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MEBICAL ^CHOOL

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JAHRBUCH

DER

PRACTISCHEN MEDICIN.

KEITISCHEE JAHRESBEEICHT FÜR DIE FORTBILDUNG DER PRACTISCHEN ÄRZTE.

UNTER MITWIEKÜNG VON

ftot Dr. Cr am er in. QötUngen, Oeh. Medicliudrath Prof. Dr. Ffirbrioger in Berlin, Prof. Dr. Qlax in Abbazia, Prof. Dr. £. Grawitz in Oharlottenborg , Medicinalrath Prof. Dr. Ovmpreclit in Weimar, Prlratdocent Dr. Heinz in Erlangen, Prof. Dr. W. Eis in Dr«ed«n, Vrof. Dr. Hochhaas in Köln, Oeh. Medicinalrath Prof. Dr. Hoffa in Berlin, Prof. Dr. Horsi- ■ann in Berlin, Prof. Dr. Hueppe in Prag, Prof. Dr. Jadassohn in Bern, Prof. Dr. A-Jarasz in Heidelberg, Privatdocent Dr. Klein in Straasburg i. E., Privatdocent Dr. H. Nen- kann in Berlin, Privatdocent Dr. G. Pappe in Berlin, Prof. Dr. Redlich in Wien, Prof. Dr. Bibbert in Marbnrg a, d. L., Prof. Dr. Bomberg in Marburg a. d. L., Prof. Dr. Th. Rosen- keim i& Berlin, Sanlt&tirath Dr. Schwabaoh in Berlin, Prof. Dr. Yierordt in Tübingen,

Privatdocent Dr. Wagner in Leipzig

HBRAUSOEGBBEK VON

Prof. Dr. J. SCHWALBE

IN BERLIN.

Jahrgang 1902.

STUTTGART.

VERLAG VON FERDINAND ENKE.

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Druck der Union Dentsohe VerlagsgeseUschaA in Stattgart.

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Vorwort

Die Berichterstattung über die letztjährigen Fortschritte der practischen Medicin hat sich an diejenigen Normen gehalten, die ihr im Jahrgange 1901 Yorgezeichnet worden sind. Eine Aenderung erschien mir um so weniger nothwendig, als die im vorigen Jahre geschaffene Reform des Jahrbuches soweit mir aus den Kritiken der Fachpresse und aus privaten Mit- theilungen bekannt geworden ist die Anerkennung der Aerzte gefunden hat.

Von den Mitarbeitern ist uns Prof. Husemann (Oöttingen) leider durch den Tod entrissen worden; an seiner Stelle hat Herr Privatdocent Dr. Heinz (Erlangen) das Referat über die Pharmakotherapie erstattet. Den Bericht über die Oeburtshülfe und Gynäkologie hat Herr Privatdocent Dr. Klein (Strassburg) fortan allein statt wie im vorigen Jahre gemeinsam mit Prof. Freund übernommen.

Der Umfang dieses Jahrgangs ist dank der sorgfältigen Auswahl und präcisen Bearbeitung des Materials um ein Weniges noch hinter demjenigen des vorigen zurückgeblieben.

Seine Aufgabe, einen kritischen Jahresbericht für die Fortbildung der practischen Aerzte darzustellen, wird, wie ich hoffe, auch der neue Jahrgang erfüllen.

Berlin, den 5. Mai 1902. Am Karlsbad 5.

Julius Schwalbe.

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Inhalt.

■i^i^ Seite

lullgemelne Pathologie und pathologlselie Anatomie (eln- .■^sehlieggl. Baeterlologle). Von Prof. Dr. Hugo Ribbert,

.'^Director des pathologisch-anatomischen Institate in Marburg 1 18

*? Erankheits&tiologie, Bacteriologie 1—5

Einzelne Infectionskrankheiten 5 8

Thierische Parasiten 8

Allgemeine Pathologie 8 18

Pathologische Anatomie der einzelnen Organ- systeme 18—17

Litteratur 17—18

U. Allgemeine Therapie 19—110

1, Pharmakotherapie, Von Priratdocent Dr. R. Heinz

in Erlangen 19—48

Litteratur 45 48

2, Diätetik, Von Med.-Rath Prof. Dr. P. Gumprecht in Weimar 49—55

Allgemeines 49 50

Einzelne Nahrungsmittel und Nahrungsformen . 50 58

Künstliche Nährpräparate 53—54

Litteratur 54—55

3, Klifnatotherapie, PneutmUotherapie^ Hydrotherapie, Bal- neotherapie, Von k. k. Reg.-Rath Prof. Dr. J. 61 ax in Abbazia 56—78

Elimatotherapie 56 60

Pneumatotherapie 60—61

Hydrotherapie 61—68

Balneotherapie 68 72

Litteratur 73—78

4, Orthopädie, Kinesiotherapie, Von Geh. Medicinalrath

Prof. Dr. A. Hoffa in Berlin 79—98

Allgemeines 79 86

SpedeUe Orthopädie 86—94

Litteratur 95—98

5, Krankenpflege, Von Med.-Rath Prof. Dr. Gumprecht

in Weimar 99—110

Erankenpflegepersonal 99—100

Erankenwartung 100—101

Erankenhausbau. Heilstätten 101 103

Instrumente, Apparate, besondere Heilverfahren 108 107

Transport und Lagerung 107—108

Litteratur 109—110

VI Inhalt

Seite

III. Specielle Pathologrie und Therapie 111—459

1. Innere Median 111—298

a) Krankheiten des Nervensystems. Von Prof.

Dr. £. Redlich in Wien 111—134

Allgemeines 111^-112

Gehirn 112—117

Rflckenmark 117—122

Periphere Nerven 122—128

Neurosen 128—131

Litteratur 131—134

b) Psychiatrie. Von Prof. Dr. A. Gramer, Director der psychiatrischen Klinik und Poliklinik für psy- chische und Nervenkranke in Gtöttingen .... 135 148

Litteratur 147—148

c) Krankheiten der Athmungsorgane. Von Prof. Dr. Hochhaus, Oberarzt an den städtischen Kranken- anstalten in KOln 149—169

Üntersuchungsmethoden 149 150

Erkrankungen der oberen Luftwege 150 154

Lungenkrankheiten 154—167

Litteratur . 168—169

d) Krankheiten derKreislaufsorgane. VonProf. Dr. Ernst Romberg, Director der medicinischen Poliklinik in Marburg 170—201

Physiologie 170—172

üntersuchungsmethoden 172—176

Herz und Herzbeutel 176—189

Gef&sse 189—193

Litteratur 193—201

e) Krankheiten der Verdauungsorsane. Von Prof. Dr. Th. Rosenheim und Dr. W. Kramm

in Berlin 202—241

Oesophagus 202—207

Magen 207—228

Darm 223—234

Leber 234—238

Litteratur 238—241

f) Krankheiten der Harnorgane. Von Geh. Med.- Rath Prof. Dr. Für bringer, Director des stadt. allgem. Krankenhauses im Friedrichshain, und Dr.

H. Stettin er in Berlin 242—259

Nierenkrankheiten 242—253

Krankheiten der unteren Hamwege 258 255

Litteratur 255—259

g) Acute allgemeine Infectionskrankheiten und Zoonosen. Von o. Honorarprofessor Dr. Her- mann Vierordt in Tübingen 260 ^277

Infectionskrankheiten 260 273

Zoonosen 273—274

Litteratur 274—277

Inhalt. VII

Seite h) Stoffwechselkrankheiten. Von Prof. Dr. Wil- helm His, Oberarzt am Stadt-Krankenhaus Fried- richstadt in Dresden 278 290

Fettsucht 278 280

Zuckerkrankheit und Glykosurie 280—286

Hamsäurediathese und Gicht 286—289

Litteratur 289—290

i) Krankheiten des Blutes. Von Prof. Dr. E. Gra- witz, dirig. Arzt am städtischen Krankenhause in

Gharlottenburg 291—298

Litteratur 297—298

2. Chirurgie (einschliessl. der Unfalls- und Kriegschirurgie). Von Dr. Paul Wagner, Privatdocent an der Univer- sität Leipzig 299—328

Allgemeine Chirurgie 299—310

Specielle Chirurgie 310 824

Kop^ 810—311

Hals 311

Thorax ,.,,'.['.'.['.'.['.,[ 311-312

Baiich 812—321

Extremitäten 321 324

Litteratur ', 324—328

3. Geburtshaife und Gynäkologie, Von Privatdocent Dr. J. Klein, Lehrer an der Hebammenschule in Strass-

buig i. E 329—372

Geburtshaife 829—347

Allgemeines 329—331

Schwangerschaft 381—836

Geburt 886—343

Wochenbett 343—345

Neugeborene 345—347

Gynäkologie 347—358

Allgemeine Pathologie und Therapie .... 347—350

AeuBsere Geschlechtsoigane 350

Scheide 35O

Mutterhals 350—351

Gebärmutter 351—355

Eierstock 355—356

Tube 356—357

Bauchfell, Bauchwand, Beckenbindegewebe . . 357—358

Hamwege 858

Litteratur 369—372

4. Augenkrankheiten. Von ao. Prof. Dr. Horstmann in

Berlin 378--887

Litteratur 385—387

5. Ohrenkrankheiten, Von San.-Rath Dr. Schwab ach in

Berlin 388—398

Litteratur 396—898

Ö

Vni Inhalt.

Seite

6, Krankheiten der Neue, des Nasenrachenraumes, des Mundes, des Rachens, des Kehlkopfes und der Luft- röhre, Von ao. Prof. Dr. A. Jurasz in Heidelberg . 399 411

Allgemeineg 399—401

Nase und Nasenrachenraum 401 405

Mund und Rachen 405—407

Kehlkopf und Luftröhre 407—410

Litteratur 410—411

7, Haut' und venerische Krankheiten, Von Prof. Dr. Jadas- söhn, Director der Klinik fQr Haut- und yenerische Krankheiten in Bern 412—441

Hautkrankheiten 412—428

Venerische Krankheiten 423—434

Gonorrhoe 428—427

Syphilis 427—483

Ulcus molle 433—434

Litteratur 434—441

8, Kinderkrankheiten. Von Privatdocent Dr. H. Neu- mann in Berlin 442—459

Physiologie. Di&tetik 442-445

Krankheiten der Verdauungsorgane 445 447

Scrophulose. Tuberculose 447 453

Syphiüs 453—455

Nervenkrankheiten 455 457

Litteratur 457—459

lY. Oeffentlkhes Sanlifttswesen« Von Prof. Dr. F. Hneppe,

Director des Hygienischen Instituts in Prag 460 475

Aetiologie der Krankheiten 460 461

Boden, Wasser, Luft 461—465

Nahrung 465—469

Wohnung 469

Beleuchtung 469—471

Heizung und Ventilation 471

Epidemiologie 471—474

Litteratur 474—475

Y. Aeritliche SadiTersiftndigeiitlifttlgkelt. Von Dr. G. P up p e, < Privatdocent und Kgl. Gerichtsarzt und Dr. A. Schulz, Assi- stent der ünterriohtsanstalt für Staatsarzneikunde in Berlin 476—494

Litteratur 492—449

Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie

(einschliessl. Bacteriologie).

Yon Prof. Dr. Hagro Bibbert^ Direktor des pathologisch-anatomischen

Instituts in Marburg.

Wenn wir unseren Jahresbericlit wie gewöhnlich mit der Krankheits&tiologie und deshalb mit der Bacteriologie beginnen, 80 richten wir unser Augenmerk naturgemäss zuerst auf die Frage nach den Infectionswegen. Da begegnen uns dann zunächst Unter- suchungen über das normale Vorhandensein von Bacterien Keimein in den Lungen. Boni fand bei frisch getödteten Meerschweinchen Lonean die Lungen meist keimfrei, selten mit Pneumokokken versehen, bei Schweinen meistens keimhaltig und mit denselben Kokken behaftet. Er schliesst, dass auch die menschlichen Lungen meist bacterienhaltig sein dürften. Nenninger beobachtete ebenfalls, dass die Lungen von Schlachtthieren Keime aufwiesen, meint aber, sie seien erst durch die tiefen agonalen Athemzüge aspirirt worden. Aber er sah anderer- seits, dass Thiere feine verstäubte Bacillenaufschwemmungen leicht bis in die Lungen ansaugen, dass dasselbe weniger ausgiebig mit trockenem Staub geschieht. Er hält es ftir möglich, dass auch bei der gewöhnlichen Athmung verspritzter Mundinhalt in die Lungen aspirirt werden könnte. Das Literessante an aUen diesen Mittheilungen bleibt immer der umstand, dass pathogene Bacterien in die Lungen gelangen können, ohne dass deshalb eine Entzündung einzutreten braucht. Selbst eine intratracheale Einspritzung von Staphylokokken hat, wie L. Beco neuerdings zeigte, nicht immer nennenswerthe Lungenerkrankungen zur Folge. Die Kokken gehen intrapulmonal durch Fhagocytose zu Grunde und finden nur dann den Boden für lebhafte Wucherung, wenn die Lungen durch locale oder allgemeine schädigende Momente flir die Infection disponirt wurden, lieber das Eindringen von Bacterien durch den Darm liegt nur eine Mit-

Jahrbuch der piaotischen Medicin. 190S. 1

Ribbert.

Eindringen

der Bacterien vom Darm

ans.

Infeetion des Eies.

Wirkung

des

Grannlations-

gewebes.

Bactericide Substanzen.

Wirkung

der Osmose.

theilong vor. H. Marcus konnte in Wiederholung früherer von Posner angestellter Untersuchungen dessen Resultate, dass Bac- terien aus dem Eectum durch die Wand in den Körper bezw. in die Harnblase einzudringen vermöchten, nicht bestätigen. Wenn er die Harnröhre unterband, blieb der Blaseninhalt steril. Für die congenitale Bacterienübertragung hat die Mittheilung von F. Friedmann grosses Interesse. Er konnte durch eine bei Thieren sofort nach der Begattung vorgenommene Injection von Tuberkelbacillen in die Vagina das im Uterus befindliche Ei in- £ciren. Das Eindringen von Bacterien in den Körper findet aber unter Umständen ein Hindemiss an einem bereits vorhandenen Granulationsgewebe. A. Jurgelunas fand in Ergänzung bereits bekannter Thatsachen, dass jenes Gewebe hauptsächlich einen mechanischen Schutz gegen eine Infeetion gewährt. Bactericide Ein- flüsse spielen nur eine geringe Rolle.

Nachdem die Mikroorganismen aber nun einmal eingedrungen sind, unterliegen sie der Einwirkung der Körpersäfte und der Zellen. Die bactericide Kraft der ersteren wurde wieder eingehend be- sprochen. Die Meinungsverschiedenheiten drehten sich vor allem darum, ob die Bedeutung des Serums auf der Gegenwart einer spe- cifischen bactericiden Substanz oder auf osmotischen Bedingungen beruhe. P. Baumgarten ist mehreren der sogleich zu nennenden Arbeiten gegenüber wieder mit Nachdruck für die Osmose ein- getreten. Er versuchte auch die Hämolyse in firemdem Blutserum daraus abzuleiten, gab aber zu, dass doch ein besonderer Körper (Ehrliches Immunkörper) vorhanden sein müsse, der die Erythrocyten der Osmose zugänglich mache. Demgegenüber fanden A. Schütz und R. Scheller, dass grössere Mengen von rothen Blutkörperchen die lösende Fähigkeit des Serums erschöpfen. Sie meinen, die globuliciden Stoffe würden aufgebraucht und erst durch regenerative Vorgänge im Verlauf einiger Stunden ersetzt, v. Lingelsheim. sprach sich ebenfalls für Alexinwirkung aus. Der osmotische Druck im Versuch sei zur Erklärung nach Baumgarten nicht ausreichend, und auch ein künstlich hergestellter höherer Druck bewirkt kein rascheres Absterben. Ebenso trat A. Hegeler für das Vorhanden- sein bacteri eider Stoffe ein. Erwies sie dadurch nach, dass er die osmotische Wirkung eines neuen Nährmediums ausschloss, indem er das active Serum zu der schon vorhandenen Bacteriencultur hin- zusetzte und auch dann den Untergang der Bacterien beobachtete. Auch A. Radziewski sprach sich für die Existenz der Alexine ans. Er meint, dass sie sich während einer Infeetion immer von neuem

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriologie.

bilden und so auch bei tödtlichem Ausgang andauernd eine grosse Menge von Bacterien vernichten. M. Wilde andererseits beobachtete, dass die bactericiden Stoffe in den letzten Stadien einer tödt- lichen Milzbrandinfection sich bis zum völligen Verschwinden vermindern. Wenn er femer Hunde mit Milzbrand-Kaninchen* serum behandelte, so gewann er in deren Serum ein Antikaninchen- alexin, welches bei Kaninchen eingespritzt deren bactericide Stoffe vernichtete und so der tödlichen Milzbrandinfection die Thore öffnete. Die Wirkung der bactericiden Stoffe wird meist mit derjenigen der Enzyme vergehen. Nun zeigte aber W. Sigwart, dass Pepsin und Trypsin keinen tödtenden Einfluss auf Milzbrandbacillen haben. Er meint deshalb, der Vergleich mit Fermenten sei nicht angebracht. Er hält seinerseits an der Osmose fest. Dasselbe thut auch A. Dietrich, der feststellte , ob die Wirkung der von Emmerich und Low aus Fyocyaneussulturen dargestellten Pyo- cyanase auf der Oegenwart eines proteolytischen Fermentes be- ruhe. Er konnte das nicht bestätigen, fCLhrt den Bacterienunter- gang vielmehr auch hier auf Osmose zurück. Waren so in diesen beiden Arbeiten indirecte Anhaltspunkte gegen die Bedeutung der Alezine gegeben, so hat zuletzt A. Pettersson einen neuen Be- weis för ihre Wirksamkeit beigebracht. Er goss das fragliche Serum auf Gelatine, in der Bacterien wuchsen, und sah diese ab- sterben, so weit das Alezin hineindiffiindirte. Aufgiessen von Koch- salzlösung hatte dagegen keinen Untergang der Spaltpilze zur Folge. Die Bildungsstätte der Alezine sind nach Metschnikoff und H. Buchner bekanntlich die Leukocyten. B. Trommsdorff hat das aufs neue zu zeigen und zu eruiren versucht, ob auch schon die lebenden Zellen die bactericiden Stoffe abgeben. Er Hess auf sie fremde Blutsera einwirken, welche extrahirend wirken, und konnte nach Gewinnung alexinreicher Flüssigkeiten feststellen, dass nur ein geringer Theil der Leukocyten abgestorben war. Auch M. Ascoli verlegte die Bildungsstätte der Lysine in die Leukocyten bezw. in die Körperzellen. Er konnte durch Lijection von Hundeserum bei Kaninchen in deren Serum einen hohen Gehalt an Antilysinen her- vorrufen, welche die Wirkung des Hundeserums auf die Erythrocyten der Kaninchen aufheben. Die gleiche Wirkung erzielte er aber auch durch Injection von Hundeleukocyten. Von Literesse ist femer, dass nach Untersuchungen von H. Oonradi auch aus den durch Autolyse zerfallenden Org^anzellen bactericide Stoffe frei werden.

Den bactericiden Substanzen stehen die Antitoxine nahe.

BUdungs-

st&tte

der

Alexine.

4 Ribbert

Antitoxine. Ehrlich und dessen Schüler haben seine geistreichen Theorieen über das Wesen, die Bedeutung und die Bildung der Antitoxine weiter ausgebaut. Es ist nicht möglich, in einem kurzen Jahresbericht diese theoretischen und in vieler Hinsicht hypothetischen Fragen zu be- sprechen. Erwähnen wollen wir nur, dass M. Grub er seine Be- denken gegen Ehrlich's Theorieen hervorgehoben und dass letzterer seine Anschauungen vertheidigt hat. P. Römer hat sich mit dem

Uebergang TJebergang der Antitoxine auf den Fötus beschäftigt. Er

^ ,^^, konnte ihn nicht nachweisen und erklärte sich sein neiratives Er- Antitoxine . ®

auf den gebniss im Gegensatz zu Ransom daraus, dass dieser die Antitoxin- Fotns. erzeugung noch während der Schwangerschaft vornahm, wodurch vielleicht die Placenta geschädigt und durchgängig wurde. Mit diesen Versuchen stehen andere von H. Schumacher in Beziehung, Agglntinine. welche die agglutinirenden Substanzen betreffen. Die Agglu- tinine des Typhus gehen auf den Fötus über, wenn die Erkrankung der Mutter in die zweite Hälfte der Schwangerschaft, nicht aber, wenn sie in die erste Hälfte fäUt, oder wenn sie bei Beginn der Schwangerschaft bereits abgelaufen war. Im übrigen ist ftLr die Agglutinine eine Mittheilung von Köhler von Interesse, der zeigte, dass diese Substanzen bei Typhus, abgesehen davon, dass sie auch in schweren Fällen ganz fehlen können, auch deshalb nicht specifisch sind, weil sie im Hundeserum durch Erzeugung von Icterus und Injection von Taurocholsäure hervorgerufen werden können. Sie sind also bei Typhus lediglich gegenüber der Norm vermehrt. Für die Immunität. Immunität haben die Agglutinine bekanntlich keine Bedeutung. Hier kommen die Antitoxine und die Alexine in Betracht, zugleich aber auch die Körperzellen, und zwar einmal als Bildungsstätten dieser Substanzen. lieber ihre phagocytäre Bedeutung Hegt nur eine Beobachtung vor. B. Verigo meint, dass die Phagocyten bei der Immunität eine grosse Bolle spielten, und zwar deshalb, weil sie durch die überstandene Infection eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber den Bacterien bekämen und sie deshalb lebhafter in sich aufiiähmen. Ch. Williamson prüfte die Bedeutung der Leoko- cytose bei der Pneumonie. Er ist der Ansicht, dass die Vermeh- rung der Leukocyten in keinem Verhältniss zum Verlauf der Erkran- kung steht. Eine Hjrpoleukocytose ist aber von übler Vorbedeutung. Für die Disposition ist eine Untersuchung von S. Gold- Disposition, berg bemerkenswerth. Er stellte fest, dass Alkohol in grossen Dosen ein mit Milzbrand inficirtes. Thier rascher sterben lässi; und dass er die natürliche Immunität herabsetzt. Kleine Dosen schädigen ebenfalls zuweilen den Verlauf der Krankheit.

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriologie. 5

Die allgemeine Physiologie der Bacterien erfährt eine Illustration durch die Mittheilung von A. Wolff, der die Keductionsfl&higkeit der Bacterien untersuchte und zeigte, dass sie ausgesprochen fähig sind, anderen Stoffen den Sauerstoff zu entziehen. Vor allem thun das zur Unterhaltung ihres Lebens die Anaeroben.

Bodnction

daroh Bacterien.

Unter den einselnen Infectionskrankheiten besprechen wir zu- nächst die Tuberculose. Die wichtigste Mittheilung rührt von Tabercolose R. Koch her. Er setzte aus einander, dass die Bacillen der menschlichen und der Rindertuberculose verschieden seien. Mit den von Menschen gewonnenen Bacillen kann man Rinder nicht inficiren. Daher sei zu erwarten, dass die Bacillen des Rindviehes auch nicht auf den Menschen übertragbar seien. Nach ihm gehört auch eine primäre Darmtuberculose, die auf den Genuss von Milch tuberculöser Kühe zurückzufiQiren wäre, zu den grössten Seltenheiten. Das spricht gegen die Infectiosität der RinderbaciUen. Die Auseinandersetzungen Koch's überraschten, fanden aber, was die Nichtübertragbarkeit der menschlichen Tuberculose auf Rinder angeht, allgemeine Zustimmung. Dagegen wurden Stimmen laut, die das Umgekehrte nicht für ausgemacht hielten. P. Baumgarten stellte sich neben anderen auf Koch's Standpunkt und Aihrte ein Beispiel an, in welchem in einem zu therapeutischen Zwecken unternommenen Versuch RinderbaciUen beim Menschen nicht an- gegangen waren. Vom anatomischen Standpunkt trat auch Virchow auf Koch's Seite, indem er betonte, dass er von jeher auf die Ver- schiedenheit der Perlsucht und der menschlichen Tuberculose hin- gewiesen habe. Der von Koch angeregten Frage steht eine andere, die nach der Bedeutung sonstiger säurefester Bacillen, nahe. Morphologisch sind die aus Butter, Milch, Ghras etc. gewonnenen Stäbchen dem Tuberkelpilz sehr ähnlich. Aber A. Möller hob her- vor, dass sie sich durch ihr Wachsthum und durch die verschiedene! Pathogenität trennen lassen. Die säurefesten Bacillen verursachen Knötchen, die sich durch Exsudation und Neigung zur Eiterung aus- zeichnen. Hölscher studirte gleichfalls die anatomischen Befunde. Die durch die firaglichen Bacillen bedingten Knötchen verlaufen acuter, breiten sich nicht weiter aus, sondern beschränken sich auf die erste Ansiedelungsstätte, sie verkäsen nicht, und die Bacillen gehen in ihnen zu Grunde. Lubarsch und Mayr betonten, dass die Wirkung der säurefesten Bacillen doch derjenigen der echten Stäbchen sehr ähnlich sei und dass sie in eine Gruppe mit ihnen zusammengehörten. Die verschiedenen Bacillen des Menschen, der

Säurefeste BaciUen.

6

Bibbert

Eintritts- pforten der Tuberkel- bacillen.

Tonsillen- infeotion.

Hoden- tubercnlose.

Lungen- tnbercalose.

Histologie.

Säugethiere, der Vögel, Blindschleiche etc. erzeugen durchweg über- einstimmende Veränderungen. Herr übertrug menschliche Bacillen in Blindschleichen und sah, dass sie nach 8 Monaten noch keine Virulenzverminderuug erfahren hatten. Ueber die Eintritts- pforten der Tuberkelbacillen verbreitete sich P. Gra- witz unter Berücksichtigung der zur Infection prädisponireuden Momente. Er hob besonders hervor, dass, wemi auch der Darm keine Tubercnlose zeige, die Milch tuberculöser Kühe deshalb doch infectiös gewesen sein kömie, insofern die Bacillen durch die Tonsillen aufgenommen wurden. Das sei zweifellos häufig. Auch Walsham machte auf die Bedeutung der Halslymphdrüsen- tuberculose, die von den Tonsillen ausgehe, aufmerksam. £r meint, die Lungen kömiten auf dem Lymphwege von da aus in- ficirt werden. F. Baumgarten behandelte dasselbe Thema in zwei Mittheilungen. Li der einen zeigte er, dass Hodentube r- culose niemals bei primärer Prostata- oder Blasentuberculose ent- steht, dass aber wohl das Umgekehrte eintritt. Ebenso wird die Niere nicht von der Blase aus inficirt. Die zweite Mittheilung be- triffl^ die Genese der Lungentuberculose. Sie ist weit häufiger, als man annimmt, hämatogen entstanden. Ich habe mich früher in gleichem Sinne ausgesprochen. Baumgarten konnte durch Ein- führung von Bacülen in die Harnblase eine der menschlichen sehr ähnliche Lungenerkrankung hervorrufen. Auch Aufrecht hat, wenn auch auf anderer Grundlage, dieselbe Auffassung geäussert. Die Einwirkung der Kohle auf das Wachsthum des Tuberkel- bacillus prüfte mit Rücksicht auf die Verhältnisse der mensch- lichen Lunge J. Papasotiriu. Er fand, dass die Bacillen durch die Kohle nicht beeinflusst werden. P. Baumgarten endlich er- örterte die histologischen Verhältnisse der tuberculösen Ent- zündungen. Er trat aufs neue dafür ein, dass die Zellen der Knötchen, insbesondere die Riesenzellen, als Producte einer Gewebs- proliferation anzusehen und nicht von Leukocyten abzuleiten sind. Er fuhrt diese Wucherung auf den directen Reiz der Tuberkel- bacillen zurück und meint, dass bei dem Zerfall des tuberculösen Gewebes eine von den Bacillen ausgehende Enzymwirkung eine Rolle spiele. F. Wechsberg sprach sich im Gegensatz zu Baumgarten dahin aus, dass die Tuberkelbacülen stets erst die fixen Ge- webezellen schädige und dass erst im Anschluss daran die Ge- webewucherung eintrete. Ein directer Wucherungsreiz liege also nicht vor. Baumgarten wül aber diese Beweisführung nicht an- erkennen.

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriolog^e. 7

Aus dem Gebiete der Sepsis und verwandter Processe inter- Sepsis, essirt uns eine Mittheilnng von A. Stolz, der die sog. Schaum- Schaumieber. leb er ontersachte und zu dem Schluss kam, dass sie niemals intra- vital entstehe. Sie komme nur postmortal durch Bacterien (Bacillus der Ottsphlegmone, Bacterium coH, B. lactis aßrogenes) zu Stande, die bereits während des Lebens in die Organe gelangten, üeber eine epidemieartig auftretende Nabelinfection berichtete Kabel- M. Wassermann. Er fand als Erreger den Bacillus pyocyaneus, "^'«c**on. der sich, auch in inneren Organen localisirt hatte. Jordan setzte auseinander, dass das Erysipel keine ätiologisch einheitliche Er- Erysipel, krankung ist. Es kann durch Streptokokken, Staphylokokken und Pneumokokken erzeugt werden. Mit den Staphylokokken beschäf- tigten sich M. Neisser und Fr. Wechsberg. Sie konnten das Toxine der Gift dieser Kokken in zwei Substanzen zerlegen, von denen die eine ^^^^®" die rothen Blutkörperchen, die andere die weissen angreift und die demgemäss Hämolysine bezw. Leukocydine genannt werden. Muscatello und Ottaviano studirten die gesammte Staphylo- staphyio- kokkeninfection. Das Grundlegende der Erkrankung ist die ^^^^^' Intozication durch die Gifte. Sie vermittelt die Ansiedelung der Kokken durch primäre Organschädigung. Je weniger die Gifte wirken, um so mehr kommt die Kokkenwucherung in Herz, Niere etc. zum Ausdruck. Die Locab'sation in den einzeli^n Organen ist von localen Dispositionen abhängig. In einem Falle von Endocarditis Endocarditis konnte M. Wassermann Diplokokken züchten, die sich unzweifel- gonorrhoica, haft als Gonokokken auswiesen. H. Prochaska beschrieb SFäUe von Allgemeininfection mit Gonokokken. Einmal fand er sie auf den erkrankten Herzklappen, einmal culturell im Blut bei Verwendung von mehreren Cubikcentimetem Blut.

DenKeuchhusten behandelten G.Joch mann und P.Kruse. Keuchhusten. Sie fanden im Sputum influenzabacillenähnHche Stäbchen, von denen sie eines ftir den Erreger der Erkrankung hielten. B. Bahner da- gegen konnte die Besultate aller früheren Beobachter nicht bestätigen. Keines der bisher gezüchteten Stäbchen könne als Keuchhusten- bacterium angesehen werden.

Aus der Lehre des Typhus ist die Mittheilung von Berta- Typhus, colli interessant, der in einer eitrigen Schilddrusenentzündung den Bacillus auffand. Weichardt beschrieb Fälle von Allgemeininfec- tion durch Typhusbacillen ohne ausgesprochene anatomische Ver- ändenmgen. Ohiari hatte zuerst solche Beobachtungen gemacht, die wegen der Schwierigkeit der Differentialdiagnose wichtig sind.

Ueber den Tetanus machte H. Meyer die wichtige Mitthei-

8

Bibbert.

Tetanus.

Aktinomycea.

Inng, dass das Toxin nur in den Nerven bis zmn Rückenmark auf- steigt. Es braucht dazu längere Zeit, während bei Injection des Toxins in das Rückenmark der Tetanus sehr rasch eintritt.

Die Biologie des Aktinomyces besprach V. Hertens. Die verschiedenen Variationen des Pilzes gehören zu einer Species, sie kommen zu Stande durch die wechsehide Beschaffenheit des Nähr- bodens und anaerobes oder aerobes Wachsthum. Silberschmidt dagegen betonte die Verschiedenheiten der einzelnen Variationen. Der Aktinomyces sei kein einheitlicher Pilz. Er sei auch nicht immer mikroskopisch sicher zu diagnosticiren. Zur genauen Erkennung seien Culturen erforderlich.

Auf die thierischen Parasiten bezogen sich die Mittheilungen

von Melnikow, Hauser und Harris. Ersterer machte aus-

Echinococcus, gedehnte Studien über den Echinococcus multilocularis, den

er für eine von dem Echinococcus hydatidosus verschiedene Art hält. Er

meint, dass er den Trematoden nahestehe. Haus er dagegen meinte,

es handle sich nur um eine Modification des E. hydatidosus. Beide

sahen Metastasen in verschiedenen inneren Organen, in Muskeln,

Lungen und Oehim. Harris glaubt neue Grundlagen für die Be-

Amöben bei deutung der Amöben bei der Dysenterie gewonnen zu haben. Er

Dysenterie, ^qh^^ Ij^j jungen Hunden durch Einspritzung amöbenhaltigen

Stuhles in das Rectum dysenterische Erscheinungen hervorrufen,

während es ihm mit den aus den Stühlen gezüchteten Bacterien

nicht gelang.

Blut- plättchen.

Blut bei Ur&mie.

Aus dem Gebiete der allgemeinen Pathologie interessiren uns zunächst die das Blut betreffenden Arbeiten. Deetjen fand bei Untersuchung lebender Blutplättchen auf einem mit Metaphos- phat versetzten Agarboden, dass jene Gebilde kernhaltige Zellen seien mit lebhafter Eigenbewegung. Ihre Bedeutung, Herkunft und Beziehung zu anderen Blutelementen ist fraglich. H. Hirsch feld dagegen glaubte mit J. Arnold die Plättchen als Derivate rother Blutkörperchen ansehen zu sollen, in denen sie zunächst als endo- globuläre KOrperchen entstehen, um dann aus ihnen auszutreten. Mit D e e t j e n stimmt aber K o p s c h überein, so dass die Anschauung, derzufolge es sich bei den Plättchen um einen dritten zelligen Form- bestandtheil des Blutes handelt, im ganzen wieder an Boden gewinnt. Eine besondere Blutveränderung, die bei Urämie, machte Alba zum Gegenstand des Studiums. Nach seiner Meinung beruht die Wirkung der Hambestandtheile im Blut auf osmotischen Vorgängen,

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriologie. 9

darauf, das8 die Stoffe den Geweben Wasser entziehen. Eine eigent- lich toxische Wirkung komme nicht in Betracht. Er prüfte femer die Entstehung des Oedems bei Nierenerkrankungen und stellte Oedembei fest, dass es auf Ghund der Hydrämie und der gleichzeitig vor- Nephritis. handenen Oe&ssveränderungen zu Stande kommt. Die Anämie Anämie, behandelte Fr. Müller. Er sah, dass nach experimenteller Blut- armuth Eisen in anorganischer Form gut resorbirt wird und dass dann der Hämoglobingehalt rasch wieder ansteigt. Er meint, das Eisen übe einen formativen Reiz auf die rothen Blutkörperchen aus.

Interessante Beobachtungen über die Wirkung der Hitze stellte Hitzewirkung. G. Scagliosi an Meerschweinchen an. Er setzte die Thiere der directen Einwirkung der Sonne aus und sah sie dann nach einer bis mehreren Stunden zu Orunde gehen, auch wenn er sie in einen kühleren Baum gebracht hatte. Ln ersten Falle starben sie an üeber- hitzung, im anderen an Toxinwirkung und Abkühlung. Ganglien- zellen und verschiedene Organe zeigten degenerative Veränderungen. Die fettige Entartung prüfte C. H e s t e r. Er injicirte Olivenöl in Fett- die Musculatur, fand in den Muskelfasern Fetttröpfchen wieder, meint, ®"**^^8- sie seien von aussen aus dem eingespritzten Fett aufgenommen, und spricht die Ansicht aus, dass das Fett bei der Fettentartung stets in dieser Weise in den Oewebeelementen aufträte. J. Arnold fasste die Beziehung der einzelnen ZeUbestandtheile für die Au&ahme und Ablagerung verschiedener Substanzen ins Auge. Er meint, dass Fett in die Zellgranula aufgenommen wird, und konnte das gleiche Resul- tat auch bei Untersuchung der Leberzellen für Fett, Blutfarbstoff und Qallenpigment gewinnen. Er stellte zugleich das Vorkommen intracellularer Secretkanälchen in Abrede.

TTeber die Verkalkung arbeitete J. v. Kössa. Bei ver- Verkalkung, schiedenen Vergiftungen, nicht nur bei Sublimatintoxication, erzielte er EUJkablagerung in den Nieren. Der Kalk bestand aus Phos- phaten und Albuminkalk. Er schied sich reichlicher bei gleich- zeitiger künstlicher Kalkzufuhr ab. Die Verkalkung ist bedingt durch Nekrose von Theilen der Nierensubstanz, doch macht nicht jede Nekrose Verkalkung.

Auf die Regeneration beziehen sich folgende Mittheilungen. Regenention Ueber den Mechanismus der Epithelregeneration arbeitete ^®* ^^**^®^^* H. V. Bardeleben. Bei Defecten werden die im Rande sich neu bildenden Zellen durch die kinetische Energie der Zelltheilungen über den Defect hinübergeschoben. Heinz studirte die Blut des Blntes. regeneration bei verschiedenen Thierclassen. Die rothen Blut- körperchen bilden sich im Knochenmark aus kernhaltigen Elementen,

10

Ribbert

die zu den weissen Blutkörperchen keine Beziehung haben. Die kernlosen gehen aus den kernhaltigen durch Auflösung des Kernes Regeneration hervor. J. BonglÄ erörterte die Heilung von Arterien wunden. Arterienwa d ^^® ^^^ ^ ^^ Hauptsache vollständig durch Wucherung der Wand- bestandtheile erreicht. Nur bleibt die Media dünner, als sie vorher war. Mit der Begeneration in Zusammenhang steht die Meta- Metaplasie, plasie. Pollack sah, dass Knochenbildung in tuberculösen und verkalkten Lymphdrüsen häufig ist. Es handele sich um xyieta- plastische Umwandlung des Bindegewebes in Knochen unter dem andauernden Eeiz des verkalkten Heerdes. P. Rohm er fieoid die- selbe Erscheinung in den Herzklappen bei Arteriosklerose. Auch er nimmt Metaplasie unter dem Einfluss der vorherigen Verkalkung an. Lubarsch, der diese Arbeiten veranlasste, betrachtete die Metaplasie aus allgemeinen Gesichtspunkten. Er hält sie in weiterem Umfange fbr möglich, als man es f&r gewöhnlich thut, und meint sogar, dass Bindegewebezellen zu Epithel werden könnten. Entsandnng. In das Gebiet der Entzündungslehre gehört eine Arbeit

von H. Ooenen, der sich für eine scharfe Trennung der Leuko- cyten und der Lymphocyten aussprach. Saltykow fand, dass bei Entzündung seröser Häute keine fibrinoide Umwand- lung des Bindegewebes vorkommt. M. v. Braun betonte, dass die Pleuritis. Deckzellen der Pleura den Charakter von Epithelzellen und einen Härchenbesatz haben. Sie gehen nicht in Bindegewebs- zellen über und nicht daraus hervor. Emmert bestätigte Samuel's Versuche, dass eine durch Orotonöl hervorgerufene Entzündung des Kaninchenohres ausbleibt, wenn man eine Extremität des Thieres in kaltes Wasser taucht. Der Effect tritt ein als Folge der Ab- kühlung des ganzen Thieres, nicht, wie Samuel meint, durch Läh- mung der durch das kalte Bein strömenden Leukocyten.

Das Gebiet der Geschwulstlehre fand auch im vergangenen Jahre ausgedehnte Bearbeitung. H. Merkel beschrieb 2 Fälle von Lipom. Lipom der Uteruswand. Beide Tumoren waren ungefähr orange- gross. Es handelt sich um sehr seltene Beobachtungen. Die Genese der Tumoren muss auf embryonale Keimabsprengung bezogen wer- Nenrom. den. 2 Fälle von Ganglioneurom theilte Beneke mit. Das eine war kindskopfgross und sass im kleinen Becken, das andere manns- kopfgross und fand sich in der Bauchhöhle. Die Tumoren bestanden aus marklosen Nervenfasern und Gunglienzellen, die theils voll, theils mangelhaft ausgebildet waren. Verf. meint, die Neubildungen gingen aus wuchernden und Nervenfasern bildenden GtinglienzeUen hervor. Unter den Beobachtungen über Sarkome ist die Mittheilung von

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriologie. H

G. Feldmann beachtenswerth, der in einem Falle von Osteomalacie mnltiple sarkomatöse Neubildungen des Skeletts auffand. Ueber das Melanom handelten Abesser und Larass, die sich beide im Gegensatz zum Referenten für die Deutung Unna's der Nävuszellen, aus denen jene Geschwülste hervorgehen, aussprachen. Sie halten sie also für abgetrennte und in das Bindegewebe verlagerte Epithelien und sprechen deshalb die Melanome als Nävuscarcinome an. Die Gründe sind aber nicht überzeugend, üeber die Genese des Glioms verbreitete sich Bonome. Man findet in den Tumoren bekanntlich Baume mit Epithelauskleidung und leitet sie demgemäss aus einer Absprengung von Theilen der Gehimhöhlen ab. Dem stimmt Verf. nur theilweise zu. £r meint, dass es sich auch darum handeln könne, dass Epithelzellen aus den Ventrikeln bezw. dem Central- kanal in die Gehimsubstanz einwanderten und in ihr wuchernd die Gliome und epithelialen Höhlen erzeugten. Jedenfalls Ulge aber auch dann eine Trennung von Zellen aus dem Zusammenhang vor. Von besonderem Interesse für die Geschwulstlehre sind die Misch- geschwülste geworden. F. Katsurada untersuchte Embryome des Ovariums und fand in üebereinstimmung mit Wilms, dass sie die Bestandtheile aller Keimblätter, z.B. Herzmuskelzellen und Ge- himsubstanz mit Höhlen enthalten. Er schliesst sich der Ableitung dieser Tumoren, die Bonnet gegeben hat, an und meint deshalb, sie entständen aus be&uchteten Polzellen oder abgesprengten Furchungskugeln. Auch Wilms hat neuerdings diese Genese als die wahrscheinliche hingestellt und seine frühere Auffassung von der Herkunft aus gewucherten Keimzellen aufgegeben, ob ganz mit Itecht, ist mir fraglich. Denn wenn auch Bonnet sich entschieden gegen diese ältere Anschauung ausgesprochen hat, weil nach seiner Zusammenstellung eine Parthenogenese bei Wirbelthieren nicht vor- kommt, so hat doch F. Wulkow auf meine Veranlassung hervor- gehoben, dass sich das fast alleinige Vorkommen der Embryome im Ovarium und Hoden und die gelegentliche Midtiplicität derselben am besten mit einer Herkunft aus den Keimzellen vereinigen lässt. Wilms hat femer die Mischgeschwülste der Speicheldrüsen und der Mamma behandelt und das Resultat gewonnen, dass auch sie wie die der Nieren etc. aus frühzeitig aus dem Zusammenhang getrennten embryonalen Keimen entstehen, welche die Fähigkeit enthalten, jene Gewebe der Mischtumoren zu bUden. Er dürfte damit im grossen und ganzen das Richtige getroffen haben. Muus hat ihm allerdings für die Mischgeschwülste der Niere widersprochen, indem er die epithelialen Bestandtheile dieser Tumoren aus den Hamkanälchen

Sarkom.

Ifelanom.

GUom.

Misch- gesohwülste.

12

Ribbert.

Nebennieren- tamoren.

Carcinom.

und die Neubildimg überhaupt aus einer Entwickelungsstörung der Niere ableitete. Bei dem complicirten Bau dieser Geschwülste ist mir diese Erklärung nicht wahrscheinlich. Ans embryonalen Ab- sprengungen gehen auch die aus Nebennierengewebe aufgebauten Neubildungen hervor. L. Pick hat sich mit denen genaue be- schäftigt, die im weiblichen Genitaltractus vorkommen, und glaubt einen Tumor des Ovarium auf diese Weise erklären zu können. Er hat femer die Absprengung von Nebennierensubstanz überhaupt ein- gehend besprochen. Zu dem gleichen Gegenstand lieferte A. Steck sen einen Beitrag. Bei ünt-ersuchung der Nebennieren wurden Adenom- knötchen aus abgesprengtem Nebennierengewebe ausserordentlich häufig gefunden. Verf. meint, ihre Bildung sei ein bei Erwachsenen noch fortschreitender Process. Aus dem Gebiete des Carcinoms seien zimächst ein paar Arbeiten angeführt, die sich mit der Morpho- logie beschäftigen. E. Deetz hat 4 Fälle von Plattenepithel- krebs der Gallenblase heschrieben und leitete diesen eigen- artigen Befund aus einer nicht weiter erklärten Metaplasie des Cylinderepithels ab« P. Kischensky besprach einen Platten- epithelkrebs des Nierenbeckens mit Metastasen und aus- gesprochener Verhomung bei Gegenwart von typischen Stachel- und Biffzellen. Auch er meint, dass die Beschaffenheit des Epithels auf eine Metaplasie bezogen werden müsse. A. Stieda erörterte die Psammocarcinome des Uterus, in denen die concentrisch an- geordneten Epithelkugeln regelmässig verkalken, und betrachtete sie als eine besondere Grappe des Carcinoms. Die Genese des Krebses fasste H. Eggel bei Schilderung des primären Lebercarcinoms ins Auge und meinte, zumal er in Uebereinstinmiung mit dem Re- ferenten den Krebs sich ledi^ch durch Wachsthum aus sich heraus vergrössem sah, dass fiir die Entstehung des Tumors die Ab- sprengung von Zellen aus dem normalen Verbände maassgebend sei. Allerdings fügt er hinzu, dass die isolirten Zellen noch einen be- sonderen Reiz erfahren müssten. Das ist auch die Ansicht Fütterer's, der das Epithel überhaupt von Anfang an durch einen Reiz in Wucherung gerathen lässt und sich daf&r unter anderem auf die Bildung des Carcinoms aus Magengeschwüren be- ruft. R. Borrmann hat in einer ausführlichen Untersuchung über das Magencarcinom meine Anschauung bestätigt und erweitert, dass die Carcinome nur aus sich heraus wachsen, nicht durch Umwand- lung des angrenzenden Epithels in Carcinomepithel. Ich selbst habe aufs neue betont, dass ich die von mir zuerst hervorgehobene Tren- nung des Epithels aus dem physiologischen Verbände bei der Ent-

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriologie. 13

stebung des Krebses wie aller anderen Tumoren Air ausschlaggebend halte, und habe mich gleicbzeitig gegen die Ansicht ausgesprochen, welche die Neubildung durch den directen Reiz von Parasiten ent- stehen lässt. Diese letztere Anschauung ist auch im vergangenen Jahre vielfach vertreten worden, ohne dass irgendwie beweisende Befunde beigebracht worden wären, v. Leyden hat noch einmal axif gewisse Einschlüsse im Epithel hingewiesen; Oaylord hat sie eingehend beschrieben und für die specifischen Parasiten erkl&rt. Er hat auch geglaubt, bei ihrer TTebertragung beginnende Carcinome gewonnen zu haben. Auch Leopold hatte ähnliche ßesultate. Er züchtete Blastomyceten und meinte, dass diese bei Thieren maligne Tumoren hervorgerufen hätten. Aber bei Beurthei- lung dieser Producte muss man grösste Vorsicht walten lassen. Entzündliche Ghtmulationsprocesse können leicht mit Geschwülsten verwechselt werden. Am meisten Aufsehen haben die Mittheilungen von SchüUer gemacht, der eigenartige Gebilde als die Krebs- erreger ansprach. Nachher zeigte es sich, dass die fraglichen Dinge grOsstentheils (Völcker) Verunreinigungen durch beigemischte Kork- partikel waren. Wie sehr diese und andere zufUlige Befunde täuschen können, zeigt die Arbeit von A. de Moser, der in einem ulcerirten Carcinom Lycopodium-Samen auffand und betonte, wie wichtig diese Beobachtung f&r das Auffinden von Blastomyceten in Oarcinomen sei. W. Konstantino witsch untersuchte dann die Wirkung des Lycopodiums bei Kaninchen und sah, dass der Same nur Entzündungsproducte erzeugt Eine andere Seite der Ge- schwulstätiologie besprach Jordan. Er fragte nach der Bedeutung des Traumas und gelangte zu dem Schluss, dass es f&r das Carci- nom eine minimale, für das Sarkom eine etwas grössere Bedeutung habe. Von der Verbreitungsweise der malignen Tumoren handelte E. He ding er. Er studirte die Beziehung zu Arterien und Venen und stellte fest, dass diese GefUsse sehr oft ergriffen werden und dass ein Hineinwachsen der Neubildungen natürlich grosse Be- deutung für die Metastasenbüdung hat.

Aus der pathologischen Anatomie der einzelnen Organsysteme heben wir zunächst einzelne Arbeiten heraus, die den Verdauungs- tractus betreffen. Fibiger behandelte die Darmstricturen durch tuberculöse Geschwüre und betonte, dass die Heilung so weit gehen kann, dass kein deutliches Kriterium bleibt und die Narben für syphilitische gehalten werden können, die aber weit seltener seien, als man meist annimmt. Denselben Gegenstand be-

Tnbercnldse

Darm- gescbwUre.

14

Ribbert

Strang-

büdnng im

Abdomen.

Lebei*- eirrhose.

Puikreas.

Fettgeweba- nekrose.

Acate hämorrhagi- sche Pankreatitis.

Pankreas

und Diabetes.

Endocarditis.

Herz- hypertrophie.

handelten A. Hartmann und P. Gross, deren Fälle dadurch sehr interessant sind, dass sich jedesmal nur ein einziges Geschwür fand, welches starke Verengerung bedingt und die charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Tuberculose fast eingebüsst hatte. Fr. Fall a beschrieb einen bemerkenswerthen Fall von Strangbildung im Abdomen. Er fasst den stenosirenden Bindegewebering auf als den Rand (die verdickte Plica duodeno-jejunalis) eines aus der Bursa duodeno-jejunalis hervorgegangenen Bruchsackes.

Bei der Lebercirrhose hat man neuerdings mehrfach auf die Anwesenheit reichlichen Blutpigmentes im interstitiellen Bindegewebe geachtet. M. E. Abbott meint nun, dass durch die Blutung der Anfang der Cirrhose gekennzeichnet sei. Die H&morrhagie werde durch Darmgifte veranlasst. Daran schlösse sich erst die Ent- zündung. — Auf das Pankreas bezieht sich eine Arbeit von H. Marx. Auf Grund der Untersuchung zweier Fftlle von Fett- gewebsnekrose schliesst er sich der Ansicht an, welche die Ver- änderung aus einer Einwirkung des Pankreassaftes ableitet. Daneben fand er auch degenerative und nekrotisirende Leberveränderungen und meint, sie seien bedingt durch Resorption schädlicher Stoffe aus dem Pankreas. Die acute hämorrhagische Pankreatitis leitete E. Opie aus einem Eindringen von Galle in den Ductus pancreaticus ab. Veranlassung dazu kann unter anderem die Ein- klemmung eines Gallensteines in der Papille sein. Derselbe be- handelte auch die pathologische Anatomie des Pankreas bei Diabetes. In einem Falle sah er die Langerhans'schen Inseln degenerirt, die übrige Drüse intact. Er schliesst daraus, dass jene Veränderung die Schuld an dem Diabetes trage. Auch A. Weich sei bäum und E. Stange meinen, dass der Diabetes dann eintrete, wenn die Langerhans'schen Inseln an den atrophischen Vorgängen des Pankreas stärker als das übrige Organ betheiligt seien.

Aus der Anatomie der Oirculationsorgane fuhren wir zu- nächst eine Mittheilung von Fr. Henke über Pneumokokken- Endocarditis an. Er sah 8 derartige F&Ue, die unter der Form der ulcerösen Erkrankung auftraten, sich aber im übrigen von Fällen anderer Aetiologie nicht unterschieden, üeber die Bedeutung der Hypertrophie des rechten Ventrikels bei Mitralstenose sprach sich D. Gerhardt aus. Im Gegensatz zu anderen hält er die Dickenzunahme fär eine compensatorische Erscheinung, da sie den Druck in dem Pulmonalkreislauf erhöht und durch ihn mehr Blut durch das verengte Ostium hindurchtreibt. Die Pulmonalarterie zeigt unter solchen Verhältnissen, wie Th. Brüning anführt, nicht

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriologie. 15

selten arteriosklerotische Veränderangen, die aber auch sonst hfiufig, jedoch meist erst mikroskopisch, gat nachweisbar sind. Für die Genese der Aneurysmen haben die Experimente von A. Fabris Bedeutung. Er konnte durch einfaches Trauma der Arterien keine Ausbuchtung an ihnen erzeugen, weil in den Bissen sich neben an- derem Gewebe auch elastische Fasern regenerirten. Wenn er aber mit Silbemitrat ätzte, so trat Degeneration der Wand und Ersatz durch minderwerthiges Gewebe ein, und dann buchtete sich die veränderte Stelle aus. Die syphilitische Gehimarterienerkrankung erörterte J. Nagano. Die Adventitia war überall durch zeQige Infiltration ver- ändert, die Intima nach Art gummöser Neubildung nur fleckweise, die Media war wenig betheiligt. Der Beginn ist in die Adventitia zu verlegen.

Die Bespirationsorgane lieferten nur eine geringe Aus- beute, lieber die Staub inhalation verbreitete sich M. Saenger. Er saugte feines Pulver und eine Farblösung durch ein vielfach ge- knicktes Rohr an und sah, dass ersteres sich rasch an den Wänden niederschlägt, letztere bis zum Ende aspirirt wird. Er schliesst daraus, dass eingeathmeter Staub nur in die Lunge gelangt, wenn er mit einem dünnflüssigen Beeret angesaugt wird, oder wenn die Aihmung ungewöhnlich angestrengt ist. Die Masernpneu- monie schilderte F. Steinhaus. Sie beginnt in den feinsten Bronchiolen mit exsudativen Processen, an die sich bei chronischem Verlauf schnell interstitielle Veränderungen anschliessen. Diese sind unter anderem durch Lymphocyteninfiltration gekennzeichnet. Ueber die Lösung der Pneumonie machte Fr. Müller sehr bemerkenswerthe Mittheilungen. Er zeigte, dass die Resolution durch eine Autolyse erfolgt, zu der die untergehenden Zellen, wohl hauptsächlich die Leukoc3rten, das erforderliche Ferment Uefem. W. T.Ritchie fand, dass die Bronchitis durch die verschiedensten Bacterien zugleich, in wechselnder Antheünahme, bedingt ist, haupt- sachlich aber durch Pneumokokken. Die Resorptionskraft der Pleura besprach J. Grober. Er schloss, dass die Pleura mit Lymphge&ssen in directer Verbindung steht, dass sie Fremdkörper und Flüssigkeiten theUs durch Vermittelung der Athembewegungen resorbirt und dass die Aufsaugungsfllhigkeit der entzündeten Pleura bedeutend verringert ist. Die gesunde Pleura kann eine gewisse Menge von Mikroorganismen resorbiren, ohne zu erkranken.

Recht wenig Bearbeitung fand die pathologische Anatomie des Harnapparates. A. Heyn untersuchte die Nieren von Phthisikern auf tuberculöse Processe und fand, dass in ihnen manchmal narbige Processe vorkommen, die auf Tuberkelbacillen

Arterio- sklerose.

Aneurysma.

Syphilis der Hirnarterien.

Stattb- inhalation.

Masem- pnenmonie.

Pneumonie.

Resorption

der

Plenra.

Nieren

der

Phthisiker.

16

Ribbert

Pyelo- nephritis.

Nebenniere.

Tuberonlose

und

Syphilis

des Hodens.

Rachitis.

Barlow*sohe Krankheit.

Osteotabes infantum.

Osteogenesis imperfecta.

zurückgefUirt werden müssen tmd in denen Bacillen aufzufinden waren. 0. Brucanff konnte bei analogen Studien über Narben, die auf Pyelo- nephritis zurückzuführen waren, manchmal Beste von Bacterien nachweisen. Er betont, dass auch nach Pyelonephritis schwielige Narbenbildung entstehen kann. lieber die Nebenniere liegt nur eine uns interessirende Beobachtung vor. Oppenheim und L o ep er fanden diese Organe bei Infectionskrankheiten stets verändert. Meist war Hämorrhagie vorhanden, ausserdem Anhäufung von polynucleären Leukocyten und von Lpmphocyten. Verff. meinen, dass die Neben- nieren auch vielleicht an der Immunisirung Antheil haben möchten.

Aus dem Oebiete der Generationsorgane haben wir hier nur eine Mittl^eilung anzuführen, welche die Unterscheidung der tuber- culösen und der syphilitischen Erkrankungen des Hodens betrifft. Federmann stellte fest, dass die elastischen Elemente sich bei jenen Processen verschieden verhalten. Bei Tuberculose gehen sie zu Grunde, bei der Syphilis nicht.

Das Knochen System endlich nimmt uns wieder ausgedehnter in Anspruch. Stoeltzner und Salge schrieben eine Monographie über Bachitis. Sie führen die Erkrankung nicht auf eine Säure* Wirkung, nicht auf Kalkarmuth, nicht auf Kohlensäureüberladung zurück. Es handle sich um eine Allgemeinkrankheit, die sie mit den Knochenprocessen nach Schüddrüsenezstirpation vergleichen. Sie möchten sie demgemäss auch auf den FunctionsausfaU eines Organs beziehen und meinen, per ezdusionem, dass in diesem Sinne die Nebennieren in Betracht kommen könnten. Die der Bachitis nahe verwandte Barlow'sche Krankheit besprach G. SchmorL Die Affection ist von Bachitis dadurch unterschieden, dass nirgendwo eine über die Norm hinausgehende Anlagerung osteoider Substanz vorhanden ist. Verf. sieht die Störung in einem vom Knochenmark ausgehenden Einfluss, der die endochondrale Enochenentwickelung stört. Eine weitere, an beide Processe sich anschliessende Er- krankung, die Osteotabes infantum, machte E. Ziegler zum Gegenstand einer Besprechung. Die Veränderung tritt im gleichen Alter mit Bachitis und Barlow's Krankheit auf, ist aber von ihnen zu trennen. Es handelt sich um eine zunehmende Umwandlung des lymphoiden in Gallertmark und gleichzeitig um einen von innen heraus erfolgenden hochgradigen Knochenschwund. Unter den congenitalen Knochenaffectionen befindet sich eine von Fr. Harbitz geschilderte Gruppe: die Osteogenesis imperfecta, die sich durch mangelhafte Knochenbildung und das dadurch bedingte Auftreten zahlreicher Fracturen kennzeichnet. Verf. trennt die Veränderung

Allgemeine Pathologie, pathologische Anatomie, Bacteriologie. 17

Enoohen- entzftndnng.

Knochen- mark.

als eine besondere Form der fötalen Bachitis von den übrigen so bezeichneten Fällen ab. Ueber die Theilnahme des Knorpels Knorpel- an Gelenkentzündungen berichtete Heile. So lange er nur in- Entzündung, direct von den Entzündungserregem getroffen wird, zeigt er eine Steigerung normaler Wachsthumsvorgänge , wenn er aber direct afficirt wird, nur degenerative Processe. Den Knochen studirte unter analogen Verhältnissen Kurpjuweit. Er fand eine geringe Betheiligung der Ejiochenzellen durch Schwellung und minimale Wucherung. Im übrigen bot der Knochen nur die Erscheinungen der Einschmelzung. P. Lengemann constatirte nach Parenchjnai- injectionen mit Blut im Knochenmark Hyperämie und Hämorrhagie, infolge deren Leukocyten, ganze Zellcylinder und Riesenzellen reichlich in das Blut übertraten.

Litteratur*

Abbott, Virch. Arch. Bd. CLXIV. Abesser, Virch, Arch. Bd. CLXVI. Albu, Virch. Arch. Bd. CLXVI, zwei Arbeiten. Arnold, Virch. Arch. Bd. CLXIII, ibid. Bd. CLXVI. Ascoli, Münch. med. Wochenschr. Nr. 84. Baumgarten, Festschrift für Jaffa und Wien. med. Wochenschr. Nr. 44, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 85, ibid. Nr. 44 bis 46, Arch. f. klin. Ghir. Bd. LXIII. v. Bardeleben, Virch. Arch. Bd. CLXIII. Beco, Archives de mäd. exper. Nr. 1. Beck, Zeitschr. f. Hyg. Bd. XXXVIL Beneke, Ziegler*s Beitr. Bd. XXX. Berta- celli, Zeitschr. f. Hyg. Bd. XXXVL Boni, Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. LXIX. Bongl^, Archives de m^d. exp^r. Nr. 2. Bonome, Virch. Arch. Bd. CLXIII. Borrmann, Beitr. z. klin. Chir., SuppL Brüning, Ziegler*s Beitr. Bd. XXX. v. Brunn, ibid. Coenen, Virch. Arch. Bd. CLXIU. Deetjen, ibid. Bd. CLXIV. Beetz, ibid. Bd. CLXIV. Dietrich, Arb. a. d. pathol. Institut Tübingen Bd. III. Eggel, Zieg1er*8 Beitr. Bd. XXX. Ehrlich. Deutsche med. Wochen- schrift Nr. 60. Emmert, Forfcschr. d. Med. Bd. IX. Fabris, Virch. Arch. Bd. CLXV. Federmann, ibid. Bd. CLXV. Feldmann, Münch. med. Wochenschr. Nr. 40. Fi biger, Nord. med. Arch. Fütterer, Monogr., Wiesbaden. Gaylord, American Journal of med. scienoes, Mai. Gerhardt, Arch. f. exper. PathoL Bd. XLV. Gold- berg, Centralbl. f. Bact. Bd. XXX. Grawitz, Deutsche med. Wochen- schrift Nr. 41. Grober, Ziegler's Beitr. Bd. XXX. Gruber, Münch. med. Wochenschr. Nr. 89. Harbitz, Ziegler's Beitr. Bd. XXX. Harris, Virch. Arch. Bd. CLXVL Haus er, Festschr. für den Prinz- regenten Leopold 1901. Hedinger, Virch. Arch. Bd. CLXIV. Hegeler, Zeitschr. f. Hyg. Bd. XXXVIL Heile, Virch. Arch. Bd. CLXIH.

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n.

Allgemeine Therapie.

I. Pharmakotherapie.

Von Privatdocent Dr. Heim in Erlangen.

Eine der allerwichtigsten pharmakologischen und therapeutischen Fragen ist auf dem 19. Congress für innere Medicin (Berlin 16. 19. April 1901) ausftLhrlich verhandelt worden: die Frage der physiologischen und klinischen Wirkungsweise der Digitalis- Digitalis. Präparate. Als Thema für das übliche „Allgemeine Referat^' war aufgestellt worden: „Herss- und Vasomotorenmittel^. Gottlieb hatte die Besprechung des Themas von der experimentell-pharmako- logischen Seite , S a h 1 i von der klinisch-therapeutischen Seite übernommen. An die beiden Vorträge schloss sich eine leb- hafte Discussion, in welcher von berufenster Seite wichtige prac- tische Fragen der Digitalisbehandlung eingehend gewürdigt wurden. Gottlieb berichtete über die neuesten Arbeiten am isolirten Säugethierherzen , die erst eine sichere experimentelle Grundlage für die Beurtheilung von Herzmitteln geliefert haben. Bezüglich der Digitalis haben diese Untersuchungen folgendes eindeutige Resultat er- geben: 1. Digitalis bewirkt stärkere Verkleinerung des Ventrikels in der Systole. Der Ventrikel contrahirt sich vollständiger und wirft mehr Blut in das arterielle Gebiet, den Druck in dem- selben erhöhend. Diese Wirkung kommt zu Stande durch directe Einwirkung der Digitalis auf den Herzmuskel. 2. Digitalis bewirkt vollständigere Erweiterung des Ventrikels in der Diastole. Dieselbe ist aber nicht durch eine directe Einwirkung der Di- gitalis auf den Herzmuskel bedingt, sondern einfach eine Folge der durch Vagusreizung hervorgerufenen Pulsverlang- samung. Das Herz schöpft also aus dem Venensystem reichlicher Blut und entleert dasselbe vollkommener in das arterielle System;

20 Heinz.

es entlastet somit das Venengebiet und fallt das Arteriengebiet ; mit Digitalis, anderen Worten : die Digitalis macht die Oompensationsstörong durch Wirkung auf den Herzmuskel plus Vagusapparat rückgängig. S ahli macht noch darauf aufmerksam, dass die Digitalis wie die all- gemeine Circulation, so auch die Blutversorgung des Herzens selbst durch den Coronarkreislauf verbessere. Dadurch werde das Herz gekräftigt, und damit erkläre es sich, dass durch eine eiuzige Digitaliscur häufig auf Jahre hinaus wieder ein normaler Zustand hergestellt werde, ,,als ob durch die Digitalis etwas am Herzen wieder eingerenkt würde". 3. Die Digitalissubstanzen bewirken (z. B. bei künstlichem Durchströmen eines gefasshaltigen Theiles) Con- traction der Ge&sswände und vermögen dadurch den arteriellen Druck zu erhöhen. Gottlieb legt auf diese Seite der Digitalis- wirkung weniger Werth ; zu starke Verengerung der Gefasse könne sogar die Herzwirkung beeinträchtigen, indem dem Herzen durch den gesteigerten arteriellen Druck eine übermässige Arbeit zu- gemuthet werde. 4. Von Wichtigkeit ist schliesslich die beim kranken Menschen wie im Thierversuch beobachtete ausgesprochene puls- regulirende Eigenschaft der Digitalis. Der Vortrag Sahli's ist ausgezeichnet durch geistvolle allgemein-pathologische Deductionen, aus denen sich eine genauere Indicationsstellung für den Gebrauch der Herzmittel ergibt. Sahli unterscheidet folgende Arten von Stauung: cardiale Stauung (bei CompensationsstÖrungen des Herzens), respiratorische Stauung (bei Emphysem, Lungeninduration, K3rphoskoliose etc.) und vasomotorische oder vielmehr v^odilatatorische Stauung (Erweiterung der peripheren Ge&sse bei gut erhaltener Herzkraft), mit der Unterart splanchnische Stauung (bei T<ähmung des Splanchnicus). Diese Stauungen sind im allgemeinen „Nieder- druckstauungen". Es kommen aber auch „Hochdruck- stauungen" vor, bei denen der arterielle Druck erhöht ist (so z. B. bei Arteriosklerose, bei Nephritis, bei gleichzeitig bestehender Dyspnoe etc.). Bei respiratorischer Stauung wird man natürlich die Bespirationsbehinderung bekämpfen, bei vasodilatatorischer Stauung wird man mit Erfolg vasoconstrictorische Mittel geben. Letztere sind natürlich bei Hochdruckstauungen contraindicirt. Da- gegen ist bei sämmtlichen allgemeinen Stauungen die Digitalis mit Erfolg anwendbar. Sahli hat nämlich die wichtige Beobachtung gemacht, dass die Digitalis bei Hochdruckstauungen nicht nur die Stauungen zu beseitigen, sondern auch in paradoxer Weise den erhöhten Druck oft um 80—40 mm Hg zu erniedrigen im Stande ist. Sahli constatirt schliesslich noch einen principiellen

PharmakoUierapie.

21

Unterschied zwischen der gewöhnlichen hohen Dosinmg der Infuse (z. B. 0,5 in Infos pro die) und den niedrigen Dosirangen (z. B. 5 Tropfen Tinct. Digitalis 1 : 10). Letztere bewirken keine Pnls«- verlangsamnng, also auch nicht vermehrte Saugwirkung des Ventrikels in Diastole, sondern nur voUst&ndigere systolische Contraction. Diese niedrigen Dosen eignen sich daher hauptsächlich für Hochdruck- stauungen, bei denen Vergrösserung der Diastole keinen Vortheil bringen kann. ünverricht ist sehr für kräftige Digitalisdosen und ftb: wirksame Präparate. Er lobt die in tadelloser Weise her- gestellten Golaz'schen Digitalis-Dialysate, insbesondere das Dialysat von Digitalis grandiflora (8mal täglich 20 Tropfen), das grosse Mengen Digitoxin enthält, ünverricht hält das Digitoxin für das beste aller Digitalispräparate. „Dass irgend ein Digitalispräparat besser wirkt wie das Digitoxin, habe ich that- sächlich bis jetzt noch nicht gesehen.^' Die fast jede energischere Digitaliscur begleitenden Magenstorungen finden sich auch bei Digitoxin; sie sind central bedingt, denn sie erscheinen auch bei rectaler Verabreichung des Digitoxins. Naunyn ist ein warmer Lobredner des InfusumDigitalisin kleinen Dosen, durch längere Zeit fortgegeben. Mit dem Digitoxin hat er nicht so günstige Er- &hrungen gemacht wie ünverricht; er ist, nachdem er sämmt- liehe Digitalispräparate durchgeprüft), immer wieder zu der Ver- ordnung des Digitalisinfuses zurückgekehrt. Er verschreibt es zu 0,8, in einem dünnen Infus und hat bei dieser Verordnungsweise kaum jemals cumulative Wirkung und nur sehr selten Verdauungs- störungen auftireten gesehen. Groedel (Nauheim) empfiehlt für die Fälle, in denen es nicht gelingt, durch die übliche kräftige Digitaliscur eine vollständige Compensation zu erzielen, die „chro- nische Digitalistherapie^. Er gibt 0,1 Digitalis als Pulver oder Pillen durch Monate, eventuell Jahre, hindurch und findet, dass das Herz weniger abgearbeitet und besser ernährt wird als ohne Digitalismedication. Sehr warm empfiehlt Bosenstein (Leiden) als Herzmittel von digitalisähnlicher Wirkung die Strophanthustinctur. Li Deutschland wird Strophanthus auf- fallend wenig gebraucht, wahrscheinlich weil man die Liconstanz strophantM von Präparaten verschiedener Herkunflb furchtet. Die französischen Aerzte wenden dagegen die Strophanthus allgemein an Stelle der Digitalis an und sind mit den Erfolgen sehr zufrieden. Die Strophanthus hat vor der Digitalis den Vorzug voraus, dass ihr die cumulative Wirkung fehlt und dass sie nicht, oder nur sehr selten, Verdauungsstörungen macht. Zu verordnen ist Tinctura Stro-

ChronlBohe DigitaUs- therapie.

Tinotara

32

Heinz.

mittel.

phanthi mitior (Fräser), 3mal täglicli 10 Tropfen. Der Empfehlung der Strophanthus schliessen sich Balz (Tokio) und Sahli an. Von den nicht zur Digitalisgruppe gehörenden Herz- Alkohol als mittein erfahrt bekanntlich der Alkohol von klinischer Seite die ^^^rr^^ denkbar verschiedenste Beurtheüung. Ein Theü der Kliniker wiU Vasomotoren- den Alkohol in jeder Form vom Krankenbette entfernt wissen; einzelne verpönen den Genuss selbst der geringsten Menge Alkohol auch beim Gesunden. Andererseits dürfte wohl der weitaus grösste Theil der practischen Aerzte die Wirkung des Weines, Cognacs, Champagners bei fieberhaften und consumirenden Krankheiten unter keinen Umstanden missen wollen. Die neueren pharmakodynamischen Untersuchungen haben keinerlei Anhalt für eine erregende Wirkung des Alkohols auf das Herz ergeben; andererseits hat sich als sehr wichtiges Resultat der Thierversuche gezeigt, dass der Alkohol in verhältnissmässig grossen Dosen das Herz lange Zeit ganz intact Ifisst. Der Alkohol wirkt aber ausgesprochenermaassen auf die Vasomotion; er erweitert die Körpergefllsse, insbesondere auch die- jenigen der Haut. Da eine Anzahl Bacteriengifte nachgewiesener- maassen gel&sslähmend wirkt, erscheint Sahli die Verwendung des Alkohols bei acuten Infectionskrankheiten nicht geeignet. Immerhin betont Sahli, dass er Fiebernden den Alkohol nicht ganz entziehe. „Ich beschränke mich aber auf massige Dosen , bei welchen seine circulatorische Wirkung überhaupt nicht zum Vorschein kommt, und gebe ihn mehr wegen seines Calorieenwerthes und seiner anregenden Wirkungen auf die Verdauung, und nicht zum wenigsten auch des- halb, weil ,der Wein des Menschen Herz erfreut*." Der Alkohol kann schliesslich auch bei krampfhafter Gefasscontraction, die dem Herzen einen übermässigen Widerstand entgegensetzt, ent- spannend und dadurch günstig wirken. Der Camp her ist zu- gleich Herz- und Vasomotorenmittel. Die blutdrucksteigemde Wir- kung des Camphers, herbeigeführt durch Erregung des vasomotorischen Centrums, ist längst bekannt. Die erregende Wirkung des Camphers auf das Warmblüterherz hat Gottlieb überzeugend nachgewiesen. Wenn das Herz, durch Ueberanstrengung insufficient gemacht, immer langsamer und arhythmisch schlägt, ist es möglich, durch Campher neue und kräftige Contractionen hervorzurufen. Rosenstein erklärt den Campher für eines der glänzendsten Cardiotonica nur dass seine Wirkung eine sehr flüchtige ist. Bei unmittelbar drohender Gefahr der Herzerlahmung ist dem Campher vor der Digitalis der Vorzug zu geben. Sahli klagt, dass der Campher durch seine Schwerlöslichkeit und seinen starken Geschmack und Geruch ein so

Campher.

Pharmakotherapie.

23

unmanirliches Präparat sei, das manchen Patienten kaum beizu- bringen ist. Die Dosirung für den Erwachsenen ist nach Sahli 0,5 1,0 pro die in 3 4 Dosen; zur subcutanen Injection eigne sich am besten eine 20^/oige Lösung in Olivenöl. Das Coffein ist wie der Campher sowohl Herz- als Vasomotorenmittel. Nach Dreser steigert es die absolute Herzkraft, d. h. es befähigt das Herz, einen höheren Mazimaldruck als normal bei der Systole zu überwinden. Die diastolische Erweiterung wie die systolische Ver- kleinerung des Ventrikels wird durch Coffein nicht vermehrt, also das Pulsvolum nicht wie durch Digitalis gesteigert. Sehr wichtig ist dagegen , dass das Coffein nach den Versuchen von H e d b o m eine deutliche Erweiterung der Coronargef&sse des Herzens herbei- fuhrt. Dadurch erklärt sich die günstige Wirkung des Coffeins bei Angina pectoris. Das Coffein erregt schliesslich das vasomotorische und das Athmungscentrum, beschleunigt den Puls imd steigert die Diurese: aus allen diesen Gründen ist es ein zweckmässig zu ver- wendendes Mittel bei den verschiedensten Herzstörungen und Stauungszuständen. Sahli gibt als passende Dosis an: 0,6— 1,0 Coffein, natriosalicyl. pro die in Dosen von 0,2. Grössere Dosen be- wirken leicht Herzklopfen, Pulsarhythmie, Au&egung und Schlaf- losigkeit. — Als kräftige Vasomotorenmittel, die aber klinisch bisher als solche kaum geprüft sind, wurden von Gottlieb, bezw. in der Discussion von F. Pick, das Strychnin, Coryamyrtin, Epi- nephrin und Hydrastinin aufgeführt. Das Strychnin wird übrigens in neuester Zeit, namentlich von amerikanischer Seite, mit gutem Erfolge als Analepticum bei Vergiftungen mit Morphin oder Opium sowie mit Schlangengift angewandt.

Die Anschauungen über die Resorbirbarkeit anorganischer Eisenpräparate haben bekanntlich in den letzten Jahren durch- greifende Aenderungen erfahren. Aus den Versuchsresultaten Ham- burger's, dass nämlich bei Zufuhr von Eisensalzen per os der Eisengehalt des Urins nicht vermehrt werde, hatte man den Schluss gezogen, dass anorganisches Eisen überhaupt nicht resorbirt werde. Daraufhin sind von der Technik eine grosse Anzahl organischer Eisenverbindungen dargestellt worden, die das Eisen in larvirter Form gebunden enthalten (ähnlich wie das Hämatogen des Eigelbs), und solche Präparate sind massenhaft von Aerzten und Laien ver- braucht worden. Nim haben aber die exacten experimentellen Untersuchungen der letzten Jahre ergeben, dass anorganische Eisen- verbindungen zweifellos von dem Duodenum (und Anfangstheil des Dünndarms) resorbirt, in Leber und Milz vorübergehend aufge-

Coffeiu.

Weitere

Vasomotoren-

mittel.

Strj'chniu

Elsen- präparate.

24 Heinz.

Eisen- speichert, zur Blutkörperchen* und Hämoglobinbildung benutzt und Präparate, ^xirch den Enddarm (nicht durch die Nieren) wieder ausgeschieden werden. Eine übersichtliche Schilderung des Verlaufes der Eisen- frage gibt Jaquet in Therap. Monatshefte Nr. 7. Jaquet schliesst: „Der Organismus ist im Stande sein Eisende£cit zu decken ohne Rücksicht auf die Natur der ihm zu Gebote stehenden Präparate. Der Unterschied, der vor einigen Jahren zwischen den anorganischen und organischen Präparaten gemacht wurde, besteht nicht mehr zu Becht. Der Nutzen der organischen Eisenpräparate scheint in dem Umstand zu liegen, dass sie in der Regel gut vertragen werden und keine Magendarmbeschwerden verursachen, so dass in den Fällen, wo das anorganische Eisen von den Patienten nicht ver- tragen wird, man mit Vortheü zu den organischen Präparaten greifen kann. Für die Mehrzahl der Fälle von Chlorose dürften aber die officinellen Eisenpräparate vollständig genügen" (Ehrenrettung der „Blaud'schen Pillen^). Eine practisch sehr bedeutungsvolle Unter- Eisengehalt suchung stammt von Hinz: „Der Gehalt der natürlichen Eisen- .«^^.^^ Wässer an irelöstem Eisen.^ £inz untersuchte 26 Flaschen natür-

natürlichen , ° ,

Eisenw&sser. üchen Eisenwassers, die aus drei verschiedenen Quellen stammten und nach der Analyse des frischen Quellwassers bestimmte Mengen Eisenoxydul enthalten sollten. Es zeigten sich aber in dem Wasser nur geringe, oft nur ganz minimale Spuren Eisenoxydul gelöst, während die Flaschenwand auf der Seite, auf der die Flasche ge- legen, mit einem rostrothen Ueberzug von Eisenoxyd bedeckt war. „Die Ohlorotische, die gezwungen ist, die Eisenquelle zu Hause zu trinken, kauft und trinkt also ein Eisenwasser ohne nennenswerthes Eisen." In zwei Publicationen über denselben Gegenstand hat 0. Adler (Prag) die Einzusehen Beobachtungen ftir eine grössere Anzahl natürlicher Eisenwasser bestätigt. Adler findet die Ursache der Ablagerungen in dem Vorhandensein von Mikroorganismen (Spirillen etc.), die sich in dem Niederschlage massenhaft vorfinden. Durch Zusatz von Antisepticis sowie durch Sterilisation wird die Bildung des Niederschlages verhindert. Die Sterilisation (zwei- stündiges Erhitzen auf 60 ® oder fractionirte Sterilisation bei niederer Temperatur) lässt sich sicher auch in der Praxis durchfahren und würde dem Patienten ein Eisenwasser mit dem Gehalt der natür* liehen Quelle garantiren. Ein neues organisches Eisenpräparat ist von Salkowski dargestellt worden. Bei der Pepsinverdauung des Kuhmilchcaseins geht ein grosser Theil des organischen Phos- phors in Lösung, und zwar ist der gelöste Phosphor in einer organischen Säure, Paranucleinsäure, enthalten. Die Paranuclein-

Pharmakoiherapie. 25

sSure ist durch Eisenozydsalze fast quai^titativ ausfällbar. Die ent- stehende neue Eisenverbindung enthält ca. 9^/o N, 2,5 ^/o P und 22®/o Fe. Sie wird von KnoU & Co., Ludwigshafen, fabrikmässig dargestellt und hat den Namen Triferrin erhalten. Nach Thier- Trifenin. versuchen wird das Triferrin im Darm resorbirt und in inneren Organen abgelagert ; so steigt z. B. der Eisengehalt der Kaninchen- leber auf das Dreifache. Klemperer hat das Triferrin in 21 Fällen von Chlorose in Privatpraxis wie Poliklinik, zu Smal tägUch 0,3 g, angewendet, und zwar mit sehr günstigem Erfolg. Das Mittel wurde (u. a. auch bei Magengeschwür) anstandslos vertragen; die Chlorose besserte sich in allen Fällen zusehends; der Hämoglobin- gehalt stieg in einem Falle von 85 ®/o auf 85 ^/o , in einem zweiten von SO */o auf 90 % , in einem dritten von 25 auf 85 ®/o etc. Auch Mahrt (Göttingen) berichtet in seiner Dissertation über gute Er- folge mit Triferrin.

Von französischer Seite wird seit einer Anzahl von Jahren die Kakodylsäure oder Dimethylarsensäure bezw. deren Natronsalz Kakodyis&ore. als mildes Arsenpräparat, von dem man relativ ' grosse Mengen ohne Schaden in den Organismus einfuhren könne, an Stelle des Acidum arsenicosum als Roborans, gegen Nerven- und Hautkrankheiten etc., empfohlen. Gautier rühmt das „Arsen in latenter Form" bei Tuberculose der Lungen, Ejiochen, Eingeweide, bei Diabetes, Anämieen etc. Lannois sah gute Erfolge bei 5 Fällen von Chorea; er injicirte anfangs 0,02, später 0,04 subcutan und hat nie irgend welche ungünstige Nachwirkungen gesehen; die Fälle waren bis spätestens 3 Wochen nach Beginn der Behandlung geheilt. Nach Chiappori steigt unter der Einwirkung des Kakodylats die Zahl der rothen Blutkörperchen und der Hämoglobingehalt. Graff sah bei einem Falle von schwerer Anämie, der mit Hämatogen^ Levicowasser , Seeaufenthalt vergeblich behandelt war, auf Verord- nung von Natronkakodylat auffallenden Erfolg. Er verwandte das- selbe in folgender Form : Natr. cacodylici 5,0, Cocain, hydrochlor. 0,1, Morphin, mur. 0,025, Natr. chlorat. 0,2, 5^/oige, Carbollösung gtt. ü, Aq. dest. ad 100,0. D. S. Täglich eine Spritze zu injiciren. Ueber die Wirkung von Kakodylsäure bei Hautkrankheiten berichtet Saal fe Id. Saalfeld benutzte als Präparate „Arsycodile^^ und „Ferricodile" von Leprince in Paris (Natrium und Ferrum caco- dylicum). Er wandte die Präparate an: 1. als Pillen: 4 Pillen 4 0,025 Arsycodile oder Ferricodile pro die; 2. als Lösung: 40 Tropfen 5*/oiger Lösung (= 0,1 g Salz) pro die; 3. als sub- cutane Injection, täglich je eine Ampulle mit 1 ccm einer 5 ^/o igen

26

Heinz.

Eakodylsfture. sterilisirten Arsycodile- oder FerricodilelösuDg ; 4. aLs Supposi- torien ä 0,05. Die Kakodylsäure hat nach Saalfeld vor dem Acidom arsenicosum bezw. vor der (stark alkalisch reagirenden) Solutio Fowleri voraus, dass sie den Magen der Patienten nicht belästigt. Bei innerer Verabreichung von Kakodylsäure entsteht übelriechendes Kakodyl (Arsendimethyl), das dem Stuhl einen fürchter- lichen Gestank verleiht imd die Ausathmungsluft stark nach Knob- lauch riechen macht. Saalfeld beobachtete Knoblauchgeruch des Athems nur bei einem Drittel seiner Patienten. Bei subcutaner und rectaler Anwendung zeigte sich der Knoblauchgeruch nicht. Die subcutane Anwendung von Arsycodile wie Ferricodile wurde anstandslos ertragen. Namentlich die subcutane Behandlungsweise erwies sich bei Psoriasis, Liehen ruber planus, Pruritus cutaneus etc. sehr gut wirksam. Saalfeld sieht noch einen Vorzug der Ferro- codileinjectionen darin, dass man nunmehr im Stande ist, Arsen in Ver- bindung mit Eisen subcutan zu injiciren, ein Vortheil, der besonders bei chlorotischen Personen sehr ins Gewicht falle. Die wissenschaftliche Grundlage für das Verständniss der Kakodylsäurewirkung gibt die Untersuchung von Heffter. In der arsenigen Säure wie in der Arsensäure ist das Arsen als giftiges Ion As, in der Kakodylsäure als ungiftiges Ion As(CH3)2 enthalten. Ein Theil dieser Ionen verfallt aber im Organismus der Oxydation zu den wirksamen Ionen der arsenigen und der Arsensäure; dieser Theil ist es allein, der therapeutische (bezw. pathologische) Wirkungen auszuüben im Stande ist. Von 0,2 0,24 g subcutan injicirtem Natriumkakodylat werden nur 2 8 °/o in arsenige Säure bezw. Arsensäure verwandelt. Dieser Umstand erklärt eben die Anwendbarkeit (bezw. Ungiftigkeit) relativ grosser Dosen der Kakodylsäure. Die Anwendung der Kakodylsäureverbindungen dürfte dann angezeigt sein, wenn das Acidum arsenicosum bezw. der Liquor Kalii arsenicosi schlecht ver- tragen wird oder wenn aus irgend einem Grund subcutane Zufuhr von Arsen wünschenswerth erscheint.

Ueber den Werth der Phosphorbehandlung bei Rachitis stehen sich bekanntlich die Ansichten diametral gegenüber. Zweifel hatte den Satz aufgestellt, dass der Phosphor bei Rachitis durchaus nichts nütze und ausserdem in den meisten Präparaten von Phos- phoröl oder Phosphorleberthran gar kein Phosphor enthalten sei, indem derselbe durch Oxydation nach kurzer Zeit verschwinde. Die Zeitschrift „Die Heilkunde^ hat nun eine Umfrage an Kliniker und Kinderärzte über ihre Stellungsnahme zur Phosphor- therapie gerichtet. Die Antworten divergiren ungemein. Flachs

Phosphor

bei Rachitis.

Pharmakotherapie. 27

(Dresden) ist ein entschiedener Anhänger der Phosphortherapie; lEscherich gibt an, dass der Phosphorleberthran in der weitaus ^rrösseren Anzahl von Fällen entschieden von günstigem Einfluss auf den Krankheitszustand zu sein scheine, während andererseits allerdings FäUe von reiner Rachitis selbst durch mehrmonatliche Phosphorbehandlung nicht gebessert werden. Frenz (Wien) und Czerny (Breslau) sprechen dem Phosphor jeden günstigen Einfluss auf die Kachitis ab. Auf demselben absolut ablehnenden Standpunkt steht Monti (Wien). Kassowitz, der zuerst die Phosphor- l>ehandlung der Bachitis warm empfohlen hatte, gibt zwei einfache Methoden zum Nachweis von Phosphor in Oel oder Leberthran an. Erstens: Man löst einerseits das zu untersuchende Oel, andererseits einige Tropfen von Höllensteinlösung in Aceton und giesst die beiden Lösungen zusammen: es entsteht ein Niederschlag, beim Schütteln eine kaffeebraune Färbung und später Absatz von schwarzem Phos- phorsilber. Noch einfacher ist die zweite Probe: Man erwärmt in einem dunklen Zimmer einige Cubikcentimeter Phosphoröl über einer Spiritusflamme, dreht der Flamme den Bücken und sieht dann auf der Oberfläche der Flüssigkeit prächtiges Leuchten. Kasso- witz fand selbst bei 14 Jahre alten Präparaten von Phosphoröl (0,01 : 100,0) deutlichste Phosphorreaction. Dass der Phosphor- Vergiftungen leberthran bezw. das Phosphoröl durchaus kein imbedenkliches piiosphor- Präparat ist, beweisen drei im Jahre 1901 vorgekommene tödt- leberthran. liehe Phosphorvergiftungen an rachitischen Kindern. Nach Neb el- thau starb ein 2jähriges Kind, nachdem es 6 Theelöffel Phos- phorleberthran 0,01 : 100,0 genommen hatte, an acuter Phosphor- vergiftung. Leo berichtet über 2 analoge FäUe: ein 2 V< jähriges Kind starb am 15. Tage der Behandlung an acuter Phos- phorvergifbung; ein 14monatliches Kind starb, nachdem es durch V< Jahr hindurch anscheinend ohne Schaden Phosphor genommen hatte. Leo's Dosen waren 2mal täglich 10 Tropfen Phosphoröl 0,01 : 10,0. Leo's wie Nebelthau's Dosimng betrug nig Phos- phor als Einzeldosis, entsprechend der von Kassowitz angegebenen Verordnung. Nun ist aber V^ i^g gleich der halben Maximaldosis fÄr Erwachsene, also doch wohl für 1 2jährige Kinder zu hoch. Nebelthau und Leo empfehlen daher, die Dosis auf den zehnten Theil herabzusetzen: Phosphorleberthran 0,001 : 100, theelöffelweise oder Phosphoröl 0,01 : 10,0 k 10 Tropfen. üeber 2 weitere tödtliche Phosphorvergiftungen berichtet Görges. Der eine betraf Phosphor- ein 9jähriges Mädchen; die Vergiftungsursache war nicht aufzu- v®'^'"**"*?- finden. Li dem zweiten Fall hatte ein l^t jähriges Kind die Köpfe

28

Heinz.

Behandlung der Gicht.

ürosin.

8idonal.

von 8 12 Phosphorstreichhölzem abgeleckt; es bekam am 5. Tage Erbrechen, Krämpfe, Lebervergrössenmg, Icteras, Benommenheit, kleinen freqnenten Pols und starb am 12. Tage.

Ueber die Beziehungen der Harnsänre znr Pathogenese der Gicht existirt bekanntlich durchaus keine Klarheit. Daher lässt sich zur Zeit auch keine sichere Indication für eine rationelle medi- camentöse Behandlung der GHlcht aufstellen. Man hat zunächst Mittel angewandt, die die Löslichkeit der Harnsäure in wässrigen Flüssigkeiten vermehren. Solche Mittel sind Lithiumsalze, Piperazin, Lysidin etc. Es hat sich aber herausgestellt, dass diese Mittel die Lösungsf&higkeit des gelassenen Harns von Gichtikem fär Harn- säure durchaus nicht vermehren. Dies thut dagegen das Heza- methylentetramin oder Urotropin, das ebenfalls als Mittel gegen hamsaure Diathese empfohlen worden ist. Dann ist durch die Ver- suche von Weiss gezeigt worden, dass die Chinasäure (eine Verwandte der Benzoesäure) die Bildung der schwerlöslichen Harn- säure vermindert (während sie gleichzeitig zur Ausscheidung reich- licher Mengen der leichtlöslichen Hippursäure Anlass gibt). Weiss verband die Chinasäure mit Lithium (wegen dessen diuretischer Wirkung) und empfahl sein Präparat „TJrosin" als wirksames Mittel gegen Gicht. Blumenthal combinirte die die Hamsäurebildung beschränkende Chinasäure mit dem hamsäurelösenden Piperazin und nannte die entstehende Verbindung (chinasaures Piperazin) „Sidonal^. Durch Verbindung von Chinasätire und Urotropin wurde das „Chinotropin^^ erhalten. Schliesslich hat man die Chinasäure noch mit dem, die Hamsäureausfuhr begünstigenden, Harnstoff zu einem Körper „Urol^ combinirt. Nach Stern feld (München) waren die gichtkranken Patienten mit ürosin sehr zu- frieden ; er liess während des Anfalls bis zu 10 Tabletten ä 0,5 g, nach dem Anfall noch durch einige Wochen hindurch 6 Tabletten nehmen (26 Tabletten k 0,5 kosten 3,50 Mark). Das Sidonal, dem V. Leyden seiner Zeit eine warme Empfehlung mit auf den Weg gegeben hatte, wandte Rosen thal (Warschau) bei sich selbst mit sehr gutem Erfolge an. Nach dem Verbrauch von 100 g Sidonal waren die Tophi verkleinert, die Böthung und Hautspannung über denselben, sowie die Schmerzhaftigkeit geschwunden; der Ham- säuregehalt des Urins von 0,75 auf 0,382 ®/oo heruntergegangen. Nach einer zweiten und dritten Cur mit 100 g Sidonal war die Besserung noch prägnanter geworden. Bosenthal nahm das Sidonal, der Vorschrift gemäss, zu 2,50g, 2mal täglich, in einem Glase Wasser gelöst. Das Mittel wurde anstandslos vertragen.

Pharmakotherapie.

29

Der Preis beträgt für 10 g (in Pulver oder in Tabletten) 6 Mark!

V. Noorden gebrauchte das XJrol bei 10 Kranken mit chronischer Uroi.

Gicht, Nierenkolik, Hamgries etc. Die Dosis betrug 2 5 g pro die,

früh und Abends in heissem Wasser genommen. Das Mittel wurde

ausnahmslos gut vertragen. Die Erfolge waren sehr befriedigende:

die Oichtanf&lle verliefen rascher und milder, neue Attacken blieben

aus, der Hamgries verminderte sich oder verschwand. DasOhino- Chinotropin.

tropin wird von de la Camp (München) in Dosen von 5 6g

gegen Gicht empfohlen.

Das TJrotropin (= Hezamethylentetramin, durch Einwirkung Urotropin. von Ammoniak auf Formaldehyd entstehend) wird als solches im Harn ausgeschieden; hier zersetzt es sich allmählich, wobei kleinste Mengen Formaldehyd frei werden, die stark antiseptisch wirken. TJrotropin ist infolgedessen das sicherste Mittel, den Urin aseptisch zu erhalten bezw. bestehende Bacteriurieen zu bekämpfen. Es übertrifft das Salol dadurch, dass es ganz ungiftig ist. Andererseits ist das Salol dem Urotropin überlegen bei alkalischer Hamgährung, denn das Urotropin spaltet nur in saurer Lösung Formaldehyd ab. Suter (Basel) empfiehlt das Urotropin als Prophylakticum bei chirurgischen Eingriffen an den Hamwegen, beim Katheterisiren , bei Bacteriurieen mit saurem Harn, bei dem stinkenden Residualham bei Strictur oder Prostata- hypertrophie. Dosis 1 1,5 g pro die, eventuell durch Wochen hin- durch. Simpson (London) rühmt das Urotropin bei Pyelitis und Cystitis mit häufiger Urinentleerung: Die Schmerzen in der Nierengegend hören auf, die Patienten können den Urin stunden- lang halten, der Urin wird klar und bleibt unzersetzt; die Heilung des erkrankten Organes schreitet unbehindert vorwärts. bisch hat den Einfluss des Urotropins auf die Darmf&ulniss geprüft; er findet eine Abnahme des Indicans und der Aetherschwefelsäuren im Harn und schliesst daraus auf Abnahme der Fäulnissprocesse im Darmkanal.

V. Leyden empfiehlt warm das Calomel als Diureticum, Gaiomei als damit diese altbekannte Wirkung des Mittels nicht in unverdiente i^*^«*^«'"» Vergessenheit gerathe. Das Calomel ist nach ihm indicirt bei Stauungstranssudaten bei Herz- und Leberkrankheiten, dagegen ist es contraindicirt bei jeder Form bestehender Nierenreiznng.

Die wichtigen Untersuchungen Tschirch's über die Chemie der Abführmittel hatten ergeben, dass einer Anzahl der gebräuch- lichsten Purgantien als wirksame Bestandtheile Anthracenderivate (meist Oxymethylanthrachinone) zu Grunde liegen. Die Unter- suchungen Tschirch's haben nun practische Früchte getragen,

30

Heinz.

Purgatol.

Fortoiu als

Anti- diarrhoicum.

indem es gelungen ist, synthetisch ein Anthrachinonderivat mit reiner Abf&hrwirkong , ohne alle Nebenwirkungen, darzustellen. Dieses Präparat, Purgatin oder Purgatol genannt, ist der Diacetylester des Anthrapurpurins oder Trioxyanthrachinons. Das Purgatol ist ein orangefarbenes, leichtes, krystallinisches Pulver, das sich in Wasser und verdünnten Säuren nicht löst, daher den Magen nicht reizt und nicht in ihm resorbirt wird, im Darm dagegen allmählich verseift wird, wobei das entstehende Trioxyanthrachinon den Darm zu gesteigerter Peristaltik anregt. Ewald hat das Purgatol als Pulver zu 0,5 oder in Tabletten k 0,3 g gegeben; letztere sind vor- zuziehen, da das Pulver in Wasser sich nicht löst und an der Wand des Glases haftet. Ewald hat im allgemeinen die Dosis von 0,6 1,0 nicht überschritten; doch haben sich auch 6 g, des Ver- suches halber gegeben, als durchaus unschädlich erwiesen. Der Erfolg tritt nach 12 18 Stunden ein. Das Purgatol ist ein wirk- sames mildes Abfuhrmittel, indem es ausgiebigen breiigen Stuhl ohne Leibschmerzen, ohne heftigen Stuhldrang und ohne Tenesmus hervorrufb. Es theilt mit anderen Abführmitteln, speciell mit dem Rhabarber, die unangenehme Nachwirkung, dass mit dem Aussetzen des Medicamentes eine bald länger, bald kürzer dauernde Stuhl- trägheit einsetzt. Es hat aber vor den meisten anderen Abfuhr- mitteln den grossen Vorzug, dass es vollkommen geschmacklos ist und keine üblen Nebenerscheinungen von Seiten des Magens und der Därme hervorruft. Ewald sieht daher in dem Purgatol eine dankenswerthe Bereicherung unseres bisherigen Vorrathes von Ab- fuhrmitteln. Auch Stadelmann spricht sich günstig über das Purgatol, das er zu 0,6 1,0, am besten in Form von Tabletten, verordnet, aus. Die Patienten sind bei der Verordnung des Purgatols darauf aufmerksam zu machen, dass der Urin (durch Ausscheidung von Anthrapurpurin) eine blutrothe Färbung annimmt. Durch Einwirkung von Formaldehyd auf Cotoin entsteht ein Methylen- dicotoin, das den Handelsnamen Fortoin erhalten hat. Das Fortoin ist von Overlach an Stelle des lange bekannten Cotoins als Anti- diarrhoicum gegen alle möglichen Arten von Durchfall empfohlen worden. Fortoin bildet schöngelbe, zimmtähnlich riechende Krystalle, ist in Wasser unlöslich, in Alkalien leicht löslich. Das Fortoin be- wirkt wie das Cotoin im Thierversuch ausgesprochene active Hyper- ämie des Darmes. Aus diesem Grunde ist das Fortoin nach Roth- schild (Bad Soden) durchaus nicht bei allen Formen von Diarrhoe indicirt. Ein frischer acuter Darmkatarrh verschlimmert sich unter dem Gebrauch von Fortoin (Rothschild sah die Diarrhöen um

Pharmakotherapie. 31

das Breifache zunehmen). Gänzlich contraindicirt ist das Fortoin bei Typhusdiarrhöen in der 2. oder 3. Woche, weil durch die Hyper&mie Darmblutungen hervorgerufen oder begünstigt werden könnten. Dagegen sah Bothschild sehr guten Erfolg von dem Fortoin bei der Behandlung tuberculöser Darmgeschwüre, die bekanntlich sehr wenig zu Blutungen neigen. Das Fortoin äusserte überhaupt bei allen Arten von Diarrhöen der Phthisiker sehr günstige Wirkung. Rothschild gab das Fortoin zu 0,25 g 3mal täglich, in hartnäckigeren Fällen Bmal täglich 0,4 0,5 g. Fast immer war innerhalb 5 15 Tagen deutliche Besserung nach- weisbar. Bei nicht tuberculösem chronischem Darmkatarrh mit reichlicher Schleimbildung wandte Rothschild das Fortoin in Ver- bindung mit Tanninpräparaten (Catechu, Ratanhia- oder Tormentill- wnrzeleztract) an (z. B. Fortoin 0,25, Catechu 0,5. M. f. F., dmal täglich 1 Pulver) und erzielte ausnahmslos günstigen Erfolg. Das Physostigmin wird von Thierärzten viel gegen Darmträg- Physostigmin heit und deren Folgen (Meteorismus etc.) gebraucht, v. Noorden *^t?fi, empfiehlt nun, das Physostigmin zu demselben Zweck in vorsichtiger des Darmes. Weise auch beim Menschen zu versuchen. Er berichtet über 5 Krankheitsfälle verschiedener Art, in denen das Physostigmin in glänzender Weise bestehende Darmt3rmpanie beseitigte. Das Physo- stigminum salicylicum ist am besten in Pulverform (mit etwas Milchzucker) zu verordnen. (Die wässrige Lösung zersetzt sich bekanntlich ungemein rasch.) Die Dosis ist sehr vorsichtig zu wählen: man soll mit i^g beginnen und nur allmählich steigen. Ein weiteres, die Darmperistaltik kräftig anregendes Mittel ist das Strychnin. Nach Laparotomieen stellt sich häufig eine Stiychnin zur anhaltende Lähmung des Darm röhr es ein, die sogar zu „post- '^^^?^J[,J*'^ operativem Beus^ führen kann. Hiergegen hat Martin mit Erfolg Strychnin prophylaktisch angewendet. Er gab das Strychnin zuerst per os; jedoch erwies sich die subcutane Lijection als zuverlässiger. Martin injicirt 24 Stunden nach der Laparotomie 0,003 Strychninum nitricum; gehen auf diese Dosis keine Flatus ab, so injicirt er nach 8 Stunden wiederum 0,003 und eventuell nach abermals 3 Stunden 0,004 (also im ganzen innerhalb 6 Stunden 0,01 g). 3 4 Stunden nach der letzten Strychnindosis wird ein Elystier (1 Liter 0,6°/oiger Kochsalzlösung) oder ein Glycerineinlauf (30 ccm) gegeben. Bei 7 Laparotomieen gingen bei dieser Behandlung 6mal, bei 28 Kolpo- tomieen 21mal frühzeitig Flatus ab.

Wichtige Versuche hat Riegel über die Einwirkung des Morphins auf die Magensaftsecretion gemacht. Dieselbe wird

j

82

Heinz.

Morphin und

Maerensaft-

secretion.

Atropin nnd

Magensaft-

secretion.

Erbrechen

nach Chloroform.

Verhütung

der

Hyper-

secretion bei

Aether-

narkose.

durch Morphin nicht etwa herabgesetzt, sondern ganz beträchtlich gesteigert (im Thierversuch wie beim Menschen). Danach darf man nach Riegel das Morphin bei Magenkranken nur da geben, wo eine stärkere Erregung der Saftsecretion keinerlei Nachtheile mit sich bringt. Wo dagegen die Saftsecretion an sich erhöht ist und als solche Beschwerden verursacht, soll man nach Riegel an Stelle des Morphins Belladonnapräparate anwenden, die gleichzeitig schmerzstillend und secretionsvermindemd wirkten. Hieraus erkläre sich auch die Erfahrung, dass bei manchen schmerzhaften Magen- affectionen die Injection von Morphin allein ungenügend wirksam ist, während ein Zusatz von Atropin den gewünschten Erfolg bringt.

Nach Lewin ist das Erbrechen bei (und nach) der Ghloro- formnarkose bedingt durch Reizung der Magenschleimhaut durch im Speichel gelöstes und verschlucktes Chloroform, bezw. durch secundäre Ausscheidung von im Körper kreisendem Chloroform durch die Magendrüsen. Lewin schlägt nun vor, die Magenschleim- haut gegen diese Reizung durch das Chloroform durch Anästhesirung mit Cocainlösung (300 600 ccm 0,01®|oiger Lösung) bezw. durch* Ver- abreichung von Gummischleim (bis 600 ccm) zu schützen. Oertel (Ejreuznach) hält diesen Vorschlag für practisch wenig aussichtsvoll. Es wäre bedenklich, den Magen kurz vor der Operation mit grossen Flüssigkeitsmengen anzufallen: gerade hierdurch könnte leicht Er- brechen hervorgerufen werden, wozu die Qefahr der Aspiration der schleimigen Massen kommt. Das Erbrechen werde übrigens höchst wahrscheinlich nicht vom Magen aus, sondern cerebral angeregt. Das zur Zeit sicherste Mittel, das Erbrechen auf Chloroform nach Möglichkeit zu verhüten, sei, den Magen vor der Operation zu ent- leeren imd das Chloroform passend zu dosiren, z. B. mit dem Geppert'schen Chloroformapparat, der eine sehr feine Dosimng erlaube. Bei der Aethernarkose ist bekanntlich häufig die starke Absonderung von Speichel und Schleim sehr störend und werden auf dieselbe auch die nach Aethemarkosen sich einstellenden Pneumonieen und Bronchitiden zurückgeftlhrt. Diese Hypersecre- tionen lassen sich nach Reinhard wirksam durch Atropin be- kämpfen. Man gibt 'Z* 1 Stunde vor der Narkose */« 1 Spritze der folgenden Lösung: Atropin. sulf. 0,01, Morphin, mur. 0,2, Aq. dest. 10,0. Becker empfiehlt fiir denselben Zweck, dem Aether unmittelbar vor dem Gebrauch Terpentinöl oder Latschenöl (20 Tropfen auf 200,0) zuzumengen.

Das nur zur localen Anästhesie durch Kälteerzeugung be- nutzte Aethylchlorid hat bei einer Zahnoperation zum Tode

Pharmakotherapie. 38

durch Herzparalyse gefuhrt. Wahrscheinlich hat die kyphoskoliotische Tod durch Patientin das Aethylchlorid eingeathmet und ist auf diese Weise ^««»yichiond. eine tödtliche allgemeine Narkose zu Stande gekommen (S e i t z). Die Eückenmarksanästhesie durch Cocain ist nach Bier Bückenmarka- ein Verfaluren, das durchaus noch nicht für den allgemeinen Ghe- ^^^^c^^a^n brauch reif ist. Es ist zwar in seiner Wirkung oft wunderbar, fuhrt aber häufig zu schweren Störungen : Paresen der Beine, Blasen- und Darmlähmungen, schwere CoUapse, auch Todesfälle sind be- obachtet worden. Zu empfehlen sei das Verfahren gegenwärtig bei Damm- und Afteroperationen, bei denen geringe, ungefährliche Dosen des Mittels eine vortreffliche Anästhesie herbeiführten.

Das von D r e s e r empfohlene S chlaf mittel H e d o n a 1 (Methyl- Hedonai. propylcarbinol-Urethan) hat im Jahre 1901 eine im allgemeinen ziemlich günstige Beurtheilung erfahren. Nach sämmtlichen bis jetzt vorliegenden Publicationen ist das Hedonai ein „schwaches" Schlafmittel, d. h. es erzwingt nicht Schlaf, sondern führt nur nach V* Stunde Schlaf bedür&iss herbei. Dieses kann unterdrückt werden (Beobachtungen von Müller an Aerzten und Wärtern) und kehrt dann auch nicht wieder. Wird dem eintretenden Schlaf- bedürfniss nachgegeben, so tritt ruhiger Schlaf ein, der dem natür- lichen gleichwerthig sein soll jedenfalls mehr, als das bei irgend einem anderen Schlafmittel der Fall ist. Der Schlaf ist nicht sehr fest; der Schlafende ist leicht (durch Geräusche etc.) zu erwecken, und es treten daher leicht Intermissionen im Schlafe ein. Der Schlaf dauert bei schwereren Formen von Insomnie 6 Stunden und weniger, bei leichter Insomnie 7 8 Stunden. Nach dem Erwachen bleibt kein Katzenjammer, keine Benommenheit und Abgeschlagen- heit, wie so häufig nach anderen Schlafmitteln, zurück. Das Hedonai ist wirksam bei einfacher, essentieller Schlaflosigkeit bei Nervösen, Hysterischen, bei Phthisikem, Fiebernden etc.; dagegen ist es un- wirksam bei bestehenden Schmerzen, Athemnoth oder Hustenreiz. Es führt in Dosen von IV« 2—3 g ziemlich regelmässig Schlaf herbei, doch nicht so sicher wie Sulfonal oder Chloralhydrat. Cumu- lative Wirkung ist selbst nach längerem Hedonalgebrauch nicht beobachtet worden; dies kommt wohl daher, dass das Hedonai im Körper glatt in Wasser, Kohlensäure und Harnstoff verbrannt wird. Dagegen schwächt sich nach dem Urtheil mehrerer Autoren die Wirkung des Hedonals bei längerer Verabreichung allmählich ab, 8o dass höhere Dosen gereicht werden müssen, bis auch diese sich nicht mehr wirksam erweisen. Diese Gewöhnung an das Hedonai scheint individuell sehr verschieden zu sein. Müller erwähnt einen

Jahrbach der practisohen Medidn. 1902. 3

34 Heinz.

Hedonal. Patienten, der anfangs auf 2 g prompt reagirte, aber so rasch Ge- wöhnung zeigte, dass nach kurzer Zeit selbst 4 und 5 g ohne Wir- kung waren. Andere Autoren sahen langsame Angewöhnung; einzelne woUen ausgesprochene Gewöhnung nicht bemerkt haben. Das Hedonal hat einen unangenehmen, brennend-brenzlichen Ge- schmack (bezw. Geruch), ähnlich dem Menthol. Es ist daher besser ungelöst zu geben : entweder einfach als trockenes Pulver, mit einem Schluck Wasser hinunterzuspülen, oder in Oblate, oder am bequemsten in Form von Tabletten ; solche werden von der Fabrik (Farbwerke Elberfeld) zu 0,5 bezw. 1,0 g hergestellt. Soll das Hedonal in Lösung gegeben werden (z. B. an Geisteskranke), so verrührt man es am besten in einem Glase starken Südweines (Harsala etc.). Bei der Hedonalmedication sind nie schwerere Störungen des Allgemeinbefindens, Veränderungen des Blutes, des Harnes, Hautausschläge oder Aehnliches beobachtet worden. Das Hedonal steigert nur ausgesprochenermaassen die Diurese; bei den meisten Patienten um 200 300 ccm pro Tag, bei einzelnen aber um 100 °/o. Diese Pol3rurie kann manchmal für die Nachtruhe störend werden. Nebenerscheinungen will nur Brochocki öfter beob- achtet haben, nämlich Schwindel, Kopfschmerz, Ohrensausen, selbst vorübergehende Taubheit (auf nur 1 g). Andere Beobachter betonen ausdrücklich das Fehlen irgend welcher unangenehmer Neben- erscheinungen. Müller beobachtete an 2 Patienten einen eigen- thümlichen Eauschzustand mit lebhaftem Schwindel, femer wurde öfter über unangenehmes Aufstossen nach dem Erwachen, sowie über

Dormioi. Uebelkeit und Abspannung geklagt. Das Dormiol (= Dimethyl- äthylcarbinol-Chloral, entstanden durch Vereinigung von Amylenhydrat und Ghloralhydrat) soU nach den Darstellern des Mittels die gleiche schlafmachende Wirkung wie das Ghloralhydrat, dagegen geringere herz- und gefässlähmende Wirkung besitzen. Die neuen PubHcationen bestätigen die schla&achende Wirkung und die relative Ungiftigkeit des Dormiols. v. Ketly wandte das Dormiol in 53 Fällen von Schlaflosigkeit an; er hatte nur in 6 Fällen Misserfolg. Bei einem Epileptiker setzte das Dormiol die Zahl der Anfalle deutlich her- unter. Munk wandte das Mittel bei Herzkranken, Asthmatischen lind Fieberkranken mit gutem Erfolge an. Combemale und Cannes finden das Dormiol wirksam, wenn nicht zugleich Schmerz oder psychische Aufregung besteht; es ist aber durchaus nicht wirksamer als das Ghloralhydrat oder das Sulfonal. Ob es that- sächlich von den toxischen Eigenschafben des Ghlorals frei *ist, muss erst ausgedehntere klinische Beobachtung lehren. Das Dormiol

Pharmakotiserapie.

35

Moderne

Brom-

prftparate :

Bromalin.

ist eine wasserhelle Flüssigkeit von brennendem, mentholartigem Geschmack. Es löst sich in Wasser bis zu 50 °/o . Am bequemsten ver- ordnet man es in Gelatinekapseln ä0,5g (1 3 Stück) (25 solche Kapseln kosten 2 Mark). Ausser den Kapseln fuhrt die darstellende Fabrik (KaUe & Co., Biebrich a. Rh.) auch Dormiol in 50^/oiger wässriger Lösung, welche Form fiir Herstellung von Solutionen geeignet ist. An Stelle des Bromkaliums sind in neuester Zeit eine Anzahl Bromverbindungen getreten , die die gleiche therapeutische Wirkung wie jenes entfalten, dabei aber von unangenehmen Neben- wirkungen frei sein sollen. Das Bromalin ist Bromäthylformin, durch Einwirkung von Formaldehyd auf Bromsalze entstanden. Es enthält 32,13 '/o Brom (während BrK 67,2 «/o, BrNa 77,67 »o, BrNH4 82,62 ®/o Brom enthält). Das Mittel wirkt seinem Bromgehalt ent- sprechend ^jimal schwächer als das BromkaHum, im übrigen aber diesem gleich. Sein Geschmack ist weniger unangenehm. Neben- wirkungen soll es nicht besitzen. Letzteres konnte Kollarits (Budapest) nicht bestätigen. Er sah bei vergleichenden Versuchen auf Bromalin (in den entsprechenden Dosen) ungefähr ebenso häufig Bromakne etc. entstehen wie bei Bromkalium. Vorzüge in der Wir- kung besitzt das Bromalin dem Bromkalium gegenüber nicht. Da- gegen ist es IQmal theurer als dieses, ja, da man die doppelte Dosis gebraucht, sogar 20mal theurer. Bromocoll ist eine Dibromtannin- Bromocoll. leimverbindung mit 20®/o Brom, 30*/o Leim, 40®/o Tannin, 10 "/o Wasser ; geschmack- und geruchlos, in Wasser und verdünnter Säure nicht löslich, in Alkali löslich. Es geht durch den Magen ungelöst hindurch, wird im Darm resorbirt, im Organismus zurückgehalten und nur sehr allmählich ausgeschieden. Es wirkt dem Bromkalium ganz analog; im Thierversuch setzt es die Erregbarkeit der moto- rischen Himsphäre herab. Marx (Berlin) hat das Bromocoll bei Epüepsie in Dosen von 3 4 g, steigend bis zu 8 g, angewandt, und hat guten Erfolg und keinerlei Nebenwirkungen davon gesehen. Auch Junius und Arndt sahen in der Lrenanstalt zu Dalldorf gute Erfolge von dem Bromocoll als Sedativum und Antepilepticum. Das Bromocoll ist nach Joseph auch wirksam gegen das Jucken bei chronischen Dermatosen (bei Urticaria, Liehen chronicus, Liehen ruber planus etc.). Bromeigone sind Bromeiweissverbindungen, Bromeigon. die von Dieterich (Helfenberg) dargestellt werden. Es gibt ein wasserunlösliches Bromeigon und ein leicht lösliches Brompepton. Beide enthalten ca. 11 ®/o Brom. Saalfeld (Berlin) fand das Mittel wirksam bei Kopfschmerz, neuralgischen Schmerzen, sowie bei juckenden Hautkrankheiten und bei Pollutionen. Saalfeld gibt

36

Heinz.

das unlösliche Bromeigon zu 1 2 g pro dosi , das lösliche Pepton- bromeigon verschreibt er in Lösung 10 : 50 und l&sst davon Abends IVt 3 Theelöffel nehmen. Am meisten Anklang scheint das

Bromipin. Bromipin, die Verbindung von Brom und Sesamöl, gefunden zu haben. Das per os oder subcutan beigebrachte Bromfett wird als solches resorbirt und in den Fettdepots im TTnterhautzellgewebe, in der Leber, dem Knochenmark, den Muskeln abgelagert. Von hier aus geht allmählich abgespaltenes Brom in den Ej*eislauf über. Die Wirkung ist daher einerseits eine milde, andererseits eine nach- haltige ; Brom wird noch lange Zeit nach Verabreichung der letzten Bromipindose im Harn ausgeschieden. Das Bromipin hat sich bei nervösen Aufregungszuständen, bei Nervenschmerzen, bei Pollutionen Gonorrhoischer, insbesondere aber bei Epilepsie sehr gut bewährt. Es wird von der darstellenden Fabrik (E. Merck in Darmstadt) in zwei Formen abgegeben : als lO^/oiges (10 °/o Brom enthaltendes) und als 83Vs^/(»iges Bromipin. Das ddVs^/oige Bromipin ist sehr dick- flüssig; es ist am besten in Kapseln ä 2 g einzunehmen. Das Bromipin wird gut vertragen. Es ist nach den vorliegenden Berichten frei von den unangenehmen Nebenwirkungen des Bromkaliums, macht keine Akne, keine Magenstörungen etc. Manchen Patienten ist der ölige Qeschmack unangenehm ; in solchen Fällen verordnet man das Bromipin in Kapseln, oder als Emulsion mit Cognac und etwas Pfefferminzöl , oder verrührt es mit Milch oder Aehnlichem. Das Bromipin lässt sich auch mit Vortheil subcutan injiciren. Die Injection ist reizlos und bei Asepsis ungefährlich. Auch per clysma kann das Bromipin gegeben werden. Lorenz (Irrenanstalt Ibbs) berichtet über sehr günstige Erfolge mit Bromipin an Epileptikern. Als wirksame Dosis bezeichnet er 10 80 g 10^/oiges Bromipin pro die (entsprechend 8,5 5,25 g Bromnatrium). Das Mittel wurde stets per os gegeben (eventuell unter die Speisen gemischt) und immer gut vertragen.

Jodipm. Auch das Jedipin hat recht günstige Beurtheilung erfahren.

Jedipin ist die entsprechende Verbindung des Jods mit dem Sesamöl, mit einem Jodgehalt von lO^/o bezw. 25®/o. Das Jedipin passirt den Magen unzersetzt und wird erst im Darm zum Theü gespalten. Die Schnelligkeit, mit der nach innerlicher Aufnahme von Jodipin Jodsalz im Speichel oder im Harn auftritt, wird als Kriterium fiir die motorische Leistungsfähigkeit des Magens benutzt. Das Jodipin wird zum grössten Theile als solches resorbirt und in den Fettdepots abgelagert, von wo allmählich Jod abgespalten imd an das durch- strömende Blut abgegeben wird. Jod ist in den Ausscheidungen noch Wochen und Monate nach der letzten Jodipingabe nachzu-

Pharmakoiherapie. 37

weisen. Das Jodipin hat vor dem Jodkalium folgende Vortheile:

es liat nicht den unangenehm salzigen Geschmack des Jodkaliums;

es bewirkt bei l&ngerer Darreichung nicht Magenstörungen wie das

Jodkalium und fuhrt fast niemals zu Jodakne oder Jodschnupfen.

Dabei äussert das Jodipin energische Jodwirkung. Dies zeigt sich in

der kr&ftigen antisyphilitischen Wirkung des Jodipins, insbesondere

im Tertiarstadium, die von allen Autoren gerühmt wird. Aber auch

in allen anderen Fällen, in denen Jodkalium indicirt erscheint, lässt

sich dasselbe mit Vortheil durch das Jodipin ersetzen (so bei

Emphysem, Asthma, chronischer Bronchitis etc.). Sehr rühmt Baum

(BLalle) Jodipininjectionen bei Ischias. Er injicirte täglich 5 ccm des

25*/o Jod enthaltenden Jodipins unter die Haut, entsprechend dem

Verlaufe des Ischiadicus, der Innenseite des Oberschenkels entlang

bis herab zur Kniekehle. Bei dieser Behandlung sah Baum schon

nach wenig Tagen die Schmerzen völlig schwinden und nach

ca. 10 Injectionen das afficirte Bein wieder völlig gebrauchsfiihig

werden. Auch sonst empfiehlt Baum die subcutane Injection des

25^foigen Jodipins. Innerlich empfiehlt Baum 8—4 Theelöffel

25*|oigen Jodipins; doch könne man unbedenklich auch grössere

Mengen geben. Wanke rühmt das Jodipin sehr bei Lues cerebri

und sah auch einzelne gute Erfolge bei progressiver Paralyse. Er

gibt durch 10 Tage je 10 ccm des 10- bezw. 25^/oigen Präparates

subcutan und wiederholt eventuell nach einer Pause diese Cur. Er

hat nie nennenswerthen Jodismus beobachtet. Hönigschmied

hatte sehr zufriedenstellende Erfolge bei der Behandlung scrophulöser

Erkrankungen mit Jodipin. Er gibt Kindern früh und Abends je

einen Kaffeelöffel lO^/oiges Jodipin.

Von den Morphinderivaten haben sich das Heroin (Diacetyl- Heroin, morphin) und das Dionin (Aethylmorphin) in der Praxis gut ein- geführt. Nu seh berichtet über 200 mit Heroin behandelte Fälle aus dem Nürnberger Krankenhaus. Das Heroin wirkte vor aUem günstig als hustenreizlindemdes Mittel. Die Wirkxmg ist in fast allen Fällen eine prompte; die Dosis ist eine kleinere; Neben- wirkungen (Erbrechen etc.) fehlen: danach sei das Heroin dem Morphin vorzuziehen. GHinstig beeinflusst wurde der Husten bei chronischer Bronchitis, Bronchiektasie und vor allem bei Phthise, insbesondere auch der quälende Husten bei Larynxtuberculose. Das Heroin ist femer dem Morphin überlegen bei Hämoptoe, weil es den Hustenreiz beseitigt und niemals Brechreiz hervorruft. Bei leichteren Formen von Dyspnoe setzte das Heroin die Zahl der Athemzüge um 6—8 10 pro Minute herab. Bei schwerer Athemnoth hat da-

38 Heinz.

Heroin. gegen das Heroin öfter im Stich gelassen. Das Heroin wirkt nach Nasch nicht schlaferzeugend wie das Morphin, sondern nur schlaf- fördernd : es macht Müdigkeitsgefiihl und beseitigt vor allem störende Reize. TJeble Nebenwirkungen wurden von Nu seh niemals ge- sehen. Nu seh gab das Heroin als Pulver zu 0,005 pro dosi, 2— Smal täglich. Kleinere Dosen sind nach ihm nicht wirksam. 0,01 ist unbedenklich, braucht aber nicht überschritten zu werden. Bei starkem Hustenreiz gab Nusch Morgens und Mittags je 0,005, Abends vor dem Schlafengehen 0,01 g. Auch Greiringer lobt das Heroin sehr bei den verschiedensten Formen und Graden der Lungentuberculose ; 0,003 sind nach ihm unwirksam, er gibt 3- bis 4mal täglich 0,005. Levy empfiehlt das Heroin warm bei cardialer Dyspnoe, sowie bei Angina pectoris auf der Basis von Goronararterien- oder allgemeiner Arteriosklerose: die Patienten athmen freier, die Schmerzen lindem sich, der Hustenreiz nimmt ab. Die Dosis betrug 3mal täglich 0,004. In einem Falle wurde das Mittel neben Jod- natrium durch 7 Monate hindurch gegeben, ohne dass sich die Wir- kung abschwächte. Ueber eine neue Seite der Heroinwirkung berichtet Ligowsky: es wird nämlich durch intralaryngeale Ein- spritzung von 0,005 Heroin die Sensibilität der Kehlkopfschleimhaut für mehrere Stunden herabgesetzt und dadurch bei Kehlkopf- tuberculose der Hustenreiz gelindert und die Nahrungsauftiahme

Dionin. erleichtert. Das D ionin (Aethylmorphin, Homologes des Codein = Methylmorphin) besitzt mildere Wirkung als das Heroin. Es hat sich in Dosen von 0,01 0,03 als ungefährlich erwiesen, während das Heroin zu 0,012 0,02 schon deutliche Intozicationserscheinungen hervorgerufen hat. Nach Boltenstern ist Dionin in vielen Fällen geeignet, das Morphin zu ersetzen. Insbesondere ist es indicirt bei Reizzuständen der Athemwege: es lindert den Hustextt^iz und be- fördert die Expectoration. Das Dionin besitzt femer beruhigende und hypnotische Wirkung. Bei starken Schmerzen oder heftiger Athemnoth wird man allerdings zum Morphin greifen müssen. Auch Schmidt hält das Dionin fiir ein gutes Ersatzmittel des Morphins, das Athmung und Herzthätigkeit nicht beeinflusst. Es wirkt femer auffallend günstig in zahlreichen Fällen von Keuchhusten. Langes lobt das Dionin sehr bei acuter Bronchitis und bei Phthise. Es wirkt reizlindemd, lösend und ezpectorirend. Das Dionin ruft, in den Conjunctivalsack gebracht, nach Wolffberg bekanntlich Erweiterung der Gefösse und gesteigerte Saftströmung hervor, und kann dadurch gewisse Heilungsprocesse am Auge günstig beein- flussen. Vermes bestätigt die günstige Wirkung des Dionins bei

Pharmakotherapie. 39

ErlqranktiDgen der Hornhaut, der Iris und des Ciliarkörpers. Die Einbringung des Dioninpulvers in die Conjunctiva ist oft sehr sohmerzhafb (Einträufelung von Lösungen ist nicht so wirksam); man muss dann Cocain gleichzeitig anwenden.

In den letzten zwei Jahrzehnten ist von der chemischen Technik eine Unsumme synthetisch dargestellter Antipyretica auf den Antipyretica. Markt gebracht worden. Von diesen haben sich als werthvoUe, dauernde Bereicherung unseres Arzneischatzes herausgestellt: das Antipyrin, das Antifebrin, das Phenacetin. AUe die anderen im Laufe der Jahre empfohlenen neueren Mittel stellen zwar an und für sich prompt wirksame, gut zu nehmende Antipyretica dar, aber keines derselben hat vor den genannten drei Mitteln wesentliche Vorzüge, noch ist irgend eines derselben von Nebenwirkungen ab- solut frei. Durch das überreiche Angebot ist Uebersättigung ein- getreten; das Interesse an neuen Mitteln hat nachgelassen, ja eher einem Widerwillen gegen dieselben Platz gemacht. Dem entspricht, dass, nachdem eine Beihe von Jahren hindurch massenhaft casuistische Publicationen über die neueren Fiebermittel erschienen waren, in den allerletzten Jahren nur ganz vereinzelte Mittheilungen über die- selben kommen. Dagegen findet ein altbewährtes Fiebermittel, das durch die neuen, drastischer wirkenden, Antipyretica eine Zeit lang in den Hintergrund gedrängt war, wieder mehr Beachtung: das Chinin. Aus dem Berichtsjahre liegen zwei kurze, aber wichtige Chinin gegen Publicationen vor, die der Anwendung des Chinins gegen Typhus Typhus. warm das Wort reden. Binz hat von jeher das Chinin bei Typhus nicht nur als Antipyreticum , sondern als die Krankheit selbst be- kämpfendes Mittel empfohlen. Binz bringt, angeregt durch die gleich zu erwähnende Publication Erb's, eine Statistik über Chinin- behandlung des Typhus aus dem Kriege 1870/71 bei. An drei ver- schiedenen Orten betrug die Mortalität bei exspectativer Behandlung im Durchschnitt 28,91 ®/o, bei Chininbehandlung 6,18 ®/o. Nach Binz empfiehlt sich am meisten das leicht lösliche salzsaure Salz in folgender Vorschrift: Chinin, mur. 2,0, Aq. dest. 50,0, Acid. mur. gtt. II , auf 2mal im Zwischenraum von 2 Stunden zu nehmen. Sehr warm empfiehlt neuerdings Erb, gestützt auf eine reiche Er- fahrung, das Chinin für die Typhusbehandlung. Er gibt es vom 11. 12. Krankheitstage an in Dosen von 1 l'/t bis höchstens 2 g Abends nach erreichtem Temperaturmaximum (zwischen 7 und 8 Uhr) in 2 Dosen kurz nach einander. Das Chinin bewirkt nun nicht nur eine tiefe und breite Remission der Morgentemperatur am nächsten Tage, sondern auch der nächsten Abendtemperatur. Gibt man am

40

Heinz.

Ohinin Buboiitan.

Chinin gegen übem&chsten Tage eine neue Chinindosis , so geht die Temperatur ■^ treppenfbrmig herab; sie erreicht die Norm früher als sonst, der

Krankheitsverlauf ist abgekürzt. Diese Thatsache ergibt sich aus einem Material von 200 Typhusi^en, die £ r b im Verlauf der letzten 10 Jahre mit Chinin behandelt hat. Am eclatantesten ist die Wir- kung bei den gewöhnlichen, mittelschweren, in 8 4 Wochen ab- laufenden Fällen. Erb schliesst: „Ich habe den entschiedenen Ein- druck gewonnen, dass das Chinin bei der Behandlung des Typhus nicht bloss als ein rein antifebriles, sondern als ein Mittel anzuwenden ist, welches direct günstig auf den Krankheits verlauf und abkürzend auf die Dauer der Ej^nkheit wirken kann, was andere Antipyretica nicht thun." Neuerdings wird, namentlich von französischer Seite, die subcutane Anwendung des Chinins als besonders wirksam empfohlen. Nun sind die neutralen Salze des Chinins in kaltem Wasser nur wenig löslich. Zusatz von Salzsäure oder von Alkohol erhöht die LösUchkeit, macht aber die Injectionen sehr schmerzhaft und bewirkt Entzündungen bezw. Nekrosen. Bluemchen empfiehlt nun folgendes einfache Verfahren. Man soll 1 g Chininum muriaticum in wenig (2 ccm) siedendem Wasser lösen; beim Abkühlen bleibe diese Lösung bis zu 38® klar. Man lässt die heisse Lösung in der Spritze selbst bis auf ca. 38® abkühlen und injicirt dann den Lihalt der Spritze an zwei Stellen. Der Schmerz bei der Injection sei gering, die Wirkung vortrefflich. Von der Salicylsäure sind bekanntlich eine Anzahl Derivate dargestellt worden, die einerseits kräftige Salicylwirkung entfalten, andererseits von den so ungemein störenden Nebenwirkungen des Natrium salicyücum auf den Magen frei sein sollten. Als das geeignetste dieser Mittel scheint sich das Aspirin zu erweisen. Aspirin ist Acetylsalicylsäure, ein in Wasser und verdünnter Säure unlöslicher, den Magen durchaus nicht irri- tirender Körper, der im Darm gespalten wird und kräftige Heil- wirkung entfaltet, während die Nebenwirkungen des Salicyls (das Ohrensausen etc.) auffallend gering sind. Ueber das Aspirin liegen schon zahlreiche günstige Beurtheilungen vor; so auch aus dem Jahre 1901. Nach Nusch ist das Aspirin nicht nur ein aus- gezeichnetes Antirheumaticum , sondern leistet auch als Antineur- algicum, Analgeticum und Antipyreticum sehr gute Dienste. Es besitzt die specifischen Eigenschafben der Salicylsäure ohne deren gefurchtete Nebenerscheinungen, und darf als ihr vollwerthiger Er- satz gelten. Die darstellende Fabrik (Farbwerke Elberfeld) bringt jetzt Aspirintabletten & 0,5 g in den Handel, in Glastuben k 20 Stück. Der Preis stellt sich für 10 g Aspirin in dieser Form auf 0,90 bis

Aspirin.

Pharmakotherapie.

41

1,00 Mark, d. i. auf die Hälfte des Preises für die gleiche Menge abgetheilter Pulver. Die Tabletten zerfallen in Berührung mit Wasser rasch zu Pulver. Die Dosis beträgt für Erwachsene 4 5mal taglich 1 g, für Kinder 3— 4mal taglich 0,3 0,6 g. Ist eine „con- centrirte Salicylwirkung*^ beabsichtigt, so gibt man 4 5 g Aspirin im Verlauf der Nachmittagstunden. Bei Phthisikem genügt zur Herabsetzung der Temperatur 0,2 g, und sind grössere Dosen hier zu vermeiden. Toepfer sah von Aspirin zum Theil vorzüglichen schmerzstillenden Erfolg bei Rheumatismus, Arthritis deformans, Lum- bago, Ischias, Hemicranie, Trigeminusneuralgie, Odontalgie, Otalgieetc.

Stypticin (= Cotamin, dem Hydrastinin nahe verwandt) er- Stypticin. wies sich Langes als erfolgreiches Mittel gegen profuse Menses. Langes verordnet Tinctura Styptici (Stypticini 1,0, Tinct. Oinnam. 10,0) zu 3mal täglich 30 Tropfen oder 5 Stypticintabletten pro Tag. Er gibt das Stypticin nicht vor dem Eintritt der Menses, sondern am 1. und 2. Tage der Periode. Am L Tage stellt sich darauf gewöhnlich eine heftigere Blutxmg unter wehenartigen Schmerzen ein; am 2. Tage ist die Blutung schon geringer und hört meist am 4. Tage ganz auf. Als Mittel gegen Dysmenorrhoe von NuUiparen sowie gegen zu häufige und profuse Menstruationen von Multiparen bewährte sich femer Langes das Enmenol, das Extract Eamenol. der Badiz Tangkui, einer in China seit Jahrtausenden zur Regelung der Menstruation gebrauchten Droge. Langes verordnete von dem Eumenol (einem wässrigen Extract der Wurzel) 3mal täglich 1 Esslöffel bis 100 150 g im ganzen. Die Wirkung war in allen Fällen eclatant.

Guacamphol wird als wirksames Mittel gegen die Nacht- C^nacamphoi. schweisse der Phthisiker empfohlen. Guacamphol ist der Guaja- colester der Camphersäure. Letztere ist in Dosen von 1 2 g als antihidrotisches Mittel bekannt. Das Guacamphol zerf&llt im Darm in seine Componenten. Seine Wirkung bezüglich der Schweiss- stiUung ist aber stärker, als seinem Gehalt an Camphersäure ent- spricht; denn es wirken schon 0,2 g kräftig antihidrotisch. Das Mittel war von Lasker (Berlin) zuerst empfohlen worden, der in 52 von 56 Fällen auf 0,2 1,0 Guacamphol prompten Erfolg sah. Auch Kamin er ist von dem Guacamphol sehr befriedigt. Er be- obachtete unter 32 Patienten bei 27 völliges Verschwinden der Nachtschweisse, bei 2 ausgesprochene Besserung, bei 3 keinen Er- folg. Kaminer hält 0,5 g, Abends nach der Mahlzeit zu nehmen, für die richtige Dosis. Gewöhnlich versiegten schon nach der dritten Dosis die Schweisse. Nach Aussetzen des Mittels sind sie bei einer grösseren Anzahl von Patienten nicht wieder aufgetreten«

42

Heinz.

Johimbin.

Katharol (= »<Voige8 Wasserstoff- saperoxyd).

Silber-

Präparate :

Itrol,

Actol,

Von Spiegel ist bekanntlich aus der Rinde des Johimbe- baumes in Kamerun ein Alkaloid Johimbin dargestellt worden, das bei Menschen und Thieren Erectionen hervorruft. Mendel versuchte das Johimbin bei Patienten und fand, dass es ein wirk- sames und ungefährliches Aphrodisiacum darstelle. Berger hat neuerdings das Johimbin in 5 FäUen von paralytischer Impotenz und bei 2 normalen Männern angewandt. Bei letzteren äusserte das Johimbin in einem Falle einen schnell vorübergehenden, in dem zweiten Falle keinen Erfolg. Dagegen stellte sich bei sämmtlichen 5 Patienten voller Erfolg ein. Die Dosis betrug 3mal täglich 5 mg in Tropfen oder in Tabletten ä 0,6 mg. Nach wenigen Tagen er- folgten Erectionen und Ejaculationen. Die Einwirkung auf das Nervensystem hält 6—9 Wochen an und erlischt dann allmählich vollkommen. Schädliche Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.

Von Antisepticis wird jedes Jahr eine Anzahl neuer, synthetisch dargestellter, Verbindungen auf den Markt gebracht. So hat auch das Jahr 1901 uns einige solcher Mittel mit den schönen Namen Bacillol, Asterol etc. bescheert, die sich aber durchaus erst be- währen sollen. Als Katharol wird von dem Medicinischen Waaren- haus Berlin ein längst bekanntes Antisepticum in den Handel ge- bracht, nämlich das Wasserstoffsuperoxyd in d°/oiger halt- barer Lösung. Das Wasserstoffsuperoxyd ist ein energisch desodo- rirender und desinficirender, dabei ganz ungifbiger Körper. Seiner allgemeinen Anwendung war bisher hauptsächlich die schlechte Halt- barbeit und Inconstanz der Wasserstoffsuperoxydlösungen hinderlich. Eine haltbare 3°/oige Lösung (in der Wirkung ungefähr einer 0,1 ^/o igen Sublimatlösung entsprechend) dürfte ein sehr brauchbares Mund- und Zahnwasser, Augen- und Wundwasser abgeben.

Bei den Verwundungen auf dem Utis bei dem Kampfe um die Takuforts sowie an den Verwundeten des Expeditionscorps Seymour hat Stabsarzt Meyer als Antiseptica Itrol (= citronensaures Silber) als Pulver und Actol (milchsaures Silber) als Lösung an- gewandt, und zwar mit sehr gutem Erfolge: Bei Operationswunden unter Itrolverband war der Wundverlauf reactionslos , nie trat Eiterung auf, die Granulationen waren gesund und üppig. Vorher inficirte Wunden reinigten sich bei täglicher Actolspülung bezw. -Bade schnell. Bei inficirten Knochen- und Grelenkverletzungen gingen die Entzündungserscheinungen unter Actolbehandlung rasch zurück. Auch Kronfeld (Wien) bewährten sich die Crede- schen Silberpräparate das lösliche Actol (1 : 2000) und das schwer lösliche Itrol sehr gut in der kleinen Chirurgie. Krön-

Pharmakotherapie.

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feld zieht sie wegen ihrer Ungiftigkeit und Geruchlosigkeit dem Sublimat und der Carbobäure vor. Er verwendete femer mit gutem Erfolg das Gollargolum bei chronischem Ekzem, Furunculosis, Herpes zoster, sowie die BaciUi Argenti colloidalis Cred^ bei Gonorrhoe, chronischer Biiinitis und Koryza.

Vergiftungen kommen am häufigsten vor durch die viel ge- brauchten Antiseptica Carbolsäure und Sublimat (und deren chemische Yerwandte). Fischer (Castrop) berichtet über 2 Fälle von Carbol- gangrän. Zwei Brüder hatten sich zwei geringfügige Verletzungen an den Fingern mit Carbollösung aus der Apotheke selbst behandelt (Umschläge bezw. Verband mit einem in die Lösung getauchten Lappen). In beiden Fällen mumüicirten die Endglieder der ver- letzten Finger, und dieselben mussten abgenommen werden. Carbol- gangrän nach feuchten Garbolverbanden ist eine so häufige Er- scheinung, dass die Aerzte wohl allgemein zur Verwendung anderer Mittel zu Dauerverbänden übergegangen sind. Wie die obigen Fälle zeigen, behandeln sich aber sehr häufig Laien selbst mit „Carbolwasser^. Da nachweislich schon eine 2^/oige Carbollösung Gangrän herbeifuhren kann, befürwortet Fischer mit Becht das Verbot des Handverkaufes von Carbollösungen. Sehr häufig kommen Vergiftungen mit Carbol, Lysol oder Aehnlichem dadurch zu Stande, dass concentrirte Lösungen dieser Antiseptica mit der Bestimmung, dieselben verdünnt als Desinficientia (z. B. zur Des- infection der Wohnung nach Diphtheritis oder zu Spülungen nach Geburten etc.) zu verwenden, verschrieben werden und dann durch Unachtsamkeit der Eltern oder Wärter das Garbol, Lysol etc. mit einer gleichzeitig innerlich zu nehmenden Medicin verwechselt wird. So berichtet Burgl (Nürnberg) über 2 tödtHche Vergiftungen mit unverdünntem Lysol. Li dem einen Falle erhielt ein 5 Tage altes Kind anstatt Sirupus Bhei von der Pflegerin einen Kaffeelöffel Lysol, das für die Wöchnerin zu Ausspülungen verordnet war. Li dem zweiten Falle bekam das 4 Jahre alte Kind eines Arztes durch Unachtsamkeit der Mutter 1 Theelöffel Lysol (für Wundverband bestimmt) anstatt eines Ipecacuanhainfuses. Krause (Bamburg) berichtet über den Selbstmordversuch eines Angestellten einer Krankenhausapotheke mit 100 ccm 2®/oiger Sublimatlösung. Durch Erbrechen wurde wahrscheinlich ein grosser Theil des Giftes wieder herausbefördert. Es erfolgte trotz heftiger Gastritis und CoHtis und schwerer Nephritis nach 5 Wochen allmählich Ge- nesung. — Ein Selbstmordversuch mit 5 g Hydrargyrum oxy- oyanatum verlief nach anfänglicher scheinbarer Besserung

CoUargol,

Argentum

coUoidale

Cred6.

Carbol- gangrän.

Vergiftimg durch Lysol,

darch Sablimat.

44

Heinz.

Yergiftiing

durch

Hydrargymm

oxycyanatom.

Jodkaliam

und

Qaecksilber-

verbindangen.

Mittel gegen

Fonnalin-

vergiftung.

Kupfer^ Vergiftung.

Vergiftung

der

Braunstein-

mUller.

Kaffee- und

Thee- vergiftung.

unter den üblichen Erscheinungen der schweren Quecksilbervergif- tung (Bright'scher Niere und Urämie) innerhalb 30 Tagen letaL Lesser bespricht die Contraindicationen der gleichzeitigen Queck- silber- und Jodkaliumverabreichung. Bei gleichzeitiger Jodkaliumtherapie dürfen Quecksilberoxydulverbindungen nicht an- gewandt werden; es entsteht sonst an dem Ort ihrer Application (im Magen, in der Subcutis, an der Conjunctiva) leicht lösliches Quecksilberjodid , das heftige Entzündung hervorruft. Sublimat dagegen, graue Salbe, Hydrargymm salicylicum und Hydrargyrum thymolo-aceticum können unbedenklich gleichzeitig mit Jodkalium angewandt werden. Die ersten Formalinvergiftungen sind im Jahre 1900 bekannt geworden. Mit der ausserordentlichen Verbreitung des Formalingebrauches werden auch die Vergif- tungs&Ue zunehmen. Das Formalin hat sich als nicht allzu giftiger Körper erwiesen. Das Antidot des Formalins ist der Ammoniak, der mit dem Formaldehyd ungiftiges Hexamethylentetramin bildet.

Bekanntlich ist die Frage unentschieden, ob es eine chro- nische Kupfervergiftung gibt. Böhm (Friedrichroda) be- schreibt eine „familiäre Kupfervergiftung'' (Magenverstimmung, Leibschmerz, Schwindel, Qliederreissen , kachektisches Aussehen), die durch den ganz mit Ghiinspan überzogenen kupfernen Schwimmer in dem Warmwasserreservoir der Küche hervorgerufen war. Embden (Hamburg) stellt nach Beobachtungen in Braunstein- mühlen in Thüringen und Hamburg den Begriff der „Braun- steinvergiftung'' auf, die offenbar zu den grössten Seltenheiten gehört. Die Symptome ähneln sehr denjenigen der multiplen Sklerose.

Einen Fall acuter Thee Vergiftung schildert Spill mann, je ein Fall chronischer Kaffee- bezw. Theevergiftung wird von Gordon und Cr^tal mitgetheüt. In dem Spillmann'schen Fall hatte eine Frau 300 g Thee mit 300 ccm Wasser aufgegossen, 15 Minuten lang ziehen lassen und dann getrunken. Sie zeigte heftiges Er- brechen, Ohnmächten, Kopfschmerz, Kältegeftüü, beschleunigte Ath- mung, unregelmässigen Puls; nach 24 Stunden war alles vorüber. Ein Kaffeelieferant, der fast beständig Küffee trank, zeigte voll- ständige Insomnie, heftigen Kopfschmerz, Zittern der Hände; Ent- ziehung des Kaffees und Hedonal gegen die Schlaflosigkeit besserten den Zustand. Der Gordon'sche Fall (eine Frau, die täglich 10 bis 45 Tassen Thee trank) zeigte spinale Symptome (Ataxie, Romberg- sches Phänomen, gesteigerte Empfindlichkeit der unteren Körper- häHle, Nystagmus, mangelhafte Pupülenreaction). Einen Fall der nicht seltenen Vergiftung durch Extractum filicis maris er-

Pharmakotherapie.

45

wähnt Gotthilf. Der Patient hatte nach dem Einnehmen von 10 11 g Extract durch 2 Tage starken Kop&chmerz, Schwindel und Benommenheit, stürzte dann am 3. Tage bewusstlos zusammen und zeigte Trismas und allgemeine Krämpfe. Nach einigen Stunden folgte Erholung. Die sonst so häufigen Sehstörungen und Icterus fehlten. Bei innerlicher Opium- und Morphiumvergiftung ist Kaliumpermanganat, innerlich gegeben, nachgewiesenermaassen ein wirksames Antidot. Dagegen ist es nicht unzweifelhaft erwiesen, ob das subcutan injicirte Permanganat wirksam sei. Weber be- richtet über einen schweren Fall von Morphinvergiftung, bei dem (neben einer Tasse schwarzen Kaffees und Abklatschen mit nassen Tüchern) alle Viertelstunden Injectionen von Kalium permanganicum gemacht wurden, wodurch innerhalb 3 Stunden alle Gefahr beseitigt wurde. Friedländer (Berlin) berichtet über einen Fall von Vergiftung mit einem Aufguss von Stramoniumblättern, der unter Magenspülung günstig verlief; Strachau (Glasgow) über Vergiftung eines Kindes durch irrthümHche Verabreichung von Glycerinum Belladonnae, in dem Morphin Beruhigung und Schlaf herbeiführte. Goldman (Brennberg) beobachtete 11 Ver- giftungen mit 3 TodesfläUen durch den Genuss des Birkenreizkers, Agaricus torminosns. Die ersten Erscheinungen traten 4 5 Stunden nach dem Genuss der Pilze auf. Die Krankheit verlief unter den Erscheinungen des heftigsten Brechdurchfalls. Eine Massenvergif- tung durch den Genuss von Hummerma3''onnaise schildert Georgii (Bottenburg a. N.). Die Erscheinungen waren Uebelkeit, Erbrechen, Kreuzschmerzen, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, auffallende Ge- sichtsblässe, kleiner Puls. Durch Trinkenlassen von warmer Müch mit kohlensaurem Wasser wurde künstlich Erbrechen hervorgerufen. Je zeitiger das Erbrechen auftrat, desto milder verlief die Erkran- kung; in einigen Stunden war alles vorüber. Bei 3 Personen da- gegen, bei denen sich die ersten Symptome erst mehrere Stunden später eingestellt hatten, traten sehr heftige Ejreuzschmerzen und collapsartiger Zustand ein ; bei dem einen Fall wurde vorübergehende Glykosurie beobachtet. In 2 3 Tagen erfolgte auch hier vollständige HersteUung.

Vergiftung

durch

Extractum

fllicis maris,

durch Opium und Morphium,

durch Stramonium-

bl&tter,

durch Olyoerinum

BeUadonnae,

durch den Birkenreizker,

durch BflohBen- hnmmer.

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2. Diätetik.

Von Med.-Rath Prof. F. C^ampreclit in Weimar.

Allgemeines. Nachdem es seit mehreren Jahren bekannt ist, dass fiir Kochgeschirre als bestes Material Aluminium zu gelten hat, da es auch bei langem Kochen weder imschmackhafte noch un- Koch- gesunde chemische Substanzen an die Speisen abgibt, empfiehlt ^^^^ "^^' Zickel jetzt das Wachwitz-Metall zum gleichen Zwecke; es ist das Aluminium mit einer äusseren, fest haftenden Kupferschicht; diese Combination hat vor den Emailtöpfen, welche in den meisten Krankenhäusern, auch in der Berliner Charit^, noch gebraucht werden, den Vorzug, dass die Innenschicht, selbst bei Deformation durch grosse Gewalten, nie absplittert.

Welche Bedeutung der Kauact für die Magensecre- Beeinflussung

tion besitzt, hat A. Riegel näher untersucht, indem er den „^^^

. . Magen-

Mageninhalt nach der Mahlzeit und andererseits nach Eingabe seoreüou.

derselben Mahlzeit vermittelst Schlundsonde pruf)<e; es ergab sich, dass Fleisch und Fleischextract in der Kegel hinreichenden Reiz auf den Magen ausüben, um, auch ohne den Kauact genügende Secretion hervorzurufen; nur beim subaciden Magensafi; ist die Secretion dann ungenügend. Interessant ist, dass im Magensafi; nicht nur das Pepsin als Ferment wirkt, sondern dass daneben auch ein fettspaltendes Ferment (Volhard) vorhanden ist, so dass also ein Theil der Fettverdauung bereits im Magen erfolgt. Dass der Magensaft dagegen der Kohlenhydratverdauung vermöge seiner sauren Reaction hinderlich ist, weiss jeder; man mass deshalb die Hauptrolle bisher dem Pankreassafte bezw. überhaupt der Darm- verdauung zu; Müller zeigt jetzt aber, dass gemeinhin schon ßO 70'/o, bei wenig saurem Magensaft sogar 100 ^/o der in der Nahrung enthaltenen Stärke durch den Mundspeichel ver- daut, d. h. löslich gemacht werden; bei Superacidität sind Kohlen- hydrate keineswegs contraindicirt, man muss nur die Kohlenhydrate der Nahrung (durch Backen, feines Zermahlen) hinreichend er- sclüiessen, muss langsam essen und tüchtig kauen. Neu ist, dass

Jahibuch der practiBohen Medidn. 1909. 4

50

Gumprecht.

Natürlicher thierischer Magensaft.

der natürlicli abgesonderte Magensaft dem künstlichen an Wirksam- keit überlegen ist (Fink eist ein) und auch nicht, wie der letztere, die Verdaunngsthätigkeit des noch vorhandenen Magensaftes schädigt ; der natürliche thierische Magensaft wird am Hunde mit der Pawlo waschen Methode der „Scheinfutterung" (Speiserohrenunter- bindung imd Magenfistel) gewonnen und kann gerade für eine be- stimmte Nahrung adaptirt werden, wie dies neuerdings Herzen auch bestätigte; so ist der „Brodmagensaft" fermentreich und con- centrirt, der „Fleischmagensaft" säurereich und reichlich; namentlich auf pathologische Mägen soll dieser Hundemagensaft, „Gastörine", geradezu als Heilmittel wirken und auch bei fieberhaften Er- krankungen eine normale Verdauung ermöglichen. Erwähnenswerth ist hier, dass in Bussland von mehreren Seiten mit Erfolg versucht ist, Typhuskranke forcirt und mit festen Speisen zu ernähren einstweilen ein interessantes Experiment, das schon öfters gemacht ist und zuweilen in der That ungestraft. Eine Nierenreizung wird durch besondere Arten der Fleischnahrung nicht vermehrt; man kann chronisch Nierenkranke mit schwarzem oder weissem Fleisch ernähren, ohne dass die Eiweissausscheidung beim einen oder anderen stiege (Pabst).

Einzelne Nahrangsmittel und Nahmngsformen« Beginnen wir mifth. zunächst mit der Milch, so ist als bedeutsamstes Ereigniss die Bede Bob. Koch's auf dem Londoner Tuberculosecongress zu ver- zeichnen, wonach die ganze Müchprophylaxe nahezu überflüssig wäre, da die Tuberkelbacillen des Menschen auf das Bindvieh sicher, und die Tuberkelbacillen des Bindviehs auf den Menschen wahrscheinlich nicht übertragbar wären. Die Frage unterliegt zunächst einer wei- teren Prüfting, für welche die preussische Begierung Vorsorge ge- troffen hat. Femer haben sich ganz neue Perspectiven eröffnet auf die Bedeutung der Futterkräuter für die Milch (Löffler); es scheint, als ob die Herbstzeitlose oder die Butterblume, deren Bei- mengungen zum Futter nicht zu vermeiden sind, Darmerkrankungen hervorrufen könnten. Eine weitere interessante, leider ebenfalls für die Praxis noch nicht reife Anschauung geht dahin, die Milch könne durch vorherigen Zusatz von Labferment verdaulicher gemacht werden (v. Dungern); die Höchster Farbwerke geben Ferment unter dem Namen „Pegnin^ für Versuchszwecke ab, das Casein föUt dadurch, wird durch Quirlen zu äusserst feinen Flocken zertheilt und verändert den Geschmack der Milch fast gamicht. In dieser Bahn bewegt sich auch ein für weite Kreise wichtiger Vorschlag

Diätetik. 51

E. Schreiber's, dahin gehend, das frisch gefällte Casein der

Magermilch für die Kranken- und Volksem&hrung zu verwenden^

da es sehr billig, wohlschmeckend und leichtverdaulich ist; es lässt

sich mit Mehl (2 Theilen auf 1 Casein) zu Brod verbacken und wird

in jeder Form (Brei, Suppe etc.) gut ausgenutzt ; diese Emährungs-

form würde vielleicht ein directer Ooncurrent des Plasmons (s. Jahres*

bericht 1900) werden können. Femer eignet sich die Milch in Form

des Kumys zu ausgedehnter Verwendung; wie Löwensohn be- Kumys.

richtet, bestehen in Russland grosse Kumysanstalten, in welchen

regelrechte Diätcuren durchgeführt werden; das Gewicht von der

Kumyscur unterworfenen Patienten steigt of% in 1 1 ^/t Monaten um

20 30 Pfund, der Appetit steigt und der StoflFwechsel wird in dem

Sinne erhöht, dass mehr Harnstoff und weniger Harnsäure aus*

geschieden wird.

Auf dem Gebiet der Fleischernährung sieht man gespannt Fieifich. den vom Bundesrath zu erlassenden Ausfährungsbestimmungen zum deutschen Schlachtvieh- und Fleischbeschaugesetz vom 3. Juni 1900 entgegen. In den Kreisen der Interessenten streitet man sich namentlich um zwei Punkte : um die Zulässigkeit von Farben, deren die Fleischer zur Ansehnlichmachung der Wurst zu bedürfen be* haupten, und um die Anwendung der Conservirungsmittel (Borsäure, Borax, Natriumsulfit). Nach Lange's unter Bubner angestellten Untersuchungen sind diese Conservirungsmittel, selbst abgesehen von ihrer eigenen Gesundheitsschädlichkeit, unzulässig, weil sie das Verderben des Fleisches nicht verhindern, wohl aber eingetretene Fäulniss verdecken können. lieber die Ernährung mit rohem Fleisch als Mittel gegen Tuberculose sind in Frankreich begeisterte Stimmen laut geworden, eine ganze Beihe neuerer bestätigender Untersuchungen sind seit unserem vorjährigen Bericht darüber er- schienen. Wichtiger sind die negativen Resultate von Fränkel und Sobernheim bezüglich dieser „Zomotherapie"; von zwei geimpften Hunden zeigte der mit rohem Fleisch ernährte die hef* tigere Tuberculose; ähnliche Verhältnisse ergaben sich an Ratten und an solchen Hunden , die vor und nach der Impfung mit rohem Fleisch gefuttert waren. Der Nutzen dieser Zomotherapie scheint also ein Phantasiegebilde zu sein. Der Fleischsaft Puro ist von Schaefer an Zuchthäuslern erprobt worden und wird danach für alle Fälle von Unterernährung empfohlen; hierzu ist Puro aber doch etwas zu theuer, man wird seine Anwendung doch auf die Fälle, bei denen flüssige Diät geboten erscheint, beschränken müssen, ähn- lich wie es Vesely gemacht hat.

52

Gumprecht.

Leim und Glnton.

Znoker.

Alkohol.

Der Leim besitzt als Nährmittel einen hohen Werth; Brat hat daraus ein Nährpräparat hergestellt, das Glnton, eine Gelatose. Es wird in concentrirten Lösungen, besonders mit Frachtsäften, ge- geben, ohne zu gelatiniren; StofFwechselversuche zeigen, dass die Darmf&ulniss durch das Präparat nicht vermehrt wird und dass es geringe Mengen von Eiweiss vertreten kann. Besonders soll es sich empfehlen, wenn Kohlenhydrate nicht verabreicht werden können (Fettsucht, Diabetes), und im Fieber. Li der Discussion wurde das Gluton besonders in Limonadenform von der Leyden'schen Klinik gerühmt, während Fürbringer keine guten Erfahrungen damit ge- macht hatte und es nur in Oblatenform geniessbar fand; leimiges Aufstossen findet danach nicht statt. Uebrigens könne man daneben auch Gelatine oder Geldes aus Kalbsfllssen etc. weiter gebrauchen, ja die käufliche Gelatine in concentrirter Abkochung (20 : 200) mit etwas Gitronenölzucker ersetze das Gluton. Jedenfalls wird wie bei jedem Nährpräparat die Spur von fremdem Beigeschmack öfters die An- wendung von Diätcuren vereiteln.

Der Zucker, dessen Werthschätznng sich neuerdings ent- schieden hob, hat doch auch Missstände als Nährmittel; der durch seine originellen Forschungen bekannte Physiologe v. Bunge hält es für bedenklich, solche Beinstoffe anstatt natürlicher Nährmittel zu verwenden, sie entbehren vielleicht wichtiger, wenn auch in ge- ringer Menge beigemengter Nährsalze (z. B. Fluor); wir bedürfen der kohlenhydrathaltigen Nahrungsmittel, Kartoffeln und Früchte, schon deshalb, weil sie uns die nöthige Kalkmenge liefern, die im Fleisch und Brod nicht enthalten ist ; darum soll der wachsende wie der erwachsene Mensch weniger Zucker und dafür mehr natürliche Nahrungsmittel zu sich nehmen.

Dass der Alkokol als Eiweisssparer, d. h. als Nahrungsmittel, wenn überhaupt, so keine grosse Bolle spielt (z. B. dem Fett weit nachstehend. Neumann), kann als erwiesen gelten, seine toxischen Eigenschaften gegen das Zellprotoplasma überwiegen; es ist, als ob man in einem Ofen etwa eine schlechte Kohle oder Papier verbrennt: Wärme entsteht zwar, aber die Heizvorrichtung wird geschädigt. Die alkoholfreien Getränke haben neuerdings durch ein besonders billiges eine willkommene Ergänzung erfahren, einen aus Aepfeln ohne Gährung nach eigenem Verfahren hergestellten goldklaren, perlenden Saft, „Pomril", der von Liebe's Kranken sehr gern getrunken wurde (Fabrikant: Pfannenstiel und Maderholz, München) ; die grosse Flasche kostet 50 Pfennige.

Zucker und Edestin sind fast die einzigen phosphorfreien Nah-

Di&tetik. 53

rungsmittel; mit ihrer Hülfe hat nmi Oevaerts eine calorisch hin* Phosphor, reichende phosphorfreie Diät bei Thieren (Eatten) durchgeführt. Schon in wenigen Tagen war die P- Ausscheidung auf den zehnten Theil gesunken; neun Zehntel des ausgeschiedenen Phosphors entstammen also der Nahrung und passiren nur den Organismus. Die vermeintliche Steigerung des P-Stoffwechsels infolge Muskelarbeit, geistiger Anspan* nung ist also bedeutungslos; Phosphor als diätetisches Mittel ist werth- los. Demgemäss ist der Phosphorleberthran indessen nicht abgethan, Leberthnn. weil es sich hier um arzneiliche Wirkungen des Phosphors handelt ; man kann ihn dann zweckmässig dem neuen gut schmeckenden Leberthran- präparat Ossin-Stroschein zusetzen, das vermöge der feinen Emulsion des Fettes wie Milch aussieht und nicht riecht (Aufrecht).

Ueber den Vegetarismus sind die Acten (vergl. Bericht 1900} Vegetarismus, so ziemlich geschlossen; da es aber fortdauernd Curpfuscher gibt, welche den Vegetarismus als allein seligmachende Cur anpreisen, so findet sich auch im Berichtsjahre wieder eine berechtigte Oppo* sition gegenüber solchen falschen Darstellungen (Albu, Hueppe). In der Regel leistet der vegetarische Arbeiter bei uns weniger als der Oesunde; in Japan scheint es anders zu sein, dort legte nach Baelz ein Wagenzieher, eine erwachsene Person im Fahrstuhl ziehend, in 14 V4 Stunden 110 km im Laufschritt zurück, zwei andere machten durch 8 Wochen hindurch täglich 40 km im Laufschritt, aUes bei Pflanzennahrung. Dabei spielt selbstverständlich Gewöhnung und Uebung mit. Jedenfalls ist zu berücksichtigen, dass die vege- tarischen Völker nur durch Aberglauben (Hindus, Aegypter) oder durch Noth (Japaner, Chinesen, schlesische Weber) vegetarisch leben und Fleisch mit Begierde essen, sobald sie's bekommen.

Kfinstlicbe Nfthrpr&parate. Wenngleich die Erfindung künst- licher Nährpräparate fast zum Sport ausgeartet ist und noch immer in Blüthe steht, so bricht sich doch nach und nach die Erkenntniss Bahn, dass nur diejenigen Präparate den Anspruch darauf haben ^ können, als Volksnahrungsmittel zu gelten, welche in ihrem Geschmack auch nicht die leiseste Unzutiilglichkeit darbieten. Diese Rücksicht ist selbst bei den berühmtesten derartigen Präparaten nicht ganz erföllt: Das Erdnussmehl, entstammend der Papilionacee Arachis hypogaea, hat den öligen Geschmack, Tropon die sandige Con- sistenz und auch Plasmon etwas Leimiges oder satt Machendes (die Bezeichnungen der Kranken variiren hier), was einen längeren Gebrauch des Mittels oft unmöglich macht. Boborat scheint noch im Steigen begriffen; eine wichtige Angabe (Berju) besagt,

54

Gumprecht.

Pankreon.

Boborat. dass 68 in künstlichem Magensafte nach 1 Stande so gut wie voll* ständig verdaut war, Plasmon zu */s, Tropon zu Vio; sein Lecithin- gehalt wird als wichtig hervorgehoben; auch wird die erhebliche Gewichtszunahme der Ejranken, namentlich Anämischen, die wochen* lang täglich S 4 EsslöfiFel Boborat gerne nahmen, hervorgehoben (Schlesinger). Das neue „Boborin" bleibt als zu wenig geprüft hier einstweilen ausser Acht. „Mutase^, ist ganz ähnlich wie Boborat, ein Eiweisspräparat aus Pflanzen (Daxenberger), das zur Hälfte in Wasser löslich ist und reichlich Albumosen und stick- stofffreie Extractivstoffe enthält. Ein neues Präparat, nur indirect ein Nährpräparat, das Pankreon, wird von der chemischen Fabrik Bhenania hergestellt, ein graues Pulver, angenehm schmeckend und lange resistent gegen die zerstörende Einwirkung des Magensaftes; es soll weit wirksamer verdauen als andere Pankreaspräparate und in Fällen gestörter Pankreasfunction, sowie überhaupt auch bei daniederliegender Verdauung die Besorption der Nahrung wesentlich fordern. Man gibt es zu 0,8 0,5, V* '/« Stunde vor dem Essen; bei fehlender Salzsäuresecretion erst während des Essens (Gockel); namentlich aber bewirkt es in Nährklysmen eine bessere Verdauung, da es die Spaltung des im Dickdarm fast unresorbirbaren Fettes erleichtert und auch die Beizwirkung der Klysmen mildert (Wegele). Es kommt bei allen diesen Präparaten auch noch die Bacterienflora der Nährpräparate in Betracht; hier hat sich Folgendes ergeben: Tropon birgt Bacillen, ähnlich dem Heu- baciUus (Schürmayer), Plasmon birgt alle Keime der Milch, Boborat nur harmlose Saproph3rten ; allzu grosse Wichtigkeit wird man dieser Flora, die der Magensaft meist tödtet, allerdings nicht beimessen können. Schlimmer ist nur ein Gast, der Tuberkel- bacillus, der sich trotz mehrfacher Widersprüche doch neuerdings Butterersatz wieder in dem Butterersatz „Sana^ gefunden hat (Mo eller); die bei der Herstellung angewendete Hitze von 87 ^ ist nicht im Stande, die Bacillen zu tödten; zugleich wurde über schlechten Geschmack der Butter geklagt und über ihre Unfllhigkeit, beim Braten zu bräunen; Saucen und Gemüse, die mit Sana fett gemacht wurden, brauchten grössere Mengen davon als von der Naturbutter, so dass auch der wirthschaftliche Vortheil der Sana zusammenschrumpfte.

Baoterien- flora der

Nähr- präparate.

,Sana'

Litteratur.

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Diätetik. 55

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3. Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie,

Balneotherapie.

Von k. k. Reg.-Rath Prof. Dr. J. GUx in Abbazia.

Kllmatotberaple«

Rubner, Nothnagel, Löwy, Eichhorst und Hiller haben

in dem Handbuch der physikalischen Therapie von Goldscheider

und Jacob eine gediegene Bearbeitung der Elimatologie und KHmato*

therapie gebracht, welche den Bedürfiiissen des practischen Arztes

Wirkung des vollkommen gerecht wird. Die Wirkung des Hochgebirgs-

Hochgebirgs- ^li^nj^g ^^£ (j^j^ Organismus des Menschen hat W. Roemisch klimas auf den , ^

Organismus in einem Vortrage zu Ounsten der deutschen Heilstätte för un-

^^^ bemittelte Lungenkranke in Daves anziehend geschildert, wobei er sich jedoch in seinen Ausfuhrungen auf das Gh:tiubüDdner Hochgebirge beschränkte. Daves und Arosa sind die einzigen Orte in den Grau- bündner Alpen, welche die ftir die Behandlung Lungenkranker wichtigsten Eigenschaften des Hochgebirgsklimas: Windstille, Trockenheit der Luft und starke Besonnung, in vollem Maasse be- sitzen. Die Davoser Heilstätte kann ständig 80 minderbemittelte Deutsche bei sich aufnehmen. Ueber die Verwendbarkeit des Hochgebirgsklimas im Winter für Kranke gibt Determann an der Hand eingehender klimatologischer Studien werthvolle Auf- schlüsse. Zur Beurtheilung des Winterhöhenklimas eines bestimmten Gebirges und eines bestimmten Ortes kann die absolute Höhenlage selbstverständlich nicht den Maassstab bilden, es muss vielmehr die Längs- oder Massenausdehnung, die maritime oder continentale Lage, die Art der Abhänge nach den verschiedenen Himmelsrichtungen, das Vorhandensein einer ausgesprochenen Luv* oder Leeseite, der Höhenunterschied der Gebirge gegenüber den umliegenden Ebenen, die isolirte Lage eines Gebirges mit Gruppirung um einen Gipfel (Harz) oder der Zusammenhang mit anderen Gebirgsmassiven u. s. f. berücksichtigt werden. So können manche tiefer gelegene Orte auf

Klimatotherapie, Fneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 57

den menschlichen Organisrntis schon dieselbe Wirkung ausüben wie höher gelegene Orte, wenn der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ein geringerer und die Insolation eine kräftigere ist, als jene des höher gelegenen Ortes. In diesem Sinne wäre nach Determann die untere Grrenze des Höhenklimas in der Schweiz wohl kaum unter 900 1000 m zu setzen, dagegen im Biesengebirge, Schwarzwald und Vogesen auf ca. 700 m, im ThüringerwiEdd und Harz ca. 600 m, sogar darunter. Am meisten sind die hochgelegenen Punkte der Schweiz durch heiteres, gleichmässiges Wetter, Nebelfreiheit und Windstille bei einer dauernden festen Schneedecke begünstigt, da- gegen sind hier die Differenzen zwischen Sonnen- und Schatten- temperatur, sowie zwischen Nacht- und Tagtemperatur enorme. Die Hochthalstationen in günstiger Lage des Mittelgebirges des Schwarz- waldes, des Biesengebirges und der Vogesen haben wohl nicht eine solche Gleichmässigkeit und Schönheit des Wetters, aber auch hier gibt es oft lange Perioden heiteren Wetters und kräftiger Sonnen- bestrahlung, ohne dass die Contraste zwischen Sonnen- und Schatten- temperaturen so empfindlich wären wie im Hochgebirge. Im Harz und Thüringerwalde ist in den Höhen, welche noch den Charakter des Höhenklimas haben, das Wetter nicht genügend gleichmässig schön. Bessere Bedingungen fangen tiefer an, und manche dieser an der Grenze des Höhenklimas liegenden Stationen mögen sich nach Determann für Wintercuren recht gut eignen. M. Burck- hardt hat bei Tuberculosen in Daves Untersuchungen Unter- über Blutdruck und Puls gemacht, welche für die Klimato- suchungen therapie insoweit von Interesse sind , als bei 86 Personen die „^d p^^g ^^ei Mittelwerthe eine Erhöhung des Blutdruckes von 0,6 4,6 cm Hg in Tnberouiösen Daves gegenüber Basel, also bei einer Höhendifferenz von 1350 m ^'^ ^*^o»- ergaben. Die Pulsfrequenz stieg gleich nach der Ankunft in Daves, nach einigen Tagen bestand noch eine Vermehrung um ca. 6 Puls- schläge, während nach monatelangem Aufenthalte die Pulsfrequenz dieselbe wie in Basel war. Th. Williams bespricht den Werth der klimatischen Behandlung der Tuberculose und kommt KUmato- zu dem Schlüsse, dass die Klimatotherapie bei der Phthise von *her*pi« d«' hohem Werthe sei und dass namentlich das Höhenklima glänzende Erfolge aufzuweisen habe. Als Beweis für den kräftigenden Ein- fluss der Höhenluft hebt er die Widerstandsfähigkeit der Boers hervor, welche ihr Leben auf Höhen von 4000 Fuss verbringen. Hier sei auch erwähnt, dass James F. Allen, welcher 26 Jahre in Pietermaritzburg , der Hauptstadt von Natal, als Spitalarzt ftmgirte, die Tuberculoseireiheit sowohl der europäischen Bevölke-

58 Glax.

Kiimato- rung, als auch, der Zulus und Indianer hervorhebt, welche £r- therapie der g^heinung er namentlich dem constanten Aufenthalt dieser Be-

Tuberotuose. ®

völkerung in fixier Luft zuschreibt. Sehr eingehend behandelt Gordon die Frage, welches Klima für bestimmte Formen der Phthise am geeignetsten ist. Er empfiehlt für junge, kräftige Patienten im Anfangsstadium ohne oder mit geringem Fieber die Alpen, namentlich Daves. Hämoptoe ist, sobald einige Wochen nach dem Anfalle verflossen * sind , keine Contraindication ftu: die Höhenluftbehandlung. Auch nach Pleuritis und Pneumonie ent- standene Phthisen mögen im Anfangsstadium die Berge aufsuchen, dagegen werden schwächliche Personen, welche leicht Kältegef&hl empfinden, schon im Beginn der Lungenerkrankung besser nach Aegypten gesendet, jedoch muss als Uebergangsstation die Biviera und später der Schwarzwald, etwa Badenweiler, aufgesuckt werden. Fälle, welche nach Influenza entstanden sind, eignen sich f&r die Biviera. Dasselbe gilt ftir Scrophulöse. Die chronische indurative Phthise kann ebenso wohl an der Biviera als auch anderwärts mit Erfolg behandelt werden. Kranke mit Bronchiektasieen und em- physematöse Phthisiker sollten nach Aegypten gehen, doch können letztere auch die Biviera aufsuchen. Dasselbe gilt von Kranken, welche bereits ein höheres Alter erreicht haben. Für erethische Patienten ist Aegypten der beste Platz, dagegen sollen Kehlkopf- kranke San Bemo und Mentone im Winter, Nordrach im Sommer aufsuchen. Madeira eignet sich für „katarrhalische" Phthise, doch warnt Gordon davor. Kranke im ersten Krankheitsstadium oder solche, welche zu Diarrhöen neigen, nach Madeira zu schicken. Er hält überhaupt das EJima von Madeira für gefahrlich und würde es vorziehen, auch Fälle von katarrhalischer Phthise anderwärts in ein Sanatorium zu senden. Anämische Patienten, Herzkranke und solche, welche an Degeneration der Arterien leiden, soUten Aegypt-en oder die Biviera zum Aufenthalt wählen« Die vortrefflichen Besultate, Thaiasso- welche der dauernde Aufenthalt an der See bei tubercu* therapie. lösen und scrophulösen Kindern zu erzielen vermag, schildert V. F. Schepelern in seinen Mittheilungen aus dem Küstenhospital zu Befsnaes 1875 1900, welche E. Friedrich in der Zeitschrift für Tuberculose und Heilstättenwesen eingehend besprochen hat. Wir entnehmen dieser interessanten Mittheilung, dass von 2450 tuberculösen und scrophulösen Kindern 1292 oder 52,7 ^/o geheilt, 798 = 82,6 */o wesentlich gebessert, 178 = 7,8 ®/o gebessert wurden, während keine Veränderung oder Verschlimmerung bei 182 = 7,4 •/o und der Tod bei 120 = 4,9 "/o eintrat. Unter den Zuständen , für

Klimatotherapie, Fneomatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 59

welche die Behandlung in Seehospizen angezeigt ist, nennt H.Weber: 1. Allgemeine Schwäche und mangelhafte Ernährung, 2. unvoll- ständige Erholung nach acuten Krankheiten mit Einschluss von Pneumonie, Pleuritis und chronischer Bronchitis, 8. scrophulöse oder tuberoulöse Afifectionen der Lymphdrüsen und scrophulöse Oelenkentzündungen mit Einschluss der Hüftgelenkentzündung und der PotVschen Krankheit, 4 Ejiochencaries, 5. adenoide Wuche- rungen in Nase und Schlund mit oder ohne Hypertrophie der Mandeln,

6. scrophulöse Augenentzündungen und scrophulöse Hautkrankheiten,

7. anänüsche Zustände mit Einschluss der Chlorose, 8. Rachitis und Skoliose. Wettendorf hat untersucht, welche Verände- rungen der Aufenthalt an der Küste in dem Blute ver- ursacht, wobei er allein deutlich eine Vermehrung der Erythrocyten- zahl fand, welche nicht wie im Gebirge plötzUch, sondern erst nach einigen Wochen beträchtlich wird. Die weissen Blutkörperchen sind nicht vermehrt, dagegen wächst das specifische Gewicht des Blutes.

Die Bedeutung von Luftcuren für Nervenkranke haben L«'tcuren bei Loewenfeld und Hirschkron besprochen, wobei ersterer be- ^"^^g^^*"^' sonders die heilsame Wirkung, welche die Luftströmungen sowohl im Hochgebirge wie an der See auf Nervenkranke ausüben können, hervorhebt. Ausserdem ist zu berücksichtigen, dass die Litensität der Wirkung eines Luftcurortes auch durch die DifiFerenz des Klimas zwischen dem ständigen Domizil des Patienten und jenem des Cur- ortes bestimmt wird. Neurastheniker mit erheblich gesteigerter Erregbarkeit des vasomotorischen und Herznerven- Apparates eignen sich nicht für den Aufenthalt im hochalpinen Küma, dagegen wirkt die Höhenluft vortrefflich bei Erschöpftingszuständen infolge geistiger TJeberanstrengung , bei Neurasthenia intestinalis und speciell bei nervöser Dyspepsie. Bei Neurasthenikem , die sich für das Hoch- gebirge qualifiziren, erweist sich im allgemeinen auch das Nordsee- klima als zuträglich, und die Leidenden, für welche sich nur Höhen- lagen bis zu 1000 m eignen, finden zumeist auch an der Ostsee zusagenden Aufenthalt. Hysterische Zustände werden durch Luft^ euren im allgemeinen nicht so gut beeinflusst wie neurasthenische. Für Epileptiker und Tabische empfiehlt Loewenfeld den Auf- enthalt in waldigen, nicht zu hoch gelegenen Gegenden im Binnen- lande. Migräne er&hrt sowohl an der See als im Hochgebirge als auch bei einfachem Landaufenthalte oft eine Besserung, während bei echten Neuralgieen von Luftcuren nicht viel zu erwarten steht. Dasselbe gut von Melancholieen und Depressionszuständen , bei welchen Luftcuren nur in Verbindung mit entsprechender ärztiicher

60 Glax.

Lnftcuren bei Behandlung von Erfolg sein können. Ide behauptet, dass sich auch Neirenkrank- Persox^en ^lit stärkerer nervöser Reizbarkeit an der Nordsee wohl

holten.

fühlen können , wenn darauf Rücksicht genommen wird , dass die Kranken erst im Juli oder August an die See kommen, nicht zu nahe am Strande wohnen und aUe Strapazen meiden. Keller empfiehlt Bergsteigecuren für Nervenkranke, weil hierbei die Aufmerksamkeit des Wanderers durch die abwechslungsreiche Umgebung vielfach in Anspruch genommen und eine glückliche Verausgabung und Aufnahme von Nervenreizen geboten wird. (Jeden- falls darf eine Bergsteigecur nur „Nervösen", aber nicht schweren Nervenkranken empfohlen werden, denn f%ir letztere ist jede üeber- müdung Gift. Beferent.) Die specielle Klimatologie wurde im abgelaufenen Jahre durch mehrere Arbeiten bereichert, unter welchen wir eine Beschreibung M41agas durch Dr. Brausewetter besonders hervorheben wollen. M41aga, an der Küste des Mittel- meeres, ist nach N., NO., NW. und W. gegen Landwinde geschützt und gewährt nur den von der See kommenden Luftströmungen Zu- tritt. Die mittlere Jahrestemperatur betrug in den Jahren 1880 1890 18,6*» C, die mittlere Wintertemperatur 12,8 C. Die Tages- schwankung ist im Winter durchschnittlich 8* 0. , die mittlere relative Feuchtigkeit beträgt im Jahresdurchschnitt 65,2. Die Zahl der ganz heiteren Tage ist 195, die der halbbedeckten 130 und die der bedeckten nur 40. Die Regenmenge betrug in 10 Jahren durch- schnittlich 663 pro Jahr. Neben dem vortrefflichen Klima erfreut sich M&laga guten Quellwassers. Die deutsche Pension, Villa Maria, befindet sich im schönsten Theile Mdlagas.

Pneamatotberaple.

E. Aren, welcher den Nachweis erbracht hat, dass sich die Sauerstoff- in verdünnter Lufb auftretenden Athembeschwerden durch Sauer- stoffeinathmungen sofort vermindern, bezweifelt trotzdem im allgemeinen den Werth der SauerstofPtherapie, deren Wirksam- keit er nur etwa bei Kohlenoxyd-, vielleicht bei Anilin Vergiftungen und bei Erkrankungen in verdünnter Luft anerkennt. Nachdem der 0 im Blute von dem Hämoglobin desselben chemisch gebunden ist, kann von dem Blute nicht mehr 0 aufgenommen werden, ob wir atmosphärische Luft oder reinen Sauerstoff zufuhren. Will man, dass von dem Organismus mehr 0 aufgenommen werde, so ist dieses nur durch eine Zunahme des Hämoglobingehaltes des

inhalationen.

KUmatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. gl

Blutes oder durch eine derartige Aenderung der Blutcirculation in der Lunge zu erzielen, dass mehr Blut in der Zeiteinheit mit dem Inspirationsstrome in Contact kommt. (Dies scheint uns thatsächlich bei vielen an Dyspnoe leidenden Kranken der Fall zu sein, weil dieselben, sobald sie Sauerstoff inhaliren, ihre Aufmerksamkeit darauf richten, möglichst gleichmässig und tdef zu athmen. Referent.) Keinesfalls dürfte die Zunahme, welche die geringen im Blutplasma gelöst enthaltenen Sauerstoffmengen durch die Inhalation erfahren, von Bedeutung sein, und ebenso wenig kann der Werth der 0-Therapie daraus abgeleitet werden, dass bei Athmung atmosphärischer Luft nur '^/i5 des Hämoglobins mit 0 gesättigt werden und dass das letzte Vi> ^01 Athmung reinen Sauerstoffs eine etwaige Sättigung erfeihren könnte. Experimente, welche Aron an Menschen und Thieren vornahm, Hessen keinen deutlichen Einfluss der 0-Lihala- tionen auf Blutdruck, Puls und Respiration erkennen. Schliesslich macht Aron darauf aufinerksam, dass das Einathmen aus den zumeist gebräuchlichen GKimmiballons nicht ohne Infectionsgefahr ist, wes- halb er emfiehlt leichtgehende Ventile einzuschalten, welche den Li- und Exspirationsstrom scheiden. Ein neuer Zerstäubungs-. Zerst&ubnngs- apparat für Inhalatorien wurde von A. Bulling construirt r^^^JIJiJ^ und nach eingehender Prüfting durch B. Emmerich wärmstens empfohlen. Die Zerstäubung der Flüssigkeit geschieht durch eine Düse, um welche herum eine Anzahl längerer und kürzerer Bohr- chen angebracht ist, die an ihrer Kuppe eine Oeffnung von be- stimmter Ghrösse haben. Durch diese Oeffnung tritt durch ein Zu- leitungsrohr comprimirte Luft frei in den Inbalationsraum aus und zerreisst die zerstäubte Flüssigkeit in feinste Tröpfchen. Da die Pressluft, wenn sie den Compressor verlässt, eine Kühl-, resp. Wärm- schlange zu passiren hat, kann man ihr hier die im Inhalatorium wünschenswerthe Temperatur geben. Endlich ist durch die freie Zuftihr der Druckluft die Ventilirung des Inhalationsraumes gewähr- leistet. Die zur Pressung bestimmte Luft wird durch Wattefilter aus dem Freien angesaugt.

Hydrotherapie.

Einige experimentelle Forschungen sind es, welche unter den auf dem Gebiete der Hydrotherapie im abgelaufenen Jahre erschie- nenen Arbeiten zunächst unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Ernst Becker berichtet über die Veränderungen der Zu-

62

Glax.

auf den Körper.

Verändernngensa mm en Setzung des Blutes durch vasomotorisclie Be- *®' einflussunficen, insbesondere durch Einwirkung der

Zusammen- ,,-, «>.-«- ■« i-.-..^ ii»

Setzung des Kälte auf den Körper. Er zählte bei Gesunden und bei Blutes durch Typhuskranken, und zwar bei ersteren vor und nach Douchen von der^Sue^ 16 7 * R. in der Dauer von 4 Minuten, bei letzteren vor und nach Bädern von 80* C, welche im Verlaufe einer Viertelstunde auf 20® C. abgekühlt werden, die Zahl der rothen und weissen Blut- zellen im Gapillarblute. In einer weiteren Versuchsreihe ermittelte er die Zahl der Erythrocyten und Leukocjten im Gapillarblute und im Blute der Vena mediana bei Gesunden vor der Douche, gleich nach der Douche und 1 Stunde nachher. Er kam hierbei zu fol- genden Besultaten: 1. Durch die Einwirkung von E^te auf die ganze Körperoberfläche wird eine geringere Vermehrung der Zahl der Erythroc3rten und meist eine stärkere Vermehrung der Zahl der Leukocyten in den Gapillaren der Haut erzeugt. 2. Diese Ver« änderungen der Blutzusammensetzung entstehen einestheils durch vasomotorische Beeinflussung, und zwar vornehmlich durch V^asser^ abgäbe aus dem Blut, zum geringeren Theil auch durch Stauung der Blutkörper in den Gapillaren. 8. Die Vermehrung der Leuko- cyten geschieht ausserdem und zwar zum grössten Theile durch Bandschichtenbildung infolge der Kälteeinwirkung. 4. In patho- logischen Zuständen können die Veränderungen der Blutzusammen- setzung auch durch Aufhebung der Stasen in beschränktem Maasse miterklärt werden. Die Untersuchungen Becker's haben sonach die vielfach bekämpfte Ansicht von Grawitz, dass die Blutver- änderungen nach Kälteeinwirkung durch Gontraction der Ge&sse und Abgabe von Wasser aus dem Blute erfolgen, theilweise be- stätigt. Diese Beobachtung widerspricht jedoch, wie wir schon einmal erwähnt haben (Glax, Lehrbuch der Balneotherapie I. Bd., S. 61), durchaus nicht der von Winternitz gefundenen Thatsache, dass durch die Kälteapplication eine Verbesserung der Girculations- bedingungen geschaffen wird, welche irgendwo im Körper angehäufte Blutzellen wieder dem Elreislaufe zufuhren. Eine noch schwierigere Aufgabe hat sich v. Kowalski gestellt, indem er den Einfluss thermischer Beize auf die Lymphbewegung und die vasomotorischen Nerven der Lymphgefässe zu erforschen suchte. Zu den Versuchen dienten Hunde, welche nach 48stündigein Hungern curarisirt und nach Einleitung der künstlichen Athmung sehen Nerven in kalte (10 IB ® G.) oder in warme (40 45 ® G.) Bäder gebracht derLymph- ^nirden. Die aus dem freigelegten Ductus thoracicus fliessende

{^eiftsse. ^ - _ 111

Lymphe wurde vor, während und nach dem Bade gewogen. Es

Der Einfluss

thermischer

Reize auf die

Ljrmph-

bewegung

und die

vasomotori-

Klimaiotherapie, Pneumaiotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 63

ergab sich, dass kalte Bäder bei normaler Circulation die allgemeine Quantität der L3anphe steigern, während sie dieselbe bei (durch Ohloralhydrat) gelähmten vasomotorischen Gentren vermindern. Die warmen Bäder blieben im 1. Falle fast indifiPerent, im 2. steigerten sie die Quantität der Lymphe bedeutend, v. Kowalski zieht aus seinen Experimenten folgende Schlnssfolgerungen : 1. Thermische Beize üben thatsächlich direct durch Veränderung des Volumens der Lymphgeftlsse selbst einen Einfluss auf die L3anphbewegnng aus; thermische Heize von niederer Temperatur contrahiren diese G^fiisse, solche von hoher Temperatur dilatiren sie. 2. Der Ghrund dieser Veränderungen liegt im Nervensystem, indem die Lymph- gefilsse ebensolchen Einflüssen unterliegen, wie die Blutge&sse, d. h. dem Einflüsse vasomotorischer Nerven, welche, auf reflecto- rischem Wege durch thermische Beize von niederer Temperatur erregt, eine Gontraction dieser Geftsse, durch thermische Beize hoher Temperatur eine Dilatation derselben hervorrufen. 3. Die vasomotorischen Nerven der Lymphgefllsse sind mit den entspre- chenden Nerven der Blutgefässe nicht identisch. Speck, bekannt- lich einer der Hauptgegner der bis in die letzte Zeit von Lieber- meister verfochtenen Lehre von der chemischen Temperaturrege- lung der Körperwärme, bestreitet auf Grundlage seiner Versuche in einem Aufsatze über Abkühlung, Lichtwirkung und Stoff- Abkühiang, Wechselbeschleunigung den anregenden Einfluss kalter Wasser- LicJ^twirkung bäder, kalter Luftbäder und des Lichtes auf den StoffwechseL stoffvreohsei- Winternitz hebt in einem offenen Briefe an Speck sehr richtig beschienni- hervor, dass kaltes Wasser und kalte Luft den Stoffwechsel aUer- ^^^^' dings nicht direct, wohl aber durch Vermittelung unwillkürlicher vermehrter Muskelleistung mächtig steigere, wie dies seine und Pospischil's Untersuchungen zur Genüge erwiesen haben. Die Frage der Lichtwirkung und Lichttherapie ist wohl überhaupt noch lange nicht spruchreif. Den mächtigen Einfluss, welchen hydriatische Proceduren auf den Stoffwechsel überhaupt ausüben, haben neuer- dings Vinaj und Vietti in Turin bewiesen, deren interessante Mittheilungen Strasser jüngst in einer gelungenen üebersetzung den deutschen Aerzten zugänglich gemacht hat. Dieser Arbeit Vinaj 's schliesst sich eine Untersuchung desselben Forschers über Luft und Wasser als thermisches Medium an. Er kam Luft und hierbei zu dem Besultate, dass Luft;temperaturen von 6,5 20 * C. thonnischea weit geringere physiologische Erscheinungen hervorrufen als gleich Hedium. niedere Wassertemperaturen, dass dagegen Lufttemperaturen von 86 87^ C. intensiver wirken als gleich hohe Wassertemperaturen,

64 <>la^

ofiEenbar weil der thermisclLe Indifferenzpunkt beim Wasser zwischen

85 nnd 87^ C, bei der Luft zwischen 20 und 22® C. liegt. Wasser

und Luft von 40 45® C. rufen sehr ähnliche Wirkungen hervor,

doch übt die Luft einen geringeren Einfluss aus. Schliesslich wollen

Steigerung wir einer Arbeit M. E. Schrader's über den Einfluss kalter

der Milch- Bäder auf die Milchsecretion Erwähnung thun. Schrader

durch kalte ^^^^ i ^^^^ Halbbäder von 26 24 ® G. , aUmählich mit zweitägigen

Bftder. Intervallen auf 18® C. absinkend, die Milchsecretion bedeutend

steigern.

Die klinische Hydrotherapie hat auch in diesem Jahre durch mehrere werthvolle Arbeiten eine entschiedene Bereicherung erfahren. A. v. Vogl, bekanntlich einer der hervorragendsten An- Wasser- bänger der Behandlung des Typhus mit kaltem Wasser, gibt behandiung ^ ^^jj^ Sanitätsberichte der bayerischen Armee für 1900 eine um- typhtts. fassende Darstellung der mit der Bäderbehandlung bei Typhus er- zielten Erfolge und bespricht namentlich auch die guten Besultate, welche Bäumler in Freiburg bei der Kaltwasserbehandlung des neot3rphus beobachtet hat. Zugleich bemerkt v. Vogl, dass die Mortalität auf der Litem-Ü-Station, wo die Kaltwasserbehandlung energisch durchgeführt wurde, in keinem Jahr 5,1 ®/o überschritt, während sie auf der anderen Station (Litern I), wo die Bäder- behandlung theils modificirt oder mit systematischer antipyretischer Medication combinirt wurde, in den einzelnen Jahrgängen auf 10,8, 15,8 und selbst 18,7 ^/o gestiegen war. Diesen überzeugenden Ziffern gegenüber, die in vollem Einklänge mit den Resultaten jener Kliniken stehen, auf welchen die Wasserbehandlung des Typhus richtig durch- geführt wird, wirkt es mehr als befremdend, wenn W. Stange im üebermaasse theoretischer Bedenken statt kalter warme Bäder empfiehlt, dabei aber zugesteht, dass er die Frage, ob der Gewichts- verlust der Elranken bei Behandlung mit kalten Bädern grösser sei als bei Behandlung mit warmen, nicht beantworten könne, weil ihm in Petersburg überhaupt kein Hospital bekannt sei, in welchem Typhuskranke mit kalten Bädern behandelt werden. Auch die 8at3rrischen Bemerkungen Gläser's können den Werth der Bäder- behandlung T3rphuskranker nicht schmälern, denn selbst Cursch- mann, welchen Gläser gegen Winternitz zu vertheidigen sucht, empfiehlt „schwer einsetzende Fälle mit den Erscheinungen inten- siver, nachhaltiger Giftwirkung von vornherein der Bäderbehandlung zu unterwerfen'', und es bleibt deshalb unklar, warum Gläser ein Verfahren, dessen Unterlassung oder mangelhafte Durchftihmng in bösen Fällen als schwerer Kunstfehler anzusehen ist (Cur seh-

Elimaioiherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 65

bei febrilem

Delirium

tremens.

der

Lungen-

taberculose,

mann), bei leichteren Fällen als unnütz verwirft. Lern eine will KUhie Bader in Fällen, wo äussere Verhältnisse die Anwendung kalter Bäder nnrndglich machten, durch kalte Eingiessungen in den Darm gute Brfolge erzielt haben. Salvant empfiehlt zur Behandlung des febrilen Delirium tremens kühle Bäder mit üebergiessung des Kopfes. L. Brieger bringt in seinen Bemerkungen zur hjdiiatischen Behandlung der Lungenentzündung nichts Neues, Hydriatische dagegen will Bormans, welcher nach dem Vorgange Ortner's Behandlung faeisse Bäder (44* C.) anwendete, ein Schwinden der Aufiregung und entzondung, der pleuritischen Schmerzen bei reichlicher Schweissabsonderung nnd Erhöhung des Blutdruckes beobachtet haben. Mit der hjdriatischen Behandlung der Lungentuberculose beschäf- tigen sich 2 Arbeiten von Meffert und von Munter. Ersterer empfiehlt bei beginnender Lungentuberculose zur Behandlung im Hause die unmittelbar auf einander folgende Anwendung der Trocken- packung, kühlen Waschung und des Regenbades. Letzterer bemerkt nach Aufzählung der verschiedensten Proceduren, welche in der Wasserbehandlung der Lungentuberculose verwendet werden können, sehr richtig, dass es sich hierbei nicht um die Methoden der Hydro- therapie, sondern um die individuelle Behandlung des Kranken mit Hülfe des thermischen Beizes handelt. Derselbe Forscher hat in der 22. Versammlung der Baineologen in Berlin einen lehrreichen Vortrag über die Hydrotherapie der Gicht gehalten, und ausser- der Gicht. dem verdanken wir ihm eine Abhandlung über die therapeutische Therapeutische Verwerthung der Wärmezufuhr und Wärmestauung, welche Verwwthung

der WÄrme-

nach seiner Meinung indicirt ist: 1. in Fällen, bei denen die Schweiss« absonderung die Hauptanzeige bildet; 2. wenn wir durch einen anzuwendenden Elältereiz keine Wärme entziehen, sondern durch den Contrast wirken wollen ; 3. zur directen Steigerung der Eigen- wärme.

Die therapeutische Verwerthung hoher Tempera- turen gewinnt immer mehr die Oberhand, hat aber gleichzeitig auch die Veranlassung zur eingehenden Prüfung der bisher ver- wendeten Heissluftapparate und der durch sie zu erzielenden physio- Temperaturen. logischen Wirkungen gegeben. So hat H. Salomon die Wirkung der Heissluftbäder und der elektrischen Lichtbäder auf den Gas- wechsel des Menschen studirt und dabei gefunden, dass ihr Einfluss auf den Sauerstoffverbrauch und die Kohlensäureaussoheidung ausser- ordentlich gering ist gegenüber der mächtigen Einwirkung auf Körpertemperatur j Körpergewicht und Allgemeinbefinden und dass

die Oxydationssteigerungen im Heissluf);- und Lichtbade nicht ent- Jahrbuch der practisohen Medicin. 1902. 5

zufuhr und W&rme- stauuDg.

Die thera- peutische Verwerthung hoher

66 (^lax-

Die thera- femt an die von Wintern itz im heissen Bade gefundenen heran- peutisehe reichen. J. Krebs fand, dass die meisten Patienten in elektrischen hoher (weissen) Glühlichtbädem unter gleichen Verhältnissen eher und bei Temperaturen, niedrigerer Temperatur als bei anderen Schwitzproceduren schwitzen. Diesen Erfolg verdanken die Bäder vor allem den Wärme strahlen des elektrischen Glühlichtes, und erscheinen Bogenlichter in Kästen zu einer Schwitzcur weit weniger geeignet. Für Kranke mit organi- schen Herzfehlern sind die elektrischen Glühlichtbäder keine ge- fahrlosen Schwitzbäder, da sie ebenso wie die Heisslufbkästen nach längerem Verweilen (20 26 Minuten) und nach energischem Schwitzen die Pulsfrequenz bedeutend steigern und den Blutdruck herabsetzen. Die Construction der meisten Glühlicht- und Heissluft- kästen erscheint wegen der ungleichen Erwärmung und fehlerhaften Thermometrie keineswegs einwandfrei. Für die Krause'schen Heiss- luftapparate, und dies dürfte gewiss auch für die Tallerman'schen gelten, hat J. Schreiber durch exacte und sehr sinnreiche Ver- suche den Beweis erbracht, dass der Apparatthermometer durchaus kein richtiges Bild der Temperatur des Heissluftkastens gibt, sondern dass in diesem an verschiedenen Punkten höchst differente Tem- peraturen herrschen, welche weit unter dem vom Apparatthermometer angezeigten Wärmegrade liegen. Es ist demnach durchaus noch nicht bewiesen, dass die Beschaffenheit der menschlichen Körper- bedeckung im allgemeinen in grösserer Ausdehnung und für die Dauer von Stunden die Einwirkung so hoher Ueberhitzung, als sie instrumentell angestrebt und therapeutisch vermeintlich versucht wurde, gestattet. Trotzdem bezweifelt Schreiber durchaus nicht den practischen Werth der Heissluftbehandlung. Nach Bier's An- gabe ist der therapeutische Werth der Heissluftbehandlung in der Erzeugung einer activen Hyperämie zu suchen, welche eine stark resorbirende Wirkung bei allerlei Gelenkversteifungen hat imd auch geeignet ist die Resorption von Blut und anderen Ergüssen zu befördern. Femer ist die heisse Luft ein gutes Mittel gegen Neuralgieen und wurde von Bier auch mit Erfolg zur Uebung krankhafter und versagender Gefässe benutzt. Die bacterientödtende Wirkung der activen Hyperämie ist dagegen sehr zweifelhaft. K. Thiem hat bei Unfallverletzten von der An- wendung hoher Wärmegrade gute Erfolge gesehen, indem ein Nachlass der Schmerzen und Geschmeidigwerden versteifter Ge- lenke regelmässig erzielt wurde. Als Contraindication für die Thermo- therapie bezeichnet er grosse allgemeine Schwäche und Herzschwäche. Ganz besonders günstige Besultate hat Fr. Neumann mit dem

j

KUmatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 67

Ta Herrn an'schen Apparate bei Ischias, Lumbago, Arthritis de- formans, chronischem Gelenkrheumatismus, geheilten Knochen- brüchen, Quetschungen des Beckens und der Wirbelsäule, Narben nach Schusswunden u. s. f. erzielt. Auch 0. Zimmermann be- stätigt, dass die Heissluftbehandlung an Prof. Ewald's Abtheilujig in einer Reihe sehr hartnäckiger Erkrankungen unzweifelhaft Besse- rung brachte. R. Schmidt glaubt auf Grundlage seiner Erfahrungen auf Prof. Neusser's Klinik, dass zur Heilung der Osteomalacie das diaphoretische Verfahren par exceUence in der Verabfolgung von Heisaluftbädem gelegen sei. K. Ullmann rühmt den guten Ein- fluss der Heissluftbehandlung bei venerischen Geschwüren und chronischen Fussgeschwüren, namentlich dann, wenn es sich um ausgebreitete multiple Affectionen hartnäckiger Natur oder um Atonie, serpiginöses Fortschreiten der Infiltration auf weite Strecken, beginnende Gangrän handelt. Gleich günstige Erfolge sah Tarabrin bei Behandlung der Geschwüre mit strahlender Wärme, welche er durch Annäherung eines bis zum Rothglühen erhitzten Paquelin- schen Brennapparates aus einer Entfernung von 6 6 cm auf die

<

Geschwürsfläche wirken liess. Hecht hat mit verschiedenen Apparaten erfolgreiche Versuche mit der Heissluftbehandlung bei chronischen Mittelohreiterungen gemacht. Frey be- richtet über die günstigen Erfolge, welche er mit seiner Heissluft- douche bei ca. 60 FäUen verschiedener Neuralgieen erzielt hat. Gleich gute Resultate hat B. Beizer beobachtet. J. Fodor ver- wendete in 2 Fällen chronischen Ekzems mit Erfolg den strömenden Dampf, welcher Procedur er in einem Falle eine kräftige Fächerdouche von 15 ^ C. folgen liess. Auch bei Frostbeulen wirkte die Vaporisation günstig. Die methodische Anwendung heisser Scheidenirrigationen (Innendouchen) haben nach J. Eisen- berg's Angaben oft einen überraschend günstigen Einfluss auf parametritische Exsudate, chronische Metritis, Subinvolutio uteri und fizirte Retroflexio uteri. Man beginnt mit 5 Minuten dauernden Irrigationen von 87 ^ G. und steigt allmählich bei täglicher Wieder- holung der Douchen auf 20 Minuten Dauer und 60^ C. Wärme. Die Douchen wirken heilend und schmerzstillend und bilden auch eine gute Vorbereitung ftlr operative Eingriffe und Massage.

An balneotechnischen Neuerungen wären zu nennen Baineo- der Universalschlauch von Blumenkranz und Hellmer, *«c^»^"8che

Neuerungen

welcher einen Wärmeregulator nach dem System Winternitz- Leiter darstellt, aber den Vortheil bietet, in beliebiger Form und Grösse an jeden Körpertheil angepasst werden zu können. Femer

68

aiax.

Balneo-

technische

NeuerangeD.

seien hier eine portative Vorrichtung für aerothermische Localbehandlung von L. Vorstaedter und die Elektro- thermcompressen von E. Lindemann erwähnt. Vorstaedter's Apparat ermöglicht sowohl die Anwendung sehr hoher als auch sehr niederer Temperaturen. Die Elektrothermcompressen bieten den y ortheil einer sehr einfachen, bequemen und sauberen Anwendungs* weise, da dieselben nur mit einem Steckcontact oder einer Glüh- lampenfSsussung in Verbindung gesetzt zu werden brauchen, um rasch einen warmen Umschlag herzustellen. Pelizäus beschreibt eine sinnreiche Einrichtung, um auch bei wechselndem Wasserdruck eine sicher functionirende Douchevorrlchtung, welche die gewünschte Temperatur constant erhält, herzustellen. Endlich berichtet E. Ho ke über ein fahrbares Sandbad nach Prof. v. Jaksch zur Be- handlung von Erkrankungen der Sbnd- und Fussgelenke. Auch Sarason demonstrirte in der Berliner medicinischen Gresellschaft eine neue Sandbadevorrichtung, welche es ermöglicht, den Sand in einer geschlossenen Trommel gleichmässig zu erwärmen und zu reinigen, wodurch die den bisherigen Sandbädem anhaf);enden üebel- stände beseitigt erscheinen.

Balneotherapie.

Die physikalisch- chemische Analyse der Mineral- wässer.

In einem Vortrage „über neue Wege der balneologischen For< schung^^ betont H. Koepi^e nachdrücklich die Bedeutung der physikalisch-chemischen Analyse der Mineralwässer, da nur durch die Bestimmung des osmotischen Druckes und der elektrischen Leit« fähigkeit die feinsten Mengenverhältnisse eines Mineralwassers, zu deren Bestimmung die chemische Wage nicht ausreicht, ermittelt werden können. In Berücksichtigung dieser Besultate modemer Forschung scheint es uns immer zweifelhafter, dass es der Chemie jemals gelingen wird, den natürlichen gleichwerthige künstliche Mineralwässer herzustellen, und wir können deshalb W. Jaworski unmöglich' beistimmen, wenn er die Erfolge der Trinkcuren an den Curorten lediglich den begleitenden günstigen Umständen zuschreibt und bei Hauscuren die natürlichen Mineralwässer durch künstlich hergestellte, einfache oder zusammengesetzte Salzlösungen, welche er Heüwässer (Aquae medicinales) nennt, ersetzen will. Es lässt sich gewiss nichts dagegen einwendefn, wenn Jaworski wünscht, dass Salzlösungen, deren osmotische, pharmakodynamische und klinischei Wirkung erprobt ist, in die Pharmakopoe eingeföhrt wer-

Klimatotherapie, Pneumatotherapie, Hydroiherapie, Balneotherapie. 69

den, aber ein Ersatz für die natürlichen Mineralwässer weixlen der- artige Lösungen nicht sein, wie dies, so scheint uns, am besten ans Jaworski's eigenen Arbeiten über die Wirkung des Karlsbader Wassers und der mit Karlsbader Salz hergestellten Lösungen hervor- geht. Völlig in unserem Sinne spricht sich 0. Liebreich in einem Aufsatze über dieVichy-Quellen aus, deren Analyse einen be- sonderen Anreiz zur künstlichen Herstellung von Yichy- Wasser zu bieten scheint. Dünscbmann sucht den Einfluss des Salz- Einfluss des gehaltes der Trinkquellen auf die Blutbeschaffenheit s^^ß«^^*«» experimentell festzustellen. Er fand bei seinen Versuchsthieren TrinkqueUeii (Kaninchen), welchen Homburger Elisabethbrunnen in relativ hohen *^^ ^^^ ß^^*; Dosen (in 2 Fällen per os , in 1 Falle durch Einspritzung in das Peritoneum) beigebracht wurde, dass der Wassergehalt des Blutes zu- und die Gesammtmenge der Trockensubstanz abnahm, wobei die Menge des im Blut gelösten Eiweisses ebenfalls eine Verringerung erfuhr; daraus folgt, dass die Gesammtmenge der im Blute gelösten festen Bestandtheile, da sie relativ ärmer wird an stickstoffhaltiger Substanz, relativ zunehmen muss an stickstofffreien Substanzen. Die Dichte des Blutes nimmt etwas ab, dagegen nimmt gleichzeitig der osmotische Druck nicht unerheblich zu. Der Blutkuchen erfährt durch die Behandlung keine Veränderung, dagegen zeigt das hierbei ausgeschiedene Serum dieselben Veränderungen wie das Gesammtblut. Es ist daraus zu schliessen, dass diejenigen Substanzen, deren Procentsatz in der Gesammtmenge der im Blute gelösten festen Bestandtheile auf Kosten der stickstoffhaltigen Substanzen zu- nimmt, solche sind, welche osmotisch bedeutend wirksamer sind als die Eiweisskörper : das sind die Salzbestandtheile des Mineral- wassers. — Schuman-Leclercq berichtet über die Ausscheidung Ausscheidung der Aetherschwefelsäure bei constanter Kost unter der ^e^J^«'^- dem Einfluss von Karlsbader Wasser, Karlsbader Salz, ^,^1 constanter Wasser, Bier. Die Ergebnisse dieser Versuche sind folgende: Kost unter Karlsbader Salz bewirkt eine Herabminderung der Menge der aus- ^^^V^^i^ato geschiedenen Aetherschwefelsäure, während kleinere und grössere Wasser, Mengen Sprudelwasser eine solche Einwirkung nicht erkennen lassen. Karlsbader

SflJz "W^asser

Grrossere Quantitäten einfachen Wassers und Bieres steigern die '^jer. Ausfuhr der Aetherschwefelsäure, weshalb zur Erklärung des Gegen- satzes der Wirkung von Karlsbader Salz und Karlsbader Wasser die vermehrte Flüssigkeitszufiihr herangezogen werden muss. Gegenüber Wasser und Bier lässt das Sprudelwasser immerhin einen jene Wirkung einigermaassen dämpfenden Factor durch die in ihm ge- lösten Salze erkennen.

70 ^liu^

Die Frage, ob durch die menschliche Haut im Mineralbade eine

Resorption stattfindet, tritt in neuerer Zeit in veränderter Form

wieder auf, seitdem Hughes den Versuch gemacht, die Wirkung

der Mineralbäder aus einer Steigerung des osmotischen Druckes im

Die osmotische Blute ZU erklären. Diesmal ist es Vollmer, welcher die osmotische

Kraft der Kraft der Kreuznacher Mutterlauge als Erklärungsgrund flir die Wirksamkeit der Kreuznacher Bäder heranziehen will. Leider sind die von ihm angeführten Experimente absolut kein Beweis dafür, dass zwischen den Gewebeflüssigkeiten des Badenden und dem Badewasser eine Osmose stattfindet. Dass einfaches Wasser, nachdem ein Mensch in demselben gebadet, einen höheren Kochsalz- gehalt als vorher aufweist, ist eine längst bekannte Thatsache, welche mit der Osmose nichts zu thun hat, und noch weit weniger können Versuche mit einem DifiFusionskolben als Beweis eines osmotischen Austausches im Bade herangezogen werden. Die von Baelz er- wähnte Resorption von Salicjlsäure aus dem Badewasser ist eben- falls längst bekannt und hat ihren Grund darin, dass das Salicjl ebenso wie Carbolsäure und Salol eine keratolytische Substanz ist, doch sind in den Mineralquellen bisher keratolytische Substanzen nicht nachgewiesen. Keller, welcher neuerdings die physio- Die logische Wirkung des Soolbades und des kohlensäure- Wi^kun^des^^*^*^^®^ Soolbades besprach, hält daran fest, dass die Soolbad-

Sooibades Wirkung durch eine Beizung der Hautnervenendigungen zu Stande und des kommt, wobei er zwischen einer localen oder primären und einer haiS**'"^* allgemeinen oder secundären Beizwirkung unterscheidet. Steigerang

Soolbades. der Hautsensibilität, Verlangsamung und Vertiefung der Athmung, Steigerung des respiratorischen Gaswechsels, Herabsetzung der Puls- frequenz und Steigerung des Blutdruckes sind die bisher experi- mentell festgestellten Wirkungen des Soolbades. Der Einfluss der Soolbäder auf den Stoffwechsel variirt nach ihrer chemischen Be- schaffenheit und Concentration. Die bezüglichen Angaben der ein- zelnen Autoren sind nicht völlig übereinstimmend, dagegen sind alle Forscher einig, dass die Soolbäder eine mächtige Nachwirkung haben, welche sich in einer wesentlichen Steigerung des Stoffwechsels documentirt. Die COa-haltigen Soolbäder wirken ähnlich wie die einfachen Soolbäder, doch ist der Hautreiz, den sie ausüben, ein kräftigerer, weshalb sie mit kühleren Temperaturen angewendet werden können, was ihnen namentlich in der Balneotherapie der Herzkrankheiten einen grossen Vorzug verleiht. Aus diesem Grunde können wir auch, ohne die mit Kreuznacher Bädern bei Herz- kranken erzielten guten Erfolge im geringsten anzweifeln zu woUen,

Klimatotherapie, Pneomatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 71

doch nicht mit Fr. Engelmann tibereinstimmen , wenn er die Kreoznacher B&der in der Behandlung Herzkranker jenen Nauheims gleichgestellt wissen will. Mit weit grösserer Berechtigung können, wie dies J. Rosenthal gethan, die Bäder von Kissingen mit jenen von Nauheim verglichen werden, da die Kissinger Quellen einen hohen CO^-Gehalt haben und ihr geringerer Kochsalzgehalt durch Zusatz von Mutterlauge leicht erhöht werden kann. Hierzu kommt noch, dass namentlich bei Fettherz in Eässingen die Trinkcur mit der Badecur zweckmässig verbunden werden kann. Was die physio- logische Wirkung der kohlensäurehaltigen Soolbäder anbelangt, so bekennt sich Bosenthal zu jenen Forschem, welche den thera- peutischen Werth des Bades bei Herzkranken in der Blutdruck- erhöhung, also in der Uebungstherapie und nicht nur in einer durch den erleichterten Abfluss des Blutes bewirkten Schonung des Herzens erblicken. Zu demselben Besultate kamen Battistini undRovere, indem sie in den meisten FäUen eine beträchtliche Erhöhung des Blutdruckes beobachteten, weshalb sie auch das C02-haltige Soolbad bei echter Angina pectoris und schwerer Arteriosklerose nicht an- gezeigt finden. Einen vermittelnden Standpunkt nimmt B u r- winkel ein, obwohl auch er vorgeschrittene Entartung des Herz- fleisches, Atheromatose und frische Endocarditis mit Neigung zu Em- bolieen unter den Contraindicationen der Nauheimer Bäder anführt. Stifler spricht sich in einer Arbeit über Herzheilbäder dahin aus, dass, obwohl sämmtliche Bäder und Badeformen zunächst durch und auf das Herz, auf die Gefassnerven und die Blutverthei- lung wirken, zwei Hauptgruppen eigentlicher Herzheilbäder: die kohlensauren Soolbäder und die kohlensauren Stahlbäder zu unter- scheiden sind. Auf Ghrundlage von Puls- und Blutdruckuntersuchungen kommt Stifler zu dem gelehrten Schlüsse, dass das einfache kohlensaure Stahlbad eine hydrostatische, das COa-Thermalsoolbad eine dynamische Einwirkung auf die Circulation hat. Wenn wir recht verstehen, so meint Stifler hiermit, dass das einfache kohlen- saure Bad unmittelbar intensive Hautröthe, progressive Zunahme der Höhe der Blutwelle, des Blutdruckes, der Diastole und des Schlagvolumens des Herzens herbeifuhrt, während das kohlensaure Thermalsoolbad eine active Reizung des Herzmuskels, dynamische Kraftentfaltung des Herzens bewirkt.

Loimann hat bei Oligomenorrhoe und Amenorrhoe gute Er- folge von der localen Anwendung der Kohlensäure ge- sehen, welche er durch ein zu diesem Zwecke construirtes Speculum Kohlens&ure. direct auf die Vaginalportion einwirken lässt. Eine weitere inter-

Herz- Heilbader.

Locale

Anwendung

der

72

Glax.

Fanghi di Sclafani

gegen Acne rosacea.

Elektrische Schwefel- bäder.

Moorbäder.

Balneo- graphie.

essante Mittheilung auf dem Gebiete der balneotherapeutischen Klinik verdanken wir 0. v. Fleischl. Derselbe hat die Fanghi di Sclafani, eine Erde vulkanischen Ursprungs, welche in Sicilien gefunden wird und hauptsächlich Schwefel (80 ^/o), AlmmiTn'nm^ Eisen, Magnesium, Schwefelsäure, sowie eine wahrscheinlich zu den Humin- säuren gehörige organische Substanz enthält, mit grossem Erfolge bei Acne rosacea angewendet. F. W. Smith hat bei Einleitung eines constänten Stromes in das Schwefelwasser von Harrogate Schwefelausscheidungen am positiven Pole beobachtet. Elektrische Bäder mit dem Wasser von Harrogate hatten zur Folge, dass auf der Haut des Patienten ein feiner Niederschlag von Schwefel ent- stand, wodurch in einem Fall von Ekzem rasch Heilung erzielt wurde. Smith glaubt deshalb, dass die Schwefelbäder bei Haut- krankheiten und Gicht wesentlich wirksamer würden bei Einleitung eines constanten Stromes in das Bad. U eher die natürlichen Salzburger Moorbäder sowie über Mooreisenbäder und deren physiologische Wirkung verdanken wir R. Heller eine Studie. Heller liess Salzburger Torfmoor mit mineraLLschen Substanzen, namentlich mit schwefelsaurem Eisenoxydul versetzen und zu 5 kg schweren Tabletten pressen, von welchen ca. 2 Stück für ein Vollbad verwendet werden. Die physiologische Wirkung solcher Bäder scheint sich nach Helle r's Angaben nicht wesentlich von jener anderer Moorbäder zu unterscheiden.

Unter den zahlreichen neueren Arbeiten auf dem Gebiete der Balneographie sei hier Reitemeyer's Schilderung der Cur- orte und Bäder in Algerien, sowie eine Besprechung der Curorte und Mineralquellen in Bulgarien von S. Wateff genannt. Reitemeyer gibt neben einer Schilderung der klima- tischen Verhältnisse der Stadt Algerien und der Wüste Biskra die Analyse einer Reihe von Mineralquellen, welche zeigen, dass in Algerien neben zahlreichen Schwefel-, erdigen und Kochsalzthermen auch kalte eisenhaltige Quellen vorkommen, von welchen hier specieU die neben den Thermen von Hammam Bou Hadjar entspringende kalte, Eisen (0,182 im Liter) führende Quelle erwähnt sei. Auch in Bulgarien finden sich nach Wateffs Angaben ausser den See- bädern im Schwarzen Meere und den Salzseen von Burgas eine Reihe werthvoller Mineralquellen, wie jene von Meritschlery, welche bei einer Temperatur von 22,7® C. eine den Karlsbader Quellen ungemein nahestehende Zusammensetzung (2,25 Natr. sulf*, 2,23 Najar. bicarb., 1,12 Natr. chlorat.) hat.

Kümatotherapie, Pneumatotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie. 73

Litteratnr.

Elimatotherapie.

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74 <^lftz-

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78 Glax.

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4. Orthopädie, Kinesiotberapie.

Von Professor Dr. A. Hoffa in Würzburg.

AUgemeines. Im vergangenen Jahre ist auf dem Gebiete der Ortho- pädie und Eanesiotherapie eine besonders rege litterarische Thätigkeit entfaltet worden. Freilich enthält der bei weitem grösste Theil der einschlägigen Verö£Fentlichungen rein casuistische Mittheilungen, die bei aller Würdigung ihres Werthes iur den weiteren empirischen Aus- bau unserer Specialwissenschafb in der vorliegenden Besprechung keine Berücksichtigung finden konnten, da sie einen directen Fort- schritt in unserem Wissen und Können nicht bedingen. Aus dem gleichen Gfrunde ist auch auf rein statistische Arbeiten und auf solche nicht eingegangen worden , die sich auf Beschreibungen von bereits anerkannten Behandlungsmethoden beschränken.

Von weittragender Bedeutung ist das von Goldscheid er und Jakob herausgegebene Handbuch der physikalischen Therapie, von dem Pysikalische nimmebr die ersten drei Bände vorliegen. Besonders die beiden letzten Therapie. Bände sind geeignet, das Interesse des Orthopäden zu erwecken, da der grOsste Theil ihres Inhaltes sein Specialgebiet behandelt. Wir finden darin Abhandlungen über Massage, Gymnastik, mechanische Orthopädie and Elektrotherapie und eine eingehende Besprechung der Anwendungs- weise und specifiBchen Wirkung dieser verschiedenen Heilfactoren auf alle möglichen äusseren und inneren Erkrankungen. Dass unter diesen Krank- heiten viele sind, deren Behandlung fast ausschliesslich dem Orthopäden zuftllt, ist selbstverständlich; wir heben hier nur die verschiedenen Muskel- imd Gelenkleiden hervor, femer gewisse Formen von Lähmungen und die WirbeMnlenverkrflmmungen. Wir besitzen in diesem Handbuch endlich ein Werk, das alle Methoden physikalischer Behandlung zu einem harmoni- schen Ganzen zusammenfasst und als einen in sich geschlossenen Bestand- theil der ärztlichen Therapeutik zur Darstellung bringt.

Zwei der in diesem Buche besprochenen therapeutischen Factoren, Massage und Gymnastik, sind auch noch anderweitig Gegenstand von Veröffentlichungen gewesen. Von Interesse dabei ist die Ausdehnung der Massage auf bisher neue Gebiete, nämlich

80 Hoffa.

Massage die von Batsch empfohlene Anwendung derselben bei Lymphangitis ^* in Verbindung mit einer Inunctionscur mit grauer Salbe. Auch die

AUgemeines. von de Frumerie vorgeschlagene und oft mit Erfolg angewendete isolirte Massage der Leber und Gallenwege ist direct und aus- schliesslich bisher kaum ausgeübt worden; sie wäre für bestimmte Arten von Diabetes, Gholelithiasis , Icterus catarrhaUs und solche Fälle zu empfehlen, in denen man die Rückbildung passiver Leber- congestionen erreichen will. Weitere wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete der Massage werden ho£Pentlich aus der neuen, unter Zabludowski's Leitung stehenden Massageanstalt der Universität Berlin hervorgehen, die auch als Lehrinstitut von hoher Bedeutung ist. Dem Bekanntwerden der Heilgymnastik in weiteren Kreisen dient ein von Ewers verfasster Grundriss der Gymnastik für Aerzte und Studirende. Das Buch ermöglicht dadurch eine rasche Orien- tirung, dass der Verf. alle complicirteren Uebungen weggelassen hat und nur wenige, einfache Apparate, nämlich die für die compen* satorische Uebungstherapie angewendeten, beschrieben hat. Weitere Arbeiten über Massage und Heilgymnastik in speciellen Fällen wer- den bei der Besprechung der einzelnen Erkrankungen angeführt werden.

Die verschiedenen Formen der fiir den Orthopäden wichtigen

LEhmungen. Lähmungen, sowie deren moderne Behandlung bilden das Thema mehrerer Veröffentlichungen. Eine eingehende Arbeit aus der Feder

EiAtheilong Hoffa'süberdie spinalenund cerebralen Kinderlähmungen ent- cerebralen ^^* ®^^® neue, vom klinisch-practischen Standpunkte aus wohl gerecht- Kinder- fertigte Eintheilung der cerebralen Kinderlähmungen in 4 Gruppen« ifthmung. Danach werden zur ersten Gruppe diejenigen ELranken gerechnet, bei denen die spastischen Oontracturen nur die unteren GUedmaassen befallen haben (eigentliche Little'sche Krankheit). Die Fälle der zweiten Gruppe zeigen eine allgemeine Starrheit der Extremitäten. Die dritte Gruppe bilden die Erkrankungen an Athetose. Die vierte Gruppe endlich umfasst die Fälle von halbseitiger Himlähmnng, die cerebralen Hemiplegieen. Freilich kommen Uebergangsformen vor, indessen lassen sich doch fast alle einschlägigen Fälle in eine der grossen Gruppen unterbringen, was ftir die Prognose sehr wesentlich ist. Eine Erleichterung der Differentialdiagnose der spinalen und cerebralen Kinderlähmungen hat Hoffa dadurch angestrebt, dass er die hauptsächlichsten Erscheinungen beider Krankheiten in einem übersichtlichen Schema neben einander gestellt hat. Aus der Be- sprechung der Therapie verdienen die ausgezeichneten Besultata hervorgehoben zu werden, die neuerdings mit der Sehnenplastik in

Orthopädie, Kinesiotherapie. 81

ihren verschiedenen Modificationen erzielt worden sind, insonderheit in den bisher f&r unheilbar gehaltenen Fällen von cerebralen Hemiplegieen. Die rein pädagogische Seite der Behandlung cerebraler Blinder- lähmungen hat gleichfalls durch einen von Hoffa auf der General- versammlung des „Vereins für Kinderforschung" gehaltenen Vortrag eine Förderung erfahren. In diesen Bereich fallen die so häufig mit cerebralen Lähmungen verknüpften Sprachstörungen und In- teUigenzdefecte, deren somatische und psychische Therapie in ihren Grundzügen von dem Vortragenden festgelegt wurde. Kurz erwähnt sei an dieser Stelle noch eine Arbeit von Auboin über einen be- reits allgemein anerkannten Heilfactor in der Behandlung von Kinder-^ lähmungen, die Elektrotherapie. Dass dieselbe die Ernährung gelähmter Muskeln anregt, ist zweifellos, dass sie aber, wie der Verf. annimmt, im weiteren Verlaufe eine Art von ascendirender Begeneration der Nervenzellen bewirkt, muss erst noch bewiesen werden.

Das allgemeine Interesse, das sich das oben schon kurz gestreifte Verfahren der Sehnenplastik erworben hat, zeigt sich in der Sehnen- Fülle der über diesen Gegenstand vorliegenden Arbeiten. Zum ^ *'**^" grössten Theil enthalten sie statistische Angaben und neue Modi- ficationen von rein tendinösen oder periostalen Sehnenverpflanzungen, wie die Veröffentlichungen von Tubby, White, Bougl6, Gönczy V. Biste, Cone, Coalidge und Kunik. Wichtiger sind die Bei- träge zur Technik, die Lotheissen und Bayer geliefert haben. Lotheissen empfiehlt, um die Begenerations Vorgänge im Sehnen- gewebe zu schützen, statt der Bayrischen Magnesiumröhren Gelatine- röhren zu verwenden, die durch trockene Wärme sterilisirbar sind. Durch entsprechend langes Einlegen in 2^/oige Formalinlösung kann man den Schmelzungsprocess 6 8 Wochen hinausschieben. Bei den Lotheissen'schen Versuchen wurden Röhren, die 48 Stunden ge- härtet waren, nach 6 Wochen eingeschmolzen; die Einheilung war in den meisten Fällen reactionslos erfolgt. Bayer schlägt eine Vereinfachung der plastischen Achillotomie vor, in der Weise, dass die Achillessehne subcutan von der Mittellinie aus eingekerbt wird, und zwar die eine Hälfte oben am Ansatz des Muskels, die andere Hälfte von der anderen Seite her beim Ansatz am Calcaneus. Dank der Parallelfaserung tritt durch Zug am Calcaneus die Lösung der beiden Sehnenhälften ein. Dieses Verfahren ist von Hoffa häufig und stets mit gutem Erfolge ausgeführt worden, weshalb er es auf der Hamburger Naturforscherversammlung zu allgemeinerem Gebrauche empfohlen hat. An derselben Stelle hat Hoffa einen

Jalnbnch der piaoÜBchen Medicin. 1903. ß

82

Hoffa.

Sehmen- plastik.

TranB- formation

der Knochen.

Vortrag über die Heiltmgsvorgänge im Anschluss an Sehnenplastiken gehalten, in dem er 11 genaue histologische Untersuchungsprotokolle von Sehnenpräparaten besprach, die durch Thierversuche und bei Nachoperationen von Patienten gewonnen wurden. Für die Praxis ergibt sich aus diesen Untersuchungen, dass neben strengster Asepsis exacte Blutstillung zur Verhütung von Hämorrhagieen für die Er- zielung einer guten Heilung nöthig ist und dass die Fixation des operirten Theiles in der gewünschten Stellung für längere Zeit, auch nach vollständig beendeter Wundheilung, statthaben muss, damit eine wirklich solide Narbe entsteht. Das Material, das nach einem erneuten Vorschlage von Lange allgemein zur Sehnennaht und zu künstlichen Sehnen angewendet wird, ist Seide, indessen ist auf dem Hamburger Oongress von Petersen empfohlen worden, sich der Seidenwurmfäden zu bedienen. Letztere lassen sich ebenso leicht wie gründlich steriHsiren und werden von lebendem Gewebe nicht resorbirt. Aehnlich wie um die Lange'schen Seidenfilden bildete sich bei einem von Petersen ausgeführten Thierversuch um die glatt eingeheilten Seidenwurmfaden eine gegen die normale sogar stark verdickte Sehne. Ein Versuch am Menschen dürfte sich bei der absoluten Unschädlichkeit des Verfahrens empfehlen.

Auf dem Gebiete der Knochenlehre sind auch in diesem Jahrgange wichtige Arbeiten zu verzeichnen.

DasTransformationsgesetzderEnocbeiiund die in ihm vorhandenen Probleme haben mehrere Autoren zu eingehendem Studium der normalen und pathologischen Knochenarchitektur angeregt Die Ergebnisse sind sehr verschieden ausgefallen. So kam Bade auf Grund seiner Untersuchungen des coxalen Femurendes bei Arthritis deformans zu einem Resultat, wonach das bekannte Erahnbild umgekehrt erscheint, indem die SpongiosabSJkchen der Adductorenseite Zugbogen, die der Trochanterenseite Druckbogen ge- worden sind. Die auf Grund dieses Befundes eingeleitete Polemik ver- anlasste Jul ins Wolf f, den Autor des Transformationsgesetzes, zu mehreren Veröffentlichungen über die normale und pathologische Knochenstructur, ina- besondere über die Metboden der Untersuchung derselben, in denen er das Vorgehen von Bade für nicht einwandsfrei erklärt. Wolff verwendet sn seinen Studien im Gegensatz zu Bade, der Röntgenphotographieen von ganzen Knochen angefertigt hat, stets Foumirschnitte , die allerdings exactere Beobachtungen ermöglichen. Auf Grund seiner mit Hülfe von Foumirschnitten hergestellten Röntgenbilder widerlegt Wolff auch die von Mohr erhobenen Einwände gegen die Richtigkeit der Culman*schen Ent- deckung, indem er zunächst nochmals die genaue Uebereinstimmung der Spongiosabälkchen mit den von Gulman gezeichneten Linien nachweist, denen Mohr nur eine zufällige Aehnlichkeit zugestehen will. Das Wichtigste bei seinen Ausführungen ist jedoch das Hervorheben des gewaltigen Unter-

Orthopädie, Einesiotherapie. 83

schiedes der zwischen passiTem Material und dem activen des lebenden Ejaoohenfi besteht, das beständig in zweckmässiger Weise thätig ist. An dieser Tbatsache scheitern naturgemäss alle rein mathematischen Berechnungen. Noch complicirter gestalten sich bei pathologischen Veränderungen die Untersuchungen über die Einwirkung der Druck- und Zugspannungen auf das Enochenwachsthum. So ist es denn nicht verwunderlich, dass die im Pathologie vorigen Jahre publicirte Arbeit von Maas über die mechanischen Störungen des Knochen- des Knochenwachsthums auf Widerspruch gestossen ist. Herz, der die ^»«^^^s*'»'»™»- Maas*schen Untersuchungen einer eingehenden Kritik unterzogen hat, tadelt vor allem die Art der ausgeführten Thierversuche, bei denen ein wichtiger Factor, der trophische Reiz der Function gefehlt habe. Femer sei es un- bedingt unrichtig, die rachitischen Wachsthumsvorgänge , wie dies Maas gethan hat, in eine ParaUele mit den normalen zu stellen, da die Rachitis zweifellos einen pathologischen Knochenentwickelungsprocess darstellt. Die weitere Behauptung von Maas, dass die Enochenprodaction trotz abnormer Druck- und Zugspannungen allenthalben in physiologischen Mengen erfolge, steht im Widerspruch mit der sonst überall im Organismus erkennbaren Hypertrophie jedes stärker beanspruchten Organs. Herz bekennt sich zu der Loren z'schen Auffassung der Insufficienz der Anpassung , die die Beobachtungen von Hueter-Volkmann und Wolff erklärt und somit beiden Theorieen gerecht wird. Ein weiterer Beitrag zur Pathologie des Knochenwachsthums stammt von Stoeltzner und Salge aus der Heubner- Bchen Klinik. Die Verfasser haben gründliche Studien Über die rachiti- schen Störungen des Knochenwachsthums gemacht und kommen auf Orund ihrer Untersuchungen zu einem Analogieschluss. In der That liegt infolge der Aehnlichkeit der Rachitis mit dem Myxödem die Vermu- thung nahe, dass auch die Rachitis durch die mangelhafte Function eines für den Haushalt des Körpers wichtigen Organs entsteht. Als dieses Organ werden di^ Nebennieren angesehen; angestellte Versuche mit Fütterung von Nebennierensubstanz ergaben in der That vorzügliche Resultate; die meisten Krankheitssymptome wurden aufföllig gebessert. Gleichfalls rachitische Processe verbunden mit Ernährungsstörungen sollen nach Schmidt die Ursache der ziemlich selten beobachteten Enochenbrüchigkeit, der Osteopsathyrosis idiopathica, sein. Mit den statischen Problemen des menschlichen Skeletts haben sich Statik. Ghillini und der Ingenieur Canevazzi beschäftigt. Sie haben die Untersuchungen, die Albert an einem Leichenpräparat durch experimen- telle Belastung und Fixation der unteren Extremitäten ausgeführt hat, nachgeprüft und sind dabei zu etwas anderen Resultaten gekommen. Beide sind nämlich der Ansicht, dass die Verfolgung der Bewegungen in physio- logischen Grenzen nicht zur Erklärung der Entstehung der Deformitäten hinreiche. Eine Definition der Belastungsdeformitäten hat Schanz ge- geben, indem er sie für krankhafte Formveränderungen des Körpers erklärt, welche durch Inanspruchnahme desselben über seine statische Leistungs- fähigkeit hinaus entstehen. Ausser den rein mechanischen Erscheinungen

84

Hoffa.

Myositis

ossificans

progressiva.

Hnskel- verkOrzang

nach

Immobili-

sation.

Gelenk-

nenrosen

and

-Neuralgieen.

Freie GelenkkOrper.

finden sich aber, da wir es hier mit einem lebenden Organismns zu thun haben, auch Reaciionsencheinungen , deren wichtigste die der fortschrei- tenden Verbiegong entsprechende Verschiebung der Biegsamkeitsgrenze ist, durch die ein sonst entstehender Bruch verhütet wird.

Von einschlägigen Arbeiten über Muskelerkrankungen sei hier nur kurz eine Veröffentlichung von Eager über einen Fall von Myositis ossificans progressiva erwähnt, eine seltene Er- krankung, ftir die er den Namen Polyossificatio congenita progressiva vorschlägt. Interessant an dem Rager'schen, schon mehrfach be- schriebenen Falle ist, dass die Verknöcherung stets unter dem Bilde der entzündlichen Infiltration begann. Den Muskeln resp. einer Verkürzung ihrer Fibrillen schreibt R^gnier die Function s- störungen der Gelenke nach längerer Immobilisation zu, nicht der Bänderschrumpfung. Diese morphologische Anpassung der Muskeln kann man stets bei Functionsstörungen beobachten, die aus pathologischen Körperstellungen resultiren, z. B. bei Luxa- tionen und Bückgratsverkrümmungen.

Wenden wir uns nun den Gelenkerkrankungen im all- gemeinen und ihrer Behandlung zu, so ist zunächst auf dem bisher ziemlich unklaren Gebiete der Gelenkneurosen und -Neuralgieen insofern ein Fortschritt zu verzeichnen, alsMöhringes ontemommen hat, genaue Unterscheidungsmerkmale zwischen beiden Krankheiten festzustellen. Nach seiner Meinung sind die meisten der in der Litteratur als Gelenkneurosen beschriebenen Fälle echte Neuralgieen, da sie die charakteristischen Symptome derselben aufweisen und meist auf bestimmte Ursachen zurückzuführen sind. Nach Aus- schluss dieser und der auf organischen Rückenmarkserkrankungen beruhenden Gelenkschmerzen bleibt nur eine kleine Zahl von Ge- lenkleiden auf nervöser Basis übrig: das sind die eigentlichen Ge- lenkneurosen. Auf die richtige Diagnose der letzteren hilft ausser- dem noch die Nutzlosigkeit aller therapeutischen Maassnahmen und das Missverhältniss zwischen ELlagen und objectivem Befund. Beiträge zur Frage der freien Gelenkkörper stammen von Franz imd Dujarier. Ersterer bewies die Möglichkeit einer relativ schweren Zerstörung der Gelenkoberfläche durch ein leichtes indirectes Trauma, wobei es zur Abtrennung von Knorpel-Knochen- theUen und zur Bildung freier Gelenkkörper kommen könne. Ein anderer Entstehungsmechanismus wurde bei trockener, deformirender Arthritis von Dujarier nachgewiesen, der an den Umschlagstellen der Synovia Osteophytenleisten vorfand; von diesen stammten nach Aussehen und Gonsistenz sicherlich die von Dujarier aufgefundenen

Orthopädie, Kinedoiherapie. 85

freien Gelenkkörperchen. lieber gute Erfolge durch die Behand- lung acut und subacut entzündeter Gelenke mit Stauung s- stauungs> hyperämie berichtet Köhler. Die Hauptwirkung dieser Heil- >»ypör*mi® methode besteht in der Bindegewebsbildung, durch welche narbige entzündung. ScbrompAing und Einkapselung tuberculöser Heerde erzielt wird, und femer in der bacterientödtenden Kraft der Stauung. Durch dieselbe Methode wurden bedeutende Besserungen bei Gelenksteifig- keiten nach Traumen oder laoger Immobilisation von Blecher er- zielt. Diese Erfolge beruhen auf der auflösenden Kraft des Blutes und der serösen Durchtränkung der gestauten Theile, die rein mechanisch eine Auflockerung der geschrumpften Bindegewebsbündel zur Folge hat. Natürlich ist es nöthig, die Stauungstherapie mit Massage, Heissluftbehandlung und medico-mechanischen Uebungen zu combiniren. Eine exacte Diagnose solcher Gelenksteifigkeiten stösst immer noch auf bedeutende Schwierigkeiten, da wir leider noch nicht genau über die normalen Bewegungsgrenzen aller Bewegnngs- Gelenke unterrichtet sind. Diesem Mangel haben verschiedene fif""®"^ ^'^^^'^

° , Gelenke.

Forscher abzuhelfen gesucht. So hat der im vorigen Jahre ver- storbene Physiologe Fick Untersuchungen über die Bewegungen des Handgelenkes an der Leiche und am Lebenden angestellt und seine Befunde durch Böntgenphotographieen fixirt. Er kam zu dem Ergebniss, dass das zweite Handgelenk durchaus kein un- wichtiges Nebengelenk ist, wie vielfach angenommen wurde, sondern dass es für viele Bewegungen geradezu das Hauptgelenk der Hand ist. Die Erhebungsfähigkeit des Armes hat Steinhausen an 250 gesunden Leuten untersucht. Dabei schwankte der Winkel zwischen Humerus und der Lothlinie zwischen 156 und 180^. Der Yerf. hat je nach der Winkelgrösse 7 Ghmppen unterschieden; die zahlreichste, nämlich 29 */o aller Leute, hatte eine Erhebungs&higkeit bis zu 175 ^ Auch Hübscher hat sich bemüht, unsere Kenntnisse, von den Bewegungsgrenzen der Gelenke zu bereichem, indem er seine schon früher für das Handgelenk ersonnene perimetrische Messmethode weiter ausbildete und auf andere Gelenke übertrug. Die Erleichterungen, die eine genaue Kenntniss der normalen Be- wegungsgrenzen für die Diagnose von allerhand Störungen gewährt, liegen auf der Hand. Ohne auf Muskellähmungen einzugehen, ver- weisen wir hier nur darauf, dass man nunmehr Plattfusse schon im sog. Latenzstadium an der leicht nachweisbaren Lisufi&cienz der Supinatoren erkennen kann.

Eine grosse Zahl von Veröffentlichungen behandelt ange- borene Missbildungen; indessen enthalten fast alle nur Bei-

86

Hoffa.

Angeborene

Miss- bildongen.

träge zur Casuistik. Da auch fär die Therapie wesentliche neue Gesichtspunkte nicht aufgestellt worden sind, können wir uns sehr kurz fassen. Die von Joachimsthal, Adrian, Reiner und Blenke verfassten Arbeiten über congenitalen Femurdefect bringen zum Theil neue Eintheüungen, zum Theil Erklärungsversuche der Entstehung dieser Missbüdungen, die indessen über das Stadium der Hypothese noch nicht hinausgediehen sind. Interessant sind die Mittheüungen von Lengemann über einen congenitalen Knorpel- rest im Kopfnicker tmd von Grünfeld über halbseitigen Riesenwuchs. Im letzteren Falle erzielte Julius Wolff durch schräge Osteotomieen eine bedeutende Besserung. Erwähnenswerth ist noch ein von Gordon publicirter Fall von Halsrippen; dabe^^ trat eine Lähmung des Armes und eine Thrombosirung der Art. brachialis, wahrscheinlich durch Nerveneinflüsse, ein. Die Halsrippe stand nämlich in enger Beziehung zu den zwei untersten Cervical- und dem oberen Dorsalnerven, sowie zu dem unteren Cervicalganglion des Sympathicus. Für die Betheüigung des letzteren sprach die gesteigerte Herzaction und die starke Pulsation der Art. subclavia. Ganz ähnliche Erscheinungen verursachte eine Halsrippe in einem von Kammerer mitgetheilten Fall.

Caput obstiptim.

Hochstand

des Schulter- blattes.

Wenden wir uns nunmehr der speciellen Orthopädie zu, so hätten wir uns zunächst mit dem Caput obstipum zu beschäf- tigen, über dessen Behandlung zur Stunde noch keine Einigkeit herrscht. Zu verwundem ist das nicht, wenn man sieht, wie jahraus jahrein die Verfechter einer bestimmten Behandlungsmethode die besten Resultate ihrer Therapie berichten. So sind auch in diesem Jahre Lins er und Stumme auf Grund zahlreicher Nach- untersuchungen warm für das Mikulicz'sche Besectionsverfahren eingetreten, während Lorenz in seinem Hamburger Vortrag die subcutane Myorrhexis mit nachfolgendem, modeUirendem Eedressement des GoUum obstipum, ein zum Theil neues Verfahren, empfohlen hat. Er hält die forcirte Bedression der skoliotischen Halswirbelsäule f^ den wichtigsten TheU der Behandlung, während Joachimsthal, der sonst dem L9renz'schen Behandlungsplan folgt, darauf ver- zichtet, seit Reiner über einen Todesfall im Anschluss an dieses Bedressement berichtet hat. Mehr Licht in die Aetiologie des angeborenen Hochstandes der Scapula zu bringen, haben Gourdon und Kau seh versucht. Ersterer glaubt die Ursache der Affection in einem Geburtstrauma suchen zu dürfen, während letzterer das von ihm mehrfach nachgewiesene Fehlen des unteren Abschnittes

Orthopädie, Kinesiotherapie. 87

des Cucullaris för ein wichtiges ätiologisches Moment hält. Thera- peutisch dürfte sich eine Durchtrennung der Moscoli levator scapnlae und rhomboideus superior mit Abmeisselung des oberen Scapula- winkels empfehlen, ein Verfahren, mit dem Bülow-Hansen gute kosmetische und functionelle Resultate erzielt hat. Die Aetiologie der Dupuytren'schen Contractur der Palmarfascie hat Neutra Dapaytren- stndirt und ist dabei zu der Annahme nervöser Einflüsse gekommen. ^^^^ ^<>i^* Er glaubt, dass es sich dabei um trophische Störxmgen handle, die durch Unterbrechung der die Ernährung regulirenden Reflezbahnen zu Stande kämen. Mit Sicherheit kämen aber auch Gicht, Diabetes, Lues, Blei- und Alkoholintoxicationen als ätiologische Momente in Betracht. In diesen letzteren Erkrankungen, besonders der Gicht, sieht Noble-Smith die Ursache der Contractur, obwohl er niemals gichtische Ablagerungen in der Fascie gefunden hat. Noble-Smith hat auch bei Frauen das häufige Vorkommen der Dupuytren'schen Contractur festgestellt.

Weniger zahlreich als sonst waren im vergangenen Jahre die Arbeiten über Spondylitis. Zunächst sei hier eine Veröffentlichung Spondylitis. von Joseph erwähnt, der darin der jetzt allgemein gültigen Ansicht entgegentritt, dass die vollständige Streckung des Pottaschen Buckels ein unzulässiges Verfahren ist. Er kam zu seiner Anschauung auf Omnd eines anatomischen Präparates und eines klinischen Falles, bei denen er beobachtete, dato auch bei grösseren Defecten die Oonsolidirung des cariösen Abschnittes der Wirbelsäule in Streck- stellung thatsächlich erfolgen kann. Einen ganz entgegengesetzten, vielleicht zu abstracten Standpunkt bezüglich der Therapie vertritt Touche, der jeden Eingriff, der auf eine Verbesserung der Wirbel- säulendeformität abzielt, für aussichtslos hält. Touche richtet bei Paraplegieen sein Hauptaugenmerk auf die Extremitätengelenke, die er mit Massage und passiven Bewegungen behandelt, um ihre Ge- brauchs&higkeit zu erhalten, bis der zu erwartende Nachläse der Markcompression wieder spontane Hebungen ermöglicht. Ganz wie Calot, der sich jetzt einer absolut ezspectativen Behandlung be- fleissigt, punctirt er kalte Abscesse nur, wenn sie aufzubrechen drohen. Denselben Standpunkt nimmt auch Pierre ein, der ganz ▼on Injectionen irgend welcher Art in die Abscesshöhlen abge- kommen ist. Dagegen hat Mauclaire von Jodoformglycerin- injectionen in den Epiduralraum des Wirbelkanals gute Erfolge gesehen; das Verfahren soll absolut unschädlich sein. Mehrfach sind neue Stützvorrichtungen empfohlen worden. So hat Spellissy einen neuen Kopfhalter für Cervicalspondylitis ange-

88

Hoffa.

Skoliose.

geben und Taylor einen Stuhl construirt, der das Anlegen von Gipscorsetts in Hyperextension der Wirbelsäule erleichtert. Phelps hat ein durchlochtes Aluminiumcorsett , das beim Baden nicht ab- gelegt zu werden braucht, sehr brauchbar gefunden. lieber Chronische chronische ankylosirende Entzündung der Wirbelsäule

imkylosirende y^g^jj Arbeiten von Th6bault, Curcio, Bender undKudrjaschoff ^er ^OTj die indessen wenig Neues bringen. Erwähnt sei, dass Gurcio

Wirbelsäule, auch der Malaria eine ätiologische Bedeutung beimisst ; in dem Falle von Bender beruhte die Steifigkeit der Wirbelsäule auf der Ossi- fication des Bandapparates. Interessant ist die Beschreibung von 6 Präparaten in der Veröffentlichung von Kudrjaschoff; eines derselben zeigt, welche Gefahr fiir das Leben in der Erhaltung partieller Beweglichkeit liegt. In diesem Falle war durch einen Sturz eine Verrenkung zwischen erstem tmd zweitem Halswirbel eingetreten^ die den Tod zur Folge hatte.

Die Skoliose ist wohl diejenige AfFection, die heutzutage unseren therapeutischen Maassnahmen den erfolgreichsten Widerstand entgegensetzt. Auch das Problem ihrer Entstehung ist trotz an- gestrengter Arbeit auf diesem Gebiete noch durchaus nicht als gelöst zu betrachten. Beiträge zu seiner Lösung haben in diesem Jahre Schanz, Biedinger und Zuppinger geliefert. Ersterer hat die mechanischen Gesetze der Skoliosenbildung studirt und die Ergebnisse seiner Arbeiten über statische Belastungsdeformitäten speciell auf die Wirbelsäule exemplificirt. Das Resultat seiner Forschungen ist^ dass die gesetzmässigen Formen der Keil-, Schräg- und Zwischen- wirbel mechanische Nothwendigkeiten sind. Ebenso wie Biedinger hat auch Zuppinger die statische Theorie der Skoliose im ganzen anerkannt. Die Drehungserscheinungen der Wirbelsäule sucht er durch einen auf die Thorazwand in der Richtung gegen den Schwer- punkt des Oberkörpers wirkenden Druck zu erklären. Dieser Druck soll durch Anlehnen der Brust gegen die Tischkante bei der schlechten Haltung der Schulkinder hervorgerufen werden. Dabei bleiben frei- lich die Skoliosen, die schon vor dem Schulbesuch eintreten, un- erklärt. Die Therapie der Skoliose hat auch in diesem Jahre die Orthopäden aller Länder beschäftigt, ohne dass trotz des regen Ge- dankenaustausches über einzelne Erfahrungen in wichtigen Fragen, wie z. B. bezüglich der Gorsettbehandlung, eine Einigung erzielt worden wäre. Im allgemeinen scheint es, als ob die Behandlung mit festen redressirenden Verbänden wieder häufiger geübt würde; vielleicht ist das Bekanntwerden des WuUstein'schen Apparates in weiteren Kreisen darauf von Einfluss gewesen. Eine besonders

Orthopädie, Einesioiherapie. 89

kräftige Wirkung des GKpscorsetts suchte Bade zu erzielen durch Zohülfenahme der von Schede für Spondylitis angegebenen Vor- richtung zur Weiterextension und femer durch eine Doppelpelotte, die es ermöglicht, den Druck auf den Rippenbuckel ständig zu ver- stärken. Ebenfalls recht eingreifend, aber weniger verständlich und empfehlenswerth ist das Vorgehen von Phelps, der Muskel- und Fasciendurchschneidungen vornimmt. Allgemein anerkannt ist da- gegen der günstige Einfluss der Massage und der heilgymnastischen üebungen. Besondere Vorschriften för deren Ausfahrung mit An- gabe einiger neuer Üebungen verdanken wir Noble-Smith. Von neuen Apparaten sind die Schult hessischen Hüfbpendel-, Schulter- hebe- und -Schiebeapparate zu erwähnen, deren genaue Beschreibung nunmehr vorliegt. Gleichfalls neu ist ein von Kirsch angegebenes Lagerungsbett, das leicht verstellbar ist und ezacte Fixation erlaubt. Ein neues Messverfahren, die „perimetrische Buckehnessung^ hat Dentschländer erfunden; es besteht in der Hauptsache darin, dass ein bei Beginn der Cur in Bauchlage verfertigtes Gipsnegativ des Kückens behufs Prüfung der Erfolge innen berusst und in derselben Stellung wieder aufgelegt wird. Die Grösse der weiss bleibenden Partie des Kückens gibt das Maass der Besserung an. Ebenso einfach wie billig ist auch der Grünbaum'sche Ikonometer. (Erwähnt sei hier noch kurz eine sehr eingehende pathologisch-anatomische Studie von Schulthess über die skoliotische Wirbelsäule eines jungen Schweines, die das Vorkommen einer der menschlichen äusserst ähnlichen Skoliose bei dieser Thiergattung beweist.)

Gehen wir nunmehr zu den Erkrankungen des Hüft- gelenkes über, so ist an erster Stelle eine Arbeit König's über dieses Thema zu erwähnen. Insbesondere hat sich König mit der Arthritis deformans cozae, dem Malum coxae senile beschäftigt und Mainm eine klassische Beschreibung der Symptome und des Verlaufs dieses Leidens gegeben. Tfierapeutisch empfiehlt er vorsichtige Gymnastik, eventuell einen Hessing'schen Schienenhülsenapparat zur Entlastung des Gelenkes. Handelt es sich um Wiederherstellung der Arbeits- fflhigkeit oder völlige Ankylose, so ist die Kesection der erkrankten Knochengebiete angezeigt. Stempel hat versucht, einen Unter- schied zwischen Arthritis deformans und Malum coxae senile zu con- stmiren. Bei ersterer Erkrankung soll grössere Beweglichkeit vor- banden sein, ausserdem seien dabei meist auch andere Gelenke betroffen. Vorläufig steht der Verfasser mit seiner Ansicht ziemlich isolirt. Auf ein S3anptom, das die Frühdiagnose des Malum coxae erleichtert, hat Becher aufinerksam gemacht. Es ist die aus-

coxae senile.

90 Hoffa.

gesprochene Abductionsbehinderang auf der kranken Seite, die vor allen anderen Erscheinungen: der Verbreiterang der Trochanter- gegend und dem Hochstand des Trochanters, eintritt. Wichtige

TubercDiGse Anfschlosse hat uns das vergangene Jahr über die tuber- Coxitis. culöse Entzündung des Hüftgelenks, die Coxitis, gebracht. Zunächst ist die Frühdiagnose der beginnenden Coxitis dank den sorgfältigen röntgographischen Untersuchungen Mangoldt's be- deutend erleichtert worden. Sie gründet sich auf das Zurückbleiben des Knochenkems im Schenkelkopfe , auf die grössere Durchlässig- keit des Schenkelkopfes infolge von Auflockerung und Erweichung, auf die abnorme Form des Schenkelhalses und auf rauchige Tra- bungen in den Gontouren der Pfanne. Therapeutisch schlägt v. Man- gel dt Jodoformglycerininjectionen direct in die Knochenheerde vor, um abgesehen von der specifischen Wirkung des Jodoforms auf die Tuberculose Verknöcherungsvorgänge anzuregen. Eine sehr conser- vative Behandlung wendet Ludloff an, der das DoUinger'sche Verfahren nur für hochgradigste GontractursteUungen empfiehlt. Den umgekehrten Standpunkt vertreten N61aton und F61izet, die durchgehends die Besection ausfuhren. Natürlich sind sie mit dieser Ansicht lebhaftem Widerspruch begegnet, besonders von Seiten Kirmisson's, der energisch ftir die conservative Behandlung der Goxitis eingetreten ist. Ein specielles Symptom der Erkrankung, die Spontanluxation, haben Kirmisson und Graff ätiologisch aufzuklären versucht; ersterer glaubt, dass die Verrenkung durch Distension der Kapsel infolge des Ergusses zu Stande käme, während Graff die Ursache in einer entzündlichen Erweichung des oberen Pfannenrandes sucht. In einem bemerkenswerthen , von Jouon publicirten Fall war diese Luxation sogar das erste Symptom der Goxitis. Neue Schienenapparate fiir die ambulatorische Behandlung des Leidens haben Lovett und Archambaud angegeben. Die Lovett'sche Schiene ist eine etwas modificirte American traction hip splint, wäh- rend der Apparat von Archambaud im Princip eine Hessing'sche Schienenhülse mit Armkrücke ist. Verwechselungen der Goxitis mit tuberculösen Processen der benachbarten Knochen kommen häufig vor. Um derartigen Fehldiagnosen vorzubeugen, hat Lance ver- schiedene difTerentialdiagnostische Merkmale zusammengestellt. Be- sonders verdächtig sind darnach Goxitiden, die mit grosser Beweg-

Coxa vara. lichkeit ausgeheilt sind. Eine eingehende Arbeit über Goxa vara verdanken wir Stieda. Aetiologisch misst Stieda der lymphatisch-chlorotischen Gonstitution eine wichtige Bolle bei; er gibt femer ein neues S3anptom an, das er häufig bei diesem

Orthop&die, Kinesiotherapie.

91

Leiden beobachtet hat, eine Steigerung der Patellarreflexe. Der Nach- weis eines anderen Symptoms, der Kocher'schen Schenkelhals- verbiegnng, mittels der Röntgenstrahlen gelang Lauen st ein da- durch, dass er die Beckenaufhahme bei Beugung und Abduction der Schenkel yomahm; die Lichtquelle befand sich dabei zwischen den Knieen des Patienten. Diese Abbiegung des Schenkelhalses nach hinten ist durch redressirende Verbände einer Besserung f&hig. So hat Sud eck in einein Falle durch Gipsverbände, in einem anderen durch forcirte Redression mit Spiralfractur des Oberschenkels, in einem dritten durch entsprechende Bandagen gute Erfolge erzielt. lieber diejenige Erkrankung des Hüftgelenks, die dem Orthopäden wohl am häufigsten zu Gesicht kommt, die angeborene Ver- renkung, ist nicht viel Neues zu berichten. Mit der Aetiologie des Leidens hat sich Friedländer beschäftigt. Nach seinen Forschungen kommt ftür die klinisch wichtigen Fälle von angeborener Hüft- verrenkung die primäre Lordose als ursächliches Moment in Betracht und femer eine excessive Umkrümmung des Femurs durch Ver- minderung der physiologischen Wachsthumshemmnisse. Mit dieser Anschauung steht Friedländer im Gegensatz zu der jetzt herr- schenden Theorie von der Bildungshemmung der Gelenktheile. Die Therapie des Leidens bestand im letzten Jahre meist in unblutiger Reposition der Verrenkung. Dieses Verfahren, besonders bei De- formitäten des Femurs hat Ghillini genau beschrieben. Einen kleinen, an der Lorenz'schen Klinik geübten Kunstgriff, der ge- eignet ist, die immer noch zahlreichen ünfUle zu vermindem, hat Schlesinger angegeben. Er besteht darin, dass, wenn die Ein- renkung bei massiger Kraftanstrengung nicht gelingt, Becken und Extremität in der SteUung eingegipst werden, von der aus das Ein- schnappen des Kopfes gewöhnlich stattfindet. Nach 8 4 Tagen soll die Reposition meist mit spielender Leichtigkeit gelingen, eventuell erfolgt nochmalige provisorische Eingipsung. Eine ebenso einfache wie practische Vorrichtung hat Dreesmann erftmden, um nach erfolgter Reposition eine Annäherung des Schenkelkopfes an die Pfanne zu erzielen. Sie besteht in einer Kniekappe, die bei hyper- extendirtem, abducirtem Bein vermittelst eines um die gesunde Becken- seite herumgeleiteten Gummizuges einen ständigen Druck des Femur- kopfes gegen die Pfanne gewährleistet. Ein neues Instrument zur ErleichteruDg der Reposition bei der blutigen Einrenkung benutzt Codivilla. Es ist ein rinnenförmiger Hebel mit langem Stiele, der sich mittels zweier, nach oben gerichteter Haken fest gegen Spina ant. inf. und hinteren Pfannenrand anstemmt, während der in der

LaxAtio

coxfte

congenita.

92

Hoffa.

Lüxatio

cozae

congesita.

Gena valgum.

Contractur

nnd

Ankylose des

Kniegelenks.

Hochs tand

der Kniescheibe.

Rinne liegende Schenkelkopf nach abwärts gedrängt wird. Godivilla macht auch den beachtenswerthen Vorschlag, den Schenkelkopf von der ELapsel bedeckt in die frisch gebohrte Pfanne zu reponiren, um auf diese Weise eine Ankylose zu verhüten. Ein operatives Ver- fahren, das in etwas anderer Form schon früher aufgetaucht ist, hat Witzel empfohlen. Er schlägt über dem durch Extension herab- geholten Kopf Nägel palissadenartig ins Becken; diese Nägel sollen theils mechanisch den Kopf vor einer Keluxation behüten, theils die Bildung eines knöchernen Limbus anregen.

Von den Veröffentlichungen, die Erkrankungen des Knie- gelenks betreffen, sei hier zunächst eine Arbeit von Honsell er- wähnt, die der allgemein verbreiteten Anschauung entgegentritt, dass bei Genu valgum ein spontaner Ausgleich des Processes unmög- lich sei. Honsell hat 12 nicht behandelte Fälle von Genu valgum untersucht und konnte in 6 Fällen entschiedene Besserung constatiren. Freilich hatten diese 6 Patienten eine längere Buhepause durch- gemacht, so dass ein Theil der Schädlichkeiten, die das Genu valgum. hervorrufen sollen, in Wegfall kam. Es ist somit sicher, dass bei Vermeidung der äusseren Schädlichkeiten, Hebung des Allgemein- befindens und Kräftigung der Musculatur auch ohne Operation eine Besserung zu erzielen ist. Eine kritische Besprechung sättunt- licher Behandlungsmethoden der Contracturen und Ankylosen des Kniegelenks hat Vulpius unternommen; von besonderer Wichtigkeit dabei ist, dass er sichere Anhaltspunkte für die In- dicationen der verschiedenen Methoden gibt. Für eine specielle Me- thode, das modellirende B.edres8ement, ist L o r e n z eingetreten. Dieses Verfahren fuhrt nach Lorenz immer zum Ziel, ausser bei absolut starrer, knöcherner, flächenhafter Ankylose der Gelenkkörper; nur in diesem FaUe sei ein blutiger Eingriff gerechtfertigt. Auf den Gedanken, die Vortheile der Sehnenplastik auch den arthrogenen Kniecontracturen zu gute kommen zu lassen, ist Heusner ge- kommen. Durch Ueberpflanzung des Semitendinosus und Biceps auf die Quadricepssehne gelang ein allmählicher Ausgleich der Beuge- contractur. Die Patienten, die keinen Schienenhülsenapparat trugen, blieben frei von den sonst so häufigen Becidiven. Der im Anschluss an die Vorstellung dieser Patienten von Br uns angeregte Gedanke, durch spätere Bückverpflanzung ein spontan bewegliches Gelenk zu erzielen, bedarf noch practischer Prüfung. Den eigenthümlichen Hochstand der Kniescheibe bei Little'scher Krankheit, auf den schon Schulthess hingewiesen hatte, haben Joachimsthal und Peltesohn näher studirt. Danach existiren für dieses Sym-

Orthopädie, Einesiotherapie.

98

ptom zwei Erklärungsmöglichkeiten : Einmal kann es sich um eine Anpassung der Streckmusculator an die eingeschränkte Beweglich- keit des Kniegelenks handeln, das andere Mal um eine durch die dauernden Spasmen hervorgerufene Dehnung der Patellarsehne. Einen häufigen Grund zu Bewegungsstörungen geben die nach acuten Entzündungen und Traumen entstandenen Verwachsungen der Kniescheibe. Um den nach der blutigen Lösung meist vorkom- menden Becidiven vorzubeugen, hat Gramer einen Muskellappen des Vastus internus interponirt, während Hübscher eine Magnesium- platte einlegte. Beide erzielten den gewünschten Erfolg.

In der Therapie der rachitischen Schenkelverkrümmungen bat sich im letzten Jahre wieder ein Umschwung zu Gunsten der Osteoklase bemerkbar gemacht. Nur ein Autor, Gennerich, ist f&r das blutige Vorgehen eingetreten, und zwar für ein besonderes, zuerst von Helferich geübtes Verfahren. Es besteht in schräger Durchsägung des verkrümmten Knochens, Ausgleich der Deformität durch Zug und Fixation in der gewünschten SteUung mittels Nagels. Im Gegensatz dazu sprechen sich Heusner und Blanchard für die Osteoklase aus, deren früher gefiirchtete Nebenwirkungen durch die heutige Vervollkommnung der Osteoklasten . nicht mehr in Be- tracht kämen. Heusner selbst hat einen eigenen Osteoklasten an- gegeben, der aus einem Schraubstock mit auswechselbaren, mit Filz gepolsterten Backen besteht; zum Abbrechen des fixirten Gliedes dient ein 1 m langer Hebel.

Ausserdem hat Heusner ein Instrument für das forcirte Bedressement des Klumpfusses angegeben. Es besteht aus Metallringen, die über gusseisemen Fussmodellen angefertigt sind und dem Durchschnitt des G h o p a r t'scben Gelenkes entsprechen; je zwei sitzen an einem langen Hebelarm. Ol Her hat betreffs des Bedressements des Klumpfusses drei Fragen aufgeworfen, die Vincent zu beantworten gesucht hat. Die erste, nach den Dauer- erfolgen des Bedressements, musste der Verf. dahin beantworten, dass die Erfolge bei den ärmeren Classen nicht sehr zufriedenstellend seien; die zweite, nach der Frequenz der tubercttlösen Garies, konnte Vincent in absolut verneinendem Sinne beantworten; auf die dritte Frage, nach den bewirkten Verletzungen, konnte er erwidern, dass meist nur Verstauchungen, sehr selten Fracturen erzeugt wurden. In die Aetiologie des congenitalen Platt fusses hat Franke ein neues Moment eingeführt, eine fehlerhafte Insertion des Tibialis anticus, die er in einem Falle beobachtet hat. Die Entstehung eines bisher noch wenig studirten Leidens, der Metatarsalgie, haben B 1 en k e

Verwach-

sangen der

Kniesoheibe.

Raohitiüche Schenkel- Verkrüm- mungen.

Klnmpfu»».

Plattfasb.

94

Hoffa.

Httlfamittel

der Orttaop&die.

Meuursaigie. and Bilhaat aufzakl&ren gesucht. Ersterer hält die Erkrankung für eine durch Druck erzeugte Neuralgie des Nervus plantaris eztemus, letzterer gibt diese Möglichkeit zu, fand aber in einem Falle noch einen anderen Grund, eine Subluxation des Kopfes des dritten Metatarsal- knochens und eine daran sitzende Exostose. Als sicherste Therapie

Hunmerzehe. f^ ein anderes äusserst hartnäckiges Leiden, die Hammerzehe, hat Karewski die Arthrodese des contracten Ghelenks in Streck- stellung empfohlen.

Es erübrigt nur noch, einige Arbeiten zu erwähnen, die sich mit den verschiedenen Hülfsmitteln der modernen Ortho- pädie beschäftigen« An erster Stelle ist hier ein Buch von Gocht zu nennen, das die gesammte orthopädische Technik enthält; wir besitzen nunmehr eine genaue Anleitung zur Herstellung der ver- schiedensten orthopädischen Verbände resp. Apparate. Speciell für die Heilgymnastik und Massage sind vielfach neue Apparate con- struirt worden; so hat Graff einige neue Pendelapparate an- gegeben, Little einen einfachen Apparat för Widerstands- bewegungen bei Fussdeformitäten, K6gnier Vorrich- tungen zur elektrischen Vibrationsmassage. Einen sehr verwendbaren Tisch, auf dem sich sämmtliche orthopädischen Maass- nahmen leicht und wirkungsvoll ausführen lassen, verdanken wir Schnitze. Sehr practisch ist femer der von Langemak ange- gebene sterilisirbare Gipsfenstersucher, der aus einer bieg- samen kupfernen Platte mit centralem Stift besteht. Eine äusserst einfache Extensionsschlinge hat Riedel beschrieben, eine balancirende Schwebe Cramer hergestellt, indem er die haltenden Stricke über ein einfaches Bollensystem leitete. Eine neue Art der Verwendung des Gelluloids hat Hersing in die Verband- technik eingeführt. Er verwendet dünne, in kochendem Spiritus erweichte GeUuloidblätter , die sich „wie ein nasses Tuch** um ein Glied herumwickeln lassen und rasch erstarren. Schleich benutzt eine Peptonpaste zu Gontentiwerbänden, die auf die blosse Haut aufgestrichen wird und steinhart werden soll. Neue Methoden zur Herstellung von Füssabdrücken haben Timmer und Frei- berg angegeben. Ersterer benutzt Druckerschwärze, letzterer eine alkoholische Lösung von Liq. ferri chlorat., mit der die Fusssohle befeuchtet wird. Der Patient tritt sofort auf einen weissen Garton, worauf dann der Abdruck nach Bestreichen mit starker alkoholi- scher Gerbsäurelösung in blauschwarzer Farbe erscheint. Beide Verfahren geben schöne Resultate.

Orthopädie, Einesiotherapie. 95

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98 Hoffa.

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5. Krankenpflege.

Von Med.-Rath Prof. Dr. Gninprecht in Weimar.

Erankenpflegepersonal. Ein eigener Stand scheint neuerdings anter den Krankenpflegerinnen erstehen zn sollen, ähnlich wie fiüher der Bader neben dem Arzt, nämlich die Wochenbettpflege- Wochenbett- rinnen. Ein Leitfaden fiir ihren Unterricht liegt schon fertig vor pflogeriMen. (Bosse), der allerdings in manchen Ponkten wohl etwas ihren Horizont überschreitet; jetzt wird nun die Existenz und die Noth- wendigkeit dieser eigenen Glasse von Pflegerinnen durch einen der ersten Gynäkologen verkündet. Nach v. Win ekel haben sie die Aufgabe, anfangs neben der Hebamme, dann vom 12. 14. Tage allein die gesunde Wöchnerin (nicht die kranke!) zu überwachen und zu verpflegen, sollen aber mit der Schwangeren oder Ejreissen- den nichts zu thun haben und bedürfen einer geringeren Vorbildung und dementsprechend geringeren Honorars als Hebammen und Pflegerinnen. Höher als diese steht eine andere Glasse weiblicher Pflegerinnen. Stadtrath Pütt er berichtet, dass die Stadt Halle künftig 9 besoldete Waisen pflegerinnen anstellen wird; Waisen- durch die feste Anstellung werden die Waisenpflegerinnen, die sich pfl«8orinJien- sonst aus zeitweise beitretenden Damen rekrutirten, längere Zeit gehalten, sie lernen eine sicherere Beurtheilung der Armenfälle, sie werden was freiwillige Pflegerinnen aus gutem Stande so selten können auch gelegentlich durch Versagen von Unterstützung erzieherisch wirken können und die Gemeindekrankenpflege ent- lasten.— Neuerdings gährt es unter dem Pflegepersonal der An- Piiege- stalten, und in den stillen Frieden der Krankenhäuser und Schwestern- P«"o»*i ^^^ Mutterhäuser dringen die socialen Fragen der Gegenwart hinein; h&aser. zunächst tobt der Streit noch auf dem Papier (vergl. Zimmer, Stoop), doch wird wohl mit der Zeit auch hier das Trachten aller Stände nach besserem Lohne, Beschränkung der Arbeitszeit, wo- möglich Pensionsfähigkeit auch practisch durchdringen; manche rufen sogleich nach Verstaatlichung des. ganzen Ben^fe^ (Stoop);

100

Gumprecht.

Pflege- von ärztlicher Seite wird wieder über die stellenweise za grosse ^ö^^en-*"" Macht und Selbständigkeit der Schwestern-Organisation geklagt

hftuser. (Schmidt-Bimpler); ganz über das Ziel schiessen einige Uto- pisten, welchen die Pflege der Männer durch weibliches Personal schwere sittliche Schäden hervorzurufen scheint; wohl aber ist manches auf dem Gebiete der Nachtwachen (Jacobsohn) zu bessern. Bezüglich der ganzen Frage der Erholungszeiten fiir Kranken- Schwestern wird man aber berücksichtigen müssen, dass der Beruf der Pflegerin an und f^ sich neben vieler Arbeit doch auch viele Erholung und Anregung bringt und dass deshalb die Erholungszeit der Pflegerinnen nicht genau nach dem Maasse anderer Berufe ge- messen werden kann.

(Geistes- kranker.

Erankenwaxtuiig. In einem grossen Gebiete der Krankenpflege sind stetige gute Fortschritte zu verzeichnen, nämlich in der

Familienpflege Familienpflege Geisteskranker: die Provinz Sachsen, die das sog. coloniale System (Gründung eigener landwirthschaftlicher Colonieen) angenommen hat, errichtet zwei Centralen zu 100 150 Betten (Wulff), von denen die Hälfte als Durchgangsstation fiir die an die Familien abzugebenden Kranken, die andere filr die wegen Erregung, Erkrankung etc. zurückzuversetzenden imd für die statio- nären Kranken zu dienen hat. Um die Centrale hemm wohnen die Kranken frei in den Familien. Das System ist nicht neu; in Schott- land befinden sich fast 8000 Geisteskranke in Familienpflege, ob- gleich sich nur etwa aller Geisteskranken dafär eignet; der Vortheil besteht in der Entlastung der Anstalten, in der relativen Billigkeit (75 Pfennig Entgelt pro Tag, dabei etwas Arbeitsleistung) und in den idealen Gütern des Familienlebens, die der Anstaltskranke sonst entbehren muss. Noch wesentlich mächtiger wie die Pflege Geistes- pflege der kranker breitet sich die Pflege der Tuberculosen aus; Dentsch-

Tttberculösen. j^j ^^^^ j^^^ ^^^ ^^ ^^^ Spitze; dass aber andere Länder nicht

zurückbleiben wollen, zeigt das Beispiel des Oeuvre d'Ormesson (Bielefeldt), der französischen Heimstätte för tuberculOse Kinder. Gegründet vor 18 Jahren mit 20000 Frcs. Kapital, zuerst erbaut aus den Holzab&llen eines AussteUungspavillons , ist es jetzt ein Unternehmen mit 850000 Frcs. Jahresbudget geworden, welches Vs Million Pflegetage bereits aufgewendet hat und neben einer Poli- klinik in Paris eine ganze Reihe von Heilstätten auf dem Lande besitzt; in einzelnen derselben steigen die Heilungen bis zu 50 ^/o; das 8. 7. Lebensjahr soll sich am besten zur Tuberculosebekämpfung ;ei|pQH« -^pa& gi^ö^te ^l^igniss des Jahres auf diesem Gebiete war

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Krankenpflege. 101

der Tuberculosecongress in London, dessen Verhandlungen

jetast in einem mehrbändigen Werke vorliegen. Für die Pflege

der Verunglückten dienen die Samaritervereine, die Samariter-

Esmarch 1883 hauptsächlich nach englischem Muster ins Leben ^^^ine.

rief; der berühmte Begründer wirft jetzt einen Blick auf ihre weitere

Entwickelung „und siehe, es war alles gut^'; der Staat und die

Communen, zahlreiche Lidustrieen, die Feuerwehren und Turnvereine,

die Beichspost haben Samaritereinrichtungen getroffen oder sorgen

für einen entsprechenden Unterricht ihrer Angestellten; doch sind

Oesterreich, England und Schweden noch weit voraus. Esmarch's

Hauptwunsch geht dahin, dass der Unterricht in der ersten Hülfe

bei Unglücksfällen in allen Schulen obligatorisch eingeführt werde,

ein Wunsch der Humanität, den man nur unterstützen kann.

Hier schUesst sich ein schöner Vortrag von Eichhorst an

über Humanität am Krankenbette, den jeder Arzt mit Vortheil Hnmanit&t

Studiren und seinen Patienten zum Studium empfehlen kann: }'^^ ^^

* Krankenbette.

Humanität ist mit Strenge nicht unvereinbar, das Zurückgehen des hausärztlichen Verhältnisses ist vom Uebel, die Krankenpflege hat an Stelle der Arzneiverordnung zu treten; weiter stellt Eichhorst fest, unter welchen Umständen dem Kranken eine Todesprognose nicht verheimlicht werden darf, und weist darauf hin , dass , dank der modernen Krankenpflege, die Scheu der Gebildeten und Un- gebildeten vor dem Krankenhaus immer mehr abnehme.

Krankenhausbaa. Heilst&tten. Generalarzt Seh aper legt seine in der Charit^ gesammelten Erfahrungen über Krankenhausbauten Erankenhans- in einem kurzen Aufsatze nieder. Gegen einen schlechten Baugrund ^^nten. ist durch Lehm- und Betonunterlagen eine Isolirung zu schaffen. Das Pavillonfifystem hat gegenüber den Corridorhäusem an Bedeutung etwas abgenommen, da die Herstellung keimfreier Zwischendecken und dichter Fussböden die früher ganz berechtigten Einwände gegen mehrgeschossige Bauten hinfHIlig gemacht hat; wir gewinnen durch die Benutzung mehrstöckiger Häuser den nicht hoch genug anzu- schlagenden Vortheil grösseren Gartenraumes, und das ist auch bei dem immer steigenden Werth von Grund und Boden von wichtiger Bedeutung. Für Tuberculöse sind besondere Abtheilungen einzu- richten, gleichsam kleine Sanatorien im Elrankenhaus, ebenso für Krebskranke. Als Fussbodenmaterial ist Linoleum auf Oementestrich das Beste, Terrazzo ist zu kalt fiir unser Klima und zeigt auch bald unangenehme Sprünge. Die hier erwähnten besonderen Ab- theilungen für Tuberculöse und Krebskranke stellen nur eine

102

Gmnprecht.

Seehospize.

Sanatorien fttr Nerven- kranke.

Krüppel- anstalten.

Statistik der Kranken- häuser.

von den vielen Neubautenfordeningen der modernen Krankenpflege dar. Andere fordern mehr Seehospize (Sir H.Weber) und pro- gnosticiren namentlich in Nordamerika grossartige derartige An- lagen; bei jedem Seesanatoriom soll ein Schiff stationirt sein, das bei ruhigem Wetter die Kranken 4 10 Stunden täglich spaziren fährt. Weiter geht schon der Vorschlag von Pelman in Bonn nach Errichtung von Sanatorien für Nervenkranke, wie dies schon von Möbius vor einigen Jahren gefordert ist (ein derartiges Sana- torium ist bei Zehlendorf [„Haus Schönow"] errichtet worden. D. Red.). Nach seiner Meinung bedürfen mindestens ein Zehntel aller Nerven- kranken einer solchen Anstalt; Pelman ist aber vorsichtig genug, in dieser Beziehung einstweilen nicht auf Staatsmittel zu rechnen, wie denn auch von anderen genauen Kennern (Eulenburg) eine mehr oder minder geeignete Behandlung der Nervenkranken in denbereits bestehen- den Anstalten zugegeben wird. Ebenfalls weit ausschauend, aber ent6chieden nicht unmotivirt ist der Wunsch nach eigenen Krüppel- anstalten; man schätzt die Kosten der Ejüppelpflege in Deutsch- land auf 40 Millionen jährlich; zwei private solche Anstalten haben wir ja, das Oberlinhaus in Potsdam und das Johannesstifb in Oracau bei Magdeburg; Dänemark und Schweden sind aber in dieser Be- ziehung viel weiter vorgeschritten (Krukenberg). Mustergültig ist das Institut des Pfarrers Knudsen in Kopenhagen. Die Kunstfertig- keit der Krüppel erreicht dort infolge sorgsamen Unterrichts fast unglaubliche Gh:^e; Mädchen ohne Hände werden Kunststickerinnen, Männer ohne Arme werden Schmiede und Aehnliches. Es werden nur Unbemittelte, aber nicht öffentKche Arme aufgenommen; ergreifen sie später einen Beruf, so nehmen sie täglich doch eine Mahlzeit weiter in der Anstalt, damit sie gegen Hunger geschützt sind. Noch weiter geht der Vorschlag zur Errichtung von eigenen Heilstätten für Herzkranke (Mendelsohn), der allerdings von berufener Seite (Romberg) als unbegründet zurückgewiesen wird. Um die Unter- bringung der Geisteskranken, schätzungsweise etwa 2 ^/oo der Ghross- stadtbevölkerung, zu erleichtem, fordert man femer psychiatrische Asyle in allen grösseren Städten (Dannemann).

Man mag noch vieles zu wünschen haben, aber über einen er- heblichen Mangel an Krankenanstalten können wir nicht klagen. So viel geht sicher aus dem sehr lehrreichen Blick über das Kranken- hauslexikon Deutschlands hervor, das anlässHch der Pariser Aus- stellung mit unendlicher Mühe von Guttstadt zusammengestellt ist. Das Buch enthält für alle Städte mit mehr als 15000 Einwohnern kurze Angaben über die Anlagekosten, die Wasserversorgung, die

spritze.

Krankenpflege. 103

Schlachthäoser , die Entwässerongsanlagen , die Desinfections- und Badeanstalten, die Leichenschaa, die Baupolizeiordnnng. Am 1. April 1876 waren von 12000 Aerzten im Deutschen Reiche 834 in und ftr Anstalten ausschliesslich th&tig; am 1. April 1898 betrug diese Zahl 1927 von 21000 Aerzten. Dem Krankenpflege- und Warte- personal gehörte 1900 an der grösste Theil von 24000 barmherzigen Schwestern, 12700 Diakonissen, 1956 Schwestern vom Roten £reuz, 1781 Diakonen und 1292 barmherzigen Brüdern.

Ixustromente, Apparate, besondere Heilverfiüiren. Die An- gaben über Instrumente, die neuen Errungenschaften auf diesem Ge- biete, die das vergangene Jahr gebracht hat, bestehen wie gewöhn- lich in zahlreichen minutiösen Einzelheiten, die, wenn auch nicht jedes für sich, so doch in ihrer vereinten Summe einen gewissen Fortschritt bedeuten. Eine Reihe von Neuconstructionen der Pravazspritze zur subcutanen Injection zeigt, dass das Bedürfniss ^^[^ nach Verbesserung hier noch immer lebhaft besteht. Die meisten Vorschläge streben dahin, die Spritze dauernd in antiseptischer Flüssigkeit zu halten. Am durchgreifendsten ver&hrt F. Meyer, Volontärassistent der Ley deutschen Klinik; seine Spritze (bei Pfau, Berlin, Dorotheenstrasse) ist ganz aus Olas, der Olasstempel trägt behufs genauen Schlusses einen Asbestfaden, die Oanülen haben gläserne Ansatzstücke und nicht rost&hige Platin-Iridiumnadeln; die ganze Spritze steckt in einem mit Thymolspiritus gefüllten wasser- dichten Metallcylinder. Salm empfiehlt die gewöhnliche Pravaz- spritze (nur der Kolben ist nicht aus gewöhnlichem, sondern aus Korinleder) in einem wasserdichten Glasbehälter mit absolutem Al- kohol und 5^/oigem Seifenspiritus zu tragen (Fabrikant Schweick- hardt in Tuttlingen; auch eine gleiche 10 g- Spritze ftir Functionen u- dergl.). B. Wolff saugt die Spritze voU desinficirender Flüssig- keit und schraubt die nach innen gekehrte Canüle darauf, so dass deren Nadel in der Flüssigkeit steckt (Fabrikant Kühne, Sievers u. Neumann in Köln); die HüUe ist nach dem Stehaufprincip so construirt, dass sie nicht umfällt. Ganz ähnlich verfährt R. Adler, der 6 10 ®/oige Oarbolsäure in eine gewöhnliche Pravazspritze saugt und diese dann, wie einen Thermometer, in ihr Etui steckt (Ver- fertiger Karl Fischer, Prag, Graben 27). Bemerkt muss dabei werden, dass ein Verfahren, welches die grössten Anforderungen an die Dichtigkeit des Stempelschlusses stellt, nämUch die Schleie h- sche Anästhesie, neuerdings vermittelst Flasche und Druck- pumpe bezw. Gebläse ausgef&hrt wird (Moszkowicz, den Apparat

104

Qiunprecht.

Pravaz- spritze.

Katheter.

Leibbinde.

Muskel- stärker.

liefert R. Thürriegl, Wien); der zur Infiltration nöthige Druck be- trägt etwa 2 Atmosphären. Es fehlt allerdings auch nicht an Vor- schlägen zur Verbesserung der bisher angewandten Spritzen für das Schleich'sche Verfahren (Zawadzki, Hammer). Gelegent- lich kommt es vor, dass sich auch ein grösserer Troikart, z. B. der Gurschmann'sche, nach der Hautpunction verstopft; Dithmar hat daher den Hauttroikart modificirt und ihm zwei Canülen, deren Löcher sich decken, gegeben; die innere kann, wie bei der Trachealcanüle , behufs Reinigung herausgenommen werden. Un- bedingt nöthig ist das Instrument nicht.

In der Herstellung der N^latonkatheter bedeutet es einen wirk- lichen Fortschritt, dass die Enden solid gemacht werden; Olivier empfiehlt mit Recht diesen sog. Gentile'schen Katheter, der übrigens in Deutschland nach des Referenten Erfahrungen schon mehrfach, namentlich in Wildungen, benutzt wird. Diese weichen Katheter sind sehr leicht durch Kochen zu sterilisiren. Schwieriger ist das bei den elastischen Instrumenten, die durch Kochen leiden, för diese letzteren hat Hock einen Katheter-Sterilisirapparat construirt (bei Waldeck u. Wagner, Prag); die Katheter liegen in einer Schublade unter Dämpfen von Formalin und werden nach 24stündiger Stenlisirung durch Verschieben der Schublade gelüftet behufs Befreiung von dem anhaftenden irritirenden Formalin. Ob der Lack der elastischen Katheter dabei ganz intact bleibt, muss die Zukunft lehren , ebenso , ob wirklich alles Formalin und damit jede Hamröhrenreizung beseitigt ist. Wichtiger noch ist eine zweite, einfache Sterilisirmethode für Katheter, nämlich 5 Minuten langes Kochen in Ammonsulfatlösung 8 : 5 (Herrmann, Mankie- wicz); vielleicht ist das die lange gesuchte Idealmethode. Einst- weilen thut der Practiker am besten, sich möglichst immer der weichen oder der metallenen Instrumente zu bedienen.

Die Frage nach einer geeigneten Leibbinde tauchte im Be- richtsjahre, wie fast in jedem vorhergehenden, auf. Witthauer, Oberarzt am Diakonissenhaus in Halle, hat ein etwas grösseres Modell gegeben, das mit dem Corsettersatz „Johanna" zu tragen ist und seinen Halt durch die damit verbundenen Strumpfbänder findet (12,50 Mark; Hoflieferant von der Linde, Hannover). Wesentiich einfacher ist eine andere, durch Hüftgummistücke im Sitz erhaltene Leibbinde, welche vermöge ihres glatten Sitzes die „Figur" nicht beeinträchtigt (Grebrüder Wilke in Plauen i. V., 6 Mark).

Sehr dauerhafte Muskelstärkerin Gestalt biegsamer Spiralen werden von der Westfälischen Metallindustrie A.-G. Lippstadt i. W.

Krankenpflege.

105

Elektrische Apparate.

In Gestalt von elastischen Metallspiralen hergestellt. Eine Uhr zum ühr zum Pulszählen hat Ahlfeld (bei Uhrmacher Spoerhase in Marburg P^i^ftWen. fiür 20 Mk.) herstellen lassen, weil bei den gewöhnlichen Uhren der Moment zum Beginn der Zählung zu schwer festzustellen sei; in- telligentere Pflegerinnen werden ihrer kaum bedürfen. Dagegen werden Aerzte und Pflegerinnen manches Brauchbare finden unter den elektrischen Apparaten in dem neuesten Katalog von Beiniger, Gebbert und Schall: elektrische Warmwasserberei- tung und Kochvorrichtung, Sterilisationsapparate, elektrische Fuss- und Bettwärmer; sehr hübsch ist auch eine kleine elektrische Taschenlampe von der Grösse einer starken Cigarrentasche zum Be- leuchten des Bachens und Aehnliches, die von einer Trockenbatterie gespeist wird und sich durch Dauerhaftigkeit auszeichnet. Ganz practisch sind die Tropfstäbe fär Arzneigläser von Eschbaum, Tropfstftbe. welche die Anscha£Pung von Arzneitropfgläsem überflüssig machen; es sind knieformig gebogene Glasstäbe verschiedener Grösse (2 Stück ftür je 10 Pf. genügen) mit Luftzufiihrungs- und Abtropfrinne; ein solcher Stab braucht nur ganz annähernd in den Flaschenhals zu passen und ermöglicht doch eine sichere Tropfendosirung (Glasfabrik Wiegand imd Bulle, Altenfeld i. Thür.). Ein anderer Tropfstöpsel ist von Averbeck angegeben.

Unter «neuen Erfindungen" bringt der englische „Lancet" (März, S. 713) einen Eiskübel, im wesentlichen aus einem Metallkübel mit hineingehängtem Eissieb bestehend; die Luftisolirung des Eises bewirkt, dass es sehr langsam schmilzt. Es ist das eine jedem be- kannte Thatsache; ein ähnliches Geftss lässt sich viel billiger aus einem Blumentopf improvisiren, in den man das Eis mittels eines Tuches oder Siebes hineinhängt. Die Brauchbarkeit des in unserem vorjährigen Bericht erwähnten Stuhlsiebes scheint durch das neuere Stuhlsieb von Einhorn noch übertroffen zu werden; es ist ein amerikanisches Mahlsieb, das, unter die Wasserleitung gebracht, vermittelst der aussen befindlichen Kurbel die Durchrührung des Stuhlgangs in 3—6 Minuten besorgt (ein Fabrikant ist nicht an- gegeben; vielleicht liesse sich auch eine Kaffeeröstmaschine so ver- werthen).

Von besonderen Verfahren zur Krankenpflege ist eine merk- würdige Anwendung des tiefen Athmens zu erwähnen, nämlich zur Bekämpfung der Seekrankheit. Im Zustande der Sauerstoffiiber- Seekrankheit. Sättigung, der sog. Apnoe, schwinden die Magen- wie die anderen Beflexe; bei Versuchshunden kann man das Apomorphinerbrechen verhüten oder stillen, wenn man sie künsüüch respüirt (Heinz).

Eiskabel.

Stuhlsieb.

106

Gumprecht.

Masturbation

Mond- reinignng.

Pflege bei Typhus.

Defftoation.

Handgriff

zur Def&cation.

Für sehr kurze Seefahrten mag der gute Rath, bei Uebelkeits- anwandlungen mehrmals tief einzuathmen, wohl helfen; ob lange? Nicht ganz neu ist Hirschkron's VerÜEdiren zur Bekämpfung der Masturbation: er empfiehlt des Abends mehrmals wöchentlich gym- nastische Üebungen durch 2 Stunden hindurch machen zu lassen. Beachtenswerth ist aber jedenfalls ein von Bresler angegebenes Verfahren zur Mundreinigung bei schwer benommenen Kranken. Man tupft den mit Mull umwickelten Finger in ge- pulverte Holzkohle und wischt Mundschleimhaut und Zähne damit aus; dann wird mit einem reinen Mullläppchen nachgewischt ; die gährungswidrigen Eigenschaften der Kohle sind bekannt genug, um den Vorschlag als rationell erscheinen zu lassen. Eichhorst em- pfiehlt zu gleichem Zweck die essigsaure Thonerde (l^/o) oder das chlorsaure Kali (2,5 ^/o ; dies letztere dürfte nach den bekannten Unter- suchungen Mille r's wohl jetzt mehr zurückzustehen haben, Bef.). Aber auch abgesehen von dieser Einzelheit bietet Eichhorst's Besprechung der Krankenpflege bei Typhus zahlreiche beachtenswerthe Hinweise, die ein eingehendes Studium verdienen; ein Satz sei hier nur zur Gharakterisirung wiedergegeben: ,,Es kann nicht dem allermindesten Zweifel unterliegen, dass früher in einer grossen Zahl von Fällen Complicationen infolge von mangelhafter Krankenpflege künstlich herbeigerufen wurden." Eine Beihe neuer Kenntnisse über Obstipation und Defäcation verdanken wir dem Berichtsjahre. Boas hat von der Behandlung der Obstipation mit Mineralwässern sehr wenig Dauererfolge gesehen, auch die Massage, die Elektro -Hydrotherapie und die Emährungscuren für Obstipirte seien von den meisten Aerzten weit überschätzt. Für die Obstipation der Nervösen sei eine Buhecur 14 Tage absolute, 4 Wochen relative Bettlage das beste Mittel; alle sonstigen physikalischen Proceduren werden dabei ausgesetzt; rationell, wenn auch noch unvollkommen, seien Narkotica gegen spastische Ob- stipation. — Ebstein lehrt, den gefüllten Mastdarm von aussen zu palpiren und seinen Inhalt durch sanfties Streichen herauszudrücken. Der von Gumprecht angegebene Handgriff („Hinterdamm- schutz") ist folgender: Vor einer bevorstehenden schmerzhaflten Stuhlentleerung legt der Patient die flache linke Hand auf das Kreuzbein, so dass die Fingerspitzen über das untere Ende des Kreuz- und Steissbeins noch um etwas hinüberragen; wenn nun der Koth durch den Mastdarm andrängt, so fühlt man unter den Finger- spitzen, wie die Weichtheile hinter dem After sich vorwölben, und sucht durch einen allmählich zunehmenden Druck diese Vorwölbung

Krankenpflege.

107

auszugleichen. Dann krümmen sich die Fingerspitzen hakenförmig mn das Steissbeinende hemm, schneiden dadurch den vorderen Theil der Kothsäule von dem hinteren ab und drängen ihn zum After hinaus. Danach gehen die Finger in die Anfangsstellung zurück und üben nun während der ganzen Entleerung einen genügenden Gegendruck, um jede Weichtheilspannung zu verhindern; sie bleiben bei der ganzen Vornahme unbeschmutzt. In vielen Fällen wird der Schmerz hierdurch völlig vermieden, Abführmittel werden zum Theil überflüssig, Blutungen beim Stuhl werden seltener. Die Technik des Handgriffes lässt sich verändern (z. B. Expression von der Vagina aus [Sternberg] oder Umlegen der gespreizten Finger rings um die Analöflnung).

Transport und Lagerung. Interessant sind die Kranken- Kranken- wagen der englischen Eisenbahnen; allerdings sind sie in '''^^^' dieser Vollkommenheit fast nur möglich in einem Lande mit so riesigen Privatvermögen wie England. Der Krankenwagen wird (nach Corner) den Schnellzügen, aber meist nicht den Express- zügen, in der Mitte eingefugt, er läuft auf drei Axen mit besonders guten Federn; der üebergang von einer Linie auf die andere in England sind die Bahnen fast alle privat findet ohne Schwierigkeit statt. Man tritt (z. B. bei der Midland Bailway) zuerst in den Ge- päckraum, dann in den eigentlichen Ejrankensalon , dann in das Waschcabinet, dann in die Dienerstube; manchmal sind auch noch für Freunde des Kranken Plätze vorhanden. Der eigentliche Salon enthält Tisch, Sopha und Bett; das Bett hängt in MetaUspiralen schwebend und ist durch Lederriemen am Boden verankert. Der Preis für den Krankenwagen beträgt je vier Billets I. und m. Classe. Für denselben Preis bekommt man auch eigene Salonwagen, die zwar keine besonderen Einrichtungen fEb: Kranke haben, dafür aber den Oipfel des Comforts für alle darin Reisenden bieten; einige Eisenbahngesellschaften haben sogar für An- und Abfuhr am Bahn- hof eigene Fahrgelegenheiten. Für solche Anfuhr an die Eisenbahn ist auch in Deutschland ein hübscher fahrbarer Fahrbarer Krankenstuhl construirt (B. Holterhoff in Osnabrück), der wie Krankenstuhi. ein sog. Sportwagen für Kinder aussieht und durch eine Person zu schieben ist; er ist wie ein Barren- Tumgeräth mit zwei langen Stangen versehen, die dazu dienen, das Gefährt in den Bahnwagen hineinzuhebeln (Zeitschr. f. Krankenpflege Nr.l, S.d9). Für Kranken- transport überhaupt dient ein Krankenwagen (von Gustav Ewald, Küstrin (Zeitschr. f. Krankenpflege Nr. 4, S. 176) , welcher auf der

108

Gutnprecht.

Fahrbarer Krankenstnhl.

Lenkbares Gehrad.

Radfahren.

Bettwagen.

Lesegestell.

Bettlage.

deutschen Ansstellung für Sanitäts- und Bettungswesen pramiirt wurde; es ist eine gedeckte Krankentrage, die vermittelst einer sehr einfachen Vorrichtung auf eine Fahraxe gestellt und dann von einer Person geschoben werden kann. Bei alledem hat sich leider herausgestellt, dass in grossen Städten verschwindend wenig Ge- brauch von solchen Vorrichtungen gemacht wird und dass namentlich noch immer viele Infectionskranke in der Droschke nach dem Krankenhaus kommen, in den drei grossen Berliner stadtischen Krankenhäusern kamen nur 19, 13 und 24®/« Infectionskranker in Krankenwagen an (Hirsch). Von anderen Transportmitteln ist namentlich das lenkbare Gehrad, von Eulenburg beschrieben (bei Stanislaw Sachs, Berlin), zu erwähnen; es wird entweder be- nutzt wie das Gehbänkchen der Eonder indem ein leeres Drei- radgestell vermittelst Ejücken die Arme des Kranken stützt , oder es wird etwas zusammengeklappt und nach rückwärts als Kranken- fahrstuhl geschoben, ein höchst practisches Hülfsmittel fiir Personen mit Beinlähmungen. Bei Gelegenheit des Fahrrades muss auch des Bad fahr ens gedacht werden; Fürbringer, selber ein begeisterter Badfahrer, erörtert das Radfahren bei Magenkranken, verwirft es ftb: Magenkrebs und -Geschwür, empfiehlt es dagegen sehr für Magenneurosen , doch sollen nicht mehr als täglich 40 km zurück- gelegt werden. Der Transport der Betten in grösseren Kranken- anstalten wird durch Aufsetzen auf den Merke'schen Bettwagen in einer sehr sicheren und fiir den Kranken schonenden Weise bewerkstelligt. Damit kommen wir auf den „besten Freund des Kranken", sein Bett. Ein automatisch verstellbares Kranken- bett (Mendelsohn), dessen Stahlfedermatratze (Dittmar, Berlin, beim Molkenmarkt 6; 158 Mk.) sich so wellig stellen lässt, dass jeder Theil der Liegefläche des Körpers auch wirklich aufliegt, bietet grosse Bequemlichkeit. Ein neues Bett-Lesegestell (Quincke) ermöglicht es, das Buch auch mit abwärts geneigter Lesefläche in jeder beliebigen Stellung zu fixiren; es ist nach der Beschreibung, die im Original nachgelesen werden muss, von jedem Tischler zu fertigen. Dem letzterwähnten Autor danken wir auch eine sehr rationelle Auseinandersetzung über Schlaflage und Bettlage überhaupt; das Kopfkissen soll niedrig sein, da ein hohes stets Muskelspannungen auslöst, die Körperlage flach, die Matratze nicht zu weich; in den Nacken kommt ein schmales Kissen oder eine BoUe; als Decke dient die Steppdecke, nie ausschliesslich das Federbett; wollene Unterkleidung ist im Bett überflüssig, da- keine Temperaturschwankungen zu erwarten sind.

Krankenpflege. 109

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Eichhorst, Krankenpflege bei Typhus. Ther. Monatsh. 1900, Nr. 10. M. Einhorn, Stuhlsieb. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10, S. 159. Eschbaum, Tropfst&be. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 40, S. 699. Oumprecht, Handgriff zur Defftcation. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 48. Hammer, Ii^jectionsspritze. Mflnch. med. Wochenschr. Nr. 28.

Heinz, Apnoe gegen Seekrankheit. Münch. med. Wochenschr. Nr. 88.

M. W. Herrmann, Kathetersterilisirung mit Ammonsulfat Centralbl. f. Chir. Nr. 8. Hirschkron, Masturbantenpflege. Therap. Monatsh.

110 Gumprecht.

Nr. 10. Hock, Eathetersterilisirang. Aerztl. Polyteclmik, Juli, S. 100. Mankiewicz, Eathetersteriliairung mit Ammonsalfat. Wiener klin. Rundschau Nr. 41. F. Meyer, Neue Pravazspritze. Aerztl. Polytechnik, Mai, S. 65. Olivier, Gentile-Eatheter. L* Arsenal m^.-chir., Avril. Salm, Aseptifiche AlkoholbehSlter für Spritzen. Aerztl. Poljtechnik, August, S. 121. Sternberg, Defäcation. Deutsche med. Wochenschr. S. 1215. Wilke, Gebrüder, Leibbinde. Aerztl. Polytechnik, November, S. 166. E. Witthauer, Leibbinde. Aerztl. Polytechnik, Mai, S. 66; Therap. Monatsh. Nr. 5. B. Wolff, Neue Pravazspritze. Münch. med. Wochen- schrift Nr. 43. Zawadzki, Injectionsspritze. Centralbl. f. Ghir. Nr. 35.

Transport und Lagerung.

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m. Specielle Pathologie und Therapie.

i. innere Medicin. a) Krankheiten des Neryensystenis.

Von Prof. Dr. £• Bedlleh in Wien.

Allgemaines. In einem interessanten Auf satse bespricht Strohmayer allgemeine Fragen ans der Erblichkeitslehre, indem er zunächst darauf Erblichkeit, hinweist, dass die übliche Massenstatistik einseitige Resultate liefert, da sie uns darüber im unklaren l&sst» wie viel Mitglieder einer belasteten Familie gesond bleiben; sie muss also durch Indiyidualstatistik, durch vollständige Stammbäume ergänzt werden, ähnlich wie dies auf anderem Gebiete Lorenz in seinem Lehrbuche der Genealogie gethan hat. Strohmajer hat Nachrichten über 56 schwer belastete Familien mit 1388 Mitgliedern gesammelt, worunter sich über 48^0 nerven- und geisteskranke Mitglieder finden, während 30 ^o trotz erblicher Belastung und trotz der mannigfachen Schädlichkeiten des Lebens gesund geblieben sind. Bezüglich der erkrankten Mitglieder zeigte sich in evidenter Weise der Polymorphismus der Ver- erbung, aber andererseits auch in vielen Fällen eine gleichartige Yererbungs- tendenz. Dies gilt z. B. für Melancholie, Manie, Epilepsie, habituellen Kopfschmerz und Migxäne, Chorea, Hysterie, apoplektisohe Insulte. Bei Cumulation von väterlicher und mütterlicher Seite zeigte sich eine de- generative Yererbungstendenz, an deren Ende Paranoia» Hysterie, Epilepsie, Zwangsvorstellungen, periodische Psychosen, Schwachsinn, Missbildungen und Lebensunfähigkeit stehen. Aber auch eine Absohwächung , selbst voll- ständige Erschöpfung der Belastung kommt vor, selbst ohne artauf bessernde Momente. Alkohol und Syphilis in der Ascendenz wirken degenerativ auf die Descendenz, dann die verschiedenen Diathesen. Bezüglich Verwandten- ehen wendet sich Strohmayer gleich anderen neueren Autoren gegen die üeberschätzung ihres schädigenden Einflusses, indem er nur dann, wenn es sich um Belastete handelte, eine verhängnissvolle Wirkung sah.

Die durch die Arbeiten der letzten Jahre neuerdings in Fluss gerathene

112

Redlich.

Pyramiden- bahnen.

Ataxie.

Frage der motorischen Bahnen haben Probst und Rothmann durch ausführliche experimentelle und anatomische Studien weiter gefördert. Beide zeigten Übereinstimmend, dass trotz Durchsdmeidung der Pyramiden- babn die Eztremit&tenregion der Hirnrinde erregbar bleibt, sie bestätigten die motorische Bedeutung der im Yorderatrang und Seitenstrang ver- laufenden absteigenden Bahnen. Von besonderer Bedeutung sind Experimente von Rothmann beim Affen, der ja dem Menschen um so viel näher steht. Auch hier stellt die Pyramidenbahn nicht die ausschliessliche motorische Bahn dar; aber selbst Zerstörung aller dieser Bahnen erzeugt beim Thiere nicht vollständige Lähmung. Die Bedeutung der Pyramidenbahn ist durch diese Untersuchungen so sehr erschüttert worden, dass sie sich heute nicht mit Sicherheit umgrenzen lässt. Zu einer ähnlichen Anschauung kommt auch Pilcz (Wiener klin. Wochenschr.) bezüglich des Menschen.

Bickel erörtert die Möglichkeiten, durch die die nach Durchschneidung hinterer Wurzeln auftretende Ataxie wieder compensirt wird. Er konnte sich Überzeugen, dass nach Exstirpationen beider Labyrinthe die verschwun- denen ataktischen Phänomene von neuem hervortreten. Es handelt sich also um eine Compensation der centripetalen Ataxie durch andere sen- sorische Bahnen. Aber auch die Coordinationscentren der Hirnrinde wirken in diesem Sinne, indem die Exstiipation der motorischen Oentren gleich- falls auf die Ataxie verstärkend einwirkt. Ebe«0O liess sich die Ataxie verstärken, wenn man den Thieren die Augen verband.

Babinski*8cher GehüiL Der Babinski'sche Eeflez (Dorsalflezion der Reflex. grossen Zehe bei Streichen an der Fasssohle) , dessen Auftreten Babinski differentialdiagnostisch zwischen organischen nnd fnnc- tionellen Erkrankungen verwerthet, war neuerdings Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Während z. B. Tumpowski dem- selben keinen besonderen diagnostischen Werth zuschreibt, schHesst Homburg er aus seinen Untersuchungen, dass sein Vorhandensein eine organische Läsion der Pyramidenbahn beweist, während sein Fehlen eine solche nicht ausschliesst , indem er unter 47 F&llen organischer Läsion llmal fehlte. Schneider nimmt an, dass von den normalen Beflexen auf Beiz der Fusssohle die isolirte Plantar- flexion der Zehen Himrindenreflex, die Dorsalflexion Bückenmarks- reflex sei. Durch Unterbrechung der Pyramidenbahn ist das Zustande- kommen der Plantarflezion , des Bindenreflexes, unmöglich, und es erfolgt bloss Dorsalflexion, echter Babinski'scher Beflex. Bei allge- meiner Steigerung der Bückenmarksreflexe oder dort, wo der Binden- reflex schwer auslösbar ist, kann gleichfalls der Babinski'sche Beflex entstehen, ohne dass die Pyramidenbahn zerstört ist; mithin ifit bei allgemeiner Steigerung der Beflexe das Babinski'sche Phänomen nicht absolut verwerthbar ; im grossen Ganzen kommt ihm aber eine dia-

Krankheiten des Nervensystems. llS

gnostische Bedeutung fiir Läsionen der Pyramidenbahn zu. Für Topographie die wichtige Frage der Topographie des Gehirns sei auf einen ^?®

Aufsatz von Waldeyer hingewiesen, der sich jedoch nicht zu einem kurzen Referate eignet. Als cerebrale Blasenstörungen be- Cerebrale zeichnen Czyhlarz und Marburg jene, die im Verlaufe cerebraler Biasen- Affectionen ohne psychische Störungen auftreten, bei völliger Intact- heit des übrigen nervös-musculären Blasenapparates. Auf Orund von 5 eigenen Fällen und solchen der Litteratur schliessen sie, dass bei einseitigen Läsionen des motorischen Gentrums vorübergehend Reten- tion auftreten kann ; bei Streifenhügelläsionen bestand mehrmals Li- continenz. Die Bahnen, welche diese Gentren mit dem Rückenmark verbinden, scheinen in der Gegend der Pyramiden zu verlaufen. Sollen dauernde Blasenstörungen auftreten, müssen beide Pyramiden ziemlich vollständig zerstört werden; anfangs besteht dann Eetention, später Licontinenz. Auf Gh:nind eines Falles kommt Pick darauf zu sprechen, dass durch besondere Ausprägung der senilen Hirn- Senile atrophie Heerderscheinungen, z. B. aphatische Störungen auftreten Himatrophie können, die das Bestehen von umschriebenen Hirnläsionen vortäuschen können. Andere Fälle %eigen aber auch, dass sich beides combiniren kann, z. B. Sprachstörung in Form amnestischer Aphasie, Asymbolie u. s. w. als Folge von seniler Himatrophie mit Hemiplegie als Folge- erscheinung von Blutungen. Hier können vielleicht die Beobach- tungen von Bischoff über 2 Fälle von Epilepsie, in einem Falle vorwiegend halbseitig, mit Schwachsinn und spastischen Paresen einer Seite, angereiht werden, in denen die Section gleichfalls Heerd- erkrankungen des Gehirns vermissen Hess, dagegen die von Bourne- ville beschriebene sklerotische Hirnatrophie nachwies, wobei sklerotische das ganze Gehirn kleiner und derber geworden war. Die histo- Himatrophie. logische Untersuchung ergab durchaus normale Verhältnisse bezüg- lich der Nervenzellen und Fasern, sowie der Glia und Meningen. Bisch off nimmt an, dass die Erkrankung erworben war, und mit Rücksicht auf den acuten Beginn supponirt er einen encephalitischen, aber difiFusen Process, der, wenn man so sagen darf, ausheilte. Bischoff trennt diese Fälle von der sog. diffusen Hirnsklerose, da das histologische Bild ein normales ist; klinisch ist die Diagnose derzeit unmöglich. Gohn beschreibt einen Fall von Ponsblutung pons- bei einem 40jährigen Manne mit chronischer Nephritis, mit den Er- hiutungen. scheinungen completer linksseitiger Hemiplegie und erschwerter Sprache; Tod nach 6 Tagen. Die Obduction ergab Blutung im Pens, die sich auf die rechte Pyramidenbahn beschränkte. Er weist darauf

hin, dass trotz Läsion der motorischen Bahn der Brücke Krampf- Jafaxbitch der practisohen Medidn. 1902. g

114 Redlich.

anfcllle vollständig fehlten. In einem zweiten Falle seiner Beobachtung fanden sich ausser Erweichung der inneren Kapsel, in der linken Ponshälfte im Bereiche der Pyramide capiUäre Blutungen. Gutz- Aphasie. mann gibt einen Ueberblick über die Behandlung der Aphasie. In erster Linie stehen Sprechübungen, wobei zunächst einzelne Laute und dann Silben, z. B. Aneinanderreihungen sinnloser Silben ein- geübt werden. Der Spiegel ist dabei ein wichtiges Hülfsmittel zur Selbstcontrolle der von den Patienten gemachten Bewegungen, auch die tactile ControUe des Luftstromes, der durch die Nase entweicht, muss benutzt werden. Es ist practischer, nicht sofort nach dem Ein- setzen der Erscheinungen mit den Uebungen zu beginnen, sondern erst einen stationären Zustand abzuwarten. Eaimann beschäftigt Alkoholische sich mit der Frage, wie oft Augenmuskellähmungen resp. die Augenmuskel- Umen ZU Ghimde liegende acute PoliencephaUtis bei Alkoholikern

lähmungen. , .

und Alkoholdeliranten sich finden. Bei 44 Deliranten hat er 7mal vorübergehende Augenmuskelstörungen, z. B. reflectorische Pupillen- starre u. a. gesehen ; bei 50 Fällen polyneuritischer Psychose fanden sich 15mal Augenmuskelstörungen; bei 95 Fällen schwerer alko- holischer Polyneuritis Slmal. Von den Augenmuskeln werden am häufigsten die Pupillenmuskeln und die Becti eztemi betroffen. Bei den letal endigenden Fällen findet sich stets das typische Bild der PoliencephaUtis haemorrhagica acuta. Blutungen an typischer Stelle finden sich manchmal auch, ohne dass klinische Erscheinungen be- standen hätten. Wichtig ist, dass auf alkoholischer Basis reflec- torische Pupillenstarre entstehen kann, was differentialdiagnostisch Hirnabscess. gegenüber der Paralyse zu beachten ist. Einen Fall von Hirn- abscess im rechten Schläfenlappen, einen 36jährigen Mann betreffend, beschreibt Lagriffe. Von S3rmptomen hatten bestanden: Kopf- schmerzen im Hinterhaupte, Brechreiz, Nackensteifigkeit, vaso- motorische Störungen; der Kopfschmerz hatte vor 4 Monaten mit optischer Migräne begonnen. Zum Schlüsse kamen hinzu Deviation des Kopfes nach rechts, linksseitige Hemiparese, Ohrensausen und Abnahme des Gehörs rechts, Verlust des Patellarreflezes, Temperatar- steigerung auf 40 ®. Aetiologisch dürfte eine vor längerer Zeit durch- gemachte Lifiuenza, die einen kleinen Lungenabscess hinterlassen hatte, von Bedeutung sein. Einen otitischen Abscess im linken Schläfenlappen und Durchbruch in den Ventrikel, der mit Aphasie und rechtsseitiger Hemianopsie einhergegangen war, beschreibt Sachs. Bemerkenswerth ist, dass in diesem Falle als Erreger des Abscesses der Friedländer'sche Pneumoniebacillus nachgewiesen werden konnte. Einen interessanten Fall einer Basis fr actur bei einem

Krankheiten des Nerrensystems. 115

4Bjährigen Manne, entstanden durch Auffallen eines Steines, be- Basisfractur. schreibt Schneider. Von Symptomen bestanden: Pulsverlangsamung, cerebrales Erbrechen, Lähmung des Trochlearis, Läsion des dritten Astes des Quintus und einer Reihe anderer Himnerven, sowie Parese der rechten Extremitäten. Schneider nimmt an, dass der Bruch von der Basis des Hinterhauptbeines durch das Foramen jugulare schräg nach hinten gegangen ist. Eine lehrreiche XJebersicht über Hirn- Hirnsyphilis. Syphilis gibt ein Vortrag von Moeli. Endarteriitis kann nicht selten schon innerhalb der ersten 2 Jahre nach Acquisition der Syphilis auftreten; Traumen, Alkohol- und andere Litoxicationen spielen eine wichtige B^lle für das Auftreten der Himsjrphilis. Gummen er- reichen selten eine besonders grosse Ausdehnung. Die gummöse Neubildung greift gerne von den Häuten auf das Gehirn über; an der Convezität sitzt sie mit Vorliebe im Stirn- und Scheitellappen, am häufigsten findet sie sich an der Basis um das Ghiasma herum. Eine zweite Gruppe von Erscheinungen bilden Ge&sserkrankungen und die daraus resultirenden Erweichungsprocesse. Beide Processe können sich combiniren ; selten sind primäre Erkrankungen einzelner Himnerven. In klinischer Beziehung ist zunächst charakteristisch ein Wechsel in den Erscheinungen, flüchtige Lähmungen, schubweise Steigerung, Entwickelung in Anfällen. Stets muss daran gedacht werden, dass die Erkrankung multipel auftreten kann. Von den Symptomen sind am häufigsten Kopfschmerzen, die aber selten durch Exostosen am Knochen bedingt sind; psychische Sjmiptome sind häufig, 2. B. vom Charakter der Neurasthenie und Hjrpochondrie, dann Verwirrtheitszustände, Demenz, tiefe Benommenheit, auch ge- wöhnliche Epilepsie findet sich nicht selten. Sehr häufig sind Augen- muBkelstörungen; bekannt ist, dass reflectorische Pupillenstarre mit zu den Symptomen vorausgegangener Syphilis (ohne Tabes und Para- lyse) gehört. Moeli erwähnt weiter die temporale Hemianopsie durch Affection des Ghiasma; durch Affection des Bulbus medullae kommt es zur acuten Bulbärparalyse, die nicht selten letal endet. Für die Therapie empfiehlt sich im allgemeinen die Liunctionscur, gegen den Kopfschmerz Jodkali. Vorsicht erfordert die Sehnervenatrophie, weü diese mitunter durch eine Quecksilbercur verschlechtert wird. Bei Gummen kommt nicht selten ein operativer Eingriff in Frage. Die spärliche Casuistik der Zirbeldrüsengeschwülste vermehrt Seltene Hirn- Neumann um 2 Fälle und gibt zugleich eine Uebersicht über die geschwuiste. Symptomatologie. Vorwiegend sind jugendliche Lidividuen befallen, was auf angeborene Entwickelungsanomalieen hinweist. Fast die Hälfte aller Fälle betreffen Sarkome, dann kommen Garcinome u. s. w. Mit

116

Redlich.

Sicherheit lässt sich die Symptomatologie der Zirbeldrüsengeschwülste derzeit nicht feststellen; manchmal fehlen klinische Erscheinungen, in anderen Fällen ist die Symptomatologie jener der Vierhügelgeschwülste sehr ähnlich. In erster Linie stehen beiderseitige Augenmuskel- Störungen, dann kommen Erampfan&lle, relativ häufig ist Schwerhörig- keit, Schwindel, wie überhaupt die Allgemeinerscheinungen sehr aus- gesprochen sind. Nicht selten sind trophische und vasomotorische Garcinomatose Störungen. Sänger kommt nochmals auf die Hirnerschei-

des Gehirns, nungen bei Carcinomatose zurück. Die Himsymptome hierbei sind entweder allgemeiner Natur, Coma oder Demenz. Hier fehlen anatomische Veränderungen; diese Störungen sind wahrscheinlich toxisch bedingt. Oder es handelt sich um Heerdsymptome, und zwar ohne makroskopischen Befund; hier bestehen meist mikroskopische Oarcinommetastasen in der Hirnhaut oder in der Himsubstanz. In anderen FäUen sind die Heerderscheinungen durch Greschwulstmeta- stasen oder auch durch Erweichungen und Blutungen ohne Meta- stasen bedingt. In das G-ehim metastasiren am häufigsten Oeso- phagus-, Lungen- und Mediastinalcarcinome. Nicht selten kommt es dabei zum Durchbruch in ein Blutge&ss und miliarer Garcinom- bildung. Während Echinokokken des Gehirns schon mehrfach

Cysticercus, operativ geheilt wurden, ist bisher ein einziger FaU von Cysti- cercus operirt worden. M a y d 1 berichtet über einen zweiten geheilten Fall. Ein 25jähriger Mann, bei dem in der Haut Gysticerken nach- gewiesen wurden, litt seit längerer Zeit an Jackson'schen Anfallen, die in den Fingern der linken Hand begannen, auf den Arm sich ausbreiteten, dann erst zu Bewusstseinsverlust und allgemeiner Aus- breitung der Krämpfe führten. Es wurde ein Gvsticercus der rechts- seitigen präcentralen Windung diagnosticirt, der auch durch die Ope- ration erwiesen und entfernt wurde. Leider ist der Fall schon nach 16 Tagen entlassen worden, so dass über den Endausgang sich nichts sagen lässt. Interessant ist eine Beobachtung von Kalischer. Es handelt sich um ein Kind mit angeborenen Teleangiektasieen der linken Oesichtshälfte. Im Alter von 6 Monaten traten Zuckungen der rechten Gesichtshälfte und der rechtsseitigen Extremitäten auf. Später sistirten die Krämpfe, es entwickelte sich eine rechtsseitige Hemiplegie, Tod mit Vji Jahren. Bei der Section fand sich in der Anglom. Pia mater der linken Himhälfte ein ausgedehntes Angiom, ins- besondere in der Gegend der Gentralwindungen und des Parietallappens'; mikroskopisch Gefässneubildung von teleangiektatischem Gharakter mit vorwiegender Betheiligung der Venen und der Gapillaren. Die Geschwulst hatte fiächenhafben Gharakter und verdrängte nur stellen-

Krankheiten des Nervensystems.

117

weise das Gewebe. Die ganze linke Himhälfte war verkleinert, der Schädel hier verdickt und sklerosirt. Das Angiom der Hirnhaut war gleichfalls angeboren, bedingte aber erst später, infolge seines Wachsthums, deutliche Erscheinungen.

Simons macht auf das besonders häufige Zusammentreffen der tub er cul 5 sen Menin gi ti s mit Genitaltuberculose beim Manne, spedell mit käsigen Processen in der Prostata und Samenblase auf- merksam. Fast die Hälfte der an Himtuberculose verstorbenen Männer hat eine tuberculöse Erkrankung der Geschlechtsorgane. Dies gilt jedoch nur ftr Individuen jenseits der Pubertät. In 3 Fällen war bei Individuen, die längere Zeit an Genitaltuberculose litten, kurze Zeit nach der Heirath Meningealtuberculose aufgetreten. Es spricht dies dafür, dass die durch den Geschlechtsverkehr be* dingte Congestion der Genitalien zur Verschleppung der pathogenen Keime fahren kann. Breuer empfiehlt zum Nachweis der Tuberkel- bacillen in der durch Lumbalpunction gewonnenen Flüssigkeit bei tuberculöser Meningitis das daselbst sich bildende Gerinnsel auf ein Deckglas auszubreiten, zu fixiren und darin Tuberkelbacillen zu suchen. In 17 so untersuchten Fällen waren stets TuberkelbacUlen nachweisbar. Breuer meint, dass auf diese Weise die negativen FäUe, deren Zahl überhaupt in den letzten Jahren immer geringer wird, vollständig verschwinden werden. Dann dürfte der Vorschlag Hellendall's gegenstandslos geworden sein, der empfiehlt, die zu untersuchende Lumbaiflüssigkeit Thieren in den Bückgratskanal zu spritzen, um auf diese Weise eine allgemeine Miliartuberculose her- vorzurufen. Ossipow konnte auch experimentell an Thieren nach- weisen, dass die Lumbalpunction kein ganz harmloser Eingriff sei. So fand er bei wiederholten Punctionen zahlreiche Blutungen in der grauen Substanz des Rückenmarks, seltener des Himstammes und der Hirnrinde. Bei Entleerung grosser Flüssigkeitsmengen oder Aspiration waren die Blutungen umfangreicher. Für den Menschen ergibt sich, dass grosse Mengen von Flüssigkeiten niemals entleert werden dürfen und dass bei Sklerose der Ge&sse oder Vermuthung von Aneurysmen die Lumbalpunction contraindicirt ist.

Meningitis

und Lambal-

pnnction.

BUekeninark« Die acute Myelitis war neuerdings Gegen- stand sehr eingehender Erörterungen auf dem letzten Congresse für innere Medicin in Berlin. Leyden, Redlich und Strümpell iheilten sich in die Beferate. In ätiologischer Beziehung wurde all- H^emein die Bedeutung vorausgegangener Infectionskrankheiten be- tont, wobei jedoch nur in seltenen Fällen eine directe bacterielle

Acute Myelitis.

118

Redlich.

Acate Myelitis.

Inflaenza- xnyelitis.

Invasion anzunehmen ist. Die toxische Grenese der MyeHtis ist weniger klar, auch die traumatische MyeHtis ist nicht leicht ab- zugrenzen gegenüber anderen traumatischen Erkrankungen. Da- gegen ist mit Rücksicht auf klinische Befunde an der Erkältungs- myelitis festzuhalten. Leyden macht bezüglich des Verlaufes auf die schubweise Entwickelung der Erkrankung aufmerksam. In ana- tomischer Beziehung lassen sich verschiedene Formen unterscheiden, eine transversale, eine disseminirte und die Poliomyelitis, die jedoch fliessende Uebergänge zeigen. Andererseits lassen sich Uebergänge herstellen von unzweifelhaft entzündlichen Erkrankungen des Rücken- marks zu den rein degenerativen. Die anatomische Feststellung der chronischen Myelitis lässt sich heute noch nicht geben. Ritter berichtet über 6 Fälle von Myelitis im Kindesalter im Anschluss an Infections- krankheiten (Scarlatina, Diphtherie, Lues). Die klinischen Er- scheinungen stellten sich erst nach Ablauf der Infectionskrankheit ein. Ritter spricht sich für Toxinwirkung aus. In 2 Fällen ergab die Section multiple Heerde im CervicaJmarke. Ueber Myelitis nach Influenza berichtet neuerdings Friedmann. Er macht darauf aufmerksam, dass es sich hier zum Theil um heilbare Fälle handelt, mitunter tritt erst nach längerem Bestände der Lähmungen Heilung ein. Manche der Fälle nach Influenza verlaufen unter dem Bilde der spastischen Spinalparalyse, was auf heerdförmig begrenzte Veränderungen hinweist. Auf das Auftreten zahlreicher kleiner Blutungen in der grauen, aber auch in der weissen Substanz bei Infectionskrankheiten macht Marburg aufmerksam, so z. B. bei Tuberculose, Typhus abdominalis, Pemphigus u. s. w. Unter Um- ständen könnten diese Blutungen auch klinische Bedeutung ge- winnen.— Zappert berichtet über ein auffallig häufiges Auftreten PoliomyeUtis. der acuten Poliomyelitis der Kinder in Wien im Jahre 1898, specieU in den Monaten Juli bis September. 5mal erfolgte die Er- krankung in unmittelbarem Anschlüsse an Infectionskrankheiten, Masern, Scharlach, Diphtheritis. In der Mehrzahl der Fälle war eine directe Ursache nicht nachweisbar, wahrscheinlich handelt es sich bei der spinalen Kinderlähmung um eine ätiologisch nicht gleichwerthige Erkrankung. Die von Erb betonte Aetiologie der chronischen Poliomyelitis nach Traumen erfahrt eine Bestätigung in einem Falle von Meyer. Bei einem 59jährigen Manne war nach einem Trauma des rechten Fusses bald darauf fortschreitende Parese und Atrophie des rechten Beines, später auch des linken aufgetreten. Objective Sensibilitätsstörungen fehlten, dagegen stellten sich Par^ ästhesieen ein. Reflexe herabgesetzt, resp. fehlend, Blase und Mast-

Krankheiten des Nervensystems.

119

spinale Muflkel- atrophie.

Tabes.

dann frei Meyer diagnosticirt eine Poliomyelitis anterior chronica, weiat dagegen die Annahme einer Neuritis ascendens zurück. Es ist bekannt, dass eine alte Poliomyelitis oft genug den Ausgangs- Acute punkt späterer spinaler Processe bildet, z. B. der spinalen Muskel- Poiio™yöii**» atrophie. Einen hierher gehörigen Fall publicirt S4rbo, einen seonnd&re 85jährigen Bleigiesser betrefiPend, welcher eine alte Poliomyelitis des rechten Beines hatte, bei dem dann im 20. Lebensjahre eine im rechten Beine beginnende und fast die ganze Körpermusculatur mit Ausnahme des Gesichts und Halses ergreifende Muskelatrophie sich entwickelte. Nebenbei fanden sich auch Oelenkserkrankungen, die Särbo gleichwie eine recidivirende Dermatitis herpetiformis mit einer Vorderhomerkrankung in Zusanunenhang bringt. Es liegen wiederum eine Beihe interessanter Mittheilungen über die Aetio- logie der Tabes vor. Mendel findet nach seinen statistischen Untersuchungen, dass die Tabes beim weiblichen Oeschlechte etwa ebenso häufig sei, wie die Paralyse; auf 8 kranke Männer kommt 1 kranke Frau bei der ärmeren Bevölkerung, während bei der wohl- habenden Olasse das Verhältniss 8 10 : 1 ist. Bei 252 verheiratheten tabischen Frauen war die Ehe in 88®/o kinderlos, was gewiss zu Gunsten der Syphilisätiologie spricht, indem die Sterilität bei tabischen Frauen sich 8mal häufiger als sonst findet. Interessant ist der Fall einer jugendlichen Tabica, deren Vater an Lues und deren Mutter an Tabes gelitten hatte. Mendel meint, dass die hereditäre Belastung in solchen Fällen durch die Syphilis vermittelt werde. Auch Fehre findet, dass dieselben ätiologischen Momente für die Tabes der Frauen in Betracht kommen, wie bei den Männern, d. h. dass auch hier die Syphilis, sei es als unmittelbare Ursache, sei es als schwächendes Moment eine Hauptrolle spiele. Fehre meint, dass die Zahl der Tabes&lle bei den Frauen im Steigen begriffen sei. Puerperale Vorgänge scheinen den Zustand verschlimmem zu können. Ueber juvenile Tabes berichtet Halban in zwei Arbeiten. Halb an verfugt im ganzen über 6 Beobachtungen juveniler Tabes, eine unter dem Bilde der Taboparalyse. Li einem Falle, eine 28jährige Patientin, ist die Lues im Alter von 4 Monaten acquirirt worden, in den anderen Fällen ist hereditäre Lues theils nach- gewiesen, theils wahrscheinlich. Li klinischer Beziehung hebt Hal- ban das Fehlen subjectiver Störungen hervor, während er nach seinen Beobachtungen das relativ frühe Auftreten von Atrophia nervi optici und Blasenstörungen nicht bestätigen kann. Ataxie fehlte; in einem Falle ging der Tabes Hemicranie voraus, die als 83anptomati6che Hemicranie aufgefasst wird und mit der Tabes in

120 Redlich.

Tabes. Zusammenliang gebracht wird. Halb an macht auch Mittheilungen über die Aetiologie der Tabes bei Erwachsenen, wobei auch er die Bedeutung der Syphilis anerkennt, jedoch eine gewisse Disposition für Tabes und Paralyse nicht ganz von der Hand weist. Eine gute Uebersicht über unsere heutigen Kenntnisse der Tabes dorsalis gibt Leyden in der vor kurzem erschienenen 3. Auflage der Bealency- klopädie. Eine Trigeminusneuralgie war in einem Falle von Frag- stein das erste Symptom der Tabes. Nach l^/g Jahren bestand totale Anästhesie im Bereiche des Trigeminus, erst jetzt traten lancinirende Schmerzen auf, und es entwickelte sich das typische Bild der Tabes. Auf das frühzeitige Verschwinden des Achilles- sehnenrefiexes bei der Tabes und auf die Nothwendigkeit der Unter- suchung desselben macht B i r o aufmerksam. Die laryngealen Störungen studirte genauer Sendziak. Unter 9 Fällen von Läh- mungen war Imal der Eecurrens, 2mal beide Postici, Imal ein Posticus und 8mal ein Musculus cricoarytaenoideus posticus gelähmt, 2mal fand sich Ataxie der Stimmbänder. Glitoriskrisen im Verlaufe der Tabes, die mit hochgradiger sexueller Erregung bis zum Orgasmus einsetzen, ^ann zu lebhaften, mehrere Stunden andauernden Schmerzen in der Genitalgegend fuhren, beschreibt Köster. Diese Glitoris- krisen stellen ein Analogen der sexuellen Beizzustände beim Manne, die der Impotenz vorausgehen, dar. Die Ataxie der Tabiker studirte Marinesco mit Hülfe des Kinematographen. Seine Untersuchungen fuhren ihn dazu, als die Ursache der Ataxie eine Hypotonie gewisser Muskelgruppen, speciell der Beuger der unteren Extremitäten, an- zusehen. Für diese Hypotonie kommen aber nicht nur spinale, sondern auch cerebrale und cerebellare Processe in Betracht. Hier sei auch die Arbeit von Seyffer über die segmentale Ausbreitung der Sensibilitätsstörungen und das von ihm entworfene Schema, das eine vereinfachte Darstellung der spinalen Hautsegmente darstellt, erwähnt. Bezüglich der Therapie der Tabes liegen wiederum eine Reike von Mittheilungen über die Ataxiebehandlung nach Frenkel vor, die jedoch keine neuen Gesichtspunkte zu Tage fördern. Für die Oorsettbehandlung der Tabes plaidirt neuerdings Bade, der zu- riedreich»8che gleich ein neues Corsett angibt. Ueber 2 Fälle von Friedreich- Krankheit. gci^Qj. Krankheit mit Autopsie berichten Philippe und Ober- thur. In beiden Fällen fehlte hereditäre Belastung, während die Krankheit an Infectionskrankheiten anschloss. In beiden Fällen plötzlicher Exitus unter Herzerscheinungen. Die Untersuchung des Bückenmarks ergab Degeneration des Hinterstranges und des Seiten- stranges (Kleinhimseitenstrang, Gowers'sches Bündel und Pyramiden-

Krankheiten des Nervensystems. 121

balin), Degeneration der Clarke'schen Säulen und der Vorderhom- zellen. Auch in 2 Fällen von Greenless und Purvis, 2 Geschwister betreffend, hatten die Erscheinungen nach einer Infectionskrankheit, Scarlatina, eingesetzt. Ein von Paravicini beschriebener Fall, der ein 9 jähriges Mädchen betrifiFi, bot in seinen Erscheinungen eine Mischform von Friedreich'scher Krankheit mit der Marie'schen cerebellaren Ataxie. Es bestanden Ataxie, Sprachstörung, Nystagmus, Fehlen der Patellarreflexe bei Mangel von Sensibilitätsstömngen. Opticusatrophie fehlte. Der Fall scheint übrigens der Paralyse sehr verdächtig. Jahrmärker hat neuerdings die in der bekannten, von Tuczek studirten Ergotismusepidemie in Frankenberg befallenen ErgotUmas. Individuen, soweit sie noch am Leben waren (42), untersucht. Ein Viertel der Fälle ist genesen und gesund geblieben; bei jugendlichen Individuen blieb Neigung zu Krampfan&llen zurück, selbst richtige Epilepsie trat auf, bei anderen entwickelte sich Demenz. Bei er- wachsenen Individuen blieb durch längere Zeit körperliche und geistige Schwäche zurück, die aber manchmal selbst in späten Ter- minen weitgehende Besserung zeigte. Das Westphal'sche Phänomen blieb durch längere Zeit bestehen, ohne dass die Erscheinungen eine weitere Progression zeigten. Embden berichtet über 4 Fälle von chronischer Manganvergiftung bei Braunsteinmüllem. Mangan- Im Verlaufe mehrerer Wochen entwickelte sich Schwäche der Beine, ^®'8f*"^s* Unsicherheit und Taumeln beim Gehen, Paresen der unteren Extremi- täten ohne Atrophieen, Spasmen, Retropulsion, Steigerung der Sehnen- reflexe, Tremor des Eumpfes und der Extremitäten, speciell der oberen, Störungen der Articulation, maskenartiger Gesichtsausdruck, Zwangslachen, kein Nystagmus. Die Sensibilität bis auf Parästhesieen normal. In symptomatologischer Beziehung erinnert das Krankheits- bild vielfach an die multiple Sklerose. Zu diesem, zum ersten Male im Jahre 1837 von Coup er beschriebenen Krankheitsbilde gehören vielleicht auch die 3 von Jak seh beschriebenen Krankheitsfälle, die Jak seh zur multiplen Sklerose rechnet, wiewohl er selbst das Krankheitsbild als nicht ganz typisch bezeichnet. Die Patienten sind Arbeiter in der gleichen Fabrik und sind mit dem Trocknen von regenerirtem Manganhyperoxydschlamm beschäftigt. In einem über- sichtlichen Referate wendet sich Ho ff mann gegen die heute viel- fach in den Vordergrund gestellte ätiologische Bedeutung der In- fectionskrankheiten für die multiple Sklerose, auch Klausner spricht sich ähnlich aus. Traumen erkennt Ho ff mann als ätiologisch ^chtig an. Klausner schliesst sich Strümpell's Ansicht von der endogenen Genese der multiplen Sklerose an, während Hoff-

122 Redlich.

Multiple mann meint, dass uns die Aetiologie der multiplen Sklerose im Sklerose, wesentlichen noch unklar sei. Auch über die Symptomatologie gibt Hoff mann eine übersichtliche Darstellung, wobei er besonders den eigenartigen Verlauf der multiplen Sklerose, ihr schubweises Auf- treten und Fortschreiten, die Bemissionen betont. Adler ist ge- neigt, ein gut Theil des 83rmptomenbüdes der multiplen Sklerose auf einen Ausfall der Kleinhimth&tigkeit zurückzufuhren. Es soll der Ausfall der vom Kleinhirn ausgehenden Hemmung des Beflextonus das Aufbreten von Intentionstremor , Nystagmus und sccmdirender Sprache erklären. Böttiger und Krause berichten über einen Rackenmarks- glücklich operirten Fall von Bückenmarkstumor bei einer tumoren. 66jährigen Frau. Es hatten die Erscheinungen vor 3 Jahren all- mählich am rechten Beine begonnen, später entwickelte sich ein typischer Brown-S^uard mit Lähmung des rechten und Sensibilitäts- störung am linken Beine. Es wurde ein extraspinaler Tumor in der Höhe des achten Dorsalsegmentes diagnosticirt, der auch an der vermutheten Stelle gefunden und glücklich entfernt werden konnte. Die Geschwulst erwies sich als ein verkalktes Fibrom, die Erschei- nungen haben sich im wesentlichen zurückgebildet. Heubner be- richtet über ein 7 jähriges Kind, das nach einem Trauma schwere cerebrale Erscheinungen (Benommenheit des Sensoriums, Erbrechen, Schwindel, Blindheit) und andererseits Lähmung der Beine mit Er- loschensein des Patellarreflexes bei Erhaltensein des Achillessehnen- reflexes dargeboten hatte. Bei der Obduction fanden sich mehrere, unter einander nicht zusammenhängende GrHome des Rückenmarks, ausserdem hochgradiger Hydrocephalus. Da im Bückenmark sich Meningitis fand, nimmt Heubner an, dass sich dieselbe auf das G-ehim fortpflanzte und durch Abschluss der Lymphwege den Hydro- cephalus herbeigeführt hatte. Ueber eine seltene Geschwulst, ein Angiolipom zwischen Dura und Wirbelkanal in der Höhe des sechsten und achten Dorsalwirbels, das zur Compression des Bückenmarkes, Lähmung und Anästhesie der Beine geführt hatte, berichtet Lieb- scher.

Arsenneuritis. Periphere Nerven. Kar plus berichtet einen Fall von Arsen- Polyneuritis, der sich bei einer 28jährigen Frau nach medicinalen Dosen von Fowler'scher Tinctur (die Kranke hatte im ganzen in einem Zeiträume von vielen Wochen 66,0 Fowler'scher Tinctur, pro Tag in maximo 1,25 genommen) gebildet hatte. Unter Parästhesieen und Schmerzen trat Parese aller vier Extremitäten auf, Druckempflnd- lichkeit der Nervenstämme, Störungen der Sensibilität, Verlust der

Krankheiten des Nervensystems. 128

Patellarsehnenreflexe , Herabeetzung der elektrischen Erregbarkeit; auch entwickelte sich eine difPase Melanose. Nach Aussetzen des Arsens stellte sich ganz allmählich Besserung und schliesslich vollständige Heilung ein. Einen unzweifelhaften Fall mercurieller Poly- MercurieUe neuritis berichtet Spitzer. Bei einem 28jährigen Manne mit ^eoritis. frischer Syphilis traten während einer Quecksilbereinreibungscur nebst Stomatitis Schmerzen in den unteren Extremitäten, Schwäche derselben, Ataxie, Druckempfindlichkeit der Nervenstämme und der Musculatur auf. Sensibilität normal, die Sehnenreflexe stark erhöht; an den oberen Extremitäten bloss leichte Ataxie. Nach Aussetzen der Quecksilbertherapie nahezu vollständige Heilung, während die syphi- litischen Erscheinungen fortbestehen blieben. Einen interessanten Fall einer traumatischen Lähmung des Nervus peroneus profundus Traumatische berichtet Bartels. Die Erscheinungen waren nach einem Fehltritte Neuritis, aufgetreten; einige Zeit danach Schmerzen und allmählich degene- rative Lähmung der vom Nervus peron. prof. versorgten Muskeln, dabei bestanden die Schmerzen fort. Die Neuritis ist hier auf eine Zerrung des Nerven zurückzuführen. Ln weiteren Verlaufe stellte sich allmählich Besserung ein. Mendel berichtet über 3 Fälle von Ischias bei syphilitischen Individuen, die in späteren Ischias Stadien der Syphilis auftraten ; der syphilitische Ursprung dieser Fälle syphilitica. sei durch den eclatanten Erfolg der antisyphilitischen Cur erwiesen. Es wurde salicylsaures Quecksilber injicirt, worauf ungemein rasch die Schmerzen zurücktraten; die Injectionen wurden intramusculär in die Gegend des Foramen ischiadicum verabreicht. Mendel meint, dass die Ischias syphilitica, für die er eine Neuritis supponirt, nicht gerade selten sein dürfte.

Neuroflen. Eine ausführliche Darstellung der pathologischen Anatomie der Epilepsie gibt Weber. Die Sklerose der Ammons- Epüepsie. hömer, die sich häufig bei der Epilepsie findet, fasst Weber als Ausdruck der hereditären Degeneration auf. Relativ oft fand er, selbst bei jugendlichen Individuen, Arteriosklerose, die eine Folge der durch die Anfalle bedingten Blutdrucksteigerung sein soll. In der Hirnrinde fand er constant Veränderungen, und zwar regel- mässige Gliawucherungen , chronische Veränderungen der GefiU»e und AehnUches, die er für so typisch hält, dass sie die Diagnose der genuinen Epilepsie gestatten soUen. Diese genuine Frühepilepsie kann unter Umständen auch erst später zum Ausbruch kommen, sie ist auch die Grundlage der sog. Herz- und Magenepilepsie. Bei der Spätepüepsie finden sich andere, wie Weber angibt, gleichfalls

124 Redlich.

Epilepsie, charakteristisclie Gliawucherongen , gröbere Veränderungen an den Gefassen, Störung der normalen Structur der Hirnrinde u. s. w. Haj6s untersuchte genauer die seit langem bekannte Sklerose der Ammonshömer bei Epüepsie. Er fand hier G^fassneubildung, Wuche- rung der Olia, die an Stelle der zu Grunde gegangenen Nervenzellen erscheint. Haj6s hält diese Sklerose der Ammonshömer för einen entzündlichen Vorgang, woAir der vorhandene Hydrocephalus und die Ependymgranulationen sprechen. Marie und Buval beob- Epiiepsie achteten eine Typhusepidemie in einer Epileptikeranstalt.

und Typhus, ^^ei ihrer Fälle starben während des bestehenden Typhus unter gehäuften An&Uen mit H3rperthermie. Die Fälle zeigen, dass ent- gegen der allgemeinen (?) Annahme , wonach bei fieberhaften Er- krankungen das Auftreten von Anfällen die Entfieberung anzeige, dabei auch der Exitus eintreten kann. Es ergibt sich aber auch danach, dass es nicht immer angezeigt ist, während des Fiebers das Brom auszusetzen, in der Meinung, dass das Fieber die AnftUe immer zum Verschwinden bringen müsse. Raymond stellt 81 Fälle

Jackson'scbe von Jackson'scher Epilepsie zusammen, die operirt wurden, Epilepsie, ^j^^ wobei die anzuschuldigende motorische Rindenpartie ezstirpirt wurde. 18 Fälle sind geheilt, 9 gebessert und 9 ungeheilt. Die Dauer der Epilepsie hat nach Raymond keinen Einfluss auf die Prognose eines chirurgischen Eingriffes. Raymond weist darauf hin, dass die Folgen der Exstirpation eines motorischen Centrums sich relativ bald verlieren, was darauf hinweist, dass benachbarte Partieen die Function übernehmen, und er meint, ob nicht auch der epileptogene Reiz von diesen benachbarten Partieen ausgehen könne. In anderen Fällen fehlen anatomische Veränderungen der als Aus- gangspunkt der Anfälle angeschuldigten Rindenpartie, es handelt sich demnach um dynamische Störungen, die wahrscheinlich auch auf benachbcote Partieen übergreifen können. Die Ansicht, wonach

Ursache der die Epilepsie resp. die epileptischen Anfälle auf Autointoxication

epileptischen i)eruiien, hat in der letzten Zeit vielfach Anhänger geftmden. Hebold und Bratz haben diese Frage experimentell untersuchti indem sie sowohl Urin als auch Blut von Epileptikern vor und nach den AnfUlen Thieren einspritzten. Unzweideutige Belege für die

Behandlung oben erwähnte Anschauung konnten sie nicht finden. Die Be- nach Toulouse jj an diu ng der Epilepsie nach Toulouse und Riebet, die bekanntlich in der möglichst weitgehenden Beschränkung des Koch- salzes nebst Bromdarreichung beruht, erprobte Helmstädt. Er experimentirte bei Kindern, die auf reine Milchkost gesetzt wurden, was einer täglichen Kochsalzzufuhr von 8,0 ClNa entspricht; neben-

E[rankheiten des NeirensyBtems. 125

bei wurden 8 4,0 Bromnatriam verabreicht. Die Kinder zeigten dabei regehnäsaig eine Gewichtszanahme. Die erzielten Erfolge fahrt Helmstädt bloss auf die günstige Diät zurück, während er der Verminderung des Kochsalzes keine Wirkung zuschreibt. Hingegen hat Bai int günstige Erfolge bei 28 Kranken gesehen. Balint verabreicht 1—1 »/t Liter Milch, 60 g Butter, 8 Eier und 800 bis 400 g Brod, dem statt des Kochsalzes Bromnatrium beigegeben wird. In einzelnen Fällen, insbesondere frischen, sistirten die An- falle bald nach Einirihrung dieser Diät, während in anderen Fällen die AnftUe anfangs zahlreicher auftraten, xun dann aber zu ver- schwinden, obwohl bloss 2 8,0 g Brom verabreicht wurden. Balint glaubt auch, durch seine Diät das Sinken des Körpergewichts, das sonst bei der Behandlung nach Toulouse und Bichet mehrfach beobachtet wurde, vermeiden zu können. Zu vielfach von der all- gemeinen Ansicht abweichenden Anschauungen kam Schlöss bei einer Versuchsreihe über den Einfluss der Diät auf die Epilepsie. So will er gefunden haben, dass Milch und vegetabilische Diät die Anzahl der AnftUe ebenso wenig verminderten, als sie bei ausschliess- licher Fleischnahrung vermehrt werden. Unter dem Einflüsse koch- salzarmer Nahrung bei gleichzeitiger Verabreichung von Brom wird die Zahl der AnftUe reducirt, das psychische Verhalten jedoch nicht beeinflusst; dabei sinke das Körpergewicht und die Kranken werden schwach und hinfclllig. Fett- und säurereiche Kost haben keinen Einfluss auf die Zahl der Anfälle, selbst dass massige Alkoholgaben einen ungunstigen Einfluss haben, will Schlöss nicht gelten lassen. Fraenkel, Stadelmann und Benda berichten über 4 Fälle von Akromegalie mit Obductionsbefund, in denen allen ein Hypophysis- Akromegalie. tnmor nachgewiesen wurde. Der 1. Fall betnfPb eine 48jährige Frau, bei der ausser den Erscheinungen der Akromegalie Glykosurie und Veränderungen des Pankreas bestanden, dann auch Arteriosklerose mit Herzdilatation. Veränderungen der anderen Blutdrüsen bestanden zwar, doch waren dieselben relativ geringfügig. Im 2. Fall handelt es sich um einen 50jährigen Mann, bei dem die Erkrankung nahezu 80 Jahre dauerte und der Tod durch ein Magencarcinom bedingt war. Der 3. Fall betrifft einen 42jährigen Mann, bei dem Diabetes bestand und der an diabetischem Coma zu Grunde ging. Ein 4. Fall stellt eine Uebergangsform zwischen der wirklichen Akromegalie und dem Kiesenwuchs dar. In allen 4 Fällen fanden sich Hypophysistumoren, über die Benda genauere Angaben macht. Der hintere, dem Central- nervensystem angehörige Antheil der Hypophysis war dabei stets intact, während der vordere Antheil zu Geschwülsten umgewandelt

126 Redlich.

Akromegalie. war, deren Herkunft aus den epithelialen Elementen der Hypophysifi nachweisbar war. Ueber den Obductionsbefund eines Falles von Akromegalie, der durch starke Schmerzen und Diabetes ausgezeichnet war, berichtet Ferrand. Auch hier fand sich eine Hypophysis- geschwulst von betrachtlicher Grösse, die auf die Nachbarschaft übergegriffen hatte und mikroskopisch als Adenom diagnosticirt wurde. Ausserdem fand sich eine Hypertrophie der Schilddrüse, dagegen fehlte die Thymus.

Hemiatrophia Ueber 2 Fälle von Hemiatrophia faciei bei zwei 19j&hrigen

faciei. Mädchen berichtet Luxenburger und macht zugleich einige all- gemeine Bemerkungen über die Aetiologie dieser Krankheit. Diese betrifft viel mehr weibliche als männliche Individuen, sie beginnt meist zwischen dem 10. und 20. Lebensjahre. Mit Bücksicht darauf, dass in den 2 beobachteten Fällen sklerodermieartige Schrumpftmg der Haut nicht zu constatiren war, wendet sich Luxenburger gegen die Ansicht von Möbius, wonach die Hemiatrophie eine primäre Erkrankung der Haut darstelle, nimmt vielmehr Läsion trophischer Elemente, die dem Trigeminus angehören, als die Ur- sache an. Li beiden Fällen wurde durch die Injection von Vaselin nach dem Vorgange von Gersuny (in dem einen Falle wurden innerhalb 8 Wochen 14 Pravazspritzen eingespritzt, in dem anderen 4) ein gutes kosmetisches Resultat erzielt. Luxenburger ist über- zeugt, dass bei entsprechender Vorsicht diese Lijectionen keinerlei Gefahren mit sich bringen. Tetanns. Ransom überzeugte sich durch Experimente, dass das Tetanus-

antitoxin nach subarachnoidealer Lrjection im Bereiche des GehimS| sowie des Bückenmarkes so rasch und vollständig in das Blut über- geht, dass das ganze injicirte Antitoxin im Blute wieder gefunden werden kann; extravasculär wird im Centralnervensysteme kein Antitoxin zurückbehalten. Nach Lijection von Tetanustoxin in den Subarachnoidealraum gelangt ein Theil des Giftes in das Blut, ein anderer Theil wird aber vom Oentralnervensystem zurückbehalten, denn nach der subduralen Giftinjection verliert die Substanz des Centralnervensystems ilire normale giftfixirende Kraft und wirkt ihrerseits toxisch. Nach intravenöser Antitoxininjection wird das Blut in weniger als 15 Minuten und die Lymphe nach ca. 30 Minuten giftfrei. Nach intravenöser Lijection von sehr grossen Giftdosen bei Hunden ist es Ransom nicht gelungen, das Toxin mit Sicherheit in der Cerebrospinalflüssigkeit nachzuweisen. Ueber einen ge- heilten Fall von Tetanus berichtet Leyden. Ein 22jähriger Pferdeknecht, der an Tetanus litt, erhielt Tetanusantitoxin mittels

Krankheiten des Nervensystems. 127

Duralinfusion, und zwar 5 ccm. Diese Injection wurde nach 3 Tagen wiederholt, ausserdem erhielt Patient Chloralliydrat. Es bestand vor der Injection Temperatur von 41^, die am nächsten Tage auf 37,4^ herabging. Nach 5 Wochen trat vollständige Heilung ein. Hingegen berichtet Möllers über 4 Fälle von Tetanus, wo, trotzdem das Behring'sche Serum bereits 30 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome in einer Dosis von nicht weniger als 100 A.-E. injicirt wurde, der Exitus letalis eintrat. Auch das Thierexperiment zeige, dass die Bedingungen, unter denen ein Individuum durch Serum- injectionen gerettet werden könnte, sehr schwer zu erfäUen seien; hingegen sei der prophylaktische Werth von Antitoxininjectionen zweifellos. Auch Hehrhold empfiehlt nach Erfahrungen in China die präventive Injection von Antitoxin in der Dosis von 20 ccm bei mit Erde verunreinigten Wunden. Von 4 PäUen von Tetanus, die Hehrhold beobachtete, starben 2 (ohne Antitoxininjectionen), wäh- rend 2, die mit Antitoxin behandelt wurden, geheilt wurden.

2 Fälle von Tetanie mit Epilepsie combinirt, eine Combination, Tetanie. die unseres Erachtens grosse Bedeutung hat, beschreibt Westphal. Der 1. Fall betrifft eine Patientin, bei der eine partielle Kropf- exstirpation vorgenommen wurde und wo trotz Zurüchlassung zweier Drüsenstückchen bereits am 2. Tage nach der Operation Tetanie auftrat. Ein halbes Jahr nach der Operation stellten sich epileptische Anftlle ein, die meist durch typische Tetaniean&lle eingeleitet wur- den; andererseits folgten auf epileptische Anfalle TetanieanftUe. (Bemerkenswerth sei, dass die Epilepsie, die sich mit Tetanie com- binirt, besonders häufig bei der Tetania strumipriva auftritt.) Psychische Störungen traten wohl bei der Patientin auf, jedoch niemals nach reinen Tetanieanf&llen , sondern stets nur nach epi- leptischen Anfällen oder deren Mischformen mit Tetanie. Bei der Patientin entwickelte sich auch doppelseitige Katarakt, die bekannt- lich schon vielfach bei der Tetanie beobachtet wurde. Westphal nimmt einen Zusammenhang der Kataraktbildung mit Tetanie an und meint, dass es durch Qiftwirkung bedingte Ernährungsstörungen sind, die bei der Tetanie gleichwie zu anderen trophischen Störungen auch zur Kataraktbildung fuhren. Auch Kirchhof bringt die Schichtstarbildung mit Tetanie in Zusammenhang, während er die Bachitis nur insoweit gelten lässt, als sie eine Prädisposition fiir das Auftreten von Tetanie schafft. In dem erwähnten Falle von Westphal war die Verabreichung von Thyreoidinpräparaten von edatantem Erfolge. Auch das psychische Befinden besserte sich dabei zusehends. Ein zweiter von Westphal beschriebener Fall

128

Redlich.

Tetanie.

Myasthenie.

zeigte einen chronischen Verlauf mit continuirlichen Tetaniekrämpfen; auch waren bei der Patientin bereits Myxödemsymptome vorhanden. Ebenso wie im 1. Falle zeigte auch diese Patientin epileptische An- i^Ue. Westphal sieht in diesem ZusammentrefiPen von Tetanie und Epilepsie keine Zufälligkeit, sondern meint, dass beide Elrankheiten auf Intoxication mit krankhaften StofiPwechselproducten zurückzu- fuhren sind. Halliburton und Kendrick beobachteten einen Fall von Tetanie mit Magendilatation. Der Mageninhalt wurde Thieren nach vorheriger Präparation injicirt ; es wurden dabei Blut- druckabfall, aber keine Krämpfe constatirt. Nichtsdestoweniger sprechen sich die Autoren far die Annahme einer Autointoxication bei der Magentetanie aus.

Einen Fall von Myasthenia gravis combinirt mit hysteri- scher Hemianästhesie beschreibt Mendel bei einem 21jährigen Mädchen. Die Erscheinungen bestanden seit einem Jahre und begannen mit Müdigkeit beim Gehen, sowie erschwertem Sprechen und Schlucken. Dann kamen hinzu Störungen von Seiten der Augenmuskeln, der Kiefermusculatur, starke dysarthrische Sprachstörung; auch die Ex- tremitätenmusculatur zeigte die typischen Erscheinungen der Er- müdbarkeit. Alle Erscheinungen waren am Abend ausgesprochener. Die Musculatur zeigte myasthenische Beaction. Bemerkenswerth sind auch Albuminurie, sowie Unregelmässigkeiten der Herzthätigkeit, Aussetzen des Pulses, möglicherweise der Ausdruck einer myastheni- schen Erkrankung des Herzmuskels. Ein interessanter Fall dieser Krankheit ist von La quer und Weigert beschrieben worden. Der 80jährige Patient, Schlosser, merkte seit einem Jahre (Schwindel- erscheinungen und Herzschwäche bestanden schon seit längerer Zeit) erhöhte Ermüdbarkeit seiner Arme, dann Lähmung eines Oberlides, die sich auch auf die anderen Augenmuskeln ausdehnte. Die Myasthenie war auch in der Musculatur der oberen Extremitäten deutlich. Nach 4monatlicher Bettruhe Besserung der Erscheinungen. Trotzdem stellte sich bald wieder Schwäche der Zungen« und Schlundmusculatur ein, ebenso Schwäche der Beine, dann Parese nahezu der gesammten Musculatur mit myasthenischer B^action. Unter Athemlähmung Tod. Bei der Obduction fand sich an Stelle der Thymus eine Greschwulst von ganz eigenthümlichem Bau, die vielfach Elemente der normalen Thymus enthielt, aber bösartigen Charakter hatte, indem sie in die Venen wucherte und zu Metastasen in einzelnen Muskeln, z. B. Del- toideus, Zwerchfell, Herz geführt hatte. Ohne annehmen zu wollen, dass in allen Fällen von Myasthenie ähnliche pathologische Ver- änderungen der Muskeln sich vorfinden müssten, halten die Autoren

Krankheiten des Neirensystems.

129

doch diesen Befand für höchst beachtenswerth, ebenso wie sie die Erkrankung der Thymus, die ja bei einer ganzen Iteihe nervöser Er- krankungen unklarer Bedeutung eine Bolle spielt, für wichtig halten. Einen Fall von myasthenischer Bulbärparalyse mit ObductionsbeAind berichtet auch Hunt er. Der mikroskopische Befand des Nerven- systems war ein absolut negativer. Ueber das von Erb erst kürzlich genau geschilderte interessante klinische Bild des inter- mittirenden Hinkens berichtet Goldflam auf Grund einer umfangreichen Beobachtungsreihe. Er bestätigt die Wichtigkeit arteriitischer Veränderungen der Arterien des Beines, die oft genug zu Gangrän fOhren. Er legt aber auch grosses Gewicht auf die vasomotorischen Erscheinungen an den Beinen. Im Symptomenbilde des intermittirenden Hinkens spielen ausser dem Hauptsymptom Schmerzen, Parästhesieen und Aehnliches eine grosse Rolle. In seltenen Fällen beschränkten sich die Erscheinungen durch Jahre auf ein Bein. Nach seinen Beobachtungen gibt Goldflam an, dass das inter- mittirende Hinken hauptsächlich jugendliche, männliche Individuen betrifft. Seine Patienten gehörten durchweg der jüdischen Rasse an. Aetiologisch kommen Lues, Nicotinismus, nach Goldflam aber ins- besondere auch nervöse Disposition in Betracht. Für die Behandlung em- pfiehlt er hygienisch-diätetische Maassnahmen, Bäder u. s.w., während er von Jod wenig Erfolg sah. Oordt berichtet über 2 Fälle dieser Krankheit, in denen gleichfalls evidente Gefllssveränderungen nach- zuweisen waren, ausserdem aber legt er grosses Gewicht auf eine angiopathische Diathese, eine gewisse Minderwerthigkeit der Gefässe; er meint auch, dass Venenerkrankungen complicirend hin- zutreten und das Symptomenbild beeinflussen können. Lund- borg, der ausgedehnte Untersuchungen über eine mit Myoclonie behaftete Familie anstellte und Beziehungen zwischen Myoclonie und Schilddrüsenerkrankungen und Paralysis agitans gefunden haben will, berichtet über einen FaU von typischer Paralysis agitans, bei dem Symptome des Myxödems bestanden, Verdickungen der Haut an den Unterschenkeln und Füssen, im Gesichte, Stamm, KältegefQhl u. s. w. Bei der Obduction fand sich eine Geschwulst in der linken Kleinhimhälfbe von Wallnussgrösse, die als accessorisch aufgefasst wird, und Verkleinerung und Bindegewebswucherung in der Schilddrüse. Lundborg sieht in dem Falle eine directe Bestätigung seiner oben erwähnten Ansicht. Hubert empfiehlt neuerdings für die Behandlung der Paralysis agitans subcutane Hyoscininjectionen und erwähnt einen FaU, eine 66jährige Frau, die seit 10 Jahren

jeden 2.-3. Tag 0,0003—0,0005 Hyoscin. hydrochlor. subcutan jAhrbnoh der pnctisoheii Medicin. 1908. 9

Inter-

mittirendes

Hinken.

Paralysis agitans.

130 Redlich.

in der Zwischenzeit anch innerlich Hyoscin erhielt, nnd bei der der Effect ein ausgezeichneter gewesen sein soll, ohne dass das Allgemein- befinden gestört wurde. B ü h r e r beschreibt ein 18jähriges Mädchen, bei dem im 12. Lebensjahre epileptische AnfUle auftraten, zu denen sich

Xyocionie. im 14. Jahre eigenthümliche Zuckungen hinzugeseUten, die er als my o* clonische bezeichnet. Zwei Geschwister der Kranken leiden an einer ähnlichen Krankheit. Bührer rechnet den Fall zur ünyerricht- sehen Myoclonie, für die charakteristisch sind: familiäre Erkrankung, Auftreten epileptischer AnftQle, Hinzutreten blitzartiger unwillkür- licher Muskelzuckungen, Fortbestehen der Anfalle und Zuckungen neben einander. Aufhören der Zuckungen im Schlafe, Abwesenheit psychischer Defecte und endlich ein günstiger Einfluss der Brommedica- Traumatische tion. Ueber die Folgeerscheinungen bei mehreren von einem schweren

Neurose. Eisenbahnunfalle betroffenen Personen macht Nonne ausführliche Mittheilungen. Von 36 Betroffenen sind 6 ganz gesund geblieben, 4 haben leichte neurasthenische Beschwerden ; 2 Kinder soUen in ihrer intellectuellen Entwickelung geschädigt sein, bei 3 Eisenbahnangestell- ten entwickelten sich typische hysterische Störungen. Die Folgezu- stände solcher EisenbahnunfUle sind also prognostisch durchaus nicht so infaust, wie früher angenommen wurde. Bei den Eisenbahnange- stellten sind die Folgen schwerer als bei Privatpersonen, was zum Theil auf frühere Disposition (schwerer Dienst, Alkohol, Tabak u. s. w.), dann aber auch auf andere Ursachen , wie Furcht vor Strafe oder Entlassung u. s. w. zurückzuführen ist. Es sind also die individuellen Verhältnisse von der grössten Bedeutung bei solchen traumatischen

Nerrositftt Neurosen. Sänger macht auf die Häufigkeit der nervösenAsthe- ^ nopie im Kindesalter, speciell zwischen dem 10. und 14. Lebens*

jähre aufmerksam. Die nervösen Erscheinungen im Kindesalter lassen sich eintheilen in Neurasthenie, Hysterie, ein G-emisch beider (das Häufigste) und hereditäre, psychopathische Minderwerthigkeit. Die kindliche Hysterie ist auch nach Sänger's Untersuchungen recht häufig monosymptomatisch. Knaben und Mädchen sind nahezu gleich oft befallen. Die befallenen Kinder sind vom Schulbesuch fem zu halten, die hypnotische Behandlung ist im Kindesalter principieU zu vermeiden, für schwere Fälle ist Anstaltsbehandlung unerläsalich. Einen schweren FaU kindlicher Hysterie beschreibt Oruchet, bei dem neun Attacken von doppelseitiger Blindheit sich einstellten, die durch mehrere Tage anhielten, auch bestand complete sensible und sensorische Hemianästhesie. Der Ausgang war ein guter.

Auf Grund reicher Erfahrungen, auch experimenteller Natur, identificirt Jellinek die Wirkungen des Blitzes mit denen elek-

Krankheiten des Nervencfjstems.

131

trisclier Schläge hoher Spannung. Die bei Blitzschlag, sowie anch bei ünftUen dnrch Elektricität so häufig vorgefundenen Brand- wunden erklärt er nicht nur durch die Flammenwirkung, sondern auch infolge der elektrischen Durchleitung des Gewebes bei grossem innerem Widerstände, wodurch die Haut so erwärmt wird, dass Brandwunden entstehen. Die vielfach vertretene Anschauung, dass durch Blitz getödtete Individuen auffällig rasch verwesen, konnte er nicht be- stätigen. Bezüglich der Todesursache nach Blitzschlägen hält er die enorme Erhitzung für wichtig; er meint, dass auch im Centralnerven- system sich Wärmewirkungen geltend machen, möglicherweise spiele auch die dadurch bedingte Yolumszumahme der Cerebrospinalflüssig- keit eine Bolle. Ganz ähnliche Verletzungen wie durch Blitz werden infolge Contact mit hochgespannten elektrischen Strömen beobachtet. Für Pferde ist wegen der eisernen Hufbeschläge der gewöhnliche Strassenstrom viel gefährlicher als für den Menschen, üebrigens ist* nicht nur die Spannung allein, sondern auch die Stromstärke Air den pathologischen Effect von Wichtigkeit; desgleichen scheint die Applicationsweise von Wichtigkeit. Zu ähnlichen Anschauungen kommt Eulenburg. Er legt auch Gewicht auf die individuelle EmpflUiglichkeit und berichtet weiter über chronisch verlaufende, pro- gressive Gehimerkrankungen im Anschlüsse an elektrische Traumen. So sah er bei einem 48jährigen Manne wenige Stunden nach der Verletzung corticale Epilepsie, rechtsseitige Hemiplegie, dann Er- blindung; später Verlust sämmtlicher Sinnesfunctionen, schwere Krampferscheinungen, weitgehendste psychische Abschwächung. Auch bei einem zweiten, 68jährigen Manne traten epileptische Anfälle nebst cerebralen Erscheinungen auf.

Nervöie StOnmgen

durch Slektricit&t.

Lltteratur.

Allgemeines.

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132 Redlich.

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134 Redlich.

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b) Psychiatrie.

Von Prof. Dr. A. Gramer, Director d. psychiatarischen Klinik u. Poliklinik

f. psychische u. Nervenkranke in Göttingen.

Dass wie bei uns auch in Amerika das Bedürfniss hervortritt, AUgemeines. die Psychiatrie mit der Neurologie zu vereinigen, zeigt ein sehr interessanter Vortrag des Präsidenten der deutschen medicinischen Gesellschaft der Stadt New York, George W. Jacoby. Dieser Vor- trag ist auch für den Practiker von grossem Interesse, weil er kurz und klar das zusammenfasst , was der Hausarzt über den Beginn und die Ursachen der Seelenstörung wissen muss. Denn gerade hier fehlt es immer; es kann nicht verlangt werden, dass der prac- tische Arzt in jedem einzelnen Falle die Diagnose der Psychose stellt, aber es würde viel Unheil vermieden und den Angehörigen viel Sorge und Geld erspart werden, wenn wenigstens erreicht würde, dass der Haustu^zt überhaupt mit dem Gedanken rechnet, dass eine Psychose vorliegen könnte. Unter der Aetiologie der Aetiologie: nervösen und psychischen Störungen nimmt die Syphilis nnd Geistea- einen breiten Kaum ein. Es ist daher von grosser Wichtigkeit, über stönmg. diese Fragen genauer orientirt zu sein. Jelly hat das gesammte Gebiet kurz und klar im Eahmen eines Aufsatzes besprochen. Er theilt die in Betracht kommenden Fälle in zwei Gruppen, je nach- dem es sich um eine hereditäre oder eine erworbene Syphilis handelt. Die erworbene Syphilis ruft häufig Zustände allgemeiner Nervosität hervor. Aetiologisch kommen hierfür in erster Linie die anämischen Zustände, welche die Eruption der Syphilis häufig begleiten, in Be- tracht. Zu den Wirkungen der Anämie tritt in vielen Fällen zweifellos noch der unmittelbare Einfluss des syphilitischen Virus. Unter den Symptomen der syphilitischen Neurasthenie sind besonders häufig Kopfschmerzen, zeitweilige Benommenheit, gelegentliche stärkere Schwindelempfindungen, Schwierigkeiten mit der Sprache, plötzliches Versagen des Gedächtnisses, vom Hucken ausstrahlende Sensationen, vorübergehend stärkeres Schwächegefühl, in den Ex-

136

Gramer.

SyphUis

und Geistes-

Störung.

Toxische Einflüsse.

tremitäten wechselnd. Nur in dem floriden Stadium der Syphilis können diese zum Theil auch bei der Neurasthenie vorkommenden Symptome auf die Syphilis zurückgeflihrt werden. Ob diese An- nahme richtig ist, lehrt im einzelnen Falle die Reaction auf die antisyphilitische Behandlung. Nicht selten fuhrt auch zu den schwersten Erscheinungen bei den Syphilitischen die Depression über die erworbene Infection und deren mögliche Folgen. Auch eine ganze Beihe hysterischer Erscheinungen kann auf syphilitischem Boden vorkommen. Gelegentlich hat aber auch die Syphilis nur die RoUe eines auslösenden Moments. Zuweilen kommt im Verlaufe der Syphilis ganz isolirt Epilepsie vor. Ist sie wirklich rein syphi- litisch bedingt, dann bringt eine antisyphilitische Cur unter Umständen Heilung. Die durch Syphilis bedingten Geistesstörungen zeigen meistens einen melanchoHsch-h3rpochondrischen Charakter, selten sind Fälle von reiner Manie oder Paranoia, häufiger dagegen findet sich eine Amentia, sehr häufig sind die Schwachsinnszustände, welche bei Gehimsyphilis vorkommen. Man bezeichnet diese Fälle am besten als Himlues mit Demenz im Gegensatz zu der allgemeinen progressiven Paralyse, die, wenn auch nicht in allen, so doch in der weitaus grössten Mehrzahl der Fälle durch die Metatozine der Syphilis bedingt ist. Es empfiehlt sich deshalb auch bei sicher nachgewiesener syphilitischer Aetiologie bei frischen Fällen von Paralyse ein antisyphilitisches Heilverfahren einzuleiten. Auch die psychischen Störungen, welche auf hereditärer Lues beruhen, werden besprochen und dabei auf die Dififerentialdiagnose mit Hysterie im Kindesalter und die Paralyse des Eindesalters hingewiesen. Die Discussion über den toxischen Ursprung der Psychosen zieht immer weitere Kreise. Es sei deshalb auf ein kurzes, aber ausfuhrliches Referat über diese Frage von Ford Robertson hin- gewiesen, das zu dem Schlüsse kommt, dass in der Pathogenese der Geisteskrankheiten toxische Einflüsse eine ausserordentlich wichtige Rolle spielen. Infolge dessen ist nach Ueberzeugung dieses Autors die weitaus grösste Mehrzahl der Geisteskrankheiten nicht primär durch eine Erkrankung des Gehirns herbeigeführt, sondern secnndär durch aus einer Erkrankung in den übrigen Organen des Körpers resultirende toxische Producte. Wenn auch dieser letzte Satz sicher zu weit geht, so wird man doch gut thun, in allen Fällen genau auf etwaige die Psychose begleitende körperliche Störungen zu achten und immer den Versuch machen müssen, durch Beseitigung derselben auf die Psychose und ihren Verlauf einzuwirken. In einzelnen Fällen wird man dabei auch sicher einen Erfolg haben.

Psychiatrie.

137

Unter den Intoxicationspsychosen spielen eine wichtige EoUe die psychischen Störungen, welche auf das Gift der Malaria zorückgefohrt werden müssen. Eine eingehende Studie, auf deren Details wir nicht n&her eingehen können, bringt Cardamatis, der aber auch betont, dass der Faludismus mit Vorliebe nervöse und psychische Störungen bei Prädisponirten hervorruft. Wie verschieden ein und dasselbe Gift bei verschiedenen Individuen wirkt, das zeigen die interessanten Beobachtungen von Otto Lenz über die Wirkung der acuten Aetherintoxication zum Zwecke der Anästhesirung eines Menschen. Er fand erstens ein manisch-depressives Irresein, zweitens einen rein depressiven Zustand, drittens furibunde Delirien mit Neigung zu Gewaltacten (namentlich bei Alkoholikern und hysterisch veranlagten Frauen). Ausserdem fand sich eine geringe Anzahl von Individuen, welche sich dem Aether gegenüber voll- standig re^ctär verhielten. Die schwierigsten Fälle, welche in der forensischen Praxis dem Arzte zur Beurtheilung vorliegen, sind die pathologischen Rauschzustände. Man wird mit Recht, wie Heilbronner hervorhebt, in manchen Fällen nicht über ein non liquet hinauskommen, weil die Angaben, die von Laien gemacht sind, die zudem auf alles andere eher achten, als gerade auf patho- logische Erscheinungen, meist sehr unvollkommen sind. Heil- bronner gibt zunächst eine Schilderung der klinischen Erschei- nungen, er bespricht den ängstlichen Beziehungswahn, die meist auf optischem Gebiete vorhandenen Sinnestäuschungen, die Gehörs- hallucinationen, die seltener sind, und das motorische Verhalten und betont, dass der Ausbruch acut, meistens aber peracut erfolgt, dass die Dauer der Zustände kurz ist und nie länger als einige Stunden dauert. Den Abschluss bildet in den meisten Fällen ein tiefer Schlaf. Mit Hecht betont Heilbronner, dass ein pathologischer Rausch- zustand sich unter Umständen nach Genuss einer Alkoholmenge entwickeln kann, die unter gleichen Verhältnissen an der gleichen Person noch keine erkennbaren toxischen Wirkungen hervorgerufen hat, d. h. bevor das betreffende Individuum als angetrunken be- zeichnet werden kann. Bei dem Zusammenkommen spielen eine Reihe von prädisponirenden Momenten eine Rolle. Schliesslich macht Heilbronner noch darauf aufmerksam, dass man am besten, wie es Referent vorgeschlagen hat, im voraus sich weigert, ein Gut- achten über einen nicht durch pathologische Momente beeinflussten Rausch abzugeben. Eine ausgezeichnete, erschöpfende Schilderung der acuten alkoholischen Seelenstörungen nach Aetiologie, Symptomatologie und pathologischer Anatomie bringt uns die Mono-

Paladismas (Malaria).

Acute Aether- intoxication.

Patho- logischer Rausch.

138

Gramer.

Aente alkoholische

Seelen- itOningeii.

Pathogenese

des Delirium

tremens.

Delirinm acutum.

graphie von Bonhoeffer. Sie sei jedem Arzte, der viel mit Alkoholikern za thun hat, dringend zur Leetüre empfohlen. Wenn es auch bei dem beschränkten Räume unmöglich ist, auf alle die Details der ausgedehnten, exacten Untersuchungen Moeli's einzu- gehen, so sei doch auch auf diese Publication dringend hingewiesen, weil sie uns an der Hand eines nüchtern und sachgemäss erörterten grossen Materials zeigt, wie nothwendig es ist, dass auch der Anst sich an der Bekämpfung des Alkoholismus und der Trinksitten betheiligt. Interessant sind weiter die Mittheilungen, welche Bon- hoeffer zur Pathogenese des Delirium tremens macht, namentlich weil darin der unter dem Zwange der modernen Ab- stinenzbewegung immer schärfer auftretenden Behauptung, dass es ein Abstinenzdelirium nicht gebe, streng sachlich und mit Erfolg entgegengetreten wird. Wenn auch diese Aetiologie für das Delirium tremens nicht gerade häu£g ist, so ist doch die plötzliche Alkohol- entziehung bei geschwächter Ernährung allein für sich im Stande, ein Delirium auszulösen. Diese Delirien haben einen kurzen, oft abortiven Verlauf und sind prognostisch nicht ungünstig. Unter den auslösenden somatischen Erkrankungen kommen in erster Linie die acuten Erkrankungen des Athmungsapparates , vor aUem die infectiösen, in Betracht. Weiter sind von Bedeutung die acuten Magendarminfectionen. Den Verletzungen steht nur eine geringe pathogenetische Bedeutung zu. Im Anschluss an die toxischen Seelenstörungen wollen wir kurz auf die mehr infectiösen Formen und damit auf das sog. Delirium acutum eingehen. Heil- bronn er hat sicher Becht, wenn er erklärt, dass die Untersuchung der foudroyanten acuten Psychosen so lange keine klare Pathologie und pathologische Anatomie bringen wird, als exacte Vorunter- suchungen über den Einfluss der Agone, der Ernährungsstörungen im allgemeinen, des Fiebers auf das Centralnervensystem nicht klar gestellt sind. Trotzdem muss es bei der Seltenheit wirklich reiner Fälle von sog. Delirium acutum fast geradezu eine Pflicht jedes Arztes sein, dafür zu sorgen, dass kein derartiger Fall klinisch und pathologisch-anatomisch ungenützt verloren geht. Je grösser ein exact untersuchtes Material, desto sicherer wird man nach Erledigung der Voruntersuchungen auch später zu bindenden Schlüssen in Bezug auf die Pathogenese kommen. Wichtig aus den neueren Unter- suchungen ist die Thatsache, dass die meisten hierhergehörigen Fälle entschieden mit einem infectiösen Processe in Zusammen- hang zu stehen scheinen. Allerdings durchaus nicht immer, wie z. B. auch ein seiner Zeit von mir veröflPentlichter Fall beweist. In

Psychiatrie. 139

den von Binswanger und Berger mitgetheilten und genau be- obachteten Fällen ist die Annahme einer Infection nicht von der Hand zu weisen. Für den Arzt in der Praxis erscheint besonders wichtig, dass er darüber orientirt ist, dass er bei acuten, plötzlich einsetzenden Zuständen von Verwirrtheit mit Aufregung, die mit Fieber verbunden sind und nach vorausgegangener Jnfectionskrank- heit sich entwickelt haben, mit einem ungünstigen Ausgange rechnen muss, und dass im Interesse der Wissenschaft die Zuziehung eines Specialisten und eine genaue pathologisch-anatomische und bacterio- logische Untersuchung erwünscht ist. Es wird sich dann zeigen, inwieweit diese Fälle etwa durch einen infectiösen Frocess, durch einen toxischen Vorgang oder durch andere Ursachen zu erklären sind. Dabei muss man immer eingedenk sein, dass auch der ob- jective Befund an Bacterien noch nicht mit Sicherheit den Schluss erlaubt, dass diese Mikroorganismen auch wirklich die Krankheits- erreger sind. Auch die sehr exacten, auf eine ganze Reihe von Fällen sich erstreckenden Untersuchungen von Sander kommen SU dem Resultate und zeigen, dass die Ursache des sog. Delirium acutum nicht immer dieselbe sein muss, ja, dass es Fälle gibt, in denen von einer Infection oder Intoxication nicht die Rede sein kann. Auch Autointoxicationen können nach S an der's Ansicht eine Rolle spielen. Die Einzelheiten der sehr guten pathologisch-anatomischen Untersuchungen dürften den Practiker nicht interessiren.

In neuerer Zeit sind die puerperalen Psychosen haupt- Puerperal- sächlich unter dem Gesichtspunkte studirt worden, um den Nach- P^y^™«®»- weis zu f&hren, dass die bei dem Qeburtsgeschäfte und während des Wochenbettes prodacirten hypothetischen Toxine die Puerperal- psychosen hervorrufen. Es sind auf Grund dieser Anschauung be- reits Classificationen aufgestellt worden. Alle genaueren Unter- suchungen haben aber gezeigt, dass der Procentsatz der Fälle, bei denen ein infectiöser Process mit Sicherheit nachweisbar ist, ausser- ordentlich gering ist. Es ist deshalb sehr erfreulich, dass zwei Autoren die Puerperalpsychosen wieder unter rein klinischen Ge- sichtspunkten studirt haben. Aschaffenburg hat die Frage nach den einzelnen Formen der Puerperalpsychosen unter mehr klinisch- statistischen Gesichtspunkten bearbeitet. Er kommt zu dem Resultate, dass die Form und die Erscheinungen der Puerperalpsychosen nichts specifisches aufweisen und dass das Generationsgeschäft lediglich als eine häufig Psychosen auslösende, nicht aber hervorrufende Ursache anzusehen ist. Auch Meyer's exacto und ausgedehnte Untersuchungen zeigen, dass es eine bestimmte, fiir das Puerperium

140

Gramer.

Schwanger- schaft und Geistes- Btdmng.

charakteristische Psychose nicht gibt. Unter 51 Paerperalpsychosen finden sich 11 Melancholieen , 3 circoläre Psychosen, 5 F&lle von Paranoia, 9 von acuter Verwirrtheit, 14 Soitatomeen, 2 Hebephrenieen, 2 epileptische and 1 hysterische Psychose. Aaffidlend ist die grosse Zahl von Katatonieen, die ausserdem auch durch eine ungünstige Prognose, die im übrigen Meyer der Katatonie nicht allgemein zuspricht, ausgezeichnet sind. Das schwierige Kapitel der Be- ziehungen von Nervosität und Geisteskrankheit zur Schwanger- schaft, das für den Praktiker ein ganz besonderes Interesse hat, wird von Mongeri unter gebührender Berücksichtigung der Litteratur einer eingehenden Erörterung unterzogen und übersichtlich zusammen- gestellt. Der Charakter der Frau ist während der Schwangerschaft mehr oder minder verändert. Diese Veränderungen können einen pathologischen Grad erreichen. Auf die Hysterie hat die Schwanger- schaft einen günstigen Einfluss, wenn sie nicht compUcirt ist mit anderen Veränderungen des Nervensystems. Diesem Satze kann ich nicht unbedingt zustimmen, denn nach meinen Erfahrungen gibt es nicht wenig FäUe, bei denen während der Schwangerschaft ent- schieden eine Verschlimmerung vorhanden ist, auch habe ich, im Gegensatz zu Mongeri, eine ganze Keihe von Fällen beobachtet, bei denen nur während der Schwangerschaft deutlich nachweisbare hysterische Erscheinungen, namentlich nach der psychischen Seite hin, bestanden. Die Chorea gravidarum soll durch eine Auto- intoxication , namentlich bei bereits vorhandenen Leberaffectionen, eintreten. Der Einfluss der Schwangerschaft auf eine vorher schon bestehende Chorea ist noch nicht genügend bekannt. Die Schwanger- schaft soll das Auftreten einer Autointoxication ganz allgemein und damit das Auftreten einer Eklampsie fordern. Die Schwangerschaft soll die Frauen zur Geisteskrankheit prädisponiren, eine bereits be- stehende Geisteskrankheit wird durch eine Schwangerschaft ver- schlimmert. Den letzten Satz kann ich nach meiner Erfahrung be- stätigen, dagegen muss ich gegen den vorhergehenden entschieden Verwahrung einlegen, denn das Geburtsgeschäft ist eine normale Leistung des gesunden Weibes, die unmöglich von vornherein mit einer Schädigung des betreffenden Individuums verbunden sein kann, denn sonst müsste ja der grösste Theil unserer Mütter aus prä- disponirten Individuen bestehen. Dem Schlusssatze Mongeri's kann man nur zustimmen, dass man bei nur leicht nervösen und in leichtem Grade belasteten der Ehe zustimmen und bei geistes- kranken oder geisteskrank gewesenen Frauen von der Ehe abrathen soll. Der Practiker wird allerdings dieselbe Erfahrung machen wie

Psychiatrie. 141

ich, dass oft gefragt wird, dass aber der Bath des Arztes nur dann befolgt wird, wenn er auch im übrigen den Bath Holenden passt. Denn bestimmt und mit Sicherheit kann man in allen diesen Fragen eine Vorhersage nicht machen.

In England scheint neuerdings die TJeberzeugung sich Bahn zu brechen, dass auch die progressive Paralyse der Irren be- ProgresBive dingt ist durch Bacterientozine , welche auf der Schleimhaut des ^"falyse. Gbätrointestinaltractus zur Ausbildung kommen. Bruce spricht sich in diesem Sinne aus und meint, dass es sich meistens um eine Mischinfection handelt und dass der Bacillus coli dabei eine Bolle spielt. Er glaubt, dass die bis jetzt unheilbare Krankheit mit Erfolg bekämpft werden kann, wenn im Beginn mit von einem in der Bemission befindUchen Paralytiker gewonnenem Serum vorgegangen wird. Ebenso nimmt Bob ert so n an, dass die progressive Paralyse abhängig ist von einer im Gastrointestinaltractus ihren Ursprung nehmenden chronischen Toxämie. Die Toxine sind bacterieUen Ur- sprungs, sie rufen degenerative Veränderungen in den Gefässen des Centralnervensystems hervor. Auch die Tabes dorsalis hängt von derselben Form von Toxämie ab. Die BoUe der Syphilis bei dem Zustande der progressiven Paralyse und der Tabes besteht lediglich darin, dass sie die von Haus vorhandene Immunität verändert. Im Interesse namentlich der socialen und Vermögensverhältnisse vieler Menschen wäre es zu wünschen, wenn in allen Fällen von Dementia paralytica die Diagnose möglichst frühzeitig gestellt würde. Die Frühdiagnose der Paralyse ist auch fQr den erfahrenen Nerven- und Irrenarzt nicht immer eine leichte Aufgabe, es kann deshalb auch vom practischen Arzte nicht verlangt werden, dass er die Diagnose zur rechten Zeit stellt. Das, was aber der Practiker kann und in jedem Falle thun soll, besteht darin, wenigstens in den in Betracht kommenden FäUen an die Möglichkeit einer Paralyse zu denken. V7enn dies Ziel erreicht würde, wäre schon viel gewonnen. Denn es findet sich wohl überall ein mehr in der Erkenntniss von Nerven- ond Geisteskrankheiten erfahrener Arzt, der im Stande ist, nach einer gewissen Beobachtungszeit die Diagnose nach der einen oder anderen Seite hin sicher zu stellen. Es sei deshalb ganz besonders auf die kleine Monographie Hoche's hingewiesen, die ihrem ge- naueren Inhalt nach hier nicht besprochen werden kann. Sehr lesenswerth ist auch der Aufsatz von Moravcsik. Wenn bei Männern über 30 Jahren unter Begleitung von unmotivirten Ver- dauungsstörungen und rascher Abmagerung und bei Auftreten neur- asthenischer Beschwerden eine auffallende Aenderung des Charakters,

142

ProgreMiTe ungewohnte Reizbarkeit der Stimmung, Schlaflosigkeit, ständiger ^*"^J*^' Kopfschmerz and, wenn anch flüchtig, hie und da Defecfce nnd Tftoschnngen des Gedächtnisses, hartnäckige, isolirte, hypochondrische Sensationen, isolirte Hailacinationen nnd flüchtige Wahnideen anf* treten nnd begleitet sind von Aendemngen in der Form der Papille, einseitig anftretend^i blitzartigen Zackongen in der Ghesichtsmosca- latar beim Sprechen, nächtlichen, onmotivirten Temperatarsteige- rangen, welche von stärkeren Akneernptionen nnd von starker Salivation begleitet sind, nnd von wandernden, als rhenmatisch ge- denteten Schmerzen, von Schwierigkeiten bei Bewegangen, von Un- sicherheit beim Sprechen nnd Verändernngen im Verhalten *des Knie- phänomens, dann mnss man nach dem zaletzt genannten Autor an Paralyse denken. Der grösste Theil dieser sog. Frühsymptome ist bekannt, es wäre aber nach dem oben Mitgetheilten zn wünschen, wenn sie dem practischen Arzte wenigstens in so weit bekannt würden, dass er bei dem Vorhandensein dieser Erscheinongen wenigstens zweifelhaft wird nnd die Möglichkeit einer Paralyse in Frage zieht. Einen interessanten Beitrag znr Symptomatologie der beginnenden progressiven Paralyse liefert Donath. Es handelt sich am einen Zigennermasiker von 89 Jahren, bei dem mit den Zeichen beginnender Paralyse ohne Bewasstseinsstörong nnd sonstige Lähmangserscheinangen vollständige motorische Aphasie, dabei auch Worttaubheit nnd partielle instromentale Amosie aafbrat, and zwar in der Weise, dass er gewisse Accorde greifen nnd nur ein einziges Musikstück, dieses aber tadellos, spielen konnte. Donath schliesst hieraus, sowie aus einer anderen Beobachtung, ein idiotisches Kind betreffend, das nicht sprechen, wohl aber fünfzig verschiedene Melodieen singen konnte, dass eine besondere Localisation für das musi- kalische Perceptions- und Ausdrucksvermögen vorhanden sein muss. Es ist för den practischen Arzt von ausserordentlicher Wichtigkeit, dass er sich namentlich auch mit den Störungen auf Hysterie, psychischem Gebiete bei der Hysterie und besonders bei der hysterischen Geistesstörung genauer bekannt macht, denn gerade hier fehlt es noch häufig, und bei richtiger frühzeitiger Diagnose kann oft noch geholfen werden, während später jede Therapie häufig vergeblich ist. Ich empfehle deshalb besonders die kurze, aber eingehende und klare Schilderung Fürstner's über hysterische Geistesstörung zur Leetüre.

Jelly hat seiner Zeit ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine hypnotische Procedur nicht selten ausreichend ist, um für das betreffende Individuum eine schwere Schädigung herbeizuführen.

Psychiatrie. 143 *

Sehr interessant sind die Untersuchungen von Henneberg Über Spiritismiis den Spiritismus als ätiologisches Moment f&r das Zustandekommen ^ abnormer psychischer Zustände und Seelenstörungeu. Die Aus- fiihrungen Heuneberg's, der sich nicht nur eingehender mit der spiritistischen Litteratur beschäftigt, sondern auch sich selbst viel- fach an spiritistischen Sitzungen betheiligt hat, lassen auf das deut- lichste erkennen, dass namentlich bei dem ungebildeten Theile der Bevölkerung, auch ohne dass von vornherein eine Disposition vor- handen zu sein braucht, durch den Besuch spiritistischer Cirkel oder die Beschäftigung mit spiritistischen Versuchen Störungen von hyste- rischem Charakter oder paranoische Zustände ausgelöst werden können. Nach den Erfahrungen H e n n e b e r g's ist am geflLhrlichsten die Beschäftigung mit dem sog. Psychographen, weil dieses Psycho- graphiren oft auch allein tage- und nächtelang fortbetrieben wird. Weniger in Betracht kommt das Tischklopfen. Es handelt sich dabei im Beginn häufig um autohypnotische Zustände, während sich später nicht selten auch direct Dämmerungszustände von hysterischem Charakter auf diesem Boden entwickeln. Auch die Trancezustände, welche Henneberg in den Sitzungen beobachten konnte, sind durchaus nicht immer als eine bewusste Täuschung aufzufassen ge- wesen, sondern erwiesen sich als autohypnotische und hysterische Dämmerungszustände. Interessant ist bei den einzelnen von Henne- berg mitgetheilten Fällen zu sehen, wie mit dem Erwerb der Fähig- keit zum Psychographiren häufig das Vernehmen einer entsprechenden Stimme auftritt und in einzelnen Fällen ein ausgesprochenes Laut- werden der Gedanken, Personificiren durch den in Betracht kom- menden vermeintlichen Geist, sich entwickelt. Die Mittheilungen Henneber g's lassen es als erwünscht erscheinen, dass auch die öffentlichen spiritistischen Sitzungen ebenso wie die hypnotischen verboten werden. Auf jeden Fall hat der Arzt die Aufgabe, namentlich prädisponirte Individuen, wo er nur kann, zu warnen. Wichtig ist auch der Hinweis Henneber g's darauf, dass der Spiritismus nicht selten geradezu die Bedeutung einer religiösen Secte erlangt. Auch die meisten von Henneberg beobachteten Kranken zeigten während ihrer abnormen psychischen Zustände häufig eine ausgesprochen religiöse Färbung. Interessant sind die statistischen Daten, welche Habermaas an einem verhältnissmässig grossen Material über die Prognose derEpilepsie gibt, denn es zeigt sich daraus, dass man den An- gehörigen eines Epileptikers nicht unter allen Umständen die Pro- gnose als absolut infaust darzustellen braucht. Es war in Stetten die Epilepsie heilbar in 10 ^/o, frei von intellectueller Schädigung

144

Gramer.

Epilepsie (Prognose).

Diagnostische Bedeutung der Träume

bei

circnlArem

Irresein.

Seelen- stOrungen

in der Pubertät.

Zwangs- vorstellungen.

blieben 17 °/o, die volle Erwerbsftlhigkeit blieb erhalten bei weiteren 30 ^fo, dO^/o waren theilweise arbeitsunfähig und 40 ^jo waren zu keiner Arbeit mehr föhig. Die Lebensdauer der Epileptiker betrug durchschnittlich 25 Jahre, unter den Todesursachen fand sich in 60 ^/o die Epilepsie als alleinige Ursache.

Dass gelegentlich auch den Träumen ein diagnostisches Moment zu- kommt, beweist eine Beobachtung von Vaschide und Pi^ron, welche feststellten, dass bei einer Dame, welche an circulärem Irresein litt, die einzelnen Phasen der Elrankheit durch ganz bestimmte Arten von Träumen sich einleiteten. Wenn man auch bei der Verwerthung so subjectiver Angaben, wie es die Erzählungen der Kranken über ihre Träume sind, sehr vorsichtig sein muss, so fordert doch diese Beobachtung dringend zur Nachprüfung bei geeigneten Fällen auf.

Die Pubertät ist eine ausserordentlich wichtige Etappe im menschlichen Leben und bringt für das einzelne Lidividuum, nament- lich wenn eine Belastung vorhanden ist, mancherlei Gefahren in der geistigen Entwickelung mit sich. Ziehen hat unter 3440 männ- lichen Geisteskranken 402 und unter 2400 weiblichen Geisteskranken 177 gefunden, bei denen die Geisteskrankheit in der Pubertät, d. h. zwischen vollendetem 14. und vollendetem 20. Lebensjahre auf- getreten ist. Etwas mehr als die Hälfte dieser Erkrankungen in der Pubertät zeigten eine schwere erbliche Belastung. Aus den Aus- flihrungen Ziehen's ist die interessante Thatsache zu entnehmen, dass es ein eigentliches, wohl charakterisirtes Pubertätsirresein nicht gibt. Man beobachtet maniakalische und melancholische Zu- stände, Affectschwankungen, paranoische Zustände, Fälle von acuter heilbarer Demenz; besonders häufig ist eine ideenfiüchtige Varietät der acuten haUucinatorischen Paranoia; Zwangsvorstellungen und einfach überwerthige Vorstellungen im Sinne Wer nicke's sind selten, ebenso die complicirteren Psychosen. Die originäre Paranoia be- ginnt in der Regel erst nach der Pubertät. Weiter kommt schliesslich in Betracht die als Hebephrenie beschriebene classische Form des Pubertätsirreseins, die sich ungefähr deckt mit dem, was Kräpelin unter Dementia praecox versteht. Ziehen unterscheidet hier noch vier Varietäten. Er hält die Prognose der Pubertätspsychosen für ungünsti- ger, als die der Seelenstörungen, welche nach der Pubertät auftreten.

Die Mittheilungen Jahrmärke r 's sind deswegen von Interesse, weil sie uns zeigen, wie ausserordentlich wichtig es ist, dass der Arzt geistige Eigenthümlichkeiten vom Charakter der Zwangsvor- stellungen, welche sich bereits in der Kindheit zeigen, zu be- urtheilen, zu beachten und zu bewerthen versteht, damit durch eine

Psychiatrie.

145

rechtzeitige Aussprache, ein rechtzeitiges, die Erziehung regehides, die Entwickeluug überwachendes Eingreifen des Arztes womöglich der Entwickelung einer Psychose vergebeugt werden kann. H&ufig spielt die Frage eine Bolle, wann ein Geisteskranker als genesen zu betrachten ist. Man hält sich da gewöhnlich an den Begriff der Krankheitseinsicht, ja man hat früher direct die Möglichkeit einer Entlassung aus der Anstalt von dem Vorhandensein der Krankheitseinsicht abhängig gemacht, obschon, wie auch Heil- bronner wieder betont, jeder Irrenarzt die Erfahrung häufig macht, dass Ejrankheitseinsicht simulirt wird, um eine baldige Entlassung zu erreichen, oder dass gelegentlich auch Krankheitseinsicht dis- simulirt wird, um noch länger in der Anstalt zu bleiben, z. B. in der ärmeren Bevölkerung, um den Winter hindurch gut aufgehoben zu sein. Da es nicht selten Kranke gibt, welche für die somatischen Störungen, welche ihre Geisteskrankheit begleiten, wohl ein Ver- ständniss haben und in dieser Beziehung empfinden, dass sie krank sind, und wieder andere Kranke, welche sehr wohl einsehen, dass sie während einer acuten Episode ihrer geistigen Erkrankung geistes- krank gewesen sind, ein Yerständniss dafür aber nicht haben, dass sie noch nicht genesen sind, z. B. dass das Wahnsystem einer Paranoia chronica noch fortbesteht, ist es wichtig, diese einzelnen Grade von Krankheitseinsicht, wenn ich so sagen darf, genauer zu bezeichnen. Heilbronner schlägt dafar die Ausdrücke Krankheitsbewusstsein, Krankheitsgeföhl und Krankheitseinsicht vor. Die Krankheitseinsicht ist dabei die vollkommenste Leistung und ihrer Natur nach immer retrospectiver Art. Auf die sehr bemerkenswerthen Ausführungen Heilbronne r's über die residuären Wahnideen sei noch besonders hingewiesen, namentlich auch unter dem Gesichtspunkte der Bedeu- tung, den diese Erscheinungen in der forensischen Praxis besitzen.

Die Ldtteratur bringt jedes Jahr eine grössere Zahl neuer Be- obachtungen auf dem Gebiete des perversen Sexualtriebs. Sie wird geradezu damit überschwenmit, ohne dass damit der Wissen- schaft etwas geleistet wird. Ich erwähne deshalb nur kurz, dass Garnier einen Fall von Fetischismus publicirt, der sich dadurch aus dem Gros von Publicationen über ähnliche FäUe heraushebt, dass er eine ausserordentlich genau aufgenommene, interessante Anamnese besitzt und genau in einer Anstalt beobachtet ist.

Derthatkräftigen Anregung AI t's entsprechend sind an zahlreichen Orten Einrichtungen zur familiären Verpflegung von Geistes- kranken getroffen worden. Es muss deshalb auch der Practiker

sich mit dieser freiesten Art der Verpfiegung Geisteskranker einiger- Jahrbnch der piaottochen Medioin. 190S. 10

Krankheits- einsicht.

Perverser Sexualtrieb.

Therapie : Familien- pflege.

146 Gramer.

maassen bekannt machen. In durcbaus rohifj^er, sachlicher und nicht übertriebener Weise behandelt Möcli diese Fragen in einem aus- führlichen Referat auf der Jahresversammlung des Vereins deutscher Irrenärzte. Die Leetüre seiner Mittheilungen sei ausdrücklich em-

HelanohoUe. P^^^U^i^* Bruce und Maine schlagen zur Behandlung der Melan- cholie, die sie als eine Stoffw^echselstörung auffassen, vor, auf der Höhe der Krankheit eine möglichst flüssige Diät zu geben. Die beiden von Dubois mitgetheilten Fälle sind ausserordentlich inter- essant, weil es sich um Kranke handelt, welche in typisch inter- mittirender Form den einen Tag ausserordentlich leistungsfähig und tüchtig, den anderen Tag niedergeschlagen, willenlos und arbeits- unfähig sind. Wenn eine Diagnose gestellt werden soll in diesen Fällen, so würde man von einer periodischen Melancholie sprechen können, und ich weise deshalb auch unter dieser Rubrik auf diese beiden Beobachtungen hin. Auf dem Gebiete der chemischen Behandlungen der Geisteskrankheiten hat das verflossene Jahr besonders bcmerkenswerthe neue Erscheinungen nicht gebracht.

forensisches Auch das Berichtsjahr hat eine grosse Zahl von Arbeiten auf

forensisch -psychiatrischem Gebiete gebracht, wie über- haupt das Interesse der Autoren an diesem Specialfache mit jedem Jahre zuzunehmen scheint. Das wichtigste Ereigniss ist das Er^ scheinen eines grossen Handbuchs unter der Bedaction von Ho che, das, von guten Mitarbeitern unterstützt, frei von Einseitigkeit den Hypnose unge&hren Stand der herrschenden heutigen Ansichten wiedergibt.

Btrafreoht. ^^^ ^^^ allgemeinerem Interesse ist der Fall Mainone, weil es sich darum handelt, ob eine weibliche Person in der durch Hypnose hervorgerufenen Willenlosigkeit zum aussereheUchen Beischlaf miss- braucht worden ist. Das Schwurgericht verneinte zwar diese Frage und bejahte nur die auf thätliche Beleidigung lautende Hauptfirage. Die Ausfuhrungen von Schrenck-Notzing machen es aber wahr- scheinlich, dass thatsächiich bei der von Hause aus weniger wider- standsfähigen Person eine Art von hypnotischer Beinflussung statt- gefunden hat. Die Ehescheidungsparagraphen des Bürgerlichen Ge-

Genesung setzbuches machen eine grosse Vorsicht in der Stellung der Prognose

nach zur omerlässlichen Pflicht. Es sei deshalb erwähnt, dass Freyberir

chronica ^üien Fall beschreibt, der eine ausgesprochene Paranoia chronica

mit Ausgang in Genesung nach langjähriger Krankheitsdauer betrifPt.

^uemianten- Der Querulantenwahnsinn macht in seiner Diagnose häufig

Wahnsinn, dem nicht psychiatrisch geschulten Arzte grosse Schwierigkeiten, weil die geistige Störung nicht ohne weiteres sinnfällig hervortritt und eine gewisse gewandte Dialektik in der mündlichen und schrift-

Psychiatrie. 147

liehen Ausdracksweise leicht über die vorhandene Urtheilsschwäche t&nscht und schliesslich viele Menschen nichts leichter glauben, als dass jemand rechtlich beeinträchtigt ist. Meyer's Publication aber indncirtes Irresein in der Form des Querulantenwalmsinns wird dem practischen Arzte nach jeder Richtung Klarheit bringen. Die zahlreichen Fälle sind ausreichend und vor allem übersichtlich beschrieben, es sind gerade die differentialdiagnostischen Punkte ein- geheud gewürdigt und gezeigt, worin sich der gesunde Beschwerde* fuhrer vom geisteskranken Querulanten unterscheidet. Vielleicht hätte Meyer noch etwas mehr auf die litteratur eingehen und auch darauf hinweisen können, dass bei dem Querulanten schliesslich häufig nicht mehr das erlittene unrecht, das wirklich vorhanden sein kann, die Quelle f&r die ewigen Beschwerden ist, sondern dass allmählich eine Personificirung eintritt, indem bestimmte Personen dafbr ver- antwortlich gemacht werden, dass der Querulant Person und Sache nicht mehr unterscheiden kann und direct wie ein echter Paranoiker Verfolgungsideen gegen bestimmte Persönlichkeiten bekommt, gegen die er mit dem Fanatismus, wie ihn nur ein Kranker besitzt, vor- geht — Immer intensiver beschäftigt sich die wissenschaftliche Psychiatrie mit den transitorischen Bewusstseinsstörungen, Transi- welche auf dem verschiedenartigsten krankhaften Boden sich ent- tönsc^»«

. BewoBstseiiis-

wickeln können. Eine gute Uebersicht über diese Verhältnisse bringt storangen. die Marburger Dissertation von Mörchen.

Litteratiir«

Aschaffenburg, üeber die klinischen Formen der Wochenbett- psychosen, AUg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LVIII, S. 337. 0. Binswanger u. H. Berger, Zur EQinik und pathologischen Anatomie der postinfectiösen und Intozicationspsychosen. Arch. f. Psych. Bd. XXXIV, S. 107. Bon- «

hoeffer, Die acuten Qeisteskrankheiten der Qewohnheitstrinker, eine klinische Studie. Monographie. Jena. Derselbe, Zur Pathogenese des Delirium tremens. Berliner klin. Wochenschr. S. 832. L. C. Bruce, Clinical and ezperimental observations upon general paralysis. The British medical Journal 1900, p. 1600. L. C. Bruce u. A. H. de Maine, The treatment of melancholia. The Lancet, Aug. 24., p. 516. Gardamatis, Les troubles psychiques dans le paludisme. Le Progrös m^dical, 28 sept., p. 198. J. Donath, Beiträge zur Lehre von der Amusie, nebst einem Falle von instrumentaler Amusie bei beginnender progressiver Paralyse. Wiener klin. Wochenschr. 8. 985. Dubois, üeber intermittirende psychopathische Zustände. Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte, 31. Jahrg., S. 265. Freyberg, Ein Fall von chronischer Paranoia mit Ausgang in Heilung. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LVIII, S. 29. Fürstner,

148 Gramer.

üeber hysterisohe GeiBtesstOningen. Deutsche Klinik am Eingang des 20. Jahrhunderts, herausg. y. Leyden u. Elemperer. Wien. P. Garnier, Debilit^ mentale; stigmates physiques de d^g^n^rescence ; bizarreries de Tenfance ; peryersions sexuelles multiples, avec pr^dominance de fötichisme des Stoffes; pr^tentions non justifi^es comme poöte, comme ing^nieor et comme grammarien; h^reditä morbide convergente. Qazette des höpitaux 74. ann^e, p. 374. Habermaas, Die Prognose der Epilepsie. Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LVIII, S. 243. K. Heilbronner, üeber den heutigen Stand der pathologischen Anatomie der sog. f unctionellen Psychosen. Referat, erstattet auf der Jahresversammlung des Vereins deutscher Irren- ärzte. Sonderabdruck aus den Ergebnissen der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie des Menschen und der Thiere von Lubarsch und Ostertag. Wiesbaden. Derselbe, üeber Erankheitseinsicht, Allg. Zeitschr. f. Psych. Bd. LYIII, S. 608. ~ Derselbe, üeber pathol(^che Bauschzustände. Münch. med. Woohenschr. S. 962 u. 1013. Henne- berg, üeber Spiritismus und C^istesstörung. Arch. f. Psych. Bd. XXXIV, S. 998. Ho che, Handbuch der gerichtlichen Psychiatrie. Berlin. G. W. Jacoby, Üeber die Beziehungen des Hausarztes zu seinen geistes- kranken Patienten. New Torker med. Monatsschr. Bd. XIII, S. 61. Jahrmärker, Ein Fall von Zwangsvorstellungen. Berliner klin. Wochen- schrift S. 1081. Jelly, Syphilis und Geisteskrankheiten. Ebenda S. 22.

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c) Krankheiten der Athmnngsorgane.

Von Prof. Dr. Hoehhaiig^ Oberarzt an den atädtisohen Krankenanstalten

in Köln.

Unter- snchangs- methoden :

BOntgen- strahlen.

Den physikalischen üntersttchiingametihoden ist in dem letzten Jahr wieder ein regeres Interesse und eine aosgiebigere Bearbeitung zu Theil geworden. Die Röntgenstrahlen spielen einstweilen noch immer die Hauptrolle, und in zahlreichen casuistischen Arbeiten wird ihr Nutzen zur Diagnose von Pleuraergüssen, von Pneumo- thorax, von Cavemen omd umschriebenen Infiltrationen innerhalb der Lungen, sowie zur Feststellung von Fremdkörpern in den Bronchien dargethan. Eine empfehlenswerthe Zusammenstellung der bisher er- reichten Resultate gibt eine Arbeit von Kraft: Die Röntgenunter- suchung der Brustorgane. Was der Methode bis jetzt Nachtheiliges anhaftet, ist ihre Complicirtheit, und diese wird auch verhindern, dass sie bis auf weiteres Gemeingut des practischen Arztes wird ; die Ausübung wird nur von specialistisch gebildeten Aerzten oder grösseren Anstalten mit entsprechenden Laboratorien mit Erfolg be- trieben werden können. Neben den X-Strahlen erfreuen sich jetzt auch die älteren Methoden wieder einer grösseren Beachtung. Eb- stein bespricht in einem längeren Artikel die Theorie des Ste- Stethoskop thoskops und weist nach, dass die von Joh. Müller vertretene Ansicht, wonach die Hauptleitung durch das Holz erfolgt und die geringere Leitung durch den Hohlraum des Stethoskops, die richtige sei; letzterer wirkt dann noch schallverstärkend durch Resonanz, daher die hohlen Rohre auch die besseren sind. Was die Form der Ohrplatte anbelangt, so kommt Ebstein zu dem Schluss, dass je nach dem Bau des Tragus bald die hohle, bald die flache Form zu bevorzugen sei. Viel Interesse erregt eine allerdings nicht mehr ganz neue, aber, wie es scheint, in den letzten Jahren wenig geübte TJntersuchungsmethode, die von Runeberg als percussorische Transsonanz bezeichnet wird, eine Verbindung von Percussion und

150 HochhaoB.

PeroaB- Aoscultation. Runeberg übt sie in der Weise aus, dass er über

sorische einem Organ, dessen Grenzen zu bestimmen sind, auscultirt, während Transsonanz. o » ? ?

. er neben dem Hörrohr entweder mit dem Finger über die Hant

streicht oder leise peicutirt. Man hört dann einen eigenthümlichen

Ton, der aufhört resp. sich ändert, sobald bei ceotrifugalem Weiter-

percutiren die Grenze des Organs erreicht ist. Bei einiger Uebung

ist die Gh:enzbestimmung eine sehr genaue und kann nicht bloss auf

LuDge, Magen, Darm, sondern auch auf die soliden Organe, wie

Leber omd Milz mit voller Sicherheit angewendet werden. Die

Idee dieser TranssoDanz stammt schon von Laennec; ausführlicher

beschrieben und angewendet hat sie zuerst Henschen 1887, dann

Benderski 1894, j etzt Buneberg und, gleichzeitig mit ihm, unter

Angabe geringer, aber unwesentlicher Modificationen , Buch und

Reichmann. Nach übereinstimmendem ürtheil aller Autoren leistet

sie häufig mehr, wie die gewöhnliche Percussion, besonders sollen

die einzelnen Theile des Darmtractus, wie Magen, Dickdarm und

Dünndarm genauer von einander unterschieden werden können.

Eine weitere Bereicherung unserer Untersuchungsmethoden ver-

intercostoie danken wir E. Weiss. Derselbe beobachtete, dass beim Phoniren,

Phonations- i)eBonders beim Aussprechen gewisser Buchstaben, S, K, der dadurch erscneinimgen. . . ° .

erhöhte intrathoracische Druck unter günstigen Umständen eine

leicht sieht- und fühlbare Hervorwölbung der Intercostalräume be- wirkt, besonders derjenigen über den Lungenrändem. Durch ge- naue Beobachtung dieser Hervorwölbung ist es ermöglicht, die Ge- biete, wo sich Lunge befindet, besonders aber die Lungengrenze, mit dem Auge genau schon anzugeben, in ähnlicher Weise, wie das die Beobachtung des Litt en'schen Zwerchfellphänomens leistet. In manchen Fällen kann die Erscheinung bei der Diagnose von Pleura- ergüssen wesentliche Dienste leisten, wie das E. Weiss und C. V. K^tly nachweisen. Die Phonationserscheinungen sind nämlich auch durch nicht allzu starke pleuritische Ergüsse hindurch sicht- bar, und so ist es beispielsweise ermöglicht, die Grenze eines rechts- seitigen pleuritischen Exsudats gegen die Leber hin ezact zu be- stinmien; dort, wo Erguss ist, wölbt sich der Intercostalraum vor, über der Leber natürlich nicht; auch ein umschriebenes Exsudat, das umgeben ist von infiltrirter Lunge, kann auf diesem Wege zu- weilen festgestellt werden. Schliesslich erwähnen wir noch kurz Cyrtometrie. ein einfaches Verfahren der Cyrtometrie von May, das in An- legung einer GKpsbinde um die zu messende Thoraxpartie besteht; ist der Gips erstarrt, dann kann die Binde vorne angeschnitten, abgenommen und aufbewahrt werden.

I^ranklieiten der Athmnngsoigane.

151

Zur speciellen Diagnoetik und auch Therapie der Erkrankongen der oberen Luftwege wird die von Killian eingeführte Broncho- skopie, die wir im vorigen Jahrgang dieses Jahrbuches genauer be- schrieben, in immer weiterem umfange geübt, und zwar mit vollem Erfolg. Die anfangs beftkrchteten technischen Schwierigkeiten scheinen sich bei einiger üebung doch erheblich zu mindern, und jetzt finden sich schon eine grössere Anzahl von Mittheilungen in der Litteratur, wo es mittels dieser Methode gelang, die Erkran- kungen der Lufiaröhre und der gröberen Bronchien mit einer Sicher- heit zu erkennen, die früher nicht möglich war; das gilt besonders für Tumoren der Bronchialwand und Fremdkörper. Auch die Ein- fährung von Instrumenten zur Excision von Wucherungen omd Ent- fernung von Fremdkörpern lässt sich auf diesem Wege mit Erfolg bewerkstelligen, wie das die Gasuistik zeigt. Wir weisen auf zwei Mittheilungen besonders hin, die eine rührt von J. A. Killian her, dem es gelang, durch die Bronchoscopia superior bei einem 8jährigen Kinde in dem linken Hauptbronchus einen Fremdkörper (Fischgräte) zu erkennen und dann auch mittels eines eigens dazu construirten Häkchens auf natürlichem Wege zu extrahiren. Die zweite stammt von H. V. Schrötter in Wien; in diesem Falle handelte es sich um eine tiefsitzende Lufbrohrenverengerung durch einen Tumor. Mittels der neuen Methode stellte er zuerst den Sitz und den Um- fang der Neubildomg genau fest; dann excidirte er durch die Tube hindurch ein Stückchen, das sich bei der mikroskopischen Unter- auchimg von tuberculöser Natur erwies; es war also einer der seltenen Fälle von primärer Trachealtuberculose. Bei weiterem Fortschreiten des Tumors excidirte er einen grösseren Theil desselben, und später dilatirte er die noch vorhandene Stenose durch eigens von ihm construirte Tuben, und alle diese Manipulationen geschahen unter GontroUe des Auges durch die Killian'schen Tuben. Beide Fälle beweisen eclatant den grossen Fortschritt f&r Erkennung und Therapie der Bronchialerkrankungen. Die ätiologische Forschung hat uns wieder um einen Erreger der Bronchitis und auch der Pneumonie bereichert, den Micrococcus catarrhalis Pfeiffer. Frosch und KoUe haben denselben nach mündlichen Mittheilungen von Pf e if f er zuerst im Jahre 1896 beschrieben ; derselbe erscheint meist als Diplococcus, ganz ähnlich dem Micrococcus gonorrhoicus Neisser, mit dem er sehr viele Eigenschaften und Merkmale gemeinsam hat, und wurde von den ebengenannten Autoren bei Fällen von fieberhafter Bron- chitis mit eitrigem Sputum und bei Bronchopneumonieen gefunden. In einer grösseren Arbeit wird dieser Coccus von Ghon und Pfeiffer

Broncho- skopie.

Miorococcna catarrhalis.

152

Hochhaus.

obliterans.

Miorooocctts geoau beschrieben und von den ihm am nächsten verwandten oatarrhalis. B^cterien, dem Micrococcus Neisser und Micrococcus meningitidis cerebrospinalis, genau differencirt; H. Seder bringt dann eine Anzahl klinischer Beobachtungen von Bronchitis und Pneumonie, sowohl lobärer wie lobulärer, bei denen dieser Micrococcus so zahlreich im Sputum vor- handen war, dass man wohl mit einem gewissen Recht eine ursäch- liche Beziehung zu den bestehenden Erkrankungen annehmen konnte. Eine eigenthümliche und wie es scheint bis jetzt noch nicht gekannte Erkrankung der kleinen Bronchien und Bronchiolen be- schreibt Lange. In 2 Fällen fand er bei der mikroskopischen Unter- suchung eine sehr intensive Entzündung der kleineren und kleinsten Bronchien mit Absetzung eines fibrinösen Exsudats, das sich nachher organisirte und so zu einer Verengerung, ja zu einer vollständigen Bronchiolitis Obliteration sehr vieler Luftröhrenästchen fährte (Bronchiolitis obliterans); auch in den gröberen Bronchien war vielfach eine sehr intensive Entzündung, und desgleichen fand sich auch in einzelnen Aveolenläppchen ein fibrinöses Exsudat, während sonst die Lungen frei, meist nur etwas emphysematös aufgebläht waren. Klinisch präsentirte sich die Erkrankung in den beiden Fällen als eine all- mählich mit Husten beginnende Erkrankung des Bespirationstractas, die die physikalischen Zeichen einer Bronchitis darbot, meist sehr schnell unter Fieber, starker Dyspnoe und grosser Prostration verlief und nach kurzer Zeit mit dem Tode endigte. Der Verlauf ist ein ganz ähnlicher wie bei den indurirenden Pneumonieen, nur dass sich eben der ganze Process fast ausschliesslich in den Bronchien ab- spielt; irgend eine Ursache konnte nicht aufgefunden werden, ins- besondere auch keine Mikroorganismen, die als die Erreger hätten angesprochen werden können. Eine entfernte Verwandtschaft hat diese Erkrankung mit der Bronchitis fibrinosa, insofern bei beiden reichlich Fibrin in die Bronchien abgesetzt wird, nur dass bei der ersteren die Fibrinabgüsse expectorirt werden und es so zu einer Organisation nicht kommen kann. Einen interessanten Fall der Bronchitis fibrinosa beschreibt The nen; derselbe war dadurch aus- gezeichnet, dass die expectorirten Gerinnsel sämmtlich von geronnenem Blute umhüllt waren. Geringe oder massige Blutbeimengungen sind ]a keine Seltenheit, aber eine derartige vollkommene Umhüllung mit geronnenem Blut ist doch eine grosse Seltenheit. Im An- schluss an einige genau beschriebene Beobachtungen verbreitet sich Neisser eingehend über das Exankheitsbild der ein- seitigen Lungenatrophie nach angeborener Bronchiektasie. Die betreffenden Kranken husteten aUe seit der ersten Kindheit, von

Bronchitis fibrinosa.

Krankheiten der Athmnngsorgaae.

153

Zeit zu Zeit ezacerbirte der Hasten und dann wurde meist massenhaftes Bchleimig- eitriges Sputum ausgeworfen. Die physikalische Unter- suchung ergab eine sehr starke Retraction und Verdichtung einer Lunge mit hochgradiger Verschiebung des Herzens, des Mediastinums durch secundäre Hypertrophie der gesunden Lange, und Höherstand der entsprechenden Zwerchfellhälfte, Verhältnisse , die sich im Rönt- genbilde besonders deutlich zeigten. Eigenthtimlich ist, dass trotz der hochgradigen Verkleinerung der Lunge in einzelnen Fällen fast gar keine Thorazdifformität vorhanden war, eine Thatsache, die nicht ganz aufgeklärt wurde. Zwei der beschriebenen Fälle betrafen Vater und Sohn, so dass nach Neisser vielleicht auch die Erblich- keit mitspielt. Zuerst wurde die Erkrankung von Grawitz be- schrieben, später, wie es scheint, nur noch von Wollmann und dann jetzt von Neisser (4 Fälle), so dass dieselbe bis heute als recht selten gelten muss. Die Therapie der Bronchial- erkrankungen hat ausser den durch die Bronchoskopie erreichten in diesem Jahr wenig Fortschritte zu verzeichnen. Verschiedentlich wird auf die Nützlichkeit der von Quincke und Aron empfohlenen Lagerung bei Erkrankungen mit starker Secretion aufmerk- sam gemacht. Dann empfiehlt Heermann bei der Bronchitis der kleinen Kinder die künstliche Athmung zu machen, was gewiss in manchen FäUen von Nutzen sein kann. Ueber die operative Be- handlung der Bronchiektasieen wird später berichtet.

Dass Erkrankung der Bronchialdrüsen gar nicht so selten der Ausgangspunkt für eine allgemeine Septikämie werden kann, zeigt Schlagenthaufer an 3 instructiven Fällen, bei denen es sich klinisch um sog. kiyptogenetische Septikopyämie handelte mit vorzugsweiser Localisation der Eiterheerde im Gehirn. Die primäre Erkrankung der Drüsen war allemal tuberculöser Natur, und die folgende Vereiterung derselben wurde herbeigeführt durch secundäre Infection von Nachbarorganen, mit denen dieselben ver- wachsen waren, und zwar war dies 2mal mit dem Oesophagus und Imal mit einem grossen Bronchus der Fall.

Mittheilungen über Influenza sind in diesem Jahre recht spärlich, offenbar deshalb, weil die Erkrankungen erheblich seltener geworden und, wenigstens nach meiner Erfahrung, auch viel weniger intensiv auftraten. Wir erwähnen einen Vortrag von Federn, in dem er behauptet, dass für die Influenza ein niedriger Blutdruck charakteristisch sei, beruhend auf einer erheblichen Schädigung des Herzens und dadurch natürlich auch der ganzen Circulation. Auf letztere, den gestörten Kreislauf in den einzelnen Organen, fährt

Angeborene Bronchi- ektasie.

Therapie

der Bronohi-

ektasen.

Septikämie

nach Vereiterang

der

Bronchial-

drtlsen.

Influenza.

154

Hoohhaiu.

inflaensa. er vorzugsweise aucli die einzelnen Localsymptome znrack. Ob diese Meinung richtig resp. ob der Blutdruck stets diese Erniedrigung zeigt, darüber werden wohl noch weitere Untersuchungen entscheiden müssen. Als typische, diagnostisch wichtige Zeichen beschreibt Franke die Influenza- Angina, -Zunge und -Milz. Die Angina ist ausgezeichnet durch eine mehrere Millimeter breite, streifige Röthe, die sich am vorderen G^umenbogen von der Uvula bis zur Zunge hinzieht. Dieselbe hat die Eigenthümlichkeit , dass sie nicht bloss während des acuten Anfalls, sondern auch noch wochen-, ja monate- lang später vorhanden ist und so auch als sicheres Eriterium einer überstandenen Influenza gelten kann. Nicht ganz so ausgesprochen ist die Influenzazunge, die wie die Scharlachzunge durch eine Schwel- lung der Papillen in der vorderen Hälfte ausgezeichnet ist und das Eigenthümliche hat, dass sie sich erst eine Zeit lang nach Beginn des Anfalls einstellt. In vielen Fällen ist dann nach Franke auch die MHz geschwoUen, was aber fast stets nur percutorisch nach- weisbar ist. Was das erste und vom Verf. am meisten geschätzte Symptom, die Angina angeht, so haben wir in der letzten Zeit häufiger bei Influenza darauf geachtet und dasselbe auch nach- gewiesen, bei Untersuchung vieler anderer Kranker und auch GS-e- sunder indess gefunden, dass diese streifenförmige Röthe doch keines- wegs charakteristisch ist, sondern sich eben bei vielen anderen Exanken und auch bei Gesunden findet; die ihr vom Verf. zuge- wiesene Bedeutung scheint uns das Symptom also nicht zu haben. Auch eine der Scharlachzunge ähnliche Veränderung findet sich nach omserer Erfahrung bei manchen anderen fieberhaften Erkran- kungen vor.

Tnbercaiose. Lungeiikrankheiten. Auch in diesem Jahre sind die Veröffent-

lichungen über Tuberculose wieder recht zahlreich ; die wichtigsten knüpfen sich an die hochbedeutsame Bede von Koch auf dem Londoner Tuberculosecongress: Die Bekämpfung der Tuberculose unter Berück- sichtigung der Erfahrungen, welche bei der erfolgreichen Bekämpfung anderer Infectionskrankheiten gemacht worden sind. Wir stellen ihre Erörterung deshalb an die Spitze, weil in derselben eine ganze Anzahl der fundamentalsten Fragen über die Tuberculose beleuchtet werden. Nachdem Koch einleitend darauf hingewiesen, dass jede Infectionskrankheit sozusagen individuell behandelt werden müsse, nach der Natur des Infectionserregers, nach der Art und Weise der Infection und der Weiterverbreitung, bespricht er zuerst die Infec- tionswege des Tuberkelbacülus. In erster Linie steht bei weitem

modus der TnbercaloBe.

Krankheiten der Athmnngsorgane. 155

die Ansteckimg durch die im Sputum enthaltenen Bacillen, sei es, infections dass das Sputum in flüssiger Form durch den Hustenstoss in die Umgebung verbreitet und direct inhalirt wird, oder dass dasselbe auf dem Boden eintrocknet, verstaubt und dann erst später in Staub- form der Athemluft sich beimengt. Die an zweiter SteUe genannte Ansteckungsgefahr durch Erblichkeit ist zwar als möglich erwiesen, aber nach Koch sehr gering imd kaum anzuschlagen. An dritter Stelle erörtert er die Möglichkeit einer üebertragung durch die Milch resp. von dieser hergestellte Producte perlsüchtiger Kühe. Bisher hatte man allgemein angenommen, dass der Genuss roher Milch von erkrankten Kühen eine grosse Gefahr und eine der häufigsten Ge- legenheiten zur Erwerbung der Tuberculose sei ; besonders war diese Ajisicht auch auf dem Tuberculosecongress zu Paris sehr lebhaft vertreten worden. Dieser Ansicht tritt Koch auf Grund von neuen Thierversuchen, die er mit Prof. Dr. S c h ü t z in Berlin unternommen, energisch entgegen. In diesen Versuchen, bei denen er 19 Bindern theils subcutan, theils intravenös und zum TheU per os reichliche Mengen von Tuberkelbacillen aus menschlichem Sputum beigebracht, ist es ihm nämlich in keinem einzigen FaUe gelungen, Tuberculose hervorzurufen. Daher glaubt er, dass die Bacillen, welche von menschlicher Tuberculose herrühren, nicht im Stande seien, beim Binde Tuberculose hervorzurufen; und umgekehrt schliesst er dann auch, dass in der Begel die Bindertuberculose ftkr den Menschen nicht infectiös sei und der Genuss der Milch von perlsüchtigen Kühen daher nicht als gesundheitsschädlich anzusehen sei. Der zweite Theil seiner Behauptung ist natürlich einer experimentellen Untersuchung nicht zu- gängig, und diesen stützt er deshalb auch in der E[auptsache durch die Seltenheit des Vorkommens von primärer Darmtuberculose, wie sie durch die Sectionsstatistik der Charit^, des Kaiser-Friedrich- Krankenhauses in Berlin, die Erfahrungen von Biedert u. a. be- stätigt wird. Würde sich die Wahrheit dieser These von Koch erweisen, so wäre damit eine Gefahr, die man allgemein bisher als sehr gross geschätzt und derentwegen man die umfassendsten und kostspieligsten sanitären Maassregeln staatlicherseits getroffen hat, erheblich verringert, und es ist wohl begreiflich, wenn diese Mit- theilung von Koch allenthalben, nicht nur in der Aerzte-, sondern auch in der Laienwelt das grösste Aufsehen und in Fachkreisen auch eine lebhafte Discussion hervorrief. Auf dem Gongresse selber war die Opposition gegen die letzte Behauptung Koch's eine sehr lebhafte; Lister, Nocard, Sims und Mac Fadyean äusserten in verschiedenster Richtung Zweifel an den Consequenzen, die Koch

156

Hochhaus.

iBfeotions-

modus der

Tnberonlose.

Disposition.

aus seinen Experimenten gezogen hatte; insbesondere betonte letzterer, dass die. Darmtubercnlose in England eine ganz erhebliche höhere Frequenz, bis 26*^/0 aufweise. Schliesslich kam man überein , dass durch mannigfach varürte Versuche von verschiedenster Seite diese wichtige Frage noch näher entschieden werden müsse. In Deutsch- land stellte sich Baumgarten in Bezug auf die Anschauung von der geringen Ge&hrlichkeit der Bindertuberculose für den Menschen vollkommen auf die Seite Koch's; schon früher hatte er selber ähnliche Experimente, nur in geringerer Zahl, unternommen, mit dem gleichen Resultat; er berichtet dann über Versuche, die ein Arzt an Menschen mit Injection von Tuberkelbacillen aus Perlknoten ge- macht und die auch durchaus resultatlos verliefen. Trotzdem hält Baumgarten daran fest, dass der Bacillus der menschlichen und Bindertuberculose nicht artverschieden sind, sondern nur durch Züch- tung auf verschiedenem Nährboden auch andere pathogene Eigen- schafben erlangt haben. Vom Standpuukt des Klinikers treten Prof. Biedert und E. Biedert sowohl nach eigenen wie £remden Sec- tionsstatistiken, wie auch nach practischen Erfahrungen in Gegenden, wo der Milchgenuss sehr allgemein ist, dafür ein, dass durch reich- lichen Genuss roher Milch ein stärkeres Hervortreten der Dann- tuberculose sich nicht erweisen lasse. Ganz anderer Ansicht ist Hüppe; er glaubt sicher, dass der Tuberkelbacillus auch am Binde hafte, wie das Bo Hing er schon erwiesen; femer hält er die Fälle von primärer Darmtubercnlose doch för erheblich grösser, als Koch angegeben, und dann macht er noch darauf aufmerksam, dass eine Infection durch Nahrungsmittel sehr wohl zuerst im Munde, an den Zähnen, besonders an den Mandeln haften und von dort den Orga- nismus weiter inficiren könne, ohne gerade den Darm zu treffen. Auf ganz dieselben Zutrittspforten macht auch Grawitz in einer sehr bemerkenswerthen Mittheilung aufinerksam; gerade die häufige Erkrankung der Mandeln an Tuberculose scheint ihm sehr für diese Möglichkeit zu sprechen. Mit Nachdruck zieht er dann noch ein Moment in die Discussion, das, von Koch nicht beachtet, doch sicher eine erhebliche Bolle bei der ganzen jetzt so brennenden Frage spielt, nämlich das der Disposition. Schon Hu eppe hatte hervorgehoben, dass die Nichtinfection der von Koch injicirton Binder vielleicht nur dadurch bedingt sei, dass diese Binderrasse gerade nicht für den von Koch angewandten Bacillus disponirt sei; und die geringe Morbidität des Darmes für Tuberculose lässt sich auch vielleicht zu einem Theil gerade diesem Umstände zuzuschreiben. Für den Menschen unterliegt es keinem Zweifel, dass bei ihm die

Ejrankheiten der Athmungsorgane. 157

Disposition eine grosse B.olle spielt; sicher erkrankt nur ein kleiner Procentsatz derjenigen, die Taberkelbacillen einathmen oder ver- schlucken, an Tuberculose, eben weil ihnen die Disposition fehlt, und mit Recht stellt Martins daher diesen Factor, den die meisten Bacteriologen vollkommen ignoriren, mit in die erste Eeihe. Diese Dis- position kann entweder erworben oder angeboren sein, und das letztere ist sie, wie das bisher die meisten Aerzte geglaubt und Martins auch besonders betont, sicher recht häufig. Wohl zu unterscheiden ist diese vererbte Disposition von einer Infection bei der Zeugung oder auch in utero von der Mutter her, wie das ja auch schon nach- gewiesen und zuletzt von Friedmann auch experimentell erwiesen ist. Als hochbedeutsamen Factor neben den drei von Koch er- wähnten Infectionswegen würden wir Aerzte, wie es allerdings bis jetzt trotz aller Bacteriologie stets geschehen ist, die angeborene oder erworbene Disposition in Betracht zu ziehen haben. Als örtliche Prädisposition für die Entwickelung der Tuber- culose in den Lungenspitzen bringt A. W. Freund seine schon vor Oertliche 40 Jahren publicirten Untersuchungen über Thoraxanomalieen in Er- tion^* innerung, die er jetzt durch weitere Befunde bestHtigt hat. Danach wird die Ausdehnung der oberen Lungenabschnitte häufig gehindert durch eine mangelhafte Entwickelung der Bippenknorpel, besonders an der ersten Bippe; bei vielen Tuberculosen hat er eine abnorme Kürze derselben durch Messung feststellen können, ein Umstand, der sich äusserlich schon als paralytische Thoraxform präsentirt. Zuweilen kommt es nun zu chronischer Entzündung des Knorpels, zuFractur desselben und Pseudarthrose; dadurch wird der Thorax- ring beweglicher und nicht selten durch die bessere Ausdehnungs- möglichkeit der Lungenspitze jetzt eine Heilung der Tuberculose herbeigeführt. Nach diesen Befunden hält es Freund sogar fär möglich, durch operative Trennung des starren Thoraxringes die Heilung der Phthise zu begünstigen. Auch Schmorl sieht in einem abnormen Wachsthum der ersten Bippe häufiger ein begünstigendes Moment für die Ansiedlung der Tuberkelbacillen in den Lungenspitzen. Er fand nämlich, dass bei Tuberculosen die erste Bippe zuweilen auf- fallend stark in die Thoraxkuppel vorspringt, dadurch auf einen Theil der Lungenspitze, der gerade im Bereich derjenigen Bronchial- aste liegt, innerhalb deren nach Birch-Hirschfeld sich die Tuber- culose mit Vorliebe zuerst localisirt, einen abnormen Druck ausübt, was häufig an einer von hinten oben nach vorne unten verlaufenden Furche zu erkennen ist. Dass dieser Druck die Emährungsverhält- nisse in den oberen LungentheUen schädigt und daher die Ein-

158 Hochhaus.

nistung von Krankheitskeimen begünstigt, erscheint daher recht

Diagnostik wohl mögUch. Arbeiten auf dem Gebiete der Diagnostik

der ^QY Lungentuberculose sind in diesem Jahre nur tv'enig

erschienen; das letzte Berichtsjahr hatte diesen Gegenstand so

ziemlich erschöpft ; das Wissenswerthe findet sich zusammengestellt

in einer Arbeit von Ott, aus der wir nur hervorheben woUen,

Tabercalin. d&ss ftuch von diesem Autor das Tuberculin zu diagnostischen

Zwecken lebhaft empfohlen wird. Einer etwas grösseren Beachtung

Arloing- erfreut sich die Arloing-Courmont'sche Serumreaction,

Gonrmont'Bolie y^j^ ^^P ^j^ schon im vorigen Jahrgange ausführlich berichtet

diagnose. baben. Lydia Rabinowitsch und Beck, die ihr für die Diagnose der menschlichen Tuberculose jeglichen Werth ab- streiten, haben dieselbe auch jetzt bei der Rindertuberculose nachgeprüft und auch hier gefunden, dass ihre Zuverlässigkeit eine ganz minimale ist. Auch Koch selber hat sich eingehend mit dieser Reaction beschäftigt und gleichfalls gefunden, dass ihr als diagnostischem Hülfsmittel zur frühzeitigen Diagnose absolut kein Werth beizumessen ist, eine Thatsache, die nach Koch auch gar nicht zu verwundem ist, da die Tuberculose zu denjenigen Krank- heiten gehört, die im Blute während ihres Verlaufs keine Schutz- stoffe produciren, und diese es doch in erster Linie sind, die die Agglutinationsphänomene liefern. Etwas günstiger über den Werth der Reaction spricht sich Romberg aus, der an vielen Gesunden und Lomgenkranken die Roaction angestellt und als Testobject eine von V. Behring hergestellte, sich gut haltende BouiUonemulsion be- nutzte. Er fand einen positiven Ausschlag bei über 80 ®/o seiner Tuber- culosen; die Reaction versagte nur in den Anfangsstadien, wo wahr- scheinlich eine Ausheilung schon erfolgt war, und in den allerschwersten FäUen. Daneben fand sich eine positive Reaction auch bei vielen anscheinend Gesunden und Romberg wirft nun die Frage auf, be- sonders mit Rücksicht auf die Befunde von Nägeli, wonach fast 97 ®/o aller Erwachsenen Spuren von Tuberculose zeigen, ob hier der positive Ausfall vielleicht doch noch das Vorhandensein eines activen Heerdes im Körper anzeige. Jedoch kommt auch er zu dem Schlüsse, dass das Mittel als sicheres Zeichen von Tuberculose nicht erachtet werden könne. Ganz absprechend äussert sich auch Möller über

Temperatur- ^^^ Werth desselben. Ott hat die bekannten Penzoldt'schen Bteigemng Versuche wiederholt, wonach bei Phthisikem schon im Anfeuigs-

strattgungen 8**^^"^ ^^^^ stärkeren Anstrengungen häufig Fieber aufbitt, und dieselbe vollkommen bestätigt, so dass diese Temperatursteige- rung wohl mit zu diagnostischen Zwecken verwerthet werden darf.

Krankheiten der Athmnngsorgane. 159

Ausführliche Untersuchungen über Blutdruck und Puls bei Blutdruck. Tuberculosen hat Burkhard t angestellt. Die Resultate sind kurz folgende: im ersten Stadium der Tuberculose zeigen beide nichts Charakteristisches; im zweiten steigt die Pulszahl etwas, und der Blutdruck Mit; im dritten Stadium ist dieses gegensätzliche Ver- hältniss noch ausgesprochener; die Ursache daf^ ist leicht erklär- lich: das hohe Fieber, die Schwäche des Herzens, die allgemeine Inanition haben die hohe Pulsziffer und den niedrigen Blutdruck unausbleiblich im Gefolge. Es geht jedenfalls so viel aus den Unter- suchungen hervor, dass die Behauptung der Franzosen , wonach eine hohe Pulszahl schon ganz im Anfangsstadium der Phthise die Begel und daher diagnostisch werthvoll ist, nicht zu Rechte besteht. Den Kalk- und Magnesiastoffwechsel bei Tuberculosen hat Ott Ausscheidung untersucht, angeregt durch eine frühere Arbeit Senate r's, dass beide ^

Salze in dieser Krankheit in stärkerem Maasse ausgeschieden würden, Magnesia- was auf eine stärkere Einschmelzung der Knochen zurückzufahren ^^'®- sei. Ott konnte dies Resultat bei seinen Kranken indess nicht bestätigen, so lange bei denselben die Nahrungszufuhr eine genügende war. Die Thatsache, dass Schwangerschaft und Entbindung Schwanger- meist auf den phthisischen Process einen sehr ungünstigen Einfluss ><^^ ^®^ ausüben, ist bekannt, und deshalb ist practisch die Frage sehr wichtig, welche Rathschläge man schwangeren Tuberculosen zu geben hat, um sie vor diesen Schädigungen zu bewahren. An der Hand eigener Erfahrungen beantwortet Kaminer die Frage dahin: Wenn bei einer Schwangeren, deren Lungentuberculose noch nicht so weit vor- geschritten ist, dass man nicht noch Heilung oder wenigstens länger dauernde Besserung erwarten dürfte, sich Zeichen aufßlUiger Ver- schlechterung des Lungenbefnndes zeigen, so ist man berechtigt, den Abort anzurathen und eventuell einzuleiten. Rationeller natürlich ist es, wenn möglich die Frauen vor der Conception auf die ihnen durch eine Gravidität drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Stadelmann hat das Blut der Tuberculosen auf Mikroorga- Mikro- nismen untersucht und im Gegensatz zu vielen anderen darin nur ®^«*^«™®"

ini Blut.

sehr selten Eitererreger nachweisen können, was der jetzt vielfach verbreiteten Meinung, dass die schwereren Stadien der Phthise stets durch Eiterinfection complicirt seien, doch sehr im Wege steht. Poncet macht in verschiedenen Arbeiten darauf auf- Rheumatis- merksam, dass infolge der Tuberculose nicht so selten Gelenk- erscheinungen auftreten, die denen des acuten Gelenkrheumatismus täuschend ähnlich sind und nur nach längerer Beobachtung von diesen sicher unterschieden werden können«

mu8 bei Tuberculose.

160 Hochhaus.

Behandinng Neue Mittel und Wege auf dem Gebiete der Therapie hat

^^^ uns das verflossene Jahr nicht gebracht, sondern man ist durchweg auf den alten Bahnen, zum Theil mit vielem Erfolge, weiter gewandelt. Physikalisch- In erster Linie steht noch immer die physikalisch-diätetische B^h^^'du^^* Behandlung, wie sie von Brehmer und Dettweiler begründet worden und jetzt wohl aUenthalben in Heilanstalten und Curorten angewendet wird. Die lebhafte Bekämpfung der Tuberculose hat zur Begründung einer grossen Anzahl von Heilstätten gefuhrt, die auch dem Armen die Wohlthat dieser Behandlung zu Theil werden lassen ; gerade in Deutschland ist diese Bewegung am energischsten gefordert worden, und bald wird es wohl kaum mehr eine Provinz geben, in dar nicht mehrere derartige Anstalten zu finden wären, üeber die Erfolge in diesen Heilstätten definitiv zu berichten, ist bei der Kürze des Bestehens kaum möglich; was sich jetzt darüber sagen lässt, hat Engelmann in einem Artikel über „Die Erfolge der Freiluftbehandlung bei Lungenschwindsucht'^ zusammengefasst. Von 31 Anstalten hat er die Erfolge zusammengestellt, und dabei ergaben sich allerdings Heil- resp. Besserungsresultate von einer solchen Höhe, dass man nicht umhin kann, doch gelinde Zweifel daran zu hegen und sich zu fragen, ob bei der Beurtheüung nicht ein gewisser Optimismus mitgespielt hat. So wurden von 100 Kranken geheilt resp. gebessert im ersten Stadium 95,2, im zweiten 89,9 und im dritten 71,5 ^/o. Aber selbst wenn die Resultate nicht so grossartige sind, sie lassen jedenfalls diejenigen der medica- mentösen Behandlung weit hinter sich, und deshalb wird einstweilen der Schwerpunkt noch immer mehr in die Behandlung in den Heil- stätten gelegt werden müssen. Die nothwendige Voraussetzung ist indess, dass diesen Anstalten auch nur die heilungs- resp. bessemngsföhigen Kranken und nicht, wie es jetzt noch viel- fach geschieht, die desolatesten Fälle zugeführt werden. Von den Medicamenten zur Bekämpfung der Tuberculose ist jetzt Hetoi. das Hetol das heissumstrittenste, welches von Landerer und seinen Schülern immerfort als ein sicher wirkendes Heilmittel an- gepriesen wird. Eine genaue Zusammenstellung der Litteratur von 1888 1901 gibt Cantrowitz, der selber ein sehr warmer Verfechter dieser Methode ist. Aus der Uebersicht geht allerdings hervor, dass die Zahl der Gegner noch eine sehr grosse ist, und die Arbeiten von Staub, Firl, Gidionsen, Fränkel aus diesen Jahren zeigen meines Erachtens evident, dass die Heilkraft des Hetols bis jetzt noch nicht erwiesen ist; so viel es scheint, schadet es allerdings auch nichts, und ist deshalb ein Versuch mit dem Mittel wohl erlaubt.

Krankheiten der Athmungsorgane.

161

Auch das Tuberculin ist in diesem Jahre ausser von Koch Tttberculin noch Yon Oötsch und Petruschky wieder in grösserem Umfange verordnet worden. Beide Autoren wandten nur sehr geringe Dosen an, von 0,0001 g anfangend, und steigerten die Dosen allmählich so, dass gar keine fieberhafte Reaction entstand, und bei dieser Behand- lung wollen beide glänzende Resultate erzielt haben. Sonstige Nach- prüfungen in grösserem Umfange scheinen nicht gemacht zu sein. Ob die von Koch in seinem schon citirten Artikel über die Agglutination der Tuberkelbacillen neu inaugurirte Methode einen Fortschritt bedeutet, darüber werden die klinischen Versuche entscheiden müssen. Koch geht dabei von der Idee aus, die Schutz- stoffe im Blute dadurch zu vermehren, dass er den Kranken ab- getödtete Tuberkelbacillenmasse unter die Haut spritzt. Nach seinen Vorversuchen ist ihm das gelungen, was daran zu erkennen war, dass das Serum der eingespritzten Kranken erheblich stärker agglutinirte wie das nichteingespritzter. Vielleicht ist auf diesem Wege eine fruchtbare neue Methode gewonnen, worüber eine ausge- dehnte klinische Prüfung zu entscheiden haben wird. Oegen das Schwitzen der Phthisiker ist von Strassburger das Bepudem mit Tannoform empfohlen, ein Mittel, das, wie Nachprüfungen gezeigt haben, in den meisten FäUen von gutem Erfolg begleitet ist. Neue Medicamente von Belang sind im letzten Jahre nicht empfohlen worden; trotz aller Skepsis erfreuten sich das Kreosot und seine Derivate noch immer einer grossen Beliebtheit. Besonders empfohlen wird in letzter Zeit das Thiocoll (dmal 0,5 g in Oblate), ein Mittel, das sehr gern genommen wird und dabei auch auf die tuberculösen Diarrhöen günstig einwirken soU. Von französischen Autoren werden Einspritzungen von kakodylsaurem Natron wieder mehrfach an- KAkodyisaures gepriesen; das Präparat ist in Deutschland auch schon früher an* gewendet, jedoch bald wieder verlassen worden.

Die Pathologie und Therapie der Pneumonie ist auch in diesem Jahre wieder lebhaft bearbeitet worden. Zwei Autoren beschäftigen sich mit der für die Entstehung der Lungenentzün- dung so wichtigen Frage , ob die normale Lunge keimfrei sei oder Seime in der nicht. Zwei grössere Arbeiten von Dürk und von Oöbel und Klipstein aus der Klinik von Fr. Müller waren zu ent- gegengesetzten Besultaten gekommen. Nach Dürk befinden sich auch in der normalen Lunge stets zahlreiche pathogene Bacterien, während von den beiden anderen Autoren die völlige Keimfreiheit behauptet wird. Die Besultate der beiden neuen Bearbeiter der

Frage sind einheitlicher. Boni, ein Schüler Dürk's, hat die Ver- Jahrbnch der pnotisohen Medioin. 1902. n

Tannoform

gegen Schweiss.

Thiocoll.

Natron.

Pneumonie.

normalen Lunge.

162

Hochhaus.

Keime in der

nomudeii

Lnn^.

Znstande-

kommen der

Resolntion

der Pneumonie.

Pneomo-

kokken im

Blut.

Behandlung

der Pneumonie.

suche wiederholt und mannigfach Tariirt; er fand, dass bei den kleinen Laboratoriumsthieren (wie Meerschweinchen) die Lungen fast stets keimfrei waren, dagegen fand er bei den grösseren Schlacht- thieren in der Regel wechselnde Mengen von pathogenen Bacterien, deren Virulenz aber meist eine abgeschwächte war. Auch Müller fand meist beim Kaninchen in der Lunge Bacterien, betont aber be- sonders, dass dieselben an Zahl gering und von sehr abgeschwächter Virulenz waren. Zum Auffinden der geringen Mengen genügt in den meisten Fällen nicht der feste Nährboden, sondern es müssen BouiUon- culturen angelegt werden, wodurch eben der Nachweis sehr erleichtert wird. Aus dem Laboratorium von Fr. Müller ist dann noch eine andere sehr bemerkenswerthe Arbeit von Simon hervorgegangen, die sich mit der Frage beschäftigt, wodurch die Resolution des pneumonischen Infiltrats herbeigeführt wird. Die Schnelligkeit, mit der häufig massenhafte Exsudationen der pneumonischen Lunge verflüssigt und resorbirt werden, ist ja eine sehr auffallende und harrte bis jetzt noch eines zwingenden Erklärungsversuches. Die Untersuchungen von Simon haben nun festgestellt, dass es sich hier höchstwahrscheinlich um eine Autolyse, bedingt durch ein proteolytisches Ferment, handelt, welches von den absterbenden Leukocyten geliefert wird und zur Bildung von Aminosäure, Leucin und Tyrosin fuhrt. Dass es bacterieUe Fermente nicht sein können, wurde durch besondere Experimente ausgeschlossen. Das Vorhanden- sein dieser Körper im Harn konnte Verf. zwar noch nicht exact nachweisen, doch hat er dasselbe sehr wahrscheinlich gemacht. Das Vorkommen der Pneumokokken im Blut hat Prochaska zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht und gefunden, dass die- selben in fast allen Fällen (60 Pneumonieen) im Blute nachzuweisen sind, und zwar nicht bloss in den schweren Fällen, wie man früher immer angenommen, sondern auch in ganz leichten, und zwar gerade in den letzteren zuweilen recht massenhaft. Irgend ein gegensätzliches Verhältniss zwischen den Pneumokokken und Leukocyten, das von anderer Seite (William son) behauptet worden, war er nicht im Stande nachzuweisen. Die Ursache, dass Verf. die Kokken so häufig im Blute fand, lag wohl darin, dass er stets grosse Blutmengen (10 ccm) nahm, während man früher immer nur einige Tropfen nahm. Damit wäre also wohl endgültig bewiesen, dass die Pneumo- kokken während der Erkrankung stets im Blute kreisen. Mit der Behandlung der croupösen Pneumonie befassen sich zwei ausfuhrlichere Arbeiten von Paessler und von Petzold. Pa essler bespricht zuerst ausführlich die möglichen Todesursachen

I

Krankheiten der Athmmigflorgane. 163

bei Pneumonie, und dieäe sind 1. Erstickung durch ein weit aus- gedehntes Infiltrat, 2. üeberlastung des rechten Herzens, 8. Com- plicationen durch Alkoholismus , Herzerkrankungen und hohes Alter der Befallenen, 4. Lähmung des Vasomotorencentrums; letztere Ursache ist nach ihm bei weitem die häufigste. Je nach- dem der eine oder andere der eben erwähnten Factoren im Vordergründe steht, muss auch die Behandlung entsprechend ge- leitet werden. Ein Mittel zur Verhütung des Weiterkriechens des Processes in den Lungen gibt es nicht; doch haben wir es durch Ermöglichung einer ausgiebigen Athmung und Expectoration wohl in der Hand, wenigstens etwas zur Beschränkung des Processes zu thun. In erster Linie müssen die Brustschmerzen durch Umschläge, Schröpfköpfe, Blutegel, Sinapismen, eventuell durch Narkotica be- seitigt werden. Bei Benommenheit des Sensoriums ist die Anwendung von lauen resp. kühlen Bädern mit Uebergiessungen am Platze. Bei Üeberlastung des rechten Ventrikels leistet ein ausgiebiger Aderlass häufig gute Dienste. Die vorhandenen Gomplicationen, Herzschwäche, Alkoholismus, müssen nach den allgemein gültigen Hegeln behandelt werden. Bei sehr schwerer AUgemeininfection und Lähmung der Vaso- motoren leistet am meisten das Coff. natriosalic. 0,2 in 1 ccm Wasser subcutan 4 6mal am Tage ; Gampher und Aether schätzt er weniger. Eventuell wären auch noch die von anderer Seite empfohlenen Kochsalzinfusionen zu verwenden. Dagegen hat er von Mitteln, die leukocytenvermehrend wirken (Pilocarpin), keinen Erfolg gesehen. Petzold bespricht die im Krankenhause von Aufrec^ht von 1897 bis 1900 behandelten Pneumonie&Ue. Neben der gewöhnlichen Be- handlung, wie sie eben besprochen, lobt er ganz besonders die von Aufrecht angewandten subcutanen Injectionen von Chinin, hydro- Ghinln- chloricum; er injicirt täglich 0,5 g mehrere Tage hinter einander, inJ«c*i«>nen. und soU seitdem die Mortalität eine erheblich geringere sein , was auch durch Gegenüberstellung mit den Statistiken der übrigen Ejrankenhäuser von Magdeburg bewiesen wird. Zuletzt erwähnen wir noch die Methode Talomon's, der den Pnenmoniekranken Diphtherieserum, mehrere Tage hinter einander 20 ccm, ein- Behandlung spritzt, und dadurch auch eine erhebliche Abnahme der Mortalität _, ™**_, constatirt haben will. seram.

Mit der Diagnostik der Pleuraergüsse hat sich A. Wolff in mehreren Arbeiten beschäftigt. Bei der Unterscheidung, ob ein Erguss Trans- oder Exsudat sei, betont er, dass die chemisch- physikalischen Methoden häufig im Stich lassen. Weder die Be- stimmung des specifischen Gewichts, noch des Eiweissgehalts, noch

164 Hochhaus.

Diagnostik der Reaction lassen eine sichere Unterscheidung zu, sondern diese der Pleura- gia^^fj Wolff in der Untersuchung der vorhandenen corpusculären Elemente gefunden zu haben ; bei den entzündlichen Ausschwitzungen findet man neben Erythrocyten hauptsächlich polynucleäre Leukocyten, dagegen bei den Transsudaten vorwiegend Lymphocyten. Vor allem findet er diese auch bei den tuberculösen serösen Pleuritiden, und deshalb spricht er diese auch als reine Transsudate an; die Bei- mengung der Lymphocyten erklärt er durch eine vermittelst der tuberculösen Toxine bewirkte Durchlässigkeit der Oe&sse; also ein ganz ähnliches Resultat, wie Widal und Eavaut durch ihre Unter- suchungen es festgestellt haben. Die Untersuchung und Beachtung der corpusculären Elemente in den Pleuraergüssen muss also mehr in den Vordergrund gestellt werden, auch um die Aetiologie fest- zustellen ; besonders deshalb, weil auch die bacteriologische Diagnose häufig im Stich lässt, denn nachweisbar sind viele Ergüsse durch Mikroorganismen veranlasst, bei denen die Nachforschung nach Bacterien vollständig ergebnisslos war. Irrig ist es deshalb, in einem solchen Falle gleich die Diagnose auf Tuberculose zu stellen. Die Technik der Untersuchung auf corpusculäre Elemente ist aber nach Wolff nicht so einfach wegen des starken Eiweissgehalts des Exsudats, das manche Färbungen sehr erschwert, besonders die mit sauren Anilinfarbstoffen. Zur Entfernung des Uebelstandes empfiehlt er mehrmalige Verdünnung mit Kochsalzlösung, nachdem die Flüssig- keit vorher centrifugirt und vom Bodensatz abgegossen worden ist Zur genaueren Färbung empfiehlt er, specieU zur Untersuchung auf Fett Sudan oder Scharlach; zur genaueren Erkennung der corpus- culären Elemente Methylenblau, Hämatoxylin-Eosin , Methylenblau* Eosingemische und Triacid, die Pappenheim'sche Pyrolin-Methyl- ' grünmethode und die Romanowsk i'sche Azurreaction. Eine

Universalfarbefiüssigkeit gibt es leider nicht, und deshalb muss man bald diese, bald jene versuchen. In einem dritten Artikel bespricht Wolff die Degenerationserscheinungen der Zellen in den Exsudaten, von denen zwei besonders wichtig sind, die fettige und die glyko- genige. Die erste ist übrigens nicht so häufig, wie allgemein an- genommen wird; die feine Kömelung, besonders der Leukocyten, ist in den meisten Fällen kein Fett, sondern nur das Zeichen einfach molecularen Zerfalls. Die Glykogenentartung deutet meist auf das Vorhandensein polynucleärer Zellen hin, weiteres lässt sich daraus nicht schliessen; wie überhaupt das Studium der Degenerations- erscheinungen weitere diagnostische Schlüsse nicht zulässt. Ueber den Verlauf der primären syphilitischen Pleuritis

Krankheiten der Athmungsorgane.

165

berichtet Domenicis. Dieselbe entsteht ganz langsam, verläuft entweder ohne oder mit geringem Fieber und fährt allmählich zu einem massigen Exsudat mit sehr starker Schwartenbildnng ; durch eine geeignete specifische Behandlung kann dieselbe jedoch voll- kommen rückgängig gemacht werden. Einen seltenen Fall von Pleuritis pulsans hat Kallmann beobachtet. Der Erguss war linksseitig, ziemlich ausgedehnt und von seröser Bescbaffenbeit. Die Pnlsation erstreckte sich vom zweiten Intercostalraum bis unter den linken Kippenbogen und war von sehr grosser Intensität. Die Ursache der Pulsation sieht Kallmann in der Spannung des grossen Exsudates und dem dadurch bewirkten Tonusverlust der Intercostahnuskeln, wodurch die Wellenbewegung der pleuralen Flüssigkeit so ausser- ordentlich gut sichtbar wurde. Eine Modification der Function gibt Kawahara an, indem er nach Ablassung eines Theiles des Exsudates eine entsprechende Menge Luft hereinlässt, um so den Druck in der Pleurahöhle nicht zu plötzlich sinken zu lassen. Irgend welche nachtheilige Folgen von dieser Einlassung von Lufb in die Pleurahöhle hat Verf. nie gesehen, wohl aber manchen günstigen Erfolg.

Die Fragen über das Verhalten der Lunge beim Pneumo* thorax, sowie über die Art und Weise der Ausheilung desselben sind noch ungelöst; es ist noch nicht sicher festgestellt, ob die Thoraxööhung nicht eine gewisse Grösse haben muss, ob die Lunge überbaupt vollkommen collabirt oder ob sie selbst nicht aucb bei grösster Brustöfihung noch respiratorische Bewegungen ausfUirt. Die von He 11 in an Kaninchen gemachten Versuche zeigten, 1. dass eine geringe Oefinung sogar in beiden Höhlen eine Zeit lang (1 Stunde) ganz gut ertragen wird und sich die Thiere danach wieder erholen ; 2. dass eine breite Eröffnxmg zuerst einer Pleurahöhle, dann naob deren Schluss auch der anderen Brusthöhle ebenfalls gut überwunden wird, und 8. dass bei gleichzeitigem doppeltem Pneumothorax die Thiere noch 6 6 Minuten leben. Daraus geht hervor, dass die Lunge beim Pneumothorax nicht vollständig collabirt, sondern noch immer etwas mitathmet und dass bei der Heilung die collabirte Lunge direct von der Trachea aus durch Lufb gedehnt wird, wobei die Natur der Verhältnisse es mit sich bringt, dass die collabirte Lunge leichter bei der Inspiration durch Luft gedehnt wird und umgekehrt schwieriger die in ihr enthaltene Luft abgibt.

Einen wegen seines Verlaufs sehr merkwürdigen Fall von Echinococcus der Lunge berichtet Pel. Der betreffende Pa- tient erkrankte ziemlich plötzlich mit hohem Fieber, Stichen in der

Syphilitisohe- FlemitiB.

Plenritiff pnlsana.

Technik

der Punotion.

Verhalten der Lnnge

beim«

Pneuno-

thoraz.

165 Hochhaus.

Echinocooeiu Bmst, Athemnoth und blutigem Auswurf, lieber den Lungen fand sich der Longe, rechts vorne eine tympanitische Dämpfung mit unbestimmtem Athmen tmd Crepitiren, rechts hinten unten ausgedehnte pleuritische Beibe- geräusche. Ueber der linken Lunge, besonders hinten unten, eine intensive Dämpfung mit abgeschwächtem Athmen und Pectoral- fremitus. Pel diagnosticirte eine rechtsseitige croupose Pneumonie und ein pleuritisches Exsudat links. Ln weiteren Verlauf der Er- krankung wurde, da eine linksseitige Probepunction Eiter zu Tage gefordert hatte, an dieser Stelle eine Besection gemacht und eine grosse in Entzündung begriffene Cyste gefunden; desgleichen war die Ursache der rechtsseitigen Lungenaffection, wie die Section später erwies, ebenfalls eine ausgedehnte Echinococcuscyste. Merk- würdig war der acute Beginn, der zu der Diagnose einer Pneumonie verleitet hatte und, wie die Obduction zeigte, durch die Entzündung der inneren Cyste zu erklären war. streptoihrix Die noch spärliche Casuistik der Streptothrixerkran-

der Lunge, ^^j^jg^n der Lunge vermehrt Hoke um eine neue Beobachtung. Der betreffende Patient litt seit 8 Jahren an Husten, zeitweiliger Hämoptoe und Stecheu auf der Brust; in letzter Zeit vor der Auf- nahme traten Fieber, Athemnoth, Abmagerung, Nachtschweisse und Schwächegefühl ein. Ueber der linken Thoraxhälfbe war in den oberen Partieen der Schall etwas leise, das Athmen abgeschwächt; in den unteren der Schall gedämpft, das Athmen fehlte fast ganz. Im Sputum sehr zahlreiche, theils in Fäden, theils in Knäueln an- geordnete Streptotricheen. Uuter häufigem Bluthusten, zunehmen- dem Fieber und Abmagerung ging der Kranke allmählich zu Grunde. Ueber die Obduction wird nicht genauer berichtet. Operative Zum Schlüsse noch einige Ausfuhrungen über die operative

Behuidiung Behandlung der Lungenkrankheiten, welche in diesem

der Langen- ° ^

krankheiten. Jahre auf dem Hamburger Congress das Thema einer gemein- schaftlichen Sitzung von Internisten und Chirurgen bildete. Den Standpunkt der inneren Medicin vertrat Quincke, der selber über ein grosses Material von selbstoperirten Fällen verfugt. Nach seinen Ausfuhrungen kommt die operative Behandlung bei all den acuten und chronischen Erkrankungen der Lunge in Betracht, wo Eiterbildung stattfindet und der Fiter auf natürlichem Wege nicht in genügender Menge entleert werden kann, so dass die Heilung und Vemarbung der Abscesshöhle nicht stattfinden kann. Die grosse Schwierigkeit des chirurgischen Vorgehens Hegt zum Theil in der Unmöglichkeit einer genauen Diagnose, sowohl was den Ort, als auch den Umfang und die Zahl der Eiterheerde betrifft, dann in den ungünstigen ana>

Krankheiten der Aihmungaorgane. 167

tomiscben Verhältnissen, besonders häufig in dem Fehlen pleuraler Verwachsungen, und zuletzt in der Unmöglichkeit, die Umgebung des Heerdes so mobil zu machen, dass ein ausgiebiges Zusammenfallen der Abscesshöhle stattfinden kann. Am günstigsten sind die acuten eitrigen Abscesse und die Fremdkörperabscesse; weniger günstig die chronischen Eiterungen, die Bronchiektasieen und die tuberculösen Cavemen. Die Methode, welche Quincke anwendet, besteht in ausge- dehnter Bippenresection, dann, wenn die Pleuren nicht verwachsen sind, Herbeiführung dieser Verwachsung durch Einlegung von Chlor* zinkstifben und später Incision mittels Messer und Paquelin; zuletzt Tamponade oder Drainage der etwa gefundenen Höhle. Die Operation macht er meistens imter Schleie h'scher Anästhesie. In Bezug auf die Technik unterscheidet sich Oarr^ von Quincke darin, dass er die Pleuraverwachsungen nicht durch Aetzungen herbeiführt, sondern die Lxmge schnell in die gesetzte Pleurawunde hineinzieht und dann festnäht; sonst empfiehlt auch er reichliche Rippen- resectionen, um dem Heerde die bestmögliche Gelegenheit zu geben, sich zu retrahiren. Im einzelnen bespricht er das operative Vorgehen je nach der Lage des Heerdes xmd seiner Beschaffenheit. In Be- tracht kommen in erster Linie die Lungenabscesse, dann die Lungen- gangrän, die Bronchiektasieen, der Echinococcus und die tuberculösen Cavemen und die Neubildungen der Lungen. Die Erfolge werden bei fortschreitenden Erfahrungen sicher noch viel besser werden. Speciell mit der operativen Behandlung der Phthise hat Operative sich Sarfert beschäftigt; nach zahlreichen Vorversuchen an der Behandlung Leiche schlägt er folgende Operationsmethode vor: Ausgedehnte Hesection der zweiten Eippe ; von der gewonnenen Oeffnung aus löst er die Lungenspitze von den sämmtlichen pleuralen Verwachsungen los tmd stellt dann durch Palpation genau die Lage und Grösse der Ca- veme fest; dann breite Incision und Austamponiren der gefundenen Höhle. In einem Falle hat er so operirt; die Caveme war durch Granulationen erheblich verkleinert worden; leider starb aber der Patient einige Zeit nachher an einer Pneumonie. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass in geeigneten Fällen diese Methode gute Erfolge erzielen wird; nur sind eben die FäUe, wo nur in einer Spitze eine Caveme ist und die sonstigen Lungenpartieen ziemlich frei, ausserordentlich selten und pflegen meist gar nicht so schwere Erscheinxmgen hervorzurufen, dass die Patienten sich dieserhalb einer immerhin nicht ungefährlichen Operation unterziehen werden.

jgg Hodihaiis.

LItteratar.

Baamgarten, Ueber das Verh&ltnin von Perlsacht und Tabercolose. Berl. klin. Wocheiuchr. Nr. 35. Biedert, MilchgenQ« und Tabercolooe- fterblichkeit Ibid. Nr. 47. B o n i , Untemchimgeii über den Keimgehalt der normalen Longen. Deatocbes Arck. f. klin. Med. Bd. LXIX. Buch, Deutsche med. Wodienschr. Nr. 88. Bnrckhardt, üeber Blutdruck und Puls bei Tuberculosen in Davos. Cantrowicz, zusammenfassendes Referat in 8chmidt*s Jahrbücher Bd. CGLXXI. Ebstein, Deutsches Arch. f. Uin. Med. Bd. LXIX. Engelmann, Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamt Bd. XVUi. Federn, Wiener med. Woohenschr. Nr. 24. Franke, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. LXX. Fr&nkel, ibid. -> Freund, Thoraxaaomalieen als PriUUspoätion rar Lnngenphthise und Em- physem. Ber. d. BerL med. Ges. yom 27. Not. Friedmann, Experimen- telle Studien über die Erblichkeit der Tuberculoee. Deutsche med. Wochen- schrift Nr. 9 und Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLm. Ghon, Pfeiffer und Seder, Der Micrococeus catarrhalis als Krankheitserreger. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLII. Götsch, üeber die Behandlung der Lungen- tubereulose mit Tuberculin. Deutsche med. Woohenschr. Nr. 25. Grawits, Die Eintrittspforte der Tuberkelbacillen und ihre Localisation. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 41. Heermann, Therap. Monatsh., August. Hellin, BerL klin. Wochenschr. Nr. 40. Hoke, Prager med. Wochen- schrift Nr. 8. Kall mann, Pleuritis pulsans. Deutsche med. Wochen- schrift Nr. 21. Kaminer, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 25. Kawahara, Virch. Arch. Bd. CLXIY. Killian, Deutsche med. Wochen- schrift Nr. 52. Koch, Die Bek&mpfung der Tuberculose. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 83. Derselbe, üeber die Agglutination der Tuberkel- bacülen und über die Verwerthung dieser Agglutination. Ibid. Nr. 48. Kraft, Die Röntgenuntersuchung der Brustorgane. Strassb. i. E. Lange, üeber eine eigenthümliohe Erkrankung der kleinen Bronchien u. Bronchiolen. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. LXX. Martins, BerL kUn. Wochen- schrift Nr. 80. May, Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. LXXVI. Möller, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLHL Neisser, ibid. Bd. XLL Ott, Zur Kenntniss des £[alk- und Magnesiastoffwechsels bei Phthisikem. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. LXX. Derselbe, Münch. med. Wochenschr. Nr. 50. Paessler, Münch. med. Wochenschr. Nr. 8 u. 9. Pel, BerL klin. Wochenschr. Nr. 84. Petruschky (u. Weicker), Der gegenwärtige Stand der Tuberculinbehandlung. Leipzig. Petsold, Die Behandlung der croupösen Pneumonie. Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. LXX. Prochaska, ibid. Rabinowitsch und M. Beck, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 10. Reichmann, Deutsche med. Wochen- schrift Nr. 46. R 0 m b e r g , Zur Serumdiagnose d. Tuberculose. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 18 u. 19. Runeberg, üeber percussorische Transsonanz. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLII. Sarfert, Deutsche med. Wochenschr.

Krankheiten der Athmungsorgane. 169

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d) Krankheiten der Kreislaufsorgane.

Von Prof. Dr. Ernst Bomber^, Director der medicmischen Poliklinik

in Marburg.

Physiologie: Engelmann, einer der Begründer der myogenen Theorie der

Automatie Herzthatigkeit, hatte dem automatisch arbeitenden Herzmuskel drei H a k ifl £ig6i^cl>t^^i^ zugeschrieben, Reizbarkeit, Contraetilit&t und Leitungsrer- mögen, und angenommen, dass sie ungleich beeinflnsst werden konnten. Demgegenüber betont H. E. Hering in einer scharfsinnigen Analyse der bekannten Erscheinungen, dass der Beweis für die Unabhängigkeit der drei genannten Eigenschaften von einander wenigstens zur Zeit nicht er> bracht sei und dass die AufTassung von der Function des Herzmuskels wesentlich vereinfacht werde, wenn man diese drei sich gewöhnlich gleich- zeitig und gleichsinnig ändernden Eigenschaften als BeactionsflÜiiigkeit zusammenfasste. Die Reactionsfahigkeit derselben Herzmuskelfasem kann zu- oder abnehmen, sowohl unter der Wirkung musculärer Einflüsse, wie unter der der extracardialen Nerven. In demselben Sinne spricht die Be- obachtung Straub*8, dass bei dem in COj schlagenden Froschherzen Er- regungs- und Energieproduction abnehmen. Die hochentwickelten auto- matischen Eigenschaften des Herzmuskels überhaupt beleuchten die Versuche desselben Autors an dem Herzen von Seeschnecken, welches trotz des Fehlens von Ganglien sich den verschiedenen Ansprüchen an seine Leistungen gut anzupassen vermag, und an dem Herzen von Haien imd Rochen, bei dem sehr leicht eine Umkehr der Schlagfolge hervorzurufen ist, so daaa die Gontraction vom Ventrikel auf den Vorhof fortschreitet. Eine solche Umkehr wVüte unerklärlich, wenn regulirende nervöse Centren die Gon- traction der einzelnen Herzabschnitte auslösten. Nur die myogene Auf- fassung der Herzthatigkeit vermag endlich die weitere Beobachtung S t r a u b*s zu erklären, dass das Antiarin, eine zur Digitalisgruppe gehörige Substanz, zuerst und am stärksten auf den Ventrikel des Froschherzens, später und sch'vdkher auf den Vorhof imd zuletzt und am schwächsten auf den Sinus wirkt, dass also die einzelnen Abschnitte des Herzens ganz verschieden empfindlich dagegen sind. Von grösstem Interesse ist die von Herznerven. G. E Ost er durch Durchschneidungsversuche imd Prüfung des elektrischen ActicuBstroms gewonnene Erkenntniss, dass der uns am besten bekannte sensible eztracardiale Nerv, der den Blutdruck vermindernde und den

Krankheiten der Ereiilanfsorgane.

171

Herzschlag verlangsamende N. depressor nicht, wie bisher angenommen, im Herzen, sondern im Anfangstheil der Aorta entspringt und dass er ▼on hier aus durch Drucksteigerungen erregt wird. Einen weiteren Ein- blick in die Wirkung der Herznerven verdanken wir F. B. Hofmann. Nach ihm wird die Verlängerung der Systolendauer, die mit einer be- stimmten Pulsverlangsamung verknüpft ist, bei der Herzverlangsamung durch Vagusreizung nicht beobachtet. In keiner Richtung physiologisch verwerthbar ist dagegen die Beobachtung Wertheime r*s und Q a u d i e r*s, dass die zwischen 138 144 betragende Herzfrequenz einer Basedowkranken durch Durchschneidung und spätere Reizung des Halssympathicus nicht verändert werde. Gegen die myogene Theorie wenden sich Kronecker und E. V. Gyon. Das Hauptargument Kroneoker's gegen die myogene Theorie, wenigstens nach dem mir vorliegenden Referate, ist das Fehlen des Beweises, dass ein Reiz von einer normalen Muskelfaser auf eine andere normale Muskelfaser übergriffe. Das ist sicher unbestreitbar. Aber es ist eine Eigenthümlichkeit des Herzmuskels, dass seine einzelnen Zellen nicht solche von einander getrennte Fasern sind, sondern durchweg durch Muskel- brücken zusammenhängen, einen Reiz also sehr wohl nach allen Richtungen, wie eine einheitliche Faser, fortleiten können. Greradezu überraschend wirkt die ausführliche Darlegung Cyon*s. Auch er nimmt die Functions- losigkeit motorischer eztracardialer Nerven als Voraussetzung der myogenen Theorie an. Sie ist aber von ihren Anhängern niemals behauptet worden. Die AufTasBung des Herzmuskels als automatischen Kreislaufsmotors lässt sich, wie speciell Engelmann ausgeführt hat, sehr wohl mit der An- nahme regulirender Herznerven vereinigen. Ich kann nur den schon im vorigen Jahre von mir ausgesprochenen Wunsch wiederholen, dass den Anhängern der myogenen Theorie die nie von ihnen vertretene Behauptung, alle Herznerven seien sensibel, nicht mehr zugeschrieben werde.

In einer später noch zu besprechenden glänzenden Versuchsreihe haben Gottlieb und Magnus unsere Kenntniss von dem Antagonismus der verschiedenen Gefässgebiete des Körpers erweitert. Es war be- kannt, dass bei Zusammenziehung der Splanchnicusgefässe in der Bauch- höhle die Gefässe des Gehirns und der Extremitäten stärker gefüllt werden. Die Heidelberger Forscher zeigten nun für die Extremitäten, dass diese Erweiterung der peripheren Gefässe nicht nur auf einer passiven Dehnung ihrer Wand durch die einströmende Blutmenge, sondern auch auf ihrer durch die Nerven vermittelten reflectorischen Erweiterung beruht.

C. Hirsch und G. Beck haben ihre schon im vorigen Jahre kurz veröffentlichte Methode der Viscositätsbestimmung des Blutes jetzt ausführlich beschrieben und begründet. Sie haben femer die Beziehungen zwischen Viscosität und specifischem Gewicht des Blutes bestimmt. Nur für weite Grenzen entspricht eine geringe innere Reibung einem geringen specifischen Gewicht. Innerhalb engerer Grenzen ändern sich specifisches Gewicht und Viscosität nicht immer in gleichem Sinne. Die Viscosität menschlichen Gesammtblutes von einem specifischen Gewicht von 1,045

Gefässe.

Yiscosit&t des Blutes.

172

« Romberg.

unter- siiclnmgs- methoden: Herzstoss.

bis 1,055 ist femer bei 88^ dorcbschiiitüich 5,lmal grösser als die des Wassers. In einem Vortrage auf dem Congress fOr innere Medicin fasste Hirsch die Ergebnisse kars zusammen. Sicher yersprechen diese Stadien bei systematischer WeiterfÜhrong werthvoUe Ergebnisse auch für die Pathologie.

Eine elegante Zusammenfassung der Herzsemiotik gibt Martins. Sie ist dadurch interessant, dass Martins sie völlig von dem Herzstossproblem aus entwickelt. Hinsichtlich des Herz- stosses, worunter er klinisch mit Becht nur die pulsatorische Vor- wolbung verstanden haben will, vertritt er seinen bekannten Standpunkt, dass der Herzstoss eine Function der Verschlusszeit sei. Dass diese Annahme in so absoluter Fassung unzutreffend ist, wurde schon wiederholt gezeigt. An dem bekannten Kranken Wunder mit seinem in einer angeborenen Stemalspalte frei liegen- den Herzen haben auch Jaquet und Metzner das jetzt durch Vergleich des Herzstosses mit der Anonymacurve bewiesen. Die Verschlusszeit endet vor Erreichung des Plateaus des Cardiogramms. Die Verschlusszeit entspricht also nur dem Beginne des Herzstosses. Auch die Annahme Martins', dass man die Hypertrophie eines dilatirten Herzens annehmen könne, wenn auf einen starken Herz- stoss ein auffälliger Bückstoss wie bei der Aorteninsufficienz folge, scheint dem Beferenten nicht einwandsfreL Ein deutlicher Bück- stoss kommt fast nur bei InsufEcienz der Aortenklappen vor, und hier scheint dem Beferenten die Frage berechtigt, ob dieser Bück- stoss nicht von einer Mitbewegung des Herzens durch die an seiner Hinterfläche hinabsteigende stark pulsirende Aorta descendens her- rühre. Beferent hält die deutlich vermehrte Besistenz des Spitzen- stosses ftbr ein sichereres Kriterium einer Hypertrophie der linken Kammer, wenngleich er ohne weiteres zugibt, dass auch dieses Zeichen aus verschiedenen Gründen im Stich lassen kann. Die ^ffdiographie. Technik der Cardiographie hat Jaquet in sehr dankenswerther Weise verbessert. Sein Apparat gestattet die gleichzeitige Zeichnung des Herzstosses, des Carotis- und des Badialissphygmogramms, sowie der Zeit auf langem Papierstreifen nach dem System des Dudgeon- schen Sphygmographen , dessen frühere imliebsame Schleudemng durch eine technische Aenderung vermindert ist. Eine Photo- graphie der Herztonschwingungen hat v. Holowinski mit Hülfe eines complicirten Apparates erreicht. Dass der erste Ton als Muskelton entsteht und dementsprechend auch an der Herzbasis hörbar sein muss, hat L. Braun übersehen. Er ver- werthet den deutlichen ersten Ton an der Herzbasis bei frustranen,

HerstOne.

Krankheiten der Ereialaufsorgane. 173

wenig oder kein Blut auswerfenden Herzcontractionen als Beweis dafür, dass kein Ton durch Anspannung der Arterienwände ent- stehe. — In lebhafteren Fluss kommen wieder die Bestrebungen, die wahre Herzgrösse percutorisch zu ermitteln. J. Hofmann Percusslon. auscultirt zu dem Zweck den Schall des Percussionsschlages schein- bar mit dem Phonendoskop und bestimmt nach den SchaUunter- schieden die Herzgrösse. Bemerkenswerth ist die mehrfache warme Befürwortung der palpatorischen Percussion. Ebstein hat in einer Broschüre diese zuerst yon ihm ausgebildete Methode zusammen- fassend besprochen und sich darin auch eingehend mit der Herz- percussion beschäftigt. Seine Ergebnisse stimmen nach den Ab- bildungen gut mit den Resultaten überein, die Moritz erhalten und durch Eöntgendurchleuchtung nach seiner Methode der Ortho- Röntgenbild, diagraphie controUirt hat. Moritz empfiehlt zur Bestimmung der wahren rechten Herzgrenze kräftige paJpatorische Percussion und Feststellung des ersten eben ftdil- und hörbaren Unterschiedes, zur Bestimmung der linken Grenze leise palpatorische Percussion und Feststellung des wirklich deutlichen Unterschiedes. Die rechte Grenze findet sich so meist etwas rechts vom rechten Stemalrand, die linke dicht einwärts vom Spitzenstoss , der sich ja bei der Krümmung der Brustwand etwas nach aussen projicirt. Auch Kar- funkel hatte analoge Ergebnisse. Anhangsweise sei der Beobach- tung Abra ms' gedacht, welcher eine deutliche, aber rasch yorüber- gehende Verkleinerung des Herzens im Böntgenbilde sah, wenn die Brusthaut kräftig gerieben wurde. Die Functionsprüfung Fonotions- des Herzens wurde leider wenig bearbeitet. M. Mendelsohn P^W"!« hat versucht, die Beschaffenheit der Herzthätigkeit nach der Schnelligkeit abzuschätzen, mit der das Herz nach bestimmter Arbeit am Ergostaten wieder zur normalen Schlagfirequenz zurück- kehrt, und fasst die dabei vergehende Zeit als zur Erholung nothwendig auf. Demgegenüber betonte Kraus mit Kecht, dass die Pulsfrequenz zu sehr von uns unbekannten individuellen Ein- flüssen abhängig sei, ab dass Eückkehr zu normaler Pulsfrequenz und Erholung ohne weiteres identificirt werden könnten. Smith setzte seine Versuche mit der B i a n c h i'schen Frictionsmethode fort und erzielte dabei weiter die eigenartigsten Ergebnisse über das Ver- halten der Herzgrösse. Wie vorsichtig man mit der Verwerthung der Pulsfrequenz sein muss, zeigt auch die sorgfttltige Untersuchung Dehio's, der nach einer bestimmten Arbeit in liegender EEaltung bei jungen Leuten starke, aber rasch schwindende Pulsbeschleuni- gnng, sonst aber keine Beschwerden fand, bei älteren dagegen durch-

174 Romberg.

schnittlich weit geringere Beschleunigang , aber rasches Arifitreten von Herzinsufficienzerscheinungen feststellte. Puls. Die Arbeiten über den Puls haben sich auch in diesem Jahre

Blatdraek- überwiegend mit der Blutdruckmessung beschäftigt. Die be- messnng. deutsamste unter ihnen ist die H. v. Becklinghausen's. Bei einer kritischen Prüfung der verschiedenen Blutdruckmesser fand er, dass sie durchweg zu hohe Werthe geben, weil sie die Arterie auf eine zu kurze Strecke comprimiren. Ein Theil des erzeugten Druckes geht durch die Dehnung der nicht comprimirenden Theile der Druckmesser verloren. Selbst der zuverlässigste unserer heutigen Blutdruckmesser, der von Biva-Rocci, leidet unter diesem Mangel, um ihn zu beseitigen , muss man Manschetten von -15 cm Breite zur Compression des Oberarms verwenden. Für Arme von 24 cm Umfang genüge auch eine Breite von 10 cm. Die Aufblähung der Aussenfläche des Armschlauches wird durch eine Blechhülle ver- hindert. Die so gefundenen Druckhöhen sind um 15—22 mm niedriger als mit dem Originalapparat von Biva-Bocci. Auch das Gärtnerische Tonometer hat v. Becklinghausen ähnlich ver- bessert. Er legt eine 3 cm breite Manschette um die Grundphalanx eines Fingers und beobachtet das Wiedererröthen der Haut bei Nachlass der Compression an dem Bücken der Mittelphalanx. Auch hier ergaben sich bis zu 22 mm Hg niedrigere Werthe als mit dem Originalapparat. Angeregt durch diese Arbeit hat v. Basch der Pelotte seines Sphygmomanometers die Gestalt eines länglichen Schlauches gegeben, welchem die A. radialis nicht mehr ausweichen kann. Von der Messung an der A. temporalis scheint auch v. Basch gänzlich zurückgekommen zu sein. Da sie nach den jetzt ausführ- lich mitgetheilten Untersuchungen Grote's nur in 55 ^/o der Fälle eine zur Messung geeignete Lage hat, ist die A. radialis entschieden vorzuziehen. Sehr beachtenswerth sind v. Becklinghausen's Bemühungen, die Druckschwankungen bei der einzelnen Pulswelle mit Hülfe eines dem Biva-Bocci'schen nachgebildeten Apparates zu messen. Auf sie kann hier nur kurz verwiesen werden. Mit Becht betont weiter v. Becklinghausen die Nothwendigkeit, immer in derselben Haltung des Armes zu messen, um die Differenz gegen die Herzhöhe stets gleich gross zu machen. Becht practisch ist seine Empfehlung, statt der Herzhöhe die Höhe des Angulus Ludovici als Norm zu wählen. Im Lichte der v. Bec klinghau sen- schen Ausfuhrungen sind die sonst veröffentlichten Besultate nicht mehr als absolut zutreffende Werthe anzusehen. So hat Sommer- feld mit dem Gärtnerischen Tonometer die Einwirkung von

Krankheiten der Ereislaufsorgane. 175

Kälte, starkem Schwitzen, körperlicher Arbeit mit und ohne Schweiss auf die Dmckhöhe untersucht. K. Hirsch hat Druckergebnisse mit dem v. Basch'schen Sphygmomanometer an der A. tempo- ralis xmd solche am Finger mit dem Gärtner'schen Tonometer ver- glichen, scheinbar obne Rücksicht auf die yerschiedenen hydro- statischen Verhältnisse dieser beiden Stellen, und fand natürlich den Druck im Finger höher als den in der Temporalis. Aehnliche Ver- suche wie y. Recklinghausen zur Ermittelung der Druckschwan- kungen des einzelnen Pulses hat Jarotzny mit einem von Hill und Barnard (Brit. med. Joum. 1897, Oct. 2) angegebenen, dem Briva-Bocci'schen ähnlichen Apparat gemacht. Zur Verwerthung seiner Resultate wird man wenig geneigt sein, wenn man liest, dass er die ihm zu gross erscheinenden Excursionen durch lockeres An- legen des comprimirenden Schlauches abschwächte oder bei zu dünnem Arm den Apparat mit Watte unterpolsterte. Von Interesse ist die Beobachtung M. Burckhardt's, dass der Blutdruck in Daves um 15 26 TWTn höher ist als in Basel. Ein Bedürfniss nach neuen Sphygmomanometem liegt kaum vor. K. Francke hat ein mit einem Sphygmographen verbundenes Instrument construirt, das nach der beigegebenen Abbildung enorme Schleudercurven zeichnet, sich deshalb nicht empfehlen dürfte. Recht practisch ist Rob. Orün- Pulsfrequenz, baum's Empfehlung, zur Bestimmung wirklich exacter Pulszahlen mit Hülfe einer sog. Rennuhr, die V&-Secunden anzeigt, die Zeit zu messen, welche während 15 Pulsen vergeht, nicht die Pulszahl in einer bestimmten Zeit zu zählen. Mit dieser Methode haben er und Amson die Pulsbeschleunigung bei körperlicher Arbeit ge- messen. Die Zunahme ist bei tmgewohnter Arbeit viel beträcht- licher als bei gewohnter. Wird nach scheinbar völliger Erholung von sehr starker Arbeit dieselbe Arbeit innerhalb einer gewissen Zeit nochmals geleistet, so steigt die Pulsfrequenz während der Arbeit zwar nicht höher, aber ihr Absinken erfolgt langsamer, ürbantschitsch sah geringe Pulsbeschleunigung nach festem Umschnüren von Eidremitäten und nach Anlegung enger Mieder und glaubt, die höhere Pulsfrequenz vieler Frauen hänge theilweise vom Schnüren ab. Langendorff, der bekannte Kenner unserer graphischen Methoden, bespricht in einem Vortrage dieSphygmo- Sphygmo- graphen und Sphygmomanometer. Unter anderem betont er *^^ ®* die geringe Zuverlässigkeit des weit verbreiteten Dudgeon'schen Sphygmographen wegen der zu grossen Eigenschwingungen, specieU bei höherer Pulsfrequenz. Auffallend ist wenigstens nach dem vor- liegenden Referat die Uebergehung des vortrefflichen v. Frey'schen

176

Rombei^.

Symptome

der organischen

Herz- krankheiten : Angina pectoris.

Störungen

des

Herzrhythmus

Herz- ger&usohe.

Störungen

der

Herzkraft:

Lungen.

Spliygmographen. Ebenfalls einen Ueberblick über die neueren Er- gebnisse der Pulsforscliiing gibt Emil Scbwarz.

Das Ausstrahlen des Schmerzes bei Anfallen von Angina pectoris bis zum Ohrläppchen und in den Kiefer hinein, sein gelegentliches ausschliessliches Auftreten im Kiefer haben Pauli und Kaufmann in 8 Fällen beobachtet. Einen interessanten Bei- trag zur Kenntniss der Herzarhythmie liefert H. E. Hering. Er bezeichnet die durch Störung des Herzmuskels entstehenden myogenen Arhythmieen als myoerethische Unregelmässigkeiten. Ihr Prototyp ist die Bigeminie, welche Hering nur auf myogenem Wege auslösen konnte. Auch der P. intermittens steht dem Bige- minus nahe. Eine grosse Bolle spielt bei der Entstehung dieser Arhythmieen die übermässige Füllung des Herzens oder einzelner seiner Abschnitte. Durch Versuche mit Strychnin konnte Hering weiter feststellen, dass das Ausfallen von Ventrikelsystolen bei fort- dauernder Vorhofspulsation, wie das auch beim Menschen gelegent* lieh beobachtet wird, auf einer pathologischen Verzögerung des Bestitutionsprocesses in den Ventrikelfasem nach Ablauf einer Con- traction beruht. Dadurch wird die jeder Systole folgende refract&re Phase bis zum Ausfall der nächsten Systole verlängert. Anfalls- weise auftretende Arhythmie hat Aug. Hoff mann beobachtet. Sie ging gelegentlich in paroxysmale Tachycardie über. H eitler be- hauptet, bei inäqualem Pulse werde die Herzdämpftmg bei kleinen Pulsen grösser, bei den grossen kleiner. Arnold betont sehr richtig die grosse Wichtigkeit des Herzmuskels für die Ent- stehung von Herzgeräuschen und warnt vor der Diagnose Endocarditis bei blossem systolischem Geräusch während eines Rheumatismus. Ein eigenartig schwirrendes Geräusch wie von der Saite einer Bassgeige sah Dräsche durch pericarditische Verwachsungen entstehen, ein musikalisches sy- und diastolisches Aortengeräusch durch einen ft^i fiottirenden, von einer Klappe grösstentheils losgerissenen Zipfel. H. E. Hering ist geneigt, die Stauungshyperämie der Lunge bei Herzschwäche nicht ftir die Hauptursache der Dyspnoe Herzkranker zu halten. Bei Kaninchen mit mangelhafter Thätigkeit der linken Kammer und merklicher Blutüberfullung und Anschwellung der Lungen wurde die Athmung durch einen Vagusreflex oberflächlicher, aber nicht dyspnoisch. Nach Ansicht des Beferenten ist aus diesen Versuchen, soweit die kurze Mittheilung ein ürtheil gestattet, der Schluss Hering's nicht ganz begründet. Entweder war die Hyperämie für die Entstehung von merklicher Dyspnoe zu gering, oder es stellte

Krankheiten der Ereifllaufsorgane.

177

sich deshalb keine Athemnoth ein, weil der rechte Ventrikel im Stande war, vermehrte Arbeit sni leisten und die Stromgeschwindig- keit in der Lunge nicht abnahm. Die Stromverlangsamung erscheint aber dem Referenten als die wesentlichste Ursache der Dyspnoe Herzkranker. Esser hat den TJebertritt zahlreicher elastischer Fasern aus der Arterien- nnd Venenwand in das umgebende Lungen- gewebe mit Hülfe der Weig er tischen Färbung festgesteUt. Diese Fasern sollen eine Gef^erweiterung bei der Lospiration bewirken. Bei Stauungsinduration der Lungen, bei Emphysem u. dergl. würden sie unwirksam, und das trage zur Erschwerung des Lungenkreislaufes beL

Arbeiten von D. Gerhardt, 0. Bosenbach und v. Zezschwitz beschäftigen sich mit den nicht ganz seltenen einseitigen Pleura- ergüssen Herzkranker, bei deren Entstehung es sich wohl meist um Mischformen von Transsudat und entzündlichem Exsudat handelt. So dankenswerth der wiederholte Hinweis auf diese Complication ist, so ist doch zu bedauern, dass keiner der Autoren sich etwas eingehender mit ihrer Aetiologie beschäf);igt. Auf den Ausgang der croupdsen Pneumonie haben compUcirende Herzkrankheiten nach Leuczner einen um so ungünstigeren Einfluss, je stärker die Herz- kraft bei ihnen Schaden gelitten liat. So starben von 10 Mitral- stenosen 80°/o , von 28 Herzmuskelinsufficienzen sogar 96 */o , während von 17 der meist besser compensirten MitralinsufScienzen nur 18 ^/o, von 8 Aorteninsufficienzen nur 1 Fall starben. Lnmerhin war auch bei diesen Störungen die Mortalität höher als bei den uncomplicirten Pneu- monieen mit 8,2 */o. Das kleine Herz der Phthisiker will trotz der gründlichen Widerlegung C. Hirsches nicht aus der Litteratur verschwinden. Achert gründet darauf die Empfehlung Nauheims asur Behandlung von Phthisikem. lieber die Entstehung des Hydrops äussert Star ling eigenartige Vorstellungen. Er entstehe

das ist zweifellos richtig durch eine Schädigung der Gefilss- wand. Aber ein erhöhter venöser Druck wirke nicht mit. Denn der Blutdruck gleiche sich nach allen Bichtungen hin aus, der venöse Druck sei also bei Herzkranken nicht gesteigert. Dankens- werthe experimentelle Untersuchungen über den Einfluss des intraabdominalen Druckes auf den Kreislauf ver- öffentlicht Qu er in. Der arterielle Druck steigt meist beim Auf- blasen des Abdomens und sinkt dann bis zum Tode. Auch ftir Herzkranke ist die Kenntniss dieser Einflüsse bei ihrem so häufigen Meteorismus wichtig. Der Erklärung der Erscheinungen durch Qu er in vermag sich allerdings Beferent nicht anzuschliessen.

Die trommelschlegelartige Auftreibung der Endphalangen Jalurbnoh der practisohen Medieiii. 1002. 12

Pleuritis.

Cronpöse Pneumonie.

Herz der Phthisiker.

Hj'drops.

Abdominal- druck.

178

Romberg.

Trommel-

schlegel-

flnger.

Die chronische Insafflcienz

des Herzmuskels.

Coronar- sklerose.

Verhalten des Herzens

bei allgemeiner Arterio- sklerose.

beruht nach Röntgenuntersachungen Dennig's überwiegend häufig nur auf einer Verdickung der Weichtheile.

Schon im vorigen Jahre musste ich hervorheben, dasB vielfach die Grenzen zwischen den functionellen Herzmuskelerkrankungen, wie sie durch Ueberanstrengung, übermässigen Biergenuss u. dergl. entstehen , und den Herzneurosen nicht genügend scharf aufrecht gehalten werden. Jetzt veröffentlicht Aug. Hoff mann auf Gfrund seiner reichen Erfahrung ein beachtenswerthes Buch über die Herz- neurosen und die functionellen Kreisslaufstörungen, das durch eine schärfere Trennung der beiden Krankheiten entschieden noch gewinnen würde. NamentUch die Therapie würde dann viel prficiser darzustellen sein. Der in Deutschland und Frankreich neuerdings üblichen Eintheihmg der Herzmuskelinsufficienz in verschiedene Unterformen vermag man sich in England, wie die Vorlesungen J. Mitchell Bruce's und H. Jackson's zeigen, noch nicht an- zuschUessen. Man hält dort noch an der alt-en Eintheilung fest. Speciell figurirt die idiopathische Dilatation und H3rpertrophie noch als besonderes Krankheitsbild. Mit Recht betont Grättpner die grosse Wichtigkeit des verschiedenen individuellen Herzzustandes bei der Entstehung und Behandlung von Herzkrankheiten.

Neubürger bringt eine sehr werthvoUe, aus grosser practischer Erfahrung hervorgegangene Mittheilung über Angina pectoris; er hat 143 Fälle davon (118 Männer, 26 Frauen) beobachtet, dSmal (^e Autopsie ausführen können und stets Goronarsklerose gefunden. Er macht sehr bemerkenswerthe Angaben über die Dauer des Leidens. Interessant ist auch eine Beobachtung von Angina pectoris, die bei jeder Bewegung auftaut und mit Pulsverlangsamung verlief. Möchte das Beispiel Neubürge r's recht viele Herren mit hausärztlicher Thätigkeit zu ähnlicher Verwerthung ihrer Erfahrungen veranlassen. Sie würden unsere Kenntnisse wesentlich f&rdem können. üeber das Verhalten des Herzens bei Arteriosklerose veröffentlicht V. Basch eine Monographie. Dieselbe enthält zahlreiche Casuistik die durch die Blutdruckmessungen dauernd werthvoll sein wird. Aber auch die übrige Darstellung schHesst sich fast ausschliesslich diesen Druckergebnissen an und gelangt dadurch vielfach zu Auf- fiftssungen, die von den herrschenden Vorstellungen weit abweichen. So verläuft nach v. Basch jede Arteriosklerose mit Drucksteigerung. Da nun sehr viele Leute mit geschlängelten und rigiden Arterien keinen erhöhten Druck haben, erklärt er, die Schlängelung der Arterien sei kein Symptom der Angio- oder Arteriosklerose, sondern hänge vom Verhalten des umgebenden Gewebes ab. Das Symptom

Krankheiten der Ereislaufsorgane. 179

Rigidität existire überhaupt nicht. Man wird dem verdienstvollen Autor auf diesen Wegen nicht folgen können.

Mit der Myocarditis beschäftigen sich Stiassny und Litten. Myocarditis. Der erstere fasst die hochgradige Myocarditis eines Neugeborenen mit rudimentär entwickelten Aortenklappen im Sinne Dehio's und, wie er mittheilt, auch Weigert's als Folge einer Ueberdehnung und eines consecutiven Unterganges der Muskelfasern auf. Litten erblickt in ihr eine Folge der ausgedehnten Thrombose des aneu- lysmatisch erweiterten linken Ventrikels. Ebenso gut könnte man sich den Vorgang auch umgekehrt denken. Grassmann fand unter 288 Kranken, meist weiblichen Geschlechts, im Frühstadium der Syphilis bei mindestens */s Herzerscheinungen (Arhythmie, Syphilis. Pulsbeschleunigung oder -verlangsamung, Herzklopfen, verminderte Herzkraft, Herzgeräusche, öfters auch Dilatationen nach rechte, Ver- minderung des Blutdruckes). Die stets vorhandene Anämie scheint an den Herzerscheinungen nicht betheiUgt zu sein, da sie mit ihnen nicht parallel geht. Hinsichtlich der Herzerscheinungen der Die Herz- Fettleibigen stehen dem Versuche C. Hirsch's, in einem ^"^^®?''"°«^^'' Vortrage die neueren Anschauungen zusammenzufassen, zwei Mit- Fettleibigen. theilungen Kisch's gegenüber. Obgleich der bekannte Autor in diesen neuerlichen Aeusserungen die Bedeutung der Fettum- und -durchwachsung und der fettigen Degeneration des Herzens mehr als firüher zurücktreten lässt und das Verhalten des Herzmuskels mehr betont, bleibt doch die allzu reichliche Fettentwickelung noch immer fOr ihn das wichtigste Moment in der Pathologie und Therapie dieser Zustände. Wieder wird behauptet, dass der Widerstand im Geftsssystem durch seine Erweiterung infolge der neugebildeten Fett- geftsse steige. Ja, sogar die Herzruptur soll wieder durch fettige Degeneration des Herzmuskels entstehen, während doch schon längst V. Leyden und Neelsen das unrichtige dieser Anschauung be- wiesen haben. Das vereinzelte Aussetzen des Pulses bei Fettleibigen soll vom Druck des subpericardialen Fettes auf die Ganglien im Sulcus artrioventricularis und longitudinalis abhängen, während doch fast alle Gunglien an anderen Stellen liegen. Immer wieder muss der Wunsch ausgesprochen werden, dass man an erster Stelle frage, wie verhält sich der Herzmuskel dieses oder jenes Fettleibigen, und dass man sich gewöhne, in der Fettleibigkeit nur eine, wenn auch oft sehr wichtige Ursache seiner Insufficienz zu sehen, daneben aber die oft ebenso wichtigen und für die Therapie vieLBEU^h maassgeben- deren Veränderungen nicht zu übersehen, die ausserdem oder für sich allein zur LisufEcienz geführt haben, wie Coronarsklerose,

180

Romberg.

Die Herz- erscheinongen

der Fettleibigen.

Ueber- anstrengniig des Herzens.

Die erworbenen Herzklappen- fehler: Aetiologie.

Symptomato- logie.

Ueberanstrengong , Unteremährang u. dergl. In einer beachtens- werthen Mittheilung fährt weiter G. Bösen feld in exacter Weise den Beweis, dass es sich auch am Herzen bei der sog. fettigen Degeneration um eine Fetteinwanderang handle. Erst secondar gingen die Fibrillen zu Gfrunde. Schiefferdecker gibt eine gute litteraturzusammenstellung über die Schädigungen des Herzens durch das Badfahren und betont mit Becht, wie oft eine grosse Herzreizbarkeit nach einmaliger üeberanstrengung lange Zeit zurückbleibe. Die Existenz einer Arbeitshypertrophie des Herzens in dem Sinne, dass das Herz im Yerhältniss zur Körpermasse abnorm gross wird, muss nach Ansicht des Beferenten allerdings noch be- wiesen werden. Kurz erwähnt seien die Mittheilung von Douglas Powell über die verschiedenen Ursachen plötzlich ein- tretender Herzschwäche, wie Klappenzerreissungen, Herz- überanstrengung, Angina pectoris u. dergl., und der experimentell gestützte Versuch Friedenthal's, manche FäUe plötzlichen Herz- todes durch maximale Erregung der Medulla oblongata zu erklären. Bei 180 Klappenfehlern war nach Wer objew in ungefthr der Hälfte der FäUe Gelenkrheumatismus die Ursache der Erkran- kung, die sich meist schleichend, selten acut entwickelte. Preyss sah 5 Jahre nach syphilitischer Infection Herzbeschwerden auftreten und diagnosticirte 1 Jahr später einen Aortenfehler, der dann plötz- lich unter epileptiformen AnfUlen zum Tode führte. Die Section ergab bei dem 26jährigen Menschen starke Veränderungen an den Aorten- klappen und in der aufsteigenden Aorta, die Preyss für syphilitisch hält. Interessant ist der Befund echten Knochengewebes in ver- kalkten Herzklappen und sklerotischen Heerden namentlich der Art f emoralis durch Böhmer. Beitzke fand in 70 ^/o der untersuchten Leichen weisse'Flecken an der Kammerseite des grossen Mitnü- segels und konnte durch den Nachweis von Elalk und Fett in ihnen, von Faseruntergang und Wucherung der Umgebung sie als Degene- rationsheerde nachweisen. Berti fasst die Blutknötchen in den Herzklappen Neugebor euer als Ektasieen der sich zurückbildenden Klappengeflisse auf. Ueber Heilung s Vorgänge bei Insuf- ficienz der Aortenklappen durch compensatorische Dehnung der noch gesunden Klappen oder ihrer noch gesunden Theile be- richten Senator und Dräsche. Besonders lehrreich ist der von Senator mitgetheilte Fall, dessen Beobachtung sich auf 88 Jahre erstreckte. Dräsche betont, dass die compensatorische Dehnung der Klappen durch Verkleinerung des Defectes auch dem Eintritt der Decompensation bis zu einem gewissen Grade entgegenwirken

Krankheiten der Ereislanfsorgane. 181

könne. Käst stellte einen Fall von Aorteninsof&cienz mit lautem pr&BTStolischem, sog. Flint'scliem Qeränsch an der Herzspitze vor, dessen Entstehung wohl ebenso auf die starke Dilatation der linken Kammer zu beziehen ist, wie die seltenen accidentellen Geräusche an dieser Stelle. Nach Ghapmann pflanzt sich die Pulswelle bei einer gut compensirten Aorteninsu£ficienz ebenso rasch wie normal in die Peripherie fort, D. G-erhardt hat durch Versuche die Anschauung bestätigen können, dass eine Drucksteigerung in der Lungenarterie sich auf die Lungenvenen fortpflanzt. So vermag der rechte Ventrikel bei Mehrarbeit die Zuflussmenge zum linken Vorhof zu steigern und eine Mitralstenose zu compensiren. Auf die weiteren Einzelheiten der lesenswerthen Arbeit kann hier nicht eingegangen werden. Die verschiedenen diastolischen Geräusche, die bei Mitral- stenose vorkommen können, bespricht Gibbes und betont mit Becht, dass nur ihr letzter präsystolischer Theil von der Vorhofssystole herrühren könne. Bei einem Falle der zuerst von Ortner beschrie- benen Becurrenslähmung bei Mitralstenose fand Fr. Kraus als Ursache der Lähmung eine Strangulation des Nerven durch den bei der starken Vergrösserung des rechten Herzens verlagerten Ductus Botalli. Eine Compression durch den linken Vorhof kam nicht in Frage, da seine Wand 4 cm von der Strangulationsstelle entfernt war. Bei Stenose des Tricuspidal-, Mitral- und Aortenostiums pflegt in der Regel das Herz annähernd seine normale Grösse zu bewahren, weil seine normale Kraft ausreicht, um die ihm durch das verengerte Tricuspidalostium zufliessende verminderte Blutmenge gegen den erhöhten Widerstand weiter zu befördern. Die scheinbar widersprechende Beobachtung Mihel's mit starker concentrischer Hypertrophie des ganzen Herzens erklärt sich aus der nach seinen An- gaben nebender Verengerung vorhandenen Lisufflcienz der betreffenden Ostien. Mit Recht betont Senator die häufige Schwierigkeit der Diagnose. Klapx>enfehler-, speciell der Mitralinsufficienzdiagnose an anderweitig hypertrophischen Herzen, z. B. bei Nephritis, Morbus Basedowii und auch an manchen Herzen bei Anämischen oder im Fieber.

J. Meinertz beschreibt einen Fall congenitaler Miss- bildung des Herzens, die dadurch ganz ungewöhnlich ist, dass Sehnenfäden aus dem linken Ventrikel durch einen grossen Septum- defect zur Tricuspidalis zogen und den erhaltenen unteren Theil des Septums nach rechts drängten. Daneben bestand Pulmonal- stenose und ümkehmng der Lage von Aorta und Pulmonalis bei normalem Ursprünge derselben. K i m 1 a und Fr. Scherer sahen eine angeborene Pulmonalstenose ohne entzünd-

182 Bomberg.

Angeborene liclie Yeräuderungen an den Klappen. Die Klappen waren Klappenfehler ^^jj^q]^ myzomatöses embryonales Gewebe verkürzt und verdickt. MissMidnngen Jaccoud legt bei der Diagnose des Sitzes einer Polmonalstenose des Herzens. Werth anf das Panctain maximum des systolischen GBrausches. £s liege bei Stenose des Ostimns im zweiten Intercostalraum, bei der des Conus anf der dritten Rippe. Boeder theilt die schon im vorigen Jahre pablicirten F&Ue von Bnptur des Ductus Botalli nochmals mit und beschreibt ein solid thrombosirtes Dilatations- aneurysma des Ganges. H. v. Schrötter berichtet über Becur- renslahmung durch Compression des Nerven zwischen dem offenen und erweiterten Ductus BotaUi und der Aorta, ein interessantes Seitenstück zu der oben erwähnten Beobachtung von Fr. Kraus. Die von den Angaben der Litteratur vöUig abweichenden Mitthei- lungen von Tautz über annähernd normale Blutkörperchenzahlen bei congenitaler Pulmonalstenose sind bei den recht wechselnden Einzelresultaten nicht sicher verwerthbar, ebenso wenig wegen der dunkleren Farbe des reducirten Hämoglobins, wie er selbst hervor- hebt, seine mit dem Gowers'schen Apparate angestellten Hämo- globinbestimmungen. Die Für die Prophylaxe der Herzkrankheiten hebt Mendel-

Behandlung sohn in dankonswerther Weise die ausschlaggebende Bedeutung chronfschen ^^^ functionellen Diagnostik und Therapie hervor. Die Schonung Herzmuskel- des Herzens stellt Mendelsohn an erste SteUe, der Uebung der insufflcienz Herzkraft weist er zutreffende Indicationen zu, bewerthet sie aber Klappen- andererseits in eigenthümlicher Weise, wenn er sagt, Uebung mache fehler. Herzhypertrophie, diese disponire zur Degeneration; man treibe also Prophylaxe. ^^ Uebungstherapie BÄubbau.

Therapie: Die medicamentdsen H e r z - und Vasomotorenmittel fanden

Medicamente, eine eingehende Würdigung auf dem Gongress für innere Medicin^). Gottlieb erstattete von pharmakologischen Gesichtspunkten aus ein inhaltlich wie formell hervorragendes Referat. Er bespricht zunächst die Behandlung der Vasomotorenschwäche, wie sie sich bei manchen Vergiftungen und bei Infectionskrankheiten findet, mit den. typischen Geftssmitteln, dem Coffein, Campher, eventuell dem Coria- myrtin. Besonders interessant sind Qottlieb's Auseinandersetzungen über unsere Herzmittel. Sie bringen vielfach ganz neue Ergebnisse. Bei der Digitalis sieht er den Hauptnutzen in der Wirkung auf das Herz. Hier ist das Erste die Verstärkung der Systolen. Nebenher wirkt das Mittel nach den mit Magnus an anderer SteUe aus-

^) Yergl. die Besprechung im Abschnitt „Pharmakotherapie' S. 19.

Krankheiten der Kreislauf sorgane. X83

fölirlicher mitgetheilten Versuchen auch auf die GefiLsse verengernd, und zwar verengert das Digitoxin sanuntliche Geftlsse des Körpers, wahrend bei den anderen Glykosiden der Digitalisreihe (Digitalin, Strophanthin u. a. m.) die Verengerung der peripheren Geftsse nicht in die Erscheinung tritt, weil das bei der Contraction der Splanch- nicusgeftsse in die Peripherie strömende Blut die Zusammenziehung der Musculatur in den peripheren Geftssen zu überwinden vermag. Der Campher ist nach Gottlieb nicht ausschliesslich Gefassmittel, sondern steigert auch die Erregbarkeit des Herzens, aber nicht die St&rke seiner Contractionen. Das Coffein, einstweilen unser wich- tigstes Gefässmittel, steigert nach Hedbom auch die absolute Herzkraft. Der Alkohol bessert vielleicht dadurch die Herzarbeit, dass das Herz bei der eintretenden Gefilsserweiterung sich leichter zusammenzieht und besser schöpft. Der andere Beferent, Sahli, beschäftigte sich in seinem Referat hauptsächlich mit einer ge- naueren Classification der Kreislaufstörungen, um so zu einem Ver- ständniss der wechselnden therapeutischen Erfolge zu gelangen. Sachlich Neues wurde von ihm weniger beigebracht. Den ein- gehenden Beferaten vermochte die Discussion nicht wesentliche neue Gesichtspimkte hinzuzufügen. Bemerkenswerth waren die über- wiegend anerkennenden Urtheile von Goldscheid er, Naunyn, Groedel über lange fortgesetzten Gebrauch kleiner Digitalisdosen. Nur TJnverricht äusserte sich ablehnend. Er rühmte den Ge- brauch des Digitoxins und den der Golaz'schen Iluidextracte. An anderer Stelle hat sein Schüler Schwarzenbeck eine Studie über das Fluidextract der Digitalis grandifiora veröffentlicht. Bosen- stein und Balz lobten die Brauchbarkeit der wirklich wirk- samen Ta. Strophanihi und Bösen feld den längeren täglichen Ge- brauch von 10 20 g Herba Adonis vemalis im Infuse. Auf die pharmaceutisch interessante Arbeit Cloetta's über die Zusammen- setzung der Digitalisglykoside, auf die lesenswerthe Zusammenstellung Einhorn's über die Digitalistherapie und auf den Versuche. Frank's, den Nutzen der Digitalis zum Theil aus der besseren Herzarbeit nach Verlangsamung der Schlagfolge zu erklären, sei nur kurz hin- gewiesen, ebenso auf die Behauptung G. v. Hirsch's, das Sper- minum (Poehl) regulire die Herzthätigkeit , und auf die mit der Bianchi'achen Frictionsmethode uüd dem Gärtnerischen Tono- meter gewonnenen Besultate J. Hofmann's über die objectiven Wirkungen unserer Herzmittel. Immer noch wird die von dem verstorbenen Aug. Schott zuerst festgestellte Thatsache, dass kohlensäurehaltige Bäder eine Hebung der Herzkraft durch

184

Bomberg.

Bäder.

Gymnastik.

Vermehrang seiner Arbeit herbeifabren, in weiten firztlicben nicht genügend gewürdigt nnd infolge dessen die notbwendigste Be- dingung fiir den zuverlässigen Erfolg einer Bftderbebandlung Herz- kranker yielfacb ausser Acht gelassen, nämlich die Nothwendigkeit, die Bäder in ihrer Stärke abzustufen und so die Ansprüche an die Herzkrafli ganz allmählich zu steigern. In der ausgezeichneten Ab- stufbarkeit seiner Bäder, viel weniger in der Zusammensetzung seiner Quellen, beruht die unbestrittene Vorherrschaft Nauheims bei der Bäderbehandlung Herzkranker. Nur Franzensbad hat sich neuer- dings nach den Mittheilungen L i n d n e r's und F i s ch's bemüht, diesen Hauptvorzug Nauheims nachzuahmen und damit einen wichtigen Schritt vorwärts gethan. Dagegen zeigen die Mittheilungen Leusser's undBosenthal's aus Kissingen, Stifler's aus Stehen und die Engel- mann's aus Kreuznach, dass man an diesen Orten, die bei Scha£fung genügender Einrichtungen sicher Herzkranke in ausgedehnterem Maasse würden behandeln können, die nothwendige Abstufbarkeit der Bäder noch nicht ausreichend zur Verfügung hat. Vielfach wird sogar der grosse Kohlensäuregehalt als ein besonderer Vorzug ge- rühmt. Man ist deshalb für empfindlichere Kranke einstweilen noch überwiegend auf Nauheim angewiesen. Bei dieser Sachlage ist es erfreulich, dass Th. Schott und Battistini und Bovero wieder mit einwandsfreier Methode, speciell unter Berücksichtigung der Armhaltung, die blutdrucksteigemde , die Herzarbeit vermehrende Wirkung der Bäder feststellen. Demgegenüber muss die Angabe J a c 0 b's, der Blutdruck nehme im Bade ab, zurücktreten, da nichts über die Methode der Messung gesagt ist, und ebenso die nicht be* gründete Annahme einer Anzahl der oben erwähnten Autoren, die Erweiterung der Hautgef^se im Bade schaffe eine Erleichterung der Herzarbeit. Wachenfeld und Burwinkel geben eine all- gemein verständliche Darstellung der Bäderbehandlung Herzkranker. Wachenfeld betont darin mit Recht, dass es bei der Beizwirkung des Bades auf die Haut nicht allein auf die CO3, sondern auch auf die im Wasser gelösten festen Bestandtheile ankomme. B ehrend lobt die Wirkung Badenweilers bei leichteren Herzmuskelerkran- kungen, compensirten Klappenfehlem und bei Nachcuren nach Nau- heim. Referent möchte dem hinzufugen, dass auch manche Arterio- sklerotiker mit leichten Herzstörungen grossen Nutzen von dem Ge- brauch der indifferenten Thermen haben können. N. Zuntz, Kisch, M.Siegfried und Lagrange beschäftigen sich mit dem Einfluss der Qymnastik auf das Herz und ihrer therapeutischen Anwendung. In der ausserdem interessante Angaben über den

Krankheiten der Ereislaufsorgane. 185

Oalorieenverbraucli beim Radfahren bringenden Arbeit von Znntz wird sehr richtig betont, dass die sicherste, d. h. unschädlichste Ent- fettung durch Steigerung der Muskelarbeit und nicht durch Be- schränkung der Nahrung erzielt werde. Auch Kisch stellt bei der Behandlung Fettleibiger die Gymnastik mehr als früher in den Vordergrund. Nur seiner Empfehlung der Buderbewegung för Herz- kranke kann sich Referent nicht anschliessen. Siegfried lässt die Gymnastik an einem besonders eingerichteten Dreirade ausfuhren und erzielt bei vorsichtiger Steigerung der Anspräche schöne Erfolge. Liagrange sucht sonderbcirerweise den Nutzen der (Gymnastik bei Herzkranken mit ihren Ergebnissen bei Ataktischen zu vergleichen. Ekgren sah schliesslich von bestimmt ausgeführter Bauchmassage Herabsetzung der peripheren Qefiüssspannung und Pulsverlangsamung. Die Wirkung der Wasserentziehung ist von Spiegier an Diät. der N- Ausscheidung im Harn und theilweise auch an der N-Zufuhr bestimmt worden. Leider ist die Ausscheidung im Koth nicht be- räcksichtigt. Immerhin darf wohl als verwerthbares Ergebniss die Steigerung des EiweisszerfaUes nach längerer Wasserentziehung be- trachtet werden. Junge Thiere werden schon durch sehr massige Wasserentziehung, selbst schon durch ungleichmässige Wasserver-»> sorgung in Wachsthum und Ernährung sehr geschädigt. Diese Resultate sprechen wieder ein gewichtiges Wort gegen die ganz ungerecht- fertigte Beschränkung der Wasserzufuhr bei nicht ödematösen Herz- kranken. Für Arteriosklerose, Aneurysma, neurasthenische Herz- storungen u. a. m. empfiehlt Burwinkel überwiegend vegetarische Kost, um das Blut weniger viscös zu machen. Einen interessanten Rückblick auf die Geschichte des Calomels als Diureticum und Beseitigung Winke für seine Anwendung gibt v. Leyden. Die diuretische '''*'' ^®*®"'®''' Wirkung falle meist mit den ersten Anfängen des MercuriaHsmus zasammen. Ewald theilt einen instructiven Fall mit, in dem, wie so offc, erst nach Entleerung der Hautödeme durch Troikarts und nach Herbeiführung von Schlaf die Herzkrafb gebessert wurde. Auf dem Gongress lobt er in der Discussion über Herzmittel die Dehio- sche durch Gummibinden luftdicht befestigte Kapsel zur Bedeckung von Incisionen, welche zur Entfernung von Oedemen angelegt werden. Die Methode scheint einfach lind brauchbar zu sein.

Mendelsohn und Gräupner ersetzten den Ab^e'schen Sympto- Herzcompressor durch eine der Brustwand entsprechend ge- matische formte Metallplatte, die in grösserer Ausdehnung die G-egend der Herz- Herzspitze bedeckt und an ihrer Innenfläche einen aufblasbaren compressor. Oummiüberzug trägt. Der Gegendruck erwies sich nützlich zur

186

Romberg.

Saaerstoff- inhalationen.

Heroin.

Jod.

Herzheil- st&tten.

Paroxysmale Tachycardie.

Thromben im Herzen.

Die Ruptur des Herzens

und der Herzklappen.

Fremdkörper im Herzen.

Milderung der unangenehmeii Empfindimgen, die bei starker Er- schütterung der Brust durch ein nach links vergrössertes Herz entstehen. Senator hat von Sauerstoffinhalationen wesent- liche Besserung bei Dyspnoe und Schlaflosigkeit Herzkranker gesehen. Aron steht ihrem objectiven Nutzen skeptisch gegenüber. Pawinski und Adelt loben zu demselben Zwecke das Heroin (2 Bmal taglich 0)005), das bei weichem Pulse zweckmässig mit Ezcitantien zu cono.- biniren sei. Es muss aber betont werden, dass die Autoren einmal schon nach einer dieser kleinen Dosen vorübergehende Benommen- heit sahen. Vom Jod sah Gumprecht keine Wirkung auf die Thätigkeit von Herz und Ge&ssen, ebenso wenig eine Aenderung des gewöhnlichen Druckes bei Arteriosklerotikem in der Buhe und nach körperlicher Arbeit. Wenn es therapeutisch bei Arteriosklerose wirke, hänge das also nicht mit einer Beeinflussung des arteriellen Druckes zusammen.

Für die Errichtung besonderer Herzheilstätten tritt M. Mendelsohn in mehreren Aufsätzen warm ein. Seine Yoracus- Setzung, die jetzigen ärztlichen Leistungen bei der Behandlung von Herzkranken seien unzureichend, muss als unberechtigt zurück- gewiesen werden. Ebenso wenig erscheinen andere von Mendel- sohn angefthrte Gründe stichhaltig, wie Referent in der Deutschen medicinischen Wochenschrift eingehender besprochen hat. Die Er- richtung von Herzheilstätten kann demnach nicht befürwortet werden.

S.ose beschreibt einen seit dem 16. Jahre bestehenden Fall paroxysmaler Tachycardie mit einer Pulsfirequenz bis zu 2G0, mit plötzlichem Anfang und Ende der Anfälle, Herzsensationen und Polyurie ohne Herzdilatation. Er hält ihn mit Becht für rein ner- vöser Natur. Ott und Fischer theilen 2 Fälle von Kugel- thromben im linken Vorhof mit, den einen mit, den anderen ohne Mitralstenose. Auch der letzte hatte zu hochgradiger Stauung ge- fuhrt. V. Leyden schildert einen der so häufigen Befunde maranti- scher Thromben im linken Ventrikel bei postdiphtheritischer Myo- carditis. Gross sah nach Ueberfahren der linken Bumpfhälfte das Septum ventriculorum zerrissen; Fr. Strassmann beschreibt die Zerreissung einer arteriosklerotischen Aortenklappe und Queirisa in der Aortenwand infolge eines Hufsofalages gegen die Brust. Der Kranke starb 6 Monate nach der Verletzung. v. Oppel glaubt, dass an der Bildung des Granulationsgewebes um aseptisch ein- gefiihrte Fremdkörper herum auch Zellen musculären Ursprunges Theil nehmen. Dieselben gingen aber später zu Grunde. Einer wirklichen Begeneration sei der Herzmuskel nicht &hig. Auf die

Krankheiten der Ereislaufsorgane. 187

überm&ssige Beweglichkeit des Herzens ist Bumpf ge- Lage- neigt eine Anzahl von Beschwerden bei einem Kranken zurück- verftnderungen

^ , des Herzens.

zuftüiren, der sich früher stark entfettet hatte und eine übermässige Beweglichkeit des Herzens zeigte. An der Thatsache der ab- normen Beweglichkeit ist nicht zu zweifeln. Die Beschwerden des Patienten waren früher die . einer massigen Herzinsufficienz. Sie sind jetzt ebenso wie die abnorme Beweglichkeit des Herzens mit einer reichlicheren Ernährung des Kranken geschwunden, und Rumpf sieht darin eine Bestätigung seiner früheren Annahme. Referent hält auch jetzt eine Schwächung des Herzens durch die übermässige Entfettung fiir wichtiger als seine abnorme Beweglich- keit und findet eine Stütze dieser Annahme in den Angaben Rumpfs über die Lage des Spitzenstosses früher und jetzt. Früher lag der Spitzenstoss 7 cm links vom linken Stemalrande im sechsten Inter- costalraum, jetzt ebenso weit vom Stemalrand entfernt, aber im fanfben Intercostalraum. Es handelt sich also nicht um ein Hinaufdrängen der Herzspitze durch das reichlicher entwickelte Bauchfett. Denn der Herzstoss müsste dann weiter nach aussen gerückt sein. Es handelte sich vielmehr fiHher um eine massige Dilatation, die jetzt zurückgegangen ist. Palt auf fand in einem Falle das Herz völlig nach rechts gewendet, so dass der rechte Ventrikel oben, der linke unten lag, während die Oe&sse normal entsprangen. Wal bäum be« schreibt einen nichts Besonderes bietenden Fall von Rechtslage- rung des Herzens durch starke rechtsseitige Lungenschrumpfung.

Die über die acute Myocarditis allein vorliegenden Arbeiten von Die aoate Bacaloglu und von Zuppinger bringen kein wesentlich neues ^yocarditis. Ergebniss. Leider fehlt bei Zuppinger, der mehrere Kinder an plötzlichem Herztode zu Grunde gehen sah und myocarditische Ver- änderungen constatirte, jede bacteriologische Untersuchung der Ge- schwürsprocesse, von denen die Erkrankung ausging.

Hinsichtlich der Aetiologie der acuten Endocarditis Die acnte betont L. Käst aus der Pribram'schen Klinik sehr richtig, dass Endocwditib. nur der acute Gelenkrheumatismus und seine chronisch verlaufenden Residuen Herzfehler hervorriefen, dass dagegen der von Atififtrig an chronische Rheumatismus und die deformirende Arthritis nicht diese Wirkung hätten. Bartel will als acute Endocarditis nur die Fälle mit entzündlichen Erscheinungen gelten lassen und die Blutplättchen- ihromben, die nach Ziegler den Beginn jeder Endocarditis bilden, nicht dazu rechnen. Er schliesst deshalb aus seinem negativen bacteriologischen Befund in einer Anzahl von Fällen nicht, dass auch ohne die unmittelbare Einwirkung uns bekannter Mikroorganismen

188

Bomberg.

Die aente Endocarditis entsielieii könne. Interessant ist das relativ häufige EndooarditiB. Fehlen von Mikroorganismen in seinen Fällen. Wassermann konnte in einem Falle symptomloser maligner Endocarditis nach G-onorrhoe die Gonokokken durch Cultur und Thierversuch nach- weisen. Henke fand in 3 FäUen maligner Pneumokokken-Endo- carditis grosse Vegetationen mit breiter Basis, glatter, missfarbiger Oberfläche und Neigung zur Erweichung. Henschen beschreibt 3 Fälle maligner Endocarditis, von denen 2 durch Staphylokokken, einer durch Bacterium coli hervorgerufen war. Einer der ersteren, der bei einem älteren Klappenfehler auftrat, verlief mit choreatischen Erscheinungen. Eingehende bacteriologische Untersuchungen hat Lenhartz in 27 Fällen maligner Endocarditis angestellt. Er fand durch Untersuchung des Blutes Smal Staphylokokken, 6mal Pneumo- kokken, lOmal Streptokokken und Imal Gonokokken. In 2 Fällen konnte er keine Mikroorganismen nachweisen und möchte diese Fälle als maligne rheumatiBche Endocarditis auffassen. Der Bedeutung der „kleinen*' Streptokokken fiir die Aetiologie des Gelenkrheuma- tismus steht Lenhartz skeptisch gegenüber. Hinsichtlich der S3nnptomatologie bespricht Lenhartz die chronisch verlaufenden Fälle der malignen Endocarditis, bei denen er einen allmählich immer mehr zunehmenden Keimgehalt im Blute fand. Simmonds sah 4mal tOdtliche Hirnblutungen bei Kindern und jungen Frauen aus kleinen Aneurysmen, die durch septische Embolien von den Herz- klappen aus entstanden waren. 8 weitere ähnliche Fälle waren nicht ganz eindeutig. Finley beschreibt eines der seltenen diastolischen MitnJgeräusche infolge von grossen Vegetationen an den nicht ver- wachsenen Klappen. Hinsichtlich der Therapie ist die Bemerkung von Lenhartz hervorzuheben, dass er von der Anwendung des Marmor ek'schen Streptokokkenserums nur Verschlechterungen ge- sehen habe.

Pregowski hatte bei seiner exsudativen Pericarditis in rechter Seitenlage das Gefühl, dass ein schwerer Körper sich nach rechts hinüberlege. Lüking berichtet über 9 Fälle von Paracentese des Herzbeutels nach der Curschmann'schen Methode, bei der ausserhalb der linken Mamillarlinie durch die Pleura hindurch der Herzbeutel punctirt wird. Er hatte 77,7 ^/o Heilungen zu verzeichnen, während die bekannte Statistik Hindenlang's nur 32,3% hatte. Von 20 Fällen mit Pericardobliteration, die Biesman ana- tomisch untersuchte, hatten 9 erkennbare Tuberkel im Pericard, 5 verliefen mit Lungentuberculose, bei den anderen fanden sich ge- heilte Tuberkel in den Lungen. Einen wahren Solitärtuberkel von

Pericarditis exsudativa.

Obliteratio perioardii.

Krankheiten der Ereislaufsorgane. 189

FünffrankstückgrÖBse in der Wand des rechten Herzohrs beschreiben Pic und Cade. Türk hat mehrmals bei Pericardobliteration über- wiegende Schwäche der rechten Kammer und öfters Tricuspidal- insuf&cienz gesehen. Mit Kecht betont er die häufige Gombination der Pericardverklebung mit obliterirenden Entzündungen der anderen serösen Häute und hebt hervor, dass die Bezeichnung der so vor- kommenden peritonitischen Processe als pericarditische Pseudoleber- cirrhose (Fr. Pick) wenig glücklich sei. Auch Hoppe-Seyler betont die Gomplicirtheit dieses Krankheitsbüdes. Der Qlaube an die Entwickelung einer Herzhypertrophie infolge von Pericardobliteration ist, wie die Mittheilung Hutin el's zeigt, immer noch nicht beseitigt. Die zuerst von Virchow beschriebenen perlartigen Knötchen auf dem Yisceralblatt des Pericards längs der Geftsse be- stehen nach Herxheimer aus Bindegewebsverdickungen zwischen Deckzellen und äusserster elastischer Membran, sind also den Sehnen- flecken gleich zu stellen.

S i e v e r s sah von einer Lungengangrän aus ein Pneumopyo- Pneumopyo- pericard sich entwickeln. In der Herzgegend bestand tiefer sonorer Pö"car^iim. Schall wie beim Emphysem. Er änderte sich beim Sitzen nicht. Herztöne und pericarditisches Eeiben zeigten Metallklang. An der Herzspitze hörte man zudem metalUsches Plätschern.

Auf die Ausführungen v. Basch's über Arteriosklerose wurde schon oben hingewiesen. Die eingehende Darstellung der Gefäss- krankheiten durch L. v. Schrötter im Nothnagel'schen Hand- buche ist in diesem Jahre zum Abschlüsse gekommen. L. v. Schrötter schliesst sich hinsichtlich der Entstehung der Arteriosklerose am Arterio- meisten der T ho manschen Theorie an. Einen interessanten Beleg Air »kierose. die Richtigkeit dieser Theorie bringt auch Bieländer, der bei einem Zwilling mit zusammenhängender Placenta nur auf der Seite der abgestorbenen Frucht die Arterienintima obliterirend gewuchert fand. Hier war also die Intimawucherung offenbar die Folge der Ver- kleinerung des Geftssgebietes duroh den Tod der Frucht. Hätte eine primäre Erkrankung die Geftsserkrankung herbeigeführt, wäre die Betheiligung nur einer PlacentarhäLfte sehr merkwürdig. Dass auch eine primäre Endarteriitis vorkommt, die zum Tode der Frucht fähren kann, betont v. Franquö. In der Lungenarterie fand Brüning bei Stauung im Lungenkreislauf, bei Lungenerkran- kungen, interstitieller Nephritis und 2mal auch bei Hypoplasie der Aorta geringe sklerotische Veränderungen. Einen ganz ungewöhn- lichen Fall beobachtete Türk. Art. anonyma. Carotis sin. und Sub- clavia sin. waren durch deformirende (syphilitische?) Aortitis an

190 Romberg.

ihrem Ursprünge verschlossen und es hatte sich ein ausreichender Collateralkreislauf am Rumpf, besonders auf der linken Seite des Eückens gebildet, in dem das Blut von unten nach oben strömte. Oegenüber dem Nutzen des Jods fiir die Behandlung der Arterio- sklerose verhält sich L. v. Schrötter zurückhaltend. Barke hat in verdienstlicher Weise die bisher veröffentlichten Fälle von Hypoplasie Hypoplasie der Arterien zusammengestellt, in denen das Verhalten

der Arterien, ^es Herzens geprüfb wurde. Es zeigt sich dabei, dass bisher nur ein wirklich exact untersuchter Fall von C. Hirsch vorliegt. Die sonstigen von Burke zusammengestellten Fälle ermangeln durchweg einer exacten Herzwägung unter Berücksichtigung des Körpergewichts. Sie sind vielfach durch Arteriosklerose complicirt Auf das Verhalten der Nieren ist ganz unzureichend geachtet worden.

Aortenrnptnr. Die Entstehung mehrfacher Einrisse derAortenwand durch kleine, die Media zerstörende Eiterheerde (Pneumokokkenmetastasen), wie V. Kahlden sie gesehen hat, dürfte in der Litteratur einzig dastehen. Fabris konnte experimentell nur durch Erzeugung einer beträchtlichen Entzündung mit ausgedehnter narbiger Degenera^

Aneurysmen, tion der Geftsswand aneurysmatische Erweiterungen hervor- rufen. Nach bloss traumatischer Alteration der Gef&sswand findet höchstens eine vorübergehende Erweiterung statt, liehrfach ist wieder die Bedeutung der Lues für die Entstehung der Aneuiysmen besprochen worden, leider meist ohne die hier so nothwendi^e Trennung der sack- und der spindelförmigen Aneurysmen. So hatte Gerhardt unter 75 Fällen 22mal sichere, 5mal zweifelhafte frühere Lues, Senator hatte höhere Procentzahlen, Jürgens behauptet, bei Aortenaneurysmen nie Lues der Gefässe und bei Lues der Ghe- &sse nie Aortenaneurysmen gesehen zu haben. B onnet stellt einige neuere Angaben zusammen. Danach hatte Etienne unter 133 Fällen in 69°/o frühere Syphilis und sahen anatomisch Hansemann unter 64 Aneurysmen 12mal und Rasch unter 28 16mal sichere, Tmal wahrscheinliche syphilitische Veränderungen. An mehreren sack- förmigen Aneurysmen fsind Bonnet die Media am Sackhals stets durch Ghitmulations- und Bindegewebe unterbrochen und die Litima in Form einer gelatinösen Plaque an dieser Stelle beträchtlich ver- dickt, also ebenfalls eine Veränderung höchst wahrscheinlich syphi- litischen Ursprunges. Eine grössere Statistik aus Triest bringt Gominotti. Er sah Aneurysmen bei Männern 5mal häufiger als bei Frauen. Von 181 Fällen kamen 24 zwischen 27 und 40 Jahren, 29 zwischen 40 und 50, 18 zwischen 50 und 60 Jahren vor. 37 be- trafen die Aorta ascendens, 49 den Arcus, 29 die Aorta descendens,

Krankheiten der Ereislanfsorgane. 191

16 die Aorta abdominalis. Unter den die Symptomatologie be- sprechenden Arbeiten ist die bedeutsame DarsteUnng Hampeln's an erster Stelle zu nennen. Nach ihm wird der Pulsus differens beim Erheben der Arme dentlicher. Bei 41 Aneurysmen fanden sieb 25 Kehlkopflähmnngen, die überwiegend den linken Becurrens be- trafen. Sehr interessant sind die Ausfohrongen über Steno sirnngen. Die Verengerung der Trachea mit ihrer Verlangsamong und Ver- tiefnng der Athmimg komme fast nur bei Aneurysma vor, Bronchial- stenosen finden sich bei ihm wie bei Tumoren annähernd gleich oft. Oesophagusstenosen sprechen fast immer fiir Erkrankung der Speise- röhre selbst. Nur ein Aneurysma unter 140 comprimirte die Speise- röhre dauernd, während lOmal leichte Schluckbeschwerden vorhanden waren, und unter 200 Oesophagusstenosen befand sich nur eine durch Aneurysma verursachte. Hampeln betont femer von neuem das Auftreten prämonitorischer Blutungen aus den Bronchien, die er einmal 4 Monate, einmal l^s Jahre anhalten sah und die in ihrer Aeichliehkeit Tumorblutungen gleichen können. Das Auftreten so geringfügiger Blutungen bei Aneurysmen ist noch vielfach unbekannt. Landgraf sah eine Becurrenslähmung bei Aneurysma zurückgehen, weil offenbar nur eine Drucklähmung vorlag und die Bichtuug des Druckes im Aneurysma wechselte. Frick erklärt aus dem gleichen Moment Sensibilitätsstörungen am Bumpf mit wechselnder Locali- sation. Hödlmoaer beschreibt ein in die Pulmonalis perforirtes Aortenaneurysma mit pulsirender Vorwölbung, systolischem und dia- stolischem Geräusch im zweiten Intercostalraum und mit accen- tnirtem zweitem Pulmonalton. Beinhold, Gominotti und Borst sahen Durchbruch in die Vena cava superior. Bei allen trat plötz- lich starke Stauung, zum Theil mit Oedemen im Gebiete der oberen Hohlvene ein. Aber fast immer fehlte ein deutlicher, herzsystoUscher Venenpuls. Nur Gominotti sah ihn zeitweise. Der Tod erfolgte 2 30 Tage nach dem Durchbruch. Hektoen hat eine Anzahl meist kleinerer von den Klappentaschen der Aorta ausgehender Aneurysmen zusammengestellt, VtTardrop Griffith 18 sichere und 6 zweifelhafte Fälle von Aneurysmen der Kranzarterien. Von den ersteren endete die Hälfte durch Buptur in den Herzbeutel tödt- lich. Fast, sowie Oddo und Mizzoni sahen dissecirende Aneu- rysmen der Bauchaorta. Bemerkenswerth war bei dem letzten FaU die enorme Ausdehnung des Blutergusses bis auf die vordere Bauch- wand, welche an das Verhalten retroperitonealer Abscesse erinnerte. In der Fast'schen Beobachtung wurde ein diastolisches Geräusch über dem Aneurysma durch Druck auf die CruraHs lauter. Gabriel

192 Romberg.

Aneurysmen, konnte ein im AnschlosB an eine maligne Endocarditis embolisch entstandenes Aneurysma durch seinen auffallenden Lagewechsel als von der Art. mesenterica superior ausgehend erkennen. Die Diagnose eines Bauchaortenaneurysmas wird bekanntUch nicht selten irrthftm- lich gestellt, wenn die Aorta etwas lebhaft pulsirt, wie das bei ner- vösen Menschen, bei Entzündungen im Abdomen häufig vorkommt. Einer solchen unzutrefiPenden Auffassung dringend verd&chtig ist der von Henssen bei einer Perityphlitis beschriebene Fall. Lan- cereaux und Paulesco, die Begründer der Gelatinebehand- lung, betonen, dass mindestens 15 36 Injectionen vorzunehmen seien. Jede Injection müsse mindestens 5 g Gelatine in 200—250 com 7®/oiger NaGl-Lösung enthalten. Sie theilen 4 mit sehr gutem Er- folge behandelte Fälle mit. Im übrigen gehen die Urtheile über den Erfolg der Methode nach wie vor aus einander. Barth hatte bei einem sackförmigen Aneurysma einen guten, Krokiewicz keinen Erfolg. lieber sonstige Behandlungsmethoden ist nur wenig ver- öfiPentlicht worden. Gerhardt empfiehlt neben Buhe und Kalte- application Jodkali und mehrfach wiederholte Schmiercuren, Senator ausserdem Unterernährung und Gompression des Aneurysmas, Samt er

Thrombose bespricht die elektrolytische Behandlung. Die Thrombosen ^^^ im Wochenbett scheidet Heidemann in die harmlosen, meist rein localen, schon während der ersten Tage in alten Varicen auftretenden Verlegungen und in die schwereren, meist am Ende der ersten Woche manifest werdenden, die von den Beckenvenen auf die Beinvenen übergreifen. Trotz der normalen Puls- und Temperaturwerthe hält er die letzten wegen der starken Beein- trächtigung des Allgemeinbefindens ftb: infectiös. Ginsburg hatte unter 85 anatomisch festgestellten Embolieen bei Herzkranken 62 der Nieren, 28 der Milz, 15 des Gehirns, 14 der Lungen, 8 des Darmes U.S.W. Litten sah in dem von ihm demonstrirten Falle zuerst, wie das ja häufig vorkommt, multiple Lungenembolieen , bevor die tödtliche Verlegung eines Hauptastes der Lungenarterie erfolgte. Bührer und Laignel-Lavastine berichten über EmboHe der Aorta abdominalis mit den gewöhnlichen Folgen. Literessant sind die sorgätltigen Beobachtungen Bührer's über die Erscheinungen

FunctioneUe an den Beinen. Eine centrale Vasomotorenlähmung ist, "wie Oef&ss- Heineke experimentell feststellte, bei der letalen EreislaufBitönuig der Perforationsperitonitis von derselben Bedeutung, wie bei acuten Infectionskrankheiten.

Die im Vorjahre von Hochhaus gefundene Erhöhung des Blat- druckes bei Herzneurosen wurde von H. Strauss bei trauma-

Erankheiten der Ereislaufsorgane. 193

tischen Neurosen durch sorgfältige Messungen mit dem Gärtner- Herz- und

sehen Tonometer bestätigt. Allerdings überstiegen die gefundenen Werthe zum Theil nur unbedeutend die Norm. Ad. Schmidt fand dagegen bei mehreren Herzneurasthenikem den Blutdruck abnorm niedrig. Es besteht also nicht regelmässig eine Drucksteigerung. Derselbe Autor sah bei manchen Herzneurasthenikem die schon von Aug. Hoffmann beschriebene Beschleunigung und Verkleinerung des Pulses bei tiefer Inspiration und das umgekehrte Verhalten bei tiefer Exspiration, sowie bisweilen eine abnorme Herzverschieblich- keit. AI. Pick betont das Erben'sche Pulsphänomen bei manchen Neurasthenikem; der Puls werde durch Niederhocken oder starkes Vorwärtsbeugen für wenige Schläge stark verlangsamt. Bonnaym^ stellt die bekannten nervösen Herzstörungen (Arhythmie, Herz- klopfen, Angina pectoris, Tachy- und Bradycardie) infolge von Magenleiden zusammen und ist geneigt, den Druck des Magens auf das Herz für ihre wichtigste Ursache zu halten. Dass er auch eine Dilatation des rechten Herzens darauf zurückfuhren will, dürfte kaum Zustimmung finden, v. Voss sah nervöse Angina pectoris durch sehr acut einsetzenden Bückenmuskelrheumatismus ausgelöst werden. Die Untersuchxmgen Habermann's über den Nicotingehalt des Gigarrenrauches dürften über die Schädlichkeit des Bauchens be- stimmter Sorten iur das Herz keinen maassgebenden Aufschluss geben können, da es ausserordentlich zweifelhaft ist, ob das Nicotin der wirklich schädliche Stoff im Tabaksrauche ist. Hab ermann fand den höchsten Nicotingehalt in den Virginiem, den niedrigsten in den Guba-Portorico der österreichischen Regie. Adler beschreibt das Auftreten eines typischen doigt mort nach Kälteeinwirkung bei einem 26jährigen Manne. Nach Wärmeapplication wurden die vor- her bl&ssen Finger blauroth und schwollen stark an.

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200 Romberg.

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Krankheiten der Ereislanfsorgane. 201

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e) Krankheiten der Terdauungsorgane.

Von Prof. Dr. Th. Rosenheim und Dr. William Kramm in Berlin.

Oesophagus. Welch grossen Antheil an den Fortschritten in der KenntnisB der Speiseröhrenpathologie die Oesophagoskopie hat, zeigt unter anderem die umfangreiche Arheit Gottstein's, der Oesophago- an der Hand von 100 ösophagoskopisch untersuchten Fällen der skopie. Mikulic zischen KKnik eine Uebersicht über die gesammte Klinik der Oesophagusaffectionen gibt unter besonderer Berücksichtigung der Leistungen und der Bewerthung der genannten IJntersuchungs- methode. Ihre schnellsten und augenfälligsten Triumphe feiert sie, Fremdkörper, wie natürlich, noch immer auf dem Gebiete der Fremdkörper: hier ist sie die einzige verlässliche diagnostische Methode. Das Er- gebniss der Sondirung und der Durchleuchtung dagegen ist nur bei unzweifelhaft positivem Ausfall zu verwerthen. Wie vorsichtig und zurückhaltend man bei festen Fremdkörpern mit der Sondirung sein muss, beweist ein von Gottstein publicirter Fall, in dem ein Gebiss 5 6 Monate, nachdem es verschluckt war, wahrscheinlich beim Einführen einer festen Sonde durch die hintere Wand der Pars cardiaca des Magens hindurchgestossen wurde und hier bis zur glücklichen Entfernung durch die Gastrotomie in einem peri" gastritischen, mit dem Magen communicirenden Sack liegen blieb. Eine Perforation der Pars cardiaca durch einen Fremdkörper ist bisher nicht beobachtet worden, meist £ndet sie in unglücklichen FäUen oberhalb des Hiatus oesophageus ins Mediastinum statt. Wenn es Batsch in einem Falle durch brüske und sehr schmerzhafte Bougirung gelang, das verschluckte Gebiss ohne weitere schädliche Folgen in den Magen zu befördern, so beweist das natürlich nichts gegen die Warnung vor der Sondirung und nichts für die Berechti- gung eines so gefahrlichen und uncontroUirbaren Verfahrens. Selbst wenn keine Perforation erfolgt, so ist schon durch das blosse Tiefer- schieben des Fremdkörpers unter die infrabifurcale Aortenenge da

Krankheiten der Verdauungsorgane.

203

X

meist die Passage in den Magen doch niclit erfolgt eine erheb- liche Erschwerung der Entfernung gegeben: gelingt es nicht, per Oesophagoskop zu extrahiren, so bleibt nur die schwierige Oesophago- tomia thoracica oder die Ghtstrotomie , und selbst von einer Magen- fistel aus gelang es Quad flieg nur schwer mit Hülfe Doyen'scher Klemmen, ein 38 cm hinter den Zähnen sitzendes G-ebiss unter starker Blutung aus der Gardia zu extrahiren. Leichter und gefahr- loser ist die Entfernung, wenn man mit dem Finger an den Fremd- körper herankommt, und dies erfordert nach Wilms nicht eine weite, die Einfuhrung der ganzen Hand gestattende Incision, sondern es genügt, wenn man nur an der richtigen Stelle, d. h. an der vorderen Wand des Fundus und nicht in der Nähe des Pylorus incidirt, eine kleine Oefi&iung, um mit dem durch eine Tabaksbeutel- naht in der Magenwand fixirten Finger die letztere einzustülpen und bis zur Höhe des achten Brustwirbels in den Oesophagus ein- gehen zu können. Auch in der Therapie einer rein functioneUen Störung, des mit ektatischen Zustanden der Speiseröhre einher- gehenden Cardiospasmus ist die Gastrotomie mehrfach die ultima ratio gewesen. Nach Martin ist der Cardiospasmus nicht als Ausdruck oder Theilerscheinung einer allgemeinen Neurose, sondern als local-reflectorischer Vorgang infolge von meist über- sehenen Entzündungen oder Erosionen der Schleimhaut zu be- trachten. Während er aber in dem Cardiospasmus wiederum die Ursache der gleichzeitigen „idiopathischen" Ektasie sieht, neigt Strauss, nachdem schon Rosenheim auf die ätiologische Be- deutung der atonischen Zustande hingewiesen, för eine Anzahl der Fälle der schon früher ausgesprochenen Annahme einer congenitalen Anlage zu, indem er auf die relative Häufigkeit der Ektasie in den ersten Jahrzehnten des Lebens, auf den häufigen gleichzeitigen Be- fund einer Ptose oder Senkrechtstellung des Magens und auf die Möglichkeit eines Druckes der in mehr prävertebraler Lage ver- bliebenen Aorta auf den Oesophagus hinweist. 2 Fälle von nicht idiopathischer, „spindelförmiger" Oesophagusektasie glaubt Orth- mann auf eine narbige Stenose der Cardia infolge von Ulcus pepticum zurückfahren zu können. Zur Bestimmung des Volumens der ektatischen Höhle empfiehlt Strauss an Stelle der Messung eingegossener Flüssigkeit, die auch bei einem die Einführung der Sonde verhindernden Cardiospasmus zum Theil in den Magen ab- laufen könnte, die Aufblähung mit einem dünnwandigen Ghimmi- baUon und Messung der eingepumpten Luft mittels Eudiometers. Die Contouren und damit Lage und Form der ektatischen Partie liessen

Cardio- gpasrntts.

Aetiologie

der

Oesophagus-

dUatation.

ülcas

pepticum

der Cardia.

,-*'

204 Bosenheim und Eramm.

Bestimmimg sich zur Darstellung bringen durch die Durchleuchtung nach Ein- ^^^ fuhrung zweier Sonden, einer Schrot- und einer Spiralsonde, welch und der letzterer durch einen nach oben laufenden Seidenfaden eine beliebige Form der Krümmung an der Spitze gegeben werden konnte eine Modi- ^ektasi^^ fication, die auch als Divertikelsonde empfehlenswerth ist. Gewöhn- lich sind bisher die idiopathischen Erweiterungen als spindelförmig beschrieben. Gottstein betont , dass die Dilatation bei Oardio- spasmus sich nur auf den supradiaphragmatischen TheU des Oeso- phagus beschränkt und nicht eine gleichmässig- spindelförmige, sondern eine sackartige, auf dem Durchschnitt ellipsoide ist, mit der stumpfen Abrundung auf dem Diaphragma aufsitzend. Mehr circumscripte, nicht den ganzen Brustabschnitt des Oesophagus um- fassende Dilatationen erwecken nach Gottstein den Verdacht auf Anatomische eine dem Cardiospasmus zu Grunde liegende anatomische IJrsache, Ursachen ^ 3 ^^ Carcinom der Pars cardiaca des Magens; ebenso ist ein Spasmen, von einer höher gelegenen Dilatation begleiteter Spasmus oesophagi, der an sich keine Erweiterung schafft, suspect auf eine durch Spasmus complicirte anatomische Verengerung. Die bisher beschriebenen Fälle von idiopathischer Oesophaguserweiterung umfassen alle Grade des Leidens, von den leichtesten bis zu den schwersten klinischen Symptomen. Mehrfach hat, wie Strauss bemerkt, die Autopsie eine starke Dilatation ergeben, ohne dass intra vitam irgend welche Erscheinungen darauf hingewiesen hätten. Es scheint, dass vielfach nur die acuten Exacerbationen eines chronischen Zustandes von Erweiterung, wahrscheinlich bedingt durch acute, zu Oardiospasmen föhrende Schleimhauterkrankungen (Schwellung, Erosionen, TTlcera- tionen), die Patienten zum Arzt fuhren. Entsprechend der Schwere Therapie der der Symptome sind die therapeutischen Erfolge sehr ver* idiopathischen jj£^ Einhorn konnte sich begnügen, in 10 Fällen bei

Dilatation o o 7 ^

und des kaum beeinträchtigtem Wohlbefinden und bei leichter Sondirbarkeit Cardiospas- der Cardia neben geeigneter Diät und abendlichen Oesophagus- ^^ Spülungen nach jeder Mahlzeit seine Patienten Uebungen machen Uebnngen, zu lassen: einige Minuten lang ausgeführte Compression des Brust- korbs nach tiefen Inspirationen, um dadurch die Speisen in den Magen hinabzubefördem. Strauss empfiehlt neben der Entlastung des Oesophagus durch rectale Ernährung die Darreichung von polver- förmigem Tannin, das in die stagnirende Flüssigkeit geschluckt wird, um durch Herstellung eines „Tanninbades" die Schleimhaut zu gerben, oder die Einpuderung des entleerten Oesophagus mit polver- förmigen Adstringentien und Deckmitteln. Ausserdem schienen kohlensäurehaltige Mineralwässer oder noch besser ohne lieber-

Krankheiten der Verdauungsorgane.

205

Bchwemmmig des Oesophagus mit Flüssigkeit Brausepulver durch die Druckwirkung des sich entwickelnden Guses die stagnirenden Massen direct in den Magen zu pressen und so subjective Er- leichterung zu bringen. Gottstein dagegen kann bei seinen mit dauerndem, starkem Cardiospasmus einhergehenden FäUen von keinem erheblichen Effect der internen Therapie berichten. Selbst völlige Buhigstellung des Oesophagus während längerer Zeit nach der Gastrostomie brachte keine Besserung. lieber einen Versuch, in die Cardia eine Dauercanüle einzulegen mit einer oberen, kegel- förmigen, auf der Cardia reitenden Anschwellung und einer unten angebrachten ventilartigen Klappe, die das Zurücktreten von Magen- inhalt im Liegen verhindert, ist ein abschliessendes IJrtheil noch nicht möglich gewesen. Gottstein erwägt daher för derartig hartnäckige FäUe die Chancen einer Eadicaloperation und glaubt, eventuell die extramucöse Cardioplastik analog der von Mikulicz einmal ausgeführten extramucösen Pyloroplastik empfehlen zu sollen. Doch ist bemerkenswerth , dass es Martin in einem Fall von schwerem Cardiospasmus nach Anlegung einer Magen£stel durch Sondirung ohne Ende nach dem Hacker'schen Princip und Dehnung der Cardia mit Sonden von steigender Dicke bei gleichzeitig er- möglichter gründlicher Spülung des Oesophagus gelang, völlige Heilung zu erzielen. Die unter den therapeutischen Maassnahmen von S trau SS empfohlene Aufblähung des Oesophagus mit Gas diente ihm auch als Kunstgriff zur Ueberwindung des Cardiospasmus mit der Sonde, und er glaubt, dass diese Erleichterung der Cardia- passage fiir die Sonde bei gleichzeitigem Einpumpen von Luft unter Umständen als differentialdiagnostisches Kriterium gegenüber den tiefsitzenden Divertikeln zu verwerthen ist, bei denen die Lufteinblasung nur Beschwerden machen, aber natürlich die Sondirung nicht erleichtem wird. Der bekannte RumpeUsche Versuch mit dem Löcherschlauch war von Jung so modificirt, dass durch Aspira- tion von Mageninhalt die Lage des Löcherschlauchs im Magen nach- weisbar werden sollte. Nun ist aber, worauf Strauss aufmerksam macht, bei motorischer Lisufficienz des Magens und Subacidität oder gar bei Achylie die FeststeUung, ob Magen- oder stagnirender Oeso- phagusinhalt gewonnen wird, unter umständen sehr schwierig. Die zur Differenzirung empfohlenen Untersuchungen des Aciditätsgrades, des Ferment- und besonders des Zuckergehalts der exprimirten oder aspirirten Mengen können Besultate ergeben, deren Verwerthung im concreten Fall grosse Vorsicht erfordert. Einen einfacheren VSTeg schlägt Zweig ein, indem er zwei gewöhnliche weiche Sonden ein-

Kohlens&ure,

G-astro-

stomie, Daaeroanttle

in der

Cardia,

Cardio- plastik,

Sondirung ohne Ende.

DilTerential- diagnose zwischen Ektasie and tief- sitzendem Divertikel.

206

Bosenheim and Eramm.

Differential- diagnose zwischen Ektasie und tief- sitzendem Divertikel.

Pharyngo-

Gsophageale

Palsions-

divertikel.

Strictur

durch

Verbrennung.

Ezstirpation

einer

Narben-

strictnr.

fiihrt, die eine in den Magen, die gleichzeitig bequem Mageninlialt zu gewinnen gestattet, die andere in die Höhle im Oesophagus, beide mit Schlauch und Trichter armirt. In die Oesophagussonde wird verdünnte Methylenblaulösung eingegossen etwas weniger, als einem Yorversuch nach die Höhle zu fassen vermag. Zieht man dann den Magenschlauch unter Senken seines Trichters zurück, so wird er, wenn ein Divertikel vorliegt, den Oesophagus passiren, ohne dass die blaue Flüssigkeit abfliesst, und ohne dass die Sondenspitze blau gefärbt wird; ist es dagegen eine Ektasie, so wird alsbald, wenn das Sondenfenster die Gardia passirt hat, die Flüssigkeit durch den Trichter sich entleeren. Mit dieser Methode konnte Zweig 8 neue Fälle von tiefsitzendem Divertikel diagnosticiren. Zwei typische pharyngo-ösophageale Fulsionsdivertikel be- schreibt Schmilinski; in dem einen gelang es ihm, mit dem Oesophagoskop die meist schwierige Passage aus dem Divertikel in das Oesophaguslumen selbst zu finden, indem er das Instrument über einen mit einer Elfenbeinolive armirten und als Leitsonde dienenden Silberdraht einführte, der neben dem Divertikel in den Oesophagus sich einfuhren Hess. In einem von Mayer und Dehler be- schriebenen Fall konnte man sogar, nach vorhergehender ösophago- skopischer Betrachtung, mit dem Kirstein'schen Autoskop, dessen Schnabel in die Cartilago cricoidea eingeführt wurde, den Eingang in das Divertikel direct zu Gesicht bekommen. Die Untersuchung der Wand des glücklich exstirpirten Divertikels zeigte, dass es nicht als angeboren, sondern als traumatische Ausstülpung der Schleim- haut durch eine Lücke der Gonstrictorenmusculatur zu betrachten war. Solche traumatische Fulsionsdivertikel erlangen eine besondere Bedeutung, wenn sie sich oberhalb einer Narbenstrictur ent- wickeln, indem sie trotz ihrer Kleinheit sowohl die Passage der Speisen wie die Bougirung noch mehr erschweren; 1 Fall von bisher nicht beobachteter Narbenstrictur im Anschluss an einen thermischen Reiz (Verbrennung durch heisse Kartoffel) wird übrigens von Gottstein beschrieben. Die erwähnte Schwierigkeit veranlasste Braun, eine 19 20 cm hinter den Zähnen liegende Aetzstrictur mit der darüber liegenden Taschenbildung zu exstiipiren. Die auch sonst in den letzten Jahren mehrfach in verschiedener Höhe des Oesophagus beschriebenen Fulsionsdivertikel hält Starck nicht für Analoga der echten Ziemssen'schen pharyngo-ösophagealen Divertikel, denn sie kommen im Gegensatz zu diesen nie an der hinteren Wand vor und haben sich wahrscheinlich meist aus einem schon bestehenden Tractionsdivertikel entwickelt. Abgesehen von

Krankheiten der Verdannngsorgane. 207

diesen „Fulsions-Tractionsdivertikelii^* macht Starck auf andere Pniaions- Folgeerscheinnngen der Tractionsdivertikel aufmerksam, nämlich T?*®^'^?' secnndäre Erkrankungen der Pleura, des Pericards, der Lungen, wie sie durch Yermittelung einer Perforation zu Stande kommen können. Dieselbe erfolgt entweder direct vom Oesophaguslumen aus durch eindringende Fremdkörper und Ulceration der Wand oder häufiger durch Vereiterung der benachbarten Lymphdrüsen und Durchbruch in das mit ihnen verwachsene Divertikel. Li unklaren Fällen, be- sonders von Lungengangrän und Empyem, soll man jedenfalls die Möglichkeit des Zusammenhangs mit einem Tractionsdivertikel ins Auge fassen und eventuell ösophagoskopisch nachzuweisen suchen. Bekannter und häufiger ist der Durchbruch des Oesophaguscarcinoms in Nachbarorgane. Zur Sicherung der ösophagoskopischen Diagnose des Carcinoms im Anfangsstadium hat sich nach Gottstein die Probeexcision an der Mikulicz'schen Klinik sehr bewährt. Probeezolsion Sie wird nur bei ulcerirten Processen ausgeführt, nicht bei Tumoren "^

mit intacter Schleimhaut, da hier eventuell eine Perforation möglich ^ur

wäre, und femer nicht bei Verdacht auf Gompressionsstenose. Zur Carcinom- Ezcision dient ein nach der Gottstein'schen Kehlkopfzange con- ^»«'»«^se. struirtes Listrument oder neuerdings eine von Mikulicz angegebene, nach einem besonderen Princip gebaute Doppellöffelzange. Beweisend ist natürlich nur das positive Ergebniss der mikroskopischen Unter- suchung des excidirten Stückes. Abgesehen von der Garcinom- diagnose in einem Falle wurde der Durchbruch eines Adeno- carcinoms der Schilddrüse erkannt , gelang es z. B. ein einem Krebsgeschwür sehr ähnliches Ulcus pepticum und einmal sogar, durch Nachweis der charakteristischen Kömer in den excidirten Partikeln, Aktinomykose des Oesophagus zu diagnosticiren. Aktinomykose

Auch eine therapeutische Verwerthung hat die Excision von Tumor- ^ ^®*

, . Oesophagus.

Partikeln gefunden: bei den papillomatösen Formen des Carcinoms kann dadurch eine Erleichterung der Passage geschaffen werden.

Hftgen. Die für das Verständniss der seer etorischen Function des Seoretorische Magens gnmdlegenden Thierexperimente Pawlow's gaben den Anstoss, Fn^ction des auch beim Menschen die physiologischen Bedingungen der Magensaft- ^^i^b. secretion und besonders ihre Beeinflossung durch die verschiedenen Nskh. nmgsmittel aofs neue einer Prüfung zu unterwerfen. Ein Vergleich der experimentellen Ergebnisse Pawlow's mit den Befunden am normalen Menschen führt Schule zu der Ansicht, dass der reine Appetit- oder psychische Saft im Sinne Pawlowas, der bei der Magenverdauung des Hundes eine so wichtige Rolle spielt, beim Menschen sich nur selten oder gamicht findet. Dagegen werden die Magendrüsen während des Aufent-

208 Rosenbeim and Eramm.

ludies der Speisen im Munde reflectorisch zur Secretion angeregt, und zwar

FsKctMB des durch chemiBch wirksame, die Mundschleimhaut reizende Substanzen (Ge- ^*^"*^* würze), durch Nahrungsmittel mit angenehmem Geschmack und auch schon durch das Kaugesch&ft allein, selbst wenn es sich um ungeniessbare Sub* stanzen handelt Durch rein mechanische Reizung der Magenschleimhaut wird beim Menschen ebenso wenig wie beim Hunde eine Saftsecretion her- vorgerufen, wohl aber kann der menschliche Magen im Gegensatze zu dem des Hundes ganz unabhängig von psychischen Beizen zu einer nachweisbaren, wenn auch nicht gerade sehr intensiven Secretion angeregt werden durch eingefCLhrte Speisen, und zwar infolge direct chemischer Reizung der Magenschleimhaut, als auch infolge reflectorischer Erregung der secretorischen Apparate von Seiten der eben resorbirten Verdauung»-

B0«infl«8simg producte. Was weiter die Beeinflussung der HCl-Secretion durch bestimmte daroh Nahrungsstoffe betrifft, so weist Schule daraufhin, dass die Gesammt-

vtTschiedeue mg^ge ^er während der ganzen Verdauungszeit auf eine gewisse Nahrungs- mitteldosis hin ergossenen HCl wegen des dauernden Austritts von Chjmus in den Darm überhaupt immer unbestimmbar sein dürfte. Für die Klinik bleibt das Wichtigste der Aciditätsgrad des fertigen Speisebreies im Magen, und da zeigt es sich, dass die Verschiedenheit der Ingesta nur von geringem Einfluss auf den procentualen Säuregrad des Chymus ist, dass wenigstens die Differenz bei weitem nicht der Differenz in den HCl-Affinilftten von Fleischnahrung und Kohlehydraten entspricht. In klinischer Beziehung vertritt Schule die Anschauung der KussmauTschen Schule, die bei Reizzuständen Speisen vorzieht, ^e nur wenig HCl zu ihrer Verdauung be- nöthigen. Eng verknüpft mit der Frage nach dem Secretionsreiz der einzehien Ingesta ist diejenige der Verwendbarkeit der verschiedenen inH>bM8ien. Probeessen für die Diagnose. Beim Gesunden sind die HCl-Curven nach Probefrühstück und Probemahlzeit nahezu gleich, was ihre Höhe betrifft» beim kranken Magen aber manchmal verschieden, weshalb es sich empfiehlt» wenn möglich, beide Probeessen anzuwenden, oder wenn nur eines, die Probemahlzeit, die die genauesten Resultate gibt. Ebenso wie der dauernde Austritt von Chjmus piacht es ausserdem noch die von Justesen

\>rdannaiig8- in seinen Versuchen gewürdigte VerdÜnnungssecretion des Magens unmOg^- »«cretion. üch, aus dem Aciditätsgrad auf die absolute HCl-Secretion zu schlieasen, es Bei denn, dass die auf ihre Wirkung zu vergleichenden Nahrungsmengen als Lösungen von gleicher molecularer Concentration in den Magen ge- bracht werden. Um diese störenden Factoren möglichst auszuschalten und

Vumtttelbare den rein localen Secretionsreiz der Ingesta im Magen exacter zu bestimmen, Keisgrösse machte Ziegler Frühbestimmungen der HCl, 3—5 Minuten nach Elin-

^ Nahrun«-^' fQhrung der vorher gekauten Nahrung in den leeren Magen, indem er die Stoffe. psychische und vom Munde her ausgelöste reflectorische Secretion bei Eiweiss- und Kohlehydratnahrung gleichsetzt. Er fand bei beiden inner- halb der ersten 5 Minuten keinen Unterschied für die HCl-Componente des Magensaftes; später dagegen traten secundäre locale Reize in Action in Gestalt der Verdauungspro du et e, sowohl vom Magen wie nach ihrer

Krankheiten der Verdauimgsorgane.

209

Resorption vom Blute aus. Nach Pawlow allerdings kommt beim Hunde wenigstens den Nahrungsstoffen nur vom Magen aus eine saffc- treibende Wirkung zu, während die von Schiff als Pepsinbildner erkannten Stoffe auch von der Blutbahn aus, z. B. nach rectaler Resorption, ihre Wirksamkeit entfalten. Herzen hat darauf hin Stoffe aufzufinden ▼ersucht, denen ausschliesslich die eine oder die andere Eigenschaft zu- käme. Es erwiesen sich in kleineren Gaben (unter 25 g) das Dextrin als vorwiegend pepsinbildend und Liebig*s Fleischextract als vorwiegend saft- treibend. Ein reiner und mächtiger Safbtreiber aber ist der Alkohol und zwar, wie schon frühere Versuche von Meltzer ergaben, auch bei rectaler Application; dagegen erwiesen sich als reine, nicht safttreibende Pepsin- bildner das Inulin und das Leberglykogen. Eine weitere Bereicherung erfährt endlich unsere Vorstellung von der secretorischen Thätigkeit des Magens durch die fortgesetzten Untersuchungen Volhard^s über die Natur und Eigenschafben des von ihm nachgewiesenen fettspaltenden Ferments. Bas aus emulgirten Neutralfetten freie Fettsäuren abspaltende Ferment wird wie das Pepsin vorwiegend von dem Fundustheil der Magenschleim- haut producirt. In den Gljcerinextract der Schleimhaut geht sein Zjmogen Über. Dieses ist weniger empfindlich gegen Alkali, aber weniger resistent gegen HCl als das Ferment selbst. Immerhin wird auch dieses durch Gegenwart von Pepsin-HGI in seiner Wirksamkeit beeinträchtigt, eventuell zerstört Daher kommt es, dass stärkere Grade von Hyperacidität die Fett- spaltung im Magen hemmen, und daraus erklärt sich vielleicht auch als Zeichen der schon von Pawlow aufgedeckten wunderbaren specifischen Anpassung des Verdauungssjstems die bekannte Eigenschaft der Fette, inoi Magen einen pepsin- und säurearmen Saft hervorzurufen. Bei Achylie ist ebenso wie die Lab- und Pepsinproduction auch die Secretion des fett- spaltenden Ferments stark herabgesetzt. Bemerkenswerth ist noch, dass die Reaction der Fettspaltung stets unvollständig ist; es wird unabhängig von der absoluten Menge des vorhandenen Neutralfettes stets nur ein be- stimmter Procentsatz desselben gespalten. Von besonderem Interesse sind endlich die Beziehungen dieser Fettspaltung im Magen zu der Frage der Fettresorption im Darm: es scheint damit die Pflüger*sche Lehre, dass alles Fett gespalten werden muss, bevor es resorbirt werden kann, eine wesentliche Stütze zu gewinnen. Andererseits scheint freilich die MOg* lichkeit einer Resorption von ungespaltenem Fett sogar im Magen sich aus den Beobachtungen Schilling*s zu ergeben, der bei jungen Kälbern, die 2 Stunden vor dem Schlachten reichlich gesogen hatten, so- wohl im Magenparenchym als besonders in den an der kleinen und grossen Curvatur gelegenen Glandulae epiploicae oder in den Glandulae coeliacae, zu denen die Lymphgefässe der Magenwand hinziehen, ziemlich reichlich FetttrOpfchen innerhalb der Leukocyten gefunden hat.

Beeinflnssung

des Pepsingehaites des Magen- saftes.

Fett- spaltendes Ferment.

Fett- resorption im Magen.

Zar üntersuchungsmethodik und therapeutischen Technik bei MagenafiTectionen liegen mehrere Verbesserungsvor-

Jafarbneh der practischen Medidn. 1908. * 14

210

Rosenbeim und Eramm.

Führnngs- draht für

den Magen- schlanch.

Einfache Magen- elektrode.

Neues Probe- frühstück.

schlage vor. Um die Verstopfung der Sonde beim Aushebern und Ausspülen, die so oft einen Sondenwechsel nöthig macht und da- durch die Entleerung des Magens bei Vergifhmgen z. B. in ver- hängnissvoller Weise verzögert, schnell und bequem zu beseitigen, setzt Glemm auf die Sonde ein aus zwei spitzwinklig gestellten Schenkeln bestehendes Glasrohr, davon einer mit dem Trichter- schlauch verbunden, während in den anderen durch einen ver- schHessenden Stopfen ein Mandrin aus Kupferdraht eingeführt ist, der am unteren Ende ein metallenes Körbchen mit gezackten Rändern trägt. Durch Einführen und Drehen des Mandrins werden die ver- stopfenden Massen aus dem Sondenfenster leicht entfernt. Demselben Princip, einen Sondenwechsel zu vermeiden, dient die von Wegele angegebene Magenelektrode für intraventriculäre Elektnsation. An Stelle der bisher benutzten Spirale mit metallenem Ansatzstück empfiehlt er als einfacher und sicherer einen biegsamen und elasti- schen Draht, der unten mit einem Knopf, oben mit einer Platte und einer ihn feststellenden Klemmschraube zur Aufnahme einer Leitungs- schnur versehen ist. Die diagnostischen Mängel der durch das ge- bräuchliche Probe frühstück gewonnenen Resultate sucht eine neue, von Seiler beschriebene Methode Sahli's zu beseitigen. Da der ausgeheberte Mageninhalt das Product zweier entgegengesetzter Fac- ioren ist der inhaltvermehrenden secretorischen und der iniuJt- vermindemden motorischen Kraft des Magens, so kann es eventuell bei grösseren Rückständen schwer zu entscheiden sein, ob motorische Schwäche oder Hypersecretion vorliegt und auch bei normalen Mengen, ob nicht die Möglichkeit einer gleichzeitigen Hypersecretion und Hypermotilität besteht. Diese Schwierigkeit kann beseitigt werden durch Zufügen einer im Magen unveränderlichen, homogen vertheilten Substanz, die stets nur in gleichem Yerhältniss zum G«- sammtinhalt ausgetrieben oder zurückgehalten wird; eine solche ist emulgirtes Fett (v. M e r i n g's Princip der Zuckerresorption- bestimmung im Magen). Das Probefrühstück besteht dabei in einer Mehlsuppe mit gut emulgirtem Butterfett, das angeblich nicht ge- spalten werden soll. Zur Fettbestimmung dient die sog. vereinfachte Acidbutyrometrie (G-erber). So einleuchtend das Princip der Methode, so dürfte sich das alte Probefrühstück wegen seiner Ein- fachheit nur schwer verdrängen lassen. Vorschläge zur bequemeren und besseren diagnostischen Verwerthung desselben bringen noch Einhorn und Schule. Ersterer empfiehlt bei geringeren, nicht titrirbaren Mageninhaltsmengen die freie HCl quantitativ annähernd jo zu bestimmen, dass an Stelle des unbequemeren Öünzburg-

Krankheiten der Verdauungsorgane. 211

sehen Reagens mit einem mit Dimethylamidoazobenzol (Töpfer) ge- Ann&hemde trfinkten Filtrirpapier festgestellt wird, bei welcher Verdünnnng man a^antitative noch eine Reaction erhält. Das Verschwinden der Eeaction bei mung. 3— öfacher Verdünnung entspricht etwa normalen HCl-Werthen. Schule modificirt die Le üb e'sche Methode der Motilitätsbestim- Motmtati- mnng Feststellung von Nahrungsresten durch Ausspülen nach bestimmung. Ablauf der normalen Verdauungszeit dahin, dass er, zur Ver* meidung einer doppelten Sondirung, 1 Stunde nach Probefrühstück oder 3 Stunden nach Probemahlzeit aushebert und ausspült und nach Decantiren den Rückstand auf ein Filter bringt. Der luft- trockene Filterrückstand wiegt in der Norm durchschnittlich 5 g. Versuche, die Motilität des Magens durch innere oder äussere Fara- disation oder durch wechselwarme Douchen zu beeinflussen, erwiesen sich als erfolglos. Dagegen konnte Link die Abhängigkeit der Entleerung des Magens von der Körperlage deutlich nachweisen: in rechter Seitenlage erfolgte sie schneller als in linker. Eine ge- ringe Differenz der Rückstände in rechter und linker Seitenlage, bei relativ grossen Rückständen überhaupt, kann vielleicht auch diagnostisch für die Annahme einer Pylorusstenose verwerthet werden. Bei motorischer Störung abgesehen von Pylorusstenose und Ulcus pylori erscheint die therapeutische Verwendung der rechten Seitenlage durchaus rationell. Unter den medicamentösen Mitteln, die bei Contraindication der Sondirung eine Vorstellung von der motorischen Leistung des Magens geben, scheint sich am besten das Jedipin zu bewähren, das nach Werner in der That bis zum jodipin: zur Pylorus incl. unverändert passirt. Bei einer Dosis von 3,5 g (1 Kaffee- l>ia«Bo»e ^^^ laffel) 2 3 Stunden nach dem Frühstück (eventuell in Gelatinekapsel) inanffloienz, erscheint bei normaler Motilität innnerhalb 45 Minuten Jod im SpeicheL Eine Reactionszeit von 45 60 Minuten steht an der Gbenze des Normalen ; weitere Verspätung bedeutet eine pathologische der Störung der Motilität, während andererseits aus sehr frühzeitiger J^^^p^J^^ Reaction des Speichels (in 15 20 Minuten) auf Incontinenz des Pylorus zu schliessen ist.

Die Frage der motorischen Leistungsfähigkeit des Magens und ihre Beziehungen zum Tonus der Magenwand und zur Senkung des Magens werden in einer breiten Discussion über die Bedeutung Diagnostisohe des Plätschergeräusches und seine Abhängigkeit von der Bedeutung Atonie und Gttstroptose aufgerollt. Sicher ist, dass in der Praxis pifttscher- häufig aus dem blossen Vorhandensein von Plätschergeräuschen im ger&asches. Magen, ohne Rücksicht auf ihr zeitliches Auf^eten, flllschlicherweise auf eine motorische Insufficienz oder gar Ektasie geschlossen wird.

212

Rosenhemi und Kramm.

IHagnostiflche Bedentnng

des

Pl&tsoher-

gerftnsohes.

VerhUtniBs der Atonie

ZOT

motorischen InsufXloienz

und Gastroptose.

Demgegenüber sucht Eisner die Bedeutong des Plfttschems ab- gesehen von der anerkannten Verwerthbarkeit seiner topographischen Begrenzung ffSüc die Beurtheilung der Grösse und Lage des Magens genauer zu präcisiren. Er findet, dass bei erheblicher Füllung auch am gesunden Magen Plätschergeräusche hervorzubringen sind, im gesunkenen Magen aber von ganz normaler Motilität schon bei einem ganz geringen Flüssigkeitsgehalt von nicht mehr als 20 ccm. Es erscheint danach die Gastroptose in Verbindung mit der Erschlaffung der Bauchdecken als das Plätschern wesentlich bedingendes oder begünstigendes Moment. Daraus ergibt sich, dass das Plätschern fiör Atonie, d. h. im Sinne Elsner's fbr motorische Insufficienz, nur spricht, wenn man es bei normaler Lage des Magens zu einer Zeit findet, wo man ihn leer erwarten sollte, z. B. nüchtern oder 7 Stunden nach Probemahlzeit; bei Gastroptose aber hat es keinen diagnostischen Werth für die Erkennung einer motorischen Lisuf- ficienz. Diese Ausführungen rufen den lebhaften Widerspruch Stiller's heraus, der gerade ganz allgemein behauptet hatte, dass das Plätschergeräusch das constanteste Symptom der Atonie sei. Dieser Widerspruch löst sich leicht in der verschiedenen BegrifiEs- bestimmung der Atonie durch beide Autoren auf. Eis n er identifi- cirt Atonie und motorische Insufficienz oder sieht wenigstens in der letzteren das einzige practische Kriterium der ersteren, während Stiller in der reinen Atonie nur einen herabgesetzten Tonus der Magenwand erblickt, d. h. eine herabgesetzte Energie der als „^eTi- stole'' bezeichneten concentrischen Zusammenziehung des Magens um seinen Inhalt, die noch keineswegs mit einer motorischen Lisuf- ficienz, d. h. einer herabgesetzten Energie der Peristaltik, ein- herzugehen braucht erst im späteren Stadium der Atonie kommt es leicht dazu , die vielmehr, abgesehen von dem positiven Er- gebniss der Belastungsprobe nach Penzoldt-Dehio, gerade durch das in Frage stehende Symptom das Plätschergeräusch selbst bei geringstem Flüssigkeitsgehalt sich constant manifestirt und be- quem diagnosticiren lässt, rmd die auch bei der Gastroptose die wesentliche Ursache des Plätscherns ist, denn jeder ptotische Magen ist eo ipso atonisch, da die Ptose sich aus der Atonie ent- wickelt. Der gesunde, normal gelegene Magen ergibt höchstens bei ganz acuter, starker Flüssigkeitsbelastung (1 2 Liter) vorüber- gehend Plätschern. Es bedeutet also das Plätschern, wenn leicht und ergiebig auslösbar, auf der Höhe der Verdauung einfache „peristolische Atonie" , nach der Verdauungszeit motorische In- sufficienz oder „perist altische Atonie". Volland, Schule

Krankheiten der Yerdauungsorgane.

213

und L. Kuttner stellen sich in ihrer Auffassung von der Atonie und Ptose im wesentlichen auf den Standpunkt Stille r's. Die Atonie ist nun weiter nach der Lehre des letzteren meist nur das Zeichen einer allgemeinen Gonstitutionsanomalie , einer Asthenia universalis congenita, die sich ausserdem durch Enteroptose, nervöse Dys- pepsie, Neurasthenie, „essentielle Obstipation", gelegentlich auch durch MagensaftfiuBS kennzeichnet. Dieser abnorme Organisations- typus findet zugleich seinen Ausdruck in einer angeborenen Abnor- mität des Skeletts : in einer Beweglichkeit der zehnten Bippe (Costa decima fluctuans), deren Knorpelspange mehr oder weniger defect ist. Dieses costale Zeichen soll schon beim Kinde ein pramonitori- Bches Stigma der künftigen Neurasthenie bezw. der genannten Magendarmstörungen darstellen. Nachdem schon durch anatomische Untersuchungen an der Leiche die zehnte Bippe vielfach fi^i oder an der neunten nur fibrös, nicht knorpUg fizirt gefunden, glaubt Zweig auch durch klinische Beobachtungen die Bedeutung des „Stigma costale" auf ein bescheideneres Maass zurückftihren zu sollen. Demgegenüber hält Stiller seine Anschauung aufrecht. Wie die mechanische Insufficienz aus der reinen Atonie, so kann sich nach Stiller aus jener als weiteres Stadium die „atonische Ektasie^ entwickeln, die, auch durch dauernde Stagnation und Dilatation des Organs gekennzeichnet, lOmal so häufig sein soll wie die einen extremen und irreparablen Ghrad der Störung darstellende „ob- structive Ektasie", die eine aparte Form ffar sich bildet. Von einem anderen Gesichtspunkte wiederum, durch ihren zeitlichen Ver« lauf nämlich, charakterisirt sich als besondere Art die sog. acute Magenerweiterung, die früher meist auf eine acute Paralyse der Magenwandmusculatur zurückgeführt wurde. Durch eine Reihe von Arbeiten aus den neunziger Jahren und aus dem Jahre 1900 hat man aber einen Zusammenhang zwischen der acuten Dilatation des Magens und einem eigenartigen Zustand an der Duodenojejunal- grenze kennen gelernt. Es fand sich vielfach nicht nur der Magen, sondern auch das ganze Duodenum stark dilatirt, und an der Ueber-^ gangsstelle ins Jejunum war der Darm nicht nur vom überfüllten Magen abgeplattet und gegen die dahinterliegende Wirbelsäule ge- presst, sondern noch besonders durch die bogenförmige, durch den Zug der ins kleine Becken hinabgesunkenen, leeren Dünndarm- convolute stark angespannte Mesenterialfalte, unter der das Duodenum hervortritt, imd durch die darin verlaufenden oberen Mesenterial- gefilsse gewissermaassen stranguKrt. Den skizzirten Befund erhoben Box und Wallace in 2 Fällen und Bäumler in einem Falle

BedentUBg

der

Costa deoim»

flnotnans.

Atonisohe

und

obstructive

Ektasie.

Acute Dilatation.

„Mesenteriale

Dann-

inoareeration*'

oder „arterio-

mesenterialer

Darm-

verschlass

an der

Daodeno-

jejQnalgrenxe".

214

Bosenheim und Kramm.

„Mesenteriale

Darm-

incarceration"

oder „arterio-

mesenterialer

Darm-

verschlnss

an der

Duodeno-

Jejanalgrenze".

Klappen- artiger Verschluss an Gardia

nnd Dnodenum.

von acuter Magendilatation hier war die Schleimhaut an der com- primirten Duodenojejonalgrenze sogar nekrotisch , und letzterer konnte ausserdem in vivo aus dem klinischen Bilde (unter anderem, durch Nachweis von diastatischem Ferment in dem stark gallig geftrbten Erbrochenen) die Diagnose auf acuten Darmverschluss an der Duodenojejunalgrenze stellen. Derselbe Autor gibt auf Grund der bisher beobachteten Fälle eine Zusammenstellung der die Darm- unwegsamkeit begünstigenden und direct veranlassenden Momente. Begünstigende Ursachen sind: grössere Lange des Dünndarm- mesenteriums, Q^stroptose, Enteroptose in ihrem Einfluss auf die Lage des Duodenums und die Wurzel des Mesenteriums, die Lage- beziehung der Duodenojejunalgrenze zur Wirbelsäule, starke Lumbal- lordose, hochgradige Abmagerung und Schwäche, chronische Magen- erweiterung, andauernde horizontale Rückenlage, sehr vollständige Entleerung des Darms vor einer Operation. Direct veranlassende Momente waren: Ueberfullung des Magens bei bestehender Atonie oder Dilatation, Ghloroformnarkose , Operationen an den Ghillen- wegen, anderweitige (gynäkologische) Laparatomieen (v. Her ff), Compression des Thorax durch Anlegung eines Gipscorsetts. In jedem Falle aber ist, wie K e 1 1 i n g betont, als Voraussetzung zum Zustandekommen einer acuten Dilatation noch ein Verschluss an der Cardia nothwendig, der den Magen hindert, sich zu entleeren. Die Disposition zum Zustandekommen eines klappenartigen Verschlusses an der Gardia wie am Duodenum infolge einfacher Ueberladung des Magens ist nach seinen Leichenversuchen in der That bei manchen Menschen vorhanden. Die rechtzeitige Diagnose der acuten Magen- dilatation bezw. des mesenterialen Darmverschlusses durch die Sondirung des Magens gegenüber ähnlichen Zuständen, wie dem post- operativen paralytischen Ileus, meist bald zu stellen ist för ein schnelles und zweckmässiges Eingreifen wesentlich. Die Therapie erfordert Entleerung des Magens durch Spülung (eventuell mit Salicyl- lösung), rectale Ernährung und Beckenhochlagerung (Knie-EUbogen- oder Bauchlage), eventuell nach Bäumler einen Versuch mit Oel- eingiessung in den leeren Magen oder vorsichtiger Aufblähung des- selben. War der Mageninhalt gaUefrei, so bestand sicher nur eine Knickung des Duodenums oberhalb der Papille, und dann sind die er- wähnten Maassnahmen nach Kell in g genügend. Im anderen Fall kann eventuell auch ein tieferer mechanischer Verschluss vorliegen, und dann ist das einzige Kriterium für die Lösung des Verschlusses die Durchlässigkeit des Darms ftb: Galle nach unten. Um diese fest- zustellen, benutzt Kelling Klystiere von Vjt 2 Liter 6^/oiger Koch-

Erankheiteii der yerdaunngsorgane. 215

Salzlösung (Nothnagel) unter niederem Druck. Wenn danach in 12 Stunden nicht mit frischer Galle ge&rbte Flüssigkeit ent- leert wird, so bleibt als ultima ratio die Jejunostomie, die bei dem paral3rtischen Magen nach Kellin g der Gastroenterostomie vor- zuziehen ist. Kehren wir hiemach zur gewöhnlichen Form der chronischen Magenektasie zurück, so erscheint in ätiologi- scher Beziehung bemerkenswerth ein von Barling beobachteter, Congenitaie wahrscheinlich congenitaler, durch vier klappenartig vorspringende KUppen- nnd scheinbar ventilartig wirkende Schleimhautfalten gebildeter Ver- Duodeniun. schluss des Duodenums unterhalb der Pars horizontaUs superior, die abgesehen von der Dilatation des Magens in einen Liter fassenden fibrösen Sack verwandelt war. Eine Bereicherung der Symptomatologie bildet die von Denn ig zum ersten Mal bei Trommei- der Ektasie beobachtete, auf Weichtheilhypertrophie beruhende schl&ger-

flnger bei

trommelschlegelartige Verdickung der Finger und Zehen, die nach Magen- erfolgreicher Gustroenterostomie im Laufe von Monaten sich wieder erweiterung. zurückbildete. Bei einer verhängnissvoUeren Oomplication der Ek- tasie — der Tetanie hatte Ferranini Gelegenheit , das Verände- Centralnervensystem zu untersuchen. Er fand schwere und aus- "mgen des gedehnte Veränderungen an den Ganglienzellen der motorischen nerven- Kerne der Medulla oblongata und am dorsalen Theil des Halsmarkes Systems bei tind ist, da dieser Befund gegen einen reflectorischen Ursprung der Tetanie spricht, geneigt, eine Intoxication anzunehmen.

Eine neue experimentelle Begründung einer schon früher von

Talma geäusserten Idee über die Pathogenese des Ulcus ven- Pathogenese

t r i c u 1 i sucht vanYzeren zu ireben. Er konnte beim Kaninchen ^®* ^^^'^^

. . rotnndum.

mittels Durchschneidung der Nervi vagi oberhalb des Zwerchfells ein dem menschlichen sich durchaus ähnlich verhaltendes Ulcus in der Begio pylorica an oder nahe an der kleinen Gurvatur erzeugen. Der Ulceration geht eine Nekrose der Schleimhaut voraus. Die Ursache derselben findet er in einem die Schleimhaut anämisirenden Magenkrampf, an dem die vagotomirten Thiere leiden ihr Magen fühlt sich hart an , und der wahrscheinlich bedingt ist durch re- flectorische Reizung der Magenwandganglien nach Durchschneidung der Vagi. Die Ulceration bleibt aus, wenn die Thiere gleichzeitig gastroenterostomirt werden, oder wenn die Pylorusmusculatur extra- mucös durchtrennt wird; denn beide Maassnahmen verhindern meist den Muskelkrampf. Zeichen von Krampfzuständen in der Geschichte des menschlichen Ulcus sieht Yz er en, abgesehen von den Schmerzen, in der häufig beobachteten intermittirenden Ketention von Magen- inhalt. Für die Heilung des Ulcus ist die Beseitigung des Krampfes

216 RoBenheim und Erainm.

erforderlich, und das sicherste Mittel hierzu soll, beim Versagen der internen Therapie, auch beim Menschen die extramucöse Spaltung der Musculatur der ganzen Portio pylorica und eines kleinen Theiles des Duodenums darstellen. Die in dem SymptomenbQd des Ulcus Wesen und eine ofk peinliche BoUe spielende „Gastralgie" oder ,,Cardialgie" ist Sitz der nach Buch als eine Neuralgie des Sympathicus, nicht des Vagus zu betrachten. Sitz der Cardialgie ist nicht die Gardia, auch nicht der Magen selbst, sondern der Theil des Lendehsympathicus, der der Höhe der Magengrube entspricht, d. h. in den meisten Fällen der Plexus coeliacus. Beizungen des S3nnpathicu8 neigen bekanntlich nicht nur zur Irradiation in andere Sympathicus-, sondern auch zur Beflezion in Hautnervengebiete, und zwar finden sich nach den grundlegenden Untersuchungen Head's bei Visceralerkrankungen die Hyperaigeaie reflectirten Schmerzen und H3rperalgesieen der Haut innerhalb scharf der Haut bei i)egrenzter Zonen, deren Ausbreitung nicht den hinteren Wurzeln, sondern den einzelnen Bückenmarksegmenten entspricht. Nach Haenel zeigen sich solche Hauthyperalgesieen etwa in einem Drittel aller Magenerkrankungen, während sie bei Affectionen der Serosa zu fehlen scheinen. Durch ihre bestimmte Localisation und Aus- dehnung geben sie sich gegenüber simuUrten Beschwerden als wirklich vorhanden zu erkennen. Ein Schluss auf das erkrankte Organ ist allerdings nur bei geringer und gleichbleibender Ausdeh- nimg der hyperalgetischen Zone möglich. Zur Differentialdiagnose zwischen Ulcus und Magenneurose ist das Symptom der Hauthyper- algesie nicht verwerthbar. In der inneren Therapie des Wismnthour ülcus steht die Wismuthcur an erster Stelle. Fleiner, der vor des Ulciu. jjßp Darreichimg der grossen (6 10 20 g) V7ismuthdosen beim frischen Ulcus zur Beinigung der Geschwürsstelle 100 l&O g warmen Karlsbader oder Vichy trinken lässt und bei inveterirtem Ulcus eine Magenspülung vorausschickt, machte einmal die Beobachtung, dass bei der Spülung nicht wie gewöhnlich einzelne weisse V^ismuth- krystalle in Schleimflocken zum Vorschein kamen, sondern eine Wolke schwärzlicher Kömchen von Wismuthoxydul. Später fanden sich bei der Autopsie dieselben Kömer im Gbninde einer in den Pankreaskopf hineinragenden Gaveme. Eine derartige Beobachtung lässt sich vielleicht künftig für die Diagnose divertikelartiger Aus- stülpungen des Magens oder eines Durchbruchs in angrenzende Or- gane verwerthen; in solchen seltenen Fällen wäre wegen der Mög- lichkeit von Concrementbildungen die Wismuththerapie contraindicirt. An Stelle des Bismuthum subnitricum empfiehlt Laquer bei ge- schwürigen Processen und bei infectiösen Magendarmerkrankungen

Krankheiten der Yerdaaungsorgane.

217

die Bismuthose, eine Wismathproteinverbindung mit 21 ®/o reinem Wismuth, der infolge schwererer Löslichkeit eine verzögerte Resorption und wegen feinerer Yertheilung ein mehr reizmildemder Effect zu- kommen soll. Unter den Complicationen des Ulcus ist eine für seine Heilung sehr hinderliche die Hypersecretio continua, deren ausgesprochene Symptome nach Bencki gewöhnlich erst mit beginnender motorischer Insufficienz in die Erscheinung treten. Ein Magensaftfluss mit auch nur geringen Störungen der motorischen Function lässt sich fast immer auf ein Ulcus oder eine Pylorusstenose zurückfuhren und ist, wie auch Aldor betont, als bloss symptomatische Hypersecretion von der prim&ren Succorrhoe oder der Beichmann- schen Krankheit ganz zu scheiden. Die Existenz der letzteren aller- dings ganz anzuzweifeln, weil das Continuirliche und Spontane der liagensaftabsonderung eine physiologische Erscheinung sei, wie einige Autoren wollen, geht nach Aldor nicht an; denn wenn im nüchternen Magen Gesunder überhaupt Secret zu ünden ist, so nach seinen Untersuchungen nur in ganz minimaler Menge, und es ist kein echter, verdauungskräftiger Magensaft mit nachweisbarem Pepsingehalt, sondern vorwiegend Absonderung der die Magenschleimhaut be- deckenden CyUnderepithelien mit eventuell geringem HCl-Gehalt. Es muss vielmehr die Existenz der durch die spontane und abundante Ab- sonderung echten Magensaftes, bei Ausschliessung jeder anderen Magenstörung, charakterisirten Beichmann'schen Krankheit an- erkannt werden. In diesem Sinne commentirt, ist sie selten, da die meisten dafür geltenden Fälle mit motorischer Insufficienz auszu- scheiden sind, es sei denn, dass diese ihrerseits als secundäres Sym- ptom erwieseli werden könnte. Aus den 5 neuen Beobachtungen Aldor's ist auch ersichtlich, dass ganz symptomlose Intervalle vor- kommen, in denen gleichwohl der objective, durch die Sondirung zu erhebende Beftmd der spontanen und abundanten Saftsecretion fort- besteht — ein Hinweis darauf, dass die Annahme eines sog. peri- odischen Magensaftflusses eine fortlaufende, objective Beobachtung erfordert. Eine der seltensten Ulcuscomplicationen ist die Magen- fistel nach Durchbrach des Geschwürs durch die Bauchwand^ die Althorpin einem Falle gesehen. Zahlreicher sind die Mittheilungen über den durch Narbenretraction entstehenden Sanduhrmagen (Childe, Moynihan, Büdinger). Von besonderem Interesse ist eine Beobachtung des letzteren, die zeigt, dass, ebenso wie ausser der narbigen eine spastische Pylorusstenose vorkommt, auch durch Spasmus des Sphincter antri pylorici ein Sanduhrmagen zu Stande kommen kann. Dieser Sphincterspasmus, sowie die spastische Con-

Bismathose.

Hypersecretio

oontinna, td&

seoandäres

Symptom,

und als

primftre

Ajfection.

Magenllstel nach Ulcus.

Sandnlir- magen.

218 Rosenheün und Eramm.

Spasmus traction des Antnim pylori und des Pvloros selbst, die einzeln oder

s hinkte combimit vorkommen, stellen abnorme Steigerangen dreier physio-

antri pylorici. logischer, auf einander folgender Muskelactionen vor. Da wo man

bisher von „Krampftumoren des Pylorus oder der Pylorusgegend"

gesprochen hat, glaubt Büdinger meist einen Spasmus des Pylorus

und des Antrum pylori zusammen annehmen zu sollen, ebenso

Congenitale wie in den als angeborene, stenosirende Pylorushypertrophie be-

iiyper- schriebenen Fällen eine Auffassung, die bezüglich der letzt-

'"^^T genannten Affection vor aUem Meinhard Schmidt vertritt. Zur

Stenose. Diagnose des Sanduhrmagens mit enger Communication macht

Büdinger endlich auf das „Bieselsymptom" aufmerksam: wenn man

eine Hand auf die Gegend der Strictur legt und mit der anderen auf

den Flüssigkeit enthaltenden, cardialen Magentheil drückt, so f^dilt

man deutlich die Flüssigkeit in den anderen Sack hinüberrieseln.

Wie beim Sanduhrmagen kommt bei der viel häufigeren narbigen

FanctioneUe Pylorusstenose post ulcus ein operativer Eingriff so ofb in Frage,

Ergebnisse ^^^q ^g y^j^ Werth ist, die functionellen Resultate der häufigsten

Gastro- Operation, der Grastroenterostomie, genauer zu analysiren, wie es

enterostomie Rencki an der Hand von 14 vor und nach der Operation genau

bei gutartiger beobachteten Fällen thut. Der Einfluss auf die motorische Function Pyloms-

Btenose, war stets ein ausserordentlich günstiger; auch Ausdehnung und Lage des Magens können zur Norm zurückkehren. Die Beseitigung der Stagnation lässt meist auch die Hyperchlorhydrie und Hypersecretion verschwinden wenn nicht, so sind die Chancen fiir die Heilung des etwa noch bestehenden Ulcus schlecht , bei schwererer ana- tomischer Schädigung der Schleimhaut kann es sogar zu secretori* scher Insufficienz kommen; zuweilen ist letztere auch das Symptom einer auf der Basis des Ulcus sich entwickelnden Neubildung. Galle war in den meisten operirten FäUen im nüchternen Magen und nach Probemahlzeiten zu constatiren, ohne jedoch Beschwerden zu machen oder den Verlauf nach der Operation zu stören. Auch Siegel sah bei in 2 Fällen von infrapapillärer Duodenalstenose nach der Gastro-

infrapapilÄrer enterostomie, die hier dieselben Indicationen hat wie bei der Pylorus- Dnodenal- ' _

Stenose. stenose, von dem dauernden Rückfluss der Galle und des Pankreas-

secretes keine Störung weder flir die Magen-, noch für die Darm- fiinction. Dagegen kann bekanntlich das Jejunum durch den stark sauren Mageninhalt gefährdet werden: allein in 1*/* Jahren sind Ulcus nach Neumann 7 Fälle von Ulcus pepticum des Jejunum in der pepticum des Nähe der Gastroenterostomosis beschrieben, von denen 4 durch Per- foration in die Bauchhöhle zu Grunde gingen. Auf Grund einer analogen Beobachtung hält Neumann es für rationeller, wegen

Krankheiten der Yerdaunngsorgane. 219

Magendilatation bei Pylorospasmus und Hyperacidität nacli Ver- sagen der internen Therapie an Stelle der Grastroenterostomie , die trotz Beseitigung der Stagnation doch die Hyperacidität bestehen jejanoatomie lassen kann, die den Magen iranz ausschaltende Jejunostomie aus- ^^^ Hagen-

-_ .,,., 1. TTT 1 T -I 1 dilatation

zufuhren, was nicht hindert, wenn die Wegsamkeit des Pylorus sich j^^^

in absehbarer Zeit nicht wiederherstellt, secundär die Qustroentero- Hyperacidität. stomie oder die Pyloroplastik hinzuzufügen. Bezüglich der inneren Therapie der Hyperacidität selbst der durch motorische Störung nicht complicirten haben in den letzten Jahren verschiedene Autoren fUr eine möglichste Einschränkung der Kohlehydrate plai- dirt, nicht der löslichen denn diese setzen, wie Olemm auch an Pawlow'schen Hunden durch Zufuhr von Traubenzuckerlösungen Zucker- feststellte, die Magensaftsecretion und seine Acidität ganz erheblich ^^^^e^^ ^^^

, 1 n T j amylum-

herab, so dass der Zuckercur in der Therapie der Hyperacidität und haltige

Hypersecretion neben oder nach der Atropinbehandlung ein dauernder Nahrung bei Platz gesichert erscheint , sondern der unlöslichen, der amylum- haltigen Nahrungsmittel, da durch die schnell und hoch ansteigende Acidität im Magen die Ptyalinwirkung bald aufgehoben würde und die Amylolyse eine sehr unvollständige bliebe. Dies hätte den Nach- theil, dass grössere Ansprüche an die motorische Leistung des Magens gestellt würden, da ein voluminös-breiiger Chymus schwerer ins Duodenum geschafft wird als mehr flüssiger, und dass ausserdem infolge schwerer Zugänglichkeit des Pflanzeneiweisses für den Magensaft auch die Proteolyse verlangsamt würde. Diese Bedenken zerstreuen die eingehenden Untersuchungen von Johannes Müller über die Ptyalinwirkung. Diese ist zumal bei langsamem Essen Ptyaiin- und intensivem Kauen eine viel schnellere und ausgiebigere, als Wirkung. man geglaubt; sie ist schon abgelaufen, bevor es zu einer störenden Säureentwickelung im Magen kommt, und selbst bei Stagnation ist etwaigen grösseren Verlusten durch Vergährung dadurch vorge- beugt, dass das Product der Ptyalinwirkung im wesentlichen Dextrine darstellt, die schwer oder gamicht vergähren.

Erhebliche Schwierigkeiten kann in einzelnen Fällen die Diffe- rentialdiagnose zwischen Ulcus ventriculi und Garcinom und wiederum zwischen diesem und der Achylia gastrica bereiten, Hyperaciditäts- zumal letzterer ein sehr wechselndes Symptomenbild, wenigstens berAch^ur nach der subjectiven Seite hin, zukommt. Dass die Beschwerden bei der Achylie sogar eine Hyperacidität vortäuschen können, zeigen 6 von Einhorn beschriebene Fälle, in denen ^ji 2 Stunden nach der Nahrungsaufnahme Schmerzen auftraten, die sofort nach Zufuhr neuer, fester oder flüssiger Nahrung verschwanden. Die Versuche,

220

RoBenheim und Eramm.

Behandlung der Achylie

mit Pankreon.

Blutbefand

beim Carcinom.

Oeenlte Magen-

blatangen beim

Carcinom.

Ursache des

Fehlens freier

HCl beim

Carcinom.

Vermehrung

der festen

Chloride

beim Carcinom.

die bei der Achylie damiederüegende Chymificirong zn bessern, haben unter anderem zur Verwendung von Pankreaspräparaten geführt, die die Wirkung der Pepsinsalzsäure durch das tryptische Ferment er- setzen sollten. An SteUe eines früheren, unbeständigen Präparates des Pankreatins ist ein neueres und zuverlässigeres das Pankreon dargestellt, von dessen Gebrauch (dmal täglich 0,5 g kurz vor oder während der Mahlzeit) L ö b in 9 unter 18 Fällen von Achylie ohne deutliche Einwirkung auf die Ghymificirung aller- dings — sowohl eine Besserung der subjectiven Beschwerden, als auch eine günstige Beeinflussung der secundären Darmstömngen, der Obstipation wie der Diarrhöen, sah.

Die Differentialdiagnose zwischen Ulcus und Carcinom hoffte man unter anderem durch den Nachweis charakteristischer Blut- befunde fördern zu können. Leider ergab auch neuerdings das Studium der Verdauungsleukocytose wie der sonstigen Blutver- änderungen (Bencki, Douglas) im wesentlichen nur ein negatives Besultat, ebenso wie die Untersuchungen Boekelman's bezüglich der diagnostischen Yerwerthbarkeit der histologischen Prüfung kleinster, nicht aus dem Krankheitsheerde selbst stammen- der Schleimhautpartikel. Dagegen lenkt Boas die Aufmerksam- keit auf die Häufigkeit und die besonders gegenüber Neurosen und Gastritis anacida werthvoUe differentiell-diagnostische Be- deutung von occulten, makroskopisch im Mageninhalt nicht wahr- nehmbaren, aber mit Hülfe der Guajakprobe nach Weber nach- weisbaren Magenblutungen beim Carcinom. Er glaubt in ihnen gleichzeitig die HauptqueUe des Marasmus der Carcinomkranken za finden, die sich „tropfenweise verbluten". Die Aussicht auf ein an- deres chemisch nachweisbares Kriterium des Carcinoms eröffiien die Untersuchungen Beissner's, der die Frage zu lösen sucht, warum beim Magenkrebs die freie Salzsäure fehlt. Er kommt zu dem Ergebniss, dass das Carcinom eine Aenderung des Chemismus macht, wenn es ulcerirt, indem der abgeschiedene alkalische Ge- schwulstsafb sowohl die abgeschiedene Salzsäure neutralisiren, als auch die Secretion selbst lahmlegen kann; ausserdem können mehr oder weniger gleichzeitig die Atrophie der Schleimhaut und die all- gemeine Chlorverarmung des Organismus als ursächliche Factoren in Betracht kommen. Die nun von Beissner bei diesen Unter- suchungen nachgewiesene Vermehrung der festen Chloride schon vor dem Erlöschen der freien Salzsäure könnte bei weiterer Bestätigung eine wesentUche Bedeutung für die Diagnose des Carcinoms zumal gegenüber anderen Zuständen mit fehlender Salzsäure erlangen.

Erankheiteii der Yerdaaungsorgane. 221

Endlich ist einem bacteriologischen Befunde, dem Nachweis der Boas-Kauf fm an n'schen langen Milchsfiurebacillen im Magen- Miichs&are- inhalt ein gewisser diagnostischer Werth beigemessen worden. Die ^*ciUen beim Cultur dieser Bacillen, die früher Schwierigkeiten bereitete, gestaltet sich nach B.. Schmidt sehr üppig durch Zusatz von Blut zum N&hrboden, wie er auch gerade bei Carcinomen mit Blutungen die Bacillen nie vermisste, so dass ihr Fehlen bei andauerndem kaffee- satzartigem Erbrechen ein Carcinom in hohem Grade unwahrscheinlich macht. Die begünstigenden Bedingungen för das Vorkommen der Bacillen sind abgesehen von den wenigen publicirten Ausnahme- f&Uen : Stagnation des Mageninhalts, fehlende oder mangelhafte HCl-Production, Fehlen der Fermentbildung, Zerklüftung der Magen- schleimhaut, Beimengung von Eiweissdetritus und Blut durch ex- Tilcerirende Processe. Bei oberflächlicher Untersuchung ist leicht eine Verwechselung möglich mit den von Schmidt in einem Pall von gutartiger Pylorusstenose mit Superacidität beobachteten und sog. Pseudomilchsäurebacillen, die ihrem culturellen Verhalten PseadomUcli- nach in die Ghruppe des Bacillus mesentericus gehören. Auch ^awebacüien. wenn eine Resistenz in der Magengegend palpabel, ist dieser Befund für die Garcinomdiagnose oft nur mit grosser Vorsicht «u verwerthen. Von den Krampftumoren des Pylorus war schon oben die Bede. Viel seltener sind spastische, einen Tumor vor« täuschende Gontracturen des ganzen Magens. So sah Hammer- Bchlag in einem Fall von Pylorusstrictur nach Salzsäureverätzung, aastrospas- der gleichzeitig durch das Verschontbleiben des Oesophagus aus- ™°^ ^^^ gezeichnet war was vielleicht auf die bei Bauchem und Trinkern stenose. häufig bestehende starke Schleimsecretion im Pharynx und Oesophagus zurückzufuhren ist , an Stelle der gewöhnlich beobachteten peri- staltischenWellen eine tonis che Gontraction des ganzen Magens, die längere Zeit andauerte, so dass der Magen wie ein harter Tumor fühlbar war. Er glaubt, dass es sich um eine Hemmung der peri- staltischen Welle durch die Starrheit und ftigiditat der Magenwand handelt, eine Annahme, die auch die Beobachtung Bütimeyer's in einem Fall von ausgedehntem Magencarcinom erklärt. Man fühlte bei hier einen dickwandigen, cystischen Tumor, der nur bei genauer Carcinom. Beachtung eine leichte Aenderung der Gontouren und der Besistenz wahrnehmen Hess, der aber in Narkose und nach der Gastroentero- stomie verschwand bedingt durch eine tonische Gontraction der über dem Garcinom verschieblichen, hypertrophischen Magenmuscu- latur. Ausserdem weist Einhorn darauf hin, wie leicht besonders bei Enteroptose in der Magengegend echte Neubildungen vorgetäuscht

222

Rosenheim und Eramm.

Scheinbare Tamoren

des Abdomens.

Aneurysmen der Arteria mesaraica.

Fibro- adenome,

Sarkome des Magens*

Spttlongen

beim Carcinom.

Linksseitige

Pleuritis bei

Magen-

oarcinom.

Erfolge der Gastro- enterostomie bei Carcinom.

weiden können durch einen prolabirten linken Leberlappen oder durch Verdickung und Blossliegen der Bauchaorta oder durch einen hypertrophischen Zustand einzelner Muskelpartieen der Bauchwand oder durch Adhäsionen um die kleine Curvatur des Magens. Durch ihr rasches Entstehen und Wachsen ist eine Art von Abdominal- tumoren gekennzeichnet, die bei jugendlichen Individuen im Verlauf einer bacteritischen Endocarditis auftreten. Es sind das Aneurysmen der Art. mesaraica mykotisch-embolischen Ursprungs. Alle 5 bisher klinisch beobachteten Fälle verliefen letal, 3 infolge von Perforation des Aneurysmas und Verblutung (Gabriel). Lässt sich ein Tumor als wirklich dem Magen zugehörig erweisen, so wird man a priori eine maligne Neubildung annehmen bei dem erfahrungsgemäss sehr seltenen Vorkommen von gutartigen Tumoren, von denen Watanabe 2 bei der Autopsie gefundene Specimina papillomatöse Fibro- adenome bis zu Apfelgrösse beschreibt. Nicht viel häufiger wird man ein Sarkom diagnosticiren, das nach Soltau-Fen wick gelegent- lich mit niedrigem, aber andauerndem Fieber verlaufen soll. Be- züglich der Therapie glaubt Boas bei ulcerirtem Carcinom des Pylorus mit Stagnation und Anwesenheit grosser kafPeesatzartiger Massen wiederholt nach Ausspülungen eine auffallende Verschlechte- rung der Patienten gesehen zu haben, ohne eine Ursache dafür an- geben zu können. Er hält daher einfache Sondrrung und leichte Expression der Massen für angezeigter. Ueber die Bedeutung und die Erfolge der palliativen Gastroenterostomie bei Pyloruscarcinom äussert sich Strauss im Anschluss an einen Fall, der 3 Jahre 4 Monate nach der Operation an einer intercurrenten Krankheit zu Grunde ging und nebenbei auch eine fiir die Diagnose des Magen- carcinoms mehr zu würdigende Complication eine linksseitige Pleuritis aufwies. Nach Strauss beträgt die Lebensdauer der gastroenterostomirten Magencarcinome, welche nicht an den Folgen der Operation starben, nach den Ergebnissen der letzten 4 Jahre nur '/2 '/4 Jahr. Ueberschreitet die Lebensdauer 2 Jahre, so ist das weniger der Operation, als bestimmten Eigenthümlichkeiten des Falles zuzuschreiben. Ob es sich um einen Wachsthumsstillstand oder sogar um regressive Veränderungen der G^schwulstbildung handelt wie einige Autoren meinen , ist noch eine offene, durch thatsächUche Beobachtungen nicht genügend geklärte Frage. Auf- fallend aber ist, dass diese Carcinome von ungewöhnlich langer Lebensdauer meist sehr bindegewebsreich und zellarm waren, und für viele ist es wahrscheinlich, dass sie sich auf dem Boden eines Ulcus entwickelt hatten. Von besonders eigenartigem Verlauf ist

Krankheiten der Yerdanungsorgane. 223

auch ein von Lewy beobachteter Fall von helkogenem Scirrhus Carcinome besonders durch die seltene Art der Metastasenbildung, die wesentlich . ^^^ die willkürliche Mnscolator betraf und hier zeitweilig unter dem verlauf. Bilde einer acuten Myositis verlief. Auf verschiedene Abweichungen vom typischen Bilde des Garcinoms macht noch Boas aufmerksam. Cr sah mehrfach nach unmerklichen Vorboten oder auch ohne solche die £j*ankheitserscheinungen plötzlich, zuweilen sogar mit einer Blutung, einsetzen. Bei wiederholten Magenblutungen in höherem Alter muss man jedenfalls an Garcinom denken. Den Appetit fand er entgegen der gewöhnlichen Meinung in nicht weniger als circa */s seiner Fälle leidlich erhalten oder sogar gesteigert. Gelegentlich wurde durch ümbilicaldrüsenschwellungen der Verdacht auf ein occultes Garcinom gelenkt.

Darm. Zur Eenntniss der Physiologie der Darmverdauung liegen mehrere auch practisch wichtige Beiträge vor. Simon und Z e r n e r fanden bei Untersuchungen über die digestive F&higkeit des Dünndarm- Digestive safte 8, dass er in nativem Zustande prompte Verdauung der Stärke, Fibrin- F&higkeit des Verdauung aber erst nach vorangegangener künstlicher Alkalisirung unter ^^ii^^nn- Verlust der diastatischen Fähigkeit bewirkt, und sie schliessen daraus, dass auch im Darm normalerweise Eiweiss und Stärke nicht gleichseitig an dem- selben Ort, sondern im oberen Abschnitt vorwiegend Eiweiss, im mittleren imd unteren die Kohlehydrate verdaut werden. Eine Störung der Alkalescenz- Verhältnisse würde also auch zu einer Störung der normalen Spaltungs- vorgänge und damit zu abnormen Fäulniss- und Gährungsvorgängen führen. Dass für die Spaltung und Ausnutzung N-haltiger Nährstoffe im Darm Einflass der ausser den Drüsensecreten auch die Bacterienwirkung in Betracht kommt, Darmbacterieii geht aus den Versuchen von Lauf er hervor, nach denen der normale auf die Abbauwerih dieser Stoffe in einzelnen Krankheiten durch die verschiedene K-haltiger Wirksamkeit der Darmbacterien eine Erhöhung (z. B. in Fällen von Kachexie) Nahrung. oder eine Verminderung erfahren kann, womit eine entsprechende Ve]> änderung in der Verwerthung dieser Nährmaterialien emhergehi Im übrigen kommt ftir die- Ausnutzung wesentlich die resorptive Fähigkeit des Darmes in Betracht.

Hinsichtlich der Besorptionsf&higkeit des Dickdarms liegen ein- wandsfreie Versuche am Menschen bisher nur über die Besorbirbarkeit von Zucker in Nährkly stieren vor. Diese ist nach Untersuchungen Nfthr- aus der Leube'schen Klinik eine sehr gute, wenn nicht mehr als Uystiere. 800 g einer 10 20^/oigen Traubenzuckerlösung benutzt werden, in pnüd am besten nur einer 10^/oigen, da sonst leicht Schleim- hautreizung vorkommt. Getheilt sind die Ansichten noch bezüglich der Besorbirbarkeit der Fette und Eiweiss körper im Dick- darm. Von letzteren scheinen Casein und Caseinpräparate schlecht

224

Rosenheim und Eramm.

Kfthr- klystiere.

Intestinale Oflhnmgs- dyspepsie.

ausgenutzt zu werden, besser die Albumosengemiscbe. Selbst- versucbe Mocbizucki's über die Ausnutzung der Eiweisskörper (Nucleoproteide) der Thymusdrüse (täglich 1 Drüse vom Kalb, von Bindegewebe befreit, gekocht, mit 2,5 g NaOl und Wasser za einem Brei von 600 ccm verarbeitet und in 2 Dosen mit 1 Stunde Zwischenzeit applicirt) ergaben, dass diese Gruppe von Eiweiss- körpem gut resorbirbar und für die rectale Ernährung scheinbar ganz besonders geeignet ist. Wie wünschenswerth eine brauch* bare Methodik der Prüfung der einzelnen Darmfiinctionen für die Diagnostik und das Verständniss pathologischer Zustände wäre, und wie durch die Arbeiten von Schmidt und Strassburger eine derartige Functionsprüfung des Darms angebahnt wurde, ist im vorigen Jahrgang an dieser Stelle entwickelt. Im Verfolg ihrer Untersuchungen unter Abweisung der mehrfach gegen die Yer- werthbarkeit ihrer Methodik gemachten Einwände gelangen die Autoren durch die Ergebnisse ihrer durch chemische Fäcesanaljsen controllirten Gährungsprobe zu der Aufstellung eines besonderen Krankheitsbildes, der intestinalen Gährungsdy spe psie (Insufficienz der Stärkeverdauung). Der Name soU nur einen ein- heitlichen klinischen Symptomencomplex, nicht ein anatomisch oder ätiologisch einheitliches Krankheitsbild bezeichnen. Sitz der Er- krankung ist der Dünndarm, der seinen abnorm kohlehydratreichen Inhalt in den Dickdarm schickt, in dessen oberem Abschnitt es zu einer vermehrten GiLhrung kommt. Die Folge ist meist Beizung des Darms, schnellere Passage der Fäces und häufigere Stuhlent- leerung. Die Art der Dünndarmstörung ist nur zu vermuthen: katarrhalische Zustände sind nicht auszuschliessen, aber auch nervöse Störungen sind als Ursache möglich. Jedenfalls müssen die Schädlich- keiten diffus wirken, nicht als umschriebene Processe auf);reten. Die Diagnose wird gestellt aus dem constanten BeAmde einer Früh- gährung der Fäces nach bestimmter Probediät bei Fehlen anderer Darmleiden. Bei schweren Darmaffectionen, wie Typhus, Tubercu- lose etc., fehlt die Frühgährung, hier überwiegt die Fäulniss. Stuhle mit Frühgährung sind meist geformt oder breiig (schaumig), flüssige gähren selten; häufig ist saurer Geruch und saure Eeaction, helle Farbe, Eeichthum an Cellulose. Die subjectiven Beschwerden haben nichts Charakteristisches ; sehr oft ist die Nabelgegend druck- empfindlich, häufig wird über Mattigkeit geklagt. Bei Abhängigkeit der Störung von Anämie und Neurosen ist schnelle Heilung nicht immer zu erwarten. Therapeutisch wirkt die 218,5 g Kohle- hydrate pro Tag enthaltende Probediät günstig, ebenso Bettruhe

Krankheiten der Yerdauungsorgane. 225

und warme Umschläge, gegen die subjectiven Beschwerden eventuell noch Tannin und Wismuth. Dasselbe Princip wie der Prüfung der Stärke- und Eiweissverdauung im Darm durch die Gährungs- bezw. Verdauungsprobe, nämlich die Benutzung eines „Probe- stuhls" als Unterlage für die Beurtheilung , liegt der auch von Schmidt angegebenen „Fleischprobe" zu Grunde, die in der Dar- „Fieisoh- reichung von 100 g in kleine Würfel gehackten rohen Beefsteak- probe". fleisches als Abendessen besteht. Die in den nächsten 86 Stunden entleerten Stühle am Abend ist gleichzeitig eine Darmspülung vorzunehmen enthalten, wie die Versuche von Zweig bestätigen, in der Norm keine makroskopisch sichtbaren Muskel- oder Binde- gewebsreste. Der Nachweis der ersteren spricht ftir eine schwere chronische Dünndarm-, der Nachweis der letzteren ftir eine Magen- affection mit wahrscheinlicher Herabsetzung des Peptonisations- vermögens. Dieselbe Fleischprobe hat S t r a u s s gleichzeitig durch Abgren2sung mit Carmin und Kohle zur Feststellung der Verweil- dauer der Fäces benutzt und konnte gerade aus dem Zusammen- halten verschiedener Eigenschaften der Fäces, der Grösse des Rückstandes auf dem Stuhlsieb, ihrer Verweildauer und ihrer Con- sistenz, eventuell practisch wichtige Schlüsse ziehen. So war z. B. bei chronischer Colitis trotz 4 6 dünnflüssiger Entleerungen keine deutliche Verminderung der Verweildauer zu constatiren, wohl aber bei acuten und subchronischen FäUen von allgemeiner, auch den Dünndarm betreffender Enteritis. Von anderen Gesichts- punkten gehen Versuche zur Prüfung der secretorischen Prttfang der Fähigkeit des Darms bezw. seiner accessorischen Drüsen (Leber "•^m^'^^ioii und Pankreas) aus, die in der Einfuhrung einer vom Magen nicht Giutoid- angreifbaren, wohl aber unter Einwirkung des Dünndarmsafbes zur i^apsein, Besorption gelangenden Substanz und in der Feststellung der bis zur Ausscheidung verfliessenden Zeit bestehen. Wenn man Sahli- sche Glutoid- (durch Formaldehyd gehärtete Gelatine-)Kapseln , die der Magenverdauimg 7 '/4, der Trypsinverdauung 2 */« Stunden wider- stehen, mit Salol oder Jodoform gefüllt nehmen lässt, so kann man nach Fromme, wenn nach d^/t 5 Stunden der Speichel die be- treffende Reaction gibt, sicher auf gute Magenmotilität und gute Pankreasfunction schliessen. Bei Benutzung des Jodipins (cf. oben) durch glaubt Werner bei ungestörter Motilität des Magens aus einer Jodipin. Verzögerung der Jodreaction im Speichel bis über 4 Stunden, wenn Icterus besteht, den Verdacht auf völligen Verschluss des Gholedochus entnehmen und bei Verzögerung von mehr als 6 Stunden einen gleichzeitigen Verschluss des Ductus Wirsungianus vermuthen zu

Jahibaoh der practischen Medidn. 1902. 15

226 Rosenheim und Eramm.

dürfen. Lassen sich endlich auch Störungen in der Wirksamkeit der Galle und des Pankreassafbes ausschliessen, so spricht eine Ver- spätung der Jodreaction im Verein mit £ruhzeitigem Aufhören der- selben — in der Norm 8 8 Tage nach 3,5 g Jodipin für eine ausgedehnte Bresorptionsunftlhigkeit der Darmschleimhaut und des mesenterialen Lymphgefasssystems. (Dieselbe Substanz wird auch zur Differentialdiagnose des Ascites chylosus und chyliformis em- pfohlen.) — Als Functionsprüfdng des Darms im weiteren Sinne Bestimmang kann auch die Feststellung des Grades der Darmfläulniss betrachtet der Dann- werden. Als Ausdruck derselben galt bisher nach der Lehre Bau- mann's die Menge der Aetherschwefelsäuren im Harn. Die ein- gehende und ablehnende Kritik, die Schütz an dieser Methode der Fäulnissbestimmung übt, trifft zugleich die zahlreichen, mit ihrer Hülfe gewonnenen und demnach nicht maassgebenden üntersuchungs- resultate über die künstliche Beeinflussung der Darmföulniss bezw. über Darmdesinfection (cf. vor. Jahrgang) wie denn auch keines der zahlreichen, gerühmten Darmantiseptica allgemeine Anerkennung gefunden hat , sie trifft auch die nach derselben Methode ange- stellten neueren Versuche von Singer und Böhm, von denen ersterer, eine Herabsetzung der Darmfäulniss durch Cholagoga vermuthend, eine Verminderung der Lidigoausscheidung durch Aspirin zwar nicht am gesunden Menschen und Hunde, wohl aber in einem Fall von Magendarmkatarrh beobachtete, während letzterer in 8 Fällen von Icterus catarrhalis eine Vermehrung der Aetherschwefelsäuren im Harn fand und daraus auf erhöhte Darmfläulniss schliesst.

Die zahlreichen, bestechenden Mittheilungen des vorletzten Jahres Atropin- über die Erfolge der grossen Atropindosen beim Ileus werden ^d^^i^"'^ durch 9 neue Beobachtungen (Adam, Aronheim, Dietrich, Gähtgens, Haemig, Mitteldorpf, Pritchard, Robinson, Simon) erweitert, doch fehlen nunmehr auch nicht Berichte über mangelnden Erfolg und ungünstigen Ausgang (Bofinger: 2 Fälle von Volvulus bezw. incarcerirter Hernie, und Höchtlen: 1 Fall von Strangulationsileus), und von chirurgischer Seite aus der Anger er- sehen Klinik, durch Gebele wird bereits vor der kritiklosen Anwendung des Atropins gewarnt. Beim paralytischen und spasti- schen Ileus, bei denen allein innere Mittel angezeigt sind, ist nach. Gebele dem Opium wie dem Atropin, die beide von Nebenwirkungen nicht frei, vor allem das Krankheitsbild verschleiern, das auch den Darm ruhigstellende, aber in seiner Wirkung nicht so lange an- haltende Morphin vorzuziehen. Wenn bei einfacher schwerer Goprostase und bei secundärem, reäectorischem Enterospasmos, im

Krankheiten der Verdanongsorgane. 227

Anschluss an Oallen- oder Nierensteinkoliken z. B., das Atropin sich bewähren mag, so genügen hier nach Ostermayer und nach Moritz (0,015 Extr. Belladonn. 4— 6stündlich bei Bleikolik und Darmparesen) auch kleinere Dosen. Noch weniger kann es für den mechanischen Heus in Betracht kommen : beim Occlusionsileus (Koth-, Gallensteine) lässt es leicht die rechte Zeit zum Eingriff verpassen, bei einem Stenosirenden Tumor kann es keinen dauernden Effect haben, und beim Strangulationsileus (Abknickung oder Abschnürung, Einklem- mung oder Axendrehung des Darms) ist jede rein medicamentöse Therapie ein Kunstfehler. Wenn eine exacte oder auch nur Wahr- scheinlichkeitsdiagnose auf die Art des Beus nicht zu stellen ist, so muss die Probelaparotomie als der sicherere und correctere Weg gelten. Ebenso energisch spricht sich Stierlin für die Früh- operation in zweifelhaften Fällen aus. Wie schwer im einzelnen Fall die Diagnose sein kann, ergibt unter anderem eine Beihe von liittheilungen über seltenere Formen von Darmverschluss. So be- schreibt Chlumsky 2 Fälle von Axendrehung des Cöcums, neos durch Köhler einen Fall von Beus infolge mehrfacher Axendrehung eines -A.xendrohung MeckePschen Divertikels ausser diesem kommen nach Glinski Darmdivertikel vor durch tiefere Localisation von accessorischen darch Bauchspeicheldrüsen in der Darmwand , Fuchsig eine Invagi- -A.xendrehung nation, durch ein submucöses Dünndarmlipom , Zahradnicki eine Meckerschen Invagination durch ein submucöses Myom bedingt. Von anderen Divertikels. Tumoren sah Ste.mberg einmal multiple, polypöse Alveolar- invagination Sarkome im Jejunum, und Libman beobachtete 5 Fälle von Darm- *"®^ ®*'* Sarkomen, von denen 3 in ihrem Verlauf eine frappante Aehnlichkeit _ ^j^^^ mit einer Appendicitis zeigten. Nicht selten ist bei Sarkomen eine ein Myom. durch Infiltration und Lähmung der Wand bedingte Darmer weite- Darmsarkome, rang. Bei Ljnnphosarkomen erscheint ein Versuch mit Arsen nicht aussichtslos.

Abgesehen von den selteneren Formen des Darmverschlusses soll man nach G es tan bei Beuserscheinungen ohne ersichtliche Ursache nicht versäumen, auch an eine Appendicitis zu denken, Appendicitis die nicht gar zu selten unter dem Bilde eines paralytischen Beus ^^®' ^*™ verläuft, um nicht eventuell durch Laxantien und hohe Einlaufe neas. eine Peritonitis zu erzeugen. Dass es durch alte strangfbrmige Residuen einer Appendicitis zu einem echten mechanischen Beus Mechanischer kommen kann , ist bekannt. Eine grosse Seltenheit aber ist es, ^®^" ^^^^ dass wie in einem von Hermes beobachteten Falle der AdhÄsionen. Appendix selbst, durch Verwachsung seiner Kuppe mit dem Cöcum, den eine Dünndarmschlinge strangulirenden Schnürring

228 RoBenheim und £j:umm.

bildet. Von diagnostischen Irrthümem in umgekehrtem Sinne, wie

YorUaschong dem von C est an erwähnten, ist bemerkenswerth die Vortäuschnng

®^®' einer Appendicitis durch ein TJterusmyom (Huber) und durch einen

durch ein Ueotjphus (Mühsam). Angesichts der mannigfachen Beziehungen

Uterusmyom, der Appendicitis zu den weiblichen Sexualorganen, die E. Fraenkel

durch erörtert , empfiehlt es sich , bei der Appendicitis des Weibes eine

gynäkologische Untersuchung nicht zu unterlassen und bei Adnex-

Appendicitis eiterungen, besonders rechtsseitigen, an die Möglichkeit einer nr-

nnd weibUche ßächlichen Appendicitis zu denken. Die Pathosenese der

Sexualorgane. . ..... , ,

Appendicitis wird in neues Licht gesetzt durch die Aus- Pathogenese fiihrungen Adrian's, der unter Hinweis auf den Beichthum des ^öf Appendix an adenoidem, dem der Tonsille ähnlichem Gewebe, ferner auf Grund von verschiedenen älteren und 7 eigenen Beobachtungen und von Thierezperimenten folgende Anschauung vertritt: die Appendi- citis kann auftreten im Gefolge von acuten Allgemeinerkrankungen (besonders auch Influenza) und der Ausdruck sein einer sich vorzugs- weise am Appendix localisirenden Allgemeinerkrankung. Es besteht zweifellos ein Zusammenhang zwischen gewöhnlicher Angina ton- sillaris, Gelenkerkrankungen und Appendicitis. Ebenso wie die Ton- sillen Ausgangspunkt eines acuten Gelenkrheumatismus sein können, ist es auch als erwiesen zu betrachten, dass eine Appendicitis, die „Angina des Wurmfortsatzes^, den Ausgangspunkt für eine solche rheumatische Gelenkerkrankung bilden, oder dass umgekehrt eine Appendicitis eingeleitet werden kann durch Gelenkerkrankungen, die ihrerseits auf eine Erkrankung der TonsiUen zurückzufoihren wären. Der Wurmfortsatz bildet scheinbar eine ähnliche bequeme Ab- lagerungsstätte fiir Mikroben, wie es die Gelenke, die serösen Höhlen, die Lymphdrüsen oder andere lymphoide Organe sind. Nicht immer sind bei einer Appendicitis im Wurmfortsatz Bacterien gefunden, und nicht immer waren die geftmdenen virulent. Diese auffallende Erscheinung glaubt Poljakow im Einklang mit der von ihm erwiesenen Thatsache, dass von einem geschlossenen Hohl- raum aus auch schon die Toxine von todten oder lebenden Bacterien- culturen leicht Entzündung und Eiterung erzeugen können; eine Abschliessung des Lumens des Appendix aber kann leicht durch katarrhalisch - entzündliche Processe zu Stande kommen. Nach Sudsuki allerdings sind die sehr häufigen, meist an der Spitze beginnenden, mit dem Alter zunehmenden obliterirenden Processe nicht als Product einer Entzündung, sondern als ein Livolutions- Vorgang anzusehen; gewisse Obliterationen aber kommen auch durch eine plastische Lymphangitis zu Stande. Im übrigen weist der Unter-

Krankheiten der Verdaunngsorgane. 229

sacher nach, dass die sog. Gerlach'sche Klappe in '/> aller Fälle fehlt und auch da, wo sie vorhanden ist, kein Hindemiss für den Eintritt von Koth in den Wurmfortsatz und für den Bücktritt daraus bildet. Eothiger Inhalt findet sich in mehr als der Hälfte der Fälle im Wurmfortsatz und ist nicht als etwas Pathologisches anzusehen. Wirkliche Kothsteine sind in normalen Wurmfortsätzen selten. Bei Pei*forationen finden sie sich sehr häufig; sie bilden daher eine grosse Gefahr, da sie als Ursache der Perforation, wenn auch nicht der Entzündung zu betrachten sind. In der Therapie der acuten Therapie Appendicitis wird die Frage des chirurgischen Eingriffs in welchen ^

Fällen und wann er vorzunehmen sei noch immer discutirt. Unter den Chirurgen vertreten unter anderen Behn xmd Sprengel den radicalen Standpunkt der Frühoperation in den ersten 2 Tagen ohne Bücksicht auf die Art des Falles. Eine zuwartende Behandlung hält der erste nur unter dem Vorbehalt für berechtigt, dass der Arzt den Patienten von Stunde zu Stunde überwacht und die grosse Kunst besitzt, eine Wendung zum Schlimmen in den ersten Zeichen zu erkennen und zwar auch nur bei Fällen mit massigen localen und allgemeinen Symptomen. Dagegen ist Sprengel davon zurück- gekommen, jeden recidivirenden FaU ohne weiteres im Intervall zu operiren. Er sucht durch Anamnese und Palpitation festzustellen, ob der Appendix frei oder schwer verwachsen ist ; bei den letzteren wartet er mit einem Eingriff eventuell bis zum nächsten Anfall. Einem conservativeren Verhalten gegenüber der acuten Appendicitis huldigen jetzt wohl die Mehrzahl der Chirurgen, unter anderen Sonnenburg, Kümmel, Botter, Körte. Botter unterscheidet zwischen circumscripter und diffuser Perityphlitis, je nachdem sie unter circumscripten oder diffiisen peritonitischen Erscheinungen verläuft. Die erste Form lässt er möglichst unter interner Behand- lung vorübergehen und macht einen eventuellen Eingriff vom Fieber abhängig. Bei der diffusen Form lässt er 2 Tage vorbeigehen, da sich die diffuse Beizung vielfach besänftigt und ein „circumscripter" Verlauf sich entwickelt; besteht am 3. Tage noch Erbrechen und diffuse Schmerzhaftigkeit, so ist ein Eingriff indicirt. Körte schreitet zur Frühoperation nur bei auffallend schweren Allgemeinsymptomen mit geringem örtlichem Befunde und bei acuten Perforationen, wenn sie alsbald in Behandlung kommen. Ein unter fieberhaften Erscheinungen entstandener Tumor gibt keine absolute Indication zum Eingriff, da kleine Eiterheerde vom Peritoneum unschädlich resorbirt werden können. Immerhin ist die Feststellung der Natur eines Exsudates ob serofibrinös oder eitrig von nicht geringer

230 Bosenheim und Eramm.

Diagnose Bedeutung. Da die üblichen diagnostischen Merkmale, auch die

der perl- Temperaturcurve , nicht selten im Stiche lassen, so kann die von typhlitisohen ^, /*. ^r ^ i t t t ii --r^,

Absoesse. Ourschmann geprüne Methode der Leukocytenzählung im Blute

ein werthvolles diagnostisches Kriterium der Abscessbildung sein. Danach verlaufen die nicht abscedirenden Fälle ohne oder mit nur geringer Vermehrung der Leukooyten (in der Norm 8000 10000 im Cubikmillimeter). Höhere Zahlen, nur äusserst selten bis zu 20000—22000, kommen ohne Abscessbildung nur im Anfang der Er- krankung und vorübergehend vor. Dauernd hohe Werthe und schon vereinzelte sehr hohe von 25000 und darüber sprechen fbr Abscess- bildung. Sinkt die Zahl nach der Operation nicht oder steigt sie an, so ist an Eiterverhaltung oder einen zweiten Abscess zu denken. Gehen wir von der Appendicitis zu den Erkrankungen des

Colitis durch Colons über, so finden wir abgesehen von der unter den Infec-

Balantidium tionskrankheiten besprochenen Dysenterie eine Mittheilung über die schweren Golitisformen, bei denen sich regelmässig ein Parasit, das Balantidium coli , in den Entleerungen fand. Henschen bestätigt auf Grund von 8 Beobachtungen die pathogenetische Be- deutung der Balantidien und empfiehlt zu ihrer Abtreibung und gegen die Diarrhöen grosse, Essig- und Gerbsäure enthaltende Kl3rstiere. Sonst haben von Antidiarrhoicis Fischer undBeddies

Antidiarrhoica. das Hont hin auf seine antagonistische Wirkung gegen Abfuhr^ mittel geprüft und sie bestätigt gefunden, und Biothschild empfiehlt das F o r 1 0 i n (Formaldehyd + Cotoin) , das eine Hyperämie der Darmschleimhaut erzeugt, besonders gegen die Darmkatarrhe der Tuberculosen (Catechu 0,6 und Fortoin 0,25 g, 3mal täglich 1 Pulver), während es bei acuten Darmkatarrhen, beim Typhus, bei Pfortader- stauungen contraindicirt ist. Zu den harmlosen Dickdarmparasiten TTicbo- rechnete man den Trichocephalus dispar, den Hausmann in- ^dS^^'*^ dess als Ursache allgemeiner und localer Neurosen anschuldigt. Zur ^"' Abtreibung empfiehlt er Thymol (Thymol 2,0, Ol. Oliv. 4,0, Gummi arab. 2,0, Aqu. 60,0; 3 Tage hinter einander Morgens innerhalb 1 Stunde zu nehmen). Unter den nicht infectiösen Katarrhen des Enteritis Dickdarms figurirt auch die Enteritis membranacea, ohne dass

membranacea. indesä eine wirkliche Entzündung als Grundlage des Krankheitsbildes erwiesen wäre. Auch eine neue histologische Untersuchung des Colons durch Nagic, die vierte bisher vorliegende, die neben reichlicher Absonderung von Schleim mit Abstossung von Kryptenepithelien und Bildung festhaftender Membranen eine leichte entzündliche Ver- änderung der Mucosa ergibt, bringt keinen sicheren ätiologischen Aufschluss; es handelte sich auch nur um einen Nebenbefund bei

Krankheiten der Yerdauungsorgane. 231

der Section ohne vorangegangene klinische Beobachtung. Dagegen spricht vieles für die von Westphalen auf Orand klinischer Stadien vertretene Ansicht. Danach dürfte die von Nothnagel aasgesprochene Trennung der Affection in zwei ätiologisch ▼«> schiedene Gruppen eine entzündliche Colitis uud eine neurotische Golica mucosa kaum durchfuhrbar sein, vielmehr scheint die Bildung der sog. enteritischen Membranen stets auf einer nervösfn Schleimhypersecretion zu beruhen. Besteht eine uncompliciTte Secretions neurose für sich, so werden abnorm reichliche Mengen amorphen Schleims entleert. Gesellen sich zu derselben noch spastische Darmzust&nde meist die sog. Obstipatio spastici^ hinzu, so wird der überreichlich secemirte Schleim comprimirt, und es können zeitweise bei demselben Individuum strangf5nmge Gebilde ausgestossen werden. Werden die Massen unter heftigen Schmerzen entleert, so ist nach Rosenheim gleichzeitig eine Sensibilitäts neurose anzunehmen. Entsprechend dieser Auf- fassung hat Westphalen die Enteritis membranacea als solche therapeutisch gamicht berücksichtigt, hat sie aber verschwinden sehen, wenn es gelang, das nervöse Grundleiden und die spastische Spastische Obstipation günstig zu beeinflussen. Zur Kenntniss der letzteren Obstipation. Affection weist derselbe Verfasser darauf hin, dass die Fäces, ab- gesehen von ihrer bekannten bleistifbartigen, abgeplatteten und canne- lirten, gelegentlich auch kleinkugeligen Form, sich durch eine klebrige und schmierige Oonsistenz und durch einen geringen Luftgehalt, der sie im Wasser auffallend rasch untersinken lässt, auszeichnen. Sub- jectiv ist besonders charakteristisch das Gefühl des ünbefiriedigtseins nach der Defäcation trotz völliger Entleerung des Bectums und häufigeres Stuhlbedürfniss mit geringem Erfolg. Objectiv findet sich fast regelmässig localer Meteorismus infolge leichter Atonie oberhalb der spastischen Darmpartieen. Das Oöcum ist meist als weich- elastischer Wulst zu palpiren, der durch leises Streichen unter gurrenden Geräuschen verschwindet und nach einigen Minuten -wieder auftritt ähnlich der Steifung von Dünndarmschlingen. Druckempfindlich ist meist die Begio coecalis und ein links vom Nabel gelegener Bezirk, entsprechend dem Ghmglion aorticum des Bauchsympathicus. Differentialdiagnostisch gegenüber der spasti- schen Obstipation können in Betracht kommen hochsitzende strictu- rirende Processe des Bectums. Es kommen auch Combinationen der spastischen mit der atonischen, meist alimentären Form der Obstipation vor. Die Therapie ist am besten eine causale, gegen den nervösen Allgemeinzustand gerichtete: eine Buhe- und Mastcur

232 Rosenheim und Eramm.

Spastische genügt oft allein zur Beseitigung der Obstipation. Hydrotherapeu-

Obstipation, tisch empfiehlt Westphalen besonders warme Wechseldouchen aufs Adomen und nächtliche Dunstumschläge, diätetisch aus dem Gesichtspunkt der Uebung und nicht der Schonung des Darms cellulosereiche vegetabilische Kost, medicamentös eventuell Oel per anum oder auch per os, gelegentlich Narkotica: Opium, Belladonna oder Brom mit kleinen Dosen Chloral; contraindicirt sind Abführ- mittel, auch Mineralwassercuren und Massage des Adomens. Eine spastische Gontraction des Darms künstlich zu erzeugen, ist er^ -wünscht bei den durch Darmerschlaffung entstehenden und sehr un- angenehmen Zuständen von Tympanie (z. B. nach Laparotomieen, beim Typhus u. s. w.). Zu diesem Zweck hat v. Noorden mehrfach mit Erfolg ein sonst nur in der Augenheilkunde gebrauchtes Prä-

Physostigmin parat, das Physostigmin. salicyl. verwandt ('/t '/4 mg als Pulver mit

gegen Milchzucker innerlich; Maximaldose 1 mg! Antidot: Atropin). Als

Ursache schwerster habitueller Verstopfung im Kindesalter hat man

Gongenitaie mehrfach angeborene Missbildungen des Dickdarms erwiesen.

Missbildung Einen unter stärkster Ausdehnung des Leibes letal verlaufenen Fall von angeborener Ektasie mit Hypertrophie der Musculatur und be- deutender zu abnormer Schlängelung führender Verlängerung des Or- gans (Hirse hsprung'sche Krankheit) beschreibt Tittel. Die Pro- gnose ist wegen der mannigfachen Complicationen immer zweifelhaft.

Abfahrmittel. In der medicamentösen Therapie der Obstipation hat man sich in den letzten Jahren bemüht, statt der altbekannten Mutter- droguen die genauer dosirbaren wirksamen Bestandtheile derselben zu verwenden. Dahin gehört das Cascarin, das Kluk-Kluczycki in Form der Leprin ce'schen Pillen (k 0,1 Cascarin, 2 3mal täglich 1 Pille) empfiehlt. Besonderes Interesse beansprucht als erstes synthetisch dargestelltes Abführmittel das Purgatol, ein Vertreter der die Wirksamkeit der meisten milden pflanzlichen Abfuhrmittel bedingenden Anthracenderivate. Es ist von Ewald und Stadel- mann in Dosen von 0,5 2,0 g als wirksam und abgesehen von der auffallenden Rothförbung des Harns frei von Neben- wirkungen befunden worden. Als Abfuhrmittel bei gleichzeitiger Hyperacidität oder Hypersecretion des Magens empfiehlt Jaworski seine Aqua magnesiae effervescens mitior (Magn. carb. 5,0, Magn. salicyl. 1,0, Aqu. acido carbonico impraegnat. 1000,0; davon ^4 1 Wasserglas 1 Stunde nach jedem Essen, 4 6mal täglich) und fortior (Magn. carbon. 10,0, Natr. chlor. 5,0, Aqu. ac. carb. impraegn. 1000,0; davon Morgens nüchtern imd Abends 1 2^jt Trink- glas innerhalb 'fs 1 Stunde), die besser als Bitterwasser schmecken

Krankheiten der Yerdauungsorgane. 233

und den Darm nicht reizen sollen. Auf die Möglichkeit äusserer Aenssere Handgriffe zur Erleichterung der De&cation bei Obstipation vor- ^"^^ ^ ausgesetzt, dass die Fäces spontan bis ins Rectum befördert sind Srielohteniiig machen Ebstein und Gumprecht aufinerksam. Ersterer be- ^^',

obachtete, dass man das mit Koth gefüllte B.ectum von aussen durch die bedeckenden Weichtheile links von der Gesässspalte als einen daumendicken Wulst fühlen und durch Streichung eventuell nach vorhergehender Erweichung der Fäces mit etwas Oel entleeren kann, eine Manipulation, die dem Patienten selbst überlassen werden darf. Femer ist die Möglichkeit der Palpation des Rectums in Fällen von rectaler Stagnation der Fäces mit Vortheil für eine Massagebehandlung zu verwerthen, die am besten in linker Seiten- lage streichender- und knetenderweise 2 3 Minuten lang, mehrere Wochen hindurch, vorgenommen werden soll. Ein anderer Handgriff, der weniger bezweckt, den Mastdarm überhaupt zu entleeren, als bei Hämorrhoiden z. B., besonders mit Neigung zu Blutungen und festem Stuhl die Entleerung schmerzlos zu machen, wird von Gumprecht als „Hinterdammschutz" empfohlen: wenn der Koth gegen das Rectum drängt, drücken die Fingerspitzen der flach auf das Kreuzbein gelegten linken Hand gegen die Vorwölbung hinter dem Afber und schneiden, indem sie sich hakenförmig um die Steissbeinspitze herumkrünmien, den vorderen Theil der Kothsäule von dem hinteren ab und drängen ihn zum Afber heraus. Dann gehen die Finger zurück und üben während der ganzen DeflLcation einen genügenden Gegendruck, um die Weichtheilspannung hinter dem Anus zu verhindern. Auch beim Hervortreten von Hämorrhoidalknoten hat Oeder von einer ein- Lagerunga- fachen, mechanischen „Lagerungsbehandlung" sehr schnelle und gute ^^^

Erfolge gesehen. Er lässt durch Umlegen des Keilkissens etwa Hämorrhoiden, im Bett eine Beckenhochlagerung vornehmen und in dieser auf dem Rücken oder in halber Bauchlage eine oder mehrere Nächte, bei hart- näckigerer Einklemmung von Knoten auch den Tag zubringen.

So ofb schon auf die Nothwendigkeit bimanueller Abtastung des Rectums bei Blutungen aus dem Anus hingewiesen ist, um nicht ein beginnendes Oarcinom zu übersehen, so sind doch auch einzelne neuere Mittheiliugen über das Vorkommen von Bectumcarci- Beotnm- nomen im jugendlichsten Alter wieder besonders geeignet, <»roiaom. die alten Begela einzuschärfen. Nach einer Statistik von Strauss und nach den Erfahrungen zweier von ihm citirter Autoren, Vier- huff und Kusick, scheint die Annahme begründet, dass die Carci- nome des Verdauungskanals überhaupt im jugendlichen Alter, d. h. bis zu 35 Jahren, relativ häufiger vorkommen, als Carcinome anderer

234 Rosenheim und Eramm.

Bectom- Organe. Bethe konnte aus der Litteratur 17 Fälle von Carcinomen

cftrcinom. ^^^ Magendarmkanals bei Kindern bis zu 15 Jahren zusammenstellen.

Von Bectumcarcinomen im besonderen erwähnt Strauss einen Fall

bei einem 17jährigen Mädchen, und Bethe beschreibt ein solches

bei einem 11jährigen Knaben.

Fonotions- Leber. Brauchbare und sichere Methoden zur Functionsprüfung

prafün^ der Leber ezistirten bisher nicht. Von ihren drei Functionen, die sich in er e er. ^^n Beziehungen zu EntgiftungSTorgängen, zum Eiweiss- und zum Kohle- hydratstoffwechsel ausdrücken, hat Strauss für die letztere in der Dar- reichung von Lävulose (100 g, des Morgens nüchtern) eine verwerthbare Prüfungsmethode gefunden. Es zeigte sich, dass bei Leberkranken in 90 der Fälle danach eine alimentäre Lävulosurie auftritt, während sie bei Lebergesunden vielleicht mit Ausnahme von 10 7o der Fälle fehlte. Auch practisch ist diese Functionsprüfung der Leber in 3 fWen von Ascites unbekannten Ursprungs zur ätiologischen Aufklärung mit Erfolg benutzt worden. Einen anderen Weg, um Aufschluss über die Leber- functionen zu erlangen, glaubt Brauer im Studium der quantitativen Pathologische Zusammensetzung der Galle zu finden, und auch der Nachweis patholo^- Bestandtheile scher Bestandtheile in derselben kann interessante Bückschlüsse auf ein in der krankhaftes Verhalten der Leber gestatten. So ergaben Versuche über die Wirkung der Alkoholintoxicatlon am Thier nicht nur den Uebertritt von Aethyl- und besonders Amylalkohol in die Galle, sondern auch offenbar Schädigung als erstes Zeichen der Schädigung der anatomisch noch intacten Leber der Leber einen constanten Eiweissgehalt und im Sediment Gylinderepithelschlättche, ^jUkohof Cylindroide und Leberzellen.

Zur Kenntniss der entzündlichen Leberaffectionen

finden wir einen Beitrag von Albu über einen geheilten Fall von

Heilung der acuter, gelber Leberatrophie, von Banzi über den seltenen Befund

acuten gelben Friedlände rascher PneumoniebaciUen als ausschliesslicher Erreger Leberatrophie. ,-

von Leberabscessen , von Kobler über die angezweifelte, aber für

Aetioiogie gewisse Gegenden als sicher zu betrachtende ätiologische Bedeutung ^^' von dysenterischen Darmaffectionen für Leberabscesse. Auf dem Lebercirrhose. Gebiet der Leber cirrhose harren noch mehrere Streitfragen der end- gültigen Entscheidung. Während Fräser das Primäre der Affection in der später zu unregelmässigen Schrumpfungen führenden Binde- gewebswucherung sieht, durch die auf der einen Seite Zerstörung von Parenchym, auf der anderen, besonders in nicht geschrumpffcenf wenig Widerstand bietenden Theilen compensatorische Bildungen bis zur ausgesprochenen Adenombildung wie er sie in einem Fall multipel gesehen erzeugt werden, sucht Markwald zur Stütsse der entgegengesetzten Ansicht, dass nämlich die LeberzeUen der primär erkrankte Theil des Organs sind und die interstitiellen Ver-

Krankheiten der Yerdaanngsorgane. 235

änderungen nur eine Oonsequenz davon, den Beweis zu erbringen, dass jedes Agens, welches im Stande ist, Leberzellen zu zerstören, auch Lebercirrhose erzeugen können muss, wenn nicht störende Momente es verhindern. In der That gelang es ihm, durch häufige Injectionen kleiner Antipyrindosen bei geeigneten Versuchsthieren eine Lebercirrhose als Beaction des Organismus auf eine primäre Zerstörung der Leberzellen zu erzeugen. Eine andere ungelöste Frage betrifft das Verhältniss der Laennec'schen zur Hanot'schen hypertrophischen Cirrhose. Eine scharfe Abgrenzung beider scheint weder nach histologischen noch klinischen Gesichtspunkten für alle FäUe möglich; es bleiben sog. Mischformen, von denen z. B. üllmann einen Fall mit acutem Verlauf beschreibt. Zur Dia- gnose der Laennec'schen Cirrhose ist die Feststellung eines be- ginnenden Ascites oft von Bedeutung und daher eine neue Methode V. Criegern's zum Nachweis geringer Flüssigkeitsmengen in der Bauchhöhle bemerkenswerth ; wie bei der Frau vom hinteren Scheidengewölbe, so f&hlt man beim Mann vom Leistenring aus mit der eingeföhrten Fingerkuppe im Stehen bei gleichzeitigem Beklopfen des Leibes sehr deutliche Wellenbewegung, wenn nur wenig freie Flüssigkeit vorhanden ist, und kann so durch etagenweises Beklopfen des Leibes auch sehr gut die obere Grenze des Ergusses feststellen. Für die Therapie der Cirrhose ist eine Beobachtung Umber's von erheblichem Literesse, die zeigt, dass eine vöUige ObUteration des Pfortaderstammes, ohne irgendwelche Störungen zu machen, 20 80 Jahre bestehen konnte, weil eine vollständige Compensation za Stande gekommen war durch Entwickelung von Collateralbahnen zwischen den Wurzelgebieten der Pfortader und den grossen Hohl- venen, die in festen und ausgedehnten Adhäsionen zwischen den Bauchorganen und der Bauchwand verliefen. Die Erkenntniss der Bedeutung der collateralen Gef^ssbahnen in der Pathologie der Lebercirrhose ist nicht nur die theoretische Grundlage der von Talma vorgeschlagenen operativen Behandlung der Cirrhose wo- von bisher 8 erfolgreiche (?) Fälle mitgetheilt sind , sondern fuhrt auch in der internen Therapie zu dem Standpunkt, der natürlichen £ntwickelung von Collateralen möglichst EEindemisse aus dem Wege zu räiunen, d. h. durch frühzeitige und eventuell bald wiederholte Function des Ascites, die so aus einem palliativen ein curatives Mittel wird, den Druck in der Bauchhöhle in niedrigen Grenzen zu halten. Einen Beitrag zur Kenntniss der Lebertumoren bringen Caubet und Judet, die auf Grund klinischer Erfahrungen und experimenteller Untersuchungen die Bedingungen fhr das Zustande-

236

Rosenheim and Eramm.

Bedingangen

des

Hydatiden-

Bchwirrens.

Cholecystitis suppurativa.

Ursachen

des Icterus

hei Stein-

hildnng.

Röntgen- photographie

der Gallensteine.

Erhliche Prftdiapositon

kommen des Hydatidenschwirrens bei Echinococcusblasen festza- stellen suchten. Sie fanden, dass die gunstigsten Bedingungen ge- geben sind, wenn eine dünne, voluminöse nicht zu kleine Blase von mittlerer Spannung in Contact ist mit einer wenig fetten, massig gespannten Bauch- und Thorarwand.

Auf dem Gebiet der Gallenblasen- und Gallenstein- pathologie setzen Ehret und Stolz ihre dem Ausbau der Naunyn- schen Lehre dienenden experimentellen Untersuchungen fort. Als Bedingungen für die Entstehung einer Cholecystitis purulenta erwiesen sich ihnen Stauung des Gallenabflusses und Infection. Steinbildner (Bilirubin und Oholestearin) fehlten stets bei der eitrigen Cholecystitis; finden sich Steine in einer eitrig entzündeten Gallen- blase, so sind sie nicht als Product der eitrigen Entzündung zu be- trachten, da es ja im Gegentheil ganz abgeschwächte Entzündungen, fast latent verlaufende Processe sind, die die Steinbildung fördern. Wie in der Aetiologie der Cholelithiasis selbst der Entzündung jetzt die entscheidende Rolle zugeschrieben wird, so kommen die Autoren bei Untersuchungen über die Ursachen des Icterus bei Steinbildun^ zu dem Schluss, dass auch fiir diesen die directe Ursache und somit das Entscheidende für sein Auftreten oder Nichtauftreten in der Entzündung zu suchen ist, welche durch die Gegenwart der Steine nur erleichtert und begünstigt wird. Der entzündliche Stauung- icterus diffusen Ursprungs, d. h. der durch diffuse entzündliche Schwellung der Gallenwege, eventuell durch gleichzeitige Druck- steigerung in ihnen entstehende Icterus ist die Regel, der „reell lithogene" (Riedel) oder Obstructions- oder locale, reine Stauungs- icterus bei Cholelithiasis ist nicht erwiesen, vielmehr nur bei Com- pression eines Gallenganglumens von aussen zu erwarten. Einen erfreulichen Fortschritt in der Diagnostik der Gallensteine be- deutet die von Beck durch bestimmte technische Maassnahmen er- zielte Darstellung von Gallensteinen mittels der Röntgenstrahlen. Je nach ihrer Zusammensetzung markiren sie sich mehr oder weniger scharf, aber selbst die für das Zustandekommen von Recidiven nach der Operation so wichtigen Steine in den Lebergängen waren sichtbar zu machen, und zuletzt konnte Beck sogar die Photographie von nur stecknadelkopfgrossen Concrementen gewinnen. Derselbe Autor weist ausserdem an der Hand einiger sehr instructiven Fälle ebenso wie Riedel auf die trotz der Naunyn'schen Lehre von der Aetiologie der Cholelithiasis nicht zu bezweifelnde grosse Bedeutung der erblichen Prädisposition hin. Für die Beurtheilung der operativen Therapie der Cholelithiasis und ihre Indicationsstellung ist neben den positiven

Krankheiten der Yerdauungsorgane.

237

Erfolgen (cf. letzten Jahrgang) auch die Gefahr des Eingriffs von Belang. Kehr gibt ein Bild von der jetzigen Mortalität nach Güllen- Steinoperationen. Unter 100 Fällen des letzten Jahres mit Ent- fernung von Steinen aus dem Gholedochus gingen 16 zu Grunde; davon kommt nur 1 Todesfall auf Rechnung der Operation selbst, 12 waren unter aUen Umständen durch Carcinom bezw. eitrige Cholangitis verloren, bei den reinen Cystotomieen oder Cystektomieen war kein Todesfall zu beklagen. Unter den gesammten 585 Ope- rationen Kehr^s waren 429 nicht durch Carcinom oder eitrige Cholangitis complicirt; von diesen starben 16 = 3,7 ®/o, die Sterb- lichkeit ist also gering, und so lange Steine nur in der Blase oder im Cysticus sitzen, ist die Operation so gut wie ungefährlich. Kehr tritt daher auch im Princip für die Frühoperation im Sinne BiedePs ein, hält aber diese Forderung, da die Mehrzahl der Kranken nach dem oder den ersten AnfsQlen durch innere Curen fiir längere Zeit beschwerdefrei würden, für practisch nicht durchfährbar (seine eigene Indicationsstellung siehe im vorigen Jahrgang). Biedel hält an der Forderung der Operation fest: einmal bei Steckenbleiben des Steins im Choledochus nach 2 Swöchentlichem Abwarten und vor allem auch bei einem ersten erfolglosen, ohne Icterus verlaufenden Kolikanfall, der nach ihm meist nur die acute Entzündung einer hydropischen, gewöhnlich mit einem Stein im Blasenhals versehenen Gallenblase darstellt. Nur durch die Operation kann hier mit Sicher- heit vermieden werden, dass die Steine die Gallenblase verlassen und in die Tiefe getrieben, die Gefahr der Gallenwegsinfection herbei- führen ; ein anderes Mittel zur Erzwingung der Latenz gibt es nicht. Immerhin geUngt es erfahrungsgemäss , wie schon Kehr betont, durch die innere Behandlung meist diese Latenz für lange Zeit, zuweilen für immer zu erreichen. Jedenfalls ist gerade diese Schaffung bezw. die Erhaltung der Latenz und nicht etwa die Abtreibung der Steine das Problem der inneren Behandlung, und der Weg zu seiner Lösung „heisst Buhe*', wie von Pariser entsprechend der modernen Auffassung sehr anschaulich entwickelt wird. Unter den Gefahren der Cholelithiasis weist Biedel besonders auf das Carcinom und die eitrige Cholangitis hin, von denen er auch die letztere, wenn sie nur rechtzeitig und sicher zu diagnosticiren wäre, von der operativen Behandlung ausgeschlossen wissen will, da er die Möglichkeit einer operativen Heilung bezweifelt. Zur differentialdiagnostischen Ab- grenzung derselben von der Febris hepatica intermittens schlägt Pick Leukocytenzählung im Blute vor ; das Fehlen der Leuko- cytose zwischen den Anfällen und theilweise auch im Anfang der

MortaUt&t

der

Galleiistein-

operation.

Indioationen

der Operation.

Innere Therapie.

Eitrige Cholangitis.

238 Rosenheim und Kramm.

Gallenblasen- Erkrankung kann zur Ausschliessong eines eitrigen Processes ver* carcinom. ^erthet werden. Die Gefahr der Carcinombildung in der Cbkllen- blase im Gefolge der OholeUthiasis erhellt unter anderem daraus, dass Eiedel unter 600 600 Gallensteinkranken nicht weniger als 43 Oarcinome sah. Sehr selten nur 5mal bisher sind darunter Flattenepithelcarcinome beschrieben ; ob durch die Anwesenheit von Gallensteinen schon vor einer Geschwulstbildung die Umbildung des Oylinder- in Plattenepithel erfolgen kann, bleibt auch nach den Untersuchungen von Beetz, der 4 neue Fälle beobachtet hat, zweifelhaft.

Lftteratar.

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H. StrausB, Klinische Beiträge zur Pathologie und Therapie der sog.

Krankheiten der Yerdauungsorgane. 241

.idiopathischen Oesophaguserweiterung'* (.sackförmige Oesophaguserweite- mng ohne anatomische Stenose"). Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLIV, H. 3 u. 4. Derselbe, Demonstration eines Präparates von sog. idiopathischer Oesophagusdilatation. Verhandl. d. XIX. Congr. f. innere Med. Der- selbe, Zur Prognose des Pyloruscarcinoms nach Gastroenterostomie. Berl. klin. Woohenschr. Nr. 10. Derselbe, Die Fleischprobe zur Fmictions- prüfong des Darms. Fortschr. der Med. Nr. 81. Derselbe, Zur Func- tionsprüfung der Leber. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 44. E. Sudsuki, Mittheil, aus den Grenzgeb. der Med. u. Ghir. Bd. YU, H. 4 u. 5. W. Tischer u. A. Beddies, Arch. f. Yerdäuungskrankh. Bd. VII, H. 6. E. Tittel, Wien. klin. Wochenschr. Nr. 89. H. Ullmann, Münch. med. Wochenschr. Nr. 18. F. Umber, Mittheil, aus den Grenzgeb. der Med. u. Chir. Bd. VII, H. 4 u. 5. Fr. Volhard, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLH u. XLIII und Verband!, d. Congr. f. innere Med. Voll and, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 48. R. Watanabe, Arch. f. Verdauungskrankh. Bd. VII, H. 1 u. 2. C. Wegele, Therap. Monatsh., August. F. Werner, Wien, klin. Wochenschr. Nr. 7. H. Westphalen, üeber die sog. Enteritis membranacea. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 14 16. Derselbe, üeber die chronische Obstipation. Arch. f. Verdauungskrankh. Bd. VII, H. 1 u. 2. Wilms, Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LX, H. 8 u. 4. W. van Yzeren, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLIII. Zahradnicky, Therap. d. G^enw., Januar (Ref er.). V. Ziegler, Zeitschr. f. diät u. physik. Therap. Bd. lY, H. 8. W. Zweig, Zur Diagnose der tiefsitzenden Oesophagusdivertikel. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 38. Derselbe, Die Bedeutung der Costa fluctuans decima. Arch. f. Verdauungskrankh. Bd. VII, H. 3. Derselbe, Beiträge zur functionellen Diagnostik der Darmkrankheiten. Wien. klin. Bundschau Nr. 41.

Jahrbuch der praotischea Medicin. 1908. 16

f) Eranklieiteii der Hamorgane.

Von Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Filrbrlngrer^ Director des siädt. allgem. Erankenbauses im Friedrichshaiii, und Dr. Stettin er in Berlin.

Nierenkrankheiten. In demselben Jahre, in welchem sich die medicinische Welt zu der erhebenden Feier des 80. Geburtstages des Altmeisters Virchow, des Schöpfers der Cellularpathologie, vereinte, finden wir in der Litteratur in steigendem Maasse wieder die „Humoralpathologie^ auftauchen, allerdings in einem wesentlich anderen Sinne, als in der Zeit vor Virchow's grundlegenden Unter- suchungen. Auch in der Litteratur des von uns zu besprechenden Kapitels, in welchem der Humor (Blut und Harn) eine bedeutende Rolle zu spielen nie aufgehört hat, nehmen die „biologisch-che- mischen Veränderungen" die Auimerksamkeit der Forscher mehr und mehr in Anspruch. Wir dürfen von ihrer weiteren Erkenntniss, falls die Untersuchungen sich nicht zu sehr in Speculationen er- gehen und die anatomische Basis nicht abhanden kommt, noch die Lösung manchen Bäthsels erhoffen. £s mag hier, wo im wesent- lichen nur das, was für die berufliche Thatigkeit des Arztes an- mittelbar verwerthet werden kann, wiedergegeben werden soll, ein kurzer Hinweis auf diese Untersuchungen, wie sie unter anderen von G. As coli und F. de Grazia über Vertheilung der Eiweiss- schlacken im Harn angestellt wurden, genügen. Dieselben lassen die Function der Nieren in einem neuen Lichte erscheinen, indem sie ihnen ein hohes electives Vermögen gegenüber den im Blute enthaltenen verschieden constituirten N- haltigen Verbindungen zu- erkennen, eine Auffassung, welche mit der Ludwig'schen Filtra- tionstheorie und den sich an dieselbe anschliessenden Theorieen von V. KorÄnyi, Sobieranski u. a. in Widerspruch steht. Da die FanotioneUe sog. functionellen Untersuchungsmethoden uns nur einen un- Unter- gefjüiren Maassstab für die Beurtheüung der Intensität der Nieren- methoden, thatigkeit zu geben vermögen, haben die Worte von Julius Kiss, dass „eine functioneUe Diagnostik im wahren Sinne des Wortes

Function der Nieren.

Ejrankheiten der Harnorgane.

243

auch heute noch nicht begründet ist", ihre Berechtigung. Doch bleibt der Werth jener Methoden, welche namentlich für die Chirurgie der Nieren so Erspriessliches leisten, gewahrt. Die ver- schiedenen zur fun et ioneilen Diagnostik eingeschlagenen Wege selbst anlangend, haben wir bereits im vergangenen Jahre gesehen, dass sich die Bouchard'sche Toxicitätslehre hierzu nicht eignet. Dies geht auch wieder aus einer experimentellen Arbeit von Albu hervor. Ebenso hat die Methylenblauprobe nicht die auf sie auch in klinischer Beziehung gesetzten Erwartungen erfüllt, wie den Darlegungen von Assfalg zu entnehmen ist, wenn auch wieder die experimentellen Untersuchungen von Lipman-Wulf zeigen, dass wir auch dieser Methode manchen interessanten Einblick in die Thätigkeit der Nieren verdanken. Die hervorragende Bedeutung dagegen der Kryo skopie und Phloridzinmethode geht aus zahlreichen Arbeiten von Balthazard, Gasper, Gallert, Illyes, Kümmell, Gasper-Richter, Kumpel, Strauss u. a. hervor, v. Koränyi konnte in seinen Ausftihrungen Bedenken gegen seine Methode, wie sie von Kiss, Wie brecht und Waldvogel ausgesprochen waren, widerlegen, bezw. auf eine nicht genügende Befolgung seiner Vorschriften zurückftOiren, eben- so wie Gasper und Richter die Einwendungen von v. Aldor und Kövesi zurückweisen konnten. Es galt nicht, die Gefrier- punktsmethode durch die Phloridzinmethode zu ersetzen, sondern im Gegentheil sie zu ergänzen, die eine * durch die andere zu controUiren und damit die Resultate zu sichern. Auch nach Kümmell geben die Gefrierpunktsbestimmimg des Blutes und der Ureterenkatheterismus mit den sich anschliessenden Untersuchungs- methoden (Gefrierpunkts-, Harnstoff- und Zuckerbestimmung nach Phloridzininjection des durch den Ureterenkatheterismus jeder ein- zelnen Niere entnommenen Urins) der Nierendiagnostik eine grosse Sicherheit. Und Gasper zeigte auf der letzten Naturforscher- versammlung an practischen Beispielen, dass im wesentlichen die Bestimmung folgender drei Werthe zur Messung der functionellen Krafb jeder Niere genüge: des ausgeschiedenen N, des durch Phloridzininjection producirten Zuckers und der Gefrierpunkts- emiedrigung des Harns. Nur bei gesunden Nieren sind die drei Werthe auf beiden Seiten gleich. Je kränker die Nieren, um so kleiner die Werthe. Mit Recht hebt auch Gasper hervor, dass dieses Verfahren als ultimum refugium für diejenigen Fälle reser- virt bleiben muss, in welchen wir mit den sonstigen bewährten diagnostischen Untersuchungsmethoden nicht zum Ziele gekommen

Ham- giftigkeit.

Methylenblau- probe.

Kryoskopie

und

Phloridzin-

methode.

244

Fürbiinger und Siettmer.

Ghemisohe and

mikro- skopiscbe

Unter- snchuDgs- methoden.

Eiweiss- nachweis.

Zuckerprobe.

Aoetessig-

8&are- nacbweis.

sind. Bezüglich der sonstigen chemischen, mikroskopischen nnd physikalischen Untersuchongsmethoden will zunächst Strubell durch Bestimmung der Brechungsexponenten mit Hülfe des Pulfrich'schen Refi:«ctometers die Concentration von Urin und Blut bestimmen. Auf die Bedeutung der genauen mikro- skopischen Untersuchung des Urins in Verbindung mit der Fest- stellimg der Albuminurie macht Louis Heitzmann aufmerksam, nicht ohne besondere Warnung vor einseitiger Deutung der Befunde. Zum Nachweis geringster Eiweissspuren empfiehlt Praum eine Uebereinanderschichtung des durch Zusatz einiger Tropfen con- centrirter Sulfosalicylsäure specifisch schwer gewordenen Harns und unvermischten Harns, wodurch Trübungen, die sonst entgehen könnten, klar hervortreten. Zum Nachweis des Zuckers im Harn erfreut sich die Phenjlhydrazinprobe einer steigenden Beliebtheit, wozu die Vereinfachungen derselben durch L am an na, Kowarski und Neu mann, wie aus den Veröffentlichungen von GipoUina, B.iegler, Leslie Eastes, Walker Hall u. a. hervor- geht, wesentlich beigetragen haben. Nach Biegler gestaltet sich die Probe nunmehr folgendermaassen: Man gibt in ein kleines flaches Porzellanschälchen eine Messerspitze (0,1) reines weisses salzsaores Phenylhydrazin, eine Messerspitze krystallisirtes Natriumacetat (0,5), giesst darauf 1 ccm Harn und erhitzt über einer Spirituslampe, bis alles gelöst und ins Sieden geräth; dann lässt man allmählich 20 30 Tropfen lO^/oige Natronlauge zufliessen. Nach einigen 8e- cunden bis höchstens 5 Minuten erscheint dann bei Gegenwart von Zucker die Flüssigkeit rothviolett. Zuverlässig und einfach erscheint auch die von G-ebhardt angegebene Zuckerprobe mit Hülfe von Nitropropioltabletten (25 Stück kosten 60 Pf.). Zu 10 bis 15 Tropfen Urin und 10 ccm destillirten Wassers wird eine Tablette zugefugt und 2 4 Minuten langsam erwärmt. Bei Anwesenheit von Zucker entsteht eine grüne bis dunkel indigoblaue Farbe. Biegler hat auch eine einfache gasvolumetrische Bestim- mungsmethode des Zuckers angegeben, welche &lt derartige Unter- suchungen nicht ungeeignet erscheint. Eine neue Methode znun sicheren Nachweis von Acetessigsäure im Harn gibt J. Lipliawsky an. Es handelt sich um eine Modification der Arnold'schen Probe (vergl. dies. Jahrb. 1900, S. 232). Beide sind, wie Allard ausfuhrt, zwar bedeutend feiner, als die G-erhardt'sche Eisenchloridreaction, kommen aber doch wegen ihrer Gomplicirtheit für den Practiker kaum in Betracht. Ueber den Nachweis von In- dican in jodhaltigen Harnen hat A. Kühn Untersuchungen

Krankheiten der Hamorgane. 245

und Versache angestellt. Schon H. nnd- M. Frenkel haben auf indiean* die Störaog der Indicanreaction, sowohl der Jaff ersehen wie der «i*^^*'^«*»- Obermayer'sclien Probe, durch gleichzeitige Anwesenheit von Jod im Urin au&nerksam gemacht. Durch Zusatz eines Tropfens einer 10^/oigen Natriumthiosulfatlösung gelingt es, das Jod vollkommen zu binden. Aehnlich wie das Jod auf die Indicanprobe störend wirkt, kann eine Reihe von Substanzen, wie Burg hart, Loeper und Oppenheim von neuem betonen, störend und hemmend auf die Ehrlich'sche Diazoreaction wirken. Ersterer hebt namentlich Diazo- den störenden Einfluss der Phenole hervor und weist auf den schein- '®*<***on. baren Widerspruch hin, dass andererseits trotz reichlichen Phenol- gehalts eine unzweifelhafte, sogar intensive Diazoreaction entstehen kann. Er glaubt, dass es verschiedene Ehrlich'sche Diazokörper geben müsse, welche sich sowohl in dem Grade ihrer Affinität zu dem Ehrlich'schen Reagens, wie in ihrer Angreifbarkeit durch chemische Agentien von einander unterscheiden. Die Ehrlich'sche Reaction ist ein ausserordentlich schätzbares Mittel för die Diagnose und Prognose der verschiedensten Krankheiten, muss aber mit ge- nügender Kritik gedeutet werden.

Dass das im Harn auftretende Eiweiss aus dem Blute stammt, Albuminurie. oder, wie G. Zülzer einschränkend hervorhebt, dass eine im Blut und Eiweissham vorkommende Eiweissart identisch ist, dafür ist durch die Versuche von Vi ct. E. Mertens der biologische Beweis geliefert. Ueber das eigentliche Wesen der Albuminurie ist völlige Klarheit noch nicht erzielt, wenn dieselbe auch durch einzelne Ar- beiten, auch experimenteller Natur wie die von Braun, unserer Er- kenntniss näher gebracht ist. 0. Rosenbach fasst die Aus- Physio- Scheidung von Albumen ohne Zeichen wesentlicher acuter oder .J**^?®^^

Albuminurie.

chronischer Entzündung der Nieren (Fehlen von rothen Blut- körperchen, nicht degenerirten EiterkÖrperchen, frischen Epithelial- cylindem) als einen Beweis der Gesundheit und nicht der Krank- heit auf, ähnlich wie die Zuckerausscheidung nach Phloridzin- injection als ein Zeichen einer gut functionirenden Niere gilt. £r bezeichnet die Albuminurie als eine regulatorisch-compensa- torische Leistung der Niere. Im Gegensatz hierzu fasst Graziani in Uebereinstimmung mit der Ansicht der Mehrzahl der Forscher jede Albuminurie, auch die leichteste, welche Erklärung man auch ftir sie geben wolle, mindestens als eine Functionsinsufficienz auf, welche nach einiger Dauer in eine Krankheit übergehen kann. Nach dem Resultat genauerer Studien über die cyklische Albuminurie durch Paul Edel wird die meist bei der cykli-

246 FOrbringer und Stettiner.

Cykiiache sehen Albuminurie zu beobachtende Abnahme des Eiweissgehaltes Aibwminiirie. ^^^ Nachmittage durch Au&ahme des Mittagessens veranlasst. Der günstige Einfluss desselben steht mit der Steigerung der Diurese in Zusammenhang. In derselben Weise ist der therapeutische Werth der Diuretica (Kali acet. und Harnstoff) zu erklären. In gleicher Weise wirken auch warme Bäder. Die bekannte Abnahme des Eiweissgehaltes in der Horizontallage geht ebenfalls mit Vermehrung der Hammenge einher. Auch die giinstige Wirkung der üblichen diätetischen Maassnahmen (Milch, vegetabilische Nahrung mit hohem Kaligehalt, alkalische Wässer) ist durch die zweifellose Anregung der Diurese zu erklären. Und einen ähnlich günstigen Einfluss auf die Albuminurie wie die locale Erhöhung der Stromgeschwindig- keit des Blutes durch Ausscheidung diuretisch wirkender Stoffe hat die systematische Exäfbigung des Herzens durch geeignete Gym- nastik. — Auf den Zusammenhang von intermittirender Albuminurie und acholischem Icterus machen auf Ghrund mehrerer Beobachtungen Gilbert und P. Lereboulet aufinerksam. Es handelt sich hier Hepatogene wohl um eine der von Teissier als hepatogene Albuminurie """*'^"®' bezeichneten Formen (vergl. d. Jahrb. 1900, S. 238), und spielen toxische Einflüsse dabei eine Holle, ebenso wie bei der diarrhoischen Diarrhoisoiie und obstipatorischeu Albuminurie. Hierbei scheint über-

obstipatorische ®^'^®*^"^"'^®^^ °^* ^^^ oben angeführten Anschauungen von Edel

Aibnminarie. nach Stiller auch die Wasserverarmung des Organismus mitzuwirken. Während das Auftreten des Bence - Jones'schen Eiweiss- körpers im Urin bisher als pathognomisch für multiple Myelome

Aibumosnrie. galt ein neuer Fall von Albumosurie bei Bippenmyelomen wird von Kalischer nütgetheilt haben Jochmann imd Schumm das Vorhandensein desselben auch bei echter Osteomalacie nachgewiesen. Auf das Auftreten von echtem Pepton neben Albumosen macht Mideri Ito aufmerksam. H&mato- Einige neue Fälle von Hämatoporphyrinurie nach Sal-

Porphyrinurie fonal- und Trionalgebrauch werden von H. Waldo undM. Ro- se n fe 1 d berichtet. Hierbei mag erwähnt sein, dass Weber eine Gron- und Blaufilrbung des Harns aus dem Genüsse mit Methylenblau und ähnlichen Farbstoffen gefärbter Süssigkeiten abzuleiten vermochte. HÄmogiobin- Ueber eine neue Form der Hämoglobinurie macht L. Michaelis ^^^' im Anschluss an einen Fall Mittheilung. Es handelt sich, um zwei Attacken von Hämoglobinurie während der Hesorption eines grossen Blutergusses in die Bauchhöhle, um eine posthämorrhagische Hämoglobinurie. Er weist die einfachere Erklärung, dass es sich um die Ausscheidung des unverändert zur Resorption gelangten

Krankheiten der Hamorgane.

247

BfaitfarbstofFes handle, zurück und glaubt in ihr die Wirksamkeit eines Hämolysins im Sinne der Ehrlich'schen Theorie zu sehen. Auf ungenügende Verbrennung von Heizgasen führt Stempel eine am eigenen Körper beobachtete Hämoglobinurie zurück. Die Be~ Ziehungen der paroxysmalen Hämoglobinurie zu den Nieren erörtert Pranz Tauszk. Dem Erscheinen des Hämoglobins folgt nach seinen Untersuchungen stets eine der Schwere des auslösenden An- falls proportionale Nephritis acuta haemorrhagica , die offenbar die Folge der directen Wirkung des Hämoglobins und der zu Grunde gegangenen Blutkörperchen auf die Nieren ist, welche bis zum Ein- tritt des folgenden Anfalls andauern kann. Solche durch die Hämoglobinurie verursachte Nierenreizungen können, durch eine Brcihe von Jahren sich wiederholend, zu einer chronischen Nephritis fuhren.

So gelangen wir zur Besprechung der diffusen Nephritis. Mit der Aetiologie der primären Schrumpfniere beschäftigt sich die Arbeit von Baumgarten. Er hält dieselbe fär eine von Jahr zu Jahr in erschreckender Häufigkeit zunehmende Krankheit und macht für ihre Entstehung auch seinerseits die bekannten Haupt- momente (Erblichkeit, Erkältungen, Gicht, Alkohol, Blei, Syphilis, und Arteriosklerose) verantwortlich. Auch an Gonorrhoe, Steinbildung, Oystitis schliesst sich Schrumpfniere an. Das sowohl bei acuter, wie bei chronischer Nierenentzündung am meisten gefurchtete Sym- ptom ist das Auftreten der Urämie. Ueber dieselbe hat Alex. Strubell experimentelle Untersuchungen angestellt, die ihn im Gegensatz zu v. Limb eck zu der Ueberzeugung gebracht haben, dass die experimentelle Urämie des Hxmdes in ihrem Wesen von der des Menschen nicht verschieden ist. Er befürwortet demgemäss bei bereits drohender Urämie zur Vorbeugung des Anfalls oder auch sonst bei acuten und chronischen Nephritiden eine reine Kohlehydrat- oder wenigstens vegetabilische Kost von Zeit zu Zeit, etwa 1- bis 2mal im Jahre (umgekehrte Diabeteskost, bei der mit Ausnahme der Alkoholica alles erlaubt ist, was man beim Diabetes verbietet und umge- kehrt). Beachtenswerthe Beiträge zur Würdigung des therapeutischen Werthes und der Wirkungsweise des Aderlasses bei Urämie gibt Walko auf Ghnmd eigener Beobachtungen an der v. Jaksch'schen Klinik. Der Eingriff zeigte sich fast nur bei der acuten Nephritis wirkungsvoll, versagte aber bei schweren chronischen Formen so gut wie ganz. Eine Wirkung des Aderlasses auf chemischem Wege lehnt der Autor ab; auch die moleculare Concentration des Blutes erfuhr durch die Yenäsection keine Aendemng. Der Haupt-

Paroxysmale Hämoglobin- urie and Nephritis.

Aetiologie

der primären Schrumpf- niere.

Urämie.

Aderlass.

248

Fürbringer und Siettiner.

Diätetische Behandlung

der Nephritis.

Behandlung

des

Hydrops.

Trinkonr

bei Nephritis.

Chirurgische Behandlung

der Nephritis.

effect ist vielmehr in der directen Entlastung des Blutes und Her- absetzung des Ge&sskrampfes (im Oentralnervensystem oder in der Niere) gegeben. Hierzu kommt eine Minderung der durch die Entzündung gesetzten Oirculationsstörungen. Aderlass mit heissen Bädern ist nur dann angezeigt, wenn im Anschluss an das Bad eine reichliche Diurese eintritt. Kochsalzinfusionen unterstützen die gün- stige Wirkung bei der acuten Nephritis. Weichen die oben an- geföhrten diätetischen Vorschriften zur Verhinderung der Urämie von den bisher üblichen Maassregeln ab, so wird auch von 0. Beichel die Berechtigung der letzteren bezweifelt. Er spricht die Kostbeschränkung vom practischen Standpunkt aus als ftir viele E^ranke höchst peinlich und oft schwächend, also als un- gerechtfertigt an. Auch gegenüber der Wirkung der Schwitz- bäder nimmt Beichel einen skeptischen Standpunkt ein. Die Mehrzahl der Forscher ist aber auch heute noch anderer Meinung. So fuhrt G. Klemperer aus, dass Nephritikem Fischkost bekömm- licher ist als Fleisch, Milch jedoch zuträglicher als beides, und Pallesque lenkt die Aufinerksamkeit auf die Wichtigkeit der Schweissabsonderung bei acuter Nephritis. Versagt dieses Mittel und nehmen die Oedeme stark zu, so empfiehlt er Func- tionsdrainage der Haut, die auch ihm ausserordentlich gute Dienste geleistet hat. lieber die günstige Wirkung der mechanischen Behandlung des Hydrops in einem Falle von schwerer Nephritis berichtet auch Karl Dehio. Stein- schneider theilt Erfahrungen mit, die einen günstigen Einfluss einer Franzensbader Cur auf chronische Nephritis erkennen lassen. Bezüglich der chirurgischen Therapie der Nephritis liegen, abgesehen von den von J. Israel in seiner Monographie ausgeführten Grundsätzen, die Gutachten von P. K. Pel und J. A. Korteweg vor. Ersterer warnt nach den wenigen bisher zu Gebote stehenden Erfahrungen davor, die Erwartungen in Bezug auf die chirurgische Therapie der Nephritis zu hoch zu stellen. Nur so viel scheint ihm heute festzustehen, dass das Spalten der Nierenkapsel und vielleicht auch des Nierengewebes in den- jenigen Fällen von acuter oder acut exacerbirender Nephritis gerecht- fertigt sein kann, bei denen wegen der Herabsetzung der Diurese Lebensgefahr für den Kranken besteht und die interne Heilkunst versagt, um so mehr, als anscheinend bereits eine einseitige Ne- phrotomie durch die Entspannung und die hierauf folgende stärkere Diurese auch günstig auf die Function der anderen Niere wirken kann. Wesentlich weiter als Pel geht Korteweg in der Indica-

Krankheiten der Harnorgane.

249

tionsstellung des operativen Eingriffes bei Nierenkrankheiten. Ebenso wie bei einer eitrigen Nierenentzündung nicht ein grosser Abscess absawarten ist, soll auch bei der acuten Nephritis, namentlich bei Hervortreten des hämorrhagischen Charakters nicht zu lange mit der Entspannungsincion gesäumt werden. Während Pel die chronische Nephritis von den operativen Eingriffen ausgeschlossen wissen will, glaubt Korteweg, dass auch hier die Nierenkapselspaltung mit nachfolgender Nephropexie Gutes zu leisten im Stande sein wird. Es sei hier bemerkt, dass durch die Veröffentlichung von Hans Laurent das Vorkommen auch einer einseitig hämorrhagi- schen Nephritis nachgewiesen ist, wiederum ein Fall, welcher in das Vorkommen einer Nierenblutung aus gesunder Niere neue Zweifel zu setzen und jene Fälle, in denen eine Nephrotomie einen günstigen Einfluss auf die Nierenblutung hatte, als Nephritiden zu deuten berechtigt.

Was die Behandlung der Nierenblutungen mittels sub- cutaner Gelatineinjection betrifft, so liegen darüber Be- richte von G 0 s s n er und G r u n o w vor. Beide können über günstige Erfahrungen berichten, doch hütet sich Gossner, aus dem einen Falle weitgehende Schlüsse ziehen zu wollen, und Grunow hat zwar den Eindruck der Wirksamkeit der subcutanen Gelatineinjection gegenüber Blutungen innerer Organe gewonnen, betont aber, dass erst in der Combination mit anderen Hämostaticis der erwünschte Zweck erreicht wird.

Die häufigste Ursache für Nierenblutungen sind Concrement- bildungen. Ueber die eigen thümliche directe oder indirecte Be- günstigung der Nierensteinbildung (im besonderen von Phosphat- steinen, seltener Uraten) durch Spinalaffection, und zwar besonders durch traumatische Rückenmarksdestructionen und Sy- ringomyelie, seltener durch Rückenmarkstumoren, stellt Hermann Schlesinger Betrachtungen an. Die Symptome der Nephrolithiasis folgen denen der Rückenmarksaffectionen um Monate oder Jahre nach. Gystopyelitis kann trotz Steinbildung und RückenmarksafFection fehlen, ist aber bei Phosphatsteinen meist vorhanden. Die Dia- gnose auf Nierenstein kann unter Umständen durch die Unter- suchung mit Röntgenstrahlen gesichert werden. Albers-Schön- berg ist es gelungen, durch Verbesserung der Technik Phosphat- steine von noch nicht Linsengrösse auf der Platte nachzuweisen. Immerhin ist, wie Thorndike ausfuhrt, ein negativer Befund noch kein sicherer Beweis f^ das Fehlen von Steinbildungen, und es ge- hört auch einige Erfahrung dazu, um die feinen Schatten, welche auf

Behandlung

der

Nieren-

blutnngen

durch Bubontane Gelatine- injection.

Nephro- lithiasis.

Nierenstein- bildnng and Spinal- affection.

Röntgen- strahlen.

250

Fürbringer und Siettiner.

Qastro-

intestiiiale

Form der

Nierenkolik.

Oxalarie

und

Oxalats teine.

der Platte mitnnter kaum zu sehen sind, als Steine mit Sicherheit zu deuten. Schmidt und Kolischer haben Skiagramme von mitBleidraht so n dir tenlJr et er en aufgenommen, durchweiche die genaue Feststellung des Verlaufes der Ureteren, die exacte Locali- sation einer eventuellen Obstruction eines Ureters, die genaue topo- graphische Localisation des Nierenbeckens, die Lösung einer even- tuellen dijBferentialdiagnostischen Schwierigkeit in der Unterscheidung zwischen Ghdlen- und Nierensteinen^ Aufschluss über die Grösse des Nierenbeckens und Andeutungen über die Natur einer Verstopfung eines Ureters gewonnen werden können. Beherzigenswerthe Bei- träge zur Kenntniss der gastrointestinalen Erscheinungen bei Nierensteinen gibt M. Sternberg. Letztere, meist in schmerz- hafter (am besten durch Opium zu bekämpfender) Verhaltung von Stuhl und Winden bestehend, können dermaassen in den Vorder- grund treten, dass ein eigenes Bild, die „gastrointestinale Form der Nierenkolik^* entsteht. Diagnostisch ist die der Nierenkolik zu- kommende Druckempfindlichkeit des Harnleiters am Mac Burney- schen Appendixpunkte wichtig. Auch die Besänftigung des Schmerzes durch steiles Erheben des unteren B.umpfendes ist belangvoll. Bedeutend häufiger, als man gemeinhin annimmt, sind nach den Ausfiihrungen von G. Klemperer Oxalsäure Nierensteine (30— 60^/o enthalten Oxalsäure). Ueber die Bildung der Oxalsäure im mensch- lichen Organismus, über die Entstehung und Verhütung der Oxalsäuren Niederschläge im Urin sind von ihm gemeinsam mit F. Tritschler und von N. Stradowsky Untersuchungen angestellt, aus denen sich ergibt, dass die Lösung der Oxalsäure im Urin zuerst von ihrer eigenen absoluten und relativen Menge abhängt (am besten 1 bis 1,5 mg : 1000). Die Lösung wird begünstigt durch stark saure Brcac- tion des Urins, sowie durch einen hohen Gehalt von Magnesiasalzen bei geringem Gehalt von Kalksalzen. Daher sind reichlich Fleisch, Fett, Brod, Mehlspeisen, B.eis und Leguminosen, Aepfel und Birnen zu gestatten, dagegen Milch, Ei, Thee, Gacao und viel Gemüse (im besonderen Spinat und Kohlarten) zu verbieten.. Den Magnesiagehalt des Urins kann man durch tägliche Darreichung von 2 g Bittersalz in gewünschter Weise beeinflussen. Bei hamsauren Niederschlägen soll man, wieKlemperer an anderer Stelle ausfuhrt, für eine der neutralen sich nähernde Beaction und hohen Kohlensäuregehalt des Urins sorgen, indem man bei gemischter Diät den Genuss alkalischer^ kohlensäurehaltiger Mineralwässer ^anordnet. Stockmann hat von der Darreichung von Elalk und Magnesia im Verein mit einer durch längere Zeit fortgesetzten Trinkcur (Fachinger^ und Salvatorwasser)

Krankheiten der Hamorgane.

251

selbst bei Fällen mit Hämatuiieen und öfteren Anfallen von Nieren- kolik, ohne Beobachtung einer bestimmten Diät günstige Erfolge gesehen.

Lehrreiche Beiträge zur Geschichte der Anurie liefert Fr. König, während G. Klemp er er einen interessanten Fall von paradoxer Anurie von 423tttndiger Dauer mitiheilt, in welchem es sich um eine nervöse Suppression der Nierenthätigkeit seiner An- sicht nach handelte, die durch Suggestion und Darreichung von Liq. kal. acet. (20 : 200) beseitigt wurde. Üntersuchimgen über reflec- torische Anurie sind von Gölzl angesteUt. Es gelang ihm durch Drucksteigerung in der einen Niere dieselbe zu erzeugen. Gegen die Israel'sche Hypothese von der Beflexanurie wendet sich Korte- weg, welcher der Ansicht ist, dass die Function der Hamabsonderung von vasomotorischen Begulatoren zwischen beiden Nieren nach der Leistungsfähigkeit vertheilt wird. Durch jede Krankheit der einen Niere wird auch die andere bedroht und kann sich auch bei dieser, falls sie nicht im Stande ist, hinreichenden Ausgleich zu leisten, bis zur Anurie steigern.

Es ist schon oben erwähnt worden, dass man bei eitrigen Nierenentzündungen nicht zu lange mit dem operativen Vor- gehen warten soll. Dieser Gedanke wird auch von K. G. Leuna n der ausgeführt. Er betont, dass eine acute Pyelonephritis mit miliaren Abscessen recht häufig einseitig ist und dass durch frühzeitige Spaltung nebst Besectioo der am meisten veränderten Theile ein grosser Theil der Niere gerettet werden und functionsfUdg bleiben kann. 3 Fälle von in der Schwangerschaft aufgetretener Pyelonephritis theilt Anderodias mit. Als Ursache meint er Druck des Uterus auf einen Ureter ansehen zu dürfen. Bei allen drei Frauen be- standen Darmstörungen, bei zweien konnte der Bacillus coH im Urin in Reincultur nachgewiesen werden. Mit der Hebung der Ver- dauungsstörungen (in 2 Fällen Obstipation, in einem Durchfall) gingen auch die Nierenstörungen zurück. Nicht immer geht eine Infection der Niere durch den Bacillus coli so schnell zurück, wie auch die Veröffentlichung von Oabot über idiopathischen Nieren- abs cess zeigt.

Die Veröffentlichungen über Nieren tuber culose, abgesehen von Mittheilungen casuistischer Natur, sind im Berichtsjahre spärlich. Zweier grösserer Arbeiten, der von F. Legueu über die gewöhnlichen Formen der Nierentuberculose und die Indi- cationen zur Nephrektomie und einer zweiten von 0. Simon über die Nierentuberculose und ihre chirurgische Behandlung, woUen wir

Hamsaare Nieder- schläge.

Anurie.

Eitrige Nieren- entzündung.

Nieren- tuberculose.

252

Fürbringer und Stettiner.

Nieren- geschwfllste.

Wandemiere.

hier Erwähnung thun. Ersterer führt in Ansehung der selbst jahre- langen Stillstände des Processes die Nephrektomie nur dann aus, wenn das Leiden zur Abmagerung fuhrt, wenn Hämaturie vorhanden ist und starke Schmerzen den Kranken peinigen. Lungen- und Blasentuberculose, welch letztere sich fast immer bei primärer Nieren- tuberculose findet, bilden keine Contraindication für ein operatives Vorgehen, wohl aber Erkrankung der anderen Niere. 0. Simon betont, dass in einer grossen Reihe von Fällen die Nephrotomie den Vorzug vor der Nephrektomie verdient, einmal, weil viele Patienten für den radicalen Eingriff zu schwach sind, zweitens, weil die Diagnose sich nicht immer mit Bestimmtheit stellen lässt, drittens, weil man sich nicht immer von der Existenz und Functions&higkeit der anderen Niere überzeugen kann. Eine übersichtliche Eintheilung der Nieren- geschwülste gibt D. V. Hansemann. Er unterscheidet L Tumoren aus dem Nierenparenchym (Oystome, Adenome, Carcinome); ü. Tu- moren aus dem Nierenstroma und zwar 1. Bindegewebsgeschwülste (Fibrome, Sarkome), 2. Gefassgeschwülste (Hämangiome, Lymphan- giome, Adenoma endotheliale malignum) ; m. Tumoren durch embryo- nale Verwerfungen (Hypemephrome, Lipome, Chondrome, Teratome) ; IV. Pseudotumoren (Cystennieren , Echinokokken, Hydronephrosen etc.). Endlich liegt eine Mittheilung von Alfred Rothschild zur Kenntniss gerinnselartiger Gebilde imUrin vor. Der in seinem Falle mit dem Urin entleerte wurmförmige, drehrunde, glatte, glasig durchscheinende Körper war von */t cm Querdurchmesser und der Länge eines kleinen Fingers, entstammte, wie erst der weitere Ver- lauf der Krankheit zeigte, einem Nierentumor (Riesenzellensarkom). Das Gebilde selbst war structurlos, gab aber nicht die Weigert- sche Fibrinreaction.

Bezüglich der Behandlung der Wanderniere betonen die Veröffentlichungen des Berichtsjahres die Wohlthätigkeit der von Hahn zuerst ausgeführten Nephropexie, falls die Indicationen für dieselbe richtig gestellt werden. Roskam, Edebohls, Noble heben hervor, dass es darauf ankommt, nachzuweisen, dass die ner- vösen Erscheinungen die Folge der Wandemiere sind und nicht etwa schon vor Entstehen derselben vorhanden gewesen sind. Leichte Fälle von Wandemiere können durch eine Mastcur zur Heilung ge- bracht werden. Gut sitzende Bandagen für Wandemieren, falls nicht eine allgemeine Enteroptose vorliegt, gibt es nicht. Eine wichtige Lidication für Nephropexie bilden auch die sich sehr leicht in der Wandemiere entwickelnden Nephritiden und Stauungserschei- nungen.

Krankheiten der Hamorgane. 258

Hier ist noch der sorgsamen Arbeit von Rudolf Schmidt zur klinischen Diagnostik des Niereninfarcts und renal Hämorrhagi- bedingter Kolikanfälle zu gedenken. Für den Niereninfarct »eher infarct charakteristisch ist der Nierendruckschmerz, apoplektiformes Ein- setzen des Schmerzes auf voller Höhe, plötzlich einsetzende, rasch verschwindende intensive Albuminurie ohne Sedimentbefund, Steige- rung der Schmerzen bei Lagerung auf die erkrankte Seite. Hämaturie ist selten. Bei bilateralem Niereninfarct kann Oligurie, ja Anurie auftreten, wobei Harndrang fehlt.

Auf die Wichtigkeit des Nachweises der Schmerzhaftigkeit der Sucoussion Niere bei eitriger Entzündung, Tuberculose, Nephrolithiasis , Tu- ®^ Nieren moren etc. durch Auslösung derselben auf dem Wege der Erschütte- rung (Succussion) macht wieder Goldflam mit Nachdruck auf- merksam. Die Stösse werden mit der Faust gegen die Lendengegend gefuhrt.

Krankheiten der unteren Hamwege. Reiche und lehrreiche Erfahrungen über Uretersteine, d. h. Steinbildungen, die einmal Uretersteine. im Ureter selbst gebildet sind oder, wie das häufiger ist, aus der Niere in den Ureter gelangen, theilt Thorkild Rovsing mit. Die pathologischen Zustände, welche dem Durchgang der Ooncremente durch den Harnleiter ein Hemmniss entgegensetzen können, sind entweder intraureterale (Klappenbildungen, Stricturen) oder extra- nreterale (G^schwulstbildungen , Entzündung der angrenzenden Ge- webe). Anuria calculosa, resultatlose Hamleiterkoliken mit oder ohne Blutung, Entwickelung einer Hydronephrose , einer Uretero-Pyelo- nephritis, einer Pyonephrose können die Folgeerscheinungen von Uretersteinen sein. Differentialdiagnostisch kommen, abgesehen von der Nephrolithiasis, Appendicitis und bei Frauen Erkrankungen des Uterus und der Adnexorgane in Betracht. Ist der Stein nicht vom Rectum, der Vagina oder von aussen zu fahlen, so kann er durch den Ureterenkatheterismus nachgewiesen werden, welcher auch in thera- peutischer Beziehung, falls der Stein nicht von aussen zertrümmert oder in die Blase gedrückt werden kann, in Betracht kommt. Ge- lingt das nicht, ist als RadiccJoperation in erster Linie die Nephrotomie auszufuhren. Auf die anderen in Betracht kommenden operativen Wege soll hier nicht näher eingegangen werden. Ueber Ureteritis üreteritis membranacea, nach des Verfassers Meinung durch einen Nieren- ™®™^"ii»cea. stein hervorgerufen, berichtet Henton White. In einem Kolikanfalle wurden zolllange Ausgüsse der Ureteren ausgestossen. Ureteritis cystica, welche im allgemeinen nur bei älteren Personen beobachtet

254

Fürbringer und Stettmer.

Ureteritis cystioa.

Cystitis.

Behandlung

der

Cystitis.

Corettement.

Cystitis syphilitica.

typhosa.

Urotropin.

Bacterinrie.

Pneumaturie.

Blasen- tttberculose.

wird und als die Folge eines mit hochgradigem localem Oedem ver- bundenen Entzündungsprocesses zu betrachten ist, beschreibt Desider R6na.

Auf dem Gebiete der Krankheiten der Harnblase, und zwar zunächst der Oystitis, sind an erster Stelle die experimen- tellen Untersuchungen von F alt in zu erwähnen, welcher die Frage zu lösen suchte, ob und unter welchen Bedingungen Bacterien vom Mastdarm aus in die Blase eindringen und Cystitis erzeugen können. Nach seinen Erfahrungen bei Kaninchen gehören dazu schwere Alterationen (Darmgangrän, Peritonitis). Die Behand- lung der Cystitis soll im wesentlichen eine locale sein. Das „Heilmittel par excellence" bei der chronischen Cystitis ist, wie Ferdinand Fuchs ausf&hrt, das Arg. nitricum. Scheitert jedes Verfahren, so ist nach F. Stockmann das Curettement der Harnblase entweder in Verbindung mit der Sectio alta oder von der Urethra aus indicirt. Von 8 auf diese Weise behandelten FäUen heilten 6. Chrzelitzer theilt einen Fall von Cystitis syphilitica mit, welcher nach antisyphilitischer Behandlung ausheilte. Des- gleichen ist für die typhöse Cystitis, welche nach der Ver- öffentlichung von Horton- Smith wenigstens in ihrer milden Form keineswegs eine seltene Erscheinung ist, das Urotropin als ein Specificum angesehen worden, während seine T3rphu8bacillen ver- nichtende Wirkung durch S chumburg in Frage gestellt wird. Andere, wie Cammidge und Suter, sind von seiner antiseptischen Kraft, speciell TyphusbaciUen gegenüber, überzeugt. Dass dasselbe mit einiger Vorsicht zu gebrauchen ist, lehren zwei Veröffentlichungen von Brown und Griffith, von welchen der eine Hämaturie, der andere Albuminurie nach Urotropingebrauch auftreten sah. Zur Bacteriurie, der gegenüber das Urotropin ebenfalls besonders ge- rühmt wird, liegt eine casuistische Mittheilung von Wilhelm Buttermilch vor und eine Veröffentlichung von Raskai, welcher als den Sitz des Bacterium coli nicht die Blase, sondern die Prostata ansieht. Einen neuen Fall von Pneumaturie, bedingt durch das Bact. lactis aerogenes, theilt Wildbolz mit. Es handelte sich um einen Patienten mit Nephritis, bei welchem die Luftentwickelung später spontan mit dem Abfallen des Eiweissgehalts des Urins schwand. Einzelner Veröffentlichungen über Blasentuberculose sei noch gedacht. P. Asch betont die Wichtigkeit der früh- zeitigen Diagnose. Man soll, falls man nicht Tuberkelbacillen nachweisen kann, entweder zur Cystoskopie, welche allerdings in späteren Stadien gefährlich ist, greifen oder den Weg des Thier^

Krankheiten der Hamorgane.

255

ezperimentes znr diagnoBtischen Klarstellung betreten. Röhr ig theilt günstige Erfahinngen mit, die er mit Tubercalocidin Klebs bei Blasentnbercnlose erzielt hat. Vor Beginn der caosalen Therapie ist durch Instillation von Sublimat die Mischinfection zu beseitigen. Dass letztere stets eine Folge der instrumenteUen Behandlung sei, wird von Suter gegenüber Albarran, der eine hämatogene In- fection annimmt, behauptet. Zur Pathologie und Therapie der Narbenschrumpfblase liegen Mittheilungen von Alfred B.o th- schild und Desider Raskai vor. Der erstere unterscheidet schrumpfende Processe bei Tuberculose und Neubildungen, Schrumpf- blase im Gefolge von Prostata-, Harnröhren- und Fistelleiden, und drittens fibröse Schrumpfblase, welche das Ende einer abgelaufenen parenchymatösen Cystitis und Pericystitis sind, für welch letztere er ein schönes Beispiel vorführt. Einen merkwürdigen Fall von Cystitis mit incrustirten Blasengeschwüren, welcher auf operativem Wege zur Heilung gebracht wurde, theilt Latzko mit. Auf die Veröffentlichungen über Blasensteine, die theils rein casuistisches , theils rein chirurgisches Interesse haben, sei nicht weiter eingegangen. Zum Schlüsse sei auf die treffliche Darstellung des infiltrirten Oarcinoms der Harnblase durch Englisch hingewiesen. Es handelt sich zunächst um eine Verdickung der Wand, die aber keine eigentliche Geschwulst bildet, während später papUlenartige Wucherungen der Schleimhaut auf- treten. Unter den Symptomen ist der häufige Harndrang und die hochgradige Schmerzhaftigkeit an erster Stelle zu nennen. Der Harn ist zuerst normal, später tritt Cystitis hinzu. Der Verlauf ist ein langsamer. Nur frühzeitige operative Entfernung der Ge- schwulst kann Brettung bringen.

Narben-

schmmpf-

blase.

Incrnstirte

Blasen- geschwttre.

Inflltrirtes Garoinom

der Harnblase.

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Krankheiten der Hamorgane. 259

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Brand

nsoh

Scharlach.

Frühe

Zeichen der

Käsern.

Epidemio- logischcB.

g) Aente allgemeine Infecttonskrankhelten

und Zoonosen.

Von 0. Honorarprofessor Br. Hermann Ylerordt in Tübingen.

Infectionskrankheiten. Ueber Brand an Armen nnd Beinen nach Scharlach berichtet Eichhorst. Es handelte sich um ein 4j&hriges Mädchen, bei welchem während der Abschuppung infolge einer auf die Scharlachinfection zurückzufahrenden, umschriebenen Endarteriitis ganz plötzlich ein thrombotischer Gefässverschluss mit nachfolgender Gangrän auftrat, so dass die Amputation des Unter- schenkels vorgenommen werden musste. Ebenso konnte, was hier miterwähnt sein mag, Eichhorst einen tödtlich verlaufenden Fall von Gangrän des Armes bei einer 64jährigen Frau nach Influenza- bronchitis beobachten. In 166 ähnlichen Fällen betrafen 42 Fleck- fieber, 40 Typhus, 19 Influenza, 14 das Puerperium, 10 Pneumonie, der Best alle anderen Infectionskrankheiten zusammen (vergL unten 8. 267).

Bei Masern ist die Ausschau nach frühzeitigen, schon im Prodromalstadium charakteristischen Zeichen an sich wohlberechtigt und fast eine Art Modesache geworden, ohne dass alles, was in dieser Hinsicht vorgebracht wird, auch dauernden Werth beanspruchen dürfte. Nicht einmal das vielberufene Koplik'sche Zeichen wül Guinon gelten lassen, da er es in 3 Fällen fand, ohne dass Masern nachfolgten; 2mal handelte es sich um Influenza, Imal um Injection von Serum antidiphthericum. Dagegen will wieder Saint-Philippe in einer Angina mit soorartigem Belag, die er 15mal unter 100 Fällen traf, etwas Charakteristisches sehen: weisse, bläulich schimmernde, isolirte Punkte (oder Plaques). Sie ist bis zu 10 Tagen vor der Invasion vorhanden und soll das Koplik'sche und andere Zeichen überdauern. Einen kleinen Beitrag zur Epidemiologie der Masern liefert Hagen. Die Möglichkeit der Infection durch einen in den Prodromen befindlichen Masemfall war nur für 12 Stunden vor- handen ; 14 16 Tage danach brach bei 12 Personen des betreffenden

Acute allgemeizie Infectionskraiikheiteii und Zoonoeen.

261

Hotels das Exanthem aus. Hagen meint, dass die Fälle um so leichter seien, je länger die Incuhation dauere. Die Immunität nach ein- maligem üeberstehen der Masern soll nur f&r 10 Jahre in verlässlicher Weise vorhalten vielleicht eine etwas allzu eng abgesteckte Grenze.

Engel hat die vonFinsen angegebene Rothlichtbehandlung der Pocken (rothe Fenster oder Vorhänge) gelegentlich einer Epi- demie in Kairo in Anwendung gezogen und ist insofern von ihr be- friedigt, als sie jedenfalls keinen Schaden stiftet und bezüglich der Hautaffection gunstigeren Verlauf zu bewirken scheint, so dass es bei leichteren Fällen gar nicht zur Pustelbildung kommt, sondern die EfBorescenzen als Papeln oder Bläschen ablaufen. Auch in den schweren Fällen verläuft der Process rascher, die Narbe soll glatter sein, nicht so tief gehen. Gegen die schwersten Formen (hämor^ rhagische und foudroyante Pocken) leistet freilich das rothe Licht nichts Besonderes, auch nichts gegen die Affection der Schleimhaut des Bachens und der Luftwege. Li einzelnen Fällen hat Engel auch die im übrigen unschädliche „forcirte Vaccination" nach Hubert wiederholte reichliche Lnpfungen, bis zu 40 in 4 Tagen an- gewandt; sie scheint, obwohl ein abschliessendes XJrtheil zur Zeit nicht möglich ist, den Ablauf der Krankheit günstig zu beeinflussen.

Den Anomalieen und Complicationen der Varicellen widmet Cerf eine eingehende Studie. Er nimmt prodromale Erscheinungen an, die sogar heftig sein können trotz später milden und normalen Verlaufes. Dem eigentlichen Exanthem geht häufig ein wenige Stunden bis 2 Tage währendes Erythem voraus, oder es erscheint auch gleichzeitig mit der Eruption. In der Mundhöhle kommt als frühes Zeichen ein Exanthem vor in Form weisslicher Erosionen, ähnlich aphthösen Geschwürchen. Die bösartigen Formen treten als hämorrhagische, gangränöse und suppurative auf, letztere eine SecundärafFection mit Staphylokokken (oder Streptokokken). Ne- phritis ist nicht allzu selten, wenn auch seltener als bei Scharlach. Immerhin empfiehlt es sich, die Varicellen nicht gerade leicht zu nehmen. So weiss z. B. Heusch über einen Fall von Varicella septica bei einem 2jährigen Knaben zu berichten, der anfangs ganz milde zu verlaufen schien und plötzlich bei hohem Fieber und Puls, Cyanose, Collaps mit Herzschwäche zum Tode führte, alles um so auf&Uiger, als zwei Schwestern desselben eine ganz leichte Erkrankung durchmachten und er selbst vorher gesund gewesen war. In seiner These hebt M. Champ hervor, dass die intrauterin inficirten Kinder nur äusserst selten mit Pusteln zur Welt kommen, dass vielmehr die Eruption meist 8 10 Tage nach der Geburt auftrete. Derartige

Incubation der Käsern.

RothUcht- behandlan^ der Pocken.

Forcirte Vaccination.

Anomalieen

der Varioellen.

262 Vierordt.

Congenitaie congenitale Variola verläufib fast immer tödtlich, oft znm Schloss ^ ^' mit subnormalen GoUapstemperatoren von 80 28 ®, welche y,Hypo-> thermie" die Pocken der Neugeborenen gegenüber denen der Er- wachsenen mit ihren hohen Temperaturen auszeichnet. Nicht minder schlimm sind die Fälle, bei welchen zwar die Eruption fehlt, dagegen Hypothermie, Icterus die deletäre Krankheit verrathen. Typhus- Typhus abdominalis. Aus der statÜichen Zahl von Publi-

epidemieen. cationen sei zunächst auf einige Epidemieen hingewiesen, eine von A. Krämer beschriebene im Inf .-Reg. Nr. 40 (Aachen) mit 43 Fällen von klinisch sicherem Typhus, darunter 2 Todesfälle und anschliessend 2 weitere beim Wärterpersonal, die kleine Göttinger Typhus- epidemie im Sommer 1900, von P. Fränckel beleuchtet, mit 51 Kranken, darunter 24 bezüglich der Infection auf ein bestimmtes Wirthshaus zurückzuführende Personen. Entsprechend der heftigen, hinsichtlich der Infectionsquelle nicht völlig aufgeklärten Infection waren 9 Todesftlle zu verzeichnen. Auch das epidemische Auftreten des Abdominaltyphus in Biga im Jahre 1900, welches W. v. Bieder beschreibt (2646 Erkrankungen von Mai 1900 bis Januar 1901 mit 12,89 ^/o Mortalität), mag erwähnt sein; hier musste das Dünawasser als Infectionsquelle angenommen werden. Ein Bericht über 620 Fälle von Typhus, 1894 1900 von J. Stewart in Montreal beobachtet, verdient Erwähnung. Es starben 84 = 5,48 ^/o, anno 1896 bei 72 Kranken keiner. Todesursache meist Perforation, 11 Fälle = 1,77 •/• aller Fälle, dann „Intoxication" mit 1,61 ^/o, Blutung mit 1,45 */o, Imal auch eitrige Cholecystitis; auf die Perforation kommt also nahezu V' aller Todesfalle, Perforation und Blutung machen 58,8 ^/o aus. In einem Falle wurde wegen verschiedentlicher bedrohlicher Symptome die Leberdämpfung war verschwunden, der Bauch aufgetrieben und empfindlich die Laparotomie gemacht, aber keine Perforation gefunden. Der Kranke genas. Becidive in etwa 9^/o mit einer durchschnittlichen Dauer von 18, einer längsten von 42 Tagen. Ein 25jähriger Mann, der Typhus gehabt, wurde 3 Monate später mit einer nochmaligen Typhusinfection aufgenommen; in- zwischen hatte er Scharlach durchgemacht. In 870 Fällen, in welchen darauf untersucht wurde (seit 1897), fehlte die WidaFsche Probe bloss 8mal. In 3 Fällen mit negativem Befund verlief die Krankheit besonders leicht (in 2 Wochen). Frühestens wurde die Beaction am 8. Tag gefunden (2 Fälle), 4mal schon am 4. Tag. In 4 Fällen konnte die Beaction noch nach 4 Jahren constatirt werden, in 4 anderen allerdings war sie negativ. Bei der Behandlung wurde die Hydrotherapie in den Vordergrund gestellt und bei einer Tem-

Acute allgemeine Infectioiiakraiikheiteii und Zoonosen.

263

perator von 102,4 F. (= 89,1° 0.) in 3stündlichen Intervalleu ge- badet. In 17®/o der Fälle musate das Bad unterbleiben, darunter war ca. l^/o, bei dem jegliche Wirkung des Bades und der nach- träglichen Friction vennisst wurde. In 5 *^/o der Fälle kam die Tem- peratur überhaupt nicht über 39,1®. F. Köhler berichtet in einem grösseren, durch eine historische Uebersicht eingeleiteten Aufsatz über das Agglutinationsphänomen; bei Typhus hat er es in 88 Fällen nur Imal vennisst. Die meisten Typhösen verlieren nach seinen Erfahrungen das Agglutinationsvermögen innerhalb eines •Jahres. Auf der anderen Seite erklärt Menzer die Widal-Probe für un- sicher und als in der „allgemeinen Praxis" nicht anwendbar, meint über- haupt, dass der Arzt „des bacteriologischen Züchtungsverfahrens ent- rathen könne" und das Schwergewicht auf die klinische Untersuchung legen soUe. Schwierigkeiten kann gelegentlich die Diagnose machen, wenn, wie in Josias' Fall eines 4 ^t jährigen Mädchens, tuberculöse Meningitis und Typhus zusammentrefiFen. Die erstere Diagnose war wegen Darmblutung und positiver Widal'scher Beaction zu Gxmsten des Typhus geändert worden; schliesslich fand sich aber beides, namentlich tuberculöse Meningitis der Gonvezität, Vielleicht hätte die Lumbalpunction, die übrigens in Aussicht genommen war, ein Resultat geben können. Die schon im vorigen Jahrgang (S. 257/58) discutirte, nicht so seltene typhöse Bacillurie und noch mehr die echte typhöse Cystitis ist wieder von Horton-Smith eingehender besprochen. Hier ist im gewöhnlich sauren Harn neben Millionen von Typhusbacillen eine mehr oder minder grosse Quantität Eiter vorhanden, zuweilen auch Harndrang und Schmerz beim Uriniren. Urotropin (Hezamethylentetramin) in Gaben von 0,65 dmal täglich «rweist sich als directes Heilmittel; es muss aber zur Sicherheit S 4 Wochen lang verabreicht werden. Aus all diesem ergibt sich unmittelbar die neuerdings vielfach geforderte sorgfilltige Desinfection des Urins der Typhösen; auch Sc der, welcher die Ausscheidung der Typhusbacillen durch den Harn in 5 von 22 Fällen constatiren konnte und eine kleine Zusammenstellung von 599 Fällen mit 177 Fällen von Bacillurie gibt, fordert die gründliche Desinfection. £r weist mit Eecht auf die Gefahr filr das Pflegepersonal lun, welche in dem durch den Urin verunreinigten Badewasser liegt. Schumburg empfiehlt zur Desinfection des Urins bei Bacteriurie Sublimat, wie es schon länger in der Armee eingeführt ist. Das von Neufeld (siehe voriges Jahrbuch S. 251 u. 258) verwandte Uro- tropin (siehe oben) hält er für nicht ausreichend. Wenigstens sah er Typhusseidenf^en, welche 4 Stunden lang in Urotropinurin gelegen

Agglutina-

tions' phftnomen.

Tubercnlöse

Meningitis

und

Typhus.

Typhöse Cystitis.

Typhöse Bacillurie.

264

Vierordt.

Typhöse Pleuritis.

Typhus-

baciUen

im Spatum.

Orchitis

der Typhösen.

hatten, in Bouillon von 87® innerhalb wenig Stunden virulente Typhusbacillen entwickeln. Die typhöse Pleuritis, wie sie Lartigan in einem Falle beschreibt, ist eine echte dann, wenn der Typhusbacillus direct als Erreger aufhitt und nachweisbar wird. Männer und die linke Seite sollen bevorzugt sein. Doch kommen, wie P. Michel auseinandersetzt, ausser dieser echten Form auch andersartige Pleuritiden (bedingt durch Tuberculose, Streptokokken) bei Typhuskranken vor, im Verlaufe des Typhus selbst oder in der Convalescenz: paratyphöse und metatyphöse, meist am Ende der 3. Woche auftretende, Pleuritis. JedenfaUa ist die Typhuspleuritis nur selten eine isolirte Erscheinung; immer- hin mag man von „Pleurotyphus" reden, wenn die Pleuritis das Ejrankheitsbild eröffnet und wesentlich mitbestimmt. An der Pro- gnose im allgemeinen scheinen diese Pleuritiden nichts zu ändern. Typhusbacillen im Sputum konnte Edel bei einem 40jährigen Manne Smal in 10 Tagen nachweisen und züchten. Die Sputa zeichneten sich durch sehr starken Blutgehalt aus, was auch von anderer Seite schon bei der Typhuspneumonie hervorgehoben ist und vielleicht ein differentielldiagnostisch werthvoUes Zeichen darstellt (etwa gegen- über einer Pneumonie mit „typhösem" AUgemeinzustand). Hierzu wären die Erhebungen Stühle rn's (voriges Jahrbuch S. 6, 163, 258) zu vergleichen. Auch für die Typhuspneumonie würde sich aus dem Vorgebrachten die Nothwendigkeit sorgfaltiger Desinfection des Sputums ergeben. Es sei bemerkt, dass in den mit blosser Bron- chitis behafteten Fällen Bacillen nicht nachgewiesen werden konnten. Der Orchitis der Typhösen als einer nicht allzu seltenen Com- plication widmet C holet eine eingehende Besprechung. Sie kann auch noch während der Convalescenz auftreten, ohne dass etwa vorausgegangene oder bestehende Affectionen der Genitalorgane die- selbe besonders begünstigen würden. Nicht bloss der eigentHche Typhusbacillus, auch Streptokokken und Staphylokokken können die nächste Ursache sein. Wahrscheinlich erfolgt ftLr eine Beihe von Fällen die Infection von der Urethra aus. Die Krankheit selbst setzt (in der Convalescenz) mit hohem Fieber, Frost, Kopfschmerz, Erbrechen, heftigen Hodenschmerzen ein, kann auch wohl anfangs ein Brccidiv des Typhus vortäuschen, wenn nicht genau untersucht wird. Langsame Kesorption mit Hinterlassung eines härtlichen Knotens ist der gewöhnliche Ausgang. Die mittlere Dauer soll 12 Tage betragen, oft freilich beträchtlich mehr. Tritt Eiterung ein, so handelt es sich stets um eine ernste Complication , wenn auch das Leben nicht eigentlich gefährdet zu sein pflegt.

Acute allgemeine Infectionakrankheiten und ISoonosen. 265

Aus der Symptomatologie des Typhus sind als seltenere Erschei- nungen beschrieben ein doppelseitiger Rectusscheidenabscess von Abscess der Bollak und H. Bruns bei einem 26jährigen KeUner; hier war es ^^ej^e nach Degeneration des Muskels in der Beconvalescenz zu Zerreissung, Blutung und Eiterung gekommen, der eine Abscess, welcher den Typhusbacillus enthielt, wurde incidirt, der andere kam spontan zur Hesorption. Frochaska berichtet nach Züricher Material über Eiterungen bei Typhuskranken, 22 Fälle bei 817 Fällen von Typhus, meist tiefe Muskelabscesse, dann auch Hautabscesse und periostitische Eiterungen, die nach der Entfieberung auftraten. In der Mehrzahl Staphylokokken, 2mal Streptokokken allein, 2mal mit Staphylokokken (6 Mischinfectionen) , nur Imal der Typhusbacillus selbst. Des weiteren berichtet E. U n g e r von einer posttyphösen Posttyphöse Knocheneiterung, ausgehend von der rechten Ulna bei einem ^^^l*«*^- 20jährigen Kaufmann, und A. Kühn von einer Spondylitis t3rphosa, die am 30. fieberfreien Tag sich zeigte und zu einer leichten Diffor- Spondylitis mität der Lendenwirbelsäule führte, und endlich Buch an über einen ^yp^osa. Fall von eigentlicher Arthritis im linken Ellbogengelenk eines Arthritis bei 11jährigen Knaben. In therapeutischer Beziehung werden über das ^■^^'^s- Jez'sche Antityphuseztract neue günstige Erfahrungen laut. Antityphns- Zunächst rühmt Jez selbst in Verbindung mit Kluck-Kluczycki «**™<^*^- das Eztract als ein Specificum, das auch iu grossen Gaben per os genommen unschädlich sei, keine Nebenwirkungen mache, die Körper- temperatur herabsetze, den Puls kräftige und die Dauer der Krank- heit herabsetze. Letztere Wirkung könnte allein den der allgemeinen Anwendung entgegenstehenden Uebelstand des hohen Preises ein Kranker verbraucht durchschnittlich für 40 50 Mark Extract einigermaassen ausgleichen. Das Extract wird aus Milz, Knochen- mark, Centralnervensystem , Thymus von Kaninchen, die gegen Typhus immunisirt sind, gewonnen. Auch E sslin g er berichtet von recht günstigen Erfahrungen aus der Züricher medicinischen Klinik. Bei allerdings im ganzen kleinen Zahlen (18 bezw. bloss 16 Fällen) hatte er 56'/4®/o glänzende Erfolge, 37^/s^/o „günstige Beeinflussung^ und nur in 6^4^/0 gar keinen zu verzeichnen. „So wäre denn das Antityphuseztract von Jez mit Rücksicht auf die Erfolge am ehesten dem Behring'schen Heilserum zu vergleichen.^ Neben diesen alle Beachtung verdienenden therapeutischen Bestrebungen wird von an- derer Seite die antiseptische Behandlung des Typhus empfohlen. Grook gab hauptsächlich Duotal (Ghiajacolcarbonat) in Dosen von Vs g 3 4stündlich, im Anfang auch noch Phenacetin und kalte Ab- waschung, sobald die Temperatur 102® F. (= 38,9 C.) überstieg.

266

Vierordt

AntiBeptiflche

Behandlang

des

Typhns.

Chinin-

behandlnng

des

Typhus.

Typhus-

infection an

der Leiche.

Niedriger

Blutdmck

bei Influenza.

Influenza- Angina als Sjrmptom.

Er hatte unter 109 sicheren Typhusf&Uen 4 Todte. Andere redea dem Ichthyol (bei Typhus) das Wort; Solt gibt es in PiUenfonn, auch wohl in flüssiger Form, B. Folacco als Ichthoform (Ichthyol- Formaldehyd) in besonders schweren Fällen neben Ichthyolb&denif 60 g einem Bad von 28^ B. zugesetzt, mit Abkühlung auf 24— 22^ In der zweiten umfangreicheren kritisch*ezperimentellen Abhandlong verlangt Polacco die „veraltete symptomatische Therapie zu ver- lassen und die Causalbehandlung, d. h. die Darmantiseptik (in der vorhin angegebenen Weise) anzuwenden". Die bacterioskopische Untersuchung der Fäces hält er für unumgänglich nöthig. Erb und ihm anschliessend Binz, der es schon im 70er Feldzug mit gatem Erfolg angewandt hat, machen wieder auf das Chinin aufinerksam, jeden 2. Tag Abends 1 1,5 g, wodurch eine durchschnittliche Herabsetzung der Temperatur um 0,3 0,6" erreicht wird. Die günstigste Zeit fär das Einsetzen der Ghininbehandlung ist die 2. Woche; die weitaus besten Erfolge sieht man, was jeder, der über diese Dinge Erfahrungen gesammelt hat, bestätigen wird, in den gewöhnlichen mittelschweren Fällen. Binz berechnete nach einer Statistik ans jener Zeit bei Chininbehandlung 6,18 "/o Mor^ talität, ohne solche 23,91 ®/o. Als warnendes Beispiel sei eine von den sehr seltenen Typhusinfectionen an der Leiche mitgetheilt, welche Fürnrohr als Selbstbeobachtung beschreibt. 3 Wochen nach der Section einer mit Colontyphus behafteten Frau erkrankte er an einem ausgesprochenen Typhus und hatte auch noch ein Becidiv durchzumachen. Da er sich nach der Section sorgfaltig die Hände mit Sublimat desinficirt hatte, so fuhit er die Infection auf ein gelegentlich des Auswaschens des Darms erfolgendes Verspritzen feinster Tröpfchen virulenten Materials zurück.

Influenza. In abnorm niedrigem, mit dem Sphygmomanometer gemessenem Blutdruck will Federn ein für Influenza charakte- ristisches und selbst diagnostisch verwerthbares Zeichen erblicken. Andere Krankheiten, Masern, Scharlach, Cholera, weisen abnorm hohen Blutdruck auf. Schädigung der Herzneiven soll die Ursache sein; überhaupt sollen alle Erscheinungen ledi^ch vom Herzen ab- hängen und der günstige Einfluss der Antirheumatica sich erklären aus der Herabsetzung des Ge&sswiderstandes und der Erleichterung der Herzarbeit. Auch F. Francke stellt, zumal für die mehr chronischen FäUe, ein typisches Influenzasymptom auf, die Influenza-Angina, bestehend in einer streifenförmigen Böthung des vorderen Gaumenbogens, wobei Zäpfchen und der grössere seit- liche Theil des Gaumensegels frei bleiben. Aehnlich wie bei Schar-

Acute allgeineine Infectionskraiikheiten und Zoonosen. 267

lach (and gelegentlich auch Masern) sollen die vorderen Zungen* Papillen vom 2. 3. Krankheitstag an geschwollen sein. Die auch sonst nicht unbekannte MilzschweUung wird, besonders für die chronischen Formen, noch ausdrücklich hervorgehoben, also Influenza- zunge nnd Influenzamilz! Auch L. Kamen macht auf eine primäre Ansiedelung der Influenzabacillen auf den Mandeln auf- merksam, so dass man mit einem gewissen Recht von einer „Influenza-Angina" reden könnte. Er beobachtete 2 derartige Fälle bei Soldaten; bei dem einen trat eine vorübergehende Psy- chose auf Metastase in die Gehirnhäute und die Gehirnsubstanz selbst? Durch Influenzahacillen erzeugte Meningitis be- Meningitis schreibt Peucker: neben Pleuropneumonie diffuse Meningitis mit inflnenza- sulzigem und theilweise eitrigem Exsudat und beiderseitige eitrige baoUlus. Otitis media. ELlinisch verlangsamter Puls, Strabismus, ungleiche Pupillen, Vorwölbung der grossen Fontanelle, Icterus. In den ge- nannten Exsudaten fanden sich reichliche Influenzabacillen, nur

spärliche Kokken. Eine Influenza-Endocarditis der Aorten- Endooarditis

bei klappen und des offenen Ductus Botalli berichtet Schlagen- Influenza.

häuf er bei einem 12jährigen Knaben. Gleichzeitig vorhandene zahlreiche Lungeninfarcte möchte er durch gekreuzte EmboHe durch den Ductus arteriosus hindurch erklären. Und endlich sei einer fieberhaften phlegmonösen Schwellung und Gangrän der rechten Gangrän bei Oberextremität bei einem 2 Vi jährigen Knaben gedacht, als deren i^fl^en^»- primäre Ursache Albrecht imd Ghon ein zur Gruppe des Influenzabacillus gehöriges Stäbchen nachweisen konnten.

Der als Ursache der epidemischen Oerebrospinalmeningitis Dipiococcns aufgestellte Diplococcus intracellularis Weichselbaum findet weitere ^^chsei- * Bestätigung. So konnten ihn Nuthall und Hunter in 10 Fällen banm. aus der durch Lumbalpunction gewonnenen Oerebrospinalflüssigkeit züchten ; er zeigte sich sowohl in Beincultur als mit anderen Mikro- organismen, Staphylokokken, Influenza- und Tuberkelbacillen , zu- sammen. Ebenso erblickt Longo, der, nebenbei gesagt, eine Priorität für Marchiafava und Celli vom Jahr 1884 vindicirt, nach Beobachtungen an Kindern in Bom im Diplococcus die specifische Ursache der epidemischen Genickstarre, lässt morphologisch zwar Verschiedenheiten desselben zu, trennt ihn aber streng vom Pneumo- coccus, der im ganzen eine viel ungünstigere Prognose gibt. Becrudescenzen im Verlaufe sollen auf Toxine, nicht auf directe Bacterienwirkung zurückzuführen sein und durch Desinfection des Darmes (Oalomel!) rasch schwinden. Auch Albrecht und Ghon in ihrer zu kurzem Beferat wenig geeigneten kritischen Arbeit er-

268 Vierordt

I f

Dipioooccns kennen den Weichselbaum'schen Mikroorganismns an, charakteri- *" Weichst" siren ihn genau er ist ein „gramnegatives" Bacterimn, w&chst bamn. ^i^t bei Bruttemperator , zeigt geringe Lebensfilhigkeit der Coltor u. s. w. und wollen sich mit der Bezeichnung „Micrococcus meningitidis cerebrospinalis" begnügen. •— H. Jäger's Monographie, die auch im Diplococcus als dem sehr häufig einzig zu findenden Krankheitserreger gipfelt, gibt eine sehr gute Uebersicht über alle einschlägigen Verhältnisse und betont namentlich auch die für die Diagnose fast unerlässliche Lumbalpunction. Auffallig ist die xm- Genickstarre geheure Verbreitung der Genickstarre in den Vereinigten Staaten Vereinü^en ^^^ Nordamerika, wo die Krankheit schon gewaltige Verheerungen Staaten. angerichtet hat. Der „Verhütung und Bekämpfung" ist ein beson- deres Schlusskapitel gewidmet.

Acuter Gelenkrheumatismus. Hatte von früheren

Autoren, Fiedler 1890, Roos 1894, abgesehen schon 1896 auf

dem medicinischen Congress Quincke von einer Polyarthritis anginosa

gesprochen, so vermag auch S churig den ursächlichen Zusammen-

Handei- hang zwischen Mandelentzündung und acutem Gelenk-

*^^*^f °°,^ Rheumatismus festzustellen. An 13 Soldaten konnte er das

und Gelenk-

rheumatis- Auftreten des Gelenkrheumatismus im Anschluss an eine Angina mns. bestätigen. Die Pause schwankt zwischen einigen Tagen und 4 Wochen, so wieFowler durchschnittlich 14 Tage annimmt. Für das Jahr 1893/94 stellt sich nach den Sanitätsberichten ein Maximum sowohl fiir Mandelentzündung wie fiir Gelenkrheumatismus (und für Pneimionie) heraus; freilich gibt es auch Armeecorps, welche hoch mit Gelenkrheumatismus beziffert sind, ohne dass dies mit der Mandelentzündung in gleicher Weise der Fall wäre. Da man an- nehmen muss, dass von den Tonsillen aus, auch durch kleine Heerde, Gelenkrheumatismus veranlasst werden kann, so ist eine sorg&ltige üeberwachung und Behandlung der Tonsillen geboten. In ähnlicher Streptokokken Weise hat Fritz Meyer zwar nicht aus Blut oder Gelenkexsudat, Rh ^^^ ti ^^^^ ^^^ ^^™ Mundschleim bei Angina rheumatica eine specifische, mas. f^ Kaninchen pathogene, in Diplokokkenform angeordnete Strepto- kokkenart züchten können, welche multiple Gelenkschwellungen, Endo- carditis, seröse Entzündung der Pleura und des Peritoneums hervor- ruft. Wenn auch von den Meisten, insbesondere auch von v. Leydeo anerkannt, bHeben die Meyer'schen Untersuchungen insofeme nicht unwidersprochen, als Menzer derartige Streptokokken auch bei Anginen anderer Provenienz mit genau demselben Effect auf Thiere erwiesen haben will. Hier mag, obwohl begleitender Gelenk- rheumatismus fehlte, H e u s c h e r's Beobachtung angeschlossen wer-

Acute allgemeine InfeotionBkrankheiten und Zoonosen.

269

den, wo nach acuter Endocarditis, ausgehend von Angina tonBÜlaris, durch Lumbalpunction der Staphylococcus albus festgestellt wurde. Derselbe zeigte eine sehr geschwächte Virulenz, was auch den günstigen Verlauf die Litteratur kennt nur noch 2 solcher Fälle erklären mag. Auch Maragliano fand in 12 von 14 Fällen einen staphylococcus ähnlichen, för Kaninchen höchst pathogenen Mikroorganismus im Blute und in den Gelenksaus- schwitzungen.

Adhuc sub judice lis est, muss es von dem mit Eifer gesuchten Erreger der Dysenterie (vergl. voriges Jahrbuch S. 262) heissen. Deycke (Constantinopel) konnte aus der Darmwand und den Bauchorganen einen Bacillus in Beincultur züchten, der bei der Katze blutig-eitrige Diarrhöen mit analogen Dickdarmveränderungen, wie beim Menschen, und den Tod durch Erschöpfung herbeiführte. H. Jäger traf bei zwei in Königsberg unter dem Militär aus- gebrochenen Buhrepidemieen in 80 untersuchten Fällen Amöben, ähnlich wie Koch und Kartulis in Aegypten. Sie Uessen sich nicht weiterzüchten, kommen und gehen mit dem krankhaften Pro* cess. Auch ein aus Bussland zugereister £j:*anker hatte die Amöben. Qzuz frisches Material ist Vorbedingung filr das Gelingen der Unter- suchung. Dagegen hat Kruse, wie Deycke, bei der niederrheini- schen Buhr einen Bacillus gefunden, und auch Shiga kommt bei seinen Studien über die epidemische Buhr in Japan auf einen beweglichen specifischen Bacillus dysenteriae, der vom Krus ersehen und Flexner'schen sich nicht nachweisbar unter- scheidet und durch hämorrhagische Wirkungen sich auszeichnet. Gefunden wird er hauptsächlich in den tieferen Darmschichten, viel weniger in den alten Geschwürsheerden. Ludw. Ebstein con- statirte neuerdings in Breslau bei einem Fall von acuter Dysenterie Amöben in den dysenterischen Ausleerungen, die er in anderen diarrhoischen Stühlen vergeblich suchte. Von Interesse ist Marck- wald's Beobachtung eines Falles von Dysenterie beim Fötus. Die anatomische Diagnose konnte bei der Mutter und dem 2 Stunden alt gewordenen Kinde bestätigt werden durch die Veränderungen im Darme und die Darstellung des Krus ersehen Bacillus aus dem kindlichen Herzblut und denFäces der Mutter. Nach alledem scheinen den verschiedenen Formen der Dysenterie in verschiedenen Gegen- den der Erde, wie auch früher schon hervorgehoben, verschiedene Erreger zu Grunde zu hegen. P. Buge tritt hinsichtlich der Be- handlung frischer Fälle von tropischer Dysenterie wieder für die altbewährte Badix Ipecacuanhae , die „Buhrwurzel"

Staphylocoecas

albus bei

Rhenmatis-

mas.

Bacillas der Buhr.

Amöben bei Ruhr.

Bacillus der Ruhr in Japan.

Dysenterie beim Fötus.

270

Vierordt

Hono-

graphieen

über Malaria.

Einfluss der Farben auf den

Anopheles.

Malaria bei Kindern.

ein, indessen A. Plehn einer systematischen Calomeibeliandlung das Wort redet.

Die Malariaforschnng bewegt sich in den Bahnen, die sie in den letzten Jahren eingeschlagen. Zusammenfassende Mono- graphieen liegen vor (siehe Litteratur), aas denen die von B. Grassi voraas erwähnt sein mag, eine erweiterte deutsche Ausgabe der Abhandlung vom Jahr 1900 aus den Atti dell' Accademia dei Idncei. XJebrigens kommen nicht bloss die „Studien eines Zoologen" zum Worte, also der Anopheles ausschliesslich, sondern die Moskito- Malarialehre wird kritisch durchgesprochen, auch die „Einw&nde gegen die Anopheleslehre" , die Experimente in der Ebene von Capaccio, die Prophylaxis der Malaria. Gerühmt wird der „Esano- pheles", eine aus Chinin, Eisen, Arsen bestehende Arzneicomposition, die sich in Italien als sehr nützlich erwiesen hat. B. Rage's Schrift bringt ebenso alles für die Theorie und namentlich Praxis Nothwendige und ist besonders als „Leitfaden für Schiffs- und Colonialärzte" gedacht. Die ungeschlechtliche, endogene Entwicke- lung der Malariaparasiten im menschlichen Blute und ihre geschlecht- liche Entwickelung im Anopheles wird eingehend geschildert, den Bomanowsky'schen Färbungsmethoden der Vorzug gegeben. Zu- sammenfassende Uebersichten , auf welche hier verwiesen sein mag, lieferten Max Koch und H. Coenen über die Fortschritte der Malariaforschung in Italien, C. Däubler über den Stand der deutschen Malariaforschung, Galli-Vallerio über den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse der Malaria (mit 14 Abbildungen). Die Lebensweise des Anopheles wird genau studirt, und so hat Nuttal eine Stufenleiter der einzelnen Farben, die eine Anziehungs- kraft auf das Insect ausüben, aufgestellt. Am einen Ende stehen Marineblau, Dunkekoth, Schwarz , am anderen Weiss, Orange, Ghlb, weshalb diese Farben sich am meisten empfehlen, und auch die Khakiuniform für die Tropen den Vorzug verdient. Polaillon, welcher das Vorkommen des Anopheles zwar nicht für Paris, aber an einzelnen Punkten Frankreichs feststellt, wirft die Frage auf, ob nicht die Verbreitung einheimischer oder importirter Malaria durch denselben möglich erscheine. