und nicht deutlich spaltbare Brocken, welche sich mindestens sehr wahrscheinlich aufFeldspath beziehen lassen, sind häufiger. Daran schliessen sich mit ebenfalls sehr grosser Wahrschein- lichkeit als Feldspathabkömmlinge dunkle, von vielfach sich kreuzenden, unebenen Sprüngen durchzogene, in krümeligem Zer- falle begriffene Brocken an, die allmälig in Aggregate sehr kleiner, sich von einander lösender Knöllchen übergehen. Sie sind nur an ihren äuss ersten , dünnsten Rändern gelblich durchsichtig. Die einzelnen Knöllchen (s. Fig. 13) sind sehr klein; ihr Durch- messer beträgt nur 0,010 — 0,017 Millimeter; sie sind alle abge- rundet, aber ebensowenig sphärisch, als einheitlich; sie haben viel- mehr meist deutlich traubige Gestalten und lassen zwischen den einzelnen Trauben auch wohl opake Einklemmungen erkennen, welche mitunter Aehnliclikeit mit Kernen erhalten. Das V orkommen der Kerne ist aber durchaus kein wesentliches und die dadurch erzeugte Aehnlichkeit der Knöllchen mit Aggregaten von orga- nischen Elementartheilen oder Zellen dürfte eine rein zufällige sein. Die Knöllchen brechen das Licht nicht einfach, jedoch so, dass sie nicht nur im Ganzen, sondern auch in ihren einzelnen Trauben aus optisch verschiedenartig orientirten Theilen bestehen. Die eben beschriebenen Aggregate sowohl, als auch die Knöllchen, in welche sie zerfallen, sind sehr verbreitet und nehmen einen beträchtlichen 102 E. E. Schmid, das ostthüringisclie Roth. Antheil an der Bildung: der thonigen Gesteine oder der Letten. Aehnliche Formen von Abkömmlingen der Feldspathe, namentlich kaolinartiger, sind mehrfach gegeben worden; ohne mich auf eine specielle Vergleichung einlassen zu wollen, schliesse ich mit der Bemerkung, dass ich mir Mühe gegeben habe, ihre Beschreibung und Abbildung naturgetreu zu geben mit Fernhaltung krystallo- graphischer oder organologischer Vorurtheile. In einem, allerdings günstigen, Falle (Hornstein vom Jenzig bei Jena) ergeben die oben beschriebenen Spaltungsstücke noch sehr nahe die Zusammensetzung eines trisilicatischen Kali-Natron- Feldspathes, in einem anderen sehr analogen Falle dagegen (Horn- stein vom Kugelberg bei Calda) fehlten Alkalien gänzlich, war aber nur wenig Wasser dafür eingetreten. Die durch Chlor- wasserstoffsäure unlöslichen und unaufschliesslichen Theile von Letten, Mergeln und Dolomiten bieten häufig Zusammensetzungen, die auf Gemenge von Kali- Natron -Feldspath mit Glimmer und Kaolin hinweisen, wenn auch der erste wegen sehr feiner Ver- theilung mikroskopisch nicht exact nachweisbar ist. Ueber die chemischen Verhältnisse der Knöllchenaggregate lässt sich nur so viel sagen, dass die Lösungsrückstände, in denen sie vorwalten, im Vergleich zu dem gewöhnlichen Kaolin wasserarm sind, ihr Wassergehalt schwankt bei fünf Proben zwischen 0,5 °/o und 7 %, und dass sie zugleich 7 — 8 °/o Alkalien enthalten, dem- nach ihre Stellung zu den Kaolinen schlechthin bedenklich er- scheint, vielmehr als ein Zwischenstadium zwischen Feldspath und Kaolin zu bezeichnen ist. Im Rückstände einiger mergeliger Letten nach anhaltender Digestion mit Chlorwasserstoffsäure und nachher Sodalösung erscheinen sie gemengt mit Glimmerblättchen und wenigen Feldspath ähnlichen Brocken sehr reichlich und ebensogross wie unter den aufgeschlämmten Theilen des Lettens, aber fast ganz frei von gelblicher oder bräunlicher Färbung oder Bestäubung und zugleich nahe wasserklar. Jedenfalls gehören sie zu den sehr schwer zersetzbaren Umwandlungsprodukten des Feldspathes. Die Feldspathe und ihre Abkömmlinge stehen hinsichtlich ihrer Verbreitung durch die Gesteine des Rothes den Glimmern und Quarzen nur wenig nach, treten jedoch viel weniger selbständig auf. E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. 103 3. Mikroschörlit. 4. Mikrozirkon. 5. Mikrolithen. Kleine Krystalle, wie sie hin und wieder im mittleren Bunt- sandstein Vorkommen, fehlen auch dem oberen nicht. Beispielsweise mögen die folgenden Erwähnung finden. In dem nach Digestion mit Chlorwasserstoffsäure zurückge- bliebenen Rückstände eines thonigen Dolomits vom östlichen Ab- hange des Jenzig bei Jena fand ich ein Krystallfragment von hexagonalem Habitus und derjenigen Aehnlichkeit mit Turmalin (s. Fig. 14), welche mir1) bereits bei Untersuchung der Kaoline des mittleren Buntsandstein aufgefallen und von mir als Mikro- schörlit benannt worden war, ohne dass damit mehr als die Form- Aehnlichkeit behauptet sein sollte. Einige dieser Vorkomm- nisse haben später WiCHMANN 2) voi’gelegen; dieselben sind von ihm als wirkliche Turmaline anerkannt und als authigene Sand- gemengtheile in Anspruch genommen worden. In demselben Rückstände lagen noch zwei offenbar abgeriebene, aber sehr glatte, durch sehr lebhafte chromatische Polarisation ausgezeichnete Krystalle von tetragonal - prismatischem Habitus (s. Fig. 15), die ich vorläufig wegen ihrer Formenähnlichkeit mit Zirkon als Mikrozirkon bezeichne, ohne damit mehr als die Möglichkeit, oder auch Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit zur Species Zirkon behaupten zu wollen. Demselben Rückstände waren ausserdem noch Bröckchen aus gelben, braunen bis opaken Theilen zusammengesetzt, beigemengt, die deutliche Doppelbrechung besitzen und gelbe, einfachbrechende Kry Stallkörnchen. Die specifische Stellung beider lasse ich dahin gestellt sein. Die Dünnschliffe der Hornsteine lassen namentlich in der Umgebung grösserer Quarzkrystalle und Krystallbrocken , gelbe Stäbchen und gelbliche Körnchen erkennen. Die Stäbchen liegen oft parallel zu einander und rechtwinklig gegen die Quarzflächen. Ich wage nicht, sie mit einer besonderen Mineralspecies zu vergleichen, muss sie daher, wie die vorigen, bei den Mikrolithen belassen. !) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 28, S. 94, 95, 1876. 3) Neues Jahrb. für Min. 1880, Bd. 2. Briefwechsel S. 2. 104 E. E. Schmid, das osttMringisclie Roth. II. .Freie Kieselsäure. 6. Quarz und Chalcedon. Die den Gesteinen des Rötli beigemengten Quarze erreichen nur selten makroskopische Grösse; sie stellen sich selten als ganze Krystalle dar oder auch nur als Bruckstücke von Krystallen, die wenigstens zum grösseren Theile ihres Umfangs geradkantig be- grenzt sind, sondern in der Mehrzahl der Fälle als lediglich von unebenen Bruchflächen umschlossene Brocken. Diese Quarze sind von Cavernen durchschwärmt, von denen bei schwacher Ver- grösserung die wenigsten sich deutlich öffnen, bei starker Ver- grösserung hingegen alle unvollkommen abgerundete Umrisse erhal- ten, innerhalb deren Libellen eingeschlossen sind. Die Cavernen sind theils scharf- und schmal-, theils breit -umsäumt. Glas ei er, sowie vom Bande aus eingestülpte Glasschläuche bieten sich häufig genug dar, um die Herkunft der Quarze aus porphyrischen Gesteinen wahrscheinlich zu machen. Auch kleine Apatitprismen und Mikrolithe fehlen als Einschlüsse in ihnen nicht. Neben den Körnern und Brocken ächten d. h. optisch ein- heitlich orientirten Quarzes finden sich auch Ausfüllungsmassen von optisch confus orientirten, fest miteinander verbundenen Quarz- keilen und Flasern oder Chalcedonen, innerhalb deren übrigens ebenfalls Cavernen, Apatite und Mikrolithe anftreten. Der Umstand, dass die Quarzkörner und Brocken nie quar- zitiscli überkrustet sind, erscheint deshalb bemerkens werth, weil solche Ueberkrustungen im mittleren Buntsandstein sehr gewöhn- lich sind. Quarzitische Einstreuungen fehlen nur sehr wenigen Köth- gesteinen, namentlich den lettigen ; viele derselben sind reich daran, werden dann sandig und gehen in eigentliche Sandsteine über. III. Carbonate. 7. Dolomite. Die carbonatisclien Gemengtheile, als Ganzes zusammenge- nommen, enthalten stets Calcium und Magnesium zugleich, und E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 105 zwar oft in so nahe gleichen Aequivalenten, dass man sie danach als echte Dolomite zn bezeichnen hätte. Allein sie lösen sich bereits in verdünnter und kalter Chlorwasserstoffsäure so rasch auf, dass sie wahrscheinlicher mechanische Gemenge, als isomorphe Mischungen sind. Gewöhnlich tritt auch Eisencarbonat hinzu, welches jedoch meist unter Verfärbung der Gesteine in das Gelbe und Braune in Eisenoxydhydrat übergegangen ist. Von Mangan- Carbonat sind nur Spuren nachweisbar. Obgleich die carbonati- schen Gemengtheile sowohl makroskopisch als auch mikroskopisch nur selten krystallographisch bestimmbar sind, so liegt doch kein Grund vor, sie einem anderen Krystallsystem , als dem rhomboe- drischen unterzuordnen, wofür ja auch der meist hohe Magnesium- gehalt spricht, der den rhombischen Carbonaten fern bleibt. Die Carbonate walten nicht selten bis zur Selbständigkeit vor; sie treten ebenso häutig; bis zum vollständigen Verschwinden zurück. 8. Malachit. Kleine, aber doch makroskopisch deutliche Malachitkörn- chen, Rothkupfererzkerne umschli essend, sind seltene Accessorien, namentlich der Hornsteine. IV. Sulpliate. Von Sulphaten nimmt Gyps einen sehr wesentlichen Antheil an der Bildung des Röth, Bittersalz und Cölestin einen sehr un- bedeutenden. Das erstere stets als secundärer, der zweite nur als accessorischer Gemengtheil. 9. Gyps. Der Gyps ist stets krystallinisch, häufig polysynthetisch ent- wickelt. Er erscheint jedoch gewöhnlich nur kurz- und schmal- späthig, schuppig, oder faserig, seltener breitspäthig, am seltensten feinkörnig bis makroskopisch dicht. Sein Vorkommen ist ein sehr verbreitetes, theils selbständiges, theils an andere Mineralien, namentlich dolomitische Carbonate, thonige Silicate und Quarzite gebundenes. 106 E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. 10. Bittersalz. Die Ausblühung des Bittersalzes an den Gypsfelsen der Teufelslöcher bei Jena ist bereits von dem ebenso scharfsinnig beobachtenden, als genau beschreibenden Bätsch1) bemerkt und festgestellt worden. Wackenroder2) hat dieselbe aus der Ein- wirkung des Wassers auf ein Gemenge von Calcium-Sulphat und Magnesium - Carbonat erklärt. Enthielte der Gyps das Bittersalz als eine ursprüngliche Beimengung, so würde es sich an jeder feuchten Gypswand zeigen; das ist aber nicht der Fall, vielmehr ist es gerade an den Teufelslöchern mit feinst vertheiltem Dolomit gemengt. Das Bittersalz ist ein secundäres Mineral, welches sich an der Aussenseite und zwischen den klaffenden Schichtenfugen derjenigen Gypswände reichlich ansammeln kann, die gegen Wind und Regen einigermaassen geschützt sind. Die Ausblühung ist während trockener Sommer und Herbste mitunter so reichlich, dass sie den Gypswänden ein schneeweiss - bestäubtes Aussehen giebt. Sie besteht übrigens nicht ausschliesslich aus Bittersalz, sondern aus einem Gemenge desselben mit Gyps, Dolomit und Letten. Eine technische Bedeutung hat sie nicht, wohl aber übt der Bittersalzgehalt des Wassers, welches durch dolomitführende Gypsfelsen hindurch gegangen ist, gelegentlich einen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Wohnstätten aus, welche sich solchen Wassers für ökonomische Zwecke bedienen müssen. Eine Bitter- salzhaltige Quelle, welche aus den Gypsfelsen der Teufelslöcher entspringt, hat man zwar als einen Gesundbrunnen gerühmt; die Quellen, auf deren Benutzung J ena-Priessnitz bei J ena angewiesen ist, wirken dagegen während anhaltend trockner Sommer und Herbste entschieden gesundheitswidrig. 11. Cölestin. Von Cölestin finden sich im Röth blos Spuren und zwar nur im mittleren Rhizocoralliumdolomit und im Hornstein, welche !) Bätsch, Taschenbuch für mineralogische Excursionen in die umliegende Gegend von Jena. Weimar 1802. S. 303. 2) Wackenroder, Beiträge zur Kenntniss der Formation des Muschelkalkes und des bunten Sandsteins bei Jena. Jena 1830. S. 22 ff. E. E. Schmid, das ostthöringisclie Roth. 107 am Abhange des Hausberges ziemlich breit, ausstreichen. Diese Spuren sind deutlich krystallinisch, namentlich spaltbar, aber doch nicht krystallographisch definirbar, blass- bis dunkel fleischroth. Im lüiyzocoralliumdolomit treten sie häufiger auf, als im Horn- stein. Der erste ist cavernös von resorbirten Muschelschalen, und an der Innenseite solcher Cavernen sitzen die Cölestine gruppen- weise häufiger auf, als sie in einzelnen Körnchen von der Gesteins- masse eingeschlossen sind, wie in den Hornsteinen. Vor dem Lötli- rohre decrepitiren sie so heftig, dass es schwer hält, eine Probe davon so lange in der Flamme zu erhalten, bis sie ge- schmolzen ist und carminroth.es Glühlicht giebt. Mit Natrium- carbonat schmelzen sie zu einem weissen hepatischen Email zusammen ; in Salpetersäure lösen sie sich sehr langsam und schwer auf. Die rothe Färbung ist allerdings den Cölestinen nicht gewöhnlich, ist aber von mir Q gerade bei einem aus- gezeichneten Cölestinvorkommen in der Trias beobachtet worden, nämlich bei dem der untersten Keuperschichten im Salzschachte bei Erfurt. V. Phosphate. 12. Apatit. Die Beimengung des Apatits ist eine zwar sehr sparsame, aber zugleich allgemein verbreitete. Sie ist eine theils selbstän- dige, d. h. gleichwerthige mit den übrigen Gemengtheilen und dann von wenigstens mikroskopisch ansehnlicher Grösse (s. Fig. 12), theils eine den Quarzkörnchen untergeordnete, dann sehr minutiöse. Der Apatit erscheint stets iu deutlich hexagonalen, wenn auch krystallographisch nicht ins Einzelne definirbaren Krystallen von meist gelber bis gelbbrauner, düsterer Farbe, herrührend von fer- ritischen Beimengungen; parallel der Hauptaxe sind längliche, die äusseren Umrisse mehr oder weniger genau wiederholenden Hohl- räume oder Einschlüsse nicht eben selten. !) Pogg. Ann. 120, 637 ff. (1863). 108 E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. Der Gehalt an Apatit beträgt nach Maassgabe der später auf- zufülirenden chemischen Analysen in den Hornsteinen zwischen 0,19 °/o und 0,4 °/0, in den Mergeln 0,29% bis 1,187%, in den Dolomiten etwa 1,58%. VI. Chloride. 13. Steinsalz. Wie den mittleren, so darf man auch den oberen Buntsand- stein Ostthüringens nicht zu den Salz führenden Formationsgliedern der Triasgruppe zählen, die man im Uebrigen als das Salzgebirge zu bezeichnen für gut befunden hat. Steinsalz selbst ist im thüringischen Röth noch nicht auf- gefunden worden, auch wird sein Vorkommen durch einen mehr als gewönlichen Salzgehalt der aus ihm entspringenden Quellen nicht angezeigt, sondern nur durch verzogene cubische Hervor- ragungen über die Schichtflächen gypsführender Sandsteine, welche die charakteristischen Eigentümlichkeiten der Chlornatrium -Kry- stalle an sich tragen, in welchen man 1) desshalb Afterkrystalle von Steinsalz anerkennt. Ich habe ausser der einen schon vor langer Zeit von mir2) beschriebenen Fundstätte dieser sogenannten kry- stallisirten Sandsteine am Hausberge, da wo sich der Oberweg von Jena nach Ziegenhain mit einer breiten Regenfurche kreuzt, einen weiteren aus der Umgebung von Jena nicht namhaft zu machen. Wohl aber hat Speyer3) schwache Sandsteinschichten mit der gleichen Steinsalz - Pseudomorphosen den Röthmergeln zwischen Freiburg a. U. , Donndorf und Querfurt eingelagert ge- funden. VII. Oxyde und Oxydhydrate. 14. Ferrit. Obgleich die sehr oft tiefrothe Farbe des Röth lediglich von beigemengten Eisenoxyd und Eisenoxydhydraten, mitunter wohl J) S. Zenker, Historisch- topographisches Taschenbuch v. Jena. 2) S. Schmid und Schleiden, die geognostischen Verhältnisse des Saalthaies bei Jena. 3, 12. 3) Zeitschr. d. Deutsch, gool. Ges. Bd. 29, S. 205. (1877). E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 109 auch etwas Eisenoxydoxydul, also Roth-, Brauu- und Magnet- eisenstein, die unter dem Namen Ferrit zusammengefasst werden sollen, herrührt, so zeigt sie doch nicht sowohl einen hohen Gehalt, als vielmehr eine sehr feine Vertheilung an. Grössere Anhäufungen von reinem Ferrit fehlen gauz; die- selben erreichen nicht einmal makroskopische Grösse und stellen sich unter dem Mikroskop vorzugsweise als Durchstäubung und Trübung, oft von kaum körnig-auflösbarer Feinheit dar. Roth- eisenstein erweist sich überall als primärer Gemengtheil; Braun- eisenstein dürfte meist als ein Verwitterungsprodukt eisenschüssiger Carbonate anzusehen sein; auf Magneteisenstein werden wohl die opaken Ein- und Umlagerungen des Glimmers zu beziehen sein. 15. Rothkupfererz. Die dunkeln Kerne der Malachiteinschlüsse in den Horn- steinen sind so klein und selten, dass nur wenige Versuche mit ihnen angestellt werden konnten. Vor dem Löthrohr lassen sie sich zu Kupfer reduciren; sie geben nur schwache, ja nicht ein- mal deutliche Schwefel -Reactioneu; sie sind weder milde noch glänzend; ihr Strich ist rothbraun. Ihr Verhalten stimmt demnach mit dem des Rothkupfererzes überein, dem mitunter etwas Kupfer- glanz beigemengt ist. VIII. Smlpliide. 16. Schwefelkies. 17. Kupferkies. 18. Kupferglanz. 19. Bleiglanz. Wie die Erzführung für die thüringischen Trias überhaupt, so ist sie im Besouderen für das Röth und namentlich in Bezug auf die Sulphide ohne allen Belang. In den dolomitischen und quarzitischen Gesteinen des Röth, auch im Gyps1) finden sich mitunter Körnchen von Schwefel- kies, Kupferkies, Bleiglanz, wohl auch Kupferglanz, als Grundlage der Rothkupfererz- und Malachiteinschlüsse. x) Siehe Bätsch, Taschenbuch für mineralogische Excursionen in die um- liegende Gegend von Jena. S. 289. 1802. 110 E. E. Schmid, das ostthüringisehe Rötli. IX. Schwefel. 20. Der scharf beobachtende und durchaus zuverlässige Bätsch1) beschreibt ein von befreundeter Hand an der vorderen Seite des Hausberges bei Jena gefundenes Gyps - Rollstück , an welchem Schwefel in einer etwa 2/ 3 Zoll breiten und Vs Zoll dicken Masse theils an-, theils auflas: und Oebt von ihm eine völlig; exacte Be- J 00 O Stimmung. Dieser Fund geht jedoch bis auf den Anfang dieses Jahrhunderts zurück und hat sich seitdem nicht wiederholt. Ich halte ihn für authentisch, um so mehr, als er keine neue Mineral- aggregation betrifft. X. Bituminöse Kohle. 21. Gagat. Zu derjenigen Modification von bituminöser Kohle, welche man Gagat nennt, stellt Bätsch 2) einen von ihm selbst im Thon zwischen den Gypsschichten an den Teufelslöchern bei Jena ge- fundenen, nicht über 2 Linien langen und 1 Linie dicken Brocken einer schwarzen, etwas milden, auf frischem Bruche harzglänzenden, mit bituminösem Geruch verbrennlichen Substanz. Obgleich sich dieses Vorkommen seit dem Jahre 1796 nicht wiederholt hat, so liegt durchaus kein Grund vor, ihn anzuzweifeln. Nach Batsch’s Beschreibung war er demjenigen sehr ähnlich, den ich3) zu Anfang der 40 er Jahre wiederholt aus dem untersten Muschelkalke der Cölestingruben von Wogau bei Jena erhielt, und in dessen Rück- stände nach andauernder Auslaugung mit Ammoniak Schleiden4) eine Mannichfaltigkeit von wohlerhaltenen gymnospermen und *) Bätsch, Taschenbuch, für mineralogische Excursionen in die umliegende Gegend von Jena. S. 298 (1802). 2) Bätsch, Taschenbuch für mineralogische Excursionen in die umliegende Gegend von Jena. S. 299 — 301 (1802). 3) E. E. Schmid und Schleiden , die geognostischen Verhältnisse des Saal- thales bei Jena. S. 19 (1846). 4) E. E. Schmid und Schleiden, die geognostischen Verhältnisse des Saal- thales bei Jena. S. 67, Taf. V, Fig. 1 — 17. E. E. Schmid , das ostthüringische Roth. 111 dikötyledonisclien Pflanzenresten entdeckte. Auch diese Fundgrube schien erschöpft zu sein, hat aber in neuester Zeit wieder etwas ergeben, zufolge des Aufschwungs, den die Cölestingräberei während des letztvergangenen Jahres genommen hat. 22. Bitumen. Die dunkele Farbe mancher, namentlich lettiger Röthgesteine rührt von bituminösen Beimengungen her, die sich jedoch nicht, weder in makroskopisch, noch in mikroskopisch selbständigen F ormen darbieten . Schluss. Von den Gemengtheilen des Röthes ist mit Ausnahme der Sulphate keiner dem mittleren und unteren Buntsandstein fremd. Zugleich fehlt dem Röth keiner der Gemengtheile des mittleren und und unteren Buntsandsteins, wenn man von den Conglomeraten absieht, die aber auch im letzteren zu den Seltenheiten gehören. Aber das Menguugsverhältniss ist ein wesentlich anderes. Die Gesteine des ostthüringischen Röthes. Das ostthüringische Röth ist im Wesentlichen ein Mergel- gebilde mit untergeordnetem Gyps. Die Mergel aber sind sehr mannichfaltige und wechselnde Gemenge von thonigen Silicaten und dolomitischen Carbouaten mit Quarz und gehen durch Vor- walten und Zurücktreten der einzelnen Gemengtheile in schieferige Thone — Letten — , Dolomite, Quarzsandsteine und Ho rn st eine über. Die Gypse stellen sich zwar auch ganz rein dar, gewöhnlich aber im Gemenge mit thonigen Silicaten und dolomitischen Carbouaten. [. Mergel. Die Mergel sind weich, d. h. der Zusammenhalt ihrer Ge- mengtheile ist so schwach, dass er meist schon durch Reiben mit 112 E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. dem Fingernagel aufgehoben wird; dieselben sind im trocknen Zustande bröcklich, im feuchten zäh bis plastisch. Ihr Bruch ist glatt bis erdig, eben bis flachmuschelig ins Unebene. Sie fühlen sich seltener rauh, häufiger fettig an und werden, mit einem harten Gegenstände gerieben, seltener matt, häufiger glänzend. Ihre Fai’be ist vorwaltend ziegelroth, geht aber durch fast alle Zwischenstufen in licht- grau, -bläulich oder -grünlich über; sie wechselt vielfach, bald mit scharfen, bald mit verwaschenen Grenzen, sowohl Schicht- als Fleckenweise; die Flecken entwickeln sich sowohl innerhalb einzelner Schichten, als auch stärkerer Schicht- complexe. Ihre Schieferung' ist meist sehr dünn und erzeugt verbunden mit ihrer Schwindung beim Austrocknen einen hohen Grad von Bröcklichkeit. Wasser saugen sie meist sehr begierig auf, werden damit zu- erst schlüpferig , quellen dann auf und zerweichen oft von selbst, stets unter Nachhülfe sehr mässigen Druckes zu plastischem Teige, der sich in Wasser, besonders heissem zum grössten Theil bis vollständig aufschwämmen lässt, aber nach tagelanger Ruhe wieder vollkommen absetzt. Der wieder abgesetzte Teig zieht sich wäh- rend des Austrocknens wieder stark zusammen und zerreisst. da- bei in polygonale Stücke. Dem entspricht das Verhalten der Mergel beim Wetterwechsel im Freien. Nach anhaltender Nässe bilden sie einen weichen, glitschigen Boden, nach anhaltender Trockenheit einen harten, von vielen Rissen , in welche der Stock oft fusstief einsinkt, durchzogenen oder mit leicht beweglichen Bröckchen überschütteten Boden. Wasser nimmt zugleich aus den Mergeln eine bald grössere, bald geringere Menge von Calciumsulphat und eine stets schwache Spur von Chlornatrium auf. Unter Chlorwasserstoffsäure entwickeln die Mergel, auch ohne vorherige Erwärmung, Kohlensäure. Aber dabei werden nicht nur die Carbonate, sondern auch ein Theil der Silicate zersetzt, Ferrite und Apatite gelöst. Wendet man concentrirte Chlorwasserstoffsäure an, dampft langsam und wiederholt bis zur Trockniss ein, und nimmt wiederum E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 113 mit verdünnter Salzsäure auf, so enthält die Lösung ausser Kalk- und Talkerde mit etwas Eisenoxydul auch reichlich Eisenoxyd mit etwas Manganoxyd und Thonerde mit etwas Kali und Natron. Der ungelöste Rückstand ist stets sehr licht -grünlich, -bläulich oder -grau. Er enthält neben unzersetzten Silicaten und Quarz auch freie Kieselsäure, die von Sodalösung aufgenommen wird. Diese letztere gehört selbstverständlich den durch Chlorwasser- stoffsäure aufschliesslichen Silicaten an. Als Beispiele von dolomitischer bis lettiger Beschaffenheit der Mergel wurden drei makroskopisch homogene, glatt, flachmuschelig bis eben brechende Proben ins Einzelne untersucht, nämlich : 1) eine lichtgrünlich graue, kaum fettig anzufühlende, beim Reiben mit einem Polirstahl mattwerdende ; sie stammt vom west- lichen Abhange des Jenzigs bei Jena; 2) eine dunkelziegelrothe , nicht fettig anzufühlende, beim Reiben mit dem Polirstahl mattwerdende, ebenfalls vom west- lichen Abhange des Jenzigs bei Jena; 3) eine grünlichgraue, fettig anzufühlende, beim Reiben mit einem Polirstahl glänzend werdende, vom Abhange des Kugelberges über Gumperda bei Cahla. Alle drei Proben enthalten lufttrocken einige (2 — 5) Procente Wasser, die sie bei Erwärmung bis 100° C. verlieren. Wasser saugen sie gleich schnell und gleich reichlich auf und zerweiclien bei gewöhnlicher Temperatur langsam, bei Siedehitze schneller, jedoch nicht ohne Nachhülfe eines leichten Druckes,' etwa zuletzt mittels eines hölzernen Pistills, zu einem gleichförmigen Teige, der weder unaufschlämmbare, noch schwebende Theile enthält, d. h. sich mit den massig bewegten Wasser ohne Rückstand hebt, aus ihm aber nach etwa 24 stündiger Ruhe wieder vollständig absetzt. Was sich zuerst absetzt, besteht aus einem Gemenge der oben beschriebenen Knöllchenafferreffate und Knöllchen mit G 1 i m m e r b lättchen und den ihnen anhaftenden nierförmigen, traubigen und oolithis chen Aggregaten, so zwar, dass die ersteren vor den zweiten sehr vorwalten. Bröckchen, die man mit einiger Sicherheit als Felds pathtr (immer deuten könnte, sind 114 E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. Seltenheiten; Spuren von Quarz konnten nur in der ersten Probe erkannt werden. Apatitprismen finden sich sehr wenige. Gelb- braune, rothbraune, bis opake Ferrite in selbständigen Formen machen sich nicht bemerklich; ihr Vorkommen ist auf Körnchen, Flöckchen und griesige bis staubige Einlagerung und nahe’ gleich- massige Durchstäubung beschränkt; in der ersten Pi’obe und über- haupt in den lichten Gesteinen fehlen sie fast gänzlich, in der dritten Probe und überhaupt in den dunkelrothen Gesteinen sind sie auffällig. Welchen Antheil die Carbo nate an dem Gemenge auch der gröbsten Tlieile nehmen, bleibt auch bei mikroskopischer Betrachtung unentschieden. Lässt man Chlorwasserstoffsäure unter dem Mikroskope einwirken, so stellen sich, scheinbar plötzlich, sogleich grössere Gasblasen ein, ohne dass man erkennen könnte, von welchen Theilen sie ausgehen. Der Rückstand nach Digestion des Aufgeschlämmten mit verdünnter Chlorwasserstoffsäure bis zur Austreibung der Kohlensäure unterscheidet sich mikroskopisch nicht wesentlich von dem Aufgeschlämmten selbst. Hat man das Aufgeschlämmte wiederholt mit concentrirter Chlorwasserstoffsäure eingedampft, das gelöste mit Wasser aufgenommen und die frei gewordene Kieselsäure durch Digestion mit Sodalösung entfernt, so besteht der Rückstand aus Glimmerblättchen, Knöllchen- aggregaten und Knöllchen, die jedoch völlig farblos und klar geworden sind. Die Glimmerblätter sind jedoch entschieden ver- kleinert und die nierförmigen, traubigen und oolithischen, ihnen vor der Digestion anhaftenden Aggregate fast spurlos verschwunden. Die später sinkenden, feineren Theile des Aufgeschlämmten unterscheiden sich von den zuerst sinkenden, gröberen Theilen nicht durch andere Formen, sondern nur durch weitere Verthei- lung und Verkleinerung der Glimmerblätter, durch Abtrennung O O j o der nierförmigen u. s. w. Aggregate von ihnen, sowie durch Ver- einzelung der Knöllchen. Die Resultate der Gesammtanalysen der bezeichneten drei Mergelproben sind unter No. 3, 4 und 5 der nach der Be- schreibung der Hornsteine eingeschalteten Tabelle I zusammen- gestellt. Sie stimmen unter sich ziemlich nahe überein, begründen ein günstiges Urtheil über den Werth der Rötlnnergel bei der E. E. Schmid , das osttliüringiscbe Röth. 115 Bodenbildung, stehen aber zu den Resultaten der mikroskopischen Analysen noch nicht in einer bestimmten Beziehung. Eine solche wird erst durch Hinzunahme der Partialanalysen mittels Chlor- wasserstoffsäure vermittelt, wie es dieselben Nummern der Tabelle II zeigen. Aus derselben ersieht man zuerst, dass von einer durch die ganze Reihe der Mergel übereinstimmend hindurchgehenden isomorphen Mischung von Calcium- und Magnesium - Carbonat nicht die Rede sein kann, und findet in Uebereinstimmuug mit der leichten Zersetzbarkeit durch Chlorwasserstoffsäure, die An- nahme einer bloss mechanischen Mischung zwischen beiden Carbo- naten als die wahrscheinlichere begründet. Auf die in Chlor- wasserstoffsäure aufschliesslichen Silicate entfällt ein nicht unbe- trächtlicher Theil der Talkerde, ein ansehnlicher Theil der Alkalien und des Wassers. Qualität und Quantität der dazu gehörigen Elemente gestatten sehr wohl, diese Silicate als ein Gemenge von Glimmern wahrscheinlich der Biotit reihe mit Kaolin - artigen Abkömmlingen derselben aufzufassen. Zu den letzten würden namentlich die nierförmigen , traubigen und ooli- thischen Aggregate zu stellen sein, welche demnach als Glimmer- kaoline zu bezeichnen sein würden. Die in Chlorwasserstoff- säure nicht aufschliesslichen Silicate enthalten sehr wenig Kalkerde, wenig Talkerde , aber mehr als drei Viertheile des Alkaligehaltes und einen ansehnlichen Theil des Eisenoxydes. Qualität und Quantität der zugehörigen Elemente weisen auf ein Gemenge von trisili catisclien Feldspath, mit einem minder Kieselsäure- reichen Silicate, etwa einem Gliede der Glimmerreihe und mit Kaolin- artigen Abkömmlingen derselben namentlich der Feldspathe hin. Auf diese Letzten sind wohl die Knöllchen und Knöllchenaggre- gate zu beziehen, deren gegen die Kaoline der aufschliesslichen Silicate scharf contrastirende Form einen anderen Ursprung be- dingt; — und welcher wäre dann wahrscheinlicher, als der aus Feldspath? Bezeichnet man die Knöllchen und ihre Aggregate als Felds pathkaoline, so hat man mindestens einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich. Als selbständig auftretendes Eisenoxyd ist das in der Chlor- wasserstoffsäurelösung enthaltene Eisen genommen. Diese An- 8 * 116 E. E. Schmid , das ostthüringisclie Roth. nähme ist eher zu hoch, als zu niedrig, da etwas davon auch dem leicht aufschliesslichen Glimmer angehören kann. Indem ich bisher stets von Ferrit gesprochen habe, meine ich damit, dass neben Eisenoxyd, wohl auch Eisenoxydhydrat auftreten mag, wie sich aus der oft braunen Färbung der Ferritein- lagerungen ergiebt. Das vorkommende Eisenoxydul kann ebensowohl den Carbo- naten, wie den leicht aufschliesslichen Silicaten angehören. Ohne darüber entscheiden zu können und zu wollen, habe ich der Ein- fachheit wegen zur Sättigung der Kohlensäure nur Kalk- und Talkerde verrechnet. Die Angabe der Procentzahlen für Apatit und Gyps beruht auf der Bestimmung des Phosphorsäure- und Schwefelsäuregehaltes unter Zutheilung der erforderlichen Menge von Kalkerde und Wasser. Die Carbonatreichen Mergel enthalten sehr selten, die Thon- reichen nie organische Ueberreste. II. Letten. Zwischen Mergel und Letten ist eine scharfe Grenze nicht zu ziehen. Die Mergel gehen mit allmäliger Abnahme des Carbonatgehaltes fast stetig in die Letten über. Diese Letzten sind recht weich, brechen fein erdig bis glatt, eben bis flach- muschelig, werden beim Reiben mit einem harten glatten Körper glänzend und fühlen sich fettig an. Schon im trocknen Zustande sind sie zähe, im nassen plastisch, plastischer als die Mergel. Ihre Farbe ist vorwaltend grau ins Grüne, Blaue und Rothe, seltener ziegelroth, verhält sich aber übrigens wie diejenige der Mergel. Ihre Schieferung ist dünner, als diejenige der Mergel, und nicht in gleichem Grade mit Bröcklichkeit verbunden. Die Letten saugen Wasser noch begieriger auf, als die Mergel, werden noch schlüpfriger und quellen stärker auf, zerweichen aber doch nicht so leicht, und zergehen auch nach längerer Erwärmung bis zum Sieden ohne nachhelfenden Druck nicht zu einem gleich- förmigen Teig. Beim Schlämmen und beim Witterungswechsel im Freien verhalten sie sich fast ebenso, wie die Mergel. E. E. Schmid , das ostthüringische Roth. 117 Wasser entzieht den Letten nach anhaltender Digestion nur Spuren von Calciumsulphat und Chlornatrium. Unter Chlorwasserstoffsäure entwickeln sie wenig bis keine Kohlensäure; im Uebrigen verhalten sie sich wie die Mergel. Als ein typisches Beispiel wurde ein dunkelröthlich grauer Letten vom Abhange des Kugelberges über Gumperda bei Cahla untersucht. Durch anhaltende Digestion mit Wasser und Zerdrücken mittels eines hölzernen Pistills wird er in einen zähen Teig über- geführt, welcher sich vollständig aufschlämmen lässt und aus dem Wasser nach eintägiger Ruhe wieder vollständig absetzt. Die mikroskopische Analyse des Aufgeschlämmten führt, wie es nicht anders zu erwarten ist, zu denselben Resultaten, welche die Mergel ergeben haben; der Unterschied zwischen den Mergeln und den Letten liegt eben allein im Carbonatgehalte der ersten, und die Carbonate sind mikroskopisch nicht bemerkbar; Quarz- körnchen sind nicht nachweisbar. Die chemischen Gesammt- und Partialanalysen dieses Lettens sind unter No. 6 der nach der Beschreibung der Hornsteine ein- geschalteten Tabellen aufgeführt. Der durch Chlorwasserstoffsäure aufschliessliche Tlieil der Silicate bietet die Bestandteile eines Magnesiaglimmers dar mit einem Ueberschusse von Eisenoxyd, könnte also als ein Gemenge von Glimmer und Ferrit aufge- fasst werden; ein kaolinischer Gemengt heil ist jedoch da- durch nicht ausgeschlossen. Der durch Chlorwasserstoffsäure nicht aufschliessliche Theil der Silicate kann auf ein Gemenge von tri- si 1 i catischem Kalifeldspath, Kaliglimmer und Kaolin berechnet werden. Die Berechnung beider Theile kann jedoch ohne willkürlich eingeschobene Hypothesen nicht ausgeführt werden. Der Gehalt an Apatit und Gyps ist ebenso berechnet wie bei den Mergeln. Von organischen Ueberresten sind die Letten frei. III. Tlionige Dolomite. Wie die Mergel bei abnehmendem Carbonatgehalt in die Letten übergehen, so bei zunehmenden in die Dolomite. Manche 118 E. E. Schmid , das ostthüringische Roth. Mengungsverhältnisse zwischen Carbonat und Silicat nehmen jedoch desshalb eine gewisse Selbständigkeit in Anspruch, weil sie nicht mehr mit dem Vermögen der mechanischen Aufsaugung: des Wassers und des Erweichens im Wasser verbunden sind, sondern bei makroskopischer Homogene'ität einen höheren Härtegrad be- dingen und noch keine Spur von krystallinischer Körnigkeit er- kennen lassen, vielmehr völlig dicht sind. Ich bezeichne sie als thonige Dolomite, ohne mich ausführlich darüber zu recht- fertigen, wesshalb ich die z. B. von Kenngott *) aufgeführten Namen »verhärtete Mergel, Steinmergel, Mergelsteine«, die ohne Zweifel darauf angewendet werden dürften, zur Seite schiebe; in- sonderheit den auch neuerdings von fränkischen Geologen mehr- fach auf Keupergesteine bezogenen Namen Steinmergel halte ich eben für sprachwidrig. Mögen die Resultate der Untersuchung von zwei solcher thonigen Dolomite hier eine Stelle finden. Die eine Probe entstammt dem oberen Röth am östlichen Abhange des Jenzigs bei Jena und zeichnet sich nicht nur durch feine, oft mehr als 0,2 Meter betragende Mächtigkeit aus, sondern auch durch seinen Reichthum an organischen Ueberresten, nament- lich dicht an einander gedrängten Abdrücken einer kleinen Corbula- art und sparsam dazwischen vertheilten der Myophoria costata Zenk, Fischschuppen und Zähnen, meist zerbrochenen, auch Pflanzen- abdrücken. Das Gestein ist grau mit grünen von Malachit herrührenden Flecken, sehr cavernös von resorbirten Muschelschalen. Von Chlorwasserstoffsäure wird es schon in der Kälte angegriffen, bei Erwärmung rasch gelöst bis auf einen mässigen Rest. In der Lösung sind ausser Kalkerde 30,3 °/o Talkerde 22,6 °/o durch welche die vorhandene Kohlensäure gerade zu: Calcium - Carbonat 47,8 °/o Magnesium -Carbonat 39,1 °/o — B Kenngott, Elemente der Petrographie 1868, S. 215. E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 119 gesättigt wird, viel Thonerde, wenig Eisenoxyd u. A. übergangen. Der ungelöste Rest beträgt 9,9 °/o ; im nassen Zustande schlüpfrig bis schleimig, trocknet er zu einem staubigen Pulver ein, welches unter dem Mikroskope als ein Gemenge von Glimmerblättchen und Quarz körne hen mit wenigen anderen Krystallbrocken besteht. Der Glimmer ist theils breit-, theils schmalblätterig, mit schuppig abgeriebenen oder scharf abgebrochenen Rändern, farb- los bis blassgrün ; zwischen den Blätterdurchgängen sind mit- unter schmale Leisten, häufig nierförmige, traubige und oolithische Aggregate eingelagert. Die schmalen Leisten (s. Fig. 1) erscheinen bei schwacher und mittlerer Vergrösserung als feine schwarze Linien und Nadeln und zeigen erst bei starker Vergrösserung zwischen scharfen dunkeln Umrissen klare Zwischenräume, die sich optisch ganz gleich verhalten, mit dem umgebenden Glimmer. Die nierförmigen, traubigen und oolithischen Aggregate (s. Fig. 6 und 7) gleichen in Allem den bereits besprochenen Glimmerkaolinen. Der Quarz ist kleinbröckelig; er umschliesst zahlreiche aber sehr kleine Cavernen. Die Krystallbrocken sind theils doppelbrechende farblose, gelbe, braune bis opake Aggregate, theils einfachbrechende Körnchen, zwischen denen als Seltenheiten die oben beschriebenen Mikros chörlite (Fig. 14) und Mikro- zirkone (Fig. 15) Vorkommen. Eine andere Probe stand am Gehänge über der Unstrutaue zwischen Nebra und Metzendorf an. Ich nahm sie in Begleitung mehrerer geologischer Fachgenossen auf, von denen sie bestimmt als Thonquarz, von dem nachher die Rede sein soll, in Anspruch genommen wurde. Dieselbe bricht splitterig; die Bruchfläche ist feinkörnig und schimmert schwach. Ihre Dichte beträgt 2,82. Sie ist makroskopisch homogen und schwerer ritzbar, als die ge- wöhnlichen Kalksteine. Unter verdünnter kalter Chlorwasserstofl- säure braust sie stark und anhaltend auf und löst sich bis auf einen geringen Rest. Die Auflösung enthält neben Thonerde, Eisenoxyd und Alkalien 30,3 °/o Kalkerde und 22,6 °/o Talkerde, das Gestein also muthmaasslich : Calcium- Carbonate 64,1 °/o Magnesium -Carbonate 24,9 °/o — 120 E. E. Schm td , das ostthüringische Roth. kann also nach diesem Mischungsverhältniss bereits als ein Dolo- mit und zwar als ein dichter Dolomit angesehen werden. Der unlösliche Rest beträgt 1,1 °/o, ist schmutzig weiss, schlämmt sich leicht und vollständig auf und erhält sich lange schwebend. Unter dem Mikroskope zeigt er erst bei mittlerer Vergrösserung deut- liche Einzelformen, nämlich abgerundete, klare, dunkele, aber scharf umsäumte Blättchen, die auf zerfallenen Glimmer hinweisen. Das Gestein umschliesst nur undeutliche Spuren von organi- schen Ueberresten. IV. Dolomite. Die Carbonate des Röth treten nicht in gleichem Maasse selbständig auf, wie die thonigen Silicate, vielmehr sind sie in qualitativ, wie quantitativ mannichfaltiger Weise mit thonigen Silicaten, Ferriten, Quarz und Chalcedon, auch Gyps gemengt. Sie enthalten stets Calcium und Magnesium nach nahe gleichem Aequivalentverhältnissen neben einander, während das Eisen nur untergeordnet auftritt, auch häufig unter Bildung von Eisenoxyd- hydrat aus dem Carbonat ausgeschieden ist; sie sind auch meist krystallinischkörnig , wenn auch äusserst feinkörnig entwickelt; insofern bezeichnet man sie mit Fug und Recht als Dolomite. Allein sie lösen sich, worauf schon wiedei'holt aufmerksam ge- macht wurde, bereits bei gewöhnlicher Temperatur in massig con- centrirter Chlorwasserstoffsäure so leicht und vollständig auf, dass man geneigt wird, sie eher für mechanische Gemenge, als für isomorphe Mischungen zu halten. Diese Dolomite haben vorwaltend graue, in das Gelbliche, Röthliche und Bräunliche übergehende Farben; sie sind schwer zersprengbar und brechen in feinkörnigen, rauhen bis unebenen Flächen. Makroskopisch erscheinen sie homogen mit Einschlüssen von Gypslamellen , Cölestin- und Bleiglanzkörnchen , seltener Quarzbröckchen und Glimmerblättchen. Cavernen sind häufig; sie rühren gewöhnlich von resorbirten Muschelschalen her. In Chlorwasserstoffsäure löst sich ihr carbonatischer Antheil — wie bereits bemerkt — leicht auf, der silicatische wird durch E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 121 Eindampfen mit concentrirter Chlorwasserstoffsäure wenig ange- griffen. Zur detaillirten Untersuchung wurden zwei homogene ver- steinerungsreiche, namentlich das Relief von Rhizocorallium jenense tragende Gesteine, das eine vom Abhange des Kugelberges, über Gumperda bei Cahla, das andere vom westlichen Abhange des Jenzigs bei Jena ausgesucht. Die Resultate der chemishen Ana- lyse sind in den der Beschreibung der Hornsteine nachfolgenden Tabellen I und II aufgeführt, jedoch vollständig nur für das Vor- kommen vom Jenzig. Die Partialanalyse deutet auf Glimmer und kaolinische Glimmerabkömmlinge als die in Chlor- wasserstoffsäure aufschliessliehen Silicate, auf Quarz, Feldspat h und kaolinische Fe 1 dsp athabkömmlinge, als die in Chlorwasserstoffsäure nicht aufschliessliehen Silicate. Damit steht die mikroskopische Analyse der in Chlorwasserstoffsäure unlös- lichen Reste im Einklang; sie lässt keine anderen, als die in den Mergeln vorkommenden Formelemente wahrnehmen. Die Dolomite sind dem Röth in einzelnen Schichten bis zu 10 Centimeter Mächtigkeit untergeordnet, die häufig sehr weit, aber nie beständig fortstreichen. Sie zeigen deutlich concorclante Schieferung, werden aber rechtwinkelig gegen die Schichtung noch deutlicher von Klüften durchsetzt, und dadurch bei der Verwitterung häufig in oblonge Tafeln und Prismen abgetheilt. Durch Anschlägen lassen sie sich weit leichter nach der Klüftung, als nach der Schieferung trennen. Parallel der Klüftung, aber nicht ausschliess- lich in Richtung derselben ziehen sich namentlich am Hausberge bei Jena späthige Gypsaggregate durch das Gestein. Die Dolomite bergen einen Reichthum von organischen Ueber- resten, namentlich von Muscheln, deren resorbirte Schalen das Gestein cavernös machen; aber auch — so am westlichen Ab- hange des Hausberges bei Jena — der umgekehrte Fall tritt ein, nämlich der der Erhaltung der Muschelschalen ohne dazwischen eingelagertes Gestein. Dann entsteht aus dem Dolomit eine dolo- mitische Aluschell »reccie; denn das Carbonat der Muschelschalen ist nicht minder Magnesium reich, wie dasjenige des dolomitischen Gesteins; die Mehrzahl der Muschelschalen ist zerbrochen, aber 122 E. E. Schmid, das ostthüringische Rötk. die Bruchstücke sind wenig abgerieben. Der wichtigste organische Ueberrest ist Rhizocorallium jenense Zenk., dessen zierliches Relief oft über die Breite mehrerer Kilometer die untere Schichtfläche einnimmt. Rechtfertigt sich damit der von Zenker1) eingeführte Name Rhizocorallium-Dolomit, so sind doch keineswegs alle Do- lomiteinlagerungen und alle Stellen ein und derselben Einlagerung mit diesem Relief versehen. V. Oolithisclier Dolomit mit Quarz. In derjenigen Region des Rothes, innerhalb deren sich die mächtigsten Rhizocorallium-Dolomite vorfinden, soweit es die wenig ausgiebigen Aufschlüsse zu entscheiden gestatteten, als ein Aequi- valent des Rhizocorallium- Dolomites erscheint nördlich neben der Chaussee von Jena nach Eisenberg zwischen Droschka und dem Gehöfte »Trotz«, und zwar nur an dieser einen Stelle ein sehr eigenthümliehes Gestein, zusammengesetzt aus Dolomit und Quarz, mit einem durch Chlorwasserstoffsäure aufschliesslichen Thonerde- reichen Silicat. Der Dolomit ist tlieils dicht, theils schalig; die Schalen umschliessen meist runde Kerne und bilden Kügelchen von 1/4 — 1//2 Millimeter Durchmesser, seltener breitgedrückte Linsen oder gestreckte Cylinder. Mit organischen Bildungen haben sie auch nicht eine entfernte Aehnlichkeit. Der Dolomit löst sich leicht in Chlorwasserstoffsäure auf, der Quarz bleibt als Lösungs- rückstand in makroskopischen Bröckelten mit rauher, nirgends krystallinischer Oberfläche. VI. Sandige Dolomite. Im Fortstreichen einzelner Schichten entwickeln sich durch Ueberhandnalime der Quarzeinstreuung Uebergänge aus Dolomit in Sandsteine, die eine abgesonderte Stellung nicht bedingen und einer speciellen Beschreibung nicht bedürfen. Wohl aber treten ähnliche Gemenge hin und wieder in untergeordneten Gesteins- ) Zenker, Taschenbuch von Jena. 1836. S. 202. E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 123 schichten auf, die man als eigenthümliche Gesteinsarten aufgefasst hat. Dieselben erscheinen makroskopisch homogen, lassen sich nicht viel leichter ritzen, als Feldspath, und halten sehr stark zu- sammen. Einige der Fachgenossen, welche an der neuen geolo- gischen Aufnahme des Königsreichs Preussen und der thüringischen Staaten mitarbeiten, erkennen in ihnen dieselben Gesteine, die im oberen Keuper Norddeutschlands nicht eben selten sind und schon von Eieinr. Credner1) unter dem Namen »Thonquarze« aufgeführt wurden. Dieser Name rührt von Hausmann2) her und bezieht sich auf die Vorkommnisse des oberen Keupers der Lippe’schen Fürstenthümer, die H offmann3) sachgemässer als Thonsteine4) oder kieselreiche Thonmergel bezeichnete. Sieht man indess die chemische Analyse dieser Gesteine durch Brandes5) als maass- gebend an, so gehören diese Lippe’schen Keupergesteine mit den in Rede stehenden Ostthüringischen Röthgesteinen gar nicht zu- sammen, da sie wenig, bis keine Carbonate enthalten, und darin nur Spuren von Magnesium, auch keine Alkalien in ihnen Vor- kommen. Ich untersuchte eine Probe solchen sandigen Dolomites, welche von der Kniebreche, einem steilen Anstieg von der Unstrutaue bei Carsdorf zu der Hochebene bei Steigra stammt5, und welche ebenfalls, wie die oben erwähnte Probe von thonigen Dolomiten in Begleitung einiger geologischer Fachgenossen als Thonquarz aufgenommen worden war. Sie erscheint makroskopisch homogen, zeigt unebene fein- körnige, schimmernde, rauh anzufühlende Bruchflächen, hat die Härte des Feldspathes, und ist blassgrünlich. Unter verdünnter, kalter Chlorwasserstoffsäure braust sie lebhaft auf und löst sich :) Siehe Credner, Uebersicht der geognostischen Verhältnisse Thüringens und des Harzes. 1843. S. 88. 2) Hausmann, Uebersicht der Flötzgebilde im Flussgebiete der Weser, in: Studien des Vereins bergmännischer Freunde. 3) Pogg. Ann. 3, 17 (1825). 4) Hoffmann, Uebersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse vom nordwestlichen Deutschland. Leipzig. S. 445 (1830). 5) Pogg. Ann. 25, 318 (1825). 124 E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. bis auf einen ansehnlichen Rest. In die Lösung' sind iibcrge- o o gangen Kalkerde 1 5,8 °/0 Talkerde 7,9 °/0 der ungelöste Rest beträgt 58,1 °/o; er ist nach dem Trocknen fein pulverig, aber doch schwer aufsclilämmbar. Unter dem Mikroskope erweist er sich als ein Gemenge von viel Quarzkörnchen, theils rauh abgeriebenen, theils uneben abgebrochenen mit wenig Glirn- m e r blättchen, welche im Zerfall zu kleinen Linsen begriffen sind, sehr ähnlich denjenigen, welche unter den Gemengtheilen der Mergel als oolithisch aggregirte Glimmerkaoline bezeichnet wurden. VII. Sandsteine. Gesteine deren Hauptgemengtheil Quai’z in kleinen Körnchen ist, die man deshalb den Sandsteinen zuzuzählen hat, sind nicht eben Seltenheiten im Röth, nehmen aber an der Bildung desselben doch nur einen untergeordneten Antheil. Mit den eigent- liehen Buntsandsteinen haben sie keine grosse Aehnlichkeit, sie sind weder so quarzreich, noch so einfach und gleichförmig zu- sammengesetzt. Sie sind bald mürbe und schieferig, bald hart und dicht, bald cavernös, oder vielmehr nach Art der Schaumkalke des oberen Wellenkalkes blasig. Neben den Quarzkörnchen erkennt man schon makroskopisch Gl immer blättchen eingebettet in ein car- bonatisches Bindemittel. Die Bruchflächen dieser Gesteine sind uneben, fühlen sich sehr rauh an und schimmern des Glimmer- reichthums wegen stark. Ihre Farbe ist vorherrschend grau in das Grüne und Gelbe. In Chlorwasserstoffsäure brausen diese Sandsteine stark auf und verlieren den Zusammenhang. Die Lösung enthält Kalk- und Talkerde gleich reichlich, ausserdem Thonerde und Eisenoxyd, wohl auch Alkalien. Das ungelöste besteht aus Quarzbrocken und Quarzstaub und aus Glimmerblättchen und Glimmer- flittern. E. E. Schmid , das osttküringiscke Rotk. 125 Nimmt, wie am Jenzig bei Jena, der Glimmer überhand und tritt dann als Bindemittel neben oder anstatt des Carbonates Kiesel- säure ein, so entstehen mürbe bis feste Gesteine vom Aussehen carbonatischer bis quarzitisclier Glimmerschiefer. Die Sandsteine sind zwar nicht so versteinerungsreich, wie die Dolomite, enthalten aber doch die Mehrzahl der organischen Formen des Rothes. VIII. Hornstein ■ Dolomit. Wie in den oben erwähnten Sandsteinen, so auch in anderen Rötligesteinen , tritt die Kieselsäure nicht ausschliesslich in der secundären Form von Quarzbrocken als Gemengtheil auf, sondern, obgleich seltener, auch in der primären Form von Chalcedon als Ausfüllungs- oder Grundmasse, wohl richtiger ausgedrückt, als Cäment oder Umschluss. Als solche erzeugt sie mit Dolomit eine mannichfaltige, wenn auch wenig verbreitete Reihe von Ueber- gängen aus Dolomit zu Hornstein. Diese Uebergänge sind bereits recht hart und fest, meist sehr licht. Als Beispiel dazu wurde ein Vorkommen des oberen Rothes vom westlichen Abhange des Jenzigs bei Jena in Untersuchung genommen. Dasselbe braust mit Chlorwasserstoffsäure lebhaft auf, löst sich aber zum kleineren Theile und zerfällt dabei nicht in feinen Gruss. In der Auflösung findet sich ausser Kalk- und Talkerde auch Thonerde und andere Bestandtheile aufschliesslicher Silicate. Da sich das Gestein leicht dünn schleifen lässt, so giebt die mikroskopische Analyse über die Natur der Gemengtheile und ihrer Verbindungsweise ausreichende Aufschlüsse. Wie schon in den Mergeln, so auch hier macht sich der Dolomit nicht durch krystallographisch und optisch ausgezeichnete Charaktere geltend, sondern erscheint als eine griesige graubraune Masse. Daneben liegt der Quarz als ein Aggregat durchaus nicht krystallinisch be- grenzter, eng zusammenschliessender, keilförmig in einander ver- zinkter Stücke, entsprechend dem Chalcedon. Ausser Dolomit und Quarz sind mikroskopisch Feldspathformen zu erkennen, und als Seltenheiten Apatitprismen. 126 E. E. Schjiid, das ostthüringische Röth. IX. Hornsteine. Dem Rötli sind mehrorts Schichten eines quarzharten Gesteins eingelagert, dessen Dichte von 2,6 nicht weit abweicht, und welches von Chlorwasserstoffsäure nur wenig angegriffen wird, demnach als II ornstein bezeichnet worden ist. Dieses Gestein steht selbständig entwickelt an, namentlich am Jenzig und Hausberge bei Jena und am Kugelberge zwischen Gumperda und Eichendorf bei Cahla, mit einer Stärke gewöhn- lich nur von 2 Centimeter, die jedoch mitunter bis auf 10 Centi- meter steigt. An den genannten Orten beschränkt sich das Vor- kommen auf eine einzige Schicht, deren Brocken sich aber weit über die Flächen und Abhänge ausbreiten, weil sie sich wegen ihrer Härte und Unverwitterbarkeit sehr langsam zertrümmern und abreiben, während die Mergel, denen sie untergeordnet sind, den mechanischen und chemischen Angriffen schwachen Widerstand leisten und leicht fortgeführt werden. Aus dieser weiten Verbrei- tung der Trümmer hat man auf ein häutigeres und mächtigeres Anstehen dieser Gesteine, wie auch der Rhizocorallium-Dolomite geschlossen, als es nach Maassgabe guter Aufschlüsse in der That ist. Ihre Schichtungsflächen sind wellig gebogen und überdies häufig mit netzförmig zusammenstossenden wulstigen Hervor- ragungen versehen. Diese Gesteine 'sind leicht zersprengbar, so- wohl parallel der Schichtung, also concordant schieferig, als auch quer dagegen. Die Schieferungsflächen sind ziemlich glatt, häufig mit Glimmerblättchen bedeckt, die Querbrüche uneben bis splitterig, glatt bis feinkörnig, mitunter von dünnen Gypsblättern überzogen. Cavernen von geringem Umfang, meist breitgedrückt nach der Schieferung, kommen häufig vor. Die Farbe dieser Hornsteine ist lichtgrau in das Grüne, Blaue, Rothe, Violette und Gelbe ; auf dem Querbruche wechseln verschiedenfarbige, oder helle und dunkele Streifen ; in Richtung sehr dunkeier und dann sehr schmaler Streifung ist die Schieferung besonders vollkommen. Makroskopische Einschlüsse von Glimmer sind häufig, von Quarz, Cölestin, Malachit und Rothkupfererz seltener. E. E. Schmid , das ostthüringisclie Roth. 127 Im Gläskölbchen geben diese Gesteine schwach bituminös riechendes Wasser aus. Vor dem Löthrohr schmelzen sie nicht sowohl schwer, sondern vielmehr sie überziehen sich mit einer dünnen, blasigen Schmelz- kruste und geben ein gelbrothes Glühlicht. Wasser zieht aus ihrem feinen Pulver gewöhnlich etwas Calcium- sulphat und eine Spur von Chlorid ans. Chlorwasserstoffsäure erzeugt damit eine bis zur Unbemerk- barkeit schwache und kurze Gasentwickelung, färbt sich aber nach längerer Digestion gelb und hat dann Eisenoxyd, Thonerde, etwas Kalk- und Talkerde, gewöhnlich auch Alkalien, Phosphorsäure, mitunter auch Kupferoxyd aufgenommen. Auch unfühlbar feines Pulver giebt an erwärmte Kalilauge keine Spur von Kieselsäure ab. Als Beispiele recht verschiedenartiger Entwickelung wurden zwei Hornsteinproben, die eine vom westlichen Abhange des Jenzigs bei Jena, die andere vom ostnordöstlichen Abhänge des Kugelberges zwischen Gumperda und Eichenberg bei Cahla untersucht. Die Grundmasse des Hornsteins vom Jenzig ist feinkörnig bis makroskopisch homogen, grünlichgrau; sie umschliesst kleine Cavernen, späthigen Gyps in Nestern und Lamellen, lebhaft grüne Malachitnesterchen mit Kernen von Rothkupfererz , fleischrothe Cölestinkörnchen, Glimmerblättchen, Ferritflittern und kaum ma- kroskopisch wahrnehmbare Quarzkörnchen. Parallel der concor- danten Schieferungsflächen liegen Ferritflittern, auch Glimmer- blättchen dicht nebeneinander und erzeugen ebensowohl leichte Spaltbarkeit in bis zu 1 Millimeter dünne Schieferblätter parallel der Schichtung, als scharfe, dunkele Streifung der Querbrüche. Die letzten erfolgen besonders leicht in Richtung der lamellaren Gypseinlagerungen. Die Grundmasse des Hornsteins vom Kuuelberge ist graup-elb; O O O O 7 sie umschliesst zahlreichere und grössere Cavernen, Glimmer- und Ferritschuppen, ist aber sehr arm an Gyps und frei von Malachit und Cölestin. Die Cavernen sind linsenförmig oder wenigstens breitgedrückt und in nahe übereinander streichenden Lagen parallel 128 E. E. Schmid, das ostthürio gische Roth. der Schichtung eng zusammengedrängt. Dadurch wird zugleich leichte Spaltbarkeit parallel der Schichtung — concordante Schie- ferung — und grobe Streifung der Querbrüche bedingt. Dünnschliffe lassen sich sehr vollkommen herstellen, ebenso- wohl parallel, als rechtwinkelig gegen die Schichtung und Schie- ferung. Der Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Schliffen zeigt sich hei schwacher Vergrösserung noch deutlich, verschwindet aber hei mehr als lOOfacher Vergrösserung voll- ständig. Derselbe beruht hauptsächlich auf der dichteren Zu- sammendrängung des dunkelbraunen Ferrites, nebensächlich auf der Lage der Glimmerblättchen, die im Parallelschliff häufiger als Tafeln, im Querschliff häufiger als gestreifte Leisten erscheinen. Von den makroskopischen Einschlüssen erscheint der Gyps in recht auffälliger Weise als Ausfüllung unregelmässig vieleckiger Räume, mit deutlicher Spaltbarkeit, häufiger Polysynthese und Neigung zu faseriger Aggregation. Er ist farblos und klar, mit lebhaft chromatischer Polarisation begabt. Seine Blätter und Fasern sind häufig gebogen, wie gestaucht. Viel weniger auffällig stellt sich der Malachit dar, zwar mit Doppelbrechung begabt und tief grün gefärbt, aber ohne kry- stallinische Struktur oder Andeutung derselben durch faserige Aggregation. Die Rothkupfererzsterne erhalten wohl zackige, aber nicht krystallinische Umgrenzung und bleiben opak. Ein Cölestinkorn hat zufällig keiner meiner Dünnschliffe dargehoten. Im Uebrigen und namentlich im Bezug auf die mikroskopi- schen Gemengtheile unterscheiden sich die beiden Hornsteinvor- kommnisse nicht wesentlich von einander. Umschlossen von Chalcedon bieten sie ein Gemenge von Feldspath und, wie die chemische Analyse heraussteilen wird, Pseudomorphosen nach Feldspath, mit Quarz, Glimmer, Ferrit, wenig Apatit und einigen Mikrolithen. Die Feldspathe oder Pseudomorphosen nach Feld- spath erscheinen in rhombisch tafelförmigen oder oblong pris- matischen Stücken (s. Fig. 10 und 11) bei deren Bildung regel- mässige Spaltung viel wirksamer war, als zufälliger Bruch. Die E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 129 Spaltbarkeit ist durch dunkele Linien und durch röhrenartig in Richtung der sich schneidenden Blätterdurchgänge langgestreckte Cavernen angezeigt. Bei schwacher Vergrösserung haben die Feldspathe braune, bald weniger, bald mehr dunkele Farbe, die sich bei stärkerer Vergrösserung theilweise, aber auch bei stärk- ster nicht vollständig in Durchstäubung auflöst. Ihre Doppel- brechung hat die den Feldspathen alter Gesteine gewöhnliche Störung erlitten, welche zwischen gekreuzten Nikols bei keiner Stellung vollständige Verdunkelung eintreten lässt. Trotzdem ist schwache chromatische Polarisation noch vorhanden, zeigt aber nie Polysynthese an. Quarz als Einschluss ist viel seltener, als Feldspath. Sein Umfang ist selten ganz, mitunter theilweise, gewöhnlich an keiner Stelle geradlinig. Grössere Cavernen, theils dunkel- und breit- umsäumt und dann nach innen verwaschen, theils fein-, aber scharf- umrissen, dann gewöhnlich mit Libellen, sind in ihm sparsam ver- theilt. Kleinste Cavernen, die sich bei schwacher Vergrösserung nur als schwarze Punkte darstellen, in Richtung gewundener Flächen neben einander angeordnet, sind sehr häutig. Mitunter werden die Quarzkörner von nahe rechtwinklig gegen ihren Um- fang gerichteten, desshalb häufig concentriscli - aggregirten Stäb- chen, oder auch dicht zusammengedrängten Körnchen um- geben bis umschlossen; Stäbchen und Körnchen sind blassgelb gefärbt. Die Glimmer zeigen abgesehen von der Hauptspaltungs- fläche keine krystallinische Begrenzung, sondern glatte, selten ab- geriebene Abbrüche, wie diejenigen, welche durch Abschlämmen aus den Mergeln erhalten werden und bereits beschrieben wurden. Auch hier tritt die Aelmlichkeit mit Scherben dünner Glastafeln sehr entschieden hervor. Die Abbrüche können mitunter erst während der Bildung oder Erstarrung des Gesteins eingetreten sein, wie daraus hervorgeht, dass man die Bruchstücke nur wenig aus einander gerückt übersieht, wie es der in Fig. 9 dargestellte, allerdings nur einmal beobachtete Fall zeigt. Die Glimmerblätter sind nicht immer eben, sondern mitunter auch so gebogen, wie es die in Fig. 8 dargestellten, quer gegen die Hauptspaltungs- 9 130 E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. richtung durchschnittenen Blätter zeigen, d. h. wie gestaucht. Mit der Biegung verbindet sich häufig Aufblätterung, noch auf- fallender, als die in Fig. 8 dargestellte. Parallel der Haupt- spaltungsrichtung finden sich mitunter — jedoch selten — Ein- lagerungen, die bei schwacher Vergrösserung als feine, schwarze Linien erscheinen, sich aber bei starker Vergrösserung als schwarz - umrissene Leisten darstellen (Fig. 2). Diese legen sich büschelig, ohne bestimmte Richtung zusammen. Ihre Farbe und ihr optisches Verhalten stimmt, abgesehen von unwesentlichen Brechungs- und Spiegelungserscheinungen , die von den Seitenrändern ausgehen, mit der umgebenden Glimmersubstanz überein. Die Glimmer sind farblos und farbig, gelb bis braun, zeisiggrau bis grasgrün; die farbigen Glimmer sind mit dem gewöhnlichen Dichroismus begabt. Die Glimmer , namentlich die farbigen sind häufig von Ferrit uriilagert und imprägnirt, bis zur vollständigen Er- setzung. Gelbbrauner, rothbrauner, schwarzbrauner bis opaker Ferrit in feinem Staubtheileken bis zu groben Flocken, Fetzen und Körnern ist durch das Gestein ziemlich gleichmässig verbreitet. Nur selten nimmt er Stabform an und neigt sich zu margariti- O Ö schein Zerfall. Apatit in seinen gewöhnlichen kurzprismatischen rundlich endenden Formen ist zwar im Ganzen selten, im Einzelnen aber, d. h. an besonderen, wie an der in Fig. 12 dargestellten, Stellen liegen mehrere grössere und kleinere, tlieils zwischen den Feld- spathen, theils im Umschluss; auch die Quarzbrocken scliliessen ihn häufig ein. Ausser den Mikrolithen, von deren strahligen und körnigen Aggregaten die Quarze umschlossen sind, finden sich noch andere durch die Gesteinsmasse verstreut, ohne gerade zu ihren Eigen- thümlichkeiten zu gehören. Das Cäment, oder der Umschluss dieser Gemeintheile besteht aus einer zwischen Nikols buntscheckig gefärbten Quarzmasse, dereu krystallinische , einheitlich orientirte Theilclien jedoch recht klein sind und sowohl unter sich, als mit den Einschlüssen in innigster Berührung stehen. Man kann sich nicht wohl denken, E. E. Schmid, das osttlnmngisclie Roth. 131 dass eine solche durch mechanische Zusammendrückung bewirkt worden sei; wohl aber erklärt sich dieselbe leicht durch die Annahme der Ausscheidung aus einer Flüssigkeit, die alle Zwischenräume erfüllt hatte. Die gegenseitige Abgrenzung der einzelnen Individuen ist so viel gestaltig und ordnungslos, wie bei der Mehrzahl der Chalcedone. Auch die traubigen bis Gallert- und Gummiähnlichen, für den Chalcedon, als selbständiges Mineral , charakteristischen Formen stellen sich häufig ein, als Auskleidungen der kleineren und grösseren Cavernen. Die chemischen Analysen der Hornsteinproben vom Jenzig bei Jena und vom Kugelberg bei Cahla hat zu den in nachstehenden Tabellen unter No. 7 und 8 angegebenen Resultaten geführt. Zur Vereinfachung der Berechnung waren die Pulver vorher mit Wasser ausgelaugt worden. Dabei hatte die Probe vom Jenzig 4,27 % an Gyps mit einer Spur Chlorid verloren, diejenige vom Kugelberge nur eine Spur Gyps. Ein geringer Gehalt (0,22 °/o) an Malachit in der ersten Probe, eine Spur Carbonate in der zweiten blieb unberücksichtigt. Auch eine kleine Menge von Eisenoxydul — 0,34 °/o — die sich in dem chlorwasserstoff- sauren Auszug der Kugelbergprobe vorfand, ist ausser Acht gelassen. Schon die Gesammtanalysen erlauben nicht mehr, diese Horn- steine als amorphe Formen der Kieselsäure allein zu betrachten, da sie nur zu vier Fünftheilen daraus bestehen, noch weniger erlauben es die Partialanalysen in vollkommenster Ueberein- stimmung mit den mikroskopischen Analysen. Allerdings beträgt der in Chlorwasserstoffsäure aufschliessliche Theil sehr wenig, gestattet aber doch eine gut abschliessende Berechnung. Hat man nämlich Phosphorsäure auf Apatit berechnet und zu ihr die er- forderliche Menge von Kalkerde hinzugefügt, so bleibt nur noch so wenig von der letzteren übrig, dass man es vernachlässigen kann. Scheidet man ferner das Eisenoxyd als Ferrit ab, so stehen die noch übrigen Bestandtheile in Verhältnissen, welche Gemengen von Glimmer und Kaolin entsprechen. Berechnet man die Alkalien des in Chlorwasserstoffsäure nicht aufschliessli dien Theiles von Hornstein des Jenzigs auf trisilicatische Feldspathe, so betragen 9* 132 E. E. Schmid , das osttliiiringisclie Roth. diese 26,8 °/o und bleiben ausser geringen Mengen von Talkerde, Thonerde und Wasser, noch 56,4 °/o Kieselsäure; die ersten hat man sich füglich mit etwas von der letzten zu Kaolin und Glimmer vereinigt zu denken, die zweite zumeist als freie Quarz-Kieselsäure in Anspruch zu nehmen. Der nicht aufschliessliche Theil des Hornsteins vom Kugelberge ist nach sorgfältiger und wiederholter Prüfung Alkali -frei; von Feldspath als Gemengtheil kann nicht die Rede sein, wohl aber von Kaolin und daneben von einer ansehnlichen Menge Quarz; das Mengungsverhältniss lässt sich jedoch bei der Unbestimmtheit der Zusammensetzung des Kaolins kaum annäherungsweise auf Zahlen bringen. Die schwächere Trübung der Feldspathformen im Hornstein des Jenzigs, die stärkere derselben im Hornsteine des Kugelberges ist dennoch von nicht geringem Belange. Die ersten sind echte Krystalle, die zweite Pseudomorphosen. Es ist nicht zu verkennen, dass beide Hornsteine ebenso viele Analogien zu Phorphyrtufien darbieten, als zu gewöhnlichen Sedi- menten. Der Hornstein vom Hausberge bei Jena steht dem soeben eingehend betrachteten vom Jenzig so nahe, dass er nicht mehr von ihm verschieden ist, als verschiedene Proben derselben Fund- stätte von einander. Beide Fundstätten gehören entschieden dem- selben geologischen Horizonte und höchst wahrscheinlich einer ursprünglich zusammenhängenden , erst durch die Erosion des zwischen Jenzig und Hausberg gelegenen Geinbde- Thaies von o o o o einander getrennten Einlagerung an. Tabelle I. G esammtanalysen. E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 133 w r£> F® SP M p Ob T* co i> o o o GO Ob Ol y—, co co i-H GO GO lO GO Ol Ol Ol G- Ol t- o o CO LO Ol GO G- i-H • o tO GO Ol to o co O co Ol H CM oo o o GO co r-H GO C- r-H Ol Ol 00 LO GO C- co "5H iO Ol crT i—i o o 1-H »o i-H o o r-T Ol CO G- Ob Ol Ol G- co oo GO Ol r-H co [ 1 r-H 1 Ob GO r-H o 1 — 1 GO fl fl N £ *3 ^H Ph 2 & bß fl « c Ld p Ja ?? ^ Ph CO fl ^ fl fl H PP W IS H fl fl fe <1 134 E. E. Schmid, das ostthüringische *Röth. H o cd o ^ cd' o © CM CO i-T o co P cd © *0 od cd' co cd o © -P rP Pu cg a s cö Q &0 ffl O :cä cä .m CC “ ^ S ffi -S cS cS M o O 97,6 101,5 99,2 99,7 99,9 98,7 100,1 100,8 Ausgeführt von: Dr. Prauss- Dr. Popp Dr. Prauss- Dr.Popp Dr. Popp Dr. Prauss- Dr. Popp Dr. Prauss- nitz nitz nitz nitz E. E. Schmid , das osttlniringische Rötli. 135 Gyps. Gypsgesteine nehmen sehr massenhaft Theil an der Bildung des Rothes. Sie bestehen theils aus Gyps für sich ganz allein, oder doch nur mit accessorischen Spuren anderer Gemengtheile — reine Gypse — theils aus Gemengen von Gyps mit thonigen Silicaten und dolomitischen Carbonaten oder Mergel , zu denen Ferrite und Quarz accessorisch hinzutreten — Gyps m ergeh — Sie treten ebensowohl in mächtigen Schichtenfolgen, als auch in untergeordneten einzelnen Schichten und als Ausfüllungsmassen von Klüften auf. X. Reiner Gyps. Die reinen Gypse sind theils kurz- und schmalspäthig, schuppig bis grobkörnig entwickelt, theils faserig, theils bestehen sie aus einem weissen bis grauen, feinkörnigen, bis makroskopisch dichten Umschlusse, und grauen bis braunen, breitspäthigen, zwar nicht krystallinisch umgrenzten, aber krystallinisch einheitlichen bis rosettenförmig aggregirten Einschlüssen. Diese letzten Gesteine sind für das thüringische Röth besonders charakteristisch. Sie gewinnen häufig ein porphyrartiges Aussehen, welches durch Schliff' und Politur sehr gehoben wird; man hat sie desslialb vor- dem zur architektonischen Ornamentik im Innern der Gebäude be- nutzt. Die schuppigen, grobkörnigen und porphyrartigen Gypse sind meist dickbänkig und stets compact d. h. ohne jede Spur von sedimentärer Struktur und concordantschieferigem Gefüge. Auch Cavernen gehören zu den Seltenheiten; wenn sie gelegentlich in Gypsbrüchen, z. B. denen unterhalb Ziegenhain bei Jena Vor- kommen, sind sie mit drüsig aggregirten linsenförmigen Gyps- krystallen ausgekleidet. Den grobkörnigen Gypsen ist mitunter Dolomit oder auch dolomitischer Mergel in feinster Vertheilung eingestreut, welche beim Einlegen in Chlorwasserstoffsäure schwache, aber sehr lang andauernde Gasentwickelung und bei der Verwitterung die Bildung von Bittersalz und dessen Ausblühung an freien Felsenwänden veranlassen (s. oben unter Bittersalz). 136 E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. Durch stärkere Einstreuung von dolomitischen Carbonaten und thonigen Silicaten und Ferriten entsteht eine Mannichfaltigkeit verschieden harter, verschieden farbiger und verschiedenartig der Verwitterung und Erosion widerstehender Gesteine, durch welche ein Uebergang aus dem reinen in den Gypsmergel vermittelt wird. In den Gypsflötzen herrscht porphyrartiger, grobkörniger und schuppiger Gyps vor. Den Mergeln untergeordnete, einzelne Gypsschichten sind theils schuppig, theils faserig. Jedoch springen die faserigen Gyps- schichten nicht selten aus einem niederen in einen höheren Hori- zont über und bekunden dadurch eine spätere Einführung in die schon abgesetzten Röthgesteine. Dadurch werden die einzelnen, untergeordneten Gypsschichten mit den Ausfüllungsmassen der Schwindungsklüfte, die das Röth durchsetzen, in Verbindung gebracht. Diese bestehen fast aus- schliesslich aus faserigem Gyps, der ganz frei ist von Accessorien, jedoch mitunter Röthbrocken umschliesst. In den reinen Gypsen sind keine organischen Ueberreste ge- funden worden, mit Ausnahme eines von Zenker Q wohl litholo- gisch und paläontologisch genan beschrieben, aber nicht ebenso topographisch genau bezeichneten, wahrscheinlich in der Umgehung der Teufelslöcher hei Jena aufgefundenen Falles der Erfüllung späthigen Gypses mit calcinirten Schalen von Myophoria costata und Mytilus arenararius Zenker — welcher letzte Name auf Mo- cliola triquetra v. Seeb. zu beziehen sein dürfte — und von kleinen Schnecken, die wahrscheinlich zu Natica gehören, auch wohl Oolith- körnchen. »Das Aussehen des Gesteins«, sagt Zenker, »lässt sich mit einem Zuckerguss vergleichen.« XI. Gypsmergel. Durch reichlichere Beimengung von dolomitischem Carbonat und thonigem Silicat, häufig auch Ferrit und Quarzkörnchen zu Gyps entstehen Gypsmergel. Obgleich manche von ihnen noch deutlich spaltbar sind nach den Blätterdurchgängen des Gypses, *) Zenker, Hist.-topograph. Taschenbuch v. Jena, S. 199. E. E. Schmid, das ostthiiringische Roth. 137 so tragen doch die meisten die Kennzeichen des sedimentären Ab- satzes kleinster Theilchen an sich und werden locker. Die Gypsmergel sind in meist dünnen und concordant schief- rigen Schichten den übrigen Röthgesteinen und auch den Gyps- flötzen untergeordnet. Organische Reste aus ihnen liegen nicht vor. Schluss. Die Gesteine, welche das Röth zusammensetzen, sind mit Aus- nahme der Gypse dieselben, welche den mittleren und unteren Buntsandstein bilden; sie stehen aber in einem durchaus anderen Verhältnisse zu einander. Im ersten walten die Mergel vor, in den letzten die Sandsteine, im ersten treten Dolomite ganz selb- ständig auf, in den letzten ganz untergeordnet. Die organischen Ueberreste des ostihüringischen Röth. Die organischen Ueberreste im Röth sind nicht zahlreich, aber doch mannichfaltig und deshalb interessant, weil sie, als unmittel- bare Vorgänger, zur Entwickelung der Muschelkalk -Fauna und -Flora wesentliche Beiträge in Erwartung stellen. Nicht alle Gesteine des Röth enthalten Versteinerungen; die grosse Mehrzahl der letzteren findet sich in den Dolomiten, einige werden von den Sandsteinen eingeschlossen, sehr wenige von den Gypsen. 1) Ueber die Saurierreste hat Zenker1) in seinen 1836 erschienenen Beiträgen zur Naturgeschichte der Urwelt Einiges berichtet. Das Material zu diesem Berichte hatte er einem Sand- steinbruche am westlichen Abhänge des Jenzigs bei Jena entnom- men, der jedenfalls nur kurze Zeit betrieben worden und dessen Stelle schon im Jahre 1844 nicht mehr aufzufinden war. Ich habe x) Zenker, Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena, S. 205, 237. 138 E. E. Schmid , das ostthürin gische Röth. dasselbe in Zenker’ s Nachlass, der leider sehr zerstreut worden ist, noch gesehen und mich von der grossen Aehnlichkeit des- selben und demjenigen, welches ich1) aus den den untersten ebenen Kalkschiefern, dem untersten Gliede des Muschelkalks, zugehörigen Cölöstingruben von Wogau bei Jena bezogen hatte, überzeugen können. Ich habe noch für die Ueberführung desselben in die Samm- lung des Grafen Münster in Bayreuth Sorge getragen, mit welcher es wahrscheinlich nach München gekommen sein wird. Die Zahl der Stücke war nicht gering und ihr Erhaltungszustand ausge- zeichnet. Auf mehreren Sandsteinplatten lagen sie dicht neben einander. Ihre Grösse stand unter dei’jenigen der Wogauer Vor- kommnisse. Mir ist kein derartiger Fund wieder vorgekommen, obgleich die Sandsteinbank, auf welche sich kaum zweifelhaft der Steinbruch bezogen hat, breit ansteht und von mir häutig und sorgfältig durchsucht worden ist. Der Zenker sehe Name2) Saurier- sandstein gehört demnach zu den Reminiscenzen. 2) Fischreste sind weiter verbreitet als Saurierreste, nament- lich auch über die Dolomite. Die meisten sind Schuppen mit glänzender, brauner, wulstig gestreifter Emailfläche, wie sie Agassiz zu der Gattung Gyrolepis stellt; Knöchelchen, gewöhnlich zerbrochene, sind nicht viel seltener; Zähnchen treten dagegen zurück und bieten weniger sicher bestimmbare Erhaltungszustände. So erklärt es sich, warum diese Fischreste eine zusammenfassende Beschreibung noch nicht gefunden haben. Der einzige Cephalopodenrest des ostthüringischen Röth ist: 3) Goniatites tenuis v. Seeb. Er wurde nach einem Bruchstücke charakterisirt, welches v. Seebach3) selbst bei Gross -Kochberg, nahe Rudolstadt, nach seiner Angabe, in einem auf Röth auf- liegenden, aber nicht anstehenden, sondern von einer höher aus- streiclienden, aber wohl immer noch dem Röth zugehörigen Car- bonatbank abgebrochenen »Kalkblock« zugleich mit » Myophoria 1) Schmid und Schleiden, die geognostischen Verhältnisse des Saalthaies bei Jena, 5, 20 und 35. 2) Zenker, Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena, S. 205. 3) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 24, Jahrg. 1861. E. E. Schmid, das osttliiirin gisclie Rötli. 139 Goldfussi « gefunden. Ist das nicht zu bezweifeln, so ist wohl zunächst der Name M. Goldfussi v. Alb. durch M. fallax v. Seeb. zu ersetzen und vor diesem letzten hat, wie sogleich gezeigt werden wird, der Name M. costata Zenk. sp. den Vorzug der Priorität voraus, und dürfte zugleich der Gerölleblock nicht sowohl ein Kalkblock, als vielmehr ein Dolomitblock gewesen sein. Eine Abbildung dieses Fundes gab v. Seebach in seiner Abhandlung über die Conchylienfauna der Weim arischen Trias1 2). Später wurde dieselbe Form von Speyer3) als ein Vorkommniss der Röthdolomite vom Katzenbergre bei Nebra a. d. U. aufareführt. Die Gasteropoden sind durch drei Arten des Geschlechtes Natica vertreten, nämlich: 4) Natica gregaria v. Schl. sp. und 5) Natica Gaillardoh v. Schl. sp. Beide Arten fand Speyer3) im Dolomite des Katzenberges bei Nebra. 6) Natica sp. Eine dritte Art, kaum von der Grösse einer ge- wöhnlichen Farnkrautkapsel, fand Zenker4) sehr zahlreich in der Conchylienbreccie des Gypses, wahrscheinlich der Teufelslöcher bei Jena (s. oben). Die von Zenker gegebene Beschreibung könnte jedoch auch auf Oolithkörnchen bezogen werden. Zahlreicher sind die Pelecypoden vertreten: 7) Corbula sp. Eine thonige Dolomitbank, welche dem oberen Rötli am westlichen Abhange des Jenzigs untergeordnet ist, wimmelt von Abdrücken einer kleinen Muschel von 6—7 Milli- meter Länge und 5 — 6 Millimeter Höhe; der Wirbel derselben ist der Vorderseite genähert, ihr Umfang ist abgerundet-dreieckig. Das Schloss hat nach vorne und nach hinten je eine scharf ausge- prägte Leiste und dazwischen einen stumpfen Zahn; Muskel- und Manteleindrücke sind nicht wahrnehmbar, Zuwachsstreifung sehr deutlich. Die Schale ist stets resorbirt, war aber sehr dünn. x) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bel. 13, S. 650, Taf. XV, Fig. 11 (1861). 2) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 205 (1877). 3) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 205 (1877). 4) Zenker, Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena, S. 200. 140 E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. Diese Muschel ist jedenfalls neu, aber nicht exact bestimmbar. Ihre Unterordnung unter Corbula dürfte wahrscheinlich sein. 8) Myophoria costata Zenk sp. Diese wichtige Art wurde zuerst von Zenker *■) als Donax costata beschrieben und abge- bildet und etwas später 1 2) als der den Grenzdolomiten des Keupers eigenthümlichen Trigonia Goldfussi v. Ziet für sehr ähnlich be- zeichnet. v. Seebach3) irrt, indem er den Namen Donax costata als den von Zenker ursprünglich auf das Keupervorkommniss bezogenen ansah und deshalb der ähnlichen Röthmyophorie den neuen Namen Myophoria fallax beilegen zu müssen glaubte. Diese Art ist bekanntlich nicht nur die eigentliche Leitform für das thüringische Röth , sondern für den oberen Bnntsandstein der europäischen Trias überhaupt. In den Dolomiten des thüringischen Röth ist sie überall häufig, aber auch in den Sandsteinen desselben findet sie sich und selbst den Gypsen fehlt sie nicht ganz. 9) Myophoria elongata Gieb. sp. Auf diese von Giebel 4) an der oberen Grenze des unteren Muschelkalkes (Schaumkalk) bei Lieskau nahe Halle a. S. aufgefundene, beschriebene und abge- bildete Form bezog v. Seebach 5) Vorkommnisse ans dem Röth der Umgebung von Weimar. Dieselbe findet sich sehr häufig und wohlerhalten in einer Conchylienbreccie, welche sich an den oberen Rhizocorallium - Dolomit (s. weiter unten) des westlichen Abhanges vom Hausberge bei Jena anschliesst. 10) Myophoria laevigata v. Sciil. sp. fand Speyer6) in einer mächtigen Dolomitbank des Röth am Katzenberge bei Nebra. 11) Myophoria vulgaris v. Schl. sp. fand v. Seebach7) im Röth der Umgebung Weimars, Speyer8) in schon unter 1) Zenker, Beiträge zur Naturgeschichte der Urwelt, S. 55, Taf. VI, Fig. A (1836). 2) Zenker, Hist.-topogr. Taschenbuch v. Jena, S. 226 ( 1836). 3) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 600, Taf. XIV, Fig. 10 (1861). 4) Giebel, die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle, S. 42, Taf. 5, Fig. 3. 5) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 616, Taf. XIV, Fig. 13 (1861). 6) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 205. 7) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 613. 8) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 205. E. E. Schmid, das osttliüringische Roth. 141 10) erwähnten Dolomitbank des Rötlis am Katzenberge bei Nebra. 1 2) Myophoria orbicularis Br. fand Speyer *) mit der vorigen zusammen. 13) Cucullaea nuculiformis Zenk. begleitet häufig die Myo- phoria costata in den Dolomiten namentlich am westlichen Ab- hange des Hausberges bei Jena. Zenker * 2) gab nur eine kurze Beschreibung von ihr, ich3) eine Abbildung davon. Nach einer brieflichen Mittheilung: v. Seebach’s ist sie zu Protocardium zu stellen. 14) Modiola triquetra v. Seeb. Diese durch v. Seebacii4) aus dem Röth der Umgebung Weimars bekannt gewordene Form, findet sich von recht verschiedener Grösse und nicht immer ganz gleichem Habitus in den Dolomitbänken des Röth an den west- lichen Abhängen des Hausberges und des Jenzigs bei Jena, ferner recht zahlreich, eine Dolomitbank fast erfüllend, in kleinen dicht an einander gedrängten, fest mit Gesteinsmasse verbundenen Exemplaren bei Pölitz nahe Stössen. 15) Gervillia socialis v. Schl. sp. Diese horizontal, wie vertical weit durch die Trias verbreitete Form ist von mir, v. See- bach 5) und Speyer 6) auch im Röth reichlich aufgefunden worden. Namentlich ist es eine ungewöhnlich grosse, aber sehr dünnschalige Varietät, deren Abdrücke — die Schale ist ohne Ausnahme resorbirt — in einer der unteren Grenze des Röth sehr nahe an- genälirten Dolomitbank bei Gross- und Klein -Bockedra zwischen Jena und Calila gesellig auftreten. 16) Gervillia costata v. Schl, sp., welche bereits von v. See- bach 7) als ein Vorkonnnniss des Röths bei Weimar aufgeführt *) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 205. 2) Zenker, Hist.-topogr. Taschenbuch v. Jena, S. 227. 3) Schmid und Schleiden, die geologisch. Verhältnisse des Saalthaies bei Jena. Taf. IV, Fig. 3. 4) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 599. 5) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 589. 6) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 205. 7) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 591. 142 E. E. Schmid, das ostthüringisehe Rötli. wurde, findet sich auch, obwohl seltener in den Dolomitbänken des Röths vom Jenzig und Hausberge bei Jena. 17) Pecten Älbertii Goldf. ist nicht nur in den Dolomiten, sondern auch in den Sandsteinen des Rötli bei Jena, Weimar1) und Nebra2), zwar nicht häufig, aber doch sehr wohl erhalten gefunden worden. Will man Giebel’s3), von v. Seebach aufge- nommene Unterscheidung zwischen P. Älbertii und P. tenuistriatus aufrecht erhalten, so dürften die Schalen des ostthüringischen Röths alle zu P. inaequistriatus gehören. Von einer Gabelung der Radialrippen sieht man nämlich nichts, wohl aber schalten sich neue , zuerst schmale , niedrige Rippen zwischen die alten breiteren, stärkeren ein; eine gewisse Unregelmässigkeit lässt sich ebenfalls nicht verkennen. Die Brachiopoden sind sehr spärlich vertreten. 18) Discina sp. Nahe kreisrunde Schalen von 7- — 10 Milli- meter Durchmesser mit einer excentrisch erhabenen Spitze, um welche herum scharf hervorragende Zuwachsstreifen ziehen, gelb- lich weiss, schwach hornartig glänzend, gehören ebenso bestimmt zu dem Formenkreis der Orbicula discoides v. Schl. , wie so Manches von dem was Quenstedt 4) dazu stellt; dieselben sind deutlich niedergedrückt, verbogen oder gebrochen, sie fanden sich nur einmal im Dolomit einer knapp über der unteren Grenze dem Rötli eingelagerten Dolomitbank bei Gross- und Klein -Bockedra, zwischen Jena und Calila. 19) Lingula sp. Eine ovale Schale von ellipsoidischem Um- riss, 16 Millimeter im längsten, 7 Millimeter im kürzesten Durch- messer haltend, mit deutlichen Zuwachsstreifen, bräunlichgelb, hornartig glänzend, fand sich in derselben untersten Dolomitbank des Röths bei Gross- und Klein - Bockedra , wie die vorige. Sie steht jedenfalls der Lingula tenuissima Br. sehr nahe, wohl ebenso x) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 13, S. 573. 2) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 29, S. 205. 3) Giebel, die Versteinerungen im Muschelkalk von Lieskau bei Halle, p. 21. 4) Quenstedt, Brachiopoden, S. 644, Taf. 60, Fig. 117. E. E. Sciimid , das ostthüringische Roth. 143 nahe, wie L. calcarea Zenk. * 2 3 4) und L. kenperea Zenk. 2), welche von Bronn 3) wieder mit L. tenuissima vereinigt wurden. 20) Rhizocorallium jenense Zenk. wurde kurz aber treffend von Zenker4) beschrieben und von mir5) abgebildet. »Es er- leidet keinen Zweifel« — äusserte sich Zenker — »dass dies problematische Fossil einen organischen Ursprung hat. Wahr- scheinlich gehört es zu den Spongien , oder vielmehr zu den eigentlichen Corallen, vielleicht zu den Rindencorallen.« Bronn6) wies ihm bestimmt seine Stelle unter den Seeschwämmen an, Zittel 7) noch bestimmter unter den Geraospongien. Zu den ge- wöhnlichen Schlingen- und Walzenformen treten mitunter auch gerade und flache hinzu. Struktur habe ich weder durch Aetzung mit Säuren, noch durch Dünnschliff wahrnehmbar machen gekonnt. Uebrigens ist dieses eigenartige Gebilde auf der unteren Schicht- fläche nicht nur eines, sondern mehrerer, aber nicht aller Röth- dolomite zu finden. Dasselbe breitet sich zunächst über den weiten Kaum der Umgebung Jena’s zwischen Freiburg a. U., Bürgel und Rudolstadt aus; seine Ausbreitung ist aber durch die Bearbeiter der neuen geologischen Specialkarte des Königreichs Preussen und der thüringischen Staaten bereits über einen noch viel weiteren Raum nachgewiesen; namentlich wird sein Vor- kommen erwähnt von Giebelhausen in den Erläuterungen zu dem Blatte Gross -Keula, von Laspeyres zu dem Blatte Peters- berg, von v. Seebacii zu den Blättern Bleicheroda und Nieder- Orsclila. 21) Pflanzliche Ueberreste fehlten dem Röth bis vor Kurzem ganz und beschränken sich auch jetzt noch auf einen J) Leonhard v. Bronn, Jahrb. f. Min. 1834, S. 394. 2) Ebend. S. 390. 3) Bronn, Letliaea geognostica , dritte Aufl., Bd. II, S. 51. 4) Zenker, Hist.-topogr. Taschenbuch v. Jena, S. 202 und 219. 5) Schmid und Schleiden, die geognost. Yerhältn. des Saalthaies bei Jena, S. 45, Taf. N., Fig. 9. 6) Bronn, Lethaea geognostica , dritte Aufl., Bd. III, S. 44. 7) Zittel, Handbuch der Palaeontologie, Bd. I., S. 143. 144 E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. einzigen Fund in demjenigen tlionigen Dolomit, der nach der von ihm eingeschlossenen Corbula sp. (s. oben) als Corbuladolomit bezeichnet werden kann. Dieser Fund besteht in einem flach- gedrückten Stengelstück von 2 Centimeter Breite und 10 Centi- meter Länge ; in den Hohlräumen zwischen der inneren Ausfüllung und der äusseren Umhüllung ist eine Spur kohliger Substanz ein- gestreut; das Relief der Umhüllung, sowie der Ausfüllung ist zu unbestimmt, um über den vegetabilischen Ursprung hinaus, etwas kundzugeben. Schluss. Uebersieht man das vorstehende Verzeichniss der organischen Ueberreste des Röth, so bietet dasselbe keine Reminiscenzen an die obere Dyas, die freilich von ihm durch die mächtige Schichten- folge des mittleren und unteren Buntsandsteins, die so überaus wenige und seltene organische Ueberreste enthalten, dass sie über die Entwickelung weder der Faima noch der Flora genügende Aufschlüsse geben können, getrennt ist. Um so näher stehen dieselben denjenigen des Muschelkalkes und Keupers, und zwar in jeder Beziehung. Die Saurierreste, soweit ich sie aus eigener Anschauung kenne und mir ein Urthe.il darüber erlauben darf, tragen den Nothosaurus-Typus, der bekanntlich im ostthüringischen Muschel- kalk zu eiuer holieu Entwickelung kommt. Die dürftigen Fischreste gehören zu den Ganoiden mit rhoin- bischen, knochigen, Schmelz bedeckten, randlich an einander stossenden Schuppen, welche Agassiz unter dem Genus Gyrolepis zusammenfasste; sie sind durch alle Glieder des Muschelkalkes und Keupers verbreitet. Der einzige Cephalopodenrest des Röth nimmt allerdings eine Sonderstellung ein, beruht aber auf zu wenigen und zu frag- mentarischen Funden, um maassgebend zu sein. Von Gasteropoden ist nur Natica in Rede zu stellen mit solchen Arten, die auch im Muschelkalke Vorkommen oder wenigstens den da vorkommenden sehr nahe stehen. E. E. Schmid , das osttliüringisehe Roth. 145 Unter den Pelecypoden sind Myophoria costata Zenk. und Cucullaea nuculiformis Zenk. dem Röth eigentliümlich. Aber Myophoria costata, die eigentliche, wenn auch nicht die einzige Leit- form des Röth, steht der Myophoria Goldfussi v. Ziel, der Leit- fonn des Grenzdolomites, so nahe, dass ein so sachkundiger und sorgfältiger Beobachter wie Zenker, allerdings nach etwas ab- geriebenen Exemplaren der letzteren — wie ich mich sehr wohl erinnern kann — , beide für identisch halten konnte. Cucullaea nuculiformis ist ein zu wenig besagender Steinkern, als dass man weit greifende Schlüsse aus ihm ziehen könnte. Alle übrigen Formen, namentlich Germllia socialis , Myophoria vulgaris, M. laevi- gata und Pecten Albertii halten durch den ganzen Muschelkalk bis über den unteren Keuper aus. Die wenigen Brach iopodenreste setzen sich in denselben oder nahe verwandten Arten durch den Muschelkalk fort. Rhizocorallium jenense ist neben Myophoria costata die zweite Leitform des Röth und in seiner vollkommenen Entwickelung darauf beschränkt. Allein nahe Verwandte dazu, oder vielmehr ähnliche Erhaltungszustände finden sich unter den zahlreichen sogenannten wurmförmigen Concretionen des Muschelkalks ; nament- lich im Schaumkalke, dem obersten Gliede des unteren Muschel- kalks, beobachtet man sehr ähnliche Schlingen und Wülste mit netzförmigem Relief, wenn auch in viel grösserem Maassstabe, und daran scliliessen sich noch massenhafter entwickelt, nicht immer gewunden, viele andere an und zeugen für eine stetige Fortbil- dung der Ceraospongien während des Absatzes der Muschelkalk- schichten. Pflanzenreste sind ebenso wie im Muschelkalk, auch im Röth zu wenig bedeutsam, um hier in Rede gestellt zu werden. In wenige Worte zusammengefasst lautet das Schlussresultat: das Röth ist paläontologisch dem Muschel kalke ebenso nahe ver- wandt, wie lithologisch dem mittleren und unteren Buntsandstein. 10 146 E. E. Schmid , das ostthüringische Röth. Gliederung des ostthüringischen Röth. Der allgemeinen Schilderung der Gliederung des ostthürin- gischen Röth mag die Einzelbeschreibung örtlicher, besonders aus- giebiger Aufschlüsse als Grundlage dienen. Die erste Stelle mag der westliche Abhang des Hausberges bei Jena einnehmen. Soweit die Saale den Fuss desselben be- spült, steht mittlerer Buntsandstein an. In diesen schneidet ein Hohlweg zwischen Jena und Ziegenhain ein, der sogenannte Burg- weg, dessen Einschnitt sich mittels eiuer tiefeu und breiten Regen- furclie bis in ein 90 uucl einige Meter höheres Niveau aufwärts zieht und die Schichten zusammenhängend entblösst. Nahe der höchsten Stelle des Burgwegs wird der Sandstein unmittelbar von Gyps überlagert, der dünnschieferig bis dickbänkig, späthig, schup- pig, faserig, feinkörnig, auch porphyrartig, rein oder gemengt mit Dolomit und Letten, die ihm auch in dünnen Zwischenschichten untergeordnet sind, ein 56 Meter mächtiges Flötz bildet. Die Schichten sind an den meisten Stellen stark wellenförmig gebogen und werden von den höheren Schichten des Röth durch eine Kluft abgeschnitten, an welchen eine Abrutschung derselben stattgefunden hat, um einen zwar nicht genau angebbaren, aber keinesfalls über 5 Meter hinausgehenden Betrag. Die neben und über dem Gypse anstehenden Schichten siud der Reihe nach: hellgraugrüne Mergel, bald mehr lettig, bald mehr Meter 0,50 0,80 0,70 sandig ; ^ lockere, glimmerreiche graue Sandsteine; wenige or- ^ ganische Reste, unter denen nur Myophoria costata v bestimmbar, einschliessend ; lichte Mergel; Dolomit mit Mergel wechsellagernd, die reinen Do- l lomitschicliten bis 10 Centimeter stark und darüber ] hinaus, reich an organischen Ueberresten, besonders resorbirten Muschelschalen, namentlich von Myo- J phoria costata , auf der unteren Schichtfläche gewöhu- f lieh das Relief von Rhizocorallium jenense tragend (mittlerer Rhizocorallium-Dolomit) ; lichte Mergel; 0,80—1,50 E. E. Schmid, das ostthüringische Roth. 147 Meter 0,50—0,60 150,60 Dolomit, Mergel, Letten und Gyps; Dolomit nimmt häufig die ganze Bank ein, ist reich an resorbirten Muschelschalen und desshalb sehr cavernös; seine auf Mergel aufliegende Unterseite ist reichlich mit [ Rhizocorallium jenense besetzt; er geht mitunter in I ein Haufwerk von weniger oder mehr abgeriebenen 1 O o 1 und zerbrochenen Muschelschalen über, die bald [ ziemlich locker zusammenhaftend, eine Muschelbreccie bilden, bald durch Gyps verkittet ein Muschelcon- / glomcrat — das Carbonat der Muschelschalen ist übrigens in gleicher Weise dolomitisch, wie dasjenige des Gesteins, aus dem sich ihre Haufwerke ent- i wickeln. Durch Aufnahme von Thon und Sand, auch I Gyps entstehen mannichfaltig gemengte unreine Do- I lomite, Mergel, Sandsteine und Letten, die theils I mit dem reineren Dolomit wechsellagern, theils breit- klüftige Zwischenräume in ihm erfüllen, ihn bald in einzelne Stücke spalten, bald auch völlig ersetzen und an seine Stelle Mergel und Gyps treten lassen ' (Oberer Rhizocorallium - Dolomit). I Fast unmittelbar darüber, an einer Stelle, wo sich Idie Wasserfurche verflacht und von dem sogenannten Oberwege von Jena nach Ziegenhain gekreuzt wird, lagert das Sandstein ähnliche Gemenge von Mergel o O o mit Quarz und Gyps, auf dessen Oberfläche die oben beschriebenen Afterkrystalle nach Steinsalz Vorkommen. I Die höheren Schichten sind vorwaltend mergelig mit / untergeordneten Einschaltungen von sandigen und \ thonigen Dolomiten und Gyps. Eine Hornstein- I Schicht findet sich erst über dem äussersten Aus- läufern der Regenfurche; über ihr nimmt das Gestein allmälig hellgraue Färbung an, wird Carbonatreicher und geht in Muschelkalk über, den man von da an abgegrenzt sein lassen kann, wo die Schichten dicker werden und im frischen Zustande nicht mehr schiefe- \ rig sind. 10 148 E. E. Schmid, das ostthiiringische Rötk. Als zweites Beispiel mag der westliche Abhang des Jenzigs seine Stelle finden. Die Schichtenfolge ist hier durch keinerlei Verwerfung gestört, aber obgleich man auch hier einer Regen- furche folgen kann, bei weitem weniger entblösst. Zwischen Haus- berg und Jenzig ist das weite und tiefe Gembdethal bis in den mittleren Buntsandstein hinein erodirt. Die Entfernung beider Profile beträgt in der Luftlinie ziemlich genau eine Viertelmeile. Der Fuss des Jenzigs berührt unmittelbar die Saale; der steile Uferabhang, die sogenannte hohe Saale entblösste vordem — jetzt ist diese Entblössung in Folge eines Ufer- und Wege-Baues verschüttet — bis auf 4 Meter über den mittleren Saalspiegel die obersten Schichten des mittleren Buntsandsteins. Dieselben be- standen aus dickplattigen Sandsteinen, welche wegen einer Mehr- zahl von Fährtenabdrücken, deren Beschreibung Koch und ich schon im Jahre 1841 gaben *), das wissenschaftliche Interesse schon einmal auf sich zogen. Unmittelbar diesem Sandstein aufffelagert folgt ein mächtiges Gypsflötz von derselben Beschaffenheit, wie am Hausberge. Dann: Lichte Mergel; Dolomit, reich an organischen Resten, namentlich an Myophoria costata und Rliizocorallium jenense. — Un- terer Rhizocorallium - Dolomit; Mergel; Sandstein, glimmerreich, versteinerungsführend, na- mentlich Myophoria costata und Pecten Albertii , mit- unter in glimmerreichen Quarzitschiefer übergehend; 22 ( Mergel; j Dolomit, reich an organischen Resten, namentlich an I Myophoria costata mit Rhizocorallium jenense. — Mittler I Rhizocorallium-Dolomit ; I Mergel; ! Dolomit, reich an Versteinerungen, namentlich an \ Myophoria costata mit Rhizocorallium jenense. — Oberer Rhizocorallium - Dolomit. *) S. Koch und Schmid, die Fährtenabdrücke im bunten Sandstein bei Jena. S. 3—6. Meter 31, Va E. E. Schmid, das osttlmringische Röth. 149 Meter 47 97a / Bunte Mergel, dolomitisch, thonig, sandig, thonige ^ Dolomite, Hornsteindolomite, bei einem grösseren \ Gehalt an dolomitischen Carbonatschalen von Myo- I phoria costata einschliessend , Gyps in Zwischen- ' schichten und Kluftausfüllungen; / Hornschicht; ] Mergel hell und carbonatreich werdend, immer noch j dünnschieferig, aber seiner Mengung nach, dem unter- l sten Muschelkalk sehr nahe stehend. Nicht unwesentlich anders gestalten sich die Verhältnisse am östlichen Abhange des Jenzigs, oder entlang dem Fahrwege zwi- schen Gross - Löbichau und Jenalöbnitz bis auf die höchste Stelle desselben und von da aus nach der Höhe des Jenzigs. I Auch bei Gross-Löbichau ist ein Gypsflötz unmittel- \ bar auf den mittleren Buntsandstein aufgelagert, hat Meter ; nahe dieselbe Mächtigkeit wie am westlichen Abhange; 30 ) seine litholoerische Entwickelung ist wohl im Ganzen (o o die gewöhnliche, jedoch so, dass die porphyrartigen Gypse besonders dickbänkig und breitblättrig sind. Ueber dem Gypsflötze folgen sehr vorwaltend helle, nicht bunte, durchaus nicht rothe Mergel, dann treten an einem steilen Absturz hervor: Meter 0,40 , Dolomit, zuckerkörnig, wenige Versteinerungen ein- i schliessend, von denen nur Myophoria costata be- | stimmbar ist; auf der Unterseite ist ein Relief be- ^ merkbar, welches allerdings dem Rhizocorallium jenense j nicht vollkommen gleicht , sondern aus gestreckteren I und flacheren Hälften zusammengesetzt ist, aber doch ein ähnliches Netzwerk darstellt; 0,90 Mergel; q | Dolomit von gleicher Beschaffenheit, wie der vorige, ( aber ohne netzförmiges Relief auf der Unterseite; 3,00 Mergel; 0,36 Dolomit. E. E. Schmid, das ostthiiringische Roth. Die höheren Schichten werden bunt besonders in Folge der Wechsellagerung rother Mergel und licht graulichgrüner , thoniger und sandiger Dolomite. Zwischen den obersten dieser Mergel stellt sich eine schwache Hornsteinplatte mit welligen Schichtungs- flächen ein. Darüber folgt eine Bank thonigen Dolomites, recht reich an resorbirten Muschelschalen und deshalb 0,20 — 0,30 ! cavernös ; die meisten Schalenabdrücke gehören zu I der oben angeführten Corbula nov. sp. , verhältniss- \ massig wenige zu Myophoria costata. ^ Die Mergel zwischen diesem Corbula - Dolomit und 28 ■ der Grenze des unteren Muschelkalkes sind je weiter aufwärts, um so gleichfarbiger und lichter. Die directe Entfernung zwischen dem westlichen Fusse des Jenzig an der Saale und dem östlichen am Fahrwege von Gross- Löbichau nach Jenalöbnitz beträgt drei Viertel Meilen. Wie sich die beiden Profile am westlichen und östlichen Abhange mit ein- ander verknüpfen, ist nicht in das Einzelne zu verfolgen, weil längs des, allerdings sehr geraden und steilen Südabhanges vom Jenzig gegen das Gembdethal zu das Röth meist stark überrollt ist. Als viertes Beispiel wähle ich den Kugelberg zwischen Gum- perda und Eichenberg bei Cahla; er bietet eine Mehrzahl von Rhizocorallium-Dolomiten, erlaubt aber wegen wechselnden Fallens und Streichens keine durchaus exacten Angaben der Mächtigkeit. Auch hier ist ein starkes Gypsflötz vorhanden; zwischen ihm aber und dem Buntsandstein ist lichter Viergel und Letten ein- geschaltet. Ueber ihm folgen bunte Viergel und diesen sind nicht weniger als sechs Dolomitbänke untergeordnet, deren Unterseite in bald grösserer, bald geringerer Breite das Relief von Rhizoco- rallium jene7ise trägt. Ein steiler, lö1/^ Meter hoher Absturz innerhalb einer Regen- furche, die sich nach Eichenberg hinabzieht, entblösst die sechs Dolomitbänke, der Reihe nach von unten nach oben durchschnitt- lich 0,20, 0,16, 0,70, 0,52, 0,11 und 0,60 Vleter stark, also zu- 150 Meter 241/2 E. E. Schmid, das ostthüringische Röth. 151 sammen 1,10 Meter, während auf die mergeligen Zwischenmittel 14,40 Meter entfallen. Die zwischen liegenden Dolomitbänke machen also nur 7°/o von der Mächtigkeit der ganzen Schichten- folge aus. So wenig würde man nicht erwartet haben mit allei- niger Rücksicht auf die Masse der über den Boden verstreuten Dolomitbrocken ; wie aber schon in dem Abschnitte über die Gesteine des Röth hervorgehoben wurde, bleibt der Dolomit in grossen Brocken liegen, während die Mergel rasch zerkrümelt und fortgeführt werden; deshalb schützt auch eine schwache Dolomit- bank den Boden gegen rasche Erosion. Gerade die oberen flach- geneigten Abhänge des Kugelberges bieten Gelegenheit zu beob- achten, dass solche Dolomitbänke breite Stufen bilden, die wie gepflastert anssehen, indem die einzelnen durch Querklüfte ge- trennten Dolomitplatten gegen ihr Ausgehen zu auseinanderweichend und in den zeitweise erreichten Untergrund einsinkend, wohl weiter ausgebreitet, aber nicht ganz fortgeführt werden. Dieser Umstand ist in praktischer Beziehung beachtenswerth ; da nämlich das Aus- streichen der Dolomitbänke des Röth meist nach zerstreuten Brocken benrtheilt werden muss, so erklärt sich aus ihm, dass die Mächtigkeit desselben häufig zu hoch geschätzt worden ist. Die in der Regenfurche über Eichenberg anstehenden Rhizocoralliuin- Dolomitbänke lassen sich um die Abhänge des Kugelberges herum ziemlich zusammenhängend verfolgen, namentlich auf der Südseite. Jedoch hat man sich nicht weit zu entfernen, um ihre Mächtigkeit nicht nur, sondern auch ihre Zahl sich verändern, auch gerade südlich von Gumperda, zwischen der dritten und vierten Dolomit- bank eine bis 0,30 Meter starke, aber nicht weit fortstreichende Gypslinse sich einlagern zu sehen. Knapp über dem obersten Rhizocorallium - Dolomit bildet die ausgezeichnete Hornsteinschicht, welche im vorigen Abschnitt ausführlich beschrieben wurde, den Boden einer Stufe, über welche der Fahrweg von Gumperda nach Eichenberg führt. Darüber reicht das Röth noch 56 ^ Meter hoch hinauf. Diese oberen Schichten sind besonders bunt in Folge häufiger Einschal- tung thoniger und sandiger Dolomite; sie schliessen auch noch ein nirgends über 3 Meter starkes und kaum 1/8 Meile weit fort- 152 E. E. Schmid, das ostthüringisclie Roth. streichendes linsenförmiges, dünnschieferiges Gypsflötz ein, dem Dolomit, Mergel und Sandstein reichlich untergeordnet ist. Die beschriebenen, vier vollständigen Profile lassen noch nicht die volle Mannichfaltigke.it der Entwickelung des ostthüringischen Röth übersehen, namentlich nicht in Bezug auf die Einlagerungen von Gyps und von Dolomit. Ausser dem Hauptgypsflötz an oder nahe über der unteren Grenze des Röth finden sich starke Flötze auch in der Mitte und an der oberen Grenze des Röth. Entlang der Unstrut bei Nebra ziehen sich etwa 45 Meter über dem Hauptflötz noch zwei höhere Gypsflötze in einem Ab- stand von etwa 8 1/-2 Meter durch die Mitte des Röth. Nördlich über Tiefengruben bei Berka a. d. J. schliesst ein, allerdings aus reinem und mergelreichen Gyps zusammengesetztes, meist dünnschieferiges, nur auf eine Erstreckung von etwa 600 Schritt ausdauerndes Flötz das Röth gegen den Muschelkalk ab. Wiederum an anderen Stellen ist das Röth im Gegensatz zu den bisher beschriebenen ganz frei von Gyps; so am östlichen Abhange des Riechheimer Berges nahe Kranichfeld, und am west- lichen Abhange des Lohmaer Berges nahe Blankenhain. Eine über 0,3 Meter starke Dolomitbank, ebenfalls reich an organischen Ueberresten, namentlich an Schalen von Myophoria costata , Gervillia socialis , G. costata , Pecten Albertii u. A. , aber ohne das Relief Rhizocorallium jenense auf der unteren Schicht- fläche ist bei Gross- und Klein -Bockedra am Wege von da nach Oelknitz a. S. zwischen Jena und Cahla den lichten Letten und Mergeln zwischen dem mittleren Buntsandstein und dem Haupt- gypsflötz eingeschaltet. Sehr starke Dolomitbänke bietet das Röth zu beiden Seiten der Saale unterhalb Naumburg, zur linken Seite bei Eulau gegen das Gerodig zu, zur rechten Seite bei Pölitz nahe Stössen; an beiden Orten sind die Aufschlüsse unvollkommen. Allein auch diese Vorkommnisse werden überboten durch dasjenige am Katzenberge bei Nebra, welches durch einen weiten Steinbruch auf mehr als 3 Meter aufgeschlossen ist. Dasselbe ist E. E. Schmid , das ostthiiringisclie Roth. 153 zugleich sehr reich an organischen Ueberresten, die Speyer1) auf- geführt hat. Fasst man die vorstehenden Darstellungen einzelner Locali- täten zusammen, so erhält man die nachfolgenden allgemeinen Resultate. Die Mächtigkeit des ostthüringischen Röth sinkt selten unter 60 Meter und steigt selten über 1 50 Meter. Mächtigkeiten unter 60 Meter beobachtet man nur da, wo die Röthschichten steil auf- gerichtet und gebogen sind zufolge starker Faltungen der Erdrinde; sie kommen vielorts auf Verquetsclnmg hinaus. Mächtigkeiten über 150 Meter beobachtet man eigrenthümlicher Weise gerade am östlichen Rand der Ausbreitung des Röth zwischen Jena und Bürgel, z. B. bei Löberschütz 163 Meter. Die Gypseinlagerungen im ostthüringischen Röth sind ebenso massenhaft, als unbeständig. Sie nehmen mitunter mehr als den dritten Theil der gesammten Mächtigkeit ein, mitunter fehlen sie ganz. Mächtige Röthentwickelungen sind gewöhnlich, aber doch nicht immer, mit starken Gypseinlagerungen verbunden. Eigent- liche Gypsflötze sind vorzugsweise dem unteren Röth eigen, fehlen aber auch dem oberen nicht ganz; Gypsführung in untergeordneten Schichten und Kluftausfüllungen ist durch das ganze Röth ver- breitet. Starke Bänke reinen und besonders porphyr artigen Gypses linden sich fast nur im unteren Röth; die Gypse des oberen Röth sind vorwaltend mergelig, dünnschieferig und faserig. Die Scheidung in ein unteres gypsführendes und in ein oberes gypsfreies Röth ist für Ostthüringen unthunlich. Die Dolomitbänke nehmen einen nur selten mehrere Procente betragenden Theil von der Mächtigkeit des Röthes in Anspruch, einen so kleinen Theil , dass ihre kartographische Darstellung im Maassstabe von 1 : 25 000 ohne willkürliche Hinzunahme der han- genden und liegenden Mergel mit Ausnahme einiger Stellen tech- nisch gar nicht ausführbar ist. Selbständige und zugleich ver- steinerungsreiche Dolomitbänke erscheinen besonders in den Pro- filen, in denen sich das Hauptgypsflötz , dasjenige des unteren *) Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 29, S. 205; Jahrg. 1877. 154 E. E. Schmid, das ostthüringisclie Roth. Röth geltend macht. Sie drängen sich über ihm am dichtesten zusammen, ohne auf eine bestimmte Zahl und auf eine bestimmte Höhenzone beschränkt zu sein. Sie fehlen auch unter dem Haupt- gypsflötz nicht; sie sind auch dem oberen Röth nicht fremd. Von den Versteinerungen ist Myophoria costata allen Dolomiten gemein- schaftlich , während sich Rhizocorallium jenense auf die mittleren beschränkt und sehr ungleichmässig vertheilt ist. Die einzige Sandsteinbank, welche mit einer gewissen Selb- ständigkeit auftritt — Zenker's Saurier-Sandstein — , liegt zwischen den unteren Rhizocorallium-Dolomitbänken. Es dürfte der Mühe werth sein, sie weiter aufzusuchen und sorgfältiger zu untersuchen, namentlich auf ihren organischen Inhalt. Die Hornsteine sind bis jetzt nur aus dem oberen Röth be- kannt geworden, nehmen aber entschieden am Hausberge und Jenzig bei Jena einen höheren Horizont ein, als am Kugelberge bei Cahla. Endlich die Hauptmasse des Röth, die Mergel werden gewöhn- lich nach unten fett und licht, d. h. thonreich und ferritarm, gehen auch wohl in lichte Letten oder schieferige Thone über und zwar namentlich da, wo die Gypsc sich ausgekeilt haben, als Aequi va- lente derselben. Die Mergel werden gewöhnlich nach oben mager und licht, d. h. thonarm, ferritarm und carbonatreich. Das ist aber doch nicht immer der Fall; die Mergel verdienen vielmehr den Namen der bunten im vollsten Sinne, nicht blos mit Rück- sicht auf die Farbe, sondern auch auf den mineralogischen Bestand. Aus alledem dürfte mit genügender Sicherheit hervorgehen, dass eine, auch nur durch das östliche Thüringen durchgreifende Gliederung des Röth weder auf lithologischer, noch auf paläou- tologischer Grundlage möglich ist. Sollen die verschiedenen Farben und Signaturen geologischer Karten nicht sowohl litholo- gische Uebereinstimmung — wie das bezüglich der Gypse nun einmal angenommen worden ist — , sondern vielmehr gleichzeitige Bildung bezeichnen, so wird man das Röth mit Ausschluss der Gypse als ein Ganzes zusammenfassen müssen. Gegenüber der grossartigen Gleichförmigkeit und Einförmig- keit des mittlern Buntsandsteins und des unteren Muschelkalks E. E. Schmid , das ostthüringische Roth. 155 hat man wechselvolle Mannichfaltigkeit als die Regel der Gesteins- folge des Roth anzuerkennen. Das Röth vermittelt eben den Uebergang zweier Absatz- perioden in einander, die unter scharf contrastirenden Bedingungen standen. Das Meer des Röths war bald von klarem, bald von trübem Wasser eingenommen, seine Absätze waren vorwaltend bald chemische, bald mechanische Bildungen. Die chemischen Bildungen beruhen auf der Ausscheidung bald von Carbonat — bald von Kieselsäure, bald von Sulphat, die mechanischen Bildungen auf dem Sinken bald von mehr thonigem, bald von mehr sandigem Schlamm. In dem klaren, oder doch nur wenig getrübten Meer- wasser, aus dem chemische Absätze carbonatischer und kieseliger Natur erfolgten, gedieh organisches Leben, namentlich überzog sich der Meeresboden mit Schwämmen, der Absatz des Gypses erfolgte aus einem wahrscheinlich so salzreichen Meere , dass in demselben keine Organismen bestehen konnten. Das trübe Meer- wasser des Röth war so schlammig wie dasjenige des mittleren Buntsandsteins und liess desshalb organisches Leben nicht auf- kommen. Aus der Seltenheit pflanzlicher Ueberreste hat man auf das Fehlen eines nahe gelegenen, vollkommen entwickelten, d. h. von Vegetation eingenommenen Festlandes zu schliessen. E rkl ä r n n g cl e r A b bil d u n gen. Fig. 1. Farltose'r Glimmer mit farblosen, feinumrissenen Einlagerungen ; aus dem in Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Theile eines mer- geligen Dolomites vom östlichen Abhang des Jenzigs bei Jena; Vergrösserung 350 fach. Fig. 2. Grüner Glimmer mit gleichfarbigen Einlagerungen, scharf und dunkel Umrissen; aus dem Hornstein vom östlichen Abhänge des Jenzigs bei Jena; Vergrösserung 350faeh. Fig. 3. Glimmerblatt, farblos glatt abgebrochen mit nierförmigen , trau- bigen und oolithischen Einlagerungen; aus dem schwerer auf- schlämmbaren Theile eines grünlichgrauen Mergels vom Abhange des Kugelberges über Gumperda bei Cabla; Vergrösserung 1 15 fach. 156 E. E. Schmid , das ostthüringische Rötli. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9. Fig. 10. Fig. 1 1. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 14. Fig. 15. Glimmerblatt, farblos, glatt abgebrochen mit traubigen Einlage- rungen; aus den schwerer aufschlämmbaren Theilen eines grün- lichgrauen Mergels vom Abhange des Kugelberges über Gum- perda bei Cahla; Vergrösserung 115 fach. Glimmerblatt, farblos mit oolithischen Einlagerungen; aus dem schwerer aufschlämmbaren Theile eines grünlichgrauen Mergels vom Abhange des Kugelberges über Gumperda bei Cahla; Ver- grösserung 115 fach. Traubiges Aggregat, aufgelagert auf einem Glimmerblatt, quer gegen die Blattfläche des Glimmers gerichtet; aus dem in Chlor- wasserstoffsäure unlöslichen Rückstände eines mergeligen Dolo- mites vom östlichen Abhange des Jenzigs bei Jena; Vergrösse- rung 225 fach. Oolithisches Aggregat, aufgelagert auf einem Glimmerblatt, quer gegen die Blattfläche des Glimmers gerichtet; aus dem in Chlor- wasserstoffsäure unlöslichen Rückstände eines mergeligen Dolo- mites vom östlichen Abhänge des Jenzigs bei Jena; Vergrösse- rung 225 fach. Glimmer grün; quer durch den Blätterdurchgang durchschnitten, gebogen, aufgeblättert; von opakem Ferrit umhüllt; aus Hornstein vom Jenzig bei Jena; Vergrösserung 115 fach. Glimmer fast farblos, gebrochen; aus dem Dünnschliffe eines Hornsteines vom Jenzig bei Jena; Vergrösserung 115 fach. Feldspathbroclcen oder -Reste; aus dem Dünnschliffe eines Horn- steins vom Hausberge bei Jena; Vergrösserung 125 fach. Feldspathbrocken oder -Reste; aus dem Dünnschliffe eines Horn- steins vom östlichen Abhange des Jenzigs bei Jena; Vergrösse- rung 115 fach. Feldspathbrocken oder -Reste, Chalcedon, Apatit, brauner bis opaker Ferrit; aus dem Dünnschliffe eines Hornsteins vom Kugelberge über Gumperda bei Cahla, parallel zur Schieferung; Vergrösserung 125 fach. Knüll chenaggregate ; aus aufgeschlämmtem Mergel vom Kugel- berge über Gumperda bei Cahla; Vergrösserung 350 fach. Mikroschörlit ; aus dem in Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Rückstände eines mergeligen Dolomites vom östlichen Abhange des Zenzigs bei Jena; Vergrösserung 125 fach. Mikrozirkon; aus dem in Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Rück- stände eines mergeligen Dolomites vom östlichen Abhange des Jenzigs bei Jena; Vergrösserung 225 fach. Terebratula Ecki nov. sp. und das Lager dieser Versteinerung bei Meiningen. Von Herrn W. Frantzen in Meiningen. Schon seit längerer Zeit sind in der hiesigen Gegend auch unter den durch ihren Reichthum an Terebrateln ausgezeichneten und nach ihnen benannten Terebratelnbänken im unteren Wellen- kalk Terebrateln aufgefunden worden, welche nach den bisher veröffentlichten Beobachtungen in demselben zerstreut und nur in seltenen Exemplaren vorzukommen schienen. So machte H. Pröscholdt ]) einen solchen Fund in einer nach seiner Messung 5,5 Meter unter dem Oolith liegenden Schicht in der Weissbach bei Meiningen. Eine zweite Terebratel fand er in seiner angeblichen »Bank mit Myophoria curvirostris « bei Wel- kershausen, deren Höhe über den Modiolaschichten er zu 13 bis 15 Meter angiebt. Ich bin nach diesen Angaben nicht zweifelhaft, dass der Fund in der Weissbach aus der Oolithbank a stammt, und vermuthe dasselbe auch bei der Terebratel von Welkershausen, obwohl mit dieser Ansicht die angegebene Höhe der Fundstelle über der unteren Wellenkalkgrenze allerdings nicht gut überein- stimmt, will jedoch die Möglichkeit, dass die Versteinerung auch in einem tieferen Horizonte gelegen haben könne, nicht als ganz und gar ausgeschlossen bezeichnen. Wenn dagegen II. Emmrioh 1 2) im Jahre 1868 seine Oolith- bank zur Terebratelzone rechnete, so scheint dies mir in Folge 1 ) Programm der Realschule zu Meiningen vom Jahre 1879. 2) Desgleichen vom Jahre 1868. 158 W. Frantzen, Terebratula Ecki nov. sp. eines Irrthums geschehen zu sein; denn im Jahre 1873 trennte er sie wieder davon ab *) und sagte seihst, dass er die Oolithbank bei Abfassung des Programmes von 1868 noch mit den Terebratel- bänken »zusammengeworfen« habe, und erst durch Einträgen ihrer Verbreitungslinien in die Specialkarte im Maassstabe von 1 : 25 000 auf ihre scharfe Sonderung' geführt worden sei. Von Terebrateln im unteren Weilenkalk erwähnt er selbst in seinen Schriften nichts. Ebenso wie von H. PröSCHOLDT waren auch von mir in den letzten Jahren hie und da Terebrateln in den Wellenkalkschichten unter den Terebratelbänken beobachtet worden. Selten und nur in wenigen, leicht aufzuzählenden Exemplaren fand ich sie in Emmrich's Oolithbank, und zwar ein solches Exemplar in einem Steinbruche der Gemeinde Melkers, ein Paar andere südwestlich von Rohr, ferner bei demselben Orte am Lambertsberge eine Platte aus dem unmittelbaren Hangenden der Oolithbank ß mit vier Exemplaren auf ihrer Oberfläche, und endlich einige Terebrateln südlich von Kühndorf, auch bei diesem Orte in einem dünnen Kalkplättchen gleich über der eigentlichen Oolithbank. Viel häufiger, als in diesem Horizonte, wurden sie an verschiedenen Punkten in der Umgegend von Meiningen auch in einer harten, blauen Kalk- bank, an anderen Orten in einer Bank von mehr oder weniger oolithischer Beschaffenheit, stets in einem Niveau, nicht besonders tief unter der Oolithbank Emmrich's von mir angetroffen. Alle diese Funde gewannen an Bedeutung, als durch H. Eck's Arbeiten* 2) im schwäbischen unteren Muschelkalk die Existenz zweier Schichten mit Terebrateln in grossem Abstande von einander und ferner eine Verschiedenheit der Form der letzteren je nach ihrem Lager nachgewiesen worden war. Es lag die Vermuthung nahe, dass die Verhältnisse bei Meiningen ähnliche sein möchten. Meine Untersuchungen über diesen Gegenstand führten zu dem Resultate, dass alle mir früher bekannt gewordenen Fundstellen unter der Oolithbank ß sämmtlieh einer und derselben Bank, nämlich der Oolithbank a angehören, und dass Terebrateln hier x) Programm der Realschule zu Meiningen vom Jahre 1873. 2) H. Eck, Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. XXXII, Heft II. und das Lager dieser Versteinerung bei Meiningen. 159 gar nicht selten sind, vielmehr überall darin Vorkommen, an ein- zelnen Stellen selbst in recht grosser Zahl, so' dass man die Oolith- bank a. in der That geradezu als das untere Hauptlager von Tere- brateln, aus welchem sie, wie oben schon angegeben wurde, nur in wenigen Exemplaren auch in die Oolithbank ß hinaufgehen, bezeichnen kann. Ferner konnte ich constatiren, dass die er- wähnten Petrefacten in ihrer Beschaffenheit mit den gleichen Ver- steinerungen aus dem unteren schwäbischen Terebratelhorizonte Eck’s genau übereinstimmen. Obwohl bereits durch den eben genannten Forscher auf die Verschiedenheit der Form der Terebrateln in verschiedenen Ho- rizonten des Muschelkalks hingewiesen worden ist, so möchten doch weitere Mittheilungen über diese Verhältnisse in der hiesigen Gegend nicht ganz ohne Interesse sein. Alle bis jetzt von mir untersuchten Terebrateln aus den hiesigen Oolithbänken a und ß zeigen ebenso wie die Terebrateln aus der unteren Terebratelschicht Eck’s im schwäbischen unteren Muschelkalk keine Spur von Rinne unter dem Wirbel der Rücken- schale, während dieselbe auch bei Meiningen den Terebrateln der oberen Abtheilung des unteren Muschelkalks niemals fehlt, weder den jungen noch den alten. Ueber die Beschaffenheit der Tere- brateln im oberen Muschelkalk in Bezug auf die Rinnenbildung hat H. Eck in seiner bereits citirten Arbeit hervorgehoben, dass sich hier die Rinne gewöhnlich ebenfalls vorfindet und nur bei alten Exemplaren zuweilen blos in Spuren oder kaum vorhanden ist. Es existirt also nach TI. Eck zwischen den Terebrateln des oberen Muschelkalks und den Terebrateln seiner unteren Terebratel- schicht im württembergischen unteren Muschelkalk in Bezug auf die Rinne der Unterschied, dass, während dieselbe bei den Exem- plaren aus dem oberen Muschelkalk wenigstens in der Jugend immer ausgebildet ist, sie bei den Terebrateln des unteren Tere- bratelhorizontes überhaupt in keinem Stadium der Lebensdauer vorkommt. Dieselben Verhältnisse zeigen auch die Terebrateln der hiesigen Gegend. Sehr ausgezeichnet finde ich die Rinne auch an der Meinen Terebratula vulgaris var. cycloides aus den Nodosenschichten. 160 W. Frantzen, Terebratula Ecki nov. sp. In gleicher Weise, wie in Württemberg im unteren Muschel- kalk die Terebrateln der unteren Terebratelschicht sich durch ihre geringe Grösse von den Exemplaren aus der oberen Terebratel- schicht unterscheiden, ist dies auch bei Meiningen bei den Tere- brateln aus den Oolithbänken und den gleichen Versteinerungen aus der oberen Abtheilung des Wellenkalks der Fall. Die letzteren sind mit den Terebrateln aus der oberen Terebratelschicht Württem- bergs vollständig identisch. Indem ich umstehend in einer Tabelle die Maasse verschie- dener Terebrateln aus dem unteren Terebratelhorizonte bei Mei- ningen und aus Württemberg beifüge, bemerke ich über die Grösse dieser Versteinerungen weiter, dass das grösste Exemplar, welches ich hier in der Oolithbank « aufgefunden habe, nur 19 Millimeter Länge hat, während bei den Terebrateln des oberen Wellenkalks in hiesiger Gegend Längen von 30 Millimeter keine Seltenheiten sind. Gewöhnlich erlangen die Terebrateln der Oolithbänke nur eine Grösse von 15 bis 17 Millimeter. Das Verkältniss der Länge des Gehäuses zur Breite ist bei diesen Versteinerungen sehr variabel. Man findet bei einem grossen Theile derselben Formen, welche viel länger als breit, einen ovalen oder seltener auch wohl einen abgerundet - pentagonalen Umriss zeigen, so besonders Lei den Terebrateln mit Wülsten auf der Rückenschale. Zu solchen Typen gehören die Exemplare unter der No. 1 und 2 der Tabelle. Ein anderer Theil hat breite Ge- häuse, wie das Exemplar unter No. 4. Die Breite wird bei ihnen der Länge fast gleich. Der Unterschied zwischen breiten und schlanken Formen ist jedoch kein durchgreifender; vielmehr gehen sie in einander über. Die Terebratel unter No. 3 der Tabelle gehört zu solchen Uebergangsformen. Aus der mitgetheilten Tabelle ist zu ersehen, dass mit der verhältnissmässig grösseren Breite im Allgemeinen auch der Schnabel- winkel wächst. Während er bei einem meiner schlankesten Gehäuse aus hiesiger Gegend bis auf 61 Grad herabsinkt, wird er bei den breiten Terebrateln zu einem rechten. Eine ganz extreme Gestalt zeigen die Exemplare, deren Maasse unter No. 6 und 7 angegeben sind; die beiden Stücke stammen und das Lager dieser Versteinerung bei Meiningen, 161 11 Bemerkungen. Die Exenrplare unter No. 1 bis 5 incl. stammen aus der Oolithbank a bei Meiningen, die unter No. 6 und 7 aufgeführten aus der unteren Terebratelschicht des unteren Muschelkalks bei Aach unweit Freudenstadt in Württemberg. Die ersten 6 Ziffern bei jeder No. geben in der oberen Horizontalreihe die Maasse in Millimeter, in der unteren die Verhältnisszahlen der übrigen Dimensionen zur Länge der Bauchschale, diese gleich 100 gesetzt. 162 W. Fkantzen, Terebratula Ecki nov. sp. allerdings nicht aus dem hiesigen, sondern aus dem süddeutschen unteren Muschelkalk bei Aach. Bei einem massig grossen Schnabel- winkel werden sie in den äusseren Umrissen einem an den Ecken abgerundeten gleichseitigen Dreieck ähnlich. Die Breite übert rillt bei dem Exemplare unter No. 7 sogar die Länge des Gehäuses, wenn auch nur wenig. Auch darin weichen die erwähnten beiden Stücke von dem gewöhnlichen Habitus der in Rede stehenden Te- rebrateln ab, dass bei ihnen die grösste Dicke ungewöhnlich weit vom Wirbel ab gegen den Stirnrand hin gerückt erscheint. Bei den meisten Exemplaren liegt dieselbe nicht in der Mitte des Ge- häuses, sondern etwas näher zum Schnabel hin. Hierdurch unter- scheiden sich diese Terebrateln von der Terebratula vulgaris des oberen Wellenkalks, bei welcher die grösste Dicke in der Mitte des Gehäuses liegt. Die grösste Breite desselben befindet sich an den bisher von mir in den Oolithbänken aufgefundenen Terebrateln zuweilen in der Mitte, gewöhnlich aber etwas davon entfernt nach dem Stirn- rande hin. Ueber den bei manchen Terebrateln an der Rückenschale aus- gebildeten Wulst bemerkt H. Eck in seiner bereits citirten Ab- handlung, dass bei den meisten Terebrateln des unteren Horizontes davon nichts zu finden sei. Auch in dieser Hinsicht gleichen die Terebrateln der hiesigen Oolithbänke den schwäbischen vollkommen; sie sind aussergewöhnlich ganz glatt. Von allen meinen aus hiesiger Gegend stammenden Exemplaren hat nur ein einziges von 1 5 1/2 Milli- meter Länge einen gut ausgebildeten Wulst. Man kann ihn vom Stirnrande ab auf 6 Millimeter Länge nach dem Schnabel hin ver- folgen. Die Bauchschale zeigt dagegen keine Spur einer der Auf- wulstung der Rückenschale entsprechenden Depression; sie bleibt völlig glatt. Auch im unteren Terebratelhorizonte des württembergischen unteren Muschelkalks sind Exemplare mit einem Widste an der Rückenschale nicht häufig. Unter 293 Stück, welche ich in der Umgegend von Aach und Rohrdorf in Württemberg sammelte, befinden sich nur 6, welche einen deutlichen Wulst haben und und das Lager dieser Versteinerung bei Meiningen. 163 nur ein Paar andere, an denen noch schwache Andeutungen von Kanten zu sehen sind. Das Vorhandensein des Wulstes ist unabhängig von der äusse- ren Form; ich finde ihn an schmalen und breiten, an grösseren oder kleineren Exemplaren. Die Kanten, welche in Folge der Aufwulstung auf der Rückenschale entstehen, lassen sich zuweilen vom Stirnrande bis hart an den Wirbel verfolgen. Bei einer Te- rebratel von 17,2 Millimeter Länge sieht man sie vom Stirnrande convereirend nach dem Wirbel hin laufen und bei etwa 11,8 Milli- der Schichtung zu erkennen giebt. Man bemerkt, dass die trans- versale Schieferung dann leichter zur Ausbildung kommt und deutlich wird, wenn die Kalkknollenlagen durch hinlänglich breite Zwischenmittel des grünlichen, mit ihnen verwachsenen Thon- scliiefers getrennt sind, während sie sich in den dicht mit Kalk- knoten erfüllten Bänken nicht oder kaum hat ausbilden können. Die einzelnen Kalkknoten oder -linsen sind bei den erwähnten geschieferten Vorkommnissen nicht aus ihrer ursprünglichen Lage gedreht, sie liegen nach wie vor mit ihrer langen Dimension in der Richtung der Schichtenlage, können aber mit Beibehaltung dieser Lage in der Richtung der schräg durchsetzenden Trans- versalschieferung ein wenig gegen einander verschoben sein1); vergl. Figuren 2 und 3; die transversale Schieferung stösst an den Kalkknoten ab, und dringt kaum in sie ein; in dieser Richtung spaltet das Gestein besser als in der Schichtenlage, nach welcher meist nur unter Vermittelung der Hohlräume, welche der ausge- witterte Kalk hinterlässt, Spaltbarkeit stattfindet. Es kommt nun aber bei den Oberdevon-Knollenkalken noch ein weitergehender Grad von transversaler Schieferung vor, welcher sich darin offenbart, dass die einzelnen Kalkkörper aus ihrer ur- sprünglichen Lage, welche natürlich der Schichtungslage entspricht, herausgedreht wurden, so dass sie nunmehr mit ihrer langen Di- mension in der Richtung der Schieferung liegen. Es wurde dieses Verhalten namentlich an den obersten oberdevonischen Knollen- kalken mehrmals wahrgenommen, welche über den quarzitischen Auch Liebe erwähnt, Erläuterung zu Section Pörmitz der geol. Spiecial- karte von Preussen und den Thüring. Staaten, 1881, dass die Kalkknoten der oberdevonischen Knotenkalke bisweilen aus ihrer ursprünglichen Lage heraus gegen einander verschoben seien. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 275 Schichten an der Grenze zu den Dachschiefern des unteren Culin liegen. Diese Knollenkalklagen, deren Zahl 50 übersteigen kann, sind durch breitere Zwischenmittel eines dunkleren, und dadurch dem Cuhnschiefer schon ähnlichen Thonschiefers getrennt, und verhalten sich eigentlich mehr als Kalkplatten, welche Platten aber aus einzelnen, mit einander verwachsenen, resp. durch Thonschiefer- masse flaserig getrennten Theilstftcken von beiläufig lang sphäroi- discher, oder spindelförmiger Gestalt bestehen ; eben diese Theil- stücke sind es nun, welche mitunter durch den mechanischen Effect der Transversalschieferung aus ihrer Lage gedreht sind und nun alle mit der längsten Dimension parallel in der Schieferungs- richtung liegen, so dass ihr ursprünglicher Zusammenhang durch von den Seiten her zwischeneingedrungene Schiefermasse aufge- hoben ist; die Kalkstücke selbst brauchen dabei in ihrer Form keineswegs geändert zu sein und zeigen auch sonst keine Brüche. Dieses Verhalten lässt sich z. B. auf der Höhe östlich von Steinach auf dem Bergsteig beobachten, da, wo dieser in 1600 Dec.- Fuss Höhe eine ONO. -Richtung angenommen hat: so lange die veränderliche und in Falten geschlagene Schichtung zufällig in die constante Lage der Transversalschieferung hineinfällt, sieht man zusammenhängende Kalkknollenlagen oder -platten; sobald sich jene gedreht hat und einen, wenn auch nicht grossen Winkel mit der Richtung der Schieferung macht, sieht man isolirte parallele Kalkknollen1). Die Figuren 4 und 5 stellen dieses Verhalten dar. Ganz dasselbe, wie hier bei Steinach, sieht man, fast noch besser, bei Gräfenthal, in 1400 Dec. -Fuss Höhe, an dem Berg- weg, der von dort in SSW. -Richtung bergauf führt, eine Strecke, ehe man an den alten Culm-Dachschieferbruch kommt; auch schon an dem unteren Knotenkalkhorizont, der, durch eine quarzitische Zone von jenem oberen getrennt, Bänke mit kleineren und ge- 0 Durch Verwitterung lösen sich die Kalkknollen endlich zu braunem Mulm auf. — An der genannten Lokalität lässt sich noch eine andere Beobachtung an- stellen: da, wo die kalkigen Platten, also die Schichtung mit der Transversal- schieferung zusammenfällt, zerfällt das Gestein in Blätter und Plättchen; in dem Maasse als die Schichtlage sich gegen die Schieferung dreht, zerfällt es griffelförmig. 18 276 H. Lorktz, über Transversalschieferung drängt liegenden Kalkknoten enthält, scheinen an diesem Wege, ausnahmsweise, einzelne dieser Kalkkörper in der Schieferungs- richtung zu liegen. — Auch an der Ostseite des Thaies S. von Buchbach bei Gbräfenthal, an dem Steig, der etwa 500 Schritt vom Südende genannten Dorfes bergan führt, wiederholt sich die be- schriebene Erscheinung. Transversalschieferung in den Culmschichten. Die untere Partie des Culm wird in Thüringen und weiterhin in der Hauptsache durch einen dunkelen Thonschiefer gebildet, welcher für die Transversalschieferung sehr zugänglich gewesen ist; es lässt sich behaupten, dass dieser Schiefer durchweg secundär ge- schiefert ist, wobei natürlich, wie sonst, diese Schieferung auch stellenweise mit der Schichtenlage coincidiren kann. An einigen Stellen zerfällt dieser Thonschiefer griffelig und wird sogar hie und da zu Griffeln benutzt, worauf wir zurückkommen werden; im Uebrigen zerfällt er in Platten und findet an vielen Orten als Dachschiefer Verwendung, dessen Qualität allerdings erst weiter östlich, in den bekannten grossen Brüchen von Lehesten sich zu einer vorzüglichen erhebt ; es bedarf kaum der Bemerkung, dass diese Dachplatten ihr natürliches Lager in der transversalen Schieferung haben. Die Schichtung ist sehr gewöhnlich in Ge- wölbe und Falten, ja mitunter in zickzackförmige Knicke gelegt, lässt sich incless nicht allenthalben gut neben der sie verdeckenden secundären Schieferung wiedererkennen. Weit weniger, als im unteren Culm, macht sich die trans- versale Schieferung im oberen Culm geltend, welcher aus Grau- wackebänken und Thonschiefer zusammengesetzt ist. Selten wird es in dieser Abtheilung dazu kommen, dass die vielfachen Sattel- und Muldenbiegungen der Schichten durch Transversalschieferung verdeckt würden, höchstens könnte dies einmal bei stärker ent- wickelten Thonschiefern, nie bei Grauwacke sein. Sehr oft aber tritt abweichende Schieferung in den Thonschiefern, oder auch in einem Wechsel von Thonschiefer mit Grauwacke neben der Schichtung und ihren Faltenbiegungen hervor, manchmal ganz untergeordnet, manchmal stärker, manchmal so, dass beiderlei Ab- lösungen sozusagen im Gleichgewicht sind, doch von Stelle zu und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 277 Stelle, oder von Strecke zu Strecke in ihrem Ausbildungsgrade wechselnd. Es bedarf keiner ausführlicheren Herzählung von Lokali- täten, um dies im Einzelnen nachzuweisen; ein aufmerksamer Gang durch das Steinachthal, von Steinach abwärts bis zum Austritt aus dem Gebirge, oder durch das Rögitzthal abwärts von Hasel- bach, das Oelsethal abwärts von Friedrichsthal, oder das Tettau- thal von Tettau nach Heinersdorf, wird das oben im Allgemeinen Angeführte im Einzelnen bestätigen können. In den reineren Grauwackedistrikten, wie in der Partie von Sonneberg über das untere Steinach- und Tettauthal nach Stockheim und Rothen- kirchen, fehlt Transversalschieferung fast ganz, äussert sich aber doch manchmal in den Grauwackebänken in Form einer Quer- klüftung. Dagegen kann sie in den allerdings beschränkten reineren Thonschieferdistrikten, wie gesagt, recht ausgebildet sein; ein Bei- spiel hierfür giebt. das Röthathal, in seinem Verlauf bis zur unteren Grenze des oberen Culm, übeihaupt die ganze benachbarte Culm- partie bis zum vorderen Gebirgsrand auf Section Neustadt. ■ — Manche Stellen geben Gelegenheit, auch an den Schiefern des oberen Culm die Beobachtung zu wiederholen, dass Interferenz von Schiehtungs- und Schieferungsablösung ein scheitförmiges oder grob griffelförmiges Abspringen und Zerfallen des Gesteins be- wirken kann, und es ist anzunehmen, dass dies besonders dann stattfinden wird, wenn die Ablösung in beiderlei Richtung gleich gut von statten geht. Nach diesem Ueberblick über das Vorkommen der transver- salen Schieferung bei den einzelnen Systemen können wir unsere eingangs ausgesprochene Behauptung wiederholen, dass diese mechanische Einwirkung auf die Schichten zwar über den ganzen Raum des Schiefergebirges hin verbreitet ist, dabei aber doch bei den einzelnen Systemen und deren Abtheilungen zu einer sehr ungleichen Ausbildung gelangt ist, welche von völliger Abwesen- heit bis zur grössten Vollkommenheit geht; und ferner, dass eine solche, wenn auch minder grosse, und örtlich oder regional sich äussernde Ungleichheit sogar bei den einzelnen Abtlieilungen oder doch einigen derselben besteht. 278 H. Loretz, über Transversalschieferung Woher kommt nun diese Verschiedenheit in der Ausbildung der secundären Schieferung? Verhielten sich die einzelnen petro- graphisch verschiedenen Schichtensysteme in Bezug auf diese mechanische Umänderung in sich selbst überall gleich, so liesse sich behaupten, dass nur ihre physikalische Beschaffenheit prä- disponireud für den Grad oder Ausfall der secundären Schieferung gewesen sei. Wir haben nun aber gesehen, dass eine solche Gleichheit nur bei gewissen Systemen annähernd besteht, so bei den cambrisclien und unteren Culmdachschiefern, bei anderen Systemen aber nicht, so beim oberen Culm. Wir müssen also annehmen, dass auch ungleich starke, oder lokal und regional ungleich vertheilte seitliche Pressungen zu obigem Resultate bei- getragen haben. Ob sich solche Ungleichheiten in anderer Weise wieder ausgleichen müssen, etwa durch vermehrte Faltung und Stauchung oder sonstige mechanische Beanspruchungen, so dass doch durchweg annähernd dieselbe mechanische Leistung des Latraldrueks resultirt, ist sehr schwer zu sagen und kaum möglich O O zu beweisen ; man kann es nur vermuthen. Richtung und Lage der Transversalschieferung. Die Streichlinie der Transversalschieferung weicht im thürin- gischen Schiefergebirge — soweit dasselbe unsererseits untersucht wurde — von der Streichlinie der Schichtung, resp. dem mittleren Streichen der Schichtenzüge und ihrer Falten, gewöhnlich etwas ab, wenn auch nicht immer sehr beträchtlich, doch merklich genug. Lassen wir das Gebiet der ältesten Schieferzonen, der phylli- tischen und halbphyllitisclien (welches sich besonders auf den Sectionen Eisfeld , Masserberg und auch noch einem Theil von Section Breitenbach vorfindet) hier ausser Betracht, da dort die Transversalschieferung sich wenig geltend macht, so können wir auf Grund sehr zahlreicher Beobachtungen resp. Compass- ablesungen sagen, dass in dem ostwärts folgenden Gebiet, in der ganzen Schieferfolge von den cambrisclien Thonschiefern und Quar- und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 279 ziten bis in die Thonschiefer und Grauwacken des oberen Cnlm das Streichen der Transversalschieferung fast stets sich der Rich- tung ONO. nähert, während das Streichen der Schichten mehr mit der Richtung NO. zusammenfällt. — Dieser Satz gilt indess nur für das Gebiet, wo sich in der Anordnung der Schichtenzüge die SW. — NO. tektonische Richtung als durchaus vorherrschend zeigt, während wir etwas weiterhin, wo neben dieser Richtung die kreuzende SO. — NW. tektonische Richtung als gleichberechtigt sich geltend macht, ein anderes Verhalten finden, wie noch näher an- gegeben werden wird. Die nordöstliche Anordnung der aufgestauten Schichtenfolgen in Verbindung mit ostnordöstlichem Verlauf der Transversalschieferung tritt besonders im Bereich der Sectionen Breitenbach, Steinheid, Spechtsbrunn, auch noch eines Theils von Section Gräfenthal hervor, und gilt, wie gesagt, vom Cambrium bis in den Culm, soweit eben deutliche Transversalschieferung vorhanden ist. Ab- weichungen von der im Allgemeinen SW. — NO. laufenden Richtungs- linie der Schichtenfalten etc., in Gestalt von Querverwerfungen u. s. f. fehlen in diesem Gebiet nicht ganz, aber jene tektonische Linie dominirt. Das Streichen der Transversalschieferung nähert sich meist der Richtung ONO., überschreitet dieselbe auch wohl noch und nähert sich fast der W. — O. -Linie; absolute Constanz ist darin natürlich nicht vorhanden, und da solche auch bei der Streichlinie der Schichten nicht sein kann, so weichen diese beiden Streichlinien bald um einen grösseren, bald um einen kleineren Winkel von ein- ander ab. Das Einfallen der Transversalschieferung ist in diesem Gebiet fast immer ein nordwestliches, oder vielmehr ein nach NNW. gerichtetes, mit den entsprechenden kleinen Abweichungen nach NW. bis fast N. ; nur ausnahmsweise wurde eine Abweichung des Ein- fallens von NW. nach W. zu beobachtet, ein Hinaustreten der Ein- fallrichtung aus dem Quadranten W. — N. jedoch nie. Der Grad des Einfallens bleibt sich nicht gleich; sehr oft ist das Einfallen steil, bis sehr steil, steiler als das der Schichtung, aber es kommen auch flachere Einfallwinkel, z. B. 40°, 30° vor. Die grössere Con- stanz der Transversalschieferung gegenüber der Schichtung tritt besonders in der genannten Richtung des Einfallens hervor; 280 H. Loretz, über Transversalschieferung dem gegenüber bringen die vielfachen Umbiegungen und Falten der Schichten öfters ein südöstliches oder sonst abweichendes Ein- fallen für die Schichtung hervor. Anders ist dagegen die Transversalschieferung, wie gesagt, in der weiter nach O. gelegenen Gebirgspartie orientirt, wo in der Anordnung der Schichtenzüge neben der tektonischen Linie SW. — NO. die kreuzende Linie SO. — NW. gleichwerthig hervortritt, und infolge davon auch grosse Unregelmässigkeiten der Lagerung zu Stande gekommen sind. Soweit unsere Beobachtungen reichen, gilt dies namentlich für den südöstlichen Winkel von Section Gräfenthal und den anstossenden NO. -Winkel von Section Spechts- brunn. (Umgegend von Gräfenthal, Buchbach, Lichtenhain, Partie um die Landstrasse vom Rennsteig abwärts nach Gräfenthal.) Man findet hier allenthalben die Transversalschieferung so orientirt, dass ihr Streichen ein nordnordöstliches und ihr Einfallen ein westnord- westliches, mitunter fast westliches ist, mit meist steilem bis sehr steilem Einfallswinkel. Eine ganz befriedigende Erklärung für die abweichende Lage der Schieferung gegenüber der Schichtung, sowie für ihre Orien- tirung an den verschiedenen Stellen zu geben, ist schwierig. Die jetzt wohl allgemein getheilte Auffassung geht dahin, die Schieferung, wie schon die Schichtenaufstauung und -Faltung von dem in der äusseren Erdrinde wirksamen Lateraldruck abzuleiten. Wir wissen nun, dass die Wirkungen desselben sich in vielen Gebirgen nach mehreren Richtungen geäussert und in diesen Richtungen zu verschiedenen Zeiten wiederholt haben, einmal in dieser, ein ander- mal in jener Richtung. Gilt dies schon von qualitativ gleichen Aeusserungen des Seitenschubes, wie von Aufstauung und Faltung, so wird es nicht minder von qualitativ verschiedenen Aeusserungen gelten, von Faltung einerseits und Schieferung andererseits. Und insofern werden wir die mit dem Schichtenstreichen nicht zu- sammenfallenden Streichlinien der Schieferung unserer Gebirgs- gegenden von anders gerichteten Aeusserungen des allgemeinen Seitendrucks ableiten dürfen, welche wahrscheinlich zu einer Zeit eintraten, als der Schichtenbau schon aufgerichtet und gefaltet war, welche aber, wie wir weiter oben sahen, die einzelnen Tlieile und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 281 des Ganzen nicht ganz gleichmässig betrafen. Ob sich in den oben bezeichneten Streichlinien der Schieferung vielleicht gewisse Mittel- kräfte von solchen Kräften kundgeben, welchen die beiden tekto- nischen Faltungsrichtungen entsprechen, wagen wir kaum zu be- haupten. Wenn wir das Einfallen der Schieferung, wie in so vielen anderen Gegenden, in der Regel nicht vertical, sondern mehr oder minder steil geneigt finden, so weist dies darauf hin, dass wir sie zunächst nicht von einem reinen Horizontaldruck abzuleiten haben, sondern eher von selbst schon abgeleiteten Seitenpressungen oder regionalen Modificationen des Horizontalschubes, auf deren Rich- tung wahrscheinlich die Gestalt und Lage der bereits aufgestauten Schichtenmassen oder Gebirgskörper bestimmend einwirkten. Ein anderer Erklärungsversuch wäre der, die nicht verticale Stellung der Schieferung als eine secundäre, erst durch spätere Bewegungen resp. Hebungen und Senkungen erreichte aufzufassen; diese Erklärung würde jedoch an den durchaus nicht immerklichen Wechseln in der Lage der Schieferung von Strecke zu Strecke Schwierigkeiten finden. Der untersilurische GriffeSscliiefer und seine lineare Streckung. Der untersilurische Griffelschiefer, wie er in der Gegend von Hämmern, Steinach, Ilaselbach, Hasenthal und Spechtsbrunn im südlichen Theil des thüringischen Schiefergebirges sich entwickelt findet, ist ein dunkelblau-schwarzer Thonschiefer von sehr gleich- mässiger und weicher Beschaffenheit, welche ihn, in Verbindung mit seiner fast faserigen Textur, zu einem so besonders geeigneten Material für Schreibgriffel macht, und die Veranlassung zu seiner ausgedehnten Gewinnung in einer grösseren Zahl bedeutender Steinbrüche gewesen ist. Transversale Schieferung und lineare Streckung lassen sich an diesem Schiefer neben einander und un- 282 H. Loretz, über Transversalschieferung abhängig von der ursprünglichen Schichtung in den genannten günstigen Aufschlüssen erkennen; zu ihnen tritt noch eine mehr- fache Zerklüftung des Gesteins. Es ist nicht etwa nur die Inter- ferenz zweier Schieferungsrichtungen oder die Interferenz der Schichtung mit den Schieferungsrichtungen — wie solche mitunter ein Ablösen des Gesteins in parallelepipedischen oder Stengeligen Stücken bewirken — , was die hier vorliegende Griffelung zuwege bringt; sondern eine noch weiter gehende, auf mechanischem Wege in das Gestein eingeführte Structur, wie im Folgenden näher ge- zeigt werden soll; denn gerade für diesen Griffelschiefer, wenigstens grössere Partieen desselben, liegen recht augenscheinliche Anzeichen für einen wirklichen Streckungsvorgang im Gestein vor. Etwas schwieriger als Klüftung und Schieferung ist bei diesem Griffelschiefer in der Pegel die Lage der ursprünglichen Schichtung zu erkennen. Sie tritt hinter jenen zurück und hat von vorn herein in dem gleichmässig beschaffenen Sediment, in welchem sich nur selten heterogene Lagen und an Masse nur geringfügige heterogene ö o o o o o o Mineralbildungen vorfinden, öfters nur einen mangelhaften Aus- druck gefunden1). Doch gelingt es im Ganzen ohne Schwierig- keit, an verschiedenen Merkmalen die Schichtflächen zu entdecken2), und solche zeigen sich dann in bekannter Weise, durch Interferenz mit der leichter kenntlichen und in unzweideutigster Weise vor- liandenen Transversalschieferung, höckerig, gegriffelt oder abge- treppt und so zerschnitten, dass man keine grösseren, zusammen- hängenden Platten in ihrer Richtung erhalten kann. Wo sich solche Schichtflächen oder Schichtungslinien an grösseren Steinbruchswänden etwas weiter verfolgen lassen, sind mitunter Biegungen und Faltungen der Schichtung zu constatiren, O ö o O welche von der eonstant parallel bleibenden Schieferung durchsetzt werden. x) Es fehlt, im Griffelschiefer doch nicht ganz an einem durch geringfügige Unterschiede in der Färbung bezeichneteu Wechsel in der Schichtungslage, wenigstens ist ein solcher hie und da zu bemerken. 2) In einzelnen Fällen treten die Schichtflächen sogar mit derselben Deutlich- keit hervor, wie die Flächen der Transversalschieferung, so z. B. hie und da in dem obersten, alten Griffelbruch am Fellberg. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 283 Zur sicheren Erkennung der Schichtungsflächen sind nun ganz besonders wichtig die Einlagerungen von Pyrit- oder Markasit- knollen, welche sich mitunter in grosser Anzahl auf solchen Flächen versammelt vorfinden. Auch abgesehen von den Schichtungsflächen sind Knollen und Concretionen von Schwefelkies durch die Masse dieses Schiefer- gesteins hindurch sehr verbreitet, in Form einzelner oder in Menge zusammengruppirter Krystalle oder zu Concretionen verwachsener krystallinischer Aggregate; theils auch in Form grösserer sphäroi- discher Linsen oder Concretionen von Pyrit mit quarzitischer Masse und Quarz (die sog. Kälber oder Kieskälber der Steinbrecher); und wenn schon im Allgemeinen solche Bildungen eine Anordnung oder Reihung in der Schichtungsrichtung erwarten lassen und wirklich zeigen, so wird insbesondere eine Ablösungsfläche, auf welcher sich solche Schwefeleisenknollen in Menge neben- einander finden, unzweifelhaft als ursprüngliche Schichtfläche be- zeichnet, wie auch sonst die deutlicheren Schieferungs- und Klüftungsflächen liegen mögen *). Sehr häufig nun ist mit diesen krystallinischen Schwefeleisen- concretionen Faser quarz verwachsen, neben und mit welchem öfters auch ein weisses (bis schwachgrünliches), sehr weiches, seiden- bis perlmutterglänzendes, ebenfalls faseriges Mineral vor- kommt, welches mit dem, dem Pyrophyllit nahe stehenden Clüm- belit identisch sein dürfte2). Bei näherer Untersuchung stellt sich *) Mitunter treten die Markasit-Concretionen auf gewissen Schichtflächen so dicht zusammen, dass sie förmliche Schwarten bilden, deren fest mit anhaftender Thonschiefersubstanz verwachsene Oberflächen in eigenthümlicher Weise wulstig erscheinen, indem die Concretionen dicht aneinander fast im Quineunx gestellt sind; solche wurden z. B. in einem Griffelbruch am Steinheider Berg bei Steinach beobachtet; sie wiederholen sich ebenso im unteren Culmschiefer. Die Verwitterung des reichlich vorhandenen Schwefelkies resp. Markasit ist auch der Grund der so oft den Griffelschiefer auf Klüften überziehenden rothen Farbe; ein anderes Eisenmineral fehlt eben im Griffelschiefer. An frei der At- mosphäre ausgesetzten Schichtflächen sieht man die Markasitknollen meist in Rotheisen verwandelt. 2) Bei vergleichenden Löthrohrversuchen ergaben sich bei diesem Mineral (Proben von Griffelbrüchen bei Steinach, sowie aus Griffelschiefer des unteren Culm bei Haselbach, wo ganz dasselbe Mineral an Markasitknollen faserig ansitzt) 284 H. Loretz, über Transversalschieferung immer heraus, dass die Fasern des Faserquarzes (und jenes anderen Minerals) in derselben Richtung laufen, wie- die faserige oder griflelige Structur des umgebenden Schiefers. Mit besonderer Deutlichkeit wurde die Faserquarzbildung und ihre erwähnte Lage in dem grossen Gritfelbruch am Fellberg bei Steinach beobachtet, wo der Betrieb öfters solche Flächen mit Markasitknollen, denen Faserquarz ansitzt, blosslegt; die nähere Untersuchung eines solchen Vorkommens zeigt, dass die Faser- quarzbildung mit den Streckungsvorgängen, denen diese Schiefer- partie unzweifelhaft ausgesetzt gewesen ist, in engstem Zusammen- hang steht, dieselben gleichsam erläutert; und es möge daher dieses Vorkommen mit den sich daraus ergebenden Schlüssen näher er- örtert werden. Die Schwefeleisenknollen, die auf diesen Flächen in Menge liegen, sind bis faustgross und kleiner, haben eine rundliche, kugelige oder häufig flach sphäroidische und unregelmässig platt knollige Gestalt; das Schwefeleisen ist durch Oxydation fast durchweg in rothes Eisenoxyd übergeführt1). Diese Schwefeleisenknollen sind es, welche auch hier die Basis für eine secundäre Quarzbildung abgegeben haben, und zwar stellt sich der Quarz entweder durchaus als Faserquarz mit z. Th. höchst und bei Gümbelit (Proben aus Graptolithenschiefer von Hämmern, wo der Güm- belit z. Th. mehr schuppig ist) dieselben Reaktionen. Der Gümbelit tritt u. a. als Yersteinerungsmittel von Graptolithen auf und ist auch sonst im Schiefergebirge sehr verbreitet. Siehe Gümbel , Geog. Beschr. d. Fichtelgebirges, Sachregister. *) Dies geht so weit, dass kleine Proben bei der Löthrohrprüfung keine Reaktion auf Schwefel mehr geben ; doch können dabei, nach erfolgter Weglösung des Oxyds durch längere Behandlung mit Salzsäure, am Rande, wo der um- gebende Quarz beginnt, noch kleine Schwefelkiesreste vorhanden sein, häufiger gewahrt man hier nur im Quarz die Eindrücke kleiner verschwundener Würfel mit gestreiften Fachen. Das strahlige Gefüge, welches in dem die Stelle des zerstörten Schwefeleisens einnehmenden Eisenoxyd öfters hervortritt, lässt für solche Partieen mehr die frühere Anwesenheit von Markasit als von Pyrit an- nehmen. Uebrigens schliesst die Gegenwart des einen der beiden Mineralien die des andern nicht aus, da beide in Verwachsung Vorkommen können. Nach Richter, »Das Thüring. Schiefergebirg « , Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXI, 1869, p. 442, bestehen die Schwefeleisenellipsoide des Griffelschiefers nur ausnahmsweise aus Pyrit, in der Regel aus Markasit. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 285 feinfaseriger Structur dar, oder zeigt sich doch wenigstens äusser- lich am Contakt mit dem umgebenden Schiefer faserig. Die Faser- quarzbildung ist von zwei gegenüberliegenden Seiten eines Knollens ausgehend nach entgegengesetzter Richtung in der Weise vorge- schritten, dass alle Fasern annähernd parallel laufen, nicht nur an ein und demselben Knollen, sondern überhaupt bei allen, soweit solche auf der entblössten Schichtfläche zu bemerken sind. In der Richtung quer zur Richtung der Fasern bleiben die Knollen von dem Quarzansatz mehr oder weniger weit frei, je nach der Ge- stalt des Knollens und der Möglichkeit des Eindringens der Kiesel- säure haltenden Lösung zwischen Kiesknollen und einschliessendem Thonschiefer in später näher anzugebender Weise. (Körperlich betrachtet umschliesst der Quarz den Schwefeleisenknollen unregel- mässig schalenförmig und breitet sich seitlich auf demselben zu einer sehr dünnen Schicht aus, während er sich nach dem andern Ende hin zu einem geschlossenen Faserbündel etwas verjüngt; der von Quarz freibleibende Theil des Knollens ist eine Art sehr un- regelmässig verlaufender Ringfläche.) Die Figuren 8 a und 8 b zeigen derartige, zu Oxyd verwitterte Schwefeleisenknollen mit Faserquarzansätzen in natürlicher Grösse. Figur 7 zeigt, ver- kleinert, ein Stück einer mit solchen Knollen bedeckten Schicht- fläche; alle Fasern des Quarzes laufen hier in derselben Richtung, welche zugleich die Griflellage ist. In Wirklichkeit ist wegen des o o o alle Theile der Schichtflächen überziehenden und färbenden Eisen- oxyds die Erscheinung etwas verundeutlicht. Wir können, wie schon bemerkt, für diese Faserquarzmasse nur eine secundäre Entstehungsweise annehmen; als ursprüngliche Bildung, die gleichzeitig mit der Bildung oder Concentration der Schwefeleisenknollen im Thonschiefer erfolgt wäre, sind sie unver- ständlich. In der That kommen, wie angeführt, auch anderweitige Concretionen im Schiefer vor, bei welchen man es mehr mit con- centrisch angeordneten Verwachsungen von Schwefelkies und quarziger oder besser quarzitischer Masse zu thun hat, und welche, wie nicht minder die krystallinischen Gruppen und Knollen von Schwefeleisen an und für sich (ohne Faserquarz betrachtet) alle Merkmale jener knolligen oder sphäroidischen Concretionen be- 286 H. Loretz, über Transversalschieferung sitzen, wie sie in Thonschiefer und auch anderen Schichtgesteinen so häufig als ursprünglich eingebettete Mineralbildungen Vor- kommen ; solche Concretionen werden aber, neben ihrer im All- gemeinen concentrischen Anordnung, seihst wenn der Druck des successive aufgelagerten Sediments auf ihre Anordnung und Ge- stalt noch von Einfluss gewesen sein sollte, immer eine in der Fläche der Schichtung ziemlich gleichförmig ausgedehnte oder abgeplattete Gestalt besitzen, nicht aber nach ein und derselben bestimmten Richtung in der Schichtungsebene alle eine Ver- längerung oder Streckung oder lineare Parallelstructur annehmen können, wie dies gerade bei jenen Faserquarzansätzen der Schwefel- eisenknollen in so auffallender Weise hervortritt. Da ferner so wenig wie diese Faserquarzansätze selbst, auch der von ihnen eingenommene Raum ursprünglich vorhanden ge- wesen sein kann, — denn die Concretionen müssen der Natur der Sache nach und wie in allen solchen Fällen von dem um- gebenden Sediment dicht umschlossen gewesen sein, — so muss für diesen Raum und seine Ausfüllung eine spätere Entstehung angenommen werden. Es verhält sich somit diese Bildung eiuiger- maassen wie eine von Quarz erfüllte Kluft oder Gangspalte im Gestein. Indess liegt es auf der Hand, dass die mechanischen Bedingungen, welche zur Herstellung jener Discontinuitäten ge- führt haben, die zwischen dem Pyrit resp. Markasit und dem Thonschiefer bei jeder Concretion in ganz gleicher Weise sich wiederholen, andere gewesen sein müssen, als diejenigen, welche das Gestein durchsetzende Sprünge oder Klüfte zur Folge haben. Vielmehr ist die in Rede stehende Faserquarzbildung ein augen- scheinlicher Beweis von Streckungsvorgängen, die in diesen Schiefer- schichten nach einer ganz bestimmmten Richtung — eben der Richtung in welcher die Fasern verlaufen — stattgefunden haben. Es lässt sich dies etwa wie folgt näher begründen. Was zunächst den Streckungsvorgang als solchen betrifft, so ist der- selbe eine Wirkung starken Drucks, oder genauer wahrscheinlich eiue Art der Aeusserungen des Lateraldrucks in der äusseren Erdrinde, und besteht derselbe in einer grossen Summe kleiner und kleinster gleich gerichteter Verschiebungen, welche durch die O ö o 7 und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 287 ganze Masse des Gesteins hindurch von Theilchen zu Theilclien stattfanden, resp. sich durch eine gewisse, vielleicht längere Zeit wiederholten. Beim Eintritt dieses Streckungsvorgangs nun musste sofort der grosse Unterschied in der physikalischen Beschaffenheit des Pyrits oder Markasits und des ihn einschliessenden Tlion- schiefers zur Geltung kommen: Die Massentheilchen des krystal- linisch starren Schwefeleisens konnten der streckenden Bewegung nicht in dem Maasse folgen, als die leichter an einander zu ver- schiebenden Theilchen des weichen, nicht krystallinischen Thon- schiefers, sie blieben wegen der überwiegenden krystallinischen Cohäsion im anfänglichen Zusammenhang, während die Schiefer- theilehen in der Bewegung oder Verschiebung voranschritten. So musste eine Discontinuität zwischen Schiefer und Pyrit in der Richtung der Bewegung, d. i. zugleich auf denjenigen Seiten der Pyritknollen, welche am wenigsten dem Druck ausgesetzt waren, entstehen, und in dieser Discontinuität konnte in dem Maass als sie entstand und sich vergrösserte, nach Art irgend welcher andern Secretionen in hohlen Räumen Kieselsäure aus Lösung auskrystal- lisiren. Die faserige Textur der auskrystallisirten Kieselsäure giebt zugleich einen Beweis für das nur allmähliche Voranschreiten des Vorgangs; hätte der Hohlraum zwischen Schwefelkies und Thon- schiefer sich wesentlich schneller gebildet als seine Ausfüllung, oder wäre die Kieselsäure in den schon fertig gebildeten Hohl- raum auskrystallisirt , so würden wir eine körnig krystallinisclie oder eine in concentrischen Lagen erfolgte Ausfüllung des Hohl- raums mit Kieselsäure — etwa nach Art der auskrystallisirten Drusenräume, oder Geoden — finden, jedoch keine längsfaserige. Die Faserstructur entspricht nun aber ganz einer successiven Vergrösserung der Discontinuität, welche in ihrem ersten Beginn den Anlass gab zum ersten Ansatz der auskrystallisirenden Kiesel- säure in einer unendlich dünnen Schicht ; an diese aus dicht ge- drängten krystallinischen Individuen zusammengesetzte Basis kry- stallisirte mit dem Voranschreiten der Discontinuität neuer Stoff aus Lösung an, was sich wiederholte so lange der Vorgang dauerte, und so kam nach und nach ein längsfaseriges oder stengeliges krystallinisches Aggregat, ein Faserbündel zu Stande. 288 H. Loretz, über Transversalschieferung Eine weitere Voraussetzung zum Zustandekommen dieser Faserquarzmassen ist offenbar genügender Zutritt der die Kiesel- säure absetzenden Solution ; dazu war aber gerade auf den Ab- lösungsfläclien der Schichtung, auf welcher die in Rede stehenden Knollen liegen, mindestens so gute Gelegenheit als im Innern der Gesteinsmasse, und wir finden daher bei den oben erwähnten im Innern des Gesteins liegenden, meist grösseren Concretionen (sog. »Kälbern«) jene secundäre seitliche Quarzbildung weniger. Auch bei diesen musste sich natürlich die Cohäsionsdifferenz zwischen Concretion und Schiefer bei der Streckung geltend machen, ein leerer Zwischenraum wird aber auch hier nicht haben bestehen können, da er durch die unter starkem Druck stehende und dem- selben langsam nachgebende Schiefermasse wieder geschlossen werden konnte1). Wie die beschriebene Faserquarzbildung vorliegt, zeigt sie deutlich das Vorhandensein und die Richtung der streckenden Be- wegung an; wir ersehen, dass diese Bewegung hier nicht etwa frei nach einer beliebigen Seite in der Normalebene des Drucks, sondern nur in einer bestimmten Richtung erfolgt ist. Geringe Knickungen, die im Verlauf der Fasern sich nicht selten zeigen 1 ) Zum Unterschied von den Schwefeleisenknollen sind diese grösseren, aus quarzitischer Masse bestehenden Sphäroide bei der Streckung oft wiederholt ge- rissen und die so entstehenden Spalten allerdings auch mit secundärem Quarz, z. Th. Faserquarz, erfüllt. Wenn die Faserquarzansätze der auf den Schichtflächen liegenden Pyrit- oder Markasitknollen, wie es öfters vorkommt, im Tnnern mehr körnig als faserig erscheinen, so dürfte dies vielleicht weniger in späterer Umkrystallisirung als darin begründet sein, dass in solchen Fällen die gänzliche Erfüllung des Raumes mit Kieselsäure nach innen zu etwas später eintrat als aussen herum. Auch an Pyritwürfeln, die in der Griffelschiefermasse mehr vereinzelt liegen, wurden Ansätze von Faserquarz beobachtet; derselbe bildet dünne Platten auf gegenüberliegenden Seiten der Pyritwürfel, oder nur auf einer Seite, oder greift auch um Ecken herum, je nachdem der Krystall zur Streckrichtung lag. Der Quarz erscheint nicht gleichmässig an allen Pyritwürfeln und nicht gleichmässig click an jedem; die Fasern laufen auch hier parallel. — Mitunter erscheinen die Pyritwürfel verschoben und nicht mehr rechtwinkelig, wohl deshalb, weil sie bei fortgesetzter Druckwirkung von inneren, wenn auch noch so kleinen und nicht sichtbaren Brüchen betroffen sind und so an der Verschiebung etwas theilge- nommen haben. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 289 (vgl. Figur 8b), bedeuten ohne Zweifel, dass die streckende Be- wegung nicht ganz continuirlich war und sich nicht genau parallel blieb. — In den Faserquarz büschein, welche an den Schwefeleisen- knollen sitzen, haben wir überdies einen Maassstab für die Grösse der stattgehabten Verschiebung. Ein vollkommenes Analogon zu unserer Faserquarzbildung ist die Ausfüllung der Zwischenräume der schon lange bekannten, in letzter Zeit wieder viel besprochenen, durch Streckung gerissenen Belemniten mit Faserquarz oder mit Faserkalk. Auch Daubree kommt bei der Besprechung dieser Bildungen zu dem Schluss, dass sie einen Beweis für den langsamen und allmählichen Ver- lauf des Streckungsvorganges enthalten; er führt zum weiteren Ver- gleich die Bildung des Fasergypses an und die in vielen Fällen zu erkennende, langsame Ausfüllung von Erzgangspalten während successiver Erweiterung 1). Auch kann liier die von Sorby beschriebene Umformung von Crinoidenstielgliedern verglichen werden, welche in geschiefertem resp. gestrecktem Kalkstein vorkommt und bei welcher ebenfalls, der von Sorby gegebenen Figur nach zu urtheilen, der auf der Druckseite gelöste kohlensaure Kalk sich auf der vom Druck ab- gewendeten Seite fas er artig ansetzt2). Was nun die Lage der Streckung oder Faserung im Griffel- ö Ö O schiefer belangt, oder m. a. W. die Richtung, nach welcher das Gestein schon in situ sich in Griffel auflöst oder künstlich in solche getrennt werden kann, so wurde als Regel beobachtet, dass jene *) Bull. soe. geol. France. 3 ser. tome IV, 1876, p. 551. 2) Quart. Journal, 1879, Proceedings, p. 88 ff. — Auch abgesehen von den Griffelschiefern des unteren Silur und unteren Culm bemerkt man manchmal Faserquarz an noch vorhandenem oder verschwundenem Pyrit in Thonschiefer, und es mögen auch hier Streckungsvorgänge, wenn auch nicht so durchgreifender Art wie bei den Griffelschiefern , den Anlass zur Bildung dieses Minerals ge- geben haben; überhaupt könnte dieser Gesichtspunkt bei Vorkommnissen von Faserquarz und anderen faserigen Mineralien .in’ s Auge zu fassen sein. Gümbel erwähnt Faserquarz neben Schwefelkies in den koklereichen Silur- schiefern. (Geog. Beschreib, d. Fichtelgebirges, p. 275.) — Verschobene Pyritwürfel aus Dachschiefer erwähnt auch Daubree (Syntket. Studien z. Experimentalgeologie 1880, p. 337). 19 290 H. Loretz, über Transversalschieferung Richtung in der Durchschnittslinie der Schichtenlage mit der Transversalschieferung gelegen ist, oder doch nahezu mit ihr zusammenfällt. Wohl in sämmtlichen Griffelbrüchen im untersilurischen Griffelschiefer der Gegend von Steinach, Hasel- bach und Spechtsbrunn trifft dies zu. Man findet hier durchweg ein mittelsteiles Einfallen der Transversalschieferung nach NW., während die Schichten etwa mit demselben Steilheitsgrad nach SO. fallen, so dass beide Lagen ziemlich rechtwinkelig aufeinander stehen; ihre Durchschnittslinie und somit die Lage der Streckung oder die Griffellage sieht man in der Regel mässig, bis zu ca. 20°, nach NO. oder SW. ansteigen, mitunter auch nur wenig von der Horizontalen abweichen 1). Es ist hervorzuheben, dass die Deutlichkeit der Transversal- schieferung, resp. die leichte Erkennung ihrer Lage im an- stehenden Gestein durch die Streckung nicht beeinträchtigt worden ist; wie früher bemerkt ist auch die Schichtenlage durch ver- schiedene Anzeichen herauszufinden ; die Streckungs richtung wird durch die griffelförmige Auflockerung des Gesteins in der oben bezeiclmeten Richtung, wenn dasselbe einige Zeit der Atmo- sphäre ausgesetzt gewesen ist, angegeben2); hierzu kommt endlich die Parallelklüftung, von welcher namentlich dasjenige System besonders ausgebildet ist, welches quer, fast rechtwinkelig zur all- gemeinen Streichrichtung der Schichten läuft; aus diesen ver- schiedenen Factoren setzt sich das Bild zusammen, welches man in den Griffelbrüchen, zwar nicht immer mit gleicher Deutlichkeit, öfters aber mit einem Blick von den verschiedenen mechanischen Einwirkungen erhält, denen dieser Schiefer im Lauf der Zeit aus- gesetzt gewesen ist. *) Da die Schichten hie und da Falten erkennen lassen, könnte man einen grösseren Wechsel bezüglich ihrer Lage und der jener Durchschnittslinie erwarten; es scheint indess, dass die vorhandenen Falten die allgemeine Streichrichtung einhalten, dabei nur schwach auf und absteigen und im allgemeinen Schichten- einfallen nach SO. nur untergeordnete Abweichungen hervorbringen. 2) Man kann mitunter aus dem gelockerten Lagerungsverband das Gestein in Griffeln, einen nach dem anderen herausnehmen ; anfänglich sind diese Griffel sehr lang, wohl bis zu 1 Meter, zerfallen aber von selbst nach und nach in immer kleinere Griffel; man sieht hieraus wie innerlich die Griffelstructur ist. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 291 Dass die Streckungsrichtung mit der Lage der Durchsclmitts- linie von Schichtung und Transversalschieferung meisthin zusammen- fällt, ist a priori eben nicht vorauszusehen; es wäre an sich sehr wohl denkbar, dass das bereits transversal geschieferte Gestein zu einer späteren Zeit einem Streckungsvorgang nach irgend welcher anderen Richtung unterworfen worden wäre. Thatsäclilich kommen auch Beispiele derart an anderen Stellen oder in anderen Ge- birgen vor1). Die in unserem Fall vorliegende Streckungsrichtung glauben wir am besten so zu erklären, dass wir sie als Folge zweier Druck- kräfte auffassen, die sich neben einander von zwei Seiten her äusserten : nämlich einerseits des noch fortgesetzt wirksamen Drucks, welcher zunächst die Transversalschieferung zuwege gebracht hatte, und andererseits eines in der Richtung vom Liegenden zum Han- üenden und mimekehrt, mit anderen Worten normal zur Schichten- läse wirksamen Drucks. Die erste Druckkraft würde ein Aus- weichen in der Ebene der Transversalschieferung, die zweite in der Ebene der Schichtung, beide zusammen also in der Richtung der Durchschnittslinie beider bewirkt haben. Derjenige Druck aber, welchen wir normal zur Schichtenlage annehmen, könnte 1) So findet man aus den Schiefergebirgen wiederholt die Beobachtung an- geführt, dass die lineare Streckung in der Richtung des Einfallens der Trans- versalschieferung gelegen ist; in diesem Falle also war Ausweichen vor dem Druck am leichtesten in der Richtung von unten nach oben möglich. Uebrigens bemerkt auch Naumann (Lehrb. d. Geognosie, 2. Aufl., Bd. 1, p. 435), dass die Streckung in vielen, aber keineswegs in allen Fällen mit der Falllinie der Schichten coincidire. Die ausweichende oder streckende Bewegung nach oben begreift sich leichter, als die nach der Seite; man kann die Frage stellen, wie überhaupt in der ge- schlossenen Gebirgsmasse ein seitliches Ausweichen, Schieben und Strecken mög- lich war. Für den Fall unseres Griffelschiefers lässt sich hierauf antworten, zu- nächst, dass die Streckrichtung keine rein seitliche ist, sondern nach der einen oder anderen Seite etwas ansteigt ; sodann , dass von Stelle zu Stelle sich Aus- gleichungen hergestellt haben mögen, denen vielleicht eine sehr verworrene Struotur, vielleicht auch Brüche und grössere Verschiebungen entsprechen. Nachgewiesen sind solche allerdings nicht; die Griffelbrüche werden natürlich von solchen Stellen fern zu bleiben suchen; immerhin ist der Schiefer keineswegs in allen Brüchen von gleichbleibender und gleich brauchbarer Structur , es kommen im Gegentlieil grössere unbrauchbare Partieen vor. 19 292 H. Lorktz, über Transversalschieferung darin begründet sein , dass sieh als nächstes Liegende der Griffel- schiefer eine besonders harte und erheblich mächtige Schichten- folge vorfindet, nämlich der oberste cambrische Quarzit; dieser bildet einen ununterbrochen durchgehenden Zug vom SW. -Rand des Schiefergebirges bis in die Gegend von Gräfenthal, und in derselben Erstreckung verhält sich auch der unterste sibirische Thonschiefer so gut wie ganz als Griffelschiefer. Dass sich aber aus dem Widerstande, welchen harte und mächtige Gebirgsglieder den zusammendrückenden Wirkungen des allgemeinen Lateral- drucks oder daraus abgeleiteter Pressungen leisten, wieder spe- cielle Rückwirkungen ergeben können, welche besonders an den jenen festen Massen angelagerten weicheren Schichten zum Aus- druck kommen müssen, steht mit vielfachen Beobachtungen in diesem Gebiet der Geologie im besten Einklang. Nächst den mechanischen Einwirkungen kommt für das vor- liegende Resultat natürlich der Stoff, die physikalischen Eigen- schaften des Gesteins sehr in Betracht : das Material des Schiefers muss für diese Art von innerlichen Verschiebungen, wie sie sich in der Griffelung aussprechen, besonders günstig gewesen sein, und es ist dies bei einem so gleichartig gemischten, so wenig durch abweichende Zwischenschichten unterbrochenen Material, wie es in unseren untersten Silurthonschiefern vorliegt , auch recht wohl verständlich. Zum Wesen der linearen Streckung, wie sie sich bei den Griffelschiefern zeigt, gehört, dass die Grösse der parallelen Be- wegung von Theilchen zu Theilclien etwas verschieden war, so dass alle in derselben Richtung etwas gegen einander verschoben wurden. Transversalschieferung für sich allein bewirkt bekanntlich noch keine griffelige, sondern nur eine platten förmige Absonderung, wie bei den Dachschiefern; soweit bei der Schiefe- ruög auch schon nicht blos Compression, sondern ausweichende Bewegungen und Verschiebungen zu Grunde liegen, wird man solche in auf einander folgenden dünnen Schichten nach verschie- denen Richtungen — höchstens in derselben Schicht parallel — vor sich gehend zu denken haben; im Wesen der linearen Streckung liegt eben, dass durch die ganze Masse hindurch eine und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 293 Parallelbewegung mit Verschiebung von Theilchen zu Theilchen stattfinde ]). Die absolute Grösse der stattgefundenen Verschiebungen scheint bei diesem Streckungsvorgang, wenn auch wohl grösser als bei der einfachen Transversalschieferung, doch im Ganzen gering ge- wesen zu sein. Wir könnten dies schon daraus schliessen, dass nach der Streckung Transversalschieferung wie Schichtung noch zu erkennen sind; diese würden durch stärkere Massenverschie- bungen wohl mehr verwischt worden sein* 2). Das beste Anhalten über die Grösse der Verschiebung benachbarter Theile geben uns indess jene merkwürdigen, gestreckten und sonst deformirten Tri- lobiten, welche im Griffelschiefer von Steinach wiederholt, wenn auch als Seltenheiten vorgekommen sind. Liegt ein solcher orga- nischer Rest mit seiner Längsrichtung ungefähr in der Streckuugs- richtung, so sieht man wie die Symmetrie beider Hälften, rechts und links von der Längsaxe verloren gegangen ist; zwei ent- sprechende Punkte dieser Hälften können nicht nur in der Rich- tung der Axe gegen einander verschoben sein, sondern ausserdem auch noch so, dass der eine viel tiefer liegt als der andere, die eine Seite schmal zusammengeschoben, die andere breit geblieben und der Schnitt des Trilobiten normal zur Längsaxe eine ganz unregelmässig gebogene Figur geworden ist3). Immerhin bleiben J) In ähnlicher Weise wie hier in der Natur, zeigten ja auch bei den be- kannten DAUBREifschen Versuchen die Thon- oder Bleimassen, mit welchen ex- perimentirt wurde, ausser der Schieferung unter gewissen Umständen noch eine faserige Structur resp. ein geriffeltes Aussehen ihrer Theilplatten, indem sich offenbar die Masse beim Auspressen in Stränge oder Fäden von differenter Be- wegungsgrösse theilte, die sich mithin an einander verschoben; ähnlich wie beim technischen Auspressen und Auswalzen durch verschiedene Kaliber ein faseriges Gefüge erzielt wird. 2) Ist das Gesein nicht mehr frisch, sondern verwittert, so tritt allerdings die gestreckte Structur stärker hervor, es ist kein Spalten nach der Schieferung mehr möglich und solche wird mehr und mehr verwischt. 3) Der durch ein gümbelitartiges Mineral ersetzte Körper dieser Trilobiten ist sehr dünn und die faserige Textur des Gesteins schimmert hindurch. — Es ist ersichtlich, dass manche dieser ohnehin nicht häufigen Fossilien in Folge ihrer Lage zur Streckrichtung noch stärker verzerrt sein können, und durch ungünstige Lage zur Spaltrichtung des Schiefers niemals im Zusammenhang zum Vorschein kommen. 294 H. Loretz, über Transversalschieferung diese Verzerrungen weit unter dem Maass derjenigen, welche bei den künstlichen Experimenten über Schieferung und Streckung mit Leichtigkeit erreicht werden können; obschon auch hier sehr ge- ringe Verschiebungen als ausreichend befunden worden sind, um jene Structuren hervorzurufen, wie wenigstens für die Schiefe- rung von Daubree bemerkt wird. Für die letztere möchte man dasselbe auch aus der Bemerkung schliessen, die Gümbel1) über das Aussehen geschieferter Schiefer im Dünnschliff macht, welche im Vergleich zu nicht geschieferten keinerlei Aenderung in der Lage x;nd Richtung der erkennbar kleinsten Mineraltheilchen zeigten. Es scheint demnach, dass der blose Spannungszustand in Folge einer nur minimalen Compression und seitlichen Verschiebung zur Schieferung genüge. Dass es indess bei derselben gewöhnlich auch zu sichtbaren ausweichenden Bewegungen gekommen ist, he- weisen die früher besprochenen Unebenheiten auf solchen Discon- tinuitätsflächen, welche vor Ausbildung der Transversalschieferung schon da waren. Ein etwas grösserer Unterschied scheint zwischen der mikro- skopischen Beschaffenheit griffeliger und nicht griffeliger Schiefer zu bestehen. Nach Gümbel2) bieten nämlich griffelig zerfallende Schiefer in der Regel im Dünnschliff ein etwas anderes Bild als die sonst ähnlichen, aber nicht griffelig zerfallenden; die Gemeng- theile jener erscheinen weniger in Streifen und Flasern, sondern gleichmässiger vertheilt und gemengt, ohne dass sie dabei immer feiner sein müssten als bei den anderen Schiefern. Wir dürfen vielleicht annehmen, dass diese Anordnung der kleinen Theilchen erst als Folge eines Streckungsvorgangs eingetreten ist. Im Uebri- gen wird die griffelige oder faserige Structur in der einen Durch- schnittsebene des Dünnschliffs sich kaum offenbaren können ; denn erst bei mechanischen Vorgängen, wie Zerfallen oder Zerspalten können sich die als Resultat der Streckung vor- handenen Spann ungszus t ä n d e äussern und so j ene Structur vortreten lassen. J) Geognost. Beschreib, d. Fichtelgebirges, p. 641 ff. 2) 1. c. p. 289. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 295 Wir beschlossen diesen Abschnitt mit einigen Worten über das Verfahren zur Herstellung der Schreibgriffel. Das durch Sprengarbeit losgemachte und auf entsprechende Dimen- sionen gebrachte Material wird zunächst durch Handsägen in passende Stücke geformt; durch die letzten Sägeschnitte, welche normal zur natürlichen Griffellage (Streckrichtung) stehen, erhält man Stücke von der Länge der anzufertigenden Griffel; diese Stücke werden dann durch Meissel quer zum Sägeschnitt in so viel Theile gespalten, als sie Griffel geben können, und diese Theile endlich durch den Kaliber einer maschinellen Vorrichtung gedrückt. Die gesammte Arbeit muss mit frischem resp. noch bergfeuchtem Materiale vorgenommen werden. Sonstige Griffelschiefer und griffelig zerfallende Schiefer des Schiefergebirges. Abgesehen von den untersilurischen Griffelschiefern, welche wir im Vorstehenden ausführlicher betrachtet haben, fehlt es auch sonst im thüringischen Schiefergebirge nicht an solchen Schiefern, welchen eine griffelige Ablösung eigen ist; in der Regel jedoch sind solche Vorkommnisse lokal, und betreffen solche Schiefer, welche nicht weit davon eine andere Ablösung, in Blättern oder Platten zeigen; nirgends mehr erscheint eine Zone, welche. in der Ausdehnung und Vollständigkeit sich als Griffelschiefer verhielte wie die untersten Silurschiefer. Beschränken wir die Bezeichnung » Griffelschiefer « überhaupt nur auf solche , welche bei hinläng- licher Weichheit und zugleich Festigkeit eine Benutzung zu Schreib- griffein gestatten, so giebt es ausser im Untersilur hauptsächlich nur noch im unteren Culm Griffelschiefer, indem die hierherge- hörigen, meisthin dachschief erartig ausgebildeten Thonschiefer aus- nahmsweise auch einmal Stellen mit grifteliger Ablösung in Ver- bindung mit den sonst nöthigen Qualitäten enthalten ; ausserdem werden gegenwärtig noch an einer Stelle im unterdevonischen Tentaculitenschiefer in unmittelbarer Nähe von Steinach Griffel 296 H. Loretz, über Transversalschieferun; gewonnen. Abgesehen hiervon giebt es aber wie gesagt noch gar manche Stellen in den verschiedensten Schieferzonen, wo eine grif- felige oder steng'elige Ablösung und entsprechendes Zerfallen zu beobachten ist. Nicht immer ist ein Streckungsvorgang in der Art, wie wir ihn bei den untersilurischen Schiefern kennen gelernt haben, nöthig gewesen, um diese griffelige Ablösung zu bewirken. Es ist sehr verständlich, dass einfache Interferenz von Schichtung und Trans- versalschieferung dann schon ausreichen mögen, um ein solches Zerfällen in stengelige und griffelige Körper im Gefolge zu haben, wenn die Ablösungen nach beiderlei Richtung ungefähr im Gleich- gewicht sind, oder mit anderen Worten das Gestein nach beiden mit derselben Leichtigkeit und in nicht zu verschieden breiten Intervallen spaltet. Dieses Verhalten kann natürlich auch an härteren Gesteinen, rauhen oder quarzitischen Schiefern, und bei verschiedenen Lagen von Schichtung und Schieferung zu einander Vorkommen. Mancherlei Vorkommnisse griffeliger Ablösung, welche man in den Schiefern des oberen Culm, sowie auch schon in den cambrischen und anderen Schiefern beobachtet, mögen in der ge- dachten Weise zu beurtheilen sein. Streckungsvorgänge sind aber auch hier keineswegs ausgeschlossen; nur durch solche möchten gewisse lokale und vereinzelte Vorkommnisse mit überaus faseriger, an Holz erinnernder Textur, welche als solche noch entschieden mehr hervortritt als bei den Untersilurgriffelschiefern, zu erklären sein, wie ich solche im cambrischen Schiefergebiet beobachtet habe 1). D Dass es überhaupt äussere, mechanische Ursachen sind, welche der Griffel structur zu Grunde hegen, lässt sich abstrahiren aus dem Vorkommen der- selben an physikalisch differentem Material, sowie aus dem oft nur lokale n Vorkommen derselben an ein und demselben Materiale (wie am unteren Culm- schiefer). Andererseits kann die physikalische Beschaffenheit cles Materials auf das Zustandekommen der Griffelstructur, besonders soweit solche durch wirkliche Streckung erreicht oder befördert worden ist, prädisponirend gewirkt haben, ent- sprechend dem in der mechanischen Geologie so allgemein gültigen Gesetz, dass die physikalische Beschaffenheit des Materials, oder genauer seine Cohäsions- verhältnisse für die Art und Weise seiner mechanischen Beanspruchung und Umgestaltung sehr in Betracht kommen. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 297 Auch die bereits erwähnten nicht nntersiluri sehen, zu Griffeln verwendbaren Schiefer scheinen ihre Structur durch wirkliche Streckung erhalten zu haben. Mindestens ist dies für derartige Schiefer des unteren Culm gewiss. Die bedeutendste Griffel- gewinnung aus diesen Culmschiefern findet gegenwärtig im Rögitz- thal etwas unterhalb Haselbach im Griffelbruch »Germania« statt. Das Material ist hier, wie auch sonst bei den Culmschiefern, nicht (ranz so weich als das der untersilurischen Griffelschiefer: im Uebri- o o-en stellen sich in dem Griffelbruch bei Haselbach die mechanischen o Einwirkungen, welchen das Gestein ausgesetzt gewesen ist, ebenso dar wie in den Griffelbrüchen des Untersilur, was die folgenden Bemerkungen noch etwas näher erläutern werden. Die Schichtflächen bilden hier gewölbeartige Bogen, deren Streichrichtung SW. — NO. mit einem Ansteigen NO.-wärts ist; die Transversalschieferung fällt mit 45° nach N. 40° W. ; die Haupt- klüftung mit 60° nach NO.; die Griffellage liegt etwa ebenso wie die angegebene NO.-wärts ansteigende Streichlinie, was zugleich wieder mit dem Durchschnitt von Schiefermur und Schichtung stimmt. Eine grössere Zahl der in Gewölbe gelegten Schicht- flächen ist auch hier durch zusammenhängende Krusten oder Schwarten gekennzeichnet, welche aus härterer, mehr verworren strnirter Thonschiefermasse mit sehr zahlreichen, concentrisch strah- ligen, leicht zersetzbaren Schwefeleisen- (Markasit) knollen bestehen, an welch' letzteren sich durchweg Ansätze von Faserquarz und Gümbelit zeigen, ganz in der früher beschriebenen Weise. Es ist wichtig zu bemerken, dass in nächster Nähe dieses Griffelbruches ein zweiter Steinbruch in demselben dunkelblau- schwarzen unteren Culm thonschiefer angelegt ist, wo die Schichten ebenfalls Gewölbebiegungen in derselben Streichrichtung, nur nach NO. etwas abfallend, bilden, nnd die Transversalschieferung eben- falls ganz dieselbe Lage hat, wie in dem Griffelbruch, ohne dass jedoch der Schiefer griflelig spaltet; er ist im Gegentheil früher als Dachschiefer gebrochen worden. Diese günstigen Aufschlüsse zeigen, wie lokal der Vorgang der Streckung aufgetreten sein kann, und dienen zugleich als ausgezeichnete Beispiele für das auch sonst oft zu beobachtende, bald plattige, bald griffelige Zerfallen 298 H. Loretz, über Transversalschieferung ein und desselben Schiefers1). — In dem zweiten der genannten Steinbrüche ist Faserquarzbildung nicht beobachtet worden. Ausser den Krusten und Schwarten mit Markasitknollen kommen in dem Griffelbruch, wie auch sonst so oft im unteren Culmthonschiefer und auch dem Untersilurgriffelschiefer, Quarzit- sphäroide (»Kälber«) vor, deren grösster, natürlich in der Schich- tung liegende Durchschnitt bis 1 Meter erreichen kann; sie ent- halten zahlreich eingesprengte Pyritwürfel. Sie werden von zahl- reichen Quarzadern, resp. -lamellen und -platten durchsetzt, welche grossentheils ein paralleles System, normal zur grössten Durch- schnittsfläche bilden, doch finden sich auch vielfach solche in ganz unregelmässiger Lage und Verwachsung; allem Anschein nach sind diese Quarzmassen als secundäre Ausfüllungen von Rissen zu be- trachten, welche bei der mechanischen Beanspruchung des Gesteins, bez. dem Streckungsvorgang entstanden2). Die durch Streckungsvorgänge hervorgerufene Griffel- und Faserstructur, die wir in den letzten Abschnitten kennen gelernt haben, ist eine besondere Art der » linearen Parallelstructur «3). Als sehr verwandt mit dieser Art, als eine nur leichte, unvoll- kommene Streckung; glaubten wir die feine Fältelung mancher Schieferungsflächen ansehen zu können. Keineswegs jedoch ist bekanntlich alle vorkommende lineare Parallelstructur auf diese Weise entstanden. Mitunter ist sie ursprünglich4); und zu dieser Q Auch in der Nähe von Lichtenhain (NO.- Winkel von Section Spechtsbrunn) wird der untere Culmthonschiefer in einigen Brüchen als Griffelmaterial, nahe dabei aber als Dachschiefer gewonnen. 2) Wenigstens die dünneren dieser Quarzadern zeigen Faserstructur, oder stengelige Structur, quer zu ihrer Längenausdehnung. Der Quarz ist auch viel- fach mit einem eisenhaltigen Carbonat verwachsen. Die Adern keilen sich oft innerhalb des Sphäroids aus; sehr viele setzen aber ganz durch, sind jedoch nach dem Innern des Sphäroids dicker als am Rand. Bei sehr vielen trifft es zu, dass sie quer zu der oben angegebenen Streckrichtung stehen. — Die Pyritwürfel, welche dem Quarzitsphäroid eingesprengt sind, zeigen sehr gewöhnlich eine zonale Anordnung, conform der äusseren Oberfläche und näher an dieser als an der Mitte des Sphäroids. 3) Vergl. Naumann, Lehrb. d. Geognosie, II. Aull., Bd. I, p. 432 ff. 4) Yergl. Naumann, 1. c. und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 299 letzteren dürfen wir auch sehr wahrscheinlich die feine parallele Runzeln ng oder Fältelung rechnen, die anf den Schichtoberflächen mancher Schiefergesteine, z. B. der mit feiner phyll bischer Sub- stanz überzogenen, unterdevonischen Nereitenquarzite vorkommt1). Noch etwas anders ist vielleicht die lineare Parallelstructur der Phyllite und Qnarzphyllite zu beurtheilen; die genannte Structur offenbart sich bei diesen Gesteinen darin, dass die feinen Phyllit- lamellen, ganz abgesehen von ihrem innigen Anschmiegen an die Unebenheiten der körnigen Gemengtheile (Quarz und Feldspath z. Th.), durch die ganze Masse des Gesteins hindurch, soweit man auch durch Spalten eindringt, eine in derselben bestimmten Rich- tung verlaufende Fältelung zeigen. Es erscheint sehr fraglich, oh hier in dem Maasse Streckungsvorgänge anzunehmen sind, als jene Structur verbreitet ist; die Verbreitung derselben ist bei diesen Gesteinen sehr gross, ohne dass griffeliges oder stengeliges Zer- fallen, welches man von Streckungsvorgängen ableiten könnte, sich sehr auffällig zu erkennen gäbe. Streckung mag hie und da nicht ausgeschlossen sein, im Uebrigen aber diese lineare Parallelstruc- tur doch wohl nur auf einen äussersten Grad von Eng- und Ivlein- faltung durch Seitendruck hinauskommen, welche durch die be- sondere mineralisch -physikalische Beschaffenheit dieser Gesteine begünstigt wurde. Bewegungen und ieobifdungen längs Schichtflächen. Es ist bekannt, dass sich auf gewissen, durch Quetschungen oder Pressungen erzeugten Sprüngen oder Ablösungsflächen der Schiefergesteine öfters durch Verschiebung bewirkte Streifen und andererseits auch secundäre Bildungen von Quarz und einem Glimmermineral, letzteres als zusammenhängender Ueberzug vor- finden; Bildungen, die von den primären Quarzlagen oder auch -trümern zu unterscheiden sind und wahrscheinlich in dem Maasse sich ausbildeten, als die Ablösungsflächen oder Klüfte sich ver- ) Vergl. Gümbel, Geog. Beschreib, d. Fiektelgeb. p. 645. 300 H. Loretz, über Transversalschieferung grösserten. Derartigen Vorkommnissen begegnet man auch hie o o o o und da in den thüringischen Schiefergesteinen. Die gedachten O Ö Ö Flächen liegen meist in einer besonderen Richtung, abweichend von Schichtung und Schieferung, und zeigen eben hierdurch die Selbständigkeit besonderer Druckwirkungen, unabhängig von dem transversal schieferndem Drucke an , wie wir schon wiederholt Gelegenheit hatten zu bemerken. Weniger häufig vielleicht sind Verschiebungen und Neubil- dungen der genannten Art aufSchichtungsflächen beobachtet worden. Gerade hierfür fanden sich in unserem Schiefergebirge einige sehr deutliche Beispiele, bei welchen secundäre Quarz- krusten und Parallelstreifung in der Richtung der Bewegung zu- sammen auftretend zu sehen war. Ein besonders günstiger Auf- schluss derart ergab sich gelegentlich im Griffelbruch am Fellberg bei Steinach, demselben, aus welchem die Faserquarzbildung an den Markesitknollen beschrieben wurde. Eine durch den Betrieb freigelegte Schichtfläche war mit einer 1 — 2 Centimeter starken Quarzkruste von augenscheinlich secundärer Entstehung überzogen; die Kruste zeigte durch und durch eine parallelstengelige oder grobfaserige Textur, nebst Verwachsung mit einem in höchst ge- ringer Menge vorhandenen, fein faserigen Mineral (? Gümbelit). Die durch die Lage der Faserung angezeigte Bewegungsrichtung war eine andere als diejenige, nach welcher die Streckung und Griffeluug des Schiefers stattgefunden hatte, und es zeigt sich somit auch hier, dass nach verschiedenen Richtungen und wohl zu verschiedenen Zeiten, Schiebungen und Bewegungen in der Gesteinsmasse erfolgt sein müssen. \ In einem anderen hierherge- hörigen Fall, welcher auf der Oberfläche einer Thonschieferschicht im oberen Culm, unweit Steinach, beobachtet wurde, war der Quarz der betreffenden Kruste durchaus mit feiner Thonschiefer- masse verwachsen und das Ganze durch und durch parallel ge- streift, so dass es aussah, als wenn in dem Maasse, als die schie- bende und reibende Beweguung langsam voranschritt und Thon- schiefertheilchen abtrennte, Quarz sich ansiedelte, mit letzteren verwuchs, und zugleich, durch den Härteunterschied der beiderlei Substanzen bedingt, die Streifung und Riefung zu Stande kam. 301 und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. Solche Neubildungen zwischen ursprünglich dicht zusaminenliegen- den Flächen beanspruchen offenbar zu ihrem Zustandekommen einen gewissen Raum, und es ist deshalb anzunehmen, dass während ihrer Entstehung ein so starker Druck, wie z. B. dei', welcher der Schieferung und Streckung zu Grunde liegt, nicht bestanden habe, nämlich nicht in der Richtung normal zu den betreffenden Flächen. Wir haben hier jene Systeme von Absonderungsflächen im Auge, welche meist nach 1 bis 3 unter sich annähernd parallelen Lagen geordnet in der Gebirgsmasse der Schieferschichten sich in ebenso durchgreifender Weise allenthalben geltend machen, wie jene anderen Absonderungen, die der ursprünglichen Schichtung, und jene, die der secundären Schieferung entsprechen. In der Thal ist diese, auch sonst so gewöhnliche und bekannte Klüftung, oder Parallelklüftung, in unserem Schiefergebirge ebenso verbreitet, wie die Transversalschieferung, wenn sie auch, wie letztere, nicht durchweg mit gleicher Deutlichkeit und Schärfe ausgeprägt ist; sei es , dass solche Unterschiede schon aus der Zeit ihrer Ent- stehung herrühren, oder, wie wahrscheinlich, durch spätere mecha- nische Einwirkungen, Zerrüttungen, Dislocationen und gegenseitige Verschiebungen einzelner Theile des Gebirgskörpers gegen einander noch vergrössert wurden. In ihrer typischen Ausbildung schneiden die Kluftflächen scharf und unbekümmert um Schichtung und Schieferung durch den Gebirgskörper hindurch1); die Masse beiderseits ist dann In den Griffel- und Dachschieferbrüchen werden manchmal grössere Kluft- flächen freigelegt, die etwas abgetreppt aussehen; es scheint, dass dies durch ein sich Verlieren einer Kluft und Abspringen ihrer Fortsetzung mit Beibehaltung der Richtung zuwege gebracht wurde, in ähnlicher Weise wie manchmal eine Verwerfung sich verliert und rechts oder links in derselben Richtung laufend, wieder einsetzt. Mitunter verlaufen solche grössere Kluftflächen auch etwas wind- schief statt eben. ln den Lehestener Dachschieferbrüchen bezeichnet man die Absonderungs- flächen der Parallel klüftung treffend als »Schnitte«. 302 H. Loretz, über Transversalschieferung durch Verwitterung oder sonst chemisch so gut wie nicht verändert, und meist auch nicht verschoben, auf der Kluftfläche selbst finden sich höchstens nur dünne Lagen von Neubildungen, wie Oxyd- hydrate und Quarz. In den Dachschiefer- und Griffelbrüchen sind diese Klüfte dem Abbau ungemein nützlich, wenn sie nicht zu gedrängt auf einander folgen. In letzterer Hinsicht, mit anderen Worten, in der Zahl der Ablösungen auf eine gewisse Länge normal zur Kluftrichtung herrscht allerdings sehr grosse Mannicli- O Ö O faltigkeit. W as nun die Richtung oder Orientirung der Klüftung be- trifft, so ist zunächst zu bemerken, dass in der Regel mehr als ein System, meist 2 bis 3 Systeme, je unter sich paralleler oder beiläufig paralleler Klüfte vorhanden sind, welche jedoch an Deut- lichkeit und Schärfe der Ausbildung unter sich keineswegs gleich zu sein pflegen; gewöhnlich dominirt ein System und macht sich als Hauptkluftrichtung geltend, neben welcher strichweise auch wohl noch ein zweites System zu annähernd gleicher Ausbildung gelangt ist. Auf Grund sehr zahlreicher Beobachtungen kann nun behauptet werden, dass für unser Gebiet durch alle Schiefersysteme hindurch, von den ältesten bis zu den jüngsten, oder von der phyllitischen Gruppe bis in den Culm, das Hauptklufstystem das- jenige ist, welches quer zur allgemeinen, nordöstlichen Streich- richtung der Schichten und Falten läuft, dessen Streichen also im Allgemeinen SO. — NW. ist. Dabei zeigt jedoch die Lage dieser Hauptkluftrichtung durchaus nicht jenen Grad von Constanz, welcher der Transversalschieferung eigen ist, sondern ihre Streich- linie weicht bald nach der einen, bald nach der anderen Seite, bald mehr, bald weniger von der reinen SO. — NW. -Linie ab; ähnlich verhält es sich bezüglich des Grades des Einfallens, welches zwar in der Regel steil bis sehr steil, öfters saiger ist, dabei aber strichweise nach SW., dann wieder nach NO. geneigt ist, und mitunter auch wohl flacher werden kann; sogar in nächster Nähe können in den genannten Beziehungen Schwankungen stattfinden, so dass der Parallelismus der zu diesem System gehörigen Klüfte nicht allenthalben sehr ausgeprägt ist. Immerhin tritt dieses NW. — SO. orientirte Kluftsystem entschieden als das dominirende und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 303 auf. Das zweite und noch mehr das dritte derartige System machen sich neben dem ersten meisthin nur untergeordnet geltend, und zeigen dabei auch in sich selbst noch etwas weniger Regel- mässigkeit; bezüglich ihrer Orientirung zum ersten lässt sich kein durchgreifendes Cfesetz aufstellen. Oefters liegt neben der Haupt- klüftung auch noch die Streichlinie einer zweiten Klüftung in dem Quadranten NW. oder SO. So wie die Klüftung uns entgegentritt, in der Schärfe und Deutlichkeit des Durchschneidens durch das Gestein, kann sie nur an einem völlig festen und versteiften Materiale entstanden sein, welches Faltungs- und Schieferungsvorgänge schon durchgemacht hatte, wenigstens darf dies von der vollkommeneren Parallelklüftung behauptet werden. Unter den verschiedenen Theorien oder An- schauungen über das Wesen der Parallelklüftung dürfte wohl die Daubree 'sehe am meisten für sich haben. — Zu unterscheiden sind von der Parallelklüftung bekanntlich jene weniger zahlreichen, meist unregelmässiger verlaufenden Klüfte, an denen, ganz im Gegensatz zu jener, Rutschungen und gegenseitige Verschiebungen grösserer Gesteinskörper, verbunden mit Zerrüttung und chemischer Zersetzung des anstossenden Gesteins, stattgefunden haben, so dass die benachbarten Partieen nicht mehr ganz zusammen passen, und sich nicht selten nach dem Gestein und dessen Zustand etwas unterscheiden; obschon sehr verbreitet, sind solche Klüfte gewöhn- lich nur an grösseren Aufschlüssen, z. B. in Steinbrüchen, deut- licher zu beobachten; sie bilden schon den U ebergang zu den grossen Dislocationsflächen und Verwerfungen, an denen sich ganze Gebirgstlieile verschoben haben. 304 H. Loketz, über Transversalschieferang Inhalt. Seite Vorbemerkungen. Gebiet. Transversalschieferung. Lineare Streckung. Der Eintritt der Schieferung in seinem Verhältniss zu anderen Wir- kungen desselben im Allgemeinen 258 Auftreten der Transversalschieferung im thüringischen Schiefer- gebirge im Allgemeinen. Mit der Schieferung verbundene Erschei- nungen. Verschiebende Bewegungen in der Ebene der Transversal- schieferung, Fältelung auf Schieferungsflächen, Verwerfungen in der Richtung der Schieferung. Ungleichheiten im Auftreten derselben . . 262 Auftreten der Transversalschieferung bei den einzelnen Systemen. Transversalschieferung bei den Phylliten und Quarzphylliten ; gefaltete Quarzbänder der letzteren. Transversalschieferung bei den cambrischen Thonschiefern und Quarziten. Dieselbe bei den sibirischen Schichten, besonders den Untersilurthonschiefern. Dieselbe bei den devonischen Schichten , besonders den Knotenkalken des Oberdevon. Dieselbe bei den unteren und oberen Culmschiehten. Rückblick 264 Richtung und Lage der Transversalschieferung. Abweichung der Streichlinie der Transversalschieferung von der der Schichtung. Ein- fallsrichtung der . ersteren. Orientirung der Transversalschieferung in der Gegend von Gräfenthal etc. Bemerkungen dazu 278 Der untersilurische Griffelschiefer und seine lineare Streckung. Allgemeines über den Griffelschiefer und seine Structur. Einlagerung von Schwefeleisenknollen und -concretionen und Quarzitspharoiden. Faser- quarz und Gümbelit an den Schwefeleisenknollen. Das Vorkommen dieser Bildungen im Griffelbruch am Fellberg' bei Steinach näher be- schrieben. Erklärung der secundären Entstehung des Faserquarzes unter dem Streckungs Vorgang. Verwandte Bildungen, Richtung der Streckung oder Griffellage zusammenfallend mit der Durchschnittslinie von Schichtung und Transversalschieferung. Erklärungsversuch. Wesen der linearen Streckung. Grösse der Verschiebung benachbarter Theilchen hierbei. Ansehen im mikroskopischen Bild, nach Gümbel. Technische Herstellung der Schreibgriffel 281 Sonstige Griffelschiefer und griffelig zerfallende Schiefer des thürin g. Schiefergebirges. Griffelartiges Zerfallen überhaupt. Das- selbe auch ohne Streckungsvorgänge. Gestreckte Griffelschiefer im untern Culm, speciell im Griffelbruch bei Haselbach. Quarzitsphäroide dieses Griffelschiefers; lokales Auftreten desselben. Lineare Parallel- structur überhaupt 295 und verwandte Erscheinungen im thüringischen Schiefergebirge. 305 Seite Bewegungen und Neubildungen längs Schichtflächen. Beispiele . . 299 Parallelkliiftung. Auftreten und Eigenschaften derselben. Lage der Klüf- tungsrichtungen im thüring. Schiefergebirge. Sonstiges auf Klüftung- bezügliches 301 Erklärung der Figuren. Fig. 1. Felsen des oberdevonischen Knotenkalkes, transversal geschiefert. Thal SW. hei Steinach (Section Steinheid). Schichtung in der Richtung von unten nach oben, Schieferung in der Richtung von links unten nach rechts oben. — Natürliche Höhe ca. 5 — 6 Meter. — Zu Seite 273. Fig. 2. ca. V6 der natürlichen Grösse. — Ein Stück von Figur 1 in derselben Stellung, tr- Richtung der Transversalschieferung. Die Reihen der (jetzt ausgewitterten) Kalkknollen sind durch die Schieferung hie und da ein wenig verschoben, im Ganzen aber noch gut erhalten und auch die einzelnen Knollen mit ihrer Längsrichtung noch in der alten Lage. — Zu Seite 274. Fig. 3. Ys der natürlichen Grösse. — Theil eines Handstückes von der- selben Localität, in derselben Lage. — Zu Seite 274. Fig. 4. Y21 der natürlichen Grösse. — Stück einer aus einzelnen Theil- stücken zusammengesetzten Kalkplatte (Kalkknollenlage), wie sie an der oberen Grenze des Oberdevon zwischen Thonschiefer liegen, von oben gesehen. — Bei Steinach. — Zu Seite 275. Fig. 5. Y25 der natürlichen Grösse. — Dieselbe Kalklage, wie in Fig. 4, an einer anderen Stelle gesehen, wo sie durch die Transversal- schieferung in ihre einzelnen knollenförmigen Theilstücke auf- gelöst ist. — tr- Richtung der Transversalschieferung. — Zu Seite 275. Fig. 6. ca. Y40 der natürlichen Grösse. — Unterdevonischer Tentaculiten- Knollenkalk, transversal geschiefert ss- Schichtung, welche nach SSO. sehr steil einfällt, tr- Transversalschieferung, welche nach WNW. steil einfällt. Die breiteren Streifen sind Kalk, die schmäleren Thonschiefer. Bei Gräfenthal. — Zu Seite 272. 20 306 H. Loretz, über Transversalschieferung und verwandte etc. Fig. 7. ca. Vio der natürlichen Grösse. — Ansicht eines Stückes einer Schichtfläche im grossen Griffelbruch am Fellberg bei Steinach; auf derselben liegen zahlreiche zu Rotheisen verwitterte Markasit- knollen, an deren Enden sich Faserquarzbüschel in der Richtung der Streckung oder Griffellage — ab — angesetzt haben. (Die Faserquarzbüschel sind z. Th. etwas zu lang gezeichnet.) — Zu Seite 285. Fig. 8a und -b. Natürliche Grösse. — Ein kleiner und ein Fragment eines grösseren, zu Eisenoxyd verwitterten Schwefeleisenknollen von Fig. 7; der kleinere von aussen gesehen, der grössere durch- brochen. m- Markasit, /-Faserquarz (zum Theil mit Gümbelit), t h - Thonschiefer. — Zu Seite 285. in Osttliüringen. Von Herrn E. Dathe in Berlin. Die paläozoischen Formationen des Fichtelgebirges, des öst- lichen Thüringens und des Vogtlandes zeigen in ihrer Ausbildung, sowohl in petrographischer und paläontologischer , als auch in strati graphischer Hinsicht grosse Ueb er ein Stimmung. Diese Gleich- heit oder wenigstens Aehnlichkeit besteht nicht nur in den sedi- mentären Gesteinen und ihrer Petrefactentulirung, wenn auch der Charakter beider sich local zuweilen ändert, sondern bekundet sich auch in der petrographischen Beschaffenheit der mit ihnen verge- sellschafteten Eruptivgesteine. Dass die basischen Eruptivgesteine, namentlich die Diabase, sobald sie gleichalterig , also als Lager zwischen bestimmten Formationsstufen eingeschaltet sind, auch in den meisten Fällen in ihrer Zusammensetzung und Structur über- einstimmen, ist ein wichtiges Resultat, das die Untersuchungen von Gümbel und Liebe zu Tage gefördert haben und dessen Richtigkeit ich nach meinen bisherigen Erfahrungen voll bestätigen kann. Gümbel gründet bekanntlich auf diese von mancher Seite noch nicht recht gewürdigten Thatsaclien seine Eintheilung der Grünsteine, der Diabase und der Diorite. So sind beispielsweise gewisse porpliyrische Diabase (Proterobase) von cambrischem, die Paläopikrite von unterdevonischem und die Kalkmandeldiabase von oberdevonischem Alter. 20* 308 E. Dathe, Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. Die Eruption der Diabase wird in den genannten Gebieten von beiden Forschern mit der Ablagerung des Oberdevon als ab- geschlossen betrachtet und das Auftreten von ächten körnigen Diabasen in der nächst jüngeren Formation, dem Culm verneint. Gümbel1) schreibt darüber: »Eigentliche Diabasgesteine durch- brechen selbst die tiefsten Culmlagen nicht mehr und es sind nur schmale, stets in Gängen aufsetzende glimmerreiche Gesteine, die als Lamprophyr von dem Diabas abgeschieden wurden. Tuffe oder Schalsteine sind damit nirgends verbunden.« Aelmlich spricht sich Liebe2) aus, wenn er sagt: »Am Ende der Devonzeit fanden die mit Eruptionen von Kalkdiabasen zusammenhängenden Bil- dungen der so mächtigen hangenden Diabasbreccien statt — die letzten Ergüsse von Grünstein im Gebiet.« Die Kartirung der Section Lobenstein im südöstlichen Thürin- gen, womit ich im Jahre 1881 beschäftigt war, hat indess ergeben, dass der obige Erfahrungssatz zwar im Allgemeinen seine Richtig- keit hat, dass jedoch auch ächter körniger Diabas noch in der Culmformation gangförmig aufsetzen kann, wie dies in der Gegend von Ebersdorf bei Lobenstein thatsächlich der Fall ist. Die Be- gründung dieser Behauptung soll in den folgenden Zeilen in der Weise geschehen, dass zunächst die geologischen Verhältnisse des Schiclitencomplexes, in welchem das Gestein zur Eruption gelangt ist, kurz beschrieben werden; sodann soll die petrographische Be- schaffenheit der Felsart noch in Betracht gezogen werden. Die Gesteine, welche die Culmformation in der Gegend von Ebersdorf aufbauen, sind Thonschiefer, sogenannte Grauwacken und Adinolschiefer. Ein einziges Mal, nordöstlich von Ebersdorf an der Chaussee nach Saalburg (Section Hirschberg), wurden im untersten Niveau auch dünne Lagen von Kieselschiefer im Culm- thonschiefer beobachtet. Die Thonschiefer sind von grauschwarzer Farbe, haben matten, wenig schimmernden Bruch und geringe Härte und sind für das unbewaffnete Aime höchst feinkörnig. Durch Beimengung von zahlreichen und bis hirsekorngrossen *) Geognost. Beschreibung des Fichtelgebirges, pag. 528. 2) Die Seebedeckungen Ostthüringens, pag. 10. E. Dathe, Diabas im Culm bei Ebersdorf in Osttluiringen. 309 Quarzkörnern in bestimmten Lagen entstehen sandige gebänderte Schiefer, welche in reicher Abwechselung ausgebildet, den Ueber- gang in die unter dem Namen Grauwacke zusammengesetzten Gesteine vermitteln. Die Schichtung des Thonschiefers ist oft durch die transversale Schieferung, welche die erstere unter ver- schiedenen Winkeln schneidet, verdeckt. Die Grauwacken lassen sich in Sandsteine und Conglomerate trennen, und besteht das klastische Material der letzteren ausser einem bestimmten Antheil von Schiefermaterial ans Bruchstücken und Gerollen von Kiesel- schiefer, Quarzit, Feldspath, Quarz und mancherlei älteren Schiefer- gesteinen. Die Adinolschiefer, wie solche am Gallenberge bei Lobenstein, bei Schönborn und Unterlemnitz ausgebildet sind, ge- hören immer dem tiefsten Niveau der Culmformation in dieser Gegend an und sind wohl als aequi valente Bildungen der Culm- kieselschiefer zu betrachten. Thonschiefer und Grauwacken, ebenso Thonschiefer und Adinolschiefer sind durch vielfache Wechsellage- rung mit einander verbunden; dabei sind namentlich die grob- körnigen Grauwacken (Sandsteine) in höheren Stufen regelmässiger anzutreffen. Die Verbreitung und Lagerungsverhältnisse des als Culm be- zeichneten Schiefersystems in der Umgebung von Ebersdorf sind aber folgende. Im nordöstlichen Theile der Section Lobenstein — Ebersdorf liegt auf der Grenze zwischen den Sectionen Lobenstein und Hirschberg — herrschen die durch Wechsel- lagerung von Thonschiefern und Grauwacken charakterisirten Culmschichten, aus denen in schmalen Streifen an etlichen Punkten oberdevonische Schichten und zwar Knotenkalke, Kalkdiabase, Diabastuffe und gelblichgraue Schiefer (Cypridinenschiefer?) her- vortreten. Culm und an einigen Stellen Oberdevon greifen bei Lobenstein discordant auf eine grosse Strecke in der Richtung von SO. nach NW. über camb rische Schichten; zwischen Culm und den oberdevonischen Schichten ist in der betreffenden Gegend jedoch eine gleichförmige Ueberlagerung zu constatiren. Oestlich von Lobenstein und Ebersdorf gelangt man bald an die Grenze der Culmformation, welche auf das Oberdevon daselbst gleichfalls in concordanter Stellung folgt. Die Grenzlinien zwischen beiden 310 E. Dathe, Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. Formationen hält beinahe eine rein südnördliche Richtung ein und fällt dieselbe bereits in dem grössten Theile ihres Verlaufes auf die östlich anstossende Section Hirschberg. Nördlich von Ebers- dorf und der Section Lobenstein nimmt die Verbreitung der Culm- formation zu und scheint dieselbe sich über den grössten Theil der Section Liebengrün auszubreiten. — Da nun einerseits wohl charakterisirte Schiefergesteine, die mit solchen aus bekannten versteinerungsführenden Culmschichten Ostthüringens übereinstimmen, vorhanden sind, andererseits auch direct gleichförmige Lagerung über oberdevonischen Schichten zu beobachten ist, so ist es wohl über allem Zweifel erhaben, dass die Schichten von Ebersdorf zur Culmformation und zwar zu deren unteren Abtheilung gehören. Die grosse horizontale Verbreitung der Formation in diesem Bezirk lässt aut den ersten Blick eine bedeutende Mächtigkeit der- selben vermuthen; indess ist dies nur scheinbar der Fall. Die öftere Wiederkehr von gewissen Culmgrauwacken und der Adinol- schiefer an verschiedenen nicht im Streichen liegenden und von einander ziemlich entfernt auftretenden Punkten, drängt zu der Annahme, dass die Culmschichten der Gegend von Lobenstein- Ebersdorf zu zahlreichen Sätteln und Mulden zusammengeschoben sind. Durch diesen Umstand und die starkwirkende Erosion ist zugleich die Blosslegung von den oben erwähnten oberdevonischen Schichten leicht erklärlich. Das durchschnittliche Streichen der Culmschichten verläuft von SW. nach NO. Westlich von Ebersdorf wurden in den beschriebenen Culm- schichten bei der Kartirung der Gegend zuerst grosse und zahl- reiche Diabasblöcke nördlich vom Dorfe Schönborn aufgefunden, die, wie die weiteren Untersuchungen an Ort und Stelle ergaben, einem dort aufsetzenden, meist aber oberflächlich zu einem gelb- lichen Lehm verwitterten Diabasgange angehören. Bei einer nach- gewiesenen Länge von circa 500 Schritt verbreitert sich der Gang nach Süden zu bis zu 250 Schritt. Blöcke desselben Gesteins wurden in nordwestlicher Richtung in der Flur von Friesau, ausser- dem an drei anderen Punkten ermittelt, deren Erstreckung gleich- falls mehrere hundert Schritt beträgt. Das nördlichste bis jetzt E. Dathe, Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. 311 constatirte Vorkommen greift noch auf die nördlich anstossende Section Liebengrün in einer Länge von 500 Schritt über und ist die Fortsetzung des Ganges in nordwestlicher Richtung noch nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Mächtigkeit des Ganges an den letzteren Punkten ist augenscheinlich nicht beträchtlich und beträgt wohl höchstens 1 Meter. Südwestlich von Ebersdorf wurde das- selbe Diabasgestein bei Polilig’s Haus in einem Hohlwege in einer Breite von 10 Metern recht gut aufgeschlossen gefunden. Die Entfernung des bis jetzt bekannten nördlichsten und des südlich- sten Punktes von einander beträgt über 7000 Schritt, also beinahe 3/4 Meilen. Da nun die fünf Ausstriche des Gesteins in einer Linie hintereinander liegen, welche die Richtung SO. — NW. besitzt, die Culmscliichten aber, wie oben bemerkt, NO. — SW. streichen, so gehören sie unzweifelhaft einer einzigen Gangspalte an, welche die Culmschichten ziemlich rechtwinkelig schneidet. Das Alter des betreffenden Diabases ist demnach jünger als oberdevonisch; doch lässt sich dasselbe, obwohl seine Eruption kurz nach Absatz der Culmschichten wahrscheinlich ist, nicht noch näher bestimmen; eine Abgrenzung betreffs des Alters nach oben muss geradezu als unthunlich bezeichnet werden. Der Diabas erweist sich bereits bei makroskopischer Betrach- tung als ein deutlich körniges Gestein, in welchem die 1,0 — 1,5 Millimeter langen und schmalen 0,25 — 0,50 Millim. breiten Leisten des Plagioklases und die schwarzen Augitkörner gleichmässig ver- theilt sind. In manchen Handstücken ist der Augit auch noch in etwas grösseren, 1 — 2 Millimeter langen Säulchen spärlich ver- theilt, die im Verhältniss zu den übrigen Gesteinsgemengtheilen fast porphyrisch hervortreten. In wechselnder Menge ist Eisen- kies, theils in feinsten Pünktchen, theils in bis zu erbsengrossen und kugelrunden Körnern eingesprengt. Auffallend ist die leichte Verwitterbarkeit des schwärzlichgrünen Diabasgesteins. Das Aus- gehende des Ganges ist überall bis zu beträchtlicher Tiefe (bei Pohlig’s Haus, südlich von Ebersdorf 2 — 3 Meter) zu einem gelb- lichbraunen Lehm zersetzt, in dem faust- und kopfgrosse, aber auch noch grössere Blöcke zurückgeblieben sind. Sämmtliche Blöcke sind entweder kugel- oder länglichrund. An ihrer Ober- 312 E. Dathe, Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. fläche sind sie mit einer 2 — 5 Centimeter starken Verwitterungs- kruste bedeckt, die in zahlreiche 2 — 3 Millimeter dicke, concen- trisch über einander liegende Schalen zerfällt. Manche der faust- grossen Blöcke bestehen lediglich aus der graubraunen V erwitterungs- masse, welche beim Schlagen mit dem Hammer in unzählige Schalen- fragmente zerschellt. Die Erscheinung der kugeligschaligen Ab- sonderung in Folge von Verwitterung und der Zersetzung in Lehm theilt unser Diabas mit den gleiclialterigen Lamprophyren. Von den Hauptgemengtheil eu der Felsart, Plagioklas und Augit, überwiegt der erstere den letzteren in der Weise, dass nach genauen Schätzungen an Dünnschliffen Plagioklas und Augit sich verhalten wie 3:2. Die schmalen Plagioklasleisten sind theils als einfache Zwillinge , theils als Viellinge vorhanden und letztere zeigen zum Theil eine Zwillingsverwachsung nach dem Albit- und Periklingesetz. Nach ihrer chemischen Zusammensetzung scheinen die Plagioklase mehreren Mischungen anzugehören. So wurden mehrfach einfache Zwillinge gemessen , welche beiderseits der Zwillingsgrenze bei 14, 15 und 16 Grad; andere die bei 4, 5 und 2 Grad auslöschen; sie werden demnach wohl meistens der Oligoklasreihe zugehören. An anderen Durchschnitten ergab die Messung Werthe von 30 — 32 Grad; die somit Labrador an- zeigen. Vollständig frische Krystalle sind wenig zugegen; es macht sich fast an allen die Zersetzung und zuweilen iu recht hohem Maasse bemerklich. Die bekannten grauen weisslichen Körnchen und Fäserchen, die bei gekreuzten Nicols die eisblumenähnliche Structur zu erkennen geben, siedeln sich auf Spalten, Zwilliugsebenen bis tief ins Innere der Krystalle an. In diesem Gemisch, das vermuthlich in der Hauptsache aus muscovitälm liehen Gebilden besteht, lassen sich noch zahlreiche kleine Kalkspathflimmerchen erkennen, welche sich in Salzsäure leicht lösen, während die Hauptmasse selbst in heisser Salzsäure unverändert bleibt. Die Zuführung vou chlo- ritischen Gebilden geschieht namentlich in der Nachbarschaft von stark zersetztem Augit und häufen sich dieselben besonders in der äusseren Zone der Feldspatlie an. Eine Bildung von Pistazit- in den Plagioklasen konnte nicht nachgewiesen werden. E. Dathe , Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. 313 Der Augit ist nie in wohl umgrenzten Durchschnitten zu beobachten; er bildet vielmehr mehr oder minder lange und schmale Leisten, seltener keilartige oder rundliche Krystalldurch- schnitte. Augitzwi Hinge nach dem bekannten Gesetz und knäuel- artige Verwachsungen von mehreren Individuen in verschiedenen Ebenen sind seltener angetroffen worden. Die Augitdurchschnitte sind fast farblos oder sie besitzen einen Stich ins Röthliche; sie zeigen neben der prismatischen Spaltbarkeit auch solche nach der Längsfläche. Die Auslöschungsschiefe beträgt 30 — 45 Grad. Eine Verwachsung mit primärer Hornblende wurde einige Male am Augit wahrgenommen. Die Alteration der Augitsubstanz hebt entweder an den Rän- dern der Durchschnitte an, oder beginnt in der Mitte des Krystalls, wobei im letzteren Falle die Bildung von Spalten indess voraus- gegangen sein muss. Die am Augite so interessanten Zersetzungs- erscheinunsren schlaffen bei den Culmdiabasen verschiedene Rieh- o o tungen ein. Bei vielen Augiten besteht das erste Stadium der Umwandlung in der Bildung von Hornblende. Im gewöhnlichen Lichte lichtgrün, zeigt sie einen Dichroismus zwischen licht- und dunkelgrün. Die Auslöschungsschiefe der etwas gefaserten Hornblendesubstanz beträgt 16 — 20 Grad. Ein Auflösen des Augits in schilfähnliche oder spiessige Hornblendenadeln, wie das sonst hei manchen Diabasen vorkommt, fehlt. Schreitet die Zer- setzung des Augits von den Rändern nach dem Innern fort, so ist in der Regel die neue Zersetzungspartie zwar auch wiederum Hornblende, doch deren äussere Randzone zerfällt bereits wieder in faserige und schuppige, zuweilen auch recht homogene Um- bildungsproducte, die indess die Auslöschung der Hornblende nicht mehr besitzen, sondern parallel der Nicolhauptschnitte auslöschen oder Aggregatpolarisation zeigen. Die begonnene Umbildung des Augits in Uralit wird somit auf halbem Wege unterbrochen; es ist in diesem Gestein nie ein vollständig zersetzter Augit nur aus Hornblende zusammengesetzt gefunden worden. Im Gegentheil, die vollkommenen Pseudomor- phosen nach Augit zeigen entweder radialstrahlige , faserige und schuppige grünliche Gebilde, die, da sie sich meist schon in kalter 314 E. Dathe, Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. Salzsäure auf lösen, vorzugsweise aus Chlorit bestehen, oder sie sind ein grünliches, ziemlich homogenes und nur wenig gefasertes Mineral. Die Auslöschung des letzteren erfolgt parallel seiner Faserung, sein Dichroismus ist schwach. Es wird von Salzsäure auch nach längerer Behandlung, wobei sich aller Kalkspath und Chlorit gelöst hatte, nur etwas gebleicht, aber nicht zer- setzt. Rosenbüsch1) erwähnt im Kapitel über Diabase diese Pseudomorphose nach Augit; er fügt hinzu, dass sie im sel- bigen Verhältniss zum Augit zu stehen scheine , wie der Bastit zum Enstatit, und er vermuthet sogar in derselben selbst Bastit. Nach meinen Beobachtungen möchte ich letztere An- nahme für das Wahrscheinlichste halten; der Bastit würde aber nur ein Zwischenstadium für die weitere Zersetzung in Ser- pentin bilden; eine Möglichkeit, die durch das Vorhanden- sein von Pikrolith auf Diabasklüften auch makroskopisch ge- stützt wird. Neben den im Vorhergehenden geschilderten Zersetzungsvor- gängen am Augit ist die directe Bildung von Chlorit aus dem- selben wohl am häufigsten ; sie erfolgt in der so oft beschriebenen Weise und liefert faserige und schuppige Chloritpartieen, die oft auch radialstrahlig gestellt sind. Als weitere Producte gehen aus der Zersetzung des Augits pulverförmige Eisenerze (Magneteisen) hervor, wie dies von mir zuerst beschrieben worden ist2); ferner Kalkspath, der theils in feinen zierlichen Flimmern sich zwischen Chlorit, Hornblende, Bastit? vertheilt, oder in rundlichen Körnern mit Zwillingsver- wachsung nach — Y 2 R. ausgeschieden ist. Die Kieselsäure, welche bei der Augitzersetzung frei wird, erscheint entweder in der Ge- stalt von Quarz in rundlichen oder scharf begrenzten Krystall- durchsclmitten ausgebildet, oder in radialstrahligen , feinfaserigen Gebilden, welche bei gekreuzten Nicols ein schwarzes Interferenz- kreuz geben. Letztere Bildung scheint dem Chalcedon anzuge- hören. Quarz und Chalcedon sind stets vergesellschaftet mit 1) Physiographie der massigen Gesteine, pag. 331. 3) Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft 1874, pag. 14. E. Dathe, Diabas im Calm bei Ebersdorf in Osttliürmgen. 315 Kalkspath und Chlorit und ist ihre secundäre Entstehung dadurch bewiesen. Ein geringer Theil von Quarzkörnchen in diesen Diabasen ist aber auch primärer Entstehung; es sind diejenigen, welche zwischen noch verhältnissmässig frischen Augiten und Plagioklasen keilförmig eingeklemmt sind. Von den Erzgemengtheileu ist neben dem secundären Magnet- eisen Titaneisen und Eisenkies zugegen. Beide letzteren sind, da beide noch recht frisch, schwer zu unterscheiden; die feine Durchlöcherung des Eisenkieses giebt jedoch bei der mikroskopi- schen Untersuchung hierfür noch einigen Anhalt. Eisenglanz kommt zahlreich in wohlbegrenzten winzigen Blättchen an manchen Stellen recht häufig vor; es scheint fast, da ihre Zahl zwischen den anderen Zersetzungsproducten des Gesteins sich mehrt, ihre secundäre Entstehung gleichfalls wahrscheinlich zu sein. Apatit ist spärlich in den Diabasen des Culms von Ebersdorf vertreten. Die Structur der Diabase ist eine rein krystalline; denn irgend welche amorphe Zwischenklemmungsmasse wurde in denselben nicht beobachtet. Die richtungslos körnige Structur herrscht im Allgemeinen vor; doch macht sich an manchen Handstücken und Präparaten auch eine Andeutung zur kugeligen Gruppirung von Plagioklas und Augit geltend. Bereits makroskopisch spricht sich das Gefüge dadurch aus, dass namentlich die Plagioklase in stern- förmigen Gruppen an einigen Vorkommnissen zu erkennen sind. Besonders charakteristisch und zahlreich zeigt diese Aggregation ein Handstück von Friesau, an welchem 1 Millimeter lange Feld- spathleisten zu vier-, fünf- und sechsstrahligen Sternchen ver- einigt sind. U. d. M. macht sich das radialstralilige Gefüge gleich- falls geltend, indem man zugleich bemerkt, dass Augitsäulchen zwischen derartigen mehr oder weniger sternförmigen Plagio- klasleisten sich einldemmen und an der kugeligen Bildung theil- Ö O O nehmen. Manchmal giebt der Augit die Tendenz zu dieser Aggre- gation; so bildet er in einigen Präparaten (Friesau und Schönborn) einige Male recht regelmässige vierstrahlige Sterne, zwischen deren Strahlen sich Plagioklasnädelchen und Erzgemengtheile einfügen. Die Plagioklase und Augite zeigen nach den Enden, welche sich 316 E. Dathe, Diabas im Culm bei Ebersdorf in Ostthüringen. im Centrum treffen, eine keilförmige Zuspitzung. Vollendete Sphärolithe, wie sie so schön bei den Varioliten des Vogtlandes, namentlich in denen von Wurzbach, welche ich erst neuerdings aufgefunden und demnächst eingehender behandeln werde, Vor- kommen, sind es nicht; denn zur Bildung dieser ist augenschein- lich das Gestein noch zu körnig; doch die Tendenz zu solcher Bildung ist in den Diabasen des Culm von Ebersdorf entschieden vorhanden. Die Stellung im System verweist diese Diabase zu den Dia- basen schlechthin ; der wenige primäre Quarzgehalt, sowie die noch seltenere primäre Hornblendeführung berechtigen noch nicht, dies Gestein zu den Proterobasen zu ziehen. Gletscliererscheiiiuugeii im Frankenwalde und vogtländisclien Berglande. Von Herrn E. Dathe in Berlin. Die Bildung des norddeutschen Diluviums hat man bis in die jüngste Zeit heran durch die Drifttheorie zu erklären versucht. Eine Anzahl von wichtigen Beobachtungen, welche innerhalb der letzten fünf Jahre in diesem Gebiete gemacht wurden, hat indess einen Theil der norddeutschen Geologen bewogen , jene Theorie aufzugeben und einer neuen, der Glacialtheorie sich zuzuwenden, also derjenigen Theorie, welche die Entstehung des nordischen, speciell auch des norddeutschen Diluviums auf eine allgemeine Vergletscherung dieser Landstriche, welche von Skandinavien und Finnland ausging, zurückführt. Den Geschiebelehm mit seinen geschrammten und gekritzten Geschieben von nordischer und ein- heimischer Herkunft deutet man als Grundmoräne des gewaltigen und wohl mehrere hundert Meter mächtigen Inlandeises; während man in der gerundeten und geschrammten Oberfläche vieler Felsen, welche im Bereiche des Diluviums an vielen Orten (Rüdersdorf, Wurzen, Taucha, Kleinsteinberg, Halle, Lommatzsch, Velpke) auf- gefunden worden sind, gleichfalls die Wirkungen desselben Phä- nomens erblickt. Die südliche Grenze des Diluviums in Nord- deutschland, welche von Holland aus durch Deutschland am Fusse der mitteldeutschen Gebirge in ziemlich gebogener Linie von West nach Ost entlang verläuft und bis zu einer Meereshöhe von 440 Meter (Erzgebirge) aufsteigt, ist nach der Glacialtheorie zugleich 318 E. Dathe, Gletscherersclieinungen die Grenze der grössten Ausdehnung des Inlandeises, welches jene Gebirge, also die Sudeten, das Riesengebirge, das Erzgebirge, den Frankenwald, den Thüringerwald und den mehr nördlich ge- legenen Harz demnach nicht erstiegen hat. Wenn aber nach der Glacialtheorie eine so grossartige Eis- bedeckung Norddeutschlands einst stattgefunden hat,_ so muss noth- wendigerweise in allen den oben genannten Gebirgen, welche eine beträchtliche Ausdehnung und Erhebung besitzen, das Klima auf lange Zeit ein so niedriges und feuchtes gewesen sein, wie solches in arktischen Regionen der Erde noch jetzt herrscht. Diese Beschaffenheit des Klimas zu jener Zeit bedingt aber, dass der als atmosphärischer Niederschlag in den Gebirgen ange- häufte Schnee die Form des Firns angenommen haben wird, wo- mit zugleich die Bedingungen zur Bildung localer Gletscherströme gegeben waren. Von der Richtigkeit dieser Schlussfolgerung seit Jahren über- zeugt , lenkte ich bei den geologischen Aufnahmen in Ost- thüriimen in den beiden letzten Jahren mein Augenmerk auf alle diejenigen Erscheinungen, welche als Spuren des Glacialphänomens gedeutet werden konnten. Schon in den ersten Monaten meiner dortigen Thätigkeit glückte es mir, Pfingsten 1880 bei Saalburg die ersten Glacialspuren aufzufinden, wozu im vergangenen Jahre sich noch weitere Beobachtungen bei Wurzbach gesellt haben. Es liegt nahe, die Gletschererscheinungen in Ostthüringen nach ihren einzelnen Localitäten zu betrachten und zuletzt die sich daraus ergebenden Schlüsse zu ziehen. — Wir beginnen die Be- Schreibung mit dem Wurzbacher Vorkommen. Wurzbach liegt im nördlichen Theile des waldreichen Mittel- gebirges, welches den Thüringerwald und das Fichtelgebirge in der Richtung von Südost nach Nordwest verbindet und das der Frankenwald genannt wird. Dieses Gebirge ist durch zahl- reiche und langausgedehnte Bergrücken, welche eine geringe Breite besitzen und durch tiefe, steilgeböschte Thäler von einander getrennt sind, charalrterisirt, Seine Stellung als Mittelgebirge bringt es mit sich, dass seine Erhebungen über dem Meeresspiegel diejenigen der beiden genannten Gebirge nicht ganz erreichen; im Frankemvalde und vogtländischen Berglande. 319 doch kommen sie der Durchschnittshöhe der meisten mitteldeutschen Gebirge immerhin ziemlich nahe, wie aus den folgenden Angaben ersichtlich wird. Die wichtigsten Höhenpunkte im Frankenwalde sind folgende: der Rennsteig bei Tettau (1819')1), der Culrn bei Lehesten ( 1 900 ' ) , Osslahügel bei Ossla ( 1 800 ' ) , Rodacherbrunn (1810'), der graue Berg (1808'), der Vogelberg (1800'), der »Fels« (1875’) — die letzteren drei bei Wurzbach gelegen — , der Lerchen- hügel bei Heinersdorf (1817 '), der neue Berg bei Neundorf (1 770'), der Sieglitzberg bei Lobenstein (1878'), der Culmberg bei Schlegel (1900') und der Krähenhügel bei Schlegel (1742,5'). Die Menge der atmosphärischen Niederschläge ist in diesem Gebirge noch jetzt eine ansehnliche. Ein grosser Tlieil derselben und zwar aus dem mittleren Theile des Frankenwaldes werden durch die Loquitz und Sormitz der Saale zugeführt. Die Sormitz entsteht aus der Vereinigung von acht Bächen, die in verschie- denen Richtungen der Windrose aus den Wäldern des Franken- waldes bei Wurzbach Zusammentreffen. Zwischen Wurzbach und dem südöstlich von demselben liegenden Höhenrücken, dem »Fels« findet sich in der Umgebung; der sogenannten Ziegelhütte eine Ablagerung von Geschiebelehm , welcher , wie die folgenden Zeilen ergeben werden, eine glaciale Bildung zugeschrieben wer- den muss. Zur besseren Beurtheilung der Lage des Vorkommens ist um- stehendes Höhenprofil, Maassstab 1 : 25000 entworfen worden. Geht man von Wurzbach, also aus dem Sormitzthale, dessen Thal- sohle 1400' über dem Meeresspiegel liegt, nach O. den 1800 Schritt weiten Weg zur Ziegelhütte, so steigt man die ersten 1300 Schritte allmählich, aber stetig aufwärts bis zur Höhencurve 1625'; von da ab mindert sich die Steigung des Terrains bis zur Ziegelhütte, denn sie beträgt auf 500 Schritte nur 50’, so dass eine ganz flach geböschte Stufe im Terrain entsteht, die sich nördlich und südlich der Ziegelhütte auf viele hundert Schritte ausdehnt. Diese Terrain- stufe erscheint fast als eine ebene Hochfläche, die nach S. ganz 1) Die Höhen in preussiscken Decimalfussen angegeben. 1 preuss. Decimal- fuss = 1,2 preuss. Fuss (0,31385 Meter) = 0,37662 Meter. 320 E. Datiie, Gletschererscheinungen allmählich sich nach dem Querenbachthale senkt und zwar auf 800 Schritt um 100'; nördlich von der Ziegelhütte verbreitet sich dieselbe nach O. und W. und erstreckt sich gleichfalls noch viele hundert Schritte weit. Auf dieser ziemlich ebenen Hochfläche ist nun die fragliche Glacialbildung in derselben Ausdehnung abgelagert worden. Ihre Länge beträgt circa 1500 Schritt bei einer Breite von circa 500 Schritt. Ehe wir nun diese inter- essante Localität näher betrachten, mag noch erwähnt werden, dass das von der Ziegel- hütte nach SO. gelegte Höhenprofil bis zum »Eels« eine starke Steigung des Terrains an- zeigt, die auf eine Länge von 1200 Schritt sich auf 200’ beläuft, da der »Fels« eine Höhe von 1875' erreicht. Die Gruben der Ziegelhütte bei Wurz- bach, welche nördlich und südlich derselben und am Wege nach dem Dorfe Helmsgrün liegen, erschliessen gerade den mittleren Theil der ganzen Ablagerung. Durch den lam jährigen Abbau sind die Aufschlüsse recht ansehnliche geworden ; denn die nördlichen Gruben haben eine Längte von 75 Schritt bei gleicher Breite, und das südliche Gruben- feld hat eine Länge von 100 Schritt bei einer Breite von 60 — 90 Schritt. Beim Eintritt in die Aufschlüsse fallen sofort zweierlei Schich- ten dem Beobachter in die Augen ; eine obere mit zahlreichen Blöcken erfüllte Lelnn- ablagerung (5) und eine untere, welche keine Spur von solchen aufweist. Die untere Partie besteht aus einem ockergelben Lehm (a), welcher aus der Verwitterung von daselbst anstehenden Diabasmassen der Devonformation hervorgegangen ist. Lediglich dieser Verwitterungslehm, der freilich wegen starken im Fraukenwalde und vogtländisclien Berglande. 321 Wasserzutritts nur bis 1 Meter tief abgebaut wird, wird zur Ziegel- fabrikation gewonnen, während die überlagernde 1,30 Meter, an manchen Stellen auch 1,50 Meter mächtige Schicht wegen ihrer grandigen Beschaffenheit entweder gar nicht oder nur theilweise dazu verwandt werden kann. Von den Lagerungsverhältnissen und sonstigen Eigenthümliclikeiten der ganzen Ablagerung giebt folgender Holzschnitt aus einer der südlichen Gruben ein getreues Bild. Jeder Geologe wird in der mehrfach schon erwähnten oberen Partie des Aufschlusses einen typischen Blocklehm erkennen. Der- selbe ist grau- bis ockergelb und in seinen lehmigen Bestandtheilen ungemein plastisch ; es ist kaum zweifelhaft, dass der grös- sere Theil seiner feinerdigen Lehmmassen der Verwitterungsschicht der Diabase entstammt. Als achter Blocklehm ist er erfüllt von zahlreichen Blöcken und noch zahlreicheren Schiefergeschieben, die in die lehmige Zwischenmasse gleichsam eingeknetet worden sind. Die Vertheilung der Geschiebe, sowohl der grösseren Blöcke als auch der kleinsten Geschiebe im Lehm ist eine ganz unregel- mässige ; viele derselben stehen entweder senkrecht oder mehr oder weniger schief geneigt auf einer ihrer schmalen Kanten. Eine An- deutung von irgend welcher Schichtung fehlt der ganzen Lehm- ablagerung durchaus; regellos, wie die kleine Skizze lehrt, sind grosse und kleine Geschiebe darin vertheilt. Nach ihrem Material sind die Geschiebe tlieils paläozoische Schiefergesteine, theils Diabase. Am vorherrschendsten von den Schiefergesteinen sind schwarze unterdevonische Schiefer und die Nereitenquarzite; denn diese Schichten stehen östlich bis zum »Fels«, überhaupt in der Umgebung der Ziegelhütte an. Auch die in der Nähe, nach Süden auftretenden Culmschiefer und Grau- wacken bilden noch einen ziemlich ansehnlichen Procentsatz der 21 322 E. Dathe , Gletschererscheinungen Geschiebe. Seltener sind die schwarzen glimmerreichen untersilu- rischen Schiefer, die mittelsilurischen Schiefer (Lydit) und die cambrischen Schiefer und Quarzite darin enthalten. Ihr Vorhanden- sein ist deshalb so interessant und wichtig, weil ihr nächster be- kannter Fundort jenseits des »Fels«, also weiter nach O. in der Nähe des Dorfes Helmsgrün sich vorfindet. Auf die Bedeutung dieses Umstandes soll weiter unten zurückgekommen werden. Die Diabase entstammen, soweit sich das ermitteln liess, vorzugsweise aus dem nach Südost sich ausdehnenden Unterdevon ; es sind die grobkörnigen Varietäten (unterdevonischer Hauptdiabas), sowie der Epidiorit, welcher am »Fels« ansteht, unter denselben mit Leichtig- keit wieder zu erkennen ; auch fehlen Diabastuffe nicht gänzlich. Die Grösse der Geschiebe ist eine höchst verschiedene. Die Diabase kommen in Blöcken vor, die nach genauen Messungen bis zu 0,8 Kubikmeter halten; auch devonische Schiefergerölle er- langen eine Grösse, welche bis zu 0,4 Kubikmeter aufsteigt. Kleinere Dimensionen sind häufiger und zahllos sind die kleinen kaum Decimeter langen und Centimeter breiten Schieferstücke. Das Verhältniss zwischen Geschieben und den sie beherbergenden Lehmmassen ist 1 : 1,5; während das Verhältniss der Schiefer zum Diabas ungefähr 10 : 2,5 betragen mag. Wenden wir uns schliesslich zu dem wichtigsten Punkte der ganzen Frage, nämlich zu der Beschaffenheit der Oberfläche der Geschiebe. Bei Durchmusterung derjenigen Blöcke, welche infolge des Abbaues in grossen Haufen in den Gruben umherliegen, fällt dem Beobachter sofort auf, dass die Mehrzahl derselben an ihren Kanten mehr oder minder gerundet sind, vielfach sind gleichzeitig ihre Flächen ziemlich glatt geschliffen, so dass man auf denselben keine auffallende Rauhigkeit bemerkt. An anderen Blöcken hin- gegen sind mehrere Flächen noch vollständig uneben und höckerig, während nur an einer oder zwei eine Polirung sich kenntlich macht. Die weicheren Schiefer sind im Grade der Abschleifung durchgängig weiter vorgeschritten und meist recht glatt polirt. Bei einer grossen Anzahl von Schiefergeschieben, welche mit der grössten Vorsicht aus dem Blocklehm herausgenommen wurden, zeigten sich auf der glatten Oberfläche nicht nur deutliche Kritzer, im Franken w.ilde und vogtländisclien Berglande. 323 sondern auch Schrammen, welche unter sich vollkommene Paralle- lität bei geradlinigem Verlauf besitzen. Bei etlichen geschrammten Geschieben sind gleichzeitig zwei Systeme von Schrammen zu be- merken, welche sich unter spitzem Winkel schneiden. Ein grosser Tlieil der Geschiebe besitzt somit eine Beschaffenheit, wie man solche an den Scheuersteinen der Moränen zu sehen gewohnt ist und wie solche gleichfalls an den Geschieben von nordischer und einheimischer Herkunft in den norddeutschen Geschiebelehmen schon längst bekannt sind. Es sind nach dem Vorstehenden dem- nach zwei Punkte, welche bei Beurtheilung der Entstehung der Ablagerung ins Gewicht fallen; nämlich erstens die vollkommen regellose, ungeschichtete Structur des Blocldelnns und zweitens die abgeschliffene Oberfläche der Geschiebe mit ihren Kritzen und Schrammen. Daraus folgt aber, dass man den Blocklehm in der Umgebung der Ziegelhütte bei Wurzbach als Grundmoräne einer ehemaligen Vergletscherung des Frankenwaldes ansprechen muss. Die muthmaassliche Richtung, aus welcher der angenommene Gletscher gekommen sein mag, lässt sich mit vollständiger Sicher- heit nicht angeben. Das Vorhandensein von Lydit, untersilurischem Schiefer und cambrischem Quarzit als Moränenmaterial verweist uns nach O., resp. SO.; denn das nächste Vorkommen dieser Ge- steine in der betreffenden Gegend liegt von der Ziegelhütte, wie oben bereits bemerkt, 'Q Meile östlich davon entfernt. Da aber jenes Schiefersystem sowohl nach Nord und Süd von jenem Punkte fortstreicht, so kann auch jeder andere, namentlich südlich ge- legene Punkt dabei in Frage kommen. Nimmt man jedoch das erstere als das Wahrscheinlichste an, so würde eine rein östliche oder wenigstens südöstliche Bewegung der Gletschermassen sich ergeben; dieselben müssten alsdann ihre Grundmoränen entweder grösstentheils nördlich vom » Fels « , wo eine kleine Einsattelung des Höhenrückens noch jetzt vorhanden ist, oder südlich desselben bei der sogenannten Kreuztanne, bis in die Umgebung der heutigen Ziegelhütte vorgeschoben haben; hier ist sie von der später wirkenden Erosion zum Theil verschont geblieben und in ihrer jetzigen Ausdehnung und Mächtigkeit er- halten worden. 21 324 E. Dathe , Gletscherersclieinunge] Das Saalburger Vorkommen liegt nicht mehr im Gebiete des Frankenwaldes, sondern im vogtländischen Berglande. Unter dieser Bezeichnung fassen wir dasjenige Gebirgsland zu- sammen, welches zwischen Thüringerwald, Frankenwald, Fichtel- gebirge und Erzgebirge sich einschiebt. Feste Grenzen lassen o o o o sich für dasselbe nicht ziehen, da es allmählich in jene Ge- birge übergeht und gewissermaassen als deren Vorberge zu be- trachten ist. Der westliche und südwestliche Strich des vogtlän- dischen Berglandes, welcher sich also an den Frankenwald und das Fichtelgebirge anlehnt, wird von der Saale in einem tiefen und engen, mit vielfachen Naturschönheiten geschmückten Thale durchströmt. In diesem Gebirgstheile herrschen noch langgezogene wellige Höhenrücken vor, welche nur strichweise von sporadisch auftretenden Diabaskuppen unterbrochen werden. Hier verleihen sie der Gegend eine angenehme Abwechselung; weiter nach Osten aber, wo sie sich mehren und nur kurze, felsige Bergrücken bilden, die sich immer und immer wiederholen, geben sie der Landschaft ein eigenthümlich unruhiges und zugleich einförmiges Gepräge. Die höchsten Erhebungen im südwestlichen Tlieile des Berglandes reichen fast an die Höhen des Frankenwaldes heran; die wichtigsten sind: der Culmberg bei Saalburg (1525'), der Horlaer Acker (1521') bei Hirschberg, der Lerchenhügel (1500') bei Frössen und die Cappel (1666') bei Schilbach. Am rechten Ufer der Saale, wenige hundert Schritte nördlich von dem romantisch gelegenen Städtchen Saalburg liegt an der Chaussee nach Schleiz eine Ziegelei, in deren Gruben gleichfalls Blocklehm als oberste Schicht aufgeschlossen ist. In dem unten- stehenden Höhenprofil ist die Lage und Verbreitung der Ablage- im Frankenwalde und vogtländischen Berglande. 325 rung (von Ost nach West) im Maassstab 1 : 25000 dargestellt worden. Man ersieht aus demselben, dass, wie das Wurzbacher Vorkommen nicht einem Thale angehört, so auch dieses nicht im Saalthale, sondern auf einer ziemlich ebenen Hochfläche, welche nur noch dem Saalthale im weiteren Sinne zuzählt, ge- legen ist. Das nur 400 Schritt breite Saalthal wird kurz unterhalb des Schiesshauses von Saalburg von hohen Gehängen begrenzt. Von diesen ist das linke 225' hoch, aber nicht so steil geböscht, wie das rechte; denn dieses bildet sehr steile und 125’ hohe nackte Felswände. Von der Thalkante aus breitet sich nach Ost und zwar bis zur Ziegelei Saalburg eine ganz flach geböschte Fläche aus. Ihre Steigung beträgt auf 950 Schritt nur 100', demnach liegt die Ziegelei Saalburg über dem dortigen Saalspiegel 225 ' hoch. Weiter östlich von derselben beginnt das Terrain eine stärkere Steigung anzunehmen, indem es einerseits, ungefähr in der Rich- tung nach dem Dorfe Culm zu, bis zu 1400' Meereshöhe aufsteigt, andererseits, kaum 1000 Schritte weiter nach Nordost jedoch bis zu 1 525 ’ im Culmberge bei Saalburg sich erhebt. Eine mittlere Flöhe von circa 1400' ist auch dem hügeligen Gelände weiter nach Ost eigenthümlich ; dasselbe erreicht eine Meile östlich von Saal- burg in der Kuppe der Cappel (1666') den höchsten Punkt im ganzen vogtländischen Berglande. Auf dem westlichen Theile dieser oben erwähnten und im Profil dargestellten Hochfläche bei der Ziegelei Saalburg, zwischen dieser und dem westlich gelegenen Fahrwege nach der Kloster- mühle breitet sich die mehrfach genannte Ablagerung auf eine Erstreckung von 400 Schritt in der Richtung von O. nach W. aus. Ihre südliche Grenze liegt kaum 100 Schritt weit von der Ziegelei entfernt, während ihre Verbreitung nach N. noch nicht ganz sicher bestimmt werden konnte; sie beträgt indess mindestens 500 Schritt. Der Blocklehm ist nicht nur durch eine recht grosse Grube bei der Ziegelei aufgeschlossen, sondern an dem Querwege, welcher von dieser zu den westlich davon gelegenen Scheunen führt, ist er auch in einer Anzahl kleinerer Gruben, die jedoch oft auflässig 326 E. Dathe, GletscherersaheLnungen werden, gut entblösst. Seine Mächtigkeit beträgt 1,2— 1,5 Meter in der ersterwähnten Grube und verringert sich dieselbe nach W. zu etwas, so dass sie sich in den westlichsten, bei den Scheunen gelegenen Aufschlüssen nur noch auf 0,75 Meter beläuft. Die obere, 0,5 Meter starke Schicht des Lelnns ist ‘graugelblich gefärbt; nach unten nimmt er jedoch eine gelblichbraune Färbung an. Er besitzt alle charakteristischen Eigentümlichkeiten eines ächten Block-, resp. Geschiebelehmes und gleicht ebenso sehr dem oben beschriebenen Wurzbacher Vorkommen, als auch den Geschiebe- lehmen, wie man solche in der norddeutschen Ebene findet. Er ist erfüllt von zahlreichen bis über kopfgrossen Blöcken, und kleinere Geschiebe bis zu den winzigsten Grössen sind zahllos darin vertheilt. Schichtung mangelt ihm gänzlich; denn beide, grosse und kleine Geschiebe sind ganz wirr in demselben einge- mengt, so dass viele derselben gerade auf ihrer schmälsten Kante in demselben liegen; manche stehen sogar auf der Spitze. Die Geschiebe gehören folgenden Gesteinsarten an. Schiefer und zwar cambrische, untersilurische , mitte'lsilurische (Lydit), de- vonische und Culmsehiefer sind vorwiegend vertreten; ausserdem sind verschiedene Diabasvarietäten, sowie Gangquarz und sibirische und cambrische Quarzite aufzuführen. Nach ihrem Ursprung mag ein Theil derselben der nächsten Umgebung entstammen, da einer- seits Culm und Devon die Unterlage der Ablagerung zum Theil bilden und weiter nach Ost zu anstehen. Indess kann, wie weiter unten zu ersehen ist, die Heimath der Geschiebe auch eine andere sein. Das feinere, .sandige Material hat natürlicherweise, wenigstens zum Theil den gleichen Ursprungsort wie die Geschiebe, da es durch Zerreibung derselben entstanden ist, zum anderen Tlieile ist es aus dem Untergründe der Ablagerung aufgenommen und mit dem übrigen Material innig vermischt worden; denn die Unterlage des Blocklehmes besteht, wie die günstigen Aufschlüsse bei der Ziegelei lehren, aus einem thonigen, gelblichbraunen Ver- witterungslehm. Dei’selbe ist aus devonischen Schichten entstanden und besitzt eine Mächtigkeit von vielen Metern; denn er wird bis zu einer Tiefe von 4 Meter zur Ziegelfabrikation abgebaut, wobei man aber noch nicht auf festes Gestein gestossen ist. im Frankenwalde und vogtländischen Berglande. 327 Was nun die Beschaffenheit der Oberfläche der Geschiebe an- langt, so ist im Allgemeinen sowohl die Abschleifung als auch die Schrammung und Kritzung derselben eine ganz ausgezeichnete. Unter den zahlreichen geschrammten Scheuersteinen, welche ich hier in den Jahren 1880 und 1881 unter Beobachtung der nöthi- gen Vorsichtsmaassregeln gesammelt habe, sind nicht nur Schiefer, sondern auch Diabase höchst deutlich geschrammt. Es liegt bei- spielsweise ein handgrosses Diabasgeschiebe vor, welches an den Kanten gerundet und gekritzt, aber nur auf der einen Breitseite glatt geschliffen ist, während die andere Rauhigkeit zeigt. Auf der glatten Fläche bemerkt man eine Anzahl kurze Kritzer, sowie drei 5^2 Centimeter lange und 1 Millimeter tiefe Schrammen, die zusammen eine Breite von 5 Millimeter einnehmen und vollkommen parallel mit einander verlaufen. Die schwarzen untersilurischen Schiefer scheinen für die Schrammung besonders geeignet gewesen zu sein. Ihr Material gestattete die Ausbildung von höchst feinen, ziemlich lang aushaltenden Schrammungslinien, welche oft die ganze Schlifffläche gleiclnnässig überziehen und oft zwei oder drei Strei- fungssystemen angehören. Das Hauptsystem verläuft in der Regel parallel mit der grössten Längenausdehnung des Scheuersteins, während die beiden übrigen dasselbe unter Winkeln von 20° und 30° schneiden. In allen Systemen kommen neben den zarteren, auch stärkere bis 1 Millimeter tiefe ausgehobelte Riefen vor. So besitzt denn auch der Blocklehm nördlich von Saalburg in seiner Structur und in der Führung von geschrammten und ge- kritzten Geschieben alle die Erfordernisse, welche man an Glacial- bildungen bisher zu stellen gewohnt ist; es ist deshalb gewiss nicht gewagt, wenn man dies Vorkommen unter gleichzeitiger Be- rücksichtigung seiner Lagerung als eine Grundmoräne auffasst, welche jedenfalls früher eine grössere Mächtigkeit besass, aber durch Erosion gewiss um vieles verringert worden ist. Welchen Weg hat der Gletscher genommen, oder wo haben wir das Ursprungsgebiet der Geschiebe zu suchen? Eine bestimmte Antwort ist auf diese Frage nicht zu ertheilen. Mehrere Beob- achtungen scheinen dafür zu sprechen, dass der eigentliche Gletscher- strom im Allgemeinen dem Saalthal gefolgt ist, dass also sein 328 E. Dathe , Gletsclierersclieinungen Ursprung südlich, dem Fichtelgebirge zu, liegt. Vorigen Herbst habe ich beobachtet, dass ein ähnlicher Geschiebelehm am rechten Ufer der Saale bei Gottliebsthal, an der Strasse nach Hirschberg von der Saale an auf eine weite Strecke und bis 100' hoch am Ge- hänge ganz allmählich aufsteigend, abgelagert ist. Der Mangel an Aufschlüssen und die Ungunst der Witterung verhinderte zwar eingehendere Beobachtungen zu machen , doch zweifele ich nicht, dass er mit dem Saalburger Geschiebelehm in Parallele zu stellen ist. Eine ähnliche Stelle liegt weiter abwärts von Saalburg am linken Gehänge der Saale bei der Klostermühle bei Saalburg, hier ist ebenso Geschiebelehm 60 ' hoch über dem Saalspiegel abgelagert. Beide Vorkommen, die wegen ungenügender Aufschlüsse jetzt nicht eingehender behandelt werden können, zeigen jedoch, dass die obige Behauptung, dass der Gletscher seinen Lauf im Saalthal genommen haben dürfte, an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Hoffentlich wird mir Gelegenheit, beide Localitäten, sowie den oberhalb Saalburgs gelegenen Tlieil des Saalthals an geeigneten Stellen in dieser Bich- tung näher untersuchen zu können. Eine andere Möglichkeit muss indess bei Beantwortung obiger Frage noch in Berücksichtigung gezogen werden. Der Gletscher, welcher bei Saalburg die Grundmoräne hinterlassen hat, könnte auch aus Ost, resp. Südost gekommen sein, nämlich aus jenem Striche des vogtländischen Berglandes, welcher sich in einer Meeres- höhe von 1400 — 1500' bis zu der »Cappel« ausbreitet. Die Ge- schiebe bezüglich ihrer Gesteinsnatur würden allerdings dieser Ansicht nicht widersprechen, sondern dieselbe eher befürworten; denn sämmtliche Gesteine, die darin gefunden worden sind, stehen in jenem genannten Landstriche an. Nach Beschreibung dieser Verhältnisse bei Saalburg und Wurz- bach mögen noch einige Punkte im Frankenwalde und vogtländi- schen Berglande Erwähnung finden, welche bei Betrachtung der Gletschererscheinungen in diesen Gegenden noch weitere Berück- sichtigung verdienen. o o Südlich von Schleiz und westlich von dem Schlosse Heinrichs- ruhe breitet sich nördlich der Chaussee Schleiz-Saalburg Blocklehm aus, welcher in einigen kleineren Gruben aufgeschlossen ist. Das im Frankenwalde und vogtländischen Berglande. 329 Material der Blöcke und kleineren Geschiebe scheint mir der nächsten Umgebung zn entstammen und besteht aus nntersil arischen Schiefern und Quarziten, ferner aus Kieselschiefer, Gangquarz und Diabasen. Sämmtliches Geschiebematerial ist von dem südlich vorliegenden Höhenrücken, der sogenannten Hirschraufe (1540' hoch), auf das gegenwärtige Ablagerungsgebiet transportirt worden. An der Oberfläche der Geschiebe ist zwar eine Abschleifung zu erkennen, doch habe ich gekritzte und geschrammte Geschiebe, als ich in Gemeinschaft mit Prof. Liebe jenen District 1880 kar- tirte, trotz sorgfältigen Suchens nicht finden können. Aehnliche, an Moränen erinnernde Ablagerungen sind nach Mittheilungen des Prof. Liebe auch südlich des Culm im Frankenwalde vorhanden. Bei Annahme der Vergletscherung des Frankenwaldes und vogtländischen Berglandes gewinnen auch die Störungen am Aus- gehenden der verschiedenen Schiefergesteine erhöhte Bedeutung; sie lassen sich möglichenfalls auf den grossen Druck, den die be- wegenden Eismassen ausübten, zurückführen. Mit dieser Frage in Beziehung zu setzende Verhältnisse habe ich vorigen Herbst bei Wurzbach im herrschaftlichen Schieferbruche beobachtet. Es wurde hier zum Zwecke der Aufsuchung abbauwürdiger Schiefer (Culm) ein über 50 Meter langer Stölln getrieben und dadurch ein inter- essantes Profil blossgelegt. In dem ziemlich horizontal gelagerten Culmschiefer setzen drei Lampropliyrgänge auf, die allerdings bis zu mehreren Metern Tiefe vollständig in einen ockergelben, thonigen Grus zersetzt sind. Das Ausgehende dieser Gänge ist nun schweif- artig in die Schottermassen, welche in einer Mächtigkeit bis zu 1,5 Meter die festen Schieferschichten bedecken, bis auf eine Er- streckung von 8 Meter gezogen worden, wodurch eine starke Be- wegung des Schotters angezeigt wird. Da noch einige Punkte der weiteren Untersuchung bedürftig erscheinen, so sei hiermit auf diese Verhältnisse hingewiesen und hoffe ich demnächst auf diese Localität zurückzukommen. Ob nun die Vergletscherung des Frankenwaldes und des vogt- ländischen Berglandes eine allgemeine gewesen ist, oder ob nur besonders orographisch bevorzugte Striche derselben von dem Glacialphänomen betroffen worden sind, lässt sich jetzt noch nicht 330 E. Dathe, Gletschererscheinungen im Frankenwalde etc. bestimmt entscheiden. Soweit sich die Verhältnisse beurtheilen lassen, möchte ich letztere Annahme für wahrscheinlich halten. Schliesslich mag noch bemerkt werden, dass die beobachteten und als Grundmoränen angesprochenen Blocklehme von Wurzbach und Saalburg nicht etwa weit nach Süden vorgeschobene Posten des norddeutschen Diluviums sind, und dass sie nicht mit der tief nach Thüringen eingreifenden Bucht desselben Zusammenhängen. Ich berühre diese Frage deshalb, weil vielleicht bei Manchem dieser Gedanke aufsteigen könnte; denn bekanntlich liegt der süd- lichste Punkt des norddeutschen Diluviums in Thüringen bei Saal- feld, woher Richter1) »Feuersteinfragmente mit den ihnen eigen- thümlichen Petrefacten « vom rothen Berge bei Saalfeld und einen kleinen Granitblock auf dem Gleitsch bei Obernitz aimiebt. Da O aber in unseren diluvialen Ablagerungen irgendwelches nordische Material nicht vorhanden ist, auch jeder dieser Orte von Saalfeld 3 Meilen entfernt ist, so lassen sie sich mit dem nordischen Geschiebelehm nicht in directe Verbindung setzen, sondern man muss denselben eine locale Entstehung zuschreiben. So ist durch den Nachweis von Gletschererscheinungen im Frankenwalde und vogtländischen Berglande, und da auch E. Kayser 2) im vergangenen Jahre ähnliche Verhältnisse aus dem Harz bekannt gemacht hat, ein dunkler Punkt in der norddeutschen Glacialfrage erledigt worden. Hoffentlich wird die Zeit nicht ferne sein, wo ähnliche Ablagerungen auch in den übrigen mitteldeutschen Gebirgen nachgewiesen werden. t) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 18G9, p. 441. 2) E. Kaysee, Gletschererscheinungen im Harz. Verhandlungen der Gesell- schaft für Erdkunde zu Berlin 1881. Ueber die geologischen Verhältnisse der Sec berge und des Galherges1) bei Gotha, mit besonderer Berücksichtigung der Lagerungs- verhältnisse. Von Herrn IHax Bauer in Königsberg i. Pr. (Mit Tafel V11L und IX.) Einer der interessantesten Punkte des ebenen Thüringens nördlich vom Thüringer Wald ist unstreitig der Rücken der See- berge mit seiner nordwestlichen Fortsetzung, dem Gaiberg, einmal wegen der dort anstehenden Rhät- und Juraschichten, dann wegen der complicirten Lagerungsverhältnisse. Ich habe im Nachfolgen- den eine specielle Darstellung davon zu geben versucht, nachdem die geologische Specialuntersuchung des Gebietes beendigt ist, habe mich aber nicht auf das völlig Neue beschränkt, was dabei ermittelt worden ist, sondern auch mannichfach schon Bekanntes herbeigezogen, um Liebhabern der Geologie, wie sie in Thüringen und speciell in Gotha nicht selten sind, das Verständniss der Ver- hältnisse nach Möglichkeit zu erleichtern. Südöstlich von der Stadt Gotha zieht sich auf eine Erstreckung von etwa einer Stunde ein Bergrücken bis zum Dorfe Seebergen ‘) So wird der Berg, diese nordwestliche Fortsetzung des Seebergzuges, in Gotha genannt; die Karte schreibt Galgenberg. 332 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse hin, der den Namen des kleinen nnd des grossen Seebergs führt und der sieh auch nordwestlich von der Stadt noch in dem soge- nannten Gralberg fortsetzt. Dieser Bergrücken hat schon frühe, theils wegen der zum Theil interessanten Gesteine, die ihn zu- sammensetzen, theils wegen der stellenweise sehr complicirten Lagerungsverhältnisse, welche die Schichten darbieten, die Auf- merksamkeit der Geologen auf sich gezogen, und es ist nament- lich der um die Kenntniss der geologischen Verhältnisse seiner Thüringischen Heimatli so hoch verdiente Heinrich Credner, der sich mit der in Rede stehenden Gegend beschäftigt und ihren Bau im Detail studirt hat. Es sind namentlich zwei grössere Ar- beiten, die sich eingehend mit der vorliegenden Aufgabe befasst haben neben mannichfachen zerstreuten Bemerkungen über den- selben Gegenstand. Beide Arbeiten sind im Neuen Jahrbuch für Mineralogie etc. abgedruckt. Die eine führt den Titel: »Geo- gnostische Beschreibung des Höhenzuges zwischen Gotha und Arnstadt«, Jahrg. 1839, pag. 379 — 403, mit 2 Tafeln, eine Karte des Terrains und seiner Fortsetzung nach Osten und viele Profile enthaltend. Es ist darin eine Beschreibung der den Höhenzug bildenden Formationen nebst deren gestörten Lagerungsverhältnissen gegeben, die aber z. Th. dem jetzigen Standpunkt der Geologie nicht mehr entspricht, und es werden die beobachteten Dislocationen schliesslich zurückgeführt auf Hebungen, die in der Hauptkette des Thüringerwaldes und in den anliegenden jüngeren Formationen nach der Eruption der Melaphyre und der Porphyre stattgefunden haben sollen, ohne dass dabei neue Gesteinseruptionen sich ereigneten. Die zweite Arbeit (Jahrg. 1860, pag. 293 — 320 mit einer Tafel, eben- falls eine Karte und Profile enthaltend) beschäftigt sich hauptsächlich mit den obersten Keupergebilden, den rhätischen Schichten des grossen Seebergs und anderer benachbarter Gegenden; und sie corri- girt in dieser Beziehung eine irrthümliche Auffassung der früheren Arbeit, wo diese Gebilde als Liassandstein dargestellt waren. Die Lagerungsverhältnisse besonders der den rhätischen Sandstein stellenweis überdeckenden Liasschichten werden besprochen und die von ihnen erlangte Anschauung in den Profilen und der Karte zur Anschauung gebracht. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 333 Mehr im Zusammenhang mit anderen ähnlichen Erscheinungen am Nord- und Südrande des Thüringerwaldes wird die hier zu be- trachtende Gegend sodann geschildert in der Erläuterung zu der 1855 in 2. Auflage erschienenen geognostisclien Karte des Thüringer- waldes: »Versuch einer Bildungsgeschichte der geognostischen Verhältnisse des Thüringerwaldes.« Es werden die vorhandenen Formationen kurz geschildert und dann namentlich die Dislocationen auf eine Reihe von in der Zeit verschiedenen Hebungen zurück- geführt, die verschieden gerichtete Hebungslinien zur Folge ge- habt haben. Eine erste Hebung hat darnach zur Zeit der Ab- lagerung des bunten Sandsteins stattgefunden, eine zweite gehört der Zeit der Ablagerung des oberen Muschelkalks und der Letten- kohlengruppe an, eine dritte Hebung muss nach Credner ’s An- sicht nach der Ablagerung der bunten Keupermergel stattgefunden haben, da an einigen Stellen auch diese steil aufgerichtet sind und die letzte Hebung endlich, welche die Lagerungsverhältnisse in unse- rem Gebiet definitiv so gestaltet hat, wie sie sich uns jetzt dar- stellen, muss nach der Ablagerung des Lias vor sich gegangen sein, da Schichten, die dieser Formation angehören, dabei dislocirt worden sind. In ähnlichen Anschauungen bewegt sich, offenbar durch Cred- ner beeinflusst, die Arbeit von Tegetmeyer x). Derselbe giebt eine genaue und sorgfältige Darstellung der Schichtenfolgen im o o o o o Keuper des von ihm bezeichneten Gebietes und führt dabei Man- ches an, was von ihm und auch von K. v. Fritsch neu beob- achtet worden ist. Die Complication der Lagerungsverhältnisse ist auch ihm nicht entgangen, aber er spricht davon allerdings nur nebenbei, da es ihm eben weitaus in erster Linie auf die Er- forschung der Gliederung der Schichten ankam. Er hält den jetzigen Umfang der Keuperablagerungen (und damit natürlich implicite auch der Liasablagerungen) für im Wesentlichen ursprünglich und sieht so in der jetzigen Verbreitung einer Formationsabtheilung an- nähernd auch die Ausdehnung des Meerestheils , aus der die be- *) Beiträge zur Kenntniss des Keupers im nördlichen Thüringen. Zeitsehr. für die gesummte Naturwissenschaft 1876, Bd. 13, pag. 403 — 484 mit 2 Tafeln. 334 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse treffende Ablagerung sich ausschied, indem er der Erosion nur unter- geordneten Einfluss zuschrieb und da, wo auf grosse Erstreckung Keuper an wesentlich ältere Schichten des Muschelkalks angrenzte, sah er eine Anlagerung von Keupermaterial an eine Muschelkalk- steilküste aus einem diese letztere bespülenden Keupermeeresarm. Die orographischen Verhältnisse. Die von uns zu betrachtende Gegend erhebt sich in ihrem süd- östlichen Theil zum Maximum ihrer Höhe in dem »grossen Seeberg«, der an seiner höchsten Stelle bis zu ganz annähernd 1100 Fuss1) ansteigt. Der »grosse Seeberg« stellt ein kleines von Rhätsand- stein gebildetes Plateau mit wenig ebener Oberfläche dar, von welchem aus steile von Steinmergelkeuper gebildete Abhänge nach Norden, Osten und Süden in die umgebende Ebene abfallen, während nach Südwesten hin eine langsamere und allmählichere Verflachung in das Apfelstädtthal beim Dorfe Günthersleben statt- findet. Ein grosser Theil des Berges ist mit Wald und auf grosse Erstreckung von dichter, junger Schonung bestanden, die vielfach eine genauere Untersuchung des geologischen Baues fast ganz verhindert. Andererseits haben aber die zahlreichen Sandstein- brüche an vielen Stellen den Schichtenbau bis in beträchtliche Tiefe aufgeschlossen. An das Plateau des grossen Seeberges schliesst sich im Osten ein schmaler Bergrücken an, der sich nach Nordwest bis zum Leinathal weiterzieht, in welchem in derselben Richtung sich die Stadt Gotha angesiedelt hat. Dieser lange, auf eine Erstreckung von ungefähr 5000 Fuss sich hinziehende Bergrücken soll hier in seiner Gesammtheit als »kleiner Seeberg« bezeichnet werden. Er stellt einen schmalen, nur wenige Schritt breiten Grat dar, der sich nur an seinem nordwestlichen Ende, da wo die alte Stern- warte steht, etwas weiter ausbreitet. Seine Abhänge fallen nach *) Es sind darunter preussische Decimalfusse verstanden, welches Maass den preussisclien Generalstabsmesstischblättern zu Grunde liegt. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 335 Norden sowohl, als nach Süden zuoberst ziemlich steil ab, ver- flachen sich aber nach unten hin langsamer und allmählicher in die beiderseits anliegende weit ausgebreitete Ebene. Uebrigens ist die natürliche Form dieses Bergrückens zum Tlieil ganz verändert durch den ausgedehnten Steinbruchbetrieb, der sowohl auf seiner Höhe, als auch an seiner südlichen und stellenweise auch nördlichen Flanke stattfindet, und der so umfangreich ist, dass eine fast ununterbrochene Reihe von neuen und verlassenen Brüchen mit ihren bedeutenden Schutthalden sich von einem Ende bis zum anderen hinzieht. Der grosse und der kleine Seeberg stossen an der Butterleiste zusammen und die Grenze zwischen Beiden ist geologisch eine sehr scharfe, da der aus Sandstein gebildete grosse Seeberg in seiner Gesteins- beschaffenheit sich von dem wesentlich aus Kalk bestehenden kleinen Seeberg auf das Schärfste unterscheidet ; auch zieht zwischen beiden eine Hauptverwerfungsspalte hindurch, die den Rhätsandstein in das Niveau des mittleren Muschelkalks gebracht hat. Auch der Ober- flächengestaltung nach ist die Grenze ziemlich scharf, da sich an dieser Stelle der grosse Seeberg rasch ziemlich weit ausbreitet im Gegensätze zu dem ganz schmalen kleinen Seeberg, der sich zu jenem, der Gestalt nach, gewissermaassen verhält wie der Löffel- stiel zum Löffel selbst, die Beide in der Butterleiste mit einander vereinigt sind. im Nordwesten, dicht hinter der alten Sternwarte, fällt der kleine Seeberg ziemlich steil in das Leinathal ab und erreicht hier als solcher seine Endschaft. Ueberschreitet man aber das Leinathal und geht in nordwestlicher Richtung weiter, so findet man, dass der Rücken sich jenseits des Thaies noch weiter fortsetzt. Schon in der Stadt Gotha erhebt sich der Bergkegel, auf dem das Schloss »Friedenstein« liegt, genau im Streichen des kleinen Seebergs und von diesem eben nur durch das Leinathal getrennt, das wohl als ein Erosionsthal aufzufassen ist, welches den Rücken des kleinen Seebergs und seiner Fortsetzung nach Nordosten an jener Stelle' durchschnitten hat, an der, wie es scheint, besonders starke Schichtenstörungen den Durchbruch hervorgerufen oder doch er- leichtert haben. Leider verdeckt die Stadt Gotha diese Verhält- nisse vollständig, so dass die Beobachtung irgend welcher Einzel- 336 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse heiten dort nicht möglich ist, man sieht aber, wie gerade an jener Stelle, welche die Leina zu ihrem Durchbruch gewählt hat, zwei Systeme verschieden streichender Verwerfungsspalten sich schneiden. Auch die Beschaffenheit des Untergrundes von Schloss Friedenstein lässt sich nicht direct beobachten, und auch Erkundmunffen haben nicht zu einem sicheren Resultat geführt. Geht man aber von dort aus in der Richtung des Streichens des kleinen Seebergs noch weiter, so sieht man, dass ausserhalb der Stadt derselbe schmale Rücken mit oben steileren, nach unten zu in die nördlich und südlich vor- liegenden Ebenen sich verflachenden Abhängen sich genau in der Streichrichtung des kleinen Seebergs noch weit hinzieht, eben- falls oben und an den beiden Flanken durch zahlreiche und aus- gedehnte Steinbrüche verunstaltet und hinter dem Arnoldithürm- eben sich allmählich in das Plateau des Krähnbergs ausbreitend. Dieser Rücken, der Gaiberg, oben etwas breiter als der kleine Seeberg, liegt ganz genau in der Fortsetzung desselben, beide in Beziehung auf die Streichrichtung mit dem Thüringer Wald übereinstimmend und er besteht auch aus ganz genau denselben Ge- steinen wie der kleine Seeberg, die in den gleichen Lagerungs- verhältnissen angeordnet sind, es ist also gerechtfertigt, den Gaiberg und kleinen Seeberg als ein zusammengehöriges Ganzes anzusehen, das die Leina in zwei Theile zerschnitten hat. Das dem geschilderten Bergrücken in seiner ganzen Erstreckung vom grossen Seeberg bis zum Krähnberg nach Nord und Süd vor- liegende Terrain ist eine schwach wellige ausgedehnte Ebene, aus der sich der Seeberg isolirt und auf weite Entfernung sichtbar erhebt, und die z. Th. von Keuperschichten, zum grösseren Tlieil aber von Alluvium und Diluvium gebildet wird. Diese Ebene wird an einigen Stellen aber unterbrochen durch einzelne scharf sich hervorhebende kleinere Buckel, die durch ihre Gesteinsbe- schaffenheit zeigen — sie bestehen, abweichend von ihrer Umgebung, aus Triasschichten — , dass hier besondere Verhältnisse vorliegen. Es ist der Grenzberg bei Remstedt und der Petersberg1) bei Sieb- *) Den Namen Petersberg bat die Generalstabskarte nicht, er wird aber von Ceedner gebraucht; es ist die unmittelbar nordwestlich vor Siebleben dicht an der Erfurter Chaussee liegende Kuppe. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 337 leben, neben denen nur noch zwei hervorragendere kleine Kuppen beim Dorfe Siebleben zu erwähnen sind, die geologische Bedeutung haben. Schliesslich ist noch aufmerksam zu machen auf eine Reibe kleiner Hügelehen, die am Nordostabfall des grossen See- berges den Fuss desselben umsäumen und deren Existenz ebenfalls in gewissen später zu besprechenden geologischen Vorgängen be- gründet ist. Die geologischen Formationen. Die unser Gebiet zusammensetzenden Formationen gehören der Trias und dem Jura an. Von der Trias ist es der Muschel- kalk von der Anhydritgruppe an aufwärts und der ganze Keuper nebst dem Rhät und vom Jura der untere und mittlere Lias. Dazu kommt Diluvium und Alluvium auf ausgedehnten Flächen. Der Muschelkalk. Das älteste Glied dieser Gruppe, das hier beobachtet ist, zugleich die älteste Formationsabtheilung, die in unserem Gebiet überhaupt sich findet, ist der mittlere Muschel- kalk, oder die Anhydritgruppe, die längs des ganzen kleinen Seeberges und seiner jenseits der Stadt liegenden Fortsetzung, so- wie am Grenzberg und Petersberg aufgeschlossen ist in den viel- fachen und ausgedehnten Steinbrüchen, welche sich an all den genannten Orten befinden. Auch am Südwestabhang des grossen Seeberges steht der mittlere Muschelkalk auf einer allerdings nicht sehr grossen Fläche zu Tage an. Ö O Besonders vollständig aufgeschlossen ist die Anhydritgruppe am Südabhang des kleinen Seeberges, wo in den grossen Gyps- brüchen fast die ganze obere Hälfte der Abtheilung entblösst ist, die untere Hälfte ist überhaupt in unserem Gebiet nicht aufge- schlossen. Das liegendste ist am Südabhang des kleinen Seeberges ein mächtiger Gypsstock. Es ist ein weisser bis grauer, nicht rother, dichter bis feinkörniger Gyps, der an einzelnen Stellen späthige Gypspartieen, aber meist nur von geringem Umfang einschliesst und der stellenweise von Schnüren von Fasergyps durchzogen wird. 22 338 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Nach Credner schliesst er auch Quarzkrystalle von grauer Farbe, aber allerdings in ziemlich spärlicher Anzahl ein. Er unterscheidet sich dadurch von dem später zu betrachtenden Keupergyps, der sich durch häufig rothe Farbe und zahlreiche Quarzkrystalle dem Muschelkalkgyps gegenüber leicht erkennen lässt. Dieser letztere ist, wie die Untersuchung eines der Sohle eines Steinbruchs ent- nommenen unzweifelhaft ganz frischen Handstücks gezeigt hat, reiner Gyps, d. h. der Wassergehalt entspricht genau der Formel CaSCQ -f- 2 H2 O, von einer Anhydritbeimengung ist also keine Rede. Ist dieser Gyps je aus Anhydrit entstanden, so muss die Umwandlung wenigstens bis auf die von den Steinbrüchen erreichte Tiefe ganz voll- ständig schon vor sich gegangen sein. Ueber die Verhältnisse in grösserer Tiefe, die über diese Frage vielleicht Aufschluss geben könnten, ist, wenigstens am kleinen Seeberg, nichts durch Be- obachtung bekannt. Die in jenen Steinbrüchen beobachtete Mächtig- keit des Gypses beträgt ca. 40 — 50'; wie weit unter der Sohle der Steinbrüche noch Gyps folgt, ist, wie eben erwähnt, noch nicht er- mittelt worden. Unter allen Umständen steht aber fest, dass diese Gypsmasse eine der grössten, wenn nicht die grösste Muschelkalk- gypsmasse ist, die in Deutschland zu Tage ansteht. Die sonstigen massenhaften Gypsvorkommnisse gehören fast ausschliesslich dem Zechstein und nicht dem Muschelkalk an. An all den anderen oben genannten Orten unseres Gebiets, wo der mittlere Muschelkalk zu Tage ansteht, ist Gyps noch nicht beobachtet worden, dagegen hat man wenig jenseits der Nordostgrenze unserer Karte bei Buff- leben und Tröchtelborn, nördlich und nordöstlich von Gotha durch Bohrungen Gyps in der Tiefe nachgewiesen, der unzweifelhaft eben- falls der Anhydritgruppe angehört. Dieser Gyps ist von noch grösserer Bedeutung als der am Seeberg, da er Steinsalz einschliesst, zu dessen Gewinnung bei Buffleben die Saline Ernsthall angelegt worden ist und dessen Vorhandensein bei Tröchtelborn bei der Bohrung festgestellt wurde. An solchen Steinsalz führenden Stellen ist der Gyps nach Credner mächtiger als sonst und er soll so stellenweise bis zu einer Mächtigkeit von 300 Fuss entwickelt sein. Der Gyps ist überlagert von ca. 50 Fuss des charakteristischen weissen, dünngeschichteten, dolomitischen Mergelkalks, der durch der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 339 ganz Thüringen den mittleren Muschelkalk auszeichnet. Er ist nicht nur in den Gypsbrüchen, sondern auch in den auf der Höhe des Seeherges gelegenen Trocliitenkalkbrüchen, ebenso am Peters- berg und Grenzberg gut aufgeschlossen, da man in den steil stehenden Schichten vielfach von unten her den Trochitenkalk ab- baut. Es ist weitaus das auffallendste Glied der Gruppe und vielfach von weiter Entfernung her an der weissen Farbe kenntlich. Die dünnen Schichten sind von ganz ebenen Schichtflächen be- grenzt, die weissen Platten zerfallen beim Verwittern vielfach in sranz dünngeschieferte Massen. Meist sind die Platten ganz gleich- artig und homogen und nur selten, wenn die Schichten etwas mächtiger werden, tritt eine poröse oder cavernöse Beschaffenheit ein, so dass eigentliche weisse Zellendolomite entstehen, die in unserem Gebiete aber keine grosse Holle spielen, sondern höchstens als untergeordnete Einlagerungen in den dünnplattigen, nicht porösen Dolomiten Vorkommen. Andere Einlagerungen untergeord- neter Natur sind braungraue Hornsteine in einzelnen Knauern oder auch in dünnen, zusammenhängenden, aber wenig ausgedehnten Bänkchen, die bei der Verwitterung ihre Farbe verlieren und schneeweiss werden und auf deren Oberfläche dann die gebogenen Durchschnitte von Molluskenschalen zuweilen, aber nicht immer deutlich hervortreten. Nach Credner sind es Beste der Terebrci- tula vulgaris. Den Schluss der Anhydritgruppe machen einige Fuss eines zwar noch hell, aber doch mehr gelblich gefärbten Do- lomites, der zwar noch dünn, aber nicht mehr ganz so eben ge- schichtet ist, wie der ächte Plattendolomit des mittleren Muschel- kalks. Ausgezeichnet ist dieser oberste Dolomit der Anhydrit- gruppe dadurch, dass in einigen Schichten stellenweise Massen von Exemplaren eines Mytilus zum Vorschein kommen, die kleiner sind, als die sonst gewöhnlich im Muschelkalk jener Gegend sich findenden Exemplare von Myt. vetustus Golde. ( Myt . eduliformis v. Schlotei.) und daher vielleicht einer anderen Species angehören. Die Stelle, wo diese Muschel sich in Menge findet, ist unmittelbar neben der auf der Höhe des kleinen Seeberges führenden Fahr- strasse im Chausseegraben dicht hinter dem Gebäude der alten Sternwarte, anderwärts habe ich sie nicht beobachtet. Sonst habe 22 340 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse ich von Versteinerungen im mittleren Muschelkalk nichts angetroffen, Credner dagegen giebt als Seltenheit Modiola Credneri und Tri- gonia curvirostris an. Ich habe diese Schichten mit Mytilus spec. noch dem mittleren Muschelkalk zugerechnet, da sie demselben in ihrer Gesteinsbeschaffenheit näher stehen, als dem folgenden Glied des Muschelkalks, dem Trocliitenkalk , als dessen Basis die unmittelbar folgenden oolithischen Schichten angesehen zu werden pflegen. Die den Gyps überlagernden Schichten des mittleren Muschel- kalks haben eine Gesammtmäclitigkeit von 40 — 50 Fuss. Der obere Muschelkalk wird eröffnet durch den Tro- c hi ten kalk, der ebenfalls wie der Gyps von hoher technischer Be- deutung ist. Derselbe schliesst sich in seiner Verbreitung durchaus an den mittleren Muschelkalk an, dessen auf etwas grösseren Flächen verbreitetes Vorkommen er als ein schmales Band um- säumt und von dem Verbreitungsbezirk der obersten Muschelkalk- schichten mit Am. nodosus abgrenzt. Auf grösseren Flächen ist er nirgends ausgebreitet. In dieser Weise umgiebt er den mittleren Muschelkalk am Südwestabhang des grossen Seebergs und zieht sich als schmales Band längs des ganzen kleinen Seebergs auf dessen oberster Höhe hin von der Butterleiste bis unterhalb der alten Sternwarte und ebenso auf dem Galberge jenseits der Stadt Gotha in mehreren durch \ erwerfungen unterbrochenen kleineren Stücken, tlieils ziemlich geradlinige, tlieils in seinem Verlauf com- plicirte Schlingen und Bogen bildend und dadurch Störungen des ursprünglichen Schichtenbaues anzeigend. Endlich kommt der Trocliitenkalk noch ganz ebenso am Petersberg bei Siebleben und am Grenzberg bei Remstedt vor. Die Basis bildet ein Schichten- system von ca. 5 Fuss eines an den meisten Stellen oolithischen Kalks. Es ist ein weisser oder gelblich weisser, dolomitischer Kalk, der nun aber seine Schieferigkeit und seine ebenen Schicht- flächen verloren hat und dadurch sich sehr wesentlich von den ähnlich gefärbten Kalken der Anhydritgruppe unterscheidet. Es sind ziemlich dicke wulstige Schichten, die beim Zerschlagen leicht in mehr oder weniger regelmässige gerundete Knauern zerfallen. Der oolithische Charakter entsteht dadurch, dass in der weissen der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 341 IT auptmasse des Kalks concentrisch schalige runde Körnchen eines grauen Kalks eingewachsen sind, die ihrerseits wieder vielfach einen grünen Kern eines wahrscheinlich dem Glaukonit nahestehen- den Minerals enthalten. Diese grünen Kerne sind zuweilen ver- wittert und ausgelaugt und der Oolith nimmt dann an einzelnen Stellen eine grob schaumkalkartige Beschaffenheit an. Sehr deut- lich ausgeprägt ist der geschilderte oolithische Charakter, z. B. auf dem kleinen Seeberg, an manchen anderen Stellen ist aber diese Eigenschaft auch weniger deutlich erkennbar. Am kleinen See- berg, aber auch sonst, enthält dieser oolithische Kalk eine nicht unerhebliche Menge von Petrefakten, der Muschelkalkoolith ist die älteste einen grösseren Petrefaktenreichthum führende Schichten- gruppe unseres Gebietes. Es sind zwar meist wenig gut erhaltene Steinkerne, die man im Oolith findet, aber es haben sich doch die folgenden Arten mit Sicherheit bestimmen lassen: * Encrinus liliiformis Goldf. einzelne Glieder ziemlich reichlich, aber doch noch lange nicht so wie im eigentlichen oberen Trochitenkalk. O * Terebratula vulgaris v. Sciiloth. Pecten discites Bronn. Pecten laevigätus Bronn. Hinnites comtus Giebel. * Lima striata v. Alb. Gervillia socialis v. Schlotii. spec. Gervillia costata Quenst. * Trigonia vulgaris Bronn. Kleine undeutliche Schnecken, vielleicht Natica oolithica Zenker. Die mit einem * bezeichneten Formen sind weitaus die häufig- sten, wie das auch Credner schon angiebt, die anderen sind nur vereinzelt gefunden worden. Credner giebt ausserdem noch an, dass hier Ammonites nodosus und Nautilus bidorsatus zuerst Vor- kommen. Ich habe diese Arten so weit unten nicht beobachten können, trotzdem dass ich meine Aufmerksamkeit besonders dar- auf richtete, und auch die Gothaer Lokalsammlungen enthalten zur Zeit davon nichts aus dieser Schicht. Sie erscheinen erst in 342 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse den die eigentlichen Trochitenkalke überlagernden Schichten, die vom Am. nodosus ihren Namen haben. Durch eine wenig mächtige Thonzwischenlagerung wird der Oolith vom eigentlichen Trochite nkalk getrennt. Dies ist ein dickbänkiger, splittriger, blauer, braungefleckter Kalk, der in grosser Menge Stielglieder von Encrinus liliiformis Goldf. eingeschlossen enthält, aber durchaus nicht überall gleich viel, stellenweise werden sie wohl auch spärlicher. Die Mächtigkeit beträgt im Ganzen 10 — 15 Fuss. Stellenweise enthält dieser Kalk ausser den ge- nannten Trochiten noch zahlreiche andere Petrefakten, besonders häufig Lima striata v. Alb., daher wurde diese Schichtenreihe von Credner und Anderen Limakalk oder Limabank genannt. Ausser- dem sind noch zu erwähnen: Terebratula vulgaris v. Schloth. Gervillia socialis v. Schloth. spec. Gervillia costata Quenst. Trigonia vulgaris Bronn. Credner führt noch als besonders häufig in dieser Stufe Pecten inaequistriatus und discites an, bei Gotha scheinen diese beiden Arten aber zu fehlen, ich habe sie wenigstens nicht dort beobachtet. Diese Trochitenschichten sind nun technisch von grosser Be- deutung und werden als Werksteine, zur Beschotterung der Chausseen und zum Kalkbrennen im ausgedehntesten Maassstabe verwendet und zu diesem Zweck in höchst zahlreichen Steinbrüchen gewonnen. Die Keihe dieser Steinbrüche beginnt am kleinen Seeberg, an der Butterleiste, wo sie erst vereinzelt im Walde liegen ; sie häufen sich aber mehr und mehr und bald ist ein Bruch dicht am anderen auf der südlichen Seite der über die Seeberffe hinführenden Strasse ganz oben auf der Höhe, während wenige Schritte weiter südlich am Abhang die fast ebenso ausgedehnte Keihe der Gypsbrüche parallel damit verläuft. Nach einer kleinen Lücke umgeben die Steinbrüche die alte Sternwarte in einem weiten Bogen und hören dann diesseits des Leinathaies auf, um jenseits der Stadt Gotha am Gaiberg wieder anzufangen, liier aber auch am südlichen Abhang des Berges, nicht blos auf der obersten Höhe, wie am kleinen Seeberg. Auch hier am Gaiberg ist Stein- der Seeberge and des Galberges bei Gutlia. 343 brach an Steinbruch und die stellenweise sogar doppelte Reihe hört erst da auf, wo auf dem Plateau des Krahnberges jüngere Schichten den Trochitenkalk bedecken. Verhältnissmässig ebenso umfangreich ist die Ausbeutung dieser Schichten in den isolirten Muschelkalk- partieen des Grenzberges und des Petersberges, auch hier ist auf der ganzen Erstreckung des Ausstreichens des Trochitenkalkes Stein- brach an Steinbruch, oder besser es ist das ein einziger zusammen- hängender grosser und ausgedehnter Steinbruch. Dieser Steinbruchs- betrieb scheint schon seit sehr langer Zeit stattzufinden, denn an vielen Stellen ist der Trochitenkalk schon total ausgebrochen, so dass es oft schwer ist, an den Orten, wo er sich offenbar befunden haben muss, ein Stück davon aufzufinden. Vielfach, wie z. B. vorn am kleinen Seeberg, am Abhang gegen das Leinathal, sind die alten Gruben wieder zugeschüttet und überackert und an Stelle des Trochitenkalkes zieht sich dann ein flacher langgestreckter Graben hin statt des charakteristischen hervorragenden Rains, der sonst den Verlauf der Trochitenbänke an der Erdoberfläche zu markiren pflegt. So ist es auch an der kleinen, isolirten Muschelkalkpartie an der Kesselmühle bei Gotha, südöstlich von der Stadt, wo scheinbar mittlerer Muschelkalk und Nodosenkalk unmittelbar zu- sammenstossen , weil der dazwischen liegende Trochitenkalk fast spurlos verschwunden ist, so dass statt seiner nur noch der die Stelle der früheren jetzt zugeschütteten und beackerten Steinbrüche bezeichnende flache Graben vorhanden ist. Uebrigens sind auch noch Trocliitenkalkpartieen vorhanden, deren Ausbeutung noch gar nicht in Angriff genommen ist, so namentlich die, welche sich am südwestlichen Abhang des grossen Seeberges quer über die Felder hinzieht, so dass an ein vollständiges Verschwinden dieses werth- vollen Materials trotz der massenhaften Gewinnung vorläufig und noch lange nicht zu denken ist, ganz abgesehen davon, dass auch die schon in Angriff genommenen Partieen von der vollständigen Erschöpfung noch weit entfernt sind. Schon oben habe ich er- wähnt, wie bedeutend die äussere Gestalt des kleinen Seeberges und des Galberges und ebenso des Petersberges und Grenzberges durch diese umfangreichen Steinbruchsarbeiten verändert worden ist. Der N o dosenkalk, das oberste Glied des Muschelkalks, be- 344 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse deckt verhältnissmässig grössere Gebiete, als die zwei schon ge- nannten Stufen desselben. Er zieht sich neben dem Trochitenkalk über den kleinen Seeberg und den Gaiberg bin, von dessen west- lichem Ende aus er sich nach Norden, Westen und Süden plateau- artig: weit ausbreitet und den Kralmberg bildet. Am Grenzberg und Petersbei’g überlagert er ebenfalls den Trochitenkalk und ebenso in der Muschelkalkpartie am Südwestabhang des grossen Seeberges. Er ist in Folge der Steinbruchsarbeiten auf den Trochitenkalk an vielen Stellen ziemlich gut aufgeschlossen, wenigstens in seinen unteren Theilen, die oberen Schichten sind es fast nirgends, da der No- dosenkalk selbst nirgends technisch verwendet und also auch nirgends gebrochen wird. Es sind wie überall in Thüringen blaue, wenig mächtige Kalkbänke mit Zwischenlagern von grauem, oft sehr plastischem Thon, der nicht selten an Gesammtmächtig- keit den Kalk fast erreicht, meist aber ziemlich dahinter zurück- steht. In diesem im Ganzen wohl mehr als 200 Fuss mächtigen Schichtensystem sind einige durch besondere Petrefakteneinschlüsse charakterisirte Bänke eingelagert. Credner erwähnt eine über weite Strecken nachweisbare nicht weit über dem Trochitenkalk abgelagerte Bank mit Nuculasteinkernen , Dentalium laeve und selten Spirifer fragüis. Ich habe diese Bank jedenfalls anstehend bei Gotha nicht beobachtet, dagegen finden sich nicht selten in dem Abraum der Trochitenkalkbrüche isolirte Platten mit Den- talien und unbestimmbaren Steinkernen von kleinen Muscheln (Sp. fragüis habe ich nie gesehen), die vielleicht dieser Bank an- gehören. Gegen das obere Ende des Nodosenkalkes hin ist die Schicht mit Ter. vulgaris var. cycloides zwar auch bei Gotha vor- handen, aber nicht in so ausgezeichneter Weise entwickelt, wie das sonst in Thüringen vielfach der Fall ist. Meine darauf be- sonders gerichtete Aufmerksamkeit hat nie zur Auffindung be- sonders charakteristischer und terebratelreicher Stücke geführt, doch ist im obersten Tlieil der Nodosenschichten eine solche Bank auch bei Gotha unzweifelhaft vorhanden , ebenso eine Bank mit vielen Exemplaren von Pecten discites , deren Lage- rung gegen die Cycloidesschichten aber nicht zu ermitteln war. Dagegen lässt sich an mehreren Stellen dicht unter der Letten- der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 345 kohle der oberste Horizont des Nodosenkalks, die Schichten mit Ammonites semipartitus Monte. deutlich erkennen. Es sind theils blaugefärbte Kalke, in denen auch die eingeschlossenen Verstei- nerungen, besonders der genannte Ammonit aus blauem Kalk be- stehen: so findet er sich beispielsweise am kleinen Seeberg als Seltenheit ; oder es sind gelbe dolomitische dichte Kalke mit gelben Petrefakten, welch letztere, auch isolirt, durch ihre Farbe auf diesen Horizont hinweisen, wie das, allerdings nicht in sehr ausgezeich- neter Weise, an beiden Abhängen des Galberges zu beobachten ist. Diese gelbe oder braune obere Grenzschichte des Nodosen- kalks wird vielfach und, wie es scheint auch von Credner, wegen der Farbe schon zur Lettenkohle gerechnet. Fs ist dies aber nicht richtig, da man in diesen Schichten an vielen Stellen in Thü- ringen noch die Muschelkalkammoniten eingeschlossen findet, so dass doch nähere Beziehungen nach unten, als nach oben vor- handen sind. Allerdings ist, wenn die Ammoniten fehlen, die Sache zweifelhaft, da die Lettenkohle mit ganz ähnlich aus- sehenden Schichten oft beginnt. Die Versteinerungen der Nodosenschichten sind dieselben, die überall in Thüringen in diesem Niveau Vorkommen, etwas beson- ders Hervorzuhebendes habe ich in der Nähe von Gotha nicht beobachtet. Es wurden besonders folgende Formen gefunden: Terebratula vulgaris v. Sciiloth. Discina cliscoides v. Schloth. spec. Ostrava complicata GoLDF. » spondxjloicles v. Schloth. » ostracina v. Schloth. sp. Anomict bergx Giebel. Pecten reticulatus Brongn. » Albertii Giebel. » cliscites Bronn. » laevigatus Bronn. Hinnites comtus Giebel. Lima lineata Golde. Geroillia socialis v. Schloth. sp. » costata QüENST. 346 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Mytilus vetustus Goldf. Nucula elliptica Goldf. Trigonia vulgaris Bronn. Myacites musculoides Goldf. Dentalium laeve Goldf. Melania Schlotheimii Quenst. Fusus Hehlii Zieten. Kleinere unbestimmte Schnecken. Nautilus bidorsatus Bronn (die Schale und die Kiefer). Ammonites nodosus Bruguiere sp. » semipartitus v. Buch. Schuppen, Zähne und Knochen von Fischen und Sau- riern. L)er Keuper. Diese Formation beginnt mit der Letten- kohle oder dem Kohlenkeuper. Diese Abtheilung ist an ver- schiedenen Stellen etwas verschieden zusammengesetzt und ver- schieden mächtig:. Die Mächtigkeit beträgt im Minimum ungefähr 100 Fuss, geht aber wohl meist darüber hinaus. Zu unterst liegen fast überall gelbe oder braune eisenschüssige dolomitische Kalke, die aber mit Bestimmtheit nur dann zur Lettenkohle ge- rechnet werden können, wenn sie cavernös mit vielen grossen polyedrischen Flohlräumen versehen sind, deren, Volumen das der Gesteinsmasse überwiegt, welch letztere nur in Gestalt von mehr oder weniger ebenflächigen Platten oder Leisten als Begrenzungen jener Hohlräume vorhanden ist. Sind diese Schichten nicht cavernös — wie schon bei Betrachtung der obersten Muschelkalk- schichten bemerkt wurde — , dann ist die Zugehörigkeit zweifel- haft, da letztere Formationsabtheilung von ganz ähnlichen Gesteinen nach oben als dem letzten Glied begrenzt rvird und Sicherheit tritt erst wieder ein, wenn das Auffinden A7on Ammoniten die Zutheilung zum Muschelkalk erforderlich macht. Im Ganzen liegen die Verhältnisse so, dass man im Zweifelsfall solche Schichten eher zum Muschelkalk als zur Lettenkohle ziehen wird. Von hier aus wird die Gliederung im Gebiet unserer Karte zweifelhaft, da nirgends ein Aufschluss durch die ganze Lettenkohle oder durch die einzelnen sich zu einem Gesammtprofil ergänzenden Niveaus der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 347 vorhanden ist. Nur die oberen Schichten sind ungefähr halbwegs zwischen Gotha und dem südöstlich davon gelegenen Dorfe Sund- hausen au der durch die Sundhauser Vorstadt in Gotha führenden Chaussee aufgeschlossen (an dem sogenannten »Tollen Hund«, welchen Namen aber die Generalstabskarte nicht hat, derselbe hegt nur wenige hundert Schritt ausserhalb des Gebietes unserer Karte), wo die Lettenkohlensandsteine in grossen Steinbrüchen gewonnen werden. Auf diesen Mangel an Aufschlüssen ist vielleicht auch ein Theil der Verschiedenheiten und Abweichungen in der Ausbildung des Kohlenkeupers zurückzuführen, die man mehrfach auf geringe Entfernung wahrzunehmen meint. Ein ausgezeichnetes Profil durch die ganze Lettenkohle und einen Theil der darüber liegenden Keuperschichten beschreibt aber Credner aus einem Wasserriss zwischen Holzhausen und Bittstedt ca. 2 Meilen in südöstlicher Richtung von unserer Kartengrenze entfernt. Es ist allerdings zweifelhaft, ob man auf so weite Entfernung Gleichheit der Ver- hältnisse in den Hauptsachen voraussehen darf, aber das Profil vom »Tollen Hund« bei Gotha stimmt so sehr mit dem ent- sprechenden Theil des Profils bei Holzhausen überein, dass man vielleicht annehmen darf, dass durch dieses Profil auch die Ver- hältnisse bei Gotha in den Grundzügen richtig dargestellt werden. An jener Stelle liegen zuunterst wie überall sonst jene schon besprochenen eisenschüssigen dolomitischen Kalke (hellbrauner Bittermergelkalk) in geringer Mächtigkeit, nicht cavernös, also vielleicht ganz oder zum Theil noch zum Muschelkalk zu ziehen. Hierauf folgen aschgraue, schwarze, oft auch grünlichgraue Mergel- schiefer und Thonletten, dazwischen finden sich dünne eisen- schüssige ockergelbe oder braune Dolomitbänkchen von festerer oder lockerer Beschaffenheit eingelagert, die Lingula tenuissima zuweilen in Menge enthalten. Credner führt von dieser Stelle nicht Estheria minuta an , an anderen Orten , auch im Gebiet unserer Karte bei Gotha findet man oft die Schichtflächen der Thonletten mit vielen Exemplaren dieses Muschelkrebses bedeckt, wie das auch schon Beyrich früher bemerkt hat1), der sie von b Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Ges. II, 168, 1850. In späteren Arbeiten er- wähnt auch Ckednek das Vorkommen dieser Versteinerung in der Lettenkolile. 348 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Sonneborn nordwestlich von Gotha aus kohligen Schiefern, aus der Schlotheim sehen Sammlung, erwähnt. Die Gesammtmächtigkeit dieser Lettenkohlenthone und -Mergel beträgt nach Credner 381/2 Fuss. Hierauf folgt das Niveau der Lettenkohlensandsteine in einer Mächtigkeit von ungefähr 60 Fuss, der » Trauen Sandsteine« von E. E. Sciimid. Es sind grünlich- graue Mergelsandsteine mit Pflanzenresten, von denen besonders Calamites arenciceus erwähnt wird. Dazwischen ist ein schwarzer Mergelschiefer stellenweise mit Schnüren von Kohlenmulm ne- lagert, und bedeckt wird der Sandstein von bunten (grünen und rothen) Thonen, deren Gesammtmächtigkeit Credner zu ca. 10 Fuss angiebt und welche dann von der Abtheilung des Grenzdolomiten 15 Fuss mächtig überlagert werden, von dem nachher noch weiter die Rede sein wird. Es hat somit die Lettenkohle dort eine Mächtigkeit von ungefähr 120 Fuss. Am »Tollen Hund« !) ist die untere Lettenkohle, die Letten- kohlenthone, nicht aufgeschlossen. Man beobachtet in den dorti- gen Steinbrüchen zum Tlieil gelbgraue und zum Theil auch rothe Sandsteine mit undeutlichen Pflanzenresten in erheblicher Mächtig- keit (30 — 40 Fuss) anstehend. Es sind weiche, ziemlich lockere, aber doch zu Bausteinen immer noch gut brauchbare Sandsteine mit thonigem Bindemittel und mit vielen weissen Glimmerschüpp- chen, besonders auf den Schicht flä chen. Neben den sehr reichlich vorhandenen, unbestimmbaren kohligen Pflanzenresten finden sich auch mannichfach deutlich erhaltene und bestimmbare Pflanzenver- steinerungen. Es ist Calamites arenaceus , Equisetum columnare , Taeniopteris vittata und mehrfache andere, noch nicht bestimmte oder beschriebene Arten; Credner führt z. B. noch eine Neu- ropteris- Species auf, sowie zahlreiche Exemplare einer Mya- Art und Wirbelthierreste, Zähne und Schuppen etc., von denen ich an der genannten Stelle nichts beobachtet habe. Diese Sandsteine sind überlagert von den ca. 10 Fuss mäch- tigen, bunten, grünen und rothbraunen Thonmergeln, die überall in Thüringen im oberen Niveau der Lettenkohle sich finden und die D Die Lokalität liegt nickt mekr im Bereich unserer Karte, der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 349 nur durch ihre Lagerung unter dem Grenzdolomit sich von den darüber liegenden bunten Mergeln des mittleren Keupers unter- scheiden, nicht aber im Aussehen. Genau dasselbe Profil kann man auch an der Kesselmühle beobachten, wo in einem Hohlweg der Sandstein ansteht und darüber dann die bunten Mergel mit dem Grenzdolomit lagern, aber der Aufschluss ist hier nicht durch Steinbrüche erweitert. Den Schluss der Lettenkohle nach oben macht endlich der Grenzdolomit, ein meist intensiv gelbei’, mehr oder weniger dick geschichteter Dolomit mit zwischengelagerten weicheren Schichten, der durch sein constantes Auftreten einen der schärfsten Trias- horizonte in Thüringen bezeichnet. Er umsäumt als schmales Band im Südwesten und auch zu einem kleinen Theil im Nordwesten, wo er unter dem Diluvium verschwindet, die Stadt Gotha, und findet sich ebenso bei der schon erwähnten Kesselmühle und am Südwestabhange des grossen Seeberges. Wo der Grenzdolomit gut aufgeschlossen ist, zeigt er sich überall sehr reich an Petrefakten aller Art, von denen besonders Trigonia Goldfussn von Alb. häufig und charakteristisch, ausserdem habe ich bei Gotha an verschiedenen Stellen noch folgende Petre- fakten beobachtet : Lingula tenuissima Bronn (ein Bruchstück), Trigonia vulgaris Bronn, Gervillia socialis v. Schloth. sp., daneben unbestimmte Steinkerne verschiedener anderer Muscheln und zahlreiche Ueberreste von Fischen und Sauriern. Die oben als häufig und typisch angeführte Beschaffenheit dieses Grenzdolomits ist aber durchaus nicht die ganz allgemeine, sondern es ist im Gegentheil ein starker Wechsel an verschiedenen Stellen des Vorkommens zu beobachten. Bald ist der Dolomit gelb und fest und wird dann wohl als Baustein verwendet — Stücke davon finden sich schon in den Mauern des alten Schlosses Gleichen bei Wandersleben östlich vom grossen Seeberge eilige- mauert — oder er ist gelb, aber locker und mürbe, sogar fast zerreiblich; bald sind es aber auch feste, rauchgraue, dichte bis sehr feinkörnige Dolomite, in denen dann die Petrefakten nicht so 350 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse deutlich zum Vorschein kommen, wie bei den gelben. Zuweilen zeigt auch ein und dasselbe Stück an verschiedenen Stellen die beiden Beschaffenheiten nebeneinander, so dass es aussieht, als wäre die gelbe, festere oder lockere Ausbildungsweise nur eine durch Verwitterungsprozesse aus dem festen rauchgrauen Vor- kommen entstandene sekundäre Bildung, bei welchen Prozessen dann auch die Petrefakten erst aus dem Gestein herauswitterten, wenigstens treten diese bei den gelben Dolomiten viel mehr her- vor, als bei den graubraunen, bei denen sie sich oft sehr verstecken, so dass sie schwer wahrzunehmen sind. So stark bituminöse Ab- arten, dass sie dem Stinkschiefer im Zechstein gleichen, und wie sie Credner von anderen Orten in Thüringen beschreibt, habe ich bei Gotha nicht wahrgenommen. Die nun folgende Abtheilung des Gypskeupers besteht ebenfalls, wie die obere Lettenkohle, aus rothen und grünen Thonen, die sich von den entsprechenden Letteukohlenthonen kaum durch etwas grösseren Wechsel der Farben im Aussehen, sondern wesentlich nur durch die Lagerung über dem Grenz- dolomit unterscheiden lassen. Ist die Lagerung solcher bunter Thone zum Grenzdolomit nicht mit Sicherheit nachgewiesen, dann ist auch die Zugehörigkeit derselben zur Lettenkohle oder zu der höheren Abtheilung des Keupers, dem Gypskeuper, zweifelhaft, vor- ausgesetzt, dass nicht die dem Gypskeuper eigenthümlichen Ein- lascerunffen vorhanden sind, die aus mit den Thonen wechselnden Gypsbänken und deren Residuen bestehen. Diese Gypsbänke sind tlieils sehr dünn, theils dicker, vielfach auch stellenweise rasch an- scliwellend und sich wieder verdrückend. Der Gyps selbst ist roth oder doch weiss mit rothen Flecken, und unterscheidet sich da- durch leicht von dem nie rothen Muschelkalkgyps. Er ist meist dicht, enthält aber stellenweise derbe, krystallinische Partieen ein- gesprengt. Auch enthält er in grösserer Menge undeutlich aus- gebildete Quarzkrystalle eingesprengt. Dieser Gyps ist aber nicht überall vorhanden, wo die Abtheilung des Gypskeupers entwickelt ist, vielmehr fehlt er wohl an deu meisten Stellen, was aber nur darauf zurückzuführen ist, dass der ursprünglich vorhandene Gyps von den im Innern der Schichten circulirenden Wässern aufgelöst der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 351 und fortgeführt wurde, womit viele kleine lokale Schichtenstörungen verbunden sind. Wenn dieser Prozess noch nicht ganz beendigt ist, so sind nur einzelne Knollen von Gyps statt der zusammen- hängenden Schichten vorhanden, in denen die unlöslichen Bei- mischungen des Gypses dann stärker angehäuft sind, besonders die Quarzkrystalle. Solche Gypsresidua liegen z. B. in grosser Menge in der Gypskeuperpartie nördlich vom Dorfe Günthers- leben, an deren südlichem Rande aber auch Gyps in der ursprüng- lichen Form von dicken Bänken ansteht, die dort in Brüchen ge- wonnen werden. Ebenso findet man den Gyps längs des südlichen Abhanges des kleinen Seeberges sich hinziehen. Er steht dort nicht eigentlich zu Tage an, ist aber vielfach in Löchern aufgeschlossen, die zu seiner Gewinnung gegraben werden, welche aber ihre Stelle rasch wechseln und sich nie zu eigentlichen Brüchen ausdehnen, da die Quantität des vorhandenen Materials dazu, wie es scheint, doch zu gering ist. Es ziehen sich also zwei Gypsgewinnungs- zonen vom Südabhange des kleinen Seeberges auf wenige Schritt Entfernung ziemlich lange nebeneinander hin; oben am Abhange der ungleich wichtigere und massenhaftere Muschelkalkgyps, unten auf den Feldern der Keupergyps. Natürlich mischen sich viel- fach in dem dort lose herumliegenden Gesteinsmaterial beide Gypse mit einander, man kann aber beide in jedem Handstück sicher auseinander halten, da der Keupergyps stets einen, wenn auch nur schwachen Stich ins Roth hat, was beim Muschelkalkgyps nie der Fall ist. An manchen Stellen wird der Thon von Schnüren von Fasergyps durchzogen, doch sind das wenig wichtige secundäre Bildungen. Mit dem Fasergyps kommt nach Credner am kleinen Seeberge auch fleischrother Cölestin vor, ich habe davon nichts wahrgenommen. Im Allgemeinen ist diese Abtheilung des Gypskeupers charak- terisirt durch das Fehlen von Steinmergelbänken, die sich erst weiter nach oben einstellen. Einzelne solche Bänke sind aber doch auch hier schon an manchen Stellen ausgebildet. So durchzieht im Liegenden der dortigen Gypsbänke nördlich dem Dorfe Günthers- leben eine ungefähr einen Fuss mächtige, sehr feste und harte Steinmergelbank von hell violetter Farbe die Gypskeuperschichten, 352 Max Bauer , über die geologischen Verhältnisse die vielleicht mit der sogenannten Bleiglanzbank in Schwaben und Franken und an anderen Orten in Thüringen äquivalent ist, doch ist Bleiglanz darin noch nicht aufgefunden worden, ebenso wenig Petrefakten irgend welcher Art. Ausser diesen lokalen Steinmergeleinlagerungen sind aber noch andere Zwischenschichten vorhanden, die einiges Interesse ge- währen, nämlich solche von Sandsteinen, die ihr Lager im oberen Gypskeuper haben und somit wohl dem süddeutschen Schilfsandstein äquivalent sind. Das Vorkommen ist aber nur sehr lokal und es sind im Gebiet unserer Karte nur zwei Punkte, wo dieser Sandstein deutlich aufgeschlossen ist. Der eine Punkt ist nordwestlich vom Dorf Siebleben auf der Höhe; dort ist in einer ziemlich grossen Grube ein sehr weicher und lockerer, ja zwischen den Fingern zerreiblicher, rother oder gelber Sandstein mit vielen undeutlichen kohligen Pflanzenresten und vielen Glimmerblättchen aufgeschlossen, der dort gewonnen wird, aber nicht als Baumaterial, wozu er wegen seiner lockeren Beschaffenheit durchaus ungeeignet ist, sondern zur Verbesserung der Felder in jenen Gegenden. Fs ist dieser, an der bezeiclmeten Stelle circa 20 Fuss mächtig; aufgeschlossene Sandstein unzweifelhaft eine Einlagerung der Gypskeuper, was man noch deutlicher sieht an der zweiten Stelle, wo er zu Tage ansteht, nämlich in dem am weitesten bis zur Eisenbahn vorge- schobenen der Hügelchen nördlich vom Dorfe Seebergen, die in einer ziemlich langen Reihe den Fuss des grossen Seebergs umsäumen. Dort findet sich ein dem obigen petrographisch in jeder Beziehung gleicher Sandstein, der sich auf den ersten Blick in jeder Beziehung von den anderen Sandsteinen der Gegend, dem Lettenkohlensandstein und dem später zu betrachtenden rhätischen Sandstein des grossen Seeberges, unterscheidet, so dass eine Verwechslung auch in Hand- stücken kaum möglich erscheint. Zwischen diesen beiden Punkten ist bisher von diesem Sandstein keine Spur beobachtet worden, und es hat daher den Anschein, als wären an beiden Stellen plötzlich die Sandsteine zu erheb- licher Mächtigkeit angeschwollen, die sich aber nach allen Seiten rasch wieder verliert. Dies scheint auch aus der Terraingestaltung her- vorzugehen, indem an beiden genannten Punkten, wo der Schilfsand- der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 353 stein vorkommt, der Bergabhang eine markirt vorspringende, von weitem schon auffallende Nase bildet, die sonst fehlt. Ist dieser Zusammenhang zwischen dem Vorkommen des Sandsteins und der Oberflächengestaltung richtig, so kann man die Vermuthung aus- sprechen, dass auch in dem unmittelbar nördlich von Siebleben vor- handenen kleinen Bergvorsprung dieser Sandstein in der Tiefe ansteht, den man aber nicht sieht, weil die Kuppe von einer sehr mäch- tigen diluvialen Schottermasse bedeckt ist. Diese Kuppe liegt auch ganz in der Linie, in welcher der Sandstein an der Erdoberfläche ungefähr verlaufen müsste, wenn es eine continuirlich und in stets gleicher Mächtigkeit verlaufende Schicht wäre. Da andere in ähnlicher Weise vorspringende Kuppen nicht weiter vorhanden sind, so wäre weiter zu vermuthen, dass an anderen Stellen der Sandstein nicht oder doch nur sehr untergeordnet vorkommt, um so mehr, als auch auf den Feldern Spuren seiner Existenz nicht zu finden sind. Sandsteine in diesem Niveau und von ähnlicher Beschaffenheit, aber immer nur als wenig umfangreiche, aber zum Theil mächtige, stockförmige Einlagerungen finden sich übrigens auch noch vielfach anderwärts in Thüringen, so z. B. nördlich von Gotha bei Langensalza und Bollstedt, östlich in dem oben an- geführten Lettenkohlenprofil, in dem Credner noch einen Sand- stein über dem Grenzdolomit und im oberen bunten Mergel anführt, und an manchen anderen Orten, doch sind es nie solche feste, zusammenhängende Schichten, wie der Schilfsandstein in Schwaben und Franken. Gegen oben verschwindet der Gyps überall, die oberen Thon- mergel werden allmählich härter und luftbeständiger, als die unter- sten, den Gyps einschliessenden, was wohl mit einem grössex'en Kalkgehalt zusammenhängt, und damit geht Hand in Hand ein Bunterwerden derselben, ein Hervortreten von grelleren rothen und blauen oder grünen Farben. Zugleich stellen sich allmählich zwischen den immer noch leicht in kleine, scharfeckige und -kantige Stücke zerfallenden Thonmergeln festere Bänke von Steinmergel (Credner’ s Thonquarze) ein, welche, anfangs nur wenig mächtig und vereinzelt, nach oben mächtiger (bis zu 1 Fuss) und häufiger werden, wie das besonders an dem vom Dorfe Seebergen auf die 354 Max Bader, über die geologischen Verhältnisse Höhe des grossen Seeberges führenden sogenannten Triftwege zu beobachten ist. Wegen der Steinmergeleinlagerungen heisst diese Abtheilung der Steinm ergelkeuper. Er zieht sich ungefähr 200 Fuss mächtig: um den ganzen grossen Seeberg herum und bildet einen scharfen Vorsprung gegen Siebleben hin, endlich tindet sich eine kleine Stelle auf der Höhe des grossen Seeberges; an anderen Orten des Kartengebietes kommt er nicht vor. Er bildet überall um den grossen Seeberg herum sehr schroffe Abhänge, die sich durch grosse Unfruchtbarkeit von den meist ergiebige Aecker und Wiesen tragenden Gypskeupermergeln sehr unterscheiden, was mit der schwereren Verwitterbarkeit der Thonmergel der oberen Ab- theilung zusammenhängt. Der von ihnen gebildete Boden trägt o ö o ö meist nur eine höchst sparsame Vegetation, wenigstens an den steilen Bergabhängen und stellenweise fehlt eine solche auch so vollständig, dass die von Steinmergelkeuper gebildeten Flächen ganz nackt sind. Diese Abtheilung des Steinmergelkeupers hat keine scharfe Grenze gegen den Gypskeuper. Es sind zwar zwei in ihrer Ge- sammtbeschaffenheit entschieden sich bedeutend unterscheidende und daher auseinanderzuhaltende Stufen, aber es ist nicht möglich, eine durchgehende und überall leicht wieder aufzufindende Schicht anzugeben, die in ähnlicher Weise scharf scheidet, wie z. B. der Grenzdolomit zwischen Lettenkohle und Gypskeuper. Es folgt daraus, dass man leicht die Grenze zwischen beiden Stufen an verschiedenen nicht zusammenhängenden Stellen etwas verschieden legt, da es sich dabei um Abwägung einer grösseren Anzahl von Erscheinungen und Eigenschaften der constituirenden Gesteine handelt, die ja auch an verschiedenen Stellen in Folge von sekun- dären Einflüssen, die auf sie gewirkt haben, sich etwas verschieden verhalten können. Sandsteineinlagerungen, wie an der Wachsenburg und sonst im Osten unseres Gebietes sind am Seeberg von mir nicht beob- achtet, dagegen ist zn erwähnen, dass in manchen Steinmergel- bänken sich zuweilen Versteinerungen finden. Es sind sparsame Fisch- und Saurierreste und Conchylien, Corbula Keuper in a , oft der Seeberge und des Galberges bei Gotlia. 355 in grösserer Anzahl und unbestimmbare Steinkerne von Bivalven beobachtet worden. In den Thonmergeln, in denen die Stein- mergel eingelagert sind, sind dagegen Versteinerungen von mir nie beobachtet worden. Die letzte Abtheilung der Trias endlich ist die Rhätische Gruppe, der Sandstein des grossen Seeberges, ausschliesslich nur auf diesen Berg beschränkt und dort in zahlreichen und ausge- dehnten, theils noch im Betrieb stehenden, theils verlassenen Sandsteinbrüchen aufgeschlossen. Credner hat in seiner Arbeit aus dem Jahr 1839 diesen Sandstein mit dem darüberliegenden Angulatensandstein zusammengefasst unter dem Namen Liassand- stein, welche Ansicht er aber später (1860) gegen die jetzige allgemein übliche vertauscht hat. Diese Steinbrüche bauen aber nur auf den mittleren Schichten, entblössen daher auch beim Abräumen Schichten der höheren Niveaus, lassen dagegen die untersten Schichten ganz intakt, so dass diese jetzt nur unvollkommue zufällige und ge- legentliche, auch stets wenig ausgedehnte Aufschlüsse zeigen. Dagegen hatte Credner die Gelegenheit, einen Stölln zu beobachten, der aus dem herrschaftlichen Bruch des Grossen See- herges ungefähr nach Norden getrieben wurde, um das Wasser aus dem Bruche abzuleiten und hier gelang es dem genannten Forscher, die Schichtenfolge auch im untersten Niveau des Rhät aufs Ge- naueste im Detail festzustellen. Dieser Stölln ist heute unzu- gänglich und ich folge daher in der Darstellung dieser Schichten in der Hauptsache Credner unter Berücksichtigung meiner eigenen zum Tlieil, aber nur in unwesentlichen Punkten abweichenden Beobachtungen. Zuunterst liegt ein weisser bis lichtgelber Sandstein, unten etwas dicker (ungefähr lFuss), oben dünner geschichtet und so- gar schieferig werdend, mit vielen kleinen weissen Glimmerblätt- chen, im Ganzen ca. 30 Fuss mächtig. In ihm eingelagert ist die einzige am Seeberg vorkommende versteinerungsreiche Schicht, die sogenannte Gurkenkernschicht. Es sind dünne feste Bänkchen desselben hellgelblichweissen , aber etwas festeren Sandsteins, wenige Fuss über der Grenze zu den unterlagernden Ylergeln, die ganz vollgefüllt sind von der von Deffner und Fraas soge- 23* 356 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse nannten Anodonta postera, genauer nicht bestimmbarer Bivalven- steinkernen. In dieser Schicht hat R. v. Fritsch im Jahr 1875 auch Wirbelthierreste gefunden1) und zwar: Hybodus minus Ag., Acrodus minimus Ag. , Saurichthys acuminutus Ag. und S. lon- giconus Plien., sowie Fischschuppen ( Gyrolepis tenuistriatus Ag.). Die Ueberlagerung der Sandsteine über den Mergeln ist besonders gut zu beobachten auf dem schon genannten Triftweg, der vom Dorf Seebergen aus dessen südlichem Ausgang in südwestlicher Richtung; auf die Flöhe des grossen Seeberges führt und hier steht auch die Gurkenkernschicht besonders deutlich an. Weniger deut- lich zeigen sich die Verhältnisse überall sonst an der Kante des grossen Seeberges. Die Gurkenkernschicht findet sich fast rings um den Berg herum, wird aber stellenweise nicht anstehend, sondern nur in einzelnen losen Plättchen gefunden. Diese Abtheilung in ihrer Gesammtheit würde nach Pflücker y Rico2) das Pflanzenrhät repräsentiren. Pflanzen sind allerdings, auch in unbestimmbaren kohligen Resten nicht oder nur sehr spärlich vorhanden. Alles was von Rhätischen Schichten noch darüber folgt, entspricht darnach dem Protocardienrhät, dessen einzelne Abthei- lungen sich nach Pflücker deutlich erkennen und unterscheiden lassen. Auf jenes unterste Glied folgen ungefähr 20 Fuss weisse oder gelblich weisse Sandsteine und Sandsteinschiefer ohne organische Reste (unterer Protocardienrhät) und darüber dann der eigentliche Werksandstein, der in den Brüchen vorzugsweise gewonnen wird. Es ist ein gelblich weisser feinkörniger Sandstein, bis zu 40 Fuss mächtig, feinkörnig, fest, in dicken Bänken geschichtet, vielfach von dunklen, braunen Schnüren und oft sogar von förmlichen Adern von Brauneisenstein durchzogen , der auch auf Kluftflächen zuweilen mit traubiger Oberfläche vorkommt. Zuweilen enthält der Sand- stein faustgrosse, oft ziemlich regelmässig polyedrisch umgrenzte Löcher mit stark eisenschüssigen Wänden, welche ganz mit feinem, losen Sand erfüllt sind, der beim Zerschlagen herausfällt. B Teyetmeyer, 1. c. Zeitselir. ges. Nat. 1876. 13, p. 473. 2) Zeitselir. d. Deutsch, geol. Ges. 1868. Uebersichtstabelle. der Seeberge und dos Galberges bei Gotha. 357 Auf den Schichtflächen ist dieser Sandstein, wie übrigens auch die Sandsteine der anderen Stufen, vielfach mit den schönsten Wellenfurchen bedeckt, oft auf weite Erstreckungen hin. Ebenso findet man auf diesen Flächen leistenförmige, sich nach verschie- denen Richtungen durchschneidende, niedrige Erhabenheiten, offen- bar Ausfüllungen von schmalen Spalten und Kluften der Oberseite der unmittelbar darunterliegenden Schicht. Am Ausgehenden der Schichten wird der Sandstein am grossen Seeberge vielfach durch Verwitterung lose und locker und zerfällt zu Sand, der in vielen Gruben gegraben und als Stuben- und Scheuersand verwendet wird. An organischen Resten ist dieser Sandstein arm. Verkohlte, aber selten deutlichere Pflanzenreste kommen auf den Schicht- flächen nicht selten vor, dagegen sind animalische Reste um so seltener. Ich habe nie welche gefunden, Credner führt aber Ab- drücke von Cardium cloacinum Quenst. und Taeniodon ( Protocar - dia) Ewaldi Bornem. als Seltenheiten an. Ausserdem sollen auch in diesem Sandstein einige Fischzähne gefunden worden sein, wie aber Credner nur gerüchtweise mittheilt. Ueberlagert wird dieser Sandstein von 2 — 4 Fuss grauen, mageren Thons, der feuerbeständig ist und daher zu Kapseln in der Porzellanmanufaktur in Gotha verwendet wird. Er enthält als einzige organische Reste schlecht erhaltene, verkohlte Pflanzenstengel, dagegen etwas häufiger runde Geoden von im Inneren vollkommen dichter, nicht zerborstener septarienähnlicher Beschaffenheit und von einer auf dem Quer- bruch zum Vorschein kommenden eigenthümlichen saftgrünen Farbe, die allerdings beim Liegen an der Luft und Austrocknen in eine mehr ins Graue gehende Nüance übergeht. Der Sandstein oder Thon, der eine unten, der andere oben vollkommen herrschend, gehen auf der Grenze dadurch allmählich in einander über, dass zwischen den Sandsteinbänken sich erst schwächere, dann stärkere Schichten grauen und stellenweise auch rothen Thons einstellen, bis der graue Thon endlich den Sandstein ganz verdrängt. Beide zusammen, Sandstein und Thon, repräsentiren nach Pflücker y Rico das mittlere Protocardienrhät. Noch weiter nach oben tritt nun der Sandstein zurück, er ist nicht mehr so dickbänkig und fest, wie oben, sondern oft schieferig 358 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse und locker und zwischen den Sandsteinschichten stellen sich immer massenhafter Thon und Mergel ein. Credxer unterscheidet über dem letztgenannten Tlione noch eine 10 — 15 Fuss mächtige Masse eines gelblichgrauen bis grünlichgrauen Sandsteins und Sand- schiefers mit mergeligem Bindemittel, von unten nach oben immer schwächere und schwächere Schichten bildend, bis endlich ein voll- kommener Sandsteinschiefer nach oben abschliesst. Die unterste Schicht ist noch D/2 bis 2 Fuss mächtig und in ihr fand man früher ein Equisetum in meist aufrecht stehenden Exemplaren und mannichfache andere Pflanzenreste, aber keine Thiere. Dann folgt ein gelblichgrauer, unten ebenfalls Geoden führender Mergelschiefer, der nach oben mehr thonig wird und dünne Platten von Sandschiefer einscldiesst, im Ganzen in einer Mächtigkeit von 6 — 10 Fuss. Der Mergelschiefer enthält als Seltenheiten Petrefakten mit zerstörten Schalen und zwar: Modiola minuta Quenst. (wahrscheinlich = Mocliola minima Sow.) Cardium rhäticum E. v. d. Lintii. = Protocardia rhätica. Cardium Philippianum Dxkr. = Protocardia carinata Pflücker. Diese drei Arten sind häufiger. Seltener sind: Posidonomya Hausmanni Borxem. Taeniodon ( Protocardia ) Ewaldi Borxem. Taeniodon ellipticus — Protocardia praecursor Schlöxb. sp. Inoceramus ? Cassianella contorta ist bis jetzt noch nicht gefunden worden. Verkohlte Pflanzenreste mit Schwefelkies finden sich nicht selten. Endlich wird das Rhät von einer ca. 4 Friss mächtigen röthlichgrauen oder grünlichgrauen Thonmergelschicht geschlossen. O OO OO Dieser ganze obere Rest repräsentirt dann das obere Protocardien- rhät Pflückers, das weiterhin vom Lias überlagert wird. Der Lias. Der Lias ist auf einem kleinen Gebiet am süd- östlichen und südlichen Abhang des grossen Seeberges entwickelt und es ist von ihm die untere und mittlere Abtheilung bis zu den Schichten des Ammonites amaltheus inclusive vertreten. Die untere Abtheilung ist schon längst von dieser Stelle bekannt. Credxer der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 359 spricht, wie schon oben erwähnt, 1839 von Liassandstein auf dem grossen Seeberg, aber er führt keine einzige Versteinerung an, die dafür beweisend wäre und fasst namentlich noch den ganzen rhä- tischen Sandstein mit dem Liassandstein zusammen. Noch in der zweiten Auflage der geologischen Karte von Thüringen, 1854, wird der ganze Gipfel des grossen Seeberges als aus Liassandstein be- stehend dargestellt, von Rliät ist damals noch keine Rede, aber es werden in der Erläuterung zur Karte nun schon ächte Versteine- rungen des unteren Lias als am Seeberg vorkommend angeführt, nämlich Stein kerne kleiner Cardinien, und in der That kommen diese dort auch in grosser Menge vor. Anderes war aber damals wie es scheint von dort noch nicht bekannt und erst 1860 führt Credner dann weitere Belege für das Vorkommen des unteren Lias an : Am. angulatus , Lima Hausmanni, Corbula cardioides und noch manches Andere, was unzweifelhaft auf unteren Lias hinweist. Auf jener genannten Karte war auch die Verbreitung des Lias am kleinen Seeberg nicht richtig dargestellt. Einmal war die Ausdehnung eine zu weite, weil der ganze grosse Seeberg als davon gebildet dargestellt war, was eine Folge der Verwechselung des Rhätsandsteins mit dem Liassandstein war; zum anderen war aber das Verbreitungsgebiet auch zu enge dargestellt, weil die Ver- breitung der Liassandsteine und der anderen Liasschichten auf den Feldern am südwestlichen Abhang; des grossen Seeberges bis zum Dorfe Günthersleben hin Credner unbekannt geltlieben war. Ganz unbekannt war aber vor allem der mittlere Lias geblieben, der nur einen sehr kleinen Raum an der Oberfläche einnimmt, dessen Gesteine denen des Keuper zum Theil sehr ähnlich sind und der nur wenige Versteinerungen führt. Der mittlere Lias wurde zufällig aufgefunden, als im Jahre 1879 zur Entwässerung eines Steinbruchs ein Stölln getrieben wurde, der ungefähr den in der Karte verzeiclmeten Verlauf nimmt. Der ent- wässerte Steinbruch liegt da, wo der zwischen den Seeberger Sand- steinbrüchen hindurchführende von Gotha aus über den ganzen Berg- rücken herkommende Fahrweg das Thalgründchen überschreitet, das von Osten her nach Westen herabkommend, sich weiter abwärts mit einem nordsüdlich vom Seeberg herabkommenden Thälchen vereinigt. ,360 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Das Stollnmmidloch befindet sich ziemlich genau südlich davon, nicht weit von der von Günthersleben nach Seebergen führenden Chaussee auf den Feldern, nahe bei dem Punkt, wo die Chaussee die kurze steile Biegung nach Norden macht, ungefähr halbwegs zwischen den Stellen, wo das oben genannte südwärts verlaufende Thälchen die Chaussee schneidet und wo der oben genannte vom Seeberg herabkommende Fahrweg in die Chaussee einmündet. Dieses Stollnmundloch ist im mittleren Lias angesetzt und der Stölln durchführt von dort aus immer liegendere Schichten, da letztere nach Süden unter einem ziemlich steilen Winkel einfallen. Eine erste Notiz über diesen Stölln und einige darin vorkommende charakteristische Petrefakten des mittleren Lias habe ich bald nach Eröffnung der Arbeiten gegeben x) , heute kann dem damals Be- kannten noch einiges Weitere zugefügt werden. Credner schilderte seiner Zeit den Lias des grossen See- berges, der sich ganz gleichmässig und auch petrographisch sehr ähnlich dem Kliät, diesem auflagert, nach den Aufschlüssen in den Steinbrüchen und dem Vorkommen zerstreuter Stücke mit Petre- fakten auf den Feldern am Südabhang des grossen Seeberges. Was er beobachtete war nach seiner Beschreibung folgendes: Zu unterst liegt ein in dünne ca. 4 Zoll mächtige Platten zerfallender Sandstein , graulichweiss , feinkörnig , mit grauem Thon wechsellagernd, der nach oben vorherrscht. Unten liegen häufig Versteinerungen, Steinkerne von Conchylien, deren Schalen z. Th. durch Schwerspath ersetzt sind. Credner führt folgende Namen an: Thalassites depressus , Cardinia Listen, besonders häufig, Pecten sepultus, Pecten disparilis, Lima Hausmanni, Corbula cardioides , Ostrea irregularis , Ostrea rugata , x) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 31, 482, 1879. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 361 Mactromya spec., Pinna spec., Ammonites angulatus , selten. Kleine Gasteropodensteinkerne, Kleiner Zahn eines Ichthyosaurus. Dieses ganze Schichtensystem parallelisirt dann Crerner mit der Psilonotenschicht, dem untersten Liasniveau in Schwaben und anderen Gegenden. Es geht dies aber wohl zu weit, da auch Am. angulatus darin vorkommt, so dass höchstens wohl blos der untere Theil des Schichtensystems die Zone des Am. psilonotus darstellt, der selbst allerdings noch nicht gefunden worden ist, während der obere Theil schon in das A ngulatenniveau hineingehört. Die Mächtigkeit soll 40 Fuss betragen, wahrscheinlich ist sie nicht unerheblich zu viel. Es folgen dann weitere Sandsteine, feinkörnig, gelblichgrau oder gelblichweiss , oft ockergelb gefleckt, 2- — 3 Zoll starke Schichten bildend mit Thonzwischenlagen ; das Ganze 6 — 8 Fuss mächtig. Hier ist Am. angulatus weniger selten, ausserdem finden sich Cardinien, glatte Pectenarten und besonders Lima Haus- manni; den Beschluss bildet dann 2 Fuss grauer Thon und 6 Fuss hellgelber oder ockergelber Sandstein mit mergeligem Bindemittel, beide ohne Versteinerungen und mit dem darunterliegenden Sand- stein das Angulatenniveau nach Crerner’s Ansicht darstellend, dasselbe muss aber wohl, wie erwähnt, noch etwas nach unten hin ausgedehnt werden. Damit war die Reihe der Liasablagerungen, so weit sie Credner kannte, geschlossen. Was die Aufschlüsse in dem Stölln anbelangt, so wurden davon leider keine richtig geordneten Belegstücke gesammelt, und auch keine genügenden Notizen über das durchfahrene Schichten- material aufgezeichnet, wenigstens habe ich trotz eifrigsten Be- mühens nichts darüber erfahren können. Da ausserdem der Stölln schon zum grossen Theil fertig war, als ich die erste Kunde von seiner Anlage bekam, so konnte ich auch nicht selber das geförderte Material der Reihe nach verfolgen, sondern war auf die Beobachtung der unregelmässig gelagerten Massen der Halde be- schränkt, deren theilweise Zugehörigkeit zum mittleren Lias — und das war das wesentlich Neue, bisher Unbekannte vom grossen 362 Max Bauek, über die geologischen Verhältnisse Seeberg — durch in grösserer Zahl herum liegende Bruchstücke von Belemnites paxillosus und clavatus und seltenere andere Petre- fakten bewiesen wurde. Diese Sachen wurden von einigen Gothaer Herren zwar eifrig gesammelt1), so dass genügender Vorrath zu einer genauen Feststellung der vorkommenden Niveaus vorhanden ist, dieselben haben mir aber ihr Material nicht zur genaueren Untersuchung zur Verfügung gestellt, so dass ich auch hier nur auf gelegentliche Beobachtungen angewiesen bin, aber die Haupt- sache, der Nachweis des mittleren Lias mit den Amaltheenschichten steht unzweifelhaft fest, ebenso steht fest, dass von jüngeren Jura- schichten dort zur Zeit keine Spuren bekannt sind. Das erste Gestein, das der Stölln aufdeckte, scheint ein grau- lichgelber, glimmeriger und sandiger Schieferletten gewesen zu sein, der auf der Halde am weitesten nach vorn lagerte und der Ver- steinerungen des mittleren Lias, Am. Amaltheus , Bel. paxilosus, Bel. clavatus, Ter. numismalis, Rhynch. rimosa etc. enthielt. Darauf folgte ein im frischen Zustand dunkelgrau gefärbter Thon, ziem- lich plastisch und leicht verwitterbar, der an der Luft rasch zuerst gelblich und bräunlichgrau und dann intensiv roth wurde, wie er sich jetzt noch anstehend in dem vom Stollnmundloch ausgehenden ofienen Graben zeigt. Dieser Thon erlangt durch seine rothe Farbe eine solche Aehnlichkeit mit den rothen Keupermergeln, dass eine Unterscheidung beider vor der Bildung des Aufschlusses im Stölln unmöglich war. Später allerdings wurden wohl Unterschiede ge- funden. Der Liasthon ist mehr gleichmässig roth gefärbt, nicht so bunt, wie der Keupermergel und viel plastischer als dieser; aber bis in die letzte Zeit hat man den ganzen von rothen thonigen Schichten bedeckten Südwestabhang des grossen See- berges stets für Keuper gehalten, während jetzt feststeht, dass ein grosser Theil davon Lias ist. Diese Verwechselung war um so eher möglich, als in diesen rothen Thonen Versteinerungen sehr selten zu sein pflegen. Dann scheint weiter nach unten ein dünnes Bänkchen eines braunen, dichten, eisenschüssigen Dolomits zu folgen, dass auch bei Günthersleben ansteht und das gewissen ) Zeitschr. d. Deutschen geol. Ges. 1879. Bd. 31, pag. 783. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 363 Lettenkohlengesteinen sehr ähnlich sieht, und darunter folgt ein System von gelblichgrauen, etwas sandigen, sehr dünnschieferigen Mergelschiefern, voll von kohligen, aber unbestimmbaren Pflanzen- resten (vielleicht zu C'lathropteris gehörig) und ebenfalls gewissen Lettenkohlenschichten äusserst ähnlich. Diese Schichten sind be- sonders auch in dem von Günthersleben nach Norden führenden Weg, in dem Einschnitt unmittelbar hinter der Alluvialebene ent- blösst. Diese beiden Gesteine, der eisenschüssige Dolomit und der Mergelschiefer mit Pflanzen sind in genau gleicher Weise wie sie bei Günthersleben anstehen, auch im Stölln gefunden worden, oder vielmehr gewisse Schichten des Stöllns sind, nachdem sie einige Zeit, namentlich einen Winter hindurch der Luft und der Ver- witterung ausgesetzt waren, diesen anstehenden an der Oberfläche daher ebenfalls nicht mehr frischen Schichten so ähnlich geworden, dass ihre Zugehörigkeit im Lias keinem Zweifel unterliegen kann. Diese Schieferletten werden unterlagert von einem grauen ausser- ordentlich festen, feinkörnigen Sandstein, der in dicken Bänken ansteht, und dicht gespickt ist mit den dicken Schalen von Cardinien , die darin noch mit ihrer weissen Kalksubstanz in ursprünglicher Besch aftenli eit vorhanden sind. Auf diesen frischen Sandstein mit Cardinionschalen müssen die Lesesteine auf den Feldern, mit massenhaften Cardiniensteinkernen unzweifelhaft zurückgeführt werden, die sich nicht nur in der Nähe des Stöllns, sondern weit nach Westen auf den Aeckern nördlich von Günthersleben und nach Norden bis auf die Höhe des grossen Seebei'ges in reichlicher Menge finden. Der frische Sandstein verwittert, wenn er lange Zeit an der Erdoberfläche den Atmosphärilien ausgesetzt liegt; die Cardiniensehalen werden aufgelöst lind die Muscheln bleiben als Steinkern zurück, dabei zerspaltet gleichzeitig der Sandstein seine dicken Bänke in eine grosse Zahl dünner, noch nicht zoll- mächtiger Platten, die hart und fest sind und sich schwer weiter zerschlagen und zerspalten lassen und die auch in ihrer Feinkör- nigkeit, dem ursprünglich frischen Sandstein des Stöllns ähnlich sind, wie in ihrer Festigkeit und Härte. Diese Platten haben dann eine bräunliche oder gelbe Farbe mit einem eigenthümlichen Stich ins Grüne, an dem man sie leicht erkennt und unterscheidet, 364 Max Bauer , über die geologischen Verhältnisse selbst wenn sie vielleicht stellenweise ärmer an Cardinien, oder wenn sie wohl auch ganz frei davon sind. Dann folgt im Stölln ein System von Sandsteinen, das von den rhätischen Seeberger Sandsteinen sich nicht unterscheidet; es sind dies wohl die Angu- latensandsteine und die darunter folgenden Schichten, weiteren Auf- schluss giebt, leider der Stölln und sein Material nicht, dagegen findet man gelblichweisse, feinkörnige, lockere Sandsteinplatten mit Am. angulatus , vielen kleinen Schneckensteinkernen etc-., allerdings nicht häufig auf der Höhe des Seeberges westlich hinter den grossen Sandsteinbrüchen. Das ist ungefähr, was der Stölln und seine Umgebung hat beobachten lassen. Nimmt man zu diesen Angaben noch die in dem Stollnmaterial und in den auf den Feldern herum- liegenden liassischen Lesesteinen gesammelten Petrefakten, so erhält man doch, wenn auch manches im Stölln unklar bleibt und namentlich eine genaue Bestimmung der Aufeinanderfolge und der Mächtigkeit der einzelnen Schichten nicht möglich ist, ein im- merhin einigermaassen befriedigendes Bild dieser kleinen Lias- ablagerung. An Versteinerungen habe ich mit Sicherheit beobachtet: A. In den Lesesteinen auf den Feldern: Am. angulatus v. SCHLOTH. in mehreren, allerdings meist stark verdrückten, aber unzweideu- tigen Exemplaren. In mehreren Sammlungen finden sich übrigens auch sehr wohl erhaltene Exemplare von hier. Cardinia Listen Ag., kurze Form, die langgestreckte C. concinna scheint nicht vorzn- kommen; es sind meist kleine Individuen; das häufigste Petrefakt der Sandsteine. Pinna Hartmanni Ziet. ein unvollständiges Exemplar. Steinkerne kleiner unbestimmbarer Gasteropoden. Pentacrinus spec. ein Abdruck der Gelenkfläche eines fünfeckigen Stielgliedes mit wenig vorspringenden Kanten und deutlich erhaltener fünffach blattförmiger Zeichnung. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 365 13. Aus dem Stölln: Ammonites amaltheus v. Schloth. 2 Exemplare. Am. capricornus v. Schloth. Am. ibex Quenst. Am. raricostatus Ziet. Von den drei letzteren Ammoniten nur einzelne Exemplare oder Bruchstücke, ausserdem noch Bruchstücke, die nicht zu den genannten Arten gehören, aber auch nicht näher bestimmt werden konnten. Belemnites paxillosus v. Schloth. Bel. clavatus Blainv. Diese zwei Belemnitenarten bilden die häufigsten Versteine- rungen, die der Stölln gefördert hat, sie liegen in grösserer Zahl auf den Abhängen der Halde herum, als alle übrigen Versteine- runo-en zusammen. Ausserdem finden sich aber auch noch andere O Belemniten mehr als Seltenheiten, z. B. Bel. brems f Quenst. in mehreren Exemplaren und eine Anzahl vielleicht zu anderen Arten gehöriger Bruchstücke. Gryphaea arcuata Lamark Gr. cymbium Lamark je in einigen wenigen Exemplaren. Plicatula spinosa Sow. einige grössere Exemplare. Pecten priscus Goldf. ein vollständiges dopp elklappiges Exemplar und einige Bruchstücke. Lima gigantea Sow. ein kleines Exemplar mit der charakteristischen Skulptur der Schale. Lima punctataf Sow. ein ganz glattes Exemplar, nicht ganz handgross, mit Schwefelkies überzogen, aus der Nähe der Cardiniensandsteine. Spirifer Walcotti Sow. Spir. verrucosus v. Buch und vielleicht noch eine oder die andere sonstige Spiriferart. Ein Exemplar mit prachtvoll erhaltenem Spiralgerüst. Terebratula numismalis Lamark. Ter. Heyseana Dunker. 366 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Rhynchonella furcillata v. Buch. Rh. rimosa v. Buch. Rh. triplicata Phil. Von allen diesen Bracliiopodenarten ist keine häufig, es haben sich von allen nur einzelne Exemplare gefunden. Pentacrinus subangularis Miller einige runde Stielglieder. Pent. basaltiformis Miller einige fünfeckige Stielglieder. Cotylederma spec. mehrere wohl erhaltene Exemplare. Damit ist aber die Liste der wirklich Vorgefundenen Arten noch keineswegs erschöpft. Wäre es möglich, das gesammelte Material genau durchzuarbeiten, so würde die Liste wohl noch bedeutend anwaclisen. Aber auch so ist die Reihe der vorkommen- den Liasniveaus genügend charakterisirt zu einem ungefähren Ein- blick in den Bau unserer Ablagerung. Nach dem bisher Angeführten sind folgende Liasabtheilungen vertreten : Die Psilonotenschicht ist vielleicht repräsentirt durch einen Tlieil der obengenannten Quarzsandsteine mit Cardinien , da aber Am. psilonotus selbst noch nicht beobachtet ist, so ist die Sache noch zweifelhaft. Die Schichten des Am. angulatus sind durch dieses Petrefakt selbst genügend gekennzeichnet. Hierher gehören auch wohl zum grössten Theil die Sandsteine mit Cardinia Listen , welche Muschel allerdings auch in Schwaben schon mit Am. psilonotus vorkommt, aber doch häufiger erst im Angulatenniveau gefunden wird. Die Schichten mit Am. Buklandi sind durch die Gryphaea arcuata bestimmt. Ammoniten aus der Gruppe der Arieten sind noch nicht beobachtet worden. Hierher gehören dann noch die Limaarten, Pinna Ilartmanni etc. Die Schichten mit Pentacrinus tuberculatus sind allein vielleicht angedeutet durch den fünfseitigen Abdruck der Gelenkfläche eines Pentakrititenstielgliedes auf einem Sandsteinplättchen, das vielleicht zu Pent. tuberculatus gehört, so dass also Quenstedt s Abtheilung ct der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 367 ziemlich vollständig vorhanden wäre. Bis hierher scheint auch die vorzugsweise sandige Entwickelung des Lias zu gehen, während die folgenden Schichtenreihen ß bis o vorzugsweise thonig sind. Die folgenden Abtheilungen des Lias lassen sich nun nicht mehr so genau in ihren einzelnen Niveaus darstellen, wie oc, aber bis o inclusive sind die genügenden Nachweise für alle grösseren Abtheilungen vorhanden. Zu ß gehört Am. capricornus und rari- costatus und vielleicht Bel. brecis. y ist gekennzeichnet durch Am. ibex , Terebratula numismalis , Rhynchonella rimosa und Gryphaea cymbium und endlich o durch Am. amaltheus. Bel. gaxillosus und Plicatula spinosa sind überhaupt für mittleren Lias bezeichnend. Für noch höhere Schichten sind, wie schon oben erwähnt, keine Andeutungen gefunden worden, wenn man nicht Pent. subangularis dahin rechnen will, dessen Bestimmung sich aber auf einige wenige runde Stielglieder, also auf ganz ungenügendes Material beschränkt. Ich gehe auf diese Verhältnisse hier nicht weiter ein, weil sich vielleicht doch noch eine Gelegenheit bietet, das Gesammtmaterial der gefundenen Petrefakten eingehend zu behandeln, worauf erst eine genauere Vergleichung mit anderen Liasgebieten im Norden und Süden möglich und durchführbar ist. Mit den Schichten der oberen Lias schliesst die Reihe der älteren Bildungen und es linden sich im Gebiet unserer Karte nur noch das Diluvium und Alluvium vertreten, die nördlich und südlich vom Bergzug des Seeberges und Galberges grosse Distrikte bedecken. Das Diluvium beginnt zu unterst mit mächtigen Schotter- massen, die besonders in der Stadt Gotha selbst in umfangreichen und tiefen Kiesgruben bis zu 30 — 40 Fuss Mächtigkeit aufge- schlossen sind; von dort zieht sich diese Bildung, offenbar einen alten Wasserlauf anzeigend, in einem breiten Strom längs der Leina nach Norden und ebenso auch unabhängig v/n der Leina nach Süden und endlich geht von Gotha ein Seitenzweig' nach Osten, in die Gegend von Siebleben ab, wo eine der höchsten Kuppen der Gegend von einem mächtigen Schotterlager bedeckt ist. Diese Schottermassen liegen, wo sie nahe den jetzigen AVasser- läufen Vorkommen, weit über dem höchsten heutigen Wasser- spiegel. Ebenso ist es mit dem Schotter, der in einem schmalen 368 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Band das Nordufer der Apfelstädt bei Günthersleben begleitet und mit der Partie östlich von Seebergen. Wo eine Schotterwand in einer Kiesgrube entblösst ist, sieht man, dass das Material vielfach nach der Grösse seines Korns sortirt ist. Zwischen Bänken, die nur nussgrosse, bis kopfgrosse, aber doch meist nur faustgrosse Geschiebe, die alle stark abgerundet sind, enthalten, liegen mehr oder weniger mächtige Streifen von ganz feinkörnigem, sandigem Material, das Spuren von Schichtung zeigt und beides wechselt ganz unregelmässig, da die an Mächtigkeit hinter den Geröllmassen stets weit zurück- stehenden Sandstreifen nie lang anlialten. Im Grossen und Ganzen ist keine durchgehende Schichtung vorhanden, so dass diese Ab- lagerung ganz den Eindruck einer mächtigen Flussbildung macht. Das Material besteht in der Hauptsache aus Porphyren von vio- letter Grundmasse mit mehr oder weniger reichlich eingesprengten Krystallen von Quarz und Feldspath, die nach Credner aus der Gegend von Friedrichroda stammen sollen, doch sind dort voll- kommen übereinstimmende Porphyre anstehend auch nicht mit völliger Sicherheit bekannt. Dieser Schotter ist bedeckt von Löss, der in seiner gewöhn- lichen Beschaffenheit weite Gebiete einnimmt und auch stellen- weise Lössschnecken und vielfach Lösspuppen enthält. An der Grenze zwischen Schotter und Löss haben sich mehrfach schon Beste von Mammuth und Bhinoceros gefunden, aber meines Wissens weder mitten im Löss, noch mitten im Schotter. Alluvialbildungen sind ebenfalls verbreitet. Sie erfüllen die alten Wasserläufe, das Leinathal und besonders das Thal der Apfelstädt bei Günthersleben und es sind hier im Grossen und Ganzen ähnliche Schottermassen, wie die des Diluviums, aus denen wohl das Material zu diesem alluvialen Flussschotter herstammt. Kleinere Thälclien wie z. B. die vom grossen Seeberg herab nach Süden fliessenden sind mit Auelehm ausgefüllt. Ein altes See- becken scheint die weite Alluvialebene zwischen Siebleben und Seebergen zu sein, das mit schwarzem fruchtbaren Biedboden aus- gefüllt ist und wo Schotter nur an den Bändern geringe Bedeutung hat. Vielleicht ist der Siebleber Teich ein letzter Ueberrest des alten Sees. der Seeberge und des Galberges bei Gotba. 369 Die Lagerungsverhältnisse. Die Lagerungsverhältnisse sind insofern einfach, als jede han- gende Schicht ausnahmslos concordant auf der unmittelbar darunter liegenden liegt. Complicationen treten nur dadurch ein, dass das ganze Schichtensystem, so weit es überhaupt beobachtbar ist, durch eine äusserst zahlreiche Reihe von Verwerfungsspalten durchzogen ist, längs welchen Dislocationen von zum Theil sehr erheblicher Sprunghöhe stattgefunden haben. Diese letzteren, im Verein mit den Wirkungen der Erosion haben zum Theil Verhältnisse erzeugt, welche scheinbare Discordanz von unmittelbar übereinander- liegenden Schichten beobachten lassen, und die früheren Beschreiber der vorliegenden Gegend sprechen auch in der That von solchen Discordanzen, aber es sind dies wie gesagt nicht wirkliche, sondern scheinbare Verhältnisse, hervorgebracht durch die gegenseitige Verrückung der Gebirgsschicliten. Eine erste grosse Verwerfungsspalte trennt das Rhät des grossen Seeberges von den älteren Schichten (Muschelkalk haupt- sächlich) des kleinen. Diese Spalte streicht ungefähr h. 9 und lässt sich über den ganzen Bergrücken weg in fast geradliniger Richtung verfolgen und daneben , wenige hundert Schritt weiter im Südosten ist eine der ersten parallele zweite Spalte, die aber nur den südlichen Theil des Rückens durchschneidet, aber nicht über den Kamm hinüber in den nördlichen Abhang hinein sich erstreckt, sondern sie ist auf der Höhe des Rückens durch eine Querspalte abgeschnitten und aus ihrer ursprünglichen Richtung abgelenkt. Nordöstlich von der ersten und südwestlich von der zweiten Spalte sind die Schichten um beträchtliche Beträge in die Tiefe gesunken, während zwischen den zwei Spalten ein Muschelkalk- rücken ziemlich unbeweglich stehen geblieben ist, dessen mittlere Partie der Anhydritgruppe angehört, die nach Nord, Süd und Ost von einem schmalen Band von Trocliitenkalk umgeben ist, auf welchem dann weiter nach Nord und Süd Nodosenkalk lagert, der im Norden etwas nach Nordwesten, im Süden nach Südwesten ein- fällt. Die Karte selbst und das Profil No. IV machen dies deut- 24 370 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse lieber. Im Profil1) hebt sich die Muschelkalkpartie mit grosser Schärfe gegen die rechts und liuks anstossenden Keuperschichten ab, so dass die beiden Spalten fast auf ihrem ganzen Verlauf mit der grössten Deutlichkeit an dem abnormen Gesteinswechsel an der Oberfläche verfolgt werden können. Dass die gegenseitige Verschiebung der Schichten längs der zwei Spalten eine sehr grosse, die grösste in unserem ganzen Gebiet, gewesen ist, erkennt man aus der geologischen Stellung der jetzt auf beiden Seiten der Spalten an einander grenzenden Schichten. Nach Nordosten hin stösst unter Anderem unterer Lias an den Trochiten- und Nodosen- kalk der stehen gebliebenen Muschelkalkpartie, weniger gross ist die Verrückung an anderen Stellen der Spalte gewesen, wo Rhät an Nodosenkalk und Trochitenkalk oder Steinmergelkeuper an Nodosenkalk grenzt. Es muss also wenigstens an der einen Stelle eine gegenseitige Verschiebung um den Betrag der Gesammtmächtig- keit des ganzen Keupers incl. Rhät und Lettenkohle und des No- dosenkalks stattgefunden haben. Der absolute Betrag der Ver- werfung ist schwierig anzugeben, da die Mächtigkeit der einzelnen Formationsabtheilungen zum Theil nur annähernd bekannt ist. Nimmt man einige Zahlen für diese Mächtigkeiten an, wie sie für unser Gebiet theils gemessen sind, theils geschätzt werden können, nämlich : Rhät 130 küss Steinmergelkeuper . 150 » Gypskeuper .... 100 » Lettenkohle .... 100 Nodosenkalk .... 100 » so ist die gegenseitige Verschiebung an der betreffenden Stelle ungefähr und annähernd gleich 600 I Ass, an anderen Stellen der- selben Spalte allerdings erheblich weniger und ebenso erheblich weniger längs der zweiten Spalte. J) Im Profil sind die Verwerfungsspalten alle als senkrecht verlaufende Ebenen gedacht. Ein Versuch, die Gestalt der Spalten aus ihrer horizontalen Erstreckung und den Niveaukurven annähernd abzuleiten, hat ergeben, dass dies für die vorliegende Gegend sich ungefähr so verhält. In anderen Fällen sind diese Spalten ja bekanntlich weder eben noch senkrecht. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 371 Durch diese Spalten wird nun also der grosse Seeberg als ein geologisches Ganzes vom kleinen Seeberg abgetrennt. Die Lagerung in diesem östlichsten Ende des «ranzen Zuges ist nun höchst einfach, es ist eine flache Mulde, durch deren Centrum die ebengenannte Hauptspalte mitten hindurchgeht und an deren am Südabhange des Berges gelegenen Mitte hin die Schichten des Keupers und des Rliät einfallen. Aber diese Mulde ist ausserdem noch theilweise durchschnitten durch drei parallele ungefähr h. 11 streichende kleinere Verwerfungen, die von Süden ausgehend sich in Rliätsandstein verlieren, ehe sie die Höhe des grossen Seeberges er- reicht haben und längs welchen die Liasschichten in das Niveau des * Rliät und Steinmergelkeupers heruntergesunken sind. Diese Spal- ten sind tlieils an dem Gesteinswechsel auf beiden Seiten, theils an dem mit den gewöhnlichen Lagerungsverhältnissen nicht zu vereinigenden Fallrichtungen der Schichten ebenfalls deutlich zu erkennen. Die erste, östlichste Verwerfung in der Mulde des grossen Seeberges ist deutlich aufgeschlossen worden durch einen tiefen Wassergraben, der unmittelbar nördlich von der Chaussee, die von Günthersleben nach Seebergen führt, hingezogen wurde, um die Röhren aufzunehmen, welche das W asser aus dem obengenannten Stölln abführen. Dieser Graben durchschnitt die Grenze zwischen mittlerem Lias und Steinmergelkeuper, die darin sehr scharf zu er- kennen war. Die Richtung der Spalte ergab die Gesteinsbeobachtung an der Oberfläche, so wie die Richtung des Stöllns, die insofern von Bedeutung ist, als derselbe offenbar die Verwerfungsspalte nicht antraf. Ebenso ist auch die Fallrichtung der Sandsteine bei dieser Bestimmung von Werth gewesen: rechts von der Spalte fallen die Schichten nach Norden, links davon nach Süden z. Th. ziemlich steil ein. Die zweite, westlichere Spalte ist dadurch gegeben, dass auf der einen östlichen Seite des Baches, der vom grossen Seeberg herabkommt, Muschelkalk und Gypskeuper, an der westlichen Seite dagegen Lias anstelit, wodurch ein Verlaufen der Spalte in dem Thal des Baches angedeutet wird, welches vielleicht durch diese Verwerfung den ersten Anstoss zur Entstehung erhalten hat. 24* 372 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Diese Richtung ist um so wahrscheinlicher, als sie der ziemlich genau feststellbaren Richtung der ersten Spalte fast genau parallel ist. Endlich ist die dritte westlichste Spalte durch verschiedenes Fallen der Schichten, links davon nach Nord, rechts davon nach Ost, gegeben. Die Richtung ist genauer nicht bestimmbar, erfolgt aber mit Wahrscheinlichkeit in der Richtung der zwei anderen Spalten, mit denen sie parallel angenommen wurde. Fasst man die Verhältnisse im Südwesten der oben betrach- teten Hauptverwerfungsspalten ins Auge, also an dem Abhang des grossen Seeberges nach Günthersleben hin, so stellt sich dort ein grösseres Liasversenkungsgebiet dar, auf dem eine grosse, zusam- menhängende Liaspartie längs einiger Spalten um einen so erheb- lichen Betrag in die Tiefe gesunken ist, dass an einer Stelle Lias an Muschelkalk unmittelbar angrenzt. Von den Spalten, welche diese Versenkung veranlasst haben, verläuft die nördlichste unge- fähr in h. 8. Diese Spalte schneidet nicht an der zweiten, kürze- ren Hauptverwerfungsspalte, die den grossen Seeberg vom kleinen trennt, ab, sondern sie geht durch bis zur längeren ersten, so dass aus dem, den grossen Seeberg nach Südwest geologisch begren- zenden h. 10 verlaufenden Muschelkalkrücken ein Stück herausge- schnitten und durch ein Stück Lias ersetzt wird; ferner geht eine Spalte über die Felder nördlich von Günthersleben in der Rich- tung von ungefähr h. 11 hin, und endlich geht die Versenkung z. Th. vor sich längs der mittleren jener die Mulde des grossen Seeberges durchziehenden Spalten, welche in dem Bachbette verläuft. Wie die Verhältnisse im Süden sind, ist nicht zu entscheiden, da dort Alles durch die breite und mächtige alluviale Schottermasse des Apfelstadtthaies überdeckt ist. Die Richtung und Lage aller dieser Spalten ist ziemlich genau zu beobachten. Die östliche Spalte im Bachbette haben wir schon besprochen, die nördliche ist gegeben durch die Verbreitung der Cardiniensandsteinplättchen , die auf jenen Aeckern stellenweise massenhaft herumliegen und deren nördliche Verbreitung eben die Linie angiebt, welche die Richtung der Verwerfung auf der Karte darstellt. Besonders scharf ist diese nördliche Spalte aber im öst- lichsten Theil ihres Verlaufs gegeben, wo Muschelkalk an den Lias der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 373 des im Süden von der Spalte gelegenen Begrenzungsgebietes an- stösst, während weiter nach Westen nördlich von der Spalte der Reihe nach Gypskeuper, Grenzdolomit und Lettenkohle unmittel- bar mit dem Lias in Berührung stehen. Die Spalte im Westen ist ebenfalls durch die Verbreitung der Sandsteinplättchen mit Car- dinien ziemlich scharf gegeben, doch war die Feststellung dieser Verhältnisse mit den erheblichsten Schwierigkeiten verknüpft, da manche Liasgesteine mit manchen Lettenkohle- und Keuperschich- ten grosse äussere Aehnliclikeit haben, wie das schon angfetreben wurde. Das Profil No. III giebt diese Verhältnisse zum Theil wieder. Gehen wir nun über zur Betrachtung der Verhältnisse am kleinen Seeberge, der durch die erste Hauptverwerfungsspalte vom grossen Seeberge abgeschnitten ist, so sieht man, wie an diesem Berge ein schmaler Rücken von Muschelkalk im Norden und Süden längs zweier Spalten unmittelbar an Gypskeuper angrenzt (vergl. Profil No. II). Der Muschelkalkrücken des kleinen Seeberges ist somit die unmittelbare Fortsetzung des oben genannten Mu- schelkalkrückens zwischen den oben genannten zwei Hauptspalten des gi’ossen Seeberges. Dieser Rücken steigt zuerst in der Richtung von Südost nach Nordwest auf die Höhe, biegt sich dort scharf knieförmig, um aus h. 9 ungefähr in h. 7 in fast ostwestlicher Rich- tung weiterzulaufen. Da, wo das Knie sich befindet, ist eine kleine Querspalte, längs welcher der östliche Theil des Rückens so weit in die Tiefe gesunken ist, dass sein Nodosenkalk an den mittleren Muschelkalk der westlicnen Partie angrenzt. In dem Rücken des kleinen Seeberges selbst haben ebenfalls heftige Schichtenstörungen sich ereignet, doch scheint es nirgends zum vollständigen Bruche gekommen zu sein, sondern es haben sich nur einige Specialsättel und -Mulden im Muschelkalk selbst gebildet, welche besonders durch den schleifenartigen Verlauf des Trochitenkalks in der Nähe der alten Sternwarte deutlich dargestellt werden und die ebenfalls theilweise im Profil No. II abgebildet sind. Die Spalten, die den kleinen Seeberg von seinem nördlichen und südlichen Keupervorland scheiden , verlaufen erst etwas mehr 374 Max Bauer, aber die geologischen Verhältnisse rein westlich, biegen sich aber hierauf etwas nach Norden um, und die nördlichere zeigt dann am Schlüsse noch eine zweite, wieder nach Süden gerichtete, schwache Umbiegung, so dass etwas süd- östlich von der alten Sternwarte eine nicht unerhebliche Ausbrei- tung des Muschelkalkes, dahinter dann ein geringes Schmäler- werden desselben erfolgt. Auf der ganzen Erstreckung des kleinen Seeberges grenzt Muschelkalk unmittelbar an Gypskeuper. Unmittelbar ehe der kleine Seeberg mit seiner schmalen, nordwestlichen Kante in das Leinathal abfällt, tritt in der Nähe der Kesselmühle eine Complication der sonst so einfachen Ver- hältnisse ein, indem von der nördlichen Hauptspalte des kleinen Seeberges zwei neue Spalten mit etwas mehr nach Norden (h. 9, ziemlich genau in der Richtung der Hauptspalte des grossen See- berges) gewendetem Verlauf ausgehen, die durch eine kleine, h. 3 verlaufende Querspalte gekreuzt werden. Zwischen diesen beiden Spalten ist südöstlich von der Querspalte Gypskeuper, nordwest- lich von derselben ein Meiner Muschelkalkrücken, bestehend aus mittlerem Muschelkalk, Trochitenkalk und Nodosenkalk. Zwischen der südlichen Seitenspalte und der nördlichen Hauptspalte am kleinen Seeberg ist ebenfalls östlich von der kleinen Querver- werfung, die in dieses Gebiet noch mit hineingeht, Muschel- kalk östlich davor, Lettenkohle und weiterhin Grenzdolomit und Gypskeuper. Geht man nun über das Leinathal hinüber, so hat man, ziem- lich genau in der Richtung des kleinen Seeberges sich erstreckend, den schmalen Muschelkalkrücken des Galberges, ebenfalls im Norden und Süden durch eine Verwerfungsspalte von dem tieferliegenden Vorland abgeschnitten. Es ist aber unmöglich zu entscheiden, ob der Gaiberg eine Fortsetzung des Hauptrückens des kleinen Seeberges, oder der kleinen Muschelkalkpartie zwischen den beiden seitlich aus- laufenden Verwerfungsspalten bei der Kesselmühle ist, da diese ganze Gegend einmal bedeckt ist zum Tlieil vou mächtigen Schottermassen und Lehmen des Diluviums und sodann zum Theil von der Stadt Gotha selbst, innerhalb welcher Beobachtungen der geologischen Verhältnisse in genügender, zusammenhängender Weise unmöglich sind. Hier kann man nur constatiren, dass der ganze obere Theil der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 375 der Stadt, das Schloss Friedenstein und seine Umgebung noch auf dem Muschelkalkrücken des Galberges liegt, und dass in der Stadt nach Süden und Norden hin Gypskeuper ansteht, was auf gelegentlichen Beobachtungen bei Grabungen in der Stadt beruht, die nicht selten behufs Revision der Gasleitungsröhren etc. statt- finden. Südwestlich vom Schloss Friedenstein verflacht sich aber allmählich die ganze Gegend und die genannten Umstände ver- hindern jede weitere Beobachtung über den Zusammenhang der zwei Muschelkalkrücken auf beiden Seiten der Leina. Es scheint aber die Wahrscheinlichkeit mehr dafür zu sprechen, dass die kleine Muschelkalkpartie die directe Fortsetzung des Galberges ist und nicht der kleine Seeberg selbst. Es stimmen damit die Richtungen der seitlich auslaufenden Verwerfungsspalten, welche allerdings nicht völlig genau festgestellt werden können und die noch besser zu dieser Annahme stimmen würden, wenn sie die Leina an zwei etwas südlicher gelegenen Punkten schneiden würden, welche Möglichkeit, wie gesagt, nicht ausgeschlossen ist. Was die speciellen Verhältnisse des Galberges betrifft, so sind diese durch das Vorkommen von Querklüften und wei- teren Längsspalten nicht unerheblich complicirter, als am kleinen Seeberge. Am Anfang des Rückens unmittelbar hinter der Stadt gehen, wie am kleinen Seeberge, zwei Spalten, in der Richtung h. 8 — 9 nebeneinander her, die den centralen Tlieil, der aus Muschelkalk besteht, abschneiden von den nördlich und südlich vorliegenden Flügeln, die nahe der Stadt aus Gypskeuper, weiterhin aus dessen liegenden Schichten Grenzdolomit, Lettenkohle und Nodosenkalk bestehen. Zwischen dem zweiten Pulverhaus am Nordabhanare des O Galberges und dem Arnoldithürmchen auf dessen Rücken geht aber nun eine ungefähr h. 1 1 streichende Querspalte durch in der Art, dass das ganze vorhin betrachtete Spaltensystem abgeschnitten wird. Nur die nördliche Spalte desselben geht weiter, die süd- liche hört auf und es tritt statt ihrer in der ursprünglichen Richtung eine neue Spalte ein, zwischen welcher und der nörd- lichen Spalte ein ganz schmales, aber laug hingezogenes Stück Keuper, bestehend der Reihe nach von Osten nach Westen aus 376 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Gypskeuper, Grenzdolomit und Lettenkohle (und weiter nach Westen hin folgt auch noch Nodosenkalk), in regelmässiger Ueherlagerung eingeklemmt ist, welches nördlich von Nodosenkalk, südlich von mittlerem Muschelkalk begrenzt wird, wie das aus Profil No. I deutlicher hervorgeht. Die südliche der beiden Spalten, welche dieses zwischen- geklemmte Keuperstück begrenzen, erreicht aber an der vorhin er- wähnten Querspalte nach Osten zu nicht ihr Ende, sondern setzt sich in den Muschelkalkrücken des Galberges nach Osten hin fort, indem sie ihre ursprüngliche Richtung etwas nach Norden umbiegt und das Streichen von ungefähr h. 7 — 8 annimmt. Dadurch wird aus jenem Rücken ein dreieckiges Stück herausgeschnitten, das, wie es scheint, eine kleine Drehung in der Weise erlitten hat, dass sich der Nodosenkalk im Nordosten des Stückes in das Niveau des mittleren Muschelkalkes des Galberges gesenkt, und umgekehrt der mittlere Muschelkalk des abgeschnittenen Stückes bis ins Niveau des Nodosenkalkes des Galberges gehoben hat, wobei aber das schmale Band des Trochitenkalkes in beiden Theilen des Stückes sich gleichmässig und fast ohne Unterbrechung fortsetzt. Nach Westen hin verliert sich diese Spalte allmählich im Nodosen- kalk des Krahnberges und der Trochitenkalk hört hinter der Schwedenschanze an derselben auf und damit auch die äusserst schmale Zone von mittlerem Muschelkalk, die sich auf der Höhe des Galberges hinzieht. Ueberhaupt sind Schichtenstörungen auf dem Galbergsrücken selbst gerade, wie im kleinen Seeberge deutlich zu beobachten, und ebenso in den nördlich und südlich anliegenden Schichten, besonders dem Nodosenkalk, aber auch hier gehen dieselben nur bis zur Bildung von zuweilen sehr steilen Sätteln und Mulden und zur Erzeugung von stellenweise recht erheblichen Schichten- neigungen, wie sie am ganzen Gaiberg zu beobachten sind. Be- sonders energische Schichtenfaltungen sind im Süden des Berg- rückens am Arnoldithürmchen zu beobachten, wo der Trochitenkalk eine langgezogene Falte macht, welche steilen Sätteln und Mulden entspricht, wie das im Profil No. I abgebildet ist. Genau in der westlichen Fortsetzung der Axe des in dieser Falte vorhan- der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 377 denen steilen Sattels ist aber noch ein langgezogener Bruch, so dass man hier die minder starke Schichtenstörung der Sattelung1 all- mählich nach Nordwesten zu in die stärkere der Spaltenbildung und Verwerfung übergehen sieht. Es sind an jenem äussersten west- lichen Ende des Galberges, wo derselbe in den Krähnberg ver- läuft, diese Lagerungsverhältnisse durch den Steinbruchsbetrieb sehr deutlich aufgeschlossen, indem zwei ungefähr 1 50 Schritt von einander entfernte Gräben parallel auf lange Erstreckung neben einander herlaufen, welche dadurch entstanden sind, dass in beiden der früher vorhanden gewesene Trochitenkalk fast gänzlich ausge- brochen ist. In beiden Gräben sieht man die Schichten des mittleren Muschelkalkes steil sach Südwest einfallen. Der eine dieser Trochitenkalkzüge ist der unmittelbar vorher besprochene. Einige kleinere, ähnlich gebaute Brüche liegen diesen zwei lang- gedehnten nach Norden zu vor. Im Norden bieten die Steinbrüche am Abhang des Galberges und des Krahnberges mehrfach Gelegen- heit zur Beobachtung solcher Sättel und Mulden von ausgezeichnet schönem und charakteristischem Bau. Um die Betrachtung der Dislocationen in dem Gebiete der Karte zu Ende zu führen, bleibt schliesslich nur noch die Betrach- tung der Erscheinungen am Grenzberge bei Uemste dt und am Petersberge bei Siebleben übrig. Diese sind verhältnissmässig ein- fach. Längs Spalten, welche ungefähr in der Richtung der Haupt- spalten an den Seebergen streichen, ist der Keuper bis in das Niveau des mittleren Muschelkalkes in die Tiefe gesunken und die Muschelkalkpartieen an beiden Orten heben sich als ziemlich steile, aber wenig umfangreiche Rücken aus der umgebenden Ebene heraus. Am Petersberge ist der Muschelkalk nach Nordost und der gesunkene Keuper nach Südwest gerichtet und die zwischen diesem Berg und dem kleinen Seeberge gelegene Keuperpartie, auf welcher das Dorf Siebleben liegt, stellt sich somit als ein Senkungsfeld von nicht unerheblichen Dimensionen dar, wie das im Profil No. III zu sehen ist. Umgekehrt ist es am Grenzberge, wo der Muschel- kalk südlich von der hier ziemlich stark nach Süden umgebogenen Spalte liegt und der Keuper (Lettenkohle) nach Norden. 378 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Welche näheren Beziehungen zwischen diesen zwei kleinen Dislocationsgebieten und dem System des Seeberges und des Gal- herges vorhanden sind, ist unmöglich zu ermitteln, da der ganze zwischenliegende Raum von mächtigen Diluviahnassen ausgefüllt o O D ist, die jede Beobachtung verhindern. Jedenfalls trifft man ähn- liche Erscheinungen, wie die der genannten zwei kleinen Berge, noch mehrfach, wenn man in nordwestlicher Richtung über das Kartengebiet fortgeht, so bei Goldbach, Tüngeda etc., und immer gehen die Spalten annähernd in derselben Richtung h. 8. Schliesslich sei noch der Lagerungsverhältnisse der kleinen H ügelehen erwähnt, die in grösserer Anzahl und in auffallender W eise besonders den nordöstlichen Abhang und Fuss des grossen Seeberges umgeben. Es sind das einfach Abrutschmassen , die theils langsam und regelmässig in die Tiefe sinkend, dabei ihren Zusammenhalt bewahrend, über den steilen Abhang hin in die Tiefe geglitten sind, nachdem eine Spalte den Zusammenhang mit der Hauptmasse des Berges gelöst hatte, theils sind es aber auch unregelmässig durcheinander geworfene Massen, denen der ur- sprüngliche Zusammenhang der Schichten verloren gegangen ist. Die Massen, aus denen diese Hiigelchen bestehen, sind theils Keupermergel, theils Rhätsandsteine. Fragt man nach der Ursache der Entstehung aller dieser Verwerfungen, so scheint sich einem die Erklärung am Südabhang des grossen Seeberges von selbst aufzudrängen. Es ist der Gyps, welcher, da wo er stehen geblieben ist, die hangenden Schichten in ihrer ursprünglichen Stellung mehr oder weniger vollständig erhalten hat, dessen Entfernung durch Auslaugung aber im Innern Hohlräume geschaffen hat, in welche die darüber liegenden Schichten je nach den Verhältnissen all- mählich und verhältnissmässig regelmässig; oder auch wohl rasch O O O unter starker Zertrümmerung der Schichten eingesunken sind. o o Ein Analogon zu dieser Anschauung hat schon von Seebach1) ) Das mitteldeutsche Erdbeben vom 6. März 1872, p. 185. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 379 publicirt. Es ist ein Profil durch Muschelkalk und Keuper, welches durch die hohe Steilwand des rechten W erra-Ufers unter- halb Creuzburg auf das klarste und unzweideutigste entblösst ist oder es wenigstens Anfangs der siebenziger Jahre war. Dort ist in den mittleren Muschelkalk ein kleiner Gypsstock eingelagert, den das Profil in seiner Längserstreckung auf- deckt. Da wo der Gypsstock noch in die Schichten der An- hydritgruppe eingelagert ist, liegen die Schichten des Nodosen- kalks und Keupers vollständig ungestört übereinander, wo der Gyps im Muschelkalk fehlt, ist alles was jünger ist, als mitt- lerer Muschelkalk verworfen und zwar ist die Lagerung der verworfenen Massen so, wie wenn sie in eine Höhlung ein- gesunken wären. Das Bild, welches von Seebach a. a. O. giebt, zeigt das deutlicher und ich habe mich selbst an Ort und Stelle von der genauen Richtigkeit desselben überzeugt. Hier kann kein Zweifel obwalten; die Verwerfungen sind da- durch entstanden, dass der früher überall vorhanden gewesene Gyps des mittleren Muschelkalks durch Auswaschung stellen- weise entfernt wurde und dass in die so entstandenen Hohl- räume das Darüberliegende einsank; diesen Vorgang sieht man hier noch gewissermaassen vor seinem geistigen Auge vorgehen, einen so genauen Einblick giebt die senkrechte Steilwand in die ganzen Verhältnisse. Ganz ähnlich denke ich mir die Verhältnisse am kleinen See- berg, wo ebenfalls in der stehengebliebenen Partie der Gypsstock noch vorhanden ist; hier ist nur die Verwerfung, überhaupt die ganze Erscheinung grossartiger, aber dabei allerdings nicht ganz so gut aufgeschlossen, indessen doch auch hier gut und deutlich genug. Es grenzt hier Gypskeuper an mittleren Muschelkalk, die Verwerfung muss also um mindestens den ganzen Betrag des oberen Muschelkalks und der Lettenkohle vor sich gegangen sein, also müsste, wenn unsere Annahme richtig ist, die verworfene Partie um ungefähr 250 Fuss in die Tiefe gesunken sein. Diese Zahl ist auch bei den obwaltenden Verhältnissen sehr leicht zu begreifen. Einige Meilen weiter östlich, wo im Salzschacht auf dem Johannisfeld bei Erfurt der mittlere Muschelkalk gut auf- 380 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse geschlossen ist, giebt E. E. Schmid’s *) Abtheilung c\, Steinsalz mit Anhydrit über 100 Fuss mächtig an, das heisst bei dieser Mächtig- keit war Gyps und Steinsalz noch nicht durchteuft und es kann niemand wissen, wie mächtig diese leichtlöslichen Gesteine noch unter der tiefsten Sohle des Schachtes anstehen. In der Ah- theilung b. sind ausserdem noch 50 bis 60 Fuss Gyps und An- hydrit, also sind im Ganzen 150 bis 160 Fuss Gyps, Anhydrit und Steinsalz dort im mittleren Muschelkalk aufgeschlossen und dieses Bekannte ist nur das Minimum des wirklich Vorhandenen. Nimmt man nun an, dass auch bei Gotha der mittlere Muschel- kalk so mächtig mit Steinsalz und Gyps entwickelt sei — und directe Beobachtungen durch Bohrung etwas nördlicher bei Buff- leben (Ernsthall) und Trochtelborn bestätigen dies direct — so wird man die Möglichkeit einer auf die angeführte Weise dort ent- standenen Verwerfung von der erwähnten Sprunghöhe als nach den Verhältnissen durchaus möglich wohl anerkennen müssen. Eine Bohrung, die unter dem Gyps des kleinen Seeberges Steinsalz in der angegebenen Mächtigkeit oder auch nur Gyps in dieser Dicke ergeben und eine zweite, welche die Abwesenheit dieser For- mationsglieder unter dem Gypskeuper nachweisen würde, könnte für die aufgestellte Anschauung den vollständigen Nachweis führen und es könnte dadurch vielleicht ein technisch wichtiger Fund gemacht werden. Es wäre dann damit eine der zahlreichen Ver- werfungsspalten, die in der Richtung des Thüringer Waldes an dessen Nordfuss hinziehen, auf solche Einsenkungen zurück- geführt. Dabei braucht man sich nicht vorzustellen, als sei eine solche Einsenkung mit einem Ruck vor sich gegangen, und es sei in Folge dessen eine Wand von der Höhe des Betrages der Senkung auf der nicht gesunkenen Seite der Spalte stehen geblieben, hier also in der Höhe von ca. 250 Fuss, oder es habe diese Wand ein ungeheures Meer von Trümmern aller Art beim plötzlichen Ein- sturz über die ganze Umgebung ausgebreitet. Im Gegentheil ist dies entschieden zu bezweifeln. Die Senkung ging wohl langsam !) Zeitschr. d. Deutschen geolog. Gesellsch. Bd. 16, p. 149. 1864. der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 381 und allmählich vor sich, schon ein kleiner ausgewaschener Hohl- raum erzeugte ein Nachsinken des hohlliegenden Aufgelagerten, das so allmählich vor sich ging, dass die Erosion an der Oberfläche die Spuren der Senkung durch Einnivelliren der höheren, stehen gebliebenen und der tieferen eingesunkenen Theile des umliegenden Bodens stets bequem immer wieder verwischen konnte, so dass von der Oberfläche Niveauunterschiede wohl nie zu sehen waren, die in einer hervorragenden Kante längs der Verwerfungsspalte hätten bestehen müssen. Dabei waren natürlich Unregelmässigkeiten in der Senkung, etwas weniger stetiges Nachsinken und Einholen des Versäumten durch einen einmaligen tieferen Sturz unter Erd- beben-artigen Erscheinungen und anderes Aehnliches nicht ausge- schlossen. Aber nicht nur die sinkende Hälfte auf der einen Seite der Spalte wurde dadurch afficirt, auch die stehenbleibende Hälfte auf der anderen Seite blieb nicht ganz unangegriffen ; auch hier spielten die Lösungsprozesse, aber im Verhältniss zu jenseits der Kluft sehr schwach, so dass nur Schichtenfaltungen und Biegun- gen, wie z. B. an der alten Sternwarte, oder auch kleine Quer- brüche entstehen konnten, wie z. B. an der Butterleiste, wo beide Seeberge zusammenstossen ; letztere an Stellen, wo in Folge ört- licher Verhältnisse die Auswaschung im stehen gebliebenen Theil etwas beträchtlicher waren als an anderen Stellen desselben. Diese Anschauungen, wie sie für die Südseite des kleinen Seeberges eben auseinandergesetzt worden sind, lassen sich viel- leicht für alle Verhältnisse des kleinen Seeberges und des Gal- berges verallgemeinern, obgleich an keiner anderen Stelle Gyps im mittleren Muschelkalk daselbst nachgewiesen ist. Man müsste annehmen, dass auch im Rücken des Galberges Gyps vielleicht mit Steinsalz in erheblicher Mächtigkeit sitzt und dass durch Weg- führen des Gypses nördlich und südlich davon auch hier die Ein- senkung erfolgt ist. Hier müssen aber innerhalb der stehenge- bliebenen Partie ebenfalls nicht unerhebliche Auswaschungen vor sich gegangen sein, wie man aus der Querspalte und dem zwischen Muschelkalk eingekeilten Keuperstück, überhaupt aus dem ganzen Bau des westlichen Endes jenes Zuges, schliessen muss. Auch die Unregelmässigkeit am Ende des kleinen Seeberges nach der 382 Max Bauer , über die geologischen Verhältnisse Stadt Gotha hin, die Bildung der Seitenspalten etc. wäre auf die Rechnung solcher localer grösserer Auswaschungen im stehenge- bliebenen Stück zu setzen. Eine stehengebliebene Gypsmasse war dann wieder zu vermuthen in der von der Butterleiste aus nach Südost gehenden Muschelkalkpartie, die sich längs des grossen Seeberges hinzieht und in der der Gyps allerdings in einer Stelle, wo der Lias in dieser Zone auftritt, vollständig weggeführt zu denken wäre. Die Liasversenkung am Südwestabhang des grossen Seeberges ist vielleicht später erfolgt und es haben dabei die Keupergypse dieselbe Rolle gespielt, wie am kleinen Seeberg und an anderen Orten die Muschelkalkgypse und das Steinsalz. Der Keupergyps müsste allerdings, wenn er allein diese Versenkung bewirkt hätte, eine sehr beträchtliche Mächtigkeit gehabt haben, ungefähr gleich der Summe der Mächtigkeiten des Steinmergel- O O o o keupers und des Rhät, was wenig Wahrscheinliches hat, aber er konnte wohl mit dem Muschelkalkgyps zusammengewirkt haben, umsomehr als er in der stehengebliebenen, die Versenkung ein- schliessenden Keuperpartie am Apfelstadtufer bei Günthersleben tliatsächlich ansteht. Es bleibt schliesslich noch die grosse Hauptsenkung des grossen Seeberges, die schon oben auf ungefähr 600 Fuss berechnet worden ist. Diese allein auf den Muschelkalkgyps zu schieben, erscheint unzulässig, denn wenn er auch bei Erfurt mit 100 Fuss (beziehungsweise 160 Fuss) noch nicht durchsunken worden ist, wenn also die wirkliche Mächtigkeit jedenfalls grösser, vielleicht sogar viel grösser ist, so ist doch meines Wissens noch nie eine Mächtigkeit von auch nur annähernd so hohem Betrag für Gyps und Steinsalz des mittleren Muschelkalks beobachtet worden, dass deren Entfernung Verwerfungen von 600 Fuss hervorbringen könnte, selbst, wenn man noch dazu den Keupergyps nimmt, der ja in der Nähe des grossen Seeberges selbst, aber nur in der stehengebliebenen Partie bei Günthersleben, nicht in der gesunkenen bei Seebergen mächtig entwickelt ist. Hier ist viel- leicht der Zechsteingyps noch in Mitleidenschaft gezogen worden. Dieser steht in geringer Entfernung von Gotha, z. B. bei Georgen- thal, am Rande des Thüringer Waldes, an und wurde früher der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 383 in Steinbrüchen gewonnen. Es ist also keine zu gewagte Vor- aussetzung, ihn auch noch in der Gegend von Gotha als in der Tiefe vorhanden anzunehmen und ferner anzunehmen, dass da, wo in der Tiefe der Gyps des Muschelkalks und des Keupers aufgelöst und fortgeführt worden sind, dies auch mit dem Gyps des Zechsteines geschehen sei und wenn man dies als zulässig annimmt , hat auch eine Einsenkung von 600 Euss auf die hier durchgeführte Weise zu erklären keine Schwierigkeit. Wenn dann diese Betrachtung noch weiter ausgedehnt werden soll, so müssten stehengebliebene Gypsmassen auch unter dem Grenzberg und Petersberg angenommen werden, wie das nach dem Angeführten von selbst klar ist. Mag diese Erklärung der vorliegend complicirten Lagerungs- verhältnisse auch noch in manchen Einzelheiten der weiteren Klärung bedürfen und vielleicht vielfach noch der näheren Präci- sirung harren, so führt sie doch alles auf einen und denselben Grundgedanken zurück, der auf einer häufig thatsächlicli beobach- teten Erscheinung, dem Auswaschen des Gypses und des Stein- salzes, beruht, und auf der Thatsaclie, dass dadurch wirklich wahre Verwerfungen entstehen können. Er beruht weiter auf der Beobachtung einer Reihe von Punkten (Südseite des kleinen See- berges), wo sich der Einfluss des Gypses ganz von selbst aufdrängt. Es liegen also jedenfalls allgemeine und specielle Thatsachen zu Grunde und lassen diese Erklärung als die dadurch besser ge- stützte und auch ausserdem als die einfachere erscheinen gegen- über den Hebungslinien Credner’s und Anderer, die kaum that- sächlichen Hintergrund haben dürften, und die eine dunkele Er- scheinung eigentlich durch einen noch dunkeieren Grund zu er- klären suchen. Am ausführlichsten lässt sich, ganz in Credner’s Sinn, Tegetmeyer1) über diese Ansichten vernehmen. Darnach trat nach der Ablagerung des rein marinen Muschel- kalks eine allgemeine Hebung und die Bildung seichter Becken ein, durch welche Hebung auch schon der »Anstoss zur Ent- stehung der eigenthümlichen Muschelkalkhebungslinien in Thüringen 0 1. c. p. 410 ff. und p. 475 ff. 384 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse gegeben sein mag, die wohl schon aus dem Keupermeer als Klippen hervorragten«. Dieses seichte Becken wurde während der Ablagerung der verschiedenen Keuperabtlieilungen dnrcli wei- tere Hebungen immer kleiner und schliesslich bildete das ursprüng- liche ausgedehnte Meer einzelne isolirte Becken, aus welchen sich die Keuperschichten an die Steilküste der Muschelkalkhebungs- linien anlagerten. Die weiche Beschaffenheit der Keuperthone und Mergel verursachten Verschiebungen und Verrutschungen und der noch immer nicht zur Ruhe gekommene Muschelkalk bei weiterer Hebung Stauchungen und Verwerfungen aller Art. Dazwischen- durcli kamen durch periodische Senkungen auch Ueberfluthungen durch die dem früheren grösseren europäischen Ocean angehörigen marinen Gewässer vor, wie das die reiche Meeresfauna des Grenz- dolomits unzweifelhaft beweisen soll. Die hier wesentlich zu Grunde liegende Anschauung ist also die, dass die Grenzen der Formation, z. B. des Keupers, wie sie sich uns jetzt darstellen, im Wesent- lichen auch die Grenzen der früheren Meeresbecken darstellen, aus dem sie sich abgelagert haben. Diese Anschauung lässt zunächst, wie das überhaupt bei den älteren Geologen vielfach der Fall ist, einen äussei’st wichtigen Factor fast ganz ausser Acht und räumt ihm nur einen ganz untergeordneten secundären Einfluss ein, nämlich der Erosion und Denudation. Durch Berücksichtigung dieser factisch in mächtiger Weise wirkenden Kräfte entgeht man aber Annahmen, die nach unseren Beobachtungen an der heutigen Erdoberfläche unmöglich, zum mindesten höchst unwahrscheinlich sind. Ist die heutige Be- grenzung einer Formation im Wesentlichen die Grenze des Meeres, aus dem sie abgelagert wurde, wie dies vielfach auf Karten dar- gestellt, wie es der oben skizzirten Anschauung entspricht, und wie es speciell beim Keuper und noch mehr beim Lias unseres Gebiets gewesen sein soll, so kommt man auf Meeresformen von einer ganz erstaunlichen Complicatiou und schliesslich auf »abge- schlossene Meeresbecken«, die nur durch »Ueberfluthungen« in- folge »periodischer Senkungen« noch mit dem »grösseren europäi- schen Ocean« in intermittirender Verbindung standen. Das sind Vorstellungen, die in thatsächlichen Verhältnissen keinen Boden der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 385 mehr haben, denen unsere Erfahrungen sogar direct wider- sprechen. Ganz anders, wenn man die Erosion in Betracht zieht. Dass dies ein wirksames, auf der Erdoberfläche unaufhörlich thätiges Agens ist, kann von Niemand ernstlich geleugnet werden. Still und für den Augenblick unbemerkt vollbringt sie ihr Werk und wird eben wegen dieser wenig in die Augen fallenden Wirkung viel- fach verkannt, obgleich es sonst allgemein zugestanden ist, dass sich auch solche kleine Wirkungen im Laufe der geologischen Zeiten durch Summirung ins Unglaubliche steigern können. Jeder Regentropfen, der auf die Erde fällt, reisst, wenn auch noch so kleine Tlieilchen des Gesteins der Erdoberfläche mit sich in die Tiefe, die, einmal in den Kreislauf der Gewässer gelangt, erst an entfernten Stellen wieder abgelagert werden, und aus diesen kleinen Partikelchen werden im Laufe der Zeiten allmählich Tausende und Millionen von Kubikfussen. Dies geschieht bei harten und festen Gesteinen, deren keines der Erosion absoluten Widerstand zu leisten im Stande ist, die aber eine sehr viel längere Zeit zu ihrer Zer- störung in Anspruch nehmen, als die in der Hauptsache lockeren und weichen, thonigen oder sandigen und daher äusserst leicht zerstörbaren Keuper- und Liasgesteine, um die es sich hier handelt. Man steht demnach vielmehr auf einem durch die thatsäcliliche Er- fahrung gestützten Standpunkt, und man erklärt die Erscheinungen ausserdem mit einer viel grösseren Einfachheit, wenn man annimmt, dass sich die hier in Betracht kommenden Formationsglieder, also die gesammte Trias und der Lias bis zu den Amaltheenschichten incl. der Reihe nach aus einem und demselben, durch die ganze Zeit dieses Ablagerungsprocesses hindurch im wesentlichen sich, wenigstens in unserer Gegend, gleichbleibenden Ocean abgesetzt haben, der den Thüringer Wald als Insel oder Halbinsel umspülte, sich mit dem Frankenwald, Fichtelgebirge und bayerischen Wald als Ostküste weiter nach Süden erstreckte, im Norden bis zum Harz und im Westen bis zum rheinischen Schiefergebirge reichte, und dass sich das ganze Schichtensystem erst darnach über den Meeresspiegel erhob, zu welcher Zeit, bleibe unerörtert, und Fest- land bildete, auf dem dann die Erosion ihr Spiel beginnen und 25 386 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse fortsetzen konnte, das noch jetzt unter unseren Augen vor sich und darauf ausgeht, auch die letzten Liasreste vollends zu zer- stören und ebenso das andere, was jetzt unmittelbar die Erdober- fläche bildet. Eine solche Annahme hat durchaus nichs Widersinniges, wird im Gegentheil durch die Thatsaehe wesentlich gestützt, dass die Liasablagerungen in Hannover, bei Gotha und Eisenach und im Süden des Thüringer Waldes, in Franken und Schwaben die grösste allgemeine Uebereinstimmung zeigen und dass erst in höheren Niveaus des Jura wesentliche Verschiedenheiten zwischen diesen einzelnen Gegenden sich heraussteilen, welche zeigen, dass nach der Liaszeit wesentliche Umgestaltungen der Erdoberfläche im mittleren Deutschland stattgefunden haben. Dagegen spricht auch nicht die Verschiedenheit in der Ausbildung des Keupers südlich und nörd- lich vom Thüringer Walde. Dieser Unterschied besteht nur in der regelmässigen Einlagerung von Sandsteinschichten zwischen dem Keupertlione im Süden. Bedenkt man aber, dass solche Sandstein- einlagerungen auf ganz lokalen Ursachen beruhen können, dass auch in Thüringen Sandsteine im Keuper keineswegs fehlen, dass sowohl Schilfsandstein an vielen Stellen, als auch Semionatussand- stein auch hier lokal Vorkommen, bedenkt man andererseits, dass auch in Süddeutschland die Sandsteine dem Keuper nicht durchweg eingelagert sind, wie z. B. der Schilfsandstein am oberen Neckar fehlt oder doch kaum wahrzunehmen ist, und bedenkt man schliesslich, dass in allem Uebrigen, besonders in der paläon- tologiselien Entwickelung der Trias und des Lias durchweg eine grosse Uebereinstimmung: zwischen Thüring'en und dem Süden herrscht, so wird man die Existenz eines einzigen grossen zusammenhängenden Meeres nicht leugnen wollen, aus dem sich Trias und Lias aller dieser Gegenden abgesetzt haben. Nur die Annahme eines zusammenhängenden Meeresbeckens erklärt die grosse Aehnlichkeit der Ablagerungen, deren verhältnissmässig unbedeutende Unterschiede sich auf lokale Ursachen zurückführen lassen. Wären es wirklich zum Theil abgeschlossene Meeresbecken gewesen, die jene Schichten erzeugt haben, so müssten sich viel grössere Unterschiede in der Fauna und in der ganzen Beschaffen- der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 387 heit derselben zeigen, wie etwa heutzutage zwischen dem Rothen Meer und Mittelmeer. Wäre ferner der Vorgang so, wie nach der Hebungshypothese angenommen werden muss, dass also erst der Muschelkalk, dann die Keuperschichten allmählich aus dem Meer herausgehoben wurden und letzteres dadurch auf eine immer kleinere und kleinere Fläche begrenzt blieb, so mussten nothwen- dig die jüngeren Schichten vielfach, besonders nach dem Rande hin, die schon gehobenen älteren discordant überlagern und in- folge der durch periodische Senkungen erzeugten Ueberflutlmngen müssten jüngere Schichten übergreifend auf älteren liegen und stellenweise ein Fehlen sonst regelmässig vorkommender Glieder in der Schichtenreihe zu beobachten sein. Das ist aber thatsäch- lieh nirgends der Fall, wo vollkommen klare Verhältnisse eine jeden Zweifel beseitigende Beobachtung zulassen. Ueberall liegen alle Trias- und Liasschichten absolut concordant und regelmässig und ohne Unterbrechung übereinander, und es ist mir trotz eifrigsten Bemühens nach dieser Richtung nicht gelungen, auch nur den Schatten einer unzweifelhaften Discordanz oder über- greifendeu Lagerung; oder ein Fehlen eines Gliedes in der regel- o o o o massigen Schichtenreihe zu beobachten. Ueberall, wo solche Dis- cordanzen oder sonstige Unregelmässigkeiten sein sollen — und es werden ja solche mehrfach angeführt — sind die Schichten nicht ungestört, die Beobachtung ist nicht zweifellos und die scheinbare Discordanz kann ganz ebenso gut, ja noch besser und ungezwungener auf spätere störende und dislocirende Einflüsse zurückgeführt werden. Alle diese Betrachtungen führen, um das Gesagte kurz zu- sammenzufassen, dazu, anzunehmen, dass in früheren Zeiten eine zusammenhängende Ablagerung von Schichten der gesammten Trias und des Jura bis zum mittleren (vielleicht oberen) Lias auf weite Erstreckung nach Norden, Westen und Süden hinaus den Thüringer W ald ganz gleiclnnässig und in concordanter Lagerung über der Trias umgeben habe, dass dann später die Erosion ihr Zerstörungswerk begonnen und für die verschiedenen Formations- abtheilungen mit verschiedener Vollständigkeit von oben nach unten O o abnehmend durchgeführt hat. Der obere Lias ist in der Umgebung O O O 25* Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse 388 des Thüringer Waldes ganz verschwunden, wenn er je dort vorhan- den war, der mittlere und untere Lias ist bei Gotha und Eisenach, dann aber auch an verschiedenen Stellen in Hessen z. B. bei Wabern noch vorhanden, von andern bekannten Orten, Göttin- gen u. s. w. gar nicht zu reden, als Beweis, dass er früher bis in jene Gegenden gereicht und somit in der Tliat grosse Flächen eingenommen hat. Die Keuperschichten sind dann um so be- schränkter in der Flächenausdehnung, je jünger und um so aus- gedehnter, je älter sie sind, so dass also das Rhät noch ganz geringe Flächen bei Gotha und Eisenach einnimmt, während die Lettenkohle den Muschelkalk auf viele Quadratmeilen hin bedeckt, theils unmittelbar an der Erdoberfläche liegend, tlieils von Gyps- keuper und anderen jüngeren Keuperschichten überlagert. Erst nachdem die ganze Schichtenreihe concordant und gleich- mässig abgelagert war, traten auch die auf das Auslaugen der leicht löslichen Gyps- und Steinsalzschichten zurückgeführten Ver- werfungen ein; zu welcher Zeit das geschah, lässt sich wohl schwer angeben, ebenso ob alle Verwerfungen rasch hintereinander oder ziemlich gleichzeitig oder durch grössere Zwischenzeiten getrennt entstanden sind; sicher sind sie aber wohl vor der Diluvialzeit vollständig fertig gewesen , denn in den discordant über die älteren Formationen hin abgelagerten Diluvialschichten bemerkt man nie Schichtenstörungen , die allerdings auch bei der lockeren Beschaffenheit des diluvialen Materials schwer wahrzunehmen sein würden. Ebenso wie die Annahme der allmählichen Hebungen und der dadurch hervorgebrachten Einengung der Meeresbecken auf un- lösbare Widersprüche stösst, so auch die zweite Annahme, dass unmittelbar nach Ablagerung einer Formation sich Hebungslinien bildeten, an welchen die jüngeren Schichten sich dann anlagerten, hier speciell der Keuper und Lias an die Muschelkalkhebungs- linien. Man muss sich darnach vorstellen, dass längs einer Spalte die eine Schichtenhälfte herausgehoben wurde und eine mehr oder weniger lang ausgedehnte und hohe steile Wand bildete. Schon diese Vorstellung führt Schwierigkeiten im Gefolge. Man sieht kaum ein, wie längs einer Spalte, deren Existenz gar nicht er- der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 389 klärt wird, die eine Schichtenhälfte soll heraufgeschoben werden können und die andere ruhig liegen bleiben. Man müsste voraus- setzen, dass nur unter der gehobenen Schichtenhälfte die hebenden Kräfte wirken, unter der andern nicht, und wo viele Verwerfungen dicht bei einander liegen, müsste man eine grössere Anzahl von mehr oder weniger nahe bei einander liegenden Angriffspunkten der hebenden Kräfte annehmen, welche auf die zwischen den Spalten liegenden gehobenen Schollen einwirkten und die dazwischen liegenden, nicht gehobenen Partieen wären solchen Kräften nicht ausgesetzt gewesen. So müssten also zum Beispiel die hebenden Kräfte in unserem Gebiet auf der ganzen ungefähr zwei Meilen langen und wenige hundert Schritt breiten Zone vom Krähn- berg über den Gaiberg bis zum Stollnmundloch bei Günthers- leben am Südabhang des grossen Seeberges thätig gewesen sein und rechts und links davon nicht. Was sollten das für Kräfte gewesen sein? Solche hebenden Kräfte sind zweifellos in den Alpen und ähnlich gebauten Gegenden thätig gewesen und noch wirksam. Diese waren aber im ganzen Gebirge auf ausgedehnten Flächen thätig. Dort ist das ganze Gebirge geknickt, gebogen, gefaltet, verworfen, kurzum die ganze das Gebirge zusammen- setzende Schichtenmasse oft in der verworrensten Weise dislocirt. In unserem Gebiet ist dies ganz anders, hier sind die Schichten im Allgemeinen überall vollkommen regelmässig horizontal gelagert oder weichen doch von dieser Lagerung nur sehr wenig ab und nur an einer beschränkten Anzahl von Stellen sind Dislocationen, die stets auf ein nicht sehr ausgedehntes Gebiet beschränkt sind, die also lokale Erscheinungen sind und die somit auch auf lokale Ursachen zurückgeführt werden müssen. Solche Schwierigkeiten bietet die Erklärung mittelst Einsen- kung in vorhandene, d. h. also nach unserer Annahme durch Aus- laugung entstandene unterirdische Hohlräume nicht. Die Ursache der Verwerfungen ist hier eine lokale wie die Erscheinung. Die thätige Kraft ist die Schwere, die überall wirksam ist, aber nur da etwas leistet, wo der Untergrund hohl und die darüber befind- liche Gesteinsmasse nicht mehr in der Lage ist, ihr eigenes Ge- wicht zu tragen. Dann bricht die Decke ein, und die Art und 390 Max Bauer, über die geologischen Verhältnisse Weise, wie dies geschieht, wird eine verschiedene sein. Ist die Höhlung klein, so entstehen einfache kleine Trichter, Erdfälle, ohne dass sich eigentliche Verwerfungen bildeten. Diese kommen zum Vorschein, wenn die Unterhöhlung über grosse, weite Flächen hinging. Dann trennten sich Schichtentheile nach mehr oder weniger ebenen, oft allerdings, wenn auch nicht in unserem Gebiet, erheb- lich gekrümmten Flächen der Verwerfungsspalten, und an all' den Stellen, wo eine unterirdische Stütze geblieben war, ging auch keine Senkung vor sich, und wenn in der in der Hauptsache stehengebliebenen Masse kleine Auswaschungen auch vorgekom- men sind — und ganz intact wird sie ja wohl nie geblieben sein — , so sind auch, wie schon hervorgehoben, darin kleinere Dislokatio- nen, Schichtenneigungen und -Faltungen, kleine Quersprünge etc. zu beobachten. Es kann ja nun auffällig erscheinen, dass gerade ein so langgezogenes Gypsriff stehengeblieben ist, wie das, dessen Existenz in dem vorhin wiederholten Muschelkalkrücken als vor- handen angenommen werden muss, wenn unsere Annahme richtig sein soll. Aber die Existenz des Gypses ist ja auf eine grössere Erstreckung am kleinen Seeberge thatsächlich nachgewiesen, und wenn ausserhalb desselben nördlich und südlich davon die Nicht- existenz desselben in der Anhydritgruppe nachgewiesen wäre, so wäre unsere Annahme damit einfach und klar bewiesen. Dieser Beweis der Nichtexistenz lässt sich aber vorläufig nicht führen, es wird aber behauptet, dass bei früheren Bohrungen auf Steinsalz im Norden der Seeberge erst bei Buff leben wieder Gyps mit Steinsalz gefunden sei, zwischen diesem Ort und dem Seeberge dagegen nicht. Genaueres habe ich aber hierüber nicht ermitteln können. Wenn also die Annahme von Hebungen beträchtliche Schwierig- keiten mit sich bringt, so stehen der Annahme von einer Anla- gerung des Keupers an eine solche Muschelkalkhebungslinie that- sächliche Beobachtungen entgegen, die sie unannehmbar machen. AVie kann eine solche Anlagerung vor sich gehen in der Art, ■dass wir am grossen Seeberg Rhät an den Muschelkalk angelagert finden und gleich um die Ecke herum an dem Knie des Muschel- kalkrückens auf der Butterleiste längs des ganzen kleinen Seeberges O o o der Seeberge und des Galberges bei Gotha. 391 Gypskeuper? Hier müsste also angenommen werden, dass nach der Ablagerung der Rhät schichten eine abermalige Hebung längs der zwei Grenzspalten am kleinen Seeberg stattgefunden hätte und zwar an beiden ganz gleielnnässig, bis der Gypskeuper an diesen Abhängen mit dem Rhät des grossen Seeberges in einem Niveau lagen oder der grosse Seeberg müsste als gesunken an- genommen werden, damit wäre aber dann das Princip der He- bungen durchbrochen. Ferner: War der Muschelkalkrücken des kleinen Seeberges und seiner Fortsetzung eine Insel im Keupermeer, an der sich die Keuperschichten anlagerten, so dürfen sich auf der Höhe des Gal- berges keine Keuperschichten finden ; deren Existenz wäre mit jener Annahme absolut unvereinbar. Nun findet sich aber auf der Höhe des Galberges, fast ganz oben auf dem Grat ein langgezogenes schmales Keuperfeld zwischen den Muschelkalkschichten, längs einiger Spalten eingeklemmt, das völlig unerklärlich wäre, wenn nicht eben auch dieser Muschelkalkrücken in früheren Zeiten mit Keuper bedeckt gewesen wäre, der dann durch Erosion soweit entfernt wurde, dass nur noch einige kleinere Partieen an beson- ders günstigen Stellen erhalten geblieben sind. Endlich ist hervorzuheben das vollkommene Fehlen von Ge- steinsmaterial längs der Muschelkalkrücken, welches als eine Strand- bildung an dieser hypothetischen Keupermeeresküste gedeutet werden könnte. Wenn nun also in der That die Annahme von Einsenkungen von höherliegenden Schichten in durch Auswaschung von Gyps- uncl Steinsalzmassen entstandene Höhlungen die complicirten Schich- tenlagerungsverhältnisse hei Gotha ungezwungen erklärt, so soll damit durchaus nicht behauptet werden, dass diese Stelle bei Gotha allein zur Entscheidung der vorliegenden Frage vollkommen ge- nügend sei. Offenbar sind die meisten oder alle Verwerfungen nördlich vom Thüringer Wald auf dieselbe Ursache zurückzuführen und die oben für Gotha, wo mir die Verhältnisse durch das Anstehen des Gypses besonders klar zu liegen schienen, gegebene Erklärung müsste für alle anderen Fälle in gleicher Weise gelten. In der That habe ich auch in den mir genauer bekannten Ver- 392 Max Bauer, über die geologischen erhältnisse der Seeberge etc. werfungsgebieten , bei Schlotheim und Ebeleben, am H ainich, bei Treffurt, Creuzburg etc. nichts gefunden, was unserer Annahme entgegenstände, ebenso wenig sind mir entgegenstehende That- sachen durch Dritte aus andern Gebieten bekannt geworden, so dass die obige Annahme vielleicht wenigstens einstweilen den Rang einer wohlbegründeten Hypothese beanspruchen kann. Bemerkungen zu den Tafeln. Tafel VIII. ist ein Ausschnitt aus den Generalstabsmesstischblättern Gotha und Fröttstedt im Maassstab 1 : 25000. Die Profile auf Tafel IX. sind im l1/^ fachen Maassstab der Karte gezeichnet und zwar ohne Ueberhöhung, so dass also für die Ordinaten und Abscissen derselbe Maassstab gilt. Ueber die Bimssteine des Westerwaldes1). Von Herrn Gustav Angelbis in Bonn. Die Bimssteinsande, welche sich anf der rechten Rheinseite vom Coblenz-Neu wieder Becken ans über den Hohen Westerwald bis in das Thal der Heller verfolgen lassen, haben schon mehrfach die Aufmerksamkeit der Geologen auf sich gezogen. Der Erste, welcher das Vorkommen derselben auf dem Westerwalde erwähnt, ist J. P. Becher2), doch beschränkt sich derselbe auf eine blose Aufzählung der ihm bekannten 5 Fundpunkte, ohne hieran weitere Erörterungen über die Herkunft, oder das Alter der Sande anzu- knüpfen. 40 Jahre später berichtet Stifft in seiner noch immer sehr schätzbaren »Geognostisclien Beschreibung des Herzogthums Nassau« bereits über eine grössere Anzahl von Bimssteinablagerungen. Der treffliche Beobachter wirft sogar schon die Frage auf, ob die Ent- stehung des Basaltes nicht vielleicht erst nach der Ablagerung der Bimssteinmassen stattgefunden habe, da letztere so häufig nur an den Abhängen zu beobachten wären , auf den Höhen aber fehlten. *) Herr von Dechen hat die Güte gehabt, bereits im vorigen Herbste auf der Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft in Saarbrücken über die Ergebnisse meiner Beobachtungen zu berichten (vergl. Zeitschr. d. Deutschen geol. Ges. 1881, p. 442), doch gestatte ich mir hier etwas ausführlicher darauf zurückzukommen. 2) J. P. Becher, Beschreibung der Oranisch-Nassauischen Lande. Marburg 1789, S. 171 und 172. 394 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. F. Sandberger1) äusserte sich dann im Jahre 1847 dahin, dass der Bimsstein seinen Ursprung wohl auf dem Westerwalde habe; doch scheint dieser Forscher für denselben ein jüngeres Alter anzunehmen, wonach dann die Westerwalder und Laacher Bimssteine ein und derselben nachtertiären Epoche angehören sollten. Schon im folgenden Jahre glaubte der genannte Geologe2 3 *) seine Ansicht daliiu ändern zu müssen, dass auf dem Westerwalde wohl niemals Bimssteinausbrüche stattgefunden hätten, und der Ursprung der so mächtig entwickelten Bimssteinmassen ganz auf das Gebiet des Laacher See’s zurückzuführen sei. Von dort sollen die Auswurfsmassen durch den Wind weiter nach Osten translocirt worden sein. Als Hauptgründe für diese Ansicht führt Sandberger an: Das vollständige Fehlen von Kraterbildungen auf dem Wester- walde, sowie die Un Wahrscheinlichkeit, dass die Bimssteine das Produkt einer plötzlichen aus der Ebene erfolgten Eruption seien. Auch soll von den dort so zahlreich vorhandenen Trachytvorkommen nur ein einziges in Bezug auf Porosität und sonstige Eigenschaften dem Bimsstein nahestehen , aber gerade in der Umgebung dieses Gesteins, welches dicht bei Helferskirchen auftritt, der Bimsstein fehlen. Den Mangel jeder kraterartigen Bildung müssen wir nun frei- lich für den Westerwald zugeben, doch wird ja auch für das Ge- biet des Laacher See’s der Ausbruch der Bimssteinmassen von den competentesten Forschern8) gar nicht auf einen der hier zahlreich vorhandenen Krater zurückgeführt , vielmehr die Annahme einer in der Ebene erfolgten Eruption vorgezogen. Für den Westerwald gewinnt diese Ansicht um so grössere Wahrscheinlichkeit, als für die an vielen Stellen abgelagerten Trachyt- und Basalttuffe keine andere Erklärung; möglich ist. Dasselbe gilt von den früher viel- fach, aber mit Unrecht als Conglomerate angesprochenen Trachyt- tuffen des Siebengebirges. Auch dort muss der Ausbruch dieser 1 ) Fe. Sandberger, Uebersicht der geologischen Verhältnisse des Herzogthums Nassau. Wiesbaden 1847, S. 73. ‘J) In einem Briefe an Leonhard: N. Jahrb. 1848, S. 549. 3) von Dechen, Geognost. Beschreibung des Laacher See’s und seiner vulkan. Umgebung. Bonn 1S63, S. 588. Gustav Angkluis, über die Bimssteine des Westerwaldes. 395 Tuffe in der Ebene erfolgt sein , da von Kratern keine Spur vor- handen ist. Aus dem Umstande, dass die anstehenden Traeliyte nicht die Porosität des Bimssteins zeigen, kann wohl kaum eine Folgerung gezogen werden. Die poröse Ausbildung ist eben für den Bims- stein charakteristisch, nicht aber für die Traeliyte. Wenn auch beide vulkanische Gesteine sich in Bezug auf die chemische Zu- sammensetzung sehr ähnlich verhalten und sogar im engsten geo- logischen Zusammenhänge stehen, so sind es doch immer noch verschiedene Bildungen. Das Trachytvorkommen bei Helferskirchen, welches sich nach Sandberger durch seine Porosität auszeichnen soll, steht deshalb dem Bimsstein nicht näher als die übrigen Tra- chyte. Auch das Fehlen des Bimssteins in der Nähe einer ein- zelnen Trachytpartie berechtigt zu keinen Schlüssen, indem der Bimsstein nur im Allgemeinen an das Trachytterrain des Wester- waldes, nicht aber an die einzelnen Trachytkuppen gebunden ist. Zudem ergeben die Beobachtungen, dass fast alle Sande auf secun- därer Lagerstätte liegen, weshalb dem Vorkommen oder Fehlen derselben an bestimmten Punkten keine Bedeutung zugeschrieben werden darf. Als Herr von Dechen im Jahre 1864 seine langjährigen Forschungen im Gebiete des Laacher See s zusammenfasste, musste es ihm leicht werden, sich der Meinung eines so vorzüglichen und um die Kenntniss der geologischen Verhältnisse Nassau’s hochver- dienten Geologen anzuschliessen; doch weniger wegen der von Sandberger vorgebrachten Gründe, als vielmehr wegen der, ich möchte sagen, natürlichen Einfachheit der SANDBERGER schen Hy- pothese. Für die in der nächsten Umgebung des Laacher See's auftretenden Bimssteinmassen hatte Herr von Dechen in über- zeugendster AVeise nachgewiesen, dass dieselben nicht dem Tertiär angehören können, vielfach sogar jünger als der Löss sind. Die Bimssteine des Laacher See’s stehen aber lokal im engsten Zu- sammenhänge mit denen des Neuwieder Beckens und lassen sich von hier aus weiter nach Osten bis über den Hohen Westerwald verfolgen. Die Entfernung selbst der am weitesten nach Osten gelegenen Bimssteinablagerungen (bei Wetzlar, Giessen, Marburg) 396 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. vom Laacher See ist eine verhältnissmässig nur geringe. Der Ge- danke, dass der grösste Tlieil dieser Bimssteine an einem gemein- samen Eruptionspunkte ausgeworfen und dann durch den Wind nach Osten transportirt worden sei, lag also sehr nahe. — Wo aber dieser so gewaltige Massen liefernde Ausbruch stattgefunden, ob aus einem der vorhandenen Krater oder aus der Ebene, darüber gingen die Meinungen sehr auseinander. Ein Ausbruch aus der Ebene, wie ihn Herr von Dechen anzunehmen geneigt ist, er- scheint mir um so eher anzunehmen zu sein, da wir jetzt für der- artige Eruptionen Beispiele im Siebengebirge und Westerwalde haben, indem, wie schon bemerkt, die Tuffe beider Gebiete nur in dieser Weise entstanden sein können. Versucht man das rechtsrheinische Verbreitungsgebiet der Bimssteinsande durch eine Linie zu umschreiben, wie dies auf der von DECHEN’schen Uebersichtskarte geschehen ist, so wendet sich diese Grenzlinie von Nieder- Hammerstein am Rhein in nordöst- licher Richtung bis nach Nieder-Diesselndorf an der Deutz-Giessener Eisenbahn, zieht dann nach Süden und von Mänberg wieder süd- westlich dem Rheine zu. Hierbei bleiben die weiter nach Norden ganz vereinzelt im Rheinthal auftretenden Ablagerungen (bei Bonn, Cöln u. s. w.), die offenbar erst in allerjüngster Zeit durch die Anschwemmungen des Stromes gebildet worden sind, unberück- sichtigt. Auch die östlichsten Bimssteinvorkommen bei Wetzlar, Giessen und Marburg fallen ausserhalb des von jener Linie um- grenzten Gebietes. Ob diese letzteren aber wirklich so isolirt liegen, wie man bis jetzt geglaubt hat, möchte doch zweifelhaft sein, da ich bereits jetzt am nördlichen Fusse des Westerwaldes mehrere, unter sich nur durch kleinere Zwischenräume getrennte, Ablagerungen aufgefunden habe, welche den Zusammenhang der Hauptbimssteinablagerungen mit den Vorkommen bei Giessen und Marburg mehr und mehr hersteilen. Wichtig erscheint mir der Umstand, dass die allgemeine Ver- breitung des Bimssteins durchaus nicht unabhängig von den Terrainverhältnissen ist. Sieht man von den im Rheinthal selbst abgelagerten Massen ab, so nehmen die Sande nach Osten hin entschieden zu, wenigstens was die horizontale Verbreitung anbe- Gustav Angeebis, über die Bimssteine des Westerwaldes. 397 langt. Am stärksten ist diese im Tracliytgebiete des Wester- waldes. Oestlich von den Trachytvorkommen treten die Ablage- rungen immer spärlicher auf, die Zwischenräume werden grösser. Viel schärfer begrenzt ist das Verbreitungsgebiet des Bimssteins im Norden und Süden. Das Dorf Nieder -Hammerstein, wo die Bimssteinsande des Rheinthaies nach Norden hin auf hören, bildet hier den Grenzpunkt eines Gebietes, welches nur Bäche aufnimmt, die entweder im Trachytterrain des Westerwaldes entspringen oder doch Zuflüsse aus demselben erhalten. Besonders deutlich zeigt sich die Abhängigkeit der Verbreitung des Bimssteins nach Norden hin auf der Sectiou Selters1). Hier nehmen die Sandlager nicht etwa allmählich an Zahl und Mächtigkeit ab, sondern sie hören vielmehr ganz plötzlich am Fusse der sich auf dem nördlichen Rande des Blattes erhebenden, aus Schichten des Unterdevons gebildeten Höhe, des Hirschbacher Waldes, auf. Oben auf dem ausgedehnten Plateau, sowie jenseits desselben, im Thale der Sieg fehlt der Bimsstein gänzlich. Auch im Süden ist die Ausdehnung des Bimssteins ganz an die orographischen Verhältnisse gebunden. Wenn die Sande das Lahnthal noch überschreiten, so ist dabei zu berücksichtigen, dass dieselben im Westerwalde bereits zur Tertiärzeit von ihrer ur- sprünglichen Lagerstätte weggeschwemmt und wieder abgelagert worden sind, wie sich aus dem Folgenden ergeben wird. Das Lahnthal existirte damals noch nicht. Südlich vom Limburger Becken finden sich keine Bimssteine. In mineralogischer Hinsicht sei hier nur weniges angeführt. Die eigentliche Bimssteinmasse besteht aus vielfach gewundenen Glasfäden, welche mit ihren Windungen nicht immer in einander greifend, die Poren zwischen sich offen lassen. In der unter dem Mikroskop meist vollständig farblosen, nur selten durch geringe Infiltrationen von Eisenoxyd schwach gelblich gefärbten Glasmasse liegen stets zahlreiche Sanidinkörnchen. Plagioklas konnte ich in den meisten Fällen beobachten, doch tritt derselbe dem Sanidin gegenüber fast ganz zurück. Hornblende ist häufig vorhanden, x) Es sind stets die Messtischblätter (1 : 25000) gemeint. 398 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. oft in prächtig ausgebildeten Kryställchen. Die grünen Durch- schnitte derselben erweisen sich als stark dichroitisch. Magneteisen fehlt kaum jemals vollständig; nicht selten ist dasselbe in einzelnen Schichten der Sandlager besonders reichlich angehäuft. Fetzen von Magnesiaglimmer scheinen in den Bimssteinstückchen selbst weniger häufig vorzukommen, dagegen sieht man sie vielfach als lose Beimengung in den Ablagerungen auftreten. Grössere bis 3 Centimeter Durchmesser erreichende Lappen bleiben vorzugs- weise auf die thonigen, am Rheine als Britz bezeichneten Zwischen- schichten beschränkt. In jüngster Zeit hat Wenkenkacii j) auch das Vorkommen des Granats in den Sauden von Grenzhausen erwähnt. Ich habe niemals Gelegenheit gehabt dieses Mineral im Bimssteinsand zu beobachten. Sein Auftreten im Basalte bei Neunkirchen glaube ich entschieden bestreiten zu müssen. W as die, chemische Zusammensetzung der Westerwalder Bims- ■ine anbei langt, so erg, alten mir die Analysen folg ende Resultate Bimssteinsand Bimssteinsand von Waldernbach von Ber/haln I. II. T. 11. Si 02 54,92 54,92 54,47 54,47 Ale 08 21,75 21,67 20,83 20,92 Fe2 0;! 2,82 2,68 3,33 3,4 1 Ca 0 1,34 1,42 1,62 L71 Mg 0 0,20 0,31 0,42 0,38 K2 0 5,25 5,25 4,84 4,84 Na2 0 4,57 4,57 4,68 4,68 h2 0 9,47 9,47 10,02 10,02 100,38 100,29 100,21 100,43 Zum Vergleich seien liier auch einige zuverlässige ältere Analysen beigefügt: B F. Wenkenbach, Uebersicht über die in Nassau aufgefundenen einfachen Mineralien. Jahrb. des Nass. Vereins f. Naturkunde, Jahrg. 31 und 3'2, p 1 ( i 7 . Auch Stippt giebt irrthümlicher Weise das Vorkommen von Granat in mehreren Westerwalder Basalten an. Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. 399 Fundort: Si02 AloOs Fo O3 Ca 0 Mg 0 NaoO k2o H20 Summa Gisselberg bei Mar- bürg1) .... 58,02 12,95 9,51 1,92 1,18 1,87 0,13 15,02 100,60 Krufter Ofen 2) . 57,89 19,12 2,45 1,21 1,10 6,65 9,23 2,40 100,05 Neuwied3) . . . 56,47 19,40 3.54 0,67 0,72 11,17 3,12 5,24 100,33 Launsbach bei Wetzlar4) . . . 54,41 22,50 3,20 1,50 0,40 4,10 4,90 9,40 100,50 Engers5) .... 50,06 18,34 2,89 1,29 1,17 4,49 5,81 15,06 99,11 Herr Gümbel6) hat uns vor einigen Tagen durch eine Ab- handlung über die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Ems erfreut, in der auch den Bimssteinen eine ausführlichere Be- sprechung gewidmet wird. Der Grundgedanke der GÜMBEltschen Darstellung p-eht dahin, die vollkommene Identität der Wester- walder Bimssteine mit denen des Laacher See s in chemischer und mineralogischer Hinsicht nachzuweisen. Aus dieser Ueberein- stiinmung wird dann gefolgert, dass alle rheinischen Bimsstein- sande, wenn auch nicht einem einzigen Ursprungsorte, so doch ein und demselben vulkanischen Herde entstammen. Hier handelt es sich zunächst um die Uebereinstimmung der rheinischen Bims- steine in Bezug auf die chemische Zusammensetzung. Herr Gümbel giebt uns nun eine Zusammenstellung von 15 Analysen, wovon sich 5 auf rheinische, die übrigen auf fremde Bimssteine beziehen. Die Analysen, welche nach dem abnehmenden Gehalt an Kieselsäure geordnet sind, machen thatsäclilich die Armutli der rheinischen Bimssteine an Si (B gegenüber den fremdländischen recht augen- fällig, so dass nicht bezweifelt werden kann, dass sich die Laacher *) F. Schaffer, die Bimssteinkörner bei Marburg. 1851 (Inauguraldisser- tation) S. 53. 2) Ibid. S. 50. 3) Ibid. S. 51. 4) Wachendorff, Gesellsch. zur Beförd. d. Nat. Marburg 1879, S. 21. ä) Schaffer 1. c. S. 52. 6) Sitzungsbericht d. math.-phys. Klasse d. K. Bayer. Akademie d. Wissen- schaften. 1882, Heft 2, S. 197 ff. 400 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. und Westerwalder Vorkommen im Allgemeinen hierin von anderen unterscheiden. Weniger überzeugend sind aber diese Zahlen werthe, wenn es gilt, die chemische Identität der Laacher und Westerwalder Bimssteine zu beweisen. Zunächst ist bei den Analysen nur ein einziger Fundort berücksichtigt, der unbedingt dem Gebiete des Laacher See s angehört, nämlich der Krufter Ofen. Alle übrigen Vorkommen, welche analysirt sind, entstammen, wie ich später ausführen werde, wahrscheinlich dem Westerwalde. Wie verhält sich aber nun der Bimsstein des Krufter Ofens zu den übrigen? In der Tabelle des Herrn Gümbel, die mit der oben von mir gegebenen übereinstimmt, steht er bei einem Kiesel- säuregehalt von 57,89 °/o an der zweiten Stelle. Sein Wassergehalt beträgt nur 2,4 °/o- Heu geringsten Kieselsäuregehalt hat der Bims- stein von Engers mit 50,06 %, dafür beläuft sich jedoch die Wasser- menge auf 15,06 o/0. Offenbar ist der Bimsstein des Krufter Ofens nur wenig angegriffen, während bei dem Material von Engers die Zersetzung schon ziemlich weit vorgeschritten ist. Herr Gümbel betont selbst diese Zersetzung, um den hohen Wassergehalt zu erklären, denn sonst müsste er ja hierin schon einen Unterschied zwischen den Bimssteinen des Westerwaldes und dem des Krufter Ofens sehen. Wenn wir nun auch keine klare Vorstellung von dem Verlaufe dieser Zersetzung haben, so dürfen wir dieselbe doch wohl als eine Art von Kaolinisirung auffassen. Bei einer Auf- nahme von 15 % Wasser muss dann aber doch noth wendiger Weise ein ganz bedeutender Verlust von Kieselsäure stattfinden. Ohne diesem Umstande Rechnung zu tragen, dürfen wir die Analyse nicht ohne Weiteres vergleichen. Wären wir im Stande, uns von dem Verlauf des Zersetzungsprocesses genaue Rechenschaft zu geben, so könnten wir die Analyse nach dem ursprünglichen Kieselsäuregehalt zusammenstellen. Vielleicht würde dann aber der noch so frische Bimsstein vom Krufter Ofen an letzter Stelle figuriren, die Westerwalder Vorkommen sich mehr den kiesel- säurereicheren Bimssteinen nähern. Möglicherweise könnte auch eine auf genaue Analysen des am Abhange des grossen Arzbacher Kopfes (auf Trachyt) liegenden Bimssteins sich stützende Ver- gleichung zu einem sicheren Resultate führen. Der Bimsstein liegt Gustav Angei, bis, über die Bimssteine des Westerwaldes. 401 dort noch auf seiner ursprünglichen Lagerstätte und scheint noch ziemlich unzersetzt zu sein. Bei der Seltenheit, mit der der Leucit in den Bimssteinen überhaupt auftritt, muss es dahin gestellt bleiben, ob auf das Vor- handensein oder Fehlen dieses Minerals eine Unterscheidung der Laacher Vorkommen von denen des Westerwaldes zu begründen ist. Von 17 dem Laacher Gebiete entnommenen Proben erwiesen sich 5 als leucithaltig, während 52 Präparate , deren Material aus dem Neuwieder Becken und vom Westerwalde stammte, keine Spur von Leucit beobachten liessen. Auch die Tuffe des Wester- waldes sind im Gegensätze zu denen der Laacher Gegend absolut leucitfrei. Von Basalten findet man auf dem Westerwalde nur Feldspath und Nephelin führende, dagegen ist das Gestein des Bertenauer Kopfes am Wildbache, des einzigen bislang bekannten echten rechtsrheinischen Vulkans, ein Leucitbasalt. Es möge hier auf die eigenthümliche , wie mir scheint, noch nicht genug beachtete Thatsache hingewiesen werden, dass im Gebiete des Laacher See’s und der Eifel noch kein Leucitgestein bekannt ist, für welches ein tertiäres Alter nachweisbar wäre, wohl aber lässt sich für viele eine jüngere Entstehung feststellen. Wenn wir bei den Feldspathbasalten, von denen doch nur sehr wenige ihre Zugehörigkeit zum Tertiär unzweifelhaft erkennen lassen, nach Analogien schliessen und z. B. eine im Unterdevon auf- setzende Feldspathbasaltmasse ohne Weiteres als tertiäre Bildung ansprechen, so hat das gewiss seine Berechtigung, aber bei den leucithaltigen Gesteinen würde ein auf das gleiche Princip gegründeter Schluss stets zur Annahme eines jüngeren Alters führen. — LTm ein Bild von der Ablagerungsweise der Bimssteinsande zu geben, wird ein Profil genügen, da sich kaum wichtigere lokale Abweichungen bemerkbar machen. In der dicht beim Bahnhofe von Neuwied (rechtsrheinisch) betriebenen Bimssteingrube, wo die Sande mit 3,7 Meter voll- ständig aufgeschlossen sind , erscheint als Liegendes derselben ein brauner, ziemlich plastischer Thon, welcher etwa 1,2 Meter stark auf Quarzgeröll (Rheingeschiebe?) auf liegt. Es lassen sich sehr 2G 402 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. deutlich folgende ganz horizontal gelagerte Schichten unter- scheiden : 1) Hirsekorngrosse Bimssteinstücke; daneben nur wenige bis 3 Centimeter Durchmesser er- reichende Brocken. Spärliche kleine, schnee- weisse Quarzgeschiebe. Viele Schülferchen von Thonschiefer 1,10 Meter 2) Grössere Bimssteinkörner von durchschnittlich 1,5 Centimeter. Ziemlich zahlreiche, erbsen- grosse Quarzgeschiebe 0,25 » 3) Sehr feiner Bimssteinsand 0,10 » 4) Britzschicht, d. h. eine thonige Schicht, die viel Bimssteinmaterial enthält. Dieser sog. Britz ist ausgezeichnet durch seinen Reich- thum an Maonesiaadiminer, welcher häufm in bis 2,6 Centimeter grossen Fetzen auftritt. Wenige kleine Quarze. Viele Thonsehiefer- bröckchen . 0,14 » 5) Bimssteinbrocken von durchschnittlich 1,5 Cen- timeter Gi’össe. Diese Lage lässt in der Ver- theiluna: des Masrneteisens und der Thon- schieferbröckchen sowohl , wie auch in der regelmässig wechselnden Grösse des Bims- steins eine weitere Schichtung deutlich er- kennen 1,93 » In der Bimssteingrube an der Chaussee von Urmitz nach dem Bahnhofe Neuwied (linksrheinisch) fallen die Schichten nach dem Rheine zu ein, machen aber verschiedene Biegungen, indem sie in der Sohle des Bruches fast, horizontal liegen, weiter aufwärts dagegen erst mit 18°, dann mit 40° nach Westen fallen. Von Interesse sind die Verhältnisse an der Strasse von Coblenz nach Andernach, etwa 7,5 Kilometer von Coblenz. In einem im Unter- devon betriebenen Steinbruche liegen auf den mit 20° einfallenden Grauwackenschichten in concordanter Lagerung zunächst Rhein- gerölle (0,5 Meter), Bimsstein (0,3 Meter) und schwarzer, vulka- nischer Sand (2,6 Meter), dann folgt wieder eine Bimssteinlage, Gustav Angei.bis, über die Bimssteine des Westerwaldes. 403 deren Mächtigkeit aber nicht vollständig aufgeschlossen ist. Alle diese Bildungen werden von einer ziemlich horizontalen, also dis- cordant aufgelagerten Schicht von Quarzgeröll und Sand über- lagert. — Auffallend ist das ungemein häufige und gleiclimässige Auf- treten von kleinen Schülferchen von Thonschiefer, welches schon Herr von Dechen1) nachdrücklich betont. Herr Gümbel2) weist mit Recht darauf hin, dass diese Thonschiefer von den bei Ems anstehend beobachteten verschieden sind. Es sind mir auch sonst im Verbreitungsgebiete des Bimssteins keine Schiefer bekannt, die sich mit dem in dan Sanden vorkommenden identificiren Hessen. Da ss die Thonschieferbröckchen aus der Tiefe stammen und mit den Bimssteinsanden empor gebracht worden sind, kann demnach keinem Zweifel unterliegen. Herr Gümbel ist nun geneigt, in der allgemeinen Verbreitung derselben einen weiteren Beweis dafür zu erblicken, dass alle rheinischen Bimssteinsande einem einzigen vulkanischen Herde entstammen, ihr Ursprung also entweder auf den Laacher See oder auf den Westerwald zurückzuführen ist. — Ich muss gestehen, dass ich die Beweiskraft dieses von dem hochverehrten Forscher vorgebrachten Argumentes nicht sehr hoch anschlagen kann. Die Entfernung vom Laacher See bis nach Selters — diesen Ort will ich hier als Centrum des Westerwalder Trachytterrains annehmen — beträgt in der Luftlinie etwa 36,4 Kilometer. Bei einem so geringen Abstande der beiden vul- kanischen Centren ist es aber doch sehr wahrscheinlich, dass Schichten, welche in der Gegend des Laacher Sees in der Tiefe anstehen, auch Ins zum Westerwalde fortreichen. Damit ist das eonstaute Vorkommen der phyllitartigen Schieferstückchen voll- ständig erklärt. — Bevor ich mit der Schilderung der Westerwalder Bimsstein- ablagerungen weiter fortfahre, dürfte es zweckmässig sein, hier ’) von Dechen: Geognost. Beschreibung des Laacher Sees und seiner vul- kanischen Umgebung. Bonn 1863. Hier werden die im Sande vorkomnienden Schulter von Thonschiefer an sehr zahlreichen Stellen erwähut. 2) 1. c. S. 228. 26 404 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. meinen Bedenken gegen die von Herrn Gümbel ausgesprochenen Ansichten im Zusammenhänge Ausdruck zu geben. Wie schon bemerkt, will derselbe die gemeinschaftliche Herkunft aller rheini- schen Bimssteine dadurch beweisen, dass er ihre Identität in che- mischer und mineralogischer Beziehung darzulegen sucht. Beson- ders da, wo es sich um den Nachweis der gleichen chemischen Zusammensetzung handelt, hebt Herr Gümbel selbst die grosse Schwierigkeit hervor, die vorhandenen Analysen ohne Weiteres mit einander zu vergleichen, so dass meine obigen weitläufigeren Ausführungen fast überflüssig erscheinen; dennoch hielt ich die- selben für nothwendig, weil der treffliche Forscher zuletzt, wo es sich um die von ihm zu ziehenden Schlüsse handelt, doch wieder seine vorgebrachten Argumente als schlagende ansieht. — »Alles in Allem zusammengefasst«, sagt er am Schlüsse seiner Arbeit, »neige auch ich mich zu der Ansicht, dass die sämmt- lichen Bimssteine der rheinischen Gegenden, wenn auch nicht einem einzigen Ursprungspunkte, so doch einem gemeinsamen vulka- nischen Herde entstammen, welchen wir in der vulkanischen Gegend des Mittelrheins zu suchen haben.« Herr Gümbel hat aber für seine Ansichten nur die, wie er im Verlaufe seiner Arbeit selbst zugiebt, noch sehr problematische, gleiche chemische Zusammensetzung, sowie das constante Auf- treten der Thonschieferbröekchen anführen können. Er lässt es dahin gestellt sein, ob die Bimssteinsande auf dem Westerwalde oder im Gebiete des Laacher Sees ausgeworfen worden sind. Da die Zugehörigkeit der Westerwalder Bimssteine zum Tertiär, wie sich aus der nachfolgenden Beschreibung ergeben wird, nicht an- gezweifelt werden kann, andererseits aber auch Bimssteineruptionen für das Gebiet des Laacher Sees mit grösster Sicherheit nachge- wiesen sind, so lässt uns die GÜMBEL’sche Arbeit doch nur die eine Annahme übrig, nach der alle Bimssteine, auch die W ester- walder, aus dem Laacher Gebiet herstammen, hier aber sowohl zur Tertiärzeit wie auch später ausgeworfen worden sind. Dem gegenüber glaube ich aber meine Ansicht, dass auch auf dem Westerwalde Bimssteinausbrüche stattgefunden haben, durch den Nachweis der Abhängigkeit des Verbreitungsgebietes derselben Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. 40.5 von den Terrainverhältnissen, und der innigen räumlichen Ver- knüpfung mit den Trachyten, stützen zu können. Wichtig ist in dieser Beziehung auch eine Betrachtung der Bimssteinsande in Rücksicht auf ihre Korngrösse. Wie sich schon aus dem mitge- theilten Profil ergiebt, drückt sich die Schichtung vielfach durch die sehr verschiedene Grösse der Bimssteinbrocken aus. Lagen von 5 Millimeter grossen Stückchen wechseln mit solchen, die über 3 Centimeter im Durchmesser erreichen. Was aber die Häufig- keit der grossen Bimssteinbrocken angeht, so nimmt diese im All- gemeinen vom Trachytgebiete aus nach dem Rheine hin um ein Weniges zu. Oestlich vom Trachytterrain dagegen hört das Vor- kommen der grösseren Bimssteine ganz plötzlich auf, während sich die feinen Sande noch so häufig auf dem Hohen Westerwalde, wo keine Trachyte bekannt sind, finden. Der Hohe Westerwald hat, als die Bimssteine im Trachytgebiete entstanden (also, wie noch nachgewiesen wird, zur Tertiärzeit), mit diesem in keiner Verbindung gestanden. Es ist das aufs Bestimmteste aus dem Fehlen mehrerer Glieder der Braunkohlenformation (Braunkohlen- quarzit, Quarzsand, Quarzgerölle) zu scliliessen. Die feinen Bims- steinsande gelangten nur durch den Wind auf den Hohen Wester- wald. So findet denn das scharf begrenzte Vorkommen der grossen Bimssteinbrocken eine, wie mir scheint, durchaus befriedigende Erklärung. Stammten aber die Westerwalder Bimssteine aus dem Laacher Gebiet, so wäre nicht einzusehen, weshalb nicht auch die grösseren Stücke nach Osten hin nur allmählich verschwinden sollten. Die grössten mir überhaupt bekannten Bimssteinstücke liegen nicht im Rheinthal selbst, sondern auf der Höhe bei Nauort in der Nähe des Isenburger Trachytes und bei der Ahler Hütte zwischen Lahnstein und Fachbach. Dass die Westerwalder Bimssteine im Gegensätze zu denen des Laacher Sees dem Tertiär angehören, ergiebt sich einerseits aus den Verhältnissen, die man in den Thaleinschnitten beobachtet, andererseits, und mit noch grösserer Sicherheit, aus der Ueber- lagerung durch den auf der Braunkohle liegenden Basalt. o O o Die Beziehungen der Bimssteinablagerungen zu den Thalein- O O O schnitten lassen sich in vorzüglicher Weise im Thale des Elb- 406 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. baches beobachten. Verfolgt man dieses breite Thal etwa von Dorchheim an aufwärts, so sieht man, wie auf beiden Seiten eine Anzahl von Sandlagern, die durch grössere Zwischenräume von einander getrennt sind, den Elbbach begleiten. Die Sande nehmen überall am Gehänge dasselbe Niveau ein, und reichen nicht bis in die Thalsohle hinab1). Weiter aufwärts stossen die Ablage- rungen an den Basalt, während dessen Oberfläche frei von Bims- stein ist. Hier kann man sich nicht des Gedankens erwehren, dass die Bimssteinmassen bereits vor der Thalbildung vorhanden gewesen sein müssen. Durch die allmähliche Erosion des Thaies wurde die grösste Menge des Bimssteins fortgeführt, nur die hochgelegenen Partieen, die jetzt, obgleich von einander getrennt, ein und dasselbe Niveau einnehmen, blieben erhalten. Die weg- geschwemmten Massen nahmen ihren Weg ins Lahnthal, oder l’ichtiger ausgedrückt ins Limburger Becken. Schon bei flüchtiger Beobachtung einer grösseren Anzahl von Bimssteinablagerungen ergiebt sich die sehr auffallende Thatsache, dass dieselben fast durchweg nur an den Abhängen der Basalt- rücken auftreten, während sich auf den oft sehr ausgedehnten und mehr oder weniger flachen Höhen keine Spur von Bimsstein auf- finden lässt. Diese so oft wiederkehrenden Verhältnisse waren durch die Annahme einer späteren Abschwemmung des allerdings sehr leicht beweglichen Materials kaum zu erklären; sie mussten vielmehr auf eine Ueberlagerung des Bimssteins durch den Basalt hindeuten. Eine sichere Entscheidung war aber nur durch Vor- nahme von kleinen Schürfarbeiten zu erzielen, da die Abhänge der Basaltkuppen wegen der starken Bedeckung mit Basaltgeröll der Beobachtung wenig zugänglich sind. Im Aufträge der Direk- tion der geologischen Landesanstalt wurde deshalb eine Reihe von Schurflöchern angelegt, wobei natürlich die Punkte in der Weise gewählt wurden, dass ich zunächst die Grenze der Bimssteinablage- rung nach der Höhe hin durch Beobachtungen an der Oberfläche möglichst scharf bestimmte und dann das Schürf loch unter Be- 1) Hier sehe ich selbstverständlich von den unbedeutenden Bimssteinmassen ab, die jeder starke Kegen ins Thal führt. Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. 407 rücksichtigung der Terrainverhältnisse noch etwas höher ausheben Hess. An mehreren Stellen gelang es denn auch, die Grenze zwischen Basalt, und Bimsstein glücklich zu treffen, zuweilen aber ergab es sich, dass der Basalt am Fusse der Kuppen noch auf grössere Erstreckung hin in flacher Lagerung fortreichte, so dass nur ein sehr langer und tiefer Scliurfgraben die Grenze gegen den Bimsstein hätte erreichen lassen. Oestlich von Langendernbach, am Fusse des Lattendel, eines breiten und langgestreckten Basaltrückens ergaben die Schürf- arbeiten, dass hier der Bimssteinsand dem Basalte horizontal aufge- lagert ist. Etwa 450 Meter nördlich von dieser Stelle, am Kohl- hack, bis zu welchem der Bimsstein ohne Unterbrechung fort- reicht, konnte dagegen deutlich nachgewiesen werden, dass der sich liier über Tage sehr steil erhebende Basalt die horizontalen Sandschichten überlagert. Der Basalt bildet eine unregelmässige bald vor, bald zurückspringende Wand, deren stärkstes westliches Einfallen 35 — 38° beträgt. Es folgt hieraus, dass der Basalt des Kohlhack und der des Lattendel von verschiedenem Alter sein müssen. Da nun an zahlreichen Stellen des Westerwaldes ein älterer die Braunkohle unterlagernder und ein jüngerer sie über- lagernder Basalt nachgewiesen ist, so muss die Ablagerung des Bimssteinsandes in die Zeit der Braunkohlenbildung fallen. Der Weg, welcher von Wilsenroth nach dem Plateau der Dornburg führt, bleibt nur wenige Schritte von einem alten jetzt verlassenen Basaltbruche entfernt. Da in diesem Bruche kein Bimsstein auf den Köpfen der Basaltpfeiler liegt, obschon er sich im Wege bis auf wenige Fuss von der Höhe des Arbeitsstosses verfolgen lässt, so musste die Grenze zwischen Basalt und Bims- stein innerhalb einer Strecke von kaum 4 Meter zu finden sein. Ein mitten im Wege angelegtes Schürf loch zeigte, dass dieselbe fast in der Richtung des W eges verläuft und saiger steht. Auch hier kann also kein Zweifel darüber bestehen, dass der Basalt jünger ist, als der Bimssteinsand. An der Kirche von Wilmenroth tritt der ältere Basalt zu Tage. Nach der Höhe des Lindenberges hin verschwindet er unter einer Bedeckung von Bimssteinsand, der durch zahlreiche 408 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. kleinere Gruben aufgeschlossen ist. Ein am Abhange des Linden- berges entlang nach Berzhahn führender Weg giebt so ziemlich die obere Grenze des Bimssteinvorkonunens an und geht dicht an einem kleinen Steinbruche vorbei, in dessen Sohle der Sand noch gegraben wird. Auf dem Basalte liegt kein Bimsstein, weshalb ich mit einiger Sicherheit annehmen kann, dass der Basalt des Steinbruches der jüngere auf dem Bimsstein lagernde, der unten an der Chaussee anstehende der ältere ist. Es wird dies um so wahrscheinlicher, wenn man die Oberflächengestaltung beachtet. Der Bimssteinsand liegt auf einer Terrasse, unter welcher mehrere kleine Quellen entspringen; solche Quellen sind aber auf dem Westerwalde fast stets an das Ausgehende der zwischen dem älteren und jüngeren Basalte liegenden Tertiärschichten gebunden. Die am Abhange des Lindenberges in geringer Entfernung von O O O o o dem erwähnten Basaltbruche nachgewiesene Braunkohle dürfte sich auch noch unter dem Bruche herziehen, wodurch wir folgendes kleine Profil erhalten: Aelterer Basalt (sog. Sohlenbasalt), Thon, Braunkohle, Bimssteinsand, Jüngerer Basalt (sog. Dachbasalt). Von Inte resse sind auch die Verhältnisse an den Katzensteinen bei Westerburg. Die am Fusse der prächtigen 10 — 12 Meter hohen, senkrechtstehenden Basaltsäulen abgelagerten Bimsstein- massen verdienen schon deshalb eine besondere Beachtung, weil sie das östlichste Vorkommen von grösseren Bimssteinbrocken darstellen. Bereits oben habe ich hervorgehoben, dass die Menge dieser grösseren Stücke nach dem Rheine zu um ein Geringes zu- nimmt; um so bemerkenswerther ist es aber deshalb, wenn man dieselben bei Westerburg so plötzlich aufhören sieht. Bei Wester- burg beginnt das Traehytterrain; hier treten zuerst die Trachyt- tuff'e auf, welche am Wege bei Gersliasen entblösst sind und auf denen die weithin sichtbare Kirche von Schönberg steht. Ferner beobachtet man hier auch echte Basalttuffe, die östlich von Wester- burg, auf dem Hohen Westerwalde zu fehlen scheinen. Gustav Angeebis, über die Bimssteine cles Westerwaldes. 409 Das Auftreten cles Basaltes der Katzensteine erinnert in höchstem Grade an die Laven. Bei Betrachtung derselben glaubt man unbedingt eine horizontale Unterlage annehmen zu müssen. Diese Unterlage dürften eben die am Fusse der Basaltmasse her- vortretenden Bimssteine bilden. Auch die gewaltigen auf dem Abh ange liegenden Blöcke scheinen meine Annahme nur zu stützen. Durch Auswaschung des das Liegende der Katzensteine bildenden Bimssteins stürzte die Felswand theil weise ein. Leider verhin- derten die zahlreichen abgebröckelten Basaltmassen, welche ohne ausgedehnte Sprengungen nicht wegzuräumen sind, in der Nähe des anstehenden Gesteins die Anlegung eines Schurfloches. Die Steinrossein mit einer in den Sand getriebenen Strecke zir unter- fahren, war mit Rücksicht auf die Kostspieligkeit einer unbedingt nothwendigen sehr soliden Auszimmerung unthunlich. Immerhin ergaben die kleineren zur Orientirung vorgenommenen Arbeiten, dass auch hier im Sande keine Basaltblöcke liegen, woraus mit Sicherheit hervorgeht, dass die Ablagerung des Bimssteins min- destens zu einer Zeit geschehen ist, wo die Verschotterung der Abhänge durch die abbröckelnden Massen noch nicht begonnen hatte. Der Fuss des Sengelberges zwischen Salz und Wahnscheid, cler durch das von den Herren Sandberger und Bertels be- schriebene Vorkommen eines eigenthümlichen von ihnen als Isenit bezeichneten Hornblendeandesits bekannt geworden ist, wird von Bimssteinsand umgeben. Die grösste Masse des Berges besteht aus Basalt, in dem der Andesit als mächtiger auf der Höhe und am südwestlichen Abhange hervortretender Gang erscheint. An der Ostseite beobachtet man die Auflagerung des Randes auf dem hier ziemlich flachliegenden Basalt, der deshalb dem älteren sog. Sohlen- besait zuzurechnen ist. Wenn man den die Kuppe bedeckenden Wald erreicht hat, wird der Abhang bedeutend steiler und hier scheint die Grenze zwischen Sohlenbasalt und dem ihn bedeckenden vom Andesit durchsetzten Dachbasalt zu sein. Die auf dem süd- westlichen Airhange liegenden Bimssteinschichten fallen nach dem Berge zu ein; ferner ziehen auch die zahlreich vorhandenen Dachs- baue alle bergan, so dass die Ueberlägerung der auch hier trotz 410 Gustav Angelbis, über die Bimssteine des Westerwaldes. der starken Schotterbedeckung ganz vom Basalt freien Bimsstein- sande durch den jüngeren Basalt, resp. Hornblendeandesit sehr wahrscheinlich wird. Die Bimssteinsande des Westerwaldes gehören der Braun- kohlenformation an, da sie wie die übrigen Glieder derselben zwischen dem älteren und jüngeren Basalte abgelagert sind. Der Ausbruch der Bimssteinsande erfolgte auf dem Wester- walde und zwar in dein Trachytgebiete , da wo jetzt noch ihre horizontale Verbreitung am grössten ist. Wahrscheinlich erfolgten nur wenige Eruptionen, vielleicht nur eine grosse, da sonst die geringe Verbreitung des Bimssteins von Norden nach Süden nur schwer zu erklären sein dürfte. Das Hauptverbreitungsgebiet der Bimssteine stellt sich als ein langgestrecktes, aber schmales Band dar, dessen von SW. nach NO. gehende Richtung mit dem Streichen der überall zu Tage tretenden Devonschichten übereinstimmt. Diese Thatsache lässt sich vielleicht durch die Annahme deuten, dass die Eruptionen aus einer im Devon aufsitzenden Spalte erfolgten. Für eine Reihe von Trachytausbrüchen ist eine solche Verknüpfung mit präexi- stirenden Spalten als ziemlich sicher nachzuweisen. Das Thal des Saynbaches folgt in seinem oberen Verlaufe ganz genau der Streich- linie der unterdevonischen Schichten. In demselben setzt eine Reihe von Trachyt- und Basaltkuppen auf, die durch den Bach in zwei Hälften getheilt werden. Wenn das Wasser aber, statt seinen Weg durch die wenig widerstandsfähigen Devonschichten zu nehmen und die festeren Eruptivgesteine zu umgehen, diese letzteren durchbricht, so ist wohl nur anzunehmen, dass die Thal- bildung durch eine präexistirende Spalte, die mit dem Streichen der Devonschichten correspondirte und aus der dann auch die Trachyte und Basalte empor kamen, bedingt war. Ein geringer Theil der Bimssteinmassen, naturgemäss nur die feineren Sande, gelangte durch den Wind weiter nach Osten auf den hohen Westerwald und darüber hinaus. Die Bimssteine des Westerwaldes liegen jetzt fast alle wenig- stens auf secundärer Lagerstätte, wie dies bei der überaus grossen Beweglichkeit derselben leicht erklärlich ist. Die secundäre Lager- Gustav ängelhis, über die Bimssteine des Wostorwaldes. 411 stätte nahmen die Sande bereits zur Tertiärzeit ein, da auch die unter dein jüngeren Basalt liegenden Massen die vollkommenste Schichtung zeigen, diese wird aber bedingt durch die Mitwirkung von fliessendem Wasser. Die Ausbreitung des Bimssteins durch das Wasser war ganz von den Terrainverhältnissen abhängig, weshalb die grossen Stücke nach Osten hin ganz plötzlich verschwinden. Einige wenige Ablagerungen liegen noch an ihrer ursprüng- lichen Stelle, d. h. da, wo die Sande niedergefallen sind. Als sicher möchte ich dies für die an dem Abhange des grossen Arz- bacher Kopfes beobachteten Bimssteine« annehmen. Hier erreicht der Bimsstein sein höchstes Niveau; er liegt auf Sanidin-Oligoklas- T rachyt. Der grösste Theil der auf dem Westerwalde ausgeworfenen Bimssteinmassen fand später durch Wegschwemmung seinen na- türlichen Weg nach dem Lahn- und ganz besonders nach dem Rheinthal. In letzterem, so wie in den in dasselbe einmündenden Schluchten hat der Bimsstein jetzt seine grösste verticale Ver- breitung. Wenn die Zahl der grösseren Bimssteinstücke nach dem Rhein hin um ein Weniges zunimmt, so ist der Grund davon darin zu suchen, dass gerade die grossen Brocken sich länger schwimmend auf dem Wasser zu halten vermögen, mithin transport- fähiger sind als die feineren Sande. Die besonders grossen Bims- steine bei Nauort, die an und für sich also besonders leicht weg- zuführen sind, blieben auf dem Wege nach dem Rheinthal liegen, weil das in der Umgebung des genannten Dorfes sehr flache Terrain den weiteren Transport erschwerte. Seit der Tertiärzeit hat eine fortwährende Verschiebung der Bimssteinablagerungen stattgefunden. Eine Ueberlagerung dilu- vialer Bildungen, besonders des Löss durch Bimssteinsand kann deshalb auch nichts Auffallendes haben, vielmehr stehen solche Verhältnisse in vollstem Einklänge mit meinen Beobachtungen. Dagegen wird durch die auch bei den vom Westerwalde stam- menden Bimssteinen vorkommende Auflagerung auf jüngeren Bildungen eine Trennung derselben von denen des Laacher Ge- bietes sehr erschwert. Bonn, im April 1882. Ueber das Spalteiisjstem am SW. -Abfall des Brockenmassivs, insbesondere in der Gegend von St. Andreasberg. Von Herrn E. Kayser in Berlin. (Hierzu Tafel X und XL) E i n 1 e i t e n de Be m e r k u n g e n . Eins der interessantesten Erzreviere des Harzes ist dasjenige von St. Andreasberg. Nicht nur die reiche Ausbeute an Silber und anderen Metallen, die dasselbe seit Jahrhunderten geliefert, und die Mannichfaltigkeit und Schönheit der die Erze begleitenden Mineralien, sondern auch die ganze Art des Auftretens, sowie seine scheinbar insulare Abgeschlossenheit machen gerade das Anclreas- berger Erzfeld besonders merkwürdig. Die formalen Verhältnisse der Andreasberger Gänge sowie die Art ihrer Mineral- und Erz- ausfüllunff hat uns eine im Jahre 1865 erschienene Arbeit Her- O MANN Credner’s1) kennen gelehrt, in der Alles, was damals über diese Verhältnisse zu ermitteln war — und viel mehr würde auch beute kaum ermittelt werden können — , in ebenso sorgfältiger als klarer Weise zusammengestellt worden ist. Was aber den Tlieil der Credner’ sehen Arbeit betrifft, der die allgemeinen geologischen Verhältnisse „der Andreasberger Gegend behandelt, so kann der- ) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XVII, p. 163. E. Kaysee , über das Spaltensystem am SW.- Abfall etc. 413 selbe, da zu jener Zeit die Zusammensetzung der dort verbreiteten Ablagerungen des älteren Harzer Schiefergebirges noch ganz un- bekannt war und daher auch der geologische Bau eines beliebig herausgegriffenen Gebietes, wie des Andreasberger, unmöglich richtig verstanden werden konnte, heutzutage nicht mehr genügen. Die Credner s ch e Arbeit nach dieser Seite zu ergänzen und zugleich den Zusammenhang des Andreasberger Spaltensystems mit dem geologischen Bau dieses Theils des Harzes darzulegen, ist der Hauptzweck des vorliegenden Aufsatzes. Directe Veran- lassung zu demselben gab der mir Seitens des Vorstandes der geologischen Landesanstalt ausgesprochene Wunsch, dass ich den Inhalt eines Vortrages, den ich im Winter 1880/81 vor der Deutschen geologischen Gesellschaft J) hielt, und der über grosse Verwerfungs- spalten in der Gegend von Andreasberg handelte, zu einer ausführ- licheren Abhandlung für dieses Jahrbuch ausarbeiten möge. Ich bin dieser Aufforderung um so bereitwilliger nachgekommen, als es mir im Laufe des vergangenen Sommers (1881) bei einer erneuten Be- gehung der Gegend von Andreasberg und Braunlage gelungen ist, eine grosse Anzahl weiterer Bruchlinien aufzufinden, die diesem Theile des Harzes eine ganz neue Physiognomie geben und zu- gleich für das Verständniss des Andreasberger Gangnetzes von grösster Wichtigkeit sind. Von ausserordentlichem Nutzen waren mir bei der vor- jährigen Kartirung des Gebietes von Andreasberg die neuen, aus dem Jahre 1878 stammenden metrischen Aufnahmen des General- stabes, die ein ebenso correctes Bild der Gegend geben, als das der älteren Karte mangelhaft war. Ich erkenne es gern an, dass ich es wesentlich dieser trefflichen neuen Grundlage zu danken habe, wenn es diesmal gelungen ist, eine so grosse Zahl von Dislocationsspalten aufzufinden, die mir bei der ersten Ueber- sichtsaufnalnne des fraglichen Gebietes im Jahre 1873 unbekannt geblieben waren. Leider war der Druck der LossEN’schen geologischen Ueber- sichtskarte des Harzes (im Maassstab 1 : 100000) schon zu weit vor- x) Zeitsclir. d. Deutsch, geol. C4es. Bd. XXXIII, p. 348. 414 E. TCayseh, über das Spaltensystem geschritten, als dass es noch möglich gewesen wäre, die in den letzten anderthalb Jahren aufgefundenen Spalten am SW. -Abfall des Brockenmassivs in dieselbe aufzunehmen. Es war daher zum Verständniss der nachfolgenden Mittheilungen nöthig, denselben einen Ausschnitt aus der LöSSEN’schen Karte beizugeben, auf dem jene Bruch- und Gangspalten eingetragen wurden und auch einige sonstige, sich auf meine neueren Beobachtungen in der Gegend von Sieber, Andreasberg und Braunlage stützende Correcturen zur Ausführung gekommen sind. Die Grenzen dieser Karte ( Taf. X) wurden so gewählt, dass dieselbe im O. bis in die Gegend von Braunlage, im SW. bis an den Gebirgsrand zwischen Herzberg und Osterode, im NW. bis Zellerfeld und Wildemann reicht. Auf diese Weise tritt der Zusammenhang der Andreasberger Spaltengruppe sowohl mit dem sich ihr im S. anschliessenden Lauterberger Spaltensystem, als auch mit dem Gangnetze des Oberharzer Plateaus deutlich hervor. Ausserdem wird die Arbeit noch von einer zweiten Karte im Ma assstab 1 : 25 000 (Taf. XI) begleitet, die einen Ausschnitt aus den Messtischblättern Andreasberg und Riefensbeek, ebenfalls nach den neuesten Aufnahmen des Generalstabes darstellt und die specielleren geologischen Verhältnisse der Umgebung von Andreas- berg, wie sie sich nach meinen eingehenden letztjährigen Unter- suchungen darstellen, veranschaulichen soll. Geologische Verhältnisse des zu betrachtenden Gebietes. Der im Folgenden zu behandelnde Theil des Harzes gehört dem SW. -Abfall des granitischen Brockenmassivs und den an- grenzenden Theilen des Schiefergebirges an und reicht im N. bis auf die Höhe des Brockens und des Bruchberges, im O. bis über die Heinrichshöhe und die beiden Winterberge (nördlich Braunlage) hinaus, im Süden bis in die Gegend der Brunnenbachmühle (süd- lich Braunlage) , des Oderhauses und der Andreasberger Silber- hütte, im W. endlich über das Obere Sieberthal hinaus bis auf am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 415 den Rücken des Acker. Die allgemeine Bodenabdachung inner- halb dieser Grenzen geht von N. nach S. Die höchste Erhebung (mit 1142 Meter) liegt in der Brockenkuppe, von der aus das Granitmassiv sich nach W. langsam, nach S. schneller abdacht. Nächst dem Brocken tritt als bedeutende Erhebung der gerade, langgedehnte, nach SW. bis an den Gebirgsrand bei Osterode zu verfolgende Quarzitrücken des Bruchberges und Acker (über 900 und 850 — 700 Meter) hervor. Von tieferen Thaleinschnitten sind zu nennen: das zwischen Brocken und Bruchberg in östlicher Richtung einschneidende Thal der kalten Bode, sowie das Oder- und Sieberthal, welche beide in dieser Gegend eine wesentlich südliche Richtung haben. Das zwischen den Thälern liegende Plateau hat selbst im S. von Andreasberg und Braunlage noch eine sehr beträchtliche, hinter der des Oberharzer Plateaus kaum zurückbleibende (550 bis über G00 Meter betragende) Höhe; und da sowohl das Oder- wie auch das Sieberthal sich sehr rasch ver- tiefen, so gehören dieselben schon an der Südgrenze unseres Ge- bietes zu den tiefst eingeschuittenen Thälern des ganzen Gebirges. Die innerhalb unseres Gebietes auftretenden Ablagerungen des Schiefergebirges gehören gänzlich dem Unter dev on und zwar den beiden ältesten im Harz erscheinenden Stufen desselben, der Tauner Grauwacke und den Wieder Schiefern an. Die Tauner Grauwacke setzt sich bald aus einer mehr massigen, in dicke Bänke gegliederten Grauwacke, bald aus einem dünnschichtigeren, mürberen Grauwackenschiefer, aber nie aus reineren, dünnblätterigen Thonschiefern zusammen. Gewöhnlich wechseln massige Bänke mit mächtigeren, schieferigen Zwischen- lagen. Im frischen Zustande ist die compacte Grauwacke von blaugrauer, die schieferige von blau- bis grünlichgrauer Fär- bung. Wie allenthalben im Harz, besteht das meist ziemlich fein- bis kleinkörnige, indess hie und da auch grobkörnig werdende Gestein aus wenig gerundeten Körnern von Quarz und Feldspath, sowie aus Fragmenten von Thon- und mitunter Kieselschiefer. An der obersten Grenze ist die in Rede stehende Stufe gewöhnlich aus dünnplattigen Bänken eines feinkörnigen, festen Grauwacken- schiefers zusammengesetzt, der nach oben rasch in die wetzschiefer- E. Kayser, über das Spaltensystem 416 artigen Gesteine übergeht, mit denen die Stufe der Wieder Schiefer im W. von Andreasberg zu beginnen pflegt. Diese obersten plattigen Grauwackenschiefer sind ein Aequivalent der namentlich im Ostharze sehr entwickelten, die obere Zone der Tauner Grau- wacke bildenden Plattenschiefer. Von Versteinerungen hat sich in der Tauner Grauwacke unseres Gebietes nichts Anderes gefunden, als hie und da Spuren von Pflanzenresten. Die S t u f e derWiederSchiefer stellt ein mächtiges System von Thonschiefern mit mannichfachen Einlagerungen von Kiesel- und Wetzschiefern, kalkigen Gesteinen, Quarziten und Grauwacken dar, zu denen in bestimmten Niveaus noch mehr oder weniger zahlreiche und bedeutende Diabaslager hinzuzutreten pflegen. Die Stufe zerfällt in eine untere und eine obere Abtheilung. Die untere Abtheilung der Wieder Schiefer beginnt im W. von Andreasberg allenthalben mit einer Zone, die durch mehr oder minder mächtige Einlagerungen von Wetz- und Kiesel schiefem ausgezeichnet ist. Local, wie am Ostabhang des Acker, können diese Gesteine so stark entwickelt sein, dass sie nicht mehr als Einlagerungen im Schiefer erscheinen, sondern ein fast reines Wetz- und Kieselschiefersystem bilden. Hie und da treten ganz untergeordnet schwach kalkige Gesteine, selten (wie im Thal der Gr. Kulmke westlich vom Forsthause Schilift) kleine Lager von reinerem Kalk auf. Im Ö. des oberen Sieber- thaies verschwinden die Wetz- und Kieselschiefer sehr rasch, während sich die kalkigen Einlagerungen zu grösserer Häufigkeit, wenn auch nirgends zu grösserer Mächtigkeit und Reinheit ent- wickeln. Grauwacken, die im mittleren und östlichen Harz in Beglei- tung der Kieselschiefer und Kalksteine im unteren Theile der unteren Wiederschiefer eine nicht unwichtige Rolle spielen, fehlen in dieser Gegend des Harzes so gut wie gänzlich. Ueber der beschriebenen Zone folgt eine andere, die aus ver- hältnissmässig reinen, von fremden sedimentären Einlagerungen fast freien Thonschiefern besteht, die aber um so reicher an Ein- schaltungen von körnigem Diabas zu sein pflegt und daher als Zone der körnigen Diabase bezeichnet werden kann. O am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 417 Die untere Abtheilung der Wieder Schiefer ist es, welche die bekannte hercynische Fauna beherbergt, eine Fauna, die sich trotz ihres entschieden devonischen Gesammtcharakters (der nament- lich in den Cephalopoden [Goniatiten] , Trilobiten und Korallen hervortritt), dennoch eine Anzahl älterer, früher allgemein als sibirisch betrachteter Formen — darunter besonders Graptolithen — ein- schliesst. Innerhalb des in Rede stehenden Gebietes sind Ver- steinerungen dieser Fauna leider nirgends aufgefunden worden — was offenbar mit der grossen Unreinheit und Beschränktheit der kalkigen Einlagerungen zusammenhängt, an welche die hercynische Fauna überall gebunden ist. Die obere Abtheilung der Wieder Schiefer beginnt, wie allenthalben im Harz, mit der Zone des sog. Hauptquar- zits. Dieselbe besteht aus Schiefern, welche mehr oder minder zahlreiche, im Streichen meist nicht lange aushaltende Einschal- tungen von Quarzit enthalten, der bald nur in dünnen Bänken zwischen den Schiefern erscheint, bald grössere linsen- oder klotz- förmige Massen bildet (wie dies letztere namentlich an der Hohen Tracht zwischen dem Oderthal und Braunlage der Fall ist). Das Gestein ist von dunkelblaugrauer bis hellgrauer oder weisser Fär- bung, gewöhnlich feinkörnig, von compakter oder schieferiger Beschaffenheit und im letzteren Fall gewöhnlich glimmerreich. In einer vom Forsthause Dietrichsthal (im 0. der Oder) über das Drei -Jungfernholz und die Grube Katharina -Neufang nach dem Sieberberge sich erstreckenden Zone zeichnet sich der Quarzit durch ungewöhnlich grobkörnige bis conglomeratische Beschaffenheit und blaulichweisse Färbung aus. Im 0. von Andreasberg, besonders in der Umgebung des Drei-Jungferngrabens, sind die den Quarzit begleitenden Schiefer etwas kalkig und schliessen die sogleich zu besprechenden Versteinerungen ein. Als eine besondere Facies des Hauptquarzits — möglicher- weise mit Einschluss der hängenderen Unterdevonschichten — ist auch der feinkörnige, weisse Quarzit anzusehen, der in dicken Bänken mit Zwischenlagen von schwarzem, dünnblätterigem Thon- schiefer wechsellagernd, den Kamm und die oberen Gehänge des Acker-Bruchberges zusammensetzt. 27 418 E. Kaysek, über das Spaltensystem Im Gegensatz zur unteren Abtheilung der Wieder Schiefer schliesst die Zone des Hauptquarzits keine ans Silur erinnernde Formen mehr ein, sondern enthält vielmehr lauter solche Arten, die am Rhein im Spirifer ens andstein, und zwar in dessen oberstem Niveau, unweit der Basis des Mitteldevon verbreitet sind. In der Umgebung von Andreasberg sind Versteinerungen dieses Niveaus zuerst durch F. A. Römer in der Gegend des Drei- Jungferngrabens entdeckt worden1), während ich sie im vorigen Sommer zusammen mit Herrn Studiosus Schneider auf der Höhe des Dreckthalskopfes im Osten der Oder aufgefunden habe. Die Fauna besteht hier aus Homalonotus- und Cry- phaeus- Fragmenten, verschiedenen Brachiopoden (bes. Chonetes sarcinulata, Spirifer macropterus und speciosusf Crinoidenstiel- gliedern etc. Die Fundpunkte dieser Versteinerungen sind auf der Karte Tafel XI durch ein besonderes Zeichen (r>) angegeben worden. Sehr eigenthümliche, im Niveau des Hauptquarzits oder auch etwas tiefer liegende Glieder des Schiefergebirges sind die sog. Porphyroide. Dieselben bilden einen aus der Gegend östlich Elend über Braunlage bis in die Nähe von Andreasberg zu ver- folgenden Zug, der sich aus zahlreichen, meist schmalen und lang- gezogenen, linsenförmigen Einlagerungen porphyr ähnlicher Gesteine zusammensetzt. Die petrographische Ausbildung der Porphyroide ist äusserst wechselnd. Tlieils sind es Gesteine mit überwiegender dichter, splitteriger, hell- bis dunkelgrauer, bälleflintartiger Grund- masse und vereinzelten, derselben eingesprengten Feldspath- und Quarzkrystallen, tlieils solche mit zahlreichen grösseren Krystall- ausscheidungen und sich individualisirender Grundmasse, tlieils endlich flaserig-schieferige, mehr oder weniger sericitreiche Gesteine mit mehr zurücktretenden Krystallkörnern. Diese Gesteine treten sowohl innerhalb als ausserhalb des Hornfelsgürtels auf, ja zuweilen (wie bei Rübeland) sogar in weiter Entfernung vom Granit, stehen mithin zur Contactmetamorphose desselben in keiner unmittelbaren Beziehung. ) Beitr. z. Kenntet, des nordwestl. Harzgeb. I, p. 62 ; II, p. 3. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 419 Mit der Zone des Hauptquarzits ist das hängendste Glied des Schiefergebirges erreicht, welches in dem zu betrachtenden Gebiete auftritt. Was die Eruptivgesteine betrifft, so treten körniger Diabas, Granit, Quarzporphyr und Melaphyr auf. Das Vorkommen des körnigen Diabases ist ganz auf den oberen Theil der unteren Wieder Schiefer beschränkt. Das Gestein besteht aus einem klein- Dis mittel-, seltener grobkörnigen Gemenge von Plagioklas (Labrador) und diallagähnlichem Augit mit etwas Magneteisen, Titaneisen und Apatit und ist in Folge chloritischer Zersetzungsproducte des augitischen Bestandteils stets mehr oder weniger intensiv grün gefärbt. Ilie und da kommen auch mandel- steinartige Abänderungen vor. In ungewöhnlich mächtigen und weit fortsetzenden Massen erscheint der Diabas im S. von Andreasberg zwischen dem Sperr- lutter- und Brunnenbachthale. In diesen grossen, geschlossenen Massen ist das Gestein meist sehr feinkörnig bis fast dicht oder durch Hervortreten einzelner grösserer Feldspathkrystalle porphyr- artig und besitzt oft zugleich eine ausgezeichnete sphäroidische Absonderung (Wäschgrund, Chaussee Andreasberg-Oderhaus und Oderhaus-Blaufarbenwerk). Aber auch diese grossen Diabaspar- tieen sind nicht gang- oder stockförmige Massen, sondern — wie alle Harzer Diabase — eruptive Lager. Contactbildungen sind an den Diabasen des zu betrachten- den Gebietes verhältnissmässig schwach entwickelt. Dieselben sind meist fleckschieferartige Gesteine, die bekannten Spilosite (SW. -Abhang des Sieberberges u. a. a. 0.), seltener flintähnliche, zuweilen gebänderte Adinolgesteine , Desmosite (bes. in der Schlucht im S. der Andreasberger Pulvermühle, zwischen dem Matthias - Schmidtsberge und dem Forstorte Schleife). Der Granit zeigt überall die auf der ganzen W.- und S.-Seite des Brockenmassivs herrschende Beschaffenheit. Er stellt ein graues bis röthliches, meist mittelkörniges Gemenge von röth- lichem Orthoklas, grünlichem Oligoklas, graulichem Quarz und schwarzem Glimmer dar. Nach den Rändern verdichtet sich das Gestein und erhält eine feinkörnige bis fast dichte Grundmasse, 27* 420 E. Kayser, über das Spaltensystem aus der nur einzelne grössere Feldspathkrystalle porphyrartig vor- zutreten pflegen. Am äussersten Rande, an der Auflagerungs- fläche des Hornfelses und ebenso in schmalen Apophysen ver- schwinden auch jene Krystallausscheidungen und es bleibt ein felsitisch aussehendes, glimmerarmes, aber häufig turmalinreiches Gestein übrig. Ueberhaupt spielt in der Rand- Zone des Granits Turmalin in Begleitung anderer Mineralien, wie Flussspath, Granat etc., eine Rolle. Ausser durch die Verdichtung des Gesteins pflegen die Granitränder auch durch mehr oder weniger zahlreiche, arm- bis oft kaum fingerdicke Apophysen ausgezeichnet zu sein. Besonders berühmt sind seit alter Zeit die Granitapo- physen am Rehberger Graben; aber auch au der gegenüberliegenden Thalseite am Hahnenklee, an der Wand unter dem Königskopf, am Ostrand der kleinen Granitpartie im Forstorte Dietrichsthal etc. kann man nicht minder schöne Granitadern im Hornfels beob- achten. Fast allenthalben zeigt der Granit eine starke Zersetzung, durch die er oftmals bis auf grosse Tiefe zu Grus aufgelöst ist. Es bleiben dabei nur einzelne widerstandsfähigere Gesteinspartieen in Form grosser sphäroidischer Blöcke zurück, welche nach Fort- führung des Gruses die Gehänge oftmals als förmliche Felsen- meere bedecken. Granitgänge kommen in der in Rede stehenden Gegend nur an zwei Punkten vor: einmal auf dem Sonnenberge, an der sog. Zinngrube, wo im Hornfels der Tauner Grauwacke ein auf dem dichtbewaldeten moorigen Plateau nicht weit zu verfolgender, nur durch ein paar alte Schächte aufgeschlossener, sehr turmalin- reicher Gang aufsetzt1), und zweitens auf dem Steiufelde westlich Braunlage, wo zwischen den dortigen Erzgängen ein sehr zer- setzter, selbst von der Erzbildung ergriffener und mit Kalkspath und Quarztrümern sowie mit Erzkörnern und -Fünkchen erfüllter, fast glimmerfreier Turmalingranit auftritt, dessen Feldspath — wie, weniger stark auch am Sonnenberger Gang — zum grossen Theil :) Die glänzenden hemiedrischen Turmalinkrystalle worden seiner Zeit mit Zinnstein verwechselt und diese Verwechselung gab Veranlassung zur Anlage einiger kleiner Versuchsbaue. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 421 in ein gelbgrünes steinmarkälmliches Mineral nmgewandelt ist. Beide Gänge besitzen ein ostwestliches Streichen. Die Contactb il düngen des Granits sind viel mannichfaltmer als die des Diabases, was damit zusammenhängt, dass derselbe nicht — wie der letztere — blos zwischen Thonschiefern auftritt, sondern auch mit Grauwacken, kalkigen Gesteinen, Quarziten, Diabasen, kurz mit den aller verschiedensten Gliedern des Schiefer- e-ebirares in Berührung: kommt. Die Gesammthe.it der durch Granit- metamorphose veränderten Gesteine bezeichnet man mit einem Harzer Vulgärnamen als ITornfels — eine Bezeichnung, die auch ganz brauchbar ist, wenn man nicht vergisst, dass damit kein Gestein von bestimmter petrographischer Beschaffenheit gemeint ist. Bei schieferigen Gesteinen spricht sich der Beginn der Metamorphose in einer allmählich immer stärker werdenden Härtung des Gesteins, verbunden mit einem Undeutlichwerden und end- lichem Verschwinden der Schieferstructur aus. Es entstehen harte, splitterige, muschelig brechende, dunkelblau bis violettschwarze, auf den ersten Blick fast basaltähnliche Gesteine, die aus einem kryptokrystallinischen Gemenge vorwaltend von Quarz und braunem Glimmer bestehen. Bei noch stärkerer Metamorphose werden die Gesteine deutlicher körnig — es tritt namentlich der Glimmer oft in deutlichen Blättchen hervor — und die schwarze Färbung: macht einer mehr violettbraunen Platz. Am Südrande des Brocken- massivs, zwischen Andreasberg, Braunlage und Elend spielen unter den schwächer veränderten, der äusseren Region der Contactzone angehörigen Gesteinen Knotenschiefer eine nicht unwesentliche Rolle, ohne indess eine constante, zusammenhängende Zone zu bilden. Die Grauwacken verlieren bei der Metamorphose ebenfalls allmählich ihre Schichtung und werden zu harten , klingenden dunkelbläulich- bis violettgrauen, scheinbar gleichartigen Gesteinen, deren Zusammensetzung aus verschiedenartigen Bestandtheilen oft nur noch auf der Verwitterungsrinde zu erkennen ist. Kalkige Gesteine werden theils in hellfarbige, grünlich- weisse bis rein weisse Kalksilicate verwandelt, theils aber, wenn sie reiner sind, in zuckerkörnigen, krystallinischen Kalk, der mit 422 E. Kayser, über das Spaltensystem verschiedenen derben, krystallini sehen oder auch krystallisirten Silicaten — darunter besonders Grossular und Epidot — durch- wachsen ist. Reineren weissen Kalkhornfels findet man längs des Wasserlaufs im W. der Glückaufer Klippen bei Andreasberg, sowie gleich oberhalb der Braunlager Glashütte, sehr schöne schwarz- und weissgebänderte Gesteine besonders am Abhang des Sonnen- berges, längs der im Gr. Sonnenthal nach der Schluft führenden Chaussee. Körnige Kalke mit krystallinischen Silicaten kommen in unserem Gebiete nur in beschränkter Weise im Thale der Gr. Schluft oberhalb des gleichnamigen Forsthauses vor. Qu arzi tische Gesteine werden im Allgeinen wenig ver- ändert, und zwar um so weniger, je reiner sie sind. Am Abhang des Bruchberges gegen den Oderteich spielt Turmalin nicht nur auf Schichtenfugen und Adern, sondern als die Masse des Ge- steins selbst durchdringende und pigmentirende Substanz local eine Rolle. Auch im Forstort Dietrichsthal treten am N. -Abhang des mittleren Dreckthals turmalinreiche, durch lagenweise Anhäufung des Minerals zum Theil gebänderte Hornfelse auf. Auch sie waren vielleicht, da sie wohl der Zone des Hauptquarzits angehören, ur- sprünglich quarzitische Schiefer. Bei Diabasen endlich macht sich die Umwandlung darin bemerkbar, dass ihre Grundmasse ebenfalls hart und splittrig wird und eine dunkelviolette bis schwarze Färbung annimmt, während die Feldspäthe z. Th. in Epidot, und die ursprünglichen Kalkspath- mandeln mandelsteinartiger Abänderungen in krystallisirten Grossu- lar umgewandelt werden (bes. schön in den sog. Berglöchern s. w. Braunlage und in der Umgebung des alten Brunnenbacher Teiches). Die Breite der Contactzone des Granits wechselt sehr und hängt wesentlich von der Art des veränderten Gesteins ab. Am leichtesten werden kalkige Gesteine umgewandelt. Sie sind daher oftmals metamorphosirt, wo die umgebenden Schiefer kaum noch eine Spur von Umwandlung erkennen lassen. Thonschiefer werden leichter metamorphosirt, als Grauwacken, diese wieder leichter, als kieselige und quarzitische Gesteine. Auf der Karte Taf. XI ist der Versuch gemacht worden, die äussere Grenze der Contact- am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 423 Wirkungen des Granits durch eine Linie anzugeben. Dabei muss indess hervorgehoben werden, dass die Metamorphose nach aussen ganz allmählich ausläuft und ihre Abgrenzung daher immer etwas Subjektives behält. Das Vorkommen des Quarzporphyrs beschränkt sich auf einen Gang am grossen Königsberge n. w. Andreasberg. Obwohl O O o o o nur wenige Meter breit, hat sich derselbe doch mit nordwestlicher Streichrichtung über 1 Kilometer weit verfolgen lassen. Im mitt- leren Theil der Gangspalte besitzt das Gestein zahlreiche grosse Krystallausschei düngen von Feldspat h und Quarz und stimmt darin, sowie auch im ganzen übrigen Habitus, mit den gross- krystallinischen Quarzporphyrgängen der Gegend von Lauterberg überein. An den Saalbändern aber wird das Gestein dicht und sphärolitisch und gleicht hier ganz dem Porphyr des Ganges am Scharzfelder Zoll unweit der Bahnstation Lauterberg-Scharzfeld. Auch das Vorkommen des Melaphyrs scheint sich auf einen einzigen , kurzen Gang im Bremkethal östlich Braunlage zu beschränken1), der gleich den zahlreichen, in der Gegend von Elbingerode und Rübeland auftretenden Eruptivgesteinsgängen nordsüdlich streicht. Das feinkörnige, lichtgraue Gestein setzt, sich aus reichlichem, stark glänzenden, dunkelen Glimmer, Augit. und Plagioklas zusammen. Im Unterschied vom Diabas hat es eine etwas prismatische Absonderung und bedeckt sich mit einer scharf abgesetzten, lichtbraunen Verwitterungsrinde. Ausser den beschriebenen Gesteinsbildungen treten in unserem Gebiete nur noch Alluvial- und Diluvialablagerungen auf. Den ersteren gehören die Absätze in den meist engen Thal- sohlen an. Ein diluviales Alter dagegen möchten die merkwürdigen, wallförmigen Schuttanhäufungen haben, die man im Thal der Kalten und der Warmen Bode, im oberen Sieberthal und besonders im Oderthal oberhalb des Andreasberger Rinderstalles beobachtet, wo sie stellenweise bis über 20 Meter Höhe erreichen. Vorherr- schend aus zerriebenem, lehmigen Granitsand bestehend, enthalten Q Auf der Karte Taf. X ist dieser Gang mit der Farbe des Quarzporphyrs gedruckt worden. 424 E. Kayser, über das Spaltensystem diese Wälle auch zahlreiche, kaum gerundete Hornfelsgeschiehe, die oft stark polirt und mit Schrammen und Ritzen bedeckt sind. An einer anderen Stelle habe ich meine Ansicht, dass die frag- lichen Steinwälle Reste alter Moränen darstellen, näher zn be- gründen versucht 1). Was nun die Lagerungsverhältnisse der im Vorstehenden geschilderten Schichten betrifft, so stellen dieselben im Allge- meinen ein System von SW. nach NO. streichender, überlappter Falten dar, deren Flügel fast ausnahmslos unter grossen Winkeln gleichsinnig nach SO. einfallen. Dies gilt ebensowohl für die im SW. des Brockenmassivs verbreiteten Unterdevonbildungen, wie für die an diese im N. des Acker- und Bruchberges angrenzenden, die Hauptmasse des Clausthaler Plateaus bildenden Culmschichten. Demgemäss macht sich im ganzen uns beschäftigenden Gebiete ein Alterniren von grösseren Sattelfalten (Luftsätteln) und zwischen diesen liegenden, ans jüngeren Gesteinsablagerungen bestehenden Muldenfalten geltend. Eine derartige Hauptfalte, nicht nur für die hier zu betrach- tende Gegend, sondern für das gesammte Gebirge, stellt der lange Zug von Tanner Grauwacke dar, der sich von Scharzfeld und Lauterberg am SW. -Rande des Gebirges quer durch dasselbe hin- durch bis nach Gernrode am N. -Rande verfolgen lässt und eine grosse Sattelzone bildet, an die sich im Mittel- und Ostharz sowohl nach N. als auch nach S. die jüngeren Glieder des Schiefergebirges in symmetrischer Weise anschliessen. An diesen Grauwackenzug grenzt in unserem Gebiete nördlich eine grössere Schichtenmulde an, die aus Wieder Schiefern bestehend, die südwestliche Fortsetzung der grossen, in ihren centralen Theilen aus jüngeren Devonbildungen zusammengesetzten Elbingeroder Mulde darstellt. Bei Braunlage noch von ziemlicher Breite, ver- schmälert sich diese Mulde schon im W. des Oderthaies beträcht- lich, um sich südwestlich Andreasberg in zwei schmale Arme zu theilen, von denen der nördliche bis an den Gebirgsrand in der J) Verhandl. der Gesellsch. für Erdkunde zu Berlin, Deeember-Sitzung 1881. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 425 Gegend von Herzberg zn verfolgen ist, während der südliche schon vorher sein Ende erreicht. Wie im S. so wird die genannte Mulde auch im N. von Tauner Grauwacke begrenzt, die hier in grosser Breitenausdehnung bis auf den Abhang des Acker hinaufreicht. Im W. des oberen Sieberthaies sehr zusammenhängend, ist der fragliche Grauwacken- zug im O. des genannten Thaies durch Dislocation und Denuda- tion in eine Reihe schollenförmig auf dem Granit auf liegender Partieen aufgelöst worden. Solche durch Granitcontact um- gewandelte Grauwacken -Schollen sind der Reh- und Sonnen- berg, der Hahnenklee, der Königskopf, der berühmte Kegel der Achtermannshöhe etc. Die Kuppen des Wormberges und der beiden Winterberge sind ebenfalls inselförmige, dem Granit aufgesetzte Hornfelskuppen ; sie bestehen indess nicht aus Grauwacke, sondern aus Schieferhornfels. An die beschriebene Grauwackenzone schliesst sich im Norden eine neue Zone an, die aus Schichten der Wieder Schiefer be- stehend, den langen hohen Gebirgsrücken des Bruch- und Acker- berges bildet. Aus Kiesel- und Wetzschiefern, Diabas - führenden Thonschiefern und mächtigen Quarziten zusammengesetzt, stellt der fragliche Rücken sammt den ihm im N. vorgelagerten Berg- zügen eine Reihe von Schichtenfalten dar, die weiter nördlich unter Verhältnissen, deren völlige Klarlegung erst von der bis jetzt noch nicht abgeschlossenen Kartirung dieses Gebietes zu erwarten ist, mit Culm-Kieselschiefern und -Grauwacken zusammenstossen. Es sei zum Schluss noch hervorgehoben, dass ebenso, wie die Schichten im Grossen zu Sätteln und Mulden gefaltet sind, sie auch im Kleinen wieder aus zahllosen Falten bestehen. Die zahlreichen localen Wiederholungen eines älteren Schichtengliedes inmitten des herrschenden jüngeren, oder umgekehrt, ebenso wie die vielfachen Biegungen , Windungen und Stauchungen der schieferigen Gesteine sind die Folge dieser bis ins Kleinste gehenden Faltung. Dieselben sprechen ebenso für den gewal- tigen Druck, dem die Schichten ausgesetzt gewesen, wie auch die compacteren Gesteine, trotz des noch bestehenden äusseren Zusam- menhanges, nicht selten zu beobachtende vollständige innere Zer- 426 E. Kayser, über das Spaltensystem brechung zeigen. Besonders gut kann man diese Zertrümmerung an den grossen Diabasmassen im Süden von Andreasberg (im Wäsch- grund und anderweitig) beobachten, wo das Gestein ;p:is lauter kleinen , polytom - prismatischen , gegen einander verschobenen Fragmenten besteht, welche infolge der stattgehabten Gleitung allenthalben kleine Rutsch flächen, Harnische und Spiegel erkennen lassen. Das Spaltensystem am SW.-Äbhange des Brockenmassivs. Als Ausgangspunkt für die Betrachtung der Bruch- und Gang- spalten in der Gegend von Braunlage und Andreasberg will ich die zuerst bekannt gewordene, grosse, im oberen Oderthal ver- laufende Bruchlinie wählen, die im Folgenden der Kürze halber als Oderspalte bezeichnet werden soll. Herrn v. Grgddeok gebührt das Verdienst, den ersten Anstoss zur Entdeckung dieser für das Andreasberger Spaltensystem so überaus wichtigen Bruch- linie gegeben zu haben. Dem genannten Forscher war es näm- lich zuerst aufgefallen, dass der Quarzit des Bruchberges, der an der Steilen Wand fast geradlinig am Granit abschneidet, in seiner Fortsetzung an den Lerchenköpfen (im O. des oberen Keilwasserthaies) nach N. verschoben ist, und dass eine Ver- schiebung in demselben Sinne auch an den nördlich vom ge- nannten Quarzitzuge liegenden, dem Culm angehörigen Kiesel- schieferzügen am Schwarzen- und Ochsenberge einerseits und am Spitzenberge andererseits hervortritt. Als Bestätigung seiner Ver- muthung, dass hier eine grosse Verwerfung vorliege, gelang es Herrn v. Groddeck, im Kellwasserthale eine grössere, mit blauen Letten, Gangthonschiefer, Kalkspath, Quarz- und Schwefelkies- concretionen erfüllte Gangspalte aufzufinden x). Der fragliche Gang streicht h. 12 und fällt steil nach O.; und da die Schichten auf beiden Seiten desselben nach S. einfallen, so liegt hier eine nor- male Verwerfung vor, bei welcher das hangende (östliche) Gebirgs- Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1877, S. 440. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 427 stück gesunken und der Fallrichtung entgegen, also nach N. ver- schoben ist. Im O. von Andreasberg ist im N. der grossen Diabasmasse im Oderthal eine ähnliche Schichtenverschiebung zu beobachten, die sich sowohl im Verlauf der Südgrenze der Tanner Grauwacke gegen den Wieder Schiefer, als auch in der Lage der kalkigen Zone der unteren Wieder Schiefer auf beiden Thalseiten deutlich ausspricht. Auch hier erscheinen die im O. des Thaies liegenden Schichten nach N. verrückt ; und dass sie in der That ein längs einer Verwerfung abgesunkenes Gebirgsstück darstellen, geht aus dem Umstande hervor, dass die Auflagerungslinie der Grau- wacke auf dem Granit, die auf der westlichen Thalseite am Abhang des Rehberges nirgends unter das Niveau des Rehberger Wasserlaufes herabsinkt, auf der gegenüberliegenden Thalseite, am Fusse des Hahnenklee, noch unter der Thalsohle, also über 400 Fuss tiefer liegt, so dass hier eine vertikale Senkung von mindestens demselben Betrage stattgefunden haben muss. Diese Thatsachen waren es, die mein College Lossen schon vor mehreren Jahren aus meinen damaligen ersten Uebersichtsaufnahmen der Gegend von Andreasberg und Braunlage herauslas, und die ihn zur An- nahme einer grösseren in diesem Theile des Oderthaies verlaufen- den Verwerfung; führten. Indem er alsdann diese Verwerfung; in scharfsinnigerWeise mit dem durch v. Groddeck im Kellwasser- thale nachgewiesenen Sprung combinirte, ergab sich eine einzige gewaltige Dislocation, die Oderspalte. Dabei blieb freilich das ununterbrochene Fortsetzen der Verwerfung durch den Granit hin- durch bis an die Steile Wand vorerst noch eine blose Hypothese. Erst im vorigen Sommer gelang es Herrn Lossen und mir selbst, an mehreren Stellen das Vorhandensein von Gangquarz auf der Spalte nachzuweisen: so an verschiedenen Punkten zwischen der Steilen Wand und dem Oderteich, so längs der ganzen Ostseite des letzteren, so besonders unterhalb des genannten Teiches, in der grossen Serpentine der ins Thal hinabsteigenden Chaussee, wo weisser Gangquarz in Begleitung von Manganoxyden in zahl- reichen Blöcken angehäuft ist, so endlich am Westrande der merk- würdigen kleinen Grauwackenkuppe, welche auf der rechten Seite 428 E. Kayser, über das Spaltensystem der Oder, gegenüber der Einmündung des Dietrichsthaies liegt und nur durch Thalerosion von der unterhalb der Einmündung des genannten Thälehens liegenden Grauwackenpartie getrennt ist. Was das Südende der Oderspalte betrifft, so nahm Herr Lossen ursprünglich an, dass dieselbe bis an die grosse Diabas- masse oberhalb des Oderhauses heranreiche, die ihrem Weiter- aufreissen gewissermaassen einen undurchdringlichen Damm ent- gegengesetzt. habe; nachdem er aber später am Nordrande der kleinen am Andreasberger Rinderstall liegenden Granitkuppe einen südöstlich streichenden, bis über das untere Dreckthal hinaus zu verfolgenden Quarzgang aufgefunden hatte, nahm er an, dass dieser Gang das Ende der Oderspalte bilde; und so ist es auch auf der Lossen- schen Uebersichtskarte des Harzes dargestellt. Es soll iudess weiter unten gezeigt werden, dass die Oderspalte schon vorher endigt, das eben erwähnte Gangstück aber einer anderen Spalte angehört. Ein weiterer Schritt zur Klarlegung des uns beschäftigenden Spaltensystems geschah im Herbst 1880, wo es mir gelang, im N. von Andreasberg eine zweite grosse Verwerfungsspalte nachzu- weisen, die aus der Gegend des Andreasberger Rinderstalles in nordwestlicher Richtung durch das Andreasberger Kellwasserthal und das Fischbachthal nach dem Forsthause Schluft (im oberen Siebe'rthale) und von dort über den Kamm des Acker hinüber verfolgt werden konnte. Während diese gewaltige Bruchlinie, die im Folgenden kurz als Acker spalte bezeichnet werden soll, auf der ganzen Erstreckung zwischen dem Oder- und Sieber- thale die Grenze zwischen Granit und Grauwackenhornfels bildet und daher ihre Rolle als Gebirgsverwerfer nicht auf den ersten Blick dokumentirt, so tritt diese Rolle in der weiteren Fortsetzung der Spalte nach W. in handgreiflicher Weise hervor durch die sehr erhebliche Querverschiebung , welche sämmtliche den Körper des Acker bildende Schichten 1 änirs der fraglichen Linie erfahren haben. So stossen gleich westlich vom Forsthause Schluft die Wetzschiefer der tiefsten Zone der Wieder Schiefer und die Schichten der darüber liegenden Diabaszone gegen die Tauner Grauwacke ab, und noch deutlicher zeigt sich die Verschiebung an der den Kamm des Acker bildenden Quarzitmasse. am SW.- Abfall des Broekenmassivs. 429 Auch längs dieser Spalte sind, ebenso wie längs der Oder- spalte, die im O. der Dislocation liegenden Schichtentheile nach N. verschoben, so dass wahrscheinlich auch die Ackerspalte nach O. einfällt und auch hier eine echte Verwerfung (mit Senkung des Hangenden) vorliegt. Von besonderem Interesse war die Wahrnehmung, dass auf der ganzen Erstreckung der Spalte vom Oderthal bis über das Sieberthal hinaus fast allenthalben grosse Massen von weissem, derbem bis drüsigem, stellenweise von Eisen- und Manganoxyden begleitetem Gangquarz auftreten. Im Keil wasser- und besonders im obersten Fischbachthale bilden diese Gangmassen oft viele Centner schwere Blöcke — und sie waren es, die mich zuerst auf die Vermuthung einer grossen Verwerfung führten. In der Nähe der Schluft, auf beiden Seiten des grossen Sonnenthals, treten als Begleiter des Quarzes auch Rotheisenstein und (wie mir Herr Bergrath Strauch in Andreasberg versichert hat) in grösserer Tiefe auch Kupfererze auf, auf welche letztere im vorigen Jahr- hundert die Grube »Vereinigter Theuerdank« gebaut hat. Im Herbst 1880 ging ich der Ackerspalte nur bis an den oberen Anfang des Sösethals nach; im vergangenen Sommer aber ist es mir Dank der freundlichen Unterstützung des Herrn v. Groddeck gelungen, dieselbe noch weiter nach W. zu verfolgen. Da, wo im N. des Ackerberges die Devonschichten mit dem Culm zusammenstossen, ist die Querverschiebung noch deutlich zu er- kennen, und wenn auch hier — wie im N. des Ackers überhaupt — Gangquarz nirgends nachgewiesen werden konnte, so weist doch ein am Fusse des Ifenkopfes, unmittelbar an der Söse (wie es heisst, auf Kupfererze) in den Berg getriebener Stölln auf das Vorhandensein von Ausfüllungsmassen in der Spalte hin. Weiter nach W., wo die Dislocation in die grosse Grauwackenpartie des Mittel- und Schwarzenberges eintritt, konnten sichere Anhalts- punkte für ihren Verlauf nicht gewonnen werden. Erst am Nord- abhange des Schwarzethals wurden wieder einige kleine Fingen angetroffen, und etwas weiter westlich, im Tliale der alten Riefens- beek, stiessen wir am Abhange des Berghauptmannskopfes auf einen alten Stölln, und noch weiter nach Westen endlich, im Hangen- 430 E. Kayser, über das Spaltensystem. thal, auf ein Schwerspathvorkommen , in dessen Nähe ebenfalls Spuren eines ehemaligen Bergbaues zu erkennen waren. Da alle diese Punkte in der Verlängerung der Ackerspalte liegen und da an derselben Linie der Kieselschieferzug des Berg- hauptmanns- und Brandkopfes eine deutliche kleine Verschiebung zeigt (an der Stelle, wo der oben erwähnte alte Stölln liegt), so darf man annehmen, dass die fragliche Linie die Fortsetzung der Ackerspalte bildet. Dieselbe würde dann in diesem Theil ihres Verlaufes ein viel westlicheres Streichen haben, als jenseits des Ackerberges; es muss indess hervorgehoben werden, dass sich schon viel weiter östlich, im obersten Sösethal, am Fusse des Vosshai und Ifenskopfes, eine allmähliche Richtungsänderung aus NW. nach WNW. bemerklich macht. Das Westende der Ackerspalte konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Vielleicht setzt sie noch weiter fort, bis an den Grünsteinzug oder durch denselben hindurch. Für die letztere Annahme könnten die auffälligen Unregelmässigkeiten (die mehr- fachen Verschiebungen des [Stringocephalen-] Eisensteinlagers in der Mitte des Grünsteinzuges und die «rosse Breite des letzteren im S. des Ziegenberger und Bärenbrucher Teiches im Vergleich zu der- jenigen im NO. des letztgenannten Teiches) sprechen, welche der Grünsteinzug gerade zeigt, wo ihn eventuell die Ackerspalte schneiden würde. Setzt die Ackerspalte in der That durch den Grünsteinzug durch, so könnte sie sogar möglicherweise mit dem in W. von Buntenbock aufsetzenden, Spatheisenstein -führenden Gängen der BoRCHERs’schen Gangkarte, deren östliches Ende noch nicht ermittelt ist, in Zusammenhang stehen. Ausser der Ackerspalte wurde noch ein kleinerer, nörd- licher Parallelsprung nachgewiesen. Derselbe verläuft nörd- lich vom Steinkopf, Vosshai und Ifenkopf und dokumentirt sich sowohl durch deutliche Schichtenverschiebungen, als auch dadurch, dass der breite, über das Dammhaus streichende, sowie ein anderer, schmälerer, weiter westlich liegender Kieselschieferzug an der Verwerfung abschneiden. Auch auf dieser Spalte wurden mehrere alte Bergwerkspunkte aufgefunden, so im Thale des Gr. Ifenbachs und in der Haldenkappe, in welcher letzteren an der Stelle, wo am SW.- Abfall des Brock enmassivs. 431 der westlichere Kieselschief erzug abgeschnitten wird, eine bedeutende alte Halde beobachtet wurde. Auch bei dieser Spalte macht sich ganz dieselbe allmähliche Richtungsänderung aus NW. in WNW. geltend, wie bei der Ackerspalte. Es ist nicht zu verkennen, dass sich darin eine Annäherung: an die herrschende Streichrichtung: der benachbarten Clausthaler Gänge ausspricht. Nicht unerwähnt darf der auffällige Einfluss bleiben, den die beiden beschriebenen Spalten auf die Richtung des Quarzitrückens des Acker-Bruchberges ausüben. Während nämlich die Kammlinie beider Berge in ihrer ganzen Länge fast schnurgerade in östlicher Richtung verläuft, besitzt das niedrigere, dieselben verbindende Zwischenstück eine abweichende, fast genau nördliche Richtung. Dieses Verbindungsstück fällt nun aber gerade zwischen unsere o O beiden Verwerfungsspalten und darin liegt die Erklärung für seine abweichende Richtung. Diese Verhältnisse treten auf Tafel X, wo der Verlauf der Kammlinie durch den in die Karte ein- getragenen, sich immer auf der höchsten Höhe haltenden, sog. Fastweg angegeben ist, deutlich hervor. Es ist nun noch die Art der Vereinigung der Acker- und Oderspalte zu betrachten. Von der ersteren war oben bemerkt worden, dass sie von der Stelle im Oderthal ausläuft, wo das Andreasberger Keilwasser in das letztere einmündet. Dieser Punkt bezeichnet indess noch nicht das äusserste Ende der Ackerspalte. Dieselbe setzt vielmehr auch auf die linke Seite des Oderthals hinüber, und zwar in Gestalt eines auf der Grenze von Granit und Hornfels aufsetzenden Quarzganges, der — wie eine Anzahl alter Schacht- und Pingenlöcher vermuthen lassen — auch Erze führt. Dieser Gang reicht noch etwas über das Untere Dreckthal hin- aus und tritt so fast in unmittelbare Verbindung mit einem der weiter unten zu besprechenden, im Forstorte Dreckthal aufsetzen- den, nordsüdlich streichenden Erzgänge. Was nun die Oderspalte betrifft, so reicht dieselbe nach S. nicht bis an den Punkt, wo die Ackerspalte das Oderthal schneidet. Sie vereinigt sich daher auch nicht mit der letzteren, sondern hört schon vorher an einer, das letzte Ende der Ackerspalte begleitenden, nördlichen Parallelspalte auf. 432 E. Kayser, über das Spaltensystem Es ist das ein Gang, der auf der W. -Seite der Oder wesentlich nur Quarz, auf der O. -Seite aber ausserdem noch Kalkspath und, wie es scheint, Kupfererze führt. Im O. der Oder bildet der- selbe die S.- Grenze der Dietrichsthaler Granitpartie, im W. des Flusses aber ist zwischen ihm und der Ackerspalte eine Scholle von Tauner Grauwacke bis in das Niveau des Oderthals einge- sunken, und da endlich, wo der Gang unterhalb des Rehberger Grabens die Granit - Grauwackengrenze trifft, zeigt diese eine sehr auffällige Zerreissung. Das östliche Ende dieser Neben- spalte der Ackerlinie liegt auf der Höhe des Dreckthalskopfes, zwischen den beiden Gipfeln dieses Berges. Nach S. schliesst sich ihr — ganz ähnlich, wie auch der Ackerspalte ■ — ein hora 12 streichendes, Pingen-tragendes, Gangstück an. Ich gehe nun zur Betrachtung der zahlreichen auf beiden Seiten der Oder liegenden, der Ackerspalte parallen Bruch- und Ganglinien über, schicke aber zunächst einige allgemeinere Bemerkungen voraus. Alle jene Spalten, die beson- ders im O. des Oderthaies sehr zahlreich und z. Th. von beträcht- licher Länge sind, stellen gleich der Ackerspalte Querzerreissungen dar, die einem grossen System nordwestlich (oder in hercynischer Richtung) streichender Bruchlinien angehören. Alle geben sich innerhalb der Sedimentärschichten durch die an ihnen zu beob- achtenden Verrückungen der correspondirenden Schichten als Verwerfer zu erkennen. Fast überall, wo nicht Schutt-, Wald- oder Moorbedeckung die Beobachtung behindern, findet man auf diesen Spalten Gangmineralien, besonders weissen Gangquarz, sowie hie und da auch Eisen- und Manganerze, welche vielfach zu alten Bergbauversuchen Veranlassung gegeben haben. Wenn man andererseits an manchen gut aufgeschlossenen Stellen keine Mineralausfüllungen nachweisen kann, so darf man nicht vergessen, dass eine Gangspalte keineswegs überall mit solchen Ausscheidungen erfüllt zu sein braucht, sondern dass sie stellenweise nur mit leicht zu übersehenden Gangletten erfüllt oder auch ganz unterbrochen sein kann. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 433 In dem hier behandelten Gebiete sind Mineralausscheidungen und zwar besonders Gangquarz sehr verbreitet und haben mir bei der Verfolgung der Spalten die allergrössten Dienste geleistet. Nur mit ihrer Hülfe war es möglich die meisten Spalten aus dem Schiefergebiete in den Granit hinein zu verfolgen, sowie auch ganz im Granit liegende Spalten aufzufinden und damit den Beweis zu liefern, dass die fraglichen Spalten den Granit überall mitverworfen haben. Ein anderes schätzbares Hülfsmittel für die Auffindung und Verfolgung der Bruchlinien bot die Beschaffenheit des Granits. Während derselbe nämlich an seinen ursprünglichen Erstarrungs- rändern überall eine feinkörnige bis nahezu dichte Beschaffen- heit und meist zugleich eine porphyrische Ausbildung zeigt (wie man sie am Rehberger Graben, an der Ostseite der Dietrichs- thaler Granitpartie, im Ellrichswasser und im Thal der Warmen Bode oberhalb Braunlage beobachtet), so zeigt der Granit an anderen Grenzlinien nicht diese verdichtete, sondern vielmehr eine vollkrystallinische , grobkörnige Structwr, wie sie unter nor- malen Umständen nur da anzutreffen ist, wo das Gestein einem tieferen, der ursprünglichen Verbreitungsgrenze ferner liegenden Niveau angehört. In solcher grobkörnigen Beschaffenheit erscheint der Granit z. B. längs der ganzen Ackerspalte und deren später zu besprechenden südlichen Nebenspalte, und darin liegt mit ein Beweis, dass man es hier nicht mit einem ursprünglichen, sondern mit einem durch eine Verwerfung gegebenen Granitrande zu tliun hat. Auch im Oderthal kann man ähnliche Beobachtungen machen. Wie nämlich mein Freund Lossen zuerst wahrgenommen hat, hat der Granit der linken Thalseite unter- und besonders oberhalb der Einmündung des Kl. Rauschenbachthaies eine ausgezeichnet porphyrische Ausbildung, verbunden mit einer unregelmässig pris- matischen Absonderung, wie dies bei der Nähe der Hornfelsgrenze als ganz normal erscheint; auf der gegenüberliegenden Thalseite aber, unter dem Rehberger Graben, steht ein grobkrystallinisches, zu Grus zerfallendes Gestein an (welche Auflösungsart bei der dichten Abänderung nicht vorkommt), an dem sich keine Spur 28 434 E. Kayser, über das Spaltensystem von prismatischer Zerklüftung erkennen lässt. Es treten hier so- mit zwei ganz abweichende, einem wesentlich verschiedenen Er- starrungsniveau entsprechende Granitvarietäten auf — eine Er- scheinung, die nur durch Annahme einer zwischen beiden Thal- seiten hindurchlaufenden Verwerfung erklärt werden kann. Hinsichtlich der Darstellungsweise der Spalten auf den beiden begleitenden Karten sei noch bemerkt, dass ich bemüht gewesen bin, alles Gedachte und Construirte vom positiv Beobachteten möglichst zu trennen. Daher ist der Verlauf der Spalten überall, wo derselbe nicht durch Mineralausfüllungen oder Schichtenver- schiebungen festgestellt werden konnte, nur mit gestrichelten Linien angegeben worden. Mineralausscheidungen auf den Spalten sind nur da angegeben, wo dieselben, sei es auch nur in beschränkter Weise, beobachtet wurden. Doch muss ich für den, der die Gegend von Andreasberg mit meiner 25 000-theiligen Karte begeht, noch hervorheben, dass man Gangausscheidungen öfters schon in einiger Entfernung von der Stelle beobachten kann, wo ich einen Gang angebe. Dies erklärt sich daraus, dass in Wirklichkeit wohl nur selten ein ein- ziger geschlossener Gang vorliegt, wie ihn die Karte darstellt, sondern meistens wohl eine Mehrzahl sich schaarender oder von dem Hauptgange ablaufender Nebentrümer, oder endlich in anderen Fällen einer oder mehrere, den Hauptgang begleitende Neben- gänge. Ich habe Grund, das Vorhandensein zahlreicher der- artiger, mit krystallinischem oder krystallisirtem Qangquarz aus- gefüllter Nebenspalten besonders für die Gänge im NO. des Oderteiches zu vermuthen ; der Maassstab der Karte und vor Allem die Aufschlüsse müssten indess ganz andere sein, um die für die Darstellung solcher Detailverhältnisse nöthigen Anhaltspunkte zu gewinnen. Endlich sei noch bemerkt, dass auf der Specialkarte von Andreas- berg der Versuch gemacht worden ist, durch verschiedene Farben die Art der Gangerfüllung auszuzeichnen, so, ob dieselbe vor- wiegend aus Quarz, aus Schwerspat]), aus Eisen- und Mangan-, aus Kupfer- oder noch anderen Erzen besteht. Diese Angaben stützen sich nicht blos auf eigene Beobachtungen, sondern auch am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 435 auf die im Eingänge erwähnte Credner’ sch e Arbeit, sowie auf freundliche mündliche Mittheilungen des Herrn Bergrath Strauch in Andreasberg. Was nun zunächst die auf der östlichen Seite der Oder liegenden Dislocationslinien betrifft, so endigen dieselben sämmtlich an der Oderspalte, indem sie unter spitzem Winkel an dieselbe heransetzen und sich mit ihr schaaren. Die südlichste dieser Spalten liegt zwischen dem Oderthal und der neuen, vom Königskrug über den Hahnenklee und die Hohe Tracht führenden Forstchaussee. Vollständig im Gebiete des Schiefergebirges gelegen, bedingt dieser Sprung eine beträcht- liche Seitenverschiebung der correspondirenden Schichten; und zwar sind dieselben im O. der Verwerfung nach N. verrückt, so dass wahrscheinlich auch diese Spalte, gleich der Oderspalte, mit welcher sie sich am Fuss des Hahnenklee vereinigt, nach Ö. ein- fällt. Nicht leicht ist an einer anderen Bruchlinie das Vorhanden- sein einer Querverschiebung der Schichten in solcher Deutlichkeit zu erkennen, wie hier, wo die kalkigen Einlagerungen des unteren Theils der Wieder Schiefer und der darüber liegenden körnigen Diabase an der Tanner Grauwacke, die hängenderen Porphyroide aber an kalkigen Gesteinen abstossen. Am Ausgange des Dietrichs- thales, am obersten Anfänge des Oberen Dreckthaies, sowie zwischen diesem und dem mittleren Dreckthal wurde auch auf dieser Spalte Gangquarz beobachtet, während weiter südlich als Ausfüllungs- material Braun- und Magneteisenstein erscheint, welcher — wie zahlreiche im Hochwalde zerstreute Pingen zeigen — vor Zeiten einen kleinen Bergbau veranlasst hat. Hart am N. -Rande der grossen Quarzpartie der Hohen Tracht liegen die letzten Pingen: die compacte Quarzitmasse liess ein Weiteraufreissen der Spalte nicht zu. Eine zweite Dislocation liegt im O. des Hahnenklee, zwischen diesem und den Grauwackenpartieen des Königskopfes und des Königskruges. Beide Grauwackenschollen stossen an der Spalte mit der grösseren Grauwackenpartie des Hahnenklee in einer Weise zusammen, welche ihre Zerreissung auf den ersten 28 * 436 E. Kayser, über das Spalten System Blick erkennen lässt. Gangquarz wurde auf dieser Spalte beob- achtet am Gehänge des Oderthaies unter dem Königskopf, südlich vom Kleinen Rauschenbachthal und endlich — in kleinen Stücken von stark drüsiger Beschaffenheit — an mehreren Punkten weiter südlich bis in die Nähe des Knies der Braunlager Chaussee, west- lich vom Unteren Jerm erstein. Die Verwerfung ist auf der Karte noch etwas weiter nach S. verlängert worden, und zwar auf Grund des Umstandes, dass ein im SW. der Braunlager Glas- hütte bis an den Sprung heran zu verfolgender Porphyroid - Zug im W. desselben nicht wieder aufzufinden war. Eine grössere alte Pinge liegt da, wo die Dislocation die Braunschweig’sche Grenze schneidet. Ein wenig nordwestlich von dieser Stelle läuft von der be- schriebenen Spalte eine kleine Neben spalte in liora 12 ab. Sie schneidet die Braunlager Chaussee südöstlich vom Königskruge und bedingt eine auffällige Zerreissung der dortigen Grauwacken- scholle, deren östliches Ende sie nach S. verschiebt, während sie weiter südlich die Grenze des zwischen ihr und der Hauptspalte keilförmig vorspringenden Granits gegen das Schiefergebirge bildet. Mineralausscheidungen sind auf dieser Nebenspalte nicht beobachtet worden. Eine dritte Zerreissunffsli nie liegt zwischen dem Königs- köpf und der Achtermannshöhe. Ihre südliche Verlängerung fällt mit der Grenze der inselförmigen Hornfelspartie der »Trift« nordwestlich Braunlage gegen den Granit zusammen. Am Hütten- berge bei Braunlage tritt die fragliche Spalte als Quai’z- und Erz- gang auf, dessen Ausgehendes durch zahlreiche alte Pingen mar- kirt wird. Auch am Abhänge des Königsbrucbes, an der neuen Porstchaussee nach dem Königskrug, liegen auf der Spalte inmitten des Granits zwei alte, aus Gangquarz und Manganerzen bestehende Schachthalden. Nördlich von diesem Punkte konnte Gangquarz auf der Verlängerung der Spalte nur ganz vereinzelt aufgefunden werden: so am alten Kaiserweg, im N. der kleinen, östlich vom Königskopf liegenden Grauwackenpartie und da, wo die Spalte den vom Südende des Oderteiches nach Oderbrück führenden Fuss- weg schneidet. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 437 Eine vierte grosse Bruchlinie bildet im Forstort Lieth- weg (im O. der Warmen Bode) wiederum die Grenze zwischen Granit- und Schiefergebirge, während sie weiter südlich, im Schiefer- gebirge, ebenfalls als Quarz- und Erzgang auftritt, auf dem am Pfaffenstieg bei Braunlage bis vor Kurzem noch Manganerz (Psilomelan, Pyrolusit etc.) abgebaut worden sind. Im O. dieser Spalte, sowie zwischen ihr und der dritten Haupt- spalte, liegen im O. von Braunlage auf beiden Seiten der Elender Chaussee noch einige kleine, stark zertrümerte Nebenspalten, auf denen — wie die zahlreichen kleinen, im Walde zerstreuten Pingen beweisen — überall nach Erzen gesucht worden ist. Ein weiterer, fünfter grosser Sprung läuft aus der Gegend nördlich vom Oderteich über Oderbrück durch den Forstort »Die Gehren« über die Warme Bode nach dem S. -Althang des Wurm- berges, um im Forstort »Heinrichswinkel« zu endigen. Im N. des Oderteiches und besonders bei Oderbrück liegen auf dieser Linie grosse Massen von weissem Gangquarz. Der weitere Verlauf der Spalte nach S. wird im »Rothen Bruch« und am rechten Gehänge der Bode durch alte Pingen bezeichnet, während endlich nach einer Angabe Zincken’s j) im Heinrichswinkel ein liora 10 — 11 streichender Eisenstein- (und Mangan-?) führender Gang aufsetzt, in dem man wohl das südliche Ende unserer Spalte sehen darf. Ein sechster langer Quarzgang läuft durch die »Oberen schwarzen Tannen« über die »Sandbrinke« und zwischen dem Wurm- berg und Gr. Winterberg hindurch. Auf dieser ganzen Linie findet man kleine Vorkommen von drüsigem, oft zierliche Krystalle bildenden Quarz; da aber, wo der Quarz das Thälchen des Sand- beek schneidet, stehen sehr bedeutende Massen von dichtem, weissem Quarz an. Zwischen! dem Wurmberge und Kleinen Winterberg scheint die Spalte anfznhören; es wäre indess nicht unmöglich, dass die nur wenige hundert Schritt südlich beginnende, ebenfalls mit Quarz ausgefüllte Verwerfungsspalte, die am oberen Ende des Bremkethales beginnt und durch die Forstorte Kramershai, l) Oestl. Harz I, Seite 126 u. 15t; vergl. auch die W.-Hälfte der geol. Karte. 438 E. Kayser, über das Spaltensystem Stiltingshai und Amkenberg verläuft, nur eine Fortsetzung der beschriebenen, am Kl. Winterberge endigenden Spalte wäre. Eine siebente Spalte liegt im N. des Gr. Winterberges, im Thal der Kalten Bode, in welchem namentlich im N. der flachen Curve des Flusses, unterhalb der Chausseeserpentine an der Sandbrinke, ansehnliche Massen von weissem Quarz anzu- treffen sind. Eine achte Spalte, deren Lage nicht mit Sicherheit fixirt werden konnte, fällt ungefähr mit dem Thaleinschnitte des Schlufter- wassers und weiter nördlich mit der zwischen der Rabenklippe und dem Königsberge einerseits und dem Brockengipfel andererseits liegenden Senke zusammen. Leider konnte der Quarz hier nirgends anstehend, sondern nur in losen Blöcken in der Thalrinne beob- achtet werden. Mit diesem nur wenig unter dem Brockengipfel liegenden Gang ist die östlichste Spalte des hier zu betrachtenden Gebietes erreicht. Dass dieselbe indess nicht die östlichste überhaupt vor- kommende darstellt, ergieht sich daraus, dass auch zwischen Schierke und Elend an verschiedenen Stellen Gangquarz beob- achtet worden ist; und auch die im NO. des Brockenmassivs, auf dem Wege von der Steinernen Renne nach Wernigerode auf- tretenden grossen Quarzgänge (Silberner Mann etc.), sowie die ähnlichen Gänge bei Harzburg (Elfenstein) gehören demselben System nordwestlich streichender Gangspalten an — ein Beweis, dass dasselbe weit über die Grenzen des hier behandelten Areals hinausreicht. Es wären nunmehr die Bruchlinien und Gänge auf der rechten Seite der Oder zu betrachten. Die hier aufsetzenden Spalten liegen alle im S. der Ackerspalte, während im N. der- selben — vielleicht nur in Folge der im Allgemeinen sehr mangel- haften Aufschlüsse — kein einziger Gang nachgewiesen werden konnte. Hier treffen wir zunächst im N. von Andreasberg eine Reihe der Ackerspalte nahezu paralleler, in hora 10 streichender Bruch- linien, die nach W. z. Th. bis über das Sieberthal hinaus verfolgt am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 439 werden konnten. Alle diese Linien sind Quarz- und Eisenstein- gänge und alle zugleich Verwerfer. Der nördlichste Gang bildet auf seiner ganzen Erstreckung die Grenze zwischen dem Granit und der Grauwacke des Kleinen Oderherges und der Förmerhanskuppe. Er führt bedeutende Gang- quarzmassen, namentlich im Dreibrodethal, woselbst auf dem Haupt- gange, sowie auf einigen im S. desselben, am Abhange der Förmer- hanskuppe auftretenden Nebengängen früher auf Rotheisenstein (dichter Rotlieisen und Glasslcopf) gebaut worden ist (Seegen Gottes-Gang). Das östliche Ende des Ganges hat nicht mit Sicher- heit ermittelt werden können; jedenfalls aber setzt derselbe von der Clausthaler Chaussee aus noch etwa 500 Meter nach O. fort. Wahrscheinlich fällt die Gangkluft steil südlich ein1). Dass der fragliche Gang nicht als ein einfacher Contactgang aufzufassen sei, sondern eine Verwerfung darstellt, geht aus dem Umstande hervor, dass der Granit in der Spalte nicht die feinkörnige, verdichtete Beschaffenheit des normalen Randgranits, sondern vielmehr eine grobkrystallinische Structur besitzt. Vereinzelte, zwischen der beschriebenen und der Ackerspalte beobachtete Quarzvorkommen weisen auf das Vorhandensein von kleineren Nebengängen in den Forstorten »die Waage« und »die Birken« hin. Ein zweiter Quarzgang verläuft südlich vom vielbesuchten Aussichtspunkte »Jordanshöhe« und den Glückaufer Klippen nach dem Eisensteinberge, woselbst er mit den zahlreichen dort auf- setzenden Eisensteingängen in Verbindung steht. Alte Pingen- züge unter der Jordanshöhe und den Glückaufer Klippen zeigen, dass auch auf diesem Gange ehemals Bergbau stattgefunden hat (Glückaufer Gang älterer Karten). Die Schichtenverschiebung l) Cbedner giebt in seiner Arbeit (1. c. p. 170) an, dass die Grenzfläche zwischen Granit und Hornfels (d. h. die Ganglduft) am N. -Abhange des Sand- hügels im Stölln des Rehberger Wasserlaufs steil nach S. einfällt. Herr Ober- steiger Müller in Andreasberg bestätigte die fast seigere Lage der mit einem Lettenbesteg versehenen Kluft, erklärte aber, dass ein reines S. -Fallen nur an der westlichen Stollnwand zu beobachten sei; an der östlichen Wand falle die Kluft im oberen Theil gegen S., im unteren aber gegen N. ein. 440 E. Kayser, über das Spaltensystem längs des Ganges ist sehr auffällig. Im O. der Clausthaler Chaussee bildet er die Grenze zwischen Tann er Grauwacke und Wieder Schiefer (die hier in Folge der Verwerfung in hora also fast rechtwinkelig zum Generalstreichen der Schichten verläuft), während im W. der Chaussee zwei lange, schmale, als steile, der Tanner Grauwacke aufgelagerte Mulden aufzufassende Schiefer- und Kalk- hornfelspartieen nur im N. der Verwerfung nachzuweisen waren. Ein dritter und ein vierter ebenfalls Eisenstein -führender Quarzgang treten im Forstorte »auf dem Sperrenthal« auf. Auch sie haben kleine Schichtenverschiebungen bedingt, welche, zusammen mit der durch den zweiten Gang bedingten, den treppenförmigen Verlauf der Grenze zwischen Tanner Grauwacke und Wieder Schiefer im N. von Andreasberg erklären. Zwischen dem zweiten, dritten und vierten Gange liegen noch mehrere kleinere Quarz-Eisensteingänge, die da, wo sie durch das Sperrenthal hindurchsetzen, ehemals abgebaut worden sind (Sperren- thals-Glücker Gang, Haus Kedener Gang etc.). Alle diese Gänge stehen nahezu seiger und alle schneiden gleich den Hauptgängen an der Neufanger Ruschei ab. Auch südlich von Andreasberg sind Gänge in hercy- nischer Richtung vorhanden. Es gehören nur dahin der Hauptgang des Engelsburger Thaies, zwei Gänge im »Ramselnthal« und auf der »Schleife«, sowie ein am W. -Abhänge des Sieberberges, im S. der vereinigten Andreasberger Grenzruscheln aufsetzender, mit den letzteren durch eine kurze streichende Verwerfung in unmittelbarer Verbindung stehender Gang, dessen W.-Ende am Königsberge mit den zahlreichen dort aufsetzenden Eisensteingängen zusammen- 1 lärmt. In auffälligem Gegensatz zu den im N. und O. von An- dreasberg auftretenden Gängen führen diese Gangspalten als Haupt- gangmineral Schwerspath. In Begleitung desselben erscheinen vielfach Eisen- und Kupfererze, welche letztere früher an der Engelsburg einen bedeutenden Bergbau veranlasst haben. Alle diese Gänge gehören dem System norwestlich streichen- der, Schwerspath-, Rotheisenstein- (Glasskopf) und Kupfererze führender Gangspalten an, die nach S. in immer zunehmender Zahl am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 441 und Länge bis an den Gebirgsrand bei Lauterberg, zu verfolgen sind, wo sie ehedem ebenfalls einen lebhaften und ziemlich ausge- dehnten Bergbau hervorgerufen haben (Alte Baue an der Kupfer- rose, im Krumm - Lutterthal , Frische Lutter etc.). Im >S. von Andreasberg schneiden diese Gänge an der südlichen Andreasberger Grenzruschel ab. Im W. Andreasberg aber, zwischen den Thälern der Goldenke, der Verlorenen und der Grossen Kulmke reichen einige kleinere derartige Gänge bis fast auf die Höhe des Acker hinauf. Im Knie der Sieber bei Königshof treten noch mehrere hierher- gehörige, z. Th. kleine Verwerfungen bedingende Gänge auf; in- dess bezeichnet im Allgemeinen die Sieber die Ostgrenze der Schwerspathverbreitung, indem nur an der W.- und N. -Seite des Sieberberges einige kleine Schwerspathgänge noch im O. des Sieberflusses auftreten. Die am N. -Abhang des Sieberberges auf- setzenden Gänge (wie das sog. Frische Trum) schneiden ebenfalls an der Ruschei ab und werden von derselben eine Strecke weit geschleppt. Neben den genannten, nordwestlich streichenden, kommen im S. von Andreasberg auch einige N. — S. oder NNW. — SSO. verlaufende Schwerspathgänge vor. Dahin gehört ein kleiner, an der Andreasberger Silberhütte aufsetzender, nach N. bis über das Pillichenthal hinaus verfolgter Gang. Man muss in diesen Gängen ein Sichwiedergeltendmachen der N. — S. - Richtung sehen, welcher die Oderspalte und die weiter unten zu besprechenden, im O. des Oderthals liegenden Bleierzgänge folgen und die auch für die Quarz- und Schwerspathgänge des Gödeckenkopfes und der Ko- boltsthaler Köpfe südwestlich Andreasberg, den Schatzkammer- zug bei Altenau, sowie die hora 11 — 1 streichenden Eruptiv- gesteingänge des Mittelharzes maasgebend ist. Es ist nunmehr das Andreasberger Gang netz im engeren Sinne zu besprechen und dabei namentlich der Verlauf der beiden Hauptruschein zu betrachten, die bekanntlich für den Andreas- berger Bergbau dadurch eine so ausserordentliche Wichtigkeit be- sitzen, dass alle edlen, Silbererz -führenden Gänge ganz auf das zwischen ihnen gelegene Gebiet beschränkt sind. O O 442 E. Kayser, über das Spaltensystem Die (faulen) Ruschein sind bekannlich sehr mächtige, mehrere bis dreissig Meter breite Spalten, die mit einem mehr oder weniger thonigen, mürben bis bröckeligen, an Rutschflächen und Harnischen reichen , dunkelfarbigen Material ausgefüllt sind 1). An ihren Saalbändern kommen immer Lettenbestege vor. Ausser den beiden Haupt- und Grenzruscheln, von denen die Neufanger im N., die Edelleuter im S. des edlen Andreasberger Erzfeldes liegt, giebt es noch zwei kürzere Nebenrusch ein, die Silber- burger und die Abendröt her, welche nur Bogentrümer der Edelleuter darstellen. Sämmtliche Ruschein fallen steil nach S. ein (die Neufanger mit 55 — 75°, die Edelleuter mit 65 — 70°). Die beiden Hauptruschein verlaufen ziemlich geradlinig und zwar so, dass sie nach W. con- vergiren und sich auf dem Sieberberge vereinigen, um alsdann in der Richtung der Edelleuter Ruschei über das Sieberthal fort bis ans Kulmkethal fortzusetzen. Der Verlauf der Edelleuter Ruschei ist auf deren ganze Er- streckung von der Sieber bis über die Oder hinaus durch den Bergbau genau fest-gestellt und im S. und 0. von Andreasberg durch die zahlreichen, ihrem Ausgehenden folgenden, aus dem unverkenn- baren, schwarzen, glänzenden Ruscheigestein bestehenden Halden auch über Tage leicht zu verfolgen. Was aber den Verlauf der Neufanger Ruschei betrifft, so ist derselbe durch berg- l) Das Ausfüllungsmaterial der Ruschein muss, ähnlich wie der Gangthon- schiefer der Oberharzer Gänge, aus der Zertrümmerung und Zermalmung des die Spaltenwandungen bildenden Nebengesteins hervorgegangen sein. Damit hängt zusammen, dass die Beschaffenheit des Ruschelgesteines keineswegs überall die- selbe ist. Während die südliche Grenzruschel, die ausserhalb des Contactringes des Granites liegt-, eine weiche, thonige Beschaffenheit, eine fast schwarze Farbe und in Folge der die ganze Masse durchziehenden Druck- und Gleitungsflächen ein glänzendes, anthracitisches Aussehen besitzt und manchen Oberharzer Gang- thonschiefern sehr ähnlich wird , so besteht das Ausfüllungsmaterial der nörd- lichen Grenzruschel, die zum grossen Theil schon im Gebiet harter Hornfelsgesteine liegt, hauptsächlich aus einem hellfarbigeren, conglomeratischen bis breccien- artigen, viel härteren und weniger glänzendem Gestein. In jener ersten Be- schaffenheit kann man das Ruscheigestein überall im S- und 0. von Andreasberg, bis an und über die sog. blaue Halde hinaus beobachten, in der letzten dagegen an der Stelle, wo die Neufanger Ruschei durch das Sperrlutterthal hindurchsetzt. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 443 männische Arbeiten nach O. mit Sicherheit nur etwa bis an die Clausthaler Chaussee heran bekannt. Indem man aber von der Analogie der Silberburger und Morgenröther Kuschel ausging, die sich beide als Bogentrümer mit der Edelleuter Kuschel vereinigen, und weiter darauf fusste, dass auch die beiden Hauptruschein sich nach W. vereinigen, glaubte man eine solche Vereinigung auch nach O. annehmen zu dürfen. Da indess der geradlinige Verlauf der Edelleuter Kuschel feststand, so war eine Vereinigung nur im Fall einer wesentlichen K i e h t, u n ms ä n d e r u n £ der Neufanger Kuschel in ihrer östlichen Hälfte möglich, und so wurde denn angenommen, dass die Neufanger Kuschel gleich im 0. der Clausthaler Chaussee nach S. umzubiegen beginne, um bald eine rein südöstliche Richtung anzunehmen und sich endlich in der Nähe der Oder mit der Edel- leuter zu vereinigen. Auf diese Weise erhielt man das durch die beiden Haupt- ruschein begrenzte, die Andreasberger Silbererzgänge einschliessende, rings geschlossene Ellipsoid, als welches das Andreasberger Erzfeld sich bis jetzt auf allen Karten darstellt. Als Stütze für diese Annahme, die von dem besten Kenner des Andreasberger Bergbaues, Herrn Bergrath Strauch herrührt, wurde das Vorkommen von ruscheiartigem Gestein am sog. Knöchel im Kälberthal geltend gemacht. Dieses für sich allein kann indess noch nicht als genügender Beweis für die Richtigkeit der Con- struction angesehen werden, da ruscheiartige Gesteine an vielen Punkten des Andreasberger Reviers Vorkommen, so z. B. (nach einer Mittheilung des Herrn Obersteiger Müller) im Rehberger Wasserlauf unter dem Sandhügel und am sog. rothen Bär im 0. von Andreasberg, der sogar nach Credner eine grössere, vollständig verruschelte Gebirgspartie darstellt. Erkennt man aber dem Vor- kommen von Kuschelgestein keinen absolut beweisenden Werth zu, so fällt die ganze Annahme einer südlichen Ablenkung der Neufanger Kuschel und ihrer Vereinigung mit der Edelleuter in sich zusammen. Mein College Lossen hat dies zuerst hervorgehoben und zu- gleich die Vermuthung ausgesprochen, dass die Neufanger Ruschei ihre Fortsetzung in dem im W. der Clausthaler Chaussee von ihr 444 E. Kayser, über das Spaltensystem auslaufenden, mächtigen Wenns Glückt’er Gang haben möchte. Für diese Annahme schien zu sprechen, dass der fragliche Gang, der östlichste unter den Andreasberger Gängen, von allen übrigen durch seine bedeutende (durchschnittlich 18 Meter betragende) Mächtigkeit, durch seine abweichende Ausfüllungsart (durch Quarz und Kalkspath verkittete Thonschieferbrocken, an der Oberfläche Eisenstein und nur in grösserer Tiefe und ganz sporadisch Silbererze) und das Vorkommen unausgefüllter Räume sehr erheblich unter- scheidet. Aber auch der Wenn’s Glückt’er Gang stellt nicht die Fort- setzung des Neufanger Ruschei dar. Meine vorjährigen Aufnahmen haben vielmehr gezeigt, dass die letztere im 0. der Clausthaler Chaussee in derselben Richtung weiterläuft, wie im W. Wie nämlich im W. der Clausthaler Chaussee infolge einer durch die Ruschei bedingten Verwerfung Schichten aus dem Niveau des Haupt- quarzits mit älteren Gesteinen, auf längere Erstreckung sogar fast mit der Tanner Grauwacke zusammenstossen, so ist dasselbe auch auf der ganzen östlichen Verlängerung der Ruschei bis auf die Höhe des Sägemühlenberges hin der Fall. Soweit muss also die Ruscheispalte jedenfalls reichen; dass sie aber noch weiter, bis in den Granit hineinreicht, dafür spricht sowohl die auffällige Zerreissung der Tanner Grauwacke auf dem Sägemühlenberge, als auch der ebenfalls durch Zerreissung bedingte, scharf einspringende Winkel, den die Grenze von Grauwacke und Granit da zeigt, wo sie von der Spalte getroffen wird. Ich muss es daher für höchst wahrscheinlich halten, dass die Neufanger Ruschei auch im O. der Clausthaler Chaussee ohne wesentliche Richtungsänderung fort- läuft und bis in den Granit am Abhange des Sägemühlenberges hineinreicht. Diese Annahme erhält eine Stütze in der Thatsache, dass auf der fraglichen Linie in der That an einer Stelle Ruschel- gestein zu Tage zu treten scheint. Diese Stelle liegt gleich unter der Holzschleiferei, im Bogen der Braunlager Chaussee. Auf der O. -Seite der kleinen, sich bei jener Schleifmühle einsenkenden (den obersten Theil des Kälberthaies darstellenden) Depression geht an der Chausseeböschung ein bis ins Kleinste zerbrochenes, am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 445 aus polytomen Fragmenten bestehendes, bröckeliges Gestein aus, aus welchem fortwährend Wasser hervorquillt, während einige Meter davon entfernt der normale, compacte Schieferhornfels an- steht. Auch Obersteiger Müller erklärte mir, dass ihm die Aelmlichkeit dieses Gesteins mit dem der Neufanger Ruschei auf- gefallen sei. Aus diesen Mittheilungen ergiebt sich, dass die beiden Andreasberger Hauptruscheln, weit entfernt, sich nach O. zu ver- einigen, sich im Gegentheil immer weiter von einander entfernen und somit kein Ellipsoid, sondern ein spitzwinkeliges, nach O. geöffnetes Dreieck umschliessen. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass nicht nur die nördliche, sondern auch die südliche Hauptruschel Gebirgsverwerfer dar- stellen. Was die Neufanger Rusehel betrifft, so ist bereits oben erwähnt worden, dass an derselben auf längere Erstreckung Tauner und Hauptquarzit fast unmittelbar aneinander grenzen. Die ganze Diabas - führende Schieferzone, sowie auch die unter dieser auftretende kalkige Zone fehlt hier also zwischen den jetzt in einem Niveau liegenden Schichten der Grauwacke und des Quarzits, was nur durch Annahme einer Verwerfung erklärt werden kann. Da die Ruschei nach S. einfällt und die hängenderen Schichten im S. derselben liegen, so muss hier eine normale Ver- werfung vorliegen. Dass auch die Edelleuter Ruschei eine spiesseckige Störung darstellt, geht sowohl aus der Art, wie die grossen Diabaslager des Oderberges, des Matthiasschmidtsberges und Glockenberges, und weiter westlich die sich in einem breiten Specialsattel heraus- hebenden Schichten der tieferen Kalk-Kieselschieferzone an der Ruschei abschneiden, als auch aus der merklich abweichenden Streichrichtung der Schichten im N. und S. der Ruschei hervor. Noch entschiedener aber tritt die Dislocation darin hervor, dass auf der ganzen Erstreckung; vom Sieberberge bis über das Oder- thal hinaus die körnigen Diabase im Wesentlichen nicht über die Ruschei hinausreichen, vielmehr in deren N. allenthalben sofort Schichten des Hauptquarzits auftreten. Ob auch die Edelleuter Ruschei, gleich der Neufanger, eine echte Verwerfung (mit ge- 446 E. Kayser, über das Spaltensystem sunkenem Hangenden) oder — wie Lossen annimmt — eine Ueberschiebung darstellt, muss ich unentschieden lassen x). Was die innerhalb der Gr enzruscheln aufsetzenden Gänge* 2) betrifft, so folgen dieselben zwei Hauptrichtungen, einer ostwestlichen, ungefähr den Ruschein parallelen, und einer nord- westlichen, der Ackerspalte parallelen. Alle fallen, im Gegensatz zu den Ruschein, nach N. resp. NO. ein, und alle sind edel, d. h. enthalten neben Kalkspath und anderen Mineralien und Arsen-, Antimon-, Blei-, Zink-, Kupfer- etc. Erzen auch Silbererze. Wahrscheinlich haben auch diese Gänge kleinere Verwerfungen zur Folge. Am wahrscheinlichsten ist dies für den grossen, un- gewöhnlich mächtigen Wenn s Glückt’ er Gang, auf dessen Ostseite allenthalben kalkige Hornfelse und Quarzite des Hauptquarzit- Niveaus (mit den oben angegebenen Versteinerungen) auftreten, während solche im W. des Ganges nicht vorhanden sind. Der Wenn s Glückt’ er Gang reicht nach N. bis unmittelbar an die Neufanger Ruschei und ebenso erstrecken sich auch mehrere der westlich von ihm liegenden, nordwestlich streichenden Gänge bis an die Grenzruscheln heran. Dennoch kennt man keinen Fall, dass einer der fraglichen Gänge über die Grenzruscheln hinaus- reichte; vielmehr hören alle an denselben auf, ohne deren Ver- lauf irgendwie zu beeinflussen, geschweige denn dieselben zu ver- werfen. Alle Andreasberger Gänge stellen verhältnissmässig un- bedeutende Spalten dar, die nicht oder nur nach einer mehr oder weniger erheblichen Ablenkung oder Schleppung Seitens der Grenzruscheln über diese hinaus aufzureissen vermochten. Zu den innerhalb der Hauptruschein auftretenden Gangspalten gehört endlich auch eine von der Neufanger Ruschei nach SO. auslaufende, im N. der Braunlager Chaussee liegende Verwerfung. !) Schon vor mehreren Jahren hatte mein College Lossen auf Grund meiner früheren Aufnahmen, sowie eigener Beobachtung im Sperrlutterthale und auf dem Todtenberge, die Ueberzeugung gewonnen, dass die Andreasberger Ruschein Ver- werfungen seien. Meine neuen Aufnahmen haben die Richtigkeit dieser Ver- muthung in unzweifelhaftester Weise bestätigt. 2) Diese Gänge sind vom Königl. Oberbergamt zu Clausthal in die Karte eingezeichnet worden, und zwar in einer Projection von ca. 1U0 Meter unter Tage. am SW.- Abfall des Bröckenmassivs. 447 Diese Spalte ist es, die das durch die Neufanger Rusehel ver- worfene Südende der Grauwackenpartie des kleinen Oderberges, sowie den am Abhang des Oderthaies vortretenden Granit ab- schneidet. Von Gangausfüllungen wurde auf dieser Spalte da, wo sie den alten, nach dem Andreasberger Rinderstall hinab- führenden Fahrweg schneidet, etwas Gangquarz und weiter östlich, auf dem Schachtelnkopfe, an mehreren Stellen Gangbreccie auf- gefunden. Als eine westöstliche Nebenspalte der gesammten Spalten er- scheint ein kleiner, den Granit des Schachtelnkopfes auf der Süd- seite begrenzender Quarzgang. Es wären schliesslich noch die in der Umgebung des Oderthaies unterhalb des Andreasberger Rinderstalles und im SW. und S. von Braunlage auftretenden kleineren Bruch- linien und Erzgänge zu besprechen1). Im W. des Oderthaies liegt am Oderberge eine Reihe kleiner, vorwiegend westöstlich streichender Gänge, auf denen früher be- sonders auf Kobalt- und Nickel erze gebaut worden ist. Es sind das die Gänge des sog. Oderzuges. Bedeutender sind die Gänge auf der östlichen Seite der Oder. Dieselben streichen überwiegend parallel dem Oderthal, von N. nach S., und führen als Gangmaterial hauptsächlich Bruchstücke des Nebengesteins, die durch krystallinischen Quarz zu einer festen Gangbreccie verkittet sind, Bleiglanz, Blende und etwas Kupfer- kies. In den Thälern der Stölzernen Stieg, des Morgensterns und Magdgrabes liegen zahlreiche Schächte, Stulln, Pingen und Halden, die von dem seit alter Zeit auf den dortigen Erzgängen umgegangenen Bergbau zeugen. Nach S. reichen diese Gänge bis an die gewaltige Diabasmasse des Schlosskopfes, wo sie in ähnlicher Weise, wie die Andreasberger Gänge, an der Verlängerung der Edelleuter 1 ) Die Gänge an den Abhängen der Oder sind theils nach an Ort und Stelle beobachteten alten Pingenzügen und dem Vorkommen von Gangquarz und Breccie, theils nach älteren, zum Theil noch aus dem. • vorigen Jahrhundert stammenden Plänen und Rissen in die Karte Tafel XI. eingetragen worden. Ich verdanke diese Risse der Güte des Herrn .Bergrath Strauch in Andreasberg. 448 E. Kayser, über das Spaltensystem Kuschel abzuschneiden scheinen; nach N. aber sind sie fast bis an die Endigungen der Ackerspalte und deren nördlicher Neben- spalte zu verfolgen. Indem sie auf diese Weise gewissermaassen ein Bindeglied zwischen der grossen, soeben genannten Spalte und der Edelleuter Kuschel bilden, stellen sie zugleich die dritte, kürzeste Seite des spitzwinkeligen, gleichschenkligen, von den beiden Haupt- ruscheln umschlossenen Dreiecks dar. Auch die iu Kede stehenden Gänge sind Yerwerfer. So muss es auffallen, dass die grosse Quarzitmasse der Hohen Tracht am östlichsten Gangzuge plötzlich abschneidet, und ebenso bemerkens- wei’tli ist es, dass zwischen dem Gangzuge, der westlich vom ebengenannten liegt, und dem noch westlicheren, die Mündung des Morgensternthaies schneidenden, Quarzite gänzlich fehlen, während sie zu beiden Seiten des von jenen Spalten begrenzten Gebirgs- stückes vorhanden sind. Was endlich die in der Gegend von Braunlage, am Steinfeld, im Hasselhof und am Hasselkopf aufsetzenden Gänge betrifft, so ist deren Streichen vorherrschend nach NW. gerichtet, während sich daneben noch eine ostwestliche Richtung geltend macht. Der erstgenannten Richtung gehört eine ungefähr mit dem Brunnen- baehthale zusammenfallende Bruchlinie an, an welcher die Quarzit- partie der Hohen Tracht im O. in ihrer ganzen Breite abschneidet, ferner der Hauptgang des Steinfeldes, der Herzog Ludwig- Rudolpher Gang, zahlreiche kleine, im O. desselben erschürfte Gänge, sowie endlich eiue Verwerfung im Ilasselliof, an welcher in den sog. Berglöchern, einem alten, im SW. von Braunlage liegenden Pingenfelde, in auffälliger Weise Hauptquarzit und Diabas zusammenstossen. Der letztere ist hier durch Granit- einwirkung stark verwandelt (vergl. Seite 422) und längs der Spalte mit Magnet- und Brauneisenstein imprägnirt. Der west- lichen Richtung gehören an der (nach der Zin OKEN’schen Karte copirte) Gang auf dem Hasselhof, der Herzogin Christine-Louiser Gang im Steinfeld und endlich, wenn man will, der Seite 420 erwähnte, inmitten der Steinfelder Gänge auftretende, von Kalk- spat!), Quarz und Erzen durchdrungene Granitgang. Von Erzen führen die Steinfelder Gänge besonders Kupferkies, daneben Blende am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 449 und etwas Bleiglanz, als Gangmasse Quarz, Kalkspath und Thon- schieferbreccie. Alle stehen sehr steil (geringste Neigung ca. 60°) bis fast seiger und alle fallen nach S. ein1). Schlussbemerkungen. '''Alts obigen Mittheilungen ergiebt sich, dass das im W. und SW. des Brockenmassivs liegende Gebiet durch zahlreiche Bruch- und Gangspalten in hohem Maasse zerrissen ist. Die Mehrzahl der zum Tlieil recht bedeutenden Zerreissungen streichen in einer der Gebirgsaxe nahezu parallelen Richtung. Neben ihnen sind andere vorhanden, zu denen vor Allem die grosse Oderspalte ge- hört, die NNW. bis N. streichen. Alle diese Spalten sind Quer- sp alten. Eine Gruppe noch anderer Bruchlinien und Gänge, deren wichtigste die Andreasberger Rusclieln sind, haben eine un- gefähr ostwestliche Richtung und sind D iagonalsprüng e. Aechte Längsverwerfungen kommen nur in ganz beschränktem Maasse (am Sieberberge) vor. Alle fraglichen Spalten sind gleichzeitig Verwerfer. Viele durch- setzen und verschieben in aller evidentester Weise auch den Granit. Es geht daraus hervor, dass alle Theorieen, welche die Entstehung der Oberharzer Gangspalten mit dem Aufdringen des Oder- und Kellwasserthaler Granits in Zusammenhang bringen wollten, unhalt- bar sind. Dies gilt nicht nur für die Andreasberger Gänge, sondern auch für diejenigen der Gegend von Clausthal. Denn beide Gang- :) Die obigen Notizen sind den in der herzogl. Kammer zu Braunscliweig aufbewahrten, mir auf mein Ersuchen in zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellten Acten und Karten entnommen. Die letzteren rühren zum grossen Theil von v. Seckendorff her und wurden in den 30 er Jahren auf Grund der damals im Steinfeld ausgeführten Schürfarbeiten angefertigt. Nach Zincken (östl. Harz, I, S. 154, 155) wären auf dem Ludwig-Rudolpher Gange ehedem auch Silbererze und Kobalt angetroffen worden. Der Umstand, dass man auf Zincken’s Karte auch in der Gegend des Morgensternthals (im 0. des Oderthals) das Silberzeichen angegeben findet, lässt schliessen, dass sich ehe- mals auch hier in Begleitung von Blei- und Zinkerzen Silbererze gefunden haben. 29 450 E. Kaysek, über das Spaltensystem gruppen stehen durch die Oderspalte, an die sich das Clausthaler System im N., das Andreasberger im S. unmittelbar anschliesst, im innigsten Zusammenhang, wie denn überhaupt das ganze Spalten- netz im W. des Brocken als ein durchaus einheitliches erscheint. Wahrscheinlich sind alle Spalten nahezu gleichzeitig ent- standen. Für die vielen einander parallelen, in der Richtung der Gebirgsaxe verlaufenden Gänge auf beiden Seiten des Oderthals werden gewiss die meisten Fachgenossen auch eine wesentlich gleich- zeitige Entstehung annehmen wollen; dass aber auch die Gänge des Clausthaler Plateaus trotz ihrer viel flacheren Streichungs- richtung dasselbe Alter haben, wie die in hercynischer Richtung streichenden Spalten im N. vom Andreasberg und Braunlage, das geht aus dem Verlauf der Ackerspalte hervor, die im 0. des Acker-Bruchberges der hercynischen Richtung folgt, im W. des genannten Bergzuges aber in demselben Maasse, als sie sich dem Clausthaler Plateau nähert, mehr und mehr die Richtung der dortigen Erzgänge annimmt. Wenn es auf diese Weise wahrscheinlich wird, dass im grossen Ganzen alle oberharzer Gangspalten zu wesentlich gleicher Zeit aufgerissen sind, so soll doch damit das Vorhandensein kleiner AltersdifPerenzen in keiner Weise geläugnet werden. So sprechen z. B. alle Umstände, besonders aber die Gangauslenkungen, welche man sowohl an den Andreasberger, als auch an den Clausthaler Ruschein beobachtet, mit Bestimmtheit für ein wenigstens etwas höheres Alter dieser mächtigen Zerreissungen1). Was nun die Frage nach dem geologischen Alter der Spalten- bildung betriflft, so muss ich hier etwas länger verweilen. b Zwei der Clausthaler Gange, die »faule Ruschei« und der Charlotter Gang- zug sind ächte Ruschein, d. h. mächtige, erzfreie oder -arme, mit Zermalmungs- producten des Nebengesteins ausgefüllte Brachspalten. Aber auch die übrigen Clausthaler Gange sind durch ihre Mächtigkeit und Länge, ihr südliches Ein- fällen und ihre besonders aus sog. Gangthonschiefer bestehende Ausfüllung viel mehr den Andreasberger Ruschein vergleichbar, als den Andreasberger Silbererz- gängen, welch letztere nur unbedeutende Nebenrisse darstellen. Dass auch die Clausthaler Gänge Verwerfen sind, wissen wir aus den schönen Arbeiten des Herrn von Groddeck (Zeitsckr. d. Deutsch, geol. Ges. 1866, p. 710 — 719, 775. Zeitschr. f. Berg-, Hütten - u. Salinenwesen im preuss. Staat 1873, p. 1). am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 451 Bis in die ältere Kohlenzeit hinein ging die Ablagerung der Sedimente im Gebiet des heutigen Harzes und weit darüber hinaus ruhig und stetig vor sich. Nach Bildung der Culmschichten aber trat eine langandauernde Periode verschiedenartiger Bodenbewe- gungen ein, die von wiederholten Eruptionen begleitet, grosse Ver- änderungen in den damaligen Oberflächenverhältnissen Mitteleuropas zur Folge hatten. Zunächst trat eine sich über weite Flächenräume geltendmachende Faltung der bis dahin gebildeten Sedimente im Sinne des niederländischen Systems (L. v. Buch’s) ein. Daran schlossen sich mannichfache andere Oscillationen, die sich speciell für den H arz darin dokumentiren, dass nicht nur die am NO.- und SO. -Rande des Gebirges entwickelte oberste Steinkohlenformation discordant auf den gefalteten älteren (Kerngebirgs-) Schichten liegt, sondern dass ebenso auch das Rothliegende übergreifend auf dem Kohlen- gebirge und der Zechstein ebenso auf dem Rothliegenden aufruht. Diese mit der jüngeren Carbon -Periode beginnende Zeit grosser geologischer Umwälzungen in unseren Gegenden war es, in welcher der Harz , der vorher noch nicht als selbständiges Gebirge existirt hatte, seine erste orographische Abgrenzung erhielt. Wahrscheinlich war die Erhebung des Gebirges schon während der Ablagerung des Rothliegenden soweit gediehen, dass dasselbe im Wesentlichen seine heutigen Contouren besass. Dafür sprechen sowohl die groben Conglomeratlager — wie sie sich nur in unmittel- barer Nachbarschaft der Küste bilden können — im Rothliegenden am NO.-, O.- und S. -Rande des Gebirges, als auch die sehr un- gleichen Höhen, welche gleichwerthige Glieder jener Formation am und in der Nähe des südlichen Harzrancles einnehmen — Niveau- differenzen, die sich wohl nur durch Annahme von Spaltungen und Hebungen in hercynischer Richtung erklären lassen, welche den Gebirgsrand während der älteren Perm-Zeit betroffen haben 1). x) Herr E. Beyrich hat zuerst auf diese Niveaudifferenzen aufmerksam gemacht und sie in der angegebenen Weise erklärt (Erläuterungen zur geologischen Specialkarte von Preussen etc., Blatt Zorge (No. 237, p. 15, J870). Durch jene Hebungen -wurde der Zusammenhang der eben erst gebildeten Sedimente des Rothliegenden aufgehoben ; ein Theil wurde über das Meeresniveau erhoben und liegt jetzt, ohne von Zechstein bedeckt zu werden, im Inneren des Gebirges; der andere verblieb am Gebirgsrande und wurde später von Zechstein überlagert. 