( ( Jahrbuch der Königlich Preussischen geologischen Landesanstalt und Bergakademie Berlin für das Jahr 1889. Berlin. ln Commission bei der Simon ScHROPP’schen Hof-Landkartenhandlung (J. H. Neumann). Inhalt I. Mittlieiliingen aus der Anstalt. Seile 1. Bericht aber die Thätigkeit der Königi. geologischen Landesanstalt im Jahre 1889 ix "2. Arbeitsplan für die geologische Landesaufnahme im Jahre 1890 . . xx 3. Mittheilungen der Mitarbeiter der Königlichen geologischen Landes- anstalt über Ei’gebnisse der Aufnahmen im Jahre 1889 xxvi K. A. Lossen: Ueber geologische Aufnahmen auf dem Blatte Harz- burg XXVI M. Koch: Ueber Aufnahmen im Oberharz, am Osteröder -Polster- berger Grünsteinzug und am Bruch- und Ackerberg . . xxxiii W. Dambs: Ueber die Aufnahme des Blattes Wegeleben .... xxxv A. VON Koenbn: Ueber die Aufnahmen -westlich und südwestlich vom Harz xxxv H. Loeetz: Ueber Aufnahmen auf den Blättern Schwarzburg, Königsee und Ilmenau xxxvii Scheibe und Zimmeemann: Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse der Aufnahmen auf dem Blatte Ilmenau XLi R. Scheibe: Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse der Auf- nahmen auf Blatt Friedrichsroda XLVU E. Zimmeemann: Ueber Aufnahmen auf den Blättern Stadtilm und Plaue XLViii H. Proeschoedt: Ueber Aufnahmen und Revisionen im Bereich der Blätter Römhild, Rentwertshausen, Ostheim und Sond- heim Liv K. Oebbeke: Ueber den Abschluss der Aufnahme auf den Blättern Niederaula und Neukirchen LVii A. Dbnckmann: Ueber Aufnahmen im Gebiete des Blattes Waldeck- Kassel (1 : 80000) LViii A. LErvLA: Ueber Aufnahmen im Gebiet des Blattes Waldeck- Kassel (1 : 80000) Lxv F. BEyscHLAa : Ueber Aufnahmen im Gebiete des Blattes Waldeck- Kassel (1 : 80000) Lxx a* Seite E. Kayser: lieber Aufnahmen in der Gegend von Dillenburg und Marburg Lxxvn Holzapfel: Heber die Aufnahmen auf Blatt St. Goarshausen . Lxxix E. Dathe: Heber die geologischen Aufnahmen der Blätter Rudolfs- waldau, Friedland und Reichenbach Lxxx G. Bekendt: Heber wissenschaftlich neue Ergebnisse bei der Auf- nahme des Blattes Stettin Lxxxv G. Lattermann: Heber Aufnahmearbeiten auf den Blättern Ringen- walde und Colbitzow Lxxxviii M. Scholz: Heber die Aufnahmen auf der Insel Rügen .... xc H. Grüner: Heber die Aufnahme des Blattes Glöwen .... xcv 4. Personal- Nachrichten c II. Abhandlungen von Mitarbeitern der Königl. geologischen Landesanstalt. Heber Thalbildung im oberen Werragebiet. Von Herrn H. Proescholdt in Meiningen. (Tafel I.) 1 Heber einige Carbonfarne. Von Herrn H. Potonie in Berlin. (Tafel II — V.) 21 Das Grundgebirge des Spessarts. Von Herrn H. Bücking in Strassburg i/E. (Tafel XIV.) 28 Heber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines zwischen Bingen und Lahnstein und Weiteres über Thalbildung am Rhein, an der Saar und Mosel. Von Herrn H. Grebe in Trier. (Tafel XV — XVII.) . . 99 Beiträge zur Beurtheilung der Frage nach einer einstigen Vergletscherung des Brocken-Gebietes. Von den Herren K. A. Lossen und F. Wahn- schaffe in Berlin 124 Die Rudisten der Oberen Kreide am nördlichen Harzrande. Von Herrn G. Müller in Berlin. ( Tafel XVIII.) 137 Der baltische Höhenrücken in Hinterpommern und Westpreussen. Von Herrn K. Keilhack in Berlin. (Tafel XXVI.) 149 Prestwichia (Euproops) Scheeleana n. sp. Von Herrn Th. Ebert in Berlin 215 Der Zechstein in der Gegend von Blankenburg und Königsee am Thüringer Walde. Von Herrn H. Loretz in Berlin 221 Der im Lichthof der Königl. geologischen Landesanstalt und Bergakademie aufgestellte Baumstumpf mit Wurzeln aus dem Carbon des Piesberges. Von Herrn H. Potonie in Berlin. (Tafel XIX— XXII.) 246 Vergleichende Studien über die Gesteine des Spiemonts und des Bosen- bergs bei St. Wendel und verwandte benachbarte Eruptivtypen aus der Zeit des Rothliegenden. Von Herrn K. A. Lossen in Berlin . . 258 Ein neuer Nautilus aus dem Grenzdolomit des thüringischen Keupers (Trematodiscus jugatonodosus). Von Herrn Ernst Zimmermann in Berlin. (Tafel XXVII.) ' 322 Seite Beitrag zur Lössfrage. Von Herrn F. Wahnsciiaffe in Berlin .... 328 Die Soolbohrungen im Weiclibilde der Stadt Berlin. Von Herrn G. Bekendt in Berlin (Tafel XXVIII.) 347 Abhaudlnngen von ausserhalb der Königl. geologisclien Landesanstalt stellenden Personen. Die Tiefenverliältnisse der Masurisehen Seen. Von Herrn W. Ule in Halle a. S. (Tafel VI — X.) 3 Die Grenzschichten zwischen Hilsthon und Wealden bei Barsinghausen am Deister. Von Herrn C. Struckmann in Hannover. (Tafel XI — XIII.) 55 Beitrag zur Kenntniss der in westpreussischen Silurgeschieben gefundenen Ostracoden. Von Herrn J. Kiesow in Danzig. (Tafel XXIII u. XXIV.) 80 Beiträge zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Oberharzes, ins- besondere in der Umgebung von Lautenthal und im Innerstethal. Von Herrn Wilhelm Langsdorfp in Clausthal 104 Ueber das Gebiss von Lepidotus Koeneni Br. und Hauchecornei Br. Von Herrn W. Branco in Königsberg i. Pr 124 Untersuchungen eines Olivingabbros aus der Gegend von Harzburg. Von Herrn A. Martin in Bonn. (Tafel XXV.) 129 I. Mittheilungen aus der Anstalt. 1. Bericht über die Tliätigkeit der Königlichen geologischen Landesanstalt im Jahre 1889. I. Die Aufnahmen im Gebirgslande. Im Gebiete des Blattes Harzburg (G. A. 56; s) wurde von i. Der iiarz. dem Landesgeologeu Professor Dr. Lossen die Gliederung und Kartirung der Granit-, Gabbro- und »Ecker- Gneiss« -Massen zwischen dem Ilse- und Radau - Tliale fortgesetzt. In Blatt Blankenburg (G. A. 56; le) wurden einige topographische und geologische Revisionen und Ergänzungen ausgeführt, welche durch die Neueinzeichnung oder Vervollständigung des Wegenetzes ver- anlasst waren. Im Ob er harz setzte Bezirksgeologe Di\ Koch die Revision der Aufnahmen des verstorbenen Bergraths Dr. von Groddeck im Bereich der Blätter Osterode , Zellerfeld und Riefensbeek (G. A. 55; 18. 56; 7, is) fort und richtete seine Bemühungen be- sonders darauf, die Altersfolge und die Lagerungsverhältnisse der Schichten am Bruchberg- Acker und am Osteröder -Polsterberger Grünstein - Zuge klai’zustelleu. Am Nordrande des Harzes wurde von Professor Dr. Dames die im Vorjahre begonnene Aufnahme des Blattes Wege- leben (G. A. 56; 12) bis auf einen kleinen Theil in der Nordost- ecke und einige Revisionen zu Ende geführt. Auch kartirte der- selbe auf Blatt Wernigerode die Zechsteinformation von Nausen X 2. Thüringen. zvir Herbeifülirimg der Uebereinstimmimg mit dem beuaclibarten Blatte Derenburg (G. A. 56; 9, lo). Westlich des Harzes beendete Bezirksgeologe Dr. Ebert die Aufnahme des Blattes Gelliehausen (G. A. 55; 35) fast voll- ständig. Professor Dr. von Koenen brachte das Blatt Göttinnen o (G. A. 55; 28) durch eine letzte Revision zum Abschluss und be- gann die Aufnahme des Blattes Reinhausen (G. A. 55; 34). In den Blättern Gandersheim, Seesen, Westerhof und Osterode (G. A,. 55; 11, 12, 17, 18) fügte derselbe die Ergebnisse einiger neuer Auf- schlüsse hinzu und setzte ferner durch eine Anzahl von Orien- tiruugsbegehiiugeu die erste Untersuchung der Blätter Freden, Eimbeck, Moringen und Nörten (G. A. 55; 4, 10, I6, 22) fort. Nördlich des Thüringer Waldes wurde von dem Berg- ingenieur Frantzen im Bereiche des Blattes Creuzburg (G. A. (G. A. 55 ; 60) eine Revision des Muschelkalkgebietes nördlich von der Creuzburg -Iftaer Strasse ausgeführt und die Aufnahme des durch Verwerfungen sehr zerschnittenen Terrains südlich jener Strasse dem Abschluss nahe gebracht. Im Thüringer Walde wurde von dem Hülfsgeologen Dr. Scheibe im Gebiet der Blätter Brotterode und Friedrichsrode (G. A. 70; 7, 8) im Rothliegenden die Abtrennung der TuflFe von den übrigen Sedimenten bewirkt. Von demselben wurde sodann innerhalb des Blattes Ilmenau ((G. A. 70; 22) in Gemeinschaft mit dem Hülfsgeologen Dr. Zimmermann die Aufnahme im westlichen Theil des Blattes fortgesetzt, während im Anschluss au diese Arbeiten Laudesgeologe Dr. Loretz die Untersuchung des öst- lichen Theils des Blattes weiterführte. Die Kartiruug und Revision der Blätter Königssee und Schwarzburg (G. A. 70; 23, 24) wurde von Dr. Loretz in den durch den Zechsteiu und den Buntsandstein eingenommenen Theilen dieser Blätter fertig gestellt. Professor Dr. von Fritsch vollendete die Aufnahme des Blattes Remda (G. A. 70; I8) und führte eine Anzahl von Revisionen innerhalb der von ihm bearbeiteten Blätter Tambach, Schwarza, Suhl und Schleusingeu (G. A. 70; 14, 20, 21, 27) aus. Das au Remda westlich augrenzende Blatt Stadt Ilm ((G. A. 70; 7), zu welchem eine erste Aufnahme von E. E. Schmid vor- lag, wurde durch Dr. Zimmermann einer vollständigen Revision unterzogen und druckfertig bearbeitet, so dass nunmehr eine aus den Blättern Stadt Ilm, Remda, Königssee, Schwarzburg, Breiten- bach und Gräfeuthal zusammengesetzte Lieferung (G. A. 70; 17, 18, 23, 24, 29, 3o) zur V eröffeutlichuiig fertig gestellt ist. Behufs der Vorbereitung des Abschlusses und der Veröffent- lichung der Arbeiten über das westlich von hier liegende Gebiet des inneren Thüringer Waldes wurden von Dr. Beyschlag, Dr. Zimmermann und Dr. Scheibe gemeinschaftliche vergleichende Begehungen innerhalb der Blätter Ilmenau, Masserberg, Schleu- siugen und Suhl ausgeführt. Im südlichen Thüringen nahm Bezirksgeologe Dr. Bey- SCHLAG zur Herbeiführung einer gleich mässigen Behandlung der Schichten des mittleren Keupers mit den angrenzenden Bayerischen Aufnahmen eine Revision auf den zur Veröffentlichung bestimmten Blättern Römhild, Rodach, Rieth, Heldburg und Coburg (G. A. 70; 38, 39, 44, 45, 46) vor. Dr. Proescholdt bewirkte eine letzte Revision des Blattes Rentwertshausen (G. A. 70; 31) zur Anschliessung an das ver- öffentlichte, nördlich angrenzende Blatt Meiningen, sowie des Blattes Römhild (G. A. 70; 38) und führte demnächst die Aufnahme der Blätter Sondheim und Ostheim weiter (G. A. 69 ; 35, 36). In Ost-Thüringen brachte Hofrath Professor Dr. Liebe die Aufnahme des Blattes W altersdorf (G. A. 7 1 ; is) unter Hülfe- leistuug des Dr. Zimmeemann zum Abschluss, wodurch eine aus diesem und den Blättern Weida, Naitschau und Greiz (G. A. 71; 17,23, 24) zusammenzusetzende Lieferung zur Veröffentlichung fertig gestellt worden ist. Ausserdem setzte derselbe in Gemeinschaft mit Dr. Zimmermann die Untersuchung des Gebietes der Blätter Lobenstein, Mielesdorf und Gefell (G. A. 7 1 ; 32, 28, 34) fort. Im Regierungsbezirk Cassel wurden von Professor Dr. Kayser die Aufnahmen in der Gegend von Marburg fortgeführt und insbesondere der auf die Blätter Wetter, Freisbach- Caldern und Marburg (G. A. 68; 3, 8, 9) fallende Wollenberg mit seiner Umgebung kartirt. 3. Die Provinz Hessen-Nassau, a) der Regie- rungsbezirk Cassel. XII b) der Regie- rungsbezirk Wiesbaden. 4. Die Rhein- provinz. Von Professor Dr. Bücking wurden die im vorigen Jahre nicht revidirten Theile der bereits in den Jahren 1873 bis 1876 aufgenommenen Blätter Langenselbold, Bieber und Lohrhaupten (G. A. 68; 53, 54. 69 ; 49) behufs der Veröffentlichung einer Revision unterworfen. Demnächst wurde von demselben die für die früher begonnene Bearbeitung der geognostischen und bergbaulichen Ver- hältnisse von Bieber und die zugehörige Specialkarte erforder- lichen Untersuchungen ausg-eführt. Professor Dr. Oebbeke beendete die Aufnahme der Blätter Neukirchen und Niederaula (G. A. 69; 7, s). Ausser diesen Arbeiten für die Specialkarte wurden im Re- gierungsbezirk Cassel unter Leitung von Professor Dr. Kayser durch Dr. Leppla und Dr. Denckmann die Untersuchungen für das im vorigen Jahre in Angriff genommene Blatt Waldeck-Cassel der geologischen Uebersichtskarte von Rheinland -Westphalen im Maassstabe 1 : 80000 weitergeführt und unter Hülfeleistung des Bezirksgeologen Dr. Beyschlag, welcher die Umgegend von Cassel bearbeitete, zum Abschluss gebracht. Im Regierungsbezirk Wiesbaden führte Professor Dr. Kayser die Aufnahme der Gegend von Dillenburg fort und voll- endete die östliche Hälfte des Blattes Dillenburg nebst Theilen des angrenzenden Blattes Tringenstein (G. A. 67; 18. 68; 13). Professor Dr. Holzapfel setzte die Aufnahme des Blattes St. Goarshausen (G. A. 67 ; 5i) fort und brachte sie dem Abschluss nahe. Derselbe begann zugleich die Bearbeitung des Blattes Algenroth (G. A. 67; 52). In dem linksrheinischen Theile der Rheinprovinz wurde von dem Landesgeologen Grebe die Revision der früher auf der topo- graphischen Unterlage älterer Messtischblätter bearbeiteten Auf- nahmen zur Uebertragung auf die Grundlage neuer Messtisch- blätter der Landesaufnahme fortgesetzt. Sie betreffen die Blätter Mettendorf (G. A. 79; 2), Oberweiss, Bitburg, Landscheid, Wittlich, Bernkastel, Neumagen, Morbach und Hottenbach (G. A. 80; 1, 2, 3, 4, 5, 10, 11, 12). Die Revisionen dieses Gebietes wurden so weit abgeschlossen, dass die Veröffentlichung von 11 Blättern der Gegend von Trier hat in Angriff genommen werden können. XIII Ausserdem brachte Landesgeologe Grebe noch Revisionen in den an dieses Gebiet nördlich angrenzenden Blättern Hillburg, Hasborn und Alf (G. A. 66 ; 56, 58, 59), sowie in dem Nahegebiete und bei Saarbrücken zur Ausführung. In der Provinz Schlesien vollendete Landesgeologe Dr. Dathe die Aufnahme des Blattes Rudolfswaldau (G. A. 76; 19). Derselbe führte die Aufnahme des Blattes Reichenbach (G. A. 76; 14) weiter und begann die Kartirung des Blattes Friedland (G. A. 75; 2i), sowie die Untersuchung der Lagerungsverhältnisse der Eruptivgesteine und Tuffe in dem Blatte Waldenburg (G. A. 75; 18). Bergrath Schütze begann die Untersuchungen in den Blättern Kupferberg, Ruhbank, Schmiedeberg und Tschöpsdorf (G. A. 75; 10, 11, 16, 19). II. Die Aufnahmen im Flachlande unter besonderer Berücksichtigung der agronomischen Verhältnisse. In dem Vorpommern’schen Arbeitsgebiet führte Landes- 6 geologe Professor Dr. Berendt in der durch Revisionsarbeiten nicht beanspruchten Zeit unter Hülfeleistiing des Ciiltiirtechnikers Hü- BINGER und zeitweise auch des Kulturtechnikers Wölfer die Kar- tirung des Blattes Gr. Christiiienberg ganz und des Blattes Stettin zum grösseren Theile aus (G. A. 29; 33, 32). Landesgeologe Dr. Wahnschaffe bewirkte mit Hülfe der Cultiirtechniker Toellner und Gossner die Aufnahme der Blätter Podejiich und Alt-Damm (G. A. 29; 38, 39). Dr. Lattfrmann nahm die Kartirung des Blattes Colbitzow (G. A. 29; 37) in Angriff’. Dr. Müller begann und beendete die Aufnahme des Blattes Kreckow (G. A. 29; 3i). Im Hinterpommern’schen Arbeitsgebiet brachte Bezirks- geologe Dr. Keilhack unter Hülfeleistiing der Cultiirtechniker Pohlitz, Baldcs und Burck die Blätter Bublitz, Gramenz, >. Die Provinz Schlesien. . Vorpommern. 7. Hinter pommern. XIV 8.- Uckermark. 9. Havelland. 10. Priegnitz. 11. West- preussen. 12. Ost- preussen. Wurchow und Kasiinirshof (Gr. A. 31; 2, 7, 8, 9) zum Abscliluss und begann sodann die Aufnahme der Blätter Bärwalde, Per- sanzig und Neu -Stettin (G. A. 31; 13, 14, 15), von welchen die beiden letzteren gleichfalls fertig gestellt wurden. Im ückermärkischen Arbeitsgebiete brachte Landes- geologe Dr. Wahnschaffe mit Beihülfe des Culturtechnikers Toellner die Aufnahme des Blattes Hindenbiu’g (G. A. 28 ; 45) zum Abschluss. Dr. SCHROEDER vollendete die Kartirung des Blattes Wallmow (G. A. 28; 41). Dr. Beushausen führte die Aufnahme des Blattes Gramzow zu Ende und begann diejenige des Blattes Pencun (G. A. 28 ; 47, 48). Dr. Lattermann brachte das Blatt Ringenwalde (G. A. 28 ; 57) durch Aufnahme des östlichen Theiles desselben zum Ab- schluss. Im H avelländischen Arbeitsgebiete führte Dr. Keil- hack eine Schlussrevision des durch den Landesgeologen Dr. Läufer aufgenommeuen Blattes Lehnin (G. A. 44; 39) unter be- sonderer Berücksichtigung neuer wichtiger Aufschlüsse in den Thongruben bei Lehnin und Michelsdorf aus. Dr. Beushausen stellte durch Bereisung eines seiner nassen Lage wegen bisher nicht zugänglich gewesenen Theiles der Blätter Gross -Kreutz und Brandenburg (G. A. 44; 33, 32) während der trockensten Jahreszeit diese Blätter druckfertig. Im Arbeitsgebiet der Priegnitz brachte Professor Dr. Grüner zunächst das Blatt Wilsnack (G. A. 43; 4) zum Abschluss und begann sodann die Aufnahme des Blattes Glöwen (G. A. 43; 5). Dr. Klockmann beendete die Aufnahme des Blattes Tram- nitz (G. A. 44 ; 2). Im Westpreussischen Arbeitsgebiet führte Professor Dr. Jentzsch die Bearbeitung des Blattes Riesenburg (G. A. 33; 18) zu Ende und ging sodann auf Blatt Gross -Rohdaii über (G. A. 33; 12). Im Ostpreussischen Arbeitsgebiet begann und voll- endete Dr. Klees die Aufnahme des Blattes Gross -Schwansfeld und begann diejenige des Blattes Laugheim (G. A. 18; 52, 53). Dr. Schröder führte die Ueberarbeitung des Blattes Bischof- XV stein (G. A. 18; 58) so weit, dass zur Fertigstellung nur noch eine Schlussrevision erforderlich bleibt. Iin Arbeitsgebiet der Insel Ilügen führte Professor 13, Rügen. Dr. Scholz Nachträge zu den Blättern Bergen, Lubkow, Vilm- nitz, Middelhagen, Zickersches Ilöwt und Gross -Zicker (G. A. 11 ; 5, 6, 8, 9, 11, 12) aus und brachte dadurch diese Blätter mit Aus- nahme von Bergen, zum Abschluss. Im Laufe des Jahres sind zur Publikation gelaugt; stand der Publikationen. A. Karten. 1. Lieferung XXXIII, enthaltend die Blätter Schillingen, Hermeskeil, Losheim, Wadern, Lebach . , 6 Blätter. 2. Lieferung XXXVII, enthaltend die Blätter Altenbreitungen, Oberkatz, Wasungen, Hel- mershausen, Meiningen 5 » 3. Lieferung XXXIX, enthaltend die Blätter Gotha, Neu- Dietendorf, Ohrdruf, Arnstadt 4 » 4. Lieferung XL, enthaltend die Blätter Saal- feld, Probstzella, Ziegenrück, Liebengrüu . 4 » 5. Lieferung XLH , enthaltend die Blätter Tangermünde, Jerichow, Vieritz, Scherne- beck, Weissewarthe, Genthin, Schlagenthin 7 » zusammen 26 Blätter. Es waren früher publicirt 206 » Mithin sind im Ganzen publicirt • . . 232 Blätter. Was den Stand der noch nicht publicirten Kartenarbeiten betrifft, so ist derselbe gegenwärtig folgender: 1. In der lithographischen Ausführung sind noch beendet: Lief. XLI, Westerwaldlieferung .... 8 Blätter. Lief. XLHI, Gegend von Marienwerder 4 » Lief. XLV, Gegend von Melsungen . . 6 » zusammen 18 Blätter. Die Veröffentlichung dieser Blätter wird binnen Kurzem erfolgen. XVI Transport 18 Blätter. 2. In der lithographischen Ausführung begriffen sind : Lief. XLIV, Gegend von Ems .... 5 » Lief. XLVI, Gegend von Birkenfeld . . 6 » Lief. XL VII, Gegend von Heilsberg . . 4 » Lief. XL VIII, Gegend von Genthin . . 6 » Lief. XLIX, Gegend von Bieber ... 4 » Lief. L, Gegend von Trier 6 » Lief. LI, Gegend von Gemünd .... 5 » Lief. LII, Gegend von Halle a/S. ... 7 » Lief. LV, Gegend von Remda .... 6 » Lief. LVI, Gegend von Hildburghausen . 8 » 3. In der geologischen Aufnahme fertig, jedoch noch nicht zur Publikation in Lieferungen abgeschlossen 122 » 4. In der geologischen Bearbeitung begriffen . 115 » Summa 312 Blätter. Einschliesslich der publicirten Blätter in der Anzahl von 232 » sind demnach im Ganzen bisher zur Unter- suchung gelangt 544 Blätter. Ferner ist die 1. Harzlieferung, Gegend von Nordhausen, in 2. Auflage begriffen; eine geologische Uebersichtskarte und eine Höhenschichtenkarte vom Thüriuo;er Wald im Maassstabe 1 : 100000 befinden sich in der Vorbereitung. B. Abhandlungen und Jahrbuch. 1. Baud VIII, Heft 4. Anthozoen des rheinischen Mittel-Devon von Dr. Clemens Schlüter. Mit 16 lithographirteu Tafeln. 2. Band IX, Heft 1. Die Echiuiden des Nord- und Mittel- deutschen Oligocäns von Dr. Theodor Ebert. Hierzu 1 Atlas mit 10 Tafeln und eine Texttafel. XVII 3. Band IX, Heft 2. R. Caspary: Einige fossile Hölzer Prenssens. Nach dein handschriftlichen Nachlasse des Verfassers bearbeitet von R. Friebel. Hier- zu ein Atlas mit 15 Tafeln. 4. Band X, Heft 1. Das norddeutsche Uuteroligocän und seine Mollusken-Fauna von Dr. A. von Koenen. Lief. I : Stroinbidae — Muricidae — Buc- cinidae nebst Vorwort und 23 Tafeln. 2. Jahrbuch der Köuigl. Prenss. geol. Landesanstalt und Berg- akademie für 1888. CXLl und 519 Seiten Text und 15 Tafeln. Nach dem Berichte für das Jahr 1888 betrug die Gesammt- zahl der im Handel debitirteu Karteublätter Im Jahre 1889 wurden verkauft: 20 628 Blätter. von Lief. I, Gegend von Nordhauseu 48 Bl. » 11, » Jena .... 11 y> HI, . Bleicherode 13 » » » IV, » Erfurt .... 12 >) » » V, » » Zörbig .... 15 » » VI, » » Saarbrücken I. Theil . . 2 » » » VII, » 11. * 2 » » » VIII, » » Riechelsdorf . 21 » » » IX, » des Kyffhänsers 55 » » » X, » von Saarburg 6 » » » XI, » » Berlin Nordwesten 18 » » » XII, » » Naumburg a. S. . 18 » » » XIII, » » Gera 36 » » » XIV, » » Berlin Nordwesten 20 » » » XV, » » Wiesbaden 63 » » » XVI, » » Mansfeld . 32 » » » XVII, » » Triptis .... 14 » » » XVIII, » » Eisleben 23 » Jahrbuch 188y. 409 Blätter. Latus 21 037 Blätter, b Debit der Publicatioiieu. XVIII Transport 21 037 Blätter. von Lief. XIX, Ge gend von Querfnrt . . . 29 Bl » » XX, » » Berlin Süden 65 » » » XXI, » » Frankfurt a. M. . 14 » » » XXII, » » Berlin Südwesteu 55 » » » XXIII, » » Ermschwerd . . 27 » » » XXIV, » » Tennstedt . 3 » » » XXVI, » » Berlin Südosteu . 70 » » » XXVII, » » Lauterberga. Har? 32 » » » XXVIII, » » Bndolstadt 19 » » » XXIX, » » Berlin Nordosten 51 » » » XXX, » » Eisfeld in Thür. 36 » » » XXXI, » » Limburg . 71 » » » XXXII, » » Gardelegen . 30 » » » XXXIV, » » Liudow 6 » » » XXXV, » Bathenow 10 » » » XXXVI, » » Hersfeld . . . 27 » » » XXXVII, » » Meiuiuoreu 263 » » » XXXVIII ?» » Stendal 31 » » » XXXIX, ,» » Gotha .... 204 » » » XL, » » Saalfeld in Thür. 254 » » » XLII, » » Taugermüiide 231 » 1528 so dass im Ganzen durch den Verkauf deliitirt sind: 22 565 Blätter. Von den sonstigen Pnblicationen sind verkauft worden: A b b a n d 1 n n g e n. Baud I, Heft (Eck, Bttdersdorf) 2 Exempl. » » » 2. (Schmidt, Kenper des östlichen Thüringens) 1 » » » » 4:. (Meyn, Insel Sylt) 3 » » II, » 3. (Berendt, Umgegend von Berlin) 9 » » » » 4. (Kayser, Devon- Ablagerungen) . 1 » » III, » 2. (Läufer u. Wai-inschaffe, Boden- uutersucbungeu) 1 » xrx \ Band III, Heft 3. (Meyn, Schleswig -Holstein) ... 9 Exempl. » IV, » 2. (Koch, Honialonotus- Arten) ... 1 » » V, » 2. (Weiss, Steinkohlen-Calainarien) . 4 » » » » 3. (Läufer, die Werder’sclien Wein- berge) .2 » » » » 4. (Liebe, Schichtenanfban Ost-Thü- ringens) 1 » » VI, » 1. (Beushausex, Oberharzer Si)iriferen- sandstein) 2 » » » » 3. (Noetling, Fauna des sainländ. Tertiärs) 1 » f » VII, » 2. (Berendt, Märkisch -Ponunersches Tertiär) 1 » » VII, » 3. (Felix, Weiss, Potonie, Carbon- pflanzen) 3 » » » » 4. (Branco, Lepidoten) 2 » » VIII, » 1. ( Oeologische Karte von Berlin und Umgegend) 18 » » » » 2. (Denckmann, Umgegend V. Dörnten) 2 » » v> » 3. (Frech, Umgegend von Haiger) . 3 » » » » 4. (Schlüter, Anthozoen) .... 45 » » IX, » 1. (Ebert, Echiniden) 45 » » » » 2. (Caspary', Fossile Hölzer) ... 45 » » X, » 1. (von Koenen, Unter-Oligocän) . . 31 » F erner : Jahrbuch für 1884 2 Exempl. » » 1887 3 » » » 1888 30 » Weiss, Flora der Steinkohleuformation 27 » Lossen, Geognostische Uebersichtskarte des Harzes 18 » » Höhenschichtenkarte des Harzes .... 4 » h* XX 2. Arbeitsplan für die geologische Laiidesanfiiahine ini Jahre 1890. I. Der Harz und seine Umgebung. Professor Dr. Lossen wird die Aufnahme des Blattes riarzl)urg (G. A. 56;s) und die petrographisch- geologische Untersuchung des Brockeiigebietes fortsetzen. Bezirksgeologe Dr. Koch wird zunächst die Untersuchung des Bruch- und Ackerberges und des südöstlich augreuzeudeu Gebietes und nach deren Abschliessuug die Revision der Blätter Seesen, Osterode, Zellerfeld und Riefensbeek weiterführen (G. A. 55; 12, 18. 56; 7, 13). Westlich des Harzes wird Professor Dr. Kloos die Auf- nahme des Blattes Lamspringe und des nicht hercynischen Theiles des Blattes Hahausen in Angriff nehmen (G. A. 55; 5, g). Professor Dr. von Koenen wird die Untersuchung des Gebietes der Blätter Eimbeck, Gandersheim, Moringen, Westerhof und Nörten, sowie des westlichen Theils des Blattes Lindau (G. A. 55; 10, 11, IG, 17, 22, 23) fortsetzen. Bezirksgeoloo-e Dr. Ebert wird die Kartirnuo: des Blattes 00 O Gelliehausen (G. A. 55; 35), welche fast vollendet ist, abschliesseii XXI und diejenige des östlichen Theils des Blattes Lindau (G. A. 55; 2s) in Angrifi' nehmen. Zur Untersuchung des Zusammenhanges zwischen dem geo- logischen Bau des Harzes und den in demselben wahrgenommeneu besonderen erdmagnetischen Erscheinungen wird Dr. Eschenhagen an einer Anzahl in Gemeinschaft mit dem Landesueologen Professor ö O Dr. Lossen auszuwählender Punkte Beobachtungen zur weiteren Erforschung jener Erscheinungen austeilen. II. Thüringen. Bergingenieur Frantzen wird die Arbeiten zur Revision des Jflattes Creuzburg (G. A. 55; 60) und des nördlichen Theils des Blattes Eisenach (G. A. 69; 6) weiterführeii. Bezirksgeologe Dr. Beyschlag wird die im Vorjahre nicht zur Ausführung gelaugte Schhissrevision des Blattes Eisenach in dessen mittlerem und südlichem Theile fertig zu stellen suchen. Dr. Leppla wird, soweit ihm übertragene anderweitige Auf- gaben ihm Zeit lassen werden, die älteren Aufnahmen der Blätter Langula, Langensalza und Henningsleben zu revidiren beginnen (G. A. 56; 49, 50, 56). Im inneren Thüringer Walde werden Landesgeologe Dr. Loretz, Dr. Scheibe und Dr. Zimmermann au der Untersuchung des Blattes Ilmenau (G. A. 70; 22) Weiterarbeiten. Zur Ver- gleichung der hier erlangten Ergebnisse mit den Verhältnissen insbesondere des Rothliegenden und seiner Eruptivgesteine und Tuffe in den benachliarten Blättern werden die Genannten in Gemeinschaft mit dem Bezirksgeologen Dr. Beyschlag Begehungen der Gegend von Tambach, Schwarza, Suhl und Schleusingen vor- nehmen (G. A. 70; 14, 20, 21, 27). Dr. Zimmermann wird ausserdem noch in den Blättern Cra- winkel und Plaue (G. A. 70; 15, le) und Dr. Scheibe in dem nordöstlichen Theil des Blattes Tambach (G. A. 70; 14) eine ge- naue Revision ausführen. Professor Dr. von Fritsch wird den von ihm bearbeiteten südöstlichen Theil des Blattes Tambach, sowie die Blätter Schwarza, XXII Suhl und Schleiisiiigou iiuter Beihülfe des Bezirksgeologen Dr. Beysciilag mit Rücksicht auf die Zusaminenfiissuna: mit den übrigeu Blätteru des Thüringer Waldes zu einer üebersichtskarte im Maassstabe 1 : 100000 einer Schlussredaction unterziehen. Im östlichen Thüringen wird Ilofrath Professor Dr. Liebe die Aufnahme der Blätter Schleiz, Mielesdorf, Schönbach und Lobenstein weiterführen (G. A. 71; 27, 28, 29, 32). Ausserdem wird derselbe unter ITülfeleistnng des Dr. Zimmermann eine specielle Untersuchung des oberen Rothliegenden und des unteren Zech- steins, sowie gewisser cambrischer Schiefer innerhalb der Blätter Weida, Waltersdorf und Naitschau (G. A. 71 ; 17, 18, 23) vornehmen. Dr. Proesciioldt wird die Untersnchnng der Blätter Sond- heim und Ostheim (G. A. 69; 35, 3g) fortsetzen. III. Provinz Hessen -Nassau. a) Regierungsbezirk Cassel. Im Regierungsbezirk Cassel wird Professor Dr. Kayser die Aufnahmen in den Blättern der Umgebung von Marburg weiterführen. Dr. Denckmann wird die Bearbeitung der Blätter Fritzlar, Frankenau, Kellerwald, Borken, Felsberg und Homberg (G. A. 54; 54, 58, 59, GO. 55; 49, öö) im Maassstabe 1 : 25000, unter Zugrunde- leenng; der für die Section W aldeck - Cassel bewirkten Aufnahme O O im Alaassstabe 1 : 80000, in Angrifi' nehmen. Professor Dr. Bücking wird die Untersuchung des Gebietes der Blätter Neuswarts, Kleinsassen und Hilders fortsetzen (G. A. 69; 22, 28, 29). b) Regierungsbezirk Wiesbaden. Im Reofiernnfisbezirk Wiesbaden wird Professor Dr. Ö O Kayser die Aufnahme der Blätter der Umgegend von Dillenburg lind Herborn weiterführen. Professor Dr. Holzapfel wird die Aufnahme des Blattes St. Goarshansen (G. A. 67 ; 5i) zum Abschluss bringen uud die- jenige des Blattes Algenroth fortsetzen (G. A. 67 ; 52). XXIII IV. Rheinprovinz. In der lllieinproviuz wird Laudesgeologe Grebe die Ar- beiten für die Uebertragung seiner Aufnahmen in der Gegend nordöstlich und östlich von Trier auf die von der Königlichen Landesaufnahme hergestellten neuen Messtischblätter zu beenden suchen. In dem Nahegebiet wird Dr. Leppla die bisher vorliegenden Untersuchungen der Eruptivgesteine und Tutfbildungen des Ivoth- lieixendeu einer vera;leicheuden Revision unter Zimrundele^uun;' der bei der Landesanstalt neuerdings nach den Vorschlägen Prof. Dr. Lossen’s eingeführten Classification unterziehen und dabei von dem Landesgeologeu Grebe unterstützt werden. Professor Dr. Lossen wird sich zeitweilig bei dieser Revision betheiligen. V. Provinz Schlesien. Landesgeologe Dr. Datiie wird die Aufnahme der Blätter Freiburg, Waldenburg, Friedlaud und Reichenbach (G. A. 75; 12, 18, 21. 76; u) weiterführen und insbesondere die Verhältnisse der Conglomeratporphyre auf den Blättern Waldenlmrg und Char- lottenbrunu, sowie die specielle Gliederung des Cuhn zu Gegen- ständen seiner Untersuchungen machen. Bezirksgeologe Halpar wird die Aufnahmen des Blattes Ruhbank (G. A. 75; 11) beginnen. VI. Das Aufnahmegebiet des Flachlandes. a) Uckermärkisch-Vorpoinmersches Arbeitsgebiet. Landesgeologe Professor Dr. Berendt wird in der durch Revisionen nicht in Anspruch genommenen Zeit unter zeitweiser Zuziehung des Culturtechnikers Wölfer das Blatt Stettin (G. A. 29; 32) zum Abschluss bringen und demnächst das Blatt Schwedt (G. A. 28; 60) in Angriff nehmen, bei dessen Bearbeitung Cultur- techniker BaldüS Hülfe leisten wird. XXIV Lanclessreolofie Dr. Watinschaffe wird mit Hülfe des Cultur- technikers Gossner und in der ersten Hälfte des Sommers auch des Culturtechnikers Baldus die Blätter Podejuch und Alt-Damm (G. A. 29; 38, 39) abschliessen. Daneben wird derselbe die Aus- bildung des neu eingetretenen Culturtechnikers Reimann über- nehmen. Dr. Müller wird nach einer Scblnssbejrehuna: des Blattes Kreckow (G. A. 29; 3i) die Anfnahme des Blattes Löcknitz (G. A. 28; 36) bewirken und demnächst eventuell auf Blatt Polssen (G. A. 28 ; 52) übergehen. Dr. Lattermann wird die Anfnahme des Blattes Colliitzow (G. A. 29; 37) zu Ende führen und demnächst Blatt Hohenholz (G. A. 28 ; 42) bearbeiten. Dr. Beushausen wird Blatt Greifenhagen (G. A. 29; 43) auf- nehmen nnd nach Beendigung dieses und des Blattes Pencun (G. A. 28 ; 48) die Bearbeitung der Blätter Passow und Cunow beginnen (G. A. 28; 53, 54). Dr. Schröder wird nach Fertigstellung der von ihm be- o O arbeiteten ostprenssischen Blätter (s. unten) die Anfnahme der Blätter Greitfenberg i. Uck., Angermünde (G. A. 28; 58, 59), Gross- Ziethen und Stolpe (G. A. 45; 4, 5) in Angrilf nehmen. b) Arbeitsgebiet der Insel Rügen. Professor Dr. Scholz wird zunächst das Blatt Bergen (G. A. 1 1 ; ö) vollenden nnd alsdann durch Bearbeitung der Blätter Altenkircheu, Rappin und Zudar (G. A. 11; 1, 2, lo) die Aufnahme der östlichen Hälfte der Insel zum Abschluss zu bringen suchen. c) Hinterpommersches Arbeitsgebiet. Bezirksgeologe Dr. Keilhack wird mit Plülfe der Cultur- techiiiker Pohlitz und Bürck die Blätter Gr. -Voldekow und Bärwalde (G. A. 31 ; 1, 1.3) fertig stellen nnd demnächst auf die nördlich an die bisher dort bearbeiteten Blätter angrenzenden Blätter Kösternitz, Alt-Zowen, Pollnow, Klanin, Knrow, Sydow (G. A. 14; 28, 29, 30, 34, 35, 3g) übergehen. XXV tl) Westpreussisches A rlj e i tsg eb iet. Professor Dr. Jentzsch wird zunächst das Blatt Gr.-Rhodau (G. A. 33; 12) zum Abschluss bringen und sodann die Aufnahme der Blätter Niederzehren und Freistadt beginnen (G. A. 33 ; 2:5, 24). e) O s t p r e u s s i s c h e s Arbeitsgebiet. I)r. Klebs wird die Aufnahme des Blattes Langheim (G. A. 18; f)H) vollenden und alsdann die Blätter Dönhofstädt und Lam- garben bearbeiten (G. A. 18; 48, 54). Dr. SciiKÖDER wird das Blatt Bischofstein fertigstellen und demnächst die Blätter Rössel und Ileiligelinde durch Begehung auf Grund der neuen topographischen Grundlage zum Al)schluss bringen (G. A. 18; 58, 59, 60). f) Arbeitsgebiet der Priegnitz. Professor Dr. Grüner wird nach Fertigstellung des Blattes Glöwen (G. A. 43; 5) die Bearbeitung des Blattes Demertin (G. A. 43; 6) ausführen. Dr. Klockmann wird das von dem Landeso-eologen a. D. Dr. Läufer seiner Zeit zu einem Theile aufgenommene Blatt Kyritz (G. A. 44; 1) fertig stellen und sodann auf Blatt Lohm (G. A. 43; 12) übergehen. g) Mittelmärkisches Arbeitsgebiet. Landes<2:eoloo:e Dr. Wahnsciiaffe wird nach Abschluss der O O Arbeiten in den Blättern Podfyuch und Alt-Damm die Aufnahme der Blätter Prötzel, Möglin, Trebbin, Straussberg, Müncheberg und Trebnitz beginnen (G. A. 45; 22, 23, 24, 28, 29, 30). XXVI 3. Mittheilungen der Mitarbeiter der Königlielieii geologisclieu Laiidesaiistalt über Ergebnisse der Aiifiialiuieii iin Jahre 1889. Mittheiliing des Ilerru K. A. Lossen über geologische Aufiialiineu auf dem Blatte Harzburg. Der vorjährige Bericht hat eingehendere Bemerkungen über die Gliederungsfähigkeit desEckergneisses nach petrographischen und geologischen Gesichtspunkten gebracht. Es wurde diese Gneiss-Eormation als eine besonders deutlich krystalliuische Um- waudlungspoteuz der Oberharzer Culm- Schichten innerhalb der Contactzone um Granitit und Gabbro erkannt. Als ein zumal beweiskräftio;er Umstand für diese Deutuno; wurde unter Anderem hervorgehoben, dass mitten zwischen den Gneiss- Gesteinen echte Schiefer- nnd Grauwackenhornfelse als Glieder ein und derselben geschichteten Formation im allerengsten Verband Vorkommen. Nach den fortgesetzten Untersuchungen kann hinzugefügt werden, dass in dem Forstfahrwege, der sich in halber Höhe des west- lichen Ecker -Ufers durch den Diebesstieg zieht, zwischen den schieferigen Eckergneissen (Thon- und Grau wackenschiefer- Aequivalenten) auch Fleck- oder Knoteuschiefer beobachtet wurden, welche morphologisch durch den Gegensatz zwischen den Knoten und der lichter gefärbten Schiefermasse an die ei’ste Um- XXVII Wiindlungspoteiiz der Tlioiiscliiefer in den Contactzoneu der Enirranite erinnern und auch mineralisch durch das Vorwalten o von lichtem Glimmer vor Biotit neben Chlorit sich dieser Potenz annähern, während ihre krystalliuische Ausbildung doch die des gewöhnlichen Knotenschiefers übertritft. Die körnigen Eckergneisse (Granwaeken- Aeqnivalente) längs desselben Forstweges lassen örtlich deutlich erkennen, dass echter Granit, der znm Theil Turmalin führt, in ganz schmalen Trümchen oder Aederchen innig mit ihrer Gesteiusmasse, schein- bar zu einer einheitlichen Bildung, verwachsen ist. Neu nachgewiesen wurden sehr stark veränderte und da- her bisher übersehene Grauwacken mitten im Gabbro, die ober- halb der Sennhütte am Mittelberg über dem Touristeuweg nach dem Molkeuhaus austelien und als Fortsetzung der Culmgrau- wacken des Sachsenberges anzuseheu sind. Weiter gegen SW. mögen demselben Cirauwacken-Zuge die gneissähnlieheu Gesteine angehören, welche zwischen der Ettersklij)pe und dem Wintei*- berg, in SO. von der genannten Klippe, ebenfalls mitten im Gabbro scholleuförmig i) Vorkommen. Ueberhaupt mehren sich mit der fortschreitenden Detail- kartirung die Schollen metamorphosirter Sedimente, welche sozusagen im Gabbro oder in dem Theile des Brocken- granits, der von Jasciie bereits als zum Gabbro gehörig lietrachtet wurde, schwimmen. Unter diesen hat ein besonderes Interesse diejenige, welche am weitesten vorgeschoben gegen den Brocken- Gipfel unterhalb des Schneeloches am Kellbeeke und dem von der Buchhorst-Klippe demselben zurinneuden Wässerchen angetrotfen wurde. Bereits früher hatte ich, wie im vorigjährigeu Berichte erwähnt ist, im Gerinne des Kelllieek’s Cordierit, Granat und Spinell führende gneissige Ilorufelse lose gefunden bei gelegentlichem Vorübergehen. Eine erneute Be- gehung dieser Gegend ergab, dass bei der Brücke, mit der die ') Zahlreiche kleinere Fragmente, ähnlich dem Vorkommen im Gabbro- bruche im Riefenbachthale oder in dem Bruche oberhalb des Bärensle'ns im Radauthale. XXVIII zur Bucbhorstklippe ansteigende Forststrasse den Keilbeek über- sebreitet, eine solche Menge von Hornfels- Gerollen im Bacbbette liegt, dass das Anstehende der veränderten Sedimente in unmittel- barer Nähe zu erwarten ist. Die Region des Kellbeek’s unter- halb des Schneeloches blieb zunächst ununtersucht. Dagegen ge- lang es an der zur genannten Klippe aufsteigenden Fahrstrasse im Seitengerinne des Hauptwassers dieses Anstehende ganz deut- lich zwischen Granitit zu beobachten: Hat man beim Aufstieg die Stelle passirt, wo der llsenburger Brockenpfod abzweigt, so folgen nach 48 Schritt Granitit 23 Horn- fels, dann nach einer Unterbrechung von 17 Schritt Granitit 4 Hornfels, alsdann stets Granitit. Der Gesteinsart nach treten nicht nur jene demKinzigit verwandten gneissigen Horn- fels e auf, sondern auch solche Hornfelse, welche keinen Granat erkennen lassen und nicht so deutlich krystallinisch sind, sowie ein Hornblende- Gestein, dessen verhältnissmässig grobstrahliger Strahlsteintilz ausser der grünlichgelb oder bräunlichgelb pleo- chroitischen Hornblende und einem dem Diabas-Chlorit gleichenden chloritischen Mineral sehr wohlerhaltene Reste von primär aus- geschiedenem Augit, mit Kaliglimmer erfüllte Pseudomorphosen, titan haltiges Eisenerz und Titanit u. s. w. enthält. Betrachtet man, gestützt auf die seither aus den Contacthöfeu um die Harz -Granite gesammelten Erfahrungen, diesen Amphi - bolit, dessen Strahlstein zum Theil noch deutlich als Uralit nach Augit auftritt, als einen metamorphosirten Diabas- Lagergang, so bietet nach dieser Hinsicht die Hornfels-Scholle am N o r d o s t a b h a n g der Wo 1 f s k 1 i p p e n südlich von der Plessenburg (Bl. Wernigerode) und diejenige an der Bauerngleie (ebendaselbst), welche beide Hornblende -Gesteine als Einlagerungen zeigen (die erstere zugleich biotitreiche Plagio- klasporphyre des Diabas) die meisten Vergleichspunkte; denn auch cordieritreiche Gueiss- Horufelse kommen in nächster Um- gebung der Bauerngleie auf der südlichen Fortsetzung des Hippelu- Kammes, wie auch weiter unten neben dem Amphibolit vor. Eine gründliche Untersuchung des Kellbeek’s und seiner Um- gebung lässt weitere Aufschlüsse erhoffen. Vorläufig sei noch XXIX bemerkt, dass unter den ITornfels - Geschieben des Kellbeek’s auch solche nicht fehlen, die lagenweise reich an Malakolith sind und überdies Körner eines lebhaft roth und gelb pleo.chroi- tischen, stark lichtbrechenden Minerals zeigen, die nach der hier und da deutlicheren Krystallform auf Titauit hiuweisen, wie er auch in Kalksilicathornfelsen am Bocksberg bei Friedrichsbrunn im Contacthof um den Rammberg-Granit beobachtet worden ist. Die Gesammtheit der in der Gegend unter dem Schneeloche bisher beobachteten Hornfelse erinnert demnach auch recht sehr an die im vorjährigen Berichte eingehender geschilderten schieferioren Eckergneisse und Cordierit - Hornfelse des Culm- Schiefer- Horizonts und der darin vorkommenden Einlagerungen zwischen Ecker und Ocker. Es ist aber nicht gestattet, aus dieser petrographischen Aehulichkeit deu Beweis der Gleichalterigkeit abzuleiten. Vielmehr ist aus der grossen Uebereinstimmung der verschiedenalterigen Schiefersysteme des Harzes mit kalkigen oder kiesel- bis wetzschiefer- oder adinolartigen Einlagerungen und mit Einschaltungen eruptiver Diabas -Massen zunächst zu schliesseu und auch thatsächlich zu erkennen, dass dieselben trotz ihrer ver- schiedenzeitlichen ursprünglichen Bildung unter nachher gleich- artig darauf eiuwirkendeu metamorphosirenden Bedingungen zu wesentlich gleich oder ähnlich ausgeprägten Umwandlungsproducten auskrystallisirt oder umkrystallisirt sind. Gerade unter diesem Gesichtspunkte ist vorher auf die Umgebung der Bauerngleie im Westufer des Dumkidileiithales auf Blatt Wernigerode hingre- wiesen worden, weil die Zugehörigkeit der metamorphosirten Dia- base und der zu Cordieritgneiss umgewandelten Schiefer der dort anstehenden, ringsum von den Eugraniten der Granit- Gabbro-Zone umgebenen Schollen zum Unteren Wieder Schiefer in Anbetracht der in nächster Nähe am Dumkidilenkopf geschlossen auftreten- den veränderten und unveränderten Formationsglieder dieser Stufe eine augeuscheiuliche ist. Der Cordierit-Gehalt der im Contact mit deu Eugraniten des Harzes metamorphosirten Massen ist nach unserer heutigen Erfahrung wesentlich beschränkt auf die von Ocker her über das Radau-, Ecker-, Ilse-, Holtemme-Thal Ins zum Dumkuhleu- XXX köpf oberhalb Hasserode auf Blatt Wernigerode streichende Zone, d. h. auf die Coutactmetain orphose u au den Eugraniten der Gabbro-Granit-Zoiie, und tritt besonders in den Schollen in diesen Eugraniten oder in den von zahlreichen Eiuzelvorkommen dieser letzteren gangförmig oder gangstockförinig durchbrochenen norufelsgebieteu auf. Der E ckergneiss ist sichtlich die grösste und am intensivsten umgewaudelte Scholle, die z wischen Granit und Gabbro eingesunken und davon durchbrochen ist. Der Cordierit-Gehalt erscheint demnach nicht so sehr als eine Folge der ursprünglich abweichenden chemischen Durchschnitts- zusammeusetzuug der Culm-Schiefer, als vielmehr als eine Folge einer besonders intensiven Metamorphose in den Um- waudluugsproducten der verschiedenalterigen Schiefer, die von den Eruptivgesteinen der Gabbro- Granit- Zone durch- brochen worden oder eingehüllt worden sind. Fasst man die räumliche Vertheiluug der verschie- denen Schollen iu’s Auge, so findet man zwischen den culmischen Eckergneissen und den durch Amphibolit- (bezw. Diabas) -Ein- lagerungen ausgezeichneten, hochkrystalliuischen, Cordierit, Granat und Kalksilicate haltigen Flornfels-Schollen des Kellbeek-Wasser-_ gebietes und der nordöstlichen Wolfsklippen- Abdachung die Quarzit- Massen des Pesekenhäu’s am Wege vom Scharfeusteiuer Viehhofe zur Ecker, sowie diejenigen des Ferdinandgartens und des Unteren Meiueckeuberges in Berührung mit dem Grauitit oder den basischeren Eugraniten jener Zone. Diese Anordnung: im NW. Culm, im SO. Unterer Wieder Schiefer, dazwischen Bruchberg- Quarzit, entspricht dem Querprofil über den Brnchberg zwischen Altenau und Schlnft bei St. Audreasberg in so befriedigender Weise, dass die Zurechnung der Keilbeek- Scholle zu den ITorn- felsen der Unteren Wieder Schiefer auf Blatt Wernigerode dar- nach gerechtfertigt erscheint. Die Schollen der Wolfsklippen und der Banerngleie deuten nach dieser östlichen Richtung hin sicht- lich den einstigen Zusammenhang an, während nach dem Brnch- berg-Profil im W. hin der Mangel au Schollen im Hochgipfel- XXXI Granitit des engeren Brocken-Gebietes einen Nachweis dieses Zu- sammenhanges nicht gestattet. Das neu entdeckte Vorkommen von Granat-K rystallen bei Harzburg, über welches schon kurz in der Zeitschr. der Deutsch, geol. Ges. (Bd. XLI , S. 380) berichtet wurde: Wohl- ausgebildete honigbraune Dodecaeder, zuweilen mit abgestumpften Kanten, aufgewachsen auf Pr eh ui t über Amethyst oder Quarz, oder auch den Quarzvarietäten direct aufgewachsen, ent- stammt dem fiscalischen Gabbro-Steinbruche oberhalb des Bärensteins im lladauthale und zwar einem hoch olieu im Bruche, nur wenige Meter unter dessen Oberkante, abgebauten, relativ umfangreichen Einschlüsse (Fragmente umgewandelten Kalksteins?). Blaulichweisser Kalkspath, der au das Vorkommen von Cziklova im Banat erinnert, Wollastouit, derber rother Granat, Epidot u. a. setzen einen Theil der Scholle zusammen und kommen mit den vorher genannten Ki’ystallen und Mineralien an ein und demselben Blocke vor. Marmorartige Kalksteine in geringer Ausdehnung sind unter den Contactproducten der Harzburger Gegend überhaupt nicht selten: Sie kommen z. B. vor auf dem Schmalenberg in der Nachbarschaft des Wilhelmsblick’s, weisslich, grob- späthig, ohne auffällige Silicatbeimeugung; am Promenadenweg in der halben Höhe des Winterbergs zwischen Hessenthal und Kunstmauusthal, feiuköniig mit rotliem Granat; ähnlich auf dem Gläsekenberge und im Gl äse kenthale südwestlich von Bündheim, zuerst durch E. Kay.ser entdeckt und auch von M. Koch in seinem vorjährigen Berichte erwähnt. Derben Granat führt ferner ein Kalksilicatgestein, welches am Fusse des Harzburger Burgberges hinter der Restauration unter den Eichen ansteht. Ihn führen auch in aus- gezeichneter Weise, wie E. Kayser meines Wissens ebenfalls zu- erst beobachtet hat, die metamorphosirteu Eruptivgesteius- massen aus der Umgebung des Wilhelmsblick’s und im Riefenbachthale; daselbst ist er tief braunroth von Farbe. Kleine zierliche gelbgrüne bis -graue Dodecaederchen kommen XXXII dagegen auf dem Pap en berge in einem relativ wenig meta- morpliosirten Diabas vor, der am Fass desselben Berges auch grossblätterigen Kalkspath mit zeisiggrünem Epidot führt. Durch die Contactmetamorphose, welche diese ante- grauitischeu Eruptivgesteine (Diabas, Orthophyr, Kera- tophyr?) zwischen Ocker und Radau erfahren haben, erscheinen dieselben äusserlich bald als massige, dichte, schwere Diabas- horufelse, bald als Amphibolite, bald als glim me r reiche Gesteine, die im Extrem scheinbar quarzlosen Biotit-Glimmer- schiefer mit Granat-Gehalt darstellen. Die Sonderung: in die ur- sprünglich nach Structur und Substanz verschiedenen Typen ist sehr erschwert. Geht man dabei indessen von solchen Vor- kommen aus, bei welchen die primäre Structur zum wenigsten, oft aber auch noch ein Theil der primären Substanz erhalten geblieben ist, so wird mau gleichwohl hoffen dürfen, annähernd die Aufgabe zu lösen. So z. B. lässt der D i a b a s - H 0 r n f e 1 s von dem trigonometrischen Punkte auf der Stiefmutter im Ockergranit die Umbildung des Diabas-All gits in braune Hornblende unter Erhaltung der divergentstrahlig - körnigen Diabasstructur und die Neubildung eines lichtgelblicheu mikrolithischen Aimits innerhalb der in die Hornblende eiugezapften Plagioklas -Leisten auf das Klarste er- kennen. Ebenso wohl erhalten ist, besonders auf dem B reiten - berg, jene Variolitstructur der Oberharzer Diabase, die für den Hangenden Theil des Osteroder Diabaszuges und überhaupt für die Diabase vom Goslarer Schiefer bis an die Basis des Culms als charakteristisch seiner Zeit von mir bezeichnet und dementsprechend auch in der Gegend von Wildlingen wieder auf- gefundeu worden ist. Endlich geben porphy risch aus ge- schiedene primäre Orthoklase und deren P seu do- rn orphoseu aus neugebildetem Orthoklas mit Augit, Biotit und Turmalin in biotit- und augitreichen durchaus umkrystallisirten Grundmassen erwünschten Anhalt zur Wiedererkennung der Augit-Orthophyre, so besonders auf dem Schmalenberge (SO.- Seite und nahe beim Wilhelmsblick). XXXIII Mittlieilung des Heira M. Kocii über Aufnahmen im Oberliarz, am Osteröder-Polsterberger Grüusteinzug u u d a m B r n c h - und A c k e r b e r g. Die Revision der Anfnalunen Herrn v. Groddeck’s in dem erstgenannten Gebiet bat zu Ergebnissen geführt, welche die bis- herigen Beobachtungen und Auffassungen sowohl hinsichtlich der Zusaiumensetzuug wie der Lagernngsverhältuisse der am Grüu- steinzug anftreteuden Schichten nicht unwesentlich ergänzen. Da eine ausführlichere Darstellung der letztjährigeu Beobachtungen in einer besonderen Mittheihing beabsichtigt wird, sollen an dieser Stelle nur einige der wichtigeren Ergebnisse kurz Erwähnung finden. Zu diesen gehört vor Allem der Nachweis von sedimen- tär (' m O b e r d e V o n in der hangenden Zone der körnigen Diabase V. Groddeck’s^) und zwar von Cypridinenschieferu im Liegenden der Diabase, ferner von veränderten adinolartigen Ge- steinen, in denen sich neben spärlichen Brachiopoden und Trilobiten als Iiezeichneudster Rest Posidonomya venusta gefunden hat, im Hangenden derselben. Die ersteren treten sowohl im Hauptdiabas- zim wie in dem kleineren Nebenzime auf, in dessen Endifrnufr am Schönenberg sie besonders günstig aufgeschlossen sind, die letzteren bilden dauegeii ein nur schmales aber weithin fortsetzeudes Schichtenband zwischen Bärenbrucher Teich und Polsterberg im Hanptzng. Die durch v. Groddeck gegebene und auch nach der Auffindung der Homalouoten in den Wisseubacher Schiefern A. ROmer’s noch aufrecht erhaltene Deutung des Grüusteiuzngs als eines aus Culmschichten hervortreteudeu Sattels devonischer Schichten mit parallel einfallenden Flügeln, wobei der hangenden Zone der körnigen Dialiase die Rolle des Gegenflügels zu der liegenden Zone mit den Wisseubacher Schiefern A. Römer’s ■znfiel, muss nunmehr nach Auffindung von Oberdevou in der ersteren fallen gelassen werden. Es liegt nicht ein vollständiger Sattel mit Flügel und Gegenflügel sondern nur ein halber Sattel ') Abriss d. Geognosie des Harzes 1883, S. 104. A. Halfae u. E. BEYKieii, Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXXTfl, 1881, p. 502 u. 518. Jahrbuch 1889. C XXXIV vor, entsprecliencl einem einseitigen Profil vom Oberdevon bis zum Unterdevon. Die Verschiedenheit der liegenden nnd hangenden Zone spricht sich auch abgesehen von den Sedimenten in der sehr von einander abweichenden Beschaffenheit ihrer Diahas- einschaltungen aus; während die Gesteine der ersteren nämlich mittel- bis grobkörnig divergentstrahlig oder als Labradorporphyre entwickelt sind und demnach den unterdevonischen Diabasen des Ostharzes nahe stehen, zeigen diejenigen der hangenden Zone ganz vorherrschend variolitische Structur, eine Ausbildungsform, die man im Harz nach den bisherigen Beobachtungen nur an Diabasen jüngerer Ablagerungen, vom oberen Mitteldevon an aufwäi’ts, kennt. In den vollständigsten Pi'ofilen grenzen die Schichten der hangenden Zone folgerecht an Culmkieselschiefer, während die Glieder der liegenden Zone, körnige Diabase und Wissenbacher Schiefer A. Römer’s, welche nach Auffindung der ITomalonoten in der Huhthaler Widerwage allein mit den gleichen Schichten Nassaus in Parallele zu stellen sind, überall anormal auf Cuhn- grauwacken auflageru. Es kann dies, wie schon v. Groddeck als wahrscheinlich hinstellt, nur als eine Folge von am Liegenden des Zuo-es auftretenden Faltenverwerfuno-en gedeutet werden. O O Ausser diesen für die Auffassung der Lagei’ungsverhältuisse am Grünsteinznge wichtigsten Störungen und vereinzelt auch vor- handenen streichenden Spaltenverwerfungen, welche ein Absinken der Schichten am Hangenden bewirkten, werden Haupt- wie Nebenzug noch durch eine Reihe von Querverwerfungen gestört und in einzelne oft sehr erheblich gegen einander verschobene Abschnitte zerlegt. Ein Theil dieser in Bezug auf Fallen und Streichen sich den Oberharzer Gängen anschliessenden Querspalten fällt mit Störungslinien zusammen, die sich in der von Herrn Baurath Dr. Langsdorff veröffentlichten geologischen Karte jenes Gebietes eingetraofen finden, wenn auch im Einzelnen sehr vielfach Abweichungen von dem dort angegebenen gradlinigen Verlauf der Spalten zu verzeichnen waren. Die Revisionen am Bruch- und Ackerberg konnten in diesem Jahre noch nicht zum Alischluss gebracht werden. Obgleich XXXV bisher eine vollständig befriedigende Lösung der Fragen, welche in diesem schwierigen Gebiete eine Rolle spielen, noch nicht erzielt wurde, haben sich doch einige nicht unwichtige Beob- achtungen ergeben, von denen hier nur die Auffindung von Schichten mit typischer Haupt<|uarzitfauna an der Südostseite der Quarzitmassen des Ackerbergs, am Lonauer Jagdhaus unweit der Ackerchaussee, Erwähnung finden möge. Mittheilung des Herrn W. Dames über die Aufnahme des Blattes Wegeleben. Die nahezu abgeschlossene Begehung und geologische Kartirung des Blattes Wegeleben hat zwei neue Ergel>uisse gehabt. Einmal wurde südlich von Gatersleben, auf der Spitze eines Hügels an- stehend, Arieten-Lias, der kuppenförmig aus dem umgebenden Di- luviallehm hervorragt, aufgefunden, in Gestalt eines gelben oder bräunlichen, etwas oolithischen Kalkes mit kleinen Belemniten, genau so entwickelt, wie östlich von Quedlinburg. Der Punkt lieo't g-enau in der Streichlinie des auf der EwALD’schen Karte südlich von Halberstadt angegebenen Vorkommens von Arieten- Lias. — Ferner wurde als Liegendes des Diluvialschotters westlich und nordwestlich von Friedrichsaue (am Ostrand des Blattes ge- legen) glaukonitischer Sand mit grösseren weissen Q.uarzgeröllen beobachtet, der unbedenklich der Tertiärformation zuzurechnen ist. Hiernach dehnt sich dieselbe weiter nördlich aus, als bisher be- kannt war. Mittheilung des Herrn A. von Koenen über die Aufnahmen westlich und südwestlich vom Harz. Die Aufnahmen der Blätter Reiuhausen, Göttingen, Nörten etc. ergaben eine Reihe neuer Lias -Vorkommen, wenn auch meist nur in kleinen Schollen, aber zugleich von Stufen des Lias, die zum Theil nicht so weit südlich bei uns bekannt waren. Auf Blatt Reiuhausen wurden die Schichten mit Ammonites angulatus nördlich von Sieboldshauseu und zwischen Mariengarteu und Elkershausen gefunden, ausserdem Tertiärgebirge westsüd- westlich von Molleufelde, am Rande des Blattes. c XXXVI Auf Blatt Göttiugeu sind jetzt nacligewiesen: die Schichten mit Ammonites Jolmstoni“^ als dunkle, braun verwitternde Kalke mit Ostrea^ ca. 400 Meter nördlich von der Irrenanstalt und an der Strasse von Göttingen nach Holtensen, etwa 1000 Meter von diesem Ort; die Schichten mit Amm. angulatus treten in grösserer Aus- dehnung zu Tage rings um die Irrenanstalt, südöstlich vom Ceutralkirchhof von Göttingen und unter den Häusern der »Herz- herger Chaussee«, vor dem Albanithore von Göttingeu; die Schichten mit Amm. Bucklandi sind anscheinend südlich von der Irrenanstalt voidiauden , sowie nordöstlich vom Lohberg bei Boveudeu; die Schichten mit Amm. -cjeametricus waren zeitweise in einer Thougrube, ca. 300 Meter südlich von den Gebäuden der Irren- anstalt, aufgeschlossen. Amm. plwriicosta findet sich zwischen Leuglern und Emmeir- hausen, am Nordwest-Fusse des Ilolteuser Berges und, nebst Amm. ziphus, in kleinen Eisensteiuuieren auf den Feldern nordöstlich vom Lohberg, bei Boveuden. Die Schichten des Amm. Jamesoni sind vertreten durch ülier 3,.ö Meter mächtige grüne, braun verwitternde, oolithische Eisen- steine, welche nordwestlich von Holtensen und bei Elliehausen zu Taffe treten; ähnliche Gesteine finden sich auch südöstlich von Göttingeu. Die Schichten des Amm. ihex (u. A. centmcrus) und des A. Davoei (A. ccrpricornus') sind auch jetzt nur östlich und süd- östlich von Göttingen bekannt, ebenso die Schichten des A, spG natus und des A. m,ar g ar itatus. Auf Blatt Nörten ist der untere und mittlere Lias vermuth- lich in allen Zonen zwischen Mariaspring und dem Maiberge bei Angerstein vorhanden. Gefunden habe ich dort bis jetzt Amm. angulatus , Gry- phaea arcuata., Amm. planico sta.^ Amm. centaurics A. spi- natus u. a. m. Amm. angulatus findet sich aber auch westlich von Parensen und südöstlich von Schnedinghausen, an ersterem Orte auch Amm. geometricus etc. XXXVII Bei Northeim findet sich da, wo auf älteren Karten Lias an- gegeben ist, grösstentheils Thon und Saud resp. Sandstein von jung -tertiärem Alter mit Braunkohle -Resten etc. Zum Theil ist al)er auch Lias vorhandeu zunächst dem »Wieter«, und dieser Lias erstreckt sich über 4 Kilometer weit nach Süden. Darin finden sich namentlich auch die Eisensteine der Amm. Jamesoni- Schicliten und andere Zonen des mittleren Lias, ferner Posidouien- Schiefer mit Amm. horealis., Beloiieltis ampidlaris etc. und die Schichten des Amm. jurensis mit A. jurensis.^ A. Germaini., A. dispansiis etc. Mittheilung des Herrn Loretz über Aufnahmen auf den Blättern Schwarzburg, Köuigsee und Ilmenau. Von den Blättern Schwarzburg und Königsee wurden die nördlichen, vor dem cambrischeu Schiefergebirge gelegenen Theile, welche vorzugsweise von Zechsteiu und Buntsaudsteiu eingenommen werden, revidirt, und ihre Aufnahme zum Abschluss gebracht. Was die diesbezüglichen Ergebnisse betrifit, so kann hier auf das im vorigen Bande p. LXXIII tt‘. Gesagte und auf die Beschrei- bung des Zechsteius in vorliegendem Baude S. 221 fi:’. verwiesen AVer den. Auf Blatt Ilmenau wurden die Aufnahmearbeiteii im östlichen Theile des Blattes weitergeführt und die Verbindung mit den von den Herren ScilEiRE und ZiMMERMztNN im westlichen Theile be- Avirkteu Aufnahmen zunächst südlich von der Stadt Ilmenau, im Gabelbachthal u. s. w. hergestellt. Es hat sich hierbei gezeigt, dass das vorwiegend aus porphyrischem, nur untergeordnet auch aus Schiefergebirgs-AIaterial gebildete Trümmergestein (Trünimer- tufi‘, Breccie), welches im östlichen Theile des Blattes eine so be- trächtliche Ausdelmuug erlangt, am Lindenberg bei Ilmenau von einem dünner geschichteten Complex von deutlich sedimentärer Natur überlagert wird; derselbe besteht aus vorherrschenden gröberen und feineren Tuffen, mit untergeordneten Schieferthonen (mit Ptlauzeuspuren) und auch sandigen und kalkigsaudigeu Schichten. Besonders charakteristisch für diese Schichtengruppe sind dichte, plattige Lagen von streifigem oder gebändertem Aus- XXXVIII sehen des Querliruchs, indem die hellfarbige Hauptmasse mit äusserst dünnen, dunklen Zwischenlagen wechselt. Diese Schichten- folge mag vorläufig als »Tufte von Kefersteinsruhe« bezeichnet werden. Dieselben werden nun ihrerseits am Lindeubercr von Glimmerporphyrit überlagert, der dort das hängendste Lager bildet. Die drei genannten Glieder, nämlich Trümmertuff' oder Breccie, Tuff'e von Kefersteinsruhe und Glimmerporphyrit setzen sich auch westlich über das Gabelbachthal fort und lassen sich in die für die dortige Gegend von den genannten Geologen aufgestellte Lager- folge einordneu. Gehen wir nun aus jenem Trümmertuff' iu der Lagerfolge abwärts, so treff’eu wir bereits an der östlichen Seite des Lindeu- bergs unter demselben au verschiedenen Stellen wieder Glimmer- porphyrit, der mithin ein älteres Lager darstellt als der oben an- geführte. Mit diesem älteren Glimmerporphyritlager dürfte wenig- stens ein Theil der Gliinmerporphyritmasseu gleichstehen, welche zunächst östlich vom Lindenberg und Schortethal, dann aber auch weiterhin über den östlichen Theil des Blattes zerstreut auftreteu. Die Aufuahmearbeiten müssen iudess dort noch weiter fortgesetzt werden, um iu dieser Beziehung mehr Klarheit zu schaff'en, wie auch darüber, iu welchem Lageruugsverbande der dort in erheb- licher Verbreitung vorkommeude Felsitporphyr zu den genannten beiden Gliedern steht; vorläufig muss es dahingestellt bleiben, ob sich jedes einzelne Vorkommen dieser drei Gesteine mit Sichei’- heit auf ein bestimmtes Glied einer gewissen Lagerfolge wird be- ziehen lassen, und ob diese letztere sich mit der jenseits des Gabelbachs bis jetzt angenommenen Folge decken wird. So viel haben die bisherigen Begehungen gezeigt, dass das porphyrische Trümmergesteiu, der Trümmertuff’, nach Verbreitung und Mächtig- keit im östlichen Theile des Blattes eine entschieden bedeutendere Rolle spielt als im westlichen; und als weiteres Ergebniss darf wohl auch ausgesprochen v erden, dass dieser Trümmertuff’ nicht überall die genannten porphyrischeu und porphyritischeu Erguss- masseu überlagert und durch solche von den ältesten Schichten ge- trennt wird, sondern, dass er dort, wo jene fehlen, beziehuugs- XXXIX weise nicht hingelangt sind, unmittelbar auf den ältesten Schichten lagern, wenn nicht sogar in Wechsellagernng mit solchen treten kann. Diese letzteren Schichten nun sind die in der entsprechenden voijährigeu Mittheilnug bereits erwähnten Sedimente, nändich Sand- steine, Kalksandsteine, Schieferthone und Couglomerate, welche besonders bei Gehren und Möhrenbach aufgeschlossen sind und unseres Erachtens für identisch gehalten werden dürfen mit ent- sprechenden, früher bereits auf Blatt Eisfeld und Blatt Masserberg gefundenen Schichten, die dort zunächst auf dem alten Schiefer- gebirge liegen, als unterster Theil der gesammteu, diesem Grund- gebirge ungleichförmig anfgelagerteu klastischen Bildungen und Massengesteiusergüsse. Wir haben diese untersten Schichten bis- her als Unteres liothliegeudes betrachtet, iudess mag ihre Alters- stelluug, wie auch ihr Verhältuiss zu den im westlichen Theile von Blatt Bmenan vorkommenden, bisher für carbonisch ange- sehenen, znm Theil ähnlichen Schichten, zunächst noch uuerörtert bleiben. Auch bei Gehren und Möhrenbach ist als Unterlage der genannten Sedimente das cambrische Schiefergebirge auznnehmen, welches im äussersten südöstlichen Winkel des Blattes Ilmenau, im Langen Berge, ohne Bedeckung durch jüngere Schichten heraus- tritt. Dagegen tritt an der Ilm, abwärts von Ilmenau, Granit als Untei’lage hervor, aber es lässt sich hier, wegen Unterbrechung durch Diluvium, nicht wie im oberen Ilmthal die Auflagerung des Kothliegenden (bezw. Carbon) auf den Granit wahruehmeu. Weiter südlich wurde auch im Wildthal bei Oehrenstock das Vorkommen von Granit, und obendrein in der Nachbarschaft desselben, das Vorkommen der quarzigen Arkose beobachtet, welche im oberen Ilmthal zunächst den Granit bedeckt; leider kommen im Wildthal diese Gesteine nicht anstehend, sondern nur lose, doch in Menge vor, und so mögen sie immerhin auf ein örtliches Hervortreteu der granitischen Unterlage zu beziehen sein. Dass diese hier in einer ganz anderen Höhenlage erscheint als bei Ilmenau, kann nicht be- fremden, denn abgesehen von Verwerfungen kann man sich auch nach anderen Beobachtungen den Boden des gesammten Roth- XL liegenden (bezw. Carbon) nur als eine sehr um'egelniässig gestaltete Fläche vorstellen 1). Zwischen Langewiesen, Oehrenstock und dem Schortethal und in dem letzteren auch noch weiter aufwärts, an den Gehängen des Lindeubergs und Mittelbergs, kommen in beträchtlicher Verbrei- tung besondere trüininex’tufiartige Gesteine von wechselndem Aus- sehen vor, welche jedoch kaum von einander zu trennen sind; während sie einerseits in flaserige Abänderungen verlaufen, wird eine andere Varietät einem Glimmerporphyrit auf den ersteu Blick so ähnlich, dass Täuschungen Vorkommen können. Die nähere Untersuchung, besonders auch die mikroskopische, zeigt jedoch stets, dass man es hier nicht mit Ergussgesteinen, sondern mit trümmertntfartigen , verschiedenartige Einschlüsse enthaltenden Massen zu thun hat. Wir fassen diese kleine Gesteiusgruppe, welche als »Tuftgesteine von Oehrenstock und Langewiesen« be- zeichnet werden mag, als Zwischenlager in unserem weiter ver- breiteten Trümmertuft' oder der jDorphyrischen Breccie auf, zu welchen auch petrographische Uebergänge stattfinden, so dass die Abgrenzung etwas erschwert wird. Auch an anderen Stellen finden sich Andeutungen dieser eigenthümlichen Tujffgesteine. Ö o o In petrographischer Hinsicht sei schliesslich noch bemerkt, dass wir mehrere Vorkommnisse von Eruptivgesteinen, die weder als Porphyr, noch als Porphyrit, noch als Kersantit bezeichnet werden können, vorläufig als »Alelaphyr« kartirt haben, ohne da- mit einer richtigeren, nur durch genauere mikroskopische und chemische Untersuchung zu gewinnenden Bezeichnung vorgreifeu zu wollen. Es gehören dahin besonders die Gesteine vom Trag- berg und einigen anderen Stellen bei Langewieseu, und vom Gottes- kopf, unweit Gehren, in welchen auch ein Theil des von E. E. Sciimid aufgestellteu »Paramelaphyr« enthalten ist. ’) Nock wurde am reckten Ilmtkalrande, eine Viertelstunde okerkalb Lange- wiesen, gegenüber dem Ebrenberg, ein Vorkommen von Gi-anit kartirt, der liier zwiseken stark verändertem, anscheinend zu Knoteusckiefer und Hornfels um- gewandeltem cambrischem Schiefer auftritt. XLI Mittheilimg der Herren R. Scheibe und E. Zimmermann über die wi SS e u scli aftli eil en Ergebnisse der Aufnahmen auf dem Blatte Ilmenau unter Ber ücksiebtigung angren- zender Gebiete. Die Untersucliuugen des Jahres 1889 umfossten den Ostbaug des Kickelliabns bis zum Gabelbach und erstreckten sieh naeh Süden bis zu einer in Ostwestriehtung durch Stützerbach gezogenen, dann im Schortethal nordwärts verlaufenden Linie. Das im Vorjahre von uns festgestellte Profil vom Porpliyr des Kiekelhahns, Hirschkopfes u. s. w. abwärts bis zum Glimmer- porphyrit (vgl. in unserem Bericht in diesem Jahrbuche für 1888, S. Lxvii die No. 4 — 7) findet sich auch an der nordöstlichen und östlichen Seite des Kiekelhahns wieder. Wir haben dasselbe ferner auf Blatt Suhl am Eisen- und Döllberg nachweisen können. In dem genannten Glimmerporphyrit tritt ein Sediment- zwischeulager auf, welches vorwiegend aus einfarbigen oder ge- bänderten Thonsteinen und aus Breccien (oberer Gabelbach) besteht. Letztere bilden immer den liegenden Theil des Lao-ers. Unter- geordnet finden sich in den Thonsteinen dichte Sandsteine (Langebachs-Kopf) und graue Schieferthone (Ascherofeu). Dieses Zwischenlager wird, wie die Untersuchungen des Herrn Dr. Loretz ergeben haben, nach Südosten hin rocht mächtig, während unsere Aufnahmen eine allmähliche, zum Verschwinden führende Auflösung desselben nach AA'esteu hin nachgeMÜesen haben. Kleine isolirte Partien von Breccie, die wir an der Wilhelmsleite und Kammerberger Alühle gefunden hatten, haben sich nun als die letzten Ausläufer der Gabelbachbreccie ergeben. In dieser Breccie finden sich neben den vorheri-scheuden Porjihyr- und Porphyrit- brocken auch Schiefer-, sowie bis über kopfgrosse qiiarzreiche Arkose- und Granitgeröll e. Am Ascherofen wurde in den Schieferthonen der Thonstein- zone ein Rest von Walchia 2yi>iiformis gefunden. Wird nun durch dieses Sedimentzwischenlager der Glimmer- porphyrit schon in zwei Lager zertheilt, so wird das untere der- XLII selben nochmals zerlegt clnrcli eine Decke von Porphyr, welcher auch petrographisch eine besondere Art bildet. Durch seine weiss verwitternde Grundinasse, durch Auftreten von kleinen Feldspäthei) und rothverwitterndeu Glimmertafeln und durch Mangel an Quarz- einspreugliugen gleicht dieser Porphyr dem des Kickeihahns, unterscheidet sich a1)er von demselben durch Fehlen von Sphäro- litlieu und Lithophysen und öfters eintretende Häufung von Würfeln zersetzten Schwefelkieses. Mit Ausnahme einiger kleiner afana'för- miger Vorkommen gehören hierher alle Porphyre der nächsten Um- gebung von Stützerbach, der Flohen Tanne, des Erbskopfes (Stützer- bacher Porphyr). Die drei zu unterscheidenden Glimmerporphyritergüsse sind petrographisch nicht unterscheidbar, lassen sich also bei Aussetzeu der Zwischenlager nicht getrennt darstellen. Unter No. 3 a) unseres vorjährigen Idealprofiles führten wir an der Basis des Glimmerporphyrits das Schueidemüllersko])f- gestein (Enstatitporphyrit) auf. Wir haben dieses charakteristische, bisher nur von wenigen Orten bekannte Gestein au zwei neuen Stellen aufgefuuden (Hohe Tanne, Schortethal am Erbskopf). Zu beiden Seiten des Taubachgruudes westlich von Stützer- bach taucht unter dem Glimmerporphyrit und neben Granit ein Sedimentgestein in geringer Ausdehnung empor, welches als Gliminerfels zu bezeichnen uud als diirch Granit stark umge- wandelter alter Thouschiefer zu betrachten sein dürfte. Im Jahre 1888 hatten wir auf Grund des nördlichen Einfalleus des an der Kammerberg-Stützerbacher Strasse am Goldhelm anstehenden Porphyrcouglomerates mit den darüber liegenden grauen, plattigen Sandsteinen, Sandschiefern und conglomeratischen Sandsteinen (No. 8a des vorjährigen Berichtes) aniiehmen müssen, dass diese Schichten an der Basis des eigentlichen Manebacher flötzführeuden Carbons liegen. 1889 am Schluss der Aufnahmezeit dicht über der Strasse am Goldhelm gemachte Funde von Wulcliia piniformis (häufig), Odontopteris obtusa (spärlich), Cardiocarpus und anderen Resten werden aber die Zurechnung der vorgenannten Schichten uud damit auch eines Theils unserer über den Flötzen auf- tretenden conglomeratischen Sandsteine uud des Porphyritmandel- XLIII feteincongloinerates (No. 8/ des voijährigeu Berichtes) zum Unter- rothlieireudeu nothwendiff machen. Die vorgerückte Jahreszeit schloss die Möglichkeit aus, die pflaiizeuführende Schicht durch- seheuds zu verfoDen uud die Abgrenzung der Abtheilungen im ein- zelnen genau durchzuführen. Im oberen Gartenthal am Foi’stmeisters- weg sind auch Wcdcliien gefunden worden. Daneljen kommen aber auch in sandigen Schieferthonen folgende Reste vor: Aateroiiliyllites equisetiformis , Taenioptens midtinervia , Pecopteris cf. Pliickeneti^ P. cf. pteroideSi P. cf. Miltoni, P. arborescens und eine Odontopteris, deren Aussehen an 0. Reichiana erinnert. Ein sicherer Entscheid, ob man hier Carbon, oder Rothliegendes, oder beides vor sich hat, lässt sich auf Grund dieser Reste, insbesondere wegen ihrer noch nicht unzweideutig durchführbaren Bestimmung zur Zeit nicht fällen. Es ist aber, soweit es bis jetzt übersehbar ist, an- zunehmen, dass die Conglomerate und Sandsteine mit Pflanzen am Goldhelm (8 o des vorjährigen Berichtes) mit den über den Flötzen des Mauebacher Carbons folgenden grauen couglomeratischen Sandsteinen und Conglomeraten (8/ des vorjährigen Berichtes) identisch sein werden. Nur liegen dann diese gleichmässig und ungestört auf dem flötzführendeu Carbon, jene befinden sich in gestörter Lagerung, sind durch Verwerfung tiefer, schein- bar ins Liegende des flötzführendeu Carbons gerückt. Die ge- naue Erkenntniss der schwierigen Lagerungsverhältnisse muss von den im Jahre 1890 vorzunehmenden Untersuchungen erwartet werden. Das ideale Gesammtprofil nun, welches wir im vorjährigen Berichte (d. Jahrb. 1888, S. Lxvii u. f.) aufgeführt haben, wird durch die diesjährigen Aufnahmen in nachstehender Weise ergänzt und erweitert: Theil I. No. 1) Granit. Dieser ist neben den im Contact mit ihm veränderten alten Thonschiefern das älteste Gebirge. Dasselbe wird überlagert von Sedimenten, die bald aus No. 2 a) conglomeratischer Arkose mit Geröllen von Granit, Quarz, cambrischem Quarzit, Kieselschiefer, Feldspath in der oft kieseligen Grundmasse, daneben aus rothen, grauen und schwarzen Schieferthonen und Sandsteinen bestehen, bald durch eine XLIV No. 2 b) Breccie von Porpbyrit, Porphyr, Schiefer repräseutirt sind. — Hierauf folgen in örtlich beschränkten Ergüssen No. 3 a) Quarzporphyr des Meyersgrundes. No. 3b) Schneidemüllerskopfgestein, dann aber drei ausge- dehnte, durch Zwischenlager theilweis getrennte, mächtige Ergüsse von Glimmerporphyrit, und zwar No. 4 a) Unterster Glimmerporphyrit. No. 4 b) Stützerbacher Porphyr. No. 4 c) Mittlerer Glimmerporphyrit. No. 4d) Breccie und Thonstein des Gabelbachs. No. 4e) Oberster Glimmerporphyrit. In Uebei’einstimmuug mit den Ergebnissen des Vorjahres bildet das Hangende des Glimmerporphyrits eine Eolge von No. 5) Thonsteinen, welche von No. 6) Eeldspathporphyrit und No. 7) Porphyren und Tuffen (des Kickeihahns, Hirschkopfes, der Hohen Schlaufe u. a., überlagert werden. Hier bricht das Profil zunächst ab. Ob nun eine Lücke folgt, welche bisher von uns als wahrscheinlich angenommen wurde, haben wir noch nicht entscheiden können. Weiter unten ist des Lagernugsverhältnisses gedacht, in welchem die Schichteuglieder No. 1 — 7, also des vorzugsweise aus Eruptivgesteinen bestehenden Theils I des Profils zu dem nun anzuführenden , die Glieder No. 8 — 1 1 umfassenden hauptsächlich sedimentären Theil II stehen, und sind Bedenken geäussert, welche gegen die von uns im Vor- jahre angenommene, auf das Karteubild begründete Altersfolge sprechen. Trotz dieser Bedenken sind wir noch geneigt anzn- nehmen, dass als uächstjüugeres Glied auf die Schichtenfolge No. 1 — 7 das allerdings stets durch Verwerfung von dieser ab- "etrenute O Theil II, No. 8) Obere Mauebacher Carbon folgt. Dassdbe schliesst die Plötze ein (im vorjährigen Bericht No. 8 ß). — Von ihm trennen wir aber gegenüber der im Vorjahre angenommenen Auffassiiug auf Grund der oben erwähnten Pflauzenfunde am Goldhelm ab, zunächst als Rothliegendes : XLV No. 9 a) Das Porphyrcoiiglomerat an der Kainmerberg-Stützer- bacher Strasse. No. 9 ß) die Walchia fübrenden Plaltensandsteine am CToldbelm No. 9y) die couglomeratiscbeu , buutzusammeugesetzten , be- sonders quarzfübrenden Sandsteine des oberen Gartentbals (im vorjährigen Bericht unter 8 a) znsammengefasst). — Als identisch mit No. 97 sind die über den Flötzen liegenden polygenen con- glomeratischen Sandsteine (im vorjährigen Bericht 87 znm Theil) zn betrachten, auf welche No. 9 6) das Glimmerporpliyritmandelsteinconglomerat (im vor- jährigen Bericht 87 znm Theil) folgt. Wir bezeichnen als No. 10a) die rotheu Sandsteine und als No. 10 b) die Couglomerate des Bundsehildskopfes (im vor- jährigen Bericht No. 9 lind 10), welche gleichmässig auf den vor- hergehenden Schicliteu lagern. In jüngere)! Gliedern als dem No. 11) Quarzporphyr des Bundsehildskopfes haben wir 1889 keine neuen Begehungen gemacht, sodass auch unser bishei’iges Profil von da ab unverändert bleibt. Was mm die Frage anlangt, ob es zweifellos ist, dass der die Glieder No. 8 — 11 umfassende Theil II des Gesammtprofils jünger ist als der die Glieder No. 2 — 7 umfassende Theil I, so muss zugestandeu werden, dass dies nicht ganz der Fall ist. Bei den Begehungen, welche zum Theil in Gemeinschaft mit dem Bezirksgeologeu Herrn I)r. Beyschlag auf den Blättern Ilmenau, Schleusingen und Suhl stattfanden, ist noch nii’gends eine directe Ueberlagernng der Gesteine des Theils I durch solche des Theils II des Profils beobachtet worden. Wo beide Theile sich berühren, sind die Treunungsliuien fast immer als z. Th. recht Iredeutsame Bruchlinieu und Verwerfuno-eu erkannt. O Es sprechen aber folgende Giainde für die Aunabme, es sei, entgegen unserer bisherigen Meinung, der Theil I des Profils jünger als der Theil II, und da letzterer die regelmässige Schichten- folge von den oberen Ottweiler Schichten (M:i!iebacher Carbon) XLVI zum Rothliegeudeu darstellt, demnach ersterer jünger als das unterste Rothliegende : a) In den schwarzen Schieferthouen (vgl. 2 a), welche über der Arkose und unter dem Schueidemüllerskopfgestein auftreten, sind im Melmthal (Bl. Suhl) und au der Wilhelmsleite (Bl. Ilme- nau) Brauchiosaurusreste gefunden worden. b) In den grauen Sandsteinen, welche am Teuschlesberg (Bl. Schleusingeu) gleichfalls zwischen Arkose, rotheu Schiefer- thoueu und Glimmerporphyrit liegen, also in einem Profil, welches dem unteren Theil desjenigen am Dachskopf und Schueidemüllers- kopf (Bl. Ilmenau) entspricht (vgl. No. 2 a), wurde Calamites gigas gefunden. c) In den Thonsteineu des Gabelbaches (No. 4d) fand sich am Ascherofen eine Walchia 'piniformis neben anderen unbe- stimmbaren Resten. Dagegen lässt sich für die Annahme, dass Theil I (die Glieder No. 2 — 7) im Profil älter sei als Theil II (Glieder No. 8 — 11), also jener carbouisch sei, ausser dem Kartenbilde folgendes geltend machen : a) Nur die Arkose (No. 2 a), die Breccie (No. 2 b), der Meyers- grundporphyr (No. 3a) und der Glimmerporphyrit (No. 4) liegen nachweislich auf Granit, dem ältesten der als Unterlage des Car- bonrothliegendeu hier in Betracht kommenden Gebirgsglieder, auf. Von jüngeren Gesteinen ist es erst wieder der Zechstein, welcher am Ehrenberg (Bl. Ilmenau) auf Granit liegt. b) Wenn der Profiltheil I nicht carbonisch, sondern Roth- liegend ist, so müsste mau doch bei der im übrigen grossen räum- lichen Ausdehnung der Gesteine desselben mit ziemlich grosser Wahrscheinlichkeit erwarten, diesen Gesteinen in dem weiten Gebiete rothliegender Schichten, welches sich von Ilmenau über die Blätter Suhl, Crawinkel, Tambach hin erstreckt, wiederum zu begegnen; das ist bis jetzt aber nicht der Pall. c) Endlich müsste sich, wenn Theil II älter als Theil I wäre, bereits auf dem kurzen Raum von kaum 800 Schritt, um welche der Granit des Dachskopfes (Bl. Ilmenau) südlich liegt von der das Mauebacher flötzführeude Carbon abschneidenden, quer durch XLVII das Ilmtlial setzenden Verwerfung das gesaminte Manebach- Kammerberger Carbon sich ansgekeilt haben, oder es müssten ausserordentlich tiefe Einkesselungen in der Granitoberfläche an- genommen wei’den, deren Tiefstes mit Carbon erfüllt wurde, während die benachbarten Ifänder unbedeckt blieben. Muss also der sichere Entscheid von weiteren Untersuchungen erwartet werden, so haben sich dieselben eiuestheils auf Aufsucheu leitender Versteiuernugen in den Sedimenten, anderutheils auf Auffindung von Stellen ungestörten Lagerungsverbandes der Theile I und II des Profils zu richten. Mittheiluug des Herrn R. Scheibe über die wissenschaft- lichen Ergebnisse der Aufnahmen auf Blatt Friedrich- rod a. Die Untersuchungen bezweckten im Wesentlichen die Aus- scheidung von Tuffen innerhalb der von dem Laudesgeologeu Professor Dr. Weiss gegebenen Darstellung der rothliegendeu Schichten. Diese Tuffe besitzen sehr wechselndes Aussehen. Von ganz dichten, z.Th. pisolithischeu Arten (Thonsteiueu) an, finden sich Uebergäuge bis zu recht grobstückigen, breccienhaften Trümmer- gesteinen. Sie sind fast sämmtlich Quarzporphyrtnffe. Hierbei mag noch bemerkt werden, dass diese Gesteine im Gegensatz zu den auf Blatt Ohrdruff, Crawinkel, Ilmenau, Suhl verbreiteten, meist massig und nngeschichtet anftretendeu Tuffen, immer deut- lich, z. Th. in dünnen Lagen geschichtet sind und dass deshalb auch ihre Abgrenzung gegenüber anderen Sedimenten (Sandsteine, Schieferthou, Couglomerate) mehrfach schwierig und nur annähernd ansführbar war. Von besonderem Interesse dürfte aber ein Fund sein, welcher in der mittleren Abtheilnug der von Seebach und Weiss als Oberrothliegeud anfgefassteu Schichtengruppe gemacht worden ist. Gemeinhin ist diese Gruppe in 1) ein liegendes Porphyr-Conglo- merat (klotzig), 2) eine Folge von Schieferthouen. und besonders Sandsteinen und 3) ein mehr polygeues hangendes Conglomerat getheilt worden. Dass sie oberrothliegeud sei, wurde dadurch gestützt, dass sie die hängendsten Partien des dortigen Roth- XLVIII liegenden umfasst und als frei sowohl von Ernptivgesteineu und Tuffen, wie von Fossilien befunden worden war. In den Sandsteinen südlich von Georgenthal am Vitzerod wurden nun mehrere Pflanzenreste gefunden, die als schlecht er- haltene, kräftige Zweige von Walcliia inniformis angesehen werden. Aus einem Steinbruch, welcher weiter südlich., an der Seeberger Fahrt, in den gleichen Schichten angelegt ist, stammt eine Platte mit Fusstapfen eines Thieres, dessen fünfzehiger Fuss etwa lOCenti- meter lang war. Diese Platte befindet sich im Museum in Gotha. Wenn mehrfach betont worden ist, dass als Charakteristikum für das Oberrothliegende Freiheit von Eruptivgesteinen und Mangel an organischen Resten festzuhalten sei, so muss nunmehr im Auge behalten werden, dass hier eine Ausnahme statt hat. Mittheilung des Herrn E. Zimmermann über Aufnahmen auf den Blättern Stadtilm und Plaue. Gemäss seiner fast am weitesten gegen Frankeji (Meiningen) hin vorgeschobenen Lage hat von den thüringischen Muschel- kalkblättern das Blatt Stadtilm nebst dem Nachbarblatt Plaue eine Reihe von bemerkenswerthen Anklängen an die meiningische Buntsandstein - Muschelkalk - Entwicklung aufzuweisen. Da ist zunächst schon früher mehrfach auf die petrographische und paläoutologische Uebereiustimmung der obersten »Röth- kalke mit Modiola hinidiniformis<<. von Meiningen mit den »unter- sten ebenen Kalkschiefern oder Cölestinschichten« E. E. Schmid’s bei Jena hingewiesen worden. Auf den beiden hier in Rede stehenden Blättern ist die Uebereinstimmung ganz die gleiche, und wenn sich durch grössere Seltenheit der Modiola und grössere Häufigkeit der Beneckeia Buchi das östlicher gelegene Stadtilm mehr an Jena anschliesst, so thut es durch das umge- kehrte Verhalten das westlicher gelegene Plaue mehr an Meiningen. Den schönsten Aufschluss dieser (und der zunächst hangenden und liegenden) Schichten bietet der Wasserriss neben dem Fuss- weg von Oberilm nach Hainmersfeld; kaum weniger schön sind die Aufschlüsse in den zahlreichen Wasserrissen, die vom Muschelkalk- plateau herab in allen Richtungen nach dem merkwürdigen Thal- XLIX kessel von Döllstedt führen. Nicht ganz so schön sind die Auf- schlüsse auf dem Blatte Plane. — Im erstgenannten Anfschlnss beträgt die Mächtigkeit der hellen, eben- und dünnschiefrigen Alergel und darin eingelagerten harten Kalkplatten 8,5 — 9 Meter. Zuunterst liegen etwa 2,5 Meter Mergel mit nur einer oder zwei Kalkplatteu; dann folgen 4,5 Meter einer vielfachen Wechsel- lagerung von Alergelschiefern und versteinerungsreichen, 2 bis 8 Clentimeter starken Kalkplatten, dann folgen wieder Alergel- schiefer in 1,5 — 2 Meter Mächtigkeit, ohne Kalkplatten. Das Liegende dieser ganzen Zone bildet eine feste, dichte, nicht zellige gelbe Kalkbank von 75 Centimeter Stärke. Darunter lagern etwa 7,5 Meter graue dünnblättrige, in Letten übergehende Thonmergel mit vielen kleinen nnd dünnen, durch Faserkalk ausgefüllten Quer- rissen und endlich folgen die gewöhnlichen rothen Letten des Böth. Das Hang ende der »eltenen Kalk- und Mei'gelschiefer« bilden graue, sich leicht zersetzende, meist zellige Thonmergel von etwa 6 Metern Alächtigkeit, deren weisslicher, mehlig-sandiger Verwitterungsboden demjenigen mancher Mergel des Mittleren Muschelkalks gleicht. Etwa ^/4 Meter über ihrer Basis haben diese Thonmergel eine röthliche Farbe, und man kann aus ein- zelnen »Zellen« auch ganz rothe Letten hei'auslösen: wir haben hier den letzten, aber sehr deutlichen Anklang an die bei Mei- ningen mächtigere (bis 5 Meter) und intensiver rothe Schicht, welche dort z. B. am Jahnsberge aufgeschlossen ist, wo sie das Profil schliesst. Höher oben folgen in den zelligen Thonmergeln eingelagei’t noch einige härtere zellige Ockerkalke, und den Ab- schluss nach oben bildet eine ebensolche zellige Ockerkalkschicht von 75 Centimeter Mächtigkeit, welche ganz der »gelben Kalk- bank« entspricht, die von Aleiningen so oft erwähnt wird. lieber ihr folgen mit scharfer Grenze die gewöhnlichen, bekannten grauen Wellenkalke. Die Mächtigkeiten der einzelnen Schichten stimmen hier — von der röthlichen Schicht, bezw. den obersten rothen Thonen abgesehen — in recht guter Weise mit denen bei Mei- ningen überein. Da sich die letztgenannte gelbe, (nicht immer) zellige Kalkbank meist recht gut verfolgen lässt (besonders auf dem Blatte Plaue), so wird auch auf den zu veröffentlichenden d Jahrbuch 1S89. L Karten von Plaue und Stadtilm, um die Analogie mit den Mei- ninger Verhältnissen anzudeuteu, die ganze darunter lagernde, 24 — 25 Meter mächtige Zone bis zu den normalen Röthletten kenntlich gemacht werden, und es wird nur der Unterschied be- stehen, dass diese Zone nordöstlich vom Thüringerwald zum Muschelkalk, — südwestlich davon zum Röth gerechnet wird. Auch in höheren Schichten des Unteren Wellenkalks finden sich auf unseren beiden Blattgebieten lebhaftere Ankläuge au die fränkis(;he Ausbildung als sonst in Thüringen. So zeigte sich auf Blatt Plaue die » O olithbank ß « besonders gut entwickelt und auf den Kämmen fast aller Muschelkalk -Berge der Osthälfte des Blattes vortrefflich verfolgbar; sie ist etwa ^/4 Meter mächtig und zeichnet sich petrographisch vor der oft recht ähnlichen »Tere- öratula-liiiuk (Du 2t« durch ihre meist auffällig dünn- und flasrig- schiefrige Beschaffeuheit aus; kleine Bruchstücke von Terebratel- schalen haben sich, wenngleich sehr selten, darin gefunden. — Nur in Spuren auf der Osthälfte von Blatt Plaue, dagegen ausgezeichnet schön auf Blatt Stadtilm, besonders in der Umgebung der gleichnamigen Stadt, ist die zweite besonders auffällige und zuerst von Meiningen besonders beschriebene Bank entwickelt: die Spiriferina-Jian]<.. Die von Fuantzen in der »Uebersicht der sxeolooischen Verhältnisse bei Meiningen« geo-ebene Beschrei- billig Hesse sich für Blatt Stadtilm Wort für Wort wiederholen; die Mächtigkeit, conglomeratische Beschaffenheit, der Reichthum an Sjnriferina fragilis (die Exemplare sind immer kleiner als im Oberen Vluschelkalk) und an Criiioidenstielgliedern, sowie an schön erhaltenen Hinnites comtus finden sich hier wie dort; zu erwähnen ist noch, dass einzelne der conglonieratisch eingebackenen Kalkgerölle reichlich mit Ostrea sessilis besetzt sind. Aus höheren Triasschichten ist hier nur der Fund einer neuen Nautilusart im Grenzdolomit (ku2) bei Görbitzhausen zu erwähnen, die ich unter dem Namen Trematodiscus jugatono- doms lieschreiben werde. Benierkenswerther Weise hat auch das Oligocän auf den beiden Blättern seine Spuren hinterlassen in Gestalt meist von Braunkohlenquarzitblöcken (der grösste Block hat über 1 '/3 Meter LI grössten, Meter kleinsten Dnrchinesser, noch grössere sollen vergraben sein), zuweilen auch von miss- bis über fanst- grossen Qnarzgeröllen. Am Hohen Kreuz liegen solche Blöcke, von allerdings mir geringer Grösse , auf dem Mnschelkalk- platean in über 1075 Fnss Höhe, wenig südlich von dieser Stelle, jetzt durch die Wasserscheide getrennt, findet mau ebensolche (kleine) Blöcke noch reichlicher und zusammen mit Qnarzgeröllen in etwa gleicher Höhe. Die grossen Blöcke finden sich besonders zwischen Willingen, Roda und Brauche- winde in Höhen bis zu 975 Fuss, auch in der Umgebung des oben ausführlich beschriebenen Profils des untersten Muschel- kalks bei Oberilm ; sehr spärlich liegen Blöcke zwischen Gross- liebringen und Döllstedt in etwa 11 50 Fuss und bei Kleiuliebringen in 1100 Fuss, wieder reichlich zwischen Nahwinden und Ehren- steiu an der Ostgrenze des Blattes Stadtilm in 1150 — 11 75 Fnss Höhe, einige auch nordwestlich unweit Grafenau in 1125 Fuss Höhe. Ich halte es für nöthig, diese Angaben zusammen zu tragen, im Interesse einer etwaigen späteren Constrnction der alten Flussläufe. Es wird sich anderswo Gelegenheit bieten, meine Ansicht über die auffällige Thatsache zu entwickeln, dass in geo- logisch verschiedenst zusammengesetzten und weit auseinander liegenden Gebieten sich Reste alter, auf die Oligoeänzeit zu be- ziehender Flussablagerungeu finden , die mir ans Qnarzgeröllen oder (losem oder zu Quarzit verkittetem) Quarzsand bestehen. Das Dilnvinm (vielleicht z. Th. mit Plioeän) zeigt auf dem Blatte Stadtilm und in der äussersteu Nordostecke von Blatt Plane (sowie den austosseuden Theileu der Blätter Arnstadt und Osthauseu) in seinen Flnssschotteru sehr bemerkenswerthe Ver- hältnisse, deren Untersnclmng aber noch nicht ganz abgeschlossen werden konnte und deren genaue Beschreibung für später auf- geschoben werden muss. Die genannten vier Blätter gehören in den hier in Betracht kommenden Theilen zu den Flnssgebieteu der Ihn, der Gera und der mit der letzteren sich vereinigenden Wipfra. Nur die Hm und die (aus der Wilden und Zahmen ver- einigte) Gera entströmen dem Thüringer Walde, das Flussgebiet der Wipfra liegt ganz innerhalb der Triaslandschaft. Danach d* LII müssten sich die Flnssschotter in folgender Weise ziisammen- setzen: die Ilmschotter müssen aus dem Oberilm-, dem Schorte- nnd Schobsethal stammende Glimmerporphyrite und quarzfreie Porphyre (es finden sich im Quellgebiet fast keine quarzhaltigen), sowie seltener (wegen spärlicheren Vorkommens oder leichterer Zerstörbarkeit) Melaphyre, Tafte, Granite, metamorphische Thon- schiefer und Amphibolite enthalten, aus dem Wohlrosethal Glimmer- porphyrite und die charakteristischen conglomeratisch- körnigen Quarzite des Laugen Berges, aus späteren Zuflüssen nur Trias- gesteine; — im Quellgebiet der Wilden Gera hat die Kartirnng ergeben ganz vorwaltend quarzführende, ja meist quarzreiche Por- phyre und zwar sowohl dichte und fluidale mit kleinen Krystallen (oft bloss von Quarz), als auch solche mit reichlichen mittel- grossen Krystallen von Quarz und Feldspath (darunter besonders die Mühlsteinporphyre des Lütschegrundes), ferner Conglomerate ans Porphyren, Porphyriteu und grünen quarzitischeu (cambrischen) Schiefern, endlich verkieselte Zechsteine; im Gebiet der Zahmen Gera treten auf Porphyre, häufiger quarzführend als quarzfrei, Conglomerate aus meist quarzführenden Porphyren, Porphyrite u. a. m., in beiden Gerageljieten natürlich auch Triasgesteiue; — die Wipfra endlich kann nach ihrem heutigen Verlauf nur Trias- gesteine führen. Es hat nun die Untersuchung der alluvialen Schotter in Bezug auf Art und relative Menge der einzelnen Geschiebe die aus obigen Beobachtnugeu zu machenden Ver- muthungen als richtig bestätigt: es finden sich also in der Ihn vorherrschend Glimmerporphyrite, quarzfreie Porphyre und conglo- meratische cambrische Quarzite, in der Gera qnarzführende Por- phyre und nicht selten verkieselter Zechstein, in der Wipfra nur Triasgesteiue. Ebenso stimmen zu jenen Vermuthuugeu die z. Th. hoch über dem jetzigen Flussniveau gelegenen Dihivial- schotter jeweils im Gebiet der Gera und Ilm. Dagegen findet mau im jetzigen Fluss- und Znflussgebiet der Wipfra dilu- viale Schotterlager, welche nicht nur Triasgesteine, sondern stets auch noch, und z. Th. fast ausschliesslich, Thüringerwald- gesteine enthalten. Diese letzteren weisen nach meinen bisherigen Beobachtungen sammt und sonders auf das Quellgebiet der Gera LIII liiu; es sind ganz vorwiegend Qaarzporphyre, spärlicher verkieselte Zechsteine, sehr selten quarzfreie Porphyre und Gliininerporphyrite, nie cand:)rische cougloineratische Quarzite ^). Die hierher ge- hörigen Schotterlager bilden einen von NW. nach SO. verlaufenden Zug von Oberndorf bei Arnstadt (Käfernburg und Gipfel des Hains, am letzteren Orte auf der verötFentlichten geologischen Karte von Blatt Arnstadt nicht angegeben) über Dannheiin und Branchewinde nach Willingen, in Höhen von 950 — 1050 Fuss und lassen hier den südwestlichen Uferrand des ehemaligen Flusses deutlich erkennen ; nördlich vom Tännreisig bei Nieder- will Ingen kommen diese alten Geraschotter, wie ich sie ohne Zögern benenne, örtlich den diluvialen Ilinschottern nahe, und das alte Gerathai tritt in Verbinduno- mit einer seitlichen Ausbreitunjx des heutigen Ilmthales. Aber auffälliger Weise lässt sich unter- halb dieser Stelle iin diluvialen Ilmschotter keine bemerkenswerthe Beimischung von Geraschotter nachweisen, so dass man wohl an- zunehmen hat, der Abfluss der alten Gera habe durch das heutige mittlere und untere Wipfrathal stattgefunden, denn es finden sich dem Lehm auf der linken Thalseite überall eingfcstreut kleine Por- phyrbröckchen, und zwischen Elxleben und Kirchheim (Bl. Ost- hausen) bilden Quarzporphyrgerölle ziisammen mit Buntsandstein- und Muschelkalkbrocken unter dem Lehm ein zusammenhängendes Schotterlager, in etwa 50 Fuss Höhe über dem heutigen Fluss- niveau. Die Lagerungs Verhältnisse der Trias auf dem Blatte Stadtilm sind recht interessant, bemerken will ich hier aber doch nur weniges. Während die Nordost- und die Südwesthälfte fast völlig ungestörte Lagerung zeigen, also wenig geneigte Schichtung und wenige Verwerfungen, zieht sich in der Diagonale des Blattes von Südost nach Nordwest ein 2 — 3 Kilometer breiter Streifen mit verhältnissmässig enger Faltung, oft steiler Schichtenneigung und zahlreichen Verwerfungen hin. Innei’halb dieses Streifens ist *) Zwei ebenfalls gefundene Stück Feuerstein gleichen denen aus der Kreide recht sehr, aber doch noch nicht so, dass ich sie als zweifellos nordisch be- zeichnen möchte. LIV ein Sattel beinerkenswerth, der unter den nianclierlei Formen seiner Ausbildung auch eine solche zeigt, wo in der Axe des Sattels als ältestes Glied Mittlerer Muschelkalk hiuzieht und mitten daraus eine nur ganz kleine (800 und 200 Schritt Durchmesser zeigende) linsenförmig umgrenzte Stelle zu Tage tritt, gebildet vorwiegend von Mittlerem und daneben von etwas Oberem Buut- saudstein: kartographisch ist das Bild dieses Auftretens eines tiefei'en Gesteins zwischen höher gelegenen, im Kern eines Sattels, mehr ähnlich dem eines Eruptivstockes, als dem eines Horstes! — Ich kann hier zugleich noch kurz hervorheben, dass ich in der Fortsetzuna: derselben Störungszone noch au mehreren Stellen liöth in einer Weise habe auftreteud gefunden, dass das Karten- bild ganz au das eines Eruptivgesteiusganges erinnert, welcher bald eine mit Verwerfung verbundene Spalte benutzt, bald eine Spalte, neben welcher keine Verwerfung nachweisbar ist. Wegen der Sonderbarkeit dieser Vorkommen muss ich dieselben noch- mals, zugleich in Verbindung mit den gleichen Erscheinungen auf Blatt Plaue, untersuchen und werde im nächsten Jahrbuche darüber berichten. Endlich möchte ich nur noch kiu’z das Vorkommen von Faltungen in O. — W. -Richtung neben der weitaus vor- herrschenden NW. — SO. -Richtung erwähnen. Ein verhältniss- mässig langer Sattel dieser Art findet sich zwischen Stadtilm und Geilsdorf, — eine Alulde zieht sich von Dauuheim westlich gegen Siegelbach hin. Mittheilung des Herrn H. Peoescholdt über Aufnahmen und Revisionen im Bereich der Blätter Römhild, Reut- wertshauseu, Ostheim und Soudheim. Bei der Revision und Fertigstellung des Blattes Römhild ö O konnte unter Berücksichtigung der angrenzenden Blätter Dings- leben, Rentwertshausen und Mendhausen folgende Gliederung des Gypskeupers bis zum Schilfsandstein zur kartographischen Dar- stellung gebracht werden: LV 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Schilfsandstein als Hangendes, liothe Letten und Thone, darin bei Köinhild, a) eine obere und b) eine untere Zone von grauen Letten mit Gyps in Wechsellageruug, Estherieuschichteu, Gi-aue Letten mit Gypsresiduen, Vorherrschend rothe Letten, Corbulabank, Steiumergelbauk, dicht unter 5., llothe Thone mit Quarzbreccien in sehr schwankender Mächtigkeit, Graue und gelbe Letten mit Gypsresiduen und Gyps- lagern; nördlich von liömhild in mächtiger Entwicklung, bis gegen 30 Meter mächtig, verliert sich nach Süden hin vollständig, darunter rothe Thone mit Quarzknauern und einzelnen Sandsteiubäukchen, zuunterst mit massen- haften Quarzbreccien, Bleiglauzbauk mit Mijophoria Raihliana^ dicht darunter Steiumergelbauk mit Lingula, Rothe Thone mit Quarzbreccien, 10 — 12 Meter mächtig. Greuzdolomit als Liegendes. Am grossen Gleichberg und in seiner Umgebung wurde eine Anzahl schmaler Basalta;änge in dem für das Grabfeld charakte- ristischeu Streichen in h. 2 aufgefunden, deren Gesteine verschieden unter einander sind, aber immer eine andere mineralogische Zu- sammensetzung zeigen als der Basauit, der die Kuppe des Berges bedeckt. Dieser gleicht durchaus dem der nördlich vorliegenden Steiusburg. Tufi'bilduugeu konnten am grossen Gleichberg nicht uach- gewieseu werden. Besonderes Interesse beanspruchten bei der Weiterführung der geologischen Aufnahme der Blätter Ostheim und Soudheim LVI die LageruDgsverhältuisse der Hohen Rliöii in der Uingebimg der Ulsterqnelle. Die Triasschichten daselbst sind infolge nordöstlich nnd nord- westlich streichender Bruche vielfach gegen einander verworfen, stellen aber trotzdem oberflächlich ein nur wenig welliges Plateau dar, so dass die Tertiärbildungen, Tufle, Braunkohlen und Basalt- decken in nahezu gleicher Meereshöhe auf mittlerem Buntsandstein, liötli, Anhydrit, Nodosenschichten lagern. Eine derartige Aus- ebnung stark verworfener Schichten setzt, da in dem vorliegenden Fall an Abrasion nicht zu denken ist, eine sehr lange Denudations- wirkung voraus. Daraus geht unzweifelhaft hervor, dass die Ver- werfungfen bedeutend älter sind als die Basaltausbrüche und Tei tiär- O Sedimente. An der Zusammensetzung des Plateaus nimmt auch in grösserer Ausdehnung Phonolith Theil, der in gleicher Höhe wie der Bnnt- sandstein und die anderen Triasschichten von Basalttufleu, Braun- kohlen und Basaltdecken überlagert wird. Das Gestein, das im oberen Theil des Heuwiesenwassergrabens gut aufgeschlossen ist, ist im frischen Zustand dunkel grünlich grau; bei beginnender Verwitterung wird es sehr licht bis fast weiss. U. d. M. zeigt es sich zusammengesetzt aus Sanidin, Nephelin, Augit und spärlichem Magueteisen. Nosean konnte weder chemisch noch mikroskopisch uachgewiesen werden. Unter aenau analog;en Verhältnissen wie hier wurde ein Gang von ganz gleichem Phonolith auf Blatt Gersfeld am Steiuküppel südlich vom Rothen Moor beobachtet. Der schmale, ungefähr westlich streichende Gang verliert sich unter der hier deutlich aufgeschlossenen Basaltdecke, die er nicht durchsetzt. Darin liegt ein unzweifelhafter Beweis des höheren Alters des Phonoliths. Ausser den erwähnten nordwestlichen und nordöstlichen Ver- werfungen treten nordsüdliche auf, von denen bereits in den Mit- theilungen des Jahrlinches für 1888 die Rede war. Ueber die Altersverhältnisse der verschiedenen Dislocationen lässt sich in der Umgebung des obersten Ulsterthals nichts Bestimmtes nach- weisen; nach mir gewordenen Mittheilungen sollen thalabwärts in LVII der Uinofpceud von Balten und Hilders auf den Thalflanken mehr- fach Tertiärverrutschnngen Vorkommen, die sich vielleicht als durch Störungen hervorgernfeu erweisen werden. Falls sich dies be- stätigt, so würde den nordsüdlichen Verwerfungen ein weit jüngeres Alter zuzuschreiben sein als den anderen, und eine solche Alters- ditferenz würde recht gut mit den bis jetzt bekannten Lagerungs- Verhältnissen der Tertiärsedimente am Ostrand der Hohen Rhön übereinstimmen. Ueber die Altersfolge der verscliiedenen Basalte, die das Plateau der Hohen Rhön zusammensetzen, hat sich bis jetzt ein sicherer Anhaltspunkt nicht ergeben. Am Ostrand wird nördlich vom Gaugolfsberg Feldspatlibasalt von Nephelinbasalt überlagert. Am Westrand dagegen au den Hängen des Stirnbergs konnte eine solche Reihenfolge bisher nicht coiistatirt werden, vielmehr lagert hier ein Feldspath führender Nephelinbasalt zwischen Feld- spath -freien. Der Nephelinbasalt besitzt eine sehr grosse Ver- l)reitung auf der Hohen Rhön; durch ihn hindurch ragen an manchen Stellen Kuppen von Feldspatlibasalt, so der merkwiirdige Stellberg. Der höchste Punkt der Hohen Rhön, der Heidelsteiu, besteht aus Nepheliubasalt. Es ist nicht nnwahrscheiulich, dass die Verlireitung mancher Basaltströme auf der Hohen Rhön in Zu- sammenhang mit vor der Eruption erfolgten Erosiouswirkungeu steht. Mittheilung des Herrn K. Oebbeke über den Abschluss der Aufnahmen auf den Blättern Niederaula und Neu- kirche u. In der zweiten Hälfte des August wurde mit Herrn Dr. Leppi.a eine gemeinsame Begehung in dem ganzen Bereiche der Blätter Niederaula und Neukirchen ausgeführt, um zunächst die Frage der Trennung des unteren und mittleren Buutsandsteins für unser Gebiet endgültig zu entscheiden. Das Resultat dieser Untersuchung war, dass nur ein verhältnissmässig kleiner Theil des Buntsand- steius im Norden des Blattes Niederaula als dem unteren Bimt- saudsteiu angehörig zu betrachten ist, während der übrige Theil, gemäss der Auffassung wie sie auf dem im Osten anstossenden Blatte Uersfeld zum Ausdruck gebracht worden ist, dem mittleren LVIII Buntsandstein zugerechnet werden muss. Dank günstigerer Auf- schlüsse iin NW. des Blattes Niederaula wurde sodann der Ver- lauf der Störung Raboldshausen — Salzberg — Oberaula genauer festgestellt und ergaben sich dabei einige Abweichungen von der früher angenommenen Darstellung. Im September wurde sodann die Revision des Blattes Neukirchen zu Ende geführt. Bezüglich der Untersuchung der basaltischen Gesteine konnte für das ganze Gebiet festgestellt werden, dass Tnfi'hildnngen im Allgemeinen selten und dass im Grossen nnd Ganzen die jnngernptiven Gesteine in der in diesem Jahrbuch für 1888, S. 390 — 416 angegebenen Weise zu unterscheiden sind. Genauer Ijestimmt und abgegrenzt wurden die Basaltvorkoinmen SW. Salzberg, welche znm Eisen- berg— Teufelskanzel — Frauenhaus - Massiv gehören, jene SW. II auptschwenda und NW. Neukirchen. Zwischen dem Sieberts-Berg SW. Hauptschwenda und dem nördlichen Theil der sogenannten Hütte NW. Christerode liegt ein selbstständiges Feldspathbasaltvorkommen, welches wegen seiner schönen, plattigen Absonderung in jüngster Zeit durch Steinbruch- betrieb aufgeschlossen worden ist nnd besonders zu Bausteinen eine ansgedehnte Verwendung findet. Im Steinwald NO. Neu- kirchen treten nur zwei deutlich von einander getrennte EVldspath- basaltmassen auf. Die eine, grössere bildet das Plateau und eine kleinere, mehr gangförmige liegt SW. von ihr. Die Basaltkuppe W. der Thonkuppe, im N. von Neukirchen zieht sich auf das Blatt Schrecksbach hinüber und ei’reicht dort ihre Hauptverbreitung. Dem Diluvium zuzurechuende Bildungen erreichen eine grössere Ausdehnung auf Blatt Niederaula im Fuldathal und auf der NW. Hälfte des Blattes Neukirchen. Ausser den bereits früher angeführten Störungen konnten noch eine ganze Reihe kleinerer festgestellt werden, welche im Allgemeinen aber eben- falls, wie die grösseren, SW. — NO. oder SO. — NW. verlanfen und zum Theil mit denselben in nachweisbarer Verbindung stehen. Mittheilung des Herrn A . Denckmann über A u f n a h m e n im Gebiete des Blattes Wal deck -Cassel (1:80000). In die Untersuchungen des Sommers 1889 wurden noch die Nordhälften der Blätter Rosenthal, Gilserberg und Ziegenhain LIX hiiieingezogen. Es geschah dies, damit durch das Schlussblatt des VON DECHEN’scheu Kartenwerkes das Rheinische Schiefer- ffehirg-e ohne Rest abo-eschlossen würde. Die Zeit, welche für die Untersuchungen im älteren Gebirge und für die Vervollständigung der vorjährigen Auf- nahmen aufgewendet werden konnte, war äusserst knapp. Trotz- dem ist es Dank einigen glücklichen Versteinerungsfnnden ge- lungen, die Hauptfrage in diesem Gelnete, die nach dem Alter des Kellerwaldquarzites ihrer Lösung erheblich näher zu bringen. In diesem Jahrbuche für 1888, S. xciii hal)e ich unter 3. eine Reihe von quarzitischen Grauwacken, Thonschiefern etc., welche im Hangenden des Kellerwaldquarzites auftreten, für möglicher Weise unterdevonisch erklärt, weil sie den Ober- col)lenz-Gesteinen bei Dillenburg, Biedenkopf und Gladenbach zum Theil sehr ähnlich waren. Es ist nun gelungen, in diesen Gesteinen Bänke mit Ol) er c ob lenz -F au na bei Oberurfund Jesberg nachzu- weisen. Am Oberurfer Mühll)ach, wo diese Petrefaktenbänke durch mitteldevonische Thonschiefer überlagert werden, hat sich zwischen beiden Gesteinen ein Horizont von phyllitisch glänzenden Thonschiefern mit Kieselgallen voll Versteinerungen gefunden, ein Horizont, der in der Gegend von Dillenburg, Gladenbach und Biedenkopf für die Grenze des Obercoblenz gegen die mittel- devonischen Thonschiefer typisch ist. Auf ein derart leicht kennt- liches Gestein musste Gewicht gelegt werden, weil dasselbe das natürliche Uebergangsstadium von den quarzitisch-grauwackigen Sedimenten des Obercoblenz zu den Kalkknollen-führenden Thon- schiefern des tieferen Mitteldevon zu bezeichnen scheint. Die Kieselgallen sind meist unregelmässig linsenförmige Körper von nicht über 50 Millimeter grösstem Durchmesser, vom Aus- sehen eines schwarzen Kalkes. In Salzsäui’e brausen sie nicht. Sie finden sich in grosser Zahl den phyllitisch-glänzenden Thon- schiefern eingesprengt. Auf der Südostseite des Kellerwaldes, wo vielfach Mittel- devonschiefer den Obercoblenz- Gesteinen eingemuldet sind, fand ich die Kieselgallen an folgenden Stellen : am Oberurfer Midil- bach, in den Wasserrissen obex’halb Densberg, am rechten Gilsa- LX Ufer Densberg gegenüber und an dem Fusswege, welcher von der Oberförsterei Densberg über den Schlossberg nach Schönau führt. Das Hanptresultat der diesjähi'igen Aufnahmen ist demnach, dass der Kellerwaldquarzit älter ist, als die obersten Schichten des Unter de von. Welchem speciellen Horizonte der Kellerwaldquarzit angehört, muss vorläufig unentschieden bleiben. Ich halte es für bedenklich, die petrographisch so ausser- ordentlich von ihm verschiedenen Gesteine, welche sich in seinem Hangenden noch unter dem Obercoblenz befinden, ohne zwingenden Grund mit ihm zu identificireu, um so mehr, da bei Densberg (an der Kirche, am Wege nach Schönstein und am Rückling) Gesteine auftreten, welche sich ihrem petrographischen Charakter nach auf gewisse ältere Gesteine der Gegend von Siegen beziehen lassen. Für die im vorigen Jahresberichte S. xciii unter 2. be- sprochenen quarzitischen Grauwacken des Halmberges etc. hat sich der Beweis nicht finden lassen, dass sie dem Unterdevon augehören. Sie sind daher auf der Karte als quarzitische Ein- lagerungen im Mitteldevon bezeichnet. Im Mittel- und Oberdevon hat sich immer deutlicher die auffallende Thatsache herausgestellt, dass da, wo geschlossene, zusammenhängende Kalklager des Ober- und Mitteldevon vor- banden sind, dieselben zwar von Cypridinenschieferu, Quarziten, “ Diabasen und Culmkieselschiefern überlagert werden, dass diese letzteren Gesteine jedoch in der Mehrzahl der Fälle direct auf mitteldevonischeu Schiefern liegen. Es lassen sich ferner (z. B. am Gershäuserhofe bei Wildlingen) an der Basis der Kalke mittel- devonische Thonschiefer uachweiseu. Es ist drittens eine Eigeu- thümlichkeit der auf dem Blatte W aldeck- Cassel beobachteten Kalke, dass es nicht leicht fällt, petrographisch die mitteldevonischeu von den oberdevouischen zu trennen. Eine sichere Deutung der- artiger Verhältnisse kann nur durch eingehende Specialkartirung gewonnen werden. Immerhin scheint es gewagt, lediglich durch tektonische Ur- sachen erklären zu wollen, dass an der Ense bei Wildlingen LXI mächtige Mittel- und Oherdevoukalke von Cypridinenschieferii, Diabasen und Quarziten überlagert werden, dass 2 Kilometer west- lich davon bei Odersbausen in einem ausserordentlich klaren Profil Cypridinenscbiefer, mit Diabasen wechselnd, den Mitteldevon- schiefern auflagern. Dass die als Quarzite und Arkosen der Aschkuppen zu- sammengefassten Gesteine oberdevonischen Alters sind, wie im vorigen Jahresberichte als wahrscheinlich aimenommen wurde, hat sich durch die Kartiruug weiterhin bestätigt. Der sicherste Beweis für das Alter dieser Gesteine hat sich in dem von Herrn Professor Kayser untersuchten Gebiete am Wollenberge gefunden, wo sie direct den Iberger Kalk überlagern. — Im Lohrgrunde am Hohelohr und westlich des Klapperberges finden sich unter den Culmkieselschiefern, mit zum Theil variolitischen Diabasen vergesellschaftet, schwarze, glasige Quarzite, welche gleichfalls zum Oberdevon zu stellen sind. Der Culm der Südostseite des Kellerwaldes bietet ähnliche Schwierigkeiten wie das Ober- und Mitteldevon auf der Nord- westseite. Auch hier findet man einerseits im Hangenden Diabase, Kieselschiefer, Grauwackenschiefer, Grauwacken, andererseits im Liegenden unterdevonische Grauwackensaudsteine oder seltener mitteldevonische Thonschiefer, die ersteren überlagernd. Man könnte streichende Verwerfungen als Ursachen derartiger Ungleichmässig- keiteu betrachten; gegen diese Deutung dürfte jedoch die Regel- mässigkeit sprechen, mit der die beschriebene Lageruugsform auftrltt. Die Specialkartiruug muss feststellen, ob sich nicht eine andere Erklärung für derartige Erscheinungen finden lässt. Die Kieselschiefer und die sie überlagernden Graiiwackenschiefer, Grau- wacken und groben (Granit und Quarzporphyr führenden) Couglo- merate habe ich wegen ihrer petrographischeu Uebereiustimmung mit dem Culm der Nordwestseite des Kellerwaldes dem Culm zugerechnet, obgleich ich Posidonomya Becheri in ihnen nicht uach- gewiesen habe. Sollte letztere so selten sein, dass es nicht gelingt, sie aufzufiudeu, so bleibt immer noch die Hoffnung, das Alter der fraglichen Schichten iudirect nachzuweisen. Es finden sich nämlich in den groben Conglomerateu, welche in den Grau- LXII wackeii vom Kahleberge bei Hundsbausen auftreten, zablreicbe Kalkgerölle, in denen namentlicb Korallen und Bracbiopoden nicbt selten sind. Vielleicbt gelingt es, in ibnen leitende Versteinerungen zu finden, durcb die man beweist, dass das Conglomerat zersfiirte Ober- und Mitteldevonkalke entbält, mitbin jünger ist als diese Kalke. Im Buntsandstein des kartirten Gebietes ist es aucb weiter- bin ohne Sebwierigkeiteii gelungen, die untere Grenze des mittleren Buntsandsteins zu verfoGeu. Die etwa 5 Meter mäcbtio-e Zone o o lockeren, groben Sandes und grobkörniger Sandsteine, welcbe unmittelbar über den tbouigen, feinkörnigen Gesteinen der unteren Abtbeilung dieser b^ormation auftritt, ist bei einigermaassen guten Aufscblüssen unverkennbar und kennzeiebuet sieb sebou von Weitem durcb bellere Färbung. Hierbei ist jedoeb zu berücksiebtigen, dass über der grobkörnigen Bank zuuäcbst noeb 30 Ins 40 Meter Gesteine folgen, welcbe von dem typiseben unteren Buutsand- stein nicbt zu nutersebeiden sind. Erst über diesen feinkörnigen Sandsteinen folgen weitere grobkörnige Sebiebteu. Das beste Profil zur Erkennung dieser Lagerungsverbältnisse findet sieb uörd- licb oberbalb des Dorfes Ijangendorf auf Blatt lloseutbal. Dem entspreebeud wird die Grenze beider Formatiousabtbeiluugen am leiebtesten dadureb gefunden, dass mau von der unteren aus kar- tirt. Gebt man umgekebrt vom mittleren Buutsandstein aus, so entstehen leicht Zweifel über die Zugebörigkeit feinkörniger Sebiebteu zur unteren oder mittleren Abtbeilung. — An ver- schiedenen Punkten des Blattes Kosentbal, so namentlicb au den Hängen westlich Gemüuden tritt in den Grenzschichten des unteren Buutsandsteins gegen den mittleren Geroillia Murchisoni Geinitz auf. In den Tertiär- und Basalt -Gebieten der östlicbeu Blätter wurden noch folgende bemerkeuswertbe Funde gemacht: Am linken Ufer der Obe (Blatt Ziegeubain), etwa 1 Kilometer ober- balb Verna treten blaugraue Tboue mit weissen Kalkkuolleu zu Tage, welcbe sandige Sebiebteu mit verkohltem Holz überlagern. Frei in den Tbouen sowohl, wie in den Kalkkuolleu fanden sieb Bruchstücke von Leda Deshayesiana und von einer Numla- K\'i. LXIII L. Deshayesiana habe ich ferner an der Strasse und in Draiii- gräbeu zwischen Phiflenhaiisen und Marienrode in ähnlichen Schichten, wie an erstgenannter Fundstelle gefunden. Derartige Thone — entweder mit weissen Kalkknollen, oder mit Septarien — bilden anf den Blättern Pelsberg, Ilomljerg, Borken und Ziegen- haiu das Liegende der Sande und Braunkohlenquarzite. Bisher ist es mir nicht gelungen, in diesen Thonen die marinen Schichten von den Süsswasserablageruugen nach ihrer petrographischen Be- schatfenheit zu trennen. Süsswasserfauna in Thonen mit weissen Kalkkuollen wurde an folgenden Punkten nachgewiesen: An dem Feldwege östlich des Dorfes Dissen (Melanienthon); am Südost- ende des Dorfes Neuenhain (Melanienthon); oberhalb des Dorfes Stolzenbach an der Strasse nach Freudenthal (Melanieuthon); in den Thongruben der Thonwaarenfäbrik westlich Frielendorf (Thone mit Kalkkuollen voll Dreysse?ia'); Kalke mit Laudschuecken fanden sich nördlich der Strasse Frielendorf-Dillich, an dem Wasserlanfe, welcher nach Dillich zu lliesst und in einer Ausschachtung an der Eisenbahn nördlich bei Spieskappel. — In der Sammlung des Ilei’rn Seminarlehrer Willig zu Homberg sah ich Fussknochen einer Eqims- Art. Nach einer gütigen Mittheilung des genannten Herrn stammen dieselben aus den gelben und weissen Sandeu, welche in den Sandgruben ffCirenüber der Scharfsmühle bei Hom- berg ausgebeutet werden. — Ein sehr merkwürdiges Gestein be- obachtete ich au dem Wege von Verna nach Stolzenliach an dem isolirten, bewaldeten Hügel, welcher etwa in der Mitte zwischen beiden Dörfern liegt. Dasselbe liegt über tertiären Thonen etwa in demselben Niveau, in welchem an den gegenüberliegenden Hängen die Sande den Thonen auflagern. Es wird von den das Gelände bedeckenden Braunkohlenqnarziten überlagert. Es be- steht zum grossen Theil aus flach elliptischen, abgerollten Blöcken von Muschelkalk jeglicher Grösse und aus den verschiedensten Horizonten stammend. Daneben finden sich Blöcke eines gelb- lichen Tertiärkalkes, voll von Laudschuecken ; ferner kleine runde Kiesel, wie sie häufig den tertiären Sauden eingelagert sind. Abgerollte Basaltstücke haben sich nicht gefunden. Das Ganze ist durch ein lockeres, sehr kalkiges Bindemittel ver- LXIV kittet. Spuren von älmliclien Bildungen, namentlich grosse, flach- elliptische Muschelkalkgerölle fand ich im Quellgebiete des kleinen Wasserlaufes, welcher sich westlich bei Obervorschütz in die Ems ergiesst. Unter den mannigfachen Einschlüssen, welche die Basalt- conglomeratbilduugeu des Blattes Felsberg bieten, ist eine grobe conglomeratische Grauwacke erwähnenswerth, welche im Basalt- tuff am Südraude des Maderholzes bei Böddio-er auftritt. — O Das schon in der älteren Literatur erwähnte Vorkommen von in Opal versteinertem Holze asbestartigen Aussehens oberhalb des Dorfes Böddiger ist neuerdings durch Verkoppelungsarbeiten o-ut aufo:eschlosseu worden. — Am linken Ufer der Ohe oberhalb der Thonwaarenfabrik westlich Frielendorf, auf der Feldmark zwischen Frielendorf, Todenhausen und dem Sendberge, sowie o-auz besonders in dem Waldo-ebiete zwischen Neueuhain, Michels- berg und Todenhausen werden sämmtliche Basalte von massenhaft angehäuftem Tachylit überlagert. Das Gestein selbst ist doleritisch schlackig. Der Tachylit tritt in der Weise auf, dass er die Binde über kopfgrosser, nach dem Centrum zu unregelmässig prismatisch abgesonderter Basaltkugeln bildet. Zwischen den einzelnen Kugeln findet sich gelber Palagonit. — In dem Wasserrisse oberhalb Böddiger an der Strasse nach Deute zeie-t die Uuterkante des im o o voriweu Jahresberichte S. Ci erwähnten Basaltla^ers Palagonit und Ö o O Tachylit. Ueber die allgemeinen Lagerungsverhältnisse des nunmehr abgeschlossenen Gebietes ist den eingehenderen Ausführungen im vorigen Jahresberichte nur wenig hinzuzufügen. Der auf das Blatt Gilserberg entfallende südliche Vorsprung des alten Gebirges wird im Westen dnrch die schon auf der CiiELius’schen Karte im grossen Ganzen zu erkennende Südost-, Nordwest-Verwerfung, im Süden durch eine Ost- Westliche Linie und im Osten durch eine Nord-Süd- Linie, bezeichnet, an denen das jüngere Gebirge im Westen, Süden und Osten abgesuuken ist. ln dem östlich angrenzenden Buutsandsteingebiete des Blattes Ziegenhain tritt bei Schlierbach ein Nord-Süd-Graben von Röth und Muschelkalk auf. Eine in gleicher Bichtung über Dorheim und Michelsberg LXV verlaufende Verwerfung trennt auf dem Blatte Ziegenliain das Buntsandsteiugebiet von der östlich davon stossendeu nieder- hessischen Tertiärsenke. Mittheilung des Herrn A. Leppla über die Aufnahmen im Gebiet des Blattes Wald e ck - Cassel (1:80000). Die Untersuchungen der im Sommer 1889 zum Abschluss !r> Zechsteiuformation. x\uch die stärkste Nei"un" zu Uferbilduimen ist ihnen eigen. Das die Buntsandsteinformatiou einleitende Conglomerat erstreckt sich als regelmässiges Schichtenglied zwischen Zechstein- formation und unterem Buntsandstein liis an den nördlichen Karten- rand, bis Gembeck etwa. Von hier ab nach N., gegen Stadtberge zn, treten die Conglomerate nur örtlich und mit grossen Unter- LXVIII brecliungen auf, und iu der Breite von Stadtberge selbst ist nichts mehr von ihneu zu sehen. An der Grenze des unteren Buntsandsteins gegen den mitt- leren, also in den obersten feinkörnigen Sandsteinen unter der ersten grobkörnigen Sandsteinzone, wurden an einigen Stellen (nörd- lich und nordwestlich Wellen a. d. Eder) zahlreiche Abdrücke von Geroillia Murcliisoni gefunden, welche bisher aus diesem Horizont im nördlichen Hessen unbekannt war. Die im vorigen Bericht mitgetheilte Schichtenfolge vom unteren zum mittleren Bnntsand- stein und die darauf o-eo-ründete Ansicht über die Grenze beider ö O Stufen wurde iu diesem Jahre an mehreren Orten bestätigt ge- funden. Sie gilt auch, wie die mit Herrn Professor Oebbeke ausgeführten Begehungen gezeigt haben, für den Buntsaudstein der nördlichen und östlichen Umgebimo- des Knüll. Die grossen Basal tmassen westlich des Ilabichtswaldes scheinen im Alla;emeineu deckeuförmio-e Ergüsse zu sein. Das- selbe möchte ich auch für die breiten Rücken auf der Nordseite des Knüll gegen das Tertiärgebiet, gegen Blomberg und Frielen- dorf, anuehmen. Insbesondere gilt dies für die auf Tertiär und Basalttuff aufruheuden Basalte. Dagegen dürfte man wohl die kleinen, kuppenartig aus dem Buntsandsteiu, Röth oder auch Tertiär hervortreteuden Basaltvorkommeu, soweit sie keine Längserstreckuug besitzen, als ausgefüllte Eruptionskanäle, Stiele der Oberflächen- ergüsse, ansehen. Am Lammsberg westlich Volkmarsen ist ein solcher Eruptionskaual durch den Steinbruchsbetrieb aufgeschlossen. Er wird allerseits von mittlerem Buntsaudstein umgeben und hat etwa 50 bis 70 Aleter Durchmesser. Eine Seite der Begrenzung zeigt sich deutlich, als Verwerfungsspalte. In vielen Fällen sind unter den deckenförmigen Ergüssen Tuffe iu guter Schichtung vorhanden. Neben diesen Tuffen triffl man häufig um die kleineren, isolirten Basaltvorkommnisse (z. B. am Ofenberg, westlich Wolfshagen) lockere, scheinbar ungeschichtete, sehr grobe Anhäufungen von Basaltblöcken, Olivineinschlüssen, Bruchstücken des Nebengesteines und Mineralausscheidungen (Glimmer, Blornbleude u. s. w.). Das äussere Ansehen, der Mangel an Schichtung, die ungleiche Grösse der einzelnen Gesteinsbrocken LXIX iintersclieideu diese tiifiartigen Gesteine von den mit Hülfe des Wassers abgelagerten geschieliteten Tnflen. Im Kern dieser An- liänfiingen steckt in der Kegel das eigentliche Eruptivgestein. An einigen anderen Stellen (Wallenstein am Knüll, Züschen in Waldeck n. s. w.) bemerkt man kleine, zum Theil gangartige, d. h. eine vor- waltende Länü:serstrecknng besitzende Vorkommen von wenig ver- kitteten, ungleich grossen Basaltbrocken und Kruchstücken des Nebengesteines, also im Allgemeinen Gesteine, welche den vor- beschriebenen tuftartigen Alassen gleichstehen. Als Reste von zur Tertiärzeit auf horizontaler Unterlage abgesetzten Tuffen köunen diese Anhäufungeu nicht angesehen werden, denn ihr heutiges Auftreten steht in keiner Beziehung znm Verbreitungsgebiet der tertiären Aldagerungen, verdanken sie vielmehr der Erosion. Auch die Längsform der Vorkommen spricht dagegen. Dasjenige von Wallenstein erhebt sich aus der Sohle eines nicht eben l>reiten, ziemlich tiefen Thaies im Bniitsandsteingebiet. Ein anderes, das- jenige am Waldrand 1200 Meter westlich Züschen, fällt unmittel- bar mit einer Verwerfungsspalte zusammen. jVIan wird daher zu der Annahme gezwungen, dass diese Trünnnerwerke von Basalt- material Spalten beziehungsweise Eruptiouskauäle ausfülleu. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass cs sich mit den unmittelbar vorher beschriebenen tnffartigeu Massen ähnlich verhält. Einer besonderen Erwähnung scheint die Thatsache zn be- dürfen, dass manche Basalte au den Gebirgsstöruugeu im ein- schlägigen Gebiet Theil genommen haben. So sind die Buutsaud- steinschichten nördlich Oberhülsa (am Knüll) gegen Basalt ver- worfen; ähnlich liegen die Verhältnisse bei Steindorf (am Knüll) sowie bei den Basalttulfeu westlich Burffhasuno-en bei Wolfhao-en. Hinsichtlich der Lagerung der Schichten in dem von mir untersuchten Gebiet möchte ich auf das Auffällige des Mangels an nachweisbaren Störungen am W estrande des Hal)ichtswaldes hinweisen. Der Hasuuger Graben findet dadurch, dass die steil gestellten Muschelkalk- und Keupei’schichteu nach SO. bei Burg- hasungen und gegen Ehlen zu eine mehr normale Lagerung au- nehmen, eine Art Qnerabschluss. Im Gebiet solcher weicher Schichten, wie diejenigen des Köths und Tertiärs es sind, macht LXX es ohneliin Schwierigkeiten, Verwerfungen zu erkennen und fest- zulegen. Nur zwischen Niedenstein und Breitenbach konnte ein von S. nach N. gerichteter Abluaich des Roths und Tertiärs am mittleren Buntsandstein verfolgt werden. Eine für die heutige Verbreitung der Zechsteinformation wich- tige Verwerfung fällt mit dem Westrande des Blattes Waldeck- Cassel zusammen. Das Corbacher Zechsteingebiet bricht nämlich längs einer N.-S. -Linie von Lelbach über Lengefeld, Nordenbeck nach Immighausen an den Posidonien- und Kieselschiefern des Culm ab. Nordöstlich Lelbach folgt die Grenze der Zechstein- forniation gegen den Culm dem Streichen des letzteren bis Ilelm- scheidt, und von hier ab wendet sich die Grenze wieder nach N., ohne dass indess auch hier dieser Umstand unmittelbar einer N.-S. -Störung zuzuschreiben wäre. Wohl aber ist der Buntsand- stein östlich der zuletzt bezeichneten Grenze gegen die nächst- ältere Formation an Verwerfungen abgebrochen, welche die Ver- längerungen derjenigen von Vöhl -Berndorf darstellen und über Kanstein und Helmighausen bis zum Thal der Diemel verfolgt wurden. Die nördliche Fortsetzung der Verwerfung Niederwerbe- Sachseidiausen liess sich über Höringhausen bis Mengeringhausen nachweisen . Eine dritte Hauptstörung verläuft von Afibltern a. d. Eder über Waldeck nach Freyenhagen und Landau und betheiligt sich von Külte aus nördlich an der Grabensenkung Volkmarsen -War- biirg -Willebadessen. Alle diese S.-N. -Spalten haben ein staflel- förmiges Abbrechen nach Osten zu zur Folge. Zwischen den ein- zelnen S.-N. -Spalten stellen unter spitzem Winkel laufende Quer- spalten die Verbindung her. Mittheilung des Herrn F. Beysciilag über Aufnahmen im Gebiete des Blattes Waldcck-Cassel (1:80000). Die zur Herstellung des letzten Blattes der v. DECiiEN’schen Karte von Rheinland -Westfalen ausgeführten Aufnahmen fallen in den Bereich der Messtischblätter Cassel, Wilhelmshöhe, Ober- kaufungen, Besse, Melsungen und Altinorschcn. Die tiefsten Schichten gehören der unteren Abtheilung des Buntsandsteins an. Dem allgemeinen, NW. gerichteten Schichten- LXXI fallen entsprechend verringern sich die anfänglich ausgedehnten Flächenräuine, in denen dies Gebirgsglied auftritt, von SO. gegen NW. immer mehr, bis gegen das Becken von Cassel, wo der Obere Bnntsandstein in das Erosiousniveau der Fidda tritt. Wenia; südlich und östlich des Gebietsrandes treten als Ausläufer des Bichelsdorfer Gebirges die letzten Zechsteinpartien von Obern- gude, Seifertshausen und Connefeld inselartig aus dem Unteren Buntsandstein hervor, während der Mittlere Buutsaudsteiu nur in langgezogeneii Firsten (Katzeustiru) oder runden Kuppen (Al- heimer) die Berge krönt. Weiter Fulda abwärts, in der Gegend von Melsungen , ist die 01)erflächeuverbreitung beider Sandsteiu- stufeu schon ungefähr gleich, so dass in der Regel die Th.äler im Unteren Bunten verlaufen, der auch noch die unteren vielfach feldbedeckten Böschungen bildet, während die waldbedeckten höheren Bergtheile aus Mittlerem bestehen. Schicliteutältuugen und Grabenverseukungeu erzeugen mehrfach Abweichungen von diesem Bilde. — Vom Zusammenfluss der Eder und Fidda an tritt der Untere Bnntsandstein nur noch in kleinen Raudpartien längs des Flusses hervor, der Mittlere sinkt iu’s Flussuiveau, um bei Cassel selbst unter demselben zu verschwinden und dem Röth Platz zu machen. Weiter flussabwärts hebt sich dann von Wolfs- anger au als NO. -Rand des Casseler Beckens der Mittlere Bunt- saudstein wieder heraus, um daun bis Münden in fast horizontaler Lagerung die Fulda zu begleiten. Auf die Gestalt des Fuhlathal- Profiles ist der Wechsel der verschiedenen Stufen von überaus deutlichem Einfluss. Während im Oberen Theile des Laufes, wo Unterer Buntsaudstein das Thal- gelände bildet, die Ufer mässig steil austeigeu und das Thal von mittlerer Weite, die Krümmungen des Laufes mässig stark sind, werden die letzteren im Mittleren überaus stark, während sich der Querschnitt des Thaies verengt und die Wände steiler wer- den. Sogleich beim Eintritt in den Röth erweitert sich dann das Thalprotil in der anffälligsteu Weise zum Becken von Cassel, in welchem dann auch die Gelände den schwächsten Böschungs- winkel zeigen. Aus der Weite des Casseler Beckens erheben sich nun, durch LXXII die Fulda vou S. her benagt, wallartig steil die Seliicliten des Muschelkalkes. Auf ihnen ist ein c;rosser Theil der Stadt Cassel erbaut und verdankt derselbe ihrem steilen Ilervortreten aus der Casseler Senke seine landschaftlich schöne und gesnndheitlich aus- gezeichnete Lage. Einer OW. gerichteten , stellenweise zwei- flügeligen Gralienversenkuug angehörend, laufen vom Weinberg und Kratzenberg in Cassel schmale, znr Mitte des Bruches ein- ander zugeneigte Muschelkalkstreifen bis zum O.-Fuss des Ilabichts- waldes, wo sie im M^ilhehnshöher Park unter Tertiär und Basalt- bedecknng verschwinden. Obwohl diese Grabenrichtung ihre directe Fortsetzung im Bnrghasunger Graben hat, ist unmittelbar am W.-Fuss des Habichtswaldes, da, wo die Triasscliichten unter der Tertiärbedeckung wieder hervortauchen, keine Schichtenstörung erkennbar. — Von Cassel ans gegen O. findet der Graben seine Fortsetzung über das Eichwählchen, Niederkaufungen nach Gross- almerode. In den gegenwärtig zugänglichen Aufschlüssen in und bei Cassel ist nur der Untere Muschelkalk vertreten. Dagegen sind bei gelegentlichen Aufgrabungen in der Stadt unfern des Stände])latzes in der kl. Friedrichstrasse, ferner an der Ecke der llohenzollern- und Annastrasse Gesteine zu Tage gefördert worden, welche beweisen, dass längs der Cassel durchquerenden Ilaupt- spalte kleine , schmale streifenförmige Schollen von Oberem Muschelkalk, Keuper und Lias eingesunken liegen. W^eitaus das grösseste Interesse aller in der Gegend von Cassel verbreiteten Eormationen beansprucht das Tertiär. Ihm entstammen die für die wirthschaftliche Bedeutung des Bezirkes wichtigsten Producte : die Braunkohlen, Thone, Basalte und Tufte; an sie knüpft sich eine für die Erkenntniss der Schichten- folge im Tertiär Mitteldeutschlands nnd für das Studium seiner Meeres- und Süsswasser- Ablagerungen grundlegende Literatur. — Die Materialien, aus denen sich die tertiären Ablagerungen des bezeichneten Gebietes zusammensetzen, bestehen vorwiegend aus losen Sanden z. Th. mit Geröllmasseu, mehr oder minder reinen Thonen, Braunkohlen, untergeordneten Kalksteinen, welch’ letztere meist mir in Form vou Coucretiouen, seltener in dünnen Bänken auftreteu, und endlich aus wenig jüngeren vulkanischen Gebirgs- Lxxm arten, tlen Basalten und Tiifl'en. Keines dieser Gesteine selieint einem bestimmten geognostisclien Horizont in der Niederhessiscben Tertiärformation ausseddiesslich anzimeliöreu und ist in FoGe O Ö dessen keins au und für sich geeignet als leitend für die Er- kenntniss des a;er)-enseitia:en Altersvcrhältnisses der Tertiärbildiumen augesproclien zu werden. In manniehfacliem Wechsel und Wieder- holungen, die, ohne eine Parallelisirung von Aufschluss zu Auf- schluss zu gestatten, doch eine gewisse Kegelmässigkeit der Auf- einanderfolge im Grossen erkennen lassen, verbreiten sich diese Gesteine ül)er beträchtliche Gebiete. Nicht allein in Folge der Wirkungen diluvialer und alluvialer Erosion, sondern eben so sehr als Er:t war dasselbe dem Keller- waldqtiarzit gleichznstellen , so ergiebt sich bei Amönau aus der Uuterlagerung des Quarzits durch Iberger Kalk sein oberdevonisches Alter mit aller Sicherheit. Dieses Ergebniss könnte auch für den Harz wichtig werden, da nach meiner Erinnerung im Norden des Acker- Bruchberg -Rückens, welcher genau aus demselben Quarzit wie der des Kellerwaldes und Wollenberges zusammengesetzt ist, den Wildnnger und Amöuauer sehr ähnliche, ebenfalls von Dia- basen begleitete und daher vielleicht gleichfalls dem Oberdevon angehörige Quarzite entwickelt sind. Wie der Kellerwald, so wird auch der Wollenberg von grossen Querverwerfnugen durchsetzt, die sich in auffälligen Verschiebungen der correspondirenden Schicht änssern und die anch das dem Berge im Norden vorgelanferte Rothlieo-ende in d('utlichster Weise mit ö O O verwerfen. An einer solchen, bei Caldern und Kernbach unter sjutzem Winkel das Lahnthal kreuzenden Verwerfung hört der Wollenbergsquarzit in voller, bedeutender Breite auf. Jenseits, d. h. im Westen der Dislocation findet, sich überhaupt kein Unter- devon mehr: das älteste Gestein Ijilden hier vielmehr die mittel- devonischen, zum Theil als Orthocerasschiefer (mit Goniatites graeiUs und latesrj.itatus, Orthoceras sp., Panenka, Tentaculiten u. s. w.) ent- wickelten Schiefer von Kernbach mit ihren mächtigen Diabas- stöcken (Rimberg, Feiselljerg u. a.). Auch weiter nach Süden und Norden zu scheint diese bedentende Verwerfung, sich noch auf weite Erstreckung hin verfolgen zu lassen. Mittheilung des Herrn E. Holzapff-L über die Aufnahmen auf Blatt St. Goarshausen. Der südöstliche Theil des Blattes wird von IT nnsrückschiefern eingenommen, der grössere Rest von den unteren Coblenzschichten, durch welche hin und wieder schmale Sättel von nnnsrück- schieferu durchstossen. Im nördlichen Theile sind 4, z. Th. mehr- LXXX fach zerrissene Züge von Quarzit vorhanden, welche im Terrain als hohe , langgestreckte Rücken markirt sind. Die Unter- Coblenzschichten bestehen vorwiegend aus Schiefern, mit eiime- lagerten, verschieden mächtigen Granwacken, welche z. Th. qnar- zitisch werden, und dann in den tief eingeschnittenen Thälern schroffe, vorspringende Felspartien bilden (Schweizerthal bei St. Goarshansen, Loreley). Einlagerungen von Porphyrolden sind sehr zahlreich, und z. Tli. weit verfolgbar. Von besonderem Interesse ist das häutige Vorkommen von Gesteinen, die dem »Weissen Crebirge« der Werlauer und Holzappeler Bergleute vollkommen gleichen. An mehreren Stellen stehen dieselben in Verbindung O ö mit Quarzgängen , welche zuweilen Erze enthalten , wie bei Ehrenthal. Im Feuerbachthal scheint solches typisches »Weisses Gebirge« in ein dunkel gefärbtes, diabasartiges Gestein überzugehen. Vielfach, besonders wenn die Aufschlüsse schlecht sind, scheint das genannte Gestein schmale, gleichförmige Einlagerungen im Unter-Coblenz zu bilden. Au mehreren Stellen am Gehänge des Rheiuthales tritt indessen die gangartige Natur klar zu Tage, namentlich zwischen Ehreuthal und Kestert, bei Ehrenthal, und bei St. Goarshausen. Bei Ehrenthal enthält das Weisse Ge- birge häutig bis zollgrosse Krystalle von Apatit porphyrisch eingeschlossen, deren Kauten gerundet zu sein pflegen. Da- neben kommen Knöllchen eines phosphoritartigen Minerals einge- schlossen vor. Im Urbachthal wird das Weisse Gebirge wohl breccienartig, die scharfkantigen Bruchstücke sind daun durch Gaugquarz verkittet. Bisher wurde dieses Gestein au etwa 25 verschiedenen Stellen (auf dem rechten Rheinufer) beobachtet. — Auf den Höhen kommt in ziemlicher Verbreitung Tertiärkies vor, doch wird derselbe meistens von weit ausgedehnten Flächen von Löss bedeckt, und kommt nur an den Rändern derselben zum Vorschein. Mittheilung des Herrn E. Datiie über die geologischen Aufnahmen der Blätter Rudolfswaldau, Friedland und Reichenbach. Auf dem Blatte Rudolfswaldau wurde bei der letztjährigen Aufnahme der westlichste Theil der Gueissformatio u , das LXXXI Carbon und Rothliegende kartlrt. Beide letzteren Formationen nehmen den westlichsten Theil des Blattes ein und finden ihre Fort- setzung auf Blatt Friedland, mit dessen Aufnahme begonnen wurde. Der aufgenommene Theil der Gneissformation wird im Osten durch eine Linie bestimmt, welche in nordsüdlicher Richtung vom Nordrande der Karte, beim Wolfsberg beginnend, über den Urlen- berg, die Säuferhöhen nach dem Neumannsberg bei Rudolfswaldau verläuft; die Westgrenze der Formation fällt zugleich mit der Carbon- grenze zusammen und zieht sich in nordwestlicher Richtung von Ru- dolfswaldau über Kaltwasser, Wüstegiersdorf nach Tannhausen hin. In diesem Gebiete ist die Abtheilung der Zweiglimmergneisse vorherrschend , und nur am nördlichen Blattrande greift ein schmaler Streifen von Biotitgneissen von dem Blatte Charlotten- brunn her auf vorliegendes Blatt über; er reicht vom Wolfsberge bis nach Tannhausen. Die Gneisse wurden in beiden Abtheilungen wiederum nach ihrem Gefüge 1. in feinkörnig-schuppige und fein- schiefrige (I), 2. in grob- bis breitflaserige (II) und 3. in flase- rige (I/II), welch’ letztere die Uebergänge zwischen I und II dar- stellen, unterschieden. — Als besondere Structurvarietät der grob- flaserigen Zweiglimmergneisse wurden die Augeugneisse ab- getrennt; sie bilden zwei Zonen, wovon die eine die Fortsetzung der früher schon festgestellten Zone ist, welche von den Otten- steinen bei Glätzisch-Hausdorf im mittleren Eulengebirge über Schlesisch -Falkenberg nach den Säuferhöhen nachgewiesen wurde, und ihre Fortsetzung am oberen Nesselgrunde, am Ramenberge, an der Vereinigungsstelle des grossen und kleinen Märzbaches und am Märzbache findet. Die zweite Augengneisszone im Hangenden wird durch grobflaserige Zweiglimmergneisse von der ersteren getrennt; sie beginnt am Heller Wasser, geht über den Langen Berg und den vorderen Ramenberg, wo sie eine rein westliche Richtung annimmt, nach Nieder-Wüstegiersdorf. — Von Einlagerungen sind in den Gneissen wenig Amphibolitlager angetrofien worden. Von Gang- bildungen sind Pegmatite, Barytgänge und Felsitporphyr zu nennen. Bemerkenswerth sind zahlreiche F elsitporphyrgänge, welche die Gneissformation nach Ablagerung des Carbons in der Nähe der f Jahrbuch 1889. LXXXII letzteren Forinationsgrenze durchbrochen haben. Für diese An- nahme spricht das Anftreten eines mächtigen Felsitporphyrs süd- lich von Rudolfswaldau, welcher daselbst aus der Gneissformation in gleicher Richtung in das Obercarbon übersetzt. — Dieser letztere, zwei Kilometer lange Gang gehört einem Gangsysteme an, das vorzugsweise in zwei ziemlich parallelen Spalten bis zum Ramen- berge fortsetzt, vielfach durch nordöstliche Spalten verworfen ist und eine Länge von 5 Kilometern besitzt. Das Carbon gehört in seinen liegendsten, auf den Gneiss ungleichförmig gelagerten Schichten, den sogenannten Schatzla’er Schichten Stur’s an; nur am Silberwald bei Tannhausen sind noch Waldeuburger Schichten vorhanden; über erstere folgen röthlich ge- färbte Couglomerate und Arkosesandsteiu ; sie gleichen petrographisch den Schwadowitzer und Radowenzer Schichten des böhmischen Flügels und müssen denselben bei regelmässiger Bildung des nieder- schlesisch - böhmischen Beckens entsprechen ; nur hat man aber deren Vorhandensein bis jetzt auf der schlesischen Seite nicht an- genommen. Ist meine Annahme idchtig, was die Kartirung bei Waldenburg zu entscheiden haben wird, so müsste man die Grenze zwischen Rothliegendem und Carbon viel höher als bisher legen. Der Versuch hierzu ist bei der Kartirung der Blätter Rudolfs- waldai; und Friedland gemacht worden, und würde demnach die untere Congloiueratstufe des Rothliegeudeu wahrscheinlich dem Obercarbou Zufällen; die Grenze wäre dorthin zu legen, wo die Couglomeratbilduug auf hört, ferner über derselben Sandsteine, Kalksteine und Röthelschiefer lediglich herrschen und in gewissen Theileu des Beckens ein Uebergreifen dieser letzteren Gesteine (unteres Rothliegendes) auf ältere Carbonschichten stattfindet. Zur unteren Stufe des Rothliegeudeu zählen ausser den genannten Sandsteinen, Kalksteinen, Röthel schiefem (wozu auch schwärzlich -graue Schiefer, Braudschiefer oder Walchienschiefer) hinzutreten, noch ausserdem die Eruptivstufe, eine Schichteureihe, welche aus deckeuförmigeu Ergüssen von Melaphyr, Porphyrit, Quarzporphyr, blasigem Quarzporphyr und Porphyrtufi’ besteht. Diese Eruptivstufe ist namentlich bei Lomnitz (am Stubenberge) vollständig entwickelt, wo zwei Melaphyrdecken , die durch eine LXXXIII Decke von mittelköruigem Quarzporphyr getrennt werden, zu beob- achten sind. In Lomnitz wird die untere Melaphyrdecke von einer ellipsoidischen Partie von Quarzporphyr, dessen grösste Durch- messer 225 Meter und 175 Meter betragen, durchbrochen. Die gleiche Gesteinsbeschaffenheit, die Lage wie Form der Porphyr- partie lassen es kaum zweifelhaft erscheinen, dass man in ihr den Rest eines Eruptivschlottes , von dem die höher gelegene Decke des Quarzporphyrs aus sich ergoss, zu erblicken habe, lieber den Melaphyrdecken folgt im Hangenden eine Decke von blasigem Quarzporphyr, die augenscheinlich aus mehreren Ergüssen besteht und eine bedeutende Mächtigkeit aufweist; das Porphyrgestein ist lichtröthlich-braun, enthält porphyrisch Quarzkörner und Krystalle und Feldspäthe, zugleich aber vielorts kleine Einschlüsse von Milch- quarz, Melaphyr, Thonschiefer etc. Die Structur des Gesteins ist zum Theil blasig, zum Theil cavernös; es zieht sich in 1 — 2 Kilo- meter breitem Streifen von Lomnitz über Wüstegiersdorf bis zu den Vierhöfen hin. Porphyrtuffe sind ihm an mehreren Stellen in geringer Mächtigkeit eingeschaltet. — Dasselbe blasige Porphyr- gestein ist am Königswalder Spitzberge entwickelt, wo es von einem Melaphyr, der in Dach und Sohle meist Mandelsteinbildung zeigt, unterteuft wird. Bei Crainsdorf schiebt sich ein derartiger Porphyr zwischen die untere und obere Melaphyrdecke ein, und ein ähnliches Porphyrgestein ist bei Kunzendorf am rechten Ge- hänge der Walditz am Scholzendorfer Thälcheu aufgefunden worden. Die Lagerungsverhältnisse des Carbons — eine specielle Gliederung in einzelnen Stufen im Gebiete der Blätter Rudolfs- waldau und Friedland muss bis zur Durchführung derselben im Waldenburger Becken verschoben werden — und des Roth- liegenden sind im nördlichen Theile der Blätter überaus regel- mässige, bei einem Streichen von NW. nach SO. und einem Fallen von 20 — 30 0 gegen SW. folgen die beiden Foi’mationeu gleich- förmig aufeinander. In der südlichen Hälfte des Blattes sind jedoch in beiden Formationen Störungen von bedeutender Länge und Grösse der Sprunghöhe vorhanden. An der äussersten Südostecke des Blattes bei Kunzendorf tritt eine grosse Verwerfung in das Kartengebiet ein, welche schon vor Jahren von mir an der f* LXXXIV Ostseite des Grabhrozuges festgestellt wurde und deren Sprung- höhe mindestens 300 Meter beträgt. Carbon und Rothliegendes werden längs des Walditzthales bis zum Mölkener Thale in ein tieferes Niveau gebracht; Querverwerfungen ermöglichen das Ab- sinken der Gebirgscholleu. Während die Hauptverwerfung in diesem Theile nach NW. verläuft, springt südöstlich der Tinzen- koppe eine N.-S. verlaufende Verwerfung nach N. ab, welche den westlichsten Theil des Feldes der Wenzeslaus- Grube dui’chsetzt und die Culmgrenze bei Col. Städtisch -Eule erreicht. — Ein anderes System von Sprüngen, theils nordsüdlich, theils nordwestlich streichend, setzt sich am Südraude der Karte bis zur Col. Schulzeu- dorf fort. Die grösste und längste der Verwerfungen wurde aber westlich dieser, von Col. Achthäuser, über Col. Fichtig, den Königs- walder Spitzberg, Königswalde bis Col. Goldwiese festgelegt, wo- durch ein Carboustreifen westlich dieser in h. 10 verlaufenden Ver- werfuugslinie stehen geblieben, ein anderer Streifen von Rothliegen- dem und Carbon dagegen gesunken ist; nordöstliche und ostwest- liche Querverwerfungen haben bei Goldwiese und Neu-Wüstegiers- dorf das Absiuken dieser Schollen von den nördlichen ungestörten Rothliegenden- und Carbon -Schichten bewerkstelligt. Zerstücke- lunajeu innerhalb der Schollen treten namentlich am Könia^swalder Spitzberge auf, wo die Porphyr- und Melaphyrdecken von Quer- verwerfungen betroften worden sind. Ebensolche Verwerfungen wurden in der Eruptivstufe bei den Vierhöfen und Köuigswalde (Blatt Rudolfswaldau) sowie zwischen Lomnitz und Freuden- burg (Blatt Friedland) nachgewiesen. Auf Blatt Reichenbach befasste sich die Kartirung mit der Festlegung Amn den inselartig aus dem Diluvium hervorragenden Gneisspartien bei Gärtz, Faulbrück, Neudorf und Dreissighuben. Die Gneisse sind Biotitgneisse und stimmen hinsichtlich ihrer petrographischen Beschaffenheit sowie ihrer Einlagerungen mit den Gneissen des Eulengebirges überein. Bemerkenswerth ist die Auffindung von ächtein Granulit, der eine 5 — 6 Meter lange und mehrere Decimeter starke Linse im grobflaserigen, stark wellig ge- bogenen Biotitgneisse südlich Dreissighuben im dortigen Stein- bruche bildet und neben zahlreichen kleinen Granaten reichlich LXXXV blass -bläulichen oder farblosen Cyanit (Distlien) führt; letzteres Mineral wurde auch in manchen Feldspathflasern von granat- führendem Gneiss aufgefunden; als Gemengtheil des Gneisses ist das Vorkommen von Disthen bei Dreissighuben das erste in Schlesien zu nennen. Mittheiluno; des Herrn G. Berendt über wissenschaftlich neue Ergebnisse bei der Aufnahme des Blattes Stettin. So wenig sich allerdings erwarten liess, dass wirklich neue Ergebnisse nach den namhaften Erfolgen, über die ich in Ver- bindung mit dem Voi’schreiten der geologischen Kartenaufnahmen im Flachlande im Vorjahre berichten durfte, schon jetzt wieder ' zu verzeichnen sein würden, um so erfreulicher ist es, dass dennoch wenigstens für die genannten Aufnahmen neue Beobachtungen vorliegen. Es ist dies die Folge davon, dass diese Aufnahmen mit dem Beti’eteu der Stettiner Umgegend ein Gebiet erreicht haben, in welchem das Tertiär vielfach durch die diluviale Decke hindurchleuchtet oder dieselbe gänzlich zerrissen hat. Das Hervortreten des Tertiärs, das mehr oder weniger als eine Emporpressung desselben bezeichnet werden kann, und andererseits die Berührung des Tertiärs m i t d e m D i 1 u v i u m sind daher auch die beiden Punkte, welche — wenigstens in dem beobachteten Umfange — als neu bei den Kartenaufnahmen im Flachlande hierher gehören und auf kurze vorläufige Besprechung Anspruch machen dürfen, ebenso wie drittens das Auftreten von Schwarzerde in der Stettiner Gegend als für diesen Theil des Flachlandes neu Erwähnung verdient. Dennoch sehe ich mich vei'anlasst, von einem näheren Ein- gehen auf die im ersten Punkte augedeuteten Lagerungsverhält- nisse des Tertiärs jetzt noch abzusehen, weil ich eine Art des Emportretens älteren Gebirges, der Kreide und des Tertiärs, aus der Stettiner Gegend bereits früher beschrieben habe ^), während die betreflPeuden neueren Beobachtungen noch nicht abgeschlossen. b Kreide und Tertiär von Finkenwalde bei Stettin enth, in Zeitschr. d. Deutsch. Geol, Ges., Jahrg, 1884, S. 866, LXXXVI namentlich noch nicht gleich weit gediehen sind. Soviel aber muss zum Verständniss des zweitgenannten Punktes, der Be- rührung zwischen Tertiär und Diluvium, auch hiervon schon er- wähnt werden, dass das Tertiär innerhalb des Blattes Stettin, wie des nach Norden austossenden Blattes Pölitz in einer flach sattelförmigen Aufpressung des mitteloligocänen Septarienthones besteht, welche einen Durchmesser von etwa 1 Meile besitzt. Der Umstand, dass eine 5 — 8 Meter mächtige Bank des be- kannten gelben Stettiner Sandes unweit des Hangenden des Sep- tarienthones in demselben eingelagert sich findet, gestattet ein Urtheil über das allmähliche allseitige Ansteigen der Schichten des auf den ersten Blick fast ungeschichtet erscheinenden Septarien- thones zur Höhe dieses Warsow-Stolzenhagener Tertiär -Plateau. Das letztere erhebt sich um wenigstens 75 Meter über die etwa 25 Meter betragende durchschnittliche Höhe der Gesammt-Hoch- fläche und erreicht unweit des Teufelsbruches nahe dem Nord- rande des Kartenblattes Stettin mit 120,9 und 131,1 Meter Meeres- höhe seine grösste Erhebung. Ueberall an den Rändern und in den allseitig in diesen hiuabführenden Schluchten und Wasserrissen zu Tage tretend, bildet der Septarienthon auf der eigentlichen Hochfläche auf grosse Strecken hin ganz oder unter nur dünner Decke die Oberfläche. Diese dünne Decke des Diluviums ist es, welche als Berührungs- schicht beider Bildungen, des Diluviums und des Tertiärs, unsere Aufmerksamkeit erregt und bisher, wenigstens in so grosser Ausdehnung, bei den Aufnahmen im Flachlande noch nicht beob- achtet worden ist. Von einer blossen Bestreuung mit mehr oder weniger dicht gesäeten diluvialen Geschieben beginnend, ist nämlich der Septarien- thon, oft auf weite Flächen hin in seinen obersten 2 oder 3 bis selbst 5 Decimetern bald mehr bald weniger durchknetet mit diesen Ge- schieben, zuweilen auch mit Spath-Grand und Sand innig gemengt, so dass er in letzterem Falle schon geradezu als ein allerdings noch immer sehr fetter Geschiebemergel bezeichnet werden darf. Dadurch aber, dass man auch in diesem Falle seinen Haupt- bestandtheil sofort als den tertiären Septarienthon erkennt, welcher LXXXVII in seinem Liegenden dann nnmittelbar folgt, charakterisirt sich diese Decke sogleich als eine durch Aufarbeitung und Durch- knetung entstandene Gi’enzbildung, auf welche der von Herrn Wahnschaffe s. Z. eingeführte Namen »Lokalmoräne« auzu- wenden sein würde. Eine solche Lokalmoräne bedeckt mehr oder weniger regel- mässig aber auch da den Septarieuthon, wo die Kartenaufuahme echten Geschiebemergel als Oberflächenbilduug angeljen musste, nur dass sie hier nicht die Oberfläche, sondern wirklich die Zwischenschicht beider Formationen bildet. In beiden Fällen ist das Haupteigenthümliche , der wie gesagt diese Grenzbildung als solche kennzeichnende innige, ein Uebergang zu ueuueude Zu- sammenhang mit dem ungerührten tertiären Septarienthon selbst. Dadurch unterscheidet sich eine solche wirkliche Grenzbildung eben von den in gewissem Grade ähnlichen Uebergangsbildungen innerhalb des Diluviums, welche ihre Entstehung aus zerstörten Schichten älteren Gebirges mehr oder weniger deutlich erkennen lassen. Ich erinnere z. B. an die durch beigemeusrte Braunkohlen- theilchen tiefbraun gefärbte Ausbildung manchen Unteren Geschiebe- mergels, oder auch an die durch beigemengte Milchquarze u. dergl. des zerstörten Tertiärgebirges in ihrem Bestand und Aussehen völlig veränderten Diluvialsaude der Lausitz und angrenzenden Gebiete, welche schon Girard Veranlassung gaben, dieselben als südliche Diluvialbilduugeu zu unterscheiden. Da aber nun in Folge des völlig undurchlässigen Thouunter- gruudes der Stettiner Lokalmoräne, welcher einen selbst bei der heutigen fleissigeu Beackerung nicht gänzlich auszumerzeuden Rohrwuchs hier und da mitten zwischen der Halmfrucht zur Folge hat, von jeher, und zwar schon in der Diluvialzeit beginnend, eine starke Humusbilduug vielfach auf derselben stattfand, so begegnet die Aufnahme hier zwischen Elbe und Oder zum ersten Male auch der aus West- und Ostpreussen und andererseits aus der Altmark westlich der Elbe bekannten Schwarzerde. Diese Schwarzerde, welche durchaus zu trennen ist von dem Vorkommen einer Moorerde innerhalb von Senkungen, wie LXXXVIII es mehr oder weniger jeder undurchlässige Boden aufweist, be- schränkt sich aber auch hier, gerade wie an genannten übrigen Stellen ihres Auftretens keineswegs nur auf den Thonboden allein. Eher kann man einen solchen Zusammenhang mit dem Thon-Untergrund nachweisen. Denn fast überall, wo ausserhalb der Oberflächenverbreitung des Septarienthons, oder seiner Local- moräne, in der Nachbarschaft auch die Rinde des Oberen oder Unteren Diluvialmergel oder gar noch sandigerer Bildungen des Diluviums auf 2, 3 bis 5 Decimeter zu Schwarzerde umgewandelt ist, steckt doch — gerade wie in Westpreussen bei Mewe und Pelplin der Diluvialthon — der Septarienthon, den tieferen Unter- grund bildend, unter jenen Bildungen. Analysen geeigneter Bodenprofile, wie sie sich ebenso auf dem westlich an Stettin anstossenden Blatte Kreckow finden und von Herrn G. Müller auch dort entnommen wurden, werden das Gesagte in der Folge des Weiteren erläutern. Mittheilungen des Herrn G. L attermann über Aufnahme- arbeiten auf den Blättern Ringenwalde und Colbitzow. Die vor mehreren Jahren von Herrn G. Berendt begonnenen Aufnahmearbeiten auf Blatt Ringenwalde wurden in diesem Sommer zu Ende geführt. Wie in den übrigen Theilen des Blattes ergab sich auch in dem östlichen Drittel ein starkes Ueberwiegen der oberdiluvialen und alluvialen Bildungen gegenüber dem unteren Diluvium. Die zusammenhängende Decke oberen Geschiebemergels, der mannigfach und z. Th. auf grösseren Flächen durch oberen Sand verkleidet wird, wird nur an wenigen Stellen von unterdiluvialen Bildungen: Spathsand, Mergelsand und Thonmergel, unterbrochen. Im Süden liess sich das Gebiet des alten Grimnitzsees über die Grenzen des Blattes Joachimsthal hinaus bis in die Nähe von Glambeck und Parlow hin verfolgen. Der jetzt trocken gelegte Mellnsee ist eben- falls dem Gebiet des ehemaligen Stausees zuzurechnen. Eine wall- *) Dieses Jahrbuch für 1886, S. 113 und 114, LXXXIX artige Fortsetzung der Endmoräuebildungeu auf der W.- Hälfte des Blattes findet sich in dem neu aufgenommenen Gebiete nicht. Nur ein Feldestheil N. Forsthaus Neuhaus weist eine starke Be- streuung mit mächtigen Blöcken auf. Blatt Colbitzow erwies sich reich an tertiären Bildungen. Theils liegen diese innerhalb der diluvialen Hochfläche natürlich zu Tage, theils sind sie durch die erodirende Thätigkeit des Wassers am Odergehänge blossgelegt. Septarienthon ist namentlich um Schmellenthin und weiter nördlich entwickelt, sodann am Oder- gehänge bei Vw. Wilhelmshöhe und Nieder-Zahden. Neben dem gewöhnlichen braunen , gelben oder grauen Septarienthon zeigt sich au letzterer Stelle auch ein chokoladefarbener, gekennzeichnet durch gelbe, feinsandige Ausscheidungen. Diesem kommt wahr- scheinlich geologisch eine etwas höhere Stellung — über dem Stettiner Sand — zu. Die Analyse ergab D/2 pCt. Kohle. Mehr oder weniger thonige Glimmersande (oberoligocäne Meeressande) sind mit dem Auftreten des Septarienthons örtlich eng verknüpft. Sie sind deutlich geschichtet, stellenweis von zahlreichen feinen Thonbänkchen durchzogen. Bei Vw. Wilhelmshöhe lagern sie sich in saigerer Stellung an Septarienthon an , bei Niederzahden liegen beide horizontal und werden vom Diluvium (Geschiebe- mergel) concordant überlagert. Beim Septarienthon gehen die Lagerungsstörungen, begünstigt durch die Plasticität des Materials, so weit, dass man ihn wohl auch — so bei Nieder-Zahden — auf oberem Geschiebemergel findet. Die märkische Braunkohlen- bildung ist vertreten durch weisse Quarzkiese , die durch Kaolin verkittet sind, oder Nester von reinem Kaolin einschliessen. Sie treten, in ihrer räumlichen Ausdehnung unbedeutend, in der Um- gegend von Hohen- Zahden, sodann bei Vw. Klein -Reinkendorf zu Tage. Das untere Diluvium ist schwach entwickelt, unterer Geschiebe- mergel tritt überhaupt nicht zu Tage. Spathsande, in den hangenden Schichten reich au Mergelsanden und Thonmergeln, stören nur au wenigen Stellen den Zusammenhang der ausgedehnten Geschiebe- mergelfläche. Von Interesse sind die Erosionsbildungen am Oder- gehänge SO. Schöningen: Canonai'tige Schluchten in einem dick- Xü bäukigeu, gleichköruigeu Diluvialsaud, welcher von oberem Mergel horizontal überlagert wird. — Grand- und Geröllbildungen im unteren Diluvium erreichen eine aussergewöhnliche Mächtigkeit (bis über 15 Meter) SO. Hohen - Zahdeu. Die dickbänkigen Schichten sind verkittet durch ein eisenschüssiges, aus beigemengten Septarien stammendes Gement. Au ihrer Basis, theilweise noch in dem imterlagernden Septarienthon eingebettet, finden sich mächtige Kuollensteinblöcke , die hier jedoch keine zusammenhängende Schicht bilden. Zwei Grauddurchraguugszüge durchziehen in SSW.-Richtuug die Südhälfte des Blattes. Von dem einen, der bei Colbitzow be- ginnt, entfallen 5 Kilometer auf das Blatt, von dem anderen, der seinen Anfang bei Nadrense nimmt, 3. Ersterer ist besonders schön und regelmässig in der Nähe von Neu-Rosow ausgebildet. An dem Aufbau der Dnrchragungszüge sind vorwiegend geröll- reiche oberdiluviale Bildungen betheiligt. Sie umschliessen mantel- förmig einen Kern uuterdiluvialer steilgestellter Schichten. Der obere Geschiebemergel besitzt die normale Ausbildung, stellenweise jedoch wird er durch Aufnahme von Material aus dem Untergrund thouig oder auch mergelsaudartig. Jede ueuneuswerthe Steinbestreuuug ist an das Auftreten der Dnrchragungszüge ge- bunden. Im NO. -Winkel des Blattes zeigen sich, unabhängig von jeder Höhenlage, Bildungen von Schwarzerde auf dem Ge- schiebemergel. Die Analyse lässt es ausser allem Zweifel, dass sie ohne Umlageruug aus dem Mergel entstanden sind. Was die Bildung des Oderthaies betritft, soweit es in den Bereich des Blattes fällt, so hat man dieselbe wohl hauptsächlich auf Erosion zurückzuführeu. Davon zeugt die Beschaffenheit der Ufer. Stellenweise jedoch scheint der Oderlauf eine Anlehnung an vorhandene Terraiuformen gefunden zu haben, z. B. um Schillers- dorf und Unter -Schöuingen, wo der Geschiebemergel sich bis iu’s Flussthal hinabzieht. Mittheiluug des Herrn M. Scholz über die Aufnahmen auf der Insel Rügen. Die Aufnahmen erfolgten im Bereiche der Blätter Vilmnitz östl. Theil, Middelhagen, Gross -Zicker mit Gross -Zicker-Höwt, XCI Lubkow und Bergen westl. Theil. Die iin südöstlichen Theile von Rügen (Mönchgut), aber auch am ganzen Ostrande der Insel stattgehabte Vernichtung des Landes durch Abrasion in Folge der Brandung und durch Senkung ergiebt werthvolle Aufschlüsse, welche z. Th. schon in der Abhandlung im Jahrb. 1886, S. 203 IF. angedeutet werden konnten, aber durch die Aufnahmen wesentlich und vollständiger ins Licht gesetzt wurden. Im Jahre 1889 handelte es sich insbesondere um genauere Feststellung des Küstencharacters von Mönchgut und der Granitz, sowie der letzteren Fortsetzung als schmale Heide bis in den süd- lichen Theil des Blattes Sagard hinein. — Verfolgt man zunächst die Küstenländer und zwar in der Richtung von S. nach N. an dem ganz besonders zerrissenen Mönchgut bis zur Blattgrenze, so ergiebt sich Folgendes: Das Thiessower Höwt oder Süd-Perd (nicht zu ver- wechseln mit der an der Ostseite des kleinen Jasmunder Bodden liegenden, in denselben hineinragenden Halbinsel Thiessow) ist dem Göhren’schen Höwt (Nord-Perd) ganz ähnlich gebaut und bildet nur eine Fortsetzung derjenigen Ablagerungen, welche von dem zwischen beiden liegenden Alluvium unterbrochen sind. Aehn- lich verhält sich die Erhebung von Klein-Zicke r, ferner das sehr hügelige Terrain zwischen Gross -Zicker und Gager, endlich die sog. Reddevitz, eine schmale Zunge, welche sich vom Dorf Middelhagen nach SW. zu in die Ostsee hineinerstreckt. An dem Höhenzuge von Lobbe, südlich von und ungefähr pai’allel demjenigen der Reddevitz kommen Reste von Tertiär (mittleres Oligocän) vor. Obwohl sich die hier von mir früher gefundenen scheinbaren Septarien - Bruchstücke nachträglich als Bruchstücke aus einer im unteren Diluvium liegenden Thoneisen- steinablagerung herausstellten, so können doch die an derselben Stelle noch auftretenden Reste eines braunkohlenartigen schwarzen Thones nur für Tertiär, und zwar für Braunkohlenbildung, gehalten wer- den. Der äussere Habitus dieser Kohle, welche bereits früher von Plettner, einem bekannten Brauukohlenkenner, als Knorpelkohle angesprochen wurde, spricht noch nicht für Lias- oder gar W ealden- kohle, für welche sie von Deecke wegen ihres der Bornholmer Kohle ganz gleichsehenden Habitus gehalten wurde (Deecke, Mitth, XOII uaturw. Verein f. Neuvorp. ii. Rügen 1888, 8. 3). Ferner spricht auch das Vorkommen eines Glaukonit-führenden Quarzsandes bei Lobbe eher für Tertiär, als für den bisher nirgends in der Gegend, ausser in Geschieben, gefundenen Jura bezw. Wealden. Das dem Thiessower ganz ähnliche Göhren’sche Höwt lässt kein Tertiär erkennen. Während in einen Brunnen im Dorfe Göhren noch bis 23 Meter Tiefe blaugrauer Geschiebe- mergel verfolgt, aber nicht durchteuft wurde, fanden sich am Höwt (Ausser, d. h. Ostseite) selbst von unten nach oben circa 30 Meter blaugrauer Moränenmergel des unteren Diluviums und über dem- selben circa 10 Meter aus jenem durch Oxydation entstandener gelb gefärbter Mei’gel gleich Lobbe. Auf diesem liegt kalkhaltiger Spath- sand und erst auf letzterem der gelbe Geschiebemergel des oberen Diluviums. Für letztere Altersbestimmung entschied sich die Versammlung d. Deutsch, geol. Ges., welche das Höwt am 13. August 1889 besuchte. An Thiessow schliessen sich ihrer Lage nach die Erhebungen von Klein-Zicker und dem sehr hügeligen Gebiet von Gross- Zicker und Gross-Zicker-Höwt an. Klein-Zicker besteht am Steilrande aus Unter-Diluvium, wie Göhren, nur seine Ober- fläche ist, wie dieses, mit Ober-Diluvium bedeckt. Dasselbe ist der Fall bei den Hügeln von Gross-Zicker mit ihrem west- lichen Steilrande, den durch Abrasion verkleinerten Flächen von Gross-Zicker-Höwt. Auf letzterem, d. h. dem Gebiete von Gross- Zicker bis Gager ist ein Streichen der Höhen bezw. der zwischen ihnen liegenden Thal -Einseukungen in der Richtung von SO. nach NW. unverkennbar, welche Richtung sich auch über die Reddevitzzuuge hin, z. B. in den Höhen und der Einsenkung westlich von dem zu Alt-Reddevitz gehörigen Coinetbauern-Hofe, ausspricht und selbst noch auf dem Halbinsel-Zipfel am Hof Gobbin verfolgbar ist. — Auf Blatt Putbus scheint ein Streichen der Höhen ähnlich wde auf Gross-Zicker stattzufinden, erst auf Blatt Bergen ändert sich dasselbe, indem die Höhen der hier entwickelten Moränen- landschaft zwar zwischen der Stadt und dem Rugard deutlich von SW. :NO., also entgegengesetzt demjenigen von Gross- XCIII Zicker liegen, sich aber fächerförmig im Knotenpunkte des Rugard auorduen und nach SO. zu ebenfalls wieder entsprechend dem Streichen Gross - Zicker/Gager in der Richtung SO. : NW. er- strecken. Die Faltungen des ganzen Gebietes fanden wahrscheinlich zugleich mit denen der Kreide in der Glacialperiode statt und die Oberflächen wurden erst später zur Zeit der Abschmelze von den Schmelz- und den späteren Tagewässern vertieft, bezw. auch die den Hauptstreichungsrichtungen SO. : NW. entgegengesetzt in der Richtung streichenden NO. ; SW. -Thäler ausgearbeitet. — Au der Küste der Granitz ist fast überall dieselbe Schichteu- folge erkennbar und für die SO. -Küste, nördlich von Sellin, nur der Umstand zu berücksichtigen, dass der die Granitz bildende Decksand die Küstenprofile vielfach überrutscht hat und noch überrutscht und diese dadurch nur au einzelnen Stellen hervor- treteu lässt. Der Bau dieses Küsteutheils entspricht, wie dies ja auch zu erwarten ist, demjenigen vom Göhren’schen Höwt. Die schmale Haide ist nur wenige Meter über den Meeres- spiegel erhoben und trägt au ihrer Aussenseite (Ostseite) Dünen von circa 3 Meter Höhe. Ihre Basis besteht aus Flintablagerungen von circa 3 Meter Stäi-ke, soweit dies die in ihnen nur schwierig durchzuführendeu Bohrungen und einzelne, zum Gewinnen von Flint für die Glasfabrikation gemachte künstliche Löcher nach- zuweiseu vermögen. Indessen ist es nicht unmöglich, dass diese Flintlager erheblich mächtig sind. Dies würde um so wahrschein- licher sein, wenn man, wie ich glaube, diese Lager aus der senonen Kreide entstanden denkt, so jedoch, dass dieselben nicht etwa aus letzterer von Jasmund oder von Altenkamp her zur Quartärzeit zusammengespült sind, sondern lediglich durch Abrasion der unter Rügen ursprünglich eine Ablagerung bildenden Kreide nach erfolgter Zerstörung der letzteren liegen blieben. Zu jüngerer Zeit hat sich dieser Kreidezug wahrscheinlich von Jasmund nach S. bis Haidehof und Prora eistreckt. Er verschwindet gegenwärtig hier unter Diluvialsanden, legt sich aber im S. des Blattes Lubkow nördlich von Hof Tribberatz sowie in einer Grube zwischen Tribberatz und Dorf Carow wieder au. Wie weit er sich bis xclv Altenkamp fortsetzt, ist jetzt nicht zu erkennen, jedenfalls reicht an letzterem Orte die Kreide kaum ’/2 Kilometer in das Ufer hinein (bis Rosengarten?) und wird dann vom Diluvium bedeckt. Die nordischen Gerolle, welche sich am Ostrande der Haide und zum Theil in den Flintlagern derselben finden, sind jedenfalls im Laufe der Zeit durch die Brandung in diese Flintlager hinein- gespült worden. Die von der schmalen Haide in den kleinen Jasraunder Bodden sich hineinerstreckenden Halbinseln Bülitz im S. und Thiessow im N. erheben sich jene bis zu 30,.3 Meter, diese bis 27,5 Meter und bestehen aus Diluvium, indem sie mit Oberdiluvium bedeckt sind und an den Steilrändern durch Abrasion blossgelegtes Unter- Diluvium zeigen. Desgl. hat der in seiner westl. Hälfte schon zu Blatt Bergen gehörige Pulitz, eine kleine geologisch zwischen genannte Halbinseln gehörige vom Kl. Jasmunder Bodden um- flossene Ganzinsel oben bis 28,5 Meter Höhe Decksand mit ober- diluvialen Geschiebemergelschollen, während die Steilränder unter- diluvial sind. Erst am Südende von Jasmund, am Hülsen- kruge, tritt an der Ausseuküste die unterdiluviale Moräne auf einer kleinen Kreidekuppe hervor. — Kehrt man jetzt von hier noch einmal auf das Gebiet des Blattes Vilmnitz zurück, dessen Osthälfte 1889 zur Aufnahme kam, so ist zunächst aus der Aufnahme der schon 1888 kartirten Westhälfte der Umstand wiederholt zu betonen, dass vor dem sonst auf Rügen ausser bei Lobbe fehlenden Tertiär in den Gruben bei Wobbanz östlich von Putbus eiu fetter, graublauer Thon aufgeschlossen ist, welcher sich durch die in der Nähe am Strande vorkommenden ächten Septarienbruchstücke mit Gyps- krystallen als Septarienthon erkennen lässt. Diese Septarien- Bruchstücke sind nicht zu verwechseln mit solchen Thoneisen- steinschalen (vergl. das oben über Lobbe Gesagte), welche einer in der Nähe am Steilrande liegenden nur wenige Decimeter mächtigen und, wie anzunehmen, zum Unterdiluvium gehörigen sandigen Schicht angehören, die ebenfalls Bruchstücke au den Strand geliefert hat. Die in den Rügen’scheu Bodden nördlich der Having hinein- xcv ragende Gobbiner Landzunge lässt zur Zeit kein Tertiär ent- decken. Am Burg wall südöstlich von Gobbin findet man auf der nach oben, wie am Göhren’schen Höwt zu gelben Geschiebemergel oxydirten blaugrauen Moräne des Unter -Diluviums eine Schicht von feinem diluvialthonartigen Fayencemergel, welche ihrerseits von oberdiluvialem Spathsand bedeckt wird. Auch die Steilküste au der Having von Seedorf bis Moritz- dorf muss noch zum Unterdiluvium gerechnet werden, da sie zum Theil aus Fayencemergel auf blaugrauem Geschiebemergel besteht. Die mehrerwähnte Reddevitz-Zunge, welche im SW. in das Reddevitz-Höwt endet, bildet ihrerseits die Fortsetzung des Göhren’scheu Höheuzuges und ist auf ihrer Höhe mit ober- diluvialem Geschiebemergel bedeckt, unter welchem, z. B. in einer Grube südwestlich vom genannten Ausbau von Alt-Reddevitz, kalkiger Sand aufgeschlossen ist. Das Steilufer der ganzen Zunge besteht aus Unterdiluvium, wie Göhren-Höw't, ebenso ist Redde- vitz-Höwt auch selbst gebaut. — Die Insel Vilm lässt kein Tertiär erkennen, nur Qixartär. Die di’ei Theile grosser, mittlerer und kleiner Vilm erinnern an ein Streichen von SO.— NW. , wie Gross-Zicker-Gager. Die Steilufer, z. B. das südöstliche Kochufer bestehen aus Unter- diluvium. Die neue Bahn Lauterbach-Putbus endlich schliesst südlich von Bahnhof Putbus Unterdiluvium auf, welches in dem Blatt Putbus allmählich in den das ganze letztere Blatt bedeckenden oberdiluvialen Geschiebemergel übergeht. — Das 1889 hauptsächlich in ihrem westlichen Theile aufge- nommene Blatt Bergen ist in seinem höheren Theile (Rugard- höhe bis Patzig) Moränenlandschaft. Der flachhügelige West- theil ist, wie Blatt Putbus, aus oberdiluvialem Geschiebemergel gebildet. — Mittheilung des Herrn H. Grüner über die Aufnahmen des Blattes Glöwen. Von den auf Blatt Glöwen vertretenen Ablagerungen bieten nur die tertiären und zum Theil die diluvialen einiges Bemerkenswerthe. XCVI Das oberflächliche Vorkommen der ersteren beschränkt sich zwar nur auf vereinzelte kleine Striche zu beiden Seiten der Berlin-Ham- burger Chaussee östlich von Kunow, in grösserem Umfange treten sie aber im nordöstlichen Theile des Blattes in den Senken, Rinnen oder beckenförmigen Vertiefungen, 1 bis 3,0 Meter mächtig von Diluvium oder Abrutschmassen bedeckt, auf; und da sie auch auf dem dortigen Plateau vielfältig durch Handbohrungen unter Resten von Diluvialmergel nachgewiesen werden konnten, so scheint der gesammte Kern der etwa 2 Quadratkilometer grossen Hochfläche aus Tertiär zu bestehen. Da letzteres ferner auf dem anstossenden Blatte Demertin bei Dölln und Gumtow an vielen Punkten un- mittelbar zu Tage tritt, oder durch die zahlreichen Bohrungen er- schlossen wurde, welche der dortige Bergbau veranlasste, so dürfte die Längenausdehnung des Tertiärs auf etwa 12 Kilometer ver- anschlagt werden. Ob dasselbe auf die nördlich anstossenden Blätter Lindenberg und Kolrep übergreift, lässt sich zur Zeit noch nicht feststellen, da keine Bohrungen vorliegen, es ist jedoch wegen der am Kartenrande an den Gehängen bei Beckenthin und Dölln auftretenden Tertiärablagerungen im hohen Grade wahr- scheinlich. Wie der in den Jahren 1860 bis 1865 bei Kunow umgegangene Braunkohlenbergbau ergab, verbreitet sich aber das Tertiär unter dem Diluvium nicht gleichmässig, sondern lässt sehr gestörte Lagerungsverhältnisse erkennen. Die Braunkohlenmulden besitzen hier nur geringen Umfang und enthalten ein bis zwei, seltener drei mehr oder weniger stark einfallende, in einzelnen Fällen auch völlig überkippte Flötze. Gleichen Verhältnissen begegnet man bei Dölln und Gumtow. Hier finden sich bisweilen sogen. Luft- sättel, deren Entstehung der Wirkung des zur Diluvialzeit in Norddeutschland vorrückenden Gletschereises zugeschrieben werden dürfte. Damit im Zusammenhänge stehen auch die abgeschliffenen Braunkohlenstücke, welche man vielfach im Deckgebirge — dem Diluvial -Mergel und -Sand oder -Grand — in jenen Gegenden anzutreffen pflegt. Die Tertiärablagerungen des Blattes bestehen hauptsächlich aus kalkfreiem, äusserst feinkörnigem, schneeweissem, fast aus- XCVII schliesslich aus rundlichen Quarzkörnern zusammengesetztem Sand (Formsand), lettenstreifigem Formsand, feinerem und gröberem, mit Kohlenstaub und -Stückchen vermengtem Sand (Kohlensand), glimmerreichem Quarzsand (Glimmersand), rothbrauner, glimmer- haltiger oder durch innige Beimengung von Kohle intensiv schwarz gefärbter Letten (Kohlenletten), sehr sandiger oder sandstreifiger Letten, Thon, Braunkohlenthon, lettiger Kohle (Schmierkohle) und klein- bis grossstückiger Braunkohle. Hierdurch ist das Tertiär als zur Märkischen Braunkohlenbildung gehörig charakterisirt. Mit dem starken Einfallen dieser Tertiärablagerungen steht die eigenthümliche Erscheinung im Zusammenhänge, dass östlich von Kunow die Bodenbeschaffenheit ausserordentlichem Wechsel unterliegt und ein und dieselbe Bodenart sich nur über kleinere Striche verbreitet. Wie gesagt, finden sich gewöhnlich nur 2 Brauu- kohlenflötze und nur ausnahmsweise .3 Flötze, wie z. B. am Plateau- abhang, nahe der Karthane -Wiesen. Hier zeigte sich deutlich das Ausgehende von 2 übereinander liegenden Flötzen mit zwischen- gelagertem, 0,6 bis 0,9 Meter mächtigem, feinem, weissem Glimmer- sand. Das Liegende bildete röthlichbrauner Letten (ohne Formsand), die wieder ein zwar geringmächtiges Braunkohlenflötz , aber mit recht guter, grossstückiger Kohle einschloss. Das oberste Flötz enthielt sehr feine, sogen, »knorpelige« Kohle — ähnlich Kien- borke — , aber mit guter Breuukraft (gleiche Kohle wurde auch an der Chaussee in dem zunächst dem Kartenrande liegenden Abbau gefördert); das zweite Flötz besass sehr grossstückige Kohle, und wurde die Förderung nur aus dem Grunde eingestellt, weil die Flötze zu stark nach den Wiesen hin einfielen und das Deck- gebirge in stark wasserführendem Sand bestand. Ueberhaupt ist im Ganzen auf der Kunower Feldmark verhältuissmässier wenig: Kohle gefördert worden, weil diese grösstentheils zu kleinstückig war und jenseits der Karthane an den Steilgehängen bei Dölln und weiterhin bei Gumtow sich solche von besserer Qualität fand, die auch des geringen Wasserflusses wegen eine leichtere und billigere Förderung gestattete. Soweit die vorjährigen Untersuchungen festzustellen ver- Jahrbuch 1889, g XCVIII mochten, gehört die Braunkohle der Kuuower Feldmark den jüngsten, obersten Bildungen, diejenige bei Döllu einer tiefereu Etage an. Die am nordöstlichen Kartenraude in der Einsenkung-, un- mittelbar an der Chaussee auftretende, 0,5 Kilometer lange Tertiär- ablageruug bildet das Liegende der oberen Brauukohlenbilduug ; sie enthält kein Flötz, sondern nur sogen. Schmierkohle, Kohlen- lette, Form- und Glimmersand. Auf den übrigen Hochflächen des Blattes war Tertiär nicht nachzuweisen und scheint dasselbe erst in mehr als 30 Meter Tiefe hier anzustehen, da die etwa 25 Meter tiefen, über ein Kilometer langen Kiesgruben bei Bahnhof Glöwen, ein über 20 Meter tiefer Brunnen im Abbau von Alt-Schrepkow, sowie die Steilgehänge zwischen Gr. Leppin und Kletzke nur Diluvial- ablagerungen erkennen lassen. Das Diluvium ist auf dem Blatte in allen seinen Haupt- gliedern vertreten. Oberflächlich am meisten Verbreitung besitzt das Untere Diluvium mit seinem blaugrauen und rothbraunen Thon- bezw. Thonmergel, Mergelsand, Fayencemergel, Geschiebe- mergel, Sand und Grand, die sich jedoch von denjenigen auf den bisher aufgenommenen Blättern nicht wesentlich unterscheiden. Nur wenige Worte mögen über die Unteren Grande folgen. Der Abtragung durch die Gewässer weniger unterworfen, sind ihre Fundpunkte gewöhnlich schon von Weitem an den steileren, vegetationslosen Kuppen sichtbar, wie z. B. der Mühlen- berg bei Gr. Leppin, die 1,5 Kilometer westlich von Kunow ge- legene Kieskuppe und vor Allem die »Scharfen Berge« bei Glöwen. Sie alle sind durch umfangreiche Gruben aufgeschlossen, ins- besondere diejenigen bei Glöwen, welche die Kiesmassen zur Auf- schüttung des hohen Eisenbahndammes bis Wittenberge und darüber hinaus lieferten, wodurch über 20 Meter tiefe und 1 Kilometer lange Grubenaufschlüsse entstanden, welche treffliche Einblicke in den mineralischen Bestand, die Lagerung und Mächtigkeit des Grandes gewähren. In gleicher Richtung, wie die »Scharfen Berge«, finden sich auf dem anstossenden Blatte Demertiu bei Zichtau 64 bis 73 Meter hohe, langgestreckte, grandige, stein- und geröllreiche Rücken und XCIX Kuppen, die sich in dieser Weise 3,5 Kilometer weit verfolgen lassen und den Asar im südlichen Schweden resp. den Durch- ragungszügen in der Uckermark in Parallele gestellt werden müssen. In Uebereinstimmung damit stehen die von dem zweiten, eben erwähnten Grandvorkommen bei Kunow sich nördlich 4 Kilo- meter weit bis Lindenberg (Blatt Lindenberg) ausdehnenden grand-, gerölle- und geschiebeführendeu Durchragungszüge bezw. -Kämme, nämlich der Wolfshagener Berg mit den 78,9 Meter hohen Well- schen Bergen, an die sich, 2,5 Kilometer davon entfernt, alsdann der »Steinberg« auschliesst. Aufiallig ist hierbei die Erscheinung, dass die zuletztgenannten Grandberge (Moränen) in nordsüdlicher, die ersteren in nordost -südwestlicher Richtung verlaufen. Ein grosser Theil der erwähnten Kieszüge (Asarbildungen) dürfte sich unter Decken Oberen und Unteren Diluvialmergels weiterhin verbergen bezw. diese streckenweise oder in Kuppen durchragen. * c 4. Personal - Nachrichten. Am 15. Februar 1889 verstarb in Bonn das Mitglied des Kuratorium der Bergakademie, der Wirkliche Geheime Rath, Ober- berghauptmann a. D. VON Dechen. Vom 1. April 1889 ab ist der bisherige Verwalter des Karten- archivs, wissenschaftliche Secretär Halfar zum Bezirksgeologen und der bisherige Bureau -Hülfsarheiter Bottmer zum Secretär ernannt worden. Vom 1. Octoher 1889 ab ist der Docent für höhere Mathe- matik, Professor Dr. Bertram, ausgeschieden und an seine Stelle der bisherige Privatdocent an der technischen Hochschule in Charlottenburg, Dr. P. Kötter, getreten. Die Kulturtechniker Toellner, Hübinger und Blüthner sind ausgeschieden und der Landmesser Reimann neu eingetreten. Der zweite Assistent im Laboratorium für Mineral - Analyse Dr. Bragard ist ausgeschieden und seine Stelle dem bisherigen Chemiker bei der chemisch - technischen Versuchsanstalt, Dr. Schröder, übertragen worden. Bei der chemisch -technischen Versuchsanstalt schieden die Chemiker Schade und Dr. Jungfer aus und traten dafür die Chemiker Dr. Hampe und Otto ein. II. AbhancIIungen von Mitarbeitern der Königlichen geologischen Landesanstalt. lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. Vou Herrn H. ProeSCholdt in Meiningen. (Hierzu Tafel I.) Iin Jahre 1830 veröftentlichte K. v. Hoff eine Abhandlung ') über die Bildung des Werrathaies, der er allgemeine Betrach- tungen über Thalbildung anschloss. Der hochbegabte Forscher zeigt auch in dieser Arbeit, wie weit seine Anschauungen denen seiner Zeit vorausgeeilt waren; und sie verdient deshalb der Ver- gessenheit entzogen zu werden, nicht allein aus historischem, sondern auch aus sachlichem Interesse, denn manche Theile der- selben lesen sich, als wären sie in der Gegenwart geschrieben. K. V. Hoff gründete seine Ansichten über Thalbildung vornehm- lich auf die Beol)achtuugen, die er am sogenannten Nadelöhr bei dem Dorfe Heufstedt, eine Stunde unterhallj Themar im Werra- thal gemacht hatte. Er sah hier, wie ein altes, noch deutlich sichtbares und mit Gerollen belegtes Flussbett in grosser Ser- pentine um einen von der linken Thalwand auslaufendeu Sporn oder Felsendamm sich herumwiudet und ein neues ohne Krüm- mung gerade auf den Felseudamm losgeht und ihn in der Alitte durchschneidet, sodass die Werra seiner Angabe nach ungefähr 80 bis 100 Schritt weit zwischen senkrechten Felswänden fliesst und so auf dem kürzesten Wege das jenseitige alte Fluss- ') Das Nadelöhr im Thale der Werra und Einif^es über Thalbildungen. Jabrb. f. Mineral., Geol. etc. 1830, S. 4"-M~44'2. Jahrbuch 1889. 1 2 H. Proescholdt, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. bett wieder erreicht, v. Hoff vermochte diesen Durchbruch aller- dings nicht zu erklären, er weist aber nach, dass derselbe nicht durch Menschenhand geschallen ist, ebensowenig durch ein Natur- ereigniss, welches nur in dem Einsinken des betrofienen Damm- theils bestanden haben könnte, da zu einer solchen Annahme die Beschaffenheit der ringsum horizontal geschichteten und an beiden Seiten sich correspondirend gegenüber stehenden Kalksteinlager keinen hinreichenden Grund geben kann. Er weist schliesslich auch darauf hin, dass die Annahme, »der oberhalb des Burg- walles (des Felsendammes) gelegene Theil des Werrathals sei in der Urzeit ein durch den Felsendamm geschlossener Landsee gewesen, und der jetzige Kanal durch den ersteren sei durch den Fluss eingeschnitten worden«, nicht zur Erklärung hinreiche. Denn die Hauptschwierigkeit der letzteren liege in dem alten Flussbette, das neben dem Damme besteht. Daran schliesst er einen sehr interessanten Ueberblick über die Wandlungen, die die Ansichten über die Ursachen der Thal- bildungen erfahren haben. Die vornehmlich von Bourguet ent- wickelte Erosionstheorie, die von Hutton, Playf’air, Heim u. a. angenommen worden war, wurde verdrängt, als Saussure auf die Verhältnisse der grossen Längsthäler aufmerksam machte. Dieser suchte die Erklärung in einem Phänomen , das er »la graude debäcle« (Sündfluth) nannte, und das in einem plötzlichen Zurück- ziehen einer allgemeinen hohen Wasserbedeckung des Erdballs von den höheren Punkten in die durch Einsiukeu der Erdrinde entstandenen Tiefen bestand. Plierdurch sollten die Einfurchungen in den Boden bewirkt worden sein, in welchen die Flüsse ihren Lauf nehmen. Andere glaubten, dass Ströme im Innern des die Erde bedeckenden Gewässers selbst den Boden tief genug hätten einfurchen können, um ihm die Gestalt zu geben, die das trockne Land mit seinen Thälern jetzt zeigt. La grande debäcle von Saussure nahm dann Buckland auf und identificirte sie mit der Sündfluth, und als L. von Buch die Idee von der Erhebung der Gebirge von innen heraus entwickelt hatte, so glaubte mau den Weg gefunden zu haben, auf welchem das Zurückzieheu grösserer Wasserbedeekuno-en nach tieferen Stellen erklärt werden konnte. O H. Pkoescholdt, Ueber Thalbildung im oberen Werragebiet. 3 K. VON Hoff schrieb dem von ihm angenommenen Phänomen von der Erhebung des Gebirges, ebenso dem Vulkanismus allerdings p-rosse Veränderungen im Laufe der Gewässer zu, aber er betont, dass Ereignisse dieser Art, welche ihrer Natur nach von verhält- nissmässig kurzer Dauer und vorübergehend gewesen sein müssen, schwerlich allein vermocht hätten, den Charakter und das Wesen unserer heutigen Flussthäler und der ganzen Stromsysteme der Festländer und grossen Inseln und die gleichförmige Coufiguratiou derselben zu bestimmen. Seiner VIeinuug nach werden sorgfältige Beobachtungen der Eigeuthümlichkeiten in der Gestalt der Thäler und in dem Laufe der Flüsse, von mehreren Gegenden verglichen, unfehlbar dahin führen, mit einiger Wahrscheinlichkeit die Grenzen der verschiedenen Wirkungen zu bestimmen, welche die Thäler gebildet haben. Seiner Auffassung sucht er in der Darstellung der Gestaltsverhältuisse des Werrathaies Beweiskraft zu geben. Dort um die Quellen der Werra kann nach seiner Meinung die Erhebung des Gebirges und die damit verbundenen Zer- reissungen und Vertiefungen den kleinen Bächen ihren ersten Lauf vorgezeichuet haben. Weiterhin erklärt er es für möglich, dass die Scheiduugsliuie zwischen dem Buutsandsteiu und dem Vluschelkalk, welcher der Fluss auf eine lauge Strecke folgt, von oberhalb Hildburghausen bis Themar, eine ursprüngliche Depression gebildet hat, welche der Fluss aufnahm. Dagegen ist das Thal von Themar bis Meiningen, und wahrscheinlich noch viel weiter hinab, zweifellos das Werk der Erosion. Es dürfte überflüssig sein, noch weiter auf seine Schilderung des Werrathals eiuzugehen, doch kann ich mir nicht versagen, das Resultat seiner Untersuchungen auzuführeu. »Mau wird sich durch den Augenschein überzeugen, dass die Erosion durch fliesseudes Wasser diese Thäler nicht blos ausgefeilt und ab- geglättet, sondern vom oberen Rande bis in den Boden der Flüsse ganz hei’vorgebracht hat, und dass nur einige Läugenthäler, die man für älter annehmen kann als ihre Flüsse, wie auch einige Depressionen an den Flussquellen im höheren Gebirge, sowie an einzelnen zerstreuten Stellen des Flusslaufes, durch andere Kräfte entstanden sind, und dass diese nur mit dazu beigetragen haben, 1 4 H. Pkoescholdt, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. die Richtung des Flusslaufes au eiuzelueu Puukteu zu bestimmeu, nicht aber sein ganzes Thal zu bilden.« Das ist dasselbe Programm, nach dem mau gegenwärtig die Thalbilduug zu erklären versucht, das namentlich Supan auf- gestellt hat. 7 Jahre später als von Hoff sprach Engelhardt infolge einer Verwechselung des Buutsandsteius mit Keuper die Ver- muthung aus, dass das Werrathal bei Hildburghausen von einem Verwerfungsspalt durchzogen und wohl vorgebildet sei. Vorüber- gehend sei hier der eigenthümlichen Idee Herbst’s über die Bildung der Muschelkalkthäler der Saale und Werra gedacht. Nach ihm sollten die Risse, welche beim Trocknen und nach- folgenden Erhärten der einst weichen Kalklageu entstanden wären, die Thäler vorgebildet haben. In neuerer Zeit berührte Emmrich infolge seiner eingehenden geognostischen Unter- suchungen am Südraud des Thüringer Waldes die Frage der Thalbildung der Werra und ihrer Nebenflüsse. Er erkannte richtig, dass die Hauptthätigkeit der Gewässer erst nach den Basaltergüssen begann, und dass ihr letztes Resultat die gegen- wärtige Gestaltung von Berg und Thal ist. »Dass auch unsere Thäler nicht als weite, klafieude Spalten entstanden sind, sondern durch ihre Gewässer ausgehöhlt wurden, beweist die auffallend geringe Tiefe, in der man bei Legung des Fundaments zu den Eisenbahubrücken und zu Gebäuden auf die Unterlage des Schutt- landes trifft. Damit ist aber nicht gesagt, dass nicht Spalten, welche eine Folge der Erdbeben, die stets vulkanische Ausbrüche begleiten, die festen Felsmassen zerreissen konnten, dem Wasser den Weg gewiesen haben, dem sie folgen mussten.« Emmrich kam somit in der Hauptsache auf die Ansichten von Hoff’s zurück. b Studien über die Thalbildung im östliclien Graubünden etc., Mittheilungen der k. k. geograph. Ges. Wien 1877, S. 295. b lieber die Formation, in welcher die Tatzenabdrücke etc. Jahrb. für Mineral., Geologie etc., 1837, S. 379 — 384. b Jahrb. f. Mineral., Geologie etc., 1842, S. 426 — 427. b Programm der Realschule zu Meiningen, 1873, S. 14. H. Peobscholdt, Ueber Tbalbildung im oberen Werragebiet. 5 Einer anderen Anffassiing begegnen wir bei Penck ^). Es konnte diesem Forscher nicht entgehen, dass zwischen dem heutigen Lauf der Werra und den tektonischen Verhältnissen des Fluss- gebietes Beziehungen vorhanden sein müssen ; er verrnuthete sogar, dass ehemals die Werra gar nicht nach Nordwesteu, sondern nach Süden abfloss. Auch Philippson erwähnt in seinen schönen Untersuchungen über Wasserscheiden das Werrathal, geht jedoch nicht näher auf die Entstehung desselben ein, sondern deutet nur an, dass die Werra zu den Flusssystemen gehöre, deren Hauptrichtung vor- gezeichnet war, ehe die heutigen Belief- und Lagerungsverhält- nisse zur Ausbildung kamen. Da zur Zeit die geologische Specialaufuahme des oberen Werragebietes nahezu vollständig zu Ende gefühi’t ist, dürfte die Untersuchung von Interesse sein, welche Beziehungen zwischen dem Verlauf des Thaies und dem geologischen Bau des Landes erkennbar sind. Jedoch möchte ich erst einio;e alUemeine Be- merkungen vorausschickeu. Abgesehen von einigen später zu erwähnenden Umständen geht aus einer Beobachtung Emmrich’s hervor, dass das gegenwärtige Werrathal sehr jugendlichen Alters ist. Emmrich fand an der Vorderrhön ül^er Friedeishausen und Sinnershausen aus dem Thüriua;er Wald stammende Geschiebe noch zwischen 500 und 600 Meter Meereshöhe. Er erklärte das Vorkommen durch eine Massenerhebung, welche mit dem Haupt- ausbruch des Basaltes zusammeufällt. Es bedarf wohl keiner weiteren Erörterung darüber, dass diese Erklärung heute nicht mehr für berechtigt erachtet werden kann. Nach der jetzigen Anschauung können wir mit grosser Wahrscheinlichkeit aunehmen, dass zu einer Zeit, als die Berge bei Meiningen z. B. um die läimst denudirteu Formationswlieder des Oberen Muschelkalks und O O Keupers und vielleicht auch um Basaltdecken höher waren, Flüsse vom Thüringer Wald nach der Rhön hinüberliefeu, dass dieselben wie die heutigen Abflüsse des Gebirges einen südwestlichen Lauf *) Länderkunde des Erdteils Europa, Lief. 11, S. 329. Studien über Wasserscheiden, S. 141 — 142. a. a. 0. S. 12. Diese Beobachtung bedarf übrigens der Bestätigung. 6 H. Proesoholdt, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. eiuhielten, vielleicht im ursächlichen Zusammenhang mit der älteren, den hercynischen Brüchen voransgegaugenen Faltung in nordöst- lich-südwestlicher Richtung 1). Die Quellbäche der Werra verlassen bei Schirnrod bei Eis- feld das alte Schiefergebirge, überschreiten hier die grosse Bruch- liuie und laufen nach ihrer Vereinigung in südwestlicher Richtung infolge einer Sattelbildung erst durch Wellenkalk, dann durch Röth und schliesslich wieder durch Welleukalk nach Eisfeld. Hier stösst die Werra auf die grosse Ueberschiebuug, welche in langer Erstreckung die Triasschichteu am Südrand des Thüringer Waldes durchsetzt und durchbricht fast rechtwinklig zum Streichen die steil aufgerichteten und nordwestlich streichenden Schichten des Mittleren Buntsandsteius und biegt dann im Röth nordwestlich um, und zwar gerade an der Stelle, au der sie auf dem linken Ufer einen Bach aufuimmt, der von Südosten kommt und von der zur Itz laufenden Lauter durch eine ausgesprochene Thalwasserscheide geschieden ist. Gegen 16 Kilometer behält die Werra die nord- westliche und westnordwestliche Richtung bei, ein breites Thal bildend , an dessen beiden Flanken rechts die Buntsandstein-, links die Wellenkalkschichten ein gleichmässiges Einfällen nach Südwest aufweisen. Das Thal ist asymmetrisch gebaut und lässt im Verein mit den nahezu parallelen Thälern der Schleuse, des Dambachs und der Rodach recht deutlich die Ungleichheit der Böschungen erkennen , welche Uilber als allgemein verbreitet Fig. 1. ') Vergl. Pboescholdt, lieber gewisse, nicht hercynische Störnngen am Süd- westrand des Thüringer Waldes. Dieses Jahrb. 1887, S. 332 — 348. Asymmetrische Thäler. Petermann’s Mittheilungen 1886, Heft IV, S. 171 bis 177. H. Pkoescholdt, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. 7 und ursächlich bedingt bei parallel verlaufenden Thälern mit ungleich tiefer Erosionsfurche erkannt hat. © Die Asymmetrie des Werrathals ist aber an und für sich bedingt durch den Umstand, dass die Strömungsrichtung des Flusses dem Streichen der Schichten parallel ist. In einem solchen Terrain erzeugt dann die Erosion, wie von Uichthofen darstellt, ein Thal, das zur Linken eine steile Wand und zur Rechten ein sanftes Gehänge hat. Bei dem Dorfe Ebenharz nordwestlich Hildburghausen tritt die Werra aus dem Röth in den Mittleren Buntsandstein, den sie bis zum Dorfe Reurieth in sehr schmaler, seltsam gewundener Furche durchbricht. Hier wendet sie sich scharf nach Norden; das Thal folgt im grossen Ganzen einer Verwerfung, infolge deren bis Trostadt am linken Ufer Wellenkalk, am rechten Chirotherium- sandstein scheinbar horizontal anstehen. Nachdem bei Kloster Vessra die Schleuse eiugeflossen ist, wendet sich die Werra nord- westlich, das Thal liegt aber noch über Themar hinaus bis zum Dorfe Henfstädt auf einer Verwerfung, sodass die beiden Thal- flanken verschiedenes Gestein und auch sehr verschiedene Lage- ruugsverhältnisse desselben aufweisen. Auf der rechten werden die Schichten durch zahlreiche Bruch- linien 2) so zu sagen zerstückelt, auf der linken liegen sie in un- gestörtem Zusammenhang. Bei Henfstädt weicht das Werrathal, in dem die am weitesten nach Süden vorgeschriebene Bruchlinie verläuft, auf eine kurze Strecke rein westlich ab und kommt da- durch ausserhalb des Bereichs der Störungen. Nachdem der Fluss eine kurze Zeit im Röth geflossen, tritt er in Wellenkalk ein, dessen Bänke in scheinbar horizontaler Lagerung an den steilen Felswänden hinlaufen. So auch an dem früher erwähnten Nadel- öhr, einer interessanten und leicht zu erklärenden Erosionserschei- nung. Es sind hier 4 Flussthäler erkennbar, von denen die beiden jüngsten am meisten Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Ent- ') Führer für Forschungsreisende, S. 166. 2) Die Marisfelder Mulde und der Feldstein bei Themar. Dieses Jahrb. 1882, S. 190-218. 8 H. Pkoescholdt, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. stelumg des gegenwärtigen Zustandes ergiebt sich leicht ans folgenden Zeichnungen i) : Fig. 2. Der Bau der Werrabahn, die durch das FelsrilF läuft, hat abermals eine Flussverlegung veranlasst und dadurch die Schön- heit des Nadelöhrs, so nennt man die alte Durchbruchstelle, wesentlich beeinträchtigt. Die Werra nimmt nun ihre nordwest- liche Richtung wieder auf und tritt bei Vachdorf aus dem Wellen- kalk wieder in Röth über, infolge des südöstlichen Einfallens der Schichten und bleibt darin bis nach Walldorf, obwohl die Schichten der Thalwände in nordöstlich streichenden Sätteln und Mulden auf- und absteigen. Bis Untermassfeld nimmt das Thal einen rein westlichen, von hier über Meining;en bis geijen Wasungen hin nördlichen Verlauf. Von Walldorf an tritt die Werra in den Mittleren Buntsandstein über, der sich unter dem Röth hervor- hebt und bleibt in demselben auf sehr lauge Erstreckung. Um einen weiteren Einblick in den Charakter des oberen Werrathals zu gewinnen, ist es zunächst iiöthig, Umschau über vorhandene Diluvialablageruugen zu halten. Gleich nach dem Austritt der Werra aus dem Schiefergebirge begleiten mächtige Schottermasseu den Lauf des Flusses. Sie gehören den jüngsten Diluvialsedimenteu au und haben weit weniger Bedeutung als die Schotterablageruug, die auf der Wasserscheide der Werra und der Itz auf der Stelzuer Höhe lagert und sich 200 Decimalfuss über den Werraspiegel erhebt ^). Sie beweist, dass zur Zeit ihrer b Vergl. Schneider, Studien über Thalbildungen der Vordereifel, S. 20. b Blatt Eisfeld, aufgenommen von Herrn Loketz. H. Proescholdt, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. 9 Bildung die Wassei’scheide zwischen W erra nnd Itz an einer anderen Stelle gelegen haben muss, wenn überhaupt eine vor- handen war. Geht man im Werrathal abwärts, so sind untere Diluvialablagerungeu überall vorhanden ; eine obere Diluvial- terrasse , die der Schotterdecke auf der Stelzner Höhe ent- spricht, fehlt aber vollständig in der langen Strecke bis lieurieth. Fast 3 Kilometer südlich vom Werrathal bei diesem Ort liegen Diluvialdeckeu gegen 200 Decimalfuss über dem Werraspiegel; und von hier fehlen sie thalabwärts auf beiden Flanken nicht, auf dem harten Wellenkalkuntergrund immer schöner und cha- rakteristischer erhalten, als auf dem leicht zerstörbaren Untersatz von Ivöthschichten. Man kann nun in dem Fehlen der oberen Diluvialablagerung von Eisfeld und Reurieth eine Zufälligkeit er- blicken; es ist auch nicht ausgeschlossen, dass der im Schichten- fall des Terrains begründete asymmetrische Bau des Thaies die Erhaltung von älteren Diluvialstraten unmöglich macht; immerhin ist die Thatsache auffällig. Bei weiterer Untersuchung ergab sich nun, dass die Schotter südlich und auch westlich von Reurieth nicht von der Werra, sondern von der Schleuse stammen. Es ergal) sich dies zuerst aus den zahlreichen Sandsteinen des Schotters, die vielfach der Gerölle- führenden Zone angehören. Die heutige Werra durchbricht allerdings bei Eisfeld eine schmale Zone von grobkörnigem und Gerölle-führendem Sandstein, trotz- dem finden sich Gesteine aus dem Horizont wegen der leichten Zerstörbarkeit nur ausserordentlich selten in den Unteren Diluvial- ablagemngen bei Hildlmrghansen und El.)euharz, vielmehr herr- schen in diesem Quarze und Phyllite derart vor, dass durch die- selben eiuzis: und allein die Ablasxerunafen ffekennzeichuet werden. Der Durchbruch der Werra durch den grobkörnigen Sandstein bei Reurieth, der hier nur in seinen obersten Schichten zu Tage tritt und nahezu horizontal liegt, ist ohne jede Bedeutung für die betreffenden Diluvialbildungen südlich und westlich von Reurieth, da zur Zeit ihrer Entstehung das heutige Werragebiet doch um mindestens 200 Fuss höher war als jetzt, dasselbe also oberfläch- lich aus Röth und Welleukalk bestand mit Ausnahme der steil stehenden Buntsandsteiuzone bei Eisfeld. Ausser o-i’obkörnio-eu O Ö 10 H. ProeschoijDt, Ueber Tbalbildiing im oberen Werragebiet. Sandsteiuen und solchen aus der Gerölle-führeudeu Zone, welch’ letztere unmöglich aus der Gegend von Reurieth stammen können, enthält der fragliche Schotter wenige Kiesel, Phyllite und Erup- tivgesteine, Porphyrite, Melaphyre u. s. w. Die Heimath derselben ist meines Wissens nach in dem oberen Schleusegebiet zu suchen. Nach vielen sorgfältigen Vergleichen zwischen Werra- und Schleuseschotter hege ich keinen Zweifel mehr , dass die be- treffenden Diluvialablagerungen von der einstigen Schleuse ab- gesetzt worden. Es geht daraus hervor, dass die Schleuse älter ist als die Werra. Damit steht wohl im Zusammenhang, dass mit dem Ab- wärtsfallen der ersteren anch nahezu parallel die Meereshöhe des durchflossenen Gebietes fällt, während die Werra von Eisfeld an bis gegen Reurieth hin in immer höher ansteigendes Terrain hineinläuft. Die Schleuse lief damals, wie aus Diluvialablage- rungen hervorgeht, westlich von Ehrenberg nach Siegritz und weiter südlich hin. Aus der Karte (Taf. I) ist leicht ersichtlich, dass die heutige Werra z. Th. im alten Schleusebett verläuft. Sie ist ein ehemaliger Nebenfluss der Schleuse gewesen, der wahrscheinlich das gegen- wärtige Werrathal in der Gegend von Hildburghausen benutzte, aber um mindestens 200 Fuss höher lief als heute. Auf diese Wahrscheinlichkeit deutet der Umstand, dass das Werrathal im geologischen Bau des Terrains vorgebildet ist. Zwar erscheint dem, der das Thal durchwandert, die Lagerung der Schichten auf beiden Thalseiten gleichmässig geneigt, wie früher erwähnt; bei der Aufnahme des Blattes Hildburghausen wurden aber auf dem rechten Ufer Laijerunofsverhältnisse des Chirotherinmsand- Steins beobachtet, die im Verein mit der scheinbaren, auffällig grossen Mächtigkeit des Röths auf dem linken kaum eine andere Deutung zulassen, als dass die Thalrinne z. Th. längs einer Mnlde läuft, wie die beigegebene Figur 3 schematisch zeigt. Derartige Faltungen sind in geneigten Schichten eine nicht seltene Erscheinnng; bei Hildburghausen scheint nicht einmal eine örtliche Falte vorzuliegen, sondern die Mulde scheint in Verbin- dung zu stehen mit einer Verwerfung, die dicht bei Ebenharz im H. PuoESCHOLDT, Uebei’ Tlialbildung im oberen Werragebiet. 11 Bnntsandstein bemerkbar wird, von dem Feldstein bei Themar herkommt und die Richtunp; in das Werrathal einschläaft. Es ist O O Fig. 3. kaum iiöthig zu erwähnen, dass die Umbiegung der Röthschichten nicht secundärer Entstehung ist, d. h. durch Unterwaschuug des Flusses erfolgt ist, welcher Vorgang ja auch in Thalwäuden häufig zu beobachten ist. Fragt mau nach den Factoren, welche den ehemaligen Zu- stand und das 2:ea:enseitio:e Verhältniss der Schleuse und Werra im Laufe der Zeit geradezu umkehrteu, deu früheren Hauptfluss zum Nebenfluss und umgekehrt deu Nebenfluss zum Hauptfluss machten, so dürften diese unter den gegebenen Verhältnissen einzig und allein in der rückwärts schreitenden Erosion der einstigen Werra zu suchen sein. Der Werth der rückwärts schreitenden Erosion als Thalbildner wird sehr verschieden beurtheilt. Neumayr^) lehnt die Anwendung dieses Processes zur Erklärung von Durch- bruchsthälern entschieden ab, Penck will ihn nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen zulassen, Philippson dagegen tritt als Vertreter desselben auf, und neuerdings vertheidigt Hilber^) die Theorie der rückwärts schreitenden Erosion oder die Regres- sionstheorie gegen die von Tietze und Neumayr vorgebrachten Einwände. Dass die Thäler rückwärts schreiten, dürfte zur Zeit wohl nahezu allgemein angenommen werden, und ist ja auch eine ') Erdgeschichte. Bd. I, S. 438. Die Bildung der Durchbruchthäler, S. 42. Studien über Wasserscheiden, S. 40. Ein Beitrag zur Erosionstheorie. Petermann’s Mittheilungen 1886, S. 67. b Die Bildung der Durchgangsthäler. Pbterjiann’s Mittheilungen 1889, S. 13—16. Einige Bemerkungen über die Bildung von Querthälern. Jahrb. d. k. k. geolog. Eeichsanstalt 1882, S. 685. ®) a. a, 0. 12 H. Proescholdt, Ueber Tbalbildung im oberen Werragebiet. Thatsache; Hilber hat deswegen Recht, wenn er sagt, dass die Regressionstheorie der Dnrchgangsthäler nicht ansznschliessen ist, da sie die Konsequenz der ersteren Theorie ist. Die Regression der ehemaligen Werra führte nnn nicht zur Bildung eines Dnrchgangsthales, sondern zur Anzapfung der ehe- maligen Itz, die ihr mit ihrem Stromgebiet, soweit es oberhalb des Erreichnngspnnktes lag, tribntär wni’dc. Piiilippson hat in seinen Studien derartige Flnssanzapfnngen so genau geschildert, dass ich nichts hinznznsetzen vermag. Die Wirknngen der rückwärts schreitenden Erosion der ehe- maligen Werra sind besonders an der Beschaffenheit nnd dem Verlauf der jetzigen Wasserscheide zwischen Werra nnd Itz he- merkl)ar, die im geologischen Anfhan des Terrains gar keinen, in der Oherflächenbeschaffenheit nur theilweise Ausdruck findet. Die Vlain-Weserwasserscheide folgt, von der Rhön kommend, auf lange Erstreckung einem ost- südöstlich streichenden Sattel, allerdings durch Denudation nnd Erosion vielfach abgelenkt. Nördlich der beiden Gleichberge verflacht sich der Sattel, indem gleichzeitig ans der Sattellinie eine Brnchlinie sich entwickelt, die in eine nach Nordost o;erichtete Ueberschiebnng übergeht. Dieser folgt die Wasserscheide mir kurze Zeit, sie verliert dann den tekto- nischen Charakter vollständig nnd verläuft ohne Beziehung auf Schichtenstellnng und Lagerung. Sie wendet sich zunächst dem linken Werranfer zu und nähert sich au manchem Ort dem Elnsse l)is auf 3 Kilometer. Durch Erosion zngeschärft, begleitet sie denselben im zickzackförmigen Verlauft) bis nach Eisfeld hin, biegt südlich von der Stadt weit vom Thal ab nnd zieht in ausser- ordentlich grossen Vor- und Zurückliiegnngeu über die nordwest- lich streichenden Schichten. Dann bildet sie in einem Läugsthal zwischen einem zur Werra fliessenden Bach nnd der in die Itz sich ergiessenden Lauter, zwischen Herbartswind nnd Rotten- bach, eine ausgezeichnete Thalwasserscheide. Thalwasserscheiden entstehen zumeist durch Auzapfnug eines Flusses durch einen ’) Studien über Wasserscheiden, S. 55. Vergl. Philippson, Studien über Wasserscheiden, S. 96. H. Peoescholdt, Ueber Thalbildung im oberen Werragebiet. 13 auderen ; von den anderen Entstelmugsursaclien, die Philippson i) und VON Richthofen ‘^) noch anführen , kann bei dem Bau unserer oben ervrähnten nicht 'eine zur Erklärung herange- zogen -werden. Man kann in ihr also nichts anders erkennen als die Wirkung der zurückgreifenden Erosion der Wei’ra und der erfolgten Ablenkung der Itz. Der Vorgang wird um so begreiflicher, wenn wir auf den von Loretz aufgenommeueu Blättern Eisfeld und Meeder durch alte Diluvialablageruugen einen alten Flusslauf angedeutet finden, der nach der Thalwasserscheide zuführt und der alte Itzlauf ist. Die diluviale Itz lief bis Eisfeld im jetzigen oberen Werrathal und ging dann bei Steudach über die jetzige Wasserscheide hinweg nach dem Lauterthal zu und durch dieses in das heutige Itzthai. Das gegenwärtige Itzthai verräth in dem Bau seines oberen Theiles ein sehr geringes Alter. Von der Thalwasserscheide läuft die Main -Weserwasser- scheide daun in nördlicher Richtung der früher erwähnten Ueber- schiebuugslinie zu und über die aufgerichteteu Schichten hinweg in nördlicher Richtung an den Thüringer Wald heran, sodass sie in der Nähe des Bruchrandes desselben vom Werrafluss kaum noch 1 Kilometer entfernt liegt. Es geht aus den dargestellten Verhältnissen mit grosser Wahrscheinlichkeit hervor, dass es einer diluvialen Werra infolge rückschreiteuder Erosion gelungen ist, eine diluviale Itz seitlich auzLizapfeu und abzulenken, wodurch eine Verschiebung der früheren Wasserscheide und Bildung einer Thalwasserscheide eintreten musste. Durch das Wasser der Itz verstärkt, konnte die Werra mit grösserer Energie an der Herstellung ihrer Erosionstermiuaute arbeiten, deren Basis durch das Niveau des Eintritts in die Schleuse bestimmt war. Die Herstellung der gesetzmässigen Gefällscurve gelang der Werra noch vor der Absetzung der unteren Diluvialterrasse und nachdem es der Schleuse gelungen war, auf dem kürzesten Weg zwischen ihrer Schlinge, zwischen ') a. a. 0., S. 93—96. Fülirei’ für Forscbungsreisende etc., S. 699. Vergl. Blatt Meeder, aufgenommen von Loketz. 14 H. Proescholdt, Ueber Thalbildung im oberen Werragebiet. Reurieth und Kloster Vessra, durchzubrecheu. Das geht aus der Existenz von uuteren Diluvialablagerungen im Werrathal bis nach Kloster Vessra hervor. Es fragt sich schliesslich noch, wo die Wasserscheide zwischen der diluvialen Werra und diluvialen Itz lag, ehe noch die Regres- sionsthätigkeit der ersteren die Umgestaltung hervorrief. Es ist unmöglich, bei der stattgefundenen grossen Denudation dieselbe zu reconstruireu; aber es ist sehr wahrscheinlich, dass dieselbe nicht allzuweit von der heutigen entfernt lag. Denn den Wasser- scheiden ist eine grosse Konstanz eigen, und die erste Anlage derselben scheint in einer älteren, nordöstlich gerichteten Faltung der Schichten, sowohl der Trias als auch der Schiefer des Thü- ringer Waldes gegeben gewesen zu sein, von der heute noch Spuren in der Umgebung von Eisfeld sichtbar sind. Ich komme auf dieselben noch zurück. Durch die Anzapfung der diluvialen Itz ist die Werra zum Hauptfluss geworden und hat die Schleuse zuin Nebenflüsse degradirt. Es wäre nunmehr das Thal der letzteren auf seine Entstehung zu untersuchen. Allein dasselbe bietet kein günstiges Objekt, da es hauptsächlich im Bimtsandstein bis zum Eintritt in den Thüringer Wald verläuft. Es zeigt überall den Charakter eines Erosionsthaies, weist obere und untere Diluvialablageruugen auf und überschreitet spitzwinklig eine grosse Anzahl von Verwer- fungen. Seine Anlage erklärt sich am besten durch das starke Ansteigen der Schichten infolge der Annäherung an den Thüringer Wald und das dadurch verursachte stärkere Geßille. Wenden wir uns nun zum Werrathal von dem Zusammen- tritt der Schleuse und Weri’a bei Kloster Vessra abwärts. Die früher angestellten Untersuchungen hatten das Resultat ergeben, dass das Thal anfangs eine lange Strecke längs einer Verwer- fungskluft läuft, also als ein tektonisches erscheint, dann aber als Erosionsfurche angesehen werden muss, in diesem Abschnitt aber durch nordöstlich streichende Sättel und Mulden hindurchläuft, also ungefähr in folgender Weise (schematisch, siehe Fig. 4). Trotzdem behält der Fluss im Allgemeinen seine nordwest- liche Richtung bei. Was die erste Strecke anbetrifi't, so lässt H. Proescholdt, Ueber Tlialbildung im oberen Werragebiet. 15 sich bei der Beschaffenheit der Verwerfung als sicher aiiuehnien, dass das Thal hier voro-ebildet war und durch die Erosion nur O Fig. 4. vertieft worden ist. Denn das Querprofil der das Thal bildenden Schichten giebt an und für sich eine Vertiefung (Pig. 5). Fig. 5. Jltenberg 6. Themar Dasselbe Profil beherrscht auch die Strecke von Kloster Vessra nach Reurieth; hier steht fast in der Thalsohle noch Wellenkalk neben unterem Röth an. Verwerfuno;en dieser Art sind sicherlich als Thalbilduer auzuseheu, obgleich sie nicht als weite, klaffende Spalten anftreteu. Sie rufen an und für sich längs des Streichens Vertiefungen hervor, sie gewähren auch der Erosiousthätigkeit des Wassers leichte Angriftspunkte, und sie befördern die Thalbildung, wenn sie in geneigtem Terrain ent- standen sind und mit dem Gehänge laufen, wesentlich durch die in ihnen aufsteigeudeu Quellen, deren Wasser au der Spalte ent- lang der Neigung des Bodens abläuft. Auch Verwerfungen von anderem Charakter können unter solchen Umständen wohl als Thalbilduer anftreteu. Es ist bemerkenswerth, dass auch die Schleuse in ihrem diluvialen Lauf theilweise der Verwerfung zwischen Kloster Vessra und Reurieth, die nur die Fortsetzung der nach Themar hinziehenden ist, folgt; es ist ausserdem wichtig hervorzidieben, dass diese Verwerfungen die äussersteu, d. h. die am weitesten entferutcu vom Thüringer Wald, sind unter den 16 H. Peoescholdt, Ueber Thalbildung im oberen Werragebiet. zahlreichen Störungen, die vom grossen Dollmar über die Maris- felder Mulde nach dem Feldstein und weiterhin ziehen. Bei Henfstädt, kurz vor dem Nadelöhr, verlässt die Werra das tektonische Thal, wie schon erwähnt, und läuft nun, wie es scheint, in einem reinen Erosionskanal, der durch prachtvolle Diluvialterrassen ausgezeichnet ist, dahin. Aber nur scheinbar, denn wenn wir auf beiden Thalflanken den Verlauf der geologischen Horizonte verfolgen und in die Karten eintragen, so stellt sich alsbald als ganz unzweifelhaft heraus, dass die Wei’ra inmitten einer flachen, weiten Mulde läuft, deren Schichten gegen die Tieflinie um 35 Meter einsinkeu. Die Mulde ist überaus deut- lich zwischen Henfstädt und Vachdorf entwickelt und läuft genau parallel zu den Alarisfelder Störungen, mit denen sie auch in ursächlichem Zusammenhang steht. Denn die Mulde ist ofleubar nichts anderes als eine Wirkung des Taugentialschubs, der auch die tiefe Depression der Marisfelder Dislocation hervorgerufen hat. Es läuft also die Werra bis in die Gegend von Vachdorf auch in einem tektonischen Thal. Weiter abwärts lassen sich die Verhältnisse nicht mehr so deutlich erkennen. Die Werra läuft eine Strecke rein westlich, dann nahezu reiu nördlich. Wohl lassen sich auch nordwestlich streichende Falten, Sättel und Mulden er- kennen, aber sie treten hier hinter den schärfer auftretenden nord- östlichen Faltuna:en zurück und kreuzen sich mit denselben. Es ist schwierig zu entscheiden, ob die aus dem Zusammenwirken dieser beiden Richtungen resultirende dritte Richtiuig, die die Werra grösstentheils inuehält, in ursächlichem Zusammenhang mit der Thalrichtung steht, da diese auch durch das Einmünden grösserer Nebenflüsse, wie der Hasel, bedingt sein kann. Versuchen wir nun unter Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse der Gegend, einen Einblick in die Geschichte der Ent- stehung des oberen Werrathals zu gewinnen. Es ist im Jahre 1888 von mir i) darauf hiugewieseu worden , dass Nordostfrankeu von 2 tektonischen Richtungen beherrscht wird. Die ältere, in ') Ueber gewisse nicht liercynische Störungen etc. Dieses Jahrb. 1887, S. 332 — 348. H. Proesciioldt, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. 17 nordöstlifheiri Streichen verlanfend, äussert sich hauptsächlich in Sattel- nnd Mnldenbildungen und entstand iin wesentlichen zn einer Zeit, als der Thüringer Wald noch nicht als Horst einpor- rao-te. Als dann Franken sich von dem Gelrirsfe ablöste nnd in die Tiefe sank, entstanden gleichzeitig in dein sinkenden Gebiet jene lang ansgezogenen, nordwestlich streichenden Dislocationen, Ueberschiebnngen, Brüche, Mulden u. s. w. Sie erzielten im All- gemeinen das Resultat, dass die Schichten nm so tiefer sanken, je weiter sie vom Thüringer Wald entfernt waren. Dadurch er- hielten die von dem Gebiro-e ablanfenden Gewässer die Neig'nno;, sich möglichst weit davon zn entfernen, wurden aller in ihrem Lauf beeinflusst durch die Niveauverschiedenheit infolge der älteren Qnerfaltung in nordöstlicher Richtung. Die Schichten steigen, wie früher gezeigt ^), aus der Umgebung von Benshansen, Meiningen u. a. O. nach Südosten in die Höhe nnd erreichen in der weiteren Umo-ebunij von Schiensingen bei ungestörter Lagerung eine nuge- gewöhidiche Meereshöhe, senken sich aber weiter nach Südosten wieder. Es liegt also in dieser Gegend ein alter »Sattel vor, und es entspricht ganz und gar der überall Vorgefundenen CGnstanz der Wasserscheiden, wenn wir sehen, dass dieser Sattel in der Nähe der heutigen Wasserscheide zwischen Itz nnd Werra liegt. Denn es ist nicht anznuehmeu, dass die Denudation bei fast horizontalem Schichtenbau Niveaudilferenzen, wie sie von derselben Schicht bei Schleusingeu und Benshansen vorliegen (gegen 250 Meter), voll- ständig vernichtet oder gar umkehrt, und es darf dieser Sattel als alte Wasserscheide angesehen werden. Sie gab den Gewässern die Tendenz, nach Nordwesten und auf der anderen Seite nach Südosten abznlaufen. Dieser doppelten Neigung des Terrains, der vom Thüringer Walde her nach Südwest und der von der Wasserscheide her nach Nordwest gerichteten, entsprachen die Gewässer am eintachsten dadurch, dass sie die äusserste, d. h. die am tiefsten gelegene natürliche Rinne znm Ablauf benutzten, welche die jüngeren im hercynischeu Sinn wirksamen tektonischen Kräfte geschaflen haben. Und darin finden wir auch die Werra b Ebenda, S. 337. Jahrbuch löo9. 2 18 H. PiiOEscHOLDT, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. in ihrem Oberlauf. Freilich erhebt sieh sogleich der Einwurf, wieso der Fluss die auf- und absteigenden Schichten der nord- östlichen Falten durchlaufen kann, ohne von seinem nordwest- lichen Wege abzuweiehen. Der Vorgang erinnert au die Bildung der epigeuetischen Erosionsthäler von Richtiiofen’s und muss in entsprechender Weise erklärt werden. Man kann sich vorstellen, dass die nordöstlichen Falten durch Abrasion oder durch Denu- dation mehr oder minder ausgeebnet waren, ehe die im hercynischen Sinn wirksamen Kräfte ihre Thätigkeit Ijeganuen. Es wäre von Interesse, noch weitere Untersuchungen auzu- stellen, ob zwischen dem ferneren Verlauf des Werrathaies und dem tektonischen Bau des durchflossenen Terrains Beziehungen nachweisbar sind. Diese Uutersnchungen sind indessen hinaus- znschieben, bis die einschlä<3fiofeu o’eoa'uostischen Blätter veröffent- licht sind; vielleicht ist daun auch die Zeit gekommen, sich an die Lösung mancher Fragen betreffs der Thalbildung der Wrra zu wagen, die sich anfdrängen und noch keine genügende Beant- wortung gefunden haben. Hieran möchte ich noch eiuioe Bemerkungen über die Thal- bildnng an der Main-Weserwasserscheide knüpfen. 1882 besprach ich 2) die Thalbildung des Bibrabachs bei llentwertshansen, der eigenthümliche hydrographische Verhältnisse zeigt. Damals hatte ich die Vermuthnng, dass der Bach ehemals umgekehrt geflossen sei, dass aber durch Entstehung eines Sees in seinem jetzigen Quellgebiet die Möglichkeit gegeben worden sei, seinen Lauf zu verändern. Die letztere Ansicht vermag ich heute nicht mehr zu theilen. Die Wasserscheide wird von mehreren ausgezeichneten Durchbruchsthäleru durchsetzt, die bis auf eine Ausnahme nach Süden, also dem Main zu, ansmüuden. Ich erwähne hier nament- lich die merkwürdige Schlucht am Westabhaug des höchsten Punktes der Wasserscheide, des Grosskopfes, deren Ausgangs- punkt gegen 120 Meter niedriger liegt als die Höhe der dnrch- brochenen Felswände beträgt. Der erstere liegt im Buntsandsteiu, b Führer etc. S. 174. -) Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Gesellschaft 1882, S. 674. H. PiiOEScHOLDT, üeber Tlialhilduug im oberen Werragebiet. 19 die letzteren bestehen ans steil anfgericliteten, südlich fallenden Mnschelkalkschichten; das Phänomen erklärt sich in überzeugender Weise dadurch, dass das Quellgebiet der Schlucht, der Buutsand- steiu, in weit grösserem Maasse den Einwirkungen der Denndation und Erosion unterliegt, als die Muschelkalkschichten, sodass es erniedriot wurde scegenüber den letzteren. Die Einfurchunis heute geblieben. Auf derartige Bildung von Durchbruchsthälern, die Penck geologische Gefällsthäler nennt, hat zuerst Gümkel^) aufmerksam gemacht (Hilber’s Super- formationstheorie ^). Sie giebt in dem gegebenen Falle die ein- fachste und natürlichste Erklärung; weder die Antecedenztheorie, noch die Spaltentheorie, noch die rückschreitende Erosion RÜTi- äieyer’s und Löavl’s genügen. Anders sind die Verhältnisse des Bibrabaches. Er läuft nicht nach Süden, sondern nach Norden der Werra zu, seine Quelle liegt weder auf dem First des Muschelkalkrückens, noch in der Nähe der alten Sattellinie, sondern weit draussen in der Ebene des Grabfeldes. Die Verhältnisse er- scheinen im Profil (Eig. 6) folgendermaassen : Fig. 6. Einstiger Satte! Es stellt sich dann die Bildung des Thaies des gegenwärtigen Bibrabaches in mehreren Phasen dar. *) Die Bildung der Durchbruchsthäler, S. 50. 2) Bavaria, IV. Bd., XI. Heft, S. 11. Die Bildung der Durcljgangsthäler. Petekmann’s Mitth. 1889, Heft I, S. 12. 20 H. PiioESCHOLDT, lieber Thalbildung im oberen Werragebiet. Erste Phase: Von dem First des ehemaligen Sattels lief ein Gewässer nach dem Grabfeld zu und schnitt sich in die Muschel- kalkbänke au, ein zweites, entgegengesetztes lief nach der Werra zu und wegen der grossen Nähe und relativ tiefen Lage der- selben mit stärkerem Gefäll. Zweite Phase: Durchbrechen des Sattels und der Wasser- scheide infolge rückschreitender Erosion des nach Norden ab- laufenden Baches. Der Buntsandstein wird infolge seiner leichten Zerstörbai'keit durch Denudation und Erosion weit mehr fort- gewaschen als der widerstandsfähige Muschelkalk, daher Heraus- bildung eines Muschelkalkrückens und Verlegung der Wasser- scheide auf denselben. Dritte Phase; Angriff des nach Norden zur Werra gehenden Baches auf die neue Wasserscheide infolge rückschreitender Ero- sion, Durchbruch derselben in dem in der ersten Phase gegrabenen Kanal und Einziehen eines Theiles des Grabfeldes zum Werra- gebiet. Es kommt hier nicht zur Bildung einer Thalwasserscheide, sondern zur Entstehung eines Bachbettes, das in seinem Ober- lauf fast gar keine Neigung hat, denn der Bibrabach hat in den ersten 10 Kilometern seines Laufes ein Gefälle von 1 : 666 und erst, nachdem er die Rentwertshäuser Furche passirt, bekommt er ein für den Oberlauf entsprechendes Gefäll von 1 : 94. Hierzu ist noch zu bemei'ken, dass der Durchbruch des Muschelkalkrückeus bei Rentwertshausen vielleicht gefordert worden ist durch das Zusammenfällen mit einer Spalte, die sich nicht an Ort und Stelle, sondern nördlich davon nachweisen lässt und in genetischem Zusammenhang mit dem tektonischen Bau des Sattels steht,, worüber au anderem Ort zu berichten sein wird. Zn der Spalte hat aber sicherlich das in der Furche auftreteude Orbel- loch Beziehung. Man bezeichnet damit Löcher i), durch welche bei Ueberschwennnungen das Wasser in die Tiefe versinkt und bei dem Schichtenfall dem Main unterirdisch zulaufen muss. 9 Emmrich, Zur Geologie dei- Umgegend u. s. w. Realscbulprogramm 1876, S. 15. Bei dem Bau der bayrischen Bahn wurden dieselben möglichst ausgefüllt. Uebei* einige Carboiifarne. Von Herrn H. Potonie in Berlin. (Hierzu Tafel II — V). 1. Hymenotheca Dathei n. gen. et sp. Taf. II, Fig. 1 a — c. Der Habitus der Hijmenotheca Dathei ist der der lebenden Hyinenophyllaceen. Die Blätter machen den Eindruck, als wenn sie sehr zai’t gewesen sein müssten, so dass man gern glaubt, dass das Gewebe der Blattfläclie nur einzellscbicbtig gewesen ist; die Nerven hingegen treten, wie das bei der Festigkeit und Viel- zellschichtigkeit derselben bei den Hyinenophyllaceen zn erwarten ist, scharf und erhaben hervor. Die Blätter sind mebrfach-geliedert. Die Läppchen letzter Ordnung sind breit-lineal bis länglich oder etwas lanzettlicb, nach ihrem Gipfel zn meist etwas verbreitert nnd stumpf nnd tragen hier einen kugeligen, stark erhaben- ver- tretenden Sorns, von welchem ein Nerv ansgeht, der sich gabelig mit dem Nerven des Nebenläppchens vereinigt. Die ganzen Fiedern zweiter Ordnung zeigen sich überhaupt dichotom gebaut, denn auch der etwas llexnose Hanptnerv einer solchen Fieder macht durchans den Findrnck sympodialeu Anf- baus. Im Uebrigen giebt unsere Abbildung am besten Anfschlnss über den Ban nnd das Aussehen der IJymenotheca Dathei. Ich habe die beiden zur Verfügung stehenden Stücke aid' der Tafel H so zusammengelegt,' wie die beiden grössten Blattreste auf den- selben sich zn einem vollkommenen Blatt ergänzen können. 22 H. PoTONiE, lieber einige Carbonfarne. Die für die Bestiuimung unseres Bestes als Hymenophyllacee ausschlaggebenden Daten — nämlich der Bau der Sori und Spo- rangieu — lassen sich au unseren Besten leider ebenso wenig constatiren wie nach der Meinung F. Heyer’s (Botau. Ceutral- blatt XIX (1884) p. 394), Solms-Laubach’s (Einl. in die Palaeo- phytologie 1887, p. 157) und A. Schenk’s (die fossilen Pflanzen- reste 1888, p. 37) an den von Sciiimper untersuchten Exem- plaren von H ijmenophylhmi Weissi Sciiimper. Da aber das, was sich constatiren lässt, alles nur für, nichts g§gen eine Hymeno- phyllacee spricht, ja der Habitus unserer Pflanze sogar wahrhaft auffallend dem mancher Hymeuophyllum- und Trichomanes- Arten gleicht, so dürfte mau wohl berechtigt sein, die neue Art vor- läufig zu dieser Gattung zu stellen. Auch ich habe an dem aus der WEiSs’scheu Sammlung stam- menden Stück von Hymenophyllum Weissi aus der Steinkohlen- formation bei Engeberg bei Saarbrücken (legit Jordan) vergeb- lich den Sorus-Bau zu ergründen versucht. (Tat*. II, Fig. 2a u. b.) Ich finde in den Enden der Blattläppchen nur lang - elliptische Eindrücke, die feine Querstreifung zeigen, während das übrige Blattpareuchym eine glatte Oberfläche aufweist. Hier und da nimmt man in der Längsachse der Ellipse als Fortsetzung des Nerven einen strichförmigen — vielleicht von einer Columella geschafieneu — Eindruck wahr. Auch hier spricht daher alles nur für nichts gegen die Bestimmung als Hymenojihyllacee. Um aber nicht vorzutäuscheu, als habe mau die für die Diagnose von liyvienopliyllum resp. Trichomanes schliesslich doch haupt- sächlich massgebenden Dinge auch bei den beiden in Bede stehenden Arten gefunden, schlage ich vor, für dieselben die besondere Gattung llymenotheca zu bilden. — Ausser Hymenotheca Weissi und Dathei würde vielleicht auch llymenophyllites Humbolti Göppert (Die Gatt, der foss. Pflanzen 1841, Fig. 1 der Taf. V der Lief. 3 u. 4) vorläufig zu Hymenotheca zu stellen sein. Die Stücke mit Hymenotheca Dathei gehören dem Museum der Kgl. geologischen Landesanstalt und fanden sich unter einer Sendung mit Besten von Steinkohlenpflanzen von Herrn Bergrath Busse in Schwadowitz aus dem Schwadowitzer- Bevier, die aut H. PoTONiE, Ueber einige Carbonfarne. 23 Veranlassung des Kgl- Landesgeologeu Herrn Dr. E. Dathe der Anstalt 1 889 frenndliclist gespendet worden sind. Die Hiimeiiotheca Dathei eutstainint dem Idastollener Flötzziig. 2. Uynieuotheca Beyschlagi n. gen. et sp. Taf. III. Habituell sehen die Rlatttheile der Lamina von Ihjmenotlieca Beyschlagi solchen von Allostorus crisjnis Bep.niiardi ungemein ähn- lich; mit der Lupe untersucht, zeigt sich jedoch bald, dass wir es in den Blattendigungen der lIymenoth,eca Beyschlagi ofienbar mit einzelnen, allerdings recht grossen Sori zu thun haben. Diese Sori haben dieselbe Gestalt und zeigen dasselbe wie die Sori der Ilymenotheca Weissi^ nur sind sie, wie ein Vergleich unserer Ab- bildungen lehrt, viel grösser. Sie sind elliptisch, zeigen in ihrer Ijäugsachse eine hei'vorragende Linie und sind der Quere nach fein gestreift. Sie sitzen an ziemlich dünnen Stielen, welche ein- zeln oder gabelig zu zweien in tiederiger Anordnung an einer ge- meinsamen Achse sitzen, welche wiederum fiederig au der Haupt- achse des grösseren der beiden Abdrücke auf unserem Stück au- geordnet sind. Das ganze Farnkraut zeigt nur Sporaugien und stengelförmige Achsen ; tlächeuförmig entwickeltes Blattparenchym fehlt. Bei sterilen Blättern wird dassell)e wahrscheinlich — in Analogie mit lebenden Farnen, deren fertile Wedel ja oftmals des flächenförmig entwickelten Blattparenchyms ihrer sterilen Blätter entbehren — vorhanden gewesen sein. Das Stück mit zwei Abdrücken der Ilymenotheca Beyschlagi^ der vollständigere, von uns abgebildete, auf der einen, der kleinere auf der anderen Seite, entstammt der Steinkohlenformation und gehört dem Kgl. Bezirksgeologeu Plerrn Dr. F. Beyscheag, der es 1882 auf der Kasberg - Halde der Grube von der Heydt bei Saarbrücken gefunden hat. 3. Hymenopliyllites (Sphenopteris) gerniamca u. sp. Taf. IV. In ihrem Habitus steht die llymenophylUtes germanica der Zeil- leria clelicatula (Sterne.) Kidston (in Qiiarterly Journal of the 24 H. PoTONiE, lieber einige Carbonfarne. Geological Society Bd. XL p. 592 und Taf. XXV, London 1884) am nächsten. Wenn die abweichende Fructification nicht da wäre, müssten beide Arten für identisch erklärt werden. Die vorliegenden Blattreste der Hymenophyllites germanica sind bis fünffach gefiedert und zeigen sehr schmal -lineale Endfiederchen. Die Fiedern aller Ordnungen stehen zum Theil fast senkrecht ab oder bilden grosse, sich solchen von 90 o nähernde Winkel mit ihren Abgangsstellen, so dass die Blätter ein sparriges Aussehen gewinnen. Die Sporangien, die kugelig -ellipsoidische Gestalt auf- weisen, zeigen eine deutliche Oberflächensculptur in Form maschen- förmig verlaufender erhabener Linien (Zellwände?). Sie liegen nicht auf der Blattfläche, sondern im Gestein neben derselben und zwar, wie dies auch li. Zeiller (Tafel X seiner in den '»An- nales des Sciences natureilese- 6. se'?’. , tome XVI, Faris 1883) für UymenophylUtes cpuadridactylites (Gutbier) Kidston abbildet, in der Fortsetzung der letzten Fiederchen, also vor diesen. Au vielen Stellen scheinen die Sporangien dem Gipfel anzusitzen. Das Stück gehört der Sammlung der Königl. Preuss. geolog. Landesanstalt und stammt aus dem Hangenden des Flötzes Prinz August der Grube Dechen bei Neuukirchen. 4. Oligocarpia (Pecopteris) Rliveri n. sp. Taf. V, Fig. 2 a — e. Oligocarpia Kliveri stellt einfach - gefiederte Blattreste mit doppelt -gekerbten, länglichen, stumpfen Fiedern dar, welche am Grunde zwar etwas eingeschnürt aber doch deutlich Pecopteris- artig ansitzen. Durch die Fiedern zieht sich ein Mittelnerv, der in die Plauptkerbeu (Läppchen) Seiteuuerven absendet, die ihrer- seits in die Kerben zweiter Ordnung Zweige abgebeu. Jeder der letzteren läuft bis in das Centrum eines kreisförmigen Sorus, welcher von einer Anzahl Sporangien gebildet wird. Die Sporau- ffieu haben in den Sori kreisförmige Eindrücke — meist durch einen noch vorhandenen kohligeu liest intensiv schwarz erscheinend — hinterlasseu. Hier und da tritt der kohlige Rest in der Form scheibenförmiger Körperchen auf, die als fossile Sporangien an- gesehen werden müssen. Einige dei’selben habe ich losgelöst und — in Aulehuimg au eine besondei’s von C. W. v. Gümbel (»Bei- H. PoTONiE, lieber einige Carbonfarne. 25 träge zur Kenutuiss der Texturverhältnisse der Mineralkohlen« p. in den Sitzungsberichten der niath.-physik. Klasse der Kgl. I)ayerischeu Akademie der Wiss. Rd. XIII, München 1884) auf paläontologischein Gebiet angeweudete Methode — in Salpeter- säure gelegt, zu der ich einige feste Stücke von chlorsaurem Kali hinzufügte. Nach einigen Tagen hatten sich die Sporangien gut aufgehellt, sodass eine mikroskopische Untersuchung möglich wurde; aber die verworrenen Linien, welche die Sjioraugien zeigten, Hessen sich nicht als Zellwände deuten; auch über das Vorhanden- sein oder Fehlen eines Annulus Hess sich leider nichts ausmachen. Nichtsdestoweniger ist es wohl praktisch, die in Rede stehende Art bis auf Weiteres zur Gattung Goppert zu stellen, weil unser Farn von den bis jetzt bekannten Sjiorangien- tragen- den Farnkräutern den Oligocarpieu, namentlich der von D. Stur (»Zur Alorphologie und Systematik der Culm- und Carbonfarne« in den Sitzungsber. der k. k. Akad. d. Wiss. in Wien, Rd. 88, 1883, p. 56 (688)) abgebildeten und neu beschrieltenen OUgocarpia Brongniarti besonders hinsicbtlich der Sori am ähulichsten ist. Das obige, dem Aluseum der Kgl. Preuss. geolog. Landes- anstalt gehörige Stück wurde von Herrn Oberltergamtsmarkscheider Kliver im MelHnschacht bei Saarbrücken gesammelt. 5. Reuaiiltia ( Splieiiopteris) iiiicrocarpa (Lesquereux) Zeiller. Taf. 44, Fig. 3 a, b. Der vorliegende Rlattrest ist dreimal Hederteilig. Die Fie- derchen letzter Ordnung sind unregelmässig - kreisförmig - läng- lich und tragen an ihrem Rande, oft das ganze Fiedercheu l)e- deckend, elliptische Eindrücke, die otfenbar von den verloren ge- gangenen Sporangien heri'ühren. An ihrer Rasis sind die Fieder- chen ßphenopteris - -MiÄg verschmälert; sie setzen in Zahl von 6 bis gegen 1 1 längliche Fiedern zusammen, die an ihrem Grunde stark eingesclmürt, fast gestielt sind. Sie Ijildeii in ziemlich lockerer und abwechselnder Stellung die Fiedern erster Ordnung des vorliegenden Restes. Das Stück gehört dem Museum der Königl. Preuss. geolo- gischen Landesanstalt und stammt von der Zeche Friedrich Ernestine im Revier an der Ridir. 26 H. PoTONiE, lieber einige Carbonfarne. 6. Rliacopteris (Sphenopteris) snbpetiolata n. sp. Die Sphenopteris oder, weun man lieber will, Rhacopteris sub- p>etiolata ist am nahesten verwandt mit der von H. R. Göppert 1852 anf S. 143 seiner Fossilen Flora des Uebergangsgebirges (Verhandl. der kaiserl. Leopold. Carolin. Akademie der Natnrf. Supplement des XIV. Bandes. Breslau und Bonn.) besclu-iebenen und Tafel XLIV Fig. 3 abgebildeten Spheno2)teris petiolata. Die Unterscbiede der beiden Arten ergel)en sich aus dem Vergleich der GöPPERT’schen und meiner Abbildung, sowie aus der folgenden Gegenüberstellung der Diagnosen. Rliacopteris snbpetiolata. Die letzten Blatt zip fei etwa Y.s Millimeter breit, sehr schmal-lineal, in eine Spitze aus- laufend. Sie setzen Fiederchen zusammen, die durchaus dichotom getheilt sind. Die erste Dicho- tomie nächst der Achse, welche die Fiederchen trägt, ist der zweiten Dichotomie meist so nahe gerückt, dass die Fieder- chen — oberflächlich gesehen — oft dreitheilig erscheinen. Je zwei der Fiederchen stehen sich an ihrer gemeinsamen Achse in der Weise gegenüber, dass das eine derselben etwas tiefer inse- rirt ist als das andere. — Die parallele Lage der beiden ab- gebildeten vollständigeren Fie- dern macht es wahrscheinlich, dass sie einer gemeinsamen — in unserem Rest allerdings nicht vorhandenen — Achse ihren Ursprung verdanken. Sphenopteris petiolata. Die letzten Blattzipfel nach der Figur Göppert’s, welche einer Fieder der Rhacop- teris snbpetiolata entspricht, etwa 1 Millimeter breit, lineal. Nach der Diagnose Göppert’s: »Sphenopteris fronde pinnata (bi-vel tripiunata?)primis strictis, rhachi plana, pinnulis petiolatis suboppositis subpatentibus bi-vel tritidis, lacinis apice subdila- tatis strictis iutegris , nervis subsimplicibus?« H. PoTONiK, lieber einige Carbonfarne. 27 F luidort der R. subpetiolnta: Fürstlicher Tiefhau hei Walden- hurg. Feg. J. Breiter. Das Stück gehört dem Museum der König;]. Pretiss. geologischen Landesanstalt. D. Stur stellt in seiner »Carhontlora der Schatzlarer-Schichten« S. 7 (Al)liandl. der kais. königl. geologischen Keichsanstalt, Bd. XI, Ahtheilung 1, Wien 1880) tind auch s(;hon fnilier in seiner AI)- handlnng »Zur Morphologie und Systematik der Cnlm- und Carhon- farne« S. 643 (11) (des LXXXVm. Bandes der Sitzungsherichte d. kais. Akad. der Wiss. I. Ahth. Jnli-IIeft. Wien 1883) die Spl^enopteris pefiolata zur Gattung Rhucopterit^', man kann dies thun, da diese Art und die Rhacopteris subpetiolata Zwischenglie- der zwischen den Gattungen Sphenoj^teris und Rhacopteris dar- stelleu, die daher zunächst ehenso gut hier wie da untergehracht werden können. Stur gieht unter dem Namen Rhacopteris raco- nicensis (1. c.) eine Art »mit zweimal fiederschnittigen Blättern« (sonst ohne Diagnose) hekaunt; ich mache darauf aufmerksam, weil die Rhacopteris stibpetiohita. — wie schon gesagt — oftenhar ehenfalls mehr als einmal gefiedert war. Das Grundgebirge des Spessarts. Von Herrn H. BÜcking in Strassbnrg i/E. (Hierzu Tafel XIV.) In einer brieflichen Mittbeilnng an Herrn Geheimrath Beyrich, welche im XXXI. Bande der Zeitsclir. d. Dentsch. geol. Ges. 1879, S. 415 etc. zum Abdruck gelangt ist, habe ich angegeben, dass aut Grund der Streich- und Fällrichtungen im krystalliuischen Gebiet des Spessarts mehrere Zonen unterschieden werden können, und zwar, von Süden nach Norden bezw. von unten nach oben, die Zone des körnig -tlaserigen Gneisses (a. a. O., S. 418), die Zone des glimmerreichen, schieferigen Gneisses (S. 419), die Zone des Quarzitschiefers (S. 420 oben), und schliesslich die Zone des körnig -tlaserigen Gneisses von Grossenhausen- Alzenau (S. 420 unten). Zugleich machte ich darauf aufmerksam, dass möglichei'- weise in Folge einer grossartigeu Faltung der letzterwähnte Gneiss demselben System angehöre, wie der ältere körnig -tlaserige Gneiss, einem System also, das seine Stelle uuter dem glimmerreichen schieferigen Gneisse eiunähme (S. 421). Es lag ursprünglich in meiner Absicht, die petrographischen Eigenthümlichkeiten dieser Zonen in den Erläuterungen zu den schon vor dem Jahre 1877 im Maassstab ’/2ö000 aufgenommenen geologischen Blättern Bieber und Langenselbold näher zu schildern. Indessen hat sich die Veröftentlichung jener Blätter aus äusseren Gründen wiederholt verzögert, und habe ich mich deshalb endlich H. Bücking, Das Grundgebirge des S|)essarts. 29 entschlossen, schon vorher eine Uebersicht über die durch meine mehrjährigen geologischen Aufnahmen im Spessart gewonnenen Ergebnisse, soweit dieselben den Bau des krystalliuischen Grund- gebirges betrefien, zu geben. Gedrängt wurde ich zu diesem Ent- schlüsse auch durch Bemerkungen von C. Cheliüs und R. Lepsius, welche offenbar meine oben erwähnte Mittheilung keiner genauen Durchsicht gewürdigt oder nicht gekannt haben, wenn sie die Be- hauptung aufwerfen, die von mir gemachten Angaben beruhten nur auf Annahmen’) und die Lagerungsverhältnisse im Spessart seien noch nicht genügend klargelegt ^). Ich hoffe, es wird Jedermann beim Durchlesen der nachfoDenden Blätter sich die Ueberzeuffuim verschaffen können, dass durch die bisherigen Untersuchungen der Bau des krystalliuischen Spessarts in allen seinen wesentlichen Theilen klar und durchsichtig geworden ist. Jedenfalls ist er ein- facher und leichter verständlich, als man dies bis jetzt von dem lie- nachbarten krystallinischen Odenwald behaupten kann, mit welchem gerade bezüglich des Grundgebirges, auch von C. Cheliüs und R. Lepsius, der Spessart so oft verglichen worden ist, in welchem aber Störuno-en von noch nicht hinläng-lich p-enau bekannter Beschaffenheit das krystallinische Gebirge in drei Theile zerlegt haben, deren ') C. Cheliüs, Neues Jalirb. für Min. 1888, II, S. 69, Mitte: »B. hält allgemein ein norcl westliches fallen der Schichten im Spessart für wahr- scheinlich, glaubt deshalb die südlicheren Gesteine für die ältesten halten zu müssen, auf die dann nördlich der Kahl folgen sollen« etc. 2) R. Lepsius, Geologie von Deutschland. 1. Bd., S. 375: »Eine genaue Auf- nahme des krystallinen Grundgebirges im Spessart fehlt noch, so dass über das relative Alter der verschiedenen Gneisse und Glimmerschiefer kaum eine Vermuthung ausgesprochen werden kann; doch glaubt Gümbel, dass die südöstlich vom Aschaffthale lagernden » Körnelgneisse« älter seien, als die nördlich dieses Thaies verbreiteten Glimmergneisse.« Gümbel ver- tritt in seiner von Lepsius citirten, übrigens nach meiner oben erwähnten Mit- theilung erschienenen Schrift (Deutsche geograpliische Blätter, Bremen, 1881, IV, S. 5 etc.) im Wesentlichen denselben Standpunkt wie ich; er macht auch a. a. 0. S. 9 ausdrücklich auf die Ergebnisse meiner Untersuchungen im Spessart aufmerksam. Wenn hiernach trotzdem Lepsius die eben erwähnte Aeusserung thun kann, so beweist das, dass er die über den Spessart vorhandene Litteratur nicht genügend beachtet hat. Auch seine Bemerkungen über das Rothliegende und den Zechstein im Main- und Kinzigthale entsprechen, wie ich bei einer anderen Gelegenheit zeigen werde, nicht ganz den thatsäehlichen Verhältnissen. 30 H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. Stellung zu einauder, weuigsteus nach den liis jetzt vorliegenden Verötientliclmngen zu schliessen, noch nicht hat ergründet werden können ^). Die folgenden Reinerkungen stützen sich wesentlich auf die Ergehnisse der geologischen Specialaufnalune des Gebietes nörd- lich von der Linie Bieber- Schöllkrippen - Mömbris - Alzenau und auf Untersuchungen, welche ich in den Jahren 1873 — 1876 während der Aufnahme des nördlichen Gebietes in dem südlich angrenzenden ausführen konnte. Weitere Beobachtungen habe ich dann den früheren hinzugefügt in den letzten Jahren, als ich die Geo'end südöstlich von AschaÖenburo- häutlo-er besuchte, um meinen Assistenten, Herrn Gollkr, welchen ich dieses Gebiet geologisch bearbeiten liess, in die Aufnahme einzuführen und zu controliren. Durch die späteren Beobachtungen und insbesondere auch durch die petrographische Untersuchung der Gesteine habe ich mich überzeugt, dass die in meiner oben erwähnten letzten Mit- theilung über den Spessart als möglich hingestellte. Faltung der krystallinischen Schiefer im grossen Maassstabe nicht vorhanden ist 2). In einem durch uugestörtes Gebiet des krystallinischen Spessarts cpier gegen das Streichen gelegten Normalprofil — als ein solches ist etwa das Profil von Besseubach über Hösbach, Schimborn, Mömbris, Bricken, bis zum Hof Trages zu betrachten (vergl. Profil 1, Taf. XIV) — lassen sich von Süden nach Norden, und, da das Einfallen der Schichten, wie ich schon früher (a. a. O. ') R. Lepsius sagt in seinem vorher citirten Werke 1889, S. 374: »Wie sie (die drei Gneissgebiete) sich in ihrem relativen Alter gegen einander verhalten, ist noch nicht bekannt.« Die von Gümbei. in seiner erwähnten letzten Mittheilung über den Spessart (1881) gemachten Angaben enthalten, insbesondere bezüglich der geogra]dnschen Verbreitung verschiedener Gesteinszonen, mehrfache Unrichtigkeiten und Unge- nauigkeiten, welche durch Aufnahme älterer Litteraturangaben ohne wiederholte Prüfung in der Natur, veranlasst sind und, soweit sie nicht schon durch meine ältere Arbeit vom Jahre 1879 ihre Erledigung gefunden haben, theils durch das Folgende, theils durch die seiner Zeit erscheinende geologische Karte ihre Be- richtigung erfahren werden. Auf die Einzelheiten hier aufmerksam zu machen, halte ich nicht für nöthig. H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. 31 S. 417 oben) lietont halte, ein vorwiegend nordwestliches ist, somit von unten nach oben, unterscheiden : I. Aelterer Gneiss des Spessarts: A. Grauitgneiss von Oberbessenbach, B. Dioritgueiss mit Augengueiss, C. Körui«:- llaserijrer Gueiss. II. Glimmerreicher schieferiger Gueiss: mit Einlagerungen von Quarzitschiefer und Iloru- blendeschiefer. III. Qu arzreicher Glimmerschiefer oder Quarzit- glimm e r s c h i e f e r. IV. Jüngster Gneiss des Spessarts: A. Ilorubleiidegneiss wechsellagernd mit Biotitgueiss, B. Biotitgueiss von Lützelhausen -Hof Trages. Wir werden diese Zonen im Folgenden etwas näher be- trachten. I. Aelterer Gneiss des Spessarts. Die an der Basis des krystallinischen Grundgebirgs im Spessart auftretenden Gesteine (Granitgneiss, Dioritgueiss und unterste Zone des körnig- flaserigen Gneisses) hat auf meine Veranlassung hin Herr E. Goller zum Gegenstand einer eingehenden Studie ge- macht. Die Ergebnisse, welche in einer zum Druck im Neuen Jahrb. f. Min., Beilageband VI bestimmten Arbeit^) niedergelegt wurden, sind im Folgenden mitberücksichtigt. A. Granitgneiss von Oberbessenbach. Als das tiefste und somit wohl als das älteste der krystallinischen Gesteine des Spessarts tritt unter der weitverlireiteten Buntsand- steiudecke südöstlich von Aschafienburg im Hintergrund des Sodeuer, Die Lampropbyrgäuge des südlichen Vorspessart. Blgb. VI, S. 485. 32 H. Bücking, Das Gninclgebirge des Spessarts. Gaill lacher und Bessenbacher Thaies, in verhältnissmässifr o-erino-er Ausdehmmg nnd deshalb in allen seinen Theilen nicht genau zn verfülgen, ein hell- bis dnnkelrothes, wesentlich ans Feldspath nnd Qnarz bestehendes, körniges Gestein hervor. Mit Kncksicht auf seine einigerinassen dentliche Schieternng iin Sodener Thal will ich es als Gneiss nnd zwar als den Gran itgne iss von Oh er- be sseuhach bezeichnen. Der vorwaltende Orthoklas nnd der Qnarz bilden ein ziem- lich feines, gleichmässig körniges Gemenge; nicht selten sind sie mikropegmatitisch mit einander verwachsen. Beide Gemengtheile z(‘io-en hänficr Drnckerscheinnugen, wie nndnlöse Anslöschunof und zerfetzte Ränder. Neben dem Orthoklas findet sich auch Mikroklin, an der gegitterten Zwillingsstreifung leicht kenntlich; seltener sind Kalknatronfeldspathe. Biotit ist mir in vereinzelten Blättchen vor- handen. Zirkon nnd Apatit werden in mikroskopisch kleinen Kry- ställchen vielfach beobachtet; liesonders reichlich aber ist Magnetit. Die Zersetznngsprodncte des letzteren verleihen dem Gestein seine röthliche Farbe. Bezeichnend für den Granitgneiss von Oberbessenbach ist die sehr gleichmässig körnige Beschaffenheit nnd das massige Aus- sehen. Es liegt desha.ll) die Annahme nahe, ihn für einen durch (f ebirofsdrnck schieferio; a;ewordenen Granit zn halten. Hierfür würde namentlich auch das Auftreten des gleichen Gesteins mitten im Gebiet des ihn überlagernden Dioritgneisses im oberen Theil des Gailbacher Thaies sprechen. B. Dioritg'iieiss. Der Dioritgneiss besitzt die weiteste Verbreitung in den Thä.lern von Soden, Gailliach nnd Bessenliach. Gegen den Granit- gneiss von Oberbessenbach ist er durch ein etwa 10 bis 20 Meter mächtiges Lager von Quarzit, welches nahe der änsserston Gabelung des Bessenliacbthales, zwischen Soden nnd Hessenthal, beobachtet werden kann, abgegrenzt. Ancb Qnarzsekretionen nnd grobe pegmatitische Ausscheidungen sind für diese Grenzregion sehr bezeichnend. H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. 33 Der Dioritgneiss ist vorwiegend grob- Ids mittel -körnig und im Ganzen von einer ziemlich gleichmässigen Beschaffenheit. Eine ausgesprochene Schieferung besitzt er nur da, wo dunkele, basische Streifen ihn durchziehen; immerhin ist dieselbe doch an vielen Orten wahrnehmbar und für Kittel bei der Wahl der Bezeich- nung »Syenit« ausschlaggebend gewesen i). Die mit blossem Auge erkennbaren Gemengtheile sind Oligoklas, Orthoklas, Quarz, Hornblende, Biotit und Titanit. Die beiden Feldspäthe, nicht selten 8 — 10 Millimeter gross, sind die vorherrschenden Gemengtheile; der farblose oder matt bläulichweisse Oligoklas überwiegt den Orthoklas, welcher zu- weilen frischer als jener und durch eine lichtfleischrothe oder milchweisse Farbe ausgezeichnet ist. Der Quarz erfüllt in Form einzelner Körnchen und mosaikartiger Haufwerke, in diesen öfter hegleitet von kleinen secundär gebildeten Albitkörnchen , die Zwischenräume zwischen den weit grösseren Feldspäthen und Spalten in denselben, gleichsam den Kitt zwischen diesen Ge- mengtheilen abgebend. Die Feldspäthe und auch der Quarz lassen zumal unter dem Mikroskop zwischen gekreuzten Nicols Biegungen, Knickunofen und Zerreissuno’en in der mannia:ta.chsten Weise er- kennen, ein Beweis dafür, dass das ganze Gestein sehr starken dynamischen Einflüssen ausgesetzt war. Hornblende und Biotit betheiligen sich in etwa gleichem Verhältniss an der Zusammensetzung des Gesteins. Sie sind beide ziemlich frisch, weisen aber vielfach Spuren mechanischer Umformung auf. In i’ingsum ausgebildeten , oft 1 Centimeter grossen Krystallen findet sich Titanit, besonders häufig in ein- zelnen Lagen, für welche er geradezu als ein wesentlicher Ge- mengtheil bezeichnet werden könnte. Recht reichlich vorhanden ist auch Magneteisen, oft mit blossem Auge erkennbar. Mikro- skopisch klein sind Apatit und Zirkon. b Kittel, Skizze der geognost. Verhältnisse der nächsten Umgegend Aschaffen- burgs, 1840. Der Dioritgneiss ist dort als »Syenit« (S. 26 — 28} beschrieben. Kittel versteht unter »Syenit« (vgl. a. a. 0. S. 40 unten) ein »regelmässig geschichtetes Gestein« und fügt hinzu: »Die Diorite verhalten sich zum Syenite, wie der Granit zum Gneisse.« Jahrbuch 1889. 3 34 H. Böckisg, Das Gruuclgebirge des Spessarts. VoD secnudären Mineralien ist Epidot sehr verbreitet. Er hat sich in gelblich-grünen körnigen und wirrstengeligen Massen vielfech aut Spalten und Rissen augesiedelt. Verschiedenheiten innerhalb des Dioritgneisses entstehen nur durch den im Ganzen unbedeutenden Wechsel des Korns und da- durch, dass der Feldspath über die basischen Geinengtheile und unter diesen bald Biotit bald Hornblende überwiegt. Mau könnte deshalb hier und da Laoten von Biotito-neiss oder Horn- blendegneiss auszuscheideu geneigt sein, würde sich aber bald überzeugen, dass eine scharfe Grenze anzugebeu unmöglich ist. Näher au dem Granitgneiss treten einzelne vollständig hornblende- freie und oft ziemlich grobkörnige Lagen auf; auch diese lassen sich nicht scharf geofeu den normalen Dioritffueiss beo-renzen. Zuweilen begegnet man, besonders in der unteren Grenzregion, auch saueren Ausscheidungen, welche hauptsächlich aus mehr oder weniger regelmässig verwachsenem Orthoklas und Quarz be- stehen, und in der Regel die Form von schmalen Linsen, Bändern und Adern besitzen. Dieselben wechsellageru hin und wieder mit dunkeleu basischen Gesteinen, die bei vorwalteuder Hornblende in der Reael etwas feinköruig-er als der normale Dioriterneiss sind. Gueisse, welche dadurch ein deutlich streifiges Aussehen erhalten, hudeu sich z. B. in der Nähe des grossen Steinbruchs am Steugerts bei Gailbach. Ferner kommen als Einlagerungen hier und da in dem Dioritgneiss eigenthümlich brecci euartig aussehende und von glatten oder nach einer Richtung gestreiften AblösTingsflächen durchsetzte Alassen vor, welche rothen, trüben Orthoklas, spärlicher wasserhellen, frischen Plagioklas, beide mit dem unbewaffneten Auge deutlich unterscheidbar, und unregelmässig begrenzte Qnarzbrocken in einer durch Brauneisen staidc gefärbten, äusserst feinkörnigen, (piarzigen Grundmasse eingebettet enthalten. Diese, offenbar durch den Gebirgsdruck stark veränderten Gesteine bezeichnen keinen o bestimmten Horizont. Ziemlich reichlich liegen sie oberhalli der Kirche von Oberbessenbach und an dem Weg von da nach Dörrmorsbach. An vielen Stellen wird der Dioritgneiss durchsetzt von Gängen H. Bückin’g , Das Grundgebirge des Spessarts. 35 und Adern eines grosskörnig ansgel)ildeten Peginatits, dessen Gehalt an Kaliglinnner grossen Scliwanknngen unterliegt. Zumal an der Grenze gegen den Granitgneiss häufen sich, wie schon oheu ano-edentet wurde, solche gaugartige Ansseheiduugen. In der Grenzzone des Dioritgueisses gegen den körnig-flaserigen Gneiss treten in Farbe und Korn inauuigfach wechselnde Gneisse auf. Besonders charakteristisch ist ein durch grosse Orthoklas- einsprenglinge ausgezeichneter Angengueiss, der fast in seiner ganzen Ansdehunng, vom westlichen Abhang des Stengerts (Grau- Irerg) bei Schweiuheim bis Strassbesseubach, schon im Jahre 1840 Kittel bekannt war^). Er bildet linsenförmige, räumlich oft sehr beschränkte Einlagernugeu, welche in der Regel in den normalen Dioritgneiss allmählich übergehen, an einzelnen Stellen aber auch scharf gegen denselben abgegreuzt erscheinen. O ö O Der Angengueiss besitzt gewöhnlich durch secnndäres Eisen- oxyd eine etwas röthliche Farbe und enthält ausser Orthoklas untergeordnet Plagioklas, dann Quarz in kleinkörnigen Hauf- werken zwischen den grösseren Feldspäthen, und Biotit, welcher in dichten schuppigen Massen die augenartig hervortretenden Feldspäthe umgiebt. Hornblende und Titanit sind im Ganzen seltener zu beobachten. Auf das Gebiet des Dioritgueisses durchaus beschränkt sind zahlreiche Eruptivgesteinsgänge, welche Goller neuerdings näher untersucht hat. Von Kittel waren die Gesteine (a. a. O., S. 29 und 30) als Grünsteiuporphyr und Granitporphyr beschrieben worden, Gümeel^) hatte sie dann mit dem Namen A schaffit bezeichnet, später wurden sie als augitführeude Graulte und Glinunerdiorite gedeutet, bis sie nun ihre Stellung bei den dioritischeu Lamprophyreu oder Kersantiteu gefunden haben. Aus der oben erwähnten Abhandlung Goller’s geht hervor, dass die Ge- steine Kersantiteu entsprechen, welche zum Theil in beträchtlicher Aleuge eigeuthümliche Pseudomorphosen enthalten, die den früher b Kittel, a. a. 0. S. 12. b Bavaria, 4. Bd., I. Abtb. 1886, S. 23; ferner in der oben angeführten Abhandlung, S. 12. 3 36 H. Bückisg, Das Grundgebirge des Spessarts. von Becke mit dem Namen Pili t belegten nnd neuerdings von Doss 2) näher beschriebenen Gebilden sehr ähnlich sind, von Goller aber nicht auf Olivin, sondern auf eine maguesiareiche Varietät von Angit bezw. Plornblende ziirückgeführt werden. Auf einzelnen Gängen ist der normale Kersantit ersetzt durch einen Camptonit, ein Gestein, welches sich durch Führung primärer Hornblende nnd Alangel an Angit (nicht aber an den Pilit-ähn- lichen Psendomorplmsen) zwar von dem Kersantit unterscheidet, aber doch auch durch Uebergänge mit demselben verbunden ist. C. Körnig’- flaseriger Giieiss. Im Hangenden des Dioritgneisses, also nördlich von demsel1)eu, dehnt sich in grosser Verbreitung die von Gümbel als »Aschaffen- burger Körnelgneiss« bezeichnete Zone aus. Sie erfüllt das Gebiet zwischen Aschaifeuburg, Schweinheim, Strassbessenbach, Keilberg, Weiler und Frohnhofen und erstreckt sich jenseits der Aschaff bis zu einer von Kleinostheim über Steinbach (hinter der Sonne), Afferbach und Wenighösbach bis nach Eichenberg gezogenen Ijiuie. Auch im Kahlgrund, zwischen Blankenbach und Grosskahl, tritt sie mit ihren oberen Lagen sattelförmig aus dem sie umgebenden hangenden Gneiss hervor^). Sie setzt sich zusammen aus körnig -flaserigen Biotitgneissen und zweiglimmerigen Gueisseu, aus mehr untergeordneten schiefe- rigen Gneissen, glimmerreichen schuppigen Gueisseu, Ilornblende- *) Tschermak’s Mitth. 1883, V, S. 163 etc. — Herr Professor Becke in Czernowitz hat nach freundlicher Durchsicht der von Goller untersuchten Dünn- schliffe sich dahin ausgesprochen, dass die von Goller als Pseudomorphosen nach Angit beschriebenen Tremolitaggregato als Pilit zu deuten und demnach die meisten der Aschaffenburger Kersantite als Pilitkersantite zu bezeichnen sind. Ebenda 1889, X, S. 51. Kittel sagt in seiner, für den Localkundigen immer noch sehr wichtigen, für den Fernerstehenden aber sehr mit Vorsicht zu benutzenden, oben erwähnten Schrift, S. 13: »Im Gailbacher Thale bildet er — (der Aschaffenburger Gneiss) — selbst das Dach des Syenits, während er im nördlichen Gebirgszuge ... die Unterlage des Glimmerschiefers wird«. Berücksichtigt man, dass der »Glimmer- schiefer« Kittkl’s dem »glimmerreichen, schieferigen Gneiss« entspricht (vergl. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 419), so wird ersichtlich, dass Kittel im Grossen und Ganzen doch eine richtige Vorstellung von dem Bau des Grund- gebirges hatte, wenn er sich auch sonst nirgends klar darüber ausgesprochen hat. H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. 37 gneissen- iiml Schiefern, Quarzfels und körnigem Kalk. Das Streichen dieser Gesteine, ist ein westsüdwestliches, das Einfallen gewöhnlich ein nordwestliches. Nur an der Strasse vom Weudel- berg nach Gailbach (Würzburger Strasse) und in dem Gebiet zwischen Haibach, Keillierg und Goldbach wird öfter ein steiles südöstliches Fallen (70 — SO^*) beoliachtet; es liegen hier vielfach kleine Faltungen und fächerartige Stellungen vor^). Die wichtigsten Gesteine dieser Zone, deren Mächtigkeit sich auf mindestens 7000 Meter bestimmt (vgl. unten), sind der graue körnig-flaserige Biotitgneiss, wie er in typischer Ausbildung am Wendelberg und Herniesbuckel aufgeschlossen ist und von da bis nach Schmerlenbach verfolgt werden kann, und der häutig etwas röthliche körnig-flaserige zweiglimmerige Gneiss, welcher für die obere Abtheilung charakteristisch, sich zwischen Gottelsberg und Frohnhofen und besonders nördlich von dem Aschatfthale in einem breiten Zuge von den Mainaschatfer Wein- bergen bis nach Eichenberg hin erstreckt, dann auch kuppelartig aus dem glimmerreichen schieferigen Gneiss im Kahlgruude zwischen Blankenbach und Grosskahl sich eidiebt. Beiden Gneissen gemein- sam ist das Zurücktreteu der Glimmerffemencftheile o'esxeuüber dem Feldspath und Quarz. Ihre Gneissstructur ist sowohl durch die parallele Anordnung der Glimmerblättcheu als durch den regel- mässigen Wechsel von vorwalteud Quarz oder Feldspath ent- haltenden Lagen bedingt; Kittel hat sie nur in dem Gneiss des Wendelberges übersehen und diesen allein als »Granit« bezeichnet (a. a. O. S. 8). Der körnig-flaserige Biotitgneiss, wie er am Wendelberg, am Hermesbuckel und bei Winzenhohl, oft in grossen woll- sackähulichen Felsblöckeu zu Tage geht, besteht hauptsächlich aus Orthoklas in unregelmässig begrenzten Körnern von 0,4 — 3 Milli- meter Durchmesser und aus Quarz, welcher, ebenfalls sehr reich- lich vorhanden, mit dem Orthoklas nicht selten lagenweise wechselt. *) In der von Kittel a. a. 0. S. 36 u. 37 gegebenen Uebersicht herrscht im Allgemeinen keine Uebereinstimmung zwisclien der angegebenen Streichrichtung und dem aus der angegebenen Fallrichtung hervorgehenden Streichen. Fast durchgängig ist das Streichen falsch und das Fallen richtig angegeben. 38 H. Bücking, Das Gniadgebirge dos Spessarts. Grössere (bis 10 Millimeter lauge) Orthoklase verleihen dem Ge- stein zuweilen ein angengueissartiges Aussehen. Plagioklas tritt im Ganzen zurück und ist meistens zersetzt. Nicht allzu reichlich, aber ziemlich gleichmässig durch das ganze Gestein vertheilt, ist der Biotit. Muskowit ist zwar spärlich, aber doch fast stets vor- handen. Da er als secundärer Gemengtheil angesehen werden kann oder muss, ist der oben gewählte Namen »Biotitgneiss« gerechtfertigt. Magueteisen in Krystallen und Körnern ist in grosser Menge im Gestein vertheilt; Titaneisen kommt nicht selten in mehrere Millimeter dicken, der Schieferung parallel verlaufen- den Lagen besonders in dem Gneiss von Haibach vor. Erwälmenswerth ist, dass am Plermesbuckel sowohl an den freistehenden Felsen als in den Steinbrüchen oft mehrere Quadrat- meter grosse, gestreifte oder geglättete Flächen, offenbar Drnck- oder Quetschtlächeu, gewöhnlich den Schieferungsflächen parallel, beobachtet werden können. Auch die mikroskopische LTntersuchung lehrt, dass dieser Gneiss starken mechanischen Finflüssen aus- gesetzt war. Sie haben eine Biegung nicht nur der Biotitblättchen sondern auch des undulös auslöschenden Orthoklases und des zwillingsgestreiften Kalknatronfeldspathes, sowie eine oft weit- gehende Zertrümmerung der fast gar nicht mehr einheitlich erschei- nenden Quarzkörner veranlasst. Auch mikrokliuartiger Feldspath wurde beobachtet, und von mikroskopisch kleinen Einschlüssen, zumal im Feldspath und Biotit, besonders Zirkon und Apatit. Am Gottelsberg, am Jägerhaus und in der Nähe von Schmerlen- bach geht der eben erwähnte Biotitgneiss durch Aufnahme von mehr Muskowit in den körnig -flaserigeii zweigliiiimerigeu Glneiss über, aber so allmählich, dass eine scharfe Trennung der beiden Gneisszonen nicht möglich ist. Der zweiglimmerige Gneiss be- sitzt im Allgemeinen ein - etwas gröberes Korn und ist durch- schnittlich reicher an Glimmer als der liegende Biotit»;ueiss. Bald enthält er Muskowit und Biotit, beide in Blättchen bis zu 5 Milli- meter Durchmesser, in gleicher Menge, wie z. B. an der Berg- mühle bei Damm, im Staedtischen Strütwald, an den Weinbergen nördlich von Mainaschaff’ und weiter östlich an der Ziegelhütte H. BüoiaNG, Das Grundgebirge des Spessarts. 39 bei Hösbach, bald waltet der Muskowlt vor oder in einzelnen auskeilenden Lagen der Biotit ’). Auch der zweigliinmerige Gneiss erhält durch einzelne grössere Feldspäthe hier und da eine Augen- gneissstructur, z. E. hei Steinhacli hinter der Sonne am Wege nach Oberafierbach. Unter den Feldspäthen ist der Orthoklas der herrschende. Er ist weiss oder roth gefärbt und bedingt zusainmen mit den Glimmergemengtheilen die Farbe der Gneisse. Plagioklas ist im Ganzen nicht häufig; nur in einzelnen Lagen hält er dem Ortho- klas das Gleichgewicht. Der Gehalt an Quarz ist im Allgemeinen ein grosser, in den aufeinanderfolgenden Lagen aber doch zuweilen grossen Schwankungen unterworfen. Besonders reich an Quarz sind gewisse Lagen an der Knie- breche , bezw. am Bommich östlich von Glattbach. In diesen bildet der Quarz äusserst feinkörnige Aggregate, welche von den kleinen Muskowitblättchen in wechselnder Menge unregelmässig durchzogen werden und sowohl die Feldspäthe als einzelne grössere Blättchen oder Nester von Biotit wie Einsprenglinge umschliessen. Die zum Theil sehr widerstandsfähigen Gesteine treten in grösseren, wollsackartig gerundeten Felsen an dem Bergabhang hervor. Un- hoher Quarzgehält verräth sich schon äusserlich, indem bei der Verwitterung der Blöcke der Quarz scharf hervorragende zackige Rijipen bildet, die um so dichter gedrängt bei einander stehen und den Felsen eine um so rauhere Oberfläche verleiheu, je reicher au Quarz die Gesteine sind. Der körnig - flaserige Gneiss, sowohl der graue Biotitgneiss als der öfter röthlich - gefärbte , zweigliinmerige Gneiss, zeigt, wenigstens gegenüber dem liegenden Dioritgneiss, eine grössere Alaunigfältigkeit, indem gleich- und feiuköruige mit grobkörnigen oder augeugueissartigeu, glimmerärmere mit glimmerreicheren Lagen wechseln. Auch Kittel ist der oft recht beträchtliche Unterschied des Korns in den aufeinanderfolgenden Lagen aufgefalleu; die fein- 9 Vergl. über die Ausbildung dieses Gneisses in dem linksinainisclien Gebiet (Abtswald bei Stockstadt) auch Chelius, Notizen aus den Aufnabmegebieten des Sommers 1888, Notizblatt d. Vereins für Erdkunde zu Darmsladt 1888, Heft Ö, S. 38. 40 H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. körnigen, bin und wieder Turmalin fülirenden Gesteine nennt er Gueisse, die gröberen bezeicbuet er als »Granitlager« (a. a. O. S. 13 n.). Letztere bilden nacb iliin mebrere »mit dem Gneisse abwechselnde Scbicbteu von 1 — 2 Fnss Mächtigkeit«, sowohl bei Ajfterbach als auch im Gueiss unterhalb Stockstadt (Abtswald) und im Glattbacber Thal. Au vielen Stellen gewinnt der Gneiss bei reichlicherem Ein- tritt von Biotit oder Mnskowit und einer dadurch bedingten dunkleren oder helleren Färbung eine mehr schieferige Strnctnr, so besonders am Jägerhaus, an der Wildscheuer zwischen Aschaffen- burg und Schmerleubach und an mehreren Stellen zwischen Schöll- krippeu und Vormwald. Seltener ist durch Streckung der Gemeng- theile, zumal der Glimmer und Feldspäthe, eine gewisse stengelige Structur hervorgerufeu, wie bei gewissen mnskowitreichen Gneissen von Hösbach. Einzelne grössere linsenförmige Einlagerungen, in welchen die basischen Gemengtheile über die saueren, Feld- spath und Quarz, derart überwiegeu, dass letztere beinahe nur noch auf dem Qnerbrnch sichtbar werden, kommen überaus häutig vor, z. B. bei Keilberg, Weiler, Schmerlenbach, Winzenhohl, Fasanerie, Schellemnühle und Jägerhaus bei Aschafienburg, an der Eisenbahn bei Hösbach etc. Kittel, welcher sie mehrfach als »Glimmerschiefer« bezeichnet, erwähnt sie aus der Gegend von Schweiuheim, vom Eltergrund, vom Wiugertsberg bei Wald- aschaff, also aus einem ziemlich tiefen Niveau, dann von dem Ostabhaug des Schmerlenbacher Waldes, und von dem Galgen- berg und der Bergmühle bei Damm, ferner ans dem »Thale der Steinbach, des llanenthals, der Glattbach und Goldbach« (a. a. O. S. 18 und 12). Letztere liegen nahe an der oberen Grenze des körnig -flaserigeu Gneisses und nähern sich in ihrem ganzen Aus- sehen lind auch in der Art der accessorischen Gemeugtheile sehr dem in der folgenden Zone herrschenden gliminerreicheu schiefe- rigen Gneiss. Mit diesen glimmerreichen Einlagerungen sind sehr gewöhnlich vergesellschaftet gröbere sauere Ausscheidungen, welche we- H. Bücking, Das Grundgebirge des S]iessarts. 41 sentlich aus fleischrotliein Orthoklas und zuweilen regelmässig eiu- gewaehseneiu Quarz bestehen, auch Muskowit, seltener Biotit in oft mehrere Centimeter grossen Schuppen und Tafeln enthalten können, also von pegm ati tar tige r Beschaffenheit sind. Diese Ausscheidungen besitzen eine ganz unregelmässige Gestalt, treten bald mehr uesterweise, liald mehr gaugartig auf, können sich verästeln und rasch an Mächtigkeit zu- oder alniehmen. Mantelartia: umschlossen werden sie nicht selten von sehr o-limmer- reichen Partien des Gesteins, in welchen der helle muskowit- ähuliche Glimmer gern über den dunkelen Biotit überwiegt. Kittel nennt diese Ausscheidungen Granit (a. a. O. S. 8). Sowohl jene glimmerreichen Einlagerungen als die zuletzt erwähnten saueren Ausscheidungen sind reich an zum Theil sehr schön ausgebildeteu accessorischeu Gern eno-thei len, auf welche Kittel ebenfalls aufmerksam gemacht hat (a. a. O. S. 19 u. 9). In den ersteren finden sich, von Magneteisen und Titaneisen ab- gesehen, besonders häufig Staurolith, Granat und Turmalin, in den letzteren Turmalin, Granat und Cyauit. Einzelne Lagen im glimmerreichen schuppigen Gneiss von Damm, z. B. an der Bergmühle und Aumühle, enthalten zoll- grosse, von sehr glatten, uiigestreiften Prismentlächeu begrenzte Turmaliukrystalle dichtgedrängt neben einander und auf den Schieferflächen grünlich - und röthlich - graue faserige Alassen von Fi br olith, während in den groben pegmatitischeu Ausschei- dungen bei Haibach und an der Anmühle über 4 Centimeter lange gut ausgelnldete Turmalinprismen und faustgrosse, aus nur wenigen Individuen zusammeuofesetzte derbe Turmaliuap:gre2:ate und im Quarz eiugewachsene hreitstengelige, zum Theil gebogene Cyauite von bläulicher Farbe Vorkommen. Aus der Sammlung des Herrn Prof. Benecke liegen mir ferner noch vor grosse Grauatkrystalle, 2 — 3 Centimeter im Durchmesser, von röthlich-brauner Farbe, welche vorherrschend 2 0 2 und nutergeordnet oo O zeigen, und in den 60-er Jahren ans dem quarzreicheu Pegmatit von Haibach ge- sammelt wurden, ln diesem finden sich auch bis 3 Centimeter breite Mnskowittafeln und bis 10 Millimeter dicke, breite Lagen von derbem Titaneisen. Ferner sind aus der ebengeuaunten Sammhuig 42 H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. ganz besonders beinerkenswertb zwei gleichfalls in den 60-er Jahren erworbene Apatit krystalle ans dem Peginatit von Sclnnerlenbach. Von diesen ist der eine, mit spiegelnden Flächen bedeckte, ringsum ansgebildete Krystall 4 Centimeter lang und nahezu 3 Ceutimeter dick, von grünlich - grauer Farbe, manchen Snarnmer Apatit- kry stallen auch in der Condjination ooP.oP.P nicht unähnlich; der andere, besser erhaltene und durchscheinende Krystall misst 15 Millimeter in der Höhe und 17 Millimeter in der Breite, hat eine hellgrnuliche Farbe und zeigt die Combinatiou go P . o P mit P und 2 P 2. Auch Sandberger hat (Neues Jahrb. f. Min. 1878, S. 842) ebenso grosse Apatitkrystalle ans den »Qnarznestern« des Gneisses der Anmühle bei Damm lieschrieben , sowie Beryll, welcher in »grösseren bündelförmig znsanimeugehänften Krystallen ooP.oP zum Theil noch frisch und von blass meergrüner Farbe, zum Theil bereits durch Zersetzung gebleicht, mit Orthoklas und schwarzem Turmalin« in den gleichen Quarzausscheiduugen vor- kommt. Grössere pegmatitische Ausscheidungen, welche entweder in Form von Linsen oder mehr oder weniger mächtigen Lagen, ge- wissen sehr (yrobköruio-en Vluskowito-neissen oder - Graniten ähn- o O ö lieh, in dem Gneiss, und zumal in dem glimmerreichen schuppigen Gneiss, eingeschaltet sind, werden augetroffen am Gottelsberg, iind in derselben Zone an der Schellenmühle, am Garteuberg und im Schmerlenbacher Wald, ferner in der Fasanerie bei Aschaffenburg und an der Bergmühle und Schwalbenmühle bei Damm. In recht ansehnlichen und behufs Feldspathgewinnung früher auf o-rössere ErstreckuiiG: aufgeschürften Gäno-en, deren Streichen bald dem des Gneisses entspricht (h. 3 — 4) bald auch quer- gei'iehtet ist (h. 7), tritt der Peginatit nördlich von der Aschaff in der Gemarkuncf von Mainaschaff' am soa;enaunteu Dahlem’s Buckel (»Afholder« der bayrischen Generalstabskarte) und in der Nähe von Glattbaeh auf, hier sowohl in dem Hohlweg hinter der Kirche (2 Gänge, von welchen der eine D/2 — 2 Meter, der andere etwa 12 — 15 Meter mächtig ist), als auch an dem wegen seiner schönen Aussicht vielfach besuchten » Grauen Stein « (»Bommich« der Generalstabskarte). Der Peginatit von letzterem Punkte (und H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. 43 vom Dahlem’s Buckel) steht an Scliönheit dem l)ekaimtcu Schrift- granit von Bodeumais in nichts nach. Ausser feiuköriiigeren Ab- arten kommen auch solche vor, bei •welchen die Feldspathindividuen über einen Fuss im Durchmesser besitzen. Muskowit, der im Pegmatit des Graiien Steins sehr reichlich vorhanden ist, fand sich i. J. 1875 in ebenfalls fussgrossen Tafeln, an welchen sehr deutlich die vom Zinnwaldit von Zinnwald so bekannte Fältelung nach 3 unter etwa 60® sich schneidenden llichtuno-en zu sehen O ist. Besonders häufig waren solche grosse Muskowitl)lätter am Sal- band des Ganges und hier so orientirt, dass die zn blumenl)lätterigen Aggregaten zusammentretenden Glimmertafeln mit ihren Spaltungs- tlächen nahezu senkrecht zum Salband standen. Ausser den pegmatitischen Ausscheidungen finden sich auch noch Quarzmassen von unregelmässiger Gestalt, theils als linsenförmige Einlagerungen theils als Spaltenausfüllungen in der Gneisszone zwischen Aschaffenburg und Glattbach, zumal am Pfaffenberg, nicht selten. Kittel erwähnt sie (a. a.^ O. S. 14) auch vom Gottelsberg, vom Büchelberg, vom Sternlierg, von der Strüt und von Kleinostheim, und giebt an, dass besonders gern Rutil in denselben eingewachsen vorkommt. Auch Einlagerungen von Quarzit bezw. sehr quarzreichem, glimmerarmem und fast feldspath- freiem Gneiss sind mehrfach beobachtet worden, so im Schmerlen- bacher Wald, am Zeughause bei Aschaffenburg, au der Kliuger- mühle bei Strassbesseubach, bei Ilaibach, am Wendelberg, ferner an der Aumühle und bei Hösbach. Ihre Mächtigkeit ist zuweilen ziendich beträchtlich. Lager von glimmerarmen Gneissen, welche früher als Grauulit oder Weissstein beschrieben wurden, sind elienfalls nicht selten. Sie finden sich, oft nur 10 Centimeter oder noch weniger mächtig, mit grauem Biotitgneiss wechsellagernd, und vergesellschaftet mit Pegmatitlinseu, nahe bei Schmerlcubacli, nach Kittel (S. 10, 14 und 32) auch an den Gartenhöfen, hinter Gold- bach und bei Gailbach, hier oft reich au kleinen Granaten. Ein derartiges Gestein von der Reisermühle bei Schweiuheim enthält 44 H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. in grosser Menge tlieilweise zersetzten Feldspath von mikropertlii- tiscliem Aussehen in einer feinkörnigen, die Feldspäthe gleichsam mit einander verkittenden Grnndmasse von Quarz und mikro- skopisch kleinen Körnern von Granat. Andere hiotitarme Gneiss- varietäten, vrie solche an der Kniebreche und am Bommich hei Glattbach Vorkommen, erhalten durch ihr gleichmässiges feines Korn ein granulitartiges Aussehen; sie sind sehr reich an Feld- spath, bisweilen mit Mikroklinstructur, enthalten Granat in runden Körnern, und in der Regel auch etwas Muskowit. Von nur geringer Verbreitung, und hauptsächlich auf die höheren Lagen des körnig- flaserigcn Gneisses beschränkt, sind Gt ne iss schiefer, welche keinen Biotit enthalten, dafür aber reich an silberweissem Muskowit sind. Ein solcher Muskowitgneiss- schiefer steht an dem We;erun 80" NNW. Gailbach, im Dorfe — nach Kittei — 7G" NNW. » , südlicher Fuss des Findbergs — nach Kittel _ 3o“ S. Oberbessenbach an der Kirche — nach Gollek 4h NW. Strassbessenbach — nach Kittel — G3" SO. Wolfszahn bei Waldinichelbach 4h 65" NW. Köi’nig- streitiger Giieiss. Grauberg bei Gailbach — nach Goller . . . 5'’ 80“ NNW. Fussberg bei Gailbach — » » ... 4h steil. Zwischen dem Fussberg bei Gailbach und der Aumühle bei Schweinheim — nach Goller 4 ''2 65" SSO. Südwestlicher Fass des Findbergs — nach Kh-i-el — 69" N. Einlagerung des körnigen Kalkes bei Gailbach — nach Kittel 65“ N. An der Gailbacher Strasse im Hangenden des körnigen Kalkes 4h 45" NW. An der Würzburger (= Gailbacher) Strasse im Hangenden des körnigen Kalkes — nach Kittel 30" N. An der Wüi-zburger Strasse im Hangenden des körnigen Kalkes am Elterwald — nach Kittel _ 50" N. An der Gailbacher Strasse im Hangenden des körnigen Kalkes im Hornblendegneiss . . . 3'’ 50-60" SO. An der Würzburger Strasse im Hangenden des körnigen Kalkes gegen Aschaffenburg — naeh Kittel 55" S. An der Gailbacher Strasse östlich von der Dimpelmühle bei Schweinheini (im Hangenden des Hornblendegueisses) 4h 45" NW. 92 H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. Streichen Fallen ]ni Elterliofgrund — nach Kittel . . . . . 41“ S. Südlich von Grünmorsbach an der unteren Grenze — nach Goller 5» 80” NNW. Grünraorsbach — nach Kittel — 43“ SO. [ Am Hirschbach, Abhang des Hamraelsberges 1 bei Strassbossenbach 4h - NW'. ] Am Hirsehbach, am Hammelshorn (Hornblende- V gneiss) — nach Kittel . — 87” N. Körnig -flaseriger Gneiss. a) Südlich von der Linie Aschaffenburg- Hösbach. Fuchsmühle bei Schweinheim — nach Kittel — 65” NO. ; Hensbach (bei Schweinheim), Hohlweg nach den \ Bischberg — nach Kittel 75“ NNW. \ Liebeles -Grube — nach Kittel — 75” NN Wh l Hensbach, Weg nach Obernau — nach Kittel — 74” N. ( Am Dörnbach, gegenüber dem Elterhof — nach ' Goller 4h 60” S. 1 Am Dörnberg, südlicher Abhang — nach Kittel ^ Wendelberg, Gipfel 4h 77—80“ SSO. ( 60-80” SO. ( bis 80” NW. ’ Dörnberg, Gipfel — nach Kittel — 80” NO. Dörnberg, nördlicher Abhang — nach Kittel . — 73“ NO. Hermesbuckel | 4h bis 4‘/2^ 80“ SO. 80” SO. bis 80“ NW. Haibach — nach Kittel — 60-65" SO. Schindkante — nach Kittel . — 67” N. Ratzelburg . 4h 70“ SO. Fischerhecken 4h -SO. Gegenspitze des Büchelberges und der Fischer- hecke — nach Kittel 49” SO. Gegenspitze des Büchelberges und der Fischer- hecke Gipfel — nach Kittel — 60” SO. Büchelberg, Kuppe — nach Kittki — 67“ N. Büchelberg, nördlicher Abhang — nach Kittel . — 72“ N. Gottelsberg, Gipfel — nach Kittei » , am Zeughause — nach Kittel . . Schellenmühle, an der Strasse nach Aschaffon- burg 20” S. ( 54” SSO. ( bis 70“ WSW. 70” SO. n. Bückinq, Das Grundgebirge des Spessarts. 93 Streichen Fallen Schellenmüble — nach Kitteu 65“ SSO. Sclimerlenbacher Wald, südlicher Aldiang — nach Kittel 70“ SW. Schmerlenbacher Wald, Jägerhaus 4h 30—40“ SO. » » , Wildscheuer nördlich voip Jägerhaus 3" 80“ SO. Schmerlenbacher Wald, Mitte — nach Kittel . — SO“ n! » » , nördlicher Abhang — nach Kittel 67“ SSW. Schmerlenbach, an der Strasse nach W inzenhohl 4" SO" SO. Winzenhohl 4h 70-80“ SO. Zwischen Keilberg und Weiler 4I1 60“ SO. b) Nördlich von der Linie Asch affen- bürg - Hösbach. Kapuzinergarten — nach Kittel — 40“ NNW. Galgenberg bei Damm — nach Kittel . . . — 77“ N. g. W. Bergmühle bei Damm 4h 90" » » » — nach Kittel .... — 75-85” NW. Oelinöhle bei Damm — nach Kittel — 75“ SO. u. 75“ NW. Schwalbenmühle bei Damm 3 ',2 -4h 75“ SO Pfaffenberg bei Damm — nach Kittel . . . — 59“ NW. » gegen Goldbach — nach Kittel — 36“ NNO. Goldbach im Dorfe — nach Kittel — 75“ NW. » am Bache — nach Kittel .... — 75“ N. g. W. Goldbachgrund gegen Oberafferbach — nach Kittel Goldbachgrund gegen Unterafferbach — nach Kittel — 1 75“ NNO. \ 59“ NNW. 85-88“ SO Glattbacher Weg — nach Kittel . . . . . — 70“ NW. » Thal — » » • — 70“NW.u.85“N.g.W. Glattbach, Weg nach Schimborn über die Knie- breche — nach Kittel 64“ NO.U.70" NW. Glattbacher Mühle — nach Kittei — 75“ NW. » » 4'* 80—90“ SO Glattbach an der Kirche — nach Kittel . . . — 72“ S. » hinter der Kirche — nach Kittel . . — 70“ NW. » nördlich vom Dorfe — nach Kittei, . — 43" NNO. 94 H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. Streichen Fallen Glattbach nördlich vom Dorfe » , über der Kniebreche — nach Kittel » » » » gegen Oberaffer- bach — nach Kittel Glattbach, über der Kniebreche am Herraan- stein — nach Kittel Steinbach hinter der Sonne — nach Kittel . . » , Steinbruch an dem Wege nach Ober- afferbach Zwischen Steinbach und Oberafferbach, am Rad Kleinostheim im Feld — nach Kiti-ei » südöstlich vom Bahnhof . . . . Stockstadt — nach Kittel » Grasbrück an der Strasse nach Seligen- stadt Mittelsailauf an der Kirche » kurz vor der Brücke Obersailauf . 2— 7-8>‘ 9>‘ 41. IOV2'' 91/2'“ 2V2" 50—60° NW. 75° NNW. 74" N. g. W. 72“ N. 84” N. 45“ NNO. 25—30“ NO. 70" NW. 70“ SO. 85“ NNW. 60“ NW. steil steil 55“ NO. 30" 0. c) Im Kahlgrund. Blankenbach Unter -Sommerkahl am Weg nach Eichenberg . Zwischen Unter- Soramerkahl und Ernstkirchen. » Unter- und Ober- Sommerkahl . . . Grube Wilhelmine bei Ober- Sommerkahl . . . Schöllkrippen, Weg nach dem Röderhof . . . )> , » » » » , Aveiter nach Osten horizontal, bis Schöllkrippen, am Nordende des Dorfes . . . » , am Fusspfad nach Westen . . . » , » » » » an der oberen Grenze Grosslaudenbach, im Steinbruch am Südwest- Ende des Dorfes Zwischen Grosslaudenbaeh und Grosskahl . . . Westlich von Grosslaudenbach an der oberen Grenze 6>> 4-5" 3—4" 7" 1—2" lV‘2-2" 1—2" H-12V2" 1" 1—3-4" 2- 3" 3- 6" 1" steil N. steil S. u. N. steil SO. 60“ S. 60“ WNW. 15-20“ WNW. 15-20“ OSO. 60" 0. steil 0. 10-20“ NW. 20-30“ NW. 20“ NNW. 10—20“ NNW. [I. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. 95 Streichen Fallen GliniiHerreiclier scliieferigev Giieiss. Kleinostlieim, am Wege nacli Hörstein, am Treppen- graben 12—1'“ 35" W. Kleinosthoiin, östlich vom Bahnhof 4-6'* 75“ SSO. Kleinostheim, in den Weinbergen nördlicli vom Bahnhof 2" 35“ NW. Oberafferbach, an der unteren Genze .... 4 — 5'' NNW. Johannesberg F‘ 20-30“ 0. » 2V'2'‘ NW. Zwischen Riickersbacli und Hohl 2'/.j'' 40“ NW. Feldkahl, Weg nach Erlenbach 7'“ S. Königshofen 1)'' S. Klein-Blankenbach 3-4'' s. Oestlich von Klein-Laudenbach 3'* 30-G0“ S. Am Kalmus bei Schöll krippen 2-3" 15—40" NW. Quarziteinlagerung zwischen Klotzenmühle und Laudenbach, am Gansberg 1" 40“ WNW. Waag bei Schöllkrippen 4" 40“ NW. Zwischen Schöllkrippen und Klotzenmühle, gegen- über Schneppenbach . • horizontal Zwischen Schöllkrippen und Klotzenmühle, weiter südlich, am Keilrain 4" 10-20“ NW. Zwischen Schöllkrippen und Klotzenmülile, weiter nördlich am Nöll 5" 10-20" SSO. Unterschneppenbach, am Hohen Berg .... 3-4" 10 und mehr NW. Gegenüber der Klotzcnmühle 3" 20 — 30“ NW. Zwischen Klotzenmühle und Unter-Western . . 4" 20" NNW. Lnter-Western, südliches Ende des Dorfes 3" 30-60" NW. » , im Dorfe 3" 30-50“ NW. » , östlich 2" 20-40" NW. Zwischen Unter -Western und Obersclmeppenbach 2 '/•_>" 35" NW. Ober-Krombach 3—5" 25-40" NNW. Zwischen Schimborn und Feldkahl 3" NW. » Mensengesäss u. Schimborn, am Schloss- graben 3V2" 65" NW. Zwischen Mömbris und Obersteinbach, Steinbruch gegenüber der Frohnhofer Mühle .... 4I. 1 1 60" NW. 9ß H. Bücking, Das Grunclgebirgo des Spessarts. Streichen Fallen Zwischen Mömbris und Obersteinbacb, Steinbruch gegenüber Strötzbach 3-4'‘ CO” NW. Zwischen Mömbris und Obersteinbach , zwdschen beiden Steinbrüchen 3— 4I' 40- 50“ NW. Quarzitschieferzug Weste i’n-Dürren - Steinbach. Heiligkreuz-Ziegelhütte zwischen Gross-Kahl und Huckelheim 4 h GO“ NW. Zwischen Unter- und Ober-Western, Steinbruch an der Strasse 2—3'' 30-45“ NW. Buchwäldchen zwischen Schneppenbach und Hof- stätten 21/3— 3i> 45-50“ NW. Dürrensteinbach 3'» 50“ NW. Glimmerreicber schieferiger Gneiss im Hangenden des Quarzitschieferzuges Western-Dürrensteinbach. Ober- Western, südlicher Theil des Dorfes . . 5'^ 30“ NNW. » , nördlicher » » » . . 211 30-40“ NW. Nördlich vom Polsterhof bei Western .... Sti N. Eichenberg westlich von Ober-Western, Höhe . l'> N. Hofstätten 3'' 40“ NW. Zwischen Hofstätten und Dürrensteinbach im Strüttgrund 3-4'> 50“ NW. Quarzitglimmerscliiefev. Hornblendeschiefer am Kirbig bei Huckelheim . 4-4 40-70“ NW. Quarzit an der Hombachmündung bei Huckelheim 4'/2'' 30-35“ NNW. Am Südende von Huckelheim am Fusspfad nach Western 4‘/2'> 20-30“ NNW. ln Huckelheim am Kapellchen 3-4I' 45 —50“ NW. » » oben an der Gelnhäuser Strasse 3" 40“ NW. Am Dörsenbach westlich von Huckelheim . . 31' NW. Quarzitlinse am Müllerstein, westlich von Fluckel- heim 5-(ii> N. Quarzit an der Haardt bei Huckelheim, Geln- häuser Strasse 3-^4'' 70“ NW. Quarzitschiefer im Steinbruch, nordwestlich von Hofstätten 3I' 40“ NW. Quarzitschiefer bei Omersbach 3" 30“ NW. H. Bücking, Das Grundgebirge des Spessarts. 97 Streichen Fallen Hornblendescliiefer bei Omersbach 31' 45" NW. Südöstlich von der oberen Teufelsmühle, süd- westlich von Omersbach 3" 80“ NW. Niedersteinbach im Kahlthal 3" 75“ NW. Hüttengesüsshof • 12'' 70—80“ W. Steiuberg bei Michelbach an der Strasse mach Hüttengesässhof 31 40-G0“ NW. Grosshemsbach am Hahnenkamm 31' 40 -.50“ NW. Waldsaum an den Weinbergen südöstlich von Hörstein 2‘‘ 80-90“ NW. Eichelgarten zwischen Al! stadt und Omersliach 2— 4'“ 50-G0“ NW. Helgefeld westlich von Albstadt, südlich von Neuses 4 h 20“ NW. Steinbruch am Kreuzberg bei Geiselbach an der Gelnhäuser Strasse 0—10 1/2'’ 40—80" NO. Geiselbach, im Lochgraben 3— 4'> NW. » , am hinteren Gleisberg 5'' 80“ NNW. » , am Rochusberg 41. 40“ NW. Horbach, Südost-Ende des Dorfes 21/2'“ NW. » , Nordost-Ende » » 3— 4i> 20“ NW. Grossenhausen, südöstlich oberhalb des Dorfes . 2— G'> 30-40“ NW. » , Steinbruch am Pfefferberg an der Strasse Gelnhausen-Huckelheim 4— 5i> 50— GO" NNW. Grossenhausen, am Träuktrog, Graben neben dem Feld 4 h 50-80" NW. Südöstlich vom Eicher Hof, Steinbruch . . . 41/2'' 30-45“ NNAV. Jüngster Gneiss. Grossenhausen, südöstlich oberhalb des Dorfes . 4I1 25-30“ NW. » , auf der Ruhe 3i> 50 -GO“ NW. » , an der Hirten wiese 3'' ! NW. » , am Birkenstück , nahe an der Strasse nach dem Eicher Hof 81' 25“ NO. Grossenhausen an der Sauerwiese 4h 80“ SO. Zwischen Grossenhausen und Lützelhausen im Lochgraben 711 30" N. Zwischen Grossenhausen und Lützelhausen , 500 Schritt weiter nördlich 4V2’> 50“ NNW. Zwischen Grossenhausen und Lützelhausen , am Gründchen 1 N. Jahrbuch 1889. 7 98 H. Bückiing, Das Grundgebirge des Spessarts. Streichen Fallen Lützelhausen, im Einschnitt der Strasse nach ( 1» 20° W. Grossenhansen ( 11" W. Lützelhausen, Zeilberg 1 9h 80° S. Bernbach, am rothen Graben 21' 41° NW. An der Birkenhainer Strasse, nördlich von Horbach 51' 30° N. Horbach, nördlich vor dem Dorf 5— 7 h 12° N. » » in » » 1 1/2— 2 h 40° WNW. Zwischen Horbach und Altenmittlau .... 2V2h 60° NW. Weinberg bei Neuses 5-7V2h 30—40° N. Albstadt, am Abtsberg 4h 30° NW. Zwischen Michelbach und Albstadt 3-4h 30° NW. Nahe bei Michelbach, nördlich von dem Dorf . 4h 40° NW. Zwischen Michelbach und Hof Trages am Gold- berg, Südostseite 3— 4h steil Zwischen Michelbach und Hof Trages am Gold- berg, Südseite im Thal fh u. 6h 60° 0. u. S. Zwischen Michelbach und Hof Trages am Gold- berg, Westseite im Thal 3 h 40° SO. Steinbruch, östlich vom Hof Trages 3h 30° NW. » , nördlich » » » im Galgen- i 7 bis 45° N. grund bei Somborn, gestaucht ..... ( 2'/2h 78° NW. Strass bürg i. E., im December 1889. Lieber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines zwiscbeii Bingen und Lalinstein und Weiteres über Tlialbildiing am Rhein, an der Saar lind Mosel. Von Herrn H. Grebe in Trier. (Hierzu Tafel XV— XVII.) Der Bericlit über Thalbildnng auf der linken Rheinseite in diesem Jalirbncbe für 1885 bat auch in weiteren Kreisen einiges Interesse gefunden nnd habe ich iin letzten Jahre nicht blos zwischen Bingen nnd Coblenz noch eingehende Studien über Thalbildnng nnternonnnen, sondern anch hei geologischen Revi- sionsarheiten an der Saar nnd Mosel auf frühere Iflnsslänfe mein Angenmerk gerichtet. Die Resnltate dieser Beohaclitnngen sollen mm im Nachstehenden mitgetheilt werden. Tertiär zwischen Bingen nnd Lalinstein. Bei der früheren flüchtig-en Beg-elmno- eines Theiles der Hoch- terrassen zn beiden Seiten des Rheines zwischen Bingen nnd Coblenz wurden über den höchsten Dilnvialterrassen hier nnd da Ablagerungen getroffen, die älter als diluvial zn sein schienen nnd wurde ich in der Vermnthnng, sie seien Tertiär, dadurch bestärkt, dass mir von einer Excnrsion im Jahre 1858 erinnerlich war, dass 4 bis 5 Kilometer östlich von St. Goarshansen in der 100 H. Grebe, Uebor Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines Nähe von Reitzenhain bei etwa 300 Meter über dem Rheine mächtige Lager von weissem und granem Thon anftreten. Es wurde nun diesen Vorkommen bei der Beffehnncc des letzten Jahres eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, nm festznstellen, ob auf der ganzen Strecke zwischen Bingen nnd Coblenz solche nachweisl^ar seien. Als ich bei der Studie über die Bilduna; des unteren Nahe- thales nnd des Rheines in der Biogener Gegend, die fast 200 Meter über demselben gelegene Fläche von Weiler nnd Waldalgesheim betrat, fand sich, dass hier vielhxch Tertiär verbreitet ist. Die DEOHEN’sche Section Sinnnern giebt zwischen Weiler nnd Wald- algesheim eine kleine Partie Dihivinm an, ebenso auch mehrere Punkte weiter westlich von dem Soonwald nnd zwischen dem Qnarzitriicken desselben. Bei näherer Besichtio-nno' hat sich er- geben, dass wohl alle dem Tertiär angehören dürften. Dasselbe dehnt sich auf dem Platean von Waldalgesheim weit ans, nörd- lich über das Forsthans Alorgenbach bis zn den Vorstufen des breiten Quarzitrückens des Bingener Waldes, südlich bis znm Büdesheimer Walde, nnd umgiebt den schmalen nnd kurzen Qnarzitriicken des Galgenbergs bei Genheim, setzt auf dem Platean von Walderixach, Warmsroth nach Daxweiler fort bis znm hohen Qnarzitriicken des Kandrich nnd auch westlich von Stromberg auf dem gleich hohen Platean auf der rechten Seite des Giildcn- bachs bis jenseits Dörmbach zwischen den Qnarzitriicken vom Weissenfels nnd der Oppeler Höhe; es scheint sich noch weiter westlich zwischen den Soonwaldsqnarzit- Rücken anf grössere Fr- sti-ecknng zn verbreiten. Diese Vorkommen von Tertiär sind an mehreren Stellen gut aufgeschlossen, namentlich durch Gruben- baue nnd in nenerer Zeit beim Niederbringen von Schächten nnd Bohrlöchern in der Nähe von Waldalgesheim, woselbst tertiärer Braunstein gewonnen wird, ln dem Schachte nordöstlich vom Orte traf man zunächst Lehm mit Qnarzitschottei' 3 bis 4 Meter mächtig, dann folgte Sand mit Kies 4 bis 5 Meter, darunter D/2 Meter Letten mit mulmigem Braunstein. Das Liegende besteht ans verwittertem devonischen Schiefer. Im Bohrloche zwischen Waldalgesheim nnd Genheim wurde angeblich von Tag zwischen Bingen und Laimstein etc. 101 her Kies und Saud, daun sandige, lettige Massen olme Braunstein in der Mächtio-keit von 20 Meter bis zum Thouschiefer durch- O snukeii. Südlich vom Galgenberg bei Geuheim ist eine grössere Sand- und Kiesgrube; das 3 Meter mächtige Lager trägt eine 2 Meter starke Decke von Lehm; in der Sohle kommen grobe Conglomerate vor. Hier, wie auch in der Kiesgrube von Rümmels- heim, 2 Kilometer in östlicher Richtung, tinden sich viele Tertiär- versteinernngen, ebensoiu dem mächtigen Conglomerate D/2 Kilo- meter südöstlich von Waldalgesheim, in dem vom Andreasbanm und an der Morgenbach, welche dem unteren Meeressande ange- hören, am häufigsten : Natica crassatina Lamk. sp. Pectunculus obovatus Lamk. Cyiherea splendida Mek. Pecten fictus Goldf. » Höninghausi Defr. Weiter westlich triflt man grosse Aufschlüsse im Tertiär durch die Tageljaue auf Brauusteiu xuid Brauneisenstein bei Seibersbach und Daxweiler. Alit dem Eisenerz daselbst erscheint ein grobes Quarzconglomerat. In gleicher Höhenlage etwa wie die Tertiär- schichten bei Waldalgesheim und westlich von da kommen auch solche rechtsrheinisch anf dem Plateau bei Aulhausen vor, die ebenfalls auf der Südseite des hohen Quarzitrückens liegen, der vom Bingener Wald nach dem Hauptquarzitrücken des Taunus fortsetzt. Auf der Nordseite dieses über 600 Meter über d. M. ansteigenden Rückens sind mir ausser den hochgelegenen Quarz- geröllen von Kleinhahnenhof, rechts des Rheines und nordöstlich von Bacharach, und denen weiter nördlich bei Sauerbei’gerhof bei Dörscheid und Bornich, welche vielleicht tertiär sind, keine Tertiärvorkommeu bekannt geworden, bis zu den 12 — 15 Kilo- meter von da entfernten Thonablagerungen der Gegend von Reitzenhain , die aber eine grössere Ausdehnung zu haben scheinen (nordöstlich vom Ober - Walmenach bei Miehlen bis 6 Meter mächtig). Gleichzeitig damit sind weisse, ganz ab- gerundete Quarzgerölle, weisser Sand und sehr feste Quarzcon- J02 H- Gkkbe, lieber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines glonierate verbreitet. Ilierhiii gehören auch ähnliche Vorkommen bei Casdorf, Nochern, Prath und Lykershausen. Auch die Ab- lagerungen von Quarzgerölleu, Sand und Thon auf den etwa 250 Meter hohen Plateaus ülier dem Rheine auf der linken Seite desselben, zwischen Urbar und Niederburg, auf den gleich hoch gelegenen Flächen von Ilolzfeld und Rheinbay, auf dem Müller- berg, südlich von Boppard, auf der Höhe westlich von Brey, daun bei Waldesch sehe ich für Tertiär an. Auf die mächtigen Ablagerungen von Thon, Sand und Kies der Hochfläche, wesilich von Boppard, zwischen Buchholz und Oppenhausen habe ich schon früher hiugewieseu. Es scheint, dass vor der Bildung des Rhein- thales eine weit ausgedehnte Decke von Tertiär vorhanden war; eine solche dürfte auch längs der Mosel weit aufwärts sich erstreckt haben; kommen doch auf Hochflächen in der Trier’schen Gegend noch stellenweise ähnliche Bildungen in grösserer oder geringerer Aus- dehnung vor. Wie au der Mosel sich thalabwärts nach dem Neuwieder Becken hin die tertiären Ablagerungen auf den Pla- teaus mehr und mehr ausdehneu, ist dies in ähnlicher Weise am Rheine abwärts vom Hauptquarzitrücken des links- und rechts- rheinischen Taunus der Fall. Wiederholten Begehungen der Plateaus zu beiden Seiten des Rheines muss es Vorbehalten bleiben, ob sich auf denselben weitere Tertiärvorkoinmeu werden uachweiseu lassen und ob solche auch innerhalb der Parallel- rücken, welche den Hauptrücken bilden, vorhanden sind, Avie zwischen den parallel verlaufenden Höhen im Bingerwalde und im Soonwald. Wenn dies der Fall ist, daun könnte mau auch an- nehmeu, dass all’ die tertiären Reste auf den Höhen zwischen Bingen und Cobleuz vor der Thalbilduug des Rheins im Zu- sammenhang waren und dass zur Tertiärzeit beide Seen, der des Neuwieder mit dem des Mainzer Beckens in Verbindung standen. Dass zu jener Zeit eine solche zwischen dem Limburger und dem Mainzer Becken bestanden hat, ist durch C. Kocii nachgewiesen worden ^). ') Beitrag zur Kenntniss der Ufer des Tertiärmeores im Mainzer Becken. zwischen Bingen und Lahnstein etc. 103 Diluviale Terrassen des Rheines zwischen Bingen und Coblenz. Von besonderem Interesse ist es, den ältesten Rheinlaiif zwischen Bingen und Coblenz zu verfolgen, lieber die ehemalige Itheingabelung bei Rüdesheim und die frühere Mündung der ISIahe in den südlichen Rheinarm habe ich in dem oben erwähnten Aufsatze ausführlich berichtet ^). Rheiuabwärts von Bingen lassen sich eine grosse Anzahl Terrassen in gleichen Niveaus liegend, und oft drei und vier über einander von 20 Meter bis zu 250 Meter über dem Thale erkennen. Meist zeigen die tieferen (jüngeren) Terrassen nur geringe, die höheren eine grössere Ausdehnung; die höchsten lehnen sich mit ihren Sand- und Kiesdecken an mehreren Stellen au tertiäre Schichten an. Wenn man den Rhein zwischen Coblenz und Bingen begeht und betrachtet diese oft kaum 300 Meter breite Schlucht mit den steilen, zuweilen senkrechten Thalwänden, die 200 — 250 Meter über den Spiegel des Flusses hinaufrageu, so ahnt man nicht, dass von den oberen Rändern der steilen Felsen sich tafelförmige Ebenen oft weit ausdehnen; dieselben sind etwa 1 — 2 Kilometer westlich und östlich vom Rheine von Höheuzügeu, nahe parallel mit ihm verlaufend, begrenzt, die die ältesten Ufer gebildet haben zur Zeit, als seine Gewässer in einem 200 — 250 Aleter höheren Niveau wie heute verliefen. Zwischen diesen Ilöhenzügen liegt das ehemalige Rheiuthal, welches eine Breite von etwa 3 Kilometer einnahm, im Vergleich dazu erscheint dem Beobachter das heutige Rheinthal nur als eine grosse Felseuschlucht. Diese Betrachtung kann man nur von einem Höhepunkt aus machen. Man besteige einmal etwa von Wellmich die 250 Meter über dem Thale befindliche Höhe am alten Schacht über dem Sachsenhauser Zechenhaus, von *) Lepsius hat in einer Anmerkung seiner Geologie von Deutschland (S. 219) Zweifel ausgesprochen über die Richtigkeit meiner Beobachtung in Bezug auf die Bildung des unteren Nahethaies, denselben aber wieder aufgegeben nach einer persönlichen Besprechung. 104 H. Gkebe, lieber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Kheines da hat mau eineu weiten Blick iu südlicher Richtung nach St. Goar hin; zunächst dehnen sich vom Standpunkt weite tafel- förmige Tei’rassen aus, die zu beiden Seiten des Rheines über St. Goar fortsetzen und nur durch das von hier ganz eng scheinende mit steilen Felswänden begrenzte Rheinthal unterbrochen sind, das e:leichsam eine tiefe Furche in den hohen und breiten Terrassen bildet; westlich nud östlich von ihnen gewahrt man recht deutlich die höher ansteigenden ehemalio;en Rheinufer. Noch auffallender und interessanter ist die Ansicht über das jetzige enge und das alte weite Rheiuthal, wenn mau seinen Standpunkt in der gleichen Höhe von 250 Meter über dem Thale an der Kapelle Langgäh, 3 Kilometer südwestlich von Rhens, am Wege nach dem Nounen- heckhof, wählt und seinen Blick in südlicher Richtung über Bop- pard hinaus richtet. Dieser allmählich ansteigende Weg führt über mehrere Terrassen; die höchste liegt 60 Meter, die folgende, mit vielem Kies und vulkanischem Sand bedeckte, 140 Meter über Rhens; daun folgt die höchste und 2 Kilometer breite Tafel, mit weissen ganz abgerundeten Quarzgeröllen bedeckt, die vielleicht schon dem Tertiär angehöreu. — Das westliche alte Rheinufer tritt, von der Kapelle aus gesehen, besonders deutlich hervor, es ist in dem Höheuzug gekennzeichnet, der sich nach dem Huns- rück hin über den breiten hohen Flächen erhebt und von der Höhe des Calmuth (westlich von Boppard) über den Müllerberg (südlich von Boppard) nach der Fleckertshölf, nach Rheinbach und Holzfeld weiter erstreckt. — In bequemer Weise gelaugt man auch von den tieferen bis zu den höchsten Rheinterrassen auf dem Wege von Filsen (unterhalb Boppard) nach Dalheim. Die erste erhebt sich ebenfalls 60 Meter über dem Thale, die zweite 140 Meter, ansteigend bis zu 160 Meter am Camper- hausenhof. Die Quarzgerölle auf der 250 — 300 Meter hohen Fläche von Plaseukopf über Dreispitz bis Steiningerhof, westlich von Dalheim und Lyckershausen hin, sehe ich für tertiär an. Auf dieser Höhe bemerkt man auch vulkanischen Sand, wie auf vielen Hochflächen und Tei’rasseu zwischen Bingen und Coblenz, oft auch Bimsstein, zumal von den Höhen westlich von Boppard, selbst westlich der Fleckertshöhe, bei mehr als 500 Meter Meereshöhe. zwischen Bingen und Lahnstein etc. 105 Südwestlich von Bacharach aufsteigend nach Winzberg, lassen sich vier Terrassen erkennen, bei 60, 80, 100 und 120 Meter über dem Rhein — 140 Meter über demselben erstreckt sich östlich von der Lurley eine grössere tafelförmige Terrasse, die nur spär- lich mit Kies bedeckt ist, weiter östlich von der Lurley und 20— 30 Meter höher ist eine zweite, nur von geringer Ausdehnung. Eine etwa 230 Meter über dem Rhein gelegene, mit Fhissgeschieben bedeckte, weite Fläche verbreitet sich von Patersberg (bei St. Goars- hausen) gegen SO. lieber derselben, in einem 20 Meter liöheren Niveau beginnen auf Hauseck, am Wege nach Rettershain, die tertiären Thone. Das Material der diluvialen Ablagerungen besteht vorherrschend aus Kies, Saud und Lehm. Bei Ijierscheid (3 Kilometer nordöst- lich von St. Goarshausen) ist bei 160 Meter über dem Rhein eine grosse Kies- und Sandgrube; in dem Saud sind nicht selten, neben Geschieben von Quarz, Buntsandstein, auch solche von Quarz- porphyr und verwittertem Melaphyr, Porphyrit und man erkennt sofort, dass diese Eruptivgesteine von der Nahe stammen. Bei dem Laufe des Rheins zwischen Bingen und Cobleuz verdient wohl noch die Thalbildunfi bei Braubach einer Erwähnung. Au der Martinskirche zeigt sich in dem schmalen Rücken, der von der Marxburg in SO. nach der Höhe »Neuweg« verläuft, eine tiefe Eiuseukung, die sofort beim Vorübergeheu auffällt und die 30— 35 Meter über dem Rhein liegt. Nordwestlich davon be- findet sich in etwa 10 Meter höherem Niveau eine kleine mit Kies bedeckte Terrasse und eine solche auch in gleichem Niveau auf der NO. -Seite der Marxburg. Hier ist noch eine 10 Meter höhere kleine Terrasse, der in der Höhenlage eine andere auf der rechten Seite des Grossen Bachs entspricht. Dieselben dürften einem früheren Rheiulaufe zuzuschreibeu sein und mag sich der Rhein ehemals gleich oberhalb Braubach gegabelt und der östliche Aian die Marxburg umspült haben ; damals ist der Grosse Bach an der Martinsmühle und Zollbach in der Nähe der Hammermühle in denselben verlaufen. Nachdem er zurückgetreteu und die Erosion des Rheins weiter vorgeschritten, haben auch beide Bäche ihr Bett vertieft. Beide zeigen enge Schluchten, die aber bei 30 Meter 106 H. Ghebp:, TJeber Tertiär -Vorkümmen zu beiden Seiten des Rheines über der Thalsohle besonders beim Grossen Bach in der Nähe der Martinsiniihle sich merklich erweitern. Auf dem beigegebenen Uebersichtskärtchen ist der ehemalige Rheinarm durch eine ge- Fig. 1. strichelte Linie anwedeutet und die Dilnvialterrassen durch Kreuz- O Schraftür. Die liheingabelnng bei Braubach ist das dritte Beispiel einer ehemaligen Flnsstheilnng vom Rheingan ab, die bei Rüdesheini und bei Salzig sind früher näher beschrieben worden. Thalbildiiiig- der Saar. Eine ehemalige Bifurcation, die verdient, eingehend erörtert zu werden, wurde au der oberen Saar beobachtet. In meinem ersten Aufsätze über Thalbilduug und in den Erläuterungen zu Blatt Saarburg ist angeführt, dass ihr unterer Lauf in der jüngeren zwischen Bingen und Lalinstcin etc. 107 Diluvialzeit zwischen Saarburg und Conz ein ganz anderer war wie heute. Bei Excursionen au der oberen Saar, in der Saar- brücker Gegend, konnte die Wahrnehmung gemacht werden, dass auch in der älteren Diluvialzeit grosse Abweichungen vom heutigen Saarlauf bestanden, auf die man aber erst aid'merksam wird nach längeren Studien über Thalbilduug, nach wiederholter Begehung einer Gegend und im Besitze guter Karten, wie die neuesten Generalstabsaid'nahmen. Oberhalb Saarbrücken in der Gegend von St. Arnual fand zur Zeit, als die Saar iu einem ca. 40 Meter höheren Niveau verlief, eine Theilung derselben statt. Wenn mau seine Schritte von Saarbrücken nach den Spicherer Höhen lenkt und auf die Höhe des alten Plxercierplatzes gelangt, so fällt eine grosse Thalmulde auf, die zwischen dieser Höhe und den Spicherer Bergen liegt , sie ist über 1 Kilometer breit , dehnt sich östlich nach St. Arnual, westlich nach Forbach hin aus. Beim Ueberblicken derselben lässt sich vermutheu, dass in dieser Niederung ehemals ein grösserer Wasserlauf bestanden habe. Begeht mau dieselbe, so finden sich auch diluviale Ablagerungen und man wird in seiner Vermuthung bestärkt. Die WEiss’schen Blätter Saarbrücken und Dudweiler geben zwischen dem Galgen- berg (südlich vom alten Exercierplatz) und den Spicherer Höhen, dann iu der Nähe von Ehrenthal und westlich von St. Arnual Diluvium an. Dass die Diluvial -Tei’rassen westlich von diesem Dorfe einem früheren Saarlaufe angehören, ist ofiPenbar und man könnte glauben, dass der Fluss ehemals zwischen dem St. Arnualer Stiftswald und dem Wiuterberg nur einen nach W. gerichteten Bogen gemacht habe. Verfolgt mau indess die von St. Arnual gen W . fortsetzeude Eiusenkuug nach der Goldneu Brenim hin, so findet sich diluvialer Kies zwar in geringerer Verbreitung als auf den vorerwähnten Terrassen von Arnual, al)er überall auf den Feldern sind vereinzelte Geschiebe und Sand, der aber auch als Verwitterungsproduct des Buntsaudsteius von den Höhen zu beiden Seiten der Gebirgssenke herabgeführt sein könnte. Die diluvialen Geschiebe nehmen indess weiter westlich aid’ den Terrassen der Folster Höhe und im Stieringer Waldstück au Menge zu über die lothringsche Grenze hinaus. Auch die Niederung setzt iu 108 H. Grebe, Ueber Tertiär -Vorkommen za beiden Seiten des Rheines der Richtung nach Forbach und weiter fort auf der südlichen Seite von dem steil abfallenden ITöhenzuge' begrenzt, der sich vom Arnualer Stiftswalde über die Spicberer Höben, den Forbacber- nnd Kreuzberg, Kleinwald, Fabrberg, Ilerapel nach dem Mors- bacber Walde erstreckt. Wie die Terrainbildung und die Verbreitung diluvialer Ab- lagerungen westlich von Arnual über Forbach hinaus auf einen früheren Fluss binweist, so kann auch bei genauer Betrachtung der Berge und Thäler östlich von Arnual, sowie aus der Ver- breitung diluvialer Vorkommen auf einen alten Wasserlauf ge- schlossen werden, der den kegelförmig gestalteten Plalberg um- spülte. Schon die Breite des Thaies zwischen der Haibergerhütte und der Scbaafbrücke, in dem gegenwärtig der kleine Scheidter- bacb verläuft, zumal aber die auffallende Weite des Thaies zwischen dem Haiberg und dem Kaninebenberg, das kein Bach durchzieht, lassen vermuthen, dass ehemals zwischen diesen Bergen ehedem ein grösserer Wasserlauf sich durchzog. Die mit diluvialem Kies bedeckten kleinen Terrassen zu beiden Seiten des Sebeidter- baches entsprechen in ihren Höhenlagen den Terrassen westlich von Arnual. Und es ist mehr wie wahrscheinlich, dass in der älteren Dilnvialzeit zwischen Arnual und Güdingen eine Gabelung der Saar statt hatte; der eine und wohl breiteste Arm ging von Arnual in westlicher Richtung über Forbach — der andere über Brebach, zwischen dem Haiberg und der Höhe östlich vom Hal- berger Weiher in der Richtung nach der Scbaafbrücke, wo er den Scheidterbach nnd den Grunffach aufnahm, er machte hier einen scharfen Bogen und setzte seinen Lauf zwischen dem Hai- berg und Kaninchenberg in westlicher Richtung weiter fort. In jener Zeit war der Haiberg mit dem Winterberg im Zusammen- hang. Die Barriere, welche beide Höhen verband, verschmälerte sich mehr und mehr und wurde schliesslich durchbrochen. Die Wenwaschuns: dieser Barriere zu erklären, könnte in der Weise geschehen, dass man annähme, die ehemalige Theilung des Flusses habe südlich vom Haiberg stattgefunden. Von hier aus machte der westliche Arm auf der Südseite der Barriere allmählich einen grösseren nördlichen Bogen, wodurch eine stetige weitere Ab- zwischen Bingen und Lahnstein etc. 109 spülimg derselben erfolgte. Eia gleiches Erodiren wird auf der Nordseite der Barriere bei dem zweiten Saararm stattgefnuden haben, indem dei’selbe nach Umspülung des Haibergs in einem südlichen, sich mehr und mehr erweiternden Bogen an der Barriere biufloss, die schliesslich sich so verschmälerte, dass wiederholte Ilochfluthen der Saar, welche sich von S. her nach N. fortwälzteu, dieselbe durchbrachen. Von diesem Zeitpunkte an und bei dem weiteren ICinschneiden der Saar sind die Gewässer derselben dem geraden Weg nach NW., der in der Barriere gebahnt war, be- sonders bei höheren Wasserständeu, gefolgt. Die Gewässer ans dem westlichen und nordöstlichen Arm traten allmählich zurück, der Durchbruch der Barriere erweiterte sich mehr und mehr und es entstand mit der Zeit das jetzt über 1 Kilometer (zwischen dem Ilalherg und Wiuterherg) breite Thal. Nachdem der Durchbruch der Saar durcli die Barriere unter- hall) Arnual erfolgt war und der westliche Arm znrücktrat, fand zwischen dem Wiuterherg und Halherg ein tieferes Eiuschneiden des von da ab alleinigen Saarlanfes statt und bildeten fiir lange Zeit die etwa 210 Meter über dem Meere oder 14—20 Meter über der Saar gelegene und mit Kies bedeckte Terrasse von Bre- l)ach, die östlich und nördlich von St. Johann das Saarhett. Die breite gleich hohe Fläche des Saarbrücker Bahnhofs ist wohl grössteutheils bei Erweiterung desselben auf künstlichem Wege entstanden, aber eine kleine Terrasse war schon vor dem Babn- ban vorhanden; sie findet westlich ihre Fortsetzung in der mit einem mächtigen Kieslager bedeckten Terrasse von Malstadt, in der am Bahnhof Bürbach und längs der Bahn bis Louiseuthal. Der Anlass zur Flnsstheilung oberhalb Saarbrückens möchte wohl darin zu suchen sein, dass die frühere Saar in der Nähe von Güdingen , wo sie in Schichten des Bnntsandsteius eintrat, ein durch grosse Gebirgsrisse sehr gestörtes Terrain erreichte; der östliche Arm verlief nach dem durch zwei Klüfte um 70 — 80 Meter eingesunkenen Gebirgstheil bei der Schaafbrücke, von da in NW. auf 1 V-2 Kilometer in der Vorgefundenen graben- förmigen Vertiefung, der westliche wandte sich in dem um 50 l)is GO Meter eingesunkenen Terrain westlich von St. Arnual nach der ]]0 H. Grebe, lieber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Eheines goldenen Breinin, über Forbach hinaus immer in eingesunkenen Schichten, wie die Uebersichtskarte von Gr. Meyer zeigt ^). Dass Gebirgsstöruugen nicht selten, wenn auch nur streckenweise, den Lauf der Flüsse bestimmen, wurde schon früher bei der Mosel und in neuester Zeit au der Sauer beobachtet. Beigefügte Karte (Tafel XVII im Maassstabe 1 : 30000) bietet eine nähere Orientirung über diese ehemalige Saargabelung ober- halb Saarbrücken, auf der auch die gedachte Barriere und der Lauf der beiden Saararme angedeutet ist ^). Es ist gewiss von Interesse, nun auch den weiteren Vei’lauf beider Arme der Saar zur Zeit ihrer Gabelung oberhalb Saar- brücken zu verfolgen; ihre Wiedervereinigung, nehme ich an, hat ca. 40 Kilometer thalabwärts gleich unterhalb Saarlouis stattge- funden und folgere dies aus folgenden Beobachtungen. Beim Be- gehen der Gegend zwischen Saarlouis und Saarbrücken, zumal von Ilöheupunkten auf der rechten Seite der Saar, fällt in west- licher Richtung sofort ein steil gegen O. nach dem Saarthale hin abfallender Höhenzug ins Auge, der mit dem Limberg bei Wallerfangen beginnt und sich von da auf ‘2 — 3 Kilometer zxi- nächst nach W. erstreckt, dann aber nach S. umlnegt und etwa parallel mit der Saar über Felsberg und Berus nach Bisten verläuft. Derselbe macht so recht den Eindruck als den ehemaligen Rand eines grösseren Flusses und bildet den Abfall der Hoch- fläche, der Saargau genannt, zwischen Geislingen und Felsberg nach Osten hin. Zwischen demselben und dem heutigen Saarthal dehnt sich eine ca. 230 Meter über dem Meere oder 40 Meter über b lieber die Lagerungsverhältnisse der Trias am Südrande des Saarbrücker Steinkoblengebirges. b In ähnlicher Weise, nur in kleineren Verhältnissen hat eine allmähliche Wegwaschung einer früheren Barriere beim Sauerlaufe, da wo jetzt Echternach liegt, stattgefunden, wie in dem Aufsatz über Thalbildung im Jahrbuch pro 1885, S. 145 gezeigt worden ist. — Der hakenförmige Bogen , den die Sauer zwisclien Ealingen und Wintersdorf macht, kann nur den mächtigen Klüften zugesehrieben werden , die zwischen beiden Dörfern durchsetzen. Die Höhe »Held oder Lay« östlich von Ealingen, liegt zwischen zwei grossen Verwerfungen und ist ein um etwa 5ü Meter gesunkener Gebirgstheil. Zur Zeit, als die Sauer in einem 30 Meter zwischen Bingen und Lahnstein etc. 111 der Saar gelegene Fläche aus, die schon von Weitem als eine Hochterrasse erscheint. Man findet auf ihr an manchen Stellen, besonders westlich von Lisdorf viele Plussgeschiebe und liegt die- höheren Niveau iloss, muss auch hier eine Gabelung derselben statt gefunden haben. Darauf deutet die Gebirgssenke südlich vom Bahnhof Rosport, in der Flussgeschiebe liegen , hin. Es ragte damals die Held als Insel zwischen beiden Fig. 2. Armen hervor. lieber die Schwelle südlich von Rosport ging der südliche Lauf des Flusses, der bogenförmige über Ralingen ; in den gesunkenen Gebirgsschichten vertiefte er sich in denselben leichter, so dass er sich zum alleinigen und zum Hauptlauf mit der Zeit entwickelte. 112 H. Gkebe, lieber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines selbe in gleichem Niveau, wie die diluvialen Vorkommen westlich von St. Arnual nach Forbach hin. Das Dorf Bisten liegt am südöst- lichen Fusse des vorerwähnten Höhenzuges, an denselben lehnt sich südlich und östlich von Bisten eine anso-edehnte Niedernug in Form eines Beckens, das den Eindruck eines ehemaligen kleinen Sees macht, lieber seine Entstehung soll weiter unten Näheres angeführt werden. Von Bisten aus verläuft mit gleich steilem Abfall der Hölienzno; auf 4 Kilometer in westlicher Richtung: über Merten hin, biegt dann nochmals nach S. um und ist an den Höhen, westlich der Bist, die mit dem Grossen Zoll bei Falk be- ginnen lind im Hufwald westlich von Kreuzwald über Varsberg und westlich von Porcelette fortsetzen, wieder zu erkennen. In der Nähe von Porcelette macht der Ilöhenzug im St. Avolder Walde einen südwestlichen Bogen und verläuft über Ob. Homburg, Beniug:en- Merlenbach und Morsbach. Die Wendung: des alten Saararmes vom St. Avolder Walde ans in nördlicher Richtnug dürfte Gebirgssenki;ngen zuzuschreibeu sein, die in der Wasser- scheide zwischen den Nied- und Saarzuflüssen Vorkommen. Der ehemalige westliche Saararm durchzog die Niederung, die sich östlich und nördlich der eben genannten Berge und Orte ansdehnt. In derselben kommen an vielen Stellen mit Flnssge- schieben bedeckte Terrassen vor, die in gleichem Niveau wie die zwischen den Spicherer Höhen und dem Winterberg, sowie die westlich von Arnual liegen. Mau trifit aber auch an manchen Punkten Kiesterrassen, besonders in der Nähe von Porcelette, in höherem Niveau an, also ältere Bette des alten westlichen Saar- laufes. Früher wird die Bist zwischen Varsberg und Kreuzwald, der Grosse Bach bei Merten in denselben gefallen sein. Von Krenzwald ans geht die Bist in nördlicher und gleicher Richtung wie der ehemalige Saararm. Bei Bisten wird schon damals in dem weichen und leicht zerstörbaren Vogeseusandstein eine grosse Thalweite bestanden haben, die sich etwa bis Friedrichweiler ans- dehute. Erst nachdem der westliche Saararm zurückgetreten war, haben sich die von Merten und Kreuzwald kommenden Gewässer in der Thalweite von Bisten angesammelt und einen kleinen See gebildet, ans dem sich später ein Abfluss, der untere Bistlauf, zwischen Bingen und Lahnstein etc. 113 über Difierteii nach der heutigen Saar entwickelte, und es wurde bei dem weiteren Einscbueiden desselben der See nach und nach entwässert. Noch bis in die neuere Zeit muss in der Thalweite von Bisten eine grössere Wasseransammlung, nach den ausge- dehnten Torfvorkommen zu scbliessen, bestanden haben. Ist die- selbe doch jetzt noch sehr wasserreich und sumpfig. Der zweite Saararm (vergl. Taf. XVII) floss nach Umspülung des Ilalberges in nordwestlicher Bichtung weiter, etwa in gleicher Ivichtung wie die heutige Saar. Es lässt sich aimehmeu, dass nordwestlich der Schaafbrücke eine nochmalige Gabelung dieses Armes statt hatte, und dass der Kaninchenberg zwischen dieser Gabelung hervorragte. Einmal deutet die Alnnndung dieses Berges auf seiner nördlichen Seite darauf hin, dann auch die Ablagerung diluvialer Geschiebe auf der hier befindlichen, kleinen Fläche, gleichfalls in 230 Meter Meereshöhe, wie die Terrassen westlich von Arnual und die östlich vom Ilalberg. Auch die 230 Aleter hohe mit Kies bedeckte, kleine Terrasse unterhall) Eschberg, über welche die Strasse nach Saarbrücken führt, dürfte diesem Laufe angehören. Die Terrasse in gleicher Höhenlage 1 — U/2 Kilometer östlich und nordöstlich von St. Johann, des Vorlandes des St. Johauner Stadtwaldes, ist das Bett des nördlichen bezw. nord- westlichen Saararmes gewesen, ebenso die gleich hoch gelegene Fläche nördlich von Saarbrücken nach dem Neuen Ilotheuhof hin, sowie die nördlich von Malstadt und von Burbach. Weiter ab- wärts waren die gleich hohen Flächen zu beiden Seiten der Saar, westlich von Burbach, südwestlich von Louisenthal, dann bei Fenne, Völklingen, Buss bis Saarlouis hin das ehemalige Bett dieses Saararmes. Derselbe hat sicherlich seinen Lauf auch in horizontaler Richtung vielfach geändert, so dass er zwischen Bur- bach und Saarlouis theils nördlich, theils südlich der jetzigen Saar ging. Die Breite des Saarthaies hier dürfte zur altdiluvialen Zeit etwa auf 4 — 5 Kilometer zu schätzen sein. Von grosser Aus- dehnung ist die 230 Meter über dem Meere gelegene, mit Kies und Lehm bedeckte Terrasse von Scbaffhausen. Auf der Süd- seite derselben steigt das Terrain merklich an und erreicht am Hohen Berg 284 Vleter Meeresla'ihe. Das rasche Ansteigen des Jahrbuch 1S89. s 114 H. Grebe, Ucber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines Terrains fällt gleich beim Begehen der Fläche auf und dürfte hier der südliche Uferrand des alten Saarlanfes zn suchen sein, der am Weiher Berg und Rothen Berg in nordwestlicher Richtung und jenseits der Bist am Buch-Holz bei Wadgassen fortsetzt. Die beiden Saararme umgaben eine grosse Insel, eine Gebirgs- partie, die sich von Arnual bis Wallerfaugen auf eine Länge, wie olien angeführt, von ca. 40 Kilometern und in der grössten Breite auf 15 Kilometer vom St. Avolder Wald bis Wadgasseu ausdehnte. Die höchsten Punkte derselben sind der Hofberg bei Friedrichweiler (235 Meter), die Halbe Welt bei Ludweiler (260 Meter), der Hohe Berg bei Schaffhausen (284 Meter). Sie wurde von der jüngeren Diluvial- bis zur Alluvialzeit vielfach durch quer- vcrlaufende Gewässer, wie die Rossel, der Lauterbach, der Wer- belenerbach, die Bist und eine Reihe kleinerer Bäche durch- schnitten. Eine zweite Flusstheilnng hei der Saar wird wohl auch ehe- dem, vergl. Taf. XVI, etwa 5 Kilometer unterhalb Wallerfangeu be- standen haben, innthmaasslich in derselben Zeitperiode, als die grosso Gabelung zwischen Arnual und Wallerfangen bestand. Wenn mau auf dem Woge von Dillingen nach Beckingen seinen Blick westwärts wendet, so gewahrt mau eine fast 1 Kilometer breite Einbuchtung zwischen der Siersburg und dem Galgenberg. Die 230 Meter über dem Meere gelegene Fläche zwischen beiden Bergen ist mit Flussgeschieben bedeckt. In gleicher Höhe ruht 2 — 3 Kilometer weiter westlich im Eichertswald bei Büren wieder eine Kiesdecke und dann nach Gross-Hemmersdorf hin eine dritte. Auch die kleine Kiesterrasse westlich von Siers- dorf und die auf der linken und rechten Seite der Nied unter- halb Eimersdorf liegen in demselben Niveau. Es könnten die di- luvialen Absätze auf diesen Terrassen auch von der Nied her- rühren, dann müsste man annehmen, dass diese sich ehemals unter- halb Gross-Hemmersdorf gegabelt habe und der eine Arm fiber Büren und von da zwischen der Siersburg und dem Galgenberg, der andere in der Richtung der heutigen Nied von Siersdorf über Eimersdorf nach der Saar verlaufen sei. Viel wahrscheinlicher und natürlicher dürfte es sein, schon wegen der Breite der er- zwischen BinMn und Lahnstein etc. 115 wälmten Gebirgsseiike, die auf einen grösseren Fluss scbliessen lässt, dass die Saar in der Nähe von Pachten sich nochmals gabelte, der östliche Arm in der Richtung des jetzigen Saai’thals und der andere (westliche) zwischen dem Galgeuberg und der Siersburg ging, in der eingesunkenen Gebirgspartie von Siers- dorf einen Bogen nach Norden machte, und dass sieh beide Arme unterhall) Rehlingen bei Beckingen wieder vereinigten. Damals wird die Nied nahe unterhalb Gross-IIenimersdorf in den westliche)! Saararm gemündet sein, wohl da, wo sie in fast rechtem Winkel von S. nach O. umbiegt; später hat sie, nachdem der westliche Arm der Saar zurücktiat, d;is von demselben vorgebildete Thal zu weiterem Laufe benutzt und ihren Weg über Eimersdor-f foi’t- gesetzt. Ein sehr alter Saarlauf lässt sich in der Gegend von Mei’zig ei'kennen. Blickt inaii von einem höhei’en Standpunkt in der Nähe dieser Stadt gen W., so nimmt man wahi-, dass die 5 — 10 Kilo- meter entfernten höchsten Berge in einem nach W. gerichteten, halbkreisf()rmigeu Bogen von der Saar aus verlaufen. Am Fusse dieses Höhenzuges, der einen auffallend steilen Abfall gegen das nach N. und NO. etwa 100 Meter ülier der Saar liegende Vor- land zeigt, während das westliche Plateau nahe 200 Meter über derselben sich belindet, sind die Orte Büdingen, Welliugen, Wehingen und Tünsdorf gelegen. Macht schon der steile Ab- hang des südlich und westlich von diesen Dörfern verlaufenden Ilöhenzuges den Eindruck eines sehr alten Flussufen-andes, so lieo-en überdies auf den terrassenformiscen Flächen nördlich und östlich derselben an vielen Stellen, wenn auch späidich, Fluss- geschiebe; sie sind sicherlich ehemals in grösserer Menge hier vorhanden gewesen, später fortgespült, und durch die vom Höhen- zuge der Saar zufallenden, vielen Bäche weggeführt worden. Daher ist auzimehmen, dass die Saar, zur Zeit als sie noch in einem etwa 100 Meter höheren Niveau veidief, ihren Weg von Merzig zunächst westlich längs des erwähnten PIöhenzTiges nahm und in der Gegend von Wellingen nach NW. umbog bis Tünsdorf, wo sie den Quarzitrücken Schwarzbruch, den südwestlichen Ausläufer des linksi'heinischen Taunus -Quai'zit, erreichte. Von hier aus 116 H. Grebe, lieber Tertiär -Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines verlief die alte Saar in östlicher llichtuug über die Fläche von Nohn. Damals wird auch die 100 Meter über dem Thale ffe- legene Fläche zwischen Ponten und Mettlach, auf welcher eben- falls Flnssgeschiebe Vorkommen, das Saarbett und nachweisbar das älteste gewesen sein. In gleicher Höhe liegen auch die Kies- vorkommen auf den Flächen oberhalb Saarhölzl^ach zu beiden Seiten der Saar. Grosse Aenderungen im Fhisslanfe, von der älteren Diluvial- bis zur Alluvial- Zeit, lassen sich auch au der unteren Saar, zwischen Saarburg und der Mosel, nachweisen. Die breiten Thal- böden, welche ringförmig in westlichen und östlichen Bogen von der Saar sich hier abziehen, sind fridier in den Erläuterungen zu Blatt Saarl)urg (1880) und in dem Jahrbuche für 1885 näher be- schrieben worden, lieber den fast kreisförmigen grossen Thal- bogen, südöstlich von Conz folgt imteu M^eiteres. Neuerdings wurde noch beobachtet, dass in der älteren Di- luvialzeit ein Arm der Saar von Ayll aus in der Richtung über Tawern und von da in dui'ch Gebirgsstörungen eingesunkenem Terrain seinen Lauf gehabt haben dürfte, und dass der untere Albach, der gleich oberhalb Wasserliesch in die Mosel fällt, in einem von diesem Saararm vorgebihleteu Thale von Tawern aus verläuft. Das zwischen diesem Orte und der Alosel ganz enge Albachthal zeigt bei 50 — 60 Meter über dem Bachbett eine grosse Breite von ca. 1 Kilometer, und man findet unterhalb Tawern auf der an der Westseite des Rosenberg sowie gegenüber bei Fellerich an den Ilöhenzug mit steilem östlichen Abfixlleu sich anlehuendeu Fläche viele Flussgeschiebe, die sich auf gleich hohen Terrassen weiter nach der Mosel ebenfalls zeigem Diese obere bedeutende Thalweite kann nur von einem grösseren Flusse herrühren und nicht von den beiden kleinen Wasserlänfen des Greulbachs und des Mannebachs (Thalbachs) die nach der Vereinigung bei Tawern den Albach bilden. Beide haben nur einen kurzen Lauf von 3 und 5 Kilometer in engen Thalschluchten und in nordöstlicher Richtung bis Taweiai, von da wendet sich der Albach in NW., in gleicher Richtung wie der mnthmaassliche frühere Saararm von Ayll her. zwischen Bingen und Lahnstein etc. 117 Der Verlauf desselben ist schon in der Terrainbilduug zu er- kennen, einmal an der Einbuchtung im Hardtwald am besten von der N. -Seite her, etwa von der Höhe Lück bei Tawern. Diese Einbuchtung liegt 225 Meter über d. M., die Saar bei Hamm 130 Meter, es hat also, seitdem der westliche Saararm zurück- betreten, ein weiteres Einschneiden des Flusses um 95 Meter statt- gefunden. Die Gegend der unteren Saar bedarf in Bezug auf Thal- bildnng die eingehendsten und langjährigen Studien; dabei kommen dem Beobachter die Neuaufnahmen des Generalstaljes, welche die Terrainverhältuisse ungemein genauer zur Darstellung bringen als die früheren, zu Statten. Ausser dem a. a. O. bereits und dem vorher beschriebenen alten Lauf der unteren Saar muss auch ehemals ein solcher in der 60 Meter über dem Thale gelegenen und mit Flussgeschiebeu bedeckten Gebirgssenke, südlich von Conz, durch die der Weg von da nach Wiltingen führt, bestanden haben; eine 40 Meter hoch liegende muldenförmige Einbuchtung, südlich von Hamm, deutet ebenfalls auf einen ehemaligen Fluss- lauf hin. Ferner ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass die Strecke der unteren Saar zwischen Wiltingen und Conz zur Zeit der Entstehung des Thaies der Mosel von dieser vorgebildet worden ist, dass ein Ann der Saar bei Wiltingen in die Mosel mündete und ein zweiter bei Oberemmel, nach der ca. 100 Meter über dem Thal beLgenen Einbuchtunb auf der SO. -Seite des Scharzl)erbs zu schliesseu. Auf dem hier heigefügten Plaue (Taf XVJ) bemerkt man, dass der breite Thalbodeu östlich von Wiltingen bei NW.- Richtung in einen spitzen Winkel von ca. 60*^ nach dem Saar- thal hin sich ötinet. Derselbe wird wohl uiclit von einem Saar- laufe, wie früher angenommen wurde, heiTiUireu. Es wäre immer- hin denkbar, dass der Fluss auch südlich und östlich von Wil- tingen seinen Lauf gehabt und die 20 und 40 Aleter hohen Diluvialterrasseu sein ehemaliges Bett luldeteu, und dass das Eiu- schueiden des Oberemmeler Baches, der bei Wiltingen mündet, die weitere Vertiefung 'des alten Thalbodeus bewirkt habe. Viel wahrscheinlicher will es mir nach neueren Beobachtungen Vor- kommen, dass ein von NW. gekommener grosser Wasserlauf hier 118 H. Grede, TJeber Tertiär-Voi'koimuen zu beiden Seiten des Rheines eroclirt hat. Dafür sprecbeu die auf Hochterrassen südlich vou Coiniuliugen liegenden Flussgeschiebe, die bis 170 Meter über das Thal hiuaufreicheu , in welcher Höhe beim Saarlaufe solche nicht wahrnehmbar sind, wohl aber vielfach zu beiden Seiten der Mosel und dann die auffallend grosse Thalweite des Thalbodens von Wiltingen über Oberemmel, Crettnach nach Couz. Es dürfte die Entstehung desselben der Mosel zuzuschreiben sein. Dieselbe ver- läuft, soweit sie Grenzfluss zwischen preussischem und luxem- burgischem Gebiete bildet, von SW. nach NO. im Streichen von grossen Klüften; oberhalb 'Wasserbillig auf eine Länge von 8 Kilo- meter in einer grabenförmigen Einsenkung, durch welche hier ihr Weg vorgezeichnet war. ln dem sehr gestörten Terrain zwischen AVasserbillio’ und Conz verlässt sie ihre bisherige Richtung: von der Sauermündung ab und wendet sich anfangs im O., dann im SO. An der Grenze von Buntsandstein und Devon in der Nähe vou Couz wird ehemals eine Gabelung des Flusses statt gehabt haben, der nördliche Arm verlief nördlich von Conz, worauf die hohen Diluvial-Terrassen in der Gegend hindenten, der andere in SO., zunächst an der Grenze vou Buntsaudstein und Devon bis Coeueu und machte in letzterem den grossen fast kreisförmigen Bogen über Kanzem, AViltingen, Oberemmel, Crettnach nach Conz. Damals wird bei Couz das nach NAV. etwas vorspringeude Devon in dieser Richtung noch weiter fortgesetzt und hier eine Barriere bestanden haben, ähnlich wie sie bei der Saar oberhalb Saai'- brücken und der Sauer bei Echternach gedacht wurde, die beide Aloselarme für einen grossen Zeitraum trennte, bis sie schliesslich bei stets fortschreitender Erosion durchbrochen worden ist. Auf dieselbe weisen die verhältnismässig geringe Thalweite bei Conz und auf den früheren südlichen Moselarm die Thalweite bei Coeneu hin. Erst nach erfolgtem Diu'chbruch der Barriere bei Couz ent- wickelte sich der heutige Mosellauf, der südliche Arm über Coeueu, AViltingen etc. trat zurück und es hat nun die Saar den von dem- o selben gebahnten Weg zu ihrem weiteren Lauf benutzt. Dies fand in jener Zeit statt, als das Moselbett in einem etwa 90 bis 100 Meter höheren Niveau lag. Die höchste Stelle des breiten Thalbodeus bei Crettnach ist 225 Meter über dem Meere, die zwischen Bingen und Lahnstein etc. 1 H) Mosel ao der Saarmiiiuluiig 127 Meter. Damals wird auch der oben erwähnte frühere Saarann von Ayll über Tawern nach Wasserliesch znrückgetreteii sein; die Geltirgssenke iin Hardt- wald liegt etwa in gleicher Höhe wie der Thalhoden bei Crettnach. Thalbilduiig der Mosel. Der weitere Verlauf des nördlichen Moselarnies lässt sich nördlich von lliewer (hei Trier) verfolgen. Hier ist liei ca. 130 IVIeter über der Mosel zwischen dem Steigerberg und der Höhe SW. von Ehraug eine Gebirgseinsenknng mit Fhissgeschic- hen bedeckt, die man von einem höheren Standpunkt, etwa vom Grüueberg bei Trier, oder auch von der Höhe, östlich von Ruwer deutlich wahrnimmt. Dieselbe setzt durch den Schueesberg, nord- westlich von Ehrang, wosellist eine starke Kiesdecke ist und nörd- lich der Höhe, durch die der Qninter Tunnel geht, gegen O. weiter fort. Besonders der linke Uferrand des nördlichen Mosel- armes zeigt nach SO. ein steiles Abfallen vom Steigerberg an in nordöstlicher Richtung durch den Ehrauger Wald. — Weiter in NO. dürfte derselbe sich am Burgberg zwischen Salmrohr und Dreis wiederum gegabelt haben, so dass ein Arm den Burgberg auf der Westseite umspülte und daun seine Richtung über Dreis nach Wittlich nahm, was sich sowohl aus der Terrainbilduug wie aus diluvialen Ablagerungen ergielit; nämlich zwischen BurgTerg und Asberg östlich von Dreis und dem Bergrücken, auf dem Ober- Bergweiler liegt, ist eine muldenförmige Einsenkung, die sich auf 8 Kilometer von Dreis nach dem Lieserthal bei Wittlich ausdehnt und die an vielen Stellen mit Flnssgeschiebeu bedeckt ist. Auch die Geschiebeablagerimgen in der Gebirgssenke zwischen dem o o o Burgberg und Asberg lassen hier einen früheren grösseren Wasser- lauf vermuthen. Alan übersieht diese Einbuchtungen in den Höhenzug, der vom Kauueckerberg, westlich von Dreis, nach dem Asiierg, nordöstlich von Salmrohr verläuft, am deutlichsten von einem erhöhten Stand- punkt südlich von Salmrohr, und bietet ein Blick vom Thomas- lierg bei Clausen nach Dreis hin umstehendes Bild. (Eig. 3.) 120 H. Gkebe, Ueber Tertiär -Vorkonmien zu beiden Seiten des Rheines zwischen Bingen und Lahnstein etc. 121 Ueber einen Theil des früheren nördlichen Mosellaiifes und zwar der Stelle, an der er nach dem südlichen Arm der hentisxen Mosel, nmbog, die sich auch durch eine tiefe Gebirgssenke von Weitem bemerklich macht, hat man eine gute Ansicht von einem höheren Punkt südlich der Mosel. Nebenstehende Skizze (Fig. 4), von dem 300 Meter über der Mosel gelegenen Kasholz östlich von Nenmagen ans anfgenommeu, lässt nicht mir die tiefe Einlnichtnng zwischen Platten und Osann deutlich erkennen, sondern auch hohe Flnssterrassen, westlich und östlich von Osann. Die spitzen Kuppen im Hintergründe sind die alten Vulkane von Vlauderscheid und Daun. Aber auch nördlich von Platten, schon vom Bahnhof Wenge- rohr ans, sieht man diese Gebirgssenke und in südöstlicher Rich- tung eine zweite kleinere, hinter welcher Ilöhenzüge des rechten Aloselufers, der Zeltinger Gegend hervortreten. Weiter östlich macht sich eine dritte recht auffallende Lücke in dem Gebircs- rücken bemerkbar. Durch dieselbe führt die Strasse von Uerzig nach Bausendorf an der Alf. Eine vierte muldenförmige Ver- tiefung in demselben Kücken, zwischen dem Mosel- und unteren Alfthal, die jedoch vom Bahnhof Wengerohr nicht sichtbar, ist am Keiler Hals bei Station Pünderich. (Fig. 5.) Letztere drei Senken liegen fast in gleichem Niveau von ca. 200 Aleter Meereshöhe und sind gewiss gleichfalls früheren Moselläufen zuzuschreiben, die den nördlichen mit dem südlichen Moselarm verbanden, zur Zeit, als der Wasserstand in einem un- gefähr 100 Meter höheren Niveau lag, wie heute. Diese Beobachtungen führen zu der Annahme, dass in der älteren Diluvialzeit der nördliche Arm nicht blos bis in’s Wittlicher- Thal, zur Dieser, sondern auch in’s untere Alfthal fortsetzte, in der grossen Thalmulde zwischen dem Kondelwald- Quarzitrücken und den Devonbergen der linken Vloselseite, an die sich im Alf- und Lieser-Thal Oberrothliegendes anlehnt. Dieselbe dehnt sich vom unteren Alfthal in SW. bis Schweich hin auf eine Länge von nahezu 40 Kilometern aus und war für die Anlage der Mosel- O bahn günstig. L4as untere Thal der Alf wurde von dem nördlichen Mosel- ]22 H. Grebe, Ueber Tertiär-Vorkommen zu beiden Seiten des Rheines arm vorgebiklet, sie mag ehemals beim heutigen Dorfe Olkenbach, an der Grenze von Devon und Oberrothliegendem in denselben gemündet sein. Von Schalkenmehren her, wo sie durch die Ver- einigung mehrerer Bäche entsteht, bis Olkenbach ist der Lauf der Alf von NW. nach SO., dann macht sie über Bausendorf bis Kinderbeuren einen südlichen Bogen und tliesst in NO. in breitem Thalboden weiter. Was den früheren Moselarm auf der Ostseite vom Schweicher Morgenstern (Alehriuger Berg) anlangt, so will ich noch bemerken, dass bei den Revisionsarbeiten auf Blatt Schweich und Neumagen Wahrnehmungen gemacht wurden, die vermuthen lassen, dass sich der südliche alte Vloselarm südöstlich vom genannten Berg mehrmals getheilt hat. Darauf deuten wiederum Gebirirssenken und diluviale Ablagerungen hin. Zwei Arme wandten sich nach dem nördlichen Alosellauf, der über Schweich, Hetzerath und Sahnrohr ging. Es befindet sich nämlich auf der südöstlichen Seite des Mehrlnger Bergs eine fast ‘200 Meter über der Mosel gelegene 1 Kilometer breite mit einzelnen Geschieben und Lehm bedeckte Fläche, die eine Gel)irgssenke darstellt zwischen diesem Berge und der Kuppe nordwestlich von Mehring. Diese Fläche setzt anf der östlichen Seite des Alehringer Bergs nach Becond fort und ist hier mit vielen Flussgeschieben bedeckt, welche auf einen früheren Mosellauf hinweisen. Dicht bei Becond macht sich besonders an der Terraiubildnng derselbe kenntlich. Ein zweiter Moselarm in der Richtung von S. nach N. dürfte vom heutigen Vlehrin" aus über die breite hohe Terrasse zwischen diesem Dorfe und Ensch verlaufen sein und daun weiter in der Richtung des unteren Salmbachs, worauf die gleich hohen Diluvialterrassen zu beiden Seiten der Salm deuten. Der weitere Verlauf der beiden Hauptarme der Mosel ist früher näher erörtert worden. Penck hat eine Uel)ersichtskarte in vergrössertem Vlaass- stabe von diesen beiden Vloselarmen gezeichnet. Nach seiner An- gabe verliefe der nördliche Arm über Clausen nach Osann; dies o 0 Länderkunde Europas von Kirchiioff, I. Abtheilung, S. 319. zwischen ßingcii und Lalinstein etc. 123 ist falsch aiifgefasst, er geht ül)er Scliweich, Hetzerath, Salinrohr iri’s Wittlicher Thal. Auch der Verlauf des zweiten Aloselannes hei Duseiuoiid — Burgen — Mülheim ist nicht richtig angegeben, von diesem hat Lepsius eine bessere Zeichnung entworfen. In dem Aufsatze des Jahrlmches für 1885 erwähnte ich (S. 138), dass zur Zeit, als die Bifiircation der Alosel bei Schweich bestand, die hohe Kuppe des Schweicher Alorgeustern (Mehringer Berg) als Insel zwischen beiden Aloselarmeii hervortrat. Dazu be- merkt Lepsius^): »Jedoch kann diese Ku])pe nicht als Insel zwischen zwei o'leichzeitio: vorhandenen Moselarmen hervorijetreten sein, denn ein Fluss kann zur selben Zeit wohl flache Inseln und Felsen, aber niemals ganze Berge mit seinen Armen umfassen.