Jahrbuch % s^.31 NH der Königlich Prenssischen geologischen Landesa.nstalt nnd Bergakademie zu Berlin l‘Ur (las Jalir Heiliii. ln Commission bei der SiMOx SciiROPP’sclieii Hof-L;indkarteiiliamllnng (d. H. Neumann). 1885. tj Inhal t. I. Mittlieiliingen aus der Anstalt. \ Soite 1. Bericht über die Tliätigkeit der Königi. geologischen Landesanstalt im Jalire 1884 vn 2. Arbeitsplan für die geologische Landesaufnahme im Jalire 1885 . . . xvr 3. Mittlieiliingen der Mitarbeiter der Königlichen geologischen Landesanstalt über Ergebnisse der Aufnahmen im Jahre 1884 xxi 4. Personal -Nachrichten oxi II. Ahliaiidlniigeii von Mitarbeitern der Königi. geologischen Landesanstalt. Uebcr einige Pflanzenresto ans der Kubengrube bei Nenrndc in Nieder- schlesien. Von Herrn Eiinst Weiss in Berlin. (Tafel L) 1 Heber einige neue Zweischaler des rheinischen Taunusquarzits. Von Herrn Emanuei. Kavsei: in Berlin. (Tafel 11 — IV.) 9 Beinerlungen über die Untersilurschichten des Thüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Camlirium. Von Herrn H. Loretz in Berlin ... 24 Heber Dislokationen westlich und südwestlich vom Harz. Von Herrn A. VON Koenen in Göttingeii 44 Uebcr das Auftreten nietamorphischer Gesteine in den alten palaeozoischen Gebirgskernen von den Ardennen bis zum Altvatergebirge und über den Zusammenhang dieses Auftretens mit der Falten verbiegung (Torsion ) Von Herrn K. A. Lossen in Berlin 5G Einige Carbonate aus der Steinkohlenformation. Von Herrn Ernst Weiss in Berlin 113 Zur Kenntniss der untersilurischen Eisensteine im Thüringer Walde. Von Herrn H. Loretz in Berlin 120 Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. Von Herrn Ernst Weiss in Berlin. ( Tafel V- VII.) 148 Heber eine neue Lepidotus-Art aus dem Wealden. Von Herrn W. Branco in Berlin. (Tafel VIII und IX.) ISl Geschiebe-Dreikanter oder Pyramidal-Gescliiebe. Von Herrn G. Berenot in Berlin. (Tafel X und ein Holzschnitt.) 201 Heber ein interglaciales Torflager im Diluvium von Laueiiluirg an der Elbe. Von Herrn K. Keii.iiai k in Berlin. (Tatcl XI.) 211 .Seite Geologische und petrographische Beiträge zur Kenntniss der »Langen Rhön«. Von Herrn H. Pkoescholdt in Meiningen. (Tafel XII.) 239 Die Süsswasser-Fanna und Süsswasser-Diatomeen-Flora im Unteren Dilu- vium der Umgegend von Rathenow. Von Herrn F. W.vhnsohaffe in Berlin 260 Die neue Secundärbahn Jatznick- Ueckerinüiide. Von Herrn M. Scholz in Greifswald 282 Ueber das Vorkommen von Septarientlionen bei Jatznick in der Ucker- mark. Von Demselben 289 Saurierreste aus der baltischen oberen Kreide. Von Herrn IIenri' Schköder in Berlin. (Tafel XIII — XVII.) 293 .Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. Von Herrn Richard Klebs in Königsberg. (Tafel XVIII — XXII.) 334 Aus dem Zechsteingelnet Ostthftringens. Von Herrn K. Th. Liebe in Gera 381 Das Pliocän im Thalgebiete der zahmen Gera in Thüringen. Von Herrn K. V. Fritsch in Halle a. d. Saale. (Tafel XXIII — XXVI.) . . . 389 Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese in ihrer Anwendung auf Nord- deutschland. Von Herrn At.fred Jentzsch in Königsberg in Pr. (Tafel XXVII, XXVHla u. XXVIllb.) 438 Studien an metainoi'phisclien Eruptiv- und Sedimentgesteinen, erläutert an mikro.skopisclien Bildern. Von Herrn K. A. Lossio.v in Berlin. (Tafel XXIX.) II 525 Gebirgsstöriingen südwestlich vom Thüringer Wald. Von Plerrn H. Bügki.ng in Strassburg im Eisass. (Tafel XXX.) 54G Tulotoma Degenhardti Du.n'ker und EuEur, nebst einigen Bemerkungen über die Gattung Tulotoma. Von Herrn Tii. Ebeut in Berlin. (5 Zinkographien.) 556 Kersantit im Culm von Wüstewaltersdorf in Schlesien. Von Herrn E. Dathe in Berlin 562 Abliandluiigeii von ausserlialb der Geologiscben Landesanstalt stebenden Personen. Ueber die Verwitterung diluvialer Sande. Von Herrn E. Ramann in Eberswalde 1 I. Mittlieiliiiigen aus der Anstalt. l. Bericlit über die Tliätigkeit der Königlichen geologischen Landesanstalt im Jahre 1884. I. Die Aufnahmen im Gebirgslande. Im Mittelharz wurde von dem Landesgeologen Professor i. Der Harz. I)r. I. OSSEN in der Umgegend von Blankenburg (Gr. A. 56; le) i) im Anschluss an die Kartirnng der Ei-uptivgesteine auf Blatt Uerenlmrg die geologische Aufnahme des östlich angrenzenden, an Eruptivgesteinen reichen Crehietes zwischen dem Klostergrunde bei Alichaelstein im Westen, der Strasse Cattenstedt- Wendefurt im Osten und der Linie Eggeröder Brunnen- Müttenrode-Wende- furt im Süden durchgeführt und darüber hinaus das zwischen Wendefurt, Ludwigshütte, dem grossen Mühlenthale und der Strasse Hasselfelde -Wendefurt belegene Gebiet begangen. — ln der Umgebimü: von Elend fanden überdies einig-e Kevisionstouren statt. Bergreferendar Koch nahm unter Pi'ofessor I)r. Losskn’s Leitung insbesondere die L)ial)aszüge im südwestlichen Theile des Blattes Derenburg (G. A. 56; lo) auf. b G. A. .16; 16 — GraclabtheiUmg 56, Section 16. vrir Thüringen. Bergratli T)v. ton GiionnKCK setzte iin nordwestlichen O herharze die Revision der von ihm hearbeiteten Blätter, ins- besondere des Blattes Osterode (G. A. 55 ; is) sowie des nord- westlich des Bruch- Tind Ackerherges liegende]) Theiles des Blattes Riefensbeek (G. A. 5(1 ; la) fort. Sekretär Halfar kartirte die sehr gestörten Cnhn- nnd Ober- devou-Partieen in der nordwestlichen Ecke des Blattes Zellerfeld (G. A. 56; 7). Am Nordrande des ITa rzgehi rges stellte Landesgeologe Dr. Branco die Blätter Neustadt- Harzhnrg nnd Wernigerode Ö ö (G. A. 56; 8 nnd 9) bis a)if eine Revision drnckfertig her. Am nordwestlichen llarzninde brachte Professor Dr. v. Koenen die Anfnahme des Blattes Gandersheim (G. A. 55; u) dem Ab- schlüsse nahe nnd begann anf dem südlichen Nachl)arblatte Wester- hof (G. A. 55; 1?) die geognostische Kartirnng. Im nördlichen Thüringen fiUnte Dr. Dathe eine dem hentigen Standpunkte der Peti’ographie sich anschliessende Revision der Kartirnng des krystallinischeii Gebirges am Kytlliänser in dem Blatt Kelbra (G. A.. 56 ; .as) ans. Professor Dr. von Fritsch setzte die Revision seiner Anf- nahmen der Blätter Halle, Gröbers, Merseburg, Kötschan nnd Lützen (G. A. 57 ; :n, a.'j, lo, 4i, 4?) fort. Ingenieur Frantzen vollendete die- Revision des bereits von Professor Dr. von Seebacii anfgenommenen Blattes Creuzburg (G. A. 55; 6o). Im mittleren Thüringen stellte Geheimer Tlofrath Pro- fessor Dr. E. E. SCMMID die Blätter Dietendorf nnd Stadt -Hm (G. A. 70; 4, n) drnckfertig her, führte die Aufnahmen anf Blatt Crawinkel (Oberhof) (G. A. 70; lö) bis anf den Anschluss an Section Suhl zn Ende nnd vereinliarte mit dem Landesgeologen Dr. Loretz den Anschluss des Blattes Ilmenau (G. A. 70; 2-2) au Blatt Alasserberg. Blatt Ilmenau wurde dadurch bis anf den Anschluss an Blatt Suhl druckfertig hei’gestellt. Im T h ü r i n g e i' W ;i 1 d e brachte Landesgeologe Professor Dr. Weiss die Kartirnng des Blattes Brotterode (G. A. 70; 7) zum Abschlüsse und vollendete auf dem nördlichen Nachbarblatte IX Wutha (G. A. 70; i) die Aufnahme des krystalliuischen Gelurgcs nahezu. Professor Dr. von Fritsch revidirte seine Aufnalnneii inner- hall) der Blätter Schiensingen und Suhl (G. A. 70; 21, 27). Ingenieur W. Frantzen stellte das inshesondere bezüglich der Horizontalen von ihm topographisch umgcarheitete Blatt Mei- ningen (G. A. 70; 25) geognostisch druckfertig her und brachte die Aufnahme des Protils des Brandleite -Tunnels (westlich von Gehlberg bei Oberhof) zum Abschlüsse. Professor Dr. Bücking nahm den südwestlichen Theil des Blattes Schmalkalden (G. A. 70; U)) auf und kartirte die ihm zur R'eoffnostischen Bearbeitun IV, » » Erfurt .... 21 » y> » V, » » Halle .... 26 » » » VI, » » Saarbrücken I. Theil . . 9 » » » VI 1, » * 11. » . . 20 » » » VIII, » » Riechelsdorf . 26 » » » X, » » Saarburg . 44 » » » XI, » » Berlin Nordwesten (Nauen etc.) . 44 » » » XII, » » Nanmburg a. S. . 45 » » » XIII, » » Gera 23 » >, » XIV, » » Berlin Nordwesten (Spandau) . 35 » » » XV, » » Wiesbaden 38 » » y> XVI, » » Mansfeld . 312 » * » » XVII, » » Triptis, Neustadt 54 » » » XVIll, » » Eisleben ■ — » » XIX, » » Q.uerfurt 61 » » » XX, » » Berlin Süden, (Teltow etc.) . 41 » » » XXI, » » Frankfurt a. M. . 25 » » » XXII, » » Berlin Südwesteii (Potsdam etc.) 60 » » » XXIV, » » Tennstedt . 22 » » » XXV, * » Mühlhausen . 18 » » » XXVI, » » Berlin Südosten (Cöpenick etc.) 61 » » XXVII, . » Lautei’berg a. II af z 208 » 1 322 so dass im Ganzen durch den Verkauf debitirt sind; 15467 Blätter. XV Von den sonstigen Publikationen sind verkauft worden’: Abhandlungen. Band I, Heft 1. (Eck, Rüdersdorf) 4 Exempl. » » » 2. (ScHMiD, Thüringischer Kenper) . . 2 » » » » 3. (Laspeyres, Rothliegendes bei Halle) 3 » » » » 4. (Meyn, Insel Sylt) 5 Baud 11, » 1. (Weiss, Steiukohlen-Calamarien) . . 3 » » » 4. (Kayser, Devonfanua des Harzes) . 4 » Band III, * 1. (Weiss, Flora von Wüuscheudorf) . 8 » » » » 3. (Meyn, Schleswig - Flolstein) . 2 » » » » 4. (Schütze, Niederschlesisches Stein- kohlenbecken) 1 Band IV, * 1. (Schlüter, Echiuiden) 3 7> » » 2. (Koch, Homalonoteu) 3 » » » » 3. (Friedrich, Tertiärflora der Provinz Sachsen) 10 » » » » 4. (Speyer und v. Koenen, Bivalveu) . 57 » Band V, » 1. (Roemer, Hildesheim) 68 » » » » 2. (Weiss, Calamarien) 55 » » » » 4. (Liebe, Ost-Thüringen) 59 » Band VI, » 1. (BeushaüSEN, Spiriferen-Sandstein) . 61 » F eruer : Jahrbuch für 1880 1 Exempl. » » 1881 2 » » s 1882 3 » » 1883 48 » Weiss, Flora der Steinkohlenformation 5 » Geologische Uebersichtskarte des Ilarzgebirges . . 10 » Höhenschichtenkarte des Harzo-ebiro-es 4 » Ö o XM 2. Arbeitsplan für die geologische Landesaiifnalmie ini Jalire 1885. I. Im Harz. Im Mittel harze wird Professor Dr. Lossen die Sectiouen Elbingerode und Blankenburg zum Abschluss bringen. Bergreferendar Koch wird unter der Leitung des Professors I)r. Lossen das alte Schiefergebirge innerhalb der Sectiouen Wernigerode und Derenburg kartiren. Im Westharze wird Bergrath Dr. von Groddeck die Ke\dsion der Aufnahmen auf der Grundlage der neuen Alesstisch- blätter fortsetzen. Sekretär Halfar wird die Kartiruno- der ihm übertraR'enen O O Theile der Sectionen Zellerfeld und Goslar fertio-stellen. O Am Nordrande des Harzes wird Landeso-eoloffe Dr. Branco den nicht hercynischen Theil der Section Goslar kartiren und seine Aufnahmen in den Sectionen Harzburg und Wernigerode einer Schlussrevision unterwerfen. Professor Dr. Dames wird die Sectionen Derenburg und Blankenburg in ihrem nicht hercynischen Theile zum Alischhiss bringen. Dr. Wahnschaffe wird innerhalb der Sectionen Wernigerode, Harzburg und Vienenburg unter Hülfeleistung eines Cultur- technikers die Diluvialgebilde einer speciellen Untersuchung unter- ziehen und in Gemeinschaft mit Dr. Branco ihre Kartirung l)e- werkstelligen. XVII Am Westvaucle des Harzes wird Professor Dr. von Koenen die Aufnahme der Section Gandersheim vollenden und diejenige der Section Westerhof weiterfnhren. Ausserdem wird dersell)e die Aufnahmen liei Göttingeu fortsetzen. 2. Im nördlichen Thüringen. Dr. Bornemann seu. wird die Kartiruug der Section Wutha mit Ausschluss des alten Gebirges fertig stellen. Dr. Bornemann jr. wird die Section Fröttstedt anfuehmen. Iimeuieur Frantzen wird den Versuch eiuer Gliederung des unteren Muschelkalkes in der Section Berka zum Abschluss bringen. Professor Dr. Bauer wird in der Section Ohrdruff die Gliedernng des Dilnviums vollenden und die Regulirung der Grenzen gegen die anstosseuden Sectionen zu Ende führen. 3. Im Thüringer Walde und südlich desselben. Professor Dr. Weiss wird die Kartirung des Blattes Friedrichs- roda, sowie des von dem alten Gebirge eingenommenen Theiles der Section Wutha vollenden und demnächst eine Revision der VON SEEBACH’schen Aufnahme des nordöstlichen Theils der Section Schmalkalden in Angriff nehmen. Professor Dr. von Fritsch wird die Section Schleusingen znm Abschluss bringen. Dr. Proescholdt wird die Bearbeitung der Sectiou?en Dings- leben und Hildburghauseu in Angriff' nehmen. Landesgeologe Dr. Loretz wird die Aufnahme der Sectionen Masserberg, Gräfenthal und Coburg fortsetzen. Dr. Zimmermann wird die Aufnahme der Section Remda in Angriff' nehmen und ausserdem l)ei den Kartirungsarbeiten des Professors Dr. Liebe PRilfe leisten. Professor Dr. Liebe wird die Sectionen Greiz und Ziegen- rück abschliessen und die Kartirung der Sectionen Probstzella, Liebengrün, Lehesten, Mielesdorf, Schönbach, Naitschau und Waltersdorf weiter fördern. Jahrbuch 1884. b XVIII 4. in der Provinz Hessen -Nassau. ' Dr. Beysoiilag wird die Kartiruiio; der Sectionen Melsima:eii O o nud Altmorscheu fortsetzeii. Dr. Oebbeke wird die Aufiiahiue der Sectionen Neukirclien nnd Niederanla beginnen. Ingenienr Frantzen wird unter Benntznng der älteren V er- arbeiten Dr. Speyer's die Sectionen Fidda nnd Flnnfeld zn kartiren beginnen. Professor Dr. Bauer wird die Anfnalnne der Section Tann znin Abschluss zn bringen sneben. Professor Dr. Kayser wird die Sectionen Ems nnd Rettert vollenden nnd die Bearbeitnng der Section Coblenz fortsetzen. Dr. Angelbis wird znnächst die Section Hadamar fertig stellen nnd alsdann die Aidualime der Sectionen Dacliseidiansen nnd Algenroth beginnen. O O 5. In der Rheinprovinz. Laudesgeologe Grebe wird zunächst in der Gegend zwischen St. Wendel nud Birkenfeld eine Revision der Kartirnug des Melaphyrgebietes behufs Fertigstellung einer ans den Sectionen Bnhlenberg, Birkenfeld, Nohfelden, Freisen, Ottweiler nnd St. Wendel zusammengesetzten Kartenliefernng ansfnhren. Demnächst wird dersellie die Kartirnngsarlieiten in der Eifel fortsetzen. 6. ln der Provinz Schlesien. Dr. Dathe wird die Anfualimearbeiten in den Sectionen Rndolfswaldan, Langenbielan nnd Nenrode fortsetzeu. Dr. Stapfe wird die Aufnahme der Section Charlottenbrunn zum Abschluss zn bringen suchen nud demnächst diejenige der Section Schweidnitz weiterführen. XIX 7. Im Aufnahmegebiet des Flachlandes. a) ln dem Uckermärkischen Arbeitsgebiet. Landesgeologe Professor Dr. Berendt wird neben den In- spectionsreisen in sämmtliche Arbeitsgebiete des Flachlandes mit Hülfe des Cultnrtecbnikers Becker die Sectionen Rnhlsdorf nnd Eberswalde znm Abschbiss bringen nnd Section Joacbimstbal in Angriff nehmen. Dr. Kbilhack wird mit Hülfe des Cnltnrtechnikers Baldus zunächst die Section Gr. Mutz beenden nnd einige Nachträge in Section Nassenheide ansführen. b) In dem Havelländischen Arbeitsgebiet. Dr. Wahnschaffe wird mit Hülfe der Cnltiirtechniker Lübeck nnd Wülfer die Sectionen Bamme nnd Barnewitz kartiren. Dr. Keilhack wird mit Hülfe derselben Cnltiirtechniker die Sectionen Ziesar nnd Carow anfnehmen. Dr. Klockmann wird mit Hülfe des Cnltnrtechnikers Scholz die Section Rhinow abschliessen nnd die Section Friesack kartiren sowie eventuell unter weiterer Hülfe des Cnltnrtechnikers Wölfer die Section Brunne bearbeiten. Professor Dr. Scholz wird mit Hülfe des Cnltnrtechnikers Keifer nach Fertigstellnng der Section Vieritz die Section Burg kartiren. Professor Dr. Grüner wird nach Abschluss der Section Jerichow die Aufnahme der Section Weisse Warthe (Bittkan) in Angriff nehmen. c) In Westpreussen. Dr. Jentzsch wird nach Fertigstellung der Section Mewe unter Benutzung der Vorarbeiten des Dr. Meyer die Aufnahme der Section Müusterwalde ausführen und eventuell diejenige der Section Gr. Krebs beginnen. b* XX l)r. Ebert wird die Aufnahme der Section Neueuburg aus- führen uud sodann diejenige der Section Nieder-Zehreu in An- griff nehmen. d) In Ostpreussen wird Dr. Klebs die Aufnahme der beiden an Heilsberg uud Gr. Peisteu westlich austossenden Sectiouen Raunau und Lands- berar in Angriff nehmen. Dr. SCHROEDER wird die Aufnahme der Section Krekollen beenden und sodann diejenige der Section Siegfriedswalde be- ginnen. Dr. Noetling wird die Aufnahme der Section Bischofstein fortsetzen. XXI 3. Mittlieiluiigen der Mitarbeiter der Köiiigliclieii geologisclien Landesaiistalt ü))er Ergebnisse der Aiifiialimen im Jahre 1884. MittheiJimg des Herrn K. A. Lossen über die Lagerungs- verhältnisse iin O. und NO. des Ober- und Mittel- d e V o u i s c h e u E 1 b i n g e r o d e r M n 1 d e n s y s t e in s (Section Blanken- burg a. Harz) und die daselbst anftretenden Eruptiv- gesteine. Die geologische Detailkartirung im Spätsommer und Herbste des Jalu’es 1884 fond auf der Nordost- und Ostseite des Mittel- und Oberdevouischen Elbiugeroder Muldensystems statt in der Umgebnug der Stadt Blankenburg und der Gemeinden Hüttenrode und Weudefurt. Sie galt vorzüglich einestheils der Aufklärnug der auf der Nordostseite dieser Mulduuff fjanz besonders gestörten Lagerungsverhältnisse, anderentheils der Abgrenzung der nach Hunderten zählenden kleineren und grösseren lagerähnlich aus- gedehnten Ernptivmassen und der LTnterscheidung derselben in saurere alkalireiche und basischere kalkreiche Typen. Nimmt man als Grundlage für die Betrachtung der Lagerungs- Verhältnisse die dem Gesteinscharakter nach sehr scharf hervor- tretende Ostgrenze der schiefrigen Diabas- und Diabastuff- (Blatter- stein- und Schalstein-) Massen der südöstlichsten oder der Neu- werk-Hüttenroder Partialmulde des Elbiugeroder Muldeusystems, so hat man von dieser Anssengrenze des Eruptiv-Oberdevon gegen XXII S., in der Richtung qnerschlägig auf die Sattelaxe der Tauner Grauwacke liiuzu, wie gegen O., in der Richtung auf das Aus- gehende derselben Grauwacke im Nordrande des Gebirgs bei Wieurode, stets ältere Schichten zu erwarten. Das trijft’t im Allgemeinen auch vollständig zu, wenn man von kleineren Falten absieht. Um so anffälliger ist in Anbetracht dessen das Fallen und Streichen der Schichten. Denn nicht nur sind alle Einfällen von der Tauner Grauwacke bis zum oberdevonischen Schal- und Blatterstein gegen SO. und O. gekehrt, so dass die Schichten in überkippter Stellung a u f d a s O li e r d e v o n in der M u 1 d e n m i 1 1 e a u f g e s c h o b e n erscheinen, es beschreiben auch zugleich die Streichlinieu der nämlichen Schichten einen «xesen OSO. auswärts gekrümmten Bogen: so zwar, dass sie in SW. bei Nenwerk vorzimsweise h. 7 bis 5, weiter nordöstlich <2:02:011 Hüttenrode hinzu h. 5 bis 3 und von IRittenrode bis Blankenburg h. 3 Ins 12, örtlich auch noch mehr aus SSO. gegen NNW. gerichtet sind. Dass aber dieser bo2'enförmi2:e Verlauf nicht als eine ein- fache Krümmung im Sinne eines in der Horizontalebene bogig ansgebauchten Muldenrandes anfgefasst werden könne, vielmehr auf eine Sch ichtenverbiegiing, gepaart mit krummlinigen, spiesseckig zu den Schichten streichenden Wechsel- ode r U e b e r s c h i e li u 11 g s k 1 ü f t e n ziirückzuführeu sei, geht daraus hervor, dass auf der Grenze der Mittel- und Oberdevonschichten gegen diejenigen des Unterdevous von SW. gegen NO. nach und nach immer relativ jüngere Glieder der erstereu Altersgruppe mit immer älteren der letzteren in Berührung kommen. Im äussersten SW., in der Nähe der südwestlichen Muldenwendung, grenzen die Schichten aus dem Hangenden des Hauptcpiarzits, Obere Wieder Schiefer, z. Th. Buntschiefer, und deren Eruptiv- gesteine ^), alte (palaeoplutouische) Natronsyenitporphyre oder Keratophyre und zugehörige Aiigitorthophyre, an die dem Niveau des Stringocephalenkalks angehörigeu Pingen der Eiseiisteingrnbe ') Die geologische Uebersichtskarte stellt diese Eruptivgesteine, südöstlich von Rübeland und südwestlich von Neuwerk, nach älteren Karten des Archivs noch als Diabase dar; im Uebrigen vergl. weiter hinten. XXIII Unterer Stalill)erg; Iiei Nenwerk verscliwinclen die Mittel- devonischen Eisenerze, so dass der ITanptquarzit und ein unter ihm auftanchender Diabas aus der oberen Hälfte der Unteren Wieder Schiefer gegen einen relativ jüngeren (^uarz-Keratophyr, der anderwärts, wie z. B. am Mühlenthaler Zuge, das Zwischen- lager zwischen Stringocephalenschichten und dem Oberdevonischen Diabasporphyr, Schal- oderBlatterstein bildet, heransetzeu (Forstorte Pfaffenköpfe, Schieferholz); südlich von Hüttenrode grenzt dann der Obere Wieder Schiefer direct an den Schal- oder Blatterstein der innersten Mvddeufüllung an und noch weiter gegen NO. im Johannisholze kommt der Haupt - Quarzit der Grenze des Ober- devonischen Eru[)tivlagers ganz nahe. In dem Gründchen zwischen dem Johaunisholze und dem nördlich angrenzenden Eorstorte Schöth verläuft der Herzog Karl er Gang (vergl. Zincken, I). östl. Harz, S. 160), auf dem vorzüglich Kupferkies in Kalk- spath lind Quarz einliricht, der letzte Ausläufer der erzarmen Treseburg-Altenbraker Gangformation (vergl. K. A. Lossen, Ueber den Zusammenhang zwischen Falten, Spalten und Eruptivge- steinen im Harz, dies. Jahrb. f. 1881 , S. 48 und Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1882, S. 661). Als ich diesen Gang aus Zincken’s geologischer Karte in die Harzübersichtskarte einzeichnete, war es noch unbekannt, dass derselbe eine Verwerfungsspalte ist. Die Detailkartlrung hat dies jetzt erst nachgewiesen und dürfte es wenige Stellen im Harze geben, wo man das Zusammenffillen der Thalerosion mit einem Erzgange, beziehungsweise einer Verwerfungskluft so klar nach- weisen kann. Geht man von Hüttenrode her ostwärts auf der Nord- seite des Thalgrunds im Eorstorte Schöth thalab bis zum Kl. Schöth- thale, so bleilit mau, eine einzige Stelle ausgenommen, wo wenige Schritt breit blauer Schiefer ansteht, fortwährend im Schälstein, der am oberen Ende des Thalgrundes in einem Steinbruche abge- baut worden ist, während er an der Mündung desselben sogar auf das jenseitige, südöstliche, Ufer des Hauptthaies hinübergreift und hier unter einer Klippenreihe von porphyrartigem Diabas des Unteren Wieder Schiefers endet. Kehrt man nun um und geht auf der Südseite der Ganglinie im Johaunisholze das Seiten- O XXIV thälchen oder die in dassell)e ahgedaclite Bergleline aufwärts gegen Hüttenrode hinzu, so triftt man ganz unten in dem Winkel zwischen Haupt- und Seitenthal den Dial)as der Unteren Wieder Schiefer und alsdann unausgesetzt blauschwarze bis -graue Thon- schiefer mit Einlagerungen des Hauptquarzits und zuletzt eben- solche Obere Wieder Schiefer ohne diese Einlagerungen, bis man in ca. 150 Ruthen Abstand vom Ilauptthale die Schalsteingreuze erreicht, die durch darauf geführte Schürfe sehr deutlich erkannt werden kann. Der Sprung ist also, da Zincken das Einfällen des Erzganges gegen S. angiebt, ein normaler, d. h. die Schichten im Hangenden der Kluft sind hei östlichem Einfällen gegen W. verschoben und gesenkt; damit steht im Einklang, dass auf dieser hangenden Seite die Thonschiefer in Stunde 6'®/4 und nach dem Verwerter hin umbiegen. Eine scharfe Verfolgung der Gauo-liuie weiter seiren W. durch den Schal- und Rlattersteiu in ihrem Hangenden und Liegenden hindurch ist nicht ausführbar; da aber die ZiNCKEN’sche Karte den Erzgang durch das Dorf Hüttenrode hindurchzieht, so kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass das plötzliche Aufhören des im NW. -Muldenflügel den Schalstein unterteufenden VIühleuweo:er Alitteldevouischeu Eisenstein - Pingenzugs westlich des Hütteuroder alten Kirch- hofs derselben verwerfenden Ursache zuzuschreibeu sei; dieser fast ostwestliche Querriss durch den gegen O. ges])aunten Verhiegungs- bogen darf als Folge der durch die Drehung hervorgerufeueu allzngrossen Spannung angesehen werden: der Herzog Karler Gang liei Hüttenrode entspricht hierin dem Birkenthaler Gange im Ockerthale oberhalb Rohmkerhalle und dem correspondireuden Gauge bei der Fahrenholz-Mühle im Gosethale auf der gegenüber- liegenden Seite des Spiriferen-Saudstein-Sattels im nördlichen Ober- harze. ln beiden Gegenden zeigen die südwestiiordöstlicheii Streich- linieu der Schichten, von den ganz localen Wendungen zunächst der Verwerfung abgesehen, im N. der Schichtenzerreissuug die grössere Annäherung au die NS. -Linie, beziehungsweise darüber Auch das Umhiegen des Pingenzugs gegen die Gangkluft hin ist deutlich zu erkennen. XXV hinaus eine Drehung bis in eine aus NNW. in SSO. streichende Richtung. Das uoi’döstliche Muldeiiende der Neuwerk - Hüttenroder Partialiuulde nördlich vom Herzog Karler Gang zeigt keine regel- mässige Muldenwendung, ist vielmehr durch eine Anzahl von complicirten, bald mehr dem Streichen der Schichten angenäherten, bald mehr quer dazu gerichteten Störungen gekennzeichnet, längs welcher verschiedene Glieder der Unterdevonischen Schichten an den Schälstein, örtlich aber auch (wie z. B. in der SW.-Ecke des Forstorts Südlicher Astberg) an dessen Unterlage, Keratophyr’) nnd Mitteldevonkalk, angrenzen. Zahlreiche grosse Gangquarz- blöcke im Oberlaufe des in der NO. -Ecke von Hüttenrode ent- springenden Grossen Schöththales deuten auf einen mit diesen Störungen im Zusammenhang stehenden Gang hin. Da, wo die letztgenannten Störungslinien auf das vorher ange- deutete Westende des Herzog Karler Ei’zganges treffen, steht nördlich des durch den letzteren abo-eschnittenen Mühlenweger Stringocephalen-Eisenerz-Pingenzngs der II auptkieselschiefer aus dessen Liegendem an, der als nördliche Fortsetzung des von der Alarmormühle unterhalb Rübeland auf das Hüttenroder Schützenhans hinzu verlaufenden Unterdevonischen Sattelscheiders zwischen der grössten mittleren nnd der soeben Ijesprochenen süd- östlichsten Partialmnlde des Mittel- nnd 01)erdevonischen Elbinge- roder Muldensystems angesehen werden muss. Dieser Sattelscheider ist in Uebereinstimmnno- mit der Einffanijs erwähnten Fallrichtuno: der Schichten ein asymmetrisch heterokliner örtlich mit Wechsel- klüfteu gepaarter, der wenig weiter nördlich, wo abermals Gang- klüfte, z. Th. mit (^uarzfüllung, aufsetzen, in eine ebenso einseitig znsammengeschoben gebaute Aluldenstellnng übergeht. Auch hier, l:)eiderseits des 01)erlaufes des Braunen Sumpfes, sind nicht nnr alle ältere Schichten von Osten her anf den Hauptkieselschiefer B Dieses saurere Eruptivgestein liebt sich auch im Dorfe Hüttenrode »auf dom Brinke«, an der Kirche und am alten Kirchhofe local unter dem Schalstein hervor, während es doch ganz benachbart zwischen dem Stringoce- phalen-Eisenerze des Mühlenweger Zugs und dem Schalstein in dessen Hangen- dem fehlt. XXVI aufgesc]iol)eu, sondern aneh letzterer seihst rnht mit dem gleichen östlichen Einfallen auf relativ älteren Schichten, Oherem Wieder Schiefer initDialias-, Grauwacken-, Kalk- nnd (Juarziteinlagerungen, nnd diese hinwiederum sind in den von Osten her in die Pingen des Lohdenbleeks nnd Holzliera:es führenden Strecken, beziehunirs- weise im östlichen Pingenrande, theils direkt auf das Stringoce- phalen-Eiseuerz des Ostflügels der mittleren Partiahnnlde, theils auf ein Zwischenlager von II auptkleselschiefer aufgeschoben. Dieses Verhältniss kann wohl nur so verstanden werden, dass nördlich der Ilüttenroder Störuna:en au Stelle des einen oben o-e- dachten Sattelscheiders zwei Specialsättel sich ausgebildet haben, die aber, von Wechselklüfteu durchrissen, nur in der einen Plälfte beiderseits der Planptkieselschiefer-Mnlde zu Tage ausgehen. So fallen denn in den Profilen der ebenso vortrefi'lich ange- legten als nuterhaltenen braunschweigischen Staats- und Forst- strassen, die zwischen Hüttenrode, dem Ziegeukopfe bei Planken- luirg lind Cattenstedt die beiden Thalränder des Braunen Sumpf- thaies nnd den Nordabfall des Ilarzgebirgs durchschneideu, und weiterhin in den weniger guten, aber immerhin deutlichen Auf- schlüssen zwischen Catteustedt und Wienrode alle Schichten widersinnig gegen Osten ein, so dass die Tauner Grauwacke auf der Westseite von Wienrode scheinbar das . jüngste Gebirgsgl ied aus macht. Erwägt man, dass der cpierschlägig gemessene Abstand zwischen diesem Vorkommen der Tauner Grauwacke im Nordrande des Gebirgs und der nordöstlichen Mnldeuweude der Neuwerk-Hütteuroder Mulde nicht ganz des gleichsinnigen Abstandes zwischen der Sattelaxe der Tauner Grau- wacke l)ei Altenbrak und dem Schälstein bei Neuwerk, nahe dem SW.-Eude derselben Mulde, beträgt, so gewinnt man einen greif- baren Maassstab für den mit der Verbiegung der Schichten gegen N. wachsenden Faltungs- und Ueberschiebuugsdruck aus dieser Verkürzung des Schichtenprofils um mehr als ein volles D rittel. Die Dach s chiefer, welche zu beiden Seiten der Bode unterhall) Nenwerks im M^ieder Schiefer abgeliaut worden sind und z. Th. noch gewonnen werden und welche sich in alten auf- lässigen Schieferbrüchen bis in die Nähe der östlichen Endigung XXVII des Herzog Karler Ganges verfolgen lassen, fehlen weiter nördlich bis auf zwei Vorkommen, das eine im Wolfsgrunde auf der Süd- seite des Astberges, das andere im Forstorte Schiefergrund südlich des Staufenbergs, gänzlich; an ihre Stelle treten in jenem eng- zusammengedrängten Gebirgsstück am Nordrande kurzklüftige oder o Ö o O unebenflächige bis geradezu verruschelte Schiefer. Zunächst östlich von dem Hauptkieselschiefer-Zuge im N. von Hüttenrode lassen sich in einer Anzahl in der Streichlinie der Schichten hintereinander ''gereihter Aufschlüsse jene rothen und grünen Schiefer beobachten, die ich als Aequivalent der Karpholith-Zone im Südostharze zuerst von Michaelstein und Kübeland kennen gelehrt (Jahrb. d. Kgl. Pr. geol. Landesanst. u. Bergak. 1880, S. 22, Anm. ^)) und auf der Geologischen Ueber- sichtskarte als Buntschieferzone im Oberen Wieder Schiefer verzeichnet habe. Am liesten aufgeschlossen findet man diese Schichten an dem Fusswege, der von Michaelsteiu her durch den unteren Silberborngrund und dann an der Westseite des Staufen- bergs entlang steil bergan führt. Da wo diese steile Schlucht gegen S. aushel)t, verschwinden die Bunten Schiefer auf kurze Erstreckung und werden erst wieder im nördlichen Einhange des Braunen Sumpfs zwischen der alten und der neuen Fahrstrasse von Hütten- rode nach Blankenburg sichtbar, obwohl auch hier die rothe Farbe sehr zurücktritt gegen eine trübgrünliche bis grüngraue, die durch Verwitterung gern in’s Braune übergeht. Jenseits des Braunen Sumpfs im südlichen Thalliange sind die Bimtschiefer wieder typi- scher, sowohl im Hüttenroder Gemeindewalde als auf der Grenze desselben gegen den hscalischen Forstort Nördlicher Astberg; auf der Fortsetzung der Streichlinie im südlichen Astberge verliert man bald wieder ihre Spur, bis sie wenig entfernt vom Grossen Schöth-Thale zwischen Hauptquarzit und Sti’ingocephalen-Kalk am Nordostende der Neuwerk -Hüttenroder Mulde noch einmal ganz charakteristisch auftreten. Von diesem Punkte gegen SW. längs der diese Mulde südöstlich begrenzenden, spiesseckig zum Streichen erstreckten Ueberschiebungslinie fehlt die Buntschiefer- zone allem Anschein nach zu Tag bis zu ihrem Wiedererscheiuen südwestlich von Neuwerk.' — Ganz im Westen, beziehungsweise XXVIII im Südwesteil des Elbiiigeroder Miildeusystems, liesseu sich, einige Hundert Scliritte unterhalb Elend au der Kalten Bode, dieselben Schichten zu beiden Seiten des Flusses in den Porstorten Uetscheu- pfühle und Lindla abermals nachweisen. Auffälliger Weise haben die Untersnchiingeu auf dem West- und dem Nordraude der Mittel- und Oberdevonmuldeu bisher noch keine Andeutung von dem Vorhandensein der Bnutschieferzoue erbracht. Das weist uns auf Facies- V er hältni SS e als Grund für die stofflich abwei- chende Zusammensetzung dieser Schiefer hin, womit auch das örtliche Auftreten ähnlicher Facieso:ebilde in crauz anderen Schi eilt eiigruppeu nicht nur des Harzes, sondern auch des Voigtlandes, Fichtelgebirges, des Taunus und des Rheinisch- Westfälischen und Belcrisch- Französischen Schiefera-ebirffes wohl üliereinstimmt. So z. B. sind ganz ähnliche rothe und grünliche Schiefer local im Unteren, nicht im Oberen Wieder Schiefer in der dialiasreichen reinen Schieferzoue im Liegenden des Hanpt- (piarzits von mir beoliachtet worden : im Huhnholze zwischein dem Bolmker Wasser und dem Zillierbache, uorduordöstlich vom Büchen- lierge, und in den Hasselfelder Wiesen zwischen Eicheuberg und Dornkopfe an dem Fusswege, der von Hasselfelde nach der Rap- bodebrücke am Rotheu Stein führt. Oestlich von der aus dem Silberborngrunde quer durch den Braunen Sumpf bis znm Nordosteude der Neuwerk- llüttenroder Mulde verlaufenden Buntschieferzoue folgt ein sehr mannig- faltiger Wechsel von Eruptivgesteinen, Quarziten und blauen Thouschi efern, welche bei nahezu süduördlichem Streichen (meistens in den Stunden 11 — 2) vom Astberge nach dem Bielsteine und Stanfenberge, dem Schieferberge, Ziegeukopfe und Eichberg:e verlaufen und die Oberen Wieder Schiefer mit dem H an pt- Qn arzit nebst der Oberen Abtheilnng der Unteren Wieder Schiefer repräsentiren. Noch weiter östlich dagegen, in der Westhälfte des Hessenhai, im Herzoglichen Wild- Pai'ke und im Forstbezirk Walhalla folgen die Schichten der Unteren Abtheilnng der Unteren Wieder Schiefer, ein von Diabas-Einschaltungen freies Schiefersystem, das untergeordnet Kieselschiefer und damit verwandte härtere festere Schiefer führt. XXIX öi’tlicli ganz beschränkt auch Grauwacken- und Qiiarzit- Einlage- rungen, während der Kalksteinfelseu des Blankenhurger Schloss- hergs die Hercyn-Kalke darin vorstellt. Daraus, dass am Triftwege zwischen Cattenstedt und Wienrode derselbe Kalkstein in einem alten verschütteten Anbruche noch einmal westlich von der Wienroder Tan ne r Grauwacke austeht, und aus dem weiteren Umstande, dass zwischen diesen beiden Kalkvorkommen mit den zimehöriuen O O diabasfreien Schiefern noch einmal die obere diabasreiche Ab- theilung der Unteren Wieder Schiefer am Lindenberge westlich von Cattenstedt auftritt, erkennt man eine durch Faltung oder Wechsel- überschiebuug hervorgerufeue Doppelung des Schichtenprotils. Dass solche Doppelungen auch innerhall) des zuerstgedachten, an Eruptivgesteinen überreichen westlichen Antheiles dieses Profils und seiner dadurch nicht minder ausgezeichneten südlichen und südwestlichen Foi’tsetzuug in der weiteren Umgebung von Wendefurt vorhanden sind, daran kann kein Zweifel bestehen. Es ist aber in dem ermüdenden Wechsel von Eruptiv-, Schiefer- und Quarzitvorkommeu äusserst schwierig, feste Sattel- und Mulden- oder Ueberschiebuuofslinien zu verfoUen. Eine detaillirtere Schil- derung dieses Gebietes muss daher voidäutig unterbleiljen. Da aber die zwischen die Schichten eingeschalteten und mit diesen gemeinsam gefalteten Eruptivgesteine wenigstens einigen Anhalt für die Entzifferung des complicirten Schichtenbaues geben, so sei noch Einiges über die Unterschiede, welche sich in der stofflichen Zusammensetzung, der Struktur und der Vertheilung der Eruptiv-Massen erkennen lassen, bemerkt. Sieht man vom Bodegange bei Wendefurt, dessen süd- licher Ast aus dem Gr. Mühlenthale bei Ludwigshütte bis nahe an den Kl. Stemmberg verfolgt werden konnte, ab und nimmt ein kleines, noch nicht anstehend gefundenes, aber durch seinen Graiiat- Cyanit-, Sillimanit-, Glimmer- und Schwefelkies - Gehalt höchst interessantes Vorkommen des aus der Gegend von Michaelstein als Kersautit beschriebenen (Jahrb. d. Kgl. Preuss. Geol. Landes- anst. u. Bergakad. 1880, S. 22 ff.) Gesteins im Grossen Mühlen- thale aus, so sind alle übrigen Einptivgesteine des in Rede stehenden Gebietes bisher als Diabase betrachtet worden und auf XXX der Geologischen Uebersichtskarte auch als solche dargestellt worden. Nur das Gestein der Grube Oberer Stahlbei'g ganz im Südwesten der Neuwerk- Hüttenroder Mnlde war damals schon mit einer grösseren Anzahl von Vorkommen ans der mittleren Partiahnnlde als Alter Syenit-Porphyr (Orthoklas-P.) aus- gezeichnet worden, seither erkannt als Natron- Syenitporphyr oder Keratophyr 2). Das Gestein jener Grube gehört den t^narz-Keratophyren an und erscheint als das durch Faltung emporgepresste Liegende des Schal- und Blattersteins rings von diesem letzteren umgeben. Seitdem haben aber die fortgesetzten Untersnchungen ganz nahe verwandte Gesteine auch aus dem Unter de von und zwar aus dem Oberen Wieder Schiefer kennen gelehrt. Dahin gehören die Gesteine auf der Höhe süd- lich von Bübeland, die sich aus dem Forstorte Tiefesitte bis zum Harmsberg südlich Neuwerk ausdehueu und noch weiter südlich in den Forstorten Hamburgs Dickung und Langehals (Wasserweg) angetrotfen werden. Es sind dies dieselben Gesteine, deren Ein- gangs bei Besprechung der Lageruugsverhältuisse unter dem Namen Keratophyre und zugehörige Augit-Orthophyre Erwäh- nung gethau wurde, während der ebendaselbst genannte Quarz- Keratophyr und die von Hüttenrode und Umgebung anfgeführteu Gesteine in ihrer geologischen Position dem Gesteine von der Grube Obei'er Stahlberg entsprechen. Es war demnach sehr wahrscheinlich, dass auch nördlich von dem NO.-Mnldenende jene Gesteine aus den Oberen Wieder Schiefern ah der richtigen Stelle wieder anftreteu würden. In der That zeigt der mächtige Eruptivgesteinszug, der zunächst östlich der B Auch aus diesem mittleren Tlieilmulden- Gebiet haben fortgesetzte Unter- suchungen noch andere Keratophyr-Voi'kommen kennen gelehrt, so z. B. aus der Umgebung des Rabensteinkopfs bei Neuehütte und im nördlichen Thaleinhang des Oberlaufes des Silberborngrunds. Ebensowenig fehlen diese interessanten Gesteine in der nördlichsten der drei Theilmulden, wo sie im Ortsberg, Hilde- brandt und Rothenberg anstehen. Vergl. dieses Jahrbuch für 1882, S. XXII; Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges., Bd. XXXIV, 1882, S. 199-200, S. 455-456; Bd. XXXV, 1883, S. 215 ff. Sitzungsber. d. Gesellsch. naturforsch. Freunde zu Berlin, 1883, S. 154 — 178; 1885, S. 41, S. 84. XXXI oben beschriebenen Buntschieferzone über den Rücken des Staufen- berffs lind von da durch die Forstoi’te Sclneferwrund und Biel- stein westlich von der gleichnamigen Felspartie in den Braunen Sumpf hinein und jenseits bis fast znm Wolfsgrund über den Astberg streicht, eine petrographische Ausbildung, welche zunächst nur den Gesteinen ans den Forstorteu Tiefesitte und Stahlberg etc. südlich von Rübelaud verglichen werden kann, obwohl der Habitus der Gesteine hier im Norden innerhalb weiterer Grenzen schwankt. Am besten aufo-eschlosseu sind die Gesteine ano;eublicklich im Braunen Snmpfthale, wo Steiiibrüche des um den Aufschwung des Brnchbetriebs im Blaukenburg’schen verdienten Maurermei- sters Flsner auf beiden Ufern darin angelegt sind, um Pflaster- steine und Beschotternuffsmaterial zu "ewinneu. In diesen Brüchen O O treten zweierlei Gesteinsvarietäten auf, die sich so innig durch- dringen, dass viele Pflastersteine ein marmorirtes Aussehen haben: die eine dunklere Varietät ist feinkörnig bis porphyrartig, die andere recht deutlich körnig; letztere, grüulichweiss und dunkel- grün geförbt, gleicht sehr dem körnigen Diabas des Harzes, zumal dem ans der oberen Abtheilnng des Unteren Wieder Schie- fers; erstere kann mit porphyrartigeu Spielarten desselben Ge- steins leicht verwechselt werden. Weisser Feldspath und dunkel- grüner Chlorit bedingen eben in den fraglichen, wie in den Diabas -Gesteinen die Färbung; vereinzelte mit Kalkspath und Chlorit erfüllte Mäudelcheu erhöhen noch die Aehnlichkeit, die sich durch die Verwitterung noch mehr steigert, indem alsdann, wie z. B. in dem Profile der schönen Poststrasse nördlich des Thalgrnndes, jene für verwitterte Diabase, Melaphyre und Do- lerite so bezeichnende kus;eli2:-schali2:e Absonderuuo; und Eisen- O O ö o rostfärbnng hervortreteu. Eingehendere Betrachtung der körnigsten Gesteiusvarietäten zeigt indessen, dass weitaus die allergrösste Anzahl der Feldspäthe keine Zwillingslamellirnng, auch nicht bei Anwendung der Lupe, erkennen lässt, zugleich fällt die mehr breitrectauguläre , als lang leistenförmige Gestalt der Feldspäthe und damit im Zusammen- hang eine mehr granitischkörnige, als divergentstrahligkörnige Struktur des Gesteins auf. Dieselbe Beschafleuheit, wie diese XXXII Feldspathe zeio'en hänüg auch diejenigen in dem feinkörnigeren Grestein, welche demselben den porphyrartigen Habitus verleihen, indessen bemerkt man hierunter auch solche mit deutlicher Zwillings- lamellirnug nach dem Albit- Gesetze. Der chloritische Gemeng- theil beider Gbesteine ist dunkler gefärbt als der typischer Diabase, mehr schwarzgrün, als seladongrnn; Biotit-Blättchen sind in der feinkörnigeren Gesteinsvarietät nicht selten dazwischen mit der Lupe erkennbar. Die mikroskopische Untersuchung vervollständigt das so ge- wonnene Bild von der Natur der Gesteine dahin, dass sie den Chlorit nur zum kleineren Theile als Umbildungsprodukt des Biotits, vorwiegend dagegen als solches eines mit der Verfeiuenmg der Korngrösse procentisch znnehmeuden Augits nachweist. Dieser Angit gleicht nicht dem gewöhnlichen, uelkeubraun oder lederbrauu (seltener lebhaft grün) durchsichtigen Diabas -Angit; seine ganz licht gelblichen, apleochroitischeu Krystallkörner, die z. Th. regel- mässig begrenzte Umrisse in der Säulenzone und vorzugsweise nur säulige Spaltbarkeit zeigen, erinnern viel mehr an den Angit der Kersautite. Weitaus die meisten Feldspäthe der deutlicher körnigen Varietät zeigen, zwischen gekreuzten Nicols betrachtet, jenes zweifarbig fleckige Polarisiren der kleineren Alkali-Feld- ') Nickt an einona Dünnschliff eines »Kersantits«, wie E. ^YEISS (tl. Jalirk. 1883, S. 227) zufolge eines /apsus linguae oder memoriae mittheilte, sondern an dem Qiiarz-Keratophyr ans dem Mühlenthale zwischen Riibeland und Elbingerode habe ich einmal meinem Freunde die Erscheinung solcher fleckigen Feldspäthe mit zweierlei Farben, beziehungsweise Auslöschungsrichtungen gezeigt. Dass diese Erscheinung nun aber »die gleiche« sei, wie die von E. AVeiss an den Dünn- schliffen quarzanner Porphyre aus der Gegend von Friedrichsroda beobachtete und als Zersetzungserscheinung oder aber sogenannte optische Anomalie von einerlei Feldspathsubstanz gedeutete, scheint mir doch erst eines viel eingehen- deren Vergleichs zu bedürfen, der nicht nur ein Präparat eines A^orkommens, sondern die verschiedenen Keratophyr - Typen des Harzes, Fichtelgebirgs, aus Sachsen und aus dem Rheinisch -AVestfälischen Schiefergebirge berücksichtigte. Für alle diese Gesteine ist ein namhafter Natron-Gehalt charakteristisch, der meist sogar den Kali-Gehalt im Aequivalenz-, oft sogar im Procent-Verhältniss übertrifft (vergl. J. Roth, Beitr. z. Petrogr. cl. plut. Gest. 1884, S. 15, 16, XX — XXIII); das »am wenigsten frische« Gestein aus dem Thüringer AAAld (E. Weiss, a. a. 0., S. 227), an welchem mein Freund »die abnorme optische Erscheinung besonders stark auffällig« (a. a. S. 226) fand, ergab dagegen nur 0,35 Na2Ü auf XXXIII spätlie in den Keratopliyren, an dessen Stelle in grösseren Krystallen dersellien Varietät zuweilen, unter Wahrnehmnng von dreierlei Farben, dentlieli eine niiki’oskopisch feine Perthit-Ver- wacdisung zweier Feldspäthe, eines nngestreiften nud eines mit Zwillingstreifung erkannt werden konnte, wie sie an den porphyri- sclien Einsprenglingen der Keratophyre anderer Vorkommen (z. B. Garkenholz bei Hüttenrode, Rosenbübl bei Hof) auftritt; auch in der dunkleren feinkörnigeren Spielart treten solche fleckige Feldspäthe, namentlich auch unter den poi’phyrartig eingewach- senen, neben nach dem Albitgesetze verzwillingten hervor. Titan- haltiges Eisenerz mit Leukoxen-(Sphen-)Schleierchen und Apatit in geringen Mengen finden sich um so mehr, als diese albitisch verzwillingten Plagioklase procentisch zunehmen. — Was nun jene Durchdringung der beiden Gesteinsarten betrifft., so erscheint, wie so häufig, die dunklere, feinkörnigere basischere Varietät die relativ früher, die lichtere gröberkörnige , saurere die relativ später ver- festigte, das Ganze aber eine so innig verbundene Gesteinsbildung, dass an einer Förderung aus ein und demselben Eruptionsheerde nicht gezweifelt werden kann. 9,26 K2O, die quarzarmen Porphyre überhaupt 3,11 — 0,35 Na2 0 auf 9,26—7,65 K2O. Chemisch sind die beiden in Rede stehenden Gesteinsgruppen danach gar nicht dieselben. Aber auch physikalisch ist die Erscheinung der fleckig polari- sirenden Feldspäthe beider zunächst nicht »die gleiche«. Denn deutlichen Mikroperthit, in welchem also die eine Hälfte der Flecken Zwillingslamellirung zeigt, hat E. Weiss gar nicht in seinen quarzarmen Porphyren beobachtet; gerade dieser aber ist charakteristisch in den Keratophyren und gestützt auf sein Vor- kommen und auf meine, seither durch Schustee, Rosenbuscii, Kt.ockjiann, die sächsischen Geologen u. A. bestätigte Erfahrung, dass der Albit gar nicht selten und in sehr kleinen Individuen allermeist unverzwillingt auftritt — weit häufiger anscheinend, als die Kalknatronfeldspätlie nach Rosenbusch und Hawes — , deute ich auch die kleineren fleckig polarisirenden Feldspäthe der Keratophyre auf Verwachsungen von Kali- und Natronfeldspath ohne Zwillingstreifung. Zer- setzungserscheinungen und optische Anomalien an einerlei Feldspatlisubstanz würden vielfarbige Nüancirungen, undulatorisches Auslöschen oder vielfarliiges Mosaik im polarisirten Lichte bedingen können, nicht aber, wie mir scheinen will, feldchenweis zweifarbige Fläclienzeichnung. Man könnte sich versucht fühlen die WEiss’schen Beobachtungen auf eine sich gegenseitig durchdringende Ver- wachsung von unverzwillingtem Kalimikroklin und von Orthoklas zu deuten; dem steht aber doch die Mittheilung meines Freundes mehrfach entgegen, die pch freilich gerade auf die Erscheinungen an zersetztem Gestein stützt. Jahrbuch 18S4. p. XXXIV Die beiden Spielarten des Gesteins wurden für sich analysirt: Analyse I ist die chemische Mischnug der grobkörnigeren, II nnd II diejenige der feinkörnigeren porphyrartigen Varietät; znin Vergleich sind beigesellt die Analysen la (Qnarzkeratophyr ans dem Middenthal zwischen Rübeland nnd Elbingerode), Ib (Kerato- phyr von Oberneisen = Lahnporphyr Koch’s e. p.), Ic (Keratophyr Gümrel’s vom Rosenliühl bei Hof im Fichtelgebirge), Id (Kerato- phyr vom Nordrande des Garkenholzes bei Hüttenrode), le (das sogleich zn erwähnende Gestein vom Gipfel des Ziegenkopfs über Rlankenbnrg), Ha (Angit- Palaeorthophyr = Kali-Keratophyr von dei' Unteren Tiefesitte bei Rtdieland nach Abzug des Carbonats der Kalkspathmandeln procentisch umgereclmet). Ha* (derselbe mit dem Carbonat); III (typischer körniger Diabas von Hiitten- rode). 1) Die Tabelle ergiebt die sichtliche Znsaimnengehörigkeit der Gesteine Ib bis I einschliesslich; Alkalifeldspath nnd zwar be- sonders Natronfeldspath macht den vorwiegenden Bestandtheil dieser Gesteine aus (in Id z. B. 92,20 pCt. : 72,2 Natronfeldspath und 20 pCt. Kalifeldspath): das sind Keratophyre im engeren Sinne des Wortes; la ist davon nnr durch den namhaften Quarz- gehalt unterschieden und danach als Qnarz-Keratophyr bezeichnet. Die Analyse I betrifft also einen körnigen, den natronreichen Augit-Syeniten annähernd vergleichbaren Keratophyrtyp von nahezu gleicher chemischer Mischung wie die der porphyrischen Kerato- phyre Ib bis le. Die Analysen II und II* der feinkörnigeren porphyraif igen Spielart, die mit dem Gestein I so innig zu einem Ganzen verfestigt ist, nähern sich zwar sichtlich der Dialias- Mischung III, indem zufolge des grösseren Angit-Gehalts und des Gehalts an Kalknatronfeldspath neben dem Alkalifeldspath die Pi’ocente der Kalkerde nnd Magnesia sichtlich gestiegen sind; immerhin bleibt auch in diesen Mischungen die Snmme von Ca O und iMgO, selbst, wenn man die für die P2O5 (Apatit) nnd C02 (Kalkspath) erforderlichen Mengen von CaO nicht in Abzug bringt, noch unter der Snmme der Alkalien, während sie im Diabas (HI) *) Siehe die Analysentahelle auf der folgendeu Seite. XXXV O lO r- CO CO o «o !>• GO lO lO CT5 Ol Ol o o r- co 05 H HH 00 'Ti* Ol o 1 CO CO CO o CO o 1 o 1 o Ol H H :0 ! CO cn o CO - CO lO CO CO «o CO lO CO o CO CO CO o 1— ' CO CO a X o lO Ol «ö Ol 00 1 CO CO lO CO CO o o o 1 00 05 Ol H H :0 pq CO CO 0 01 CO Ol CO CO lO oo Ol o CO o CO CO CO Ol I>* C-- l> 05 SlEBEK of o I> 1 CO vo Ol CO o o o 1 o Ol CO lO o CO CO o Ol CO «o o CO CO o CO -+ Ol o o. CO CO Ö cc Ol CO Ol 1 o 05 o o 1^- o cT o of 3 ö o 1 1 kO CO »-0 CO cn CO 1 CO r- CO r- o o cr> •o CO o I> CO CO 05 CO CO 1 Ol o CO o CO CO Cd CO lO ol CO Ol lO o Ol Ol o o cT o o oT g o CO Ol 1 CO r- o o Ol CO o o o - Ol CO CO Cd Cd EC t- lO GO CO CO o o o o o o of H H :0 cp o CO o CO o -+l GO CO CO CO Ol Ol r- Ol 00 CO - - »o CO t-- CO H w oo »o o 1^- Ol lC 1 »JO Ol o o o 1 ö" o Ol Cd &5 o i CO CO r- CO Ol CT5 ur CO oo Ol iO CO CO lO CO o »o o lO CO (Z) cq CO o i'- CO CI. CO Ol o oo CO o o 1 o 1 oT 05 Ol o < 1 o CO ' lO o CO t— I>- 00 o uo Ol Ol CO CT5 N c^ CO 1 CO CO 1 Ol 1 «c o Ol 1 1 1 1 05 05 1 Cd o hp I (M o CO Oi OCi CO 1 CO o lO !> Ol CO tO lO u Ö 05 Ol 05 CO lO C2 Cd EC c^ CO o GO o o 1 o o lO r- Ol m o 1 1 o" o Ol H H :0 CQ 1 cö 1 I> cn lO Ol -f OO Ol GO l^- Ol 0 01 CO Ol r— Ol lO r- CO o ur 05 o 05 o 05 o r-- Cfl ca o r- o CO CO o o o CO o o C- c/ü o o o Ol ü < o N '=0^[V Substanz Summa Gewicht 1 a 'S o H 6 p=^ FeO MnO MgO CaO , o o (M o M o o C/2 (M o a Org. spec. c XXXVI das Vierfache von der Summe der Alkalien beträgt. Der Namen Diabas kann daher für solche Gesteine um so weniger Anwendung finden, als sie die älteren Repräsentanten der jüngeren Angit- Trachyte bilden und als sich auch in den mittelzeitlichen Eruptionsgebieten, wie z. B. im Rothliegeuden der Prims-Gegend neben den porphyritischeu Melaphyren neuerdings basische Angit- Orthophyre haben nachweisen lassen. Dass diese basischeren Gesteine der Keratophyr-Pormation auch in einer ganz ausge- zeichneten chlorit- und kalkspathreichen und daher sehr diabas- äludichen Mandelsteinbildnng, demnach als Augit-Keratophyr- Mandelstein auftreten können und dann unter Zurechnung der Carbonate noch viel kieselsänreärmer erscheinen, dafür geben die Analysen Ila und Ila* aus der Rübeländer Gegend einen Belag. Die in diesem Mandela;esteine II a * a^efundene Kieselsäuremeuo’e beträgt nur 45,33 pCt., es ist aber 7,41 pCt. Kohlensäure zugleich gefunden, der 16,9 pCt. Ca CO3 entsprechen, nach deren Abzug die Umrechnung auf 100,04 die unter Ila mitgetheilteu Werthe ergiebt. Wenn in diesem Gesteine (welches nahezu seine Pai’allele findet in dem durch E. Dathe im Jahrbuch für 1883 unter seinen Diabasen aus dem Lobenstein’scheu S. 437 trefilich beschriebenen Gestein vom Gallenberge, nur, dass das Hai’zer Gestein sehr viel frischer und trotzdem alkalireicher ist, zum Beweis, dass das Alkali dem Gesteine von Haus aus angehört) der Natrongehalt fiist (jauz durch den Kalio:ehalt verdränoft ist, so dass es vielmehr ein Kali-Augit-Keratophyr oder ein zur Keratophyr-Formation zugehöriger Augit-Palaeorthophyr heissen muss, so stimmt dies mit anderen Ertahrungen über die Zusammeusetzuug der geologisch einheitlichen Keratophyr-Formation sehr wohl überein. Denn, ganz abgesehen davon, dass in diesen Gesteinen Natron- orthoklas neben plagioklastischem Natronfeldspath nach Analogie mit den Augitsyeniten vermuthet werden darf, fehlt es darunter auch sonst nicht au Vorkommen, in welchen typischer Orthoklas (Kali -Orthoklas) den Natronfeldspath grossentheils verdrängt (Grauitporphyrartiger Kali-Keratophyr aus Hamburgs Dickung südlich Rübelaud: SiO-2 66,20; TiO‘2 0,06; AI2O3 17,76; FeaOs 1,32; MgO 0,08; CaO 0,25; NagO 3,00; K2O 10,54; XXXVII II2O 0,68; CO-2 0,03; CII4 0,05 = Summa 90,97, sp. Gew. 2,580 (Lorenz) mit 25,46 pCt. Natroufeldspath uud 62,34 pCt. Kalifeld- spath) 1). Geht man von den Steinbrüchen das Braune Sumpfthal weiter abwärts, so trifi’t man nach je einem trennenden Schiefermittel noch zweimal Keratophyr, das erstemal in der Verlängerung der Bielsteinklippe, das anderemal ein wenig weiter thalabwärts. Die Gesteine dieser Züge, welche sich auch an der Postfahrstrasse im nördlichen Thalhang in der Umgebung der genannten Klippe gut aufgeschlossen zeigen (fiskalischer Steinbruch gegenüber vom Biel- stein mit roh pfeilerartiger Absonderung der Eruptivmasse 2)), sind äusserlich vorwiegend recht verschieden von den soeben besproche- nen Keratophyren; ihre Farbe ist lichter, grauer, sie sind porphyr- artig bis nahezu porphyrisch durch Karlsbader Zwillinge oder einfache Krystalle von Alkalifeldspath in einer nicht ganz dichten, aber recht feinkörnigen, sichtlich feldspathreichen und relativ chlorit armen Hauptmasse, die überdies rundliche bis langge- streckte Kalkspathmändelchen in mässiger Zahl enthält. Vor dem oben angeführten Augit-Palaeorthophyr-Mandelstein und typischen Diabasmandelsteinen zeichnet sich dieser K eratophyrmandel- ') Die Keratophyr-Formation zeigt so recht, wie künstlich unsere von J. Roth zuerst in aller Schärfe angewandte und von F. Zirkel und H. Rosenbusch adoptirte Eintheilung der geologischen Körper, die wir Massen- oder Er- starrungsgesteine (Phitonite) heissen, nach dem rechten oder schiefen Hauptspalt- winkel der Feldspäthe ist. Diese Künstlichkeit wird von J. Roth selbst recht treffend hervorgehoben, wenn er in seinen Beiträgen zur Petrographie der pluto- nischen Gesteine (1884), die ja die unentbehrlich gewordene Grundlage zur Würdigung der Massengesteine vom chemischen Gesichtspunkt aus bilden, meine Keratophyre und Quarzkeratophyre zu den Orthoklas-Gesteinen stellt, die Pan- tellerite Foekstner’s, sichtlich die jüngeren geologischen Aequivalente der Quarz- Keratophyre, dagegen zu den Plagioklas-Gesteinen. Die geologische Natur der Gesteine verträgt offenbar nicht eine so scharf nach mineralogischen Gesichts- punkten gegriffene Eintheilung, wenigstens müsste man dann fürderhin in Alkali- Feldspath- Gesteine und Gesteine mit kalkhaltigem Feldspath eintheileu. Der herzogliche Baumeister Herr Brinkmann in Blankenburg, der überall bei den Strassenbauten im Kreise Blankenburg ein reges Interesse für die Geo- logie des Gebirges bekundet, hat seiner Zeit eine Photographie dieses Steinbrnchs aufnehmen lassen. XXXVIII steiu^) auch durch höhere Härte uud Zähigkeit aus. Im weiteren Fortstreicheu der Gesteine gegen N. treten aber sowohl au der direct von Hüttenrode nach dem Ziegenkopfe führenden alten Poststrasse, als auch im Thalgrunde des Wasserweges nördlich davon sehr mandelreiche Maudelsteine auf, die man bei grösserer Antheilnahme von Chlorit und Kalkspath vom Diabasmaudelstein 2) (Blattersteiu) ohne mikroskopisch- chemische Untersuchung nicht zu unterscheiden vermag. Dennoch stehen sie in engem räum- lichen Zusammenhänge mit den vorher besprochenen, sowie mit den mehr körnigen Gesteinsabänderungen ans dem Braunen Sumpf- thale, denn jenseits des Wasserweggrundes zieht der Mandelstein zum Staufenberge aufwärts, so dass hier der östliche der drei süd- nördlich erstreckten Keratophyrzüge mit dem westlichen zusammen- tritft. Der Wechsel in der Struktur uud im äusseren Habitus der Eruptivmasse auf dem Staufenberge (und seiner südlichen Fortsetzung bis in den Forstort Schiefergruud und zum Weg- weiser au der Abgangsstelle des Herzoglichen Weges aus der alten Poststrasse) ist sehr mannigfaltig und oft ein jäher, scheinbar un- vermittelter, was nach den Erfahrungen aus den eingehender beschriebenen Vorkommen der ELSNER’scheu Steinbrüche nicht Wunder nehmen kann. Im Allgemeinen sind hier gegen N. die Ge- steine mehr porphyrartig, gegen S. mehr körnig, während die peripherischen Massen, zum wenigsten auf der Ost- uud Nord- seite, zur Maudelsteinbilduug neigen. Ganz im S. treten grob- körnige Gesteine auf, die, wenn man von dem Pehlen des Glim- mers absieht, bei einem namhaften Gehalt an Quarz bei der ersten Betrachtung sehr an Granit erinnern; die mikroskopische Unter- suchung zeigt indessen deutlich, dass der Quarzgehalt ein secun- därer, an Stelle des Chlorits getretener ist. 1) Kali-Keratopliyrmandelstein, wie eine seither vollendete Analyse zu zeigen scheint: Si02 63,30; Xi02 0,18; AI2O3 16,23; Fe20s 1,33; FeO 3,83; MgO 1,39; CaO 0,71; NaaO 3,71; K2O 6,94; H2O 1,96; P2O5 Spur; SO3 0,09; CO2 0,44; Org. Subst. 0,09 = 100,20; spec. Gew. 2,630 (Gebmse). 2) Gleichwohl gehören sie zum Augit-Palaeorthophyr, denn eine neuerlich aus- geführte Analyse ergab: Si02 36,69; Ti02 3,28: AI2O3 12,82; Fe2 0s 1,83: FeO 8,37; MgO 3,51; CaO 12,85; NaaO 1,28; ICO 4,26; H2O 3,75; P2O5 0,54; SO3 0,72; CO2 9,96 = 99,86; spec. Gew. 2,773 (Gkemse). XXXIX Käuuilicli völliii irescliieden von diesen nmfanp'reiclien Kerato- ö O ö pliynnassen ist das Gi pfe 1 geste i n des Ziegenkopfs, das in der Meridianlinie östlich des Gasthofs die Bergknppe durchzieht, ohne den Wasserwegsgrund zn erreichen. Da westlich nnd öst- lieh dieses Meridians eine abwechselnd ans Quarzit, Schiefei- nnd typischem Diabas anfgebante Zone folgt, so mag hier vielleicht eine Einmnldnng des Keratophyrs der hängenderen Schichten vorliegen. Dem Anssehen nach gleicht das porphyrische nnd etwas mandelsteinartige Ziegenkopfs -Gestein (Analyse le) dem Kerato- phyr der Bielsteinklippe ^). Brocken des Nebengesteins , den änsserlich Kieselschiefer-ähnlichen Diabas -Coutact- Gesteinen ver- gleichbar, kommen darin vor. xVns den Diabasen der Unteren Wieder Schiefer, welclie in den Steinbrnchen des Wasserweges anf der Nord- nnd Nordwest- seite des Ziegenkopfs nnd der Südseite des gegenüberliegenden Eichberges am besten aufgeschlossen sind, aber auch in der neuen Poststrasse nnd den Eorstfahr wegen der Umgebnug von Blanken- burg daukenswerthe Profile darbieten, sei eine porphyrartige Varietät, ein sogenannter Labradorporphyr, Grünpor- phyr (Porfido verde), hervorgeholien, der von der Wendefnrter nnd Nenwerker Gegend an der Bode bis znm Nordrande bei Blankenbnrg sehr hänög beobachtet wird. Die grangrüne Grnnd- masse dieser Diabas -Spielart ist nie so dicht, wie diejenige des Labradorporphyrs ans den oberdevonischen Schälsteinen zwischen Elbingerode nnd Rübelaud (Umgebung des llerzogsteins und des gegenüberliegenden Mühleuthaler Stöllns), auch fehlt die seenndäre Kotheisenerzbildimg, die für das letztere Gestein, wie für die Schal- steine oft so bezeichnend ist. Sehr ähnlich sind dao-eeen eini<2re Diabasporphyre ans den Zorger Schiefern in den gegen Hassel- felde und Stiege zngekehrten oberen Anslänfern des llfelder Thals und in der Umgebung von Zorge selbst. Im Unteren Wieder Schiefer bei Blaukeubnrg' ist das Gestein besonders lehrreich aufo-e- schlossen in dem östlichsten Diabas -Vorkommen des Schieferbergs, das vom Sägemühleuteich in gut entblössteu Klippen sich nach b Trotzdem überwiegt das Na2 0 in ilim das K2O procentiscli. XL dem Kamme des Berges aufwärts erstreckt. Leicht nimmt man hier wahr, dass die im frischeren Zustande lauchgrünen und deutlich nach dem Albit-Gesetz lamellirten, im verwitterten Zustande da- gegen weiss gebleichten Plagioklas -Einsprenglinge keinerlei regel- mässige Vertheilung durch die ganze Masse des Eruptivgesteins zeigen. Der Diabas erscheint sonach strichweise schlicht fein- körnig und örtlich gegen das Nebengestein, das nur in einem schmalen Saume längs desselben metamorphosirt ist, als Diabas- mandelsteiu. Trotz dieses Schwankens in der Structur auf be- schräuktem Kaumgebiete hat diese porphyrartige Diabas -Varietät mit oft 1 Ceutimeter und darüber messenden Plagioklas-Einspi’eng- lingen auch in kleinen Fragmenten etwas sehr Charakteristisches, was um so mehr Beachtung verdient, als das directe Angrenzen des Vorkommens am Sägemühlenteich an die untere diabasfreie Abtheilung der Unteren Wieder Schiefer und die Gesammtver- breitung analoger Voi’kommen dafür zu sprechen scheinen, dass diese Gesteinsausbildung vorzugsweise in einem relativ tiefen Ni- veau der diabasführendeu oberen Abtheilung auftritt. Zum Schluss sei bemerkt, dass nach Graptolithen bei Blankenburg leider vergeblich gesucht wurde, trotz Sorgfalt und Zeitaufwand. Tentaculiteu wurden im nördlichen Astberge östlich vom Keratophyr, also im oberen Wieder Schiefer, wie auch schon anderwärts (Herzogi. Weg im Porste Oehrenthal, Zillier- bach und Andreas -Berg bei Elbingerode) gefunden. Sie sind in- dessen nicht leitend, denn am Schieferberge fand sie Plerr Stadt- sekretär ScHEFFLER in einer schmalen chloritischen Schieferlage zwischen den körnigen Diabasen des Unteren Wieder Schiefers. Diesem tüchtigen Manne verdanken wir eine reiche, theils durch ihn, theils durch Herrn Bergreferendar Max Koch gesammelte Suite aus den kalkreicheu Schichten des Hauptquarzits von Michael- stein (cf. Jahrb. 1880, S. 16 bis 18). Mittheilung des Herrn A. Halfar über Aufnahmen in der nordwestlichen Ecke des Messtischblattes Zellerfeld. Von den geognostischen Untersuchungen in diesem südwestlich bis nahezu westlich von Goslar gelegenen Gebiete ist wenig XLI interessantes Nene zu I)ericliten, da die Kartirung vorwiegend in denselben Gel^irgsgliederii wie in dem Vorjahre stattfand. Nur kurz vor der uördlielien Blattgrenze gelangte sie in das Gelnet der von hier bis an den nördlichen Harzrand reichenden Goslarer Schiefer mit deren Diabas-Einlagerungen. Bei Beschreibung der Gesteine des Obei'devon nördlich der grossen Culm-Mulde westlich der Grane ist auf S. XXXVII des vorhergehenden Jahrbuches erwähnt, dass die oberdevonischen Schiefer bei grosser Dichtigkeit durch jrrössere Härte und vollstäu- dige Zerklüftung in kurze Parallelepipede durchaus den Habitus ächter Kieselschiefer annehmeu, zumal in den tief dunkel gefärbten Lagen. Ein solches, hier besonders aber mit einer hellen Varietät des Cuhnkieselschiefers geradezu zu verwechselndes Gestein, dessen Aussenflächen z. Th. fast Quarzhärte erreichen, während sein frischer Bruch stets leicht mit dem Messer ritzbar ist, steht in einem gegen 70 Schritte breiten Zuge oben an der östlichen Abdachung des Wethberges an. Da seine Entfernung von dem östlicheren der beiden Hauptgipfel dieses auffällig ge- stalteten Berges unbedeutend ist und letzterer aus einem flachen Sattel von graugrünlichem Kalkknotenschiefer der Cypridinenstufe besteht, in dessen Liegendem das kieselschieferähnliche Gestein auftritt, so wtircle sich dasselbe l)ei dem hiesigen sehr flachen Schichtenfallen nur wenige Meter unter letzterem befinden und somit wohl gleichfalls zum oberen Oberdevon zu stellen sein, falls nicht eine streichende Schichtenstörung beide trennt. Seine Zu- gehörigkeit zu diesem Niveau kann aber erst als erwiesen l^etrachtet werden, wenn sich in ihm oder schon in seinem Liegenden Cy- pridinen in zahlreichem geselligen Vorkommen vorfinden. Bisher galt für den nordwestlichen Oberharz wohl allgemein die Meinung, dass verkieste Petrefakten, abgesehen von dem örtlichen Auftreten solcher in Culmthonschiefern, sonst, und zwar als ein charakteristisches Unterscheidungsmittel von höheren Devon- schichten, nur im Goslarer Schiefer Vorkommen. Die Unter- suchungen im Vorjahre haben indess die Unhaltbarkeit dieses Unterscheidungsmerkmals erwiesen, indem verkieste Fossilien auch im Oberdevou aufgefunden wurden. Der wichtigste Fundpunkt XLII liegt auf der iiördlicheii Abdachung des seliou erwähuten Wetli- berges au dem guten Forstwege, welcher über seinen westlichen Fuss am östlichen Thalgehäiige der Varley entlang geführt ist. Hier hudeu sich im uumittelbaren Liegenden von vermuthlich olieroberdevonischem Kalkknoteuschiefer in einem compacten, von letzterem bis auf das Fehlen der Kalkknoten petrographisch nicht zu unterscheidenden Thonschiefer verkieste Gouiatiten und Ortho- cereu. Leider Hessen dieselben keine nähere Bestimmung zu, da das ganze Gestein l)is tief unter der Oberfläche so verwittert war, dass sie beim Herausschlagen als lose ockerige Masse zer- fielen. Die am nördlichen Kartenrande, wie eingangs erwähnt, auf- treteuden (joslarer Schiefer von den südlicher vorkommenden 01)erdevonschiefern abzuscheiden, stösst bei dem hiesigen Petre- faktenmangel der ersteren und der petrographischen Aehnlichkeit beider bisweilen auf grosse Schwierigkeiten. Indess liegen doch einige Anhaltepunkte für diese Trennung vor: Schiefer mit Ein- schluss von etwa wälschenussgrossen, sparsam auftretenden, reihen- weise in der Schichtung angeordneten, unregelmässigen, oft langge- streckten Knoten eines stets hellfarbenen, dichten, häufig etwas unreinen, besonders thouigeu Kalksteins sind bisher im Goslarer Schiefer nirgends mit Sicherheit nachgewiesen worden und ge- hören fast immer dem oberen Oberdevon au. Sind dieselben kirsch- roth und mehr oder minder lebhaft berggrün gefärbt, so ist dies zweifellos, selbst wenn einmal örtlich Cypridinen in ihnen nicht zu finden sind. Ein Zerfiillen zu dünnen , schiefwinkeligeii, unregel- mässigen Parallelepipeden, die bis 1 Meter Länge erreichen, cha- rakterisirt ferner manche graugrüne sowie graue compacte Thon- schiefer der Cypridinenstufe. Obschou beim Culmthonschiefer stellenweise ein ähnliches, wenn auch kaum so lauggrifielförmiges Zerfallen zu beobachten ist, so ist diese, erst bei der Verwitterung hervortretende Zerklüftung doch niemals deutlich bei den Goslarer Schiefern wahrzuuehmen, welche fast ausnahmslos unter Annahme einer fahlen, aschgrauen Farbe zu äusserst dünnen und kleinen Blättchen verwittern. Ein Anhalten für ihr Vorhandensein bietet endlich das Auftreten von Diabas. Erscheint dieses Eruptiv- XLIII gesteiu’) auch noch höher, nämlich (südwestlich Langelsheim) an der Grenze von Ül)erdevou und Cuhn sowie seihst noch in den Cidin -Kieselschiefern , so ist es bisher doch weder in der Intumesceus-, noch in der Cypridinenstufe des Oherharzes bekannt geworden. In dem in Rede stehenden Gebiete tritt Diabas an drei Stellen im Goslarer Schiefer auf. Die westlichste beiiudet sich im Weidenthale, etwa 330 Schritte südlich von der Vereinigung des Weidebaches mit der Varley. Das Vorkommen des körnigen Diabas erinnert hier, zumal in der Thalsohle, seiner linearen Verbreitnug und geringen Mächtigkeit wegen fast an einen Gang. Derselbe würde indess wohl in’s Streichen fallen, was freilich seiner Gangnatur noch nicht widerspräche. — Etwas südlich von der nordöstlichen Verlängerung dieses fraglichen Ganges, gegen 400 Schritte östlich des Weidenthaies, wird die flache, niedrigere, südwestliche Kuppe des Lütjenberges von dem zweiten Diabas- vorkommen gebildet. Dasselbe stellt wieder einen körnigen Diabas dar, dessen zahllose, besonders an der südwestlichen Abdachung verbreitete Bruchstücke eine annähernd kreisförmige Fläche von etwa 200 Schritt Durchmessei' so dicht gedrängt bedecken, dass man das Gestein innerhalb dieser überall als fest anstehend be- trachten darf, obschon es nur an einem Punkte als deutlicher Fels hervortritt. Der Gipfel der flachen Bergkuppe fiillt keines- wegs mit dem Mittelpunkte der Gesteinsverbreitung zusammen. Dass mau es hier mit einem Diabaslao;er und nicht etwa -Gang- zu thuu hat, ist selbstredend. — Das dritte, obschon ungleich weniger ausgedehnte und gleichsam mehr zerstreute, aber inter- essanteste Diabasvorkommen befindet sich auf dem nordöstlichen niedrigeren Gipfel und entlang dem südwestwärts von ihm ver- lanfeudeu Rücken des Groteuberges sowie nicht minder auf dessen flacher östlicher Abdachung. Der nach drei Seiten, NW., NO. und SO. steil abstürzende Berggipfel besteht ans einer anscheinend ziemlich mächtigen Decke körnigen Diabases, welche aber ihres L Siehe dieses Jalirhucli pro 1882, A. von Groddeck, »Zur Kenntniss des Oberharzer Gulm« sowie »Der Kersantitgang des Oberharzes«, S. 44 — y.5 und besonders Taf. 111. XLIV eigeuthümliclieu horizontalen Umrisses oder ihrer Verbreitnng weafen als solche fast zweifelhaft wird. Vom höchsten Punkte dehnt sich dieselbe nach NO. nnr wenige Schritte, nach NW. und SW. ungleich weiter, ganz besonders aber nach SO. hin aus. Fast wird man da versucht, an einen Diabasgang mit NW. -SO. -lieber Ifichtiina; von alsdann freilich ungewöhnlich knrzer Längenerstreckung zu denken. Der dichte Waldbestand verhinderte leider die weitere Verfolgung des eigenthündichen Vorkommens an der SO. -liehen Bergabdachung. Von diesem körnigen Diabas durch niedrige Felshöcker von Goslarer Schiefer getrennt, treten etwa 55 Schritt nördlich des Berggipfels und schätzungsweise 8 Meter tiefer zwei recht anffällige Zusammen- O ö hängende Felsen aus dem Steilabsturze hervor. Diese bestehen ans einem theils zu Blatterstein verwitterten Diabasmandelstein lind erstrecken sich in hora . 5,0 , also im Streichen des sie einschliessenden Goslarer Schiefers, etwa 30 Schritt weit, wäh- rend ihre Breite ganz bedeutend geringer ist. Berücksichtigt mau, dass dasselbe Gestein weiter südwestwärts dicht nofdwestlich an dem steilen langen Kamme, in welchen der Grotenbergsgipfel gegen SW. hin ausläuft, fast genau im Fortstreichen von dem erstgeuaunteu Punkte, ohschon in ungleich geringerer Mächtig- keit, wiederum zwischen den Schichten des Goslarer Schiefers auf- tritt, dann dürfte seine Auflassung als eine lagenartige Verbrei- tung zwischen den letzteren wohl nicht zu bezweifeln sein. Etwa 300 Schritt südwestlich vom Berggipfel lässt sich, nnr 4 bis 12 Schritt nordwestlich von genanntem Kamme dieselbe Diabasvarietät, u. z. an der einen Stelle sichtlich als 0,26 Meter starkes Band und wiederholt concordant zwischen den Thonschiefern anstehend, 95 Schi'itt weit in vSW.- lieber Richtung verfolgen. Bisweilen erscheint das Gestein hier makroskopisch dicht und ohne Aus- sonderung von Kalkmandeln. Hinsichtlich der Lagerungsverhältnisse des Oberdevon und des Goslarer Schiefers in der Nordwestecke des Mess- tischblattes Zellerfeld ist Folgendes anznführen. Wirft man einen Blick auf die so vortreffliche »Geognostische Uebersichtskarte des Ilarzgebirges von K. A. Lossen«, welche in- XI.V dess für den vorliegenden Gebirgstheil sellistredend mir ans dem damals vorliandenen und z. Th. recht veralteten Material zu- sammengestellt werden konnte, so dürfte es leicht den Anschein haben, als ob insbesondere die mit t^^ bezeichneten oberdevouischen Schichten, aus ihrem weiter südwärts SW. -NO. -liehen Streichen SSO. -lieh von Wolfshagen mindestens bis zum Weidenthal hin in ein W.-O.-liches Generalstreichen übergingen. Dies ist je- doch nicht der Fall, indem auch iu dieser Partie wie ganz vor- wiegend sonst auf dem Nordwestharze das allgemeine Schichten- streichen ein SW.-NO.-liches bleibt. Dass an den Mulden- und Sattelendigungen, welche übrigens nur äusserst selten zu beob- achten sind, andere, ganz vereinzelte Streichungsrichtungen, die sogar bis zu einem rechten Winkel von der allgemeinen abwei- chen könnten, auftreten müssen, ist selbstredend, ln diesem, seinem geologischen Bau nach, überdies noch durch vielfache Schichtenzerreissungeu äusserst verwickelten Gebiete, von dessen Schichten gewöhnlich nur Specialsättel zu beobachten sind (deren Sattellinie meist nach SW. unter vorwiegend geringen, ausnahms- weise indess bis 30*^ ei’reichenden Winkeln geneigt ist), kann nicht das rein örtliche, etwa an dem einen Flügel eines solchen geneig- ten Specialsattels abgenommene Streichen — welches nothwen- digerweise bereits von demjenigen des anderen Flügels desselben Sattels abweichen muss! • — als allgemeines Schichtenstreichen betrachtet werden, sondern letzteres wird durch die Richtung des Verlaufes der Sattel-, beziehungsweise Muldenlinien ausge- drückt, und diese ist hier im Allgemeinen stets eine nordwest- südöstliche. Von den vielen Schichtenstörungen, welche vorwiegend in die Richtung der hauptsächlich erzführenden Gänge des Oberharzes, ausnahmsweise in die des tauben Charlotter- Ganges und ein Mal auch in eine fast nordsüdliche Richtung follen, sei hier nur diejenige Ilauptverwerfung erwähnt, welche das Oberdevon von den in seinem nordöstlichen Fortstreichen auftretenden Goslarer Schiefern ab- schneidet. Dieselbe beginnt bereits jenseits der westlichen Blatt- grenze auf Section Seesen und durchsetzt in einem keineswegs überall gleichbleibenden, im Ganzen aber west -östlichen, wenig XLVI nach Süd geneigten Verlaufe das ganze zuletzt aufgenommene Gebiet. Am deutlichsten nachweisbar ist sie im Westen, u. z. durch Quellen, beziehungsweise snmpfige Stellen, welche in linearer Anordnnng quer gegen das Schichtenstreichen von Blatt Seesen herübersetzen und in die Verlängerung eines ganz geraden, engen, furchenförmigen Wasserrisses fallen, der nach einer höchst auf- fälligen, jedenfalls nur durch Schichtenzerreissnngen veniulassten Erweiterung des Varleythal hinabführt. Am west-nordwestlichen Gehänge der Grane, 4 Kilometer südwestlich von Goslar, bildet sehr wahrscheinlich der vor längerer Zeit durch einen Versuch- stolln erschürfte Erzgang, welcher sich indess als unhötflich er- wiesen hat, die östliche Fortsetzung dieser Ilauptverwerfung. Ihr Verlauf zwischen den genannten zwei Stellen wird zwar wegen mangelhafter Aufschlüsse kaum sicher zu ermitteln sein , doch dürfte er von der Grane bis zum Weidenthale eine nordwestliche Richtung eiunehmen und von da bis zur Varley nahezu oder ganz im Schichtenstreichen liegen. Für die bezüglich der letzten Strecke anzunehmende Richtung spricht der Umstand, dass ver- einzelte, vermuthlich einem Quarzgang entstammende Quarzbrocken, welche oben auf dem nordöstlichen Fusse des Wethberges in linearer Verbreitung nmherliegen, ihrer Richtung und Lage nach die Fortsetzung einer Reihe von Quellsümpfen bilden, die sich, ungewöhnlich hoch gelegen, am rechten Ufer des Varleythales hiuzieheu. Mittheiluug des Herrn Branco über die Ergebnisse der Auf- nahme des Randgebirges nördlich vom Harze auf Blatt Wernigerode, sowie auf der östlichen Hälfte von Blatt Harzburo;. Das Gebiet wird eino-euommen von Bilduup’eu des Zechsteins, der Trias, der obersten Kreide und des Quartär. Es ergab sich, dass der bereits auf Blatt Dernburg bekannte Kupferschiefer auch auf die östliche Hälfte von Blatt Wernigerode hiuübertritt. liier scheint derselbe jedoch sein Ende zu erreichen; denn ein frischer Aufschluss am Ufer der Ecker zeigt die Uelier- lagerung des alten Gebirges durch die Thone, Gypse und Dolomite des oberen Zechsteins. XLVII Die steil aufgericliteten Schichten dieses letzteren , parallel dem Harz-Kande streichend, bilden einen, in der Nähe von Ilsen- bnrg zn auffallender Breite auschwellendeu Streifen, welcher ans- gezeichuet ist durch eine ungewöhnlich grosse Anzahl von Erd- fälleu. Dieselbe Gegend ist schon seit langen Jahren bekannt durch das schwer zn erklärende Auftreten seuoner Bildungen inmitten der rotheu Thone des Zechsteins. Die Aufnahme ergali, dass ein langer, schmaler, nur im O. l)reiterer Zug von Kreide- Gesteinen vorliegt, welche allem Anschein nach zwischen die Thone eingekeilt sind, also die steile Schichtenstellung mit diesen theileu. Durch das ganze Klosterholz hin lässt sich dieser Zug verfolgen, bis er in dem Bsenhnrger Schlosspark, nahe der Bse, verschwindet. Eine bemerkenswei’the Eigenthümlichkeit dieser ehengeuaunten Kreideschichten ist es, dass in ihnen ein ans Foraminiferen und Bryozoen bestehendes Gestein auftritt. Mit Hilfe desselben wird es wahrscheinlich gemacht, dass dieselbe Schichteureihe, welche hier im Zechsteiu eingekeilt erscheint, auf Blatt Harzburg hiuüber- tritt, dort aber nicht mehr im Zechstein liegt, sondern in regel- rechter Weise auf denselben folgt. Auch weitere Anknüpfungspunkte könnten sich durch dieses selbe Gestein ergeben; denn nordwärts, bereits ausserhalb der Zone der steilen Anfrichtnng, findet es sich wieder bei Stapelubnrg und bei Wernigerode. Sodann viel weiter nach O., am S. -Rande des Heideiberges bei Blankenburg, wo es Schichten in den Salzberg- mergeln bildet. Weiter nach W., auf dem Sudmerberge , treten zwar nicht mehr petrographisch gleichartige, aber doch auch Bryozoen führende Gesteine auf. Die Schichten der Trias bieten im genannten Gebiete in der Art ihrer Ausbildung nichts besonders Bemerkenswerthes dar. Wohl aber sind, betreffs der Lagerung, die Beziehungen der darüber folgenden Seuonschichteu , sowohl zur Trias als auch zu den älteren Bildungen, hervorzuhebeu : Alle älteren Schichten des Randgebirges dieser Gegenden; Zechstein, Trias, Jura, Untere und Mittlere Kreide, streichen. XLVIII trotz mannigfachen Anskeilens einzelner Glieder, doch immer mit einer gewissen Beharrlichkeit fort, so dass im Allgemeinen jedes jüngere Glied an das ältere gebunden ist. Allein das Senon macht hiex’von eine Ausnahme; denn es bindet sich in der Ueber- lagerung an keine bestimmte Stufe, sondern liebt es, die Reihe der älteren Formationen schräs: abzuschneiden und buchtenartio; in deren Gebiet einzugreifeu. So bei Wernigerode, wo das Senon an den unteren Buntsandstein herantritt, nach O. und W. die übrigen Glieder der Trias schräoj abschueidend. So im Schimmer- wald, wo es soo-ar bis an das alte Harzy;ebira:e vordring-t, um nach O. hin den Zechstein und die Trias, nach W. hin den Braunen und Weissen Jura schräg abzuschneiden. Ob diese Erscheinung die Folge wirklicher Meeresbuchten ist, welche in die zu senoner Zeit bereits gehobenen und die Küste bildenden älteren Schichten eingeschnitten waren, oder ob nur Buchtenähnlichkeit in Folge von Gebirgsstörungen hervor- gerufen wurde, kann hier noch nicht entschieden werden. Mittheilung des Herrn VON Koenen über Untersuchungen in dem Gebiete westlich des Harzes. Es wurde der grösste Theil von Blatt Gandersheim fertig gestellt, und von den an- stossenden Blättern Westerhof, Kreiensee- Einbeck und Moringen besonders die Theile genauer untersucht, welche von den wichti- geren Störungen und Dislokationen betroffen werden. Dasselbe ist auf den Blättern Nörten, Göttingen, Reinhausen und auch Jühnde geschehen, und auf den Blättern Göttingen und Rein- hausen sind die wichtigsten Formationsgrenzen, gewissermassen das Gerippe, festgestellt worden. Die gewonnenen Resultate sind zum Theil in einem Aufsätze in diesem Baude des Jahrbuches mitbeuutzt worden. Die genaue Kartiruiig von Blatt Gandersheim und Einlxeck ergab nun, dass in dem Thal Ildehausen-Gandersheim die von Südosten nach Nordwesteii (Alfeld etc.) verlaufende Sattelspalte unter spitzem Winkel gekreuzt wird von einer Hauptbruchlinie, welche vom Harzrande nach Westen mindestens bis Naensee ver- läidt und die »Hils-Mulde« nach Süden abschneidet. Oestlich und südlich von Dannhausen wurde ausser dem mittleren Lias mit XLIX Ämmonites spinatvs und A. capricornu aiicdi Posidouoinyenseliiefor des oberen Lias und Thone mit Ämmonites opalinus mit den cliarakte- ristiselieii Fossilien angetroffeii. Im uutereii Wellenkalk bei Gandersheim fand ich ausser Ceratites Buchi auch den weit selteneren ( Sfrombecki. In dem obersten Wellenkalk (Platten mit Mi/ophoria orhicularis') fand sich dort ein scharfer Abdruck und Steinkerne von Encrinus Camalli Beyr., sowie mehrere Platten mit Voltzia cf. Weismanni. Zwischen diese Platten schlelien sich dort schon mürbe, gell)liche Gesteine ein, ganz ähnlich solchen des mittleren Alnschelkalkes. Der süd- westlich von Gandersheim in «"rossen Steinlnrichen ausg;el;)eutete Schaumkalk zeigt oft sehr deutlich eine diskordante Parallelstructur, eine Erscheinung, welche wohl ebenso auf eine Ablagerung in flachem Wasser hinweist, wie das häufige Auftreten von flachen, blaugrauen Geschieben im Schaumkalk und auch tiefer, wie ich dies westlich vom Harz, in Hessen und in der Rhön vielfach be- oliachtet hal)e. Der eigentliche Wellenkalk lässt sich ja oft genug mit Sicherheit als ein Conglomerat von grauen Kalkknoten mit hellerer, mürberer Grundmasse erkennen. Im unteren Buntsandstein fand sich ca. 600 Meter nördlich von Seesen ächter Roggenstein, der rings um den Harz vielfach vorkommt und nur von dessen Westseite bisher nicht bekannt war. Im oberen Theile des mittleren Buntsandsteins, welcher in der Gegend südlich von Göttingen und von Clarlshafen etc. häufig Pflanzenreste enthält, wurde Yaccifes Vogesiacus in der Nähe von Reinhausen an zwei verschiedenen Stellen gefunden. Besonders stark gestört erwies sich das Gebiet zwischen dem Thal Calefeld- Gandersheim und dem Leinethal, indem hier viel- fach isolirte, nach ganz verschiedenen Richtungen streichende und einfallende Gebirgstheile neben einander liegen, meist durch Gyps- keuper-Kluftausfülluug oder durch Thäler von einander getrennt. Mittheilung des Herrn F. BeyschlaG über Aufnahmen an der unteren Werra und Fulda (Provinz Hessen-Nassau). Bei den Begehungen der Blätter Ermschwerd, Witzenhausen, Gross -Almerode , Allendorf a. W. und den darauffolgenden Auf- d Jalubuch 18S4. L nahmearbelten auf den Blättern Melsungen und Altmorscben war zunächst von besonderem Interesse das Studium des Systems von Verwerfungen, welcbes das Gebiet zwiseben dem Unterlaufe der Werra und Fulda und in südwestlicber Ivicbtung darüber binaus bis zum Niederbessiscben Tertiärbecken und dem Knüll bin betroffen bat. ln zwei nabezu recbtwinklig sieb kreuzenden Riebtungeu durcbsclmeiden die grabenartig entwickelten Brücbe das Buntsandsteingel )iet, aus welcbem inselartig die von der Zecbsteinformation mantelförmig umbüllten, älteren Grauwacken- erbebungen von Witzenbausen -Allendorf a. W., Nieder-Ellenbacb a. d. Fulda und das Rotbliegende des Ricbelsdmffer Gebiro-es als Reste der Brücken zwischen Thüringer Wald, Harz und Rbeinisebem Scbiefergebirp'e bervortreten. — Als Kreuzumxs- punkte der zablreicben SO. -NW. verlaufenden parallelen Brüche mit den weniger bäubgen, aber z. Tb. intensiveren SW. -NO. gerichteten Gräben verdienen, tbeils wegen der besonderen Intensität der Zerstückelung der zwiseben den Schenkeln jener gelegenen Dreiecke, tbeils wegen der in jenen Versenkungen er- halten gebliel)eneu Reste von Formationen, die sonst der Erosion anbeimgefallen sind. Gross- Almerode , Licbtenau, Niederbeisbeim und Eicbenberg besondere Erwähnung. Der Lias bei letzterem Orte liegt in einer Versenkung, welche treppenartig durch sieben Sprünge vermittelt wird. — Im Gegensatz zur Deutlichkeit iind Klarheit, mit welcher diese den Verlauf von Tbälern bedingenden Versenkungen durch die bald einseitig, bald beiderseits an den Tbaltlanken aufge- riebteten Zeebsteiu- und besonders Miiscbelkalk-Platteu sich dar- stellen, steht die versteckte Erscheinungsform einer zweiten Reibe, jenen ersteren paralleler und durch sie bedingter Brüche, welche oft durch die Kammliiiie der jene ersteren Versenkungstbäler beiderseits begrenzenden Buutsandstein- Rücken bezeichnet wird. Reste tertiärer Bildungen uud Basalte füllen dieselben, so am Meisner, am Hirsebberg, zwiseben Raboldshausen und Ober- Aula etc. Fehlen solche, so sind diese Brücbe im Buutsandstein bei der allenthalben dichten Waldbedeckium schwer oder gar nicht auftiiidbar. Aus ihnen vorzugsweise scheinen die Basalte, welche LI sich claDii deckeiiartig ül)er dem Braiinkohlengehirge verbreiteten, hervorgeqnolleii zu sein. An der Westseite des Meisner durch- setzen solche mit Basalt erfüllte Spalten den Muschelkalk und verschwinden unter der mächtigen Decke, die nach der Mitte des Berges aus grobköniigen Doleriteii und, ohne dass eine scharfe Grenze bestände, je näher dem Plateaurande aus um so dichterem Basalt besteht. Auch der Bergbau hat dort die der Längsaxe des Berges nahezu parallel laufenden, als Bücken bezeichneten, mit 70 — 80*^ schroff niedersefzenden Basaltgänge wiederholt angefähren. M^as man l)isher am Meisner als .Eruptionskanäle des Basaltes angesehen hat, scheint diese Bezeichnung nicht zu verdienen. Der mit dem Friedrichstolln durchfahrene, 1 10 Aleter Durch- messer hissende, sogenannte Erupfionskanal und der mehr als doppelt so starke am südlichen Ende des Plateaus dürften wenigstens keineswegs mit Sicherheit als solche angesprochen werden, vielmehr lediglich Einsenkungen des wellenförmigen Basalfdaches bedeuten. Es ist klar, dass jede horizontale Ebene, die nahe genug der unteren Basaltgrenze durch den Berg gelegt ist, wie die Sohle, in welcher der Friedrichstolln liegt, einen mehr oder minder rundlichen oder elliptischen Durchschnitt mit jeder unter diese Ebene herabtauchenden Basalteinsenkung bilden wird. Umfährt man nun, wie das im Friedrichstolln geschehen, die in die Stollnebene herniedertauchende Basaltdecke, so ist damit nur der Verlauf der Schnittlinie der unteren Basaltfläche mit der Horizontalen festgestellt, aber keineswegs der Beweis erliracht, dass der Basalt auch noch beträchtlich unter die Stollnebene niedersetze. — Das Grauwackengebirge an der unteren Werra war wegen seiner Verbindnng mit jüngeren Schiefern, denen Diabase einge- schaltet sind, dem Alter nach der älteren Harzer Grauwacke (Tauner Gr.) gleichgestellt worden. Neuerdings hat sich als erster und bisher einziger organischer Ueberrest in der Grauwacke von Al- bungen ein Calamites (^Ärclmeocalamites) ti'ansitionis Göpp. gefunden. In der Zechsteinformation, welche die Grauwackeuerhelmngen an der Werra und Fulda umschliesst, macht sich mehrfach eine, von der normalen, auch im Bichelsdorfer Gebirge beobachteten LII Eutwickluug abweicliende Beschafieuheit des oberen Dolomits geltend, indem das Gestein seinen plattigen Charakter verliert nnd öfters petrograpliiscb von dem unteren Dolomit nicht mehr zu unterscheiden ist. Die Entwicklung der Trias insbesondere des Muschelkalkes in dem untersuchten Terrain fand sich im Ganzen üliereinstimmend mit derjenigen sowohl des westlich angrenzenden Thüringischen Verbreitungsgel )ietes als auch insl)esondere des nördlich angrenzen- den Hannöverischen, wie durch Vergleich mit dem überaus schönen Muschelkalkprofil von Hardegsen festgestellt werden konnte. — Mittheilung des Herrn E. Kayser über seine Unter- suchungen im K egierungsbezirk Wiesltaden und auf dem Hunsrück. Die ausgeführten geologischen Arbeiten bestanden: 1. in Aufnahmearbeiten auf den Blättern Schaumburg, Ems, Rettert und nördlich Lahnstein, 2. in einer in Gemeinschaft mit Herrn G. Angelbis ausge- führten mehrwöchentlichen Begehuno; des Westerwaldes und einer sich daran anschliessenden Orientirungstour in’s Siegen’sche, 3. in zusammen mit Herrn H. Grebe ausgeführten 14 tägigen Excursionen im Hnnsri'ick und im Moselthal zwischen Trier und Alf. Wesentliche Resultate wurden nur für die Gliederung des Devon, namentlich des U n t e r d e v o n , erlangt. Nach der letzten, von Carl Kocn aufgestellten Gliederung sollte das Unterdevon im Gebiete zwischen Rhein, Lahn und Main von oben nach unten aus folgenden Gliedern bestehen: Orthocerasschiefer, Obere Coblenzschichten, Chondritenschichten (mit Plattensandsteinen), Untere Coblenzschichten (mit Coblenz- oder Grauwacken- Q.uarzit), Hunsrückschiefer, Taunus-Quarzit. T.III Schon die vorjährigen Arbeiten (im Sommer 1883) hatten ergeben, dass den Chondritenschie fern nicht die Rolle einer l)esonderen nnd konstanten Stufe zwischen Oberen nnd Unteren Coblenzschichten znkomme, dass dieselben vielmehr immer mir eine lokale Bildung seien, die, wo sie Versteinerungen führt, Spirifer auriculatus (cultripigatus) nnd andere Leitformen der Oberen Coblenzstufe einschliesst, wodurch sie sich, ebenso wie durch ihre Lagerung, deutlich als ein Zubehör der Oberen Coblenz- stufe erweist. Ebenso hatte sich bereits im Vorjahre gezeigt, dass die (Wissenbacher) O rthocerasschiefer nicht wohl beim Unter- devon belassen werden können, da sie nur einen Theil einer mächtigen Schichteufolge bilden, welche aus verschiedenartigen (oft Tentaculiten- reichen) Thon- und Daehschiefern, sowie aus untergeordneten Kalken (Plattenkalke C. Koch’s), Kiesel- und Alannschiefern zusainmengesetzt, überall über den Oberen Coblenzschichten und nnmittelbar unter den Stringoce- p halenkalken auftritt nnd sich dadurch als ein Aequivalent der 6'rtfceo/a-Schichteu oder des Unteren Mitteldevon zn erkennen giebt. Die Plattenkalke, Tentacnlitenschiefer, Kieselschiefer etc. hatte schon Koch als mitteldevonisch erkannt; es ist aber nöthig noch einen Schritt weiter zu nehen und diesellie Stelluno- auch den O ö Orthocerasschiefern des Rupbachthaies, von Wisseubach und Olkenbach zuzuweisen. Die im Sommer 1884 answeführten Beo'elmn2:en haben nun aber noch eine weitere Aenderuna; der Kocii'scheu Gliederuna; O O nötliig; ixemacht. Dieselbe betriflt den soa;euannten C ob lenz- oder Granwackeiiquarzit. Kocii stellte diesen Onarzit, zu dem er auch die grossen Quarzitzüge von Ems, nördlich Lahnsteiu nnd Branliach rechnete, in seine untere Coblenzstufe. Es hat sich aber ergeben, dass, wenn überhaupt, so doch nur ein sehr kleiner Theil der in der fraglichen Gegend anftreteuden Quarzite diesem Niveau angehören können. Die Qiiarzite von Ems, Lahnsteiu, Cobleuz, von Montabaur, Selters, von Dillenbnrg, Burbach, Daaden und ebenso von Alf an der Mosel (Koudelwald) haben vielmehr ihr normales Lager immer zwischen den Unter-Colileuz- schichten (mit ßtrophomena laticoda') und den OI)er- Coblenz- schichten (mit Sjjirifer uuriculatui). Auch die ziemlich reiche, jetzt ans den fragdichen Quarziten vorliegende Fauna spricht gegen ihre Zugehörigkeit zur Unteren Coblenzstufe : so hat sich z. B. die Flauptversteinerung dieser Stufe, 8trofliomena laticosta^ darin bisher noch nie gefunden. Andererseits fehlen aber auch noch die meisten bezeichnenden Formen der Oberen Coblenzstufe, wie Spirifer auriculatus, Atvijpa reticularis etc. Im Allgemeinen weist die Fauna der Quarzite, ebenso wie ihre Lagerung, auf eine Alittelstellung zwischen der Unteren und Oberen Coblenzstufe hin, sodass, wenn man mit Koch von einer besonderen Mittleren Coblenzstufe sprechen wollte, diese Bezeichnung nur den Quarziten zukommen könnte, nicht aber den Chondritenschichten und Platten- saudsteinen. Bemerkenswerth ist noch das Auftreten von Homa- lonotus gigas und einigen Schizodiis- und anderen Zweischalerarten im Quarzitsandsteiu, weil sich darin eine unverkennbare Be- ziehung zum Quarzitsandsteiu vom Kahleberg im Oberharz aus- spricht. Mau darf jetzt annehmeu, dass wenigstens ein Theil, wahrscheinlich der untere Theil des Kahleberger Sandsteins ein Zeitäcpüvaleut der genannten rheinischen Quarzitmassen darstellt. Auch die Siegener Oraiiwacke mit ihrer eia:euthttmlichen Fauna — Spirifer primaevus, Sp. micropterus^ Rensselaeria strigiceps, R. crassicosta, Homalonotus ornatus sind hier die Hauptfossilien — war Gegenstand eingehender Studien. Es wurden eine Leihe von stratigraphischen und palaeontologischen Beobachtungen gemacht, die keinen Zweifel mehr erlauben, dass die Siegeuer Grauwacke älter ist, als die Untere Coblenzstufe. Verf hat diese Ansicht bereits vor einigen Jahren ausgesprochen und damals für die Siegeuer Grauwacke ein ungefähr dem Taunus- Quarzit ent- sprechendes Alter vermuthet. Derselbe ist jetzt geneigt, in der Siegeuer Grauwacke eine Repräsentation zugleich des Tauuus- quarzits und des Hunsrückschiefers zu sehen, welcher letztere in seiner typischen, wesentlich auf dem Hunsrück und Taunus beschränkten Ausbildung als Dachschiefer mit einer Cephalopoden- reichen, Trilobiten, Crinoiden, Fische und Asterien führenden, aber fast ganz Brachiopoden- freien Fauna doch nur ein lokales Faciesgebikle sein kann, nlnie indess bis jetzt mit seinen Studien weit genug gediehen zu sein, um liestimmte Horizonte der Siegener Grauwacke mit einiger Sicherheit entweder der jüngeren Stufe des Hunsrückschiefers oder der älteren des Tauuusquarzits parallelisiren zu können. Eine nahe Beziehung zur Siegener Grauwacke zeigt auch das bekannte Por p hy ro idgesteiu von Singhofen unweit Nassau mit seiner eigenthündichen Zwei- schalertäuna (und häutig vorkommenden Rensselaeria strigiaeps und llonudonotus ornatm). Auch die Fauna dieses Porphyroides ist entschieden älter als die Untere Cobleuzstufei). Nach diesen Bemerkungen würde sich für die Gliederung; des Unterdevons im südlichen und östlichen Theil des rheinischen Schiefergebii'ges jetzt das folgende Schema aufstellen lassen: 1. 2. 3. 4. 5. Obere Coblenzschichten, Quarzite von Ems, Montabaur etc.. Untere Coblenzschichten, Iluusrückschiefer Taunus- Quarzit Sieg'en’sche Grauwacke. Diese Gliederung lässt sich mit der zuletzt von Gosselet für Belgien und Noi'dfrankreich aufgestellten sehr gut in Einklang bringen. Der genannte französische Autor unterscheidet nämlich: 1. Grauwacke de Hierge (mit Fauna der oberen Coblenzstufe), 2. Schistes rouges de Burnot et de Vicht, 3. Gres de Vireux (mit Fauna der Unteren Cobl.-St.), 4. Schistes des Montigny, 5. Gres Taunusien, 6. Gedinnien (am Ivheiu noch nicht nachgewiesen). Erwähnung verdiente endlich noch, dass gewisse am S. -Abhange des Westerwaldes, bei Hadamar, in inniger Verbindung mit Schal- steinen, Kieselschiefern und Thonschiefern auftretende Gramvacken, die zum Theil den Grauwackensandsteinen des Flötzleeren sehr ähnlich sind, nicht dem Unterdevon angehören, dem sie bisher b Eine ausführliche palaeontologisch - geologische Arlieit über die Siegener Ctrauwacke bereitet der Verfasser vor. LVI stets ziigeveclinet worden sind, sondern vielmehr ein weiteres Glied der oben erwähnten schiefrig-kalkigen Schichtenreihe bilden, die im Nassanischen zxisammen mit Schalsteinen nnd Grünsteinen das Untere Mitteldevon repräsentirt. Weiter östlich, im Dillthale, sowie zwischen AVetzlar, Bntzaach nnd Giessen, treten dieselben Granwacken in Verbindung mit anderen Mitteide vongesteineu in weit mächtigerer Entwickelnng auf, sind aber auch hier bisher ihrem Alter nach verkannt und auf der v. DECHEN'schen Karte dem Kohlengebirge zugerechnet worden. Mittheilung des Herrn G. Angelbis über Untersuchungen a u f d e m W e s t e r w a 1 d e u n d in de r L a h u g e e; e n d. Es wurde zunächst eine Revision der bereits aufgenommenen Westerwald-Blätter vorgenommen, nnd zwar, soweit sich dieselbe auf die Kartirung des Devon bezog, unter Mitwirkung des Herrn Professor Dr. Kayser. Die Devon -AblaG;ernuo-en treten nur auf den Sectionen Montabaur und Girod in grösserer Ausdehnung zu Tage, während sie im Bereich der übrigen Blätter meist von Tertiärschichten und den damit in engster Verbindung stehenden vulkanischen Gesteinen und deren Tuffen, sowie von Diluvialbilduugeu bedeckt sind. Auf dem Blatt Westerburg wurden die a. a. O. bereits mehr- fach besprochenen Bimsstein- Ablagerungen und Trachyttufie bei Schöuberg mit Rücksicht auf den Widerspruch, den die darüber o-emachteu Ansxabeu von Seiten des Herrn Professor Sandberger erfahren, einer nochmaligen Prüfung unterzogen. Hierbei gelang es aber nicht, in petrographischer Hinsicht irgend einen Unter- schied zwischen dem unzweifelhaft unter dem Tuff liegenden Bimsstein und den an so vielen anderen Punkten des Wester- waldes abgelagerten zu finden. Ebenso wenig konnte eine Aehu- lichkeit zwischen dem Bimsstein-führenden Trachyttuff vom Laugen- berg im Siebengebirge und der bei Schönberg liegenden reinen Bimsstein- Alrlagernug gefunden werden, obgleich Herr Sandberger auf Grund dieser vermeintlichen Aehnlichkeit für die Tuffe des Siebengebirges und die nnzweifelhaft tertiären Bimssteine des Westerwaldes einen gemeinsamen Ursprung annehmen will. Diese LVII Ansiclit erscheint auch deshaH) schon ganz nn1)egrün(let , weil die Tnfte des Siebengebirges keineswegs isolirt, sondern in engster Verknüpfung mit Trachytinassen anftretpn, mithin auch wohl in deren nächster Nähe, d. li. im Siebengel)irge sel1)st ihren Ursprung haben. Umgekehrt können aber auch die Westerwälder Bims- steine nicht auf Eruptionen im Siebengebirge zurückgeführt werden, da weder in letzterem Gebiet sell)st, nocli si'tdlicli davon bis znm Westerwalde hin eigentliche Bimsstein- Ablagerungen Vorkommen. Auf der südwestlichen Section des kartirten Gebietes, auf dem Blatt Montabaur wurde zunächst nachgewiesen, dass der Quarzit der Montabaurer Höhe mit dem als Coblenz- (Quarzit be- zeichneten identisch ist. Der Coblenz- Quarzit bildet auf der Sec- tion Montabaur zwei durch das Hervortreten der unteren Coblenz- Schichten getrennte Züge, die sich im NO. des Blattes vereinigen. Anf der im N. anstossenden Scction Selters hat der Quarzitzug eine Breite von etwa 4,5 Kilometer; nach O. hin tritt er erst am Nordrande der Section Westerburg (bei liotzenhahn) wieder zu Tage und lässt sich , vielfach bedeckt von den Brannkohlen- Ablao’eruno'en, anf dem Blatt Marienbero- bis über das Ileller-Thal hinaus verfolgen. Auf dem Blatte Remerod (östlich von Marien- berg) ist sein Vorhandensein durch eine ganz isolirte Ablagerung von Quarzit-Schotter angedeutet. • — Auf dem Westrande der Sec- tion Selters tritt noch ein weiterer Qnarzitzug in unser Gebiet ein, der sich in der als Herschbacher Wald bezeichnetcn Erhebung über Hachenburg hinaus fortsetzt. Das Liegende des Coblenz - Quarzits, die unteren Coblcnz- Schichten, sind sowohl anf der Section Montabaur als auch auf den Blättei’u Selters und l)esouders Marienberg zu l)eol)achten. Das Hangende des Quarzits bilden auf der Ostseite der Alontabaurer Höhe die oberen Coblenz -Schichten; sic treten in einem 4 Kilometer breiten Zuge auf, der nach N. hin bis in die Nähe von Goldhausen und Ruppach (Section Girod) reicht und hier unter dem Tertiär und Diluvium verschwindet. Am Südrande des Blattes Girod treten 2 Züge von Coblenz- Quarzit auf, die aber durch Verwerfungen l)ald al)geschnitten werden. Lviir Das -ilteste Glied des Unter-Devon iin Bereiclie des ganzen, in Rede stehenden Gebietes l)ilden die auf den südwestlichen Theil der Section Girod beschi;änkten Ilunsrnekschiefer. A"on besonderem Interesse ist die Ansbildiing des Unter- Devon im Südosten des genannten Blattes. Im Thale des Botzliachs an der Chaussee von Nentershausen nach Diez sind von N. nach S. die unteren Coblenz- Schichten, Porphyroid- Schiefer, obere Coblenz -Schichten, Coblenz -Qnarzit nnd nochmals obere Coblenz -Schichten aufo-eschlossen. Anf diese O unterdevonischen Schichten folgt das .Mittel -Devon, welches auf dem südlichen Rande der Section mit Porphyr- Schalstein beginnt. Durch eine von SO. nach NW. gehende Vei’wertüuo- werden • O O diese Schichten abgeschnitten, so dass wir weiter nach O. hin, im Thale des Erbachs ein ganz anderes Profil haben. In der Umgebung von Nieder -Erbach sind die durch ihren Reichthum an Dachschiefer-Einlao-eruuo-en auso-ezeichueten Orthoceras-Schiefer Ö O O durch das Thal des Erbachs vortrefi'lich aufgeschlossen. Bei Nieder- Erbach heben sich die unteren und oberen Coblenz - Schichten noch einmal unter dem Orthoceras-Schiefer hervor, verschwinden dann aber nach O. hin vollständig unter dem Mittel -Devon. Besonders wichtig ist eine zu den oberen Coblenzschichten gehörende Schieferzone, die das unmittelbare Liegende des Ortho- ceras-Schiefers bildet, indem sie ganz dieselbe Fauna enthält wie die Schichten am Ausgange des Rupbach -Thaies (l)es. Pentamerua lleherti^'). — Die grosse, auf dem austosseuden Blatt Hadamar weit nach N. (Ins auf Section Mengerskirchen) reichende, aus mittel- und oberdevonischen Schichten Ijestehende Lahnmulde reicht bis ins Thal des Erbachs, indem zwischen Ober- und Nieder -Ei’bach l)ereits Schalstein auftritt. Das Thal des von Malmenich kommenden und auf dem Rande der Section in den Erbach eiumündenden Baches ist bereits ganz in mitteldevonische Schichten eingeschnitteu. Auf der Section Hadamar, die zum grössten Theil in dem verflossenen Jahre aufgenommen worden, ist das Devon ausschliess- ') cf. Kaysek, Jalirb. d. geol. Landesanst. 1883, S. 39. LIX lieh duiTh initteUlevonisclie Schirhteii ix‘präsentii-t. Unter diesen (Thonsolnefer, Kieselscliiefer, Grauwacken, Schalsteine, Stringo- cephalenkalk) verdienen die früher dein Unter-Devon zugerechneten Thonschiefer eine besondere Ijerücksichtigung. Uelierall, wo diese meist sehr reinen Schiefer (die vielfach Einlagerungen von Dach- schiefern führen) in nicht allzu beschränkter Weise zu Tage treten, enthalten sie Bänke von ty])ischein Kieselschiefer, der aber an einzelnen Stellen, so besonders bei Stnten a. d. Lahn, auch in grösserer Ausdehnung vorhanden ist. Diese Kieselschiefer wurden früher aus petrographischen Kücksichteu als Cuhn gedeutet, doch zeigt die enge Verknüpfung derselben mit den Thonschiefern, wie sie in unserem Gebiete zu beobachten ist, dass sie auch strati- graphisch diesen zugerechnet werden müssen. Das llangende dieser Schichten bildet überall der typische mitteldevonische Schal- stein, das Liegende der olieren Coblenz-Schichteu, so dass an ilirer Zugehörigkeit zum Mittel- Devon, wozu sie zuerst von C. Koci-i gestellt worden, wohl nicht zu zweifeln ist. Gleichfalls in engster Verbindung mit den Thonschiefern stehen eigeuthümliche, bald fein-, bald grobkörnige Grauwacken, die in ihrem Aeusseren sehr au die Sandsteine des Llötzleeren erinnern. Der westliche Punkt, bis zu dem die grosse Lahnnudde reicht, liegt nördlich von Molsberg am Salzbach (Thonschiefer nnt Dach- schiefern und Einlagerungen von Kieselschiefer). Au der von Limburg über Pladamar nach dem Heller- Thal führenden Chaussee, die ziemlich genau von S. nach N. geht und den Hohen Westerwald durchschneidet, sind die mitteldevonischen Schichten bis nach Langendornlxrch zu verfolgen. Bei letzterem Orte (am Kirchhofe) tritt dann auch das Unter- Devon, und zwar dem Anschein nach in den unteren Coblenz- Schichten, noch eiu- mal zu Taofe. Die auf der Section Hadamar mächtig entwickelten Ablage- rnngeii tertiärer Quarzgerölle, welche sich noch lüs zu einer Höhe von 300 Luss ül)er dem Spiegel der Lahn tinden, beweisen, dass die als Limburger Becken bezeichnete Erweiterung des Lahnthals einen weit kleiuereu Kaum einnimmt als das alte Tertiärljecken, LX in dein jene Gerolle zur Ablagerung gekommen sind; doch hat letzteres durch die geringe Widerstandsfähigkeit seiner Schichten Anlass zur Ihldnng des jetzigen Alluvial -Beckens gegelien. Der Löss hat im Bereiche des Blattes eine sehr grosse. Ver- breitnng, indem er eine fast zusammenhängende Decke über den Tertiär- und mitteldevonischen Schichten bildet. Die Mächtigkeit desselben ist aber sehr schwankend, selbst auf ganz kleine Ent- fernungen hin. Au vielen Punkten, wo das flache, mit Löss be- deckte Terrain kaum ein Ilcrvortreten des Alittel-Devon erwarten lässt, tritt der Stringocephalenkalk au die Oberfläche. Dicht bei Hofen liegt typischer Löss in einer Mächtigkeit von mindestens 4 Meter auf reinem Bimsstein. Schon seit langer Zeit sind die zuerst von II. VON AIeyer näher gewürdigten Knochenfunde aus dem Löss von Steeten (in Spalten des dortigen Stringocephaleukalks) in der Literatur be- kannt. Von krystallinischen Gesteinen finden sich auf der Sectiou Hadamar nur Diabas und Basalt. Alittheilung des Herrn E. M^eiss über Aufnahmen auf Sectiou Brotterode und Wutha. I) ie im Herbst 1884 von mir ansgeführten geoguostischen Anfnahmen im nördlichen Tliürino;er Walde waren auf kürzere Zeit als gewöhnlich lieschränkt und hatten hauptsächlich das Ziel, Blatt Brotterode durch ergänzende Arbeiten znni Abschlnsse zu briimen, soweit dies durch Aufnahmen im Felde geschehen kann. ^Nachdem dies erreicht, wurde die nördlich anschliessende Gegend von Thal speciell kartirt bis znm Beginne der durch den Zechsteiu l)ezeichneteu Baudgesteine, theilweise mit Einschluss derselben. Diese Gegend wird dTirch krystallinische Gesteine — Glimmer- schiefer, Gneiss und Granit — vorherrscheud gebildet und l)ietet durch mancherlei eigenthümliche Ausbildnngsweisen dersellieu ihr besonderes Interesse. Porphyre durchsetzen mannigfach diese Gesteine und unter ihnen machen sich, nicht durch bedeutendere Alassen, sondern durch ihre Struktur, welche man Flnidalstruktur zu nennen pflegt, und die in sehr auffallender Parallelstellimg von LXI flasrio' (Teformten, soo-enamiten jiesclnvänzten Quai'zon und auch vou parallel g’estellteii Feldspätlien mit in gleicher Kichtung auge- ordneter Zwischeumaasse besteht, sehr bemerklich. lieber das Vorkommen dieser Erscheinung und unter welchen noch nicht erklärbaren Umständen sie sich zeigt, habe ich bereits in der Zeitschr. der Deutscb. geol. Ges. 1884, S. 858 berichtet. Mittheilung des Herrn II. Loretz über seine Aufnahmen im südöstlichen Thüringer Walde auf den Sectionen Gräfen- thal und Masserberg, und im fränkischen Vorlande in der Umgegend von Coburg. O O Ö Im alten Schiefergebirge der Gegend von Gräfenthal kam in O Ö O sehr Vielen Strecken die Abgrenzung des Cambriums vom Silur O st auf 30 Meter Mächtigkeit geschätzt werden. Jahrbuch 1884. 0 LXVI 23. Stubensandstein. Lockerer, feiner und grober Arkose- sandstein. Gegen 10 Meter mächtig. 24. Zanclodonschichten. liotlie Tlione mit Sandsteinbänken. 25. Rbät. Die Lagerungsverbältuisse auf Section Römbild sind einfiicber Art. Die Scbicbten bilden eine flache Mxdde, deren Tieflinie genau in der Richtung des Grossen und Kleinen Gleichbergs fällt, die gegenwärtig noch von Basalt (Basanit) überdeckt sind. Die Eruptiousstelle ist aller Wahrscheinlichkeit nach am südlichen Theil des Grossen Gleichberges zu suchen. Ausser den früher erwähnten Basaltgäugeu sind noch einige aufgefuuden worden, die ebenfiills in hora 2 die Schichten durch- setzen und zuweilen, wie bei Gompershausen, knieförmige Aus- lenkuncfen zei2:en. Von Verwerfuna;eu ist nur eine am Nordost- i’ande der Section Römbild in hora 8 — 9 streichende beobachtet worden, deren Verlauf noch nicht ganz festgestellt worden ist. Es mag an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Auffaltung der Schichten zu dem steilen Sattel der Main -Weser-Wasserscheide, die die Sectioneu Rentwertshausen und Dingsleben durchzieht, Römbild uur noch berührt, von Quer- und streichenden Sprüngen begleitet war. Die erstei’en gaben die Veranlassung zu dem Zickzackverlauf der Wasserscheide, die von dem Sattel herunter in die Ebene des Grabfeldes und wieder herauf auf den Sattel läuft. Bei der Aufnahme des durch das Auftreten von voi’herrschend drei Bruchsystemen sehr verwickelt gebauten Gebiets der weima- rischen Euclave Ortheim an der Rhön wurde versucht, eiuen Ein- blick in die eventuellen Beziehungen der Basalte zu den Ver- werfungen zu gewinnen. Es stellte sich dabei heraus, dass auch die Tertiärablaa:eruno:eu mit den Tuftablacferuno-en von Dislocatio- neu betroffen worden siud uud dass die Basalta-äno-e vielfach dem Streichen der erwähnten drei Spaltsystemen folgen, also nord- westlich, nord()stlich uud nördlich streichen. Nicht selten füllen sie die Verwerfungsspalten selbst aus. Bezüglich des Alters der letzteren lässt sich aus dem gegenseitigen Verhalten derselben mit einiger Sichei'heit feststellen, dass die NS. -Spalten die jüng- sten sind. LXVII Die Basalte, die an der Zusaminensetzuiig des Gebirges tlieil- nelimen, sind vorberrscliend Neplielinbasalte, hinter denen Feld- spatlibasalte nnd Basanite ziirücktreten. Tbon-Oolitbe wurden bis- her nicht beobachtet. Die Eruptivgesteine treten in Kuppen und Gängen auf, deckenföriniges Yorkoininen scheint selbst auf der LTolieu Rhön zu fehlen, soweit dieselbe in das Gebiet der Eu- clave fällt. Der grösste Tlieil des überwiesenen Gebietes der Sectiou Schwarza besteht aus Buntsandstein, auf dem im südlichen Theil die oberen Triaso'lieder concordant mit südwestlichem Einfällen O folgen. Innerhalb des Buntsandsteins treten Störungen auf, die sich nicht immer mit wünschenswerther Genauigkeit verfolgen lassen, zuweilen aber durch auftretende Gangfj^uarze deutlich nachweis- bar sind. Mittheilung des Herrn E. Zimmermann über Aufnalimeu auf den Sectionen Saalfeld und Ziegenrück. — In Gemeinschaft mit Herrn Professor Liebe und unter dessen Tveitimo; die längste Zeit der Aufnahmen auf den Sectionen Saal- fehl und Ziegenrück beschäftigt, hatte ich für mich besonders die dem Cuhn einerseits, dem Buntsaiidsteiu andererseits hauptsäclilich angehörigen Gehietstheile übernommen, nm die Gliederung in die 2, hezw. 3 Stufen vorzunehmen und zu mappiereu , da dieselbe l)ei 1)eiden Formationen anfangs nicht allzuschn^er durchführbar oder doch wenio-stens nicht von den sonstio'en ostthürine:ischen o o o Vorkommnissen abweichend erschien. — Für den Culm traf dies denn anch zu, für den Buntsaudstein aber stellten sich Schwierigkeiten ein, dadurch dass er in seiner untern Stufe im Gcixeusatz zu allen ührio;en ostthürin;eii Ponuatioii voriieluuen zu köimeu. Ich habe alier in dieser Bezielmug bisher erst folgende Punkte sicherstelleu können, da ich die bezüglichen Beobachtungen vielfach wiederholt inacheu konnte: 1. Auch die seit der Publi- kation Weiss über die ostthüringische Cnlmflora neiientdeckten Exemplare der Dictyodora Liebeanu halie ich immer in nächster Nähe der stets petrographisch bestimmten (Irenze von Ober- und Untercnlm gefunden; scheinbare Ansnahmeu Hessen sich meist als ITervorsattelungen der betrefienden Schichten erklären. 2. Auf den Sectiouen Saalfeld, Probstzella und Liebengrün fand ich im untern Culm immer nahe dessen ol)erer Grenze an vielen Fund- orten einseitswendig-einfachgefiederte »Spuren« (? oder Tauge), welche mit dem von Ludwig aus dem »Devon« (als welches er jedenfalls diese Crdmschichten auffasste) von Leutenberg I)e- schriebeuen Palaeophycus finihriatus identisch sind. — 3. Eine nähere Untersuchung der durch R. Kichter’s und F. Unger's Publikationen berühmten, »oberdevonischen« Pflanzenschicht im oberen Mühlthal und am Pfaffenberg bei Obernitz unweit Saalfeld hat mich belehrt, dass diese Schicht an der Grenze von Ober- devon und Cidm auftritt und mit mehr Recht zum letzteren als zum erstereu zu stellen ist. Ich fand sie nämlich — bei sehr guten Aufschlüssen — üljer der durch ihre sehr grossen, verein- zelten Kalkkuanern charakterisirteii Clymeuieuzone, direkt auf den das olmrste Oberdevon bildenden Schiefern mit Posidonomya oenusta-, weiter aufwärts folgten keine Kalke mehr, sondern sogleich Schiefer von unzweifelhaft cidmischem Typus, mit Calamiteuresten. Die Pflanzenschicht selbst enthält — schon nach Richter s Angaben — schwarze kieselige »Coagidatioueu« (besser Concretionen), welche vollständig den von Liebe aus der Section Zeulenroda, liekanut gemachten Culmgeodeu gleichen, welch’ letztere dort Goniatites crenistria und mixolobus führen. Ich bealisichtige noch eingehendere Mittheilungen hierüber zu machen, einstweilen vergleiche mau in Liebe, Schichtenaufljau Ostthüriugens die Kapitel über Oberdevon und Untercnlm, besonders S. 22 und 27. Petrographisch ist folgende neue Beoliachtung am Culm zu erwähnen: Gröbere Couglomeratbänke (mit mindestens Linsen- LXXII grosse der Körner) kommen im nntern Cnlm sehr seiten, im oberen als vereinzelte Einlagernngen häufig vor (wenn es nicht etwa wiederholte Hervorsattehmgen einer oder einiger weniger Bänke sind); eine solche Bank aber, deren Körner dann auch über wallnnssgrosse Dimensionen annehmen, habe ich fast regel- mässig nahe der untern Grenze des oberen Cnlms zuerst und besonders auf Sectiou Liebeugrün, dann auch auf Saalfeld und wieder häufiger auf Ziegenrück constatiren können. Auf letzterer Sectiou fand ich nun au derselben Stelle der Schichteufolge und durch locale wie petrogi’ap Irische Uebergänge verbrmdeu auch eine Grauwacke, welche durch unzählige Crinoideuglieder (äusserst selten sind andere organische Reste, z. B. unbestimmbare Brachio- poden) zu einer wahren Kalkgranwacke geworden war, die sich auch noch schwachoolithisch zeigte. Diese besonders in der Um- gebung von Wilhehnsdorf gut entwickelte Varietät ist dadurch noch besonders interessant, dass sie einen hohen Grad von petro- graphischer Uebereinstiimnnug mit der Elsterberger Kalkgranwacke (siehe Liebe, Schichteuaufbau S. 26) im äussersten Osten unseres Aufuahmegebietes besitzt, wenn man bei letzterer von der durch regionale Dislocationsmetamorphose erzeugten Ruuzeluug und dem damit verbundenen phyllitischen Habitus absieht. Da Herr Professor Lossen neuerdings die Thatsache, dass in Ostthüringeu sich gegen SW. hin die Zahl der Falten be- sonders im Oberdevou und Cnlm auffällig vermehrt, theoretisch verwerthet hat, dürfte die weitere Bestätigung dieser Thatsache auch auf dem in der Uebersichtskarte von Ostthüringeu noch als uuorenüa:eud ei’forscht bezeichueten Cnlmo-ebiete nördlich der Saale westlich von Ziegenrück von Interesse sein: ich habe dort noch mindestens 6 bis 7 Hauptfalten uachweisen können, — die auf der Karte auch noch als Wechsel von Ober- und Unterculm znm Ausdi’uck kommenden Secundärfalteu noch gar nicht ge- rechnet. Im Gebiete der Culmformation , aber jedenfalls dieser selbst nicht angehörig, habe ich an einer Stelle, die in Bezug auf das Auftreten wenigstens grösserer Eruptivmasseu als genügend er- forscht gelten konnte, nämlich nur 4 bis 5 Kilometer südlich von LXXIII Pössiieck, hart an der südlichen Zeclistcingrenze, eine nher 1200 Scliritt lange, 800 Schritte breite, iin Umriss etwa elliptische Decke eines schwarzen Eruptivgesteins gefunden, welches noch ausgezeichnet frisch ist, für das blosse Auge fasst dicht erscheint nnd hirsekorngrosse, von verwittertem Olivin herrührende Flecken erkennen lässt. Unter dem Mikroskope zeigen sich in der spärlich vorhandenen, körnig entglasteu Grnndmasse massenhafte Plagio- klasleisten in flnidaler iVnordnnng neben zahlreichen hellgelben Augitkörnern und Alagneteisen in solcher Menge, dass das specl- hsche Gewicht — bisher erst nach dem Gefühl l)eurtheilt — ein sehr hohes ist. Ausser den schon genannten porphyrisch zahlreich ausgeschiedenen Olivinen finden sich, aber sehr selten, makros- kopische ITyacinthe?, nnd noch seltener (? als fremde Einschlüsse) l)is erbsengrosse Quarze. Contaktmetamorphosen, versteinerungen- führende Tufle und auflagernde Schichten fehlen, das Alter des Gesteins lässt sich demnach mit Sicherheit nicht bestimmen. Wegen des Mangels vulkanischer Terrainformen und auf Grund der wohl nicht zufälligen Thatsache, dass nördlich des Franken- waldes Basalte sonst fehlen, neige ich vorläufig mehr der Ansicht zu, dass das Gestein, so hasaltähnlich es ancli aussieht, ein Mela- phyr ist, ähnlich den Gesteinen von Ilmenau und Zwickau. Meine Untersuchungen ül>er das interessante Gestein werde ich im Winter fortsetzen. Mittheilung des Herrn E. Datiie über Aufnahmen an der Westseite der PI oben Eule (Sect. Rudolfswaldau) im Enlen- gebirge. In diesem Gebiete sind die Gneissformation, der Cu Im, ein Theil des Obercarbons nnd die zwischen ihnen anftreten- den diluvialen und alluvialen Bildungen bearbeitet worden. Die Kartirung der Gneissformation in diesem Districte nmfasste sowohl die Abtheilung der Zweiglimmergneisse als auch die der Biotitgneisse. Die erstere Gneissabtheilung weist eine ansehnliche Verbreitung auf; sie wird durch die Zone der Augengneisse nochmals in eine hangende nnd liegende Ab- theihing getrennt; man kann sonach drei Zonen in dieser Abtheilung LXXIV iiiitersclieiden ; 1. Zweigliiimiergiieisse unter den Augengneissen; 2. die Au gengneisse und 3. die Zweigliminergneisse über den Auc'eno'neissen. — ö Ö Die Zone der Auge ngne iss e ist in dieser Gegend als Fortsetzung der iin Hausdoi’fer Gelnet zuerst (siehe Berielit in diesem Jahrbuch für 1882) bekannt gewordenen Augengneiss-Zone zu betrachten; in nordwestlicher Kichtung und in einer Breite von durchschnittlich 400 Metern verläuft sie von Glätzisch-Falken- berg über Schlesisch-Falkenberg, Colonie Grund, die Säuferhöhen, den Langenberg bis nach Kaltwasser und setzt darüber hinaus noch ein Stück fort. Bei Colonie Grund theilt sich die Zone, indem von NW. her tlaserige Zwciglimmergneisse dazwischen- treten; die auf diese Weise entstehende liegende Stufe der Augen- gneisse keilt sich liald aus, während die hangende Stufe, wie oben angegeben, von Colonie Grund Ins jenseits Kaltwasser fortsetzt. Dadurch ist der Nachweis geliefert, dass die Zone der Augen- gneis se durch das ganze Eulengebirge und zwar von Silberberg im Süden bis nach Wüstegiersdorf im Nord- westen in den Zweiglimmergneissen zu verfolgen ist. Die Zweigliminergneisse über den Augengneissen nehmen eine lieträchtliche Breite an, die an der Neumanns -Koppe über 1700 Meter und bei Kaltwasser noch über 1000 Meter beträgt. Bire petrographische Ausbildung ist gleichfalls eine mannichfaltige ; auch ixrobflaserio-e Gesteinsschichten fehlen nicht cfänzlich; einio-e Male nehmen sie grosse, porphyrisch eingespreugte Orthoklase auf, wodurch Augengneisse entstehen.' Ist auch die Mächtigkeit dieser im mittleren Theile des Dorfes Rudolfswaldau anstehenden Augengneisse nicht beträchtlich, so ist ihr Vorhandensein weit im Ilaugeuden der Hauptzoue der Augengneisse doch von grossem Interesse. Die Untersuchungen der früheren Jahre hatten festgestellt, dass die Zweigliminergneisse im Liegeiideii der Augengneisse sich durch den Reichthum an Amphiboliten und Serpentinen aus- zeichnen; die diesjährigen Aufnahmen haben ergeben, dass im unter- suchten Gebiete direct ülier densellien auch eine an Amphiboliten und Serpeutiiieii reiche Zone vorhanden ist. Ihre Länge beträgt LXXV bei einer Breite von ca. 500 Metern 5 Kilometer; denn sie be- ginnt bei CTlätz-Falkenl)erg und reicht bis zu den Säufer-JTölien bei Colonie Grund. In dieser Zone wurden 25 Lager von Anij)liiboliten und 5 Serpentinlager kartirt. In derselben Zone stellen sich auch vereinzelt Einlagerungen von Muscovitgneiss (rothem Gneiss), ein, von dem drei Lager auf der Neumanns-Koppe nachgewiesen wurden. Unmittelbar über der oberen Amphil>olitzone hat sich eine schmale, nur gegen 200 Meter breite Zone von Biotitgneiss, also innerhalb der Zweiglimmei’gneisse entwickelt ; diese theils schiefrigen, theils breittlaserigen Gneisse sind zwischen Kudolfs- waldaii und den Säuferhöhen ano-etroflen woi'den. Die Z weiglimmergiieisse im Lie'; sie mehren sich namentlich dort, wo die Gneissschichten stark gewunden und gestaucht sind. Die Pegmatite bestehen vorzugs- weise aus Orthoklas (Perthit) seltener Alikroklin, Quarz und Mnscovit, wozu oft in grosser Menge noch Turmalin und Biotit, sporadisch noch A[>atit und Filn'olith treten. Der Biotit bildet reo-elmässiü: bandförmiü:e Blätter; er flieht auofcnfällio- den Turmalin, während er sich gern mit Fibrolith vergesellschaftet. Das Gefüge der Pegmatite ist entweder grosskrystailinisch, oder auch mittel- Ihs kleinkörnig. Bei gleichmässiger Alengnng der mittel- bis klein- körnigen Partieen nehmen die pegmatitischen Triüner das Aussehen von mittelkörnigen Eruptiv-Graniten an. Die Felsen am Hirsch- plan, an der Kleinen Eule und bei Dorfbach liefern für diese Ausbilduni>'sweise zahlreiche Beleg-e. Alan findet hier nicht nur Trümer von dem Aussehen eines ächten Granits, sondern auch grol)krystallinische , acht pegmatitische Gangausscheidungen an einem und demselben Felsen; zwischen beiden Structurformen be- steht zuweilen ein inniger Zusammenhang insofern, als beide in einem Trum vereinigt sein können. Von diesen Beobachtungen aus- gehend, erscheint es alsdann verständlich, wenn man die oft 4 Iris 5 Aleter langen und bis 1 Aleter mächtigen Gesteinsbildungen von gleicher granitisch-pegmatitischer Zusammensetzung, die linsenartig an einigen Lokalitäten (Steinbruch bei der Sägemühle in Dorf- baeh, Ireim Ilofmühlstein frei Wüstcwaltersdorf) den Biotitgneissen LXXVIII eingeschaltet sind, als körnig'c Peginatite und nicht als Granite bezeichnet. Wenn inan aber den Namen »Lagergranit« dafür anznwenden beliebt, so muss man wenigstens ihr Verhältniss zu den eigentlichen grosskrystallinischen Pegmatiten berücksichtigen. Als »körnige« Gneisse sind die granitischen , d. h. mittel- bis kleinkörnigen Peginatite insofern nicht zu bezeichnen, als ein Theil dersellien entschieden die Gneissschichteu als Trümer durclujuert; ihnen kommt daher eine andere Bildung zu, als den betretfenden Gneissen. Die Eruptivgesteine innerhalb der Gneissformation sind Diabase und Porphyre. — Zwei Diabasgänge sind im Gelüete der hohen Eule bekannt geworden; der eine streicht in nordwestlicher Rich- tung’ von den nördlichen Häusern in Eullmro; beginnend auf eine Erstreckung von 375 Aleter nach NW. foi’t; der andere tindet sich an der 8üdwestseite der Kleinen Eule. Die Porphyre haben ihre Verlireituno- im Gelüet der Zweicjlimmera’neisse «refiinden; sie sind meist dicht, weisslich bis lichtröthlichbraun gefärbt und liesitzen den Habitus der eigentlichen Eelsite, denn Einsprenglinge von Orthoklas oder Quarz fehlen denselben gänzlich. — Als Ver- treter der Quarzgänge sind Quarzbrecciengäiige liei Grund und in Scliles. -Falkenberg anzusprechen. Die LaireruniTSverhältnisse im untersuchten Gebiet der O O Gneissformation zeigen eine Menge verwickelter Verhältnisse, denen aber nichtsdestoweniger eine bestimmte Gesetzmässigkeit zu Grunde liegt. An der Hand eines Generalprofils gelangt man jedoch zur Deutung auch der complicirten Lagerung in den einzelnen Bezirken. Wir leo-en dassellie von SSW. nach NNO. ülier die Neumanns-Koppe nach dem oberen Theile von Scliles. - Falkenberg; von da verläuft es in dersellien Richtung über die Felsen beim Silberwasser nach dem Gipfel der Kleinen Eule und endigt, dieselbe Richtung beibehaltend, liei dem »Gasthaus zu den Sieben Kurfürsten « . Am Südwestabfall der Neumanns-Koppe wird die Gneiss- formation von obercarbonischen Conglomeraten ungleichförmig überlagert. Die Neumanns-Kopiie wird, wie oben bemerkt, voll- ständig von Zweiglimmergneissen und den ihnen eingelagerten LXXIX Amplul)oHten iiml Muscovitgueissen aufgebaut. Das Streiclion der Scliieliten am West- und OstaI)hange ist durclisclmittlich das- selbe; el)eiiso herrscht überall ziemlich das gleiche Fallen. Auf dem Gipfel und dem Westabfalle des Berges streichen die Schichteu N. 45^ W. und fallen 45 — 50® nach SW.; an der Ostseite desselben, an der sogenannten Falkenlehne beobachtet man im Aimen^'neiss : Streichen N. 55® W, Fallen 40 — 60® SW. Bis znm Eingang des Silberwassers, wo Felsen mit breitflaserigem Biotitgneiss anstehen, verhüllen diluviale und alluviale Bildungen die Grenze zwischen den Zweigliinmergneissen und Biotitgneissen. In demselben Bereiche und jedenfalls in der Nähe des gegen- wärtio-en Banfes des Doi’fbaches in Schles.-Falkenlierö; scheinen ö Ö mehrere streichende oder spiesseckig verlaufende Verwerfungen anfznsetzen; denn die Angengneisszone zeigt hier plötzlich eine Verschmälernnij. Die Bichtnim' dieser Verwerfnu2:szone scheint auch durch den Quarzbrecciengang, welcher von der Mühle in Schles. -Falkenberg in südlicher llichtnng die Falkenlehne empor- steigt, angedentet zu werden. Das schwächere Fallen der Gneiss- schichten weiter nach NO. zu spricht desgleichen für die Annahme von A^erwerfnngen in der Thalwanne des Dorfbaches. Doch so grossartige Störungen wie Kalkowsky in seiner Abhandlnng »die Gneissformation des Euleno-elürp’es« beschreibt und im Protil dar- ü O stellt, sind hier durchaus nicht vorhanden. Er berechnet die Sprunghöhe dieser Verwerfung auf 7000 Meter; zu dieser Auf- fassung kommt er wohl dadurch, dass er von Schles. -Falkenberg in der nordöstlichen Fortsetzung unseres Brohls, also im ganzen Gebiet des Gelhrp-skammes der Kl. Eule durclmänp'io: ein Fallen der Schichteu nach NO. oder O. vei’zeichuet. Diese Annahme entspricht jedoch den thatsächlichen Verhältnissen nicht. Die Felsen des breitflaserip'en Biotito-neisses am Silberwasser O O und diejenigen, welche bis znm Kamme der Kleinen Eule am Westabhauge zu beol)achten sind, zeigen durchaus kein Ostfallen, sondern ihre Schichten schiessen nach SW. ein. Am Silberwasser streichen die Schichteu N. 35® W. und fallen 25® nach SW. ein. Die körnigschuppigen Biotitgneisse, welche die vorigen nnter- tenfen und nach NO. zu, weiter aufwärts am Gehänge anstehen. LXXX ])esitzeu zwar Infolge der ^del^^^cllell Scliichtenbicgungeir ein sehr wechselndes Fallen; doch ist dasselbe stets nach SW. oder W. gerichtet. Das Fallen beträgt durchschnittlich 15 — 30^; oft ist der Fallwiiikel 60 — 70*^ an den einzelnen Felsen mit stark ge- wundener Schichteulage zu beobachten. Das durchschnittliche Streichen im Gebiete der körnigschuppigen Biotitgneisse ist am Westahhang der Kleinen Eule N. 45^ W. bis N. GO W. Auf ihrem Gipfel beobachtet man au den dortigen Gneissfelsen : Streichen N. 75^ W. und Fallen: 40 — 50^ SW. bei stark gewundener Schichtenlaffe. — Steigt mau deu Ostabfall des Enleukammes herunter und verfolgt das Profil weiter nach NO., so stehen nördlich am Dachshügel Felsen eines breitflaserigen Biotitgneisses au; die Schichteu streichen N. 30^ W. und fallen Irei starken Bieguno-en dnrchschnittlich 35 — 30*^ nach NO. Also erst hier stellt sich im Biotitgneiss eutgegeugesetztes Fallen ein, welches nun längs der Profillinie sell)st und nördlich und südlich derselben wahrznnehmen ist, wie folgende Beispiele zeigen: Felsen am Enlenflotz: Streichen: N. 45'' W., Fallen: 45'' NO.; Felsen eben da, weiter nordöstlicher,: Streichen: N. 60" W. , Fallen: 45" NO. — Daraus geht un- zweifelhaft hervor, E dass im letzten Theil des entwickelten Profils und zwar im Bereiche der Biotitgneisse eine ausge- sprochene Sattelbildung vorliegt; 2. dass die Biotitgneisse unter den Zweiglimmer- gneissen lagern. Die Satteil »ildnng innerhalb der Biotitgneisse erstreckt sich im anfgenommenen Gebiete weiter nach N. und S.; die Sattellinie fällt mit dem Kamme der rioheu Eule zusammen. Während das Verhältniss siidlich der Kleinen Eide noch nicht durchgängig klar gelegt werden konnte, ist dasselbe nördlich derselben entzitfert worden. Der Kamm der Kleinen Eule liis znm Oirschplan verläuft N. 75" W.; das ist auch die Ivichtung der Sattellinie. Beide wenden sich von letzterem Punkte mehr und mehr nach N., denn sie streichen bis znm Ende des Kaiserwegs N. 65" W. Hier LXXXI ist an (len dortigen Felsen die Sattelinidnng gut zn heobaeliten. Das Fallen des WesttUigels ist 65*^ nach 8W., das des Osttlügels 40® nach NO. gerichtet. — Von hier ans wendet sich die Sattel- linie nach W. lind triftt in Dorf hach liei der Sägeniühle das Thal, nrn dann westwärts fortznsetzen. h)as Fallen der Schichten wird steiler, Specialsättel treten hinzu und Schichtenwindnngen sind allgemein. Nördlich der Sägeiniihle an den Felsen im Bach- bett beoliachtet man steiles Nordfallen, südlich derselben bei viel- facher Faltung Südwestfallen. Das Streichen daselbst ist N. 65 ® W. ; das Fallen des Nordflügels 80 — 90® gegen NO, und im Süd- flügel 65® gegen SW. Durch die Ciilrn - Ablagernng in und fiei Wüstewaltersdorf wird die Fortsetzung des Sattels verhüllt nnd oberflächlich unterbrochen ; er erscheint jedoch nochmals am Wolfsberge, wo er in beiden Flügeln sehr steile Schichtenstellnng aufweist. Zum Nordostflügel gehören die Districtc am Bremen- ürunde in Wüstewaltersdorf, das Thal in Zedlitzhaide und der District östlich bis zu den Sieben Kurfürsten. Dem Süd- resp. Südwestflügel des Cfneisssattels im Hohen Eidengebiete zählt der grösste Theil der Section Kudolfswaldau zu; es betheiligen sich an seinem Aufbaue sowohl die körnigschuppigen und breitflaserigen Biotitgneisse als auch die Zonen der Zwei- o'limmera'neisse. ö O Der Verlauf der Schichten der Flügel ist der Sattellinie gleichsinnig, wie durch die Erstreckung der Zone der Augengneisse namentlich ersichtlich wird; nicht nur diese, sondern auch alle Schichten nehmen au den Wendungen der Sattellinie Theil. Vlit der Sattelbildung sind ungemein zahlreiche Faltungen und Stauchungen der Schichten verbunden; starke Zerreissungen der Schichten haben dabei stattgefunden; diese sind jedoch nicht immer zu beobachten. Die Augengneisszone hat durch die Be- ständigkeit in ihrer Entwickelung für die Fesststellung von Ver- O ö O Wertungen guten Anhalt gegeben. Dieselbe zeigt im Thale bei Kaltwasser wesentliche Zerreissungen und solche auch im Thale der Nesselgründe. Die Verwerfungsspaltcn verlaufen von SW. nach NO; in gleicher llichtiing sind die beiden Thälchen einge- schnitten, und war somit ihr Weg durch die Verwerfungsklüfte f Jahrbuch 1884. LXXXII vorgezeichuet; letztere setzen aiigeuscheiiilich weit, sowohl nach SW. als auch nach NO. fort; in letzterer Richtung macht sich die Kaltwasser Verwerfung noch am Urlenberge hemerklich, wie die Zerreissung der Zone des Fibrolithgneisses andeutet. Diese auf das Streichen senkrecht gerichteten Sprünge sind nach der Eruption der Porphyre erfolgt; denn auch die Porphyrgänge werden in der betrefienden Gegend mit verworfen. — Bezüglich des Cidm von Wüstewaltersdorf siehe den Aiifsatz in diesem Jahrbuche »Kersantit im Culm von Wüstewaltersdorf. « — • Mittheiluug des Herrn F. M. Stapff über Aufnahmen auf Section Charlotten brunu. Der Schichtenbau des mittleren Eulengebirges, so weit er sich nach den bisherigen Aufnahmen von 1883 und 1884 aus- construireii lässt, ist in der nebenstehenden Skizze schematisch dargestellt (vgl. die Figur S. 52‘J in diesem Jahrbuch etc. für 1883). G Galjbro etc., P Porphyr. Es ergiebt sich daraus, dass die Umsetzung des nordwestlichen Streichens in nordöstliches keineswegs durch Verwerfungen, in des Wortes gewöhnlichem Sinne, erfolgt, sondern durch Ineinander- LXXXIII quetschung der Giieissscdiicliten Die Skizze könnte el)enso wohl als treues Bild eines Haiidstückes von recht verworren tlaserio'eui breit- O schuppigem Biotitgneiss gelten, mit Streifen von feiiikörnig-schnp- pigem Biotitgneiss und von Zweiglimmergneiss. Da der Gneiss im ganzen Gebiet auf dem Kopf steht, so wird man (von ursprüng- lich nahezu schwebender Schichtung ausgehend) zur Annahme zweier Faltnngsvorgänge gezwungen, deren einer gewöhnlich stehende Sättel und Mulden hervorbrachte, während der andere diese Falten qnerfaltete, und zwar so, dass die Ansbnchtnngen diesmal seitwärts erfolgten und nicht auf- und abwärts. Der Seitendrnck, welcher die zweite Faltung verursacht, muss nahezu in der Axenrichtnno- der erstentstandenen einfachen Falten gewirkt haben, also winkelig zu dem diese erzeugenden Seitendrnck. Und betrachtet man die Erscheinung nicht als Einzelphänomen des winzigen Eulengel)irges, sondern als Theil von Vorgängen, welchen die ganze Erdkruste unterworfen war, so wird dies be- greiflich : denn wäre der Tangentialdrnck in der erstarrenden Erdkruste immer gleichsinnig gewesen, so hätte die Erde ihre Kngelform eingebüssti). Mit dem oben gebranchten Ausdruck »lueiuanderqnetschniig« will ich um so weniger latente Plasticität insceniren, als gerade im Eulen geh ir ge jede grössere Klipp- entl)lössnng zeigt, mit welchen endlosen Brüchen, im grossen und kleinen, die Umgestaltung des ursprünglichen Schichtenl)anes verknüpft war. Thalbildnng. Den hauptsächlichsten Brnchzonen (Linien geringsten Widerstandes oder geradezu Furchen der gei)orstenen Oberfläche) folgten die erodirenden Wässer; und damit ist die Beziehung zwischen Thalrichtnng und Schichtenban gegeben, wenn sie auch mitunter eine versteckte bleibt. Das Lentmannsdorfer und We ist ritz -T h al (soweit anfgenommen) folgen dem nord- östlichen Schichtenstreichen. Die bei der Znckermühle sich vereinenden Bachthäler von Hein rieh an und Toschendorf um- ziehen in Bogen die gleichsinnig sich wendenden Gneissschichten. P Siehe Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1879: »Zur Mechanik der Schichtenfaltuugen«. LXXXIV Das Mülilliaclithal, Wälclchentlial, der Jaiieriiiger Grund sind Querthäler. Das Eulenwasserthal desgleichen; nur in Neugericht folgt es auf D/2 Kilometer dem Streichen. Ver- worren, wie der Schichtengang des Eulengebirges, ist dessen Thal- gliederung; ein verzerrtes Spiegelbild des ersteren.^) Gliederung des Gneisses. Die im Jahrbuch für 1883 S. 514f. versuchte Gliederung des Eulengebirgi sehen Gneisses in feinkörnig -schuppigen Biotitgneiss (I), breitllaserigen Biotit- gneiss (II), Uebergangsfonnen beider (I/H), Zweigllmmergneiss (III) konnte bei der Kartenconstruction zwar Iieibehalten werden, lässt aber noch viel zu wünschen übrig, besonders wegen der endlosen, schwer zu definirendeu Uebergaugsformen ; findet sich doch sogar eine Art Uebergang aus I in III, indem ersterer, besonders in der Nachbarschaft von Porphyreruptionsspalten, Kaliglimmerflim- mern aufniniint und von Eisenoxyd durchtränkt ist. Einen gewissen Anhaltepunkt für die Gliederung gewähren noch einige Accessoria, von denen Granaten (makroskopisch) II angehören; Knoten und Mandeln von Fibrolith (resp. Cordieidt, Pinit) I; Fibrolith- quarzplatten I, II und I/II. Turmalin kommt mir in Trümern und Wülsten von Aluscovitpegmatit vor, welche in allen Biotit- gneissaljarten auftreten und an mechanische Störungen des Schichten- baues gebunden scheinen. Granitkörnig ist II sehr häufig dui’ch Quetschung geworden. Haudstücke gleichen dann dem Granit; die Untersuchung eines jeden Vorkommnisses zeigt aber sofort, dass kein Eruptiv granit vor- liegt und dass der Quetschgranit auch von sogenanntem Lager- granit sich wesentlich unterscheidet. Lagergranit ist nicht selten ; bei der Zucke rniühle bis 2 Meter mächtig auf 40 Meter Länge aufgeschlossen; er gehört meist I an, kommt aljer auch in I/II ') Die schematische Figur ist nicht etwa blos das Resultat geometrischer Comhination der beobachteten Richtungswinkel. Ebenso massgebend dabei war die (diesen Riclitimgswiukcln entsprechende) Verknüpfung der Fundorte gleich- artiger Gneissvarietäten. Bei den spärlichen Klippaufschlüssen mussten allerdings auch die losen Vorkommnisse auf Bergküpfen und Rücken als Constructions- elemente dienen; dagegen wurde Gehänge- und Thalscliutt möglichst unberück- sichtigt gelassen, da sich nachweisen Hess, dass selbst auf 9 : 100 geneigtem Ter- rain Steine und Blöcke kilometerweit verrollen können. LXXXV uuci II vor. Häufig pegmatitiscli entwickelt, unterscheidet er sich vom ächten turmalinführenden Muscovitpegmatit durch das Auftreten von Biotithäuten und von Fibrolith, sowie durch den Schichtungsverband. In Folge von Verwerfungen scheint letzterer mitunter durchgreifend, besonders in kleinen Ent- blössungen. Dicke und dünne, mit den Gneissschichten wechsel- lagernde Granitstrahlen lehren aber die Zusammengehörigkeit beider Gesteine. Quarzitschiefer, meist dunkelgrau (durch Graphit- staub?), mit Imprägnatioueu von Kiesen, auch Blende und Bleiglanz, in ganz dünnen Einlagerungen in I, hat vielfache unnütze Bergluxuversuche veranlasst. Durch Aufnahme von Feld- spath wird er mitunter granulitähnlich. Granul it tritt in I/II des Leutmannsdorfe r Forstes auf, aber nur als Lesesteiue. Der wenig verbreitete Zweiglimmergneiss (III) wurde bisher nicht anstehend beobachtet. Nördlich von Heidelberg ist ihm rother Muscovitgn eiss beigemengt, welcher aber kaum selbständig auftreten dürfte, da er nie in grösseren Blöcken er- scheint, oft aber handdicke Lagen in Blöcken von III bildet. Altersfolge der Gneissarten. Die im Aufnahmegebiet beobachteten Thatsachen gestatten noch keinen objectiven Schluss auf die Bathrologie der verschiedenen Gneisssorteu, was mau auf Grund von Analogieschlüssen darüber sich auch vorstellen mag. Hornbleudegesteine und Gabljro. Kleine Steine von feinkörnigem Amphilmlit, meist quarzitisch und mit Granaten, sind nicht selten, aber immer so vereinzelt, dass sie nur die Existenz ganz nnljedeuteuder Amphibolithstreifen in I — II beweisen. Häufiger sind Horiiblendea;esteine in der Gesellschaft von Gabbro etc. Solcher kommt anstehend im Bärenstein vor (schon ausserhalb der Blattgrenze); in losen Blöcken, aber reichlich zwischen Hein- richau und Wüstewaltersdorf, spärlich zwischen Christians- hof und Toscheudorf; zwischen Heidelberg und L ent- mann sdorf; im Mittelberg (östliche Blattgreuze). Der Bär eil- st einer ist Diallaggabbro , der Heinrichaner und To sehe n- dorfer überwiegend Laliradorit; der Heidelberger Oliviu- diabas. Berücksichtigt man hier noch ein Vorkommuiss von Glimmerhornblendediorit (Kersantit) im Spitzberg, so LXXXVI ergiebt die Karte sofort, dass die meisten bislier bekaimteii Gabbro- vorkommiiisse etc. der Sectiou Cliarlottenbrunii, dem vielfach gewimdeiien Schichteiizug g von tlaserig-breitsclmppigem Biotit- giieiss (II) folgen Cnlm lind Porphyr. Die Cidminsel des Spitzbergs bei Altfri e ders dorf (südlich von Heinrichau) liegt auf einer scharfen Spitzkehre des elien erwähnten Schichtenzuges wo der Gneiss wohl besonders zercpietscht wurde, so dass Felsitporphyr gerade an dieser Stelle leicht hervortreten konnte. Weniger be- kannt als die Flora des Spitzberger Thon- und Grauwackenschiefers dürfte das Vorkommniss eines unbedeutenden, jetzt wieder zuge- machten Kalklagers daselbst sein, dessen Steine von Produc- tiden und Spiriferiden strotzen. Diluvinin. In sogenannten »Sandgruben«, z. B. auf dem tlacho’ewölbten Bero-rücken zwischen J u d e u d r e h und Sieben O O Kurfürsten, 680 — 760 Meter ü. M., wird ganz zu rostigem Sand verwitterter, feinkörnig- schuppiger Biotitgneiss (I) gegraben, welcher so völlig in situ verblieben ist, dass man im Vorbeigehen seine Schichten für solche von beigeschwemmtem Sand halten könnte. Aber er ist von Pegmatitwülsten durchgriffeu, liegt auch nicht immer unmittelbar unter der Oberfläche, sondern zwischen und unter weniger oder nicht verwittertem B. II und B. I/II. Diese Vorkommnisse lehren nicht nur, wie innig verknüpft mit einander die beiden Hauptvarietäten des Biotitgneisses sein können, sondern sie erklären auch manche der auf Eule ngebir gischen Anhöhen so häufiiren Block an sammln ngfen von B. II: wird der Gneisssand vom Regen weggespült, so stürzen die ihrer Stütze beraubten Gneissbänke (II) als Trümmer durcheinander. Hier rubricii’e ich derartige Vorkommnisse unter »Diluvium«, weil sie (zu einem gewissen Grad) die Meereshöhe inarkiren können, oberhalb welcher Dilnvialströme nicht die Oberfläche zerwühlt haben : sonst würde der Gneisssand weggeführt sein. Diese obere Grenze des Gebi rgsdiluviums ist aber selbst eine lokale, welche z. B. bei W^üste Walters dorf, nach diesjährigen Beob- achtungen und vorjährigen am Wolfsberg, unter dem Horizont 680 Meter liegt. LXXXVII Dass der Transport des internen Ddiivialschnttes ans Seiten- thälchen zn dem Wildbacli- und Sclmttkegelpliänomen ge- hört, wurde schon im vorjährigen Bericht hervorgehoben, nnd namentlich auch durch das Vorkommen von Gerollen mit rauhen Eindrücken belegt (Jahrbuch 1883, S. 542, 543). Es fand aber auch eine allmähliche Abwärtsbeweg;una: des Grund- Schuttes auf ganzen, selbst wenig geneigten Bergflanken statt, welche in dem jetzigen Abschwemmen der Ackererde durch Regen- güsse (Schlammfänge!) eine gewisse Analogie hat. Dem Zuge des »fliessenden« Grundseh uttes folgten selbst grosse Blöcke thal- wärts ; Gabbro 1 lei II einrichau ^(4 Kilometer weit auf 0,09 Böschung. Dem Zuge des Grundschuttes thalwärts schmiegten sich sogar die widerborstigen Schichtenköpfe des anstehenden faulen Gneisses an, dessen Brocken sich dem Schutt zugesellten. Glet- scherthätigkeit wirkte in diesem Falle nicht, denn die Umstauchung ist stets thalwärts gerichtet; und niemand möchte sich wohl das Eulengebirge so vergletschert vorstellen, dass jede seiner An- höhen einen separaten Gletscherheerd besessen hätte. VonPseudo- glacialphänom enen seien noch durch Ackerfuhrwerk ge- schrammte Klippeuentblössungen (selbst lose Steine) auf Feld- wegen erwähnt. In den grösseren Bachthälern angelangt, wurde der interne Diluvialschutt von Strömen forto’ewälzt und abo:erollt ; doch war das Wasserregime im allgemeinen derartig, dass die Thalwege der hinter Sperren aufgefüllten Thäler, l)ei geringerem Partial- gefälle, höher lagen als jetzt. In diesen alten Thalböden wurden nachmals die jetzigen Thalwege vertieft, und die Ueljerrestc der Böden gai’niren nun als mehr oder weniger zusammenhängende, oft nur topographisch definirl)are flache Ränder alle Tliäler des Eulengebirges. Den klaren Ueberblick stören häufig die Frag- mente mehrerer solcher Flachränder über einander. In dem Gebirgsdiluvialschutt, auch dem uachmals umgelagerteu, findet man nicht gerade selten nordische Gran itgerölle und Feuerstein; ganz vereinzelt in den oberen Thalläufeu, reichlicher thalwärts ; aber stets in v e r s c h w i n d e n d e i' Menge vergliche 11 m i t d e m E i u h e i m i s c h e n. U e b e r d e m H o r i z o n t 560 M e t e r LXXXVIII (570 Meter hei Neiifriedersclorf?) liabe ich nichts Nordisches gefunden, auch keine Findlinge, in diesem Horizont aber an verschiedenen Punkten Ueherreste von nordischen Dilnvial- ahlagernngen. Solche mögen, zn der hezeichneten Höhe, einst mehr zusammenhängend das Gebirge bedeckt haben; sie wurden sammt dem Grnndschntt weggespült nnd dem Gebirgsdilnvium einverleibt, ans welchem nordische Ueberbleibsel sogar ins alte nnd ]iene Allnvinm verschwemmt worden sind. Glacialbildnngen sind diese (nordischen) Uilnvialablagernngen des Enlengebirges sicherlich nicht. War znr Eiszeit die relative Höhenlage Skandi- naviens nnd des schlesischen Han d gel) irge s wie jetzt, so ist ein am Eulengebirge zn 560 Meter Höhe wieder anfstel- geuder, skandinavischer Gletscherstrom ans mechanischen Gründen undenkbar ; überdies sind die betrefienden Ablagerimgen von Grnndmoränen jetziger Gletscher völlig verschiedene, unzweideutige Strandbildnngen , bestehend ans ausgewaschenem nnd geschich- tetem Sand, mit nn verkennbaren Strand kiese ln. Die hübscheste derartige Ablagerung, auf einem Bergkopf zwischen Hexenstein und Hohe Leipe (Hansd o rf nnd Mühlbach), 550 — 560 Meter ü. d. M., wurde schon im Jahrbuch für 1883, S. 540 hervorgehoben. Andere, im Anfnahmegebiet von 1884, gehören vorzugsweise dem Leutmannsdorfer Thal und seinen Verzweigungen au. Am Heidelberg (und bei Nenfriedersdorf?) erreichen sie gleich- falls 560 Meter M. -II. , liegen im Allgemeinen aber tiefer, nnd werden dann durch zwischengeschobene Lehmlager nnd heimi- sehen Gneissschntt der Umlagernng verdächtig. Lehm, im Gebirge rauh nnd steinig, am Rand der Ebene lössartig, scheint überhaupt bezeichnend für das Ende des grossen Dilnviums. Sehr verbreitet im L e nt m an nsdorfer Thalgebiet sind auch nor- dische Findlinge. Den grössten nnd hübschesten, in 520 Meter M.-H. am Fussp)fad von Hein rieh an nach Lentmanns- dorf belegenen, habe ich dem Schutze des Euleugebirgischen Gel)irgsvereius anempfohlen. Der nahezu dreieckige, lb‘2 Meter breite Granitblock ragt 30-40 Centimeter ans der sumpfigen Wald- wiese; ist obei'tlächlicdi polirt und nndentlich geschrammt. Mir scheinen diese Findlinge, sowie das nordische Material der er- I LXXXIX wälmten TToclnliluvial- Ablagerungen auf Eisliergen Ijeigeilutliet, welche theilweise am damaligen Meeresufer strandeten, theilweise schon vorher ihre Schuttlast al)bttrdeten. Dass die Eisberge und ihre Ladung von nordischen CTletschern herstaniinten, ist wohl feststehend; unsicher dagegen die Grenze zwischen südlichem Gletscherrand und oftenem (Eis-) Aleer. Das Ufer des letzteren wird nur durch die höchstbelea'enen nordischen Provenienzen bestimmt. Solche kommen vereinzelt vor; Ver1)indungslinien zwischen denselben gestatten aljer die charakteristischen Strand- formen, entlang den Gehängen flachgerundete Köpfe etc. zu ziehen, welche sich immer in gewissen Horizonten aneinander- reihen, und zwar Linabhän2;iix vom Thalo'efälle. Die im Jahrbuch für 1883 S. 540 besprochene 560 ALeter-]jinie lässt sich auch im AIühll)achth al und hei ITeinrichaxi verfolgen. Weiter aus- wärts treten jedoch tiefere derartige Linien hervor, welche mehr oder wenl2:er mit den beim Gebiro-sdiluvium erwähnten höheren Thalterrassen coincidiren und vielleicht Stationen im Ivückzug des Meeres (Hebung des Gebirges) bezeichnen. Mittheiluno; des Herrn M. SciiOLZ über Aufnahmen der Sectionen Illndenburg und Vieritz. Die Section Hindenbura: wurde mit Hülfe des im nordwest- CT liehen Theile heschäftio-t o-ewesenen Culturtechnikers Keiper voll- CT CT ständig, von der Section Vieritz der grössere Theil der östlichen 1 1 ä 1 fte aufgenomm en . I. Die Section Hindenburg besteht in ihrer Oberfläche nur aus Quartärschichten. Ol) Ijei grösserer Tiefe braunkohlen- führende Schichten zu treffen sein würden, ist bei dem Mangel an Tiefbohrlöehern nicht erkenul)ar, indessen walu’scheiidich, da sowohl in der westlich anstosseuden Section Osterburg, nördlich der Stadt Osterburg Braunkohlen al)gebaut werden, als auch solche im Osten, in Section Schollehne, erbohrt worden sind. Vom unteren Diluvium, in Form von Grand, Sand, geschiebe- freiem Thone und dem rothen Altmärker Geschiebemergel ausge- bildet, ist namentlich der letztere vertreten, welcher eigentlich die ganze südliche Hälfte der Section einnimmt und nur von einigen xc ans der Sectioii Stendal sich fortsetzenden Sandzonen nnterbrochen wird. In ihnen ist anch das von Süd zn Nord streichende Uchte- thal mit seinen allnvialen Sanden und Hnmusschichten eingesenkt. In diesem südlichen Theile treten zwei Verhältnisse besonders hervor : 1. Dass schon in der Tiefe von 1,5 — 2 Meter unter dem ächten rotlien Geschiehemergel fast überall ein rother bis gelber, nach unten zn blänlicher, steinfreier Thonmergel entwickelt ist, welcher auf Diluvialsand auf- oder in Form eines dünnen Flötzes in denselben eingelagert, wenn nicht ganz durch ihn ersetzt ist. Dieses Auftreten entspricht dem ähnlichen in den Nachbarsectionen nnd man kann diesen mehr oder weniger rothen Thon dem in der Regel mächtigeren Dilnvial-Thon von der Beschaffenheit des Glindower gegenüberstellen. 2. Dass in dem dem Dilnvial-Thon auflagernden Geschiebe- mergel, wodurch die Aiiffiudbarkeit des ersteren hauptsächlich er- möglicht wird, eine Anzahl im Allgemeinen von S. nach N. streichen- der Rinnen eingewaschen und dadurch der rothe Thon blossgelegt ist. Man wird diese mit jüngerem Alluvium ausgefüllten Rinnen als Schmelzwasserrinnen auffassen müssen, welche die secundäre Verbindung zwischen den grösseren, O.-W. streichenden und viel- fach nur Sande führenden altalluvialen Wasserläufen ihrer Zeit herstellten. Durch das fast regelmässige Auftreten des rothen Thones unter dem rothen Geschiel)emergel charakterisirt sich derselbe als ein znm letzteren zugehöi’iges Produkt, wahrsclieiulich zuerst her- vorgerufen durch Einwirkung des an der Grundmoräne, dem Ge- schiebemergel, unter dem Eise arbeitenden Schmelzwassers. Eine Anflagernng von unterem Dilnvialsand (Spathsand) auf Geschieljemergel ist neben dem unter letzterem heranstretenden Sande ebenso wie z. B. in Section Stendal vorhanden, wie dies aiich aus den zum Theil durch die Elbe blossgelegteii dent- liclieu Profilen bei Arueburg und weiter südlich, bei Bittkau etc. hervorgeht. Der ganze nördliche Theil der Section Ilindeuburg gehört der sogenannten »Wische« (Wiese) an und ist mit dem juugallu- XCI vialen Schlick der hilhe ansgefüllt. Er hebt sich scharf gegen das Platean des höheren südlichen Theiles ab. Seine Mächtigkeit beträgt selten mehr als 0,5 — ^^1,0 Meter, von Kalk ist er völlig frei lind die Unterlage bilden fast überall grandige Sande, welche aiisser nordischem Flint, Porphyr etc. Brocken von Milclnpiarz und Kiesel- schiefer, offenbar von Süden stammend, führen und, entsprechend der ähnlichen Lagernngsweise von Dilnvialsand zn Geschielje- mergel, zuweilen ans dem Schlick der Oberfläche hervorragen. Ob sie als oberdilnvialer Thalgeschiebesand oder als allnvialer Flnsssand anznsprechen sind, ist noch nicht liestimmt zn ent- scheiden. Auf dem Schlick sind vielfach Sandbänke nnd Dünen anf- gelagei’t, auch ist der Schlick zuweilen mit kleinen Elbgeschieben bestreut. Jedenfalls sind dies Kennzeichen einer öfters zur jnng- allnvialen Zeit erfolgten Ueberflnthnng, welche bis in die neueste (historische) Zeit hinein Vorkommen nnd z. B. nachgewieseuer Maassen in grossem Maassstabe auf der Ostseite der Ellje bei den grossen Durchbrüchen in der ersten Hälfte dieses Jahrlmnderts stattgefnnden haben. II. Section Vieritz. In derselben wiederholen sich mit einigen Modiflcationen die Verhältnisse von Section Hindenbnrg nnd sie liildet nebst ihrer Nachbarschaft die Uelierleitnng von dem altmärkischen zn dem etwas abweichenden märkischen Dilnvinm. Auch sie zerfällt in einen diluvialen höheren (westlichen) nnd in einen alluvialen, niedrigen, flachen, östlichen bis südöstlichen Theil. Das Diluvium ist in ihr haipitsächlich durch Spathsand, seltener Grand vertreten, in welchen, zuweilen bis nahe an die Oberfläche reichend, Geschieliemergel eingelagert ist. Derselbe scheint im Westrande der Section, nach dem heutigen Elbthale zn, allmählich tiefer zn gehen, beziehnngsweise ansznkeilen, muss sich aber, was die westlichen Steilufer der Elbe beweisen, weiter- hin wieder anlegen. Immerhin bildet er den Kern des höheren Theils der Section nnd ist im NO., wie in den Sectionen Hindenbnrg nnd Stendal XCII noch mit einer Schicht ächten Unteren Spathsancles bedeckt, nach S. dagegen von Thalgeschiebesand überlagert, da man ihn dort wenigstens nicht mehr auffinden kann. Seine Beschaffenheit in den Aufschlüssen im nördlichen Sectionstheile, nämlich sein allmählicher Uebergaug in einen röth- lichen Thonmergel lässt anuehmen, dass die altmärkische Facies des Unteren Diliivialmergels mindestens noch liis zur Havel reicht und vielleicht erst jenseits derselben durch den gemeinen Ge- sehiebemergel, überlagert von dem lehmig ausgebildeten Oberen Diluvium, ersetzt wird. In Sectioii Vieritz ist letzteres nur an einzelnen Stellen (auf dem Vieritzer Berge) als Geschiebemergel zu erkennen, sonst aber nur als Steinbestreuung oder Deck-Sand ausgebildet. Das A 1 1 u V i u m , hauptsächlich als sogenannter H a v e 1 s c h 1 i ck , »Erde«, d. h. Ziegelerde, vorhanden, erscheint zwar nicht ganz so thonreich, wie der Elbschlick der Wische, ist aber jedenfalls geologisch desselben Ursprungs, auch von derselben Alächtigkeit und sonstigen Verhältnissen. Er ist also auch von Sand (Fluss- sand oder Thalgeschiebesand?) unterteuft, welcher aber im Allge- meinen etwas weniger grandig, wie an der Elbe, aber doch auch überall mit Geschiebepartikeln südlichen Ursprungs durchsetzt ist. Auch die aufoelacferteu Sandbänke und Dünen sind nicht O O selten. Eigenthümlich ist dem Schlick der Section Vieritz, von da auch in S. Bamme hineiureichend , ein lokaler Kalkgehalt, welcher wohl mir aus der Zersetzung von Süsswasser-Muschel- Schalen in früheren sumptigen Einsenkungen gebildet sein mag, ohne dass die letzteren sich im Oljerflächenrelief, z. B. westlich des Vieritzer Berges und bei Vlaripiart, noch deutlich erkennen Hessen. Mittheil 11110' des Herrn H. Grüner über? die ansa:eführte O ö Aufnahme der Section Jerichow. Der in das Bereich des Blattes Jerichow faflende Gebietstheil gehört zum überwieo;eudeu Theile dem InundatioiisQ:ebiet der Elbe an; in der nordöstlichen Ecke des Blattes tritt Diluvium, das einer grösseren inselartigen Partie südlich von Havelberg an- xciir frellört, zu Tao-e; dasselbe zählt zuiu Uuter-Diluviuni und besteht vorzugsweise aus mächtigen Saudablagerungen. Die weite Niederung selbst weist ausschliesslich alt- und jungalluviale Ge- bilde, Flusssande und Grande, Schlick- und Humus- Ablagerungen auf. Das Liegende bildet in der Ifegel grober Sand, der nach den Thalrändern eine feinere Körnung annimmt. Das Blatt Jerichow gewährt ein höchst anschauliches Bild von der allmählichen Entwickelung der Elbuiederuug; lieim Be- trachten desselben erkennen wir, dass aus dem gegen Ende der Diluvialzeit in der Hauptsache l)ereits ausgepi’ägten Thale viele mehr oder minder zusammenhängende Diluvialinseln herausgeragt haben mussten, zwischen denen hindurch sich Schmelzwässer des mächtigen Inlandeises Balm brachen, die Inseln dabei um- fänglich mehr und mehr Ijeschränkend, ja in der Mehrzahl um- lagernd. In feuchter Lage gediehen hierauf Birken, Elsen und Eichen, die Walddickungen beförderten die Entstehung von Seen, die sich allmählich in Sümpfe umwandelten, in denen Nymj)haea, Melosira varians^ Pinnularia u. a. üppig wucherten oder Torflager erzeugten, welche alsdann wiederum den Boden für freudige ' Baumvegetation lieferten. Später richtete die Elbe, nach Durch- !»-uch des Diluviahnergels zwischen Wohnirstedt und Hohenwarthe und weiterhin zwischen Bittkau und Ferchland ihren Lanf hier- her und setzten ihre starkströmenden Gewässer, — zumal wo Hindernisse zu überwinden waren — groben Sand ab, beim Eindringen in weite Buchten, Seen oder Sümpfe hingegen fein- erdige Substanzen — Schlick. Die Uferländereien, sowie auch das Flussbett selbst erfuhren mit der Zeit nun einen so hohen Auftrag, dass die weiter abgelegenen Gebiete nicht mehr der Elbe zu, sondern von ihr al) entwässert wurden, was wegen mangelhaften Abflusses und der im Osten des Blattes entgegen- tretenden steilen Gehäno-e der Diluvialinsel zur Bilduno; von laim- gestreckten, nach und nach immer mehr vcrtorfendeu alten Fluss- armen Veranlassunü: ffab. , Bei bedeutenden Hochfluthen verliess dann der Strom sein Bett (ganz oder theilweise), bog in Seitenthäler aus, — wie das- jenige von Ivogätz über Vflthen und Tangermünde odei- von XCIV Hämerteii ül^er Stendal und Mollendorf — durcdifloss diese in zalikeichen Krünnnnngen nnd erhöhte dadurch auch diese Terrains. Bei der Vereinigung der Seitenarme mit dem Hauptstrom drängte nun — wie z. B. bei Tangermünde — das Wasser ungestttm westwärts, wodurch das Diluvialplatean Ab- und Unterspülungen erlitt, schroft’ al)talleude Ufer, wie auch ein mehr geradliniger Lauf des Strombettes herbeigeführt wurden. Dieser Auffassung einer allmählichen Erhöhung der weiten Flussniederung durch die Elbe könnte die Beobachtung wider- sprechen, dass gegenwärtig die Elbe ihr Bett thatsächlich mehr und mehr vertieft. Hierbei kommt aber in Betracht, dass das Wasser früher langsamer ablief und in neuerer Zeit durch Deich- anlagen, Entwaldungen, Drainagen, Wiesenbau und Gräbenziehen, sowie durch Abtreibung der Inseln, Coupiruug, Geradlegung des Stromes etc. auf schnelleren Abfluss des Wassers hingewirkt wurde. Seit der letzten Plälfte des vorigen Jahrhunderts sank der Elbspiegel wohl xnn etwa 0,45 Aleter'^), was aber sehr wahr- scheinlich dem im Jahre 1785 stattgefuudenen Dammbruche, resp. infolge dessen ausgeführten Durchstich bei Rothensee unterhalb Magdeburg zugeschriebeu werden dürfte. Daher steht nicht zu erwarten, dass der Elbspiegel noch weiterhin sinke, weil die in neuerer Zeit ausgeführten Correctiousarbeiten auf eine Ver- schmälerung des Bettes und demzufolge Hebung des Wasser- spiegels hinzielen, in absehbarer Zeit also die entfernter von der Elbe angesessenen Land- und Eorstwlrthe den sehnlichst er- wünschten früheren, höheren Grundwasserstand erlangen dürften. Alittheiluug des Herrn K. Keiliiack über die Aufnahme der Sectionen Lindow, Gross-AIntz und Beetz. Das Aufnahniegebiet liegt zwischen den von Nord nach Süd sich erstreckenden Thälern der Havel und Dosse am Südrande jener grossen Hochfläche, die zwischen dem Eberswalder Haupt- ') Vergl. Rust, das Deichwesen an der unteren Elbe, Berlin 1870, Tafel II — TV. Maass. Die Wasserstände der Elbe in den Jahren 1727 bis 1870, Zeit- schrift für Bauwesen, Jahrgang XX, S. 501. xcv tlialo und der Ostsee, der Oder und Elbe gelegen, in ihrem cen- tralen Theile als Mecklenburgische Seenplatte bekannt ist. Die Blätter Lindow und Gross -Mutz erinnern bereits an dieselbe durch ihren Reichthum an grossen und kleineren Seen, deren es in der Umo:ebuno: der Stadt Lindow nicht weniger als 15 Mebt. liindow selbst liegt zwischen drei Seen, dem Wutz-, Vielitz- und Gudelak-See auf fruchtbarem Moormergelboden und nur ein kleiner Theil der Stadt mit dem Kloster auf einem kleinen, aus Sand bestehenden Diluvialhügel. Die Seen selbst liegen fast alle in langgestreckten, schmalen Rinnen und sind mit einander durch torferfüllte Niederungen verbunden. In Folge dessen sind sie meist von sehr regelmässiger Gestalt und nur der grösste derselben, der Gudelak-See erinnert durch seine Form gar nicht an den Charakter einer einfachen Rinne. Eine nähere Unter- suchung der Tiefen in den einzelnen Theilen dieses Sees und ein Vergleich derselben mit denjenigen des Wutz- und Vielitz-Sees lehrt aber, dass diese Ausnahme nur eine scheinbare ist und dass die complicirtere Gestalt des Gudelak-Sees mit seinem grossen Werder und einer kleinen Rohrinsel ein Produkt der Verschmel- zuuü: dreier verschiedener Rinnen ist. Die mittlere Tiefe des Wutz-See beträgt 16 — 20 Meter und ihr entspricht diejenige des Gudelak-See nördlich von Rohrinsel und Werder, die sich zwischen 18 und 28 Meter bewegt. Dagegen ist der dem Wutz- See {jetjenüber weuia; kleinere Vielitz-See nur 2 — 4 Meter tief. Dieselbe geringe Tiefe besitzt der Gudelak-See südlich von Rohr- insel und Werder, denn noch vor nicht allzu langer Zeit konnte der Werder von Süden her mit Wagen auf einer Furt im See erreicht werden. Daraus scheint hervorzugehen, dass die zwischen Gudelak- und Möllen -See liegende Diluvialinsel, der Werder, die kleine Rohrinsel und das Diluvialplateau zwischen Wutz- und Vielitz-See einst einen zusannneidiängenden Rücken bildeten, der die beiden in ihrer Tiefe so verschiedenen Seenrinnen trennte. Die nach Norden reichende AusbuchRing des Gudelak-See’s stellt dagegen die jetzt wassei'erfüllte flache Mündung einer oder zweier, von Norden herabkommender Rinnen dar. Die lieiden ei’stge- nannten Rinnen haben noch über den Gudelak-See hinaus jede XCVI ihre eigene Fortsetzung, indem diejenige des Vielitz-See in einem Bogen sich nach Süden zimi Tholmanii-See, die des Wutz -See dagegen uacli Westen in den Möllen -See wendet und dann, allmählich sich verbreiternd, nach Nordwesteu in der llinne des heutigen Kliin tbrtsetzt. Der Möllen- See bildet in Folge dessen eine Wasserscheide. Der Vielitz-See liegt in einer sehr alten, mnldenförmigen Einsenknng des Unteren CTeschiebemergels. In diesem, noch mehrfache Special -Mulden anfweisenden Becken gelangten, wahr- scheinlich beim Ileranuahen der zweiten Vergletscherung, Sande, Mergelsande und Thone zum Absätze, und zwar so, dass auf dem CTescliielminergel sich ablagerte zuerst Sand , dann Thon in einer Mächtigkeit von U/2 — 4 Metern, bisweilen durch Sand- einlagerungen in mehrere Bänke getheilt, hierauf mit gröbe- ren Sauden wechsellawernde Merijelsande und schliesslich echte O O Spathsande. Alle diese Bildungen sind gleichalterig. Ueber ihnen liegt stellenweise noch ein nngeschichteter, etwas grandiger Sand, der wahrscheinlich dem Oberen Sande entspricht. Gleichzeitig mit den eben erwähnten Tlionen am Vielitz-See miissen noch an zahlreichen andern Stellen der benachl)arteu Gebiete Thone und ^lergelsande in Becken zum Absätze gelangt und später zum grossen Theile wieder zerstört sein. In Gruben aufgeschlossen, in kleinen Partieeu zu Tao-e tretend oder in o;erina-er Tiefe er- liohrt, linden sich derartige feinkörnige Ablagerungen an zahl- reichen Stellen eines Gebietes von der Grösse einer (^uadratmeile, welches begrenzt wird durch die Orte Gühlen, Klosterheide, Keller, Glambeck, Grieben, Rüthnik, Ilerzberg und Schönberg. In derartiger Ausdehnung waren die zwischen Oberem und Unterem Geschiebemergel lagernden Thone bisher noch nicht lieofiachtet. So complicirt die geoguostischen Verhältnisse der durch die Schmelzwasser hart mitgenommenen Section Gross-Mutz, so ein- fach sind die des südlich daran anstossenden Blattes Beetz. Das- selbe besteht zu mehr als ^/4 aus Unterem Diluvialsande unter Bedeckung von Geschiebesand. Trotz dieser grossen Kinfacldieit aber ergab die Aufnahme dieses grossen Sandgebietes einige in- teressante Resultate. Es ergab sich nämlich, dass XCVII 1) die Konigrösse der Unteren Sande mit der Erhebung über dem Meeresspiegel zunimmt, und dass 2) die petrographisclie Beschaflenheit des Geschiebesandes direct abhänofia: vom Untergründe ist. ad 1. In den höchsten Theilen des ervrähnten grossen Sand- gebietes bildet ein grober Grand, mit zahlreichen Geschieben, den Untergrund, in den tiefsten dagegen, d. h. am Rande des Plateaus, liegen feinkörnige Mergelsande. Zwischen beiden finden sich, immer allmählich in einander übergehend, alle Zwischen- bildungen. Diese Beobachtung beweist wieder recht deutlich, dass alle diese Sande in anfangs rasch, später langsam tliessenden Wassern abgesetzt wurden, die häufig ihren Lauf wechselten und allmählich das ganze fast 2 Quadratmeilen grosse Gebiet über- schütteten. Ich stehe nicht an, in dieser jetzt waldbedeckten Sandfläche ein genaues Aequivalent der im vorigen Bande dieses Jahrbuches von mir beschriebenen isländischen Sande anzunehmen. Noch sind die letzten Schmelzwasserbetten erhalten in einer An- zahl annähernd radial verlaufender, jetzt natürlich gänzlich wasser- leerer, flacher Rinnen. ad 2) Die petrographisclie Uebereinstimmung des Oberen Sandes mit seinem Untergründe, sowie das Fehlen desselben auf dem ganz feinkörnigen Spathsande und dem Mergelsande beweist, dass er hier nicht als Auswaschungsprodukt einer vorher vorhan- denen Grundmoräne aufzufassen ist, sondern einfach als der nochmals umlagerte, aber wenig fortbewegte oberste Theil der jetzt darunter liegenden Ablagerung. Mittheihmg des Herrn F. Klockmann über seine Aufnahme ostwärts der H avel. Die Aufnahmearbeiten, welche sich während des Vorjahres auf das von Elbe und Plavel umschlossene Gebiet zwischen Ilavel- berg und Rathenow erstreckt hatten, wurden in diesem Jahre ostwärts der Havel auf die Diluvialplateaus von Rhiuow und von Friesack, sowie auf die alluviale Niederung des Rhinluches und dessen seitliche Abzwei2;una:en ausgedehnt. — Die mit dem Jahre 1884 in der Kartirung abgeschlossenen resp. in Angriff ge- Jahrbuch 1884. g XCVIII nommenen grösseren Diluvialinseln : das Klietzer (zwischen Elbe und Havel), das Rliinower und das Friesacker Plateau stimmen darin überein, dass sie Tbeile der Sttdbegrenzung des sogenannten vereinigten Berlin - Eberswalder Ilaupttbals sind, also zur links- seitia:en Uferlandscbaft des alten norddeutscben Urstroms gebören, und ferner lassen diese Diluvialinseln eine hemerkenswerthe Ueber- einstimmung in ibrem orograpbiscben Cbarakter erkennen. Bei den in Rede stehenden drei Plateaus, zu denen noch im Südwesten östlich von Rathenow einige andere, jedoch nicht mehr in das Arbeitsgebiet des Berichterstatters fallende Diluvialhochflächen gerechnet werden können, wie das des Nusswinkels zwischen Nennhausen und dem Witzker See, gliedert sich das Terrain der- artig, dass sich von einer schwach gewellten und dem Auge auf grössere Strecken hin fast eben erscheinenden sockelartia:en Fläche, deren durchschnittliche Meereshöhe zwischen 35 Meter und 50 Meter liea;t hei einer Höhe der unmebenden Niederung von 26 Meter bis 30 Meter, ein stark coupirtes PTöhenterrain, aus einzelnen Kuppen oder lang gestreckten Rücken bestehend, in scharfen und bestimmten Linien abhebt, so den Eiudruck hervor- rufend, als wenn dem eigentlichen Diluvialplateau ein zweites Plateau aufgesetzt sei. Namentlich auf der Nordhälfte des Klietzer Plateau macht die zwischen 40 Meter und 50 Meter allmählich ansteigende Diluvialtläche gegenüber dem schroff bis zur Höhe von 108 Meter sich erhebenden Rücken der Kamernschen Berge durchaus den Eindruck einer Vorterrasse; wie sich die Sohle des Thalsandes zu ihr verhält, so verhält sie sich zu dem aufsteigen- deu Höhenrücken. Sehr häufig sind diese höher gelegenen, vielfach durch Pres- slings- und Stauehungserscheinungen ausgezeichneten Theile des allgemeinen Diluvialplateau — die ich der Kürze wegen als das Hohe Plateau von dem sockelartigen Niederen Plateau unter- scheiden will — randlich gelegen, wie die Kamernschen und Reh- berger Berge der Klietzer, die Stöllner Berge der Rhinower Diluvialinsel; ebenso häufig liegen sie aber auch inmitten des Plateau oder durchziehen dasselbe quer, wie namentlich auf dem F riesack. XCIX Die geognostische Zusaiumensetzuug des Hoheu Plateau bleibt sich überall gleich. Dasselbe besteht aus Uuterem Saude, bedeckt von einer dichten Grand- und Steiulage, welche auf einzelnen Kuppen zu einer wahren Steinpackuug wird und für Chaussee- bauteu geeio-netes und vielbeuutztes Material bietet. Stellenweise wird diese obere Geschiebeschicht lehmig und geht auch wohl in typischen Geschiebeinergel (Oberen) über. Abweichend hiervon ist die Oberfläche des Niederen Plateau lelunig: ausgebildet. Au derselben erscheint auf dem Friesack und der Rhinowe typischer Geschiebemergel und auf diesen beiden Dilnvialinseln ist die Uebereiustimmnug der orogi’aphischeu mit den tfeoloeäschen Verhältnissen besonders auarenfällig. Weuio-er tritt dieselbe auf den ersten Blick an dem Klietzer Plateau hervor. Auf dessen westlicher, nach der Elbe gelegenen Seite bilden Untere, mit Grand bestreute Sande die Oberfläche, Geschiebemergel fehlt gänzlich; dagegen tritt dieser fetzenartig und in kleinen Partien auf der zur Havel gekehrten Abdachung axrf. Bringt man aber , damit in Znsanimeuhaug, dass der Blocklehm auf dem Rhiuower Plateau nur eine mittlere Mächtigkeit von 1,5 Meter besitzt, auch in den meisten Fällen nicht mehr als Mei’gel, sondern als Lehm sich darstellt, und au zahlreichen Stellen den unterteufeuden Saud hiudurchblicken lässt, dass ferner auf dem Friesack seine Mächtig- keit und sein Zusammenhang beträchtlich zugenommen hat, so erscheinen die auf das Niedere Plateau bezüglichen geologischen Verhältnisse dieser drei Dilnvialinseln ebenfalls gleichartig und düi'ften dahin zu interpretiren sein, dass der besprochene Geschiebe- mergel in der Richtung von Ost nach West an Mächtigkeit ab- uimmt bis zum gänzlichen Verschwinden. Von diesem Gesichtspunkte aus wird auch eine Altersbe- stimmung des Geschiebemergels ermöglicht, da alle anderweitigen Kriterien für dieselbe in verschiedener Weise gedeutet werden können. Innerhalb des räundich beschränkten Gebiets berechtigen jedenfalls die orographischeu Analogien zu dem Schluss auf geo- logische Uebereinstimmuug. Ist die Lehmplatte des Friesack als uuterdiluvial erkannt, so theilt auch die der Rhinowe dieses Alter und sind die kleineren Lehmpartien des Klietzer Plateau uuter- g* c diluvial, worüber bisher kein Zweifel geherrscht, so gilt das auch von den grösseren Lehinflächen der beiden anderen Plateans, und ich stehe deshalb nicht an, den wesentlicheren Theil der Mergel- platte auf dein Friesack und der Rhinowe als unterdiluvial anzu- sprechen. Dass neben dein Unteren Geschiebeinergel, zum wenigsten auf den beiden zuletzt genannten Plateaus, auch Oberer vorhanden ist, lässt sich an mehreren Profilen erweisen, nur tritt er an räum- licher Ausdehnnna: entschieden o-enreii ersteren zurück. Schon oben wurde bemerkt, dass die G-i-audliedeckiing des Hohen Plateau in einen Mergel übergeht, der als oberdiluvial anziisehen ist, andrerseits tritt auf dem Friesack und nanieutlich randlich der Obere Geschiebemergel mehrfach auf, zuweilen direct auf dem Unteren lagernd. Im Gegensatz zu den besprochenen, auf dem linken Ufer des llaiiptthals liegenden Dihivialinseln, welclie einen bestimmten oro- graphischen Typus darstellen, zeigt der gegenüberliegende Ufer- rand in den Plateaus des Belliner und des Ruppiiier Landes einen wesentlich anderen orographischen Charakter. Es fehlen hier die aufgesetzten Höhenrücken und Kuppen, die gesammte diluviale Hochtläche erscheint einheitlich und nur durchzogen von sanften Terrainwelleu. Hier o-eht mit dieser äusseren Beschaffenheit o-eo- logisch das vorherrschende Auftreten des Oberen Geschiebemergels parallel. An dieser Stelle sei mir, um etwaigem Missverständniss vor- zubeugen, noch die Bemerkung erlaubt, dass die im Vorhergehen- den getroffene Bestimmung des Alters des Geschiebemergels von Rhinow und Friesack nicht auf die orographische Gestalt der Plateaus als solche, sondern allein auf die Uebereiustimmuug in der orographischen Gestaltung nahe an einander gelegener Plateaus gegründet ist. Auf engem Raum erscheint mir ein Schluss von orographischer auf geologische Analogie auch im Gc- I)iete des Diluvium gerechtfertigt und geboten. Der alluvialen Ablagerungen ist in ausreichender Weise be- reits im vorjährigen Berichte gedacht worden, dem in diesem Jahr nichts Bemerkeuswerthes hinzuznfügen ist. CI Mittlieiluno; des Herrn A. Jkntzscii über seine An fna Innen in VVestprenssen innerhalb der Sectionen Ivehhof und M e w e. Die ini vorjährigen Berichte initgetheiltc Gliederung des dortigen Unterdilnvimns bewährte sich auch iin diesjährigen Auf- nalnnecfebiete. Anf dem zwischen Weichsel und Ferse <>'elea’eiien Platean nördlich Mewe verbreitet sich die Schwarzerde von ihrer gewöhnlichsten FTnterlage, dem Thonmergel, auch über den Olier- dilnvialmergel, welcher die höchsten Ttieile des Plateaus bedeckt, lind auch dort Thonmergel als schwerdnrchlässigen Untergrund besitzt. An vielen Stellen ist der Oberdilnviahnero;el anf ein Minimum an Alächtigkeit redncirt, oder es sind als Reste desselben lehmia:er Sand mit Geschieben erhalten. An solchen Stellen zeioft also die Schwarzerde Geschiebe oder doch mindestens grobe Sand- körner, während in einer Tiefe von wenigen Decimetern sand- nnd geschiebefreier fetter Thonmergel erbohrt wird. So ülierzieht in jenem Platean Schwai’zerde wie ein Schleier alle Schichten, lind fehlt nur in der Nähe der Plateanränder , wo Sand die diirchlässi2:e Unterlaü:e des Unteren Geschiebemerffels bildet. Charakteristische Verwerfungen der Dihivialschichten wurden bei Dzierondzno (Section Mewe) beobachtet, und sind, ebenso wie die Lagerung der Dllnvialfaiina, in der in diesem Jahrtmch enthal- tenen Abhandlung des Verfassers geschildert. Behufs Besichtigung der vorübergehenden Aufschlüsse wurden die Eisenbahn - Baiistreckeu Ilohenste in - Bereut und Zajonskowo-Löbaii begangen. Letztere dnrchschnltt, abge- sehen von kleineren Moorflächeu, lediglich Diluvialmergel, der somit in jener hochgelegnen Gegend eine grosse und gleichmässige Verbreitung besitzt, ganz ähnlich wie in dem, im vorigen Bande des Jahrbuches geschilderten Terrain zwischen Könitz und Tiichel; nur auf wenige Meter Länge wurde Unterdiluvialsand aufge- schlossen. In der Gegend von Raiiduitzer Forst bei Deutsch- Eylaii wurde bei dieser Gelegenheit Nordsee- und Eismeerfauna aiifgefiiudeu. — Weit complicirter ist das Profil Hohenstein -Bereut, dessen sehr interessante Aufschlüsse später ausführlich mitgetheilt werden CII sollen. Unter der Decke von Oberdilnvialinergel und Geschiebe- decksand wechseln in bnnter Folge FTnterdilnvialinergel nnd Unterer Sand nnd Grand, z. Tb. mit steiler Scliichtenstellung. Tn den höheren Theilen des Profils (über 150 Meter Meereshohe) sind unterdilnviale Sande nnd Grande sehr mächtig entwickelt, nnd führen Yoldia, Cardium^ Paliidina etc., nahezn bis Bereut Anch dort werden die Sande von Geschiebemei'gel nntertenft. Tertiärer Grünsand mit Phosphoriten wurde bei Senslan dnrch- schnitten, unweit des auf Sectiou Dirschan der geologischen Karte der Provinz Prensseu vom Verfasser verzeichueten ffleiehartio-en Vorkommnisses von I^lempiu. Bemerkeuswerth war der dentlich asymmetrische Ban des Fietzethales bei Schöueck. Den Tiefhohr uugeu in Ost- nnd Westprenssen wurde auch im laufenden Jahre forto;esetzte Aufmerksamkeit o-eschenkt. Im Diluvium wurden Nordsee -Conchylien an mehreren Punkten in Riesenburg bei 26 — 33 Meter Tiefe erbohrt; desgl. Pahidina in der I^aserne zu Insterburg bei 30 — 40 Meter. Die in der Kreide stehenden Bohrlöcher in Königsberg nnd Kalgeu wurden weiter vertieft (siehe die Abhandlung). Kreide- formation direct unter Diluvium traf man in der Kaserne zu Insterburg bei 86 — 100 Meter; auch im Belauf der Oberförsterei Nemonien erbohrte mau unter typischen Dilnvialschichten direct »weissen Thon«, dessen einzige vorliegende Probe sehr kalk- reich und allem Anschein nach Kreidemergel ist, obwohl Petre- fakten nicht gefunden wurden. So fehlt im ganzen nordöst- lichen Ostprenssen die Braunkohleuformation, nnd es liegen Kreide- formation oder glaukouitische Uutertertiärschichteu direct unter dem Diluvium. Als nordöstlichster Punkt der Brauukohlenformatiou ist nun- mehr die Feste Boyen bei Lötzen anzuführen, wo unter typischem Dilnviiun feine kalkfreie Saude vom Charakter derjenigen der Braunkohleuformation bei 105 — 110 Meter erbohrt wurden. Braunkohlenformation wurde auch in der Corrigendeuanstalt bei Könitz in dem im vorigen Baude S. 354 beschriebenen Bohrloch bei 54,4 — 55,0 Meter durchsnuken, wie neue, reinere Bohrprolmn ergaben. Eine 60 Meter tiefe Bohrung in Brauusberg (Stadttheil CIII Neustadt) erreichte grobe, wohl schon der Benisteinformatiou aii- gehörige Quarzsaiide. Der Poseiier Septarieutlion wurde durch mehrere Bohrungen in Tliorn und Bromberg erreicht und theil- weise durchsunken. Endlich traf eine Bohrung auf Bahnhof Graudenz unter 48,8 Meter Diluvium bei 48,8 — 102,5 Meter Tertiär in ähnlicher Entwickelung wie zu Hermannshöhe l)ei Bischofswerder, und darunter bei 102,5 — 125,0 Meter Tiefe Kreide- mergel mit Foraminiferen. Mittheilung des Herrn Tn. Ebert über die Aufnahmen im Gebiete der Section Garnsee (Westpr eussen). Das im vorigen Jahre von mir gegebene Profil des rechten Weichseinfers westlich resp. nordwestlich von Garnsee ist, nach nunmehr vollendeter Aufnahme vervollständigt, von oben nach unten Folgendes: a) Oberer Geschiebemergel. b) Spathsand (stellenweise mit Diluvialfauna). c) Unterer Geschiebemergel, oder statt dessen Com- plex wechsellagernder Geschiebemergel- und S a n d - B ä n k e. d) Spathsand, sehr mächtig, oft grandig, namentlich an seiner Basis, und Diluvialfauna enthaltend. e) Geschiebefreier Thonmergel, ganz oder wenigstens im oberen Theile als Bänderthou entwickelt, vielfach Fal- tungen \md Knickungen, ab und zu auch Eiidagerungen von sandiofem Eisenstein aufweisend. f) Geschiebemergel. g) Spathsand. h) Geschiebemergel, dessen directe Unterlageruug des Sandes g zunächst zweifelhaft bleibt, da die Grenzlinie durch Thal- und Dünensand verdeckt ist. b Dieses Jahrbuch. CIV Die weiter nördlich vorkommende, von Jentzsch auf weite Strecken nachgewiesene »obere Thonmergel bank « scheint anf Section Garnsee zn fehlen, wenn nicht die Bänkchen rotlien plastischen Thones, welche sich öfter in den, den oberen Geschielie- mergel dnrchragenden Sandknppen des Platean’s finden, als Aeqnivalente anzusprechen sind. Der obere Geschiebemergel zieht sich nämlich vom Uferrand der Weichsel anf das Plateau hinauf, und bildet hier eine Decke, die öfter durch Seen, durch Moor- und Torfbildungen, oder durch Kuppen unteren Sandes nnterbrochen wird. Diese Kuppen Unteren Sandes, welche, nebenbei bemerkt, die geographisch höchsten Punkte der Section repräsentiren, sind in der Kegel durch Aufpressung oder Faltung entstanden, wie eine Reihe von Aufschlüssen erweist. Die Schichten fallen stellen- weise sehr steil ein, anch sind nicht selten Verwerfungen im Sand hiennit verbunden. In Folge der Fortführung des feineren Sandes durch Wechsel- Wirkung von Wind und Regenwasser erscheint das Dach dieser Ivuppen häufig von Geröllen besfrent, andererseits die Grenze des Sandes znm Oberen Mergel überweht. Die Geröllbestreuung ist hier also nicht als Residuum des Oberen Mergels zu be- trachten. In diesen Sandkuppen tritt, wie oben erwähnt, rother ge- schiebefreier Thonmergel zu Tage. Südwestlich von Garnseedorf liegt derselbe direct unter dem Oberen Mergel; bei Zigahnen und Aschowken liegt er anscheinend unter dem Sand; an anderen Punkten bleibt sein Verhältniss zu Oberem Mergel und Unterem Sand unentschieden. Für seine Stellung in den Horizont der Oberen Thonmergel- bank JektzsciTs spricht ausser seiner hohen Lage die Fortsetzung dieser Bank auf der angrenzenden Section Neuenburg. Auch möchte ich hier vorausgreifend erwähnen, dass ich im Süden der Provinz in einem Seifenthälchen des linken Weichsel- ■) Diluvial -Nordseefauna bei Marienwerder. Dieses Jahrbuch 1882, und dessen Bericht über Aufnahmen im Weichselthale. Dieses Jahrbuch 1884, S. LXIV. cv ufers bei der Grutsehnoer Mühle, westlieli von Kulm, unter dem Oberen G e schieb einer ge 1 direct rothen Thonmergel (Bänderthon) beobachtete. Unter diesem folgte Spathsand mit einer Geröll- und Kiesschicht, dann unterer Geschiebemergel, dann wieder Spathsand in bedeutender Mächtigkeit. Das Liegende des letzteren ist, nach gütiger Mittheilung des Herrn Pauli in Grntschno, Thonmergel. Am Fusse des südlichen Thal- abhanges bei der Grutsehnoer Mühle dicht am Bach tritt Ib-aun- kohlenformatiou zu Tage, auf die schon Berendt i) aufmerksam gemacht hat, und zwar ein schönes, bauwürdiges Kohlenflötz, dessen Hangendes ein plastischer, zäher, blauer Thon ist. Auch das Liegende der Kohle ist Thon, wie Herr Pauli mir mittheilte und sind in sämmtlichen Schichten Gypskrystalle gefunden worden. Leider waren die Ablagerungen zwischen dem oben erwähnten Diluvium und der Braunkohlenformation nicht zugänglich. Der Untere Thoumergel e zieht sich am ganzen Weichsel- abhaug, soweit er zu Sectiou Garusee gehört, hin und ist auch von Jentzsoh (a. a. O.) auf Blatt Marieuwerder, Mewe und Kehhof nachgewiesen. In fast durchgängig gleicher Höhe tritt er am linken Steilufer der Weichsel zwischen Neuenbiu’g und Fiedlitz zu Tage. Wir haben es hier also mit einer auf grössere Er- streckung zusammeuhäugendeu, durchweg (wenigstens in seinen oberen Partieen) als Bänderthon entwickelten Schicht zu thuu, deren Alächtigkeit wechselt, durchschnittlich aber 3 bis 4 Meter lieträgt. Es scheint demnach diese Thoubank in einem, vielleicht beim Abschmelzeu der Eisdecke, deren Grundmoräue der den Thonmergel unterlagernde Geschiebemergel vorstellt, entstandenen See, oder auch in einem Meeresarm zürn Absatz gelaugt zu sein. Für letztere Ansicht sprechen noch andere Erscheinungen, welche bei der Kartirung des Blattes Neueuburg beobachtet wurden. Dieselben sollen jedoch erst in einer demuächstigen Arbeit erörtert werden, wo dann auch die Faltungen des Thon- *) Berendt, Lagerung und Verbreitung des Tertiär -Gebirges im Bereich der Provinz Preussen. Schriften der physikalisch - ökonomischen Gesellschaft, Vlll. Jahrgang, S. 9. CVI mergels, welche auf Blatt Neueiiburg in weit bedeiiteuclerem Maasse aiiftreteii, einer eingehenden Besprechung unterzogen werden sollen. Diluvialfauna fand sich auf Section Garnsee in den Schichten b, c und d; nnd zwar: iia b) Carcliu-m ecluJe L., Cyprina islandica L. nnd Venus sp. (virginea L. ?) in c) nnr ein Exemplar der Yolclia arctica Gray, nämlich in einer Geschiebemergelbank bei Bialken. in d) Nassa reticulata L., Dreissena polymorpha^ Ostrea eduUs L., Mytihis sp., Yoldia arctica Gray, Cardkmi eduh L., Cardium cf. echinatum L. , Cyprina islandica, L., Venus sp., Tellina soUdula Pult, nnd Mactra subtrunca,ta, Dag. Im Ganzen sind es also 1 1 Arten und mag; noch hervoi’g-e- O 55 holten werden, dass in b und d vorwiegend die grandigen Partieen das Mnttergestein der Fauna sind. Das Allnvium des Weichselthaies gruppirt sich, soweit es zur Section Garnsee gehört, in folgender Weise. Die östliche Randzoue nimmt der altalluviale Thalsand ein, der sich als bald schmales, bald breites Baud au das Dilnvinm des Abhanges anlehnt und, da er nnr znm geringsten Theil be- waldet ist, vielfach in Folge des im Thale stetig herrschenden Windes sein feineres Material zur Bildung von Dünen hergeben musste, die theils vereinzelt, theils in langgestreckten Ketten ihn überragen. Nach Westen verschwindet der Thalsaud unter einer Torf- decke, die schnell an Mächtigkeit gewinnt nnd mit zwei Metern nicht dnrchsnuken wird. Die Torfdecke selbst ist zunächst von einer Humusschicht überlagert, die in westlicher Richtung in Moormergel übergeht. Dieser erlangt eine Mächtigkeit von einem Meter nnd darüber. Ans demselben ragt ein langer, dem Abhang parallel laufen- der Tuselzng von Thalsand, der die Banstätten für die Ortschaften Schinkeuberg, Ellerwalde nnd Paradies geliefert hat. Die Zone zwischen dem Torflager nnd der Weichsel nehmen Schlick- und jimgallnviale Sandbildnngen ein, von denen jedoch CVII nur der 8clilick nocdi Seetiou Garnsce iin Nordwesteu berülirt. I.^erselbe erscheint zunächst nur an Stelle des Moorinergels als dünne Decke über dein Torf, niinint aber bald au Mächtigkeit zu, so dass der Zweiineter - Bohrer sein Liegendes nicht mehr erreicht. Mittheilnno- des Herrn R. Kleb.s über Aufnahmen der O Section Gr. Feisten in Ostpreussen. Bei der Kartiriiug wurde nur Alluvium und Diluvium be- obachtet. Ein besonderes Interesse hat die Weiterverfolgnng des liereits auf Section Heilsberoj beobachteten Deckthones und der thonigen Bildungen des Unteren Diluviums. Der Deckthon bildet eine kaum 2 Meter starke Decke ülier dem Oberen Mergel oder dem Unteren Sand, letzteres durchragt den Thon häutig in rundlichen Kuppen und gali durch Ver- schleppung bisweilen die Veranlassung zu Bildungen, welche in Laoreruno; und Beschaffenheit mit einem o'eschiebefreien Decksand übereinstimmen. Die Ablaixerimo; des Deckthones beschränkt sich auf Section Gr. Feisten auf zwei Becken, welche beide am linken Alleufer gelegen sind, und durch die Höhen nördlich Sieslack- Kohsten und südwestlich Mü«:f>:en-Neukruo: von einander getrennt werden. In beiden Becken steigt der Thon über 83 Meter Meereshöhe (zwischen Curve 275 und 262^2)- In Gebieten des Deckthones treten auch vielfach unterdiluviale Thone auf, in derselben Welse, wie dieses bei Section Heilsberg beobachtet wurde. Bemerkenswerth ist für Gr. Feisten ein rother und weisser grobgeschichteter Thon, der in den oberen Theilen vorwalteud aus rothen, in den unteren vorwaltend aus weissen Schichten l)esteht, und der in zahlreichen Aufschlüssen Idosgelegt ist. Auf Section Heilsljerg wurde die Untersuchung des Tertiärs durch einzelne tiefere Bohrimo-en und o-iüssere Abräumarbeiten O O beendet. Es stellte sich heraus, dass bei Heilsberg die Brauukohlen- formation mit der des Sandandes und der bei Heiligeubeil in ihren Schichten übereinstimmt, und dass die beiden oberen Etagen Zaddach s l)ei Heilsberg zu einer verschmolzen sind. CVIII während die untere mit der ZADDACii'scheu übereinstimiut. Das Liegende der Quarzsaiide stimmt mit den tiefsten Ostprenssisclieu Tertiärschicliteu überein, so dass die Obere Glankonitformatioii fehlt, mithin ein Uel)ergreifen der Braunkohlenformation über die erstere stattfindet. Die specielle Beschreibung der Aufschlüsse siehe dieses Jahrbuch. Auf Section Heilsberg findet sich ein interessantes Vorkommen von Süsswasserfauna in Diluvium. Der Aufschluss liegt am linken Simserufer au der linken Wand eines kleinen Seiten- fhälchens. Die darin vorkonnnendeu Schichten bestehen aus mehr- fach wechselnden Granden und Fayeiicemergeln in einer Gesammt- mächtigkeit von etwa 6 Meter. In beiden lagern Thierreste, unter welchen prachtvoll erhaltene Anodonten vorwalten, ausser diesen finden sich noch Unionen, Limnaeen und kleine noch nicht be- stimmte Knochen. Mittheilung des Herrn H. Schroeder über Aufnahme der Section Krek ollen (Ostpreussen). Tertiär tritt am westlichen Rande der Section Krekollen, z. Th. auf kleine Strecken die Oberfläche bildend, meist jedoch nur in Gruben aufgeschlossen, zu Tage. Es sind gelbe Letten, Glimmersande und sehueeweisse Quarzsande, die der oberen Etage der Braunkohlenformation ana;ehören. Ueber ihre sjeiienseitiofen Lageruugsverhältnisse lässt sich jedoch wenig Bestimmtes sagen, da entweder die Aufschlüsse nicht tief genug sind, oder die Schichten zahlreiche Verquetschungen aufweisen. Das Diluvium srliedert sich in dem die nordwestliche Ecke O der Section durchschneidenden Allethale folgendermassen : Rothbrauner Geschiebemergel z. Th. sehr thouig, Rother Th o um er ge 1 1 — 2,5 Meter mächtig, Mittelköruiger Sand 6 — 8 » » mit mariner Diluvial -F auna. Grauer Thoiimergel . . . . 1,5 — 2 Meter mächtig, Duukelgrauer Geschiebemergel 3 — 5 » » O ö Feinkörniger Sand bis Mergels and 4 Met. nicht durchsuukeu. CIX Von den beiden Thomnergelhänken erweist sich die obere rotlie als constant, während die untere nnr auf dem rechten Allenfer als eine zusammenhängende Schicht nacliznweisen war. Im Speciellen gliedert sich dieses Profil noch sehr mannichfältig, indem erstens ül)er der oberen Thonmergelhank wenig mächtige, miteinander wechsellagernde Sand- nnd Mergelhänke auftreten, zweitens sich an einer Stelle in den unteren Thonmergel eine 0,25 Meter mächtige CTeschiehemergelhank einschieht nnd drittens indem der zweite Geschiebemergel in mehreren Anfschlnssen dnrch 0. 5 Meter mächtigen Grand von den hangenden Schichten getrennt wird. — Im Gegensatz hierzu besteht das lieide Geschiehemerjrel trennende, geschichtete Diluvium im Nordosten der Section nur aus mittelkörnigen Sauden, die im Liegenden in eine dem Unteran Geschiehemergel auflagernde Grandhank übergehen. Durch eine daselbst befindliche, bis 10 Meter tiefe und sehr enge Süd-Nord- rinne ist dnnkelgraner Geschiebemergel mit dem ihn untertenfen- den feinen Sande, die hier eine stark ausgeprägte Neigung zum Uebergang in Thonmergel haben, durch zahlreiche Abstürze aufgeschlossen; in den mannichfaltigsteu Formen treten hier Faltungen, bis in’s kleinste Detail gehende Verwerfungen nnd Zerreissungen der Schichten auf, die sich nur durch den Druck und Schub eines darüber gleitenden Gletschers, dessen Grund- moräne der graue Geschiebemergel ist, erklären lassen. Der bei weitem grösste Theil der Oberfläche der Section wird von einem rothbraunen bis intensiv rotlien Geschiebemergel, der zuweilen so thonig wird, dass man ihn nur in Aufschlüssen vom Thonmergel unterscheiden kann, eingenommen. Derselbe ist als oberdiluvial aufzufassen. — Unterdiluviale Sande treten auf: 1. als grössere Flächen im Nordosten, 2. sehr häufig als kleine Dnrchraguugen, 3. als langgestreckte Bänder, die in der Bich- tung von NW. nach SO. streichen und 4. selten als Umsäumung der Höhen infolge von Thal-Erosion. Namentlich der Südwesteu der Section liefert zahlreiche Be- weise dafür, dass das Oberdiluvinm als verhüllende Decke nur die specielle Ausführung der schon durch das untere Diluvium gegebenen allgemeinen Gestaltung des Terrains übernommen hat, cx so dass also kleinere Alluvionen nur als ausgefüllte, wenigstens schon uuterdiluvial vorgebildete Becken aufzufassen sind. Auch grössere, jetzt mit Torf erfüllte Becken (ehemalige Seen) sind schon vor der zweiten Vergletscherung, als deren Gruudmoräne der obere Geschiebemergel betrachtet wird, vorhanden gewesen, denn letzterer macht alle Hebungen und Senkungen der Terrainober- fläche mit und lässt, gerade in den Senken mächtiger werdend, nur auf den höheren Kuppen das Unterdiluvium zu Tage treten. CXI 4. Personal - Nacliricliten. Bei der Bergakademie ist der Dozent der Bauconstructions- lelire Regierungs- und Baiirath Professor Dr. Schwatlo verstorl;)en. Bei der mit der Bei’gakademie verbundenen chemiscli-tecb- nischen Versuchsanstalt ist der Cdiemiker Dr. Hofferichter ausgescliieden und an seine Stelle der Chemiker Schade «yetreten. Bei derselben Anstalt sind die Chemiker Dr. Spraul und Dr. Broockmann eingetreten und Letzterer in demselben Jahre wieder ausgeschieden. Bei der geologischen Landesanstalt ist der Königliche Landesgeologe Dr. Moesta verstorben. Der Hülfsgeologe Dr. Keilhack ist zum etatsmässigen Assistenten ernannt. Ferner sind hei den geologisch- agronomischen Aufnahmen m Flachlaude die Culturtechniker Baldus und Wölfer ein- getreteu. II. Abhandlungen von Mitarbeitern der Königliclien geologischen Landesanstalt. lieber einige Pfianzeiireste aus der Ruben- grube bei Neurode in Nieder- Selilesieii. Von Herrn Ernst Weiss in Berlin. (Hierzu Tafel I.) Das Steinkohlenvorkoininen von Kohlenclorf bei Nenrode in Niederschlesien ist von besonderem Interesse sowohl bezfmlieh der Lagerung und Stellung, welche es als Theil des nieder- schlesisch-böhinischen Beckens einnimint, als auch wegen der reichen fossilen Flora, welche sich hier vortindet und eine Menge wohl erhaltener Arten geliefert hat. Der Leiter der Rubengrulie, wo der wichtigere Bergbau stattfindet, Herr Obersteiger Völkel, hat sich schon lange durch sorgfiiltiges und umsichtiges Sammeln der Vorkommnisse um die Kenntniss der Steinkohlenflora seiner Orube verdient gemacht und von ihm ridiren auch die hier zu bespi'echenden Beste her, welche in den Besitz des Herrn Geh. Kriegsrath Schumann in Dresden gelangten und mir von ihm gütigst zur Untersuchung und Beschreilmng zur Verfügung ge- stellt wurden. Die Taf. I bi'ingt die Darstellung von nur zwei Arten dieses Fundortes, welche aber ihr eigenthümliches Interesse haben. Einerseits bin ich hierdurch in den Stand gesetzt, eine Ergänzung zu der kürzlich erschienenen Abhandlung über Steinkohlen- Calamarien II. Theil (Abhandl. zur geolog. Specialk. von Preussen und d. Thüring. St. Bd. V, Heft 2. 1884) zu liefern, da in Fig. 1 und 2 ein Calamitentypus vorliegt, welcher dort nur als in Sachsen vorkommend erwähnt werden konnte, in preussischen Steinkohlen- gebieten noch unbekannt war; andererseits schliesst sich auch das zweite Beispiel (Fig. 3) an eine nur aus dem Nachbarlande beschriebene Art an, so dass hier wieder zwei für die Vor- Jahrbuch 1884. 1 2 Ernst Wbiss, lieber einige Pilanzenreste gleichung mit eleu benachbarten sächsischen Ablagerungen brauch- bare Formen vorliegen. Ueber das Vorkommen der Reste und die Lagerung der sie bergenden Schicht ist das Folgende zu bemerken. Wie aus der jüngsten Darstellung von Schütze (obige Ab- haudl. Bd. III, Heft 4. 1882 S. 207 ff), sovrie aus älteren, auch kartographischen Mittheilungen hervoi’geht, bildet das ziemlich beschränkte Neuroder Kohlenvorkommen eine von dem Nordtlügel der niederschlesischeu Alnlde etwas abgesonderte Hervorsattehmg von Schichten der dritten Stufe nach Schütze, welche der Saar- brücker Stufe gleichsteht, rings umgeben von Rothliegeudem. Es mag anffallen, wenn man die bisherigen Kartendarstelluugen ansieht, dass wir hier kein Profil mit regelmässiger Aufeinander- folge der nächst jüngeren Abtheilungeu dieses Grebirges finden, denn es fehlt die Kenutuiss von Schichten der vierten und fünf- ten Stufe (welche zusammen diejenige der Ottweiler Schichten ansmacheu, s. die ScHÜTZE’sche Abhandlnng und Uebersichtskarte) vollständig und auch die Glieder des Rothliegenden sind auf der BEYRlCH’schen Karte vom niederschlesischen Gebirge nur auf der Süd Westseite der Nenroder Kohlenschichten in regelmässiger Folge angegeben. Es wird daher nicht ohne Wer’th sein, die bisherigen Angaben über die Schichteufolo:e durch das Profil des Eisenbahn- Förderschachtes der Rnbeugrube zu vervollständigen, worin man die nächsten hangenden Schichten der kohlenreichen Neuroder Ablagerung vor sich hat. Dieser Bahnschacht ist hoch über der Thalsohle angesetzt und bis auf das erste hängendste Steiukohlen- ffütz, das sogenannte Josephflötz, 106 Meter tief abgeteuft. Nach Angabe des Herrn Völkel folgen sich mm darin von oben nach unten: 1 — 3 Meter grauer Sandstein 1 — 2 » rothe Letten 3 » schwarzgrauer, glimmeriger sandiger Schieferthou, worin gute Exemplare von Odontopteris ohtusa und Walcliiu pini- formis^ einige nicht völlig bestimmbare Farne, z. Th. PecopterU 'pteroides ähnlich , wohl auch Pec. arborescens sich fanden (in der Laudessammlnng aufbewahrt) ; aus der Rubengrube bei Neurocle in Nieder - Schlesien. 3 dann bis 106 Meter Teufe fester Sandstein mit Conglomerat, bei 62 Meter Tiefe Arcmcarites Rhodeanus. Die nun folgenden eine Reihe von Kohlen -Flötzen ent- haltenden Schichten sind schon von Schütze (a. a. O.) im Detail anhora augesprocheu worden ist^). 7. Mytilus? sp. Taf. III, Fig. 4. Es liegt ein einziger Abdruck einer isolirten rechten Klappe einer Mytilus--A\'i\ge.\x Form vor, nach welchem der unserer Ab- bildung zu Grunde liegende Kantschukansguss hergestellt wurde. Abh. z. geol. Specialkarto von Preussen etc. Bd. VI, Heft 1, 1884, S. 1 13, Taf. 3, Fig. 1. Syst. Silur. Boheme, vol. VI. Acephales, 1881, p. 84. des rlieinisclicn Tannusquarzits. 23 Die Muschel war von geruudet-dreiseitigem Umriss, mit spitzem, etwas nach vorn gebogenem Wirbel. Sie war in der Wirbel- gegend sehr stark, im unteren Theile schwächer gewölbt. Vorder- rand etwas eingebuchtet, Hinterraud flachbogig. Zur weiteren Charakteristik reicht das vorliegende Exemplar nicht ans. Mytilus antiqtms GoLDF. (Petref. Germ. Tab. 130, Fig. 5) aus dem Unterdevon von Ems unterscheidet sich von der beschriebenen Form beträchtlich durch oval- vierseitigen Umriss und stumpfen Wirbel. In meinem letzten Beitrage zur Keuntuiss des rheinischen Taunus-Quarzits (dies. Jahrb. f. 1882, S. 120) ergab sich als Zahl für die bis dahin aus dem fraglichen Niveau bekannten Arten 34; durch die im Vorigen beschriebenen neuen Arten und die oben elienfalls zum ersten Male aus dem Tauuusquarzit angeführte Pterinea ventricosa Goldf. erhebt sich jene Zahl jetzt auf 42, Berichtigung- zimi Aufsätze „Beitrag- zur Keiiiitiiiss der Fauna des Taimusquarzits“, dies. Jalirh. f. 1880, S. 200. Am genannten Orte, S. 262, sind (unter No. 11 und 12) Grammysia hamiltonensü und Prosocoelus (Grammysia) pes-anseris auch von Kaltenholzhausen (unweit Limburg a. d. Lahn), bezw. von Welschneudorf (zwischen Ems und Montabaur) angeführt und dabei angenommen oder doch verinuthet worden, dass die mäch- tigen, au den genannten Orten auftretenden, die fraglichen Ver- steinerungen einschliesseuden Quarzitzüge das Alter des Tauuus- quarzits hätten. Diese Annahme hat sich jedoch im Laufe der letzten Jahre als irrthümlich erwiesen: die Quarzite von Kalten- holzhausen und Welschueudorf gehören nicht dem Taunuscj[uarzit, sondern vielmehr den Coblenzschichten au. Bemerkiiiigeii über die Uiitersiliirscliichteii des Thüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Cambrinm. Von Henu H. Loretz iu Berlin. Bei Gelegenheit der Beschreibung einiger organischer Reste aus dem Untersilnr des Thüringer Waldes haben wir an dieser Stelle bereits Anlass genommen, einige Worte über die Beschafien- heit der Schichten, welche diese palaeozoische Abtheiluug bilden, zu sagen. Im Folgenden wollen wir die Schichteugrnppe des Unter- silurs, abgesehen von den darin enthaltenen Versteinerungen, hauptsächlich iu stratigraphischer Richtung betrachten. Wir haben dabei dasselbe Gebiet im Auge, wie damals, nämlich die Sectiouen Steinheid, Spechtsbrnnn und Gräfenthal der geologischen Special- karte von Preussen und den Thüringischen Staaten; eine Gegend, welche dem südöstlichen Thüi’ingerwald angehört, zugleich aber auch dem westlichsten Theil jener palaeozoischen Schiefereutwicklung, welche sich weiterhin ostwärts iu’s Vogtland und bis nach Sachsen und südostwärts iu’s Fichtelgebirge erstreckt. Diese östlicheren, von anderer Seite genau untersuchten und beschriebenen Gegenden können hier nur beiläufig berührt werden. — Wenn auch die folgenden Bemerkungen über unser Untersilnr manches bereits Be- kannte ans den Schriften der früheren Beobachter, besonders Gümbel’s und Richter’s enthalten, so hielten wir es immerhin für angezeigt die eigenen, bei Gelegenheit länger fortgesetzter Special- aufnahmeu gesammelten neueren und ergänzenden Beobachtungen o o o H. Loketz , Bemerkungen über die Untersilurscliichten etc. 25 üljer die Gesteinsfolge im Allgemeinen und an gewissen Oert- liclikeiten im Besonderen ttbersiclitlicdi an dieser Stelle vorznführen, lind so zugleich die auf den genannten Kartensectionen ausgeführto geognostische Verzeichnung zn begründen. Auch abgesehen von den organischen Resten, welche sie ein- schliesst, macht sich im Thüringer Wald diejenige Schichtengruppe, welche als Uutersilur bezeichnet wird, als zusammengehöriges, selbständiges Gebirgsglied geltend. Grenzt sie sich einerseits nach oben gegen die Kiesel- und Graptolithenschiefer (Mittelsilnr der geologischen Specialkarte) sehr gnt ab, so ist allerdings ihre untere Grenze, zum Cambrium, weit weniger scharf, ja manchmal ganz verschwimmend; aber dieser Umstand wird keinen aufnehmenden Geologen, der die Schichtenfolge über grössere Strecken dieses Gebirges gesehen hat, bestimmen, die dunklen, weichen Thonschiefer, welche vorwaltend das Untersilnr zusammensetzen, mit den lichter gefärbten und härteren Schiefern (Phycodenschiefern), die abwärts in überaus mächtiger Entwicklung sich anreihen, in Eins zu- sammenzuziehen. Man würde beide Gruppen unter allen Um- ständen getrennt darzustellen suchen, selbst wenn man aus pa- laeoutologischen Gründen das Silur weiter nach unten greifen und, wie es wohl früher geschehen ist, die Phycodenschiefer noch hin- zuziehen wollte. Es handelt sich also unter allen Umständen um Festsetzung einer geognostischen Grenzlinie zwischen Phycoden- schiefern (Cambrium) und dem aufwärts Folgenden (Untersilur), und wir treten sogleich in die Erörterung hierüber ein, um später das über die SchichtenfoUe im Untersilur Selbstzusaseude anzu- schliessen. Länger fortgesetzte und zum Theil wiederholte Begehungen haben uns zur Ansicht geführt, dass in den betrefl’enden Gebirgs- strecken eine irgendwie scharfe Grenze zwischen Cambrium und Untersilnr entweder gar nicht vorhanden ist, oder nur dadurch zu Stande kommt, dass gewisse, sonst entwickelte Uebergangs- schichten von unsicherem Charakter mehr oder weniger, manchmal bis zum Verschwinden fehlen. Als beweisend für Cambrium ist liei uuseru Aufnahmen, in Uebei'eiustimmuug mit Gümbel, Liebe, Richter u. A. das Er- 2(; H. Loketz, Bemerkungen über die üutersilurschichten scheinen von Fhycoden circinnatiion Richter, oder auch nur des überaus charakteristischen, gar nicht zu verwechselnden Phycodeu- gesteius, jener graugrünen, oft streifigen Schiefer mit knotig- wulstigen Schichtflächen, angesehen worden. Als beweisend für Untersilur dagegen ist angesehen worden, das Erscheinen, in nicht zu geringer Entwicklung, ganz dunkler (dunkelhlaugrau bis blauschwarz) Thonschiefer, welche sich in diesem Horizont in unserer Gegend meistens, jedoch nicht immer, als Griflelschiefer verhalten, sowie auch das Erscheinen jener eigenthümlichen, oolithischen Roth- und Brauneisensteine, oder gewisser, ihnen nächstverwandter und eng verbundener Schicht- gesteine, die immer leicht wiederzuerkennen sind; Griflelschiefer wie Eisensteine müssen in der That, aus hier nicht zu wieder- holenden palaeoutologisch vergleichenden Gründen, dem Untersilur zufallen. Wo diese oder jene Gesteine vorliegen, kann man also üT)er Silur oder Cambrium nicht in Zweifel bleiben; nun giebt es aber, gerade in dieser Greuzregiou, Schichtgesteine von zweifel- haftem Charakter, die oft zu stärkerer Folge anschwellen und so die Grenzziehung erschweren. Diese Gesteine sind: 1) Quarzit. Einerseits ist es sicher und durch deutliche Exemplai’e von Phycodes erwiesen, dass in unsei’er Gegend mit den obersten cambrischen, graugrünen Phycoden-Thonschieferu sehr gewöhnlich Quarzitlagen und -bäuke in Wechsellageruug er- scheinen, dass es also einen solchen obersten cambrischen Quarzit giel)t; wir haben auf den demnächst zu veröffentlichenden ein- schlägigen Blättern der geologischen Specialkarte diese oberste, quarzitische, cambrische Zone besonders ausgeschiedeu und dabei keine grössere Schwierigkeit gefunden, als bei der Kartendarstelluug mancher anderer Zonen im alten Schiefergebirge ^). Andererseits ist es ebenso sicher, dass in vielen Strecken mit untersilurischeu 0 Es giebt auch Stellen, wo dieser oberste cambrische Quarzit ganz, oder so gut wie ganz fehlt, so dass dann das Cambrium mit graugrünen Thonschiefern an die dunklen Üntorsilur-Thonschiefer grenzt; das .ist z. B. W. und SW. von Meura (unweit Schwarzburg) der Fall, und zwar ist hier diese Aufeinanderfolge normal, nicht etwa durch Verwerfung bedingt. Solche Stellen sind indess in unserem Gebirge Ausnahme, gewöhnlich ist im obersten Cambrium der Quarzit entwickelt. des Tliüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Cambrium. 27 Scliiehten, nämlich mit dunklem Thonsclhefer und oolithischem Eisenstein, (Juarzitlagen wechseln, dass wir also auch einen siln- rischen Qnarzit haben, der, wo er massenhaft erscheint, ebensogut wie jener cambrische auf der Karte anszudrücken ist. Ein sicheres petrographisches Unterscheidungsmerkmal für beiderlei Quarzite giel)t es nach unserer, durch Adelfältige, fortgesetzte Beohachtnngen gewonnenen Ansicht, wenigstens für diese Gegenden nicht. Zwar kann man den Eindruck gewinnen, dass für den camhrischen Qnarzit eine sehr fein- nnd gleichkörnige, oft fast dicht erschei- nende Struktur, dal)ei eine im frischen Zustand grünliche Färhnng und eine grössere Stärke der Bänke, für den silurischen weniger starke Bänke, dabei eine leicht hervortretende Neignng zu schief- riger Struktur mit Uebergängen in ranhen Thonschiefer, sowie die reichliche Entwicklung weisser Glimmerblättchen auf den Spaltflächen beweisend wäre; und in der That treten diese Un- terschiede bei denjenigen Quarziten, die schon durch ihre tiefere, oder aber höhere stratigraphische Lage, sowie die begleitenden Gesteine, deutlich in's Cambrium oder aber Silur gewiesen sind, sehr oft hervor. Aber gerade in der fraglichen Uebergangszoue machen sich die genannten petrographischen Charaktere durchaus nicht in dem Maass geltend, um darauf hin mit Sicherheit alj- grenzeu zu können *) Die älteren cambrischon Quarzite, weiter westlich (Saargrund, Werra- gruncl, Seitentliäler des Scliwarzathals etc.) bieten gewisse ]3etrogra])liisclie Eigen- tliüuilichkeiten. Der etwas jüngere Quarzit der ausgedehnten Lager in der Gegend von Steinheid unterscheidet sich bereits kaum von dem obersten cambrischen Quarzit. Dieser besitzt, wenn frisch, sehr gewöhnlich eine in’s grünliche gehende Färbung, ähnlich wie die ihn einschliessenden Thonschiefer. Die erwähnten untersilu rischen, glimmerigen Quarzitschiefer verlaufen geradezu in einen rauhen Thonschiefer, dessen dunkle Farbe sie in frischem Zustand auch besitzen ; soweit aber noch eigentlicher (nicht schiefriger) Quarzit zwischen Untersilur-Thouschiefer liegt, wüsste ich keinen durchgreifenden Unterschied zwischen ihm und dem obersten cambrischen Quarzit aufzustellen. — Ganz eigenthümlich sieht allerdings ein an manchen Stellen zwischen Griffelschiefer und Eisenstein (Chaniosit) im Untersilur vorkommender Quarzit von eckig-tlaseriger Struktur aus: bei näherer Untersuchung zeigt sich aber, dass diese Struktur das Ergebniss einer Schieferung und Streckung ist, welche der Quarzit mitsanimt dem einschliessenden Griffelschiefer durchgemacht hat, und dass die eigentliclie Quarzitmasse zwnschen den sie durch- ziehenden Ablösungen keinen bemerkenswerthen Unterschied von sonstigem silu- rischem oder oberem cambrischem Quarzit darbietet. 28 H. Loretz, Bemerkungen über die Untersilurscliichten 2) Gewisse Thons cliiefer, welche weder das Ansehen der typischen graugrünen Phycodenschiefer mit knotigen und wulstigen Schichttlächeu, noch das der ganz dunklen Untersilnr- schiefer haben, sondern bald mehr an jene, bald mehr an diese erinnern, mithin einen Uebergang darstellen. In frischem Zustande durch ihr streitiges Ansehen oft den camlirischen , durch ihre bereits dunklere Färbung oft den uutersilnrischen Thonschiefern ähnelnd, nicht selten bereits griftelig zerfallend, nehmen sie bei der Verwitterung einen gelldichen bis röthlicheu Ton an und werden so verwitterten cambrischeu Schiefern sehr ähnlich. Sie können Quarzitbäuke einschliessen, welclie sich von dem mit typi- schem Phycodenschiefer wechselnden Quarzit in nichts unter- scheiden (beispielsweise am Ivauhhügel olierhalb Schmiedefeld und am Beerhügel bei Hoheneiche). Wo nun solche Schichten zweifelhaften Charakters, nämlich die unter 1) und 2) genannten Quarzite und Thonschiefer eine gewisse Mächtigkeit erlangen, da kann die Grenze von Cambriiim und Silur recht unsicher werden^), und man wird sie ohne Fehler etwas vor- oder znrückschiel)eu können. Die wiederholte Unter- snchnng von Strecken mit regelmässiger, gut anfgeschlossener Schichtenfolge, — wir wollen als Beispiel nur die Strecke am Mntzenlierg und Kanhhügel bei Schmiedefeld anführen — lässt ülier diese in der Natur begründete Unsicherheit, diesen allmäh- lichen Uebergang, gar keinen Zweifel. Es muss in solchen Fällen nach der Summe aller in’s Auge fallenden Eigenschaften der Ije- trefienden Schichten, nicht etwa nur nach einzelnen petrographi- schen Mei’kmalen genrtheilt werden, um nach längerem Studium dieses Horizontes die Grenzziehung möglichst gleichmässig dnrch- zuführen ^). *) »Wie sich diese UntersiliuTeihe bestimmter von den cambrischon Pliy- codenschichten abgrenzt, unterliegt grossen örtlichen Schwankungen und ist oft sehr unklar.« Geognost. Beschreib, d. Fichtelgeb. von Gü.aibbe, S. 106. — Wir können diesen Ausspruch schon für das engere Gebiet des Thüringer Waldes nur bestätigen. Wie so gewöhnlich, vollzieht sich der Uebergang aus dem einen System in das andere auch durch Wechsellagerung. Hierher gehört es, das wir, im Gebirge aufwärts (stratigraphisch ) schreitend, manchmal ganz dunkle, griftelig des Thüringer Waldes und ilire Abgrenzung vom Cambrium. 29 An manchen Stellen hin ich, auch nach wiederholter Be- gehung, über die Grenze im Zweifel geblieben, besonders bei quarzitischer Entwicklung dieser Itegion. Derartige Fälle liegen in der Gegend von Wickersdorf, Berusdorf und Hoheneiche (Section Grafen thal) vor; die hier in erheblicher Masse erscheinen- den quarzitischen Lager habe ich wegen Fehlen von Phycoden und häufiger Zwischenschichtung dunkler Schiefer in der Haupt- sache dem Silur zugetheilt. Es leuchtet ein, dass, l>esonders bei unregelmässigen Lagerungsverhältuisseu, je nach der Zutheiluug nach oben oder nach unten, ziemlich verschieden aussehende Fio-uren auf der Karte entstehen können. Da übrigens, Avie bereits angeführt, die Uebergangsschichten zweifelhaften Charakters streckenweise sehr beschränkt sind oder fehlen, so kann sich auch die Abgrenzung der beiderlei Systeme zu einer sehr leichten gestalten. Wir führen als Beispiel hierfür die Stelle bei Königs- thal, unweit Gräfenthal, an, wo im Untersilur Quarz ganz fehlt, und wo die Untersilurgriflel- schiefer ohne zweifelhafte Zwi- schenschichten unmittelbar auf einer Folge von Quarzitbäidcen ruhen, welche nach allen An- zeichen dem obersten Cambrium angehört (in ihrer Fortsetzung bei Pippelsdorf kommen Phy- coden vor). Zu vergleichen der - - - I beigezeiclmete kleine ivartenaus- ^'rUersiZur-^'scTVfrcm 07>. Zotte d. T^ltersiZ. schnitt, zu dem nur noch zu bemerken wäre, dass hier Cambrium und Silur in SO.-NW.- Richtung in einander greifen. zerfallene Tlionschieferlagen in geringer Menge bereits da eingeschaltet finden, wo im üebrigen noch die bezeichnende graugrüne Färbung dos obersten Cain- briums herrscht; es ist solches an einer ganzen Anzahl von Stellen beobachtet worden. 30 H. Loketz, Bemerkungen über die Untersilurschichten Auch in dem südwestlichsten Theil unseres Schiefergehirges, im Bereich der Blätter Steinheid und Spechtsbrunn der General- stabskarte, hat sich die Abgrenzung von Cambrium und Silur meist ohne Schwierigkeit ergeben ^). In waldigem Gebiet und bei mangelhaften Aufschlüssen kann auch wohl die Bodeubeschaffenheit zur Erkennung der Grenze dienen; die silurische Seite liefert wegen der leichteren Verwitterung der dunklen Thonschiefer einen thonigeren Boden, in welchem sich Feuchtigkeit und nasse Stellen recht lange halten können, während auf der cambrischeu Seite meist ein trockener, steiniger Boden sich «reitend macht. O Den Bemerkuno-en über die zwischen Cambrium und Unter- O silur im Thüringer Wald zu ziehende Grenze wollen wir nun das anschliessen, was wir über die Schichtgesteine im dortigen Unter- silur selbst, ihre Aufeinanderfolge und etwaige Grnppirung oder Eintheilnng zu sagen haben. In Bestätigung der älteren Beobachtungen und Mittheilnngen von Gümbel und Richter können wir auf Grund eigener Er- fahrung ausspreclien, dass sich meisthin zwei Unterabtheilungen oder Zonen in unserem Untersilur erkennen lassen, eine untere und eine obere, wenn auch dieselhen sich keineswegs immer scharf von einander ahgrenzen, und ohne dass wir dieser Eintheilnng eine grössere geologische Bedeutung und Wichtigkeit Iieimessen wollten; genug, dass sie in der Natur angedeutet ist, und auch auf der Karte in vielen Strecken ohne grössere Schwierigkeit ') Denn einerseits ist hier die oberste cainbrische Zone mit Qnarzitbänkon sehr kenntlich vorlianden, andererseits fehlen Q,uarzite ganz oder fast ganz im Untersilur zwischen dem gleichinässig dunklen Thonschiefer; nur ein verhiiltniss- uiässig schmales Band von etwas zweifelhaften Ucbergangsschiefern ist vorhanden, wo indess Einlagerungen von Eisensteinen erscheinen, welche die Abgrenzung erleichtern. — Vergl. dieses Jahrbuch 1881, S. 212, wo wir bereits Angaben ül>er diesen Horizont in dem südwestlichsten Schiefergebirge gemacht halten. In etwas anderer Weise kann auch das Fehlen des Quarzits im obersten Cambrium zur leichten Aufiindnng der Grenze beitragen, wie an der weiter oben erwähnten Stelle bei Meura. des Thüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Cambrium. 31 wiedergegeben werden kann^). Die untere der beiden Zonen zeigt in ihrer Schichtenfolge eine geringere Beständigkeit als die Ö ö ö o o obere. Im südwestlichen Theil des in Frage kommenden Gebiets (Gegend von Steinach, Lauscha, Spechtsbrnnn) ergiebt sich die Zweitheilnng des Untersilnrs mit besonderer Leichtigkeit. Man erkonnt zunächst eine untere Zone, welche sich fast durchweg als ein sehr dunkler, griffelig sich auflösender, weicher, gleichartiger Thonschiefer, als ein wahrer Gritfelschiefer verhält, und als solcher, da. er das hauptsächlichste und beste Material für die Thüringer Griflelindustrie liefert, von grosser technischer Bedeutung ist. Nur ein schmaler Grenzstreifen von Uebergangsschiefern, welchen von Strecke zu Strecke oolithische Roth- und Brauneisensteine, manch- mal auch einigermaassen klastisch und conglomeratisch aussehende Schiefer eingelagert sind, trennt die Griffelschiefer von den Phy- codenschiefern und -cpiarziten des obersten Cambriums; eben solche schmale und nicht aushaltende Eisensteinzwischenlager wiederholen sich von Stelle zu Stelle auf der anderen Seite des Griffelschiefers. Daran schliesst sich die obere, mächtigere Zone des Untersilnrs, insgesammt zusammengesetzt aus einem einförmigen, oft etwas rauh und glimmerig erscheinenden, durch Verwitterung licht blau- grau werdenden und gelljbraun anlaufenden, selten griffelig, meist plattig zerfallenden, technisch unbrauchbaren Thonschiefer^). Quarzit fehlt dem Untersilur jener Gegend ganz, oder tritt doch nur sehr untergeordnet in der unteren Zone auf. Bei der leichten Unterscheidl)arkeit der beiden Zonen und Imsonders auch in Ilin- Idick auf die technische Nutzbarkeit der Griffelschiefer lag es nahe, die Zonen auf der Specialkarte hervortreten zu lassen; sie sind auf den jetzt im Druck bctindlichen Blättern Steinheid und *) Wir beharren in dieser Beziehung niclit auf unserer Angabe im vorigen Bande dieses Jahrbuchs, S. 137, dass unser Untersilur zunäclist nur als zusammen- gehöriges Ganze verzeichnet werden könnte. Richter bezeiclinet ihn (Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Ges. Bd. 24, 1872, S. 7.Ö) als »Hauptschiefer«, da er meist die grössere Masse des Untersilurs bildet. — Die Bezeichnung »Lederschiefer« von Gümbel ist nach der Verwitterungsfarbe gebildet. 32 H. Loketz, Bemerknngen über die Untersilurscbicliten Spechtsljrimn durch eine leichte Schraffirung unterschieden worden. Es könnte dagegen mit Grund eingewendet werden, dass Struktnr- verhältuisse, wie das griffelige oder plattige Zerfallen der Thon- schiefer, welche durch mechanische Kraftwirkuno-eii hervorfferufen worden sind, keine Basis für stratigraphische Theilungen abgeben sollten ; hierauf wäre nur zu erwidern, dass auf einen so auffälligen und ziemlich durchgreifenden Unterschied, wie er sich im Ver- halten der Schiefer von beiderlei Zonen an der Erdoberfläche jetzt ausspricht, doch wohl ursprüngliche Verschiedenheiten des Materials von Einfluss gewesen sein müsseiU), wie sie auch, abgesehen von der Struktur, im sonstigen Aussehen des Gesteins, bei näherer Betrachtuno- ihren Ausdruck finden. Begeben wir uns aus dem genannten südlichsten Gebiet weiter nördlich, in die Umgegend von Gräfenthal und Saalfeld, so finden wir, dass hier jene beiden Zonen im Untersilur meisthin nicht mehr so einfach auseinanderzuhalten sind, wie dort. Der Grund davon liegt einmal in den schwierigeren Lagerungsverhält- nisseu, und dann in dem grösseren Wechsel in den Schichten des unteren Untersilurs. Fortgesetzte Begehungen haben mich indess in der Ansicht bestärkt, dass (wenigstens für den Bereich der Section Gräfenthal) eine Zweitheilung im Untersilur, entsprechend der oben dargelegten , auch hier sowohl in der Natur angedeutet ist, als auch auf der Kai’te sich wiedergeben lässt, wenn auch die Abgrenzung öfters etwas willkürlich bleiben muss; das Eetztere ist indess auch in anderen Horizonten im palaeozoischen Gebirge nicht zu vermeiden. Recht o-leichbleibend und einförmio; verhalten sich auch hier O O die Thonschiefer im h öhereu Untersilur; sie bilden ganz mit den oben angegebenen Eigenschaften auch hier eine mächtig entwickelte obere Zone, welche anderweitige Einlagernngen, nämlich Quarzit und Eisensteine, nicht, oder nur mehr in sehr geringem Maasse enthält 2); die betreffenden Thonschiefer zerfallen auch hier vor- wiegend plattig, daneben aber auch nicht eben selten gi’iffelig bis *) Vergl. Gümbel, Geog. Besch, d. Fichtelgeb. S. 289, über Griifelsehiefer. Wir kommen darauf weiter unten zurück. des Thüringer Waldes irnd ihre Altgreuzung vom Cambrium. 33 grobstengelig, in welch’ letzterem Palle sie mir durch die Lage im Gebirge und zum Theil auch durch ihr Material, also nicht immer sicher, von den dem Cambrium genäherten Grifielschiefern zu unter- scheiden sind. Ein grösserer Wechsel dagegen tritt uns im Verhalten des tieferen Untersilurs in diesem Theil des Schiefergehirges ent- gegen, und zwar ein Wechsel sowohl in der Folge von unten nach oben , als auch im Portstreichen der ganzen Gi’uppe. Sehen wir von der Grenze zum Cambrium ab, die wir auf Grund der früheren Dai-legung als festgesetzt annehmen, so haben wir es mit dunklen Thouschiefern, Quarziten (cpiarzitischen Schiefern) und Eisenstein- laffern zu thiin. Die dunklen Thonschiefer nun verhalten sich auch hier vieltach, ja sein* gewöhnlich als Griffelschiefer, und haben auch hier zu zahlreichen Griffelbrtteheu Anlass gegeben, in denen man durchaus dasselbe Gestein, wie in den grossen Griffelbrtteheu weiter südlich, bei Steinach, Haselbach u. s. w. wiederei’kennt; viele dieser Anlagen sind indess wieder verlassen worden oder im Stadium des Versuchs stehen geblieben. Eine so gleichmässige Entwicklung von Griffelschiefer wie dort fehlt nämlich diesem nördlicheren Gebiet; einmal ist die Lagerung gestörter und dann auch wechselt hier weit mehr wie dort der dunkle Thonschiefer mit in Bänken oder in dttuuereii Lagen geschichtetem Quarzit, wobei jener zwar auch noch griff elig zerfallen kann, jedoch technisch nicht mehr nutzbar ist, oder aber auch seine Struktur und sonstige Beschaffenheit so weit ändert, dass er dem normalen Griffelschiefer nicht mehr gleicht. Der Quarzit (quarzitische Schiefer) kann strichweise so vorherrschend werden, dass er den dunklen Thon- schiefer fast verdrängt. Ausnahmsweise und im Gegensatz zum gewöhnlichen Verhalten als Griffelschiefer tritt der dunkle Thon- schiefer des unteren üutersilurs dieser Gegend auch als Dach- schiefer auf, wie wir dies weiter unten an einigen Beispielen erläutern werden. — Auch das Vorkommen der oolithischen Roth- uud Brauneisensteine wechselt hier mehr als in der südlicheren Gegend; wie dort, erscheinen sie hier manchmal, doch im Ganzen seltener, nahe au der Grenze zum Cambrium, häutiger jenseits der (jriffelschiefer - und Quarzit -Entwicklung, also da, wo unsere 3 Jahrbucli 1884. 34 H. Loketz, Bemerkungen über die Untersilurscliichten fiutere und obei’e Untersilurzone znsainmengrenzen; ausserdem aber erscheinen sie auch in gewissen CTebirgsstreckeu durch den ganzen Wechsel von Thonschiefer und Quarzit im unteren Unter- silur vertheilt und zerstreut. So wie bei den massenhafteren, bergmännisch aufgeschlossenen Vorkommnissen dieser Eisensteine eine Gestalt von nach Streichen und Fallen begrenzten, etwa langgestreckt linsenförmigen Lagern, (die gewölmlich ein bis einige Meter mächtig werden) auzunehmeu ist^), so müssen wir wohl auch da, wo dieses Gestein durch Wald und Feld zwischen den lose gewordenen Thonschiefer- und Quarzitbrocken der Schieferaus- striche zerstreut liegt, ein Vorkommen desselben in zahlreichen kleinen bis sehr kleinen Zwischenlagern der tauben Schiefer au- uehmeu. Andererseits giebt es auch Strecken, wo der Eisenstein im Untei’silur «ranz fehlt. — Bemerkenswerth ist die eua'e Ver- binduug und Verwachsung, in welcher der oolithische Eisenstein an einigen wenigen Stellen mit Kalkstein erscheint; der letztere ist ziemlich dicht, frisch blaugrau, mit dünnen, glänzenden, schiefri- gen Flasern durchwachsen, und mit 1)rauner, eisenschüssiger Kruste verwitternd; diese Stellen liegen, nach meiner Auffassung, in dem Horizont, wo die höhere und die tiefere untersilurische Zone zusammeugreuzen, und wo auch sonst so häulig Eisensteine sich eiiistellen; sie sind deshalb l^esonders hervorzuhebeu , weil sie das, wenn auch sehr beschränkte Vorkommen eines Unter- silur-Kalksteins im Thüringer Walde beweisen ^). Während also Quarzit und Eisenstein in der xuiteren Zone unseres Untersilurs ihre Haupteutwicklung linden, sich hie und da sogar stark häufen, treten sie in der oberen Zone gegen den hier in grosser Einförmigkeit herrschenden Thonschiefer sehr stark, au Ma -sse bis zum Verschwinden, zurück, ohne jedoch ganz zu fehlen. 1) Ebenso verhält es sich bei den Eisenerzlagern, die im böhmischen Unter- silur, und zwar auch hier ganz vorwiegend im unteren Untersilur eingelagert sind. Vergl. z. B. K. Feistmantel, Sitzb. d. K. Böhm. Ges. d. V'iss. Prag, Jahrg. 1878, S. 124, in der Abhandlung: »Ueber die Lagerungsverhältnisse der Eisensteine in der Unterabtheilung Di des böhmischen Silurgebietes.« Vergl. dieses Jahrbuch für 1883, S. 15G ff. — Die von Gümbel erwähnten undeutlichen organischen Reste in solchem Kalk von Obergölitz habe ich leider nicht wiedergefunden. des Thüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Cambrium. 35 Brocken und Knollen eines in der Regel ranlien, quarzigen, ool ith- artigen Eisensteins findet man, wenn auch nur vereinzelt und selten, noch durch die obere Zone hindurch; in etwas grösserer Menge, namentlich au gewissen Stellen, findet sich Quarzit ein, doch weniger in schichtiger Verwachsung mit dem Thouschiefer, als in Form von Knollen, welche aus ihrer festen Verwachsung mit dem sie eiuschliesseudeu Thonschiefer nach und nach aus- witteru und daun frei umherliegeu. Es sind das jene Quarzit- knolleu, welche mitunter organische, ursprünglich kalkige, dann verkieselte Reste eiuschliessen, die wir im vorigen Baude dieses Jahrbuches beschrieben und daselbst, S. 152, als aus Quarzit- knollen im Hauptthouschiefer herrührend, aufgezählt haben. Wir nehmen nach unseren Beol)achtungen au, dass diese quarzitischeu Einschlüsse,- nebst vereinzelten Vorkommnissen des oolithischen Eisensteins, in der ganzen oberen Zone unseres Uutersilurs, bis au die Grenze zum Mittelsilur Vorkommen können. — So er- scheinen, durch die Gemeinsamkeit und Wiederholung derselben Gesteinsarten, nur in anderen Verhältnissen von Masse und Ver- theilung, die l^eiden uutersilurischeu Zonen doch auch wieder eng zu einem Ganzen verbunden. An einigen, unseren Specialaufnahmeu entnommenen Bei- spielen möge die Unterscheidung der beiden Zonen im Untersilur nun noch näher verauschaidicht werden. Bei Meura, S. von Schwarzburg, aufSection Gräfenthal gelegen (vergl. Fig. 2 umstehend) hat mau es mit einer Einfältuug von Silur in Cambrium zu thun. Von aussen nach innen erkennt mau leicht: zuerst die graugrünen candnäschen Phycodeuschichten, die hier keinen oder nur ganz wenig Quarzit eiuschliessen; auf sie folgen zuerst die tieferen Uutersilurschiefer , welche theils als glänzende Dachschiefer, theils als Wechsel von Thouschiefer mit Quarzit, theils als Griffelschiefer entwickelt sind; die Dachschiefer sind besonders gut au der Südseite des »Brand« in einem Steiu- bruch aufgeschlossen, weiter SO. verlieren sie sich und sind auch NNO. von der Höhe des »Brand« nicht mehr gut zu erkennen, stellen sich aber ein kleines Stück jenseits des Randes der Figur 3* 3G H. Loretz, Bemerkungen üher die Untersilurschichten (auf S. Scliwarzburg) wieder ein; die Griftelsohiefer bilden etwas mehr ins Hangende, westlich nnd südwestlich von Meura einen sehr deutlichen Zug, der sich indess weiterhin l>eiderseits nicht mehr alrhebt, während der Thonschiefer-Quarzit- Wechsel weiterhin anhält. Eisenstein ist hier im Untersilur nur spurenweise vor- handen. Sodann folgen einwärts, nach Menra zu, die höheren Untersilurschiefer, in welche wieder die Schichten des Mittel- und Obersilurs in ziemlich verwickelter nnd unregelmässiger Weise eiimefaltet sind. Weiter nördlich heben sich aber wieder die O unteren Untersilurschichten hervor und sind hier besonders in dem Grrunde des nach Rohrbach hinabgehenden Thaies an den des Thüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Cambriuni. 37 Wegen und Gehängen recht wohl als solche wiederzuerkennen. Der Fahrweg von Meura nach Eohrhach, der die Schichten des Untersilurs in anhaltender Folge aufgeschlossen hat, führt zunächst, nachdem man an der ebenfalls aufgeschlossenen Grenze des Mittel- sihu’s (Kiesel- und Graptolithenschiefer) zum Uutersilur vorbei ist, durch die höheren Untersihirschiefer, auf welche daun, etwa von da au, wo der Weg auf die andere Thalseite tritt, die tieferen Untersihirschiefer folgen, nämlich Griffelschiefer mit untergeord- neten cpiarzitischen Lagen, sodann aller auch wieder Dachschiefer ^), die denen vom »Brand« ganz gleichen; au dem schmalen Vor- sprung zwischen den beiden von W. und SW. herkommenden Seiteuthälern ist ferner durch einen alten Schurfstollenversuch eine dem dunklen Griffelschiefer normal eingelagerte Bank auf- geschlossen, bestehend aus einem rauhen Brauneisenstein, wie er auch sonst in unseren tieferen LTntersilurschichten eingelasrert vor- kommt; noch näher an liohrbach nehmen Quarzit -Einlagerungen zu. Die Abgrenzung dieser, innerhalb der höheren Untersilur- schiefer sich wieder hervorhebenden unteren Partie ist allerdings nicht genau ausführbar. Der iu entgegengesetzter Richtung aus Meura nach SW. iu den Thalgrund hiuabführende Fahrweg giebt einen fast noch besseren Durchschnitt durch das Untersilur bis iu die Phyeodeuschiefer; der Unterschied zwischen der höheren und der tieferen Untersilurzone fällt hier liesonders leicht iu die Auo'eu. O Das erwähnte dachschieferartige Verhalten zeigt in noch stärkerer Entwicklung der dunkle Thonschiefer des unteren Unter- silurs bei Gräfenthal an den NW. und N. nächst der Stadt sich erhebenden Plöhen Wespeusteiu und Kiudelberg. Die Hauptmasse dieser Plöhen, von der Stadt aufwärts, bildet in typischer Aus- liildung der dem höheren Untersilur angehörende Thonschiefer, der »Plauptschiefer« ; hinter diesem zieht iu der Richtung SW.-NO. eine sich ziemlich gut allgrenzende, schmälere Zone hin, welche nur aus plattig dachschieferartigem, etwas glänzendem, sehr dunklem Thonschiefer besteht, der hier mit Ausschluss von Quarzit und Sie beginnen etwas abwärts von der Einmündung des von SO. aus dem Gratei tlial herkommenden Weges. 38 H. Loretz, Bemerkungeij aber die Uutersilurscliieliteri Grifielschiefer (nur gerlug-fügige Aiideutimgen vou Gritfelstriiktur kommen vor) das tiefere Untersilnr Inldet, und mit scharfer Grenze bis an einen schmalen, scharf heraiisgehobeneu und nicht ganz regelmässig verlaufenden Sattel olmrsten camlnischeu Quarzits (mit Phyeoden) reicht; auf der westlichen Seite des Wespensteins (NW. von dem alten Schloss gleichen Namens im Forstort »Hain«) ist die Grenze der unteren und oberen Untersilurzone sehr gut kenntlich und überdies durch ein mehrfach aufgeschürftes Zwischen- lager eines unreinen chamositartigen Prauneiseusteius bezeichnet. (Gute Aufschlüsse an dem aus dem Gebersbachthal hinauf führenden Fahrweg, au welchem auch die Eisensteinschicht bankförmig und geschiefert normal zwischen Thonschiefer eiugelagert zu sehen ist.) Die Stelle bei Köuigsthal haben wir weiter oben schon er- wähnt. (Vergl. Fig. 1.) Dort sondern sich die beiden Theile im Untersilnr ebenfalls recht gut. Der untere ist Grifteischiefer; eine Anzahl Griftelbrüche sind in demselben angelegt; der obere enthält i'auhen Schiefer, welcher, wenn auch noch grobstengelig zerfallend, sich von jenem weicheren Grifteischiefer unterscheidet. Quarzit fehlt, Eisenstein bis auf Spuren ebenfalls. Auf die einfachen Verhältnisse des südlicheren Gebiets, bei Steinach u. s. w., brauchen wir nicht mehr zurückzukommeu, und wollen als letztes Beispiel noch die Verhältnisse bei Schmiedefeld erwähnen. (Vei'gl. Fig. 3.) Hier sind Cambrium und Untersilnr durch Uebergangsschi eilten eng verbunden, so dass sich eine Grenze nicht genau augebeu lässt. Auf der Flöhe des liauhhügels wiebt sich vor dem Waldsaum das unterste Silur durch einen O Wechsel vou Quarzit mit dunklem Grifteischiefer nebst hie und da eingelagertem Eisenstein zu erkennen ; ähnlich , doch ohne Eisenstein, abwärts, nach dem SW. von da gelegenen Thalgruud; der grosse Steiubruch NNW. oberhall) Schmiedefeld liegt in den Uebergaugsschichten; die dort für Strassenschotter gebrochenen Quarzitbäuke sehen, zum Theil wenigstens, ganz aus wie die so oft den Phycodenschieferii eiugelagerteu Quarzitbäuke, womit aber das Aussehen der ihnen zwischengeschichteten Thouschiefer nicht mehr stimmt. Anhaltend entwickelter Grifteischiefer folgt erst weiter ins Hangende, sowohl auf dem Kauhhügel, als SW. davon des Thüringer Waldes und ihre Abgrenzung vom Cambrium. 30 Tig.S. J/aa/ssiad /;%6000. JföhenmprvussMecJ^iss. Obersce cambrlscfieScAicP ^i7daff. v.Quaria vt dens. Untere Zone d. Untersilurs. v{tuar/.it in de/s Uinloff.^Uisensi.in ders. {rriffdsclue/hrinds's. Obere Zone dUnxersdurs. JlUjUeZsdLLr. nach dem Tbalgrimd zn ; diese beiden Griffelscbieferpartieen hängen aber nicht nninittelljar zusammen. Weiter in’s Hangende folgen dann die bekannten, durch bedeutenden alten Tageban auf- geschlossenen Eisensteinlager; sie werden besonders südwestwärts, wo sie zuletzt mit dem ganzen Untersilnr durch eine grosse Ver- werfung abgesebnitten werden, sehr mächtig, wiederholen sich mehrfach nnd schwellen, den zwischengelagerten Thonschiefer ein- gerechnet, zu einer grossen Breite an. Eine vollständige Ueher- sicht der einzelnen, durch Schiefermittel getrennten Eisenstein- Lagerkörper lässt sich in den vielfach wieder verwachsenen und mit Halden zugestürzten Tagebauen nicht gewinnen; die Lager scheinen mehrere, nach NO. etwas convergirende Züge zu bilden, welche im Einzelnen wahrscheinlich wieder Theilkörper darstellen, die in mannichfaltiger Weise mit Schiefer wechseln, von solchem sozusagen dnrchflochten sind. Dieser Schiefer unterscheidet sich wenig von dem gewöhnlichen Lintersilnrthonschiefer , er nimmt 40 H. Loretz, Bemerkiingeii über die TJntersilurscliicbten leicht durch Verwitterung eine gelliliche Färbung an. Ueber den Eisenstein bringen wir an einer anderen Stelle einiges Nähere und bemerken hier nur, dass Cbamosit und Tburingit, nebst ihren Abänderungen und Ueliergängen in tauben Schiefer, die Haupt- masse bilden, welche einer durchgängigen Verwitterung zu Braun- eisenstein unterliegt. Hier und da bemerkt man selbst in dem Eisenstein eine unvollkommene Schieferung oder Abklüftung, welche nördlich oder nordwestlich geneigt ist, während die Schichtung, so viel davon zu sehen, in entgegengesetztem Sinne geht. Die mächtige Eisensteinentwicklung verliert sich nach NO., gegen Schmiedefeld hin, wo nur mehr zwischen den beiden Griffelschiefer- partieen Eisenstein lagert; ein weiteres, ziemlich starkes Lager legt sich dann am NO. -Ende des genannten Ortes, im Hangenden des Grifielschiefers an, scheint jedoch als solches nicht weit auszu- halten, sondern sich in kleine Zwischenlager aufzulösen, da weiter nordöstlich nur zerstreut zwischen Schiefer und Quarzit Eisen- steiuknollen auf den Feldern zu finden sind. Im Hangenden dieses Eisensteinzuges zeigt der Uutersilurschiefer in der ganzen Breite bis zum Mittelsilur, ohne Zwischeulagerung anderer Schichten, jene einförmige Beschafienheit, welche für die obere Untersilur- zone bezeichnend ist; im Orte Schmiedefeld selbst reicht dieser obere Schiefer, an dem Wege, der in westlicher Richtung von der breiten Landstrasse abzweigt, um dann sich nordwestlich zu wen- den, mit recht gut kenntlicher Grenze (kurz vor der Wegetheihmg) bis an den Griflelschiefer, indem hier kein Eisensteinlager da- zwischen liegt. Eine grössere Bedeutung würde die Unterscheidung der beiden Zonen im Untersilur des Thüringer Waldes erlangen, wenn wir ihr zugleich eine palaeontologische Begründung gelien könnten. Für eine solche kann nun allerdings geltend gemacht werden, dass das Lager der Untersilur-Trilobiten aus Thüringen der Griffel- schieferzug von Steinach -Spechtsbrunn ist, welcher mit unserer unteren Zone zusammenfällt, sowie andererseits, dass das Lager von Echinosphärites nebst den übrigen verkieselten Resten die Quarzitknollen sind, welche, soviel ich l)is jetzt gesehen habe, sich des Tliiiriiiger Waldes und ihre Ahgrenzung vom Cambrium. 41 auf die obere Zone liescliränken ^). Wir wollen jedoch auf dieses anscheinend günstige Zusainmentretfen palaeontologisclier Unter- schiede mit stratigraphisch nnterscheidharen Zonen auch jetzt noch kein zu grosses Gewicht legen, indem wir einerseits im Auge be- halten, dass die organischen Iteste keine allgemeine Verbreitung durch die Schichten besitzen und immerhin nur als seltene, glück- liche Funde zu betrachten sind, und indem wir andererseits die Möglichkeit in’s Auge fassen, dass durch weitere Funde jener palaeontologische Unterschied wieder verwischt werden könnte. Es möge also das bisher Gefundene einstweilen als untersilurisch vereinigt bleiben. Ueber das Gebiet des eigentlichen Thürinsrer Waldes hinaus O O ist eine Unterscheidung zweier Zonen im Untersilur nicht durch- führbar. Für das Vogtland spricht sich hierüber Liebe ganz be- stimmt in negativem Sinne ans‘^). Auch im Fichteigel )irge liegen die Dinge anders als im Thüringer Wald, worüber die Aus- führungen Gümbel’s zu vergleichen sind ; hier macht sich ülier- dies, zum Unterschied vom Thüringer Wald, eine sehr merkliche Entwicklung diabasischer Eruptiv- und Tuftgesteine im Bereich der Untersilnrgrnppe geltend. In noch stärkerem Maasse findet dies bekanntlich im böhmischen Untersilur statt, wo die bedeu- ') Ich mochte ihnen, auf Grund der fortgesetzten Beobachtungen, jetzt diesen enger begrenzten Horizont anweisen, während ich sie früher (dieses Jahrb. f. 1883, S. 140) nur im Allgemeinen als untersilurisch bezeichnen wollte. Das Vorkommen dieser quarzitischen Knollen im höheren Untersilur (den »Hauptschiefern«) war bereits Richter bekannt; er ei'wähnt sie (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. 24, 1872, S. 76), ohne, wie es scheint, organische Reste in ihnen gefunden zu haben. Seine Darstellung (a. a. 0. S. 74 — 76), wonach Quarzit be- sonders als Hangendes der unteren Abtlieilung (Griffelschiefer) , sowie auch der oberen (Hauptschiefer) entwickelt wäre, kann ich für das eingangs bezeichnete Gebiet nicht bestätigen, ebensowenig die Annahme (S. 76 — 77) einer dritten, obersten Schieferabtheilung über den Hauptschiefern. ^) »Uebersicht über den Schiclitenaufbau Ostthüringens«, Al)h. z. geol. Specialkarte v. Preussen u. d. Thüring. Staaten, Bd. V, H. 4, 1884, S. 10. 3) A. a. 0. Kap. IX, bes. von S. 428 an; auch S. 107, wo es heisst: »Schon von Ludwigstadt aus ostwärts verwischt sich diese deutliche Schichtengliederung (nämlich des Untersilurs) gegen Stehen, Hirschberg und Mödlareuth, wo nur noch das Leuchtholzgestein (Thuringitschicht) sich besonders hervorhebt,« 42 H. Lokktz, Bemerkungen über die TJntersilurscliicliten tendeii Lager der vlelfacli oolithisclieu Eiseusteine mit Dial)as- tutfeu eng verbimdeu aiiftreteii. Wir liebeu zum Schluss die wicbtigsteu Puukte uochmals hervor. Im Thüringer Wald folgen in gleichförmiger Lagerung O O O O O O auf die o1 »ersten cambrischen Schichten die untersilurischen Schichten. Die Cxrenze ist von Ort zu Ort verschieden; sie ist strecken- weise sehr verseil wo mm eil, wenn gewisse Uebergangsschiefer von schwankendem Charakter, nelist Quarziten, sich stärker ent- wickeln, streckenweise schärfer, bis scharf, wenn sehr dunkle Thon schiefer (Griffelschiefer, selten Dachschiefer) in anhaltender Folge, oder aber oolit bisch er Eisenstein, mit seinen Abänderungen, unvermittelt auf graugrüne Phy coden- schiefer und -quarzite folgen; diese sind cambrisch, jene silurisch. Im Untersilur selbst lassen sich im Allgemeinen zwei Zonen erkennen : Die untere enthält in wechselnder Entwicklung und Ver- theiliing dunkle Thonschiefer, Quarzit und Eisenstein; der dunkle Thonschiefer verhält sich vorwiegend als Griffelschiefer, welcher technisch wichtig wird, wo er rein und mächtig entwickelt ist; er verhält sich selten dachschieferartig, und zeigt auch wohl kein bestimmt ausgesprochenes Verhalten, wenn er viel mit Quarzit wechselt. Der Quarzit und quarzitische Schiefer erscheint zwischen dem Thonschiefer in ungleicher Vertheilung, er kann zu stärkeren Lagern anschwellen, andererseits fast ganz verschwinden. Der vorwiegend oolithisch ausgebildete Eisenstein erscheint, an Alasse gegen Thonschiefer und Quarzit sehr, zurücktretend, in Zwischen- lagern von verschiedener Stärke und nur von Stelle zu Stelle, l)esoiiders in zwei Horizonten ; einmal an der Basis, zunächst über dem Cambrium, und sodann an der oberen Grenze der unteren Zone (hier manchmal mit Kalkstein verwachsen), ausser diesen beiden Horizonten aber auch in kleineren Lagern zerstreut zwischen des Tliüi'iimer Waldes und ilire Abneeuzaug vom Cambrium. 43 Tliousc'liiefer und Quarzit der ganzen unteren Zone; übrigens kann der Eisenstein ganz felden. Die obere Zone ist einförmiger, als die untere; Quarzit fehlt oder tritt sehr zurück, indem er fast nur in Knollenform mit dem Thonscluefer verwachsen, selten schichtig sich findet; von Eisen- stein ßuden sich nur mehr vereinzelte kleine, knollenförnnge Massen; im Uebrigen herrscht hier ein meist plattig, daneben auch gritfelig bis stengelig zerfallender Thonschiefer, der sich von dem entsprechenden Gestein der unteren Zone einigermaassen unterscheidet. Nach den Ihsherigen Erfahrnugeu sind die in den erwähnten (piarzitischen Knollen der oberen Zone gefundenen organischen Reste andere als die, welche sich in dem unteren Grifielschiefer gefunden haben. Die Sonderung der beiden Zonen ist im Gebirge nicht allent- halben so scharf hervortretend, dass nicht ihre Abgrenzung mit- unter Schwierigkeiten bieten könnte , was Ijesonders bei unregel- mässiger Lao;erunof erwartet werden darf. ö O ö Lieber Dislokationen Avestlieli und südwestlich vom Harz. Vou Ilerru A. VOn Koenen in Göttingen. Im Jahrbuch der König!, geologischen Landesanstalt für das Jahr 1883 habe ich Seite 187 tf. einen Aufsatz veröfientlicht »über geologische Verhältnisse, welche mit der Emporhebung des Harzes in Verbindung stehen«. Ich führte darin zunächst aus, dass die durchschuittlich von Südosten nach Nordwesten streichen- den Sattel- und Mulden -Faltungen, Knickungen, Verwerfungen und Versenkungen, welche die sonst tlach geneigten mesozoischen Schichten des nordwestlichen Deutschlands so vielfach durchsetzen, von Osnabrück bis Cobi;rg und (nach einer mündlichen Mittheilung von SüESS) weiter bis Linz reichen, also mindestens 900 Kilo- meter (durch ein Versehen oder einen Druckfehler steht dort 1500), dass diese Dislokationen jünger sind, als das marine Ober-Oligocän, und mindestens zum Theil jünger, als die über diesem folgenden Braunkohlenbildungen der Rhön, des Vogelsberges, der Casseler Gegend, dass sie in Verbindnng stehen mit dem Empordringen des Basaltes und älter sind als die jetzigen Flnssthäler resp. die fluviatilen Pliocän-Schichten mit Mastodon aroernensis nnd M. Bor- soni bei Fulda etc., dass sie aber auch älter sind, als eine Reihe paralleler Nord-Süd-Spalten westlich vom Harz und die senkrecht gegen diese vom Harz auslanfenden »Radialspalten«, und dass namentlich die hiermit in Verbindung stehenden Versenkungen auf der Westseite des Harzes zum Theil erst in postglacialer Zeit erfolgt sind. A. VON Kohnen, Ueljer Dislokationen etc. 45 Hierzu habe ich jetzt Allerlei hinzuzufügeii, zum Theil, weil ich gctimden habe, dass ich bei dem Bestreben, mich möglichst kurz zu fassen, zum Theil zu kurz war, um einzelnen Einwänden zu begegnen; ferner liabe ich seitdem selbst nocdi Beobachtungen gemacht, welche das dort Gesagte bestätigen oder auch vervoll- ständigen, lind endlich ist in demselben Bande des Jahrbuches S. 57 tf. eine Arbeit von Moesta »über das Liasvorkommen von Eichenlierg in Hessen in Beziehung auf allgemeine Verhältnisse des Gebirgsbaues im Nordwesten des Thüringer Waldes« er- schienen, welche das von mir untersuchte Gebiet berührt und einzelner Berichtigungen bedarf, es mir aber auch ermöglicht, noch weitere Gesichtspunkte zu gewinnen, zumal nachdem mir im vorigen Herbst Probeabzüge der geologischen Specialkarte der von der Köuigl. geologischen Landesanstalt noch nicht ansgegebenen Blätter Witzenhausen, Ermschwerd, Grossahnerode und Allendorf zugänglich gemacht worden waren. Eür den westlichen Harzrand hatte ich hervorgehoben, dass die auf den paläozoischen Bildungen diskordant liegenden Zech- steinschichten sich ziemlich weit hinaufziehen und, wenn auch nicht idierall gleichmässig, doch durchschnittlich etwa mit 20 Grad einfallen, und dasselbe ist der Fall mit der unter ihnen liegenden übertläche der paläozoischen Schichten, welche bei Beginn der permischen Zeit schon gefaltet resp. aufgerichtet und auch schon »abgehobelt« waren. Diese Neigung ist sicher keine ursprüngliche, sondern ist später entstanden, aller Wahrscheinlichkeit nach durch tangentialen Druck, welcher etwa von Osten nach Westen wirkte, während auf dem westfälischen Schiefergebirge die Zechsteiubildungen noch nahezu horizontal liegen. Es ist hierbei aber eine Aufwölbung des Harzes erfolgt, und aller Wahrscheinlichkeit nach auch eine Einbiegung der paläozoi- schen Schichten, welche ohne Zweifel unter der Decke meso- zoischer Ablao-erunp-en den Harz und das westfälische Schiefer- O O gebirge verbinden. Hierdurch ist aber auch 1. die Ost- West- Axe des Harzes und 2. sein Abstand vom rheinisch- westfälischen Schiefergebirge verkiirzt worden. Durch Erstcres mögen Quer- 46 A. VON Koenen, Ueljer Dislokationen tliäler wie das Innerste- Thal etc. entstanden sein; durch das Zweite müssen aber die mesozoischen Schichten anf seiner West- seite verstärkten Druck erlitten haben, so dass zunächst das breite Versenkungsthal am Westrande des Harzes entstand, in welches vielfach die oberen Zechsteinschichten, Buntsandstein, Muschel- kalk, Keuper, eventuell Jura-, und selbst Tertiärgebirge ein- gesnnken sind. Diesem Thal parallel folgen aber mehrfach Dis- lokationen, Terrainwellen nnd Versenknngsthäler, zuletzt das Leine- thal (wenigstens in einem Theile seiner Länge, nördlich von Nörten oder Northeim), und deren Entstehnng möchte ich der- selben Ursache znschreiben. Sowohl am Nordrande, als anch am Südrande des Harzes verlaufen aber Auslösnngs- Spalten, so dass der Harz gewisser- maasseu isolirt ist, und dass der allgemein tangentiale Druck sich südlich nnd nördlich von ihm in anderer Weise änssern konnte und musste. Jedenfalls sind dort paläozoische Schichten nicht in solcher Weise aufgebaucht worden, nnd die mesozoischen Schichten haben dort in der Nord- Süd richtuug, senkrecht gegen den Ost- West-Drnck, Störungen erlitten, welche gleichaltrig mit den Spalten am Harzraude sein dürften, von ihnen aber ganz unabhängig sind. Dahin gehört wohl die von Grauhof liei Goslar nach Norden verlaufende Sattelspalte und das von Northeim, Nörten und Göt- tiugen nach Süden resp. ndt einem Strich nach Osten oder Westen verlaufende recht complicirte System von Brnchliuien, welche unter anderen das mindestens 5 — 6 Kilometer lireite südliche Leinethal versenkten, dessen Fortsetzung ich weiter unten bespreclien werde. Gleichzeitig entstanden aber auch vom Harz nach W esten ansstrahlende, in der Druckrichtuug verlaufende Spalten, wie namentlich die von Herrhausen (südlich Seesen) ausgehende, welche Ins zur Schlackenmühle Ijei Eugelade in der Thalsolde versteckt liegt, von hier bis Dannhansen von erheblichen Ein- stürzen begleitet wird (so liegt z. B. oberer Kimmeridge neben Wellenkalk), dann bis Gandersheim schräg durch das Thal der Süd- ost-Nordwest- Sattel- Spalte Harriehauseu-Gandersheim-Alfeld etc. geht und daun über Orxhausen, Beulshausen nach Naensen, wo sie die sogenannte Hilsmulde abschneidet, wo au ihrer Nordseite ■westlich und südwestlich vom Harz. 47 der obere Jura des »Selter« tief eingesunken ist, so dass er am östlichen Eingänge des Tunnels von Naensen neljen dem mittleren und oberen Muschelkalk hegt. W o diese Spalte das Einstnrz- thal nördlich Greene kreuzt, dehnt dieses sich zu einem -weiten Becken aus, wie ja Versenkungsbecken ganz gewöhnlich an den Kreuzungsstellen von Spalten verscliiedener Richtungen auftreten, augenscheinlich, ohne dass die Erosion noch in erheblicher Weise zur Aushöhlung dieser Becken und Thäler beigetragen hätte, viel- mehr sind dort meist l)edeutende Lehmmassen bis zu 40 und mehr Meter Höhe über der Thalsohle abo'elaofert worden und zwar nachdem in der Nähe der Thalsohle Kies abgesetzt worden war, in dem stellenweise Reste von Mammuth etc. gefunden worden sind. Der grosse Bahnhof Kreiensen steht auf mehr als 7 Metei’ mächtigem Kies, meist Harzgerölle, vereinzelt Granit enthaltend, also wohl postglacialem Leineschotter (nordische Geschiebe kenne ich nach Süden bis in die Gegend von Salzderhelden , und das Leiliethal enthält von Northeim au vorwiegend Harzgerölle); der oberste Theil des Kieses, zwischen 4 und 30 Centimeter mächtig, ist duiadi kohlensaureu Kalk zu einem ziemlich festen Conglomerat ver- kittet, und dann folgen: 10 Centimeter brauner, gebänderter Thon; ca. 50 Centimeter Lehm; 2 — 3 Meter zäher, blaugrauer, spaltbarer Thon und dann mächtiger Lehm, der ca. 50 Meter hoch an dem steilen Gehäna:e auf ca. 400 Meter Entfernung hinaufreicht und in tiefen Wasserrissen aufgeschlossen ist. Es ist dies ein besonders klares Beispiel zu dem, was ich im vorigen Bande dieses Jahrl)uches S. 98 auführte. ln anderen Eällen findet sich aber in solchen Versenkungs- Thäleru und -Becken unter dem Lehm keine Spur von Schotter, der bei Erosion doch sicher herbeigeführt worden wäre, und es findet sich oft genug die Wasserscheide zwischen zwei nach ent- gegengesetzten Seiten abfliessendeu Gewässern in der Thalsohle eines mit Lehm erfüllten Einbruch- Thaies. Beides ist der Eall in dem Spalten - Thal Northeim - Wiebrechtshausen - Calefeld - Sebexeu-Rimmerode-Bentierode , in welchem Wasserscheiden bei 48 A. VON Koenen, Ueber Dislokationen Rimmerode und Imbsliauseu Hegen, und Schotter nur an den beiden äussersten Enden auftritt, obwohl nordischer Kies und Sand in bedeutender Mächtigkeit und Ausdehnung ca. 40 Meter höher als das Thal bei Calefeld (und das daranstossende Versenkungs- becken Caleteld-Echte-Westerhof) bei den »3 Einden« nördlich Bentierode ansteht und in etwa gleichem Niveau (circa IGO Aleter über der Ostsee), freilich vielleicht umgelagei’t, auch östlich von Bentierode in Spalten und zwischen au der Bruchlinie abge- suidvenen Blöcken von Trochitenkalk liegt. Es wird auch hier- nach wahrscheinlich, was ich schon früher annahm, dass diese Spalten einsanken, resp. tiefer einsanken nach Ab- lagerxing des nordischen Schotters, und dass die Thäler weniger durch Erosion als durch Einsinken gebildet wurden. Auch nördlich von Ildehausen sind Klüfte im Kimme- ridge mit nordischem Schotter und Sand erfüllt, müssen also nach oder fiel dessen Ablagerung sich geöffnet halien. Erwähnen möchte ich auch, dass Herr Direktor Wilke mich darauf aufmerksam machte, dass südlich dicht am Bahnhof Ganders- heim im verg’ano’enen Winter 1884 — 85 beim Abtraa’en einer Wellen- kalkliöschiuio- darunter mächtio-er Schotter zum Vorschein gekommen ö O o sei. Ich selbst sah den Aufschluss nicht mehr frisch, hielt den Schotter aber für nordischen, da er zwischen Harzgeröllen auch Feuersteine enthielt, die freilich aus nordischem Schotter ausge- waschen sein könnten. Ich ermittelte aber weiter, dass circa 100 Meter ostsüdöstlich von dieser Stelle mit einem im Wellen- kalk angesetzten Brunnen in 30 Fuss Tiefe ebenfalls Schotter an- getrotfen worden war. Dieser liegt also schräg unter dem Wellen- kalk, welcher, circa 600 Meter lang (von Osten nach Westen) und reichlich 100 Meter breit, etwas zerrüttet ist und nach Norden, nach dem Kies zu, einfällt. Nach Süden folgt darauf, anscheinend durch eine Störung von ihm getrennt, Röth von mindestens gleicher Länge und 100 bis 175 Meter Breite, und a.tif diesen (meist oberer) Wellenkalk, ebenfalls zerrüttet und verschieden einfallend, welcher schliesslich unter Lehm verschwindet, (unter dem 30 Meter weiterhin in einer Lehmgrube 30 Centimeter Schotter und dann mindestens 2 Meter brauner und blauer Thon liegt). westlich und südwestlich vom Harz. 49 Dieses Profil ist sichtbar an der Böschung über dem Bahnhof und in 2 Hohlwegen (z. Th. auch in einem Dritten), welche von der Bahn etwas divergirend nach Süden laufen. Ueber 200 Meter weiter südlich wird in wenig höherem Niveau mittlerer Muschel- kalk und der oberste Wellenkalk, massig nach Westen einfallend, auf circa 400 Meter sichtbar, und unmittelbar dahinter oberer Muschelkalk. Es setzt (siehe untenstehende Abbildung) hier un- zweifelhaft eine Anzahl Spalten in der Richtuug nach Westen mit einem Strich gegen Norden durch, die ich mit der oben WeUerikaJk Roth Thon (Quariarl) Sand u. Schotter Lehm erwähnten Bruchlinie Dannhausen-Naeuseii iii Verbiudime’ briiifireii muss. Die flachen Rücken zwischen den Hohlwegen - steigen gleichmässig mit einer Böschung von circa 1:4 an und haben eine Lehmdecke von circa 0,5 bis 1 Meter. Dieser Lehm ist also abgelagei’t, nachdem die nördlichste Wellenkalkscholle au ihre jetzige Stelle über dem Schotter gelangt war, ist also viel jünger als dieser. Ob der Welleukalk durch eine Dislokation oder durch einfaches Herabrutschen von dem Röth an diese Stelle gelangt ist, lässt sich freilich nicht entscheiden, ich möchte aber event. auch das Letztere in Anbetracht der ganzen Lage mit der Spaltenbildung in Verbindung bringen, so dass diese hier also nach Ablagerung des nordischen Schotters erfolgt wäre. Dieser liegt übrigens hier etwa in demselben Niveau wie in der ganzen Umgebung, nämlich 160 bis 170 Meter über der Ostsee, während Jahrbuch 1884, 4 50 A. VON Koenen, Ueber Dislokationen der Lehm hier noch circa 125 Meter höher auf den Berg hiu- aufreicht. Auch der Thon und Schotter in der Lehmgrube scheint in einer Versenkung zu liegen, die postglacial ist, aber älter als der Lehm. Eine Anstauung des Wassers in solchen Versenkungshecken und Thälern in postglacialer Zeit zu wahren Landsee’n, aus denen sich so mächtige und so hoch hinaufreichende Lelnnmassen, stellen- weise auch mit horizontalen, dünnen Sandeinlagerungen, zu Boden setzten, kann ich mir aber auch nicht anders erklären, als dass durch Verschiebungen in der Erdrinde der früher wenigstens theil- weise vorhandene, durch Schotterlager nachweisbare Abfluss der Gewässer untei'brochen wurde. Die Grösse und Tiefe der Einstürze ist in diesem Bezirk eine recht bedeutende, obwohl sie ja theilweise durch Lehmmassen wieder ausgefüllt wurden. Der ganze circa 3500 Meter lange Kahleberg bei Echte ist, streng genommen, ein Einsturz und liegt weit über 1000 Meter zu tief im Verhältniss zu dem nur eine Meile entfernten Zechstein am Harzrande, und mindestens 500 Meter zu tief gegen den nur circa 1 Kilometer nach Osten entfernten initt- leren Buntsandstein. Von besonderer Wichtigkeit war mir inzwischen eine münd- liche Mittheilung E. Beyrich’s, er hal)e bei Untersuchung des südlichen Harzrandes die Ueberzeugung gewonnen, dass die lireiten Thalbeckcn dort wesentlich durch Versenkungen entstanden seien, in der Litteratur habe ich freilich eine Aeusserung darüber nicht finden können. Schon 1867 (das marine Mittel-Oligocän Norddeutschlands etc. 1, S. 9) habe ich ferner hervorgehoben, dass die tiefen See’n der Mai’k Brandenburg (iiud verinuthlich auch Pommerns, Preussens) bedeutenden Dislokationen ihre Entstehung verdanken, deren Vor- handensein unter der Decke von Diluvial- und auch Tertiär- bildungen schon durch das Auftreten einzelner Kuppen meso- zoischer Gesteine mit steilerem Einfallen, wie bei Rüdersdorf, Lüneburg etc. angedeutet wird. Der Umstand, dass diese See’n oft sehr tief sind und nicht durch den nordischen Schotter und Sand I)ei dessen Ablagerung ■westlich und süd'westlich vom Harz. 51 ausgefüllt sind, lässt auf eine Entstehung späteren Datums schliesseu; ich habe aber auch auf der Braunkohleiigrube von Storkow bei Fürstenwalde vor circa 20 Jahren gesehen, dass das Kohlenflötz nach dem See zu staffelförmia: ab^esunkeu und in den dadurch eutstaudenen Spalten Geschiebethou versenkt war; diese Spalten sind also, ebenso wie der See, in postglacialer Zeit entstanden. Für die Ostsee bestätigte, mir auf meine Frage E. Beyrich, dass er seit lange die Ueberzeuguug hätte, dass sie erst in ganz junger Zeit eingesunken sei. Dass nun alle diese norddeutschen See’n etwa in Folge von Auslaugung von Gyps und Steinsalz entstanden seien — für ein- zelne wäre das wohl denkbar — , wird kaum Jemand annehmen. Es haben also auch in der norddeutschen Ebene Be- wegungen in der Erdrinde und Einstürze in postglacialer Zeit stattgefunden. Was nxm die Fortsetzung der Bruchliuien am westlichen Ilarzraude und im Leinethal nach Süden hin betrifft, so war schon auf der Schwarzeuber2:’schen geoloecischen Karte von Kui'hessen etc. gut erkennbar, dass ein Einsturzgraben von Trubenhausen südl. Witzenhausen über Alt-Morschen fort nach Süd-Süd- Westen Ixis Wichte verläxift. Die s:eoloa;ische Kartiruna; der Blätter Witzen- hausen, Ermschwerd, Aliendorf und Gross- Almerode hat aber ergeben, (siehe Moesta in diesem Jahrbuch 1884, Taf. 9), dass dieser Graben vermittelst ziemlich komplicirter Brüche in den Zechsteiu- und paläozoischen Schichten zwischen Hundelshausen und Wendershausen an der Werra in Verbindung mit den bisher von uns betrachteten Bruchlinien steht, während er andrerseits durch eine Versenkung von Muschelkalk und Tertiärgebirge zwischen Wichte und Niederbeisheim, die ich selbst früher besucht habe, zusammeuhängt mit den grossen Tertiärversenkungen südlich von Guntershausen, deren allgemeine Verhältnisse bis Mai’burg icli vor einigen Jahren geschildert hal)e (Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1880, I. Bd., S. 95), und die im Anschluss hieran von Bodenbender (N. Jahrbuch 1884, III. Beilage-Baud 1, S. 107 ff.) bis in die Gegend von Frankfurt hin untei’sucht wurden. 