29* 452 E. Kayser, über das Spaltensystem Dass in der That ein grosser Theil der oben beschriebenen Spalten im Inneren des Gebirges zur Zeit, als das Rothli egende sich ablagerte, bereits vorhanden gewesen ist, geht daraus her- vor, dass man von Lauterberg an bis über Andreasberg hinaus Spalten findet, die damals mit Quarzporphyr (und in den weiter östlich gelegenen Theilen des Gebirges mit basischeren Eruptiv- gesteinen) ausgefüllt wurden. Wenn wir aber oben gesehen haben, dass unsere Spalten den Granit mit durchsetzen und verwerfen, so haben wir auch darin einen Anhaltspunkt für ihre Ent- stehungszeit. Denn wir wissen, dass das Hervortreten des Harzer Granits demjenigen der eben genannten, der Periode des Roth- liegenden angehörigen Eruptivgesteine vorangegangen ist und in die Zeit nach Bildung der vom Granit mit durchbrochenen Culm- schichten und vor Ablagerung des Rothliegenden, mithin in die jüngere Carbonzeit hineinfällt. Kurz, alles weist darauf hin, dass das Aufreissen der Spalten erst einige Zeit vor Anfang der Perm- Periode begonnen haben kann. Dass sich die Spaltenbildung andererseits nicht über die ältere Perm-Zeit hinaus fortgesetzt hat, das beweist der Umstand, dass weder die Lauterberger Porphyr- gänge, noch die Clausthaler Erzgänge — obwohl beide zum Theil bis an den äussersten Gebirgsrand heranreichen — in den hier lagernden Zechstein hineinsetzen1). In hohem Grade merkwürdig sind die grossen örtlichen Unter- schiede im Füllungsmaterial der Andreasberger Spalten. Zwischen den beiden Hauptruschein, aber auch nur hier, sehen wir eine x) Für die Lauterberger Porphyre habe ich dieses schon im vorigen Jahre in meinem kleinen Aufsatze über dieselben (dieses Jahrbuch 1880, pag. 45) her- vorgehoben; von den erzführenden Schwerspathgängen der Gegend von Grund (am Rösteberg) aber nahm ich damals auf Grund der Kartenaufnahmen meines verstorbenen Collegen Speyer an , dass sie in den Zechsteindolomit hineinsetzten und kam so zum Schlüsse, dass die Schwerspathgänge am SW. -Rande des Harzes ein jüngeres Alter besässen, als die Porphyrgänge, deren Ausfüllung schon in der Zeit des Rothliegenden erfolgt sein muss. Herr von Groddeck, der das Schwerspathvorkommen am Rösteberg genau untersucht hat, erklärte mir indess auf das Entschiedenste, dass dasselbe keineswegs einen Gang, sondern vielmehr ein Lager im Dolomit darstellt und dass die schwerspathführenden Gänge des alten Gebirges sämmtlich am Zechsteinrande aufhören. am SW.- Abfall des Brockenmassivs. 453 eigentümliche Vereinigung von Kalkspath, Zeolithen und mannig- fachen anderen Mineralien mit Silber-, Arsen-, Antimon-, Blei-, Zink- und anderen Erzen; im N. von Andreasberg setzen aus- schliesslich Quarz- und Eisensteingänge auf, die nur hie und da auch etwas Kupfer führen, und im S., SW. und W. jener Bergstadt endlich finden wir fast nur Eisen- und Kupfererz- führende Schwerspathgänge. Weder diese noch die Eisenstein- gänge setzen jemals in den von den Grenzruscheln umschlossenen Raum hinein. Um das Gebundensein der Silbererzgänge an den Innenraum der beiden Grenzruscheln zu erklären, nahm H. Credner an, dass die mit thonigem Material ausgefüllten, mächtigen Ruscheispalten undurchdringbare Dämme für die aus der Tiefe emporsteigenden, das Material der Silbererzgänge liefernden Solutionen gewesen seien, und dass deshalb die Entstehung dieser Gänge ganz auf den Innen- raum der Ruschein beschränkt blieb. Auf alle Fälle muss man annehmen, dass der Absatz von Mineralien und Erzen innerhalb der Ruschein unter wesentlich anderen Bedingungen erfolgte, wie ausser- halb derselben. Es wäre wohl möglich, dass dabei die grossen, ehemals mit denen des Matthiasschmidtsberges und des Wäsch- grundes direct zusammenhängenden Diabasmassen, welche in den tieferen Regionen des Andreasberger Erzfeldes vorhanden sein müssen, eine wesentliche Rolle gespielt haben. Einen Fingerzeig dafür könnte man darin sehen, dass die Zeolithe, die eine so eigen- thümliche Erscheinung der edlen Andreasberger Gänge bilden, auch ausserhalb des Erzfeldes ganz an den Diabas gebunden, in diesem aber ziemlich verbreitet sind (Datolith und Prehnit im Wäschgrund, an der Schleife, am Matthiasschmidtsberg, Trutenbeek etc.). Der Quarz- und Eisengehalt der Gänge im N. von Andreasberg lässt sich wohl auf den Granit zurückführen, und zwar um so leichter, als der- selbe in der Nähe der Spalten stark verändert zu sein pflegt — wie schon daraus hervorgeht, dass die Feldspäthe dort fast immer in eine grünliche, steinmark ähnliche Substanz verwandelt sind. Schwerer dürfte es sein , den Ursprung des Schwerspatlis der Lauterberger Ganggruppe nachzuweisen. Da indess die fraglichen Gänge ganz überwiegend in der Tanner Grauwacke aufsetzen, so 454 E. Kayser, über das Spaltensystem am SW.- Abfall etc. wäre es möglich, dass der Feldspath dieses Gesteins die Quelle ihrer Mineral- und Erzausfüllung bildet. Zum Schluss möchte ich noch auf einige Erscheinungen hin- weisen, die sich durch die oben beschriebenen Spalten in sehr befriedigender Weise erklären lassen. Dahin gehört einmal die Art des Auftretens des Granits der Waage und der Birken in Gestalt eines langen, schmalen, vom Oder- bis zum Sieberthale reichenden, von der Hauptmasse des Brockengranits fast ganz getrennten Streifens. Diese auffällige Form, wie auch die Richtung der fraglichen Granitpartie erklärt sich sehr einfach dadurch, dass sie zwischen zwei in hercynisclier Richtung verlaufenden Spalten liegt. Aber auch die Thatsache, dass die meisten im Granitgebiet auftretenden Hornfelsschollen (wie der Kl. Oderberg, der Rehberg, der Hahnenklee, die Achtermannshöhe, der Wurmberg, die Ver- bindungslinie der beiden Winterberge) eine ausgesprochen nord- westliche Richtung besitzen, während doch das Schichtenstreichen nach NO. gerichtet ist, wird dadurch verständlich, dass jene letzten TJeberbleibsel einer ehemals zusammenhängenden, den Granit überlagernden Schichtendecke zwischen Spalten liegen, die in her- cynischer Richtung verlaufen. Auch das Nebeneinandervorkommen zweier petrographisch sehr verschiedener Granitvarietäten endlich, die ursprünglich nicht demselben Erstarrungsniveau angehört haben können (wie ein derartiger Fall auf Seite 433 aus dem Oderthal beschrieben worden ist), wird durch den Nachweis von Spalten, welche die beiden Varietäten trennen, leicht begreiflich. Ueber das Oher-Rotliliegende, die Trias, das Tertiär und Diluvium in der Trier’sclien Gegend. Von Herrn H. Grebe in Trier. (Hierzu Tafel XII.) Bei den geognostisclien Specialuntersuchungen in der Trier- schen Gegend haben sich in jüngster Zeit so viele neue Resultate ergeben, dass es von Interesse ist, schon bevor die Specialkarten (1:25000) erscheinen, darüber etwas Näheres mitzutheilen 1). Ein ganz neues Ergebniss derselben ist es, dass das öber- Rothliegende, das früher nur am NW.-Rande des Unterdevons bei Uerzig a.d. Mosel und an einigen anderen Punkten im Alfthale als schmale Partie bekannt war, in der Bucht des Unterdevons zwischen Uerzig, Springiersbach, Bausendorf, zwischen Platten und Wittlich in grosser Ausdehnung vorkommt und südwestlich über Trier hinaus fortsetzt, dass der grösste Theil dessen, was früher in dieser Bucht als Buntsandstein angegeben wurde, zum Ober-Rothliegenden gehört, und es konnten auch mehrere Glieder desselben unterschieden werden. Dann hatte die Trias auf älteren und neueren geologischen Karten von der Trier'schen Gegend ein recht einförmiges Ansehen. Aber wie gewährt eine Ueber sichtskarte der geologischen Verhält- nisse dieser Formation ein so auffallend buntes Bild. Der Muschel- kalk z. B. erscheint auf dieser nur an den Rändern der Plateaus 1) Die Karte zu der Abhandlung »Ueber die Quarzit - Sättel im südöstlichen Theile des Hunsrücks« in diesem Jahrbuche für 18S0 stimmt nicht in allen Tkeilen vollständig überein mit der Karte, welche zu der nachfolgenden Abhandlung gehört, und ich habe mich durch später erfolgte Untersuchungen veranlasst gesehen, Manches anders darzustellen, als es dort geschehen. Es sind jedoch keine wesent- lichen Abänderungen. Namentlich wurde die Ausdehnung der Schotterablagerungen an den Gehängen der Quarzitrücken an einigen Stellen anders angegeben; dann sind noch die vielen Diabasvorkommen im Unterdevon hinzugefügt worden. 456 H. Grebe, über das Ober- Rothliegende, die Trias, NW. uncl SW. von Trier oder in einzelnen Rücken und schmalen Schollen zwischen Verwerfungen, während die Plateaus selbst meist aus Keuper in grosser Ausdehnung bestehen. Das Bild von der Trias wird hier um so mannichfaltiger, weil eine ganz aussergewöhnliche Zahl kleinerer und grösserer Verwerfungen durch dieselbe setzt, wodurch das Gebirge an einzelnen Stellen wie zerhackt erscheint. Tertiäre Alllagerungen waren früher hier gar nicht nachge- wiesen und sind theilweise ganz übersehen, theilweise als Diluvium angegeben worden. Aber schon bei der geologischen Bearbeitung des Terrains SW. von Trier fanden sich auf dem Triasplateau zwischen der Saar und Mosel im Kreise Saarburff und Merzio; an manchen Stellen viele Blöcke von Braunkohlenquarzit ( früher »Trappquarz, Knollenstein« genannt) bei 1000 bis 1200 Fuss Meereshöhe. In gleicher Meereshöhe wurden in neuerer Zeit auf den Plateaus N. und N O. von Trier ausgedehnte und mächtige Ablagerungen von runden, weissen Kieseln angetroffen, die ebenso wie die mächtigen weissen Thone, die in der Gegend von Speicher, Binsfeld damit Vorkommen, dem Tertiär angehören werden. Das Diluvium kommt in der Trier’schen Gegend in grosser Verbreitung vor; es schliesst sich den tertiären Ablagerungen an, und es sind besonders an der Mosel und Saar eine ganze Reihe höherer und niederer Terrassen zu unterscheiden, welche mit dilu- vialen Niederschlägen bis zu den jetzigen Thalsohlen herab bedeckt sind. Man erkennt daran in auffälliger Weise, wie sich das Bett unserer Flüsse und Bäche allmählich gesenkt und wie sich auch die Richtung derselben, namentlich des Mosel- und Saarlaufes zum Theil geändert hat. Das O her- Rothliegende dehnt sich auf der linken Seite der Mosel vom unteren Alfthale, wo es an einigen Stellen dem Unterdevon aufgelagert ist, an dem Rande desselben in südwest- licher Richtung nach Schweich hin aus und setzt dann auf der rechten Moselseite noch eine kurze Strecke nach Ruwer fort. Von da nach Conz hin tritt es nur an einer Stelle im Moselthale zu Tage, scheint aber unter dem Alluvium der Thalsohle fortzusetzen, denn bei Anlage der Fundamente der Pfalzeier Eisenbahnbrücke traf man bei 6 Meter Tiefe ein Conglomerat an, das dem bei das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 457 Ruwer anstehenden ganz gleichkommt und an beiden Stellen Stücke von verwittertem Porphyr einschliesst. Auch beim Abteufen von Brunnenschächten in der Nähe von Trier fand man ein ähnliches Conglomerat unter dem Moselalluvium. — Die Stelle, wo es dicht am Moselufer zu Tage tritt, ist bei St. Medart (Vorort von Trier). Hier wurde es bei dem niedrigen Wasserstande der Mosel im vorigen Sommer wahrgenommen auf einer Länge von 1 bis 200 Meter als ein grobes Conglomerat, bestehend aus vorherrschend Quarzbrocken bis Eigrösse, aus Quarzit mit vereinzelten, verwit- terten Porphyrbrocken. Die Schichten des Ober-Rothliegenden bei St. Medart fallen mit 10 Grad gegen NW. ein. In den Erläuterungen zu Blatt Saarburg wurde bereits er- wähnt, dass in der Nähe von Bahnhof Conz Ober-Rothliegendes auf Hunsrücker Schiefer auflagert und zwar nahe über dem Balni- planum und dass eine zweite sehr beschränkte Stelle des Vorkom- mens am Tobiashaus SW. von Wawern sei. Weiter südlich ist es an der Grenze von Unterdevon und der Trias nicht mehr nachweisbar. Erst am Südrande des Unterdevons bei Saarhölzbach, Mettlach und Ponten tritt es wieder auf. Von hier setzt das Ober-Rothliegende, nur auf eine kurze Strecke von 4 bis 5 Kilometer von Buntsandstein bedeckt, am südöstlichen Rande des Unterdevons ununterbrochen fort bis zum Primsthale, zum Theil zwischen Klüften eingekeilt. Von diesem Tliale bis in die Gegend von Birkenfeld erfüllt es eine grosse Mulde von Unter- Rothliegenden, deren nördlicher Flügel sich am Rande des Unter- devons anlehnt, während der südliche Muldenflügel von der unteren Prims nach der Nahe hin verläuft. Dann findet eine Unterbrechung des Ober-Rothliegenden durch Grenzmelaphyr zwischen Hopp- städten und Oberstein statt. Von hier setzt es ohne Unterbrechung fort bis in die Kreuznacher Gegend. Das Ober-Rothliegende im Saar- und Nahegebiete ist seit einer Reihe von Jahren einer ganz eingehenden geologischen Unter- Buchung unterzogen worden, und es konnten dort auch bei diesem so mächtig entwickelten Gebirgsgliede verschiedene Abtheilungen gemacht werden. — Es sind an der Nahe drei Hauptabtheilungen des Ober-Rothliegenden unterschieden worden, die sich auch an 458 H. Grebe, über das Ober- Rothliegende, die Trias, Abtheilum der Mosel wieder erkennen Hessen, kommen liier aber in viel ge- ringerer Mächtigkeit vor. Das Ober -Rothliegende, wie es sich von der Saar nach der Nahe erstreckt, ist eingetheilt worden, wie folgt: Untere Abtheilung j Unterer Thonstein. (Untere Söterner Schichten) | Oberer Thonstein. Zwischen beiden häufig eine Decke von basaltischem Melaphyr und Melaphyrmandelstein (Grenzmelaphyr). Mittlere Abtheilung l Melaphyr- und Quarziteonglomerat, (Obere Söterner Schichten) ) ^ oft auoh mit Poiphyrstüdran. Geröllegruppe, ohne Melaphyr. ni [ Monzina;er Schichten, feinkörnige, rothe Schiefer- thone mit Conglomeraten. Kreuznacher Schichten, feinkörnige rothe Sandsteine. Die Thonsteine sind im Saar- und Nahegebiet überall mehr oder weniger entwickelt. Der untere Thonstein, oft aber auch ein grobes Porphyrconglomerat, tritt am Nordflügel oben erwähnter Mulde nur schwach hervor; darüber folgt eine Decke von Mela- phyr, darauf der obere Thonstein in einer durchschnittlichen Mäch- tigkeit von 60 Meter, und es stellt sich derselbe überall als eine ziegelrothe Porphyrbreccie dar, die viele Stücke von devonischem Schiefer einschliesst. Dagegen ist am südlichen Muldenflügel von Selbach bis Sötern das grobe Conglomerat des unteren Thonsteins besonders entwickelt und tritt hier stets über den oberen Schichten des Unter-Rothli egenden, den oberen Lebacher Sandsteinen, hervor. Eine grössere Entwickelung dieses groben Porphyrconglomerates ge- wahrt man noch weiter östlich nach Birkenfeld hin und ist Vieles hier, was früher als Porphyr auf geologischen Karten angegeben wurde, als Porphyrconglomerat (unterer Thonstein) erkannt worden. Ueber dem Grenzmelaphyr zwischen Selbach und Sötern tritt der obere Thonstein anfangs nur schwach hervor, nimmt aber nach Sötern hin eine grössere Mächtigkeit an. Zwischen Birkenfeld und der pfälzischen Grenze dehnt der Grenzmelaphyr sich in grosser Breite aus. An seinen Rändern auf der NW. -Seite ist der untere Thonstein meist nur wenig entblösst, auch auf der SO. -Seite, soweit bis jetzt die eingehenderen geologischen Unter- das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 459 suchungen dieser Gegend sich erstreckten. Erst im,, Meckenbach er Thale unterhalb Kirn erscheint der untere Thonstein über den oberen Lebacher Schichten wieder in einer Mächtigkeit von 15 Meter als eine weniger grobkörnige Porphyrbreccie von hell- rother und graurother Färbung plattenförmig abgesondert. Die Platten werden an mehreren Stellen gebrochen und zur Bedeckung von Hausfluren verwandt. Im Krebsweiler Thal oberhalb Kirn, in dem sämmtliche Schichten vom Unter -Rothliegen den bis zur mittleren Abtheilung des Ober -Rothli egenden mit den Melaphyr- einlagerungen aufgeschlossen sind, ist über den oberen Lebacher Schichten der untere Thonstein nur schwach vertreten, dagegen in grösserer Mächtigkeit die ziegelrothe, in ihrem lithologischen Charakter im ganzen Saar -Nahegebiet sich gleich bleibende Por- phyrbreccie des oberen Thonsteins. Am mächtigsten abgelagert in eben genanntem Gebiete findet sich die mittlere Abtheilung des o o Ober-I'oth liegenden. An der Basis sind es sehr grobe Melaphyr- und Quarz- und Quarzitconglomerate, die häutig auch kleine Por- phyrstücke führen, nach oben werden die Melaphyr-, Quarz- und Quarzitgeschiebe kleiner, im Hangenden verlieren sich Melaphyr- und Porphyrbrocken gänzlich und trifft man nur mehr ein loses Gerolle von Quarz und Quarzit an. Diese mittlere Abtheilung des Ober-Rothliegenden (die oberen Söterner Schichten) erreicht am Priesberg und Petersberg SW. von Sötern eine Mächtigkeit von 80 Meter. In einigen Seitenthälern auf der rechten Seite der Nahe, besonders bei Kirchenbollenbach trifft man in dieser mittleren Ab- theilung nicht selten ein festes Melaphyrconglomerat, das nur ganz vereinzelt Quarz- und Quarzitgeschiebe einschliesst und wenn die Melaphyrstücke weniger abgerundet sind, so kann man das Gestein leicht für Melaphyrmandelstein ansehen. An der unteren Nahe, besonders in der Gegend von Monzingen, verschwinden die groben Conglomerate der mittleren Abtheilung und es treten die fein- körnigen , glimmerreichen , rothen Schieferthone der oberen Ab- theilung auf, die aber häufig noch mit Bänken von weniger groben Conglomeraten wechsellagern; endlich bei Kreuznach erscheint vorherrschend ein mehr oder weniger feinkörniger Sandstein von rother und bunter Farbe, der für Buntsandstein angesehen werden 460 H. Grebe, über das Ober - Rothliegende, die Trias, könnte; indess findet man bei genauerer Betrachtung, dass mit den Sandkörnern viele kleine Schieferstücke Vorkommen und ausser- dem weisse Kaolinbröckchen, die aus Porphyr hervorgegangen zu sein scheinen. Nachdem die genaue Durchforschung des Ober- Rothliegenden im Saar- und Nahegebiete vorausgegangen und die verschiedenen Abtheilungen festgestellt waren, konnte auch in der trierschen Gegend dasselbe eingehender studirt werden. — Es hat dabei sich ergeben, dass auch hier die obigen drei Haupt- abtheilungen vertreten sind. Bei der unteren fehlt der untere Thonstein, der obere ist indess am Rande des Unterdevons au mehreren Stellen gut aufgeschlossen, am besten bei Urzig a/Mosel in einer Mächtigkeit von 20 — 30 Meter. Wenn man vom Orte die Strasse nach dem Bahnhof Uerzig verfolgt, so sieht man braun- rothe Schieferschichten des Unterdevons anstehen bis zu 100 Fuss über der Mosel, darauf folgt eine Porphyrbreccie, die dem oberen Thonstein im Nahegebiete ganz ähnlich ist. Darüber fehlt das Melapliyrbrocken einschliessende Conglomerat, dafür ist ein 30 Meter mächtiges, rothes Quarzit- und Quarzconglomerat vorhanden. Im Hangenden folgen dann die feinkörnigen, mürben Sandsteine, die sich bis gegen Bausendorf ausdehnen. — In nordöstlicher Richtung setzt der obere Thonstein am Rande des Unterdevons noch etwa 7 Kilometer bis zum Alfbach unterhalb Bengel fort und kommt dann eine kleine Partie davon auf Devon ruhend vor am Reiler Hals, dicht am Wege Bengel -Alf, 200 Fuss über dem Alfbach. Von Uerzig in südwestlicher Richtung ist der obere Thonstein wieder gut aufgeschlossen am Wege von Rachtig nach Bausen- dorf und in gleicher Mächtigkeit wie bei Uerzig. Dann tritt der- selbe unter einer starken Schotterdecke auf beiden Seiten des Biberbaches südöstlich von Station Wittlich hervor. Am NW.- Rancle des Unterdevons gen Clausen und Schweich hin ist diese untere Abtheilung des Ober-Rothliegenden nur wenig entblösst und kommen hier auch grosse Ablagerungen von Schotter und Diluvium vor. Auf der rechten Moselseite ruht zwischen Longuich und Ruwer auf dem Devon eine Porphyrbreccie, die dem oberen Thon- stein ähnlich siebt. Die groben Conglomerate der mittleren Ab- theilung sind, wie vorher erwähnt, am Wege von Uerzig nach das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 461 dem Balmliofe durch feinkörnigen Sandstein bedeckt, treten aber bei Bausendorf am Südrande des Kondelwalder Devons wieder auf mit südlichem Einfallen, während sie bei Uerzig ein nörd- liches Einfallen zeigen, sie bilden demnach eine Mulde zwischen dem Kordelwald und dem Devon von Uerzig. Im Alfthal bei Kinderbeuren und Bengel sind die Conglomerate zu beiden Seiten des Thaies aufgeschlossen, auf der linken mit südlichen und auf der rechten Seite mit nördlichen Einfallen. Schwächer ent- wickelt sind sie weiter nach Südwesten am Dieser- und Salmbach, dagegen treten nahe am Rande des Devons bei Schweich, Kenn und Ruwer mehr oder weniger grobe Conglomerate, bestehend aus Stücken von Quarz , Quarzit , Devonschiefer und vereinzelt auch von verwittertem Porphyr hervor. Des Vorkommens eines ähn- lichen Conglomerates unter dem Moselalluvium an der Pfalzeier Brücke und am Moselufer bei St. Medart wurde bereits gedacht. Auf der linken Seite der Mosel ist von den Congloineraten , wie sie bei Kenn und Ruwer anstehen, nichts mehr zu sehen, hier ist am Thalrande von Trier bis Ehrang: nur Vogesensandstein mit den unteren Congloineraten desselben; zwischen Ehrang und Quint be- ginnen die Sandsteine der oberen Abtheilung des Ober-Rothliegen- den und reichen dieselben bei Quint auch nur 20 — 30 Meter über den Moselspiegel; es scheint zwischen den Congloineraten auf der rechten und zwischen den Sandsteinen auf der linken Moselseite eine Verwerfung; zu verlaufen. Dieselbe dürfte in der Richtung- des Moselthaies liegen und durch die breite Thalsohle von SW. nach NO. über Schweich fortsetzen. Es beginnt in der That N. von Tawern und westlich von Conz eine Kluft, die aber nur bis zum Vogesensandstein nachgewiesen werden konnte. Dieselbe würde dasselbe Streichen haben, wie jene, welche von Sirzenich (NW. von Trier) nach dem Kockeisberg zieht und die bei der Besclireibung der Trias weiter unten noch erwähnt werden wird. Die obere Abtheilung des Ober-Rothliegenden , die sich von Quint über Hetzerath ins Salm- und Liesertlial verbreitet, stellt sich in ganz ähnlicher Beschaffenheit dar, wie an der Nahe, in der Gegend von Monzingen und Kreuznach : braunrothe, mürbe Sand- steine mit sandigen Schieferthonen im Wechsel mit weniger groben 462 H. Grebe, über das Ober- Rothliegende, die Trias, und untergeordneten Conglomeraten, nach oben vorherrschend fein- körnige, tiefbraunrothe Sandsteine mit schmalen Bänken von klein- körnigem Conglomerat, die viel milchweissen Quarz führen. Die Sandsteine bestehen oft nur aus ganz kleinen Schieferbrocken; sie zeigen häufig wie an der Nahe grünlichweisse Flecken, meist ist das Gestein mürbe und bröckelig und zerfällt leicht an der Luft; die Sandsteine sind selten so deutlich geschichtet wie der Bunt- sandstein; sie sind auch zuweilen bunt. Rothe und weisse Bänke wechseln mit einander, wie es auch bei Kreuznach wahrgenommen wurde und sehen dann aus wie Buntsandstein. Im Bahneinschnitt bei Wilhelmsdorf, unfern Hetzerath fand man bei der Anlage des- selben in der Sohle einen dunkelen, fast schwarzen, bröckeligen Schieferletten, wie er an der Nahe in dieser oberen Abtheilung noch nicht beobachtet worden ist. Dann ist noch erwähnenswerth, dass am Lüxemberg bei Bombogen 2^2 Kilometer nördlich der Station Wittlich ein 10 — 15 Meter mächtiger Gang von Basalt1) in Stunde 9 mit 70 Grad gegen NO. einfallend durch den fein- körnigen Sandstein des Ober-Rothliegenden setzt. Der Basalt wird hier zum Strassenbau genommen und ist dadurch die Stelle jetzt gut aufgeschlossen. An der Contactstelle ist zu beiden Seiten des Ganges der Sandstein auf mehrere Meter im Hangenden und Liegenden ganz gefrittet und so dicht geworden, dass er manchem Quarzit ähnlich sieht; erst 6 — 8 Aleter im Hangenden und Liegen- den hat der Sandstein wieder sein gewöhnliches Aussehen und ist buntfarbig. Die Schichten des Ober-Rothliegenden streichen im Allgemeinen von WSW. nach ONO. und fallen gegen NW. ein, zwischen Ruwer und Kenn mit 30, bei Hetzerath mit 25 Grad, nur bei Bausendorf und Bengel wurde ein Einfallen der Schichten von 10 — 15 Grad gegen S. und SW. beobachtet. Es kommen vielfache Zerklüftungen im Ober-Rothliegenden, namentlich in der oberen Abtheilung desselben vor und sind die- selben, wie es auch in der Kreuznacher Gegend wahrgenommen worden ist, mehr oder weniger geneigt, während die Schichten 1 ) Nach einer gefälligen Mittheilung des Herrn von Dechen hat Herr Zirkel diesen Basalt als Pikrit erkannt, bestehend aus Olivin, Magnesiaglimmer, Augit und Hornblende, enthält keine Spur von Feldspath, Nephelin und Leucit. das Tertiär und Diluvium in der triersehen Gegend. 4G3 des Buntsandsteins meist vertikal zerklüftet sind. An dem schönen Profil der oberen Abtheilung bei der Quint setzen viele Sprünge durch die Schichten in nördlicher Richtung, die auch beim Bau des Quinter Tunnels bemerkt werden konnten. Die Grenze des Ober-Rothliegenden und des Vogesensandsteins ist zwischen Quint und Wittlich meist von Schottermassen bedeckt und sind nur wenige gute Aufschlüsse vorhanden. Bei diesen erscheinen als Grenzgesteine sandig-dolomitische Schichten, die jedoch nur sehr schwach entwickelt auftreten und beginnt der- Vogesensandstein in concordanter Auflagerung auf dem Ober-Rothliegenden mit einer ziemlich mächtigen Bank groben Conglomerates. Am neuen Wege von Sehlem nach Dodenburg sind diese Conglomerate ca. 20 Meter mächtig und findet man an der Grenze gegen das Ober- Roth- liegende Knollen von röthlich grauem, schimmerndem, lcrystalli- nischem Dolomit, wie sie auch an der Saar in der Nähe von Mett- lach und Ponten früher an der Grenze beider Formationen ange- troffen worden sind. Die Trias umgiebt hier in einer grösseren Verbreitung den südwestlichen Theil des rheinischen Unterdevons. Sie dehnt sich vom Rande desselben bei Trier bis zum Devon der Eifel und der Ardennen aus und füllt den grossen Busen zwischen den Ardennen, der Eifel und dem südwestlichen Ausläufer des Hunsrücks aus. Zwischen diesen Gebirgszügen bildet sie eine grosse Mulde, die sich gegen NO. bis in die Wittlicher Gegend erstreckt. Vom NW.- Rande des Devons an der Mosel fallen die Triasschichten gegen NW. sanft ein. An der Sauer zwischen Echternach und Bollen- dorf trifft man den tiefsten Theil der Mulde, so dass die oberen Keuperschichten hier nur 350 — 400 Fuss über dem Sauerthale liegen, sie sind von unterem Lias (Luxemburger Sandstein und Gryphitenkalk) bedeckt. Weiter an der Sauer aufwärts treten die mittleren Glieder der Trias wieder hervor und nach Vianden hin Buntsandstein und unterer Muschelkalk. Der Buntsandstein lagert von da gegen NO. in grösserer Breite an das Eifeler Devon und setzt gegen SW. am Rande des Ardenner Devon fort. Bis jetzt wurde die Trias in der triersclien Gegend zwischen der Saar und Alosel näher untersucht; zwischen der Mosel und Sauer nördlich 464 H. Grebe, über das Ober-Rothliegende, die Trias, bis Bollendorf und Bitburg, östlich bis Wittlieh und gerade dieses Gebiet zeichnet sich aus durch eine grosse Menge von Verwer- fungen. Es sei nun zunächst etwas Näheres erwähnt über die Triasgesteine selbst. Sie erscheinen hier in derselben oder doch in ähnlicher Beschaffenheit wie an der oberen Saar, wie sie in den Erläuterungen zu den Blättern von der oberen Saargegend näher beschrieben worden sind. An der unteren Saar lagert der Buntsandstein zum Theil auf dem Unterdevon, zum Theil lehnt er sich an die alten Schichten an. Von Conz bis Ruwer bildet die Mosel die Grenze zwischen beiden Bildungen, dann lehnt, wie oben näher erwähnt, von Ruwer bis zum Alfthale Ober-Rothliegendes an das Devon, das bis in die Gegend von Salmrohr von Buntsandstein zum Theil überlagert ist. An der Kyll ist derselbe sehr mächtig entblösst und reicht von der Kyll aufwärts bis Philippsheim. Dann kommt er wieder bei Erdorf jenseits einer grossen Verwerfung zum Vorschein und setzt nun ununterbrochen fort Ins in die Gegend von St. Thomas, bis an das Devon der Eifel. Auf der rechten Kyllseite dehnt sich der Bunt- sandstein von da breit aus bis in die Gegend von Huscheid und ver- läuft dann als mehr oder weniger breites Baud am Rande des Eifeler Devons bis zu den Ardennen; auf der linken Kyllseite geht er bis in die Nähe des Mosenbergs bei Mandernscheid. Von Conz, die Mosel aufwärts reicht der Buntsandstein nur bis zu der grossen Ver- werfung von Wasserliesch, 4 Kilometer von Conz. An der Sauer tritt er zwischen zwei parallel verlaufenden Verwerfungen von Born bis Wintersdorf hervor, in geringer Ausdehnung, ebenfalls zwischen Verwerfungen bei Godendorf. In den Seitenthälern auf der linken Moselseite bei Zewen und Euren reicht er nur bis an die grosse Kluft, die von Igel nach der Kyll hin verläuft; an der Trier- Aachener Strasse, am Galgenberg, stösst er an derselben Kluft ab. Auf der linken Moselseite bei Trier fällt der Buntsandstein ganz steil gegen das Thal ab, zu beiden Seiten der unteren Kyll bildet er hohe, steile und felsige Gehänge; an der Kyll und Mosel er- bebt er sich 500 — 600 Fuss über die Thalsohle. Er besteht aus zwei Abtheilungen, dem Vogesensandstein und dem Voltziensand- stein. Ersterer nimmt bei Weitem die grösste Mächtigkeit ein, ö <_5 ' das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 465 an der Basis finden sich Conglomeratbänke von 10 bis 20 Meter Mächtigkeit, dann folgt in mehr oder weniger mächtigen Bänken ein grobkörniger Quarzsandstein von hellrother Farbe mit spärlichen Glimmerschüppchen und wenigen Thongallen. Die Schichten sind oft buntfarbig; dann ist das Gestein zerreiblich und zu Werk- steinen nicht geeignet. Häufig kommen in den oberen Schichten des Vogesensandsteins Schalen von Brauneisenstein vor. In der Nähe von Trier am meisten am Wege nach Lorich, auf dem Kreuzer- berg und in dem Pfalzeier Walde. Es setzen zuweilen auch schmale Gänge von Brauneisenstein durch den Sandstein, meist von SW. nach NO. streichend und bis zu 70 Grad einfallend. — Dann ist hier noch zu erwähnen, dass sich in den hangenden Schichten manch- mal noch eine Conglomeratbank zeigt von 1 bis 2 Metern Stärke; einzelne Geschiebe im Sandstein kommen in dieser ganzen Ab- theilung vor. An der Grenze gegen die obere Abtheilung, den Voltzien- sandstein , bemerkt man oft viele weisse Kiesel , zuweilen auch Dolomitknauern und eine bläuliche Färbung der Schichten. Beim Fehlen dieser Merkmale wurde die Grenze zwischen beiden Ab- theilungen da gezogen, wo die feinkörnigen, sehr glimmerreichen Thonsandsteine mit mächtigen Bänken beginnen. Der Voltzien- Sandstein stellt sich meist als schmales Band zwischen dem Vogesen- sandstein und dem unteren Muschelkalk in einer Mächtigkeit von 40, 50 und mehr Meter dar, oder er bedeckt auch die aus Vogesen- sandstein bestehenden Kuppen in grösserer Ausdehnung. Der Buntsandstein an der unteren Sauer zwischen den Klüften bei Born und Wintersdorf, sowie bei Gorndorf ist Voltziensandstein. Die feinkörnigen, glimmerreichen Thonsandsteine dieser Abtheilung haben eine hellrothe, graulichrothe bis weisse Farbe. Der Glimmer ist besonders auf den Schichtflächen angehäuft. Sie liefern gute Werksteine und werden an der Saar und Kyll vielfach gebrochen. Während die Schichten in den tieferen Lagen 1 bis 2 Meter mächtig sind, folgen nach oben dünnplattige Sandsteine, dann an der Grenze gegen den unteren Muschelkalk rothe Thone mit dünnschieferigem Sandstein. Hier kommen auch schon thierische Reste vor (Estherien, Lingulae und Gasteropoden). Pflanzenreste finden sich im Voltzien- 30 466 H. Grebe, über das Ober - Rothliegende, die Trias, Sandstein vielfach, jedoch nicht so häufig, wie an der oberen Saar, sie bedecken oft ganze Flächen des Gesteins, sind aber meist un- bestimmbar. Voltzia heterophylla und Anomopteris Mougeoti wurden auf der linken Moselseite angetroffen, bei Zewen, in den Stein- brüchen bei Butzweiler, Cordei, bei Orenhofen, in der Nähe von Kyllburg (letztere in grossen Exemplaren) und bei Wintersdorf an der Sauer. Mit den Pflanzenresten finden sich auch Kupferfossilien (erdige Kupferlasur und Malachit), die man an einigen Stellen bergmännisch zu gewinnen versucht hat. Die jetzt folgenden Schichten gehören den Muschelkalk- formationen an, wenn gleich sie zunächst noch als Sandstein fortsetzen. Die untere Abtheilung des Muschelkalkes, der Muschel- sandstein, tritt zum Tlieil isolirt auf den Plateau s des Buntsand- steins hervor, zum Tlieil zwischen Verwerfungen eingekeilt, ge- wöhnlich aber bedeckt er die Vorplateau’s der Rücken des Haupt- muschelkalks, wie sie westlich der Saar oder nordwestlich der Mosel bei Trier sich von S. nach N. forterstrecken. Es ist ein feinkörniger Sandstein mit thonig-kalkigem Bindemittel im Wechsel mit kalkigen und dolomitischen Schichten. Er ist meist graulich- weiss, schmutziggelb und rötlilichgrau ; er führt viele Glimmer- schüppchen, besonders auf den Schichtflächen, zeigt häufig auch Manganflecken. Der Muschelsandstein kommt in Bänken von t/2 bis 1 Meter Stärke vor, meist aber dünnplattig und liefert ein ge- schätztes Baumaterial. Er führt oft Versteinerungen, die auch nicht selten ausgewittert auf den Feldern zerstreut liegen: Myophoria vulgaris , Gervillia socialis, Ostrea complicata, Pecten discites, ferner Myacitestoruien, Tellina edentula , Gasteropoden, Fisch- und Saurier- reste. In den dolomitischen Schichten kommen auch häufig Stiel- glieder von Encrinus liliiformis vor. Die Mächtigkeit dieser Ab- theilung ist 60 — 80 Meter. An der Grenze gegen den mittleren Muschelkalk tritt in ge- ringer Mächtigkeit Dolomit auf, der grau und röthlich gefärbt, meist zellige Beschaffenheit hat; darin findet sich Myophoria orbicularis. Die mittlere Abtheilung des Muschelkalks zeigt an der Basis rothe und graue Thone, darüber folgen röthliche sandig- das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 467 schieferige Mergel und grauer Schieferletten, häufig mit Pseudo- morphosen nach Steinsalz. Dann folgen nach oben Zellendolomite und Schieferletten in Wechsellagerung und damit kommen Gyps- lager vor, welche eine Mächtigkeit von 6 — 8 Meter erreichen. Schmale Schnüre von Steinsalz hat man zwischen den Gyps- schichten von Igel gefunden, auch die Salzquellen an der oberen Mosel und Sauer mögen in diesen Schichten ihren Ursprung haben. Diese Abtheilung ist über 40 Meter mächtig. An der Grenze gegen den Hauptmuschelkalk kommen graulichweisse und weisse mergelige Kalke (Dolomite) bis 3 Meter mächtig vor, in denen sich stellenweise Lingula tenuissima findet, daher sie den Namen Ligulakalke führen. Der Hauptmuschelkalk erscheint westlich der Saar als ein langgestreckter Rücken, der sich an der oberen Leuk (Seiten- thal der Saar) an den Quarzit des Schwarzbruchs lehnt; seine östliche Grenzlinie verläuft von da nach Wasserliesch a. M. ; dann setzt er von der Mosel über Helenenberg und über die Kyll nach Dudeldorf fort. Von dem Plateau zwischen Saar und Mosel fällen die Schichten so stark gegen W. ein, dass dieselben an der Mosel (bei Remich) in 6 Kilometer Entfernung schon in der Thalsohle liegen, sie befinden sich hier in einem 500 — 600 Fuss tieferen Niveau. Weiter gegen O. von der angeführten Linie Schwarzbruch - Dudeldorf kommen noch kleinere und grössere Schollen von Hauptmuschelkalk vor, die zwischen Verwerfungen liegen. NW. von Trier findet eine Einsenkung des Hauptmuschel- kalks statt, so dass schon im Sauerthal bei Echternach die Schichten verschwunden sind. Er erscheint zwischen Saar und Mosel und westlich der Kyll an den Rändern des Plateaus oft nur als schmales Band auf der Karte, weil er von Keuper oder auch von jüngeren Bildungen bedeckt ist (er zerfällt in Trochitenkalk und oberen Muschelkalk ( N odosenkalk). Der Trochitenkalk wechselt in seiner Mächtigkeit; er erreicht eine solche von 80 Meter. Der Nodosenkalk dagegen nur 30 bis 40 Meter. Erster er kommt in Bänken vor von 1/-2 — 1 Meter Dicke, dieselben bestehen aus ascli- und hellgrauen, auch gelb- lichen, dichten, oft glaukomtischen Kalken, die häufig dolomitisch 30* 468 H. Grebe , über das Ober - Rothliegende, die Trias, werden. Stielglieder von Encrinus liliiformis finden sich überall darin, seltener Theile der Krone. Eine vollständige Krone von Encrinus liliiformis fand sich nur an einer Stelle an der Römer- strasse bei Kümmern im Kreise Saarburg. Ausserdem kommen Terebratula vulgaris , Lima striata , Ostrea subanomia, Gasteropoden, Saurier- und Fischreste vor. Der Trochitenkalk wird vielfach gebrochen und zum Brennen verwandt. Eine einigermaassen scharfe Grenze gegen den auflagernden oberen Muschelkalk, den Nodosenkalk ist nicht wahrnehmbar; deshalb wurde die Grenze da gezogen, wo die Encriniten - Stiel- glieder aufhören. Die oberen Schichten bestehen gewöhnlich aus grauem mehr oder weniger deutlich dolomitischen Kalkstein , zu- weilen in mergeliger Beschaffenheit; oft ist er dünnplattig. ln der Gegend von Eisenach und Gilzen (Landkreis Trier) kommt er besonders in sehr grossen Platten von 10 Decimeter Dicke vor, die eine knotige und wulstige Oberfläche zeigen. Während an der oberen Saar und auch in der Merziger Gegend der Nodosen- kalk über den Bänken des Trochitenkalks durch das häutige Auf- treten von Ceratites nodosus ausgezeichnet ist, kommt dieses Fossil weiter nördlich ganz vereinzelt vor und wurde nur an folgenden o o Stellen angetroffen: Am Hammelsberg bei Perl, in einem Stein- bruch bei Oberleuken , in den Steinbrüchen am Herresthaler Hof, und am Neuhaus an der Trier- Aachener Strasse. Schon auf dem Muschelkalkrücken westlich von Wellingen und Wehingen nach Perl hin beginnt Gerat, nodosus zu verschwinden. Der obere Muschelkalk ist überhaupt arm an Versteinerungen; zuweilen kommen vor Gervillia socialis und Lima striata , häufiger Fisch- und Saurierreste. Der Keuper tritt in dem südlichen Theile unseres Gebietes zwischen Saar und Mosel an der Abdachung des Muschelkalk- plateaus zur Mosel auf und ist auf der rechten Seite derselben von vielen diluvialen Ablagerungen bedeckt. Westlich von Trier zwischen der Mosel und Sauer ist er zwischen grossen Klüften eingesenkt; die Hauptpartie ist hiervon der grossen Kluft Wasser- liesch-Sirzenich auf der SO. -Seite und nordwestlich von der Kluft Grewenig-Udelfangen begrenzt. Dann treten weiter nördlich kleinere das Tertiär und Diluvium in der Gierschen Gegend. 469 Partieen von Keuper zwischen anderen Klüften hervor. Auf dem Plateau von Helenenberg liegt er meist auf der westlichen Ab- dachung desselben gegen das Sauer- und Niemsthal und ist dann auf der rechten Seite der Niems von den mächtigen Bänken des Luxemburger Sandsteins bedeckt , unter denen er im Prüm- und Sauerthal (zwischen Echternach und Bollendorf) wieder zum Vor- schein kommt. Auf dem Plateau zwischen Helenenberg und Bit- burg ist der Keuper vielfach von jüngeren Bildungen (Tertiär) bedeckt. Auf die linke Kyllseite setzt er östlich Bitburg über und tritt hier an mehreren Stellen auf dem Plateau von Metterich unter jüngeren Bildungen hervor. In dem südlichen Theile zwischen Saar und Mosel und zwischen der Mosel und Sauer erscheinen hauptsächlich die drei Abtheilungen des unteren Keupers, nämlich die Lettenkohlen- schichten. Der untere Keuper enthält bei uns wenig Gesteine, die den Abbau lohnen und dies erschwert die Untersuchung des- selben in hohem Grade; die Aufschlüsse in demselben sind über- haupt spärlich, dazu kommt die häufige Bedeckung von jüngeren Bildungen. — An der Basis kommen schmale Bänke von dichtem Dolomit vor, damit treten rothe und gelbe sandige Schichten mit Cardinien auf, die nur selten zu stärkeren Sandsteinlagen an- schwellen. Die dichten unteren Dolomite sind grau, gelblich und weiss, führen überall, wenn auch spärlich, Myophoria Goldfussi-, die sandigen Schichten zeigen nicht selten Pflanzenreste. Darüber folgen dann die bunten Mergel der mittleren Abtheilung, 30 bis 40 Meter mächtig und in weiter Verbreitung; sie machen sich überall leicht durch die charakteristische rothe, grünliche und gelbliche Färbung kenntlich. In geringerer Mächtigkeit als der untere erscheint der obere (Grenz-) Dolomit. Er ist meist ein poröses, zelliges Gestein, das viel in Blöcken auftritt, gelblich ge- färbt, reich an Versteinerungen, besonders an Myophoria Gold- fussi ist. Von dem mittleren Keuper, der aus dem Gypskeuper und den Steinmergeln besteht, ist die untere Abtheilung NW. von Trier bis zur Sauer nur wenig vertreten. Erst jenseits der Ver- werfung, die gleich unterhalb Echternach durchsetzt, tritt sie 470 H. Grebe, über das Ober-Rothliegende, die Trias, ziemlich mächtig hervor. In dem interessanten Profil von dem mittleren Keuper in der Ernzener Schlucht, Echternach gegen- über, ist der Gypskeuper 50 Meter mächtig. Plier wechseln bunte Mergel mit dünnen Gypsschichten ; darüber liegt ein mürber, graulichrother Sandstein, 3 Meter mächtig (Schilfsandstein), welcher den Gypskeuper von den Steinmergeln trennt. Diese sind in der Ernzener Schlucht über 60 Meter mächtig. Die oberen Keuper- Schichten (Rhätischen) sind hier nicht aufgeschlossen, dagegen aber die rothen Tlione an der Grenze gegen den unteren Lias ange- deutet. Ehe man auf das Plateau von Ernzen gelangt, treten die mächtigen Bänke des Luxemburger Sandsteins hervor, der bei Ernzen von Gryphidenkalk bedeckt ist. Die Grenzschichten zwischen dem oberen Keuper und dem unteren Lias sind besser aufgeschlossen am W ege von Irrel a. Prüm nach der Burg Prüm zur Lay, an dem über den rothen Grenzthonen die schwarzen bituminösen Kalke mit Ammonites planorbis liegen, die schon zum unteren Lias zu rechnen sind. Auch am W ege von Alsdorf nach Holzthum sind diese oberen Keuper- und unteren Liasschichten gut entblösst. 40 Meter über dem Niemsthale treten die oberen Keupersandsteine (Rhät) auf. Rechts vom Wege ist ein Steinbruch, in dem die Sandsteinbänke 2— 3 Meter mächtig sind; darüber liegt rother fetter Thon. Am Wege selbst folgen über den rothen Thonen mehrere Meter mäch- tige schwarze bituminöse Kalksteine mit Ammonites planorbis , die beim Anschlägen stark riechen, weiter ins Hangende graue Thone und Mergel, welche dann von Luxemburger Sandstein überlagert sind. Beim Absteigen vom Plateau auf demselben Wege nach Holztlium treten die grauen Thone und Mergel unter dem Luxem- burger Sandstein mächtiger hervor, etwa 20 Meter; dann folgen die schwarzen bituminösen Kalksteine, auch hier Ammonites pla- norbis führend, ziemlich mächtig, und tiefer sind auch die rothen fetten Thone über dem oberen Keupersandsteine angedeutet. Die dann folgenden Steinmergel sind auch hier 50 — 60 Meter mächtig. Etwas weniger mächtig ist der Gypskeuper, der fast bis zur Thal- sohle der Prüm niedersetzt. 40 Meter über derselben befindet sich SÖ. von Holzthum im Gypskeuper ein Gypsbruch. Hier erscheinen in den Mergeln des Gypskeupers häufig die Pseudomorphosen nach das Tertiär und Diluvium in der t-rierschen Gegend. 471 Steinsalz, wie sie auch sonst fast nirgends in denselben fehlen. Der Sandstein (Schilfsandstein) zwischen den Steinmergeln und dem Gypskeuper konnte bis jetzt nur gut entwickelt beobachtet werden in der Gegend von Echternach und Bollendorf, am Wege nach der Nussbaumer Hardt. Verwerfungen in der Trias. Der vielen Verwerfungen in unserer Trias zwischen Saar und Mosel und NW. von Trier wurde schon oben gedacht. Während der Theil der Trias, der an die älteren Gesteine, an den SW. -Rand des Hochwaldquarzits lagert, die Saar aufwärts bis in die Gegend von Saarbrücken weniger gestört ist — es kommen in dieser Gegend zwar sehr grosse, aber nur wenige Verwerfungen vor — beginnt schon gleich am W.- und NW. -Rande des Unterdevons der Saar eine auffallende Zerreissung der Triasschichten, die, je mehr man sich der Mosel und der unteren Saar in westlicher Richtung nähert, zunimmt. Am meisten zerrissen ist das Triasgebiet zwischen der Mosel und der unteren Sauer, denn man überschreitet von Trier in der Richtung nach Rahlingen auf einer Entfernung von nur etwa 10 Kilometer mehr als ein Dutzend Verwerfungen. Wandert man die Strasse von Trier nach Helenenberg, so überschreitet man auch dieselben, die nächste recht auffallende am Galgenberg, 2 Kilometer von Trier, auf die schon Steininger aufmerksam machte, und gesellen sich in dieser Richtung noch einige kleinere Verwerfungen hinzu. Dem aufmerksamen Beobachter wird auf diesem Wege schon die eigenthümliche Oberflächengestaltung des Terrains zur Linken, zumal aber zur Rechten in der Aacher Gegend überraschen, die zum grösseren Theil eine Folge der Gebirgsstörungen ist. Es treten zu beiden Seiten der Strasse Kuppen und Rücken von Hauptmuschelkalk, zum Theil mit ganz steilem Absturz hervor, an deren Fuss Keuperschichten ruhen, so z. B. am Galgenberg, W. von Trierweiler und an der Höhe »auf der Forst« bei Fusenich oder am Galgenberg bei Trier, auf dessen Südseite Voltziensandstein anlehnt. So sind bei der Erosion die Unebenheiten des Terrains, durch die Verwerfungen hervorgerufen, doch lange nicht, ganz ausgeglichen worden. 472 H. Grebe, über das Ober-Rotliliegende, die Trias, Erst je mehr man sich auf vorerwähnter Strasse dem Plateau von Helenenberg und Bitburg nähert, tritt eine grössere Ruhe in der Lagerung der Gebirgsschichten ein. Es setzen auf demselben auf eine Entfernung von etwa 15 Kilometer nur noch vier Klüfte durch. Das Terrain NW. und N. von Bitburg bis zum Eifeier Devon ist noch nicht näher untersucht worden, aber es kommen auch in dieser Richtung noch Störungen in der Trias vor. Einige kleinere führt auch die v. DECHENsche Section Neuerburg an. Mehrere Sprünge westlich der Saar konnten bis an das Devon verfolgt werden und setzen jedenfalls auch in diesem fort; wegen der Gleichartigkeit des Unterdevons zwischen der Quarzitgrenze von Oberhamm und Conz, wo zu beiden Seiten der Saar überall die blauschwarzen Hunsrückschiefer anstehen, konnten in diesen Gesteinen keine Verwerfungen nachgewiesen werden. — Was die Richtungen anlangt, in denen die vielen Klüfte durch unsere Trias setzen, so nimmt man wahr, dass dieselben vorherrschend von SW. nach NO. verlaufen, oder genauer in Stunde 3 — 4 und in Stunde 2 — 3. An der oberen Saar verläuft der grosse Sprung von Siers- dorf in Stunde 4 und konnte in NO.-Richtung bis in die Gegend von Wadern auf 20 Kilometer Entfernung von der Saar verfolgt werden. Gegen SW. ist er von Weiss (Section Gross-Hemmers- dorf) bis zur Lothringischen Grenze nachgewiesen worden. Auch einige kleine Klüfte saarabwärts zeigen diese Streichungslinie in h. 4. Ebenso einige Sprünge auf der NW.-Seite des breiten Quarzit- rückens, der von der Saar in nordöstlicher Richtung durch den Hochwald zieht, streichen in Stunde 3 — 4. Dann setzt aber von dem grossen Sprung bei Freudenburg ein solcher in fast nörd- licher Richtung auf eine Entfernung von fast 15 Kilometern über Cahren nach dem alten Saarthale, W. von Bibelhausen durch und von diesem gabelt sich ein zweiter in NW.-Richtung von Meurig nach Fisch hin ab. Ein grösserer Sprung in der Richtung von SO. nach NW. giebt auch Weiss an, der von Unterfelsberg nach Kerperich verläuft. Ausser diesen beiden und grossen sind aber nur wenige kleinere Querklüfte bekannt geworden. Die Sprünge zwischen der unteren Saar und Mosel, zwischen Saarburg und Grevenmacher nehmen schon eine mehr nördliche Richtung an, das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 473 streichen in Stunde 2 — 3 und setzen in dieser Richtung NW. von Trier durch, z. Th. bis in die Nähe des Kyllthaies, z. Th. über dasselbe hinaus. In derselben Richtung verläuft auch ein Theil des Moselthales. Von Sierclc bis Remich ist die Richtung der Mosel eine fast nördliche, dann macht sie einige starke Krüm- mungen. Unterhalb Ebnen aber hält sie diejenige Richtung der Verwerfungen ein, wie solche zu beiden Seiten der Mosel auf- tret en. Der Theil des Moselthales von Machtum bis Wasserbillig liegt zwischen zwei grossen parallelen Klüften, zwischen welchen Triasgesteine grabenförmig tief eingesunken sind. Im Grossen und Ganzen sind diese Klüfte geradlinig, sie weichen aber von der parallelen Richtung häufig ab; es kommt auch vor, dass sie sich verzweigen, mitunter auch durchsetzen und dann haben die kleine- ren die Richtung in Stunde 4, die grösseren in Stunde 2 — 3. Es kommt auch vor, dass zwei auf eine längere Erstreckung parallel verlaufende Sprünge in einem spitzen Winkel zusammenlaufen, so dass der zwischen beiden eingeschlossene Gebirgstlieil keilförmig erscheint, so auf der W.-Seite des Kyllthaies an mehreren Stellen. Besonders interessant ist hier eine Localität, W. von Cordei, in der das Auskeilen der gesunkenen Triasschichten zwischen zwei Sprüngen recht auffallend hervortritt. Die ganze Reihe der Ge- steine vom Voltziensandstein bis zum unteren Keuper ist um 100 Meter gesunken und hier förmlich zwischen den Buntsandstein ein- gekeilt. Diese grosse Einsenkung der Gebirgspartie zwischen den beiden Klüften lässt sich über Wasserbillig hinaus auf eine Länge von über 20 Kilometer bis zur Sauer und Mosel und ins Luxem- burgische verfolgen. Bei Wasserbillig stellen sich die Verhältnisse so dar, dass in der Thalsohle sich untere Keuperschichten finden, während die Gehänge zu beiden Seiten der Mosel aus mittlerem und Hauptmuschelkalk bestehen. Die westliche von beiden Klüf- ten ist in einem Steinbruch bei Udelfangen deutlich aufgeschlossen. Im Eingang zu demselben von der S. -Seite stehen die bunten Mergel der Lettenkohle an, dicht daneben befindet sich Muschel- sandstein in starken Bänken. Die östliche Kluft ist nahe der Klauter Mühle, Grevenmacher gegenüber, am besten wahrnehmbar, wie dies in den Erläuterungen zu Blatt Wincliringen bereits er- o O 474 H. Grebe, über das Ober-Rothliegende, die Trias, wähnt worden ist. Es möge liier nochmals wiederholt werden, was dort über diese Gebirgsstörung gesagt ist: »Westlich an der Kluft lagern untere Keuperschichten. In dem tiefen Wassergraben unterhalb der Klauter Mühle sind die Schichten aufgeschlossen und es war im hohem Grade interessant, hier darzuthun, dass die im unteren Theil des Grabens lagernden sandigen Schiefer im Wechsel mit grauen und bunten Thonen und Mergelkalk dem unteren Keuper, die im oberen Theile aufgeschlossenen Schichten dem mittleren Muschelkalk angehören. Beide Abtheilungen, in regelmässiger Ablagerung in so verschiedenem Niveau liegend, führen bunte Thone, beide mergelig-sandige Schichten mit Pseudo- morphosen nach Steinsalz und wenn man diesen Graben begeht, ohne zu wissen, dass eine so mächtige Kluft durchsetzt, könnte man leicht beide Schichtensysteme für ident halten; im Graben weiter aufwärts treten die Bänke des Trochitenkalks hervor.« Die Einsenkung der Gebirgsschichten zwischen beiden Klüften dehnt sich über den Nitteler Kopf nach Machtum und Nieder-Donwen ins Luxemburgische aus. Am Fusse des Nitteler Kopfes steht un- mittelbar am Moselufer Trochitenkalk an. Die östliche Kluft streicht in Stunde 2% und es liegen auf ihrer östlichen Seite die Schichten des Trochitenkalks 80 Meter über dem Moselspiegel. Die westliche Kluft streicht in 500 Meter Entfernung. An der westlichen Seite derselben wird Muschelsandstein in mehreren Steinbrüchen gebrochen. Dieser Sprung ist an dem Eingang zu den Kalksteinbrüchen, Machtum gegenüber, deutlich aufgeschlossen, so dass hier neben dem Kalk Muschelsandsein ansteht. Durch den Tunnel der Moselbahn ist diese Kluft auch in der Tiefe auf- geschlossen worden. Schon im Voraus konnte durch genaue Fest- stellung der Streichungslinie der westlichen Kluft bestimmt werden, dass der Tunnel bei circa 200 Meter vom unteren Tunnelportal aus, dieselbe erreichen würde. Bei Wasserbillig ändert die Mosel ihren bis dahin nordnord- östlichen Lauf und wendet sich anfangs in östlicher und dann in südöstlicher Richtung bis zur Einmündung der Saar. Hier treten zwischen Wasserbillig und Igel auf 4 Kilometer Entfernung recht bedeutende Verwerfungen auf und siud dieselben durch das Aus- das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 475 waschen der Mosel gut entblösst. Wenn man sich von Conz nach Wasserbillig wendet, so verlässt man bei Conz das Unterdevon. Jenseits der Mosel steht am Berggehänge Vogesensandstein mit einer Conglomeratbank an der Basis an. Dieselbe ist in dem nahen Einschnitt der Bahn nach Trier ( 1. M.) gut aufgeschlossen und im Durchschnitt 8 Meter mächtig. Hier setzen mehrere kleine Klüfte quer durch und liegt die Conglomeratbank bald in der Sohle des Einschnitts, bald 3 — 4 Meter höher. Bei Igel trifft man die erste grössere Verwerfung; sie ist am klarsten auf dem Reini- ger Kapellenberg zu sehen. Oestlich der Kapelle ist ein Stein- bruch im Muschelsandstein; dicht daneben steht Trochitenkalk an. Die Schichten sind hier auf der W.-Seite der Kluft um mindestens 40 Meter eingesunken. Dieselbe konnte vom Löberg bei Sirzenich bis Fellerich auf eine Länge von 10 Kilometer verfolgt werden, 2Va Kilometer NO. von Igel zweigt von derselben eine Kluft ab, die am südlichen Abhang des Galgenbergs durchzieht und sich im Vogesensandstein des Biwerthales verliert. Auf die Igeler Kluft trifft südwestlich des Reiniger Kapellenbergs eine solche, die W. von Tawern durchsetzt, und welche fast bis nach Remich hin verfolgt werden konnte. Es verdient noch erwähnt zu werden, dass zwischen dem Reiniger Kapellenberg und dem Rosenberg bei Tawern an die zuletzt erwähnte Kluft eine andere stösst, die die Richtung des Moselthales zwischen Conz und Schweich hat und bis Schweich hin fortsetzen dürfte, wie oben bei Beschreibung des Ober-Rothliegenden angedeutet worden ist. Schreitet man im Mosel- thal von Igel nach Wasserbillig etwa 1500 Meter weiter voran, so verlieren sich die hohen steilen Felsen des Vogesensandsteins plötzlich und über den Weinbergen zur Rechten ragen mächtige Schichten vom Hauptmuschelkalk hervor. Darunter sind grosse Gypsbrüche, dann fehlt in den Weinbergen bis zur Thalsohle jeder Aufschluss, indess steht am Moselufer bei kleinem Wasser- stand Muschelsandstein an. Die Schichten auf der Ostseite der Kluft bestellen bis auf circa 30 Meter Höhe aus Vogesensandstein, der auf lagernde Voltziensandstein ist 25 — 30 Meter mächtig; gegen das Plateau ist Muschelsandstein aufgeschlossen. Die Schichten sind durch diese Kluft um fast 100 Meter verworfen und ist hier 476 H. Grebe, über das Ober-Rothliegende, die Trias, eine der grössten Gebirgsstörungen der Trias an der Mosel. Diese Verwerfung kann gegen NO. bis an die Kyll, gegen SW. bis in die Gegend von Winchringen auf eine Länge von 30 Kilometer verfolgt werden. Kaum 100 Meter weiter nach Wasserbillig bin, trifft man einen dritten Sprung, auf dessen westlicher Seite die Schichten wieder um circa 50 Meter gesunken sind, so dass der Trockitenkalk fast bis zur Thalsohle niedergeht. Derselbe bildet, wie es scheint, eine Querspalte, von der Höhe »auf der Pfeilte« W. von Liersberg bis Oberbillig verlaufend. — Ein vierter ziem- lieh mächtiger Sprung befindet sich nahe am linken Sauerufer. In dem Bahneinschnitt steht Muschelsandstein an, am Sauerufer auf der W. -Seite des Sprungs Trochitenkalk, derselbe steht auch dicht am Moselufer oberhalb Wasserbillig an. Dann folgt jenseits W asserbillig eine weitere Einsenkung der Schichten, so dass die Lettenkohle unter der Thalsohle liegt, sie wurde hier bei Anlagen von Brunnen angetroffen und mögen die Triasschichten auf die kurze Entfernung von Igel nach Wasserbillig (etwa 4 Kilometer) über 200 Meter eingesunken sein. Saueraufwärts treten oberhalb Metzdorf wieder untere Glieder der Trias, Voltziensandstein und Muschelsandstein hervor und halten an bis in die Nähe von Wintersdorf. Hier setzen zwei Parallelsprünge durch, zwischen welchen ein Gebirgstheil in der Breite von 800 Meter eingesunken ist. Dann steht am rechten Sauerufer nochmals Voltziensandstein, aber nur auf 500 Meter Länge an, worauf neue Einsenkungen erfolgen. Indess erscheint noch einmal im unteren Laufe der Sauer jenseits einer Verwerfung bei Godendorf der Voltziensandstein auf eine kurze Strecke. Auf der NW. -Seite einer Kluft, die durch Minden geht, sinken die Trias- schichten so tief ein, dass Trochitenkalk an das Eifer der Sauer tritt, der bis zur Kluft an der Mindener Lay sich ausdehnt. Weiter die Sauer aufwärts bestehen die Gehänge zu beiden Seiten aus mittlerem und oberem Keuper, über dem der Luxemburger Sandstein etwa 400 Fuss über dem Thal in grossen Felspartieen hervorragt. Ein Theil der Verwerfungen an der unteren Sauer scheinen weit ins Luxemburgische zu gehen. \ ielleicht bildet die grosse das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 477 Verwerfung, die im Bahneinschnitt von Fentigen und dann im unteren und mittleren Jura von Esch aufgeschlossen ist, die Fort- setzung einer solchen an der unteren Sauer. Die vor einigen Jahren erschienene geologische Karte von Luxemburg (von Wies) im Maassstabe von 1 : 40000 zeigt keine dieser Verwerfungen, weder die oben erwähnte grosse bei Esch, noch die vielen an Sauer und Mosel. Leider fehlt es noch in diesem Nachbarlande an einer guten Terrainkarte in grösserem Maassstabe und so lange diese nicht vorhanden, werden sich auch die vielen und grossen Verwerfungen dort nicht genau verfolgen lassen. Die tertiären Bildungen unserer Gegend bestehen vor- herrschend aus z. Th. recht mächtigen Quarzgeröllen, weissem Thon und Sand, sowie vereinzelten Blöcken von Braunkohlen- quarzit und liegen, wie oben schon erwähnt bei 1000 — 1200 Fuss Meereshöhe auf dem Trias-Plateau zwischen Saar und Mosel, spärlicher auf dem NW. von Trier, dehnen sich aber weit über das Plateau von Helenenberg und Bitburg und auf der linken Kyllseite über das zwischen Speicher, Zemmer und Binsfeld aus, ferner über die Höhen zu beiden Seiten des Salmbaches; hier theils auf Buntsandstein, tlieils auf Unterdevon lagernd. Auch auf den plateauförmigen Höhen von Grosslittgen , dem Rücken zwischen der kleinen Kyll und der Dieser und weiter östlich auf den Höhen bei Ober- und Niederscheidtweiler kommen viele und oft recht mächtige Ablagerungen von weissen, ganz abgerundeten Quarzgeröllen vor und werden gewiss noch mehr tertiäre Bildun- gen angetroffen worden, je weiter die geologischen Specialaufnah- men gegen Osten und Norden fortschreiten. Südlich nach der Mosel hin werden Ablagerungen von weissem Thon gefunden bei 1 100 — 1200 Fuss Meereshöhe auf dem Plateau NW. von Köwe- nicli und weisse Quarzgerölle in gleicher Höhe zwischen Ferres und Kiwenich. Die isolirten 1000 Fuss hohen Buntsandsteinkuppen, der Asberg und Burgberg N. von Salmrohr, der Kalleberg W. von Dörbach sind mit den weissen Quarzgeröllen bedeckt , wie auch in grosser Ausdehnung das westlich sich befindliche Plateau von Dodenburg und das von diesem südlich gelegene zwischen Hecken- münster und Erlenbach. 478 H. Grebe, über das Ober- Rothliegende, die Trias, Auf der Hochfläche NW. von Trier und namentlich auf der zwischen der unteren Saar und oberen Mosel kommen Blöcke von Braunkohlenquarzit in sandigem Boden vor; dieselben sind stark abgerundet, ihre Oberfläche ist glatt, bisweilen wie polirt und matt glänzend. Das Gestein ist sehr dicht, graulichweiss, röthlich und gelblich; bisweilen feinkörnig, sandig und enthält mitunter Quarzgerölle. Es fanden sich in mehreren dieser Blöcke Stein- kerne von Helix. — Auf der Hochfläche bei Hellendorf und Bisch- dorf (Blatt Perl) findet man ausgedehnte Ablagerungen von Lehm, theilweise mit Sand und Geschieben (weisse Quarzgerölle), sowie mit vielen Körnern von Brauneisenstein, die in den Erläuterungen zu Blatt Perl unter dem Diluvium aufgeführt worden sind, sie werden wohl, da sie in gleicher Höhe wie die Braunkohlenquar- zite liegen, auch dem Tertiär zuzurechnen sein. Ebenso zählen dazu die festen eisenschüssigen Conglomerate , die auf dem 1100 Fuss hohen Devonrücken zwischen Irsch und Zerf (Blatt Saarburg) vorhanden und erst nach der Publication dieser Section bekannt geworden sind. Vielleicht dürften auch die grossen lehmigen und sandigen Ablagerungen mit einzelnen Quarzgeröllen, sowie mit Körnern von Brauneisenstein bei Talling und an anderen Localitäten auf der Hochfläche des Devons, südlich der Mosel, tertiäre Bildungen sein. Dann ist mir erinnerlich, in früherer Zeit auf dem Plateau des Hunsrücks in der Gegend von Cappel Ab- lagerungen von weissen, ganz runden Quarzgeröllen beobachtet zu haben. Hier mag noch hingewiesen sein auf das Vorkommen von Braunkohle bei Eckfeld, NO. von Manderscheid, die schon im Jahre 1839 aufgefunden worden ist Q. Alle diese jetzt isolirt vor- kommenden Ablagerungen mögen vor der Thalbildung im Zusam- menhano- o-ewesen sein und wohl dem Tertiär ano;ehören, so dass dieses vor der Erosion in unserer Gegend in grosser Ausdehnung vorhanden war. Die Braunkohle bei Eckfeld liegt freilich über 200 Fuss tiefer als das Plateau von Eckfeld und nur etwa •) Ueber dieses Braunkohlenlager von Eckfeld in der Eifel hat Dr. C. 0. Weber in den Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preuss. Rhein- lande und Westfalen im 10. Jahrgang, Heft III u. IV, 1853 nähere Mittheilungen gemacht. das Tertiär und Diluvium in der triersehen Gegend. 479 100 Fnss über dem Lieserthal, welches liier circa 1000 Fuss Meeres- höhe hat, in einem Thalkessel (Seitenthal auf dem linken Ufer der Lieser), aber es könnte hier eine Einsenkung des Braunkohlen- lagers erfolgt sein. In grosser Mächtigkeit trifft man die weissen Quarzgerölle an in den Kiesgruben bei Dodenburg, bei Grosslittgen und in der Gegend von Niederkail: über 15 Meter mächtig in der grossen Kiesgrube, am Wege von Binsfeld nach Hof Muhlbach, wo die Gerolle mit weissem Thon, gelbem und weissem Sand wechsel- lagern. Sie kommen von Ei- bis Faustgrösse vor und bestehen fast nur aus weissem Quarz. Den Thon findet man in den Thon- gruben bei Speicher 9 Meter mächtig und wird gegenwärtig noch gewonnen bei Binsfeld; verlassene Thongruben sind in der Um- gegend von Niederkail, Landscheid und Bruch; noch im Betrieb stehende auf der Höhe NW. von Kövenich. Mit den Gerollen treten nicht selten sehr feste Tertiärconglomerate auf, namentlich bei Dodenburg und Niederkail. Der tertiäre Brauneisenstein ist zwischen Zemmer und Herforst gewonnen worden; dann finden sich auch bei Picklissem u. a. O. verlassene Eisensteingruben. Organische Reste sind ausser im Braunkohlenquarzit, den Pflanzenabdrücken in den Kohlen von Eckfeld und den vulkani- schen Tuffen am Buerberge bei Schulz und N. von der Warth bei Daun bis jetzt noch nicht bekannt geworden. In neuester Zeit fand Herr O. Follmann Kieselholz in dem Kies bei Landscheidt. Die diluvialen Ablagerungen an der Mosel und Saar unterscheiden sich in ihrem Material wesentlich von den vorher beschriebenen tertiären Bildungen. Es sind hier nicht mehr jene stark abgerundeten weissen Quarzgerölle mit Sand- und Thonlagen, sondern vielmehr Lehm und meist eckige Gerolle, die aus Quarzit, stark gefärbtem Quarz, Grauwacke und Buntsandstein bestehen; dazwischen wohl auch weisse , abgerundete Quarzgerölle wie im Tertiär, welche von den Plateaus herabgeschwemmt sind. — Sie kommen in grosser Ausdehnung an beiden Flüssen und den Neben- flüssen der Mosel vor und bedecken kleinere und grössere Terrassen zu beiden Seiten derselben oder liegen in alten Flussläufen, be- sonders in dem alten Moselthal zwischen Schweich und Platten. 480 H. Grebe, über das Ober - Rotliliegende, die Trias, Es lässt sich eine Reihe höherer und niederer Terrassen bis zu den jetzigen Thalsohlen der Flüsse unterscheiden und zeigen dieselben den Lauf der Flüsse von der ältesten Diluvial- bis zur Alluvialzeit und zugleich das allmähliche Sinken ihres Wasserstandes an. Die höchsten Diluvialterrassen sind auf der rechten Moselseite bei Mariahof S. von Trier bei 400 bis 500 Fuss über der Mosel; hier lagert ein gelblicher Sand mit Geschieben bis 2 Meter mächtig. Diesen Terrassen entsprechen diejenigen, welche bei Liersberg und einige kleine auf der Höhe »auf der Pfeilte« N. von Igel und auf den Höhen N. von Ehrang verzeichnet sind. — Eine ca. 300 Fuss über der Thalsohle gelegene sehr ausgedehnte Diluvialterrasse ist die vom Roscheiderhof bei Conz, welcher die vom Wolfsberg bei Trier entspricht, auch die, welche sich von Irsch über Kernscheid, Tarforst nach dem Grüneberg und auf der rechten Ruwerseite über die Höhe zwischen Ruwer und Longnich und zwischen Longen und Ensch weiter erstreckt. An der Saar entsprechen diesen Ter- rassen die in gleicher Höhe über der Saar gelegenen bei Taben, Serrig, zwischen Beurig und Irsch -Büst, bei Schoden, zwischen Wawern und Cönen und auf dem Sonnenberg bei Ayll. Eine ausgedehnte Diluvialterrasse, die etwa 60 Fuss über dem Moselthal liegt, nimmt man in der Gegend von Conz, westlich der Saar und auf der linken Moselseite zwischen Igel und Zewen wahr; sie findet ihre Fortsetzung in der plateauförmigen Erhöhung von Heiligkreuz bei Trier und auf der Fläche W. von Schweich. Die vielen kleinen und grossen Terrassen zu beiden Seiten der Mosel von Schweich abwärts nach Neumagen und weiter hin ent- sprechen in ihren Höhenlagen denen an der Mosel bei Trier und an der unteren Saar. Grosse ältere Diluvialablagerungen finden sich in dem alten Moselthal von Schweich über Hetzerath nach Platten hin. Besonders ausgedehnt ist die Diluvialfläche bei dem Hochkreuz, zwischen Bekond und Hetzerath. Sie muss das Bett der Mosel oder doch eines Moselarmes gewesen sein, als dieselbe noch in einem 200 bis 300 Fuss höheren Niveau verlief. Dieser alte Mosellauf lässt sich über Platten und von da weiter über Osann, Noviand, den Siebenbornerhof nach Lieser verfolgen. Aber es ist anzunehmen, dass gleichzeitig ein zweiter Moselarm von das Tertiär und Diluvium in der trierschen Gegend. 481 Schweich abwärts in der Richtung des jetzigen Moselthaies seinen Lauf hatte, da in gleicher Höhenlage wie bei dem Hochkreuz auch unterhalb Longuich Diluvialterassen Vorkommen. Wenn man von einem höheren Punkte in der Nähe von Trier, etwa von Grüne- berg seinen Blick nach Schweich hin wendet , so fällt auch die Niederung zwischen den Devonbergen zur Rechten und den Bunt- sandsteinhöhen zur Linken in der Fläche von dem Hochkreuz sehr auf und lässt die Oberflächengestaltung schon vermuthen, dass hier ehemals ein mächtiger Flusslauf gewesen. Derselbe bildet auch in seiner Richtung genau die Fortsetzung des Mosellaufes zwischen dem Devon und Buntsandstein von Conz bis Schweich. Noch ein zweiter alter Mosellauf lässt sich zwischen Dusemond und Mühlheim durch diluviale Absätze nachweisen, die auf der ca. 300 Fuss hohen Fläche südlich von Dusemond nach Burgen zu liegen; hier muss in alter Zeit ein Moselarm seinen Wes: über Burgen, Veldenz nach Mühlheim 'gehabt haben, um den insel- förmig gestalteten schmalen Höhenrücken, Bitsch genannt, zwischen Burgen und Mühlheim. In den Erläuterungen zu Blatt Saarburg wurde schon darauf hingewiesen, wie auch zu beiden Seiten des jetzigen Saartliales alte Flussläufe zu erkennen sind. Die dilu- vialen Massen zwischen Beurig und Irsch-Büst deuten darauf, dass der frühere Lauf der Saar sich von Beurig aus gegen O. nach Irsch-Büst und von hier in einem grossen Bogen nach Okfeu zog und dann lässt das breite, ringförmige Thal auf der linken Saar- seite, das sich von Okfeu über Ayll, Tobiashaus, dann über Wawern nach Bibelhausen ausdelmt, auf einen alten Flusslauf schliessen und erscheint der Ayllerberg, den derselbe umgiebt, als Insel. — Ein anderes, grosses, ringförmiges Thal auf der rechten Saarseite verläuft von Wiltingen über Oberemmel, Crettuach, Ober- und Niedermennig nach Conz und sind zwischen Wiltingen und Ober- mennig viele Kiesablagerungen vorhanden; sie zeigen, dass einst ein mächtiger Wasserlauf durch dieses Thal gegangen ist. In dem jüngeren Diluvium bei Wellen im Eisenbahneinschnitt zum Tunnel, sowie in den Kiesgruben bei Issel sind viele Reste von Elephas primigenius gefunden worden. 31 Die Sande im norddeutschen Tieflande und die grosse diluviale Ahsclnuelzperiode. Von Herrn 6. Berendt in Berlin. Im Allgemeinen und so ’aucli vom Standpunkte der bis vor Kurzem in Deutschland bei Erklärung der Diluvialbildungen und ihrer Entstehung unumschränkt herrschenden Drifttheorie war man berechtigt, mit der Bildung deutlicher Strom-, Fluss- und Bach- thäler und deren Gruppirung zu ausgeprägten Flusssystemen, wie sie die heutige Oberflächengestaltung Norddeutschlands erkennen lässt, die Trockenlage des bisherigen diluvialen Meeresbodens, d. h. das Ende der Diluvialzeit für einen solchen Theil der Erd- oberfläche anzunehmen und die Alluvialzeit zu beginnen. Mit anderen Worten, alle nachweislich nach Bildung der Thäler in Norddeutschland entstandenen, in den letzteren abgesetzten Schichten hatte man ein Recht für alluvial anzusprechen. Wenn es sich somit des Weiteren herausstellte, dass neben der Bildung der heutigen Flusssysteme ein regelrechtes nur in höherem Niveau gelegenes und weit grossartigeres Flusssystem in Norddeutschland bestanden habe, aus welchem die gegenwärtig anscheinend sehr abweichenden Flusssysteme dennoch mit Leichtigkeit abzuleiten, und dessen Thalauswaschungen, auch wo sie heute von keinem Flusse mehr durchströmt werden, überall noch deutlich erkennbar sind, so war man ebenso berechtigt, ein solches als altalluvial abzutrennen und die in diesem höheren Niveau eine ausgeprägte G. Bekendt, die Sande im norddeutschen Tieflande etc. 483 alte Thalsohle bildenden, steinfreien Sande als altalluviale Thal- sande zu unterscheiden, wie es bei den Kartenaufnahmen der Berliner Gegend (s. die umstehenden Profile) geschehen. Man war dazu um so mehr berechtigt, als schon die Auf- nahmen Meyn’s in Schleswig-Holstein und demnächst die meinen in Ostpreussen die Unterscheidung eines ungefähr in gleichem Niveau lagernden, steinfreien Altalluvialsandes, des Haidesandes, zur Folge hatten, einer Bildung, die Herr von Dechen sofort den Sauden der belgischen Campine gleichalterig erkannte und auch seinerseits als eine altalluviale Umränderung der Nord- und der Ost-See erklärte. Dem entgegen zwingen die fortgesetzten Aufnahmen der geo- logischen Specialkarte im norddeutschen Flachlande gegenwärtig immer mehr dazu, Altalluvium und Jungdiluvium, d. h. Haidesand und Thalsand einerseits, Geschiebesand und Geröllbestreuung andererseits als gleichzeitige Bildungen zu erkennen und ich freue mich, den meinerseits bisher begangenen Fehler noch recht- zeitig erkannt zu haben und selbst wieder gut machen zu können. Denn während man des Weiteren berechtigt war, dieselben mehr oder weniger steinfreien Thalsande, wie sie nicht nur das Berliner Hauptthal, sondern auch grössere Verzweigungen dessel- ben zeigen, nnd wie sie alte Seebecken bildend vielfach auf der Hochfläche sich finden, nun auch in den kleineren, z. Th. recht tief eingeschnittenen Nebenthälern und Rinnen, welche die Ober- fläche Norddeutschlands in unzähliger Menge durchfurchen, wieder- zufinden, zeigten schon die in dem höhergelegenen Nordosten der Berliner Umgegend, nach Bernau und Biesenthal, nach Alt- Landsberg und Werneuchen vorgerückten Kartenaufnahmen das Gegentheil. Die die Hochfläche in N. — S. -Richtung, genauer meist in NNO.- zu SSW.-Richtung durchfurchenden Thalrinnen, wie die der Pauke, der Wühle, des Zochengraben, bez. des Neuen- hagen-Altlandsberger, sowie des Fredersdorfer Fliesses zeigten wieder und wieder auch geschiebeführende , von dem diluvialen Geschiebesande nicht unterscheidbare Sande. Man hätte nothwendig auch zur Annahme altalluvialer Ge- schiebesande sich entschliessen müssen, wenn man nicht in um- 31* Querschnitt durch das Havelthal Maassstab der Länge Maassstab der Höhe 1:60 000 1:3000 und die grosse diluviale Abschmelzperiode. 485 gekehrter Richtung von der hier bis zu 400' Meereshöhe (Hirsch- felder Haide bei Werneuchen) aufsteigenden Hochfläche hinab- kommend zu anderen Schlüssen gelangt wäre. Die rastlosen Be- mühungen Dr. Läufer’ s und Dr. Wahnscitaffe’s, hier eine Grenze oder auch nur ein Unterscheidungsmerkmal zwischen dem in aus- gedehnten Flächen, Hochfläche wie Kuppen bedeckenden Geschiebe- sande und dem Geschiebesande der Thäler aufzufinden, waren stets fruchtlos. Nicht nur, dass der Geschiebesand der Höhe sich durch die flachere Fortsetzung ausgeprägter Thalauswaschungen auf der Höhe des Plateaus in zusammenhängender Decke fort- und zungenartig in den tieferen Theil des Thaies hinabzieht , der Geschiebesand in seiner charakteristischen Ausbildung ist sogar in diesen tieferen, unteren Theilen der Thalrinne vielfach bis nahe zu ihrer Ausmündung in gleicher, ja oft verstärkter Mächtigkeit zu verfolgen. Die Annahme des Vorhandenseins bez. der Bildung fast all dieser kleineren Nebenthäler und Rinnen zur Zeit, als sich der Geschiebesand bildete, ist dadurch nicht zu umgehen. Es bieten diese, in den letzten zwei Jahren in der Berliner Umgegend gemachten Beobachtungen das Seitenstück zu mehr- fachen früheren aus Westpreussen und Pommern. In Hinter- pommern fielen mir schon vor Jahren verschiedene, auf jeder Ge- neralstabskarte sofort in die Augen springende Thäler der Gegend von Pollnow durch den unverkennbaren Geschiebesand ihrer gegen zwei bis drei Kilometer breiten Thalsohlen auf. Namentlich aber war mir stets die Geschiebeführung der Sande des alten Berlin- Warschauer Plauptthales in der Gegend zwischen Bromberg und Thorn und oberhalb, soweit ich es kenne, auffällig gewesen und stets in Erinnerung geblieben. In gewissem Grade fanden diese Beobachtungen aber auch ihre Bestätigung bei den von Prof. Scholz und Prof. Grüner ausgeführten Aufnahmen westlich der Elbe in der Gegend von Stendal und Gardelegen. Es zeigte sich dort nur der Unterschied, dass die Thalsenken, in welche sich der Geschiebesand mehr oder weniger deutlich auch hier hinabzog, dadurch, dass auch die darunter liegenden Diluvialschichten der Oberflächenform in ge- 486 G. Berendt, die Sande im norddeutschen Tief lande wissem Grade folgen, dort weniger als Auswaschungsthäler sich zu erkennen gaben, und somit nicht denselben zwingenden Beweis liefern für die mit der Bildung des Geschiebesandes gleichzeitige der echten Thäler und Thalrinnen, oder mit andern Worten für die Geschiebesandbildung oberhalb des Meeresniveaus. Meine Aufmerksamkeit war daher vor einer Entscheidung im verflossenen Sommer noch einmal ganz besonders auf die im Volks- munde trostlosesten Sandgegenden der Lüneburger Haide einer- seits und der Tucheier Haide andererseits, sowie zweier nicht minder interessanter Haiden, der Jastrower Teufelshaide und der grossen schon mit der Jastrower Stadthaide beginnenden Zipp- nower Haide gerichtet. Die letzteren fasste ich vor allem deshalb ins Auge, weil sie im Gegensatz zu den erstgenannten, so recht der Hochfläche selbst, dem eigentlichen Landrücken angehörenden und in Norddeutschland gewissermassen als Typus dienenden Haiden sich geradezu auf einer alten, weiten Thalsohle befinden, welche jetzt von einer Anzahl dem breiten Thale der Küddow von Westen her zueilender Bäche durchfurcht wird. Als Resultat ergiebt sich, dass hier überall 1) echter Geschiebesand, sowohl die eigentliche Höhe des Plateaus, wie auch die alte Thalsohle der dasselbe durch- furchenden Thäler bedeckt; dass 2) wo Thäler sich an ihrem oberen Ende in die flachwellige Plateaufläche verlieren, auch die Geschiebesande der Höhe und der Thalsohle in keiner Weise eine Abgrenzung zu- lassen; dass 3) wo auf grössere Entfernung ein petrographischer Unter- schied der Sande auf der Höhe und im Thale bemerkbar wird, die Grösse der Geschiebe thalabwärts meist ab-, die Zahl derselben meist zunimmt, so dass nicht selten eine ausgesprochene Grand- und Geröllbedeckung der alten Thal- sohle sich entwickelt; dass 4) dem Ausgange solcher Thäler zu, wenn nicht durch nam- hafte Vertiefung der gegenwärtigen die alte Thalsohle bei ihrem Uebergange ins Hauptthal gerade hier schon grössten- theils zerstört ist, eine abermalige Verkleinerung, gleich- und die grosse diluviale Abschmelzperiode. 487 zeitig aber auch Abnahme der Geschiebe bemerkbar wird, und dass endlich 5) im Hauptthale selbst sich vielfach eine mehr oder weniger breite randliche Zone der Bestreuung des dasselbe er- füllenden Thalsandes oder des blossgelegten unteren Di- luvialsandes mit meist nur noch wallnussgrossen Geschieben (des acls der Karten) erkennen lässt. Es lässt sich somit im norddeutschen Flachlande eine Trennung des Geschiebesandes und des Thalsandes, so gerechtfertigt und nothwendig sie in petrographischer Hinsicht auch jetzt noch er- scheint, der Zeit nach in keiner Weise mehr aufrecht erhalten, und ich sehe mich genöthigt, dieselben hinfort als vollkommen gleichalterig zu betrachten. W enn ich somit die bisher zeitlich gemachte Trennung zwischen Geschiebesand und Thalsand hiermit ausdrücklich zurücknehme, so glaube ich andererseits bereits ebenso berechtigt zu sein, auch den von Meyn wie von mir seither als altalluvial, dem Geschiebe- sande gegenübergestellten Haidesand mit ersterem der Zeit nach verschmelzen und nur als eine petrographische Abstufung gelten lassen zu dürfen. Liest man die letzte, etwa zwei Jahre vor seinem Tode geschriebene Abhandlung Meyn’s, welche soeben als Er- läuterung zu der von ihm noch vollendeten geologischen Ueber- sichtskarte Schleswig -Holsteins erschienen ist, aufmerksam durch, so kann man sich an der betreffenden Stelle des Eindruckes einer künstlichen Trennung nicht erwehren. Meyn sagt dort wörtlich1): »Während der Geschiebedecksand noch der Diluvialformation an- gehört und als jüngeres Diluvium unterschieden werden muss, gehört der Sand des Blachfeldes, der ihm so ähnlich ist und in der Nähe des Kammes der Halbinsel mit ihm zu einer breiten, welligen Hochfläche zusammenfliesst, bereits der Alluvialformation an und wird als älteres Alluvium unterschie- den... . Er besteht aus grobem Sande ohne Kollsteine, nur mit Feuersteinbrocken, welche höchstens die Grösse einer Wallnuss erreichen; er ist oberflächlich ungeschichtet, wie der Geschiebe- x) Abliandl. zur geol. Specialkarte von Preussen etc. Band III, Heft ?>, S. 29. 488 G. Berendt, die Sande im norddeutschen Tief lande (deck)sand. « »Weiter gegen Westen«, heisst es dann weiter, »geht das Blachfeld, welches immer tiefer und tiefer sinkt, und über welchem daher die Haiderücken (des Geschiebesandes) sich mehr erheben, rasch in die schlechte Haideebene über. Mit dieser aber beginnt der bekannte »steinleere, mehlige Haidesand« selbst und man vermisst eigentlich geradezu eine Auseinandersetzung, warum nicht die geschilderten drei Sande, Geschiebe(deck)sand, Blachfeldsand und Haidesand, nur als petrographische Abstufungen einer der Zeit nach gleichen Bildung anzusehen sind. Thut man jedoch das letztere, verschmilzt man Haidesand und Geschiebesand zu einer gleichalterigen — es möge vor der Hand noch dahingestellt bleiben, ob diluvialen oder altalluvialen Bil- dung — und wendet diese Vereinfachung auf die schöne Meyn’- sehe Karte von Schleswig-Holstein durch Verschmelzung der gelben und hellbraunen Farbe an, so erstaunt man ob des plötzlich in auffallendster Weise vereinfachten, die dreifache Gürtelbildung, welche Meyn stets hervorhebt, in viel schlagenderer Weise zum Ausdruck bringenden Gesammtbildes , und kann schliesslich nicht umhin, in dieser dem systematischen Aufbau des Landes ent- sprechenden Vereinfachung einen, wenn auch nur indirecten Beweis für die Richtigkeit solcher Verschmelzung zu sehen. Ist es Meyn doch, wie auch schon aus der oben angezogenen Stelle herauszu- fühlen ist, schwer genug geworden, kartographisch die bisherige Trennung, selbst in dem kleinen Maassstabe der Karte, durchzu- führen. Wäre es ihm vergönnt gewesen, noch in dem grossen Maassstabe der Messtischblätter zu arbeiten, er wäre sicher zu gleichen Resultaten gekommen, wie sie die Aufnahmen in der Berliner Gegend jetzt nothwendig machen. Wie aus dem Vorhergehenden bereits hervorgehen dürfte, ist diese Vereinigung des bisher unterschiedenen Altalluviums und obersten Diluviums zu einer gleichalterigen Bildung jedoch nicht im Sinne der Drifttheorie zu verstehen, nach welcher die stein- freie Altalluvialbildung auf dem aus dem Wasserspiegel hervor- tauchenden Festlande stattgehabt und gleichzeitig geschiebefüli- rende Jungdiluvialbildung im zurücktretenden Meere sich fortge- setzt hätte. In Wirklichkeit stellt sich das Verhältnis vielmehr und die grosse diluviale Absclnnelzperiode. 489 gerade umgekehrt: während die durch Geschiebe charakterisirte Jungdiluvialbildung, der Geschiebesand, in gleicher Weise den Rücken der Hochfläche und sogar gerade auch die höchsten Er- hebungen derselben, wie den Boden der meisten, namentlich aller höher gelegenen, wenn auch noch so tief in diese Hochfläche ein- geschnittenen Thäler und Rinnen, mithin fast das ganze, seiner ausgesprochenen Thalbildungen halber nothwendig als solches an- zusprechende damalige Festland bedeckt, beschränken sich die seither als altalluvial bezeichneten Bildungen einerseits als Haidesand auf eine die Nordsee und Ostsee umrändernde Zone (Holland, Hol- stein, Ostpreussen), welche die Ausdehnung des gleichzeitig vor- handenen Meeres andeuten, andererseits auf die Sohle der in dieses Meer mündenden Hauptthäler (untere Elb-, bez. Berliner Haupt- thal u. a.). Vom Standpunkte der Drifttheorie dürfte ein solches Verhält- niss unerklärbar bleiben. Denn betrachtet man das gesammte, vom Geschiebesande bedeckte Gebiet, mithin ganz Norddeutsch- land, zur Zeit der Geschiebesandbildung noch als Meeresboden, so bleibt die überall, namentlich östlich der Elbe, der Oder und der Weichsel bis nach Russland hinein so charakteristische und vielfach so scharfe, oft tief in unteres Diluvium einschneidende Thalbildung unerklärt und auch mit der freigebigsten Annahme von Meeresströmungen unvereinbar. Denkt man sich aber das ge- nannte Gebiet als eben dem Meere entstiegenes, die letzte Ge- schiebesandbildung zeigendes Festland, bez. den Geschiebesand in den Thälern als eine zwar petrographisch gleiche aber altalluviale Bildung, so fehlen in gleicher AVeise die enormen Massen strö- mender AVasser, welche doch bei einer solchen Thalausfurchung und dichten Rinnenbildung, wie ich sie als »grossartigste Diluvial- furchung Norddeutschlands« seinerzeit bezeichnete, unbedingt er- forderlich sind. Die allmählich mehr und mehr in ihre Rechte eintretende Binnenlandeis - Theorie löst dagegen gewissermaassen leicht das Räthsel zum neuen Beweise ihrer Richtigkeit. Die bei dem schliesslichen Schmelzen einer vorhandenen mächtigen Eisdecke überall in grosser Menge sich ergebenden Wasser erklären sofort Ö O o 490 G. Berendt, die Sande im norddeutschen Tief lande die Bildung des von jeher als »ein Zerstörungsprodnkt nächstlie- gender tieferer Schichten, also des Diluvialmergels und Diluvial- sandes« *) aufgefassten, auch von Dr. Wahnschaffe neuerdings* 2) in seiner Entstehung geschilderten oberen Diluvial- oder Geschiebe- sandes auf der ganzen Hochfläche und überall zwischen den nur als Gletscherbach zu betrachtenden Rinnen. Der Geschiebesand erscheint immer deutlicher als der nothwendig' sich bildende Rück- stand einerseits des von den stürzenden und stark strömenden Schmelzwassern zerstörten, gewissermaassen ohne directe Umlage- rung ausgeschlemmten oberen Diluvialmergels (der Grundmoräne des Eises), andererseits des in der mächtigen Eisdecke selbst ent- haltenen Gesteinsmaterials und wurde in diesem doppelten Sinne bereits früher als Rückstands-, Rückzugs- oder Abschmelzungs- Moräne bezeichnet. Dieselben Schmelzwasser konnten, ja mussten aber auch, wie ich solches bereits bei erster Erörterung der Frage ausgeführt habe3), die Bildung dieser parallelen, bez. radialen (vielleicht ursprünglichen Spaltensystemen des Eises entsprechenden)4) Rinnen und der in denselben abgelagerten Geschiebesande und Grande bewirken. Je tiefer die Rinnen wurden, d. li. je grössere Massen oder je heftiger strömende Wasser sie führten, desto gröber wurde das auf ihrem Boden sich ansammelnde Material (siehe die oben erwähnten Grand- und Gerölldecken vieler derselben), während in dem breiten, dahinfluthenden Strome, dem sie alle direct oder indirect zueilten, und schliesslich im Meere nur noch steinfreie Sande zum Absätze gelangten (Thalsand und Haidesand)5). 9 Diluvialablagerungen der Mark Brandenburg 1863, S. 79. 2) In diesem Jahrbucbe, Band I. 1880, S. 340. 3) Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXI, S. 13. 4) Man werfe nur einen Blick auf die vortrefflichen Abbildungen in Johnstrup Meddelelser om Grönland I. 1878, namentlich Seite 56. 5) Es stimmt diese Auffassung auch vollkommen mit den seiner Zeit von Kunth (s. Lossen, Berlin S. 1026) nach der Körnung aufgestellten drei Sand- stufen des Berliner Thaies, deren grobkörnigste zugleich die tiefste ist und, wie Lossen (a. a. 0. S. 1028) nachweist, auch das beschränkteste Verbreitungsgebiet besitzt. Es beweist das dort Gesagte eben ein anfänglich tiefes, aber nicht breites, auch von Inseln Unteren Diluviums noch mehrfach verengtes Strombette, und die grosse diluviale Abschmelzperiode. 491 Fassen wir also diese der Abschmelzungsperiode angehörenden jüngsten Diluvialbildungen als eine besondere Altersstufe zusammen, so erfährt mithin nur die schon 1863 unterschiedene und stets als ein besonderes Niveau aufrecht erhaltene »Etage des Deck- sandes« (Geschiebesandes, Geschiebedecksandes) insofern eine Er- weiterung, als derselben auch entschiedener Thalbildung angehö- rende Sande und namentlich geschiebefreie Sande in grösserer Menge hinzutreten. Ich sage in grösserer Menge, denn gerade der Umstand, dass auch auf der Hochfläche selbst, wenn auch in schwachen Einsenkungen derselben, hier und da steinfreie Sande als dieser Stufe angehörend mir schon früher entgegengetreten waren, bewog mich damals, den Namen »Decksand« statt der im übrigen so charakteristischen Bezeichnung »Geschiebesand« für die ganze Stufe in Vorschlag zu bringen. Die Schwierigkeit entspre- chender allgemein annehmbar erscheinender Namengebung löst sich somit in dem vorliegenden Falle jedenfalls zu allgemeiner Befriedigung. Der Name »Decksand« tritt fortan in sein volles Recht als Sammelname für die petrographisch verschiedenen Bil- dungen dieser Abschmelzperiode. Die Stufe des Decksandes umfasst demgemäss einerseits Ge- schiebesande, Grand- und Gerölllager, sowohl auf der Hochfläche als in den Rinnen und Thälern, andererseits Thalsande und Thal- grande nicht nur in den entschiedenen Thälern und tieferen Rinnen, sondern auch in schwachen Einsenkungen der Hochfläche. Sie be- greift ferner sowohl die bis jetzt unter der Bezeichnung ( ads ) »Grand- und Geröllbestreuung auf ds x) als Rückstand bei der Einebnung« in den Karten unterschiedenen randliehen Zonen oder Inseln innerhalb der alten Thalsohlen, als auch die unter der Be- zeichnung (9 ds) »Reste von 9 m auf ds« unterschiedenen Flächen auf dem Plateau. Ja insofern, als die mechanische Ausschlämmung in welchem sich zum Theil geradezu grandige Thalsande absetzten, ein demnächst folgendes breites, noch verhältnissmässig tiefes der mittleren Sandstufe mit nur bis wallnussgrossen Geschieben und endlich das die ganze Breite erfüllende, immer seichter werdende des völlig stoinfreien gleich- bezw. feinkörnigen Thalsandes. 9 ds bedeutet nach der bei der Kartirung angewandten systematischen Buch- stabenbezeichnung »Unterer Diluvialsand«, a ist das Zeichen für Altalluvium, B für Oberes Diluvium, Bin für Oberen Diluvialmergel. 492 G. Berendt, die Sande im norddeutschen Tief lande der jetzigen, äussersten Verwitterungsrinde des Oberen Geschiebe- mergels in ihren Anfängen jedenfalls schon in diese Abschmelzungs- periode zurückgeführt werden muss und sogar ein Einfluss der aus- schlämmenden Schmelzwasser auf die Decke des oberen Diluvial- mergels, auch wo sie mächtig genug blieb, gar nicht ausgeschlossen werden kann, gehört auch diese Rinde mit ihren Anfängen der Stufe des Decksandes an. Es rechtfertigt dies nicht nur in etwas die 1863 noch von mir versäumte Trennung; dieser lehmigen Ver- witterungssande von dem eigentlichen Geschiebesande, sondern kommt auch einigermaassen dem Wunsche Lossen ’s entgegen, welcher den Namen Decksand gerade für diesen Yerwitterungssand als passend festhalten möchte. Dass nun innerhalb dieser Abschmelzperiode oder mit andern Worten, in der Stufe des Decksandes, abermals Altersverschieden- heiten der Sande local nachweisbar sein werden, versteht sich eigentlich von selbst, wenn man bedenkt, dass eine so mächtige Eisdecke, wie man sie auch bei bescheidensten Vorstellungen sich denken muss, nicht so plötzlich verschwinden konnte, vielmehr zunächst in ihrem südlichen Rande zurückweichen und demnächst sich in verschiedene Eisfelder auflösen musste. Es bedarf dies jedoch um deswillen schon hier der Erwähnung, weil bereits bei dem gegenwärtigen Stande der Specialaufnahmen und der Kenntniss vom Flachlande überhaupt solche Altersverschiedenheiten sich heraus- gestellt haben, ja zum Theil gerade bestimmend für die bisherige Unterscheidung eines Altalluviums gewesen sind, ohne dass es darum möglich wäre, dieselben in der Karte auf die Dauer näher zu unterscheiden, als es das verschiedene Höhenniveau, an welches sich die einen oder andern binden, erkennen lässt. So habe ich bereits aus der Topographie der Berliner Um- gegend1) den Beweis geführt, dass die mehrerwähnte nordsüdliche Rinnenbildung hier regelrecht über das breite Berliner Hauptthal hinweg fortsetzt und ebenso wie die Hauptmasse der sie erfüllenden Thal- und Geschiebesände somit älter ist, als das genannte Haupt- thal selbst und seine Thalsände. 9 Zeitsckr. d. D. geol. Ges. XXXII, 1880, S. 69. und die grosse diluviale Absehmelzperiode. 493 So habe ich des Weiteren schon bei erster Betrachtung nord- deutscher Verhältnisse vom Standpunkte der Glacialtheorie *) darauf aufmerksam gemacht, dass die drei Hauptthäler, das Glogau-Baruther, das Warschau-Berliner und das Thorn-Eberswalder Hauptthal, mehr oder weniger nach einander entstanden sein müssen, und zwar das erstgenannte wahrscheinlich das älteste derselben gewesen ist. Mithin dürfen auch die Sande derselben nicht durchaus gleichalterig, wenn auch ein und derselben Formationsabtheilung zugerechnet werden. e So glaube ich ferner bereits hinzufügen zu können, dass sich innerhalb dieser nordsüdlichen Furchung des Landes und zwar nicht nur im Bereiche des Berliner Aufnahmegebietes, sondern auch allgemeiner 2), weniger ein Schwanken zwischen der reinen N. — S.- und der NNO. — SSW. -Richtung ergiebt, als vielmehr die Aufeinanderfolge einer solchen Parallelfurchung erst in der einen und später in der andern Richtung. Der schon früher gewählte Vergleich dieser grossartigen Furchung Norddeutschlands mit der bekannten Gletscherschrammung auf festem Gestein wird durch diese Doppelfurchung nach zwei verschiedenen Richtungssystemen nur um so zutreffender. Welche dieser beiden Richtungen die ältere und wie weit dieselbe mit den ebenso verschiedenalterigen Hauptthälern in Wechselverhältniss stehen, lässt sich vor der Hand mit Sicherheit noch nicht übersehen und bleibt somit eine der nächst zu beantwortenden Fragen. Soviel lässt sich jedoch für die Berliner Gegend schon jetzt erkennen, dass beide Richtungen über das Berliner Hauptthal auch südlich fortsetzen, somit jeden- falls älter als dieses sind. So ergiebt sich mir endlich bei Fortsetzung der Beobachtungen schon seit längerer Zeit ein immer klarer und klarer sich gestal- x) Zeitschr. d. D. geol. Ges. XXXI, 1879, S 17 und demnächst eingehender in: Geognostische Beschreibung der Gegend von Berlin, 1880, S. 13. 2) Ich verweise nur einerseits auf die allerdings noch nicht dem Handel übergebene, aber in einer grösseren Anzahl als vorläufiges Gesammtbild von Seiten der Geolog. Landesanstalt bereits im Jahre 1880 unter die Theilnehmer des Geologen- tages zu Berlin vertheilte Geolog. Uebersichtskarte der Umgegend von Berlin und andererseits auf das 1879, Bd. XXXI der Zeitschr. d. D. geol. Ges., S. 14 gegebene Kärtchen aus der Weichselgegend. 494 G. Berendt, die Sande im norddeutschen Tief lande tencles und hoffentlich bald kartographisch darstellbares Gesammt- bild von Norddeutschland, nach welchem beispielsweise der meck- lenburgisch-pommerisch-preussische Höhenzug sich für den Schluss dieser Abschmelzungsperiode als ein besonderes Eisfeld ergiebt, das im Kleinen seine Gletscher und Gletscherbäche sowohl nach Norden zur Ostsee, als nach Süden zum grossen Thorn-Eberswalder Hauptthal herabsandte. Darauf führen in erster Reihe die zahl- reichen Thäler der Nord- wie der Südabdachung, welche sich in ihren Anfängen zum grössten Theile auf ältere Rinnenbildung zurückführen, ja vielfach durch diese deutlich mit einander in Verbindung setzen lassen. Diese Thäler haben aber später offenbar erst durch Entwässerung so gut nach Norden wie nach Süden ihre jetzige Ausbildung erhalten und deuten nicht nur in ihrem die Ver- bindung in höherer Sohle abgerechnet, plötzlichen Anfänge beiderseits der Wasserscheide, sondern auch in ihrer Breite und Regelmässigkeit auf Wassermassen hin, wie sie ohne Annahme von Eis nur durch Wolkenbrüche in jedem einzelnen Falle etwa denkbar wären; eine Erklärung, die sich aber eben durch die regelrechte Verbreitung der Erscheinung über den genannten ganzen Theil Norddeutschlands von selbst widerlegt. Zur weiteren Stütze des letzterwähnten in der Folge erst fester zu begründenden Gedankens, den ich nur angeregt haben wollte, sei es aber gestattet noch auf eins hinzuweisen. In der Nähe der Schneegrenze genügen 100 Meter Höhendifferenz, um aus dem ewigen Eise auf grüne Matten hinabzusteigen. Ein ähnliches Bild bietet sich, wenn auch nicht alljährlich, so doch häufig, in unserrn doch noch nichts weniger als der Schneegrenze nahen Ostpreussen. Die einzige Bedingung ist, dass nach regel- rechtem Winter der Eintritt des Frühjahrs kein allzu plötzlicher sei, die Temperatur sich vielmehr einige Zeit auf wenig über dem Eispunkt hält. Während dann die weiten Flächen Littauens, Nadrauens und Natangens bis hinein in’s Bartener Land schon lange kein Eis und keinen Schnee mehr gesehen haben, leuchtet das kaum 100 Meter höher gelegene Masuren auf demselben preussischen Höhenzuge, von dem ich eben sprach, schon von ferne unter seiner dichten und die grosse diluviale Abschmelzperiode. 495 Schneedecke dem Reisenden entgegen. Der Schlitten ist hier dann noch immer das einzige brauchbare Gefährt des Landmanns wie des Städters und mittelst desselben besteht in dem , nicht mit Unrecht als die preussische Seenplatte bezeichneten Lande noch der regelrechte Winterverkehr sonst nur auf meilenweiten Umwegen zu erreichender Nachbarn über die feste Eisdecke der Seen hinweg. Wer derartige wochenlang anhaltende Unterschiede kennen gelernt hat und schliesslich noch in Betracht zieht, dass bei der zu Ende der Eiszeit offenbar niedrigeren Jahrestemperatur auch die solche Unterschiede zu dauernden machende ewige Schneegrenze auf der nördlichen Hemisphäre südlicher bezw. niedriger beginnen musste, der wird den oben ausgesprochenen Gedanken eine Zeitlang er- haltener Gletscher Norddeutschlands als Schluss der allgemeinen Eisbedeckung desselben weniger befremdlich, ja vielleicht ohne weiteres annehmbar finden. Ein Süsswasserbecken der Diluvialzeit bei Korbiskrug nalie Königs -Wusterhausen. Von Herrn Ernst Läufer in Berlin. In der Umgegend von Königs -Wusterhausen finden sich be- deutende Thongruben, welche nördlich von der Stadt längs des Thalrandes angelegt, unter einer sehr mächtigen Bank (etwa 20 Kuss) unterem Diluvialmergels seiner Zeit den Diluvialthon aufgeschlossen hatten. x) Am westlichen Gehänge des Thaies der Dahme oder wendischen Spree trat der Diluvialthon in mächtigerer Schicht auf, während am östlichen Gehänge die Thonschicht viel schwächer ge- funden wurde. Eine ähnliche Ziegelindustrie gewann Diluvialthon bei Zernsdorf und Mittenwalde. Alle jene Tlione gleichen sich unter einander in ihrem petrographischen Bestand und in ihren Lagerungsverhältnissen. Das Hangende des Diluvialthones ist in der Regel in dieser Gegend der untere Geschiebemergel, welcher nach dem Liegenden zu als ein Uebergangsgebilde zum Thonmergel ausge- bildet erscheint. Von diesen Verhältnissen vollkommen abweichend, fand sich ein Vorkommen von Diluvialthon nahe der kleinen An- siedelung Korbiskrug. Die Aufschlüsse dieses eigenartigen Thon- mergels liegen nahe dem Abhange einer jener zahlreichen, westlich Königs-Wusterhausen auftretenden Diluvialinseln. Sie liegen bereits innerhalb einer ebenen Thalfläche, welche, wie im Gebiete der Section Friedersdorf so häufig, von einem Thalsande bedeckt ist, *) G. Berendt, die Diluvialablagerung der Mark Brandenburg 18G3, S. 30 und 31, und ausführlicher: v. Könen, Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1866, S. 26. Ernst Läufer, ein Süsswasserbecken der Diluvialzeit etc. 497 in dessen Oberkrume kleine Steinehen auftreten. An der Stelle, auf welcher die Gruben angelegt sind, ist die Auflagerung des Thalrandes nur gering, so dass hier als Bodendecke ein Geschiebe- führender Sand auftritt. Das durch die Erdarbeiten entblösste Profil ist durch folgende Zeichnung dargestellt. Thongrube von Korbiskrug. 9s Oberer Diluvialsand, schwach bedeckt von Thalsand, über Schleppsand des Unteren Diluviums. E Ockersandschicht, dE Conchylienreicher Diluvial- thonmergel. d s i und ds2 Unterer Diluvialsand, dtia Diluvialthonmergel, Uebergangsbildung zum Mergelsand. Unter einer 1- — 1.5 Meter mächtigen Bauk von Oberem Dilu- vialsand, welcher ungeschichtet ist und vereinzelte grössere (über 1 Kubikfuss grosse) Geschiebe führt, liegt eine 1 — 1.5 Meter mächtige Bank eines geschiebearmen Thonmergels, welcher als eine Grenz- ausbildung des Diluvialthones zum Unteren Diluvialmergel anzu- sehen ist, jedoch dem Thonmergel weit näher steht. An der Grenze der Sandauflagerung bemerkt man eine nur wenig starke (0.05 Meter) Schicht eines braungefärbten Sandes, welcher im Profile, ähnlich deu Lehmzapfen eines Mergels, in einer wellig auf- und abgehen- den Linie verläuft. Seine chemische Prüfung ergab, dass er durch Eisenoxydhydrat gefärbt war. Oberhalb dieser Schicht traten an einigen Stellen unter dem Oberen Sande schwache Schlepp- streifen auf. 32 498 Ernst Läufer, ein Süsswasserbecken der Diluvialzeit. Der Mergelthon wird unterlagert von einer dünnen Bank von Unterem Diluvialsande, in welchem mehrfach grandige Ein- laarerungen Vorkommen, daneben treten in ihr schwache Thon- und Mergelsandstreifen auf. Dieser Sand ist auch rostfarbig. Unter ihm liegt eine etwa 4 Meter mächtige Bank von dem eigentlichen Gflindower Thon. Auch dieser ist in der Grube durchsunken und ein feiner Unterer Diluvialsand als Liegendes anaretr offen. An der Grenze der unteren Thonbank zum Lieg;en- den fehlt hier jene in allen Thongruben bei Werder auftretende Eiserschicht. Der Kürze wegen seien die beiden Thonbänke als »Oberbank« und »Unterbank« unterschieden. Die Oberbank ist nun einer ganz besonderen Beachtung werth. Zunächst ist der im feuchten Zustande blauschwarze Thon von einer Unzahl von Süsswasserschnecken an vielen Stellen geradezu erfüllt, so dass er als Muschelmergel bezeichnet werden könnte. Ferner finden sich in demselben Pflanzenreste, meist schilfartigen Pflanzen angehörend. Ein grösseres Interesse erhält er durch das Vorkommen von zahlreich an einigen Orten vorhandenen, leider nicht genauer bestimmbaren Samen -Kapseln. Die hier auftretende Fauna bestand in unzähligen Exemplaren von Valvata piscinalis 1) var. contorta, noch zahlreich fanden sich Bithynia tentaculata mit Deckeln, welche letzteren in weit grösserer Zahl erhalten waren, als die leicht zerbrechlichen, zugehörigen Schnecken. Ausserdem fanden sich Pisidium pusillum und amnicum , sowie Planorbis laevis , in Bruchstücken Limnaeus auricularius *). Paludina diluviana wurde nur in einem Exemplare angetroffen. Ferner fand sich in der Oberbank eine Fischschuppe, eine Gräte, einige Cyprinoidenzähne 2), ein 2 Ceutimeter breiter Fisch- wirbel und einige Backenzähne nebst einem Theil Kinnlade von Cervus elaphus. Ein Geweihstück war ebenfalls in dieser Schicht vorscekommen. In dem Sande unter der Oberbank lagen einige Valvaten und eine sehr dickschalige Muschel, Unio oder Anodontaf x) Die genauere Bestimmung der Species hatte Herr Prof. v. Martens die Güte, mir mitzutheilen. 2) Nach Bestimmung des Herrn Hilgendorf. bei Korbiskrug nahe Königs-Wusterhausen. 499 Die Unterbank war frei von organischen Resten. Höchst auffällige Resultate ergab die chemische Analyse der Oberbank (nach Auslesen der Schalreste): Kieselsäure . . . = 18.14 j Lösliche Kieselsäure — 0.42 > Thonerde .... = 1.62. Eisenoxyd .... = 1.74. Kalkerde .... = 37.19. Magnesia .... = 1.05. Kohlensäure . = 27.35 entsprechend kohlensaurem Kalk =62.16 %. Phosphorsäure Schwefelsäure | Spuren. Kohlenstoff = 2.87. Wasser = 8.65. Alkalien .... = 0.97 a. d. V. 100.00. Rechnet man die Analyse so erhält man: nach Abzug des kohlensauren Kalkes Kieselsäure . . . == 49.05 Thonerde . . . = 4.28 Eisenoxyd . . . = 4.60 Kalkerde . ... — 6.29 Magnesia . . . = 2.78 Kohlenstoff . . . = 7.58 Wasser . . . . = 22.86 Alkalien . . . . = 2.56 100.00. Würde man den Kohlenstoff als Braunkohle aus den Bestand- theilen entfernen, so resultirt immer noch ein sehr Thonerde- armer Körper, welcher in seiner Zusammensetzung den Mergelsanden nahe kommt. Die mechanische Analyse der Unterbank ergab 62.5 °/o Staub (0.05 — 0.01 Millimeter Durchmesser) und 29.2 °/o Feinste Theile (unter 0.01 Millimeter Durchmesser). Sie erinnert demnach an die Mergelsande von Stolpe. Der Kalkgehalt wurde gefunden = 1 4. 1 °/q. 32* 500 Ernst Läufer, ein Süsswasserbecken der Diluvialzeit etc. Bisher waren in der Berliner Umgegend nur in der Thon- grübe am Kesselberg bei Werder in einer sandigen Schicht des Thonmergels durch Herrn Gr. Berendt einige Yalvaten, Bithynien und Planorbis beobachtet. Nach einer Mittheilung des Ziegelei- besitzers von Phöben tritt in dessen Gruben auch eine Schnecken- führende Bank auf. Der hohe Kalkgehalt, sowie die Lagerungsverhältnisse führten dazu, das Vorkommen von Korbiskrug mit den Kalkmergeln von Belzig1), den Westerweiher und Uelzener Mergeln in Beziehung zu bringen. Einige von mir untersuchte Westerweiher Mergel hatten 82.6 bis 87.5 °/o kohlensauren Kalk. Bei Belzig fanden sich Knochenreste und Geweihstücke vom Hirsch in den Kalkmergeln. Auch Pflanzenreste habe ich daselbst gesehen, doch kommen sie in jenen Mergeln häufiger vor, als bei Korbiskrug. Bei Belzig liegt über dem Kalkmergel eine kohlige, ganz nach Art der Ockersand- schicht von Korbiskrug wellig verlaufende Schicht, welche bei Uelzen wieder als Ockersandschicht auftritt2). Uebrigens berichtet auch von diesen Mergeln Herr Berendt, dass sie Geweihstücke enthalten. Der Reichtlmm an Süsswasserschnecken3), das Vorkommen von Pflanzenresten, der hohe Kalkgehalt und das räumlich be- schränkte Auftreten dieser entschieden diluvialen Bildung führen dahin, diese Ablagerungen aufzufassen als abgesetzt in Becken der Diluvialzeit, welche natürlich in manchen Gegenden häufiger gefunden werden können, wie z. B. im Lüneburgischen. Dass wir es bei Korbiskrug mit einem Becken des Unteren Diluviums zu thun haben, erhellt auch daraus, dass die nur wenige Schritte östlich gelegene Grube, sowie die Aufschlüsse in der Nach- barschaft die Concliylien- reiche Bank nicht besitzen. 1) Ivlöden, Beiträge zur min. u. geol. Kenntniss d. Mark Brandenburg 1830, bezeichnet diese Kalkmergel, sowie die ähnlichen des Buckauthaies als Palaeo- therische Mergel -Formation und vergleicht sie irrthümlicher Weise mit dem Pariser Becken. 2) G. Berendt, Jahrb. der königl. preuss. geol. Landesanstalt. Berlin 1880, S. 278. 3) 0. Semper, Verhandlungen des Vereins für uaturwissenschaftl. Unter- suchungen zu Hamburg, Jahrg. 1875, S. 2SG — 287, beschreibt aus einem Bohr- loch ein ganz gleiches Vorkommen einer von Valvata piscinalis erfüllten Schicht; vereinzelt fand sich Pisidium. Die Lagerungsyerliältnisse des Diluvialthonmergels von Werder und Lelmin. Von Herrn Ernst Läufer in Berlin. (Hierzu Taf. XIII, XIV u. XV.) Die Bedeutung der diluvialen Ablagerungen ist bei weitem grösser für Land- und Forstwirthschaft als für die Technik. Daher kommt es, dass wir im Diluvium tiefe Aufschlüsse viel seltener vorfinden, als dies im Gebirge der Fall ist. Wegeeinschnitte und Ausschachtungen der Eisenbahnen sind bei den geringen Niveau- Schwankungen nur in seltenen Fällen im norddeutschen Flachlande von Bedeutung. So ist denn die Kenntniss der Lagerungsverhält- nisse der Diluvialschichten an engere Grenzen der Beobachtung gebunden und zum Theil mehr auf vielfältige Wiederkehr gleicher Profile basirt. Es wird daher von grösserem Werthe gerade für die Geologie der Quartärbildungen sein, wenn in einer Gegend tiefere Auf- schlüsse vorhanden sind, welche in ganz anderem Maasse als blosse Bohrungen die Lagerungsverhältnisse der in Rede stehen- den Bildungen veranschaulichen. In dem Gebiete um Berlin besitzt keine Localität solche tiefen Aufschlüsse, als die Umgegend von Werder, es sei denn, dass man die bedeutenden Gruben südlich Mittenwalde noch in jenes engere Gebiet mit hineinzieht. Die Aufschlüsse bei Werder sind durch einen seiner Zeit grossartigen Ziegeleibetrieb entstanden und gestatten vorzüglich die 502 Ernst Läufer, die Lagerungsverhältnisse Lagerungsverhältnisse des nach jenem eine Stunde von der Stadt gelegenen Dorfe Glindow benannten » Glindower Tliones«, des Unteren Diluvialthonmergels, zu studiren. Herr G. Berendt1) hat bereits vor nahezu 20 Jahren (1863) jene Ablagerungen der Umgegend von Potsdam eingehend beschrieben. Vieles hat sich während der Zeit geändert hinsichtlich der Aufschlüsse , welche in jener Arbeit besprochen sind. Theils hat der immer grösser werdende Abraum die Gewinnung des Thones erschwert, anderen Theils ist eine Ueberproduction, sowie wenig Nachfrage nach Ziegelsteinen für die geringere Ausschachtung des geschätzten Materials entscheidend gewesen. Dazu kommt, dass man in der Nähe von Ketzin, welches nur U/2 Meile entfernt ist, mit viel geringerem Kostenaufwand grosse Alluvial -Thonlager ausbeutet und durch die Wasserstrasse den Ziegeleien zuführt. Dadurch ist schon eine ganze Reihe von Gruben völlig verlassen, und dann hat vor Allem Regen und Wind die lockeren Massen derartig bewegt, dass der Geognost in solchen Aufschlüssen keine Beob- achtungen mehr auszuführen vermag. So steht es bereits mit den Gruben auf dem Glienicker Werder, östlich Potsdam, jenen am Hahneberg bei Spandau, Königs- Wusterhausen und anderen Orten. Es ist der Zweck folgender Zeilen, diejenigen Beob- achtungen, welche ich in der Umgegend von Werder während der dortigen geognostischen Aufnahmen anzustellen Gelegenheit hatte, hier eingehend mitzutheilen. Zu gleicher Zeit können die- selben als Wegweiser bei Excursionen in jener Gegend benutzt werden. Verfolgen wir die Aufschlüsse längs des Abhanges der dilu- vialen Hochfläche, im Süden beginnend, so finden wir zunächst die bedeutenden Gruben der Löckenitz-Ziegelei. x) G. Berendt, die Diluvialablagerungen der Mark Brandenburg, insbesondere der Umgegend von Potsdam. Berlin, 1863. Mittler 11. Sohn. des Diluvialthonmergels von Werder und Lehnin. 503 Die Thongrube der Löckenitz- Ziegelei. Die Löckenitz-Ziegelei schneidet mit ihren tiefen Erdestichen in den randlich am Schwielow - See gelegenen Kesselberg ein. Man sieht in diesen grossartigen Gruben unter einer oft zu grösserer Mächtigkeit anwachsenden Bank von Unterem Diluvial- Sand den Diluvialthonmergel auf eine lange Strecke hin aufge- schlossen. Häufig bemerkt man am Rande der Grube eine schwache Decke lehmiger Bildungen, welche meist aus lehmigem Sand und Lehm bestehen, zuweilen jedoch auch kleine Mergelnester enthalten und als Reste der erodirten Platte des Oberen Diluvialmergels aufzufassen sind. Sie fehlen vollständig in der Nähe der Erhebung des Berges. Darunter lagern feine Diluvialsande mit deutlicher Schichtung, häufig durchzogen von secundären Lehmstreifen und reich an Glimmersand- und Schlepp- resp. Mergelsandeinlagerungen. Die in der Grube liegenden grösseren Geschiebe stammen alle von oben, aus den lehmigen Resten. Vereinzelt kommen dieselben auch in dem Diluvialsand vor. Es sind meistens Gneisse und Granite, dabei treten häufig graue Quarzite und rothe Dalasand- steine auf. Kalksteine fehlen nicht, kommen jedoch seltener vor. Der Diluvialthonmergel ist in seinen obersten Schichten gelb gefärbt, in tieferen Lagen wird er blau- oder braunschwarz. Hier würde der auch sonst übliche Name »Geschiebefreier Thon« Anstoss erregen können, sobald man das vollständige Fehlen von Geschieben voraussetzt, denn in der Timt bedarf man keines sehr langen Suchens, um einige Sternchen in seiner Ablagerung zu finden; grössere Geschiebe treten jedoch nicht auf. Besser würde man »Geschiebearmer Thon« sagen müssen, wie dies bereits Eck fin- den Thonmergel der Rüdersdorfer Gegend vorschlägt. Auch Penck1) weist darauf hin, dass der Glindower Thon nicht ganz steinfrei ist. (Hinsichtlich dieser Beobachtung und der analytischen Unter- suchung siehe »Abhandl. zur geol. Spec. -Karte von Preussen u. s. w. Bd. III, Heft 2. Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Conf. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 169; Conf. Zeitsch. d. Deutsch, geol. Ges. 1857, S. 490; v. Könen, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1866, S. 25. 504 Ernst Läufer, die Lagerungsverhältnisse Berlin, von Ernst Läufer und Felix Wahnschaffe, S. 89.« die Resultate und Bemerkungen von Dr. L. Dulk.) Interessant ist, dass an einigen Stellen in der feingeschichteten Thoninasse bis zu eigrossen Kanten abgerundete Geschiebe von Dilu- vialthonmergel Vorkommen, welche aus fetterem Thone bestellen, der seinerseits wieder eine feine Schichtung zeigt. Nirgends liess sich nachweisen, dass zwischen diesen Thongeschieben ein näherer Zusammenhang vorhanden gewesen; sie liegen bunt in die Thon- masse eingestreut. Dieser Beschaffenheit halber wird man jenen Thon als Brockenmergel1) zu bezeichnen haben. Noch sei bemerkt, dass in den obersten Lagen sich hier zuweilen recht gross werdende Mergelknauern finden. Die deutliche Schichtung, welche durch Einlagerung; von feinsten Sanden und sandigem Thon in dünnsten Schichten in die fette Thonmasse gebildet wird, hat bei den säch- sischen Geologen für den Diluvialthonmergel den Namen »Bänder- thon« herbeigeführt. — Man kann sich die Ausbildung des Brocken- mergels entstanden denken, wenn man annimmt, dass bereits zur Ablagerung gekommener Thon von Neuem aufgeschlämmt und umgelagert wurde , denn künstlich entsteht stets ein derartiges Gebilde, wenn man fetten Thon mit Wasser in der Kälte behandelt. Dass auch die Thonbrocken dem Diluvialthone angehören, beweist sowohl der hohe Kalkgehalt, als auch das Vorkommen von rothen Feldspath- und Gneissfragmenten in denselben. — Oft treten inner- halb des Thones auf das Abenteuerlichste gewundene Schichtungen auf, welche sich aber im Allgemeinen au die einstigen Bewegungen der Thonbank anschliessen. — An einigen Stellen finden sich Sand- nester im Thone, innerhalb welcher die Schichtung des Sandes oft gestaucht und gewunden erscheint. Das Liegende des Diluvialthones ist ein feinkörniger Spatli- sand, dessen Lagerung fast ganz horizontal ist. Diese Lagerung ist bemerkenswert!! , denn im Verein mit den mannigfach auf- gepressten Faltungen des Hangenden des Thones führt sie dahin, jene Schichtenstörungen als Druckerscheinungen aufzufassen. Am x) Herr Prof. Berendt stellt dieses Vorkommen dem von Herrn Geh. Berg- rath Beyrich als »Broe.kenmergel« bezeichneten Thone vom Brodtner Ufer gleich (Mark Brandenburg, S. 67) und hat diesen Namen auch hier angewandt. des Diluvialthonmergels von Werder und Lehnin. 505 deutlichsten ist jene horizontale Lage des Unteren Sandes gerade in den in stetigem Betrieb befindlichen Gruben der Löckenitz- Ziegelei zu sehen. Der Sand unter dem Thone ist in flachen Gräben längs der Gruben aufgedeckt, um die Sickerwasser auf- zunehmen1). — Ganz dieselbe Erscheinung giebt Dames2) an von einer Thongrube der Insel Hvin in Schonen. Auch hier ist der Sand unter dem Thone fast horizontal gelagert. Nur der obere Theil des Thones ist dort durch den Druck von oben in seiner Lagerung verändert, während der untere Theil intact und ungestört ist. Genau dieselben Verhältnisse treten in dieser Grube und in der Umgegend von Werder allgemein auf. Die Abbildung der Thongrube der Löckenitz (Taf. XV, Fig. 1) zeigt den Thonmergel in einer Leihe von Sätteln aufgeschlossen, deren einer (auf der Zeichnung rechter Hand) quer durchschnitten ist; die Sättel sind stehen gelassen, während der dieselben be- deckende Sand als Abraum abgefahren wurde. Im Hintergründe sieht man einen Verticalabstich der Grube, an derem Rande rechts vom Walde noch eine dünne Platte von Oberem Diluvialmergel liegt. Im Vordergründe ist zugekarrter Abraum an Stelle des Thones und unter jenem links das Liegende zu bemerken. Das Bild giebt ferner auch einen Einblick in die Art und Weise des Abbaues des Ziearelmateriales. Man gräbt dieses zu- nächst so weit ab, dass die Mulden der Sattelbildungen beinahe erreicht werden und nimmt dann erst die Hügel (daher »Hügel- erde« der Ziegler) selbst hinweg. Im nördlichen Theile der Grube, in welchem zur Zeit der Beobachtungen gerade weiter abgebaut wurde, trat zu jenen den Thon überlagernden Schichten eine schwache Bank des Unteren Diluvialmergels hinzu. Dieselbe war vou einer etwa 2 Meter mächtigen Schicht von Unterem Spath- und Schleppsand über- lagert. Es war hier somit folgendes Profil aufgeschlossen: Reste des Oberen Diluvialmergels, über Unterem Sand mit Mergelsand- 0 Auf Tafel XIV ist in Fig. I eine schematische Darstellung der Lagerung im Profile gegeben. Die Schichten der in der Abbildung sichtbaren Sand -Ein- lagerung sind ungemein gestört, an einigen Stellen gestaucht und gewunden. 2) Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Ges. 1881, S. 407. 506 Ernst Läufer, die Lager ungsverhältnisse banken, über Unterem Diluvialmergel, über Thon und über Di- luvialsand. Von Interesse ist noch die an der Grenze des Diluvialthones im Liegenden zum Sande auf der ganzen Sohle getroffene Eisen- schicht (Eisen- oder Isererde der Thongräber). Diese ist von G. Berendt, Mark Brdbg. S. 25, bereits eingehend beschrieben. Sie tritt in allen Gruben der Umgegend von Werder auf, fehlt jedoch in den Thongruben von Lehnin und südlich Königs- Wusterhausen1). An manchen Stellen erreicht diese Schicht mehrere Zoll Stärke und zeigt in sich einen Uebergang von eisenschüssigem, kalkfreien Thon zu eisengekittetem, oft stark mangangefärbten groben und feinen Sand. Sie kann entstanden gedacht werden durch die an der Grenze der Wasser- undurchlassenden gegen die durchlassende Schicht beständig vorhandenen Wassermengen, welche aus dem Thone stets Eisenoxyd ausziehen (vielleicht als humin- saures oder quellsalzsaures Eisen) und an der Sandgrenze absetzen, während feiner Thonschlamm in die Grenzschichten des Sandes hineinfiltrirt und der leichter bewegliche doppeltkohlensaure, viel- leicht auch quellsalzsaure Kalk weiter hinabgeführt wird. So nimmt auch G. Berendt, Mark Brandenburg S. 25, an, dass die Eisenschicht ihr Bindemittel aus dem Thone erhalten und bei der Ausscheidung der Druck der auflagernden Schichten mitwirkte. Anderentheils kann man auch die Eisenschicht direct abge- setzt denken, dadurch, dass von Vegetabilien Eisenoxyd abge- schieden wurde aus dem Wasser, aus welchem der Thon zum Ab- satz kam2). Gerade für die Druckerscheinungen ist es von Wichtigkeit, dass die Eisenschicht, resp. das Liegende des Thones, der Sand, fast ganz horizontal liegt und nicht die Aufpressungen des Thones x) v. Könen erwähnt von den Motzener Gruben, südlich Königs -Wuster- hausen, dass hier die oberste Schicht des Sandes unter dem Thone von Eisenocker röthlich gefärbt ist. 2) In der durch Taf. XY, Fig. 2 , abgebildeten Grube bemerkt man auch über der Thonbank eine dünne Schicht, in welcher Eisenoxyd stark angehäuft ist. Diese wird jedenfalls nur als secundär gedacht werden können. des Diluvialthonmergels von Werder und Lehnin. 507 mitmacht. Die Schichtenstörungen erstrecken sich somit nur auf den plastischen Thon, während der Untere Sand in höherem Niveau in normaler Lagerung auftritt. (Siehe Taf. XIV, Fig. I, und Taf. XV, Fig. 1.) Durch jene Aufpressungen des Thones, wie sie sich gerade in dieser Grube so vorzüglich zeigen, sind alle eiuenthümlichen La 2,45 2,57 ) 5,27) 5,56 5,34) Mergelgrube an der östlichen Sectionsgrenze NO. - Krummendamm do. 2,9 97,1 5,16 ) 5,16 5,15 ) 11,73) 11,72 11,71) Mergelgrube bei Vorwerk Falken- berg do. 3,9 96,1 3,05 ) 3,12 3,19 1 6,93) 7,09 7,25) Oberste Ablagerung in der Habrecht’schen Thongrube bei Glienicke do. 2,6 97,4 5,58 ) 5,62 5,66 ) 12,68) 12,78 12,87) Mergelgrube am Red -Pfuhl !) SO. Rudow do. 4,8 95,2 3,22 ) 3,24 3,25 1 7,32) 7,36 7,39) Grube am Plateaurande bei Falkenberg, von 2 Stellen Unterer Diluvial- mergel 2,4 97,6 3,10) 3,23 3,36 1 7,05) 7,35 7,64) 2,9 97,1 4,71 ) 4,71 4,71 ) 10,70) 10,70 10,70) an kohlensaurem Kalk im Feinboden (unter 2 Millimeter Durch- messer) von verschiedenen Mergeln der Section Cöpenick enthält, ist ersichtlich, dass ein höherer oder geringerer Kalkgehalt hier 0 Der dem Messtischblatt entnommene Name Red-Pfuhl ist wahrscheinlich in Roth -Pfuhl oder Rothe -Pfuhl umzuwandeln, eine Bezeichnung, die sich vielfach in der Umgegend Berlins findet und daher rührt, dass diese Pfuhle früher zum »Röthen« des Flachses verwendet wurden. in d. obersten Schichten d. Unteren Diluviums d. Umgegend von Berlin. 541 kein Unterscheidungsmerkmal für die Mergel des Oberen und Unteren Diluviums abgeben kann. Ein gleiches Resultat bat die Zusammenstellung von Kalkbestimmungen einer grossen Anzahl verschiedener Mergel des Oberen und Unteren Diluviums aus der Umgegend Berlins ergeben1). Eine von Herrn Baron Trützschler von Falkenstein be- hufs Gewinnung guten Trinkwassers unternommene Tiefbohrung, welche vom Dorfe Glienicke aus fast genau in der nordwestlichen Fortsetzung der Profillinie (p. 537) bei Bad Johannisthal (in der Sohle des alten Oderthaies, 110 Fuss über dem Ostseespiegel ge- legen) ausgeführt wurde, ergab mit Sicherheit nach den von mir untersuchten Bohrproben nach Durchteufung von 3 Meter feinen, gleichkörnigen Thalsandes bis 118 Meter Tiefe Unteren Diluvial- sand mit eingelagerten kleinen Grandbänkchen. Darunter folgte nach Aussage des genannten Herrn ein blauer Thon; doch konnte ich keine Auskunft darüber erhalten, ob derselbe bis zu 140 Meter — soweit wurde die Bohrung geführt — anhielt. Aus dieser Tiefe erhielt ich durch die Güte des Herrn Baron eine allerdings nur kleine Bohrprobe. Dieselbe enthielt nach meiner Untersuchung 9,14 pCt. kohlensauren Kalk, besass eine tief blaugraue Farbe und einen ziemlich reichlichen Gehalt an feinen Glimmerblättchen. Bei dem Durchbrechen eines völlig unversehrten Stückes, so dass an eine Einschlämmung von oben her nicht gedacht werden kann, fand ich die eine Schale eines Pisidium , welches Dank der gütigen Bestimmung des Herrn Prof, von Marxens wegen eines starken Fortsatzes an der Aussenseite der Schale in der Nähe des Schlosses als ein jugendliches Exemplar des noch jetzt in der Mark Branden- burg lebenden Pisidium Henslotoianum Shepp. anzusehen ist. Da sich ausserdem unter dem Mikroskop keine Polythalamien nachweisen liessen, dagegen beim Abschlämmen deutliche Reste von Kreide- bryozoen gefunden wurden, so ist die Probe trotz der grossen Tiefe diluvial. Ob das Material als geschiebefreier Thon oder als eine thonige Ausbildung des Unteren Geschiebemergels aufzufassen x) Untersuchungen des Bodens der Umgegend von Berlin, bearbeitet von Dr. Ernst Läufer und Dr. Fei.ix Wahnschaffe (Abhandl. z. geolog. Specialkarte von Proussen etc. Band III, Heft II. Berlin 1881) p. 155, 251 — 256, 258 und 259, 263. 542 Felix Wahnschaffe, über das Vorkommen geschiebefreien Thones ist, liess sieli bei der Kleinheit der Probe nicht entscheiden. — Interessant ist immerhin die grosse Mächtigkeit und Gleichförmig- keit der durchsunkenen Diluvialschichten, welche in der Tief- bohrung in der Citadelle Spandow1), woselbst die Tertiärschichten erst bei 137,7 Meter erreicht wurden, ihr Pendant findet. Um nun auf das Glienicker Profil zurückzukommen, so haben wir es daselbst mit einer Bank geschiebefreien Thones zu thun, welche nicht wie die Glindower Tlione ein verhältnissmässig tiefes Niveau im Unteren Diluvium einnimmt, sondern den Sanden, welche hier den Oberen und Unteren Mergel trennen, zwischengelagert ist. Die früheren Gliederungen des Diluviums, welche wesentlich unter dem Einflüsse der Drifttheorie standen, nahmen gewöhnlich unter der Voraussetzung einer ziemlich streng nach petrographi- schen Merkmalen unterscheidbaren Altersfolge drei Abtheilungen im Diluvium an, so zwar, dass die untersten Schichten desselben ausschliesslich aus feinen Sanden und Thonen bestehen sollten, während in den beiden oberen Abtheilungen zwar auch geschichtete Sande und Grande, jedoch vorwiegend die geschiebeführenden Ablagerungen vorhanden wären. Veranlasst durch eine grössere Reihe neuerer Beobachtungen haben Lossen und Berendt, obwohl noch vom Standpunkte der Drifttheorie aus, diesen Gesichtspunkt später aufgegeben. Ersterer2) unterscheidet nur zwei Hauptabthei- lungen, ein Oberes und ein Unteres Diluvium, und nimmt in letzterem eine Sand- und Lehm-, respective Thonfacies an, deren Schichten sich gegenseitig vertreten können und nur local eine gewisse Regelmässigkeit in der Ueb er ein an der folge erkennen lassen. Auch Berendt3) x) Yergl. Geogn. Beschreibung der Gegend von Berlin. G. Berendt u. W. Dames. Berlin 1880, p. 35 u. 36. — G. Berendt, über Tiefbohrungen bei Berlin u. Spandow. Zeitschrift d. D. geol. Ges. Bd. XXXII, p. 821. 2) K. A. Lossen, der Boden der Stadt Berlin etc. Berlin 1871), p. 829. Bereits mitgetlieilt im Sitzungsprotoeoll d. Deutschen geolog. Ges. vom 2. Juni 1875. Bd. XXVII, p. 494. 3) G. Berendt, Abhandlungen zur geolog. Specialkarte von Preussen etc. Band II, Heft 3. Die Umgegend von Berlin. I. Der Nordwesten Berlins. 1877. p. 9 u. 16. in d. obersten Schichten d. Unteren Diluviums d. Umgegend von Berlin. 543 hat sich dahin ausgesprochen, dass nur eine Gliederung in Oberes und Unteres Diluvium statthaft sei, da die Ergebnisse der fiskali- schen Tiefbohrungen und die Aufnahmearbeiten der geologischen Landesanstalt die Wechsellagerung geschiebeführender und geschiebefreier Bildungen bewiesen hätten. So zeigt auch das Glienicker Profil, dass die feinen geschiebe- freien Thone in der Umgegend Berlins nicht nur auf die tiefsten Schichten des Unteren Diluviums, wie man früher annahm, be- schränkt sind, obgleich dies allerdings, abgesehen von einigen kleinen Mergelsand- respective Schleppbänkchen, auf den Karten- blättern im Nord- und Süd -Westen der Residenz, soweit die Beobachtungen reichen, ausnahmslos der Fall zu sein scheint. Wenn man die geschichteten Bildungen im Diluvium als die Aufbereitungsprodukte der Grundmoräne des Inlandeises betrach- tet1), entstanden durch die Schmelzwasser des Gletschereises, so setzt die häufig in sich discordante Ablagerung der Sand- und Grand- schichten ein mehr oder weniger stark strömendes Wasser voraus, während die feinen horizontalgeschichteten Thone sich nur in ganz ruhigen, beckenartigen Vertiefungen absetzen konnten. Es lassen sich für die Bildung der geschichteten Ablagerungen drei Fälle denken : Dieselbe konnte stattfinden entweder an einzelnen innerhalb der grossen Inlandeisdecke aus irgend welchen Ursachen eisfrei ge- bliebenen Stellen, oder am Fusse des Eises2) bei dessen fort- während stattfindender Oscillation und drittens unter dem Eise selbst, wie dies II. Credner3) von den subglacialen Pleisse- und Muldeschottern Sachsens bewiesen hat. Auch Helland4) sagt ausdrücklich: »Sowohl unter als vor einem Gletscher können von den Gletscherwässern solche (Sand- und Kies-) Ablagerungen ab- gesetzt werden.« Da das Inlandeis bei seinem Vorrücken im nord- !) Vergl. W. Dames, Zeitschrift d. D. geol. Ges. Bd. XXXIII, p. 440. 2) F. E. Geinitz hat die Bildung geschichteter Ablagerungen (Sande, Kiese und Thone) am Fusse des vorrückenden Inlandeises neuerdings sehr anschaulich gemacht in der Zeitschr. d. I). geol. Ges. Bd. XXXIII, p. 567 u. 568. 3) II. Credner, Zeitschrift d. D. geol. Ges. Bd. XXXTT , p. 587 u. 588. 4) A. Helland, über die glacialen Bildungen der norddeutschen Ebene. Zeitschrift d. D. geolog. Ges. Bd. XXXI, p. 93. 544 Felix Wahnschaffe, über das Vorkommen geschiebefreien Thones deutschen Flachlande vielfach genötliigt war, eine geneigte Ebene hinaufzusteigen, so können wir auch annehmen, dass die am Fusse sich sammelnden Schmelzwasser oftmals unter das Eis zurück- strömten. Unter welchen von diesen Bedingungen sich in jedem ein- zelnen Falle die geschichteten Diluvialablagerungen bildeten, lässt sich bis jetzt nicht immer nachweisen, doch müssen wir an- nehmen, dass für solche Gegenden, wo sich Tlione mit vege- tabilischen und animalischen Resten finden, eine sehr lange, eisfreie Zeit vorhanden gewesen sein muss, in der sich eine Fauna und Flora ansiedeln konnte. Es braucht jedoch aus solchen bisher nur local bekannten Vorkommen noch keineswegs eine allgemeine grosse Interglacialperiode für das ganze Inlandeisgebiet gefolgert zu werden. James Geikie* 1) beschreibt aus Schottland mehrfach Einlagerungen von geschichteten Sanden und Thonen im Till, dem Aequi valent unseres Geschiebemergels, deren Entstehung er von einem jedesmaligen durch Milderung des Klimas hervorgerufenen Zurückweichen der Eisdecke bis auf die Hochgebirge abhängig macht. Die auf dem eisfreien Gebiet abgelagerten Schichten fasst er, abgesehen von den offenbar marinen Bildungen, welche die Annahme einer Senkung des Terrains unter den Meeresspiegel voraussetzen, je nach ihrer Natur als Stromabsätze oder als Land- seebildungen auf. Holmström2) glaubt allerdings aus dem Vor- kommen der von ihm zwischen dem Oberen und Unteren Geschiebe- mergel (gul och bla kross - stenslera) bei Klägerup in Schonen naclmewiesenen Thonbänke mit einer Süsswasserfauna eine all- gemeine Interglacialperiode folgern zu können. Ich möchte mich jedoch eher der Ansicht E. Erdmann’s 3) anschliessen, welcher dieses Vorkommen für eine locale Bildung; hält. Vom Standpunkte der ToRELL’schen Inlandeistheorie aus und unter der Annahme einer nur einmaligen grossen Ver- J) J. Geikie, The great ice age. London 1874. p. 158 — 161, 180 — 192. 2) L. Holmström, Öfversigt af bildningar frän och efter istiden vid Klägerup i Malmöhus län. Öfversigt af Kgl. V.-Akadem. Förhandlingar 1873. a) E. Erdmann, Jakttagelser öfver moränbildningar och deraf betäckta skiktade jordlager i Skäne. Geol. Foren. Förhandlingar Bd. 1, No. 12, p. 17. in d. obersten Schichten d. Unteren Diluviums d. Umgegend von Berlin. 545 ofl et scherung muss man nach meiner Anschauung unser ganzes Unteres Diluvium mit seinen geschichteten und ungeschichteten Ablagerungen als ein einheitliches, seiner Bildungszeit nach mehr oder weniger gleichzei- tiges Formationsgl ied auffassen, so dass eine Specialgliederung dieser Ablagerungen, wie dies schon Lossen, wiewohl als Anhänger der Drifttheorie, in seinem gediegenen, vortrefflichen Werke zuerst und überzeugend dargelegt hat1), nur local von Bedeutung ist2). Die geschichteten Bildungen, welche unter oder über den verschiedenen Bänken des Unteren Mergels liegen oder denselben ganz und gar vertreten, sind nur als die secundären Aus waschungs- resp. Schlämmprodukte der grossen Grundmoräne des Inlandeises anzusehen, weshalb sich meiner Ansicht nach für dieselben ein bestimmtes Niveau auf grössere Erstreckung hin in unserem norddeutschen Flach lande nicht fest halten lässt. x) K. A. Lossen, der Boden der Stadt Berlin, p. 971 — 975. Nachstehende Worte dieses gründlichen Forschers können nicht genug be- herzigt werden: »Der Hauptsache nach besteht er (der Unterschied zwischen Lossen’s und der bisher geläufigen Auffassung über die Gliederung des Nord- deutschen Diluviums) darin, dass man sich bisher das Unterdiluvium viel zu gleich- massig nach einer bestimmten Aufeinanderfolge seiner einzelnen petrographisch unterscheidbaren Formationsglieder zusammengesetzt vorstellte und diesen Gliedern selbst vielfach eine zu sehr gleichmässige Ausdehnung in einem bestimmten geologischen Niveau beimaass.« pag. 972. Vergleiche auch Scholz, über die geologische Beschaffenheit der Gegend von Stralsund und einige der dortigen Trinkwasserverhältnisse, pag. 7 (Mittheil. a. d. naturw. Ver. v. Neuvorpommern u. Rügen. Jahrg. 14. 1882). Der Verfasser glaubt von den im Stralsunder Geschiebemergel auftretenden Sandschichten, dass sie sich nicht immer als regelmässige Einlagerungen auf weitere Strecken hin verfolgen lassen. 2) Vergleiche A. Helland, über die glacialen Bildungen der norddeutschen Ebene. Zeitschrift d. D. geol. Ges. Bd. XXXI, p. 92, Anmerk. 35 Die Lagerung der diluvialen Nordseefauna bei Marienwerder. Von Herrn Alfred Jentzsch in Königsberg i. Ostpr. (Hierzu Tafel XVn.) Die ersten Spuren der marinen Diluvialfauna Westpreussens fand G. Berendt 1865 »ziemlich genau eine Meile unterhalb Marien werder , wo an dem Abhange des Plateaus zu dem hier ca. 5/4 Meile breiten Weichselthal e , gegenüber dem , durch das fast verwachsene Bett der alten Nogat getrennten Dorfe Rothhof, eine Schicht (wahrscheinlich unteren) Diluvialmergels (nach der damaligen Bezeichnung »Sandmergel«) in ca. 25 Fuss (7,85 Meter) Höhe über dem Wege, also ca. 40 — 50 Fuss (12,55 — 15,69 Meter) über dem mittleren Weichselspiegel ihr Ausgehendes hat. Hier ist behufs geringer Gewinnung des unterlagernden Sandes, auch wohl des Mergels selbst, genau gegenüber dem FROHWERCKschen Wohn- gebäude, die äusserst scharfe untere Grenze der Sandmergelschicht zum Sande entblösst und zeigen die liegendsten 9 Zoll (0,235 Meter) genannter Schicht neben einem stärkeren Sandgehalte zahlreiche äusserst gebrechliche Schalen oben genannter Mollusken, sowie vereinzelt kleine Hohlräume, die mit einer, durch Eisenoxydhydrat rothbraun gefärbten, leichten faserigen Masse, offenbar Fragmenten von Pflanzenstengeln gefüllt sind, die jedoch bis jetzt keine be- stimmten Formen erkennen lassen. Oberhalb dieser 9 Zoll (0,235 Meter) verlieren sich die Schalreste ziemlich plötzlich« 1). Berendt fand ähnliche Vorkommnisse noch mehrfach im Weichselthal südwärts bis Thorn und Bromberg und constatirte *) Schriften der physikal. Ökonom. Gesellschaft zu Königsberg, 1865 und Nachträge das. 1867 u. 1871. Abgekürzt in der Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Alfred Jentzsch, die Lagerung der diluvialen Nordseefauna etc. 547 darin folgende Arten: Ostrea edulis L., Cardium edule L., C. echina- tum L., Tellina solidula Pult., Corbula gibba Olivi (= nucleus Lam.), Mactra subtruncata Dac. Scrobicularia piperata Gmel. (Schum.); Venus virginea L., Cyprina islandica L., Nassa reticulatci L. sp., Cerithium lima Beug. (6'. reticulatum Dac. Lov.), Scalaria communis Lam., also eine reine Nordseefauna, und als Seltenheiten einige Exemplare von Süsswasserschnecken , nämlich Paludina diluviana Ivunth, Valvata piscinalis Müll, und V. macrostoma. Die allmählich fortschreitende Kartenaufnahme, sowie gelegent- liche Funde wiesen eine ähnliche Fauna in einem weiten Umkreise in Ost- und Westpreussen an sehr zahlreichen Punkten theils im Geschiebemergel, theils und hauptsächlich im Grand, bis zu einer Meereshöhe von 516Fuss (161,95 Meter) nach. An neuen Formen traten dadurch hauptsächlich hinzu Dreissena polymorpha , welche mit Valvata piscinalis , V. naticina Menke, Unio sp. und Paludina diluviana ganze Süsswasserschichten bei Elbing erfüllt, und Yoldia arctica Gray, welche gemeinsam mit Cyprina islandica L., Astarte borealis etc. den sehr merkwürdigen Yoldiathon am Frischen Haff zwischen Elbing und Tolkemit charakterisirt. Schon früher war marine Diluvialfauna in Holstein und Schles- wig nachgewiesen; sie fand sich weiter auf Rügen, Möen und Schonen, sowie ganz neuerdings bei Stade. Die übrigen Gegenden des norddeutschen Flachlandes, insbesondere bei Berlin, Halle und Leipzig zeigten bisher nur Süsswasserfauna. Während somit die horizontale Verbreitung der Fauna von Jahr zu Jahr mehr bekannt wurde, und die Fundorte allmählich sich häuften, ist über die Lagerung bisher wenig publicirt worden. Die wenigen Einzelprofile durften nicht ohne Weiteres verallge- meinert werden, da die Schichten des Diluviums oft schon auf geringe Entfernung einen völlig verschiedenen Anblick gewähren. So kam es, dass einmal diese Fauna als ursprünglich einem mehr oder minder geschiebefreien Unterdiluvium angehörig betrachtet, von anderer Seite1) z. B. die Austernbank von Blankenese bei Hamburg dem geschiebeführenden Oberdiluvium zugewiesen werden konnte. 1) Gottsche, Skizzen und Beiträge zur Geognosie Hamburgs. 187G, p. 15. 35* Alfred Jentzsch, die Lagerung 548 Die bisherigen Karten in 1 : 100 000 konnten zwar die Zuge- hörigkeit zum geschiebeführenden Unterdiluvium überall nachweisen, eine speciellere Schichtenfolge aber nicht erkennen lassen *). Die vom Verfasser im Sommer 1881 im Maassstab 1 : 25 000 bearbeitete Section Marienwerder bot zum ersten Male Gelegenheit, die Schichtenreihe, welcher die Meeresfauna angehört, eingehend klar zu stellen. Da hier zugleich der oben erwähnte erste Fund- punkt Westpreussens liegt, beansprucht sie auch aus diesem Grunde erhöhtes Interesse. Der alte Fundpunkt, den mir Herr Prof. Berendt authentisch bezeichnete, ist jetzt so ungünstig aufgedeckt, dass er nur mit Lebensgefahr ausgebeutet werden könnte. Es gelang mir, einige wenige Stücke zu erbeuten. Das zunächst liegende Gebäude ge- hört jetzt Frohwerck jun., nicht mehr, wie 1865, Frohwerck sen. Letzterer besitzt jetzt weiter südlich, am Ausgange einer grösseren Schlucht, ein Grundstück, hat behufs Ausbau desselben den Berg theilweise abgegraben und dadurch den gegenwärtig besten Auf- schluss derselben Concliylienschicht wiederum geschaffen. Auch hier liegen die Conchylien im echten typischen Geschiebe- mergel, die untersten 0,5 Meter desselben erfüllend. Es sind meist Bruchstücke, und alle Exemplare sind sehr weich und bröcklich; doch kommen auch ganze Schalen resp. Klappen vor, und hin und wieder finden sich noch Farbenspuren. Mau kann sich bei der Reichlichkeit des Vorkommens des Eindruckes nicht erwehren, dass das Material des Geschiebemergels sich vorwärts schob entweder über den Meeresgrund oder doch über eine muschelreiche Meeres- schicht; dass die Conchylien bald nach ihrem Absterben von thonigem Material umhüllt wurden, wird durch die Farbenspuren angedeutet. Die Basis des Geschiebemergels liegt 7 Meter über der Hofsohle, ca. 78 Fuss (24,48 Meter) über der Ostsee. Darunter folgt sandiger ') Die geologische Karte der Provinz Preussen giebt Fundorte für Diluvial- fauna auf den Sectionen Friedland, Heiligenbeil, Frauenburg, Wormditt, Dirschau und (besonders reichlich) Elbing an; vergl. auch die Uebersichtskarte des Weichsel- delta’s nebst Umgebung, in »Jentzsch, Geol. Bericht (Schriften d. physikal. ökon. Ges., 1880, Taf. I.)«. Dieselbe reicht südwärts bis zur Grenze des in Rede stehen- den Blattes Marienwerder. der diluvialen Nordseefauna bei Marienworder. 549 Grand bis zur Ilofsohle. Hier wurde am Fusse des Abhanges gebohrt; ich fand 0,5 Meter sandigen Abrutsch, 1,0 Meter thonigen Mergel; darunter 1,5 Meter groben Diluvialsand, der somit hier die tiefste bekannte Schicht des Diluviums darstellt. Der den Grand bedeckende Geschiebemergel zieht sich dem Abhang parallel abwärts (so dass der Grand eben nur künstlich aufgedeckt ist) und ist oberflächlich bis 0,8 Meter Tiefe schwach hiunos, daher sehr vorzüglich fruchtbar. Letztere Erscheinung entspricht dem schwarzen Höhenboden (Schwarzerde), welcher bei Mewe und in Cujawien weit ausgedehnter entwickelt ist. — Das Herabschleppen aber des Geschiebemergels ist eine an diluvialen Gehängen sehr allgemeine Lagerungsform, welche eben deshalb die Erkenntniss der wahren, ursprünglichen Lagerung und der Gliederung des Diluviums sehr erschwert; denn selbstredend ist dies Herab- schleppen erst secundär, bei und nach der Auswaschung der Thal- rinnen eingetreten. Der Geschiebemergel ist 1,5 Meter mächtig. Dass, wie schon 1865 Berendt vermuthete, derselbe dem Unterdiluvium angehört, wird durch das Folgende auf das Bestimmteste bestätigt: Zunächst sieht man darüber 1 Meter mächtig, unmittelbar auflagernd, ge- schichteten Thonmergel (sogenannten Bänderthon). An einer Stelle sieht man darüber noch 3 Meter eines sichtlich gerutschten Thones mit deutlichster Breccienstructur. Etwa 1 Meter höher steht Thon- mergel an; derselbe lässt sich noch 2 Meter höher (also bis ca. 3 Meter über der Thonbreccie) im Boden verfolgen-, bis 20 Meter landeinwärts, wo echter Thon überlagert wird durch 2 Meter dilu- vialen Grand mit Stücken mariner Concliylien. Letzterer ist keines- wegs eine aus dem Berggehänge zu Tage tretende Schicht, sondern eine Auflagerung. — Wie durch ein Bohrloch constatirt wurde, tritt der Thon unter derselben weiter landeinwärts alsbald wieder zu Tage, und auch im Streichen des Gehänges verschwindet der Grand in geringer Entfernung. Thon, mit geringer Lehmbedeckung, bildet das höhere, ziemlich flache Gehänge, bis in ca. 140 Fuss (44 Meter) Höhe sich sandiger Grand darauf legt, der durch Grube und Bohr- loch 4,2 Meter mächtig erschlossen wurde. Darüber liegt thoniger Lehmmergel, der weiter westlich direct über den Thon sich her- 550 Alfred Jentzsch, die Lagerung unterzieht, so dass, wie durch Bohrungen und natürliche Auf- schlüsse sich ersucht, der Grand sich zwischen Thon und Diluvial- mergel auskeilt, wie dies das Profil LM auf der beigegebenen Tafel darstellt. Die zwei oberen Reihen dieser Profile sind Querprofile des Weichselthalgehänges der Section Marienwerder (Gradabtheilung 33, No. 16 der geologischen Specialkarte in 1 : 25 000). Jedes Profil stellt einen ungefähr W. — O. streichenden Verticalschnitt dar, und alle sind in ihrer natürlichen Reihenfolge so aneinandergereiht, dass AB das nördlichste, 112 das südlichste Profil der Section darstellt. Als Maassstab wurde 1 : 2500 für die Längen, 1 : 1000 für die Höhen gewählt. Die eingeschriebenen Zahlen bezeichnen die Nummern der Handbohrlöcher, über welche auf der Bohrkarte und im Bohrregister das Nähere einzusehen ist. Der jetzt 1 10 Fuss (34,52 Meter) hoch liegende Grand erscheint nunmehr als ein abgetrenntes Bruchstück des bei 140 Fuss (44 Meter) anstehenden. Wir müssen annehmen, dass eine zusammenhängende grosse Scholle allmählich tiefer gesunken ist. So erklärt sich auch die Breccienstructur des Thones weiter unten; es zeigt sich, dass die Mächtigkeit des Thones nicht seiner Verbreitung von 82 bis 140 Fuss (25,74 — 44Meter) entspricht, also nicht 58 Fuss (18, 2Meter), sondern sehr viel weniger beträgt, wie dies auch aus andern Profilen der Gegend hervorgeht. Es hat geradezu den Anschein, als sei an einem steil ausgenagten, hohen Absturz ein allmähliches staffelartiges Herabrutschen entlang mehrerer, in ihrem Streichen der Oberfläche entsprechender Verwerfungsklüfte erfolgt. Dadurch wird auch die ursprüngliche Flöhe des die Sohle des Geschiebemergels bezeichnen- den Muschel' agers weit beträchtlicher, etwa 1 30 Fuss (40,8 Meter). 214 Schritt östlich von Bohrloch B. 111, No. 54 liegt No. 60, auf der Grenze der Feldmark. Von hier nach Süd abwärts zur Schlucht wurde das Profil NO durch 7 Handbohrung;en ermittelt. Oben liegt 1,5 Meter Geschiebemergel über Sand; kaum 0,3 Meter tiefer, 1 Meter südlich von No. 60, geht dieser Sand zu Tage aus; darunter folgt 3,2 Meter unter der Oberkante wieder Geschiebe- mergel; es folgt ein theilweise verrutschter Wechsel von Sand und Geschiebemergel, schliesslich 15 Meter unter No. 60 Thonmergel der diluvialen Nordseefauna bei Marienwerder. 551 und 3 Meter tiefer tlioniger Lehmmergel. Die Oberkante der Thon- schicht liegt hier etwa bei 145 Fuss (45,5 Meter) Meereshöhe. Weiter westlich, an demselben Gehänge der Schlucht, vom Burgwall abwärts , wurde das Profil P Q abgebohrt (Bohrloch B. III, No. 37 — 52). Oben liegt Lehmmergel; 8 Meter unter der Oberkante wird Sand erbohrt, der im Wesentlichen das tiefere Ge- hänge zusammensetzt. Etwa 23 Meter unter der Oberkante ]iepq p ü (Q 02 o O ^ ^ .«st= ß _ g •3 cs q _® g "t« ""P ß >—■ 3 ! '§ l£§ fT) "o PQ 'S ® o p o $ j g a ® g S £ g ß <ü & P0W £ Ö ® * p-T_ri . Ol 02 _±, rÖ t-H I CÖ 02 = d1« | 3^2® = -s d fvj H r-> S ’T W Ph hU O t • Ph £ ®Ü3 o S O) .H ,£3 h ■ 2 üm © 02 w — i ö P •g '•% EP o £ g -g co cc R TR tH I O co 5 TS fl cd 02 o o t— H - © CO p> ^ o ri£ -CO CO CD ‘Sh 9 £\2 P-g (D PR 6o s o l!: a -Ö © .{= pr ,ir^- s ^ ^ •q3 ;fl fl S> fl jO.SH' M S ^ cd _cd P ^ bc P (D 2h ^ S G I £ P P2 WiS R fl Ö • ' _ 5ö aj r® bC H fl fl fl 'öS N ,S ÖD u o g fl -p -p g-o ffl fl © +3 CO a § T5 ^ fl bß o t5 fl o o 586 Jentzsch, ein Tiefbohrloch in Königsberg. bß fl fl a o PQ o 2 3 CO lo o ^fl fl 9 ^ Pfl cö bß = CD • *■+-< fl > ^ a s O CÖ CD o eö bß m a-| Hr§ , IO cä § J N g $ w rc -ri bc g;g fl CD gp fl ^ *DJ 0> O bß’"“ J?st :fl O r - A4 B .9 -2 .5 ® ■% 3 ^ ; x S"2 ,„ bßjj 'S S ® .§ P :Q • or> CD CD -£ fl bß U fl A1 r - CD fl t»P m < k> - liä 5b CO +3 ^ = 11 Oh O '§ . — I 03 -^4 [_i bß £ O ^fl a CO pO :£> i a- 1 ® - s Cb =fl N £,(5 ^ >&*$ §s n Jbj r^P P fl ir o O O fl fl — ^ ‘S ^ fl •3 'tvfli; fl o JP bD s ^ -p fl » 2 fl fl bß c •- < ’o a . C3 O' ü rw « dg fl fl ’fl fl r} i " a„3 J <£> fl 4* o ' g sw^fa a 3 . °o g § 2 a 3, i£ j3 g TS '»rö d O , bo Z cfl w ’fl fl o a +-> PP £ ^ r2fl cs ^ fl M Sp 3Q-S fl 'S S Ö g ^rg .O 4> g fl “ ® .. H &ß:g fl Ü3 Sh ® fl> 2 !2 h ^J1 fl ® &P..TS fl ! ^ ^a > .aa o : a m' g '® _ -ö afl aa fl a.o«3 •g ’fl a> ^ "o fl 3 -cm ®2- g fl -fl p a4 s: 5| §S bß t> fl - ö 3 g Oi 42 i *A I p O GO l> P :P bßnö .£ P*H co bD Cb 588 Alfred Jentzsch, ein Tiefbohrloch in Königsberg. bß a fl CQ 03 © CO r—$ CO ^ A Jh A O bß Jh fl Qh A ■fl fl 2 fl 03 » © n ■ij -rr • fl H fl fl fl 03 ^ Jq — CQ '- M 2 A <13 A fl r2 -fl D3 ü rfl .2 Ü "ö> fl o -2 CO ^ r— -4-3 CO D N a O c3«5< 03 ü 03 J2 ^ bß O fl •fl O CD - fl Sh rÖ * Sh -4-3 ••O CD A4 bßO .3 Tfffl ' 03 fl .-fl ^ fl fl co >- ; fl < o ; > u » fl > 03 : -fl • c o tos; H -fl ! a-g p fl *n xn ~ «3 bßO bß 03 ö ^ ,'s J-S § ° q-1 :-e3'F.°; a S c « <5 bß ® 3 O -3 fl 03 ^ a • S ß ■ßSt£ 's ft | S -fl So-PPh mS'S s° ■h hC+h fl HtH C ö 03 fl HH SB'-Ofe.-s p D g ® B o 8 B fl D'SSfl lg | d ? o 'J-fl A ^ '2 -g £ s bßcow fl i fl -fl D fl co S OT5 § fl ca A fl 'S fl a 2 a »-§ -»'s -s ® ® '$ bß g ®^fl"fl fln -tt o “ 4J H O ^ 2- Va *fl bXD ^ .ö . bß OQ II fl O Vß ^fli fl ^ '"Ö ’fl fl •Hg© CD ^ CO fl _, fl W "3 g c3 o CD £ ^ -^» Jfl CÖ Ö M " ’ <3 fl fl M 2S fl ?j‘© O C-* K> '3 CO ö § 00 P> rfl ‘ 3 2 ) fl , ^© ? fl o : M © > ^ > i : öd .2 fl k M 0) ^ * r-1 w> © ce o e <+h > :fl IÖS A *öb M «S <1 £ ü) <3? H © CS3 fl ^ ^ .-fl fl ^ :fl O . 5h fl ^ ' © © sSlaj ° o 8 tz © ^ £*a .2 ^ TJ bp , CD fl ^ {> O . A-i m m i- -> rfl J_| co § £ <*> 'S *“ a 3 -J=l £ rQ S i » a 5 fi __C/2 ^ (D _2J -g "o ’S bc o e '-I - r"*

® © 3i5 w.s ^P ^ CD Ü CD 03 £ M fl nd o o o -S ^ .2 ® ® ^ oT3 ^ -fl £>’§ § ä H Sh fl P ® 0> P ® • fl P CD K> t, ^ P ^ g 2 o «o "9 Cß :fl 1 CD tt O -fl m p Pp a o o u 5-h CD P cö o Sö O o (H fl .fl o CD cß > Sh P P M.g'u £ N -fl äü 03 ' M p CßP O cß p 3 — O S“1 eff bß aß cß *« p »o o rJH O W KO o a CO CO o ^ fl p s_4 -g "3 K ,W ^ tv; o P CO fl cs <® £ 'S ® M > jj 'S 5 o -ü S" P-, g :SCC , BS J ß ® O © © ^ >>■ bß^d rt © o -fl s fl fl kx* co SH.rt -fl © ,© +3 £-rJ -fl c © 3 c/2 53 © £ © co ;fl fln rÖ fl Jij fe g J3 H_t3 5-?ü c 'S £ i— ( ® -sww “ « t, 43 g ’s £ © © d d -fl fl - bß S'-e s| WS c w Bi bß bß © l H bß - © © - bß ns i s Kl G W 'S "g -3 0 c <*> S ^d gg r— l © d ^ §o -4-3 , fl © © ■’Ö S fl «8 s 2^ a ^ d 1 „g fl • •- _kjJ ^© ^ £ S ^ C? c © N e :d _q «fl W 2 -fl - © - - ■ '© © ^ > N13 ©.^ SS 0,3 © fl Q-I co d © fl c © bß © *53 > s a “ > O 5 c$ CO © fl S ’bßW fl p g s — ' -fl .p- © s« cä © -opq . X! ® -X 2 -53 © rfl T3 fl fl :d d '© o bß_^j wmg I co -fl ^ CÖ fl © © ”© .fl • bß'© © j'0 5 bc ^ i S | g giä i 3 s I ub /— | «3 O I— I S ;öag ; c © ^ 'S — P r \o © S fl 1 ns fl Ai.frkd Jhntzsci-i, ein Tiofbolxrloeh in Königsberg. 593 CO r-< bß'o H ' CTi „ fl ri © CD ~x £ • ^ Co' o H .§ © £.3 00 o i S I I ^0 o ^ h W § vO ’-fl CS3 r> ad „r"© *.CÖ ® A^ s rs ö " © A —• nd COM Pfl o co tH' - SP "fl '3 a^ S A o ^ o T* fl c» fl CO -fl 'Ti 'O ° fl fl o fl -fl nd fl g r ® ö rfl SO W A4 00^ 38 594 Alfred Jentzsch, ein Tiefbohrloch in Königsberg. Die durchbohrten Schichten der Kreideformation sind durchweg der Mukronatenkreide zuzurechnen. Die schon früher festgestellte Thatsache, dass Feuerstein und die verschiedenen Abstufungen der als »harte Kreide« bekannten Diluvialgeschiebe kieselige Con- cretionen innerhalb der weissen Kreide und der verschiedenen Abstufungen glaultonitischen Kreidemergels bilden, — diese That- sache kann durch vorliegendes Profil nur aufs Neue bestätigt werden. Ebenso wird aufs Neue dargethan, dass in Ostpreussen weisse Kreide mit Feuerstein durch 24 Meter mächtigen Grünsand- mergel mit Belemniten überlagert wird. N a c h s c h r i ft. Von dem aus 71 — 94 Meter Tiefe aufsteigenden Wasser wurde nach dreitägigem Abpumpen eine Probe entnommen und durch Herrn Corpsstabs-Apotheker Peise analysirt. Nach gütiger Mittheilung des Herrn Generalarztes Dr. Loewer ergab die Analyse in 100000 Theilen: 2,01 sogenannte organische Substanz (äquivalent 0,402 Kalium- permanganat) und 1,065 Chlor; dagegen fehlen Schwefelsäure und alle Stickstoffverbindungen (Ammoniak, salpetrige Säure, Salpeter- säure). Die absolute Härte nach Clark beträgt 7,8 Grad. Das Wasser erwies sich als klar, färb- und geruchlos und von reinem Geschmack. Hiernach ist das Wasser eines der besten Trinkwässer Königsbergs. Der geringe Gehalt an organischer Substanz war O O O O O vorauszusehen. Hervorzuheben ist dagegen die äusserst unbedeu- tende Menge Chlor, da anderwärts1) die Kreide Ost- und West- preussens, sowie anderer Provinzen mehrfach salzhaltige Wässer hervortreten lässt. x) Jentzsch, der Untergrund des norddeutschen Flachlandes. Schriften der physikalisch -ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, 1881, p. 50. Die Steinkohlen - führenden Schichten hei Ballenstedt am nördlichen Harzrande. Von Herrn Ch. E. Weiss in Berlin. Zu den Randbildungen des Harzes gehören als älteste Glieder das Rothliegende und gewisse kohleführenden Schichten, welche sowohl am Süd- als am Nordrande, auftreten. Diese letzteren, deren wichtigstes Vorkommen das bei llefeld ist, sind früher all- gemein als zur Steinkohlenformation gehörig betrachtet, später aber bei Erscheinen der ersten Lieferung der geologischen Special- karte von Preussen als unterstes Glied zum Rothliegenden gezogen worden und es entsteht die Frage, wie man die Stellung dieser Schichten und der ähnlichen bei Grillenberg (Blatt Wippra) am Südrande und bei Meisdorf und Opperode bei Ballenstedt am Nordrande zu deuten habe. Auf diese 3 Punkte beschränkt sich das Vorkommen von Steinkohle - führenden Schichten am Harz. Was llefeld anbelangt, so hatten F. A. Römer (Beitr. zur Kenntniss des nordwestl. Harzgebirges, IV. Abth., 1860) und dann Geinitz (Steinkohlen Deutschlands u. a. Länder, I. Bd., 1865, S. 104) die dort Vorgefundene Flora näher bestimmt. Der letztere Autor gelangt zu einem Verzeichnisse von 47 Pflanzenarten wie folgt : Calcimites Suckowi , cannaeformis , approximatus; Annularia longifolia , sphenopliylloides , microphylla Röm. ; Sphenophyllum emar- ginatum , saxifragaefolium , oblongifolium ; Sphenopteris artemisiae- folia St., cristata Brg., integra Germ.; Schizopteris Gutbieriana ; Neuropteris auriculata , gigantea , Loshi , heterophyUa, mirabüis Rost., Regina Röm., densifolia Röm. ; Cyclopteris trichomanoides, flabellata , 38* 596 Ch.E. Weiss, die Steinkohlen -führenden Schichten obovata Rom.; Dictyopteris Brongniarti; Odontopteris hercynica Röm., Schütz ei Röm.; Cyatheites dentatus, abbreciatus, Miltoni , argutus Brg., arborescens, Candolleanus, oreopteroides-, Alethopteris aquilina, pteroides, Pseudo- Buckland i^ longifolia Presl sp. ; Selaginites Erd- manni, Sigillaria Presliana Röm. (= Sigillaria Brardi var. approxi- mata Sterzel), carinata Röm., subsulcata Röm., distans Gein. ; Cordnites principalis , Nöggerathia B einer tiana , crassa und sulcata Röm. — Dieses Verzeichniss konnte an der Ueberzeugnng, dass die Schichten zur Steinkohlenformation zu stellen seien, nichts ändern, und es wurde die Flora auch in der That besonders mit jener von Wettin verglichen. Es waren wesentlich geologische Gründe, welche bei der Kartirung der Gegend von Ilefeld die kohleführenden Schichten zum Rothliegenden zu bringen bewogen haben. Denn, da sie einen nur unbedeutenden Schichtentheil an der Basis eines mächtig o entwickelten Rothliegenden bilden, so erscheint die Einreihung in das Letztere als etwas sehr Naturgemässes. Die Lagerung ergiebt mit Noth wendigkeit, dass, falls man sie nicht in das Rothliegende klassificirt, sie nur dem allerobersten Theile der Steinkohlen- formation zugezählt werden können. — In neuester Zeit nun, wo die Aufmerksamkeit sich mehrfach den an der Grenze von Steinkohlenformation und Rothliegendem befindlichen Schichten zugewendet hat, hat sich auch gleichzeitig ein so inniges Inein- andergreifen der Floren herausgestellt, dass beide sogenannten Formationen durch Milchfloren verbunden werden und man die einmal in die Wissenschaft eingeführte Grenze nur durch den mehr oder weniger nach irgend einer Seite hin sich neigenden Charakter der Flora palaeontologisch festsetzen kann. - — Was aber die Flora von Ilefeld angeht, so würde eine erneute Revision derselben, bei der grossen Aehnlichkeit so mancher der carbonischen und permischen Pflanzen, danach möglicher Weise eine grössere Uebereinstimmung mit rothliegenden Floren ergeben, als es augen- blicklich scheint, und eine solche erneute Untersuchung wäre von Interesse. Nach eigenen Funden kann ich der obigen Flora das O O Vorkommen von Walchia piniforniis hinzufügen. bei Ballenstedt am nördlichen Harzrande. 597 Bei der geologischen Aufnahme der Gegend von Grillenberg bestätigte sich die Aehnlichkeit mit den Schichten bei Ilefeld durch das Vorkommen von Stiymaria ficoides in den alten Halden der dortigen Kohlenbauversuche, sowie von Neicropteris flexuosa, angustifolia , aur iculata Gein. , einer Cyclopteris , Dicty- opteris cf. neuropteroides , Pecopteris pteroides, cf. C al- lipteridium connatum Röm. sp., Cordaites borassifolius u. a. in rothen etwas sandigen Sehieferthonen an der Strasse nach Wippra, zwischen Thonschiefercougloinerat, das unmittelbar auf Thonschiefer liegt. Beide Stellen liegen ganz an der Basis des Mansfelder Roth- liegenden. Die Zusammensetzung der Schichten ist nicht die gleiche wie bei Ilefeld, wie ja auch das liotli liegende hier petro- graphisch recht verschieden ist. Allein hierauf ist ein Werth bei der Bestimmung des Alters der Schichten nicht zu legen, da wir es dabei mit Formationen zu thun haben, welche je nach den Ge- bieten sehr veränderlich erscheinen. Das Mansfelder Roth liegende zieht um die südöstliche Spitze des Harzes herum bis in die Gegend von Ballenstedt, wo be- sonders noch grobe Quarzitconglomerate mit wohlgerundeten, an der Oberfläche roth gefärbten Quarzitgeröllen die gleiche Be- schaffenheit wie im Mansfeldischen zeigen. Kohlenführende Schichten treten auch hier wieder an der Basis des Rothliegenden auf und haben bei Meisdorf (Blatt Pans- felde) und bei Opperode (Blatt Ballenstedt) früher zu Bergbau Anlass gegeben. Diese gliedern sich nach den Angaben von Hoffmann (s. Text zu Blatt Pansfelde) so, dass zuunterst die unteren Conglomerate, den obigen Quarziteonglomeraten (früher Hornquarz - Conglomerate) täuschend ähnlich und nach unten in rothe, feinkörnige Sandsteine und Schieferletten übergehend, auf- treten. Darauf folgt eine bis zu 48 Meter starke Zone von Schiefern mit dem Koh lenflötze, dieses 5 — 8 Decimeter mächtig, Schieferkohle mit 8 — 10 Ceutimeter Schiefermittel und hierüber die Dachschale d. i. bis 1 Meter mächtiger Brandschiefer, zuweilen mit schwarzem hornsteinähnlichen Gestein nebst unreinem Kalk- stein. Auf diesen lagern 4,2 — 10,5 Meter mächtige Schiefer- 598 Ch. E. Weiss, die Steinkohlen - führenden Schichten thone, welche an Pflanzen- Abdrücken reich sind, bedeckt von einer 2 Meter starken Bank Kohlensandstein. Nach oben schliessen bläulichgraue und rothe Schieferthone nebst feinkörnigem, glimmerigen Sandstein diese Zone ab. Obere Conglomerate auf ihr ähneln den nur etwas grobstückigeren Quarzitconglomeraten sehr. Bei Opperode fallen die Schichten N. und NO. unter 15 bis 20°. Die hangenden Schieferthone des Kohlenflötzes sind für die palaeontologische Untersuchung die wichtigen Schichten, da aus ihnen die Reste herrühren, welche theils einige Angaben in der Literatur veranlasst haben, theils auch noch in alten Sammlungen aufbewahrt werden. Leider sind namentlich die Handstücke, welche bis jetzt dem Verfasser zugänglich waren, sehr spärlich geblieben und beschränken sich auf einige Stücke der Halleschen Universi- tätssammlung (von meinem Freunde Prof. C. VON Fritsch ge- liehen) von Meisdorf und mehrere andere der SciiLOTHEiMschen Sammlung in der Universität zu Berlin (von Geh. Rath Beyrich zur Benutzung gegeben) von Opperode. Erstere, von Meisdorf, zeigen die Abdrücke in grauem Schieferthon, der nur einmal etwas röth- lich ist und wovon mehrere Exemplare auch Anthracosien führen. Letztere, von Opperode, sind sämmtlich ziemlich dunkel graurother, fast violetter, etwas glänzender, krummflächiger Schieferthon. Was sich an bestimmbaren Resten vorfand, ist Folgendes. A. Von Meisdorf: 1) Sphenopteris erosa Morris (Brongniart in: Mür- chison, Verneuil et Keyserling, geologie de la Russie d’Europe vol. II, p. 8, Taf. C, Fig. 3a und b). Zwei Stücke, deren Ab- drücke der citirten Art, besonders Fig. 3b, so ähnlich sind, dass trotz Unvollständigkeit der russischen Exemplare an der Identität nicht wohl zu zweifeln ist. Hierbei muss jedoch die GüTBiER sche Art (Verst. d. Rothl. Taf. VIII, Fig. 8) ausgeschieden bleiben, welche nur in ganz schlecht erhaltenen Fiedern, wo fast nur die Nervation hinterlassen ist, nicht aber in solchen, die die Umrisse zeigen, Aehnlichkeit mit der russischen zeigt. Ausser Sph. erosa Hesse sich höchstens Sphenopteris hymenophylloides Weiss aus dem Rothl iegenden von Wünschendorf in Betracht ziehen, bei Ballenstedt am nördlichen Harzrande. 599 allein die kleineren Blättchen, die echt fiederspaltigen Fiederchen mit viel kürzeren Lappen unterscheiden erosa von der letzteren Art. — Die Halleschen Exemplare sind mit beigefügten Zetteln und der Bezeichnung Sphenopteris artemisiaef olia versehen, worauf wohl gewisse Angaben in der Literatur zurückzuführen sind; indessen ist die Fiedertheilung viel zu fortgeschritten, die Blättchen und Zipfel zu schmal, als dass man diese Art für ident halten dürfte. 2) Mehrere Exemplare vom Typus der Sphenopteris ger- manica Weiss (Flora von Wünscheudorf Taf. I, Gütbier’s Sphen. dichotoma 1. c. Taf. VIII, Fig. 7), jedoch allerdings kleiner und zartei’, gleichwohl im klebrigen jener durchaus entsprechend, daher nur als Varietät zu betrachten. 3) Callipteris catadroma Weiss (Flora d. jüngst. Stk. u. d. Rothl. im Saar-Itheingebiete Taf. IV u. V, Fig. 4, sowie Zeit- schrift d. Deutsch, geol. Ges. 1870, Taf. XX, Fig. 3) s. Holz- schnitt Fig. 1. Abweichend nur durch ein vollständig abgeson- dertes, schmales, abgerundetes Oehrchen am Grunde des Fiederchens statt jenes halb herzförmigen Lappens in den älteren Figuren. Es ist offenbar ein etwas tiefer stehendes Fiederstück, während jenes aus dem Saar-Ilheingebiete der Spitze einer Fieder angehörte. Fiederchen oblong, gegen den Grund zusammengezogen und darin die Callipteris- Nervation bis auf sehr wenige (einen?) neben dem Hauptnerven aus der Spindel entspringende Seitennerven reducirt, daher Sphenopteris- artig; Rand gekerbt bis wellig, Seitennerven vorzugsweise in die Kerben verlaufend. Diese Art ist als ein Glied einer Reihe von Formen zu betrachten, welche mit C allipteris conferta subsp. obliqua Göpp. beginnt, durch sich einstellende Kerbung des Randes sich weiter verändert (wozu dann Hymenophyllites semialatus Gein. gehört), endlich durch allmähliche Absonderung eines Oelir- chens am äusseren unteren Ende des Fiederchens vermittelst einer Anzahl noch unbeschriebener Varietäten oder Subspecies bis zu Sphenopteris Naumanni Gutb. fortsetzt, die Sterzel bereits zu C allipteris stellt. Nur der Einreihung von Sphenopteris erosa Morris nach Sterzel (Palaeontol. Charakter d. oberen Steinkohlenform. u. d. 600 Ch. E. Wkiss, die Steinkohlen - führenden Schlichter Rotlilieg. im erzgebirgischen Becken, VII. Ber. d. Naturwiss. Ges. zu Chemnitz 1881, S. 103) kann ich, wenn unter ihr auch die russische Art verstanden sein soll, nach meinem Materiale nicht zustimmen, da diese fast parallele Nerven, schmale Fiederclien und kein Oelirchen (nach Bjrongniakt und in den Harzer Stücken) hat. 4) Sphenopteris Losseni n. sp. Das hier abgebildete Stück Hesse sich an Gütbiers Sphenop teris Naumanni (Rothl. in Sachsen Taf. VIII, Fig. 6) anreihen, ist aber in seinen Theilen viel grösser, breiter, dabei zarter, mit geflügelter Spindel versehen, auch die Fiederclien schiefer gestellt. Dagegen haben diese letzteren denselben oblongen Umriss, sind theils einfach, tlieils doppelt ein- gekerbt, die ersten Einschnitte tiefer, am Grunde ein unvollkommen abgesondertes Oelirchen wie bei Naumanni , die Zipfel sämmtlich stumpf abgerundet. Blattmasse in die geflügelte Spindel (bis 3 Millimeter breit) herablaufend. Mittelnerv der Fiederclien massig stark, nach oben und unten schwächer, am unteren Ende umge- bogen und spitz in die Spindel verlaufend wie bei Callipteris conferta. Seitennerven meist in die Einkerbungen verlaufend, spitz, dünn; ausserdem die Oberfläche zwischen ihnen parallel sein- fein gestreift. Wie angedeutet, ist die Beziehung zu Sph. Nau- Fig. 2. Sphenopteris Losseni. bei Ballenstedt am nördlichen Harzrande. 601 via uni zwar offenbar, aber der Habitus und gewisse Merkmale in der Weise der früher gebräuchlichen Gattung 11 y me nophyllites. Es würde ein sehr weit sich entfernendes Glied sein, wollte man S'ph. Losseni in die oben angedeutete Reihe von C allipteris obliqua zu Naumanni mit einstellen. B. Von 0 p p e r o d e : 5) S igillaria Brardi Brongn., von Schlotheim als Pal- macites quadrangulatus bezeichnet. Ein Stück, das die mehr subquadratischen Blattnarben, wenn auch schlecht erhalten, erkennen lässt, ausserdem wellige Streifung unter der Rinde. 6) Sigillarienblätter von der bekannten langlinealen Form, 3 nervig, bis 4 Millimeter breit. 7) Schuppen wohl von Sigillario strobus , verschiedener Grösse, breit lanzettlich, mit Spur der Pfeilform an der Basis, nicht ganz vollständig. 8) Aster opliyllites equisetiformis , auf mehreren Stücken sehr deutlich. 9) Spitze einer M acrostachy a mit dichten, dachziegelförmig sich deckenden Bracteen, deutlich quergegliedert, schmaler als carinata zu sein pflegt. 10) Pecopteris arbor escens in mehreren Exemplaren, dar- unter ein recht gut fructificirendes, mit je 6 Sori auf jeder Seite neben dem Mittelnerv eines Fiederchens. Die Mitte der Sori ist durch eine Vertiefung markirt und bisweilen gehen hiervon Spuren radialer Linien aus wie bei Asterocarpus. 11) Sphenopteris germanica wie von Meisdorf, aber weit kräftiger und der Figur von Sph. dichotoma bei Gutbier mehr entsprechend, nicht vollständig. (Sph. dichotoma Gütb. — Sph. germanica Weiss.) Wie bemerkt, existiren Angaben über die Flora von Meisdorf und Opperode, so von Römer (1. c.) und Giebel (nach Römer), nämlich folgende : Sphenopteris artemisiaefolia (auch bei Ilefeld nach Römer); Neuropteris auriculata (Meisdorf), heterophylla (desgl.); Pecopteris Pluckeneti (Opperode und Ilefeld), abbre- viata (Meisdorf), oreopteridia (Meisdorf). 602 Ch.E. Weiss, die Steinkohlen- führenden Schichten Die ersten 4 Arten dieser älteren Angaben scheinen der Be- stätigung zu bedürfen, da sie mit anderen leichter verwechselbar sind. Es wurde schon angedeutet, dass Sphen. artemisiaefolia der Sph. erosa entsprochen haben kann, und so könnte auch vielleicht die Angabe von Pecopteris Pluckeneti auf Sphenopt. germanica (oben No. 11) zu beziehen sein. Bei der Beurtheilung der geologischen Stellung der Schichten, welche die vorstehenden Pflanzenreste enthalten, müssen wir für jetzt diese letzterwähnten Bestimmungen ausser Betracht lassen. Unter den übrigen befinden sich solche, welche sowohl in der oberen Steinkohlenformation als im Rothliegenden bekannt sind, andere, welche nur im Rothliegenden gefunden wurden und nur die Sigillarienblätter und die etwas fraglichen Zapfenschuppen von Sigillaria , auch den Macrostachyenrest kennt man im Rothliegenden nicht, wiewohl bei dem Vorkommen von Sigillaria B rar cli im Rothliegenden auch dasjenige von Sigillarienbl ättern und -Schuppen nicht verwundern darf. Dann bliebe nur Macrostacliya als das übrig, was bisher dem Rothliegenden fremd war. Danach stellt sich das Vorkommen der bei Ballenstedt gefundenen Arten wie folgt: bekannt in Sigillaria Brardi Sigillarienblätter Sigillariostrobus Aster ophyllites equis eti fo r mi s Macr o stachy a sp Pecopteris arbor escens P. abbreviata P. oreopteridia Sphenopteris germanica . . . . Sph. erosa Sph. Losseni C allipteris catadr oma oberer Steink.-Form. und Rothl. » » » » y> ? ? » » y> » » » » » » » » » » » Mehr Gewicht als auf das Ueberwiegen der rothliegenden Formen in dieser kleinen Tabelle über die carbonischen ist auf bei Ballenstedt am nördlichen Harzrande. 603 die Arten selbst zu legen und hierbei ist das Auftreten so aus- gesprochener Formen wie Sphenopteris erosa , C allipteris catadroma und überhaupt solcher, die sich einerseits an C al- lipteris conferta , andererseits an Sphenopteris N aumanni anlehnen, ganz besonders zur Geltung zu bringen. Ihnen nach würde man die Schichten von Ballenstedt nicht der Steinkohlenformation, sondern wirklich dem Rothlie- genden zutheilen zu müssen schliessen, und diesem Entscheide würde die geologische Entwickelung der Gesteine durchaus nicht widersprechen. Ein Vergleich der Pflanzenreste von Ballenstedt mit jenen von Ilefeld und Grillenberg ergiebt das bemerkenswerthe Resultat, dass nur wenige Arten von Bedeutung hier wie dort gefunden wurden, wie Sigillaria Brardi etc., überhaupt solche, die beiden Formationen gemeinsam sind. Dagegen macht die Flora von Ile- feld nebst den wenigen Formen von Grillenberg sehr den Ein- druck einer Steinkohlenflora, nämlich der Ottweiler Schichten. Daher erscheint die Verschiedenheit der Floren zwischen dem Sücl- und Nordrande des Harzes grösser, als dass man dies blos auf Rech- nung localer Verhältnisse setzen dürfte. Schon ein geringer Unter- schied im Alter muss hier bedeutendere Verschiedenheiten erwarten lassen, da die Grenze für die Schichten der eigentlichen Stein- kohlenformation gewiss dicht über den kohleführenden von Ilefeld zu suchen ist. Man hat aus naheliegenden Gründen die Steinkohle des Süd- wie des Nordrandes für gleichaltrig angenommen. Dies bestätigt sich gegenwärtig insofern aber nicht, als die Flora von Ballenstedt jünger zu sein scheint, mithin auch die Kohlenschichten durch sie höher gerückt werden. Noch einmal mag darauf hingedeutet werden, dass eine Re- vision aller dieser Floren, besonders aber der von Ilefeld, erst sicher die Grösse der Verschiedenheit, welche jetzt beträchtlich hervortritt, wird beurtheilen lassen. Briefliche M ittlieilung. Herr H. I Bücking an Herrn W. IIaucjiecorne. Ueber basaltische Gesteine der nördlichen Rhön. Kiel, den 23. Juli 1882. Die l Untersuchung der von Herrn von Könen mir gütigst überlassenen Handstücke und Dünnschliffe von basaltischen Gesteinen aus dem von ihm geologisch bearbeiteten Gebiete in der nördlichen Rhön ist zwar noch nicht vollständig abgeschlossen, hat aber doch bereits Resultate er- geben, die ganz kurz schon jetzt mitzutheilen von Interesse ist, zumal über die Rhöngesteine noch so wenig zuverlässige Angaben aus neuerer Zeit existiren. Bezüglich der Nomenclatur schliesse ich mich hierbei den Ausführungen an, welche ich in dem Jahrbuche der Preuss. geologischen Landesanstalt für 1880, S. 149 f., gegeben habe. Wie zu erwarten war, besitzen die Tephrite (Nephelintephrite) eine weitere Verbreitung in der Rhön. An die bereits beschriebenen Vorkommnisse vom Kirschberg und vom Kleienberg bei Rasdorf, sowie nördlich von Leimbach bei Eiterfeld (vergl. Jahrb. d. geol. Landesanst. 1880, S. 159 f.) schliessen sich an: der Tephrit vom Rückersberg bei Hünteld, ferner die Tephrite vom Wieselsberg nordöstlich von Rosbach bei Hünfeld1), von denen eine plagioklasreiche und eine plagioklasarme Varietät unterschieden werden kann, der Tephrit vom Stoppelsberg bei Neukirchen (Steinbruch und Burg Hauneck), die Tephrite von der Burg Landeck und vom Löhehen bei Schenklengsfeld, und der Tephrit vom Schorn, ’/ä Meile nordwestlich von Dermbach. Ueber die anderen basaltischen Gesteine zu überwiegen scheinen die Basanite (Nephelinbasanite). Ausser dem früher (a. a. O. S. 166 f.) be- schriebenen Basamt vom Hundskopf bei Salzungen wurden noch Gesteine *) Im Jahrb. d. geol. Landesanst. für 1880, S. 152, ist dieser Tephrit irrthümlich als Phonolitk bezeichnet worden. II. Bücking, Briefliche Mittlieilnng. 605 von folgenden Fundorten als Basanit bestimmt: 1) vom Appelsberg- bei Hünfeld, 2) von einer Stelle zwischen Wieselsberg und Appelsberg, 3) vom westlichen Abhang des Appelsberges, oberhalb der Gegenhauk bei Kirchhasel, 4) vom Schenkelsberg bei Hünfeld, 5) vom Hübelsberg bei Rasdorf (plagioklasreich), 6) vom Bühlchen und 7) vom kleinen Biihlchen nordwestlich von Oberbreitzbach , 8) vom Trumbachsköpfchen (Hornblende -führend) und 9) vom Pfaffenstrauch bei Schenklengsfeld, 10) vom Forsthaus Leibolz bei Eiterfeld, 11) von der Winterliede zwischen Steinbach und Burghaun, 12) von einer Kuppe südlich von Rotenkirchen, 13) von der Lieshauk bei Mannsbach, 14) von der Nord- seite des Helleberges bei Rasdorf, 15) von der Landwehr bei Geisa, 16) 700 Schritt westlich von Wiesenfeld bei Geisa, 17) von der östlichen Kuppe des Spielbergs bei Geisa, 18) zwischen Spielberg und Mittelberg bei Geisa, 19) 500 Schritt südwestlich vom Dachberg bei Rasdorf, 20) vom Gehülfensberg bei Rasdorf, 21) vom Buchwald südwestlich von Rasdorf (Nordostspitze, Nordwestspitze und Nordwestkuppe des Buch- waldes), 22) von der Südseite des Zellerkopfes im Geisaer Wahl, 23) »im Stockig«, 500 Schritt westlich von Oechsen, 24) von der Esels- kuppe südwestlich von Vacha, 25) nördlich von Vitzerode bei Vacha, 26) vom Poppenkopf. Als Basanitoid zu bezeichnende Gesteine fanden sich nur an fol- genden 5 Punkten: 1) 1500 Schritt südlich von Bremen östlich Geisa, 2) am Hubenberg bei Buttlar, 3) am Schorn bei Dermbach, 4) am Stallberg bei Rasdorf, 5) am Mauersberg zwischen Rasdorf und Hünfeld. Nächst dem Basanit am meisten verbreitet ist wohl der Nephelin- basalt. Er liegt von den schon früher (a. a. O. S. 154) namhaft ge- machten Punkten, nämlich vom Setzeiberg bei Rasdorf, vom Pietzeistein bei Spahl, vom Buchwald südlich von Rasdorf, vom Soisberg bei Manns- bach, vom Steinberg südöstlich von Schenklengsfeld, vom Ulsterberg bei Vacha, vom Beyer bei Dermbach, von der Südseite des »Vorderen Wald« und von der Sachsenburg im Geisaer Wald, ferner vor: von einem Punkt nordöstlich von Gerstengrund am Geisaer Wald, von einem Punkt 1200 Schritt südlich von Bremen, von der Westseite des Dietrichsberges bei Lengsfeld, vom »Stein« 1000 Schritt östlich von Kirchhasel, vom Fürsteneck und vom Lichtberg bei Eiterfeld. Der Plagioklasbasalt tritt gegenüber den Nephelin-führenden basal- tischen Gesteinen entschieden zurück. In der nördlichen Rhön sind zum Plagioklasbasalt die Basalte von folgenden Fundorten zu rechnen: Der Dolerit von Lenders, der Basalt vom Hirtenbrunnen südwestlich vom Stein bei Dermbach, vom Dreienberg bei Friedewald, von dem Punkt 1000 Schritt östlich von Malges bei Eiterfeld, von der Branderskuppe bei Eiterfeld, vom Standorfsberg bei Buttlar, vom Steinbruch in Kirch- GOG H. Bücking, Briefliche Mittheilung. hasel, aus dem Brunnen in KirchHasel, von einem Punkt 1500 Schritt östlich vom Neuwirthshaus zwischen Kirchhasel und Rasdorf, und vom Gehülfensberg bei Rasdorf (hier Hornblende-führend). Was den früher beschriebenen Augitandesit von dem Wege nach dem Wieselsberg nördlich von Kirchhasel bei Hünfeld (Tschermak’s mineralog. und petrograph. Mitth., I., 1878, S. 538 f.) anlangt, so wäre es vielleicht angezeigt, dieses Gestein mit dem Plagioklasbasalt zu vereinigen, zumal sonst aus diesem Theil der Rhön keine Augitandesite bekannt sind und das Gestein in seinem ganzen Habitus wesentlich von den Augitandesiten der südlichen Rhön abweicht und sich vielmehr den eigentlichen Plagioklas- Basalten nähert. Indessen fehlt dem Gestein gänzlich der Olivin, wenn man nicht etwa die eigenthümlichen (a. a. O. S. 540 beschriebenen), an ein Glimmermineral erinnernden Einsprenglinge, welche einen ausser- ordentlich starken Pleochroismus zwischen hellröthlichbraun (bis orange) und dunkelgrünlichgrau (resp. olivengrün) erkennen lassen, als aus Olivin her vorgegangen ansehen wollte, was wohl aber so lange noch unzulässig ist, als diese Gebilde nicht chemisch untersucht werden können, oder aus verwandten Gesteinen nicht ähnliche Zersetzungsproducte des Olivins auf- gefunden werden. Weitere Untersuchungen, insbesondere an frischeren Stücken, wenn solche zu erlangen sind, werden gewiss über die Deutung dieser Gebilde Aufschluss zu geben im Stande sein. Unter den Limburgiten scheint der Limburgit des 2. Typus, dessen Basis mit Chlorwasserstoffsäure, zum Theil wenigstens, gelatinirt unter Abscheidung von Ghlornatriumwürfeln, am verbreitetsten zu sein. Ausser dem schon beschriebenen Vorkommen vom Hundskopf bei Lengsfeld (Jahrb., 1880, S. 185) wurden ähnliche Limburgite auch vom Schleitberg und vom Mittelberg östlich vom Schleitberg bei Geisa, aus einem Gange am Südende von Wölf bei Eiterfeld und vom Bilstein bei Oechsen (letzterer Hornblende-führend) untersucht. Irgend welche Schlüsse aus den Ergebnissen der rein mineralogischen Untersuchung der erwähnten basaltischen Gesteine auf ihre geologische Stellung und Verbreitung zu ziehen, halte ich für unzulässig, solange die gegenseitigen Beziehungen, welche die genannten Gesteine hinsichtlich ihres Auftretens zeigen, noch nicht hinlänglich genau bekannt sind. Abhandlungen von ausserhalb der Geologischen Landesanstalt stehenden Personen. % Die Entwickelung des Plaeners im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengericb. Von Herrn R. Windmöller. (Hierzu Tafel XIX.) * Bei dem Bau der Yenlo-Hamburger Bahn während der Jahre 1869 — 1871 wurde die Gebirgskette des Teutoburger Waldes bei Lengerich, etwa 2 Meilen vor dem nordwestlichen Ende derselben bei Bevergern, durchbrochen, und sind dadurch namentlich die dem Plaener angehörenden Glieder der Kreideformation, die hier nur noch allein an der Zusammensetzung der Hügelzüge Antheil nimmt, in vorzüglicher Weise aufgeschlossen worden. Theils in Folge dieses Bahnbaues, theils auf Grund des ausgezeichneten Materials, welches diese Schichten in sich schliessen, wurde dann in den folgenden Jahren am südlichen Abhange des Gebirgszuges zu beiden Seiten von Lengerich eine Reihe von Kalksteinbrüchen angelegt, welche gleichfalls gute Aufschlüsse der mittleren und oberen Schichten des Plaeners darbieten. Da während des Bahnbaues selbst keine geognostischen Beob- achtungen angestellt und, soweit mir bekannt, auch später diese Schichten nicht näher untersucht worden sind, so werde ich auf Grund meiner Beobachtungen und des ausschliesslich von mir selbst während der Jahre 1879 und 1880 an Ort und Stelle gesammelten paläontologischen Materials, die Gliederung dieser Schichten und Parallelisirung derselben mit den gleichalterigen benachbarter Gebiete zum Gegenstand dieser Arbeit machen. 4 R. Windmöi.ler, die Entwickelung des Plaeners Bemerken muss ich dabei, dass das Ergebniss meiner Beob- achtungen vollständiger sein würde, wenn diese zur Zeit des Bahn- baues selbst hätten angestellt werden können, da das bei dem letzteren offen gelegte Profil jetzt nur noch zum Theil in den beiden Einschnitten der Gebirgskette gut zu beobachten ist, wäh- rend die im Tunnel anstehenden Schichten nur noch unvollkommen in den kleinen, in der Mauerung offen gebliebenen Nischen sicht- bar sind. Jedoch sind auch diese Schichten in den oberhalb und zu beiden Seiten des Tunnels gelegenen Kalksteinbrüchen und Mergelgruben , ferner in den Einschnitten der Chausseen von Lengcerich nach Tecklenburg und Osnabrück ziemlich gut aufge- O O O O schlossen und treten ihre Köpfe oberhalb Lengerich an dem un- bewaldeten, kahlen Bergrücken zu Tage, so dass ich im Stande zu sein glaube, ein zusammenhängendes Bild jener Schichten geben zu können. Es dürfte dies nicht ohne Interesse sein, da die Schichten des Plaeners im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes nirgendwo in gleicher Vollständigkeit aufgeschlossen sind, auch die Arbeiten, welche sich eingehender mit der geognostischen Zu- sammensetzung dieses Theiles des Gebirgszuges befassen, und unter denen namentlich die Abhandlungen Ferd. Römer s1) und v. Dechen’ s 2) hervorzuheben sind, fast ausschliesslich der ältei'en Literatur angehören. Römer, der eine Gliederung des Plaeners noch nicht vornimmt, giebt von demselben folgende Beschreibung: Es ist ein dünn- geschichteter, meistens durch schief gegen die Schichtenfläche ge- richtete Absonderungen in flach nierenförmige Stücke getheilter, weisser Kalkstein, der einerseits durch Aufnahme von Kieselerde fest und splitterig und andererseits durch Aufnahme von Thon mergelig wird. Obgleich die ganze Schichtenfolge jedenfalls eine Mächtigkeit von mehreren 100 Fuss hat, so lassen sich doch 1 ) Ferd. Römer, über die geognostische Zusammensetzung des Teutoburger Waldes zwischen Rheine und Bielefeld und der Hügelzüge bei Bentheim. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. Jahrg. 1850, p. 385. 2) v. Dechen, der Teutoburger Wald. Verhandlungen d. naturhist. Vereins für Rheinl. u. Westf., Jahrgang 1856, pag. 331. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. Ö weitere Abtheilungen in demselben nicht unterscheiden. Nur im Allgemeinen beobachtet man, dass der unterste Theil der ganzen Schichtenfolge vorherrschend mergelig und locker ist und sich durch seine reichere Versteinerungsführung vor den höheren Schichten auszeichnet1). Derselbe bemerkt ferner, dass im nord- westlichsten Theile von Borgholzhausen bis Bevergern der Plaener unmittelbar auf dem Hilssandsteine ruht, und dass der Flammen- mergel, der im übrigen Theile des Gebirgszuges das Liegende des Plaeners bilde, hier vermisst werde2). Auch v. Dechen, der noch näher auf das oro- und strati- graphische Verhalten der Gebirgskette eingeht, nimmt keine weitere Gliederung vor. Derselbe scheint ebenfalls der Ansicht Römer’ s zu sein, dass der Plaener im nordwestlichsten Theile des Gebirgs- zuges unmittelbar auf dem Hilssandsteine ruhe, denn er sagt8): »dann zeigt sich zwischen dem Plaener und dem Hilssandsteine des Clusebrinks (zwischen Hiller und Borgholzhausen) ein dunkles mergeliges Gestein, welches hier zum ersten Male auftritt und ob- gleich von etwas abweichendem Ansehen, doch nur für die obere Abtheilung des Gault oder Flammenmergel gehalten werden kann, der in dem folgenden Abschnitte des Teutoburger Waldes ganz regelmässig und ununterbrochen das Liegende des Plaeners bildet.« Wenn wir nun von den Arbeiten II. Credner’s, Schlüter’ s und Schloenbacii’s, welche die Altersbestimmung der im Plaener an einigen Localitäten4) eingelagerten Grünsande zum Gegenstände haben5), absehen, so finden wir in der neueren Literatur nur noch bei Schlüter6) gelegentlich der Beschreibung und Angabe der Ferd. Römer, 1. C. pag. 386. 2) Ebenda pag. 400. 3) v. Dechen, 1. c. pag. 351. 4) Yergl. v. Dechen, Geol. Karte der Rheinprovinz und der Provinz West- falen, Section Lftbeke und Bielefeld. 5) Die hierüber erschienene Literatur ist bei Schlüter, Verbreitung der Ce- phalopoden in der oberen Kreide Norddeutschlands in der Zeitschrift d. Deutsch, geol. Gesellsch. Bd. 28, pag. 478 angegeben. 6) Schlüter, Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, Paläontographica Bd. 21 und Bd. 24. Schlüter, Kreidebivalven, zur Gattung Inoceramus , Paläontographica Bd. 24, pag. 249. 6 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaenors Verbreitung der Cephalopoden und Inoceramen in der oberen deutschen Kreide einige Notizen, welche sich auf die Entwicke- lung und die Gliederung des Plaeners im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes beziehen. Diese Angaben, auf welche wir z. Th. noch zurückkommen werden, und welche sich, soweit die Aufschlüsse bei Lengerich selbst in Frage kommen , auf die Bemerkungen beschränken, dass daselbst im Varians- Plaener Inoceramus virgatus , und im Turon Crioceras ellipticum und Hamites multinodosus vorkomme, sind je- doch nicht so vollständig, dass wir dadurch ein umfassendes Bild der hier zu betrachtenden Schichten erhalten, wie wir ein solches von diesem Autor über den Plaener im südlichen Theile dieses Gebirgszuges bereits besitzen1) und welches, wie wir am Schlüsse dieser Arbeit sehen werden, in einzelnen Punkten nicht unwesent- lich von dem abweicht, was wir hier geben werden. Ehe ich zur Betrachtung der einzelnen Glieder übergehe, sei mir noch gestattet, an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dames, für die wirksame Unterstützung, welche mir derselbe durch Rath und That bei dieser Arbeit hat zu Theil werden lassen, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Der Teutoburger Wald bildet bei Lengerich zwei parallele Hügelzüge, welche in der Richtung N. 54° W. — S. 54° Ö. streichen. Der nördliche, vom Wealden und Hilssandsteine gebildete Rücken erreicht im Hohleberg, an der Chaussee von Lengerich nach Osna- brück, die Höhe von 153 Meter, während der südliche vom Plaener gebildete Zug, der hier die aussergewölmliche Breite von etwa 1600 Meter besitzt, am Finkenberge die Höhe von 147 Meter er- reicht. Lengerich selbst, unmittelbar am Südfusse des letzteren Zuges gelegen, hat eine Meereshöhe von 73 Meter. Beide Hügel- *) Schlüter, die Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken, Zeit- schrift der Deutschen geol. Gesellsch. Bd. 18, pag. 35. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 7 züge werden durch ein mit Diluvium ausgefülltes Thal getrennt, unter welchem neben den unteren Schichten der Oberen Kreide, wahrscheinlich auch die des Gaults verborgen sind. Die Schichten streichen im Allgemeinen den Hügelzügen parallel in der Richtung von 40 — 50° gegen Nordwest, fallen anfänglich in den liegendsten Schichten mit 60 — 70° gegen Südwest, verflachen sich aber all- mählich, so dass sie an dem der Münstersehen Ebene zugewendeten Fusse des Plaeners nur noch %ine Neigung von 20 — 15° besitzen. Das zwischen beiden Hügelzügen liegende Thal ist am Hohle- berg durch Erosion eines kleinen Baches gegen Norden geöffnet. Durch diese Oeffnung führt die von Osnabrück kommende Bahn; sie folgt- einige Zeit dem Laufe des Baches aufwärts und schneidet sich dann in die Schichten des Diluviums, im weiteren Verlaufe in die der jüngeren Glieder der Kreide ein, welche dadurch in erwünschter Weise aufgeschlossen sind. I. Unterer Plaener. (Etage Cenomanien d'Orb.) I. Zone des Pecten asper und Catopygus carinatus. Tourtia. Die ältesten, in dem obigen Profile deutlich aufgeschlossenen Schichten der Kreide gehören der Tourtia au. Die Schichtenfolge derselben ist auf einen dunkelblauen, mergeligen, nur unvollkommen aufgedeckten Gestein, auf dessen Altersbestimmung wir gleich zurückkommen werden, aufgelagert und besteht aus drei verschie- denen Schichtengruppen, welche sich theils durch ihren petrogra- phischen Charakter, theils auch durch ihren organischen Inhalt von einander unterscheiden. Die unterste Gruppe bilden: a. Die Schichten mit Belemnites ultimus. Das Gestein derselben besteht durchweg aus gelben, thonigen, dickgeschichteten Mergelbänken, welche eine Gesammtmächtigkeit von 75 Meter besitzen. An der Luft zerfallen dieselben vollständig O zu thonig anzufühlenden Bröckchen. 8 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners Von organischen Resten fand sich in diesen Schichten aus- schliesslich, aber häutig die oben genannte Art. Was die Alters- bestimmung dieser Zone betrifft, so geht aus dem häufigen Vor- kommen von Belemnites ultimus in diesen Schichten die Zugehörig- keit derselben zur Tourtia hervor. Dann kommt auch Bel. ultimus als grosse Seltenheit im Varians-Plaener vor; er hat jedoch seine Hauptverbreitung in der unteren Tourtia, sowohl im subhercyni- schen als auch westfälischen Gebiete, nie aber ist er im Gault aufgefunden worden. Erwägen wir nun, dass der obige Belemnit in dem Gebiete nördlich vom Harz gerade in den Schichten besonders häufig vor- kommt, welche dem Flammenmergel unmittelbar aufgelagert sind, wie z. B. im Chaussee-Einschnitt bei Neuwallmoden, so wird es dadurch höchst wahrscheinlich, dass mit dieser Schichtengruppe auch bei Lengerich die Tourtia abschliesst und dass das liegende, unvollkommen aufgedeckte Gestein dem Gault und zwar dem Flammenmergel angehört, welcher im südöstlichen Theile des Teutoburger Waldes und weiter nördlich bei Rheine das Liegende des Plaeners bildet und in unserem Gebiete bisher noch nicht nach- gewiesen wurde. b. Schichten mit Avicula gryphaeoides. Ueber den Schichten mit Belemnites ultimus folgt in petro- graphischer und paläontologischer Beziehung scharf geschieden, die mittlere Schichtengruppe der Tourtia. Dieselbe besteht aus kieselig-thonigen , dunkelblauen , im verwitterten Zustande asch- grauen, mächtigen Mergelbänken, welche durch zahlreiche, schief gegen die Schichtenfläche gerichtete Absonderungen zerschnitten sind. Die Schichten umschliessen ausser kleinen flachlinsen- oder walzenförmigen, kalkigen Concretionen von meist hellgrauer Farbe, noch deutlich krystallisirte Schwefelkiesknollen. An der Luft zer- fällt das Gestein vollständig in kleine, eckige Stücke. Auch diese Schichten sind nur in dem nördlichen Einschnitte der Balm in einer Mächtigkeit von etwa 140 Meter aufgeschlossen. Versteinerungen finden sich in denselben änsserst spärlich und meist schlecht erhalten. Dieselben sind folgende: im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 9 Serpula sp. Belemnites nov. sp. Naticcc cf. Gentii , Gein. Plicatula inflata, Sow. Avicula gryphaeoides, Sow. Pecten cf. orbicularis, Sow. Terebratulina rigida, Sow. Gellep ora sp. Ciclaris cf. vesiculosa, Golde. Da von sämmtlichen liier angeführten Petrefacten nur Avicula gryphaeoides häufiger vorkommt, so könnte man geneigt sein, diese Schichten als Flammenmergel anzusprechen. Allein das Alter dieser Gruppe ergieht sich, abgesehen von dem äusserst seltenen Vorkommen von Plicatula inflata und Terebratulina rigida , dem Mangel aller sonst für den Flammenmergel bezeichnenden Ver- steinerungen, aus der sicheren Stellung der einschliessenden Glieder. Auch kommt Avicula gryphaeoides auch an anderen Orten schon in der Tourtia vor, wie z. B. am Flarz *) und in dem Höhenzuge am Südrande des Malchiner See’s2). c. Schichten mit Avicula gryphaeoides und Ammonites varians. (Ver- steinerungsarmer Plaenermergel, Schlüter) 3). Die dritte der Tourtia angehörige Schichtengruppe besteht aus braungelben, tlionigen, im oberen Theile aus mehr grauen, kalkigen und bröckeligen Mergeln , welche in Lagen geordnete, kopfgrosse Kugeln eines z. Th. sehr festen, hellgrauen, z. Th. mergeligen, dunkleren Kalksteins umschliessen. Die Gesammt- mächtigkeit dieser Schichten beträgt etwa 40 — 50 Meter. Ihre unmittelbare Auflagerung auf die mittlere Gruppe ist verdeckt, da die oberen Schichten der letzteren schon im Tunnel anstehen, x) v. Strombeck, die Gliederung des Plaeners im nordwestlichen Deutschland nächst dem Harze. Zeitschrift d. Deutsch, geol. Ges. 1857, Bd. 9, pag. 465. 2) F. E. Koch - Güstrow. Was haben wir von einer geognostischen Unter- suchung Mecklenburgs zu erwarten. Archiv d. Ver. d. Freunde der Naturgesch. in Mecklbg. Jahrg. 1873. 3) Schlüter. Die Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken, 1. c. pag. 56, 10 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners jedoch treten sie gleich oberhalb desselben am nördlichen Berg- abhange in einem Hohlwege zu Tage und sind, da sie vielfach als Dungmittel benutzt werden, ausserdem in verschiedenen Mergel- gruben aufgeschlossen, welche sich am nördlichen Bergabhange vom Fusswege nach Leeden bis nach dem Einschnitt der Chaussee nach Tecklenburg hinziehen. Zu erwähnen sind namentlich die Mergelgruben von Brockmann, Sclndtenerkendorf und Stapenhorst. Die in diesen Schichten enthaltenen organischen Einschlüsse sind: Serpula sp. Ammonites Coup ei. Brongn. Baculites baculoides , Mnt. Pecten membranaceus, Nilss. Inoceramus orbicularis, Münst. Avicula gryphaeoides , Sow. Ostrea vesicularis , Lam. Plicatula inflata , Sow. Terebratulina rigida , Sow. Megerlia lima , Defr. Rliynchonella Martini , Münst. Diastopora sp. Die Cephalopoden und Inoceramen finden sich namentlich eingeschlossen in den tlionigen Kalksteinkugeln. Ich zähle diese Schichten wegen des Vorkommens von A eie. gryphaeoides zur Tourtia. 2. Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli (Varians-Plaener). Die Grenzschichten gegen die Tourtia bilden eine etwa 2 Meter mächtige, graugelbe, tlionige Mergelbank, welche Hemiaster Grie- penkerli, v. Stromb. , führt, der von mir in höheren und tieferen Schichten nicht beobachtet wurde. Darauf folgen anfangs graue und blaue Mergel und mergelige Kalke in Wechsellagerung, welche nach oben zu in blaue, dickgeschichtete Kalksteinbänke übergehen. Nicht selten findet man in denselben äusserlich in Brauneisenstein umgewandelte, strahlige Schwefelkiesknollen. Auf- im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 11 geschlossen sind diese Schichten, welche eine Gesammtmächtigkeit von etwa 114 Meter besitzen, ausser in einzelnen kleinen Brüchen und Wasserrissen an der Nordseite des unbewaldeten Bergrückens oberhalb Lengerich, in den Einschnitten der Chausseen von Lenge- rich nach Tecklenburg und Osnabrück. Auch sind diese Schich- ten z. Th. noch in den N:~ hen im Tunnel sichtbar. Von organischen Einschlüssen wurde gefunden: Ammonites varians, Sow. » Mantelli, Sow. Hamites simple® , d Orb. Anisoceras Saussureanus, Pictet (= ? Anisoc. plicatile , Schlüter) Turrilites cenomanensis, Schlüter Baculites baculoides , Mnt. Inoceramus orbicularis, Münster » virgatus, Schlüter (= I. Lamarcki , Golde.) Lima cenomanensis, d’Orb. Pecten orbicularis, Sow. Pinna ? Terebratula bi/plicata, Sow. Terebratulina rigida, Sow. » chrysalis, V. Sci-ILOTH. Mergelia lima, Defr. Peltastes clathratus , Ag. Discoiclea cylindrica, Ag. 3. Zone des Ammonites Rhotomagensis und Holaster stibglobosus ( Rhotomagensis- Plaener). Die blauen, dickgeschichteten Kalksteinbänke werden über- lagert von gelblichen Kalken, die durch Eisenoxydhydrat häufig bräunlich gefleckt sind. Darauf folgen bläulichweisse , bis 50 Centimeter mächtige, fast aus reinem kohlensaurem Kalk bestehende feste Kalksteinbänke, welche an der Luft leicht verwittern und dabei in splitterige bis flachmuschelige Stücke zerfallen. Einschlüsse von Brauneisensteinknollen und strahligen Schwefelkieskugeln sind 12 R. Windmöllek, die Entwickelung des Plaeners auch in diesen Schichten nicht selten. Die Gesammtmächtigkeit dieser Schichten beträgt etwa 42 Meter. Aufgeschlossen sind dieselben in den Einschnitten der Chausseen von Leugerich nach Tecklenburg und Osnabrück, ferner an den Wegen, welche oberhalb Leugerich über den Bergrücken führen, sowie in zahlreichen unbedeutenden Brüchen auf dem Kamm des Berges. Wegen ihrer technischen Nutzbarkeit zur Darstellung von Weisskalk1) sind die oberen Schichten dieser Zone noch in mehreren bedeutenden Steinbrüchen unmittelbar am Südabliange des steilen Bergrückens, auf der Stelle vom Einschnitt der Chaussee nach Tecklenburg bis nach dem Finkenberge hin, in vorzüglicher W eise blossgelegt. Ich nenne hier den Steinbruch von v. Diepen- o o brock-Grüter, Beck, Köiinen u. Grosspeter, Rietbrock u. Kröner. Die organischen Einschlüsse der Schichten dieser Zone sind: Oxyrhina Mantelli, Ag. Ammonites varians , Sow. » Mantelli , Sow. » Rhotomagensis, Brongn. Scaphites aequalis, Sow. Turrilites cenomanensis , Schlüt. » Scheuchzerianus, Bose. Baculites baculoides, Mnt. Pleurotomaria lineraris , Mnt. (= PL distincta , Dujard., A. Römer) Inoceramus cf. orbicularis, AIünst. Lima cenomanensis , d’Orb. Lima simplex, d Orb., Geinitz Plicatula inflata , Sow. Ostrea cf. liippopodium , Nilss. Exogyra cf. sigmoidea, Rss. Terebratula biplicata , Sow. Rhynchonella Grasiana, d’Orb. » Mantelliana , Sow. ) Die Production von Weisskalk betrug im Jahre 1880: 4000000 Kilogramm. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengericli. 13 Discoidea cylindrica, Ag. Holaster subglobosus , Leske Pentacrinus, sp. Die hier angeführten Petrefacten wurden zum grössten Theil in den unteren, fleckigen Schichten gefunden, während die oberen weissen Kalke, welche den »Armen Rhotomagensis - Schichten « v. Strombeck’s entsprechen, trotz der bedeutenden Aufschlüsse, nur Discoidea cylindrica , Holaster subglobosus , Ostrea cf. hippopodium, Exogyra cf. sigmoidea und Pentacrinus sp. lieferten, welche letztere drei Arten in den unteren Schichten dieser Zone nicht gefunden wurden. Charakteristisch für diese Zone überhaupt ist das häufi- gere Vorkommen von Discoidea cylindrica und Holaster subglobosus , während die Inocerainen die in der vorhergehenden Zone häufig waren, hier vollständig zurücktreten. II. Oberer Plaener. (Etage Turonien d’Orb.) 4. Zone des Actinocamax plenus? Auf den festen Kalksteinbänken der »Armen Rliotomagensis- Scliickten ruht ein annähernd 2 Meter mächtiges, gelbliches bis gelblichgrünes, wulstiges Gestein von eigentliümlich mergeliger Beschaffenheit, welches beim Brennen eine grauschwarze Farbe annimmt. Darauf folgen dann dunkelblaue, gelbgefleckte, dünn- schieferige Mergel in einer Mächtigkeit von ca. 6 Metern, zwischen welche sich in der oberen Partie einige dickere Mergelbänke von graugelber Farbe einschieben. Aufgeschlossen sind diese Schichten am Galgenknapp zu beiden Seiten der Chaussee nach Osnabrück, ferner oberhalb der Irren- anstalt und in dem oberen Steinbruch von Rietbrock und Kröner. Was die Altersbestimmung dieser Schichten anbetrifft, in welchen, trotz vielfacher Untersuchungen, keine Versteinerungen gefunden wurden, so ist es fraglich, ob die unteren wulstigen Schichten nicht als Uebergangsschichtcu anzusehen und der Zone 14 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners des Ammonites Rhotomagensis und Holaster subglobosus zuzurechnen sind. Dahingegen gehören die Mergelschiefer unstreitig dem oberen Plaener an, da sie sich petrographisch von den Schichten der zu- letzt genannten Zone sehr gut unterscheiden, während sie durch das Auftreten der festeren Mergelbänke in demselben , mit denen der nächst jüngeren Zone des Inoceramus labiatus eng ver- bunden sind. Ziehen wir daher uicht vor, diese Schichten einerseits zum Rhotomagensis -Plaener, andererseits zum Mytiloides - Plaener zu stellen, so haben wir dieselben als Aequivalentbildung der neuer- dings von Hebert und Schlüter1) unterschiedene Zone des Acti- nocamax plenus zu betrachten. Schlüter, welcher diese letztere Zone in Westfalen bei Mülheim über Essen, Bochum, Langendreer bis Dortmund nachgewiesen hat, wo dieselbe aus einem lockeren an der Luft rasch zerfallenden, kalkigthonigen Mergel besteht, in dem dicke Glaukonitkörner eingebettet liegen, bemerkt, dass in ihr, im Gegensatz zu den hangenden und liegenden Schichten, fossile Reste äusserst sparsam seien. Da die hangenden Schichten auch in unserem Gebiete überreich sind an Resten des Inoceramus la- biatus , so dürften hiernach zu urtheilen, diese unteren versteinerungs- leeren Schichten wohl der letzteren Zone angehören, doch bedarf dies noch weiterer Untersuchungen. Der Nachweis der Zugehörig- keit dieser Schichten zur Zone des Actinocamax plenus wäre aus dem Grunde interessant, weil die letztere in Deutschland, im Gegensatz zu den französischen und englischen Verhältnissen, da wo die des Ammonites Rhotomagensis entwickelt ist, nicht hat nach- gewiesen werden können. 5. Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides (Mytiloides -Plaener). Die Schichten dieser Zone, welche aus graugelben und gelben dünngeschichteten Mergelkalken und thonigen Mergeln bestehen und eine Gesammtmächtigkeit von etwa 24 Metern besitzen, D Schlüter, Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Nord- deutschlands. Zeitschr. der Deutsch, geol. Ges. Bd. 28, p. 469. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 15 bieten nur am Galgenkapp hart an der Chaussee nach Osnabrück wenige gute Aufschlüsse dar. Sie sind, wie schon erwähnt wurde, erfüllt mit Resten des Inoceramus labiatus Schlotii., neben welchen nur noch Terebratula semiglobosa Sow. und Rhynchonella Cuvieri vereinzelt gefunden wurde. 6. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woolgari (Brongniarti-Plaener). Die Grenzschichten gegen den Mytiloides - Plaener bilden drei gelblichgraue, quarzitische Kalksteinbänke, von denen die mittlere, die bei Weitem dickere, eine Mächtigkeit von ungefähr 10 Centim. besitzt. Da das Material dieser Schichten in früheren Jahren zum Chausseebau verwendet wurde, so sind dieselben gut aufgeschlossen und lassen sich am Galgenknapp zu beiden Seiten der Chaussee, in ziemlich gerader Richtung eine Zeit lang verfolgen. Auf diesen Bänken ruhen dann die Schichten des Brongniarti-Plaeners, welche anfangs aus dünngeschichteten, bläulichweissen Kalksteinbänken bestehen. Die Kalke lieben ein ähnliches Ansehen, wie die Schichten des oberen Rhotomägensis - Plaeners , unterscheiden sich aber hin- sichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung dadurch, dass sie einen grösseren Gehalt an Kieselsäure und Thonerde aufweisen, welcher in den folgenden Schichten noch mehr zunimmt und bis 15 pCt. steigt. Mit der Zunahme dieser Beimengungen ändert sich auch das Aussehen des Gesteins; es nimmt eine graue Farbe an und bekommt einen erdigen Bruch. Gleichzeitig stellen sich graue und blaue, mehr oder minder bröckelige Mergel ein, welche von nun an regelmässig, in 10 — 30 Centim. mächtigen Bänken, mit den festeren Kalken wechsellagern. Die letzteren besitzen nach zwei Analysen J) des Herrn Dr. Sciilem folgende Zusammen- setzung : Die nachstehenden Analysen sind mitgetheilt in der Broschüre: »Die West- fälischen Kalke, deren Vorkommen und Verwendung«. Herausgegeben von der Westfäl. Kalk -Industrie A. Wicking & Co. in Recklinghausen 1879. Irrthümlicher Weise werden darin unsere Schichten zu den Mucronaten-Schickten gezählt. 16 R. Windimöller, die Entwickelung des Plaeners I. II. Kieselsäure . 4,80 5,10 Thonerde . 7,77 8,25 Kohlensaurer Kalk . . 79,52 80,51 Kohlensäure Magnesia . . . 6,39 5,27 98,48 99,13 Sie bilden ebenso wie die der folgenden Zone, wegen ihres hohen Kieselsäure- und Thonerdegehalts, der in Form fein vertheilten Thones dem kohlensauren Kalk beigemischt ist, ein vorzügliches Material für die Darstellung von Wasser- oder hydraulischem Kalk. Zu diesem Zwecke werden sie denn auch in zahlreichen Brüchen gewonnen1), welche sich am Südabhange der Bergkette von der Chaussee nach Tecklenburg bis nach dem Finkenberge oberhalb des Bahnhofs Lengerich hinziehen und daher, ebenso wie der südliche Einschnitt der Bahn, vortreffliche Aufschlüsse dieser Schichten darbieten. Die Schichten lieferten an fossilen Resten: Fischwirbel. Serpula Seebachii, nov. sp. Serpula (?) Amphisbaena, Goldf. Ammonites Carolinus, d’Orb. Ammonites (?), sp. nov. Crioceras elUpticum , Mnt. Pleurotomaria lineraris , Mnt. Inoceranius Brongniarti , Sow., v. Stromb. Terebratula semiglobosa , Sow. Rliynchonella Cuvieri, d’Orb. Stomatopora sp. Salenia granulosa, Forbes Holaster' planus , Mnt. Inf ulaster excentricus, Forbes Anancliytes striatus , Goldf. Micraster breviporus, d’Orb. Spongia sp. Chondrites furcillatus, A. Römer. ) Die Production an Wasserkalk im Jahre 1880 betrug an 10000000 Kilogramm. im nordwestlichen Tlieile des Teutoburger Waldes bei Lengerieh. 17 Die Verth eilang der Petrefacten ist derart, dass in den unteren Schichten die Terebrateln und Rhynehonellen, in den oberen Schichten die Echiniden vorherrschen, während die Inoceramen gleichmässig in diesen Schichten vertheilt sind. 7. Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus (Scaphiten-PHaener). Die Schichten dieser Zone unterscheiden sich hinsichtlich ihres petrographischen Charakters nur wenig von denen des Brongniarti- Plaeners. Nur im Allgemeinen kann man sagen, dass sie eine mehr hellgraue Farbe und die Kalke eine grössere Festigkeit be- sitzen. Dagegen zeigt sich eine wesentliche Verschiedenheit in Betreff der organischen Einschlüsse, die sich namentlich in dem Zurücktreten der Inoceramen und der Entwickelung einer reichen Cephalopodenfauna zu erkennen giebt. Eine scharfe Grenze lässt sich jedoch nicht ziehen. Nehmen wir als solche eine sich in der einförmigen Schichtenreihe ziemlich gut auszeichnende, etwa 1 Meter mächtige graue Mergelbank an, was den Verhältnissen wohl ziem- lich genau entsprechen dürfte, so beträgt die Mächtigkeit dieser Zone etwa 63 Nieter, während die des Brongniarti-Plaeners dann 174 Meter ausmacht. Der Scaphiten-Plaener bildet östlich von Lengerieh den süd- lichen Fuss des Hügelzuges und ist daselbst im südlichen Ein- schnitte der Bahn, im Steinbruch von Ilohendahl oberhalb der Unterführung der Chaussee nach Lienen, sowie in einem Stein- bruch oberhalb Tiemann , an der Grenze des Lengericher Kirch- spiels, aufgeschlossen. Westlich von Lengerieh wird derselbe schon vom Diluvium verdeckt. Die organischen Einschlüsse dieser Zone sind: Ammonites peramplus, Mnt. » Neptuni, Geinitz. » Austeni, Siiarpe. Scaphites Geinitzii, d’Orb. Crioceras ellipticum, Mnt. » sp. nov. [2] 18 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners Hamites ellipticus , A. Römer (non! Mantell). » sp. » cf. multinoclosus, "Schlüter. Heteroceras Reussianum, D Orb. » polyplocum , A. Römer. (- Turrilites Saxonicus, Schlüter.) Inoceramus Brongniarti , Sow., v. Stromb. » cf. undulcitus , Mant. Ostrea hippopodium , Nilss. Terebratulci semiglobosa, Sow. Terebratulina rigida , Sow. » cf. striatula, Mnt. Rhynchonella Clivien, d’Orb. Ananchytes striatus, Ooldf. Holaster planus, Mnt. Inf ulaster excentricus, Forbes. Micraster sp. Ausserdem fanden sich neben unbestimmbaren Resten von Spongien, noch mehrere Arten von Bryozoen und vielleicht auch die Gattung Spirorbis. Organische Einschlüsse. I. Unterer Plaener. S. Zone des Pecten asper und Catopigus carinatus-Tourtia. a. Schichten mit Belenmites ultinms. Belemnites ultimus , d’Orb. Schlüter, Cephalopoden, Palaeontogr. Bd. 24, p. 184, Taf. 52, Fig. 1 — 5. Die zahlreichen Bruchstücke dieses Belemniten stimmen voll- ständig mit der von Schlüter an obigem Orte gegebenen Be- schreibung und Abbildung überein. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 19 Diese Art unterscheidet sich von Belemnites minimus durch den runden, am Alveolarende längsovalen Querschnitt der Scheide; auch kommen bei derselben nicht jene Formschwankungen vor, welche den Belemnites minimus auszeichnen. b. Schichten mit Avicula gryphaeoides. Serpula sp. Die gewundene, mehrfach in sich zurücklaufende, kalkige Röhre, welche ganz mit der erweiterten Basis aufgewachsen ist, nimmt nur allmählich an Dicke zu und misst am stärkeren Ende 3 Millimeter. Die Oberfläche derselben ist wulstig und mit einigen concentrischen, schwachen Runzeln versehen. Belemnites sp. nov. Die kleine, nur 10 Millimeter lange Scheide, an der die Spitze selbst abgebrochen ist, besitzt eine spindelförmige Gestalt; jedoch ist die Siphonalseite mehr herausgebogen, die entgegengesetzte mehr geradlinig, wodurch die Spitze eine nicht centrale Lage er- hält. Der Querschnitt der Scheide ist längsoval. Man misst an dem vorliegenden Stücke zwischen Bauch und Rücken 3,5 Milli- meter, während der Durchmesser zwischen den Seiten nur 3 Milli- meter beträgt. Die Oberfläche der Scheide ist am unteren, spitzen Ende deutlich längsgerunzelt, im übrigen Theile glatt. Das obere Ende desselben führt an der Siphonalseite eine scharfe Rinne, auch be- merkt man auf den Seiten eine flache, bis über den dicken Theil fortsetzende, flache Furche. Die nicht centrale Lage der Spitze, namentlich aber die Runzelung der Scheide unterscheidet diesen Belemniten von Bel. ultimus und Bel. minimus. Natica cf. Gentii , Geinitz. Geinitz, Elbthalgebirge I, p. 244, Taf. 54, Fig. 16. Der etwas verdrückte Steinkern, welcher mit der von Geinitz abgebildeten Natica Gentii grosse Aehnlichkeit besitzt, gestattet wegen seines schlechten Erhaltungszustandes keine sichere Be- stimmung. O [2*] 20 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners Plicatula inflata, Sow. Goldfuss, Petrefacta Germaniae, p. 112, Taf. 107, Fig. 6a. Es wurde in diesen Schichten nur ein kleines, noch nicht ausgewachsenes, gut erhaltenes Exemplar gefunden, welches mit der Fig. 6 a. 1. c. vortrefflich übereinstimmt. Avicula gryphaeoides , Sow. A. Römer, Kreidegebirge, p. 74, Taf. VIII, Fig. 16. Nicht selten, aber in der Regel schlecht erhalten. Pecten cf. orbicularis , Sow. Sowerby, The mineral conchologie of Great Britain t. 186. Die bis 1 5 Millimeter grossen, schlecht erhaltenen Schalen be- sitzen einen fast kreisrunden Umriss, sind flach und mit concen- trischen blätterigen Anwachslinien bedeckt. Die Gestalt der Ohren lässt sich nicht mehr erkennen. Nicht sehr selten. Terebratulina rigida , Sow. Schloenbach, Kritische Studien etc., Paläontogr. Bd. 1 3, p. 238, Taf. 28, Fig. 3. Ist nur in zwei Exemplaren von mir gefunden worden. Cellepora sp. Aufgewachsen auf der oben erwähnten Serpida sp. Cidaris cf. vesiculosa, Golfe. Cotteau, Pal. franp. Echinides, p. 222, PI. 1050, Fig. 10 bis 16. Das nur 6 Millimeter lange, walzenförmige Bruchstück eines Stachels trägt 16 schmale, feingekörnte Längslinien, die durch concave Zwischenräume von einander getrennt werden. c. Schichten mit Avicula gryphaeoides und Ammonites varians. Serpida gordialis, v. Schloth. Es liegen aus diesen Schichten zwei in den Mergelgruben von Stapeniiorst und Brockmann gefundene, etwa 20 Millimeter lange, 3 Millimeter im Durchmesser haltende Röhren vor. Die- selben sind glatt, rund und nur wenig gebogen. Ammonites varians, Sow. Schlüter, Cephalopoden , Pal. Bd. 21, p. 10, Taf. 4, Fig. 1 — 12. im nordwestlichen Tlieile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 21 Nicht selten, namentlich in der Mergelgrube von Schulte- herkendorf. Ammonites Coupei , Brong. Schlüter, Cephalopoden , Pal. Bd. 21, p. 11, Taf. 4, Fig. 13 — 14. Das einzige, aus der Mergelgrube von Schulteherkendorf stammende Exemplar hat einen Durchmesser von 45 Millimeter, trägt auf dem letzten Umgänge an der Bauchkante 16, und in der Nähe der Nabelkante 1 1 grosse Höcker. Die grösste Dicke fällt mit der inneren Höckerreihe zusammen. Bacitlites baculoides Mnt. Schlüter, Cephalopoden, Pal. Bd. 24, p. 139, Taf. 39, Fig. 14. 15. Findet sich nicht sehr selten an allen Aufschlusspunkten. Nach Schlüter wurde derselbe bisher in der Tourtia des nord- westlichen Deutschlands nicht beobachtet. Inoceramus orbicularis, Münster bei Schlüter, Syn. Ino- ceramus latus, Mant. bei Golde. Schlüter, Kreidebivalven, Pal. Bd. 24, p. 260. An allen Aufschlusspunkten, aber nicht häufig. Pecten membranacus, Nilss. Geinitz, Elbthalgebirge I, p. 191, Taf. 43, Fig. 8 — 10. Die 11 Millimeter lange, dünne Schale besitzt einen fast kreis- runden Umriss und ist ein wenig ungleichseitig. Die Ohren sind ziemlich gross und an den Ecken gerundet. Vom Wirbel strahlen zahlreiche, unter der Lupe deutlich erkennbare Linien aus, welche von concentrisclien Anwachsstreifen durchbrochen werden. Ge- funden wurde diese Schale in der Mergelgrube von Brockmann. Avicula gryphaeoides, Sow. Die aus diesen Schichten stammenden Exemplare zeigen eine feine, gitterförmige Streifung der Schale in der Nähe des Wirbels. Nicht selten. Plicatula inflata , Sow. Golde., Petr. Germ., p. 112, Taf. 107, Fig. 6 b. Es wurden nur zwei ausgewachsene, fast glatte Individuen in der Schulteherkendorf sehen Mergelgrube gefunden. 22 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners Terebratulina rigida , Sow., vergl. p. 20. Nicht häufig. Megerlia lima , Defrancii. Schloenbach, Brachiopoden, Geogn. palaeont. Beiträge I, p. 469, Taf. 22. Der Umriss der kleinen Schalen ist bald mehr längsoval, bald mehr gerundet fünfseitig. Die Oberfläche derselben ist dicht mit kleinen Tuberkeln besetzt. Die kleinere Dorsalschale ist in der Wirbelgegend abgeplattet und zeigt häufig in der Mitte eine vom Wirbel ausgehende dunkle Linie. In der Mergelgrube von Brockmann etc. nicht selten. Rhynchonella Martini , Mant. Syn. Rhynchonella brevirostris , Römer. Schloenbach, Brachiopoden, Geogn. palaeont. Beiträge, p. 277, Taf. 28, Fig. 3. Mit der vorigen Art, aber seltener. Diastopora sp. Aufgewachsen auf Plicatula inflata. 2. Zone des Ammonites varians und Hemiaster Griepenkerli. Ammonites varians , Sow., vergl. p. 20. Häufig an allen Aufschlusspunkten. Ammonites Mantelli, Sow. Schlüter, Cephalopoden, Pal. Bd. 21, Taf. 5. 6, Fig. 1 und 2. Neben mehreren reich mit Höckern besetzten Gehäusen zeigt sich auch ein Bruchstück, bei dem auf der letzten Windung die Rippen, ohne Knoten zu bilden, ununterbrochen über die Extern- seite laufen. Ob in demselben Ammonites Mantelli oder Ammonites navicularis Mant. vorliegt, lässt sich nicht feststellen, da die inneren Windungen nicht mehr vorhanden sind. Denn Schlüter macht a-ls Hauptunterschied den geltend , dass Am. navicularis in der Jugend noch eine Reihe von Tuberkeln auf der Siphonalseite trage, welche bei Am. Mantelli fehlt. Häufig an allen Aufschluss- punkten. im nordwestlichen Tlioile des Teutoburger Waldes bei Lengcricli. 23 Ilamites siniplex , d’Orb. d’Orb., Pal. franc. Ter. cret. tom. I, p. 550, P]. 934, Fig. 12 bis 14. Das ziemlich gut erhaltene Gehäuse, welches die beiden langen geraden Seiten und den Haken zeigt, nimmt nur sehr langsam an Dicke zu und zeigt einen längsovalen Querschnitt. Die Ober- fläche der Schale ist mit zahlreichen rundlichen, scharf hervor- tretenden Rippen bedeckt, welche schräg nach hinten gerichtet über die Flanken laufen, auf der Innenseite am schwächsten, auf der Aussenseite am stärksten erscheinen. Die Zwischenräume sind ebenso breit wie die Rippen. Man zählt bei 6 Millimeter Durch- messer auf 20 Millimeter Länge 20 Rippen. Das vorliegende Ge- häuse stimmt mit der Darstellung d’Orbigny’s gut überein bis auf den Umstand, dass die Rippen nicht scharf (anulaires) , sondern rundlich sind. Nach ihm kommt dieser Hamit sowohl im Ceno- man als auch im Senou vor. Schlüter führt in seinem Werke über die Cephalopoden der oberen deutschen Kreide keinen Ha- miten aus dem Cenoman auf. Anisoceras Saussureanus, Pictet. ? Syn. Anisoceras plicatale, Schlüter. Pictet, Sainte-Croix II, p. 67, Taf. 50, Fig. 1 — 3. Schlüter, Cephalopoden, Pal. Bd. 21, p. 114, Taf. 34, Fig. 6—8. Das schwach gekrümmte, wenig an Stärke zunehmende Bruch- stück des Gehäuses besitzt einen längsovalen Querschnitt. Das- selbe ist mit dünnen, geraden, ringförmigen Rippen bedeckt, von denen jede dritte oder vierte mit vier Knoten verziert ist; je einer derselben liegt auf der Ober- und Unterseite, zwei auf der Aussenseite. Die letzteren sind in der Richtung der Windunofsebene zusammenffedrückt und erscheinen dadurch zahn- o o artig. Die von Pictet an obigem Orte gegebene Abbildung stimmt hiermit gut überein. Von der von Schlüter 1. c. ge- gebenen Abbildung und Beschreibung Anisoceras plicatile weicht unser Gehäuse dadurch ab, dass die Rippen geradlinig verlaufen und nicht auf der Innen- und Aussenseite nach vorn, auf den Flanken nach hinten gebogen sind. Auch ist die schräge Stellung 24 E. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners der Höcker kaum bemerkbar. Nach Pictet kommt diese Art vor in den gres verts. Schlüter nennt Anisoceras plicatile aus dem Rotomagensis- Plaener von Lichtenau i. W. Unser Exemplar stammt aus dem Einschnitt der Chaussee von Lengerich nach Tecklenburg. Turrilites cenomanensis , Schlüter 1875. Schlüter, Cephal., Pal. Bd. 24, p. 131, Taf. 37, Fig. 6 bis 8. Sehr häufig an allen Aufschlusspunkten. Baculites baculoides , Mnt., vergl. p. 21. Ebenfalls nicht selten. Inoceramus orbicularis, Münst. bei Schlüter. Häufig. Inoceramus virgatus, Schlüter 1876. Schlüter, Kreidebivalven, Pal. 24, p. 275. Syn. Inoceramus Lamarckii, Goldf., Petr. germ. Taf. 111, Fig. 2. Inoceramus striatus , Mnt., Golde, bei v. Strombeck. Zusammen mit der vorigen Art, aber seltener. Lima cenomanensis , D Orb. d’Orb., Pal. franp. Ter. cret. tom., p. 552, PI. 421, Fig. 11 bis 15. Diese Art, welche sich auch in der nächstfolgenden Zone vor- findet, unterscheidet sich von der nachstehenden Lima granulata , Nilss. durch die grössere Zahl der Kippen und weniger breiten Zwischenräume . Selten am nördlichen Bergabhange oberhalb Lengerich, Beeten cf. orbicularis, Sow., vergl. p. 20. Es liegt nur eine unvollkommen erhaltene Schale vor, welche gleichfalls am obigen Orte gefunden wurde. Pinna ? Der in einem kleinen Bruche am Wege nach Stapenhorst ge- fundene, 30 Millimeter lange, flach kegelförmige Steinkern zeigt keine charakteristischen Merkmale, welche eine weitere Bestimmung zulassen. im nordwestlichen Tlieile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 25 Terebratulina rigid a, Sow., vergl. p. 20. Diese kleine Art, welche sich in den unteren Schichten, ober- halb der Schicht mit Hemiaster Griepenkerli nicht selten findet, wurde in den höheren dieser Zone nicht beobachtet. Terebratulina chrysalis, v. Sci-ilotii. Schloenbach, Kreidebracliiopodeii, Pal. 13, p. 277, Taf. 38, Fig. 3. Ebenda, nicht häufig. Terebratida biplicata , Sow. Schloenbach, Brachiopoden d. nordd. Cen. 1. c., p. 433, Taf. 21, Fig. 6. An allen Aufschlusspunkten, namentlich in den oberen Schichten nicht selten. Megerlia cf. lima Defr. Schloenbach, Brachiopoden 1. c., Taf. 22, Fig. 8. Die aus den oberen Schichten stammenden, ziemlich grossen Steinkerne zeigen einen gerundet fünfseitigen Umriss und einen nach der Rückseite aufgebogenen Stirnrand, welcher bei der von Schloenbach gegebenen Abbildung geradlinig verläuft. Peltastes clathratus, Agassiz. Weicht, Thom. Monograph, of the fossil. Echinid of creta- ceous form., Pal. Soc. Vol. XII, p. 156, PI. 32. Cotteau, Pal. franp. Ter. cret. Echinides reg., p. 118, PL 1028, Fig. 8—18. Der folgenden Beschreibung liegen zwei Exemplare zu Grunde, von denen das besterhaltene 9 Millimeter breit und 6 Millimeter hoch ist. Die Schale besitzt eine kugelige Gestalt, ist am Scheitel abgeplattet und geht durch abgerundete Kanten in die flache Basis über. Die schmalen, nur wenig gebogenen Ambulacralfelder tragen zwei Reihen gedrängt stehender Körnchenwarzen, deren Zahl etwa 10 ausmacht. Die gleichfalls nur wenig gebogenen Porenstreifen sind mit rundlichen, schräg stehenden Doppelporen versehen. Auf den breiten Interambulacralfeldern erheben sich 3 Paar gekerbte, nicht durchbohrte Stachelwarzen (von denen sich einige durch ihre besondere Grösse auszuzeichnen pflegen), den schmalen Mittelgürtel zieren zwei wellig gebogene Wärzchenreihen, 26 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners neben welchen noch einige andere, unregelmässig zerstreute Wärz- chen auftreten. Das Peristom wird durch 10 kleine Einschnitte in 10 fast gleiche Theile zertheilt. Der After, welcher eine rund- lich viereckige Gestalt besitzt, ist durch eine überzählige Platte aus dem Scheitel in der Medianebene nach hinten gerückt. Von der Schale hebt sich das grosse Scheitelschild, welches nahezu die ganze obere Seite bedeckt, scharf ab. Die einzelnen Platten des- selben sind durch breite und tiefe Einschnitte von einander ge- trennt und erscheinen dadurch stark gekerbt. Das von Cotteau 1. c. Fig. 13 abgebildete Scheitelschild stimmt mit dem, welches unsere Exemplare zeigen, gut überein. Dieser Echinid unterscheidet sich durch die kleine rundliche Form, durch das grosse Scheitelschild mit den zahlreichen tiefen Einschnitten, sowie durch die flache Basis von den übrigen ver- wandten Arten. In Deutschland kommt diese Art vor in der Kreide von Lüne- burg; nach WriGHT ist sie häufig im oberen Grünsand von War- minster, nach Cotteau selten im Cenoman von Le Havre (Seine inferieure), La Perriere (orne), Craie ä Scaphites. Unsere Exem- plare wurden in den tiefsten Schichten der oben genannten Zone am nördlichen Bergabhange gefunden. Discoidea cylindrica, Agassiz. Agassiz, Echinides Suisses, Tab. 6, Fig. 13. 15. Wurde nur einmal in diesen Schichten im Einschnitt der Chaussee nach Tecklenburg gefunden. Hemiaster Griepenkerli, Stromb. Desor, Synopsis d. Echinides fossiles, p. 377. Das grösste mir vorliegende Exemplar misst in der Länge 55 Millimeter, in seiner grössten Breite am Ende des vorderen Drittels 52 Millimeter und in seiner grössten Höhe 31 Millimeter. Der Umriss der Schale ist herzförmig, hinten leicht durch das unten flach concave Analfeld, vorn stärker durch den Sinus ge- furcht. Der Scheitel fällt mit dem Punkte der höchsten Höhe zusammen und liegt in der Mitte, ein wenig nach vorn. Der kiel- artige Rücken verläuft vom Scheitel nach dem Hinterrande hori- zontal, und fallen die Seiten von demselben allmählich ab. Die- im nordwestlichen. Tlieile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 27 selben gehen ohne Kanten in die flache Basis über, auf welcher jedoch das Plastrum deutlich hervorspringt. Der vordere Theil der Schale zeigt einen breiten, flachen Sinus, der in der Nähe des Randes auf der Unterseite am tiefsten ist, sich nach oben zu mehr zusammenzieht und verflacht, aber deutlich bis zum Scheitel sichtbar bleibt. Der Mund liegt am Ende des vorderen Fünftels. Derselbe scheint eine querzweilippige Gestalt zu besitzen. Der After ist längsoval und liefet im oberen Tlieile des gerundet drei- seitigen Analfeldes, welches mit dem Rücken einen Winkel von 120° einschliesst. Die Ambulacralfelder sind schmal, die Interam- bulacralfelder, deren grosse Platten auf der Oberseite der Schale polsterartig gewölbt sind, breit. Das unpaare, im Sinus gelegene Ambulacrum unterscheidet sich von den übrigen durch seine schmälere Form und die andere Ausbildung seiner Poren. Die letzteren sind klein und rund ; die zusammengehörigen, deren Verbindungslinie schräg nach innen und unten gerichtet ist, werden durch ein stark hervortretendes Körnchen getrennt. Der Raum zwischen den Doppelporen in den Porengängen ist breiter als diese selbst und mit zahlreichen feinen Körnchen erfüllt. Die anderen der getuloiden, paarigen Ambulacren sind fast doppelt so lang, als die hinteren. Die Ausbildung der Poren ist in allen vieren gleich. Die am Scheitel fast runden, weiter unten querovalen, schräg stehenden Poren werden hier durch eine Rippe verbunden. Der Raum zwischen denselben in den Porengängen ist ebenso breit wie die Poren und mit einer einzigen, der Rippe und den Poren parallelen Reihe von Körnchen besetzt. Der zwischen den Porenstreifen liegende Theil der Ambulacren ist nahezu glatt. An dem compacten Scheitelschild lassen sich deut- lich die vier grossen Oeffhungen der Genitaltäfelchen erkennen, weniger gut die der Augentäfelchen. Die Schale ist auf der ganzen Oberfläche mit kleinen durch- bohrten und gekerbten Wärzchen bedeckt, welche von zahlreichen Körnchen umgeben werden. Nur auf der Basis sind die hinteren Ambulacralfelder zu beiden Seiten des Plastrums fast glatt, während dieses selbst bis hart zum Mundrande mit Wärzchen bedeckt ist. 28 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners Eine fein granulirte, gerundet vierseitige Peripitalfasciole umgiebt die blattförmigen Ambulacren. Das hier beschriebene Exemplar, welches ich mit den Origi- nalen der oben genannten Species verglichen habe, und welches damit vollständig, soweit sich erkennen liess, übereinstimmt, weicht von der von Desor 1. c. gegebenen Diagnose darin ab, dass die vorderen und hinteren Ambulacren nicht fast gleich (presque egaux) sondern wesentlich ungleich sind und im Verhältniss von 2 : 1 stehen. Die Art fand sich in einem kleinen Einschnitt am Fusswege nach Leeden und in einem Hohlwege, der nach der Mergelgrube von Schulteherkendorf führt. 3. Zone des Ammonites Rhotamagensis und Holaster subglobosus. Oxyrhina Mantelli , Ag. Geinitz, Elbthalgebirge II, p. 207, Taf. 38, Fig. 5. Es wurde nur einmal oberhalb der Irrenanstalt ein 20 Milli- meter langer, an der Basis 8 Millimeter breiter und 5 Millimeter hoher Zahn gefunden. Ammonites varians, Sow., vergl. p. 20. blicht selten in den unteren fleckigen Schichten. Ammonites Mantelli , Sow., vergl. p. 22. Mit der vorigen Art Ammonites Rhotomagensis , Brongn. Schlüter, Cephal., p. 15, Taf. 6, Fig. 2. Nicht selten. Die Gehäuse erreichen eine Grösse von 300 Millimeter und darüber. Scaphites aequalis , Sow. Schlüter, Cephal., Pal. 21, p. 72, Taf. 23, Fig. 1 — 4. Häufig in den fleckigen Schichten. O o Turrilites cenomanensis , Schlüter, vergl. p. 24. Wurde in diesen Schichten nur einmal gefunden und zwar oben am Bergrücken, oberhalb Lengerich. Turrilites Scheuchzerianus, Bose. Schlüter, Cephal., Pal. 24, p. 123, Taf. 36, Fig. 11. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 29 Von dieser durch die einfachen scharfen Rippen leicht kennt- lichen Art wurde nur ein Bruchstück am Finkenberge gefunden. Baculites baculoides, Mnt., vergl. p. 21. Nicht häufig. Pleurotomaria lineraris, Mnt. Syn. Pleurotom. perspectivu , Sow. » » distincta , Dujard, A. Römer. Geinitz, Elbthalgebirge II, p. 165, Taf. 29, Fig. 10. Es liegt nur ein gut erhaltenes Gehäuse aus den unteren Schichten vor. Lima cenomanensis , d’Orb., vergl. p. 24. Sehr selten am nördlichen Bergabhange. Lima cf. simplex , d’Orb., Geinitz, Elbthalgebirge I, p. 205, Taf. 43. Es wurde nur eine nicht vollständig erhaltene Schale am Fusswege nach Leeden gefunden. Dieselbe ist 20 Millimeter lang, schief eirund und auf der ganzen Oberfläche mit zahlreichen feinen, von concentrischen Anwachsringen durchbrochenen Streifen ver- sehen. Die mit obiger Ai’t verwandte Lima Hoperi ist breiter und zeigt diese Streifung nur an den Buckeln und neben den geraden Schlosskanten, während der mittlere Theil der Schale glatt ist. Ostrea cf. hippopodium, Nilss. Geinitz, Elbthalgebirge I, p. 177, Taf. 39, Fig. 13. Die 20 — 25 Millimeter grossen Schalen sind in der Regel nur mit dem Wirbel angewachsen. Die linke Schale ist hochgewölbt, länglich rund und nach vorn mehr oder weniger flügelartig aus- gezogen. Die Oberfläche derselben ist mit schwachen blätterigen Anwachsringen versehen ; unter dem schnabelartig nach vorn über- gebogenen, in der Regel aber abgestumpften Wirbel liegt die dreiseitige Ligamentgrube. Zu beiden Seiten derselben ist die Schale am Rande gekerbt. Diese Kerbung bleibt fast bis zum Unterrande, neben einer sich allmählich von den Rändern ent- fernenden kreisförmigen Rinne sichtbar. Der Muskeleindruck liegt ein wenig nach vorn, in der Mitte der Schale. Die rechte Klappe ist blätterig, concav und nur in der Nähe des Wirbels gewölbt. 30 R. Windmöller , die Entwickelung des Plaeners Die hier beschriebene Art, deren äussere Gestalt am besten durch die von Geinitz 1. c. gegebene Abbildung: wiedergegeben O O O ö O ist, zeichnet sich von der, mir aus dem Scaphiten - Plaener vorliegenden Ostrea hippopodium durch stärkere Wölbung der Schale aus. Nicht selten in den oberen Schichten dieser Zone. Exogyra cf. sigmoidea , Rss. Geinitz, Elbthalgebirge I, Taf. 41, Fig. 14 — 27. Der Erhaltungszustand der wenigen, nur in einem Steinbruch am Galgenknapp in den obersten Schichten gefundenen Exemplare bestattet keine vollkommen sichere Bestimmung;. Terebratula biplicata, Sow., vergl. p. 25. Nicht selten in den unteren Schichten. Rhynchonella Mantelliana, Sow. Geinitz, Elbthalgebirge I, p. 166. Unsere Individuen, welche mit den in der Königlichen Berg- akademie auf bewahrten, zahlreichen Exemplaren der Schloenbacii- schen Sammlung vortrefflich übereinstimmen , zeigen einen deut- lichen Sinus und weichen dadurch von den Abbildungen bei Schloenbacii und Geinitz ab. Letzterer bemerkt jedoch, dass die obige Art häufig der Rh. pisurn sehr ähnlich werde, welche einen deutlichen Sinus besitzt. Von dieser letzten Art unterscheidet sie sich durch die geringere Zahl der scharfen dachförmigen Rippen. Rhynchonella Grasana, D Orb. Schloenbach, Brachiop. d. nordd. Gen., p. 496, Taf. 23, Fig. 8. 9. Sehr selten, mit der vorigen Art in den unteren Schichten. Discoiclea cylindrica, Ag. Häufig. Holaster subglobosus, Ag. Zettel, Palaeontologie, Bd. I, p. 535, Fig. 394. Häufig- mit der vorigen Art. Pentracrinus sp. Das kleine Stielglied besitzt einen gerundet fünfseitigen Umriss. O O o Die Gelenkfläche zeigt 5 lauzettliclie , bis zum Rande gehende im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 31 Blätter, welche von kleinen Zähnchen begrenzt werden. Die un- vollkommene Erhaltung gestattet keine nähere Bestimmung. Wurde nur einmal in den obersten Schichten dieser Zone am Galgenknapp gefunden. II. Oberer Plaener. 4. Zone des Actinocamax plenus? In den zu dieser Zone gerechneten Schichten wurden keine Versteinerungen gefunden. 5. Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides (üytiloides- Plaener). Inoceramus mytiloides, Mnt. Inoceramus labiatus, v. Schlotii. Goldf., Petr. Germ., p. 118, tab. 113, Fig. 4. Ueberaus häufig am Galgenknapp. Terebratula semiglobosa , Sow. Sow., Min. Concli., p. 48, pl. 15, Fig. 9. Ich sammelte nur zwei grosse verdrückte Exemplare in den oberen Schichten, links von der Chaussee nach Osnabrück. Rhynchonella Cuvieri , d Orb. j Geinitz, Elbthalg. II, Syn. Rhynchonella plicatilis, Sow. ( Taf. 7, Fig. 5 — 15. Wurde nur einmal gefunden, zusammen mit der letzteren Art. 6. Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Wollgari (Brongniarti -Plaener). Fischwirbel. Der im südlichen Einschnitte der Bahn gefun- dene Wirbel ist 20 Millimeter breit, 8 Millimeter hoch, kreisrund und vorn und hinten von 2 flachen Ilohlkegeln begrenzt. Von der Mitte strahlen zahlreiche, feine radiale Rippen aus, welche 32 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners durch concentrische Anwachsringe durchbrochen werden. Die Farbe der Rippen ist schwarz, die der Ausfüllungsmasse gelblich braun. Serpula (?) Amphisbaena Goldf. sp. Syn. Gastrochaena Am- phisbaena Goldf., Geinitz I, pag. 231, Taf. 52, Fig. 8. Das 25 Millimeter lange, 5 Millimeter breite Bruchstück der walzenförmigen Röhre ist wenig gekrümmt und zeigt nur eine ge- o ö o O o ringe Wachstlmmszunahme. Aeusserlich ist dieselbe glatt und nur von feinen 3 — 4 Millimeter von einander entfernten, kantigen Ringen umgeben. Schlüter1) hebt besonders hervor, dass die wurmförmigen Röhren dieser Art in Westfalen niemals in Treibholz steckend, sondern nur von der gewöhnlichen Gebirgsmasse umschlossen, ge- funden wurden. Dasselbe gilt auch von unserem Exemplar. Er führt diese Art an aus der Zone des Actinocamax plenus und be- zweifelt das Vorkommen in jüngeren Schichten, wofür aber das vorliegende Bruchstück, welches dem tiefsten Brongniarti - Plaener angehört und in einem Steinbruch an der Südseite des Galgen- knapps gefunden wurde, spricht. Serpula Seebachii , nov. sp. Die dünne leicht gebogene Röhre ist der ganzen Länge nach O o o ö aufgewachsen. Dieselbe besitzt einen runden Querschnitt und misst im Durchmesser am vorderen, dickeren Ende bei 11 Milli- meter Länge 1,5 Millimeter. Aeusserlich ist die Schale mit zahlreichen Längslinien geziert und von hohen, kantigen, 2 — 3 Millimeter von einander entfernten Ringen , welche der Basis gegenüber winkelig nach vorn aufge- bogen sind, umgeben. Die Röhre erscheint dadurch gegliedert. Unsere Art unterscheidet sich durch die eigenthümliche Ver- zierung der Schale leicht vor allen anderen Formen. — Wurde nur einmal im Steinbruch von Welp, in den oberen Schichten dieser Zone gefunden. x) Schlüter, Verbreitung der Cephalopoden in der oberen Kreide Nord- deutscklands. Zeitsckr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 28, pag. 470. Anmerkg. u. Pal. Bd. 24, pag. 217. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 33 Ammonites Carolinus , D Orb. Schlüter, Cephal., Pal. 21, pag. 27, Taf. 9, Fig. 6. Das nur theilweise erhaltene Gehäuse besitzt einen Durch- messer von etwa 25 Millimeter. Auf der flachen Seite des letzten Umganges zählt man 31 scharfe, leicht nach vorn gebogene ein- fache Rippen, welche, nach der Bildung eines kleinen Höckers, mit einem zahnartigen Vorsprunge an der Bauchkante enden. Nur an wenigen Stellen bemerkt man auf der Aussenseite einen scharf abgesetzten Kiel. Die von Schlüter gegebene Abbildung stimmt mit unserem Exemplare vollständig überein. Dasselbe wurde in den untersten Schichten dieser Zone zu- sammen mit Serpula (?) Amphisbaena gefunden. Ammonites (?) Schlüteri nov. sp. Das 50 Millimeter lange Windungsfragment lässt den Quer- schnitt nicht mehr erkennen. Die flachgewölbte Seite desselben ist mit einfachen, gleich starken, runden, kräftigen Rippen bedeckt, welche an der Bauchkante paarweise aus einem spitzen Höcker entspringen und leicht gekrümmt , unter sich parallel über die Flanken laufen. Die concaven, zwischen alten Rippen (auf den Seiten) gleichen Zwischenräume sind ebenso breit wie die Rippen selbst. Man zählt auf die angegebene Länge 24 Rippen, ihr Ab- stand beträgt 2 Millimeter. Die deutsche Kreide und, soweit ich aus der mir zugänglichen Literatur ersehen konnte, auch die Kreideterritorien der übrigen Länder, weisen keine ähnliche, durch die eigenthümliche Berippung leicht kenntliche Form, von der es jedoch zweifelhaft bleibt, ob sie der Gattung Ammonites oder Crioceras angehört, auf. Ich belege sie daher nach Herrn Prof. Schlüter mit dem obigen Namen. Das beschriebene Exemplar stammt aus dem unteren Stein- bruch von Rietbröck und Kröner. Crioceras ellipticum, Mnt. Schlüter, Cephal. Pal. 21, p. 100, Taf. 30, Fig. 11 u. 12. Die in den Steinbrüchen im Kienebrink gesammelten, etwas verdrückten Gehäuse stimmen in der Sculptur der Schale voll- ständig mit der Darstellung dieser Art bei Schlüter überein. [3] 34 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners Pleurotomaria lineraris , Mnt. vergl. p. 29. Es wurde nur das Fragment einer Windung in dem Stein- bruch von Kolmen und Grosspeter gefunden, welches den Quer- schnitt der gekanteten, gekielten Umgänge und die Verzierung derselben, durch Querstreifeu fein gekörnte Längslinien deutlich erkennen lässt. Inoceramus Brongniarti , Sow., v. Strombrok. Schlüter, Kreidebivalven, Päl. JBd. 24, p. 263. Diese Art ist ungemein häufig in dieser Zone und erreicht eine Grösse bis zu 400 Millimeter. Vollständige, gut erhaltene Schalen sind jedoch äusserst selten. In der Kegel sind dieselben verdrückt und bekommen dadurch ein mehr oder weniger fremd- artiges Ansehen. Terebratula semiglobosa , Sow. Geinitz, Elbthalgebirge II, pag. 23 — 24, Taf. 7, Fig. 4a und 4 b. Die namentlich in den unteren Schichten häufige, kleine globose Form übersteigt selten die Grösse von 14 Millimeter. Au allen Aufschlusspunkten. Rhynclionella Cuvieri , d’Orb. vergl. pag. 31. häufig zusammen mit der vorigen Art. Stomatopora sp. Aufgewachsen auf einem grossen Gehäuse von Ilolaster planus ? Salenia granulosa , Forbes. Wright, Monograph of the fossil Echinid. of cret Form. Pal. Soc. Vol. XII, pag. 156, pl. 50. Cotteau, Pal. franp., ter. cret. Echin. reg. p. 167, T. 1089, Fig. 6 — 21. Diese an dem granulirten Scheitelschild leicht kenntliche Form, welches krustenartig fast den ganzen oberen Theil der Schale be- deckt und auf den Interambulacralfeldern tiefer hinabreicht als auf den Ambulacralfeldern , ist durch Wright an obigem Orte gut abgebildet. Schlüter1) bemerkt, dass der Rand des Scheitel- *) Schlüter, die Schickten des Teutob. Waldes bei Altenbeken, Zeitsckr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 18, p. 64. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengericli. 35 schikies gewöhnlich von feinen , an den Augentäfelchen am deut- lichsten sichtbaren Körnchen umgeben werde, was sich an unserem Exemplare nicht erkennen lässt. Diese Art hat eine grosse horizontale und verticale Verbrei- tung. Schlüter erwähnt sie aus dem Mytiloides-Plaener von Altenbeken, nach Wright kommt sie vor im »lower chalk« von Dower, nach Cotteau ist sie gemein im Senomien von Vernouillet und Giverney. Unser Exemplar wurde in den jüngeren Schichten der oben genannten Zone, in dem Steinbruch von Kolmen und Grosspeter gefunden. Holaster planus, Mnt. Behrens, Kreideablagerungen auf Wollin, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 30, p. 246, Taf. 11, Fia;. 1. O Nicht selten in den oberen Schichten au allen Aufschluss- punkten, seltener in den unteren festen Kalken. Inf ulaster excentricus , Forbes. Ueber diese, mit der vorigen vorkommenden Art verweise ich auf pag. 43. Ananchytes striatus , Golde. Goldf. Petr. Germ. I, pag. 146, pl. 44, Fig. 3. Behrens 1. c. p. 248. Nicht sehr selten in den oberen Schichten an allen Auf- schlusspunkten. Micraster breviporus , d’Orb. d'Orb., Pal. fraup., Ter. cret. pag. 215, Pl. 869. Behrens, 1. c. pag. 243. Nur ein schlecht erhaltenes Exemplar aus dem Steinbruch von Welp im Kienebrink. Spongia sp. In den Schichten dieser Zone findet man nicht selten Spongien- reste, aber immer schlecht erhalten und so mit dem Gestein ver- wachsen, dass eine Bestimmung nicht möglich ist. [3*] R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners 36 Von Pflanzenresten fand sich Chondrites furcillatus , N. A. Römer. A. Römer, Kreidegeb. pag. 1, Taf. 1, Fig. 1. Hosius u. v. d. Mark, Flora der westf. Kreidef., Pal. Bd. 26, pag. 199. Nicht selten, oft ganze Schichten durchwehend. 7. Zone des Keteroceras Reussianum und Spondylus spinosus (Scaphiten-Plaener). Ammonites peramplus, Mnt. Schlüter, Cephalop. pag. 31, Taf. 10, Fig. 7 — 13. Die nicht seltenen Gehäuse dieser Art stimmen vollständig mit der Darstellung bei Schlüter überein. Die Gehäuse aus dem ersten Entwickelungsstadium, von denen das grösste mir vorliegende 60 Millimeter im Durchmesser misst, tragen wenige kräftige, an der steilen Nabelkante aus runden, dicken Höckern entspringende Rippen, welche nach vorn gebogen über die gerundete Externseite laufen, wo sie durch 2 — 3 kürzere Rippen, welche nicht die halbe Seitenhöhe erreichen, von einander getrennt werden. Das grosse 170 Millimeter Durchmesser haltende Gehäuse aus dem zweiten Entwickelungsstadium zeigt statt der Rippen nur 1 3 wellige Falten, die an der runden Nabelkante entspringen, sich auf den Seiten verbreitern, aber nicht bis zur Externseite fort- setzen. Einmal scheint neben der Verbreitung auch eine Gabelung dieser Falten einzutreten. Ammonites Neptuni, Geinitz. Schlüter, Cephalop., Pal. 21, pag. 36, Taf. II, Fig. 1. Das vollständigere der seltenen, aber an allen Aufschluss- punkten gefundenen Gehäuse besitzt einen Durchmesser von 33 Milli- meter und lässt drei Umgänge erkennen. Derselbe ist weit ge- gabelt und trägt auf dem letzten halben Umgänge 12, auf dem vorletzten eine grössere Zahl von kräftigen Rippen. Letztere ent- springen in einem kleinen Knoten an der Nabelkaute, laufen mehr oder weniger stark nach vorn gekrümmt über die Seiten und enden, im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 37 nach der Bildung eines zahnartigen Höckers in der Nähe der Bauchkanten, an diesen mit einem, den Höckern ähnlichen, zahn- artigen Vorsprunge. Die Externseite trägt einen sägeförmigen Kiel. — Die von Schlüter 1. c. Fig. 1 gegebene Abbildung stimmt mit unserem Exemplare gut überein. Ammonites Austeni , Si-iarpe. Geinitz, Elbthalgeb. Taf. 34, Fig. 2. Schlüter, Cephalop., Pal. Bd. 21, pag. 38. Die bis 70 Millimeter im Durchmesser messenden, engge- nabelten Gehäuse bestehen aus wenigen, rasch an Höhe zunehmen- den Umgängen, von denen der letzte stark 2/3 des vorhergehenden umschliesst. Der Querschnitt der Gehäuse ist sehr verschieden, da wahrscheinlich bei allen eine Verdrückung' stattgefunden hat. Es liegen sowohl flach scheibenförmige Exemplare vor als auch solche mit längsovalem Querschnitt, bei denen das Verhältniss der Breite zur Höhe 1 : 2 beträgt, wobei die grösste Breite unterhalb der halben Höhe, dem Nabel genähert liegt. Die Oberfläche ist mit zahlreichen Rippen verziert, welche sich an der steilen, gerundeten Nabelfläche leicht erheben, anfangs gerade, dann stark nach vorn gekrümmt über die Seiten und den gerundeten Rücken laufen. Jede vierte bis siebente Rippe ist bedeutend stärker und breiter als die. übrigen und wird von einer schwachen Einschnürung der Schale begleitet. Man zählt auf dem letzten Umgänge eines Individuums 5, auf dem halben eines anderen 4 dieser starken Rippen. Zwischen je zweien der langen Rippen stellen sich am Bauche 2 oder 3 kürzere ein, welche theils nicht bis zur halben Seitenhöhe fortsetzen, theils darüber hinweg- laufen, ohne jedoch die Nabelkante zu erreichen. An einem Gehäuse zeigt sich auch zuweilen eine Gabelung der Rippen. Die Zahl der Rippen am Bauche schwankt bei unseren Exemplaren zwischen 80 — 100; die Stärke derselben variirt ausserordent- lich, namentlich zeigen die flach scheibenförmigen Gehäuse wahr- scheinlich in Folge der Verdrückung nur eine sehr schwache Berippung. Die von Geinitz I. c. gegebene Abbildung stimmt mit un- serer Art gut überein, während diejenige bei Schlüter, welche 38 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners von einem sehr grossen Individuum entnommen ist, weniger zu- treffend ist. Nicht selten an allen Aufschlusspunkten. i Scaphites Geinitsii , d Orb. Schlüter, Cephalop., Pal. 21, p. 75, Taf. 23, Fig. 12 — 22, häufig an allen Aufschlusspunkten mit der vorigen Art. Crioceras ellvpticum , Mnt. Schlüter, Cephalop., Pal. 21, p. 100, Taf. 40, Fig. 11 u. 12. Neben mehreren anderen liegt mir ein besonders schön er- haltenes Gehäuse vor. Höchst wahrscheinlich gehört das von Schlüter abgebildetp Exemplar aus dem Turon von Lengerich ebenfalls diesem Hori- zonte an. Crioceras Teutobur gerne, nov. sp. Es wurde nur das Bruchstück eines, einen weiten Bogen bildenden Gehäuses gefunden. Die Rohre nimmt nur langsam an Stärke zu. Bei einer Länge von 60 Millimeter beträgt die Höhe am vorderen Ende 11 Millimeter, am hinteren Ende 9 Millimeter Der Querschnitt ist längsoval. Die Oberfläche des Gehäuses ist mit einfachen auf den Seiten leicht nach vorn gebogenen Rippen- bedeckt, welche um mehr als die Eigenbreite von einander entfernt stehen. Dieselben verlieren auf der Innenseite an Deutlichkeit, während sie kräftig über die Aussenseite fortsetzen und daselbst an den Bauchkauten zwei kleine Knoten tragen. Man zählt auf 20 Millimeter Länge 1 1 Rippen. Am nächsten verwandt mit dieser Art ist Toxoceras Turoniense, Schlüter1) aus dem Cuvieri-Plaener von Rothenfelde, welcher eine sehr ähnliche Wachsthumszunahme und Krümmung zeigt, sich aber durch rundliche, flache knoten- lose Rippen, deren Zwischenräume ebenso breit sind, unterscheidet. Von Toxoceras (?) Aquisgranen.se , Schlüter2) sp. und Ancy- loceras retrorsum, Schlüter3) unterscheidet sie sich bei Aehnlich- keit der Curve, durch die anders gestalteten Rippen, welche bei jenen Arten stark nach rückwärts gebeugt und knotenlos sind. 1) Schlüter, Cephalop., Pal. 21, p. 103, Taf. 31, Fig. 4. 2) Ebendas., pag. 10'2, Taf. 31, Fig. 6 — 8. 3) Ebendas., pag. 07, Taf. 30, Fig. 5 — 10. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerieh. 39 Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass das von Schlüter1) abgebildete, zn Crioceras ellipticum gezogene Gehäuse, welches bei Langenholzen gefunden wurde, einige Aehnlichkeit in der Berippung zeigt, sich aber durch eine viel schnellere Wachsthumszunahme auszeichnet. Hamites ellipticus, A. Römer. A. Römer, Kreidegeb. p. 93, Taf. 14, Fig. 5. Römer giebt von obiger Art folgende Diagnose: »Stark zu- sammengedrückt, bis 6'" dick und 3’” breit, allmählich gebogen über den schmalen Rücken weglaufend und an dessen Kante jederseits einen spitzen Höcker tragend ; sie liegen fast horizontal und scheinen an der Bauchseite zu verschwinden; bei 6'” Dicke am Rücken auf 6'” Länge 5 — 6 Falten.« Das mir vorliegende 55 Millimeter lange, 15 Millimeter hohe und 8 Millimeter breite Bruchstück gehört dem geraden Theil dieses Hamiten an und stimmt mit der obigen Diagnose vortrefflich überein bis auf den Umstand, dass die Rippen nicht gebogen, sondern geradlinig verlaufen. Auch die Abbildung dieser Art bei Römer zeigt nur gerade Rippen. Schlüter2), welcher Hamites ellipticus , Mant. mit Crioceras ellipticum vereinigt, wirft die Frage auf, ob die von Römer gegebene Abbildung incorrect sei. Unser Bruchstück beweist jedoch, dass dieselbe correct, dagegen die Beschreibung in Bezug auf den Verlauf der Rippen incorrect ist, oder mit anderen Worten, dass das, was A. Römer als Hamites ellipticus , Mant. bezeichnet, nicht dasselbe ist, was Mantell 3) unter diesem Namen aufführt. Es ist daher diese Art als Hamites ellipticus , A. Römer, auf- recht zu erhalten, während Hamites ellipticus , Mnt. zu Crioceras ellipticum , Mnt. bei Schlüter gezogen werden muss. Was Ferd. Römer4) als Hamites ellipticus aus dem Scaphiteu- Plaener von Oppeln und der Mucronaten-Kreide von Krakau ab- x) Schlüter, Cephalop., Pal. 24, pag. 164, Tat. 43, Fig. 1, 2. 3) Ebendas. Pal. 21, pag. 100. 3) Mantell, geol. of Sussex, pag. 122, Tab. 23, Fig. 9. 4) Ferd. Römer, Geol. von Oberschlesien, pag. 322, Tab. 37, Fig. 11 und pag. 356, Tab. 39, Fig. 6. 40 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners bildet, ist durchaus von unserer Art verschieden und in keiner Weise zu verwechseln. Ich fand das vorliegende Exemplar im Steinbruch oberhalb der Unterführung. Hamites sp. Die vollständig flachgedrückten, fast, geraden, nur wenig an Stärke zunehmenden Bruchstücke der Röhren sind mit einfachen geraden , oder sehr leicht nach vorn gebogenen Rippen bedeckt, welche um mehr als die Eigenbreite von einander entfernt stehen. Dieselben sind auf der Innenseite wenig deutlich und laufen, all- mählich sich verstärkend, in schräger Richtung nach vorn über die Flanken und den Bauch. Man zählt auf 40 Millimeter Länge bei 12 Millimeter Höhe 19 Rippen. Schlüter1) bildet ähnliche Hamitenreste aus dem Cuvieri- Plaener von Paderborn ab, mit denen die unseligen wohl zu ver- einigen sein dürften. Sie unterscheiden sich von jenen durch die weniger runden, weiter von einander stehenden Rippen, während sie dieselbe Krümmung' der Curve und eine ähnliche Wachsthums- o Zunahme aufweisen. Fundort: Einschnitt der Bahn. Hamites cf. multinodosus, Schlüter. Schlüter, Cephalop., Pal. 21, p. 106, Taf. 32, Fig. 1 u. 2. Das 15 Millimeter lange Bruchstück der Röhre besitzt einen längsovalen Querschnitt. Die Oberfläche ist mit einfachen, geraden, dicken, runden Rippen verziert, deren Zahl auf die angegebene Länge 8 beträgt. Die letzte dieser Rippen ist bedeutend stärker als die übrigen. Alle tragen etwa auf der Mitte der Seiten feine, dünne Knoten. Diese Merkmale kommen auch dem von Schlüter2) abgebildeten Hamites multinodosus zu, welcher ebenfalls aus dem Turon von Lengerich stammt. Einen näheren Vergleich gestattet jedoch die schlechte Erhaltung unseres Fragmentes nicht. Derselbe wurde im Steinbruch oberhalb der Unterführung gefunden. 1) Schlüter, Cephal., Pal. 21, pag. 106, Tat, 32, Fig. 3—5, 2) Ebendas, pag. 106, Taf. 32, Fig. 1. 2. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 41 Heteroceras Reussianum , d'Orb. Schlüter, Cephalop., Pal. 21, p. 105, Taf. 32, Fig. 13. Die an allen Aufschlusspunkten gesammelten Exemplare ge- hören namentlich der Varietät an, welche Schlüter 1. c. Fig. 13 abbildet. Heteroceras polyyilocum, A. Römer, Kreidegeb., Taf. 14, Fig. 1 . 2. Syn. Turrilites Saxonictis, Schlüter. Schlüter, Cephalop., Pal. 24, p. 135, Pal. 21, Taf. 35, Fig. 10. Von den mir vorliegenden 3 Exemplaren, welche an den ver- schiedenen Aufschlusspunkten der obigen Schichten gefunden wurden, zeigt das am besten erhaltene die beiden letzten Windungen des rechtsgewundenen Gehäuses. Der Querschnitt der Umgänge ist längsoval, scheint aber, wie aus einem anderen Windungs- fragment hervorgeht, in ursprünglichem, nicht verdrückten Zustande mehr rund gewesen zu sein. Die Umgänge, welche nur eine geringe Wachsthumszunahme zeigen, berühren sich, und es zeigt jeder vorhergehende die Eindrücke des Folgenden. Nur der letzte Tlieil der Röhre verlässt die Spirale und bildet einen kurzen Haken. Das Gehäuse ist mit zahlreichen, scharfen Rippen bedeckt, deren Zahl auf dem vorletzten halben Umgänge etwa 35 beträgt. Dieselben laufen entweder der Längsaxe parallel, oder leicht nach rückwärts gekrümmt über die convexe Aussenseite, während sie auf der Innenseite undeutlich werden. Am Unterrande der ersteren gabeln sich bisweilen die Rippen oder es schieben sich daselbst noch häufiger neue ein. Sehr selten treten sie, bevor sie die Aussenseite wieder verlassen, wieder zusammen. Am Mundsaum bekommt das Gehäuse eine Einschnürung und springt die vor- letzte Rippe »kragenartig« vor. Schlüter bemerkt bei der Beschreibung des Turrilites Sawonicus, dass diese Art wegen der ähnlichen Berippung meist mit Heteroceras polyplocum verwechselt worden sei. »Ich habe«, sagte er weiter, »niemals Exemplare — es liegen rechts und links gewundene vor — mit freien Windungen gesehen. Die Art bleibt 42 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners durchweg viel kleiner als Heteroceras polyplocum, und es ist niemals gesehen, dass die mannichfachen , individuellen Verschiedenheiten, welche für jene Art charakteristisch sind, wie die bald schlankere Thurmgestalt, bald niedrige Kegelform, die Bildung von Höcker- reihen, die hakenförmige Endigung der Wohnkammer und die Kaputze der Mündung etc. sich an Turrüites Saxonicus wieder- finden. Hierzu kommt, dass T. Saxonicus dem mittleren Plaener, Het. polyplocum der obersten Mucronaten- Kreide eigenthümlich, in allen Zwischenschichten nichts ähnliches bekannt ist«. H ierzu ist zu bemerken : 1) dass eins unserer dem Scap luten- Plaener angeliörehiden Exemplare die hakenförmige Endigung der Wohnkammer zeigt und in Folge dessen nicht zur Gattung Turrüites , sondern zu der von d’Orbigny aufgestellten Gattung Heteroceras l) gehört ; 2) dass dasselbe auch die Einschnürung am Mundsaum, »die Kaputze der Mündung« wie Heteroceras polyplocum besitzt; 3) dass auch die mir vorliegenden Gehäuse eine ziemlich bedeutende Grösse erreichen. So misst das oben be- schriebene am Mundsaum 25 Millimeter im Durchmesser, während der des fast kreisförmigen Querschnitts eines anderen Exemplares, an dem der Haken nicht vorhanden ist, 36 Millimeter beträgt; 4) dass auch viele Gehäuse von Heterocas polyplocum aus der Mucronaten-Kreide ausser den Rippen keine weitere Orna- mentik zeigen, und also die Höckerreihen sehr oft voll- ständig fehlen. Nach alledem scheint mir ein wesentlicher Unterschied zwischen Turrüites Saxonicus aus dem Scaphiten- Plaener und Heteroceras polyplocum aus der Mucronaten-Kreide nicht vorhanden zu sein. Denn dass bei den aus den zuerst genannten Schichten stammenden Gehäusen die Windungen näher an einander treten, ist vielleicht nur Folge einer seitlichen Congression. !) C’est une Turrüites , dont le dernier tour devient libre et se contourne en crosse comme diez les Ancyloceras , d’Ohbigny. Prodi', tom. II, p. 102. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 43 Auf Grund der Form Schwankungen, welche die Exemplare der Mucronaten-Kreide bisweilen auszeichnen, allein eine Trennung dieser beiden Arten vorzunehmen , scheint mir nicht thunlich. Auffällig jedoch bleibt es immerhin, dass die zwischen dem Sca- phiten-Plaener und der oberen Mucronaten-Kreide liegenden Schichten keine ähnlichen Formen aufweisen. Inoceramus Brongniarti , Sow., v. Stromb., vergl. p. 34. Selten. Inoceramus fundulatus Mant. Goldf., Petr. Germ., Tab. 1 ] 2, Fig. 1 . Nur ein Exemplar, welches im Steinbruch oberhalb der Unter- führung gefunden wurde. Ich stelle dasselbe wegen der breiten Form und der hohen, scharfen Falten zu der obigen Art. Ostrea hippopodium Nilss. Geinitz, Elbthalgeb. II., p. 179, Taf. 8, Fig. 6. Behrens, Kreideablagerungen 1. c. p. 260. Aufgewachsen auf Inf ulaster excentricus ; selten. Terebratula semiglobosa , Sow., vergl. p. 34. Häufig an allen Aufschlusspunkten. Terebratidina striatula Mnt. Geinitz, Elbthalgeb. II., Taf. 7, Fig. 16. 17. Nur ein Exemplar aus dem Bruch oberhalb der Unterführung. Terebratulina rigida , Sow., vergl. p. 20. Sehr häufig an allen Aufschlusspunkten. Rhynchonella Cuvieri , d'Orb., vergl. p. 31. Wie die vorige Art. Anancbytes striatus , Goldf., Petr. Germ. I, p. 146, p. 44, Fig. 3. Behrens, Kreideablagerungen 1. c. p. 248. Sehr häufig. Holaster planus , Mnt., vergl. p. 35. Sehr häufig mit der vorigen Art. Inf ulaster excentricus , Forbes. Behrens, Kreideabl. 1. c. Bd. 30, p. 246, Taf. 11, Fig. 2. Die mir vorliegenden Exemplare, welche vortrefflich mit der Abbildung und Beschreibung bei Behrens übereinstimmen, ge- 44 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners statten mir noch Folgendes zur Charakterisirung der Art hinzu- o o zufügen : Die Poren des unpaaren, im tiefen Sinus gelegenen Ambu- lacrums sind rund, äusserst klein, jedoch noch mit blossem Auge erkennbar. Die Porenpaare stehen in den Porengängen ziemlich weit von einander entfernt und sind schräg nach innen und unten gerichtet. Die Poren der paarigen Ambulacren sind ebenfalls klein, am Scheitel rund, weiter unten quer oval. Die weit aus- einanderstehenden Porenpaare liegen sämmtlich, so weit sich er- kennen lässt, hart am Unterrande der Porentäfelchen. Die Poren- gänge lassen sich bis zum Rande einer deutlich erkennbaren, sein- fein gekörnten Marginalfaseiole d) verfolgen, welche die Schale in etwa 1/s der Plöhe umzieht. — Die vier runden Oeffnungen der Genitalplättchen am verlängerten Scheitelschilde sind ziemlich gross. Die ganze Schale ist mit vielen kleinen, durchbohrten und gekerbten Wärzchen bedeckt, welche von Körnchen umgeben werden. Unterhalb der Fasciole sind die Wärzchen grösser und stehen daselbst gedrängter. Nur die Begrenzungswände des Sinus, welche von einer Reihe von schwachen (perlschnurartig an ein- ander gereihten) Knötchen gebildet werden, zeigen am steilen über- gebogenen Theil bis zum Scheitel mehrere parallele Reihen stärkerer Wärzchen, welche alle übrigen an Grösse übertreffen; die Zahl derselben in jeder Reihe schwankt zwischen 1 und 3. Die Stacheln sind sehr klein und dünn, besitzen eine cylindrische bis pfriemförmige Gestalt und zeigen unter der Lupe eine feine Längsstreifung. Micraster sp. Der unvollkommene Erhaltungszustand des einzigen, im Stein- bruch oberhalb der Unterführung gefundenen Exemplars gestattet keine nähere Bestimmung. O x) Zettel (Paläontologie Bd. I, p. 536) sagt bei der Beschreibung der Gattung Infulaster , dass dieselbe eine Subanalfasciole besitzt, erwähnt dagegen von einer Randfasciole nichts. Unser Exemplar zeigt die erstere nicht und in Ueberein- stimmung mit der von Dksor ( Synopsis p. 348) gegebenen Diagnose des Inf. Borchhardi Hag., welcher mit unserer Art synon., nur eine Randfasciole. im nordwestlichen Tlieile des Teutoburger Waldes bei Lengerich. 45 Aufgewachsen auf Ananchytes fand sich, ausser einigen der Gattung Diastopora und Stomatopora angehörigen Bryozoen, eine kleine, spiral eingerollte Kalkröhre, welche oben zur Gattung Spirorbis gestellt wurde. Ich vermag die Zugehörigkeit derselben zur obigen Art nicht näher zu prüfen, bemerke aber, dass die letztere, in den paläozoischen Ablagerungen häufige Art, nach Zittel t) auch in jüngeren Formationen, ja sogar recent vor- kommt. Ausser den hier angeführten Petrefacten liegen noch unbe- o o stimmbare Steinkerne von Gastropoden und Spongien vor. Zur besseren Uebersicht gebe ich p. 50 — 52 eine Tabelle über die Vertheilung der Petrefacten in den verschiedenen Zonen. Es erübrigt nun noch einen kurzen Vergleich über die Ent- wickelung des Plaeners in den verschiedenen Theilen des Teuto- burger Waldes anzustellen, wobei namentlich die Gegend von Altenbeken zu berücksichtigen ist, da von dort die Schichten durch Schlüter* 2) am besten bekannt geworden sind. Es fällt uns zunächst dabei die ungewöhnlich mächtige Ent- wickelung der Tourtia in unserem engeren Gebiete auf, von der an anderen Orten wie bei Altenbeken und an der kleinen Egge zwischen Kohlstedt und Extersteine3) nur die oberen Schichten des »Versteinerungsarmen Plaenermergels« bekannt geworden sind, während die unteren Schichten mit Bdemnites ultimus und Aoicula gryphaeoides nirgendwo weitere Aufschlüsse bieten. Auch die Grenzschicht gegen die Tourtia mit Hemiaster Grie- penkerli , welcher bereits dem Varians-Plaener angehört, wurde nur bei Lengerich beobachtet. Der letztere selbst, so wieder Rhotoma- gensis-Plaener zeigen an allen Aufschlusspunkten (Altenbeken, Lichtenau, Iburg, Riesenbeck etc.) eine ähnliche Entwickelung. In dicken Bänken abgesonderte Kalke und Mergelkalke bilden das vorherrschende Gestein. Die Grenze zwischen beiden Zonen ist überall keine ganz scharfe und giebt sich fast ausschliesslich durch *) Zittel, Paläontologie Bd. I, p. 564. 2) Schlüter, die Schickten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken, Zeitschr. d. D. geol. Ges. ßd. 18, p. 56. 3) Schlüter, Verbreitung d. Cepkalop. ebenda Bd. 28, p. 457. 46 R. Windmöi.ler, die Entwickelung des Plaeners das häufigere Vorkommen oder Zurücktreten einiger charak- teristischer Species zu erkennen. Ob die dem Rhotomagensis-Plaener bei Lengerich aufgelagerte, wenig mächtige Schichtenfolge, welche als fraglich zur Zone des Actinocamax plenus gestellt wurde, auch an anderen Punkten vor- kommt, oder ob sie den bei Altenbeken auftretenden, versteinerungs- leeren, roth gefärbten Mergelkalken, welche dem Mytiloides-Plaener angehören, entspricht, lässt sich bei dem Mangel aller Versteine- rungen nicht feststellen. Der Mytiloides-Plaener selbst ist durch das massenhafte Vor- kommen von Inoceramus labiatus charakterisirt und besteht aus rasch verwitternden Plaenermergeln und Mergelkalken (wie bei Lengerich) oder es treten zunächst roth gefärbte Mergelkalke im Liegenden auf (zwischen Altenbeken und Schwanei), welche wiederum an anderen Orten (bei Oerlinghausen) mit grauen Mergeln wechsellagern. Die Zone des Inoceramus Brongniarti und Ammonites Woolgari ist in unserem Gebiete als eigentlicher Brongniarti -Plaener ent- wickelt, die Galeritenfacies tritt nicht auf. Sie zerfällt an allen Aufschlusspunkten in eine untere, feste, kalkige und eine obere, mergeligere Schichtenfolge. Die wenigen organischen Einschlüsse sind überall wesentlich dieselben. Auch diese Zone besitzt bei Lengerich eine bedeutende Mächtigkeit, während sie weiter südlich nur als schmales Band auftritt. Eine wesentlich verschiedene Ausbildung, sowohl in petro- graphischer als auch paläontologischer Beziehung hat die nächst jüngere Zone des Heterocer as Reussianum und Spondylus spinosus erfahren. Dieselbe besteht im südlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Neuenbeken aus einem glaukonitisclien, wulstigen, festen, dunklen Gestein, welches fast ausschliesslich Micraster brevi- porus , Terebratula semiglobosa und vereinzelt auch Spondylus spi- nosus führt. Im weiteren Verlaufe nach Nordwesten tritt sie bei Oerlinghausen und Brackwede als typischer Scaphitenplaener auf, verwandelt sich in der Gegend von Borgholzhausen nordwestlich von Bielefeld in einen conglomeratartigen Grünsand — welcher in der Literatur unter dem Namen »Grünsand von Rothenfelde« be- im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lengerieh. 47 kan nt ist — um wiederum bei Lengericli die Facies der eigent- lichen Scapbitenschichten zu zeigen. Die folgende Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaste/' brems , mit welcher der Plaener da, wo er vollständig entwickelt ist, ab- schliesst, zeigt eine überaus mächtige Entwickelung in der Gegend von Paderborn und tritt im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes zum letzten Male bei Rothenfelde inselartig aus dem Diluvium hervor. In der nachstehenden Tabelle (p. 48 u. 49), welche ich nach Schlüter1), v. Strombeck2) und Ewald3) zusammengestellt habe, gebe ich eine vergleichende Uebersicht über die gleichalterigen o O o o Schichten des Plaeners im nordwestlichen und südlichen Theile des Teutoburger Waldes, im südlichen Westfalen und im nord- westlichen Deutschland nächst dem Harze. 1) Schlüter, die Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken, Zeitschr. d. D. geol. Gesellsch. Bd. 18, p. 56. Schlüter, Verbreitung d. Cephalop. Bd. 24, p. 205. 2) von Strombeck, Gliederung des Plaeners im nordwestl. Deutschi, nächst dem Harze, Zeitschr. d. D. geol. Ges. Bd. 9, p. 465. 3) Schloenbach, Brachiop. d. nordd. Cenomanbild., Benecke I. 48 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners Vergleichende XJebersicht der IPlaenerbildungen von Benennung der Schichten nach Schlüter Nordwestlicher Theil des Teuto- burger Waldes bei Lengerich Südlicher Theil des Teutoburger Waldes bei Altenbeken Zone des Inoceramus Cuvieri und Epiaster brevis Weissgraue, dünngeschichtete, magere Kalke (Schichten mit Epiaster brevis ) Zone des Ileteroceras Reussianum u. Spondylus spinös us Graue, dünngeschichtete Kalke und Mergel Feste, wulstige, dunkelgraue Kalke mit Glaukonitkörnern (Schichten mit Mieraster Leskei) Plh «33 Zone des Inoceramus Brongniarti u. Ammonites Woolgari Graue und graublaue Kalke . und Mergel bläulich - weisse, dünnge- schichtete, feste Kalke Mergelige , dünngeschichtete graue Kalke Feste, zellig angefressene Kalke o Zone des Inoceramus labiatus und Ammonites nodosoides Mergelige, gelbliche graue Kalke und Mergel Grauweisse, vielfach zerklüftete Mergel und rothe, mergelige, feste Kalke Zone des Actinocamax plenus Dunkelblaue, fleckige Mergelschiefer Gelblich - grünliches , wulstiges Gestein Zone des Actinoc. plenus ? Zone des Ammonites Rotomagensis u. Holaster subglobosus Bläulickweisse, dick geschichtete feste Kalke Gelbige, fleckige Kalke Weisse feste Kalke Weisse Kalke und Mergel P 1 a e n e r Zone des Ammonites varians und llemiaster Griepenkerli Blaue, dickgeschichtete Kalke nach unten abwechselnd mit bröckeligen Mergelbänken Mergel mit llemiaster Griepenkerli Blaue in dicken Bänken ab- gesonderte, feste Kalke Unterer Zone des Pecten asper u. Catopygus carinatus ( Tourtia) V ersteinerungsarmer Plaener- mergel mit Lagen von Kalkstein- kugeln; Schichten mit Ammo- nites varians u. Avic. gryphaeoides blaues , bröckeliges , quarzig thoniges Gestein; Schichten mit Avic. gryph. Gelbliche Mergel mit Belemnites ultimus Versteinerungsarmer Plaener- mergel, mit Lagen von Kalk- steinkugeln Flammenmergel ? Schichten mit Ammonites plend. und Avic. gryph. im nordwestlichen Theile des Teutoburger Waldes bei Lenker ich. 49 Lengerich und derjenigen benachbarter Grebiete. Nordwestliches Deutschland nächst dem Harze Südliches Westfalen Mergelige Kalke und Mergel mit Grün- sandlagen (Cuvieri - Schichten) Weissgraue dünngeschichtete, magere Kalke, z. Th. glaukonitisch Graue und schneeweisse Kalke, fest und dann von muscheligem Bruche, oder milde und kreideartig (Scaphiten - Schichten) Grünsand von Soest Graue und schneeweisse Kalke, fest und dann von muscheligem Bruche, oder milde und kreideartig (Brongniarti-Schichten und Galeriten - Schichten) Gelblich - weisse, dickgeschichtete, milde Mergel Fleischrother, mergeliger Kalk, ziemlich fest, z. Th. von muscheligem Bruche. Meist sehr zerklüftet Hellgraue, rasch verwitternde Plaener- mergel Lockerer, kalldg-thoniger Mergel mit ein- gebetteten, dicken Glaukonitkörnern Grauweisse , massige Kalke, j Arme Rhoto- meist fest, selten milde und > magensis- kreideartig 1 Schichten Feste graue Kalke mit Neigung zur ungerad- schieferigen Absonderung, abwechselnd mit grauen bröckeligen Mergelbänken T urriliten - Schichten Feste graue Kalke und Mergel wie in der vorigen Zone Schichten mit Anc. Mantelli , Holaster carinatus , Hemiaster GriepenkerU Grüngefärbter, glaukonitisclier, sandiger Mergel, ohne Thoneisensteinkörner Grüne thonige Sande und Mergel (Grün- sand mit Belemnites ultimus und Avicula gryphaeoides ) Unterer Grünsand mit eingestreuten braunen Thoneisensteinkörnern F lammeu m ergel Productive Kohlenformation [4] 50 R. Windmöller, die Entwickelung des Plaeners No. Bezeichnung der Art Unterer Plaener Oberer Plaener Zone des Pecten \ asper u. Catopygus carinatus Zone des Ammoni- tes varians u. Heini- aster Griepenkerli \ • hö § £ d 0^0 £ .CO o CO ^ 09 Orb. : Gein. Elbthalgeb. II, S. 182, Taf. 32, Fig. 1 - 3. G. Williger, dio Löwenberger Kreidemulde. 91 Ammonites Orbignyanus Gein. » subtricarinatus d’Orb. Turritella multistriata ReüSS » Nerinea A. Röm. Natica canaliculata Mant. Leguminaria truncatula ReüSS Panopaea gurgitis Golde. Pholadomya nodulifera Münst. » caudata A. Röm. Venus faba Sow. Cytherea plana Sow. » subdecussata A. Röm. » elongata ReüSS Protocardia Rillana Sow. Lucina lenticularis Goldf. Trigonia aliformis Park. Pectunculus ventruosus Gein. Asterias Schulzii Gott. Weiter setzt sich dieser Höhenzug über Hähnchen ohne Auf- schlüsse fort. Erst vom Strassenbeme östlich Herzogswaldan an sind wieder Brüche im Betriebe. Es wird hier ein Sandstein gebrochen, welcher unten mehr grobkörnig ist, nach oben zu feiner wird, dann aber häutig Quarzadern, »Glasschwielen« genannt, führt. Im Hang-enden ist wieder eine über 1 Meter mächtige Schicht bunten Thones. Aus dem Sandstein sind bekannt: Belenmitenreste in bröckeligen Steinkernen. Ammonites Orbignyanus Gein. » subtricarinatus D Orb. Nerinea Geinitzii Goldf. Pholadomya nodulifera Münst. » caudata. ; A. Röm. und Koprolithen, ein Ellipsoid von 5 und 2 Centimeter Durch- messer darstellend, werden hier gefunden. — Auf der Fort- setzung der Schicht steht ein grosser Theil der Stadt Naumburg, zuletzt am Queis das Kloster. Auf der anderen Seite des Queises 92 G. Williger , die Löwenberger Kreidemulde. auf Ober-Lausitzer Gebiet ist sie erschlossen im Dorfe Ullersdorf südlich vom Rädelberg und zeigt auch hier einen weissen, fein- körnigen Sandstein, der unter 10° einfällt. Hieraus stammt: Ammonites subtricarinatus d’Obb. Pinna diluviana Schloth. » subdecussata Sow. Pholadomya caudata A. Röm. H ier auf dem Ober-Lausitzer Gebiet hat das Diluvium schon mehr die Kreideablagerungen überdeckt, als in Schlesien. Was Glocker in seiner geognostischen Beschreibung als Obere Kreide bei Siegersdorf anspricht, ist entweder Ueberquader oder tertiärer Quarzit. Erst bei Waldau wieder steht westlich der Eisenbahn in der Nähe der Kirche ein weisser Sandstein an, den folgende Fossilien als Oberes Senon charakterisiren : Nautilus sublaeoigatus d Orb. ; Gein. Elbtlialg. I, S. 277. Ammonites Orbignyanus Gein. Scaphites inflatus A. Röm. Panopaea regularis d’Orb. » gurgitis Golde. » plicata Gein. Goniomya (= Lysianassa ) designata Goldf. Pholadomya nodulifera Münst. » caudata A. Röm. » aequivalvis Goldf. Protocardia Piillana Sow. Trigonia aliformis Park. Pectunculus sublaevis Sow. Cuctdlaea glabra Sow. Pinna diluviana Schloth. Inoceramus Lamarcki Münst. Modiola ßagellifera Forbes; Gein. Elbtlialg. II, S. 55. Ananchytes sp. ind. Weiterhin zeigt die Gegend von Schützenhain, Hochkirch, Langenau wieder mehr Aufschlüsse. An ersterem Ort steht der G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 93 Sandstein südlich der Strasse an und wird von einer starken Lage Raseneisenerz bedeckt. Es ist derselbe Sandstein wie bei Hoch- ldrch und lieferte: Nautilus laevigatus d’Okb. Ammonites Orbignyanus Gehst. Cytherea plana Sow. » elongata ReüSS. Im westlich davon gelegenen Bruche von Hochkirch, welcher zur Pfarre dieses Ortes gehört, zeigen die Schichten nordwestliches Einfallen. Zu unterst steht fester, weisser Sandstein an, darüber 5 Meter feinkörniger, sehr mürber, dann folgen 2 Meter Porzellan- thon, darüber gröberer Sandstein mit »Glasschwielen«, zuletzt unter dem Diluvium nochmals weisser Thon. Nur aus dem untersten Sandstein, der allein verwertliet werden kann, stammen nach- folgende Petrefacten : Nautilus laevigatus d’Orb. Ammonites Orbignyanus Gein. Hamites trinodosus Gein. Scaphites aequalis Sow. ? » inflatus A. Röm. ? Turrilites polyplocus A. Röm. Belemnitella mucronata Schlotte, letztere als Steinkerne, wohl erhalten, gekennzeichnet durch die keulenförmige, doch schlanke Scheide. Der Mucro ist nicht er- halten, auch sind bei dem grobkörnigen Material etwaige Gefäss- eindrüclce nicht zu sehen; ebensowenig ist der Rand der Alveola und die Furche vorhanden. Allein die mit den Abbildungen und vorliegenden Exemplaren gleiche äussere Gestalt charakterisirt die Species. Natica canaliculata Mant. Rostellari vespertilio Goldf. Panopaea gurgitis Goldf. Pholadomya nodulifera Goldf. » caudata A. Röm. Goniomya designata Goldf. Tellina sp. 94 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. Venus ovalis Sow. » Goldfussi Gein. Cytherea plana Sow. » elongata ReüSS Cyprina Ligeriensis d’Orb. Protocardia Hillana Sow. Cardium tubuliferum Goldf. Luciiia lenticularis Goldf. Pectunculus sublaevis Sow. » lens Nilss. » ventruosus Gein. Cucullaea glabra Sow. Pinna quadr angularis Goldf. » decussata Goldf. » diluviana SCHLOTH. Mytilus reversus Sow. Avicula pectiniformis Gein. Inoceramus Cripsi Mant. ; Goldf. Petref. Germ. II, Taf. 112, Fig. 4. Die dicken, wulstförmigen Anwachsstreifen bewirkten die Ver- wechselung mit Inoceramus Brongniarti , den Drescher von Idoch- kirch citirt. Lima sp. ind. Ostrea cf. hippopodium Nilss. Micraster cor-anguinum Lam. Holaster suborbicularis Defr. » granulosus Goldf. ( Ananchytes sp. ind.) Spongium saxonicum Gein. » nodosum Gein. Credneria sp. ind. Es sind hier auf schwachen Thonlagern zwischen dem Sand- stein Fussspuren von Sauriern beobachtet, ebenso bei Herzogs- waldau, von den Arbeitern »Teufelsgriffe« genannt. Wenig westlich von Hochkirch ist in einem Bruche, der zu Ober-Langenau gehört, ein Profil zu sehen, welches an das von G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 95 »Fechner, Naturgeschichte von Görlitz« p. 13 angeführte, erinnert. Die Schichten fallen unter 15° ein, sind bedeckt von Diluvial- kies und Lehm und zeigen von oben nach unten 5 Meter grob- körnigen Sandstein, 1 Meter losen Sand, 2 Meter gelblichen Thon und zuletzt feinkörnigen Sandstein wie bei Hochkirch. Südlich von Langenau liefern noch einige kleine Brüche schlechtere Bausteine, nördlich aber im Hirche’schen Bruch sieht man wieder Ueberquader auf Oberem Senon. Es zeigt sich hier zwischen grobkörnigem oberen und feinkörnigem unteren Sand- stein eine Schicht von 3 Meter buntem Thon, der früher für die Tiefenfurter Steingutfabrik gewonnen wurde. Ungefähr in der Mitte der Bahnstrecke Kohlfurt - Pen zig be- finden sich sowohl nördlich als südlich der Bahn verlassene Brüche und Sandsteinkuppen; doch ist aus der Lagerung nicht zu ersehen, ob sie etwa schon dem Ueberquader angehören; auch vermochte ich keine Fossilien darin zu finden. Ein neuer Complex von Sandsteinablagerungen zeigt sich bei Penzighammer mitten in der Görlitzer Heide, wo in verschiedenen, stark vom Diluvium bedeckten Sandsteinriffen einige Steinbrüche betrieben werden, in denen man ein Einfallen der Schichten nach ONO. unter 60° beobachtet. Der Sandstein ist weiss, mit thonigem Bindemittel, und es wechseln in ihm häufig grob- und feinkörnige Lagen. Nur Spongium saxonicum Gein. ist sehr häufig darin zu finden. Im nördlichsten Bruche lagert über dem Sandstein 1 Meter rother Thon und darüber grobkörniger Sandstein. Endlich tritt zum letzten Mal bei Nieder-Bielau in der Nähe der Neisse eine Sandsteinpartie auf, die unter 60° direct nach Osten einfällt. Der Stein ist grobkörnig und gelb gefärbt. Ueber ihm tritt wieder rother Thon auf und aus diesem stammt: Nerinea Geinitzii Goldf. Mytilus reversus Sow. T erebratula compressa Lam., woraus man die Zugehörigkeit zur Mucronatenschicht scliliessen kann. Ausser den beschriebenen Stellen ist nichts vom Auftreten des Obersenons in der Mulde bekannt. G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 96 Es bleibt jetzt nur noch eine Zusammenstellung der Fossilien übrig. Diese sind : OH Serpula gordialis Schloth. . . Nautilus laevigatus d’Orb. . . » patens Kner .... Ammonites Orbignyanus Gein. . » subtricarinatus d’Orb. Baculites subbaculoides Gein. . Hamites trinodosus Gein. . . Scaphites aequalis Sow. . . . inflatus A. Röm. . Turrilites polyplocus A. Röm. . Belemnitella mucronata Schloth. Turritella Nerinea A. Röm. » multistriata Reuss Omplialia ventricosa Dr. . . » undulata Dr. . . . » ornata Dr. . . Eulima turrita Zek Nerinea Geinitzn Goldf. » incavata Bronn . ,. Actaeonella Beyrichi Dr. . . Natiea canaliculata Mant. . . » vulgaris Reuss . . Rostellaria vespertilio Golde. . Pterodonta inflata d’Orb. Leguminaria truneatula Reuss Panopaea gurgitis Goldf. . . Pholadomya nodulifera Goldf. Panopaea plicata Gein. . . » regularis d’Orb. . . + + + 6. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 97 Inocer. Brongn.- pläner Scaphiten- pläner Quadraten- kreide Pholadomya aequivalvis Goldf » caudata A. Rom + + Goniomya designata Goldf Tellina sp. ind Venus immersa Sovv » ovalis Sow + + » Goldfussi Gein. + Cytlierea plana Som. . + » elongata Redss + » subdecussata A. Rom Protocardia Ilillana Sow Cardium tubuliferum Goldf + Isocardia Guerangeri d’Orb. Oyprina Ligeriensis d’Orb Crassatella arcacea A. Rom + Lucina lenticularis Goldf + + Trigonia aliformis Park.' + Pectunculus sublaevis Sow » lens Nilss » ventruosus Gein + Cucullaea glabra Sow + + Pinna quadrangularis Goldf » decussata Goldf + » diluviana Schloth Modiola flagellifera Fore. » reversa Sow Mytilus reversus Sow Avicula pectiniformis Gein + Perna lanceolata Gein + Inoceramus Oripsi Mant » Lamarcki Park. . . Ostrea, larva Lam » cf. hippopodium Nilss [7] 98 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. Inocer. Brongn.- pläner Scaphiten- pläner Quadraten- kreide Terebratula compressa Lam Nucleolites carinatus Goldf Micraster cor - anguinum Lam Holaster suborbicularis Dei k » granulosus Goldf Ananchytes f Asterias tuberculifera Du » Schulzii Cott Stellaster Albensis Gein Spongium saxonicum Gein » nodosum Gein + + Credneria denticulata Zenk » cuneifolia Zenic Debeya serrata Miqu Protopteris Singen Göpp Caulopteris sp. Göpp + Es ergiebt sich nach vorstehender Tabelle, dass keines der angeführten 78 Fossilien schon im Cenoman oder Unterturon be- kannt ist. Mit dem Mittelturon gemeinsam sind: Natica canaliculata Mant. » vulgaris ReüSS Rostellaria vespertilio Goldf. Panopaea gurgitis Sow. Pholadomya caudata A. Röm. Goniomya designata Goldf. Lucina lenticularis Goldf. Cucullaea glabra Sow. Holaster suborbicularis Defr. » granulosus Goldf. Mit dem Oberturon gemeinsam ist nur Turritella multistriata ReüSS, dagegen ist die Verwandtschaft mit der Quadraten- G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 99 schiebt grösser, da ersichtlich 33 pCt. der Fossilien damit über- einstimmen. Der Inoceramus Brongniarti Sow. reicht nicht bis in dieses Niveau, auch ist er schon in der Neu-Warthauer Kreide nicht mehr bekannt; die Angabe Drescher’ s beruht jedenfalls auf Ver- wechselung mit dem Inoceramus Lamarcki Park. Merkwürdig ist das Auftreten gewisser Cfastropoden in be- stimmten Schichten und das fast gänzliche Fehlen der Brachio- podeu. Die wenigen Pflanzenreste aus der Quadratenkreide werden hier schon häufiger und nehmen im Ueberquader an Arten und Anzahl noch zu, so dass dort ganze Kolilenflötze auftreten. Besonders bezeichnend für die Stellung der Zone sind von Thierresten : Nautilus laeoigatus d’Orb. » patens Kner Ammonites Orbignyanus Gein. » subtricarinatus d'Orb. Belemnitella mucronata Schloth. Inoceramus Lamarcki Park. Ostrea larva Lam., welche alle charakteristisch für das Obersenon sind. Merkwürdig ist die palaeontologische Uebereinstimmung mit der Kreide von Ahlten, Haldem, Lemberg und Lüneburg und die Abweichungen von der Rügener Kreide, worauf schon v. Strom- beck aufmerksam machte, indem er erstere Ablagerungen für Küstenfacies und die letztere für Tiefseefacies erklärte. Gerade diese Abtheilung der Kreide ist für die Gegend von grösster industrieller Wichtigkeit, da die daraus stammenden Bau- und Bildhauersteine, besonders in der letzten Zeit, sehr gesucht werden. 100 6. Williger, die Löwenberger Kreidomulde. ?). Oberstes Serum = Ueberquader Beyrich’s. Schon in der vorigen Abtheilung ist mehrfach daraufhingewiesen worden, dass nicht die Nerineenschicht, wie Di iescher annimmt, den Uebergang zum Ueberquader vermittele, sondern vielmehr ein tieferes Niveau einnehme, und dass, wenn eine Veränderung der Schichtenfolge in Combination mit dem Auftreten ganz neuer Geschlechter zweierlei Abtheilungen einer Formation scheiden soll, der Ueberquader erst mit einer Schicht rothen Thones beginnt, die stets über dem oberen senonen Sandstein auftritt. Dieser Thon schliesst zwar nirgends Petrefacten ein, aber der auf ihn stets folgende mürbe Sandstein zeigt immer die charakteristischen Leitfossilien des Ueberquaders: Cyrena cretctcea Dr. und Cardium Ottoi Dr. Petrographiscli hat der Ueberquader ein ganz anderes An- sehen als alle vorhergehenden Abtheilungen der Kreide ; es folgen hier im bunten Wechsel: mürbe Sandsteine, die im Ausgehenden gewöhnlich zu Sand werden, Thone der verschiedensten Qualität und Farbe, mächtige Lettenschichten, und darin eingebettet, unzählige Thoneisenstein- und Kohlenflötze von nur ganz geringer AI ächtigkeit. Die Profile der verschiedenen Ablagerungsgebiete ergeben keine Uebereinstimmung in der Reihenfolge der Schichten, so dass das Profil Drescher's von Wenig-Rackwitz nicht typisch, doch aber charakteristisch ist. Die Ansicht, welche Drescher aufstellt, und welche auch an anderen Orten vertreten wird, dass nämlich der Ueberquader in zwei streng geschiedenen Atodificationen auftritt, einmal in dem angedeuteten System, dann aber auch in Gestalt lockerer An- häufungen von Sand und Kies mit klumpigen Ausscheidungen eines sehr harten kieseligen Sandsteins, besser Quarzits, ausge- zeichnet durch eine glänzende, wie polirte Oberfläche, ist entschieden unrichtig. Diese Quarzite sind vielmehr nicht als Ueberquader auf- zufassen, sondern zur oligocänen Abtheilung des Tertiär zu stellen. Der eigentliche Ueberquader aber gehört unbedingt noch zur Kreide, und zwar als deren oberstes Glied, wiewohl in neuerer Zeit oft Vergleiche die Ansicht zu befördern schienen, er sei schon tertiär. G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 101 Demzufolge fällt ein grosser Tlieil der Gebiete, die bisher zum Ueberquader gerechnet wurden, fort, und es erweist sich, dass letzterer vollständig an die allgemeinen Grenzen der Kreide- mulde gebunden ist, sich meist im Innern der Mulde concentrirt und sonst nur weiter westlich äusserst beschränkt an den Rändern des Ablagerungsgebietes im Hangenden des Mucronatensandsteins auftritt. Die grosse Wichtigkeit des Ueberquaders für die Industrie der Gegend veranlasst mich, auf eine detaillirte Beschreibung ein- zugehen. Beginnen wir mit dem östlichen Theile des Südrandes, zu dem wir Alles rechnen, was noch nördliches Einfallen zeigt, so finden wir den Ueberquader zuerst deutlich erschlossen mit einer sehr charakteristischen Fauna bei Sirgwitz, nördlich von Löwen- berg. Oestlich von der Strasse nach Bunzlau, unterhalb der sogenannten »Eichhornschenke«, findet sich der oben erwähnte Bruch im Quader der Mucronatenschicht. Lieber dem Sandstein sieht man zunächst 3 .Meter feinen Thon, der trotz seiner vor- züglichen Eigenschaften nicht benutzt wird; darüber folgt 1 Meter Letten, 0,262 Meter -schwarze anthracitische Kohle, wieder 1 Meter Letten und dann mürber Sandstein. Auf dem Kohlenflötze ist vor Zeiten Bergbau betrieben, wie Haldenreste erweisen, doch schwerlich mit Gewinn. Aus dem Sandstein im Hangenden stam- men die meist schon von Drescher aufgeführten Fossilien: Serpula sp. ind. Turriteüa multistriata ReüSS » nodosa A. Röm. » inique - ornata Dr. Omphalia ornata Dr. Eulima turrita Zeig Rostellaria ornata d’Orb. Voluta semiplicata Münst. Dentalium glabrum Gein. Leguminaria truncatula ReüSS Pholadomya nodulifera Goldf. » caudata.A. Röm. 102 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. Mactra Carter oni d’Orb. Anatina lanceolata Gehst. Tellina plana A. Röm. Arcopagia numismalis d’Orb. Venus ovalis Sow. » faba Sow. Cythera plana Sow. Cyrena cretacea De. Cyrena sp. ind. Cardium productum Sow. » tubuliferum Goldf. Isocardia cretacea Goldf. Crassatetta arcacea A. Röm. Lucina lenticularis Goldf. Trigonia aliformis Park. Area cf. Raulini d’Orb. Cucullaea glabra Sow. » propinqua ReüSS Pinna diluviana Schloth. Mytilus Galliennei d’Orb. » cf. lanceolatus Sow. Modiola siliqua Math. Lima plana A. Röm. Aehnliche Verhältnisse zeigen sich östlich an der Hohlsteiner Ziegelei, wo unter Diluvialkies eine Schicht Letten, darunter sandige Letten mit Kohlentrümmern und zuletzt rother Letten mit einzelnen Stücken Thoneisenstein aufgedeckt sind. Weiter nördlich auf der rechten Boberseite sind Aufschlüsse im Ueberquader erst wieder bei Ivunzendorf und Ullersdorf. An ersterem Orte liefert ein bergmännischer Betrieb Thone, die den von Tschirne durch Olschewsky in der »Töpfer- und Ziegler- Zeitung 1879« beschriebenen ganz ähnlich sind. Sie liegen in Flötzen zwischen Sandstein eingebettet. Westlich davon, links von der Strasse, ist Ueberquader an der Ullersdorfer Ziegelei auf- gedeckt. Es lagern hier auf mürbem Sandstein, der schwach nach NO. einfällt, einige Centiineter Letten, darauf 2 Meter Thon und G. Williger, die Löwenborger Kreidemulde. 1 03 zum Schluss wieder Sandstein. Im Thon zeigen sich Stammstücke in Pechkohle verwandelt, ebenso im Sandstein solche Ins zn 25 Fuss Länge (cf. Göppert, Jahrb. f. Min. etc. 1865, p. 399). Die Grenze des Thons und Sandsteins lieferte gut erhaltene Blattabdrücke der Arten : Gleichenia Dresleriana Göpp.; Syst. fil. foss. und Cunninghamites oxycedrus Presl. ; Dunk. & Meyer, Palaeont. Bd. 4, p. 179, T. 32 u. 33, wie sie nach Schimper bei Niederschöna in Sachsen, ferner bei Blankenburg, Lem- berg, Aigen bei Salzburg in der Oberen Kreide Vor- kommen. Phyllicites laevigatus Miqu., p. 9, T. 1 , F. 2 ; von Göppert, T. I, III, F. 9 u. 10 abgebildet. Debeya serrata Miqu., nach Göppert Phyllites Geinitzianus , mit ausgezeichnet gedrehten Blättern, deren Ränder scharfe Zähnelunec zeigen. Acer, sp. ind., von Göppert bestimmt. Salicites dubius , latioribus et angustioribus foliis , nach Göppert. Ueberschreitet man westlich gehend den Bober, so findet man am vollständigsten den Ueberquader erschlossen über den gross- artigen Sandsteinbrüchen von Wenig-Rackwitz nach Wenig- Walditz hin, und zwar mit einem Einfallen Aron 16n NO. Drescher hat das Profil, welches sich am Wege bietet, schon auf das Genaueste beschrieben. Es wechseln hier mit Sandsteinschichten 4 mächtige Thon- und mehrere schwache Thoneisenstein- und Kohlenflötze. Auf letztere wurde vor einigen Jahren ein Schacht niedergebracht, der nachstehendes Profil bot: feinkörniger mürber Sandstein, gelb bis rotli gefärbt, fester weisser Sandstein, gelber mürber » , dunkelgrauer » , erfüllt mit massenhaften Ueber- resten von Turritella , Cyrena cretacea etc., oberstes Koblenflötz, 0,105 Meter mächtig, mit Brandschiefer, glimmeriger Letten, grün bis schwarz, mit Cyrenen, 104 G. Williger, die Löwenberger .Kreidemulde. thonige Lage mit Cyrena , Cardium etc. In ihr treten weisse feste Thonpartieen auf mit schlecht erhaltenen Pflanzenabdrücken, kalkhaltiger Sandstein, 0,105 Meter Thoneisenstein, gelber Sandstein, 0,523 Meter bauwürdige Kohle, Letten. Aus dem Thoneisenstein stammte: Turritella nodosa A. Köm. Omphalia ornata Dr. Cyrena cretacea Dr. Cardium Ottoi G ein. Cucullaea propin qua ReüSS Mytilus Cottae A. Köm. Plicatvla Roemeri D Örb. Blätter von: Adianturn sp. ind. Göpp. Alethopteris sp. ind. Göpp. Taeniopteris » » » Gleichenia Dresleriana » cf. Göppert »Ueber die fossile Kreideflora und ihre Leitpflanzen«, Zeitschr. d. D. geol. Ges., Bd. 17. Cannophyllites sp. ind. Göpp., ebendaher. Cunninghamites oxycedrus Ppresl. cf. dieselbe Abhandlung. Sequoia Reichenbachi Gein. In dem Letten sind gefunden: Ganoid- Schuppen. Glyphaea ornata A. RöM. Turritella nodosa » » multistriata ReüSS » inique - ornata Dr. Omphalia ornata Dr. Rostellaria ornata d’Orb. Cyrena cretacea Dr. G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 105 Cardium Ottoi Dr. Pholadomya candata A. Rom. Avicula pectiniformis Gein. Plicatula Roerneri d’Orb. Alethopteris sp. ind. Sequoia Reichenbachi Gein. Aus dem dunkelen Sandstein wurden erhalten: Die 3 Turritellenarten, ferner Cardium Ottoi Gein. » tubuliferum Goldf. Cyrena cretacea Dr. Aus den obersten Sandsteinlagen : Hamites Römeri = 11. intermedius Gein. Turritella multistriata ReüSS » nodosa A. Röm. Cerithium Requienianum d’Orb. Rostellaria ornata Dr. » Reussii Gein. Eulima turrita Zek. Fusus Nereidis Münst. Voluta semiplicata Münst. Turbo sp. ind. Acmaea dimidiata ReüSS, II, 8. Leguminaria truncatula ReüSS Panopaea gurgitis Goldf. Pholadomya nodulifera Goldf. » caudata A. Röm. Anatina lanceolata Gein. Tellina plana A. Röm. Cytherea plana Sow. » elongata ReüSS Venus faba Sow. » ovalis Sow. Cyprina rostrata Gein. » cretacea Dr. Cardium Ottoi Goldf. 106 G. Williger, die Löwenborger Kreidemulde. Cardium tubuliferum Goldf. Isocardia cretacea Goldf. Lucina lenticularis Goldf. Trigonia aliformis Park. Area Geinitzii (Elbthalg. II, p. 55). Pectunculus ventruosus Gein. Cucullaea glabra Sow. » propinqua Reuss Pinna diluviana Schloth. Mytilus Galliennei d'Okb. » Cottae A. Röm. Modiola siliqua Math. Avicula pectiniformis Gein. » » » » triloba A. Röm. Perna lanceolata Gein. Lima plana A. Röm. Germllia solenoides Gein. Heteropora dichotoma Goldf. Aus dem weissen festen schieferigen Thone: Blätter, die zu Laurus cretacea Ett. und Andromeda Parlatorii Heer zu gehören scheinen. Ausserdem Sequoia Reichenbachi Gein. Es finden sich von letzterer zahlreiche Bruchstücke, die ohne Schwierigkeit zu dieser Species gezogen werden können. Die Blätter sind schmal, lanzettlicli, mit sichelförmig gekrümmter Spitze und am Stengel herablaufender Basis. Von Zapfen sind mehrere Bruchstücke vorhanden, die sämmtlich sich als Durch- schnitte in der Längsrichtung darstellen. Der Hauptcharakter der Sequ. Reichenbachi , die breiten, in der Mitte mit einer grossen rhombischen Vertiefung versehenen äusseren Scheiben der Zapfen- schuppen, kann an ihnen deutlich beobachtet werden. G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 107 Die zahlreichen Synonyma deuten auf eine weite Verbreitung dieser Sequoia in der Kreidezeit. Sie ist bis jetzt bekannt von folgenden Localitäten: Aus Unterquader, Unterpläner und Pläner- kalk in Sachsen von Strehlen, Hundorf und Weinböhla, Cenoman und Oberturon Böhmens, Unterquader von Moletein in Mähren, Urgonschichten von Wernsdorf, Cenoman Grönlands und Spitz- bergens (Korne), von Waltersdorf und zwar im Schieferthon des Quadersandsteins; Untersenon von Westfalen und Südfrankreich (Bausset); Norische (obere) Kreide von Nordamerika; Quadraten- kreide von Quedlinburg; Mastrichtschichten zu Anderlues in Belgien. Göppeet und Drescher führten sie auf als Geinitzia cretacea Endl. Weiter im Hangenden von Wenig-Rackwitz finden sich bei Wenig-Walditz Thongruben, die Ueberquaderthon zwischen Sand- steinschichten abbauen. Das schon bei Sirgwitz und dann bei Wenig -Rackwitz auf- tretende Kohlenflötz bat in seiner westlichen Fortsetzung; mehrfach Versuche zum Bergbau hervorgerufen. An der Strasse von Andreasthal hat man früher ein 20 zölliges Flötz abgebaut, und jetzt wird wiederum ein Schacht auf dasselbe abgeteuft. Als Fortsetzung des Zuges Kunzendorf- Ullersdorf ist das Thonvorkommen bei Neuen nordwestlich von Löwenberg zu be- trachten. Aus dem Sandstein von hier hat Göppert in seiner Flora des Quadersandsteins Münsteria Schneideriana Göpp. Cylindrites spongioides Göpp. beschrieben, die wohl identisch mit Spongium saxonicum Ge in. sind. Ehemals wurde auch südlich von Neuen Bergbau getrieben und weiter westlich bei Ottendorf, östlich von Naumburg a.. Qu., doch sind die Verhältnisse, unter denen das geschah, nicht bekannt; jetzt sieht man nur dicht an letztgenanntem Dorfe östlich der Strasse Sandstein anstehen, der unter 5° nördlich einfällt und aus dem nur Cyrena cretacea Dr. bekannt ist. In der Görlitzer Sammlung befinden sich, in Thoneisenstein erhalten, von Ottendorf: 108 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. Cyrena cretacea De. Cardium Ottoi Dein. Cucullaea glabra Sow. Mytilus Cottac A. Röm. Sequoia Reiclienbachi Dein. Im H äugenden des Mucronatensandsteinzuges von H erzogs- waldau sind östlich von Nanmburg dieselben Thone zwischen Sandstein abgelagert, wie sie später von Tschirna beschrieben werden sollen. Ueberschreitet man den Qneis, so ist dicht bei Ullersdorf, westlich von Naumburg, der Ueberquader im Hangenden des Oberen Quaders durch die Gruben des Herrn Hersel aufs Beste erschlossen. (Yergl. Profil 5.) Zuunterst lagert eine mächtige Letten- schicht, welche mehrere Flötze von Kohlen und Brandschiefer ein- schliesst. Nur das oberste Kohlenflötz, 0,471 — 0,523 Meter mächtig, ist abbauwürdig. Dazwischen liegen in grosser Anzahl Thoneisen- steinflötze, nie über 0,105 Meter mächtig, deren Erz nach einer Analyse des Herrn Dr. Peck einen Gehalt von 22 pCt. Eisen hat. Alle Schichten sind ausnahmslos von Petrefacten erfüllt. Der unter dem abgebauten Flötze befindliche sandige Schieferthon ist reich an Glimmerblättchen und enthält nur Pflanzentrümmer. Das Flötz selbst besteht aus 0,523 Meter reiner Kohle, welche pech- schwarz und stark glänzend ist. Der Strich ist braun bis schwarz, und im Ansehen variirt sie zwischen böhmischer Braunkohle und Antliracit, auch kommt sie im Brennwerthe der Steinkohle gleich. Im Hangenden der Kohle treten 0,157 Meter pechschwarze, ver- steinerungsleere Brandschiefer auf. Aus den folgenden blaugrauen Letten, in denen sich förmliche Bänke kalkiger Mollusken-Schalen finden, stammen: Turritella nodosa A. Röm. » multistriata Reuss » inique - ornata De. Omphalia ventricosa De. » ornata De. Dentalium glabrum Gein. Cyrena cretacea Dr. G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 109 Cyrena tenuistriata Klocke Area propinqua ReüSS » Geinitzii ReüSS Cardium Ottoi Goldf. Cyprina sp. ind. Beyr. Sequoia Reichenbcichi Gehst. Beachtenswerth ist das häufige Vorkommen kleiner Stückchen Iietinit. Im Thoneisenstein fanden sich: Serpula iniqua Klocke » sp. ind. Turritella nodosa ReüSS » inique - ornata De. » multistriata ReüSS Omphalia ventricosa Dr. » ornata Dr. Dentalium glabrum Dein. Venus ovalis Sow. Cardium lineolatum ReüSS » Ottoi Golde. Lima plana A. Röm. Mytilus Cottae A. Röm. Cyprina sp. ind. Im XLI. Bande des Lausitzer Magazins hat Klocke die Schichtenfolge näher beschrieben und die Ansicht aufgestellt, da er in einem der oberen Thoneisensteintlötze nur marine Fossilien fand, dass rein marine und brackische Schichten hier abwechselten und dass wir demnach hier ein Ausflussbassin von Süsswasser in das Kreidemeer vor uns hätten , in welchem eine brackische Fauna, aber nie Bewohner des tieferen Meeres lebten. In die allgemeine Versumpfung, die durch die Kohlenflötze angezeigt sei, wäre dann wiederholt das Meer eingedrungen, welches die Thoneisensteine abgesetzt hätte. Die ganze Erscheinung erklärt er durch wiederholte Hebung und Senkung der Küste. Auf dem Kolilenflötz baut die Grube »König Wilhelm«, welche jährlich gegen 60000 Centner Kohle, und zwar meist Stückkohle für den 110 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. Bedarf der zugehörigen Thonwaarenfabrik liefert. Das Streichen der Schichten ist h. 71/25 das Einfallen aber ein sehr verschiedenes, gewöhnlich 14°, aber auch 24 — 28° und stellenweis sogar 45°, was für eine ungleiclnnässige Aufrichtung der Schichten spricht. Der Abbau wird mit schwebenden Strecken und Pfeilerverhieb geführt und hat auffallende Knickungen, schwache Sprünge und Ueberschiebungen des Flötzes aufgedeckt. O O Im Hangenden des oberen Lettens folgt ein feinkörniger O O o Sandstein ohne Versteinerungen, der in seinen oberen Partieen 3 Flötze von feinem Thon einschliesst, die unter 28° einfallen. D as Hangende und liegende Flötz, je 1 Meter mächtig, enthalten feinen weissen Thon, das mittlere dagegen, nur 0,523 Meter mächtig, zeigt buntgefärbten. Eine Analyse des letzteren, der als färbende Beimengung zu gewissen Zwecken in der Thonwaarenindustrie verwandt wird, ergab: W asser . . 9,74 Kieselsäure .... . . 31,53 Quarz . . 24,41 Thonerde .... . . 26,64 Eisenoxyd .... . . 6,36 Kalk . . 0,95 Magnesia .... . . 0,27 99,90. Die Zusammensetzung dieses Thonflötzes ist aber nicht gleich- massig, besonders schwankt der Eisengehalt. Nur auf den weissen Thonflötzen wird ein rationeller Bergbau durch streichenden und schwebenden Strebbau getrieben. Vorläufig ist das Hangende Flötz im Angriff. Es zeigt ein Sandsteinmittel, welches von 1 Centimeter bis 1 Meter schwankt, im letzteren Falle den Abbau erschwert, aber als gutes Versatzmaterial dient. Der Thon wird möglichst in grossen Stücken gewonnen und über Tage sortirt. Die Gesammtförderung der besten Sorte, welche meist in die Waldenburger Porzellanfabriken geht, beträgt jährlich 60000 Centuer. Dieser Thon ist fast frei von Eisen, Kalk und Magnesia und zeigt folgende Zusammensetzung: G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 111 Wasser .... . . . 10,88 Kieselsäure . . . . 56,45 Thonerde . . . 29,50 Eisenoxyd . . . . 0,97 Kalk . . . 0,43 99,23. Die geringeren Sorten, welche meist durch kohlige Streifen verunreinigt sind, werden in der bekannten Hersel’schen Fabrik zu feuerfesten Verblendsteinen etc. verarbeitet. Tertiär und Diluvium verbergen eine Strecke weit die han- genden Schichtenfolgen bis zur Thongrube von Tschirna in der Mitte zwischen Ullersdorf und Siegersdorf, die einen Thon von derselben Qualität liefert, wie die von Colonie Naumburg, Neuen, Wenig -Walditz etc. Er lagert zwischen Sandstein und schliesst oft Kohleustücke ein. Seine Zusammensetzung fand ich bestehend aus: W asser . 9,17 Quarz .... 7,94 Kieselsäure . .... 52,09 Thonerde .... 29,02 Eisenoxyd . .... 1,43 Magnesia .... 0,13 Kalk . . . .... 0,34 100,12. Diese gleichfalls vorzüglichen Thone erhalten ihre Haupt- verwendung in den Siegersdorfer Werken zu feuerfesten Steinen. Was am Südrande der Mulde sonst noch dem Ueberquader angehört, ist meist schon bei der Beschreibung des Obersenon erwähnt. Es sind Thone und Sandsteine, die im Hangenden der Mittelsenonschichten bei Hochkirch, Ober -Langenau und Penzig- hammer auftreten und aus denen von Langenau nur : Turritella nodosa A. Röm. und Dentalium glabrum Gein. bekannt sind. 112 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. Weniger als am Südflügel der Mulde ist der Ueberquader am Nordrand vertreten. Bei Neu-Warthau (vergl. Profil 4) ist er zunächst durch Brunnen abteufen nach°;ewiesen. Es lagern auf der schon oben erwähnten 1 Meter starken rotlien Thonschicht 3 Meter Sandstein, darauf 2,5 Meter schwarzer Letten. Wechselnde Lagen von Kies und Lehm, die dem Diluvium angehören, bedecken das Ganze. Ueberquaderthone und Kohlenflötzchen sind beim Brunnen- bohren bei den Dörfern Alt- und Neu- Jäschwitz aufgefunden. Am Besten ist aber der Ueberquader erschlossen bei Bunzlau. Schon am Wege von Neu-Warthau liegen 2 Thongruben im Ueberquader; dieselben sind aber in noch grösserer Anzahl vor- handen zwischen den Alt- und Neu-Jäschwitzer Strassen. Kommt man von Süden, so liegt rechts von dem Neu-Jäschwitzer Wege in der Haide eine zusammenhängende Reihe von Thongruben, die aber jetzt nicht im Betriebe sind. Die Thone sind hier zwischen Sandstein gelagert und fallen nach SO. ein. Oestlicli Bunzlau um den Dryssel trifft man wieder grossartige Thongruben, in denen mächtige Thonlager unter 1 bis 3° einfallen und lettige Schichten einscldiessen. Der Thon ist hier meist bunt; gelbe, dunkel- und hellrotlie, blaue, weisse Färbungen wechseln be- ständig ab. Die weitaus grösste Bedeutung haben aber die Thone auf der linken Boberseite, südlich Bunzlau im Tillendorfer Gebiete. Sie treten hier als eine Reihe von Flötzen, stets ungefähr 1 Meter stark, im Sandstein des Ueberquaders, ungefähr unter 15° einfallend, auf. Der Abbau geschieht theils durch Tage- bau, theils durch unterirdischen Betrieb. In manchen Flötzen scliliesst der Thon hier merkwürdige Concretionen ein, die, bis zu 0,262 Meter im Durchmesser, in einer Hülle von Tlioneisenstein ein Pulver von Schwefeleisen, Thon und kohligen Resten ent- halten. Die Qualität des Tliones ist sehr verschieden, man sondert ihn streng, verkauft die besseren Sorten in Glasfabriken zur Her- stellung der Häfen; das übrige dient zur Bereitung des welt- berühmten »Bunzlauer Geschirrs«. Einige Analysen sind bekannt. G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 113 In Quenstedts Mineralogie wird ein rother Thon beschrieben, der folgendermaassen zusammengesetzt ist: nach Klaproth nach Richters W asser . . . 11 6,08 Kieselsäure . . . 61 27,31 Quarz . . . . — 42,20 Thonerde . . . . 27 20,97 Eisenoxyd . . . 1 1,35 Magnesia . . . . — 0,15 Kali . . . . . — 0,32 Natron . . . — 0,52 100. 98,90. uerer Zeit hat Olschewsky den eigen 1 1 i eben T öpferth on md fand: Ich fand: Wasser . . 6,28 8,32 Kieselsäure . . 68,48 68,07 Thonerde . . . 21,88 20,08 Kalk . . . . — 0,34 Magnesia . . . 0,37 — Eisenoxyd . . 1,62 1,97 98,78. 98,78. bei Tiefenfurt finden sich Ueberquaderthone nxit Kohlen- vorher aber sclioix bei Wehrau - Klitschdorf. trümmern, Der Queis hat sich an den letzten zwei Orten sehr tief ein- geschnitten und eine Reihenfolge von Schichten entblösst. Kommt man von Norden, so sieht man auf dem linken Ufer Buntsandstein ohne Versteinerungen anstehen; darüber lagert, jetzt meist abgebaut, in senkrechte Stellung aufgerichteter Muschelkalk, sowohl am rechten wie am linken Ufer aufgeschlossen. Ueber ihm ist, besonders hart am linken Ufei’, Sandstein der Kreide entwickelt, welcher nach dem Vor- kommen der Nerinea Geinitzii Goldf. wohl als »Oberer Quader« anzusprechen ist. Aix den malerischen Felsbildungen erkennt man dieselbe Aufrichtung, die der Muschelkalk erfahren hat. Im Hangen- den des letzteren, der am linken Ufer noch in grossen Brüchen abgebaut wird, sieht man aber in den westlichen Aufschlüssen nur [8] 114 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. noch eine äusserst schwache Partie Sandstein, auf welche unmittel- bar sandige Letten folgen, die durch Verwitterung theilweise ganz zu Sand zerfallen sind. Sie schliessen ein schwaches Kohlenflötz ein. Ganz ähnlich, nur besser erschlossen, sind diese Vorkommen auf dem rechten Ufer. Ueber dem jetzt abgebauten Muschelkalk folgt eine Schicht, die aus Kalk- und Sandsteintrümmern besteht, darauf fester Sandstein und nun, von Letten begleitet, einFlötz äusserst unreiner Kohle, welches, etwa 0,523 — 1,308 Meter mächtig, unter 80° einfällt. Die Kohle ist in einzelnen Partieen schwarz glänzend, spröde, zeigt beim Verbrennen viel Rückstände, besonders von Kieselsäure, die nach F. Römer unter dem Mikroskop Diatomeen vermuthen lässt (Jahresbericht der Blätter für vaterl. Cultur, 1878, p. 49). Die Kohle löst sich theilweise in Kalilauge und zeigt braunen Strich. Ueber dem Klötze folgt ein mächtiger brauner Sandstein, der im Jahre 1804 beim Schürfen mittelst Stölln gegen 40 Meter weit durchfahren ist. In ihm finden sich häufig schwarz glänzende Früchte, die von Göppert (Schlesische Ztg. v. 30. /7. 78. und St. Anz. No. 41, 1878) Palmacites legitimus genannt wurden; Geinitz aber beschreibt sie im selben Jahre »Neues Jahrb. f. Min.« als Cycadeospermum Schmidtianum. Er stellt sie also zu den Cycadeen, während wir geneigt sind, eine grössere Verwandtschaft mit Cupuliferen zu folgern. Geinitz beschreibt sie folgendermaassen : »Dreikantige, ovale Samen von 25 Millimeter Länge und 20 Millimeter Dicke, die an ihrer undeutlich dreiseitigen, rundlichen Basis ein ziemlich grosses ein- gedrücktes Anhaftefeld besitzen. Sie sind an der Seite gewölbt, nach vorn mit drei starken Längskanten versehen, die zuletzt in eine dreikantige Ecke auslaufen (ähnlich dem Samen von Divon edule Lindb. aus Mexiko). Ihre, an der Basis entspringenden, etwas ungleichen flachen Längsstreifen werden nach der Mitte hin undeutlich und verschwinden nach vorn hin oft gänzlich, so dass man statt ihrer meist nur noch mehr vereinzelte, ziemlich unregel- mässige schmale Längsrisse bemerkt, die sich von aussen in die dicke Rinde des Samens einsenken. Die drei Längskanten unter- scheiden die vorliegenden Samen wesentlich von anderen aus gleichalterigen Schichten. « G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. 115 Aehnliche Früchte besitzen aber Corylus und Fagus und es scheint, dass die vorliegenden die Mitte zwischen beiden ein- nehmen. Für die Annahme, dass sie besser den Cupuliferen als den Cycadeen einzureihen sind, spricht erstlich die gänzliche Abwesenheit von Cycadeenblättern, dann das Vorhandensein von leider nur fragmentarischen Blattstücken, die am besten mit Blättern von Fagus zu vergleichen sind. O O Dass der Sandstein, in dem sie Vorkommen, noch dem Ueber- quader angehört, beweisen die aus einem schwachen Thoneisen- steinlager im Hangenden desselben am sogenannten Ziegelberge bekannten Fossilien: Turritella nodosa A. Rom. Fusus Nereidis Münst. Pyrula cf. coronata A. Röm. Eulima turrita Zek. Cyrena cretacea Dr. Cardium Ottoi Gein. Cytherea elongata ReüSS Area Geinitzii » Ostrea sp. ind. Cyrena » » Weiterhin stehen noch rothe und gelbe Tlione, zwischen Sandstein gelagert, an. Südlicher treten bei Aschitzau dicht am Queis nochmals versteinerungsleere Sandsteine auf, die fast horizontal gelagert sind und jedenfalls zum Ueberquader gehören. Sämmtliche Fossilien aus dem Ueberquader weist folgende Tabelle nach: Mucro- naten- kreide Qua- draten- kreide Serpula iniqua Klocke . . » sp. ind Glyphaea ornata A. Rom. . Hamites intermedius Gein. . Turritella multistriata Reuss + [8*] G. Williger, die Löwenbergor Kreidemulde. 116 Mucro- Qua- naten- draten- kreide kreide Turritella nodosa A. Röm. . » inique ornata Dr. Cerithium Requienianum d’Orr Omplialia ornata Dr. » ventricosa Dr. Eidiina turrita Zek. ... Rostellaria ornata d’Orb. » Reussii Gein. c o H Voluta semiplicata Münst. Fusus Nereidis Münst. . cretacea Dr. . . G. Williger, die Löwenberger Kreidenmlde. 117 Mucro- natenkreide Quadraten- j kreide Turon Cardium Ottoi Gein » product um Sow » tubuliferum Goldf + + » lineolatum Reuss lsocardia cretaeea Goldf Crassatella arcacea A. Rom Lucina lenticularis Goldf + + Trigonia aliformis Park + + Area cf. Raulini d’Orb » propinqua Reuss » Geinitzi Reuss Pectuncuhis ventruosus 6ms + Cucullaea glabra Sow + + ~h » propinqua Reuss Pinna diluviana Schi.oth + 4- Mytilus Galliennei d’Orb » Cottae A. Rö^i » cf. lanceolatus Sow Modiola siliqua Math + Avicula pectiniformis Gein “h + » triloba A. Röm Ferna lanceolata Gein + Lima plana A. Röm Ostrea sp. ind Gervillia solenoides Gein Plicatula Römeri d’Orb Heleropora dichotoma Reuss + Spongium saxonicum Gein + + 4- » nodosum Gein + + Von Pflanzenresten: Acliantum sp. ind. Göre Alethopteris sp. ind. Göfp 118 G. Williger, die Löwenberger Kreidemulde. Mucro- natenkreide Quadraten- kreide Turon Taeniopteris sp. ind. Göpp Gleichmut Dresleriana Göpp Cannopliyllites sp. ind. Göpp Ounninghamites oxijcedrus Pp.esl Cycadeospermwm Sclmidtianum Gein.?, = Fagus sp. ind. Sequoia Reichenbächi Gein Debeya serrata Miqu Salix sp. ind. Göpp Acer sp. ind. Göpp Laurus cretacea Ett Andromeda Pariatori Heek Mit dem Turon hat hiernach der Ueberquader noch 10 pCt., mit der Qnadratenschiclit 30 pCt. und mit der Mucronatenschicht 37 pCt. der Fossilien gemein. Die Formen, welche ausschliesslich aus ihm bekannt sind, belaufen sich auf 25, von denen die Turri- tellen und Omphalia- Arten , Cyrena cretacea, Cardium Ottoi und tubuliferum , Area Geinitzi , Mytilus Cottae , Plicatula Römeri be- sonders häufig und für den Ueberquader bezeichnend sind. Da fast sämmtliche auch in senonen Kreidebildungen anderer Gegenden, besonders am Harz und in Sachsen, auftreten, so ist der Ueber- quader der nordschlesischen Kreide mit Sicherheit als das oberste Glied des Senon zu betrachten. Nachfolgende Tabelle möge das Verhältniss erläutern, in dem unsere nordschlesische Kreide zu den Ablagerungen derselben Formation in anderen Ländern steht. Es bestätigt sich hier in der niederschlesischen Kreide der Ausspruch, den v. Strom heck in seiner »Abhandlung über die Kreide von Lüneburg«, Zeitsehr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. 15, p. 175 gethan hat, nämlich: »dass in dem grossen Kreidebassin, welches das nördliche Deutschland, Belgien, das nördliche Frankreich, das südliche England und die baltischen Länder umfasst, in der Kreide- G. Willige», die Löwenberger Kreidemulde. 119 ! ! 3 o :0 fl cd, fl . o "d CQ 2 w P I £ ! ü ICQ fl ; 9 > H 5 CO O fl P n Po O nd •S'S ß r* o -S ö :s W g Ö -g ^ '•? So^Q o .3,8 C rÖ fl co^ m fl 2 2 § äl >< P “Ö fl fl -fl o ? co o CD ^ s g .9 fl * -2 GQ^ § fl ‘fl 2 fl fl ö § ä ’l ~ 53* CO fl CD CS '"Ö I fl fl f pr 7 o^ O 2 fl 2 co fl Hl W P ö ö fl ° co U 0 ll 0 c ö 0(K | ~§ -sÜ M a. ffl ö ~ s , Co h s ® ^ i ’S fl fl o * p ■ fl ä, Ö • ' fl -*—1 *-' •■d2 ‘fl -2 S ”-| Oco Si Si* fl = o ^ NJ fl ; = fl *£» 13° 8 O CO fl co •& 0 0^0 cc > V ?n a OD 5* «J A3 Cü fl o fl s CO I Sng 1H s ^ ^ '"H *^r p CD A r '-; Oß Ü p • Q HH Ö 5 CD § rn . • fl - fl fl ,0 SQ’o fl g 2 ö Ph II o j n X CO O CD ■TS ö fl £ bb^ 2 -g c ‘“al8! S ef a o 'S 50 P Vj eq ß> p §*§ '£ s?0^ ® PP O1’ . ^ > fl fl 0 fl o Cq NI ^ .Ifl A> 3 S5 i O fl fl 'p ° ps NI 25 Wrfl Sh S . ‘ * • » • • 20 a. 16. C/O E . Ohmairn del. et lith . L Taf IV. Lith.v.E.Otanann. Gez.v.E.E. Schrnid Tai! IV Lith.v.E. Ohmarm J ' • ■ ' Taf.V. E.Ohmann gez.u.Htk. Sohlen Mrezssbcuih ^IKlTillcp . Cufr s clor Per _ Die Rchliecke 2264 ^BirT VieK-B. Scheffels Die ^ rcltstüdt e r < 2604 SpitzeB. I ocL. Ä. <£. HiiJmcrpfalz 2V*8 Rosen -B. XccngeB. ^7 Pischhach- Wallend! - Unter-! 3fittelb acKaKeüLe Lin^slM _^WuT*zei- Xf' Äpels mteRand B. YeuTiaus^ isebene Xöffetbom . 2483 2500\ ■'dsthal "DxeW * BxlbcrfsX rx-Qu. typ leite Vv\, 2627 ’oppCTiKeüm’rB. 2640 BttöKiefi'rle =fT? 2470 Virumpen Die ! 2633 ff cLurrc \\ Pichte JKcK-B. 2047 Kalte Leite B reiten -Bi \ 2687 KalenB. Steinach Reck-B, 2644 2042 Sonntags 'harnmer- !Jw\ ^Mittel ia.AK#elB/ PhylhliscTic 2Q67 Schiefe f Taf. VI. Berliner litho^r. Institut Fichtenhain — JRiteZpt '^Vassbcuh DieRchhecke Deesbach \Die Schanze Sd\efTela- leUstadt , e r ( - 1 HO ooo. hach seinen im Aufträge derDirection dJiglgeolq gischenLandescnista.lt a usg eftidaten A umanm cn und mit Ergänzungen nach der Richter 'sehen 1 Harte, des thiiring. Schie/ergebiigesentmarien w,v 3C. JLoictz^. 5^/ Fiacjihadi- WallencU ^ Urder-k -VfuTXel- 2568 Mbosbernepbcue *eLs-B.2ß70' löffelbom Die HoKrtV nur th. Zeupclf llüldB. AS'eis* ’appenhei/ni'rß. Lungcnbncha 0b7w\Lauscfia JV CrrrTlü-i' DaaKiafcrbf Srümpcn • Gfchegs n darre Fichte IW* Schnvflien 2U5 I BmleB . JKehB. Burüsandstein in Rothliegendes und PorpfuyrU . guarzitisch Schie/er. Mittel - '.ml ägerungen ran Einlagerungen ron Einlagerungen 'im Graugrüne ac.cnni • llulbphx Ui tische und rneiss u grunitar • ft rnphibolg es leinen . hohlercichem Schie/ej; biische Thonschie/er leldspalhhaltige tigen Gesleinen JSesel -u ^Ua unschi c/en Schieler m. Thon seht der PhylliliSi Schie/lv Die gang/brniigen Porphyrit - / 'orkonunnisse int Schiefer sind wetjgelussen Geognosf.iibersichtskarte DER cambrisch-phyllitischen SCHIEFER-REIHE in der siidttTstlkhen Partie “SK. thüringischen od. Hilhncrpfalz (roch' Farben-Erklärune /y Strofi sm *ThaSby! / Hä?- I ! Berliner litliogi-.l n ' r c Taf.VH ' Gre z . v: Ii.L ore tz . Li th. .v; Piltz TaJ'.YUI. Berliner lithogr. Institut . Yerwerfxuu) . ettenkohZe Dihcriallehm . -AllxLviuin . ÄbgeriLtschi&JlIasseJV. ■m::m I, I I [ IHM J)ilu nnlschnttcr ß,l„ru,HcJun . Jtluri.un JhJrr„l«c)te.V„a*,:, Die Seeberge und der Gaigenberg bei Gotha. il icht erib orn Abtenstein, Mi tte u Lerchen. Köpfet ;S qhob ekstevu Sch-TveftocV mackeui , Wo tfsro irrte BocleSprung RobenhL , )chluft »the Bruch Achterrrumns < & DTe Zahlen sind ubsol JJo/t niittl .Meeresspiegel . Diluvial -Thon,, mergeL MaaTsstab:l:25 000 Berliner lithJxistitut oooo Meter Jiuigej'e. Diluvia l - Sch ich ton . Alluvium unil Wasser. .Ahr ((um derZie,, tfelezejb. WV\ Streich Innen der Thon satted . Tri ich u / ///s ~ii nd Jluldcnlinicn ♦ Lagerungsverhältnisse Taf. an. WCrdrjp's cfrcl Ilc'i# WERDER ■ AVu.-A \ U iinhi/h n tj ^"r.yoekeiCiA >U TT.TXM. MiiafNstub: 1:25 000 KorlinerliÜLliisliluI des Diluvial -Thonmergels bei Werden. Gezeichnet v. Elaufer. Berliner lithogr. Institut. dB BiJunialthniunrrgeL dms J)ilu oialmerqelsanxl ds Unterer DiJuvialsand . dm Unterer Dilii via hn erqcL t ds /teste des oberen THluniabnerqeLs . A Abraum 11 Braunkohle mit Kalktu/U Tal. XV. ' Aufschlüsse im Diluvium an der Stargard-Cüstriuer Eisenbahn. Profile über die Lagerung der diluvialen Nordsee Tai', xvn. Taf.XVffl. Gez.v.A.Jentzsch. Lüh. v.W Pütz. Taf. XIX. Taf. XIX. Berliner lithogr.lnstitul. Schichtenprofil des Pläners bei Lengerich. Bron^niai’ti-Pl. 1 e/ujerich orß erg v 9täveo-i«- dev fftafe v MytrPl. Rotoma^rPl. Yarians-Pl. T ourtia Bahneinschnitt Flammenmergel Farben Erklärung zu der Geologischen Karte der Umgegend von Lengerich. I arian&Pliiner Scaphiten -Plan er. Bro/uptiarli- Pläner. Versteifter unt/sarme/' Plänermergel . I Schichten mit Av’iciUa. tfryphaeoides. Geologische Karte der Umgegend von AI ytiloides - Pläner. .1 cti/i octun me - Alertfel- Botorn a .qensis - Pläner. Schichten mit Bclenmites ultimus. Dunkelblaue Alertfel (FlammenmeraeU. ' o N Taf. XX pSermflorf W\ffl \\W i.'Lirhl*:n (’uriili-iuiotf' •uniiiil/’ ‘ifi iru'f- / • IlKlHltvId, ui'iuliirl W'iiu-My -.Tdu^flörl UnlliL'ii her Flirrt Vi ii’irii / ' (m \kj‘hr,.,i«ljiWi , "'S All. ull inr I Kullrlirn adu'pwin .AltiArlifuiTr Syfimva.'r.'n" i fawuuU ( II ^r.^ilnrl ' ^dorfU fl Inr (Vjtwälu II i r/.titi.'Vi /ll(l r. i cü u h mi.irlarf ' l (’/rnil i t/. pWfigl1 ffimrfJi ii öjil iu f ulia/iUtA ör.-iilil/. >'vudlir[ Vu fiirtsiuXfißiliirC] jünÄflämu »TLiiiiiurlü^f ;J\ri.