« Wenn er aber langjährige Studien über Thalbildungsverhältnisse an der Saar und Alosel gemacht, würde er Beispiele gefunden haben, dass ein Fluss nicht nur ganze Berge, sondern auch ganze Gebirgs- strecken mit seinen Armen einschliessen kann; ich weise nur auf die oben näher beschriebene eliemalige Theilung der Saar oberhalb Saarbrücken hin, und auf die Alittheilung, wie Ijeide Arme den ganzen circa 40 Kilometer langen Gebirgstheil zwischen St. Arnual und ^Vado-assen umo-aben. — L^le führt in seinem O O Werke '^) (im 3. Kapitel »die Flüsse«) ein Beispiel vom Khein an, der sich ehemals bei Sarjxans secrabelt hat, um in seinem Laufe eine grosse Berg- und Felseninsel zu umfassen, die vom Wallensee, dem Züricher- und Bodensee und dem heutigen Zu- sammenfluss von Aar und Rhein umgrenzt wird. ') Geologie von Deutschland, 1. Band (S. 233, Plan 61). ") 1. c. S. 218, Anmei'knng 2. Unio, Die Erde und die Erscheinungen ihrer Obertläclio. I. Theil. Beiträge zur ßeurtheiliiiig der Frage iiaeli einer einstigen Vergletsclierniig des Brocken -Gebietes. Von den Herren K. A. Lossetl und F. WahnschafTe in Berlin. Die bereits mehrfach erörterte Frage, oh der Harz während der Eiszeit Gletscher besessen habe, namentlich aber der Umstand, dass gewisse Ablagerungen im Odertluil von E. Kayser seiner Zeit mit grosser Bestimmtheit als diluviale Moränen angesprochen, gleichwohl nicht von dem sonstigen Thalschutt kartographisch ah- gegrenzt worden sind, veranlasste die Obengenannten zu mehreren gemeinsamen Ausflüoeii in der weiteren Umo-ebun" des Brockens. Durch diese sollte ein Urtheil gewonnen werden, oh in der That jene im Oderthaie als Moränen gedeuteten oder ähnliche in anderen Harzthälern vorkommende Ablagerungen eine derartige Ausbildung zeigen, dass daraus mit Nothweudigkeit eine ehemalige Vergletscherung des Harzes abgeleitet werden müsse. Die Ver- fasser haben sich in den Bericht über die Ergebnisse dieser Untersuchungen derart getheilt, dass der erste von Waunsciiaffe verfasste Abschnitt die gemeinsamen Beobachtungen im Brocken- gel)iete enthalten soll, während Lossen im zweiten Abschnitt über einige von ihm allein im Bodethal und anderen Thälern des Harzes aimestellte Forschuno;en berichten wird. O O K. A. Lossen u. F. Wahnschapfe, Beiträge zur Beurtheilung etc. 125 1. Beobachtungen ini Rrockengebiete. (F. Wahnschaffe.) Die Fräse nach der ehemalisen Versletscherinis des Harzes wixrde zuerst von Zimmekmann aufgeworfen, welcher Spuren der- selben in der Umgebung des Brockens nacbweisen zu können glaubte. Von ihm ist bereits die Ansicht ausgesprochen, dass in der Diluvialzeit ein Gletscher westwärts über das Brockenfeld bis weit hinter Oderbrück sich verbreitet habe. Die Moränen des- selben slanbte er in der Anhäufuns ß-ewaltiger Granitblöcke zu erkennen, welche auf dem Brockenfelde und am Wege vom Oder- teich nach dem Rehherger Graben zu im Walde übereinander aufgethürmt sind. Ebenso wurde von ihm bereits darauf hin- gewieseu, dass wahrscheinlich ein Gletscher von der im Westen durch den Steilabsturz des Renneckeuberges l)egrenzten Hölle dui-eh das Thal der Steinernen Renne hinabgestiegen sei, sodass die weiter unterhalb im wenio- geueig-ten Thale auftretenden Bloc-k- wälle als Moränen zu deuten seien. Nachdem Schreiber^) über das Vorkommen alter Harz- geschiebe bei Wernigerode, in’sbesondere im Flussbette der Holt- emme und Steinernen Renne eine Mittheiluug gegeben hatte, worin er hervorhob, dass die bis zu 5 Meter Höhe über dem heutigen Flussbette sich erhebenden Blockanhäufungen, sowie namentlich die gewaltigen Dimensionen einzelner Blöcke auf sehr bedeutende Wassermasseu schliessen Hessen, fühlte sich Zimmer- MANN nochmals veranlasst, die Moränennatur dieser Block- auhäufungeu wahrscheinlich zu machen. Ein erneutes Interesse gewann diese Angelegenheit, als man ausgehend von Torell’s Inlandeistheorie, die Frage anfwarf, ob nicht der Harz, abgesehen von der nachweislichen Wanderung nordischer Blöcke über seine Südostecke, Spuren einer selbst- b K. H. Zimmermann, TJeber Gletscherspuren irn Harze. (Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 1808, S. 155 — 159.) b ScHREip.EK, Giebei.’s Zeitschi’. f. d. ges. Naturwissenschaft 1872. b Neues Jahrbuch für Min. u. s. w. 1873, S. 297—299. 126 K. A. Lossen u. F. Wahnschaffe, Boilrägo zur Bciirllieiluag ständigen Vergletscliernng in seinem höchsten Erhebnngsgebiete erkennen lasse. Auf einer in Folge dessen von ihm und Lossen verab- redeten Erockenbegehung, au der sich auf Einladung auch die Iler reu W. Dames und F. Noetling betheiligten, glaubte Torell im Holtemmethal zwei mit Granitblockwork bedeckte Gletscher- böden oberhalb und unterhalb des Wasserfalls der Steinernen Ivenne, sowie im llsethal oberhalb und unterhalb der llsefälle als Moräuensclmtt zu erkennen, während ihm die amphitheatralischen Reliefformeu am Renneckenberge, sowie im Schneeloche hoch oben am Ilsenburger Brockenstieg als die Firnmulden des Holtemnie- und llsegletschers erschienen. Für Lossen und für die grosse Mehrzahl der deutschen Geologen waren jedoch diese Beobachtungen noch keineswegs aus- reichend, um daraus mit völliger Sicherheit auf das ehemalige Vorhandensein von Harzgletschern zur Diluvialzeit schliessen zu können. Die Frage erhielt erst eine andere Bedeutung, als F. Kayser 2) gewichtigere Beweise für die Vergletscherung des II arzes beibringen zu können glaubte und seine Ansichten mit o-rosser Ueberzeng'ung vortrug. Es handelte sich dabei um Block- O o O o anhäufungen im Oderthal zwischen dem Andreaslxnger Rinder- stalle und dem Oderteich, die von Zimmermann in diesem Gebiete seiner Zeit noch nicht beobachtet worden waren. x\ls beweisend für die Moränennatur dieser Ablagerungen werden von Kayser hauptsächlich folgende Beobachtungen hervor- gehoben. Während die Oder zwischen der Forstcolonie Oderhaus und der Stadt Lauterberg einen vollkommen ebenen Thalboden besitzt und weiter thalaufwärts unterhalb des Andreasbero-er Rinderstalles O nur hier und da kleinere Blockanhänfungen über dem Thalboden hervortreten, so beginnen weiter oberhalb des Andreaslierger Rindei’stalles zahlreiche Steinwälle, die dem Thal parallel verlaufen ') Vergl. den Bericht Lo.ssen's in der Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1881, S. 708 und 709. -) E. Kayser, Ueber Glctschererscheinungcn im Harz. Verh. d. Ges. für Erdkunde zu Berlin 1881. der Frage eacli einer einsligen Vergletscliernng des Brocken-Gebietes. 1 27 und fast die ganze Breite desselben einneliinen. Diese zuerst ^delfacll niiterbroclienen, später luelir znsanunenliäugend und liölier auftretenden Wälle erreichen olterlialb der Einmündung des Die- triclisthales die grösste Erhebung von 15 — 20 Meter über dem Oderspiegel. Die Wälle l)ilden hier 10 — 40 Meter breite Kücken, die hier und da zusammeulaufen oder sich theilen und die, ob- wohl sie im Einzelnen mancherlei Unree'elmässi'jkeiten zeicren. dennoch im Grossen und Ganzen einen gewissen Parallelismus erkennen lassen. Zwischen den M^ällen liegen flache rinnen- oder muldenförmige abflusslose Einseukungeu von 10 oder mehr Meter Tiefe. Die künstlichen Entblössungen an der Chaussee zeigen, dass diese Wälle aus einem Hanfwerk von Gesteinstrümmern liesteheu, welche in einem lehmigen, feldspathreichen, hauptsächlich aus zerriebenem Granit bestellenden Sande regellos eingebettet sind. Die Grösse der kleineren Gesteinstrümmer schwankt zwischen Nuss- und Kopfgrösse und viele der wild übereinander gethürmten grossen Blöcke besitzen sogar 2 — 5 Meter im Durchmesser. Das Material der Gesteinstrünuner besteht aus sämmtlichen Granit- und Hornfelsabänderungen , die im oberen Thale vor- kommeu. Dabei zeigt sich eine Unabhängigkeit des Materials von der Beschaftenheit der Nachbargehänge, wie sich dies am süd- lichen Theil der Hahnenklee-Steilwand beoliachten lässt, die aus- schliesslich aus Hornfels besteht, während die Bloekwälle znm o-rössten Theile Granit enthalten. Die Eorm der Blöcke ist p;anz unregelmässig, die Hornfelstrümmer sind meist eckig und kanten- gerundet lind dabei finden sich, wie Kayser hervorhebt, nicht selten sehr charakteristische geglättete und gekritzte Geschiebe, von denen die Sammlung der geologischen Eandesanstalt einige schöne Stücke enthält. Wenn man au eine Beurtheilung der von Kayser beschrie- benen Ablagerungen des Oderthaies, sowie der ganz analogen, doch nicht ganz so mächtigen und nicht so gut ihrer inneren Zusammensetzuno’ nach anUeschlossenen Bildun2;en des Hollemme- und Ilsethales herantritt, so muss man sich von vornherein sagen, dass unter der Annahme einer atlgemeinen Inlandeisliedecknng des 128 K- A. Lossen u. F. Wahnschaffe, Beiträge zur Beurtheilung norddeiitsclieii Flachlandes zur Diluvialzeit eine edeichzeitio-e luelir O O oder weniger ausgedehnte Vergletscherung der höchsten Theile des Harzes als eine fast natürliche Folge erscheint. Es fragt sich nur, ob Spuren davon im Harz gegenwärtig noch zuverlässig nach- weisbar sind und ob das, was mau dafür gehalten, ausreicht, um daraus unabhängio; von anderen Erwägungen die Gletscherbedeckung O O O a!5 gewisser Theile des Harzes ableiten zu können. Bei Begehung des Oderthaies beobachtete die Keisegesell- schaft, der sich für einen Tag die Herren Dr. Schröder und Dr. Rauf augeschlossen hatten, dass die auf der Thalsohle liegenden Blöcke thalabwärts stetig au Grösse abnehmen. Besonders dentlich zeigt sich dies wenn man die Blockauhäufuugen nördlich von der Ein- mündung des Dietrichsthaies mit denjenigen unterhalb des Andreas- berger Riuderstalles vergleicht. Während in dem erstgenannten Theile des Thaies Blöcke von 2 — 5 Meter Durchmesser sehr häufig Vorkommen, gehören solche von 1 Meter Durchmesser in dem anderen Theile des Thaies bereits zu den grössten Seltenheiten und sie nehmen hier mehr und mehr in ihrer Grösse ab, je weiter mau in südlicher Richtung bis zu dem fast ebenen Thalboden fortschreitet, welcher etwa 1,5 Kilometer unterhalb des Andreasberger Riuder- stalles beginnt. Da es sich in betrefl:' des fraglichen Moränen- Schuttes bei der Enge des Thaies wohl zum grössten Theile um Obermoränen handeln dürfte, so wäre unter der Annahme, dass der Gletscher etwa bis 1,5 Kilometer unterhalb des Andreasberger Rinderstalles gereicht hätte, die Grössenabuahme der Blöcke mit dem Transport durch Gletschereis nicht gut vereinbar. Dieser Einwand gegen die Moränenuatur der Ablagerungen wird jedoch sofort entkräftigt, wenn man den ehemaligen Odergletscher etwas oberhalb des Audreasberger Rinderstalles endigen lässt und an- nimmt, dass die Gletscherschmelzwasser, sowie die Wasser der Postglacialzeit den Moränenschutt von hier ab thalabwärts trans- O portirt und nach der Grösse sortirt haben. Autfallend ist es immerhin, dass nirgends das Thal quer durchschueidende, halbkreisförmige Eudmoränenwälle die ehemalige Endigung des Gletschers bezeichnen, jedoch könnten auch diese der späteren Erosion des strömenden Wassers völlig zum Opfer gefallen sein. der Frage nach einer einstigen Vergletscherung des Brocken-Gebietes. 129 Ein zweiter Punkt, der gegen die ehemalige theilweise Ans- füllnng des Oderthaies mit einem Oletscher zn sprechen scheint, wird durch die Beschaflenheit der Thalgehänge geliefert. Nirgends beobachtet man an den zum Theil sehr steil aljgeböschten Thal- rändern irgend welche, den ehemaligen Weg des Gletschers be- zeichnende Abschleifnngsflächen oder Ahschleifnngsformeu des Gesteins; nirgends sind in bestimmter Höhe über dem Thalboden an den Gehängen erratische Blöcke oder Schnttanhänfnugen zn entdecken, welche die obere Grenze des Eises augeben würden. Allerdings kann man auch hiergegen die starke Verwitterung der Gesteine im Harze anführen, welche in diesem Falle so schnell fortgeschritten sein müsste, dass die Gehänge in postglacialer Zeit vollständig nmgestaltet und alle Spuren der einstigen Vergletsche- rung ganz und gar verwischt worden wären. Auf grössere Veränderungen der Thalgehänge deuten aller- dings die zahlreichen Sturzblöcke hin, welche man unterhalb der Steilwand des Hahnenklees vielfach über den fraglichen Moränen findet. Was die Blockwälle selbst betrifft, so kann allerdings ihre grosse Aehnlichkeit mit Gletschermoränen nicht in Abrede gestellt werden und es scheinen hierfür auch die geschrammten Blöcke zu sprechen, welche von Kayser seiner Zeit gesammelt worden sind und welche aus der Grundmoräne stammen müssten. Wenn von dem Verfasser und Herrn Prof. Eos.sen, sowie von den Herren Dr. Schröder und Dr. Rauf keine derartigen geschrammten Blöcke gefunden worden sind, so lässt sich dieser Umstand vom Stand- punkte der Vergletscherung des Oderthaies aus dadurch erklären, dass, wie gesagt, die Blockanhäufuugen der Hauptsache nach aus Obermoräuen bestehen, und dass das Grundmoränenmaterial, in welchem sich nur geschrammte Geschiebe hudeii können, zum grössten Theile bedeckt sein dürfte. Die von Kayser hervorgehobene Unregelmässigkeit der Ober- fläche dieser Blockanhäufungen, vor allem das Vorkommen von wanneuartigen Vertiefungen und rinnenartigen Einsenkungen scheint der Reisegesellschaft nicht als Beweis für den glacialen Ursprung angeführt werden zu dürfen. In einem besonders aus- Jahrbuch 1889. ü 130 K. A. Lossen u. F. Wahnsohaffe, Beiträge zur Beurtheilun; geprägten Falle liess sich eine derartige Rinne ans einer anch von E. Kayser erwähnten see- oder kesselartia;en Vertiefung; rückwärts sehr deutlich bis an das Steilgehänge des Hahnenklees verfolgen, sodass ihre Bildnug durch herabstürzeudes , durch Regengüsse und Schneeschmelzen geliefertes Wasser eine aus- reichende Erklärung findet. Die diu’ch stark strömendes Wasser in dem Oberläufe eines engen Thaies zusainmeugehäuften Schutt- masseu werden stets unregelmässige Oberflächenformen zeigen und ebenso auch der Schichtung entbehren, die immer erst dann ein- tritt, wenn das Material bedeutend an Grösse abgeuommen hat und der Fluss dasselbe in den weiteren Thalflächen seines Unter- laufes ausbreiten kann. Die Grösse der Blöcke bietet ebenfalls kein Hiuderniss, um ihren Transport durch die Stosskraft des Wassers zu erklären. Allerdings reichen die gegenwärtigen, durchschnittlichen Wasser- mengen der Oder, Ilse und Holtemme nicht aus, um die grossen Blöcke fortzuschaffeu. Nimmt mau aber an, dass zur Diluvialzeit die Menge der Niederschläge auf dem Harz bedeutender war, so wurden dadurch die Wassermassen geliefert, welche in Thäleru mit stark geneigter Sohle eine ebenso grosse Stosskraft besassen, wie sie die heutigen Wildbäche der Alpen zeigen. Das Vorkommen der gekritzten Geschiebe allein kann nicht die Moränennatur der Blockwälle beweisen, da pseudoglaciale ge- schrammte Steine, wie erst Penck^) vor einiger Zeit wieder hervor- gehobeu hat, auch in uichtglacialen Ablagerungen Vorkommen und demnach eine andere Entstehungsursache haben müssen. Solange nicht geschrammte und geglättete Felsoberflächeu im Untergründe der Schuttmassen des Oderthaies nachgewieseu sind, kann die Entstehung derselben ebenso gut durch stark strömende Wasser eiklärt werden. Ganz dasselbe lässt sich aber auch von den Blockanhäufuugen der anderen Ilarzthäler, namentlich des Holt- emme- und llsethales sagen. Die Möglichkeit, dass dieselben alte Moränen der Eiszeit darstellen, muss zugegeben werden, aber ein Beweis dafür ist solange nicht geführt, als derartige Ablagerungen *) A. Pbnck, Pseudoglaciale Erscheinungen. (Das Ausland 18S4, No. 33.) der Frage nach einer einstigen Verglotscliorung des Brocken- Gebietes. 131 sich ebenso ungezwungen als Aufschnttnngen der Flüsse iin stark- 2'eueia'ten Oberlaufe ihrer Tlnäler auffassen lassen. 2. Beobachtungen ini Bodetlial vom Dorfe Thale bis znni Waldkater nebst einscblägigen Beinerkiingen ans dem Aveiter aufwärts gelegenen Thalgebiete der Bode oder anderen Harztliälern. (K. A. Lossen.) Die von E. Kayser seiner Zeit vertretene Auftassnng der mächtigen Schnttanhäufungen im Oderthaie oberhalb des Andreas- bero'er Rinderstalles und in dem Oberlauf anderer Thäler des Ö Brockenofebietes innerhalb und wenirr untei’hall) des anstehenden Granits als diluvialer Aloränenwälle eines Brockenglet- schers gewinnt nicht an Wahrscheinlichkeit, wenn man die jetzigen und früheren Thal schuttbil düngen des Bode- thales vom Dorf Thale aufwärts bis zum Waldkater zum Vergleich herauzieht, wie ich dies Herbst 1888 gethan habe. Hier fehlt der Zusammeuhang mit dem Brocken- gebiete gänzlich, denn das, was man in den Thälern der Warmen Bode bei Braunlage und der Kalten Bode bei Schierke und Elend als Brockeno-letscherschutt im Sinne der von E. Kayser O adoptirten ToRELifschen Deutung aufzufassen haben würde, hört ja in der allernächsten Umgebung der genannten Orte bereits anf; dann folgt gewöhnlicher Thalschotter, sowohl im heutigen Niveau des Thalbodens, als auch in einzelnen erhalten gel)liebenen Terrassen -Resten eines früheren höheren Wasserstandes wie bei Rübeland und Treseburg; erst mit dem Eintritt der Bode in die Rammberg -Granit -Masse oberhalb der Rosstrappe beginnt aiif’s Neue Blockschutt von auffallend grossen Maassverhältnissen vor- zuherrschen in der Thalrinne. Es ist nach dieser mehrere Wegestnuden langen Unterbrechung zwischen den Blockanhäufungen bei Elend und Braunlage und denen bei Thale, gleichwie nach der Uel:)ereinstimmung der Granit- 9* 132 K. A. Lossen u. F. Wahnschapfe, Beiträge zur Beurtlieilung blocke im Bodebette bei Thale mit dem Kosstrappe-Granit, nicht aber mit dem Brocken -Granit, ausser Frage, dass man es bei Thale nicht mit Brockenmoräneu zu tlmn bat. Die Annahme von Rammbergmoränen liegt, in Anbetracht der geringen Höhe des Rammbergs, ganz fern; der ganze Oberharz und ein grosser Theil des Mittel harzes müssten ja unter dieser Annahme ver- gletschert gewesen sein, wofür Beweise nicht vorliegen. Es bleibt also hier die Auffassung allein übrig, dass die Grösse der Block- anhäulüngen und der einzelnen Blöcke einmal durch die Natur des in den Thalwänden anstehenden Granits, das andere Mal durch die steilen Wände der Thalrinne bedingt sind. Der letztere Umstand giebt noch jetzt Veranlassung zu Sturz- blöcken von der Höhe in die Tiefe des Thaies, welche ja ausser- ordentlich grosse Alaassverhältnisse besitzen können. Dass aber diese Erscheinung allein nicht die grossen Blöcke in der Thalrinne erklärt, dass überdies vielmehr zunächst die dem Granit aus seiner ursprünglichen Erstarrungsstructur her eigene Neigung zur Ver- witterung in abgerundet grosswürfelige Theilkörper dabei in Be- tracht kommt, leuchtet ein. Kleinstückige, zerklüftete Massen würden nicht oder doch nur vei'einzelt derartig; grosse Sturzblöcke liefern. Alsdann aber bleibt zu bemerken, dass Blöcke von sehr namhaftem Kubikinhalte im heutigen Bodebett axmh da noch an- getroften werden, wohin sie durch Absturz garuicht gelangen konnten, d. h. fünf oder zehn Minuten unterhalb der Aussengrenze des anstehenden Granits. Sie müssen also thalabwärts fortbewegt worden sein und da hier nicht an Gletscher gedacht werden kann, durch das Bode -Wasser oder die Eisschollen, welche beim Eis- gang thalabwärts treiben. o Ö Ei nige Maasszahlen sollen das erläutern: Oberhalb dos Stau- wehrs im ol)eren Theile des Dorfes Thale, etwa da, wo der Rogensteinlager -Zug zunächst unter dem Mittleren Buntsandstein die Bode in der festen Thalsohle schneidet, liegt ein Granit-Block von 1,625 Kubikmeter Inhalt im Fluss. Granit- Blöcke von 1 Meter Längsdurchmesser sind in diesem Alischnitt des Flussbettes über- haupt nicht selten, erreichen dabei niehrfach auch 1 Meter Breite und 0,7 Meter Dicke. Etwas weiter aufwärts wurde ein Granit- der Frage nach einer einstigen Vergletscherung des Brocken-Gebietes. 133 Block von 2,1 Kubikmeter Inhalt gemessen; in seiner Nähe liegt ein Quarzit-Block von 2,56 auf 1,08 Meter Durchmesser, also 2,76 Quadratmeter Oberfläche, während die Höhe sich nicht er- mitteln liess. Weiter aufwärts, oberhalb des zweiten Stauwehrs, etwa in der Greuzregiou zwischen dem Flötzgebirge und den am Aussenrande des alten Gebirgskernes anstehenden Unterdevon- Schichten, folgen Granitblöcke im Bodebette von 2,657, 3,692, 3,864 und 3,92, ja 4,96 Kubikmeter Inhalt. Selbstverständlich fehlen dazwischen auch nicht kleinere Blöcke, so z. B. ein Granit- block von 2,929 Kubikmeter und daneben ein Gangquarzblock von 1,85 Kubikmeter. Iin Grossen und Ganzen aber ist die Zunahme der Grösse flussaufwärts ganz nnverkeuubar, ganz so wie dies im Oderthal oder Iloltemmethal der Fall ist, wenn man die als Moränenschutt augesprocheuen Blockhaufwerke thaleinwärts ver- folgt '). Alle diese aufgezählten Alaasszahleu rühren al)er von Blöcken her, die bei günstigem niedrigen Wasserstand im Bode- bett selbst gemessen wurden und noch ausserhalb des Gebirges liegen. Innerhalb des Gebirgs liegt vom Felsen, der den BiUows- Altan beim liosstrappe-Wirthshaus trägt, abwärts bis unter der Wolfsbnrg auf der linken Thalseite zwischen Fluss und Thalhaug, dem Hidiertusbade und der Blechhütte gegenüber, ein hügelig- ebener, grösstentheils mit Wald bedeckter Thalboden, der mit Spazierwegen versehen ist und daher schwerlich mehr sein ursprüng- liches Relief zeigt. Was mau aber von Unebenheiten erkennt, erinnert an die Blockauhäufungen im Holtemmethale, die ja auch ihren besonderen Thalbodenwald tragen, ebenso wie die anderen dem Brockeugebiete angehörigeu Thäler; die Umgel)uug der Harzburger ') So wurden, um einige Zahlen zum Vergleich anzufiihren, im Holtemme- thal gemessen: oberhalb der Abzweigung der Plessburg-Chaussee aus der Ilolt- enimethal-Chaussee ein Granitblock von 3,53 Kubikmeter (circa 1300 Meter unter- halb der Grenze des anstehenden Granits); ferner ein Granitblock von 5,4G Kubik- meter einige Schritte oberhalb des Silbernen Mann’s, circa 450 Meter unterhalb der Granit- Grenze; endlich Granitblöcke weniger als 250 Meter unterhalb der Gi'anit- Grenze im Betrag von 8,7G, 8,8 und 10,5 Kubikmeter Inhalt. Für diese letzten Maasszahlen sind die weiter unten auf S. 134 angegebenen entsprechenden aus dem Bodethale zu vergleichen. 134 K. Ä. Lossen ii. F. Wahnschaffe, Beiträge zur ßeurtlieilung Eicheu dient vielleicht am besten ziiin Vergleich für diesen waldbe- standenen Thalschutt bei Thale, zunnd dort auch die Anlagen das ursprüngliche Oberflächenbild vielfach verwischt haben; dass das Blockicht in dem einen Falle aus GabI)ro, im anderen aus Granit besteht, hindert den Vergleich nicht. Trotzdem dass gewiss schon viele grosse Blöcke fortgeschafft, als Wege- oder Baumaterial ver- nutzt sein mögen (ein 7,44 Kubikmeter grosser Block wurde gerade, da ich beobachtete, zum Brückenbau gesprengt), lassen sich doch noch zahlreiche wahrnehmen, darunter solche, welche, wie bei dem die Blechhütte mit dem linken Ufer verbindenden Steeg ^), eine Quadratoberfläche von 9,58 Quadratmeter, oder einen Kubik-Inhalt von 6,33 und 7,44 Kidjikmeter aufweisen und noch unterhalb der Grenze des anstehenden Granites liegen. Innerhalb dieser Grenze, d. h. flussaufwärts, also im Bereich der Sturzblöcke, trifft mau noch grössere Maassverhältnisse, so z. B. wurde unter- halb der oberen, vom rechten Thalufer auf die Insel des ITubertus- bades führenden Brücke ein Block von 12,83 Quadratmeter Ober- fläche gemessen. Während der Thalboden zwischen der Blechhütte und der zum Kosstrappe -Wirthshaus aufsteigeudeu Thalwand höchstens ca. 6 Meter über dem Wasserspiegel des Flusses (bei anhaltend trockenem Wetter) erreicht, steht auf der rechten Thalseite zwischen der Actienbrauerei und dem Waldkater Thalschutt in namhafterer Höhe über dem Fahrwege an, der sich wohl bis 15,5 Meter über dem durchschnittlichen Wasserspiegel (bei niedrigem Wasserstau d) erhebt, also bis zu einer Höhe, die au die höchsten Blockau- häufungeu der »Moränenwälle« E. Kayser’s im Oderthaie erinnert, ohne dass jedoch von gleich günstiger Beobachtungsgelegenheit, als die im Oderthaie ist, hier die Rede sein könnte. Im Gegen- theil wird mau hier am Fuss der Homburg in der Umgebung der Hexentreppe viel eher Sturzblockhaldeu erwarten als Flussterrasseu, und so sind auch auf der 1885 durch W. Dames und den Bericlit- erstatter bearbeiteten Karte der Umgegend von Thale diese Sclmtt- inassen dem anstehenden Granit zugerechnet worden. Dass gleich- ') Circa 150 Meter nntcrhalb der Stelle, wo die vom Bülows- Altan nioder- setzende Granit- Grenze den Thalboden erreicht. der Frage nach einer einstigen Vergletscherung des Brocken-Gebietes. 135 wohl Thalsclmtt vorhanden ist, ergiebt ganz nnzweidentig der petrographisch geinisclite Charakter des Schutts: Es fehlen darin nicht die grossen Granit-Blöcke, die vor Allem anffallen (gemessen z. B. die Hälfte eines Blockes, der ergänzt 4,184 Knbikmeter er- geben würde), daneben aber finden sich Geschiebe kleinen und sehr kleinen Formats zahlreicher anderer Gesteine, welche fluss- aufwärts oberhalb des Rammberg- Granits anstehen, so z. B. die Gesteine des Bodeganges, ferner Kersantit - Geschiebe ans der Gegend von Tresebnrg oder Altenln'aak, Hornfels- und Schiefer- geschiebe, zum Theil nur von der Grösse einer Alaudel oder Bolme, grünliche schieferige Eruptivgesteine der Diabas- oder Keratophyr- Familie, die aus der Elbiugeroder Mulde stammen mögen, etc. Die Bewaldung des Hanges gestattet keine übersichtlichen zu- sammenhängenden Beobachtungen, längs des Fahrweges nach dem Waldkater und in den von da aufwärts führenden Promeuade- wegen kann mau jedoch bei einiger Aufmerksamkeit die kleineren, bis zu 1 Decimeter etwa an Maximalgrösse erreichenden Geschiebe, die nicht aus Granit bestehen, zwischen dem Granit-Schutte leicht nachweiseu, al.)er nur unterhalb der angegebenen Höheugrenze; weiter aufwärts im Hang, wie z. B. an dem vom Steinl )achthale her direct nach dem Waldkater oder dem Bodethale oberhalb des- selben führenden Wege, tiudet man nur Granit oder Gangquarz, der den im Granit anfsetzendeu Gängen entstammt. — Dass die kleineren, nicht granitischen Geschiebe, welche zwischen den grossen Granit-Blöcken liegen, wohlabgernndet, platt und oval, also durchweg ohne schärfere Kanten gefunden werden, im Gegen- sätze zu dem kantio-ereu Kleiuschntt der sogenannten Brocken- moränen im Oderthal, Holtemmethal etc., rührt daher, dass diese Geschiebe hier bei Thale von Heimstätten weit oberhalb des Granits der Rosstrappe -Schlucht stammen, während der Klein- schutt jener Thäler des Brockengebietes von einem Mnttergestein herrührt, das theils nnterhall) des Granits austeht, theils damit zusammen vorkommt, stets also ganz benachbarten Thalwäuden angehört. Die Zeit, um nach Schrammen auf den Geschieben zu sneheu, mangelte; es wären solche, in Anbetracht der stark äb- gerollten Geschiebeform, hier auch kaum zu erwarten; im Klein- 136 K- A.- Lossen u. F. Wahnschaffe, Beiträge zur Beurtheiliing etc. Schutt der Holtemme - Blockanhäufimgeu fehlen dagegen nach eigenen Untersuchungen kantige, geglättete und geschrammte Ge- schiebe nicht ganz, ohne dass mir daraus allein die Moränennatur dieser Anhäufungen zuverlässig nachgewieseu scheint , da sich Harnischflächen mit Kritzung in den dortigen Thalwänden, so z. B. ausgezeichnet an der im Gehänge des Bielstein aufsteigenden Fahr- strasse, sicher als Resultate von Verschiebungen längs Gaugklüfteii erkennen lassen. Dass das untere Bode- Thal aber trotz seiner Blockanhäufuugen und trotz der durch kleine Wasserfälle im Granit bewirkten Strudellöcher kein Gletscherthal sei, hat mir Herr Hans II. Reusoh aus Christiania bestätigt. Damit scheint mir ein Hauptgrund, den O. Torell 1880 für die Moräneuuatur der Blockanhäufungen im Holtemme- nud Ilse -Thal geltend ge- macht hat, der nämlich, dass Blöcke von solchen Dimensionen auf einer Thalsohle von so geringer Neigung durch fliesseudes Wasser oder den Eisgang nicht fortbewegt werden können, ent- kräftet, insofern eben die grossen Blöcke im Thalschutte und im Bode - Bett unterhalb der Granit - Grenze bei Thale das directe Gegentheil beweisen ^). Es sind in den vorstehenden Mittheilungen deutlich zwei ge- sonderte Höheustufen in den Blockanhäufungen des Bodethals bei Thale zu erkennen, jene auf dem linken Ufer bis zu 6 Meter über dem Wasserspiegel bei trockenem Wetter höchstens ansteigende, und jene andere weiter aufwärts auf dem rechten Ufer , die 15,5 Meter Höhe über dem niedrigen Wassei’stand erreicht. Erstere ist auf der DAMES-LosSEN’schen Karte als Alluvium, letztere, wie schon bemerkt, irrthümlich als anstehender Granit eingetragen. Ich würde die untere Blockanhäufung am liebsten zum Alluvium, die obere zum Juugdiluvium ziehen, indem ich der Höhenstufe folge. 1) Ganz ähnliche Beobachtungen kann man im Ockerthal unterhalb der Granitgrenze bis in’s Dorf Ocker hinein anstellen. Die Rudisten der Oberen Kreide am nördlichen Harzrande. Von Herrn G. Müller in Berlin. (Hierzu Tafel XVIII.) Ewald 1) verdanken wir die erste Kunde über das Vorkommen von Kudisten am nördlichen Harzrande. Derselbe fand diese Zweiscbaler am Sudmeiberg, am Fuss der Teufelsmaner zwischen Weddersleben und Thale und am südlichen Fuss der Teufels- mauer zwischen Timmenrode und Cattenstedt. Ewald beschrieb die von ihm untersuchten Stücke als BiradioHtes hercynius. Vom Sudmerberg beschrieb 10 Jahre später A. Roemek^) einen RadioUfes Gosae, ohne jedoch weiter auf Ewald’s Biradio- lites hercynius Bezug zu nehmen. In meiner Abhandlung'^) über die Obere Kreide am nördlichen Harzrande bezeichuete ich die im Göttinger geologischen Museum vorhandenen Stücke als Radio- Utes hercynius (nicht subliercynicus ^ wie es dort in Folge eines Druckfehlers irrthümlich steht), da ich damals auf Grund dieses Materials Radiolites hercynius Ewald und Radiolites Gosae Roem. für verschiedene Namen einer und derselben Art hielt. Bei meinen Ausflügen, welche ich zur Untersuchung des sub- hercyuischen Seuons im Sommer 1887 unternahm, entdeckte ich b Monatsberichte der Kgl. Akad. der Wissenschaften zu Berlin 185G, S. 596. b Palaeontographica Bd. XIII, S. 196, Tafel 32, Fig. 5. b Dieses Jahrbuch für 1887, S. 425. 138 G. Müller, Die Ruclisten der Oberen Kreide noch einen neuen, äiisserst reichen Fundort für Rudisten in der Nähe des Dorfes Stapelburg bei Ilseuburg a. H. Ungefähr 700 Exemplare habe ich daselbst bei einem zweimaligen Besuch der Fundstelle gesammelt. Wie ich schon früher mitgetheilt habe , liegt die Localität nördlich von Stapelburg am rechten Ufer der »Stimmecke« zwischen dem Dorf und der Amtsmühle. D ie Versteinerungen sind eingebettet in eiuen »Trümmerkalk«, wie ihn Jasche^) trefiend bezeichnet hat, der ausser zahllosen Fossilien aller Art aus Kalkstückchen und kleinen schwarzen abgerollten Kieselschieferstücken zusammengesetzt ist. Der das Hangende der Coeloptychienkreide bildende Trümmerkalk zerfällt leicht und man kann dann die zerstreut umher liegenden Versteinerungen auf lesen bezw. durch Waschen des Detritus in einer nicht zu weit- maschigen Siebvorrichtuug in dem nahen Bache bequem ge- winnen. Durch das reichlich zusammengebrachte Material wurde ich angeregt, die am nördlichen ITarzraude in der Oberen Kreide anf- tretenden Rudisten zu beschreiben. Herr Professor B. Lundgren war so gütig, mir Exemplare der von ihm beschriebenen schwe- dischen Rudisten zu überlassen. Durch die grosse Liebens- würdigkeit der Herren Geheimrath Prof. Dr. Beyrich und Geheim- rath Dr. Hauchecorne sind mir die Sammlungen des naturhisto- rischen Museums und der geologischen Landesanstalt zugänglich gewesen. Herr Prof, von Koenen stellte mir gütigst die im Göttinger geologischen Museum vorhandenen Stücke zur Verfügung. Die Herren SchuCiit in Oker und Reitemeyer in Goslar über- sandten mir freundliidist ihre am Sudmerberg gesammelten Rudisten. Die EwALu’schen und RoEMER’schen Originale habe ich leider nicht ansehen können. D ie innere Schalschicht der untersuchten Arten ist zerstört, und konnte in Folge dessen der Schlossapparat nicht zur Be- stimmung des Genus verwandt werden. Ausserdem habe ich ') Dieses Jahrbuch für I8S7, S. 3!)R. Gcbirgsformatioiien in der Gralschaft Wernigerode a. H., 1858, S. 88. am nordlielieu Harzraude. 139 Deckelschalen trotz eifrigen Snchens nicht gefmulen. Der Gattung llippitrites können jedoch die Kudisten vom Harzrande nicht an- gehören, weil die durch Einschnürung der äusseren Schalschicht gebildeten Kämme, Pfeiler oder Säulchen fehlen. Ewald ■) wies die von ihm bestimmfen Formen der Gattung BiradioUtea d’Okb. zu. Diese Gattung war von d’Orbiüny für diejenigen Kadio- liten- Arten aufgestellt, die auf der Aussenseite der Unterschale mit zwei durch die Sculptur von der übrigen SchalenoI)erfläche sich abhebeuden Längsbändern versehen sind. Dieses Merkmal ist jedoch von Ew'aijU) und späteren Autoren als ungenügendes Gattungsmerkmal erkannt worden, da die Bänder auch l)ei typi- schen Kadioliten auftreten. Vielmehr sind nach Ewald von den echten Radiolifen jene Formen abzutrenneu, bei denen 1. die Längsleiste in der kleineren Abtheiluug der inneren Höhlung fehlt und 2. diese kleinere Abtheilung von der grösseren nicht vollständig gesondert ist, vielmehr nach unten mit derselben com- municirt. Den Gattungsnamen ßiradiolites trotz der Aenderuug seiner Bedeutung beizubehalteu , bewog Ewald der Umstand, dass auf mehrere der von d'Obbigny unter Biradiolites aufgeführten Arten, so namentlich auf Biradiolites cormi-jjastoris , diese um- geäuderte Gattungscharakteristik passt. IvOEJJER stellt (a. a. O.) die von ihm untersuchten Stücke vom Sudmerberg zur Gattung Radiolites , ebenso Lundgren die in den Ignaberga-Schicliten vorkommenden Kudistenarten, die z. Th., wie später uachgewiesen werden soll, auch am nördlichen Harz- raude Vorkommen. ZiTTEL erklärt mit Bayle Biradiolites d’Orb. für synonym mit Radiolites (Kadioliten ohne Ligamentfalte = Längsleiste Ewald’s) und weist die Mehrzahl der früher unter Radiolites be- schriebenen Arten zur Gattung Sphaendites de la Metii. emend. Bayle (Kadioliten mit Ligameutfalte). >) a. a. 0. S. 598. Terr. cret. IV, S. 230. 3) Zeitschrift d. Deutschen geol. Gesellschaft Bd. IV, S. 503. ■*) Monatsberichte d. Königl. Akad. d. Wissensch. zu Berlin S. 593. Ü Acta Universitatis Lundensis 1869. Handbuch der Palaeontologie Bd. 1, S. 86 ff. 140 G. Müller, Die Rudisten der Oberen Kreide Fischer stellt die lladioliteu mit Ligameutfalte zur Gattung Radiolites (= Sphaeridites bei Bayle und Zittel), während er für Radiolitideae ohne Ligainentfalte den Gattungsnamen Biradiolites d’Orb. (= Radiolites bei Bayle und Zittel) wieder einführt. Neuerdings hat sich Steinmann ^) ebenfalls für letztere Auf- fassung entschieden, jedoch Biradiolites als Untergattung zu Radio- Utes angenommen. Ich ziehe die von Bayle, Zittel u. A. angewandten Gattungs- namen vor, da, nachdem durch Ewald und Bayle eine gänzlich von der D’ORBiGNY’schen verschiedene Gattungsbestimmnng fest- gestellt war, der alte Name Biradiolites nur falsche Vorstellungen in Bezug auf die Gattungsabgreuzung hervorzurufen geeignet ist'*). Radiolites liercyiiiiis Ewald. Taf. XVllI, Fig. 3 u. 4. 1856. Biradiolites hercynkis' MouatsbericLte d. Königl. Akad. d. Wissen- schaften, S. 596. 1887. Radiolites suecicus Lundgr. var. costatus de Geer, Geol. Foren. P'ör- handl., ßd. IX, S. 301. 1888. » hercynius E\v., Müller, dieses Jahrbuch für 1887, S. 425. Ewald’s Artbeschreibuug lautet: Sie sind von conischer Form, wo diese nicht durch das Ansitzen der Schale an fremden Körpern gestört ist; die Oberfläche ist mit stark hervortretenden Längsrippen besetzt, deren Zahl zwischen 7 und 9 schwankt. Die Grösse, welche diese Species erreicht, übersteigt gewöbnlich nicht einen, selten 1 Y‘2 Zoll. Da am Sudmerberg, wie ich jetzt feststellen konnte, zwei Arten auftreten, von denen die eine von Roemer als Radiolites Gosae ') Manuel de Conchyliologie S. 1065 ff. Elemente der Palaeontologie S. 278. Ewald (Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. IV, S. 504) hielt es zunächst für nothwendig, einen neuen Namen für die Radiolitideae ohne Ligamontfalte ein- zuführen, behielt jedoch später aus dem oben angeführten Grunde die Bezeich- nung Biradiolites bei. am nördlichen Harzrande. 141 beschriebene die seltenere Art ist, so glanbe ich, dass Ewald ans- seliliesslich nnr Stücke von der andern, am Sndinerberg vorkonnnen- den Art, l)ei der die Rippen dnrebweg stärker liervortreten, Vor- gelegen haben und bezeichne deshalb dieselbe als RacUoUtes hercynius Ewald. Zn der Ew.\LD’schen Artbeschreibnng wäre dann noch hinzn- zrifügen, dass die Rillen zwischen den namentlich in der Jugend sehr starken nnd scharten Längsrippen glatt oder wenigstens nur mit ganz schwachen, kaum Ijemerkbaren Anwachsstreifeu versehen sind. Die Abstände der einzelnen verschieden stark hervortreten- den Rippen sind ungleich gross. Die Zwischenräume sind Itreiter als die Rippen. An ihrem oberen Ende zeigen die Rippen im angewitterten Zustande sehr häutiiT den zelligren Bau der äusseren Schalenschicht, wodurch die Zimehöriokeit zu den Radioliten so- fort klar wird. Im Alter verlieren die Rippen die Schärfe. Die Alündung ist, wenn nicht verdrückt, kreisförmig, bei jüngeren Exemplaren häufig ansgebogen, nnd überragt die Mantellinie. Ab- gel)ildet konnten leider nur jüngere Exemplare von R. hei'ci/niiis werden, da die Altersformen in Eolge der Erhaltung sich hierzu nicht eigneten. Die von de Geer von Barnakälla (Schonen) beschriebene Varietät R. suecicus Lgn. o. costatus de Geer ist identisch mit R. hercynius Ew. Die Rippen sind nach einer brieflichen Mit- theilung Lundgren’s mehr oder minder scharf ausgeprägt, ebenso wie an den Stücken vom Ilarzrande die Schärfe der Rippen innerhalb gewisser Grenzen schwankt, jedoch stets stärker ist, als bei R. pusülus Lgn. Die Art findet sich am Sudmerberg nnd bei Stapelbnrg, er- reicht jedoch an letzterem Fundorte bei weitem nicht die Grösse der Sudmerbergformen (über 40 Millimeter gross), da das grösste Exemplar von Stapelburg nur 18 Alillimeter misst. ') Unter dom in der Sammluno- der geologischen Landesanstalt liegenden Material war z. B. kein einziger Radiolites Gosae Roem. vorhanden. 142 G. Müli.er, Die Rudisten der Oberen Kreide Radiolites pusilliis Lundgren. Taf. XVIII, Fig. 5-11. 1870. Radiolites suecicus var. pusillus Lgn., Acta Universitatis Lundensis, S. 9, Fig. 8 — 15. Nach einer freundlichen bi’ieflichen Mittheilung würde Herr Professor Lundgren, da er sich jetzt iin Besitz eines grösseren Materials betindet, die früher als Varietäten des R. suecicus be- schriebenen Formen als besondere Arten von R. suecicus abtreunen. Nachdem ich mehrere hundert Stück von R. j^usillus IjGN. von Stapelburg untersucht habe, halte ich die neuere Ansicht Lund- GREn’s für die richtige. Die ausgewachsenen Individuen von R. 'pusillus zeigen nur G — 9, in der Jugend durch gleichmässige Abstände von einander entfernte Längsrippen, während R. suecicus im Alter 12 — 15 Längs- rippen besitzt. Die conische Unterschale ist stets mit deutlichen Anwachsstreifeu bedeckt, wodurch sich R. pusillus leicht von R. hercynms trennen lässt. Ausserdem sind die Läugsrippen weniger kräftig, als die der letzteren Art. Die Uebereiustimmung mit den schwedischen Exemplaren i) dieser Art ist eine gute. Zum Vergleich habe ich einige Formen von Östra Kamp (Hallaud) mit abbilden lassen. (Taf. XVIII, Fig. 5a — 5c.) Als Vai'ietäteu kann man zwei Formen ausscheiden, von denen die eine eine kurze ki’eiselförmige, die andere eine conisch- cylinderförmige Gestalt besitzt. Die erste Varietät benenne ich R. pusillus var. brecis (Taf. XVIII, Fig. 8a — 8 d) und die ver- längerte R. pusillus var. elongatus (Taf. XVIII, Fig. 7a — 7c). R. brevis zeigt starke, stellenweis lamellöse Anwachsstreifen. Beide Abarten sind mit der Ilauptform durch zahlreiche Uebergangs- formen verbunden. Die Mündung ist bei der Stammform häufig ausgebogen, was bei der schlanken Varietät jedoch nur selten zu beobachten ist. ') Lundgren’s Beschreibung lautet: R. valva inferiore coiiica, 7 — 9 costis longituclinalibus plus minus emiuentibus, striis transversalibus tenuibus ornata; intervallis quam costis majoribus. Long. 8 — 20 Millimeter. am nürdlichen Harzrande. U3 B. imsiJlus tritt eiuzelu und in Kolonien auf. Ich fand eine Kolonie von 8 Individuen, welche von dem spitzen Ende der Unterschale an zusammengewachsen waren, ähnlich wie die unter Fio-. Hau. 11b abo-ebildete Kolonie. Seltener ist der Fall zu Ö Ö beobachten, dass ein jüngeres Exemplar sich an einem älteren Individuum festheftet, äusserlich vergleichbar einer Knospe, welche seitlich aus dem Mutterthier hervorsprosst (Fig. 10). R. 2^usilh(.s Lgn. ist mir bis jetzt im nördlichen Deutschland nur von Stapelburg bekannt, dort ist er allerdings die häufigste Versteinerung. Radiolites siihlaevigatiis Lundgren. Taf. XVIII, Fig. 12 a — 12c. 18G9. Radiolites suecici/s var. sublaeviyati/s Lundgren, Acta Universitatis Lun- densis, S. 10, Fig. 16 — 24. »Valva inferiore elongato-conica, superne elargita et saepius in alam producta laevis aut costis perpaucis munita. Long. 7 bis 18 Millimeter« lautet die LuNDGREN’sche Beschreibung. Nachdem ich anfänglich geneigt war, diese Art als Varietät der vorigen zu deuten , habe ich herausgefunden , dass sie zur Zeit als selb- ständig anzusehen ist. Es fehlen die Uebergänge, welche den glatten R. suhlaevigatus mit dem längsgerippten R. 'jtnisillus verbinden. Nicht zu verwechselu mit dem echten R. suhlaeoigatus sind angewitterte Exemplare von R. imsillus, bei denen dann die Schalstructur er- kennbar wird. Selbst ganz jugendliche Individuen von R. imsillus sind mit deutlichen Längsrippen versehen. Anwachsstreifen fehlen oder sind nur schwach angedeutet, ähnlich wie l>ei R. hercynius Ewald. Selten bei Stapelburg. Radiolites Rosae Roem. Taf. XYIII, Fig. 1. 1866. Radiolites Gosae Roe.mer, Palaeontogr. Bd. XIH, S. 196, Taf. XXII, Fig. C. Diese Art ist nahe verwandt mit Radiolites suecicus Lgn. (Taf. XVIII, Fig. 2). R. Gosae hat wie die schwedische Art im 144 G. Müller, Die Rudisten der Oberen Kreide Alter etwa 12 Längsrippeu, die durch gleichmässige und ebenso breite Zwischenräume von einander getrennt sind. Ausserdem ver- laufen An wachsstreifen im Zickzack über die Oberfläche der conischen Unterschale. Bei R. suecicus stehen die scharf sich ab- hebenden, parallel der Mündung verlaufenden Streifen ge- drängter als bei der subhercynischen Art. Die Rippen sind bei der schwedischen Art durchweg gerundeter als bei R. Gosae. Die Münduns des R. suecicus ist häufio- schwach nach aussen gebogen, was ich bei R. Gosae bis jetzt nicht beobachtet habe. Roemer giebt 6 — 8 schmale Längsrippen an. Das auf Taf. XVIII, Fig. 1 abgebildete Exemplar ist etwa in ein Drittel der Läuse unten abgebrochen. An dem unteren abgebrochenen Ende waren blos 9 Rippen vorhanden, die durch Einschiebung von 3 oben auf 12 augewachseu sind. Ein Jugendexemplar, welches sich im Besitz des Herrn Schucht in Oker befindet, zeigt 9 Längsrippen. Auch bei diesem Stück ragen die Anwachsstreifen in den Zwischen- räumen zungeuförmig nach oben. RadioUt.es Gosae findet sich selten am Sudmerberg. Die Beziehungen der eben besprochenen Arten lassen sich am besten durch folgendes Schema deutlich machen: R. liercynius Ewald. R. Gosae Roem. R. sublaevigatus Lgn. R,. pusillus Lgn. R. suecicus Lgn". Was nun die zeitliche Verbreitung der eben beschriebenen Arten anbelangt, so treten Radiolites liercynius Ew. und R. Gosae Roem. im festen Sudmerbergconglomerat anf, welches ich als gleichzeitige Bildung des Quaders bei Blankenbui’g auftasse. R. liercynius findet sich dann noch in dem Trümmerkalk von Stapelburg, wo er jedoch nicht mehr so gross wird. An der letzteren Localität bilden R. pusillus Lgn. und R. sublaevigatus Lgn. mit R. liercynius die gewöhnlichsten Versteinerungen. Da diese Ru- disten-Arten nach Angabe von Lundgren’) nur in dem Ignaberga- 9 ÖlVersigt af Sveriges Mesozoiska Bildniiigar. Lund 1888, S. 30. am nörcllichon Harzranclo. 145 kalk oder der Zone mit Actinocamax mnmmillatufi Nilss. in Schweden (nach Schlüter synchronistisch mit der deutschen Qnadrateu- kreide) Vorkommen, so liegt ein Vergleich des Trümmerkalks von Stapelburg mit dem schwedischen »Grus- oder Trümmerkalk« sehr nahe. Sehen wir ganz von der petrographischen BeschaiFenheit des Trümmerkalks ab, welcher sich unter denselben Bedingungen ge- bildet hat wie der Ignabergakalk, so wird die Möglichkeit, dass beide Bildungen in demselben oder wenigstens annähernd dem- selben geologischen Zeitabschnitt entstanden sind, durch einen Vergleich der bezüglichen Faunen sehr wahrscheinlich gemacht. Lundgren (a. a. O.) führt von Versteinerungen aus den Igua- bergakalken folgende Arten au: Actinocamax mammillatus Nilss. Belemnitella mucronata Schltii. Ostrea auricularis Wahl. » sidcata Blum. » laciniata NiLSS. » acutirostris NiLSS. » curvirostris Nilss. » vesicularis Lam. » diluviana L. Pecten subaratus Nilss. » pidchellus Nilss. Janira qiiinqtiecostata Sow. Radiolites siiecicus Lgn. Crania Ignahergensis Retz. » craniolaris L. Magas spathidatus Wahl. » costatus Wahl. Terebratidina striata Wahl. Ceriopora stellatae Golde, aff. Caratomus peltiformis Wahl. cf. Cyclolites disco'idea Mich. b Neues Jahrbuch für Mineralogie 1870, S. 9G3 und Palaeontographica Bei. 2t, S. 196. Jahrbuch 1889. 10 146 G. Müller, Die Rudislen der Oberen Kreide Vou den aufgezählteu Versteinerungen haben ausser Radiolites suecmtü Lgn. ihre Haiiptverbreitung in der Mammillatus-Zoxie: Ostrea auricidaris Wahl, und Magas spat/ndatus Wahl. Belem- oiitella mucronata Schloth. tritt schon vereinzelt in der Mammdlatus- Zoue auf, während Actinocamax mainmülaüis^ii.^^. in der typischen Mucronateukreide fehlt. In dem Stapelburger Trüinmerkalk fand ich ausser zahlreichen Foraminiferen, Spongien, Korallen, Bryo- zoeu und 6Vc7am-Stacheln , folgende bekannte Mollusken nnd Brachiopoden : Ostrea auricidaris Wahl. » cancdiculata Sow. » cf. sigmoidea Keüss. » vesicidaris Lam. » hippopodium Nilss. » pusilla Nilss. Vola quinquecostata Sow. Radiolites pusillus Lgn. » sublaevigatus Lgn. » hercynius Ew. Orania Ignahergensis^ var. paucicostata BoSQU. Rhynchonella plicatilis Sow. Terehratidina striata Wahl. Magas spat/ndatus Wahl. Thccdea cf. digitata Sow. Ostrea auricidaris ist bei Stapelburg eine sehr häufige Art, vou den Austern die häufigste. Radiolites pusillus Lgn. und R. sublaevigatus sind mir bis jetzt von keiner anderen Localität aus dem nördlichen Deutschland be- kannt. Magas spat/ndatus Wahl. erreicht die Grösse der aus den Ignaherga- Schichten herrülirendeu Formen und stimmt auch sonst mit dem schwedischen Vorkommen gut überein. Orania Igna- b ScHLÖNBACH (Palaeontogi'. Bd. XIII, S. 305, Taf. 39, Fig. 9, 10, 12) führt als norddeutsche Fundorte für M. spatlnilatus Gr. Bülten, Klosterholz bei llsen- burg und einen Punkt zwischen Harzburg und Schlewecke a. H. an. An den beiden letzteren Fundpunkten hat Beyrich diese seltene Art zuerst gesammelt. am nördlichen Harzrande. 147 bergensis var. 'paiicicostata ist bei Stajiell^urg eine der gewölmlicliereu Arten. Thecideu cf. digitata^ welche in Schweden sowolil in der Zone des Actinocumaw mammillaüis'i^i'L'i^B. als auch in der typischen Mncro- nateukreide auftritt, ist bei Stapelbnrg nach den lladioliten die am häufigsten ?a\ findende Versteinerung; über 100 Exemplare habe ich dort gesammelt. Die Stücke von Stapelburg zeigen die grösste Uebereinstimmung mit den von Lundgren abgebildeten Formen. Allerdings fehlt bei uns Actinocamax maimnillatus Nilss., der zur Zeit mit Sicherheit nur aus der baltischen Kreide bekannt ist. Von den sonst für die Bestimmung des Horizonts so wichtigen Cephalopoden habe ich nur unbestimmbare Bruchstücke von Belem- nitideu gefunden. Jedoch zählt Jasche Belemnitella mucronata ScHLOTH. vom Burgberg bei Stapelburg auf, wo dieselben Schichten wie in der Wiese nördlich von Stapelburg aufgeschlossen sind. Nach den Angaben Griepenkerl’s^) findet mau in der oberen Quadratenkreide der Umgegend von Königslutter Actinocamax quadrahis und Belemnitella mucronata neben einander vor, und zwar so, dass unten Actinocamax quadratus, nach oben hin Belemnitella mucronata in überwiegender Menge aiiftritt. Wenn mm auch somit das Vorkommen von Belemnitella mu- cronata Schl, kein bestimmter Beweis dafür ist, dass der Trümmer- kalk von Stapelburg als untere Alucronatenkreide zu deuten- ist, was ich früher als möglich angesehen hatte •'*), so bilden die Stapel- burger Kalke jedenfalls die jüngsten Bildungen der oberen Qua- 1) a. a. 0. S. 108. Yersteinerungen der senonen Kreide von Königslutter im Herzogthum Braunschweig, S. 10. Ich hatte mich auf die Angabe Schlüter’s (Palaeontogr. Bd. 24, S. 203) ver- lassen, wonach B. mucronata Schloth. in der Quadratenkreide nur vereinzelt bei Osterfeld in Westfalen gefunden ist und die früheren Mittheilungen über das ge- meinsame Vorkommen beider Arten, auf Verwechselung beruhend, sich nicht bestätigt hätten. Mir schien die ScHi.üxEE’sche Ansicht über das Auftreten von B. mucronata die richtige zu sein, da ich selbst in der Zone der Becksia Soeke- landi bei Biewende, Loehtuni u. s. f. kein einziges Exemplar von B. mucronata angetroffen habe, dahingegen Actinocamax quadratus in grosser Menge. Bemerkt sei noch , dass ich an allen von mir besuchten Eundpunkten der oberen Quadratenkreide am nördlichen Harzrande die Gattung Coeloptgchium gefunden habe. 10* 148 G. Mülleu, Die Riidisten der Oberen Kreide etc. dratenkreide am nördlichen Harzrande ^). Dies würde jedoch nicht mit der Annahme im Widersj^rnch stehen, dass die Ent- stehung der Stapelbnrger Trümmerkalke und der Ignahergakalke mit Actinocamax 7nanvmillatus jileichzeiticr vor sich o-ecrano-en ist, O ö O O O 7 da letztere unmittelbar unter der typischen Mncronateukreide und über der Quadratenkreide folgen. b Jasche (a. a. 0. S. 92) lässt sich über die Lager ungsverliältnisse der Trümmerkalke in der Grafschaft Wernigerode wie folgt aus; Den Trümmeikalk wird man wohl, wo nicht als die jüngste, doch wenigstens als eine der jüngsten Bildungen der Kreideformation anzusehen haben. Er kommt auf den von Mergel gebildeten Anhöhen, z. B. auf dem Galgenberge bei Wernigerode und dem Burg- berge bei Stapelburg vor. Vor dom aus Muschelkalk bestehenden Wienberge bei Ilsenburg kommt er ebenfalls auf der grössten Höhe des Mergels, obwohl nur in losen, abgerissenen Stücken vor. Der baltische Höhen rücken in Hinterpommerii und Westpreussen. Von Herra K. Keilhack in Berlin. (Hierzu Tafel XXVI.) Zwisclien den gut gekannten Quartärgel)ieten der nördlichen Mark, Mecklenl)urgs und Vorponinierns einerseits, des nördlichen Ost- und Westpreussen jenseits der Weichsel andererseits hegt zwischen Oder und Weichsel, Ostseeküste und Thoru-Eberswalder Ilauptthal ein ausgedehntes Gebiet, welches geologisch bisher nur an den Rändern, nämlich an der Küste und an den Ufern der beiden grossen Ströme einigermaassen durchforscht war. Aber auch hier hatte die Forschung zunächst an die interessantesten Punkte, an das anstehende tertiäre, cretaceische und jurassische Gebirge an den Odermündungen und einigen Küstenpuidcten an- geknüpft, wogegen nur erst ganz wenige Mittheilungen über das Quartär dieses weiten Gebietes zu nennen sind. Die älteste, aber gleichzeitig bisher die umfassendste und mit feinem Verständniss geschriebene Arbeit ist M. v. d. Borne’s »Zur Geoguosie der Pro- vinz Pommern« Q. Ohne Keuntniss Hinterpommerns ist der Auf- satz von Kowaleswski »Materialien zur Geologie Pommerns«, ') Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. IX, S. 473 f. Jahresber. d. Ver. f. Erdk. zu Stettin, 1887. 150 K. Keilhack, Der baltische Höhenriicken treschriebeu und bringt iu Folge dessen auch so gut wie gar o O O O O keine neuen Beiträge znr Kenntniss unseres Gebietes. Für die Neuinark, speciell für den Kreis Königsberg, hat Zache versucht die GElNiTz’schen sogenannten »Geschiebestreifeu« Mecklenburgs über die Oder hinüber nach Südosten weiter zu verfolgen. Das Gezwungene der einzelnen Schlussfolgerungen, die der Autor zieht, erklärt sich daraus, dass derselbe ein mit Ueberschreiteu der Oder einsetzendes Uitibiegen der Streichrichtuug des Höhenrückens um fast 90® und damit verbundenes Umsetzen der Richtimg eines Theiles derjenigen Bildungen, die hier den mauuichfach zusammen- gesetzten GEiNiTz’schen Geschiebestreifeu entsprechen, nicht richtig erkannt hat. Im übrigen gielit es über das Quartär dieser Ge- biete nur noch einige Mittheilnngeu von Jentzsch, Ebert und Berendt über das Diluvium der hart an der Weichsel liegenden Blätter der Gegend von Mewe und Nenenbnrg. Die ofieubar sehr zweifelhaften Angaben Friedel’s'^) über das Auftreten von Schichten mit reicher mariner Fauna iu der Nähe von Colberg am Rande des Persantethales übergehe ich hier. Vor zwei Jahren, 1888, von der Direetiou der Köuigl. geol. Laudesaustalt mit der Ausführung von Specialanfnahmeu im Maass- stabe 1 : 25000 in der Gegend von Nenstettin und Bnblitz, süd- lich von Cöslin, beauftragt, erhielt ich gleichzeitig die Anweisung, die weitere Umgebung meines xVufuahmegebietos, soweit es für ein Verständuiss der iu jenem anftreteudeu Bildnugen erforderlich wäre, zu bereisen. So habeich es mir denn angelegen sein lassen, den Regierungsbezirk Cöslin und die an densellien im Süden und Osten angrenzenden Theile der Provinz Westpreussen auf einer grossen Alenge von Linien, deren Gesammtlänge gegen 1200 Kilo- meter beträgt, zu bereisen, um einen Ueberblick über den Auf- ') lieber Anzahl und Verlauf der Gescliieberücken im Kreise Königsberg i. Neumark. Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. Bd. Gl, S. 3D — 59. Halle a. S. 1888. 2) Meist im Jahrb. d. Königl. preuss. geol. Landosanstalt und in den Ver- öffentlichungen der physik. -Ökonom. Ges. in Königsberg. Beitrag zur diluvialen Nordseefauna Hinterpommerns. Zeitschr. f. Malaco- zool. 1884. in Hinterpommern und Westpreussen. 151 bau des ganzen Landes von der Küste bis hinül)er über den Höhen- rücken zu gewinnen. Die Menge der Beobachtungen gestattete mir, in kleinem Maassstabe ein Uebersichtskärtchen (Taf. XXVI) des Gebietes zwischen Colberg und Danzig zu geben, welches im Grossen und Ganzen wohl Anspruch auf Richtigkeit machen kann, während im Einzelnen die Grenzen durch die Specialaufuahmeu zahlreiche kleinere Veränderuniren erfahren werden. O ln den folgenden Blättern erstatte ich über die auf diesen Reisen und bei Gelegenheit der Specialaufnahmen gewonnenen Ergebnisse Bericht. Ich werde zunächst den zonenweisen Auf- o bau des ganzen Landes beschreiben und sodann zur näheren Schil- derung zweier dieser Zonen, die zusammen die baltische Seenplatte bilden, übergehen. Wie in Schleswig-Holstein durch Meyk ein parallel zur Küste verlaufender zonenweiser Aufbau des Landes nachgewiesen wurde, so gelang es mir, eine ähnliche Anordnung auch im östlichen Hinterpommern aufzufinden, nur dass es sich hier nicht mehr um 3, sondern um 5 resp. 6 solcher Zonen handelt. Dieselben sind an der Küste beginnend folgende: 1. Das Gebiet der Stranddünen, Haffseen und aus solchen hervorgegangenen Moore. Anf der gesammten, 263 Kilometer langen Küstenstrecke von der östlichen Odermündung bei Dieve- now l)is Rixböft, wo die Halbinsel Heia sich abzweigt, tritt nur auf einer Linie von 49 Kilometer das Diluvium, darunter auf 15 Kilometer mit Steilufern, an das Meer heran. An der ganzen übrigen Küste aber liegt zwischen dem Strande und der diluvialen Hochtläche ein Dünenzug, hinter welchem ausgedehnte, 1 — 4 Meter tiefe Binnenseen, die Reste alter Haffe, oder durch Vertorfung aus ibneu hervorgegaugene Moore, sowie alluviale oder jungdiluviale ebene Sandflächen sich finden. Die bedeutendsten dieser Haffseen sind, von Westen nach Osten gezählt, der Kamp-, Jamund’sche-, Buckow’sche-, Vitter-, Vietziger-, Garde’sche-, Leba- und Sarbsker See. Der Zarnowitzer See ganz im Osten ist in nordsüdlicher Rich- tung zwischen diluvialen Ufern eingesenkt und gehört einem anderen Typus an. Diese mehrfach unterbrochene Zone ist die schmälste. 152 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken erreicht aber au ihrer breitesteu Stelle immerhin einen Durch- messer von 12 Kilometern, während derselbe im Durchschnitt etwa 3 — 4 Kilometer beträgt i). Die einförmige, völlig ungegliederte Küste Hiuterpommerns gewinnt ein ganz verändertes Aussehen, wenn wir alle diese Alln- vialbildnugeu beseitigt und den Dilnvialraud als Küsteuliuie uns denken. Daun sehen wir eine der meckleubui'gischeu und schles- wigscheu ähnliche Küste mit voi’gelagerten Inseln, flachen B achten und Audentnugen von Föhrdeu. Auf die Inseln oder den Süd- raud dieser Zone fallen alle Punkte oberflächlich anstehenden älteren Gebirges der Kreide- und Juraformation, die wir im nörd- lichen Theile des Landes zwischen Oder und Weichsel kennen, das Turon bei Lebbiu, Jura und Senou bei Cammiu, Seuon bei Fiukenwalde, das jüngst von Dr. Krause anfgefuudene Aequi- valeut der Arnager-Grüusande auf der Horst -Kevahrschen Dilu- vialiusel und der Jura von Bartiu, südlich Colberg. Weiter nach Osten ist älteres Gebirge nur erbohrt, nicht mehr anstehend beob- achtet. 2. Die nächste Zone stellt orographisch ein flaches 10 bis 80 Meter ü. M. gelegenes Plateau dar, welches nur hier und da von bedeutenderen Erhebnugeu überragt wird. Es wird durch- zogen von ganz flach eingesenkteu, meist schmalen, moorerfüllten Thälern, in denen die vom Höhenrücken nlederströmeudeu Küsten- flüsse in trägem Laufe den letzten Theil ihres A¥eges znrücklegeii. In geologischer Beziehung bestehen diese ansgedehnten Ebenen zum weitaus grössten Theile aus Geschiebemergel, den mau ans mehreren Gründen als zum Oberen Diluvium orehörio- rechnen O o muss; er ist es, der die hervorragende Fruchtbarkeit gerade dieses Theiles von Pommern bediugt. In dieser Zone liegen 8 von den 20 Städten des Kegiernngsbezirks Cösliu und zwar die grössten, durch sie zieht in ihrer ganzen Länge die Hauptverkehrsstrasse Hiuterpommerns, die Stargard - Dauziger Eisenbahn, sich hin- durch. b Ausführliches über diese Zone siehe F. W. P. Lehma2ei Potsdam und Werder. ln geologischer Hinsicht fallt der Lövvenautheil am Aufbau der Moränenlaudschaft dem Geschiebelehm zu. In einem sehr grossen, vielleicht dem grössten Theile derselben bildet er, nur von geringfügigen Verwitterungsschichten bedeckt, die Oberfläche; im anderen Theile ist er der olierflächlichen Beobachtung durch jüngere ihn überlagernde Schichten entzogen, unter denen aber zahlreiche Bohrungen, Gruben, Einschuitte, Gräben u. a. ihn an- getrofieu haben. Es ist dies dasjenige Gebilde, welches von dem Landwirthe der pommerschen Seenplatte allgemein mit dem Namen »Schlick« bezeichnet wird, wohingegen der Name Lehm für den später zu besprechenden Deckthon verwendet wird. Ich behalte in meiner Auseinandersetzung natürlich die in die Wissen- schaft eingeführten Namen bei. Der Geschiebelehm fehlt eigent- lich nur an den wenigen Stellen, wo das Untere Diluvium in durchragender Lagerung auftritt, und da, wo Erosionsthäler sich tief in dasselbe eingeschnitten haben. Der allgemeinen Begriffs- bestimmung des Geschiebelehmes als eines ungeschichteten, aus feinsten bis grölisteu Gesteinsbruchstückeu unregelmässig ge- mischten Gebildes (Reibungsbreccie) schliesst sich auch der Obere Geschiebelehm Ilinterpommerus au. In einzelnen untergeordneten Punkten aber zeigt er recht beträchtliche Abweichuno^en von dem- jenigen der früher bekannten Gegenden Ostpreusseus und der Mark. Der hauptsächlichste und in die Augen springendste Unterschied drückt sich schon in der von mir auofewendeten Be- Zeichnung Geschiebelehm aus. Denn während in der Berliner Gegend auf den Plateaus des Oberen Geschiebemergels das intakte Gestein, eben der kalkhaltige Mergel in zahlreichen Gruben, Gräben uud Hohlwegen sowie bei fast jeder Ilandbohruug in weniger als 2, oft in weniger als 1 Meter Tiefe angetroften wird, verhält es sich anders mit dem gleichen Gebilde des Höhenrückens in Hinter- in Hinterpommern und Westpreussen. 159 poiiuneru. Hier ist in grossen Gebieten Gesc-liiebemergel eine Seltenheit; nur ganz ausnahmsweise wird er in besonders tiefen Wegeeinschnitten, wie sie das stark coupirte Terrain öfters nöthig macht, sowie in sehr tiefen, zur Moorentwässerung dienenden Gräben oder in grösseren Gruben angetroften. Ueber ihm liegt allgemein eine mächtige Decke eines ganz und gar kalkfreien Lehmes, die ihrerseits wieder oberflächlich von wenig mächtigem lehmigen Ver- witterungssande überlagert wird. Bei dieser Seltenheit des uuver- witterten Gebildes erschien es angemessen, für einzelne Blätter die Bezeichnung Geschiebe le hm, für andere, wo er häufiger auf- tritf, diejenige: Geschiebemergel zu verwenden. Ueber die Mäch- tigkeit dieser Verwitterungsriude liegen eine grössere Reihe von Beobachtungen von 7 genau untersuchten Blättern der Moränen- landschaft vor, deren ffegenseitUe La^e die nachfolo;ende Skizze " o Ö o o o zeigt : Bublitz Gr. Carzenburg Gramenz W urchow Bärwalde Persanzig Neustettin Im Folgenden gebe ich eine nach Sectionen geordnete Reihe von Mächtigkeiten der Verwitterungsrinde, in welcher alle die- jenigen Punkte angeführt sind, an denen der Mergel Ijeobachtet wurde, sowie alle diejenigen, an denen er trotz grosser Mächtig- keit der der Beobachtung zugänglichen Schichten nicht aufgefundeu wurde. In letzterem Falle ist der Zahl, die immer die Mächtig- keit der gesammten Verwitterungsschicht in Decimetern angiebt, ein -H angehängt. Es bedeutet also 35 = 3’/2 Meter Lehm, dar- 160 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken unter Mergel, dagegen 35+ = 37-2 Meter Lelnn, ohne dass sein Ende damit erreiclit wäre. 1. Gr. Carzenbnrg: 50 + , 48 + , 46 + , 40 +, 40 +, 40 +, 36 +, 36 +, 33 +, 32 +, 25 + ; 40, 35, 28, 26, 22, 17, 13, 6. 2. Bublitz: 50 +, 50 +, 45 +, 45 +, 40 +, 35 +, 30 +, 30+; 41, 30, 30, 28, 20, 15, 13, 10, 4. 3. Wurcbow: 36+, 30+, 30+, 80 + ; 50, 50, 36, 32, 30, 30, 30, 29, 29, 27, 27, 25, 25, 25, 25, 25, 25, 25, 22, 20, 20, 20, 20, 20, 19, 19, 18, 18, 16, 16, 15, 15, 15, 13, 13, 11, 9, 9, 8. 4. Gramenz: 30+, 30 +, 24 + ; 40, 29, 28, 25, 24, 22, 20, 20, 20, 19, 17, 17, 15, 14, 14, 12, 12, 0, 0. 5. Neustettin: 40 +, 40 +, 35 +, 30 +, 30 +, 30 +, 25 +, 25 +, 25 + ; 32, 30, 25, 25, 24, 20, 20, 20, 17, 17, 15, 15, 15, 15, 15, 12, 12, 11, 10, 10, 10, 9, 8, 8, 8, 8, 5. 6. Persanzig: 36 + ; 35, 33, 21, 20, 18, 17, 17, 16, 15, 15, 14, 14, 14, 12, 12, 11, 10, 10, 10, 10, 10, 10, 8, 8, 8, 8, 6, 6, 6, 5, 5, 5, 5, 5, 5, 5, 4, 4, 0, 0. 7. Bärwalde: 70+, 40+, 30 + ; 40, 37, 30, 26, 20, 20, 19, 17, 16, 16, 15, 15, 15, 15, 14, 13, 12, 10, 10, 10, 10, 8, 7, 7, 5. Aus dieser Zusanunenstellung gebt zunächst mit Sicherheit hervor, dass von Nord nach Süd auf den einzelnen Blättern die Zahl der Stellen, an denen der kalkhaltige unverwitterte Ge- schiebemergel auftritt, zuuimmt, sowie dass Hand in Hand damit die Mächtigkeit des ihn überlagernden Lehmes und lehmigen Sandes abnimmt. Berechnet man nun die mittlere Stärke der Ver- witterungsschicht für die Stellen, an denen dieselbe in ihrer vollen Mächtigkeit beobachtet werden konnte, so ergiebt sich daraus für die beiden nördlichen Blätter ein Mittel von 22,5, für die beiden mittleren ein solches von 20,7 und endlich für die drei südlichen von 13,6 Decimetern. Mit der Zunahme der Fundstellen des in Hinterpommern und Westpreussen. 161 Mercrels nimmt die Zahl der Stellen ab, an denen er bei mebr als 2 Y2 Meter Tiefe nicht nachgewiesen werden konnte. Worin ist nun die Ursache dieser so sehr verschiedenen Widerstandsfähigkeit eines annähernd gleichartig zusammenge- setzten Cxebildes gegen die Einflüsse der Atmosphärilien zu suchen? Etwa in der wechselnden Menge der letzteren in verschiedenen Gebieten oder in besonderen Eigenschaften des Geschiebemergels auf den verschiedenen Blättern? Der erste Umstand kann bei der verhältnissmässig geringen Entfernung der äussersten Blätter von einander, sowie bei der gleichartigen Lage aller sieben auf dem Höhenrücken und in gleicher Entfernung von der Küste kaum geltend gemacht werden. Wohl aber kommen in der chemischen und mechanischen Zusammensetzung Unterschiede vor, mit denen mau diese Erscheinung deuten kann. Diese Difterenzen treten hauptsächlich in dem Gehalte an kohlensaurem Kalke und in der relativen Menge der abschlämndiareu thonhaltigen Theile hervor. Es wurden von allen oljigen Blättern mehrere Proben des .Oberen Geschiebemergels auf ihren Kalkgelialt untersucht. Diese Prüfung ergab folgendes: o o o Blatt Gefundene Werthe für den Kalkgelialt in Procenten Mittel in Procenten Gr. Carzenburg . . 3,7; 1,7 2,7 Bublitz 7,8; 6,2; 5,6; 6,5 6,5 Wurcbow .... 5,3; 5,7; 2,8; 5,4; 5,7; 6,0; 5,3; 8,4; 7,0 5,7 Gramenz .... 6,4; 6,7; 6,9; 7,5 6,9 Neustettin .... 7,6; 9,5; 8,6; 6,9 8,2 Persanzig .... 9,8; 8,8; 8,4; 7,3; 8,5 8,6 Bärwalde .... 8,4; 7,1 7,8 Mit anderen W^orten; in den beiden nördlichen Blättern be- trägt der Kalkgehalt im Mittel 5,25 pCt., in den beiden mittleren 6,1 pCt., in den drei südlichen 8,25 pCt.; also ist ein deutliches Steigen des Kalkgehaltes in der liichtung von N. nach S. un- verkennbar vorhanden. Jahrbuch 1889. 11 162 K. Keilhack, Der bnltisclie HöheDrücken Zu genau dem gleichen Resultate kommt man bei Betrach- tung des Gehaltes der einzelnen Geschiebemergel an thonhaltigen Theilen. Die foDeude Uebersicht möne dies zeigen: Ö O Ö Section Menge der thonhaltigen Theile in Procenten Mittel in Procenten Gr. Carzenburg . . 25,1 25,1 Bublitz 10,9; 25,0; 26,6 20,8 Wurcliow .... 37,2; 35,6; 27,3; 29,5; 32,2 32,3 Gramenz .... 31,4; 30,9 31,1 Neustettin .... 38,9; 64,6; 39,8 47,8 Persanzig .... 45,0 ; 34,9 40,0 Bärwalde .... 38,3 38,3 Stellen wir die Mittelwerthe für die einzelnen Sectiousgrnppeu mit den oben gewonnenen Werthen für die Mächtigkeit der Ver- witterungsrinde und den Kalkgehalt zusammen, so ergiebt sich ein fast gesetzmässiger Zusammenhang aller drei Eigenschaften daraus : Mittlere Stärke der Verwitterungs- schicht in Decimetern Mittlerer Kalkgehalt in Procenten Mittlerer Gehalt an thonhalligen Theilen in Procenten Nördliche Blätter 22,5 5,25 21,9 Mittlei'e Blätter 20,7 6,1 32,3 Südliche Blätter 13,6 8,25 43,6 Es ist durch eine grosse Reihe von Geschiehemergel-Unter- suchungen aus andereu Gebieten festgestellt, dass im Grossen und Ganzen der Gehalt an kohlensaurem Kalk mit demjenigen an thonhaltigen Theilen ab- und zunimmt, so dass mau beide Erscheinungen als eng mit einander verknüpft lietrachten kann. In ihrer Verbindung erklären sie jenen oben auseinandergesetzten auffallenden Unterschied im Grade der Verwitterung vollkommen. Die grössere Menge der thonhaltigen Theile bedingt eine grössere in Hinterpommern und Westpreussen. 163 Undvirclilässigkeit des Bodens gegenüber den chemisch zersetzenden, anslaugenden Atmosphärilien, und die grössere Menge des Kalkes wieder hat eine Verlangsamung des Entkalkungsprocesses zur Folge. So kann, da beide Faktoren Hand in Hand arbeiten, ein Unterschied im Gehalte au kohleusaurem Kalk um 2 — 3 pCt., ein solcher in der Menge der thoiihaltigen Theile um 10 — 20 pCt. auf die Stärke der Verwitteruugsrinde von grossem Einfluss sein. Um zu sehen, ob der Kalkgehalt des Geschiebemergels von ol)en nach unten zunimmt, wurden 4 Proben von der oberen Grenze des kalkhaltigen Gebildes mit 4 solchen der gleichen Auf- schlüsse aus — 2 Meter grösserer Tiefe verglichen. Das im Ganzen negative Resultat zeigt die folgende Zusammenstellung, aus der gleichzeitig hervorgeht, dass auch rücksichtlich der thou- haltigeu Theile keine durchgehende Zunahme stattfindet. Ort der P robeeutnalime Kalkgehalt an der oberen Grenze Desgl. in grösserer Tiefe Gehalt an thonhaltigen Theilen an der oberen Grenze Desgl. in grösserer Tiefe Grube an der Chaussee nördlich Wurchow 7,0 37,2 35,6 1. Chaussee- einschnitt von Zechendorf nach Gramenz G,02 5,34 29,5 32,2 2. Einschnitt daselbst G,35 G,72 — — 3. Einschnitt daselbst G,87 7,50 31,4 30,9 Der Obere Geschiebemergel l>esitzt auf allen Blättern gleiche Farbe in seinen oberen Theilen, die durchweg gelblich gefärbt sind, wie in der Umgebung von Berlin ; dagegen kann mau mehr- fach in tieferen Aufschlüssen beobachten, dass diese gelbe Farbe auch nur Resultat der Verwitterung ist, dass die ursprüngliche Farbe des Oberen Mergels aber eine dunkele, in feuchtem Zu- stande schwarzgrane , in trockenem mehr hellgraue ist. In meh- 11 164 IC. IvEiLHACK, Dor baltische Höhenrücken rereii tiefen Einschnitten der Bnblitz-Gramenzer Chaussee liess sich das gut sehen. Diese Verfärbung, auf der Oxydation von Eisenoxydulsalzen beruhend, reicht im Allgemeinen bis zu einer Tiefe von 6 — 7 Metern herunter. Wie mächtig der Obere Greschiehemergel im Durchschnitte ist, lässt sich nicht sagen, da selbst in Tiefen von 8 — 10 Metern, wie sie in einzelnen Wegeeinschnitten, Gräben und Gruben erreicht werden konnten, sein Liegendes noch nicht angetroften wurde. Am Rande der Erosionsthäler und in der Nähe der Durchragungen des Unteren Diluviums ist natürlich seine Mächtigkeit viel geringer, so dass man hier vielfach mit dem 2 Meter-Bohrer den ihn unter- lagernden Sand erreichen kann. Der Obere Geschiebemergel besteht in den meisten Fällen aus nur einer Bank; indessen konnten an einzelnen Stellen, so auf Blatt Gr. Carzenburg östlich von Porst und auf Blatt Per- sanzig nördlich von Eschenriege, zwei verschiedene Bänke von Geschiel)elehm unterschieden werden, von denen die obere nur in kleinen dünnen Decken noch vorhanden und von der unteren Bank durch eine stellenweise recht beträchtliche Sandfolge ge- trennt ist. Ein Profil dieser Lagerungsverhältnisse an der erst- genannten Lokalität, in welchem der vermuthete Zusammenhang der unteren Bank durch eine puuktirte Linie angedeutet ist, möge hier seinen Platz finden. Fig. 3. (Länge 1 : 12 500. Höhe 1 : 5000.) Oberer Geschiebcmergel. Gescblebesand. Moor. Untere Bank. Obere Bank. Eine Erklärung dieser Erscheinung wird weiter unten im Zusammenhänge mit der Entstehung der gesammten Moränen- o O Ö landschaft zu geben versucht werden. in Hinterponimern und Westpreussen. 165 Der Gescliiebemergel ist das Urspmngsproduct, aus dem auf dem Wege einer natürlicheu uasseu Aufbereitung alle übrigen diluvialen Gebilde der Moränenlandschaft hervorgegaugen sind. Derartige aus dem Gescliiebemergel entstandene Bildungen finden sich in dem von mir untersuchten Geliiete in allen Korn- grössen als Thone, Sande, Geschiebe-Sande und Grande, Geröll- beschüttungen und Blockanhäufungen. Ich werde sie der Reihe nach beschreiben und mit den Gebilden geringster Korngrösse beginnen. 1 . Thon resp. Thonmergel. Derselbe tritt in zwei überaus verschiedenartigen Formen der Lagerung auf: a. dem Geschiebelehm aufgelagert, ohne Saudbedeckung oder Sandzwischenlagerung; b. dem Geschiebesande des Oberen Diluvium eiuöfelajrert. Die unter a genannte Form des Thones, für die der in Ost- prenssen gewählte Name »Deckthon« als ein sehr glücklicher zu bezeichnen ist, gehört durch ihre höchst eigenthümliche Lagerung zu den auffälligsten und vorläufig auch zu den räthselhaftesten Gebilden der Moränenlandschaft. Er tritt auf fast allen unter- suchten Blättern in zahlreichen kleinen Flächen von meist rund- licher oder elliptisclier Begrenzung auf, ausserdem aber bildet er im südwestlichen Theile von Blatt Bublitz und der Nordhälfte von Blatt Wurchow grosse zusammenhängende Flächen, die bis 3 Kilo- meter Länge und 1 Kilometer Breite besitzen. Dieselben liegen in der Regel deckenartig auf den Bergen und überkleiden grade die höchsten Erhebungen dieses Gebietes. Von diesen Höhen, auf denen sie manchmal ausgedehnte Ebenen bilden, ziehen sie sich an den Gehängen herunter, aber nicht auf allen Seiten gleich weit, sondern bald tiefer, bald weniger tief am Al)hange hören sie auf, und der sie imterlagernde Geschiebelehm tritt überall unter ihnen hervor. Zwei solcher charakteristischen Thouberge sind der Lindenberg und der Bahrenberg auf Blatt Wurchow. In den folgenden Darstellungen ist der erstere im Querschnitt und im Kartenbilde, der letztere nur im Querschnitt gegeben. 166 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken Fig. 4. (1:25000.) Oberer Deckthon. Moor. Geschiebemergel. Fig. 5. (Länge 1 : 12 500. Höhe 1 : 5000.) Der Bahrenberg Deckthon. Oberer Geschiebemergel. Moor. Die Lagerung des Thoues auf zwei weiteren Tlionbergen, dem Teiupelberg und Gruggelberg nordwestlich von Wurchow, zeigt Protil No. 2, Seite 155. Dass hier überall der Gescliiebelehm in der That den unmittelbaren Untergrund des Deckthones bildet, geht nicht nur aus den Beobachtungen hervor, die man in jedem der zahlreichen, die Flanken der Tlionberge durchtürchenden, tiefen Wasserrisse machen kann, sondern wird auch durch Geschiebe- in Hinterpommern und Westpreussen. 167 lehminseln bewiesen, die den Decktlion durcbragen. Mit dem Bohrstocke kann mau deutlich ein Auskeileu des Thoues genen Ö o diese Lehminseln verfolgen. Der Deckthon ist ein ausserordentlich feinkörniges Gebilde, dessen Sandgehalt oft auf wenige Proceute herabsiukt, während Kies und Steine ihm völlig fehlen. In Folge dieser ausserordent- lichen Feinheit des Kornes ist er sehr undurchlässig, der Ver- sumpfung in hohem Grade ausgesetzt und nur wenig mechanisch verwittert, so dass von einer eigentlichen Verwitteruugsriude, wie bei dem Geschiebelehm, kaum die Rede sein kann. Ich gebe im Folgenden die mechanische Zusammensetzung des Deckthoues in einem Profil und in einigen nnverwitterteu Uutergrundsbilduugen: Ee Ort der t n a h m e Sand Thoiihalti Staub 0,05- 0,01“*™ ge Theile Feinstes unter 0,01™'“ Summa 2- ]^mrn 1- 0,5>imi 0,5- 0 0,2- 0,1 mm o 5 1 Profil des Deckthoues bei Althütten, Blatt Bublitz 0 — 2 Dec. 2 — 5 » 5—9 » 25,9 74,1 100,0 1,0 3,2 5,5 8,6 7,6 24,4 49,7 10,1 89,9 100,0 0,1 0,6 1,5 1,5 6,4 20,6 69,3 2,3 97,7 100,0 — 0,1 0,4 0,2 1,6 11,2 81,5 Deckthon vom Tempelberg bei Wurchow 9,5 90,5 100,0 — — — 1,8 7,7 44,6 45,9 Deckthon vom Hüttentliess südöstl. Schoofhütten, Blatt Wurchow 20,0 80,0 100,0 0,2 0,6 1,6 5,5 12,2 20,4 59,6 Auch der Decktlion ist ein ursprünglich kalkhaltiges Gebilde; indessen sind die oberen Schichten wieder entkalkt, aber bei Weitem nicht bis zu der Tiefe, wie bei dem Geschiebemergel, viel- mehr wird meist schon bei 8 — 12Decimeter Tiefe der Thonmergel 168 K. Keilhack , Der baltische Höhenrücken augetrotten. Der Kalkgehalt zweier imtersuchter Proben betrug 7,2 resp. 12,2 pCt. Die Mächtigkeit der Gesamintscbicbt über- schreitet 3 Meter wohl nur ausnahmsweise. In den kleinen Flächen beträgt sie sogar selten mehr wie 1 Meter. Bei dem Mangel einer Drainage und der Sitte des Abplaggeus der Gras- und Haidekrautnarbe auf den Deckthouflächen gehören dieselben heute grössteutheils zu den schlechtesten Kulturflächeu. Nur an wenigen Stellen hat mau durch sorgfältige Behandlung des Bodens denselben in Kultur gebracht und er erweist sich in diesem Falle, wie vorauszusehen, als Weizenboden. In den mit Deckthon überkleideten Bergen zwischen Bublitz, Wurchow und Gramenz, die heute sumpfige, mit Wachholder und Erica be- standene grasarnie Weiden und Haiden darstelleu, liegen Schätze verborgen, zu deren Hebung allerdings ein beträchtliches Anlage- kapital erforderlich ist. In der zweiten Form, als Eiidagerung in den Sauden, die über dem oberen Geschiebelehm lagern oder wenigstens jünger sind, wie dieser, findet der Thon sich meist in Becken und Rinnen, überhaupt in den niedriger gelegenen Theilen der Moränen- laudschaft. Seine Mächtigkeit ist in diesem Falle meist unbe- trächtlich ; er geht bis zu wenige Centimeter starken Einlagernngeii herab und kann bis auf 1 ^2 Meter Mächtigkeit anschwelleu. Bald bildet er in diesem Falle die Oberfläche, wie zwischen Grums- dorf und Porst, bald liegt er unter dem Saude verborgen und wirkt dann nur durch seine physikalischen Eigenschaften ver- bessernd auf ihn ein. Eine höchst auffällige Lagerung zeigt der Thon an einer Stelle südlich von Bublitz unmittelbar uelien der Wurchower Chaussee in der Nähe der Neudorfer Ziegelei. Er wird hier zur Ziegelfabricatiou in zwei links und rechts der Chaussee liegenden Gruben abgebaut. Beide Aufschlüsse stehen in verschiedenen, oberflächlich nicht zusammeuhängeuden Thoulagern, deren Alters- und Lagerungsverhältnisse aber offenbar die gleichen sind. Das folgende, entlang der Chaussee von Nord nach Süd gelegte Profil zeigt diese Lagerungsverhältnisse, soweit sie sich durch Aufschlüsse und Haudbohrungen beobachten Hessen. in Hinterpommern und Westpreussen. 169 Fiji. 6. (Länge und Höhe 1 : 5000.) Steinbescliüttung. An dem nach Norden geneigten Geliänge legt sich ein fein geschichteter Thon nnt südlichem Einfallen direct anf den Ge- schiel)elehm auf, welcher noch unter 51/2 Meter mächtigem Thone erhohrt wurde. Auf den letzteren legen sich Sande aid', die nach Süden immer mächtiger werden und in einer von der Chaussee durchschnittenen Kuppe 10 Aleter stark werden. Diese Kuppe wieder ist auf ihrer Spitze und an ihrem südlichen Gehänge mit zahlreichen grossen und kleinen Geschieben bedeckt, so dass sie den Charakter der später zu besprechenden Endmoränen auuimmt. Auch weiter nach Süden beobachtet mau unter diesen Geschiebehilduugen wieder den Geschiebelehm, der dann auch bald zu Tage tritt. Der Thon ist in seinen oberen Schichten von gellter, in den unteren Schichten von blauer Earbe; während der oberste Aleter entkalkt ist, zeigen die unteren Schichten einen wechselnden Kalkgehalt (8,8; 14,1; 14,7 pCt.) In Folge eines Wechsels von thoureichereu mit mehr felnsandigeu Schichten sieht man in dem ganzen Lager eine aussergewöhulich feine Schichtung. In der Grube westlich von der Chaussee enthält der Thon in 2 — 3 Meter Tiefe zahlreiche, leider ausserordentlich zerbrechliche Schalen von Süsswasserschneckeu und Aluscheln, unter denen Planorbis marginatus^ ein Limnaeus und ein Pisidmrn mit Sicherheit fest- gestellt wurden. 2. Geschiebefreie Sande treten im Oberen Diluvium der Moränenlandschaft verhältnissmässig selten auf. Sie sind in den meisten Fällen an die Deckthone geknüpft in der Art, dass am Rande einer Thonplatte gewöhnlich eine Stelle sich findet, an welcher der Thon durch Saud ei'setzt ist. Es macht fast den Eindruck, als ob in diesen Sauden eine Art Alüudungsdelta der- 170 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken jenigen Gew^ässer vorläge, welche den Thoiischlainm in diese alten Seebeckeu liineiuführten. Da es an Aufschlüssen an der Grenze von Sand und Thon fehlt, so ist es schwierig, diese Lagerungs- Verhältnisse klar zn erkennen. 3. Geschieh esande und Grande sind in manchen Theilen der Moränenlandschaft sehr verbreitet, während sie in anderen wieder nur ganz untergeordnet anftreten. Zn ersteren Gebieten gehören beispielsweise die kartirten Blätter Gross-Carzenbnrg und Persanzig, sowie die Nordostecke und ein Streifen beiderseits des Gotzelthales anf Blatt Bnblitz, zu den letzteren dagegen der west- liche Theil von Bid:)litz, sowie die Blätter Grainenz und Wnrehow. Man kann im Auftreten des Geschiebesaudes zwei Fälle unter- scheiden: in dem einen ist er von geringer Mächtigkeit, 6 bis 15 Decimeter, von Geschiebelehm nnterlagert, meist ziemlich lehmig, so dass es oft schwer wird, ihn von dem reinen Ver- witternugssande des Lehmes zu unterscheiden. In dem anderen Falle wird der Saud weit über 2 Meter, ja sogar 5 — 6 Meter mächtig lind ist nur in der Ackerkrume noch etwas lehmig, im Untergründe dagegen sehr rein ausgewaschen. In der mechanischen Zusammensetzung sind beide noch dadurch unterschieden, dass in dem ersteren die Geschiebe ziemlich häutig sind, während in dem letzteren das graudige Element überwiegt. Dieser wird bei seiner grösseren Mächtigkeit bisweilen auch noch kalkhaltig ange- troöen, z. B. in der Kiesgrube gegenüber dem alten Chaussee- hanse, 5 Kilometer südlich von Bnblitz an der Nenstettiner Chaussee, wohingegen der lehmige Geschiebesand immer voll- kommen entkalkt ist. Dieser zeigt auch in seiner Verbreitung keine Gesetzmässigkeit, wohl aber kann man eine solche in der- jenigen der mächtigen grandigen Sande erkennen. Dieselben lassen sich nämlich mit mehreren Unterbrechungen in einigem Ab- stande vom Südraude der Moränenlaudschaft von der Westgrenze des Blattes Gross-Carzenbnrg bis zu derjenigen des Blattes Bär- walde, also anf einer Länge von ungefähr 40 Kilometer ver- folgen und stellen hier ein bald breiteres, bald schmäleres Band dar, dessen grösste Breite südlich von Eschenriege 3 Kilometer beträgt. Die räumliche Vertheiluug dieser Saude gewinnt an in Hinterpommern und Westpreussen. 171 Interesse, wenn mau sie, wie weiter imteu geschehen wird, iu ihrer Verknüpfung mit dem hinteren Endmoränenzuge betrachtet. Es ist in hohem Grade wahrscheinlich , dass auch unter diesen mächtigen Sanden der Obere Geschiehelehm lagert, aber beweisen liess sich das eben wegen dieser Mächtigkeit nur au wenigen Stellen, so südlich von Porst und Neuhof, südlich vom Papenzinsee, am Rande des Persantethales, südlich von Eschen- riege und in der Nähe des Gutes Schmitz, östlich von Bärwalde. Im Folgenden gebe ich die mechanische Zusammensetzung zweier Saudprofile, je eines von jeder Art: Tiefe der Probe- entnahme Grand Sand Thonhalt. Theile unter 0,05“''“ Summa über 10'“'“ 10- in 5- 0mm 2- ] mm 1- 0,5üim 0,5- 0,2'“™ 0,2- ' 0,1- 0,1™'“ 0,05'“™ Oberer Geschiebesand über Gesehiebelehm, Vorwerk Dra- wehn. Blatt Gr. Carzenburg 0—2 Dee. 2 — 5 » 5—8 » 0-2 » 2-5 » 5—15 » 6,4 77,3 16,3 100,0 — — — 6,6 20,0 25,4 10,6 14,7 6,6 80,4 13,0 100,0 — — — 8.2 22,6 23,2 19,4 7,0 7,4 79,3 13,3 100,0 — — — 8,4 20,7 25,5 16,2 8,5 Oberer Geschiebesand, nahe dem Dorfe Persanzig. Blatt Persanzig 10,6 77,9 11,5 100,0 1 i — 8,7 22,1 27,8 j 15,4 3,9 22,9 73,8 3,3 100,0 11,2 2,1 9,6 12,6 33,6 23,5 3,5 0,6 25,0 73,5 1,5 100,0 14,7 1,6 12,5 29,2 25,3 6,1 0,4 4. Geschiebeb eschüttu ngeu und Packungen, die gröbsten Rückstaudsprodnete bei der Zerstörung des Geschiebe- mergels, zeigen sich räumlich eng miteinander verknüpft. Durch West-Preussen, Pommern und die Neumark, von der Weichsel 172 K. Keilhack, Der baltisclie Höhenrücken bis zur Oder, zieht sicdi, im Grossen und Ganzen parallel der Küste, ein schmaler Streifen Landes, welcher durch die Staunen- erregende Fülle der in ihm auftretenden Geschiebemengen in hohem Maasse aufiallt. Diese Geschiebe sind entweder in mächtigen Packunsfeu aimeordnet oder sie l)edecken die Oberfläche des Bodens in solcher Menge, dass man von einer Beschüttung desselben mit grossen und kleinen Blöcken reden kann. Im ersteren Falle stellt die Packumr ihrer äusseren Form nach o-ewöhn- lieh kleine Kegel oder schmale, in die Länge gezogene Rücken dar. ln diesen, bisweilen mehrere Hundert Meter langen, 20 — 200 Meter breiten Steinhügeln liegen Blöcke von allen Grössen , durch grandige Zwischeumittel verbunden, so dicht auf einander, dass man an keiner Stelle mit dem Bohrer in dieselben eiuzudringen vermag. Diese gewaltigen Geschiebeanhäufungen tragen in jeder Beziehung, d. h. nach Form, Inhalt und. Lagerung auf das deut- lichste ihren Charakter als ausgedehnte Fnd- oder Stirnmoränen zur Schau und stimmen völlig mit denjenigen Bildungen überein, die man am F.usse der heutigen Gletscher beobachtet, wie sie sich auch durch nichts von den als Endmoränen gedeuteten Bildungen früher vergletscherter anderer Gelüete unterscheiden. Ich werde sie daher im Folgenden einfach Endmoränen nennen. In dem durch seinen Geschiebereichthum ausgezeichneten Gebiete nehmen der Fläche nach die Endmoränen den kleineren Raum ein. Die Hügel und Kammstücke sind entweder kurz aueiuaudergereiht oder treten in grösseren Entfernungen von einander auf. Dann sind die Flächen zwischen den einzelnen Endmoränenstücken mit einer oberflächlichen Geschiebebeschüttung von solcher Massenhaftigkeit versehen, dass es erst in einem kleinen Theile derselben dem Menschen gelungen ist, einiger- maassen im Kamjife um den Boden den Sieg über die Natur davouzutragen. Da, wie wir weiter unten sehen werden, die Lage des Geschiebezuges eine derartige ist, dass ihn auf einer Seite nur spärlich bewohnte Gebiete begrenzen, da fernerhin die Eisenbahn ihn auf seiner ganzen über 500 Kilometer betragenden Länge zwischen Oder und Weichsel nur au 5 Stellen schneidet, und der Verwerthung der Geschiebemengen aus beiden Gründen in Hinterpommern und Westpreussen. 173 grosse, natürliche Hindernisse sieh in den Weg stellen, so kommt es, dass in den meisten dieser Gel)iete der lleichtlmm an Geschieben noch als eine Last empfunden wird, während er anderwärts unter günstigen Transportbedingungen eine Quelle lohnenden Gewinnes geworden ist. So hat denn der Mensch in anderer Weise versucht, den Boden zu entsteinen und das massen- hafte Steinmaterial zu beseitigen. In Folge dessen sieht man fast uireends mehr auf berow, einen prachtvollen, oleichtälls zur Forst Oberfier ffohöreuden Laubwald. In demselben treten an mehreren Stellen wieder sehr schöne Endmoränen auf Nun folgt eine auftällende Lücke nördlich und westlich von dem grossen Virchow-See, die nur durch einige kleine Steinkuppen bei Grumsdorf unterbrochen wird. Die nordwestlich von Wurchow gelegenen, mächtigen Endmoränen sind jedenfalls auf den zweiten, später zu besprechenden Zug zu beziehen. Erst südlich von Wurchow, auf dem schmalen, steil abfallenden Rücken, der sich parallel der Neustettiner Chaussee nach Süden zieht, setzen die Endmoränen wieder ein und können mit geringen Unterbrechungen über Gönne, Steinforth und den Pollakberg nach Gr. Dallenthin an der Neustettin - Belgarder Bahn verfolgt werden. Bei letzt- genanntem Orte werden die Geschiebe in grossen Mengen ge- o O O o Wonnen. Es ist hier sehr auffällig, dass die grossen Geschiebe, die sonst überall dem Endmoränengebiete ihren charakteristischen Stempel aufdrücken, sehr zurücktreten, wogegen solche von 1 bis 2 Kubikfuss Grösse und darunter weitaus überwiegen. Südlich von Dallenthin wird durch die Persante die Moräueulandschaft vollständig durchschnitten. Wie bei dem Wipperthale, so setzt auch hier der Zug, bis auf wenige kleine Steinkuppen, auf 6 Kilo- meter Länge von Gr. Dallenthin bis Raddatz aus. Von da an in Hinterpommern und Westpreussen. 177 aber besteht ein ummterbrocbeuer Zusammenhang nach Westen hin bis an die breite Einne nördlich von Falkenberg, in welcher der Zetzin-See liegt. Gleichzeitig geht der Zng wieder in seine alte Hanptrichtnug von Ost-Nord-Ost nach West-Süd- West über. Die einzelnen berührten Orte sind von Raddatz an Gissolk, Cölpiu, Fried riclisberg, Kriegstädt, Oerden, Klöpperfier und der Südraud der Clanshagener Forst. Fast überall markiren ausgedehnte, echte Endmoränen hier das Auftreten des Gescliiehezuges. Nach einer kurzen Unterbrechung durch das tief eiugeschnittene, enge Thal des Drageflusses liegt die Fortsetzung südlich von Lehmanniugen, hei Schmidtentliiu und Neu-Wuhrow. Besonders in der Umgehung des letztgenannten Ortes, wo ausserdem, veranlasst durch den tiefen Einschnitt des Tützfliesses und Zetziu-Sees eine scharfe, kn rze Umbiegung nach Süden eintritt, ist die Menge der Geschiebe wieder eine ganz ungeheure. Jenseits der Einseukuug beginnt der Zug wieder bei Wusterwitz und geht über Dolgen nach Sarrauzig. Bis hierher, d. h. von Sirllenczyn an gerechnet auf einer Linie von '200 Kilometer Länge, stehen die Beobachtungen im Zusammen- hänge. Aber auch über die Fortsetzung des Geschiebeznges nach Osten und Westen habe ich bereits eine Reihe von Beobachtungen gemacht, welche den Schluss gestatten, dass auch in Westpreussen und in der Neumark der Zusammenhang des Zuges ein ebenso vollkommener ist, als in dem beschriebenen pommerschen Theile des Höhenrückens. Beginnen wir bei der Besprechung der einzelnen Punkte wiederum im Osten. Wie die Karte zeigt, liegt zwischen Bütow imd Karthaus der nördlichste Punkt, welchen der Geschiebe- zng erreicht. Von hier ans liegen die einzelnen, als Fortsetzung zu l;etrachteuden, beobachteten Punkte in südlicher Ins südwest- licher Richtung. Es folgen zunächst beträchtliche Geschiebe- anhänfuugei] in der Umgebung von Skorzewo, daun ein weiterer Punkt bei Bereut. Nach einer grösseren Lücke in der Beob- achtung folgen wieder einige Punkte nordwestlich von Hochstüblan, einer Station der Ostbahu, kurz vor Preussisch-Stargard. Südlich von dieser Stadt fanden sich wieder eudmoränenartige Bildungen zwischen den Ortschaften Bobau und Snmmin. Als zweifelhaft Jahrbuch 1889. 12 178 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken muss ich es vor der Hand liiustelleu, ob die weiter im Süden im Unterlaufe des Schwarzwasserflusses auftretenden Geschiebe- anhäufunofen zu diesem Zuo-e oder bereits zu einem weiter süd- lieb gelegenen gehören. Dort treten nämlich in der Umgebung der Ortschaften Osebe, Bresiner Mangel, Splavie, Wirri, Groddeck und Haltestelle Osche, beiderseits der tief eingesebnittenen Rinne des Sebwarzwassers, ansgedelmte Gescbiebebeschttttungen, wenn auch ohne eigentlichen Endmoränenebarakter, anf, die in Folge der Nähe der Laskowifz-Konitzer Eisenbahn bereits massenhaft ausgebeutet werden. Die Geschiebemassen liegen hier zum Theil beinahe direct auf den bekannten Tertiärbildungen des Sebwarz- wassertbales. Mit den zuletzt genanuteu Bildungen sind wir in der Nähe der Weichsel angelangt, da der nächst gelegene Punkt des Thaies derselben, die Stadt Sebwetz, nur noch 10 Kilometer von der Haltestelle Osche entfernt ist. Nach Westen bin scbliesst sich an die Endmoränen am Sarranzig-See nördlich Dramburg weiter nach Osten bin zunächst ein Punkt bei Alt-Storkow in der Nähe von Nörenberg an. Hier macht der Zug abermals eine scharfe Umbiegung nach Süden denn das nächste, in einer Länge von einer vollen Meile beob- achtete, sehr schön mit typischen Endmoränen entwickelte Stück des Geschiebezuges liegt direct südlich von Nörenberg und verläuft in nordsüdlicher Richtung von dem Dorfe Bütow über Gross-Silber nach Steinberg bei Reetz. Das südliche Ende dieses Stückes, in welchem die höchste Erhel)ung der Neumark, der 180 Meter hohe Luftberg liegt, gehört, wie alle nuumebr folgen- den Punkte zum neumärkischen Theile der Provinz Brandenburg. Von solchen weiter nach Westen gelegenen Punkten gelang es mir noch folseude zu beobachten oder zu erkunden: Bei Auixust- wähle, Station der Kreuz-Stargarder Bahn, bei Hohengrape, west- lich von Bernstein und an dei’ Stargard-Küstriner Eisenbahn süd- lich von Soldin 1). Wie sich der Eudmoräneuzug weiter hinaus 0 E. Läufer, Aufschlüsse in den Einschnitten der Stargard-Küstriner Eisen- bahn. Dieses Jahrb. für 1881, S. 527. in Hinterpom niern und Westpreussen. 179 erstreckt, ob und in welcher Verbiiiclimg er mit dem Geschiebe- walle der Uckermark oder der vou Berendt gefuudeueu südöst- lichen Verlängerung desselben steht, bedarf noch der weiteren Untersuchung ^). Dieser in seinem vollständig beobachteten Theile 200 Kilo- meter, einschliesslich der im Osten und Westen vermuthlich «■leichfälls im vollen Zusammeuhauo:e stehenden Beobachtuucs- punkte mehr als 400 Kilometer lange Endmoräueuzug hat eine streng gesetzmässige Lage, welche, nachdem ich sie einmal er- kannt hatte, mir seine Verfolgung und Aufsuchuug ungemein erleichterte. Er liegt nämlich fast überall auf der Grenze der Moränenlandschaft gegen das südlich austossende Haidesaudge)>iet und nur au wenigen Stellen, so südlich vou Rummelsburg und südöstlich von Bublitz greift die erstere, wie auch die Karte er- kennen lässt, etwas über ihn hinweg. Aus diesem Grunde bilden im Grossen und Ganzen die unfruchtbaren Steinfelder des Ge- schiebezuges zugleich eine auffallende Grenze in Bezug auf die Landeskultur. Demi während das fruchtbare Lehmland nördlich dieser Grenze fast ausschliesslich als Acker verwendet wird oder mit Laubwald bestanden ist, folgen südlich davon ausgedehnte Haidegebiete, in welchen die menschlichen Ansiedelungen im All- gemeinen auf die etwas fruchtbareren Thäler und Seenrinneii be- schränkt sind. Neben diesem raudlichen Hauptendmoränenzuge aber giebt es in der Moräuenlandschaft noch einen zweiten weit weniger vollständig entwickelten, aber wohl auch au viel weniger Punkten beobachteten Geschiebezug. Derselbe liegt innerhalb der Zone, ist in Folge dessen schwierig zu verfolgen und nur in dem speciell kartirten Gebiete nördlich vou Neustettin vollstäiidig beobachtet worden. Dieser zweite Zug verläuft eiuigermaasseu parallel mit dem ersten. Andeutungen vou ihm fand ich bereits in West- preusseu in der Gegend vom Thurml)erg und südlich davon. Auch die auf Blatt Dirschau der geologischen Karte der Provinz Preusseu dargestellteu, in meine Uel>ersichtskarte aufgenommenen 12* 9 Siehe den Nachtrag am Schlnsse dieser Abhandlung. 180 K. Keilhacic, Der baltisclie Höhenrücken »Auliäuf’ungen grossei' Blöcke in lehmigem Saude« gehören jeden- falls diesem zweiten Zuge an. Weit vollständiger konnte ich den- selben weiter westlich auf den Blättern Gross-Carzenbnrg, Bublitz, Wurchow und Persanzig beobachten. Hier beginnt derselbe am Papeuzin -See bei Klein -Hütte und verläuft über Arnsberg nach dem Johannishofe. In der gewaltigen, steinbeschütteten, 240 Meter hohen Erhebung des Steinberges erreicht er hier den höchsten Punkt einer weiten Umgebung. Hinter Breitenberg, dem höchst- gelegeneu Dorfe Pommerns, dessen Besitzer sich selbst den stein- reichsten Manu Pommerns nennt , breiten sich , nördlich von Mühlenkamp, zwischen dem steil abfallenden Gehänge des Raddüe- thales und dem langgestreckten, hohen Rücken der Cammiulierge weite, steiubesäete Felder von mehreren Hundert Hektaren Grösse ans. Nach Norden hin zieht sich dieser Zug noch über Sydow hinaus bis in den Polluower Stadtwald hinein. Ein weiteres Stück dieses oft unterbrochenen, rückwärts ge- legenen Zno'es bildet die Endmoräne nördlich von Eriedenshof Ö O und südlich von Neuhof bei Bublitz. Ihre grösste Entfaltunff aber, soweit ich bisher beobachten konnte, erlangen die End- moränen dieses Zuges in dem Dreieck zwischen Wiu'chow, Bublitz und Schofhütten, besonders in der Umgebung von Neudorf, südlich von Wilhelmshöhe und in der Gegend von Bernsdorf. Als süd- liche Fortsetzung sind die Moränen am Linkberge zwischen Bnch- wald und Küssow, sowie die kolossalen Geschiebe! leschüttuugeu, 2 Kilometer nordöstlich von Escheuriege, und auf dem Fnchs- und Sanskenberge westlich von Kliugbeck zu betrachten. Auch zwischen Neu -Valin und Bärwalde liegende, einzelne Endmoränen- stücke sind entschieden diesem Zim-e zuznzählen. Auch nördlich O von Drambnrg, in der Gegend von Pritten und Dohnafelde ist dieser Zug entwickelt, der ein vollkommenes, nur ausserordent- lich viel läna:eres Seitenstück zu dem zurücko[elea:enen Endmoränen- znge in der Uckermark zwischen Fürstenwerder und Gerswalde zu bilden scheint^). Wie bereits oben, S. 170, erwähnt, steht die b G. Berendt, Die beiderseitige Fortsetzung der südl. baltischen Endmoräne. Dieses Jahrb. für 1881, S. 110. in Hinterpommern und Westpreussen. 181 Zone mächtigen Geschiebesandes , welche grosse Gebiete der Moränenlandschaft parallel znm Rande derselben durchzieht, in räninlichen Beziehungen zn diesem zweiten Geschiebezuge, und zwar liegen beide ebenso zu einander, wie der Hauptendmoränen- zug zur Haidesaudlandschaft, mit anderen Worten: er bildet die nördliche Grenze des Saudstreifens. lieber die Wichtigkeit dieser Vertheiliuig der Endmoränen für die Erklärung der einzelnen Bildungen s. w. u. Einem noch weiter zurückliegenden dritten Zuge scheint eine Anzahl von kleinen Geschiebegrandkuppen endmoränen- artigen Aussehens anzugehören, die sich beiderseits der Bublitz- Grameuzer Chaussee zwischen der Stadt und dem Stadtwalde finden und sich über Karlshof bis Doi’fstädt weiter verfolgen lassen. Es wäre durchaus irrig, auznnehmeu, dass diese Geschiebe- züge orograj:)hisch in ähnlicher Weise sich in der Landschaft geltend machen, wie dies der aus diesem Grunde auch Geschiebe- wall genannte Eudmoräneuziig der Uckermark thut. Es muss vielmehr betont werden, dass der Charakter der Landschaft und die Verhältnisse von Berg und Thal sich nur ganz unbedeutend ändern würden, wenn das gesammte Material des Geschiebeznges plötzlich fehlte. Wenn auch zahlreiche der bedeutendsten Er- hebungen des Höhenrückens mit Endmoränen bedeckt sind, so sind letztere bei aller Mächtigkeit doch nur, verglichen mit dem ganzen Berge, unbedeutende Auflagerungen. Auf der anderen Seite aber kümmert sich der Geschiebezug in keiner Weise um die Terraiuverhältuisse. Hier überschreitet er ein tiefes Thal, dessen beide Flanken mit mächtigen Geschiebepacknngeu l)edeckt sind, au anderen Stellen taucht er unter Moore und Seen unter, so dass dann nur die dem Torf oder Wasser eiitrageudeu Steiu- iuseln von dem unterseeischen Zusammenhänge Zeugniss ablegen. Es erübrigt unnmehr noch, mit einigen Worten über die Art der Geschiebe zu berichten, die sich in den Geschiebe führenden Geliilden der Moränenlandschaft finden. Dabei muss als das Auffälligste zuerst die Seltenheit der Kalksteine erwähnt werden. Dieselbe erklärt sich indessen leicht aus der Auslangnug- aiich der Geschiebesande und Endmoränen durch die x'ktmosphärilieu. 182 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken cleDen durch die Durchlässigkeit jener Bikhmgen eine ausgedehnte Wirksamkeit gestattet war. Dass ursprünglich auch ihnen der Gehalt an Kalksteinen nicht fehlte, beweist eine besondere Art von ausgelaugten Kalksteinen, der sogenannte todte oder Backstein- kalk, der gerade in den Gebilden der Moränenlandschaft sehr häufia: angetrofien wird. Es ist das, wie der bisweilen noch unverwitterte Kern zeigt, ein durch viel Kieselsäure und Thon verunreinigter, oft sehr versteinerungsreicher Kalkstein der Silurfonnation, welchem der Kalkgehalt entzogen ist, so dass nur noch ein schwammartiges Kieselskelett übrig geblieben ist. Die grosse Häufigkeit dieser Geschiebe lässt den Schluss zu, dass auch andere Kalksteine früher häufig vorhanden waren, und in der That konnte ich in einem Auf- schlüsse südlich von Bublitz, in einer Kiesgrube, die bis in kalk- haltige Schichten hinahging, sehen, dass sibirische Kalksteine darin ungemein häufig Vorkommen. Versteiuerungsführende Ge- schiebe anderer Formationen gehören zu den Seltenheiten. Solche der Juraformation habe ich garnicht gefunden; ebenso wenig solche des Tertiärs. Aus der Kreideformation begegnet man glaukonitischen Mergeln, ln dem Geschiebelehm tritt stellenweise recht häufig Bernstein auf. Feuerstein in den bekannten bizarr geformten Knollen, wie er in der Schreilikreide auftritt, ist eine Seltenheit. Um so häufiger aber findet man jene abgerollten Feuersteine von elllpsoidischer Form, welche Meyn Wallsteine genannt hat. Sie sind vielfach geradezu als gemein zu bezeichnen, und ich möchte die Vermuthung aussprechen, dass, wie im südlichen England, so auch in Ostpreussen oder angrenzenden Theilen Russlands im Tertiär Laser solcher Feuersteine sich fanden oder noch finden, aus deren Zerstörung durch die diluvialen Gletscher sowohl die vereinzelten Puddingsteingeschiebe als auch die unzähligen Wall- steine Norddeutschlands herrühren. Ich glaube, dass die Wall- steine zur Tertiärzeit umgelagerte Feuersteine der Kreideformation darstellen, welche durch eine heftige Brandungswelle ihre Form erhalten haben. Durchragungs-Zonen und Züge im Sinne Schröder’s^) fehlen h lieber Durchragungszflge und -Zonen in der Uckermark und in Ost2ireussen. Dieses Jabrb. f. 1888, S. Iö6. in Hinterpommern und Westpreussen. 183 zwar der Moräuealandschaft Iliiiterpoiiunerus uicht, treten aber sehr zurück. Eia sehr schönes Beispiel bietet die lange, schmale Berg- kette, die südlich und südwestlich von Wurchow einen grossen Theil der ausgedehnten Einsenkuug des Fig. 14 skizzirteu alten Sees uni- raudet und nach Süden sich bis zu der beträchtlichen Erhebung der Pollaksberge bei Neustettin verfolgen lässt. In der unistehendeu Skizze (Fig. 7) gebe ich einen Querschnitt durch diesen Durch- ragungszug, aus welchem man zugleich erkennt, dass der Zug, dessen Dreitheiluug übrigens keineswegs an allen Stellen auftritt, genau auf der Scheide zwischen Moränenlaudschaft und llaidesaud- gebiet liegt. Auf seinem Bücken trägt er mächtige Beschüttungen aus Geschiebesand und au vielen Stellen echte Endmoränen. Be- sonders im nödlicheu Theile ist er vielfach mit Geschiebelehm überzogen, der in seiner Lagerung dadurch auffällt, dass er gegen den Saud hin bisweilen mit Grenzen abschueidet, die quer über alle Höhenkurven über einen Berg hiuweggeheu. Auch einzelne Durchraguugeu von Unterem Saude durch die allgemeine Geschiebelehmdecke sind nicht häufig. Am meisten noch fand ich sie östlich von Bublitz zwischen Ernsthof und Friedrichsfelde, wo sie eine ganze Anzahl kleiner, im Terrain sich gut heraushebender Kuppen bilden. Wie vorsichtig mau übrigens l)ei der Beurtheiluug solcher Kuppen ans fein geschichtetem Saude sein muss, sah ich in einer Kies- und Steiugrube bei Bütow, dei’en Anblick ich im folgenden Profile (Fig. 8) wiedergebe. Wäre uicht der bis tief in die sehr steinige Grundmoräue niedergehende Aufschluss, so könnte mau sich durch die Form der Kuppe lind durch die Feinheit und schöne Schichtung des Sandes verleiten lassen, au eine Durchraguug zu denken, während doch thatsächlich eine Aufschüttung auf eben gelagerter Grundmoräue vorliegt. Den Beweis einer Auflagerung oder Durchraguug mit Hilfe von Bohrungen beizubringen, ist wegen der in der Kegel sehr starken Ueberrutschuugen mit Schwierigkeiten verbunden. Nach dieser Aufzählung und Beschreibung der au dem Aul- baue der Moränenlaudschaft oberflächlich betheiligteu diluvialen Gebilde wende ich mich zunächst einer gleichen Beschreibung der nach Süden folgenden Zone der Haidesandlaudschaft zu, um hierauf Fig. 7. (Länge 1 : 12 500. Höhe 1 ; 5000.) 184 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken Geschiebesand. Sand. Steinig grandige Grundmoräne. iii Hinterpomniern und Westpreussen. 185 eine Anzahl Beobachtungen mitzutheilen, die sich auf den Höhen- rücken als Ganzes beziehen, und zu schliessen mit dem Vei'suche, die Bildung der Oberflächeuformeu dieses Landrückens zu er- klären. Die Haidesamllamlscliaft. Meinen weiter oben gegebenen Ausführungen über den oro- graphischeu Charakter dieses Gebietes habe ich nur wenig hinzu- zufügen. Unmittelbar am Bande der Moränenlandschaft ist das grosse Haidesaudgebiet noch ziemlich uneben, al)er je weiter man sich von derselben entfernt, um so flachwelliger wird es und geht schliesslich nach Süden ganz allmählich in ebene Thäler über, in welchen zwischen den einzelnen, im Süden folgenden Plateaus die südwärts fliessendeu Gewässer des Höhenrückens ihren Weg nehmen. In der gleichen Weise vollzieht sich von Norden nach Süden ein Wechsel im petrographischeu CHiar;dcter. Während nahe au der Aloränenlaudschaft grobe Schotter mit zahlreichen kleinen Geschieben und selbst vereinzelten, grösseren Blöcken vor- herrschen, tritt, je weiter mau nach Süden kommt, das grandige Element um so mehr zurück, wird der Sand um so feiner und gleichkörniger, bis er in den oben erwähnten Thälern vom echten Thalsande nicht mehr unterschieden werden kann. Nur in diesen südlichen Theileu treten auch Dünen in grösserem Umfange auf, während dieselben in der Moräneulaudschaft und in den Schotter- gel)ieteu fast ganz fehlen. Ich möchte nicht unterlassen, bei dieser Gelegenheit zu erwähnen, dass ich auf der hiuterpommerscheu Seenplatte bisher noch nicht ein einziges Kauteugeschiebe gefunden habe, in einem Gebiete also, in welchem die Gletscher der Dilu- vialzeit alle möglichen Thätigkeiten entfidtet haben. Es spricht das wenig für Mitwirkung des Eises, sehr für die des Windes bei ihrer Bildung. Nur au wenigen Stellen begegnet man in der Haldesandland- schaft anderen Bildungen, als den Sauden und Schottern des Oberen Diluviums. An den Bändern der Seen und Binnen treten mehrfach unterdiluviale Sande und Geschiebemergel zu Tage, und 186 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken in künstlichen Aufschlüssen werden hier und da unter der Ge- schiebesanddecke lagernde, technisch nutzbare Ablagerungen ge- wonnen. Dahin gehören Thone, wie sie am Gramschsee, und Kalke, welche in der neuen Forst nördlich von Klein- Carzen- burg, letztere in zahlreichen kleineren Gruben, ausgebeutet werden. Diese Süsswasserkalke liegen, wie die folgenden beiden Profile zeigen, entweder direct unter dem Geschiebesande oder sind von O y Fig. y und 10. (1 : 1000.) ■.A “• 5 •• ”> ta v°bv ° v.s •; »\'’ r r-i“i rJ . L I b-J p ÄA n-ib Lp Tr L'“ ID-I I rj [J I Ljrjnrrjr|L r^uDp-lJ^n J '~lI Geschiebe- Desgl. Unterer grand. sehr steinig. Sand. Süsswasser- Eisen- Lehmig kalk. schlissige steinige Schicht. Schicht. demselben durch o-eschichtete feine Sande des Unteren Diluviums O getrennt. An der Basis der 72—2 Meter mächtigen Kalklager finden sich undurchlässige lehmige, thonige mid eisenschüssige Bildungen in dünnen Lagen, die zum Theil der Eisenschale im Liegenden grosser Thonlager entsprechen. Der Kalk ist staubfein, von heller weisser oder gelblicher Farbe und enthält 50 80 pCt. kohlen- sauren Kalkes. Organische lieste konnten darin ebenso wenig wie in Hinterpomniern und Westpreusseo. 187 iu anderen unterdiluvialen Bildungen des Höhenrückens nach- gewiesen werden. Parallel der Grenze der Moräneulandschaft mit dem ITaide- sandgebiete, in geringem Abstande von ersterer, verläuft auf der Strecke zwischen Sullenczyn und Neustettin die Grenze zwischen Pommern und Westpreussen. Heute nur eine Verwaltnngsgrenze hatte sie bis zum Jahre 1772 eine hohe Bedeutung als Ostgrenze Deutschlands gegen das Polenreich. Es ist sicher kein Zufall, dass die Grenze zweier, durch Jahrhunderte feindlicher Völker mit dem Nordrande der Haidesaudlandschaft zusammeufiel. War doch dieser breite Streifen öden, man könnte fast sagen wüsten Landes eine von der Natur gebotene, neutrale Grenzzone zweier feind- licher Nationen. Noch heute ist, wenigstens östlich von Balden- burg die Bevölkerung nördlich des Endmoränenzuges überwiegend protestantisch, südlich davon katholisch und stark mit polnischen Elementen durchsetzt. Sehr charakteristisch ist der Unterschied in der Besiedehiuo: beider Zonen. Da im Haidesaudgebiete die Wiesen, wie im Allge- meinen iu ganz Norddeutsc.hland, in grösseren, zusammeuhängeuden Flächen aufzntreten pflegen, so ist hier die Besiedehuigsform zu- meist das geschlossene Dorf, von dem aus jeder einzelne Besitzer nach Feld und Wiese gleichen Wen; hat. Anders liej^en dieVer- hältuisse in der benachbai'ten Aloräuenlandschaft; der stete und kurze Wechsel von Acker, Wasser und Aloorflächen, welche letzteren dem Besitzer durch ihren Torfreichthum den Wald, durch ihre Vegetation die Wiese ersetzen müssen, liess die Einzel-Besiedelnng des Landes als das Zweckmässigere erscheinen. So kommt es, dass trotz relativ starker Bevölkerung die Dörfer dünn gesäet sind, die einzelnen Gemeinden aber eine grosse Fläche bewirthschafteu und eine starke Bevölkerung zeigen, indem nämlich, über das ganze Gebiet hin zerstreut, zahllose einzelne Güter und Gehöfte, soge- nannte Ausbaue, sich finden. Da dieselben meist ihren eigenen Namen haben, so vermag eine Karte, die dieselben sämmtlich ent- hält, ausschliesslich durch deren Häufung die räumliche Verbreitung einer auch geognostisch gut charakterisirten Landschaftsform an- zuzeiffeu. O 188 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken Ich habe bereits oben bemerkt, dass die Seen])latte im All- gemeiueu die Wasserscheide zwischen den zur Ostsee entwässernden Küstenflüsseu und den zahlreichen kleinen Flüssen bildet, die ihre Gewässer nach Süden zur Weichsel, Warthe und Netze entsenden. Betrachtet man aber diese hydrographischen Verhält- nisse genauer und versucht mau auf einer Specialkarte, die Wasser- scheide eiuzutrageu, so stösst man auf grosse Schwierigkeiten und erkennt bald, dass mau es hier oben nicht mit einer, sondern mit zwei Wasserscheiden zu thun hat. Diese beiden Linien berühren sich an manchen Stellen, bisweilen sogar in einer seenerfüllteu Rinne, während sie an andern, und zwar den weitaus meisten, meilenweit auseinander gehen. Zwischen ihnen eingeschlosseu liegt ein Gebiet, welches weder nach Norden noch nach Süden entwässert, sondern seine Abwässer in geschlossene Depressionen, in abflusslose Seen und Sümpfe entsendet. Derartige Flächen treten inselartig auch im Stromo-e1)iete der Küsteuflüsse und der südwärts ziehenden O Gewässer auf; ich werde au anderer Stelle versuchen, ein Karten- bild von dieser eigenthümlicheu Erscheinung zu geben. Die Wasserscheiden halten sich nicht streng au die beiden Zonen der Aloräuenlandschaft und des Haidesaudgebietes, sondern bald greifen die Ostseegewässer nach Süden in das Haidesaudgebiet ein, wie der Cameuzfluss, Stieduitzfluss und die Persante, bald die anderen Flüsse nach Norden über die Endmoräne hinweg, wie die Quell- gewässer der Brahe und Drage. In dem abflusslosen Gebiete sammeln sich die atmosphärischen Wasser in ungezählten, grossen und kleinen Bodensenken. Der Wasserstand derselben ist uatur- gemäss ein schwankender und resultirt selljstverständlich aus dem area’enseitiofeu Verhältniss von Verduustuns: und Zufuhr. In dem Lehmgebiet, ist bei dem undurchlässigen Untergründe ein anderes Entweichen der Wasser als durch Verdunstung sehr unbedeutend; dafür spricht auch die so sehr verschiedene Höhenlage nahe bei einander gelegener Seen und Sümpfe. Im Haidesandgebiete aber ist es möglich, dass eine Art unterirdischen Gruudwasserstromes, der Oberflächen- Neigung dieser Zone nach Süden folgend, als natürlicher Regulator des Wassex'staudes dieser Seen functionirt. Die nicht sehr zahlreichen Thäler, welche die Moräueulaud- in Hinterpommei'n und Westpreussen. 