4* 52 A. VON Koenen, Ueber Dislokationen Audi diese Einstürze sind jünger als die Südost- Nordwest- Spalteu, welche durch sie unterbrochen, aber nicht abgeschnitten werden. Wenn Moesta (1. c. S. 67) sagt, die Bruchzone Gotha-Eichen- berg werde »von der breiten, über Göttingen ziehenden Depres- sionsfalte abgeschnitten«, und dies auch auf seiner Karte Tafel VII dementsprechend augiebt, so muss ich wiederholt darauf hinweisen, dass au deu Kreuzungsstelleu der Spaltenzüge verschiedener Systeme und Richtungen die Verhältnisse gewöhnlich recht ver- worren sind, besonders, weil oft die dazu gehörigen Radialspalten stark entwickelt sind; schon auf Blatt Witzenhansen ist aber recht wohl zu sehen, dass westlich jener »Depressiousfalte« eine Fort- setzung der Spalte Gotha- Ei cheuberg vorhanden ist, wenn sie auch nicht als Spalte angegelien ist. Im Fortstreichen ist auf deu Blättern Reinhausen und Jühnde dergleichen jedenfalls vorhanden und hängt, soweit ich es bis jetzt übersehen kann, zusammen mit der Spalte » Bühren- Amelieth« (Siehe Graul, die tertiären Ab- lagerungen des Sollings, Inaug. -Dissert. Göttingen 1885, S. 9 und N. Jahrb. 1885, I. Baud, S. 187), lässt sich also noch min- destens bis in die Gegend von Carlshafen, also circa 40 Kilometer weiter verfolgen. Auch die anderen von VIoesta (Tafel III) angegebenen Brüche kenne ich zum Theil in weit grösserer Längserstreckuug, so z. B. die Versenkung, welche er bei Uersfeld nördlich von der Fulda aufhöreu lässt, bis in die Rhön östlich von Geisa, min- destens 25 Kilometer weiter nach Südosten, während sie nach Nordwesteu voraussichtlich in Verbindung zw bringen ist mit der Versenkung, in welcher zwischen Wabern und Homberg, bei Berge und Leudorf, Lias und Keuper eingeklemmt sind, und deren Foi’tsetzuug westlich der grossen Tertiärsenkuug ich bei Fritzlar zu kennen glaube. Zum Theil ist freilich das Verfolgen solcher Spalten recht schwierig, da sie sich streckenweise fast ganz schliesseu resp. in mehrere Zweige zersplittern können, da oft genug alle Aufschlüsse fehlen, oder auch wohl in der Spalte ähnliche Gesteine liegen, wie westlicli und südwestlich vom Harz. 53 neben derselben. Wie ich schon iin vorigen Jahre bemerkte, habe ich frülier, und je mehr ich auf dergleichen achten lernte, um so häufiger, auf der Erdoberfläche über solchen Spalten bald rund- liche, Erdfäll -artige, bald Graben -ähnliche, langgestreckte Ver- tiefungen bemerkt (letztere sind ja gewöhnlich zu Bach- etc. Thälern ausgebildet), oder auch kleine, mitunter kaum 1 Meter breite Ver- senkungen, meisteus in die Länge gezogen, öfters aber axich mehr rundlich und vereinzelt, (dieses besonders in weicheren resp. thouigeu Gesteinen); besonders häufig und leicht zu erkennen sind mehr oder minder isolirte oder in ßeihen augeordnete Kuppeu oder kiirze Wälle von Trochiteukalk oder Welleukalk iiimitteii älterer Gesteine, die mau als Colonieu im Sinne Barkande’s auffässen könnte. Wenn es nun auch wohl denkbar ist, dass solche Vorkommnisse mitunter als ehemalige Erdfälle auzuseheu sind, wie dies Moesta 1. c. S. 60 will, (also wohl als Folge von Auslaugung von Gyps oder Stein- salz), und wenn auch solche Erdfälle in der Regel auf Spalten- zügeu liegen, welche dem Wasser den Zugang zu dem Gyps und Steinsalz gewährten oder erleichterten, so scheint mir in vielen, von mir beobachteten Fällen diese Deutung nicht wahrscheinlich, zumal wenn es sich um verhältnissmässig schmale, in einer Reihe liegende oder fast gangförmige Einstürze handelt. Als inter- essantes Beispiel möchte ich hier einen nur circa 6 Meter breiten, aber tiefen Graben längs eines Ganges von stark zersetztem Tephrit östlich von Neuwirthshaus bei Hünfeld erwähnen. Jedenfalls werden die nach Nordwesten verlaufenden Dislo- kationen, Gräben etc. auch durch die erwähnte, grosse Tei’tiär- verseukung nicht abgeschuitteu, sondern unterbrochen, sind also älter, als diese, in welche ja nicht nur die mioeäneu Braunkohlen, sondern auch Basalttufie etc. mit eingesunken sind. Wie sie mit der aus der Gegend von Cassel über Volkmarsen bei Warburg bis Detmold hin verlaufenden Bruchlinie zusammenhäugt, bedarf noch einer genaueren Untersuchung. Ihr Verlauf nach Süden, an der Westseite des Vogelsberges in die Wetterau längs des Ostraudes der paläozoischen Schichten bis Frankfurt etc. deutet 54 A. VON Koenen, lieber Dislokationen aber darauf hin, dass sie durch Stauuug gegen die paläozoischen Schichten des westfälisch-oberhessischeu Schiefergebirges resp. des Taunus entstanden sein dürfte. Während nun zur Mittel-Oligocänzeit der Rupelthon in ganz gleicher Entwicklung mit Leda Deshayesiana sowie Fusus- und Pleurotoma- Arten etc. an vielen Stellen von Stettin und Berlin bis Cassel, Ziegeuhain, Olfenbach, Vilbel etc. auftritt, und wir schliesseu müssen, dass dort überall das Meer annähernd dieselbe Tiefe gehabt hat, bildete sich schon vor Beginn der Ober-Oligocän- zeit eine das Meer im Süden begrenzende Wasserscheide aus, welche etwas nördlich von der jetzigen Wasserscheide zwischen Lahn (Rhein) und Edder (Weser) liegt, und anscheinend wich das Meer dann allmählich immer weiter nach Norden zurück und machte Braunkohlenbildungen Platz, während sich südlich davon eine abweichende Schichtenfolge entwickelte, während dort die Aus- süssung des Meeres schon zum Schluss des Mittel-Oligocäu be- gann (Cyrenen-Mergel) und zur Ober-Oligoeäuzeit allmählich das ganze Becken einuahm. Zur Zeit des Cerithienkalkes und noch mehr der Corbicula- schichten scheinen aber bei Frankfurt erhebliche Dislokationen resp. Senkungen stattgefunden zu haben. Nur dadurch kann ich mir erklären, dass der Cerithienkalk und noch mehr die Corbicida- schichten von Bergen-Seckbach bis Bornheim (bei Frankfurt) schnell in ein tieferes Niveau herabsinken und zugleich iu einer Entfernung von wenigen Kilometern eine ganz ausserordentlich viel grössere Mächtigkeit erlangen, sowie namentlich die Corbicula-Schichten auch eine ganz andere Entwicklung, i’eichere Fauna aufweisen etc., dass sie dort weit tiefer liegen, als der Rupelthon bei Vilbel etc. und der Cyrenen-Mergel bei Bergen und in Rheinhessen. Diese Senkung dürfte also der Hauptsache nach hier in die Mioeänzeit fallen, ähnlich wie in dem nördlich davon liegenden Gebiet, ln dieser Richtung sind für das Mainzer Becken freilich noch ein- gehende Untersuchungen nöthig. Durch das Mainzer Becken erhalten aber die bisher verfolgten Brüche auch einen direkten Zusammenhang mit der grossartigen, vielfach beschriebenen und wohl bekannten Rheinthalspalte, und westlich und südwestlich vom Harz. 55 es lässt sich somit eine im Wesentlichen von Süden nach Norden mit einem Strich nach Osten laufende Bruchlinie von Basel bis znm Nordwestrande des Harzes, resp. bis zur norddeutschen Ebene verfolo-en. O Ist es ein Zufall, dass in der gleichen Richtung die nord- deutschen Flüsse ihren ursprünglichen Lauf von Südosten nach Nordwesteu in postglacialer Zeit verlassen haben, also in der Richtimg der älteren Dislokationen, in welcher auch die in der norddeutschen Ebene auftauchenden mesozoischen Schichten ge- wöhnlich streichen ? lieber das Auftreten metamorpliisclier Gesteine in den alten palaeozoisclien Gebirgskernen von den Ardennen bis znin Altvatergebirge und über den Zusaniinenliang dieses Auftretens mit der Falten- verbiegung (Torsion) *). Von Herrn K. A. Lossen in Berlin. Gestützt anf die Resultate meiner Specialimtersuclinngen im Harze, wie sie zumal in den Erläuterungen zu den Blättern Harz- gerode, Pansfelde, Wippra, Schweuda und in zusammenfassender Weise in den »Studien au metamorpliisclien Eruptiv- und Sediment- gesteinen, erläutert an mikroskopischen Bildern« 2) niedergelegt sind, gilt es nunmehr eine Umschau zu halten über die meta- morphischen Erscheinungen in den dem Harze verwandten Ge- bieten. Dabei mag der neueren Beobachtungen aus entfernter liegenden Gegenden nur eben Erwähnung geschehen : so derjenigen von Barrois aus Galicien und Asturien und der Bretagne, von Michel -Levy aus dem Mäconnais, Beaujolais und Morvan, von *) Nach im Februar und März 1885 vor d. Deutschen geologischen Gesell- schaft und vor der Gesellschaft natur forschender Freunde zu Berlin gehaltenen Vorträgen, wieder abgedruckt mit unerheblichen Zusätzen aus dem März-Sitzungs- protocoll d. letzteren Gesellschaft. 2) Dieses Jahrb. für 1883, S. 619 ff., worin zugleich ein speciellerer Literatur- nachweis gegeben ist, aus welchem zumal die Mittheilungon in den Sitzungsber. d. Gesellsch. naturforsch. Freunde zu Berlin hervorgehoben seien: 1878, S. 93; 1880, S. 1; 1881, S. 19; 1883, S. 154. K. A. Lossen, lieber das Auftreten metamorpliisclier Gesteine etc. 57 ÄLLroRT, Phillips, Ward und A. Geikie aus Cornwales, Wales, Cumberland und Schottland, von II. Rosenbusch und Gerhard aus den Vogesen, von Hans II. Reusch aus dein ßergenstit't, von Baron von Foüllon aus dem palaeozoischen Antheile der nörd- lichen Ostalpen u. v. A. Nur eine Ausnahme sei gestattet, um zu zeigen, wie auch auf altclassischem Boden noch reiche Ausbeute zu s:ewinneu ist, sobald einmal die Aufmerksamkeit auf dieselbe gelenkt ist. Ich gedenke der Contacterscheinungen an den Graniten und Syeniten des südlichen Norwegens, die ich schon mit denjenigen um den Rammberg und Brocken verglichen lialie und die uns neuerdings besonders durch Brögger’s vortreffliche Unter- suchungen über »die silurischen Etagen 2 und .3 im Kristiania- gebiet und auf Eker (1882)« doppelt nahe gekommen sind. Aber in jenem gediegenen Werke werden nur die im Contact mit den eugranitischen Massen metamorphosirten Silurschichten beschrieben, exomorphosirte ältere Eruptivgesteine, die im Harz um den Ramm- berg und Brocken und bis zum Ockerthale eine so ausgezeichnete Rolle spielen, schienen danach ganz zu fehlen. Diese Lücke kam zwischen Herrn BrÖGGER und mir zur Sprache, als ich demselben im Frühjahr 1882 auf seinen Wunsch hin die Sammlungen der Harz-Gesteine zeii^te und erläuterte. Nunmehr wissen wir aus des unermüdlichen Forschers jüngster Publication »Spaltenver- werfungen in der Gegend Langesund-Skien« ^), dass auch hierin die Erscheinungen in Norwegen und im Harz parallel gehen, denn Herr Brögger hat 1883 im Wesentlichen genau die Verhältnisse so gefunden, wie ich sie ihm an Handstücken aus dem Harz dar- gelegt hatte: hornblende-, biotit- und kalksilikatreiche Diabashornfelse®) in der näheren Umgebung des Augit- syenits, in weiterer Entfernung dagegen Umwandlung 0 Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. XXIV, S. 778 bis 779. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne, Bd. XXVIII, pag. 253 ff. Es sind die Decken und Intrusivgänge der Augitporphyre Kjerulf’s, welche Brögger ohne Berücksichtigung ihres antegranitischen oder antesyenitischen Alters Augitporphyrite, Diabasporphyrite und Melaphyre nennt im Sinne der Noinenclatur von Rosenbusch. Zieht man die geologische Rolle der Gesteine in Betracht, so wird man sie etwa den durch porphyrische Einsprengung des Augits 58 K. A. Lossen, lieber das Auftreten metamorpbischer Gesteine der Diabase in Strahlst ei ufels, wie mehrfach im Harz in den regioualmetamorphischeii Zonen von Treseburg nud Wippra. Interessant ist aber der Umstand, dass die Art der Dislocirung eine andere ist, als im Südostharz, indem die Silurschichten zwischen Skieu nud Langesnud nicht sowohl gefaltet, als vielmehr gegen den Augitsyenit eingesunken und dabei gestreckt und von zahl- reichen Verwerfungsspalten durchsetzt sind. Wenden wir uns nun zu den westlich und östlich vom Harz gelegenen niederrheinischen und sudetischen Gebirgen, deren Faltensysteme sich in ihm kreuzen, sowie zu der Gegend zwischen dem Fichtelgebirge und dem Thüringer Walde südlich vom Harz, wo ganz analoge Faltenkreuzungen sich zeigen, so ziehen zunächst solche regionalmetamorphische Gebiete unsere Aufmerksamkeit auf sich, in welchen überdies Granitdurchbrüche örtlich noch eine Rolle spielen. Dahin gehört die weitere Umgebung von Hirschberg an der o b e r e n S a a 1 e in der Richtung auf Saalfeld, Hof, Plauen und Ronneburg hin zu, deren Bild klarer vor uns steht seit v. Gümbel nach der ersten mehrfach irreleitenden Publication über die palaeolithischen Eruptivgesteine des Fichtelgebirgs (1874) seine und seiner wackeren Mitarbeiter Gesammtresultate in der gross- artig angelegten und durchgefülu'ten geognostischen Beschreibung des Fichtelgebii’ges (1879) veröfl'entlicht und Th. Liebe diesen ganz kürzlich in der »Uebersicht über den Schichtenaufbau Ost- thüringens« ^) seine scharfsinnigen Beobachtungen theils aus dem- selben, besonders aber aus dem nördlich angx’enzenden Gebiete als wohlthuende Ergänzung und wesentliche Berichtigung gegen- übergestellt hat. Die Granitvorkommen dieser Gegend sind auf drei Gruppen vertheilt: eine östlich und nordöstlich von Hirsch- und Plagioklases ausgezeichneten jüngeren Diabasen der Dill- und Lahngegend vergleichen können, die ja z. Th. auch etwas Basis erkennen lassen, und sich dadurch den Melaphyren nähern. Dagegen gehören Bhögger’s Proterobase und Diabase zu meiner postgranitischen Gangformation wie das Ochsenkopfgestein im Fichtelgebirge, sind also eigentlich Hysterobase (cfr. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., 1883, S. 216, Anm. 1). 0 Abhandlungen z. geolog. Specialkarte v. Preussen u. d. Thüring. Staaten, Bd. V, H. 4. in den alten palacozoischen Gebirgskernen etc. 59 lierg über Gefell liinaiis liegende, zu welcher nur die anscheinend ffanz localen, ül)rigens weni" hekaunten Granitdurclihrüche zu Tohertitz und Mislarentli ini Königreiche Sachsen zählen, der isolirt gangförmig im Keratophyr anstehende Granit von Reitzen- stein WSW. von Hirschherg, und eine dritte Gruppe nordwestlich von Hirschherg jenseits Loheustein und Wnrzhach, die in einer nngetähr 8 Kilometer lans:en SO. — NW. -Zone eine grössere Anzahl kleiner stock- und gangförmiger Durchbrüche aufweist und mit dem beinahe 1 Kilometer langen mächtigeren Granit-Stock des Ilenn- hergs bei Weitisberga und Heberndorf gegen NW. abschliesst, während ihre Axrichtung gegen SO. verlängert auf den Reitzen- steiner Durchbruch trifft. Der um die Keuntuiss des südlichen Thüriugerwaldes hochverdiente Reinh. Richter hat zuerst den Con- tacthof um den Hennberg uachgewiesen und durch F. E. Müller sind die metamorphischeu Gesteine desselben in ihrer Gliederung als Knoteuschiefer, Chiastolithschiefer und Andalusitglimmerfels (andalusitreicher Horufels) erkannt worden Tii. Liebe fügt die wichtige Nachricht hinzu ^): »Uebrigens hat das Grauitinassiv des Ilennberges nur auf der einen Seite, nach W. und S. hin, die Kulmschiefer in seiner näheren Umgebung in Andalusitglimmei'- fels und Kuötcheuschiefer umgewaudelt, und es ist diese Seite sein II äugendes^)«, aus welchen Worten die Analogie mit meinen Er- gebnissen am Rammberge im Harz elentlich hervortritt. Auch die kleineren Stöcke zeigen ähnliche Contactwirkung. Alle diese an den Granit gebiiudeneu metamorphischen Bil- dungen sind räumlich änsserst beschränkt, da selbst am Hennberg die durchschnittliche Breite des Coutacthofs nach 0 Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., 1869, Bd. XXI, S. 341 ff., Taf. 5. 2) Neues Jahrb. f. Min., Geol. u. Pal, 1882, Bd. II, S. 205 ff. a. a. 0. S. 130. ■*) Dass auf der entgegengesetzt liegenden Seite gar keine Umwandlung erfolgt sei, wird aus dieser vorläuiigen kurzen Angabe Libbe’s nicht zu folgern sein, denn schon v. Güimbel giebt Chiastolithschiefer auf der Nordseite des Henn- bergs an, nur die Abschwächung der Erscheinung, ihre geringere Intensität und Breite und die mangelnde Zonengliederung darf man daraus erkennen und darin besteht denn eben die sichtliche Uebereinstimmung mit dem Contactring um den gleichgerichteten und gleichgeneigten Rammberg. 60 K. A. Lossen, Ueber das Auftreten metamorphischer Gesteine F. E. Müller nur 350 Meter beträgt. Um so ausgedehnter ist die Verbreitung der höchst interessanten und mannichfaltigen Regional- oder Dislocationsinetamorphosen in Eruptiv- und Sedimentgesteinen. Was die erstereu betrifft, so ist diese Region die Heimath der Epidiorite v. Gümbel’s und derjenigen seiner Proterobase^), die, wie z. B. das Gestein von der Buttermühle bei Stehen, ihrem Namen in dortiger Gegend wirklich entsprechen, d. h. bei gleichem, jüngstcamb rischem oder ältestsilurischem Alter wie die Epidioi’ite die Vorläufer der mehr typischen jüngeren, vom mittleren Unter- silur an aufwärts bis zur unteren Grenze des Culm^) auftretenden. Ueber den postculmischen und postgranitiscben »Proterobas« vom Ochsen- kopf und von Fichtelberg vergleiche oben Anm. 3 auf S. 57, sowie v. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Fichtelgeb., S. 637. E. Dathe’s Diabas im Culm von Ebersdorf (vergl. dieses Jahrb. 1882, S. 307), der nach ihm, wie nach Liebe die Culmfalten in einem nach der Franken- waldaxe orientirten Sjialtenzuge nahezu rechtwinklig duralisetzt, erweist sich dadurch ganz ebenso zuverlässig, wie der »Proterobas« (Hysterobas) des Fichtel- bcrg-Ochsenkopf- Ganges und wie die Kersantit-Gänge und die anderen glimmer- reichen Gänge aus v. Gü.vbee’s Lamprophyrformation als zur postculmischen Gangforniation gehörig. Diese Formation, zu welcher ich auch die inter- essanten, z. Th. gemischten Gänge der Granitporphyr -Hysterobas -Reihe bei Liebenstein und im Trusenthale bei Herges rechnen möchte, ist jünger als die zur Zeit der productiven Steinkohlenformation erfolgte Aufpressung der harzer, südthöringischen, (? nordthiiringischen) und fichtelgebirgischen Granitstockmassen, also frühestens spätcarbonisch, möglicherweise aber schon aus der Zeit des älteren Rothliegenden. Wenn Herr Pöhemann meine Alters-Bestimmung der Kersantit" Gänge als postculmisch auf Grund der ihm von Freund Dathe (vergl. Neues Jahrb. f. Min., HL Beilage-Band S. 104), gewordenen Mittheilungen angezweifelt hat, so ist ihm ganz entgangen, dass v. Gümbee selbst Lamprophyrgänge nicht nur, wie Pöhemann annimmt, im untern, sondern, wenngleich selten, auch im oberen Culm namhaft macht (Fichtelgeb., S. 528 u. 529 »z. B. bei Nordhalben und Steinwiesen«), womit dann freilich schlecht harmonirt, dass man an viel hervorragenderen Stellen zweimal (Fichtelgeb., S. 189 u. S. 589) ausdrücklich die Beschränkung auf den untern Culm ausgesprochen findet. Die Hauptsache bleibt, diese Gesteine erfüllen orientirte Spalten, die relativ jünger sind als die postculmische Faltung. Zudem hat Liebe (a. a. 0. S. 130) nun- mehr auch mitgetheilt, dass der Lamprophyr den postculmischen Granit des Hennbergs durchsetzt, ganz so wie der Hysterobas den Ochsenkopf-Fichtelberg- Granit (v. Gümbbe a. a. 0. S. 637). Nur die scharfe Sonderung der Gesteine jener älteren Eruptionsperiode, welche dem Hauptact der Faltung und schliess- lichen Granitaufpressung voranging, von solchen jener, welche dieser letztem gefolgt ist, eine Sonderung, die ich bislang in den Arbeiten v. Gümbel’s, Liebe’s in den alten palaeozoischen Gebirgskernen etc. 61 Diabase bilden. Wenn ich mich im Gegensatz zn Rosenbusch’s Fundamentalwei’k über die mikroskopische Physiographie der massigen Gesteine diesen durch v. Gümbel gebrauchten Bezeich- nungen gegenüber, soweit man dieselben auf Harzgesteine, wie z. B. auf den sogenannten Diorit von der Winzenburg bei der Ross- trappe angewandt hat, ablehnend verhalten und in allgemeinerer Weise stets darauf aufmei'ksam gemacht habe, es gelte, die Ge- steine mit primärer Hornblende von denjenigen mit secundärer Hornblende scharf zu scheiden, so hat ja der weitere Verlauf der auf dies letztere Ziel gerichteten Untersuchungen, wie die Referate Rosenbusch’s in den letzten Jahrgängen des Neuen Jahrbuchs beweisen, mehr und mehr meine auf die eigene Beobachtung hin p’e2:ründete Vorsicht gutgeheissen. Der Nothwendigkeit einer solchen Vorsicht hatte sich ja auch Rosenbusch von vornherein keineswegs ganz verschlossen^), ich selbst aber glaube sie nicht einseitig pro domo geübt zu haben, da ich mich schon lange ge- drängt fühlte, die Parallele zwischen amjihibolisirten Diabasen aus den regioualmetamorphischeu Regionen des Harzes (Treseburg .im Vorhof zum Rammbergcoutacthof, Wippra im Südostharz) und den Epidioriten v. Gümbel’s zu ziehen, dies aber mit Rücksicht auf Eiebe’s Untersuchungen unterlassen habe. Um so nachdrück- licher sei nunmehr hervorgehoben, dass dieser scharfsinnige Forscher sein Urtheil über die Gesteine seiner geologischen Heimath dahin abgiebt, »dass der Epidiorit einst ein etwas Hornblende führender Diabas gewesen ist, welcher sich secundär durch Umwandlung des grössten Theils von Augit hauptsächlich in Hornblende und Chlorit, und eines Theiles von Plagioklas hauptsächlich in Albit und Calcit in das jetzt vorliegende dioritische Gestein umgeändert hat2).« Die Epidiorite sind also in der Gegend, aus und Dathe’s vermisse, kann uns dem geologischen Ziele der Petrographie näher bringen. Dass gerade v. Gümbel, obwohl er dieses Ziel in lobenswerther Weise ini Auge behielt, so manches Missverständniss hervorgerufea hat, liegt wohl grossentheils an jener granitführenden Diabasbreccie (vergl. Palaeol. Eruptivgest., S. 46; Fichtelgeb., S. 234, 480), die ihn anfangs über die Alters-Beziehungen von Granit und Diabas irreleiten mochte, a. a. 0. S. 333. a. a. 0. S. 83. 62 K. A. Lossen, Ueber das Auftreten metamorphiscber Gesteine welcher der Begriff aufgestellt worden ist, nunmehr als Pseu dodiorite erkannt. Zur vollständigen Würdigung dieses Ergebnisses bedarf es der Erinnerung daran, dass kein anderer, als v. Gümbel seilest seinen Epidioriten auch das Gestein vom Sauerstein bei Königsee im Thüringerwald zuzählt, während mein College Loretz, dessen Grvindanschauungen über krystallinische Schiefer sich mit den- jenigen V. Gümbel’s nahezu decken, in derselben Gegend, nur etwas weiter gegen SW., von R. RiCI-iter’s Grünsteinen als von »Eiidao-eruna'en« eines innen z. Th. körnio-en und nur aussen schiefrigen »Amphibolgesteins« in seinen camb rischen und ph}dli- tischen Schiefern spricht ^). Ebenso stellen auch die sächsischen Geologen auf den dem LiEBE’scheu Revier beuachbarten Blättern-^) unter anderen schwarmartig wie die Diabase auftretenden Amphi- boliten ihrer »oberen Stufe der Phyllitfonnatiou (z. Th. Cambrium)« einen »körnigen meist feldspathreichen Hornblendefels« dar, der nach Dalmer’s mikroskopischen Untersuchungen z. Th. noch ebenso deutliche Augitreste in der uralitisch-faserigen Hornblende erkennen lässt ^), als es die auch von Rosenbusch^), Dathe und mir 6) beob- *) Palaeolitb. Eruptivg. cl. Fichtelgeb., S. 14, ferner Fichtelgeb., S. 415. 2) Dieses Jalirb. 1881, S. 218 bis 222, Fig. 1 u. 2 und Taf. VT. Die selir lelirreiclien Darstellungen und Abbildungen hat J. Lehmann in seinem hervor- ragenden Werke über die Altkrystallinischen Schiefer (S 90 ff.) schon gewürdigt. Loretz selbst wird immer wieder dazu gedrängt die massigen Kerne mit Eruptiv- gesteinen zu vergleichen. In der That ist der Vergleich mit den »Flasergabbros« Sachsens sehr naheliegend. Bl. Ivirchberg, Lössnitz (D.\i,mer). Dalmer, Text zu Bl. Lössnitz, S. 19; Text zu Bl. Ivii-chberg, S. 17, ist nicht nur von Augitresten im theils körnigen, theils flasrigschiefrigen Hornblende- Feldspathgesteine im oberen Cambrium die Rede, sondern die Einlagerungen werden z. Th. geradezu petrographiscli den Titaneisen-Diabasen verglichen, ihre Darstellung als solche erschien aber mangels Apophysen und Contactmetamor- phosen »bedenklich«. Bei aller lobenswerthen Vorsicht scheint mir eine solche Bedenidichkeit doch das Bedenkliche in sich selber zu tragen. a. a. 0. S. 272. Die angeknüpfte Bemerkung über die im Allgemeinen primäre Natur der faserigen Hornblende würde der Autor jetzt nicht mehr wiederholen. ®) So z. B. auch an einem vmn florrn E. Dathe gütigst dargeliehenen Schlilf des von Rosenbusch citirten Gesteins vom Felslein bei Wurzbach. in den alten palaeozoisclien Gebirgskernen etc. 63 achteten »angeuagteu Reste brauner Augite« Liebe’s in den V. GÜMBEL’schen Epidioriten sind. Auch für die »Proterobase« seines Gebiets, die er nicht unter diesem, sondern unter dem Namen der »gekörnten porphyrischen Diabase « beschreibt, nimmt Liebe secundären Feldspath und secundäre Ilornlilende neben den gleichnamigen primären Mineralien und anderen Neubildungen in Anspruch und in der That habe ich nicht oft ein durch Amphibol-, Epidot-, Albit-, Chlorit-, Leukoxen-, Kalkspath- und Quarzgehalt so deutlich als metamorphisch charakterisirtes, übrigens noch wohl erkennbai’es Eruptiv -Gestein untersucht, als den mir durch V. Gümbel selbst freundlich mitgetheilten »Proterobas«: von der Buttermühle bei Steben. Auch die bräunlich -grüne Hornblende in diesem Gestein, die Liebe als ursprünglich ansieht, kann ich nach meinem Präparat nur für secuudär halten, worüber später mehr. Dass der Strahl stein- oder Amiant schiefer von Rudolfstein auf umgewaudeltes Diabasmaterial, gleichviel ob ursprünglich tuffiges oder im Zusammenhang zur Eruption ge- langtes, zurückzuführeu sei, steht für mich nach Vergleich des- selben mit dem durch die stufenweise Metamorphose und durch seine deutlichen Contactgesteine ausgezeichneten Diabasvorkommen vom Neuen Gehege bei Wippra fest. Denn dasselbe zeigt in dem am meisten vorgeschrittenen Umwandlungstadium in einer jenem Schiefer ganz analogen Grundmasse noch die AugitresteQ. Ich kann daher nur Liebe beitreten, wenn er solche »Talkschiefer« - artig aussehende Amiantgesteine u. s. w. als zum »Epidiorit« ge- hörig und nicht mit V. GÜMBEL als eine Art Schalstein des Palaeo- pikrit ansieht ^), die. oben angezogenen Beobachtungen Br(")GGEr’s gellen ja die Bestätigung fiir solche Umwandlungen diabasischer Gesteine aufs Neue und selbst v. Gümbel hebt au anderer Stelle Beziehungen zu seinen Epidioriten ausdrücklich hervor'’’). Wenn v. Gümbel dann aber solche Beziehungen nicht als Folgen des Dislocationsmetamorphismus erkennt, wenn er es als *) Vergl. Erliluter. z. Bl. Wippra, S. 47. Liebe, a. a. 0. S. 84 u. 91; v. Gümbee, Palaeolith. Eruptivgest. des Ficlitelgeb., S. 41; darnacli Rosenhusch, Massige Gesteine, S. 530. Palaeolitli. Eruptivgest., S. 13. 64 K. A. Lossen, lieber das Auftreten metamorphischer Gesteine mit den Verhältnissen der cainbrisch - silnrischen Epoche so zn sagen selbstverständlich gegeben ansieht, dass ein Tnffsediinent, gleichviel ob nnn dem einen oder dem anderen Diabastypns an- gehörig, nnter der Meeresbedecknng zn einem Strahlsteinschiefer sich nmbilde, wenn er sich trotz der Fülle des von ihm selber aus dem Fichtelgebirge für die Umbildung der alten Eruptivge- steine beigebrachten Materials nicht Rechenschaft giebt über den Znsammenbaug solcher krystalliuisch- schiefrigen Tafle mit den Pseudoschalsteiueu, d. h. den ebenfalls mehr oder weniger krystal- linisch- schiefrigen, durch den Faltuugsdrnck gepressten und ge- schieferteu Ernptivlagergängen (sheets) und -Decken (beds, nappes), so liegt das gewiss in erster Linie an dem Umstände, dass sein Uutersuchnngsgang ihn nicht vom Fichtelgebirge zum Bayerischen Wald, vom Cnhn znm Urgneiss, sondern umgekehrt von diesem letzteren aufwärts, vom geologischen Mythos in die Geschichte der Geologie geführt hat. Ebenso schreitet ja auch die geologische Kartirnug im Königreiche Sachsen von den krystallinischen Schiefern des Mittel- und Erzgebirges gegen das palaeozoische Vogtland um Planen vor. Gerade nnter diesem Gesichtspunkte haben die Resultate Liebe’s, der den umgekehrten Forschungsgang von seinen Zech- steiubryozoeuriflen zu den cambrischeu krystallinischen Schiefern bei Hirschberg einhält, ein doppeltes allgemeines Interesse. Liebe verkennt nirgends, dass die bei der ursprünglichen Er- starrung oder Sedimentirnng gegebenen stofl’lichen, strukturellen, ränmlicheu und zeitlichen Entstehnugsbediuguugen jeglicher Be- trachtung metamorphischer Bildungen stets thnnlichst als sicherer Erkenntuissgrnnd zn unterbreiten seien. Wer immer seine »See- bedecknugeu Ostthüringens (G) gelesen hat, wird den Scharfsinn dieses Forschers für ursprüngliche Faciesnuterschiede bewundern. Aber es wird ihm auch des Autors einleitende Bemerkung nicht entgangen sein, »dass ferner Schichteiicomplexe eines und desselben Horizontes auf geringe horizontale Erstreckung hin ihre petro- ') Separatabclruck aus dem Heinriclistags - Programm des Fürstlichen Gym- nasiums zu Gera, 1881. a. a. 0. S. 1. in den alten palaoozoischen Gel)irgskonien etc. H5 grapliische Bescliaftenlieit rasch abänclern, kann allerdings seine Ursache darin haben, dass bei den nachträglichen Stauchungen und Faltungen einzelne Partieen mechanisch verschieden stark ge- presst, verdrückt und zerrissen worden sind, und dass dazu in Folge dieser verschiedenartigen mechanischen Vorarbeit die lang- sam, aber unausgesetzt thätige chemische Umwandlung und Um- lav-erune: der Stotie ebenfalls verschieden stark eingewirkt hat.« Was hier für die Sedimente ausgesprochen ist, gilt dem Autor ebensowohl für die vor der Faltung zur Eruption gelangten Er- starrungsgesteine, wie aus dem reichen Detail der über seine ost- thüringischen Diabase gemachten Mittheilungen in seiner neuesten, dieser Betrachtung zu Grund gelegten Publicatiou erhellt i). Dass dabei die ältesten, als die zu tiefst lagernden und daher am stärksten während der Faltung belasteten Massen im Allge- meinen die intensivsten Umwandlungsei’scheinungen zu erkennen gellen, dass also z. B. die ausgesprochenen Amphibolfelse und Am- phibolite (die sogenannten Epidiorite) in dieser Gegend im Cambrium daheim sind und sich im benachbarten Sachsen in der azoischen Phyllitformation wieder finden, steht ja mit anderen Erscheinungen, die Niemand auf lu’sprüugliche Verhältnisse zurück- führt, in liestem Einklang: ich erinnere z. B. nur an die Sinter- kohlen in den tieferen und die Backkohlen in den hängenderen Flötzen der Eschweiler Mulde und das ähnliche, örtlich aber ab- weichende Verhalten der Kuhrkohlen^). Für die umgewandelten Sedimente seines Beobachtuugs- geliietes hat Liebe in einem besonderen Kapitel »über die Folgen der Schichtenstörungen« Ansichten entwickelt, die ganz wesentlich übereinstimmen mit den von mir seit vielen Jahren, zumal vom Taunus und Harz her vertretenen Anschauungen über die Be- b Wer, um nur ein Beispiel anzuführen, Gelegenheit hatte den »gekörnten porpLyrischen Diabas« von der Buttermühle bei Stehen mit dem aus den Gäugeu bei Berga an der Weissen Elster zu vergleichen, wird sich leicht von der regional verschieden starken Umwandlung ein und desselben Eruptivgesteins überzeugt haben. Vergl. V. Dechen, Geolog, u. palaeontol. Uebersicht d. Blieinprov. u. Prov. Westfalen, Erläuterungen Bd. II. S. 235, aber auch 251 ff. Jahrbuch 1884. O G6 K. A. Lossen, Ueber das Auftreten metamorphischer Gesteine deutmig des Dislocatioasmetamorphisimis. Darin giebt er uns auch fola;ende sehr wiclitio-e Mittlieilimo- über das Verbreitnuo-so;ebiet der höchsten Potenz der Umbildnngserscheinnngen^): »Dieser Uni- wandlnno- der Gesteinsbeschaffenheit beo;e'emäss ans den Contactlu'ffen um jene eugrauitischen Massen bekannt gewordenen Eigenschaften aufweist, wird man eine, weil dux’ch die Erosion nicht Ixlosgelegte, nicht controlirbare Contacteiuwirkuuo; in sehr vorsichtia'e Er- Wägung ziehen dürfen. Dabei scheint mir aber gleichwohl, soll Erwähnt sei, dass auch E. Dathe nach mir gegebener mündlicher Mit- theilung bei seinen früheren kartogra])hischen Arbeiten in jener Gegend zu dem gleichen Resultat wie Liebe und Zimmermann gekommen ist. Vergl. Studien an metamorphischen Eruptiv- und Sedimentgesteinen a. a. 0., S. G24, Anm. 1, S. 635 u. Erläuterungen z. Bl. liarzgerode, S. 5U, 61 bis 64. Vergl. die Erläuterungen zu d. Messtiscliblättern Wippra u. Schwciula u. Studien au metamorph. Eruptiv- u. Sedimentgesteinen. 5* «8 K. A. Lossen, lieber das Auftreten metamorphisclier Gesteine anders die objective Grundlage für das, was wir Contactineta- niorpliismns nennen, unverrückt bleiben, unverbrüchlich daran fest- gehalten werden zu müssen, dass wir auch solche Erscheinungen dem Regionahnetamorphismus schlechthin zuzählen, was für mich um so weniger Bedenken hat, als ich nach meiner ganzen Auf- fassungsweise den plutonischen Contactmetamorphismus nur als einen besonderen, durch das örtliche Eingreifen der aufgepressten Eruptiv- gesteine bedingten Fall des Dislocationsmetamorphismus ansehe. Aus der Zone von Wippra im Harz ist mir keine Erscheinung bekannt geworden, die ein solches, wenn auch unsichtbares, Ein- greifen des Granits nahelegen könnte. In Liebe’s ostthüringischer Zone bildet das merkwürdige, ganz lokal auftretende, Kalkgranat und Tremolit führende Carbonatgestein, das in körnigen Spath- eisensteiu übergeht und streifenweise einen wahren Grauatfels dar- stellt i), eine solclie fragwürdige Bildung, die mich stets an die örtlich über den Knotenschieferring hinaus, d. h. ausserhalb des Coutacthofs im Vorhof um den Kammberg noch auftretenden Kalk- silicatbildungeu (Kalkhornfelse)'^) erinnert und die zusammt den Imnachbarten, auffällig hochgradig metamorphischen Gesteinen um Ilirschberg — ich erinnere nur au die cambrischeiG) Gneisse und au das tief untersilurische, aus Thuringit'^), Alaguetit und Quarz zusammengesetzte Ort/m -haltige Leuchtholz -Gestein — eine ein- gehendere, aiif die Beobachtungen v. Gümbel’s und Liebe’s u. A. gestützte Untersuchung verlangt Q. b V. GiiiMjäBL, Ficlitelgebirge, S. ‘293 u. 423. 2) Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. XXIV, S. 777 und Erläuterungeu zu Bl. Ilarzgerode, S. 66. Die durch keinen Anderen, als durch v. Gümbel selbst (Fichtelgeb. S. 1 28) vertretene Anschauung vom aller Wahrscheinlichkeit nach cambrisclien Alter dieser Gneisse wird durch Liebe dahin bestätigt, dass jeder Zweifel an deren Richtigkeit ausgeschlossen sei (a. a. 0. S. 6). ■*) Das ist das von E. Geinitz als Hornblende seiner Zeit angesprochene, sehr stark pleochroitische , aber scheinbar optisch einaxige und dichroitische Mineral. Soll hiermit eine Anregung zu einer solchen Untersuchung auch für, die Gneisse gegeben sein, so muss allerdings liinzugefügt werden, dass dieselbe nur dann ein gutes Resultat haben kann, wenn ihr die Sichtung der von v. Güjibel unter seinen Begriff Keratophyr vereinigten heterogenen Gesteiustypen voraus- gogangen sein wird. in den alten palaeozoisclicn. Gebirgskernen etc. 69 Sieht man die liochgradig rcgionalmetaniorpliiselie Zone Liebe’s iui Znsainineuhauge aller der von ihm und v. Gümbel znr karto- graphischen Darstellung gebrachten und erläuterten Beobachtungen über die älteren palaeozoischen Formationen jener Gegend von dem aus dem Harze her gewonnenen Erfahrungsstandpunkte an, so fällt zunächst der Umstand auf, dass im Westen, also da, wo nach I./IEBE im Allgemeinen eine Abschwächung der Metamor- phose eintritt, die aus SO. nach NW. streichenden relativ jüngeren Frankenwaldfalten ^) ■ zur freieren Ausbildung gelangt sind; jene Zone dagegen folgt hauptsächlich der SO. -Seite des grossen cam- bi'ischeu Hauptsattels, der aus der Gegend östlich Schleiz und nördlich von Mühltrotf her, südlich an Berga vorüber auf Ronne- burg hinzu streicht und dabei sichtlich aus der relativ älteren, ungefähr h. 3 SW. in NO. gerichteten erzgebirgischen Haupt- sattelungsrichtuug immer mehr in ein steileres Streichen ül)ergeht, das Liebe selbst für die Gegend nördlich von Greiz hervorhebt und auf h. 1 Ins U/2 norduordöstlich gerichtet angiebt. Mein sehr verehrter Freund erblickt in diesen nahezu dem Meridian foGeuden O und andern nahezu rechtwinklig dazu h. 7^2 7 streichenden Sätteln Ueberreste einer noch älteren vorcarbonischeu Faltung, die sonst meist durch die postcuhnische Erzge1)irgs- und Frauken- waldfaltimg verwischt worden sei^). Ich kann mich dieser seiner Auffassung nicht anschliessen, da sich das steile, fast uordsüdliche Streichen ja nicht auf die ältesten palaeozoischen Schichten des Gebiets beschränkt, auf der Linie, die von Weida aus östlich an Gera vorüberführt, vielmehr ganz sichtlich auch in den Streich- Wir wendeii gern den LiEBE’sclien Ausdruck an, der hier am bezeich- nendsten sein mag, während man sich sonst dafür (vergl. z. B. v. Dechen, Die nutzbar. Miner, u. Gebirgsarten im Deutsch. Keicho) des Namens des herey- nischen oder sudetischen Systems an Stelle des missverständlichen »nord- östlichen« Leopold v. Bucii’s bedient. Um etwaigen Missverständnissen vor- zubeugen, sei dabei in Erinnerung gebracht, dass das Wort hercyuisch in dieser Bedeutung nicht sowohl von der mit der inneren Struktur des Gebirgs nicht übereinstimmenden Längsa.xe des Harzes hergeleitet ist, als vielmehr vom Böhmisch-Bayerischen Wald, dem saltus Hyreanus oder der Hercynia silva der Alten. a. a. 0. S. 41. 70 K. A. Lossen, Ueber das Aul'treten nietamorphischer Gesteine linieii der jüngeren und selbst noch der Cvdinscliichten zu erkennen ist^). Vom Harze her bin ich gewohnt in diesen der SN. -Linie ano;enäherten Streichen eine durch die Druckrichtunjr des relativ jüngeren hercynischen (frankenwälder) Faltensystems unter Zug- und Druckwirkung hervorgerufene, mit windschiefen Verbiegungen (vergleiche die transscendente Faltung v. Gümbel’s) Ueber- schiebungen und Verwerfungen gepaarte Umstauung der relativ älteren niederländischen (erzgebirgischen) Falten zu erblicken. Es sind das jene in dem Aufsätze über den Zusammenbang zwischen Falten, Spalten und Eruptivgesteinen im Harz in ihrer Eigenart und Entstehung charakterisirten Torsion serscheinungen^), die ich in ihrer ausgeprägtesten Form als Korkzieherfalten schon im Jahre 1872'^), also unbeeinflusst durch die Experimental- geologie Daubree’s, im Harz ermittelt und bereits in zwei in der Februar- und März-Sitzung dieses Winters vor der Deutschen geologischen Gesellschaft gehaltenen Vorträgen als eine über den Wechsel der örtlichen Bedingungen hinaus allge- mein gesetzmässige Verzerrung der in ihrer ersten An- lage aus SW. gegen NO. streichenden niederländischen (erzgebirgischen) Falten der palaeozoischen^) Gebirgs- 1) Unverständlich ist mir danach geblieben, wenn Liebe sagt, dass das ge- sanimte ostthüringische Devon nebst den jüngeren Systemen »keine Spur« dieser abweichend orientirten Sattelungen aufweise (a. a. 0. S. 41). Im Frankenwalde sti'eicht nach v. Gümbel (Fichtelgeb. S. 634) das Oberdevon und der Culni zwischen der Wurzbacher Forst und dem Geroldsgrüner Wald meilenweit von N. gegen S. 2) Fichtelgebirge, S. 635. 2) Dieses Jahrb. 1881, S. 1 ff., vergl. zumal S. 31 ff. ■‘l Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. XXIV., S. 177. ®) Dass sich dieselbe Verzerrung mit der Zeit auch u. a. für den Faltenbau der krystallinischen Schiefer Sachsens werde nachweisen lassen, darauf deutet eine ganze Reihe von Erscheinungen aus der älteren u. neueren Ivartirung hin : ich zweifle nicht daran, dass man sie verwerthen wird, sobald die letztere weiter gegen die Elbe hin vorgerückt sein wird, wo das hercynische Faltensystcm die Herrschaft gewinnt. Der wichtigste Punkt scheint mir der Zusammenhang des Erzgebirgs mit dem Sächs. Mittelgel>irge in der Gegend zwischen Rossweiu und Siebenlehn zu sein. Ich nehme keinen Anstand jetzt schon die dem Mittelgebirge zugekehrte Seite des Erzgebirgs für die Concavseite des hercynisch deformirten erzgebirgischen Hauptsattels zu erklären. in den alten jialaoozoisclion Gebirgskernon ete. 71 körper von den Ardennen bis zum sächsischen Erz- uud Mittelijehirff e darzutlum versucht habe. Die augenfälligste Eigenschaft des Grundrisses solcher gesetz- inässig verzerrten Erzgehirgsfalteu, die gegen SO. und O. ge- kehrte Convex ität der iin NO. immer mehr in die Me- ridianrichtung umgestauten, und daher immer mehr der Ilercyu- oder Frankenwaldrichtuug augenäherten II aujjtsättel, tritt aus der Liebe -ZiMMERMANN’schen Uelier- sichtskarte nicht nur an dem liereits angezogeuen grösseren nord- östlichen , sondern auch an dem kleineren südwestlichen erz- gehirgischeu Cambriumsattcl südlich von Saalhurg recht deutlich hervor und ebenso die gegenüberliegenden Coucavseiteu beider CambriumsätteP). Ein ferneres charakteristisches Merkmal, die Zugwirkuugeu, die sich im NW. und W. des Ilaupt- sattels gegen dessen Concavseite hin zu erkennen geben, wird ebenfalls nicht vermisst. Als solche fasse ich ein- mal das Verhalten der Sättel des Untern Cuhns im Oberen Cuhu zwischen Leutenberg im SW^. und Auma im NO. und dasjenige der Oberdevonsättel iin Unteren Culin in der Gegend zwischen Schleiz und Auma auf, indem in beiden Fällen die Sättel im SW. dicht geschaart sich herausheben, nach NO. hinzu aber immer ver- einzelter auftreten, bis sie jenseits des Meridians von Auma ganz anf hören. Damit im Zusammenhang steht dann der fernere Lf in- stand, dass das ganze zwischen dem ältesten und jüngsten gleich- sinnig gefalteten Formationsglied, also diesmal zwischen Cambrium und Ober-Culm, auf der Concavseite des Haujitsattels anstehende Profil von SW. gegen NO. und NNO. immer schmäler wird (west- lich von Schleiz 7, nordöstlich von Weida nur mehr 2 Kilometer), indem sich nicht nur die mittlere Breite, mit welcher die einzelnen Formationsglieder ausstreichen, stets mehr einengt, sondern auch B Ein Blick auf die Liebe’s Karte gegen W. fortsetzende Geognostische Uebersicbtskarte des tluiringiscLen Scliiefergebirgs von R. Richtek (Zeitselir. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. XXL, Taf. V, 1867) und ein solcher auf die neuerdings von Loretz veröffentlichte Karte des südwestlichen Antheils dieser erstercn (Dieses .lahrb. 1881, Taf. VI) zeigt diese gegen NNO. immer mehr sich aufbäumenden, gegen 0. convexen, gegen W. concaven Falten auf weite Erstreckung hin. 72 K. A. Lossen, Ueber das Auftreten inetainorpbisclier Gesteine das Profil immer lückeuliafter wiiaP): südlich von Weida fallt zuerst das Mittel- und Obersihir aus, südöstlich davon das Unter- devon, östlich davon das Mitteldevon, so dass an der angegelienen eui>:sten Stelle im NO. von Weida nur mehr Oberdevon und Unter- Cuhn zwischen dem Untersilur und Ober-Culm austelien. Ja, die auf der Concavseite bemerkl)are Schichteuversclnnälerung im Einzelnen dauert mit dem fast ganz in die Meridianrichtung übergegangeneu Streichen noch weiter gegen N. fort; sie überträgt sich nur mit dem Untertauchen des Cambriums und dem Ueber- gauge des Ilauptsattels auf das nächst jüngere Formationsghed ebenfalls auf hängendere Schichtgruppen, wie die l)is ül)er das Wipsenthal bei Gera hinaus stets zunehmende Verschmälerung des Unter-Cuhns zeigt. Die Wiederholung analoger Erscheinungen, nur z. Th. in noch verstärkterem Maasse, in dem durch v. Gümbel dargestellten Ge- biete westlich und südwestlich von Hirschberg, wo beispielsweise am Oberlauf des Issigbachs devonischer Schalstein und gar Ober- Cuhn auf längere Erstreckung an die Concavseite der verzerrten Candjrischen Falte angrenzen, bestärkt mich in meiner Anschauung, die sich, abgesehen von dem hervorgehobenen Differeuzpuukt, wesentlich auf die Darstellung Eiebe’s stützt. Denn, wenn auch dieser durch scharfsinnige Beol)achtungsgabe und Treue im Kleinen ausgezeichnete Forscher reichlich Beweise dafür beigebracht hat, dass Schwankungen in der Ilohenlage des Meeresspiegels, spär- lichere oder ausgiebigere Einschaltung eruptiver Decken und Tuffe und dergleichen von Haus aus vielfach übergreifende Lagerung, namentlich des Unterdevon auf Silur, sowie des Oberdevon nnd Cuhn auf den älteren Schichten, oder ungleiche Mächtigkeit oder eine mit örtlicher Wiederzei’störung der Sedimente zusammen- hängende Lückenhaftigkeit der Eormationsglieder bedingt haben ^), so schreibt er doch völlig übereinstimmend mit den im Harz und M Dieser letztere Umstand ist besonders wichtig, da er auf Verwei'fungen hinweist, während die Verringerung der Breite schlechthin nach Liebb’s Mit- tlieilungen (a. a. 0. S. 30ff.) ja allerdings auch z. Th. mit ursprünglicher ge- ringerer Mächtigkeit der Ablagerungen im NO. in Zusammenhang steht. Vergl. Die Seebedeckungen Ostthüringens, 1881, sowie a. a. 0. S. 30 bis 37. in den alten palaeozoischen Gebirgskernen etc. 7.3 Fichtelgel)irge gewoniieneii Ivesiiltaten den ITanptfaltimgsakt den- ])a.laeozoisclien Kerne einer postculinischen Faltung zn, die sieh aus den zwei schon mehrfach betonten, nahezu rechtwinklig auf- einanderstehenden, zeitlich nur relativ von einander verschiedenen Druckwirkungen zusanimensetzte : der vorwaltenden älteren Erz- gebirgssattelung (niederländische Falten) und der für diese Ge- biete mehr zurücktretenden nur wenig jüngeren Fi'ankenwald- Sattelung (hercynische Falten)^). Dass die hercynische Sattelung min nicht etwa allein westlich im Frankenwalde, wo »sie auch im äusserlichen Auftreten imponirt« , sich in der Schichtenstellnng geltend macht, vielmehr »allenthalben — bis zum äussersten Nord- osten — noch Spuren ihres Waltens hinterlassen hat« helit Liebe ausdrücklich hervor ^). Da nun aber zu diesen Spuren auch nord- südlich »ungefähr h. 12« (a. a. O. S. 51) oder »h. 1 bis h. 11« (a.. a. O. S. 80) verlaufende Verwerfungs- und Ernjitivgangspalten gehören, die, ganz analog zu meiner Theorie vom II arz, »als 11 e- sultirende aus der vereinigten Wirkung der vom Erzgebirge und Frankenwald ausgehenden pressenden Kräfte«, aufgefasst werden, so scheint es mir um so ungezwungener, auch die h. 1 und die rechtwinklig dazu h. 7 streichenden Falten als Ausgleichung der beiden Druckwirkungen anzusehen'’), als nach Liebes eigener (a. a. O. S. 115) und nach v. GÜMBEL'S Darstellung die nahezu im Meridian streichenden Spalten nicht selten in gleichgerichteten Falten aufzutreten pflegen (Eisensteingänge im Leuchtholze SO. von Ilirschbera: und nördlich und südlich der Thürinffischen ‘) a. a. 0. S. 38 ff. a. a. 0. S. 40. Dabei können die Liebe’s Urtheil siclitlicli bestimmenden feinen Detail- beobacktungen über eine jüngere Kreuzung der k. 1 streickenden Falten und Gangniassen durch erzgebirgisclie oder l'rankenwälder Faltung (a. a. 0. S. 115) sehr wokl zu Reckt bestehen bleiben, indem ja alle Faltungsersckeinungen nickt als ein einziger Act, sondern als eine auf lange Zeit vertheilte wiederholte Wirkung angesehen werden müssen, wie dies z. B. schon daraus hervorgeht, dass auf der Nordseite des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges die pi-oductive Steinkohlen- formation concordant mit den älteren palaeozoischen Sclncliten gefaltet erscheint, während sie auf der Südseite bei Saarbrücken concordant zu dem discordant auf den Schichtenköpfen des Devon’s liegenden Rothliegenden lagert (vergl. weiter hinten). 74 K. A. Lossen, Ueber das Aufti'oten metamorpbiscber Gesteine Muschwitz bei UntersteLeii, Quarzgänge mit silberhaltigem Blei- glaiiz nördlich von Greiz, Lamprophyrgaug östlich von Tschirn in nordsüdlich streichenden Culmschichten, desgl. am Galgenlmrge westlich Bernstein u. s. w.). Fassen wir alle diese Momente zusammen, so ergiebtsich, dass Liebe’s Zone des hochgradigsten Regionalmeta- morphismus in Ostthttringen auf der Convexseite eines theilweise ans der SW.— NO. -Richtung in di e SSW.— NNO. - Richtung umgestauten erzgebirgischen Hauptsattels auftritt. Je weniger die hercynische Sattelung in den bereits mehr oder weniger versteiften erzgelnrgischen Falten zum vollen Ausdruck gelangen konnte, je mehr Widerstand sie fand und je weniger dieser Widerstand durch eine grossartige Zerspaltung des Gebirgsantheils übei’wunden wurde, um so mehr musste sich Arbeit in Wärme nmsetzen, nm so mehr wurde dadurch die Umkrystalli- sirung gefördert. Das ist jener D i s 1 o c a t i o n s m e t a m o r p h i s m u s, den ich im Wesentlichen schon 1869Q mit dem Hinweis aiif Mayer, Joule, Clausius, Tyndall’^) als vorstellbar erörtert habe, nachdem ich im Harz erkannt hatte, »dass nördlich der Sattelaxc der liegenden (Tauner-) Grauwacke zwischen den Imiden grossen Granitmassen des Rammbergs und Brockens die abweichende halb- krystallinische oder krystallinische Beschaffenheit mancher Schichten in Uebereinstinummg steht mit den gesteigerten physikalischen Störungen der ganzen Schichtenfolge Q«. Wohl noch besser ver- gleichbar mit dem LiEBE’schen Gebiete ist der Südostharz. Die in den Erläuterungen zu den Blättern Wippra und Schwenda (auch Pansfelde und Harzgei’ode) gegebenen Details bringen dafür die Belege. Im rheinisch-we stfälisch-b rali autis ch-ar denn i sehen S chi efergebirge hercynische Verzerrungen an den niederlän- *) Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. XXL, S. 324. Heute würde vor Allem auf Spring’s berühmte Experimente zu verweisen sein, wie ilies in der fünften Auflage der CitEDNER’schen Elemente der Geologie mit anerkennenswerther Objectivität in dom über den »Stauungsmetamorpliismus« handelnden Abschnitte denn auch bereits geschehen ist. 3) a. a. 0. S. 327. in (len alten palaeozoischun Gebirgskernen etc. 7 5 dischen Falten erkennen zu wollen, wie ich dies ausgesprochen hahei), mag Manchem hefremdlich erscheinen. Es liegt aber zunächst gar kein Grund vor, warum ein so grosser Gebirgskörper von den Wirkungen jener relativ jüngeren Druckwirkung durchaus verschont geblieben sein sollte. Ein prüfender Blick in dieser Hinsicht schien um so mehr angezeigt, als die politische Zerthei- lung dieses Körpers ebensowohl als seine weite Ausdehnung eine ühersichtliche Darstellung des Ganzen bisher nicht zn Stande kommen liess, so dass das sehr reiche, aber ungleich ver- theilte Material, welches den zusammenfassenden grossen Arl)eiten v. Dechen’s, A. Dumont’s, Gosselet’s, Dewalque’s n. s. w. zu Grunde liegt, nicht zum vollen wissenschaftlichen Bewusstsein ge- langen kann. Was speciell meine Heimath Rheinland -Westfalen angeht, in der ich mir als Bergmann den ersten Blick für Lage- rnngsverhältnisse erworben habe, so verdaidA diesell)e zumal der nnernnidlichen hervorragenden Thätigkeit II. v. Deciien’s, sowohl an eigenen Leistungen, als an den durch sein Beispiel, seine An- reo'iina: und Förderuno- hervoro-erufeneu zahlreicher Mitarbeiter und Nacheiferer, einen solchen Schatz au Einzellieobachtnngeu und an positiven Resultaten, und die Kgl. Bergbehörde ist durch die geologische Landesanstalt und durch die gewissenhafte geologisch- montanistische Beschreibnng der einzelnen Bergreviere ganz in seinem Geiste fortwährend so sehr bestrebt, diesen Schatz ebenso nutzbar zu machen, wie auzureichern , dass darin eine besondere Aufforderung lag, die Erfahrungen Amm Harze her gerade hier versuchsweise zn venvertheu; vom Harze her, »denn schon seit IvASius’ berühmter Beschreilnmg des Harzes haben die Geologen niemals anfgehört, das Harzgelnrge als ein Kleinod unter den für ihre Wissenschaft klassischen Gegenden Norddeutschlands zn be- trachten« (v. Dechen, Sitzungsber. d. uiederrhein. Gesellschaft in Bonn, 5. Dec. 1870, S. 211). Nicht zum wenigsten ermunternd wirkte dabei der Wetteifer ein, welchen die Geologen in Brüssel, Ijöweu, Lüttich und Lille in der Erforschung ihrer Heimath auf der durch d’Ümalius d’Haleoy und A. Dumont gelegten Grund- 0 Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Februar- und März-Sitzung des Jahres 1885. 76 K. A. Lossen, Ueber das Auftreten metamorpliisclier Gesteine läge bektmden, und die Betheiligimg A. v. Lasaülx’s an diesem Wettstreite. Zugleich handelte es sich füi* mich darum, noch einige feste Punkte zur Lösung der Tannusfrage zu gewinnen, über welcher mein Freund und College Karl Koch leider weg- gestorben ist, ohne dass es ihm vergönnt gewesen wäre, seine Untersuchungen auf der rechten Kheinseite zu vollenden und deren Ergebnisse auch auf das linksrheinische Gebiet zu übertragen, von dem her ich früher eine in mancher Hinsicht von der seiniffeu nicht wenig verschiedene^) Auftässung gewonnen hatte. Es schien mir dies aber um so erforderlicher, als v. Dechen in der 2. Aus- galje der Uebersichtskarte der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen behufs Herstellung eines einheitlichen Bildes des rechts- nud linksrheinischen Taunus sich genöthigt gesehen hat, nicht nur von meiner älteren, sondern auch von Kocil’s jüngster Darstellung in nicht unwichtigen Punkten abzuweicheu und zudem beide Stufen der »älteren Taunus - Gesteine« Koch’s geradezu als »azoisch 3)« bezeichnet hat. In seinem geistreichen grundlegenden, aber nicht gründlich durchgearbeiteten Schreiben an C. C. v. Leonhard »über die geoguostischeu Systeme von Deutschland« (1824) hat Leopold v. BüCH"^) nicht so sehr vier Erhebuugssysteme im Sinne Elie DE Beaümont’s, als vielmehr vier geologisch -geographische Pro- vinzen unterschieden, wie dies schon daraus ersichtlich ist, dass er unter anderem das Erzgeljirge in sein durch die NW.— SO.- Richtuug der Ketten ausgezeichnetes »nordöstliches« (sudetisches, hercynisches) System eiureiht; noch weniger aber sind unter diesen b Vergl. Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges., 1877, Bd. XXIX, S. 341 ff. 2) Koch hat in seiner letzten grösseren Arbeit über die Gliederung der rhei- nischen Unterdevonschichten (Dieses Jalirb. 18^0, S. 190 ff.) im K,hciu-Nahe-Pi'oül (Taf. VI, Prof. III) die dem Taunuscjuarzit des Roclmsberg und dessen Fortsetzung jenseits der Nahe auflagernden Sericitschiefer als eine Mulde von unterdevonischem Hunsrückschiefer dargestellt, die Uebersichtskarte giebt dieselben dagegen als azoische ältere Gesteine des Taunus an. 3) In den Erläuterungen (Bd. II, pag. 1) findet sich dafür der noch bestimmtere Ausdruck huronisches oder Urschiefer-System. Gesammelte Schriften, herausgegeben durch J. Ewald, J. Roth und W. Dajies, 3. Bd., S. 218, Taf. VI. in den alten palaeozoisclien Gebirgsternen etc. 77 vier Systemen vier Sattelungs- oder Faltnugsriehtungeii zn ver- stehen, wie das am Idarsten daraus hervorgellt, dass sich die für V. Buch’s Rhein-System (oberrheinisches, Schwarzwald-Vogesen- System) charakteristische, nahezu nordsüdliche Ricditung (N. 15^0.) nicht ans der inneren Struktur, sondern aus den dem Rhein zu- "ekehrten Bruchränderu der oberrheinischen Gebirge herleitet. Der Umstand aller, dass »das grosse und breite Grauwackengebirge, welches der Rhein von Bingen bis Bonn durchschneidet, bei seinem ersten Anftreten in SW. völlig den Charakter eines Ketten- gebirges hat«, dessen »Grenze von SW. in NO., von der Saar bis nach Friedberg läuft«, hat es bewirkt, dass wir gewohnt sind, das Generalstreichen der niederländischen Falten nach den Quarzit- ketten des Taunus und seiner linksrheinischen Fortsetzungen an- zugeben ^). Die Auffassung von dem (^uerprotil durch diese Falten ist dagegen nicht aus diesen SO. -Randketten des Gebirges, son- dern in erster Linie aus den Steinkohlengruben der Eschweiler und Worm-Mulde bei Aachen und den Mulden der Ruhrgegend, also gegentheilig vielmehr vom Nordrande des Geliirges hergeleitet. Zumal der Gegensatz der steilstehenden oder widersinnig gegen N. übergekippteu Südtlügel der Kohlenmulden zu den tlacher ge- lagerten, dafür aber oft längs südöstlich einfallender Wechselklüfto überscholienen Nordtlügeln, sowie der damit im Zusammenhänge stehende Unterschied von »Rechten« (dressants) und »Platten« (plateures) hat die berechtigte Vorstellung erweckt, dass »die Auf- richtung der Schichten durch einen horizontalen oder tangentialen Druck oder Pressung von SO. her erfolgt« seiQ. So bereclitigt nun aber diese generelle Anschauung für das vorherrschende Generalstreichen und die vorherrschende einseitig gegen NW. zusammengeschobene, übei’kippte oder überschobene Sattelung des zweifelsohne ursprünglich grösstentheils rein niederländischen M V. Buch, a. a. 0. S. 221, müsste wohl richtiger in SO. heissen. Vergl. V. Dechen, Geol. u. Palaeont. Üebersiclit d. Rheiiiprov. u. d. Prov. Westfalen, Erlüuter. Bd. II, S. 4. V. Dechen, a. a. 0. S. I und anderwärts; überdies vergl. besonders die her- vorragenden Auseinandersetzungen der ßAUifschen Aufsätze, zumal Karsten und V. Dechen Arch., Bd. XX., S. o52 ff. 78 K. A. Lossen, Heber das Auftreten metamorpbisclier Gesteine Faltenitaues, wenigstens anf clentschein Grelnete ist, so scheint sie mir gleichwohl unzureichend, um die nicht schematisch nach dem Generalstreichen und -fallen, sondern nach den thatsächlichen Beobachtungen im Einzelnen lieurtheilten Grundrisse und Profile der Falten zu erklären. Für dieses Detail des Faltenhaues reichen die an die TnuR- MANN’scheii und sell)st die IrlEiM’schen Faltungsschemata geknüpften Vorstellungen sichtlich nicht aus. Wer immer den gerade in sol- chen durch den Bergbau aufgeschlossenen Einzelheiten sehr treuen Angaben Y. Dechen’s in den Beschreibungen der Eschweiler, der Worm-Mulde und des Ruhrgehietes folgt, oder besser noch, wer die durch unsere Bergbehörden herausgegebenen Ueliersiclitskarten und Profile dieser Mulden, z. B. diejenige der Worm-Mulde in der Beschreil)ung des Bergreviers Aachen aufmerksam betrachtet, wird viel mehr Aehulichkeit mit dem Baue der nach bestimmten Rich- tungen verzerrten und windschief verbogenen Middeu des Harzes und Frankenwaldes entdecken, als mit den langgestreckten Falten- linien des Kettenjura. Eine vollständige Grleichheit wird man freilich nicht erwarten dürfen, da dies auch l)ei völliger Ueher- einstimmung der ursprünglichen Mächtigkeits-, Lagerungs- und Faciesverhältnisse überdies nicht nur die gleiche Art, sondern auch den gleichen Grad der beiden einander sich kreuzenden und ein wenig altersverschiedenen Druckwirkungen zur Voraussetzung hal)en würde. Im Harze sind diese Wirkungen sichtlich viel stärker auf- getreten, da sie Ins zur Aufpressung so umfangreicher Granitmassen in das Niveau der heutigen Erosionsfläche geführt haben. Darum eben sind dort die Verzerrungsformen der Sättel und Mulden durch- schnittlich viel schärfer ausgeprägt. Zieht mau diesen Umstand in Betracht, so sind die Gesetz- mässigkeit der Verzerrung und der Zusammenhang zwischen Falten und Spalten in ihren Grnudzügen die gleichen wie die B Vergl. auch als wiclitige Ergänzung zn den Erläuterungen der geolog. Karte der Rlieiuprov. u. d. Prov. Westfalen, 11. Th. »Die nutzbar. Mineral, n. Gelnrgsart. im Dentselien Roiclje« von demselben Autor. 2) Bearbeitet ini Aufträge des Kgl. Oberbergamts zn Bonn von H. Wagner, Kgl. Bergrath, Bonn 1881. in den alten palaeozoisclien Gebirgskerncn etc. 79 vom Harze her nachgewiesenen. An dem Grundrisse der M u Iden tritt die Ungleichheit der von der H a ti p t m n 1 d e n - Wendung ans laufen den Mn 1 d e n s ch e n kel sichtlich hervor. Diejenigen darnnter, deren Ilanptmuldenlinie sich gegen NO. senkt nnd n^eo-en SW. ansheht, zeiireu Verzerrunacen ähnlich denjenigen der Sei kein nid e auf der Ostseite des Idamm- hergs im Harze, welche Im Text zu Blatt Pansfelde ihre Erläute- rung gefunden haben. Der südöstliche Muldenschenkel solcher Mulden ist gerader gestreckt und mehr aus WSW. gegen ONO. gerichtet, der nordwestliche zeigt, viel mehr Special -Falten oder -Ueberschiebungen (M^echsel) und bäumt sich so zu sagen zugleich, entsprechend der Convexseite eines Hanptsattels in seinem Lie- genden immer mehr gegen NNO., N., oder gar NNW. nnd NW. auf Beispiele dafür bieten die Schenkel der Worm-Muldei), die von der Haupt-Muldenwende bei Horath nördlich Barmen diver- girenden Flügel des Kuhrkohlenmuldensystems^), diejenigen der Mulde voll Flötzleereu Sandsteins SW. von Arnsberg^) und auch die Flügel der Lalmmnlde, so weit sich deren Bau schon einiger- maassen klar übersehen lässt. An Einzelzügen sei noch hervor- gehobeu : In den nördlichst bekannt gewordenen Specialnudden des NW. -Flügels der Wormmulde (Domanialgrube) westlich Her- zogenrath haben die nordwestlichen Mnldenschenkel bereits ein nahezu südnördliches Streichen angenommen, ebenso der nord- westliche Sattelflügel der nördlichsten Grube Anna östlich von Herzogenrath; dabei ist der Nordwestflügel der Wormmulde von sieben, wie die »Platten«, nur etwas steiler, einfallenden Wechsel- üherschiehnngen“^) durchsetzt, wälirend der Südostflügel von nahezu streichenden Störungslinien nur eine steil gegen S. fällende Ver- M Vcrgl. Anm. 2 auf der vorstehend. Seite. Vcrgl. die geognost. TJebersichtskarte d. Westfäl. Steinkohlengebirges, im Aufträge d, Kgl. Ober- Borg- Amts zu Dortmund Ijearboitct. 2) Vorgl. V. Deche.n’.s Geolog. Uobersichtskarte und die Blätter Dortmund und Lüdenscheid der zugehörigen Spocialkarte (1 : 8Ö000). Vcrgl. auch den »Sutan« im Nordwestflügol dos Ruhrkohlemnuldonsystems, in dessen Hangendem die Flötze 200 bis 300 Meter höher lagern, als im Liegenden (Köhler, Ueber d. Störung i. Westfäl. Steinkohlengeb. u. deren Entstehung, in Zeitschr. f. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen, Bd. XXV HI, S. 191)). 80 K. A. Lossen, lieber das Auftreten metamorpliiselier Gesteine werfimgskluft aufweist ^). Windsclnefe Verbiegungen in dein Ver- laufe der Kolilenflötze sind ebensowohl ans den detaillirten Be- schreibungen V. Dechen’s, Lottner’s^) u. A., als aus den Pro- fildarstellungen Köhler’s^) und den noch viel ninfang- und inhaltreicheren Profiltafeln zu der Flötzkarte des Westfälischen Steinkohlenlieckens (2. Auflage)^) zu erkennen: daraus sei bei- spielsweise hier nur des Uinstaudes gedacht, dass die Mulden- südflügel in ein und dersellien Flucht des Fortstreichens bald rechtsinnig, bald widersinnig einfallen, nnd dass iin letzteren Falle die Sattel- und Muldenlinien ausserhalb der »Rechten« verlaufen. Störungslinien, die nahezu dein Schichtenstreichen folgen, lassen sich auf den Detaillilättern der v. Dechen sehen Karte am besten in der Schichtengrnppe zwischen der oberen Grenze des Unter- devons oder des Lenneschiefers und dem Flötzleeren im Liegenden der auf der Nordseite des Gebirgskörpers concordant mit Cuhn und Devon gelagerten productiven Kohlenformation nachweisen, wofür die »Erläuterungen« zahlreiche Belege geben. In den süd- westwärts aushelienden Alnlden halien, wie in der Selkemulde im Harz, zumal nordöstlich von der Mnldenwendung und überdies im ostwärts daran angrenzenden Theile des Südosttlügels Nieder- ziehungen der relativ jüngeren Schichtengruppen stattgefunden, so z. B. recht anffällig nächst der Mnldenwendung bei Küntrop südwestlich von Arnsberg, wo zuerst gegen SW. nnd dann O. das Oberdevon, einzelne Stellen ausgenommen, mehrere Meilen lang bis zur Henne oberhalb Meschede®) unter Unterdrückung des mittel- devonischen Massenkalks direct an den Lenneschiefer angrenzt®); 0 Vergl. Wagnek a. a. 0. Blatt I, Prof. AB. Geogn. Skizze des Westfäl. Steinkohlengebirges. a. a. 0. •*) Herausgegeben von der berggewerkschaftl. Kasse zu Bochum. d. h. bis dahin, wo das widersinnige, flberscliobene Einfallen des Lenne- schiefers beginnt, dessen Faltenban mitsammt den eingelagerten, durcli die Erosion isolirten Mulden dos jüngeren Mitteldevons, Obordevons und selbst Euter- und Mittelcarbons (Attendorner Doppelmulde) die windschief gedrehte Struktur des Gelhrgskörpers recht erkenntlich macht (vergl. hierzu v. Dechen, Erläuterungen, S. 151). *^) V. Dechen, Erläuterungen, S. 168. in den alten palaeozoisclien Gcbirgskernen etc. 81 so weiter östlich in der Middenliucht südsüdöstlicli von dem Ilriloner und dem Eukeberger Sattel, wo dieselben Kalke oder deren Eisensteinäquivalente vom Briloner Eisenberge bis Padberg ebenfalls allermeistens unterdrückt sind, zugleich aber eine wider- sinnige Ueberscbiebuug vom sttdsüdöstlicb angrenzenden Ijenne- scliiefer-Haiiptsattel her stattfindet; so endlich in der Lahnmulde, dei'en Störungen auf der gegen den Taunus gekehrten Seite nahe der Muldenwendung Kocn ausdrücklich hervorgehoben und in seinem Profile zwischen Lahn und Main abgebildet hat^). Ein Theil dieser Störungslinien, soweit dieselben rechtsinnige Sprünge bilden, folgt den Oberharzer Erzgängen und der Selke- Spalte (vergl. Blatt Pansfelde) in Stunde 7 l)is 9 mit südsüdwest- lichem Einfallen, wie z. B. der Westliche Ilauptsprung und die Uichtericher Störung in der Wormmulde. Verwerfungen in den nordwärts und nordwestwärts umge- stauten NW. -Flügeln solcher Mulden nähern sich, wie z. B. die auf der Ostseite des Briloner Schiefer- und Kalksattels, in ihrer Richtung von Stunde 10 an häutig ebenfalls mehr oder weniger dem Meridian und gehören dann in die Kategorie der ostwärts fallenden Hauptsprünge mit auf der Ostseite tiefer liegenden Schichten, vergleichbar der Oder- und der Ackerspalte im Harz, dem Feldbiss, der Münster- und der Sandgewand, den Lintorfer Erz- gängen, dem durch Kayser nachgewieseneu Sprung westlich der Rupbach, dem Altenbürener Sprung und vielen anderen, z. Th. aus den Kohlenmulden bis in’s Devon fortsetzenden Verwerfungen, die bald relativ jünger sind als die lieiderseits angrenzenden Falten und Wechsel, bald die Grenze zweier verschieden stark gefalteten Gebirgsstücke bilden, auch, wie z. B. der Grosse Biss in der 0 Dieses Jahrbucli, 1880, S. 197, 199, 210, Tat. VI, Prof. I. Nur sei er- wähnt, dass die Rolle, welche Koch dem Diabas und Lahnporphyr in diesem Pi'ofile angewiesen bat, indem er beide Eruptivgesteine als die Falten durch- schneidend und als Ursache der Störung annahm, imerwiesen und dem aus der Gesammtheit der Erfahrungen vom Rhein, Harz, Fichtelgelnrge, Frankenwalde und Vogtlande her abgeleiteten Urtheilo widerstreitend ist. Die Diabase und der Lahnporphyr Kocii’s (Keratophyr z. Th.) sind älter als die postculniische oder postcarbouische Faltung und beweisen dies durch ihre Tuffbildungen (Schalstein etc.). Jahrbuch 1884. G 82 K. Ä. Lossen, Ueljer das Auftreten metamorpliischer Gesteine Wormimiltlo, iu Verwerfungen der erstgenannten Art nltergelien, so dass sie windschiefe, nach zwei entgegengesetzten Riehtnngen verwerfende Fläclien darstellen. Unter denjenigen rheinisch -westfälischen Mulden, welche ningekehrt wie die bisher betrachteten, gegen NO. be- ziehungsweise gegen NNO. ausheben, indem ihre Mulden- linie in der entgegengesetzten llichtung einseidvt, und welche man füglich mit dem der Selke-Mulde gegenüberliegenden Antheile der Harzer Südmulde westlich und südlich von Stiege ver- gleichen kann, ladet besonders die Mulde von Bergisch-Glad- bach zu einer kurzen Betrachtung ein. Georg Meyer’s Disser- tation über diese durch Beyrich’s Abhandlung') berühmte GegemU), angeregt und wohll)erathen durch Clemens Schlüter, hat auf Grund sehr sorgfältiger stratographischer und palaeontologischer Untersuchungen ein recht klares Bild von der Gliederung und Lagenmg der Kalkmulde gezeichnet, dessen Verständniss noch wesentlich erleichtert wird, wenn man die vortreffliche, durch meinen Collegen Schneider entworfene Lagerstätt en karte zur Ilaud nimmt. Die äussere Begrenzung zeigt die umgekehrte Ver- zerrungsform wie diejenige der vorher besprochenen Midden: d. h. hier streicht der nordwestliche Middenflttgel mehr in WSW. bis ONO., als das Generalstreichen, der südöstliche dagegen mehr in SWS. f)is NON.; letzterer liegt in der Concavseite des südöstlich an- grenzenden Hauptsattels und danach steht zu erwarten, dass nach dieser Seite hin Zugwurkung die Schichten gesenkt habe. In der That ffrenzt hier überall zwischen Bensberi»' und Dürscheid und darülier hinaus l)is fast zum Aluldenwenduugspunkt die Zone mit Sj^iri/er hium^ d. h. die als zweitobersteA) Alitheilung des Stringocephaleu- Devous von G. Meyer erkannte, in meistens steil aufgerichteten b Beiträge z. Kenntniss d. Versteinerung, d. rhein. Sebiefergobirges, 1837. 2) Der niitteldevoniscbe Kalk von Paffrath, Bonn, 1879. Karte der Lagei'stättcn nutzbarer Mineralien in der Umgegend von Bens- berg und Ründeroth etc. Ilorausgegebcn vom Königl. OI.)er-Bci'g-Amte zu Bonn (1 : 20000). ■*) Von den nur local durch die Erosion verschonten Homburger Schichten abgesehen, die oberste Zone. in (len alten palaeozoischen Gebirgskernen etc. 83 mul gegen SO. eiiilalleiulen Schieliten gegen den das Liegende der Gesamintinnlde Inldenden, bald nordwestlich, bald südöstlich einfallendeiO) Lennescbiefer in nngleichfönniger Lagerung au. Die Annabine einer mit Uebersclhe))img verknüpften Scbichtenver- l)iegnug oder spiesseckigen Störung, die längs der Südost-Grenze je mehr gegen NO. um so jüngere Schichten mit dem Lenne- schiefer in Berührung lu'ingt, scheint um so gerechtfertigter, als weiter südwestlich bei Refrath im Südostflügel der Mulde wesent- lich ältere Schichten ans der Zone des Cj/athophullum hexagonum in regelmässig synklinaler Lagerung austehen. Dazu kommt noch, dass die drei im Innern der Mulde nachgewiesenen Specialsättel (»Antiklinalen«) nicht der äusseren Mnldengrenze conform, sondern schräg dagegen streichen ^), dass die zwei südöstlichsten darnuter zufolge einer partiellen Umstauung in die S. — N. -Richtung den gegen OSO. gekehrten Convexknick nicht vermissen lassen, und dass der der Couvexseite der Gesamintinnlde zunächst liegende Sattel strichweise in beiden Flügeln gegen SO. oder O. einfällt, während er zugleich im Widerspruche mit dem nordöstlichen Ans- hebeu der Ilauptmuldenliuie im Südwesten ältere Schichten, als im Nordosten zu Tage treten lässt. Diese Grnndzüge der g;esetzmässia;eu Verzerrnuo; der Mulde von Bergisch- Gladbach oder Paffrath kehren anderwärts wieder; sie erinnern iiiicli z. B. sofort au die Südost- und Südgrenze des Mittel- lind Olierdevons im Elbingeroder Mnldensystem, wo eben auch gerade die relativ jiiugsten Forniatiousglieder, Stringocophalen- kalk mit zahlreichen und grossen Exemplaren des Stringocepludus nebst Mtirchisonia und Ple^irotommia am Katzeuberg liei Lncas- hof-^), Iberger Kalk und örtlich, wie am Bergfelde '^), dessen jüngste ') Bezüglich der Schichtenstelhmg vergl. auch: E. Buff, Beschreibung des Bergreviers Deutz, 1882, S. 14 ff. 2) Darum ist das Aufruhen der Uncites- Schichten »mit SO. -Einfallen eou- cordant auf den ebenso einfallenden Lemieschiefern« auf der NO. -Seite der Mulde schwerlich eine regelmässige Lagerung, wie G. Meyer (a. a. 0. S. 32) an- zunohnien scheint. cfr. Bey'ricii in Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., Bd. XX, S. 216. ■*) Vergl. auch F. A. Roemer, Beiträge z. geol. Kenntniss d. nordw. Ilarzgeb., 4. Abtheilg., 1860, Palaeontograph., S. 159. 6 84 K. A. Lossen, üeber das Auftreten metamorpliisclier Gesteine Bracliiopoden - Zone l>ei Rülieland , Schälstein zwischen Nen- werk nnd Hüttenrode n. s. w. , längs Störnngs- beziehungsweise Ueberschiehnngsliuien gegen die älteren Formationsglieder an- grenzen. Dieselben Erscheinungen wdederholen sich an der Südost- seite der Eifel er Kalkniulden, so z. E. auf der Südostseite der Prümer nnd der Blankenheimer Mulde, worüber man die Dewalque’scIic Karte (1879) von Belgien und den benachbarten Provinzen vergleichen magi). Denn wmnn auch, Angesichts der complicirten Struktur dieser Mulden, welche die vortrefflichen PTiitersuchnngen von Eugen Schulz über die Eifelkalkmulde von Hilleslieim uns dargelegt hat, dem Ansspruche v. Dechen’s ülier das »schematische Gepräge« jener Karte, soweit sie die Eifelmnlden betrifft, die Berechtigung- nicht abgesprochen werden kann, so handelt es sich ja hier nur nm die groben Grnndzüge der Mulden- struktur. Für das directe Angrenzen der »obersten Schichten des Stringocephalenkalks« an das Unterdevon längs der gestörten Süd- ostseite der grossen Prümer Mulde gegenüber dem Büdesheimer Oberdevon stimmen überdies die Angaben'^) in E. Kayser’s hahn- lirechender Abhandlung vollständig mit der DEWALQUE’schen Dar- stellung überein und das in der gleichen Al)handlung dargestellte Proffl No. 8 ad) durch jenes Oberdevon zeigt im eingeengtesten Querprotile durch die Mulde deutlich den von SO. her tiljer- schobeneii’^) Faltenhan längs der gestörten Seite, sichtlich analog Dabei darf man nicht vergessen, dass Dewai.quk die nacli deutscher Auf- fassung noch in’s Unterdevon gehörigen Schichten von Waxweiler und Daleiden Ijereits mit den Caleeola- Schichten des Mitteldevons vereinigt hat. Dieses Jahrb für 1882, pag. 158 ff., Taf. XIX u. XX. Zeitsclu'. d. Deutsch, geol. Ges., 1871, Bd. XXllI, S. 304. D a. a. 0. Taf. VI. E. Schulz liat in seinen Profilen sichtlich von einer generellen theoreti- , sehen Vorstellung Abstand genommen und daher die meisten der von ihm grund- risslich nachgewiesenen Störungen durch Vertikallinien wiodergegeben : es schliesst das aber gewiss nicht aus, dass darunter auch Ueberschiebungen und nicht blos einfache Verwei'fungen Vorkommen, zumal solche Ueberschiebungen ja noch mehr- fach in den einzelnen Kalkmulden der Eifel nachgewiesen sind, so bei Lissingen in d. Gerolsteiner durch E. Kavser u. am NO. -Ende der Sötenicher Mulde durcli Murchison u. SEncwicK (vorgl. E. Kayser, a. a. 0. S. 305). in eleu alten palaoozoisclioii GeUirgskernen etc. 85 (len Uel)erscliiel)nngen in G. Meyer’s südöstlichster Antiklinale (Sclnnitzlieide - Dürscheid) '). Da die Eiteler Kalkinulden aber ebensowohl gegen SW. als gegen NO. iin älteren unter- devonischen Grauwackengel )irge aus heben, so treten hier diese den Störungen der Bergisch-Ghidl^acher Midde analogen Ver- zerrnngsforinen an der in der Concavität des angrenzenden Sattels liegenden Mnldeucouvexseite nicht allein auf, sondern an der gegenüberliegenden Mnldenconcavseite zeigen sich zu- gleich Verzerrungen nach der entgegengesetzten Rich- tung. Wer z. R. Grundriss und Profile der am genausten er- forschten Hillesheiiner Mulde nach der Darstellung von Eugek Schulz (a. a. O.) aufmerksain betrachtet'^), dem kann nicht ent- gehen, dass längs der Störungslinie an dem nordwestlichen Mulden- rande, ganz wie in der Mulde südwestlich von Arnsberg zwischen Balve und Küntrop (vergl. S. 80), je mehr gegen SW. um so jüngere Schichten angrenzen. Um diese Seite der Hillesheiiner Mulde aber liesser als Concavseite zu erkennen, dazu liedarf es des in dem SciiULz’scheu Grundrisse nicht mehr ermöglichten Ueberblicks ülier den Zusammenhano: der Hillesheiiner Mulde mit der ihr nordöstlich vorlagernden und damit nur durch eine kurze, etwa 1000 Fuss breite Einschnürung des Mitteldevons verbundenen Ahrdorfer und mit der Prümer Mulde, welchen die v. Dechen- sche und die DEWALQüE’sche Karte gestatten. Die grelleren Farbencontraste der letzteren Karte, obzwar dem Schönheitsinne weniger schmeichelnd, gestatten dabei den für Betrachtungen über die Struktur der Gebirgskörper nicht hocli genug zu veranschlagenden — ülirigens auch recht wmhl mit einer harmonischen Auswahl der Farben vereinbaren'^) — Vortheil eines leichten Gesammtüberblicks über das ganze Muldensystein und über seine Lage zu den benachlmrten und weiter entfernten Formationsgliedern. Daliei wird der eigenthündiche, u. A. bereits 1) a. a. 0. S. 26 ff. u. 4U. Vergl. auch v. Dechen, Erläuterungen, S. 146. Selbstverständlich, falls der Preis der Karte dadurch nicht so sehr ver- theuert wird, dass sie für weitere Kreise unzugänglich wird. 86 K. A. Lossen, lieber das Auftreten nietaniorpliischer Gesteine durch E. KayseeI*) und v. Dechen^) hervorgeliobeue Umstand, dass das ganze Verbreitungsgebiet des Mitteldevons in der Eifel nicht sowohl dem sttdwestnordöstlicben Generalstreicben der Muldenlinien, als vielmehr der Meridian-Richtung folgt. Niemandem entgehen können. Im Lichte der vom Harze her dargelegten und im Vorstehenden auch an den rheinischen Falten nachge- wiesenen gesetzmässigen Verzerrungen erkennt der Beschauer nun- mehr die südnördliche Aufeinanderfolge der Eifeier Kalkmulden zwischen Prüm und Kirchheim (Eus- kirchen) als ein schraubenförmig rechtsgewundenes Korkzieher-Faltensystem, bedingt durch die Falten- verbiegung (Torsion), in welchem die NS. -Linie als die Resultirende ans der niederländischen nnd der rechtwinklig dazu stehenden relativ jüngeren hercynischen Streichrichtung die Tor- sions- oder Schranbenaxe darstellt. Damit übereinstimmend giel)t Dumont an, dass zwischen Kelberg und Münstereifel östlich der Mitteldevonmulden auch in den Unterdevon-Schichten abweichend von dem südwestnordöstlichen Generalstreichen häufig N. — S.- Streichen herrscht^). Von der Prüiner Mulde über Waxweiler, Wiltz in der Richtung auf Neufchateau hebt die Mulduug in den obersten Gliedern des Unterdevons ^) dagegen meilenweit lang- gestreckt in der NO. — SW.-Richtnng aus, abermals also ein gegen OSO. und O. convexes Ealtensystem. Der Vergleich dieses rechts- gedrehten Muldenbaues (Synkliualbaues) mit dem ebenso gedrehten Sattell)au (Antikliualbau) der Tanner Grauwacke auf der Süd- und Ostseite des Rammberg-Grauits im Harz ergiebt sich darnach von selbst, nicht minder aber auch der ursächliche Zusammenhang. Auf der Concavseite der also umgestauten und verbogenen Sattel- axe des Harzgebirges liegt der südostnordwestlich hlngsgestreckte Grauitstock, auf der Concavseite der schraubenförmig aneinander- G a. a. 0. S. 301. Notiz über d., 2. Ausgabe d. geol. Uebersiclitskarte, S. 361; Erläuterun- gen, S. 5. Yergl. Lei), d. Zusammenbg. zw. Falt., Spalt, u. Eruptivgest. i. Harz, S. 25. '*) Memoire s. los terrains ardenn. et rhen., 1848, S. 570. Von Dewalque, z. Th. als Mitteldevon dargestellt, vergl. Anm. 1 auf S. 84. in den alten palaeozoisclien Golnrgskernen etc. 87 gereihten Folge der symmetrisch windschiefen^) Eifeier Kalkmnlden liegt dagegen der Camhrische Ilanptsattel des Hohen V enn’s. Es wird nun unsere Aufgabe sein, zu zeigen, dass dieser rianptsattel, der seit der verdienstvollen Entdeckung des Granitits von Lamersdorf durch v. Lasaulx^) die Aufmerksamkeit der das niederländische Falteusystem erforschenden Geologen in ganz besonderem Grade lieauspruchen darf, dem dargelegteu Torsions- gesetze entspricht und demnach seine Convexseite gegen die Eifel, seine Concavseite gegen Belgien kehrt. Vorher jedoch bleibt noch ein nicht unwichtiger Punkt zu erledigen : Nach Dumont, DEWAL(t)UE und Gosselet besteht eine Discordauz zwischen den ältest- devonischen Gediune- Schichten (Arkose von Weisme und con- o'loineratische Bänke darin, die man mit dem Coimlomerat von Fepin vergleicht) und dem Cambrium des Hohen Venn ; v. Dechen, Holzapfel, v. Lasaulx hal)en eine solche nicht erkannt, doch hebt Ersterer ansdrücklich das Fehlen des Silurs zwischen Cambrium und Unterdevon als Thatsache hervor, »wodurch die Ansicht der belgischen Geologen über die ungleichförmige Lagernug des letzteren unterstützt wiixD).« Es liegen also wohl ähnliche, wenn auch wohl je mehr gegen NO. um so weniger scharf ausgeprägte Erscheinnugen vor, wie sie für den zweiten cambrischen Hanpt- keru, für das Massiv von Kocroy in den Ardennen, allseitig zugegeben werden, Erscheinungen, die wohl darauf hinweisen, dass die ersten Haupt wellen der Faltung sich so frühzeitig anszul)ilden begannen, dass sie bereits l:>ei der geographischen Vertheilung der relativ jüugei’eu Sedimente eine Rolle spielten, wie ich schon in ') Symmetriscli windschief d. li. so windschief, dass auf den beiden Mulden- läiigsseiten die Effecte der Schichtenstörungon sich diagonal gegeiuiberliegen, indem z. B. auf der Concavseite gegen SW., auf der Convexseite gegen NO. fortschreitend immer jüngere Schichten längs der Störungslinio mit den idteren Formationsgliedern am Aussenrande in Berührung treten. Der Granit unt. d. Cambrium d. hohen Venn. Vcrhandl. d. natur-hist. Ver. d. preuss. Rheinlde. u. Westfal., 1884, S 418; sowie ibid, Corr.-BL, S. 93: Vergl. auch v. Dechen in d. Sitzungsber. d. Deutsch, geol. Ges., 1884, November- Sitzung. 2) Erläuterungen, S. 2. 88 K. Ä. Lossen, Ueber das Auftreten metamorphiscber Gesteine meiner allerersten Uebersicht über die Gliederung und Lagerung der Schichten im Uuterharze eine solche »einfache frühere Faltuno-« für die Sattelaxe der Tauner Grauwacke augenonuneu habe^) und wie Gosselet z. B. auch für seine crete du Condros schon vor der Hauptfaltuug der belgische}i palaeozoischeu Schichten (ride- ineut du Hainaut) die Rolle eines Wassertheilers zwischen den Beckeu von Namur uud vou Diiiaut in Anspruch nimmt ^). Wenn wir uns erinnern , dass die productive Steiukohleuformatiou im SW. des Rheinischen Schiefergebirges l)ei Saarbrücken concordant mit dem Rothliegenden, dieses seinerseits aber discordaut auf den aufgerichteteu Schichteuköpfen des Devons lagert, während längs des ganzen Nordrandes desselben Gebirgskörpers vom Canal la Manche bis nach dem Ruhrbeckeu die Faltung der Kohlenflötze derjenigen des Devons gleichförmig auftritt, so haben wir den Beweis dafür in Händen, dass es innerhalb der Devon -Carboni- schen Formation der beiden direct au einander grenzenden Gebiete an solchen Discordanzen ja auch nicht fehlt. Sie weisen sichtlich darauf hin, dass der Faltungsprocess an ein und dem- selben Gebirgskörper, wenn auch in seinen Haupt- wirkungen zeitlich begrenzt, doch nicht überall gleich- zeitig und gleich intensiv aufgetreten ist. Gosselet nimmt darum auch vor der post-carbonischen Hauptfaltuug (ride- meut du Plaiuaut)'^) noch zwei ältere Hauptakte der Faltung an, einen vor Ablagerung des Uuterdevous (ridement de rArdenne)^) und einen postsilurischen und vorcarl)ouischen, übrigens zeitlich nicht näher zu fixirenden (ridement du Hundsnick) 5). So weit es mir indessen gelungen ist, einen Ueberblick über die Schriften des ausgezeichneten Geologen in Lille zu gewinnen, nimmt er für alle drei Faltungszeiten in der gleichen Gegend jedesmal die wesent- ') Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., 1868, Bd. XX, S. 224. 2) Esquisse geologique du Nord de la France cet. fase. 1, pag. 157, pl. IX B, fig. 61. Esquisse cet. pag. 156. a. a. 0. S. 44. a. a. 0. S. 77, sowie Quelques reflexions sur 1. structure et l’äge du terrain houiller cet. in Ann. de la soc. geol. du Nord, S. 175. / in den alten palaoozoischen Gcbirgskernen etc. 80 lieh iiiiveräudcrt gleiclic Kielitmig dev Druckwirknng an, speeiell fiir das Hohe Vemi notirt er das Generalstreielien zu W. 45^ S. '), also ganz im Sinne der für llheinland -Westfalen üldielien Auf- fassung. Danach könnte , wie mir v. Lasaulx für die von Gosselet analog angeschauten Verhältnisse im Massiv von Rocroy ganz treffend zu l)emerken scheint ^), »l)ei unveränderter Richtung der faltenden Kraft nur ein intensiveres Alaass der gleichen Fal- tung« sich in den cambrischen Schichten gegenüber den devoni- schen und carl)onischen geltend machen. Es hleil)t also die von den belgischen und französischen Autoren für das Hohe Venn behauptete Discordauz, die. sich ja im ostthüringischeu Geldet Liebe’s, sowie in dem westlich angrenzenden Untersuchungsfelde von LoretZ’'^) zwischen Silur und Devon wiedertindet, ohne stören- den Einfluss auf unsere, die Art^) und nicht das Maass der Fal- tung betreffende Betrachtung. Dies vorausgeschickt, wollen wir nunmehr die Faltungs- weise des V ennsattels verfolgen. In dem von Gosselet durch den südwestlichen belgischen Antheil zwischen Salm -le- Chateau und Le Alarteau bei Spa gezeichneten Profile^) ist ein doppelter, beziehungsweise dreifacher, einseitig von SO. her zusammen- geschobener Sattelbau mit constant nach dieser Himmelsrichtung einfallenden Flügeln so unverkennlxir dargestellt, und die gleich- sinnigen Wechselülierschiebungen des noch weiter südwestlich gelegenen Profils durch die hängendsten Cambriumschichten (Sal- mien) zwischen Falize iind Lierneuxf') vervollständigen das Bild 0 Esqnisse cet. S. 33. lieber d. Tectonik u. d. Eruptivgesteine d. französ. Ardennen, S. 8. Zeitselir’. d. Deutsch, geol. Ges., 1884, Dezember-Sitzung. ■*) Vergi. oben S. 78. Esquisse cet. fase. I, pl. II B, iig. IX. •’) Illid. fig. X. Das Wort thut es nicht, Gosselet hat in diesem Profile die SuEss’sche »Schuppenstruktur« klar dargestellt, ehe der Zeichner des Antlitzes der Erde diesen Ausdruck gebraucht,* geschweige ehe v. Lasaulx ihn nach den Ardennen verpflanzt hat. In wieweit aber Letzterer in seinen bemerkenswerthen Mittheilungen über die Tectonik der Ardennen mit Recht die von Gosselet für das Massiv von Stavelot gegebene Erklärung auf das Massiv von Rocroy über- trägt, werden fortgesetzte üntersuchungen gewiss bald kennen lehren. 90 K. A. Lossen, üebor das Auftreten mctamorpliisclier Gesteine SO lehrreich, dass es für diesen Antheil einer weiteren Bemerknno' zunächst nicht bedarf, es sei denn des Hinweises auf die Häufung der Specialfalten längs der Westseite desselben in der Zone von Dochainps und Les Tailles hei La Roche über Chevron und La Gleize nach Polleur und Sart bei Spa. Vergleicht man mit diesen durchweg gegen SO. gekehrten Schichtenproflleu nun das neuerdings durch v. Lasaclx^) aufgenommene Profil längs der weiter nordöstlich auf preussischem Gebiete das Hohe Venn durch- querenden Eisenbahnlinie zwischen Raeren und Lamersdorf (Rothe Erde — Montjoie), so lässt das aus dem Devon auf der Nordwestseite bis zum Granitaufhruche^) in der einseitig gegen SO. nahe bis an den Devongegeiiflügel gerückten Hauptsattelaxe an- haltende steile nordwestliche Einfallen der Schichten den wind- schiefen Ban des Venu - S att e Is deutlich erkennen. Eine sehr wesentliche Vervollständigung findet diese Erkenntniss aber doch, wenn man fernerhin die schönen Ergebnisse der sorgfältigen Detail- untersuchungen Holzapfel’s^) über den Schichtenbau am Nord- ende des cambrischen Massivs in Rechnung zieht, Ergelniisse, die, im Lichte der voranfgegaugeuen Mittheiluugen betrachtet, mir Der Granit unt. d. Cambriiim d. Hohen Venu, a. a. 0. Da V. L.4SAULX ausdrücklich die concorclaute Faltung von Cambrium und Devon l)etont, da er den Granit auf seine Contactwiikung gegen das Nebengestein untersucht hat und das negative Resultat dem Umstande der geringen Um- biklungsfähigkeit cjuarzitischen Materials zuschreibt, da er von einer »wahrschein- lich mächtigen Zone contactmetamoiphischer Schiefer« über dem Granit in der Tiefe spricht, da er schliesslich von dem Unterschiede »der alten Contactwirknng« und »der neuen Einwirkung des eruptiven Magmas« redet, so kann ich in seinem Granitkerne in der Sattelaxe des Vennsattels nur eine einseitig im Sinne der Faltung in die zerrissene Sattelfalte aufgepresste Eruptivmasse nach Analogie der von mir für die Granitstöcke des Harzes (Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges., 1876, Bd. XXVHl, S. 168) gegebenen Auffassung erlilicken. Wie aber ein solcher Granit, welchen überdies die grossartigen Erosionswirkungen erst sehr sjiät nach der postcarbonischen Faltung auf beschränktem Areal blossgelegt haben, Be- ziehungen haben könne zu dem Arkosenschuttmaterial der unterdevonischen Con- glonieratc und Sandsteine, ist mir unverständlich geblieben. Im Culmcongloinerat dos Oberliarzes und der Wildunger Gegend im rheinischen Schiefergebirge liegen Granitgeschiebe, sie sind aber Reste viel älterer Granite, als die zwischen den postculmischen oder postcarbonischen Falten anfgepressten Granite. Die Lagerungsverhältnisse des Devon zw. Roer- und Vichtthal. Verhdlgn. d. naturhist. Vor. f. Rheinld. u. Westf., 1883, S. 397 ff., Taf. VH. in den alten palaeozoisciien Gebirgskernen etc. 91 durch G. Dewalqüe’s Gegenvorstellimgeu nicht irgendwie wesent- lich erschüttert scheinen’), zumal gerade Dewalque’s Uebcrsichts- karte die gegen O. convexe, gegen W. concave Umstauung dieses sichtlich sehr verschmälerten Nordendes in eine nur wenig mehr vom Meridian entfernte NNO. -liichtung treffend veranschaulicht. Transversale Specialfalten oder durch Störungen bedingte parallele Wiederholungen (»plusieurs bandes«) von nahezu ostsüdöstlichem Streichen (»dirigees ä peu pres ESE.«) in dem beinahe nordsüd- lich erstreckten Sattelkerue, welche Dewalque in jener Erwiderung als Hauptgegengrund bervorbebt^), sind gewiss sehr wichtige Er- scheinungen; aber gerade sie scheinen mir nach einem Vergleicbe mit den Falten an dem Nordende des Kableber2:-RammelsberG;er Sattels in der Umgel:)ung der berühmten Ei’zlagerstätte (cfr. Harz- übersichtskarte u. Jabrb. d. Kgl. preuss. geol. Landesaust. f. 1881, S. 7 bis 8, 24 bis 25, 39 bis 40, 45 bis 46) oder mit Liebe’s Scbicbtenstörungen vor der jüngeren Carbonzeit (a. a. O. S. 38 ff‘.) recht nachdrücklich auf die Kreuzung zweier etwas vei'schieden- alteriger, quer aufeinander gerichteten Faltungswii’kuugen als die Ursache der complicirten Gesammterscheinuug der Lageruugsver- hältnisse hiuzuw'eiseu. Discordauzen zwischen dem cambrischen Sattelkerne und der devonischen Hülle würden mit einer solchen Auffassung recht wohl vereinbar sein, gleichviel ob sie auf ur- sprüngliche trausgredirende Ablagerung oder auf die ungleich- mässige Fortpflanzung derselben Faltuugswirkungen durch ein in verschiedener Tiefe lagerndes und von Haus aus physikalisch ver- schiedenes Material zurückzuführen wären. Der »Zusammenhang zwischen Falten und Spalten«^) ist aus der HoLZAPEEL’schen Kartirung um so deutlicher zu erkennen, als in derselben in sehr uachahmeuswerther Weise nicht nur die Qnerverwerfungen, sondern auch die streichenden Ueberschiebuugen durch feste starke Linien hervorgehoben sind. Die Zug Wirkung gegen den Concavi- tätswinkel ist ebensosehr durch das Auf hören der bei Be- sprechung der GosSELET’scheu Profile erwähnten Specialsattel- ') Annales de la soc. geol. de Belgiqae, S. CXX ff. 0 a. a. 0. S. CXXm. K. A. Lossen in diesem Jalirb. 1881, S. 1 ff. 92 K. A. Lossen, Ueber das Auftreten metamorpliischer Gesteine bildiing weiter im SWd) aiigecleiitet, als durch das auf ITolzapfel’s Karte dargestellte Ahsiiikeii des IDevoiis längs der Verwerfungs- linieu zwischen Zweifall und Jüngersdorf. Nicht minder klar zeigt sich dann aber auch die gegen NNO. mit der Umstauung der immer tiefer einsinkenden Sattellinie wachsende Ueberschiebung des gesunkenen Stückes von der convexen Seite her^), die bei Jüngersdorf den Kohlenkalk im NW.-Flügel mit dem Gedinnien des Südostflüp-els in Berührumr bringt. Der Sattel des Hohen Venn zählt nach Vorstehen- dem in die Kategorie der unter Zug- rui d Druckwirkung gesetzmässig durch Torsion verzerrten Falten von ursprünglich rein niederländischem, später durch eine andere aus SWS. her wirkende, dem hercynischen oder sudetischen Faltungssysteme angehörige, Druckkraft nmgestaltetem Faltenbau. Dass er zu den Hauptsätteln des Gebirgskörpers gehört, geht nicht nur aus dem relativ hohen Alter der in seinem eigentlichen Kerne anstehenden Schichten hervor, sondern auch aus dem geringen Abstande seiner Sattel- linie von dem nordwestwärts davon ausstreichenden, ganz wind- schief^) geneigten Stringocephalenkalkbande zwischen Eupen und W euau im Gegensatz zu dem ungefähr fünfmal breiteren Abstande derselben Linie von dem West-Rande des Eifeier Kalkmuldenzugs. Denn diese ungleiche Bi’eite des zu beiden Seiten anstehenden Devonprotils ist nicht lediglich durch eine ursprüngliche geringere Mächtigkeit der Schichten im NW., sondern auch durch die ge- drängtere, stärker znsammengeschobene und überschobene Faltung auf der liegenden oder Concavseite des Hauptsattels und die flacher"'^) 0 Vei'gl. oben S. 90. 2) Vergl. Ueb. d. Ziisammenhg. zw. Falt., Spalt, und Eruptivgest. i. Harze a. a. 0. S. 38. Vergl. V. DBcuii.N-, Erläuterungen S. 163 bis 165; ferner derselbe, Ueber die Conglomorato von Fepin und von Burnot i. d. Umgebung d. Silur v. Hohen Venn, Verlidln. d. naturliist. Ver. f. d. Elieinld. u. Westf., 1874, XXXI, S. 111 u. 132. ■*) Mau vergl. z. ß. die sorgfältigen Notirungen der Faihvinkel des Gedinnien auf der NW.-Seite und auf der SO. -Seite des Venn-Sattels in dem in Anm. 3 citirten Aufsatze v. Deci-ien’s. in den alten palacozoisclien Gelnrgskernen etc. 93 und Ijrcitwellia'ev ffplaff'orte auf soiuer hau2;oudeu oder Couvexseite bedingt, ln Anbetracht einer so kräftigen Hervorliebnng des cain- brisclien Untero-rundes ans dem Devon und Carbon kann es niclit etwa auffällig, sondern nur regelrecht erscheinen, dass die fast südnordliche Iviihtung des uingestauten Nordendes des Venn- Sattels, die strichweise übrigens auch schon weiter südlich in Störnngslinien ') wie im Faltenbau ‘^) desselben auftritt, sich noch in der Schraul)enlinie der Eifeier Kalkmnlden und den Streich- linien der Unterdevonschichten östlich davon zu erkennen giebt. So grossartig die Erosionswirkungen waren, welche die ursprüng- lich zusammenhängende Kalkdecke zertheilten und späterhin auch die dem Devon discordant aufixelaserten Elötzn wo- aus die so oft verkannten oder angezweifelten Mineralien , Sericit nnd Albit, sich die An- erkennung als weitverbreitete Gesteinsgemengtheile erobert haben: In Brabant, wie in den Ardennen, im Sauerlaude^), wie in den Dachschieferzoneu der Wildunger Gegend ^), im Nebengestein der Holzappel-M^erlauer^) und Müsener Erzgänge 5), wie als Schleier- hülle um die Versteinerungen hei Weilburg®), auf Trausversal- flächeu wie auf SprungklüftcheiU) oder als Ausfüllung von Psendomorphoseu^) ist der feiufilzig blättrige Muscovit von talkigem Habitus, der Sericit, daheim. ’) Vergl. der beiden Autoren Beschreibung des Diabas (zu Anfangs Gabbro genannt) von Hozeniont in dem Mem. s. les roches plut. de la Belg, et de l’Ardenne fran(j. S. 62 ff. , sowie A. Renakd, La Diabase de Clialles, pres de Stavclot. Pseudo-Porphyroidc der Bruchhäuser Steine- und zu Pasel an der Lenne, Porphyroide vom Typus der Gesteine vom Burhagen bei Altenhundem und dem des Steimel bei Schameder, devonischer Kalk mit sericitischem »Bast« (Lieue) u. s. -w. 3) Körniger Kalkspath mit Sericitflasern durchwoben. ■‘) Vergl. V. Groddeck’s vortreffliche Abhandlung »Zur Kenntniss einiger Sericitgesteine« über das »Weisse Gebirge« im Beilagcband II. zum Neuen Jahrb. S. 72 ff. z. B. von Gr. Heinrichsegen bei Littfeld. . teste Sandberger. '^) DE DA Vallee Poussin et Renard a. a. 0. S. 12h bis 135. ®) z, B. auf denen der gepressten, zersprengten Quarze der Porphyre (Rüdes- heim am Russe des Niederwaldes). ®) Zahlreiche Feldspathe sind ganz oder theilweise in Sericit umgewandeH. in den alten palaeozoisclien Gebirgskernen etc. 109 Wo a1)er liegen die Zonen des höchst potenzirten Re- gionalinetaniorphism US im niederrheinischen Gebirge? Ilente noch wissen wir darüber zu wenig, immerhin aber doch, Dank den Werken A. Dümont’s n. A. gar Manches, nnd die exacten Untersuchungen A. Renard’s nnd des durch Cri. Barrois so glücklich auf dem Gebiete der mikroskopischen Untersuchnng unterstützten, unermüdlichen GOSSELET werden uns Ijald tiefer in das Verständniss des Grads nnd der Art der Umbildung einführen. Was dabei den neuentdeckten ffranit anlangt, so könnte ich hier nur das S. 67 Ins 68 Gesagte wiederholen. Die Pseudo-Porphyroide als von nuten aufragende Granit-Apophysen aufzufassen, widerspricht bis jetzt gänzlich meiner Erfahrung ^), wonach die am Schlüsse der Faltung aufgepressten Eruptivgesteine relativ wenig Metamorphose erlitten haben. Immerhin ist es nicht undenkbar, dass, nament- lich bei nach Zeitintervallen fortschreitender Faltung, relativ früh aufgepresste und dabei auch zwischen die Schichten eingepresste Massen noch vor Schloss der Faltung Stannngsmetamoi'phose er- fahren haben sollten. Es liegen aber auch weder der Granit von Lamersdorf noch die Porphyroide der Ilantes Ardennes in der Zone der Alaxi mal Wirkung. Diese erstreckt sich vielmehr da- zwischen vom Massiv von Serpout in der Richtung auf Bastogne'^) zu (Zone de Paliseul A. Dumont’s); weiter gegen NNO. folgen die Phyllite nnd die granatreichen Wetzschiefer des SalmieiU), die mitten in den schwarzen Schiefern nnd Quarziten tles Hohen Venn’s sehr auffälligen lichten nnd daPei auch phyl- litischeu Schiefer und Quarzite von Grand llallenx u. s. w. nnd Vcrgl. auch de i.a Vai.i.ee Poussin et Renaiid, Note s. 1. modo d’origine des roclies cristallines de l’Ardennc fraiigaise, 1886. Gos.sei.et, La faille de Remagne. Die merkwürdigsten der von G. in diesem hochinteressanten Aufsätze Imschriobencn Gesteine sind die corneenne genannten , die sich durch Biotitbildung auszeichnen ; schwach pleocliroitische Biotitliildung habe ich im Harz ausserhalb der Contactliüfe mehrfacli, so in einem längs der Verwerfung, welche die Silberbornsgrube bei Blankenburg durchsetzt, pliyllitisch gewordenen Unterdevonschiefer beobachtet; ebensolchen schwach, aber deutlich ))leochroitischen Biotit führt ein Unterdevonschiefer im Quarzit oberhalb Bingerbrück. Darin Quarzgänge mit Andalusit, Davreuxit, Granat u. s. w. 110 K. A. Lossen, Lieber das Auftreten metamorpliischer Gesteine die bis über Lamersdorf hinaus reichenden sericitischen Puddinge, die V. Lasaulx anfangs für Porphyroide nahm, woran sie Baur i) bereits erinnert hatten; rechnet man noch die metamorphischen Gesteine der Plantes Ardennes hinzu, so erhält mau einen gegen SO. gespannten, gegen NNO. und AVNW. nmgestauteu Bo- gen, der mir dem der Zone von Wippra und dem der LiEBE’scheu Maximalwirkuugszone zu entsprechen scheint, zumal auch hier, wie in der Stolberger Gegend im Harz und im Franken walde die Intensität der metamorphischen Erscheinungen sichtlich da ab nimmt, wo, wie in den Basses Ardennes die mehr gegen WNW. gekehrte Richtung (W. 10*^ N.) die Oberhand gewinnt, während weiter gegen O. und NO. dieselbe Richtung in häufigem Kampfe mit der dort entschieden vorherrschenden SW. — NO.- Richtnng wahrgenommen wird. Dass im Taunus und der ihn linksrheinisch fortsetzenden SO. -Randzone die auf der v. DECiiEN’schen Uel^ersichtskarte als azoisch dargestellten Sericitgueisse, TTorublendeschiefer, Phyllite u. s. w. ebenfalls auf der Convexseite der Qriarzitketten liegen, er- hellt aus dem oben S. 94 Gesagten ; überdies steht fest, dass die metamorphischen Erscheinungen, in ihrer Gesammtheit betrachtet, im W. bei Hermeskeil am schwächsten, nnt der grösseren An- niUierung an das umgestaute NO. -Ende auf der rechten Rheinseite dagegen am stärksten ausgebildet auftreten. Die Petrographie und Stratigraphie der Taunusgesteine, belnifs einer Entscheidung der zwischen Karl Koch’s Auffassung und der meinigeu schwebenden Controverse, wird mich noch speciell Imschäftigen, daher ich in die Erörterung an dieser Stelle nicht eintreten will. Nur das sei hervorgehoben, dass auch nach meiner Ansicht vom rein petro- graphi sehen Standpunkte aus die untere Abtheilung der »älteren Taunusgesteine« Koch’s recht wohl einem sogenannten Urschiefei'system angehören könnte, für die obere dagegen muss ich dies von meinem Erfahrungsstandpiinkt(‘ aus in Alirede stellen. Eliensowohl kann al)cr auch das untere. Stockwerk ein durch Dis- locationsmetamorphose umgewaudeltes palaeozoisches sein, und 1) a. a. 0. S. 355. in den alten palaeozoisclion Gebirgskernen etc. 111 dafür spi'echeii gar nicht wenig Anzeichen; die z. Th. gar nicht stark metainorphosirten Dial)ase (Rauenthal, Schweppenhausen, Münster bei Bingen) und Porphyre (Küdesheini) und die dia- basischen Grünschiefer (Rauentha], Winterhurg, Spall), die an den Keratophyr erinnernde chemische Durchschnittszusammensetzung vieler Sericitgneisse und die Albit-, Orthoklas- und Mikroperthit- natur ihrer Feldspathe u. s. w. Die Entscheidung liegt danach in der richtigen Auffassung der Lagerungsverhältnisse, die schwerlich so einfach sein dürften, als sie meinem verstorbenen Freunde Koch, der die gegen den SO. -Rand gekehrte Ueberschiebung gar nicht in Betracht gezogen hat, erscheinen mochten ^). Die Con- cordanz des Unterdevonischen Taimusquarzits mit dem azoischen Schiefersystem, welche v. Dechen'^) so nachdrücklich hervorhel)t, würde sich am Ende als Folge übergrossen Drucks, der ursprüng- liche Discordanzen vei’wischt, verstehen lassen. Das würde dann al)er eben auch nicht für einfache Lagerungsverhältnisse sprechen. Störungsliuien werden ganz gewiss nicht fehlen'^); überdies aber muss die Hauptfrage dahin gerichtet sein: wo liegt die Sattellinie des kettenförmig gebauten Taunus? was ist Sattel? was ist Mulde? was ist rechtsinniges, was widersinnig ül)erschobenes Fallen? Es giel)t noch eine zweite Gegend, ganz im O. von Deutsch- land und meist auf österreichischem Gebiete, wo Unterdevon concor- daiit auf Gneiss liegt, aber durch ganz allmähliche Ueljergänge damit verlmuden sein soll; das Altvatergelji rge, das gerade jetzt aufs Neue von den Geoloo-en der k. k. ffeoloofischen Reichsanstalt in b a. a. 0. S. 199. Erläuterungen S. 1 bis 2. Was KoTHpr.ETz (Zeitsclir. d. Deutsch, gcol. Ges. 1S84, Bd. XXXVT S. G91) darüber niitgotheilt liat, ist recht interessant, aber viel zu kurz gehalten, um eine Cuntrolle zu erlauljon. Die Verwerfungen im Klieinthal hat übrigens Ddmont z. Th. schon angeführt, Stifft gab ein Erzvorkommen auf der rechten, v. Dhciip.n ein solches auf der linken Rheinseite an und Ei.if. de Beaumont brachte schon schlechthin Störungen mit der Bildung des Rheiiithales in Zusammenhang (Notice sur les systemes de inontagnes S. 19G). Die silurischen Kieselschiefer (doch ohne Graptolithon) erinnern gar zu leldiaft an Hainichen in Sachsen, als dass man sie Angesichts der Berge von Devon-Kicselschiefer im Harz und der devonischen Kieselschiefer, die Koch im rheinischen Schiefergebirge selbst beobachtet hat, nicht mit sehr grosser Reserve aufuehmen sollte. 112 K- A. Lossen, Ueber das Auftreten metamorpliiscber Gesteine etc. ADgriff genommen werden soll. Ancli dort ist die Faltenver- biegnng siclitlicl) ans der Umstannng der Streichlinien ans NNO. in N., NW. lind WNW. (ca. li. 2 bis b. 7) zn erkennen. Nament- lich in der Umgebung des »Qnerbergs« tritt die sudetische Rich- tung südlich Zuckmantel sehr deutlich hervor. Dabei rücken die Falten der Schichten enger zusammen, so dass sieh das Devon- Culm-Prohl am N.-Ende beträchtlich einengt. Von O. nach W. kommt man stets in krystallinischere Schichten, worüber man F. Roemer’s Geologie von Oberschlesien einsehen wolle, die sich für diese Gegend vorzüglich auf die sehr gewissenhaften Beobach- tungen A. Halear’s, des Entdeckers der Unterdevou-Fauna vom Dürrberg bei Einsiedel, stützt: Culm-Schieferthon im O., glimmer- schieferähnlicher fester Cuhn-Tlion- und -Dachschiefer im W. ^)! Aber auch, und das ist für die Beurtheilung der Faltendrehung wichtig, von S. nach N. finden anscheinend Aenderungen in der Beschaöenheit der Gesteine statt: Quarzite in N. gehen weiter gegen S. in Sandstein über und die Diabase im Oberdevon ersetzen sich gegen N. durch »Diorite«. Ebenso treten im Unterdevon Diorite auf. Diese Diorite haben ganz entschieden epi- dioritischen Habitus, während die zugehörigen Grünschiefer z. Th. ganz groluiadelige Amphibolschiefer sind, ln einem recht grollkörnigen Diorit vom Ostabhange des Ludwigsthaler Schloss- berges konnte ich die »angenagten« Reste des Diabas-Augits nach- weisen. AVenn man sich entsinnt, dass ein so objectiver Beobachter wie V. Oeynhausen^) dieses LTnterdevon als Glimmerschieferfor- mation beschrieben und die Eisenerze derselben denen von Arendal verglichen hat, muss man von der Neuaufnahme der Untersuchungen in dieser Gegend ebenso wichtige Anfschlüsse für die AVissen- schaft erwarten, als von den Ardennen und von Ostthüringen her. Glückauf! B a. a. 0. S. 4G. C. v. Oeynh.\usen, Versuch eiu. geogn. Jtesclireilmug v. Oliersclilesieu 18'22. Einige Carboiiate aus der Steiiikolilen- formatioii. Von Herrn Ernst Weiss in Berlin. Unter den Mineralien der Kalkspatlireilie mit ihren zald- reichen isomorphen Mischnngen kommen anch in Schichten der Steinkohlenformation manche. Crlieder vor. Schon längere Zeit ist von Saarbrücken besonders das Anfti-eten zweier krystallisirter Vorkommen bekannt, die sich in Spalten und Hohlränmen von Tlioneisenstein nnd Sandstein hänfig tinden. Anscheinend sind es zwei Arten, die sich änsserlich durch Farbe nnd Beschafienheit nnterscheiden , aber bisher noch nicht näher festgestellt waren. Fs wurden daher von mir gesammelte Exemplare ans dem Camp- hansenschacht im Fischbachthale bei Saarbrücken der noch fehlenden Untersnchnng unterworfen, im chemischen Laboratorium der Bergakademie unter Leitung des Herrn Prof. Finkener analy- sirt, auch das specitische Gewicht bestimmt, welche Arbeit die Her reu ür. Sprenger und I)r. Bärwald übernahmen, ausserdem das eine Mineral krystallographisch untersucht und durch Herrn Dr. Scheibe gemessen. Die Ergebnisse theile ich hiernach mit. Das erste Carbonat ist weiss von Farbe, stark durchscheinend nnd glänzend, es erscheint sehr rein, kalkspathähnlich nnd sitzt in einzelnen und znsammengehäuften Rhomboedern, welche eine Jahrbuch 1884. 114 Ernst Weiss, Einige Carlionate aus der Steinkohlenformation. Grösse bis zu 2,5 Centimeter erreichen, auf dem Sandstein. Härte 4, speeifisches Gewicht 2,9404. Die Analyse wurde zuerst nur bezüglich des Gehaltes an Kalkerde, Magnesia und Eisenoxydnl ausgeführt, da sich a!)er trotz der rein weissen Farbe ein inerklicher Gehalt an Alangan fand, wurde diese Bestimmung nachträglich gemacht und dal)ei die Eisenbestimmnng erneuert. So erhielt man FeO 9,47, resp. 9,25 \ 1 / FeCO^ 15,25, MuO 1,63 1 ^ AInCOS 2,60 CaO 29,77 \ oder { CaCO-‘* 53,16 AlgO 14,21 1 MgGLF 29,84 CQ2 45,28 ' \ 100,36 100,14 100,50. Hierin ist das Molecularverhältniss der Carbonate AlgCOS : CaC03 : FeCO^ : MnCO- 1 : 1,496 : 0,37 : 0,063 ^3^ Die isomorphe Mischung kommt also nahe einem mangan- haltigen Ankerit, worin 2 (AlgCO''^ + CaCO'^) verbunden sind mit CaCO°" H- (Fe, Aln) Cü^. Näher würde das Verhältniss 10 MgCO^ 4- 15 CaC03 + 4 (Fe, Mn) liegen. Da die Krystalle zum Theil gut messbar erschienen, so wurden durch Herrn Dr. Scheibe eine Anzahl Alessuugen aus- getührt. Besonders drei Krystalle lieferten folgende gute Be- stimmungen : Krystall No. 1 ergab bei guten Bildern au der einen Seiten- kaute 730 28’ (73« 26' — 73° 30') ; au einer Fudkaute 1060 34'. Krystall No. 2 ergab bei guten Bildern eine Fudkaute 1060 23, (1060 22^2 — weniger gut andere Fud- kaute 1060 33'; weniger gut andere Seiteu- kaute 73039'. Ernst Wmss, Einige Garljonate aus der Steinkolilenformation. 115 Dieser Krystall träfet auch kleine Flächeu eines schärferen Khoml)oe(lers erster Ordnung, also unter den Flächeu des Hanpt- rhoinhoeders. Fs ergiebt sich für dieselbe das Zeicheu (a : a : 00 a : 4 c) = 4 R. Ihre Neigung zur darüber liegenden Rhomboederfläche wurde ge- funden 148*^28' — 148^3' (her. 148*^2D/2'); die zu seitlich anliegen- den 98*^49' — 98^11' (her. 98*^37' bei einem Rhond)oeder von 1 OG*^ 30' Endkante). Krystall No. 3 endlich ergab bei mässigen Bildern Endkante lOG*^ 33' und 106*^35'; Seitenkante 73*^ 22' und 730 18' — 730 20’. Als Mittel ans den besseren Messnngsresnltaten kann man au nehmen : Eudkante . . . 106® 30' Seiteukante . . 73® 30'. Das zweite Mineral ist erbsengelb oder bräunlich, weniger durchscheinend und weniger glänzend, dem Spatheisensteiu ähnlich; die Rhomboeder sind nicht so gross, au den Seitenkanten kamm- oder garbenförmig zusammengesetzt, die Flächen durch subparallele Zusammenhäufuug von kleinen Individuen drüsig, mehr oder weniger gekrümmt. Härte wenig unter 4, spec. Gew. 3,442. Die Analyse ergab: FeO 36,38 \ f FeCO^ 58,61 1,16 ) MiiO 2,03 1 \ MnC03 3,288 0,06 ( 1,22 oder 1,14 CaO 1,85 / oder { Ca 00^5 3,304 0,07 1 zu zu 1,07 1 Mg 0 CO2 17,39 ^ 42,56 ' / MgCO^ 36,52 1 i 100,21 101,72. Dies ist nahezu entsprechend dem Pistomesit BreitiiaupFs = MgCO-'^ -f- FeCO'*^, welche Formel erfordei't 57,86 FeCO''^ und 42,14 AlgCOb Alessungeu wurden an Spaltstückchen versucht, indessen konnte nur festgesetzt werden, dass der Eudkantenwinkel des Rhomboeders über 107® beträgt; für genauere Bestimmungen ist das Material uno-eeii^uet. O 8 ]1G Ernst Weiss, Einige Carhonate aus der Steinkohlenformation. Der Ankerit uud Plstomesit von Saarbrücken kommt zu- sammen vor, an den Stücken von Camphansen bildet weisser Ankerit die direkte Unterlage anf dem Sandstein, darauf folgt der Pistomesit und auf diesen in grösseren freien Krystallen Ankerit. Letzterer ist der analysirte und gemessene. Kupferkies sitzt anf beiden Mineralien, an anderen Orten finden sich zugleich Schwefel- kies, Binarkies, Haarkies, Blende, Bleiglanz, letztere beide selten. Seit mehreren Jahren sind auf der Halde der Zeche Voll- mond bei Langendreer in Westfalen Concretionen in Form von Kugeln und Nieren in Alenge gefunden worden, welche das Aus- sehen von kohligen Sphaerosideritnieren besitzen und durch den Einschluss zahlreicher Pflauzenfragmente ausgezeichnet sind , die durch die Mineralmasse versteinert sind und sehr wohl erhaltene innere Struktur zeigen, so dass diese Körper das Material zn aus- gedehnten pflanzenpalaeontologischen Untersuchungen bieten, die im Gange befindlich sind. Der Entdecker dieser interessanten Vorkommen, Herr W. Wedekind in Witten, giebt hiervon zu- erst Nachricht iu d, Verh. des naturhist. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westf. 1884, S. 181 und theilt mit, dass die Nieren angeblich aus dem Hangenden von Flötz Fritz, vielleicht aber wahrscbein- licher von Flötz Isabella stammen, was sich gegenwärtig nicht mehr entscheiden lässt, da kein Bergbau mehr auf den beiden Flötzen statttindet. Doch spricht für das letztere das Vorkommen vereinzelter Abdrücke von Pecteii pcq^yraceics , welche Aluschel im Hangenden von Flötz Isabella massenhaft auftritt. Die jVIasse ist bräunlichschwarz oder schwärzlichhraun, auch lichter braun, wenn sie grössere Pflanzenreste versteinert hat, hier und da von einem weisslichen Carbonat durchzogen oder dnrchspickt, ebenso öfters von Schwefelkies. Sie ist meist völlig dicht bis feinkörnig, im mikroskopischen Schliff stellenweise blumig aggregirt, nie radialfasrig. Die Formen der Concretionen sind mannicbfach, Kugeln von Erbsengrösse bis 13 Centimeter Durch- messer sind häufig. Wedekind fand einzelne Nieren von 40, ja Ernst Weiss, Einige Carbonato aus der Steinkohlenibrniation. 117 80 Ceiitinietcr Durclmiesser. Die Färbung ist durch organische Substanz hervorgerufen und verleiht der Masse ganz das Ansehen von Spatheisenstein, als welcher sie auch bisher augesprochen wurde; indessen hat die Analyse gezeigt, dass nur sehr wenig Eisengehalt darin ist, vielmehr die Substanz als ein Dolomit zu l)ezeichiien ist. Diese Dolomit-Knollen sind oft in grösserer Menge zusamiuen- gehäuft und durch ähnliche Masse und Kohlensubstanz verkittet, oft sind sie zu zwei und mehreren mit einander verwachsen oder canz unreo’elmässi" geformt. Hat die Masse grössere Stücke von Pflanzenresten versteinert, so hängt die Form von letzteren ab. Oft sind sie ganz von einer Kohlenriude bedeckt und Steinkohle durchzieht die Körper mannichfach und regellos, selbst bei grösseren derartigen Versteinerungen, doch ist es meistens die Rinde der Körper, welche verkohlt, nicht versteinert ist. Die äusseren Merkmale der Versteinerungen sind selten er- halten, am meisten von Lefidodenclroii , Stigmaria und Calaviites; aber in den Schlifien erkennt man Lepidodendroji^ Lgginodendron, Stigmaria, Cordaites, Farne, Sph-enophgllum und fast alle von Willi- AMSON aus englischen Kalkconcretioueu beschriebenen Grattungeu, die Herr Dr. Felix zu bearbeiten im Begriffe steht. Eigeuthümlich ist die Erhaltung der petrificirteu Pflanzen- körper. Nicht nur ist ein und dasselbe Pflanzenstück theilweise in Dolomit umgewaudelt mit Beibehaltung der Form der Elementar- theile, theilweise jedoch in undurchsichtige Kohle verändert und nur der wirklich versteinerte Theil ist mit mehr oder weniger tief brauner Farbe durchsichtig, sondern es findet auch durch Zu- nahme der ausgeschiedeueu undurchsichtigen Kohle ein allmählicher Uebergaug aus dem strukturreichen in den strukturlosen Theil statt und in dem letzteren tauchen oft wieder Stellen mit Struktur auf, welche dann durchsichtig sind. Besonders sind es die Zellen- wäude, welche au verschiedenen Stellen immer dunkler bis schwarz und undurchsichtig erscheinen; diese kohlige Masse breitet sich an anderen Stellen mehr aus und lässt grössere Partieen kohlig werden. Es ist durchaus das Bild eines Objectes, das gleich- zeitig dem Verkohlungs- wie dem Versteinerungspro- 1 1 8 Eunst Weiss , Einige Carljonato aus der SteinkoWenforniation. cesse unterlag, welche Vorgänge in einander griffen und so theils stärker petrificirte, theils stärker verkohlte Theile erzeugten. Vor- zugsweise geschah dies derart, dass während der innere Theil bei Stämmen und Stengeln mineralisirt wurde, der äussere, der liinden- theil nur verkohlte. Es dürfte aber auch diese Beobachtung dazu augethau sein, zu meinen, dass die Umwandlung in Steinkohle eine ebenso ursprüngliche bei allen diesen Pflanzeuresteu sei, wie die Versteinerung durch iufiltrirte Minerallösuug. Man sähe sich damit auf denselben Gedanken geführt, für den neuerlich Renault plädirt (la houille in: Le Genie Civil, Revue generale hebdomadaire des industries frau^aises et Mrangeres, t. VI (1884 — 85) No. 9, p. 136, mit Taf. XIII), dass nämlich, zum Mindesten in solchen Fällen, der Process der Steinkohlenbildung ans der Pflanzensub- stanz nicht von ungeheuren Zeiten und Druckwirkungen abhängig gewesen und allmählich unter fortschreitendem Durchlaufen der Umbildung in Torf, Braunkohle und Steinkohle hervorgegangen, sondern direkt an der Pflanzen Substanz erfoUt sei. Von O Druckwirkung in irgend beträchtlicherem Grade ist hier durch- aus nichts zu finden und darin bestätigt sich auch das von Gümbel erhaltene Resultat, dass diejenigen Theile mitten aus strukturloser Steinkohle, welche noch Struktur zeigen, nichts von Zusammen- pressen in höherem Grade erkennen lassen. Uebrigois hat auch der Verfasser schon längst nachgewiesen, dass das, was mau bei Pflanzenresten der Steinkohleuformation , z. B. bei Calamarien, häufig als Druckwii’kung bezeichnet, nämlich das flache Zusammen- liegen der beiden Seiten eines Stengeltheiles, durch nichts anderes hervorgerufeu ist, als das Zusammenfällen der weichen vermodernden Masse des Stengels vermöge des eignen Gewichtes oder nur ge- ringer Bedeckung mit Schlamm. Grössere Druckkräfte spielen bei allen diesen Vorgängen gewiss absolut keine Rolle, am wenigsten bei der chemischen Umwandlung in Kohle. Bei der Analyse einer solchen Niere war überraschend, dass kein Spatheisenstein vorlag; auch eine qualitative Probe eines Stückes, das einer Versteinerung entnommen war, ergab dieselbe Zusammensetzung. Es enthält nämlich die aualysirte Niere nach Dr. Bärwald : Eunst Wbiss, Einige Ciirljouutc ;uis der Steinkolilenformatiün. lli) CaO 28,4 MgO 18,8 C02 42,7 FeO 0,1 Fe^O^ 0,1 Scliwefelkies 2,6 nuverl)reimliarer Rückstand 0,2 92,9. Rest vei'l)reuubarer kolilia;er Rückstand. Da hierin das Moleknlarverhältniss von MgO : CaO = 1 : 1,08, fast =1:1, so ist der Dolomit von der gewöhnlichen Znsainmeu- setznng. Die Langendreer Dolomitknollen lassen sich mit den ähn- lichen englischen vergleichen , welche Binney und besonders WiLLiAMSON zn so zahlreichen anatomischen Untei’snchungen gedient haben. Binney theilt davon in seinen observations on the strncture of fossil plants fonnd in the carboniferons strata, part I, Calamites (Palaeontogr. Soc. 1867), S. 13 n. 14 zwei Ana- lysen mit, die ich hier citire, die erstere ist eine solche von Mr. Hermann an den Oldham concretions, die zweite von Dr. Angus Smith an Halifax concretions vorgenommen; beide stammen aus den unteren Coal-measures_, die zweite ans der sogenannten Ganister coal. Kohlensaurer Kalk .... (1) 76,66 (2) 45,610 Kohlensäure Magnesia . 12,87 26,910 Sesquioxyd von Eisen . . 4,95 — Oxyde des Eisens .... — 13,578 Schwefelkies 0,73 11,650 Kohlige Masse 4,95 — Kieselsäure — 0,230 Kali- und Natronsulphat — 1,620 Hygr. Wasser — 0,402 100,16 100,000. Zur Keniitiiiss der niitersilurisclieii Ei^eii- steiiie im Tliiiriiiger Walde. Von Herrn H. Loretz in Berlin. Im Untersilur des Thüringer Waldes, und zwar in dem unteren Theile dieser Abtheilimg kommen als normale, grössere und kleinere Zwischenlager des Thonschiet'ers und Quarzits, gewisse Eisensteine vor, welche in früheren Zeiten (meist unter Zuschlag anderweitiger Eisensteine) Gegenstand der Verhüttung auf den kleinen ein- heimischen Eisenwerken gewesen sind. Bezüglich des Auftretens und des Horizontes dieser Lager haben wir an anderer Stelle einiges Nähere gesagt ^); hier wollen wir nur auf den Eisenstein selbst, in petrographischer Hinsicht, näher eingehen. Verg]. den Aufsatz in diesem Bande S. 24. Dieselbe Eisensteinbildung wie in Thüringen findet sich bekanntlich im Fichtelgebirge; bezüglich Beschreibung der betreffenden Gesteine ist auf die »Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges etc.« von Gü.mbel, 1879, S. 235 bis 236, 420 — 428 zu verweisen. Auch im Vogtlande kennt man denselben Eisenstein; s. Liebe »Uebersicht über den Schichtenaufbau Ostthüringens« , Abh. z. geolog. Specialkarte von Preussen u. d. Thüring. Staaten, Bd. V, Heft 4, 1884, S. 10, 11. Auch im böhmischen Untersilur, und zwar auch hier besonders in den unteren Theilen finden sich in grosser Verbreitung entsprechende Lagerstätten eines ganz ähnlichen, zum Theil fast identischen Eisensteins, über welchen wir in der Folge noch einiges auzuführen haben. M. 1 jOretz, Zur Keuntuiss der untersilurisehen Eisoiisteino etc. 121 Man hat in den bisherigen Beschreihnngen dieser Gegenden, wenn von jenen Eisensteinen die Bede war, mit Recht Thnringit lind Chainosit (Chainoisit) unterschieden; zweckinässigerweise legen wir den folgenden Mittheilungen diese Unterscheidung zu Grunde, da sich der Stoff hiernach naturgemäss eintheilen lässt. Thnringit. Unter diesem Namen beschriel) A. BueithauptT^) eine von ihm aiifgestellte Mineralspecies von Schmiedefeld, unweit Saatfeld in Thüringen, mit folgenden Worten: Perhnutterglanz. Farbe olivengrün, Strich oliven- bis zeisiggrün und fettig glänzend. Blättei’ige und körnig ziisainmengesetzte Massen. Spalt- bar in einer Richtung, deutlich. Härte 2^2 his 3. Gewicht 3.151 bis 3.157 (2 Beobachtungen). Aliänderiingen aus einem Eisensteinlager von Schmiedefeld im Ilerzogthum Saalfeld. Fettig auzufühlen. Eine etwas erweiterte Beschreibiiuo- jrielit dersellie Mineraloge 1841 2); hier wird bemerkt, dass die derben (sehr feinkörnigen) Alassen des Minerals zuweilen Gangtrümer enthielten, wo es deutlich blättrig ausgeschieden sei; dass dasselbe durch Verwitte- rung in ein ockriges Brauueisenerz übergehe; dass es nach quali- tativer Untersuclniug Plattner’s aus vorwaltendem Eisenoxydul, Thouerde und weniger Kieselsäure mit 8 pCt. Wasser bestehe, und vor dem Löthrohr zu schwarzer, magnetischer Masse schmelzbar sei u. s. w. Die quantitative Zusammensetzung desThuringits von Schmiede- feld und Reichmannsdorf finden wir in Rammelsberg's Miueral- ’) Vollständige Charakteristik des Mineral- Systems. 3. Auflage. Dresden und Leijizig 1832. S. 1)5; 2. Classe: Steiue; 4. Ordnung: Glimmer. In der 2. Auflage, 1823, steht der Thuringit noch nicht. Vollständiges Handhucli der Mineralogie, 2. Band, Dresden und Leipzig 1841, S. 386. 122 H. Loretz, Zur Kenntniss der nntersilurischen Eisensteine cheiniel); danach beträgt nach drei Analysen, in Procenten, der Gehalt an Kieselsäure 22,05 — 23,55, Thonerde 15,63 — ^18,39, Eisen- oxyd 13,79- — 17,66, Eisenoxydnl 30,78 — 34,34, Magnesia 0,89 bis 1,47, Natron (Kali) 0 — 0,14, Wasser 9,81 — 11,44. — Iin Mittel der drei Analysen ist für den Thnringit der Gehalt an Eisen (Ee) 36,53 pCt. Bei den mir vorliegenden Handstücken von Schmiedefeld ist in frischem Zttstande die Farbe des derben Thuringits olivengrün, fast schwarzgrüu, die Textur höchst feinschuppig oder schuppig- körnig. Stückchen davon, mit kochender, concentrirter Salzsäure behandelt, werden in der Art zersetzt, dass sie ihre Form und Oberflächenbeschaffenheit behalten und völlig weiss werden ; dieser Rückstand scheint, nach den Löthrohrreaktionen, so gut wie reine Kieselsäure zu sein. Zn Pulver gerieben und mit concentrirter Salzsäure gekocht wird der Thuriugit rasch völlig zersetzt, wobei sich die Kieselsäure, wie die Lehrbücher bereits augeben, flockig- gallertartig abscheidet. Die Schmelzbarkeit vor dem Löthrohr zu schwärzlicher, magnetischer Schlacke trifft auch bei den mit Thnringit durchwachsenen Thonschieferschinitzen ziG). Härteversnche ergaben bei meinen Proben den Grad 3; auch der zu erwähnende geschieferte Thnringit, sowie Thuringitoolith zeigten diesen Grad. In den Lehrbüchern ist zum Theil ein ge- ringerer Grad angegeben. *) Handbuch der Mineralcheniie 1860, S. 851. — Berechnet man das Mittel aus den drei Analysen, so findet man: SiOs ... . 22,61 pCt. AI3O3 . 16,80 » FesOa . . . . 15,43 » FeO . . . . . 33,10 » MgO . . . . 1,20 » H2O .... . 10,60 » 99,74 pCt. 2) Wie bekanntlich bei sehr vielen eisenhaltigen Mineralien und Gesteinen. Schon das blosse Glühen eines Stückchens Thuringit, wenn es nicht zu kurz ist, reicht hin, um dem nun gebräunten Mineral Wirksamkeit auf eine empfindliche Magnetnadel zu ertheilen ; aber auch diese Reaktion kommt einer ganzen Menge eisenhaltiger Mineralien und Gesteine zu. im Tliüriimer Walde. 123 Das speciüsclie Gewicht einer Probe derben Tbnringits von Scbniiedefeld wurde im Lal)oratorinm der Königl. geolog. Laudes- anstalt lind Bergakademie von Herrn Dr. Böttcher zu 3,118 Iiestimmt, also etwas geringer als das von Breithaupt angegebene. — In derselben Probe anscheinend reinen, derben Thuringits wurde von dem Genannten ein geringer Pbospborsäiiregebalt, 0,078 pCt., nacbgewiesen, was Beachtung verdient, weil hiernach der in den Untersilur -Eisensteinen Thüringens bei hüttenmänni- scheu Proben gefundene, meist grössere Phosphorsänregehalt, um so weniger befremdlich ist. In einem Dünnschliff stellt sich der Thuringit als ein mikro- krystallines Aggregat höchst feiner Blättchen oder Schüppchen dar, die je nach ihrer Lage zur Schliffebene bald mehr im Durchschnitt, bald mehr mit ihren a;rösseren Flächen zu sehen sind. Die Breite der Blättchen wurde auf wenige Hundertstel Millimeter, etwa 2 bis 3, und ihre Dicke zu 1/5 — ^/jo hiervon liestimmt. Die Blättchen lassen ganz schwachen Dichroismus, etwa zwischen blass bläulich- grün und mehr gelblichgrün erkennen. An Stellen, wo die Ver- witterung zu wirken begonnen hat, stellt sich gelbgrüne Färbung ein, die weiterhin in brauugelb übei'geht. liecht bemerkenswerth ist die sehr oft sich wiederholende Aneinanderreihung der dünnen Blättchen zu mehr oder weniger gekrümmten Bogenstückeu, worauf bereits Fischer^) aufmerksam gemacht hat. In dieser Textur dürfte auch der Grund zu dem bei der Verwitterung: öfters hervor- tretenden oolithartigen Aussehen der sonst derben Thuriiigitmassen liegen. Die Verwitterung beginnt daun damit, dass in der sonst noch unveränderten schwarzgrünen Fläche lichtere und bräunliche Punkte und rundliche, kaum mohnkorugrosse Flecken erscheinen, die bei näherer Betrachtung etwa wie kleine Oolithe aussehen, oder dass umgekehrt die Fläche gelblich anläuft und kleine, rundliche Flecken von oolithartigem Aussehen in dunkler Färbung Zurückbleiben. *) H. Fischer, Kritische, mikroskopisch- mineralogische Studien. Freiburg i. Breisgau 1869, S. 60; morphologische Uebereinstimmung von Helminth, Aphro- siderit, Thuringit, Prochlorit. 124 H. Loretz, Zur [{^eantniss der untersilurischen Eisensteine Mit weiter vorgeschritteuer Verwitterung entsteht eine etwas zer- f ressen ausseliencle, gelbe bis braune Masse, in welcher sich die oolithartige Struktur vielfach sehr deutlich zu erkennen gieljt, und die einzelnen Oolithchen als kleine, ausgewitterte Hohlforineu von innen, oder als kleine, vorragende Kugel- oder Sphäroidtheile von aussen sichtbar werden , auch öfters conceutrisch - schalige Zu- sammensetzung zu erkennen geben. Diese feine oolithartige Struktur ist selbst dann noch wahrnehmbar, wenn die Verwitterung schon weiter vorangeschritten ist; doch die ganz zu Brauneiseuerz in Form von Rinden, glänzenden, nierenförmigen u. s. w. Ueberzügen und derben Stücken gewordene Masse giebt jene Struktur nicht mehr zu erkennen. An den gesammelten Handstücken lässt sich wahrnehmen, dass der Thuringit häufig mit gewöhnlichem weichem, dunklem Thon- schiefer in schichtiger Verwachsung eng verbunden vorkommt, in der Art also, dass er in der Schichtungsrichtung in Form von oft sehr schmalen Streifen und Schmitzeu im Thouschiefer erscheint. Wegen der beiderseitigen dunklen Färbung ist dies nicht immer sofort zu erkennen; untersucht man eine solche Schieferfläche, welche meist in der Richtung transversaler Schieferung liegen wird, irenauer, so erkennt man in den wechselnden Streifen den Thurinü’it an seiner höchst feinkörnig-schuppigen Oberfläche mit fast seiden- artigem Schimmer, den Thonschiefer an den winzigen, feinen, weissen Schüppchen eines Glimmerminerals (die dem Thnringit fremd sind), bei matterer Oberfläche; auch das Strichpidver hilft zur Unterscheidung; geglühte Proben zeigen den Unterschied der beiderlei Massen fast noch besser. Auch das Aussehen eines Dünnschliffs bestätigt, dass die Verwachsung von Thuringit und Thonschiefer in dünnen Lagen und Streifen, die sich auskeilen und auch wohl Abzweigungen entsenden können, eine sein- enge ist. Oefters zeigen sich auch etwas grössere Massen von derbem, reinem, oder fast reinem Thuringit deutlich von Querschieferung durchsetzt; dieselbe tritt dadurch noch l)esser hervor, dass in ihrer Richtung durch die beginnende Verwitterung braune Striche und Streifen entstehen. im Thürinffer Walde. 125 In deu alten, grossen, schon seit längerer Zeit ausser Betrieb befindlichen Eisenstein -Tagebauen bei Schmiedefeld kann mau Thnringitstücke in grosser Menge sammeln; dieses Mineral bildet, besonders im hängendsten Lager, sowie auch in dem Lager auf der Höhe, östlich vor Schmiedefeld, mächtige, derbe Massen, oder bildete sie wenigstens ehemals, insofern nämlich jetzt ein grosser, oder wohl der grösste Theil derselben, soweit sie zu Tage aus- gehen, in Brauueiseuerz umgewaudelt ist. Dasselbe erscheint in Form etwas unregelmässig gestalteter Bänke, welche oberflächlich und in der Nähe von Klüften ein zerfressenes, löcheriges Ansehen besitzen, während im Innern noch Thuriugitkerne stecken. Das Vorkommen der Thuringitmasse ist also ein lagerhaftes; in der- selben Weise wie im kleinsten Maassstabe Thuriugitschmitzeu und Schiefer schichtig wechseln können, wiederholt sich dies im Grossen; mau sieht im Tao;ebau deutlich Schieferschaleu von dunkelgrün- lieber, verwittert von brauner Farbe mit dem Eisenstein wechseln. Die Unterstichuiig des ganzen Vorkommens, wie das der Ilaudstücke, führt zu der Ansicht, dass man es beim Thuringit nicht mit einer secundären Miueralbildung, wie sie auf Gängen, Klüften und Drusen erfolgt, zu thuu hat, sondern mit einer ursprünglich ab- gelagerten, diesem untersilurischen Eisensteinhorizont besonders angehörigen Miueralmasse. Von anderweitigen Mineralien, welche mit dem Thuringit Vorkommen, ist besonders Eisenkies und Quarz zu nennen, von welchen jener meist nur in geringerer Menge vorhanden ist, wäh- rend dieser in grösserer Menge, und oft in sehr inniger Ver- wachsung und Durchdringung mit Thuringit erscheint '). Was die Verbindung der Thuringitmasse mit dem weichen, dunklen Thouschiefer betrifft, so scheint es, dass sie ausser in dünnen Ijagen auch öfters in kleinen Körnchen, oolithartig, im Schiefer enthalten ist; bei der Verwitterung zeigt sich solcher Schiefer wie von zahllosen kleinen, gelben und braunen Punkten Bei den zu Braimeisenerz uingewandelten Lagertheilen kann für einen Theil des vorkommendeu Quarzes an eineEntstehung durch Zersetzung des Tliuringits gedacht werden. Der damit vorkonimende weisse Glimmer macht ebenfalls durcli die Art seines Auftretens den Eindruck von Neubildung. 126 H. Loretz, Zur Kenntniss der untersilurisclieri Eisensteine durchsetzt, oder, weuu diese auswittern, durchlöchert. Man kann wohl vermuthen, dass in der Nähe der Thuringitmassen der dem Thonschiefer an und für sich schon angehörige, einen Theil seines mikroskopischen Gewebes ausmachende , chloritische Bestandtheil nichts anderes ist wie Thuringit, doch dürfte ein bestimmter Be- weis hierfür chemisch wie optisch schwierig sein. Thatsächlich zeigen die weichen Schieferzwischenmasseu der Thuringit führen- den Eisensteinlager vielfach eine stark grünliche Färbung, die sehr leicht beim Verwittern in gelb und braun umschlägt. Mit- unter scheiden sich auch in eben diesen Schiefern, wie dies z. B. besonders in dem liegendsten Theile der Schmiedefelder Eisenstein- lager beobachtet wurde, grössere, bis über erbsengrosse, ooli- thische Körper von sehr deutlich concentrisch-schaliger Struktur aus; wie weit reiner Thuringit an ihrer Zusammensetzung hethei- ligt ist, konnte nicht ermittelt werden, da sie nirgends in frischem Zustand angetrofieu wurden, und sehr häutig durch Verwitterung hohl werden und ausfallen. Eine Probe derartiger, von erbseu- grosseu, fein concentrisch-schaligen Oolithen ziendich dicht erfüllten Schiefermasse, von grünlicher Färl)ung des Ganzen im frischen Zustande, ergab einen Eisengehalt von 2 1,35 pCt. (l)r.W. Böttcher), also erheblich weniger als beim reinen Thuringit, so dass der Au- theil au Schiefermasse, auf welchen ein kleinerer Theil dieses Eisen- gehalts zu rechnen ist, schon liedeuteud iu’s Gewicht fällt, und das Ganze kein Eisenerz mehr darstellt. All diese grünlichen, eisenoxydulhaltigen Schiefer, mit oder ohne Üolithe, geben schliess- lich durch Verwitterung Anlass zur Entwicklung von Brauneisen- stein in Rinden, Krusten u. s. f. Andererseits fehlt es in den Zwischenräumen der Eisensteinlager auch nicht au solchem Thon- schiefer, welcher sich von dem gewöhnlichen Thouschiefer des Untersilurs wenig oder gar nicht unterscheidet, und keinen grösse- ren Eisengehalt zu besitzen scheint. Wenn auch au Masse des Thuringitvorkommeus die Schmiede- felder Eisensteiulager von keiner anderen Stelle in Thüringen er- reicht werden, so kommt, wie zu erwarten, dieses Mineral in gleichem Horizont doch auch an anderen Orten vor, deren sogar recht viele sein werden, weuu mau die oolithisclieu und die nnrei- im Thüringer Walde. 127 neren Aliäuclerimgen mitrechiiet. So ist z. B. sein Vorkommen östlicli von Sclnniedefekl, in der Strecke nach lieichmannsdorf hin, zn constatiren, wo ich Thuringit friscli oder zu Branneisenerz ver- wittert, theils für sich, theils mit Chamosit verwachsen fand. R. Kigiiter’) führte sein Voi’kommen von Steinach und Witt- mannsgerenth au. Auch die im Folgenden zu beschreibenden beiden Vorkommnisse und ähnliche möchte ich noch dem Thuringit zurechuen, mindestens ihm aui’eiheu. Südwärts von Schnnedefeld, auf dem Breiten Berg bei Hasel- bach, sind in demselben Horizont Schürfe auf einen Rotheisenoolith, welcher nichts anderes als umgewaudelter, oolithischer Thuringit zu sein scheint, vorhanden; das weiche, fast lockere Gestein besteht aus ellipsoidischen, deutlich conceutrisch-schaligen Oolitheu, etwa von Haufkorugrösse und kleiner, welche recht dicht an einander liegen und nur für wenig Zwischenmasse, anscheinend von der- selben Substanz wie die Oolithe, Raum lassen. Die ursprüng- lich grüne Farbe leuchtet überall zwischen dem rotheu Oxyd in Punkten und kleinen Flecken noch durch. Beim Kochen mit Salzsäure, wobei sich zugleich die Abwesenheit von Carbonat her- ausstellt, bleibt zuletzt, wie beim Thuringit, ein weisser Rest, der, wenn kleine Stückchen angewandt worden sind, noch die Oolith- form bewahrt hat, und nach chemischer Probe im Wesentlichen aus Kieselsäure besteht. Im Dünuschlilf zeigen sich die, noch nicht zu Oxydhydrat und Oxyd umgewaudelteu, durchsichtig ge- bliebenen Theile aus ausserordentlich kleinen, grünlichen Blättchen zusammengesetzt; die oolithische Ringbilduug scheint auf einem Wechsel von mehr oder minder mikrokrystallineu Blättchen (ähn- lich wie l)ei manchen oolithischen Kalken und Dolomiten), und mehr noch auf Anhäufung kleinster, fremdartiger Theilcheu zwi- schen dem grünen Silicat zu beruhen. Nach dem Angeführten scheint hier Thuringit vorzuliegeu, der noch mehr als im Schmiede- felder Lager zu oolithischer Ausbildung gelaugt ist. Jfieser Rotheisenoolith vom Breiten Berg wurde chemisch un- tersucht und dabei gefunden, nach Dr. W. Böttcher: T Briefliche Mittheilung. 128 H. Loretz, Zur Kenntniss der untersilurischen Eisensteine lii Salzsäure unlöslich Im Vergleich zum Thuringit 10,21 pCt. A1203 . . . . 6,38 Fe2 03 . . . . 78,23 » eutspr CaO . . . . 0,55 MgO . . . . 0,98 P2O5 . . . . 0,54 y> As . . sehr geringe Spuren. ist hier der Eisengehalt so gross, dass die einfache Ueberführung des Oxydulgehaltes des Thui’ingits in Oxyd bei weitem nicht genügen würde, um den hohen Procent- satz an Eisen zu erklären (um so weniger, als ja noch ein Theil des nicht höher Oxydirten grünen Silicats zurückgeblieben ist, dessen Oxydulgehalt allerdings nicht besonders bestimmt wurde). Es_ muss also entweder Kieselsäure und Thouerde fortgeführt wor- den sein, womit die feinporöse, nur durch die Lupe zu erken- nende Struktur stimmen würde; oder aber das zu Grunde hegende, chloritische Silicat besitzt hier schon eine vom Thurinsit abwei- chende, eisenreichere. Zusammensetzung. Leider lässt sich das bei diesem, wie bei den meisten, ähnlichen Vorkommnissen, wegen zu ö-eringer Menge und zu feiner Vertheihmg des noch frischen Silicats nicht wohl ermitteln. Zu bemerken ist der wenn auch geringe Gehalt an Kalkerde, der dem Thuringit von Schmiede- feld fremd ist; auch der Phosphorgehalt ist erheblich höher wie bei jenem. Die mehrere Procent betragende Difterenz von 100 muss den \V assergehalt des noch imzersetzten Silicats enthalten. Aehulich dem letztgenannten verhält sich ein Vorkommen in demselben Hoi’izonte im Langen Thale bei Hasenthal, wo durch die oxydirende Umwandlung Brauneisenerz entstanden ist; die Oolithe treten hier gegen die Grundmasse etwas mehr zurück, und von dieser ist wenigstens soviel in frischem Zustande erhalten, um zu erkennen, dass sie sich in den optischen und physikalischen Eigen- schaften mindestens ähnlich wie Thuringit verhält. Ein Dünn- schliff liess au einigen Stglleu die oben erwähnte, gewundene oder doppelt gekrümmte Aneinanderreihung der mikrokrystalliueu Blätt- chen ganz be.souders gut wahruehmen, während an anderen Stellen eine mehr schichtige, feiustreiffge Anordnung der chloritischen im Thüringer Walde. 129 Substanz hervortrat. Gegeu Säure verhielt sich die Masse wie oheu augegeheu ; ein Gehalt an Carbonat war nicht vorhanden. Durch Verwachsuno; mit Thouschiefer wird auch hier der Eisen- stein etwas unrein. Derartige oolithische Eisensteine, deren urspi’üngliches Sub- strat, wie hei den eben erwähnten, so gut es der stets mehr oder minder stark verwitterte Zustand erkennen lässt, in der Haupt- sache Thuriugit, oder doch ein diesem nahe stehendes chlox’iti- sches Silicat gewesen ist, hei Abwesenheit von Carbonat, finden sich noch an manchen anderen Punkten im Ausstrich dieses Ho- rizontes ^) ; selhstvei’ständlich verlaufen sie durch Verwachsung mit Flasern und Lagen von Thonschiefer und Quarzit in unreine, rauhe Abänderungen, die dann nicht mehr als Eisenerze bezeichnet wer- den können. Die Bezeichnung »Thuringit« schlechthin bleibt am besten auf das von Breithaupt aufgestellte, oben beschriebene Mineral beschränkt 2), soweit dasselbe noch frisch genug ist, um seine ur- sprünglichen Eigenschaften erkennen und auch chemisch prüfen zu lassen. Wie erwähnt tritt übrigens schon bei diesem in fri- schem Zustande «rleichmässig' dicht erscheinenden Minerale durch die Verwitterung: oft eine oolithai’tige Struktur hervor. Als »Thu- ringitoolith dürfen wohl noch solche Vorkommnisse wie das vom Breiten Berg und vom Langen Thal gelten, welche von vorn her- ein schon eine deutliche Oolithstruktur zeigen, frei von Carbonat sind, und in ihrer Substanz vom Thuringit allem Anschein nach nicht abweichen, eine Uebereinstimmung, welche indess ohne chemische Analyse ganz frischen Materials nicht völlig sicher ist. Der Ausdruck »Thuriugitschiefer« für solche grünliche, leicht gellx werdende und sich bräunende Schiefer, wie sie oben aus dem Schmiedefelder Eiseusteinlager erwähnt wurden, setzt voraus, dass Solche Proben liegen z. B. von Bernsdorf bei Hoheneiche, unweit Saalfeld vor. Alle liierliergehörigen Proben zeigen in den nicht oxydirten Theilen bei auffallendem Licht, bei genügender Vergrosserung betrachtet, die feinkörnig- schuppige Textur wie der Thuringit und auch dessen Farbe, diese allerdings in geringen Abänderungen. ln diesem Sinne sprach sich brieflich der verstorbene, um die geologische Kenntniss Thüringens so sehr verdiente It. Richteu aus. Ü Jahrbuch 1884. 130 II. Loretz, Zur Kenntniss der uutersilurisclien Eisensteine inikroskopisclie Tlmriugitblättchcn als chloritisclier Bestandtlieil au der Zusamiuensetzuug dieser Schiefer theilnehmeii, was nicht unwahrscheinlich ist; sicherer ist es iudess, diesen Ausdruck nur da zu gebrauchen , wo deutlich sichtbare Streifen derben Thnrin- gits im Schiefer liegen. Von einem »Thuringithorizout« endlich zu reden ist deswegen statthaft, weil der geognostische Horizont, in welchem bei Schmiedefeld der Thuriugit vorkommt, sich weit- hin wiedererkenneu lässt, weil dieses charakteristische und als ursprüngliche Bildung anzusehende Mineral daselbst in so ansehn- licher Masse entwickelt ist, und weil dassellie auch weiterhin in gleichem Horizont, wenn auch in geringerer Menge wiederkehrt. Cliaraosit. In den Tagebaneu, durch welche das mächtige Schmiedefelder Eiseusteiulager erschlossen ist, bemerkt mau gewisse, zum Theil recht starke Bänke, deren Cxesteiu sich auf den ersten Blick vom Thnriugit, sei er frisch oder verwittert, sowie nicht minder von den tanbeu oder ganz geringhaltigen Zwischenschieferu des Lagers unterscheidet. Diese Bänke wiederholen sich in gleicher Weise in den verschiedenen Theilen oder Liuzellagern des Cfesammtlagers^ von unten bis oben, am wenigsten scheinen sie in dem liegendsten Theile aufzntreten. Ihr Gestein ist sehr fest, in frischem Zustande von dunkler, grauer bis fast schwarzer Färbung; Verwitterung bewirkt an den Bänken krnmmschalige Ablösung mit Bildung von Krusten, welche von Branii- oder Rotheisenerz gefärbt sind. Bei näherer Betrachtung erkennt mau, dass das Gestein durchaus oolithisch ist: kleine, etwas flache, fast schwarz ansseheude, mehr oder minder dicht gedrängte Oolithe, etwa von Idirsekorngrösse, lassen meist noch Raum für eine Zwischeumasse, welche nur bei ganz frischen Stücken weiss, sonst Initnulich oder röthlich erscheint, und sehr kleine, späthig glänzende, krystallinische Flächen erkennen lässt. Bei geringer Eutwicklnug dieser Zwischenmasse erscheint das Gestein fast schwarz. Weitere Untersuchung^) ergiebt, dass die b Verdünnte Salzsäure wirkt auf Stückclien fast nicht, concentrirte erst beim Erwärmen recht sichtlich unter Kolilensäure-Entwicklung; macht man den Versuch auf einem })olirtcn Anschliff, der zugleich die Vertheiluug der schwarzen im Thfli'iiiffer Walde. 131 Zwischeniuasse ein Carbonat, und zwar Eiseuspath (Siderit) ist; weniger leicht ist die Natur der Oolithkörper zu entscheiden; soviel erkennt man aber von vorn herein, dass man es hier nicht, wie heim Thnringit, mit einer einfachen Mineralmasse, sondern mit einem zusammengesetzten Gestein zu tliuu hat. Bei Betrachtung von Dünnschlifteu des in Rede stehenden oolithischen Gesteins treten zweierlei Hanpthestandtheile sofort auseinander: einmal der Eiseuspath mit seinen Blätterdurchgäugen, auf denen durch auffeheude Verwitterung reichliche Bildung von Brauneiseuerz stattfiudet, welches hier und da auch bereits in stär- keren, undurchsichtigen (hei auffallendem Lichte rothbraunen) An- sammlungen erscheint; sodann eine durchsichtige, chloritähnliche Masse von schwach grünlicher Färbung, schwach dichroitisch. Durch die gegenseitige Anordnung dieser beiderlei Massen nun kommt die Oolithstruktur zu Stande, welche, was hei der Betrach- tung der Handstücke noch nicht zu erkennen ist, mancherlei Ah- änderuugeu zeigt. So z. B. können die Oolithe als von Eisen- spath-Zwischenmasse eiugeschlosseue, rundliche Durchschnitte von ziemlich einfacher Bildung erscheinen, welche in sich seihst von Eiseuspath ganz oder beinahe ganz frei sind und wesentlich aus der grünlichen, chloritartigen, durchsichtigen Masse bestehen, die indess oft noch mehrfache oder vielfache, meist sehr dünne Ringe oder Riugstücke undurchsichtiger Körnchen enthält. In anderen Fällen ist die Trennung der Eisenspathmasse und der chloritischen Masse weniger scharf; erstere geht dann vielfach in die Bildung der oolithischen Sphäroide ein, indem sie theils mehr centrale An- häufungen bildet, theils auch an der mehrfachen Ringhildung sich Ijetheiligt; andererseits erscheint daun die chloritische Masse auch in den Zwischenräumen der Oolithe, wobei sie indess oft wie ab- Oolithe und der lichten Zwischenmasse gut zeigt, so sieht man, dass die Säure mehr auf die letztere wirkt, von wo auch die Kohlensäurebläschen ausgeheii. Coucentrirte Essigsäure löste grob zerkleinerte Masse auch beim längeren Erwärmen nicht völlig. Glühen eines isolirten Dünnschliffes macht den Carbonatantheil un- durchsiclitig und metallisch glänzend, geglühte Stückchen wirken leicht auf die Magnetnadel. — Dass die dunklen Oolithe nicht etwa nur Thuringit sind, zeigt am polivten Anschliff schon ihre Härte und die Farbe des Strich pulvers. 9* 132 H. Loeetz, Zur Kenntniss der untersilurisclien Eisensteine getrennte Tlieile von Oolitlien aussielit. Weiter kommt es vor, dass, umgekehrt wie im ersten Falle, die Eisenspathmasse in den Oolithen angehäuft ist, während die durchsichtige grünliche Masse die Zwischenränme erfüllt; aber auch hier nicht mit völligem gegen- seitigem Ausschluss, so dass stellenweise zahlreiche Eisenspath- partikel im Durcheinander mit der chloritartigen Masse ausseidialb von Oolithen liegen, oder ein Eisenspath-Oolith einen grünen Kern hat, n. s. w. Abo-esehen von diesem Wechsel in der Vertheiluno’ herrscht auch in den Formen eine grosse Mannichfaltigkeit, es kehren auch hier die liekaunteu Oolitherscheinuugeu wieder: De- formiruugen aller Arten und Grade, die nur Theile oder das Ganze eines Ooliths betreffen, bald mehr local sind, bald sich weiter ver- breiten, Abplattungen, Einbuchtungen, seitliche Ausziehung bis zu Linsenform, Abtrennung von Theilkörpern oder Kingstücken der Oolithe u. s. w. Soweit das chloritartige Mineral an der Bildung der eigentlich sphärischen Theile der Oolithe sich betheiligt, tritt an demselben nirgends radiale Struktur hervor; es geht vielmehr aus dem optischen Verhalten im polarisirten Lichte hervor, dass die Flächen- ausbreitung der chloritischen Täfelchen in die sphärische Fläche hineinfällt, und viele solcher, äusserst dünner, sphärischer Schalen sich umhüllen. Andererseits kommen öfters centrale Theile von oolithischen Gebilden vor, welche sichtlich aus grösseren, einheit- lichen chloritischen Täfelchen bestehen; während in noch anderen Fällen zusammengesetzte Körper, die aus, nach Art des Helmintli aneinandei'gelagerten chloritischen Blättchen bestehen, und ver- schiedene äussere Form haben, als centrale Theile von Oolithen, mitunter aber auch in den Zwischenräumen der Oolithe, erscheinen ^). Ausser den beiden Flauptbestandtheilen, dem Eisenspath und der chloritartigen, grünlichen, durchsichtigen Masse, macht sich in den Dünnschliffen unseres Chamosits in sehr zurücktretender Menge eine undurchsichtige Substanz geltend, welche bald in Form feiner B In diesen Mikroskop-Beobachtungen über das chloritartige Mineral des Chamosits theile ich die gefälligen Angaben des Herrn Collegen Lossen mit, der die selir dankenswerthe Gefälligkeit hatte, auf meine Bitte die Cliamosit- Präparate mikroskopisch zu prüfen. im Thüringer Walde. 133 Köruchen Ringe oder Ringstücke in den Oolitlien, oder Trübungen ansserhall) derselben l)ildet, bald in etwas mehr hervortretenden Anbänfnngen in geradlinig oder nnregelinässig umrandeten Kör- nern und Aggregaten besonders ansserbalb der Oolitlie erscheint, endlich auch dünne, stabförmige oder nadelförmige, unter verschie- denen Richtungen sich kreuzende oder aneinander lehnende Körper, resp. Durchschnitte in manchen Oolitlien bildet. Bei auffallendem Lichte sieht diese Substanz bräunlichgelb aus, in anderen Fällen aber auch deutlich metallisch o;länzeud. Da nach auo-estellteu Ver- suchen sicher kein Magueteiseu vorliegt, ist wohl an Eisenkies, Eisenglanz und Titaueisen zu denken; da augestellte qualitative Untersuchung auf nassem Wege keinen, oder nur unerwartet geringen Gehalt au Schwefel ergaben (vgl. die Analysen A und B weiter unten), andererseits ein Titansänregehalt von über 1 pCt. gefunden wurde, so ist der in Rede stehende Bestandtheil des Gesteins in der Hauptsache wohl für Titaueisen zu halten. Wir können das beschriebene Gestein aus dem Schmiedefelder Lager als Typus einer zweiten Art von Eisenstein nehmen, welche sich neben dem Thnringit auch anderwärts im gleichen Horizonte unseres Schiefergebirges, in denselben oder etwas abgeändei’teu Eigenschaften wiederholt. Wir haben dasselbe als »Chaniosit« beschrieben, in Uebereinstimmung mit dem bisherigen Sprach- gebrauch, demzufolge in den wissenschaftlichen Arbeiten über unser Gebirge, wie über die geologisch verwandten Nachbargebiete, die mineralogischen Begritfe Thui’ingit und Chamosit mit Recht stets auseinandergehalten wurden. Zur Begründung der Bezeich- uungr »Chamosit« diene Folgendes. Als »Chamosit« (»Chamoisit«) wird in den Lehrbüchern ein von BerthierI) aufgestelltes Mineral angeführt, dessen Zusammen- setzung auf ein wasserhaltiges Eisenoxydul-Thonerde-Silicat hinaus- kommt, und sich annähernd durch eine Formel ausdrückeu lässt. Dasselbe stammte aus einem 10 — 15 Meter mächtigen Eisenerz- lager im Kalk und Kalkschiefer (vom geologischen Alter der Ox- h M. P. Berthier , Sur la nature du minerai de fer magnetique de Cha- moison (Valais). Ännales des mines, Tome V. 1820, p. 393 — 396. 134 H. Lorbtz, Zur Kenntniss der nntersilurischen Eisensteine fordgruppe) des nördlichen Seitenthaies Chainoson^) im unteren Wallis, und hat daher seinen Namen bekommen; dieser Chamosit oder Chamoisit Berthier’s ist nicht identisch mit dem Eisenerz von Chamoson selbst, sondern bildet nur einen Theil desselben; jenes, das Eisenerz, welches feinoolithisch (hirsekorn- bis mohn- korngrosse Oolithe), dnnkelgraugrnn und magnetisch ist, besteht aus einem Gemenge des BERTHiER’schen Chamosits mit Carbonat, und zwar hauptsächlich Kalkspath ^). Begreiflicherweise ist mm aber in der Folge der ursprünglich nur einem Theile gegebene •Name auf das Ganze übertragen worden, und in diesem letzteren Sinne bezeichnet der Name, der dann weiterhin auch auf analog beschaffene Eisenerze anderer Gegenden Anwendung fand^), noch b B. Stüder (Index der Petrographie und Stratigraphie der Schweiz, Bern 1872), der hier wohl als maassgehend anzusehen ist, schreibt »Chamosit« und »Chamoson«; ebenso auch Naumann (Elemente der Mineralogie, 9. Auflage, 1874, S. 508). Sonst findet man immer die Schreibweise »Chamoisit«. b Die in den Lehrbüchern, z. B. Rajimelsberg: Handbuch der Mineral- chemie, 1860, S. 990 nach Berthier angegebene Analyse des Chamosits: SiO-2 14,0 pCt. AI2O3 7,8 » FeO 60,5 » H2O 17,4 » 100,0 pCt. ist so zu verstehen, dass von der Bauschanalyse des ganzen Erzes der Carbonat- gehalt abgezogen worden ist. Die Bauschanalyse war nach Berthier: S102 A12 03 . . 6,6 » FeO » Bitumen und H2 0 . . . 14,7 » CaOCOa .... . . 14,4 » Mg0C02 .... . . 1,2 » 99,4 pCt. Zieht man das Carbonat ab, so bleibt obiger Rest, und diesen hielt Berthier für ein besonderes, einheitliches neues Mineral und nannte es Chamoisit; seine, im Verhalten des Erzes hervortretende magnetische Eigenschaft erklärte er sich durch den grossen Gehalt an Eisen. Das Aussehen von Dünnschliffen des Erzes von Chamoson spricht aber nicht für die Einheitlichkeit jenes Restes des Ber- THiEE’schen Chamosits; worauf wir zurückkoramen. b Vgl. die ausführlichen, historisch-literarischen, sowie chemischen Ausfüh- rungen, welche Jos. Vala und R. PIeumhacker in ihrer Abhandlung: »Das Eisensteinvorkommen in der Gegend von Prag und Berann«, mit 9 Holzschn., im Thüringer Walde. 135 weuiger als im BERTiJiER’sclieu Sinne ein einfaches Mineral, son- dern ein znsammengesetztes Gestein. Es dürfte schwer und kaum räthlich sein, die Bezeichnnng Chainosit wieder in die ihr ur- sprünglich zngedachten Grenzen znrückverweiseu zu wollen; wollte inan dies, so dürfte man die betrefleuden Eisenerze ans Thüringen, Böhmen n. s. w. eben nur als oolithische schlechthin, oder als oolithische analog dem von Champson bezeichnen, oder müsste ihnen einen neuen Namen geben. Uebrigeus ist die BERTHiER’sche An- sicht von der Einheitlichkeit dessen, was er Chamoisit nannte, nicht zntretfend, wie man ans den Beschreibungen, welche H. Fischer^) und C. Feistmantel nach mikroskopischer Untersuchung geben, entnehmen kann. Bei dieser Sachlage können wir unseren thü- ringischen, hierher gehörigen Eisenerzen, so namentlich dem olieu beschriebenen von Schmiedefeld, den nun einmal eingebürgerten Namen Chainosit nubedenklich lassen; seine Aelmlichkeit mit den gleichbenannten Eisenerzen ans anderen Ländern ist, nach den Beschreibungen, welche von solchen gegeben werden, ganz unver- kennbar; insbesondere trifft dies bei den böhmischeu, ebenfalls im Uutersilur eingelagerteu Eiseusteineu zu, welche in den citirten beiden grösseren Abhandlungen ausführlich beschrielien werden. Wir bemerken in dieser Beziehung noch Folgendes. Betrachtet man das Bild, welches nach C. Feistmantel ^), der Eisenstein von Chamoson unter dem Mikroskop giebt, so ist ersichtlich, dass man hier weder für Grnudmasse noch für Oolithe zn einer bestimmten chemischen Znsammeusetznng und Formel kommen kann ; es gehen eben eine gewisse Anzahl eisenhaltiger Mineralien in eigeuthümlicher Grnppiriing und in wandelbarer 6 Taf. und 1 Karte in: Die Arbeiten der geolog. Abthlg. der Landesdnrehforschung von Böhmen, I. Theil, II. Band, II. Abthlg. S. 99 — 407, Prag 1873, auf S. 358 — 370 geben. Man findet dort Angaben über eine grössere Zahl von Chamositen und dahin gehöi'igen Eisensteinen, welche in verschiedenen geologischen Systemen ein- gelagert Vorkommen. *) A a. 0. S. 55. In seiner Abhandlung: Die Eisensteine in der Etage D des böhmischen Silurgebirges. Abhandl. d. k. böhm. Gesellsch. d. Wissensch. Folge VI. ßd. 8, Jahrg. 1875 u. 1876, und 2 Tafeln Abbildungen von Dünnschliffen. A. a. 0. S. 56, 57, mit den Figuren 8 und 9 auf Taf. I. 136 H. Loretz, Zur Kenntniss der untersilurischen Eisensteine Menge in die Zusammensetzung dieses Gesteins ein; Analysen von Chamositen von verschiedenen Orten, ja von demselben Ort geben immer verschiedene Resultate ^). Jenem Bilde nähert sich sehr dasjenige, welches Dünnschliffe unseres Schmiedefelder Gesteins geben, nur dass bei dem Gestein von Chamoson die schwarzen, undurchsichtigen Körner als Magnetit gedeutet werden können. Auch die Abbildungen der Dttnnschlitfe böhmischer Eisensteine, besonders der frischen Proben von Nutschitz, Litohlaw u. s. w., wie sie C. Feistmantel giebt, bieten viel Ana- logie mit dem Aussehen des Gesteins von Schmiedefeld, indem sich auch dort ein Carbonat (Eisenspath), eine grünliche Substanz, und eine schwarze, undurchsichtige, in Körnern und höchst maunich- fachen Anhäufungen von solchen vorhandene Substanz, die durch Oxydation sich bräunt oder röthet, unterscheiden lassen. Diese schwarze Substanz ist bei den abgebildeteu böhmischen Gesteinen, wo sie C. Feistmantel, elienso wie beim Gestein von Chamoson, für Magnetit ansieht (dessen Formen auch öfters zu erkennen sind), meist viel reichlicher entwickelt als bei den unserigen. Prüfungen auf Magnetismus ergaben'^) nach dem Genannten übrigens, dass diese eiseuspathhaltigen, böhmischen Eisensteine, (»Graueiseusteine«) bald magnetisch sind, bald weniger magnetisch, bald gar nicht, was bei nahe aneinander geschlagenen Handstückeu wechseln soll, und wohl auf einen sehr veränderlichen Gehalt an Magnetit zu beziehen ist^). *) Vala und Helmhackek, a. a. 0. S. 358 ff., 370, 244 ff. — Eine hier- hergeliörige, Ijöhmische Varietät von Nutschitz wird als Glaserz bezeichnet. 2) A. a. 0. S. 29—30. Auch der Chamosit aus dem Wallis liefert einzelne, nicht magnetische Probestücke; ibid. S. 30. — Nach Vala und Helmhackek, 1. c. ist Magnetismus bei den böhmischen Chamositen von Nutschitz, wie bei dem aus der Schweiz, aus der Bretagne, von Hayange u. s. f. vorhanden, worüber nähere Angaben gemacht werden. Von den böhmischen Untersilur-Eisensteinen ist jedenfalls ein sehr beträcht- licher Theil entweder noch als Chamosit zu bezeichnen oder aus der Umwand- lung von solchem in Braun- und Eotlieisenstein hervorgegangen (Vergl. auch Boricky, Sitzungsber. d. math.-natnrw. CI. d. Kais. Acad. d. Wiss. 59. Band, 1. Abth. (Jahrg. 18G9, Heft 1—5, Wien 1869, S. 599). — Sämmtliche von C. Feist- mastel darauf hin untersuchte Proben, sowohl von Roth-, als Braun-, als Grau- im Thüringer Walde. 137 Zum Unterscliied von diesen böhmisclien u. s. w. Cliainositen, ergaben Versuche, welche ich mit Pulver und mit ganzen Stücken der mir vorliegenden Proben von thüringischem Chamosit und Chamositschiefer bezüglich ihres Magnetismus mit dem Hufeisen- magnet und der Magnetnadel des Coinpasses anstellte, durchweg ein negatives Resultat; sie können daher keinen oder so gut wie keinen Magnetit enthalten, wie bei Erwähnung der undurclisich- tigen, in Körnern u. s. w. vorhandenen Substanz, welche die Dünn- schlitfe zeigen, bereits bemerkt wurde; dies liedingt jedoch gewiss keine Abtrennung, keinen wesentlichen Unterschied vom Chamosit, von welchem ja, wie gesagt, auch anderwärts nicht magnetische Airänderungen bereits vorgekommen sind^). Von dem beschriebenen Chamosit von Schmiedefeld wurden im Laboratorium der Königl. geolog. Landesanstalt und Berg- akademie zwei Proben untersucht und gaben folgende Resvdtate. Probe A. Gr au er Chamosit von Schmiedefeld. Der feinkörnige Eisenspath mit blossem Auge noch ziemlich gut zu erkennen. Nach Dr. W. Böttcher; In Salzsäure unlöslich (im Wesentlichen Si02) . . ll,06pCt. » » löslich Al2 0y ß,98 Ee2 0B 1,82 Fe O 47,72 Mgü 2,46 CaO 0,73 P2O5 0,18 S O3 0,23 C O2 22,5b TiÜ2 1,11 83,70 Dazu Differenz (Wassergehalt des chlori- tischen Silicats und etwaiger Verlust) . . . 5,15 88,94 1 00,00 pCt. eisenstein zeigten sich carbonathaltig; das Carbonat, ein etwas unreiner Eisen- spath war am stärksten und leichtesten sichtbar in den Graueisensteinon vertreten, welche am meisten dem Chamosit entsprechen. (A. a. 0. S. 18 fl’.) Durch Glühen weiden Proben unseres thüringischen Chamosits magnetisch, was indess bei ihrem Gehalt an Eisencarbonat und -silicat selbstverständlich ist. 138 H. Loketz, Znr Kenntniss der untcrsilurischen Eisensteine Der Eisengehalt des Gesteins ist hiernach iin Ganzen Fe = 38,38 pCt. Berechnet man für die vorhandene Kohlensäure ein Carbonat, welches den Kalk (nach Abzng eines entsprechenden Theiles für die Pliosphorsänre), die Bittererde und einen Theil des Eisen- oxydnls enthält, so enthält das Gestein 57 pCt. Carbonat; in diesem würden die Carbonate von Eisen, Bittererde nnd Kalk mit (abge- rnndet) 90 pCt. , 8 — 9 pCt. nnd 1 pCt. vertreten sein , also ein Eisenspath oder Siderit. — Allerdings gehört ein kleiner Theil der Bittererde nicht znm CaiTonat, sondern znm Silicat. Die Titansänre deutet anf einen kleinen Antheil an Titaneisen, wie weiter oben schon l)emerkt, nnd nimmt hierfür etwas Eisen- oxydnl in Anspruch, höchstens 1 pCt. Ob der Gehalt an Pliosphorsänre von fein vertheiltem Apatit herrührt, wie wahrscheinlich, konnte mikroskopisch nicht mit aller Sicherheit entschieden werden. Der unerwünschte Gehalt an Phosphor in den thüringischen Untersilnr-Eisensteinen ist bereits durch frühere hüttenmännische Prolien bekannt. Uebrigeus ent- halten auch Chamosite ans Böhmen n. s. w. etwas Phosphor. Das in Salzsäure Unlösliche kann, abgesehen von fremden Beimengungen, die nur sehr unbedeutend sein können, als Kiesel- säure in Anrechnung geliracht werden. Bei cpialitativen Prüfungen fand ich, dass der in Salzsäure nulöslich geliliebeue Rest, der, wenn nicht Pulver, sondern kleine Stückchen genommen wurden, noch die Oolithform zeigt, und nach gehörigem Auswaschen weiss aussieht, fast reine Kieselsäure ist^). Um nun von der Zusammensetzung des zweiten Flauptbestand- theils dieses Chamosits, des chloritartigen eine Vorstellung zu er- halten, stellen wir den Gehalt an Kieselsäure (11,06), Thon- erde (6,98), Eisenoxyd (1,82), Eisenoxydnl, nach Abzng des als b In den 11,06 pCt. ist zugleich der etwa in Salzsäure gelöste und durch zur Trockne Dampfen wieder abgeschiedene kleine Theil Kieselsäure enthalten. Vom Chamosit aus Wallis erwähnt bereits Berthier (a. a. 0.), dass der Rest nach Behandlung mit Säure schwäi'zlich aussehe (von organischer Substanz), beim Trocknen heller werde und fast reine Kieselsäure sei. Ebenso ist bei dem böhmischen Chamosit von Nutschitz der in Salzsäure unlösliche Rest vorherrschend Kieselsäure. (Vala u. Hklmhackek, 1. c. S. '245 ff.) ini Tliii ringer Walde. 131) Carhouat vorhaiulenen, (15,87), Wasser (5,15) zusaiiiiiien; wir er- halten so in ahgerundeten Zahlen: Si02 . . . 27 pCt. A1203 . . 17 Fe2 0H . . . 4 » FeO . . . 39 » II2 0 . . . 13 » 100 pCt. Trotz der hierbei begangenen kleinen Fehler i) ist soviel zn ersehen, dass keine Uebereinstinnnnng mit der mittleren Znsammen- setznng des Thnringits besteht, dass namentlich, bei nicht viel verschiedenem Gesammtgehalt an Eisen doch das Verhältniss des Eisenoxyds znm Eisenoxydnl beim Thuringit ein viel grösseres ist als hier. Es ist daher anznnehmen , dass das in diesem Cha- mosit vorliegende chloritartige Silicat ein anderes ist als Thuringit. Probe B. Dunkler, fast schwarzer Chamosit von Schmiedefeld. Der Eisenspathgehalt mit blossem Auge kaum zu erkennen. Nach Dr. W. Böttcher: In Salzsäure unlöslich (im Wesentlichen SiO-2) . . 18,63 pCt. » » löslich AI2O3 8,48 FesOs 3,73 FeO 45,13 MgO 1,68 CaO 0,84 S O3 0,00 P2O5 0,44 CO2 13,00 Ti02 1,63 7E93 Dazu Difterenz (Wassergehalt des chlori- tischen Silicats und etwaiger Verlust) . . . 6,44 81,37 100,00 pCt. Der Eisengehalt ist hier Fe = 37,68 pCt. ') Die Zahlen für SiOg und IIoO sind wegen niclit directer Bestimmung nicht genau; vom Eisengehalt wäre ca. 1 pCt. für Titaneison (und Eisenkies) in Abzug zu bringen: andererseits musste etwas MgO (wohl weniger als 1 pCt.) vom Carbonat weg und zum chloritartigen Silicat gerechnet werden. 140 H. Loretz, Zur Kenntniss der untersilurischen Eisensteine Auf dieselbe Weise berechnet wie oben, enthält hier das Ge- stein 33 pCt. Carliouat, in welchem die Caihonate von Eisen, Magnesia und Kalk mit 88, 10’/2, G/2 pCt. vertreten sind, also ein Eisenspath. Der Titansäuregehalt ist noch etwas grösser wie bei Probe A, ebenso der Phosphorgehalt, wogegen Schwefel fehlt. Für die Beurtheilunof der Zusammensetzune: des chlorit- O o artigen Silicats hätten wir hier folgende Verhältnisszahlen: Si O2 . 29 pCt. AI2O3 . . . 13 » Fe2 0s . . ß » FeO . . . 42 II2O . . . 10 » 100 pCt. welche von den obigen, bei Prolie A, schon etwas mehr als er- wartet, abweichen; bezüglich Vergleichung mit dem Thuriugit gilt hier dasselbe wie oben. Vergleicht man die in den angeführten Abhandlungen mit- getheilten Analysen böhmischer und anderer Cliamosite, so zeigen dieselben von den unsrigen, sowie schon unter sich Abweichungen, ohne dass an der analogen mineralischen Gruiidzusammensetzung, welche einen gemeinschaftlichen Namen für diese Art von Eisen- steinen rechtfertigt, gezweifelt werden könnte. Das zwischen weiten Grenzen schwankende Verhältniss von Carbonat und chlorit- artigem Silicat lässt jene Abweichungen sehr begreiflich erscheinen ; hierzu kommt der wechselnde Gehalt an Magneteisen oder Titan- eisen, und der Wechsel in der Zusammensetznug des Carbonats; man darf, nach dem Ol)igen, sogar zweifeln, ob selbst das chlorit- artige Silicat überall dassellie ist, doch würde dieser Punkt nur durch wiederholte, eingehende und nicht ganz leichte chemische Untersuchung zu beantworten sein. Der typischen Ausbildung unseres Chamosits, wie sie im grossen Eiseusteiidasier von Schmiedefeld vorlieo;t und oben l)e- schrieben worden ist, reihen sich nun mancherlei sonstige Vor- im Thüringer Walde. 141 kommnisse an, welche sich, trotz etwas abweiclieudem Aussehen, znin Theil noch in ihrer Znsannnensetzung kaum von jenem Cha- mosit entfernen, weiterhin aber auch bei stärkerer Aufnahme an- derweitiger Bestandtheile und Verringerung des Eisengehaltes zu einem zwischen Thonschicfer, quarzitischem Schiefer und Chamosit schwankenden Gesteine führen und zuletzt fast nicht mehr an letz- teren erinnern. Es genügt hier einige wenige Beispiele anzuführen. Chamosit aus der Strecke zwischen Schmiedefeld und Reichmannsdorf. Ein zwischen den genannten Orten im Walde, südwärts von der Landstrasse in stärkeren Bänken vor- kommender Eisenstein, der meist zu Brauneisenstein verwittert ist, weicht in seinen frisch gebliebenen Theilen wenig von dem Schmiedefelder Chamosit ah. Die kleinen, aid' polirtem Anschlifi' sehr dunkel aussehenden Oolithe liegen in der grauen Zwischen- masse nicht ganz so dicht wie hei jenem; concentrirte warme Salzsäure löst die Zwischenmasse, überhaupt den Eisenspathgehalt, auf. Das Mikroskop zeigt, dass derselbe vielfach schon durch Oxydation gel)räunt ist; die vielfach deformirten Oolithe scheinen durch ein grünliches, chloritisches Mineral gefärbt, wie beim Schmiedefelder Gestein; sehr feine, verunreinigende Stäubchen, die iuuerhall) der Oolithe in concentrischer Anordnung erscheinen, dürften bituminöser Natur sein, da die Oolithe, nach der Behand- lung mit Salzsäure, immer noch dunkel aussehen und erst durch Glühen weiss werden; dieser weisse Rest ist wieder fast reine Kieselsäure. Etwas Quarz scheint dem Gestein als solcher bei- gemengt. Ziemlich viel Eisenkies ist im Gestein eingesprengt; dasselbe enthält Schmitzen von Thuringit, so dass also hier Thu- ringit und Chamosit in Verwachsung Vorkommen. Bei der chemischen Untersuchung dieses Chamosits fand Dr. W. Böttcher in Procenten der ancce wandten Meime; In Salzsäure unlöslich . . 10,35 pCt. Fe . . 35,82 » P2O5 . 0,85 » C 0-2 . 24,07 » Das Gestein ist also dem Chamosit von Schmiedefeld (Probe A) noch recht ähnlich. 142 H. Loketz, Zur Kenutniss der untersil arischen Eisensteine Chainositischer Schiefer von Steinach. Weiter schon als das eben angeführte Gestein entfernt sich vom typischen Cha- mosit ein ganz schiefriges Gestein ans der Untersilur-Eisenstein- Zone von Steinach; es ist ein ganz dunkler, etwas glänzender Schiefer, der erfüllt ist mit nicht ganz dicht aneinander liegenden oolithartigen Knötchen von Hanf- bis Molmkoriigrösse ; die schief- rige Zwischenmasse lässt hier und da, wie Thonschiefer, winzige Glimmerschüppchen bemerken, und enthält etwas Eisenkies ein- gesprengt. Nach dem Anskochen mit Salzsäure sind besonders die oolitliischen Knötchen verschwunden, aber anch die übrige Gesteinsmasse ist fein porös geworden; der verschwundene An- theil ist anch hier EisenspatlG). Hiernnt stimmt das Aussehen eines Dünnschliils, wo sich der Eisenspath besonders in den ooli- thischen Durchschnitten angehänft zeigt, ausserdem aber auch in zahllosen kleinen Theilchen in der schiefrigen Zwischenmasse ver- theilt ist, welche ihrerseits hauptsächlich aus Quarz zu bestehen scheint; die oolitliischen Durchschnitte zeigen deutlich coucentrische Struktur, an welcher sich auch neben dem Eisenspath die Suli- stanz des Schiefers einio-ermaassen betheilio-t. Betrachtet mau O O einen quer zur Schieferlage gefertigten Dünnschliff, so möchte man die Struktur des Gesteins als eine oolithisch-flaserige bezeich- nen; sie erinnert entschieden an die der paläozoischen, liesonders devonischen Kalkknoten-Schiefer, mit welchen das vorliegende Ge- stein ja auch stofflich verwandt ist. Eine chemische Untersuchung ergab nach Dr. W. Böttcher folgende Procente : ln Salzsäure unlöslich 17,95 | Ee .... 34,59 P2Ü5 . . . 0,96 CO2 . . . 16,21 1,56 organische Substanz 16,39 unverbrenulicher Rückstand b Das Carbonat löst sich nämlich erst gut in warmer coucentrirter Salz- säure und zeigt sich ini Dünnschliff vielfach durch Oxyd.atiou gebrännl ; der Rest, nach gutem Anskochen und Auswaschen, ist durch organische Substanz noch dunkel gefärbt, wird beim Glühen weiss und ist dann fast nur Kiesel- säure. im Thüringer Walde. 143 Auch hier l)leiht der Gehalt au Eiseus]3ath und der Gesainiut- gehalt au Eisen wenig hinter dem des eigentlichen Chamosits zurück, doch entfernt sich das Gestein in seinem Ansehen, seiner Struktur und mineralischen Zusammensetzung zn sehr von jenem, um es noch geradezu als Chamosit bezeichnen zu können. Solche chamositartige Schiefer sind in dem Eisenstein -Hori- zonte des thüringischen Untersilurs weiter verlneitet; durch spar- sameres Auftreten der oolithischen Knötchen und durch Verwachsen in Lagen, Flasern und Schmitzeu mit ganz davon freiem Gestein verlaufen sie geradezu in blossen Thonschiefer oder quarzitischen Schiefer, in welchem höchstens noch ganz vereinzelte, durch ihre grössere Weichheit, ihre gelbe oder braune Oxydationsfarbe auf- fallende, und obendrein oft noch ausgewitterte, kleine, linsenförmige Gebilde an jene Verwandtschaft erinnern. Vlituuter entwickeln solche Gesteine mit heisser, conceutrirter Salzsäure noch etwas Kohlensäure, öfters ist der ursprünglich schon geringe Gehalt an CaiTonat durch Verwitterung ganz geschwunden ^). Manchmal sind sie durch ein chloritisches Silicat grünlich gefärbt, von dem dahin oesteilt bleiben muss, wie weit es mit der Zusammensetzuufr des Thuringits stimmt; den Ausdruck »Tluiringitschiefer« für solche eisenarme Schiefergesteine vermeiden wir besser. Im untersten Eisensteinhorizoute, zunächst der Grenze znm Cambrium, nehmen die mehr oder minder von Eisen gefärbten, oolithischen Schiefer öfters ein klastisches Aussehen an, welches durch beigemengte, deutliche, abgerundete oder eckige Trümmer fremdartigen Gesteins bewirkt wird. — Wo starke, schiefernde und streckende Druck- kräfte gewirkt haben, sind die kleinen Oolithe solcher Schiefer sichtlich platt gedrückt und auch wohl nach einer Kichtung in die T Das Gegenstück zu diesem Schiefer mit einem, wenigstens ursprünglich vorhandenen, geringen Gehalt an Carbonat in Linsen- oder Oolithfoi-m, bilden jene eisenschüssigen, etwas dolomitischen Kalke oder Kalkschiefer, wie sie in eben dem Horizonte des Schmiedefelder Thuringits und Chamosits weiterhin an einigen Orten verkommen; bei diesem Kalkstein ist, wie bei manchen anderen paläozoisclien Kalkbildungen, der Schieferantheil nur in sehr dünnen, glänzenden Flasern, die, wie es scheint, Druckschieferung erfahren haben, zwischen den fast ganz ver- schinolzeueu Kalkkuoten vorhanden. 144 H. Loretz, Zur Kenntuiss der untersilurisclieu Eisensteine Länge gezogen, oder erscheinen im änssersten Falle nur mehr als ganz flache, oblonge Erhabenheiten und Vei’tiefungen, die sich durch ihren Glanz anf matterer Umgehung hervorhehen; mit dieser mechanischen Umgestaltung ist dann meist eine mehr oder minder ausgiebige Ueberführung des ganzen Eisengehaltes in Oxyd, und entsprechende Rothfärbuug des Gesteins eingetreten. Bei voll- kommener Köthung erweist sich solches Gestein frei von Carbonat, was aber kein ursprüngliches l^ehlen des letzteren beweist; ist die R()thung nur theilweise erfolgt, so können Proben mit stärkeren Säuren behandelt noch Kohlensäure entwickeln. Ein solcher dichter Rotheiseustein von Steinach, dessen früher mehr schiefrige und oolithische Struktur noch zu erkennen ist, erga1> nach 14r. W. BÖTTCHER einen Eisengehalt von 48,81 pC't., entsprechend 69,72 pCt Eisenoxyd; wenn die ursprüngliche Zn- sammensetzuug auf einen chamositartigen Schiefer, nach Art des oben angeführten, hinauskam, so muss hier zum mindesten Ent- fernuno; der Kohlensäure statto-efundeu haben. Dagegen ergab eine andere l^robe von Steinach, welche das Ansehen eines durch und durch von Eisenoxyd gerötheten Thon- schiefers hatte, in welchem nur vereinzelte kleine Oolithe gewesen zu sein scheinen, und der überdies in der oben angedeuteten Art etwas klastisch war, nach demselben Analytiker nur einen Eisen- gehalt von 13,23 pCt. Ebensolche, mit Chamosit entfernt verwandte Schiefer, wie sie aus dem Thüringer Walde vorliegen, l)eflnden sich in der Samm- lung der Königl. geolog. Landesanstalt auch aus dem Vogtland, wo sie von Herrn Liebe gesammelt wurden ^). Auch in Böhmen kommen die Uebergänge aus dem reinen Chamosit in die Oolithe fidirenden Schiefer vor^). Vergl. Liebe, Uebersiclit über den Schiclitenaufbau Ostthüringens, Abh. z. geol. Specialkarte v. Preussen u. d. Tliüring. Staaten, Bd. V, Heft 4, S. 10. Vergl. z. B. Vala u. Helmhacker, a. a. 0. S. 172 f., 253 f. — Heber die die Eisensteine und Eisensteinlager des Bülunisclien Untersiliu's finden sich 7\n- gaben, ausser in den hier citirtcn Schriften, noch an manchen anderen Stellen, so besonders in den früheren Bänden des Jahrbuchs der K. K. geolog. Reichs- anstalt, u. s. w. Yergl. auch Geogn. Beschr. d. Fichtelgeb. v. Gümbel, S. 420, 421. im Thüringer Walde. 145 Weiter obeu lialjeii wir gesehen, dass auch zwischen reinem Thnringit und Thuringitoolith einerseits und gewöhnlichem Schiefer andererseits, durch Wechsel in den Schichtlagen und durch mehr oder weniger innige Verwachsung, Uebeigangstufen sich bilden können. Man wird mm liei weiter forto-eschrittener Verwittenmc; und Umwandlnng solcher üebergänge, welche meist eine unreine Braun- oder Rotheisensteinmasse mit Andeutung von Oolithen darstellen werden, nicht immer im Staude sein mit Sicherheit zu sagen, ob das ursprünglich Vorhandene sich mehr dem Thnringit oder dem Chamosit genähert habe; ein etwa noch vorhandener Carbouatgehalt würde für letzteren sprechen. In zweifelhaften Fällen wird, wenn mau nicht Umschreibungen vorzieheu sollte, die Bezeichnung Thnringit mehr zu vermeiden sein als Chamosit; denn dieser ist in der nnn einmal eingebürgerten Fassung ein Gestein, und als solches eher ein Sammelbegrifl:’ als das Mineral Thuidugit; dieses könnte ein Theil von jenem sein, aber nicht umgekehrt. Ziehen wir in Betracht, dass in dem unteren Untersilur des Vogtlaudes, des Fichtelgebirges und besonders auch Böhmens, bedeutende Massen von Eruptivgestein aus der Gruppe der Diabase (oder überhaupt Grüusteine) nebst zugehörigen Tuffbildungen lagern, so liegt es nahe, das Material jener Eisensteine von den Eruptiv- gesteinen und deren Derivaten abzuleiten, ln der That dürfte es weniger Schwierigkeiten in sich schliesseu, die chloritischeu Mine- ralien, die Carbonate nebst dem Magnet- oder Titaueisen, sowie auch noch die Phosphorsäure jener Eisensteine als die letzten, änssersten Produkte eines gänzlichen, mit Umbildung verbundenen Zerfalles der Mineralien der genannten Eruptivgesteine aufzufassen, als die Umstände zu ergründen, unter welchen die Ansammlung und der Absatz jener Mineralien zu Eisensteinablagerungeu statt- täud ; denn diese Lager sind oft räumlich von den Eruptivgesteinen mehr oder minder weit getrennt, sowohl in der Aufeinanderfolge der Schichten als im Fortstreicheu oder in der seitlichen Er- streckung 1). Die Eisensteine des Untersilnrs in Böhmen, die auch liier besonders im Linteien Untersilur Vorkommen, lagern gewöhnlicli in Diahastuffen, kommen aber 10 Jahrbuch 1884. 146 H. Loketz, Zur Kenntniss der untersilurischen Eisensteine Was die Oolitlibiklung betrifl’t, so scbeiut mir, dass dieselbe iu vielen Fällen, nnd so auch in dem Falle, den die beschriebenen Chamosite von Schmiedefeld bieten, sich verstehen lässt, zunächst durch Attractiou und Conceutratiou ffleicharticjer Masse innerhalb eines noch nachgiebigen, halbflüssigeu Magmas resp. Niederschlags, um die ersten, an zahllosen Punkten dessell)eu entstehenden festen Ausscheidungen oder Kerne herum; also nach Art der Kalkknoten iu den Kalkkuotenschiefern (mit welchen wir bereits weiter oben bei einem chamositischeu Schiefer von Steinach Analogien fanden), oder sonstiger Sphäroidbildnugen von Kalk, Quarzit u. s. w. ; ferner scheint mir, um die Bewegungserscheiuuugen iu den Oolitheu zu erklären, die Annahme eines langsamen Nirdersiukeus und gegen- seitiger, drückender Berührungen, die sich aus dem inneren Di’ucke der sich nieder- oder zusammeusetzendeu Masse von selbst ergeben, ausreichend ; iu der schliesslichen Frstarruug wurde die letzte Bewea:uuo-serscheinuua: fixirt. Ist verschiedenartige Alasse au der Oolithbilduug betheiligt, wie chloritische Substanz und Carbonat beim Chamosit, so dürfte wohl das Niedersiuken durch entspi’echende verschiedenartige, über einander ausgebreitete Schichten des noch nicht verfestigten, nachgiebigen Sedimentes hindurch stattgefunden haben. — Bei den genannten Kalkknoteugesteiuen u. s. w. war der Vorgang der Gesteinsverfestiguug einfacher, ohne solche Be- wegungen. Wie schon das Beispiel des Chamosits au sich zeigt, ist die Oolithbildung nicht an eine bestimmte Mineralmasse gebunden. Es kommt in elieu dem Horizonte des Schmiedefelder Thuriugits an gewissen Stellen anderweitiges oolithisches Gestein vor, welches, ohne Eisenstein zu sein, der ganz fehlen kann, diesen Ilox’izout doch sehr gut bezeichnet, den Eisenstein sozusagen vertritt, ln dieser Weise kommt auf dem Gösselberg unweit Gräfeuthal und auch zwischen Grauwackenschiefem vor, während es andererseits Diabastuffe ohne Eisensteine giebt. Nach K. Feistjiastel (»Uelier die Lagerung’sverhältnisse der Eisensteine in der Unterabtheilnng Di des böhmischen Silurgebietes«, Sitzungsber. d. Königi. Böhm. Ges. d. Wiss. in Prag, Jalirg. 1878, S. 120— 132) wären die mit Diabasgesteinen sich berührenden Eisensteinlager meist Kotheisenstein, die dem Thousehiefer eiugelagei'ten zumeist sideritische Varietäten (1. c. S. 130). — ln Thüringen lagern Thuringit und Chamosit ganz entfernt von Ernptivgesteinen. im Thüringer Walde. 147 ganz ebenso au einigen anderen Stellen ein Kieseloolith vor; eine dnnkle, dichte, einem Kieselschiefer nahe stehende Grnndmasse, welche durch Verwdttern änsserlich etwas ausbleicht, und ihrer- seits mit gewöhnlichemUntersilnrthonschiefer schmitzenförmigu. s.w. verwachsen ist, schliesst kleine, dnnkle, gegen Verwitterung etwas beständigere Oolithe ein; diese bestehen ans Kiesel, welcher durch organische Substanz dunkel gefärbt ist. Aehnliche Kieseloolithe kommen, doch mehr vereinzelt, noch im höheren Untersilur des thüringischen Schiefergebirges vor; ein hierhergehöriges Vorkommen ist bereits im vorigen Baude dieses Jahrbuches, S. 155, erwähnt worden. Zur Flora der ältesten Scliicliteii des Harzes. Von Herrn Ernst Weiss in Berlin. (Hierzii Tafel V — VII.) Schon durch die ersten Arbeiten der prenssischen geologischen Landesanstalt war eine nene Anschauung über die Gliederung des alten Harzgebirges erlangt worden: Beyrich und Lossen hatten zuerst dieselbe geineiusain geklärt, die jetzt gütige Schichtenfolge aufgestellt und jmlaeontologisch und stratigraphisch begründet^). Beyiuch, über das Alter der Kalksteine bei Zorge und Wieda. Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XIX, 18G7, S. "247. Lossen, Uehersicht der Kartenaufnah men im südl. und östl. Harze. Ebenda Bd. XX, 18G8, S. 21G — 2'2ß. Bei der grossen Schwierigkeit der Klar- legung der Lagerungsverhiiltnisse im Harzer Schiefergebirgo ist diese Arbeit als grundlegende für die neueren Anschauungen zu bezeiclinen. Lossen, Lepidodendreenreste aus Grauwackeneinlageningen des vordevonisclien Schiefergebirges (Strassberg, Stolberg, Wolfsbei'g). Ebenda Bd. XXII, '1870, S. 187. Lossen, Vorkommen einer Laiidflora im liercynischen Schichtensystem dos Harzes. Ebenda Bd. XXV, 1573, S. 113. Lossen, Gliederung der Schichten im Harz, älter als Mitteldevon. Ebenda Bd. XXIX, 1877, S 612. Nächstdem siehe die Erläuterungen zu den Blättern der ersten Lieferung der geol. Specialkarte von Preussen und den Tliüringischen Staaten, 1870, von Beyuich und Lossen, soweit sie die ältesten Schichten des Harzes behandeln. Nachdem später auch andere Theilnehmer an den Kai'tenaufnahmen iin alten liercynischen Harzgi'bioto hinzngetreten waren, ist der grösste Theil dieses Go- Iiirges zum Abschluss gelangt, wovon die LossEN’sche Uebersichtskarte des Harzes Ernst Weiss , Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. 11!) Danach iiiiternahin es Kayser, die in den ältesten Sehichtengliedeni (dem sogenannten Ilercyn, den Schichten nnter dem Hanptqnarzit) anfgefundene Fanna einer vollständigen neuen Bearbeitung zu unter- ziehen lind erreichte dabei dasselbe Resultat, welches schon Beyricii zuerst bei seinem Vergleiche der Fauna der Kalksteine liei Zorge und Wieda mit der von Mägdesprung und Harzgerode und auf der andern Seite mit derjenigen der Schichten F, G, II von Bahrande im böhmischen Silur ausgesprochen hatte, dass nämlich das Alter aller dieser Schichten dasselbe sei. Weiter aber führte ihn das Studium dieser Fauna dazu, anznnehmen, dass diese Schichten, ebenso wie die entsprechenden ausserhalb des Harzes, nichtmehrwie bisher dem Silur, auch nichteinem »Praedevon« zugezählt werden könnten, sondern einfach als ein Glied des Unterdevon zu betrachten seien, worin noch mancherlei silurische Anklänge sich erhalten hätten. Wiederholt war auch schon von Lossen auf die in diesen Schichten vorkommeuden Reste von Landpflanzen hingewiesen worden, welche bisher immer die Vorstellung hervorgerufen hatten, dass sie eine Cuhnflora bezeichneten und dass daher die sie lier- gendeu Schichten ein so viel jüngeres Alter besässen, wie auch A. Roemer es stets angenommen hatte. Dass aber das blosse Vorkommen solcher Pflanzenreste nicht mehr beweisend fiir Culm sein könne, folerert Lossen in erster Linie aus der Lao-eruuü; der Schichten und findet es in Analogie mit dem Auftreten einer Laudflora auch in anderen devonischen und silurischen Gebirgen ausserhalb Deutschlands, insbesondere in den von Dawson aus Nordamerika bekannt gemachten Pflanzen, welche denselben, ja noch zahlreicheren Gruppen angehören, wie die im Plarz auf- (1882) und die 16. und 27. Lieferung (1882 — 1884) der Specialkartc Zeugniss geben, in deren Erläuterungen ausführliche Mittheilungen zu änden sind. ln seinem grossen Werke über die hercynische Fauna liat Kaysbk über diesen Entwickelungsgang unserer Kenntnisse des Harzgebirges seit A. Roemer nichts Näheres niedergelegt, es mag daher auf obige Literatur und den in dieser Be- ziehung vollständigeren Bericht ScnnÜTER’s über die KAvsBR’sche Arbeit (Verhandl. des naturhist. Ver. der preuss. Rheinl. u. Westf. 1878, S. 330) besonders verwiesen werden. Auch F. Roemer (in Lethnea geoynostica^ T. Theil, 1. Lief., 1880) orientirt den Leser in Kürze. Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Scliichten des Harzes. 1 50 ffefuncleiien. Anfänglich hielt er sferade das Fehlen von Calainarien o ~ ~ für charakteristisch, später jedoch ergaben sich anch diese als Bürger derselben Flora, die ini Uebrigen hauptsächlich ans Lepi- dodendreen gebildet wird. In Deutschland gehören die Reste ans der sogenannten Tanuer Grauwacke und dein (unteren) Wieder Schiefer zu den ältesten Spuren von Landpflanzen, welche wir besitzen, und nach der Be- gründung der Stellung beider Schichteuglieder als älteste im Harz durch Lossen und nach ihrer Einreihung an die Basis des Devons durch Beyrich und Kayser allerdings auch zu den ältesten Land- pflanzen der Erde überhaupt. Denn die wenigen als silurisch an- gegebenen Laudpflanzeufunde, welche man kennt, sind zum Theil noch nicht einmal völlig gesichert bezüglich dieses geologischen Alters oder rücksichtlich ihrer Natur als Landpflanzen ^). An sich hat es daher schon Interesse, zu erfahren, aus welchen Formen sich die geringe Zahl von Ueberbleibseln einer so alten Pflanzendecke zusammensetzt, wie jene hereyue. Es wird sich dieses Interesse wesentlich auf die Frage erstrecken, mit welchen anderen alten Floren die unsrige grössere Aehulichkeit aufweist, von welclien bekannten sie dagegen abweicht. Soweit daher Reste aus den bezeichneten Schichten Vorlagen, wurden dieselben hier genau beschrieben und abgebildet, auch einige bereits früher be- ') Vielleicht sind Sphenophyllum^ Annukiria (?) und l’rotostiyma Lesq. (mit der Gruppe der SigUlaria BrarcU verglichen, alrer von Newbeury als Alge be- trachtet) aus der Cincinnatigrujipe oder Untersilur der amerikanischen Geologen, von Lesquereux aus Ohio beschrieben (seine zugleich angegebenen Psilophyten sind gewiss nur sogenannte Pinnularien und Fallen fort), sowie Protota.vitcs, Actlieotesta oder Pachytheca und Psiloyhytun, D.iwsox’s a.us Unterhelderberggruppe von Gaspe (Canada) oder Obersilur der amerikanischen Geologen (woliei freilich Psilo'plnjton z. Tli. an andere zu den Algen gezählte Reste wie Drepanoyhyeus erinnert) die einzigen bis jetzt bekannten Laiidptlanzen des Silur, wenn man nicht, wie Kayser zu thun geneigt ist, die ganze, auch die untere Ilelderberggruppe dem Hercyn des Harzes gleich und somit ins Devon stellt. Eopteris Sapokta’s aus Silur von Angers hat sich als farnblattähnliclje Ausbreitung von Schwefelkies erwiesen; Siyil/aria Ilausmanni Göpp. aus Schweden (Uut.- Devon?) ist nach Einigen nur unoi’ganische wellige Bildung. Sogar die in der Etage II In Böhmen vor- gekommenen Reste, welche von Kkejci und Barrandb vielleicht mit Recht zum Theil als Lepidodendreen angesehen und beschrieben worden und von gleichem Alter wie die Harzer Reste sind, liält Stur sämmtlich für Algen. Eknst Wkiss, Zur Flora dor ältesten Scliicbten des Harzes. 151 sclii'iebene aufs Neue imtcrsuclit. Zu Letzterem gaHen die iuter- essauteu Stücke Gelegenheit, welche von Jasohe gesammelt worden waren und jetzt in der Sammlung der Gräflich Stolberg- Wernigeroder Factorei in Ilsenburg aufhewahrt werden, worin Originale zu den Beschreihuno-en von Jasche und Roemer sich Itefinden und welche durch die überaus gütige Vermittelung des Herrn Bergrath Webers in Bsenburg der geologischen Landes- anstalt behufs Untersuchung zur Disposition gestellt wurden. Die unten zu beschreibenden Pflanzenreste stammen von Stollen, welche den Aufnahmen von Lossen gemäss in den Bereich der Tauner Grauwacke und des Untern Wieder Schiefers fallen, haben also dasselbe Alter wie die von Kayser beschriebene Fauna. Zum Theil sind sie schon früher bekannt gewesen und wir finden in Abhandlungen von Göppert, A. Roemer und Jascup; Nachrichten ülxu’ dieselben. Hauptsächlich ist es Fr. Ad. Roemer, der in seinen »Bei- trägen zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harzgebirges«, welche in 5 Abtheilungen in den Palaeontogr. Bd. III — XIII, 1850 — 18G6 erschienen, auch die Pflanzen berücksichtigte, während Göppert in seiner »fossilen Flora des Uebergangsgebirges«, Nov. Act. Ac. C. L. C. Nat. Cur. 1852 vier Arten beschrieb und benannte, ohne sie abzubilden, da dies gleichzeitig von Roemer geschah nnd Ch. Fr. Jasche in einer selbständig erschienenen Schrift: »die Gebirgsformationen in der Grafschaft Wernigerode« 1852, S. 25 u. Taf. I einige Reste ohne Benennung bespricht, aber I)eroits abbildete, die dann zumeist von A. Roemer fl. c. 1866) nochmals behandelt wurden. Hiernach würde die kleine Flora bestehen aus Dechenia Roenieriana Göpp., Roemer Beitr. II, 1852, Taf. XIV Fig. 1, »obere Abtheiluug der jüngeren Grauwacke unweit des Zolles bei Lautei’berg«, d. i. Tanner Grauwacke. Eine Gattung., die man jetzt wohl zu Knorria stellen würde; die Art nahe stehend der Kn. Selloni., jedoch mit dichteren Blatfwülsten. Nicht wieder gefunden. 102 Ernst Weiss, Zur Flora der ältoston Sclüchteii des Harzes. Knorria acutifolia Göpp., Roemer Beitr. II, Taf. XIV Fig. 4, Lauterberg, wie vorige. S. unter Kn. aciculari-acutifolia. Kn. confluens Göpp., Roemeb ebenda Taf. XIV Fig. 5, 6, von ebendort wie vorige, und eine halbe Stunde westlich von Stolberg am Wege nach Friedrichshöhe. S. unten und unsere Taf. V Fig. 0. Kn. cervicornis A. Roemer, Beitr. IV, 1860, Taf. XXVI Fig. 4, »rothe Grauwacke des Schaufelhäuerthaies bei Lauterbers:«- Kn. S'p. A. Roemer, Beitr. II, Taf. XIV Fig. 2, Lauterberg. Sagenaria Bischof. Göpp., A. Roemer Beitr. II, Taf. XIV Fig. 7, Plattenbruch bei Alägdesprung d. i. Tauner Grauwacke. Das Stanunstück ist wahrscheinlich nach Heidelberg gekommen, war aber bisher nicht zu liuden. Von ähnlicher Erhaltung wie die Bleuromeja Sternhergi des Buutsandsteins von Bernbnrg, der Ab- bildung nach als Sagenariu zweifelhaft. Sagenaria sp. A. Roemer Beitr. II, Taf. XIV Fig. 3, Lauterberg. Lcpidodendron Jaschei A. Roemer Beitr. V, 1866, Taf. III Fig. 6, feinkörnige Grauwacke des Kammerberges bei Ilseuburg, die Roemer als »Cuhn von Ilseuburg« l>ezeichnet. S. unten Taf. VI Fig. 3—5. Lep>. gracile A. Roemer Beitr. V, Taf. III Fig. 7, ebenda wie vorige. S. unten als Lep. Losseni W., Taf VI Fig. 6, 7. Stigmaria ficoides Brongn., A. Roemer Beitr. IV, Taf XXVI Fig. 7, »rothe Grauwacke am Scharzfelder Zoll«, d. i. Tauner Grauwacke. Ist wahrscheinlich Stigm. inaequalis Göpp., doch ein zu kleines Stück. Volkmannia claoata A. Roemer Beitr. V, Taf. III Fig. 9, »Culmgrauwacke bei Ilseuburg«, d. i. Tauner Grauwacke. S. unten als Lep>idodendron‘^ sp. Taf. VII Fig. 16. Megaphytum Ilsae A. Roemer Beitr. V, Taf. III Fig. 8, ebenda wie vorige. S. unten als Ihaeplvytum Kaysevi^W. Taf VI Fig. 1,2. Ein paar von Jasche abgebildete Reste, nicht bestimmbar, müssen unberücksichtigt bleiben. Jasciie gab aber liereits auch das Vorkommen von (dalamites transitionis bei Ilseuburg au. Von diesen mit Artnamen versehenen Formen habe ich nicht wieder untersuchen können: Dechenia Roenieriana und Sagenaria Bischof dagegen unter den neu gefundenen und in der Sammlung Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Scliicliten des Harzes. 153 der Landesiiiistalt aid'bcwalirton Stücken noch einige im Folgenden I)eselirie1)ene und anfgefnhrte Arten Innzngefhgt: Knorria aciculari- acutifolia n., Kn. cf. acicularis Göpp., Kn. Selloni StePkNB., Kn. cf. longifoUa ScnilMP., LepidodcnJron sp., Cyclostigma hercynmni n., L'alamites transitionü GöPP., andere Calamarien - Spuren, Farn- Spnren (fraglich). Es ergieht sich hieraus, dass in dieser kleinen Flora die Le- pidodeudreeu und unter ihnen vorzüglich die Knorrien die vor- herrschenden Pflanzen sind, als charakteristisch jedoch auch Lepi- dodendron und Cyclostigma hinzntreten; Stigniaria scheint gesichert. Ausserdem sind nur einige Calamarienfnnde dabei und Calamites transitionis typisch an einer Localität, dem Kaininerherg l)ei Ilsen- hnrg, welcher nach TvOSSEn’s Untersnehnngen der Tanner Grau- wacke znfällt. Die idbrigen Reste sind theils zweifelhafter Stellnng, theils nicht in genügender Vollständigkeit gefunden, so dass nach ihnen nicht einmal sicher das Vorkommen von Farnen angenommen werden kann. Versucht man, die gegenwärtig bekannten Formen mit den Resten zn vergleichen, welche in räumlich oder zeitlich nahe- stehenden anderen Gelneten vorgekommen sind, so findet man wohl Anklänge an manche derselben, jedoch keine so vollständige Uebereinstimnnuig, dass man beide Floren identificiren könnte. Auffallend ist, dass die meisten Aehnlichkeiten auf die Floren des Cidni hinweisen, obschon der allgemeine Charakter unserer hereyuen Harzflora auch in den älteren Formationen bereits enthalten ist. Dies ist aber ein allgemeines, von den bisherigen Erfahrungen geliefertes Resultat, dass mindestens die Devoufloren in ihrem Charakter den Culmfloren sehr nahe stehen. Es wird erforderlich sein, im Einzelnen diese vergleichende Uutersuchnng vorznnehmen, soweit die hercynische Flora des Harzes dazu Anlass giebt, indem wir die von uns und sonst beobachteten und nntersuchteu Formen dabei zn Grunde legen. Da nun die Pflanzenreste, welche in der Tanner Grauwacke und dem Unteren Wieder Schiefer gefunden sind, früher immer für Cnlmpflanzen angesehen wurden, so wollen wir den Vergleich mit den Pflanzen des Cuhn voranstellen. 154 Eenst Weiss, Zar Flora der ältesten Schichten des Harzes. Ueber die im Harzer Ciilm vorgekomineuen vegetabilischen Reste hat A. Roemer (in seinem 5. Beitr. etc. S. 32) eine Ueber- sicht gegeben, worin nur die von den Fundorten Lauterberg, llsenburg und Mägdespruug als hercyne zu streichen sind. Be- sonders namhaft sind unter ihnen zu machen; Calamites transitioitis^') C. Roemeri u. a. Arten; Lepidodendron Veltheimianum, L. Volk- mannianum^ L. concinnwm, L. geniculatum, (Lepido'pldoiosf) hexa- gonum^ Knorria wihricafM^ polyphylla, lugleri, fusiformis^ Sigillaria (f) cidmiana, Megaphytum (f) gracde, Kidiiamim. Auch hier fehlen die Wedel von Farnen und die Mös-lichkeit O der Vergleichung beschränkt sich auf Stanunreste. Unter diesen aber ist vor allen Dino-en sehr bemerkenswerth die Identität von O Calamites transitionis im Hercyu und Cuhn des Harzes. Mit den übiägen Arten ist ein Zusammenfallen nicht con- statirt, doch sind grössere Aelmlichkeiteu vorhanden, welche durch den meist schlechten Erhaltungszustand der Stücke oft scheinbar unterstützt werden. Im Harz sowohl als überhaui)t gilt das Letztere namentlich für Lepidodendroureste, so dass man nur allzu häufig unter der Bezeichnung Lepidodendron unbestimmbare Stücke aufgeführt findet, von denen mau nicht mehr als höchstens die Zugehörigkeit zu den Lepidodendreen behaupten sollte. Im Besonderen ist als Lepidode^idron Veltlieimianum wegen der augenommeueu Leit- fähigkeit dieser Art für Culmschichten Ins auf die neueren Geinitz- schen (1854) und Sl'UR’scheu Darstellungen (1877) der weit über- wiegende Theil von Augal)en dieser Art auf Reste gegründet worden, welche die charakteristischen Eigenschaften geradezu ent- behren, weil die Oberfläche schlecht erhalten oder nur der Stein- kern vorhanden war, oder weil gewisse Knorrien, wie Kn imbricata^ schlechthin als entrindete Form des Lepid. Veltheimianum an- genommen wurde, so dass man versucht werden könnte, als Charakter dieser fossilen Pflanze gerade die Charakferlosigkeit und schlechte Er- haltung anzusehen, wenn man die angedeuteten zahllosen Al:)l)il- ’) = Bornia transitionis^ Borriia scrohicuiata (bei Roemee) oder Archaeo- calamites radiatus Beongn. - Stur. Eknst Weiss , Zur Flora clor ällesten Sciiicliten des Harzes. 155 (luiicen vci'o-leicht. Dann würde man mit Leielitio;keit auch hierher Lepidodendronreste des Ilercyn stellen können. Dazu kommt vielleicht eine o'rössere Variahilität der Individuen und ihrer ver- O schiedenaltrigen Theile bei dieser Art, unter welcher Voraussetzung namentlich Stur den Kreis ihrer FoT’inen allzuweit gezogen haben dürfte. Aber dies ist auch der Grund, dass manche Autoren der Verbreitung: der Art ein viel a;rösseres Terrain zuweisen und sie schon im Devon vorhanden betrachten, während Stur auch in den Waldenburger Sclnchten, den untersten der productiven (oberen) Steinkohlenformation, ihr häufiges Vorkommen annimmt und danach zum Theil diese Schichten zum Culm versetzt. Den zahlreichen Formen von Knorna im Hercyn steht eine etwas o'ering:ere Zahl im Harzer Culm gegenüber, und beide Reihen weisen zwar ähnliche, doch nicht völlig idente Formen auf. Die Annäherung an Culm-Knorrien wird erst grösser, wenn man andere Gebiete herauzieht. Ob unter den Harzer Culmresten, etwa unter Megaphytum^ sich ein verbirgt, ist für jetzt nicht entscheidbar; auch hier liefern aber andere Culmgebiete Vergleiche, wenn auch nicht idente Formen. Haben wir also hier bereits einige beachtenswerthe Aehn- lichkeiten zwischen Harzer Culm- und Hercyn-Pflanzen, so steigt dieselbe weit mehr, wenn wir andere Gebiete in den Vergleich auf- uelnneu. Dem gegenüber ist das zu halten, was man aus devonischen Schichten, die jünger sind als Hercyn, nicht des Harzes — denn derselbe lieferte bisher aus solchen Schichten nichts an Land- pflanzen — sondern im Allgemeinen kennt. Wir können diese Vergleiche mit Culm und Devon in nachfolgenden Zeilen vereinigen. Calaniites transitionis, so verbreitet im Culm und darüber hinaus bis in die Waldenburger Schichten, ist auch nach Dawson im Mitteldevon von Neu- Brunswick vorhanden, wo auch andere Calamiteu incl. Calamodendron anftreten. Knorna. Diese vor Allem im Culm häutige, in ol)erer Stein- kohleuformation viel seltenere Gattung fehlt nicht im Ob. -Devon von Scaumeuac, ist jedoch selten. Die Häufigkeit im Harzer 15ß EknstWeiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. Ilercyii ist daher ungewöhnlieli , und die hier uuterscheidharen Formen schliessen sich eng an solche des Culin und der olteren Steinkohlenforination an. Kn. cf. aciculana nannte ich ein Stück, das sehr nahe der acicularis Göpp. von Leobschütz in Schlesien steht und vielleicht nur im Alter verschieden ist. Kn. acicidari-acutifolia entfernt sich von der Ilercyiiform acuti- folia l)ereits merklich und nähert sich Formen des Culm, liegt jedoch auch aus oberdevonischem Dachschiefer bei Sina an der Dill (Nassau) in einem von dem verstorl^enen Landesgeologen Dr. Koch gesammelten, durchaus entsprechenden Exemplare vor. Kn. confluens Göpp. wird an vielen Orten im Culm beobachtet, ist allerdino-s meist schlechter Erhaltuno: und für den rreoa:nostischen Ö d O Ö Vergleich wenicr a:eeio:net. O ö O O Kn. Selloni Sterne, des Hercyns dagegen kann sogar von der echten im ohern Steinkohlengebirge nicht unterschieden werden, wälirend die echte Kn. wibricata Sterne, im Hercyu unbe- kannt ist. Lejndodendron ist in Jaschei IyOEM. und Losseni W. durch Arten vertreten, welche anderwärts unbekannt sind, und sie sind zugleich die einzigen hinreichend charakterisirten Formen. Nur in einem Stück, welches Heer, Beitr. z. Steinkohlenflora d. arkt. Zone, 1874, Tat“. IV Fig. 1, von der Klaas Billen-Bai in Spitzbergen unter dem Namen L. Veltheiinianmn al)bildet, ist Aehnlichkeit mit .Jaschei zn finden. Reste ungenügender Erhaltung können eben- sowohl für Lepidode^idron Veltheimiatium des Culm, als auch für L. notlmm Unger (Cypridinenschiefer von Saalfeld, 1856, sowie im Psammit von Condroz bei Evieux in Belgien nach Crepin), oder L. Gasjjianum Da’WSON (1871 Mittel- und Ober -Devon in N. America, Gaspe, N. York, N. Brunswick, Maine, sowie im Unter-Devon von Rouveroy in Belgien nach Crepin oder Poudingue von Burnot, darnach von Gilkinet L. burnotense benannt)^) an- gesprochen werden. *) Gilkinet, Bull, de l’Acad. de Belg. t. XL No. 8, 1875: Chetin, Bull, de la Soc. royale de Botanique de Belgique t. XIV, 1875. Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten ScliicFten des Harzes. 157 Cyclostigma erschien besonders charakteristisch für die Ursa- stnfe Heer’s der unteren Steinkohlenformation (Cnlin), kommt aber auch im Mitteldevon von Gaspe vor (C. densifolium Dawson) nnd ist aller Wahrscheinlichkeit nach viel weiter verbreitet; nnr sind die Arten oft nicht mit hervorstechenden Merkmalen versehen, welche sie leicht unterscheiden Hessen. Es darf hier mitgetheilt werden, dass andrerseits diese Gattung auch bis in die productive (obere) Steiukohlenformation geht, da die Landessammlung sie z. B. vom Piesberg l)ei Osnabrück besitzt, wo ich sie in Exemplaren sammelte, die Cyclostigma Kiltorkense Haught. recht ähnlich, mir in allen Theileu kräftiger sind ^). Das Cyclostigma des Harzes gehört zu denen, welche wie das devonische von Gaspe äusserlich weniger inarkirt sind, als das Kiltorkense des Cuhn. Selten, aber doch gefunden ist auch Stigmaria, freilich nur in einem kleinen Bruchstück (Roemer) und einigen isolirteu Wurzel- uarben. Sie scheint danach weder von inaequalis des Culm, noch von ßcoides der obern Steinkohle wesentlich verschieden. Ans devonischen Schichten citiren Unger und Richter St. ßcoides und eine St. annularis (?) aus dem Cypridinenschiefer von Saalfeld und Dawson aus Ober- bis Unter- Devon Amerikas mehrere Arten, von denen wenigstens zwei sicher Stig-marien sind und die mittel- devonische St. yoerlata Dn. der ßcoides nahe kommt. Zuletzt bleibt nur noch das problematische IJsaephytum Kayseri übrig, das gänzlich isolirt steht und kein Analogon aufzuweisen hat, welches für einen Vergleich verwendbar und nützlich wäre. Endlich ist der Vergleich mit den Floren geboten, welche entweder in gleich alten oder etwa noch älteren Schichten gefunden worden sind, also in den Schichten der Etage II in Böhmen, im Silur bis incl. Helderberg- Gruppe von Nord-Amerika, besonders Canada. Es fehlt hier durchaus an genügenden Vergleichsmomenten, da gerade die auffallendsten Typen aus diesen Schichten im Harz b Es ist. unter dem Namen C. Osnabriiyense n. in der Zeitsebr. d. Deutsch, geol. Ges. 1885, Sitzungsber. für Juli, beschrieben. 158 Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. nicht Vorkommen. Weder einer von den böhmischen Resten, welche Stur für Algen hält, noch die von Dawson anfgestellten Cfattimgen Psilophyton, Prototawites etc. treten in den Harzer Schichten auf. Wohl besitzen einige der böhmischen Reste, wie Lessoma bohemica Stur, Hostinella hostinensis Rarr.-Stur, recht hcmerkliche Aehn- lichkeit in Tracht, Form, Anfrolhmg der Zweige mit l\iIoi)hyton Dawson’s, allein diese Aehnlichkeit wird von Stur nicht in Be- tracht gezogen nnd erörtert. Möge nun die Vei'einignng der böhmischen Reste mit Psilo- l^hyton möglich sein oder nicht, so ist das Fehlen ähnlicher Reste im Harz eine für jetzt nnlengbare Thatsache, welche vielleicht am so mehr anffällt, als im belgischen Ober-Devon, im Psammite von Condroz, von Crepin (Bnll. de l’Acad. roy. Belg. 2. ser. t. XXXVHI, 1874, S. 3) ein -»Psilophyton Condrusorum Cr.« beschrieben wird, welches allerdings Gilkinet (Ebenda t. XXXIX, 1875, S. 384) als Sphenopteris interpretirt. Ebenso fern stehen unserer Harzer Hercynflora die wenigen oben (S. 150 Anmerk.) citirten, von Lesquereux bekannt gemachten untersilnrischen Landpflanzen von Ohio, die keine Lepidodendreen, vielleicht dagegen Calamarien anfweisen, also mir sehr entfernte V erwaudtschaften offenbaren. So geht aus den soeben mitgetheilten Vergleichen hervor, dass unsere Hercynflora allerdings die meiste Aehnlichkeit in der Cnlmflora der verschiedenen Länder findet, erst nächstdem auch in den weniger bekannten Floren des obern und mittlern Devon. Wir haben nur zugleich darauf zu verweisen, dass alle Gat- tungen und wohl einige Arten der Hercynflora, welche in Betracht kommen können, doch auch mit solchen des Devon übereinstimmen, wenn sie hier auch weniger typisch sind. Dagegen ist mit Pflanzen- resten älterer Schichten bis jetzt nichts Identisches oder Nahe- stehendes bekannt. Zum Belege hierfür lassen wir nun die Beschreibnng der Arten selbst folgen. Ernst Weiss , Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. 159 Beschreibung der Arten. K n 0 rr i a S ternb. Ueber die Sclbstäiidia-kcit der Gattuno; Knorria waren und sind ancli wohl in neuester Zeit noch die Ansichten getheilt. Während namentlich SciiiMPER und Heer sich für dieselbe aus- gesprochen hatten, ebenso wie anfänglich Göppert (1852), ziehen Andere, wie Göppert später (1860), Geinitz, Stur n. A. die Gattung ein und betrachten sie als Erhaltungszustand, nämlich als Steinkern der Gattung Lcpidodendron oder Sagenaria. Man kann sich wundern, dass diese anscheinend so einfache Frage noch nicht mit dem Grade von Sicherheit entschieden ist, welcher keinen Zweifel übrig lässt. Wenn mau aber die nur Kuorrien ähnlichen Steiukerne von den wirklichen, leicht erkennbaren Knorrien unterscheidet, so muss man zngelieu, dass solche Exem- plare, welche zugleich die echte Knorrienform als Steinkeru und die Lepidodendronpolster und Narben der Riudenoberfläche in voller Deutlichkeit zeigten, kaum gefunden sind. Göppert und Goedenberg lieferten zwei Darstellungen zu Gunsten dieser An- schauung, indessen sind diese Stücken doch so selten oder so wenig typisch, dass mau danach nicht ohne Weiteres alle Kuorrien zu Lepidodendron zu ziehen sich geuöthigt sieht, sondern nach entschiedeneren Belegen sucht. Zwar soll und kann hier diese Frage nicht erschöpft, doch mag auf einige Punkte verwiesen werden, welche nicht ohne Bedeutung sind. Wer im productiven Steiukohleugebirge Lepidodendron zu sammeln Gelegenheit hat, wo diese Gattung noch häufig ist, der findet zwar auch sehr zahlreiche entrindete Stämme oder solche, die sich leicht ihrer Kohlenriude entkleiden lassen, aber der Stein- kern hat nicht die Beschatfenheit einer Knorria mit den vor- springenden blattartigen Schuppen oder es ist die Oberfläche des Kernes nur mit einigermasseu ähnlichen polstei’förmigen Erhöhungen und markirten Punkten versehen, die sofort als Durchgaugsstellen der Blattgefässbündel erkannt werden, aber das Ganze bleibt noch weit genug von der Weise entfernt, wie sich die echten Kuorrien 160 Ernst Weiss , Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. präsentiren. Wohl fehlen auch diese nicht, aber sie treten doch so zurück, dass z. B. Brongniart noch 1849 sie nur in nuvollkonunenen Stücken gesehen zu haben angiebt. Ungleich leichter sind sie dagegen in Cnlinschichten kennen zu lernen, welche sich recht eigentlich als Lepidodendroustufe — man könnte fast auch sagen Kuorrieustufe — kennzeichnen, denn hier ist das Auftreten echter Knorrieu neben dem so häufigen Lepidodenclron Veltheimiamim etwas sehr Gewöhnliches. Gerade dies hat auch schon bald die Vorstellnng hervorgernfen, dass alle oder die meisten Kuoi’rien Steinkerue der genannten Lepidodendrouart seien. Güppert stützte diese Ansicht durch Beispiele (Nov. Acta 1860, Taf. XXXIX Fig. 3A, Taf. XLI Fig. 1), wo die Knorrienschnppen au dem- selben Stammstück mit polsterförmigen rhombischen Erhöhnugen verbunden Vorkommen, in welche sie üliergehen. Von den Polstern und Narben der äussern Rindenoberfläche ist jedoch hier nichts erhalten. Dergleichen zeichnete nur Goldenberg (flora Sarae- pontaua foss. I Heft 1855) in schematischer Figur. Gleichwohl widersprechen dem viele directe Beobachtungen, in denen man das erwartete Zusammenfällen von Knorria und Lepidodendron vermisst. Dies gerade hat , wie oben gesagt, SciiiMPER und Heer zu der Ansicht gelangen lassen, dass die Selbständigkeit der Gattung Knorria festzuhalten sei. In der That muss ich hier hinzufügen, dass nach einem ausgezeichneten Stücke der hiesiofen Sammlung der weoloo-ischen Laudesanstalt, welches den Steiidcern und den Abdruck der äusseren Oberfh'U'he - l)eide wohl erhalten — von L. Veltheimianum. von Landeshut in Schle- sien zeigt (gesammelt von dem verstorbenen Prorector Hoger), dieser Steinkern durchaus nicht Knorrieufonn besitzt, sondern reo'plmässio- bestellte rhombische Erhöhnns:en mit Gefässl)üudel- narbe, den Blattuarben der Oberfläche genau entsprechend. Um- gekehrt befindet sich kein Stück einer echten Knorria unter dieser zahlreichen Landeshuter Reihe, welches gleichzeitig unzweifelhafte Lepidodeudroupolster wie die von L. Veltheimianuin zeigte. Es darf hier wohl auch auf die bemerkenswerthe Thatsache verwiesen werden, dass ein Antor wie Stur, der jede Gattung und Art mit einer noch nicht dagewesenen Gründlichkeit zu behandeln pflegt. Eunst Weiss, Zur Flora der ältesten Scliichten des Harzes. 161 obschoD er in seiner »Cnlinflora der Ostraner und Waldenburger Scliichten« Lepidodendron und dessen 4 hier vorkominende Arten auf 70 Folioseiten bespricht und in nahe 30 Figuren abbildet, doch kein einziges Beispiel einer echten Knorria beibringt (ausser in kurzen Citaten) oder deren Verhältniss zu Lepidodendron erörtert, also in den von ihm behandelten Waldenburger Schichten wohl kaum Knorrien gefunden hat. Noch ist auch zu berücksichtigen, dass in den Schichten der productiven Steinkohlenformation nicht selten Stücke von Lepi- dodendron Vorkommen, welche zugleich die Innenseite der Rinde, also die Oberfläche des Steiukernes im Abdruck zeigen und ehemals als Asjndiaria bezeichnet wurden, wie z. B. O. Feistmantel, Palaeontogr. 23. Bd., Taf. XXXIX und XLI Fig. 1; Stur, Culm- flora d. Ostr. u. Wald. Schichten, Taf. XIX Fig. 4; Weiss, aus der Flora d. Steinkohleuformation, Berl. 1881, Fig. 36; u. a. m. — Wenn aus irgend einem Beispiele, so geht aus diesem hervor, dass zum Mindesten nicht jedes Lep>idodendro7i eine Knorria als Steinkern besitzt. Welchen Schluss man nun auch aus den angeführten That- sachen bezüglich der Selbständigkeit der Gattung Knorria ziehen möge, so ist unleugbar ihr Auftreten in älteren Schichten häufiger als in jüngeren, und falls man sie nur als Erhaltungsform zu Lepidodendron oder Verwandtem ziehen will, so könnte sie doch nur einem Theile dieser Pflanzen als Steinkern zugerechnet wer- den, indem sie dann eine besondere Section der Gattung Lepi- dodendron bilden würde. Die Stellung der Knorrien erscheint in der That um so weniger eine endgiltig entschiedene, als mau auch andere Gattungen zum Theil heraugezogeu hat, denen gewisse Knori’ien zugehören sollen, so Lepidophloios nach Goldenberg, selbst vermuthungs- weise Cordaites nach Dawson (foss. plants of the Erian a. upp. Silur, form, of Canada, II, 1882). Nach dem Erörterten werden wir daher die zu bespi’echeuden Reste getrennt unter den Namen Knorria und Lepidodendron auf- führen. Von Knorrien -Formen liegen aus dem Hercyu haupt- sächlich drei vor, welche sich mit bereits beschriebenen vergleichen Jahrbuch 1884. 11 162 Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Scliicliten des Harzes. lassen, wobei indessen eine mehr oder weniger genaue Ueberein- stiininnng mit den letzteren erhalten wird. Fi'eilich finden sich die Speciesnamen bei den Antoren in recht verschiedener Weise anf solche Reste angewendet nnd da die Sicherheit der Unter- scheidung von Arten bei ihnen gering ist, weil es an gnt brauch- baren Merkmalen fehlt, so beschränke ich mich anf die Be- schreibung der vorliegenden Stücke nnd den Nachweis der Ver- wandtschaft mit solchen, welche in der Litteratnr zu finden sind. 1. Knorria aciciilari-acutifolia W. Tat. V Fig. 1 — 3. Zwischen Kyiorria acicularis Göpp. foss. Fl. d. Ueberg. 1852, S. 200, Taf. XXX Fig. 3 nnd Knorria acutifolia Göpp. in Roemep., Beitr., Palaeont., Bd. III, S. 96, Taf. XIV Fig. 4 steht die Form, welche in einer Reihe von Stücken hier vorliegt nnd anf Taf V, Fig. 1—3 znm Theil abgebildet ist. Die aciculari- acutifolia^ wie ich sie bezeichnen möchte, gehört zn den Formen mit getrennten polsterförmigen Blattspnren oder Schnppen, die sich nicht berühren, ol)gleich sie ziemlich dicht stehen. Dieselben treten entweder (Fig. 1, an der Gabelung) als grnbige, bis 2,5 Millimeter breite, oben spitze Vertiefungen anf oder in der gewöhnlichen hervorspringenden Schnppenform, lineal- lanzettlich und schmal, zugespitzt, breiter und kräftiger als bei Kn. acicularis., schmaler nnd kleiner als bei Kn. acutifolia., sogar noch um ein weniges schmaler als die Figuren augebeu. Form und Grösse der Schnppen ist bei sehr verschiedenen Dimen- sionen des Stammes gleich. Es sind Steiukeriie mit nur selten noch etwas erhaltener Kohleuriude, die äusserlich nichts erkennen lässt. Gabelung mehrfach zn beobachten. Wegen der getrennten Stellung der Schuppen, welche sich nicht dachziegelförmig decken, muss unsere Knorria auch von Kn. imbricata getrennt bleiben, worunter Sternberg ursprünglich Exemplare mit grossen breiten Schuppen aus Magdeburger Grau- wacke und von Oreubnrg verstand, während später vielfach der Name auf ganz andere Formen übertragen wurde. Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. 163 Das Stück Fig. 1 ist reichlich 15 Centiiiieter lang, unten .3,5 Centi- nieter breit, zu elliptischem Querschnitt zusammengedrückt, so dass es unten im kleineren Querdurchmesser 2,2 Centimeter misst, üben ge- gabelt, die Gabelzweige schon vor ihrem Auseinandertreten durch eine vertiefte Linie getrennt. Erst nach unten tritt die erhabene Schuppen- form der Blattspuren auf, die spiralig verlaufen. Fig. 2 bildet wahrscheinlich die Fortsetzung von Fig. 1 nach unten und erreicht 4,1 Centimeter Breite bei 13,5 Centimeter Länge. Es ist bereits ganz bedeckt mit den blattähnlichen Schuppen, besonders auf der der abgebildeten entgegengesetzten Seite. Diese sind 6 Millimeter und mehr lang, am unteren Ende 1,5 Millimeter bi’eit, spitz, nur wenn sie abgebrochen sind, an der Spitze abgeschnitten. Die steilsten, am meisten in die Augen fallenden Parastichen machen mit der Axe etwa 10° und 150. Das Stück zu Fig. 3 ist ebenfalls ein gabelnder Stamm oder Zweig und elliptisch zusammengedrückt, unten 24, weiter oben 21 Millimeter breit, reichlich 16 Centimeter lang. Die Schuppen stehen ein wenig ge- drängter, dem jugendlicheren Zweige entsprechend, sind aber sogar etwas länger und breiter als in Fig. 1 und 2. Unter den Parastichen tritt am meisten die steile von oben rechts nach unten links verlaufende hervor, deren Schuppen sich fast dachziegelig decken; sie macht mit der Axe etwa IH, während die in entgegengesetzter Richtung gehende nächst steile 20° geneigt ist. Das kleinste vorliegende, nicht abgebildete Exemplar, ebenfalls ge- gabelt, 15 Millimeter breit, hat sehr gedrängte, fast in einander ver- Hiessende Schuppen, welche aber noch immer nicht so schmal sind, wie Göppeut’s acicularis an viel breiteren Stämmchen. Zwei andere Exemplare mit ganz schmalen scharfkantigen Schlippen kommen der GöPPERx’schen Figur von acicularis sein- nahe, sind aller etwas dichter beschuppt und das eine lässt seine Schuppen fast in einander verfliessen. Dasselbe gilt übrigens auch von den Abbildungen bei Heer, Bäreninsel, Taf. X F"ig. 6 und 7. Dagegen steht Kn. imbricata Heer (nec Sternberg), ebenda Taf. IX Fig. 6, der tiarzer Form recht nahe. Fine weitere kleine Abweichung findet sich bei einem Fxem- plare, welches nuten entfernter gestellte Schuppen trägt als oben und daher hier der Kn. acutifoUa mehr als die übrigen gleicht; auch eine mittlere Längslinie macht sich auf deren Schuppen be- merklich. 11 164 Ebnst Weiss , Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. Mehrere Stücke aus Graiiwackeiieinlagerungen im Untereu Wieder Schiefer entsprechen vollständig der vorstehenden Art; die Schnppenpolster sind besonders spitz nud scharf, aber noch etwas :ter als bei den meisten vorhero-ehenden und znm Theil fast znsammenfliessend, weil die Contonren nicht immer deutlich ausgeprägt sind. Ein grösseres Stück ist etwa 21 Centimeter lang, fast 5 Centimeter im Durchmesser, von Lindenberg l)ei Strassberg, 3 kleinere Stücke von Wolfsberg. Wegen der Verwandtschaft mit Knorria cervicornis siehe fol- gende Art. Vorkommen. T a n n e r Grauwacke: Oderthal, am Schanfeuhauer Thal, theils von Kayser, theils von Halfar ge- sammelt. Ein schlecht erhaltener Zweig, von Schilling gesam- melt, tand sich am Sprakelsbach an der neuen Strasse zwischen Zorge und Braunlage. — Wieder Schiefer: Lindenberg bei Strassberg, Wolfsbei'g (Lossen). Ausserdem: Dachschiefer von Sinn a. d. Dill, 01)er- Devon, nach einem Exemplare von Koch gesammelt. 2. Knorria cervicornis A. Roem. A. Roemer hat in seinen Beiträgen etc. IV. Abth. 1860, S. 165, Taf. XXVI Fig. 4 a und b von dem gleichen Fundorte, wie die meisten der vorigen Art, nämlich Schaufeuhauerthal (»Schaufelhäuerthal« bei Roemer) bei Lauterberg beschrieben und abgebildet, womit ich nur ein von Herrn Halfar gesammeltes Exemplar zu identificiren vermag. »Die zahlreichen Blattnarben (Schuppen) liegen in schrägen Reihen dicht bei einander und sind walzenförmig, laufen aber nach unten in einen linearen Schwanz aus, welcher 2 Narben der nächst unteren Spirale von einander trennt«. Dieser Diagnose von Roemer entspricht aber nur die vergrösserte Figur 4 b , während 4 a misslungen scheint. Die Verlängerung der Schuppeupolster nach unten macht, dass diese Form sich nahe an imbricata anreiht, wodurch sie sich auch bis jetzt noch von aciculari-acutifolia unterscheidet, mit der sie wegen gleichen Fundortes und sonst ähnlicher Form als zu- EliNST Weiss, Zur Flora clor ältosten Schichten des Harzes. 165 saminenfalleucl angesehen werden könnte. Das Stück hat wie das RoEMER’sche, oben abgebrochene Blattschuppen, diese waren offenbar länger als bei voriger Art und, soweit erhalten, linear, daher an longifolia erinnernd. Hierbei sei erwähnt, dass ähnliche Zwischenformen, wie es cervicornis zwischen aciculari- acutifolia und imbricata ist, auch zwischen acutifolia und imbricata existireu. Ein Exemplar aus dem Culm von Landeshut in Schlesien hat ausgezeichnet lauzett- liche, sehr spitze Schuppen von 2,5 Millimeter grösster Breite und über 20 Millimeter Länge, deren unterer Theil ebenfalls je 2 Schuppen trennt und die so dicht stehen, dass in ihrer Länge mindestens 2 seitlich benachbarte Schuppen sich folgen. Des be- quemen Vergleiches wegen würde man solche Formen als imbri- cato - acutifolia bezeichnen können. Vorkommen: Schaufeuhauerthal, Steinbruch am Oderthal. 3. Kiiorria coiiflueiis Göpp. Tat. V Fig. 5. Die sehr in die Länge gezogenen schmalen Schuppen stehen auf glatter Oberfläche des Steinkernes, nicht sehr entfernt, sind nach aussen und innen flach convex, ihr Abdruck also concav- vei tieft. Sie sind zum Theil bis auf 3 Centimeter Länge erhalten bei nur 1 — 1,3 Millimeter Breite, schmal lineal, Spitze nicht con- servirt. Sie zeigen die Neigung durch Zusammenfliessen sich zu vereinigen, was am Original noch mehr als in der Zeichnung her- vortritt. Das so eben beschriebene und abgebildete Exemplar, wie auch andere ganz ähnliche zeigen grosse Uebereinstimmimg mit der Abbildung Roemer’s, Beitr. etc. II.'Abth. (Palaeont. Bd. III), S. 96, Taf. XIV Fig. 5, nur dass diese in allen Theilen etwas kräftiger ist. Göppert hatte beim Citiren und Namengeben der KOEMER’schen Abbildungen (foss. Fl. d. Ueberg. 1852, S. 201) nicht dessen Fig. 5, sondern Fig. 6 mit weit breiteren gröberen Schuppen Wülsten angezogen, welche von unseren Exemplaren be- trächtlicher abweicht. Letztere wird von Roemer aus Gi-auwacke Eenst Wbiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. ]6fi von Lauterberg angegeben, bei ersterer (Pig. 5) der Fundort nicht ausdrücklich bezeichnet; derselbe ist walu-scheiulich der zweite angegebene: ^2 Stunde westlich Stollberg am Wege nach Friedrichshöhe. Die Selbständigkeit der Species soll liier nicht vertheidigt werden, denn es ist sehr möglich, dass unsei’e Feste meistens nur eine andere Erhaltungsart der vorhergehenden darstellen, was man vermuthen möchte, wenn man den oberen Theil der Fig. 3 vergleicht. Auch Formen ähnlich der breitwülstigen , wie die oben er- wähnte bei IvOEMER Fig. 6 oder Schimper’s Knorria longifolia^ terrain de transit. des Vosges, Tat'. XX, obere Partie, kommen mit der abgebildeten vor, mit Schuppen, die unten bis 4 Millimeter lireit und bis über 35 Millimeter lang sind. Ein solches Exem- plar rührt von Lauterberg , Gegend nach Scharzfeld zu (leg. Beyrich), ein anderes weniger grosschuppiges vom Schaufenhauer- tbal (PIalfar). Vorkommen. Mit voriger am gleichen Fundorte (hierher Fig. 5) und den bereits angegebenen. 4. Knorria Selloni Sterne. Taf. V Fig. 4. Oberfläche eines Steinkernes, znm Theil mit dünner schwarzer glänzender Kohlenrinde bedeckt, glatt. Die wnlstförmigen dicken Schuppen aus einander stehend, entfernt, bis 5 Vlillimeter breit, verschieden lang, breit lineal, je nach Vollständigkeit oben breit, abgestutzt (oder abgebrochen). Die am meisten auffallende Parastiche geht von oben links nach unten rechts, 25*^ gegen die Axe geneigt, die steilste im entgegengesötzten Sinne etwa 6^. Der Rest ist von Sternberg’s Kn. Selloni., Vers. I fase. 2, S. XXXVII Taf. LVII, kaum irgend verschieden und wird daher mit gleichem Namen bezeichnet. Sehr a:ut hiermit stimmt ein grösseres der -lASCiiE’schen vSammlung, aber die Wülste ein wenig dichter gestellt und an der Spitze al)gerundet statt abgestutzt (Lauterberg). Eknst Weiss, Zar Flora tlor ältostoii Schicliton des Harzes. 1C)7 El)eiiso gehört hierher clemi auch Knorria imbricaia Heer (uec Sterne.) foss. Flora d. Bäreuinsel 1871, Taf. X Fig. 2 uud 5, da sie sich im Wesentlichen nur durch abgerundete Spitzen der Blattwidste, von Sternberg’s imhricata jedoch durch entfernt stehende, nicht sich deckende Schuppen unvereinbar unterscheidet. Uebrigens stimmen 2 Stücke unserer Sammlung genau mit dieser IlEER’scheu Abbildung: Schuppen länglich, stumpf, etwas entfernt stehend, 4 — 6 Millimeter breit, um ebensoviel oder weniger von einander abstehend. Vorkommen. Das abgebildete Stück vom Schanfenhauer- thal, Steinbruch am Oderthal (Halfar leg.), eines der letztgenannten (cf. Heer) vom gleichen Fundort (Kayser leg.); dieselbe Form zwischen Andreasberg und Lauterberg bei der Einmündung des Breitenbecks (Beyrich leg.). 5. Knorria Selloiii var. distans. Ein Stück unserer Sammlung kann nicht ohne Weiteres mit Knorria Selloni Sterne, vereinigt werden, obschon es ebenfidls aus einander stehende Blattwülste auf glatter Fläche besitzt. Es würde mit der Figur 3 auf Taf. XXXI in Göppert’s foss. Flora d. Ueberg. 1852 ganz übereinstimmen, wenn man sich die Blatt- wülste dieser Figur in doppelt so grosse Entfernung von einander gesteht denkt; deren verhältnissmässig geringe Grösse und wenig lanzettliche Form ist ganz wie in der citirten Abbildung. Ihre Abstände, in den schiefen Zeilen gemessen, betragen etwa 9 — 11 Alilli- meter, die Wülste sind 10 Millimeter lang und darüber, etwa halb so breit als die der echten Selloni. Das Stück ist von Lossen in einer Grauwacken-Einlagerung des Unteren Wieder Schiefer bei Lindenberg bei Strassberg gesammelt worden. Lepidodeiitlron Sterne. Die Vertreter dieser Gattung haben theils den echten Typus der Lepidodendron: rhombische Polster mit kleiner Narbe, theils fallen sie durch einige Abweichungen auf, so das Lepidodendron Jaschei durch die auf einer glatten Oljerfläche getrennt stehenden 168 Ernst Weiss , Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. Polster, welche fadenförmige Kiele als Verlängerungen entsenden, mittelst welcher die Polster in Verbindung stehen. Man könnte weneio-t sein, dies als den Charakter einer besonderen Abtheihina: von Lepidodendron zu betrachten, wenn nicht in solchen Beispielen wie sie Heer, Beitr. zur Steinkohlenflora der arktischen Zone, Stockholm 1874 S. 4 Taf IV Fig. 1, Stur, Culmflora d. Walden- bnrger Schichten Taf. XX Fig. 1, 2, 4 liefern. Beide unter dem Namen L. Veltheimianum^ eine Verbindung mit dem Haupttypus von Lepidodendro7i gegeben wäre. Denn wie bei den citirteu Figuren, wenigstens von Stur, es die Mittellinie des Blattkissen ist, welche sich verlängert und regelmässig mit einem tiefer stehen- den Kissen verbindet, so ist es auch hier meist eine Verbindungs- linie zwischen 2 Kissen, nur weit unregelmässiger und direct aus dem Kissen hervorgehend, welche als Fortsatz des Kissens figurirt. Auch die bei Steinkohlenarten gewöhnlichen übrigen Details der Blattpolster vermisst man hier: den medianeu Längskiul, die Waugenlinie etc. 1. Lepidodendron Jascliei Koem. Taf. VI Fig. 3—5. Auf der glatten Oberfläche stehen in regelmässigen Abständen spiralig angeordnet sehr schmale, verlängerte, nach beiden Seiten sich zuspitzende Polster, welche einen Zwischen- raum zwischen sich lassen, der bis mehr als die doppelte grösste Breite eines Polsters beträgt. Im oberen Theile des Polsters be- findet sich die elliptische spitzliche Blattnarbe mit einem Gefäss- büudeluärbchen. Die Felder über und besonders unter der Narbe sind mit unterbrochenen Querruuzeln versehen, das obere Feld nur wenig punktirt (Fig. 5). Die Polster verlängern sich nach oben und unten in einen fadenförmigen Fortsatz, der als geschlängelte erhabene Linie verläuft, theils eines der nächst tieferen Polster erreicht und so eine Verbinduuo' der beiden her- O stellt, theils zwischen den Polstern herabläuft und endigt ohne ein zweites Polster zu berühren, auch intermittirend auftritt, theils endlich sich nach unten gabelt und so zwei solcher tadenförmigen Fortsätze vereinigt. Eunst WEtss, Zur Flora der iiltestcu Scliicliten dos Harzes. 169 Das allgebildete Stück ist das von F. A. Koemer in seinen Beiträgen zur geologischen Kenntniss des nordwestlichen Harz- gebirges, V. Abth. 1866 (Palaeontogr. Bd. XIII) S. 13 Taf. XXXV Fig. 6, pnblicirte Original, welches in der JASCilE’schen Saininlung von der Gräflich Stolberg- Wernigeroder Factorei in Ilsenliurg auf bewahrt wird. Es war schon von Jasche selbst (1. c. Taf. 1 Fig. 1) abgebildet und dabei nur als verschieden von Sugenaria Veltheimiana und caudata Presl erklärt worden. Unsere Fig. 4 ist eine Ansicht des Originales selbst, das einen vertieften Abdruck der Oberfläche des Stainnistttckes darstellt; Fig. 3 ist nach einem Wachsabguss gezeichnet, um die natürliche Ansicht der Oberfläche wiederzugeben; Fig. 5 ist nach dem Wachs- abguss vergrössert gezeichnet. Das Stück ist 7,5 Centimeter lang, 2 Centinieter breit. Die Blatt- polster sind an der breitesten Stelle 2,5 Millimeter breit und verschmälern sich nach oben und unten allmählich lanzettlich, bis sie in den faden- förmigen Fortsatz übergehen. Man kann die Länge der Polster bis auf 2 Centimeter und mehr annehmen. Die Blattnarbe ist nicht gut erhalten, ihre Form und Punktirung daher nicht sehr deutlich. Zwischen den Kissen und den Fortsätzen derselben ist die Oberfläche der Rinde nur mit einigen Spuren längsgerichteter kurzer Linien versehen, sonst glatt. Von den beiden am meisten in die Augen fallenden Parastichen macht die in Fig. 4 von oben rechts nach unten links laufende mit der Axe etwa 34“, wenn man die Narbencentre sich verbunden denkt, die andere von oben links nach unten rechts etwa 12“. Vor komme u. Feiukörnige Grauwacke vom Kammerberg bei Ilseuburg. 2. Lepidodeiidroii Losseiii Weiss = Lepidodeiidroii gracile A. Roem. Taf. VI Fig. 6, 7. Zugleich mit L. Jaschei beschrieb F. A. ItOEMER das hier wieder abgebildete kleine Bruckstück eines Lepidodendronzweiges (1. c. S. 13 Taf. XXXV Fig. 7 a u. b), das auch Jasciie bereits (1. c. Taf. I Fig. 2) abbildete und für Sagenaria Veltheimiana zu halten geneigt war. Da nun der Name gracile bereits von Brongniart für Lepidodendronzweige verbraucht war, so wird es 170 Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten ScLicliten des Harzes. gut sein, für den Harzer Rest einen anderen Namen anzu- wenden. Das Stück ist ein Holddruck, 37 Millimeter lang, 5,5 Milli- meter breit; die Fig. 6 und 7 wurden nach einem Wachsabdruck augefertigt. Polster verbältnissmässig sehr lang und schmal, obwohl nur reichlich 11 Millimeter lang, 1 Millimeter breit, nach beiden Seiten lauzettlich verlängert, in schmale Spitze auslaufend, gedrängt, sich seitlich berührend und mit den oberen und unteren Enden in einander verlaufend und zusammeuhäugeud, durch die Blattuarbeu in 2 ungleiche Felder getheilt; das grössere untere davon durch vorstehende warzige Punkte und Striche stark quer gerunzelt, das obere kleiner und schwächer gerunzelt oder gestrichelt. Runzeln oft schief. Die Blattuarbeu klein, 1 Milli- meter lang, elliptisch, abgerundet, mit centralem Punkte markirt, meist nicht scharf erhalten, am Original besser kenntlich als am Wachsabguss. Gehen bei unvollkommener Erhaltung die feinen unterbrochenen Querruuzelu der Polster verloren, so gewinnt das Ganze au Aehn- lichkeit mit Lepiclodendron rimosum Sterne. Ein solches Exem- plar vom Schanfenhauerthal (leg. Halfar), doch weit kräftiger und grösser (Polster über 10 Millimeter lang, Blattnarbe 2 Milli- meter und vorspringend) könnte deshalb hierher gehören. SCHIMPER citirt in seinem traite L. gracile Roem. als Synonym zu L. Jaschei Roem. Vorkommen. Mit L. Jaschei am gleichen Fundorte. 3. Lepidodeiidroii sp. Tat. VII Fig. 10, 11, 4. Unter den Resten, welche sicher Lepidodendron angehören, befinden sich zunächst die beiden kleinen Zweige, welche in Fig. 11 und 10 abgebildet sind. Bei Fig. 11 sind die Polster sehr klein, rhombisch, nach beiden Enden spitz und werden durch schmale schiefe Furchen getrennt, die kaum D/2 Millimeter lauge Felder bilden, auf denen eine Spur der centralen Blattnarbe steht, siehe Fig. 11a vergrössert. Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Scljicliten des Harzes. 171 Eiu ähnliches Stück ist in Fig. 10 ahgehildet, dessen Polster ein wenig grösser und lockerer gestellt sind, in lange S[)itzen aiis- hinfeiid. Die Blattnarhe deutlich rhombisch, mit Pünktchen in der Mitte. Siehe Fig. 10 a vergrössert. Andere hierzu gehörige Reste dünner Zweige gabeln sich zum Theil. Das bedeutend grössere Stück Fig. 4 muss ehenlalls zu Lepi- dodendron gestellt werden, oltschon Blattpolster und Blattnarhen nicht vollständia: erhalten sind. Fs ist ein abnehmbarer Steinkern (23 Millimeter lang), der in einem Hohldrucke (33 Millimeter laug) liegt, 7 Millimeter breit, etwas zusammengedrückt, mit dünner, glänzender Kohleurinde bedeckt. Derselbe isd scheinbar gegliedert, indem vorspringeude, kantige Linien (zwischen a und b, zwischen c und d), auf denen sich die Blattnarbeupunkte zu erkennen geben, fast hoi'izontal quer über die Oberfläche laufen. Hebt man aber den Steiukern ab, so setzen sich diese Linien auf der hinteren Seite nicht in der Weise fort, dass sie einen Kreis bilden, sondern es verläuft die eine sehr schräg von 1> nach c, sowie von d nach e und zwischen der Spirale a b c d e liegt eine zweite parallele. Beide Spiralen sind 3,5 Millimeter von einander entfernt, kleine Höcker- chen auf ihnen deuten Blattnarben au, deren Zahl nicht ganz sicher festzusetzen ist. Es scheinen 8 zwischen c und d vorn zu liegen, zwischen c und b hinten wohl 9. Weil die Schraubenlinien stark vorspringen, gewinnen sie das Aussehen von Kuoteulinien bei Cala- marieii. Auch die sichtbaren Längsliuieu erhöhen das Ansehen von Calamarien im Vergleiche mit deren Rippen und Rillen. Jedoch findet man bei näherer Betrachtung, dass die scheinbaren Rippen am Knoten am breitesten sind und nach oben sich lanzett- lich zuspitzen, wie es Blattkisseu thuu. Verdrückung der Vorder- gegen die Rückseite hat dieses Aussehen hervorgerufeu. Alle Stücke ridiren vom Oderthaie, Steinliruch am Schaufeu- hauerthale (Halfar leg.). Weit schlechterer Gattung, doch so, dass ihre Zugehörigkeit zu Lepidodendron nicht angezweifelt zu werden braucht, sind andere Stücke, von welchen eiu Beispiel in Fig. 13 allgebildet wurde. Mau hat hier auf dem Steiukerue nur noch die höckerigen, von den 172 Ehnst Weiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. Gefässbüiideln srebildeteu Male in rea:elmässia:er Stellima:. Uebri- gens ist die Abbildung nach einem Waclisabgusse gefertigt. Solche und ähnliche Stücke finden sich ini Oderthaie, wie am Kammer- berge bei Ilsenburg; von letzterem Fundorte hat Jasche (1. c. Taf. I Fig. 6) ein Stück abgebildet. Auch ein Zweigstück mit grösseren Blattpolsteru, ähnlich, ellip- tisch, nach beiden Enden sehr spitz, etwas locker gestellt, so dass Zwischenbänder zwischen den Polstern erscheinen, liegt vor vom Sprakelsbaeh an der neuen Strasse zwischen Zorge und Braunlage (Schilling leg.). Solche Formen entsprechen, ohne jedoch damit ideutificirt werden zu können, L. Veltheimianum. 4. Lepidodeiidi'oii sp., beblätterte Zweige. Zweigstücke mit Blättern, aber mangelhaft erhalten, liegen mehrere vor. Taf. VII Fig. 17 zeigt eine Zweigspitze , deren Blätter (b) sparrig und steif, spitz, lanzettlich, etwas nach aussen gebogen, bis 15 Millimeter lang sind. Mitteluerv nicht kenntlich. Blattmasse und Zweig anthracitisch verkohlt. Silstedter Gemeinde- holz, JASCilE’sche Sammlung. — Auch ein zweites Exemplar ist ganz ähnlich, die Blätter noch kräftiger. Ein Zweigstück vom Oderthaie (Kayser leg.) hat 18 Milli- meter lange bis 1,8 Millimeter breite Blätter, die steif abstehen. 5. Lepidodeiidroii? sp. = Volkniaiiiiia clavata A. Roem. . Taf. VII Fig. 16. F. A. Roemer machte in seinen Beiträgen zur geologischen Kenntniss des nox'dwestlichen Plarzgebirges, 1866 S. 13 Taf. XXXV Fig. 9 einen Rest bekannt, den er iin Texte nur als »Frucht, die ich aber keiner bestimmten Gattung zuzurechuen weiss«, auf der Tafel als » Volkmannia clavatai- bezeichiiete. Wir finden ihn schon bei Jasche (1. c. Taf. I Fig. 7) abgebildet, der ihn als Zapfen betrachtete (S. 26). Derselbe ist hier nochmals abgebildet und zwar nach dem Waclisabgusse des Originales. Das Bruchstück erscheint als knospenartig angeschwollene Endspitze eines Zweiges mit noch theilweise ansitzenden Blättern, Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Scliicliteu des Harzes. 173 im Uel)i’igen mir mit den punktförmigen Blattspuren. Diese sind Höcker, welche gedrängt stehen und den Eindruck von kreis- förmiger Stellung machen. Gleichwohl sind sie etwas schief ge- stellt und es ist sehr wahrscheinlich, dass hier ein ähnlicher Fall wie bei Fig. 4 dieser Tafel vorliegt, an der wir die spiralige Stellung nachgewiesen haben. Auch erscheinen noch theilweise Beste der Polster, auf welchen die Blattspureu standen, undeutlich rhombisch. Dass die Blattmale nur in der Mitte rundlich, an den Seiten länglich bis kurz - linienförmig erscheinen, erklärt sich aus der Erhaltung. Die rundlichen tragen noch mehrfach Blätter in Ali- drückeu (b), 4 bis 5 Millimeter lang, sehr schmal, spitz, schief abstehend, zart. Vorkommen: Kammerberg bei Bsenburg (JASCiiE’sche Samm- lung). Cyclo Stigma Haughton. »Stamm dichotom, auf der Rinde mit kleinen Wärzchen von abgefallenen Blättern versehen, welche etwas kugelig oder ab- geplattet sind, an der Spitze mit einem Grübchen. Blätter lineal, in der Alitte gekielt.« Diese von Heer entworfene Diagnose der Gattung wird um Vieles anschaulicher, wenn mau die nächst verwandten Gattungen damit vergleicht, wie es auch Heer bei Besprechung des Plaupt- typus, nämlich Cyclostigma Kiltorhense PIaught. thut (fossile Flora der Bäreuiusel, S. 43). Alit Stigmaria hat Cyclostigma die runden Narben (Wärzchen Heer) gemeinsam, aber dieselben sind sehr klein und nicht zu einer solchen halbkugeligen oder auch vertieften Scheibe ausgebildet, welche bei Stigmaria meist durch eine centrale Warze gekrönt wird. Die Aehnlichkeit wird aber, abgesehen von der geringeren Entwickelung der Narben, sehr gross und auch dadurch vermehrt, dass die Reste von Cyclostigma ebenso wie Stigmaria z. Th. den Habitus von Wurzeln oder des Wurzelstocks tragen. Die von Heer angegebenen Blätter sind nicht ausitzeud am Stamme gefunden worden; auch ScHMALHAUSEN (Pflanzeureste der Ursa -Stufe in Ost- Sibirien. Bull, de FAcad. Imp. de St. Petersbourg, t. IX, 174 Ernst Weiss , Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. Taf. I Fig. 8) faud mir uugeuügeude Rudera an den »Wärzchen« haftend. Auch die Stellung der Narben könnte darauf führen, die Reste für Wnrzeltheile oder Wurzelstöcke zu halten, da dieselben nur stellenweise in regelmässigen Parastichen geordnet sind, dann aber wieder unregelmässig stehen. Nur die gabelige Verzweigung des Stammes, welche oft völlig der von Lepi- dodendron gleicht, lässt seine Wnrzeluatur nicht wahrscheinlich er- scheinen; doch aber kann die Abgrenzung gegen Stigmaria beson- ders schwierig werden. Dass etwa Cyclostigma zu Knorr ia gehöre und deren äussere Oberfläche darstellte, könnte mau vielleicht vermntheu, es liegt aber nirgends etwas von den schnppeuförmigeu Blattwülsten der Knorrien unter der Rinde von Cyclostigma vor. Bei schlechter Erhaltung kann eine grosse Aehnlichkeit mit solchen Resten von Lepidodendron entstehen, die selbst nur den Steiukeru und auch diesen schlecht erhalten zeigen; doch lassen letztere meist noch die rhombische Spur der Polster erkennen, auf welchen in der Mitte etwa das Gefässbündeluärbchen als Wärzchen steht. Einige beschriebene Reste von ihnen sind aber gewiss zu Cyclostigma zu rechnen, so Sagenaria cyclostigma Göpp. (foss. Fl. d. Uebrg., 1852 Taf. XXXIV Fig. 6) aus Culmgranwacke bei Laudeshut und Sagenaria sp. bei Roemer (Beitr. etc. , II. Abth., Taf. XIV Fig. 3) aus Tauner Grauwacke von Lauterberg im Harz. Ausserdem wird mau el^enfalls zu Cyclostigma stellen können, den Lycopodites pinastroides LTnger (Richter und Unger, Beitr. zur Palaeontol. des Thür. Waldes, 1856, S. 92 Taf. X Fig. 9, 10) ans dem Cypridinenschiefer von Saalfeld und vielleicht Lycopodites taxinus Goldenberg (flora foss. Saraepontaua, Heft I, 1885, S. 12 Taf. 11 Fig. 6) aus Saarbrücker Kohlengebirge. Das Vorkommen des Cyclostigma ist bis jetzt im Devon (Dawson), besonders aber im Cuhn (Heer, Schmalhausen) und nach Stücken unserer Sammlnng ans dem productiven Steinkohlen- gebirge uachgewiesen. Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. 175 1. Cyclostigma Iiercyiiium n. sp. Taf. VII Fig. 5, 6, 8, 9 (?). Stämniclieu glatt, dicliotomireud, mit sehr kleinen runden bis elliptischen Narben besetzt, welche ziemlich gedrängt stehen, theils als grubige Vertiefung, theils als Höcker, mit meist wenig markirtem centralen Punkt. Die typischesten Stücke sind in Fig. 6 und 8 abgebildet. Das zu Fig. 6 ist ringsum erhalten, wenig zusanimengedrückt, 48 Millimeter lang, 12 Millimeter breit, 8 Millimeter dick, mit dünner, glänzend glatter Kohlen- rinde bedeckt. Die Blattnarben sind rundlich elliptisch, seltener, wie Fig. 6a vergrössert zeigt, an zwei Enden oder nur an einem zugespitzt, 2^2 Millimeter hoch, 1 Millimeter breit. Sie stehen in Bogenlinien um das Stämmchen, bilden jedoch keine eigentliche Spirale. Auch der Stein- kern unter der Rinde ist glatt, von Knorrienform nichts angedeutet. Fig. 8 zeigt ein Stammstückchen im Gestein, 8 Millimeter breit. Kohlenrinde ebenso glatt, Blattnarben weniger vollständig als bei vorigem, auch noch kleiner, rund, etwa 1 Millimeter im Durchmesser, zum Theil etwas vorstehend und in der Mitte vertieft, manchmal mit centralem Punkt, wie Fig. 8 a vergrössert zeigt. Unter anderen , nicht abgebildeten Stücken ist ein 8,5 Centimeter langes und 6 Millimeter breites Stück von besonderem Interesse, weil es sich am oberen Ende gabelt; von der Gabelstelle verläuft wie bei Lepi- dodendron ein Eindruck auf der Rinde des Stämmchens eine Strecke weit hinab, so dass die Gabeltlieilung schon vor dem Auseinandertreten der Aeste kenntlich wird. Die Oberfläche ist genau so beschaffen wie bei den Stücken zu Fig. 6 und 8. Fig. 5 liegt im Abdrucke und Gegendrücke vor, die Figur wurde aber nach einem Wachsabgusse vom vollständigeren negativen Abdruck angefertigt und zeigt die Oberfläche. Etwa 8 Millimeter breit; Blätter- narben kaum 1 Millimeter im Durchmesser, warzig erhaben, besojiders am Unterrande polsterartig erhöht, in Bogenlinien, die weder Wirtel noch Spiralen sind, ähnlich Fig. 6. Weniger sicher ist die Zurechnung von Fig. 9 hierher. Es ist 16 Millimeter breit und giebt die Oberfläche wieder, die glatt ist, nur mit einigen, wohl durch Druck hervorgerufenen Längsstreifen versehen. Blatt- narben warzenförmig, aber nicht scharf begrenzt, in regelmässigeren Spiral- linien als vorige. Ein anderes Exemplar, das nicht abgebildet wurde, Hohldruck, 8 Milli- meter breit, hat zahlreiche, aber weniger scharf erhaltene Blattnarben un- 176 Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. regelmässig gestellt wie Fig. 5 und 6, an der unteren Seite mehr vor- springend als oben, etwa so wie es Heer (1. c. Taf. VII Fig. 3b und 7) an dem zeichnet, was er Lepidodendroii Corneggianum nennt. Die Stücke zu Fig. 6 uud 8 sind sehr ähnlich dem in IvOEMEr’s Beitr. etc., IV. Ahtli. , 1860, S. 165, Taf. XXVI Fig. 2 als Mega- phytum gracile Roem. pnhlicirten Stücke vom Innerstethal unter- halb Lantenthal (Cnlm); nur ist bei dieser Vergleichung von den grossen seitlichen, linearen, spaltförmigen Narben abzusehen, welche die Einstellnng in die Gattung Megapliyfum bewdrkt haben. Vorkommen. Sännntliche Exemplare stammen vom Stein- brnche am Schaufenhanerthale im Oderthaie (Halfar leg.). Calamarieiireste. 1. Calamites (Archaeocalaiiiites) tfaiisitiouis Göpp. Taf. VII Fig. 1, 2. Die Zugehörigkeit der beiden abgebildeten Stücke zn Ccda- mites transitionis Göpp. (^mdiattis Brongn.) wird einer Ivechtferti- gnng nicht liedürfen. Das Stück Fig. 1 hat eine Gliederung ziem- lich vollständig mit den eingedrückten, linienförmigen Knötchen (k) in den Rillen. Diese und die Rippen durchgehend, die Rillen besitzen noch ein nicht selten bei Ccdamites transitionis zn beob- achtendes Leistchen als feine, erhabene Linie. Das obere Glied ist etwa 33 Millimeter lang, die Spur einer zweiten Gliedernng wird iranz am olderen Ende des Stückes l^emerkt. Am nnteren O dagegen läuft am Originale ein Sprung cpier herüber, der fälsch- lich den Eindruck einer scharfen Nodiallinie erzeugt, daher in der Zeichnung weggelassen wurde. Das zweite Stück, Fig. 2, zeigt nur wenige Rippen eines Calamites transitionis mit längeren Gliedeni, die 40 uud 37 Milli- meter messen. Die Rillen besitzen keinen Kiel; Knötchen (k) stehen auf den Rippen und lassen daran die Gliedernng erkennen. Dass diese Knötchen andere Bedeutung haben als die Rillenknöt- chen (k in Fig. 1), welche wohl sicher Blattspureu sind, habe ich für Calamiten anderer Abtheilnngen (Calamarieu II. in: Abhand- Iniigen zur geologischen Specialkarte von Brenssen, Bd. V Heft 2, Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Schichten des Harzes. 177 1884) genügend erörtert. Stur spricht diese Knötchen anf den Kippen für Wnrzel-, Kothpletz für Astspnren an. Sie würden aber auch den Infranodialcanäleu Williamson’s entsprechen. Vorkommen. Kammerberg bei Ilsenbnrg, jASCHE’sche Sammlnno’. Jasche sell:)st a;ab schon das Vorkommen von Cala- mites transitionis an (1. c. S. 26) und danach wahrscheinlich Koemer in seiner Uebersicht der Versteinerungen des Harz- gebirges, V. Beitr., S. 32. 2. Ein sehr kleiner, einmal quergegliederter Rest ist in Fig. 3, Taf. VII abgebildet. An der gegliederten Stelle springt der Knoten vor, die Hliedstücke sind längsgestreift, das ol)ere lineal, das untere kürzere nach unten (durch Druck?) zusammeu- gezogen. Das Bruchstückcheu kann einem Asterophylliten an- gehören, wenn nicht einem LcpiV/ostroiMs- Fruchtblatt, weil das untere Glied durch die erwähnte Zusammenziehung (die in der Figur nicht gut ausgedrückt ist) dem Sporaugieu tragenden unteren Theile eines solchen ähnelt. Vo r k 0 m men. Steinbruch am Schaufeuhauerthale (EIal- FAR leg.). 3. Mehrere andere Bruchstücke zeigen scharfe Längsrippen, zum Theil scharfe Quergliederung, anscheinend Alterniren der F urchen. Schaufenhauerthal. Iiicertae sedis. 1. Taf. VII Fig. 12 ist ein im Hohldrucke vorliegender Blattrest, 43 Millimeter lang und 3 Millimeter breit, glatt, in der Mitte mit einem Streifen (Nerv). Kann auf ein Sigillarien- oder Lepidodendron-VAnii bezogen werden. Schaufenhauerthal (Halfar leg.). 2. Taf. VII Fig. 14 und 15. Farnspindeln? Fig. 14 stärker gestreift, Fig. 15 weniger gestreift, kräftig; von dem gemeinsamen Stiele sind anscheinend drei Zweige abgegangen, a, b, c, wovon der Theil bei b sich stärker in die Flöhe hebt. Wie voriges. 3. Taf. VHI Fig. 7, ein halbcylindrisches Stück, 43 Milli- meter lang, 8 Millimeter breit, das wegen seiner starken Quer- 12 Jahrbuch 1884, 178 Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Scliicbten des Harzes. riinzelung au Artisia eriuuert, aber keine wirkliclien Querlinieu zwischen den Qnerwülsten besitzt, daher wohl besser auf eine quergerunzelte Farn Spindel bezogen wird. Man könnte aber z. B. dieses Stück auch mit Gebilden wie Harlania Halli Güpp. vergleichen, die aber dicbotomirt. Schaufenhauerthal (Halfar leg,). An dies querruuzelige Stück schliesseu mehrere andere au, so eins vom Schlossberge bei Wernigerode, schwach quergerunzelt, mit Spur von Verzweigung; zwei Stücke vom Kammerberge bei Ilseuburg: davon das eine 30 Millimeter laug, 5 — 6 Millimeter breit, mit bogigeu scharfen und dichten Querrunzeln, fast gegliedert im Ansehen, das andere 70 Millimeter laug, 6 Millimeter breit, unterbrochen querrunzelig, von querlaufeuden , eiugestochenen Strichen bedeckt und jederseits mit einer kielartig vorspringendeu Läugsleiste versehen, so dass der Querschnitt zweischneidig ist. Dies sind Bildungen, wie man sie au Faruspindelu beob- achtet, z. B. würde der letztgenannte Rest der Spindel von nopteris Schimperiana Göpp. in Schimper’s terrain de transition des Vosges, Taf. XXIX Fig. 2 gleichen. Da andere Farureste nicht beobachtet wurden, so verdienen diese Spuren Erwähnung. 4. Au zwei Stücken vom Kammerberg bei Ilseuburg (Jasche- sche Samuduug) und auch an einem vom Schaufeuhauerthale bei Lauterberg (Halfar leg.) glaubt man Abdrücke isolirter Stig- marieuuarbeu zu erkennen mit ihrer rundlich elliptischen, gewölbten Form, ihren coucentrischeu Erhöhungen und der centralen Gefäss- bündelnarbe. Es kann auffallen, dass Stigmaria nur einmal von Roemer gefunden wurde (s. oben S. 152). 5. Ilsaepliytiim Kayseri Weiss = Megapliytiim Ilsae Roemer. Taf. VI Fig. 1 und 2. Der von F. A. Roemer in seinen Beitr. etc., 1866, S. 13, Taf. XXXV Fig. 8 unter dem Namen Alegaphytum Ilsae be- schriebene und abgebildete Rest wird hier auf’s Neue abgebildet, und zwar ist Fig. 2 der Abdruck der Oberfläche nach dem Original, Fig. 1 dagegen nach einem Wachsabgusse gezeichnet. Eiinst Weiss, Znr Flora clor ältesten Schichten des Harzes. 179 Das Stück ist reichlich 11 Centimeter lang, oben 2,7 Centi- meter breit. Es ist ein flacher, gestreifter Abclrnck, oben fein-, unten gi'öber und unregelmässig längsgestreift, in der Mitte ziem- lich Matt. An dem einen Rande befindet sich ein dicker Wulst (Fig. 2 rechts), dessen oberster gestreifter Spitzentheil noch fast in der Ebene des Abdruckes selbst liegt; erst der untere Theil erhebt sich wulstartig und ist glatt, nach unten ist der Wulst ab- gebrochen. Roem^r zeichnete auch auf der anderen Seite (in Fig. 2 links unten) tiefer unten einen ähnlichen Wulst, der aber dem Originale fehlt; es erhebt sich nur ganz unten links neben dem Abdrucke das Gestein etwas convex und ist, wie ein Theil des Abdruckes, roth gefärbt. Diese Eisenfärbuug scheint der An- lass zur Annahme eines solchen zweiten Körpers gewesen zu sein. Roemer deutete sie als abwechselnde Astansätze, jedoch ist es nichts Anderes als Druckerscheinung, welche am Rande hervor- gequolleue Gesteinsmasse zeigt. Der problematische Rest könnte seiner Gestalt nach mit einer vereinzelten breiten Sigillarienrippe verglichen werden, doch bilden die auf seiner Oberfläche befind- lichen, eigenthümlichen Quereindrücke unerklärte Theile. Diese beginnen auf einer Seite ganz scharf, rufen eine Rinne hervor (Fig. 2), in welcher noch ein linsenförmiger Rest, auch zwei, eines anscheinend hier befindlich gewesenen, stäbchenförmigen Körpers liegen geblieben ist; gehen dann in etwas schräger Lage quer ülier den Stamm und verfliessen nach der andei’en Seite hin all- mähliidi. Man könnte übrigens auch annehmen, dass die am einen Ende der Quereindrücke befindlichen Körper nicht von besonderen, dem Stamme selbst angehörigen Körpern herrührten, sondern dass hier nur, gerade in den tiefsten Stellen der Rinne, noch etwas Gesteinsmasse sich festgesetzt und beim Spalten nicht gelöst halie. Im Abgusse (Fig. 1) erscheinen die Eindrücke der Fig. 2 natüi*- lich als Querwülste, die einseitig mit grubig vertiefter Narbe endigen, während dagegen der seitliche Wulst von Fig. 2 in Fig. 1 zur tiefen Grube wird. Es sind zwölf solcher Quereindrücke in verschiedenen Abständen von einander vorhanden. Die Einreihung dieses Restes in die seit neuerer Zeit gut bekannte Faimstammgattung Megapliytum ist nach Obigem unzu- 12* 180 Ernst Weiss, Zur Flora der ältesten Scliicbten des Harzes. lässig. Leider lässt sich aber für denselben kein Unterkommen finden. Den ßOEMER’schen Namen aber dürfen wir wohl durch obigen ersetzen. Vo r k o m m e n. Kammerberg bei Ilsenbiu'g, J ASCHE’sche Samm- lung. 6. Zwei Reste vom Kammerberge, die nicht näher bestimm- bar sind, bildet noch Jasche (1. c. Taf. I Fig. 3, 5) ab; ein breiterer, mittlerer Theil, der in Fig. 3 unterbrochen quergestreift ist, in Fig. 5 aber glatt, wird beiderseits von einem glatten, flügel- artigen Saume eingefasst. Es wäre ohne Werth, Vermnthnngen über ihre Natur aufzustellen. lieber eine neue Lepidotus-Art aus dem Wealdeii. Von Herrn W. BratlCO in Berlin. (Hierzu Tafel VIII und IX.) Die im Nachfolgenden beschriebenen Reste von Lejjidofus wurden der Sammlung der geologischen Landesanstalt von Herrn Bera;rath Degenhardt zum Geschenke gemacht. Dieselljen ent- stammen der Wealden-Kohle von Obernkirchen, und zwar wurden sie gefunden in Schacht O. B. 11 der Schaumburger Gesammt- Steinkohlen - W erke. Es liegen zwei verschiedene Stücke vor: das kleinere, aus 3 Bruchtheileu bestehend, gehört der bereits bekannten Art Lepi- (lotus Fittoni Ag. an. Das grössere stellt einen schön erhaltenen Fischkörper dar, an welchem sich durch weitere Präparatiou das Gel)iss und Theile der Flossen herausarbeiten Hessen. Dieses Stück gehört einer neuen Art an, welche ich mir, nach dem Geber desselben, Lepidotus Dege^ihardti zu neunen erlaube. Lepidotus Fittoni Ag. Taf. IX, Fig. 2. 1833 — 43. Lepidotus Fittoni Kg., Recherclies s. 1. poissons fossiles vol. 2, p. 265, tb. 30a, f. 1, 2, 3 (non 4, 5, 6); tb. 30b, f. 1 u. 3 (non 2). — ■ subdenticulatis Ag., Ebenda tb. 30, f. 4, 5, 6. — Fittoni Ag., Bunker, Monogr. d. Norddeutschen Wealden- bildung S. 63, Taf. 15, Fig. 8, 12, 13, 14, 15, 25. LTnter dem Namen Lepidotus Fittoni beschrieb Agassiz eine dem bekannteren Lepidotus Ma7itelli Ag. nahestehende Art, welche wie diese, dem AVealdeu entstammt. Die Unterschiede beider 182 W. Bkanco, Ueber eine neue Lepklütus-Art aus dem Wealden. Arten liegen wesentlich darin, dass Lejyidottis ManteUi Zähne mit mncronatenartiger Spitze, ein mit Höckern bedecktes Oiyerculum., lind eine andere Gestalt aller Ofercula wie anch der Frontalia l)esitzt. Dem gegenüber ist Lepidotua Fittoni durch Zähne aus- gezeichnet, welche dem Typus augehören, also haiti- kugelig und spitzenlos sind; auch ist sein Opercidum glatt und die Gestalt der genannten Kopfkuochen eine etwas aliweicheude. Von diesen Körpertheilen ist nun au dem vorliegenden Stücke nichts erhalten. Eine Entscheidung darüber, welcher der beiden Arten dasselbe zuzuschreiben sei, würde sich daher als unmöglich erweisen, wenn nicht auch bezüglich der Schuppen Uuterschiede obwalteteu. Zwar hebt Agassiz als wesentlich nur die genannten Verschiedenheiten hervor, aber unterzieht die Schuppen beider Arten nicht einer besonderen Vergleichung. Dass aber auch hierin von einander Abweichendes besteht, ero-ielit sich aus der Beschreiliuntr und Abbildung. Die in der Gegend des Schultergürtels gelegenen Schuppen sind nämlich bei Lepidotus ManteUi auf der ganzen Oberfläche, liis zum Hinterrande hin, mit einer feinen Streifung versehen; und diese erzeugt wohl auch, nach der Abbildung zu schliesseu, eine leise Zähneluug am Hinterraude. Dem gegenüber besitzen die in gleicher Gegend liegenden Schuppen von Lepidotm Fittoni eine nur auf den Vorderrand (des mit Schmelz bedeckten Theiles) beschränkte, leise Streifung; und — je nach der Ge- gend — einen entweder auf seinem ganzen Verlaufe oder nur au seinem untersten Theile, kräftig gezähnten Hiuterrand. Der Name Lepklotus mbdenticulatuü Ag. bezieht sich auf diese letzteren, weniger vollständig gezähnten Schuppen; er ist daher, wie Agassiz selbst erkannte, einzuzieheu. Auch das Längen- und Höhen -Verhältniss der Schuppen dieser Gegend scheint bei beiden Arten darin von einander abzuweicheu, dass dieselben bei Lepidotus Fittoni bedeutend höher wie laug^) sind, während dies Verhältniss bei der anderen Species nicht so scharf ausgeprägt ist. Ein sehr gutes darauf be- zügliches Bild giebt Dünker, an der in der Synonymik angeführten Stelle, von Lepidotus Fittoni. ') »lang« im Sinne der Längserstreckung des Fisches; »hoch« im Sinne seiner Ausdehnung von der Bauch- zur Eückenlinie. W. Beanco, Ueber eine neue Lepidotus-Art ans dom Wealden. 183 Was mm das hier auf Taf. IX in Fig. 2 abgebiklete Stück betrifi't, so gehört dasselbe der linken Seite eines Lepidotus an und staniint ofienbar aus der Gegend des Brustgürtels. Wie die au dem Bruchstücke noch sichtbare Bauchlinie und die Reste der Brustflosse beweisen , muss dasselbe hart hinter und unter der Clavicula gesessen haben. Bezüglich der Höhe seiner Schuppen, der auf den Vorderraud beschränkten Fältelung und der nur am unteren Theil des Hiuterrandes auftretenden Zackimg^) stimmt dieses Stück so gut, namentlich mit der von Dünker gegebenen Abbildung des Lepidotus Fittoni überein, dass die Zugehörigkeit desselben zu dieser Art wohl zweifellos ist. Die geringen Unter- schiede in der Zacknug des Hinterrandes, welche an dem vor- liegenden Exemplare etwas weniger stark ist, fallen jedenfalls nicht in’s Gewicht. Derartige Verhältnisse werden natürlich individuell variiren; scheint es doch sogar, als wenn au einem und demselben Individuum die entsprechenden Schuppen der rechten Seite darin etwas anders ausgebildet sein können wie die der linken; denn bei dem vorliegenden Stücke tritt die Zähnelung auf der rechten Seite noch mehr zurück, als auf der linken Seite. Lepidotus Degeiihardti n. sp. Tat. YIII und IX, Fig. 1. Von dieser neuen Art liegt das im verkleinerten Maassstabe abgebildete, sehr schöne, uuverdrückte Exemplar vor, welches, mit der linken Seite im Gestein eingebettet, die rechte dem Beschauer darbietet. Von dieser letzteren ist ausserdem noch der theilweise Abdruck vorhanden. Bezüglich der allgemeinen Körperform des Exemplares ist das Folgende zu bemerken: Au der Bauch- und an der Rückeu- liuie fehlt ein Stück, so dass leider der Umriss nicht ganz genau festgestellt werden kann. Sehr annähernd aber lässt sich das durch Ergänzung thun; und es ergiebt sich hierbei, dass der Fisch 1) An vielen Schuppen sind die feinen Zacken abgebrochen. Gut erhalten sind die Zacken besonders auf den beiden Schuppen, welche auf Taf. IX, Fig. 2 links oben sichtbar sind. 184 W. BiiAisrco, lieber eine neae Lepidotus -Art aus dem VVoalden. eine, im Verhältniss zu seiner Länge, bedeutende Höhe besitzt. Die Art gehört also nicht zu den gestreckten Formen der Gattung. Namentlich fällt an der Idückeuliuie das steile Aufsteigeu derselben von der Schwanz- zur Rückenflosse auf; und ebenso au der Bauch- liuie das gleiche Verhalten auf der Strecke zwischen Bauchflosse und Unterrand des Schädels. In Folge dessen entsteht bei dieser Art eine Hinneigung zu der Körperform der Gattung Dapedius. Die Gesainmtläuge des Fisches von der vorderen Spitze des Zwischenkiefers bis zum Beginne der Schwanzflosse oben an der Rückeulinie beträgt 60 Gentimeter. Davon kommen auf den Kopf (Ins hinter die Scapula gemessen) 17,5 Gentimeter, auf den Rumpf also 42,5 Gentimeter. Die Höhe ist nur vorn und hinten genau auzugeben. Sie beträgt am hinteren Rande des Schädels, vom höchsten Punkte desselben bis hinab au den Uuterrand der Claoicula^ 15 Gentimeter. Vor der Schwanzflosse, au der schmälsten Stelle des Rumpfes, misst sie 9 Gentimeter. Ihr grösstes Maass dürfte hart au der Bauchflosse liegen; hier beträgt dasselbe ungefähr 29 Gentimeter. Die Länge des Thieres (excl. Schwanzflosse) verhält sich also zur Höhe desselben wie 60:29, d. h. beinahe wie 2:1; das ist für Lep>idotus eine verhältnissmässig sehr beträchtliche Höhe. Der Schädel. Die den Schädel bildenden Knochen zeigen keinerlei Spuren von Schmelz. Bei der vorliegenden Art sind dieselben glatt, ent- behren also einer Verzierung durch Perlen und Plöckercheu, wie solche z. B. bei Lepidotus Mantelli Ag. und decoratus A. WaGN. auftritt. Diese Thatsache scheint mir desswegen ganz gesichert zu sein, weil auch der Abdruck des Fisches erhalten ist. Am Schädel-Abdruck aber würde man wenigstens doch Eindrücke eines etwa vorhanden gewesenen Perlen-Besatzes der Schädel- knocheu erkennen müssen ; allein von solchem ist auch hier nichts zu ei’blicken. Nur ein Theil der Schädelkuochen lässt sich in deutlicher Umgräuzung erkennen. W. Bkanco, Ueber eine neue Lei)idotus-Art aus dem Wealclen, 185 Die Scapula (1) bildet einen langen, spitz zidanfeuden Knochen, welcher verhältuissinässig läng’er nnd schmäler ist als bei Lepi- (lotus Elvenaü Blainv., den Quenstedt in so vorzüglicher Weise abbildet Auch die Clavicula (2) ist, namentlich an ihrem nntcren Ende, schmäler als bei der genannten Art. Das 0perctihc7)i (3) ist- gleichfalls verhältnissmässig länger nnd erinnert durch seine Gestalt an LejndofMn Mantdli Ag. ans dem Wealden. Mit beiden Arten hat dasselbe den geraden Vorder- rand gemeinsam, wähi’end derselbe bei Lepidotus Fitfoni Ag. welcher gleichfalls ans dem Wealden stammt, nach vorn concav ansgeschweift ist. Auch der Hinterrand des Oyercidum erinnert an Lepidotus M anteilig denn derselbe verlänft nicht in sanft ge- schwungener Linie, wie l)ei den anderen genannten Arten, sondern bildet einen stampfen Winkel. Wenn auch die ZeiclniTing des Lepidotus Mantelli bei Agassiz den Zweifel erwecken kann, ob dort die winklige Biegung nicht blos eine scheinbare ist, hervor- gernfen durch das Abbreohen des oberen Theiles am Hinterrande, bei der hier vorliegenden Art ist das zweifellos nicht der Fall. Die Aehnlichkeit mit dem Opercidmn des Lepidotus Mantelli ver- grössert sich ferner durch das Verhalten des Unterrandes. Der- selbe erscheint gerade abgeschnitten nnd biegt im scharfen Winkel znm Hinterrande nm, während er bei Lepidotus Fittoni^ besonders aber bei Lepidotus Flvensis, abgerundet in den Hinterrand verläuft. Das Suboperctilurn (4) lässt nur den geraden Vorder- nnd den gebogenen Hiuterraud deutlich erkennen. Seine vordere, nament- lich aber untere Begrenzung sind dagegen zu undeutlich erhalten, um sich ein Urtheil über die Gesammtgestalt dieses Knochens bilden zn können. Noch unklarer liegen die Verhältnisse bezüglich des Prae- O'perculum (5), von welchem sich mit Genauigkeit nur der an das Operculmn stosseude Theil des Hiuterraudes verfolgen lässt. Ueber Lepidotus im Lias 2 Württembergs, Tübiiigen 1847, Tat. 2, Fig. 2. Recherehes s. 1. poissons fossiles II, p. 2G3, Taf. 30c, 1). Ebenda p. 263, Taf. 30a, 1). 186 W. Branco, üebei’ eine neue Lepidolus-Art aus dem Wealden. Ueber die Gestalt des Inter of er culum lässt sich gar nichts aussagen; und Aehnliches gilt in höherem oder geringerem Grade von allen übrigen Kopfknoclien. Nur die obere Gräuzlinie des Schädels liess sich mit Genauigkeit herausarbeiten. In ausgezeichneter Erhaltung gelang es dagegen die Zähne freizulegen. Dieselben befinden sich fast sämmtlich an Ort und Stelle; denn die drei unter dem Unterkiefer, bei x, obeuaufliegenden Zähne gehören, zu Folge ihrer Gestalt, vielleicht nicht einmal dieser Art au ; und nur der bei y befindliche könnte sicher der- selben entstammen. In dem geöfineteu Maule sieht mau die auf dem Oberkiefer, Vomer und Palatinum sitzenden Zähne in grosser Anzahl; jedoch sind die Gräuzliuien dieser Knochen nicht festzustellen. In der Mittellinie des Maules befinden sich die grössten Zähne; sie stehen auf dem Vomer. Nach beideu Seiten zu — also auf den beiden Hälften des Palatinum — werden dieselben kleiner. Ganz ersicht- lich sind die Zähne nicht in Reihen geordnet, und in der Mehr- zahl der Fälle scheint der Gattung Lepidotus eine solche Reihen- stelluug überhaupt zu fehlen; doch kommt dieselbe wohl auch vor, wie z. B. die Augabeu von Fricke^) und A. Wagner beweisen. Die in Rede stehenden Zähne sind knopfförmig. Auf der höchsten Stelle des Knopfes erhebt sich eine mehr oder weniger deutliche Spitze, uud an den äusseren Rändern des Gebisses nehmen sie sogar eine spitz-kegelige Gestalt au (vergl. die Ver- grösserung auf Taf. IX, Fig. 1). LepidoUis Degenhardti gehört mithin zu der Gruppe von Lepidoten, deren Pflasterzähne mit einer mucrouateuartigen Spitze versehen sind. Ein anderer Theil der Gattung besitzt bekanntlich spitzeulose, also etwa halbkugelige Zähue, welche früher als besondere Gattung Sphaerodus von Agassiz unterschieden wurden. Er selbst erkannte jedoch be- züglich eines Theiles der Arten von Sphaerodus., dass dieselben nur das Gebiss von Lepidoten seien ‘^). Erweiterung und Ver- allgemeinerung fand diese Auffassung durch MüllepA); daun durch Palaeontograpliica Bd. 22, p. 377. Abhandl. d. Acad. d. Wiss. in München, Bd. 9, Abth. 3, S. 629. 3) 1. c. S. 234. *) Zeitschrift d. Deutsch, geol. Ges. 1850, S. 66. W. Branco, Ueber eine neue LepkloLus-Art aus dem Wealden. 187 Quenstedt und A. Wagner 2), welclier letztere jedoch auch für seine Gattung Pleaiodus ein solches Gebiss nachweist. Quenstedt '^) hat die sehr interessante Thatsache klargelegt, dass die Ersatzzähne sich ursprünglich in gewendeter Stellung — also mit der Spitze nach der entgegengesetzten Ivichtung hin — belinden. Erst nachdem sie eine Drehung um 1 80^ vollzogen haben, nehmen sie die normale Stellung ein und verdrängen den alten Zahn. Der »umgestürzte« Zahn, von welchem A. Wagner'*^) bei Plesiochis berichtet, wird vermuthlich auch auf diese Vei’hältnisse zurückzuführen sein. Lepidotus Degenhardti lässt gleichfalls diesen Wechsel erkennen. Wie man an der mit z bezeichneten Stelle sieht, welche vergrössert auf Taf. IX in Fig. 2 wiedergegeben ist, befinden sich hier theils mit der Spitze nach oben (im Oberkiefer) gerichtete, theils schon um 90*^ gedrehte, also in horizontaler Lage befindliche Zähne. Es ist bereits bemerkt worden, dass diese am äusseren Rande stehenden Zähne nicht mehr knopfartig, sondern spitz-kegelförmig sind. Auch die 5 im Zwischenkiefer in einer Reihe stehenden — ein sechster ist heruntergefallen und erscheint als der grösseste des Unterkiefers bei m — [besitzen eine mehr kegelige Gestalt. Doch ist dieselbe an den 3 — 4 äusseren derselben seitlich zu- sanimengedrückt. Vermuthlich bestand die ganze Reihe aus (9 bis) 10 Zähnen, so dass die dicksten die mittleren der Reihe darstellen. Der LTnterkiefer lässt am äusseren Rande 6 nebeneinander stehende Zähne von stumpf- spitzer Gestalt erkennen; dieselben sind jedoch kleiner wie diejenigen des Zwischenkiefers. Der R u m p f. Ueber die allgemeine Gestalt des Rumpfes ist liereits ol^en das Nöthige gesagt worden. Es erübrigt daher hier nur, die Schuppen und die Flossen zu betrachten. *) Handbucli der Petrefactenkunde 1852, S. 199. Abliandl. mathemat. physikal. CI. Acad. d. Wiss. zu München, Bd. 9, Abth. 3, S. 619 u. 620. 3) 1. c. 2. Aufl. S. 241. 1. c. S. 633. 188 W. Beanco, lieber eine neue Lepidotus - Art aus dem Wealden. Die Schuppen haben, wie das bei allen Lejyidotus-Ariexi der Fall ist, je nach ihrer Lage eine verschiedene Grösse und Gestalt resp. auch Skulptur. Dieselben sind fast ausnahmslos mit ihrem Schmelze erhalten; doch ist eine Anzahl der feinen Spitzen an ihrem Hinterrande abgebrochen. Die Grösse der Schuppen ist in der Schwanz- und Bauch- gegend — der Rücken fehlt — geringer, als in der Mitte und nach dem Kopfe zu: Eigenschaften, welche bekanntlich allgemei- nerer Natur sind. Auch die Form der Schuppen — es ist hier stets nur der schnielzbedeckte Theil derselben gemeint — verändert sich je nach Ihrer Lage. Nahe dem Schwänze besitzen dieselben eine i’hombische Gestalt. Weiter nach vorwärts strebt letztere mehr der quadratischen zu, ohue eine solche jedoch wirklich zu erreichen. Ganz nahe am Kopfe geht diese Gestalt bei einer kleinen Anzahl von Schuppen wieder in eine oblonge über, dergestalt, dass die Länge derselben ein wenig von der Höhe übertrotfen wird. Nicht minder sind sich die Zierrathen der Schuppen nach deren Lage verschiedene. Nahe dem Schwänze, in der Nähe der Bauch- und jedenfalls auch in derjenigen der Rückenlinie fehlen besondere Auszeichnungen. Weiter vom Schwänze ab, nach dem Kopfe zu, treten jedoch deren avif: zunächst nur in der durch den Verlauf der Seitenlinie gekennzeichneten Längsreihe. Nur in den Schuppen dieser machen sich zunächst zwei, am Hinterrande auftretende Spitzen bemerkbar. Letztere bilden sich nun im weiteren Verlaufe derselben Reihe mehr und mehr aus, so dass schliesslich der Flinterrand dieser Schuppen stark zweizackig wird. Bald nach dem ersten Auftreten der Spitzen in der genannten Reihe zeigt sich dann Gleiches auch in den ihr nahegelegenen, über und unter derselben verlaufenden Längsreihen : es stellen sich auf diesen zunächst vereinzelte, hinten zweispitzige Schuppen ein. Weiter nach dem Kopfe zu werden dieselben häufiger, zuletzt treten bisweilen sogar dreizackige auf; stets aber liegen zwischen ihnen noch einzelne Schuppen mit glattem, ungezacktem Hinter- rande. W. Branco, lieber eine neue Lepiclotus-Art aus dem Wealden. 189 Ungefähr gleichzeitig mit dem erstmaligen Erscheinen dieser Spitzen in den letztgenannten Reihen stellt sich nun auch auf den Schuppen selbst eine feine Skulptur ein. Dieselbe besteht aus 3, 4, 5, auch mehr feinen Längsfurchen, welche jedoch nicht über die ganze Schuppe hinwegsetzen, sondern auf den Vorder- rand des mit Schmelz bedeckten Theiles beschränkt sind. Obgleich diese Verzierung deutlich vorhanden ist, so ist die- selbe doch eine so feine, dass man sie meist nur in gewisser Be- leuchtung gilt zu erkennen vermag i). Auch ist es kennzeichnend, dass die Stärke derselben nicht vom Schwänze nach dem Kopfe hin zunimmt, wie das bezüglich der vorher beschriebenen Zackeu- bildung und auch der Gi’össe der Schuppen def Fall ist. Ueber den bei Lepidotus am oberen Rande der grösseren Schuppen auftretenden Dorn, sowie über die beiden am Vorder- rande liegenden Fortsätze, deren Grösse und Dasein gleichfalls von der verschiedenen Lage der Schuppen abhängig ist, lässt sich nichts aussagen; denn diese nicht mit Schmelz versehenen, von den anderen Schuppen bedeckten Theile entziehen sich am vor- liegenden Exemplare der Beobachtung. Bemerkenswerth ist das Verhalten der Seitenlinie. Dass zunächst die Schuppen der Reihe, auf welcher dieselbe verläuft, bezüglich ihrer Skulptur ein wenig ausgezeichnet sind, wurde be- reits erwähnt. Doch tritt dieses Merkmal hier nur bei sorgf- samster Vergleichung der einzelnen Schuppen hervor, während bei nicht wenigen Fischen die Schuppen der Seitenlinie in augen- fälliger Weise durch ihre abweichende Gestalt hervorstechen ^). Die Kanäle der Seitenlinie durchbohren die Schuppen in Gestalt einzelner Löcher. Hierbei ist nun bemerkenswerth : einmal die geringe Anzahl der durch Löcher ausgezeichneten Schuppen, zweitens die Art der Vertheilung dieser Oefiüungen, und drittens die ganz überraschende Grösse einiger der Letzteren. Was den ersteren Punkt anbetrifft, so zeigen sich von den etwa 37 Schuppen dieser Längsreihe nur 13 (vielleicht 15) durch *) Auf der Abbildung ist dieselbe absichtlich etwas verstärkt angegeben. Vergl. Günther, An introduction to the study of fishes. Edinburgh 1880, S. 49. 190 W. Branco, lieber eine neue Lepiclotus-Art aus dem Wealden. je ein Loch clnrchbolirt. Die Vertlieilnng derselben ist eine der- artige, dass vorwiegend je zwei in solcher Weise ansgezeicbnete Scbnppen unmittelbar aufeinander folgen. Diese Löcber selber bleiben anf einer nnd derselben Scbnppenreibe, wechseln dieselbe also nicht. Schon Quenstedt bat bervorgeboben , dass bei Lepi- dotus nur ein Tbeil der Schuppen dieser Reibe eine OelFuung be- sitzt ^). Eine Gleiches gilt jedoch auch für den lebenden Lej)i- dosteus^ wie ich an den mehrfachen Exemplaren desselben im Berliner zoologischen Museum, deren Vergleicbnng mir durch die Liebenswürdio'keit des Herrn Professor von Martens ermöglicht wurde, erkennen konnte. Bei der vorliegenden Art, wie bei LepidofAis überhanpt, bleiben diese Löcber auf einer xmd derselben Scbnppenreibe. Das ist auch bei dem lebenden Lepidosteus der Fall. Bei dem nahe- stehenden Pohjpterus dagegen liebnden sich dieselben nabe dem Kopfe auf einer höheren Scbuppenreibe als während ihres ülwigen Verlaufes; ein Verbältniss, welches sich auch bei anderen Fischen zeigt 2). Bezüglich des dritten der oben erwähnten Punkte ist der Uuterschied bemerkenswerth, welcher zwischen den drei grossen hintersten Oefiuungeu nnd den übrigen kleinen besteht. Diese letzteren, von halbmondförmiger bis rundlicher Gestalt, sind die normalen. Jene erstereu dagegen sind höchst anffalleuder Natur; und der nächstliegeude Gedanke ist der, dass dieselben nur durch Auswitterung so gross geworden seien. Da jedoch der Rand dieser Löcher einen ganz gleichmässigen Verlauf besitzt, da der Schmelz keinerlei Ablxlätterung oder AlJjröckelung in der Nähe der Oeflhnng zeigt, und da es durchaus scheint, als wenn der Schmelz sich, den Rand des Loches bildend, in das Lumen des- selben hinein umböge — so wird durch die thatsächlichen Ver- hältnisse. nicht die obige Annahme, sondern eher das Gegentheil derselben erwiesen. Eine ursprünglich so auffallend grosse Be- B Handbuch d. Petrefaktenkunde, 2. Aufl., S. 238; und Lepidotus im Lias s, S. 22. Vergl. Stannius, Anatomie der Wirbelthiere 1854, S. lüS u. A. Humekil, Histoire natur. des poissous, Paris 1870, t. II, p. 379. W. Branco, Ueber eine neue Lcpidotus-Art ans dem Wealdon. ]91 soll allen heit einiger dieser Löcher wäre mm aber etwas so Ab- sonderliches, dass ich trotz der dafür sprechenden Thatsacheu doch nicht mit Entschiedenheit behaupten möchte, dass dem wirk- lich so sei. Das Verhalt('n der Löcher ist übrigens ein bei den verschie- denen Arten der Gianoideu keineswegs übereinstimmendes. Abge- sehen von der verschiedenen Lago derselben auf den Schuppen, von welcher sogleich die Rede sein wird, liegen dieselben entweder — und das ist das CTewöhnlichere — einfach in die Fläche der Schuppe eingeseukt; oder — und das ist das Seltenere — sie münden an der Hinterseite eines kleinen, auf die Schuppe auf- gesetzten Höckers. So glaube ich wenigstens die Worte DüMERiifs^) »uu petit tube assez saillant, ouvert en andere « auffassen zu müssen ; und wenn Agassiz von Lepidotus semiserratus angiebt, dass die Seitenlinie sich hier nur durch kleine Höcker verrathe, so ist das oftenbar etwas ganz Aelmliches und die Oefihungeu mögen nur nicht sichtbar gewesen sein. Fasst man die Lage dieser Oeflhungen in’s Auge, so zeigt sich, dass dieselben auf allen Schuppen — wenn der geographische Ausdruck gestattet ist — auf gleicher Länge und Breite liegen. Die Schuppen sind also stets an derselben Stelle durchbohrt; und zwar nahe dem Vorderrande des mit Schmelz bedeckten Theiles. Es verräth sich hierin eine grosse Regelmässigkeit in der Absonderung dieser Seiteukanäle innerhalb eines und desselben Individuums, resp. einer und derselben Art. Dieselben besitzen jedoch keineswegs bei allen Arten von Lepidotus dieselbe Lage; denn von Lepidotus undatus und gigas giebt Agassiz an, dass die Löcher sich im Centrum der Schuppen befänden. Auffallend für den ersten Augenblick sind einige weitere Oeflhungen, welche sich regellos auf einigen Schuppen zeigen. Man ist zunächst geneigt, an das von Quenstedt '^) geschilderte Auftreten einer doppelten Seitenlinie bei Lepidotus giganteus^ zu 1) 1. c. S. 304. 2) 1. c. S. 244. 3) 1. c. S. 24G u. 237. ■‘) Ebenda S. 241. 192 W. Branco, lieber eine neue Lepiclotus-Art aus dem Wealden. cleukeu. ludesseu lienfeu hier oftenbar zufällia: entstandene Löcher vor, wie auch schon daraus hervorgeht, dass keines derselben die gesetzinässige Lage nahe dein Vorderrande besitzt. Uebi’igens aber kommen bei lebenden Ganoiden wie bei anderen Fischen ebenfalls bisweilen zwei, ja sogar drei Seitenlinien vor, von welchen dann die eiire nahe der Rücken-, die andere nahe der Bauchlinie und die dritte mitten auf der Seite verläuft ^). Der vordere Theil der Seitenlinie, am Kopfe, weist auf das obere Ende der Scapula^ hin, wie das die allgemeine Regel ist. Auf den Kopfknochen selber entzieht sie sich im vorliegenden Falle der Beobachtung. Am hinteren Ende deutet sie ungefähr auf die Alitte der Schwanz- flosse. Von den Flossen Hessen sich nur die Rückenflosse und z. Thl. auch die Schwanzflosse o;irt aus dem Gestein herairsarbeiten. Die ülu'ipfen sind ledio-lich durch mehr oder wenia:er a:erinfre O t5 ö O Ö Reste angedeutet; immerhin aber derart, dass ihre Lage genau festgestellt werden kann. Das, was von den Flossen sichtbar ist, bietet nichts von dem Normalen Abweichendes dar. Au Schwanz- und Rückenflosse lässt sich der von Quenstedt hervoi’gehobeue Unterschied gut erkennen, dass die Strahlen des Schwanzes bis nahe au die Schuppen heran gegliedert sind, während sie an den übrigen Flossen auf ungegliederten Stämmen stehen. Die verschiedene Gestalt der Schwanzflosse, hervorgerufen durch wechselnde Breite der ganzen Flosse und Tiefe des Aus- schnittes ist ein kennzeichnendes Art-Merkmal. Leider giebt das vorliegende Exemplar hierüljer nicht genügenden Aufschluss. Vergleichung. Bei der Vergleichung der hier vorliegenden mit anderen Arten kommen wesentlich nur die übrigen Formen des Wealden, und in zweiter Linie diejenigen der höheren Kreide- und der oberen Jura- Stufen in Betracht. Dieselben werden hier der Reihe nach kurz abgehandelt wei’den. 1) Vergl. Günther, 1. c. S. 4i) und Dumeril, 1. c. S. 379. Lepidotus im Lias £, S. 22. W. Branco, Ueber eine neue Lepidotus-Avt aus dom Wealden. 193 Im Wealden treten uns zunächst einige Arten entgegen, welche auf je eine einzige Schuppe begründet sind: Lepidotus Roemeri Dkr. erinnert an Lepidotus unguiculatus Ag. Lepidotus iiiiguic;ilatiis (Ag.) Dkr. 2) ist ähnlich dem gleichnamigen Lepidotus bei Agassiz, nur kleiner. Lepidotus Agassizi Roem. s) gleicht dem Lepidotus minor Ag. Wurde von Roemer im Ser- pulit gefunden. Ganz abgesehen davon, dass unsere Art andere Schuppen als die des Leptidotus ungiiiculatus und die des Lejndotus minor besitzt, so ist überhaupt ein Vergleich mit obigen drei Arten unmöglich. Bei der Verschiedenheit der Schuppen eines und desselben Individuums von Lepidotus ist es nur dann statthaft eine neue Art auf eine einzige Schuppe zu begründeu, wenn letztere so auffallende Merk- male tragen würde, dass jede Identität mit schon bekannten Arten aussreschlossen ist. Da das aber bei den oben e-euannten drei Arten keineswegs der Fall ist, so scheint es geboten, dieselben gänzlich einzuzieheu. Ausser diesen werden nun aus dem Wealden noch genannt: Lepidotus minor Ag. ^), eine Art, welche auch im Portland gefunden wurde. Nach Agassiz haben die nur kleinen Schuppen einen ungezackten Hinterrand. Nach Struckmann 5) besitzen sie aber am Vorder- theil des Rumpfes drei spitze Ausläufer. Dieser Umstand, ihre geringe Grösse und ihre mit Körnern besetzten Kopfknochen unterscheiden diese Species scharf von der vorliegenden. *) Monographie d. Wealden. S. G5, Tat. 15, Fig. 10. 2) Ebenda S. 64, Taf. 15, Fig. 11. Nachtrag z. norddeutsch. Oolithengebirgo. S. 53, Taf. 20, Fig. 36. ■*) Poissons foss. II, p. 260, tf. 34. Wealden - Bildungen v. Hannover S. SG. .liilirbuch 1884. 13 ]‘J4 W. Bkanco, lieber eine HCue Lopidotus-Ärt aus dem Wealden. Lepidotiis Fittoiii Ag. ^). Der Hinterrand ist entweder auf seinem ganzen Verlaufe oder nur am unteren Ende gezähnt. Diese Zähnelung der Schuppen ist aber eine viel feinere Skulptur als die grobe Zackung unserer Art. Ausserdem gehöi't das Gebiss von LepüJotus Fittoni dem Sj^haerochis-Typw?, an. Eine etwaige Uebereinstimmung ist also ganz unmöglich. Lepidotiis Maiitelli Ag. 2). Die Schuppen sind auf den Flanken ganz glatt, in der Gegend des Brustgürtels aber mit vom Vorder- bis zum Hinterrande reichender feiner Streifung bedeckt. Dieselbe verursacht am Ilinterrande eine feine Zähnelung desselben. Diese Schuppen sind also ganz anders beschaffen als die grob gezackten, nur am Vorderraude und nur mit feinster Streifung versehenen unserer Art. Auch hat letztere glatte Kopfknochen, während diesell)en liei Lppidotus Mantelli mit dichtem Körnerbesatz versehen sind. Lepidotiis (Spliaerodiis) irregularis Ag. und Lepidotiis (Spliaerodiis) seiniglobosiis Dkr. wie überhaupt alle Sphaerodonten , haben andere Zähne als die mit mucronatenartiger Spitze versehenen unserer Art; sie fallen daher sämmtlich ausserhalb des Vergleiches mit derselben. Arten der höheren Kreidestufen. Aus Nord-Amei'ika wurden vor längerer Zeit zwei dem Wealden angehörende Arten beschneiden, welche vom Jxidith river in Nebraska stammen. Es ist jedoch zu beobachten, dass die ') Ebenda S. 265, Taf. 30a, Fig. 1 — 3; Taf. 30b, Fig. 1 und 3; Taf. 30, Fig. 4, 5, 6 als Lcpidotus subdenticulatus. Ebenda S. 262, Taf. 30, Fig. 10 — 15; Taf. 30a, Fig. 4, 5, G; Taf. 30b, Fig. 2; Taf. 30c, Fig. 1 — 7. Dunker, Monogr. Wealden, S. 66, Taf. 15, Fig. 21a u. b. •*) Ebenda Taf. 15, Fig. 17. W. Branco, Ueber eine neue Lcpidotns-Art aus dem Wealden. ]95 nacli diesem Flusse benannten Schichten der Laramie-Gruppe an- gehören, welche den Uehergang aus der Kreide in das Tertiär bildet. Entstammen sie daher diesen Schichten, dann sind diese Formen weit jüngeren Alters. Die beiden Arten heissen: Lepidotiis Haydeiii Leidy i). Die Species wurde begründet auf eine dicke, längliche, vier- eckige Schuppe, bedeckt mit parallelen vierreihigen Linien (parallel square liues). Lepidotiis occideiitalis Leidy 2). Von dieser Art lagen fünf glatte, rauteüförmige Schuppen vor. Ein Vergleich ist mit diesen Species nicht statthaft. Fünf glatte rautenförmige Schuppen dürften sich wohl bei einer jeden L&pidotus-AYi finden. Das IVIerkmal des Lepidotus Hapdeni aber ist jedenfalls anders beschafieu, als die nur auf den Vorderrand Ijeschränkten, schwachen Längslinieu unserer Art. Aus den Vaches-Noires der Normandie beschreibt AgassiZ'2) einen Lepidotus striatiis Ag. Durch die geringe Grösse der Art, sowie dadurch, dass ihre Schuppen am Hinterrande feine Längsstreifen tragen, ist diese Art von der vorliegenden verschieden. Lepidotus teniiiuriis Ag. aus Brasilien ^), Lepidotus piiuctatlis Ag., aus der oberen Kreide von Kent, Lepidotus Virleti Ag. , aus dem oberen Grünsand von Modon''’), werden von Ag. nur genannt, aber weder abgebildet noch besclu'ieben, obgleich der Verfasser auf S. 301 in der An- merkung die Abbildung in demselben Werke verheisst. ') Proceecl. Acad. nat. sc. Philadelphia p. 72 — 74 und Silliraans Journal 185G, vol, 22, p. 118 — 121. 2) Ebenda. Ebenda S. 268, Tat. 34a, Fig. 4. ■*) Ebenda S. 306. Vergl. a^xch ebenda S. 268. 13* l'Jß W. Branco, üeber eine neue Lepidotus-Art aus dem Wealden. Lepidotus Cottae Ag., welcher ebenfalls unter den obigen Arten mit anfgezäblt wird, von Ilobnstein bei Scbandan, gehört vielleicht dem Jura an. Von dem- selben Fundorte führt Roemer^) auch einen Lepidotas Maittelli (Ag.) Roem. an, welche!', falls die Bestimmung richtig wäre, mithin im Wealden und im oberen Jura liegen würde. Doch ist die Bestimmung nur auf Zähne gegründet. Der einzige tertiäre Vertreter der Gattung, welchen Agassiz aufführt, ist Lepidotus Älaximiliaiii Ag.^). Diese Art, welche möglicherweise dem Lepidotus gigas Ag. aus dem Lias ähnlich sein soll, hat nur unbedeutende Reste er- geben, so dass ein genauer Vergleich nicht durchführbar ist. In neuester Zeit ist durch Kixkelin^) ein tertiärer Lepidosteus aus der Gegend von Frankfurt a/M. heschrielien worden. Die Art steht dem lebenden Knocheidiechte Amerikas nahe, entfernt sich also von unserem Lepidotus. Im obei’en Weissen Jura würden die folgenden Arten zum Vergleiche heraugezogeu werden müssen. Lepidotus gigaiiteiis Quenst. = Lepidotus maximus A. Wagn. = Sphaerodus gigas Ag.'*') von Solnhofen besitzt Schuppen, welche durch radiale, nach dem Hiuterraude divergireude Falten aus- gezeichnet sind. Der Rand wird durch dieselben fein gekerbt. Auch Lepidotus radiatus Ag.&) Oolitliengebirge S. 55. 2) Ebenda S. 268, Taf. 29c, Fig. 8—11. Bericht über die Senckenbergische uaturf. Ges. 1884. Frankfurt a'M. S. 165 — 1S2; ferner ebenda S. 219. ff, wo auch andere tertiäre Vorkommnisse von Ganoid-Fischen aufgeführt werden. ■*) Quenstedt, Handbuch, 2. Anfl., S. 240 u. 241. Wagner, Abhaiidl. der Bayer. Academie in München. Bd. 9, Abth. 3, S. 629. 1. c. p. 256, tf 30, tig. 2, 3. W. Bkanco, Uebor eine neue Lepidntus-Art aus dem Wealden. 197 und Lepidotus palliatus Ag. i), letzterer von riesiger Grösse, tragen eine ähnliche Skulptur. Diese drei Arten, von welchen die beiden letztgenannten möglicherweise geologisch älter als oberster Mahn sind, erweisen sich mithin als gänzlich verschieden von unserer Art. Lepidotus miguiciilatiis Ag.,- von Solnhofen 2). Die Schuppen dieses, von Rüppell einst für ein Reptil ge- haltenen Fisches besitzen zum Theil am unteren Hinterrande einiire o wellige Aus- und Einbiegungen, nnd so beschreibt sie Agassiz; andere haben einen ganz glatten Hinterrand, wie das A. Wagner angiebt. Im Uebrigen sind sie auf ihrer Schmelzoberfläche glatt, stimmen also in keiner Beziehung mit denen unserer Art überein. Lepidotus armatus A. Wagner, von Solnhofen ist nächst dem giganteus die grösste Art in Solnhofen. Er hat zwar sehr wichtiges Material für die Kenntniss des Ruinpfskeletes geliefert; dafür ist aber von Schuppen so gut wie nichts bekannt. Ein Vergleich würde daher unmöglich werden, wenn nicht die wenigen erhaltenen Schuppen ein ganz auffallendes Gepräge zeigten. Es sind nur vorhanden diejenigen wenigen Schuppen, welche hinter der Rücken- und hinter der Afterflosse sitzen. In jeder der beiden Mittellinien liegen hier drei schmale, sechsseitige Schuppen. An diese schliessen sich nun zu beiden Seiten, also bereits der Leibesseite des Fischkörpers angehörig, auf einer Strecke von mehr als Zollbreite, kleine, regelmässig gereihte Schuppen von je kaum 1 Linie Länge. Derartiges aber ist weder bei unserer Art vorhanden, noch auch meines Wissens bei irgend einer an- deren der Gattung LepiJotua bisher beschrieben worden, denn die Schuppen an betreflender Stelle sind stets viel grösser als bei Lepidotus armatus. 1) Ebenda S. 255, Taf. 29c, Fig. 2, 3. Ebenda S. 251, Taf. 29c, Fig. 1; Taf. 30, Fig. 7, 8, 9. Wagsee, Abh. Acad. München Bd. 9, Abth. 3, S. G28. Quesstedt, Handbuch, 2. Anti , S. 240. Abh. Acad. München S. B20. 198 W. Bkanco, Ueber eine neue Lopitlolus-Art aus dem Wealden. Lepidotiis decoratus A. Wagner vou Solnhofen i). Der Körnerbesatz der Scliädelknochen, sowie der mit dicht stehenden Zähnen besetzte Hinterrand der Schuppen anf der vor- deren Körperhälfte sind dieser Art, im Gegensätze zn der in Kede stehenden, eigen. Lepidotus obloilglis Ag. von Solnhofen 2). Nach Agassiz sind die Schuppen im Allgemeinen rechteckig, mehr lang als hoch, nnd besitzen einen fein gezähnten Ilinterrand. Nach Wagner jedoch ist letzteres mir an einigen Schuppen nnd auch nur mit der Lupe zn bemerken. Die Art kann weder in diesem noch in jenem Falle mit der imsrigeu identiticirt werden. Lepidotus notopterus Ag.^), die kleinste der Soluhofener Arten, mit tief ausgeschnittener Schwanzflosse; sie hat glatte Schuppen mit unversehrtem Ilinter- rande, weicht mithin in dieser Eigenschaft, wie auch bezüglich ihrer Grösse, vou der vorliegenden Art ab. Lepidotus iiiteemediiis A. Wagner von SolnhofeiD) ist durch eine Skulptur der Schädelknochen gegenüber unserer Art ausgezeichnet: die Platten des Hinterschädels sind nämlich gerunzelt. Ausserdem sind nun auch noch die Schuppen klein, glatt und uugezackt, so dass die Art gar nicht mit der unseren verwechselt werden kann. Lepidotus tuberculatus Ag., aus dem Portland ^), wurde auf eine einzige Schuppe gegründet, welche der dicht hinter dem Schädel gelegenen Körpergegend entstammt. Abgesehen von *) Ebenda S. 626, Taf. 6, Fig. 2, 2a. 1. c. S. 259 Taf. 34a, Fig. 1 — 3, und A. Wagner 1. c. S. 625. 1. c. S. 257, Taf. 35, und A. Wagner, S. 628. *) Ebenda S. 627, Taf. 6, Fig. 3. 1. c. S. 256, Taf. 29c, Fig. 7. W. Branco, Uebcr eine neue Lepidotus-Art aus dem Wealden. ]f)9 ihrer verliältnissinässig gewaltigen Grösse ist sie mit Körnern l)esetzt: beides Eigenschaften, welche sie von nuserer Art nuter- scheiden. Lepidotiis laevis Ag., aus dem Portland i), wurde von AgaSvSIZ auf Grund einiger ungenügenden Reste auf- gestellt. Eine Schuppe, dem Rücken angehörig, erwies sich als glatt und unversehrten Hinterrandes. Erst Pictet^) begründete die Art in besserer Weise. Er that dar, dass die Schuppen der Flanken höher als lang sind, dass die hintere Hälfte derselljen mit radial von der Mitte des Vorderrandes ausstrahlenden Streifen bedeckt ist, welche am Hinterraude eine leise. Zähnelung hervor- rufen^). In Folge dieses Umstandes wohl möchte Fricke'^) die Art mit Lepidotufi Alantelli Ag. vereinigen und lässt das nur aus dem Grunde noch unentschieden, weil von Lepidohiti laevw die Körperform nicht genügend l)ekannt sei. Noch fraglicher erscheint es, wenn Fricke den Lepidotus subundatus Münst. ebenfalls mit Lepidotus laevis vereint; denn Münster sagt von seiner Art nur, dass sie dem Lepidotus undatus Ag. gleiche, welcher letztere aber durch glatte, gauzrandige Schuppen mit ausgezogener liinter- unterer Ecke ausgezeichnet ist*^). Ob vollends die von Fricke aus den Koi’allenoolith- und den Pterocerasschichten beschrielieuen Zähne hierher gehöreiU), darüber fehlt mir ein Urtheil. Wie dem aber auch sei, mit unserer Art kann Lepidotus laevis bei PiCTET nicht ident sein, da das Bildwerk der Schuppen ein verschiedenes ist. Aus älteren Schichten des Weissen Jura würden die folgenden Arten znm Vergleiche heranzuziehen sein; ') 1. c. S. 254, Taf. 29c, Fig. 4, 5. Materiaux p. 1. pal. suisse, Seine Serie Reptiles et poissons p. 26, tf. 6 u. 7. Die Abbildung lässt die Zähnelung nicht erkennen; im Texte wird dieselbe jedoch hervorgehoben. ‘‘) Palaeontographica Bd. 22, S. 377. Beitr. z. Petrefaktenkunde Heft 7, 1846, S. 27. ®) Agassiz 1. c. S. 246. ’) 1. c. Taf. 4, Fig. 1 u. la. 200 W. Bkanco, Uebor eine neue Lepidotus-Art ans dem Wealden. Lepidotiis afflnis Fricke i) ganz vorwiegend ans den Pteroceras-Schichten, nnr in vereinzelten Stücken aus dem Corallenoolith stammend. Die Art ist nur auf Zäline und zalmtragende Knochen gegründet, welche denen des Leindotus giganteus Qu. äusserst ähnlich sind. Da dieselben mit- hin der Sphaerodus-Form angehören, so ist eine Uebereinstimmung mit der fraglichen Art ausgeschlossen. Lepidotiis sp. Ag. aus dem Oolith von Purbeck, besitzt Schuppen, deren jede am vorderen Körpertheil drei, am hinteren nur eine dicke Längsfalte be- sitzen : eine Eigenschaft, welche unserer Art durchaus fehlt. Wenn sich nun durch den Vergleich ergeben hat, dass Lepi- dotus Degenhardti mit keiner der mir bekannt gewordenen gleich- altrigen, nächstälteren oder nächstjüngereu Arten vereinigt werden kann, so dürfte die Selbständigkeit dieser neuen Art erwiesen sein. 1) Palaeontographica Bei. 22, S. 378, Tat. 4, Fig. 2 — 6 a. 2) 1. c. S. 269. Gesfliiebe-Dreikaiiter oder Pyramidal- Grescliiebe. Von Herrn G. Berentit in Berlin. (Hierzu Tafel X und ein Holzschnitt.) Es sind alte Scluilden, die ich mit diesen Zeilen alltrage. Als ich vor 9 Jahren in der April - Sitzung der Deutschen geolo- gischen Gesellschaft 1876 eine Sammlung von Dreikantern vor- leecte, wie sie mir zu meinem grössten Erstaunen überall bei den eben wieder neu angegrifieneu Kartenaufnahmen in der Umgebung Berlins sowohl, wie jenseits der Elbe bei Stendal und Gardelegen, also überall in Kur- und Altmark begegneten, geschah solches, weil ich hofi'te durch einen Gedankenaustausch über die Ent- stehung dieser, unleugbar höchst merkwürdigen und jedenfalls nicht zufälligen Form eines Theiles unserer Geschiebe neue An- regung zu empfangen und Andere zur gemeinsamen Beobachtung anzuregen. Das letztere ist mir auch in reichem Maasse geglückt. Denn nicht nur, dass meine nächsten Mitarbeiter, die Herren Läufer, Dulk, Wahnschaffe, Scholz, Grüner und neuerdings die Herren Keilhack und Klockmann überall, wo sie hinkamen, innerhalb oder in der Nachbarschaft genannter Gegenden die Ver- breitung solcher Dreikanter nachwiesen, Gottsche und Jentzsch fanden dieselben auch bei Hamburg reichlich verbreitet, Kayser beobachtete sie in der Gegend von Gönnern, EuG. Geinitz wies ihre Verbreituna; in ganz Mecklenburg nach und fand sie ebenso ö Ö Ö 202 Gr- Bbrendt, Gescliiobe- Dreikanter oder Pyramidal - Geschiebe. liei Kartirung der Sectiou Stolpen in Sachsen. Torell, in Be- gleitung von DE Geer beobachtete sie 1880 in der Gegend von Striegau in Schlesien ; letzterer endlich 1883 und 1884 mehrfach in Schonen. Aber die Entstehung betreffend kam mir weder in jener Sitzung, trotz eines ziemlich lebhaften Meinungsausfausches, noch auch später von anderer Seite, eine einigermaassen einleuch- tende, ungezwungene Erklärung zu Ohren. Inzwischen vollzog sich, ich kann wohl sagen bei allen, speciell in den Quartär- Bildungen thätigen Geologen die durchgreifende Umwandlung aus Anhängern der Drifttheorie in mehr oder weniger reine Verfechter der Inlaudeistheorie. Betrachte ich nun den damals von mir ausgesprochenen Ver- such einer Erkläruna’ für die Entstehung; von Dreikantern, so wird derselbe durch die Eistheorie nicht nur nicht im mindesten beein- trächtigt, er gewinnt vielmehr durch dieselbe einen entschiedenen Halt, so dass andererseits auch die Dreikanter gerade wieder ein neues Glied in der Kette der Beweise für die Richtigkeit der Eistheorie werden dürften. Was bisher also unterblieben, obgleich es bereits in der April- Sitzung des Jahres 1876 zugesagt war, eine Mittheilung des da- mals dargelegteu Erklärungsversuches auch für weitere Kreise, sei mir im Folgenden gestattet. Zuvor aber wird es für die der direkten Beobachtung ferner Sfeheuden gebofeii erscheinen noch einmal in aller Kürze das Wesen der Dreikanter zu skizziren. Dieselben waren schon früher, wie sich mir nachträglich er- gab, nicht unbekannt geblieben. Wunderbarer Weise aber nicht in Mitten des grossen iiorddeutschen Flachlandes, wo sie am häufigsten sind, sondern gerade an dem nördlichsten und au dem südlichsten Rande desselben. A. v. Gutbier Q beobachtete und beschrieb sie im Jahre 1858 und 1865 aus der Gegend von Dresden und ebenso im Jahre 1872 Meyn aus dem Ilolsteinschen. Von ') Geognostisclie Skizzen aus der sächsischen Schweiz S. 71 und Sitzungs- Bericht d. Ges. Isis 1865, S. 47. Protokoll d. Februar-Sitzung 1872, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. XXIV, S. 414. G. Bekendt, Geschiebe- Dreikanter oder Pyramidal- Geschiebe. 203 ersterein soll die Sammlung des Dresdener Polytechnikum Originale besitzen und zwar, nach gütiger Mittheilung des (Teheinu-athes Geinitz, noch 1 oder 2, letzterem damals selbst durch v. Gutbier übergebene Exemplare aus der Nähe von Klotzscha. Die von Meyn damals in einer Sitzun a. Bituminöser Sand 0,4 » Schichtenfolge und angegebene Alächtigkeitszahlen lieziehen sich anf den tiefsten Theil des Lagers, wo die einzelnen Glieder ihre grösste Entwickelung zeigen. Wie das Profll III zeigt, D Ich erhielt von denselben Kenntniss aus den freundliclist zur Einsicht überlassenen Akten des Oberbergamtes Klausthal. Im Beginne der Siebenziger Jalire wurde auf alle jene Ablagerungen bei dem genannten Oberborgamte Muthung eingelegt und unter Bezeichnung des Torfes als »Braunkohle« ertheilt. Auch wurde der Abbau des unmittelbar bei Lauenburg gelegenen Lagers in Angriff genommen und vom Elbgohänge aus zwei nahe an einander gelegene Stollen hineingetrieben. Dieser Bergbau erlag aber wegen des höchst geringen Brcnn- werthes der geförderten braunkohlenartigen Torfinassen sehr bald, und ein Ein- dringen in jene Strecken ist gegenwärtig durch inäelitige, dem Stolleninundloche nahe Sanddurchbrüclie unmöglieli gemacht. 220 K. Keilhack, lieber ein interglaciales Torflager nimmt von der Mitte nach den Seiten zu die CTesammtmcächtigkeit anfangs nur ganz langsam ab, dann aber verdrückt sich das Lager sehr rasch bis auf M^euige Centimeter im Ausgehenden. Wir wenden uns nun zur Betrachtung der einzelnen Glieder der Torfablagerung. Das Liegendste derselben ist, wie erwähnt ein bituminöser oder humoser Sand von grauer Farbe, ziemlich fest zusaminenhängeud, aber doch noch zwischen den Fingern zerreildich, steinfrei, nicht kalkhaltig. Er lässt sich durch Kochen und darauf folgendes vorsichtiges Dekantiren in seine beiden Be- standtheile, Humus und Sand, zerlegen. Ersterer, dem Gewichte nach 65 — 70 pCt. betragend, besteht zum Theil aus Torfbröckchen, unter denen einzelne Stengel- und liindeustückchen erkennbar sind, meist aber aus staubförmig feinem Humus, der den Sand vollständig durchtränkt und die Ursache seiner Festigkeit ist. Der Sand selbst besteht fast ausschliesslich aus Quarz und enthält: Körner von 2 — 0,1 Millimeter Diu’chmesser 12 pCt., s » 0,1- — 0,05 » 48 » » unter 0,05 » » 40 » ist also sehr feinkörnig. Dieser Sand unterteuft das ganze Torf- lager. Dassellie besteht aus zwei durch ein sandiges Zwischen- mittel getrennten Flötzen. Das liegende Flötz, 0,4 Meter mächtig, besteht zu unterst aus einer nur wenige Centimeter starken, äusserst fein geschichteten Lage, die in pappdeckelstarke Schichten zerfällt und fast ausschliesslich aus dicht verfilztem Moose besteht. Dariiber folgt eine an Blättern und Samen, Zweigstücken, Rohrhahnen und anderen organischen Resten reiche, ebenfalls noch ziemlich dünn- geschichtete Lage. Dann erst kommt eine derbere, festere, in sich zusammenhängende Masse, in welcher Baumstämme nach allen Richtungen hin durcheinander liegen. O O Ueber diesem Flötze lagert ein im tiefsten Theile des Auf- schlusses 0,8 Meter mächtiges sandiges Zwischenmittel. Dasselbe ist im Allgemeinen der erstbeschriebenen Schicht im Liegenden des Untertlötzes ähnlich, aber von bedeutend grösserer Festigkeit. Durch Kochen und Schlämmen und darauf folgendes Dekantiren konnten auch hier die Humustheile vom Sande getrennt werden. im Diluvium von Lauenburg an der Elbe. 221 Dahei ergal) sich bezüglich der mechauischen Zusammensetzimg folgendes Resultat: IT u 111 usth eile: 2 — 0,1 Millimeter = 26,0 pCt. 0,1—0,05 » =11,2 Staub » = 13,6 » Sandige Theile: = 22,0 pCt. = 17,6 . = 9,6 » Suninia 50,8 pCt. Summa 49,2 pCt. Dieses Zwischeiimittel besitzt eine geringere räumliche Er- streckung, als der liegende Sand, da es sich vom Muldentiefsten nach den Flügeln zu allmählich auskeilt, so dass nach dem Aus- gehenden zu beide Flötze direkt auf einander liegen. Das nun folgende obere Flötz, welches im Muldentiefstcii (auf den anfgeschlosseneu Theil des Flötzes bezogen) eine Mäch- tigkeit von 2 Metern besitzt, ist ganz ähnlich znsanimcugesetzt, wie das untere, indem auch hier eine Moosschicht den tiefsten Theil bildet, hierauf eine blätterreiche Lage folgt und den grösseren Theil des Flötzes ein alle möglichen organischen Reste enthaltender, fester, mit Baumstämmen durchwirkter Torf bildet. Vor der Aufzählung der organischen Reste in dieser Torf- ablageruug erübrigt noch eine Beschreibung derjenigen Diluvial- bildungen, die über jener liegen. Den Anfang bildet eine mäch- tige Folge von uuterdihivialem, wohlgeschichtetem Spathsande, deren grösste Mächtigkeit bei dem Torflager am Kuhgruude 12 Meter, bei dem nächsten, elbabwärts folgenden sogar 15 Meter beträgt. Wie das Profil II zeigt, bildet in beiden Fällen der Untere Saud die weitere Ausfülluug der Mulden im Unteren Geschiebe- mergel, und zwar so, dass er selbst in seiner Oberflächenverbreituug eine noch heute vorhandene schwache Mulde oder Rinne bezeichnet, in welcher weiter nach Norden hin das Lauenburger Moor liegt. Auch die beiden Torflager bei Tesperhude liegen unter noch heute vorhandenen Rinnen. Nur an einer Stelle wird dieser mächtige Untere Saud noch von einer anderen Schicht bedeckt, aber gerade diese ist von ausser- ordentlicher Bedexitung für die nähere Altersbestimmung des diluvialen Torfes. Wenn man vom Elbufer aus uumittell)ar 222 K. Keilhack, lieber ein intei'glaciales Torflager westlich von der oben beschriebenen Mergelsandklippe am Knh- grunde den beschwerlichen Aufstieg gerade noch oben nnternimint, so kommt man zunächst über den marinen Mergelsand, hierauf über den nur noch 3 — 4 Meter mächtigen Unteren Geschiebemergel, und sodann au die Fortsetzung jener Sandschicht, deren Auflagerung auf dem Torfe mau einige 30 Schritte weiter westlich beobachten und die man von dort ununterbrochen bis zur Stelle unseres Auf- stieges verfolgen kann. Der Rand des Plateaus ist hier höher als über der Torfmulde und die Differenz rührt daher, dass sich hier eine zweite Geschiebemergelbank, diejenige des Oberen Di- luviums, auf den Saud auflegt. Dieser Obere Mergel zeigt in Ueliereiustimmuug mit zahlreichen Beobachtungen au anderen Lokalitäten eine gelbliche Farbe, im Gegensätze zu der dunklen des Unteren; er ist sehr reich an Geschieben und nur 2 — 3 Meter mächtig. So zeigen also die Lagernngsverhältnisse ganz klar, dass di e L auenb u r ger D il u vialto rflager von ein er Ges chiebe- mergelbauk überlagert und von einer anderen unterteuft werden, d. h. dass sie, nach heutiger Auffassung der Geschiebe- mergel, ihren Platz zwischen zwei glacialen oder Mo- räne n b i 1 d u n g e 11 haben. Wir kommen niinmehr zu den organischen Kesten, die in dem Torfe und dein ihn begleitenden humiisreichen Sande sich finden. Mit Ausnahme einer Anzahl von Käferresten, deren einige auf Donacia zu beziehen sein dürften, findeii sich nur Pflanzen, und zwar Stämme, Zweige, Wurzeln, Blätter, Blattkuospen, Früchte und Samen. Das Holz ist meist lireit gedrückt, von heller Farbe und zerreisst lieini Trocknen au der Luft nicht. Die Blätter zeigen nur theilweise Nervatur und Umrandiino; deutlich. Die Sa, men sind meist trefflich erhalten und lassen eine ganz sichere Bestimniimg zu. In manchen Fällen sind sogar der ursprüngliche Glanz und die Farbe erhalten, so dass die Eingangs citirten Worte Taube’s erklärlich erscheinen. Für die Bestimmiiug von Lysiviachia Nummidaria ^ Oxijcocxus palustris^ Salix aurita und repens ^ sowie von Equisetum limomm bin ich Ilerru Prof Nathorst in Stock- holm zu Danke verpflichtet. Herr Prof. Fr. Nobbe in Tharandt im Diluvium von Lauenburg an der Elbe. 223 hatte die grosse Liebenswürdigkeit, einen grossen Theil der von mir fresainmelten Samen zn bestimmen und meine eigenen Be- o o Stimmungen zu revidiren. Beiden Herren spreche ich dafür auch hier meinen verbindlichsten Dank aus. In der folgenden Liste ist, mit Rücksicht auf die spätere Uu- tersuchuuG: der klimatischen Veiliältnisse zur Zeit der Torfablaa;eruua: bei jeder einzelnen Pflanze die NordgTenze der heutigen Verbrei- tung in Skandinavien , sowie bei einem Theile derselben die Häufigkeit des Auftretens in der heutigen Flora der Gegend von Lauenburg beigefügt. Es fanden sich Reste folgender 22 Gefässpflauzen : Corydalis iiitermedia P. M. E. C. fahacea Pers. Pflanze aus der Familie der Fumariaceeu, im ersten Frühjahre an Hecken imd Waldrändern ihre trüb pur- purfarbigen Blüthen erschliessend. Fossil fand sich von ihr ein einziger Same, glänzend schwarz, mit glatter Oberfläche, kurz nierenförmig, 2 Millimeter laug und breit, 1 Millimeter dick. In der Lauenburger Flora selten. Nordgrenze der heutigen Verbreitung: in Skandinavien bis Jämtland und Dalslaiid, Salt und Lyug (nördlich vom Polarkreise). Möhl'iiigia triiiervia Clairv. Arenaria trinerma L. Von dieser in Wäldern und Gebüschen gemeinen, weissblüheuden Alsinacee finden sich in dem derben Torfe ziemlich häufig die Samen. Dieselben sind 0,ß Millimeter breit, 0,7 Millimeter laug, niereuförmig, glänzend schwarz, am Rande mit zwei Reihen feiner, auf demselben senkrechter Runzeln versehen, während die Oberfläche glatt ist. Selljst diese ausser- ordentlich winzigen Früchte sind z. Th. zerdi'ückt, zerbrochen und aufgesprungen. ■ In der Lauenburger Floi’a gemein. Nordgrenze der heutigen Vei'breituug : in Norwegen bis Nordland (circa 65® uördl. Br.). ’) Nach C. J. Hartman, Handbok i Skandinaviens Flora. Stockholm 1861. Nach freundlicher Mittheilung des Herrn G. Witte in Lauenburg. 224 K. Keiliiack, Ueber ein interglaciales Torflager Tilia platypliylla Skop. (T. eurofaea var. b. d. e. L. T. gmndifolia Elirh.). Die holzigen, mit fünf starken Kanten versehenen, meist znsammen- gedrückten Nüsse der breitblättrigen Linde finden sich in grosser Häufigkeit sowohl in den derben Partien des Torfes wie in dem sandigen Mittel, selten dagegen in den Moos-, Blätter- und Schilf- schichten. Die Grösse des Durchmesser der Früchte schwankt zwischen 10:8 und 5 : 4 Millimeter. Nicht allzu häufig bei Lanenbnrg. Nordgrenze der heutigen Verbreitung: in Skandinavien bis Bohuslän (circa 59*^ uördl. Br.). Acer plataiioides L. Vom platanenartigen Ahorn fand ich in der Schicht zwischen den beiden Flötzen zwei Merikarpieu mit nur theilweise erhaltenem Flügel, deren Zugehörigkeit zu der genannten Art nach Professor Nobbe nicht ganz sicher ist. Claudius erwähnt das Vorkommen von Ahorn -Früchten, die er auf A. campestre bezieht. Da er leider von dem ganzen, von ihm gesammelten und beschriebenen Alateriale nichts mehr besitzt, so war ein Vergleich unmöglich. In der Nähe Lauenburgs nicht lebend vorhanden, sonst aber in Norddeutschland überall verlireitet. Nordgrenze der heutigen Verbreitung: in Skandinavien bis O O O Angermanland und Jämtland (circa 64*^ nördl. Br.). Geranium colmnbiimm L. Vom Taubeufnss, der in ganz Dentschlaud auf sandigem Boden zwischen Gebüsch, an Wegen und auf Aeckern vorkommt, fanden sich fossil nur drei Alerikarpien (Theilfrüchte) der fünf- fächrigen Frucht. ln der näheren Umgebung Lauenburgs fehlend. Nordgrenze der heutigen Verbreitung: in Skandinavien bis Stockholm (circa 60® uördl. Br.). Trapa iiatans L. Die änsserst charakteristischen, haselnussgrossen, mit zwei bis vier langen, spitzen Dornen versehenen Früchte der Wassernuss im Diluvium von Laueuhurg an der Elbe. 225 tiiuleii sich im Gegensätze zu allen übrigen organischen Resten nur in der dünnen Bank humosen Sandes, die zwischen dem Ge- schiebemergel und dem Unterflötze liegt und eben ausser der Wassernuss keine organischen Einschlüsse führt. Eine einzige kleine Nuss fand sich im unteren Flötze selbst. Heutzutage findet sich die Pflanze lebend in der Umgel)ung Lauenburgs nicht mehr, doch soll sie noch im Anfänge dieses Jahi’hunderts bei der Stecknitzschleuse existirt haben. Ileutiiie Verbreitunsf: Nördliche Mittelmeerländer, Oesterreich- Ungarn, Südrussland, Südsibirieu. In Deutschland von Süden nach Norden immer seltener werdend, im Immelnsee in Schonen l)ei 56*^ nördl. Br. die Nordgreuze ihrer Verbreitung erreichend. Corniis saiiguiiiea L. Eine Anzahl zwei- oder dreifächeriger Nüsscheu gehören zweifellos dem rothen Hartriegel au. Sie wurden von Iderrn Lehrer Witte in Lauenburg im unteren Torflager gefunden. ln Skandinavien überschreitet dieser Strauch den 60. Grad nördlicher Breite nicht. Oxycoccus palustris Pers. Von der Moosbeere fand Prof. Nathorst Stamm- und Zweig- reste, deren Bestimmung er als ziemlich sicher betrachtet. In der weiteren Umgebung Lauenburgs vorkommeud. In Skandinavien den Polarkreis überschreitend. 3Ienyaiithes trifoliata L. Gentiauacee, mit grossen, dreifiugerigen Blättern und weissor oder blassrother, weissgebarteter Blüthe, auf sumptigeu und torfigen Wiesen, sowie in Gräben wachsend. Von ihr finden sich fossil nur Samen in grosser Menge. Dieselben sind 1,5 Millimeter laug, 1,2 Millimeter breit, braun bis röthlich gefärbt, z. Th. zusanuuen- gedrückt, runzelig, mit äusserst feiner, erst bei stärkerer Ver- grösseruug hervortreteuder Streifung auf der 0,1 Millimeter dicken Schale. Jahrbuch 1884. 15 226 K. Keilhack, lieber ein interglaciales Torflager In der Umgebung Lauenburgs häufig. Heutige Verbreitung nach Norden: ganz Skandinavien, Island, Grönland. Lysimacliia Nmiimiilaria L. Von dieser Pflanze liegt ein einziger Blattabdruck vor, wes- halb die Bestimnmua: nach Prof. Nathorst’s Meinung; etwas zweifelhaft ist, obgleich unter allen in Betracht kommenden Pflanzen die Uebereinstimmung mit Lysimachia am grössten ist. In der Lauenburger Flora häufig. In Skandinavien verbreitet bis zum 6U nördl. Br. Querciis Robiir L. spec. plant. Von der Eiche finden sich Stamm- und Aststücke, Blätter, Früchte und Fruchtbecher in den beiden Torfflötzen, nur die letzteren drei in dem Zwischenmittel. Das Holz ist wie auch das der übrigen Bäume stark zusammengedrückt. Die Zugehörig- keit der Eicheureste zu obiger Art Hess sich koustatiren durch ein sehr gut erhaltenes kurzgestieltes Blatt, welches deutlich die Oehrchen am Grunde zeigt, sowie durch mehrere jugendliche Früchte mit den dieser Art eigenthümlichen langen Stielen. Die Früchte, von denen sowohl völlig ausgereifte, wie ganz jugend- liche Exemplare sich finden, sind vollständig platt gedrückt, die Schale ist an der Spitze der Länge nach vielfach zerrissen und zerschlitzt; viel besser sind die Fruchtbecher erhalten, die ihr ursprüngliches Aussehen nur wenig in Folge von Zusammen- pressung verändert haben. Ich fand im Ganzen nur 1.5 Frucht- becher und 10 Früchte, während nach Claudius Eicheln in sehr o-rosser Mensce Vorkommen sollen. Das erklärt sich wohl leicht daraus, dass die einzelnen organischen Reste in den verschiedenen Theilen des Torflagers bald in grosser Menge angehäuft sein werden, bald nur ganz vereinzelt voi’kommen. In der Lauenburger Flora ist die Eiche häufig. Nordcrenze der heutiü:en Verbreitung: bis Hedemarken in Norwegen (circa 62^ nördl. Br.), am Ural nur bis 55*^ nördl. Br. im Diluvium von Lanenburg an der Elbe. 227 Betula verrucosa Ehrh. Von der gemeinen Birke fanden sich einige gut erhaltene, noch mit der weisseu, sich ahblätternden Rinde versehene Borkeu- sowie einige Holzstücke. Einige Rindenstücke tragen einen trefl- lich erhaltenen Ascomyceten. Bei Laueuhurg häufig. Nordgreuze der heutigen Verbreitung in Skandinavien: Vester- botten und Lappmark, nördlich vom Polarkreise. Coryliis Avellaiia L. Reste der Plasehiuss und zwar zumeist Nüsse' in allen mög- lichen Grössen und von verschiedener Form gehören zu den häufigsten Einschlüssen im Torfe und treten in zahlreichster Menge in den beiden über den Moosschichten liegenden, dünnen, blatt- reichen Lagen beider Plötze auf; es liegen in denselben häufig auf einem Quadrat-Decimeter ein Dutzend und mehr Nüsse. Den beiden sandigen Schichten fehlen sie dagegen völlig. Unter den circa 200 von mir gesammelten Haselnüssen sind beide bei uns auftretende Varietäten, die kurzfrüchtige (Govy/its Avellana ovata.y^ .') und die laugfrüchtige {Corylus Äoellana L.) vertreten; erstere kurz eiförmig, so laug oder wenig länger als breit, letztere länglich oval, beträchtlich länger als breit. An einer Anzahl besonders gut erhaltener und zur Messung geeigneter Exemplare wurden folgende Verhältnisse der Durchmesser gefunden: C. Acellana Oüuta: 1,2 : 1,2; 1,2 : 1,2; 1,0: 1,0; 1,7 : 1,6; 1,7 : 1,6. r. Avellana: 2:1,5; 2:1,3; 2:1,3; 2 : 1,3 ; 1,8 : 1 ,2 ; 1,8:1,4; 1,6:1, 1. Die Mehrzahl der langfrüchtigeu Nüsse ist ausgezeichnet durch eine kräftige Längsrippuug. Vier unter den gesammelten Nüssen zeigten deutlich, dass sie von kleinen Nagern, wahrscheinlich M änsen, nicht Eichkatzen, entleert waren. Nach W. Claudius finden sich auch Nüsse, die der Made des Haselnussbohrers (Bala- ninus nucuni)^ eines kleinen Rüsselkäfers, als Aufenthaltsort ge- dient haben. Ausser den Nüssen fanden sich von anderen Theilen dev Haselnuss nur noch eine grössere Zahl von Winterkuospen. In der Laneuburo-er Ploi’a häufio;. O O 15* 228 K. Keilhack , Uelier ein interglaciales Torflager Nordo-renze der heiitia:en Verbreitim«;: iu Norwetreii bis Nord- ö ö Ö ö laiid imd Gudbraudsdaleu (circa 65® iiördl. Br.). Carpiims Betiilus L. Die Samen der Hainbuche gehören mit denen der Haselnuss und Linde zu den häufigsten organischen Resten des Lauenburger Diluvialtortes. Sie finden sich ebenfalls in den beiden Flötzen sowie in dem Zwischenmittel. Am zahlreichsten fand ich sie in dem letzteren in dem kleinen, quellendurchrieselten Aufschlüsse des Torflagers zwischen dem Kuhgrunde und Glüsing, wo ich in kürzester Zeit mehrere Dutzend der prächtig erhaltenen, aus dem Sande ausgewaschenen Samen zu sammeln vermochte. Die Car- |JMms-Früchte sind einfächerige, eiysamige Nüsse, überzogen von dem gerippten, netzadrigen, oben zahnigen Kelche. Sie sind 6 — 7 Millimeter lang, 5 — 6 Millimeter breit, mit mehreren, von der Basis ausgehenden, in der Spitze zusammenkommenden Längs- rippen. Die Farbe der Früchte ist in den einzelnen Lagen sehr verschieden : hellgelblich grau in den moosigen nnd der sandigen Schicht, braun in dem derben Torfe, fast schwarz in einer Schicht, die den Eindruck einer Brandschicht macht. Die grossen, drei- lappigen Deckblätter, zwischen denen die Früchte eiugeschlossen sind, fanden sich nicht, überhaupt von anderen Resten der Hain- buche nur eine Winterkuospe und mehrere Stammstücke. In der Lauenburger Flora häufig. Nordgrenze der heutigen Verbreitung: in Skandinavien bis Hailand nnd südliches Smäland (circa 57® nördl. Br.). Salix aurita L. Die meisten der gefundenen Blätter gehören nach Professor NathORST dieser Art an durch Form nnd Nervation des Blattes, sowie durch mikroskopische Beschafieuheit der Epidermis. In Skandinavien noch nördlich vom Polarkreise. Salix repeiis L. Ein einziges Blatt, schreibt Prof. Natiiorst, scheint dieser Art anzngehören, doch kommen zuweilen ganz ähnliche Blätter bei Salix aurita auch vor. im Diluvium von Lauenljurg an der Elbe. 229 Diese Weide erreicht in Skandinavien ihre Nordgrenze am Polarkreise. Iris Pseiid-Acoriis L. Die gelbblühende Schwertlilie unserer Teiche und Sümpfe ist vertreten durch drei Samenkörner von fast kreisrunder Gestalt, 6 — 9 Millimeter Durchmesser, 1 — 2 Millimeter Dicke, schwarz- brauner Farbe und runzeliger Überfläche. xVuch Claudius be- schreibt einen Samen von I. Pseucl-Acorm. ln der Flora Lauenbur2:s häufig. Nordgrenze der heutigen Verbreitung in Skandinavien : Vester- botten, Dalarne, Helgeland (circa 65*^ nöi’dl. Br.). Phragmites comiiiimis Trin. Plattgedrückte Rhizome des gemeinen Schilfrohres sind in einzelnen Theilen des Torflagers sehr häufig. Bei Lauenburg gemein. In Skandinavien überschreitet Phr. den Polarkreis. Piims silvestris L. Von der Kiefer stammt ein Zapfen her, den die geologische Landesanstalt aus der MEYN’schen Sammlung besitzt, sowie ein Stück Borke und ein Same mit daran sitzendem Flügel. Gemein in der Lauenburger Flora. Nordgrenze der heutigen Verljreitung: in Schweden Lapp- land, in Norwegen Ostfinnmarken und Varanger (nördlich vom Polarkreise). Picea vulgaris Link. Ein einziofes Samenkorn der Fichte fand ich im Torfe. Häufig bei Lauenburg. Nordgrenze der heutigen Verbreitung: Nur in Lappland bis 67*^ nördl. Br. emporsteigend, im Allgemeinen viel weiter im Süden verbreitet. 230 K. Keilhack, TJeber ein iuterglaciales Torflager Larix europaea D. C. Claudius beschreibt Zapfen der Lärche aus dem Torfe; einen solchen enthält auch die MEYN’sche Sammlung in der Geologischen Laudesaustalt in Berlin. Ich selbst fand keine Lärchenreste. ln Wäldern bei Lauenburg. Norderrenze der heutio-eu Verbreituntr; in Skandinavien au- O ö O gepflanzt bis Upplaud (circa 60^ nördl. Br.) vorkoinmend. Equisetum limosuni L. Eine grössere Anzahl Rhizome und Fragmente derselben, von einem Equisetum herrühreud, liegen vor. Eine von Prof. Nathoest veranlasste mikroskopische Untersuchung einiger der- selben durch Herrn Amanuensis N. Wille ergab die Zugehörig- keit derselben zu obiger Species. Bei Lauenburg selten. In Skandinavien den Polarkreis überschreitend. Eine Parallelisiruug der einzelnen Ablageruno-eu des beschi’ie- benen Protlles mit solchen Schleswig-Holsteins und anderer Theile Norddeutschlands ist nicht schwer. Was zunächst die marinen Alei'ffelsande betrifft, so bilden dieselben ein neues Glied in einer Reihe analoger Bildungen auf der cimbrischen Halbinsel. Zahl- reiche Reste lebender Nordseeconchylien finden sich in völlig stein- freien Thonen und Sanden bei Blankenese, Tarbeck, Fahrenkrug, Waterneverstorf, auf Alsen und an mehreren Stellen der dänischen Küsten. Ueber die drei erstgenannten Lokalitäten hat Beyrich im Jahre 1852 in der Deutschen geologischen Gesellschaft berichtet und schon damals die Ansicht entwickelt, »dass man die bezeichueten muschelfübreudeu Ablagerungen in Holstein mit den Diluvialge- bildeu zwar als einer gemeinsamen grösseren Periode, der Qua- ternärperiode angehörig, ansehen, in derselben aber hier zwei For- mationen unterscheiden müsse, 1. eine ältere, in vollkommener Ruhe abgesetzte Bildung, die Nordseeformatiou, und 2. die jüngere Geschiebeformation.« iin Diluvium von Lauenburg an der Elbe. 231 Vollständiger Mangel an Geschieben, Anflagernng anf dem Tertiär und Ueberlagernng durch Geschiebe führende Bildungen, organische Einschlüsse und petrographische Zusammensetzung weisen den Lauenburger Cardium führenden Mergelsauden einen Platz in dieser Nordseeformation Bbyrich’s zu. Eigeuthümlich ist in diesen Bildungen die merkwürdige Vertheiluns; der orcra- nischen Reste, da nämlich bei Tarbeck fast ausschliesslich Mytilm edulis, bei Blankenese Ostrea edulis und bei Lauenburg Cardium edule sich findet. Ebenso leicht erkennen wir in den beiden Geschiebemergeln und dem zwischen ihnen lagernden Sande Meyn’s .Oberen gelben und Unteren blauen Moränen- (Geschiebe-) Mergel und den Korallensand in Schleswig- Holstein wieder, die ihrerseits den beiden Geschiebemergeln der Mark und dem sie trennenden Unteren Sande entsprechen. Weniger leicht ist es, dem diluvialen Torfe entsprechende ähnliche Ablagerungen in anderen Theileu Norddeutschlauds zu finden. Aus der Litteratur sind mir nur zwei wahrscheinlich hierher gehörige Bildungen bekannt, ein di- luvialer »Papiertorf« bei Schulau an der Niederelbe und einige von Sand und Geschiebemergel bedeckte Torflager aus der Gegend von Frankfurt a. O. ^). Mündlich erfuhr ich bei Gelegenheit eines Vortrages, den ich in der Aprilsitzuug der Deutschen geologischen Gesellschaft 1885 über die Laueuburger Torflager hielt, von den Herren Hauchecorne, Beyrich und Berendt, dass ähnliche Torflager bei Crossen a. O., in der Nähe des Kupferhammers an der Flensburger Föhrde und bei Travemünde Vorkommen. Weit besser bekannt, soi’gfältig untersucht und genau be- schrieben, kennen wir schon seit langer Zeit diluviale Torflager aus der Nordschweiz und dem Allgäu, dort als »Schieferkohlen« bezeichnet. Von grosser Wichtigkeit ist ein Vergleich dieser Ab- las-erunpeu mit den norddeutschen zur Beantwortung der in der Einleitung aufgeworfenen Frage. Waren es doch gerade jene schweizer Schieferkohlen, die Oswald Heer zuerst dazu führten, ') L. Meyn, Geognostische Beobachtungen in den Herzogthümern Schleswig- Holstein. Altona 1848, S. 48. F. V. Dücicek, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Gesellsch. 1865, S. 20. 232 K. Keilhack, Uelier ein interglaciales Torflager mit aller Bestimmtheit eine grosse Pause in der Vergletscherung der Alpen anzunehmen, eine Pause, in welcher ein mildes, dem heutigen ähnliches Klima herrschte. Ehe wir uns daher der Be- antwortung jener Frage zuwendeu, sei hier kurz über das Auf- treten und die Lagerung der nordalpinen schweizer und bairischen Schieferkohlen nach Heer und Penck referirt. Bei Dürnten, Utznach und Unter- Wetzikou lagert auf Mo- lasse-LTntergruud ein mächtiger Complex diluvialer Schichten, inner- halb dessen die Schieferkohlen auftreten. Die Schichtenfolge ist von oben nach unten bis auf die Kohlen an den drei genannten Orten die nämliche. Unter viele Meter mächtigen Sauden und Geröllmasseu, die auf ihrer Oberfläche gewaltige erratische Blöcke, aus Serniflt und anderen Gesteinen der Hochalpen bestehend, tragen, liegen in grösserer oder geringerer Mächtigkeit die Kohlenabla- frerunsen, durch ein oder mehrere Lettenbäuder in verschiedene Flötze getheilt. Unter der Kohle findet sich bei Dürnten ein »Letten, mit zahlreichen, gerollten Steinen gemengt«, bei Unter- V^etzikou ein »Gerölllager mit gekritzten Kalksteinen und Puntai- glas-Granit, bei Utznach dagegen direkt der steil aufgerichtete Mo- lassesaudstein. Da nun sowohl die (ferölllager im Liegenden der Schieferkohle von Unter-Wetzikon zweifellos, der geröllreiche Letten von Dürnten vielleicht glacialen Ursprunges sind, als auch die Herkunft der gewaltigen Sernifit- und anderen Geschiebe im Hangenden derselben nur durch Gletschertransport zu erkUü’en ist, so beweist das klar, dass die Schieferkohlen südöstlich von Zürich zwischen zwei Glacialablaoferungen liefen. Noch auo-eu- scheiiilicher wird dies durch die Lageruugsverhältnisse der Schiefer- kohlen von Mörsch wyl am Bodensee. Dort bildet eine 20 — 25 Meter mächtme Moräuenablageruna; die Oberfläche. Unter ihr foUt ein feiner Sand (Schliesaud, Schwemmsand) von unbekannter Mächtig- keit, daun die einschliesslich zweier starker Lettenbänke ca. 6 Meter mächtige Kohleuschicht, unter welcher sich wiederum ein zweifellos glaciale Geschiebe führender sandiger Lehm einstellt. Bei St. b 0. Heek, Die Urwelt der Schweiz, 2. Autl., S. 513 — 541. — A. Penck, Die Vergletscherung der deutschen Alpen, S. 251 — 266. im Diluvium von Lauonburp; an der Elbe. 233 •Tiicob au der Eirs iu der Nähe von Basel findet sich zwischen zwei mächtigen a:lacialen Gerölllap-ern ein 1 Meter mächtio-es Ijettenlager mit zahlreichen Ptlanzeuresten, welches sowohl strati- graphisch wie palaeontologisch mit den Schieterkohlen zn paralleli- siren ist. Auch ansserhalh der Schweiz finden sich, ganz al)ge- seheu von den norditalischen Ligniten, in den Allgäuer Alpen ganz analoge, palaeontologisch leider noch wenig bekannte Kohlen- vorkoinmnisse im Illerthale in der Nähe von Sonthofen, deren Lagerung zwischen zwei Moränen nach den genauen Alittheilnngen, die wir darüber Penck verdanken, über jeden Zweitel erhaben ist. Sie sind in einer mächtigen Schicht alpinen -CTerölles einge- bettet, welche von Grundmoränen überlagert und nutertenft wird. Ehe wir den Versuch machen, die Ablagerungen iu dem eben beschriebenen alpinen Gebiete mit denen von Laneubnrg zn parallelisiren , ist es uöthig zn bemerken, dass dieser Vergleich sich nur auf die Gleichartigkeit der Eutstehnng der in Parallele zu stellenden einzelnen Gebilde beziehen kann, keineswegs aber auf deren absolute Gleichaltrigkeit, da es vielleicht leichter ist, bezüglich der letzteren eine norddentsche mit einer nordamerika- nischeu, als mit einer alpinen Dilnvialschicht zn vergleichen. Innerhall) der Schichtenfolcre bei Lanenbiu’g haben wir zwei Gel)ilde, die wir als glaciale anznsprecheu berechtigt sind, den Oberen und den Lauteren Geschiebemergel. Zwei auf gleiche Ent- stehung znrückführbare Sedimente haben wir in der Nordschweiz lind im Allgäu. Hier wie dort schliessen sie einen Complex ge- schichteter Sande, Grande und Gerolle zwischen sich ein, inner- halb dessen die Schieferkohlen resp. die Torflager anftreteu. Die folgende Talielle giebt einen Ueberblick über die Lagernugsver- hältnisse an den beschriebenen Lokalitäten. Diese so ansser- ordeutliche Uebereinstimmnng in der Schichtcnfolge zwingt uns mit absoluter Nothwendigkeit, die erste Schlussfolgerung, die Heer ans den Lagernngsverhältnissen der Nordschweizer Schieferkohlen auf eine zweimalige Vero’letschernu'i;’ der Schweiz zoo;, auch auf Norddentschlaud zn übex’trageu. Es muss also während einer ge- wissen Periode der Diluvialzeit das skandinavische Inlandeis sich zurückgezogen haben, worauf auf dem eisfrei gewordenen Boden 234 K. Keilhack, Ueber ein intexglaciales Torflager o . ^ O O D 2 bXD o3 |2i N 'S s T 03 H-1 P-l Ti ö II S B !■? -d :?3 rn CQ ^ O 0^ ^ rd ü i_3 .2 • CÖ 0) rlr^ W =o s ^ s ^ fl S ^ fl '^1 S m S o 2 2 fl ^ fl ^ O) O O d ^ ^ d S)3 §. 2 co3 I CD 3TJ d4 'S S)P 2 S) . |3 d cö d jm fflO fl fl =« 3 £3pq 3 fl • O •g „ M> 2 3 fl J S ® 0 ® -43 3 - E m fl o fl oi oj ffl ^9 s ^ 03 rd y-^ m ^ O 3 a ^ 'o3 § 3 fl4 °COT 0 •fl.S^'9 3 9 9 §1 3 3 C/3 3 ' (D fl -4-3 O) ' 1 — I ^ CO S is zu den Trochiteukalkeii in fast hori- zontaler Lagerung zu beol^achten und werden von einem mächtigen Basaltgaug (Feldspathbasalt mit etwas Nephelin und lu'äunlicher Masse) durchsetzt. Die Grenze zwischen dem Tertiär und den Triasschichten bildet Basalt, von dem ich zur Zeit nicht bestimmt angeben kann, ob er als Decke oder als Gang auftritt. Daun folgen uugeschichtete Tuffe mit gi'öbereu Basaltbrockeu, die von äusserst feinkörnigen, geschichteten, südwestlich einfallendeu Tuffen ül^er- lagert werden, ferner grobe Conglomerate aus Basalt, Muschelkalk- brocken und Sandsteinen zusammengesetzt. Ob diese Schichteu- 16 244 H. Proescholdt, Geologische und petrographische Beiträge reihe den obern Muschelkalk einfach überlagert oder ob sie durch eine Störung in gleiches Niveau mit demselben gebracht worden ist, lässt sich hier nicht entscheiden. Am obern Weg, von Hausen nach dem schwarzen Moore, nördlich vom Eisgrabeu ist die Grenze zwischen Tertiär und Muschelkalk ebenfalls entblösst, doch nicht so deutlich, dass mau mit voller Sicherheit eine Verwerfung nach- weisen kann, wenn eine solche auch sehr wahrscheinlich ist. Im Eisgrabeu folgt auf die Conglomeratmassen, die nahezu 17 Meter mächtig sind, ein ungefähr 10 Meter mächtiger, nahezu senkrecht stehender Basaltgaug (Nephelinitbasalt), daun eine Zone von lockei’en, gelben Tuffen, unter denen noch blaue Thone sicht- bar werden. Die Tuffe’ werden dem Anscheine nach von einer gegen 4 Meter mächtigen Basaltdecke (Nephelinitoiidbasalt) über- lagert. Ich sage nur dem Anscheine nach, denn ganz überzeugend ist der Aufschluss an Ort und Stelle nicht. Darüber lagern wiederum gelbe Tuffe. Der Wegauschnitt entblösst nun weiter folgende Schichtengruppe, die sattelförmig zusammengeschoben ist. Zu unterst äusserst feinschiefrige, weisse und gelbe, kalkige Letten, dann ein dunkelrother Thon, 0,5 Meter mächtig, gelbe Tuffe und darüber grobe Basaltcouglomerate. Tiefe Schichten sind gegenwärtig nicht zu beobachten. 1834 wurde an der Stelle durch einen Wolkeubruch ein Brauukohlen- lager Ijlossgelegt, das bis in die neiiere Zeit abgebaut wurde, seit mehreren Jahren aber zum Erliegen gekommen ist. Nach Gümbel^) wurde der Basalttuff', auf dem die Braunkohleuablagerung ruht, gegen 55 Meter (170 Fuss) tief durchbohrt. Darüber liegen blau- grauer Thon 0,15 Meter, schiefrig-thonige Kohle mit Schwefelkies- knollen 2,6 Meter, schiefrige Kohle 0,7 Meter, grüner Thon mit Ockerstreifen 0,35 Meter, grüngrauer Thon 0,3 Meter, Basalttuff 0,6 Meter, schwarzer Thon mit einem Kohlenschmitzchen 0,08 Meter, endlich grünlich- und röthlich-grauer Thon. Die Schichten fallen hier mit 6 — 20*^ nach SW. Nach Zinken wird die Kohlenab- lagerung durch den Eisgraben in eine nördliche und südliche 0 1. c. S. G6. ‘^) Pliysiügraphie etc. S. 5 IG. zur Kenntniss der »Landen Rhön«. 245 Hälfte iretheilt. In dem nördlichen Theil der Ablafrerung: liefen unter 80 Fuss Basaltgerölle bis 28 Zoll Kohle, zum Theil aus einer harzreichen Schieferkohle, grösstentheils aber ans Lignit mit etwas Moorkohle bestehend. Diese Angabe scheint mir nicht ganz richtig zu sein. Das Flötz fassen Hassenkamp and Zinken als das Produkt einer ein- maligen Treibholzablagernng auf, auf welche später eine Torf- vegetation entstand, und zwar soll die Bildung der Kohle nach der Ansicht des verdienten Rhönforschers zwischen zwei Basalt- eruptionen stattgefnnden haben. Die Lagerungsverhältnisse ent- sprechen indessen der Ansicht in keiner Weise. Die Brauukohlenablageruug wird von einem ungefähr 10 Meter mächtigen steil nach Westen fallenden Basaltgaug (Nephelinitoid- basalt) durchsetzt, dessen östliches Saalbaud am Wege sehr schön anfo-eschlosseu ist. Anffällio;er Weise schiebt sich zwischen dem Basalt und den weisseu Kalkschiefern ein Keil von Brauukohlen- mnlm und Lignit ein, auf den das Eruptivgestein keine Einwir- kung ansgeübt hat. Ob dieses Vorkommen auf ein mechanisches Losreissen und Fortschieben der tieferen Schichten durch den dnrchbrecheudeu Basalt beruht, oder ob es in Zusammenhang mit einer Verwerfung steht, ist zunächst nicht zu entscheiden. Westlich von dem Basalt ist auf eine längere Strecke der Aufschluss, namentlich durch Uelierrollung von Basaltblöckeu mehr oder minder nndeutlich. Zunächst folgen lockere, gelbe Tuftinassen, weiter oben gelbe und braune Tuffe, uuterteuft von blauen, lettigen Schichten. Wahrscheinlich setzen Gänge von Plagioklasbasalt hindurch, doch gaben eine ganze Anzahl von Schliffen ans diesem Distrikt bisher kein sicheres Resultat. Schon auf dem Plateau selbst, in das sich der Aschelbach tief eingefurcht hat, beobachtet mau weiter einen 20 Meter mäch- tigen Basaltgang (Feldspathbasalt), der nach NNO. streicht. Daun entblösst der Graben zuoberst gelbe Tuffe, die eine sehr charakte- ristische Beschaffenheit zeigen. Sie bestehen aus Kugeln von meist einem halben Ceutimeter Durchmesser, die aus einer äusserst feinen und gleichmässigeu, in Salzsäure theilweise löslichen Masse bestehen und durch eine a:anz ähnliche Masse cementirt sind. In 246 H. Probscholdt, Geologische und petrograpliische Beiträge deu Kugeln ist keine Spur von irgend welcher concentrischen Schalung und radialer Faserung zn erkennen. Diese Kngeltnfle sind noch 1,3 Meter mächtig aufgeschlossen. Darunter folgt eine auffällig rothe Thonschicht 0,8 Meter, nnterlagert von plattigen, gelben und weissen, kalkigen Letten, die noch 4 Meter anstehen. Die Schichteugrnppe gleicht ausserordentlich der früher erwähnten über der Brauukohlenablagerung im Eisgraben, auch darin, dass sie wie jene Faltungen und Stauchungen zeigt, die im mitgetheil- teii Profil etwas übertrieben dargestellt sind. Der Analogie nach könnte man unter den Kalkletten ebenfalls Braunkohlenablage- rungen erwarten, und in der That scheint die Existenz derselben durch früher vorgeuommeue Versuche iiachgewiesen zu sein, wie Sandberger in seiner Abhandlung über die Braunkohleuformatiou der Khöu erwähnt. 1855 stand an der Eisbrücke ein Flötz noch 8 Fuss mächtig an. Die Schichten schneiden , wie aus dem Profil ersichtlich ist, an einem Basaltgang von ungefähr 6 jVIeter Mächtigkeit ab (Nephelinitoidbasalt), über den das Gebirgswasser in einem kleinen Wassei’fall herabstürzt. Jenseits des Ganges stehen nochmals lockere Tufie an, und als Unterlage des nahen schwarzen Moores ist mehrfach ein blauer Letteu coustatirt worden. Das Plateau ist mit zahlreichen Basaltblöcken bestreut, die aber nicht, wie es zunächst den Anschein hat, Ueberreste einer Basaltdecke sind, sondern von den Bewohnern der am Kaude der Rhön liegenden Ortschaften zusammengetragen wurden, um die Flurgrenzen und die Wege damit zu bezeichnen. An mehreren Stellen der langen Rhön konnte ich Tuffäblagerungen beobachten, so z. B. im Grunde des »Dürren Grabens«, ehe dieser die weimarische Grenze erreicht. ') Vergl. cIp-h Inlialtsauszug der SANDBEKGEifschen Arbeit im »Neuen Jahr- buch für Mineral., Geol. etc. 1880, S. 103«. Die Bezeichnung »Eisbrücke« -wird übrigens für mehrere Lokalitäten in der Umgebung des Eisgrabens gebraucht, sodass mir zweifelhaft ist, wo sich das Flötz befunden haben soll. Die Versuche Süllen bis gegen das »Braune Moor«' (südöstliches Ende des schwarzen Moores) hinauf unternommen worden sein. Das »Braune Moor« liegt aber gar nicht am, schwai-zon, sondern fast um eine Stunde südlicher am Stürnberg, und ist das »Grosse Moor« der bayrischen Generalstabskarte von '/50000. Vielleicht ist das »Hausener Moor« gemeint. zur Kenntniss der »Laiifreii Rhön«. 247 Hier sind in Hohlwegen Palagonittnfle anfgeschlossen, am Eliren- berg am sogenannten Bnclienstrauch ein Peperino ähnliches Ge- stein, das hier durch Steinhrnchai'heit gewonnen wird. Aus dem Aufschluss im Eisgraben geht mit Evidenz hervor, dass die Tertiärschichten der »Langen Rhön« keineswegs ans einem Wechsel von Tuffen und Basaltdecken zusammengesetzt sind. Die scheiubar sehr bedeiitende Mächtia;keit der Al)lap:erun2:en (im Eisgraben über 130 Meter), sowie die Wiederholungen der Braunkohleulager, deren Flora und Fauna sehr einheitlich ist, scheinen mir durch die Annahme von Verwerfungen, die ein treppeuartiges Absetzen der Schichten bedingen, weit besser er- klärt zu werden, als durch die Vermuthung, dass die uutermio- cäuen Braunkohlen, die zur Zeit au sehr zahlreichen Punkten der »Langen Rhön« bekannt sind, am Rande des Plateaus in einer grossen Anzahl gleichzeitig bestehender, aber isolirter Sumpf becken abgesetzt worden seien. Freilich ist daiüber erst daun eine nach allen Seiten hin l)efriedigende Entscheidung möglich, wenn die Flora der Rhöubraunkohleu eine einheitliche Bearbeitung ge- funden hat. Noch deutlicher als im Eisgraben treten die Lageruugsver- hältnisse der »Laugen Rhön« in der Soudheimer Waldung und am Gangolfsberg zu Tage. In der ersteren stehen am Fahrweg bei 1375 Decimalfuss Meereshöhe Schaumkalk, bei 1475 Fuss Trochiteu- kalk und bis 1600 Fuss rechts vom Wege Nodosenschichten in horizontaler Stellung au. Daun folgen Tuff'bildungeu , die von Plagioklas- und Nephelinbasalten in Kuppen und nördlich streichen- den Gängen durchl)rochen werden. Sehr bemerkeuswerth ist auch hier wieder eine grellrothe Thonschicht, die unter denselben Ver- hältnissen auftritt wie im Eisgrabeu und überhaupt als Orientirungs- schicht innerhalb der Tuffablageruugen Bedeutung gewinnen dürfte. Ich beobachtete sie auch an der Fraukeuheim-Leubacher Strasse. Bei 1800 Fuss schneiden die Tuffe plötzlich au Nodosenschichten ab, die eine sehr auffällige VeiFreitung zeigen. In ziemlich hori- zontaler Lafferuus: ziehen sie in ndeichbleibeuder Breite von uu- gefähr 150 Schritten wie ein Riff' in genau nördlicher Richtung nach dem Höhnwald hinein. Jenseits desselben folgen wiederum 248 H. PiiOESCHOLDT, Geologisclic und petrograpliisclie Beiträge Tufie imd später Basalte. In dem dicht dabei liegenden Dürren Graben ist die Contactstelle der Nodosenschicliten mit den Tuffen entblösst. Unter den Nodosenschichten folgen Trochitenkalk nnd mittlerer Muschelkalk, die jenseitigen Tuffe lagern auf Nodosen- schichten, wie das Profil Taf XII, Fig. 2 zeigt. Hier liegen also augenscheinlich Störungen vor, die jünger sind als die Tuffab- lagerungeu. Der Gangolfsberg (Taf. XII, Fig. 3) besteht an seinem öst- lichen Hang ans Muschelkalkschichten bis zu den Nodosenschichten, die ffach nach SW. eiufallen. Sie werden von einem sehr mäch- tigen Gang Basalt, der in grossen Säulen abgesondert ist, Ein- schlüsse von Gneiss etc. enthält nnd merkwürdige Contactwir- kungen auf sein Nebengestein i) ausgeübt hat, durchbrochen. Der Gang streicht, soweit meine Beobachtungen bisher reichen, nach NW. Westlich von dem Gang tritt der Bunte Sandstein zu Tage, auf dem nach einander die hangenden Schichten bis zu den No- dosenschichten folgen nnd westlich einfalleu. Daran schliesseu sich feine Tuffe 5 Meter, Basaltagglomerate 0,6 Meter, Basalt (Plagioklasbasalt) 0,4 Meter, feine Tuffe 0,3 Meter, grobe Conglo- merate ans Basalten 1 Meter, geschichtete, sehr feinkörnige Tuffe, die wie die ganze Schichteureihe auf dem Kopf stehen 0,6 Meter, Conglomerate aus Basalten, Kalkbrocken n. s. w. Peperino ähnlich 10 Meter, gelbe, lockere Tuffe 10 Metei-, blasiger Basalt 1 Meter, halbglasige Tuffe 3,2 Meter, graue, lockere Tuffe 18 Meter, die z. Th. überrollt sind, dichter splitteriger Basalt (Plagioklasbasalt) und endlich mittlerer Muschelkalk, dessen Schichten nahezu hori- zontale Lagerung zeigen. Weiter anfwärts folgen wiederiun Tuffe und Basaltdurchbrüche. Dieses Profil ist besonders instructiv, weil es aufs deutlichste uachweist, dass hier die Basalternptiou durch die Verwerfiings- spalteu erfolgt ist. Ferner geht aus der aufrechten Stellung der Tuffe hervor, dass dieselben sich offenbar auf secundärer Lager- stätte befinden. Sie sind kaum anders aufznfasseu , als eine los- ') Vergl. Basaltische Gesteine aus dem Gralifeld und der südöstlichen Rhön. Jalirb. d. Königl. preuss. geol. Landesanstalt für 1883, S. 183 — 184. zur Konntniss der »Langen Rhön«. 249 gerissene Scholle, die in die Verwerfiingsspalte Inneingestürzt ist, dann später von Basalten durchbrochen wurde und dabei Con- tactwirkungen theilweise erfnhr. Es ist mir sehr erfreulich, dass Herr v. Koenen hei seinen Aufnahmen in der Rhön zu der Auffassung, die ich hier ausge- sprochen habe, ebenfalls gekommen ist. In seinem sehr inter- essanten Aufsatz: »Uelier geologische Verhältnisse, w'elche mit der Empoidiebuug des Harzes in Verbindung stehen’)« erwähnt er, dass sich in einer ganzen Reihe von Fällen nachweisen lässt, dass nicht nur die oberoligocänen Sande, sondern auch die über ihnen folgenden Braunkohleiibildungen, und wo über diesen Basalttufte folgen, auch diese wohl noch durch Spalten dislocirt worden sind. Nach ihm sind die Spalten im Allgemeinen gleichalterig mit den Basalten, soweit dieser Ausdruck bei einer so laugen Zeitdaner, wie sfe das Hervordringen der Basalte in Anspruch genommen hat, zulässig erscheint. Herr v. Koenen führt dann weiter aus^), dass die meisten lind wichtigsten südöstlich -nordwestlich streichenden Spalten im nordwestlichen Deutschland der Hauptsache zur Aliocänzeit ent- standen sind, dass aller westlich vom Harze noch jüngere Dislo- cationen anftreten. Von diesen sind für mich von grösstem Biteresse die parallel dem Harzrand, also nordsüdlich verlaufenden Spalten, deren Entstehung nach Herrn v. Koenen durch einen Schub des Harzes gegen das rheinische Schiefergebirge hin zu erklären sind. Die Existenz von uordsüdlichen Spalten neben südwestlichen und südöstlichen an der Ostseite der Rhön ist von mir im vorigen Jahrbnche, S. XLVHI, erwähnt worden. Zugleich machte ich auf das verschiedene Alter derselben aufmerksam. Die ältesten sind otlenbar die beiden letzteren, die jüngsten die nordsüdlichen, deren Entstehung sich aber in der Rhön nicht mehr auf die Ur- sache zurückführen lassen dürfte, die Herr v. Koenen für Nord- westdeutschlaud ano-ep'eben hat. O Ö 1) Jahrbuch d. Königl. prcuss. gcol. Landesanstalt 1883, S. 194. 3) 1. c. S. 194. 250 H. Probscholdt, Geologische uud petrographische Beiträge Bei meineu vorjährigen Aufnahmen an der »Langen Rhön« habe ich versircht, weitere Anhaltspunkte über die Altersbeziehimgeii der drei Dislocationsspalten zu gewinnen. Da indessen zur Zeit nur ein sehr kleiner Theil des Gebirges seinem geologischen Bau nach genau bekannt ist, so haben die Folgerungen, zu denen ich gekommen bin, zunächst keine allgemeine Bedeutung, uud es ist nicht ausgeschlossen, dass mit fortschreitender Kenntniss manche derselben eine Berichtigung erfahren müssen. Alle Störungen, die ich bis jetzt in den Tertiärschichten kennen gelernt habe, haben nördliches Streichen, niemals nordwestliches. Und ganz analog verhalten sich die Basalte. Gewisse, durch ihre mineralogische Composition ausgezeichnete Basalte, die sicherlich zu den ältesten der Rhön gehören, treten am Ostrand des Gebirges in sehr mäch- tigen Gängen auf, die stets ein nordwestliches Streichen einhalten. Dahin gehört der mächtige Basaltgaug, der die Sondheimer Wal- dung fast der ganzen Länge nach durchzieht und wie Aufschlüsse im Dürren Graben zeigen, in Säulen abgesondert ist; ferner der Gang des Gangolfsberges , des steinernen Hauses u. s. w. Ich kann hier nicht unterlassen zu bemerken, dass diese mächtigen Gänge unter Verhältnissen endigen, die ich mir zunächst nicht anders als durch das Auftreten von Nordsüdspalten entstanden vorstellen kann. Freilich ist es l)ei der Oberflächenbeschatfeuheit und den ungemein zahlreichen Basaltdurchbrüchen sehr schwierig, darüber ganz sichere Resultate zu gewinnen. Die jüngeren Basalte dagegen, die die Tuffe und Braun- kohlenablagerungen durchsetzeu, zeigen vorherrschend uordsüd- liches Streichen, wenn sie in Gangform auftreten. Ich schliesse daran eine kurze Uebei'sicht über die Basalte des besprochenen Gebiets. 1. Hüppberg, Kuppe östlich vom Dorf Ginolfs, vor der »Langen Rhön«. Plagioklasbasalt mit grünlich-grauer, körnig ent- glaster, sehr spärlicher Grundmasse Und vereinzelten Nephelin- durchschnitten. Die nächste Aussenkuppe ist der Heppberg, dessen Basalt von mir im vorigen Jahrbuche als Limburgit des zweiten Typus, conform BoriCKy’s Nephelinitoidbasalt bezeichnet worden ist. Die zur Konntniss der »L;uj}^cn Rlion«. 251 ei'stere Bezeicliuuug ziehe ich zurück, da sie nicht zutretfeiid ist. Der Basalt ist rundweg als Nepheliubasalt zu heneuneu. Denn in der reichlich vorhandenen Grundsubstauz, die sich optisch genau wie Nephelinkrystalle in verschiedenem Durchschnitt ver- hält, habe ich mehrfach die Zusammensetzung von Krystalldnrch- schnitten erkennen können, die diesem Mineral entsprechen. Des Zusammenhauo:es wea;eu führe ich hier nochmals den Basalt des nahen Lahrbera;es als Plaofioklasbasalt au. Eine Glas- basis ist in dem Gestein nicht zu erkennen. 2. Rothberg. Das Gestein des Berges, der sich südlich vom Dorfe Roth erhebt, ist nicht Nepheliuitoidbasalt, wie ich im vorigen Jahrbuch angegeben. Aus einer aus winzigen Plagioklas- leisten, Augitprismeu und Maguetitkörneru zusammengesetzten Gruudmasse treten grosse IIornl)lende- und Augitkrystalle, ausser- dem Olivine porphyrisch hervor. Nephelin scheint dem Gestein durchaus zu fehlen. 3. Stettue r Höhe, erhebt sich zwischen Stetten und Plausen zu einem kleinen, isolii’teu Plateau. Der Basalt ist dem des Hepp- berg durchaus ähnlich, die Zusammensetzung des sogenannten Nephelinitoids aus Nephelinkrystalleu, deren sechseckige und vier- eckige Durchschnitte auch isolirt im Gestein erscheinen, ist in diesem noch deutlicher als in jenem. 4. Hill enberg. Schlilfe von der Kuppe des Berges, sowie von Gängen, die nördlich der Kuppe Tuffinassen durchsetzen, zeigen vollständige Ueberelnstimmuug in der Zusammeusetzung. Sie sind Nephelin führende Plagioklasbasalte, in denen eine bräun- liche, trichitisch eutglaste Grundmasse mehr oder minder reichlich auftritt. Dazu gehört auch das im vorigen Jahr l:)escliriebeue Gestein vom Fuss des Berges. Die daselbst erwähnten Zeolith- maudelu entstammen nicht dem Nephelin, sondern der bräunlichen Grundmasse. Bemerkeuswerth ist die Winzigkeit der Plagioklas- leisten bei allen hierher gehörigen Gesteinen. 5. Eisgrabeu. Der unterste Gang besteht aus Plagioklas- ])asalt, der sich von deni des Hilleuberg nur dadurch unterscheidet, dass in grösseren und grossen Einsprenglingen ausschliesslich Olivin auftritt. 252 li. Proescholdt, Geologische und petrographische Beiträge Plagioklasbasalte sind ferner die basaltischen Gesteine der Conglomerate, in denen die Plagioklasleisten weit zahlreicher und grösser erscheinen als in den vorher erwähnten Gesteinen, und des vorletzten Ganges auf der Höhe der »Langen Rhön«. Alle übrigen der anfgeführten Basalte des Eisgrabens sind Nephelinbasalte, l)ei denen der Nephelin sowohl in isolirten, wohl charakterisirten Krystalldurchschnitten als in der Form des Nephe- linitoids vorkommt. 6. Rothkttppel. 'Das Gestein der Rothküppel ist, wie schon im vorigen Jahrbnche erwähnt, Nephelinitoidbasalt. Ich er- wähne den Rothküppel nochmals wegen der Orientirnng der folgen- den Basaltvorkommnisse. Er liegt westlich vom Rothberg, östlich schliessen sich das Renpers und der Höhn an, wie in dem Situationsplan Taf. XII, Fig. 4 angegeben ist. Der Gang östlich vom Rothküppel ist ein Nephelinbasalt, der an Schönheit alle mir Imkannte Rhönbasalte übertrifft. Am meisten, auch in Handstücken, gleicht er dem Nephelindolerit, den mein Freund Bornemann an der Stopfeiskuppe aufgefundeu und be- schrieben hat ^). Durch die Güte desselben hatte ich Gelegenheit, die lieiden Basaltvorkommnisse zu vergleichen. Der erste, mächtige Gang westlich vom Rothküppel, dessen Fortsetzung noch nicht genau aufgenommen werden konnte, ist ein Feldspathbasalt. In einer grangrünen Grundmasse liegen winzige Plagioklasleisten, Angitprismen und Magnetitkörner eingebettet; aus dem Gemenge treten grosse Angitkrystalle nnd Olivine porjihyrisch hervor. Nephelin scheint zu fehlen. Der nächste schmale Gang, dessen Gestein stark verwittert ist, l)esteht aus einem Plagioklasdolerit.^) Dasselbe Gestein, al)er ') Jahrbuch d. Königi. preuss. Landesanstalt 1882, S. 153. Der Nej')helin- dolerit aus der Umgebung der Rothküppel unterscheidet sich von dem der Stoplelskuppe durch das Auftreten von Olivin, der dem letzteren gänzlich fehlt. Die graulichgrüne Grundmasse ist grossentheils in Zeolithe umgewandelt. 2) In dem, Plagioklasdolorit erscheint eine durch massenhafte Ausscheidung von schwarzen Körnern und Trichiten getrübte Glassubstanz. Die Entglasungs- produkte, die nach dem Verhalten in Säure zu urtheilen, sicherlich Magneteisen sind, häufen sich vielfach zu langen Stäben, die parallel unter einander das Gesichtsfeld durchschneiden, oder zu moos- und farrenkrautähnlichen Gebilden, ziu' Kenntniss der »Langen Rhön«. 253 in ganz frischem Zustande, l)ildet einen Gang am Beginn der Höhe, dessen Basaltmasse ausserdem aus Nephelinitoidbasalt l>esteht. Entlang der weimarischen Grenze in nordsüdlicher Richtung durchsetzt ein Gang den Dürren Graben. Das Gestein löst sich im Dünnschlifie u. d. M. auf in eine isotrope Gruudmasse, in der spärlich Nephelinkrystalle , sehr häutig Augitsäulchen und Magnetitkörner liegen, und 01i^dn in vielfach wohl umgrenzten Krystallumrissen erscheint. Die Zusammenstellung der aufgeführten Basalte zeigt recht deutlich, wie ungemein verschiedene basaltische Gesteine sich auf einem kleinen Terrain zusammendrängen können. 7. Vorderer Ganirolfsberff. Das Gestein von dem vor- O O deren Gaug-e des Gan«:olfsberü:es und des langen und mächtigen Ganges in der Sondheimer Waldung ist, wie bereits erwähnt, völlig identisch. Häufig enthält es bis einen Centimeter grosse ö O ö Augit-, aber auch Hornbleudekrystalle eingesprengi. Das mikro- skopische Bild zeigt eine reichlich vorhandene, schmutzig-weisse, globulitisch und trichitisch entglaste Grundmasse, die nur bei sehr dünnem Schlifi' deutlich hervortritt, ferner eine Gemenge von winzigen Plagioklasleistcn, Augitprismen und Magnetitkörnern, und endlich grosse, häufig zerbrochene und abgeschmolzene Augit-, Hornblende- und Olivinkrystalle , zu denen zuweilen sehr grosse Nepheline mit Einschlüssen der Grundmasse hinzutreten. Die Verbreitung des Nephelin in dem Gestein dürfte eine grössere sein, als man nach der mikroskopischen Untersuchung annehmen kann, denn Schliffe, die auf Zeolith untersucht und frei befunden waren, gelatinirten bei Behandlung mit Salzsäure unter Abscheidung von Chlornatriumkrystallen. Ich habe schon im vorigen Jahr- buche darauf aufmerksam gemacht, dass der hohe Alkaligehalt des durch Salzsäure zersetzbaren Theiles des Basaltes vom steiner- die häutig die Plagioklase umranden. Dass Tricliitgebilde dieser Art als selbst- ständige Ausscheidungsprodukte ohne Glasmagma aul’ti'eton kounon, wie das hier der Fall ist, erwähnt schon Boiucky von dem Basalt von St. Ivan (Petrogr. Studien, S. 38). Als Verwittorungsprodukt tritt im Schliff blutrothos Eisenoxyd in traubigen, halbkugligen und nicren förmigen Formen und Augen auf, deren Mitte meist mit Kalkspath ausgekleidet ist. 254 H. Proeschoi,dt, Geologisclie und petrographische Beiträge neu Hause, der zu dieser Gruppe gehört, auf das Vorliandeuseiu von Nephelin hinweist ^). Der Basalt gehört dem eutsprecheud zu den Basaniten Bücking’s; auf das Vorkommen von Hornblende ist meines Erachtens nach ein besonderes Gewicht zu legen. 7. Hinterer Gauffolfsbera:. Der unterste der Basalt- gänge, der 0,4 Meter mächtig die Tuöe und Conglomerate am hinteren Gangolfsberg durchsetzt, besteht aus einem tiefschwarzeu, dichten Gestein. U. d. M. Ijeobachtet man eine ziemlich spärlich vorhandene Glasbasis, in der überwiegend Plagioklasleisten und Magnetitkörner, sehr vereinzelt Augitprismen liegen, während der Olivin in grösseren, fast immer serpentinisirten Eiiispreng- lino-en auftritt. Die a;rünlichgraue Glasbasis ist in Salzsäure zer- ö O O setzbar. Die anderen, früher erwähnten Basalte der Lokalität gelten nur bei äusserster Dünne des Schlifles l^rauchbare Präparate. Auch sie besitzen eine grünlichgraue Grundmasse, die aber wegen der zahllosen eingesprengten Magnetitkörnchen kaum erkennbar ist. Fast die Hälfte des Gesteins wird durch Plagioklasleisten weliildet, der Ausfit tritt wie in dem voriü;en Gestein auffällio' zuriick, der Olivin erscheint dagegen ziemlich häutig in grösseren Krystallfragmenten. In manchem Schlitf beobachtet man schon mit blossem Auo-e eine Durchsetzuna; der Gesteinsmasse durch gerade, parallel unter einander verlaufende schwarze Linien. U. d. VI. zeigen dieselben eine recht auffällige Zusammen- setzuno'. Bald scheinen es lediw-licli Anhäutüno-en von Vlan’netit- O O o O körnern in einer Bichtung zu sein, die die Schwärzung hervor- rivfen, bald durchzieht eine schwarze oder graue und bei grosser Dünne des Schliffes schmutzig-wcisse Substanz als schmales Band das Gestein, bald lösen sich die schwarzen Linien in eine Perl- schnur ähnliche Anreihung eigenthümlich construirter sekundärer Miueralproducte auf. Entweder legen sich um einen halbkreis- förmigen schwarzen Kern auf der gekriimmten Seite concentrische Lagen einer hellen VIineralsul)stanz, die meistens Kalkspatli ist, und einer schwarzen; oder der Kern ist von Kalkspath ausge- 1) 1. c. S. 185. zur Kenntniss der »Langen Eliön«. 255 kleidet, und um den Bogen scldiesst sich ein schwarzer Hof. Derartio-e sekundäre Producte linden sich ausserhalb der schwarzen O Linien auch zerstreut in dem anderen Gesteinsgemengc. Woraus die schwarze oder graue Masse besteht, bleibt vorläufig dahin- gestellt. Das Gestein braust beim Betupfen mit Salzsäure und löst sieh darin unter Abscheidung von Kieselpulver zum grössten Theil auf. Leider fehlt mir zur Zeit das Alaterial zur weiteren Unter- suchung. 8. Strutberg. Der Strutberg wird von dem Gaugolfsberg durch den Elzbachgruud geschieden. Auf seiner IJöhe liegt das steinerne Haus. Basalte westlich von demselben erweisen sich als Plagioklasbasalte mit einer schmutzig-weissen Glasbasis. 9. Querenberg. Der Berg bildet eine flache Erhöhung westlich des schwarzen Moores. Der Basalt von der Kuppe (774,4 Aleter) ist Nepheliuitoidbasalt. 10. Birx er Strassen kreuz uno:. Das Gestein bildet einen Gang, der über der Birxer Mühle die Strasse von Seiferts nach P)irx durchrpiert. U. d. M. beobachtet man in einem spärlichen Magma Mikrolithen von Plagioklas, Augit und Magnetit, aus welchem Gemeno'e g;rosse Plas-ioklasleisteu, Aim-ite und Olivine porphyrartig hervortreten. Ein Schliff zeigt ausserdem einen grossen Sanidin mit abgeschmolzeueu Kauten. 11. Schafstein. Der Basalt des nahezu kreisrunden Berges westlich von Wüstensachsen ist ein typischer, hornbleudefreier Basanit. 12. Der Ehrenberg erhebt sich nördlich vom Schafstein. Der Basalt gehört zu den Plagioklasbasalteu. 13. Wassei kuppe. Basalte, die: von der Wasserkuppe zwischen Schafstein und der Kuppe entnommen waren, zeigen u. d. AI. Nephelin in unbestimmten LTmrissen (Nepbelinitoid) und seltener in deutlicben Krystalleu, eine reiche Alenge von Magnetit- körnern, während Angit und Olivin etwas zurücktreten. 14. Lerchenküppel. Das Gestein des Lerchenküppels, westlich der Wasserkuppe nach dem Pferdskopf zu, gehört zu den hornblendefreicu Basauiten BüCKING’s. 256 H. Proescholdt, Geologische and petrograpliische Beiträge Nach den 1:>islierio;eu Uiitersucliimp'en treten also in der »Laniren Rhön« Neplielinlmsalte inclusive der Neplielinitoidbasalte, Plagioklas- basalte und Basanite auf. Zn den von mir erwäbnten Nepbelin- basalten tritt nocb der von Singer bescbriebene Basalt vom Baiiersberg binzu. Dagegen fehlen der »Langen Rbön« die olivin- freien Nepbelinliasalte, die Nepbelinite Rosenbusch’s, ferner die Tepbrite, Angitandesite und die Liml)urgite des ersten Typus (dunkele Magmaliasalte). Was die bellen Limburgite anbetrifl't, so scbeint mir der Unterscbied zwischen diesen uiid den Nepbelini- toidbasalten in vielen Fällen sehr elastisch zu sein. Ausserdem scheinen in der »Ijangeu Rhön« Pbonolitbe und Leucit führende Ba- salte 2) nicht vertreten zu sein. Sie tritt dadurch in einen ge- wissen Gegensatz zu der klippenreichen und der nördlichen Rhön, aus der Bücking '^) Tepbrite, Angitandesite nebst Plagioklasba- salten, Basaniten und Nepheliuliasalten, Sommerläd'’^) ITornblende- liasalte, die als Uuteralitheiluug der Feldspathbasalte angesehen werden, beschrieben haben, während früher schon Mühl und Zirkel ^') die mikroskopische fleschaflenheit mancher Phonolithe aus der kuppenreichen Rhön augaben. Nephelinit scheint bis jetzt nur von der Stopfeiskuppe bekannt zu sein, Melilith ist aus der Rhön bisher nirgends liekanut geworden. Uelier die gegenseitigen Altersbeziehungen der Eruptivgesteine der Rhön erstellen sich nach den vorher o;ehenden Bemerkinu''en gewisse, zwar nicht absolut sichere, aller doch sehr wahrschein- liche Resultate. Nach Sandrerger der die Ansichten der älteren Rhön- forscher Gutberlet und IIassenkamp vertritt, ist das älteste 1) Beiträge zur KeButniss der am Bauersljerg Bei BiscLofsheim in der Rhön vorkommenden Sulfate. Leucit erwälmt Petzoi.d in der Zeitsclir. für Naturw. 1883, S. Iö5 vom schwarzem Ilauck und dem Fuss des Ebersberges. üeber Angitandesite in der südl. Rhön etc., Tsciiekmar’s min. u. petr. M. 1878, — Jahrb. d. preuss. geol. Landesanst. f. 1880, 149 — 189; 1881, G04 — GOG. *) Neues Jahrbuch, II. Beilagebaud, 1882, 139 — 185. Neues Jahrbuch, 1874, 38 — 39. ®) Mikroskop. Beschaffenh. tl. M. u. Gest. 1873, 387 — 394. Borinemann, Bemerkungen über einige Basaltgest. etc., Jalu'buch d. preuss. Landesanstalt 1882, 149 — ^157. ®) Zur Naturgeschichte der Rhön 1881, S. 24 — 27. zur Kenntniss der »Landen Rhön«. 257 Eniptivgestoin der Milseburgplionolitli, der an der Milseburg, Teufelstein, Maulkuppe, Steiuwaud u. s. w. auf tritt. Dauu folgen tiefschwarze, porpliyrartige Basalte mit grossen Hornblende- und AngitkrystaJlen, die niemals grössere Kuppen oder Decken bilden, aber in kleineren Ausbrüchen in der klippenreichen Rhön von Rasdorf bis Gersfeld anftreten. Diese Ansicht theilt auch Som- merlad i) bezüglich seines Hornblendebasaltes: »Die Hornblende- basalte bilden auf der Rhön, wo sie am weitesten verbreitet zu sein scheinen, nie hohe Kuppen. Sie sind, wie sich dies wenig- stens für die Rhön und den Vogelberg uachweiseu lässt, älteren Ursprungs als die horublendefreien Basalte«. Der ältere Basalt durchbricht nach Sandberger zwischen Stellberg und Alanlkuppe den Milseburgplionolitli und kommt als Einschlnss in den Tuffen des jüngeren Phonoliths von trachy- tischem Habitus vor. Gleichalterig mit diesem Basalt ist der glimmerführende B uchonit. Der jüngere, trachytische Phonolith kommt iiberwiegeud in der kuppeureichen Rhön vor. Der jüngste, dichte Basalt ist nach den organischen Ein- schlüssen seiner Tuffe und den mit diesen wechselnden Braun- kohleiilagern sicherlich untermiocäu. Zu ihnen gehören gewisse Basalte der »Langen Rhön«. Nach Bücking 2) sind in der Rhön vulkanische Gesteine vor- handen, die älter sind als die Braunkohlenalilagernngen, die der Zone des Blättersandsteius entsprechen, und solche und zwar der grösste Theil der Eruptivgesteine, welche der Zeit nach Ablagerung dieser Braunkohlenschichten augehören. So sind u. A. jünger als die Braunkohlen die Augitandesite des Breitfirst, welche Nephelin- basalt und mit letzterem zugleich Basalttnffe und Coiigloinerate überlagern. Am Schlnsse meiner vorjährigen Notizen-'^) über Rhönbasalte wies ich auf die Analogie hin, welche in dem Anftreten von Nephelinitoidbasalten am Südostraud der Rhön und dem Vor- ') a. a. 0., S. 184. Jahrbuch d. K. preuss. Landesanst. für 1880, 158. Jahrbuch d. K. preuss. Landesanst. für 1883, S. 18G. Jahrbuch 188L. 17 258 ri. Pkoescholdt, Geologische und petrograpliisclie Beiträge kommen von ebensolchen in der äussersten Peripherialzone des IT miptznges böhmischer Basalte Imsteht, die nach BüRICKY zn den ältesten Ihisaltgebildeu gehören. Den Schluss, der in dieser An- gabe liegt, muss ich jetzt als iiTthttmlich bezeichnen, denn die Nephelin- und Nephelinitoulbasalte der »Langen Rhön« sind nach ihrem Auftreten ganz bestimmt zu den jüngsten Basalten zu rechnen, da sie ganz evident die jüngeren ITraunkohlenbihhmgeu und die mit denselben wechselnden Tufte gangförmig durchsetzen. Dazu gehören ferner die Plagioklasbasalte und Basanite. Welches sind aber die Basalte, die die mit den Braunkohlen- aldagerungen in Verbindung stehenden Tufie bei der Eruption geliefert haben? Mehrfach wird von diesen Tuffen, die man die älteren nennen kann, berichtet, dass sie reich an grossen Augit- nnd Horublendekrystallen sind, ebenso führen die mit diesen Tuffen verbnndeiien basaltischen Conglomerate dieselben Mineralien und sind, so viele ich l)is jetzt untersucht, feldspathhaltig. Das deutet entschieden auf jene Plagioklasbasalte und T^asanite, die sich durch den Gehalt an grossen Angiteu und Idorublenden auszeichnen, und die bisher niemals als die Braunkohlenbildnngen durchsetzend aufgefunden worden sind. Sie finden sich auf beiden Seiten des Gebirges, am Ostrand dadurch ausgezeichnet, dass sie, wenn sie sfanorförmia: erscheinen, vorwaltend in nordwestlich -süd- östlicher Richtung streichen. In wiefern die fortgesetzten Untersuchungen diese Ansichten bestätigen oder verändern werden, steht dahin. Jedenfalls dürfte es ziemlich sicher sein, dass die »Lange Rhön« nicht einfach in der Weise entstanden ist, dass Truppen in gewissen Richtungen der Ernptionsspalten sich an einander schlossen und die Zwischen- räume durch Tuffmasseu ausgefüllt worden sind, sondern dass der Aufbau auch der Tertiärgebilde in Beziehung steht zn allgemeinen Bewegungen der Erdkruste. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die ausserordentlich zahl- reichen Eruptionen von tertiäicn Eruptivgesteinen gerade an den Kreuzungsstellen zweier, sehr weit veiTreiteter Spalteusysteme, eines nordöstlichen und nordwestlichen, eingetreten sind. Iher Causaluexus ist um so weniger zu verkennen, als die Eruptionen znr Kenntniss der »Laneen Rhön«. 25!) diese Spalten z. Th. benutzt haben. Ein solcher ursächlicher Znsannnenhang scheint auch zwischen gewissen, Jüngern Basalten der Rhön und einem dritten nordsüdlichen Spaltensystein, das jünger als die beiden ersten ist, zn bestehen. Welche Ursache die nordsüdlichen Spalten hervorgerufeu hat, ist noch ganz unklar, fast möchte man aber glauben, sie seien die Wirkungen eines Nachsiukeus des fränkisch -schwäbischen Seukungsfeldes. Mein hochverehrter Lehrer Professor SuESS hat in seinem klassischen Werk »das Antlitz der Erde« in höchst anschaulicher Weise die Giebirgsbildung auseinandergesetzt. Ist der Thüringer Wald am Rand des fränkisch - schwäbischen Senkungsfeldes ein Horst, so ist die nahe, fast gleich hohe Rhön inmitten derselben ein reines Erosionsgebirge, das in demselben Verhältniss zu andern benachbarten Gebirgen steht, wie jede Rasaltkuppe zu seiner Um- gebung. Von einer Hebung durch die vxdkanischen Gebilde ist in der Rhön nichts zu bemerken. Meiningen, im April 1885. 17 Die Süsswasser-Faiiiia iiiid Süsswasser- Diatomeen -Flora im Unteren Diluvium der Umgegend von Rathenow. Von Herrn F. WahnschaiFe in Berlin. In einer brieflichen Mittlieilnng im Jahrbuclie der Königlich l)reussischen geologischen Landesanstalt für 1882 hatte ich 1)ereits ül^er das Vorkommen von Sttsswasserconchylien im Unteren Di- luvium der Kathenower Gegend berichtet. Nachdem nun die von mir in jenem Gebiete ausgeführten geologischen Aufnahmearbeiten weitere Beiträge zur Kenntniss jener Vorkommnisse geliefert haben, sollen die Resultate dieser Untersuchungen im Zusammenhänge hier mitgetheilt werden. Es dürfte sich dabei empfehlen, die ver- schiedenen Fundorte nach einander zu l)esprechen. Dieselben vertheilen sich auf die Messtischblätter Rathenow (Weinberg bei Rathenow, Sandgrube und Mergelgrube bei Ferchesar, Rollberg l.^ei Rathenow), Haage (Eisenbahneinschnitt, Mühlenberg und Thon- grube bei Neunhausen, Mergelgrube bei Kotzen, Weinberg bei Möthlow, Mergelgrube bei Braedikow, Grube bei Bessin), Bamme (Sandgrube l^ei Bamme, Galgenberg südwestlich von Neuuhausen), Garlitz (Sandgrube bei Barnewitz) und Tremmen (Kossäthenberg I)ei Tremmen). Die genannten Blätter gehören dem Westhavel- laude au, dessen Obertlächeugestalt sich dadurch auszeichnet, dass M Uelier das- Vorkommen einer Süsswasserfauna ini Unteren Diluvium der Umgegend von Ratheuo^Y u. s. w. S. 43G — 439. F. Waunsoiiaffe, Die Siisswasser- Fauna etc. 2() 1 sicli das Diluvium iuselai'tig aus oft weit ausgedehnten Niedenuigen erhellt. Das obere Diluvium tritt in zusammenhänG:ender Decke meist nur im Osten auf den grösseren Plateaus auf, während die kleineren mehr vereinzelt liegenden Diluvialinseln gewöhnlich nur aus Ablagerungen des unteren Diluviums bestehen, weil die ober- diluvialen wahrscheinlich durch die Fluthen, aus deren Einwirkung die sich vielfach verzweigenden Thaluiederungeu hervorgiugen, deuudirt worden sind. A. Die Fundorte der fossilen Siisswasser -Fauna. 1. Der Weinberg bei Rathenow. Die soeben erwähnte liriefliche Mittheiluug hat bereits eine nähere Beschreibung des geologischen Aufbaues der dort auftre- tenden Diluvialablagerungen und eine Aufzählung der darin vor- kommenden Couchylien gegeben, sodass ich in Betreff dieses Auf- schlusses darauf verweisen kann und hier nur der Vollständigkeit halber das Hauptsächlichste wiederholen will. Der Rathenower Weinberg bildet eine kleine, rings von weit- ausgedehnten Niedei'ungen umgebene Diluvialinsel, welche eine ungefähr von Nord nach Süd gerichtete Längsaxe besitzt und sich 22,3 Meter über die Thalfläche erhebt. Der Hauptsache nach be- steht derselbe aus Unterem Diluvialsande, der sowohl an der Ost- seite als auch in dem an der Südspitze befindlichen Eisenbahn- einschnitte aufgeschlossen ist. In einer von Ost nach West gerichteten Einsattelung des Bei'ges ist der Untere Diluvialmergel durch zwei tiefe Gruben aufgeschlossen. Derselbe keilt sich nach Osten zu in der am Ostabhange des Berges gelegenen Sandgrube aus, erreicht dagegen in den Mergelgruben eine Mächtigkeit bis zu 7 Meter. Lokal zeigt der Geschiebemergel Einlagerungen von roststreifigen Sanden mit feinen Thonzwischenlagerungen von 2 — 3 Decimeter Mächtig- keit. Die aus dem Geschiebemergel stammenden Geschiebe l)e- stehen etwa zu 90 pCt. aus krystallinischeu Gesteinen und Sand- steinen. Es fanden sich cambrische Sco/it/mö' - Sandsteine, ober- silurische Beyrichienkalke und Schiefer mit MonogruiJtuts priodon 262 F. Wahnschaffe, Die Süsswasser -Fauna Bronn. Ein Augengneiss hatte eine Grösse von 12 Deciineter Längs- und 11 Deciineter Querdurclnnesser. Der Geschiebein ergel enthält folgende Sttsswasserconchylien: Valvata 'piscmalis Müll. var. antiqua Morris (= Val- oata contorta Menke, non Müller) Bythmia tentaculata L. Sphaerium solidum Normand Pisidium amnicum Müll. » wahrscheinlich nitidum Jenyns Unio spec. (in kleinen Bruchstücken). Die Schalreste befinden sich hier nicht auf primärer Lager- stätte, sondern sind wahrscheinlich bei dem Vorrücken des Inland- eises aus dem Untergründe in die Grundmoräne eingebettet worden. 2. Der Eisenbahneinschuitt bei Nennhausen. Westlich von der Station Nennhausen durchschneidet die Lehrter Eisenbahn den südlichen Zipfel der zwischen Nennhausen, Kotzen, Ferchesar und Stechow sich ausdehnenden Diluvialhoch- fläche. Dieser vorspriugeiide Theil erstreckt sich in südwestlicher llichtuna: und findet in dem hart am Ostufer des Gräniiip-er Sees gelegenen Galgenberge seinen Abschluss. Im östlichen Theile des 700 Meter langen Eisenliahnaufschlusses tritt ein gelblicher, dem Unteren Diluvium zugehöriger Geschiebemergel zu Tage, welcher dort eine Mächtigkeit von 5 — 6 Meter besitzt, sich aber weiter nach Westen zu auskeilt. In diesem Mergel fand ich an einer Stelle ein Bruchstück der PahuUna diluviana Kunth. Ueberlagert wird der Mergel von einer 1 — 1,5 Meter mächtigen Schicht Sandes, welcher, wie durch Bohrungen festgestellt wurde, nach Norden zu mächtiger wird und dem Unteren Diluvium zugerechnet werden muss. Das Liegende des Mergels wird ebenfalls von San den des Unteren Diluviums gebildet. Dieselben treten überall in dem Aufschlüsse hervor und bieten im westlichen Theile desselljen, wo sie etwas gröber ausgebildet sind, eine Fundstelle sehr zahl- reicher Conchylienschalen, von denen ich folgende Arten bestimmte: und Süsswasscr-Diatünieen- Flora ctc. 263 Vcdcata piscinalis MÜLL. var. antiqiui Morris 290 Ihjtliinia tentaculafa L 29 » » L. var. producta Menke 4 Paludina diluciana KüNTH 2 Limnaea auricidaria L 14 Idanorhis marginatus Drap 6 Sphaeriurn solidum Normand 48 » vioiculum Leach 1 Pisidmm amnicum Müll 45 » nitidum Jenyns 7 Unio sp Bruchstücke. Die beigefügten Zahlen geben die Anzahl der gesanunelton Exemplare an, doch darf a,tis dem Verhältniss derselben nur an- nähernd auf die Menge der früher dort zusammenlebenden Con- chylien geschlossen werden, da natürlicher Weise die dickschaligen Couchylien sich besser erhalten mnssten, als die dünnschaligen. Der Umstand, dass so zarte Schalen wie Limnaea auricidaria. lind Planorbis marginatus hier in gut erhaltenen Exemplaren Vor- kommen, sowie überhaupt der Reichthum an Schalen scheint mir zu beweisen, dass die Conchylien hier auf primärer Lagerstätte sich finden oder nur einen kurzen Transport erlitten halien können. 3. Der Galgenberg südwestlich von Nennhausen. Zur Anlage der Nennhanser Moordammculturen ist der Sand, welcher den bereits erwähnten Galgenberg bildet, theilweise zur Aiifbrino'uno; auf die Moorerde verwerthet worden, ln FoLe dessen ist an der Ost- und Süd-Seite des Berges ein grosser Auf- schlnss entstanden, welcher eine Uutersnclning der dortigen Di- luvialablageruugeu ermöglichte. Der Aufschluss an der Ostseite war 35 Meter laug und zeigte nach Norden zu feinkörnigen, horizontalgeschichteten Unteren Diluvialsand. In der Mitte des Prohles fand sich eine Bank von weissgelbem Mergelsaud mit zahlreichen Glimmerblättchen und hohem Kalkffehalt. Die Lane- rillig dieser Bank war eine mehrfach gewundene und gestörte. Darüber fand sich ein mehr oder weniger grober Sand und Grand, 264 F. Wahnschaffe, Die Süsswasser -Fauna in welcheni ich einige Kieselschi efergevölle fand nnd welcher die nachstehenden Conchylienschalen enthielt: Valvata piscinalzs MÜLL. var. antiqua Morris Paludina diluviana L. Limnaea auricidaria L. Pisidium amnicum Müll. In dein Aufschlnsse an der südsndwestlichen Seite des Galgen- berges treten an dein ganzen circa 10 Meter hohen Abstiche ver- schiedentlich im Unteren Dilnvialsande kleine, durch Thonbrocken verkittete Grandbänke von sehr unregelmässiger, gestörter Lage- rung auf, welche meist sehr reich an den ebengenannten Conchy- lienschalen sind. Das ganze Vorkommen macht hier den Eindruck, als ob die thonigen Schichten, in welchen die Schalen ursprünglich zur Ablagerung gelangten, durch starkströmende Wasser zerstört und in den Grand eingebettet wurden. 4. Sandgrube bei Bamme. Am Westrande der sich zwischen Bamme und Graeningen ausdehnenden, 2,7 Kilometer breiten Diluvialinsel erhebt sich das Terrain in dem hart an der Ostseite des Dorfes Bamme gelegenen Mühlenberge bis zu 48,7 Meter über der Ostsee oder 21,2 Meter über der im Westen und Norden sich aiisbreitendeu, juiigalluvialen Niederung. Diese Erhebung wird ausschliesslich aus Unterem Diluvialsande gebildet, welcher hier in mehreren, am Eande der Hochfläche gelegenen Gruben aufgeschlossen ist. Die be- deutendste derselben befindet sich südlich von der auf dem Gipfel des Mühlenberges gelegenen Windmühle. Der Untere Saud, welcher hier bis zur Oberfläche eine deutliche im Allgemeinen horizontale Schichtung mit Driftstructnr besitzt, ist bis auf 6 Meter Tiefe aufgeschlossen. Der Sand ist im Grossen und Ganzen als mittel- bis feinkörnig zu bezeichnen, besitzt jedoch einzelne Lagen, in denen sich Gerölle bis zu Faustgrösse finden. In diesen gröberen Partien und zwar nur in der tiefsten Stelle der Grube fand ich die nachstehenden Conchylienschalen, welche allerdings nicht sehr zahlreich vorhanden waren, sich jedoch bei jedem wiederholten Besuch der Grube wieder auffindeu liesseu: und Süsswasser-Diatoineen-Flora etc^ 2(J5 Valüuta piscinalis MÜLL. var. aafiqua MORHIS Paludina diluviana KüNTH PiskUum mnnicum Müll. Sphaerium solidum Normand ünio spec. (Bruchstücke). Wenn in der nördlich von der Mühle gelegenen Sandgrube, sowie iu derjenigen bei Graeningen bisher keine Conchylienschalen gefunden wurden, so liegt dies wohl nur darau, dass diese Auf- schlüsse nicht die Tiefe der Bannner Grube erreichen, denn in den oberen La^en des Sandes sind in FoG'e der durch die Taa:e- Wässer stattfindenden Entkalkung auch die Schalen aufgelöst worden. 5. Sandgrube bei Ferch es ar. Am Nordraude der tiefen Einsenkung, welche sich als die östliche Fortsetzung des Ferchesarer Sees zwischen der Bauern- O haide und der F erchesarer F eldmark hinzieht , ist der Untere Diluvialsand durch eine tiefe Grube aufgeschlossen. Die in derselben sehr vereinzelt vorkominenden Schalen gehörten säinint- lich der Valvata 'piscinalis MÜLL. var. antiqua AIORRIS an. 6. Alergelgrube bei Ferchesar. Zwischen Ferchesar und Kotzen tritt der Untere Diluvial- mergel in ziemlich ausgedehnter Fläche zu Tage. In einer am Wege zwischen den genannten Ortschaften befindlichen Lehmgrube, in deren Sohle der intacte Alero-el a:erade noch erreicht wurde, fand sich in letzterem eine Klappe von Pisidmvi amnicum Müll. 7. MergeUrube bei Kotzen. Am Westrande des Nennhausen-Kotzener Diluvialplateaus tritt an der Stelle, wo der beide Ortschaften A^erbindende Commu- nicationsweg die Forst verlässt, der Untere Diluvialmergel unter dem darül)er liegenden Unteren Diluvialsande hervor, ln der südlich von diesem Wege gelegenen Grube sind dem Unteren Geschiebemergel kleine, oft nur wenige Centinieter mächtige Sand- bänkchen eingelagert, welche aus dem Liegenden bei Ablage- rung der Gruudmoräne aufgenommeu zu sein scheinen. Diese 2G6 F. Wahnschaffe, Die Süsswasser- Fauna meist nur als Schmitzen auftretenden Bäukclien waren ziemlieli reich an Schalresten, von denen sich folgende bestimmen Hessen: Valvata piscinalis MÜLL. var. a7itiqua Morris Paludina diluviana Kunth Sphaenum solidtim Normand Pisidium nitidum Jenyns Unio sp. 8. Mühlenberg bei Nennhausen. Der nordöstlich von Nennhausen gelegene Mühlenbei’g wird durch Unteren Dilnvialsaiid gebildet, welchem mehr oder weniii'er scrosse Nester von Grand eino-elao-ert sind. Diese ent- o o o o hielten wohl erhaltene Exemplare der Paludina diluviana Kuntii. 9. Weinberg bei Möthlow. Derselbe bildet eine kleine, unmittelbar am Plateaurande west- lich vom Dorfe Möthlow gelegene, isolirte Dihivialerhebung. Er l)esteht aus Unterem D iln vial sande, welcher in einem an der Nord Westseite des Berges betiudlicheu Abstiche sichtbar ist. Diesem Saude ist eine Bank feiugeschichteteu Diluvialthones eingelagert, welche den ganzen Berg in sohräger Richtung durchsetzt, eine Mächtigkeit von 3 — 5 Decimeter besitzt und indem sie allmählich an Mächtigkeit zunimmt, unter 9 — 10*^ nach NW. zu einfällt. Die Lage dieser Bank lässt deutlich erkennen, dass der Berg eine Anfpressung erlitten hat. ln dem Sande über der Thoubank fanden sich Schalen der Paltidina diluviana Kunth. 10. Mergelgrube bei Braedikow. Am östlichen Rande des Friesacker Diluvialplateaus steht in der Grube nördlich .vom Gasthofe in Braedikow ein gell)licher, Unterer Geschiebemergel an, welcher sich durch die Führung sehr zahlreicher Kreidegeschiebe auszeichnet. Im Geschiebemergel kommen linsenförmige Saudschmitzen vor, deren grösster Durch- messer 30 Ceutimeter betrug. Der Sand war rein weiss und völlig lehmfrei und enthielt Brnchstücke der Paludina diluviana Kunth, welche sonst im Mergel hier nicht gefunden wurde. und Sflsswasser- Diatoinccu - Flora etc. 2G7 ]1. Grube bei Pessin. Die Pessiuer Diluvialinsel wird zum grössten Theile vom Oberen Dilnvialmergel bedeckt, welcher sich am Nordgehänge bis zur Niedenmg herabzieht. Eine hier betindliche Mergelgrube zeigt in der Sohle den darunter liegenden Unteren Dilnvial- sand, welcher zahlreiche Schalen der Paludina dihtciana Kunth und Valoata piscinalis Müll. var. antiqua Morris enthielt. 12. Sandgrube bei Barnewitz. Oestlich von Barnewitz findet sich am Wege neben der Windmühle eine grosse Sandgrube im Unteren Diluvialsande, der dort bis zur Oberfläche ansteht. Der Sand ist iin Allgemeinen ziemlich feinkörnig, doch kommen auch einzelne gröbere Lagen darin vor. An der Nordseite der Grvdie, wo der Sand bis auf 3 Meter Tiefe aufgeschlossen ist, fand ich ein Exemplar der Val- vata piscinalü MüLL. var. antiqua Morris. 13. Kossäthenberg bei Tremmen. Der Kossäthenlmrg bildet eine 2 Kilometer südlich vom Dorfe Tremmen gelegene Erhebung, in welcher der Untere Diluvialsand zn Tage tritt. Am Eingänge in die am Ostabhangc gelegene Grul)e ist der Untere Diluvialmergel dem Sande anfgelagert. Die obersten Schichten des letzteren sind feinkörnig mit Einlagerungen von Thon- und Schleppbänkchen. In der Sohle der Grube, un- gefähr () Meter unter der Oberfläche treten Grandbäukchen in dem Sande auf, welche folgende Conchylienschalen führen; Valoata q^i^f^dnalis MÜLL, antiqua MORRIS Paludina diluviana KuNTii Pisidmm am-nicuni Müll. ünio sp. Die nachstehende Tabelle soll eine Uebersicht über die in der liathenower Gegend im Unteren Diluvium von mir aufge- fundeneu Schalen von Süsswassercouchylien geben. Interessant ist das Ergebniss, dass hier nur die höher gewundene Abart der weit verbreiteten Valoata 'imcinalits Müll, vorkommt, welche zwar auch lebend in der Havel und im Tegelersee, aber entschieden seltener als ihr fossiles Vorkommen sich tindet. Die fossilen Süsswasserconchylieii im Unteren Diluvium der Umgegend von Rathenow. 2ß8 F. Wahnschaffe, Die Süsswasser- Fauua Diatomeen- 1 führender Rollberge Süsswasser- Ijei Rathenow Kalk + + Unterer Diluvialsand resp. -grand Kossäthenberg bei Tremmen + + + + Sandgrube bei ßarnewitz + + + Grube bei Pessin + + Weinberg bei Möthlow + Sandgrube bei Ferchesar Sandgrube bei Bamme + + + + + Mühlenberg bei Nennhausen + Galgenberg südw. von Nennliausen + + + + Eisenbalineinschnitt bei Nennliausen + + + + + + + + + + + Unterer Diluvialmergel Eisenbahneinschnitt bei Nennhansen + Mergelgrube bei Braedikow + Mergelgrube bei Kotzen + + + + + Mergelgrube bei Ferchesar + Weinberg bei Rathenow + + + + + + Formationsglied | 1 Fundstelle 1 Valvata piscinalis Müll. var. antiqua Morris Paludina diluviana Kunth Bythinia tentaculata L. Bythinia tentaculata L. var. producta Menke Limnaea auricularia L. Planorhis marginatus Drap. Sphaerium soUdum Norsiand Sphaerium rivicolum Leach. Pisidium. amnicum Müll. Pisidium nitidum Jenyns ünio sp. und Süsswasser - Diatomeen - Flora etc. 269 ß. Die Fmulorte der fossilen Siisswasser-Diatomeen-Flora. 1. Die Thongrube von Nennhausen. Nördlich vom Dorfe Nenuhausen liegt in einer Einsenkung des Terrains zur Linken des nach Kotzen führenden Communications- weges eine zum Kittergute gehörige Ziegelei, welche den in un- mittelbarer Nähe durch eine tiefe Grube aufgeschlossenen Thon verwerthet. Die oberste Ablag-eruup’ wird daselbst von Unterem Diluvial mergel gebildet, welcher au der östlichen Seite der Grul)e den darunter liegenden Thon direct überlaa;ert. Der Geschiebe- mergel ist nach oben zu bereits verwittei’t, besitzt jedoch in seinem untersten Theile noch seinen natürlichen Kalkgehalt, wodurch er sich scharf von dem darunter liea:euden «'eschiebefreien Thon abgreuzt, da dieser kein Calciumcarbonat enthält. Der Thon ist in der Grube auf 4 Meter aufgeschlossen und wurde bei einer in der Sohle derselben bis zu 14 Meter Tiefe geführten Bohrung noch nicht durchsunkeu. Derselbe Thon findet sich in der Kotzener Thongvube, welche am Ostrande des Nennhausen-Kotzener Diluvial- plateaus in der Forst gelegen ist, in ganz gleicher Ausbildung wieder und wird dort ebenfalls von Kesten des Unteren Diluvial- mergels überlagert. Da der Thon sich bis auf grosse Tiefe völlig frei von kohlensaurem Kalk erweist und sein beim Schlämmen zurückbleibender, jedoch wegen der Feinheit des Materiales sehr unbedeutender Kückstand nur aus weissen und röthlichen Quarz- körnchen und weissen Glimmerblättcheu besteht, während Peld- späthe dai’in völlig zu fehlen scheinen, so glaube ich den Thon als tertiär ansprecheu zu dürfen. Die grosse Mächtig- keit dieses Thoulagers, welche bei einer im Dorfe Nenuhausen ausgeführten Bohrung 240 Fuss betragen haben soll, bestimmt mich ausserdem, dasselbe, als Septarienthon aufzufassen, der in seinen ol)ersten Schichten bereits vor Aldageruug des Diluviums entkalkt war. Zwischen diesem Tertiärthou und dem Unteren Diluvialmergel tritt im westlichen Theile der Neuuhauser Thongrube eine sich nach Ost zu auskeilende diatomeeuführende Schicht auf, welche 270 F. Wahnschapfe, Die Süsswasser- Fauna an der westlichen Gnibenwand eine Mcäclitigkeit von 2 Metern . besitzt. Sie ist von grauweisser Farbe, nur undeutlicb gescliichtet und zerfallt beim Trocknen in scharfkantige Brocken. Auf deu Kluftflächen hat sich meist eine dünne Schicht Eisenoxydhydrat al^gesetzt, welche die Bruchstücke überzieht. Die von mir ausgeführte chemische Analyse der Diatomeenerde ergab folgendes Resultat: Kieselsäure 66,63 pCt. Thon erde 17,15 » Eiseuoxyd 3,78 » Kalkerde 0,28 » Magnesia 0,81 » " ja. d. Differenz . . . 2,55 » Natron \ ’ Glühverlust 8,80 » 100,00 pCt. Die Analyse zeigt, dass die Diatomeenerde reichlich mit Thon vermischt ist, so dass sie zu technischen Zwecken nicht verwerthet werden kann. Um den Gehalt an Diatomeenpanzeru annähernd festzustellen, kochte ich eine Probe mit einer sehr concentrirten Lösuno' von Natriumcarbouat unter Zusatz von etwas Aetznatron O mehrmals aus. Es gingen dadurch 18,16 pCt. Kieselsäure in Lösung. Die Bestimmung der in dem Material vorhandenen Diatomeen wurde von dem trefflichen Diatomeenkenner Herrn Dr. Schwarz in Berlin ausgeführt, dem ich für seine Bemühungen an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Zur Untersuchung dienten zwei Proben, von denen die erste aus 2 Meter, die zweite aus 2,5 Meter Tiefe, von der Oberfläche der Grube ab gerechnet, entnommen wurde. und Süsswasscr - Diatomeen - Flora etc. 271 Diatonieeuschielit in der Tliongrube bei Nennbanseu. Probe 1 ) von der Westseite 1 ans 2,0 Meter ) Tiefe von der Probe II ^ der Tliongrube ( » 2,5 » i Obertläche Probe I Probe 11 Naviculeae. Naviaila affinis Eiiii. var. firma + » dilatata Ehr + » elli'pticn Ktz + + » » » var. cocconeuides + » » » var. extenta » liebes Rlfs -t » pusilla Sm + -t- » rhi/nclwceplia/a Ktz + » scuteUoides Sm + + » » » var. discuhts + + Piumdaria yastrum Ehr + » major Ktz + + » viridis Rbh + » viridula Rbii Pleurosiynia attenuatum Sm + “1~ Stauroneis gracilis Ehr. var. ampincephala + » punctata Ktz “h Pleurostauruin acutum Rbh + Schizonema vulyare Thw + Gomphonema dicliotommn Ktz + » intricatum Ktz. var. subclavatum + + » subramosum Aq. var. clavatum + Cymbelleae. Ciimbella cuspidata Ktz ■ + + » cymbiformis Ao + » Ehrenberyii Ktz + » yastroides Ktz + + » » » var. helvetica + » lanceolata Ehr » macidata Brbb + » tumida Bueb "h 272 F. Wahnschaffe, Die Süsswasser- Fauna Probe! ) von der Westseite ( aus 2,0 Meter ) Tiefe von der Probe II ^ dei' Thongrube ( » 2,5 » J Oberfläclie Proiie I Probe 11 ( Cymbelleae. Encyonema caespitosiim Ktz _i_ Amphora oi'n/is Ktz 1 -f- -P » » » var. libijca + -P Coeconeideae. Cocconeis Placentiila Ehu -P -P Nitzschieae. Tryhliondla angvstata Enu -P -P Nitzschia siyinoidea, Sm + + » vermicularis Ha ! V Surirelleae. Gainpylodisc'us Noricus Ehr. var. costatua + -P Swrirella ovata Ktz + -P » splendida Krz. var. hiser/nta. ~P + Cymatopleiira ellipiicu Sm + -P » Solea Sm + Eunotieae. Epithemia Sore.r Ktz H- + » tim/ida Ktz + + » » » var. (jranulata -4- » » » var. Westermaiini + Fragilarieae. Denticula eleqans Ktz -P -P Dintoma hicma.le Lngb. var. mesodon + Eraiiilariu. capucina Dsji -P + » llarrisonü Ge. var. duhia -P » mutahllis Gn » virescens Pi.fs + -P Si/nedra splendens Ktz -P -P » ÜUna Ehr -h und Siisswasser-Biatomeeii -Flora etc. 273 Probe I ) von der Westseite 1 aus 2,0 Meter ) Tiefe von der Probell ^ der Thongrube ( » 2,5 » ) Oberfläche Probe I Probe II Melosireae. Cyclotella Astruea Ktz + 4- » Kützingiana Tmv + » minutula Ktz + Stcplianodiscus Schumamu Swz + + Melosira areiiaria Moore -1- -P » crenulata Ktz -H -P » decussata Ktz ? » distans Ktz -P "f- » jjranulata Pbitch + -P » subjlexilis Ktz ? » varians Ehe ? Von den 62 l)estimmten Arten, wobei die als fraglich be- zeiclineten nnberücksiclitigt gelassen wurden, sind 32 den Iieiden Proben gemeinsam, während 10 nur in Probe I, 20 nur in Probe 11 aufgefunden wurden. Es zeigt sich auch hier wieder, wie noth- wendig es ist, worauf bereits Noetling^) hiugewieseu hat, dass verschiedene Proben von ein und derselben Ablagerung untersucht werden müssen, wenn man aus dem Fehlen oder Vorhandensein irgend welcher Arten Schlüsse hinsichtlich der Aehnlichkeit mit anderen Diatomeenschichten ziehen will. Nach der Mittheilung des Plerrn Schwarz bildet Melosira gr anulata den llauptbestandtheil der Nennhauser Diato- meenschicht, wodurch sie die meiste Aehnlichkeit mit einer unter- suchten Probe der schon Eiirenberg bekannten, aber zuerst von Jentzsch als wahrscheinlich diluvial und neuerdings von Keilhack mit Sicherheit als unterdiluvial nachgewiesenen ') F. Noetling, lieber diatomeenfiihrencle Scliichten des westpreussischen Diluviums. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1883. lieber einige diluviale und alluviale Diatomeenscliicliteu Norddeutscli- lands. Schriften d. physik.- Ökonom. Ges. zu Königsberg, Bd. XXII, ]i. l.ö.S, Zeitschr. d. D. geol. Ges. für 1884,’ p. 401. Jahrbuch 1884. 18 274 F. Waiinschaffe, Die Süsswasser -Fauna Diatomeenerde von Klieken bei Dessau besitzt, obwohl die ge- nannte Art im Nennliauser Material noch stärker vertreten ist. Eine andere von dem Lager in Klieken untersuchte Probe weicht dagegen erbeblicli von der zuerst erwähnten ab, iusofeni darin Cyclotella Astraea den vorwiegenden Bestaudtlieil bildet und Stepha7iodiscus Schumcmni^ wenn auch selten, darin vorkommt. Eine grosse Aelmlichkeit besteht ferner nach Schwarz mit einer von Rabeuborst in seinen Decaden unter No. 2212 aus- gegebenen Masse, deren Fundort nicht näher zu ermitteln war und welche in Hamburg zu technischen Zwecken verkauft wurde. Es gilt dies nameutlich in Bezug auf die relative Häufigkeit der einzelnen Arten und das gänzliche Fehlen von Phmularia ohlonga. Dagegen kommt in dieser Masse Navicula scutelloides nicht vor, welche in dem Nennliauser Material garnicht selten ist. Ausser Melosira gramdafa sind noch Melosira crenulata und arenaria sehr häufig, indem sie in Gemeinschaft mit der ersteren fast den ganzen Bestand ausmachen und oft ganz ansehnliche Bänder bilden. Alle übrigen Arten, darunter manche, welche zu den allergewöhulichsten gehören, sind mehr oder weniger selten, mit- unter nur ganz vereinzelt vorhanden. Herr Schwarz wirft die Frage auf, ob mau vielleicht aus dem Umstaude, dass in der Diatomeenschicht von Neuuhauseu die Melosiren, Stephanodiscus und Cgclotelhi sich in ganz unver- letztem Zustande finden, während Cy^nbella gastroides^ Pleurosigma attenuatum und Campiylodiscus Nortcus var. costatus nur in Trüm- mern Vorkommen, den Schluss ziehen könne, dass erstere den Stamm in loco bildeten, während letztere eiugeschwemmt wurden. 2. Der Böllberg bei Rathenow. Sechs Kilometer östlich von Rathenow steigt der Südrand des Nennhauser Diluvialplateaus in dem Roll- und Bauernberge ziemlich bedeutend an. Am SüdabhanR-e des erstgeuannten finden sich einige aufgegebene Grandgruben und in einer derselben, welche nur wenige Meter ülier dem Euss der Anhöhe liegt, ist durch Abgrabuug von ungefähr 2 Meter Grand eine Bank von Süsswasserkalk blossgelegt worden. Durch eine von mir ver- und Süsswasser- Diatomeen - Flora etc. 275 anlasste Scliürfiing konnte ich feststellen, dass die Kalkbank eine Mächtigkeit von 0,5 Meter besitzt imd mit einer Neigung von 34® nach Süd eintallt. Darunter folgt geschichteter, ebenfalls unter 34® eiufallender Diluvialgrand von 1 Meter Mächtigkeit, dessen Liegendes ein feinkörniger, bei 1 Meter Tiefe noch nicht durchsunkener Diluvialsand bildet. Der Aufbau der Schichten scheint demnach, wie dies auch au einigen anderen Punkten beob- achtet werden konnte, der Gestalt des Berges conform zu sein. Etwas höher am Abhänge finden sich Beste von Geschi(4')e- mergel direct über dem Kalk, die ich zum Unteren Dilnvium stellen möchte, da geschichteter Saud in höherem Niveau darüber vorkommt. Eine von mir untersuchte Probe des Süsswasserkalkes enthielt 83,26 pCt. kohleusaureu Kalk. An einer Stelle fand ich in dem- selben wohlerhalteue Schalen von Valvata inscinaUs Müll. var. antiqua MORRIS und Pisidium amnicum Müll. Herr Dr. Schwarz, welcher zwei au verschiedenen Stellen entnommene Proben untersuchte, wies darin die nachstehenden Arten von Süsswasserdiatomeen nach. Diatomeeuführeuder Süsswasserkalk von dem Rollberge bei Rathenow. Probe I Probe ' II Naviculeae. Navicula afßnis Ehr + -f- » » » var. firma -t- -P » elllptica Ktz -P -P » Ehren, beryii Kxz -P » laevissima Ktz -P » ficutelloides S.m -P Pinniilaria oblonga Rbh + -P » stauroptera Ruh -P » viridis Rbh -4- -P » major Ktz “h » divcryens Sm -p 18* 276 F. Wahnschafpe, Die Süsswasser- Fauna Probe I Probe II Naviculeae. Pleurosiyma attenuatum Sm + + Stauroneis punctata Ktz + Fleiirostaurim acutum Rbh ? Go'inphonema intricatum Ktz. var. subclavatum + Cymbelleae. Cijmhella cistala Hmpr “h » gastroides Ktz -p » Ehrenhergii Ktz + + » lanceolata Ehe + + » aßinis Ktz + » cuspidata Ktz + » cymbiformis Ag + » Smithii Reh + Amphora ovalis Ktz + » » » var. libgca » » » yar. nana + Cocconeideae. Cocconeis Placentida Ehk + Nitzschieae. TnjblioneUa aiigustata Sm + » llantzschiana Gr + Nitzficlna linearis Sm + » sigmoidea Sm + Surirelleae Campylodiscus noricus Ehe. var. costatus + + Surireila sp/endida Ktz. var. biseriata + + Cgmatopkura elliptica Sm + + » Solea Sm + Eunotieae. Epithemia Porcellus Ktz H- + » turgida Ktz + + » Sorex Ktz + + » gibba, Sm + lind Süsswasser- Diatomeen -Flora etc. 277 Probe I 1 Probe II Fragilarieae. Diatonia hiemale Lngb. var. mesodon -f- l'ragiiaria construens Git + -t- » mutahilis Gk -P + » hiconstricta Schum -1- » capucina Ds.m + Sifiiedra capitata Ehe + » splendens + + Tabellarieae. 7'ahellaria ßocculosa Kxz. var. ventricosa, -P Melosireae. Cijvlotella Astraea Kxz + -P » uperculata Kxz + -P » » » var. mimita + Me/osira arenrnda Mooke -P » cremdata Kxz -f- -P » (iraHulata Pkixch -P » » » var. decussata Swz + Von den 53 bestimmten Arten sind 21 beiden Pro1)en ge- meinsam, während 8 nur in Probe I, 24 nur in Prol>e II Vor- kommen. Nicht mir in petrograpbiseber Beziebimg, sondern aiich biu- sicbtlich der darin vorkommenden Diatomeenarten nntersclieidet sich dieser Süsswasserkalk wesentlich von dem oben beschriebenen Nennbanser Material. Nach Ansicht des Herrn Schwarz schliessen sich die Diatomeen des Rollberges am meisten an diejenigen des Hommelbacbes bei Voffelsanof an imd zwar an die Probe R der Schiebt b, welche er jüngst für Herrn Dr. Noetling nntersneht hatte ^). Gleich dieser zeichnet sich das Material vom Rollberge durch das häutige Vorkommen von Pinnularia oblonga ans, während ') Vergl. Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. für 1883, S. 345 — 347. 278 F. Wahnschaffe, Die Süsswasser -Fauna sonst keine Art darin ülierwiegt. Von den 43 Arten des Materiales von Vogelsang (Probe R der Schicht b) stimmen 23 mit den- jenigen vom Rollberge überein. Da nnter den letzteren viele Diotomeenpauzer zerbrochen sind und deutliche Spuren von Ab- schleifung an sich tragen, so glaubt Herr Schwarz, dass sie in bewegtem Wasser unter Beimengung von Sand zur Ablagerung gelangten. Steigt mau den Abhang des Rollberges hinauf, so trifft mau noch au vier Punkten, von denen der oberste nur wenige Meter untei’halb des Gipfels der Anhöhe gelegen ist, kleine, in den Unteren Diluvialsaud eiugelagerte und stark mit Sand vermischte Kalkbänkcheu von 2 — 3 Decimeter Mächtio-keit. Nur in der O untersten Bank gelang es mir, Diatomeen aufznfiudeu, welche ebenfalls von Herrn Schwarz bestimmt worden sind. Diatomeenführ ende s Kalkbänkcheu am Ab h an ge des Rollberges. Naviculeae. Pinnularia major Sji. » ohloncja Rbh. » viridis Rbh. Gomphonema Vibrio Ehr. Stauroneis punctata Ktz.? Pleuroskjma attenuatum Sm. Cymbelleae. Ctjmhella Ehrenbertjii Ktz. Amphora ovalis Ktz. var. lihijca? Nitzschieae. Tryblionella angustata Sm. Surirelleae. Campylodisvus norivus Emi. var. costatus Surirella spleiulida Ktz. var. biseriata Eunotieae. Epithemia gibba Ktz. » PorceUus Ktz. und Süsswasser -Diatomeen -Flora etc. 279 Fragilarieae. Frayilaria hiconstricta Schum. » construens Gu. St/nedra splendens Kxz.? » Ullna Ehr. ? Melosireae. Cyclotella minutula Kxz. » opercidata Kxz. Die Probe schliesst sich eug an die vorhergehende an und ist, da fast alle Diatomeenpanzer nur in Trünnnern, sowie über- haupt in geringer Menge darin Vorkommen, wahrscheinlich durch Zerstörung der untersten Bank entstanden, indem aus dieser die Diatomeen in den Sand eingeschwemmt wurden. Der kuppel- förmige Aufbau der Schichten kann in diesem Falle erst nach Ab- lagerung des Unteren Sandes durch Aufpressung entstanden sein. Als ein Hauptergebniss der vorstehenden Untersuchungen ist hervorzuheben, dass sowohl die aufgefundene Conchylienfauna, als auch die Diatomeenflora nur reine Süss wass er formen enthält und dass mithin auch die Ablagerungen, in denen sie als auf primärer Lagerstätte vorkommend angesehen werden müssen, nur Süsswasserabsätze sein können. Dies Resultat steht im besten Einklänge mit den früheren Funden von Conchylienschalen Berendt’s in der Potsdamer Gegend, sowie überhaupt mit den Ergebnissen, welche die geologische Kartirung der Um- gegend von Berlin ergeben hat. Ueber die Fauna und Flora der untersten Ablagerungen des Diluviums in dem westlich der Oder gelegenen Gebiete des norddeutschen Flachlandes sind wir unlängst durch die Arbeit Keilhack’s unterrichtet worden. An diese LTntersuchungen schliessen sich die meinigen in der Rathenower Gegend an und die von Keilhack gezogenen 9 Die Diluvialablagerungen der Mark Brandenburg u. s. w. Berlin 1863. 9 Ueber praeglaciale Süsswasserbildungen im Diluvium Norddeutschlands. Jahrb. d. Königl. preuss. geol. Landesanstalt für 1882. Berlin 1883, 280 F. Wahsschaffb, Die Süsswasser -Fauna Schhissfolgerungeu finden hier iin Allgenieinen ihre volle Be- stätignng. Die Süsswasserkalke bei Bienenwalde sind nach Keilhack von bis zn 2 Meter mächtigen Sauden überlagert; über dem Di- atomeenlager bei Oberohe in der Lüneburger Haide finden sich 3 Meter mächtige geschichtete unterdilnviale Sande, die eine Decke von Oberem Geschiebesande besitzen , während der Kalkmergel von Korbiskrug (Blatt Mittenwalde) unter einem 1^ — D/2 Meter Mächtigkeit besitzendem Thalsande (von Läufer als »Oberer Dilnvialsand« bezeichnet) liegt, der einige Geschiebe führt. Die Lagernngsverhältnisse dieser Vorkommen sind also nicht derartig, dass man zweifellos berechtigt wäre, sie praeglacial zu nennen. Aus diesem Grunde sind sie von mir weiter unten nicht ange- führt worden. Es ist allerdings möglich und sehr wahrscheinlich, dass der Untere Geschiebemergel auch diese Ablagerungen be- deckt hat und beim zweiten Vorrückeu des Inlandeises von den Schmelzwassern erodirt worden ist. Bevor jedoch keine Beste Unteren Mergels, wie bei Belzig, Görzke und Uelzen über den Süsswasserbildnugen von Bieneuwalde uachgewiesen sind, kann der Fauna und Flora derselben kein altglaciales Alter zugesprochen werden . Die conchylienführeuden Sande im Eiseubahueiuschnitt bei Neuuhanseu und im Galgeuberge südwestlich davon, so wie der diatomeeiiführende Süsswasserkalk des Kollberges besitzen, da sie unter dem Unteren Mergel liegen und vom Unteren Saude unter- lagert werden, dasselbe geologische Niveau, wie die von Keil- hack von Belzig, Uelzen und Görzke beschriebenen und als praeglacial bezeichneten Ablagerungen. Es scheint mir jedoch richtiger zu sein, diese Schichten altglaciaU) zu nennen, da sich rein nordische Sande noch unter denselben finden, sowie zum Unterschiede von der bei Neuuhansen direct über dem Tertiär liegenden Diatomeenschicht von reinem Süsswassercharakter, welche als praeglacial aufgefasst werden kann. ’) Vergl. meine Abhandlung: Die Quartärbilclungen der Umgegend von Magdeburg, mit besonderer Berücksichtigung der Börde. Abhandl. zur geol. Specialkarte von Preussen etc. Band VII, Heft 1, 1885, S. 104. und Süsswasser- Diatomeen - Flora etc. 281 Von (len nltrigen Fundorten im Unteren Dilnvialsande lä^st sieh nicht mit Sicherheit angeben, ob die Conchylien auf primärer Lager- stätte Vorkommen, da sie mehrfach nur ganz vereinzelt und nur dnrcli die starkschaligen Arten, vrie Pahidina diluviana^ Valcata ■piscinaHs Müix. var. antiqua MoRRlS nnd Pisiclmm amnicwm darin vertreten sind. Was die Grnbe bei Pessin anl)etrifft, so tritt der conchylienführende Untere Sand hier unter dem Olteren Dilnvial- mergel anf, so dass die hier ziemlicli zahlreich vorkommenden Schalen ihrer Lacernnir nach vielleicht eine interfflaciale Stellnno: einnehmen, doch könnten sie anch ebenso gut ans tieferen Schichten des Dilnvinms ausgewaschen nnd eingeschwemmt sein. Für letz- tere Annahme scheint mir besonders das Vorkommen der Pa- Ivdina dilumanu zn sprechen, welche meiner Anffassnng nach sich nur in den Al)lagerungen, welche unter dem Unteren Geschiebe- inergel liegen, an primärer Lagerstätte findet, dagegen in die Sande zwischen dem Olderen nnd Unteren Geschiebemergel durch Auswaschung des letzteren, in welchen sie aus den unterliegenden Schichten anfgenommen worden ist, gelangt zu sein scheint. Als die Gletscherströme lieim Herannahen der ersten Eis- bedeckung die nordischen Sande ausbreiteten, musste unser nord- deutsches Flachland in seiner Conchylienfauna ein ganz ähnliches Bild wie heutzutage bieten, da mit Ausnahme der ausgestorbenen Pahidina diluviana diesell)en Conchylien auch jetzt unsere Flüsse und Seen bewohnen. Die neue Secuiidäi'baliii »Jatznick - Ueckermüiide. Von Herrn M. Scholz in CTreifswalcl. Diese Bahn wurde iin Jahre 1884 erofiiiet, läuft eine kurze Strecke der Hauptbahn Berlin- Angermünde-Stralsund fast parallel, geht dann zuerst in nordnordöstlicher, darauf in nördlicher Rich- tung weiter und endet unter Berührung der Orte Torgelow, Eggesin und Hoppenwalde westlich der Stadt Ueckerinünde an der Uecker selbst. Ihr Bahnhof liegt fast noch U/2 Kilometer südsüdwestliöh von der Stadt entfernt. Die Gesamintlänge der Bahn beträgt nicht ganz 20 Kilometer. Die Bahn l)ewegt sich nur in alluvialem Teri-ain, welchem überall in geringer Tiefe diluviale Thone uuterlagert sind. 1. Das Alluvium beEjinnt als ziemlich feinköi’uiger Saud (Thalsand) schon jenseits Jatzuick am Fusse der das Ueckerthal westlich begrenzenden Ilöhenzüge und zieht sich bis zum Half- rande hin. Es gliedert sich von oben nach unten, wie sehr häu- fig, in jungalluvialen Torf und humosen Saud, stellenweise ersetzt durch Wiesenkalk, und in altalluvialen Thalsand mit Einlagerungen von Rasen-Eisenstein und Ortstein. Dieser Thalsaud mag hier zunächst als altalluvial bezeichnet werden, obwohl er seiner Ent- stehung gemäss nach den neuesten Annahmen noch dem oberen Diluvium angehörig ist. Diesem Saude entstammen auch die zahl- reich vorkommeuden kleinen Dünen. Die humosen Ablagerungen sind von keiner wesentlichen Bedeutung. Ausser einigen moorigen Einsenkungen in den Thal- M. Scholz, Die neue Secundiirbalin Jatznick-Ueckennünde. 283 sand ist liauptsäclilicb das die Stadt Ueckermüiide umgebeude Torfmoor, welches sich bis zmu Strande erstreckt, zu erwähnen, ül:)er dessen Wichtigkeit und weitere Ansdehnnng ich jedoch nichts Näheres in Erfahrung gebracht habe. Von grösserer tech- nischer Wichtigkeit dagegen ist, wenigstens für Jatznick, der Wiese ukalk. Als das vielleicht bedeutendste Vorkommen der ganzen Gregend gilt dasjenige des Moosbrncbs, welches in seinem mittleren und östlichen Theile sowohl von der Hauptbahn Berlin- Stralsund als auch von der sich hier ahzweigenden Secnndärl)ahn nach Ueckermünde auf ca. 1 Kilometer Länge durchschnitten wird. Der Aloosbrnch ist eine Einsenknng in den Thalsand und von Torf von 0,3 — 1,0 Meter Mächtigkeit bedeckt. Eine von der Jatznick’er Cementfäln’ik ausgethhrte Analyse ergab als durch- schnittliche Zusammensetzung des getrockneten Materials 92,9 pCt. kohlensanren Kalk, 4 — 5 pCt. Sand, einige Procente organische Substanz und Spuren von thonigen Beimischnngen. Die Mächtig- keit au der tiefsten Stelle (westlich der Hauptlnihn) Ijeträgt fast 16^2 Meter, an den Rändern noch 4^/2 bis 10 Meter. Dieser Wiesenkalk ist in seinen obersten Schichten bis zu einem Meter Tiefe voller Schneckengehäuse und weiss gefärbt, weiter nach unten zu wird er ärmer daran und erscheint von schwach röth- licher Farbe. Zn Tage gefördert wird er zur Zeit liis zu einer Tiefe von 5 Metern, worauf Saud erreicht wird, welcher überhaupt nach den angestellteu Bohrversuchen seine Unterlage bildet. In einer Tiefe von 4 Metern ist vor einigen Jahren ein Hirschgeweih, jetzt im Besitze des Herrn Grafen Rittberg zu Ueckermünde, desgleichen schon früher einzelne Knochen, welche in den Besitz des germanischen Museums in Stralsund gelangt sein sollen, ge- funden worden. Bei der Cemeutfabrikatiou in Jatznick, zu welcher der Wiesen- kalk eine wesentliche Znthat liefert, weshalb sein Lager auch durch eine Eeldeiseubahn mit der Fabrik verbunden ist, werden auf 1 Theil Diluvialthou 2 ^(2 Theile Wiesenkalk verwendet. Als Einlagernuo-en in den Th als and verdient ferner der Rasen- eisen stein Hervorhebung. Derselbe war seit längerer Zeit in Ab- bau und der Eiseuhüttenbetrieb in Torgelow wurde darauf basirt. 284 M. Scholz, Die neue Secundärbaliri Jatznick-Üeckermünde. Schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts besass man Kenntniss von seinem Vorkommen. Das Lager erstreckt sich unter einer dünnen Sandüberlagernng mit der Mächtigkeit von 0,3 — 0,4 Meter über Torgelow zu beiden Seiten der Uecker in einer Breite von einigen hnndert Metern noch 3 Kilometer nördlich nnd 1 Kilometer südlich des Dorfes Torgelow. Ansserdem findet sich noch ßasenerz bei Müggenburg (3 Kilometer westlich Torgelow), welches bis zum Jahre 1850 für Torgelow selbst ausgenutzt wurde. Obwohl sich derartige Ablagerungen noch mehrfach in der Gegend von Torgelow vorfinden sollen, hat man die Verhüttung derselben (dieselben lieferten 14 — 15 pCt. Eisen) aufgegeben und verhüttet jetzt in Torgelow nur schwedische Erze. Von Ortstein (Ur) habe ich geringe Mengen schon in der Nähe von Jatznick gefunden, es ist indessen nicht zweifelhaft, dass derselbe in der näheren Umgebung des Ostseestrandes überhaupt gut ausgebildet auftritt, wie er sich z. B. auch bei Lobbe im südöstlichen Rügen sehr typisch entwickelt zeigt. Bei Neueudorf östlich Ueckermünde kommt er im Thalsaude ebenfalls vor. Dünen sind häufig, zum Theil bereits durch die Cultur verrtacht, dem von der Balm durchschnittenen Thalsaude aufge- lagert, namentlich zwischen Torgelow und Gr. Gumnitz und süd- lich und nördlich Hoppenwalde. II. Das Diluvium an der Bahn ist fast ganz, vielleicht sogar ausschliesslich als Diluvialthon vertreten. Nach dem bisher bekannt gewordenen Auftreten des Diluvialthous nimmt derselbe einen meilenbreiten Streifen an der Südküste des kleinen Hafis ein, der sich vielleicht als Theil eines das gesammte kleine Half umgel)euden Ringes heransstellen wird und vielfiich, mindes- tens zwischen Ueckermüude und Jatznick, die Unterlage des die Ostsee umrändeniden Thalsandes bildet. Dieser Thon ist local nicht überall gleichartig ausgebildet, gehört vielleicht auch ver- schiedenen Niveaus au. 1. Der erstere grössere Aufschluss liegt dicht an der Jatz- nick’er Cementfabrik und wird für Cementdarstellung und Ziegel- fabrikatiou ausgenutzt. Die Grube ist 10 bis 15 Meter tief, der Thon derselben, meist in seinen oberen Theileu, mit Flint- und M. Scholz, Dio neue Secundürbalin Jatznick-Üeckermünde. 285 Kreidestückchen gemengt, liellgran, nicht erkennl^ar geschichtet und stellenweise, namentlich in der Südost-Ecke der Grube, sehr fett. Sein Gehalt an CaCOs beträgt angeblich über 16 bis zu 20 pCt. Nach unten zu wird dieser Thou sandiger. Sandstreifen waren jedoch in ihm nicht zu sehen. Der Sandgehalt soll, mit dem PHÖBEL’schen Apparat bestimmt, durchschnittlich 11 — 12 pCt. betragen. Diirch Bohrlöcher ist dieser Thon, welcher schon dem westlichen Thalabhange, nicht mehr dem Ueckerthale angehört, bis zu einer Tiefe von mindestens 10 Meter — nach der vorhan- denen Probe kalkhaltig — und zwar in einer Entfernung noch bis zu 1 Kilometer westlich Dorf Jatznick uachgewiesen worden. Sein allgemeiner Habitus ist der des Gliudower Thons. 2. Der Thon der BEHRENS’scheu Ziegelei, östlich Jatznick liegt, wie an anderer Stelle bereits angegeben, unter Thalsand und geringmächtigem gelben Geschiebemergel, ist an sich ebenfalls wenig mächtig und wird von Septarienthon unterlagert, welcher rothgefäi’bte, jener dagegen gelbliche Ziegeln liefert. Seine Farlje ist blaugrau, sein Kalkgehalt deutlich hervoi’treteud. Schichtung war nicht zu erkennen. Kleine Geschiebe, namentlich Kalksteine, sollen in ihm nicht selten auftreten, während grössere Gerölle, bis zu 0,5 Meter Durchmesser und mehr, den dai'über liegenden Schichten angehören. 3. Kleinere Aufschlüsse finden sich in der nordöstlichen Fortsetzung des eben geschilderten Thonlagers längs der Secun- därbahn und zwar z. B. nördlich Torgelow bei Dorf Egge sin. Hier liegt 1 — 2 Aleter Thalsand auf einem etwas heller gefärbten, ziemlich feiusandigen Diluvialthone. 4. Der Diluvialthon von Heck er münde. Seinem Ha- bitus nach ist er kalkhaltig, grauweiss, durch dünne Sandeinlage- rungen geschichtet resp. gebändert und ebenfalls dem Glindower Thone ähnlich. Ein Profil in den Gruben der Ueckermünder Fac- torei von der Nordseite der Stadt ergab: 1. schwachhumoseu Sand .... 0,5 Meter 2. gelben, mittelfeinen Sand .... 1 » 3. Diluvialthon 2,5 — 3 » 286 M. Scholz, Die neue Secimclärljalin Jatziiick-Ueckermümlo. An einer andern Stelle ergab sieb: 1. scliwaclibumoser Sand .... 0,5 Meter 2. gelber Sand mit Ur . . . . 2—5 » 3. Sand mit Geschieben , worunter auch Flint 0,5 » 4. Diluvialthon mit einzelnen Einlagerungen von fossilem Holz und von Bernstein, welcir letzterer, in kleinen Brocken, sich noch bis zn einer Tiefe von 2 Meter in ihm vorfinden soll. Ueber die Unterlage dieses Thons halie ich zur Zeit nichts Näheres in Erfahrung bringen können. Derselbe scheint jedoch hier überhaupt nur einige Meter mächtig zn sein, soll sieh nach dem Hatf, also nach Nordost zn auskeilen und el)enso soll schon in kurzer Entfernung von der Grube, nach Westen hin, kein Thon, wenigstens nicht bis zu einer Tiefe von 7 Meter oder höchstens in kleinen Schnitzen, gefnnden worden sein. Das sehr stark al)gebante Lager wird zu einer ausgedehnten Ziegelfabrikation verwendet. Der Thon desselben bedarf einer sehr gleichmässigen und sorgfältigen Durcharbeitnng, namentlich für die Herstellung von Drainröhreu und Dachziegeln, weil die Präparate sonst Answitternngen , wahrscheinlich von Na-2 C Oo, zeigen. Auch die daraus gewonnenen Alauersteine sollen sich besser zu Bauten im Innern der Gebäude als an den unmittel- bar der Witterung ausgesetzten Stellen erweisen. 5. Der Diluvialthon von Neuendorf, östlich üeckermünde. Derselbe ist gelblich gefärbt, von deutlicher Schichfung (Bän- derung), kalkhaltig und mit hohlen, kalkigen Concretionen versehen. Nach unten zu wird er bläulich und ist von Sand unterlagert, welcher schon in der Grube selbst zuweilen getroffen wird. In den oberen Lagen finden sich noch einzelne Geschiebe, die unteren sind fast völlig: frei davon. Unter ihnen finden sich nach Auo-abe des Zieglers fauljeneigrosse Concretionen, welche in der Mitte einen schwärzlichen Kern besitzen. Bei etwa 3 — 4 Aleter Tiefe soll der Kalkgehalt dieses Thones auf hören, was auf ein Hinein- ragen von Septarienthon, ähnlich wie in den südlicheren Grnl)en, hindeuten würde. Das Profil der Grube ist folgendes: M. Scholz, Die neue Socundärhalin Jatznick-Ueckermüncle. 2S7 1 . Mittelfeiner Sand mit Ur, gescliiebefrei 0,2 Meter 2. Gell)er, eisenschüssiger, etwas grandiger Sand, (sogenannter Schorf) ... 0,1 » 3. Diluvialthon 2,5 » 4. Sand, 2 Meter nnd tiefer. Im Schorf finden sich zuweilen ziemlich grosse, bis faustgrosse Bernsteinstücke. Während also nach Westen zu in das Diluvialplateau hinein der Diluvialthon in noch unbekannter Entwickelung anschwillt, verdünnt er sich im Ueckerthale zu einer auf Diluvialsand liegenden Platte von nur wenigen Metern Mächtigkeit. Zwischen den Thalsand und den vorstehend in seinen ein- zelnen Aufschlüssen liesprochenen Diluvialthon scheint stellenweise sich eine a-erimrinächtio-e Ablapferuno' reihen Cteschiehemerarels O ö Ö O ö Ö einzuschalten. An der Bahn seihst kommt dieser, soviel ich l:)eob- achten konnte, nicht vor, dagegen ist er in der BEiiRENs’schen Grube, vielleicht auch in den oberen Lagen der Fabrikgruhe, in welchen die Geschiebe, namentlich Flint häutiger zu werden scheinen, und in Gruben östlich Eo-o-esin verti’eten. Seine yerbreituno: scheint demnach im LTnteren Ueckerthale keine erhebliche. Es ist sonach durch die Bahn Jatznick-Ueckermüude ein ziemlich breiter Streifen Thalsand aufgeschlossen. Oh dieser Thalsand dem ächten, die Ostsee umrändernden Thalsande (Haidesaud) auge- hört, oder dem im Biunenlande erkannten, geschiebeführeudeu »Thalgeschiebesand« zuzurechneii ist, wofür unter Anderen die Geschiebe in der Grube östlich Jatzuick sprechen, die vielleicht noch dem unverändert gebliebenen, unmittelbar unter ihm liegenden Geschiebemei’gel angehöreu, oder oh sich zwischen beiden überhaupt keine scharfe Grenze ziehen lässt, werden künftige eingehendere Beobachtuno-en ero;ebeu müssen. In seinem Charakter erinnert er sehr au die ebenfalls mit Uaseneisenstein und mit Ortstein durchsetzten Saudschichten in Neuvorpommeru und im südöstlichen Rügen. Dieser Saud ruht, wie gezeigt wurde, in den meisten Fällen auf einem dem Gliu- 288 M. Scholz, Die neue SecmKlärljabn Jatznick-Ueckerniiinde. clower Tlione sehr älmlielieii Diluvialthoue micl da auch dieser letztere sich sowohl östlich nach Lückow, Warsiu bis Altwarp, als auch westlich luindestens bis Strassburg i. U. hinzieht, meist unter Thalsand, so stellt er sich wenigstens für einen grossen Theil des Thalsandes an diesem Theile der Ostsee als generelle Unter- lage heraus. Lieber das Vorkommen von Septarientlionen bei Jatznick in der Uckermark. Von Herrn IVI. Scholz in Greifswald. Im Westen der ca. 11 Kilometer nördlich von Pasewalk liegenden Bahnstation Jatznick sind vor einer Reihe von Jahren Thone bekannt geworden, welche sich in einer etwa einen Kilo- meter nordwestlich vom Dorfe Jatznick im Walde liegenden Grube unter den daselbst abgelagerten Diluvialschichteu vorhnden. Au der südlichen Wand dieser Grube ist unter Sand und o’eriuff- o Ö mächtigem Diluvialthoue ein knppenförmig hineinrageuder Thon zu ei’kennen, welcher, an sich kalkfrei, Septarieu von Kopfgrösse und darüber enthält, in deren Innern Gypskrystalle liegen, die auch in diesem Thone sell)st frei ausgebildet voi’kommen. In der nahe liegenden Ziegelei der Jatznicker Cementfabrik findet dieser Thon nur nebensächliche Verwendung, indem er zur Erzeugung einer oberflächlichen rothen Farbe auf den ihrer Hauptmasse nach aus Diluvialthon hergestellten, sich heller brennenden Ziegeln be- nutzt wird. Die Cementfabrik selbst macht von ihm, ihrer Angabe nach, zunächst keinen direkten Gebrauch. Besser aufgeschlossen, als in der Grube im Walde, ist derselbe in neuester Zeit in der Grube der BEi-iKENs’schen Ziegelei au der Ostseite des Dorfes Jatznick und nur wenio-e Hundert Schritte von Jalirbuch 1S84. 19 290 M. Scholz, lieber das Vorkommen von Se23tarieJitlionen demselben entfernt. Das Profil dieses letzteren Anfschliisses ist im Allgemeinen folgendes: 1. Weisser, feinkörniger Sand, walirsclieinlich Thalgescliiebesand oder achter Thalsand, oben scliwacli liumos und mit einzelnen humns- reiclieren Einsenkungen 1 — 2 Meter, 2. Eisenschüssiger Sand mit grossen Gerollen, letztere wahrscheinlich dem darunter liegenden Geschiebemergel entstammend und stellen- weise Anhäufungen bildend 0,5 » 3. Sandiger Diluvialgeschiebemergel, hellfarbig 2 — 3 » 4. Grauer Diluvialthou, kalkhaltig desgl. 5. Kalkfreier Thon, blaugrau, in den Diluvialthon, wie in der älteren Grube im Walde, kuppenförmig hineinragend und in dieser Form namentlich an der westlichen und nördlichen Wand erkennbar. Dieser Thon zeichnet sich vor dem ihm ähnlich sehenden, an der Cementfabrik und weiter östlich nach dem Haff zu vorkommen- den Ziegelthone durch seine an dem ausbleibenden Aufbrausen mit Salzsäure erkennbare Kalkarmuth aus, dem gegenüber aber wieder dnrch das Vorkommen von Septarien. Er ist bis zu einer Tiefe von 4 — 5 Metern aufgeschlossen, ausser dem Gehalte an Septarien steinfrei, sehr fett, hat wulstige Ablösungsflächeu und erscheint in der Grube selbst völlia: uno-eschichtet. Durch die vor einigen Jahren angestellten Tiefbohrungen ist er bei einer Tiefe von 26 Metern noch nicht durchteuft worden. In einer Tiefe von 6 Aleter unter Tage wurden in ihm nach Angabe des Herrn Behrens zahlreiche Conchylien, sowohl ein- als zweischalige gefunden, aber leider nicht auf bewahrt. Der Beschreibung nach war ein Theil dersellDen mit einer eigenthümlichen schimmcrndc]i, »silberartig glänzenden« Schale versehen. Sie sind deshalb mög- licherweise gar nicht mehr dem Septarienthone angehörig, sondern einer älteren Bildung, vielleicht dem Lias, dessen Erstreckung von Schöiiwalde, Demmin und Treptow a. T.^) bis hierher geologisch b Vergl. M. Scholz, über Aufschlüsse älterer, nicht quartärer Schichten in der Gegend von Deniinin u. s. w. , Jahrb. der König!, preuss. geolog. Landcs- anstalt für 1883, S. 450. bei Jatznick in der Uckermark. 291 nicht ansgeschlossen ist. Schon von oben an führt der Jatznicker Septarieuthon schwarze, kohlige Schichten, in denen jedoch Ein- schlüsse nicht zn entdecken waren, obwohl einzelne Stücke braunen, fossilen (jedoch nicht verkieselten) Holzes in ihm gefunden worden sein sollen. Einzelne Bernsteinstücke, theils braungelb, theils fast undurchsichtig inilchweiss, kommen ebenfalls in ihm vor. Das Streichen des Thones war in der Grube selbst zwar nicht näher festzustelleu , das Einfallen scheint jedoch in der Richtung von O. nach W. stattzufiuden. Die Septarien haben einen Durchmesser von etwa 1 Decimeter bis zu einem halben Meter, sind an ihrer äusseren, weissgranen Rinde kalkig, nach innen zu kalkfrei, hlaugrau und thonig. Die äussere Rinde wird oft braunkrustig. Auf ihren Klüften treten häufig auf : Gyps in blättrigen, durchsichtigen Krystallen und feine Kryställchen von Eisenkies, von welchem letzteren sich auch kleine nussgrosse Knollen im Thone selbst vorfinden, welche zu dem ausserhalb der Septarien in zuweilen fingerlangen, losen Einzel- krystallen vorkommenden Gypse jedenfalls in BezieliTing stehen. Für die Ziegelfabrikation aus dieser Grube wird der Septarien- thon, weil an sich zu fett, mit den ihn überlagernden Diluvial- lehmschichten gemischt. Steht nun auch dem Vorkommen von Pyrit in den Jatznicker Thonen, sowie in denen von Treptow, Demmin, Rügen und GreifswakD) die desjenigen der Lias-Concretionen von Schön- walde bei Grimmen und Dobbertin in Mecklenburg^) zur Seite, so wird bei dem bisher noch nicht beobachtbar gewesenen Auf- treten von jurassischen Petrefakten auch mit den erstgenannten zwar eine gleichai’tige Bildungsweise für beide anzunehmen sein, alle sonstigen Verhältnisse aber würden für den Charakter ersterer als tertiärer Bildung und den des Thones als eines Septarien- thones sprechen. Es würde sonach mit Jatznick eine weitere Verbreitung desselben nach Südosten zu, in Ueliereinstimmung mit dem allgemeinen Streichen von Nordwest nach Südost consta- tirt sein. h M. Scholz, a. a. 0. S. 455. E. Geinitz, Archiv Mecklenburg, Jahrg. 1883, S. 34. . 1')* 292 M. Scholz, lieber das Vorkommen von Septarienthonen etc. Zu diesem Jatzuicker Gebiete müsste auch noch Liepgarten, 2 Kilometer südlich Ueckermüude, gerechnet werden, falls sich da- selbst das angebliche Vorkommen von Septarien bestätigt, welches selbst zn beobachten, ich keine Gelegenheit gefunden habe. Das Liegende des Jatznicker Thones ist zur Zeit noch nicht zn bestimmen, weil mit Ausnahme der oben erwähnten, Tiefbolm- löcher in der Gegend von Jatznick nicht existiren, obschon die genannte Cementfabrik an dem Auftreten von Kreide, welche ihr zunächst der alluviale Wiesenkalk des benachbarten Moosbruchs ersetzt, ein lebhaftes Interesse hat. Die Abhänge des das Uecker- thal westlich Jatznick begrenzenden Höhenzuges, welche durch eine grosse Kiesgrube und durch die grosse Thongrube an der Jatznicker Fabrik im Dilnvium ai^fgeschlossen sind, lassen dnrch ihr zahlreiches Material an Kreideflint nnd dei’gl. nnd an grösseren Kreideresten in dem Diluvialthone znnächst eine in der Nähe an- stehend gewesene, zur Dilnvialzeit zerstörte Kreideschicht ver- muthen. Saiirierreste aus der ])altisclien oberen Kreide. Von Herrn Henry Schröder in Berlin. (Hierzu Taf. XIII -XVII.) Mehrere in einem Geschiebe nntersenonen Sandsteins s'efnn- O dene, gnt erhaltene Sanrierreste veranlassten mich, das einschlägige in den Museen der Universität und der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg i. Pr. vorhandene Material zu unter- suchen. Sehr angenehm war es mir, durch die gütige Vermittelung von Herrn Professor Dames die Originale zu der NiLSSON’scheu Bearbeitung der Schwedischen Saiirier sowie mehrere von Herrn Professor Lundgren gesammelte Reste zu erhalten. Diesen beiden Herren, sowie den derzeitigen Vorständen der obengenannten Museen, Herrn Professor IjIEBISCII und Plerrn Dr. Jentzsch, erlaube ich mir, meinen verbindlichsten Dank für die Ueberlassnng des Materiales und sonstige Unterstützung bei meiner Arbeit zu sagen. A. Saurier aus Ost- und Westpreussischen Geschieben. Gattung': Plesiosaiirus Coiiybeare. Bevor ich an die eigentliche Beschreibung der dieser Gattung zugehörigen Reste herantrete, muss ich auf die Erkennuugsmerk- male und die hier angewandte Benennung der Wirbelregionen näher eingehen. Da die Plesiosaurier ebenso wie viele andere Reptilien an Hals-, Brust-, Becken- und Schwanzwirbeln Rippen resp. rippen- artige Fortsätze tragen, so wird dadurch die Begrenzung der ein- 294 Henry Schröder, Saurierreste aus der baltischen oberen Kreide. zeliien Regionen der Wirbelsäule ancdi an vollständigen Wirbel- serien schwierig und ist hier das bei höheren Vertebraten gebräuch- liche Princip zur Unterscheidung derselben kanin anwendliar. Noch viel schwieriger ist es natürlich, einzeln gefundene Wirbel genau nach ihrer Körperregion zu bestimmen. Owen unterscheidet 4 Abtheilnngen an der Wirbelsäule der Plesiosaurier: Cervical-, Dorsal-, Sacral- und Caudalwirbel. Betrefis der Ti'ennum>' von Cervical- und Dorsalwirbel sa.o;t ei’!): »I may here remark, that, as there is no definite natural distinction between the cervical and dorsal regions of the Plesio- saurus, the verteluue in both snpporting ribs, and the transaction in the size, shape, and position of these being more gradnal than in the Crocodils, I have selected the arbitrary character of the impression of the costal articnlar surface, or any part of it, upon the centrum, as the character of the cervical vertebrae in the Plesiosaurus, and I count that to be the first dorsal, in which the costal surface has wholly ascended upon the neurapophysis«. Also Owen betrachtet als ersten Dorsalwirbel denjenigen, dessen Rippengelenkfläche ganz von dem Fortsatz der Neurapophyse, der Diapojihyse, getragen wird. Die vorhergehenden Wirbel, bei denen sich Wirbelkörper und Neiu’apophyse an der Bildung des Gelenkfortsatzes betheiligen, werden als Halswirbel bezeichnet. Huxley drückt sich in ähnlicher Weise über die Unter- scheidung von Hals- und Rückenwirlmln aus: »It is very cou- venient, and harmonizes very well with some facts in the structure of the Crocodilia, to take the last of the vertebrae in which the costal ai’ticular surface is cut by the ueurocentral suture, as the last of the cervical series«. Da der Beckengürtel bei Plesiosauncs keine Verbindung mit der Wirbelsäule eingeht und die in dieser Region befindlichen Wirbel nicht verwachsen sind, so hat Owen 3) als sacrale diejenigen bezeichnet, welche, der Beckengegend angehörend, durch grössere 1) Owen, Foss. Rept. Cretac. Form, f, p. 66. 2) Manual of the anatomy of vertebratod animals 1879, p. 180. Foss. Rept. Lias. Form. P. III, p. 7 und On the structure of tlic PI. macroceplialus, Transact. Geol. Soc. ser. 2, vol. V, P. 3, p. 526. Henry Schröder, Sauricrrcste aus der baltischen oberen Kreide. 295 Dicke und Kürze der Pleurapophysen vou den angrenzenden Wirbeln ausgezeichnet sind, ein Merkmal, das sich wohl bei ganzen Wirbelserien anwenden lässt, aber bei einzelnen Wirbeln in sich zerfällt. Die Schwanzwirbel sind dadurch leicht kenntlich, dass sie riaemapophysen tragen und dass die Pleurapophysen vollständig an den Wirbelkörpern sitzen. Seeley 1) basirt im Anschluss und in Verfolg des OwEN’schen Princips die Unterscheidung der Wii’belregionen auf die ver- schiedenartige Lage der seitlichen Apophysen (Di- und Par- apophyseu) zum Wirbelkörper und zur Neurapophyse. Er schlägt folgende Regionen vor: Cervical-, Pectoral-, Dorsal-, Sacral- und Caudalwirbel. Unter Berücksichtigung eines früheren Aufsatzes desselben Autors charakterisireu sich diese Regionen etwa folgender- maassen: 1. Cervicalwirbel. Die Rippen gelenken nur mit dem Wirbel- . körper resp. dessen Fortsatz (Parapophyse). 2. Pectoralwirbel. Die Rippen gelenken mit dem Wirbelkörper (Parapophyse) und einem Fortsatz der Neurapophyse (Diapophyse) zugleich. 3. Dorsalwirbel. Die Rippen gelenken nur mit der Diapo- physe. 4. Sacralwirbel. Die Rippen gelenken mit der Diapophyse und Parapophyse. 5. Caudalwirbel. Die Rippen sitzen an dem Wirljelkörper, welcher Haemapophysen trägt. Seeley schiebt zwischen Cervical- und Dorsalwirbel die Region der Pectoralwirbel ein, welche dasselbe vorstellen, wie die von Owen vielfach als »posterior cervical« iDezeichneten. Da diese Wirbel sich auch nach meinen Beobachtungen durch einen eigen- thümlichen Bau der Rippengelenkflächen charakterisireu, so halte ich die Ausscheidung dieser Region wohl für annehmbar. Weil sie aber vera-leicheud anatomisch kaum vou Werth sein dürfte und o 1) On Mauisaurus Garclneri, Quart. Journ. Geol. Soc. vol. XXXIII, p. 545. On Muraeuosaurus Leedsii, Quart. Journ. Geol. Soc. vol. XXX, p. 200 sfjq* 296 Heniiy Schköder, Saurierreste aus der baltischen oberen Kreide. die Uebersetzuiig des Terminus »Pectoral-(Bi’ust)wirbel« zur Ver- wechselung mit »Dorsal-(Rücken)wirbel« führen könnte, so behalte ich die OwEN’sche Bezeiclumg »hintere Halswirbel« bei, ver- knüpfe aber damit die Vorstellung einer grösseren Selbständig- keit dieser Region gegenüber den mittleren Halswirbeln. — Die Pleurapophyse der hinteren Halswirbel ist hiernach aus zwei Theilen, einem oberen diapophysialen und einem unteren parapophysialen, zusammengesetzt, welche durch eine Furche, den Rest der Sutura ueuroceutralis Huxley’s, von einander getrennt werden i). In gleicher Weise ist die Region der Sacralwirbel gegen- über den Dorsal- und Caudalwirbeln gut charakterisirt ; eine Schwierigkeit liegt, wenn man nicht Wirbelserien, sondern ein- zelne Wirbel besitzt, nur in der Beantwortung der Frage: Wie unterscheiden sich hintere Hals- von Sacralwirbeln? Bei beiden betheiligen sich sowohl Wirbelkörper als Neurapophyse an der Bildung der Rippengelenkfläche. Ich glaube, ein Unterscheidungs- merkmal in Folgendem gefunden zu haben: Die Nähe der Dorsal- wirbel äussert sich in den letzten Wirbeln des Halses darin, dass die Rippengelenkflächen allmählich höher an dem Wirbelkörper hinaufrücken und dass ihnen dabei, nach unten herabsteigeiid, ein seitlicher Fortsatz der Neurapophyse entgegeukommt, der relativ weit auf die Seitenfläche des Wirbelkörpers herabrückt. Bei den hinteren Halswirbeln ist der diapophysiale Antheil der Pleurapophyse mehr dem Wirbelkörper angeschlossen und tritt von den Theilen der Neurapophyse, welche die Seitenwände des Neuralkanals bilden, weit nach xmten. — Das Umgekehrte zeigen die Sacralwirbel. Hier findet der Uebergang von den Dorsal- wirbeln dadurch statt, dass die Diapophysen von ihrer hohen Stellung an den Neurapophyseu herabrückeu und ihnen von unten ein Gelenkfortsatz des Wirbelkörpers entgegenkommt. Der diapo- physiale Antheil der Pleurapophyse bleibt also mit den »lames tectrices« der Neurapophyse in enger Verbindung. Ich glaube Diese Theilung der Pleurapophyse ist durchaus nicht mit der bei vorderen Halswirbeln einzelner Plesiosaurer (PL dolichodeirus) beobachteten Theilung der Halsrippen zu verwechseln. linNHY SciiitÖDEK, Saiu’Ici'i'csto uus tlcr baltischen oljcron Kreide. 297 mit ITülfe dieser Beoliaclitnngen hintere Hals- und SacralwiiBel in der Mehrzahl der Fälle von einander unterscheiden zn können. Seeley’s Definition der Sacralwirhel ist ül)rigens umfassender als die von Owen angewandte. Da aber für beide. Auffassnngen der Nachweis noch zu führen ist, dass die als sacrale bezeichneten Wirbel wirklich dem Os sacrnm entsprechen, so schliesse ich mich Seeley an, dessen Auffassung entschieden eine schärfere Be- srenznua; a;eo'eu die ano-renzenden Wirbelreo-ionen znlässt. Owen O ö o o o o würde einen Theil von Seeley’s Sacralwirbeln als lumbare lie- zeichnen, denn er sagt^): »Perhaps the two anterior to the sacral, in which the centriun shows part of the costal snrface, might be regarded as lumbar vertebrae. « 1. Plesiosaiu’iis balticns n. sp. In einem Block eines glaidioniti sehen , zahlreiche kleine Glimmerblättcheu führenden Sandsteins, den ich nach Vergleich mit andereu Inoceramus cardissoicles und Actinocamax ioestphalicus führenden Greschieben für tiefstes Unter-Seuon'^) ansprechen muss, fanden sich zahlreiche Knochenfragmente, die offenbar alle einem ludividiuun der Gattung P! esiosaurus angehört haben. Der Block wurde bei Marienbnrg in Westprensseu gefunden und ging ans der Sammlnug des Sanitätsrnthes Dr. Marschall in das Pro- vinzial-Museum der physikalisch -ökonomischen Gesellschaft über, woselbst er durch Herrn Dr. Klebs präparirt wurde. Neben vielen kleineren Bruchstücken dürften besonders die folgenden Beste der Beschreibung werth sein. a. Hinterer Halswirl^el (Taf. XIII, Fig. la — c). Dieser Wirbel ist besonders in seinem Proc. spinosns gut er- halten, aber durch seitlichen Druck in den Lagebeziehuugeu seiner *) Foss. Rept. Lias. Form. P. III, p. 22. b Die Bestimmung des engeren geognostisclien Horizonts eines Geschiebes nach seinen pctrographischen Eigenthiimlichkoiten ist natürlich nicht über allen Zweifel erhaben. Conf. Schrödisk, Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1882, S. 243 bis 287. 298 Henuy Schrödeu, Saurierreste aus der baltisclieu oberen Kreide. Theile etwas verschollen, weshalb ich von einer Angabe seiner M aass verhältui SS e ab str ahir e . Die Concavität der vorderen terininalen Gelenkfläche ist sehr bedeutend und der bei dein sjiäter zu beschreibenden Rückenwirbel beobachteten entsprechend , wogegen die hintere Gelenkfläche weniger vertieft erscheint. Der äussere Rand ist so stark ab- geschrägt, dass nach dem inneren Theil der Gelenkfläche eine flrstartige (nicht gerundete wie bei PL ichihyospondylus) Kante gebildet wird. Diese Randzone verschmälert sich jederseits all- mählich nach oben, verschwindet unter dem Neuralkaiial ganz und ist mit einer groben, unregelmässig concentrischen Streifung versehen, die zwischen sich ebenfalls unregelmässige Vertiefungen aufnimmt. Das Centrum der Gelenkfläche wird von einem etwas hervortre- teuden Querwulst, der in seiner unteren Hälfte eine sehr kleine, aber auch an den Gelenkflächen der ülirio-en Wirbel deutlich O wahrnehmbare Grube trägt, eingenommen. Die Seitenfläche des Wirbelkörpers ist nur wenig concav ein- gezogen, am bedeutendsten unter den Parapophysen und fast ver- schwindend auf der unteren Fläche. Constant findet sich an den Wirbeln von PI. balticus jeder- seits ein Nahrungsloch (r) unter der Parapophyse, während von den gewöhnlich in der Zweizahl vorhandenen Eingängen zu den Nahrungskanälen der unteren Fläche an dem hinteren Halswii’bel und dem weiter unten zu beschreibenden Rückenwirbel nur einer erhalten ist; l)ei ersterem ist das rechte, bei letzterem das linke Nahrungsloch verwachsen, ein Zeichen dafür, dass die vorliegenden Wirbel einem alten, ausgewachsenen Thiere angehört halben. Die Pleurapophysen und Neurapophysen sind nur zum Theil erhalten, doch lässt sich nach dem Vorhandenen ein ziemlich ge- naues Bild ihrer Form bei vollständiger Erhaltung reconstruiren. Einen eigenthümlichen Bau weist die Pleurapophyse auf. Die linke, in ihrem oberen Theil {dp) erhalten, strebt vom Wirbel- körper direkt seitwärts, so dass ihre gerundete oldere Fläche in einer Ebene mit dem Boden des Neuralkanals liegt. Die Rippen- gelenkfläche ist in dorsoventraler Richtung verlängert (circa 2^2 so lang als breit) und schaut mit ^(4 Wendung nach hinten. Die Henry SciirÖdeii, Saiirierresto aus der baltischen oberen Kreide. 299 rechte Pleurapophyse , welche besonders in ihrem unteren Theile erhalten ist, zeigt mit Deutlichkeit die für die hinteren Halswirliel (Pectoralwirhel Seeley’s) charakteristische Theilnng durch die Sutura neurocentralis. Der untere, bei weitem kleinere Antheil trägt eine deutliche Gelenkfläche ihrer vorderen Hälfte nach hinten, in ihrer hinteren seitwärts sieht. — Der obere Theil der Pleurapophyse gehört zur Neurapophyse und entspricht der Diapophyse der Rückenwirbel, der untere Theil schliesst sich dem Wirbelkörper an und entspricht der Parapophyse der vorderen Halswirbel. Die Beschreibung der Neurapophysen und des Neuralkanals l)leibt für den Ijesser erhaltenen Rückenwirbel reservirt. Der Processus spinosus des hinteren Halswirbels hat folgende Maasse; Höhe (d-v) 0,092 Meter Länge au der Basis ) , 0,057 » » » » Spitze i ^ 0,041 » Breite au der Basis ) . . 0,040 » » » » Spitze 1 0,018 » Der Pr. spinosus ist hiernach sehr kräftig entwickelt; cranial- wärts wird er durch eine wenig gekrümmte Kante liegrenzt, die, unten scharf zugeheud, sich nach oben verbreitert. Die untere Hälfte der hinteren Fläche wird von einer langgezogeuen, spalt- artigen Grube eingenommen, welche, von dem Nenralkanal durch eine dünne, aber scharf zugehende Querwand getrennt, unten ge- rundet ist und nach oben spitz zuläuft, indem die die Grube seit- lich begrenzenden Kanten nach oben convergireu und in die obere, vollständig scharfe Kante des Pr. spinosus übergehen. Von einem hinteren Halswirbel (Taf. XIII, Fig. 2 a n. b) ist nur der rechte Seitenfheil erhalten. Die Pleurajiophysc be- steht aus zwei Theileu, der Diapophyse und der Parapophyse. Die erstere stellt einen kurzen, aber kräftigen, nach unten und 0 d-v = dorsoventral , er -cd = cranialcandal, r-l = rechts- links. Vielleicht muss dieser Theil der dorsalen Fortsätze des Wirbelkörpers noch als. zur Neurapophyse gehörig betrachtet werden. 300 Hknky Sciiküder, Saui’ierreste aus der baltischen oberen Kreide. hiuten strebenden Fortsatz der Neurapophyse dar nnd trägt eine ovale convexe Gelenkfläche, die mehr nach hinten, als nach der Seite gerichtet ist. Der untere parapophysiale Antheil be- steht in einem stumpfartigen, sehr niedrigen Fortsatze des Wirbel- körpers und trägt eine nach der Seite gerichtete, concave Geleukfläche. Die Grenze zwischen beiden Theilen der Pleurapo- physe ist nicht deutlich, da an dieser Stelle ein Brnch durch- geht; jedoch scheinen sie durch einen Einschnitt getrennt zn sein. Ausserdem beweisen die verschiedenartia;e liichtimo: und Form der beiden Theile zur Genüge ihren verschiedenen Ursprung. b. Rückenwirbel (Taf. XIV, Fig. la — c). Der Wirbelkörper ist au diesem Stück besser erhalten als au dem vorigen, und ich gebe deshalb die genauen Maasse: Länge des Wirbelkörpers (er -cd) Breite » » (i’-l) Höhe » » (d - v) Höhe des Nenralkanals (d-v) Breite » » 0,055 Meter 0,086 » 0,081 » 0,023 » 0,020 » Vergleicht man die Grösseuverhältnisse des Dorsalwirbels ndt den vorbeschriebenen Resten der hinteren Halswirbel, so lässt sich eonstatiren, dass letztere au Länge merklich abnehmen, ein Um- stand, der darauf hindeutet, dass PI. balticus in die Gruppe der knrzhalsigen Plesiosaurier gehört. Die fast kreisrunden Geleukflächen sind stark vertieft, zeigen aller im Uebrigen ganz dieselben Eigenthümlichkeiteu wie die- jenigen des hinteren Halswirbels. In gleicher Weise sind die äusseren Flächen dieses Wirbels gebildet. Abweichend ist nur der Bau der gut erhaltenen Pleurapo- physe und bedarf daher einer genaueren Beschreibung. Sie wird durch einen kräftigen Fortsatz von laug elliptischem Quer- schnitt (parallele der Symmetrieebene des Wirbels) dargestellt und scheint ihrer Lage nach sowohl zur Neurapophyse als zum Wirbelkörper zu gehören, was jedoch in Wahrheit nicht der Fall ist, da sie nur der Diapophyse (tQ;) entspricht (siehe unten). Ihre obere Kaute ist circa 0,02 Meter von der Mediane des Henry Schröder, SanrieiTCste ans der baltischen oberen Kreide. 301 Wirbelkörpei’s weitei' entfernt als die nntere Ecke. Die Gelenk- fläclie für die Kippe hat die Gestalt eines langgezogenen Dreiecks mit kurzer oberer und langer Vorder- und Hinterseite. Gegen den Körper der Diapophyse ist die Gelenkfläche durch eine scharfe, stellenweise leistenartig hervortretende Kante begrenzt. Die Olierfläche ist glatt, in ihrem oberen und hinteren Abschnitt wenig convex, dagegen unten stark gewölbt. Von der unteren, etwas nach vorne gezogenen Ecke der Diapophyse läuft nach unten und hinten eine gerundete Leiste zn einer warzenartigen Erhebung (|)p), die sich nach vorne und unten sanft in die Seitentheile des Wirbelkörpers verflacht, während sie hinten und oben, steil- abfallend, durch eine dentliche Rinne begrenzt wird. Diese AVarze ist als das Rudiment der Parapophyse der Halswirbel zu betrachten; da also die eigentliche Rippengelenkfläche vollständig von der Diapophyse geliefert wird, halte ich den vorliegenden Wirl)el für einen der ersten DorsalwirbeD). Von der vorderen oberen Ecke der Diapophyse läuft in stark concaver Krümmung eine gerundete Kante zur vorderen Ecke der Praezygapophyse (prz). Dieselbe (cf. Taf. XHI, Pig. 1 c) tritt be- deutend über den vorderen Rand des Wirbelkörpers hervor, breitet sich von ihrer nur schwachen Wurzel ab nach oben plattenartig aus und trägt als Geleukfläche mit der Postzygapophyse des vorher- gehenden AVirbels eine breit-ovale, mit scharfer Kante gegen den Körper der Zygapophyse abgesetzte Ebene, die nur wenig von der Ilorizontalen abweichend, etwas nach innen geneigt ist. Die Zyg- apophysen sind nur als vordere resp. hintere seitliche Fortsätze der Neurapophyse zu betrachten. AV ährend nun die Praezygapophyse durch ihre Verbindung mit der Diapophyse und ihre direkte Theil- uahnie an der Begrenzung des Neuralkanals die vordere Kante der Neurapophyse bedeutend verstärkt, ist die hintere Kante derselben sehr schwach, indem äiissere und innere Fläche der Neiu’apophysen allmählich näher an einander treten und in einer scharfen Kante H Owen, Foss. Rept. Cret. Form. P. I, p. G6, Tab. XXI, Fig. 1 beschreibt bei seiner Species Fl. pachyomus etwas Aelmliches , betrachtet jedoch diesen Wirliel noch als letzten Halswirbel. Da die Rippe aber kaum mit der nur als Warze vorhandenen Parapo2ihyse gelenkt hat, so ist nach Owen’s eigener De- finition (siehe oben) der betreffende Wirbel als Rückenwirbel zu bezeichnen. 302 Henry Schröder, Saiirierreste ans der baltischen oberen Kreide. in einander übergehen. Die Postzygapophysen sitzen höher als die Praezygapophysen, eigentlich an der oberen Decke des Nen- ralkanals nnd stehen näher an einander. Leider sind an den vorliandenen Wirbeln mir ihre Stümpfe erhalten. Die Gestalt des Nenralkanals lässt sich an dein vorlie2:enden Wirbel nnd an einigen Steinkernen, die bei der Präparation herans- getallen sind, sehr gut stndii’en. Sein Querschnitt ist ein gleich- seitiges Dreieck mit stark gerundeter oberer Ecke. Der Boden des Nenralkanals ist eben, mir in der Mitte sinkt er etwas ein, um sich zu den beiden Nahrnngslöchern zu vertiefen. Seine Flanken sind etwas eingezogen, so dass auf den Steinkernen eine längliche Grube sichtbar Avird. Die vordere Oeffiinng des Nenralkanals liegt in einer Ebene mit der vorderen terminalen Gelenkfläche, Av ährend die hintere etwas nach vorne znrücktritt, wodurch zAvischen je 2 aiifeinanderfolgenden Wirbeln das Foramen inter- vertebrale entsteht. Der Ban der eben beschriebenen Wirbel zeio’t so viele Eia:en- thümlichkeiten, dass die Gründung einer neuen Species nothwendig erschien. Eine Aehnlichkeit, in der Länge des Pr. spinosns nnd der randlichen Abschrägnng der terminalen Geleukfläche bestehend, kann ich nur mit der Species PI. Bernardi Oaven 1854^) constatiren; jedoch sind auch mehrere bedeutende Unterschiede vorhanden: PL Bernardi Oaven 1854. Die terminale Gelenkfläche ist glatt, mit centraler Grube. Der Nenralkanal ist vollständig rniid nnd in den Wirbelkörper eingesenkt. Die Zygapophysen schliessen sich enge an die Nenrapo- physen an. Die hintere Fläche des Pr. spi- nosns zeigt eine flache Hohl- kehle. PL balticus n. sp. Die terminale Gelenkfläche ist runzelig, mit centralem Qner- wnlst. Der Nenralkanal ist dreieckig nnd liegt über dem Wirbel- körper. Die Zygapophysen sind scharf gegen die Nenrapophysen ab- gesetzt. Die hintere Fläche des Pr. spi- nosns zeigt eine starke Spalte. ') Foss. Ropt. Cretac. Form. P. I, p. GO, Tali. XVHl. Henky Schhödek, Sauriorreste aus der baltischen oberen Kreide. 303 c. Rippen (Taf. XIV, Fig. 3 — 6). Von zahlreichen Rippenfragnienten, die neben den vorbe- schi'iebenen AVirbeln gefunden wurden, scheinen mir die auf Taf. XIV, Fiu'. 3 — 6 abfrebildeten einer Beschreibung werth 7 0 0 O zu sein. Fig. 6 deute ich als ein dem dorsalen Theil einer linken Rippe angehöriges Fragment. Dassell)e hat am ventralen Ende, abgesehen von der hinteren scharfen Kante, einen elliptischen Querschnitt (Fi g- 6 c.), welcher dorsalwärts durch von oben nach unten gehende Verbreiterung der Rippe platter wird. Die hintere Fläche ist nahezu eben; nach oben resp. aiissen wird sie von einer scharfen Kante begrenzt, während sie nach unten resp. innen mit allmählicher Rundung in die innere und vordere Fläche übergeht. Die Rippen verbreitern und platten sich dorsalwärts bedeutend ab, bis sie in dem einfachen Gelenkkopf endigen. Fig. 3 — 5 geben die Ansichten mehrerer solcher Gelenkköpfe. — Der stärkste (Fig. 5) dürfte seiner Grösse nach dem auf Taf. XIV, Fig. 1 ab- gebildeten Rückenwirbel oder einem ihm I)eiiachbarten angehört haben. Die Geleuktläche der Rippe ist in ihrer Form der Ge- lenkfläche der Diapophyse gleich und weist entsprechend der Convexität derselben eine concave Vertiefung mit hervortretendem Rande auf. — Fig. 3 zeigt einen Rippengelenkkopf, der, bedeutend schwächer als der vorige, einem hinteren Halswirbel angehört haben mag, deren Typus auf Taf. XIII abgebildet ist; der Grösse nach passt er am l^esten zu Fig. 2 derselben Tafel. Entsprechend den beiden verschiedenartigen Theilen der Pleurapophyse dieses Wirbels zeigt die Gelenkfläche der Rippe eine senkrecht zu ihrer Axe laufende kleinere und eine nach oben zurückgebogene grössere Partie. Erstere hat mit dei' Parapophyse, letztere mit der Diapo- physe gelenkt. — Fig. 4 gehört nach Grösse und Form der Gelenk- fläche zwischen beide soeben l)eschriebene Gelenkköpfe. Er- wähnenswei’th ist an diesem Fragment eine dreieckige Facette, die, von der eigentlichen Gelenkfläche ausgehend, auf die obere dorsale Fläche übergeht und einen etwas erhöhten, runzligen Rand besitzt. 304 Henry Schröder, Saiirierreste aus der baltischen oberen Kreide. Aus den zahlreiclien beobachteten Bmcbflächen der Rippen geht hervor, dass dieselben bis hoch in die Gelenkköpfe hinauf hohl resp. von Mark erfüllt waren (Fig. 6 c). d. Zähne (Taf. XIV, Fig. 7 u. 8). Neben den Wii’beln und Rippen lagen in demselben Block auch 2 Zähne, die also augenscheinlich zu demselben Individuum von PL balticus gehört haben. Der erste (Fig. 7), bei weitem grössere, unterscheidet sich in seiner allgemeinen Form nicht wesentlich von den bereits be- kannten Plesiosaurier-Zähnen. Dieselbe ist langgezogener (wenig- stens 0,04 Meter lang) Kegel mit I:>ogiger Krümmung. Im Quer- schnitt ist der Zahn unten und ol^en (soweit er erhalten ist) voll- ständig rund. Auffallend und von allen bisher beschriebenen Plesiosaurier-Zähnen abweichend ist nur die Sculptur der Krone. Ihre concave Fläche und die Flanken tragen, auf letzteren etwas höher beginnend, die typischen Schmelzfalten, die in ihrem kürzeren oder längeren Verlauf der Spitze zustreben und stellenweise knick- artig gebogen sind. Dagegen ist die convexe Fläche glatt, eine Faltung wird hier nur durch minimale längliche Erhebungen an der Grenze von Zahnwurzel und Email angedeutet. Die Sculptur giebt an diesem Zahn also ebenso wie die Krümmung einen Unter- schied von innen und aussen resp. vorne und hinten an. Leider ist die Spitze an dem Zahne nicht erhalten, weshalb ich seine Gi’össe nicht genau angeben kann. Der zweite Zahn (Fig. 8) ist sehr viel kleiner und möglicher- weise nur ein Ersatzzahn gewesen. Auch au ihm ist die äusserste Spitze aljgebrocheii , seine Länge liat jedoch wenig mehr als 0,016 Aleter betragen, wovon 0,013 Meter auf die Zahnwui’zel kommen. Der Querschnitt ist wenig elliptisch (0,004 : 0,005), indem der grössere Durchmesser von der convexen nach der coucaven Fläche geht. Die Zahnwurzel krümmt sich nur schwach , während die eigentliche Krümmung und die sehr plötzliche Verjüngung auf die Zalmkroue beschränkt ist. Wie bei dem vorbeschriebenen Zahn ist ein Unterschied zwischen Henry SciiRÖnER, Saui'ierreste aus der Ijaltisclien obei'en Kreide. ,305 coneaver und convexer Oberflcäclie in Bezug auf die Sculptur vorhanden. Die concave Fläche ist mit feinen Palmen geziert, während die convexe bis auf eine genau in der Mediane ver- laufende Falte glatt erscheint und an ihrer Grenze nach der Zahn- wurzel vereinzelte kleine Knötchen als Andeutung der nicht ent- wickelten Falten trägt. Vergleicht mau die beiden vorliegenden Zähne mit bereits beschriebenen, so muss die Uebereinstimmung in der Grösse und äusseren Gestalt mit den echten Plesiosaurierzähneu hervoi’gehoben werden, jedoch ist es immerhin bemerkenswerth, dass die Zähne von PL baUicus eine Aehnlichkeit mit den Zähnen der Gattung Pliosaurus Owen betrefis der Oberflächenskulptur aufweisen; hier wie dort zeichnet sich die Convexfläche der Zähne durch das Fehlen resp. die rudimentäre Ausbildung der Falten aus. Der Fhiterschied besteht, abgesehen von der Grösse, darin, dass die glatte Fläche der Pliosaurus -2iÄ\me jederseits von Kanteji einge- fasst ist, die durch ihr starkes Hervortreten dem Zahne einen fast dreieckigen Querschnitt geben. Als letzten Best aus dem Marienburger Sandsteinblock er- wähne ich ein Schädelfragment, das aber wegen seiner schlechten Erhaltung nicht der Beschreibung werth ist. e. Humerus (Taf. XIV, Fig. 2a — c). Humerus und Femur sind Iiei einzelnen Plesiosaurier-Species einander so ähnlich gebildet, dass man, wenn ihre Lage zum Skelett nicht bekannt ist, beide schwer unterscheiden kann. Je- doch giebt Owen als Criterium des Humerus an, dass die ulnare Seite des distalen Endes deutlicher und stärker gebogen ist, als beim Femur, der häufig diese Krümmung garnicht aufweist. Auf Grund dessen halte ich mich für berechtigt, den vorliegenden Knochen für einen Humerus anzusehen. Derselbe ist bei Uder- wangen südlich von Königsberg in einem Sandsteine gefunden, der nach seinem petrographischen Charakter als untersenoner ange- sprochen werden muss, da ich in dem gleichen Gestein Inoceramus cardissoid.es gefunden habe. Jahrbuch 1884. 20 306 Henry Schröder, Saurierreste aus der baltisclien oberen Kreide. Der gleiche geognostische Horizont und der Umstand, dass der Humerus hinsichtlich seiner Grösse sehr wohl zu den vorher beschriebenen Wirbeln des PI. balticus gehören kann, sind die einzigen Gründe, welche mich veranlassen, den Humerus zu der- selben Species zu stellen. Sie genügen natürlich in keiner Weise, um diese hypothetische Zusammengehörigkeit sicher zu stellen. Die Maasse des Humerus sind folgende: ■i)') Länge vom höchsten Punkt des Gelenk- kopfes bis zum distalen Ende, soweit es erhalten ist .... Breite des proximalen Endes (f » » Gelenkkopfes (e-i) . » » Trochanter (e-i) . Länge des Gelenkkopfes (r-u) . » » Trochanter (r-u) Umfang des Collum .... Breite » » (e-i) • • Länge » » (r-i^) • Länge des distalen Endes (r-u) Dicke » » » (e-i) kräftiger Knochen, aber trotzdem doch nur von mittlerer Grösse 0,395 Meter 0,152 » 0,096 » 0,058 » 0,092 » 0,081 0,284 » 0,075 » 0,094 » 0,179 » 0,050 » blich grosser im V ergleich Englands. mit ähnlichen Resten aus dem Kimmeridge -Clay Das proximale Ende hat einen langelliptischen Querschnitt, dessen grösserer Durchmesser von aussen nach innen geht. Es ist in zwei ungleiche Theile getheilt; der grössere Aiitheil stellt den kugeligen, kräftig entwickelten Gelenkkopf (c) dar, während der kleinere nach aussen gelegene Theil dem Trochanter (f) ent- spricht. Letzterer ist oben flach und von elliptischer radial-ulnar verlängerter Gestalt. Die Oberfläche des Gelenkkopfes ist im Leben jedenfalls glatt gewesen, erscheint jedoch an dem ver- steinerten Stück nur wegen Fortfall des knorpelige]] Belags und h e-i = extern - intern , r-u = radial- ulnar. Henry Schröder, Saiirierreste aus der baltischen oberen Kreide. 307 Anhafteu des umgebenden Gesteins rauh; am inneren Rande treten einige grubige Vertiefungen auf, die demselben Zweck ge- dient haben, wie diejenigen, mit welchen die Oberfläche des Trochanter und die Trochanter und Gelenkkopf trennende Furche (s) besäet ist, nämlich der Anheftung von Muskelsehnen und Bändern. Die eben genannte Furche ist am flachsten und schmälsten an der Stelle, an welcher Trochanter und Gelenkkopf einander am meisten nähern, vertieft sich dann ulnar- und radialwärts, um sich auf den ulnaren und radialen Seitenflächen des Proximal- endes als breite, flache Rinnen auszubreiten. Der Hals des Humerus entsteht dadurch, dass sich die äussere und innere Fläche stark einziehen, während auf der Uhiarseite eine Einziehung gar nicht vorhanden und auf der Radialseite nur schwach angedeutet ist. Zu bemerken bleibt noch, dass die vordere und hintere Fläche des Gelenkkopfes und des proximalen Theiles des Collum ringsum vollständig rauh erscheint, dagegen die entsprechenden Theile des Trochanter vollständig glatt sind. Das distale Ende des Humerus, das leider nicht vollständig ist, zeigt eine starke ulnar -radiale Verbreiterung und dement- sprechend eine bedeutende Abjdattnug. Wie schon oben bemerkt wurde, ist die Uluarkante des distalen Endes stark eingebogen, während die Radialkante geradlinig verläuft. Da der eben beschriebene Humerus besondei’S in der Bildung seines proximalen Endes merkwürdige Eigenthüinlichkeiten besitzt, muss ich des Vergleiches halber auf den Bau desselben bei anderen Plesiosaui‘iis-AxiQ\\ näher einsehen. Mehrere Plesiosaurier des Lias, deren Typus PL dolichodeirus ist, haben ein einfaches Proxi- mal-Ende, d. h. ein kugliger Gelenkkopf, der die ganze obere Partie einnimmt, gelenkt mit dem Schultergttrtel, ohne dass eine Spur des Trochanter vorhanden wäre. Aber schon bei PI. rugo- ms Owen wird ein Trochanter dadurch augedeutet, dass der äussere Theil des Geleukkopfes etwas hervortritt und durch uliiar- und radialverlaufeude Läugsdepressioneu von dem eigentlichen Caput humeri abgetrennt wird. Am deutlichsten abgebildet ist Rept. Lias. Form. P. III, p. 3G, Tab. XIV. 20 308 Henry Schröder, Sanrierreste aus der baltischen oberen Kreide. dieses Verhalten des proximalen Endes des Hnmerns von Kippj- jANOFpi) an mehreren Resten, die im Sewersker Osteolith gefunden und als PL Hebnersenii beschrielten wurden. Schon 1839 beschriel) jedoch Owen^) aus dem Kimmeridge clay 2 Humeri, deren proximales Ende durch Entwicklung eines starken Trochanter so abweichend von dem bisher bekannten Typen war, dass er einem derselben den bezeicbnenden Speciesnamen ^trochan- teriiis') auf Grund der grossen Abweichung von dem typischen Charakter der Gattung Plesiosaurus zu seiner 1840'*^) nur auf Zähne gegründeten Gattung PHosaurus stellte. Eine Abbildung dieses eigenthümliehen Humerus giebt Phillips^); es lässt sich darnach constatiren, dass der preussische Humerus allerdings eine bedeutende Aehidichkeit mit dem englischen auf- weist, aber sich auch wieder daxhirch unterscheidet, dass der Trochanter das Caput humeri nicht überragt und überhaupt weniger kräfticr entwickelt ist als bei dem enadischen. Hulke 6) beschreibt dann später als PL Manselü aus dem Kimmeridge clay Reste eines Sauriers, dessen Humerus sich eben- falls durch Abschnürung einer trochanterialen Partie von den typischen Ai’teu der Gattung unterscheidet. Zugleich macht er darauf aufmerksam, dass mit der Difiereuziruug des proximalen Endes auch das Distalende einer Veränderung unterworfen ist. Zu den zwei, bei den typischen PL dolicliodevms aiiftretenden Ge- lenkfacetten kommt an dem Plumerus und Femur des PL rugosus^ irochanterms, Manselü und portlandicus noch eine dritte Gelenk- C Mern. de FAcad. sc. Petersb. VII. ser., Tom. XXX, P. II, Taf. X, Fig. 1 n. 2. Report Brit. Assoc. 1839, p. 85. 3) Report Brit. Assoc. 1811, p. 64. ‘‘) Owen, Odontography, p. 283. ®) Geology of Oxford aud Valley of Thames p. 364. ®) Quart. Journ. Geol. Soc. XXVI, p. 619. '^) PI. llelmersenü Kipri.j. 1. c. p. 28, Taf. X, Fig. 4 u. Taf. XIV, Fig. 1 ge- hört ebenfalls hierher. Henry SchkÖdeu Satirierresto aus der baltischen oberen Kreide. 309 fläclie an der ulnaren (resp. libnlaren) Seite hinzu, mit Avelcher ein Knochen gelenkt, den Owen als das Homologon der Fabella (Pr. styloideus des Menschen) betrachtet. — Leider ist an dem prenssischeu Ilnmerus das Distalende nicht so weit erhalten, dass diese Verhältnisse beobachtbar wären. Der Vergleich des preussischen und der englischen Hnmeri führt allerdings dazu , beide in nahe Beziehung zu einander zu bringen. Jedoch zwingt die Verwandtschaft mit PUosauriis tvoclianterius Owen durchaus nicht zu dem Schluss, dass das prenssische Exemplar der Gattung Pliosatirus angehört, da man in dem von der Gattung Plesiosaurus abweichenden Bau des Humerus wohl einen generischen Unterschied finden kann, aber dadurch noch gar keinen Anhalt für die Zugehörigkeit zu Pliosaunis bei- ffebracht hat. Das Zusammenvorkommen des euofischen Plumerus mit einzelnen Zähnen der Gattnno; Pliosaunis in derselben Schicht liefert den Beweis der Zusammengehörigkeit beider Reste nicht, denn erst durch Vergleich mit einem vollständigen Skelett, au welchem sich die einzelnen Theile in möglichst natürlicher An- ordnung befinden, kann die Zugehörigkeit eiuzel gefundener Frag- mente zu einer Species resp. Gattung bewiesen werden. ■ — Ebenso wenig lässt sich daraus, dass Seeley i) PI. Manselii, dessen Humerus, wie oben constatirt, einen gleichen Bau des Proximalendes besitzt, zu seiner Gattung Muraenosaurus stellt, eine Beziehung des preussischen Humerus zu dieser Gattung der Elasmosaurideu folgern. Ein kurzes Resume möge die Beschreibung schliessen: Plesiosaurus halticus., zu den kurzhalsigeu Plesiosauriern ge- hörig, hat Hals- und Rückenwirbel mit rundem Querschnitt und tiefer Concavität der Geleidcfläche. Der Pr. spinosus ist kräftig und zeigt auf der hinteren Fläche einen tiefen Spalt. Der Neu- ralkaual besitzt einen gerundet- dreiseitigen Querschnitt. Die Zähne sind auf der convexen Seite glatt. Der kräftige Humerus O ö 1) Quart. Journ. Geol. Soc. XXX, p. 448. 2) CopE, Vertebr. cretac. form, of the West p. 70 ff., E,e]i. Geol. Survey Vol. 2, 1875, Henkv Sciiküdek, Saurierreste ans der baltischen oberen Kreide. hat ein Proximalende mit deutlich abgesetztem und von dem Ge- leiikkopf durch eine Furche getrennten Trochanter. Geoguostischer blorizont: Untersenon des Ostbalticum. 2. Plesiosaiirus Heliiierseiiii Kiprijanoff. Studien über die fossilen Reptilien Russlands II. Mein, de TAcad. imp. des scienc. de St. Petersbourg VII, ser. tome XXX, No. 6, 1882, p. 17—32, Taf. V, Fig. 1. 5; Taf. VI, Fig. 5; Taf. VII; Taf. VIII, Fig. 1—3; Taf. IX, Fig. 1. 2. 4; Taf. X— XIV. Zu dieser Art ziehe ich zwei als Geschiebe gefundene Wirbel. Das anhäugende Gestein beweist für beide ein obersenones Alter. a. Halswirbel (Taf. XV, Fig. la — c). Der erste, ein Halswirbel, ist bei Gumbinnen gefunden und wird im Königl. Mineralogischen Museum zu Königsberg i. Pr. auf bewahrt. Durch seine im Verhältniss zur Flöhe ausserordentlich bedeutende Länge und Breite (0,105 Meter lang, 0,107 Meter breit, und 0,072 Meter hoch) zeichnet er sich vor den anderen Wirbeln ans. Die terminale Gelenkfläche ist nierenförmig, mit gerundeter oberer und eingezogener unterer Seite. Sie vertieft sich nur äusserst wenig und zwar liegt die grösste Concavität beiderseits des Centrum als zwei senkrecht stehende Depressionen, die in der Mitte durch einen schmalen flachen Kanal verbunden sind. Von der Mitte des Wirbelkörpers nach den beiden terminalen Gelenkflächen wird die zelli^e Struktur des Knochens allmählich feiner und ena;- maschiger; auf die Geleukoberflächeu selbst ist ein ganz fein poröses Knochengewebe in einer dünnen Lage aufgetragen, die an der am besten erhaltenen Stelle durch eine deutliche mit dem Rande des Wirbelkörpers parallellaufende Linie (Fig. la) begrenzt wird. Von dieser Linie nach innen erhebt sich diese Lage polsterartig, ein Umstand, der für eine Deutung desselben als eine mit dem Wirbelkörper verwachsene Epiphyse spricht. Ebenso dürften auch ähnliche bei verschiedenen anderen Wirbeln von mehreren Autoren abgebildete polsterartige Erhebungen zu deuten sein. Die Seitenflächen des Wirbelkörpers sind wenig concav, am bedeutendsten unter einer Kaute (k), die sich in der Längsrichtung Henry Schröder, Sauricrresto ans der baltischen oberen Kreide. 311 uiclit weit unter der Basis der Nenrapophyse erstreckt. An der Uebergangsstelle von der seitlichen in die untere Fläche des Wirbels geht, nur um eiu Geringes mehr von der vorderen als der hinteren Terminal-Gelenkfläche abstehend, eiu starker an der Basis 0,04-8 Meter langer (er -cd) und 0,022 breiter Fortsatz ab, die Paraj)ophyse (pp) oder die nur als Stumpf erhaltene Hals- rippe. Die untere Fläche ist im Allgemeinen flach und stellt ein in der Sagittalebene des Wirbels verlängertes Rechteck dar. Jederseits heben sich auf den Langseiten die Parapophysen heraus, in der Mitte liegen die beiden durch eine flache Brücke getrennten, langellip- tischen Nahruugslöcher. Rechts und links von ilmen erheben sich gerundete Kauten, die in der Längsrichtung ziehend, nach vorne und hinten sich verbreitern und stäi’ker hervortreten; au deu Rand der Geleukflächen augekommeu, verlaufen sie, nach aussen umbiegend, in die Oberfläche des Wirbelkörpers, während sie nach innen, mit dem Rand der terminalen Geleukfläche abschneidend, die charakteristische mittlere Einseukuug (s) der unteren Fläche ver- ursachen. Die im Verhältuiss zur Grösse des Wirbels ausserordentlich schmalen (nur 0,021 Meter an der Basis breit) Neurapophyseu endigen, soweit sich dies l)ei der mangelhaften Erhaltung coustatireu lässt, kurz vor der vorderen und hinteren Geleukfläche. Sie schliessen einen sehr engen Neuralkaual (nc) ein, der sich nach vorne ^) entschieden etwas erweitert und in der Mitte seines Bodens von den langgezogenen, gegen einander verschobenen und durch eiu dünnes Septum getrennten Oefluuugen für die beiden Nahrungs- kanäle durchbohrt ist. Um die Identität des eben beschriebenen Wirbels mit den von Kipeijanoff 1. c. unter dem Namen PL llehnersenii ver- öfteutlichten zu beweisen, ist die folgende Tabelle zusammen ge- stellt, welche die absoluten und relativen Grösseuverhältnisse der russischen u]id preussischen Wirbel enthält. Zum Vergleich sind natürlich nur Halswirbel herangezogeu. 0 Hinten ist die Erhaltung zu schlecht. 312 Henry Schrüder, Saurierreste aus der baltischen oberen Kreide. Eussl Taf. XI, Fig. 3 and b Taf. XI, Fig. 2 Preussen Taf. XV, Fig. 1 Russland Taf. XI, Fig. I Taf. Vm,Fig. 2 Länge 134 130 105 70 66 (100) 2) (100) (100) (100) (100) Breite 121—126 120 107 85 83 (90-94) (92) (102) (121) (126) Höhe 88—92 90-110 72 55-60 59 (66—69) (69) (69) (78-86) (89) Aus der Tabelle geht hervor, dass sich der preussische Wirbel in Bezue; auf seine relative Grösse vorzüg-lich in die russischen einorduen lässt. Was seine absolute Grösse anbetrifft, so steht er in der Mitte zwischen den grössten und kleinsten von Kipri- JANOFF beschriebenen. Die grösste Aehnlichkeit stellt sich heraus bei einem Ver- gleich des preussischen Wirbels mit Kiprijanoff’s Taf. XI, Fig. 3. Hier wie dort treten die nierenförmige, flache Gelenkfläche mit der Einsenkung der unteren Fläche, die seitliche Kante an der Basis der Nexirapophysen und die schmalen, einen sehr engen Neural- kanal einschliessenden Neurapophysen auf. Ich halte die Ueber- einstimmung für vollkommen und glaube mit Bestimmtheit die Identität des preussischen und russischen Wirbels aussprechen zu können. b. Hinterer Halswirbel (Taf. XV, Fig. 2a — c). Ausserdem liegt mir noch ein Wirbel vor, den ich mit PI. Helmersenii ideutificiren muss. Er wii’d in der Sammlung des mineralogischen Universitäts- Museums zu Königsberg auf bewahrt 1) Bei den russischen Wirbeln sind die Tafel- und Figurennuinmern der Kipeijanoff’ sehen Arbeit angegeben. Da die Maasse im Text mehrfach nicht vorhanden sind, so mussten sie in dieser und der folgenden Tabelle von der Abbildung hergenommen ■werden. . Die Wirbel Taf. VIIT, Fig. 2 u. 3 sind wegen ihrer augenscheinlich abnormen Gestalt nicht aufgenommen. Die erste Zahl ist das absolute Maass, die eingeldammerte Zahl stellt das relative Maass, die Länge = 100 gesetzt, dar. Henry Schröder, Saurierreste aus der baltisclien oberen Kreide. 313 und ist, obwohl ohne Fundort, ein entschieden preussisches Gre- schiebe der Mucronateukreide, wie aus dein anhängenden Gestein hervorgeht. Durch die Lage und Form der Pleurapophyse documentirt er sich als einer der hinteren Halswirbel. Seine Gestalt ist ab- solut verschieden von der des eben beschriebenen vorderen Flals- wirbels, bedingt durch die geringe Länge (0,072 Meter) iiu Ver- hältniss zur Breite (0,094 Meter) und zur Höhe (0,079 Meter). Die Form der terminalen Gelenkfläche ist elliptisch mit grösserem Querdurchmesser. Die Geleukfläche ist ausserordentlich flach con- cav; die stärksten Vertiefungen liegen in der oberen Flälfte jeder- seits einer der Mitte des oberen Randes nach dem Centrum vor- dringenden platten Erhebung und haben halbmondförmige Gestalt; das Centrum selbst ist zu einer kleinen Grube vertieft. Von der an dem vorderen Halswirbel l;)eobachteten Epiphyse ist nichts vor- handen und deshalb der Rand der Gelenkfläche auch sehr viel schärfer ausgeprägt. Die Seitenflächen sind massig concav, werden aber nach unten allmählich concaver, bis der Wirbelkörper, von unten gesehen, sehr stark eingezogen erscheint. Die etwas länglichen Nahrungs- löcher der Unterseite liegen sehr weit (0,06 Meter) von einander entfernt. Die Nenrapophysen stellen sich als langgezogeue (0,06 Meter laug), schmale (0,013 Meter breit) Wände des Neiiralkanals dar, der au seiner hinteren Oeflhung 0,031 Meter breit ist und sich in der Mitte verengt. Der Boden des Neuralkauals ist leider mit festem, nicht entfernbarem Gestein bedeckt, so dass sich über die Oefthuugeu der Nahrungskanäle nichts sagen lässt. Etwas vor der Mitte der neurapophysialeu Stumpfe geht jeder- seits nach der Seite und mit geringer Krümmung nach hinten eine firstartige Kante auf die Pleurapophyse über und endigt in der oberen Spitze des diapophysialen Autheil der Gelenkfläche, welche dadurch nach oben zu einer Ecke ausgezogen erscheint, während sie unten gerundet ist. Die Pleurapophyse tritt mir wenig von dem Wirbelkörper hervor, fällt nach hinten steil ab 314 Henry Schröder, Saurierrestc aus der baltischen oberen Kreide. und geht vorne allmählich in die Seitentheile des Körpers über. Die Rippengelenkfläche ist so stark beschädigt, dass sich über ihre Gestalt nichts Bestimmtes sagen lässt. Die Zugehörigkeit des hinteren Halswirbels zu der von Ki- PRiJANOri' als PI. Hehnersenii beschriebenen Species lässt sich ebenfalls sehr gut nachweiseu, da dieser Autor einen Wirbel be- schreibt, der ebenfalls der hinteren Abtheilung des Halses au- gehört hat. Zum Vergleich der Grössenverhältnisse folge hier eine Tabelle, welche in derselben Weise, wie die über den vorbe- schriebenen Halswirbel zusammengestellte, augefertigt ist. Russland Taf.XH, Fig.2 P r e u s s e n Taf. XV, Fig.2 Russland Taf. XII, Fig. 1 Taf. VII, Fig. 1 Länge 95 (100) 72 (100) 115 (100) 110 (100) Breite 140 (147) 104 (131)- 150 (130) 133—139 (121-126) Höhe 112 (117) 79 (109) 118 (108) 113—120 (103—109) Die Uebereinstimmuug in den relativen Grössenverhältnissen ist evident; der preussische Wirbel ist nur etwas kleiner als die rassischen. Zum näheren Vergleich ist KiPRUANOrr 1. c. Taf. XII, Fio;. 1 heranzuziehen. Dieser Autor saa;t S. 24: »Der Wirbel Fi£r- 1 zeiget uns die Form eines Wirbels des PI. Hehnersenii, an den sich die Rippe sowohl am Centrum, wie auch an den Diapo- physial-Erhöhnngeu der Neurapophysen stützen konnte, d. h. der- selbe war ein Wirbel, welcher dem 37. Wirbel des PL homalo- spondi/lus entspricht, bei PI. Hehnersenii konnte er den 39. oder 40. Platz vom Kopf gerechnet einuehmeu«. Abgesehen von der jedenfalls etwas willkürlichen numerischen Bestimmung pflichte ich Kipri.janoff bei; nach der oben aus einander gesetzten Nomen- clatur ist er also als hinterer Hals (Pectoral) -Wirbel zu l)ezeichnen. Der preussische und russische Wirbel stimmen überein in der Gestalt der Gelenkfläche, der oberen Kaute der Pleurapophyse und dem von schmalen Neurapophysen eingeschlosseuen, nach vorne und hinten sich erweiternden Neuralkaual. Ein Unterschied Sauj-ierresto aus der Italtisclien oheron Kreide. 3 1 5 Henry Schröder, l)estelit clavin, dass bei dem vussisclien Exemplar die Pleurajmpbyse nuten ebenfalls spitz zulänft und sich auf den Wirbelkörper als eine senkrechte Kaute fortsetzt. Diese Diflerenz ist jedoch den übereinstimmenden Punkten gegenüber so gering, dass für ihre Erklärung die Annahme einer anderen Stellung in der Reihe der Halswirbel genügt. W ie Koken bemerkt, hat sich Kiprijanoff über die Ver- wandtschaft des Fl. Hehnersenii nicht klar ausgedrückt. Aus der Kreideforinatioii ist kaum einer der bisher bekannt gewordenen Reste zum Vergleich heranznzieheu ; ans der Zahl der liasischen Arten sind PI. liomalosponchjlus als der Nächstverwandte zu lie- trachteu, was ein Blick auf die von Owen und Kiprljanoff gegebenen Abbildungen beider Arten lehrt. — In entfernter Be- ziehung zu PL Hehnersenii dürften PI. gurgitisPiG'iF.T u. Renevier-^) und Plesioscmrus sp. III Koken gebracht werden; l)eide Arten unterscheiden jedoch, abgesehen von manchen anderen Eigenthüm- lichkeiteu, besonders durch die sehr viel stärkere Coucavität der Articulationsflächeu. 3. Plesiosaiuiis iclithyospondyliis Seele y. 1864. l’lesiosaurus Bernardi Owen, Monograpli on tlie fossil Reptilia of the Cre- taceoiis formations Suppl. IV, p. 7, Tab. IV und V. 1869. » ic/iihijosjiondi/liis Seelev, Index to the fossil remains of Aves, Ornithosauria and Reptilia etc. p. XVII. 1882. » Bernardi Kirri.janoff, Memoires de l’Acad. imp. d. scienc. de St. Petersburg. VIII. ser. XXX, 6, p. 5, Taf. I; Taf. II, Fig. 1 u. 2 (3 7); Taf. 3 (nicht 1 u. 2). In Dixon’s Geology and Fossils of the Tertiary and Creta- ceons Formations p. 396, pl. XXXVII, fig. 8, 9 gründete Owen auf einen bei Houghton in der Nähe von Arnndel im »Upper Chalk« gefundenen Wirbel die Species Pl. Bernardi. Dieselbe P Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. XXXV, 1883, S. 784. 2) Rept. Lias. Form. P. I, Pl. V— VIII. “) Materiaux p. 1. Paleontologie Suisse 1 ser., p. 5, pl. I, fig. 1. ■‘) V. s. p. 786. 31G Henry S(!iiröder, Saurierreste ans der baltisclien oberen Kreide. zeichnet sich durch manche Eigenthümlichkeiten vor den ülnäsfen Species aus. Die Articulatiousfläche des Wirbelkörpers ist stärker coucav als bei den meisten Plesiosauriern und zu einer centralen Grube vertieft; ihr Rand ist stark gerundet oder vielmehr nach aussen abgeschrägt. In seiner Monographie S. 60 Tab. XVII wiederholte dann Owen 1851 die Beschreibung dieses Bestes und fügte 1864 mehrere im Grünsand von Reach bei Cambridiie gefundene Wirbel hinzu, »which are referable to the same species, but most of thein to an individual of smaller size, and probably of immature age«. Zugleich l^erichtet er über einen im Kursker Osteolith Russlands gefundenen Halswirbel, den er el)enfalls zu seiner Species stellt. Diesen nebst anderen Resten hat dann Kiprijanoff 1882 o-enauer beschrieben. Jedoch vermao; ich nach Vergleich seiner Abbildung und Beschreibung mit der von Owen gegebenen nur seine Taf. I, Taf. II, Fig- 1 u. 2, und Taf. III, Pig. 3 zu PI. Bernardi Owen 1864 zu ziehen, während mir Taf. II, Fig. 3 fraglich und Taf. III, Fig. 1 u. 2 jedenfalls nicht zu dieser Art gehörig erscheinen. Uebrigens sagt Kiprijanoff selbst (S. 9) über den Taf. III, Fio-, 1 abo;ebildeten Schwanzwirbel: »Die ne- ringe V^ertiefung der Geleukflächen dieses Wirbels und die un- bedeutende Böschung seines Randes geben uns das vollkommene Recht, diesen Wii’bel zur Species PI. pachyornus zu ziehen, allein da ich ausser diesem Wirbel in meiner Sammlung keine anderen Zeugen für das Vorkommen dieser Species im Sewerschen Osteo- lith besitze, so trage ich Bedenken, ihn von der bedeutenden An- zahl der in meinem Besitz befindlichen Wirbel des PI. Bernardi Owen abzusondern«. Einer derartigen Speciesbestimmung kann ich mich nicht anschliessen, sondern bezeichne das fragliche Stück als PL facliyomus Owen?; zudem figurirt entgegen obiger Be- hauptung Kiprijanoff’s auf derselben Seite und vorher S. 6 ein Radius einer rechten Gliedmasse unter dem Namen PI. pachyomus Owen im Text, in der Erläuterung der Tafeln allerdings mit einem Fragezeichen versehen. In einer Aufzählung der im Woodwardian-Museum zu Cam- bridge vorhandenen Reptilien trennt Seeley PI. Bernardi Owen 1851 und 1864 als zwei verschiedene Arten von einander und Henry Schröder, Saurierreste aus clor baltischen oberen Kreide. 317 legt dev zuletzt bekannt gewordenen den Namen PL ichfhyospondyhts liei. Eine nähere Angabe über die Begrenzung beider Speeies findet sieb jedoch nicht vor, sondern nur der Verweis anfOwEN’s Abbildungen. Obwohl Seeley sagt (1. c. p. XV): »These nains are only intended for the convenicnce of stndents nsing the Musenin, and are not necessarily to take rank as names of described speeies,« so glaube ich doch, dass in diesem Falle die Aufstellung einer nenen Speeies gerechtfertigt ist. Da es mir darauf ankommt, die Zugehörigkeit der von Owen iiesehriebenen Wirbel zn zwei verschiedenen Speeies zu beweisen, so hebe ich hervor, dass kein Grund vorliegt, die von Kiprijanoff zn PI. Bernardi gezogenen Wirbel wirklich zn dieser Sjtecies und zwar der von 1864 (^ichfhyospondylus Seeley) zn stellen. Bei genauer Vero'leichnnp' der Beschreibnno’ und der Abbildungen lassen sich keine Unterschiede finden, die dagegen sprächen. Owen nnd Kiprijanoff ergänzen sich gegenseitig nnd dadtirch ist es leicht möglich, den Unterschied zwischen PL Bernardi Owen 1851 und PI. Bernardi 1864 zn constatiren. Der bei der geringen Grösse sehr viel gedrungenere Ban der Neurapophysen nnd des Pr. spinosus bei letzteren Individuen fällt sofort in die Angen; dazu kommt noch besonders die sehr verschiedenartige Form der sogenannten Halsrippen : bei der älteren Speeies sehr lange, gerade nach unten nnd hinten strebende einfache Fortsätze, während sie liei der jüngeren kurz sind und in der bekannten Beilform anf- treten. Anf Grund des Vorhergehenden glaube ich PI. Bernardi O O Owen 1851 und PL ichthyospondylus Seeley als zwei gut unter- scheidbare Arten annehmen zn können. Zn letzterer Art ziehe ich zwei mir vorliegende Wirbel : a. Halswirbel. Ein Halswirbel, zu Roseuberg in Westpreussen gefunden und im mineralogischen Universitäts-Musenm anfbewahrt, kenn- zeichnet seinen geognostischeu Horizont dni’ch die Ansfüllnng seiner Poren mittelst einer im Bruch schwarzen, in der Verwitterung blänlichen Feuersteinmasse als obersenonen. 318 Henry ScHKÖnuR, Saurierreste ans der Ijaltisclien oberen Kreide. Höhe der Geleukfläche . . . . » des Wirbels (in der Mitte) Breite der Gelenkfläclie » des Wirbels Länge des Wirbels oben . » » » nuten . 0,055 Meter 0,06 1 » 0,063 » 0,072 » 0,013 » 0,044 » Dieser Wirbel ist von mittlerer Grösse, etwas breiter als hoch und böber als lang. Die Articnlationsfläclien sind stark concav und zeigen einen convexen Rand, der sieb in eine randlicbe Abschrägung der Seitenflächen tbrtsetzt. Die Mitte wird von einem runzeligen, unregelmässig conturirten Ringe eingenommen, der nach innen zu von einer centralen Grube begrenzt wird. Die Seitenflächen sind nach vorne und hinten in einer ziemlich breiten Zone abgeschrägt, die jedoch nach oben zu ebenso wie bei PI. balticus schmäler wii’d und unter dem Neuralkanal vollständig verschwindet. Der grösste Theil der Seiten wird von den Ansatzflächen der Neurapophysen und Parapophysen eingenommen; der zwischen beiden gebliebene Raum ist durchaus nicht concav eingesenkt, sondern vollständig eben. Die Ansatzfläche der Parapophyse reicht von der unteren Fläche bis fast in die halbe Höhe des Wirbels, ist sehr viel höher als breit, concav vertieft und von einem unregelmässig wulstigen Rand umgeben. Die Ansatzflächen der Nenrapophysen nehmen oben die ganze Länge des Wirbelkörpers ein und steigen, nach unten sich verschniälernd , ein Stück auf die Seiteutheile herab. Sie haben ein uuregelmässia'es grubig- ö o ö o narbiges Aussehen. Die Mitte der oberen Fläche wird von zwei runden Nahrungslöchern durchbohrt, die nach unten zu durch den Wirbel gehen und in zwei trichterartig erweiterten, durch eine schmale Kante getrennten Löcher der Unterseite endigen. Dieser eben beschriebene Wirbel stimmt mit den von Owen unter dem Namen PL Bernardi 1864 aufgeführten Wirbeln vor- züglich in Bezug auf den Umriss der Gelenkfläche, die Aljstutzung der Seitenränder, die Gestalt und Grösse der Ansatzflächen der Neurapophysen und Parapophysen überein; namentlich in letzterer Henry Schröder, Saurierrestc aus der baltischen oberen Kreide. 319 Bezielnuig ist er dem auf Tab. IV, Fig. 11 abgebildeten zu ver- gleicben; eine ähnliche Lage der unteren Venallöcher zeigt Owen’s Abbildung Tab. V, Fig. 7. Eine Verschiedenheit der englischen und preussischen Wirbel findet sich nur in der Gestaltung der Articulationslläcben: sie sind bei den preussischen etwas flacher concav und nicht so glatt; jedoch l)eschreibt Kiprijanoff 1. c. S. 7 an den von Owen selbst als PI. Bernardi bestimmten Wirbeln rundliche Warzen in der Mitte der Gelenkfläche und Owen giebt 1. c. S. 11 an, dass ein russischer Dorsalwirbel weniger concave Gelenkflächen, als die englischen, besessen habe. b. Schwanzwirbel (Taf. XVI, Fig. 2a — c). Ein Schwanzwirbel, bei Preussisch- Holland mit anhaftendem oberseuonen Kreidegestein gefunden und im Besitz des dortigen Lehrers, Herrn Zinger, befindlich, muss ebenfalls zu spo7idylus Seeley gezogen werden. PI. ichthyo- Höhe des Wirlaels Breife des Wirbels (an der Basis der 0,044 Meter Pleiirapophysen gemessen) 0,051 » Höhe der hintei’en Gelenkfläcbe . . 0,047 Breite » » » . . 0,060 » Länge des Wirbelkörpers . . . . Eutfernuno' des Centrum der vorderen O 0,033 » von dem der hinteren Gelenkfläche 0,021 » Breite der unteren Fläche des Wirbels 0,039 » Breite des Neuralkanals 0,008 » Im Allgemeinen ist die Gestalt dieses Schwanzwirljels ein Parallelipipedon, höher als lang und etwas breiter als hoch. Die hintere Gelenkfläche, welche am besten erhalten ist, hat die Form eines Oblongs mit gerundeten oberen und durch die Haemapo- physen abgestumpften unteren Ecken. Ihr Rand ist stark convex gerundet, nach aussen steiler als nach innen abfällend; die Con- cavität der Gelenkfläche nimmt stetig nach innen zu und ist für einen Wirbel sehr bedeutend, vei'flacht sich dann all- mählich, um sich ira Centrum zu einer rundlichen Grube zu vertiefen. 320 Henry Schröder, Sanrierreste aus der baltischen oberen Kreide. Die obere Fläclie der Wirliel trägt die zieivdicb starken Nenr- apopliysen, die einen am Boden 8 Millimeter breiten Nenralkanal nmscbliesseu; seine Seitenwände steigen in flachem Bogen ziem- lich senkrecht nach oben; der Boden trägt zwei kleine Nahrangs- löcher. Von den nnr als rundliche Stnmpfe erhaltenen Plenr- apophysen, die ebenso wie die Nenrapophysen rallständig mit dem Körper verwachsen sind, trennt sie eine schmale, schwach con- cave Fläche. Dagegen ist die Seitenfläche des Wirbels sehr stark concav, wie sich am leichtesten ans dem Verhältniss der oben angegebenen Breite des Wirbelkörpers imd der Gelenkfläche ersehen lässt. Ilinten ist die Plenrapophyse im rechten Winkel gegen den Körper abgesetzt, während sie nach unten allmählich in die Seiten- fläche verlänft. Die stark entwickelten Gelenkflächen für die naemapophysen liegen anf einer scharf hervortretenden Erhöhnng am Rande der hinteren Geleukfläche anf dem Uebergano;e von der seitlichen in die vierseitige untere Fläche des Wirbelkörpers. Vor ihnen befindet sich jederseits ein Nahrnngsloch, das noch über der Kante liegt, die von der Plaemapophysen- Gelenkfläche in gerader Linie nach hinten zieht. Die Eina:än2:;e zn den Nahrnugskanälen fehlen der unteren Fläche des Wirbels. In Bezug anf allgemeine Charakteristik stimmt dieser Schwanz- wirbel vorzüglich mit den Beschreibungen Owen’s überein. Die tief concaven, mit einer centralen Grabe und gernudetem Rande versehenen Articnlatiousflächen , die Stärke der Nenrapophysen weisen auf eine Zugehörigkeit zu PI. ichthyosponchjJus Seeley (^Bernardi Owen 1864) hin. Mit einem von Owen nnr beschrie- benen (1. c. S. 11), leider nicht abgebildeten Schwanzwirbel stimmt der prenssische in der Grösse der Geleukflächeu für die Haem- apophysen, das Verhältniss von Länge und Breite, und die Gestalt der unteren Fläche des Wirbelkörpers überein. 4. Plesiosatiriis sp. In einer Graudgrube bei Cranssenhof, circa 8 Kilometer östlich von Königsberg am südlichen Ufer des Pregelthales, ist ein Wirbel Henry Schröder, Saurierreste ans der Imltisclien oberen Kreide. 321 o-efuiuleii, der in Bezus; auf die Art der Versteineruna; dem als 0/0 O Halswirbel von PI. ichthyospondyhis Seeley bestimmten gleicht und daher wohl ebenfalls obersenones Alter besitzt. Er gehört dem Königl. mineralogischen Universitäts-Museum zu Königsberg. Aus der Lage der Ansatzflächen seiner Apophysen geht hervor, dass dieser Wirbel der vorderen Region des Schwanzes angehört. Auso'ezeichnet ist er durch seine verhältuissinässia; ausserordentlich geringe Länge. Höhe .... 0,063 Meter Breite . . . 0,068 » Länge . . . 0,036 » Der Umriss der Termiualgelenkfläche ist nahezu ein Kreis; von dem nur weni«; a;ewö]ljtem Rande sinkt sie zu einer mässia;en Coucavität ein, die sich nach der Mitte zu etwas emporhebt, während das Centrum von einer cpierverlängerten , spaltartigeu Grube eingenommen wird. Etwas über der Grenze zwischen Seiten- und unterer Fläche stehen, vorne gross und deutlich, hinten schwach entwickelt, die nur wenig aus dem Kiveau der Seitenflächen hervortreteuden Ausatzstellen für die Hypapophyseu. Die suturale Fläche für den Pr. trausversus liegt dicht au der neuroceutralen Sutui’, lieide sind nur durch eine schmale Kaute getrennt. Erstere steht dem hin- teren Rande des Wirl)els näher, ist wenig vertieft und in ihrem Umriss rund mit wenig hervortretendem Rande. Die ueuro- centralen Snturflächen lieo-en vollständio’ auf der ül)erseite des O O WiiLelkörpers, sind tiefer und durch eine flache, nach vorne und hinten sich erweiternde Brücke von einander getrennt. — Die untere Fläche ist nur nach den Ansatzstellen der Hypapophyseu zu etwas coucav; die Nahruugslöcher sind grösser und stehen unten weiter von einander a1>, als auf der oberen Fläche. Wegen der geringen Länge des vorliegenden Wirbels kann zum Vergleich nur ein von Owen als zu PI. planus gehöriger Schwauzwirbel herangezogen werden. In der Grösse und der *) Rept. Cret. Form. Suj^pl. W, p. 4, Tab. I, Fig. 16 — 19. Jahrbuch 1S84. 21 322 Henry Schröder, Saurierrcste aus der Ijaltischeu oberen Kreide. Form der terminalen Gelenkfläclie und der Ansatzstellen der ITyj)- apophysen ist jedoch keine Uebereiustimmuug vorhanden. 5. Piesiosaiiriis ii. sp. Dm’ch die Ausbildnng des Centrnms der terminalen Gelenk- tläche ist das Fragment eines Wirbels, das anf dem »Nassen Garten« l)ei Königsberg gefnuden ist mul dem prenssischen Provinzial- Miiseum angehört, erwähnenswerth. — Bei starker Concavität der Gelenktläche erhebt sich in der Mitte eine in dorso - ventraler llichtung etwas verlängerte flache Warze, von der rechts und links starke, längliche Wülste abgeheu. Der Wirbel ist im Uebrigeu aber so beschädigt, dass sich über seine Grössenverhältnisse und über andere Beziehungen Nichts sagen lässt. Die beschrielmne Bildung der Gelenktläche sichert ihm jedoch eine selbständige Stellung unter den Plesiosauriern, und sind weitere Funde behufs areuauerer Charakteristik abzuwarten. 6. Pliosaiirus? gigas ii. sp. (Tat. XVI, Fig. la u. b.) In der Sammlung des Königl. mineralogischen Museums zu Köniirsbero; wird ein Wirbel anfbewahrt, der von Altlelde l)ei Elbins herstammt und sich diircli das den Neuralkaual erfüllende Gestein, typischer »Todter Kalk«, als dem Obersenon augehörig erweist. Durch seine absolute Grösse Länge . . . . 0,112 Meter Breite . . . . 0,143 » Höhe .... 0,129 » ist er vor allen anderen als Geschiebe gefundenen Wirbeln aus- gezeichnet. Die Gelenktlächen sind im Umriss nahezu rund, mit geringer von oben nach unten gehender Abplattung. Von dem etwas gerundeten Rande aus nach innen bildet die Concavität derselben eine ringförmige, dem äusseren Rande concentrische Ver- tiefung und erhebt sich dann nach der Mitte wieder zu einer Henry Schröder, Saurierreste aus der baltischen oberen Kreide. 323 warzenartigen Prominenz, welche in ihrem Centrnm eine kleine Grube trägt. Anf den Seitenflächen zieht sich der Wirbel sehr stark ein, während die untere Fläche nur wenig concav ist. Letztere trägt 3 Oeffnimgen für die ISahrnngskanäle, 2 kleinere anf der einen Seite der Mediane des Wirbels, eine grössere auf der anderen. Die Neurapophysen sind kräftig, doch schlecht er- halten nnd mit festem Gestein umgeben; bemerkenswerth ist nur, dass an ihren Seitenflächen eine gerundete, von je einer Grnbe vorne und hinten eino’eflisste Kante nach der abo-ebrochenen Di- o o apophyse emporzieht. Da letztere jedenfalls hoch au der Neur- apophyse gesessen hat, so ist dieser Wirbel als ein Rückenwirbel aufzufasseu. Sowohl auf Grund der Grösse als anderer Formvei-hältuisse wegen lässt sich der eben beschriebene Brustwirbel nur mit solchen aus dem Kimmeridge-Clay Englands bekannten vergleichen. Di(" beigegebeue Tabelle ist eine Zusamineustellung des preussischeu mit den von Owen und Phillips als PHosaurus brachydeirus beschriebenen W irbeln. PHosaurus brachydeirus PHosaurus'? giyas Vord. Rückenwirbel Rückenwirbel Market Raisen Rückenwirbel- Serie Shotover Länge 112 (100) 65 (100) 72 (100) (100) Breite 143 (128) 104 (161) 105 (146) (119—143) Höhe 129 (115) 87 (139) 94 (131) (109—136) Die Tabelle lehrt, dass der preussische Wirbel einer nicht unbedeutend grösseren Species angehört hat, als PI. hmchydeirKS-, am nächsten kommt ihm in dieser Beziehung ein aus dem Kimme- O ridge-Clay von Foxeombe Hill erwähnter^) Plalswirbel, dessen Länge H Report Brit. Assoe. 1841, p. 63. Geology of Oxford etc. p. 346. Owen, 1. c. p. 62; als Halswirbel von PHosaurus besitzt er nur geringe Länge. Wohl der grösste bekannte Wii’bel ist der von Phit.lips 1. c. p. 3.56 be- schriebene: Länge 4,2 Zoll. Breite 7,1 Zoll, Höhe 6,1) Zoll. 21 324 Henky Scheödek, Saiu'ierreste aus der baltischen oberen Kreide. zu 1,5 Zoll (0,038 Millimeter), die Breite zu 6 Zoll (0,152 Meter) und die Höbe zu 5 Zoll (0,127 Meter) augegeben wird. Ferner ergiebt sich, dass unser Wirbel betreffs der relativen Grössen- verhältuisse namentlich in die für die Wirbelserie von Shotover angegebenen Zahlen hiueiupasst. Ein Vergleich mit den von Phillips gegebenen Abbildungen des PI. hrachydeims nud auch der Species macrotnerus lässt eine Aehnlichkeit in Bezug auf die Gestalt der Gelenkflächen constatiren. Der gerundete Rand, die ringförmige schwache Concavität, die mittlere Prominenz mit der centralen Grube finden sich hier wie dox’t. In dem Diagramm 139, p. 346 werden zudem noch vier kleine Veiieulöcher der unteren Fläche angegeben, welche den zwei kleinen und dem einen grossen Nahrungsloch des prenssischen Wirbels entsprechen. Nur um dieser auffallenden Aehnlichkeit in der Grösse des Wirbelkörpers, der Form der Gelenkfläche und Anordnung der Venenlöcher Ausdruck zu geben, bezeichne ich diesen Wirbel als Fliosaurus? mit dem Bemerken, dass der Nachweis dieser nur aus Kimmeridge-Clay bekannten Gattung im Obersenon auf bessere Beobachtungen als die eben constatirte Aehnlichkeit basirt werden müsste. Uebrigens erwähnt H. v. Meyer i) aus den blauen Mergeln von Hauterive bei Neuchätel, also aus Neocom, einen Wirbel, der ebenfalls eine centrale Prominenz besitzt. 7. Slosasaiiriis Camperi H. v. Meyer. In einer Grandgrube östl. von Lauth bei Königsberg ist ein Wirbel gefunden, der sich durch seine convex - concaven Gelenk- flächen vor den anderen auszeichuet. Das anhängende Gestein ist das für die Geschiebe mit Belemnitella nmcronata charakteristische. Länge .... 0,055 Meter Breite .... 0,076 » Höhe .... 0,080 » Der Querschnitt des Wirbels ist ein Eckeu-gerundetes Dreieck, etwas höher als breit. Die Gelenkflächen sind glatt; ihre Con- vexität und Concavität nicht sehr bedeutend. Die Neurapophysen b Palaeontogr. Bd. VI, S. 9, Taf. Ilf, Fig. 1 — 3. Henry Sciiküdeu, Saurien’oste aus der baltischen oberen Kreide. 325 siiul als kräftige von vorne nacli hinten verlängerte, nicht ganz bis an den vorderen und hinteren liand des Wirljelkörpers heran- tretende Stümpfe erhalten. Der Pr. transversus ist durch eine an der unteren Hälfte der Seitentläche hervortretende Erhebung repräsen- tirt, während auf dem Uehergang von Seitentläche in die untere Fläche die Stümpfe der Ilypapophysen sitzen. Hiernach ist der vorlieireude Wirbel ein vorderer Schwanzwirbel. Ein Verß-leich mit den von Cuvier gegebenen allerdings ziemlich mangelhaften Abbildungen macht die Zugehörigkeit des preussischen Wirbels zu Species Mosasaurus (Jampevi wahrscheinlich. B. Saurier aus der Schwedischen Kreide. 1. Plesiosaimis cf. Helmerseiiii Kipkijanoff. (Tat. XV, Fig. 3a- c.) Plesiosauri vertebrae Nilsson, Kgl. Vetensk. Akad. Handl. 1835, p. 136 (Sep.- Abdr. S. 6, tab. V, üg. 2 — 4). » » Hisinger, Letli. Siiec. p. 6, tab. A, fig. 5 a u. b. T) rei bei Ifvetofta nordöstl. Kristianstad gefundene Wirbel sind bereits 1835 von Nii.SSON als dem Genus Plesioaaurus aug-ehörio: erkannt worden. Zwei von ihnen lassen nur erkennen, dass sie der Kückenregion augehört haben, sind aber im Uebrigeu zu stark beschädigt, um einer Beschreibung werth zu erscheinen. Der dritte, besser erhaltene hat folgende Grössenverhältuisse : Länge .... 0,058 Meter Breite .... 0,095 » Höhe .... 0,078 » Der Wirbelkörper hat einen elliptischen Querschnitt, und ist sehr viel breiter als hoch. Die Concavität der Gelenktläche ist nicht bedeutend, am grössten in einer sich in Nierenform nm das Centrnm legenden Vertiefung, die nach oben zu offen erscheint. Die untere Fläche ist wenig concav eingezogen und von zwei, durch eine 0,016 Meter breite, Hache Brücke getrennten Nahrungslöcheru ') Recherch. Oss. Foss. V, 2, p. 332, Tab. XIX, Fig. 5. 320 Henry Schröder, Saurierreste ans der iDaltisclien oberen Kreide. durchbohrt. Die Seiteuflächeu werden zum grossen Theil von den ausserordentlich stark entwickelten Pleurapophysen eingenoin- inen. Dieselben bestehen aus zwei Theilen, einem unteren par- apophysialen und einem oberen diapophysialen. Der erstere ist ein kurzer, aber breiter (0,035 Meter) und hoher (0,044 Meter) Fortsatz des Wirbelkörpers mit coucaver Gelenkfläche , welche direct seitwärts gerichtet ist. Durch eine tiefe, hinten sich ver- breitende und nach oben steigende Furche ist die Parapophyse von dem diapophysialen Antheil der Pleurapophyse getrennt. Derselbe stellt sich als ein kräftiger, circa 0,040 Meter langer Fortsatz der Basis der Neurapophyse dar und trägt eine Gelenk- fläche, die mit geringer nach hinten gerichteter Drehung nach unten schaut. Aus dieser Bildung der Pleurapophyse schliesse ich, dass der vorliegende Best ein Sacralwirbel ist (cf oben). Die Neurapophysen schliessen einen 0,025 Meter breiten und um wenig höheren Neuralcanal ein, auf dessen Boden die Eingänge zu den Nahrungscanälen fehlen. Die Gründe, welche mich veranlassen, diesen Wirbel zu PL Helmersenii Kipeij. in Beziehung zu setzen, sind erstens die Aelmlichkeit in der Bildung der Terminalgelenkfläche und zweitens die Uebereinstimmuno’ betreffs der relativen Grössenverhältnisse O mit dem von Kipeij. 1. c. p. 25 ^), Taf XIII, Fig. 1 beschriebenen vorderen Schwanzwirbel. 2. Mosasaurus Camperi H. v. Meyee. Zwei bei Köpinge (Grünsand mit Belemnitella mucronata) ge- fundene Zähne rechne ich zu dieser Species. Sowohl der grössere, ein Kieferzahn, als der kleinere, ein Pterygoidzahn, stimmen in jeder Beziehung mit den aus der Alastrichter Kreide mir vor- liegenden Zähnen überein , so dass ich von einer Beschreibung absehen kann. Es genüge, die neue Fundstelle für die Beste dieses interessanten Sauriers constatirt zu haben. ') Die von Kipkijanofp für diesen Wirbel angegebene Höhe = 65 Millimeter stellt sich beim Nachuiessen der Figur als falsch heraus, wahrscheinlich soll es 85 Millimeter bedeuten. Henkv Sciiröuek, Sanrierreste aus der baltisclion oberen Kreide. 327 ij. Mossisaui iis sp. 1. Ichthijosauri t/ens, Nilsson, Kgl. Veteiisk. Akad. Handl. 18b5, p. 13‘J, Sep.-Abdr. p. 9, Tab.V, Fig. 5. Mosasauri dens, Hisingee, Letli. Suec. p. 7, tab. A, fig. 2 b. Der Besclireibung Nilsson vermag ich Nichts hinziizulugen ; bemerken will ich nur, dass dieser Zahn nach seiner Gestalt und Oberfläche nicht der Species (_‘cvmperi II. v. Meyer angehören kann. Fundort Oppnianua (Schichten mit Acünocamax vimmnil- latuti). 4. Mosasauriis sp. II. (Tat. XYII, Fig. 2a — c.) Ichtlnjosaurun , troligeu annan art, Nilsson, 1. c. p. 139, Sep. -Abdruck S. 9, Tab. V, Fig. (i). Mosasaurus stenodon, Hisingee, Leth. Suec. p. 7, tab. A, fig. 2 a. Dieser circa 0,025 Meter lauge, fast bis zur Basis des Emails erhaltene Zahn stammt ebenfalls von Oppmanna. Sein (Querschnitt ist elliptisch mit scharfen, diametral gegenübersteheudeu Kanten an den Enden des grösseren Durchmessers. Er läuft nach oben in eine stumpfe Spitze aus. Sowohl die Aussen- als die Innen- seite tragen 5 gerundete Kanten, die aber schon in halber Höhe verschwinden; ausserdem tritt au der Basis des Emails noch eine zierliche Längsstreifung auf Der Vergleich mit Mosasaurus stenodon Charlesavorth ^), welchen OwEN^) schon früher als Leiodon ancefs beschrieben hat, ist insofern richtig, als die scharfen Kanten hei den schwedischen und englischen Individuen einander diametral gegenüberstehen; jedoch ist die Oberflächensculptur des Emails von Leiodon anceps Owen so abweichend, dass die Zugehörigkeit zur Gattung Leiodon bezweifelt werden muss; vielmehr weisen die auf der Aussen- und Innenseite laufenden Kanten mit der zierlichen Längsstreifung auf eine Beziehung zur Gattung Mosasaurus hin. *) London, Geolog. Journ. 1846, S. 23, pl. 4 u. 6. '^) Odontograpby, vol. I, p. 260, vol, II, pl. 72, fig. 1 u. 2. 328 Henky Schköder, SaLirierreste aus der baltischen oberen Kreide. 5. Mosasaiirns scaniciis n. sp. Plesiosaurus, Nilsson, 1. c. p. 131 (Sep.-Äbdr. S. 1, Tab. IV) u. Tab. V, Fig. 1. » Hisingbr, Leth. Suec. p. 6, Tab. B u. Tab. A, Fig. 4. Der Beschreibung Nilsson’s vermag ich kaum etwas Nemieus- werthes hiuzuzufügen. Jedoch lässt nach dem Vorhaudeneu, wenn es auch nur sehr fragmentarisch erhalteu ist, eine Verwandtschaft mit der Gattung Plesiosaurus nicht constatiren; dagegen erlauben unsere vorgeschrittenen Kenntnisse eine Einreihung des Schädel- fragments in die Familie der Mosasauridae. Ein Vergleich mit dem am besten bekannten Mosasaurus Cam- peri VON Meyer lehrt, dass das schwedische Exemplar sich in wesentlichen Punkten von dem Mastrichter unterscheidet. Vor Allem ist es ungefähr um die Hälfte kleiner ^). Die Schläfen- grulieu sind hei der schwedischen Art nach innen mehr gerundet, dagegen ist die vordere und auch die hintere Ecke schärfer zu- gespitzt. Die beide Gndoen trennende Wand des os parietale ist kürzer im Verhältniss zur Breite des Hinterhauptes, und der Winkel, in welchem sich das Parietale gabelt, ist spitzer und tiefer nach vorne eiugesenkt. In der i’echten Schläfengrube liegt ein Kuocheufragment, das entweder dem Kiefer oder dem Pterygoideum angehört hat, da es mit einem Zahn bewehrt ist. Derselbe ist mässig konisch und in eine stumpfe Spitze auslaufend; seine Krümmung ist eine sehr e:eriug;e. Die Oberfläche zeiö't die für die Alosasaurideu charak- teristischen Eacetteu und daneben eine äusserst zierliche, aber vor der Spitze endigende Längsstreifung. Dass das vorliegende Fragment keinem iVm'oscmuMS- artigen Thiere, sondern einem Mosasauriden augehöiT, ist nach der Bildung des Hinterhauptes und der Sculptur des Zahnes nicht zweifelhaft, dagegen dürfte seine Unterbringung liei der Gattung Mosasattrus nur als eine vorübergehende zu bezeichnen sein. Aus der nord- ') Von einer Aufführung der Maasse habe ich absehen müssen, da die ab- geriebene Oberfläche des Stückes keine genauen Angaben gestattet. ) Die einzige Ansicht der Oberseite des Crannium von Mos. Gamperi giebt ein Holzschnitt von Owen, Quart. Journ. geol. Soc. XXXIII 1877, p. 688, Fig. 6. Henuy ScmiÜDEK, SaarieiTCSto aus der Ijaltisclien oberen l\reido. 32!) amerikanischen Kreide sind durch Leidy, Code nnd Marsh zahl- reiche Gattnno-en und Arten der Mosasaurideu bekannt (geworden. O O Ferner hat Dollo ') neuerdings ans der Mastrichter Kreide Reste Iieschrieben, die er als PHoplatecarpus von dem alten Mosatmu.ruts trennt. (>. Leiodoii LHml«;reiii ii. sp. (Taf. XVII, Fig. 3a- d.) Bei Balsberg, nördl. von Kristianstadt ist ein Zalm gefumlen worden, der sich durch viele Punkte von den aus Eurojia be- kannten Mosasaurideu -Zähnen unterscheidet. Erhalten ist an ihm nur die Krone mit Ausnahme der 8])itze und der obere Theil der Wurzel. Seine Gestalt ist kurz o-edruno:en und stark konisch, in der oberen Hälfte gekrümmt. Der Quer- schnitt ist an der Basis des Emails dentlich elliptisch, der grössere Durchmesser, von aussen nach innen gehend, beträgt 0,0205, der kleinere 0,018 Meter; in der Mitte der Kroue gemessen sind die Durchmesser 0,015 und 0,0135 Meter. Das Email wird in der Längsrichtung durch 2 seitliche Kauten in 2 ungleiche, und ihrer Sculptnr nach verschiedene Theile getheilt. Diese für die Mosaacmridae so charakteristischen Kanten sind jedoch an dem vorliegenden Zalm nur in so ge- ringer Ausbildung vorhanden, dass der Querschnitt in keiner AVeise, etwa wie bei anderen Arten, durch sie beeinflusst wird. Die vordere Kaute ist stärker entwickelt als die hintere und lässt sich in der ganzen Länge der Zahnkrone, soweit sie erhalten ist, verfolgen; sie beginnt unten sehr schwach, aber deutlich wahr- nehmbar, verstärkt sich nach oben und ist, die Krümmung des Zahnes mitmachend, dentlich gegen die Oberfläche des Emails abgesetzt. Dagegen beginnt die hintere Kante erst circa 0,012 Meter über der Zahnwurzel und tritt nur sehr undeutlich und wenig scharf aus der Emailoberfläche hervor. ') Bull, du Musee roy. de Bruxelles, I, 1882, p. 57. .'\us dem Vergleich mit amerikanischen Leiodonresten ergioht sich, wie weiter unten auseinandergesetzt werden wird, dass die stärker entwickelte Kante die -vordere ist. 330 Hünky ScHiiÜDEK, Sanvierreste ans der baltisclicn oberen Kreide. Die äussere kleinere Hälfte des Zahnes, die ebenso stark convex in der liiehtung von vorne nach hinten erscheint wie die hintere, ist als glatt zu bezeichnen, nur zu beiden Seiten treten an der Basis des Emails ganz feine Längsrunzeln von der inneren Fläche auf die vordere über, gehen aber nicht bis auf die Mitte der äusseren Fläche. Durch tiefere, circa 0,001 Meter von einander entfernt- stehende Längsfurchen und ihnen parallellaufende feine Streifen ist die Oberfläche der inneren Hälfte sehr zierlich sculptnrirt. Jedoch nur an der concavsten Stelle geht diese Scnlptur ein Stück anf die obei-e Hälfte des Zahnes über; an den Seiten wird sie früher, in der Mitte später schwächer und der obere Theil zeigt nur noch ganz schwache Längsrunzeln. — Quer über die Ober- fläche verlaufen, nur durch ihre hellere Farbe angedeutet, schwach wellige Ringe, die wohl mit dem Wachsthum des Zahnes in Ver- bindung stehen; gerade mit einem solchen etwa in der Mitte der Höhe befindlichen Ringe beginnt die hintere Seitenkante. Der obere Theil der Pnlphöhle ist als eine längliche, spalt- artige Vertiefung erhalten, die kaum bis in das Innere der Zahn- krone eindriugt; nach der Wurzel zu erweitert sie sich plötzlich sehr bedeutend. Mit der von Owen i) gegebenen Charakteristik seines Genus Leiodon^ dessen einzige europäische Art den Namen anceps führt, stimmt der beschriebene Zahn in Bezug auf die beiden gegen- überlieirenden Kauten und das Fehlen der für AJosasaiinis charak- teristischen Facettirung der Zahnkrone überein, unterscheidet sich aber wesentlich durch den Querschnitt; ausserdem ist der schwe- dische Zahn gedrungener gebaut und stärker gekrümmt. Besonders zeichnet er sich vor dem englischen durch die feine Längssculptnr der inneren Fläche aus. Sucht man in dieser Hinsicht nach analogen Formen, so sind solche ans den Kreideablagerungeu Nordamerikas bekannt ge- worden. Dort wurden von Leidy ‘^) Sanrierzähne beschriehen, die er zwar noch unter der Bezeichnung Mosasaurus belässt, aber 0 Ropt. Cret. Form. P. I, p. 42. Cretac. Rept. of tlie ü. S. Sniithson, Contrib. to Knowledge 192, 1864, p. 62 sqq. Henuy ScHKonEK, SaurieiTGstü aus der baltisclicii oliercii Kreiclo. ‘431 (loch schon in Beziehung zu Leiodon OwEN I)ringt. Namentlich sind seine Querschnitte sehr instrnctiv; sie zeigen deutlich die anch hei dem schwedischen Zahn l)eschriebene Asymmetrie in der Ausbildung der Seitenkanten ') und beweisen, dass auch Quer- schnitte Vorkommen, die sich dem schwedischen nähern. CoPE 2) liat dann zahlreiche in diesen Formenkreis gehöi’ige Sanrier beschrieben, die znni Theil zn neuen CTattnngen gestellt, znm Theil unter dem Namen Leiodon Owen vereinio't werden. O Als Leiodon lyroriger führt er mehrere Reste anf, unter denen die Zähne namentlich in Bezug anf den Bau der Seiteukanteu mit dem schwedischen nbereinstimmen. Er sagt 1. c. p. 164: »The crowus are everywhere subcylindric at the base; the inner snrface more convex than the onter. Posteriorly, there is a posterior cnt- ting-ridge, as well as a marked anterior one, both minntely crenn- late; bnt the former gradnally disappears tili, in the anterior teeth, there is ouly on anterior edge, the posterior face being convex and continons with the inner. There is a trace of cutting- ridge on the onter portion of the extremity of the crown in the most anterior teeth. The anterior ridge remains very strongly marked. The surtixce is quite rough with longitudinal ribs, of which eight inay be connted on the onter aspect of second maxillary. These are not strongly marked, and ai’C separated by coucave faeets. The basal part of the crown is marked by nuinerons fine, sharp striae, which are most distiuct on the inner susface«. Der schwedische Zahn unterscheidet sich von Leiodon proriger CoPE durch den Querschnitt, die gleiche Convexität von äusserer und innerer Fläche und das Fehlen der Längsrippen. Der Bau der Kanten (cutting- ridge) ist jedoch so übereinstimmend, dass ich keinen Anstand nehme, den vorliegenden Zahn für einen vorderen Kieferzahu der Gattung Leiodon., allerdings einer neuen Species augehörig, zu erklären. T Wenn die Abbildung Owen’s, Rept. Cret. Form. Part I, Tab. IX A, Fig. 5** genau ist, so besitzt Leiodon, aiiceps ebenfalls diese Asymmetrie; im Text sagt jedoch Owen Niclits davon. The Vertebrata of Cret. Form, of the West,-U. S. Geolog. Surv. of Territ. 1875, jr. 160 sqq. aq 332 Henry Schi^üdeh, SaurieiTCste aus der baltisclien oberen Kreide. Sowohl aus deu prcussischeii Geschieben , als auch aus der schwedischen Kreide liegen mir noch mehrere Saurierreste vor, die, obwohl sehr fragmentarisch erhalten, dennoch eine noch grössere Keichlialtigkeit der Saurierfauna der baltischen Kreide vermuthen lassen, als sie sich in den eben beschriebeuen Formen aus- prägt. Beschrieben sind aus Preusseu: Pletsiosmtriis baiticus n. sp. . . | Hinterer Plalswir- bel,Rückeuwirbel, Rippen , Zähne, Humerus . Unter-Senon » Helmeraenii Kiprij. Halswirbel, Hin- terer Halswirbel . Ober-Senon » ichthyos2)ondylus Seeley Halswirbel, Schwanzwirbel » » sp Schwanzwirbel . » » u. sp Wii’belfragmeut . » Pliosaurusf gigas n. sp. Brustwirbel » Mosasaunis Camperi H. v. Meyer Schwanzwirbel . » Aus Schweden: Plesiosaurus cf. Hehnersenii Kiprij. Sacralwirbel . Ober-Senon Mosasaunis Camperi H. v. Meyer Zähne .... » » sp. I. . . . Zahn .... » » » sp. II. . . » .... , » scanicus n. sp. . Schädelfragmeut . » Leiodon Lundgreni u. sp. . Zahn .... » Kein anderes Territorium hat mit Ausnahme Nordamerikas l;)is heute eine gleiche reichhaltige Plesiosaurier-Fauna in den A1)- lagerungen der oberen Kreide aufzuweisen. Selbst England hat aus deu eutsprecheuden Schichten nur 2 Species: PI. Bernardi Owen Plalswirbel 1 PI. comtrictus » » i eliefert, während die übrigen von Owen erwähnten Reste so ragmeutarisch waren, dass sie zur Aufstellung von Species nicht Upper Chalk Henky SciiiiönER, Saiu'ierreste aus der baltischen oberen Kreide. 333 genügten. Aelmlich verhält es sieh mit den ans anderen CTebieten beschriebenen Saiirierresten der oberen Kreide ’). Au Reichthuin steht die Saurier -Fauna der oberen Kreide allerdings gegen die aiis der unteren Kreide z. B. dem Cand3ridge Greensand beschriebenen Faunen zurück, jedoch ist sie um so interessanter, als sich in ihr die letzten Vertreter der für die Jurabildungen so l)ezeichneuden Enaliosaurier vorhnden. Die oben beschriebene Plesiosaurier -Fauna gestattet den Schluss, dass sich die wichtigsten im Jura auftretenden Typen bis in die oljere Kreide erhalten haben. Der kurzhalsige Typus, vertreten durch PI. balticus, lebte neben dem mit schlangengleichem Halse aus- gestatteten PL llelmersenii, der nur schwach gel;)aute PL ichtkyo- spondylus existii’te unter Riesen wie Pliosuuriis'f gigas. Als besonders reich an Mosasauriden dürfte sich die schwe- dische Fauna erweisen, die durch den für Europa nenen Typus des Leiodon Lundgreni noch interessanter wird. z. B. cf. Geinitz, Palaeontograpliica XX, 1, p. 303. S-YuvAGE, Mem. Soc. geol. de France. Ser. 3, Tome TI, 1882, p. 29. Das Tertiär von Heilsberg* in Ostprenssen. Von Herrn Richard Kiebs in Künigsl)erg. (Hierzu Tafel XVITI — XXTl.) Die Kenntniss der Stellen, an welchen das Tertiär an die 01;)eiTläche tritt oder durch Aufschlüsse klar gelegt ist, hat sich in Ostprenssen während der letzten Jahre bedeutend vermehrt. Besonders sind bei Kartirnng der Gegend, welche die Königlich prenssische geologische Landesanstalt zuerst in Angriff nehmen liess, Section Sttssenberg und Heilsberg, eine Reihe solcher Punkte entdeckt worden. Die grosse Zahl der Aufschlüsse und die Grösse und Deut- lichkeit derselben, namentlich auf Heilsberg, machen es möglich dieses Gebiet bereits hekanuteu gegenüber zu stellen, um dadurch einen Schritt weiter vorzudringen zur Erforsclning von Aufbau und Gliederung der Tertiärs, dessen spärliche organische Reste und geringe petrographisch- charakteristische JVIerkmale den Ver- gleich mehr entfernter Distrikte bist unmöglich machen. Die eingehenden Untersuchuno-en des samländischen Strandes O O von ZaddaCH 1) bilden für die Weiterverfolgung des Tertiärs i)i Ostprenssen ein Fundament, an welches ich bereits früher die Braunkohlenformation um Heiligeubeil anzuschliesseu versuchte. *) Das Tertiär- Gebirge Samlands, Schriften der Physikaliscli-ökononiisclieu Gesellschaft zu Königsberg. 1867. Die Braunkohlenformation um Heiligenbeil, Schriften der Pliysikalisch- öknnomischen Gesellschaft zu Königsberg. 1880. RiciiARn Klees, Das Tertiili’ von Heilsbevg in Ostprcussen. . 335 Auch in der nachstehenden Arl)eit sollen die ZADDACii’schen Untersuchungen zu Grunde gelegt und wenigstens versucht wer- den, die Dreitheilung der Braunkohlenforination in eine obere, nuttlere und untere Etage heizubehalten. Auch in der Bezeich- nung der Schichten werde ich im Wesentlichen die Zaddach’- schen Bcmennungen anwenden und nur in einzelnen Fällen, wo ahweichende Verhältnisse es bedingen, anderer mich bedienen. Um eine weitläidige Beschreibung im Text zu vermeiden, gehe ich zunächst eine kurze Charakteristik der heohachteteu Schichten. 1. F ein e bis gro he Kohlensande. Quarzsande mit gut abgerolltem, annähernd gleichmässigem Korn. Sie sind frei von Glaukonit und bestehen aus vorwiegend hellen, durchsichtigen Quarzen. Die ZADDACH’sche Bezeichnung für Glimmersand fallt mit der für feinen Kohlensand zusammen; ich glaube diese Be- nennung deshalb aufgeben zu müssen, weil der Glimmersand von Zaddach nur auf die obere Etage der samläudischen Braunkohlen- formation Bezug hat, hei Heilsherg aber sämmtliche tertiären Sedi- mente Glimmer enthalten, dessen Menge mit der feinen Körnung der Schichten wächst. Um Irrthümer zu vermeiden, wende ich auch den Ausdruck »gestreitter Sand« nur als Etagen-Bezeichnung an, für die Sande selber kommen je nach der Beschaffenheit »Kohlensand« oder »feiner Quarzsand« zur Anwendung. 2. Glasursand. Derselbe ist feiner als der märkische Formsand, welcher mit dem feinen Kohlensand petrographisch zu- sainmenfallen dürfte. Der Glasursaud hat etwa die Koimgrösse des diluvialen Fayeucemergels. Ich wählte die Bezeichnung »Gla- sursaud« aus dem Grunde, weil dieser Saud glaukouitfrei, tech- nisch recht werthvoll ist und zur Erzeuouno- rein-weisser Glasuren O O viel benutzt wird. In Ost-Preusseu führt er den Namen »Blei- sand«, wegen seiner Verwendung zusammen mit Bleiglätte vor- nehmlich in der Ofenfabrikation. 3. Feiner und gro her Quarzsaud. In der von Zaddach gegebenen Charakteristik unterscheide ich drei Quarzsande: feinen. 336 Richard Klebs, Das Tertiär von Ileilsberg in Ostpreussen. mittelköi'uigen imd groReii; Quarzkies, wenn die Köruei' über 2- — 3 Millimeter Durclimesser erreiclien. 4. Letten. 5. Thon. Sämmtliclie angeführte Sehicliten sind häufig mit Kohlenstaub gemengt oder durch l)ituminöse Suljstanzen imprägnirt, was in jedem einzelnen Falle besonders angegeben wird. Entweder sind die kohlenreicheren Eestandtheile auf unregelmässige Streifen ver- theilt, was mit zur ZAUDACii’schen Charakteristik der gestreiften Sande gehört, oder sie sind der ganzen Masse beigemischt und geben dann zu Bezeichnungen wie »schwarze kohlenhaltige Sande«, »sandige Kohle« etc. Veranlassung. Die bituminösen Stolle färben meist die ganze Schicht und lassen sich mit Kalilauge leicht aus- ziehen, was bei Kohle nicht der Fall ist. Trotzdem, dass die Tertiärbildungen an sich wohl zu unter- scheiden und nach einem der vorgenannten Gesichtspunkte leicht zu bestimmen sind, ist es doch verhältnissmässig schwierig, die entsprechenden Glieder von häufig nur wenige Schritte aus- einanderliegenden Aufschlüssen zusammenzuziehen, wenn nicht ein direktes Verfolgen durch Abräumen möglich ist. Der Grund dafür liegt in der Veränderung des Aussehens, welche namentlich au Schichten älterer, wenn auch fast senkrechter Aufschlüsse sehr leicht und bald eintritt. Sämmtliche Sande beispielsweise, welche im feinen thouigen Material einzelne grobe Quarze enthalten, sind oft der feinen Eestandtheile beraubt, zusammeugekittet und er- scheinen so grobkörnig, dass sie zu Täuschungen Vei’anlassung geben, zumal diese Ausschlemmung bis in grössere Tiefen hiueiu- reicht, ohne dass man eine Lockerung der einzelnen Körnchen bemerken kann. Aber abgesehen von der Auslaugung und eveut. Auswehuug, ist auch von ganz entschiedener Bedeutung der Einfluss der Sonne, welche namentlich solche Schichten, die nicht durch Kohlenpar- tikelchen, sondern durch Träidvuug mit anderen bituminösen Stollen gefärbt sind, hell bleicht. Auch der Vegetatiousprocess der Pflanzen wirkt stark auf die dunkle Färbung ein. Ich hatte öfter bei verschiedenen Pro- ßicHAHD Klebs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. 337 fileu zu beobacTiten und zu zeicliueu Gelegenheit, dass überall da, wo längere Pfahlwurzelu durch schwarze Saude giugeu, bis zu luehrereu Centiiueteru, selbst iiu Uiukreis der feiusteu Wurzel- faseru, der schwarze Saud iu helleu, uur rostfarbigeu umgeäudert war. Vou grosser Bedeutuug sind ferner Glaukonit und naineut- licli Schwefelkies. Nach ihrer Zersetzung werden durch das Zu- rückbleiben vou Eisenoxydhydrat die Schichten entweder ganz oder zum Theil braun gefärbt und geben so zur Entstehung der rosttleckigen Quarzsande Veranlassung. Auch die bituminösen Stoffe erleiden durch die Zersetzung des Schwefelkieses eine Ver- änderung. Es linden sich bisweilen braune, bituminöse Saude, bei welchen weisse Eiecken in eigenthümlicher Weise als dünne, o-ewuudeue z. Th. verzweigte Röhren nach allen Richtunoreu iu o O Ö den Schichten verlaufen (marmorartige Saude), und bei welchen sich in den helleu Partieen häuffo’ "eriup’e Reste von Eisenocker o ö o tiudeu. Höchst wahrscheinlich ist es, dass die Entfärbung durch die Zersetzungsprodukte des Schwefelkieses erzeugt ist, deren eines, der Eisenocker, zurückblieb. Die im Texte angegebenen Streichuugsrichtungen konnten nie gemessen, sondern uur aus der Lageveräuderung der Begreu- zuugsebeue einer Schicht auf einer bestimmten Basis beim Hinein- grabeu annähernd berechnet werden Q. Von den zahlreichen Tertiäraufschlüssen auf den beiden vor- genannten Sectioneu sind die bei ITeilsberg die wichtigsten, und will ich deshalb mit ihnen beginnen. 0 An einer senkrechten Wand, deren Lage bestimmt war, wurde die Ent- fernung der Begrenzungsebene einer Schicht von einem Punkte o sowie deren Neigungswinkel cp gemessen, diese Entfernung ist a; dann wurde um eine Entfer- nung h eine der ersten Wand parallele abgegrabeii und die Entfernung wiederum gemessen a., , der Streiehungswinkel sei S, der Einfallwinkel E. tsE = tgcp cos . S War der Fall so, dass man, um die Schicht an der zweiten Wand zu trefteu, um 1‘ horizontal hinein- und daun um c vertikal iu die Hübe gehen musste, so stellt sich die Formel: tgS = c b ctg cp. Juhrbucli 18S4. ■J2 338 Richard Klees, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. Das Vorkommen des Tertiär in der Umo-elniim von Heils- O O berg wurde zuerst vou Schumann i) kurz erwähnt, dann gab Berenut einige Notizen darüber 2). — 1876 besuchte Jentzsch die dortige Gegend und veröftentlichte die Beobachtungen in seinem Bericht von 1877 ®). Die Grenze meines Aufnahmegebietes der geologischen Karte 1 : 100 000 (Section Wormditt) berührte die Stadt Heilsberg, und fügte ich 1878 den damals bekannten Auf- schlüssen noch einzelne neue hinzu. Für den Aufbau des Tertiär verwerthbare Resultate lieferte jedoch erst die Kartenaufnahme in den Sommern 1881 — 1883. Die Hauptaufschlüsse liegen in dem tiefeingeschnittenen Thale der Simser, dessen landschaftlich schöne und z. Th. STOssartio-e Partieen Heilslierg einen besonderen Ruf unter den ostpreussi- scheu Städten verliehen haben. Die Ausdehnung des Tertiär ist aber auch dort nicht gross, und beschränkt sich eigentlich nur auf den Theil des Flusses, welcher die eigentlichen Heilsberger Höhen durchschneidet. Die ersten Andeutungen von Tertiär erhalten wir allerdings schon etwas südlicher in demselben Flussthal durch das Auftreten von Kohle und Quarzsand im Diluvium. (Taf. XVIII, Fig. 1.) a) Gelber unterer Mergel, h) Grauer unterer Mergel, c) Grand, d) Nordischer Sand, e) Braunkohle, /’) Tertiärer weisser Quarzsand, g) Rother, thoniger unterer Mergel, 4) Grüner unterer Sand, i) Rother, geschichteter Diluvialthon, 4) Bläulicher Diluvialsaud. D Die Provinz Preussen. Festgalie für die Mitglieder der XXIV. Versamm- lung deutscher Land- und Forstwirlhe. Königsberg. 1863. 2) -Beitrag zur Lagerung und Verbreitung des Tertiärgebirges im Bereich der Provinz Preussen, Schriften der Pliysikalisch- ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. 1867. Bericht über die geologische Durchforschung der Provinz Preussen. Schriften der Physikalisch -ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. 1877. Richard Klebs, Das Tertiär von Ileilsberg in Ostpreussen. 339 Der Aufschluss liegt am rechten Simserufer 440 Meter Luft- linie nach ihrem Eintritt in die Section Ileilsberg. Die näheren Details era-eben sich aus der Zeichnuna;. Ein Kohlenflötz ist mit einem Rest des darunter liegenden Qnarzsandes durch unterdilu- vialen, rothen, thouigen Mergel fortgeschoben. Der Zusammen- hang beider Tertiärschichten und namentlich das Auftreten des lockeren Quarzsaudes berechtigen uns zu der Annahme, dass Tertiär in der nnmittelbareu Nähe des Aufschlusses anstehen muss. Den nächsten grossen Aufschluss, bis zu welchem an den sehr zahlreichen, hohen und entblössten Abstürzen des rechten Simserufers das Tertiär gänzlich fehlte, finden wir bei 201 und 202 der beigefügteu Karte i). Ich liess diesen hohen Abhang 201 , der an und für sich schon sehr steil war, noch 4 Meter vom Uferraude beginnend in seiner ganzen Höhe senkrecht, durch einzelne fussbreite Terrassen unterbrochen, abgraben, um auf diese Weise ein genaues Profil der Diluvial- imd Tertiärschichten zu erhalten, bei welchem ich ganz sicher vor jeder Täuschung durch Abrutsch sein konnte; ebenso wurde auch 202 senkrecht bis 3 Meter unter den Wasser- spiegel der Simser abgei’änmt. 201 ergab unter 30 Meter Diluvium^), mindestens 5 Meter - % 0 Vergleiche die Karte auf Taf. XXII. Die Schichtenfolge des Diluviums wurde beobachtet als: Unter- Diluvium; Gelbbrauner Mergel 2 — 5,0 Meter Grauer Mergel im Uebergang nach oben 2,0 » Grauer Mergel mit vielen rothen Einlagerungen 1,0 » Rothbrauner Mergel mit hellrothen und wenig grauen Einlagerungen 1,5 » Diluvialsand, reich an Tertiär 3,0 » Diluvialsand mit dünnen Lagen sehr glaukonitreichen Sandes in schöner Schichtung 1,0 » Gelber Diluvialsand 5,0 » Glaukonitreicher grüner Sand 1,0 » Sehr heller, quarzreiclier Diluvialsand an der Basis reich an Kohlen- lagen 3,5 » Glaukonitreicher grüner Sand 2,5 » Diluvialsand 1,0 » Rother Thonmei'gel, schlecht geschichtet 0,8 — 1,4 » Diluvialgrand 0,5 — 2,0 » Tertiär > 5,0 » 22* 340 Richakd Klebs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. Tertiär. Letzteres wurde genau nur bei 202 untersucht, weil es hier bedeutend mächtia:er war. Der Aufschluss stellt drei neben- einander laufende Profile dar, von denen das westliche, dessen Ansicht sich von Westen nach Osten erstreckt, Folgendes ergab : ci) Schwarzer, kohlenhaltiger Sand 0,5 Meter ) Kohle c) Quarzsand durch Eiseuoxydhydrat gelb ge- färbt mit schwarzen, streifigen Einlagen, zahl- reichen kleinen Stückchen von Braunkohle und verhältnissmässig viel Bernstein . . .1,0 Meter. d) Weisser Quarzsand mit streifigen Einlage- lagerungen, welche vereinzelte gröbere Quarze enthalten, reich an bituminösem Thon und Eisenoxydhydratabsonderungen 3,8 Meter. e) Derselbe Quarzsand, etwas grobkörniger, mit einer 0,2 Aleter mächtigen Einlage von grauem, grobem Quarzsand 1,0 Aleter. g) Weisser, z. Th. recht feiner Quarzsand mit sehr viel Glimmer, zu oberst mjt einer 0,4 Meter starken, grobkörnigen, thonhaltigen Einlage 1,0 Meter. i) Mittelkörniger , braungefleckter , glaukonit- haltiger Quarzsand mit grölieren Quarzen . 1,5 Meter. Schwarzer bituminöser Sand mit \ 5) Erdige Braunkohle 0,1 — 0,4 Meter 0,9 Meter. einzelnen Stücken guter Kohle 0,7 Aleter Gut brennbare Kohle mit vielem bituminösem Holz , iindeut- lichen Pflanzenresten und zahl- reichen rundlichen Absonde- rungen von Schwefelkies bis zu Kohle 3,0 Meter. mehreren Pfund Schwere . . 2,3 Meter / Dunkler, bituminöser, feiner Quai’zsand mit starkem "W asserauftrieb -f- 2,0 Meter. Richakd Ki.ebs, Das Tertiär von Heilsljerg in Ostpi'enssen. 341 Dicht östlich (lauel)en läuft das Profil: Kother uuterer Mergel 0,7 Meter. Hellgrauer Lehm 0,8 » Diluvialgraud 0,2 » Tertiärer Glasursaud 1,0 » Feiner Kohlensand mit rostfarbigen Flecken . . . 1,0 » Erdige Kohle in Spuren nachznweisen. Noch etwa 6 Schritte vom östlichen Ende des Aufschlusses weiter stromaufwärts tritt die dem grobkörnigen Quarzsande e, (hier grünlich dni’ch grossen Glaukouitgehalt) entsprechende Schicht direkt unter dem Diluvium auf; und zwar beginnt sie mit der unteren Einlage von grauem, grobem Quarzsaud, die hier 0,8 Aleter stark ist, dann folgt ein der oberen grandigen Einlage ans g ent- s])rechender, heller, grober Kohleusand 0,8 Meter, welcher über einem glimmerreicheu, feinen, hier schwach rostfarbigen Sande lagert. Darunter tritt der grol)köruige, branngefleckte Qnarzsand in mindestens 3 Metern Mächtigkeit auf. Noch etwa 15 Schritte vom Ende des Aufschlusses liegt 201, dessen Tertiär mit einem Saude beginnt, welcher der Schicht d ans 156 entspricht. Das nächste Profil D III 34 ist sehr verrutscht, und da es im Wesentlichen nicht neue Kesultate versprach, wie das Vor- hergehende, wurde auf grössere Aufschlussarbeiten verzichtet. Klargelegt waren ; Schwärzlicher Kohlensaud, entsprechend a aus 202 0,6 Aleter. Erdige Bi'auukohle, b aus 202 bis 0,8 » Gleichköruiger Quarzsaud mit wenigen geschich- teten Einlagen schwarzer, kohliger Partieeu . 2,0 » Pedentend ist der Aufschluss D III 68. Dersellte entstand durch einen Wolkeubruch, welcher am 23. Juni 1883 über Heils- berg stattfand. Die oberen 4 Meter waren frei; zur Bestimmung des Lie- genden Hess ich noch 8 Aleter vermittelst eines gewöhnlichen 342 Richard Klebs, Das Tertiär von Heilslicrg in Ostfireusscn. Bvuuuenbolirers tiefer gehen, verhältniss : Unterdiluvialer Sand. Kother, thonartiger Mergel . Es ergab sic-h folgendes Lagerungs- 1,2 Meter. Verrutschimgen machten die nächsten Meter undeutlich, aber wenige Schritte östlich dieses Aufschlusses steht unter dem Merorel O O hellgrauer, sehr feiner Quarzsand + 0,6 Meter an, dieser lagert über dem feinen, weissen Kohlensand, mit welchem das eigentliche Profil 61 beginnt: Pleller, feiner Kohleusand -f- 1,5 Meter. Grauer Kohlensand mit vielen kleinen Braun- kohlenstückchen und stellenweise mit Ein- lagerungen von Glasursand Gute, sehr leichte Kohle Heller, zum Theil feiner Quarzsand mit streifigen dunklen Einlagen von sandigen Braunkohlen, -1- 2,5 Meter. 0,5 — 1 Meter. die stellenweise in ganz dünne schwarze 2,0 Meter. Letten und Kohlenflötze übergehen .... Heller Quarzsand mit dünnen Einlagen dunkeln, grobkörnigen Sandes 0,5 Meter. Schwachsandige Braunkohle 1,5 Meter Stark bituminöse, sandige Kohle . 0,5 » Harte Braunkohle Dunkelbrauner Sand mit einzelnen 0,7 » Lagen von Kohle 2,0 » Grauer Glimmersaud 0,4 » Harte Kohle 0,5 » Feiner brauner Kohlensand Brauner, bituminöser Quarzsand mit 0,6 » zahlreichen groben Quarzkörueru 1,2 » Kohle 0,4 » Kohle 7,9 Meter. Graue, zum Theil grobe Quarzsande mit starkem Wasserauftrieb 3,0 Meter. Der Wasserandrang war so stark, dass ein Weiterbohren ohne Verrohrium unmöglich war. Es wurde daher in den stark humoseii o O Richard Klubs, Das Tertiär von Hcilsberg in Ostprenssen. 343 Wiesen des Siinserthales der Bohrer nochmals niedergehraeht und dabei in 7,5 Meter Tiefe eine Spur Thon gewonnen, jedoch ohne sichern Anhalt für sein Anstehen, da hei einem neuen Versuche der Bohrer zerbrach. Die nächsten Aufschlüsse am linken Simserufer zeio'en das O Tertiär sehr verschoben und zum Theil steil aufb:erichtet. Es folad O O zunächst dicht über dem Flnssuiveau D III 252. Einijxe Tertiär- schichten sind durch nnterdilnvialen rothen Mergel gehoben und fallen unter einem Winkel von 68^ ein. Mir schien der ganze Aufschluss von der viel höher heginnenden Uferkante herunter- gerutscht zu sein und unterblielien daher weitere Ahräumungs- O O arbeiten. Zu unterst lag ein grösstentheils aus durchsichtigen Quarzen bestehender, ziemlich gleichkörniger, glimmer- und glaukonitfreier, grauer Kohleusaud > I,5AIeter. Darüber ein Flötz lockerer Braunkohle mit zahlreichen Absonderungen infiltrirten kohlensauren Kalkes 0,3 Meter. Bedeckt wurde dieses durch einen hellgrauen Kohlensand von gleichmässigem Korn mit dünnen kohligen Streifen und einer 0,20 jVIeter starken gröberen Einlage, deren petrographischer Charakter vollständig mit dem Sande 1,2 Meter tertiärreichem Dil uvialsand Quarzsand , dessen Stärke auf höchstens 2 Meter geschätzt werden konnte; dann folgt grober Quarzsand, etwa 1,5 Meter; unter ihm im feuchten Zustande grüne, trockene, sehr hellgraue Letten in annähernder Mächtigkeit von 1,5 Meter, sie sind nicht geschichtet und zeigen trocken einen polyedrischen Bruch; endlich folgte ein glaukonitischer Glasursand > 3,5 Meter, das Uebrige verdeckte Abrutsch. Etwa 30 Schritte sti’om aufwärts in 58 ist das Diluvium bereits 14 Meter mächtior. Unter dem rfrandicren Sande, desselben ist grober Quarzsand und noch etwas tiefer grünliche Letten nach- gewiesen. 20 Schritte weiter liegt ein schöner Aufschluss 59 dicht an der Simser, derselbe ergab: Grünliche Letten 6,0 Aleter. Hellgraue Letten, mit Eisenoxydhydrat-Abschei- dungen vielfach durchzogen 1,5 » Heller Glasursaud 2,5 » Grauer Glasursand mit zahlreichen schwarzen Letteneinlageu > 6,0 » In den nächsten Aufschlüssen ist das Tertiär nicht mehr uach- zuweisen, wohl aber finden wir in dem weniger hohen Vorlande, welches sich zwischen 59 und 253 erstreckt und aus Diluvium be- steht, in diesem zahlreiche Beimengungen von Braunkohlen-Material. 293. Im unteren Mero-el ist ein mehrere Meter lans-es Flötz von schwarzen, stark bituminösen Letten enthalten, welche stellen- weise ganz in Kohle übergehen. — 294. Der untere Mergel enthält namentlich in dem Niveau der Simser zahlreiche Partieen eines bläulichen, kalkfreien Thones, der zum Tertiär gehört, stellenweise tritt auch dieser allein zn Tage. 295. Hier ist nur der typische untere graue Mergel aufge- schlossen. 346 Richard Klicbs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreiissen. 296. Zeigt cleiisellieii in der Ueberlagerung von Qnarzsand- resten. 298. Unterdiluvialer Saud > 3,0 Meter. Tertiärer grober Quarzsand mit beige- meugteni diluvialem Material . . . . > 1,0 » 297. Helle Letten mit rundlichen, bis zu 1 Meter im Durch- messer starken Nestern von sehr feinem Quarzsand. 299. Unterer grandiger Sand, etwa 0,5 Meter; doch wird er wenige Schritte nördlich und westlich sehr bald viel mäch- tiger > 0,5 Meter. Zersetzte tertiäre gelbliche Letten; dieselben haben ober- flächlich, namentlich wenn sie etwas mit Diluvialsand gemengt sind , vollständig das Ansehen entkalkten , geschiebearmen Mergels -+- 3,0 Meter. 253. Grünliche Letten -+- 3,0 » Glasiirsand -f- 4,0 » Braune sandige Letten -h 2,0 » Die Letten liegen hier in kleinen, scharfkantigen, sehr harten, fast weissen Stücken überall umher. Der Glasursand ist nament- lich in einem kleinen Aufschhisse, der wenige Schritte stromabwärts von 253 liegt, fein geschichtet. Die abwechselnd helle und dunkele Färbung lässt kleine Verwerfungen sehr schön erkennen. An der Grenze zwischen Letten und Glasursand tritt eine sehr harte Eiseuoxydhydrathaltige Schicht auf, welche zwar au allen Auf- schlüssen beobachtet wurde, hier aber sehr stark ausgebildet ist. Ein schwefelgelber, bisweilen auch brauner Eisenocker hat sich als feiner Anflug oder dünne Schicht in den Sprüngen und Rissen der Letten angesetzt, wodurch dieselben öfter das Aussehen von concretiouären Bildungen erhalten haben. Diese grünlichen Letten liegen am Fusse des Abhanges, an dessen oberer Kante dicht westlich die groben Quarzsande des Teufelsloches Vorkommen. In Rücksicht darauf, dass ebensolche Schichten bei 58 über den Letten auftreten, sind wir auch hier lierechtigt, sie als Liegendes der grolien Quarzsande aufzufassen. Richard Ki.ehs,, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreiissen. 347 Das auffallende Aussehen der Letten, und der abweichende pctrographische Charakter derselben im Vergleich zu allen andern, bisher in Aufschlüssen beobachteten Tertiärschichten dieser Etage in Ostpreussen, veranlassten mich, ein grösseres Bohrloch bei ITeils- berg anzulegen, welches die Lagerungsverhältnisse des Tertiär bis auf ofrössere Tiefe klarstellen sollte. Ermö 6,0 Meter. 2,5 » 5,0 2,25 » 1,25 » 1,0 » 0,4 » Dasselbe Lagex’imgsverhältuiss wie 303 und 304, ergab sich auch an der südwestlichen, resp. südlichen Abdachung des Hügels. 258. Lehmiger Diluvialgraud .... 2,0 Meter Ueber : 259. Tertiärer Quarzkies + 2,50 » Feiner Quarzsaud mit ganz verein- zelten, gi'oben Quarzkörneru . 1,5 » Grober Quarzsand -1- 1,0 » 260. Grünliche Letten sehr reich au Bei- meuguugen von Eiseuoxydhydrat Brauner , schwachglaukonitischer. G- 2,5 » sehr feiner Quarzsand .... Grünliche Letten reich an Eisen- 4,0 » oxydhydrat + 3,0 » 352 Richahd Klees, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. Dauel)en läuft am Siulostabliange das Profil : 261. Qtiarzkies + 2,0 Meter. Quarzsand -h 1,0 » Ueber : 262. i\brutscli. Grünliclie Ivetten -t- 2,0 » Prännlicber Glasursand .... 2,0 » Hell er Glasnrsand -j- 2,0 » Ein grauer Glasursand ist auch bei 263 nachzuweisen; er ist dort mindestens 1 Meter mächtig und lagert über grünlichen Letten. Diese zeigt auch 264 , doch so wenig aufgeschlossen und so ver- rutscht, dass von weiteren Aufdeckarbeiten Abstand genommen Muirde. In 167 und in dem im Winter 1883 — 84 neu abgerutschten 302 finden wir bereits den unteren grauen Mergel in > 8 Meter Mächtigkeit. Während in diesen Aufschlüssen die tiefsten der beoliachteten Tertiärschichten anstehen, trefien wir die jüngeren auf der Höhe, luid lassen sich dieselben au den Rändern der nach Nordosten verlaufenden kleinen Rinne vielfach nachweisen. Alle diese Auf- schlüsse weisen einen sehr feinen glimmerreichen Quarzsand auf, der stellenweise stark dunkel (41, 42) wird und mit der Schicht zwischen 2,7 — 4,9 Meter von D HI 37 übereiustinunt. Nur in 52 lagert noch über diesem Sande ein gelblicher Letten von 1,2 Meter Mächtigkeit. Mit demselben feinen, glimmerreicheu Sande beginnt auch 265. Dieser Aufschluss zerfällt in zwei Theile, der erste (u) schneidet den kleinen Hügel von Westen nach Osten und zeigt unter einer Decke von oberdilnvialem Lehm einen feinen, schön dunkelgeschichteten glimmerreicheu Quarzsaud , übereinstimmend mit dem zu oberst liegenden der vorerwähnten Aufschlüsse. Der andere geht von Süden nach Norden. Diesen liess ich senkrecht abräumen und erhielt das Profil (Taf. XVIII, Fig. .3): Richakd Ki.ebs, Das Tertiär von TIeilsberg in Ostpreusseu. Die Streiclnmgsriclitung war W. 28^8. — O. 28^N. Der iin Aufschluss beobachtete Einfallwinkel 36^, der wirkliche ^) Zersetzter oherdiluvialer Lehm bis . . . 2,0 Meter. li) Oberer Leliin l>is 2,0 » p~) Mittelkörniger Quarzsand mit einzelnen gröberen, sehr gut abgerollten Körnern, frei von Glaukonit, zusammengesintert . 1,0 » /i') Feiner glimmerreicher Quarzsand, etwas versintert, glankonitfrei 1,5 » Wenn auch die feinen, grauen Schich- tungen hier wohl in Folge der Versin- teruns!' und der damit verbundenen Aus- laugung nicht so schön sichtbar waren, wie in den entsprechenden Sanden von Auf- schluss «, so konnte doch der unmittel- bare Uebergang durch Abräumen konstatirt werden, da die beiden Aufschlüsse sich hier rechtwiiiklich Ijerührteu. /) Brauner Kohlensand 1,2 Die Sande l stimmen überein mit den oberen ans 202 und 37, während sich die nun folgenden an die Sande mit strei- hgen Einlagerungen anschliessen. ni) Weisser (^uarzsand mit kohligen, streifigen Einlagerungen, glaukonithaltig .... 0,8 g~) Mittelkörniger Quarzsand mit gröl)erem Material, ganz schwach thonig, mit ver- einzelten Glaukoniten 0,5 /) Gewöhnlichei-, e) Gröberer Quarzsand, durch Abscheidungen von Eisenoxydhydrat gelb gefärbt . . . 2,2 d') Quarzsand, schön gestreift, glaukonithaltig 1,2 c) Derselbe Sand, dunkler, mit vereinzelten Bernsteinbröckchen 0,6 fl) Unterer rother Mergel >1,8 h) Derselbe Sand wie c -|- 2,0 » » » » » 7) Jahrbuch 1884. 23 354 Richard Klees, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. Die gestreiften Quarzsaiide lassen sich anch an der sogenannten Friedeiislinde und an dein Abhanire westlich derselben weiter ver- O folgen. An diesem treten auch schwarze Sande und Kohlen auf, deren Gesainintmächtigkeit annähernd auf 4 Meter geschätzt werden konnte. In dieser Kohle entstand, wie die Chronik der Stadt Heilsberg Blatt 145 mittheilt, Ende Decemlier 1822 ein Erdbrand, der mehrere Tage anhielt. Dicht dabei liegt auch der Auf- schluss 195. Unterdilnvialer Mergel -f- 3,0 Meter. Unterdiluvialer Saud -f- 3,0 » Grauer, feiner Quarzsand 2,0 » Wie im Simserthale finden sich auch in den Heilsberger Höhen selbst noch einzelne Aufschlüsse von Tertiär, in denen dasselbe natürlicher Weise meist nur in geringer Alächtigkeit aufgeschlossen ist. Au dem Nordabhange des Krenzberges ist in 57 und 56 tertiärer Quarzsand aufgeschlossen, welcher zahlreiche streifige, schwarze Einlagernugen aufweist; dasselbe bietet auch 171 u. 172; 159 u. 161 zeigen in einem Wegeaufschluss Bildungen, entsprechend den oberen Schichten von 202. 159. Oberflächlich veränderter, sehr feiner, weisser, glimmerreicher Quarzsaud . 0,6 Meter. Ueber : 161. Derselbe Sand nnverändert, weiss . 1,0 » Dito , nur stark bituminös , stellen- weise mit Kohle 0,8 » Mittelköruiger Quarzsaud (wohl ge- streift?) -h 2,0 » 138. Meter 139. Meter Unterdiluvialer Sand . . -f- 4,0 Weisser, sehr feiner, glim- Unterdilnvialer Sand .... 4,0 merreicher Qnarzsand . . 0,2 Unterdilnvialer, rother, tho- Rother, thoniger Mergel . . 1,5 niger Mergel 2,0 Grüner, glaukonitreicher Di- luvialsaud 0,6 Richard Klebs, Bas Tertiär von Heilsborg ln Oslpronssen. 138. Meter Untenliluvialor , grancliger Sand 1,5 Dunkelgestreifter Quarz- sand -T- 2,0 1 39. Meter Grandiger Sand 8,0 Lettenartiger , sehr feiner, glinunerreicher Quarzsand 1,2 F einer , gliininerreiclier Quarzsaud -f- 2,3 267. Unter einer Decke von Diluvium lagert: Tertiärer, zum Theil sehr feiner, glimmerreicher Quarzsand mit mehreren Bänken von gelb- lichen Letten 2,5 Meter. Quarzsand mit streifigen, dunklen Einlagen . . 3,0 » Grauer Quarzsand, sonst vrie vorher .... 2,0 » Kohle mit viel bituminösem Holz ? Dunkler Quarzsand mit Wasser ? 2 u. 3. Sehr feiner, glimmerhaltiger Quarzsand H-3,0 Meter. 252 und 253. Beide Aufschlüsse sind sehr schlecht und auf natürliche Weise und durch Sandgraben so verrutscht, dass es unmöglich war, ein vollständiges Profil zu ei’langeu. Constatireii konnte ich nur: Diluvialsand, reich an Tertiär + 4,0 Meter. Grünlicher, glaukouitreicher Diluvialsaud . . 0,5 — 1,0 » Derselbe schön geschichtet 1,0 » Weisser Quarzsand, schwach gestreift, mit einzelnen grösseren Körnern -h 3,0 » Letzterer findet sich auch bei 254. Bei 259 treten grobe Qnarzsande auf, die allerdings sehr schlecht aufgeschlossen sind, deren grosse Quarze aber überall umherliegen. 239 Diluvialsaud > 10,0 Meter. Braunkohle ........ 1,5 » und 238. Gestreifter Quai’zsand .... 1,3 » Bei 237 liegt über dem Quarzsand heller feinsandiger Letten. Ausser diesem lokalen Verbreitnngsliezirk des Ileilsberger Tertiär finden sich nun noch einzelne zerstreute Aufschlüsse, 23*- 35G Richard Klees, Das Tertiär von lieilsberg in Ostpreussen. welche der Vollständigkeit wegen angeführt werden. Am wei- testen entfernt liegen am rechten Alleufer die Aufschlüsse, welche Taf. XIX, Fig. 4 u. 5 darstellt: a) Unterdiluvialer Mergel, h') Unterer Sand, reich an Tertiär, c) Feiner Glasursaiid mit Spuren von Diluvium, d) Grober Quarzsand, zum Theil Quarzkies, e) Tertiärhaltiger unterer Mergel, /) Quarzsaud, durch den Bohrstock nachgewiesen. Kurz bevor der Allefluss die Sektion Heilsberg verlässt, liegt au der linken Wand des letzten Seitenthälchens etwa 100 Schritte vor der Alüudung ein Aufschluss. In diesem sind durch den unterdihivialen Mergel tertiäre grobe Quarzsande in die Höhe ge- hoben. Die Scbichtung derselben, welche sehr deutlich sichtbar, und wie der Aufschluss (siehe Taf. XIX, Fig. 5) zeigt, horizontal war, ist dadurch fächerartig gestellt, so dass am südlichen Ende des Aufschlusses die Schichten unter einem Winkel von 65^ aufgerichtet sind, und erst am nördlichen Ende allmählich in die wagei’echte Lagerung übergehen. Die Schraffirung markirt die Berührungszoue zwischen jVIergel und grobem Quarzsand, in welcher der letztere braun und schwach sandsteinartig durch Eisenoxydhydratinfiltration verkittet ist. Der Mergel unter dem Grand ist mindestens 5 Meter mächtig. Dicht an der Mündung des Thälcheus liegt der zweite Auf- schluss (Taf. XIX, Fig. 5), in welchem das horizontal geschichtete Tertiär auch durch unteren Mergel gehoben ist. Das Tertiär lieginnt mit gelbem Glasursand, der entschieden umgelagert sein muss, da er stellenweise kleine (nicht infiltrirte) Kalkpartikelchen und auch Feld- spath enthält. Hingegen ist der grobe Quarzsaud absolut frei von Beiden!. Er ist scbön geschichtet und in seinem oberen 0,6 Meter mächtigen Theil grau durch beigemeiigte kohlige Bestandtheile, dann weiss und nur in der Nähe des unteren Mergel e ähnlich verkittet, wie in dem vorigen Aufschluss. Es ist wahrscheinlich und scheint auch durch den Bohrversuch bestätigt zu werden, dass Tertiär in unmittelbarer Nähe der Aufschlüsse ansteht. RicHAiiD Klebs, Das Tertiär von Ilcilsberg in Ostpreussen, 357 Von der Strasse lieliagen-Heilslierg führt etwa 1 Kilometer westlich des ersten Ortes ein Abhauweg nach Knipstein; gehen wir diesen 155 Meter weit, und verfolgen dann die Luftlinie an dem Gehöft vorbei etc. genau westlich 375 Meter, so finden wir am Fusse des Berges einen 1883 allerdings schlecht aufge- schlossenen, feinen, tertiären Quarzsand unter unterem Mergel. Von diesem Aufschlüsse zurück trifft die Kichtuua' O. 8*'N. wieder den Kuipsteiner Weg au dem Fusse einer Anhöhe; auch hier ist unter unterdiluvialem Mergel tertiärer, feiner Quarzsand nachzuweiseu. Alit dem Zutagetreten des Tertiär in dieser Gegend hängen auch die auffallend hellen, quarzreicheu Diluvialsaude zusammen, welche an der Rehagen -lleilsberger Laudstrasse mehrfach auf- geschlossen sind. Aelmliche Sande finden sich auch au der Rehagen-Knipsteiuer Landsfrasse, 1 150 Aleter Luftlinieu-Enffernung nördlich vom Ende des ersteren Dorfes; sie zeichnen sich durch einen grossen Reichthum an milchigen Quarzen aus und dürften vom Tertiär heiTÜhreu, welches in der nächsten Nähe ansteht. Bevor ein Vei’gleich uud eine Parallelisiruug mit liekauiiteu Tertiärdistrikteu versucht wird, sollen zunächst noch die beoh- achteteu Süssenberger Aufschlüsse näher hetrachfet werden. Aiich hier, wie hei Fleilsberg gehe ich die Fundpunkte nach der be- treffenden Nummer des Bohrregisters, um eine spätere Orientirung dadurch zu erleichtern. Die Aufschlüsse werden gruppenweise nach den Ortschaften, in deren Nähe sie liegen, behandelt werden. 1. He ilige Ilfeld e. Zu beiden Seiten des Thälchens, welches sich durch das Dorf zur Simser hiuzieht, liegen die Aufschlüsse. Auf der Höhe des südlichen Auberges lagern links der Strasse Blumenau-IIeiligeufelde (A IV 61): Grober Diluvialgraud 1,5 Meter. Feiner Quarzsand mit Einlagerungen von sandi- gen, dunklen Letten mit Kalkinfiltrationeu . 2,0 » Quarzsaud, schwarz gestreift uud glaukouitisch . 4-2,0 » 358 Richard Krebs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostprenssen. An der nördlichen Seite liegt dicht rechts derselben Strasse ein Brunnen (A IV 37), in welchem nnter unterem Mergel derselbe weisse Qnarzsand gefnnden wurde; dieser steht auch weiter nördlich, 50 Meter hinter dem links ahgehenden Feldwege (A IV 35) und 600 Meter anf letzterem am Anberge rechts (A III 121) an. 2. Blnmenan. An dem östlichen Ufer des grossen Torf- brnches zwischen Blnmenan und Klotainen ist tertiärer Qnarzsand mit dnnklen, streitigen Einlagen verschiedentlich nachznweisen. Der Hanptanfschlnss liegt westlich des Schnittpunktes der beiden Wege Blnmenan -Tollnigk und Klotainen -Lisettenhof. Auch nördlich von Blnmenan an dem Abban links des Weo’es nach Kleitz nn- O mittelbar westlich der Stelle, an welcher der Weg nach Ker- wienen abgeht, sind mehrere Tertiäranfschlüsse beobachtet, (A IV 98, 99, 100). A IV 100 liegt 40 Schritte südöstlich vom Giebel des östlichen Gebäudes : Sehr feiner, glimmerreicher Qnarzsand .... 1,6 Meter. Gelbgraner Letten 0,3 » Sehr feiner, glimmerreicher Qnarzsand .... 0,8 » Qnai’zsand +1,0 » A IV 98 liegt südlich des Giebels des westlichen Ge- bäudes : Thouige, zersetzte Tertiärschicht 0,6 VIeter. Brännlicher Kohlensand (die hellen, al)gerollten Quarze erst nach dem Schlemmen schön sicht- bar), glankonitfrei 1,2 » Weisser Qnarzsand, glardionitisch mit schwarzen streifigen Einlagen 1,0 » Derselbe, mit mehr gröberem Material nnd brännlich 1,2 » Weisser Qnarzsand, wie oben +1,0 » Etwas nordöstlich hiervon in der nnmittelbaren Nähe von A IV 100 ist noch ein grösserer Anfschlnss von mir gegraljen worden, nm namentlich die Lagernngsverhältnisse des Letten fest- znstellen. In dem Bohrregister ist diese Abränmnng nicht ver- zeichnet. lucHAKD Klebs, D3,0 » Die Chaussee von Guttstadt nach Liewenberg zu läuft un- mittelliar hinter dem letzteren Orte direkt westlich , wendet sich dann aber nach Südwesten; etwa 185 Meter vom Scheitelpunkte dieses Winkels führt über den Ilof eines grossen Abbaues ein Feldweg nach Süden nnd mündet in den von Liewenberg direkt kommenden Abbauweg. 290 Meter südwestlich dieser Stelle ist ein kleiner abschüssiger Wasserriss, der nur mit seinem kleinsten 362 Richard Klubs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostprenssen. Theile noch aufSectiou Süssenberg liegt. Hier (B I 126) lagert unter Unterdilnvialsand in > 2,5 Meter Mächtigkeit, schwach glanko- nitischer, tertiärer Qnarzsaud mit zahlreichen Einlagerungen eines sehr groben Sandes, welcher stellenweise dnrch Eisenoxydhydrat In'ann gefärbt ist. Dicht daneben sind verschiedene kleine Aufschlüsse (B I 124, 126, 127), welche ergeben, dass das Hangende des Sandes ein sehr feiner Qnarzsand ist; noch weiter südlich findet sich auch gelber, tertiärer Letten (BI 223). Das a;esammte Profil dieser Aufschlüsse stellt sich demnach: O Gell )er, tertiärer Letten beobachtet bis .... + 1,5 Meter. Sehr feiner, glimmerreicher Quarzsand, beob- achtet bis H- 3,0 » Feiner Quarzsand, beobachtet bis ..... H- 1,0 » Qnarzsand mit gröberen Einlagen, glaukonit- haltig, beobachtet bis + 2,5 » Auch an der alten Landstrasse Liewenberg-Kolm war, dicht bevor der Weg nach Sternberg sich abzweigt, auf einer grösseren Eläclie unter 0,6 — 1,0 Meter schwach hnmosem Grand sehr feiner tertiärer, glimmerreicher Qnarzsand -f- 2,0 Meter durch Drainarbeiteu aufgeschlossen (BI 71). 8. Reichenberg. Von diesem Dorfe ei’streckt sich ein grosses Torfbrnch nördlich nach Wosseden, in der Nähe des Uferrandes desselben findet sich mehrfach Tertiär. Das Grund- stück des zweiten Abbaues rechts der Landstrasse Reichenberg- Wosseden steht auf schön gestreiftem Quarzsande (A I 111, 112), welcher unter etwa 0,6 Meter lehmigem Abrntsch bis zu 4 Meter Tiefe aufgeschlossen wurde. Nach Osten gerade gegenüber an der anderen Seite des Torf- bruches zieht südlich eines Abbaues sich eine kleine, mit Allu- vionen erfüllte Senkung hin, durch welche dessen Zufuhrweg von der Chaussee führt; dicht östlich desselben, mitten in der Alluvion, liegt ein kleinerer Hügel, welcher aus gestreiftem Quarzsand (A II 114) besteht, der von 0,9 Meter Lehm bis lehmigem Sande bedeckt wird. Dieselbe Schicht ist auch von hier 250 Meter südwestlich an Kic'iiai;u Ki>ei!S , Das Tertiär von TIeilsberg in Oslpreiissen. 3(i3 der anderen Seite des Znfulirwe2;es am Fnsse des Benzes inelir- O O facli uaeliziiweisen (A II 116). 9. Süssen berg. Die Ilanptanfschlnsse liegen an der öst- lichen Abdachuno; der Süssenbero’er Höben. O ö Die Gemeinde-Sandgridie, welche dicht südwestlich vom Dorfe liegt lind rechts der Strasse nach Soritten an eineiü Hügel an- gelegt ist , wurde von mir bis zur Entfernung sämmtlicher Abrutschmasseu abgeräumt, und das erhaltene Bild in Taf XIX, Fig. 7 wiedergegeben. Bin 134. /) Verwitternngsschicht von unterem Sande, der reich an Tertiär ist. m') Lehmiger Diluvialgrand. ti) Kother, unterer Mergel. ci) Hellgrauer, feiner, glaukouithaltiger (^uarz- saud > 3,5 Meter. h) Qnarzsand, schwach gelblich 0,2 » c) Weisser, feiner Quarzsand mit Einlagen von gelbem, grobem Sand 0,3 » d) Weisser Quarzsand mit schwarzen, kohligen Einlagerungen , die in schmalen Streifen auftreten; in der Nähe des unteren Mergels enthält er oberflächlich diluviales Material 0,25 » e) Feiner, grauer Quarzsand mit Einlage- rungen von gröberem 0,7 » ./’) Weisser, glaukonithaltiger Quarzsand, mit kleinen schwarzen Flecken (nicht Streifen) lind rundlichen Nestern von grobem Quarz- sand 0,8 » g) Vollständig so wie /, nur dass die duukelen Einlage- rungen mehr streitig sind. O O h) Grauer, weiss gefleckter, glaukouithaltiger Quarzsand. i) Weisser, feiner Quarzsaud. k) Dihivialsaud, in dem sowohl Reste von /i, als auch grobe Quarzsaude von g eingelagert sind. 364 Richard Klebs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. Die Störung ist durch den rothen, unterdilurdaleii Lehm- mergel erfolgt, welcher in das Tertiär hiueingepresst ist. Die Schichten sind dadurch gekrümmt und durch einander gescholien, lassen sich aber, namentlich frisch abgestocheu, sehr leicht unter- scheiden und genau abgrenzeu. ln regelmässiger Uebereinauder- lageruug ist das Tertiär nur am westlichen Ende des Aufschlusses nachzuweisen. Hier fielen die Schichten um 45^ nach Westen ein. Die Streichnugsrichtnug berechnete sich auf S. 5^ W. — N. 5*^ O. Das Tertiär stimmt mit dem bei Heilsberg nnterschiedeneu, dunkel- gestreiften Saude überein. An der Nordseite desselben Hügels sind etwas höher als die Sandgrube noch melu’ere kleinere Aufschlüsse vorhanden; einer dersellieu zeigt die über den vorigen liegenden Glieder des Tertiär: Grobkörniger Kohlensand -f- 0,6 Aleter. Sehr feiner glimmerreicher Quarzsaud .... 1,3 » Schwarzer, kohlenhaltiger Quarzsand .... 0,8 » Weisser, kohlenhaltiger Quarzsaud +1,0 » Nach Norden von B HI 134 lässt sich der gestreifte Quarz- sand sowohl in den Gräben der Laudstrasse, als auch weit da- riiber hinaus verfolgen. So liildet er, nur von wenig Dilnvial- sand überlagert, den rundlichen Hügel, welcher dicht links am AVege nordöstlich von B HI 134 liegt, ferner in derselben Ilich- tnng weiter den ganzen nordwestlichen Abhang des nächsten Ber2:es. Auch hier scheinen vielfach Störinmeu durch den unteren Alergel hei’vorgerufen zu sein, doch werden dieselben, da kein Aufschluss voi’hauden ist, der näheren Untersuchung ent- zogen. Der Bohrstock ergab auf der Höhe unter 1,1 Aleter rothein Lehm Quarzsaud mit einzelnen grösseren z. Th. röthlicheu Quarzen, am Fnsse gewöhnlichen weissen Qnarzsand mit schwarzen Ein- lagernngeu. In einer anderen, nördlich von 134 gelegenen, kleinen, rundlichen Kuppe (B III 128) ist ein feiner, glimmerarmer Qnarz- saiid aufgeschlossen, der allmählich nach oben zu immer reicher an gut abgerollten, gTöl)eren Quarzen wird. Unter ihm lagert etwas tiefer, sowohl südwestlich, als auch südlich und nördlich Richard Klees, Das Tertiär von ITeilsberg in Ostprenssen. 365 der weisse, mittelküriiige Quarzsand mit dunklen, streitigen Einlagernngen. Auch nach Süden von B III 134 zu ist das Tertiär nacli- zuweisen. 780 Meter südlich, dicht westlich des ersten Abgebanten, rechts vom Wege Süssenberg- Soritten, liegt ein nach Osten zu ziemlich steil abfallender Hügel. Auf der Höhe desselben steht Tertiär zu Tage. Wie steil übrigens hier der untere Mergel dem Tertiär anlagert, ergiebt sich daraus, dass an dem ganzen Anberge in einer Mächtigkeit von 9 Meter, jedes Tertiär fehlt, dasselbe anf der Höhe jedoch 2 Aleter von der Kante unter 2,5 Aleter Mergel nnd in noch 2 Meter Entfernung l:)ereits an der Ober- tläche und in > 4,5 Meter Tiefe ansteht. Das Tertiär tritt hier als rnndliclie Fläche, deren Durchmesser von Osten nach Westen 52 Aleter beträgt, auf und ist rnndherum von nnterem Mergel umgel3en , der sich sicher vielfach in das Tertiär hineinge- presst und dasselbe zusammengeschoben hat. Eine Gliederung war in Folge dessen nicht hineinznbringen. Zwar liegen zahlreiche grobe Quarze umher, die. auf dieser fast garnicht bewachsenen Stelle vom Winde ausgeweht waren, doch lassen stellenweise dunkele Streifen nnd Glaukonitgehalt darauf schliessen, dass wir es hier mit einem Quarzsande zn thun haben, der den glaukonitischen gestreiften Sauden von Heilsberg entspricht. Bestärkt wird dieses noch dadurch, dass in einer Sandgrube ein feiner Quarzsand mit grauer 0,8 Aleter mächtiger Glasursandbauk zu oberst lag; leider war das Uebrio’e hier durch Abrutsch verdeckt. B III 194 — 197. Zu dem Süsseuberger Tertiärvorkommen gehören noch zwei kleine Aufschlüsse, deren genaue Lagebeschreibung deshalli nicht gegeben wird, weil sie wenig Neues lioten, der eine (C II 51) etwa 400 Meter südwestlich von B HI 198 zeigte sehr feinen 'g;limmer- reichen Quarzsand > 3 Meter, der andere (C 11 31 u. 34) gestreiften (Jnarzsand. Wichtiger ist noch C HI 7. Von der Strasse Wernegitten- Blankeusee zweigt sich etwa 1 Kilometer vom Ende des ersteren Dorfes ein in südlicher Richtung verlaufender Weg al); verfolgen wir denselben bis zu seinem Ende im grossen Wernegitter Torf- brnch und wenden uns in diesem nach W esten, so Ijemerkeu wir 366 Richard Klebs, Das Tertiär Yon Heilsberg in Ostpreussen. einen kleinen bewachsenen Hügel, welcher anf dem Messtischblatt fehlt. Dieser Hügel liegt 1400 Meter östlich von C H 51 nnd besteht in seinem nördlichen Theile aus Tertiär. Dasselbe wurde durch Grafmng aufgedeckt, und ergab: Dilnvialsand mit CTeschieben 0,7 Meter. Grober, lehmiger Grand 0 — 0,8 » Grauer, tertiärer Quarzsaud; derselbe ist in der Nähe des Diluviums gelb, wo er von diesem nicht bedeckt war, rein weiss 1,2 » Weisser Quarzsand mit schwarzen, streifigen Einlagerungen 3,5 » Marmorirter Qnarzsand 2,0 » Die Scliichten fallen nach Süden zu schnell ein; 28 Meter südöstlich ist in 3 Meter Tiefe bereits kein Tertiär mehr vor- handen. Die nesammteu Süssenbero-er Beobaclitnn2:en lassen sich im O O «T> Ganzen in das Profil einreiheu: Kohlensand, nach oben zu etwas grobkörniger, beobachtet bis 0,6 Meter. Sehr feiner, glimmerreicher Qnarzsand mit einer 0,8 Meter starken, schwarzen, kohlenhaltigen Einlagerung, die lokal durch braunen Glasnr- saud vertreten zu sein scheint -|- 4,0 » Glaukonithaltiger Qnarzsand mit feinen nnd gröberen, dünnen Einlagerungen, in einzelnen Partieeu durch kohlige Substanzen schwarz gestreift oder gefleckt, oder durch bituminöse Stoffe braun gefiirbt und dann häutig grau und weiss marmorirt, beobachtet bis . . . 6,0 » Wenn wir ans den verschiedeuen Profilen des Vorstehenden uns jetzt ein Gesammtbild des Heilsberger Tertiärs entwerfen, so werden wir folgende Reihenfolge von oben nach unten zu unterscheiden haben : RicitARD Kleus, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. 367 1. Ein Complex von Schichten, bei welchen die feinsandigen z. Th. thouigen Glieder vorwalten nnd welchen der Mangel oder ein äusserst sparsames Vorkommen von Glaukonit gemeinsam ist. Hierzu gehören mit Einschluss der Braunkohle folgende Schichten: Kohlensand, der nach oben zu gröber wird (Süssen- berg), beobachtet bis zu 0,6 Meter. Sehr feiner, glimmerreicher Quarzsaud bis Glasur- saud; sehr fein geschichtet. Derselbe enthält oft Lettenbänkchen von geringerer oder grösserer Mächtigkeit, stellenweise auch dünne Einlage- rungen von gröberen Sauden; beobachtet bis 2,9 » Helle Letten , die z. Th. die vorigen ersetzen (Blumeuau), beol)achtet bis 2,5 » Mittelköruiger Quarzsaud mit einzelnen grölieren Körnern bis 1,0 » Feiner, z. Th. dunkelgeschichteter, glimmerreicher Kohlen- bis Quarzsaud bis 2,2 » Brauner Quarzsaud, bisweilen mit Kohleuresten und Einlagerungen von gröberem Quarz- und von Glasursaud bis 2,5 » Erdige Braunkohle 1,0 » Das würde eine Gesammtmächtigkeit von 12,7 Metern er- geben; wii'klich beobachtet wurde sie allerdings nur bei Blumeuau bis zu 8 Meter und in einem Brohl, dessen Liegendes nicht weiter untersucht werden konnte. Heilsberg 67, auf 5,6 Meter. Natür- licher Weise muss mau auch aniiehmeu, dass verschiedentlich diese Schichten sich gegenseitig ersetzen und einzelne auch nur nesterweise ausgebildet sein werden. 2. Quarzsande mit streihg angeordueten, kohligeu Partieen. Der Gehalt an Glaukonit ist l^emerkenswerth und wird namentlich bedingt durch einzelne Bänke, welche besonders reich daran sind. Feine Einlagerungen kommen in den obersten und tiefsten, gröl)ere mehr in den mittleren Lagen vor, doch bleiben sie immerhin von untergeordneter Bedeutung. In einzelnen Schichten dieser Gruppe wurde Bernstein gefunden. Kechnen wir zu diesen Quarzsandeu 368 Richard Klebs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. auch die untere Braunkohle von Heilsberg 37, 61, und 202, so er- gieht sich hei diesen Profilen eine Gesammtinächtigkeit von 13,6 — 10 — 12,3 Meter für diese Abtheilung. Bei D III 156 wird die Mächtigkeit sogar 14,3 Meter, weil wir den unter der Kohle liegenden, duidden, feinen Quarzsand auch hinzurechuen müssen wie bei den ersten beiden. Die Kohle zeigt als wirkliche Braun- kohle nur 3 Meter Alächtigkeit bei I) II 156, in den andern Fällen ist sie vielfach durchsetzt von liituminösen und kohlia:en Sauden und ist dadurch in mehrere Bänke getheilt. 3. Grobe Quarzsande und Quarzkiese, die mit einander wechsellageru. In den oberen Theilen sind sie entschieden frei von Glaiürouit, in den unteren wird dieses Mineral stellenweise sehr häufig. Kehlige Beimengungen fehlen gänzlich; Färlningen, durch bituminöse Stoffe erzeugt, sind häufiger. Die Gesammt- mächtigkeit ergab sich auf 12,5 — 13,5 Meter. Sowohl zu oberst, als an der Basis waren die ersten Meter schwach tliouig. 4. Blaue glaukonitreiche Thone. In den oberen Partieen mit Einlagerungen von braunen Letten und fein geschichteten Glasursandeu. Der Gehalt au Glaukonit nimmt in den unteren Partieen liedeuteud zu, uud lagert derselbe namentlich in grünen Streifen uud Bändern, die den Thon durchsetzen. Das bis jetzt bekannte Ifiegende dieser Thone sind wiederum feine Glasursande und harte, dunkle Letten. Obzwar diese Gruppen im Gesammtcharakter sich festhalten lassen, so ist doch eine streng durchzuführende Trennung nur bei 3 und 4 möglich, während 1 und 2, namentlich dann, wenn die Kohle fehlt, durch die gröl)eren und feineren Einlagerungen ganz ineinander übergehen. Um daher eine Parallelisii’uug mit dem samländischen Tertiär vorzunehmen, wollen wir die Gesichtspunkte, nach welchen eine solche vorgenommen werden könnte, näher in’s Auge fassen. Zaddach führt den Schichtenwechsel des samlän- discheu Tertiärs selbst vielfach auf lokale Strömungen vom ehe- malio:en Eestlande her zurück. Wenn wir dieses anerkennen, so ist es auch klar, dass in grösserer Entfernung die Gliederung sich vereinfachen muss, uud dass sie so detaillirt allein einen ganz lo- kalen Werth für die Uferbildungen des Samlandes haben kann. RiCHAiiD Klebs, Das Tertiär von Heilsljerg in Ostproussen. 3G9 Man wird dalier in ITeilsbers; nur eine Uebereinstinunnna; in den Ilanptzügen verlangen können. Ein grosser Wei’tli wird für das Samland auf die drei Letten gelegt, von denen jeder einer Etage der Braunkohlenforniation eiffentbüinlicli ist. Zeio-en sich dort schon verschiedene Unregel- ö O O niässis'keiten unter den einzelnen Profilen und zwischen Nord- O und Westrand, so werden die Letten für die Gliederung des Ileilsberger Tertiär ganz werthlos , weil ülierlianpt nur ein oberer Letten und dieser sogar noch verhältnissinässig selten ausgebildet ist. Von mehr Werth scheinen schon die Kohlenflötze zu sein. Zaddaoh unterscheidet deren im Samlande zwei, von welchen er das obere für die ol)ere Etage der Braunkohlenformation, das untere für die mittlere in Anspruch nimmt. Auch bei Pleilsberg habe ich zwei grössere Plötze beobachtet, welche jedoch in der ganzen Art ihrer Lagerung enge zusammengehöreii. Wenn auch in den meisten Aufschlüssen sich eine Zufuhr von kohligen Substanzen durch die ganze zweite Etage hindurch nur in den schwarzen, streitigen Einlagerungen nachweisen lässt, so gehen diese jedoch bei 61 geradezu in düune Kohlenbänke über, welche als dünnere Plötze die untere Kohle mit der oberen direkt ver- binden ; ja sogar nach der Ablagerung des ol)eren Elötzes dauerte eine Zufuhr von bituminösen Stoffen weiter fort und erzeugte, ähnlich wie in den gestreiften, so auch in den feinen oberen Sauden die dunklen Einlagerungen, (ferade hierin scheint mir ein zwingender Grund zu liegen, die Gruppe 1 mul 2 in eine Etage der Braunkohlenformation znsammenznziehen. Diese kohligen Ein- lagernnffen Ihldeu die Ivea’cl für die obersten Pleilsbera’er Tertiär- schichten und reichen oft Ijis zu dem höchsten Kohlcnsand, der liisweilen auch noch bituminöse Stoffe enthält. Das dritte Kriterium der ZADDACtfschen Etagen sind der petrographische Charakter der Schichten. Die Unterscheidung des Kohlensandcs ist bei lleilsbero- und Süssenberi»’ in einzelnen ö O Eällen ganz gerechtfertigt, aber in anderen, wenn man nicht den Vorwurf eines künstlichen Systems haben will, wirklich nicht durchzuführen. Es linden sich in ihm stellenweise sehr viele Jahrbuch 18S4-. u S70 Richard Klebs, Das Tertiär von HeilsLerg in Ostpreiissen. milchige, ja sogar ganz vereinzelte bläuliche Quarze, namentlich ülierall da, wo in den obersten Lagen der Branukohlenformation eine nach oben allmähliche Zunahme gröberer Körner im Verlauf der vorstehenden Arbeit erwähnt wurde. Dadurch wird der Kohlen- sand den groben Einlagerungen der zweiten Gruppe vollständig ähn- lich nnd kann von diesen nur durch die Lagerung getrennt werden. Aehnlich verhält es sich mit dem Merkmal: »stark und schwach abgerollt« , das uns zwar für die Qnarzkiese ein ziemlich sicheres Kriterinm liefert, aber bei höheren Schichten, in denen auch gröbere Einlagerungen Vorkommen, oft im Stiche lässt. Eine grosse Rolle in der Charakteristik der Etage des ge- streiften Sandes spielt der Glaukonit. Es ist allerdings richtig und auch durch die Heilsberger Beobachtnugeu bestätigt, dass dieses Mineral den höchsten Branidvohlenschichten last immer zu fehlen scheint. Dagegen lässt sich alier auch wiederum ausführen, dass auch an den von mir beschriebenen Aufschlüssen von ge- streiftem Sande der Glaukonit keineswegs durchweg den Sauden beigemengt ist, sondern auch hier sich mehr auf einzelne Striche, in denen er verhältnissmässig selten, nnd auf ganz dünne Bänk- chen beschränkt, in denen er häufig auftritt. An und für sich wird nun noch die Untersuchung der obersten Schichten auf Glaukonit durch die Eeinheit des Kornes sehr erschwert, so dass es mir leicht denkbar erscheint, selbst sehr peinliche mikrosko- pische Untersuchungen werden kein ganz sicheres Resultat darüber o-eben, ob dieser Mana;el wirklich als Unterscheiduno-so-rund auf- 0 7 o O O gefasst werden kann. Ausserdem ist aber noch in dem Liewen- berger Tertiär direkt lieobachtet, dass der sehr feine Quarzsand, der dort entschieden zu den obersten Schichten gehört, glaukonit- haltig ist. Stände dieser Fall ganz allein, so würde er allerdings nicht so wichtia: sein, um darauf hin die beiden Etao-en von Zaddacii in dem Heilsberger Tertiär zusammen zu ziehen, allein im Verein mit den oben bereits ausgeführten Gründen ist es mir zweifellos, dass die ZADDACH’sche Dreitheilung der Braunkohlenformation nur lokalen Werth für das Samlaud hat, in davon entfernten Distrikten nicht nur nicht sicher nachznweisen , sondern auch höchst un- wahrschplnlich ist. Die Braunkohlenformation um Heilsberg glieilert Richard Ki.ebs, Das Tertiär von Heilsberg in Ostpreussen. 371 sicli nur in eine obere und eine nntere Abtbeilnng, woran sicli nocli eine dritte nicht zur Brannkoble gehörige anscldiesst. Die obere AI)tbeilnng der Heilsberger Brannkoble, d. i. die obere des Ileilsberger Tertiär, beginnt mit Kohlen- sanden; dann folgen feine, glimmerreiche Quarz- und Glasursande, welche stellenweise durch Letten ersetzt sind, und durch Zunahme von gröberen Einlagernugen in mittelkörnige Quarzsande übergehen. Der Complex dieser Schichten zeichnet sich dadni'ch ans, dass während des ganzen Verlaufes ihrer Ablagerung eine Zufuhr kohliger Bestandtheile stattfäud, welche sowohl zu der dunklen Streifung, als auch direkt zum Absatz von Braunkohlen Veran- lassung gab. Diese Zufuhr war auhmgs sehr stark, so dass sich Kohlenflötze bis zu 3 Meter Mächtigkeit bilden konnten, dann wurde sie schwächer, nahm sjiäterhin etwas mehr zu, und setzte 1 Meter starke Kohlenlagen al), um dann wieder schwächer zu werden und schliesslich ganz aufzuhören. Mit dem Maximnm der Kohlenalilagerung hängt auch der Absatz von feinem Material zusammen, so dass wir nahe der Basis dieser Etage als Zwischenlagen, oder doch in unmittelbarer Nähe der Kohle, sehr feine, glimmerhaltige (^uarzsande antreflen. Wir könnten diese wohl als sandige Vertreter des ZADDACEi’schen mittleren und auch des unteren Letten auffassen, welchen letzteren wir allerdings ->Ardea lignitmn't. Die Auslaugung der Röthgypse, welche an den Reins- bero;en etc. bei Plaue rinofs um Klein -Breitenbach uno-eheure Bruchfelder erzeugt hat, und sonst vielfach in der Gegend nach- weisbar ist, kommt otfenbar bei der Deutung der heutigen Lage- rungsverhältnisse des Pliocän sehr in Betracht. Wahrscheinlich hat diese Auslaugung es hervorgerufen, dass die Geröllmassen nicht überall 30 — 50 Meter über der jetzigen Thalsohle liegen, sondern dicht bei Plane derselben auf 14 — 18 Meter nahe treten. Jene Unregelmässigkeiten verwischen indess nicht, ebenso- wenig als es die postpliocäne Erosion vermocht hat, die Umrisse des Thaies der pliocänen zahmen Gera, obgleich die Erosion dort am kräftigsten gewirkt haben muss, wo weder pliocäue, noch diluviale oder alluviale Ablagerungen sich seitdem angehäuft haben, d. h. au den Berghäugen. Zur Pliocäuzeit muss an vielen Stellen unseres Gebietes, wo jetzt Röth entblösst ist, Wellenkalk oder ffar höhere Schichten des Aluschelkalks anstehend o-ewesen sein. — Die Serpentinen, welche die »pliocäue zahme Gera« ge- l)ildet hat, hingen von der damaligen Vertheilung der härteren und weicheren, mehr oder minder dem Regen etc. widerstehenden Gehirgsglieder ab; sogar die örtliche Ausbildung dieser oder jener Gesteinsarteu innerhalb der pliocänen Anschwemmungen ist von jener ehemaligen Massenanorduung otfenbar ebenso abhängig ge- wesen, wie die heiitiger Alluvialgebilde es ist. Je weicher und thoniger der Untergrund, um so mehr musste das eigentliche Flussbett sich verschieben: an Ufervorsprüngen und im Flussbette selbst bildeten sich Gerölle, Kies und Sandmassen, in verlassenen Flussarmen und »Schleifen« wurden tlionme und lelmii<''e Massen der zalimen Gera in Thüringen. 399 iingeschwemnit. Auf recht undurchlässigem, thonigem Untergründe blieben von solchen Flussarmen Weiher zurück, die sicli zum Theil mit Torf (jetzt Braunkohle bezw. Schieferkohle) ausfüllten. Wie heutzutage die Qiierue und Weida auf Wellenkalk weder mooriges Alluvium, noch »Schneckeuried«, noch Torf etc. veraidassen, sondern sohdie Clebilde nur zwischen Querfurt und Esperstedt zeigen, wo oberer und mittlerer Muschelkalk (mit oder ohne vorhandenes Oligocän) im Thalgruude herrschen, so scheint die »pliocäne zahme Gera« nur bei Rippersroda, wo Cera- titenschichten und mittlerer Muschelkalk die einstige Thalsohle bildeten, Braunkohle und dunkle bituminöse Thone hinterlassen zu haben. Keiner der bis jetzt mir bekannten Umstände berechtigt zu dem Glauben, dass die »pliocäne zahme Gera« wasserreicher ge- wesen sei, als die recente. Es liegen genügende Anhaltspunkte vor, nicht nur die Masto- dontenreste führenden, ehemals für diluvial aua;eseheuen Bilduno’en bei Fulda, sondern auch viele Schotter- und Thonablagerungen Thü ringens mit dem betrachteten Gebiete zu vergleichen, doch verzichten wir hier auf solchen Vergleich näher einzugehen, l)evor aus den alten Ablagerungen der Ilm, der Schwarza, der Saale, der Werra etc. Pliocänfossilien vorliegen. Fossilien aus dem Pliocäii von Rippersroda. T hie rische Reste. 3Iastodon arvernensis Croiz. et Job. 2). Beim Abbau der Walkerde wurden 1881 Stücke von Mastodon- zähnen beobachtet. In dem plastischen Gestein waren grössere und kleinere Stücke eingebettet, etwa wie Gerölle im Geschiebelehm. Die Bruchflächen waren zum Theil ganz frisch, von gleichen Färbungen wie solche, die eine Verletzung der Stücke hervorbringt, zum anderen G Sectionen Querfurt, Schraplau und Teutschenthal der geognostisclien Karte von Preussen und den thüringischen Staaten. ') Aeltere Literatur siehe bei Vaceic »Leber österreicliische Mastodonten«, Abh. d. K. K. geol. R. -Anst., Wien VI l, 1877. 400 K. V. Fritsch, Das Pliociln im Thalgebiete Tlieil aber in verscliiedenen Stufen der Verwitterung nnd Ans- bleicluiug. Also sind die Bruchtläclien nicht alle edeichzeitie: ü’e- bildet ; wahrscheinlicli waren in vei’schiedenen Zeiten — viel- leicht erst bei Annäliernng des Alibanes an die Lagerstätte — Quetschungen, Druckwirkungen und Verschiebungen eiugetreten. Knochen von geringerer Widerstandskraft als die Zähne scheinen bei diesen Verschiebungen zerquetscht worden zu sein; nur kleine Bröcklein, im Ganzen 13 Gramm, kamen davon in meine Hände. Und doch war aller Wahrscheinlichkeit nach ein ganzer Kopf an jener Stelle vorhanden gewesen, von dem jetzt nicht ein ein- ziger Zahn mehr vollständig ist, obgleich es durch die Güte und Liebenswürdigkeit des hochverdienten, der Wissenschaft und seinen Freunden allzufrüh entrissenen Herrn Geheimen Hofrath Professor Dr. E. E. SCHMID möglich wurde, die in Jena und Halle befind- lichen Stücke des Fundes zusammenzupassen. Die beiden Zahnstücke Taf XXIII und Taf. XXIV sind vorn durch Bruchflächen begrenzt, ans welchen hervorgeht, dass mindestens ein vorderes Höckerjoch fehlt, vor welchem sich auch noch ein Vorpolster (bourrelet Gaudry, oder talon anterieur Cuv.) befunden haben wird, wie aus den sonstigen Zahnresten hervorgeht. Die grösste Länge bei dem besterhalteneu Stücke zwischen dem Hinterrande nnd dem vorderen »Sperrhöcker« beträgt 14 Centi- meter, bei einer Breite von 8 Centimetern im Mittel, die nach vorn zu auf 9 Ceutimeter gestiegen zu sein scheint. Das kleinere Stück hat 13 Centimeter Länge, 8 Ceutimeter Breite; Dimensionen die natürlich nur annähernd gelten, weil die Zahnstücke aus vielen Bruchtheilen zusammeugeklebt sind. Beide Zähne sind aus sehr zahlreichen, meist noch gar nicht abgekauten, fingerförmigen, schmelzbedeckteu Kegeln oder Zitzen zusammengesetzt, die aus der gemeinsamen Aussenwand, dem Zahusockel, aufsteigeu, dabei gegen die Mitte des Zahnes und gegen vorn sich richten, mit der äussersteu Spitze aber (der »Fahne«) wie nach i’ückwärts umgeweudet erscheinen. Zwischen den Schmelzhülleu der Zahukegel befand sich eine sehr bröcke- lige äusserste Decke von Cäinent, welches bei ähnlichen noch im Kiefer eingeschlossen gewesenen Mastodontenzähnen wiederholt der zahmen Gera in Thüringen. 401 von mir wahrgeuommen wurde, z. B. an einem südfrauzösisclien Uuterkieferzaliustücke von derselljeu Art einen 1 — 3 Millimeter dicken Ueberzug bildet. Obwohl sehr viele von den ursprünglich selbständigen Schmelz- ausstülpnngeu so mit den benachbarten znsammengewachsen sind, dass sie, nur als »Strebepfeiler« eines Zahukegels auftreteud, dem- selben »das Ansehen eines von Kegeurinnen durchfurchten Berg- hanges« geben, zeigen sich doch noch sehr zahlreiche Spitzen als gewissermaassen selbständige; am grösseren Stücke 38, am kleineren 30 anzugebeu, wird wohl richtig sein, obgleich es nicht ohne Willkür bei der Abwägung der »Selbständigkeit« einer solchen Spitze abgeht. Sogar die äussere Wand des Zahnsockels erhebt sich an einigen Stellen warzenförmig, wo die »Thäler« zwischen den Zahnkegeljochen nach den Seiten ausmünden. In den zerbrochenen Sockeltheilen treten solche Warzen auch hervor; es scheint deren Ausbildung iudess höchst unregelmässig gewesen zu sein, so dass sie nicht in jedem Thale hervortreten , nicht auf einer Seite desselben Zahnes regelmässig stärker als auf der an- deren sind. Die Hauptkegel ordnen sich zu Jochen, bezüglich Halbjocheu, die zum Theil mit zu »Sperrhöckern« gewordenen Zitzen verknüpft sind. Hinten beginnt die Jochbilduug mit der Anordnung einiger Kegel zu einem unentwickelten, nicht in der ganzen Zahnbreite vorhandenen und kaum zur halben Höhe anderer Kegel sich er- hebenden »Stocke« (»Talon«), der im Exemplar Taf. XXHI auf der rechten, im Stücke Taf. XXIV auf der linken Seite des Be- schauers liegt, der von der Rückseite her auf die Kaufläche blickt. Auf der Seite, welcher der Stock hauptsächlich augehört, sind die Halbjoche kleiner, und entweder ohne anhängeude Sperrhügel oder mit auf der rückwärts gewendeten Seite ansitzenden kleinen Sperr- hügelu, die aber nur beim dritten (in Wahrheit mittelsten) Joche beider Zähne bedeutend erscheinen. Die tlalbjoche der anderen Seite tragen regelmässig auf ihrer Vorderseite Sperrhöcker von kräftiger Entwickelung. Durch die Anwesenheit des Stockes und der Sperrhöcker entsteht eine ge- wisse, obgleich schwache Wechselstäudigkeit der Halbjoche, die 26 Jahrbuch 1884. 402 K. V. Fritsch, Das Pliocän im Tlialgebiete viel stärker hervortreteu würde, wenn nicht das mittlere (dritte) Joch durch seine beiden Sperrhügel gewissermassen einen Aus- gleich herstellte. Abkauungsspuren sind nur deutlich an dem vorderen der erhaltenen Joche des Zahnes Taf. XXIII, während der Zahn Taf. XXIV, der eine Hälfte dieses Joches besitzt, an demselben abgestossene und abgebrochene Kegelspitzen aufweist. Obwohl solche nachträgliche Verletzungen auch am Zahne Taf. XXI II, bei jenem etwas abgekauten Halbjoche Vorkommen, das nach vorn einen Sperrhügel hat und auf dessen Seite der Zahnsockel am meisten geradlinig verläuft, zeigt sich doch deutlich, dass eben dieses Halbjoch tiefer herab abgekaut ist als das anliegende, dessen fast unverletzte schmale Kaufläche mehr in die Augen fällt. Beide Zähne sind Oberkieferzähne, denn sie besitzen eine ziemlich gleichbleibende Breite, und die Zahnkegel sind nach der Kaiifläche hin nur in mässigem Grade zusammenlaufend (couver- geut) entwickelt. Hiernach ist Taf. XXIII der sechste oder hinterste Backzahn rechts, Taf. XXIV, der letzte Backzahn links eines tetralopho- donten buuodouten Mastodon. Von den übrigen Zähnen sind kleinere Bruchstücke da, keines davon giebt einen ganz sicheren Anhalt, wo es im Kiefer gestanden hat. Das Stück Taf. XXV, Fig. 1 und 1’ zeigt ein wenig benutztes, oben abgebrochenes und ein stärker angekautes Halbjoch, jedes mit Theileu des Sperrhttgels und einem Brocken des gemeinsamen Sockels. Nach den Maassen (Sockelhöhe ca. 25 Millimeter, Höhe des abgebrochenen Halbjoches mit Sockel 60 Millimeter, Höhe des stärker abgekauten Halbjoches mit Sockel 50 Millimeter) gehört es wohl zur luueuseite des fünften oder vorletzten linken oberen Backzahnes. ’) Nicht recht ersichtlicli ist, ■warum Vacek in seiner schönen Arbeit »über österreichische Mastodonten«, Abh. d. K. K. Geol. Reichs. -Anstalt, Wien VII, die »hippopotamuszahnigen« Formen mit dem Ausdrucke Bunolop h o donten = Berg- Bergjoch-Zahner belegt hat, die tapirzahnigen oder dinotherienartigen mit der Benennung Zygolop ho donten = Joch- Bergjoch -Za hner, statt einfacher und riclitigei' »ßunoJiis« und »Zi/jiodus« zu bilden. der zalimen Gera in Thüi'ingen. 403 Durch die Bruchflächen ist unverkennbar, dass das Stück einem Zahne mit noch einem vorderen und noch einem hinteren rialbjoche angeliörte, also die vierjochige, hügelzahnige Beschaflen- heit der Zähne bestätigt, wie sie aus den Zahnstücken Tab. XXIIl und Tab. XXIV gefolgert worden war. Durch das Ineiuandergreifeu kleiner Vorsprünge etc. wird erwiesen, dass an das kleine, bi'eite Fragment eines Halbjoches mit Vorpolster (bourrelet) Taf. XXV, Fig. 2n, sowohl das Stück Fig. 2 Z» (zwei stark abgekaute Halbjoche mit zwei und einem halben Kegel des Stockes) als der Theil Fig. 2 c (etwas weniger abgekaute Halbjoche ebenfalls mit Stocktheilen) anschlossen, ein grösserer Brocken Zahnwurzel sitzt an 2Z>, ein kleiner Ansatz davon an 2 c. Fig. 2 a ein Bruchtheil, der nach der Rückseite stark ab- gebleichte Bruchfläche zeigt, fällt durch die eigenthümliche, schräg nach unten o-eaen den Sockel abgeschliffene Seite auf, die am üeberreste des Halbjoches sich vorfiudet. Die vielhöckerige Bil- dung des Voi’polsters ist ebenfalls bemerkenswerth. Sockelhöhe ca. 17 Millimeter, Kegelhöhe incl. dem Sockel ca. 40 Millimeter, Gesammthöhe des Vorpolsters vom Unterrande aus ca. 25 Milli- meter. Fig. 2 5 ist auf der dem Sockel zugewendeteu Fläche ungleich mehr durch Abnutzung (wohl mittelst der Zunge) geglättet als Fig. 2 c. Die Anzeichen der Zusammensetzung aus vielen Hügeln und die starke Entwicklung des Stockes treten in der Zeichnung genügend hervor. Aus allen Verhältnissen ist zu schliessen, dass 2 a dem V orderrande des linken fünften Backzahns angehört, 2 b die innere, 2 c die äussere Seite des hinteren Stückes des vierten Back- zahns links darstellt. Höhe des Stockes an » ^ » » » » Hinterjoches an .... » » vom Grunde des Sockel- randes des nächstvordern Halb- joches ebenso an Millimeter Millimeter 25 circa 37 an 2 c circa 35 » » 15»» » 15 » » 42 » » » 44 » » 41. 2ß 38 404 K. V. Fritsch, Das Pliocän ini Thalgebiete Das Stück Fig. 3 ist stai-k abgekaut, es zeigt Reste von D/2 Halbjoctieu, die über niedere Sockel von 15 — 10 Millimeter Höhe aufsteigen, das hintere vom unteren Rande des Schmelzes aus ca. 35 Millimeter, das vordere, seitlich mit einer sehr anffällig ausgeschlifienen Fläche versehene, 28 Millimeter über dem Unter- rande des seitlichen Zahnschmelzes. Das Vorderpolster ist mit abge- kaut, so dass es Amrn beim Rruchende nur 18 Millimeter hoch ist. Nicht unwahrscheinlich ist, dass auch Fig. 3 dem Backzähne 4 links oben angehört habe, zumal da die Breite der abgekanten Fläche erheblich ist, und nach dem Vorpolster so übergreift, dass wohl unstreitig das Bruchstück der stärker abgekauten Innenseite aiiffehört hat. Die Zu2;ehöria:keit zum Oberkiefer ist schon aus der rechtwinkeligeu Begrenzung von Seiten- und Vorderrand zu folgern. Für die Ursache, warum die Seitenwand bei aa der Zeichnung sonderliar abgeschlifteu ist, so dass die Schifl'tläche etwas eingetieft erscheint, muss wohl irgend eine individuelle Eio-enthümlichkeit des Tliieres o-elten. Vielleicht steht dieselbe O ö in Beziehune: dazu, dass auch Fio-, 2 bei a eine an der Zahnwand herablaufende Alischleifung zeigt. Das kleinere Stück Fig. 4 verhält sich fast wie ein Spiegelbild von dem vorderen Theile von Fig. 3, nur ist die äussere Wand des Halbjoches nicht in der Weise abgescliliffen wie bei jenem Stücke. Ist die in der Aiiordnnng der Figuren zum Ausdrucke ge- brachte Vorstellung richtig, dass es die äussere Vorderecke des- selben linken, vierten Backzahnes ist, dem Fig. 3, Fig. 2 5 und Fig. 2c angehören, so ist eine vollkommene, die ganze Breite des Zahnes einnehmende Entwicklung des Vorpolsters (l)onrrelet, oder talon anterieur), sowohl dem fünften als dem vierten oberen Alabn- zahn eiffen :reifen nicht nothwendig ist. CuviER hatte die bnnodonten Mastodonten mit wenigen Ans- nalnnen unter seinem »Mastodonte a deiits etroites« vereinigt; bei ihm nnd bei vielen Gelehrten, die ihm folgen, besonders bei Blainville, Owen, Pomel, znm Theil anch bei v. Meyer sind also unter ■»Mastodon^') angustidens <■< die häntigsten dieser Masto- donten der inadaptiven Reihe znsammengefasst , l)esonders der ächte M. angustidens des Mioeän, nnd der M. aroernensis des oberen Plioeän, znm Theil anch der sowohl zeitlich als mich vielen Eigenschaften eine mittlere Stellnng einnehmende M. longirostris Kauf. Wenn Sismonda den von ihm beschrielienen M. aroernenvis einen Mastodonte angustidente nennt, so ist davon wohl der Hanpt- grnnd der, dass die italischen plioeänen Bnnodonten ihm bessere Typen dei* CüViER'schen Art zn sein schienen, als die fran- zösischen Miocänstücke, denen der Meister weniger zahlreiche Abbildungen als den ersteren gewidmet hatte. Üb es gerathen oder geboten sein wird, den Artbegritf des Mastodon arvernensis^ wie wir ihn in angenscheinlichem Einklänge mit anderen Palaeontologen fassen, dereinst zn verändern, bezüg- lich zn spalten, bleibt der Zukunft überlassen. Das angenscheinlich wichtigste AlerkmaD) des Mastodon arver- nensis von Mittel- und Siidfrankreich nnd von Ober- nnd Mittel- italien ist die Kürze des Kinnes (der Symjdiyse). Nnr Zähne aller nnd nicht die sonst bezeichnenden Knochen sind ans man- chen Gegenden nnd von mehreren Schichtenmassen bekannt. Vorerst betrachten wir es als Bkilge individueller, geschlecht- licher nnd höchstens als solche von Racen -Verschiedenheiten, dass die Wechselständigkeit der Zahn - llalbjoche, die Zahl der einzelnen selbständigen oder nnr als »Strebepfeiler« anftretenden ') Wohl erst aas der, dem declinirten Worte entnommenen, französischen Form «Mastodonte« ist das Geschlecht zum Namen Mastodon statt zu dem ■»Mnstodus« gekommen, welcher richtiger, obwohl weniger wohllautend wäre. Andre Verschiedenheiten im Knochenbau von M. nrverneiisis und lüiigi- rostris treten minder auffällig hervor, doch sind sie beim genauen Vergleiche der Werke von Cuvier, von Blain vii.le, von Kaup, von Sismonda und von Gervais unverkennbar. / 410 K. V. Fritsch, Das Pliocän im Thalgebiete Schmelzkege], die Stärke der Sperrliöcker, die Entwickelung der »Stöcke« (Talons) und der Vorpolster (Bourrelets), sowie die Länge der Zahukegel bei znin M. arvernensis gerechneten Stücken in verschiedenen Stärkegraden anftreten. Manche dieser Unterschiede der Zähne könnten aber recht gut mit tiefer liegenden Abwei- chungen im gesammten Bau Zusammenhängen, z. B. mit längerer Ausdehnung des Kinnes, mit wmlcher wahrscheinlich geringere Ausdehunug des Rüssels Pland in Hand ging. Der Rippersröder Mastodon stimmt mit dem M. aroernensis Cr. u. J., der bei Fulda mit M. Borsoni Hayes (= virgatidens II. V. Meyer) auf gleicher Lagerstätte vorkommt, vollkommen überein, soweit die jetzigen Funde ein Urtheil zulassen. Die im Museum der köuigl. Laudesanstalt in Berlin aufbewahrteu Fuldaer Reste sind dort bezeichnet als: 1) Vom sechsten Oberkiefermahnzahn links (Stock und 2^2 Joche, von denen das hinterste nuvollstäudig ist, das 2te au jedem der beiden Halbjoche vordere Sperrhöcker besitzt. Im Ganzen sind ungefähr 24 sell)ständige Zahnkegel noch erhalten. Die Zahukegel halien 50 — 55 Millimeter Höhe, der Sockel darunter 20 Millimeter). 2) Vom fünften Unterkiefermalmzahn rechts (Bruchstück mit starker Wechselständigkeit der Halbjoche). 3) Vom fünften Oberkiefermalmzahn rechts (7 Bruchstücke, dabei auch vom Stock). 4) Der hinterste Praemolarzahn des rechten Unterkiefers (sehr schönes vollständiges Stück aus ca. 30 selbständigen Kegeln gebildet). Jedenfalls gehört das Zahustück, welches in Walch’s Natur- geschichte der Versteinerungen auf der Supplementtafel VIII d abgebildet ist, zum Mastodon arvernensis. Der Fundort ist nicht genannt, die braune Farbe spricht für Auftindnug in einem bi- tuminösen Gestein (? Braunkohle); der damalige Besitzer, der Weimarische Geh. Hofrath Kaltschmidt, kann das Bruchstück recht wohl aus Thüringen erhalten haben, vielleicht von irgend b Zeitschr. d. Deutsch,, geol. Ges. 1876, S. 417 — 418 und 1878 S. 852. der zahmen Gera in Thüringen. 411 einem seither vergessenen, räninlicli beschränkten Braunkohlen- vorkommens innerhalb eines alten pliocäuen Thaies. Sehr innig scheinen die Beziehungen zwischen dem Kippers- röder Mastodonten und manchen der aus dem euMischen Pliocän O stammenden Stücke des Mast, arvernensis zu sein ; vielleicht kann man von einem besonderen Stamme (Kace) innerhalb der Art reden, der in Mitteldeutschland und in Südengland zn Hanse, in Südeuropa aber seltener war. So weit Abbildungen ein Urtheil zidasseu, spricht sich die betretFende Stammeseigenthümlichkeit aus : 1 . In der beträchtlicheren Länorenentwickeluna: der Zahn- kegel ^), aus denen sich der Zahn zusammensetzt — eine Er- scheinung, welche daran erinnert, dass bei anderen Thiereu eben- falls mit dem geologischen Alter die Längenausdehnung der Zahn- elemente zunimmt (Ecpiiden, Wiederkäuer etc.). 2. In der Aehnlichkeit mit Zähnen des M. longirostris durch schwächere Wechselständigkeit der Zahnhalbjoche und minder massige Bildung der Sperrhügel. Manche Zähne von M. longirostris zeigen die Wechselständigkeit der Halbjoche fast stärker, als sie auf mehreren der angeführten Zeichnun2:eu von Zähnen des M. arvernensis hervortritt. 3. In der ziemlich rechteckigen LTmgrenzung der Zähne, welche mit der sehr bedeutenden Entwickelung von Stock und Vorpolster auch an den letzten Backzähnen zusammenhängt; an den meisten südeuropäischen Vorkommnissen sind wenigstens bei den letzten Backzähnen diese Theile entweder in der Höhe oder in der Breite (und Zitzenzahl) schwächer ausgebildet als an den aus England dargestellteu Zähnen und an den unsern. Ob es sich nun bei den gedachten Eigenthümlichkeiteii zu- gleich um eine gewisse Verschiedenheit im geologischen Alter handelt, bleibe vorerst unbesprochen; einzelne der aus Süd-Frank- b Man vergleiche besonders die Darstellnngen unabgekauter Zähne: z. B. Ckoizet u. Jobert, Tab. 1. — Lortet u. Chantre, Tain 1, '2, 5 etc. mit Falconer, Fauna autiqua Sivalensis Tab. oG und Palaeontological memoirs II, Tab. 4 mit Berücksichtigung davon, dass Unterkieferzähne stets längere Kegel haben als die des Oberkiefers. 412 K. V. Fritsch, Das Pliocän im Thalgebiete reich imd Italien staiumeuden Zähne o’leichen so sehr den enadi- sehen, dass sie zn demselben Stamme gehören könnten. Cervus sp. (iiova sp.?) Durch den Herz. Sachs. Berggeschworenen, Herrn Gürtler, kamen 1864 einige Stücken vom Geweih eines augenscheinlich grossen und starken Hirsches nach Gotha in das Herzogliche Natnraliencahinet; sie waren zusammen mit mehreren anderen Wiedei'känerknocheu beim Bau eines Brunnens vor dem Rippers- röder Schnlhause gefunden worden. Deshalb wurde 1881 ein neuer Versuchsschacht dicht neben dem Brunnen abgeteuft, um etwa dort noch vorhandene Knochen zu erlangen, welcher Zweck jedoch, technischer Schwierigkeiten wegen, nicht vollkommen erreicht wurde, weil der Sicherheit der Arbeiter und der Wege und Strassen halber nur ein Theil der Knochenführendeu Lage gewinnbar war. Ausser dem kleinen Splitter eines vielleicht zum Stosszahu eines Proboscidiers gehörenden, ungewöhnlich schaligen Knochens, dessen S. 406 Erwähnung geschah, wurden wiederum nur Wieder- känerreste gefunden. Da die Funde auf einem Raume von nur 3 — 5 Quadratmetern mit den alten zusammen und in anscheinend gleicher Tiefe lagen, war von vornherein wahrscheinlich, dass im Versuchsschachte von 1881 Reste derselben Exemplare von Thieren gefunden werden würden, von denen schon 20 Jahre früher Theile anfgesammelt worden waren. Es galt ernstlichst zu prüfen, ob nicht alle auf dem kleinen Raume gemachten Funde von Wiederkäuerkuochen einem einzigen Thiere des durch die Geweih- stückeii sicher gestellten Hirschgeschlechtes angehörten. Bei diesen Untersnehnngen halien die sehr reichen Samm- Inugen des anatomischen, des zoologischen und des landwirth- schaftlichen Institutes unserer Universität mich ungemein begünstigt. Zn Beobachtungen über Hirschgeweihe geben die massenhaften in Thüringer Sammlnngeu, Jagdschlössern etc. etc. vorhandenen Aufstellnngen ein sehr reiches Material. Von allen Seiten fand ich liebenswürdigstes Entgegenkommen, wofür ich auch an dieser Stelle herzlichst danke. der zahmen Gera in Thüringen. 413 Von deu «rleiehfiills für meinen Zweck hocliwichti. (wahr- scheinlich G. verticornis Davvson), anscheinend aus Sand oder Kies von Klein- leinungen bei Saugerhausen. Das Stück wurde mit der Sammlung des Herru Kaufmann Potzei.t vom Provinzialmuseum für Alterthümer hierselbst erworben und vom akademischen mineralogischen Museum übernommen. Dicht über der kräftigen Rose nahm ein sehr stark abwärts gebogener, quer verbreiteter .Augeu- spross (am Grunde (10 Millimeter breit, 25 Millimeter hoch) seinen Ursprung.' Gleich über diesem Augenspross hat die Stange bei 240 Millimeter Umfang einen flach dreieckigen Querschnitt, während die von C. euryceros kreisrund ist. Nacli oben hin nimmt die Stange mehr schaufelige Beschaffenheit an, ist aber beim zweiten Spross, der 215 Millimeter über dem Augenspross beginnt, abgebrochen. 414 K. V. Fritsch, Das PHocän im Tlialgebiete 3. Schaiifeltheile, clarimter das Stück Taf. XXV, Fig. 9, welches ebenfalls der linken Stano-e ansrehört halien muss, aber geringere Fläclienansbreitnng zeigt, als andere Brnchstücken sie an- deuten. B r eitscbanfeli2:e Beschaftenlieit wie beim wohl ausne- bildeten Damhirsch etc. ist kaum vorhanden gewesen , indess dürfte, wie hei jungen und selten bei ganz alten Damhirschen, und auch bei manclien Rennthieren etc., an manchen Stellen die Bildung kleiner Flachtheile eingetreten sein. — An der Ilanptstauge ist der Durchschnitt, wie es scheint, nirgends vollkommen kreisrund gewesen, sondern überall — abgesehen von den obersten Theilen (Fig. 9) — scheint eine ellipsoidische Form mit einer nach innen gewandten Flachseite und gewölbterer Anssenseite (Fig. 6 bei der Bose, höher wahrscheinlich noch mehr dreiseitig) hei’rschend gewesen zu sein. Dem Berichte der Arbeiter nach war an der in ziemlich wohlerhaltener Jleschalleuheit zuerst wahrgeuommenen Stange ein Stück von der Länge und Dicke eines menschlichen Unter- armes ohne ah gehen des Ende sichtbar gewesen. O Ö An den Resten beider Stangen und mehrerer der Enden treten die bekannten unregelmässigen Läugswülste und Rinnen auf, doch werden daran keine »Perlen« bemerkt. Die Rose war aber stark entwickelt nnd ans derben »Perlen« gebildet. Der Augenspross, an beiden Stangen ganz dicht über der Rose beginnend und bei seinem Ursprünge abwärts gekrümmt, gehörte zu den fast kreis- förmigen Querschnitt darbietenden Sprossen. Der Rosenstock war kurz und stark, was auf hohes Alter und grosse Stärke des Hii’sches deutet. Die seitliclie Fortsetzung der Rosenstöcke nach unten steht ansehnlich über der Fläche der Scheitelbeine hervor. Die Stirn war eine sehr breite. Zwischen Augenhöhle a und Schläfengrube h in Fig. 6 finden wir in dem erhaltenen Theile eine ziemlich scharfe Kaute, während in dieser ffegeud beim männlichen Edelhirsch wie auch beim Elenthier keine starke Kante sich entwickelt. Beim weiblichen Schädel findet sie sich bei beiden llirscharten, vermöge der anderen Stellung des Auges beim geweihloseu Thier. Das Damwild und C. euryceros mit dem weit vorn liegenden Auge zeigen sie gleichfalls, während sie dem Reu fehlt. der zahmen Gera in Thürino-en. 415 Die grosse Dicke der Hirnseliale (neben der Angenhöhle 15 Millimeter, weiter gegen die Mitte der Stirn bis 20 Millimeter) ist sowohl hei dem ahgehildeten Stücke Fig. 6 als bei dem schlechter erhaltenen, rechten Roseustocke selir anffällig. Von den Bruclistncken des Schädels unseres Hirsches über- gehe ich ein lose gefundenes Felsenbein, erwähne mir der Maasse wegen den sehr grossen linken Occipitalcondylns ^), glaube aber über das Fig. 5 in natürlicher Grösse von der unteren Seite her dargestellte Stück des verwachsenen Grnndheiues und hinteren Keilbeines einige Bemerkungen machen zu sollen, weil ich über- zeugt bin, dass die Geringschätzung, mit welcher RÜTniEYER die au diesen Knocheutheilen beobachteten Eio-enthümlichkeiteu be- O handelt, nicht eine verdiente ist. Dem Palaeoutologen zumal möchte rathsam sein, diese und angrenzende Kuochentheile zu be- achten, welche nicht selten bei Zertrümmerung der Schädeldecke und der Gesichtstheile sich erhalten. Die Kuochengestaltnug am Hiuterhanptsgrnudbeiu und hinteren Keilbein ändert sich allerdings wahrscheinlich fort und fort wäh- rend der Lebenszeit eines jeden Eiuzelthieres, indem die Kuochen- bildung dort so lauge fortgeht, als es die Bedürfnisse des Einzelnen erheischen. Diese wechseln aber besonders bei Geweih- und Ilörnei’trägern mit den Jahren; die Muskeln bedürfen meist im Laufe der Entwicklung kräftigerer Ilaftpnukte etc. Geschlechtsunterschiede, Stammesverschiedenheiten und be- sondere Eio-enschafteu des Einzelwesens kommen mit in Betracht. O Indess erscheint bei Untersuchnno: o-rösserer Meus-eu von Schädeln doch die Veränderlichkeit nicht als eine nnbee'renzte O und willkürlich mauuigfaltige ; sie nimmt innerhalb der Art und der Arteugrnppe eine bestimmte Richtung; die mit der Kopfmnscnlatur in so engem Zusammeuhaug stehenden Erschei- ') Vom Ende des unteren inneren Knoclienkiels bis zur Ecke messen im Bogen die Condyli beim Rippersröder Hirsche 53 Millimeter, Euryceros von Artern 52 Millimeter; » » » 30 » » » » 35 » bei einem sehr starken Elapkus, alluvial von Halle, 43 Millimeter, » » » » » » » » 25 » ist die geradlinige Entfernung vom grossen Foramen condyloideum bis zum Rande. 416 K. V. Fritsch, Das Pliocän im Thalgebiete nimgen am Scliädelgrimde sind also wichtige Merkmale, auf die 1848 Turner mit Recht einging. Das kleine Stück in Fio-. 5 ist ein Theil des hinteren Keil- O beins mit dem Vorderrande des eigentlichen Hinterhauptbeines. Vorn ist der Bruch an der schwachen Stelle im Türkensattel er- folgt nahe dem ursprünglichen Vorderende des hinteren Keilbeines. Die Länge dieses Stückes ist 52 Millimeter, die vordere Breite 32 Millimeter, die mittlere Breite des hinteren Stückes 58 Milli- meter. Diese Maasse stimmen gut überein mit denen des ent- sprechenden Theiles der Schädeluntertläche des Arterner Riesen- hirsches, übertrefien aber sehr weit die der stärksten Stücke von C. elcqyhtis^ die ich zu sehen Gelegenheit hatte, wobei zugleich bemerkbar ist, dass beim Edelhirsch jener Theil eine viel ge- strecktere Gestalt hat, d. h. verhältnissmässig geringeren Unter- schied der vorderen Breite von der hinteren auf so kurze Strecke zeigt. — Auch beim Elch, lieiin Ren, beim Reh, beim Axishirsch und beim virndnischen Hirsche ist das hintere Keilbein e’estreckter als bei Eimjceros und dem Rippersröder Hirsche, während der Damhirsch dieselbe »herzförmige« Gestalt des betreffenden Theiles besitzt. Beim Rippersröder Stücke sind die beiden Seiten des in Rede stehenden Grundkeilbein-Theiles durch eine tiefe breite Furche (6,5 Millimeter tief) von einander geschieden, welche dadurch entsteht, dass über der natürlichen Knochenuntertläche des »Schädel- wirbelkörpers« sehr starke Muskelansatzhöcker aufsteigen. Nach Untersuchung eines ziemlich reichen Materiales von Schädeln glaulie ich zur Annahme berechtigt zu sein, dass beim Edelhirsch eine solche Rinne sich stets nur schwach (bis etwa 1 Millimeter tief) entwickelt, und zwar leichter noch beim Thier (weibl. Edelhirsch) als beim Hirsch, dessen Keilbeiukörper meist einen unteren Kiel als feine Leiste inmitten der Rinne bewahrt. Stärker tritt der Kiel in der tlachen Rinne lieim Axishirsch hervor; bei den mir zugänglichen Elchschädeln ist der Kiel so bedeutend , dass derselbe allein bemerkt wird , während die D Proc. Züol. Soc. 1848, pag. G3 ff. bes. jiag. (18. der zahmen Gera in Thüringen. 417 Muskeln , wie bei inaiiclieii [starken Edelliirschen , an flache Knoclientheile statt an Höcker sich anhefteten. Ein Schädel eines starken Wapiti, den Hr. Dr. Heyer aus Nordamerika mitgebracht hat, ist leider am Hinterhauptsbein (durch Beilschläge) verstümmelt, doch ist eine viel bedeutendere Rinne als bei irgend einer der vorgenannten Arten zwischen den Muskelhöckeru des hinteren Keillieines noch nachweisbar. Der Arteruer Riesenhirsch ist auf der Unterfläche des Keil- beines etwas beschädigt (abgescheuert), doch ist erkennbar, dass eine kräftige Rinne vorhanden war. Alehrere Damhirschschädel zeigen die verhältnissmässig sehr starke Ausl^ilduno- einer 3 — 5 Millimeter tiefen Rinne. Diese Ge- O staltung verkniqift sich also wohl mit dem umgekehrt »hei’z- förmigen« Umrisse des Knochentheiles. Die Muskelhaftstellen au jenem Theile des Schädels, be- sonders die etwaigen Höcker sind bei Hirscharten stets quer zur Schädelaxe gestellt, und mehr oder minder hallnnoud- oder huf- eisenförmig mit nach vorn gewandtem, hinterwärts geöffnetem Bogen. Auch in dieser Beziehung gleicht der Bau des Giraffeu- schädels dem der Hirsche. Bei Rindern und auch bei Ooibos moschatus sind die Muskel- haftstellen als kräftige Längs Wülste entwickelt, zwischen denen die Rinne liei zwei diluvialen Wisenten (Bison 'prisctis von Tau- bach aus Travertin und von Rabuz bei Halle, bez. Schkeuditz, aus grauem plastischem Thon unter dem Geschiebelehm) 12 — 17 Milli- meter tief gefunden wurde. Beim diluvialen Ovibos moschatus von Bedra bei Alerselmrg misst sie nur 4 Millimeter Tiefe. ■ Schafe etc. haben bekanntlich ^) an ganz anderer Stelle quer- gestellte Muskelhöcker; ebenso verhalten sich Ziegen und viele Antilopen, während einzelne von Letzteren eine mehr hii’schähu- liche Bildung des Keilbeins zeigen. Von Kameeleu und Llama haben mir Schädel junger Thiere Vorgelegen; soweit diese eine Beobachtung zuliessen, schliessen 0 Turner, Proceedings Lond. Zool. Soc. 1848, p. G8. Jahrbuch 1884. 27 418 K. V. Fritsch, Das Pliocän im Tlialgebiete sicli dieselbeu durch ein schmaleres, mehr geradgestrecktes Keil- bein mehr den Schweinen an. Unser Grundkeilbein Fig. 5 giebt noch zu einer Bemerkung Anlass. Neben den Mnskelhöckern, welche natürlich bei der Be- trachtnng von der Seite her einen nach nuten hin gespannten Bogen, oder einen nach oben oftenen, stumpfen Winkel bilden, ist auch am Grunde der Rinne eine, wenn auch schwächere Ab- weichnng von der geraden Linie erkennbar und zwar beträgt dieser Winkel, auf der Mitte der Knochenunterlläche gemessen, 187*^. Wir erkennen an jungen Schädeln von Wiederkäuern leicht den Grund dieser Winkelbildung: die untere Alittellinie des Ilinter- liaiipt - Grundbeines findet in der des hinteren Keilbeines keine geradlinige Fortsetzung; die beiden Knochen stossen im Winkel an einander, bilden gewissermaassen zusammen einen Strebebogen, der zum Tragen der Last des Hauptes hilft. — Man kann in unserem Falle auch sagen, das hintere Keilliein steige mit seiner Grundlinie um 7*^ gegen die Grundlinie des Grundbeines an. Diese Strebebogen -Bildung, oder das »Ansteigen des Keil- beines« erscheint im Allgemeinen am Ilänfigsten und Stärksten bei Rindern. Ich finde im Ganzen bei Antilopen und Scliafen nur schwaches Ansteigen, oder scheinbar geradliniges Erstrecken der beiden verwachsenen Knochen; eine Anzahl Messungen sei hier angeführt: Keilbein-Ansteigen bei Cervns elaphus fein, (mehrere Schädel) Qo, Cerms elaphus inas. (starker alluv. Hirsch von Halle) 4^. Bos grunniens fein., hornlos (laudw. Inst. Halle) 110. Bos frontalis oder gaurus^ jbi^ngt Wild erlegt (laudw. Inst. Halle. Coli. Riebeck) 120. Bos frontalis inas., zahm (laudw. Institut Halle) 180. Bos frontalis mas., wild v. Dalakinai (landw. Inst. Halle. Coli. Riebeck) 190. Bos frontalis fern., zahm (laudw. Institut Halle) 230. der zalimeu Gera in Thüringen. 419 Keilbein- Aiisteigpii bei Bos taurus, ans Alliivinm in Halle (zabin?) 250. Bos (Bison') eurojyaeus (landw. Inst. Halle) 260. Bos primigenius (troclioceros) aus Maintlial- Lelnn bei Sebweiufurt 26^. Bos priscus (Bison priscus)^ Diluvium mit Rhinoceros Merckii u. Elephas anticpius V. Taubach 2?o. Bos priscus (Bison priscus^ ^ Diluv. unter Gescbiebelehm, mit Rhinoceros Merckii von Rabuz bei Gröbers 2?o. Bos grunniens^ starker Stier (landw. Inst. Halle) 290. Bos Bubalus ^ mas., zahm (landw. Institut Halle) 310. Ovibos moschatus, Diluv. Bedra bei Merse- burg ca. 400. Bos tmirus, ein Apisschädel aus ägyptischen Pyramiden (landw. Inst. Halle) ca. öB. Ueber die abwärts gerichtete Biegung des vorderen Keil- beines der Hirsche etc., welche mit der von Rütimeyer l)etonten »Knickung der Schädelaxe« und der tiefen Stellung der Gesichts- knochen, der Riechorgane etc. in Verbindung steht, haben wir bei unseren Stücken nicht Veranlassung, zu reden. Eigenthümlich, für das Hirschgeschlecht bezeichnend, und zugleich Unterschiede gegen den Bau der mir zugänglichen Edel- hirschschädel darbietend, erscheint noch die auffallende Ver- dünnung des Knochens am sogenannten Türkensattel und die be- sondere Gestaltung der Kinnen neben den Ansatzpunkten der dünnen Knochenblätter der Elügelbeine. Doch würde eine nähere Beschreibung dieser Theile hier allzuläng werden. Schmerzlich bedauere ich, dass nicht ein einziger Zahn des Rippersröder Hirsches erhalten ist. Von den sonst bei der Schule in Rippersroda gefundenen Knochen könnten ihm ziemlich scharf gekielte Körper von Rücken- 27* 420 K. V. Fkitsoh, Das Pliociiii itii Thalgebiete wirbeln (mit Gelenkfläclieu für Rippen) ano-ehören, an denen leider Foi’tsätze fehlen, und die keine weitere Angabe als die der Länge, 50 Millimeter, gestatten. Ein solches Wirbelstiick (1864 gefnnden) befindet sich nach meinen Anfzeichnnngen im Herz. Mnsenm zn Gotha, ein anderes, 1881 ansgegrabenes, in meiner Hand. Hiernach ist unser pliocäner Hirsch, nach den erhaltenen Resten zu nrtheilen, etwas grösser als der Edelhirsch gewesen. Er scheint in manchen Verhältnissen (Kuochenstärke, Stärke und Gestalt des Grnndkeilbeines, Stirubreite) den Maassen des Cervtis euryceros (oder eines nugewöhulich riesenhaft gedachten Dam- hirsches) nahe gestanden zu haben. Was vom Geweih vorhanden ist, bezeugt iudess eine nur massig entwickelte Schaufelbildung, und da es ein kräftiger, alter Hirsch war, so ist von einer specifischen Zugehörigkeit zn C. eury- ceros ebenso wenig die Rede wie von der zn C. elaphus. Alces ist ausgeschlossen, weil ein ausgezeichneter starker Angeuspross vorhanden war. Beim Damhirsch kommen in dem dritten bis vierten Jahre und zuweilen aiich im höchsten Alter Geweihformen ^) vor, wie sie unser Hirsch getragen haben mag. Daher ist es wohl nicht ungerechtfertigt, dass wir uns den pliocänen Hirsch mit umgekehrt herzförmigem, rinnenartig zwischen den Muskelhöckern ansgetieften Grundkeilbein als einen Damhirsch denken, der Imi bedeutender Körpergrösse im Geweih dem Jugend- zustande der heutigen Art am meisten glich; und es kann diese Thierform des Eudes der Tertiärzeit vielleicht zur Ahuenreihe des Rioseuhirsches sowohl als des heutigen Damwildes gehört hal)en. Ob die Form einer schon beschriebenen Pliocänart einzn- reihen ist, Ideibt zweifelhaft. Croizet et Jobert aine Inlden in dem »Lied ohne Woi'te« : Cerfs fossiles de la montan'ne de Perrier O et de Alalbatn« ein GeweihsthGt auf Tal>. XI, Fig. 1 ab, das hier- her gehören könnte, freilich ebenso gut auch einer dem Riesen- hirsch noch näher stehenden Art. b Cüviek’s Abliiklungen : Eecliercfies sur les osscmcnts fossiles, 4. Beb, Taf. 3, Fig. ‘25 lind 33, von Itamliirschgeweihen sind sehr äbnlicli denen, die wir erhalten, Avenn Avir die Fuiidstücko ungefähr ziisainnieii zu ordnen suchen. der zahmen Gera in Tliüringen. 421 Sollte unsere Vermuthuiig von der Natur des Rip])ersröder Hirsches durch neue Funde sich bestätigen lassen und die Selb- ständigkeit der Art besser beweisbar sein als bis jetzt, so wird diese Form den Namen des ansgezeicbneten Waidmannes tragen dürfen, der das Land regiert, wo unser Fnnd gemacht wurde; er wird dem Herzoge Ernst von Sachsen- Coburg- Gotha zu Ehren Cermis Ernesti heissen können. Bos sp. Im Herzoglichen Musenm zn Gotha befinden sich von der GüRTLER’schen Aufsammhing her mehrere Wiederkäuerreste, die dei' Maasse und Formen halber besser auf ein Rind als anf einen lih’sch passen. Dahin gehören: 1) ein Rückenwirbelkörper, nuten scharf ge- kielt, dessen Länge von 67 Millimeter gegenüber der von 50 Alilli- ineter der dem Hirsche zuzuschreibenden Rückenwirbel so ver- schieden ist, dass beide, weil demselben Körpertheil angehörend, nothwendlg gesondert werden müssen. 2) Die untere Rolle des linken Humerus (nach meiner Blei- stiftskizze als linker Oberarm erkennbar). Diese Rolle hat eine Breite von 80 Alillimeter — bei Elchen messe ich 70 — 73AIilli- meter, beim Rothhirsch 50 — 54 Millimeter, beim Ren 40^ — 42 Milli- meter. Die grossen Wisente unserer Diluvialablagernngen (Tau- bach, Rabuz etc.) haben Humerus-Rollen von 100 und mehr Milli- meter Breite, doch sind die von anderen Rinderarten, namentlich B. Taunm^ kleiner, meist zwischen 75 und 90 Millimeter breit. Auch meine ich, dass die Rollenform im Einzelnen nach meiner Skizze noch ähnlicher der von Rindern als der von Hirsch- arten ist. 3) Ein ^) Stück des Metatarsale, am unteren Gelenke be- schädigt, sehr deutlich durch den mitten hindurchgehenden Gefäss- canal, ist 65 Millimeter Ijreit, 34 Alillimeter dick, es übertrifft also um 15 — 20 Allllimeter die Breite und um 7 — 10 Millimeter die Dicke des entsprechenden Stückes bei kräftigen Elchen, die selbst b Ein zweites Stück gehört offenbar demselben Tliiere an. 422 K. V. Fritsch, Das Pliocän im Tlialgebiete lieti'ächtlicli iiinfangreicliere Mittelfuss - Kanoiieiibeiiie haben, als andere lebende Hirscharten Europas. Die Entwickelung des ge- nannten Geiässloches sowohl als die Grösse stimmen gut mit den bei mehreren Rinderarten erkennbaren Verhältnissen. 4) Unter den 1881 gefundenen Knochen sind zahlreiche Stücke von einem rechten Schulterblatte. Die Gelenkgrube und der Rabenschnabel -Fortsatz sind leidlich erhalten. (Taf. XXVI, Fig. 1.) Erstere ist 65 Millimeter hoch, 78 Millimeter lang. Dieselbe Gelenkfläche ist bei Cervus alces 55 Millimeter hoch, 55 Millimeter lang (fast kreisrund) Cervus elaphus 45 » » 42 » » Cervus tarandus .39 » » 29 » » Der Coracoidfortsatz des fossilen Stückes ist fast 20 Milli- meter hoch, vorn in der Mitte deutlich abgeflacht und von der Ebene des Umkreises des grössten Theiles der Gelenkfläche 13 Millimeter entfernt (bei Alces kaum 9 — 10 Millimeter). Der Rand der Gelenkfläche zerfällt beim Rippersröder Stücke in einen grossen, inneren unteren und einen kleineren, äusseren vorderen Bogen. Diese Sonderung ist bei keiner Hirschart, wohl aber bei sämmtlichen Rindern deutlich, deren Körperbeschaflen- heit auch die Grösse der Gelenkfläche entspricht. Nicht minder deuten die au der Gräte erkennbaren Verhältnisse und die An- wesenheit besonderer Längswülste an manchen Flachtheileu auf Zuo'ehörio'keit zu den Rindern. O O Von der Grösse wie von der Form des Schulterblattes unseres diluvialen Wisent von Taubach bleilit immerhin das Rippersröder Schulterblatt noch ziemlich entfernt, es schliesst sich näher dem des Hausrindes und Ures an. Alle Reste, 1 — 4, und einige andere Stücken, darunter eine Oberschenkelgelenkkugel, deuten auf die Anwesenheit eines seiner Grösse nach dem Urstiere ähnlicher, als dem diluvialen Wisent gestalteten Rindes in unserem Pliocän ; zur genauen Artbestinunuug genügen die bisherigen Funde nicht. der zalimen Gera in Tliüriuffen. 423 Nagethier. In der Braunkohle mit flachge])ressten Hölzern etc. , welche der Schieferkohle von Utznach, Dürnten etc. im Aussehen ähnelt, fand sich auf der Plöhe des Rippersröder Kirchherges dei- Rest eines Nagethier-Schneidezahns, dessen Umriss Taf XXV, Fig. 10 wiedergieht. Nur der Schmelz des Zahnes hat sich erhalten, der dem Oberkiefer eines Thieres von geringerer Grösse augehört hat, als unsere Arrfco/a- Arten etc. Aiiodoiita sp. In grauem, nicht plastischem, Mergel fanden sich 1881 in einem der Versuchsschächte viele, meist zerbrochene Muschel- und Schueckeuschalen. Häutig ist eine grosse, ziemlich stark gewölbte Anodonta gewesen, deren Schaleubruchstücke, 80 : 60 Millimeter messend, aiideuten, dass die Gesammtlänge kaum unter 150, die Gesammthöhe mindestens 100 Vlillimeter erreicht hat. Ein ganz junges Exemplar wurde im Umriss nach dem nur wenig verdrückten Original gezeichnet (Taf. XXV, Fig. 2) um anzu- deiiten, dass der Wirbel in ungefähr der Länge lag. — Bei den grossen, ausgewachsenen Stücken wurde die Schale 1^ — 1,5 Vlilli- meter dick und an den Abdrücken der Aussenseite sieht man ausser den etwas faltigen Zuwachsstreifen Spuren feiner ausstrah- leuder, aber unterbrochener und etwas unregelmässiger Erhaben- heiten. Die seerscheiiieii im Abdruck wie feine, eiugeritzte Linien. Auch an Abdx’ücken der Innenfläche ist eine Andeutung strahligeu Schaleugefüges sichtbar. ■ — Zu genauer Bestimmung reicht das Vlaterial nicht aus, weil kein einziges Stück wirklich wohlerhalten ist. — Limneiis sp. (Taf. XXV, Fig. 12.) Unter den Schnecken sind mehrere Stücke eines fast kugeligen, an Naticaarten in der Gestalt erinnernden Limneus mit etwas nmgebogenem Aussenrande der Vlündung, einem Durchmesser von 8 — 10 Vlillimeter, und zarter Zuwachsstreifung der dünnen 424 K. V. Fkitsci-i, Das Pliocän im Tlialgebiete Schale beiuerkeiiswerth. Leider zeigt kein Stück die Unterseite mit Spindel etc. Ob die Thüringer Pliocänform zn Limneus velutinus Desh. oder besser zn den kngeligen Abarten des Limneus auricularius L. zn stellen, ist nicht ersichtlich, eine eigentliche Bestimmnng überhaupt noch nnansführbar. Valvs.) ist zu genauer Bestimmung nicht voll- kommen genug erhalten. O ö Leilum ? (Tat. XXVI, Fig. 24, 25.) Nelmn den Weidenhlättern fanden sich einige andere ange- deutet, meist in zu schlechter Erhaltung, um l)estimmt zu werden. Nnr eine Art davon hat eine grössere Zahl von Exemplaren ge- liefert. Diese Blätter waren schmal, fost linear, hatten verdickten, etwas nmgebogenen Rand, stumpfes Ende und einen Stiel, der etwa dem sechsten Theil der Blattlänge entsprochen zu haben scheint (Gesammtlänge mit Stiel anscheinend 25 — 28 Millimeter, mittlere Breite 3 — 3^2 Millimeter). Von anderen Nerven ansser dem Mittelnerv ist nichts zu sehen. Nur vermuthungsweise rechnen wir die Blätter einer Art von Ledum zn, wagen aber noch nicht die völlig sichere Bestimmnng, als L. Hmnophilum ÜNGER, Sylloge III, 40, tb. 12, ansznsprechen, welche Pflanze von Parschlng und Radoboj Heer anch von Rauschen im Samlande angielrt. Trapa Heeri Er. 1881. Trapa natans bituberculata Heer, Fl. foss. du Portugal S. 37 ; besser auf der von Heer selbst geschriebenen Etikette tubercidosa genannt. Die Wasserunssfrüchte, welche 1881 in der torfähnlichen Braunkohle an der Schule bei Rippersroda in grosser Zahl ge- funden wurden, sich anch in dem Ijeim Trocknen weisslichen nn- reinen Thon über dieser Kohle häufig zeigen, habe ich in ver- schiedenen V^orträgeu etc. unter dem Namen des grossen Palaeo- 430 K. V. Fritsch, Das Pliocän im Thalgebiete phytologeii , dem ich innige Dankliarkeit nnd Verehning zolle, bezeichnet. Die gegenüber der bekannten Wassernuss (^Trapa natans L.) anffollend geringe Grösse, die Unterständigkeit des grössten Theils der Frucht, d. h. die sehr hohe Stellung aller vier Dornen, bezw. die verhältuissmässig geringe Höhenverschiedenheit der vier Dornen, vom Griliel oder vom Grunde der Frucht aus gemessen, die bestän- dige Anwesenheit von vier Höckern, welche auf der Mitte zwischen je zwei der vier Kelchdornen etwas höher als diese stehen und ge- wissermaassen noch einen kleinen Höckerkranz zwischen dem der vier Dornen bilden, erschienen mir als genügende Merkmale zur specifischen Abtrennung von Tr. natans., neben der im Verhältniss zur Grösse ungemein starken Entwickelung der Widerhaken an den Dornspitzen. Später wurde ich auf Heer’s Angabe in der 1881 erschienenen Flore fossile du Portugal aidinerksam, dass er aus einer, auch Elephas meridionalis {Nesti) enthaltenden Ablagerung von Alealhada mehrere Wassernüsse erhalten halte, die »eine beachtenswerthe Alt- art von Tr. natans bilden«, weil die Frucht gegeuiilter der Haupt- form viel kleiner sei, die vier Dornen dagegen etwas länger, stärker zugespitzt und fast gerade; auch besässe die Frucht vier Höcker, welche der lebenden Art fehlen oder an derselben wenig entwickelt sind. Mit Heer selbst habe ich jedoch ülter diesen Gegenstand keinen Brief mehr gewechselt, wandte mich indess anfangs dieses Jahres an Herrn Dr. C. Schröter in Zürich, dem ich ein Stück Kippersröder Material einsandte, in welchem Trapafrüchte sich be- finden mussten, um über das Verhältniss der Rippersröder zur portugiesischen Wassernuss womöglich Auskunft zu erhalten. Dr. Schröter schreibt d. d. 15. März 1885: »Das zugesandte Stück enthält eine grössere Zahl gut erhaltene, allerdings stark zusammengedrückte Früchte, von denen eine sich vollständig her- ausschälen liess« (Taf. XXVI, Fig. 41a und b — Zeichnung von C. Schröter). »Sie besitzt vier kleine, schwache Dornen, an deren einem sogar die nach rückwärts gerichteten Borsten noch deutlich zu der zalimeii Gera in Thüringen. 431 sehen sind, welcher Umstand darauf schllessen lässt, dass die Trapa am Orte ihrer Einschliessnng gewachsen sei, denn die Stacheln gehen sehr leicht verloren. Anf dem von Kelchdorn zn Kelchdorn lanfenden, etwas verdickten Kelchrande, der auch über die Basis der Dornen sich fortsetzt, lassen sich in der Mitte zwischen je zwei Kelchdornen scharf abgesetzte, halbkugelige llöckerchen erkennen. Auch der vierkantige Wulst um das obere Ende der Frucht, der die Oetfuung verschliesseiide Borsteukranz und die von der Mitte und den Bändern der Stacheln sowie von den vier Zwischeuhöckern herablaufenden Kippen sind deutlich zn erkennen. Die Dimensionen sind folgende: Distanz der Enden der unteren Kelchdornen 17 Millimeter » » » » oberen » 18 » Höhe der Frucht 7 » i) »Von allen mir bekannten Trapaformeu kommt unserer am nächsten die von Heer in den »Contributions ä la Höre fossile du Portugal« lieschriebene Trapa bituberculafa^ die auch die vier cha- rakteristischen Zwischenhöcker zeigt. (Abgebildet beifolgend [Taf. XXVI, Fig. 42] nach einem einzigen im Nachlasse Heer’s von Herrn Director JÄGGI gefundenen Exemplar.)« .... »Sie unterscheidet sich aber von unserer Trapa sehr wesent- lich durch die viel stärkeren Kelchdornen oder, besser gesagt, durch das ganz andere Verhältuiss zwischen Dornen und dem übrigen Körper der Frucht: Während bei der Thüringer Trapa die Distanz zwischen den gegenüberliegenden Dorueiibaseu das Viertache der Doruenläuge beträgt, ist dieselbe Distanz bei der portugiesischen Trapa nur das Doppelte der Doruenläuge. In diesem Punkte nähert sich die portugiesische Form sehr einer receuten Form der Trapa natans^ die in der Al)haudlnng von JäGGI (Die Wassernuss und der Tribulus der Alten, Zürich 1884) auf der Tafel unter Figur 6 a und 6 b abgelnldet ist. Es stammt diese Form aus dem Lago Muzzauo bei Lugano und unterscheidet sich ganz coustant von der Hauptform durch folgende Merkmale: *) Die mittlere Höhe von 32 Früchten fand ich zu 10,6 Millimeter. K. v. F. 432 K. V. Fiutsch, Das Pliociin ini Tlialgehietc. ] . Zwischen den Kelclidonien sind stets vier, sehr deutlich allgesetzte Zwischenhöcker vorhanden, in welche die Coininissnral- nerveu der Kelchröhre anslanfen. 2. Während bei der Hanptforin die Coinmissuralnerven der Kelchröhre sich meist oben verzweigen, einen Ast in den lienach- barten lateralen (oberen) nnd einen in den medianen (unteren) Kelchzipfel anslanfen lassen, laufen bei der Form des l^ago Muzzauo die Commissuralnerven immer luiverzweigt in die Zwischeu- höcker aus. Unterer Diluvialsaud . » 16,95 4,33 7> Unterer Diluvialmergel, Ge- schiebemergel .... » 21,28 1,63 7> Unterer Dilnvialsand . . » 22,91 2,20 » Unterer Diluviahneruel . o » 25,11 — Unterer Diluvialsand — in ihrer Anwendung auf Norddeiitscliland. 455 3. Reduit Krausen eck. Das Profil ist gleichfalls 1868 abgebolirf, in ganz gleicher Weise von Herrn Prof. Berendt mir giftigst initgetbeilt, auf Grund des Bobrregisters und der durch Berendt untersuchten, im Provinzial-Museum auf bewahrten Proben. Hol le 63Fuss über Königsberger Null, mithin rund 1 8 Meter über NN. 9,63 Met, 2,50 Met. 15,38 Met. Met. u. d. Oberfl. 10,38 Met. Unbekannt (Bohrschacht) . bis 10,38 1,96 » Unterdilnvialmergel ( Ge- schiebemergel) .... * 12,34 1,16 » Diluvialglimmersand . . . , » 13,5 2,47 » Dilnvialthon » 15,97 2,53 » Diluvialsaud und -Grand . » 18,50 0,33 >. Diluvialthon (fein geschichtet) » 18,83 1,26 » Diluvialer Grand .... » 20,09 1,88 » Dilnvialthon mit feinem Glimmersand .... » 21,97 3,45 » Unterdjluvialmergel . » 25,42 0,63 » Diluvialgrand » 26,05 2,83 » Unterdiluvialmergel . » 28,88 2,19 » Diluvialsand » 31,07 0,31 » Diluvialgrand » 31,38 4,71 » Unterdilnvialmergel . » 36,09 0,63 » Diluvialsand und Grand » 36,72 16,95 » Unterdiluviahnergel (Ge- Schiebemergel zu unterst fein geschichtet mit Glim- mersaud auf den Schieb- tungsflächen) » 53,67 3,73 » Dilnvialsand und Grand » 57,40 5,06 » Diluvialgraud und Geröll; auch einer Probe grün- lichen Sandes .... » 62,46 6,59 » Diluvialsand und Grand » 69,05 8,79 » Uuterdiluvialmers-el . » 77,84 — Diluvialsaud mit Wasser, welches bis U/2Fussüber der 0))ertläche stieg . — 456 Alfred Jentzsch, Beiträge znm Aushau der Glacialhypothese 4. Infixnterie - Kasei’iie am Steine! am m er Thor, nörd- licher Brunnen. 1882 durch PÖPCKE-Auclam gebohrt. Aus- führliches Register und 44 Proben. Plöhe -1-17,70 über NN. Met. u. d. Obertl. 12.0 Met. Diluviahnergel nebst Verwitteruugsrinde . bis 12,0 2.0 » Grand » 14,0 4.2 » Geschiebemergel » 18,2 3,8 » Thonmergel » 22,0 36.0 » Diluvialmergel » 58,0 1.0 » Sand » 59,0 1.0 » Diluvialmergel » 60,0 1,7 » Gi’and mit Geschieben »61,7 4.3 » Diluvialmergel » 66,0 5.0 » Sand und Grand » 71,0 1.0 » Diluvialmergel » 72,0 4.0 » Spathsand » 76,0 0,8 » Diluvialmergel (Geschiebemergel) ... » 76,8 5. Daselbst südlicher Brunnen. 1881 gebohrt. 19 Proben und ein vom Regierungsbaumeister Gibelius geführtes Register liegen vor, welche zwar in den Tiefenzahleu einige Abweichungen bezw. Ungenauigkeiten erkennen lassen, aber doch genügend über- einstimmen, um folgendes Profil in seinen Umrissen festzustelleu. Höhe 17,70 über NN. Met. u. d. Obertl. 10,0 Met. Unbekannt (Unzweifelhaft Diluviahnergel) bis 10,0 2.0 » Grand » 12,0 6.0 » Diluviahnergel » 18,0 3.0 » magere Thomnergel »21,0 1.0 » Sand? » 22,0 5.5 » Diluviahnergel » 27,5 4.5 » Saud (vielleicht mit Mergelbäukeu?) . . » 32,0 22,5 » Diluviahnergel . » 54,5 9.5 » Sand (Spathsand) » 64,0 Wasser 6. Proviantamt, zunächst der Leinweberquergasse. 1880 bis 1881 durch SCHIEBOR-Roseuberg gebohrt; die von der Bauver- in ihrer Anwendung auf Nordcleutschland. 457 waltniig' mir s. Z. ziigesagteu Prolien sind leider verniehtet worden; durch meine eigne nnd Dr. Klebs’s abwechselnde Besuche der Bohrarbeiten war indess das Prohl wenigstens theilweise ermittelt worden. Terrainhöhe 14 Meter. Met. u. d. Ol^erfl. 1,0 Met. Unbekannt (Tiefe des früheren Brnnmms) bis 1 1 3,0 » Grauer Geschiebemergel » 14 1 ,0 » Spathsand » 15 9,0 » »Lehm« ohne Probe i) » 24 4,5 » Grauer Geschiebemergel » 28,5 3,5 * Spathsand mit Wtisser » 32 9,0 » Geschiebemergel » 41 X » Desgl » ? Y » Spathsand » 49 7. Chirurgische Universitätsklinik. Lange Reihe No. 3 bis 5. 1881 durch Ruhstein -Königsberg gebohrt. Bohrtabelle nnd Proben liegen vor. Met. u. d. Obertl. 9,5 Met. Dihivialmergel, blangran, die oltersten 3 Met. «relbbrauu bis 9,5 0,5 » Sand » 10,0 2,0 » Dihivialmergel » 12,0 4,0 » Sand mit reichlichem, aber nicht brauchbarem Wtisser » 16,0 5,0 » Dihivialmergel » 21,0 3,0 » Diluvialer Thonmergel . » 24,0 5,0 » Mergelsand » 29,0 1,0 » Uuterdiluvialsand .... » 30,0 11,5 » Dihivialmergel » 41,5 1,13 » feiner, grüner Saud, zweifei- hafter Stellung, aus wel- chem Wasser bis 5 Met. unter Terrain steigt » 42,63 b Auf Tafel II sind diejenigeu'Theile der Profile, ) 100 1 ö » Grauer feinsaudiger Letten- mergel » 106 7 Met. / ) 1 » Desgl. hellgrau mit harter ( Kreide » 107 4 » Desgl. weisslichgrau, ohne harte \ Kreide » 111 117 Met. <; 93 » Desgl. dunkler, bei 152 Meter ein Actinocamax verus Miller » 204 ' 20 » Desgl. etwas heller .... » 224 ( 6 » Grünsandmergel mit harter 9 Met. Kreide » 230 ( 3 Desgl. hellgrau 3» 233 2 » Desgl. mit zahlreichen Bruch- stücken von Inocei'amus^ einem gerippten Fecten, Ostrea^ Echi- nideustacheln und einzelnen Serpelu » 235 in ihrer Anwendung auf Norddeutschland. 461 Met. u. d. Oberll. 3 Met. Intensiv grün gefärl)ter Grüu- sandmergel, bindig, ohne feste Knollen »238 — » Lage mit Markasitknolleu . . » — 14,35 Met. Grünsandinergel, nach unten immer sandiger werdend mit artesischem , reichlich ttberfliessendem Wasser . » 252,35 10. Kürassier käse nie am Tragheimer Thor: siehe dieses Jahrlnich f. 1881 und 1882. 11. MendthaTs Fabrik, am nördöstlichen Ende des Schloss- teiches. Terrainhöhe ca. 1 9 Meter. Gebohrt 1 884 durch R. Quaeck. Zahlreiche Proben und einige Notizen des Bohrolunanns liegen vor. Met. u. d. Oberll. 29,85 Met. / \ 5,15 Met. ) 6,0 Met. Unbekannt bis 6,0 0,5 » Erratischer Block .... 6,5 1,0 » Diluvialsand 7,5 13,5 » Grauer Geschiebemergel . 21,0 15,0 » Desgl. sehr hart und voller kleiner Geschiebe » 36,0 1,35 » Grüner Geschiebemergel . 37,35 0,75 » Feiner, grüner Sand . » 38,1 4,4 » Diluvialgrand, darunter Spath- sand (Unterdiluvium) . » 42,5 7,0 » Kalkfreier feiner Grünsaud mit einzelnen Grüuerde- lagen, mehrfach Schwefel- kiesknollen (Tertiär). » 49,5 12. Altes Garnisoulazareth. 28 Proben. 1882 durch die Militärverwaltung erhalten. Terrainhöhe ca. 20 Meter. Met. u. d. Oberll. 11 Met. Unbekannt bis 11 ( 3 » Grauer Geschiebemergel . . »14 8 Met. ( 1 » Geschiebe »15 ( 4 » Grauer Geschiebemergel . . »19 462 Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese Met. u. d. Oberfl. 1 Met. Geschiebereicher Gi’and . » 20 7 » Grauer Geschiebemergel » 27 1 » Schwach lehmiger Saud . » 28 10 » Grauer Geschiebemergel » 38 1 » Keiner Uuterdilnvialgrand . » 39 Generalcommand 0. i Siehe d. Jahrb. i •. 1882, 13. 14. Herzogsacker. \ S. 394—398 u. f. 1883, S. LXX. Das publicirte Profil von Herzogsacker reicht Ins 100 Meter Tiefe, daun folgt durchweg Kreideforniation, deren Schichten säinnitlich P'laukonitisch und kalkhaltio- sind. Darunter foD'en nach den durch den Prnnnenineister 11. (^UAECK erhaltenen Proben: Met. u. d. Oberfl. 2 Met. Grauer, fein sandiger Letteu- inergel, kalkarm, mit Knollen hai'ter Kreide (wie von 97 bis 100 Meter) 1 » Grauweisser Kreidemergel. Un- ter allen Proben dieses Bohr- lochs ist diese der weissen Kreide am ähulichsteu, und daher als Vertreter der in andern Köniirsberp-er Profilen O O 16 Met. bis 102 beobachteten aufznfassen Kreideschicht Grauer Mergelletten mit harter Kreide W eisslichgraner Mergelletten ohne harte Kreide .... Desgl. dnnkelgran, bei 113 Met. etwas harte Kreide ; aus 114 bis 1 1 7 Meter liegen dick- schalip;e Austern und Bruch- stücke von Belemniten, an- scheinend B. mucronata vor ; letztere wahrscheinlich Nach- fall Saudsteiuartige harte Kreide . 103 108 112 116 119 in ihrer Anwendung auf Norddeutscliland. 463 / 18 Met. 1 » 100,5 Met. 3 59 3 4,5 0,5 Met. U. d. Ober Feiner Grünsaudmergel . » 137 Deso’l. zu weichem feinkörnio-em O O Sandstein verkittet .... » 138 Desgl. ohne Steine, nach unten bindiger und letteuähulich werdend . » 145 Desa,'!. mit feinen Sandsteinen » 148 Mergelletten » 207 Proben fehlen » 210 Grünsaudmergel » 214,5 Mürber feinkörniger Sandstein » 2 1 5 Von folgenden Hellgraner Proben liegen noch vor Mergelletten bei 2 1 9,5 Feiner glankonitischer Sand mit Bryozoen, Serpeln, Tere- bratnlinen, Inoceramus-¥ rag- inenten , verschiedenen Bi- valven , sowie Echiniden- stacheln 223—225 15. Kronprinz - Kaserne. 1881 durch K. Quaeck ge- l^ohrt. Terrainhöhe 20 Meter. Bohrregister und zahlreiche Proben liegen vor. Met. u. d. Oherfl. 11 Met. Unbekannt bis 11 1,6 » Fester grauer Geschiebeinergel .... » 12,6 0,64 » Grand- resp. Geröllebank » 13,24 0,36 » Grauer Geschiebeinergel » 13,6 0,4 » Grober Grand » 14,0 0,8 » Grünlicher, schwachlehiniger, feiner Sand » 14,8 5,8 » Geschiebeinergel; gi’au, in einzelnen Proben bräunlich » 20,6 0,1 » Sandiger Grand » 20,7 19,3 » Geschiebeinergel, bei 36 — 37 Met. mit Geschieben; oben grau, bei 25 — 2 6 Met. braun, 27 — 40 Met. grünlichgrau . . » 40,0 Gerolle » 40,2 464 Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialliypothese Met. u. d. Obertl. 4,8 Met. 0,8 Reiner Diluvialgrand . » 41,0 Spathsand 43,2 Grobe Gerolle 44,0 Grand 44,6 Sand . » 44,8 Steine und echter Geschiebemergel . . » 45,6 Auch dieser Brunnen hat Wasser erzielt. 16. Neues Garnison-Lazareth. Durch R. Qüaeck ge- bohrt. Bohrregister und zahlreiche Proben liegen vor. Terrain- höhe 14,70 Met. über NN. Met. u. d. Oberfl. 32,1 Met. Unterdiluvialmercfel bis 32,1 1,4 » Unterdiluvialgrand » 33,5 3,5 » Unterdiluvialmergel » 37,0 1,0 » keine Probe, das Bohrregister giebt Grand an . » 38,0 6,0 » Unterdiluvialmergel » 44,0 3,0 » Unterdiluvialgrand » 47,0 3,0 » Unterdiluvialmergel 50,0 0,45 » Unterdihivialgrand » 50,45 0,55 » Unterdiluvialmergel » 51,0 1,0 » Daun brauchbares Wasser, also wohl Saud oder Grand » 52,0 Der Bohrmeister giebt mit voller Bestimmtheit an, von 0 — 32,1 Metern Tiefe keinen Sand getroffen zu haben; und die 32 aus dieser Schicht von Meter zu Meter Tiefe vorliegenden Bohrproben bestätigen diese Angabe. Um so bemerkenswerther ist es , dass andere , auf demselben Grundstück vorgeuommene Bohrunffeu mehrere Sandschichten innerhalb der srenannten Tiefe trafen. Obwohl davon nur Bohrregister Vorlagen, seien letztere dennoch mitgetheilt, weil sie den schnellen Wechsel der Profile in dieser Gebend deutlich klarstellen. o in ilirei’ Anwendung auf Nordcleutsclilancl. 4fi5 Neues Garuisoulazareth. Bohrimg C, im Brunnen an- gesetzt; Niveauliöhe + 5,605 Meter. 1,40 Met. Aiifgefüllter Schutt bis-}- 4,205 Met. 2,47 » Lehm j> H- 1,735 » 1,21 » Gelber Sand * -h 1,525 » 1,92 » Lehm » — 0,395 » 6.20 » Steiniger Letten » — 6,595 » 1,29 5> Sand » — 7,885 » 0,20 » Letten » — 8,085 » 0,91 » Sand » — 8,995 » 1,37 » Sand, unterbrochen von Steinen und SchlutF » — 10,345 » 1,66 » Steiniger Letten » — 12,025 » 0,37 » Grand » — 12,395 » 15,00 » Sehr fetter Letten mit Gestein . » — 27,395 » 0,30 » Steinlage » — 27,725 » Ebenda Bohrung E, gleichfalls in einem Brunnen ange- setzt, Niveauhöhe -(-7,020 Meter. 1.50 Met. Aufgefüllter Schutt bis -t- 5,52 Met. 2.50 » Lehm » -j- 3,02 0,28 » Gelber Sand » -h 2,74 » 3,62 » Schlufl' mit Saud » — 0,88 * 1,85 » Steiniger Letten » — 2,73 » 1,25 » Saud » — -3,98 » 1.00 » Letten mit Saudstreifeu .... » — 4,98 » 3.50 » Milder sandiger Schlufl’ .... » — 8,48 » 0,50 » Saud » — 8,98 » 0,90 » Schlufl’ » — 9,88 » 1,10 » Schlufl’ mit Letten » — 10,98 » 0,30 » Grand » — 11,28 » 9.20 » Fester Letten mit Gestein ... » — 20,48 » 0,50 » Gi'üner Saud » — 20,98 » 4.00 » Fester Letten und Gestein . . » — 24,98 » 0,70 » Grünlicher, grober Saud ... » — 25,68 » Jalirbucli 18ö4. 4()G Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialhypotliese b. Bolirimgeii ans der Pregeliiiedernng. 17. Port Friedrichsburg. 1880 durch Ruhstein ge- bohrt. Die Terraiuhöhe kann zu etwa 2 Meter über NN. auge- nömmeu werdeu. 16 Met. 5 Met. 11 Met. Jimg- alluvialer Torf und Schlick 5 » Ziemlich feiner, schwach- lehmiger, mit Salzsäure nicht brausender Sand ; da der gleiche Sand in einem Bohrloch des na- hen Kaibahnhofes , bei 13,5 — 17,0 Met. Tiefe angetroffen worden, und dort Süsswasserconchy- lien enthält, so ist er auch hier als alluvial anzunehmen .... 1 Met. Dgl. mit Salzsäui’e mässig brausend 4 » Typischer Diluvialsand 1 » Desgl. grob, bz. feingrandig 7 » Unterdiluvialer Thonmei'gel Met. u. d. Oberfl. bis 11 Met. »16 » » 17 » » 20 » »21 » » 28 » Darunter artesisches trinkbares Wasser, welches bis 1,5 Met. über Tage stieg. 18. Lizentbahnhof, Holländer baumstrasse No. 17. — Terrainhühe 2 Meter. Gebohrt 1855 durch Hildebrandt. Das Profil wurde s. Z. von Schumann untersucht und veröffentlicht. Von diluvialen Schichten liegen 4 Proben aus dessen Sammlung vor, davon sind drei typischer Thonmergel und zwar aus 70Fuss blaugrau, aus 85 Fuss grau, aus 120 Puss von jener intensiv röthlichen Farbe, die bei gewissen diluvialen Thonen so auffällig ist. Da Schümann die Farben seines »Thones« für dieselben Tiefen angiebt, so ist zu vermuthen, dass ihm nicht mehr Proben dafür Vorlagen, so dass für die wirkliche Gleichmässigkeit in ilirer Anwendung aut' Norddeutschland. 4ß7 des Materials, d. li. für deu Mangel jeder Gescliiebeinergel- bauk, wohl keine weiteren Beweise als die Aussagen IIildebrandt’s Vorlagen. Doch hat sich bis jetzt noch überall, wo Controle möglich war, gezeigt, dass Hildebrandt’s Register sehr zuvei’- lässig in der Charakteristik der durchbohrten Schichten sind. Demnach ergieht sich kurz folgendes Profil: 22,0 Met. 16,0 Met. 6,0 » 15,7 * Met. u. d. Oberll. bis 16,0 Met. Humus, Torf und Schlick Grauer Sand mit Diato- meen (alluvial) Unterdiluvialer plastischer Thonmergel mit circa 12pCt. CaCOg . . . Unterdiluvialer Grand mit Kreideforaminiferen . . » — Trinkbares Wasser, welches bis 1,2 Met. über den Pregel aufstieg. 22,0 37,7 19. Hoffmann’s Fabrik, Kiiochenstrasse , Ecke der Bor- cbertsgasse. Gebohrt 1884 durch Pöpcke - Aiiclam. Ein summa- risches Bohrregister und 15 Bohrproben hegen vor, welche jedoch leider an einer wichtigen Stelle eine Lücke aufweisen. Die Ter- rainhöhe beträgt circa 2 Meter. Met. u. d. Oberfl. ' 2,5 Met. Schutt mit Ziegelsteinen etc. . bis 2,5 1 0,5 » Torf » 3,0 l2,0 Humoser Schlick » 5,0 11,0 Desgl. mit Conchylienstücken . » 6,0 11,0 Met. j2,0 J) Desgl. !> » ( Valvata etc.) Alluvium \ und Blaueisenerde, die Conchy- J lienstücken sind unten am reich- / liebsten » 8,0 1 0,5 » Torf » 8,5 ' 2,5 » Plumoser Schlick mit Conchylien- stücken » 11,0 2,5 » Geschiebemergel (eine Probe aus 11 — 12 Meter) » 13,5 468 Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialhypotliese Die nächste Probe ist Geschiebemergel, und trägt die Be- zeichnung »12,0- — 26,75 Meter«. Dass indess in diesen Tiefen Schichten von verschiedener Beschafieuheit anftreteu, ergiebt das Bohrregister. Darnach mussten nämlich bei 12,0, 12,4, 12,5 und 13,5 Meter Tiefe Steine gesprengt werden. Am folgenden Arbeitstag konnten 4,0 Meter gebohrt werden, am nächstfolgenden sogar 4,5 Meter, am darauf folgenden nur 0,5 Meter; dem ent- sprechend giebt der Bohrobmanu von 17,5 — 22,0 Meter »blauer Thon« an, von 22,0 — 22,5 »Thon mit Steinen«. So sind wir berechtigt auzunehmen : Met. u. d. Oberfl. 8,5 Met. Thoumergel bis 22,0 0,5 » Geschiebemergel » 22,5 4,25 » Zweifelhaft » 26,75 1,50 » Sand » 28,25 0,25 » Biudiger lehmiger Sand (ob zum Mergel- sand gehörig?) » 28,5 0,82 » Grand und Gerolle » 29,32 0,18 » Geschiebemergel » 29,50 Bei einer Tiefe von 30,0 Meter ward artesisches Wasser erbohrt , welches circa 2 Meter unter Terrain noch reichlich nberlänft. 20. Dom platz. Durch Hildebrandt 1837 gebohrt. Dessen Bohrregister hat Schumann veröffentlicht, ohne Proben gesehen zu haben. Dennoch kann das Profil hier benutzt werden, weil es durch benachbarte nenei’e Aufschlüsse (No. 21a und b) be- stätigt wurde, und so nicht nur für die Regelmässigkeit der Schichten in dieser Gegend Königsbergs, sondern auch für die Zuverlässigkeit HiLDEBRANDT’scher Register einen Beweis liefert. in ihrer Anwendung auf Norddeutschhiud. 469 Terrainliöhe circa 2 Meter. Met. u. d. Oberfl. 23,2 Met. Alluvium 9,1 Met. Diluvium 3,8 Met. Füllerde bis 3,8 0,3 » Feiner Triebsand mit vielen Vegetabilien » 1,2 7> Reiner Sumpf » 5,3 3,7 » Sumpf mit einigen wohl erhal- tenen Muschelschalen, die öf- ters Blaueisenerde enthalten . 9,0 0,4 Weiche lohbraune Sprockhölzer mit vielen Muscheln 9,4 9,3 » Feiner Triebsand mit Sumpf- schichten von 1^ — 3 Fuss Dicke » 18,7 3,8 » Sumpf mit Triebsand » 22,5 0,7 Reiner Triebsand 23,2 4,4 Dunkelgrauer, reiner, fetter, plastischer Thon, der vom Bild- hauer Schmidt juu. verarbeitet wurde 27,6 0,2 Kies 27,8 0,9 y> Duukelgrauer, reiner, fetter, plastischer Thon * 28,7 3,0 Feiner, schluffiger Triebsand . y> 31,7 0,6 » Sehr compakter, rother, plasti- scher Thon » 32,3 Darunter weiches Quellwasser, welches am 3. Oktober 1837 bis 0,6 Meter über das Strasseupflaster stieg, später iudess um 1,2 Meter sauk. Oegenwärtig ist der Brunnen verschüttet. 21. Dom platz. 1884 wurden durch Pöpcke - Auclam behufs Untersuchung des Baugrundes 2 Bohrungen ausgeführt. Zahlreiche Proben und vollständige Bohrregister liegen vor. Terrainhöhe circa 2 Meter. 470 Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialliypothese Bohrung a. Met. u. d. Oberü. j 2,0 Met. Aufgefüllter Schutt mit Ziegel- stttckeu etc bis 2,0 Schlick specifisch leicht (= Dia- tomeeuerde Schumann’s = Sumpf Hildebrandt’s) . . Torf aus nur schwach vertorfteu Pflauzeufaseru bestehend (Ca- ricetuvi) Schlick, reich au Diatomeen . Schlick Schlick, sehr reich an Couchy- lieu Feiusaudiger Schlick , Diato- meen anscheinend fehlend Grauer Schlick, reich an Mu- scheln 13,0 Met. I Alluvium \ 1,0 4,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 Diluvium 7.0 Met. 4.0 » 3,0 7.0 8.0 9,0 10,0 11,0 12,0 1,0 » Schlick mitBlaiieiseuerde ; Kalk- karbonat findet sich zwar in Form von Conchylienschalen ( Valvata piscinalis'), die eigent- liche Masse des Bodens aber, wie die aller darüber liegen- den braust nicht mit Salz- säure » 13,0 4,0 » Fayeuceniergel typisch » 17,0 3,0 » Magerer Thonmergel .... » 20,0 3,0 » Thoniger Geschiebemergel . 3> 23,0 3,0 » Thoumergel 1,0 » Die Probe ist Thoumergel mit groben Sandkörnern und klei- nen Geschieben, die auf eine dünne Graudeinlageruug den- » 26,0 ten » 27,0 Id ihrer Anwendung auf Norddeutschland. 471 Bohrung b. Met. u. d. Oberfl. Alluvium 2,0 Met. Schutt l)is 2,0 2,0 y> Heller, leichter Schlick . » 3,0 3,0 » Duukelgrauer, leichter Schlick mit Ilolzstückchen .... » 6,0 1,0 y> Torf » 7,0 3,0 7> Schlick, reich au Muschelu » 10,0 2,0 Duukelgrauer , feiusaudiger Schlick » 12,0 Hellgrauer, sandiger Schlick mit Valvata piscinalis (Alluvium) » 13,0 (Diluvium:) 7,0 Fayencemergel, beziehungsweise magerer Thonmergel .... » 20,0 5,5 Geschiebeinergel » 25,5 22. Weideuclamm. Durch R. Quaeck 1878 behufs Uuter- suchuug des Baugrundes auf eiueni der Fortifikation gehörigen Grundstücke gebohrt. Terrainhöhe circa 2 Meter. Proben lie- gen vor. Met. u. d. Oberfl. 1 l 1,15 Met. Schutt bis 1,15 18,77 Met. 3,85 7> Mit Schlick und Sand durch- mengter Torf » 5,00 Alluvium / 13,77 » Grauer Schlick mit Diato- meeu, in verschiedeueuTiefen Blaueiseuerde u. Schnecken- schalen » 18,77 4,19 Feiner kalkhaltiger Sand . » 21,96 / 0,19 » Magerer Thonmergel (Sicher l Diluvial) » 22,15 1,75 » Feiner Sand » 23,90 4,34 Met. / 1,38 Thonmergel » 25,28 / 0,77 » Feiner Sand » 26,05 1 0,25 » Thoumergel » 26,30 472 Ai.frkd Jestzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialliypothese c. Bohrungen auf der Diliivialinsel des Pregelthales (Haberberg). No. 23 — 25: Vergl. Jahrb. d. geol. Landesanst. f. 1882, S. 368 — 371. 399 — 403. Die beschriebenen drei Profile sind sämmtlich durch Pöpcke- Anclam in der Kreideformation noch weiter vertieft worden, und sind folgendermaassen zu ergänzen. 23. Feldartilleriekaserne. Met. u. d.Obcrfl. 28,0 Met. (im Ganzen 64,0 Met.) Feiner Grünsand- mergel (wie von 138 — 174 Met.) . . . bis 202,0 13,2 5> Etwas gröberer, glaukonitreieberer Sand, aus welchem gutes Trinkwasser bis meh- rere Meter über Tage steigt .... 3> 215,2 24. Trainkaserne. Met. ii. d. Oberfl. 1 0,0 Met. 5,0 Met. (Im Ganzen 12,0 Met.) Hell- grauer Mergelletten mit Knollen von harter Kreide (wie von 76,0 — 83,3 Met.) . Weisslicber Kreidemergel mit Feuerstein ähnlichen Knollen 1,0 2,0 3.0 1.0 4.0 1.0 2,0 Plellgrauer Kreidemergel mit harter Kreide Hellgrauer, sandiger Letten- mergel ohne Steine . . Desgl. mit harter Kreide . . W eisslich-grauer, fast kreide- ähnlicher Mergel mit harter Kreide Feiner, loser Grünsand-Mer- gel Erdiger Grünsandmergel mit Knollen lettenähnlich feinen Sandsteins, in deren einem ein Einschluss von Actino- camax cf. mhventricosus bis 88,0 » 89,0 » 91,0 » 94,0 » 95,0 » 99,0 * 100,0 102,0 in ihrer Anwendung auf Norddcutschland. 473 Met. u. d. Obcrfl. 99,0 Met. Feiner z. Th. erdiger Grün- saudmergel ohne Knollen . * 201,0 21,0 * Gröberer , glaidvonitreicherer Grüusaud mit Wasser . 222,0 1 s s a r t i 1 1 e r i e k a s e r n e. Met. u. d. Oberfl. 12,0 Met. Glaukonitischer Mergelletten . bis 74,0 4,0 » Desgl. mit Knollen von harter Kreide » 78,0 3,0 » Desgl. desgl. etwas heller . O O » 81,0 2,0 » Weisser Kreidemergel . » 83,0 5,0 * Grünsaudmergel mit harter Kreide oo 1 2,0 » Sandiger Letteninergel mit harter Ki’eide » 90,0 j 4,0 . Grünsandmergel; bei 93 Meter Markasitkuollen, bei 93 bis 94 Meter harte Kreide . » 94,0 28,0 » Grüusandmergel ohne harte Kreide ; bei 1 1 9,1 Meter Mar- kasit-Platte; aus 116 Meter liegen 4 Belemn. mucronata^ aus 119 Meter ein Stück dick- schaliger Auster vor . » 122,0 d. Bohrungen am südlichen Thalrande. 26. Fort Kalgeii. Liegt zwar etwas eiitferut südlich, ist jedoch des Vergleichs halber hierher zu ziehen. Gebohrt 1883/84 durch PÖPCKE- Anclam. Eiue kleinere durch ß. Quaeck 1879 ausgeführte Bohrung von 21 Meter dient bis zu dieser Tiefe zur Eraränzuuo; und Bestätigung:. Von 0 — 85 Meter Tiefe liegen zwei Probenfolgen zur Vergleichung vor, von 85 — 113 Meter nnr eine Probenfolge, ausserdem Bohrregister von 0^ — 100 Meter Tiefe. Hofsohle -H 16,85 Meter über NN. 474 Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialliypothese 18,5 Met. 16,0 Met. Met. u. d. Oberfl. 17.0 Met. Grauer Gescliiebemergel mit Geschieben von harter Kreide (die obersten 2 Meter gelblich- braun und entkalkt). An der Schichtengrenze: Steine«. . bis 17,0 Ein Bohrrefrister giebt bei -+- 2,85 bis + 1,25 Meter: »Torferde« und von da bis — 0,15 Meter: »Torferde mit Kies vermengt« an; die Proben zeigen nichts dergl. 1.5 » Feinkörniger, glaukonitischer Diluvialsand » 18,5 6.5 » Grauer Geschiebemergel; Ge- schiebe vorwiegend Senon, nächstdem Silurkalk; Do- lomit, Granit » 25,0 12.0 » Auffallend heller Geschiebe- mergel mit geschiebeannen thonähnlichen Lagen ; doch waren bei 29 — 35 Meter in dem 229 Millimeter weiten Bohrloch 1 5 Sprengungen nöthig » 37,0 2,0 » Thonmergel- ähnlich » 39,0 10,0 » Typischer Geschiebemergel; etwas dunkler grau, doch noch immer auffallend hell » 49,0 6,0 » Dunkelgrüngrauer Geschiebe- mergel, reich au Glaukonit ( D i 1 u V i u m) » 55,0 5,0 » (Tertiär) Grünerde » 60,0 12,0 » Loser, reichlich mittelköruiger Grünsand mit beigemengten mehrere Millimeter grossen Quarzköruern » 72,0 in ihrer Anwendung auf Norddeutschland. 47f) 4.0 Met, 3.0 » 7.0 » 21,0 5.0 => 1.0 * Met. u. d. Oberfl. Glaukouitischer Lehm, tl. h. bindifre Grünerde mit bis über 2 Millimeter grossen Quarz- köruern » 76,0 Etwas feinkörnigere Grünerde (Tertiär) » 79,0 (Senon:) Kalkhaltige Grün- erde » 86,0 Desgl. schwach bindige Lagen mit ganz losen, sandartigen wechselnd » 107,0 Grauer Lettenmergel ...» 112,0 Desgl. sehr fest (mürben Knol- len ähnlich) » 113,0 27. Brauerei Schöubusch. Aus drei verschiedenen Brunnen liegen drei kleine Probenreihen vor, welche sich mit einigen Notizen aus einem Bohrregister zu einem ziendich zusammen- hänffendeu Profil ergänzen. Ö O a) Durch Prof. Berendt sind dem Prov.- Museum 6 Proben einer 1872 ausgeführten Bohrung eiuverleibt, mit den Bezeichnungen 46 Fuss Diluvialmergel, 49 Fuss Diluvialmergel, 52 Fuss, 55 Fuss, 58 Fuss, 61 Fuss. Diesellteu gehören durchweg zu der als »Grauer GeschiebemergeL zu bezeichnenden Varietät des gemeinen Dilu- vialmergels. Demnach haben wir also: 13,4 — 19,2 Met. Grauer Geschiebemergel. In einem 1882 angelegten Brunnen beobachtete und entnahm ich selbst folgendes Profil: Met. u. d. Oberfl. 6,6 Met. Diluvialmergel bis 6,6 5,3 » Geschiebefreier Diluvialsand » 11,9 Ein dritter Brunnen, welcher etwas tiefer angesetzt war, er- gab 1882 nach den mir damals au Ort und Stelle mitgetheilten Notizen des Bohrobmaunes und wenigen von demselben erhaltenen Proben : 476 An FRED Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese 1,2 Met. Geschiebefreien Diluvial Met. u. d. Oberfl. mergel . 50—54 Fuss 1) -=15,7- -16,8 2,2 7> »Trockner Sand« . bis 6 1 = bis 19,2 1,6 y> »Thon« » 66 » 20,7 1,3 7> »Trockner Sand« . » 70 » » 22,0 1,5 Diluvialer Thonmersfel » 75 » = » 23,5 5,7 » W asserführender, grauer Sand« » 93 -- » 29,1 Diese 3 an sich so unbedeutenden Profilfragineute passen zufällig ziemlich genau aneinander. Demnach ergiebt sich für Schönbusch, dessen Terrainhöhe wir zu etwa 8 Meter schätzen können, folgendes Profil: 6,6 Met. Diluvialmergel, 5,3 » Sand, 4,8 » Grauer Geschiebemergel, 6,6 » Sand und Thon wechsellagernd (diluvial), 6,7 » Grauer Sand (glaukonitisch, von zweifei- hafter Stellung). Summa 30,0 Met. 28. Werkstätteubahnhof Ponarth. 1879 durch die Retriebsverwaltuu" "ebohrt. Terrainhöhe kann auf circa 5 Meter O O über NN. geschätzt werden. Bohrregister und 10 Proben liegen vor. Met. 11. d. Oberfl. 9,43 Met. Unbekannt (alter Brunnen) bis 9,43 1,87 » Grandiger Spathsand » 11,30 3,14 » Grauer Geschiebemergel » 14,44 0,94 » Sandiger Grand .... » 15,38 2,84 » Sehr feiner Sand, zum Mer- gelsaud gehörig .... » 18,22 *) Die Angaben des sächsischen Bohrobmannes lauteten auf Fuss; nach- träglich ist mir zweifelhaft geworden, ob preussische oder sächsische Fuss gemeint seien? Für die Reduktion in Meter sind preussische Fuss vorausgesetzt. in ihrer Anwendung auf Norddentschland. 477 14,83 Met. 0,51 » ^ 4,44 » 14,94 Met. / I 0,61 » l 9,89 * Met. u. d. Ohorü. Nur durch eine Prol)e ver- treten, welche Grauer Ge- schiebemergel mit röth- licher Nüance ist. Das Bohrregister giebt au : »blauer, fester Thon« von 18,22 — 24,79, »röthlich- grauer, fester Thon« von 24,79—33,05 bis 33,05 Gerolle »33,56 Röthlichgrauer Geschiebe- mergel mit faustgrossen Geschieben , wobei viel harte Kreide » 38,00 Sandiger Geschiebemergel. » 38,61 Grauer Geschiebemergel . » 48,5 e. Bolirmigen im iiördliclieii Plateau ausserhalb der Stadt. 29. Hardershof. Terrainhöhe circa 24 Meter. Ein 1877 ne))en dem städtischen Wasserreservoir angelegter Versnchsbrunnen, dessen Proben vorliegeu, ergab: Met. u. d. Oberfl. 10,0 Met. 3,4 Met. Gelbbrauner Geschiebelehm bis 3,4 6,6 » Grauer Geschiebemergel . » 10,0 3,2 » Reiner Diluvialgrand . . » 13,2 7,8 » Grauer Geschiebemergel . » 21,0 30. Fort Qu e du au. 1879 durch R. Qüaeck gebohrt. Terraiuhöhe circa 52 Meter. Proben lieü:eu vor. Met. u. d. Oberfl. Schutt bis 0,40 Gelber Geschiebelehm . » 1,40 Geschiebefreier Spath- sand 0,40 Met. 1,00 » 17,20 » 18,60 478 Alfred Jentzscii, Beiträge znm Ausbau der Glacialliypotliese 0,60 Met. Grauer Fayencemergel 2,40 Met. 1,14 0,66 9,85 Mergelsand Thonmergel Geschiebemera:el Met. u. (1. Oberfl. bis 19,20 ^ 20,34 » 21,00 » 30,85 Aus den aufgezählten 30 Bohrprofileu , welche noch durch einige nicht mitgetheilte lückenhafte Profile ergänzt werden, lassen sich einige Erscheinungen von allgemeinerem Interesse erkennen, wenn man einen Blick auf die Tafeln XXVIII b (vier Längsprotlle) und XXVIIIa (2 Querprofile) wirft. Die Schichtenfolge im Untei’- •rrnnde Köni£!:sbera:s lässt sich foDendermaassen zusammenfassen: O O O ö System bez. Stufe Glieder Organische Reste Alluvium 22 Meter Schlick , Diatomeenerde und Torf 0 — 22 Meter Hölzer und Pflanzenreste ver- schiedener Art; einzelne Fisch- reste, zahlreiche Schalen noch jetzt in Ostpreussen lebender Süsswassermollusken ; massen- hafte Süsswasserdiatomeen 9 und Spongiennadeln Sand (in den untersten Lagen in Diluvialsand über- gehend) 0 — 6 Meter Süsswassereonchylien und Di- atomeen, doch spärlicher als im Schlick D i 1 u V i u m 78 Meter Geschiebemergel , Gerölle, Grand, Sand, Mergelsand, Fayencemergel, Thonmergel 42,5 — 77,84 Meter In der obersten Grandschicht des Haberberges spärlich ab- gerollte Knochen von Landsäugethieren ; alle tiefei'en Schichten bis jetzt ohne organische Reste Tertiäre Glaukonit- ' formation. Schichten aus dem Liegenden der blauen Erde des Sam- landes bis 28 Meter i Grünerde 5,0 Meter 1 Keine organischen Reste Grünsand bis 12 Meter Grünerde und Letten 7 — 28 Meter 9 Beschrieben von Schumann, in Schriften d. physik.- Ökonom. Ges. III, S. IGG — 192; V, S. 13 — 23; VIII, S. 37 — 38; X, S. 83 — 8G. Königsberg 18G2— 18G9 und Cleve, daselbst XXII, S. 137 — 142. Königsberg 1881. in ihrer Anwendung auf Nordcleutscldand. 479 F ormation Glieder Organische Reste Sen on s. p. (Obersenon Schonens, Moberg) 35-40 Meter Bonebed und Spongitarien- bank 0,4 Meter Kalkhaltige Grünerde 7 — 21 Meter Mukronatenmorgel circa 30 — 35 Meter Desgl. mit Knollen von harter Kreide 4 — 14 Meter Belemnitdla m ucronata Zahlreiche Foraminiferen Weisse Kreide mit Flint- ähnlichen Knollen 1 — 4 Meter Mammillatenmergel. Grenze nach oben und unten unbe- stimmt ca. 7 — 16 Meter Glaukonitischer Letten- mergel mit einzelnen Sand- lagen und mit Knollen von harter Kreide 7 — 16 Meter Desgl. und Actinocnmax su/jven tricostis (m am m Hiatus) , Ostrea sp. Ein scher Schl. (Untersenon Schonens, Moberg) 102 — 126 Meter Mergellager , feiner Grün- sand und Letten, mit nur vereinzelten Lagen von Knollen harter Kreide 100,5 — 1 17 Meter Aeusserst arm an Petrefakten, Actinocamax verus, Foraminiferen Desgl. mit harter Kreide 0 — 9 Meter Emscher? Turon? 19,35 Meter Grünsandmergel erfüllt mit Petrefakten , vorläufig als Inoceramenbank bezeichnet 2 Meter liioceramus, ein gerippter Pecten, Ostrea u. a. Bivalven, Terebratulina, Bry ozoen, Serpula^ Echinidenstacheln, Foraminiferen Glaukonitreicherer , etwas gröberer Grünsandinergel ohne harte Kreide 17,35 Meter Foraminiferen 480 Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialliypotliese Die Mäehtig'keitszalileu in der ersten Coliunne sind nicht dnrcli Addition derjenigen der 2. gewonnen, sondern beziehen sich anf die einzelnen Bohrprotile. Ein Vergleich lehrt sofort, dass die Mächtigkeit der grösseren Abtheilnngen in relativ engem Grenzen schwankt, als diejenige der kleinern Abtheilnngen; d. h. die ver- schiedenen Glieder einer Etage vertreten sich gegenseitig, auch dann, wenn ihre Reihenfolge eine constante ist. So ins- besondere : Sand nnd Schlick des Allnviums, sandigere nnd thonigere Schichten des Tertiärs nnd der Kreideformation. Es ist dies eine Erscheinung, die von vornherein erwartet werden musste. Knollen harter Kreide kommen in verschiedenen Horizonten vor, aber ganz besonders gehäuft einige Meter in und über der weissen Kreide, d. h. in der untern Hälfte der Mncronateuschichteii. Lagerung und Entstehung dürfte eiuigermasseu analog derjenigen der Feuersteine sein. Petrographisch und paläonto^ogisch sind die- selben ident mit den im Diluvium in Ost- und Westprensseu massenhaft verbreiteten Senongeschieben , wie mit den in Mar- kehnen und Hermannshöhe in der Kreide erbohrteu Knollen, und muss daher die seit 1876 von mir wiederholt betonte heimische Herkunft dieser Geschiebe als nunmstösslich feststehende That- sache gelten. Die entgegengesetzten Anschannugen Moberg’s^) sind danach zn berichtigen, wie übrigens auch Lundgren^) an- erkannt hat. Im Diluvium sind deutlich 2 verschiedene Facies zu unter- scheiden, deren eine sich durch die Einlagerung unverkennbar geschichteter, insbesondere thouiger Sedimente vor der andern auszeichuet. Erstere umfasst, wie ein Blick auf Tafel XXVHIb lehrt, die Bohrungen 1 — 9, 17 — 24, 26 — 28; ohne thonige Zwischen- lafferuug'eu sind demnach No. 10 — 16 und 25. Betrachten wir zunächst die deutlich geschichtete F aciesA'. Zwischen dem, auch hier der Gesammtmächtigkeit nach über- wiegenden Geschiebemergel, der typischen Grnndmoräne, tritt eine b Cephalopoderna i Sveriges Ki’itsystem. 1. Stockholm 1884, p. 9—11. ‘b Zeitschr. cl. Deutsch, geol. Ges. 1884, S. G54 — 655. in ihrer Anwendung auf Norddeutschland. 481 Schichtengnippe auf, in ivelcher Tlioninergel vorwaltet, neben diesem aller auch alle möglichen anderen Schlämmprodnkte — Fayencemergel, Mergelsand, feiner und grober Sand, Grand — Vorkommen. Der Verband dieser Schlämmprodukte ist sichtlich ein schichtenartiger, und die kleine Schichtengruppe (die wir einstweilen kurz »Thongruppe« nennen wollen) lässt sich durch die genannten Bohrprofile im Zusammenhänge verfolgen, wenn- gleich ihre einzelnen Glieder, d. h. relativ mehr oder weniger feine Schlämmprodukte, sich gegenseitig vertreten. Dabei senkt sich die Gruppe nach gewissen Richtungen und ist in ihren tief- sten Lagen relati''^ am mächtigsten und zugleich thonigsteu entwickelt. Die einzige Ausnahme dieser Regel (die Trainkaserue) wird weiter unten besprochen werden. Innerhalb des eigentlichen Stadtgebietes, also der Bohrpunkte 2 — 25, schwankt die hangende Grenze der Thougruppe von -h 7,3 Meter (Sternwarte) bis — 21,0 Meter (Domplatz), und die liegende Gi'enze derselben von -1-4, 15 Meter (Sternwarte) bis — 35,7 Meter (Holländerbaumgasse). Geschiebemergel bedeckt und unterteuft die Thougruppe, und eine Bank desselben tritt in den tiefem Lagen der Thougruppe sogar zwischen den thonigen Sedimenten auf^). Aus diesem sichtlichen Zusammenhänge zwischen Höhenlage und Ausbilduugsweise der Thongruppe folgt, dass, als letztere sich ablagerte, das damalige Bodenrelief in derselben Richtung einfiel, wie gegenwärtig die liegende Grenze der Thongruppe. Mit andern Worten: Eine — sei es nun thal- oder kesselförmio-e — Einseukuna; des Bodens bestand in der Geo-end des heutio;en Pregelthales in Könmsbei’g schon inmitten der Diluvialzeit! Solche Präexistenz jetziger Thalseuken steht nicht einzig da. Die jedem Flachlaudsgeologcn bekannte Thatsache, dass vordilu- viale Schichten mit besonderer Vorliebe in flachen Bodeiiauschwel- lungeu seitab von den grossen Thälern Vorkommen, spricht dafür, dass die heutigen Hauptthäler Einsen kungen des vordiluvialen Untergrundes entsprechen. So ist es evident auch in Königsberg, b Bei der Sclilosskaserne giebt unser Profil sogar 2 Gesclnebemergelbänke an. Doch mag noch zweifelhaft bleiben, ob hier vielleicht die oberste der 3 Tlionbänke in gestörter (verschlejipter) Lagerung sich befinden konnte. 31 Jahrbuch 1884. 482 Alfred Jentzscii, Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese WO die tertiäre (bezw. seuoiie) Basis des Diluviums au den, dem Thale entfern testen Bohrpnnkten No. 10 und 11 am höchsten (—23 Meter), an der sehr nahe dem Pregelalluvium liegenden Schlosskaserne bedeutend tiefer ( — 48 Meter), an der Feldartillerie- kaserne, gewissermassen in der Mitte des grossen Thaies, am tief- sten ( — 54 Meter) liegt. Zweifelhaft musste bisher nur bleiben, ob diese Concordanz der Reliefs auf einer postdiluvialen Hebung bezw. Senkung beruht, oder ob sie als eine Erhaltung bezw. Wiederherstellung prädilu- vialer Oberflächeuformeu zu betrachten ist? Die Verhältnisse der Königsberger Thongruppe sprechen für letztere Auffassung. Ganz dasselbe leln-t auch ein Dutzend neuerdings von mir untersuchter Bohrprofile ans Thorn. Dort ist nur ein 10 — 29 Meter mächtie- trächtliche Erhöhung des Meeresspiegels nnansi)leiblich. Es kommen indess noch andere Momente hinzn. In Fig. 11 sei a das durch keine Lokalattraktion beeinflusste Meeresnivean ; h die Oberfläche eines Continentes, einer Insel oder Fig. 1 1. Halbinsel, so steigt infolge der Lokalattraktiou der Meeresspiegel etwa in der dnrch die dunkelschraffirte Fläche angedeuteten Ge- stalt. Legt sich nun Inlandeis c darauf, so steigt das Niveau bis zur Linie cl. Da, wie die Pfeile audeuteu, auch innerhalb der Eismasse Lothablenkung stattfiudet, die erst ungefälir in der Mitte der Oberfläche verschwindet, so verläuft der hypothetische Meeres- spiegel d, d. h. die Gleichgewichtsfläche des Wassers, auch iinter dem Eise convex. Damit nun die Schmelzwässer abfliessen können, müssen sie Gefälle haben, dessen Llöbe von der Fläche d, nicht von a al) zu berechnen ist. Genau wie der Grundwasserspiegel in unserm heutigen Erdboden, musste mithin auch der subglaciale Wassei’spiegel, d. h. die der Bewegungsgeschwindigkeit der sub- glacialen Wässer entsprechende Druckhöhenfläche sich wie die Fläche e emporwölben nach den vom Meere eutferutesteu Punkten ') Nördlich vom Ernährungsgebiet des Eises lag eine Zone geringerer Nieder- schläge (analog Grinell-Land), so dass möglicherweise die europäisch-amerikanischo Eiszeiten nur eine Südwärtsverlegung der Zone stärksten Schneefalls bedeuten. -) De Geek berechnet die Mächtigkeit des baltischen Eisstromes bei Born- holm auf »wenig über 120—170 Meter«, bei Gotland auf »über 160« oder wahr- scheinlich sogar »über 200 Meter«. 522 Alfred Jbntzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialbypotliese der Sclimelzzone (demi von einer Absclimelzzone, nicht von einer Abschinelzperiode müssen wir sprechen, da keine Periode denk- bar ist, in welcher sich der Gletscher bewegt hätte, ohne zn schmelzen). Diese Wasserdrnckhöhe e überstieg im Innern des Gletschers sicher das heutige Aleeresniveau von 100 oder mehr Meter. Ein beträchtlicher Theil des Eisdrnckes ward dadurch aufgehoben. Durch die öfters discutirten mannigfachen Volum- veränderungeu des Gletschers einerseits, durch die täglichen und jährlichen Schwankungen des Wasserdruckes anderseits wurde das Eis zu oscillatorischen Bewegungen gezwungen, deren Resnl- tante nach der Richtung geringsten Widerstandes, d. h. stärksten Abschmelzens gerichtet war. 13. Als Absatz randlicher Schmelzwässer den Löss anzuseheu, wie dies Berendt^), Klockmann und Wahnschaffe 3) thnn, ist nicht haltbar, u. A. aus folgenden Gründen: a) die Fauna ist eine Landfauna mit verschwindendem Procentsatz beigemeugter Süsswasserindividuen. Dies kommt in keinem See vor. b) Die- jenigen Absätze von Gletscherseeu, welche man kennt, so das Lago biauco auf Bernina, des Rofnersees im OetzthaD), sind ge- schichtet; und eine ruhige Ueberlegung lehrt, dass auch in einem so grossen See, wie der hypothetische mitteldeutsche oder mittel- rheinische gewesen, die Sedimente sich nach der Korngrösse son- dern, und in schwachgeneigten, scharfbegrenzten Schichten ab- setzen mussten. Ein solcher See kann Mergelsand und Bänder- thon liefern, aber nicht Löss. Von allen bisher aufgestellten Löss- theorien genügt einzig diejenige v. Richthofen’s , um alle Ver- hältnisse zu erklären. Die von Sandberger entwickelte, von mir selbst weiter ausgebildete Ueberschwemmungstheorie genügt nach meinen seit jener Zeit gesammelten Erfahrungen nicht. Ich habe 0 Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1879, S. 13. ‘0 Jahrb. d. geol. Landesanst. f. 1883, S. 262 — 265. 3) Tageblatt der 57. Natnrforscliervers. ■ Magdeburg 1884. S. 314 — 317: Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1885, S. 194—195. b Heim, Gletscherkunde. Stuttgart 1885. S. 368. in ilirer Anwencluuff auf Norddoutscliland. 523 Gelegenheit gehal)t, die Ue))erschweinimmgs]n‘odukte der Weichsel sowohl in ihrem Delta wie in ihrem mittleren Lauf genauer zu studiren und kann und muss nun sagen, dass dieselben völlig ver- schieden vom Löss sind. Zwar gewinnt der Schlick in einzelnen Handstücken eine gewisse petrographische Aehnlichkeit, aber bei der Beobachtung im Felde erweist er sich stets als wohlgeschichtet, auch strichweise gesetzmässig mit Torfmooren verbunden. Seine Fauna ist vorwiegend die des Süsswassers, während Landschneckeii nur sehr untei’geordnet auftreten. Endlich linden die eigenthüm- licheu Ol^erflächenformeu der Lösslandschaft durch die Ueber- schwemmungstheorie keine Deutung, wenn gleich ich, gegenüber V. Richthofen, an meiner früheren Erklärung festhalten muss, dass die hauptsächlichsten petrographischen Eigenschaften des Löss (senkrechte Zerklüftung, Zerfallen im Wasser) allen gleichgeköruteii losen Accnmnlaten , also auch Schlämmprodukten znkonuneu. Nach der Theorie der atmosphärischen Bildung ist das Auftre- ten des Löss am Rande der Vergletschernugen wohl verständlich. Die Theoi’ie verlangt: a) mässigen, in begrenzten Gebieten regel- mässig abstillenden Wind; b) Graswnchs, beziehentlich Steppen- vegetation in diesen Gebieten ; c) vegetatiousarme Geljiete, welche den Staub liefern. Letztere dürfen wir auf den soel^en vom Eise verlassenen Gebieten erwarten; baumlos muss wohl die Vegetation in einem weiten Umkreise um das Eis gewesen sein (Punkt 6). Und für Punkt a dürfen wir wohl aiiführeu, dass ein weites In- landeis, wie es die Folge eigenthümlicher meteorologischer Ver- hältnisse ist, so auch nmo-ekehrt von maass2:ebendem Einflüsse auf die Witterung eines grossen Gebietes sein muss. Feststehende barometrische Alaxima mussten sich ansbilden, welche die Lnft- strömungen nach gewissen Regeln ableukten und ein »Eiswind« konnte in regelmässiger Periode wehen, analog dem heutigen See- wind. Letzterer tiudet nur Saud am Strande vor, und kann daher nur Dünen bilden, da die See allen feinen Schlamm für sich be- hält. Der »Eiswind« fand — und hierin knüpfen wir au ältere Hypothesen au — feinen Gletscherschlamm vor und gewann ausser- dem Staidj durch oberflächliche Saio-eruna: der frei^elenten Grund- Ö O O Ö 524 Alfred Jentzsch, Beiträge zum Ausbau der Glacialhypothese etc. uioräiie. — Ich glaube wohl, dass es für einen Meteorologen eine dankbare Aufgabe wäre, die Regebnässigkeiten der Witterung am Rande des Inlandeises im Regenscbatten der vergletscherten Alpen tbeoretiscb zu nutersncben. Königsberg, d. 28. Juni 1885. Nachschrift während des Druckes: Am 21. Juli d. J. fand ich Yoldia auf secuudärer Lagerstätte auch im Diluvialgrand zu Oher-Kahlbude au der Eisenbahu-Baustrecke Traust-Carthaus, wodurch das Gebiet der Yoldia links der Weichsel nach Norden verbreitert wird. A. J. Studien au metamorpliisclieii Eruptiv- und Sediineutgesteineu, erläutert au inikroskopisclieu Bildern. II. Vou Herrn K. A. Lossetl in Berlin. (Hierzu Taf. XXIX.) Die beigegebene Taf. XXIX bringt eine Vervollständignng der bildlichen Erlänterimgen zn den in der einleitenden Abband- Inng^) mitgetheilten Erfahrungen über die im Grranit-Contact oder durch den Dislocationsprocess schlechthin inetamorphosirten Dia- base. Die in jener ersten Abhandlung abgebildeten Ausschnitte aus mikroskopischen Präparaten veranschaulichten vorzugsweise »den Gegensatz zwischen dem primären, leistenförmig ausgebil- deten nnd divergentstrahlig angeordneten Plagioklas (Labrador) und dem secuudären, körnig ausgebildeteu , mosaikartig angeordneten Plagioklas (Albit)« ^). Mit diesen Worten sollte selbstverständlich keineswegs aus- gespi’ochen sein, dass eine jede primäre Plagioklas -Leiste eines echten Dial>as- Gesteins Labrador sein müsse, wie ihn die Ana- lysen O. Schilling’s ans den Harz-Diabasen nachgewiesen haben. Eine solche Einschränkung des Begriffes Diabas auf eine bestimmte chemische Mischung des Plagioklases, wie sie Hausmann ursprüng- lich vorgenommen hatte und wie sie späterhin vielfach bis zum Durchbruche der TsciiERMAK’schen Auffassung der Kalknatronfeld- spath-Ileihe innegehalten und durch v. Lasaulx 1878 auf anderer ') Dieses Jahrbuch f. 1883, S. 619 ff. 2) A. a. 0. S. 640. 526 K. A. Lossen, Studien an metamorphisclien Eruptiv- Grimdlage noch eiumaG) zur Geltung zu bringen versucht worden ist, liegt unserem heutigen, auf die chemische und optische Ana- lyse gestützten Erfahrungsurtheile fern. Vom Oligoklas bis zum Auorthit sind vielmehr alle Glieder der Kalknatronfeldspath-Reihe als primäre Plagioklase im Diabas heimisch und nach den verwandt- schaftlichen Beziehungen zwischen den Diabasen und Keratophyren des Harzes'^) würde es gar nicht überraschen, sollte einmal reiner Natroufeldspath als Gast unter den ursprünglichen ;Gemengtheilen des ersteren Gesteins gefunden werden'^). Aber auch in der zweiten Hälfte meiner oben ano;ezos:enen Worte möchte ich nicht dahin missverstanden sein, als ob ich eine je.de körnig ausgebildete und mosaikartig angeordnete Feldspatlmeubil- duncr in einem Diabas oder in einem anderen Gestein ähnlicher O Zusammensetzung unter allen Umständen für Albit erachte. Die chemische Zusammensetzung des Saccharits, der ja eben um seiner zuckei’körnigen Structur willen seinen Namen trägt, zeigt jeden- falls, gleichviel ob man Liebisch’s oder v. Lasaulx’s Anschauung über die Genesis des Minerals beipflichtet, dass auch Kalkuatrou- feldspäthe ausgezeichnet körnig auftreten können. Sehr fein- körnig ausgebildete Gabbro -Varietäten aus der Umgebung von Ilarzburg und andere Beispiele eines primären Plagioklas-Mosaiks legen dem Urtheil ebenfalls einige Zurückhaltung auf. Wenn ich gleichwohl das auf der Tafel zu der diese Studien einleitenden Abhandlung abgebildete feinkörnige Mosaik mit einiger b Beiträge z. Kenntniss d. Eruptivgesteins; Gebiete von Saar u. Mosel S. 74. b Vgl. den Jahresbericht des Autors in diesem Bande dieses Jahrbuches, b Man könnte sicli versucht fühlen, die durch v. Gümbel mitgetheilte Ana- lyse des » porphyrartig in einen Silurdiabas von Gottmannsgrün bei Berg eiu- gesprengten« Albits auf einen solchen primären Diabas- Albit zu beziehen, wenn nicht derselbe Autor unmittelbar darauf »nur gleichsam als secundäre Ausschei- dung im Diabas gefunden« hinzufiigte (Geogn. Beschreib, des Fichtelgeb. S. 207). Dabei erinnert man sich nur, dass v. Gümbel auch den Natrongehalt des Kerato- phyrs anfänglich auf secundären Albit zu beziehen geneigt war (vergl. ebendas. S. 185 u. 586). b Es sei auch an die Andesin-Analyse erinnert, welche Teall bezüglich eines derben , trumweise im metamorphosirten Diabas von Scourie in Schottland aufsetzenden Feldspaths jüngst mitgetheilt hat (Quarterly journ. of the geol. soc. XLl, 2, S. 135, 1885). und Sedimentgesteinen, erläutert an mikroskopischen Bildern. 527 Sicherheit als Albit angesprochen habe, so beruht dies auf jahre- lang geübter vergleichender Beobachtung an quantitativ ana- lysirtem Material, vrie es die Culm-Adinolen, die Albit- und Adinohnassen der Diabascontactgesteine, der Albit -Porphyroide und Sericitalbitgneisse u. s. w. darbieten, und auf der ganz über- einstimmend von Liebe, v. Gümbel, Ulrich und mir und gewiss noch von vielen Andern gemachten Erfahrung, dass sich auf den orang-förmio- ausa;eweiteten bis haarfein vereug-ten Klüften thürin- gischer, voigtläudi scher, fichtelgebirgischer, harzer und rheinischer Diabase Albit, z. Th. ganz sauber auskrystallisirt, augesiedelt hat, der ja auch z. Th. quantitativ analysirt worden ist^). Ueber jene meine vergleichenden Beobachtungen habe ich mich au anderer Stelle 1879 bereits mit den Vertretern der ur- sprünglichen, jetzt wohl allseitig als unzulänglich anerkannten ZiRKEL’scheu Unterscheiduugsweise von Orthoklas, Plagioklas und Quarz unter dem Mikroskop auseinander gesetzt. Die ausdrück- liche Bestätigung®), welche AIax Schuster in seiner classischeu Abhandlung über die optische Orientirung der Plagioklase meinen Mittheilungen hat augedeihen lassen, übei’hebt mich weiterer Aus- führungen; um so mehr, als seither Albit, und zwar nicht selten unverzwilliugter, als Gesteinsgemengtheil aus den verschiedensten geologischen Gebieten (Sachsen, Ostalpen, Fichtelgebirge u.a.) nach- gewiesen Avorden ist. Um jedoch einen directeu Vergleich zu ermöglichen zwischen dem in den metamorphosirteu Diabasen als albitische Peldspath- Neubilduug angesprochenen Mosaik und demjenigen eines quanti- tativ aualysirteu^) Natroufeldspaths, bringt Fig. 4 der dieser Fort- setzung der Studien beigegebeneu Taf. XXIX einen Ausschnitt des mikroskopischen Bildes des zuckerköruigen Albits aus dem Neuen Gehege bei Wippra, der trumförmig im Diabascontact- gesteiu eines ganz ausgezeichnet im Faltungsprocess metamorpho- 9 Vgl. z. B. V. Gümbel a. a. 0. S. 207. b Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. XXXI, S. 441 ff. b Tschekmak, Miner, u. petrogr. Mitth. 1881, S. 151. 9 Siehe d. Analyse in d. Erläut. zu Bl. Wippra S. 56 oder in der Figuren- Erklärimg zu Fig. 4, Tal. XXIX am Schlüsse dieser Abhandlung. 528 K. A. Lossen, Studien an metamorphisclien Ernptiv- sirteu Diabases aufsetzt ^). Die lebhafteren Polarisatioiisfarben in Fig. 4 können den Vergleich mit dem in der wirklichen und bild- lichen Grösse verschiedenen Mosaik in Pig. 1 und Fig. 2 der Taf. XXIX der ersten Abhandhing in dem voraufgegangenen Bande dieses Jahrbuchs selbstverständlich nicht beeinträchtigen, sind aber recht geeignet, um die Möglichkeit einer Verwechselung von Q,uarzmosaik mit wasserhellen, nicht verzwillingten und nicht angewitterten Albitkörnchen darzntliun. Gerade das starke Vor- wiegen solcher aus nur einem Individuum besteheuden Albit- körncheu, die relative Häufigkeit der zur Verwechselung nnt den Karlsbader Orthoklas- Zwillingen verführenden einfachen Albit- Zwillinge ( Zweihälfter ) und die relative Seltenheit der poly- synthetischen Viellinge ndt Plagioklas -Zwillingsstreifung verleiht dem feinkörnigen Albit-Mosaik zwischen gekreuzten Nicols etwas Charakteristisches im Gegensatz zu ähnlichen feinkörnigen Alassen anderer Plagioklase, wie z. B. zu denen des Saccharits, der vor- zugsweise aus Viellingen zusammengesetzt ist. Ein unter allen Umständen nuterscheidendes Merkmal wird man darin freilich nicht erblicken können, wie ich dies schon 1879 a. a. O. S. 442 in Uebereinstimmung mit H. Eosenbusch’s Erfirhrungeu betont habe und wie dies nach den seitherigen Beobachtimgsresultaten von Schuster, Hawes u. A. noch sicherer festgestellt woi’den ist. Wenn aber daher auch Angesichts der Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, die als Neubildungen im Structnrgewebe meta- morphosirter Diabase versteckten feinkörnigen feldspäthigen Massen behufs einer strengeren chemischen oder krystallographisch-optischen Prüfung zu isoliren, eine Sicherheit im strengsten Sinne über deren Albit-Natur nur selten zu erlangen sein wird, so wird doch eine solche Auffassung schon aus Gründen der geologischen und der chemischen Erfahrung immer als die einfachste und unge- zwungenste bestehen bleiben ^). ') Vgl. Zeitselir. d. Deutscli. geol. Ges. 1872, Bd. XXIV, S. 730 — 731 und Erläut. za Bl. Wippra S. 55 — 56. Es darf wohl auch an das Zusamuienkrystallisiren von Albit und Zoisit in dem Saussurit genannten Umwandlungszustand der Ivalknatronfeldspäthe er- innert werden (C.whüein), sowie an die neuerdings durch Ki.oos nachgewiesene Umwandlung von Labrador in Albit und einen Zeolith (Skolezit). und Sedimentgesteinen, erläutert an mikroskopischen Bildern. 529 Wenn die Kalkerde des durch den Uinbildungsprocess zer- legten primären Kalknatronfeldspaths nicht als Carbonat fortgeführt oder au Ort nnd Stelle ansgeschieden, sondern in nengebildete Kalksilicate, wie E])idot, Zoisit, Strahlstein, Malakolith, ühergefnhrt wird, so ist das körnige Nenhildnngsinosaik der lungewaudelten Diabase inannichfaltiger znsannnengesetzt als da, wo es nur ans Albit oder ans Alhit und Quarz mit oder ohne Kalkspath besteht. Für das Zusammeukrystallisiren des Albits mit Epidot liat Fig. 2 auf Taf. XXIX der einleitenden Ahhaudlnug bereits ein Beispiel gebraclüd). Diese Ausbildnngsweise ist in regionalmetamorphischeii Dialias- und Grüuschieferzonen, gleichviel ob Chlorit, wie in jenem Bilde, oder strahlsteinähnliche Hornblende noch hiuzntreten, eine so überaus häufige und in der Kegel durch die hervorstechend zeisig- grüne Farbe der Epidot- Aggi-egate schon für das blosse Auge so deutlich gekeunzeichnet, dass sie meistens ohne grosse Aufmerk- samkeit richtig erkannt wird. Nur wo grüne Angite^) als Nen- bildnugen anftreten, wie z. B. gar nicht so selten in den Diabasen des Rammberg-Contacthofes, bedarf es einer vorsichtigeren nnd, falls scharfe Spaltnugssysteme oder Pleochroismus nicht helfen, oft geradezu sehr sorgfältig vorzuuehmeudeii Prüfung. Erläuternde Abbildungen für solche Fälle sollen später gegeben werden, ebenso für die mikroskopische Zusammensetzung der in den Diabas-Horn- felsen aus der Umgebung der Harz-Granite so häufigen und hier den relativ weniger hervortretendeu Epidotbildnugsprocess anschei- nend ersetzenden, derben, lichtweissgrauen bis grüugrauen saussiirit- ähnlichen Silicatmassen, für deren Analyse die vorzüglichen Unter- suchungen von CatiireinS) und Traube^) insbesondere neiden ') Vergl. auch C-vikrein in Zeitschr. f. Krystallogr. VII, S. 234 ff. 2) Auch dei’ber grüner Granat und grüner Vesuvian koanen ini Handstück irreführen, sind aber im mikrosko])ischen Präparat leicht vom Epidot zu trennen. Es fällt auf, dass Briioger aus den im Contact mit dem Augitsyenit des Lango- sundfjords umgewandelten diabasischen Gesteinen (Augitporphyrite Br(')gger) nur grünen Augit und gar keinen Epidot erwähnt. Ueber Saussurit in Zeitschr. f. Kryst. u. Min. a. a. 0. Beiträge zur Kenntniss der Gabbros, Amphibolitc u. Serpentine d. nieder- schlesischen Gebirges. luaug.-Dissert. Greifswald 1884. Jahrbuch 1884. 34 530 K. A. Lossen, Studien an nietamorphischen Eruptiv- derjenigeii vou Saüer (Erläut. z. Bl. Kupferberg), Lehmann i) u. A. eine neue Grundlage geschaffen haben. Das feine Mosaik wasserheller Nenbildnngsmiueralieu meta- inorphischer Gesteine, welches allen Forschern, die sich ernstlich mit der Entzifferung der Zusammensetzung solcher 1)eschäftigen, so viele Mühe macht (man vergleiche beispielsweise nur die citirten neueren Publicationen vou Brögger^) und von Teall), wird also noch fernerhin Gegenstand unserer Studien bleiben müssen. Eine andere Frage wird die sein, ob nicht auch leistenförmige Plagio- klase als metamorphische Neid^ildungeu auftreten können und unter welchen Umständen. Der Plauptgegeustand der den Studien diesmal beigegebenen Abbildungen ist das Vorkommen strahlstein- und amiant- ähnlicher Hornblende in den metamorphosirten Diabasen, das zwar in der ersten einleitenden Abhandlnug besprochen, aber nicht bildlich erläutert worden ist. Den Ausgangspunkt für diesen Um- bildungsprocess bildet die Uralit-Pseudomorphose nach dem pri- mären Diabas-Augit, wie Fig. 1 der Taf. XXIX solche zur An- schauung bringt. Dieselbe Figur zeigt dann aber auch auf das allerdeutlichste, wie sich die Neubildung nicht auf die Form des Mnttermiuerals beschränkt, sondern dieselbe überwuchert und weiterhin ausserhalb derselben einen grossen Theil der ursprüng- lichen Feldspathsubstauz ersetzt, hierin ganz dem gewöhnlichen chloritischeu Umbildungsproducte der Diabase und verwandter Eruptivgesteine gleichend (vergl. auch Pseudo2)hit u. s. w.). Auch selbständige Gaugtrümer von reiner oder mit Albit, Quarz und anderen Mineralien verwachsener strahliger Hornblende kommen makroskopisch und mikroskopisch in demselben Gestein, welchem das dargestellte mikroskopische Bild entstammt, und in verwandten vor (vergl. darüb. Erläut. z. Bl. Harzgerode S. 80 und 81, sowie die Studien im Jahrb. f. 1883). Der Raum gestattet nicht, sie bildlich darzustellen, so sei au dieser Stelle daran erinnert. Dies b Untersuchungen über die Entstehung der altkrystallin. Schiefergesteine. 2) BiiÖQQER erwähnt den Zoisit so wenig als den Epidot, hält dagegen die Anwesenheit des Skapoliths hier und da für wahrscheinlich. Cathbein’s Abhand- lung lag ihm offenbar noch nicht vor. und Sedimentgesteinen, erläutert an mikroskopischen Bildern. 531 Gestein ist ein in der Contactzone tun den Ranimber^-Granit meta- niorphosirter Diabas i) und dem entsprechend zeigt seine Ilorn- ') Den Urallt sozusagen als »primären« Gemengtheil anzusehen und danach einen besonderen Gesteinstypus »Uralitit« zu bilden, wie Kloos (Neues Jahrl). f. Min. etc. 1885, II, 1, S. 87 und 88) vorschlägt, können unsere Studien nicht befür- worten. Der Vorschlag, der obendrein von der Betrachtung eines so ungünstig wie möglich aufgeschlossenen und in seiner geologischen Rolle nur unvollständig zu würdigenden Vorkommens ausgeht, gleichwohl aber sich auf die von Liebe so richtig als metamorphosirte Diabase cliaraktcrisirte Ejiidiorite erstreckt, zeigt so recht, wie weit wir noch davon entfernt sind, die Petrographie auf geologischer Grundlage zu treiben. Es konnte ja den Anschein des Praktischen halien, ein beliebiges Gestein, dessen Habitus vorzugsweise durch die üralit genannten Pseudomorphosen darin bestimmt wird, kurzweg Uralitit zu nennen, wie man ehedem kurzweg von Ser- pentin in der Petrographie reden durfte. Wenn aber auf die bewusste Fiction, der Uralit sei ein primärer Gemengtheil, mit dem Worte Uralitit ein classifi- catorischer Gesteinsbegriff gegründet werden soll, der mit Begriffen, wie Granit, Diabas, Diorit, im System aufzuführen wäre, so ist ein solcher Vorschlag von einem so vortrefflichen und geologisch wohlbewanderten Forscher eben nur zu verstehen unter der einseitig mineralogischen Entwicklung, welche die Petrographie seit Haüy (vergl. d. Jahrb. f. 1883, S. 504) genommen hat. Nun hat zwar Kloos ganz neuerdings in seinen sehr willkommenen interessanten, der 50. Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Strassburg gemachten Mit- theilungen »über Uralit und die structurellen Verschiedenheiten der Hornblende etc.« seinen Vorschlag in etwas modificirt, indem er den Uralit nicht mehr als primären, sondern als aussergewöhnlichen secundären Gemengtheil bezeichnet und weiterhin Unterabtheilungen seiner Uralitite, wie »üralitdiabas« und »Uralit- gabbro« schafft, »welche rein mineralogisch und chemisch lietrachtet eine Mittel- stellung zwischen den Diabasen und Gabbros einerseits und den Dioriten anderer- seits einnehmen«. Diese Unterabtheilungen sind zweifelsohne naturgeraässer, als der als Haupt- abtheilung aufrecht erhaltene Uralitit. Auch in der Art und Weise, wie ihr Verhältniss zum Diorit von Kloos betont wird, liegt insofern etwas Richtiges, als es gewiss unter den Dioriten Gesteine giebt, die. , weil ihre Hornblende secundär ist, nicht dahin, sondern zu den Uralitgesteinen gehören. Befriedigt können wir uns aber nicht erklären: Der Petrograph darf eben darum, weil das Gestein in erster Linie ein geologischer Körper ist, da, wo es sich um Classificatious- fragen handelt, keine rein mineralogischen und chemischen Betrachtungen zu Grunde legen. Praktisch besagt ein uralitisirte r oder ampliibolisirter Diabas gewiss mindestens ebensoviel, als ein Üralitdiabas, theoretisch aber müssen w'ir ein solches Gestein, ebenso wie ein chloritisirtes, epidotisirtes, zoisitisirtes, albiti- sirtes, serpentinisirtes etc., im System bei dem Begriff Diabas festhalten so lange sieh eben der Nachweis führen lässt, dass es von Grund aus Diabas ist. Der genetische Zusammenhang der metamorphischen Eruptivgesteine mit den 34* 532 K. A. Lossen, Studien an metamorpliischen Eruptiv- blencle vorwiegend einen recht lebhaften Pleoehroisimis. Das Weitere besaert die besondere Tafel-Erlänternno:. Es hätte nahe gelegen, einen ainiantisirten Diabas ans der regionalmetainorphischen Zone des Südost- Harzes, wie z. B. das interessante Vorkommen ans dem Nenen Gehege bei Wippra als Geofenstück zu Fip-. 1 abzidiilden. Nachdem ich indessen kürzlich an anderer Stelle die Bedeutung der geologischen Bolle der metamorphischeu und speciell der regionalnietamorphischen Eruptivgesteine auf breiterer Grundlage, als sie der Harz allein darbietet, aus dem Zusammenhang des Metamorphismus mit der Faltenveii)iegung (Torsion)'^) in den alten palaeozoischen Gebirgs- keruen zwischen den Ardennen und dem Altvater darzuthun versucht habe, schien mir die Auswahl aus einem anderen, almr dem Südost- Kand des Harzes nahe verwandten Geiuete räthlich. Der Taunus, der Südostrand des Rheinischen Schiefergebirges, dessen bedingte Analogie mit jener Harzgegend zwischen Ilermannsacker und Walbeck (Zone von Wipi^ra) ich bereits 1873 auf der General- versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft in Wiesbaden hervorgehoben habe, bot in dem metamorphosirten Diabas zu Raueuthal aus dem » Glimmer- Sericitschiefer « Karl Kocii’s das Gewünschte. Das Handstück, aus welchem der Dünnschlifl' ge- fertigt worden ist, stammt von Koch selbst her, so dass an seinem Ursprung keinerlei Zweifel aufkommen kann. Es ist dasselbe Gestein, welches mein verstorbener Freund ursprünglich Gabbro, später auf der Karte (Blatt Eltville) und in den Erläuterungen in Uebereinstimmung mit meiner Diagnose Diabas genannt hat. Herr nicht oder weniger metamorpliischen muss im System Idar zum Ausdruck ge- liracht werden, denn das System soll ja nichts sein als der möglichst klare Aus- druck der jeweiligen Erkenntniss. Ein anderweitiges systematisches Verfahren droht dagegen die mühsamsten Errungenschaften zu verdunkeln. ‘) Vergl. Studien u. s. iv., Jahrb. f. 1883, S. 633, sowie Erl. z. ßl. Wippra, S. 45-49, S. 52 ff. Vergl. K. A. Lossen, Ueb. d. Auftreten metamorphischer Gesteine in den alten paläozoischen Gehirgskernen von den Ardennen bis zum Altvatorgebirge und über den Zusammenhang dieses Auftretens mit der Faltenverbiegung (Torsion) in den Sitzungsber. d. Gesellschaft naturf. Freunde z. Berlin, 1885, S. 29 ff., so- wie daraus wieder abgedruckt in diesem Bande dieses Jahrbuches. und Sedimentgesteinen, erläutert an mikroskopischen Bildern. 533 Arthur Wichmann tlao-ea:eii in seinen ledio-licli anf zur Unter- sncluing ihm zngeschiekten Gesteinssclieihen fnsseuden »Mikrosko- pischen Untersnchnngen über die Sericit- Gesteine des rechts- rlieinischen Taunus« l) hat unter Verkennung der deutlichen Eruptiv- structur und irro;eführt über die von mir in meiner Doctordisser- tation über die linksrlieinische FortsetzuuR’ des Taunus ijehrauchte Nomenclatur einen »Sericit-Augitscliiefer« daraus gemacht^). Dieser letztere Namen war ursprünglich für gewisse Schiefer mit porphyr- artig eingesprengten Augit-Körnern, d. h., wie ich neuerdings er- kannte, Diabas- Augit- Resten'^), zu Winterburg, Spall, Argeu- schwang im Kreise Kreuznach von mir gebraucht worden, ist aber in Augit- Schiefer schlechthin umzuäudern oder, falls man die geologische Zugehörigkeit zum Diabas betonen will, in »Diahas- Augitschiefer « oder » regioualmetamorphische Augitschiefer-F acies des Diabas (D.-Tulfs?)«. Das grobkrystallinische Rauenthaler Ge- stein mit sehr charakteristischei’, strahligkörniger Structur ist nun aber gar nicht das rechtsrheinische Aequivalent dieser Augitschiefer, linksrheinisch vielmehr durch den eltenso grobkrystallinischen Diabas (Hyperit oder Gabbro früher genannt) von Schweppen- hausen f) u. a. vertreten, die man stets als echte Eruptivgesteine angesprocheu hat. Wenn Herr Wichmann trotzdem und obwohl er unter den Gesteinsgemengtheilen ausser dem Augit » weisse Leisten eines mikroskopisch feldspathälmlichen Minerals«, Titaneisen, Plagioklas, Viridit, Epidot und Pyrit richtig erkannt hat, sich über die wahre Natur des Diabas täuschen konnte, so zeigt dies eben wieder eiu- *) Verlidl. d. naturli. Vor. i. preuss. Rlinld. u. Westf. 1872, S. 1 ff. Dieselbe Bezeiclmung wendet ancli v. Dkchen noch neuerdings auf das Bauenthaler Gestein an und wiederholt nach Wich.mann’s Vorgang den iivigen Vergleich mit den Augltschiefern von Winterburg, Spall und Argenschwang (Geolog, u. Paläontolog. Uebersicht der Rheinprov. u. d. Prov. Westfalen, 1884, S. 58). Vergl. Studien i. Jahrb. f. 1883, S. 625, Anm.). b Zeitschr. d. Deutsch, geolog. Ges. 1867, Bd. XIX, S, 651 ff. Den Feld- spath dieser Diabase habe ich nicht, wie Wichman.n’s Missvcrständiss glauben macht, als Albit, obwohl dieser häufig auf Klüften der Gesteine angetroffen wird, sondern als »triklinen Feldspatb (Labrador?)« (a. a. 0, S, 652) bezeichnet. 534 K. A. Lossen, Studien an metaniorpliischen Eruptiv- mal, dass die mikroskopische Uiitersuchnng der Gesteine mid zumal der metamorphischeii eine Loslösung von der geologischen Grundlage petrographischer Forschung nicht verträgt. Ueherdies muss mau billigerweise in Rechnung ziehen, dass zu jener Zeit (1877) die bahnbrechende Zirkel Ache Schule sich noch nicht jene Schärfe der Mineral -Diagnose unter dem Mikroskop angeeignet hatte!), -vvelche wir der auf Desoloizeaux’s Resnltateu fassenden, meisterhaften Methode H. RoSENBUSCifs verdanken. Nur so wird b Aus diesem Grunde sind die mikroskopischen Nachweise über Orthoklas in den Taunus-Gesteinen durch A. Wichmann, da sie von diesem Forscher nicht durch andere Untersuchungsmethoden controllirt worden sind, bis auf den heutigen Tag angesichts des hohen Natrongehalts der Lisx’schen Analysen unsicher. Ich habe nun selbst die Forschung weitergelührt und es liegen zwei im Laboratorium der kgl. Bergakademie ausgeführto Analysen vor, welche den Beweis erlnüngen, dass es neben den Albitgesteinen in der That auch Orthoklas- Gesteine im Sfldost- rande des Rheinischen Schiefergebirges giebt. Dieselben betreffen das kaum sericitisehe Porphyr-Gestein unterhalb des Bahnhofs Rüdesheim (I) und den »körnig tlasrigen Sericitgneiss« (Koch) des Districts Burg bei Rambach (II); zum Vergleich dienen : Analyse III. Porphyroidischer Sericitgneiss von Hellestein l:>ei Rupiperts- hain mit Orthoklas und Albit; Analyse IV. Quarzreicher Sericitadinolschiefer I. II. HL IV. V. VI. Si02 66,42 77,08 74,99 73,97 56,58 56,39 Ti02 0,05 0,26 0,56 0,11 — 0,81 Ab O3 16,76 11, .50 11,77 14,72 22,21 15,12 FesOs 1,22 0,39 2,22 1,46 3,23 7,04 FeO 0,62 0,82 0,76 0,78 2,42 3,01 MgO 0,37 0,05 0,18 0,57 0,19 3,86 CaO 0,32 0,11 0,53 0,22 0,88 2,87 Nu2 0 1,26 0,87 4,24 3,45 4,33 7,49 ILO 12,55 7,97 4,49 3,49 6,40 0,75 H2O 1,05 0,47 0,46 1,10 3,07 2,11 P2O5 Spur 0,05 0,09 0,27 0,09 0,45 SO3 0,71 0,13 — 0,09 0,06 0,11 CO2 0,03 0,07 0,02 Spur 0,07 0,05 101,36 99,77 100,31 100,23 99,53 100,05 V. G. 2,56 2,603 2,709 — 2,76 2,788 (Hampe) (Pofahl) (Starck) (Pufahl) (Ewald) (Pufahl) von Stromberg (vergl. Lossen i. Zeitschr. d. Deutsch, g eol. Ges. 1867, XIX. ßd.. S. 572- — 575 und Koch, ds. Jahrb. f. 1880, S. 201); Analyse V. »Q uRrzarnier, albitreicher, chloritischer Sericitgneiss« von Winterlmrg, gegen VVinterbach hinzu (Lossen, a. a. 0. S. 57.) — 576, wegen dos Chlorit- und Sericit- Gehalts vergl. jedoch Anm. 1) auf S. 535 dieser Abhandlung), entsprechend dem »Grünen Zonen gneiss« (Koch) »mit rothen Schnüren und Zonen« bei Wichmann, a. a. 0. S. 26, und Sedimentgesteinen, erläutert an mikroskopisdien Bildern. 535 es verständlicli , wie Herr Wichmann dazu gelangen konnte, die amiantartia;e Hornblende trotz des zu 125^ von ihm gemessenen Prismenwinkels und trotz ihrer nicht sowmhl Idättrig- als vielmehr nadelig-filzigen oder schilfartigen, bärtigen und kammartigen Aggre- gationsformen mit Sericit zu verwechseln , während die einfache Eeobachtung der Auslöschimgsschiefe und zwar der für die Horn- blende charakteristischen eine solche Verwechselung nicht zuge- lassen haben würde. Lehrreich ist aber diese irrige Deutung doch wieder insofern, als sie uns so recht den schwachen^) oder man- gelnden Pleochroismus dieser Hornblende kundgiebt. Es soll hier indessen nochmals hervorgehoben werden, dass das Vor- und Analyse VI. Epidotlialtiger »Sericit- Hornblendeschiefei’« (A. Wichmann, a. a. 0. S. 28 und Kocti), besser -wohl Grünschiefer, da der Sericit, wenn überhaupt vorhanden, hier keine -wesentliche Rolle spielt, neben der Hornblende aber Albit und E2jidot deutlich hervortreten. Aus diesen vier letzten Analysen, sowie aus den älteren , sehr sorgfältigen Analysen Lisx’s vmd aus den seiner Zeit von mir (a. a. 0. S. 557 — 559) mitgetheilten Sonderanalysen der mit vieler Mühe unter der Lupe ausgelesenen Körnchen des Albits aus dem grobkürnig- flasrigen, quarzreichen , glimmerhaltigen Sericitgneiss von Schwejipenhausen geht ganz unzweideutig die Anwesenheit des Albits als Gestoiiisgemengtheil in Gesteinen des rechts- und linksrheinischen Taunus hervor. Aber auch die von mir (a. a. 0. ebendaselbst) mitgetheilten Analysen des Albits aus dem »quarzarmen, albitreichen, chloritischen Sericitgneiss« von Argenschwang zählen zu diesem ?Beweismaterial, denn wenn sie sich auch auf eine sehr grobkrystallinischo, f'2 Zoll bis b'2.Fuss breite Zone oder Schnur in diesem Gestein jbeziehen, so istj diese letztere doch keineswegs eine nachtrügliche Gang-, Kluft- oder Drusen ausfidlung , sondern lediglich eine mächtigere, grobkrystallinischere Anschwellung jener feinkrystalli- nischen albitischen Lagen, die in dem albitreichen Gestein von Winterburg (Analyse V.) vorhanden sind. Wenn K. Koch seiner Zeit (1874) gesagt hat, »das Material zu diesen (Albit ) Analysen wurde aber stets in Krystallaus- scheidungen auf Drusen und Klüften entnommen« und Herr A. Wichmann dies wiederholt hat, so ist das unrichtig und gegenüber dem Umstand, dass ich selbst in den die Mittheilung der Analysen einleitenden Worten ( a. a. 0. S. 558, Zeile 15 v. oben muss es daselbst »enthält« statt »enthalten« heissen), die Bedin- gung gestellt habe, den Albit als Gesteinsgemengtheil zu analysiren, geradezu unver- ständlich. Ich habe in der Aprilsitzung 1878 der Deutschen geologischen Gesell- schaft und 1880 Herrn Wichmann persönlich die Gesteine, deren Albite gesondert analysirt sind, vorgelegt, ich würde es auch nicht mehr für nöthig erachtet haben, hierauf zurückzukommen, wenn nicht Herr v. Dechen’s Darstellung der Taunusgesteine dazu aufforderte. ^) Schwachen Pleochroismus — gelblich und grünlich — besitzt auch der echte Sericit hier und da; stärker pleochroitische, lebhaft grün gefärbte Glimmer- mineralien in Gesteinen des Taunus oder seiner linksrheinischen Fortsetzung, die 536 K. A. Lossen, Studien an metamorphisclien Eniptiv- herrschen stark pleochroitischer Horul;)leudeii in den anf dein Wege der Contactmetainorphose ningebildeten Diabasen gegenüber dem schwächeren oder fehlenden Pleochroisnms desselben secnndären Minerals in den regionahnetamorphisch veränderten Diabasen znnächst nnr für paläoplntonische Gebiete und anch hier nur als relative, nicht aber als absolute Erfahrungsregel geltend gemacht werden kann. Die Studien über die secnndären Ilorubleudebildnugeu in den metamorphischen Eruptiv- und Sedimentgesteinen können keines- weis zum 550 H. Bücking, Gebirgsstönmgen südwestlicli vom Thüringer Wahl. Sehwarzathal von Rötli begleitet, dem au einer Stelle auch noch Wellenkalk auf lagert; nur am westlichen Abhang des Schwarza- thaies treten die höheren Schichten des mittleren Buutsandsteines direkt an die Kluft. Es wurde schon erwähnt, dass von dem nördlichen Ast eine Störung in’s Hangende sich abzweigt. Diese Verwerfung, welche durch eine weitere Erstreckung ül)er Viernau hinaus ausgezeichnet ist, nimmt ihren Anfiuig etwa 1 Kilometer westlich vom Busch- berg, nahe an der Stelle, wo die Strasse von Christes nach Vier- uai\ die nördliche Grenzlinie zwischen Bröckelschiefer und fein- körnigem Sandstein schneidet. Ihr Verlauf ist anfänglich, so lange er sich im feinkörnigen Sandstein vollzieht, nicht recht deutlich; nur das Schichtenfalleu längs eines Feldweges, der au dem Schnitt- punkt der Niveanknrve 1250 Fuss mit der Strasse Christes-Viernau von letzterer (in südlicher Kichtuug) sich abzweigt, lässt keinen Zweifel über die Lage der Verwerfung. Genauer bestimmt wird sie aber weiter östlich da, wo über den mittleren, groben Bnut- sandsteiu eine Ueberschiebnng des unteren feinkörnigen stattge- fimdeu hat. Recht bezeichnend für die eigeuthümlichen Verhältnisse in dem besprochenen Störungsgebiet ist (Tafel XXX) Profil 1, welches (in der Richtung AB') au dem Westgehäuge des Schwarza- thals unterhalb Viernau quer zu den drei hier vorhandenen Längs- störuugeu gelegt ist. Es folgen in demselben 3 Ueberschiebuugen in kurzen Abständen hinter einander, sämmtlich von immerhin nicht unbeträchtlicher Sprunghöhe, deren Bedeutung namentlich dadurch noch grösser wird, dass zwei von diesen Wechseln, der nördlichste und der südlichste, anscheinend dii’ekt mit dem Ab- bruch der jüngeren Schichten am Rand des älteren Gebirges bei Benshansen und Albrechts in Verbindung stehen. Die Lagerungsverhältuisse in dem nördlich und südlich von der Störung vorhandenen Buutsandstein sind ausserordentlich ein- fach, da die Schichten mit der Entfernung von der Dollmarstörung sich immer mehr verflachen. Das ganze Gebiet zwischen Viernau und Springstille wird von feinkörnigem Bnntsandstein eingenommen, auf welchem auf der Höhe zwischen Springstille und Steiubach- H. ßücRiiNG, Gel)irgsstörniigeii süd westlich vom Tliüringer Wahl. 551 Ilallenber" eine Decke von mittlerem Bimtsandstein , nur wenia: "eKen Norden einfallend, aufriilit. Auch über die Entwicklung der einzelnen auf der Karte zur Ausscheidung gelangten Schichtensysteme ist nichts Weiteres nach- zutragen. Nur bezüglich der Ausbildung des Bröckelschiefers westlich von Viernau wäre zu bemerken, dass demselben hier zwei nicht ganz 1 Meter mächtige Bänke groben Sandsteins — ganz analog der Entwicklung bei Salzungen — eingelagert sind, welche an dem Weg von Viernau nach dem Steinrücken recht gut beoliachtet werden können. Ausserdem l)esitzen die untersten Schichten des feinkörnigen Sandsteins vom Buschbeig bis östlich vom Schwarzathal eine auffallende gelbe Farbe, an der sie be- sonders leicht kenntlich sind. Gleich wie in der Gegend von Schmalkalden, so existiren auch in der weiteren Umgebung von Viernau, besonders näher an dem Thüringer Wald, eine grössere Anzahl von Verwerfungen, welche zu einander in nahe Beziehung treten, indem sie einmal eine grosse Aehnlichkeit in ihrem Bau erkennen lassen, dann al)er auch viel- fach mit einander anastomosiren. Namentlich sind zwei Verwer- fungen, welche eine Stunde nördlich von der Viernauer Störung bei Steinbach-Hallenberg beobachtet wurden, von besonderem In- teresse, da, wie aus ihrem Verlaufe hervorgeht, der jetzt klarer erkannt ist, als auf Tafel 1 im Jahrbuche von 1882 angedeutet werden konnte, sie mit den Verwerfungen bei Schmalkalden in Verbindung stehen. Die eine Störung ist an der steilen, etwa 40 Meter hohen Felswand gegenüber dem Schlosshotel in Steinbach-Hallenberg sehr deutlich aufgeschlossen. Diese Stelle verdient auch noch aus dem Grunde erwähnt zu werden, weil an ihr — also fast in der Mitte zwischen den grossen Grauitgebieten von Brotterode und Zella-Mehlis — Granit, allerdings nur in geringer Ausdehnung, hervortritt. Schon Heim (Thüringer Waldgeb. II, 2, 237) hielt das Auftreten von Granit in der Nähe von Steinbach-Hallenberg für wahrscheinlich; aber wirklich aufgefundeu hat ihn meines 552 H. Bücking, Gebii'gsstüruugen siulwestlicli vom Thüringer Wald. Wissens zuerst Herr Beyrich, als er, von Herrn Frantzek und mir begleitet, die Verwerfung an dieser Stelle untersuchte. Ein ziemlich ansehnlicher Granitfelseu wird, wie es die Skizze (Taf. XXX, Profil 2) andeutet, von einem Quarzporphyrgaug durch- setzt und von einem mächtigen Gang von Glimmermelaphyr be- deckt, der als Hangendes schwarze Schieferthoue des unteren Roth- liegenden besitzt. Unter den Granit fällt der feinkörnige Sand- stein ein, dessen Schichten stark aufgerichtet sind und in zahl- reichen Ablösungen, und geglätteten, mit dünnem Quarzüberzug bedeckten Harnischen, Spuren des hohen Druckes aufweisen, dem sie einst ausgesetzt waren. Es ist also auch an dieser Verwer- fung gerade wie an den Störungen bei Viernau, ein Einfallen der Schichten gegen das Gebirge, ein sogenanntes »widersinniges Fallen« derselben, vorhanden. Die ganze Erscheinung erinnert sehr an die Verhältnisse an der Klinge bei Laudenbach unweit Brotterode, wo bekanntlich der Zechsteiu, welcher dort ein Eisensteiuflötz einschliesst, unter den Granit einfällt i). Merkwürdigerweise liegt diese Verwerfung genau in der Fortsetzung der Steiubach- Hallenberger Störung. Ob aber beide mit einander in Verbindung stehen, lässt sich zur Zeit noch nicht sagen; die letztere ist in nordwestlicher Richtung, also nach Laudenbach hin, bis jetzt nur Ins nach Struth verfolgt worden. In dieser Erstreckung gehört sie zum grössten Theil dem eigentlichen Gebirge an, in welches sie alsbald westlich von Steinbach -Halleuberg, wo sie den Gebirgsraud verlässt, eintritt. Besonders deutlich gekennzeichnet ist sie zwischen Rotterode und Struth, durch das scharfe Abschneideu anfänglich des oberen Rothliegeudeu, daun des Zechsteius gegen das mittlere Rothlie- gende, welches die Abhänge des Kirchholzes, der Birkliete und des Körubergs ausschliesslich zusammeusetzt und bis zum Kamm des Thüringer Waldes ansteigt, wo ihm stellenweise oberes Roth- liegendes aufruht. Nur am Ende des Ebertsgrundes, da, wo die Störung das Asbacher Thal durchquert, hat umgekehrt ein Absinken des Zech- *) Vgl. Danz und Fuchs, Physikal. - topograjih. Beschreibung des Kreises Schmalkalden. Taf. V, Fig. 11. H. Bücking, Gebirgsstörangcn siidwestlicli vom Tliüringer Wald. 553 Steins auf. der Nordseite gegen das mittlere Rothliegeude im Süden stattgefnnden , eine Erscheinung, die, wie aus den Lagernngsver- hältuisseu auf der Helmers zngewendeten Thalseite folgt, nur von ganz lokaler Bedeutung ist. Die zweite Störung bei Steinhach-Hallenberg zweigt sich von der ersten auf der östlichen Thalseite innerhall) des Bnntsandsteius, also im Liegenden jener Verwerfung, ab und verläidt anfänglich in i'ein westlicher Richtung bis in die CTegend von Altersbach, um daun allmählich in ein nordwestliches Streichen, wie es am Fusse des Ringberges bei Näherstille resp. Asbach beobachtet wurde (vgl. Taf. I, im Jahrbuch für 1882), einzuleukeu. In diesem ganzen Verlauf westlich von Steiul)ach-IIallenl)erg ist der scharfe Abbruch, welchen der Buntsaudsteiu au dem Rothliegeuden er- litten hat, charakteristisch. Nur in der südöstlichen Fortsetzung der beiden vereinigten Steiubach-Halleuberger Verwerfungen ist eine gleich scharfe Grenze des Gebirges gegen das Vorland be- merkbar; nordwestlich in der Gegend von Schmalkalden tritt sie nirgends so deutlich hervor. Wie schon oben erwähnt wurde, besitzt der Buntsandstein zwischen Springstille und Steiubach-Hallenberg ein schwaches, nach Norden gericlitetes Einfällen. Vlit der Annäherung an die Ver- werfung wird dieses Fiutällen immer steiler, und die Folge hier- von ist, dass südlich von Altersljach über dem Unteren noch der Mittlere Bnutsandsteiu , au der Verwerfung eingesunken, anftritt. So bleiben die Verhältnisse bis zum Fusse des Riugbergs; die Verwerfung entspricht hier der Grenztläche des Quarzjmrphyrs gegen den Bnntsandstein. Weiter nach Westen hin scheint sie dann den Gebirgsraud zu verlassen und ganz iimerhalb des Bunt- sandsteins fortznsetzen ; bei der bedeutenden Vlächtigkeit des fein- körnigen Sandsteins in der Umgegend von Schmalkalden - ca. 300 Vleter — und der ziemlich gleichmässigeu petrographischen Beschaffenheit fehlt es für ihren Nachweis nur an sicheren An- haltspunkten. Einen solchen liefert aber im Schmalkaldethal die starke Süsswassercpielle, welche zwischen Schmalkalden und Weide- brunu in der Thalsohle mitten aus dem Buntsaudsteiu hervorbricht. 554 4L Bücking, Gebirgsstörimgen südwestlich vom Thüriager Wald. SO reich an Wasser, dass sie wohl ohne Bedenken als die stärkste Quelle des Thüringer Waldes angesehen werden darf. Die Wasser- inenge der ziemlich entfernt von bewaldeten Bergen entspringenden Quelle — der Volksmnud nennt sie »das Gespringe« — findet durch die Annahme, dass sie ans jener Verwerfung kommt, die natürlichste Erklärung. Zudem ist schon früher eine Verwerfung zwischen Mittlerem nnd Unterem Bnntsandstein in etwa 1 Kilometer Ent- fernimg nordwestlich vom Gespringe von mir nachgewiesen worden, welche vom Sommerberg bei Hessles Q herkommt nnd wahr- scheinlich sogar bis nach Liebensteiu hin fortsetzt. Dieselbe hat das gleiche Streichen, wie die von Steinbach- Hallenberg aus- gehende Verwerfung; sie nimmt eljenfalls ihre Richtung nach dem Gespringe nnd kann deshalb wohl mit vollem Rechte mit der Störung von Steinbach-Hallenberg in Verbindung gebracht werden. Wir sehen hieraus, dass im südwestlichen Theile des Thüringer Waldes Verwerfungen in grosser Anzabl vorliegeu, die bei einem im Allgemeinen recht ähnlichen Bau vielfach mit einander ano- tomisiren, im Ganzen aber ein dem Gebirgszuge paralleles Streichen beobachten. Einige der Verwerfungen bezeichnen die Grenze des Gebirges gegen das Vorland; ein Theil derselben tritt auch wohl in das Gebirge selbst hinein, ein anderer Theil in das Vorland und entzieht sich in dem hier herrschenden Buntsandstein der ffe- naueren Verfolp’UDg;. Andere Verwerfungen verlaufen auf weite O O ö Strecken ganz in dem Vorlande, in einer bestimmten Entfernung von dem Rande des Gebirges, und im Allgemeinen demselben parallel ; nur an einzelnen und weniger besser aufgeschlossenen Stellen kann man auch bei ihnen beobachten, wie sie Abläufer nach dem Gebirgsrande hinsendeu, oder selbst schliesslich ihre Streichrichtung nach dem Gebii'g nehmen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass alle diese Verwerfungen mit der Herausbildung des nördlichen Thüringer Waldes in seinem jetzigen Umfange im engsten Zu- sammenhang stehen. Da nnn einzelne der Verwerfungen, wie z. B. bei Viernau und Steinbach-Hallenberg, als Ueberschiebuugen b Vergl. auch Jahrbuch der geolog. Landesanstalt 1880, S. S)0 u. 91, sowie Kärtchen 3 auf Taf. II. H. Bücking, Gebirgsstöriingeii südwesilicli vom Tliüringer Wald. sich darstelleii mid solche ohne seitlichen Dmck oder Schnb nicht wohl denkbar sind, andere Verwerfungen aber, wie z. B. die Stahl- hergstörung bei Seligenthal — und in gleicherweise auch der Ab- bruch, welcher am nördlichen Bande des Thüringer Waldes östlich von Eisenach vorliegt und jüngst von J. G. Bornemann zur Dar- stellung gekommen ist — auf grosse vertikale Seukuugeu, in ein- zelnen Fällen auch wohl auf Hebungen hindeuten, etwa durch seitlich wirkenden Druck veranlasst, so muss der nördliche Thüringer Wald seine Entstehung grossen Senkungen seitlich stai’k zusammen- gepresster Gebirgsschichten verdanken. Sein Alter würde das gleiche, wie das der genannten Störungen sein; und da diese, wie ich nach dem Vorgänge von Emmrich schon früher (Jahrh. der geolog. Landesanstalt für 1882, p. 37 ft‘.) Iietont habe, sehr wahr- scheinlich ihre jetzige Ausdehnung erst in der Tertiärzeit erlangten, würde die Herausbildung des nordwestlichen Thüringer Waldes in seinem jetzigen Umfange erst in der Tertiärzeit erfolgt sein. Alan müsste sich dieselbe vor dem Beginn der vidkanischen Aus- brüche in der Khön, zu welchen sie höchst wahrscheinlich den Anstoss gegelien hat, im Wesentlichen vollendet denken und hätte den Erderschütterungen, welche die vulkanischen Erscheinungen begleiteten, nur noch einzelne nicht durchgreifende Veränderungen in dem Bau des Gebirges zuzuschreiben. b Jahrbuch der geolog. Landesaustalt für 1883, Taf. XXIII. Tulotoma Degeiiliardti Dunker und Ebert, liebst einigen Bein erklingen über die Gattung Tnlotonia. Von Herrn Th. Ebert in Berlin. (Hierzu 5 ZinkograpLien.) Die Siibafattiina: Tulotoma wnrde von Haldeman auf Grund der lebenden Paluclina magnifica Conr. anfgestellt für dickschalige, nngenaljelte Palndinen, welche sich durch ein kreiselfönniges Ge- häuse, abgeplattete, gekielte, mit Knotenreihen versehene Win- dungen nnd einen verkalkten Deckel mit einfachem Nuclens ans- zeichnen. Lebend kennt man mit Sicherheit mir 2 Arten, T. magnifica Conr. nnd T. bimoniUfera Lea'^), beide aus Amerika (Alabama etc.), welche von einigen Autoren auch unter T. magnifica vereinigt werden. Ans China ist eine verwandte Form von Nevill als Magaria nielanoides beschrieben worden, eine andere von Schütze als Paludina ciuadrata. Doch dürfte beider Stellung zu Tulotoma zunächst noch unsicher sein. Fossil finden wir eine Reihe von Tnlotomen im Miocäu Sla- vouieus, die von Brusina^), Neumayr^) und Fuchs 5) als Vivi- Binne\ und Bland, Land and Fresh Water Shells of North America. Sniithsonian Miscellaneous Collections. Bart III, p. 33. Washington 1869. G. Nevill, New or little - known Mollusca of the Indo-Malayan Fauna (from the Journal Asiatic Society of Bengal. Vol. I, Part II, 1881. 3) Beusina, Fossile Binnenmollusken aus Dalmatien, Croatien u. Slavonien. Agram 1874, S. 71 ff. *) Neumaye, Beitr. z. Kenntniss fossiler Binnenfaunon (Jahrb. d. K. K. geol. Reichsanstalt, Bd. XIX, S. 375 ff.) und Neu.mayr und Paul, die Congerien- und Paludinen-Schichten Slavoniens. (Abhandl. d. K. K. geol. Reichsanstalt, Bd. VH, Heft 3, S. 54 ff.) ^) Fuchs, Beitr. z. Kenntniss fossiler Binnenfaunen, III. (Jahrb. d. K. K. geol. Reichsanstalt, Bd. XX, 1870, S. 277 ff.) Th. Ebekt, Tulotoma Degenliardti Dunker und Ebert etc. 557 pareii beschrieben wurden. Es gehören Inerher F. Zelebori IIoernes, V. lloernesi Neum. , V. Sturi Neum. , V. Strossmayriana Pilar und Andere. Ein Theil derselben ist auch von Sandberger unter der Grattung Tulotoma erwähnt. Ausserdem kennt man nur noch eine dieser Gattung angehörige Art aus Amerika, und zwar aus der Laramie- Gruppe, den Grenzscliichten zwischen Kreide und Eocän, welche White T. Thompsoni benannt und Ijeschrieben hat. Diese Thompsoni war also bislang die älteste bekannte derartige Form. Nun sandte kürzlich Herr Bergrath Degenhardt in Obern- kircheu an Herrn Dr. Branco einige Exemplare einer Schnecke aus dem Wealdeu, welche dieser mir gütigst zur Bearbeitung überliess, und die ebenfalls der Gattung Tulotoma angehören. Dieselben wurden nach Mittheilung des Herrn Degenhardt beim Abteufen des Schachtes WFi in etwa 62 Meter Tiefe in einem thouigeu Mergel gefunden, ungefähr auf der Grenze zwischen Strückmann’s oberem und mittlerem Wealdeu. »Vor etwa 12 Jahren soll sich diese Form unter älmlicheu Verhältnissen im Kuust- schacht HI, der etwa 1600 Meter östlich WPi liegt, gefunden haben, ist also, wenn auch nur in einer dünnen Lage, ziemlich verbreitet, aber bisher übei’sehen«. Oberhalb oder unterhalb der erwähnten Schicht ist dieselbe nicht wieder angetrofien worden, mithin im Gegensatz zu den übrigen glatten Paludineu des Wealdeus ein seltenes Vorkommen. Jedenfalls verdient diese Art, als ältester Repräsentant der Gattung, ein besonderes Interesse, namentlich da ihr Vorkommen für theoretische Betrachtungen, wie ich unten zeigen werde, von Bedeutung ist. Wie aus Briefen des verstorbenen Geh. Rath Dunker in Marburg an Herrn Degenhardt hervorgeht, haben ersterem die- selben Exemplare Vorgelegen, sind von ihm als neue Species er- kannt, und als T. Degenliardti bezeichnet, aber weder beschrieben G Sandberger, Land- und Süsswasser-Concliylien der Vorwelt, S. 694. White, Contributions to Paleontologie, No. 2 — 8, S. 100 (extracted from tbe twelfth animal report of tlie u. s. Survey for the year 1878). Washington 1880. 558 Th. Ehert, Tnlotoma Degenhardti Bunker und Ebert, noch liegründet worden. Nach dein mir vorliegenden Material ist die T. Degenhardti gnt zn charakterisiren. Von den abgebildeten Stücken hat das grösste Exemplar (Fig 1) 34,5 Millimeter Höhe und 28 Millimeter Breite; das kleinere (Fig. 2) 17 Millimeter Höhe und 14 Millimeter Breite; ein Drittes nicht abgebildetes Exemplar 25 Millimeter Höhe und 21 Millimeter Breite. Die übrigen Stücke waren verdrückt. Das Gehäuse ist stumpf kegelförmig und treppenartig ab- gesetzt, die Schale dick. Das grösste Stück mit abgebrochener Spitze besteht aus 5 Windungen, zn denen, nach den kleineren Exemplaren mit erhaltener Spitze zu urtheilen, auch nur noch eine embryonale Windung hinzxdiommt. Die letzte Windung nimmt mehr als die Hälfte der ganzen Schaleuhöhe ein (bei dem Exemplar Fig. 1 2 1 Millimeter). Die ersten beiden Windungen sind glatt (Fig. 2), bei der dritten stellt sich ein Kiel in der unteren Hälfte ein, zu dem sich in den folgenden Windungen noch ein zweiter im oberen Theil an der Naht gesellt. Znei’st sind diese Kiele glatt, der obere breit, der untere scharf, daun werden sie stumpfer und zerfallen in Kuoteureihen, die sich jedoch in der Schlusswindnng wieder verwischen, so dass nur zwei mehr oder weniger breite und stumpfe Kiele verbleiben. Zwischen beiden Kielen findet sich nebst einigen Bemerkungen über die Gattung Tulotoma. 559 eine Depression, die mit dem Alter an Tiefe zunimmt. Der untere Theil der Windungen, von dem unteren Kiele ab, schnürt sich nach der Naht zu ein. Auf der Schlusswinduno; zeisfeu sich auf der Basis 3 bis 4 Spiralen, von denen die oberste mit Knötchen versehen ist. Durch das stärkere Hervortreten der Anwachslinien, die das ganze Gehäuse längsgestreift oder gerunzelt erscheinen lassen, ist die Basis bisweilen gegittert. Die Mundöflhung (Fig. 3 u. 4) scheint eiförmig zu sein, die Mundräuder sind zusammeuhäugend. Der scharfe Aussenrand war au sämmtlichen Exemplaren zer- brochen. Von den bisher bekannten Arten weicht T. Degenhardti in mehrfacher Beziehung ab. ln der stumpf-conischeu Gestalt er- innert sie au T. Thompsoni. Die gewölbte Basis dagegen, die Anordnung der zahlreicheren Knoten und die Vertiefung au der Naht unterscheiden sie sofort von dieser. Von den slavouischeu Arten kommen nur die auf den Kielen mit wirklichen Knoten versehenen Arten in Betracht. Von diesen steht wohl T. Strossmaynana Pilar der uusrigen am nächsten. Hi er bilden aber bei T. Degenhardti die Spiralen auf der Basis sowie das stäi’kere Hervortreteu des unteren Kieles gegenüber dem oberen genügende Unterscheidungsmerkmale. Es erübrigt noch, über die Berechtigung der Gattung Tulo- toma einiges zu bemerken. Haldeman und ihm folgend Binney haben unter Tulotoma F ormen begriffen, welche folgender Charakteristik genügen : Shell thick, pointed-conic, imperforate; whirlsflatteued,nodulous, carinated, with a dark olivaceous epidermis; peristome thin, contiuuous«. Diese Charakteristik war basirt auf eine einzige Art, die magnifica, und es ist daher nicht zu verwundern, dass nach Entdeckung weiterer hierher gehöriger Arten, die theilweise nicht in allen Punkten mit dieser Detiuitiou der Gattung übereiustimmteu, die Frage entstand, ob diese Begrenzung von Tulotoma^ resp. über- haupt die Gattung als solche aufrecht erhalten bleiben könne. Brusina verneint letzteres unbedingt. Er sucht durch Uebergäuge der glatten Viviparen in gekielte, und dieser wieder 1) a. a. 0. S. 17 u. 20 ff. Th. Ebbrt, Tulotoma Degenliarciti Üünkek und Ebert, 5no in die mit Knoten versehenen nachznweisen , dass die in der IIaldeman -BiNNEY’schen Charakteristik enthaltenen Ausdrücke nodnlons und carinated, als nicht charakteristisch fortfallen müssten und dass deshalb, da auch der Deckel fossil nicht bekannt sei und so jedes genügende Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Gattungen fehle, Tulotoma entschieden einzuziehen sei. Auch Neumayr 1) führt aus, dass eine bestimmte, natürliche Grenze zwischen Vivipura und Tulotoma nicht vorhanden sei. Bei ihm kommen aber zii dem BRUSlNA’scheu Beweise neue Momente hinzu. Es lassen sich nämlich Formeureihen verfolgen, deren glatte Viviparen-Glieder in den älteren, deren der Tulotoma sich nähernde Glieder in den jüngeren Palndineuschichten gefnuden werden, während Tulotomen selbst in den jüngsten dahingehörigen Ablao[eruua:en auftreten, so dass damit die Entwickeluuof der Tulotoma aus Vivipara erwiesen wäre. Ausserdem aber zeigt es sich, dass aus einer glatten Vivipara sich zwei Formenreiheu ent- wickeln können, die jede Tulotomen als Endglieder hat. Da er schliesslich nur bei einer Formenreihe Deckel nachgewieseu hat, die obendi’ein durch die subcentrale Lage des Nucleus von dem Deckel der magnißca abweicheu, so kommt er zu dem Schluss, dass die Abgrenzung der Gattnug jedenfalls eine künstliche bleiben werde, und dass das Auftreten eines Kieles als entscheidendes Kriterium betrachtet werden müsse. Sandberger dagegen nimmt die Gattung als »trefi’lich be- gründet« au, wobei er sich hauptsächlich auf einen von Neumayr in Begleitung der T. stricturata gefnndeueu Deckel stützt, der in keinem wesentlichen Merkmal von dem der magnifica abweicheu soll. Gleicher Ansicht ist White ^), der ferner Bezug nehmend auf die nahe Verwandtschaft zwischen V. trochiformis M. n. H. und seiner T. Thompsoni geneigt ist, auzuuehmen, dass Tidotoma und Vioijyara einen gemeinsamen Ursprung in einer noch uube- kauuteu Form einer früheren geologischen Epoche haben. b a. a. 0. Abhandl. d. geol. Reichsanstalt, S. 72. a. a. 0. S. 694, Anmerkung. a. a. 0. S. 101 n. Third aunual report of the ü. S. geol. survey, 1881 bis 1882, S. 468. nebst einigen Bemerkungen über die Gattung Tnlotoma. 561 White und Neumayr wurden also durch die Verwandtschaft der Gattungen auf eine Descendeuzreihe geführt, deren Anfangs- glied bei Neumay'R Vioipara selbst, das Endglied Tulotoina ist, während White für beide eine dritte, noch zu entdeckende Form als Anfangsglied betrachtet. Nach den geologischen Momenten, welche die paläontologischen Beobachtungen Neumayr’s begleiten, dürfte seine Ansicht wohl die meiste Wahrscheinlichkeit für sich haben. Jedenfalls beweist aber das Vorkommen der Tulotovia in den Laramie - Schichten , sowie nun neuerdings im Wealden, dass in diesem Fall der erwähnte Eutwicklungsprocess unter ähnlichen Natur -Verhältnissen (Aussüssung etc.) mindestens schon einmal, wenn nicht mehrere Male, vor sich gegangen sein müsste, so dass T. Degenhardti und T. Thompsoni entweder eine gemeinsame oder zwei verschiedene noch unbekannte Viviparen als Stammform hätten. Unter den übrigen Paludiuen des Wealden, so viel ist sicher, befindet sich bis jetzt weder eine Stamm- noch eine U ebergangsform . So lange aber diese Desceudenz-Frage noch so Manches in sich birgt, was der endgiltigen Lösung harrt, halte ich es für richtiger, die Gattung Tulotoma bestehen zu lassen, und zwar in der ur- sprünglichen Begrenzung, wobei ich jedoch, nach Neümayr’s Vor- gang, Vorschlägen möchte, den Schwerpunkt auf »carinated« nicht auf »nodulous« zu leo-en. Es würden dann auch noch einio-e O O amerikanische Formen zu Tulotoma zu ziehen sein, z. B. V. trochi- formis M. u. H., welch letztere eventuell ein Zwischenglied zwischen Thompsoni und der unhekaiinten Stammform sein könnte. Jeden- falls dürfte von wenigen Paläontologen die Ansicht Brusina’s getheilt werden, dass der Paläontologe Tulotoma anzuerkennen nicht geuöthigt sei, da Vioipara für ihn Vioipara bleibe, ob auch das Gehäuse knotig und gekielt sei, selbst wenn die Verschiedenheit des Deckels oder gar des Thieres bei den recenten Arten ei’wiesen wäre. Jahrbuch 1884. 36 Kersaiitit im Culm von Wüste waltersdorf in Schlesien. Vou Herrn E. Dathe in Berlin. Die untere Abtheilnng des carbonisclien Systems, der Cnlin, besitzt in Niederschlesien eine weite Verbreitung. Mau kann da- selbst, wie schon K. v. Raumer mit seinem Uebera'anarsa-ebira'e that, zwei grössere Culmgel)iete unterscheiden; nämlich ein nörd- liches, dem weitverbreitete Schichten in der Gegend von Laudes- hut-Freibnrg zngezählt werden müssen, und ein südliches, dem ausgedehnte SchichtenfoGen der Geajend Glatz- Wartha-Sill )erberp; angehören. Zwischen Imiden Gebieten liegt der Hausdorfer Cnhn, von welchem mau früher annahm, dass er eine vollständig isolirt liegende Partie bilde. Durch eine schmale Gesteinszone, bestehend aus Grauwacken, Gabbroconglomerat (Haferlehue bei Köpprich) und Gueisscouglomerat (Eiseukoppe bei Volpersdorf), tritt er, wie neuerdings von mir unzweifelhaft nachgewieseu wurde, mit dem siidliclien Culmterritorium, dem Glatzer Uebergangsgel)irge Raumer’s oder der Glätzer Grauwacke Beyrich's bei Volpersdorf in Ver- bindung. O Drei kleinere Culmpartieen finden sich mitten in der Gneiss- formation des Euleugebirges bei Wüstewaltersdorf, Altfriedersdorf und Steinkunzendorf. b Oie Variolit- iübrenden Culm - Congiomerate bei Hausclorf. Jahrb. 1882, S. 235. -) Zeitsclir. d. Deutsch, geol. Ges. Bd. l, S. 67. E. Dathe, Kersantit im Culm von Wüste waltersclorf in Schlesien. 563 lu einer Abhandlung: »Zur Keuntniss des Oberharzer Culm« vergleicht A. v. Groddeck den uiederschlesischen Culm wie auch die übrigen Cuhnablagerungeu Deutschlands mit dem Obei’harzer; er kommt hierbei zu dem interessanten Resultate, dass der letztere alle Eigenthümlichkeiten der sonstigen deutschen Culmbildimgen in sich vereinige und dass einige derselben ihm nahe ständen, andere aber wenige Beziehungen zu ihm aufzuweisen hätten. Einschaltend mag bemerkt werden , dass der Oberharzer Culm nach der Dar- stellung V. GtRODDECk’s von unten nach oben in vier Stufen oder Zonen sich gliedert; nämlich in 1) die Zone der Kieselschiefer und Adinole ; 2) die Zone der Posidonomyenschiefer ; 3) die Clausthaler oder conglomeratfreien Grauwacken und 4) die Gründer oder die Conglomerat- führenden Grauwacken. Der Culm Westfalens scheint durch seine Führung von ver- steinerungsführenden Kalklagern, von Adinolen, Kieselschiefern, Posidonomyenschiefern und grobkörnigen Grauwacken dem Ober- harzer Cülm am nächsten zu stehen. Viel Verwandtschaft mit dem letzteren zeigt auch der Culm Thüringens und man muss auch hier den des Fichtelgebirges hinzufügen, welche beide in der unteren Abtheilung Dachschiefer nebst Kieselschieferu, Adinolen und Culm- kalken und in der oberen namentlich grobe Conglomerate führen. Vom Culm Niederschlesiens konnte A. v. Groddeck an der Hand der Literatur nur wenige Beziehungen zu seinem Oberharzer Culm auffindeu. Inzwischen haben die ersten Detailuntersuchungen im Wartha- Glatzer Culm-District, welche ich im Jahre 1883 in der Gegend von Silberberg ausführte, gelehrt, dass der uiederschlesische Culm — wenio'steus mit das vorläufig von letztgenanntem Gebiete — in seiner Ausbildung grosse Uebereiustimmung mit den übrigen Culmbildimgen Deutschlands und speciell auch des Oberharzes b esitzt. Der Culm bei Silberberg beginnt mit einer mächtigen Ab- lagerung von Gneissbreccieu und -Conglomerateu, einer localen Ausbildung, die anderwärts fehlt und nicht befremden darf, da der Culm als Strand- und Flachseebildung stets von seinem Grundgebirge, das hier die Gneissformation des Eiden- 36* 564 E- Datrb, Kersaatit im Culm von Wiistewaltei'sdorf in Schlesien. gebirges ist, abhängig bleibt nud sonach seine tiefsten Schichten gröberes Material des nahen Festlandes anfweisen müssen. Als Hano-endes der Gneissbreccien und -Cougloinerate fola:t der be- kannte Kohlenkalk von Silberberg -Nendorf nud über diesem eine Schichtenreihe, die wesentlich aus Thon schiefem und feinkörnigen Grauwacken liesteht und in welcher theils direkt über dem Kohleukalk (Ebersdorf), theils in höherem Niveau K iesel schiefer nachgewieseu werden konnten. Wir haben in diesem Complex mit Hiuzurechnnng des Kohlenkalkes somit eine Ausbildung des Cnlins vor uns, die sich eng au die Entwicklung der anderen deutschen Cnhnbilduugeu auschliesst und die der unteren Abtheilnng des Oberharzer Cnlm, wenn wir hierzu die Schichten des Kieselschiefers und der Adinole, des Posidonomyen- schiefers und der Clausthaler Graiiwacke rechnen wollen, ent- spricht. Auch die Gruuder Grauwacke hat in der Silberberger Gegend ihre Vertretung gefunden, denn das Innerste der Silber- berg-Neudorfer Culm-Mulde, also die höchsten bekannten Cnlm- schichteu daselbst werden von mächtigen Conglomerateu, die mit groben Sandsteinen wechsellagern, gebildet. Zwischen den Culmablagerungeu Deutschlands wird nach meinem Dafürhalten auch durch ein charakteristisches Eruptiv- gestein eine weitere Beziehung hergestellt; es ist das der K ersantit. Dieses in seiner mineralogischen Zusammensetznug in den ver- schiedenen Vorkommen stark wechselnde, aber in seinem ganzen äussern Habitus sich immer gleichbleiloeiide Gesteiu, lässt sich mit Fug und Recht als ziun Chilni gehörig, als für ihu charak- teristisch anffassen; denn weder der im Culm weit verbreitete Granit, noch die Dialiase und Porphyre können in dem Masse, wie der Kersantit, für ihu als eigeuthümlich gelten, da dieselben, wie die beiden erstereu Gesteine auch mit älteren, die Granite mit archäischen und die Diabase fast ausschliesslich mit alt-palaeo- zoischen Schichten, gleichalterig sind, oder wie die Porphyre erst im Obercarbon und Rothliegendeu ihre hauptsächliche Ausbilduug uud Verbreituug gefunden haben. Die Ernptionsepoche für den Kersantit ist eine verhältniss- mässig kurze; denn augenscheinlich ist er überall jünger als der E. Dathe, Kersiintit ini Culin von Wüslewaltersiloi'!' in Sclilesien. 565 Untere Cnlin, den er durcldirieht, mul älter als das 01)ercarI)on. Soll mau seine Eru]»tion lediglich in die Zeit, in welcher eine kurze Unterbrechung in der Ablagerung des Carbons stattfaiid, also zwischen olieren Cidni und die untersten Stufen des Ober- carbons, wie Manche annehinen, setzen? Selbstverständlich durchbrechen die von v. Gümbel als Lani- porphyre lienannten Gesteine auch ältere Gebirgsschichteu iin Fichtelgebirge, Ostthüringen und iin Vogtlande; sie finden sich daselbst auch im Cambrium, Silur und Devon, sind aber gleich- alteriof mit den Gäno-en im Culm. Im Harz wurde der Kersantit zuerst durch K. A. Lossen i) l)ei Michaelstein im oberen Wiederschiefer aufgcdundeu und ein- «■ehend l)eschriebeu. Während das Gestein sonst überall cranar- förmig auftritt und, wie gesagt, meist von post-culmischem Alter ist, tritt es hier nach Lossen’s Auffassuno; als Laf^er in diesen Schie- fern auf, und würde in diesem Falle sonach devonisches Alter besitzen. Auch im Oberharz wurde Kersantit nachgewiesen; er durchsetzt nach A. v. Groddeck^) das OI)erdevon und die untere Abtheilung des Culms zwischen Lautenthal und Langelsheim canMÖrmiff. In Niederschlesien ist der Kersantit dem Culm gleichfalls nicht fremd. In dem kleinen Cidmgebiet von Wüste waltersdorf ist das Gestein von mir erkannt worden und soll im Folo’enden o beschrieben werden. Die Beschreibung wird zunächst das geo- logische Vorkommen, sodann die petrographische Be- schaffenheit des Gesteins behandeln. Der Culm von Wüst ewaltersdorf besitzt eine n;erino-e Ausdehnung; er ist hauptsächlich am linken Gehänge des Wüste- waltersdorfer Hauptthales zur Ablagerung gelangt. Er beginnt im südlichen Theile des Ortes unsrefähr bei der Einmünduna: des Bremengrundes und zieht sich von da aus, zum Theil durch dilu- viale Schotter und Gehängelehm verhüllt, nördlich bis zum Steuzel- bero-e. Der von letzterem Berae südlich lieaende Mittelberg und O Ö o o 1) Dieses Jahrb. für 1880, S. 22 — 44. 2) Dieses Jahrb. für 1882, S. 69 u. ff. 566 E- Dathe, Kersantit im Ciilm von Wiistewaltersclorf in Schlesien. Ulileuberg bestehen banptsäcblicb aus Culmablagerungeu, welche westlich bis zum Thälchen bei Colouie Friedriehsberg reichen. Südlich vom Uhlenberg durchbricht ein Thälchen, »der Kessel«, den hier kaum 600 Meter breiten Cuhn, der in dieser Breite bis zur Krümmung der Strasse Wüste waltersdorf-Grnnd fortsetzt und dem Gueiss auflagert; von hier ans zieht er sich in einem schmalen nur 300 Meter breiten Streifen in südöstlicher Richtung und west- lich vom Ilofmühlenstein bis znm linken Gehänge des Bachs in Dorf hach fort. Vom Stenzelbei'g bis Dorfbach beträgt die Er- streckung der Cnlmablagerung 2,2 Kilometer. Auf das rechte Gehänge des Wüstewaltersdorfer Hauptthaies gTeift der Cuhn nur in einem schmalen Streifen über; er ist am rechten Gehänge des Zedlitzhaider Bachs aufgeschlossen und reicht nördlich bis in die Nähe des Wilhelmsthaler Thälcheus. Seine grösste Breite beträgt 1 Kilometer. Diese also umgrenzte Cnhnpartie wird allseitig von Biotit- ffueissen umgeben, auf welchen ihre Schichten imMeichförmio' iT) O 7 O o lagern. Diese Nachbarschaft und die Kleinheit des Beckens waren von unverkennbarem Einfluss auf die petrographische Aus- bildung der Ablagerung; infolge dessen sind nur Conglomerate und Grauwackensaudsteiue zum Absatz gekommen, während thonige Schichten, welche in grösseren Culmgebieten als Schiefer- thoiie oder Thouschiefer über jene vorherrschen, hier fast gänzlich fehlen. Die liegendsten Schichten finden sich auf dem rechten Gehänge des Flanptthals und bestehen vorzugsweise aus Gneiss- Conglomeraten, deren Gerölle die verschiedenen Gueisssorten des Enleugebirges bilden. Der beste Aufschluss findet sich am Wege nach Zedlitzhaide, östlich der Schlosserei von Nitzschke in Wüstewaltersdorf; im dortigen Strassengraben sind die Gneiss- conglomerate , denen dünne Lagen von Grauwackeusandsteineu eingeschaltet sind, gut aufgeschlossen. Die Schichten streichen von N. nach S. bei 20 ^ westlichem Fallen. Diese untere Stufe der Conglomerate streicht nach N. weiter fort und setzt auf die linke Thalseite über, wo dieselbe an der Ostseite des Mittelberges in einem Hohlwege trefflich eutl)lösst ist und sich durch die Führung von sehr grossen Gerölleu von Gueiss und Gabbro aus- zeichnet. E. Dathe, Kersantit im Cnlm von Wiistowaltcrsilnrr in Sclilosien. 5G7 Auf diese Conglomerate folgen Grauwaekenschieliten, die namentlich am Uhlenbevge und südlich des »Kessels« ihre Ver- hreituug gefunden haben; sie sind am Wege nach Fviedrichsherg und in einem kleinen Steinhrnche am »Kessel« aufgeschlossen. In den sclrvväivdichgrauen Grauwackensandsteinen kommen 1 Ins 2 Decimeter starke Lagen von sandigem Schieferthon vor, welche ausser einzelnen bestimmbaren Resten von Calamites fransitio/m GöPP. nur noch nndeutliche Ptlanzenfragmente führen. Das Streichen der Gesteinsschichten ist N. 25® W. bei einem Fallen von 10-15® nach WSW. Am Westrand der Ablagcrnng nnd im Hangenden der Grau- wacken erscheinen nochmals Conglomerate von Gneiss, wozu wohl auch einzelne Blöcke von Gabbro treten (bei dem ersten Haus in Friedrichsberg). Diese Conglomeratstufe .beginnt bei Friedrichs- berg und ihr gehört der schmale Culmstreifen , welclier von hier aus über Grund nach Dorfbach fortsetzt, an. Der Charakter des Gneissconglomerats lässt sich am linken Thalgehänge und im Bett des Dorfbachs vorzimdich beobachten. Eine o-eo-en 4 Meter O O O mächtige Decke von gelblichbraunem Felsitporphyr ist daselbst den Conglomeraten gleichförmig eingeschaltet; sie fällt wie die ConMomeratschichten mit 20® g-eo-en SW. ein. O O O Der Cnlm von Wüstewaltersdorf wird von Felsitporphyr in Stöcken (am Stenzelbei’ge und Bremengruude) und mehreren Gängen durchsetzt; ausserdem durchbricht ein Kersantit den- selben. Der Kersantit, welcher auf dem langgezogenen Rücken des Uhleubergcs zu Tage tritt, liildet einen stockförmigeu Gang in der oben beschriebenen Granwackenstufe des Cidms. Er erstreckt sich in der Richtung von NW. nach SO., ist 500 Meter lang und besitzt die ansehnliche Breite von 80 — 100 Aleter. In der Mitte des Bergrückens schwillt er sogar bis zu einer Mächtigkeit von 120 Meter an. Da er der Erosion gegenüber widerstands- tähiger war, als die ihn umgebenden Grauwackensandsteine, ragt er gegenwärtig in seiner ganzen Ausdehnung über dieselben hervor und setzt den eigentlichen Höhenrücken des Fhlenberges zusammen. Während das Nordende des Gaugstockes stumpt- kegelförmig sich aus dem Nebengestein emporhebt und mit einer 568 E. Dathe, Kersantit im Culm von Wüstewaltersclorf in Schlesien. Breite von fast 80 Meter beginnt, versclnnälert er sich an seinem Südende, das die Strasse Wüstewaltersdorf- Friedriclisberg noch wenig überschreitet, bis auf 10 Meter. An seinem südlichen Ende sendet der Gang mehrere Apopbysen ans, wovon zwei die- selbe Strasse erreichen; die eine, mehrere Meter mächtige Gang- apophyse liegt östlich des Hanptganges, die kleinere, nur 0,5 Meter mächtige befindet sich westlich desselben. Da das Gestein, wie alle Kersantite, leicht verwittert, bildet dasselbe nur wenige kleine Felsen auf der höchsten Kuppe des Berg- rückens bei dem trigonometrischen Signal A 605,3. Das meiste zur Untersuchung verwandte Material ist diesem Punkte entnommen. In frischem Zustande ist der Kersantit grauschwarz getärbt; den Beginn seiner Verwitterung zeigt jedoch die röthlichbraune Farbe an. Bei stärkerer Zersetzung ist das Gestein schmutzig- grau und meist durch Eisenoxydhydrat gelldiehbrann gefleckt. In diesem Zustande gleicht das Gestein gar sehr den feinkörnigen Culmgrauwacken und kann leicht mit denselben verwechselt werden. Die Structur des Kersantits ist feinkörnig und nicht, wie bei vielen anderen Kersantiten, ausgesproschen porphyrisch, weil der Magnesiaglimmer zwar zahlreich, aber nicht in grösseren Blättchen der Gesteinsmasse eingesprengt ist. Porphyrisches Gefüge stellt sich jedoch in gewissen schlierenartigen Gesteinspartieen ein; letztere besitzen ein gröberes Korn als wie Hauptgesteinsmasse ; während diese feinkörnig ist, sind jene kleinkörnig und ihre Farbe ist röthlichbrann. Diese schlierenartigen Ausscheidungen erscheinen in der gewöhnlichen Gesteinsmasse entweder als 3 —8 Centimeter lange und bis 5 Millimeter dicke Streifen und Adern oder als kurze haseluussgrosse Flecken. Die innige V erwachsiing mit ihr und derselbe mineralische Bestand kennzeichnen, wie weiter unten dar- gethan werden soll, diese Massen als Ausscheidungen. Ihre Structur ist, wie gesagt, porphyrisch, denn grosse bis 4 Millimeter lange und 1 — 2 Millimeter breite Maffiiesiaoflimmerblättchen und ebenso lange Säulchen von Hornblende und Augit sind neben hirsekorn- grossen Quarzkörnchen in der feldspathreichen Grundmasse ein- gesprengt. E. Datiie, Kei’santit im Caliu von Wüstewaltcrsdorf in Sclilesieri. 569 Die ILuiptgeiuengtheile des vollkoiiuueu krystalliiien Gesteins sind Plagioklas iind Maguesiaglinnner; hierzu gesellen sieh Angit, Ilornhlende und Quarz, während Apatit, Magneteisen und Calcit als accessorische oder secimdäre Mineralien hinzutreten. Die cheinisehe Analyse des Gesteins (I), welche in dem Laboratorium der hiesigen Bergakademie von Herrn Steffen ausgeführt wurde, ergal) folgendes Resultat: I. 11. Spec. Gew. 2,7084 Spec. Gew. 2,62: SiO.2 56,18 pCt. 56,81 1 iCt. TiO.2 0,45 y> 0,56 7> AI3O:, 15,51 » 15,54 y> Fc2 03 2,86 y> 1,95 j) FeO 3,94 3,93 » MgO 5,46 » 6,64 » CaO 3,69 » 1,51 » K2O 3,21 3,58 Na2 0 4,07 4,03 » SO3 Spur Spur P2O5 0,31 y> 0,31 0 0 0,95 » — » IT2O 3,19 7) 4,77 3> 99,82 pCt. 99,63 1 iCt. Die Plagioklase erscheinen in schmalen, leistenförmigen Kryställchen mit wenigen, 2 — 6, Zwillingslamellen. Nach ihrer Auslöschuugsschiefe, die beiderseits der Zwillingsuaht meist Werthe von 7 — 9*^ ergab, dürfte der Feldspath dem Oligoklas zugehören. Er ist in der Rea;el schon stark in Zersetzuuo- l)eoTilfeu und ent- hält in seinem Innern die oft beschriebenen weisslicheu oder gelb- lichen Körnchen unbestimmbarer Natur und stark lichtljrechende Fäserchen, welch’ letztere wohl dem Muscovit zuzureclmeii sind; zuweilen greifen auch chloritische Producte raudlich in die Pla- gioklase ein. Neben Plagioklas dürfte nach dem Ergebniss der chemischen Analyse, nach welcher 3,25 pCt. K2O neben 4,07 pCt. Na^O vorhanden sind, auch Orthoklas in geringer Alenge an der Zusammensetzung des Gesteins theilnehmen. 570 E. Dathe, Kersantit im Cnlm von Wttstewaltersdorf in Schlesien. Der Mao-iiesiagliiumer bildet tlieils iiiirewelmässiG: beijreiizte Schuppen, tlieils sechsseitige Blättchen. Derselbe ist optisch zweiaxig mit kleinem Axenwinkel; in den basal geschnittenen oder in nach der Basis abgesprengten Blättchen zeigt er u. d. M. einen merklichen Dichroismus. Er wird zahlreich von Apatit, welcher in Querschnitten und langen Nüdelchen erscheint, durch- wachsen. Bemerkenswerth ist die Betheiligung des Plagioklas als Interposition im Magnesiaglimmer ; kleine, mikrolitheuartige und bis 0,084 Millimeter lange und 0,012 Millimeter breite, mit deut- licher Zwillingsstreifung versehene Plagioklasnädelchen sind in ihm oft in grosser Alenge — es wurden in einzelnen Glimmerblätt- chen 10 und mehr Feldspäthe gezählt — eingewachsen oder andere derselben greifen zum Theil vom Rande aus bis tief ins Innere derselben ein. Der PTinwandlimg in chloritische Substanz, selten haben sich kleine Körnchen von Epidot gebildet, ist der Magnesia- glimmer in bald höherem, bald geringerem Grade anheimgefallen, wobei die Abscheidung von Calcit in Elimmerchen und unregel- mässig ausgezackten Körnchen erfolgte. Der Auffit betheilifft sich in einer grossen Anzahl von Ge- steinsproben im Kersantit von Wüstewaltersdorf ziemlich häufig, in einigen andern konnte er nicht sicher nachgewiesen werden; wahrscheinlicher Weise war er in diesen anfänglich niir spuren- haft zugegen und ist, da die untersuchten Proben zugleich eine stärkere Verwitterung zeigen, der letzteren schon zum Opfer gefallen. Der Augit bildet meist 0,2 Meter lange und 0,03 breite säulenförmige Kryställchen oder kleine, mehr oder minder scharfe, ausgebildete achtseitige Querschnitte; er ist u. d. M. meist farli- los bis blassi’öthlich in durchfällendem Lichte; seine Auslöschungs- schiefe beträgt 35 — 400. Er ist leicht zersetzbar; eine Uralit- bildung wurde nie, aber um so reichlicher die Bildung von chlorit- artigen Substanzen und Magneteisen wahrgenommen. Ein grösserer Augit in einer schlierenartigen Ausscheidung des Gesteins enthält Zahlreiche ziemlich a:rosse Flttssigkeitseinschlüsse. ö O In derselben Menge wie der Augit ist Hornblende im Kersantit zugegen; sie bildet in der Kegel krystallographisch wohl begrenzte, stark pleochroitische Individuen, die oft Zwillingsbildung E. Datiie, KersaHt.it im Culm yoh Wüstcwaltersdorf in Schlesien. 57 1 nach CO P 00 aiifweisen ; sie tritt geru in dei- Nachbarschaft ues Magiiesiagliininers auf und ist wie dieser elienso zahlreich von Apatit und kleinsten Plagioklasen durchwachsen. Die Hornblende ist durchii'äniTio; recht frisch und nur selten kann man u. d. M. an ihren Ivändern die Entstehung von Chlorit lieobachten. Quarz ist in kleinen rundlichen Durchschnitten häufig als primärer Gemengtheil zwischen den Plagioklasleisten eingeklemmt; secnndärer Quarz findet sich mit späthigem Calcit als Ausfüllung ehemaliger kleiner Hohlräume im Crestein; einzelne kleine Quarz- kryställchen von einem Alillimeter Länge und von der Coni- bination oo P u. P wurden darin auch mikroskoj^isch beobachtet. Bei mikroskopischer Untersuchung zeigt es sich, dass in die mit Calcit und Quarz erfüllten Hohlräume vom Rande aus zuweilen Magnesia- glimmer in langen Blättchen eiugreift, weil er ursprünglich auch in den Hohlraum frei hineim’agte. Einen Beweis für die ursprüngliche Bildung des mit Zwillingsstreifung versehenen Kalkspaths kann darin nicht gefunden werden. Apatit und als Erze titanhaltiges Magneteisen und Eisenkies sind accessorische Gremengtheile des Gesteins. Titaneisen fehlt, und nie sind weder die langen stabförmigen Balken noch die sechsseitigen Krystallgestalten desselboi zu bemerken gewesen. Der Titangehalt der chemischen Analyse ist wohl dem Magnetit beizumessen, der demnach als titanhaltig zu lietrachten ist. An den oktaedrischen Magnetitkryställchen, die ziemlich zahlreich im Gestein vertheilt sind, konnte Titanitljildung nicht, wohl aller die Umwandlung in Brauneisen, infolge deren viele Kryställchen bräunliche Oberfläche besitzen, festgestellt werden. Alle aufgeführten Geniengtheile des Kersautits finden sich auch in seinen schlierenartigen Ausscheidungen; nur Augit und Hornblende sind hier etwas zahlreicher als in der gewöhnlichen Gesteinsmasse vertreten. Aehnliche Ausscheidungen erwähnt und beschreibt R. PöhlmannQ aus dem der Lamprophyrformation zu- gehörigen Quarzglimmerdiorit östlich von Mariesreuth. Während in letzterem Gestein und in dem unserio'en die concretionären o b Neues Jalirbuch für Muieralogie, 111, Boilagebaiul, S. 78 — 7L). 572 E. Dathh, Kersantit iiu Culni von VViistewaltersdoi'f in Schlesien. Bildimgeu in ihren mineralisclien Bestandtlieilen mit denen des Haiiptgesteins ttbereinstinnnen und nnr in ihrer Strnctnr nnd Vor- theilnng derselben abweichen, sind in dem von K. A. Lossen i) beschriebenen Kersantit von Michaelstein die concretionären Ans- scheidnngen ans seltenen, dem Kersantit sonst fremden Mineralien wie Granat, Cyauit, Silliinannit (Fibrolith) Ivntil nnd Zirkon neben Feldspath, Quarz nnd Glimmer bestehend. Lossen ver- gleicht diese Gebilde mit Grannlit; er sagt von denselben, indem er auf die Fragmente von Olivinfels in den Basalten hinweist, »noch weniger kann ich die hier beschriebenen Mineralaggregationen für Granulitfragmente ansprechen.« Znm Schluss bleibt uns noch übrig, darauf anfmerksam zn machen, dass Kersantit in Schlesien selten vorkommt und nnr von zwei anderen Orten bis jetzt beschrieben ist. Gleichfiills im Cuhn setzt Kersantit bei Altfriedei’sdorf im Eulengebirge auf. E. Kalkowsky erwähnt denselben gelegentlich in seiner Abhandlung: »Die Gneiss- formation des Eulenfxebira:es«. In seiner mineralischen Zusammen- Setzung und Strnctnr stimmt das Gestein vollkommen mit dem Wüstewaltersdorfer Kersantit überein; auch die chemische Ana- lyse (II) des Kersantits vom Spitzberge bei Altfriedersdorf, welche ich S. 569 beifüge, zeigt die gleiche Uebereinstimmung mit der un- serigen ; sie wurde gleichfalls von Herrn G. F. Stefeen im Labora- torium der hiesicjen Bergakademie ausgeführt. ImGrauitit des Kiesen- gebirges kommt bei Buchwald ein Gang vor, dessen Gestein G. Kose als Syenit bezeichnete; nach Th. Liebiscei Q ist dasselbe jedoch aus Plagioklas, schwarzem, im DünuschlilF braun durchscheinendem Augit, schwarzem Biotit, Apatit und sparsamen Quarzkörnchen zu- sammengesetzt. Es ist das Gestein also Kersantit, da dieser Name als der ältere der von Liebisch angewandten Bezeichnung Kersanton vorzuziehen ist. Im Culm Schlesiens werden indess eine Anzahl Gesteine, meist als Porphyre, aufgeführL nach deren Beschreibung man vermuthen muss, dass dieselben bei näherer Untersnchung gleichfalls dem Kersantit oder im allgemeinen der Gesteinsfamilie, 1) Dieses Jahrb. für 1880, S. 51. 2) S. 50. 2) Zeitschr. d. Deutscli. geol. Ges. 1877, S. 727. E. Dathe, Kersantit im Culm von Wüstewaltersdorf in Schlesien. 573 die V. Gümbel vom geologischeu Standpunkt als Lainporphyre zusammeufasste, als zugehörig sich ei’weisen werden. Aus dem Cnlni von Landeshnt wird ein »unbestimmter Grünstein« vom Kuuzeuberge bei Liebichau und Adelsbach von A. Schütze ') anfgeführt, der zu den Kersantiten zu zählen sein dürfte; ebenso ist von demselben Forscher ein Gestein zwischen Laudeshut und Keussendorf aufgefunden und au Prof. Lossen gesandt worden, welcher es mir freuudlichst zum Vergleich überliess. Bei mikro- skopischer Untersuchung erwies sich das dunkelschwarze, fein- körnige und durch zahlreiche dunkele Magnesiaglimmer porphyrisch ei’scheineude Gestein als holokrystallinisch und wesentlich aus Plagioklas, Vlaguesiaglimmer, Magnetit und Apatit zusammen- gesetzt; chloritische Zersetzuugsproducte, hervorgegaugeu aus der Zersetzung des Glimmers, vielleicht auch des Augits, sowie Calcit sind reichlich darin vorhanden; frischer Augit konnte jedoch in dem untersuchten Dünnschliff nicht aufb^efunden werden; es bleibt daher einer an weiterem Mäterial anzustellendeu Untersuchung Vorbehalten, ob man das Gestein als Kersantit oder Glimmerdiorit zu l)etrachten haben wird. Im Glatzer Culrngebiet ist mir voidäuffg nur ein Gestein be- kannt, das mau wohl als. Kersantit wird ansprecheu dürfen; es ist das als Feldspathporphyr^) vom Sperlingsberge in Gabersdorf öfters genannte Gestein. Da mir gegenwärtig nicht Material zur Untersuchung zur Verfügung steht, mag die Hinweisung auf dasselbe genügen, und werde ich später, da es in meinem Arbeits- gebiet in Schlesien liegt, eine eingehende Beschreibung davon geben. b Geognostische Darstellung beckens S. 39. Vergl. Schütze, ibid., S. 55. des nicderscblesisch - böhinischen Steinkohlen- Abhandlungen von ausserhalb der Geologischen Landesaiistalt stehenden Personen. HF* lieber die Verwitterung diluvialer Sande. Von Herrn E. Ratnann in Ebei’swalde. Unters nclmngen des Verfassers über die Einwirkung der Strenentnalime anf Sandböden macbten eine grössere Anzahl von Bodenanalysen nothwendig. Durch dieselben sollte gleichzeitig Aufschluss gewonnen werden über die mehr oder weniger gleich- bleibende Znsaininensetzung und über die Verwitterung der Sand- böden. Eingehende Untersuchungen fehlen noch recht sehr über diese Fragen. Berendt 2) zeigte die Auswaschung der kalkhal- tigen Theile und die Verschweinnmng des durch Verwitterung gebildeten Thones. Läufer 3) theilte in seiner Bearbeitung des Babelsbergs eine Reihe Analysen mit, die sich zur Lösung dieser Fragen eignen. Genaue vergleichende Untersuchungen auf kleinem Terrain fehlten jedoch noch. Die hier untersuchten Saude gehören zum Thalsaud. Auf einer, längere Zeit jährlich von jedem Streuabfall gereinigten, 0,3 Hektar grossen Fläche wurden je drei Einschläge au den beiden Enden und in der Mitte der ein längliches Rechteck bil- denden Parzelle gemacht. Das Gleiche geschah auf einer unbe- rührten, Waldbestand tragenden, in gleicher Höhe liegenden Fläche. Die Einschläge wurden 1,5 Meter tief ausgeführt und die Boden- proben so entnommen, dass jede derselben der ganzen Höhe der zugehörigen Schicht entsprach (durch Abstechen und Mischen einer gleichdicken vertikalen Schicht). Es konnte so die lang- samere oder schnellere Verwitterung der Bodenbestandtheile ver- Danckelmann, Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen 1883. 2) Berendt, Nordwesten Berlins I, S. 75. Jahrb. d. Kgl. Preuss. geol. Landesanst. 1880, S. 294. Jahrbuch 1884. [1] 2 E. Ramann, lieber die Verwitterung diluvialer Sande. folgt werden, je naclitlem eine Pflanzendecke vorhanden war oder nicht. Die Profile mögen mit I, II, III (berechter Boden) nnd die entsprechenden des nnberechten Bodens mit la, II a, lila be- zeichnet werden. Die Reihenfolge der einzelnen Bodenschichten waren die für die Sande gewöhnlichen. Zu oberst hnnioser Sand, dann gelber Sand (Verwitterungssand), der nach der Tiefe zu allmählich in den normalen weissen Sand übergeht, dagegen scharf von dem aufliegenden humosen Sande getrennt ist. Die Profile waren folgende: I. II. III. Ilumoser Sand 8 — 10 8 — 10 4 — 12 Centimeter Gelber Sand 40 — 44 43 — 45 40 » la. Ilnmoser Sand 10 — ^12 Gelber Sand 30 — 35 II a. III a. 4 — 10 10 — 18 Centimeter 45 ,30 Man sieht schon aus den angegebenen Zahlen, dass die Ver- witterung ungleichmässig fortgeschritten war nnd namentlich, dass der humose Sand eine sehr wechselnde Mächtigkeit zeigt. Der weisse Sand wurde bis zu 1,5 Meter Tiefe entnommen, also über- haupt eine Bodenschicht von 1,5 Meter Mächtigkeit der Analyse unterworfen. Die Sande wurden nun in der Weise untersucht, dass einmal die in Salzsäure löslichen Bestandtheile festgestellt (200 Gramm Boden mit 500 Cubikcentimeter Salzsäure von 1,12 sp. Gew. je 2 Stunden auf dem Wasserbade gekocht) und dann eine Gesammt- analyse durch Aufschliessen mit Flusssäure ausgeführt wurde. Zum Aufschluss muss man von armen Sauden immerhin eine Menge von etwa 20 Gramm verwenden; nur dann können die Zahlen auf genügende Genauigkeit Anspruch erheben. Allerdings ist dabei die grosse Masse von Flnsssäure sehr lästig. Der Hnmnsgehalt wurde, durch Verbrennen mit Knpferoxyd (Elemeutaraualyse) festgestellt. Die lösliche Kieselsäure wurde durch Behandeln des mit Salzsäure ausgekochten Bodens mit ver- dünnter Kalilauge bestimmt. In dem Folgenden sind die erhaltenen Zahlen zusammeugestellt : E, Ra:mann, Ueher die Verwitterung diluvialer Saude. 0, o3 a fl fl w zn fl cT o fl o fl !>• 00 fM CT5 (Tq' icT Ol -H 00^ iC CO C(^ a ce 05 0? 05 CO r^ ^ o CO ö' o o" fl cn CIh fl o o o Ol CO CO CO Ol — ' o o o o o fl o > CO ö' CO Ol^ cT CD CO o ^ lO Ol r— ( ö' o" o" cT ö* of ö" cT i o4' co" o CO fl CQ CO o o cS" pfl o rf co' ^ co' (trT -riT Kl K) Kl CM CO 00 kT — T --> co Ph X Q M E fl o Oh O co^ co r- I> r-* 00 C>0 00 ‘O Kl O Kl co o o co o" o ö o O Kf o cT lO o O CO Ci 03 fl fl Xfl fl M p-< c- fl Xfl o o o o o OlOO’^COOOOOOlCO -fl H o s uO CD !>• 03 CO xo CO 1-H 03 CO Ti4 00 o , 00 1— t o OJ o o o O 00 xo ö" o o o o 03 o d Ol CO Ci Ci Ci •-Ö fl fl pp fl 3 o bS) o o fl o <1 t>. Ph CO o 9 ^ fl Iz; 3 M -fl H -fl ^ pH ^ CO fe ^ O Ph CO o fl o -fl !:i0 fl O E. Ramann, lieber die Yerwittcrunj^ diluvialer Sande. '’Ö fl CO PL, 1-3 ^ O O fl CO O CO O o ^ -fl H fl 3 fl s O ^ o fl p fl fl p-< 00 CO CO — - GO Cf^ o O CO CO CO cd' o CO (N o d O O O d f>r CO o" ‘O d Ol Ol -H ^ oT d d~ fl fl CO O C/J ^ • :0 P-< -fl ^ O o CS3 -M fl CO CO Co7 o G O ÜH O O CO o o" CO o d c3 C/2 p-( -S m "o o N ö CO oo o o o" CO CO CO CC CO o o o CD o ccT Ol CO CO o:^ oT CO cT c<^ "riT C(^ ^ (M O OO Ol CO co' d (p o s ^ 2 i Ä CC CO o" o CO Ol o ^ tD cs> IC co' d cö cö Izi c3 Izi o bß o d ä b£)

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Inuenau- sicht des oberen Theils derselben Klappe; nach einem Kautschukabdruck des Steiukerus. Curtonotm Grehei Kayser. Katzenloch bei Idar S. 16 2. Ansicht der linken Klappe von aussen; Reconstruction nach mehreren Kautschukab- drücken. 2 a. Schlosspartie der rechten Klappe, von innen ; nach dem Kautschukabdruck eines Steinkerns. MocKomorpha ? mbrectangularifi Kayser. Katzen- loch bei Idar S. 18 3. Ansicht einer isolirten Klappe von aussen; nach einem Kautschukaddruck gezeichnet. 3 a. Steinkern dersellien Klappe. Goniophora trapezoidalis Kayser. Steinkern dt'r linken Klappe. Katzenloch bei Idar . . . . S. Ih :'ü;- ad nai. del.et lith. Tarn, Jahi'b.d Creolo((. LaiKk'sansl.u.l ierjjakail 1884 / Taiel III Fig. 1, 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5, 6. Gonio'pliora excavata Kayser. Katzeiiloch bei Idar 1 , 1 a. Ausicht eines grösseren, etwas defecten Steinkerns der rechten Klappe von der Seite lind von oben. 2, 2 a, 2 b. Desgl. eines voll- ständigen kleineren Steinkerns der linken Klappe von der Seite, von oben und von vorn. Pterineaf crassitesta Kayser. Ansicht eines unvollständigen verdrückten Steinkerns der rechten Klappe. Katzenloch bei Idar . Mytilus'} sp. Steinkern einer isolirten rechten Klappe. Katzenloch bei Idar Isolirte Klappen zweier nnbestiininter Zwei- schaler. Nenhntte bei Stroinberg. S. 20 S. 13 S. 22 Jahrbri,Geo]o,qI'andesansr.u.l3ergaka(l 1884 W.Pülz adnatdel.et litK, Tafel IV. ig. 1 — 3. Pterineaf crassitesta Kaysbr. Neuhütte hei Stromberg S.13 1 u. 3. Zwei uuvollstäudige verdrückte Steiukerne der linken Klappe. 2. ein ebensolcher der rechten Klappe. WFüts ad nat. del.et lith Iiruck vA. Rpr,.-iud Tafel 'V. V 1/ Fig. 4. Fig. 5. Knorria aciculari-acutifolia W., Steinbruch im Oderthal, am grossen Schaufenhauer Thale bei Lanterberg Knorria Selloni Sterne., Fundort wie vorige Knorria conflnens GöPP., Fundort wie vorige . 162 i. 166 .. 165 , ' >) I ,H'* Vt m - •;, '1 Y‘ - i . ■ -Pf,. ■ ”* • ' • ?>l. - J*- ;; ^ :.'V^ ,^‘;->'..v . 3 -.3-4 .,3 .r? N Fig. 1, \1 Fig. 3 — V Fig. 6, Tafel VI. Ilsaephytum Kayseri W., Kaiiimerberg bei Ilseu- burg. Fig. 1 uacli einem Wachsabgusse; Fig. 2 nach dem Originale Lepidodendron Jaschei A. Roemer, Kammer- berg bei Ilsenburff. Fig. 3 nach einem Waclis- abgusse; Fig. 4 nach dem Originale; Fig. 5 ein Polster mit Narbe vergrössert . . . . Lepidodendron Losseni W., Fundort wie vorige. Beide Fig-uren nach einem Wachsabdrncke ffe- fertigt, Fig. 7 einige Polster mit Narben ver- grössert S. 178 S. 168 S. 169 JaLirb d.°üul I.andesaiisl ii Hcrsal;ad 188'i K.üKmaim del etiith. JJruck V. C. Müller. Tafel VII. Fig. 1, 2. Calamites (Archaeocalamites) transitionis Göpp., Kamnierberg bei Ilseuburg . . S. 176 Fig. 3. Calamarienrest?, am Scbaufeiihauer Thal, wie oben S. 177 V Fig. 4, 10, 11. Lepidodendron sp., ebendaher . . . . S. 170 V Fig. 5, 6, 8, 9 (?). Cyclostigma hercynium W., ebendaher . S. 175 ^ Fig. 7. Farnspindel?, ebendaher S. 177 ^ Fig. 12. Blattrest, ebendaher S. 177 v Fig. 13. Lepidodendron sp., ebendaher . . . . S. 171 X Fig. 14, 15. Farnspindeln?, ebendaher S. 177 V Fig. 16, 17. Beblätterte Lepidodendron -'LwLxgG. Fig. 16 vom Kammerberge bei Bsenburg {Volhnannia clavata A. RoEM.), nach Wachsabguss S.172 Fig. 17 vom Schaufenhauer Thale . . S. 172 E . Olimaim. deL et litK. Druck V C. Mull er Talel VIII lind IX Taf. VIIL Le2yidotus Degenhardti n. sp 183 Tai'. IX, Fig. 1. Vergrösserter Theil des Gebisses von Le^yi- dotus Degenhardti. Die Vergrösserung be- ziebt sich auf den in Taf. VIII mit z ge- keimzeiclmeten Theil des Gebisses. Die obere Zahnveihe, die des Oberkiefers, lässt die im Text besprochene Art des Zahn- wechsels erkennen 183 Fig. 1 a. Vergrösserter Zahn des Zwischenkiefers . 186 Fig. 1 b u. c. » » » Gaumens . . . 186 Fig. 2. Lepidotus Fittoni Ag 181 Die Originale entstammen dem Wealden von Obernkirchen. T.-it'.vm. Jahrb.d Geolog. Landesans tu. Bergakad. 1884. Tai'.IX. E.Ohiuann dst tichtdruck v.A. Frisch .BerKn. , Jalirb, (1 Geolog. Landesans I ii H ers;;akad 1 88 d. Taf.X. Lichtdrudi. v A, Frisch, Berlia. W. Jahrb. d, Geolog. Landesanst.ii. Be, r^akad. 1884'. Taf.XI. n. eoo Too 1: 7500. m. IV. 1:1500. OhDiLJ^T^el l^ztDil.Saiid l7hzJ)il.Jle7^el. UrttDtZ.Torf* J\/iocä/ier77ion mit £inla^erun//e7i (C 'irduansand / ^’o7lko/^/i^e/n Santie lith v.X.Kraatz , Berlin. Jahrb.d.Geol. Lande saust .u.3ergsLkad. 188't . Ta f XTl fpjs'vq ofi?u37juoi{Puqji ajD^fDiu ojS'fyrf /°xj - ^rvsng^ jji^X Tippp^^^ .^^xx. ■r-t. .%-*piopmpii(fyjT * V^' Berliner litLogr. Institut . « , iAikJu Tofel XIII Plesiosaui'us halticus n. sp. Marieuburg in Westprensseu, im Besitz des Provinzial-Museiuns zu Königsberg i/Pr. Bei diesen und den folgenden Wirbeln sind, soweit nicht anders angegeben, nachstehende Abkürzungen gebraucht: am = Vorderraud pui = Hinterrand up = Neurapophyse nc = Neuralcaual dp = Diapophyse pp = Parapophyse hp = Hypapophyse prz = Praezygapophyse pz = Postzygapophyse sp = Proc. spinosns ht = Hiatus desselben V = Nahruno'sloch O Fig. 1. Hinterer Halswirbel, natürliche Grösse . . . . S. 297 Fig. 1 a von links, Fig. Ib von hinten, Fig. Ic von vorn gesehen. Fig. 2. Idinterer Halswirbel, natürliche Grösse . . . . S. 299 Fig. 2 a von rechts, Fig. 2 b von hinten gesehen. Taf.XUI. 4 < V t M \ /' / ) , ff'.' -« J J; ■ 1 Tal'XlU Jalirli.d OcMiloQ l.iindesansl u.Rci'5aka(l. 1884. . d.a Tafel Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3 — 6. Fig. 7. Fig. 8. Plesiosaurus balticus n. sp. Rückeuwirbel, uatürliche Grösse S. 300 Fig. la von rechts, Fig. Ib von hinten, Fig. ] c von nuten. Marienburg in West- preussen, im Besitz des Provinzial-Musenms zu Königsberg i/Pr. Htunerus, ^/2 natürlicher Grösse S. 305 r = Kadialseite, u = Ulnarseite, c = Ca- put, tr = Trochanter, s = die beide tren- nende Furche. Fig. 2 a von der Ulnarseite, Fig. 2 b von links, Fig. 2 c von oben. Uderwangen bei Königsberg i/Pr., im Besitz des Königl. mineralog. Universitäts-Museums. Rippeufragmente, natürliche Grösse . . . . S. 303 a vorne, p hinten, s oben, i unten nach der Lajje im vollständio-en Skelett, Siehe den Text. Zahn, natürliche Grösse . . 'S. 304 Zahn, Fig. 8 a natürliche Grösse, Fig 8b uud c ^/i natürlicher Grösse S. 304 Die Orio'inale von Fiof. 3 — 8 sind bei O o Marienburg gefnuden uud befinden sich im Besitz des Provinzial - Museums zu Königsl^erg i,Pr. am J;ihrb.d Geolo^.Landesaust u,15o.]'gakad. 188d E.Ohmarm del. 1 I { \ V • V . I I l I r I / i \ \ f »■*r\ ■ 'Wi. .r- f- fi Taf.XIV. Jahrli d (ieolo^.Land'.'sansl u Her*akatl ISH'i. Zb. ( i na.t. Or.J Zc. ('i nat Gr.J E-Ohnaim del 1 Tafel XV. Fig. 1. Plesiosaurus Helmersenii Kipr., natürliche Grösse S. 310 Halswirbel. Fig. la Ansicht der Gelenktläche, Fig. Ib von der Seite, Fig. Ic von oben. — Gumbinnen. Königl. mineralog. Universitäts- Museum zu Königsberg i/Pr. Fig. 2. Plesiosaurus Plebnersenü Kipr., natürliche Grösse S. 312 Hinterer Halswirbel. Fig. 2 a Ansicht von vorn, Fig. 2b von rechts, Fig. 2 c von oben. — Ohne Fundort, im Königl. mineralog. Universitäts- Museum zu Königsberg i/Pr. Fig. 3. cf. Kipr., natürliche Grösse S. 325 Sacralwirbel. Fig. 3 a Ansicht von hinten, Fig. 3b von links, Fig. 3c von unten. — Ifvetofta, Schweden. Geologisches Museum zu Lund. Jahrb d Geoluq.Landesansl ii.Her<5,akad 188'^ O P E Ohrrainn d?J Tal XV Hei'f^aKad J.ihrb li Oeolue 1. T ^111 l/'/' "i TPff uTSW ’^HE*!' ^ fl M ä ■• ^üB fllHr 4T- f f |H| : , ?f ! g liH' |ip* ,v tiiJ^ .^SR| S^Sk- ''fKSv- Tar XV Tafel XVI. Fig. 1. PJiosaurus ? gigas n. sp., natürliche Grösse . . S. 322 Rückenwirbel. Fig. la Seitenansicht, Fig. Ib Ansicht der Gelenkfläche. — Altfelde bei Elbing. Königl. mineralogisches Musenni zn Königsberg i/Pr. Fig. 2. Plesiosaurus ichthyospondyhcs Seeley, natürliche Grösse S. 319 Schwanzwirbel, dp = Plenrapophyse. Fig. 2 a Ansicht von hinten, Fig. 21) von links, Fig. 2 c von unten. — Prenss. Holland in West- ])reussen , im Besitz des dortigen Lehrers, Herrn Zinger. Taf.XYJ Jahrb.d Geolo^.Landesansl.u.Bergakad. 1884 E.Ohmana del I Taf.XVL '•iidruck V. A Frioch. Berlin W Tafel XVII. Fig. 1. Mosasaurus Campen v. Meyer, natürliche Grösse S. 324 V orderer Schwanzwirbel, dp = Proc. trans- versus, pp = Ilypapophyse. Fig. 1 a Ansicht von hinten, Fig. Ib Ansicht von der Seite. — I.iauth bei Königsberg i/Pr., im Besitz des dortigen Provinzial-Museums. Fig. 2. Mosasaurus sp. II, natürliche Grösse . . . . S. 327 Oppmanna, Schweden. Geologisches Museum zu Lund. Fig. 3. Leiodon L/undgreni n. sp S. 329 Fig. 3 a — c natürliche Grösse, Fig. 3d natür- licher Grösse. — Balsberg, Schweden. Geo- logisches Museum zu Lund. i Jahrb.d Geülo^^.Landesansl.ii.Ber^abad. 188d. dar. XV 11. 2 /< / nat. (jr. E.Ohmann dcl. Lichtdruck v. A. Frisch. Berlin .V/, JaJirl. d.Geolo^. Landesaast.Ti.Bcrgakad. 1884 . Tal Xm Figl. N S LiÜi.v. L-Kraatz, Fiö7. Lith.v.L.Kraa-tz. Jahrb.d.Geolo« Laiidesfaist.il. Bergalod. 1884-. Taf.XX.. Düuviiuii. Tertiär, oBere Etage. Tertiär, untere Etage. Giaukonitische letten Jalirb.d Geolo^.Landesansi.u.Bergakad 1884 Taf.XXI, / Tovfbvuch u t - Jhluviu n i(. Teri.fevm^r Ciliyrnnersand e. ’’ rniHeikürniifer ((luuzsmul tr. KisenhoJti^i h. du. Irjwui r. Kdhlenhalu^er schwa (liijer ubcTer Zelnn U'len (reschieben fifiiiev Quarzsanä . M-Eiagt'. '\ , ■ >Miif 'V ' • - j. . • . ,1 , ,. . ^ ■■ ■■ ■ ' ■' ' ■ ■ .■ ' ■ ! :='%j • |.;'i|;j!ivJ(..' •; :', ■ ■ '■ "' ' ’ :.. .-> . 'v. • .^rJ: ,, -' } ' .' f ■ ; ' '■ /, iVs.^'ii.:! ■ f//.'. . ■ ' , ll‘ ‘V • (>:■ M ,l! ' J ■ . ••.•'»? ,.:i I .r-T. i •■.iord- Südliche Profile durch das Pre^elthal in und hei Königsberg. Taf.XXWll ? Jahrb cl Geol.Landesanstu-Ber^akad 188^. Oauet^gpiggei laJhnarth _0_al;^ospicg^ Farben-Erldärun^ zu Taf.XXVUI? I jÜte.BlPS TeptiiirOsljireus«ens ^fnnEstäbp für dicLän^t 1.25000 Ollere Ifreidc. für die Rühen l;250ü T/L071 Ontr/n'e/irynnj/eJ Loatl-mtirüne A.JpnU'fh Lilh.cLk'ranii. flrrlin T I l Taf.XXVIII rtWTjW' jtTTOOTT' } Ältestes Tertiäi' Ostpreussens, Oljere Ivreide, Lith.T: L.Kraatz. Berli n i I t Jahrbcl.Geol.Landesansl.u.Bei’gakad.l88'i'. König; Ja.Lu’b.d. Ueol.Laiides£LasL.u.Ber^a.kiul. LB8^ d^at Fig.3 lO^ circa^ "W-Putz del. ad Pat. Berlmer lith. Institut ^ n 1- 1 Unterer ZecÄstezjiletteTi . Plattendolomit. OhererZec/bSteuileiten ■ BrÖckeLschie/br. Feinkörrii HUuTialßr Schoitcr u~Lc7im . Taf.XSL DicZahlengiben liif aBseluUn Bölun.uiPraiss.DeeSussühtJ'dfrOstaet a. (’nitnrZeihäifm/enf/i ßtatu/idaloPiit Gel)irgs.störunaen in der Gegend des M kieiti.en Dollra.a!' vitiwÄu — inoö — Thüringen. Aufgenouunen. im Jahre dui’ck H. Bücking. ^•lUcLab alciU L • I^UVJW. Bräektlsdue/ir FeinJtöfti. ftr Sofuisttm J/üÜerer Sti/usa/uhtfin. OutHitheriensruidsuui. Berliner lilhogr- Institut Profil NS2. Berliner litKo^r. Institut. aso o , ■ ■■ ■ 1 1 ■ 1 . . 1 qar Sandstein ■ J/ittleren Bum TcrebToteUzalh im Ob. TfWlenJaiUi'. SchmjjnhaUt, im Ob. JfellenJcalJz . J/itt/eren^J/uscbel/caiA: . AULcrialepS€7aLTthe^(LL. / Taf.XXX. 1:12500. Gel)ir^'sstörun^ en in der Gebend des U@ift@n ioiilmia?' VljliiAÜ in Thüringen. Auf^enommen im Jahre 188^ dui’ch H. BiicloTi^. P'refijll NI® 2. "N u \ ' ' : / I 'i-