189 Schaft vou Süd nach Nord durchziehen, haben, so weit ich sie uälier kennen zu lernen Gelegenheit hatte, einen durchaus ver- schiedenen Charakter. Die Persante, deren Ursprung in einem heute mit Kalkschlamm ansgefüllten See westlich vou Nenstettin zu suchen ist, fliesst zuerst mit geringem Gefälle durch eine Anzahl Moore ; daun durchbricht sie die Moräueulandschaft an deren jetzt schmälster Stelle in einer mehrere Kilometer langen, tiefen Ero- siousschlucht, au deren beiden Gehängen eine ganze Anzahl Glieder des Unteren Diluviums zu Tage treten. Nach dem Aus- tritt aus der Schlucht breitet sicli das Thal breit trichterförmig aus. Auf dieser Abrasiousfläche treten die widerstandsfähigen Geschiebemergel des Unteren Diluviums und zwischen denselben aufgeschüttete Thalsande und Schotter auf. (Fig. 11.) Das umstehende Profil von den oberdiluvialeu Höhen bei Rafteubero; über Grameuz durch das erweiterte Persautethal gelegt, zeigt, dass jene Schichten des Unteren Diluviums, die in der Per- santeschlucht dicht über einander auftreteu, hier auf eine grosse Fläche vertheilt einzeln nach einander zu Tage treten. Ganz anders verhält sich das Gotzelthal, dessen Ursprung mitten in die Moräueulandschaft südlich vou Rublitz fällt. Wie das Profil (Fig. 12) durch den oberen Theil desselben zeigt, ist dasselbe älter als das Obere Diluvium, da der Geschiebemergel desselben sowohl die Flanken der Mulde überkleidet, als auch im Tiefsten derselben inselartig zu Tage tritt. Nördlich der Stadt dagegen wird das Thal zum reinen Erosionsthale, so dass, wie das Profil (Fig. 1.3) zeigt, auch hier wieder die ganze Schichtenfolge des Diluviums in den einzelnen terrasseuartigen Absätzen an die Oberfläche gelangt. Dass der ausgeprägte Muldenbau im oberen Theile des Gotzelthales bereits in tiefen Schichten des Unteren Diluviums ausgedrückt ist, dafür spricht ein ganz besonderer Um- stand. In der Stadt Bublitz sind nämlich an mehreren Punkten in Tiefen vou 40 — 56 Mefer unter der Oberfläche sehr stark aus- fliesscude Wasser erbohrt worden; dieselben geben Zeugniss vou dem Vorhandensein einer unterirdischen Midde unter der tief- liegenden Stadt, deren unterdiluviale Glieder nach Osten hin stärker als das heutige Terrain austeigen müssen. Wenigstens hat Fig. 11. (Länge 1:25000. Höhe 1:5000.) 190 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken in Hinterpommern und Westpreussen. 191 das östlichste der Bohrlöcher die wasserführeude Schicht in geringster, das westlichste sie in grösster Tiefe getrofien. Noch anders ist das Verhalten des vom Kalkbache durch- flossenen Thaies zwischen Drawehn und Mühlenkainp. Auch dieses Thal ist Erosiousthal; dabei ist es aber auffällig, dass au der östlichen Thalseite der Geschiebemergel bis fast zum Wiesen- niveau sich hinabzieht, während die westliche von oben bis unten aus Bildungen des Unteren Diluviums besteht. Fast macht es O den Eindruck, als wäre nach der Ausfurchung dieses Thalzuges noch einmal von Osten her ein Vorrückeu des Eises über die Ostseite des Thaies und damit verbundener Absatz der Grund- moräne erfolgt, als hätte aber das Eis nicht mehr die genügende Stärke besessen, auch den westlichen Thalraud noch zu über- schreiten. Zu den auffälligsten Erscheinungen in den Thälern der O O Moräuenlandschaft gehören die ausgedehnten und mächtigen Kalk- tnffablagerungen, die man hier und da an ihren Gehängen autrifl't. Dieselben ziehen sich oft aus einer Höhe von 15 — 20 Metern iiber der Thalsohle bis zu dieser herunter, sind parallel dem Gehänge in dickere und dünnere Bänke geschichtet und enthalten bisweilen Eiulagernngen von moorigen Bildungen. Der poröse helle, gelb- liche oder dunkelbraune Kalktnft', der in seinem Aeusseren völlig mit den gleichen Bildungen Thüringens übereinstimmt, zeichnet sich durch ausserordentliche Reiidieit aus. Mehrere Pro1)eu zeigten einen Gehalt an kohleusaurem Kalke von 9.3 — 96 pCt. , also weit mehr als die kalkreichsten Wiesenkalke. Der Kalktufl' ist stellen- weise reich an organischen Resten, er enthält zahlreiche Moose, Rohrsteugel und andere unkenntliche pflanzliche Reste einge- schlossen; oft ist er reich au Conchylieuschalen, die alle noch heute in nächster Nähe lebenden Arten angehören. Dieser Kalk- tnfl' ist von Quellen abgesetzt, die mit grossem Wasserreichthume au den Gehängen der Thäler hervorbrechen. Ihren Gehalt an gelöstem kohlensaurein Kalke und Eiseuoxydul verlieren sie grössten- theils, sobald sie bei ibrein raschen Laufe den Abhang hinunter 192 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken mit der atmosphärischen Luft in innige Berührung treten, und setzen ihn auf den Pflanzen ab, die diese dauernd überrieselten Gehänge bekleiden. Ein Rest des Kalkes bleibt in Lösung und wii'd mit in’s Thal hinuutergeführt, wo er in mehr oder weniger stagnirendem Wasser durch die Thätigkeit kalkabscheidender Pflanzen und Thiere als schlammiger weisser Wiesenkalk aus- gefällt wird. So kommt es, dass in den Wiesen, die an kalk- tufl’bedeckte Thalg:ehäurünglicheu See vergleicht! Hat derselbe doch bei einer grössten Ausdehnung von 9 Kilometer ungefähr 100 Kilometer Uferliuie besessen, einschliesslich der 30 in ihm liegenden Inseln! Pleute sieht man au Stelle des grössten Theiles dieses alten Sees aus- gedehnte, zum Theil schwimmende Moore, deren Betreten stellen- weise mit Gefahr verknüpft ist (Baggermösse, Briesen’sche Mösse). Um eine Vorstellung von der gewaltigen Zahl der in der normal entwickelten Moräueulandschaft vorhandenen, ursprünglich wasser- gefüllten Bodensenken zu geben, führe ich an, dass in vielen Ge- bieten die Zahl derselben auf einer Qnadratmeile 4 — 600 beträgt. Die Seen gehören ihrer Form, noch mehr aber dem Relief ih res Untergrundes nach 3 gut unterscheidbaren Typen an. ]. Grundmoräneu - Seen im Sinne Wahn.schaffe’s ^). Das Charakteristische ihrer Lage besteht in ihrem Auftreten in rings geschlossenen Becken, die keinen oder höchstens einen von Menschenhand geschafleuen Abfluss haben, ferner, wenigstens bei den grösseren dersell^en, in der complicirten Gestaltung der Ufer durch Buchten, die oft selbst wieder verzweigt sind und in den Inseln, die dem Spiegel dieser Seen entragen. Nicht weniger bezeichnend ist die Form ihres Untergrundes, welcher den Typus der Moräueulandschaft auf das deutlichste ausgeprägt zeigt. Diese Seen sind heute nicht mehr häufig, bilden aber ursprünglich weit- aus die Mehrzahl. Ihre geschlossene Lage macht sie offenbar für den Vertorfuugsprocess besonders geeignet, so dass wir, wie beispielsweise besonders schön bei dem oben beschriebenen alten See nordwestlich von Nenstettiu, an ihrer Stelle heute fast überall Moore erblicken. Ein sehr schönes Beispiel eines solchen Mo- ränensees ist der Dratzig - See sowie der Papeuziu - See, von dem ich weiter unten ein Kartenbild gebe (Fig. 15). Diese Art Seen ist auf die Moränenlaudschaft beschränkt. 9 F. Wahnsohafpb, Zur Frage der Oberfläcliengestaltung im Gebiete der baltischen Seenplatte. Dieses Jahrb. für 1887. Berlin 1888, S. IGl. 13* 196 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken 2. Riuneuseen. Diesell)en sind ausgezeichnet dnrcli eine langgestreckte Form; sie liegen einzeln oder perlsclinnrartig an- einandergereiht in Rinnen, die entweder beiderseits geschlossen sind, wie das Rinnensystein der Pinnowseen (Fig. 17), oder in einem ausgebildeteu Thalznge liegen, wie der Tessenthin- nnd Labes-See (Fig. 20). In ihrem Untergründe stellen alle diese Seen einfache Mulden dar, in denen der tiefste Punkt zumeist in der Mitte liegt. Die von Ule in seinem Aufsatze ^) über die Masurischen Seen betonte Abhängigkeit der Gestalt des Seegrundes von derjenigen der Ufergehänge ist vielen Ausnahmen unter- worfen. Die prägnanteste derselben, die mir bei meinen Unter- suchungen aufgestossen ist, stellt der Stepener Mühlensee dar (s. unten Fig. 22 und 2.3). Dieser Seentypus ist sowohl in der Moränenlandschaft wie im Ilaidesandgebiete vertreten. Während er aber in der ersteren gegenüber den Moränenseen (einschliess- lich der Moore) znrücktritt, überwiegt er weitaus im letzteren, da neben ihm nur noch einige Seen des 3. Typus sich finden. 3. Becken seen. Diese dritte Art von Seen, die ich als Beckenseen bezeichnen will, besitzt sehr einfache Umrisse, ohne tief einschneidende oder weit verzweigte Buchten und einen Unter- grund, welcher im Verhältniss znr Grösse des Sees ein ganz flaches Becken darstellt. Als einen Typus dieser Seen kann man den Vilmsee bei Nenstettin und den Virchow-See bei Wurchow (Fig. 24) anführen, beide im Sandgebiete, aber nahe dem Rande der Moränenlandschaft. Man kann zu einer klaren Vorstellung über die baltischen Seen nur gelangen, wenn man genau das Relief ihres Unter- O O z o grundes kennt, eine Kenntniss, die nur diu’ch eine grosse Reihe von Ablothungen zn erlangen ist. Ich habe es mir deshalb an- gelegen sein lassen, selbst oder unter Ilülfeleistuug der unter meiner Leitung bei den Anfnahmearbeiten thätigen Knlturtech- niker, Herren Pohlitz, Burck und Baldus, eine Reihe von Seen meines Aufnahmegebietes so genau abzupeilen, dass ich ein Bild des Untergnindes mit Hülfe von fünfmetrigen Tiefen- curven zu geben im Stande war. Ich gebe im Folgenden eine 9 Dieses Jahrb. für 1889, Berlin 1890. in Hinterpommern und Westpreussen. 197 Anzahl derartige Seeubilder in Ausschnitten aus der CTeneralstal)S- karte 1 : 25000 (nur der Virchow-See ist seiner Grösse wegen auf 1 : 50000 i-educirt), aus welchen in Folge dessen zugleich die Gestalt des den See umgebenden Geländes abgelesen werden kann. Die Tiefenlinien sind auf den Seespiegel bezogen und schliessen sich in Folge dessen nicht au die Höhenlinien des Landes an. Die tiefsten Punkte eines jeden Sees sind mit rückwärts liegender Zahl an der betreflendeu Stelle eingetragen, während die andere stehende Zahl die Höhe des Sees über dem Meeres- spiegel angiebt. Ich beginne mit dem bereits oben angeführten Papenzin-See. Das Bild zeigt sehr deutlich den unregelmässig bewegten Seegruud im südlichen Theile des Beckens, mit mehreren Inseln, einer Bucht und zwei kesselartigen, tiefen Löchern im östlichen 198 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken Theile des Sees. Geschiebelelim reicht auf alleu Seiten bis zum Spiegel des Sees hinunter und aus Geschiebelehm bestehen die beiden grösseren Inseln, während die kleineren eine dichte Stein- packung zeigen, die offenbar als ein Auswaschungsrückstand des- selben zu betrachten ist. Nach Angaben der Fischer soll der Seegruud in allen Theilen ausserordentlich steinig sein. Der nach Norden folgende Theil des Sees besitzt mehr einen Rinnen- charakter, bis endlich im nördlichsten Theile unserer Skizze durch den herausragenden Werder, auf dessen westlicher Seite zugleich die grösste ermittelte Tiefe sich findet, wieder eine doppelte Muldung mit einem beträchtlich aufragenden Rücken dazwischen herbeia;eführt wird. Besser als alle Worte zei2;t die Aehnlichkeit des Seegrundes mit der Moränenlaudschaft ein Profil durch den südlichen Theil des Sees von Ost nach West, wie es die folgende Skizze bietet. Fig. 16. (Länge 1 : 25000. Höhe 1 ; 5000.) Unter den Riunenseen der Moränenlandschaft gehören zu den auffälligsten die am äusseren Rande derselben gelegenen 4 Pinnow- seeu, von denen die 3 westlichen auf dem folgenden Kärtchen (Fig. 17) dargestellt sind. Dieselben liegen in einer im südlichen Theile des grossen Pinnow-Sees sich gabelnden Rinne. Der südliche Arm schliesst sich bereits kurz östlich vom kleinen Pinnow-See, während der nörd- liche sich bis in die Nähe von Kl. Carzenburg fortsetzt und neben dem Höllen -Pinnow -See noch weiter östlich einen auf unserer Karte nicht mehr sichtbaren See, den Pinnow -See, sowie ganz am Ende der Rinne ein tiefes kesselartiges Loch, die Pinnow- Kuhle^), enthält. Auch nach der Moränenlaudschaft zu ist die Rinne des Grossen Pinnow-Sees vollkommen geschlossen und steht 9 PoHuaerscher Fundort für Nwphar pumilum. in Hinterpommern und Westpreussen. 199 mit deu Seeu bei Porst heute iu keinerlei Zusammenliaug. Auch bei diesen Seen zielit sich der Geschiebelehm au den steilen Gehängen bis zum Ufer herunter, vielleicht sogar unter deu Seen hindurch. Fig. 17. (1:25000.) Auffallend ist der gi’osse Unterschied iu der Tiefe dieser Seen, da der kleinste und schmälste derselben 27 Meter, der grösste nur die Hälfte dieser Tiefe besitzt. Mit Abfluss versehen sind die in deu beiden folgenden Skizzen gegebenen Seeu, Fig. 18. (1:25000.) 200 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken der Saat-See zwischen Drawehn und Gr. Carzenburg, der sich durch den Kalkreichthiun in seinem Untergründe auszeichnet, so- wie der flache, moorige Lüters-See, Fig. 19. (1:25000.) ein Rest des in Fig. 14 dargestellten, alten, grossen Sees. Die nunmehr folgenden Seen liegen sämmtlich im Haidesand- a;ebiete und zwar im Stromgebiete des Küddowflusses. Zur öst- liebsten Gruppe gehören die in Fig. 20 dargestellten beiden Seen nördlich von Baldenburg, der Tessenthin- und Lahes-See. Beide sind mit einander durch eine alluviale Rinne verbunden. Die ursprünglich doppelte Verbindung ist klar ausgedrückt durch den Rücken, der den nördlichen Theil des Labes-Sees in zwei Mulden scheidet, und durch ein nördlich von der einen derselben liegendes altes Thal, welches etwa 5 Meter über dem Spiegel des Tessen- thin-Sees liegt. An letzterem ist ganz besonders schön die Ab- hängigkeit der Formen des Seeuntergrundes von denjenigen der Gehänge zu erkennen. Fig. 21 giebt ein Profil durch den tiefsten Theil des Sees. Zwischen sandigen Ufern von geringer Erhebung liegen der Gr. Damen-See und der Stepener Mühlensee. (Fig. 22.) in Ilinterpommern und Westpreussen. 201 Fig. 20. (1 : 25000.) 202 K. Kbilhack, Der baltische Höhenrücken Fig. 21. (Länge 1 : 25000. Höhe 1 : 5000.) Fig 22. (1 : 25000.) Sie sind, wie die eingeschriebenen Ciirven zeigen, von recht vei'- schiedener Tiefe, imd ganz besonders bei dem Stepener Mühlensee muss man mit Kücksicht auf die niedrigen Ufer über die unge- wöhnliche Tiefe erstaunt sein. Ein Querprotil durch den tiefsten Theil des letzteren giebt Fig. 23. Fig. 23. (Länge 1 : 25 000. Höhe 1 : 5000.) in Hinterpommern und Westpreussen. 203 Den letzten der dargestellten liinuenseeii, den Gr. Stüduitz- See gebe ich in 1 : 50000 znsainmeu mit dem ihm benachbarten ausgedehnten Becken des Virchow-Sees. Ein ausgezeichneter Vertreter des Typus der Riuneuseen in diesem Gebiete ist der über 2 Meilen lange Dolgen-See, der bisher nur in seiner Nordhälfte untersucht ist. 14 Meter ist seine grösste bis- lang gefundene Tiefe. 204 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken Iia Folgenden gebe ich eine Zusaminenstelluu<2r der {refundeneu grössten Tiefen in 27 Seen der Nenstetti n-Bublitzer Gebend: O 1. Stepeuer Mühlensee 33 Meter 2. Papeuziu-See 32 » 3. Tessenthiu-See 31 » 4. Höllen -Pinnow- See 27 » 5. Gr. Stüdnitz-See .... 23 » 6. Virchow-See . . . • . 22 » 7. Labes -See 15 » 8. Dolgen -See 14 » 9. Gr. Pinnow -See .... 14 » 10. Kl. Pinnow -See .... 13 » 11. Gr. Klewe-See 12 » 12. Gr. Damen -See 12 » 13. Saat -See 12 » 14. Dainerow-See bei Stepen 9 » 15. Lüters-See 8 » 16. Dorf- See bei Sparsee 5,5 » 17. Priebs-See 4 » 18. Gr. Sclnnaiiuz-See 4 » 19. Kl. » » ... 4 » 20. Camp -See ...... 4 » 21. Schwarz -See westl. Stepen . 4 » 22. Dorf- See bei Stepen . 4 » 23. Kttter-See südl. Stepen . 3,5 » 24. Lanken -See 3,5 « 25. Schärpen- See 2,5 » 26. Wurchower Dorf- See 2,1 » 27. Plötscheu-See 1,5 » Die Entstehuna: der Moore aus den Seen lässt sich in allen O Stadien verfolgen, da noch heute dieser Eutwickelnngsprocess in b nur in der Südhiilfte untersucht, b nur in der Nordhälfte untersucht, nur in der Osthälfte untersucht. in Hinterpommern und Westpreussen. 205 allen seinen Stufen in der Natur sich absjiielt, von dein festen, fast wasserlosen Moore bis zum schwimmenden Moosteppich mit offener Wasserblänke in der Mitte. Die Haupt- und Aufaugs- arbeit bei der Vertorfung führen schwimmende Moose, unterstützt durch andere Wasserpflanzen, aus. Sobald dieselben eine hin- reichend dicke Decke gebildet haben, siedeln sich darauf andere dem Wasser entwachsende Moose an, die nun ihrerseits den Boden abgeben für solche höhere Pflanzen, die einen hohen Grad von Feuchtigkeit verlangen, Menijanthes trifoliata, 6'arc.r -Arten, Eriophoru'm, Drosera rotundifolia, Vaccinium Owycocciis, Andromeda polüfolia u. a. In diesem Zustande ist das Moor noch immer schwimmend, seine Decke steigt und fällt mit dem Wasserspiegel. In besonders nassen Jahren sind derartige Moore von einer Wasser- rinue von mehreren Metern Breite und wechselnder Tiefe eiime- schlossen. Dieselbe entsteht dadurch, dass der Wasserspiegel ungewöhnlich steigt und eine grössere Fläche eiunimmt, als vorher. Die mitsteigende Moordecke aber muss ihre Grösse bei behalten, und die Differenz beider Flächenräume ist ausgedrückt durch den das Moor umziehenden Wasserstreifen. Mit der Zeit wird dasselbe fester, es siedeln sich andere Sträucher, Empetrum nigrum^ Vaccinium uHginosum^ V. Myrtillus^ V. Vitis Idaea und Ledum palustre darauf au. Manchmal versuchen sogar in dem dichten Moosteppich, in welchem der Fuss bis zum Knie versinken kann, Kiefern ihr Dasein zu fristen, und bringen es daun, wie z. B. in der oben erwähnten Briesen’schen und Bagger-Mösse, nach öOjährigem Bemühen auf Stämme von 2 Meter Höhe und 3 — 5 Centimeter Durchmesser. Wird das Moor durch Höher wachsen oder durch künstliche Vertiefung des Wasserspiegels noch trockener, so verschwinden allmählich die Moose und das Haidekraut und die verschiedenen Arten des Wollgrases besorgen nun in der Hauptsache das Ge- schäft der Torfbilduug. Während der ältere im Wasser gebildete Theil der Moore aus nichts anderem als hellgefärbteu, dicht ver- filzten, in trockenem Zustande federleichten Moosmassen besteht, ist das jüngere, aus Haide und sauren Gräsern gebildete Moor darüber dunkel gefärbt und bedeutend schwerer. Uebrigens nehmen C5 O 206 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken auch reiue Moostorfe eine dunklere Färbung an iind liefern einen bedeutend compacteren Torf, wenn mau dem Moore durch künst- liclie Abzapfung möglichst viel Wasser entzieht. lieber die Entstehung der Moränenlandschaft ist bereits eine ganze Ibeihe von Ansichten ausgesprochen , die MAhnsciiaffe übersichtlich zusammengestellt hat^). Er selbst hält die Formen der Moränenlandschaft bereits im Untergründe, in den Sanden, die unter dem Oberen Geschiebelehm lagern, für vorgezeichuet und glaubt, dass dieses Sandgebiet seine complicirte Gestalt durch Wassererosion erlangt habe. Er beruft sich dabei auf die von mir selbst beschriebenen isländischen Sandr^). Indessen würden dieselben, mit einer Grundmoräue überkleidet, keineswegs ein der Moräneulandschaft äbnliches Bild ergeben. Auch müsste ja dann das Haidesandgebiet, in welchem die Schmelzwasser eine ausge- dehnte Thätigkeit entfaltet haben, in seiner Oberflächenform mit der Moräuenlandschaft gewisse Aehnlichkeiten besitzen, während ich oben grade auf den ausserordentlichen, landschaftlichen Gegensatz beider Gebiete aufmerksam machen musste. Zu einer andern Er- klärung kommt man, wenn man folgende Umstände berücksichtigt: 1. dass die Moränenlaudschaft auf verhältnissmässig hohe, ja die höchsten Theile des norddeutschen Flachlandes beschränkt ist uud im Osten, d. h. in den Provinzen Pommern und Ost- uud Westpreussen kaum unter 120 Meter Meereshöhe herabgeht, wohl aber bis zu mehr als 300 Metern ansteigt; 2. dass am Südrande und in der Mitte der Moräneulandschaft ausgedehnte Endmoränenzüge liegen, und 3. dass an dieselben nach Süden hin ausgedehnte Sandgebiete o O sich anschliessen. Daraus geht zunächst mit Sicherheit das Eine hervor, dass hier zeitweilig, nach der Ausdehnung der Eudmoräneu zu schliessen, sogar für ziemlich beträchtliche Zeit, ein Stillstand des Eises statt hatte. Während, wie wohl allgemein augeuommeu wird, die aus- b Dieses Jahrb. für 1887, S. 150 f. b Vergleicliende Beobacbtg. u. s. w., dieses Jabrb. für 1883. in Hinterpom mern und Westpreussen. 207 gedelmteii ebenen Gescliiebemergelgebiete nördlicher und südlicher gelegener Gegenden dafür sprechen, dass über sie hinweg der Eisrand beim Vorrücken und beim Rückzüge ziemlich schnell sich bewegte, muss er durch besondere Umstände innerhalb der Moränenlandschaft zum Stillstände gebracht worden sein. Der Grund dafür liegt auf der Hand, wenn man den oben unter 1 auö'eführten Punkt ins Arme fasst: die hohe Lage bedingte eine niedrigere, mittlere Jahrestemperatur, dadurch vernnnderte sich der Verlust durch Verdunstung und Abschmelzen, der Nachschub und der Verlust hielten einander annähernd die Wage, d. h. der Eisraud kam zum Stillstände. Eine einfache Betrachtung lehrt, dass dieser Stillstand nicht in die Peidode des Vorrückens des Eises hineinfiel, sondern in die Zeit des Rückzuges gefallen sein muss. Denn ein im Vorrücken begriffenes mächtiges Binneueis muss, nachdem es vermöge seiner bedeutenden Mächtigkeit eine tlöhe erreicht, die zurück liegende Niederung ausgefüllt hat, mit um so grösserer Leichtigkeit, ohne Aufenthalt, jenseit der Höhe wieder in tiefer gelegene Gebiete niedergehen können. Ein im Rückzuge be- griffenes Eis aber findet auf der Höhe Bedingungen vor, die ihm so zu sagen noch eine Galgenfrist gewähren: nach Ablauf der- selben muss es aber seinen Rückzug über die tiefer gelegenen rückwärtigen Gebiete, in unserem Falle über die Küstenzone, mit um so grösserer Schnelligkeit bewerkstelligen. Daraus erklärt sich leicht die so wenig bewegte Oberfläche dieser S. 152 von mir beschriebenen Zone. Welche Wirkungen aber übt nun das Eis in der Periode des Stillstandes aus? Aus den Mittheilungen der dänischen Geologen über das gröidändische Binneneis wissen wir, dass der Stillstand desselben niemals ein vollkommener ist, dass vielmehr fortdauernd der Eisrand durch grössere oder kleinere Oscillationen bald mehr, bald weniger in negativem oder positivem Sinne sich verschiebt. So können wir uns also vorstellen, dass aid' der baltischen Seen- platte der Eisrand während eines langen Zeitraumes au den ver- schiedensten Stellen und zu wiederholten Malen gelegen hat, und dass nur durch die Endmoränen die Stellen eines längere Zeit dauernden, völligen Verharrens, durch die Gebiete der Geschiebe- 208 K. Keii.hack, Der baltische Höhenrücken bescliüttung diejenigen eines ausserordentlich langsamen Rückzuges angedeutet werden. Der fortdauernd dein Eisrande zugeführte Geschiebemergel wurde dabei ausgewaschen, das nicht transportir- bare Material, d. h. die grossen und kleinen Steine, blieben am Eisrande liegen, das übrige wurde mehr oder weniger weit ent- fernt wieder abgelagert. Wir müssen annehmen, dass das Material, welches an der einen Stelle zu einer richtigen, aus einer Stein- packuug bestehenden Endmoräne znsammengehäuft wurde, au den meisten andern auf eine Fläche von etwas grösserer Breite ver- theilt wurde, so dass wir die Gebiete der Geschiebebeschüttuug gewissermaasseu als ausgebreitete Endmoränen zu bezeichnen liaben. Aus dieser Annahme eines mit Oscillationeu und mehr- maligem , fast völligem Stillstände des Eises verbundenen Aufent- haltes in der Periode des Rückzuges können wir in ungezwungener Weise eine ganze Reihe derjenigen Erscheinungen ableiten, die das eigenartige Aussehen der Moräueulandschaft bedingen. Wir wissen — auch wieder aus Grönland — , dass die Gebiete , die bei dem Rückzuge des Eises in einem Oscillationsgebiete eben eisfrei geworden sind, aussehen, als ob sie mit einem gewaltigen Pfluge bearbeitet wären '). Es beruht das auf der mehrfach beobachteten und beschriebenen aufstauchenden und zusammeufalteuden Thätig- keit des als einseitige Belastung wirkenden Eisrandes. Wiederholen sich derartige Einwirkungen auf den Untergrund während einer mehrmaligen Vorwärtsbewegung, so müssen sie sich summireu und der Landschaft jenes eigenartige Relief verleihen, welches wir unter dem Namen der Moränenlandschaft begreifen. Ich glaube, dass es nicht richtig ist, wie E. Geinitz und A. Jentzsch^) es gethau haben, mit grossen Wassermassen — sei es ausstrudelud, sei es subglacial thätig — die Formen der Moränenlandschaft zu erklären. Diese Wassermassen hätten Wege sich zu bahnen gewusst, die wir in Form eines besser als das vorhandene geordneten Abfluss- *) H. Rink, Das Binneiieis GrÖBlands nach den neuesten dänischen Unter- suchungen. Zeitschr. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin, Bd. '23, S. 418 f. 2) Fk. E. Geinitz, Die Seen, Moore und Flussläufe Mecklenburgs, Güstrow 1886. 2) A. Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacial-IIypothese. Dieses Jahrb. für 1884, Berlin 1885, S. 519. in Hinterpommern und Westpreussen. 209 systemes sehen würden. Man kann es in der Moränenlandschaft deutlich sehen, wo gegen das Ende der Vergletscherung grosse Wassermasseu thätig waren. Das war überall da der Fall, wo wir aus dem Lehm in das Sandgebiet tiefe Kinnen, moor- oder wassererfüllt, herausführen sehen. Wenn aber au zahlreichen Stellen des Eisrandes grosse Schmelzwasserströme demselben entflossen, so braucht das deswegen durchaus nicht überall der Fall gewesen zu sein. Ich glaube vielmehr, dass die Beobachtungen am Frederikshaabs Isbliuk in Südgrönlaud, w'elcher auf grosser Linie schmelzwasserfrei mit seinem Rande verharrt, indem der Nachschub vollkommen durch Verdunstung an der wärmeren Luft aufgezehrt wiiaD), den Schluss auf analoge Vorkommnisse am Rande des diluvialen Binneneises gestatten. Grosse Wassermengen müssen ofienbar den Charakter der Moräneulandschaft, die abfluss- losen Becken, zerstören, können also unmöglich denselben geschaften haben. Wo grosse Schmelzwasserströme unter dem Fisraude her- vortrateu, da ist, wie z. B. in der Umgebung der Pinnowseeu, (Fig. 17) der Charakter der Moräneulandschaft stark verwischt, die Menge der geschlossenen Depressionen wieder zerstört worden. Ich glaube demnach, dass das Charakteristische der Moränenlaud- schaft, ihr Reichthum an abflusslosen Becken, nicht sowohl ein Resultat erodirender Wasser, als vielmehr eine Aeusseruug mehr- fach summirter, mechanischer Arbeitsleistung des vorrückendeu Eises auf seinem Untergründe ist. Lagerungsstörungeu in dem- selben, d. h. in den Unteren Sanden unter dem Geschiebelehm, vermaa: ich bei dem Mangel au Aufschlüssen und der Mächtig- keit des Oberen Diluvium als Stütze meiner Ansicht nicht anzu- führen, wohl aber den Umstand, dass an den Rändern der Depressionen die Decke des Geschiebelehmes durchaus nicht schwächer ist als auf den Höhen, was doch der Fall sein müsste, wenn eine starke Erosion oder gar Evorsion alle diese Becken ausgearbeitet hätte. Mit der Bekleidung der so umgestalteten Oberfläche mit der Grundmoräne, dem Geschiebelehm, war die Vorbedingung für ') Meddelelser om Grönland, Bd. 1, Heft 1. H. Rink, 1. c. Jahrbuch 1889. 14 210 K. Keilhack, Der baltische Höhenrücken die Entstellung von Seen ans diesen Depressionen gegeben, indem durch die Undurchlässia:keit desselben ein schnelles Versickern des Wassers in tiefer liegende, trockene Schichten unmöglich ge- macht wurde. Woher das Wasser dieser Seen stammt, ist eine leicht zu beantwortende Frage: jedes dieser Becken ist von einem liald grösseren, bald kleineren Gebiete umgeben, welches bei der allgemeinen Undurchlässigkeit des Untergrundes alle Niederschläge ihm zuführen muss. Dieser Zufuhr wirkt einmal die Verdunstung entgegen, dann auch der wohl nur als sehr gering zu ver- anschlagende Verlust durch Eindringen des Wassers in tiefere Schichten. Aus dem Wechsel des Verhältnisses zwischen Gewinn und Verlust resultirt die Grösse des jeweiligen Wasserspiegels der Seen, welcher, soweit nicht künstliche Eingrifte eingewirkt haben, in verschiedenen Jahren ein verschiedener ist. Der Umfang dieser Seen musste natürlich vollkommen ab- hängig sein von Grösse und Gestalt der Depressionen und von höherer oder niedrigerer Ivage desjenigen Punktes, an welchem das steio'ende Wasser zuerst einen Abfluss in ein anderes Becken oder in ein Fliesswassersystem finden konnte. Manche dieser Seen haben daher auch zeitweilige Abflüsse, wie der Kammin-See bei Breitenberg, der, in trockenen Jahren abflusslos, in nassen über eine niedrige Stelle seiner Umrandung hinweg einen Abfluss in das Kaddüe-Thal besitzt. In der oben ausgeführten Art denke ich mir alle Grund- moränenseen und aus denselben hervorp'eg:an Irenen Moore ent- standen. Eine riesenkesselartige Entstehung zahlreicher, kleiner, kesselartio'er Pfuhle a;if ebenen Mera;elflächen will ich damit durch- aus nicht in Abrede stellen. Die ausgedehnte Rolle, die Geinitz den ausstrudelnd wirkenden Schmelzwassern zuschreibt, vermag ich dagegen nicht anzuerkennen , wenigstens nicht für die Seen der hinterpommerschen Moränenlandschaft. Was nun die Entstehung der in Rinnen liegenden Seen, des zweiten der von mir beschriebenen Seentypen, betrifft, so herrscht wohl kein Zweifel darüber, dass die von ihnen ausgefüllten Ver- tiefunofen durch nach Süden strömende Schmelzwässer des Eises O ausgewaschen sind. Wo diese Rinnen jetzt noch zu einem nor- in Hinterpommern und Westpreussen. 211 mal entwickelten Fliesswassersystem gehören, kann darüber gar kein Zweifel sein. Viele dieser Rinnen sind aber heute nur in Stücken vorhanden, aus ihrem ursprünglichen Zusammenhänge bis zur völligen Unkenntlichkeit desselben losgelöst. Diese Er- scheinung lässt sich in der Weise erklären: jedenfalls sind die Rinnen ursprünglich alle vollkommen ausgebildet gewesen, aber nicht neben, sondeni nach einander, und bei den im Vorlande der Gletscher so häufigen Stromverlegungen theilweise wieder zugeschüttet worden, so dass nur die jüngsten dieser Rinnen bis heute geblieben sind. Ich habe an anderer Stelle derartige Strom- bettverleguno-eu und dadurch bewirkte Zuschüttunoj und Ab- Schnürung älterer Rinnen an Beispielen aus heute vergletscherten Gebieten geschildert^), welche den besten Beweis dafür liefern, dass bei der weit grossartigeren Vergletscherung Norddeutschlauds der- artige Erscheinungen, noch dazu bei den auf dem Ilöheurückeu gebotenen Gefällverhältnissen, sich noch in viel hervorragenderer Weise müssen geltend gemacht haben. Ueber die Entstehung der Beckenseen des Sandgebietes habe ich ein abschliessendes Urtheil noch nicht gewonnen. Von hervorragender Beweiskraft für die Natur der Moräneu- landschaft als eines Gebietes des Stillstandes resp. häufiger Oscillatlonen beim Rückzuge des Eises ist die auf viele Meilen entlang ihres Südraudes von mir festgestellte Haidesandfläche. Dieselbe ist ein genaues und typisches Aequivalent zu den von mir beschriebenen »Sandr« vor den grossen Gletschergebieten der Insel Island und spricht auf das Klarste für die Richtigkeit meiner Auffiissuug. Hier der lange , schmale Endmoränenzug, hinter ihm die vom hin- und hergehenden Eise wie ein tobendes Meer aufgepflügte Gruudmoräneulaudschaft und vor ihm das weite Gebiet, auf welchem die Schmelzwasser des Eises die traus- portirbaren Theile der Gruudmoräne nach Süden tragen, während die schweren Blöcke als Endmoräne oder Geschiebebeschüttung liegen bleiben. Wie dem am Südrande der Moränenlandschaft liegenden, fast ununterbrochenen Endmoränenzuge die grosse ebeu- U* *) Dieses Jahrb. für 1883, S. 159. 212 K. Keii-hack, Der baltische Höhenrücken folls lückenlose Haidesandebene entspricht, so liegt vor dena S. 179 erwähnten, rückwärtigen Zuge inmitten der Moränenland- schaft ein oft unterbrochener bald breiterer, bald schmälerer Streifen von Geschiebesand, der nur dadurch von dem des grossen Saudgehietes sich unterscheidet, dass der Obere Geschiebemergel in Tiefen von 3 — 5 Metern sein Liegendes bildet. Dieser Sand- streifen ist also entstanden während einer kürzeren Stillstands- periode des Gletscherfusses an der Stelle, wo jetzt die einzelnen Stücke des zweiten Endmoränenzuges sich finden. Nun erklärt sich auch das S. 164, Fig. 3 dargestellte und er- wähnte Auftreten zweier Geschiebelehmbänke, die beide dem Oberen Diluvium angeboren. Bei einer Rückwärtsbewegung wurde die untere derselben abgelagert, resp. zurückgelassen; die- selbe überzog dabei eine tiefe Depression; nördlich von derselben kam, w'orauf die Endmoränenstücke bei Friedenhof hinweisen, der Eisrand wieder zum Stehen; während dieses Stillstandes wurde die Depression grösstentheils mit Sand und Kies ausgefüllt, w'obei die in den Förster Seen heute zum Theil noch erhaltene Schmelz- wasserrinne entstand. Dann erfoGte wieder ein kurzes Vorrücken o des Eises, bei welchem über jenen Geschiebesandeu abermals eine wenig mächtige Grundmoräne abgelagert wurde, die sogar grösstentheils von den Schmelzwassern wieder zerstört wurde. Räthselhaft bleibt vor der Hand die Entstehung des Deck- thones, w'enigstens derjenigen Ablagerungen desselben, die heute deckenartiff auf den höheren Erhebungen lagern. Ihr ausser- ordentlicher Reichthum au Thon, der Mangel an Saud und die Schichtung sprechen entschieden für Absatz in ruhigen Becken. Da diese Thoue aber auf den Höhen lagern, so können die Ränder der Becken nur in einem Gebilde bestanden haben, welches seit- dem verschwunden ist. Da die Ei’osion aber in diesen Gebieten bisher ersichtlich so wenig gewirkt hat, dass man heute noch annähernd dieselbe Terrainffestaltuno- wie kurz nach dem Ver- Ö O schwinden des Eises vor sich hat, so kann eben nur das Eis jene Becken eingeschlossen haben. Noch fehlt es an Beobachtungen von Seen, nicht auf dem Eise, sondern im Eise, aber mit der Gruudmoräue als Untergrund, Seen, denen ihre jedenfalls supra- in Hinterpommern und Westpreussen. 213 glacialen Zuflüsse nur Thon und feinsten Sand zuführen. Solche Seen aber muss es am Rande des Binneneises auf dem nordost- deutschen Höhenrücken an vielen Stellen gegeben haben. Ich habe absichtlich nur ülier die Entstehung der Ober- flächenformen der Seenplatte gesprochen und es vermieden, auf die Frage nach der Bildung des Höhenrückens selbst eiuzugehen. Ich glaube, dass eine Beantwortung dieser Frage sich nur auf eine leidlich genaue Kenntniss der Mächtigkeit des Diluviums und des Alters der unter ihm folgenden älteren Formationen an einer Anzahl Stellen des Höhenrückens stützen darf. Zwischen Oder und Weichsel aber ist uns Beides bislang auch nicht von einer einzigen Stelle bekannt. Es kann unmöglich zur Erweiterung unserer Kenntniss dienen, über die Entstehung des 4 — 500 Kilometer langen Höhenrückens zwischen Oder und Weichsel hypothetische Vermuthungen auszusprechen, ohne die- selben durch auch nur einen einzigen Beweis stützen zu können. Ebensowenig möchte ich jetzt schon aus der Verbreitung der beschriebenen Endmoräne Schlüsse ziehen, sondern lieber damit warten, bis ihr Zusammenhang mit der von Berbndt so genannten »südlichen baltischen Endmoräne« sowie die östliche Fortsetzung beider auf möglichst Aveite Strecken genauer festgestellt sind. Nachschrift. Während des Druckes des vorstehenden Aufsatzes hatte ich Gelegenheit, die als Endmoränenzug bezeichnete Zone grösster Geschiebeanhäufuug von der pommersch- neumärkischen Grenze in der Gegend von Nörenberg an auf weitere 100 Kilometer Länge durch die Neumark bis in die Geffend von Soldiu zu verfolgen. Der Zug verläuft von Alt- Storkow bei Nörenberg fast ununter- brochen über Nörenberg, Temnick und Gr.-Silber nach Steiuberg bei Reetz. Von da an nach Süden wird der Zug sehr lückenhaft, nur au wenigen Stellen, bei Cratzuick, Rohrbeck und Augustwalde 214 K. Keilhack, Der baltisclie Höhenrücken etc. begegnet man beträchtlichen Geschiebeanhänfungen. Nicht zu bezweifeln ist, dass noch zahlreiche Endmoränenstücke bei ge- nauer Kartirung auch hier sich finden werden. Erst zwischen Gerzow und Krining setzt der Zug wieder ein mit prächtigen, langgestreckten Rücken aus mächtigen Blöcken. Von hier an lässt er sich gut verfolgen über Hasselbusch, Herzfelde, Eichwald, Brunken (bei Berlinchen), Kerngrund, Kienitz, Gollin und Schoue- berg a,uf Woltersdorf bei Soldin zu. Dieser letzte Punkt ist nur noch 45 Kilometer von der Oder entfernt. Auch in der Neumark lieo;t der Geschiebezug meist hart auf der Grenze der aus Geschiebemergel bestehenden Moränenland- schaft gegen das auch hier südlich resp. östlich angrenzende weite Sandgebiet. Wo die Geschiebepackungen, wie südöstlich von Soldin oder südlich von Nöi’enberg, auf Höhen liegen, die ihre Umgebung überragen, da kann man den landschaftlichen Gegen- satz prächtig beobachten: auf der einen Seite eine weite, höchstens schwach wellige Ebene mit spärlichen Dörfern und ausgedehnten Kiefernwäldern; auf der anderen Seite ein stark bewegtes Hügel- land mit zahllosen Kuppen und Bergkegeln, vielen Mooren, reich- licheren Ansiedelungen und schönen Buchenwäldern. Die Geschiebeanhäufungen treten, wie erwähnt, in verschie- dener Weise auf: einmal als Packungen von mehreren Metern Mächtigkeit, ihrer äusseren Form nach dann kleine Hügel- und Kammstücke darstellend; oder als Geschiebebeschüttungeu, ge- wissermaassen als ausgebreitete, über grössere Fläche vertheilte Packungen. Die Unterlage bildet in beiden Fällen entweder durchragender Unterer Sand, wie bei Soldin zwischen Mietzelfelde und Schöneberg oder südlich Nörenberg zwischen Temnick und Steinberg ; diese Gebiete entsprechen auf das genaueste den von Schröder beschriebenen uckermärkischen Durchragungszügen. Im anderen Falle sind die Geschiebepackuugen und Beschüttungen dem Oberen Geschiebemergel der Moränenlandschaft einfach auf- gelagert, wie das besonders schön unmittelbar nordöstlich von Nörenberg und an der im Bau begriffenen Chaussee von Alt- Storkow nach Wangerin zu sehen war. Prestwicliia (Euproops) Sclieeleaiia ii. sp. Von Herrn Th. Ebort in Berlin. Die Gattung Prestivicliia wurde von IT. Woodward 1866 fiir diejenigen Xipliosueen auf gestellt , welche den allgemeinen Charakter von Belinurus haben, bei denen aber die Glieder des Kumpfes nicht frei, vielmehr mit dem Abdomen zu einem com- pacten Schild verwachsen sind, insofern also den himuU sich nälieni. Es sind bis jetzt vier Arten davon bekannt geworden; P. owiCraa’ PßESTWiCH sp.^), P. Birtwelli H. WoODW. •'*), P. rotmi- data Pkestwich sp. und P. Danae Meek et Worthen 5). Während die ersten beiden sich seither nur in der Steinkohlen- formation Englands gefunden haben, die letztgenannte nur in der Steinkohlenformation von Illinois, ist P. rotundata aus England und Belgien beschrieben worden. Zu ihr rechnete auch Bölsciie Prestwichien-Reste, welche in der Steinkohlenformation des Pies- berges bei Osnabrück gefunden worden sind. Vor Kurzem wurde nun von dem Herrn Bergingenieur Scheele in Recklinghausen der Directiou der Köuigl. geologischen Landes- b Quart. Journ. Geol. Soc. London 1867, Bd. XXIII, S. 32. b Wood WARD, A Monograph of tlie British fossil Crustacea. Merostomata, 1866-1878, S. 244, Taf. XXXI, Fig. 6 und 6a. 3) Ibid., S. 247, Taf. XXXI, Fig. 7a-c. b Ibid., S. 246, Taf. XXXI, Fig. 5. b Meek and Woethej«, Geological survey of Illinois, Vol. II, S. 395, Taf. 32, Fig. 2 und Vol. III, S. 547. ®) Kokinck, Notice sur le Prestwicliia rotundata, Bull, de l’acad. royale de Belgique, 3 ser. , Bd. I, S. 479. b Jahresbericht VI des naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück für die Jahre 1883 und 1884. Osnabrück, 1885, S. 268 ff. 216 Th. Ebert, Prestwichia (Euproops) Scheeleana n. sp. anstalt für die Sammlung ein den Umständen nach vorzüglich er- haltenes Exemplar einer Prestxoicliia zugesandt, welches von ihm im Jahre 1885 in einem Gesteinsstück aus dem Hangenden vom Leitflötz der Fettkohlenpartie Röttgersbank der Zeche Wolfs- bank in der Rheinprovinz entdeckt worden ist. Das Stück ist (Fig. 1) bis auf den fehlenden Schwanzstachel ziemlich vollständig erhalten. Das Kopfschild ist aber etwas ver- drückt und zwar ist der Vorderrand desselben von vorn nach hinten etwas zusammengeschoben und die linke Seite und theil- weise auch die Mitte der Glabella sind bei der Erzeugung einer Rutschfläche in dem verhältnissmässig milden Schieferletten, in welchem die Versteinerung liegt, in Mitleidenschaft gezogen und dadurch die charakteristischen Züge etwas verwischt worden. Immerhin sind sie deutlich genug, um in Verbindung mit der besser erhaltenen rechten Hälfte ein ziemlich klares Bild der Ge- stalt der Glabella zu geben. Uebrigens ergänzt der ebenfalls vor- liegende Abdruck die Versteinerung in manchen Punkten. Das Kopfschild ist an der breitesten Stelle 40 Millimeter breit und misst 15 Millimeter in der Länge, doch dürfte die letztere in Anbetracht der Verdrückung noch 1 oder 2 Millimeter mehr betragen haben. An den beiden Hinterecken setzt sich der breite Saum desselben in je einen Stachel fort, der sich schnell verjüngt, und auf der linken Seite in einer Länge von 12 Millimeter vor- handen ist, bei erhaltener Spitze, welche hier fehlt, wohl 14 bis 15 Millimeter lang gewesen sein mag. Während der Vorderrand des Kopfschildes gleichmässig gebogen ist, ist der Hinterrand an der Glabella gerade, von da nach den Stacheln jederseits etwas eingebuchtet. Die Glabella hat im Allgemeinen die Form eines Vierecks, dessen hinterer Rand gerade, der vordere convex und die beiden seitlichen Ränder concav sind. An den beiden Vorderecken scheinen die Augen gelegen zu haben. Durch einen mittleren, kielartifiren Länssstreifen , der nach hinten sich zu verdicken scheint, wird die Glabella in zwei gleiche Hälften getheilt. Das Vorderende dieses Streifens bildet den Scheitel eines kleinen Sinus, welcher den convexen Vorderrand der Glabella in der Th. Ebert, Prestwichia (Euproops) Scheeleana n. sp, 217 218 Th- Ebekt, Prestwichia (Euproops) Scheeleana n. sp. Mitte einbuclitet. Etwa in der halben Entfernnusr von der o Mittelleiste znin seitlichen Rand entspringt am Hinterrand jeder- seits eine weitere Leiste, welche ähnlich den Seitenrändern in concavem Bogen zunächst nach innen, dann nach aussen und vorn läuft. Der zwischen beiden gelegene Theil der Glabella war wenigstens hinten offenbar stärkei’ gewölbt, als die seitlich gelegenen Theile. Die Glabella ist 10 Millimeter lang, an den Vordereckeu etwa 17 Millimeter und an den Hintereckeu nnsfe- führ 13 Millimeter breit. In einer Entfernung von 7 Millimeter vom Hiuterraude verbinden undeutliche Querleisten die Mittel- kaute mit den benachbarten Läugskanten. Thorax und Abdomen sind zu einem Schild verwachsen, dessen Länge excl. des Saumes 15 Millimeter, die grösste Breite 23 Millimeter beträ. 234 H. Loretz, Der Zechstein in der Gegend von Blankenburi und Erstreckung weit liiuter den hekannten, reichen Lagern jener (regend zurück. Im Ganzen scheint überhaupt hier nur derjenige Grad von Umwandlung erreicht worden zu sein, der dort die Be- zeichnung »Eisenkalk« erhalten hat. Die Arbeiten sind wie ge- sagt meist im Mittleren Zechstein angesetzt und gehen durch den- selben bis in den Unteren, wenn nicht bis auf den Schiefer. Zur Zeit reichen aber die Aufschlüsse nicht mehr aus, um die Stelle der eisenreicheren Schicht im Profil genau anzugeben, ob sie nämlich noch innerhalb des Mittleren, bezw. an seiner Basis, oder im oberen Theil des Unteren Zechsteins, entsprechend dem unteren Eisensteinflütz oder »Glimmerflötz« l)ci Kamsdorf, auftreten; noch weniger natürlich, um ihren etwaigen Zusammenhang mit »Rücken« oder Sprüngen darzuthun. Für die Kartirung kommen diese Fragen nicht in Betracht; überhaupt ist dei' fragliche Spielraum im Profil bei der hiesigen geringeren Mächtigkeit der unteren Zechstein- abtheilung nicht gross. Jedenfalls wird man nicht fehl gehen, wenn man die hiesigen Verhältnisse als eine Wiederholung in kleinerem Maassstabe derjenigen von Kamsdorf u. s. w. auffasst Mittlerer Zechstein. (Rauhwacke, Hauptdolomit.) Die Abtheilung des Mittleren Zechsteius, nach Gestein und äusserer Erscheinung im Ganzen gut kenntlich, und hier nicht weiter in Unterabtheiluugen trennbar, zeigt doch in ihrer Entwicklung von Ort zu Ort eine gewisse Veränderlichkeit; sehr bedeutend wechselt sie in ihrer Mächtigkeit, ausserdem aber kommen auch besondere Gesteiusabänderungen vor. In seiner Hauptmasse besteht auch in hiesiger Gegend der Mittlere Zechstein aus einem krystallinischeu, mitunter grobkry- stallinischen, dabei mehr oder minder porösen, oft löcherigen, d. h. von drusenartig oder sonstwie gestalteten Hohlräumeu durch- setzten Kalkstein bezw. Dolomit, dessen Farbe zwischen weiss, gelblich, hell- bis dunkelgrau und braun sich zu halten pflegt, und der gewöhnlich als Raidiwacke (auch Rauchwacke) bezeichnet b Dass auch in unseien Gegenden der Bergbau an »Rücken« gebunden war, glebt wenigstens J. C. W. Voigt an. Den (Braun-) Eisenstein unseres Zechsteins setzt er über das obere bituminöse Morgelschiefer- bezw. Kupferschiefertlötz, also in die Nähe der Basis des Mittleren Zechsteins. und Königsee am Thüringer Walde. 235 wird. Wo immer das Gestein zu stärkerer Eutwickluug gelangt, bildet es die bekannten felsigen Wände, Vorsprünge und Abstürze, unter Umständen auch mehr vereinzelt anftretenden, klotzigen Felsmasseu, die meistens ganz ungescbichtet erscbeinen, in ein- zelnen Fällen dagegen Anzeichen von Schichtung erkennen lassen’), dabei vielfach von Klüften und Spalten durchzogen und in ein- zelne, unregelmässig gestaltete Blöcke und grössere Gesteinskörper getrennt sind. (Kauhkalk, llöhlenkalk der älteren Geognosteu.) Die gerundeten Formen derselben kehren auch an den kleineren, ans dem endlichen Zerfall hervorgehemlen Blöcken wieder und dienen in Verhindunc: mit der sonstiGieu Gesteinsheschafteidieit zur Unterschciduua: vom Kalkstein des Unteren und des (.Iberen Zechsteins. In dieser Weise, als felswandhildeude liauhwacke, tritt der Mittlere Zechstein, wie schon in älteren Schriften erwähnt wird, auf zwischen Watzdorf, Böhlscheiben, Cordobang und Leutnitz, sowohl auf den Höhen als weiter abwärts bis iu’s liiiiuthal, und an beschränkteren Stellen auch nordöstlich und südwestlich von Fröbitz; ferner hei Aliendorf und endlich am Spitzherg, (^uerling- berg und Eierherg hei Dörnfeld und Garsitz in der Nähe von Königsee. An vielen, wenn nicht den meisten Punkten der ge- nannten Strecken ist der mittlere Zechsteiukalk von seiner Basis ah aufwärts als Rauhwacke, zum wenigsten in einer ähnlichen petrographischeu Beschaflenheit entwickelt, gleichviel oh er auf unterem Zechsteiukalk lagert, oder hist unvermittelt dem Schiefer- gehirge aufgesetzt ist; doch tiudet diese gleichmässige Entwicklnug nicht überall statt. So eröfihet am Eierherg, Querliugherg und ') So erkennt man bei Allenclorf, da wo der Holilwog beim südlicben Aus- gang des Dorfes beginnt, und an dem von liier aus in nordöstlicher Riclitung ansteigenden Feldweg, trotz der klotzigen Felsbildungen, doch eine nach NNW. mit ca. 30*^ einfallende Bankschichtung in der Kauliwacke. Auch an der Fels- wand im Rinnthal an der Landstrasse unterhalb Leutnitz dürfte eine etwa süd- westlich gerichtete Schichtung angedeutet sein. Deutliche Schichtung zeigt sich im Mittleren Zechstein in dem Steinbruch südwestlich von Garsitz, am Wege nach Herschdorf, wo ein sehr fester, grauer, poröser Kalkstein zu Fundament- und Sockelcjuadern verarbeitet wird; die Schichtung verläuft unregelmässig, etwas wellig, die einzelnen Lagen spitzen sich oft aus. 236 H. Lohktz, Der Zeclistein in der Gegend von Blankenburg Spitzberg der Mittlere Zeclistein mit einem weissen, dicliten bezw. sehr feinkrystallinisclien, in dicke Bänke geschichteten Kalkstein, auf welchen erst, ohne scharfe Grenze, die eigentliche ßauhwacke folgt, welche den bei weitem grössten Theil der Mächtigkeit dieser Zechsteinalitheilung einnimmt. Poröse Structur ist bei ieuem weissen Kalkstein immerhin nicht ganz ausgeschlossen, aber er wird dabei nicht grosslöcherig und unterscheidet sich auch daun hinlänglich von der höher gelegenen Kauhwacke. In seiner Folge auf den Unteren Zeclistein kann man diesen weissen Kalk in dem Hohlweg sehen, welcher am westlichen Ausgang des Dorfes Gar- sitz beginnt Von Köuigsee bis Ascliau und noch eine Strecke weiter süd- östlich längs dem Gebirgsrand ist der Mittlere Zeclistein schwach Ö O entwickelt und so zu sagen nur durch eine Bank vertreten. Das Gestein derselben ist im Allgemeinen rauhwackeartig, kommt aber stellenweise noch mehr auf jenen weissen, porösen, dem Schaum- kalk des Muschelkalkes ähnlich werdenden Kalkstein hinaus, welchen wir vom Hohlweg bei Garsitz erwähnt haben. Manchmal enthält solcher weisser, poröser Kalk kleine, eckige Bröckchen von grauem Schieferletten eiugeschlossen (Uuterschöblingen, Aschau). Ganz dieselben Verhältnisse, schwache Entwicklung des Mittleren Zech- steins als poröser, weisser, schaumkalkähnlicher Kalkstein, zum Theil mit Einschluss kleiner Schieferlettenbröckcheu, wiederholt sich bei der Zechsteiuscholle, die nahe bei Watzdorf, am untersten ') Es ist liier, vom Dorfe beginnend, ein Profil aufgeschlossen, welches die Schiclitenfolge vom untersten Zechstein bis ziim Beginn des mittleren zeigt, die- selbe ist so: Zechsteinsandstein, durch Verwitterung gelblich gefärbt, mit ein- zelnen grösseren Quarzstückchen und Malachitpartikeln; Conglomeratbank, etwa 1 Meter stark, mit grossen, unvollkommen abgerundeten, Quarzitstücken und dolomitisch sandigem Bindemittel; dunkle, bituminöse Mergel (Kupferschiefer- äquivalent); ebenschichtige, braun verwitterte dolomitische bezw. mergelige Platten (Vertreter des eigentlichen Zechsteins), nicht gut aufgeschlossen; weisser, poröser, dem Schaumkalk des Unteren Muschelkalkes ähnlicher Kalk, der den Mittleren Zeclistein eröffnet; hier wird das Profil durch eine Verwerfung abgeschnitten, in der wieder etwas Zechsteinsandstein steckt, und jenseits welcher cambrischcr Schiefer folgt. Zu beachten ist in diesem Profil die Trennung in Zechstein- sandstein und Zechsteinconglomerat , sowie die Reduction, resp. geringe Gliede- rung der darauf folgenden Schichten des Unteren Zechsteins. nud Küiiigsee am Tliüringer Walde. 237 Theil des Al)han2;s der südlichen llinnthalseite sfeleofeii ist. Üebrigeus koniint diese an Schauinkalk erinnernde Strnctnr nicht nur in den untersten Bänken des Mittleren Zechsteins, oder bei ganz geringer Mächtigkeit desse]l)en vor, sondeiai man bemerkt sie gelegentlich auch, bei viel grösserer Mächtigkeit, in höheren Theilen der Ranhwacke ^). Eigentliche oolithische Strnctnr (wie z. B. bei Leumnitz bei Gera) habe ich hier zu Lande nicht be- obaclitet. Lockerung des Gesteins bis zu schliesslichem Zerfall zu dolomitischem Sand oder Pulver findet sich, besonders in Folge von mechanischen Zerrüttungen, hier und da, wenn auch nirgends in grosser Ausdehnung ^). Ob in den zum Mittleren Zechstein zu stellenden Theilen unseres Zechsteinzuges auch Analoga zu den ostthüringischeu Rifi'bildungen enthalten sind, oder nicht, darüber bin ich nicht zu völliger Gewissheit gelangt. Lagerungsverhältnisse wie Gesteins- l)eschaftenheit scheinen mir die Annahme von solchen Bildungen nicht nothwendig zu verlangen. Die häufig auftretenden felsigen Steilwände an sich sprechen ja noch nicht zu Gunsten einer solchen Annahme: bei reo'elmässio-er Lagerung können sie einfach nur Stufen im Zechsteinprofil, bei gestörter durch Verwerfungen hervorgerufen worden sein. Wichtig für die Entscheidung der Frage ist die Gesteinsbeschaftenheit. Diese nun dürfte nur in den wenigsten Fällen der typischen Beschafienheit des Riftgesteins von Pössneck u. s. w. gleich werden, manchmal indess sich der- selben nähern; an keiner Stelle fand sich jener Reichthum an kleinen Versteinerungen in Verbindung mit der charakteristischen petrographischeu Ausl)ildung des »Rifigesteins «. Hier und da ’) Die schaumkalkähnliche Structur kommt auch weiterhin im thüringischen Mittleren Zechstein vor; vergl. Liebe und Zi.mmekmann, Erläuterung zu Blatt Saalfeld S. 35. — Ferner Zimmermann, Dieses Jahrbuch für 1887, S. XLVllI. (Zechstein des Blattes Crawinkel). Bekanntlich findet bei diesem Vorgang eine Art Dolomitisirung in Folge Wegführung gCösten Calciumcarbonats statt. In diese Klasse von Erscheinungen gehört auch die Erzeugung von eisen- und manganlialtigen Farberden, als Rück- ständen von Zechsteinkalkbänken, die bei stark geneigter Stellung die losende Wirkung der Tagewässer erfahren haben. (Farberdegruben bei Beulwitz unweit Saalfeld.) 238 H. Loretz, Der Zeclistein in der Gegend von Blankenbur; kommen Stücke vor, die ziemlich viel Bryozoeu, besonders FenesteUa^ enthalten, letztere liegen jedoch, worauf mich Herr Dr. Zimmermann anfmerksam machte, mehr zerstreut nach verschiedenen Richtungen im Grestein, nicht, wie im echten Ritfgestein, nach derselben Richtung. Die Mächtigkeit unseres Mittleren Zechsteins ist nach dem Gesagten sehr wechselnd. Während sie in einigen Strecken die einer starken Bank nicht überschreitet, erhebt sie sich, wo die Rauhwacke stark entwickelt ist, vielleicht auf 60 Meter und mehr^). Zur systematischen Aufsammlung von Versteinerungen des Mitt- leren Zechsteins boten unsere geologischen Aufnahmen keine Ge- legenheit ^). AVeiter oben haben wir die Erscheinung der Verkieselung aus Unterem Zechstein erwähnt; sie wiederholt sich in etwas stärkerem Grade im Mittleren. Zwischen Allendorf und dem Rabenhügel auf der Verebnung nördlich von dem letzteren, un- weit Schwarzburg, liegen im Bereich des Mittleren Zechsteins viele Blöcke eines dunkelgrauen bis graubraunen, drüsig jiorösen, vollkommen quarzigen Gesteins, welches, wie mir scheint, mit dem von Zimmermann 3) im Bereich von Blatt Crawinkel, weiter nordwestlich im Thüringer Walde gefundenen, ebenfalls in Blöcken vorkommenden, verkieselten Zeclistein übereiustimmt; der dort durch Versteinerungen gelieferte vollgültige Beweis für die Um- 0 Dieser Wechsel in der Mächtigkeit war den älteren Geologen schon wohl bekannt. Vergl. v. Hoff a. a. 0. S. h75 f. Gf.initz führt (Dyas, Bd. II, 1862, im Yerzeichniss der geologischen und geographischen Verbreitung der Versteinerungen) aus dem Mittleren Z 'chstein unseres Gebietes Folgendes an: Turbo helicinus Schloth. sp. vom Ottenbiel, von Fröbitz und Watzdorf; Pleurophorus costatus Brown, sp. von Fröbitz; Avieula spehincaria Schloth. vom Ottenbiel; GerviUia ceratophaga Schloth. sp. eben- daher; Gervillia antiqua Mün. von Leutnitz und Fröbitz; Terehratula elongata Schloth. vom Ottenbiel; Spirifer cristatus Schloth. ebendaher; Stroplialosia excavata Gein. vom Ottenbiel und von Watzdorf; Fenestella retiformis Schloth. sp. vom Ottenbiel; AcanthoTadia anceps Schloth. sp. ebendaher. — Gelegentlicli der Specialaufnahme fand sich ausser einigen der genannten Formen auch noch Camarophoria Scklofkeimi (Eierberg bei Königsee) und Acanthocladia dubia (Gegend von Watzdorf). ^) Dieses Jahrbuch für 188G, S. XLVlIff. , 1887, S. LII f. — Blöcke ver- kioselton Zechsteindolomits vom Odenwald erwähnt Ciielius, Notizblatt d. Vereins f. Erdkunde etc. 1888, IV. Folge, 9. Heft, S. 38f. und Konigsee am Thüringer Walde. 239 Wandlung aus Zechstein steht allerdings hier noch ans. Unweit dieser Stelle wurde auch an anstehendem weissein mittleren Zech- steinkalk von rauhwackeartiger Beschaflenheit theilweise erfolgte Verkieselung beobachtet, die dann auch mikroskopisch und chemisch bestätigt werden konnte. Oberer Zeclistein. Ueber den Unteren Letten ist wenig 7Ai bemerken. Bedeutendere, abbauwürdige Gypslager kommen in demselben vor bei Dörnfeld und Königsee, sowie am Kalkberg bei Alleudorf; an einigen Stellen finden sich nur geringere der- artige Einlagerungen oder Spuren davon, grossentheils mag auch wie anderwärts der Gyps durch Auswaschung entfernt sein. Am Gypshügel bei Dörnfeld stehen die Gypsmergel wohl 40 — 50 De- cimalfuss mächtig au und reichen bis fast an den Plattendolomit, von welchem sie nur durch wenige Schichten grauer Alergel ge- trennt werden; kaum weniger mächtig dürften die Gypsschichteu am Kalkberg sein, doch wird diese Stärke gewiss nicht überall erreicht. Hier und da, doch ziemlich spärlich, sind in dem Letten Knollen eines grauen thonigen Kalkes oder Dolomites eingelagert; nur eine Abänderung bezw. ein Umwandlungsproduct derselben dürften Knollen und Rinden thonigen Brauneisensteins sein, welche bei Allendorf früher sogar als Eisenerz gewonnen worden sind. Sandige Lagen habe ich zwischen den Letten und Mergeln dieser Stufe in unserer Gegend nicht beobachtet. An einem gelegent- liehen Aufschluss hei Leutnitz zeigte sich an der oberen Grenze der Stufe deutliche Wechsellageruug des roth und grau nach der Schichtung gestreiften Lettens mit den untersten Bänken des Plattendolomits. Oestlich von Bechstädt und südlich von da, in der Gegend des Trippsteins, findet allem Anschein nach directe Auflagerung des Unteren Lettens auf das Schiefergebirge statt. Der Letten ist zwar stark mit Schieferschutt vermischt und durch solchen verdeckt, meistentheils wohl auch schon abgewittert und entfernt, an einigen Stellen indess ist er deutlich zu erkennen i). Es ist b Am Feldweg östlich von Bechstädt, etwas oberhalb der Horizontalen von 1 100 Decimalfuss; besser noch in der Lettengrube etwas nördlich vom Fahrweg von der Fasanerie nach dem Trippstein, wo auch die Mergelknollen im Letten Vorkommen. An dem genannten Fahrweg finden sich im Bereiche des auch hier 240 H. Loretz, Der Zechstein in der Gegend von Blankenbur' dies also eine Fortsetzuno- der oben schon bemerkten überg-reifen- den Auflagerung einzelner Zechsteinstnfen auf das alte Gebirge, die allerdings nicht weiter aufwärts reicht, insofern directe Auf- lagerung des Plattendoloniits auf dasselbe hier nicht beobachtet worden ist. Oberer Zech st ein kalk und -Dolomit. Der typische Plattendolomit des Oberen Zechsteins kommt in unserer Gegend ganz so vor, wie man ihn auch anderwärts zu sehen gewohnt ist. Seine Lager trennen sich in mässig starke, ^/5 Meter in der Dicke oft nicht überschreitende und kaum durch thonio’e Zwischenlao-en O o geschiedene Platten. Das Gestein ist dicht, spröde, kaum porös, dunkelrauchgrau in frischem, gelblich in verwittertem Zustand, oft auch in der Schichtrichtung etwas streifig; die Platten sehen auf der Oberfläche nicht selten unregelmässig grnbig aus. Die- selben sind vielfach gesprungen und zerklüftet, insoweit die Lage- rung in der bekannten A¥eise, welche auf die Entstehung unter- lagernder Gypsflötze aus Anhydrit, und spätere Auslaugung sich zurückführen lässt, gestört worden ist; zerrüttete Bänke können durch Wiederverkittung ein breccieuartiges Aussehen erlangt haben, in anderen Fällen hat diu’ch AMrherrschen auslaugeuder Einflüsse Zerfall zu Dolomitsand stattgefundeu. Der obere Zechsteinkalk ist aber nicht durchweg als Plattendolomit entwickelt, sondern es kommt auch in o-ewissen Strecken eine Ausbilduna; als Zellenkalk bezw. -Dolomit vor, so besonders in der Gegend zwischen Eröbitz, Quittelsdorf und Watzdorf. In dieser Form bildet das Gestein hier und da klotzige Felsmauern, und erlangt eine gewisse äusser- liche Aehnlichkeit mit der Ilauhwacke des Mittleren Zechsteius; bei näherer Vergleichung sieht man aber, dass dasselbe in seiner feinkrystallinischen bis dichten Structur, den hier und da hervor- treteuden schichtia:en Streifen und der hellen Färbun«: des Ver- stark durch Scliiefei’schutt bedeckten und mit solchem vermischten Lettens recht viel Stücke einer aus kleinen Schieferstückchen bestehenden, mürben Breccie; nur vermuthungsweise kann angenommen werden, dass dieselbe die Unterlage des Lettens bildet und unmittelbar dem Schiefergebirge aufliegt, indem sie so zugleich eine Andeutung von Zechsteinconglomerat darstellt, während allerdings die Kalkbildungen des Unteren und Mittleren Zechsteins hier fehlen würden. nnd Königsee am Thüringer Walde. 241 witteningsbodens entscliiodeu mehr dem Plattendolomit als dem Hauptdolomit oder der Ilauhwacke gleicht, und dass auch die die Gesteinsmasse durchziehenden Höhlungen in beiden Fällen etwas verschieden gestaltet sind. Soweit diese Entwicklung des oberen Zechsteinkalkes reicht, pflegt sie den unteren Theil dieser Stufe zu bilden, der zunächst auf den Unteren Letten folgt ^); aufwärts g:eht sie in den eigentlichen Platteudolomit über. Der letztere kann übrigens auch ohne jene Zellenkalk -Entwicklung sofort das Hangende des Unteren Lettens bilden; es ist dies von Strecke zu Strecke verschieden. — An Versteinerungen ist der Plattendolomit wie gewöhnlich arm und liefert nur die bekannten Steinkerne von Schizodus und A^icella. Der eigenthümliche Vorgang der Verkieselung, den wir schon beim Unteren und Mittleren Zechstein erwähnt haben, scheint bei dem oberen Zechsteinkalk in noch grösserer Verbreitung stattge- funden zu haben. Nachdem diese Erscheinung zunächst an gelb- braunen Plattendolomitstücken von Pennewitz in verschiedenen Stadien, bis zu völliger Verkieselung bemerkt worden war ^), kam in Frage, ob nicht die in grosser Zahl vorhandenen Blöcke eines gelbbraunen dichten Quarzits, wie sie besonders in der Cordo- banger Gemarkung zerstreut Vorkommen, und sich auch noch weiter westlich finden, für verkieselten oberen Zechsteinkalk an- gesehen werden müssen, statt für Braunkohlenquarzit, wie an- fänglich die Meinung war, umsomehr als sie mit sonstigen Braun- b Auch weiterhin ini thüringischen Zechstein wiederholt sich dies; vergl. Weiss, dieses JahrlDuch für 1885, S. XXXVI. b In Dünnschliffen dieser Vorkommnisse giebt sich der Zustand der theil- weise erfolgten Verkieselung in kleinen Anhäufungen von krystallinischem Quarz- mosaik zu erkennen , welche das Gewebe der Carbonatkryställehen unterbrechen und durchziehen; bei völliger Verkieselung ist von letzteren nichts mehr vor- handen. In den Dünnschliffen fällt auf, dass die Brauneisenpartikelchen, welche bei mangelnder Verkieselung das Ganze gleichmässig durchstäuben, bei einge- tretener Verkieselung in kleinen Flecken oder sonstigen Anhäufungen von ver- schiedener Form sich angesammclt haben, zwischen denen die krystallinische Quarzmasse desto reiner hervorlritt. — Präparate der früher erwähnten ver- kieselten Vorkommnisse von Allcndorf (aus Mittlerem Zechstein), sowie auch der von Cordobang, lieferten ähnliche Bilder, bei den letztgenannten war die Con- centrirung der Brauneisenpartikelchen weniger ausgesprochen. Jahrbuch 1889. 16 242 H. Lorhtz, Del' Zoclistein in der Gegend von Blankenburg kolilenquarzitprobeu aus Tliüringen petrograpliisch nicht übereiu- stiinmen. Der Structur nach würden sie sieb znm Tbeil auf lunge- wandelteu Plattendoloniit, znin Tbeil aber auch auf nmgewandelteu caveruöseu, oberen Zecbsteiukalk beziehen lassen, mit welchem ganz besonders manche jener Quarzitblocke grosse Formälmlicbkeit be- sitzen. Es ist namentlich eine Stelle nordöstlich von Cordobang, wo sich für diese Erklärnng der genannten Blöcke noch ein anderer Wabrscbeinlicbkeitso'rnnd geltend machen lässt. Dort häuft sich nämlich auf einer vom Unteren Letten des Oberen Zechsteins eingenommenen Fläche die Zahl der Qnarzitblöcke ganz bedeutend, und an einer Stelle dermaassen, dass von dem Lettenboden gar nichts mehr zu sehen ist und die Blöcke ein wahres Haufwerk bilden, welches recht wohl der zerfallene Rest einer verkieselten, ehemaligen Auflagerung von oberem Zechstein- kalk sein könnte; man müsste denn ein künstliches Zusammen- tragen annehmen, was ich nicht für wahrscheinlich halte. Die Ursache der vermutheten Verkieselung bleibt aber auch hier un- aufgehellt. Die Stufe des Oberen Lettens ist selten einmal deutlich aufgeschlossen und zeigt dann nur eine geringe Vläehtigkeit, die sich auf einige Meter, mitunter noch weniger, veranschlagen lässt; meistens scheint auf den obersten Plattendolomit so gut wie un- mittelbar Bröckelschiefer und die ersten sandigen Lagen des Bunt- Sandsteins zu folgen, so dass eine besondere Ausscheidung von Oberem Letten auf der Karte nur constructiv auszuführen ist ^). Au den wenigen Stellen, wo diese Stufe deutlich vorhanden ist, zeigt sie sich gebildet aus rothen oder graublauen oder noch dunkleren Letten, welche Bänkchen und Platten dolomitischen Gesteins mit unebener, knolliger Oberfläche enthalten. Die Lagerung des Zechsteins in der hier besprochenen Gegend ist nichts weniger als regelmässig. Das Ausstreichen seiner Schichten stellt sich vielmehr als ein sehr unregelmässig 0 Wenn man die ersten sandigen Lagen als Beginn des Buntsandsteins an- nimnit, fällt der Streifen, der den Oberen Letten darstellt, auf der Karte in der Tbat meist verschwindend schmal aus. und Königsee am Thüringer Walde. 243 verlaufendes, aus- uud eiuspriugeudes, mit Zacken und liallünsel- artigen Vorsprüngen versehenes Band von ganz ungleicher Breite dar, welches sich zwischen dem alten Schiefergebirge des südöst- lichen Thüringer Waldes einerseits uud den ihm uordwärts vorge- lagerten Buntsandsteinschichten andererseits hiuzieht uud dabei noch vielfach zerschuitteu, getrennt uud verschoben ist; obendrein treten einzelne Zechsteinausstriche iuselartig im Gebiet des Schiefergebirges und in dem des Buntsandsteins auf. Diese Art von Lagerung hängt damit zusammen, dass das Gebiet von einer ofrösseren Zahl verschieden «gerichteter uud auch ihrem Wirkungrs- grade nach ungleicher Verwerfungen durchschnitten wird, an welchen die Schichten Verschiebungen erlitten haben, so dass nun die getrennten Theile eiuer uud derselben Schicht ganz ver- schiedenes Streichen uud Fallen erhalten haben uud verschiedene absolute Höhenlagen einnehmen. Geht man die Umgreuzungsliuieu der Zechsteinausstriche einzeln durch, so findet sich, dass sehr viele davon deu genannten Störungen augehöreu, während die übrigen in der ursprünglichen Auflagerungsfläche des Zechsteius auf das alte Gebirge, oder andererseits in der Auflafferunj^sfläche des Buutsaudsteins auf den Zechstein gelegen sind. Es sind indess nicht nur wirkliche Sprünge oder Verwerfungen, sondern auch sattel- uud gewölbe- artige Biegungen, theils flachere, theils schärfere, welche auf die Lageruug von Einfluss gewesen sind; diese Art von Störungen spricht sich besonders aus in dem Auftaucheu der oberen Zech- steiuschichteu im Gebiet des Buutsaudsteins, so namentlich bei Alleudorf uud nordwestlich von da ^). Einige der genannten Verwerfungen liegen in der Hauptver- werfungsrichtuug des Thüringer Waldes, nämlich in SO., NW.; b Es ist hierbei nicht nur an die bekannte Aufwölbung und Berstung der Plattendolomitschichten in Folge Entstehung der darunterliegenden Gypslager aus Anhydrit zu denken, sondern auch an Bewegungen, welche umfassende Theile des Schichtengebäudes in gewisser Richtung ergriffen haben und welche ihrer- seits mit den Verwerfungen in ursächlichem Zusammenhang stehen, wie z. B. eben in der Strecke bei Aliendorf und weiter NW.; mögen ja doch oft genug solche Bewegungen und die durch sie bewirkten Sprünge erst Anlass und Einleitung gewesen sein zu jenem grossentheils chemisch sicli abspielenden Vorgang. IG* 244 H. Loretz, Der Zeclistein in der Gegend von Blankenbur' SO melirere Störimgsliuien im mittleren Gebiet, bei Bechstädt, Aliendorf, Köditz, Horba, kleinere auch weiter östlich und west- lich 1); andere ziehen qner zn dieser llichtnng, so ans der Gegend von Allendorf gegen Qnittelsdorf hin, wieder andere befolgen noch andere Richtungen. Die Lagerung in unserer Gegend steht über- haupt in merklichem Gegensatz zn der Lagerung in jenen Strecken, wo der Rand des eigentlichen Thüringer Waldes bezw. die Grenze des älteren Gebirges gegen das jüngere, ziemlich geradlinig SO., NW. hinzieht, wie das weiter östlich, zwischen Blankenburg, näm- litdi dem Rinnthal znnächst oberhalb Blankenbni’g, und Saalfeld, sowie weiter westlich, bei Ilmenau, Elgei’sbnrg n. s. w. der Fall ist. Dort ei’schöpften sich die Bewegungen der Erdkruste, welche der Entstehung dieses Gebirges zu Grunde liegen, mehr in der Anlage einer grossen, SO. — NW. ziehenden Verwerfung, und die Zechsteinschichten begleiten dieselbe als ein einfacher, ziemlich regelmässig verlaufender Streifen; hier bethätigten sie sich in der Ausbildung zahlreicher, weniger starker und weniger richtnngsbeständiger Störungen, und dementsprechend erscheinen die Zechsteinschichteu gleichsam wie verzettelt^). Damit steht auch das orographische Verhalten im Zusammenhang; dort er- hebt sich das alte Gebirge in weithin sichtbarem Steilabfall und trennt sich in ihm deutlich von den jüngeren Schichten, hier ver- flacht es sich allmählicher ohne in die Augen fallende Grenze. Was die Lage der Zechsteinschichteu in unserem Gebiete des Näheren betriflft, so liegen sie auf der Höhe des Gebirges zwischen Böhlscheiben, Cordobang und der Heukertskuppe ziem- lich flach, von da gegen das Rinnthal hin fallen sie im Allge- meinen nordöstlich, nördlich und nordwestlich ein, je nachdem wir von Osten westwärts vorschreiteu. Dieselben bald mehr bald b Diese kleineren werden erst bei grösserem Maassstab der Karte deutlich, wenn die einzelnen Stufen des Zechsteins getrennt zur Darstellung kommen. b ZiMMERMANM (Dicscs Jahrbucli für 1887, S. LIII ff.) hat diesen Unterschied bereits hervorgehoben und näher beleuchtet. — Zunächst S. bei Blankenburg er- scheint in unserem Gebiete ein solcher schmaler Zechsteinstreifen an der von Saalfeld herkommenden Hauptverwerfung , welche dann weiter eine Strecke lang im Rinnthal liegt und deren Wirkungen noch weiterhin nach NW. bemerk- bar sind. und Königsee am Tbüringer Walde. 245 weniger von N. abweichenden Einfallrichtungen kehren auch weiterhin gegen Königsee und darüber hinaus wieder, sie sind aber iin Einzelnen so sehr von den zahlreichen Verwerfungen und Aufwölbungen abhängig, dass sich eine allgemeine Kegel in dieser Beziehung nicht geben lässt. Ifass die geringe Erzführung, welche im Unteren Zechstein unserer Gegend in früheren Zeiten bergbauliche Unternehmungen vei’anlasst hat, aller Wahrscheinlichkeit nach, wie im Kamsdorfer Revier, an Störungen (Rücken, Sprünge) gebunden ist, wurde weiter oben schon erwähnt. Nicht anders verhält es sich mit dem Schwerspath, welcher, abgesehen von ganz untergeordneten Vor- kommnissen, im Bereiche des Vlittleren und Unteren Zechsteius an verschiedenen Stellen unweit Pennewitz, Dörnfeld, Alleudorf, Leutnitz, in etwas grösserer Menge auftritt, und au einigen der- selben noch jetzt Gegenstand der Gewinnung ist. Wiederholt konnte aus der Lage der Schürfe oder Schächte geschlossen werden, dass die schwerspathführeudeu Klüfte im Allgemeinen sich in Richtung SO. — NW. halten, und umgekehrt wurde wieder- holt auf deutlich nachzuweiseuden, in dieser Richtung streichen- den Verwerfungen das Vorkommen jenes Minerals in grösseren Ausscheidungen beobachtet. Nicht immer jedoch scheinen es regelmässig verlaufende, einfache Klüfte zu sein, welche dasselbe führen; vielmehr scheint das Verhalten oft so zu sein, dass das Gestein in der genannten Richtuuo;: auf eine gewisse Breite hin von kürzeren Gängen und Gaugtrümeru des Schwerspaths durch- schwärmt wird ^). b Vergl. Erläuterung zu Blatt Saalfeld, von Liebe und Zimjierjiamn, S. (14, wonach der Schwerspath im Kamsdorfer Revier nur auf den Spalten in h. 9 vor- kommt. Der im Lichtliof der Königl. geologischen Laiides- anstalt und Bergakademie aufgestellte Baumstumpf mit Wurzeln aus dem Carbon des Piesberges. Von Herrn H. Potonie in Berlin. (Hierzu Tafel XIX-XXII.) Im Piesberger Steinkohlenbergwerk bei Osnabrück sind — wie ans einer kurzen Mittheiluug aus der Feder des früheren Directors des in Rede stehenden Bergwerkes, Herrn Karl Temme, hervorgeht — häufig mächtige, stammälmliche Steinkenie beob- achtet und zu Tage gefördert worden, die vornehndich dem Haugeuden der Oberbauk des Flötzes »Zweibänke« entstammen. Das Museum der Königl. geologischen Laudesanstalt besitzt ein solches etwa 4 Meter langes Petrefact vom Piesberge, das bisher — wohl wegen seiner an die S/^i7fan’«-Unterabtheiluug Rhjtidolepis erinnernden aber uureffelmässi«:en Läu^sfurchnua: — für eine Sigillaria gehalten worden ist und welches sich zur Zeit in der nordöstlichen Ecke der Gallerie befindet, die sich in der Höhe des ersten Stockwerkes um den Liehthof herumzieht. Herr Temme h Temme, »Der am Piesberg gefundene und aufgestellte Wurzelstock einer »Siyillaria« S. 2G6 u. 267 des sechsten Jahresberichtes des naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück. Osnabrück 1885. H. PoTosiii, Der im Liclitliof der Königl. geologischen Landosanstalt etc. 247 sagt ’) über diese Gebilde: »Man hielt die fossilen Ueste seither für Lepidodeudron- oder Sigillarien- Stämme, ohne sie jedoch näher bestimmen zu können«. »Beim Aufzimmern einer zu Bruche gegangenen Wetter- streckc im Flötz Zweibänke ■ — fahrt unser Autor fort — wurde lieobachtet, dass die Stämme, mit der Spitze nach unten gerichtet, in den umgebenden Schieferthon eingelagert sind und dass die dicker werdenden Theile nach oben sich zu einem gemeinsamen Stamme vereinigen, der rechtwinklig gegen das Fallen der Gebirgs- schichten in die übergelagerten Schieferthon-, Sandstein- und Conglomerat - Schichten fortsetzt. Mau hat es also nicht mit Stämmen sondern mit Wurzeln von Stämmen zu thnn, welche in dem über dem Flötz abgelagerten Schieferthon gewachsen si)id und sich noch au der ursprünglichen Vegetationsstelle befinden«. Bei dem erhöhten Interesse, welches die Petrefacten durch diesen Befund gewannen, wurden auf Veranlassung des Herrn Temme und unter umsichtigster Leitung des Herrn Obersteigers Theodor ScHAEFER in den Jahren 1884 — 1886 vier derartig voll- ständige Petrefacten im Bergmittel verfolgt und mühsam stück- weise zu Tage gefördert. Das erste (jetzt Berliner) Exemplar wurde nach Mittheiluugen des Herrn Schaeeer auf der Wetterstrecke Bremsberg V, 16 Meter flach über der Grundstrecke des Flötzes Zweibänke am Südflügel anfgefunden. In circa 35 Meter nordwestlicher Entfernung von diesem Fundpunkte fand sich im Pfeiler über West No. 2 das zweite (jetzt Osnabrücker) Exemplar. In etwa 7 Meter weiterer nordwestlicher Eutferuuuf» von dem letzteren wurde in demsell)cn Pfeiler das dritte und wiederum in demselben Pfeiler ca. 20 Meter nordwestlich vom zweiten das vierte Exemplar gefunden. Alle standen mit ihren Stämmen senkrecht auf den Schichtungstlächeu. Leider haben die beiden letzten, kleineren Exemplare keine Ver- werthnug gefunden; sie haben lange im Freien gelegen und sind verwittert. Innerhalb der Fundstellen von diesen vier Exem- plaren in einer Längenausdehuung von etwa 60 Meter und einer 1) 1. c. S. 266. 248 H. PoTONiK, Der im Liclithof der Kocigl, geologischen Landesanstalt Breiteuausdelmuiig von etwa 50 Meter, insbesondere im Pfeiler West 1 , ausserdem im Ostpfeiler 3, ca. 50 Meter vom Brems- schacbte entfernt, sind daun noch viele Wnrzelreste gefunden, die aber nicht weiter beachtet und verfolgt worden sind, weil die vor- erwähnten beiden kleineren Exemplare noch keine Liehhaher ge- funden hatten. Auch an anderen Stellen im Hangenden des Flötzes Zweibänke sind mächtige Wurzeln gefunden worden. Nach alledem scheinen also hier zahlreiche Stämme gestanden zu haben. Von den Stammtheilen sind nur Stümpfe erhalten geblieben, beziehungsweise gefördert worden. Die beiden zuerst gefundenen, besten Exemplare wurden zunächst — das eine, später (1885) ge- förderte vor dem alten Osnabrücker Museum, dem ehemaligen Amts-Gerichtsgebäude, das andere, 1884 gefundene unweit des Schachtes, jedes unter einem besondei’s errichteten, hölzernen Pavillon aufgestellt. Das erstere hat nunmehr im neuen Osua- brttcker Museum seinen definitiven Platz gefunden , das zweite ist im Jahre 1889 in den Besitz der Köuigl. geologischen Landes- austalt und Bergakademie in Berlin gelangt. Dieses letztere Exemplar ist das wissenschaftlich werthvollere; ich gebe im Fol- genden seine ausführliche Beschreibung. Zur Orientiruug über das äussere Aussehen des Fossils bietet Tafel XIX eine phototypische Darstellung desselben und zur Würdigung der Grösseuverhältnisse die nachfolgende von Herrn Prof. A. Schneider verfasste Tabelle mit genauen Maassaugabeu, bei deren Studium der zugehörige geometrische Grundriss des Petrefactes auf Tafel XX zu vergleichen ist. Es geht aus den Zahlen hervor, dass unser Petrefact das grösste palaeozoische des Kontinentes ist. Das in Osnabrück ge- bliebene Exemplar nimmt zwar einen grösseren Flächenraum ein, weil die Längenausdehuungeu der Wurzelenden die des Berliner Exemplares übei’trefieu ; aber bei dem Berliner Exemplar sind die Wurzeln viel mächtiger entwickelt und von dem Stamm ist ein tüchtiger Stumpf erhalten, der bei dem Osnabrücker vollständig fehlt. und Bergakademie aufgestellte Baumstumpf mit Wurzeln etc. 249 In dem Cxrimdriss Tafel XX ist a das Centrum des Stammes im Niveau der ersten Dichotomie ab a c a d ae b e b d cd, ce fk bA h m in = 0,56 Meter | = 0,54 » i = 0,63 » i = 0,61 » i = 0,72 Meter ; = 0,87 » ; = 0,97 » ; = 0,74 » ; = 1,00 » \ - 0,6 1 » f = 0,43 » 1 = 0,70 » ) Maasse vom Centrum bis zu den Endpunkten der Gabellinie bac der ersten Dichotomie. Maasse vom Centrum nach den Gabelpunkten der Dichotomieen 2. Ordnung, zugehöriger oberer Umfang = 0,85 Meter » » » = 1 , 1 2 s » » » = 1,27 » » » » = 0,94 » Ilorizontalmaasse Itis zu den Dichotomieen 3. Ordnung. kk' = 0,29 » ; zugehöriger oberer Umfaug = 0,35 Meter^), kk" = 0,31 » ; » » » = 0,41 » IV = 0,59 » ; » » » = 0,80 » IV' = 0,55 » ; » » » = 0,71 » mm = 0,51 » ; » » » = 0,62 » mni' = 0,46 » ; » » » = 0,62 » n n = 0,32 » ; » » » = 0,55 » tf n n = 0,35 » ; » » » = 0,47 » 0 k2p kq = 1.29 1,28 1,31 1.30 1,51 1,58 Ilorizontalmaasse von der Dichotomie 3. Ord- nung k bis zu den Enden der Wurzelstiicke, = zugehörige geneigte Länge nach o, = » » » » p, , Ilorizontalmaass von der Dichotomie 3. Ord- nung l zur Dichotomie 4. Ordnung — zugehörige geneigte Länge, 9 Nach meinen Angaben sind in der Tabelle als 1. Dichotomie die Theilung des Petrofactes in die beiden Hauptstücke, die durch die Linie hac getrennt werden, als Dichotomieen 2. Ordnung die Punkte d und e, als Dichotomieen 3. Ordnung die Punkte klmn u. s. w. bezeichnet. Wir werden weiter hinten sehen, welche Gründe zu diesen Deutungen veranlasst haben. Potonie. 9 Die gemessene obere ümfangslinie weicht im Grundriss entsprechend seit- lich von der punktirten geraden Verbindungslinie ab. Die Zahlen dienen dazu, das Maass der Wölbung der betreffenden Wurzeln zu veranschaulichen. Schneiuer. 250 H. PoToxiK, Der im Lichthof der König!, geologischen Landesanstalt /2f = 2,20 Meter, 2,38 TOj S = 0,83 0,96 W? 2 t — 1,01 1,11 Ultl = 1,13 1,20 0,94 0,99 qq = 0,18 II 0,22 SS = 0,35 s s" = 0,30 vv ~ 0,18 vv” — 0,20 qi w = 0,53 qo X = 0,49 = 1,22 s^z — 1,06 1,25 1,11 — 0,24 ^^2^2 = 0,55 b Die in der Ilorizoiitalmaass von der Dichotomie 3. Ord- nung/ bis zum Ende des Wurzelstückes r^), = zugehörige geneigte Länge, Horizontalmaass von der Dichotomie 3. Ord- nung m zur Dichotomie 4. Ordnung s, = zimehörio;e efeueijxte Läntre, Horizontalmaass von der Dichotomie 3. Ord- nung m bis zum Ende des Wurzelstückes t, = zugehörige geneigte Länge, Horizontalmaass von der Dichotomie 3. Ord- nung n bis zum Ende des Wurzelstückes = zutrehöritre ffeneiirte Länerück- sichtigt werden muss, indem sie je nach der Ausbildung der sie bewirkenden Zellen etwas verschiedenartig ausfalleu muss, und es und Bergakademie anfgostellte Baumstumpf mit Wurzeln etc. 257 daher bequem ist, einen kurzen, prägnanten Ausdruck für das Merkmal zu haben ^). Die Qnerstreifung auf Taf. XXI, sowie Fig. 2, Taf. XXII, und die schräge Streifung der Stücke Fig. 3 und 4, Taf. XXII, haben ilu’e Begründung nicht im Ban der Pflanze : es sind Ein- drücke, welche die in diesen Richtungen zerspaltene Kohlenrinde hinterlassen hat. Bezüglich der Grössenverhältnisse der Kämme nnd ihrer Ent- fernnng von einander bitte ich die Figuren und die Tafelerklärnngen zu vergleichen; die Figuren auf Taf. XXII sind in natürlicher Grösse. Der Vollständigkeit halber muss ich noch ein Narbenfeld er- wähnen, das auf Taf. XX zwischen g und l angedeutet worden ist und nicht wie alle übrigen auf dem Stamm angegel)enen Felder von Markstrahl -Kämmen gebildet wird. Das fragliche Feld stellt eine Knorrien-ä\m\\c\\e Oberfläche dar: dicht an einander gedrängte, schwache Erhebuno-en mit etwa kreisförmiger Basis in Schräg- Zeilen, etwa wie die rindenlosen Steinkerne von Lepidodendron Veltheimianum. Diese Stelle ist gewiss eine schlecht erhaltene Rinden- oder Ilolz-Oberfläche einer fremden Pflanze, die während des Verwesungsprocesses in den Stamm hineingeschwemmt nnd an der bezeiclmeten Stelle zum Abdruck gelaugt ist. Aehnliche Fälle habe ich mehrmals gesehen; in einigen dersellmu war ein Zweifel über die Deutung überhaupt nicht möglich. b In der Sammlung der geol. Landesanstalt finden sich Bernsteinstücke vom Samlande, die ebenfalls Holzstreifung, Abdrücke der Holzobertläcbe (der Hydro- Stereiden, Tracbe'iden) unter der Rinde, zeigen. Jahrbuch 1889. 17 Vergleicliende Studien über die Gesteine des Spieinonts und des Bosenbergs bei St. Wendel und verwandte benachbarte Eruptivtypen aus der Zeit des Rotliliegenden. Von HeiTU K. A. Lossen iu Berlin. Die Gesteine des Spiemonts und Bosenbergs bei St. Wendel setzen Intrusivlagerstöcke in den Ottweiler und den Oberen Cuseler Scbichten zusanunen und wurden ehedem Trapp oder Melaphyr genannt, doch zählte schon Steininger i) das Spie- mont-Gesteiu zu den »harten« Trapparten, die zum Strassenbau benutzt werden; auch Kosmann ‘^), der zwei Varietäten des Spie- monts analysirt xmd Haarmann ''), der das Gestein des Bosen- bergs mikroskopisch untersucht hat, haben den Namen Melaphyr nicht abgeändert, obwohl der Letztere Quai’z in ziemlicher Menge darin nachixewiesen hatte und von der Nothwendio-keit der Zer- legung lies Begriffes Melaphyr überzeugt war. H. Rosenbusch hat dagegen, gestützt auf die mikroskopischen Untersuchungen an dem ihm durch II. Grebe übermittelten authentischen Material, in seinen Massigen Gesteinen in erster und zweiter Auflage die- ') Geognostische Boscbreibung des Landes zwischen der unteren Saar und dem Rheine 1840, S. 100. Geognostische Beschreibung des Spiernont bei St. Wendel. Verhandl. d. naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande und Westfalens XXV, 1868, S. 239 ff. Mikroskopische Untersuchung über die Struktur und Zusammensetzung der Melaphyre. Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. XXV, 1873, S. 436 ff. b Massige Gesteine, 1. Aufl. S. 348 und 351; 2. Aufl. S. 200. K. A. Lossen, Vergleicbonde Studien über die Gesteine des Spiemonts etc. 259 selben Gesteine nebst denen vom ITirscbt bei Marpingen nnd von der Grnbe Hofliiung bei Rntbweiler znm Diabas nnd zwar zn V. Gümbel’s Lenkopbyr gestellt. Nach der nns gelänflgen, die verschiedenen Ernptionszeitalter der Rhyotaxite berncksiebtigen- 9 Die Bezeiclinnng Rhyotaxite ist in meiner Abhandlung über die An- forderungen der Geologie an die petrographische Systematik 1884 (dieses Jahr- buch f. 1883, S. 513) angewandt für »die tuft- und mandelsteinfülu’enden , meist grundmasse- oder basishaltigen Massengesteine (Quarzporphyr, Rhyolith, Trachyt, Porphyrit, Melaphyr, Diabas, Dolerit etc.)« im Gegensatz zu »den vorwiegend holo-phanerokrystallinen, tuff- und mandelstein freien Eugraniten (Granit, To- nalit, Syenit und Gabbro etc.)« Nachdem ich den Beweis angetreten hatte, dass die Struktur der Gesteine uns deren geologische Rolle treuer vermittelt, als die mineralisch -chemische Zusammensetzung, war es mir richtig erschienen, nach den charakteristischen vorherrschenden Strukturen die beiden Ordnungen der Klasse der Massengesteine zu benennen. Dass diese Benennungen nicht alle Massengesteine genau decken, dass es mit anderen Worten Massengesteine giebt, die weder strukturell im strengen Sinne des Wortes isometrisch granitisch körnig, noch auch durch Flussstruktur ausgezeichnet er- scheinen, dessen bin ich mir dabei wohl bewusst geblieben. Zwar will ich unter Rhyotaxis oder Flussstruktur nicht nur das Gefüge der geflossenen Lava ver- standen wissen, sondern jede Struktur, welche einen Bewegungsakt der noch nicht oder zumal der nur zum Theil erstarrten Gesteinsmasse widerspiegelt. Gleichwohl erschöpft, auch so gefasst, der Ausdruck weder die Mannigfaltigkeit der nicht eugranitischen Strukturen, noch auch ist er für jedes nicht eugrani- tische Gestein bezeichnend. Soll es indessen, um mit Vogelsang zu reden, Auf- gabe der Petrographie sein, die geologischen Massen zu charakterisiren , so ist dem Satze »nominatio fit a potiori« für die Charakteristik der grossen Ordnungen Genüge geschehen, wenn die Strukturen der am meisten verbreiteten geologischen Massengesteine in den Vordergrund gestellt werden. Nim ist es aber sichtlich der Gegensatz von Granit und Lava (vergl. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXIV, 1872, S. 785), der die geologischen Massen innerhalb der Klasse der Massengesteine beherrscht, wie dies der althergebrachte Unterschied der pluto- nischen und vulcanischen Gesteine sattsam bezeugt. Da der Uebergang zum Wesen der Gesteine gehört, haftet auch der Unterscheidung in Eugranite und Rhyotaxite etwas Künstliches an, wie sieh klar daraus ergiebt, dass sich rhyo- taxitische Strukturen als Rand- oder Apophysen - Facies u. dergl. an den vor- herrschend eugranitisch entwickelten Massen finden und umgekehrt Rhyotaxite local innerhalb desselben geologischen Körpers eugranitisch ausgebildet erscheinen. Die Künstlichkeit wird aber meines Erachtens nicht verringert, sondern eher vergrössert und die Uebersichtlichkeit des Lehrstoffs gemindert, wenn wir Ueber- gangsstrukturen, deren Betonung an richtiger Stelle innerhalb der Hauptordnungeu für den natürlichen Zusammenhang der ganzen Klasse der Massengesteine nicht ge- nug empfohlen werden kann, den classificatorischen Werth von Ordnungscha- rakteren beilegen und darnach eine dritte Ordnung schaffen, wie Rusenbuscii 17* 260 K. A. Lossen, Vcrgloiehende Studien über die Gesteine den Ausdrncksweise würde der Name Leukophyr, welcher in V. Dechen’s Geologischer und Palaeontologischer Uebersicht der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen etc. (1884) bereits AnP nähme gefunden hat ^), iu diesem Falle wenigstens Aleso-Len- kophyr heissen müssen, insoweit es sich nm ein Eruptivgestein ans dem Flotzgebirge handelt. Da indessen Ti-i. Liebe, der gründliche Kenner der Diabase jener, dem Uebergangsgebiige angchörigen Gegenden, für welche v. Gümbee den Begriff Len- kophyr zunächst anfgestellt hatte, in seiner Uebersicht über den Schichtenanfban Ostthüringens diesem Begriff eine petrographisch- geologische Selbständigkeit nicht znerkaunt hat, so muss doch wohl der Uebertragimg des letzteren von einem palaeovnlcanischen^) Diabas im Silur (oder in den ihrer Alterstellnng nach zwar eine solche zwischen seinen Teuf engesteinen und seinen Ergussgesteinen in den Ganggesteinen geschaffen hat. Gänge können mit Granit und mit Glaslava er- füllt sein; sie sind nachweislich bald ^ipophysen typhonischer, eugranitischer (bathylithischer) Stock -Massen, bald die Zufuhrkanäle der ausgesprochensten lavischon Rhyotaxite, stets aber relativ geringfügig an Masse; allgemein ge- nommen, fehlt jede gesetzliche Beziehung zwischen ihrer Körperform und ihrer Füllmasse; der specielle Nachweis dieser Beziehung ist zwar sehr lehrreich, aber er gehört nicht mehr zur systematischen Charakteristik der grossen geologischen Massen. Daran ändert meines Erachtens auch nichts die Beschrän- kung auf die den Eugraniten strukturell am nächsten stehenden Gangmasseu oder kleineren Intrusivmassen (Lakkolithe), welche Rosenbusch, sichtlich im Inter- esse der Hervorhebung von Uebergangsstrukturen, üben will: sein »Granophyr«, den er uns von vornherein so recht als einen Uebergangstypus zwischen Granit und Quarzporphyr hingestellt hat, findet strukturell trotzdem unter seinen Teufengesteinen, Ganggesteinen und Ergussgesteinen jedesmal Erwähnung und seine Hauptstelle doch als Strukturart bei den Quarzporphyren, womit ich gern übereinstimme, ebendahin stelle ich den Granitporphyr, während ich den Aplit zum Granit zähle, Syenitporphyr, Dioritporphyrit und die Lamprophyre zu den Orthophyren beziehungsweise Porphyriten. h Vergl. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1886, Bd. XXXVIII, S. 921 ff. und Erläuterungen zu den Messtischblättern Lebach, Wahlen, Wadern, Abschnitt Eruptivgesteine, in der XXXI II. Lieferung der geologischen Karte von Preussen und den Thüringischen Staaten. a. a. 0. S. 34 und 35. Abhandl. zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thürin- gischen Staaten Bd. V, Heft 4. *) Die Begriffe platonisch und vulcanisch haben einen bald weiteren, bald engei'en begrifflichen Inhalt. Ich habe ehedem das Wort vulcanisch nur für die im Allgemeinen postcretaceischen Rhyota.xite (Quarztrachyte — Basalte) gebraucht, weil hier allein in vielen, aber keineswegs in allen Fällen der exacte Nachweis des Spiemonts und des Boseubergs bei St. Wendtd etc. 261 einigermaassen uubestiiiimten aber doch damit vergleichbaren Steiger Schiefern) auf einen inesovulcanischen i) »Melaphyr« im obersten Carbon oder im Unter- Uothliegendeu eine eingehendere Prüfung des petrographischen Werths der, nach dem Wortlaute der Nomeuclatur jedenfalls gegensätzlichen, Begriffe Leukophyr und Melaphyr vorausgeheu. Nach dem in der Petrographie herkömmlichen wissenschaft- lichen Sprachgebrauche muss mau doch unter dem Namen Leu- kophyr zunächst ein porphyrisches Gestein von lichter Färbung vermuthen. Versteht man nun unter Melaphyr nach der von mir gegebenen Erläuterung des Begriffes^) das mesovulcauische d. h. in der RegeU) postculmische und autetertiäre, chemisch- mineralische und auch vielfach strukturelle Aequivalent der brouzit- oder ol i v i uh alti ge n oder -freien ueovulca- nischen Dolerite und Plagioklas-Basalte einerseits und palaeovulcauischen Diabase andererseits, indem mau die brouzit-, hyperstheu- oder oliviuhaltigen oder -freien Aequivalente der Augit (Pyroxen)-Andesite und Augit (Pyroxeu)- Dacite als Augit ( Pyroxeu) -Porphyrite oder Augit (Pyroxeu)- Quarzporphy- rite vom Melaphyr unterscheidet, so hat ein frisches un zer- setztes lichtes Porphyrgestein innerhalb des so abgegrenzten Begriffes Melaphyr sichtlich keine rechte Stelle. Denn die lichte Farbe eines solchen kann doch nur vom feldspäthigeu Gemeng- theil herrühren, dessen Einfluss in so basischen Gesteinen aber, und zwar je feinkörniger das Gestein ist, tun so mehr, durch die eisenhaltigen Bisilicate, durch Olivin und freies Eisenerz auf- gewogen wird. Ein Leukophyr von porphyrischer Struktur in der Melaphyr -Formation zählt, wenn frisch, jedenfalls zu den weissen Raben. Aber v. Gümbel’s und Rosenbuscii’s palaeovulcanische Leu- kophyre sind nach Ausweis der von beiden Autoren publicirten für Vulcane im geläufigen Sinne des Wortes gegeben ist; ich scliliesse mich aber gern der Erweiterung des Begriffs für alle Rhyotaxite an, welche Rosenbusch, V. Fritsch, v. Richthofen u. A. üben, h Siehe vorstehende Anmerkung. Vergl. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1883, S. 212 bis 213; 1886, S. 921 bis 926 und dieses Jahrbuch für 1883, S. XXI bis XXXIV. im Old -Red -Gebiet postsilurische. 262 K. Ä.. Lossen, Vei'gleicliende Studien über die Gesteine mikroskopischen und chemischen Analysen keineswegs frische, unveränderte 1), im Uehrigen aber strukturell nicht so sehr porphyrische, als vielmehr normale, sichtlich divergentstrahlig- köruige, Diabas -Gesteine ohne eigentliche Grundmasse, obgleich zuweilen submikroskopisch fein gefugt, mit Hinneigung zur PorphyrstridAur (porphyrartig). Hiernach wird die lichte Färbung etwas besser verständlich, denn in voll- und deutlich- krystallinischen Gesteinen kommt die helle Farbe des feldspäthigen Gemeugtheils zur relativ wirksamereu Geltung. Die Glanzlosig- keit des Plagioklas zufolge starker Umbildung (saussuritischer nach V. Gümbel, psendophitischer nach Rosenbusch) erhöht im vorliegenden Falle den Eindruck, namentlich aber verursacht dies ein ständiger Gehalt von Carbonat (nach Ausweis der unten mit- getheilten Analysen ca. 8 bis 13pCt., wenn auf Kalkcarbouat aus- gerechnet, was indessen nicht alle Analysen gestatten, so dass geringere Procente von Magnesia und Eiseuoxydul ebenfalls an dem Carbonat Antheil haben müssen); auch die kräftige Um- wandlung des in v. Gümbel’s (Loretz’) Analysen diu’ch hohen procentischen Titansäuregehalt ^) hervortretenden Titaneisenerzes in Leukoxen trägt sicher nicht wenig zur Bleichung des Gesteins bei, endlich noch die sehr weit vorgeschrittene Umbildung eines au und für sich schon licht gefärbten Diabas- Auo-its in einen hellgrünen Chlorit (im weiteren Sinne des Wortes). Der Leuko- phyr zählt zu den oliviufreien schlichten Diabasen, auch Biotit und Hornblende, wenigstens als primärer, in der Regel aber auch als seeuudärer Gemengtheil (Uralit), gehen ihm ab; den Quarz, der übereinstimmend von den beiden genannten Forschern als in geringen Mengen vorhanden bezeichnet wird, hat Rosenbuscii in seiner Originalabhandlnug über die Steiger Schiefer ausdrücklich 3) sowohl für die vogesischen, als für die fichtelgebirgischeu und b vergl. auch J. Roth, Beiträge zur Petrographie der plutonisehen Gesteine 1879, S. 33. b 4,81 — 3,82 pCt.! auch der Harz-Leukophyr (Analyse d) weist immerhin 1,71 pCt. auf, während Ungee’s von Rosenbuscii mitgetheilte Analysen der Titan- säurebestimmung entbehren. b In den Massigen Gesteinen 2. Aull. a. a. 0. wird die Schwierigkeit einer Entscheidung, ob primär oder seeundär, betont. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 263 thürinmscheu Vorkommnisse als Neuhildims: zul'ole:e der tlieil- weisen Zerlegung der primären Silicate erklärt. Jedenfalls deuten die Analysen allerhöchstens nur geringe Mengen davon an. Indem ich solche Harzer Diabase aus der oberen Hälfte der Unteren Wieder Schiefer im Liegenden des Hauptquarzits, welche ganz unverkennbaren Leukophyr-Zustand zeigen, wie das der Analyse unterworfene Vorkommen aus dem west- lichen Forstort Untei’e Lehmwege im Wendefurter Oberforst, im Handstück und unter dem Mikroskop mit typischen Leukophyr- Proben vergleiche, welche ich der Güte des Herrn Obei’berg- direktor v. Gümbel und meiner Collegen Loretz und E. Zimmer- mann verdanke, finde ich eine, anch durch die quantitative Analyse bestätigte, wesentliche Uebereinstimmung, und zwar ist dieselbe noch grösser, als diejenige der chemisch mehr abweichenden und durch vorwiegenden Magneteisen-Gehalt an Stelle des Titaneiseus ausgezeichneten vogesischen Leukophyre. Gestützt auf die eigenen Beobachtungen, gleichwie auf diejenigen der Vorgänger komme ich zum Schluss, Leukophyr sei nicht so sehr eine beson- dere Diabas-Spielart, als vielmehr eine eigenartige Umbildungsweise der normalen Diabase mit lichtge- färbtem Augit. Für die chemische Durchschnittszusammensetzung erkennt das V. Gümbel ja auch an mit den Loretz’ Analysen seinerseits beigefügten Worten: »Die Zusammensetzung ist diesem nach im Allgemeinen der aller Diabase in hohem Grade ähnlich ^).« Wenn dagegen Rosenbusch (Massengesteine 1. und 2. Aufl. a. a. O.) »den Grujipencharakter der Leukophyre in dem auffallend starken Zu- rücktreten des Augits sehen« möchte und v. Gümbel dem neuer- dings in seiner Geologie von Bayern, I. Th. S. 133 beizuptlichten scheint, indem er das »Zurücktreten der Pyroxenite« als Charakte- ') Die Paläoiith. Eruptivgesteine dos Fichtelgebirges S. 34. Es kann daher nur zu weiteren Missverständnissen führen, wenn Herr Michel -Liivy in seinen Structures et Classification des Koches eruptives 1889, p. 49 vom Leukophyr als von einem »tvpe acide« der Diabases proprement dites Rosicnbusch’s spricht, wo- bei ihn freilich eher das Bosenberg - Gestein , als das Originalgestein des v. GüMBEL’schen Begriffs geleitet haben mag. 264 K. A. Lossen, Vorgleicliencle Studien über die Gesteine ristik angiel)t, so steht dem, soweit diese Charakteristik für den ursprünglichen Mineralbestand des Gesteins gelten soll, meines Erachtens der mikroskopisch -chemische Befund entgegen. Geht man zur Beurtheilung auch dieses Punkts, wie billig, von den Originalgesteinen v. Gümbel’s aus, so sagt dieser Autor darüber wörtlich: »der durchweg blassgrüue augi tische Gemeng- theil scheint vor allem dem ersten Angriffe der Zersetzuntr unter- legen zu sein, so dass nur wenige Proceute als mehr oder weniger erhalten angesehen werden können, obwohl den äusseren Um- rissen in den Dünnschliffen nach beurtheilt, dieser Gemengtheil ursprünglich mindestens in gleicher Menge, wie der Plagioklas vorhanden war.« Auch in dem zunächst vergleicht) areii Vor- kommen vom Harz ist bei der Betrachtung des mit Säure ge- ätzten Splitters, wie des Dünnschliffs im auffallenden und durch- falleudeu Licht ein besonderes Zurücktreteu der als Augit-Pseudo- o inorphosen charakterisii’ten Structur- Antheile nicht zu bemerken. Von dem weniger typischen vogesischen Leukophyr besitze ich keine Probe; doch darf man, da kein Olivin oder Bronzit, sondern nur monokliner, also kalk-, magnesia- und eisenhaltiger Augit vorliegt, aus dem hohen Magnesiagehalt (8,8 pCt. in dem relativ weniger umgebildeten der beiden durch Unger aualysirten Ge- steine, e = V in KosenbüSCh’s Originalabhandlung) meines Er- achtens nicht auf eine geringe Antheilnahme des Augits au dem ursprünglichen Mineralaggregat des Leukophyr schliessen, zumal lichtgrünlicher Diabas- Augit nach Loretz’ Analyse ^) des Augits aus dem porphyrischen Diabas von Hempla bei Bad Stehen nicht mehr Magnesia und weniger Kalkerde aufweist, als mancher andere thouerdehaitige Fassait oder thonerdefreie bis -arme Mala- kolith. Der geringere Gehalt an Augit gehört also wohl zu den secundären, durch Verwitterung, nicht aber zu b Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges S. 195. b Geognost. Beschreibung d. Fichtelgebirges S. 209. Man vergleiche z. B. diese Analyse (a) mit derjenigen des dunklen, hellgrünlichgelb durchsichtigen Fassaits, den Lincu aus der Augitglimmerminette von Weiler bei Weissenburg analysirt hat (ß); etwas mehr, doch nicht allzu sehr abweichend dagegen sind die Verhältnisse von CaO und MgO in 0. Sciiilling’s Analysen des braun durch- sichtigen Diabas-Angits von Hohegeiss (y) und von Mägdesprung (3) im Harz, in Merian’s Analyse des Malakolith aus dem Augilbiotitgranit von Laveline (s) des Spienionfs und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 265 den primären, durch die ursprüngliche A nsk r y s t al 1 i- sirnng hervorgernfenen Eigentliümlichkeiten des Len- ke p h y r - D i a h a s. Lichtgrünlicligelhe bis weingelbe Angite sind ja auch in anderen Gesteinen sehr der Umbildung in Carbonat, cbloritiscbe oder serpentinöse Snbstanz ansgesetzt, so z. II. in den Kersantiten und Minetten und in verwandten Augitporpbyriten und Angit- glimmerporpbyriten ; es ist nicht nnmöglicb, dass die ursprüng- liche Molecidarconstitution dieser Angite zu einer derartigen Ver- witterung besonders stark hinneigt, jedenfalls ist in den nach- folgenden Bauschanalysen (Lenkophyre: «, Z», c von Unter- kotzau bei Hof, von der Wartleite hei Köditz und aus dem Steinachthal I)ei Stadt Steinach nach LouETZ; d von Lehmwege bei Wendefurt im Harz nach Gremse; e uud f von lvauru[)t und Steige in den Vogesen nach Unger) die weit fortgeschrittene Umlnldung der »Lenkophyre« deutlich aus- gesprochen : und in Osann’s Analyse desjenigen aus dem grünen dichten »Labradorporpbyr« aus der CulinCormation der Südvogesen bei Murbach (C). Alle diese Angite sind relativ kalkrcich und keineswegs ist der Augit aus dem sauersten Ge- stein, dom Granit, kalkrcicher als der Augit aus dem Diabas, die Angite der typischen Diabase des Harzes sind die kalkreichsten, Mukia.n’s und Hawes’ Diabas-Augite mit hohem Eisengehalt und relativ niedrigem KallJgclialt entstammen untypischen Quarz -führenden Diabasen, die in (M O CO CO CO CO t~* CO 0-1 <— I CO 05 CO -+1 I— I oc> 00 t— I 05 CO ciT -cf oT -Jtl CO ^ — I 'Cfl I— I 05 I—T lO 05 05 CO O t 00 "Ol r^ O i—< CO lO CO O Oi CO O i-T o' oL ‘O 0505C005t^C0C0 ^ coO'— 'coi>-o5.— I 'cfocToTor t-To'ö'c/j CO 00 O 00 I CO O CO CO r-l oo 05 1 — I o ^^05 05 C000500 ‘ococo—^f^— <>0)>joi>- 00t'-c000c<^05‘0i— (O 05 00 »O O »o o -cH O 05 -cH CO ^ 05 CO O O O oooicor- lOii— itoico”' COiO.— iu0t^O5C0i— lO '4'co’'co'r4'orcTö'ö'cr CO 05 CO Ci Ci^ t>- Ci -0< 05 50 o o7 oT CO 50 T— I O o o o o O5'^f^ 05 0500'— I 5 •C^00c0'rfl05r-('0l O, ‘ooTorco'-rircro'c/) o o CC) CO '+1 !>» lO 1-H 00 lO CO 1 05^ GO CO G* lO CO CO QD ^ pO o p p ;. Laspeyp.es. Jacobs. Hesse. Böttcheb. Böttcher. Gremse. Gremse. Gremse. Steffen. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 291 vernintlien dürfen, denn solche Magnesia -Wertlie stellen sieh in porphyritischen Gesteinen mit angitischein Geinengtheil sonst in der Regel nur bei hronzithaltigen Porphyriten ein ; rhombischer Angit ist indessen bislang nirgends frisch sicher nachgewiesen, Biotit und Hornblende mochten den Magnesia-Gehalt auch, aber ihrer geringen procentischen Menge zufolge doch nur weniger mitbedingen. Zum weiteren Vergleich sind Analysen l)eigesellt, die zunächst sich auf echte lavenartig ergossene Porphyrit-Gesteine aus dem Saar-Nahe-Gebiet beziehen, und zwar: die Analyse eines auf der NW. -Seite des Peterberg’s bei Brauns- hausen zwischen dem Oberen Thonstein Grebe’s und den Wa- derner Schichten noch im Hangenden des Eruptivgrenzlagers lagernden Bastit (Bronzit) - Porphyr it - Erg u sses nach Böttcher (s*), ferner die Analyse des Bronzit-Porphyrit- Pechsteins aus der Mittelzone des Eruptivgrenz lagers oberhalb der Eisenbahnstation Kronweiler zwischen Oberstein und Birkenfeld nach Böttcher (r), die eines alkali- reichen Porphyrits mit Pseudomorphosen nach einem iVugit-Mineral aus derselben Mittelzone im Fischbach- thale, Gerach gegenüber, nach Gremse (m*) und endlich die eines Meso - Keratophyrs mit denselben Pseudomor- phosen nach einem Augit-Mineral, der bei der Nam- borner Mühle über dem groben Porphyr-Conglomerat (Grebe’s Unterer Thonstein- Horizont) vicariirend für den Bastit- Porphyrit der Mittelzone des Grenzlagers eintritt, nach Gremse (c*). Schliesslich ermöglichen die Analysen zweier Harzgestein e eine weitere Ausdehnung des Vergleichs, und zwar betrifft die von Gremse ausgefidirte Analyse (tv*) einen dem Bosenberg-Gestein sehr nahe verwandten, nur etwas kiesel- 9 Bei der Station Namborn steht Bastit-Porphyrit an, der ebenfalls im Laboratorium der Kgl. Bergakademie analysirt worden ist durch Herrn Jacobs und dessen Zusammensetzung (ri*) SiOo 56,32; Ti02 (ZrO-j) 1,11; ALOs 15,83; Fe2 03 8,04; FeO 0,24; MgO 4,19; CaO 5,19; NasO 2,90; K2O 2,25; H2O 3,43; P2O5 0,217; CO2 0,12; SO3 0,14 = 99,97 bei einem Volumen-Gewicht von 2,673 mit Analyse s recht gut übereinstimmt. 19 292 K. A. Lossen, Vergleichende Stadien über die Gesteine säure-, kalk- imd eisenreichern und kali- und magnesiaärineren pegmatopbyrischeu Quarz-Augitdioritporphyrit aus dem mittelharzer postculmischeu, frühestens spätcarbonischen Eruptiv- gangspalteusystem, der die Mitte einer der breiteren Gang- spalten im Iberger Kalk^) des Bielstein’s an der Bode oberhalb Iv übel and erfüllt; die von Steffen ausgeführte Ana- lyse (.!■*) dagegen bezieht sich auf einen Eugranit des Ost- randes der Brocken - Gruppe von verwandter Mischung, den Q u a r z - A u g i t - B i o t i t - D i o r i t oder A u g i t - T o n a 1 i t zwischen P o r s t h a u s II ohne u n d D u m k u h 1 e n k o p f a u s dem Forstorte Oie Padde. Die vier Analysen aus den Ergussdecken des Grenz- lagers u. s. w. zeigen, dass die augitischen Porphyrite der Mittel- zone dieser allergrössten Eruptivgesteinsausbreitung an der Nahe (f'‘, V*) und verwandte Vorkommen im Prims-Gebiete (V) ganz ähnlich zusammengesetzt sind, wie die augitischen Diorit-Porphyrite der Intrusivlager und Quergänge; sind dieselben auch meistens kalkreicher, wie namentlich aus der Analyse des am wenigsten veränderten pechsteiuartigen Bronzit-Porphyrits (fQ, sowie aus noch anderen hier in dieser Talielle nicht abgedruckten Analysen^) hervorgeht, so fehlen doch auch andererseits alkalireichere und kalkärniere Typen (?P) nicht und der Meso-Kerato]-)hyr von Namborn (c*), der durch einfache oder nach dem Karlsbader Gesetz binär oder auch repetirt verzwilliugte Orthoklase mit mikroperthitischer sehr feinfaseriger Struktur und schwarzgrüne Serpeutin-Pseudomorphosen nach Bron- zit oder Augit porphy risch nud dabei bas is haltig und auch etwas m and eiste in artig entwickelt ist, lässt ganz deutlich das örtliche IT iu üb erspielen in die Orthophyr-KeiheQ erkemieu, ganz so wie der S y e n i t - P o r p h y r d es W i u t e r b a c h e r Ganges unter den dioritporphyritischen Intrusivlager- und Gaugmassen. ') Längs des verdichteten Salbandes des Ganges ist der Oberdevonkalk lichter und körniger Marmor geworden, der jedoch noch die Umrisse der Korallen erkennen lässt. Vergl. al)er die Analyse i’i* Anm. '), S. 291, sowie Analyse y* auf S. 293. Ueber andere locale Vorkommen von Augit- Orthophyren vergl. weiter unten S. 313. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 293 Der ausgezeichnet pegmatophyrische Qtiarz-Augitdio- ritporphy rit aus dem mittelharz er Eruptivgang- spaltensystem (w*), der, obzwar etwas alkali- und namentlich kali- und magiiesiaärmer, etwas kalk-, eisen- und kieselsäurereicher, als das Boseuherg-Gestein, der Hauptsache nach zu demselben diorit- porphyritischen Typus zählt, hat wiederum andererseits fast genau dieselbe chemische Durchschnittszusammensetzung wie der varioli- tische A u g i t p o r p h y r i t aus der M i 1 1 e 1 z o n e des Eruptiv- greuzlagers von Niederbrom hach bei Oberstein (y*), der dasell^st zusammen vorkommt mit Angit-Pechsteinporphyrit, ähnlich dem Bronzit-Pechsteinporphyrit von Kronweiler (t*), und von Böttcheu analysirt ist. Demselben Analytiker verdanken wir auch die Anadyse (s*) des Hysterol)as vom Garkenholze bei Kübelaud, die ich schon an anderer Stelle neben der eines malakolithhaltigen submikropegmatitischen porphyrartigen Grani- tits vom Meiueckenberg aus der Brockengrnppe veröffentlicht habe (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. Bd. XL. 1888, S. 204). z* Si02 . . . . 59,32 59,60 49,03 Ti02(Zr0.2) . . 1,04 1,12 2,06 ■^laO;^ . . . . 13,33 14,30 12,63 EesOs . . . . 1,36 1,49 3,68 EeO . . . . 7,32 6,43 10,94 MgO . . . . 1,79 1,49 1,64 CaO 4,37 4,54 7,76 Na20 . . . . 2,58 2,90 2,33 K2O 2,30 1,84 2,40 H2O 3,34 4,63 3,42 P2O5 . . . . 0,18 0,24 0,54 CO2 2,91 2,02 3,45 SO3 0,14 0,19 0,51 Organ. Subst. 0,02 0,02 — Summe : 100,00 100,81 100,39 Vol. Gew. . . . 2,736 2,646 2,82 Grejise. Böttcher. Böttcher ') Auf der Geognostischen Uebersiclitskarte des Harzes findet man diesen Gang nebst verwandten und dem Hysterobas noch als »Gangmelaphyr« verzeichnet; vergl. jedoch Zeitsehr. der Deutsch. Geol. Ges. 18S3, Bd. XXXV, S. 212, Anm. *)■ Dieser Gang speciell war F. A. Roemek und Streng noch nicht bekannt. 294 K. A. Lossen, Vergleicliende Studien über die Gesteine Damals galt es mir zu zeigen, dass Augit und Mikro- pegmatit zusammen in Gesteinen von sehr verschie- denem Kieselsäuregehalt, in gr anitischen, wie in dia- basischen Gesteinen (von 74,97 bis zu 49,03 pCt. SiOo) gefunden werden. Aus dem seither erschienenen, durch seinen Keichthum au Analysen, nicht nur au mikroskopischen, sondern auch an fpiautitativeu chemischen, ausgezeichneten und überdies mit ganz vortrefflichen Abbildungen der Dünnschliftpräparate ausge- statteten Werke Teall’s »British Petrography« können ganz ähnliche Beispiele beigebracht werden : man vergleiche z. B. den Augit-Granophyr (Augit-Pegmatophyr) von Mull auf Taf. XXXIII, Fig. 1, S. 327 mit dem grobkörnigen Gestein des Whin Sill von Cauldrou Suout (Hysterobas mit 51,22 pCt. SiÜ2 und Alikro- pegmatit - Zwickelcheii) S. 207 — 209 ^), dessen eigenthümlicher nach 100 (oo P go) verzwilliugter und nach 001 (oP) diallagartig blätternder Augit in den mittelharzer Gängen, z. B. von der Zu- sammensetzung des Gesteins wiederkehrt und bei niedrigem Kalk-, aber relativ hohem Eisengehalt ganz ersichtlich kein typischer Diabas -Augit ist, wie ihn O. Schilling aus Hausmann’s Normal -Diabasen analysirt hat'^). Gleichwohl unterscheidet sich dieser p egmatophy rische Quarz- Augitdioritporphyrit von Rübelaud, den wir nach seiner chemischen Zusammensetzung und seinem hauptsächlichen Mineral- bestaud mit dem variolitischen Augit-Porphyrit von Niederbrombach vergleichen konnten, von jenen Mikropegmatit und Quarz führenden-'^) 9 Bezüglich der höchst lehi’reichen Abhandlung Teael’s über das lagergang- förmig auftretende, im Uebrigen unseren Hysterobas-Quergängen zunächst ver- gleichbare Whin Sill- Gestein vergl. auch mein Koferat im Neuen Jahrb. f. Mineral. 1885, Bd. II, S. 81 ff. 9 Vergl. Anm. 2 auf S. 264 dieser Abhdl. Ich kann mich nicht entschliessen, »Quarzdiabas« zu sagen. Die wesent- liche Rolle, welche der Quarz oder Kieselsäureüberschuss im Quarzporphyr und Quarzporphyrit, im Quarztrachyt und Dacit spielt, trägt er in diesen Diabasen sicht- lich nicht. E. Dathe, der in seiner sehr verdienstlichen Abhandlung über Diabase den Begriff Quarzdiabas gebildet hat, hat denselben doch nicht durch eine einzige quantitative Analyse gesichert. Da ich den Begriff Augitporphyrit als chemisches des Spienionts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 295 Diabasen (Meso-Diabasen) Englands und des Harzes durch einen rund lOpCt. höheren Kieselsäuregehalt und eine dementsprechende sonstige verschiedene Durchschnittsiniscliung: eine weitere Bestäti- gung des Vorkommens von Mikropcgmatit neben Augit in Gesteinen von sehr verschiedenem Kieselsäuregehalt. Legt man kein allzu hohes Gewicht auf den Umstand, ob ein rhondjisches Glied der Augit- Keihe an Stelle oder neben dem monoklinen anwesend ist, so ist nach Teall’s Abbildung und Beschreibung und nach Phillips’ und Waller’s Analysen das als, z. Th. pegmatophyrischer, Quarz- Bronzitdioritporphyrit zu bezeichnende Gestein von Penniaenuiawr^), wenn auch nicht dem Alter, so doch seiner Natur nach mit dem dioritporphyritischeu Ganggestein aus dem Oberdevonkalk des Bielstein bei Kübelaud vergleichbar. Teall selbst giebt an^), er habe das Gestein aus Wales früher Brouzit-Diabas genannt, ziehe aber heute in Anbetracht seiner Grundmischung (58,45 — 65,1 pCt. SiOo) vor, den Namen Diabas gegen Diorit umzutauschen, was mir zu aufrichtiger Befriedigung gereicht. Der Umstand, dass Teall diesen Bronzitdioritporphyrit mit Teller und v. Joiin’s »Quarz-Norit« von Klausen vergleicht, also denselben Vergleich hier anwendet, welchen Rosenbuscm seinerseits für die dem Biel- steiner Gang nächstverwaudten mittelharzer Bronzit-haltigen Augit- porphyrite von Elbingerode, Wernigerode und llübeland in ihrer Acquivalent von Augitanclesit einerseits und Augitdiorit andererseits zu gebrauchen vorgesclilagen habe (vergl. Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges., Bd. XXXV, 1883, S. 212), die Begriffe Diabasporphyr(it) und Diabas dagegen als Aecpnvalente von Melaphyr, Basalt und Gabbro, so gehören danach Gesteine mit vor herrschen dem Plagioklas- Gehalt, welche daneben oft Orthoklas und Quarz führen, trotz eines allein oder mit Biotit und Hornblende boibrechenden Augit- Gehalts (gleich- viel ob von monoklinem oder rhombischem Augit), Gesteine also, die demnach auch Kieselsäureprocente durchschn ittlich über 55 pCt. SiOs zu besitzen pflegen, wie z. B. die Gesteine von Bosenberg und Itemigiusberg oder die Porphyrite des Grenzlagers (darunter Rosenbusch’s » Weiselbergite« und »Enstatitporphyrite«, die, bald mehr augithaltig, bald mehr bronzithaltig, gar nicht von einander ge- trennt werden können) in die porphyritisehe oder dioritpo rphyritische Reihe, können also, wenn Quarz und Orthoklas an Stelle von saurem Glas oder von saurer Basis darin vorkommt, nicht Quarzdiabas heissen. ^) Vergl. British Petrography S. 272 — 276. Taf. XXXV, Fig. 2. 3) a. a. 0. S. 273. 296 K. A. Lossen, Vergleichende Studien über die Gesteine vollkrystalliuiscli und deutlich krystallinisch pegmatophyrischeu Ausbildungsweise gebraucht ^), überhebt mich jeden Zweifels. Dass diese tyrolischeu, mit vorherrscheudem Quarzglimmer- diorit iuuigst verbundenen quarzhaltigen Hypersthen-, Bronzit- und Diallag- oder Augit-Gesteine, denen übrigens nach meinen Präpa- raten primäre Hornblende auch nicht ganz abgeht, keine Norite (im Sinne Rosenbusch’s) sein können, haben J. Roth^) und ich'^’) 1884 bereits hervorgehoben. Auch haben die Autoren, welchen die Wissenschaft diese vortrelf liehe Monographie des Klausen er Diorit-Gebiets verdankG), zum Vergleich unter Anderem bereits auf die Gesteine des Brockens hingewiesen ®), von welchen ich da- mals eben nur eine Analyse des sauersten quarzhaltigen Gabbro’s mitgetheilt hatte *^), während ich für die saureren Quarzaugit- ') Massige Gest. 2. Aufl. 1887, S. 479. Mit Recht macht mein sehr ver- ehrter Freund wiederholt auf die grosse »überraschende Mannichfaltigkeit in der Struktur und im mineralogischen Charakter dieser geologisch einheitlichen Gang- forniation« aufmerksam. Man kann in der That nicht leicht lehrreicheres Material zu petrographischen Studien gewinnen, als diese Gänge bieten. Wenn aber Rosenbusch S. 492 hinzufügt, dieser Umstand »lässt mit grosser Wahrscheinlich- keit auf zeitlich verschiedene, wenn auch der gleichen Periode zugehörige Ent- stehung der Gangspalten und auf sehr verschiedenen intratellurischen Entwick- lungszustand des injicirten Magmas schliessen«, so trägt er dabei einen guten Tlieil seiner Theorie in die Natur hinein; greift man an Ort und Stelle zu, so fasst man aus der Gangmitte breiterer Gänge den pogmatophyrischen bronzithaltigen Augitdioritporphyrit, vom Salband oder aus ganz engen Spalten dagegen bringt man glasreiche Gesteine mit, zwischen diesen Extremen giebt es mannichfaltige Zwischenstufen. Beiträge z. Petrograph. d. pluton. Gest. 1884, S. 20. 0 Dieses Jahrbuch für 1883, S. XXVIl — XXVIII. 'b F. Teller u. C. v. John, Geolog, petrograph. Beiträge z. Kenntniss der dioritischen Gesteine v. Klausen in Südtyrol, Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. 1882, S. 589 ff. 0 a. a. 0. S. 673, Anm. b. ®) Zum Vergleich sei die seiner Zeit (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. Bd. XXXIl 1880, S. 212) mitgetheilte Analyse hier nochmals abgedruckt: SiO'2 53,39; Ti02 (ZrOa) 1,89; AI3O3 12,18; Fc203 6,18; FeO 6,70; MgO 6,17; CaO 6,80; NaaO 2,70; K2O 1,76; H2O 2,09; P3O5 0,25; CO2 0,28; SO3 0,24 : 100,13 (Pufahl). Die Darstellung, die Rosenbusch (Massengest. 2. Aufl. S. 37 u. 38) vom flasse- roder Gabbro und den saureren dioritischen Eugraniten am Ostrande des Brockens als einer zur Granitformation des Brockens gehörigen Randzone giebt, ent- spricht nicht getreu meinen Erfahrungen , die ich in dem Satze zusammengefasst des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 297 hiotitd iorito (Augit-Tona lite) auf' die älteren Analysen von Keibel und C. W. C. Fuchs verwies. Die hier unter a; veröftent- lichte Analyse entspricht einem mittleren Kieselsäuregehalt dieses iuteressauten dioritischen Typus, wie er sich speciell zum an- nähernden Vergleich für nicht allzu glimmerreiche und quarzarme Kersantite empfiehlt, deren Kieselsäurewerthe in der zweiten Hälfte der Fünfzig liegen, wie di(qenigen der in diesem Aufsätze be- sprochenen dioritporphyritischen Gruppe; es gehen andererseits die Si 0-2 -Procente der dioritischen Eugrauite in der Brocken- gruppe bis nahezu 65 pCt. hinauf und lös zu 50’/2pCt.') hin- unter; das sind die Berühruuofswerthe mit den auofithaltisren Granititen und mit den quarzhaltigen Gabbros, die sich zufolge der chemisch gliedweise nicht angrenzenden, sondern übergreifenden Verkettung der Eriqjtivgesteinstypen^) bereits innerhall) der Kiesel- säurewerthe dieser Nachbartypen befinden. Es liegt auf der Hand, dass, abgesehen von dem Einflüsse der saureren oder basischeren Natur des Plagioklases, dieser überhaiqot als das wesentlichste Vlineral in der Dioritgruppe das gleichmässigste und die Striditiir beherrschende Element in deren Zusammensetzung ausmacht; Quarz und Orthoklas zumal, aber auch Biotit und eventuell pri- märe Hornl)lende auf der einen, Augit nebst dem Eisenerz auf der anderen Seite bedingen dem gegenüber den Grad der An- näherung an den Granitit oder au den Gal)l)ro. Es hat nun ein, wie mir scheint, nicht geringes Interesse für die Stridcturenlehre der Erstarrungsgesteine und für den Zusammenhang zwischen den Strukturen der Eugrauite und der Rhyotaxite, dass der Plagio- klas, das herrschende Strukturelement dieser Quarz- liabe, dass die Gabbro-Eruption eine besondere Phase inmitten der Eruption der Granite des Westliarzos darstolle. Man vergleiche die ausführlicheren Mittheilungen in diesem Jahrbuch f. 1887, S. XXV ff. u. f. 1888, S. XXV ff, fl Ein noch geringerer Kiesclsäurewerth, den ich a. a. 0. S. 208 mit 44,7 jiCt. SiO'2 für einen »aphanitischen Diorit« angegeben hatte, bezieht sich, wie ich nachträglich bei sorgfältigerer Detailkartirung und miliroskopischcr Untersuchung erkannt habe, auf ein Diabas-Gestein, das im Contact mit den Qiiarzdioriten »epidioritisirt« ist. Vergl. »Ueber die Anforderungen der Geologie an die pctrograpliische Systematik«, dieses Jahrb. für 1883 (1884) S. 4D3. 298 K. A. Lossen, Vergleichende Studien über die Gesteine aiigitbiotitdioi’ite der Brockengrnppe (welche ja keine grosse Masse darstelleu, sondern nur eine Zone von geringer Breite neben und zwischen dem Granitit oder aber rundliche oder ovale Ausscheidungen, seltener concentrische Schalen iin Granitit) vorherrschend leistenförmig wohlbegrenzt airsgebildet und divergentstrahlig angeordnet ist, ähnlich wie iu Ker- santiten oder Diabasen, und dass in der Regel, und zwar von den sauersten bis zu d e u basischsten Typen bis in die Grnjipe der quarzführeud eu Gabbros hinein, der Quarz und daneben z. Th. auch der Orthoklas und manchmal iu ganz ausgezeichneter Weise der Biotit^), also die im Granitit vorherrschenden Mineralien, nach Art der »Ophit«- (Miciiel-Levy) oder Diabas- Struktur im engeren Sinne des Worts ohne eigene selbstständige Begrenzung von dem Plagioklasleisteuwerk eiugezapft oder d u r c h s p i c k t oder z w i c k e 1 f ö r m i g e i n g e s c h 1 o s s e u erscheinen. Der Augit dagegen, welcher im typischen Diabas und Dolerit die abformende Zwischenmasse des Leisten- werks ausmacht, ist iu diesen Diorit-Typeu zwar wenig regelmässig begrenzt, vorwiegend aber eher vor und mit, als nach dem Plagioklas auskrystallisirt; in den basischsten darunter kann man aber beobachten, dass Quarz und Augit dem Plagioklas gegenüber dieselbe Rolle der ophitischen Matrix spielen. Von nicht minderem Interesse ist ferner, dass Teall’s über- aus sorgfältige Beschreibungen Quarz als »ophitic plates«, »matrix« oder in »the röle of groundmass« im Verhältniss zum wohl- krystallisirteu Plagioklas zahlreicher dioritischer Gesteine angeben und ganz speciell solcher, die, wie die »Augit- Diorite« (Quarz- Gal )bros autorum) des Carrok Fell, direct mit unseren Ilohne- Dioriten vergleichbar und wie diese mit saureren Gesteinen, »acid augite-beariug granophyre«, verknüpft sind, oder solcher, welche b E. Dathe giebt aus dem Kersantit von Wüstewaltersdorf ein ähnliches Struhturverhältniss zwischen Biotit und Plagioklas, sowie zwischen Hornblende und Plagioklas an (dieses Jahrb. für 1884, S. 570 u. 571). des Spiemonts und des Bosonbergs bei St. Wendel etc. 299 wie das oben citirte Gestein von Penmaeninawr den Vergleich mit unseren pegmatophyrisclien Quarzaugitdioritporpbyriten er- lauljen ’). In doleritisclien Gesteinen, die ich im Gegensatz zu den englischen Autoren u. A. den dialiasischen niclit stridcturell irleich- werthig erachten kann (— IIaüy’s leitender Meissner - Dolerit ist nicht holokrystallin trotz seines groben Korns, sondern, wie wir seit F. Zirkel’s bahnbrechenden Untersuchunii'en über die mikro- skopische Zusammensetzung und Striddur der Basaltgesteiue (1870) wissen, in den Zwickeln (Resteckchen) basishaltig — ), sehen wir in ein und demselben mikroskopischen Präparat an Stelle der ophi- tischen Augitkrystalloide Zirkp:l’s mikrokrystallitisehe Zwischen- klemmungsmasse (Mesostasis) treten (so z. B. recht lehireich im Meso-Dolerit des Unterrothliegenden von ITohfeld bei St. WendeG)): das divergentstrahlige Plagioklasleistenwerk formt sich an der einen Stelle des Dünnschlifls im Augit, an einer anderen in jener aus Skeletfeldspathmikrolithen , verkrüppelten Augitchen^), Erzkrystal- liten und glolnditischem Glas zusammengesetzten Basis ab. Ganz analog giebt es zwischen den in obgedachten sauren Augit-Diorit- Typeu über grössere Flächen optisch einheitlich ausgedehnten, in basischen dagegen wie in den nächstverwaudten Quarz-haltigen Gab- bros spärlichen und kleineren ophitischen Quarz- und Orthoklas- Krystalloiden , zwischen den auf Zwickelchen oder Resteckchen eingeschränkten Mikropegmatitmassen der Quarzdioritporphyrite, Kersantite und cpiarzführenden Diabase, zwischen den damit nächst- verwandten quarzhaltigeu oder quarzfreien Feldspathstrahlenbüscheln und der noch feiner kryptokrystallinisch bis felsokrystallitisch ge- 9 British petrograpliy S. ISO, 263, 266, 273. -) Dasselbe Vorkommen, welches Rose.nbusch, Massengesteine, 1. Aufl. S. 384 als Palatinit von Namborn weniger genau angiebt. Hulifeld liegt allerdings nächst Namborn, bei diesem letzteren Dorfe selbst steht indessen kein Tholeyit oder Palatinit, sondern die Mittelzone des Grenzlagers an. Ein dritter Theil des Augits tritt in wohlbegrenzten Krystallen auf, welche theils in der Basis liegen, theils in die Umrisse der Plagioklasleisten eingreifen, während andererseits selbst die Olivine z. Th. durch den Plagioklas cingezapft erscheinen. 300 K. A. Lossen’, Vergleichende Studien über die Gesteine fugten saureu Basis von gleicher räumlicher Einschränkung alle möirlicheu Uebero-äufre. O ö ö Die bald mehr saure, bald mehr basische Natur der Z w i s c h e n k 1 e m m u u g s m a s s e (I n t e r s e r t a 1 1) a s i s , M e s o s t a s i s) ist längst gebührend gewürdigt; indem VoGELSANG mehr die saurere Ausbilduugsweise hervorhob, nannte er die nach räumlicher Vertheilung gleiche Erstarrungsmasse noch felsitisch entglast^), die ZiKKEL unter Berücksichtio-ung; der mehr basischeren Aus- bildungsweise mikrokrystallitisch^) nennen zu müssen glaubte. Beides hat seine Berechtigung, ja mau kann, z. B. in den mittel- harzer Eruptivgängen sehr deutlich, wahrnehmeu, dass in ein und demselben Gestein die Mesostasis bald saurer, bald basischer ausge- bildet ist, je nachdem das Eisenerz im ersten oder aber erst im zweiten Akt der Erstarrung hauptsächlich ausgeschieden worden ist. Darnach bedarf der Ausdruck »felsokrystallitisch« keiner weiteren Erläuterung. Auch das Verhältniss der typisch voll- krystallinischen Diabas- oder Ophit-Struktur zur typischen Dolerit- Struktur mit Intersertalbasis ist, wenigstens bei den deutschen Petrographen, welche die Harz-Diabase und den Meissuer-Dolerit, d. h. diejenigen Gesteine, auf welchen jene Begritfe historisch gründen, als Norm ansehen, hinreichend klargestellt und ich selbst, habe entgegen Rosenbusch’s Aufführung der Diabase neben den Gabbros unter seinen Teufengesteineu hervorgehobeu, die Diabas- Struktur sei vielmehr »wesentlich vorherrschend als eine Dolerit- Struktur mit vollkiystallinischer Intersertalmasse« aufzufassen -^) und schon früher betont, der Diabas zähle zu den Rliyotaxiteu und nicht zu den EugraniteiD), wohin ihn auch seine geologische Rolle weise®). Mit der langen Leisteuform der Plagioklase ist die 0 Vergl. Vogels AN’G, Die Krystalliten (1875), herausgegeben von F. Zirkel S. 1 18, Tat. XIll, Fig. l. 2) Vergl. Zirkel, D. Mikroskop. Beschaffenh. d. Mineral, u. Gesteine 1873 S. 276 ff. Zeitschr. d. Deutscli. Geol. Ges. 1886, Bd. XXXVIll, S. 926 in Anm. 0 a. a. 0. und dieses Jahrb. f. 1883 (1884) S. 513; vergl. auch Löwlnson- Lessing, Quelques considerations gmeliques sur les diabases, les gabbros et les diorites, Bull, de la soc. Beige de Geologie etc. Bd. II, 1888, S. 82 ff. a. a. 0. und Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 1880, Bd. XXXII, S. 210. des Spiomoiits and des Bosonbergs bei St. Wendel etc. 301 Möglichkeit der Rhyotaxis ja gegeben und sie wird in den Diabas- gesteinen so wenig vermisst, als in jenen oben (S. 276) erwähnten rhyo-diabasischen Varietäten des Lowenburger »Dolerits«, die strnktnrell Neo- Diabase sind. — Dass der Quarz dagegen dem Plagioklasleistenwerk gegenüber die gleiche Rolle spielen kann, wie der Aiigit in der typischsten Diabas- oder der Ophit-Strnktiir ^), sein Erscheinen in Resteckchen oder Zwickelchen, sein Auftreten, sei es für sich allein, sei es in Gesellschaft von anderen Mine- ralien, besonders von Orthoklas in gesetzloser und gesetzlicher (pegmatophyrischer) Verwachsimg, als krystallinische lutersertal- masse (Mesostasis) und der Ersatz solcher Strukturen dui’ch das Platzgreifen saurer, wesentlich felsitischer Intersertalbasis : diese Verhältnisse sind gewiss auch vielen Petrographeu, die das Mikro- skop handhaben, schon aufgefallen, gleichwohl ist mir nicht bekannt (jewordeu, dass sie in dem hier cfenfebenen Zusammenliano' schon ins Licht gesetzt worden seien, obwohl ich mich nach Maasso-abe der heute ausserordentlich aimewachsenen Literatur o Ö hierin ja irren könnte. Wenn Teall die Quarz- Krystalloide, welche die Rolle des Diabas -Augits in den faciell abweichenden Quarzaugitdioriteu und dioritporphyritischeu Aequivaleuten spielen, >ophitic plates« nennt, so ist dies leicht verständlich, obwohl MicriRL-LiiVY seine Ophit- Struktur ((o)'Q ansdrücklich auf diejenige Gesteinsgruppe be- schränkt, welche keinen Quarz oder ungelnmdene Kieselsäure jeder Art unter den Bestandtheilen der zweiten Erstarrungsgene- ration (»pas de silice li1)re dans leur magma de seconde cousoli- dation«) führen. Wollte mau aber die Struktur eines solchen Quarzaugitdiorits schlechtweg ophitisch nennen, so würde dies nicht mehr verständlich, sondern geradezu höchst missverständlich sein, denn man würde die Struktur auf das Verhältniss des Augits zum Plao’ioklas beziehen. Vielleicht kann man dieser Schwierio-keit der O O Ausdrucksweise in der einfachsten Art dadurch begegnen, dass b Also uicbt in der Rolle, welche der Quarz in typischen Graniten u. s. w. spielt. b Structures et Classification des roches eruptives 18S9, pag. 24 — 26, in der Mineralogie micrographique 1878 ist das nicht ganz der Fall, vergl. S. loS. 302 K. A. Lossen, Vergleichende Studien über die Gesteine man eine oxyophitisclie Struktur^) von einer ophitischen schlechthin oder basiophitischen^) unterscheidet, gewisse Strukturen, in welchen dasselbe Plagioklasleisteuwerk einmal Augit- krystalloi'de, das andere Mal Quarz- oder Orthoklaskrystalloide durchspickt, lassen sich daun als oxyb asio p hitisch bezeichnen. Aus dem Zusammenhang der bekanuten Gesteiusstrukturen er- hellt, dass die oxyophitisclie Struktur ebensowenig als die normale ophitische oder diabasische eine typische Eugrauit-Struktur, oder eine structure grauitoide propremeut dite im Sinne von Miciiel- Lkvy sein kann. Dagegen spricht die leistenförmige Ausdehnung der Plagioklase und die Art ihrer Einzapfung in den bindenden Quarz von optisch einheitlicher Orieutirung. Sowohl das ein- seitige Längenwachsthum und die relativ gute krystalliuische Be- grenzung der Plagioklas-Leisten als das Hineiustrahlen derselben in die Quarzkrystalloide verweist vielmehr die Struktur in die Grupp e der divergentstrahlig-körnigen, welche sich gleich den pegmatophyrischeu nur örtlich und unter besonderen Um- ständen als abnorme Facies in der Grauit-Gabbro-lbeihe ein- stellen , so z. B. normal oder basiophitisch im Neuroder Gabbro- Zug da, wo derselbe in den Schlegeler Bergen sich sichtlich ver- schmälert. Es hat darum gar nichts Befremdendes, sondern entspricht vielmehr jenem Zusammenhang der Strukturen (die ja nach der ganzen Natur der Gesteine nie so scharf geschieden sein können, als wir sie begrifi’lich scheiden), dass in den Ker- santiten, die wenigstens zum TheiU) sichtlich ein strukturell noch ') Für Quarz, Orthoklas und allenfalls saure Plagioklase; davon ist Quarz der weitaus wichtigste Fall. MicuEL-Liivv scheint die Struktur mit einzubegi’eifcn unter seine Structure granitoide propremeut dite. Für Augite, Hornblenden, Biotit, Olivin und Titaneisenerz; davon ist die Augitgruppe weitaus der wichtigste Fall. 3) Beide Strukturen, die pegmatophyrische, wie die divergontstrahlig-körnige leiten hinüber zu sphärolithischen, beziehungsweise variolitischen Strukturen und geben auch hierdurch ihre Verwandtschaft mit den bei Rhyotaxiten vorherrschen- den Strukturen kund. Hat doch Rosenbusch seinen typischen »Granophyr« (Pegmatophyr) aus einer Ergussdecke beschrieben! d. h. soweit dieselben einen wesentlichen Gehalt an primärem Quarz be- sitzen ; den sollte man freilich in den typischen Kersantiten allemal erwarten. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 303 mehr den Porphyriten augeuähertes Aequivalent der hier be- sprochenen abnormen Quarzbiotitaugitdiorite oder verwandter etwas basischerer glimmerreicherer Typen darstellen, und in den damit strukturell wesentlich übereinstimmenden, nur glimmerärmereu Bosenberg- und Spiemont-Gesteiuen, unseren glimmerarmen Augit- Kersantiteu, die mit dem letzten sauei'sten Erstarrimgsrest, Inüd Quarz, bald Quarz und Orthoklas, bald Mikropegmatit, erfüllten Eck- chen und Zwickelchen die Holle einer deutlich krystallinischen Mesostasis innerhalb des Strukturgewebes zeigen, die unter Um- ständen in echte kryptokrystalliuische bis felsokrystallitische Iiiter- sertalbasis übergeht. Will man diesen Zusammenhang mit der oxy- ophitischen Struktur betonen, so kann man von einer Oxy meso- stasis im Gegensatz zu der Basimesostasis reden, welche an Stelle der normalen basiophitischen Struktur bei dem Ueliergang des echten Diabas-Typus in den Dolerit-Typus tritt. Ganz so, wie die oxyophitische Struktur noch in recht Inasi- schen Gesteinen von ca. 50 pCt. SiO-2 in ein und demselben Dünnschliff neben der basiophitischen nachgewiesen wurde ^), so finden wir auch die Oxymesostasis, Mikropegmatit etc. ausser pri- märem Quarz oder Orthoklas, noch in den Diabastypen von gleich niedrigem Kieselsäuregehalt neben der echten oder basiophitischen Struktur oder neben Basimesostasis (Te.-vll’s M^hin Sill -Gestein e. p., Quarz führende oder Hysterobase des Harzes, der Lausitz, des nördlichen Thüriugerwaldes und der atlantischen Staaten sowohl nach F. Zirkel’s, Rosenbusch’s, Michel-Lev y’s und Barrois’ u. A. An- gaben; namentlich ist nicht vergessen, dass Michel-Levy und Douville in ihrer Originalabhandlung 187G den Kersanton der Bretagne in Uebereinstimmung mit Zirkel’s Beobachtungen quarzhaltig abgebildet haben, 1878 sprechen Fouquk und Michel-Levy noch von Kersantite quartzifere unter den sauren Gesteinen und bilden solchen allein ab (Mineralog. micrograph. pag. 156, 161, Planche IX, Fig. 1 und 2), daneben giebt der Text Kersantit mit accessorischem Quarzgehalt an (pag. 164); 1889 dagegen fehlt in den Tabellen der Structures et Classifi- cation des Boches eruptives pag. 76 und 90 in der Mineralformel für den Ker- santit jede Andeutung eines Quarzgehaltes und man bann nur aus anderen Stellen des Buches (Tabelle S. 88) entnehmen, dass die Kersantites quartziferes jetzt Micropegmatites andesitiques heissen sollen oder Kersantites avec passage aux micropegmatites (pag. 54). b Vergl. oben S. 297 — 298. 304 K. A. Lossen, Vergleichende Studien über die Gesteine Nonlamei'ikas u. s. w. ^)). lielativ basischere Plagioklase, relativ liülierer Erz- und Angit- Gehalt u. s. w. halten dann dem relativ späi’licheu Mikropegmatit, Quarz und Orthoklas die Wage, so dass die Durchschnittszusainmensetzung eine echt diabaslsch-dole- ritische bleibt oder sich weniar davon entfernt. Im Allgemeinen wird stets die vorherrschende basiophitische Struktur und Basi- mesostasis bezeichnend sein für die Gesteine der magmatischen Gabbro-Diabas-Melaphyr-Dolerit-Stufe, die vorherrschende oxy- ophitisclie Struktur und Oxymcsostasis für diejenigen der Quarz- augitdiorlt-Quarzangitdioritporphyrit und Kersantit-Augitporphyrit- Augitandesit- Stufe, wenn es gilt, jene Typen dieser beiden nahe verwandten Gruppen auseinander zu halten, die strukturell ver- mitteln zwischen den Eugraniten und den Rhyotaxiten. In dieser Beziehung darf die hier gegebene Darlegung zu- nächst als ein Beitrag aufgefasst werden zu der Frage, wie die Scheidung der eugranitischen, d. h. schlicht granitisch- körnigen, der pegmatophyrischen und der divergentstrahlig-körnigen, dabei wohl auch porphyrartigen Struktur- Aec^uivalente der Augit-Ande- site von den in entsprechenden Stndvturen ausgebildeten Aequiva- lenten der Dolerite und Eeldspathbasalte und im weiteren Zu- sammenhänge auch die Scheidung der »eigentlichen Augit-Por- phyrite^j« von den Melaphyren in dem von mir angeregten Sinne durchzuführen sei. Mit Genugthuung und Dank erkenne ich an, dass RosenbüSCH sowohl als Teall in ihren seither er- schienenen hervorragenden Lehrbüchern (zweite Auflage der Massengesteine und British Petrographie), beide in der einem Jeden eigenen Weise, diese Scheidung gefördert haben, wenn ich auch für meine Person, im Hinblick auf die Andesite und Dacite einerseits und auf die Gabbro’s andererseits, die scharf dnrch- geführte Trennung der Gesteine mit rhombischem und derjenigen mit monoklinem Angit (Pyroxen) nicht Ijefürworten kann und ') Vergl. oben S. 294 — 295, sowie Bücking’s Mittheilungen über die Eruptiv- gesteine der Section Schmalkalden (Tliüringen) in diesem Jahrbuch für 1887 (1888), S. 126 — 127, wo der nahen Verwandtschaft von Kersantit und Hysterobas Er- wähnung geschieht. '^) cf. Ro-senbuscii, Massige Gesteine, 2. Aull., S. 447 — 448. des Spiemonts und dos Bosonbergs bei St. Wendel etc. 305 nach wie vor z. B. Rosenbusch’s Weiselbergit uud Eiistatit- porphyrit aus dem mittleren Eruptivbett des Greuzlagers an der Nahe uud Teall’s Cheviot-Porphyrite für wesentlich ein uud dasselbe andesitische Porpliyrit-Gestein ausehen muss. Es lieo-t niclit im Plaue dieser Abhandluim auf die der O O Hauptsache nach wohlbekannten Strukturen solcher echter Erguss- Porphyrite uud strukturell gleichwerthiger Gang- und Stock- gesteiue hier näher eiuzugehen. Nur das sei bemerkt, dass gerade in der weiteren Umgebung von Oberkirchen, wo am Weisel- berge, sowie in den benachbarten Greuzlagerprohlen bei Reich- weiler uud anderwärts in der Richtuna: aeaen Baumholder hinzu, die Pechsteinporphyrite, mit reichlichem Gehalt an globulitisch gekörueltem Glas von über 60 pCt. Kieselsäure, herrschen, andere Tyj:ien nicht fehlen, in welchen ein lichtgelblich gefärliter Mikro- felsit au Stelle dieses Glases getreten ist, wie z. B. in den Augit- Porphyriten am Hohen Rech in der nordöstlichen Fortsetzung des Weiselbei’gs und in einem Gange östlich vom Wege, der von Oberkirchen nach Freisen führt. Ebenso giebt es unter den besser auskrystallisirten Varietäten der Mittelzoue des Greuzlagers solche, die zwischen dem Mikrolitheu-Filz anstatt der Glasträu- kung oder der Oxymesostasis Quarz- oder Qiiarzfeldspath-Nestchen, vergleichbar den sauersten Resteckchen der Augit - Kersautite, wenn auch begreiflicherweise nicht so regelmässig ausgebildet, behei'bergeu. In den »Oliviii-Weiselbergiten« Rosenbusch’s, welche der Hauptsache nach, soweit nicht einzelne echte olivinführende Augit- oder Brouzitandesite darunter einbegriffen sind ^), iiberein- stimmen mit meinen Olivin-Melaphyreu oder Bronzit-Me- laphyren von annähernd porphyritischer Struktur, die häufig schon mit blossem Auge als feinschuppig-körnige Parallelstruktur der Eeldspathtäfelcheu erkannt wird ^), ist das Anschlussglied der Melaphyre au die Augit- und Bronzit- b Vergl. dieses Jahrbuch für 1883, S. XXIV bis XXV. b Vergl. dieses Jahrbuch für 1883, S. XXXITI, sowie Zeitsehi’. d. Deutsch, geol. Ges. 1886, S. 923. Jahrbuch 1889. 20 306 K. A. Lossen, Vergleicliende Studien über die Gesteine Porpbyrite gegeben. Dieser Anschluss kommt nicht nur in der nahe verwandten Struktur, sondern sehr häufig auch in der che- mischen Mischung zum Ausdruck, in soweit diese letztere einen relativ hohen Alkali- und nicht selten darnuter einen hohen, das Natron procentisch auch wohl überwiegenden Kali-Gehalt anfweist (mehr als 5,5 pCt. Na2 0H-K2 0). Der gesammte Kieselsänre- gehalt dageireu steht mit diesem höheren Alkaligehalt und der Aunähernng au die Porphyrit-Struktur keineswegs schlechthin in einem geraden Verhältuiss. Denn obgleich diese porphyritischeu Melaphyre, welche in Schlesien und bei Ilfeld geradezu die herr- schenden sind, sämmtlich über 50 pCt. Kieselsäure aufweisen und sonach der saureren Abtheilung der Melaphyre L. v. BüCii’s ange- hören, deren Kieselsänregehalt sich über den der Normalpyroxenite Bunsen’s erhebt, so giebt es doch unter den Melaphyren mit Intersertalbasis (Tholeyiten) solche mit felsokrystallitischer Meso- stasis und einer mehr divergeutstrahlig-porphyrischen, als divergent- strahlig-körnigen Struktur, die zufolge der Zusammensetzung eben dieser Oxybasimesostasis, sowie eines beständigen Bronzit- und eines nur ganz sj^ärlich erkennbaren Qnarzgehaltes 55 bis 56 pCt. Kieselsäure und doch nur 3,8 bis 4,9 pCt. Alkali (stets mehr Na2 0 als K2O) gegen 11,9 bis 12,9 pCt. alkalischer Erden ent- halten. Es sind dies jene Melaphyr-Typcn, welche Rosenbusch in der ersten Auflage seiner Alassengesteine, abweichend von Laspeyres’ ursprünglicher Definition, Palatiuite genannt hatte, während der Laspeyres’scIic Palatinit von Norheim ein feldspath- ') D. h. die herrschenden unter den echten Melaphyr-Typen: für Schlesien fehlt bisher eine Trennung der Porpbyrite, anscheinend grossentheils Augitpor- phyrite, von den Melapbyren; gleichwohl sind die ersteren im Waldenburgischon recht verbreitet, namentlich zwischen Landeshiit und Langwaltersdorf im Han- genden der Melaphyrdecke, soweit diese vorhanden ist. Reine doleritische bis diabasische Melaphyr-Typen sind mir weder aus der llfelder Gegend oder über- haupt im Harz, noch auch aus Niederschlesien bekannt. Es macht fast den Ein- druck, als ob sich in diesen beiden Landstrichen das normalpyroxenische Magma in den voraufgegangenen Gabbro- Eruptionen erschöpft habe. In Böhmen, im Thüringerwald und im Saar-Nahe-Gebiet, wo Gabbro-Gesteine fehlen, treten jene doleritisch - diabasischen Melaphyr-Typen auf. Ausschliesslich des Gesteins vom Schneidemüllerskopf bei Ilmenau, das ich mit Rosenbusch zum Augitporphyrit rechne. des Spiemonts und dos Bosenbergs bei St. Wendel etc. 307 reicher Meso -Diabas von annähernd norinalpyroxenischeni Kiesel- sänregehalt ist, was ja nnninchr mit Rosenbusch’s eigener mikro- skopischer Diagnose und der in anznerkennender Weise in der zweiten Auflage seines Lehrbuches dementsprechend vorgenommenen AI)änderung der Namengebung in vollem Einklang ist. That- sächlich schliessen sich diese Bronzit-Tholeyite von mehr porphy- rischer als doleritischer Struktur am allernächsten an die ein wenig saureren und kalireicheren (K2 0>Na2 0), bronzitführenden, pegmatophyrischen bis mesostasishaltigen Augitdioritporphyrite und Augitporphyrite des mittelharzer Gangsystems an, deren oben auf S. 295 Erwähnunsr a;ethan worden ist. Nach ihren Phiü-ioklas-Ein- sprenglingen zählen beiderlei Gesteine zu den Labradorpor- phyren^); die dioritporphyritischen bis porphyritischen Gesteine des Harzes haben indessen saurere Grundmasseu, denn ihre im Maximum 62 pCt. erreichenden Kieselsäurewerthe gehen bis zur Mitte der 50 herab; dagegen erreichen die melaphy rischen Labradorporphyre des Saar- Nahe -Gebiets in den obengedachten bronzithaltigen , untypischen, porphyrischen Meso -Doleriten eben diese Mitte im Alaximum und gehen durch an Grundmasse reichere, an Basis gleichwohl manchmal ärmere, meist olivinreiche Typen wie Rosenbusch’s Navite herunter bis zu den Kiesel- säurewertheu der Normalpyroxenite , in den Mandelsteinen bis unter die Mitte der 40 (44,5 pCt. Si02 zwischen Michelbach und Nunkirchen nach Bärwald, 43,8 pCt. Si02 zwischen Wallhausen und Namborn nach Böttcher). Nachstehende Tabelle erläutert die besprochenen chemischen Mischungsverhältnisse. Die mit einem Sternchen bezeichuetcn Analysen stammen aus dem Laboratorium der Königl. Bergaka- demie. Es betrifi’t: Analyse den dem Melaphyr angenäherten feinkörnig -schuppigen bis dichten und fast ganz einspreuglings- freien, schwärzlichgrauen Augitporphyrit deruntersten Grenz- lager-Ergüsse (Sohlgesteiu) vom Staffelhof^) zwischen 0 ßosBNBUscn bat dafür Labradorporphyrit eingeführt; ich bleibe bei der historisch eingebürgerten Sprechweise, welche den Begriff Porphyrit sprachlich schärfer vom Begriff Melaphyr zu trennen gestattet. 2) Vergl. dieses Jahrbuch für 1883, S. XXIV bis XXV. 20* 308 K. A. Lossen, Vergleichende Stadien über die Gesteine Burg-Birkenfekl und Iloppstaedten an der Nahe, analysirt von Gremse; Analyse 2* den änsserlich mehr basaltähuliclien dichten bis allerfeinst schuppig-körnigen, mikroporphyrischen, schwärzlich- grauen porphyritischen Olivin-Melaphyr oder Meso-Basalt (Olivin- Weiselhergit Rosenb.) von der Nordseite der Eruptiv- kuppe der Söterburg in den Lebacher Schichten zwischen Otzenhausen ,und Schwarzenbach, analysirt von Böttcher ^); Analyse 3 '^ den oxydirten feinkörnig-schuppigen, röthlich-graulichen, durch vererzte, blutrothe Pseudoinorphosen nach Hyalosiderit por- phyrisch gefleckten porphyritischen Olivin-Melaphyr oder Meso-Basalt (Olivin -Weiselhergit Rosenb.) vom rechten Ufer des Söterbachthals, S. von Sötern aus der südwestlichen Fortsetzung der Dachzone des Grenzlager-Ergusses, analysirt von Bärwalh ; Analyse 4 * den grob divergeutstrahlig- porphyrischen, schwärzlichgrauen Bronzit-Meso-Dolerit (Bron- zit-Tholeyit RoSENB.) des in den Lebacher Schichten auf- setzenden I nt rusiv -Lagers von der Eisenbahnhaltestelle Martiustein unterhalb Kirn an der Nahe, analysirt von Jacobs^); Analyse 5* den verwandten, aber noch gröber divergentstrahlig- körnig- porphyrischen, mesostasisärmeren , feldspathreicheren lich- teren, graulichen Meso-Dolerit der Intrusivmasse vom Sattel bei Niederkirchen, der zweierlei monoklinen Augit, einen sehr bronzit-ähnlichen Malakolith und einen mehr bräunlich durch- sichtigen Diabas- Augit, und daneben etwas anscheinend primäre braune Hornblende und spärlichen Olivin führt, analysirt von Gremse^); Analyse 6 den bronzithaltigen pegmatophy- *) Vergl. in den Erläuterungen zu Blatt Wadern die Analyse des analogen Gesteins vom Koppcben SW. von Castel a. d. Prims. Vergl. Ko.senb. Massige Gest. 2. Autl., S. 511 »an der Brücke unterhalb Sötern«. Vergl. Laspeyke.s’ Analyse desselben Gesteins mit 5G,2 pCt. SiOo. Ver- bandl. d. naturforsch. Ver. d. preuss. Kheinlande u. Westf. 1883, S. 378, sowie diejenige desselben Autors (ibid. S. 380) von dem analogen Vorkommen des Störzelbergs, bei Eossbacli im Lautertliale, östlich von Wolfstein (Rosenb. Massige Gest. 2. Aufl., S. 479) mit 55 pCt. Si02. ■*) An derselben Oertlichkeit kommen auch feinkörnigere Melaphyr- Spiel- arten vor. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 309 CO CO o CO 1-^ CO cc^ <05_^ (>r o" hjT »o t-h !>► CO ^H c^ GO oo QO GO CO Hk Ol 1-H o^ lO o Hk lO CO ocT co' o" oT o" lO Ob Ob CO t- QO 1 05 I r-l C^ co' r-H oT lO' la of 05^' G» o C^5 CO 00 O co * co t-h t-h co [ co c^ t-h ' co o l-H (M 1 o^ lO co' 05*" co" 1 co" oo' t-T o' ^ QO^ c<^ , co cc^ CO o^ CM o lO l>^ t“H co" ccT co' ' »oT co" 1— r T— r CD o" ö" Ob" (>5*" lO Ob 05 CT. Ob T— H l-H Ob Ob co co t-h tr~ co GO O rM * o^ C£^ ^^t> Ob CO co oT ö" irT Go" 1 o o" co" c4" o" o" ö' o" o" 05^^ iO T-H o .;■ (M ^ o o bß c-] < CO Ö lO ^ ^ CD > oT S ^ CQ < hp w o o >-tl Q kJ ;< s m :0 M CO CO »— I CO O o o b2 -a o o d biD bß a .äi c« fi ^ a ) Ueberdies Li02, Cs02, Rb02 in Spuren. 310 K. A. Lossen, Vergleicliende Studien über die Gesteine rischen A u g i t d i o r i t p o r ]) h y r i t ( h olokry stalliuporphyrischer Eustatitporphyrit Rosenb., Massengest. 2. Aufl. S. 479) aus der Alitte des Eruptiv- Ganges iin Steiubruch bei dein Wege- baus im B o linke -Thale zwischen Wernigerode und dem Büchen- berg im Mittelh arz 1), aualysirt von IIampe; Analyse 7 den bronzit- und olivinhaltigeu, m e 1 a p b y r i s c b e n oder m e s o b a s a 1 - tischen Labradorporpbyr des Intrusivlagers im Uiiter- rotbliegeudeu im AValde zwischen Koukeu und Herch- weiler bei Kusel mit glasig frischem Labrador (aualysirt), vor- wiegend frischen Aiigitmiueralien, Alalakolith und Bronzit, die in- dessen z. Tb. als Biotitpseiidomorpliosen 2) erscheinen, und zu Cbloropbaeit umgewandeltem Olivin als Einspreuglingeu in reich- licher schwärzlicher Grandmasse von hypokrystalliner Zusammen- setziiug, an der eine lichte felsokrystallitische bis globiilitische Basis uamhafteu Antheil hat, aualysirt von Laspeyres^); Ana- lyse 8’*' den Leukophyr-ähnlich umgewaudelteu grauen melaphyrischeu oder mesobasaltischen Labradorpor- phyr aus den Grenzlagerdeckeu (Dachzoue) von Oher- steiu mit Carhouatpseudomorphoseu uach Olivin, aualysirt von Bärwald; Analyse 9* den oxydirten, röthlichgrauen mela- jihyrischen oder mesohasaltischen Labradorporphyr aus den Grenzlagerdeckeu (Dachzone) des Liefert hei Kirn mit hliitrothen vererzteu Pseiidomorphosen uach Olivin, aualysirt von Bär WALD (7*, 8% 9"^ Navite RosenbüSCh’s, aber sichtlich kali- arm); Analyse 10* den schwärzlichen, schwach glänzenden, mikr op orphyr ischeu und daher fast dichten Meso-Ba- 9 Streng hat bereits (Neues Jahrbuch f. Miii. 1860, S. 400) dasselbe Ge- stein analysirt, danach kann der Kieselsäuregehalt noch höher (58,13 pCt.) steigen unter Zunahme des Eisenoxyds und des Kali’s, Abnahme der Magnesia, des Natrons und des Kalkes. 9 Ganz wie in den Labradorporphyren der mesobasaltischen obersten Er- gussdecken (Dachzone) des Grenzlagers auf dem Bahnhofe zu Oberstein (vergl. dieses Jahrbuch f. 1883, S. XXXI bis XXXII. Die in dem sonst recht frischen Gestein sehr auffällige Erscheinung ist in den Labradorporphyren zwischen Herch- weiler, Niederselchenbach und Konken sehr verbreitet. 9 a. a. 0. S. 381. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 311 salt der Kyrburg über Kiru, reich an dunkelbrauner, ge- körneltei’, erzreicher Basis analysirt von Bärwald ^). Für die durchschnittlich noch basischeren Mischuncren der O diabasischen oder doleritischen bis basaltischen Melaphyr- Typen sei auf Läspeyres’ Palatiuit- Analyse, auf seine und Lepsius’ Analyse des Oliviu-Melaphyrs bei Wendelsheim, ferner mit einigem V orbehalt auf die älteren BERGEMANN’schen Analysen , welche Gesteine von Martiustein, vom Schaumberg und vom Pietschberg bei Tholey beAeffeu), sowie auf Analyse auf S. 280 und end- lich auf den Text zu Blatt Lebach (1:25000) verwiesen. Hierunter sind die chemischen Aecpiivalente der Harzer Diabase und der ursprünglich durch L. v. BüCli zur Grundlage des heutigen Me- laphyr-Begriffes gemachten südtyroler Augitporphyre zu finden, insoweit diese letzteren nicht einen merklichen Orthoklas-Gehalt besitzen, der sie von typischen Plagioklas-Gesteinen entfernt. Der Kaligehalt der Melaphyre kann, soweit er überhaupt auf Orthoklas oder Kalifeldspath zu beziehen ist^), wie oben (S. 306) hervorgehobeu, keineswegs als stets an die Gesellschaft von Quarz oder saurer Basis gebunden betrachtet werden. E. Kalkowski’s ') Mikroskopisch ist die Grundmasse dieses echt basaltischen, nur durch Plagioklas und Olivin mikroporphyrischen Melaphyr- Gesteins derjenigen des porphyritischen Weiselberg- Pechsteins zwar nicht unähnlich, doch zeigt die globulitische Basis ein viel tieferes Braun, Erzwachsthumsformen fehlen darin nicht und ist der Augit- und Erzgehalt des Gesteins sichtlich ein beträchtlicherer. Gesteine von Johannisberg nächst Kirn kommen dem Weiselberg -Porphyrit viel näher. Beide Vorkommen sind intrusiv. 0 Der geringe, nicht einmal 1 pCt. ausmachende Magnesia- Gehalt in so basischen Gesteinen ist jedenfalls der Controlle bedürftig und stimmt mit den seither bekannt gewordenen Analysen gleicher Säurestufen in keiner Weise überein. 0 G. Tschbrmak (Porphyrgest. Oesterreichs S. 133) hat denselben darin bereits beobachtet; J. Roxii, Allgem. und chemische Geologie 2. Bd., 1. Abth., S. 177 — 178, 184 — 185 giebt in den Diabasporidiyriten und Melaphyren Süd- tyrols mehrfach einen Orthoklas - Gehalt neben Plagioklas an, auf welchen auch die Analysen, namentlich diejenigen Lejiberg’s z. Th. schliessen lassen. Rosbn- BuscH führt die Gesteine unter den Naviten auf, die indessen an der Nahe keines- wegs stets durch Orthoklas ausgezeichnet sind. b Secundär gebildeter Kaliglimmer oder kalihaltige Grünerde kommen manchmal in Betracht. 312 K. A. Lossen, Vergleicheude Studien über die Gesteine gelegentlich der Beschrell)iing des Melapliyrs (Elemente der Li- tliologie S. 120) gethane Aeussernng »der Orthoklas zieht als Be- gleiter den Quarz mit sich« fand bereits hinsichtlich der untypischen sauren, bronzithaltigen Tholeyite keine Bestätigung. Die süd- tyrolischen, sehr basischen Melaphyre mit Orthoklasgehalt widei'- sprechen gleichfalls einer solchen Regel, die nur für eine An- zahl Fälle zutrifft (Uebergang von Melaphyr durch Quarzaugit- porphyrit in Angitquarzporphyr ) , für andere dagegen nicht (Uebergang von Melaphyr in Augitorthophyr). Die Augit-Kera- tophyre und die Palaeo-Augitorthophyre , welche ich als Aequi- valente der Augit-Trachyte aus den Diabasen ausgeschieden habe^), besitzen ja auch unter den Alesovulcaniten ihre Stellvertreter. Die Analysen o* n. (S. 266 n. 290) führen nns bereits solche Meso - Augitorthophyre und Meso - Augitkeratophyr e vor, welche indessen ihre nächsten verwandtschaftlichen Bezie- hungen zu porphyritischen Gesteinen haben. Die erstere betrifft die Syeuiorthophyr-Spielart von Winterbach, die durch einseitiges Verwiegen des Kalifeldspaths aus dem kalkreichereu dioritporphyritischen Spiemont-Gestein entstanden gedacht werden muss und bei geringem Quarzgehalt dessen dem Kersautit ver- wandte Struktur theilt, obwohl sie einen Quergaug durch die Schichten, das Spiemoutgesteiu dagegen eine der Streichrich- tung der Schichten mehr augeuäherte iutrusive Stockmasse zn- sammensetzt. Die letztere hinwider rührt von dem basishaltigeu Meso-Augitkeratophyr her, der bei der Namborner Mühle local anstatt des Bastitporphyrits als Erguss decke des Grenz- lagers auf dem Porphyrconglomerat der Söteruer Schichten ruht. Die Kieselsäurewerthe der beiden Alkalifeldspath- Gesteine, 55,49 und 56,28 pCt. , liegen nach den im Vorstehenden mitgetheilten Tabellen auf der Grenze von Augitporphyrit und Melaphyr, ent- sprechend den Grenzwerthen zwischen Angitaudesit und Basalt. Dieser Umstand allein zeigt, dass in den Plagioklasgesteiuen mit ') Orthoklashaltiger Melaphyr ist annehmbar, Orthoklasmelaphyr fällt aus dem Begriff Melaphyr heraus. Vergl. dieses Jahrbuch für 1884, S. XXXVI, für 1885, S. 213. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 313 clom Austausch des Plagioklas gegen Orthoklas oder allgemeiner des Kalknatronfeldspaths gegen Alkalifeldspath die Kieselsäure keineswegs allemal wächst oder »der Orthoklas den Quarz mit sich zieht Es giebt indessen noch weit basischere Augit-Orthophyre oder Augit-Syenitporphyre, deren augitischer Gemeugtheil freilich durch- weg ebenso bereits der Umbildung in chloritische oder serpen- tinöse, bezw. bastitische Umwaudlungsprodukte anheimgefallen ist, wie derjenige der allermeisten strnkturell kersantit-älmlichen Augit- Dioritporphyrite und sehr vieler Augitporphyrite und Melaphyre. Im Anschluss au das Ergussgesteiu von der Namborner Mühle sei auf den der südwestlichen Fortsetzung der melaphyrischen Dachzone der Grenzlagerergüsse als locale Ausbildung augehörigeu Augitorthophyr vom Geschberg und Andeborn zwischen Aussen an der Prims und Düppenweiler hingewiesen (vergl. Erläuterungen zn Bl. Wahlen, S. 33). Analyse 11'^ des Augit(Bastit)- Orthophyr vom Geschberg, 2200 Schritt westlich von Aussen links am Wege nach Düppenweiler, zeigt deutlich den bereits oxydirten, des Carbonats bis auf geringe Spuren ledigen Zustand des kalireichen Gesteins. Zum Anschluss an das Winterbacher Gana:o:esteiu und die uächstverwaudten iutrusiven Sjiiemont- Gesteine dienen die Ana- lysen 12% 13* und 14% welche mehrere Gesteinsprobeu be- treflen, die dem recht mächtigen Intrusivlager in den Lebacher Schichten südlich und südöstlich von Pfeffelbach ent- stammen und die verschiedene D urchschnittszusammen- setzuug ein und derselben Eruptivmasse au verschie- denen O ertlichkeiteu oder an verschiedenen Stellen derselben Oertlichkeit darthun: und zwar entstammt die lichtgraue, schwärzlichgrüu gefleckte fein krystall-körnige Probe 12*, der bis auf das Liegende ‘Q uiederreicheudcu und senkrecht dazu roh säulig abgesonderten, parallel dazu von spärlichen Lagen läugs- b Dasselbe gebt aus dem Vergleich der Analyse des Boseuberggesteins g* mit denjenigen des Spiemont- Gesteins h* und e* auf S- 266 hervor. ’b Im Contact compakter gewordene Lebacher Schieferthone. 314 K. A. Lösses, Vergleichende Studien über die Gesteine gestreckter Carbouat-Mändelcheii diirchzogeueu Sohlzone dieses Intrusivlagers, da wo dasselbe SSO. von Pfeffelbach »hinter der Klipp« östlich eines seichten Wiesengrundes in einem Steinbruche auf Pflastersteine abgebaut wird; die grünlich graue, schwärzlich- grün gefleckte, einem feinkörnigen Diabas ähnliche Probe 13* entstammt der im Hangenden dieser Sohlzone in demselben Stein- bruche anstehenden, roh kuglig, nicht sänlig, abgesonderten Zone, die mehr der Mitte der Intrusivmasse angehört, während die Dachzone derselben anstehend hier nicht aufgeschlossen ist; Probe 14* dunkelgrünlichgrau, ebenfidls diabasähnlich, aber mit porphyr- artig ausgeschiedenen Orthoklas- und Plagioklas -Einsprenglingen und nach mikroskopischem , wie nach chemischem Nachweis ein Augit-Syenitporphyr, ist nicht wie die voraufgegangenen von mir selber an Ort und Stelle gesammelt, sondern von Herrn Grebe seiner Zeit ohne nähere Angabe als der Fundoi't Pfeffelbach ein- gesendet worden. Zugefügt ist diesen drei Analysen des Pfeffel- bacher Intrusivlagers schliesslich noch die Analyse 15* eines Hand- stücks, das ich in der Mitte der südwestlichen Fortsetzung dieses Lagers im Dorfe Herchweiler und zwar auf der Ostseite des Wassers unmittelbar hinter den Häusern der nörd- lichen Hälfte des bayerischen Dorfantheils geschlagen habe. Es gehört einem schwärzlichgraueu feindivergentstrahlig-körnigen Ge- stein an, aus dem Plagioklas in Leistcheu, und in nur wenig grösseren porphyrartig eingestreuten Täfelchen, Titaneisenerz- blättchen und vereinzelte pechglänzende, aus Olivin hervorgegangene Chlorophaeitkörner hervorblitzen ; das Mikroskop zeigt darin ausser solchen chlorophaeitischen und anderen viriditischen Umbildungs- b Nicht immer ist die Mittelzone eines »gemischten« Ganges die kiesel- säurereichere Zone. Für den Bodegang habe ich seiner Zeit das Gegeutheil nachgewiesen und nach weiteren durch Herrn Max Koch angestellten Analysen sind örtlich in diesem Gange zwischen den saureren Salbändern und der basischeren Mitte Differenzen bis zu 10 pCt. Kieselsäure vorhanden, dabei ist die Mitte reicher an Plagioklas und an Biotit, als das Salband, b Nicht Herschweiler, wie hier und da gedruckt worden ist. Letzteren Namen führt ein anderes benachbartes Dorf, welches indessen nicht an der bayerisch-preussischen Landesgrenze, sondern weiter südlich in der Richtung auf Homburg hinzu jenseits Konken liegt. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 315 producten nach Olivin oder Aiigit, überdies noch licht grünlich- celb dnrchsichtic:en, hänfio; dnrch die Plagioklas -Leisten randlich zerschnittenen, seltener seinerseits in deren Umriss eingekerbten monoklinen Augit, anscheinend etwas Orthoklas nnd chloritisirten Biotit, Magnetit, Apatit nnd in Zwickeleckchen oxyophitisch vom Plagioklas durchspickten wasserhellen Quarz mit Apatit- und Erz- Einwachsungen und zahlreichen Flüssigkeitseinschlüssen mit Li- bellen; aber auch echte, z. Th. noch glasige, z. Th. in Viridit umge- wandclte Basis fehlt in spärlichen, schmalen Bestehen in tind zwischen den Feldspathen nicht ganz. Aeusserlich gleicht das rostbraun verwitternde, kuglig abgesonderte Gestein den olivin- haltigen Meso -Doleriten und Meso -Diabasen (Olivin -Tholeyiten und -Palatiniten), welchen dasselbe ja auch nach den Ilauptzügen seiner Struktur und Mineralaggregation, wie auch, unter Berück- sichtigung seines Eeldspathreichthums, nach der chemischen Durch- schnittszusammensetzung sichtlich nahe kommt, während doch andere Züge, zumal die oxyophitischeu Quarzresteckchen, an die glimmerarmen Augitkersantite des Bosenbergs und Spiemonts er- innern. Zu den letzteren gehört auch unzweideutig das Gestein der Probe 12* aus der Sohlzone des Steinlu’uchs bei Pfeflelbach, sowie überhaupt, soweit zahlreiche, immerhin aber im Verhältniss zu den anstehenden Massen verschwindend wenige Handstücke und Dünnschliffe leiten, die durchweg und örtlich wenig- stens in den Aussentheilen der Eruptivmasse vorherr- schende Gesteinsart des ganzen räumlich einheitlich zusammen- gehörigen, wenn auch zu Tag mehrfach unterbrochenen Intrusiv- lagerzugs, der sich von Seitzweiler, am Osterbache nahe dem Weiselberg, im SW. über Herchweiler, Pfeflelbach und Burg- Lichtenberg hinaus bis nahezu Körboru mehrere Stunden weit gegen NO. erstreckt. Das dunklere chloritreichere Gestein der Probe 1 3 * ist nicht nur äusserlich, sondern auch nach dem mikro- skopischen und chemischen Befund sichtlich mehr den Meso- Diabasen (Palatiniten) angenähert, es vertritt demnach die eben- falls nur aus der Mitte des Intrusivlagers bekannten, dem Meso-Dolerit nahekommenden Massen bei Herchweiler, die nach anderen aus dem dortigen Intrusivlager herrührenden, durch 316 K. A. Lossen, Verglcicheride Studien über die Gesteine H errn Grebe gesammelten Proben zu schliessen die echte basi- ojihitische Struktur ganz vorwiegend erkennen lassen. Gerade solche nicht mehr porphyritische, sondern melaphyrische Iland- stücke zeigen indessen örtlich ganz vorwiegend aus einfachen breiten unverzwillingten, gerade auslöschenden Feldspathkrystallen nebst etwas Eisenerz (anscheinend Magnetit) oder Apatit und nebst Quarz in den Resteckchen zusammengesetzte, von Plagioklas, Augit und Olivin so gut wie freie balleuförmige Ausscheidungen. Solche werfen daun das richtige Licht auf Probe 14* von Pfefl'el- bach, die einstweilen nur dem strahlig-körnigeu bis krystallkörnigen Augit-Syenitporphyr des Wiuterbacher Granges als basischere, von Haus aus augit-, jetzt chloritreichere und nahezu ganz quarzleere ') Varietät augereiht werden kann. Analyse 16* bezieht sich auf ein schwärzliches, der Probe 15 * aus dem Intrusivlager nicht un- ähnliches, nur viel feiner gefügtes basishaltiges Ergussg estein IP 12* 13* 14* 15* 16* Si03 . . 50,78 54,32 52,23 46,96 54,70 54,19 Ti O2 (Zr O2) 1,32 1,18 1,19 1,35 1,09 1,56 AI2O3 . . 18,70 17,36 17,40 15,97 18,05 16,28 Fe2 0;5 . . 7,28 2,32 1,90 1,92 3,63 5,08 FeO . . . 1,23 6,14 5,40 7,35 3,31 3,46 MgO . . . 5,33 3,04 6,50 8,97 3,90 2,98 CaO . . . 1,57 3,11 2,86 2,72 6,36 6,34 Na2 0 . . 1,83 3,83 4,30 1,65 4,08 4,05 K2O . . . 7,36 3,27 1,85 5,55 1,97 1,98 II2O . . . 4,20 4,52 5,58 5,58 3,28 3,67 0 C 0,23 1,51 0,75 2,14 — 0,07 P2O5. . . 0,22 Spur 0,31 0,26 Spur 0,43 SO3 . . . 0,06 0,08 0,10 0,27 0,13 0,14 c . . . . — — 0,09 — — — Summe : 100,11 100,68 100,46 100,69 100,50 100,23 Vol.-Gew. . — 2,665 2,637 2,664 2,684 2,656 Geemse. Fischer. Hesse. Hesse. Fischer. Bärwald. b Drei Körnchen wurden in dem Dünnschliff bemerkt. b Graue, globulitisch gekörnelte Basis, die sich in schmutzig olivengrünen, sonnenförmig-strahligblättrigen Yiridit umsetzt, wie dies F. Zikkel zuerst an der Basis der Anamesite kennen gelehrt hat. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 317 aus dem Idarthale, dem Hause Carl Wild IX. gegenüber auf dem Westufer bei Idar anstehend, das ich nach meiner vor- läufigen Untersucbunsr an Ort und Stelle nur der Soblo-esteinzone des Grenzlagers (vgl. Analyse 1*) zureclmeu kann. Der Intrusivlagerzug in der Umgebung von Ilercli- weiler und Pfeffelbach ist sonach in vieler Beziehung recht lelirreicb. In ihm sind die verschiedenen stofflichen und stridc- turelleu Eigenschaften, welche die glimmerarmen Augit-Kersantite, die verwandten Augitsyenitporphyre und die Meso-Diahase (Pala- tinite) und Meso-Oliviu-Dolerite (O.-Tholeyite) einestheils von ein- ander scheiden, auderentheils untereinander verbinden, zufolge ungleichartiger Erstarrung des Magmas in einer geologischen Kaumeinheit so zu sagen verkörpert. Solche Vorkommen, welche nach der Natur der Massengesteine, als erstarrter chemischer Gemenge (Magmata), zu schliessen häufiger Vorkommen müssen, als uns im Einzelnen bekannt ist, wie sie denn seit der Einrich- tung systematischer geologischer Landesaufnahmen thatsächlich bald als »schlierige Stöcke«, bald als »gemischte Gänge« etc. gar- nicht so selten nachgewieseu worden sind, leiten am getreuesten unser Urtheil über den Werth der petrographischen Systematik. Sie heben gewiss nicht die Selliständigkeit der einzelnen durch Uebergänge vermittelten und in diesem Falle zu ein und dem- selben geologischen Körper verbundenen Gesteinstypeu auf, aber sie begründen andererseits den wichtigen grundlegenden Satz, dass substanziell verschiedene Gesteine, die unter Bei- behaltung verwandter Struktur, d. h. ohne Wechsel der geologischen Rolle, in ein und derselben geologischen Körperform in einander übergehen, als nächst verwandt zu gelten haben. Hierauf beruht schliesslich die Unterscheidung der Eugrauite und der Rhyotaxite als der zwei Hanptordnnngen der Klasse der Alassengesteiue im Gegensatz zu einer Systematik, welche in erster ') Die gemischten Gänge des Thüringerwaldes und Harzes, sowie diejenigen Skandinaviens bieten naheliegende Beispiele. Namentlich enthält H. Bückixg’s in diesem Jahrbuche für 1887, S. 119 f. abgedruckter wichtiger Aufsatz bedeutende Vergleichspunkte für unser Thema, die von selbst in die Augen springen. 318 K. A. Lossen, Vergleichende Studien über die Gesteine Linie das mineralisch-cliemisch Gleichwerthige zusammenfasst, und erst in zweiter oder dritter Linie etwa die Struktur berücksichtigt. Auch die engere Unterscheidung der Rhyotaxite in Palaeo-, Meso- und Neo-Rhyotaxite nach den verschiedenen Ernptions- Zeitaltern (nicht nach den palaeontologischen Zeitaltern) leiten wir nicht zum geringsten Theil aus dem thatsächlich beobachtbaren Inein- anderübergclien der in einer der grossen Eruptionsepochen aus demselben Heerde geförderten und nicht selten in ein und der- selben Intrusivmasse oder in ein imd demselben Ergnss mit ein- ander verbundenen stofflich verschiedenen , strukturell dagegen ähnlich gefügten Rhyotaxit- Typen her. Die Natur selbst bietet uns hier den Zusammenhang feinerer verwandtschaftlicher Be- ziehungen dar, die zu beachten wir nm so mehr Veranlassung haben, als jenes lueinanderübergeheu nach der stofflichen, wie nach der strukturellen Seite hin zum Wesen der Massengesteine gehört, dergestalt, dass sie als Glieder von Mischungsreihen nicht allein nach den in jedem einzelnen Gliede vorherrschend aus- geprägten Eigenschaften, sondern zugleich auch nach der netz- artigen Verkettung der letzteren mit denjenigen der benachbarten Reihenglieder benrtheilt sein wollen. Die diesen Mittheilungen zn Grund gelegten Erfahrungen verweisen nicht den Palatinit oder, insofern dieser ein Meso-Diabas heissen muss, den Diabas überhaupt einschliesslich des sogenannten »Leukophyr«, zu den »Teufengesteinen« oder, wie wir von unserem Standpunkte aus gesagt hatten, zn den Engraniten, den Kersantit und Augit- Syenitporphyr dagegen schlechthin zu den »Ganggesteinen« und nur den Meso-Dolerit oder Tholeyit zu den »Ergussgesteinen« oder Rhyotaxiten. In wesentlicher Ueber- einstimmung vielmehr mit der bereits 1880, 1884 und 1886 dem Diabas im Gegensatz znm Gabbro zugewiesenen Steilung erkennen wir den Meso-Diabas zusammt dem untrennbar damit verknüpften Meso-Dolerit als solche in einander verlaufende Strnktnrtypen der ') Vergl. Anm. 0 auf S. 259. Vergl. die Fussnoten auf S. 300. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 319 Melapliyrformatio n, welche ganz vorzugsweise lutrusivlager^) oder Intrusivlagerstöcke und überdies eclite Quergänge im Unter- rothliegenden^) und Mittelrothliegenden^) zusanuuensetzen und dann wohl Labradorporphyr-Strukturtypen (z. Th. Navite) als Salbänder gegen das Nebengestein oder in verengten Gangtheilen zeigen; andererseits bestehen aber auch Intrusivlager in densell)eu Schichten zu Tage ganz aus Labradorporphyren Q, kleinere rundliche kuppige Dui-chbruchstöcke namentlich aus porphyritischem Melaphyr (Olivin- Weiselbergit) und verwandten augit- und erzreicheren Gesteinen mit reichlicher, meist globulitischer Basis; die Hauptverbreitnng dieser beiden letztgenannten basaltischen bis porphyritischen Mela- phyr-Strukturtypen fällt indessen in die Ergussdecken der Grenz- lager-Dachzone, worin echte basiophitische Gesteine örtlich zwar auch nicht ganz fehlen, nirgends aber vorwalten. Kersantite hatte man bisher ausschliesslich aus Gängen und kleinen Stöcken kennen gelernt ; für den Zusammenhang der Strukturen hat es nun gewiss einen nicht zu unterschätzenden b Soweit meine Erfahrung reicht, kann ich die neuerdings von Lei-sius (Das Mainzer Becken S. 8) geltend gemachte Auffassung, wonach nicht nur das Greuz- lager, sondern auch die Lager zwischen den Ottweiler, Cuseler, Lebacher und Tholeyer Schichten effusiv sein sollen, nicht theilen. Dagegen sprechen die Contact- metamorphosen im Hangenden, wie man solche z. B. im Eisenbahndurchsticb zwischen St. Wendel und Namborn beobachtet; Lepsius scheinen die von E. Wnrss im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Jahrgang 1872 veröffentlichten und erläuterten Profile entgangen zu sein. Der LEPSius’schen Auffassung stehen nicht nur die Erfahrungen von Laspevres und Weiss und die meinigen, sondern auch die lang- jährigen V. Dechen’s entgegen, wie sich ganz direkt aus einem 1883 von seiner Hand geschriebenen Bericht in den Akten der geologischen Landesanstalt ergiebt. So z. B. zwischen Schwarzerden und Herchweiler, b Nach der älteren WEiss’schen Eintheilung: gemeint sind hier die Cuseler, Lebacher und Tholeyer oder Oberlebacher Schichten, welche nunmehr als Unter- rothliegendes zusammengefasst werden mit den Söterner Schichten, ursprünglich Gkebb’s Unteren Söterner Schichten , ungeachtet die letzteren schon discordant auf den älteren Stufen aufruhen und an der Transgression des Oberrothliegen- den, der Waderner und Kreuznacher Schichten, theilnehmen. b So z. B. gerade in der Umgebung von Herchweiler und Niederselchen - baeh vergl. S. 310. b Bezüglich der Stöcke sei an Liebe-Zimmermann’s Publicationen über die jung- thüringischen Eruptivgesteine des Blattes Probstzolla und an Ch. Barrois’ Ker- santites quarziferes recentes Asturiens erinnert. 320 K. A. Lossen, Vergleichende Studien über die Gesteine Werth, dass die gliinmei’armeu dioritporphyritiscben und syenit- porpliyrischen Gesteine mit Kersantit -Struktur, welche deu Aus- gangspunkt und Hauptgegenstand dieser Abhandlung bilden, die Gesteine des Spieinonts, Bosenbergs, des Lagerzugs zwischen Seitzweiler und Körborn u. a., des Winterbacher Gangs und der ver- wandten Quergänge zwischen St. Wendel und Kusel, durchaus die geologische Rolle der diabas- und doleritartigen Melaphyre theilen, indem auch sie Intrusivlao-er oder Intrusivlao-erstöcke oder Q.uergäuge im Obersten Carbon (Ottweiler Schichten) oder in den Schichten des Unter- und Mittelrothliegenden zusammensetzen und nur local in den porphyritischen Autheil der Greuzlagerergüsse hinüberspielen. Das Zusammenvorkommen diabasischer oder dole- ritischer Massen mit diesen strukturell kersautitähulicheu Augit- dioritporphyriteu und Augitsyenitporphyren und das Ineinanderüber- gehen in ein und demselben Intrusivlagerzuge bei Herchweiler und Pfeffelbach erläutert die gleiche geologische Werthigkeit der beiden ganz oder bis auf die lutersertalbasis voll- krystallinischeu, aber nicht eugr anitischen, sondern str ahligkörnigeu bis rhyotaxiti scheu Strukturen nur iu einer besonders lehrreichen Weise ^). Den geologischen Werth der einzelnen Struktur- formen der Mas senge steine zu bestimmen ist das nächste Ziel der Petrographie, welche sich im vollen Bewusstsein ihrer geologischen Aufgabe von der zu einseitig mineralisch- chemischen Auffassung des Gesteinsbegriffes der Struktur im Grossen wie im Kleinen , im AiffLan der Raumkörper, wie im Aufbau des sie füllenden Stoffaggregats, zugewandt hat. Bewuudernswerthes halben unsere Aleister iu der wissenschaftlichen Handhabung des Mikro- skops, II. C. SoRBY, F. Zirkel, H. Vogelsang, H. Rosenbusch, b RosENnuscH giebt in der 2. Ausgabe seiner Massengesteine neben dem »Diabas« von Norheim (Laspeyres Palatinit) unter anderen auch einen solchen vom Steinberge bei Linxweiler an. Beruht diese Angabe nicht auf einem Miss- verständnisse, so würde der Steinberg, welcher die directe Fortsetzung des Spie- mont ist und jedenfalls der Hauptsache nach, soweit meine mit Kosmann, Rolle und Grebe übereinstimmende Erfahrung reicht, aus demselben Gesteine besteht, eine zweite Oertlichkeit sein können, an der Diabas und glimmerarmer Augit- kersantit auf derselben Lagei'stätte Vorkommen. des Spiemonts und des Bosenbergs bei St. Wendel etc. 321 F. FouQUK lind A. MiCiiEL-LiivY ii. A., theils durch die eigene Arbeit, theils durch die ihrer Schüler für die Erkeuutuiss und Werthung der Mikrostruktur der Gesteine geleistet. Gleichwohl ist jenes Ziel noch nicht erreicht und kann nicht erreicht werden, ohne die mühsame, aber lohnende Alitwirkung des mit den Er- fahrungen jener Arbeiten ausgerüsteten kartirenden Geologen. Selbst ein so gewaltiges Ilindrängen auf dieses Ziel, gestützt auf eine erdrückende Anzahl von Beobachtungen und Unterscheidungen und getrieben von dem genialen Flug theoretischer Speculation, als in Eosenbuscii’s zweiter Ausgabe der Massigen Gesteine sich knndgiebt, kann diese langsam, aber stetig fortschreitende Mit- wirkung nicht ersetzen, nur fördern — oder aber hemmen: letzteres dann, wenn die Speculation den Meister, die Begriffsschärfe den Lehrer über die noch zu schmale Beobachtungsgrundlage hinaus- geführt hat. Dergleichen Ilemmungspunkte treten hier al)er nicht nur zurück vor der Fülle der Belehrung und Anregung, die ein Jeder in grösserem oder geringerem Maasse empfängt, sie regen, gleich wie die unausgefüllten Lücken, welche jedes gute Lehrbuch aufweist, den Denkenden znm Weiterforschen an oder rufen Ent- gegnungen hervor. Es war mein aufrichtiges Bestreben , eine solche Lücke, auf die FI. Rosenbuscii selber in der Einleitung zur Familie der Porphyrite (a. a. O. S. 448) hingewiesen hat, in der vorstehenden Abhandlung; auszubauen. Möchte mir das einiger- maassen gelungen sein! — Dass ich darüber hinaus hie und da die Gelegenheit wahrgenommen habe, begriffliche und sprachliche Abweichungen hervorzidieben da, wo sich die eigene Auffassnng und Ausdrucksweise nicht ganz mit der meiner Fbiehgenossen und zumal mit derjenigen Rosenbüscii’s deckt, wird im Interesse eines besseren Verständnisses der Uuterscheidnng und Beschreibung der Eruptivgesteine in den Karteublättern und Schriften der Königl. geologischen Landesanstalt, soweit ich dafür die Verantwortung trage, sowie durch den Wunsch nach einem Ausgleich der Diffe- renz2)unkte gerechtfertigt erscheinen. Jahrbuch 188^). 21 Ein neuer Nautilus aus dein Greuzdolomit des tliüringischen Keupers (Trematodiscus jugatonodosus). Von Herrn Ernst Zimmermann in Berlin. (Hierzu Tafel XXVII.) Ist in Thüringen schon der Muschelkalk verhältnissmässig arm an Ceplialopoden, so ist es der Keuper in noch sehr viel höherem Grade, und jedes einzelne dort gefundene Individuum hat einen besonderen Werth; ja dies gilt sogar für den ganzen Keuper des germanischen Triasbeckeus. Meines Wissens sind überhaupt erst zwei Arten aus diesen Schichten in der Literatur heschrieben oder erwähnt worden; es sind dies der Nautilus bidor- satus V. SCHLOTH. und der Ceratites Schviidi Zimmerm. Besonders heschrieben ist davon nur die letztere, von mir im Grenzdolomit unweit Arnstadt in Thüringen gefundene Art i); der Nautilus wird aus dem Grenzdolomit von Sulz in Württemberg erwähnt Ausserdem hatte ich durch die Güte des Herrn von Koenen Gelegenheit, zwei weitere Exemplare dei’selhen Art aus der Sammlung des Göttinger Aluseums zu sehen, welche aTer aus dem untersten Kohlenkeuper (Grenzdolomit Fr aas) der Göttinger Gegend (Diemarden) stammen. Diese beiden Stücke sind klein und etwas verdrückt und sind die gewöludichen, nicht mit Rand- knoten verzierten Formen des N. bidorsatus. ') Zeitsclir. d. Deutscli. geol. Ges. 1883, Bd. 35, S. 382. V. Ai.hekti, Ueherblick über die Trias, 18G4, S. 181. Ernst Zimmermann, Ein neuer Nautilus aus dem Grenzdolomit etc- 323 Ich hatte mm im vergangenen Sommer bei Gelegenheit der Kartirnng des Blattes Stadtilm das Glück, nur wenig südlich vom Fundort des oben genannten Ceratiten, ebenfalls im Grenzdolomit des Unteren Keupers, einen neuen Nautilus^ leider auch nur in einem Exemplare, zu finden. Und es hat dieser nicht bloss einen Werth als Cephalopod im deutschen Keuper überhaupt, sondern noch besonders in systematischer und in stratigraphisch- und topisch -geologischer Hinsicht, sodass er eine genauere Beschrei- bung verdient. Was das Vorkommen betrifft, so stellt der Keuper auf dem Blatte Stadtilm den am weitesten nach Südwesten vor- geschobenen Posten dieser Formation in Thüringen und somit das nächste Verbindungsglied zum fränkischen und süddeutschen Keuper dar. Die untere Stufe besteht, wie sonst im thüringischen Becken und wie anch in der Umgebuuo; von Meiniuo-en, aus grauen und dunklen Schieferletten mit grauen Sandstein- und Ockerdolomit - Einlagerungen ; ihr oberstes Glied bilden wenig mächtige, mehr oder minder bunte IVIergel. Mit der nun folgenden zweiten Stufe, dem »Grenzdolomit«, schliesst der Unterkeuper gegen die bunten Mergel des Gypskeupers ab. — Der ebenfalls ockerige Grenzdolomit ist nur wenige (2 bis 3) Meter mächtig und ist bald reich an Versteinerungen, bald aber, und zwar meistens, ist sogar die häufigste Art, Mi/ophoria Goldfussi, sehr spärlich. Die Fauna zeigt, wie unter anderem aus E. E. Schmid’s Abhandlungen über den Untei’en Keuper Thüringens hervorgeht, noch einmal eine Rückkehr von der Brackwasser- oder gar linmi- schen Fauna der unteren Stufe des Keupers zu der marinen des Muschelkalkes. Mit wenigen Ausnahmen stimmen alle Formen ganz oder nahezu überein und die Vergesellschaftung der Arten ist im Grenzdolomit ganz ähnlich derjenigen in vielen Schichten des Muschelkalkes. Den Hauptbestandtheil der Grenzdolomitfanna bilden Zweischaler, insbesondere Myophorien und Gervillien ; da- neben kommen Wirbelthierreste nicht selten vor; aber Brachio- poden und Gasteropoden sind sehr spärlich, Echinodermen noch ganz unbekannt; die Cephalopoden habe ich schon behandelt. — War nun die Fundstelle des Ceratiies Sch midi eines von den 21 324 Ernst Zimmermann, Ein neuer Nautilus aus dem Grenzdolomit reiflilich Versteinernngeu führenden Nestern, so fand ich mit dem zu beschreibenden Nautilus zusammen nur sehr wenige andere Formen und zwar alle im selben Gesteinsstück: es waren Bruch- stücke von Myoplioria Goldfussi^ eine schlecht erhaltene M. cf. transversa^ eine kleine Lingula und mehrere kreisrunde, der Nau- tilusschale anhaftende Eindrücke, welche ich von der ebenfalls aus Keuper noch incht bekannten, im Muschelkalk gemeinen Ostrea sessilis herzuleiten geneigt hin. Wie fitst überall im Grenz- dolomit, so sind auch hier die Schalen aller Versteinerungen mit Ausnahme derer von Lingula aufgelöst und nur noch ihre Stein- kerne und Abdrücke erhalten. Die F lindst eile des Nautilus Hegt in der Nordwestecke des Blattes Stadtilm nahe der Grenze gegen Blatt Plaue, nördlich von der die Dörfer Görbitzhausen und Branchewinde verbindenden Strasse. Der Grenzdoloinit steht dort zwar nicht fest an, sondern man findet nur Lesesteine, aber sowohl petrographisch als strati- graphisch und palaeontologisch ist die Diagnose aller einzelnen dort auftreteuden Glieder des Oberen Aluschelkalkes, des FTnteren und des Mittleren Keupers völlig sicher, und die genaue Karti- rung wird durch die verschiedene Beschaffenheit und Farbe der Böden, die z. Th. intensiv bunt ist, wesentlich erleichtert. Artbeschreibung: Erhalten sind nun von dem Nautilus die Wohnkammer und so viele Luftkammern, dass der äussere Umgang fitst völlig vorliegt (es fehlen etwa 2 Luftkammern); da- a'eofen fehlen alle inneren Windungen. Ausserdem ist die Ober- fläche des Stückes an vielen Stellen durch Verwitterung und auf andere Weise augegriflen, sodass nur auf dem vorletzten Qua- dranten gröfsere unverletzte Flächen vorhanden sind, während im tdirigen nur der allgemeine Umriss deutlich ist. Gleichwohl lässt sich mit Sicherheit die folgende Beschreibung geben. Die Windungen sind völlig evolut. Jede Windung legt sich nur auf den Aussentheil der vorhergehenden auf, ohne auf deren Seitenflächen überzugreifen. Das Wachsthum erfolgt sehr rasch, aber ungleich stark in Bezug auf Breite und Höhe des Windungs- querschnittes, sodass der letztere, am Anfitng des letzten Umgangs flach trapezisch, an dessen Ende, also an der Mundöffnung, fast des thürintjischen Keupers (Trematodiscus jugatonodosus). 325 quadratisch geworden ist. Es zeigt nämlich die älteste vorhandene Kaniinerscheidewand eine (in der Mittellinie gemessene) Höhe von 18 Millimeter bei 32 Millimeter grösster Breite, während die ent- S|irechenden (nicht ganz scharf messbaren) Werthe für die Mund- öff'nung 62 und 72 Millimeter sind. Der gesammte Scheil)endurch- messcr beträgt 137 Millimeter, der Nabel nimmt davoii 40 Milli- meter ein. Die Länge der Wohnkammer beträgt nicht bloss, wie hei den meisten Nautilen beobachtet ist, einen halben, sondern auf- fälliger Weise etwa ^/g Umgang. Der Windungsquerschnitt ist, wie schon hervorgehoben, im grossen ganzen trapezförmig, und zwar dadurch, dass die flachen Seitentheile von aussen nach innen allmählich austeigen und sich sowohl gegen den Ansseutheil wie gegen die Nabelwand deutlich absonderu. Die Grenze gegen die letztere ist allerdings keine Kante, sondern nur eine schnelle Umbiegung. Die Nabelwaud ist flach gewölbt und fällt ziemlich steil gegen die Naht ein. — Seitentheile und Nabelwand sind jedenfalls ohne Sculptur gewesen, denn einzelne Andeutungen von Querfalten auf ersteren dürften wohl, bei der mangelhaften Erhaltung, mit grösserer Wahrschein- lichkeit auf Verletzungen bei Gelegenheit der Gesteiusverwitte- rung znrückzuführen, der Schale aber nicht ursprünglich eigen gewesen sein. — Die llandkante zwischen dem Aussentheil und den Seitenflächen ist von Knoten eingenommen, die in der Rich- tung der Spirale etwas lauggezogeu sind; es sind ihrer 6—7 auf demjenigen Quadranten vorhanden, der sie wegen besserer Erhal- tung allein noch zeigt; es mögen demnach auf den ganzen Um- gang etwa 25—28 gekommen sein. Au ein paar Stellen, wo Abdrücke vom Aussentheil des vorletzten Umgangs sichtbar sind, gewahrt mau keine solche Knoten mehr, sodass diese sich wahrscheinlich erst auf der letzten Wind uua; orebildet haben; dao-eo-eu ist auf der vorletzten die Raudkaute sehr deutlich. — Zwischen dieser Rand- kante, bezw. der Raudknoten-Spirale, und der Mittellinie verläuft auf dem Ausseutheile jederseits eine zweite, abgerundete Kaute, derai't, dass der Aussentheil durch die vier Kanten, bezw. Kanten und Kuoteuspiralen in drei Streifen zertheilt wird. Der mittlere Streifen 326 Ernst Zimmermann, Ein neuer Nautilus aus dem Grenzdolomit ist ein wenig breiter als jeder der beiden seitlielien ; er bildet eine nicht eben flache Fnrclie, ähnlich derjenigen bei tiefgefurchten Exemplaren des Nautilus hido)'satus; die Furche ist völlig glatt; nur zarte, nach hinten convexe Bogeulinieu sieht inan bei gün- stiger Beleuchtung, als Andeutungen von Zuwachsstreifen. ■ — Die beiden Seiteustreifeu fallen von der inneren Kante gegen die Kaudkante hin flach ab; und es zieht sich über sie von jedem Ilandknoteu aus schräg nach rückwärts, im Sinne der Zuwachs- streifnng, eine sehr flache Falte, die sich allmählich mit der ebenso flach gewölbten Innenkante verflösst, sodass sie auf dieser keine Knoten mehr erzeugt. Auf diese Querjoche zwischen der Innenkante und der Kaudknotenspirale soll sich der Name N. juga- tonodosus beziehen, den ich in der Februarsitzuug der Deutschen geologischen Gesellschaft bei Vorlegung dieser Art vorgeschlagen habe. Die Felder, in welche die beiden Seiteustreifeu durch diese schrägverlaufenden Joche zerlegt werden, haben etwa rhom- bische Gestalt. Wie die Kaudkuoteu, so fehlen auch die Joche auf dem vorletzten Umgänge noch; derselbe besass also noch glatte Seitenstreifen und nur die 4, dieselben begrenzenden Spiral- kauteu. Die Scheidewände sind einfach uhrglasförmig, die Durch- schnitte mit dem Aussen- und den Seitentheilen bilden sehr flache Loben; sehr gut ausgebildet ist ein kleiner spitzer Iiiternlobus. Der Sipho liegt unterhalb der halben Winduugshöhe; eine perl- schnurförmige Gestalt desselben ist nicht erkennbar. Systematische Stellung: Mit dem bisher allein aus der deutschen Trias beschriebenen N. bidorsatus zeiart unsere neue O Art durch die Mittelfurche auf dem Rücken und durch die bei jener Art zuweilen vorkommenden Randkuoteu eine enge Ver- wandtschaft gegenüber den nnverzierten Abtheilnngeu der Nautilen. Während aber der N. bidorsatus durch seine verhältuissmässig ge- länge Scnlptur sich unter den beiden in Betracht kommenden Untergattungen Temnocheihis mUoy und Trematodiscus Meek au die erstere auschliesst, muss der N. jugatonodosus zu Trematodiscus ge- stellt werden, weil er auch noch auf dem Exterutheil Sculptur zeigt. Mau nniss allerdings jene Gattuugsdiaguose zu Grunde legen, die von des thüringischen Keupers (Tromatodiscus jugatonodosus). 327 MoJSisovics (Cephalopodeu der mediterranen Triasprovinz, S. 270) gegeben hat, nud in welcher diese ursprünglich allein für car- houisclie Nantiliden aufgestellte Gattung auch auf triadische Formen ausgedehnt wird. Unser N. jucjatonodosua zeigt dann aber ganz jene Merkmale, durch die sich die meisten triadischen von den carhonisclien Arten unterscheiden: den Mangel spiraliger Lateralsculptur, das Vorhandensein flacher Extern- und Seitenloheu und eines spitzen luternlohus. Von den durch Mojslsovics be- schriebenen triadischen Trematodiscua - AviQU steht T. Kliputeini (I. c. S. 271, tab. LXXXIX, fig. 2 a und 21)) unserer Art am allernächsten, unterscheidet sich aber durch grössere Involution und durch die Auflösung auch der inneren Kante auf dem Extern- theil in einzelne Knoten, sowie die mangelnden schrägen Quer- joche zwischen dieser inneren und der äusseren Kaute, hezw. Knotenspirale, auf welche der jiigatoHodoms hiuweisen soll. Stratigraphische und topisch -geologische Schluss- folgerungen: Die triadische Formeugruppe von Trematodisem ist bisher nach MOJSISOVICS »nur als grosse Seltenheit in den unter- und mittelkarnischen Ablagerungen der Mediterrauproviuz« gefunden worden; wenngleich sie, wie mir auch der berühmte Autor schreibt, nun auch in den norischen Bildungen zu er- warten wäre, so besteht doch in der That zwischen den beiden nächstverwaudteu Arten, dem T. jugatonodosus und dem T. Klip- steinig eine i’echt gute Uebereinstimmung in ihrem geologischen Alter, da der germanische Grenzdolomit doch nach den lüsherigeu Erfahrungen zeitlich in die karuische Periode zu setzen ist. — Noch wichtiger aber scheint mir der Umstand zu sein, dass, wie alle bisher in der germanischen Trias gefundenen Cephalopodeu, so auch die darin neu gefüudeue Gattung T rematodiscus ihre nächsten Verwandten und Vertreter nur in den mediterranen Ab- lagerungen der alpinen Trias besitzt; denn es ist daraus der Schluss zu ziehen, dass das germanische Becken, dauernd oder mindestens zeitweise, mit dem mediterranen zusammengehangen und daraus seine pelagischen Formen bezogen hat, und dass eine Verbindung mit der juvavischen Provinz nicht bestanden zu haben scheint. Beitrag* zur Jjössfrage. Von Herrn F. WahnschafTe in Berlin. In einem auf der 62. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Ileidelherg 188D gehaltenen Vortrage hat sich A. Sauer auf Grund seiner im Dienste der sächsischen geolo- gischen Landesaufnahme ausgeführten Untersuchungen für die aeolische Entstehung der Lössablagerungen in Sachsen, sowie überhaupt in dem ganzen Randgebiete des norddeutschen Flach- landes ausgesprochen. Da er hierbei vielfach der von mir ver- tretenen Ansicht einer glacial- tluviatileu Entstehuno des nord- deutschen Randlöss entgegentritt und meine Auffassungen zu widerlegen sucht, wobei ich allerdings eine Berücksichtigung meiner Abhandlung »Die Q,mirtärbildungen der Umgegend von Magde- burg« vermisse, so sehe ich mich veranlasst, auf die Ausführungen und hauptsächlichsten Eiuwürfe des Verfassers näher einzugehen. Ich habe zu diesem Zwecke Ende April dieses Jahres inneihall) der von mir schon früher durchforschten Magdelnirger Gegend nochmals eine mehrtägige Begehung ausgeführt, deren Ergebnisse im Nachstehenden verwerthet werden sollen. Sauer theilt uns mit, dass nach seinen Untersuchungen die Quarzkörner im Löss von Meissen nur selten eckig -splitterig, sondern im Gegentheil vollkommen oder doch deutlich an den b A. Sauer, Ueber die aeolische Entstehung des Löss am Rande der nord- deutschen Tiefebene. Abgedruckt in der Zeitschr. für Naturwissenschaften Bd. LXII. Halle 1889. F. Waiinschakfh, Beitrag zur LössiVage. 329 Kanten a1)gernndet seien und dass eine vollendete Abrundung sogar bis zu den winzigsten Dimensionen der Körner von 0,003 Milli- meter herab sich fände. Eine mikroskopische Untersuchung des der Lösskörnuug entsprechenden feinen Antlieils aus dem Cfe- schiebelehm, aus dessen gelockerter Oberfläche der Löss mit Hülfe des Windes nach seiner Auffassung ausgeweht sein soll, ergab, dass auch hier an den Quarzkörnern unter 0,1 Millimeter Durchmesser die runde Form vorherrschte. Eine von mir jüngst ausgeführte mechanische und mikro- skopische Untersuchung eines sehr typischen Bördelösses und des ihn in den Muschelkalkbrüchen zwischen Langenweddingen und Sülldorf unmittelbar unterlagernden Geschiebemergels zeigte ein von den SAUElbscheii Beobachtungen völlig abweichendes llesultat. I. Mechanische Analyse. Lufttrockene Substanz mit dem ScnoNii’schon Schläminapparate bei 0,2™'”, 2,0'"'” und 7,0™'” Sclilämmgeschwindigkeit in der Sekunde gesclilämint. .Fundort Profil Durchmesser der Körner Summa Grand über Sand 1,0- 1 1,0- 0,1'”'” : 0,05'"'” Staub 0,05- 0,0 1""” Feinste Theile unter 0,01""" Muschel- kalkVji’nch zwisclien Langen- weddingen und Sülldorf Löss — 1,59 11,78 G2,98 23,65 100,00 Ge- schiebe- mergcl 2,40 47,72 15, 9G IG, 88 17,04 100,00 II. Köhlens äu r e b e sti mm u n g mit dom ScuEiBLEu’scheo Apjiarate vom Staube (0,0Ö — 0,01'"'”). Körnuugsprodukt 0,05—0,01""" CO-, pCt. Bereclinct auf CaCOs pCt. Löss 10,55 Geschiebcmcrgel 4, SG 11,05 330 F. Wahnschaffe, Beitrag zur Lössfrage. Sowohl das Schläniniprodokt vou 0,05 — 0,01 Millimeter als auch dasjenige von 0,1 — 0,05 Millimeter Durchmesser des obigen Löss zeigte ausschliesslich eckige und splitterige Quarzkörnchen, welche keine Spur von Abrundung erkennen liesseu. Dieselbe fand sich erst bei vereinzelten grösseren Körnern des Schlämm- riickstaiides von 1,0 — 0,1 Millimeter Durchmesser. Ebenso waren die Quarzkörnchen im Staubgehalt des Geschiebemergels (von 0,05 — 0,01 Millimeter Durchmesser) ausgebildet. Es fand sich auch nicht ein einziges rundes Korn darin. Auch der Grand des Geschiebemergels über 2 Millimeter Durchmesser zeigte eine nur un- vollkommene Abrundung der meist ecki Jahrbuch 188D. _ 22 Fig. 2. Geschiebe aus der Steinsohle an der Basis des Bordelöss. 338 F. Wahnschaffe, Beitrag zur Lössfrage. Löss Diluvialsand Septarienthon (stark gefaltet und gestört). Es ist beinerkenswertli, dass in dem Profil Fig. 1 der Ge- schiebemergel von dem Löss in einer vollkommen scharfen, fast horizontalen Linie ahgeschnitten wird, was ebenso wie das Aus- keilen des Geschiebemergels nach Nord und Süd nur durch die Wirkung strömenden Wassers zu erklären ist. Die im Geschiehe- mergel sich hier findenden Lösspartieen lassen sich in der Weise deuten, dass hei der Abtrao-ung; des Geschiehemerg:els in sandig-eren Theilen desselben Ausspülungen stattfanden und in diese Höh- lungen das Lössmaterial später eingeschwemmt wurde. Wäre der Löss der Börde ein Windahsatz, so würde sein Liegendes eine viel unregelmässigere Oberfläche zeigen, der Löss müsste häufig sackartig in vorhandene Vertiefungen eingesenkt sein, was an keiner einzigen Stelle bisher zu beobachten war. Das scharfe Abschneiden des Löss gegen den Untergrund scheint mir in der Magdeliurger Börde ein Hauptlieweis für seine fluviatile Entstehung zu sein. Man kann dies in allen Aufschlüssen beob- achten. Auf weite Erstreckung zeigte sich diese Erscheinung be- sonders deutlich in dem grossen Grauwackesteinbruch dicht beim Dorfe Ebendorf an dem Ebendorf- Olvenstedter Wege, wo der oxydirte nnd zum Theil umgelagerte Magdeburger Grünsand in einer geraden Linie von dem Löss mit seiner Steinsohle abge- schnittcn wird. Letztere ist hier 1 — 1,5 Decimeter mächtig und führt meist kleinere Geschiebe von AVallnuss- bis - Eaustgrösse, während vereinzelte grössere nicht fehlen. Eine Schichtung des Löss durch Einlagerung feiner Sand- streifen tritt in der jVIagdeburger Gegend verschiedentlich auf, z. B. bei Ebendorf, Schnarsleben und Olvenstedt. Der Umstand, dass diese Schichtung sich gewöhnlich nur im unteren Theile des Löss findet und oft auf weite Strecken hin verfolgt werden kann, deutet darauf hin, dass während der Alllagerung der tieferen Löss- schichten ab und zu ein Wechsel in der Stromgeschwindigkeit der Wassermassen eintrat. Die von Sauer auf Blatt Meissen nach- F. Wah.nschaffe, Beitrag zur Lössfrage. 339 gewiesenen lokalen Einscbweniimingen von Sclmttstreifen iin Löss sprechen weder für die aeolisclie noch gegen die flnviatile Ent- stelmno- der Lössbildunu-en. Für die letztere Bildungsweise scheint mir jedoch die obere Schichtenfolge in den Gruben südwestlich von Canitz beweisend zu sein, die Sauer (Erläuterungen zu Sectiou Meissen S. 121) folgeudermaasseu angiebt: 1,2 Meter Löss, 0,4 » fester, scharfer Sand, 0,3 » feiugeschichteter Löss, 0,4 » Geschiebelehm, 10,0 » Saud uud Kies in vielfacher Wechsellageruug, 0,3 — 0,5 » grobe Geröllbauk, 2 » gelbbrauner, fester, horizontal geschichteter, fast geschiebelehmartig fester, schwach lehmig:er Sand mit horizontal eino-elao-erteu O O ö Kiesschmitzen. Noch auf einen anderen Punkt der SAUER’schen Arbeit habe ich einzugehen. Bei Sauer heisst es S. 19: »Die durch den Wind aufgearbeiteteu, unter Mitwirkung von Frost gelockerten Bestand- theile der Geschiebelehmoberfläche wurden nach Maassgabe ihrer Korngrösse abgelagert, die gröberen und gröbsten am Rande des Berglandes, während der feinste Staub weit hinauf in das Gebirge getragen wurde«. Was die Abstammung des Lössmaterials be- trifft, so stimme ich darin mit Sauer überein, dass dasselbe aus dem Geschiebemergel herzuleiten ist. Auf diese Weise erklärt sich am einfachsten der Kalkg:ehalt des Löss, der in der Magde- burger Gegend für denselben charakteristisch ist. Da die im Löss vorherrschenden Bestandtheile eine Korngrösse von 0,05 — 0,0 1 Milli- meter Durchmesser besitzen, was einer Schlämmgeschwindigkeit von 2 Millimeter in der Sekunde entspricht, so schlämmte ich den Löss uud Geschiebemergel , welche zwischen Langeuweddiugen und Sülldorf übereinander liegen, bei dieser Geschwindigkeit und fand, dass die gleichen Schlämmprodukte auch völlig gleiche physikalische Eigeuschafteir (mehlartiges Abfärbeu, Zu- sammenhalt in trockuem Zustande, Zerfällen im Wasser) besitzen. 22* 340 F. Wahnschaffe, Beitrag zur Lössfrage. Auch liiusiclitlich ihres Kalkgehaltes stimmeu sie aunäheriKl ül)er- ein, da der Staub vom Löss 10,5, der vom (Teschiehemergel 1 1 ,0 pCt. kohlensaureii Kalk enthält. Natürlich darf man aus dieser einen Untersuchung keine zuweit gehenden Schlussfolge- rungen ziehen, da der Löss nicht aus dem unmittelbar darunter anstehenden Geschiebemergel zu stammen braucht, sondern von weiter her transportirt sein kann. Mit dem von Sauer behaup- teten Saigerungsproeess, nach welchem die feineren Lössbildungen unmittelbar am Gebirgsrande, die gröberen im nördlichen Rand- gebiete Vorkommen sollen, stimmen meine jüngst ausgeführten Untersuchunsien nicht überein. Es ist allerdiims richtis;, dass im nördlichen Randgebiete der Börde, beispielsweise zwischen Hundis- burg und Althaldensleben, zwischen Meitzendorf und Ell)ey, wo der Löss an ein Sandgebiet anstösst und von Sand unterlagert wird, eine innige Vermischung des Lösses und Sandes einge- treten ist, sodass man den Löss in einer schmalen Randzone als Lösssand bezeichnen kann. Sauer, der seine Annahme eines Saigerungsprocesses durch den Wind namentlich darauf stützt, dass der echte Löss nach Norden zu in horizontaler Richtung in sandigen Löss und Sand übergeht, führt selbst an, dass ein solcher Uebergang auch in vertikaler Richtung nach unten zu ziemlich schuell stattfäude, wie dies z. B. die Aufschlüsse am heiligen Grunde bei Meissen lehren. Dasselbe Lagerungsverhältu iss von echtem Löss auf Sand- löss ist von Schumacher i) und Andreae im Eisass nachge- wiesen, wo die Möglichkeit einer glacial- fluviatilen Bildung des Löss von Sauer selbst (S. 5) zugegeben, allerdings in allerneuster Zeit '^) wieder in Frage gestellt wird. Nach dem Harzrande zu wird dagegen der Löss keineswegs feiner, sondern zeigt im Gegcntheil beim Abschlämmen einen weit b Erläuternngen zur geologischen Karte der Umgegend von Strassburg 18S3 und Zur Verbreitung des Sandlöss im Eisass. (Mittheilungen der Comm. f. d. geol. Landes- Unters, f. Eisass -Lothringen, ßd. IT, 1889.) b Abhand. z. geol. Specialkarte v. Eisass- Lothringen, Bd. IV, Heft 2, 1884. A. S.vuEu und C. CiHoLius, Die ersten Kantongeschiebe im Gebiete der Rheinebene. (Neues Jalirb. f. Min. etc. 1890, 11.) F. Wahnschaffe, Beitrag zur Lössfrage. 341 gröl)ereu uud reichlicheren Rückstand als die Lösse iin Eörde- gebiet. Die mechanische Analyse eines Löss l)ei Vienenburg an der Chaussee nach Wennerode ergab folgendes Kesnltat: Grand und Sand über 2-0,1"'™ Feinsand 0,1-0,05"'™ Staub 0,05-0,01"'"' Feinste Theile unter 0,01"'™ Summa 12,48 12,79 60,79 13,94 100,00 In dem Rückstände bei 7 Millimeter Schlämmgeschwindigkeit lietänden sich mehrere 4 — 7 Millimeter grosse, scharfkantige Rröckchen von llarzgesteinen, darunter deutlich erkennbare Kiesel- schiefer. Im Gegensatz zu diesem Löss am Nordrande des Harzes zeigte der Bördelöss zwischen Langenweddingen mul Sülldorf bei 7 Millimeter Schlämmjreschwindigkeit einen Rückstand von mir 1,59 pCt. , welchem der Grand vollständig fehlte. Nur ganz ver- einzelte Qiiarzkörner dieses Rückstandes besassen eine Grösse von etwas über 1,5 Millimeter Durchmesser. Aus einer von Herrn Dr. Hölzer mit dem SciiEiRLEu’schen Apparate ansgeführteu Kohlensäurebestimmnug des Vienenbnrger Löss liess sich folgender Gehalt au Calciumcarbonat berechnen : Erste Bestimmung .... 11,98 pCt. Zweite Bestimmung . . . 11,83 » Mittel 11,90 pCt. CaCOy. Meine frühere Bemerkung, dass die lössaitigen Bildungen am Nordrande des Harzes etwas thouiger ausgebildet seien als der Bördelöss bezog sich nur auf einige im Felde gemachte Beob- achtungen, vor allem auf den FTmstaud, dass die entkalkten Löss- lehme dort vielfach zur Ziegelfabrikation benutzt werden, während der Bördelöss in dieser Hinsicht nur als Zuschlag zu Septarieu- thou Verwendung liudet. Eine chemische Untersuchung des Vieueuburger Löss auf Thongehalt ist bisher noch nicht ausge- führt worden, auch können aus der vorliegenden Schlämmaualyse ') Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. 1885, Bd. XXXVIl, S. 1)04. 342 F. Wahnschaki'E, Beitrag zur Lössfrage. darauf l)ezügliclie Sclilassfolgerimgeii nicht gezogen werden; da- gegen ist dieselbe geeignet, die SAUER’sche Hypothese einer fort- schreitenden Saigerung des Lössmaterials durch Wind nach den Gebirgen zu für den Harzrand zu widerlegen, da der Vienenburger Löss einen grandig-san digen Rückstand von 12,49 pCt. zeigte. In Bezug auf den Procentgehalt an feinsten Theilen kommt er dem von mir früher untersuchten Bördelöss am Wege zwischen Borustedt und Drakenstedt gleich. Mit dem Höhenlehm von II aida bei Freiberg i) , welcher nach den Untersnchnngen von R. Sachsse einen Staubgehalt von 43,6 — 47,0 pC't. nud einen Gehalt an feinsten Theilen von 43,3 — 46,6 pCt. besitzt, lässt sich die untersnchte Probe von Vienenburg nicht vergleichen, denn sie steht trotz ihres verhältnissmässig hohen Gehaltes an gröberen Bestandtheilen, ganz abgesehen von ihrem Kalkgehalt, in Bezug auf das charakteristische Praevaliren des Staubgehaltes^) (60,79 pCt.) dem typischen Löss bei weitem näher als der Höhenlehm von Haida und der von Sauer zum Vergleich mit diesem heraugezogeue Meissner Löss aus der Ziegeleigrube beim Rothen Hanse, welcher in seiner mechanischen Zusammensetzung dem Ilaidaer Höhenlehm sehr ähnlich ist. Dem Letzteren analoge Bilduimen kommen meines Wissens am Harzraude nicht vor. O Leppla^) weist daraufhin, dass die Uebereiustinnnung der Bauschanalyse des Ilaidaer Lehms mit derjenigen des numittelbar unter der Ackerkrume entnommenen, entkalkten Löss von Meissen für die odeichartigre und o-leichzeitio-e Entstehuno; beider Bilduufien garniehts beweist, sondern dass sie »höchstens geeignet sein kann, auf einen ähnlichen Ursprung der sandigen und thouigen Bestand- theile beider schliessen zu lassen«. Ferner hebt er hervor, dass der Deutniiü; des Höheulehms als einer mit der Bildnmi; des Löss Meichzeitio-en Ablaa'eruno' durch Wind der Mangel au Kalk im O O O O o ') Erläuterungen zur geol. Specialliarte des Königrciclis Sachsen. A. Saueh, Section Freiberg, S. 88. 2) Vergleiche F. Wahnschaffe , Die Quartärbildungen der Umgegend von Magdeburg u. s. w. S. Ü8 — 30. A. Sauer, Section Meissen, S. 28. 9 Zur Lössfrage. Geognostische Jahreshofte. Jahrg. II, 1889, S. 176 — 187. F. WAHNScnAifFis, Beitrag zur Lössfrage. 343 Ilöheiilelim widerspricht, da für die vorausgesetzte Auslaugung von Sauek keine Belege beigebracht seien. Für die Pfalz hat Leppla nach meiner Ansicht den Nachweis geführt, dass der dortige ITöhenlehin nicht als ein entkalkter Ivückstand des östlich davon anftretenden Löss angesehen werden darf. Seine Aus- führungen über den Kalkgehalt des Löss sind sehr beachteuswerth. Auch für den Bördelöss ist, wie schon oben bemerkt, der Kalk- gehalt charakteristisch und wurde mit dem Lössschlamm zugleich abgesetzt, wie dies ganz natürlich erscheinen muss, wenn man den norddeutschen Kandlöss als ein feines Ausschlämmnngsprodnkt der kalkhaltigen Grnndmoräne des norddeutschen Inlandeises aii- sieht. Auch Jenny ^), welcher unter Verwerthung der Baltzer’- schen Beobachtungen sehr eingehende Untersuchungen über Löss und lössähnliche Bildungen in der Schweiz jüngst veröffentlicht hat, kommt zu dem Kesultat, dass der typische schweizerische Löss von Basel, Aarau und dem st. gallischen Rheinthal als ein Ilochfluthschlamm anzusehen sei, der am Ende der Glacialzeit aus der erratischen Schuttbedeckung des Landes und aus den Moränen entstanden sei. Der Einwand von Koenen’s gegen die von mir ange- nommene Anstauung der Schmelzwasser durch den Band des nordischen Inlandeises, welcher sich darauf stützt, dass sich Reste von Mammuth, Rhinoceros u. s. w. , abgesehen von Spalten und Klüften im anstehenden Buutsandstein, in der Göttinger Gegend ausschliesslich in Kies und Gerölleschichten der Thalsohle linden, und dass »daher die Flüsse der Glacialzeit annähernd in demselben Niveau geflossen sein müssen, wie diejenigen der Jetztzeit« ist ohne Belang. Die diluvialen Flussschotter des Harzvorlaudes gehören einer älteren Periode an als die Lössbildungeu und können, wie ich schon früher hervorgehoben habe, bis in die älteste Zeit des Quartärs zurückreicheu, während der Lössabsatz beim Beginn der Abschmelzperiode stattfand. Die hoch über dem Niveau ') Mittheilungen der Naturforschenden Gesellscli. in Bern 1889, S. 115 — 154. Beitrag zur Kenntniss von Dislocationen. (Jalirb. d. KÖnigl. preuss. goql. Landesanstalt für 1887. Berlin 1888, S. 4GÜ.) 344 F. Wahnschaffe, Beitrag zur Lössfrage. der Flüsse sowohl im Harz wie iii Thüringen in den Thälern vorkomnienden Schotterterrassen, welche nicht durch Dislocationen ihre gegenwärtige Lage erhalten haben, weisen ausserdem darauf hin, dass die Flüsse in der Glacialzeit vielfach in weit höherem Niveau als gegenwärtig geflossen sind. Der Bemerkung Sauer’s (S. 18) gegenüber, dass sich echte jüngere Gehängebildungen, entstanden dnrch lokale Vermischung mit unterlagerndem älteren Flussschotter, immer leicht erkennen lassen nnd dass die sächsischen Geologen niemals daran gedacht haben, derartige Schotterlehme für gleichwerthig mit dem Platean- löss anznsehen, kann ich nur auf meine frühere Arbeit i) ver- weisen )ind erklären, dass in der Gegend von Wernigerode dem Löss nahestehende und mit Schottermaterial mehr oder weniger reichlich durchsetzte lössartige Lehme nicht nur am Gehänge der Thäler, sondern auch auf dem Plateau entwickelt sind und dass sie in echte Lösse übergehen. Am Schluss sagt Sauer: »Wahnschaeee timt Unrecht daran, den Werth der aus Nehring’s exakten Beobachtungen gezogenen Schlüsse zu blossen »zoologischen Erwägungen« herabzumiudern, welche den »geoguostischen Ergebnissen« gegenüljer noch nicht als Ausschlag gebend angesehen werden könnten. Damals noch nicht! Aber doch vielleicht jetzt, darf mau hinzufügeu, da sich aus vorstehenden Mittheiluugen ergeben hat , dass Nehring’s »zoologische Erwägungen« sich mit den geoguostischen Ergeb- nissen in dem schönsten Einklang befinden«. Dieser Schlusssatz Sauer’s, welcher auf einem gänzlichen Missverständuiss meiner Ausführungen beruht und nur durch eine flüchtige Keuntuissuahme derselben möglich war, ist zu meinem Bedauern auch von Nehring abgedruckt worden. Dies veran- lasst mich, den mir gemachten Vorwurf als völlig unberechtigt auf das Entschiedenste zurückzuweisen. Ich habe seinerzeit, nachdem ich PoHLiG gegenüber in Uebereiustimmung mit Nehring den b Mittheilungen über das Quartär am Nordrande des Harzes. (Zeitsclir. d. Deutsch, geoh Ges. 1885, S. 903 — 904.) b Sitzungsber. d. Ges. naturf. Fi'ennde zu Berlin. No. 10. 1889. S. 189 — 190. F. Waiinschaffe, Beitrag zur Lössfrage. 345 lüssartigen Charakter der Ablagerimgeii von Westeregelu und Thiede betont und auf die Unsicherheit der Angaben über das Vorkommen von Rhinoceros Merckü bei Westeregeln ebenfalls unter Berufung auf Nehring hingewiesen hatte, folgendes^) ge- schrieben : »Neiiring, welcher anfangs die lössartigeu Bildungen von Thiede und Westeregeln für jung- diluvial hielt, neigt jetzt der PENCiv’scheu Auffassung zu. Es spricht jedoch nichts dagegen und vieles dafür, dem Löss der Magdeburger Gegend und der von ihm eingeschlossenen Fauna ein jung-glaciales (jung-diluviales) Alter zuzuschreiben, wie dies bereits früher geschehen ist. Die zoologischen Erwägungen , welche zu anderen Anschauungen ge- O O O z o o führt haben, können den geognostischen Ergebnissen gegenüber noch nicht als Ausschlag gebend angesehen werden.« Es handelt sich hier also thatsächlich garnicht um die Frage O ö der Entstehung des Ivöss, wie mau aus Saoer’s Darstellung ent- nehmen muss und noch weniger um »den Werth der aus Nehring’s exakten Beobachtungen gezogenen Schlüsse«, sondern lediglich um die Altersstellung des Löss, und hierin stimmt ja Sauer auf Grund der geognostischen Ergebnisse völlig mit mir überein, indem er den Löss eingangs als eine »jungcpiartäre Lehmbilduug« bezeichnet und S. 19 bemerkt: »Was nun die Altersbeziehungen der Lössablagerungeu zu dem ül)rigen Diluvium betriftf, so stimmen, wie das Wahnschaffe mit liecht hervorhel)t, alle Beobachtungen aus dem Gebiete norddeutscher Lössablagerungen darin überein, dass der Löss stets die oberste Deckschicht des Diluviums bildet, also das jüngste Glied des gesammten Diluviums darstellt«. Mein Ausdruck »zoologische Erwägungen« ist demnach gar- O ö Ö nicht gegen NehrinG gerichtet, sondern bezieht sich, wie aus dem weiteren Zusammenhänge klar hervorgeht, auf die schon vor mir durch Neiiring selbst zurückgewiesenen iSchlussfolgerungen Poiilig’s. Ich erkenne den hohen Werth der NEURiNG’schen Unter- b Sitzungsber. d. Ges. natiirf. Freuride zu Berlin. No. 3. 1888. S. 40. b Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1888, S. 27'2. 346 F. Wahnschai'Fe, Beitrag zur Lössfrage. sucbiingen über die Steppeufamia in vollem Maasse an, halte es jedocb für nnberecbtigt, ans dem Vorkommen einer Steppen- fauna bei Tbiede und Westereo-eln die, aeoliscbe Entstebunfr O Ö der dort atiftretenden Löss- und lössähnlicben Ablagerungen zu folgern, um so mebr, als Neiiuing selbst vielfach bervor- geboben bat, dass eine Steppe nicht extrem, also nicht wüsten- älmlicb zu sein l)raucbt, sondern von dem Charakter der Oren- burgiseben und südwestsibiriseben Steppen. Neiiring bat neuer- dings wiederum die Ansicht ausgesprochen, dass sich aus einem als richtig zugegebenen steppenartigen Hauptcbarakter der Land- schaft mit continentalem Klima » viele andere Schlussfolgerungen von selbst, namentlich auch in Bezug auf die Mitwirkung des AVindes bei Bildung der lössartigeu Ablagerungen von Westeregeln lind Thiede« erü:el:)eu. Demgegeniiber muss darauf hingewiesen werden, dass die Steppen zwischen Wolga und Irtysch, auf welche Neiiring immer Bezug nimmt, oberflächliche Bildungen von sehr verschiedenartiü'er Entstehung: aufweisen. Ich erinnere hier nur an die in grosser Ausdehnung in den Steppeu von Samara vor- kommenden marinen Ttione und Saude des aralokaspischen Beckens und au die fluviatilen Terrasseulehme am West- und Ostalihange des Ural 2). Aus dem Vorhaiidensein einer Steppenfauna kann wohl auf eineu steppenartigen Charakter der Landschaft (Wald- armuth) in einem bestimmten Zeitabschnitt geschlossen werden, niemals aber auf die Entstehungsweise der in der Steppe auftretenden geologischen Bildungen, welche sehr verschiedenen Ursprungs sein können. h Ueber den Charakter der Quartärfauna von Thiede bei Braunschweig. (Neues Jahrb. f. Min. etc. 1889, I, 86.) Vergleiche; S. Nikitin, Compte rendu preliminaire des recherches geo- logiques exeeutces en 1887 dans les gouvcrncmenls de Samara et de Kazane. Kesurae p. 1 1 u. 12. — S. Nikitin et P. Össoskov, La region transvolgiennc de la fcuille 92 de la carte geologique generale de la Russio. 1888. Resiinie p. 32 u. 33. Referat darüber im N. Jahrb. für Min. 1890, I, S. 329 u. 330. — Th. Tschernyschew , Feuille 139 de la carte geol. generale de la Russie 1889. (Besclireibung des Central-Urals und des Westabhanges.) — J. Slowtzow, Fund von Gegenständen der Steinzeit bei Tjumen au der Tura. Referat im N. Jahrb. für Min. 1887, I, S. 321. Die Soolboliruugen iiri Weielibilde der 8tadt Berlin. Von 11 erni G. Berendt in Berlin. (Hierzu Tafel XXVIIL) Sannntliche Berliner Soolholnnnüen sind Tic'fbohrnncen und ö «“D zwar die tiefsten l)islier in Berlin s:estossenen. Wie iin Allire- meinen, so hat sich auch in Berlin der Begriff »Tief hohrnng« seit dem letzten Jahrzehnt — haii[)tsächlich wohl in Folge des immer allgemeiner in Auwendnng gekommenen Wasserspülverfahrens — sehr schnell erweitert oder vielmehr verändert. Noch bis zum Jahre 1879 Marren die Bohrungen auf dem Grundstück der Maschinenbauaustalt von Kraft & Knust in der x\ckerstrasse, auf demjenigen des Geheimen Kommerzienrath IT an sein an n in der Thierofartenstrasse und die alte sogen. Otto- sehe Bohrung im IvönigT. Friedrich- Wilhelms-Institut (Pepiuiere) in der Friedrichstrasse (bei Bahnhof Friedrichstrasse) mit noch nicht 100 Meter die tiefsten. Sie hatten sämmtlicdi nur die unter dom Berliner I3ilnvinm lagerndeMärkische Braunkohlenbildung erreicht^). Im genannten Jahre, 1879, erreichte zum ersten Male die WiGANKOM^’sche Bohrung in der Chausseestrasse und gleich darauf auch eine solche iin Admiralsgartenliade in der Friedrichstrasse No. 102 nahe dem Bahnhof Friedrichstrasse und gegenüber dem 9 Dieses Jahrb. für 1883, S. 643. 348 Gr. Bekbndt, Die Soolbolirungen im Woiclibilde der Stadt Berlin. alten OTTO’sclien Bohrloclie zum ersten Male den die Märkische Branukolilenbildung nntertenfendeu mitteloligocäuen Septarientlion^). Von nun au endeten alle späteren Tiefbolirungen mit Rücksicht auf die in dem gleichzeitigen Spandaner Tiet'l)ohrloche auf 1 60 Meter festirestellte Mächtiokeit der "enaunten Thoidjildnng bei Erreichuno; ö Ö Ö O O derselben, oder bald darauf, also mit 130 — 150 Meter Tiefe. Erst im Jahre 1887 wagte die Leitung des genannten Admirals- o o o garteubades auf den Rath des Berichterstatters hin den Versuch, diese Thonbildnug zu durchsinken, um springende, sei es süsse, sei es salzige AVasser zu erlangen. Dieser, nicht unbedeutende Kosten verursachende Versuch wurde mit Eifolg gekrönt, der Sep- tarieuthon bei 230 Meter Tiefe* durchsunkeu und in dem nnter- la-gernden glankonitischen Sande bei 234 Meter Tiefe zu Tage anslliesseude beinahe 3 procentige (2,7 pCt. Kochsalz) Soole er- schroten ^). Das erste Soolbohrloch war für Berlin damit geschafi'en und habe ich bereits in der Jannar-Sitznug des Jahres 1888 der Deutschen geologischen Gesellschaft darüber näher berichtet-^). Von nun an folgten schnell behufs weiterer Anfsnehung von Soole und um sich durch Deckung des Feldes auf Grund weiter ein- zulegender Muthnugen gegen Ausnutzung der Soole seitens Anderer zu schützen, eine Reihe von Bohrungen, zunächst inner- halb des Weichbildes der Stadt Berlin, welche sämmtlich dem Ünter-Üligocän entsteigende Soolqnellen ergaben. Nur von diesen in der Stadt selbst gestosseneu Tief- bohrlöchern soll im Folgenden die Rede sein, während ein Bericht ülier die in der Umgegend Berlins theils von der Gesellschaft des Admiralsgartenbades, theils von Privaten zu gleichem Zwecke gestosseneu Bohrungen Vorbehalten bleibt. Erwähnt sei nur, dass deren drei zur Zeit gleichfalls schon mit Erfolg gekrönt sind, zwei *) Näheres siehe in G. Beiucndt, Das Tertiär im Bereiche der Mark Branden- burg, enthalten in Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wissenseh. zu Berlin 1885, XXXVIII. Zeitschrift d. Deutsch, geol. Ges., Jahrg. XL, 1887, S. 102. Der Soolquellen-Fund im Adrairalsgartenbade in Berlin, enthalten in Zeltschr. d. Deutsch, geol. Ges., Jahi'g. 1888, S. 102. G. Bkründt, Die Soolbolimngen im Weiclibilde der Stadt Berlin. 349 andere noch mit Scliwierirrkeiteu bei der Ansfiihnmir der Bohriiiiir zu kämpfen haben, namentlich aber die Untersuchungen über das geognostische Alter des bei vieren derselben erreichten älteren, als Tertiär-Gebirges noch nicht völlig abgeschlossen sind. Von sämmtlichen in der Folge beschriebenen Bohrlöchern wurden mir die Bohrprol)en seitens der Direction des Admirals- gartenbades in dankenswerther und zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellt, so gut dieselbe im Staude war, die Proben überhaupt durch die Bohrmeister zu erhalten. Obgleich solches bei einzelnen Bohrlöchern nur in mangelhafter Weise möglich war, so giebt die Zusammenstellung der Bohrproben aus sämmtlichen Bohrlöchern, wie sie sjeffenwärtia; im Vluseuin der Geoloo'ischen Landesanstalt aufbewahrt wird, doch ein bisher nicht annähernd vorhanden gewesenes, ausgezeichnetes Bild des vor 10 Jahren noch unbekannten tieferen Untergrundes der Stadt Berlin. 1. Das zweite Soolbolirlocli im Admiralsgarteiibade, Berlin N., Friedrichstrasse No. 101. Nicht nur der Vollständigkeit halber, sondern weil in der That seit Frschrotnng jener ersten Soolquelle am 10. December 1887 wenige Meter von diesem Bohrloche entfernt eine zweite Sool- I)ohrung im Admiralsgartenbade niedergeliracht wurde, l)eginne ich noch einmal mit der Schichtenfolge im Admiralsgartenbade sell)st. Die Nebeueinanderstellung beider bis in annähernd gleiche Tiefe hier gestossener Bohrlöcher ist auch um deswillen lehrreich, weil sie zeigt, wie wenig zuverlässig, einerseits in Folge des für die Bohrung seihst so vortheilhaften WasserspCilverfahrens, anderer- seits al)er namentlich in Folge der geringen Achtsamkeit der Bohrmeister, doch noch alle Angaben über die Mächtigkeit der durchsunkenen Schichten bleiben^), selbst wenn dieselben, wie in b Eine genaue Feststellang der Tiefen, namcntlicli betreffs der unteren Gi’onze des Septarienthones und Hinsichts des ersten Aufsteigens der Soole wurde s. Z. bei der damals erst beabsichtigten Soolbolirung i:; Aussicht gestellt. In wie fern dic.se Erwartung gerechtfertigt worden ist, muss dahin gestellt bleiben. Eine wirklich genaue Feststellung des letzteren Punktes wenigstens hat nicht stattgefunden und kann ich auch diesmal nur wiederholen, dass die durcli einge- 350 G-. Berendt, Die Soolbobrungen im WeicLbilde der Siadt Boiiin. diesem Falle, durch Bobrprobeu von böcbstens 2 Meter Entfernung belegt worden sind. Darf man auch auf der Grenze zwiscben Diluvium und Tertiär Unreo;ebnässia:keiten und Abweicbnno'eu selbst in der nocb uicbt 10 Meter betragenden Entfernung beider Bobrlöcber mit Recht aunehmen, so doch kaum in dem Grade innerhalb des, wie der Gesammtnberblick der Berliner Bohrungen lehrt, im Ganzen hier sehr regelmässiff abo-elao-erten Tertiärs. Die Bohrlöcher sellist sind in der folgenden Uebersicht den thatsäch- lich im Admiralsgartenbade vorhandenen Verhältnissen (loc. cit. pag. 103) entsprechend mit III und IV bezeichnet. Schichten-Verzeichniss der beiden Soolbohrlöcher Berlin N., Friedrichstrasse No. 102. Bohrloch No. III Bohrloch No. IV Tiefe Mächtig- Gebirgsart Formation Mächtig- keit Tiefe in in in in Hetern Metern Metern Metern Proben fehlen Aufgefüllter Boden Alluvium 2 0-2 Moorerde 2 2-4 7—50 '43 Spathsande u. Grande Diluvium 46 4-50 50-56 6 Kohlen- Geschiebemergel 0,5 50-50,5 56-58 2 Kohlenletten Märkische Braunkohlen- 3,7 50,5—54,2 58— SS 30 Guarz- u. Kohlensande Bildung 3S,8 54,2-93 88-135 47 Feiner Quarz- und Gliramersand Ober-Oligoeän 44 93-137 135—230 95 Septarienthon Mittel- Oligocän 100 137—237 Glaukonitische Sande Unter- Oligocän 230-234 4 + mit Sandstein-Bänkchen 19 + 237-256 oder Knollen Die im ersten der beiden Bohrlöcher von 0 bis 7 Meter fehlenden Bohrproben sind durch die zweite Bohrung ersetzt. Bei lagerte Septarien und schliesslich durch die Sandsteinbänkchen ini Unteroligocän sich bietenden Hindernisse die Aufmerksamkeit des Bohrmeisters so in Anspruch nahmen, dass eine genaue Tiefenbeobachtung und strenge Führung eines Bohr- registors nicht gut zu erlangen war. G. Bkrendt, Die Soolbolirungen im Weichbilde der Stadt Berlin. 351 etwa 43 Meter fond sich das Bruchstück einer Paludina diluviana und zwischen 48 und 50 Meter Tiefe (46 — 48 Meter des Bohr- loches III) wurde durch zahlreiche Schaaleu dieser Süsswasser- schuecke, die unter Berlin allinälig in dieser Tiefe als ziisammen- hängende Schicht sich erweisende, über 1 Meter mächtige Palu- dinenbank wiederum nachgewiesen. Das am Grunde des Diln- vinms als Kohlen- Geschiebemergel kurzweg von mir bezeiclmete Gelnlde ist eine vorwiegend oder doch znm grossen Theil ans zerstörtem Tertiär gebildete Grenzschicht, wie sie aus einer innig-en Durchknetimg; des kalkfreien schwarzbrannen Kohlen- Ö ö letten mit den kalkhaltigen Granden und Sanden des Diluviums entstehen musste. Die aus Kohlenletten, weissen Quarz- und durch milchige Chokoladeufarhe bis ins Tiefbranne gehenden Kohlensanden be- stehende märkische Brannkohlenbildung von 56 — 88 Meter Tiefe rnnss nach früheren Ausführungen bereits dem Miocän zuge- sprochen werden, während die feinen Qnarz- und Glimmersande ebenda bereits als der oberoligocäne Meeressand sjekennzeichnet wurden ^). Ei ne Anzahl vom Bohrer völlig zei’stossener nnd daher zwar nicht genauer bestimmbarer, doch aber in der charakteristischen, nrsprünglichen Erhaltung der marinen tertiären Formen noch deutlich erkennbarer Schaalreste innerhalb des Septaiienthoncs bewies, dass derselbe nicht überall, wenigstens nicht in allen seinen Schichten so versteinerungsarm, ja leer ist, wie er sich im Grossen und Ganzen in den Berliner Bohrungen gezeigt hat. Die von 230 oder 237 Meter an folgenden glaiikonitischen Sande und Sandstein -Bänkchen dürfen nach Analogie des Span- daner Bohrloches^), sowie des Moabiter (siehe nnten), in welch’ ersterem sie durch Ostrea ventilahrum gekennzeichnet wurden, wohl mit Recht auch hier bereits dem Uuter-01ig:ocän zugerechnet werden. Innerhalb dieser Sandschichten nnd zwar nach Dnrch- 0 G. Berendt, »Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg.« Sitzungs- ber. d. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1885, XXXVIll. S. a. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. XXXVlII, 1886, S. 255. a. a. 0. Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch und Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Jahrg. 1880, XXXII, S. 821. 352 G- Berendt, Die Soolbolirungen im Weicbbikle der Sladt Boilin. stossung eines jener Sandsteinbänkchen (nach der etwas nusicheren Angabe beim ei’sten Bohrloch (No. III) schon in ungefähr 232 Meter, nach dem Bohrregister der zweiten Bohrung (No. IV) nicht vor 237 Meter Tiefe) wurde sodann in beiden Fällen die im Bohr- loche anfsteigende und zu Tage ausfliessende Soolquelle erreicht. Die Soole selbst, von welcher ich s. Z. (1888) in der Januar- Sitzung der Deutschen geologischen Gesellschaft, ebenso wie Amn der gesammten Gesteinsfolge Proben vorlegte, soll am Schlnss- abschuitt in Gemeinschaft mit den Ergebnissen der anderen Bohrungen näher bespi’ocheu werden. Ihr Gehalt an Kochsalz beträgt nach der doi’t gegebenen genauen Analyse 2,7 Procent Ihre Temperatur wurde durch Prof. II. Fresenius a,m 24. Ja- nuar 1888 bei einer Lnfttemperatnr von 5*' C. oder 4^ R. zu 15,2*^ C. oder 12,16*^ R. ermittelt. 2. Das Soolbohrlocli der Soolquelle Boiiifacius, Berlin W., Lützowstrasse No. 74. Bereits am 1. October 1888 erreichte die im Frühjahr genannten J aln •es begonnene Bohrung in der Lützowstrasse die Tiefe von 249,5 Meter, musste jedoch einer Verstanchnng der Röhrentonr halber, nachdem schon vorher zu Tage tretende Soole nachgewiesen war, eingestellt werden. Erst eine zweite, in unmittelbarer Nähe niedergebi’achte Bohrung gelang und liefert heute ans der Tiefe von 206 Meter, in welcher sie bei ansfliessender Soole schon ein- gestellt wurde, den Bedarf für die dort errichtete Zweig- Bade- anstalt des Admiralsgartenbades. Theils durch das bei allen Berliner Tiefbohrnu£ren o-eo-en- wärtig angewandte Wasserspülverflxhren , theils durch die wenig sachgemässe Art der Probeentnahme sind die einzelnen Gebirgs- arten in den Proben so wenig kenntlich und charakteristisch, dass bei dem gleichzeitigen, völligen Fehlen organischer Reste die ffeoo-nostische Altersbestimmnno; z. Th. nur durch Vero-leich mit den anderen Berliner Bohrungen möglich wurde, z. Tli. (von 212 bis 250 Aleter) noch offen bleiben musste. Dennoch ergab sich auch auf Grund dieses mangelhaften, in Ermangelnng eines besseren G. Berendt, Die Soolbohi'iingen im WoicLbiicle der Stadt Berlin. 353 immerhiu wertlivolleu Materials, wie das folgende danach anf- gestellte Bobrverzeiehniss ergiebt, ein in Verbindung mit dem vorigen Bobrlocb für die Lagerimgsverbältnisse unter Berlin recht charakteristisches Bild. Schichten - Ve r z e i c h n i s s des Bohrloches Berlin W., Lützowstrasse No. 74. Tiefe in Metern Gebirgsart Mächtigkeit in Metern Formation Bemerkungen 0-5 5-41,3 Tbalsand Spathsand u. Grand 5 ) 41,3 36,3 ' Diluvium Bei 23 — 25 Meter mit Gerollen und Geschieben. 41.3- 46,5 46,5—57,7 57,7—58 58—74,4 74.4- 80,2 80,2-90,55 Braunkohlenletten Kohlensand sehr sandiger Koh- lenletten Kohlensand ') Glimmersand Kohlcnsand u. Kies 5,2 A 11.2 i 0,3 f > 49,2 16,4 / 5,8 \ 10.3 1 Miocäne Märkische Braun- kohlen- Bildung Sohr dunkel. Dunkel. lim letzten Meter { von Braunkohle ( dunkelfarbig. 90,5—130 Glimmersande mit ein gelagertem Letten- oder Thon- bänkchen bei 115 Meter 39,5 Ober- Oligocän Von 114,6—115,2 Meter Thonbänk- chen. (Probefehlt.) 130-206 Schwach kalk- haltige Thone mit ein gelagerten Septarien ( Septarienthon) 76 Mittel- Oligocän Bei 148 und 175 bis 176 Meter zer- stossene Septarie. 206—212 Glaukonit. Sand 6 Unt. Oligoc. Fein. 212—249,5 Feinsandige z. Th. glimmerhaltige Thonmergel mit Schwefelkies- und Thon - Knollen 37,5 ? 249,50 *) Von 58 — 60 Meter grobkörnig. Bei 63 Meter feiner und glimmerhaltig. Von 66 — 68 Meter fein. Jahrbuch 1889. 23 354 G. Berendt, Die Soolboliruiigeii im WeicIibiUle der Stadt Berlin. Der Umstand, dass die zweite Bohrung an dieser Steile über- haupt uur bis 206 Meter hiuabgeführt wurde uud die Soole bereits aus dieser Tiefe bis zur Oberfläche steigt, wo sie frei ausfliesst, beweist deutlicb, dass auch hier der, wie Bohrloch Spandau und Bohrloch Moabit (Paulstr. 6) bewiesen haben (siehe S. 354), uiiter- oligocäue glaukouitische Saud von 206 — 212 Meter das die Soole führende Gebirgsmittel ist, innerhalb dessen sie durch das undurch- lässige, au dieser Stelle 76 Meter, in Moabit 83 Meter, in der Friedrichstrasse No. 8 schon 90 Meter, im eigentliclieu Admirals- gartenbade 94,5, in Spandau (a. a. O.) sogar 1 59,5 Meter mächtige mitteloligocäue Thoulager trotz ihres starken Druckes bisher zu- rückgehalteu wurde. Die, wie erwähnt, aus 206 Meter Tiefe aufsteigende und zu Taa:e ausfliesseude Soole hat, wie die im Schlussabschnitt o-eo-ebene genaue Analyse zeigt, einen Kochsalzgehalt vou 2,4 pCt. Die Temperatur derselben, am Auslauf gemessen, wurde am 13. Juni 1889 durch Prof. II. Fkesenius zu 13,2 *^C. oder 10,56® R. fest- gestellt. 3. Das Soolbolirlocli der Soolqnelle Martha, Berlin S. , Friedrichstrasse No. 8. Die in gleicher Weise wie die vorgenauuteu Bohrungen und wie auch alle folgenden nach dem Wasserspülverfahreu ausge- führte Bohrung wurde am 3. Alärz 1888 begonnen und am 2. October genaunten Jahres in eiirer Tiefe vou 250 Meter zu Ende geführt, nachdem schon in ungefähr 230 Meter Tiefe zu- erst Soole zu Tage getreten war. Leider sind auch hier die schon in Folge der Wasserspülung schwer zu beurtheilenden Bohrproben vou dem betreffenden Bohrmeister trotz persön- licher Unterweisung nicht nur recht mangelhaft gesammelt worden, sondern fehlen unterhalb 216 Meter gänzlich. Zwar ist man berechtigt, aus dem Aufsteigeu der Soolqnelle aus diesen Schichten, bei noch dazu ungefähr gleicher Tiefe wie im Admirals- gartenbade selbst, auch auf die gleichen uuteroligocäneu Sande wie in den übrigen Berliner Bohrungen uud s. Z. auch in dem Spaudaner Bohrloch (s. oben) zu schliesseu. Allem es bleibt da- G. Berendt, Die Soolbohriingen im Weichbilde der Stadt Berlin. 355 hingestellt, ob der mitteloligocäue Septarienthon ebenfalls bis uu- gefäbr 230 Meter Tiefe binabreicbt, oder schon mit 216 Meter endet. Dahingestellt bleibt daher auch die genaue Tiefe, aus welcher der Ausfluss der angeblich aus ungefähr 230 Meter zu Tage getretenen Soole stattfiudet. Diese selbst, deren genauere Analyse sich im Schlussabschnitt findet, hat einen Kochsalzgehalt von 2,4 pCt. und zeigte am 12. Juni 1889 nach Ermittelung des Prof. Dr. H. Fresenius, am Auslauf gemessen, eine Temperatur von 15,6'^ C. oder 12,48® R. Schic hten-Verzeichuiss des Bohrloches Berlin S., Friedrichstrasse No. 8. Tiefe in Metern Gebirgsart Mächtigkeit in Metern Formation Bemerkungen 0-9 9—14,2 14,2—45 45—47 47—126 Spath-Sand und Grand Geschiebemergel Spath-Sande und Grande Mergelsand Spath-Sande und Grande 0 9 \ 5,2 f 30,8 \ ]26 2 \ 79 ] Unteres Diluvium ,Bei 44— 45 Meter 1 Bruchstücke von j Paludina diluvi- ’ ana Kuntii. 126-216 Schwach 90 kalkhaltige Thone IVL i L L d “ (Septarienthon) Oligocäu 216-230 Thon oder Sand 14 ) ? Unter- 1 34 { l^roben leiilen. 230-250 Sande 20 Oligocän ( 4. Das Soolboludocli der Soolqiielle Louise, Berlin S. , Oranienplatz (Louisenufer No. 22). Im Mai 1888 begonnen, wurde die Bohrung am 30. Oc- tober desselben Jahres nach schon etwas früher erfolgter Er- schrotuug zu Tage tretender Soole in einer Tiefe von 248 Meter 0 Bei 74 — 76 Meter Gerolle und Geschiebe. Bei 110 — 1 12 Meter Glimmer- sand. Bei etwa 114 Meter Thonmergelbänkchen 0,5 Meter mächtig. 23* 356 G-- Berendt, Die Soolbohrungon im Weiclibilde der Stadt Berlin. eingestellt. Die leider wie bei den beiden vorgenannten höchst dürftigen und seitens der Bohrarbeiter wenig sachgeinäss ent- nommenen Bohrproben, welche nnr für die oberen 100 Meter eiuigennaassen ausreichen, lassen sich doch durch Vergleitdi mit den einander ergänzenden Berliner Profilen, namentlich den besseren Proben aus den Bohrlöchern im Admiralsgartenbade seihst, zu dem folgenden Schichtenprofil deuten. S c h i c li t e n - Ve r z e i c h n i s s des Bohrloches Berlin O., Oranienplatz. Tiefe 1 Mächtigkeit in Gebirgsart in Formation Bemerkungen Metei'n Metern 0-9 Thalsand 0 9 Proben fehlen. 9—11 Sj>athsand und Grand 2 1 1-20 Geschiebemergel 9 20-48 Spathsand und Grand 28 116 Diluvial- iBei 30 — 35 und 44 ( bis 45 Meter Paludina ( dUuviana. 48—60 Mergelsand 12 / Bildungen GO-62 Paladinen - Thon- bank 2 Massiges Vorkommen V. Paludina dUuviana. G2— 88 Spathsand 26 88—104 Thonmergel 16 104—116 Spathsand und Grand 12 / Mit eingelagerten Thonschichtchen. 116—140 ? Glimmersande 24 ? Ober- Oligocän Proben fehlen. 140 210 Schwach kalkhaltiger Thon (Septarienthon) 70 Mittel- Oligocän 3 schlechte Proben. 210-228 228-236 236—248 Thoniger Glimmersand Glimmersand Thoniger Glimmersand 18 8 12 38 ? Unter- Oligocän 3 schlechte Proben. 248 h Aus der geologischen Karte von Berlin ersichtlich. G. Behendt, Die SoolbohrucgeD im Weiclibilde der Stadt Berlin. 357 Da das Bolirloch uacli der geologischen Karte von Berlin iin Thalsand angesetzt wurde, konnte die Bestiminnng der fehlenden Proben von 0 — 9 Meter mit einiger Sicherheit erfolgen. Wahr- scheinlich reicht derselbe jedoch wie gewöhnlich nur bis zn einer Tiefe von 6 — 7 Meter, sodass der kalkige Spathsand des Unteren Diluvium wohl bereits in dieser Tiefe beginnt. Die von 116 — 140 Meter fehlenden Proben dürfen nach Analogie der übrigen Berliner Bohrlöcher anf die feinen Quarz- bis Glimmersande des Ober-Oligocäns gedeutet werden, welche nicht nur diese Tiefenlage zu beliatipten pflegen, sondern auch ihrer Feinheit halber bei Wasserspülung leicht fortgeführt und deshalb zu sammeln versäumt wurden. Das Plaufwerk von schwach kalkhaltigen Thonschüppchen der 3 dürftigen Proben aus 140 — 210 Meter Tiefe lässt nur auf Septarienthon schliessen, der fast in allen Berliner Bohrlöchern dieselbe Tiefenlage beobachtet. Der mehr oder weniger thouige oder mit Thonschüppchen gemischte Glimmersand aus der Tiefe von 2i0 — 248 Meter kann dagegen sowohl einer Folge von Glimmersand mit Thonbänkchen angehören, als airch der Rest eines durch die Spülwasser der Bohrung verschlemmten , sehr sandigen Glimmerthones sein. Ersteres ist nach dem Ergebniss der anderen Berliner Bohrungen das wahrscheinlichere, weil das dem Septarienthon nach der Tiefe zu folgende Uuteroligocäu in diesen der Hauptsache nach aus z. Th. glaukouitischeu Sauden besteht. Die genauere Analyse der aus 210 Meter Tiefe zu Tage aus- fliessendeu Soole ist im Schlussaljschnitte gegeben. Ihre Tempe- ratur, am Ausfluss gemessen, wurde am 11. Juni 1889 durch Prof. Dr. n. Fresenius zu 15,0^ C. oder 12® R. bestimmt. 5) Das Soolbolirloch der Soolqnelle Paul 1, Berlin NW. (Moabit), Paulstrasse No. 6. Erst am 6. August 1888 begonnen, konnte die ohne störende Zwischenfälle von statten gegangene Bohrung in der Paulstrasse doch gleichzeitig mit der vorigen schon am 30. October beendet werden. Aus fast genau derselben Tiefe (211 — 215 Meter) trat hier eine Soole zu Tage, welche gegenwärtig, ebenso wie solches an .358 Gr- Bbkundt, Die Soolbohrungen im WeiclibilJe der Stadt Berlin. deu vorbesproclienen Stellen gescliielit, zu Badezweckeu benutzt wird. Die Temperatur des Soolwassers, am Ausfluss gemessen, wurde am 12. Juni 1889 zu 14,2*^ C. oder 11,36^R. durch Prof. Dr. II. Fresenius ermittelt. Eine genaue Analyse findet sich im Schluss- abschnitt. S ch i c h t e n - Ve r z e i c h n i s s des ßohrloches Berlin NW. (Moabit), Paulstrasse No. 6. Tiefe in Metern Gebirgsart Mächtigkeit in Metern Formation Bemerkungen 0- 6 6 1 /Zwischen 28 u. 38 Met. * i zahlreiche Schaal- 6-52 Spathsaiid und 46 52 ' Diluvium I reste von PabuUna Grand ] diluviana. /38 — 50 Meter Gerolle \ und Geschiebe. 52—54 Braunkohle 2 \ 54-56 Quarzsand 2 j Mäi'kische 56—76 Kohlensande 20 I (Von 58 — 60 Meter sehr Braun- ( dunkel. 76—82 Kohlensand u. Kies 6 / kohlen- 82—88 Quarzsand u. Kies 6 \ Bildung (Von 84 — 86 Meter sehr ( glimmerhaltig. 88-90 Formsand 2 / 90-92 Feiner Quarz- bis 2 \ Glimmersand J 92—94 (Probe fehlt) 2 f Ober- 94—108 Glimmersand 14 ( i Oligocän 108—126 Kohlenglimmersand 18 126-128 Glimmersand I 2 / ( Probe schon mit Thon ( gemengt. 128—130 Sehr sandiger Sep- 2 ) tarienthon Mittel- 130—180 Septarienthon 50 ( Oligocän 180-211 Desgl. 31 ) 211-214 Glaukonitischer 3 1 Bei 24 Meter Natica Sand 4 Unter- hantoniensis (Pick.) 214-215 Desgl. mit kleinen 1 1 Oligocän Lettenbänkchen 215 G. Rkkendt, Die Soolboliruugcii im WeicliLilde der Stadt Berlin. 359 Die gut erhaltene Schaale von Natica ha?itonienais PiLK. bei 214 Meter Tiefe ist von nin so grösserem Wertlie, als sie nicht nur, zusammen mit den im Spanclauer Bohrloch s. Z. in denselben «■lankonitischen Sanden crefundenen zahlreichen Schaalen von Ostrea O ö ventilahmm^ die Zuweisung dieser Sande zum Unter-Oligocän ausser Zweifel setzt, sondern auch für Berlin bis jetzt der einzige Schaal- rest aus diesen Sanden ist. 6) Das Sooiboluiocli der Soolqiielle »Kaiserin Victoria«, Berlin C., Alexanderplatz 3. Oba:leich das Bohrloch eins der ersten der nach Erschrotiin" O O der Soole im Admiralsgartenbade in Angriff genommeuen war (im Januar 1888 begonnen), wurde dasselbe doch durch technische Hindernisse länger als vorauszusehen verzögert, znmal man sich nicht bei Erbohrung einer schon am 4. Juni 1888 aus 214 Aleter zu Tage tretenden Soole begnügte. Dieselbe floss zwar reichlicher als im Admiralsgartenbade selbst, zeigte dafür aber einen geringeren Proceutgehalt als jene, so dass der Hinzutritt von Süsswasser- zuflüsseu angenommen werden mnss. Die bis 236 Meter fort- gesetzte Bohrung änderte hieran nichts und wurde man durch technische Schwierigkeiten endlich zur Einstellung genöthigt. o Ö ö O Schic hten-Ver zeichniss des Bohrloches Berlin C., Alexanderplatz 3. Tiefe in Metern Gebirgsart Mächtigkeit in Metern Formation Bemerkungen 0-4 4-6 Aufgefüllter Boden riusssand 2 i Alluvium 6-16 16—27 27—29 29—40 Spathsaud und Grand Spatbsand Spatlisand und Grand Spatlisand 10 . 11 f A * 11 ' Unteres Diluvium ( Bei 34 — 36 Meter ( Scliaalreste von Pa- ( ludina diluviana. 360 Gr. Beresdt, Die Soolbolirungen im Weichbilde der Stadt Berlin. Tiefe in Metern Gebirgsart Mächtigkeit in Metern F ormation Bemerkungen 40—50 Glimmei’eicher 10 \ i Schlechte Proben, Kohlensand 1 < meist Anhäufungen ( von Glimmer. 50-52 Kohlenglimraer- 2 1 sand bis Formsand 1 Märkische 52-58 Kohlenletten 6 1 58-60 Braunkohle 2 Braun- GO— 66 Kohlenletten 6 )44 kohlen- Kohle sandig, mulmig. 66-70 Braunkohle 4 I Bildung 70-74 Kohiensand 4 i 74-76 Braunkohle 2 * (Miocän) 76-78 Kohlensand 2 1 78-82 Glimmersand 4 1 82—84 Quarzsand 2 / 84—134,5 Feiner Quarz- bis 50,5 Ober- Glimmersand Oligocän 134,5—208 Septarienthon 73,5 1 79,5 Mittel- 208-214 Desgl. mit viel 6 \ Oligocän Septarien 214-218 Quarzsand 4 j ( Bei 214 Meter Soole ) 22 Unter- ( zu Tage tretend. 218—236 Glimmersand 18 i Oligocän (dunkel) Für die Bestimmung der Quarz- und Glimmersaude :ds Unter- Oligocän spricht allerdings nichts weiter als die gleiche Lage unter dem mitteloligocänen Septarieuthou und die gleiche Soolführung wie in den übrigen Berliner Bohrlöchern. Der Septarieuthou zeigt hier ähnlich dem Bohrloch am Oranien- platz (70 Meter) und in der Lützowstrasse (76 Meter) verhältniss- mässig geringe Mächtigkeit (79,5 Meter) und nächst der Lützow- strasse, wo die unteroligocäuen Sande bei 206 Meter erreicht sind, das höchste Emportreten der letzteren. G. Berendt, Die Soolbobrangoa iin Weichbikle clor Stadt Berlin. 361 7) Das Soolbohrlocli der SoolqiieHe Marie, Berlin N. , Wedding, Ileinickendorferstrasse No. 2 a. Das Bohrlocli auf dem Wedding, gegenüljer der Dankeskirche, auf dem zur Reinickendorferstrasse gehörigen Grundstück No. 2 a wurde zwar schon im Juli 1888 begonnen, hatte auch bereits am 18. September gen. Jahres in 225 Meter Tiefe ausfliesseude Soole erschroten, wurde aber, um wenn möglich einen stärkeren Ausfluss der Soole zu erzielen, mit Unterbrechungen l)is in’s Frühjahr 1889 fortgesetzt und hatte bis dahin eine Tiefe von 306 Meter erreicht. S c h i c h t e n - Ve 1’ z e i c h u i s s des Bohrloches Berlin N., Wedding. Tiefe in Metern Gebirgsart Mächtigkeit in Metern Formation Bemerkungen 0-1 1-G Aufscliüttiing Tbalsand 1 ) 6 5 1 Oberes Diluvium vBei 2 — 3 Meter d LU’ch \ Eisenoxydhydrat ( rostgclb gefärbt. 6-18 18-30 30—30,2 30,2-48 48— .jO 50 — 54 54 — 56 56-59 S]5athsand Spathgrand und Sand Thonmergel (glininierlialtig) Spathsand Thonmorgel S. sand. Kolilon- letten Kohlcnsand Spathgrand und Sand 12 \ 12 i 0,2 ) 44 17,8 1 2 j Unteres Diluvium Grenz- Bildung iVon 23 — 32 Meter Ge- ( rolle und Geschiebe. p50— 56 Meter ist vom ' Diluvialeiso aufge- j scliranimtes Braun- ( kolilengobirge. 59—68 Kohlensand 68-72 Feiner Quarzsand 4 1 Gtiminorhaltig. und Quarzkies Märkische 72-81 Glimmersand 9 [ Braun- 76 — 81 Meter unrein. 81—82 Quarzsand 1 ) ^6 kohlen- 82-83 Glimmersand 1 l Sehr dunkel. 83 — 83,6 Kohlenletten 0,6 \ BildiiDg 83,6 — 89 Quarzkies 5,4/ 36 2 G-. Bekendt, Die Soolbolirungcn im Weiclibilde der Stadt Berlin. Tiefe Mächtigkeit in Gebirgsart in Fonnation Bemei'kungen Metern Metern 89-96 Feiner Quarz- bis Glimmersand 7 \ Ober- 96—12-1 Glimmersaiid 28 l 42 121 — 124,3 Desgl. dunkel 0,3 i Uligoeän Mit Scliwofelkies. 121,3-131 Glimmersand 0,7) 13 1-224, .5 Schwach kalkhaltiger Thon ( Septarienthon) 93,5 Mittel- Oligocän 221,.5— 229 229-235 Quarzsand Wahrscheinlich desgl. 4,5 ) ? /Aus 229—235 Meter V nur Schwefelkies- ) knollen als Probe \ erhalten. /Bei 235 Meter Braun- \ kotilenholz. 235-285 Hellgrauer feinsandiger Thon 50 , 285-289 Schieferthon grau 4 i 289-293 Hellgrauer feinsandiger Thon 4 / 293—297 Schieferthon ^ 71 P 297—300 Braungrauer schwachkalkhal- tiger Thon 3 1 300-304 Hellgrauer etwas sandiger Thon 4 1 301—306 Braungrauer Thon 2 ^ Ob die hella:rauen Thone und Scliiefertlione aus 235 bis 306 Meter Tiefe wirklich, wie es deu Anscheiu bat, bereits älteres als Tertiärgebirge sind, oder ob dieselben ebenfalls noch zum mittel- oligocänen Septarienthon zu recluien sein sollten, muss vor der Hand dahingestellt bleiben, da mit unbewaffnetem Auge sichtbare organische Ifeste bis jetzt nicht in denselben gefunden wurden. Eine mikroskopische Untersuchnng ist im Cfange. Leider bleibt auch unaufgeklärt, ob die mit den hellgrauen feinsandigen Thonen dieser Schichtenfolge den Bohrprobeu nach wechsellagernden G. Berendt, Die Soolbolirungeu im Wciclibildo der Stadt Berl iii. 363 Srhieferthoneii wirklich eine solche Wechsellagerimg Ijegrüutlcn oder ob nur willkürlich aus den betreffenden Tiefen die von den llohrwassern noch einigerinaassen ungestört gebliebenen, härteren Schichteutheile, ans den übrigen Tiefen die anfgeschlenmiteu Thou- theile als Probe aufbewahrt wurden. Je nach dem hoffentlich noch zu gewinnenden Urtheil über das Alter dieser Thon- und Schieferthonfolge wird sich auch die Zuweisung der Quarzsande aus 224,5 — 235 Meter sodann ergeben. Ob dieselben, wie nach der mit den übrigen Berliner Bohrlöchern völlig gleichen Höhenlage und der Soolführung angenommen werden darf, das Unter-Oligocän vertreten oder — was bisher in keinem der märkischen Bohrlöcher beobachtet wurde, nur eine Ein- lagerung im Septarienthone bilden. Eine genauere chemische Analyse der aus der Tiefe von 224,5 Meter zu Tage ausfliessendeu Soole ist zur Zeit noch nicht vorhanden. Ueberblick der Berliner Soolbolirlöclier. Ueberblicken wir nunmehr die Ergebnisse sämmtlicher 7 bis- her tiefsten Berliner Bohrungen, so geben sie uns in ihrer Gesammt- heit ein so klares, trotz verschiedener Mängel oder Lücken in den Proben sich nirgends widersprechendes Bild des tieferen Unter- grundes von Berlin , wie es in solcher Regelmässigkeit kaum er- wartet werden konnte. Stehen doch die verschiedenen Bohrlöcher zwischen 2 und beinahe 5 Kilometer von einander entfernt und dürfen die Ergeb- nisse derselben doch sogar auch mit dem an 2 deutsche Aleilen entfernten Spandauer Tiefbohrloch als völlig übereiustimmend be- zeichnet werden (s. Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch. a. a. O., S. 15). Al)weichend erscheint in diesem letztgenannten Bohrloch nur die weit grössere Mächtigkeit des mitteloligocänen Septarienthones (160 gegen 70 — 100 Meter) einerseits und die Ausbildung des zu ihm gehörigen mitteloligocänen Stettiner Sandes, von welchem unter Berlin bisher nur in dem Bohrloch auf dem llamlmrger Bahnliof (s. wie oben S. 14) sich eine geringe Spur als Eoidsetzung Uebersicht der Berliner Soolboliruiis'eii. 1 364 Gr. Bbkendt, Die Soolbohrangen im VVeicLbildö der Stadt Berlin. ) -d c/D TS Ja O m ci CD O • S !2j iO o ;z; -o zn hP I ^ 1 Ol PQ - --ö •- ; p ^ :2 ’Ti ICQ- pp o d Ä u»< 9 a o o p _q 6.2 "2 t>c d • ’-r C3 OJ d dg 9 Meter Grenzbildung. Oranienplat: G, BhRENriT, Die SoolboLningen im Weiclibilde der Stadt Berlin. 3ß5 zeigte. Dagegen lässt sich sogar eine in dein Spandauer Bohrloch s. Z. recht anftallige , besonders tiefe Auswaschung durch die di- luvialen Gewässer deutlich auch unter Berlin in ihrer Fortsetzung erkennen. Während nämlich in den übrigen Berliner Bohrlöchern bereits bei 40 — 52 Meter Tiefe die märkische Brannkohlenbildung angetroften wurde, geht die diluviale Auswaschung in den beiden im Süden und Südosteu Berlins gelegenen Bohrlöchern Friedricli- strasse No. 8 und Luiseunfer No. 22 bis 116 bezw. 126 Aleter, also auf fast das Dreifache hinab und hat im ersteren Falle die gesammte Brannkohlenbildung, im letzteren ausserdem auch noch den ober- oligocäneu Meeressand völlig zerstört, grade so wie solches in dem Spandauer Bohrloch bei einer Auswaschung Ins zu 120 Aleter Tiefe mit der Brannkohlenbildung der Fall gewesen ist. Im übrigen springt ohne Zweifel grade in erster Reihe die fast horizontale Lagerung und im Zusammenhänge damit die ver- hältuissmässig grosse Uebereinstimmung in der Mächtigkeit der entsprechenden Formationsglieder in die Augen. Schwankt doch die Alächtigkeit der Brannkohlenbildung (s. d. Tabelle) nur zwischen 38 und 49 Aleter; diejenige des oberoligocäneu Aleeressandes zwischen 38 und 50 Aleter. Etwas grösser ist die Schwankung bereits im Mittel- Oligocän, bewegt sich aber auch hier immer noch in den Grenzen von 70 — 100 Aleter, während man über die Alächtigkeit des Unter-Oligocäu um deswillen kein Urtheil hat, weil in 4 Bohrlöchern die Bohrung innerhalb desselben eingestellt wurde. Fast noch grösser ist die erwähnte Horizoutalität der Lagerung, welche sich in Anbetracht dessen, dass die Ansatzpunkte sämmt- licher Bohrungen ungefähr die gleiche Höhe, diejenige der alten Thalsohle, inuehalten, ebenfalls aus der Uebersichtstabelle un- mittelbar ableseii lässt. So bewegt sich die untere Grenze des mitteloligocäuen Septarienthoues, trotz der erwähnten grössten Schwankung seiner Mächtigkeit nur zwischen 206 und 237 Meter; 9 Die nur 24 Meter betragende Mächtigkeit im Bohrloch Oranienplatz kommt auf Rechnung der oben erwähnten diluvialen Auswaschung, durch welche die Braunkohlenbildung hier sogar gänzlich zerstört wurde. 36G Gr- Berendt, Die Soolbobrungen im Weicbbilde der Stadt Berlin. diejenige des oberoligocäiien Meeressandes zwischen 128 und 140 und diejenige des Miocän zwischen 84 und 93 Meter unter Oberfläche. Auch die untere Grenze des Diluviums zeigt, wenn man die erwähnte, mit zweien der Bohrlöcher getroffene Auswaschung zu- nächst ausser Betracht lässt, nur Schwankungen zwischen 40 und 52 Meter unter Oberfläche. Aus diesem Grunde nehme ich auch Anstand, die im Uebrigen durch Verbindung der entsprechenden Punkte zwischen den verschiedenen Bohrlöchern leicht herzu- stellenden Profile auszuzeichnen; glaube vielmehr anuehmen zu dürfen, dass die Grenze auch zwischen Diluvium und Tertiär der Hauptsache nach horizontal verläuft und nur eine mehr oder weniger schmale, wie die Zahlen zeigen, fast dreifach tiefe Aus- waschungsrinne von den beiden genannten Bohrlöchern getroffen worden ist. Wenn somit schon früher auf Grund der gesammten Lage- ruugsverhältuisse der Berliner Gegend meinerseits angenommen werden musste, dass das Berliner Hauptthal mit seiner Eutstehung bis in’s Unter-Diluvium zurückgreift, so würde nunmehr geradezu Grund vorliegeu zu der Auuahme einer flussbettartio-eii schon in die tertiäre Unterlage eingeschnittenen Rinne in der Richtung Berlin — Spandau, d. h. iu der Richtung des Berliner Hauptthaies. Ja es fehlt auch nicht an Andeutungen, dass diese Rinne wiederum keine einfach gradlinige, sondern ganz entsprechend den Windungen eines wirklichen Flusses eiue mehr oder weniger schlangenförmig o o o gewundene gewesen. Dafür spricht wenigstens der Umstand, dass das iu der Thalrichtung eiuigermaassen gradlinig unterhalb der in Rede stehenden beiden Bohrlöcher Luisenufer No. 22 (Oranien- platz) und Friedrichstrasse 8 (nahe Bellealliauceplatz) gelegene Bohrloch Lützovvstrasse nichts von einer Rinne erkennen lässt, während sich eiue Andeutung der Nähe einer grösseren Tiefe vielleicht eher aus dem Bohrloch im Geueralstabsgebäude erkennen lässt, wo die Mächtigkeit des Diluviums plötzlich von 50 auf bei- nahe 80 Meter auwächst. G. BERitxhT, Die Soolbolirungeii im Weiclibilde der Stadt Berlin. 367 Die Soole der Berliner Tiefbohrlöclier. Es erül)rigt ziiin Schluss wohl noch ein Wort über die Soole selbst, welche die eigentliche Veranlassung zur Absinkung sämint- licher Bohrlöcher und damit zur völligen Klarlegung der tieferen Untergruudsverhältnisse Berlins gewesen ist. An sämmtlichen der genannten Punkte ist sie, wie erwähnt, aus unteroligocänen Schichten bis zu Tage steigend getrofien und zu Badezwecken in ebenso vielen Zweiganstalten des Adiniralsgartenljades nutzbar ge- macht worden. Geheimer Hofrath Professor Dr. R. Fresenius in Wiesbaden hat unter Mitwirkung seines Sohnes, des Professor Dr. II. Fre- senius den grösseren Theil der mit besonderen Namen belegten Soolr|nellen der eingehendsten Unteisucluing unterzogen und die betreffenden chemischen Analysen in ebenso vielen besonderen Heften 1) der Oeflentlichkeit übergeben. Nach den Schlussergeb- uissen dieser Analysen ist die folgende Tabelle zusammengestellt. Aus der tabellarischen Uebersicht der in den verschiedenen Berliner Soolcj^uellen nachgewiesenen festen Bestandtheile ergiebt sich sofort, dass gegenüber der Admiralsgartenbad -Quelle sämmt- liche von den verschiedenen Zweigaustalten in Gebrauch ge- nommenen Soolquellen zwar etwas ärmer an Kochsalz und an gelösten Bestandtheilen überhaupt sind, dass sie derselben jedoch besonders hinsichtlich des Gehaltes au werthvollen Nebeubestand- theileii, wie sie für Heilzwecke e:ei’ade Ausschlag gebend, sehr ähnlich sind. Ihrer gemeinsamen Entstehung aus der Auslaugung eines und desselben unterirdischen Steinsalzlagers dürfte kaum das doch immerhin geringe Schwanken des Verhältnisses der ein- zelnen Bestandtheile zu einander widersprechen. Dieses Schwanken dürfte vielmehr demjenigen in den verschiedenen Theilen des Salzlagers selbst entsprechen. Sämmtliche Berliner Soolquellen erscheinen in gewissem Grade nur als eine, durch mehr oder weniger Beimengung süsser Wasser abgestufte und je nach ihrem Ursprünge vorwiegend aus dem einen oder anderen Theile des b Wiesbaden in C. W. Kreidel’s Verlag 1888, 1889 und 1890. üebei'siclit der Ziisammeiisetziiiig' der Berliner Sooiquellen. Die kolilensauren Salze sind als wasserfreie Bikarbonate und sämmtliclie Salze ohne Krystallwasser berechnet. 1 368 G- Berendt, Die Soolboliningen im Woichbilde der Stadt Berlin. "S t— 1 p o3 03 O O P-l m N -t-i CO p. p CD o o in o CO p r- o Ü CÖ CO o 5 S in ^ s CO CD ''c-, c3 a 'cd o in a <1 --Ö P CO CD pq CÖ o o o o Ol -t» CD 05 05 Ol Ol o Ol CO CD O »(O <35 CO CD C35 CLP CO cy> o Ol CD (05 Ol o r— CO ICO »p 35 00 rf 05 r: lO r/) (M 05 C/J CD CO C£? — . <05 c-> CO CO o r— -8 1 05 O o r-5 O r- r- oo o CO o n c :> O C5 cv 1 Ol CO 05 o o O) Ol »-P *— ■ o o o CO CD O o CO O CO o o O o o o o o o CO ö o o o o o o o o" o o o O o o o ip ö' »O Oi Ol Ol O CO Ol CO Ol C.0 Ol CO o CO OD Ol <05 IO- C5 CD »P •P5 O iO -H Oü CD CO CO 05 •o lO Oü Ol ■CD p> O •o Ol o o »o Ol ‘O »o CO CD CD -H C5 • (0 CO CO CO — C5 CO 05 CO CC 1 05 G(r5 o o <- 5 t'- CO :o ■/> lO r- O , — <05 c ^ 1-^ Ol 1 Ol 05 C 5 o (-5 CJJ o CO o o o o CO ‘O o o CO o CO O O o o o o O CO o ö o o o o o o o o O O o o o o »P o ip Ot Ol Ol lO lO CO CD o »o CD o CD C-5 CO lO o o o t— GO CO Ol CD CO Ol Ol on CD (Ol C5 CO 35 o r- ^ no o CO lO o CO CD o OO iiO CD vo CO CO lO o <05 Ol 1 1(0 'Cp 05 o CD CO CO o CO O CO CO ■05 CO Ol 1 C5 o O CO 05 vO CO (05 (Ol CO CO G5 CD Ol CO o CO (05 Ol CO CO CO -t- l'- Ol »c lO vO (05 •o -+- Ol lO (05 l'- CO CO O 35 00 05 o CD 1 CO CD o o <05 o CD -rP o CO o vo I> <05 CO CO CO CT3 g. 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W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masuriscben Seen. erkannt werden kann. Eine grosse Anzahl kleiner, selbständiger Wasserbecken trägt endlich zur Belebung des Laudschaftsbildes noch wesentlich bei. Die Seen Masureus stehen unter einander vielfach in einer natürlichen oder künstlichen Verbindung. Es ist besonders in dem Gebiete der grossen Seen mitten durch den Landrücken hindurch eine grossartige Wasserstrasse geschallen. Vom Spirding- See kann mau durch das Talter- Gewässer auf Kanälen durch den Taltowisko-See, Schimon-See in den Jagodner- und Löweutin- See gelangen. Von hier aus führt ein kurzer Kanal weiter in den Kissaiu-See, der durch den Dargainen- und Kirsaiteu-See mit dem Mauer- See verbunden ist, somit also durch die Angerapp einen Schiffahrtsweg nach dem Pregel gestattet. Auf der anderen Seite entwässert dagegen der Spirding-See durch die Pissek nach Polen zu ab. Nur wenige Meter hätte der Spiegel der grossen masu- rischen Seen sich zu erheben brauchen, um diese von Menschen- hand geschallene Wasserstrasse sich selbst zu bilden. Weben wir in die vorstehende Schilderung des Masuren- landes zu der Fülle der Bodeugestaltungeu, zu den zahlreichen Hügeln und Thäleim, zu den Seen und Flüssen noch die herr- lichen Laub- und Nadelholzwälder, die saftiggrüiien Wiesen, belebt von Kinder- und Pferdeheerden, die wogenden Felder und die vielen Gehöfte und Ortschaften mit ein, so erhalten wir ein Bild, das an Anmuth und Schönheit in der That seines Gleichen sucht, darum aber auch mit Kecht von Einheimischen und Keiseu- den gerühmt und gepriesen wird. So mannigfaltig die orographischen Verhältnisse des Landes gestaltet sind, so einfach erscheint uns sein geologischer Aufbau. Nirgends tritt uns in Masuren das Grundgebirge entgegen ; überall ist dasselbe von einer über 100 Meter mächtigen Diluvial- decke verhüllt. Sande, Grande und Lehme bilden im bunten Wechsel die Obertläche des Landes. Zuweilen treten auch mächtige Geröllanhäufuugen an ihre Stelle. Am häutigsten ist jedoch der sogenannte Obere Geschiebemergel die Deckschicht so- wohl auf den Gipfeln der Berge wie auf dem Boden der Senken und Mulden. Nicht selten wird dieser Geschiebemergel von Sanden durchrao't. Auf weite Strecken hin bilden auch unterdiluviale O W. Ut,E, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 9 Sande den Grnnd und Boden. Leider ist gerade dieses Gebiet der Provinz Preussen noch nicht geologisch durchforscht, sodass ein tieferes Eingehen darauf nicht möglich ist. Aus der vorstehenden Schilderung der orographischen und geologischen Verhältnisse Masurens geht deutlich hervor, dass wir es hier mit jener typischen Landschaft zu thun haljen, für welche die neueren Geologen die Bezeichnung »Moränenlandschaft« ein- geführt wissen wollen, iijdem sie das vorhandene Gesteinsmaterial als die Grundmoräne der grossen Vereisung Norddentschlands aufl’assen. Diese Oberflächengestalt, durch welche die preussische Seenplatte gekennzeichnet wird, finden wir aber überall in dem baltischen Landrücken in mehr oder weniger veränderter Form wieder und man ist wohl berechtigt, aus der Gleichartigkeit der Landschaft auch auf die einheitliche Entstebnng derselben zu schliessen. Daher wird eine genauere geologische oder oro- graphische Untersuchung nur eines kleinen Theils der baltischen Seenplatte doch zur Erkenntniss der gesammteu Erscheinung beitragen. Auf diese Weise erhält auch das Ergebuiss der vom Verfasser ausgeführten Tiefenmessungen in einigen der Masurischen Seen eine allgemeinere Bedeutung. Dasselbe lässt vor allem eine Prüfung der bisherigen Theorien über die Entstehung der Oberflächengestalt im norddeutschen Flachlande zu, denen anderen Orts gemachte Erfahrnngen zu Grunde liegen. Ehe wir jedoch zu der orographischen Betrachtung des vom Verfasser genauer untersuchten Gebietes schreiten wollen, mögen noch einige Mittheiluimen über Die Beschaffung des Materials hier eingeschaltet werden. Für die Seeumgel)iing gestatten uns die von dem Prenssischen ö Ö ö Generalstabe herausgegebenen Messtischblätter einen genügenden Einblick in die orographischen Verhältnisse des Landes. Da dieselben noch nicht im Handel erschienen waren, musste der Verfasser sich Copien davon von dem Chef der Prenssischen Landesaufnahme erbitten, die auch bereitwilligst gegen Erstattung der Herstellungskosten geliefert wurden. Für die Tiefenverhältnisse der Seen lag ebenfalls fertiges 10 W. Ui.E, Die Tiefenverhältiiisse der Masurischen Seen. Material schon zum Theil vor, iiulem von dem Oberfischermeister Herrn Hanptmann Sceiba in Lötzen während der letzten Jahre in allen grösseren Masurischen Seen Lothungen ausgeführt worden sind. Dank dem freundlichen Entgegenkommen dieses Herrn konnte der Verfasser von einer grossen Anzahl dieser Tiefeukarten ebenfalls Copien erhalten. Dadurch wurde es ermöglicht, die Untersuchungen viel weiter auszudehnen, als von Anfang an beabsichtigt war, was den Werth der ganzen Arbeit sicher er- höhen dürfte Noch ehe der Verfasser von den Alessungen des Herrn Haupt- mann Sceiba Kunde erhielt, hatte er bereits selbst Lothungen aus- geführt. Dieselben bezogen sich auf den ATauer-See, Kirsaiten-See, Dargainen- See, Kissain-See, Labab-See und den Doben’schen See. Letztere beiden Wasserbecken waren überhaupt auf ihre Tiefenverhältiiisse noch nicht untersucht worden. Auch im Löwentin-See sind von dem Verfasser einiure Alessuno’en voro;e- nominell worden, welche zur Prüfung der vom Fischereiamt an- gefertigten Karten dienen sollten. Bei der Besprechung der einzelnen Seen wird die Art der Ausmessung jedes Alal be- sonders aua-eo-eben werden. O O Da eine Erweiteruuo' der Kenntnis der See-Tiefen innerhalb O des baltischen Höhenzuges immer mehr nothwendig geworden ist, so iiiaa: es afestattet sein, an dieser Stelle auch die bei der Auslothuiia: der Masurischen Seen in Anweuduna: aekommenen Methoden eingehend zu besprechen, einmal um dadurch weitere derartige Untersuchungen zu erleichtern, dann aber auch um auf diese Weise vielleicht ein möglichst einheitliches Verfahren für die Ausmessung sämmtlicher Seen Norddeutschlands zu schafien. Den meisten der vom Fischereiamt in Lötzen mir über- lassenen Tiefenkarten liegen Messungen zu Grunde, welche in der Zeit der Eisbedeckuna der Seen voraenommen worden sind. O O *) Es ist mir eine angenehme Pttieht, an dieser Stelle der Erau Gräfin Lehndohf in Steinort am Mauer-See für die liebenswürdige Unterstützung bei meinen Messungen aufrichtigen Dank zu sagen. Auch Herrn Dr. Alfred Jentzsch in Königsberg, der mir -vielfach mit seinem Kath helfend beigestanden hat, bin ich grossen Dank schuldig. W. Ule, Die Tiefenverliiiltnisse der Masurisclien Seen. 11 In dieser Zeit lässt sich eine Methode auwenden, die unstreitig zu den sichersten Ergebnissen führt, aber es erfordert auch zweifellos gerade diese Art der Anslothung den grössten Zeitauf- wand. Wie auf dem ebenen Lande etwa zu dein Zweck einer Eiseubahnanlage, können über den See gerade Linien abgesteckt werden, längs welcher daun nach mit der Messkette allgemessenen Zwischenräumen gelothet wird. 'Wenn man jedoch bedenkt, dass an jeder Lothungsstelle ein Loch in das meist mehrere Decimeter starke Eis eino-ehauen werden muss, dass ferner zu dem Absteckeu der Linien mehrere Männer uöthig sind, so wird man leicht ein- sehen, dass der Werth solcher genauen Ergebnisse doch nicht im Einklang steht mit dem grossen Aufwand von Zeit und Kosten. M^eit billiger und einfacher ist eine Auslothnng der Seen vom Boote aus. Allerdings ist das Ergehniss dann keineswegs ein durchaus zuverlässiges. ludess es kommt bei der Bestimmung der Bodenform eines Sees auf eine so ausserordentliche Genauig- keit garnicht au; es genügt vollständig, wenn die Bodenplastik der Seen in ihren grossen Zügen festgestellt wird und dazu reicht die nachstehend angegebene Alethode ans. Dieselbe er- möfflicht innerhalb kurzer Zeit eine grosse Anzahl von Alessnngeu und erfordert nur einen Alaun, der allerdings ein kundiger Fischer sein muss, als Hilfe. Auf Grund der Erfahrungen, welche der Verfasser liei der Anslothung der gegen die Vlasurischeu Seeurieseu fast winzig kleinen Alansfelder Seen sammeln konnte , war von der sonst allgemein für diese Zwecke vorgeschlageueu Alethode, die Lothnngs- puukte vom Boot selbst ans mittelst Bonssole festzulegen , abge- sehen worden, ebenso wie auch eine andere Art der Fixirung der Ijothstelleu mittelst Einvisirung vom Ufer ans durch dort aufge- stellte Beobachter in Anbetracht der Grösse der Vlasurischeu Seen und in Ermangeluuo’ hierzu geeigneter Leute aufgegeben werden musste. Unter solchen Umständen erschien die folgende Viethode allein zweckmässig. Nach einer oberflächlichen Besichtigung der örtlichen Ver- Ö ö hältuisse der Seenmgebuug wurden zunächst am Ufer weithin sichtbare Gegenstände — einzelne Häuser, Vlühleu, Kirchthürme, 12 \¥. Ule, Die Tiefenverljältnissc der Masuriscben Seen. hervorrageutle Bäume etc. — aufgesucbt und zwischen diesen dann Linien über den See hinweg gelegt, längs welcher nachher gelothet werden sollte. Vor Beginn einer Ueberfahrt über den See wurde die Abfahrtsstelle mittelst Sextanten oder Boussole "enau festo-elea:t. Dasselbe geschah mit der Ankunflsstelle auf dem gegenüberliegenden Ufer. Die Bestimmung der Bichtuug während der Fahrt selbst erfolgte durch einen doppelten Wiukel- spiegel. Derselbe ermöglicht jederzeit eine Prüfung, ob sich das Boot noch genan in der Linie von Abfahrtsstelle und Ziel- punkt befindet. Die Lothnngen wurden nach gleichen Zwischen- räumen ausgeführt. Es ist diese Art der Eintheilung der Strecke nach Zeit weit zweckmässiger als die durch Abzählen von Rnder- schlägen, da man sich hierbei ausserordentlich leicht versehen kann , auch die Buderschläge bei etwas bewegter See sehr verschiedene Wirkung haben. Voraussetzung ist allerdings bei der Eintheilung der Fahrstrecke nach Zeit, dass man einen geübten und möglichst gleichmässig arbeitenden Ruderer hat. Einen solchen wird man aber an den fischreichen Seen unter den Umwohnern stets finden können. Zur Sicherheit der auf diese Weise ausgeführten Fixirung der Lothungspunkte ist es thunlich, während der Fahrt mit Hilfe des doppelten Winkel- spiegels noch einige die Fahrrichtung schneidende Linien über den See zu legen und diese bei der betreffenden Lothung zu vermerken. Solche zur Prüfung zahlreich ansgeführte Messungen gaben den Beweis, dass die Ortsbestimmnng durch Zeitintervalle vollständig zuverlässig war. Auch stimmten die vom Verfasser auf die angegebene Weise gemachten Lothungen meist gut mit den bei Eisbedecknng gepeilten Tiefen überein. Als Lothapparat diente ein aus starkem Blech gefertigtes und mit Blei beschwertes cylindrisches Gefäss, das unten etwas ko- nisch zulief und dessen Boden aus einem Klajipventil bestand. Bei lockerem Seeuntergrund sinkt dieses Loth mit dem geöffneten Ventil tief in den Boden ein und füllt sich dann bei dem Hoch- ziehen mit dem Bodensatz au. Wo der Apparat ohne Gesteins- material wieder zur Oberfläche kommt, kann ohne Bedenken auf felsigen oder steinigen Untergrund geschlossen werden. \V. Ur.K, Die Tieferiverliältnisse der Masurisclien Seen. 13 Die Lotlileine tlieilt mau zweckmässig so nach Metern ah, dass man die ersten 10 Meter durch weisse, die zweiten durch rothe Farbe etc. kenntlich macht. Es erleichtert eine solche Vor- richtung wesentlich das Abzählen, indem stets nur bis 10 gezählt zu werden braucht und z. B. roth 7 einfach 17 Meter bedeutet. Das Gestell, auf welchem die Leiue aufgerollt war, mag durch nachstehende Figair verausehaulicht werden. Ein aus verschieden B B’ langen Holmen bestehender Bock trug an dem Ende des kürzeren Holmen eine Trommel (AA^), auf welche die Leine aufgerollt wurde. Die längeren Holme verband dagegen eine einfache Rolle (RZ?i), üher welche die Lothleine (6') hinweggleitet. Die grössere Länge dieser Holme hatte den Zweck, bei dem Hinab- lassen des Gewichtes ein Schleifen der Leine an dem Boote zu verhindern. Mit Flülfe dieses äusserst bequemen Lothapparates war zu einer Messung, sobald die Tiefe weniger als 20 Meter betrug, noch nicht eine halbe Minute erforderlich, und sell)st bei Tiefen von 40 Meter dauerte eine vollständige Lothung kaum eine ganze Minute. Das auf die anrree:ebene Weise beschaffte Material ist in den beigefügten Tafeln niedergelegt. Herstellung der Tafeln. Die Karten auf den Tafeln VI — IX sind im Maassstabe von 1 : 100000 angefertigt. Die Isohypsen sind in Ilöhenabstäuden von 14 W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurisclien Seen. 25 Decimalfuss = 9,4 Meter o-ezo2:en; die beio-efüa;ten Zahlen be- ziehen sich auf den Spiegel der Ostsee. Die blauen Linien inner- halb der Seen sind dagegen Linien gleicher Tiefe vom Seespiegel aus. Die ausgezogeuen Isobatheu entsprechen Höheustufeu von 10 Meter, die puuktirten solchen von 5 Meter. Der Grund für die Annahme verschiedener Höhenstufen für Land- und Seebecken liegt einfach darin, dass auf den Preussischen Messtischblättern noch die Isohypsen in Decimalfussabständen ge- zeichnet sind. Dieser Unterschied der Höhenstufeu ist jedoch so gering, dass er noch innerhalb der Fehlergrenzen der Tiefen- messungen liegt; derselbe beträgt nur 6 pCt. Auf die Schwankungen des Seespiegels innerhalb eines Jahres ist bei der Herstellung der Tiefenkarteu keine Kücksicht genommen, da dieselben nicht von hohem Betrage sind. Die Tiefenkarteu enthalten folgende Seen: Tafel VI. Mauer-See mit dem kleinen Mauer-See, Pristanien- See und Bodma-See, Schwenzait-See, Kirsaiteu-See, Dargaineu- See, Kissain-See, Labab-See, Doben’scher See. Tafel VII. Löwentin-See, Saiten-See, Jagodner-See, Grosser und Kleiner Hensel-See, Gurkler-See. Tafel VIII. Taltowisko-See, Orlener-See, Ollof-See, Rhein- scher See, Talter- Gewässer, Beldahu-See, Kleiner Gusziu-See, W igriuuer - See. Tafel IX. Spirding - See, Lidtuainer See, Warnold - See, Sexter-See, Biallolafker See. Während ims Tafel VI und IX, zum Theil auch Tafel VII vortreffliche Beispiele für tlächenartig ausgedehnte Seen liefern, bietet uns Tafel VIII ein ausgezeichnetes Beispiel für die soge- nannten Flussseeu. Auf Tafel X sind endlich eine Reihe von Profilen der unter- suchten Seen zur Darstellung gekommen. Bei diesen Zeichnungen ist für Länge und Höhe der gleiche Viaassstab 1 : 10000 in An- wenduno; e;ebracht worden. Hierauf ist ganz besonderes Gewicht \V. üle, Die Tiefenve.rhältnisse der Masurischen Seen. 15 zu legen, weil nur auf solche Weise ein naturgetreues Bild von der Form der Seebeckeu geschaffen wird. Eine Ueberhöhung, wie sie z. B. Geinitz in seiner Abhandlung über die Mecklenburger Seen bringt, kann nur zu leicht zu falschen Vorstellungen und Schlüssen Veranlassung geben. Die Profile sind nun nicht blos auf das Seebeckeu beschränkt, sondern dieselben sind auch auf die LTfer ausgedehnt, um das orographische Bild der Seeumgelmng unmittelbar mit dem des Seeuuterofruudes vergleichen zu können. Tiefenverliältiiisse der einzelnen Seen. Der Mauer-See wurde im August 1888 vom Verfasser und im Winter 1886/87 von Fischerei -Beamten bei Eisbedeckung ausgelothet. Da der vom Fischereiamt angefertigteu Karte nicht gerade sehr genaue Messungen zu Grunde zu liegen schienen, so wurden bei der ITerstelluug der Tiefenkarte dieses Sees wesentlich die Alessungen des Verfassers benützt. Der Mauer-See bedeckt eine Fläche von 15,65 Quadrat-Kilo- meter. Fälschlich wird auf den Karten von Deutschland dieser Name auf den ganzen Seencomplex übertragen, welcher in der Tafel VI uns vorliegt. Dem Mauer-See fällt davon nur der nörd- liebste Teil zu und auch dieser nicht ganz , indem der nordwest- liche Ausläufer als Pristauien-See, ferner der durch die Insel Krug Upalten abgegrenzte Theil als Kleiner Mauer-See und endlich der südöstliche Theil als Bodma-See bezeichnet wird. Da diese letzt- genannten Seen jedoch ein gemeinsames Wasserbecken bilden, so mögen dieselben auch zugleich besprochen werden. Diese mächtige Wasserfläche, deren längste Erstreckung 8 Kilometer, deren .Breite aber first überall 5 Kilometer beträgt, ist 116,4 Meter über dem Spiegel der Ostsee gelegen. Ihre Land- umgebung ist eine sehr verschiedenartige. Allt steilem Abfall treten die diluvialen, meist von Geschiebemergel bedeckten Hügel längs der ganzen Westküste an den See heran. Nur dort, wo der Stobbener See sich von dem Mauer- See abzweigt, treten die 16 W. Ule, Die Tiefenverliältriisse der Masuviscben Seen. Höhen in einem weiten nach Osten geöftueten Bogen vom Ufer zurück, nm freilich nördlich von Stohbeu wieder nm so dichter dem See sich zu nahen. Der Pristanien- See ist rings von steil, zuweilen ganz schrofip abstürzeiiden Ufern umgeben; doch setzt sich der nördliche Zipfel desselben auch auf dem Lande als eine Senke fort. Steil ragt auch die Thiergartenspitze noch weit hinaus in die Wasserfläche. Dann senkt sich nach Angerbnrg hin das Land und bleibt auf der ganzen Ostküste nur wenig über dem Seespiegel erhoben. Saude bilden hier zumeist den Boden. Be- sonders flach ist ferner die Umgrenzung des Bodma-Sees und vor allem bildet die Landzunge, welche den Maner-See von dem südlich davon gelegenen Dargaineu-See trennt, nur eine ganz un- bedeutende Landerhebuno;. Diese niedrio-eu Ufer setzen sich in der Insel Wittfoug, welche den Maner-See von dem Kirsaiten-See abschliesst, und zunächst auch in dem Steinorter Gebiet fort; hier aber steigt das Land sehr bald wieder an und fällt au mehreren Stellen in stellen Gehängen zum Wasser ab. Die Wasser- fläche innerhalb dieser Umrahmnng erfährt nur in der ziemlich ausgedehnten Insel Krug Upalten eine Unterhrechnug. Doch auch diese in ihrer längsten Erstreckung von N. nach S. gerichtete Insel erhebt sich nur wenig über dem Seespiegel. Das Becken dieses grossen Sees ist nun keineswegs so ein- heitlich gestaltet, als es oberflächlich erscheinen möchte. Die fast quadratische Wasserfläche zerfällt ihrem Untergründe nach in einen bis zu 38,5 Meter tiefen nördlichen und einen weit flacheren südlichen Theil. Von dem Pristanien-See beginnend zieht sich eine riuneuartige Einsenkung von meist über 30 Meter Tiefe in NW.-SO.-Richtuug durch den ganzen See hindurch. Umgekehrt setzt sich die Insel Upalten unter dem Seespiegel noch weit nach Süden als eine Untiefe fort und trennt so in der That ein beson- deres Becken, den Kleinen Maner-See ab. Ganz abgesondert und nur durch die 10 Meter-Linie mit dem übrigen Seebeckeu ver- bunden liegt endlich in dem nordöstlichen Ausläufer noch eine tiefe Bodensenke von 30 Meter. Die tiefste Stelle des ganzen Wasserbeckens finden wir an der Grenze zwischen Mauer-See nnd Pristauieu-See ; dieselbe be- W. Ule, Die Tiefenverhältnisso der Masurischen Seen. 17 trägt 38,5 Meter und zeigt besonders nach Westen und Süden eine steile Böschung. Aber auch zwischen der Thiergartenspitze und der Insel Krug Upalteu, sowie in dem von dieser Insel öst- lich gelegenen Theile sind Tiefen von 36 und 37 Meter wieder- holt gelothet worden. Ausserordentlich flach erscheint demgegen- über der ganze südliche Theil, der nirgends grössei’e Tiefen als 12 Meter aufweist. Auch der kleine Mauer- See hat an seiner tiefsten Stelle nur 13,5 Meter. Der Untergrund des Mauer- Sees wird von einem sehr kalk- reichen, mergeligen Schlamm gebildet. Von dem flachen Bodma-See führt uns ein ebenfalls nur wenige Aleter tiefer natürlicher Kanal in den Schwenzait-See. In einer von W. nach O. gerichteten Längserstreckuug von 5 Kilometer und in einer Breite von kaum 1,5 Kilometer bildet diese 8,29 Quadrat-Kilometer grosse Wasserfläche einen nicht unbedeu- tenden Anhängsel des Mauer-Sees, von dem sie nur durch niedrige Uanderhebuugen getrennt wird. Im Uebrigen ist dagegen die Umrahmuno; dieses Sees meist ein ziemlich steil ansteig-endes Ufergehäuge. Nur im Osten grenzt ihn ein flacheres Land nach dem grossen Streugelu-See hin ab, und im Süden ist eine bucht- artige Erweiterung des Sees auch auf dem Laude noch als eine Einseukung zu erkennen. Der Boden dieser Wasserfläche, die durch zwei kleine Inseln geschmückt ist, zeigt nach den Messungen des Fischereiamtes ein verhältnissmässig ebenes Becken, das nur nach den steilen Ufern im Norden hin auch unterhalb des Wassei’- spiegels steil austeigt. Hier erreicht der See in kurzer Ent- fernung vom Ufer seine grössten Tiefen von 20 und 24 Meter. D er Verlauf der Isobathen entspricht ganz dem Verlaufe der Iso- hypsen in der Seeumgebuug. Au den Mauer-See schliesst sich im Süden nur durch zwei schmale und seichte Wasserstrassen O. und W. von der Insel Wittfong mit ihm verbunden, ein kleines rings von sehr flachen Ufern umgebenes Wasserbecken, Jahrbuch 1889, [2] W. Ule, Die Tiefenverliältnisse der Masurischen Seen. der Kirsaiten-See, an. Die vom Verfasser im Au2;ust 1888 hier aus£reführten Lothiingen ergaben , dass die grösste Tiefe dieses Sees nur 7 Meter beträgt. Bei einer Senkung des Wasserspiegels um 5 Meter würde der See zu einem kleinen Teiche zusammeu- schrumpfen ; schon eine Erniedrigung der Seeflilche um 2 Meter würde denselben aber zu einem selbstständigen Wasserbecken machen. Der Bodensatz ist reich au Diatomeen. Nach Süden wird der Kirsaiten-See durch die Insel Kirsaiten abgeschlossen, die mit dem Lande östlich und westlich durch eine Untiefe in Verbindung steht. Südlich dieser unterseeischen Scheide erstreckt sich der 19,79 Quadratkilometer grosse Dargainen-See. Der Tiefenkarte desselben liegen ebenfalls die im August 1888 vom Verfasser ausgeführten Lothuugeu zu Grunde. Die vom Fischereiamt ausgeführteu Messungen dienten ziir Prüfung der- selben. Die Breite des Dargaiuen-Sees beträgt in nordsüdlicher Richtuno- 5,5 Kilometer, in ostwestlicher Richtung dagegen 3 bis O 7 J Ö O o 4 Kilometer. Die Höhe des Wasserspiegels über der Ostsee ist gleich der des Mauer- Sees, also 116,4 Meter. Die Ufer sind im Norden, wie bereits erwähnt, sehr flach. Auch das Steinorter Gebiet erhebt sich nur sehr allmählich um 15 Meter über dem Seespiegel. Das flache Nordufer setzt sich zunächst auch auf der Ostseite des Sees fort, steigt aber dann bei Neu-Harszeu ziemlich bedeutend au und bleibt mit wenigen Unterbrechungen auf der ganzen Südseite ein mehr oder weniger steiles Gehänge. Nur in den durch die Uferliuien schon erkennt- lichen Buchten treten auch auf dem Land die Hügel in einem nach der See hin ofieneu Bogen zurück ; so in der SO.-Ecke uach dem Grossen und Kleinen Skars-See, ferner bei Poganten und Roggen. Auch die Königsspitze erhebt sich nur wenig über dem Wasser. Auf der W. -Seite geht die Wasserfläche ohne äusserlich wahrnehmbare Scheide in den Kissain-See über. Doch deuten die S. -Spitze der Steinorter Landzunge und die Köuigsspitze die W. Üle, Die Tiefenverliältnisse der Masurisclien Seen. 19 Grenze zwischen den beiden Seen an. Betrachten wir die Tiefen- karte dieses Wasserbeckens, so tritt uns ein au die S. -Spitze von Kleinort in südöstlicher Richtung sich anschliessender, unter- seeischer Höhenrücken entgegen, als dessen östliche Erhebung eine kleine Insel über dem Wasser erscheint. Dieser den Um- wohnern wohlbekannte Wall bildet die eigentliche W. -Grenze des Dargäinen-Sees. Das östlich davon gelegene Wasserbecken zeigt nun keines- wegs eine einheitlich geformte Bodensenke , sondern auch hier ist der Boden eine wellige, von grösseren oder geringeren Er- hebungen durchsetzte Fläche. Die bedeutendsten Tiefen treten uns im südöstlichen Theile entgegen. Doch steht der Meistbetrag derselben von 29,5 Meter noch um beinah 10 Meter hinter dem des Mauer- Sees zurück. Der nördliche, von niedrigen Ufern umgebene Theil ist der flachste und ebenste; nur nach Osten hin senkt sich auch hier der Boden bis zu 25 Meter herab. Unmittelbar vor der östlichen Spitze der Steinorter Landzunge haben wir ebenfalls ein vereinzeltes Becken von 20 Meter Tiefe. Im Allgemeinen bildet jedoch dieser See keine bedeutende Boden- senkung. Der Untergrund besteht ans einem kalkreichen, an organischen Resten reichen Schlamm. Noch weniger tief als der Dargainen-See senkt sich der westlich davon gelegene Kissain-See in das Land ein, obwohl an einer Stelle desselben das Loth eben- falls erst in einer Tiefe von 28 Meter den Grund erreicht. Da sich an den Kissain-See ohne jegliche Grenze der 19,80 Quadrat- kilometer grosse Lötzen’sche Kissain-See anschliesst, so mögen beide auch eine gemeinsame Besprechung erfahren. Dieser gesammte Kissain-See dehnt sich in der Richtung von NNW. nach SSO. in einer Länge von 10 Kilometer aus, hat aber mit Ausnahme seines nördlichen, nach beiden Seiten ober- flächlich unbegrenzten Theiles nirgends eine grössere Breite als 20 W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 3 Kilometer. Seine Ufer wechseln fortwährend als steile und flache Gehänge. Die Uferlinie selbst ist überall mannigfaltig ge- bogen und nirgends finden wir innerhalb unseres Gebietes wieder eine solche Häufung von Inseln als in dem südlichen Kissain-See. Das nördliche Steinorter Ufer, das wenn auch nicht unmittelbar, so doch in kurzer Entfernung vom See nicht unbedeutend an- steigt, zeigt ebenfalls einen vielfach gekrümmten Verlauf. .Längs des Klein -Steinorter Sees bildet dasselbe eine weit in das Land eingreifende Bucht, welche bei Hebung des Seespiegels um wenige Meter den Kissain-See um 1,5 Kilometer nach N. hin erweitern würde. Die östliche Umrahmuno; besteht zunächst aus eiuiiren dicht an den See herautretenden Hügeln, die sich nach S. hin mehr und mehr abseuken und immer weiter sich von dem Wasser zurückziehen. In die niedrige Seeumgebung sind hier mehrere kleinere Seen eingebettet, so der Tritt-See und der Woysak-See. Steiler erhebt sich das östliche Ufer erst wieder im südlichen Theile aus dem Wasser. Doch zeifft auch hier die Umrahmuur>: noch einmal eine grössere Eiusenkung, welche heute von dem nach dem Löweutin-See führenden Kanal eingenommen wird. Auf der o;au/.en S.- Seite fällt dao-eo-en das Ufer schroff nach dem See hin ab, eine natürliche Mauer gegen den Löwentin-See und Tayta-See bildend. Auch im W. setzen sich diese steilen Ufergehänge fort, die jedoch in ihrem weiteren Verlauf mehr- mals Unterbrechungen dadurch erfahren, dass bald den Hügeln ein flaches Land vorgelagert ist, bald der See eine Bucht tief in das Land hinein erstreckt. Am weitesten schneidet der Kalte Winkel in das W.-Ufer ein. Nördlich von dieser Bucht bis zur NO. -Ecke der Faulhödener Spitze verflacht sich das Steilufer allmählich. Nach NW., also nach dem Labab-See hin ist der Kissain-See ebensowenig wie nach dem Dargainen-See durch eiue äusserlich sichtbare Linie abffefjreuzt. Indess lassen uns einige Schilfinseln in dem See , sowie der weit nach S. vor- raffeude Bo<2:eu der nördlichen Uferlinie westlich vom Klein-Stein- orter-See vermutheu, dass sich auch hier unterhalb des Seespiegels ein Greuzrücken zwischen den beiden Wasserbecken befindet. Die vorgenommenen Lothuugen bestätigten in der That diese Vermuthuug. W. Ule, Die Tiefenverhiiltnisse der Masurischen Seen. 21 Das so nach allen Seiten abgeschlossene Seebecken zeigt uns in seiner Bodenform ein ausserordentlich buntes Bild. Dem ver- wickelten Verlauf der Uferliuien und der Isohypsen auf dem Laude entsprechen ganz die zahlreichen Krümmungen der Isobathen. Der nördliche Theil des Sees zeigt in seiner Bodeugestaltung noch die einfachste Form; es ist ein einheitliches Becken mit einer deutlichen Längserstreckung von V'NW. nach OSO. Der übri;eufen als Beldahn-See nach SW. umbieo;t. Eine ganz flache Landzunge bildet zunächst die Grenzscheide zwischen Spirding-See und Beldahn-See. Sobald sich jedoch die Wasserfläche des lefzteren auf 300 Meter verengt hat, treten auch auf der O. -Seite wieder steile Anhöhen an den See heran, die mit dem steilen W.-Ufer auf eine kurze Strecke hin elue schmale flussartige Thalrinue schaffen. Bald aber erweifert sich das Thal und in Folge der vielen bnchtai'tigen Ausläufer des Sees, die sich meist auf dem Lande noch als Bodeneinseukungen zu erkennen geben, haben wir ein der bei dem Rhein’scben See geschilderten Landschaft sehr ähnliches Bild vor uns. Die Seefläche verliert ganz das Aussehen eines Fliissthales, obwohl die Wasserfläche zuweilen von beiden Seiten von steilen Gehängen l)egrenzt wird. Die fortwährenden Erweiterungen und Einschnürungen entsprechen eben durchaus dem Masurischen Landschaftstypus; nur die zwischen den zahlreichen Bodenerhebungen eiugeseukten Vertiefungen sind mit Wasser augefnllt und erst ihre reihenweise Aneinauderkettung erweckt den Eindruck eines grossen Pdussbettes. Eine Senkung oder Hebung des Wasserspiegels würde der Wasserfläche oft ein so anderes Aussehen verleihen können, dass selbst ein Blick auf die Karte uicbt mehr zu der Annahme führen würde, dass man es in diesen langgestreckten Seen mit einem Flusslauf zu thun habe. Trotzdem darf niebt geleugnet werden, dass auf- kurze Strecken hin die Seen allerdings wie die durch Wassererosiou ge- schaffenen Verbindungsgräben benachbarter grosser Wasserbecken erscheinen. Dem südlichen Ende des Beldahn-Sees ist ein ziemlich hohes hügeliges Land vorgelagert. Die W asserfläche wird dadurch ge- zwungen, sich zn theilen. Während der eine Arm sich in dem 32 W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurisclieii Seen. Wigrinuer-See nach S. fortsetzt, führt der andere Arm durch einen künstlichen Grahen in den sich westöstlich erstreckenden Gnsziu-See. Durch eine natürliche Bodensenke steht dadurch der Beidahn -See sowohl mit dem Waruold- und Spirdiug-See, wie mit dem die grosse Wasserrinne gleichsam fortsetzendeu Nieder- See im Zusammenhana’. Der mannigfaltigen Gliederung in der Gestalt entspricht ganz die Bodeuplastik dieser Seen. Auch stehen die Oberflächeu- formen des Seenutergrnndes mit denen der Seeiimrahmnug vor- trefflich im Einklang. Wiederholt wird die Wasserriuue von Untiefen durchzogen und je buckliger das I^and um den See, um so grösser ist die Zahl selbständiger Becken in dem See. Der Rhein’sche See, dessen Spiegel 117,2 Meter über der Ostsee liegt, zeigt zunächst in seinem nördlichen von NO. nach SW. sich erstreckenden Theil ein vielverzweigtes, fast überall über 10 Meter tiefes Becken, das in einer Erweiterung am südlichen Ende sogar eine Maximaltiefe von 47 Meter aufweist. Ueber- haupt ist dieser See verhältnissmässig sehr tief. Wir finden auf ein weites Gebiet hin eine Eiusenkung von über 20 Meter und auch die 25 Meter Isobathe umspannt noch eine ziemlich grosse Fläche. Der Untergrund ist aber ein ausserordentlich unebener. Der Charakter der Seeumaebuna setzt sich auch unter dem Wasser fort. Die tiefsten Stellen treffen wir gerade dort, wo die steilsten Ufer au den See herantreten. Der Bodensatz ist längs der Ufer durchweg sandig. Dem liheiu’scheu See schliesseu sich nordöstlich zwei kleine Wasserbecken an, welche sich in derselben Längsrichtung er- strecken und so gewissermaassen als eine Fortsetzung davon an- zusehen sind. Doch erhebt sich ihr Spiegel ziemlich bedeutend über deia des Bhein’schen Sees'. Der zunächst liegende nur 0,59 Quadratkilometer grosse Ollof-See hat eine Meereshöhe von 122,5 Meter, der folgende, 1,14 Quadratkilometer umfassende Orlener-See eine solche von 124,3 Meter. Für die Morphologie dieses Seengebietes sind die kleinen Wasserbecken darum von besonderem Interesse , weil dieselben in einem weit höheren Niveau aeleaen doch sowohl in der Form des Untergrundes als auch in der Umrahmung ganz das nämliche Bild zeigen, welches W. Ui.E, Die Tiefen Verhältnisse der Masurischen Seen. 33 wir obeu au dem Elieiu’sclieu See keuneii leruteu. Eutspreclieud der hüa;eliffeu UmofebuiiP’ ist auch iu diesen Seeu der Boden sehr manuigfiiltig gestaltet. Wir finden in beiden Wasserbecken mehrere tiefe Eiusenknngeu von 20 Meter und darüber, welche durch Bodenerhebungen von einander getrennt sind. Auch zeigt die Uferlinie zahlreiche Krümmimgeu und Ausbuchtungen. Doch kehren wir zu dem llhein’schen See zurück. Dort, wo die nordost -südwestliche Richtung dieses Beckens in die nord- südliche umbiegt, treften wir auf eine unter ziemlich steiler Böschung ans einer Tiefe von 34 Meter aufsteigende Erhebung des Bodens, welche bei einer Senkung des Spiegels um 3 Meter Ijereits zu Tage treten würde. In dem weiteren Verlauf des Sees zeigen sich daun entsprechend der starken Zergliederung der Wasserfläche eine Reihe selbständiger Becken, die auch äusserlich in den Verzweigungen und Ausbuchtungen als solche sich zu erkennen geben. Erst an der Stelle, wo der See sich be- deutend erweitert und wo seine nordsüdlicbe Richtung in eine uordwest-südöstliche ül)ergeht, beginnt der Untergrund sich wieder weit unter 20 Meter herabzusenken. Allein obwohl die 10 Meter- Isobathe ein bis zu der abermaligen Einengung der Wasserfläche bei Talten sich erstreckendes Gebiet umschliesst, stellt sich doch auch dieser Theil der grossen Wasserrinne in seinem Untergrund als ein mehrfach gegliedertes Becken dar. Wir erkennen hier im Talter- Gewässer deutlich 3 tiefere Einsenkungen, welche durch bis zu 15 Meter sich erhebende Höhenrücken von einander ge- schieden sind. Das nördlichste hat eine Maximaltiefe von 3G Meter, senkt sich aber an vielen Stellen unter 25 Meter herab. Bei der zw'eiteu, bei weitem tiefsten Eiusenkung umfiisst noch die 25 Meter -Isobathe ein Gebiet von über 2 Kilometer Längster- streckung. Die grösste Tiefe beträgt hier 51 Meter, überhaupt die bedeutendste Eiusenkung der gesammten Masurischen Seen, soweit dieselben hier zur Besprechung gekommen sind. Auffallend ist, dass diese tiefe Stelle gerade dort sich befindet, wo der See seine grösste Breite hat und wo zugleich die Umgebung nach O. hin eine weite, theils von Moorbrücheu eingeuommeue Bodeumnlde [3] Jahrbuch 1889. 34 W. Üle, Die Tiefeuverhältnisse der Masiirisclien Seen. zeigt. Diese Thatsache bestätigt unsere oben ansgesprocbene Ver- nmtliuug, dass das Talter- Gewässer der Rest eines jetzt ver- schwundenen grossen Wasserbeckens ist. Die dritte selbständige Bodensenke reicht ebenfalls bis zu beinahe 40 Meter herab. Dann steigt aber der Boden des Talter- Gewässers rasch zir einer Untiefe von 2 Meter an, um allerdimrs kurz darauf wieder bis zu 26 Meter sich zu vertiefen. Die Richtung der MMssertläche nimmt an dieser Stelle einen mehr von NNW. nach SSO. gerichteten Verlauf an. Nach Nikolaiken hin verflacht sich das Becken allmählich bis auf 4 Meter. Doch xmmittelbar nach der Einengung des Sees bei dieser Stadt senkt sieh der Boden wieder tief ein. xin mehreren Stellen o-elauffeu O O wir erst nach 22, 21 und 25 Meter auf den Grund. Der nach dem Spirdiug-See sich erstreckende Arm der Wasserfläche ist ziemlich flach; nur au einer Stelle beträgt die Tiefe noch 18 Meter. Der Beldahn-See zeigt dagegen sehr bald eine Tiefe von 24 Meter, nachdem zuvor allerdings auch hier der Boden bis auf 15 Vieler angestiegen war. In dem weiteren A^erlauf erweist sich dieser See ebenfalls in der Oberflächeuform seines Bodens entsprechend den zahlreichen Krümmungen der Uferlinien vielfach 2:ee;liedert. Wir treflen noch auf zwei besonders hervortretende Becken, von denen das eine 31 Meter, das andere 30 Vieler tief ist. Da- zwischen erhebt sich der Boden an einigen Stellen bis zu 8 Meter unter dem Seespiegel. Weiter nach S. nimmt die Tiefe immer mehr ab, sodass das letzte tiefere, aber abgeschlossene Becken nur noch 17 Vieler Maximaltiefe hat. In dem Gusziu-See be- rührt das Loth bereits nach 7 Meter, in dem Wigrinner-See nach 2 Vieler den Boden. Der Bodensatz des Beidahn -Sees ist nach den Angaben des Fischereiamtes zumeist Sand, an dessen Stelle zuweilen auch Vloorboden tritt, z. B. in der weiten Ausbuchtung bei Wigrinnen. An diesen durch seine Ausdehnung grossartigen Seeukomplex fügt sich im O. der gewaltige Spirding-See (Tafel IX) an, der mit seiner 105,9 Quadratkilometer umfassenden Fläche der grösste der Masurischen Seen ist. Bei einer westöstlichen Längster- streckung von über 16 Kilometer beträgt die mittlere Breite noch W. Ule, Die Tiefenverbältnisse der Masurischen Seen. 35 7 bis 8 Kilometer. Und dieser mächtige Wasserspiegel wird nur in seinem südlichen Theile von einigen Inseln unterbrochen. An den Spirding-See schliess’eu sich zahlreiche kleinere Seen an, so im NO. der Lukuaiuer See, im N. der nur durch eine schmale Landzunge ahgegreuzte Tuchliuner-See, im NO. der flnssartige Tirklo-See, welcher eine natürliche Wasserverhiuduug nach dem Löwentin-See beginnt, dann im SO. der Biallolafker- See, im S. der Sexter-See mit dem tief in’s Land einschneidenden Katzaraiuo-See und endlich im SO. der Waruold-See, der durch den AVeissnhner- und Gusziu-See mit dem Beldahu-See in Ver- bindung steht. Es lagert sich also auch um den Spirding-See ein mächtiger, vielgestaltiger Seeukomplex. Der Spirding-See ist mit seinem Spiegel 117,1 Meter über der Ostsee gelegen. Die Ufer sind in ihrer Gestalt mannigfachem Wechsel unterworfen. Doch zeigt die Landschaft in der Seeumgebung einen mehr sanft- welligen Charakter. Dementsprechend biegen die Ausbuchtungen des Sees gewöhnlich nicht in scharfen Spitzen und Haken ein, sondern Vorsprung und Bucht gehen meist in abgerundeten Formen in einander über. Fast nirffeuds treten steil anfrao'eiide O Ö Ufer von bedeutenderer Höhe au das Wasser heran und die Isohypsen verlaufen in weiten Abständen von einander, sodass die Böschuno'swiukel auf dem Laude überall einen sehr kleinen O Betrag haben. Die ganze Landschaft hat hier an Wildheit ver- O O loren. Betreten wir von dem Talter-Gewässer ans den Spirding-See, so haben wir zunächst in dem nördlichen Theil der W.- Küste des Sees ein ziemlich niedriges, flaches Land, das sich nach N. hin allmählich erhebt. Nachdem wir daun in der den Lukuaiuer See abtrenuenden Landzunge wieder flaches Terrain autrefieu, beginnt das nördliche Ufer in seinem weiteren Lauf sehr bald zu steigen und schon bei dem Orte Lnkuaiuen selbst treten grössere Anhöhen dicht an das Wasser heran. Fast auf ihrer ganzen Er- streckung behält das N.-Ufer steilere Gehänge; nur ab und zu iiuterbrecheu flache Eiuseukuugeu des Bodens das Einerlei der [3*] 3G W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurisclien Seen. Küste. Mit dem Eiuschnitt des Tucblinner-Sees ändert sich der Charakter der Landschaft, eine auso;edehnte Niedernno- ist den grösseren Erhebungen des Landes vorgelagert. Bei dem Orte Tnchlinnen finden wir allerdings noch 16 Meter über dem Wasser- spiegel sich erhebende Anhöhen , dann aber bildet bis ziun Tirklo-See ein flaches, theils mooriges Land die Umrahmung des Sees. Auch die Ostseite des Spirding-Sees wird von flach- welligem Terrain eingenommen, das nur 15 bis 20 Meter über den Wassersjoiegel aufi’agt. Etwas steiler sind wieder die Ufer nörd- lich von dem Eino-ano- in den Biallolafker-See. Anch südlich da- O O von treten die Ufer noch in starker Böschung aus dem Wasser heraus. Doch beträgt hier die Höhe des Landes noch nicht 15 Meter. Im S. trefien wir auf die grösste Ausbuchtung des Spirding- Sees, den Sexter-See, dessen Fläche 3,5 Kilometer Länge und 2,5 Kilometer Breite besitzt. Die Umrahmung des Sexter-Sees ist zum grössten Theil ausserordentlich flach. Im S. lehnt sich an denselben eine breite Niederung an, die uns gleichsam als die trocken gewordene Fortsetzung davon erscheint. Am steilsten steio’t das Ufer im N. und W. an. Auch der Katzaraiuo-See O ist in ein flachwelliges Terrain eingebettet. In der breiten Ver- bindungsstrasse zum Spirding-See ragt eine ziemlich grosse Insel aus dem Wasser hervor, welche nach N. steil abfällt. In dem weiteren Verlauf zeigt das S.-Ufer sanfte Gehänge, welche aber an ein höheres Hinterland sich anlehnen. Die Küste selbst erhebt sich nirgends 10 Meter über dem Wasserspiegel. Eine Unterbrechung erfährt die Uferlinie wieder in der SW.-Ecke des Sees, wo der Warnold-See sich abzweigt. Westlich davon bildet ebenfalls ein flachwelliges niedriges Land das Ufer, kurz vor dem Beginn des Talter- Gewässers beträgt die höchste Erhebung nur noch 14,4 Meter. Dann senkt sich das Land sanft zum See- spiegel herab. So zeigt uns bereits die orographische Betrachtung des Ufer- landes, dass wir es im Spirding-See mit einem ganz anderen Becken zu thuu haben, als es die bisherigen Seen waren. Er ist zwar ebenfalls wie der Löweutin - See und der Mauer - See \V. Ule, Die Tiefenverliältnisse der Masririsclien Seen. 37 ein Flächeusee, iudess von weit grösserer Ausdelmnng und von ganz anderem Charakter der Seeiungebnng. Auch fehlen inner- halb der grossen Seefläche jegliche Inseln. Nnr im SO. ragen als Fort Lyck und Spirdingswerder einige Erhebungen des Bodens weit aus dem Seespiegel hervor; allein diese bilden first schon die S. -Grenze der Wasserfläche. In dem übriG-en Seegelriet findet das Auge nirgends eine Unterbrechung, selbst die in dem Löwentiii- See so häufigen Schilfiuseln sind hier nicht vorhanden. Mau möchte wohl meinen, dass der Untergrund dieser gewaltigen See- fläche sich eben zir tief unter dem Spiegel eiuseukt, dass selbst grössere Erhebungen nicht mehr über denselben hinausznrageu vermögen. Indess die Tiefenkarte lehrt uns, dass gerade der grösste aller Alasurischen Seen der verhältnissmässig flachste ist. Nur an einer einzigen Stelle senkt sich der Untergrund zu einer Tiefe von 25 Aleter herab; meist beträgt dagegen die Tiefe nur wenig über 10 Meter. Trotzdem beweisen die zahlreichen Krümmungen der Isobathen, dass auch hier der Boden des Sees keineswegs ein ebenes Becken bildet. Es ist ein sanftwelliges, hü geliges Terrain, das uns bei einem Trockenlegeu des Sees zu Gesicht kommen würde. Wir erkennen daraus wiederum deutlich, wie sich die Oberflächengestalt des Masurischen Landes stets auch unter dem Wasserspiegel fortsetzt, sodass die Seen als nichts anderes als die Wasseransammlungen in den tiefsten Eiiisenkungen des Bodens erscheinen. Den gleichen Charakter der Bodenplastik wie der Spirding- See zeigen auch die meisten der sich an denselben auschliesseuden Wasserbecken. Im NW. bildet der 6,2 Quadratkilometer grosse Luknaiuer See entsprechend der flach welligen Umgebung eine Bodensenke von nur 5 Meter Maximaltiefe. Nicht tiefer ist das Becken des Warnold - Sees im SW., der mit seiner 4,7 Quadratkilometer grossen Wasser- fläche ebenfalls in ein niedriges Hügelland eingebettet ist. Auch der 38 W. Ulk, Die Tiefenverbältnisse der Masurischen Seen. Sexter - See erlaugt nur theilweise eine 5 Meter übersteigende Tiefe. Die grösste Eiusenknng in demselben beträgt 7 Meter. Ein ganz anderes Gebilde tritt uns dasefren in dem Biallolafker-See entgegen. Das beinahe 3 Kilometer lange und bis zu 1,5 Kilo- meter breite Wasserbecken bat eine Maximaltiefe von 35 Meter. In seiner südlichen Ausbuchtung zeigt es noch eine zweite Ein- senkung von nahezu 20 Meter. Der Untergrund erscheint demnach als ein durchaus unebener. Dem entspricht nun keineswegs die Seenmgebung, die fast überall sehr flach ist. Nur an das N.- und S.-Ufer treten stellenweise steile Gehänge au das Wasser heran, die sich aljer nur wenige Meter über den Spiegel erhellen. Be- denken wir jedoch, dass ein grosser Theil der Seeumgebung von Mooren eingenommen wird, so liegt die Vermuthung nahe, dass wir es in dem Biallolafker-See ähnlich wie in dem Taltowisko-See mit dem noch als See übrig gebliebenen Rest eines einstigen grossen Wasserbeckens zu tliun haben. Der Spiegel dieses Sees senkt sich wieder um 0,63 Meter. Während die Seehöhe des Spirding - Sees noch 117,1 Meter beträgt, befindet sich die Oberfläche des Biallolafker- Sees nur noch 116,4 Meter über der Ostsee. Ueber den Bodensatz der letztojenanuten Wasserbecken fehlen nähere Auo;aben. Die Um- gebung der Insel Fort Lyck zeigte einen sandigen Untergrund mit einer Menge diluvialer Gei’ölle bedeckt. Die Profile der Seen. Zur Veranschaulichung der im Vorstehenden gegeljeuen oro- graphischen Schilderungen tragen die auf der Tafel X dargestellten Profilzeichuuugen einiger der besprochenen Seen wesentlich bei. Dieselben lassen noch in viel klarerer Weise den gleichen Ober- flächeucharakter des Bodens über und unter dem Seespiegel er- kennen. Besonders lehrreich ist das letzte Profil, welches cpier durch das Land von dem Talter- Gewässer bis zum Luknainer See führt. Nach dem flachen Luknainer See fällt das Land sanft W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 39 ab, wälivend die tiefe Eiiiseukung des Talter-Gewässers auch in deu steilen Böschungen des Ufers sich auzeigt. Die zur Darstellung gekommenen Profile sind so gewählt, dass dieselben möglichst durch die tiefste Stelle des Sees gehen. Weiter sind meist zwei auf einander senkrechte Querschnitte ge- zeichnet worden. Dabei ist auch auf die Gestaltung des Beckens Kücksiclit genommen, indem die eine Profillinie in der vor- herrschenden Länofsterstreckuim desselben grezogen wurde. Durch diese nach einheitlichem Gesichtspunkt geleitete Art der Dar- stellung möchten vielleicht auch die Querschnitte der verschiedenen Seen untereinander vergleichbar werden. Ausserdem hat aber den Verfasser zu einer solchen Auswahl der Profile eine Aeusse- rung bestimmt, welche Geistkeck i) bei der Besprechuug der Bayerischen Seen gethan hat, dass nämlich die meisten Seen inner- hall) der Moränenlandschaft in ihrem unteren Theile eine tiefere Eiusenkung aufweisen, als in ihrem oberen, dass also die Becken sich weit allmählicher vertiefen, als sie dann wieder sich ver- flachen. In den Masurischen Seen ist von einer solchen Gesetz- mässig-keit keine Bede. Der Unterfrrund dieser Seen ist so mannigfach gestaltet, dass es überhaupt unmöglich sein würde, aus den zahlreichen Becken ein Gesetz herauszuleseu. Wenn daher diese Thatsache für die Erosion eines Sees durch Gletscher beweisend sein soll, so würden die Masurischen Seen nicht auf eine solche Eutstehung zurückgeführt werden dürfen. Die mittleren Tiefen der Seen. Alan hat vielfach geglaubt, dass das Verhältniss von Tiefe zur Flächengrösse in einem bestimmten Zusammeidiauge mit der Bilduu«: eines Seebeckens stehe. Als flache Becken erscheinen die Seen in der liayerischen Moränenlandschaft der diluvialen Alpeii- gletscher. In gleicher Weise zeichnen sich die grossen nordameri- kanischen Wasserbecken dui’ch verhältnissmässig geringe Tiefe aus. Auch diese Seen liegen noch iimerhalb der einstigen Eis- bedeckuna; des amerikanischen Kontinentes. Wir wollen daher 9 A. Geistbeck, Die Seen der deutschen Alpen. Leipzig 1885. S. 31. 40 W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. zuseheu, ob die Masiirisclien Seeu, welche doch ebenfalls in einem vergletschert gewesenen Gebiet liegen, ein derartiges Gesetz er- kennen lassen. Wollte man bei der Feststellung der mittleren Tiefe der Seen streng mathematisch verfahren, so müsste man zunächst das Vo- lumen der W assermasse berechnen und dann die Höhe des se- radeu Prismas, welches die Wasserfläche des Sees zur Grundfläche hat und die Wassermasse desselben fasst, bestimmen. Indessen da eine derartige Rechnung eine ausserordentlich zeitraubende ist, der Zeitaufwand aber keiuesweffs mit dem Er^ebuiss im Einklana: steht, so ist es zweckmässiger, in der Weise die relative Ein- seukung eines Sees zu bestimmen, dass mau einfach das Vei’- hältniss der grössten Tiefe zu der Seite eines der Seefläche gleichen Quadrates ermittelt. Man erhält dadurch zwar keine einwurfsfreieu Vergleichswerthe, vermag aber doch aus den Ergeb- nissen einen ungefähren Schluss auf die mittlere Tiefe zu ziehen. Dieser Schluss wird um so eher zulässig sein, je gleichmässiger das Becken gestaltet ist. Die von Geistbeck ausserdem noch durcho-eführte Bereclmuus: des Verhältnisses der Tiefe zum Areal des Sees ist aus mathe- matischen Gründen zu verwerfen ^). Für die Masurischen Seen erhalten wir folgende Werthe (siehe umstehende Tabelle). Die relativen Eiusenkuugeu sind also in den Masurischen Seeu ausserordentlich verschiedene. Dieselben schwanken zwischen 1 : 32 (Ollof-See) und 1 : 499 (Luknainer See). Doch lassen sich aus den obigen Werthen folgende Sätze leicht herauslesen: 1. Die flnssartigen schmalen Seen sind durchweg verhält- nissmässig tiefer als die Flächeu-Seen. 2. Die Tiefe nimmt mit der Flächengrösse der Seen im allgemeinen ab. 9 A. Gei.stbeck, Die Seen der deutschen Alpen. Leipzig 1885. S. 19. 9 Die Werthe für die Arealgrössen der Seen verdanke ich dem Herrn Oberfischmeister Hauptmann Scriba in Lötzen. Diejenigen Seen, für welche genaue Angaben fehlten, sind durch Sternchen gekennzeichnet. W. Ule, Die Tiefenverhilllnisse der Masurischen Seen. 41 Areal- grösse Grösste Tiefe Verhältniss der Tiefe zur Arealgrösse Reihenfo der Grösse Ige nach der relativen Tiefe Mauer- See 1G,C5 38,5 1 103 7 14 Schwenzait-See 8,29 24,0 1 120 3 13 Dargainen-See 19,79 29,5 1 151 4 10 Kissain - See 25,30"= 28,0 1 179 3 8 Kl. Steinorter See .... 0,51 5,0 1 143 23 11 Labab - See 4,50* 14,0 1 152 14 9 Doben’scher See 17,76 19,5 1 215 6 6 Löwentin - See 25,36 37,0 1 136 2 12 Jagodner - See 4,82 34,0 1 Go 12 19 Gr. Hensel -See 4,83 26,0 1 84 1 1 17 Gurkler-See 0,56 8,0 1 94 22 15 Kl. Hensel- See 0,66 3,0 1 271 20 5 Gr. Schimon -See .... 1,82 3,0 1 457 17 2 Kl.' Schimon -See 0,37 12,0 1 51 24 22 Gr. Kotteck -See. . . . .' 0,22 2,5 1 188 25 7 Taltowi=ko-See 3,24 35,0 1 54 15 20 Lawker-See 0,78 17,0 1 52 19 21 Orlener-See 1,14 20,0 1 50 18 23 Ollof-See 0,59 24,0 1 32 21 25 Rhein’scher See u. Talter- Gewässer 17,85 51,0 1 83 5 18 Beidahn - See 7,93 31,0 1 91 9 16 S])irding- See 105,95 25,0 1 412 1 4 Luknainer See 6,22 5,0 1 :499 10 1 Warnold -See 4,71 5,0 1 434 13 3 Biallolafker -See o CO 35,0 1 49 16 24 3. Ist die Umgebung der Seen eine flacliwellige — Spir- ding-, Warnold-, Luknainer-, KL Hensel- und Gr. Scliimon-See — , so ist die Bodeneinsenknng dementsprechend gering. 4. Die von Moorbrüchen umgebenen Seen — Taltowisko- See, Biallolafker- See und z. Th. auch Talter-Gewässer — sind vielfach sehr tief. 42 W. Ulk, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 5. Die höher gelegenen Seen — Kl. Schimon- See, Lawker See, Orleuer See und Ollof-See sind relativ genommen die tiefsten Wasserbecken. Eine gewisse Gesetzmässigkeit in den obigen Zahlen kann demnach nicht geleugnet werden. Vergleichen wir die für die Masurischen Seen erhaltenen Werthe mit den von Geistbeck für die Alpenseen berechneten i), so ergiebt sich, dass die meisten Wasserbecken der ostpreussischen Seenplatte noch flacher sind als die oberbayerischen Vorlandseen der Alpen, indem diese zwischen den Verhältnissen 1 : 65 und 1:122 sich bewegen. Bei den flachsten alpinen Gebirgsseen ist der grösste Betrag dieses Verhältnisses 1 :42, es kommt unter den beobachteten Masurischen Seen nur der Ollof-See den alpinen Gebirgsseen in dieser Hinsicht o-leich. Da nun Geistbeck Ö ö nachgewiesen hat, dass die Tiefe der Erosionsbecken in dem Gebirsre wegen der dort mehr vertical wirkenden Kraft des fliessenden Wassers am grössten ist, so sind einige Werthe der relativen Einsenkung in den Masurischen Seen doch geeignet, uns auf die Vermuthung einer auch hier zuweilen unter grösserem Gefälle zur Wirkung gekommenen Erosionsktaft zu bringen. o o o Allgemeines Ergebniss der Tiefe nmessuu gen. Die Tiefenmessungen in den Masurischen Seen haben in erster Linie zu folgendem Ergebniss geführt: Die Oberflächengestalt unterhalb des Seespiegels entspricht vollständig derjenigen oberhalb desselben. Dieser Satz gilt ebensowohl für die flächenhaft sich aus- Ijreitenden wie für die flussartig sich erstreckenden Wasserbecken. Die Ueliereinstimmiing des Seeuntergrundes mit der Umgebung ist so gross, dass man ohne weiteres aus der Gestaltung der letzteren auf die des erstereu schliessen kann. II iernach ist es also in dem betrachteten Gebiete Masurens geradezu möglich, ohne Lothuug zwar nicht die absolute Tiefe eines Sees, wohl aber die *) A. Geistbeck, Die Seen der deutschen Alpen. Leipzig 1885. S. 20. \V. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 43 Eigenart der Bodenplastik desselben anzngeben. Einer sanft- welligen Uferlandscbaft entspricht stets auch ein gleiclnnässiger gestalteter Seeboden, während die typische »bucklige Welt« in der Umrandnng auch in den Tiefenverhältnissen des Sees ent- gegentritt. Ein Sinken oder Steigen des Wasserspiegels würde also den Charakter der Landschaft nicht zu verändern im Stande sein. Als ein weiteres, nicht unwichtiges Ergebniss der Lothnugeu ist der Nachweis zu bezeichnen, dass die langgestreckten, fluss- artig gestalteten Becken auch in dem Bodenrelief der Flächen- seeu vorhanden sind. Am deutlichsten zeigt sich eine solche lang ansgestreckte Einsenknng in dem nördlichen Theile des Mauer- Sees. Aber ancli in dem Kissaiu-See, dem Dargainen- See und dem Löwentin-See sind rinneuartige Vertiefungen zu finden, die freilich entsprechend der sanftwelligen LTmgebnng eine meist ziemlich breite Sohle anfweisen. Eine Senkung des Wasser- Spiegels würde uns hier also au Stelle des Elächensees mehr oder minder schmale Flnssseen schafieu. Die Bezeichnung Flächensee kommt, wenn wenigstens damit angedeutet werden soll, dass ein einheitliches, auch in seinem Untergrund flächenhaft ausgedehntes Becken vorliegt, eigentlich nur dem Spirding-See zu. Endlich lehren uns die Tiefeukarten noch, dass die in der oberflächlichen Seeugestalt und in der Orographie des Masureu- landes überhaupt vorherrschende nord west- südöstliche und nord- ost-südwestliche Richtung auch in den Bodensenken unter dem Wasserspiegel überall wiederkehrt. Auch hierin stimmen somit die Oberflächeuformen in und um den See mit einander überein. Bezieluiiig- der Tiefeiiverliältiiisse zu der Entstellung der Seen. Die Uebereinstimmung der Bodeugestalt unterhalb wie ober- halb des Seespiegels beweist zunächst, dass für die Entstehung der Seebeckeu wie für die Bildung der Obertlächengestalt des Landes nur dieselben Ursachen angenommen werden dürfen. Die nämliche Kraft, welche die zahlreichen Bodensenken schuf, muss 44 W. üi.n, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. auch die Hügel und Buckel hervorgebracht haben. Nicht in ein vorher ebenes Land sind die Seebecken eingegraben, sondern jene Seen sind nichts weiter, als die in den tiefsten Stellen eines auf irgend eine Weise ausserordentlich mannigfaltig gestalteten Landes angesammelten Wassermeugen, welche auch als das zu Tage tretende Gruudwasser betrachtet werden können i). Es sind Wasseransammlungen, die nur ihrem verhältuissmässig jugend- lichen Alter ihre Fortdauer bis in die Jetztzeit verdanken. Ein- mal reicht die in diesem Gel)iet niederfallende Regenmenge nicht aus, um den Seen, die zur Zeit ihres Entstehens wohl meist abflusslos waren, genügend tiefe Abflussrinnen zu graben; dann aber gestattet auch der vielfach sandige und durchlässige Diluvialbodeu dem Wasser ein unterirdisches Ab- strömen, sodass nur eiu geringer Theil des atmosphärischen Nieder- schlages wirklich zur Erosionswirkung gelangen kann. Dieser aus den orographischen Verhältnissen gezogene Schluss wird auch durch eine geologische Erscheinung noch bestätigt. In dem Gebiete der baltischen Seenplatte findet man nämlich das Obere Diluvium, gewöhnlich als die Grundmoräne der letzten Vereisung bezeichnet, so abgelagert, dass es überall den Höhen und Tiefen des Landes folgt, und sich an den Gehängen der Seen bis an deren Wasserfläche hinabzieht ^). Dieses An- schmiegen des Oberen Diluviums an die vorhandenen unter- diluvialen Bodenwellen ist durch die Aufschlüsse der Eisen- bahnlinie Berent-Hohenstein, welche Jentzsch in diesem Jaln-- buch für 1885 veröfientlicht hat , für Ostpreussen hin- reichend bewiesen. Aber auch an den von dem Verfasser be- suchten Seen tritt der Geschiebemergel nnd der obere Decksand ') Siehe auch: A. Jentzsch, Die geognostische Durehforschung der Provinz Preussen im Jahre 1876 (Schriften d. phys.-ökon. Gesellsch. zu Königsberg, 1876) und: A. Jentzsch, lieber die Moore der Provinz Preussen (Schriften d. phys.- ökon. Gesellsch. zu Königsberg, 1878). ^) Auch in der ückerinärkischen Moränenlandschaft zeigt das Obere Diluvium eine derartige Ablagerung. F. Wahnsch.\ffe, Zur Frage der Oberflächengestaltung im Gebiete der baltischen Seenplatte. Dieses Jahrb. 1887. ^) A. Jentzsch, Das Profil der Eisenbahn Berent - Schöneck - Hohenstein. Dieses Jahrb. 1885. W. Ui,E, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 45 bis munittelbar zu dem Wasserspiegel heran und es ist selir wahrscbeiulich, dass er sich auch unter dem Wasser fortsetzt, ebenso wie eine geringe Hebung des Spiegels denselben vor unseren Augen darunter verschwinden lassen würde. Eine solche Aldagernng unterhalb wie oberhalb des Seespiegels beweist aber zweifellos eine einheitliche Entstehung der gesammten Oberfläche, ganz ungeachtet, ob dieselbe zur Zeit mit Wasser bedeckt ist oder nicht. Ueber die Entstehung der baltischen Seen sind drei Ansichten vorwiegend, die oft mit einander verknüpft, oft allein die Bildung jener Wasserbecken erklären sollen. Man fidirt die Entstellung zurück : 1. auf tektonische Ursachen, 2. auf Glacialerosiou, 3. auf Wassererosion. Für die Annahme tektonischer Kräfte ist sicher die Tliat- sache, dass die Seen in ihrer Gestalt sowohl wie in ihrer Aneiu- anderreihnng unverkennbar die beiden Richtungen NW. zu SO. und NO. zu SW. zeicen, von grosser Bedeutung. Dazu kommt noch, dass diese Richtungen auch in den Bodenerhebungen ausser- halb der Seen ülierall vorherrschen. In parallelen Streifen durch- ziehen die ganze haitische Seenplatte bald an einander gereihte Wasserhecken, bald ausgedehnte Hügelzüge. Deutlich tritt diese orographische Erscheinung auf allen Höhenschichtenkarten her- vor i). Wenn man nun bedenkt, dass diese Streichrichtungen mit den grossen tektonischen Linien Mitteleuropas zusammeu- Dllen, so ist die Vermuthung, dass die gesetzmässige Anordnung in der Oberfläche des baltischen Höhenzuges durch tektonische Vorgänge verursacht sei, gewiss nicht unberechtigt. Und in der That scheint die geologische Forschung immer mehr Beweise für den Zusammenhang dieser orographischen Verhältnisse mit tek- tonischen Linien zu erbringen. So glaubt Jentzsch für West- und Ost-Preusseu annehmen zu dürfen, dass hier in der Ober- b Besonders lehrreich ist hierfür eine zur Zeit noch im Druck befindliche Höhenschichtenkarte von der Provinz Preussen, welche von A. Jentzsch und Vogel bearbeitet wird. 4G W. Ule, Die Tiefen verliältnisse der Masurischen Seen. flächengestalt ein in allerjüngster Zeit aufgefaltetes Gebirge uns entgegentrete ^). Wahnsciiaffe will diese tektonischen Störungen in dem Grundgebirge des baltischen Höhenrückens zum Theil auf die Druckwirkung des gewaltigen von N. herandrängenden Eis- stromes zurückführen. Man wird ihm hierin wohl ohne Bedenken beipflichteu können, ebenso wie man gegen seine Ansicht, dass auch die späteren diluvialen Ablagerungen durch den Schul) des Eises mannigfach aufgepresst und gefaltet seien, kaum irgend- welche Einwände zu erheben vermag ^). Allein die tektonischen Umgestaltungen vermögen uns nur die Entstehung der grossen orographischen Züge eines Landes zu erklären. Bei der eigen- artigen Gestaltung der einzelnen Seen waren andere Kräfte thätig; hier haben Eis und Wasser dem Boden seine Form o-e^eben. O O Nach VON Richthofen besteht die Arbeitsleistuna; des fliessen- den Eisstromes in der Ablation, der Corrasion, dem Transport und der Ablagerung ^). Von diesen Wirkungen müssen wir die Corrasion für das baltische Gebiet ausschliessen, da eine solche sich nur auf festem Gestein bethätigen kann. Die Ablation des Gletschers kommt dagegen für die Oberflächengestaltung des bal- tischen Landes wesentlich in Betracht , besonders wenn wir eine mehrmalige Vei’eisung annehmen. Bei dem abermaligen Vor- rücken wird der Gletscher sicher in die durch die Abschmelz- wässer der vorhergehenden Vereisung geschaftenen Thalungen ein- sedrungen sein und er wird diese vermöge seines mächtigen Druckes leicht haben erweitern und vertiefen können. Die Alöglichkeit einer solchen Wirkung muss entschieden zugestanden werden, und es ist keineswegs als Beweis dafür er- forderlich, dass sich diese Abräiimuugsarbeit durch Verbiegungen und Aufcpietschungen an den Seerändern noch zu erkennen geben muss, da diese Thätigkeit nicht als eine plötzliche, sondern als b A. Jentzscii, Ueber die neueren Fortscliritte der Geologie Wesipreussens. Schriften d. Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. N. F. Bd. VII, 1888. b F. WahxVSchaefe, Die Bedeutung des baltischen Höhenrückens für die Eiszeit. Verhandl. d. VIII. deutschen Geographentages zu Berlin 1889. S. 139 und Nachtrag S. 236. b VON RicnnroFEN, Führer für Forschungsreisende. Berlin 1886. S. 242. W. üi.K, Die Tiefenverhältnisse der MasuriscLen Seen. 47 eine ganz allmähliche zu denken ist, ausserdem aber die später bei denr Rückzug des Gletschers erfolgte Wassererosion diese Schiclitenstöruugen wieder verwischt haben kann. Vielleicht sind jene mächtigen Bodensenken des Masurenlandes, welche durch zahlreiche Seen und Moore gekennzeichnet sind, auf diese Thätig- keit des Eises zurückzufnhren. Indessen darf doch keineswegs als die alleinige Ursache des heutigen Reliefs der baltischen Seenplatte die Ablation des Gletschers angesehen werden. Einmal vermag der Gletscher nur flache Becken, aber niemals tiefe Rinnen und Löcher durch Al)- räumuug zu schaffen, und ferner sind alle auf diese Weise ge- bildeten Seen durch eine grosse Gleichmässigkeit des Unter- grundes ausgezeichnet, was von den Masurischen Seen nicht aus- gesagt werden kann. Die dritte Arbeitsleistung des Gletschers , welche in dem Gesteinstransport und der Ablagerung und Aufschüttung von Alaterial besteht, hat zweifellos einen bedeutenden Einfluss auf die Bildung des norddeutschen Bodens gehabt. Dennoch wirtl es ausserordentlich schwer halten, in den heutigen Oberflächen- formen die Wirkung dieser Gletscherthätigkeit nachzuweisen, und zwar einfach aus dem Grunde, weil nach der Ablagerung des Gesteinsmaterials noch die Schmelzwässer an der Umgestaltung des Landes gearbeitet haben. Wo jedoch Erhebungen zweifellos durch das Material seihst verursacht sind, wie z. B. die von Geinitz für JVIecklenburg nachgewiesenen Geschiebestreifeu ^), die sich auch in andern Gebieten Norddeutschlands wiederfinden, wird man ohne Bedenken diese orographischen Erscheinungen anf die anfschüttende Thätigkeit des Gletschers zurück- führen dürfen. Die wichtigste modellirende Kraft in der baltischen Seen- platte waren aber die Schmelzwässer des Gletschers. Die Arbeit des fliesseuden Wassers theilt sich nach von Richtiiofen eben- b F. E. Gei.\itz, Die Mecklenburgischen Höhenrücken (Geschiebestreifon) und ihre Beziehung zur Eiszeit. Stuttgart 188G. Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Bd. I. 48 W. TJle, Die Tiefenverlulltnisse der Masuriseliea Seen. falls in die vier Factoreu: Ablation, Corrasion, Trauspoi’t und Ablagerung 1). Wie bei der Glacialerosiou fällt auch die -Corrasion des Wassers für das baltische Land fort, da dieselbe festes Ge- stein voranssetzt. Die übrigen drei Factoren können wir in ihrer gemeinsamen Wirkung besprechen; dieselben sind in lockerem Material nicht von einander zu trennen. Um sich ein Bild von der Grösse der Wassermenge, welche in der baltischen Seenplatte nach der letzten Vereisung zur Wirkung gekommen ist, zu machen, bedarf es eines Rückblickes auf die klimatischen Verhältnisse jener Zeit. Aus den Spuren der Gletscher am nördlichen Rande des Harzes, in 500 Meter Meeres- höhe, müssen wir schliesseu, dass der baltische Höhenrücken von einer überaus mächtigen Eisschicht bedeckt war^). Wenn daher die Abschmelzung des Gletschers schnell vor sich gegangen ist, so waren die Wassermasseu, welche derselbe in das Land ent- sendete, ganz bedeutende. Allein eine schnelle Abschmelzung des Gletschers würde eine mehr oder weniger plötzliche Aenderuug des Klimas, eine rasche Zunahme der Temperatur voraussetzen. Da aber durchaus keine Beweise für einen derartigen Umschwung in den Temperaturverhältnissen erbracht worden sind, da ferner solche Klimasprüuge auch in historischer Zeit niemals haben be- obachtet werden können, so ist ein nur allmähliches Ende der Eis- zeit sehr wahrscheinlich. ludess ein rasches Abschmelzeu in Folge erhöhter Temperatur würde grössere Wassermengen auch nur am Ende des Gletschers zur Wirkung kommen lassen. Denn das Zurückgehen des Gletschers hängt nicht sowohl von der Zunahme der Temperatur als vielmehr von der Verminderung des Niederschlages ab. Ein vorübergehend schnelles Abschmelzen bringt aber mächtige Wasser- massen hervor, welche der Luft wieder durch Verdunstung grosse Dampfmengen zuführen. Strömt dann diese wasserdampfreiche Luft über das Eis hin, so wird dort in Folge der starken Ab- kühlung fortwährend Niederschlag entstehen, welcher das durch den 0 VON Richthofen, a. a. 0. S. 133. A. Penck, Die Vergletscherung der deutschen Alpen. Leipzig 1882. S. 193. W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 49 Schmelzprocess verlorene Eis zum Tlieil wieder ersetzt, das weitere Zurückgehen des Gletschers also verlangsamt. Weiter kommt hier noch die Thatsache in Betracht, dass dem Zurückgehen eines Gletschers stets ein Abuehmen desselben an Mächtigkeit in den oberen Gebieten vorausgeht i). Ehe das Ilückschreiten des deutschen Inlandeises begann, fand demnach eine allgemeine Verdünnung dieser Eisdecke statt. Je weiter aber dann der Gletscher sich nach N. zurückzog, um so mehr verminderte sich gleichzeitig seine Mächtigkeit , sodass also auch dem entsprechend die Menge der Abschmelzwässer abnahm. Es ist dabei sehr wahrscheinlich, dass das Abschmelzen in den niederen Gebieten etwas schneller vor sich gegangen als in den höheren. Der baltische Ilöhenzug be- hielt somit seine Eishülle vielleicht noch, als bereits nördlich und südlich das Land vollständig eisfrei war. Diese selbständige Eismasse konnte natürlich keine bedeutende sein, weshalb auch die Wassermassen, welche davon in die vorliegenden Thäler ab- flossen und die letzte Gestaltung dieses Gebietes bewirkten, nur geringe waren. Die Annahme einer liegengebliebenen , selbständigen Eis- decke auf dem baltischen Höhenzug, welcher auch Berendt zu- neigt ^), erklärt am ungezwungensten die gleichmässige Abdachung desselben nach N. und S., indem die Schmelzwässer nunmehr auch nach N. einen Abfluss fanden. Ein allmähliges Zurückgehen des Eises über die ganze Platte hinweg hätte wohl bewirken müssen, dass dieselbe jetzt von zahlreichen Thalfurchen durchschnitten wäre. Gegen die Annahme, dass die Abschmelzwässer durchaus nicht in besonders mächtigen Massen das Land durchströmt haben, scheint die Thatsache zu sprechen, dass die Bodensenken in der baltischen Seenplatte, so weit wir dieselben als die Ero- sionsthäler der eiszeitlichen Flüsse betrachten dürfen, sich durch eine ausserordentliche Breite auszeichnen. Breite Thäler setzen im Allgemeinen grosse Wassermengen voraus. ludess berechtigt ') A. Heim, Handbuch der Gletscherkunde. Stuttgart 1885. S. 495. G. Berendt, Die Sande im norddeutschen Tieflande und die grosse dilu- viale Abschmelzperiode. Dieses Jahrb. 1881. Jahrbuch 1889. [4] 50 W. Ule, Die Ticfenvorbältnisso der Masurischen Seen. doch die Weite eines Thaies nicht allein zn dem Schlüsse anf eine einstige grössere Wasserfnlle ^). Es fällt hier noch ein anderer Factor in’s Gewicht, nämlich die Zeitdauer der Erosionswirknng. Eine geringe Wassermenge vermag besonders in lockerem Gesteius- material sehr gnt breite Thalungen zn schalten , wenn dieselbe nur genügend lange arbeiten kann. Da wir nnn mit grosser Wahr- scheinlichkeit ein langsames Abschmelzen der Gletscher annehmen dürfen, so stehen die breiten Bodensenken keineswegs im Wider- spruch mit der Behauptung, dass die zur Erosionswirkung ge- langten Wassermassen keine bedeutenden gewesen sind. Wenn nun weiter in Alasuren die Oberflächengestalt unter- halb des Seespiegels dieselbe ist wie die oberhalb, so geht auch daraiis hervor, dass zur Zeit der Bildung des Landes der Grund der Wasserbecken ebenso sehr der erodirenden Kraft des Wassers ausgesetzt war, wie die umgebenden Uferhöhen. Die mechanische Arijeit grösserer Wassermassen hätte dagegen in dem tieferen Theile des Landes zweifellos eine Oberflächenform schallen müssen, welche von derjenigen des vom Wasser freigebliebenen Landes weit unterschieden war. Geinitz glaubte übrigens die Wirkung grösserer Wasser- inassen durch die Beobachtung erwiesen, dass viele der Seen, sowohl der kesselartig eingesenkten, wie der rinnenförmig ausge- dehnten, an ihren Ufergehängen deutliche Abschuittsprolile zeigen, welche nur durch eine mächtigere Erosion geschafien sein könnten. Auch Wahnschaffe, der sich im Allgemeinen gegen die GEiNiTz’sche Theorie ausspricht, giebt zu, dass alle diejenigen Seen, welche Abschnittsprofile an ihren Steilräudern zeigen, der Erosion durch glaciale Abschmelzwässer ihre Entstehung ver- danken. Doch vermag der Verfasser, soweit er solche Steilgehänge an den Seen hat beobachten können, darin nicht einen zwingen- den Beweis für eine Erosion mächtigerer Wassermassen zu er- kennen. Alan darf nicht vergessen, dass seit der letzten Ver- eisung auch Wind und AVetter und die AVelleu des Sees an den Ufern gearbeitet haben. Betrachtet mau sich nämlich ein solches ') K, vo.N Fritsch, Allgemeine Geologie. Stuttgart 1888. S. 319. W. Ule, Die Tiefenverliältnisse der Masurischen Seen. 51 Steilufer geuaiier, so findet man, dass den steilen Ufer- s2fehäno;eu eine mehr oder wenio-er breite Bodenterrasse vorire- o o o o lagert ist, welche theils über den Wasserspiegel hervorragt, theils auch unter demselben sich fortsetzt. Wo nun die steile Boden- erhebung zahlreiche Geschiebe aufweist, ist auch der Seegrund stets mit einer Menge von grossen Steiublöckeu bedeckt, welche geradezu wie Anhäufungen durch die Seewellen erscheinen. Diese Thatsachen lehren deutlich, dass die Steilufer der Seen erst ein AYerk der allerjüngsteu Thätigkeit des AVassers sind, dass hier die Erosion erst stattgefundeu hat, nachdem der See selbst längst vorhanden war. Die zahlreichen Geröllmasseii auf dem Vorland- streifen sind die Ueberreste des ehemals sich gleichmässig nach dem See abböschenden Ufers, die lockeren Theile des Bodens sind fortgeschwemmt, die festen und schweren liegen geblieben. Die tausendjährige Arl)eit der Atmosphärilien in Verlnndung mit der brandenden Seewelle hat das üf(‘v abgenagt und ein steiles Abschnittsprofil geschaffen, wo einst bei der Bildung des Landes noch sauft ansteigende Hügel sich erhoben Bei der bisherigen Betrachtung haben wir noch das Gefälle, von dem ja die Grösse der Erosionswirkuug wesentlich abhängt, unberücksichtigt gelassen. In dem baltischen Höhenrücken kann aber, nach den jetzigen orographischeu Verhältnissen zu urtheilen, das Gefalle des fliessendeu AVassers während der Eiszeit stellen- weise ein ziemlich bedeutendes gewesen sein. Sicher werden damals auch die auflagernden Gletschermassen noch die Neigung des Bodens vermehrt halben, sodass die Abschmelzwässer von denselfieu fast senkrecht herabstürzten. Die Eolge eines solchen steileren Gefälles ist nun eine tiefere Auswaschung und Aushöhlung des Bodens. Viele jener kesselartigen Vertiefungen inmitten der Vlasurischen Seen mögen daher mit liecht auf eine vorüliergehend mehr vertical wirkende Thätigkeit des AVassers zurückzuführen sein. Allein derartige Ausräumungsbecken durch fliesseudes ') Diese Einwirkung von Wind und Wetter auf die Gestaltung der Seeufer tritt uns auch bei festerem Gestein entgegen, z. B. an den Mansfelder Seen. W. Ule , Die Mansfelder Seen. Mittheil, des Vereins für Erdkunde zu Halle a. S. 1888. 52 W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der MasuriscLen Seen. Wasser besitzen niemals eine grössere Ansdehnung. Wenn also Geinitz die Entstehuup’ der o-rossen Seen Meckleuburo-s dieser o o o verticalen Erosion, welcher er den Namen »Evorsion« beilegt, zuweisen will, so widerspricht eine solche Annahme durchaus den bisherigen Anschauungen über die Kraft des fliessenden Wassers. Wir vermögen aber der Ansicht Geinitz’ schon darum nicht bei- zupflichten, weil er für seine Theorie ein schnelles Abschmelzen der Gletscher und das Vorhandensein grosser Wassermassen am Schluss der Eiszeit fordert. Gerade diese aushöhlende Arbeit des Wassers ist nur bei geringen Mengen denkbar, da in tieferen und mächtigeren Wasseransammlungen senkrecht einstürzendes Wasser auf dem Untergründe weit weniger zur Wirkung kommen kann. Durch vertical wirkendes, also strudelndes Wasser ist zweifel- los eine grosse Zahl jener allseitig abgeschlossenen kessel- artigen Vertiefungen entstanden, die wir überall im baltischen Höhenrücken antreflen und als Sölle zu bezeichnen pflegen. In- dessen manche dieser abflusslosen Wasserbecken bilden sicher auch nur den Rest eines einst weit grösseren Sees, der heute durch Vermoorung oder durch alluviale Anschwemmungen zum grössten Theil auso'efüllt ist. Einige derselben lassen vielleicht aber auch die nachstehende Erklärung für ihre Bildung zu. Sobald der Gletscher bis zu einem gewissen Grade abgeschmolzen war, musste sich die immer dünner werdende Eisschicht schliesslich in einzelne Schollen auflöseu und es konnten dann solche selb- ständigen Eisstücken in den vorher durch Wassererosion ge- schaffenen Bodenvertiefungen liegen bleiben, seitlich und ober- flächlich von Schutt umhüllt und dadurch vor weiterem, schnellem Abschmelzen geschützt werden. Als später dieses im Boden eiu- gegrabene Eisstück ebenfalls der Sonnenwärme erlag, blieb die abflusslose kesselartige Bodensenke zurück i). *) Die Zulässigkeit einer solclien Annahme geht aus der Thatsache hervor, dass auf den Neusihirischen Inseln solche von Schutt überdeckte Eishügel ge- funden wurden. S. Dr. A. Bunge’s und Baron E. Toll’s Forschungen im Jana- Lande und auf den Neusibirischen Inseln 1885 und 1886. Petermann’s Mit- theilungen 1888. S. 44. W. Ule, Die Tiefenverhältnisse der Masurischen Seen. 53 Sind nun auch die Wassennassen, welche in dein lialtischen Gebiet zur Wirkung kamen, verhältnissmässig geringe gewesen, so verdankt dennoch die jetzige Oberflächengestalt wesentlich der Wassererosion ihre Entstehung. Die hier abtragenden, dort auf- schüttenden, hier schnell dahinstürzenden, dort im weiten Becken sieh aufstauendeu Abschmelzwässer haben vorwiegend jene charak- teristische »bucklige Welt« geschaffen. Und diese Arbeit haben nicht nur die Gletscherbäche der letzten Vereisung verrichtet, sondern von Beginn der Eiszeit an ist der baltische Boden durch fliessendes Wasser modellirt worden. Ja Alfred Jentzscii will sogar während der Eisbedeckuug selbst unter dem Gletscher ge- wissermaassen eine subglaciale Erosion thätig sein lassen ^), eine Annahme, die freilich noch sehr hypothetischer Natur ist. Die Mannigfaltigkeit der Bodeuformeu im baltischen Höhenzug ist gewiss auch dadurch noch erheblich vermehrt worden, dass die Angriffspunkte der dem Eise entströmenden Flüsse im Laufe der Zeit sich fortwährend verlegten. Schon das Ab- und Zuuehmen der Schmelzwässer während der einzelnen Jahreszeiten musste zur Vervielfältigung: der Oberflächemxestaltuno: beitragen. Die O O C> Ö o sommerlichen Wassermengeu haben zweifellos ein ganz anderes Landschaftsbild hervorgerufeu als die winterlichen, welche vielleicht völlig versiegten. Das häufige Auftreten mehr oder weniger selb- ständiger Bodensenken in unmittelbarer Nachbarschaft scheint einen solchen Wechsel der Flussläufe auzudeuten. Im Hinblick auf die vorstehenden Erörterungen würde die Oberflächengestalt der baltischen Seenplatte und damit die Bildung der Seen auf Grund der orographischen Verhältnisse des Masuren- landes etwa folgendermaassen zu erklären sein : Die grossen orographischen Züge des Landes sind wahrscheinlich durch die j üngstzeitlicheu tektonischen Vorgänge in der Erdkruste hervorgebracht worden; un- abhängig davon halien dann die von N. vordrängenden Gletscher durch Aufschüttung und Ausräumung die ') A. Je.n’tzsch, Das Profil der Eisenbahn Könitz -TucheTLaskowitz. Dieses Jahrb. 1883. 54 W. Üle, Dlo Tiefenvei’hältiiisse der Masurisclien Seen. grossen Bodenseukeu des Landes geschaffen, allmäh- lich erweitert und vertieft; vorwiegend aber hat die erodireude Kraft der Schinelzwässer, welche in ver- hältnissinässig geringen Massen, doch während langer Zeit in häufig wechselnden Strombetten zur Wirkung kamen, dem Boden die jetzige Gestalt gegeben, wobei die liegengebliebeueu Eisschollen und das wahrschein- lich noch in dem Gletscher eiugegrabene Gesteins- material zur Vervielfältiorunleurus. Beide Arten nehöreu demnach der Fauna des norddeutschen Hilsthoues an. o Endlich geschieht Seitens der Herren Neumayr und Uhlig noch einer dritten Form Erwähnung, welche dem A. heteropleurus (mehr noch dem A. Gevrilianus wegen der deutlichen Nabelkante) in allen sonstigen Beziehungen sehr nahe steht, sich aber von beiden Arten dadurch unterscheidet, dass um den Nabel kräftige gerundete Knoten auftreteu, von denen feine Sichelrippen ans- gehen nnd sich über die Flanken verbreiten. Von dieser Art, die wahrscheinlich mit dem A. Marcousanus d’Orb. bei Pictet zu ideutificireu sein wird, sind aus dem Barsiughäuser Tiefbanschachte nur 2 Exemplare zu Tage gefördert, von welchen das eine grössere, aber stark verdrückte Exemplar mit ausserordentlich starken und langen Knoten in der Sammlnug der Bergiuspection zu Barsing- hansen aufbewahrt wird und das zweite kleinere, aber besser er- haltene Exemplar von mir auf der Halde gefunden wurde. Letzteres besitzt 7 Knoten auf einem Umgänge, während Neumayr an schlecht erhaltenen Exemplaren vom Osterwalde gegen 9 Knoten bei Barsinghausen am Deister. 73 auf einem Umgänge beobachtete uml Pictet in naher Ueberein- stimmung mit meiner Beobachtung deren etwa (5 angiebt. Auch Dunker kannte diesen Ammoniten bereits aus dem Grävinghagener Stollen bei Oerlinghausen am Teutoburger Walde und bezeichnete ihn als eine Abänderung des A. Gevrilianus ^). 4. Amnionites (Olcosteplianus) micleiis (Puill.) A. Roemer. Taf. XI, Fig. 5. Tat. XII, Fig. 1, ‘2. 1841. Ammonites nucleusVmv\APS {’^) A. Roe.mer, Dio Versteinerungen des Nord- deutschen Kreidegebirges, S. 87, Taf. XIII, Fig. 2. Roemer beschreibt diesen Ammoniten aus dem Hilsthoue von Bredenbeck am Deister folgendermaassen: »Kugelförmig, etwas zusammengedrückt, tief und eng genabelt, die Nabelkante ist "erundet und scheinen einwärts die Seiten O senkrecht abzufallen; der Rücken ist mehr als halbkreisruud ge- wölbt und trägt etwa 50 schwache, wenig vorwärts gebogene Falten, von denen verschwinden, ehe sie den Nabel erreichen. Die Mündung ist sehr niedrig und nierenförmig. Es steht unsere Art dem A. Brongniarti sehr nahe, unterscheidet sich al)er durch einen grösseren Nabel, von A. tumidus durch die viel schwächeren und weniger zahlreichen Falten; das bei Phillips sehr undeutlich abgebildete Exemplar ist nur 2"' gross und bleiben daher noch Zweifel über die Identität.« Dieser Beschreibung: kann ich nach den mir vorliegenden Exemplaren aus dem Hilsthone von Barsinghausen noch Folgendes hinzusetzen : Durchmesser 60 Millimeter, Ilöhe des letzten Umgangs 15 Milli- meter, d. h. 25 pCt. im Verhältniss zum Durchmesser, Weite des Nabels 11 Millimeter (18 pCt.). Das Gehäuse ist mit dicht ste- henden, sehr schwachen, in der Mitte des Rückens, wo der Sipho in der Gestalt einer etwas hervorragendeu Linie sichtbar ist, wenig wellenförmig gebogenen Rippen bedeckt, die gegen den Nabel hin fast gänzlich verschwinden; jedoch ist an einem der untersuchten Exemplare wahrzunehmen, dass dieselben aus ganz b Palaeontographica, Bd. 1, S. 325. 74 C. Stkuckmann, Die Grenzschichteo zwischen Hilsthon und Wealden schwachen, kaum wahrnehmbaren Knoten entspringen. Auf der Wohnkammer in der Nähe der stark zusammeugedrückteu Mund- ötihung stehen die Rippen weitläufiger und hier ist zu erkennen, dass von der Theilungsstelle dicht am Nabel 3 — 4 Verzweigungen ausgehen. Von den Lobenliuieu ist leider nichts wahrnehmbar; jedoch glaube ich, dass die Art, der Form und der Theilungs- stelle der Rippen nach zu urtheilen, der Gattung Olcoste'plianus hinzuzurechneu sein wird. Die Herren Neumayr und Uhlig haben keine Exemplare dieser eigenthümlichen Art gesehen, konnten sich daher selbst über die generische Stelluug dieses merkwürdigen Typus keine bestimmte Ansicht bilden ^). Olcostephanus nucleus A. RoEM. (ob dieselbe mit der Phillip- schen Art identisch ist, lasse ich ebenfalls dahingestellt sein) sieht auf den ersten Blick einem jungen Exemplare von Olcostephanus Gravesiafius d’Orb. , wie ich solches in der Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Jahrg. 1887, S. 63, Taf. V, Fig. 7 a und 7 b beschrieben und abgebildet habe, einigermaassen ähnlich, unterscheidet sich von demselben aber wesentlich durch andere Dimensionen, durch den sehr viel engeren Nabel, durch die gerundete Nabelkante und die viel dichtere Berippung. Die Art ist nur in wenigen Exemplaren im Hilsthone des Tiefbauschachtes bei Barsiughausen vorgekommen und scheint überhaupt selten zu sein , da dersell^en in der Literatur nirgends weiter Erwähnung geschieht. Daher schien mir auch eine Ab- bildung wüuscheuswerth. 5. Ciicullaea Gabrielis Leymerie. Taf. XII, Fig. 3, 4, 5, 6, 7. 1842. Cucullaea Gabrielis Leymerie, Mem. de la Soc. geol. Bd. V, t. VII, Fig. 5. 1844. Area Gabrielis d’Okb., Palaeont. frani;. terr. cret., Bd.III, S. 198, Taf. 308. Von dieser schönen Art haben sich eine grössere Anzahl von Exemplaren, freilich sämmtlich in etwas beschädigtem oder ver- drücktem Zustande gefunden; jedoch ergänzen sich dieselben gegenseitig recht gut und ich hege keinen Zweifel, dass die von ‘) Neumayr und Uiilig, Ammonitiden der Hilsbildungen, S. 75. bei ßarsingliauseii am Deister. 75 d’Ohbigny in der Paleontologie francaise austnhrlicli beschriebene und gut abgebildete Art, welche iin französischen Neocoin häutig vorkomint, thatsächlich vorliegt. Dieselbe hat iin vorliegenden Falle hauptsächlich deshalb Interesse, well sie in der Textur und Zeichnungf der Schale mit der im oberen Wealden häufig vor- kommenden Cucullaea texta eine ziemlich grosse Aehnlichkeit hat, so dass junge Gehäuse, die bei beiden Arten stark trapezförmig sind, wohl verwechselt werden könnten. Das grösste von mir beobachtete Exemplar von Parsinghausen hat eine Länge von 58 Millimeter, eine Höhe von 44 Millimeter und eine Dicke von 44 Millimeter (= 100:75:75); ein zweites eine Länge von 50 Millimeter, Höhe von 38 Millimeter und Dicke von 38 Millimeter (= 100:76: 76), ein drittes kleineres Exemplar eine Länge von 32 Millimeter, Höhe von 24 Millimeter und Dicke von 25 Millimeter (100 : 75 : 78). Diese Verhältnisszahleu stimmen mit den von d'Orbigny angegebenen fast genau überein. Das dicke, ziendich stark aufgeblähte, rhombische, in der Jugend trapezförmige, etwas querverlängerte Gehäuse ist mit starken coucentrischen Anwachsstreifen und liunzeln bedeckt, welche an der vorderen Seite von zahlreichen, von den Buckeln aus- strahlenden Radialstreifeu gekreuzt werden, die namentlich bei jungen Exemplaren deutlich hervortreteu. Die Vorderseite ist kurz, abgerundet, die Hinterseite etwas verlängert und über einer oben scharfen, unten mehr abgerundeten Kante, die schräg nach dem unteren Rande verläuft, zusammeu- gedrückt. Die etwas nach vorn gerückten Wirbel sind dick — bei jugendlichen Exemplaren spitzer — hervorstehend, gegen ein- ander geneigt und weit von einander abstehend. Das Schloss- teld ist tief und laug; die Zeichnung desselben ist an den hiesigen Exemplaren nicht zu erkennen. Das Schloss zeigt den Charakter der Cuculläen. Jüngere Gehäuse können höchstens mit Cucullaea texta, ver- wechselt werden. Cucullaea Schusteri A. Roemer aus dem Hils- thon von Bredenbeck am Deister und von Hildesheim hat eine vollständig abweichende Form. 76 C. Struckmann, Die Grenzschichten zwischen Hilsthon und Wealden b. Versteinerungen des Oberen Wealden. 6. Cucullaea texta A. Koemer. Taf. XIII, Fig. 1—10. 1S36. Ä. Roemek, Versteinerungen d. nordd. Ool.-Geb., S. 104, Taf. VI, Fig. 19. 18G8. P. DE Louior. et Cotteau, Monogr. de l’etage portlandienne de l’Yonne, S. 177. 1872. P. DE Louiol, Royeu et Tombeck, Monogr. du jurass. sup. de la Haute- Marne, S. 323, Taf. 18, Fig. 6 — 10. 1874. D. Brauns, Der obere Jura im nordw. Deutschland, S. 325. 1875. P. DE Louiol et Pullat, Monogr. des et. jurass. sup. de Boulogne s. Mer., S. 143, Taf. 17, Fig. 18. 1877. Georg Boeiim, Beitr. zur geogn. Kenntniss d. Hilsmulde, Zeitschr. d. Deutsch, geol, Ges. Jahrg. 1877, S. 227. 1878. C. Struckmann, Der obere Jura von Hannover, S. 40. 1881. P. DE Louiol, Monogr. de la couche ä Ainm. tenuilobatus d’Oberbuch- sitten, S. (>9. 1888. P. DE Louiol et Bourgeat, Etudes sur les Mollusques des couches coralli- genes de Valfin., S. 295, Taf. 33, Fig. 18. 1888. Paul CiiopFAT, Description de la faune jiirassique du Portugal. Mollusques lamellibrancht's, S. 55, Taf. XI, Fig. 35, 36. (Ich habe hier imr die wichtigsten Literatur - Nachweise gegeben, soweit dieselben für die Verbreitung der Arten von Be- deutung sind.) Die grössten der zahlreichen von mir iin oberen Wealden von Barsinghansen gesammelten Gehäuse besitzen eine Länge von 49 Millimeter, die kleinsten von 10 Millimeter. Mein grösstes Exemplar ans dem mittleren Kimmeridge von Hannover ist 44 Millimeter laug. Im Uebrigeu konnte ich folgende Maasse nehmen : 1. Ausgezeichnet erhaltenes Exemplar aus dem Kimmeridge: Länge 34, Höhe 27, Dicke 25, Länge des Schlossrandes 21 Millimeter (= 100 : 80 : 73 : 68). 2. Exemplare aus dem oberen Wealden: Länge . . . . 49 33 32 26 Millimeter Höhe 40 27 24 22 » = 81 82 75 84pCt. Dicke . . . . 34 24 22 18 » = 73 73 71 70 » Länge des Schlossraudes 21 21 17 64 65 66 » hei Barsinghausen am T)eister. 77 Aeliuliche Maasse werden sowohl von P. de Loriol als von Choffat angegeben. Die Wirbel stehen bei einzelnen Exemplaren fast genau in der Mitte, bei anderen sind sie nubedeuteud nach vorn gerückt. Das stark aufgeblähte, auf der Mitte des Rückens am stärksten gewölbte, trapezförmige Gehäuse ist, wenn die Schalen nicht ab- gerieben sind, mit weitläutig stehenden dicken Anwachsstreifen, bezieliungsweise Runzeln bedeckt, zwischen denen sich sehr feine und dicht stehende concentrische Linien befinden, welche wieder von zahlreichen, von den Wirbeln ausstrahlenden, an der Vorder- seite besonders scharf hervoi'treteudeu Streifen gekreuzt werden. An abgeriebenen Sclialeu ist zu bemerken, dass diese radialen Linien aus einzelnen dicht aneinander gereihten Punkten l)e- steheu. Die Vorderseite ist etwas kürzer, als die Hinterseite, unterhalb des Schlossrandes etwas abgestumpft, daun regelmässig gerundet; mit dem Schlossrande bildet der untere Rand einen scharfen Winkel. Die Ilinterseite ist über einer oben scharfen, unten abgerundeten, von den Wirbeln schräg nach dem unteren Rande verlaufenden Kante stark zusammengedrückt, so dass das Gehäuse au der hinteren Seite eine herzförmige Fläche bildet. Die Wirbel sind nicht sehr stark, mässig übergebogen und einander nahe, gearenüberstehend. Das dazwischen lieü:ende Schlossfeld ist schmal, lanzettlich, nach innen al)schüssig, winkelig gefurcht. Von der CucuUaea Gahrielis Leym. aus dem Ililsthone unter- scheidet sich C. texta besonders durch die mehr trapezförmige Gestalt und durch die spitzeren, nahe einander gegeuül)erstehendeu Buckel, ferner durch das schmalere Schild und durch die schärfer zusamnrena;edrückte Lliuterseite. CucuUaea texta ist im oberen Jura des nordwestlichen Deutsch- lands vom unteren Kinmreridge bis zum unteren Portlaud (Schichten des Ammonites gigas) verbreitet; in den gleichen Schichten finden sie sich im oberen Jura Frarrkreichs; auch im oberen Jura Por- tugals und der Schweiz ist dieselbe verbreitet. Dass diese Art nunmehr auch im oberen Wealden von mir nachgewiesen ist, ist, wie ich dieses bereits oben hervorffehoben babe, für die Beurtheiluno- der Fauna dieser Bilduno'eu von "anz besonderem Interesse. O O 78 C. Struckmann, Die Grenzschicliteii zwisclien Hilsthon und Wealden 7. Cyreua (Cytliereti) riigosa P. de Loriol (Sow.). Diese im ganzen oberen Jura vom unteren Kimmeridffe bis in die oberen Portlandschicliten weit vcriweitete Art ist so all- gemein bekannt, dass ich auf Literatur -Nachweis, Beschreibung tmd Abbildung glaube verzichten zu dürfen. In meinem Buche über den oberen Jura der Umgegend von Hannover (1878) ist dieselbe Taf. 6, Fig. 5—7 aus dem mittleren nnd oberen Kimme- ridge von mir abgebildet worden. Ich will nur Itemerken, dass, während ich die Cyrena- rugosa aus dem bannover’scben Kimme- ridge in einer Länge von 5 bis 42 Millimeter besitze, dieselbe nach den bisherigen Funden im oberen Wealden diese Grösse nicht zu erreichen scheint, indem mein grösstes Exemplar nur eine Länge von 12 Millimeter besitzt. Dagegen ist junge Brut dieser Art in einer Grösse von 4 — 10 Millimeter, die aber gleich- wohl an der scharf gereiften Schale leicht als Cyrena rugosa zu erkennen ist, in gewissen Schichten ausserordentlich häufig. Denker kannte diese kleinen Schalen aus dem oberen Wealden vom Osterwalde und beschrieb dieselben vorläufig, da ihm die Gattung zweifelhaft blieb, als Pisiclium exaratum. Nach dem mir vorliegenden umfassenden Vergleichsmaterial glaube ich als sicher annehmen zu dürfen, dass diese kleine Muschel nur den Jugendzustand von Cyrena rugosa darstellt. 8. Cyrena uiiioides Der. 1846. Dunker, Norddeutsche Wealdenbildimg, S. 34, Taf. XII, Fig. 4. Denker beschreibt diese Art mit folgenden Worten: »Das Gehäuse ist dickschalig, beinahe gleichmässig elliptisch und mit concentrischen Reifen und Furchen l)edeckt. Die grössten Exem- plare messen etwas über 1 Zoll; Länge, Höhe und Dicke verhalten sich wie 100 : 72 : 55. Die kleineren sind unverhältnissmässig flacher. Die Aehnlichkeit mit einigen Unio- Asten rührt haupt- ’) Dunker, Monographie der norddeutschen Wealdenbildung, S. 57, Taf. XIII, Fig. 19. bei Barsingliausen am Deister. 79 sächlich von den ahgeriebenen Wirbeln her. Das Innere dieser Muschel habe ich bis jetzt nicht gesehen und es ist mir daher dieselbe noch etwas zweifelhaft.« Es ist mir gelungen, an verschiedenen Schalen das Schloss blos zu legen und ich habe feststellen können, dass die Muschel 2 verhältuissmässig grosse und stumpfe Hauptzähne und an jeder Seite noch eine zahnartige Leiste besitzt: dieselbe stimmt in dieser Beziehung also mit vielen Cyrenen des Wealdeu überein. Eine Streifung habe ich an den Seitenzähnen nicht bemerken köuueu. Die grössten Exemplare aus dem oberen Wealdeu von Bar- singhausen besitzen eine Länge von 24 Millimeter; das Ver- hältuiss der Länge, Höhe und Dicke beträgt durchschnittlich 100 : 74 : 50. Beitrag zur Keiintniss der in westpreussischeii Silurgescliiebeii gefimdeiien Ostracodeii. Von Herni J. KieSOW in Danzig. (Hierzu Tafel XXHI und XXIV.) In meiner Abliancllnng » Lieber silnrisclie und devonische Geschiebe Westpreiisseus « (Sclu’iften der Naturforscheudeu Ge- sellschaft zu Danzig, 1884) ist bereits ein Ueberblick über die damals aus westpreussischeii Silurgeschiebeu bekannten Ostracodeii o-esceben. Da sich aber inzwischen durch neue Funde einerseits die Anzahl unserer silurischen Ostracodenformen nicht unerheblich vermehrt, andererseits auch eine grössere Mannigfaltigkeit der be- treflenden Geschiebe sich herausgestellt hat (eine solche Erweiterung erfuhren besonders unsere Leperditien und auch die Beyrichien führenden Geschiebe), so erschien es mir zweckmässig, unsere westpreussischeii Leperditien nochmals genau durchzusehen und dieselben nebst einigen theils neuen, theils besonders interessanten Beyrichien ausführlicher zu behandeln." Gattung: Leperditia Boüault. Unter unseren Leperditien ffihrenden Geschieben nehmen rück- sichtlich ihrer Ilänflgkeit und der Anzahl der eingeschlossenen Leperditien, sowie auch wegen ihrer sehr gleichartigen petro- graphischen Ausbildung gewisse gelblicbe, gelbgraue, graue oder J. Kiesow, Beitrag zur Kenntniss der in westpreussisclien etc. 81 graubraune, seltener blaugefleckte diclite Kalke von scharfkantigem Oller splitterigem Bruche, zum Theil mit Ausscheiduugeu von krystallinischem Kalke, die erste Stelle eiu. Dieselben führen vor- wiegend Leperditia phaseolus HiS. und die dieser Art zunächst stehenden Formen, während andere Versteinerungen nur unter- geordnet auftreten. Wir wollen daher dieselben zusammenfassend als Leperditiengesteine (im engeren Sinne) bezeichnen. Da sowohl auf Gotland als auch auf Oesel ähnliche Gesteine anstehend gefimden werden, so ist die lleimath dieser Geschiebe auf jenen Inseln und in dem Gebiete zwischen denselben zu suchen. Bei weitem die meisten unserer hierher sfehöriwn Ge- o o schiebe dürften jedoch von Oesel oder aus dem Zwischengebiet herstammen. Nach ihrer Häufigkeit sind in zweiter Linie zu nennen die eine gewisse Mannichfaltigkeit zeigenden Geschiebe mit Leperditia Ixdtica IIis. , welche wohl ausnahmslos zu Lindstuöm’s Schicht c (Table of stratigraphical distribntion by G. Lindstrüm in »Notes ou some silurian ostracoda from Gotland« l)y Prof. T. Rupert Jones, p. 8) zu rechnen sind. Alle übrigen Leperditien-führenden Geschiebe sind von unter- geordneter Bedeutung und finden daher am zweckmässigsten weiter unten bei der Besprechung der Leperditien selbst Berück- sichtigung. Leperditia phaseolus His. sp. Taf. XXill, Fig. 1, 2 a, 2 b. Cjjtlierina jihaseolus His., Leth. suec., p. 9, t. 1, f. 1. Leperditia Angelini F. Schhidt, Heber die russischen silurischen Leperditien, p. 13, 14 (ex parte), f. 13, 14, lä, 16. Leperditia phaseolus Kolmopin, Ostracoda silurica Gotlandiae. Ofversigt af Kongl. Vetenskaps - Akadeiniens Förhandlingar 1879, No. 9, p. 134, t. 19, f. 4a — 5 b. ? Jjeperditia llisingeri var. gracilenta R. Jones, Ann. and mag. of Nat. Hist. November ISSl, p. 339 u. 340, t. XIX, f. 6 a, 6 b, 6 c. Obgleich diese Art durch ihre langgestreckte Form mit ge- rundeten Vorsprüngen am Vortler- und Hinterrande, durch den [6] Jahrbucli 1889. 82 J. Kiesow, Beitrag zrir Kernitniss der in westpreussisclien bei der bedeutenden Scbalenläuge verbältuissinässig geringen Unterschied zwischen der vorderen und hinteren Höhe der Schale, durch den sehr gleichinässig entwickelten flachen Bogen am Ventralrande, durch massige Schalenwölbung und andere weiter unten zu erwähnende Merkmale ausgezeichnet ist , so ändert sie doch in mancher Beziehung nicht unerheblich ab. Zunächst ist das Verhältniss der Schaleuhöhe zur Schaleidänge ziemlich variabel. Kolmodin giebt in seiner oben citirten Al)- handlung dasselbe als 7 : 13 an; indessen ist dieses Verhältniss keineswegs constaut. Nach einigen au Gotländischen Exemplaren angestellten Messungen, deren Resultate Herr Professor G. Lind- STUÖM mir gütigst mitgetheilt hat, schwankt dieses Verhältniss zwischen den Grenzen 7:11 und 7 : 13. Auch die Grössen- verhältuisse zwischen den Vorsprüngen am Vorder- und Hiuterrande sind variabel. Im Allgemeinen erscheint der Hinterrand nur wenig stärker vorgezogen als der Vorderrand ; doch treten, besonders bei kleinen Exemplaren , nach dieser Richtung bisweilen stärkere Unterschiede hervor, indem bei verbältuissinässig schwach ent- wickeltem vorderem Vorsprunge die hintere Partie stark vorge- zogen erscheint. Nicht unerheblich variirt auch die Länge des Schlossrandes. Letzterer kommt der gfi'össten Höhe an Läns;e mindestens gleich (so bei manchen kleinen Exemplaren) oder ist (und dieses ist die Regel) länger als diese. Der den Augenhöcker umgebende oft netzadrige Augenfleck springt nach der Bauchseite zu spitzwinklig, selten fast rechtwinklig vor und ist von dem ovalen, oft netzadrigen Schliessmuskelfleck durch einen schmalen linearen Zwischenraum getrennt; dieser zeigt entweder in seiner ganzen Länge gleiche Breite oder verbreitert sich ein wenig nach der Bauchseite zu. Die mässig stark gewölliteu Schalen zeigen fast ausnahmslos ein gleichmässiges Abfallen nach allen Seiten. Ein Raudsaum ist am Vorder- und Hinterrande bisweilen deutlich auso-ebildet iind zwar der hintere Randsaum im AlUemeinen stärker als der vordere. Der Umschlag der linken Schale ist glatt. Die Schaleuoberfläche erscheint bei der grossen Vlehrzabl der von mir beobachteten Exemplare unter der Lupe sehr fein eingestocheu punktirt, bei Gotländischen Exemplaren zum Theil fein-strahlio- o-eadert. O Ö Silurgeschioben gefundenen Ostracoden. Maasse Gotländischer Exemplare : 83 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Länge .... 14 13 11 10 8,5 11,8 8,6 Millimeter Grösste Höhe 8 7 7 6 5 6,9 5,1 » Höhe vorn . . — — — — — 4,7 3,4 » Höhe hinten . — — — — — 6,4 4,9 » Schlossrand . — — — — — 7,6 5,5 » Dicke — — — — 5 3,4 » Die Maasse 1 — 5 sii] id mir durch Herrn Professor G. Lind- STRÖM gütigst mitgetheilt worden; 6 und 7 sind die von mir an 2 Gotländischen Exemplaren von Laü festgestellteii Maasse. Maasse westpreiissisclier Exemplare: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. gaozo Schale rechte Schale linke Schale Länge .... 7 10,5 7,8 6 9,9 6,3 7,2 Millimeter Grösste Höhe 4,3 6,5 4,2 3,8 6,1 4 4,6 » Höhe vorn . . — 4,6 3,4 — 4,2 — » Höhe hinten . — 5,9 3,9 — 5,5 — — » Schlossrand . — 6,8 5,5 3,8 7,3 4,1 4,5 » Dicke 3,2 — — — — — » 2 und 5 sind Scdialen ans unseren Beyrichienkalken ; die iikrigeu wurden in nusereu Leperditiengesteineu gefunden. Leperditia phaseolus HiS. ist die bei weitem häutigste Leper- ditienart in unseren Leperditiengesteineu, wosell)st sie nicht selten mit den nächstverwaudteu Formen vergesellschaftet auftritt; sehr selten dagegen findet sie sich in unseren Beyrichienkalken. Im anstehenden Gestein findet sich diese Art auf den Inseln Gotland und Oesel. Leperditia phaseolus ITis. var. subpeiitagoiia nov. var. Taf. XXIII, Fig. 3. Leperditia phaseolus Kiesow, Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig 1884, p. 228. Diese kleine LeiJerditia^ welche ich als eine Varietät der Ltper- ditia phaseolus IIis. auffasse, unterscheidet sich von der Grund- [GG 84 J. Kiesow, Beitrag zur Kenntniss der in westpreussischen form dadurch, dass die rechten Schalen am Bauchrande einen scharf und winkelartig' hervortreteuden Vorsprung zeigen, welcher auch bei Jugeudexemplaren mehr oder weniger deutlich hervor- tritt; in Folge dessen erscheinen die rechten Schalen annähernd fünfseitig. Die vorspringeude Mitte des Ventralrandes ist schwach wulstig aufgeworfen. Linke Schalen sind von solchen der typischen Form nicht zu unterscheiden. Die Schalenolterfläche scheint Matt O zu sein. Maasse : rechte Schale Länge 7,9 Grösste Höhe . . . 4,9 Schlossrand .... 4,7 linke Schale 5.2 Millimeter 3.3 » 3,8 » Diese Leperditia ähnelt in den allgemeinen Umrissen sehr der Leperditia nitens Kölmodin; sie scheint jedoch von letzterer be- stimmt verschieden zu sein, da bei Leperditia nitens nach Kol- MODiN ein Schliessmuskelfleck auf der Schaleufläche nicht zu erkennen ist. Von Leperditia arctica unterscheidet sie sich haupt- sächlich durch den gerundeten Vorsprung am Vorderraude und durch die schwächere Schalenwölbuug. Es fanden sich die Exemplare in einem hellen cavernösen Kalke mit Proetus signatus Lindström (= Proetus pulcher var. Kiesow, a. a. O., p. 228 und 288, Taf. IV, f. 12), BeyricMa sp., Rhynclionella Wihoni Sow., Chonetes striatella Dalman etc. Leperditia gregaria nov. sp. Taf. XXITI, Fig. 4a — Sb. Leperditia AiigeUni F. Schmidt, a. a. 0., p. 14 (ex parte). Leperditia Hisingcri var. Jones, a. a. 0., p. 340 und 341, t. XIX, f. IG. Diese Art, von welcher mir nur einzelne Schalen zur Unter- suchung vorliegen, ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Die massig stark gewölbten Schalen, deren stärkste Wölbung in der Mitte liegt, sind theils gleichmässig gewölbt, tlieils tritt die Schalen- mitte etwas buckelartig hervor. Die grösste Höhe befindet sich in der Mitte und übertrifft stets erhelilich den Schlossrand an Länge, und das Verhältniss zwischen der grössten Höhe und der Schalenlänge lileibt Silurgeschieben gefundenen Ostracoden. 85 immer hinter demjenigen von 7:11, welches ids das kleinste durch Messungen bei Leperditia phaseolus His. gefunden wurde, um ein Beträchtliches zurück. Dieses Verhältniss schwankt nach den an- gestellten Messungen hei den rechten Schalen zwischen den Grenzen 7:9,94 und 7:10,5, bei den linken Schalen zwischen 7 : 10,35 und 7:10,57, in riiudeu Zahlen zwischen 7:10 und 7:10,5. Die Vor- spinnge am Vorder- und Ilinterrande sind gerundet; der Vorsprung am Ilinterrande tritt im Allgemeinen stärker hervor als derjenige am Vorderrande. Der Bogen am Ventralrande ist weniger gleich- mässig entwickelt als bei Leperditia phaseolus^ indem er nach dem Voi'derrande zu steiler ansteigt. Der öfters netzaderige Augentleck si)ringt nach der Bauchseite zu spitzwinklig vor und ist von dem ovalen Schliessmnskelfleck, welcher ebenfalls bisweilen netzaderig erscheint, durch einen linearen Zwischenraum, welcher sich oft nach der Ventralseite zu etwas verbreitert, geschieden. Ein Rand- saum ist bei allen beobachteten Exemplaren mehr oder weniger deutlich am Ilinterrande zu erkennen; auch am Vorderrande, be- sonders in der Nähe des Schlossrandes, ist ein Randsaum bis- weilen entwickelt. Der Umschlag der linken Schale ist wie bei Leperditia phaseolus. Die Schalenobertläche ist fein eingestochen punktirt, zum Theil fein-strahlig geadert wie Gotläudische Exem- plare der Leperditia phaseolus His. Maasse : rectite Schale linke Schale 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Länge .... 7,1 5,8 7,1 8,9 6,3 6,8 7,8 Millimeter Grösste Höhe 5 4 5 5,9 4,3 4,6 5,3 » Höhe vorn . . 3,4 — 3,5 4,5 — 3,5 4,3 » Höhe hinten . 4,5 — 4,4 5,6 — CO 4,9 » Schlossraiid . 4,2 3,6 4,1 5,4 3,8 4 4,2 » Sämmtliche Schalen stammen aus unseren g eiblichen oder bräunlichen Leperditiengesteiueu. Im anstehenden Gestein findet sich diese Art auf der Insel Oesel, z. B. bei Randifer, woher sie R. Jones ei'halteu und unter dem Namen -»Leperditia Hisingeri Schmidt var.« beschrieben hat. 86 J. Kiesow, Beitrag zur Keiintniss der in westpreussischen Sehr auffalleiid durch die unter der Loupe hervortretende starke Äderung der Schaleufläche ist die in Fig. 8 a und 8 b dar- gestellte Form. Der hintere ßandsauin, welcher sich noch über etwa ein Drittel des Veutralrandes erstreckt, ist breit und durch eine einschneidende Furche oea'en die Schaleuwölhuu2: abiresetzt. Der vordere Randsaum ist schmäler und etwas kürzer als der am Iliuterrande gelegene. Bei dem abgebildeten Exemplar setzt sich der hintere Randsanm fast bis zur Mittte des Schlossrandes fort; auch der vordere Randsanm zieht sich noch eine Strecke weit am Schlossrande hin. Angenfleck und Schliessmuskelfleck treten sehr deutlich hervor. Es fand sich diese Form zu Praugschin in einem massig harten graugelhen Kalke vergesellschaftet mit Encrinurus obtusus Angelin, Proetus sp., Orthis sp. etc. Encrinunis obtusus findet sich nach F. Schmidt (Revision d. ostbalt. sil. Trilob., p. 225) bei Uddafer, welches nach p. 51 desselben Werkes zu der nördlichen gelben Zone der Schicht K gehört. Da mir von Gotland weder diese Leperditienform noch ein ähnliches Gestein bekannt ist, auf Oesel dagegen das gleiche Gestein vorkommt, so halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Heimath des in Rede stehenden Geschiebes in der gelben Zone von F. Schmidt’s Schicht K zu suchen ist. Das Geschiebe befindet sich in der Sammlung des hiesigen Provinzial-Museums. Von solchen Formen, die man als Uebergänge zwischen Leper- ditia phaseolus und Leperditia gregaria auffassen könnte, ist mir bei meinen Untersuchungen nur eine einzige begegnet. Diese, eine rechte Schale, kommt in den allgemeinen Umrissen der Leperditia phaseolus HiS. sehr nahe, unterscheidet sich aller von ihr durch die buckelartige, hinter der Schalenmitte gelegene stärkste Wölbung und durch eine deutliche Einsenkung, welche vor derselben ge- legen ist und sich bis zum Augenhöcker hiuzieht. Diese Form zeigt folgende Verhältnisse: Länge = 8,1 Millimeter, grösste Höhe = 5,2 Millimeter, Höhe vorn = 3,8 Millimeter, Höhe hinten - -- 4,7 Millimeter, Schlossraud = 5,1. Höhe : Länge = 7 : 10,9. Die Maasse lassen auf nahe Beziehung zu Leperditia phaseolus His. schliessen. 87 Silurgeschieben gefundenen Ostracoden. Leperditia gregaria var. arcticoidea nov. var. Taf. XXIIl, Fig. 9 a, b, 10. Diese Varietät zeigt ini Allgemeinen die Umrisse der typisehen Form; aber am Ventralrande der rechten Schale tritt in der Mitte ein iil)rigens nicht sehr ausgeprägter, stumpfwinkeliger Vorsprung auf. Zwischen dem Ventralraude und der stärksten Erhebuusf der rechten Schale findet sich eine bald mehr, bald weniger deutliche Uängsdepression und am Ventralraude eine lip])enartigc Auf- widstung der Schale. In Folge dessen zeigen die rechten Schalen unserer Lejjevditia einen ähnlichen Querschnitt wie die entsprechen- den Schalen der Leperditia arctica JoNES. Der Vorderraud der rechten Schale springt bisweilen spitz vor. Die zur Untersuchung vorliegenden hellbraunen Schalen erscheinen unter der Lupe glatt. Fine Uehergangsform zwischen der typischen Leperditia gregaria und der var. arcticoidea wurde gleichfalls beobachtet. Von drei mit rechten Schalen der Ijeperditia gregaria var. arcticoidea vergesellschaftet gefundenen, linken Schalen (4, 5, 6), deren eine, 4, unter der Lupe glatt, 5 etwas undeutlich, 6 deut- lich eiugestocheu punktirt erscheint, glaube ich die Schale 4 unbe- denklich zu Leperditia gregaria var. arcticoidea rechnen zu dürfen. Wahrscheinlich jedoch gehören zu dieser Varietät auch die Schalen 5 und 6; denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine feine Punktiruug sich ursprünglich bei allen, auch bei den rechten Schalen gefunden hat, dass dieselbe jedoch bei ungünstiger Er- haltung mehr oder weniger ausgelöscht worden ist. Es ist deshalb meines Erachtens das Fehlen einer Punktirung an unseren rechten Schalen auch nur ein Umstand von ganz untergeordneter Bedeu- tung. Die linken Schalen halten nach den angestellten Messungen die Alitte zwischen Leiyerditia gregaria und Leperditia phaseolm. Alaasse : rechte Schale linke Schale 1. 2. 3. 4. 5. 6. Länge .... 6,5 6,3 6,1 6,5 5,6 6,1 Millimeter Grösste Höhe 4,4 4,2 4 4,2 3,7 3,9 » Höhe vorn . . 3,4 3,2 — 3,3 2,9 2,9 » Höhe hinten . 3,9 3,9 — 3,8 3,4 3,8 » Schlossrand . 3,6 3,8 — 4,2 3,4 3,8 » 88 J. Kiesow, Beitrag zur Konritniss der in westpreussisclien Leperditia gregaria var. arcticoidea findet sich in unseren Leperditiengesteinen. Leperditia gregaria var. ardiia nov. var. Taf. XXIII, Fig. Ila, b, 12, 13. Eine kleine, schief ovale, vorn zngespitzte Form, von welcher ich grössere rechte und kleinere linke Schalen besitze; ich halte dieselbe für eine Varietät der Leperditia gregaria^ welcher sie am nächsten steht. Die charakteristischen Kennzeichen treten beson- ders an den rechten Schalen hei'vor. Sowohl die rechten, als auch die linken Schalen sind stark gewölbt; die stärkste Wölbung befindet sich in der Mitte, von wo nach allen Seiten ein gleich- massiges Abfiillen stattfindet. Am Ventralrande hat die rechte Schale einen gerundeten Vorsprung und steigt von hier aus nach vorn im flachen Bogen steil auf. Der aufsteigende Ventralrand bildet mit dem flist geraden Vorderraude einen nicht scharf aus- geprägten Winkel von 95^ bis 100^. Der Veutralrand geht in den gerundeten Hinterrand in s’leichmässiffer Kundunsf über. Die Schale springt hier etwas weiter vor als vorn. Die verhältniss- mässig etwas niedrigere linke Schale steigt vorn weniger steil an und springt nach hinten noch etwas stärker vor als die rechte. Der Umschlag der linken Schale trägt keine besondere Zeichnung. Ein deutlicher Raudsaum wurde nur bei zwei linken Schalen am Hinterrande beobachtet; doch kann er auch hier fehlen, und bei rechten Schalen ist ein solcher nur an den Enden des Schloss- randes angedeutet. Der mässig stark vertretende Augentuberkel ist von einem nach der Bauchseite zu unter spitzem Winkel vor- springenden Augenfleck iimgeben. Letzterer wird von dem ovalen oder birnförmiijen, im Allg-emeineu durch dunklere Färbung: mar- kirten Schliessmuskelflecke durch einen schmalen, nach dem Ven- tralrande zu sich ein wenig ver))reiternden Zwischenraum getrennt. Die Farbe der Schalen ist glänzend dunkelbraun, die Oberfläche fein eingestochen punktirt. Die grösste Höhe liegt in der Alitte der Schalen. Silurgescliiebon gefundenen Ostracoden. 89 Maasse : rechte Schale linke Schale Läna:e 8,9 8,6 6 5,3 Millimeter Grösste Höhe . . 6,1 5,9 4 3,6 » Höhe vorn . . . . 4,2 4,1 2,9 2,7 » Höhe hinten . . . 5,5 5,3 3,7 3,3 » Schlossrand . . . 5,2 5,2 3,3 3,2 » Diese Leperditia wurde bei uns nur in einem einzigen steinsstik'k aufgefiiiiden. Dasselbe ist ein dichter splittrig l)recheiider gell)brauner Kalk, welcher auch eine linke Schale von Leperditia fhaseolus llis. enthielt. Leperditia baltica His. sp. Taf. XXllI, Fig. 14, 15 a, b. Cjifheriiia haltu-a His., Leth. suec., p. 10, t. 1, f. 2. Cyfhere baltica F. Roejiek, Letb. geogn. 11, p. 528 (ex parte), t. IX, 3, f. 8d. Leperditia baltica Jones, Ann. and Mag. Februar 185G, p. 85 (cx parte), t. G, f. 1,2, 4,5. » » var. a Koe.modin, Sveriges siluriska ostracoder, p. 14, f. 1,2,3. » » F. Schmidt, a. a. 0., p. 15. » » Kiesow, a. a. 0., p. 275. Diese Art, welche verhältnissmässig selten in unseren Ge- schieben gefunden wird, war für mich besonders deshalb interessant, weil ich zwei Funde mit ziemlicher Sicherheit auf Gotländische Localitäten zurückführen konnte. Die beiden abgebildeten, kaum mittelgrossen und aussergewölmlich kurzen Formen wurden in einem weisslich-grauen Mergelkalk gefunden, welcher genau dem Gestein bei Fängers im Nordosten der Insel Gotland entspricht. Zwar sind die dort vorkommenden Formen im Allgemeinen mehr gestreckt; aber eine kleine Schale zeigte sich ähnlich verkürzt wie die hiesigen, bei Langenau gefundenen Schalen. Die Farbe der hiesigen, sowie auch der Gotländischen Exemplare ist dunkel- braun; letztere sind um eine Schattiruug dunkler. Ein zweites sehr interessantes Geschiebe wurde im Zoppot- Olivaer Walde gefunden. Es ist dieses ein ziemlich verwitterter 90 J. Kiiäsow, Beitrag zur Kenntniss der in westpreussischen und in Folge dessen gelblich gefärbter Kalk mit zahlreichen Schalen der Leperditia haltica IIis. (F. Schmidt); daneben finden sich Encrinurvs punctatuH^ Ati'yya reticularü und einige schlecht erhaltene Beyrichicn u. s. w. Da die Form und Farbe (soweit dieselbe erhalten) der hier gefundenen Leperditien mit dem Vor- kommen auf Oesterliy - Strand bei Slite auf Gotland gut überein- stimmt und hier wie dort Encrinurus punctahcs und die gleiche Form der Atnjpa retimlaris^ sowie Beyrichien als begleitende Ver- steinerungen auftreten, so halte ich es für äusserst wahrschein- lich , dass unser Geschiebe von jener Gotländischen Localität herzideiteu ist. Ausser jenen beiden Vorkommnissen habe ich in meiner Sammlung noch zwei Geschiebe mit dieser Leperditienart von Spengawsken und eines von Kahlbude. Das Vorkommen von Leperditia Hidngeri F. Schmidt in hiesigen Geschieben ist für mich sehr zweifelhaft geworden, da die rechten Schalen, 'welche dieser Art angehören könnten, von kurzen Schalen der Leperditia haltica ITis. (F. Schmidt) schwer zu unter- scheiden sind und derartige Schalen bislana: bei uns nur in Gesell- Schaft der Leperditia haltica^ deren linke Schalen eine sichere Be- stimmung ermöglichen, gefunden Avurden. Manche Schalen der Lep>erditia haltica lassen einen elliptischen Schliessmuskelfleck erkennen, was auch bereits in R. Jones’ Publi- cation vom Jahre 1856 deutlich zum Ausdruck gebracht ist. Die Oberfläche gut erhaltener Schalen ist, wie bereits R. Jones und F. Schmidt angeben, deutlich eingestocheu punktirt; doch sind die Punkte stärker entwickelt und stehen weniger dicht als bei Leper- ditia phaseolus und Leperd;itia gregaria. Leperditia haltica HiS. (F. Schmidt) ist bekanntlich bis dato im anstehenden Gestein mit Sicherheit nur auf der Insel Gotland und von F. Schmidt auf der Insel Malmö im Christianiafjord nachgewiesen, sonst aber nur noch in Geschieben gefunden worden. Leperditia Eichwaldi F. Schmidt. Taf. XXIII, Fig. 16. Leperditia Eichwaldi F. Schmidt, Enss. sil. Leperd. (1873), p. 17, f. 19, 20, 21. » » Kiesow, a. a. 0., p. 275, t. IV, f. 4. Silurgescliieben gefundenen Ostracoden. 91 Die allein vorhandene rechte Schale ist im Umriss annähernd fiinfseitig durch einen stumpfen Vorsprung an der Bauchseite, der nach beiden Seiten ziemlich gleichmässig abfällt. Am Vordereude findet sich in der Nähe des Schlossrandes die Andeutung eines Kandsaumes. Die Schale ist in der Alitte am höchsten, fast buckelartig gewölbt. Die Länge beträgt 8,7 Millimeter, die grösste Höhe 6 Millimeter, die Länge des Schlossrandes 6,2 Alillimeter. Die Schale fand sich in einem dichten gelblichen Kalke mit Kalkspatheiuschlüssen vergesellschaftet mit Clionctes stnatella und Spivifer criapus. — Laugfuhr. Leperditia sp. Taf. XXIII, Fig. 17. Diese Leperditia^ eine rechte Schale, welche höchst wahrschein- lich einer neuen Art augehört, ist gewissermaasseii eine Üeber- gaugsform zwischen der Leperditia Keijserliagi F. Schmidt und der Leperditia pliciseolus His., nähert sich jedoch in den allgemeinen Umrissen mehr der Leperditia phaseoliis. Ein Randsaum am Vorder- und Hinterrande ist vorhanden. Indessen ist der hintere Raudsaum viel weniger deutlich ausgeprägt als der vordere. Die Schale ist in der Mitte am stärksten gewölbt wie bei Leperditia Keyserlingi^ ein elliptischer, nahe an den Augeutuberkel heran- tretender Schliessmuskelfleck deutlich zu erkennen. Die Schale ist glatt. Länge 12,9 Millimeter, Höhe 8,1 Millimeter, Schloss- rand 8,3 Alillimeter. Eine in demselben Gesteinsstück vorkommeude, kleine, linke Schale, welche vielleicht mit der obigen Form zu vereinigen ist, zeigt insofern eine bemerkenswerthe Abweichung, als ein ununter- brochener Rand am Vorderende des Schlossrandes beginnend und am Vorder-, Ventral- und Hinterraude entlang laufend sich bis zum Hinterende des Schlossrandes hinzieht. Die in Rede stehenden Leperditienschalen wurden vergesell- schaftet mit Brachiopodeuresten, besonders kleinen Orthisschalen, in einem grauen krystallinischeu Kalke zu Prangschin gefunden. Sammlung des hiesigen Provinzial -Museums. o o 92 J. Kiesow, Beitrag zur Kenntniss der in westprcussische Leperditia coiispersa uov. sp. Taf. XXIir, Fig. I8a-c. Diese sehr iuteressaute Art, von welcher bis jetzt nur eine linke Schale bekannt ist, steht in den allgemeinen Umrissen und der Schaleuscnlptur der Leperditia Nordensljöldi F. Schmidt am nächsten. Die Schale ist langgestreckt; der Hinterrand springt etwas weiter vor als der Vorderrand. Der Ventralrand bildet einen flachen Bogen, welcher nach vorn nur wenig ansteigt und in sanfter Unnduug in den gerundeten Vorder- und Hinterrand allmählich übergeht. Der Schlossi’and ist lang, die vordei'e Höhe nur wenig kürzer als die hintere; die grösste Höhe liegt etwas hinter der Mitte. Die Schale ist verhältnissmässia; stark gewölbt; die Wölbung fällt nach vorn zu steiler ab, als nach hinten; die Mittclpartie derselben bildet, vom Schlossraude oder Ventral- rande aus gesehen, fast eine gerade Linie. Am Vorderrande ist ein schwächerer, am Hinterrande ein stärkerer Raudsauin aus- gebildet, welche sich am Ventralrande allmählich verlieren, nicht aber, wie bei Lepterditia Nordeuskjöldi, mit ihrem Ventralende tief in die Schalenfläche eiuschneideu. Unterhalb des Augeuhöckers springt eine deutlich gewölbte Area (Augeufleck) spitzwinklig nach unten vor und wird von dem nur undeutlich markirten, nicht aus der Schalenfläche hervortreteuden Schliessmuskelfleck durch eine schmale lineare Furche getrennt. In der Nähe des Schlossraudes oberhalb des Schliessniuskelflecks zeigt die vorliegende Schale eine flache Eiuseukung und am Ventralrande einen deutlichen, unter dem ganzen Ventralrande sich hinziehendeu Umschlag. Die Schalenoberfläche erscheint dem uubewafiiieten Auge glatt, ist aber, unter der Lupe gesehen, granulirt. Die Granulirung ist ein wenig gröber und dichter als bei Leperditia Nordenskjöldi. Die Länge beti’ägt 9,8 Millimeter, die grösste Höhe 5,8 Milli- meter, die vordere Höhe 4,5 Millimeter, die hintere Höhe 5,5 Milli- meter, die Länge des Schlossrandes 7,5 Alillimeter. Diese Leperditienart fand ich in einem sehr harten, splittrig brechenden, orelbgraueu Kalke bei Goldkriu»’ vergesellschaftet mit Brachiopodenresteu und einer Koralle, anscheinend einem Cxjaiko- phylhim. Silurgescliieben gefundenen Ostracodeu. 93 Gattung: Beyi'icliia M’Coy. Beyricliia Gledaiiensis Kiesow. Taf. XXIV, Fig. 1 -4. Beyricliia tnherculata Boll var. Gedanensis Kiesow, Schriften d. Natnrf. Ges. zu Danzig 1884, p. 277, t. IV, f. 5. Beyricliia Noetlinqi-coniuiicta G. Keutek, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1885, p. 636, t. 25, f. 4. » Noetlingi G. Reuter, a. a. 0., p. 637, t. 25, f. 5 A, B, C. Diese von mir früher als Beyrichm tuhercidata var. Gedanensis bezeielmete Beyricliia ist an der ol)en citirten Stelle in folgender Weise von mir charakterisirt worden: »Die hierher gehörigen Schalen scheinen beim ersten Anblick von Beyricliia tuberculata llOLL total verschieden zu sein; hei eingehender Eetrachtnng zeigt sich jedoch, dass dieselben sich auf diese Grundform zurückführen lassen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die dreigetheilte hintere Wulst in wenige, auf der Ohertläcln“ glatte, meist halb- kugelige Knötchen zerfällt, so zwar, dass der oberste Abschnitt durch ein grösseres Knötchen repräsentirt wird, der mittlere durch 2 kleinere etwas längliche, der unterste durch 2 oder 3 Knötchen. Sind hei dem nntersten Abschnitt 3 Knötchen ausgebildet, so sind die beiden unteren einander stark genähert. Der Rand ist o;latt.« II err G. Reuter hat es nnn für zweckmässig erachtet, auf Grund ganz geringfügiger individueller Abweichungen, welche von mir später an anderen zu Langenau gefundenen Exemplaren ebentälls beobachtet worden sind, aus dieser einen Form eine neue Art und eine Varietät hervorgehen zu lassen. Was die von mir und Reuter abgebildeten Formen neben anderen Merkmalen zu einem untrennliaren Formencomplex ver- einigt, ist die Ausbildung von 2 deutlich entwickelten Knötchen (oder Buckeln) auf dem mittleren Abschnitt der hinteren Wulst. Dieselben wurden bei den zuerst von mir beobachteten Exem- plaren als etwas länglich gefunden, von Reuter für seine Beyrichia NoefUngi-conjuncta ebentälls als länglich ((‘Hiptisch) angegeben. 94 J. Kiesow, Beitrag zur Kenntniss der in westpreussischen Bei Reuter’s Beyrichia Noetlingi, welche ich vor einigen Wochen iin Mineralien-Cabinet der Universität in Köniofshero; zu sehen Gelegenheit hatte, haben die Buckel des mittleren Abschnitts der hinteren Widst allerdings meistens halbkugelige Form; bei dem der Fig. 5C bei Reuter entsprechenden Beyrichienindividuum ist jedoch die Form des äusseren der beiden Buckel ebenfalls etwas länglich; als Unterscheidungsmerkmal zwischen Beyrichia Noetlingi und Beyrichia Noetlingi-conjuncta fällt also die mehr elliptische oder halbkugelige Form dieser beiden Buckel wenig iu’s Gewicht: sie ist auf individuelle Abänderung zurückzuführen. Auf S. 637 bemerkt G. Reuter bei seiner B. Noetlingi: »Sämmtliche Buckel sind von gleicher Gestalt, Grösse und Höhe.« Dieses ist in Wirklichkeit bei den Exemplaren 5A, 5B und 5C nicht der Fall, und ist sowohl bei diesen Exemplaren als auch bei dem Original- exemplar zu B. Noetlingi-conjuncta der mittlere Buckel des unteren Abschnitts der hinteren Wulst (Reuter’s Metacephalwulst) etwas grösser als der innere und äussere. Die hiesigen Exemplare ver- halten sich meistens ebenso; doch kommen bei iius auch Exem- plare vor, bei denen diese drei Buckel gleiche Grösse haben. Als ein ITauptuutefscheiduugsmerkmal zAvischeu Beyrichia Noet- lingi und Beyrichia Noetlingi-conjuncta scheint Reuter die gegen- seitige Entfernung der 3 Buckel am unteren Abschnitte der hinteren AVulst auzusehen. Aber auch hier finden sich hei den einzelnen In- dividuen der Beyrichia Noetlingi Reuter erhebliche Abweichungen. So liegen bei Reuter’s Formen 5A und 5B die beiden inneren Buckel näher bei einander als der mittlere dem äusseren; bei 5B sipd die beiden inneren Buckel am Grunde nur durch eine ganz schmale Furche geschieden, Verhältnisse, welchen wir auch bei Reuter’s Beyrichia Noetlingi-conjuncta und meiner Beyrichia Ge- danensis begegnen; bei letzterer sind allerdings die beiden inneren Buckel am Grunde bisweilen mehr oder weniger mit einander verschmolzen und ihre Theilnug unvollkommen. Also auch dieses Unterscheidungsmerkmal lässt uns in Wirk- lichkeit bei der Trennung der Beyrichia Noetlingi von Beyrichia Noetlingi-conjuncta im Stiche. Eher noch hätte ich Veranlassung gehabt, bei der Aufstellnng meinei' Beyrichia tuhcrculata var. Silurgeschieben gefundenen Ostracoden. 95 Gedanensis die ludividuen mit drei dentlieb entwickelten Buckeln im unteren Abschnitt der hinteren Wulst gdeich als besondere Art aiifzustellen und diejenigen, bei denen die beiden inneren Buckel nur unvollkommen von einander geschieden sind, als Varietät ab- zusoudern; ich hätte jedoch, da alle in demselben Gesteinsstück gefunden waren, bei der im Uebrigen vorhandenen Uebereiu- stimmuug ein solches Verfahren für unwissenschaftlich gehalten und kann auch heute jene kleinen Unterschiede nur als solche anseheu, welche auf Variabilität der Individuen beruhen. Unsere Figuren 1 — 4 geben möglichst naturgetreu die Formen der in einem und demselben Gesteinsstück gefundenen Beyrichieu-In- dividuen wieder, welche ich meiner ersten kurzen Beschreibung zu Grunde gelegt habe ; es liegt hier eine so schöne und interessante lleihe individueller Abänderungen vor, wie man sie sich nur wünschen kann. Dieselben beziehen sich, wie bemerkt, haupt- sächlich auf den unteren Theil der hinteren Wulst. In unserer Fig. 1 sind der nuttlere und innere Buckel dieses Abschnittes mit einander verschmolzen, eine Zweitheilung ist durch einen von oben her einschneidenden Spalt angedentet; in Fig. 2 ist bereits eine Trennung beider durch eine seichte Querfurche augebahnt; in den Figuren 3 und 4 ist dieselbe vollzogen, und müsste Herr ItEüTER die in diesen Figuren abgebildeten Formen unzweifelhaft bei seiner Beyrichia Noetlingi. unterbriugen. Dazu kommt, dass der Veutralhöcker unserer in Fig. 1 dargestellten weiblichen Form genau das Verhalten desjenigen der weiblichen Beyrichia Noetlingi IvEUTER zeigt; derselbe durchbricht den gewölbten Randsaum und verdeckt ihn, von oben gesehen (der Randsaum ist jedoch an dieser Stelle, wie ich bei der Tempelburger Form beobachten konnte, nicht gänzlich verschwunden, sondern nur stark abge- flacht) ; gewissermaassen als Ersatz für den an jener Stelle zum grössten Theile verloren gegangenen Randsaum ist dort von der Ventralseite des grossen länglichen und ein wenig gerunzelten Ventralhöckei’s durch eine Furche ein Randsaum abgetreunt. Bei der weiblichen Form der B. Noetlingi Reuter ist indessen der Ventralhöcker viel deutlicher granulirt als l)ei der hiesigen Form von Tempelburg bei Danzig und erinnert sehr au den Ventral- 96 J. Kiesow , Beitrag zur Keimtniss der in westpreussisclicn liöcker der weiter unten zu besprechenden Beyriclna Gedanensis var. pustulosa Hall. Es ist noch hinzuzufügen, dass wie bei unserer Beyrichia Ge- danensis, so auch bei Beyrichia Noetlingi Reuter zwischen ein- zelnen Buckeln der hinteren Wulst hier und da Spuren einer Granulirung eingestreut auftreteu. Die Buckel sind entweder ganz glatt oder nur oben glatt und am Grunde granulirt. Der Randsaum ist bisweilen an seinem ventralen Theile leicht gekerbt. Wir finden also bei allen diesen Formen nur individuelle Ab- weichungen, aber nirgends einen durchgreifenden Unterschied, welcher zur Abtrennung einzelner Formen und Vereinigung der- selben auch nur zu einer Varietät berechtigen könnte. Es fallen demnach die von Reuter als Beyrichia Noetlingi und Beyrichia Noetlingi-conjuncta bezeichneten Formen mit meiner Beyrichia tubercidata var. Gedanensis zusammen. Ob man diese als eine Varietät der Beyrichia tuberculuta Boll oder als eine besondere Art auftasst, ist, im Grunde genommen, gleichgültig. Anderer- seits lässt sich aber nicht leugnen , dass sich die Beyrichia tuhcr- cidata var. Gedanensis durch die stark abweichende Ausbildung der hinteren Widst weit genug von der typischen Beyrichia tuber- culata Boll entfernt, um als besondere Art gelten zu können, und kann ich mich daher der Zweckmässigkeit, Beyrichia tuber- cidata var. Gedanensis zum Range einer besonderen Art zu er- heben, nicht verschliessen. Zudem erschien es angemessen, der nächstfolgenden Beyrichia die Stelle einer Varietät der Beyrichia Gedanensis anzuweisen. Da nun, wie oben des Näheren entwickelt, Reuter’s Beyrichia Noetlingi und B. Noetlingi-conjuncta nicht getrennt werden düi’fen, andererseits aber diese Formen mit meiner Beyrichia tubercidata var. Gedanensis zusammenfallen, so folgt hieraus, dass der von mir (wenn auch anfangs nur als A^arietätsbezeiclmung) zuerst an- gewandte Name Beyrichia Gedanensis für diese Beyrichieu anzn- wenden, Reuter’s Beyrichia Noetlingi und Beyrichia Noetlingi- conjuncta dagegen einzuziehen sind. Nach den bisher in West- und Ostprenssen gemachten Fun- Silurgeschieben gefundenen Ostracoden. 97 den würde demnach unter Berücksichtigung der individuellen Variabilität die Diagnose der Beyriclda Gedanensis etwa folgender- niaasseu lauten: Beyrichia Gedimeiisis gehört zur Formeii- gruppe der Beyrichia tubercidata BOLL (Klöden). Sie ist aus- gezeichnet durch die eigeiithüniliche Ausbildung der hinteren Wulst. Der obere Abschnitt derselben trägt einen halbkugeligen oder annähernd halbkugeligen Buckel, der mittlere zwei halb- kugelige oder etwas längliche Buckel, während auf dem unteren Abschnitte sich drei meistens halbkugelige Buckel befluden, deren mittlerer in der Regel am grössten und dem inneren gewöhnlich mehr genähert ist als dem äusseren. Bisweilen sind von diesen drei Buckeln die beiden inneren mehr oder weniger mit einander verschmolzen und eine Trennung derselben nur imvollkommeu. Die beiden schrägen Furchen der hinteren Wulst, sowie die Furche zwischen dem mittleren und hinteren Buckel des unteren Abschnittes derselben zeigen constaut eine beträchtliche Breite und Tiefe; dagegen sind Breite und Tiefe der Furche zwischen dem mittleren und inneren Buckel des unteren Abschnitts der hinteren Wulst variabel. Die Hauptmasse der als solche wenig hervortretenden hinteren Wulst wird von den Buckeln gebildet (letztere, sowie die übrigen Hervorragungen der Schale sind ent- weder glatt oder nur oben glatt und am Grunde granulirt); neben den Buckeln finden sich bisweilen Spuren einer Granulirung. Der Raudsaum ist glatt oder an seinem ventralen Theile leicht ge- kerbt. Von einigem Interesse dürfte auch eine in dem Gesteiusstück von Tempelburg vorkommeude Jugendform der Beyrichia Gedanensis sein; bei dieser ist der mittlere Abschnitt der hinteren Wulst uugetheilt und glatt wie bei einigen Formen der Beyrichia tuher- culata; der gleichfalls glatte untere Abschnitt zeigt eine ober- flächliche Dreitheilung. Das Exemplar ist, linear gemessen, un- gefähr 2/3 so gross als die ausgewachsenen Exemplare. Maasse der Beyrichia Gedanensis von Tempelburg: Länge .... 4,1 3,3 3,8 3,1 Millimeter Höhe .... 2,5 ‘ 2,1 — 2 » Jahrbuch 1889. [7] 1)8 J. Kiesow, Beitrag zur Kenntniss der in westpreussischei Beyricliia Gfedanensis var. pustulosa Hall. Taf. XXIV, Fig. 5, 6. Beyrichia pustulosa Hall, Canadian Nat. and Geol. vol. V, p. l,i>7, f. 19. » » » Acadian Gcology, 2nd editlon, p. 608 — G09, f. 216. » tuherculata Johes, Geol. Mag. August 1881, p. 344, t. X, f. 9, 10. Iin Sommer 1886 faud ich zu Langenau bei Pranst eine Platte eines sehr festen blaugrauen Kalkes, enthaltend ausser sehr wenigen Brachiopodenresten (anscheinend Resten von Rhynchonella nucii]a\ Onchus sp. , Beyricliia Wilchensiana ^ Beyricliia Gedanensis und Beyricliia horussica nov. sp. eine Beyricliia., welche zu der Beyricliia yustidosa Hall in so naher Beziehung steht, dass ich geneigt bin, beide Formen mit einander zu vereinigen. Anderer- seits ist dieselbe aber auch mit Beyricliia Gedanensis so nahe ver- wandt, dass eine artliche Trennung beider unthnulich erscheint. Anf die Beyricliia pushdosa Hall wurde ich aufmerksam ge- macht durch R. Jones’ Schrift: »Notes on some palaeozoic bivalved entomostraca«, Geological magazine, August 1881. Daselbst sind iu den Figuren 9 und 10 der Tafel X unter der Bezeichnung y> Beyricliia tuherculata (Klöden)« Beyrichien von Arisaig, Nova Scotia, abgehildet, welche mit den in Rede stehenden Langenaner Exemplaren so sehr übereinstimmen, dass man sehr wahrscheinlich berechtigt ist , alle diese Formen zu einem gemeinschaftlichen Formeucomplex zu vereinigen. R. Jones glebt auf p. 344 seines Werkes keine weitere Beschreibung, sondern sagt dort nur: »Probably tliese speciinens may be the same as the form described by Prof. James Hall and Principal Dawson as B. pustulosa Hall (Canadian »Nat. and Geol.« vol. V, p. 157, Fig. 19, wood- cut); and »Acadian Geol.« 2nd edition, p. 608, Fig. 216, wood- cut); but I find no essential difterence between the very fine large speciinens before me and the Scandiuavian speciinens of B. tuher- culata described and figured in the »Ann. N. Hist.« ser. 2, vol. XV^I, p. 86, pl. 5, figs. 4 — -9.« Hall’s Beschreibung der Beyricliia pustulosa, welche ich nebst einer Copie der Fig. 19 der Freundlichkeit des Herrn Professors Lindström verdanke (in » Acadian Geol. « 2nd editlon, pag. 608, Silurgeschieben gefundenen Ostracoclen. 99 Fig. 216 ist nach Herrn Professor Lindström’s gefälliger Mit- tlieilung die erste Beschreibung wörtlich abgeclrnckt, nur mit dem Zusatze der Localität »Arisaig«, die Figur noch schlechter als die erste), giebt, besonders auch wegen der mangelhaften Abbildung, kein ganz deutliches Bild. Da jedoch die von Jones auf Taf. X, f. 9, 10 dargestellten Exemplare ebenfalls von Arisaig herstammen, so ist es fast zweifellos, dass dieselben thatsächlich die Form der Beyrichia pustulosa Hall wiedergebeu, was ja auch die Meinung von Jones ist. Ich bin demnach der Ansicht, dass bei der über- aus grossen Uebereiustimmung der in Rede stehenden Laugenauer Beyrichien mit der Beyrichia tuherculata Jones von Arisaig, also auch mit Beyrichia pustulosa Hall, unsere zu Langenau gefundenen Beyrichien mit Beyrichia pustulosa Hall zu vereinigen sind. Letztere fasse ich als eine Varietät der Beyrichia Gedanensis auf, welcher sie von allen bekannten Beyrichien am nächsten steht. Unsere Laugenauer Formen sind durch folgende Kennzeichen charakterisirt: Die hintere Wulst tritt als solche deutlicher und in sich geschlossener hervor als bei Beyrichia Gedanensis-, die beiden schrägen Furchen der hinteren Wulst schneiden meistens weniger tief ein; die Buckel sind, mit Ausnahme des sehr stark ge- wölbten obersten Buckels, weniger entwickelt; besonders treten diejenigen des mittleren Abschnittes bei der allgemeiiieu Granulirung weniger stark hervor; letztere ist in einzelnen Fällen auch auf dem unteren Abschnitt neben den Buckeln ausgiebig entwickelt, üeberhaupt variiren die einzelnen Individuen erheblich, und keines zeigt mit dem andern vollständige Uebereinstimmung. Sämmtliche Hervorraguugen der Schale sind mit einer bald stärker, bald schwächer entwickelten Granulirung oder Ruuzeluug bedeckt, auch die Oberseite der Buckel, bei denen die Grauulii'ung allerdings am stärksten an den Seitenflächen auftritt. Bei einem mäuulicheu Exemplar hebt sich der Veutralhöcker hoch und fast kegelförmig aus der Schaleufläche empor. Der Veutralhöcker der weiblichen Exemplare gleicht dem- jenigen der Beyrichia Gedanensis, ist aber verhältuissmässig sein- grob granulirt. Der Randsaum ist zum Theil deutlich gekerbt. Die Exemplare sind, im Ganzen genommen, nicht besonders [7*1 100 J. KIEso^v, Beitrag zur Kenntniss der iu westpreussisclien gut erhalten, da dieselben beim Herauspräpariren aus dem harten Kalkstein leicht Schaden nehmen. Das in Fig:. 6 dargrestellte Exemplar zeigt eine starke Annäherung an Beyrichia Gedanensisi mit welcher es ja auch vergesellschaftet gefunden worden ist; beide Formen gehen anscheinend in einander über. Maasse : Länge .... 4,4 4,5 Millimeter Höhe .... 2,7 2,8 » Beyrichia Kochii Boll. Taf. XXIV, Fig. 7 — 9. Beijridda Kochii Boll, Archiv d. Ver. d. Freunde d. Naturg. in Meckl. 1862, p. 121, f. 2. » » Krause, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1877, p. 33, t. I, f. 15. » » Kiesow, a. a. 0., p. 277. » » Reuter, a. a. 0., p. 643, t. XXVI, f. 15. Diese Art ist bekanntlich charakterisirt durch die ziemlich schmale vordere halbmondförmige Wulst, durch die freistehende mittlere Wulst von elliptischem Umriss und durch die breite mehr oder weniger deutlich getheilte hintere Wulst. Letztere nun ist es, welche bei den verschiedenen Vorkommnissen variirt. Es ist, wie schon A. Krause angiebt, für diese Art charakteristisch, dass die Querfurchen der hinteren Wulst den Flinterrand derselben nicht erreichen. In manchen Fällen ist eine Theilung der hinteren Wulst nur augedeutet; in anderen Fällen ist letztere mehr oder weniger deutlich dreitheilig, oder es tritt nur der untere Abschnitt schärfer hervor, während die darüber liegenden Partien fein cpier- gestreift und granulirt erscheinen, ln vielen Fällen setzt sich die untere Querfurche dem Hiuterraude parallel laufend nach dem Dorsah’aude zu fort. Das dorsale Ende der hierdurch abgetrennten hinteren Partie bildet daun neben dem vorderen Vorsprunge der hinteren Wulst am Dorsalrande eine mehr oder weula;er deutliche Spitze. Nach Reuter erreichen die Querfurchen weder die Vorder- noch die Flinterseite der Wulst. Doch kommt es aus- nahmsweise auch bei männlichen Schalen vor, dass die Quer- Silurgeschieben gefundenen Ostracoden. 101 furchen den Vorderrand der hinteren Wulst erreichen und durch- schneiden; hei den weiblichen Exeinplai-en scheint dieses sogar die Regel zu sein. Zwischen der mittleren und hinteren Wulst, hart am Schlossrande, befindet sich ein kleines nach unten spitz zvdaufendes Knötchen, welches nie zu fehlen scheint, wenigstens habe ich es bei allen von mir untersuchten männlichen und weib- lichen Exemplaren, deren Dorsalrand vollständig erhalten war, wahrnehmeu können. Dieses Knötchen findet sich auch in Reuter’s Fig. 15 kenntlich abgebildet. Im Text habe ich allerdings nach einer hierauf bezüglichen Angabe vergebens gesucht. Der Ventral- rand trägt meistens feine radial gestellte Furchen. Bei den ziemlich seltenen, bis dato meines Wissens noch nicht beschriebenen weiblichen Exemplaren ist der Ventralhöcker oval und au der Ilinterseite ein wenig zugespitzt. Die mittlere Wulst ist etwas schräg gestellt. Die hintere Wulst der meisten well^licheu Exemplare lässt über dem unteren, stark gewöll)teu Abschnitt noch eine bald schmälere, bald breitere, querbalken- ähnliche Schaleuwölbung erkennen. Darüber befindet sich eine Grauulirung, an welche sich weiter nach oben die glatte oder ein wenig gerunzelte innere Spitze auschliesst; eine schwächer ent- wickelte äussere (hintere) Spitze wird von der nach dem Dorsal- raude sich hiuzieheuden Verlängerung des unteren Abschnittes gebildet. ^ Beyrichia borussica nov. sp. Taf. XXIV, Fig. 10-14. Der Schalenumriss ist annähernd halbkreisförmig; die grösste Höhe liegt etwas vor der Schalenmitte. Die vordere und hintere Wulst sind breit, erstere ungefähr so breit als letztere, beide am Grunde durch eine mehr oder weniger tief einschneidende Furche geschieden; letztere erscheint am Ventralraude breiter und tiefer als au ihrem oberen Ende. Die hintere Widst erstreckt sich an der Ventralseite so weit nach vorn, dass ihr ventrales Ende mit der Vorderseite der mittleren Wulst in gleicher Linie liegt; sie trägt in der Regel in ihrem unteren Drittheil eine feine, meistens schräge Furche. Die elliptische mehr oder weniger 102 J. Kiesow, Beitrag zur Kenntuiss der in westpreussischen deutlich schief gestellte , frei stehende Centralwulst ist etwas schmäler als die vordere AVulst und wird an der Vorder-, Hinter- nnd Veutralseite von ziemlich breiten Furchen begrenzt; am schmälsten ist die Furche zwischen der vorderen und mittleren Wulst. Die mittlere Wulst erstreckt sich nicht bis zum Dorsal- raude. Die vordere Wulst ist ziemlich flach, während die mittlere und hintere Wulst als stark gewölbte Partien hervortreten. Bei den weiblichen Schalen ist der Ventralhöcker ausser- ordentlich gross, ungefähr wie bei Beyrichia Salteriana; dagegen hat die hintere, besonders aber die vordere Wulst eine Rückbildung erfahren. Ein Randsaum ist deutlich entwickelt; derselbe ist glatt oder mit kleinen Knötchen besetzt. Die vordere und hintere Wulst sind stets deutlich granulirt, seltener die mittlere Wulst, welche in den meisten Fällen nur gerunzelt oder glatt erscheint. Einige grössere Schalen von männlichen Exemplaren haben folgende Maasse: rechte Schale linke Schale Länge .... 1,9 2,2 1,8 Millimeter Höhe .... 1,2 1,4 1,2 » Diese Versteinerung ist von mir bislang nur in zwei Ge- schieben beobachtet worden und zwar stets in Begleitung einer kleinen Eorin der Beyrichia Wilckensiana. Das eine zu Langenau gefundene Geschiebe enthält die Beyrichia borussica ohne Knötchen am Rande , ausserdem Onchus sp., Beyrichia Geclatiensis und B. Gedanensis var. 'pustulosa^ Beyrichia WUckemiana^ ? Rhynchonella niicula. Die Eorm mit Knötchen am Rande fand sich in Gesell- schaft der Beyrichia Wilckensiana in einem Geschiebe von Koliebken. Beyrichia (Kloedenia) Wilckensiana var. plicata Jones. Taf. XXIV, Fig. 15, 16. Beyrichia Wilckensiana var. plicata Jo.nes, Aim. acd Mag. of Nat. Hist. August 1855, p. 90, t. 5, f. 19 — 21. Die hier gefundenen Exemplare sind gestreckter als die typische Beyrichia Wilckensiana. Die ziemlich flache mittlere AVidst wird von tiefen Seitenfurchen begrenzt, von denen die Silurgeschieben gefundenen Ostracoden. 103 vordere breiter ist als die hiutere. Die Furche, welche bei der ty])ischeu Form, vom Ventral- nach dein Dorsalrande hin ver- lautend, die hintere Wulst theilt, erstreckt sich bei unserer var. plicata nicht bis zum Dorsalrande, sondern schneidet bald nur wenig in den ventralen Theil der Schaleuwölbung ein, bald zieht sie sich auf dem gewölbten Schaleutheil eine Strecke Aveit am hinteren Kandsaum entlang, ohne jedoch den Dorsalrand zu er- reichen. Am Dorsalrande, fast genau in der Mitte zwischen llinterraud und Centralwulst, befindet sich eine breite, bald stärker ausgeprägte, bald nur schwach angedeutete Grube. Uebergangsformen zwischen dieser Varietät und der typischen Form scheinen nicht selten zu sein. Zwei rechte Schalen zeigen folgende Maasse: Länge .... 2,9 3,2 Millimeter Höhe .... 1,6 1,8 » Die in den Figuren 8a, 8b und 17 dargestellten Leperditien befinden sich in der Sammlung des Provinzial-Museunis zu Danzig, die anderen Leperditieu und die Beyrichieu in meiner Sammlung. Sämmtliche Figuren der Tafeln XXIII und XXIV sind von Herrn cand. math. SciiEiBEL unter meiner Coiitrolle gezeichnet. Zum Schlüsse entledige ich mich der angenehmen Pflicht, alleu denjenigen Herren, durch dei'eu Freundlichkeit das Zustande- kommen der vorliegenden Arbeit gefördert wurde, den Herren Geheimrath F. Roemer in Breslau, Professor G. Lindström in Stockholm, Professor Branco in Königsberg i. Pr., Miiseums- Director Dr. Conwentz in Danzig, Dr. Hecht in Königsberg i. Pr. für alle mir bewiesene Gefälligkeit hiermit meinen verbindlichsten Dank auszusprecheu. Beiträge znr geologisclien Keniitiiiss des nordwest- lichen Oherharzes, insbesondere in der Umgebung von Uautenthal und im Innerstetbai. Von Herrn Wilhelm LangsdorfT in Clausthal. Ueber den allgemeinen geologischen Charakter des nordwest- lichen Harzes ist in den früheren Jahrgängen der Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. sowohl als des Jahrbuches der Königl. Preuss. Landesanstalt und Bergakademie des Oefteren verhandelt worden. Inzwischen sind in den letzten Jahren in dem genannten Ge- biete nnd namentlich in der Gegend zwischen Lantenthal und AVolfshao-eu durch zahlreiche von den Forstbehörden in Angriff genommene Weganlagen, durch Abholzuug früher mit Wald be- deckter Flächen sowie durch Ausdehnung der Steinbruchsbetriebe manche neue Aufschlüsse erfolgt, welche zu der gegenwärtigen Arbeit die erste Anregung gegeben haben. Wie die LosSEN'sche Harzübersichtskarte zeigt, werden die höchsten — bis zu 800 Meter Meereshöhe ansteigenden — Kuppen des Nordharzes von den devonischen Schichten des Spiriferensand- steins und der daran sich anschliessenden Calceolaschiefer einge- nommen. In der Gegend zwischen Goshw, Wolfshagen und Langels- heim legen sich mit einem südlichen Ausläufer gegen Hahnenklee auf jenes ältere Gebiet diejenigen Schichten auf, welche man seither als » Goslarer Schiefer« bezeichnet ii*nd als jüngere Zone vom »Wissenbacher Schiefer« unterschieden hat — eine Unterscheidung, auf welche jedoch neuerdings wieder verzichtet worden ist. In b Dieses Jahrbuch 1887, S. XXXVIII. Wilhelm Langsdorpf, Beiträge zur geologischen Kenntniss etc. 105 der gegenwärtigen Arbeit wird indessen die bereits zu einer ge- wissen Einbürgerung gelangte Bezeichnung des Goslarer Schiefers als solchen beibehalten werden. In der Gegend zwischen Lautenthal, Ilahnenklee und Wolfs- hagen wird der Goslarer Schiefer von einem rautenförmigen Aus- läufer des Oberharzer Culms auf einer Unterlage von Cypridinen- Schiefer (Oberdevon) in der Weise überlagert, dass der letztere als am Rande der Culmdecke hervortretende Umsäumung auftritt, welche ihrerseits unmittelbar auf dem Goslarer Schiefer anfruht. Nach dieser Oberflächengestaltung muss angenommen werden, dass eine Decke von Cypridinen- Schiefer den Goslarer Schiefer früher in grösserer Ausdehnung, als dies jetzt der Fall ist, über- lagert hat und sammt den etwa sonst noch darüber befindlich gewesenen jüngeren Schichten durch Erosion entfernt worden ist. Auf einen solchen Vorgang weist auch der Umstand hin, dass bei Lantenthal der Goslarer Schiefer unter der Decke des Cypridinen- Schiefers und ebenfalls von demselben umsäumt in einer räumlich beschränkten Partie wieder zum Vorschein kommt. Die jetzt ausser Betrieb stehenden Schieferbrüche unterhalb Lautenthal gehören diesem isolirten Vorkommen an. In diesen Brüchen sowie an den Schieferfelsen, welche unterhalb der Ein- mündung der Seesener in die Lautenthal-Langelsheimer Chaussee an der westlichen Böschung der letzteren anstehen, kommen unter anderen Petrefacteu namentlich Tentaculiten stellenweise häufig vor. Das Baud des sich an der oberen Grenze des Goslarer Schiefers hinziehenden Cypridinen - Schiefers besitzt zwischen Lauteuthal und Wolfshagen seine grösste Breite. Als Fundstelle von Cypridinen kann hier der südöstliche Fuss des Ecksberges nach dem Riesbachthal namhaft gemacht werden. Im Cypridinen - Schiefer werden als Einlagerungen häufig Kalkschichten beobachtet, welche mehr oder weniger die bekannte Kramenzelstructur besitzen. Es wäre aber ein Irrthum, anzunehmen, dass diese Kalk- einlagerungen einen bestimmten Horizont des Cypridineu-Schiefers darstellen. Vielmehr liegen dieselben bald in den oberen, bald in 106 Wilhelm Lanqsdorff, Beiträge zur geologischea Kenntniss den mittleren nud tieferen Lagen desselben. An manchen Stellen, so z. B. am Schünenberge (nordöstlich von Ilahnenklee) wird so- gar ein dreimal sich wiederholender Wechsel von Cypridinen- Schiefern mit Kramenzelkalken beobachtet, der die ganze Breite der Zone von Cypridinen-Schiefer zu nmfasseu scheint. An manchen Localitäten, so z. B. längs des Südostraudes der 15erge von Spiriferen-Sandstein zwischen Oberschidenberg und der Komkerhalle fehlen die Cypridinen-Schiefer ganz und es treten zwischen dem Goslarer Schiefer und dem Cidiii lediglich Kramenzel- kalke an der Stelle der ersteren auf. Merkwürdiger Weise fehlen an den Stellen, an welchen die Cypridinen-Schiefer durch Kramenzelkalke vollständig verdrängt werden, zugleich auch meist die Culmkieselschiefer, die sonst das Mittelglied zwischen den Cypridiuen- Schiefern und den Posido- nomyen - Schiefern bilden. In der Gegend von Lauteuthal finden sich die in die Cypri- diueu-Schiefer eingebetteten Kramenzelkalke meist in den oberen Lagen der ersteren. Die am rechten Innerste -Ufer unterhalb Lautentlial, in der Dölbe, auf dem »Steilen Berge« und am Südabhang des Teufels- l)erges im Wege vor dem Walde in der Ilichtuug gegen den Kiesbach hin auftreteuden Kramenzelkalke wären als schon früher bekannt hier nicht weiter hervorzuheben. Daseffcu haben sich neue Aufschlüsse ergeben an dem in o o o der Höhencurve von 480 Meter am Südabhang des Sparenbergs neuerdings angelegten Fusspfade, sowie an dem vom südlichen Ausläufer des Ecksbergs nach dem Kieslnvchthale in der Aus- führung begriffenen Fahrwege an der Stelle, wo solcher die Höheu- curve von 3ü0 Aleter durchschneidet. Weitere Vorkommen von Krameuzelkalk finden sich an 2 Stellen am Kiesberge, das eine in 420 Aleter Meereshöhe au der Stelle, wo die Braunschweigische Grenze einen rechten Winkel bildet; das andere östlich von der Biegung der Lautenthal- Wolfs- hagener Chaussee in 340 Meter Meereshöhe. An beiden Stellen ist das Einfällen der Kalkschichten ein ziemlich flaches und nähert sich fast der Horizontalen. Alle diese des nordwestlichen Oberharzes etc. 107 Krameuzeikalke gehören der obereu Region des Cypridiuen- Schiefers an. Dagegen scheinen einige Kalkbänke, welche iin Lautenthal- Wolfshagener Fusswege unmittelbar nördlich vom Ausgange des Dölbe- in das Innerstethal anstehen, der tieferen Zone desselben anzugehören. Die oberen Schichten des Cypridinen-Schiefers zeichnen sich in der Geaend zwischen Lautenthal und Wolfshatren — wie -er als diejenigen der Form c sind. Dieselben finden sich jedoch ledig- lich vorn im Munde, während jene hinten stehen; vielleicht sind sie daher nnr durch Abkaunug aus den anders gestalteten, so- gleich zu besprechenden Zähnen e entstanden. I) iese nämlich, vergrössert in e, besitzen eine Spitze, ähneln jedoch keineswegs denen der Form a, also einer Canine, sondern dem unteren Ende (jewisser Belemniten. O In f ist endlich noch eine fünfte Zahngestalt vergrössert dar- o o gestellt. Dieselbe läuft gleichfiills in eine Spitze aus, ist jedoch wiederum ganz abweichend, sowohl von der Form a als auch von der Form e. Diese Zähne bilden nämlich niedrige, hohle Kegel, die mau, eben wegen ihrer hohlen Beschaffenheit, wohl als Ersatz- zähne ausprechen muss. Bereits die früher von mir untersuchten Stücke Hessen ver- niuthen, dass die Schädelknochen von Lepidotus Koeneni mit Schmelz- Wärzchen verziert gewesen seien. In deutlichster Weise zeigt sich dieser Schmuck an dem Schädel des in Fig. 2 abge- bildeten Stückes, wie das an der, diesem Stücke entnommenen Fig. 3 ersichtlich ist. Die Wärzchen sind unregelmässig rund- lich gestaltet. Der Schädel des in Fig. 2 abgebildeteu Exemplares lässt das Operculum und Subopercnlum erkennen; die Grenzlinie zwischen beiden ist jedoch nicht genau festzustellen. Vor ihnen liegt das Praeoperculum. Da jedoch diese Knochen mit ihrer Aiisseufläche dem Gesteine aufliegeu und nur die Innenfläche dem Beschauer zuwenden, so ist natürlich von den etwa vorhandenen Schmelz- wärzchen hier nichts zu sehen. Anschliessend an die obigen Mittheilungen über Lepidotus Koeneni lasse ich hier den Wortlaut eines Briefes des Herrn Dr. W. Deecke in Greifswald folgen, welchen mir dieser seiner- zeit frenndlichst zukommen Hess. Derselbe liefert gleichfalls einen Beitrag zur Kenntniss der Lepidoten des Wealden und lautet wie folgt: »Beim Ordnen der hiesigen Sammlung entdeckte ich neulich 128 W. Branco, lieber das Gebiss von Lepidotus Kocneni Bu. etc. das Original zu Dunker’s Lepidotus Fittoni Taf. XlVa, welches in der IlAUSMANN’scheii Sammlung lag, und erlaube mir Ihnen die folgenden Daten zu übermitteln, welche für Sie vielleicht von Interesse sind. Wie Sie richtig vermuthet haben, ist dies Stück ident mit Ihrem Lepidotus Hauchecornei var. paucideuitata. Es besitzt vorn dieselben grob und wenig am Ilinterrande ausge- zackten Schuppen, hinten die nur mit 2 oder 3 grösseren Dornen versehenen. Ausserdem finden sich dicht hinter dem Kiemen- deckel einige grosse, schildförmige, lang gestreckte Schuppen mit reicherer Scvdptur und fingerförmig ausgezacktem Hinterrande. Im Uebrigen ist das Exemplar leider stark verdrückt. Dagegen ist wohl mit am besten von allen Lepidoten des Wealden das Gebiss erhalten, von dem Dunker ja schon eine Skizze gegeben hat. Die grösseren Sjyhaerodus- artigen Zähne stimmen mit den von Ihnen auf Taf VII, 1 aregebenen Abbildungen überein. Schliesslich sei mir die Bemerkung gestattet, dass Lepidotus serrulatus^ dessen abweichende Bauchbeschuppung Sie erwähnen, vielleicht zu Heterolepidotus zu stellen ist. Freilich sind wir über sein Gebiss völlig im Unklaren.« Untersuclmiigeii eines Oliviiigabbros aus der Gegend von Harzburg, Von Herrn A. Martin in Bonn. (Hierzu Tafel XXV.) Das Material zn der vorliegenden Untersuchung verdanke ich der Güte des Hei'rn Professor Dr. K. A. Lossen in Berlin, der dasselbe iin Sommer 1887 selbst gesammelt hat. Das Gestein stammt aus der grossen Partie gabbroartiger Gesteine, welche auf der Westseite des Granitmassivs des Brockens auftreten, und steht im Hasselhachthale unweit vom Molkenhause oberhalb Harz- burg au dem neuen Fahrwege, der von dem Hasselbache nach dem Diebessteig führt, an. Das Gestein ist sehr zähe, von dunkler Farbe und einer feinkörnig krystalliuischen Structur, welche die makroskopische Untersuchung erschwert. Auf neu geschlagenen Bruchflächeu zeigt es sich recht frisch. Bei Anwendung der Lupe lassen sich vier verschiedene Minerale unterscheiden: a) ein Mineral von weisser Farbe, welches an manchen Stellen in deutlichen Leistchen auftritt, die den längeren Kanten parallel eine wiederholte Streifung aufweiseu, einen ziemlich voUkommenen treppeuförmigen Bruch, also zwei annähernd auf einander senkrechte Spaltbarkeiten und Glasglanz zeigt — ein Plagioklas; Jahrbuch 1889, [y] 130 A. Martin, Untersucliungen eines Olivingabbros b) ein blättriger Pyroxen von hellgrauer bis brauner Farbe, welcher in unregelmässig begrenzten Krystalloiden ver- hältnissinässig grosse Flächen einnimmt, die von Körnern der anderen Gemengtheile durchspickt sind, von ausge- zeichnetem monotomen Blätterbruch und metallartig schil- lerndem Glanz auf den Spaltflächen, weicher wie Stahl; c) ein dunkler Glimmer von ausgezeichneter Spaltbarkeit, in lappeuförmigen Täfelchen; d) öl- bis dunkelgrüne Körner eines Minerals , welches keine Spaltbarkeit zeigt, von fettigem Glanze, und härter als Stahl ist — wahrscheinlich Olivin. Das specifische Gewicht des Gesteins wiu’de in TnouLET’scher Lösung mittelst der WESTPHAL’schen Waage zu 3,041 ermittelt. Nach einer von Herrn Fischer im Jahre 1887 im La- boratorium der Königlichen Bergakademie zu Berlin ausgeführteu Bauschanalyse ist die Zusammensetzung des Gesteins: Si02 . . . . 46,43 pCt. Ti02 . . . . 1,04 » AI2O3 . . . 13,62 » Fe2 03 . . . . 1,16 » FeO . . . . 9,08 » MgO . . . . 15,15 » CaO . . . . 8,60 » K2O . . . . 0,84 » Na2 0 . . . . 1,88 » II2O . . . . 2,36 » CO2 . . . . — » P2O5 . . . . 0,22 » SO3 . . . . 0,17 » Summa 100,55 pCt. Auf der einen Seite zeigt das zur Untersuchung vorliegende Stück eine dünne, weiche Verwittenmgsrinde, die theils aus weiss- lichen , erdigen , theils grünlichen , faserigen Partien besteht, welche beide au vielen Stellen von ausgeschiedeuem Eiseuhydroxyd aus der Gegend von Harzburg. 131 rotlibraim gefleckt siud. Es sind Producte der begiuneudeu Kaolinisirnng und Serpentinisirung. Bei der mikroskopiscbeii Untersucbvmg im Dünnscbliflie wurden folgende Minerale be- obacbtet: au weseutlicbeu Geineugtbeileu: Labradorit, Diallag, llyperstben, Olivin, — au accessoriscben: Glimmer, Hornblende, Magnetit, Apatit, — an Nenbilduugeu: Serpentin, Kaolin, Limouit und secnndär auso:escbiedeuer Mao;uetit. Im Dünnscblifl’ ist der Plagioklas dureb seine polysyu- tbetiscbe Zwillingsstreifung unverkennbar. Er ist in wasserbelleu, breiten Individuen entwickelt, denen regelmässige Umgrenzung meist feblt. Vor Allem zeigen die Endigungen eine böcbst unregel- mässige Abrundung, während öfters die Längskauten jiarallel der Zwillingsstreifung in guter Erbaltung Vorkommen. (Fig. 6, die bellen Eläcben siud Plagioklase.) Die in Olivinkörueru eingescblosseuen Individuen baben durcb- weg ihre ursprünglicbeu Umgreuzungsfläcbeu verloren und siud von rundlicber Gestalt. Die Zwillingsbildungen nacb dem Albit-, Karlsbader und Perikliugesetz sind ausserordeutlicb häufige Erscbeiuungen. Die- selben treten öfters in der Weise auf, dass zwei nacb dem Karls- bader Gesetz verbundene Individuen nacb dem Albitgesetz eiu- gelagerte Lamellen aufweiseu. Verwacbsungen nacb dem Perikliu- gesetz cbarakterisireu sich durch Lamellen, welche je nacb der Kicbtung des Schnitts mehr oder weniger senkrecht zu den nach dem Albitgesetz verbundenen Individuen stehen. In der Aus- bildung der einzelnen Lamellen berrsebt grosse Mannigfaltigkeit: bald keilen dieselben sieb aus, bald grenzen sie mit willkürlich gezackten Linien au einander, bald ragen sie in langgestreckten Lappen in einander hinein. Die Breite der nach dem Albitgesetz verwachsenen Lamellen ist eine wechselnde; vorherrschend beobachtet man jedoch breite Lamellirung. Da die optischen Eigenschaften und das specitische Gewicht zu (2,71) diesen Plagioklas in die Reihe der Labradorite und Bytownite verweisen , würde diese Ausbildung der von Rosen- buschI) ausgesprocheueu Vermuthung, dass breite Lamellen auf b Physiographie Band I, S. 529. [9*1 132 A. Martin, Untersuchungen eines Olivingabbros die basischeren Glieder der Feldspathreihe beschränkt seien, zur Bestätigung dienen. Zur Isolirung einzelner Feldspathkörner, an denen die Be- stimmung des specifischen Gewichts vorgenommen werden sollte, wurden aus dem Gesteinpulver mittelst eines starken Elektro- magneten die eisenhaltigen Bestandtheile ausgezogen, so dass nur Feldspath und Apatit zurückblieben. Dieser Rückstand wurde einer genauen Untersuchung mit der Lupe unterzogen, um noch etwa anhaftende Glimmerblättcheu, welche am Schwersten auszuzieheu waren, zu entfernen. Die Verunreinigung durch Apatit konnte die Bestimmung nicht wesentlich beeinflussen, denn einerseits sind die im Gestein enthaltenen Mengen von Apatit sehr geringfügig, andrerseits ist das specifische Gewicht desselben um so viel höher, als das des Feldspaths, dass eine Verwechslung bei der Bestimmung des specifischen Gewichts in THOULEx’scher Lösung schlechter- dings ausgeschlossen ist. Die hier eingeschlagene Methode zur Bestimmung des Plagioklases konnte um so unbedenklicher ange- wendet werden, als die Feldspäthe sehr frisch sind und wenig Einschlüsse enthalten, so dass weder durch Zersetzungsproducte noch durch Interpositionen eine Trübung des Resultats zu be- fürchten war. Die Feststellung der optischen Orientirung auf der M-Fläche, welche au möglichst vielen Individuen versucht wurde, ergab einen mit obigem Ergebuiss gut im Einklang stehenden Befund. Die Auslöschungsschiefe zu der Spaltrichtung auf den keine Zwillingsstreifung und nur e i n e Spaltbai’keit zeigenden Feldspath- schnitten, welche also, der grössten Wahrscheinlichkeit nach, parallel der M-Fläche waren , wurde im Durchschnitt zu 15 — 17® fest- gestellt. In convergentem polarisirtem Lichte zeigten diese Schnitte einen randlichen Austritt der spitzen Mittellinie. Um noch einen weiteren Anhalt für das Verhältniss des Natrons und des Kalks in dem Plagioklase zu haben, wurden einige Feldspathkörner mit Kieselflusssäure nach der BouiCKY’scheu Methode behandelt. Beim Eintrockneu schieden sich die bekannten spindelförmigen Krystalle ans der Gegend von Harzburg. 133 von Kieselfluorcalcium in weit grösserer Menge aus, als die hexa- gonalen Säulchen von Kieselfluornatriuin. Nach diesen Beobachtungen ist also der in dem vorliegenden Gestein enthaltene Plagioklas ein kalkreicher Labradorit, der auf der Grenze zum Bytownit steht. Wie schon oben erwähnt wurde, sind die Plagioklase arm an Einschlüssen. Abgesehen von grösseren Individuen der früher ausgeschiedenen Mineralien, Magnetit, Apatit und Olivin, hin und wieder einem winzigen Schüppchen eines stark pleochroitischen Glimmers sind kleine wasserhelle bis hellgrüne Körnchen von starker Lichtbrechung und deutlicher Doppelbrechung, welche manchmal ein Erzkörncheu enthalten, im Labradorit eingebettet; Kosenbüsch^) erwähnt eine ganz ähnliche Erscheinung und glaubt diese Körner mit einiger Wahrscheinlichkeit für Augit ansprechen zu können. In dem vorliegenden Falle möchte ich einen Theil derselben für Olivin, wegen ihrer sehr charakteristischen Zersetzungserschei- nungen in faserigen, schwach pleochroitischen Serpentin unter Ausscheidung von Erz halten. Flüssigkeitseiuschlüsse von sehr geringen Dimensionen, theils ohne Libelle, theils mit feststehender Libelle, durchziehen in langen Keihen die Feldspäthe. An Zersetzungserscheinungen ist das Auf- treten von weissen Flecken — Neubildungen von Kaolin oder Muskovit — , welche Aggregatpolarisation zeigen und sich bei starker Vergrösserung in ein Gewirr von Schüppchen und Körnchen auflösen, zu erwähnen. Die Zersetzung geht in vielen Fällen nicht, wie zu erwarten wäre, von den Rändern der Feldspathindividuen, sondern von der Mitte aus (Fig. G, Feldspath links am Rande des Bildes), so dass, trotzdem ein zonarer Bau optisch nicht nachweisbar ist, die An- ' nähme, dass die Kerne einen basischeren Charakter besitzen, einige W ahrscheiulichkeit hat. Der Diallag tritt in unregelmässig begrenzten, grossen lap- pigen Krystalloiden auf, in die reichlich Körner der anderen b Physiographie, Band II, S, 135. 134 A. Martin, Untersuchungen eines Olivingabbros Bestandtbeile eingebettet sind. Diese letzteren sind oft so stark entwickelt, dass der Diallag als Zwiscbenkleinmnngsmasse erscbeint, lind dann nur die vollkommen gleiche optische Orientirnng die Zusammengehörigkeit der getrennten Theile beweist. Der Diallag wird mit gelblicher Farbe durchsichtig. Die Spaltbarkeit nach dem Prisma von 87 ^ ist eine recht deutliche, amVollkommeusteu aiisgebildet ist die Theilbarkeit nach dem Ortho- pinakoid (Fig. 3), während eine zarte Faserung nach dem Klino- pinakoi'd erst bei starker Vergrösseriing zu beobachten ist. An manchen Schnitten tritt jedoch die orthopinakoidale Theilbarkeit zurück, so dass sich dann der Charakter des Minerals mehr dem des gemeinen Augits nähert. (Fig. 3.) D ie bekannten nadelförmigen braunen bis schwarzen luter- positionen sind in grosser Menge vorhanden; sie sind in den einzelnen Körnern sehr verschieden vertheilt; an manchen Stellen häufen sie sich so, dass der Diallag undurchsichtig erscheint. Die Nädelcheu liegen vornehmlich auf dem Orthopinakoid parallel der c-Axe und zwar wechseln dichtere Schichten mit weniger dichten ab, so dass sie Schnitten nach der Symmetrieebene ein streifiges Aussehen verleihen (Fig. 2), eine Erscheimiug, welche v. LasaulxI) auch von einem Diallag aus dem Olivingabbro von Sörgsdorf be- schreibt. Ausser diesem System von Interpositiouen ist ein anderes, jedoch spärlicher, auf dem Klinopinakoid unter einem Winkel von ungefähr 250 gegen die prismatische Spaltbarkeit einseitig ange- orduet, welches auch in basalen Schnitten beim Senken des Tubus recht gut zu beobachten ist. Ausser diesen Nädelchen erscheinen sowohl im Diallag als auch im Ilypersthen und der Ilorubleude sehr kleine der Vertical- axe c parallel angeordnete Körperchen von kurzsäuliger Form mit dachförmiger Zuspitzung, welche keine Doppelbrechung zeigen und manchmal eine winzige feststehende Libelle enthalten. Irgend eine Gewissheit über den Charakter dieser Einschlüsse konnte, ihrer b Petrographische und mineralogisclie Notizen aus östr. Schlesien. Neues Jahrb. f. Mineralogie u. s. w., Jahrg. 1878, S. 838. aus der Gegend von Harzburg. 135 sehr geringen Dimensionen wegen, trotz Anwendung des stärksten Immersionssystems, nicht erlangt werden. Sehr charakteristisch für den Diallag ist seine innige Ver- wachsung mit einer stark pleochroitischen Hornblende, welche denselben sowohl in Form von unregelmässigen oder langgestreckten Fasern durchdringt, als auch in Rinden von verschiedener Stärke umgiebt. In den meisten Fällen liess sich eine streng parallele Verwachsung nach dem Klinopinakoid auf Grund des unten fol- genden Befundes nachweisen; an einzelnen Körnern wurde anderer- seits festgestellt, das eine Verwachsung nach diesem Gesetz nicht stattfand. Ob in diesen Fällen dieselbe regellos oder nach einem anderen Gesetz erfolgte, ist ungewiss. Basale Schnitte (Fig. 3), welche leicht an den charakteristischen Spaltungswinkeln des Diallags und der Hornblende zu erkennen sind, zeigen gleiche Auslöschung, welche die Spaltwinkel halbirt. Die Elasticitätsaxe a ist die Halbirende des stumpfen Winkels bei der Hornblende und steht senkrecht auf der orthopinakoidalen Theilbarkeit beim Diallag. Die Prüfung in convergentem Lichte ergab für Beide einen Axenaustritt. Der Hypersthen hat in der Art seiner Vertheilung sein- grosse Aehulichkeit mit dem Diallag. Man begegnet demselben in unregelmässigen, lappenförmigen Fetzen, in und zwischen welche Körner der anderen Gemengtheile gebettet sind. Der Hypersthen ist von röthlicher Farbe und einem schwachen Pleo- chroismus : für partillel c schwingende Strahlen grünlichweiss, parallel b und a, schwach röthlich. Die Theilbarkeit nach dem Brachypinakoid ist sehr deutlich, ebenso auch die prismatische Spaltbarkeit. Au einzelnen Schnitten tritt letztere jedoch zurück. Zu erwähnen ist noch eine grobe Absonderung nach der Basis, von deren Rändern aus die Bastitbildung, kenntlich au einer äusserst zarten Faserung, welche auf den Rissen senkrecht steht, ausgeht. Schnitte aus der Prismeuzoue, kenntlich au dem Vor- handensein nur einer Spaltrichtung und einer derselben parallelen Auslöschuug, zeigen, je nachdem sie sich mehr dem Makropiuakoid 136 A. Martin, Untersucliungen eines Olivingabbros uälieru , einen Bissectrixaustritt oder nur einen verwaschenen Balken. In makropinakoidalen Schnitten lässt sich bei Beob- achtung in Oel der Austritt der spitzen Bissectrix feststellen, ein Beweis, dass der vorliegende rhombische Pyroxen Hypersthen und nicht Bronzit ist. Von dem Diallag ist der Hypersthen, abgesehen von seinem abweichenden optischen Verhalten, sowohl durch seine äusserst spärliche Verwachsung mit Hornblende als auch durch die Form seiner Interpositiouen zu unterscheideu. Uieselbeu sind von langtafeliger oder gestreckt lappiger Form und brauner Farbe, theils durchsichtig, theils opak, und in zwei auf einander senkrechten Richtungen, parallel c und a, auf dem Brachypiuakoid augeorduet (Fig. 6). In einigen Schnitten findet man noch ein drittes System der- selben Körperchen, welches unter einem Winkel von etwa 30*^ zu der c-Axe liegt. In Schnitten nach der Basis und dem Makro- pinakoid erscheinen sie als äusserst feine Linien. Die luterpositionen des Hyperstheus machen mehr den Ein- druck von dünnen Häutchen, während diejenigen des Diallags die Form scharf begrenzter Nädelchen haben. Der Hypersthen des in Rede stehenden Gesteins zeigt wenig Neiffunff zu Verwachsungen mit den andern Bisilicaten. Ausser der schon oben erwähnten, spärlichen Umrandung und Durch- wachsung mit Hornblende, ist eine Verwachsung mit anderen Mineralien, wie z. B. die sonst so verbreitete mit Diallag, nicht beobachtet worden. Der Olivin, der in dem Dünnschliffe mit einem Stiche iii’s Grünliche durchsichtig wird, lässt sich leicht au seiner hohen Licht- und Doppelbrechung, welche die bekannte chagrinirte Oljer- fläche und die lebhaften Polarisatiousfarben hervorbringeu, und den deutlichen zur Maschenstructur des Serpentins führenden uui’egelmässigeu Sprüngen von den übrigen Gemengtheileu unter- scheiden. Er tritt in rundlichen Körnern auf, die oft von einem Maguetitrande umzogen sind. Auf den Sprüngen hat bereits die Serpeutiuisirung, unter starker Erzabscheiduug und Limouitbildung, begonnen. ans der Gej^end von Harzburg. 137 Vor Allem siucl es die kleinen iin Labradorit sitzenden Körnchen, welche fast ganz in grünlichen oder gelblichen, lang- faserigen Serpentin übergegangen sind. An Einschlüssen enthält der Olivin, ausser grösseren Magnet- eisenkörnern nnd den schon erwähnten Feldspathindividuen, änsserst zarte dendritische Bildungen von Erz von schwarzer oder rother Farbe und kleine Flüssigkeitseinschlüsse. Der Ol immer des untersuchten Gesteins ist von brauner Farbe und starkem Pleochroismus; b = c, dunkelbraun, — a hellgelb. Das Interferenzkreuz in convergentem polarisirtem Inchte ist recht deutlich und öffnet sich nur wenig bei Drehung des Präpa- rates. Der Axenwinkel ist also ein kleiner. Da scharfe Umgrenzungslinien bei dem Glimmer nicht vor- handen sind, ein Apparat zur Herstellung von Schlagfignren in so winzigen Blättchen aber nicht znr Verfügung stand, so war es leider nicht möglich, die Lage der optischen Axenebene zu be- stimmen. Die Farbe, der starke Pleochroisnms und der kleine Axenwinkel lassen den Glimmer als der Biotitreihe zugehörig er- kennen. Interessant ist die Umrandung des Glimmers mit Hornblende (Fig. 1), eine Erscheinung, die bisher meines Wissens nur einmal von Vrba^) an einem Glimmer ans dem Gabbro vom Lichtenau- Fjord in Grönland beschrieben worden ist. Die Hornblende kommt gewöhnlicb als Umrindung der übrigen Bestandtheile, seltener in selbständigen Körnern vor. Sie ist von brauner Farbe und starkem Pleochroismus: c dunkelbraun, bis a hellgelb; Absorption: c >b >a. Die Auslöschungsschiefe wurde an prismatischen Schnitten zu ungefähr 20*^ bestimmt. Die ausgezeichnete Spaltbarkeit in Verbindung mit dem kräftigen Pleochroismus schliessen eine Verwechslung mit den übrigen in Frage kommenden Alineralien aus. Der Magnetit kommt sowohl primär als secundär in abgerundeten Körnern oder kleinen Kry- ställchen mannigfachster Form vor. b ßeilräge zar Kenntniss der Gesteine Süd-Grünlands. Sitzungsbericht der K, K. Akademie der Wissenschafien zu Wien. Febr. 1874 LXIX. 138 A. Mautin, Untersuchungen eines Olivingabbros Der Apatit tritt theils in kurzen Sänlcheu, deren sechs- seitige Querschnitte die charakteristischen optischen Eigenschaften zeigen, theils in wulstigen unregelmässig begrenzten Körnern (Fig. 5) auf. Die Structur des Gesteins charakterisirt sich durch die regel- lose Anordnung der einzelnen Körner und das Fehlen einer Grundmasse als eine krystalliuisch-körnige (Fig. 4). Der Versuch, das relative Alter der das Gestein zusammeu- setzeudeu Bestandtheile zu bestimmen, erfordert in dem vorliegenden Falle um so grössere Vorsicht, als, ausser beim Apatit, Magnetit und Labradorit, den Mineralien jede regelmässige krystallo- graphische Umgrenzung mangelt. Die ältesten Bestandtheile sind Magnetit und Apatit. Nach ihrer Ausscheidung begann die Olivin- bildung; Körner desselben werden von allen übrigen Mineralien, also auch von Plagioklas, umschlossen. Ehe jedoch diese Aiis- scheidung beendet war, krystallisirten schon die Feldspäthe aus dem Magma aus, was durch das Vorkommen von einzelnen Körnern derselben im Olivin bewiesen wird, eine Erscheinung, die jedoch weit seltener, als die schon erwähnte Umlagerung von Olivin durch Feldspath, ist. Spärlich im letzteren vorkommeude Blättchen von Glimmer und Pyroxen deuten darauf hin, dass neben der Bildung der Plagioklase sich die Ausscheidung der Bisilicate vollzog, doch muss dieselbe anfangs sehr gering gewesen sein. Die Hauptperiode ihrer Ausschekhmg fällt erst nach Beendigung der Plagioklashildung, was daran deutlich zu erkennen ist, dass vor Allem die Pyroxene gleichsam den Kitt der älteren Gemeng- theile bilden. Die Ausscheidung der Hornblende, falls dieselbe überall als primär aufzufassen ist — und es Hegt, meines Er- achtens, kein Grund vor, dieses nicht zu thun — , scheint neben den übrigen Ausbildungsprocessen während einer langen Dauer hergegangen zu sein, da wir sie sowohl als Umrindung des Olivins, eines der ältesten Bestandtheile, als auch der Pyroxene finden. Was die Klassifikation des Gesteins anbelangt, — wesentliche Gemengtheile: ein basischer Plagioklas, Diallag und Hypersthen in ungefähr gleicher quautitafiver Befheiligung, und Olivin — aus der Gegend von HarzVjurg. 139 so steht es, auf Grund der reiu petrographischen Untersuchung zwischen den Olivingabbros und den Olivinnoriten (beide Bezeich- nungen iin KoSENBUSCn’schen Sinne). Zum Schluss gestatte ich mir, Herrn Prof. Dr. Lossen und vor Allem Herrn Dr. M. Koch zu Berlin, die mich in liebens- wiirdio-ster Weise bei der Anfertifruno; dieser Arbeit unterstützt haben, meinen verbindlichen Dank zu sagen. A. \V. S c h a d e ’s Buchdruckerei (Tj. Schade) in Berlin, Stnllsohreiberstr. 45/46 . J Tafel II. 1/ Fig. ] a u. Ib. Hymenotheca Dathei 1 T Fig. 1 c. » » •2 » 1/ Fig. 2 a. » Weissi 1 T ]/ Fig. 2 b. » » 2 » — 1 Jahrbujchd.geolog.Landesanstu-Bergakademie 1889. Taf.H. ie(2 WStaackdel Lich.tdruckvA.Frisc}i.BeTlin Tafel III. V Fig. 3 a. Hymenotheca Beyschlagi in \j Fig. 3 b. » » » Jahrbuch dgeologlandesanstuBergakademie 1889. Taf . nr. Taf*el IV, Fig. 1 a. I]yme)wphyUites (^Sphenopteris) germanica n. sp. in natür- liclier Grösse. Fig. Ib. J-Jymcmophyllites germanica. Ein Stückchen des Blattes inehnnals vergrössert. Fig. 1 c. Hymenopliyllites germanica. Ein Sporanginm stark ver- grössert. Jahrbuch igeologlandesanstuBergakademie 1889. Taf.lV: W.Staack. ■u..H.Potonie gez. Lich.tdruckv.A.Frisch.BeTlin ■ r i-'. rafel V. 2 a. O Fig. 2 b. : Fig. 2c. [/ Fig. 2 d. Fig. 2 e. \/ Fig. 3 a. j Fig. 3 b. Oligocarpia (Sjjhenoptens') Kliceri n. sp. iu natürlicher Grösse. Vergrösserte Darstellung des Stückes Fig. 2 a. Oligocarpio Klweri. Eine Blattfieder. Vergrössert. Oligocarpia KHveri. Ein Fiederläppcben. Vergrössert. Oligocarpia KHveri. Ein Sorus. Stark vergrössert. Renaultia (^Sp>henopteris) microcarpa in natürlicher Grösse. Renaulfia microcarpa. Eine Blattfieder. Vergrössert. Jahrbuch d.geolog.LandesaiistU-Bergakademie 1889 Taf.V. W^Pütz ■u.,H,PotonLe gez. Lichtdruckv.A.Prisoh, Berlin. Jrilir’u d Gtol.L;mdcsanst.u Bn-oaliad. 18S9. MAUER-SEE, SCHWEdVZAIT-SEE, Kirsailen-See, DARGAINEN-SEE, KISSAIN-SEE, Labab-See, DOBEASCHERSEE. Ittivoi roit W. ULE . 1889. Maafs.stab 1:100000. J)i£ Isobathen süui utJbsUJUub'n rortlO”^ (ü^puTÜcärt) , dielsohi/pseji in soldi^/i i'o/i 9. tJ’^gezogeii [9. 30 ‘(Decünal )]. 'Ü^~'.Sui7ipfijje oder moorige J^l.ederung MxVrER-SEK. SCH \VE X Z AI T-S E E Kirsuitcn-Sep, B.VRGAINEX-SEE. KISSAIN-SEE, Labab*See. DOBEXSCHER SEE dffonkrn (C, ,«fscH\vENZAi;r W. ULE 1889. 'Gr.Stanort I „Kiasam^Seo ^ Fiecztirkcn . &Uars^ See J J>oetz^|ipB.e Tt\U- ’O JüimionJien MaafHStab 1:1UOOOO. I?ie JsobiUhen auui üt-AbsLuuLn ran IO'’ du Isohypsen in soUIien tvn S.i,'''qftoycj, . _ l^d^-dOIDeamaUJ. . '.'.Susnpfiye od£rj7UtorigeI\'iederu/iQ L o rwei\t It\ - S B e leo.o uo.D tM.4 ot.B m.4 b.u r tidi Allst KraaU . BeHin. g,„ Litiv AivA vjj, l\raat2 . Berlin . Jahrb. il Geol. Landesanst. u Bergakad. 1889. Taf.VU LiiK^sivL Kraatz,'Bei'lin lüO.o ISO.e IM.-i 131.6 1122.«* 0.<^ O*« tO 20 30 \ •' -) h'. l'. I ) f Jahrb d.Gcol Laiiilesaast \i Ber^akad, 1889. 160,0 150,6 IM.7 latn O.o«' .'I i 'y ■r SJ" I ■ « 1 I Jahrii d Gtol Laoilnansi ii Bvr^abtd 1&69 TqI'R ■Kl. Sdenflon'm T\icl\Wnn.e ivtlifl GnWeissu/inen GnXeehen Lukiiaiiier See, ] 'arnold-See, Sexter See, | SPIRDING-SEE, fiiallolafker See> iS.a.ror/c« W. ULE. 1B89. Maafsstab 1 : lOOUOO. TnojÜien JUf IsohatJun suxd ui Abstnnd^n vnnW”' /S^punkiirt)^ du Isohypsui in. solc/un vonS.if^gftofffii. [H.*-'^’30‘iJ)edjnal>J tLKraatiberlm Tarn i Al ALLE - REE 2b 23 25 a 30 35 1 ■■ A -j ^3:_ 1 10 K 1 R-t 10 LAR- c B I) 20 10 'I r e,o TSM 'Kh.emsciver See T Al.- a 20 30 30 25 □ 1 TAL T L U 1 0 W 1 S IL 0 - S E L gO 10 1 r: M.x. LAKE Al HER SEET liöu Anst. V L lü'aatz . 13 orlin . I I n y V , e ■».. ■■ V. >1* ■ f' r ^ ' ,' a^ • ^ -r-v.' ' ■ , -- 'f 'V . *-.. 't-:m p , ■ n- V ■■ ■•■■ i- "'tL ' ■' -r^^- ■ ^ ^ fe: • -'-^Xvr - ' ^ ^ * ;iP'' '\''<' A ' -33: >3i:#0'::: ■^Ys - . . /♦ ■ . ' » ; .• . I ' ,•..>■ .; ." V..->. ■■ . .' .M.-.f 3 . ■ ,r' ' ‘-.Vmi^r/. •*.: -- •-■ - \r'Ä . • 'l* . '■ i'"''' • aV' ” 3' ;,-^y^;^Ci:. . . 'i '- • ' > ■■ 'Vi,' , . ■ '•.<■’ /' '■ '•*’ ■• " Ai .::Ady-: -yi ^ " ••» *!'-*AÄ< ,••• ,*■. r^., '.üj. '• • ■■- ■ ■■■i3 1^ ... .■ 5 • 't .:3 ,..• «- ..A ■/ Tafel XIII (Sämmtliche Abbildungen in natürlicher Grösse.) Fig. 1. Cucullaea texta A. Roemer. Rechte Klappe aus dem mittleren Kimmeridge von Ahlem bei Hannover mit Ansicht des Schlosses. Fig. 2. Linke Klappe eines grossen Exemplares dersielben Art von dem- selben Fundorte. Fig. 3, 3 a, 3 b. Exemplar derselben Art mit beiden Klappen aus dem mittleren Kimmeridge von Ahlem. Fig. 3: Seitenansicht der linken Klappe. Fig. oa; Ansicht von der Hinterseite. Fig. 3b: Ansicht von der Vorderseite. Fig. 4, 4a, 4b. Cucullaea texta A. Roemer. Kleines an der Hinterseite etwas verdrücktes Exemplar mit vollständig in der Sculptur erhaltener Schale aus dem obereii Wealden von Barsinghausen. Fig. 4: Seitenansicht der linken Klappe. Fig. 4 a: Ansicht von der Hinterseite. Fig. 4b: Ansicht von der Vorderseite. Fig. 5, 5 a. Exemplar derselben Art mit gut erhaltener Schale aus dem oberen Wealden vom Kleinen Süntel bei Münder. Fig. 5: Ansicht der linken Klappe von der Seite. Fig. 5a: Ansicht von der Hinterseite. Fig. 6. Cucullaea texta A. Roemer. Linke Klappe eines kleinen stark aufgeblähten Exemplares mit etwas abgeriebener Schale aus dem oberen Wealden von Barsinghausen. (Auf derselben Platte liegt ein Exem- plar von Corbula alata Sow. und Melania rugosa Dunker.) Fig. 7. Rechte Klappe derselben Art mit Ansicht des Schlosses aus dem oberen Wealden von Barsinghausen. Fig. 8. Rechte Klappe derselben Art, auf liegend auf einer Platte mit Corbula alata aus dem oberen Wealden von Barsinghausen. Der hintere Theil der Schale ist theilweise verdeckt , am Vordertheile ist die Sculptur der Schale gut erhalten. Fig. 9. Linke Klappe derselben Art und von demselben Fundorte. Die Schale ist stark abgerieben, wie dieses bei den meisten Exemplaren der Fall ist. Fig. 10. Cucullaea texta A. Roemer. Rechte Klappe eines jugendlichen Exemplares mit der An- sicht des gut erhaltenen Schlosses; der Wirbel ist verdeckt. (Auf derselben Platte liegen neben Corbula sublaevis noch verschiedene junge Exemplare von Cucullaea texta ^ bei welchen theilweise die trapezförmige Gestalt noch schärfer hervortritt.) Sämmtliche Originale dieser Tafel werden in der Sammlung des Verfassers aufbewahrt. Jrihrb (1. C-iPoiog. Laiide.sanst.u. Bergakad. 1889. Taf XIII. E.Ohmann gez u.iith Druck V A.Rfenaud . TafW. Icamm. h^lTn. Tf 'ervLghösbcLclx, ~K H E 1l 01X3 li ^n3 h mj\T. ■ kOOuifeterüJierJfeer 200 - O N.W. - ^0 ^MeteriXberMeo' - 200 JidlbcraxL '\KaJa NW. 40 0 Jleter uberJfesr :2üo gnK 'io-so^Kw; öO-eo'’m\^.' 30-^0°mv: 30“K.W 60'^V. NW. ‘±00 Dieter iiber2Tecr 200 O SS des Spessart. «A ^ MothHegendes Zec?isteüx Biatijb- t ßneiss Bröckelschie/^ Bcuikör. Sandst Unterer BuTitsaTLdstein. XL.Iertiaj' Das Tertiär und Diluvium st * i i ■■ I I I 1 . \ Das Tertiär und Dil^l^^um so>vie ehemalige Flussarme I j i )wie ehemalige Flussarme und Lahnsleiii. Taf.XV: Litk Anst.v L. Kraatz , Berlin. Ubersichls Karte Flussläufe an . .Ymer- •S-fiotAmMr! ' SaQTbi’ijk‘'f-ken Maasstab rmOUO ß(wrui 1 ySlklüiiji'n ) ^fertfnbach Waldj^e^ <,OhftoTnhury PMxer Xaio S* Avold ^^v//ruz(/i Vanbery Saarburg Feilaiefi lafH. lilli. Aust . V. L 0 op. Eraatz, B efliu TatlHL. Saargab b1iii| obeEMia Sa'ifbfickeR TaOSa Jahrl d.lrt(il.Laiid8taiist.u Eer^Aail.lB89 Der grosse l/ombiurf ,\>/aeahslu Mihtair- dWuesständ^ Dhemaiiqer flwtiaru hei ^fl -'lO'" über dd:. o l läkouutiBhätaJk Tafel XT^III, Fig. 1. Radiolites Gosae Roemer vom Sudmerberg bei Goslar. Fig. 2. Radiolites suecicus Lundgren von Barnakälla in Schonen. Fig. 3 a — 3 c. Radiolites hercynius Ewald vom Sudmerberg bei Goslar. Fig. 4a — 4e. » » » von Stapelhurg. Fig. 5a — 5 c. Radiolites pusilhis Lündgren von Ö. Kamp in Hallaud. Fig. 6a — 6n. » » » von Stapelburg. b'ig. o 7a — 7 c. » % » var. hrevis n. var. Stap elburg. von Fig. 8 a — 8d. » » » var. elongatvs n. var. von Stapelburg. Fig. 9 a — 9 c. » » von Stapelburg. Fig. 10. » » » » » Fig. 11a— 11b. » » » » » Fig. 1 2a — 12c. Radiolites suhlaemgatus LundGREN von Stapelburg. Die Origiuale zu Fig. 1, 3a, 4a, 6a, befinden sich im geologisch- palaeontologischen Museum der Universität Göttingen, die übrigen in der Sammlung der geologischen Landesanstalt und Berg- akademie in Berlin. Jahrb, d. Geolog, Landesanst u. Bergakad 1889. 'l’afXVlII KiSi W. Pütz gez.u.litll Druck V A Renaud 1 Tafel XIX. Ansicht des im Lichthof der Königl. geologischen Landes- anstalt und Bergakademie anfgestellten Banin - Stumpfes mit Wurzeln, aufgenommen von der Nordseite. Mittelgrund (durch die A.xe des Stammes gehend) etwa ^'24 der natürl. Grösse. Jahrl)ueli cl4eolo^.LaTidesanst.u.Bergaka(lcinie 1889 Taf.ZlX WPütz.pKoi Lichtdruckv.A.Frisc’hEerlin Talel XX Geometrischer Grundriss des Baum- Stumpfes iu ^/go natür- licher Grösse. Erklärung der Buchstaben auf S. 249 — 251 des Textes. Jahrbuch d.geolo^Jjandesanst.uBer^akademie 1889 . Taf.XX. N.d.Nat. gez.v; A. Schneider, Lichtdruckv,A. Frisch, Berlin Tafel XXI, Ansicht eines grösseren Stückes der Stamm-Oberfläche bei h des Grundrisses Tafel XX in 1/2 der natürlichen Grösse. Jahrbuch (J.^eülo;^.!iUnd<^s;insl u.Berjliiikudenije I88B. T;i!‘ XXi W -tack ' a^afel XXII 1. Ansicht eines Stückes der Wurzel- Oberfläche bei y des Grundrisses Tafel XX in natürlicher Grösse. 2. Ansicht eines Stückes der Stamm -Oberfläche hei h des Grundrisses in natürlicher Grösse. 3. u. 4. Ansichten zweier Stücke der Stamm-Oberfläche dem Grundriss oberhalb d entnommen. Natürliclie Grösse. Taf.XXII gez WStaack Lichtdruckv.A.Friscli, Berlin, l ^ .i; i 4- Tafel XXIII. Fig. 1. Leperditia phaseolus His,, rechte Schale, aus einem Beyrichieu- kalk von Langenau bei Praust. Fig. 2a u. 2b. Leperditia phaseolus His. , linke Schale, aus einem Beyrichienkalk von Langenau; 2a natürliche Grösse, 2b ver- grössert. Fig. 3. Leperditia phaseolus var. subpejitagona Kiesow, rechte Schale, aus einem Geschiebe von Langfuhr. Fig. 4a 11. 4b. Leperditia gregaria Kiesow, rechte Schale, von Langenau. Fig. 5. Leperditia gregaria Kiesow, rechte Schale, von Langenau. Fig. 6. Leperditia gregaria Kiesow, linke Schale, von Langenau. Fig. 7 a u. 7 b. Leperditia gregaria Kiesow, linke Schale, von Ramkau. Fig. 8a u. 8b. Leperditia gregaria Kiesow, linke Schale, aus einem Geschiebe von Prangschin; 8a natürliche Grösse, 8b ver- grössert. — Sammlung des Provinzial- Museums za Danzig. Fig. 9 a u. 9 b. Leperditia gregaria var. arcticoidea Kiesow, rechte Schale, von Langenau; 9a natürliche Grösse, 9b vergrössert. Fig. l(h Leperditia gregaria var. arcticoidea Kiesow, linke Schale, von Langenau. Fig. Hau. 11b. Leperditia gregaria var. ardua Kiesow, rechte Schale, von Zigankenberg. Fig. 12 u. 13. Leperditia gregaria var. ardua Kiesow, linke Schalen, von Zigankenberg. Fig. 14. Leperditia baltica His. (F. Schmidt), rechte Schale, von Langenau. Fig. 15a u. 15b. Leperditia baltica His. (F. Schmidt), linke Schale, von Langenau. Fig. 16. Leperditia Eichwaldi F. Schmidt, rechte Schale, von Langfuhr. Fig. 17. Leperditia sp., rechte Schale, von Prangschin. — Sammlung des Provinzial-Museums zu Danzig. Fig. 18a, 18b, 18c. Leperditia conspersa Kiesow, linke Schale, von Goldkrug. 18b Ansicht von der Ventralseite. 18c zeigt den vorderen Th eil der Schale vergrössert. Jahrb. d. Geolog. Landesansl u. Bergakad . 1889 Tafxxni. £. Ohiriaim lith Druck vA.Kenaud. r I 1 k r , ■ ft - t i\ a^afel XXIV. Fig. 1 — 4. Beyrichia Gedanensis Kiesow von Tempelburg bei Danzig. Fig. 1: linke Schale eines weiblichen Exemplars; F'ig. 2 u. 4: linke Schalen, männlich; Fig. 3: rechte Schale, männlich. Fig. 5. Beyrichia Geda7iensis var. pustulosa Hall, linke Schale, weiblich, von Langenau bei Praust. Fig. 6. Beyrichia Gedane7isis var. pustulosa Hall, rechte Schale, weib- lich, von Langenau. Fig. 7 u. 8. Beyrichia Kochii Boll, linke Schalen, männlich, von Zoppot. Fig. 9. Bexjrichia Kochii Boll, linke Schale, weiblich, von Langenau. Fig. 10. Beyrichia horussica Kiesow, rechte Schale, männlich, von Langenau. Fig. 11. Beyrichia hox'ussica Kie.sow , linke Schale, männlich, von Koliebken. Fig. 12. Beyrichia horussica Kiesow. rechte Schale, männlich, von Koliebken. Fig. 13 u. 14. Beyrichia box'ussica Kiesow, rechte Schalen, weiblich, von Langenau. Fig. 15. Beyrichia (KIoede7ua) Wilckensiaxw var. plicata Joke.s, rechte Schale, männlich, von Pitzkendorf. Fig. 16. Beyrichia {Kloedenia) Wilcl(ensia7}a var. plicata Jones, rechte Schale, männlich, von Brentau. Jahrb.d Geolog Landesaiist u.Bergakad, 1889. TafIXIir. Tu. IZa. 'S lla. ; Uh lOa. i 13 a. ; 13b. nb. ISa. G3 Wh. E OKmann lifh Uruck V A.Renand Jahrbuch. d.^eolo^.LaTidesanst.uBer^akaderme 1889 Taf, XW. WPütz, pbiot. Lichtdruck v A. Frisch^ Berlin . Jahrb . 3.. Ge ol. Landesanst ;u. B ergakad . i889 . Maassstalj IO 70 Jo'slwft^ ?Teutiihr\fa.sser F arb cn-ErMärun^ IAlhaiiurrv da-Strtutdaeru (JhenmJ^oore, Ti’eieAselsdüukJ. I Oberen GescAieienieryels. AforänenlajuJeeAa/t . im Ife im. Oatai rüiAatlUÄ.. Gebiet des OberdiLUaiAesaiuie.9 siidlirfi \rtsp.ixm Hirten.) innerbtnlb der Moränen- Vamiegend aus Oberem GestdaeitmergeL bestehende», meiet fXaehes iuiateTtgehiet ■ ^ Ibit. DiL bestehendes £ugel • d.Don zahlreühefi.TJidst tit/' eingtsdaiiOe- . IKdlejm durrh/u7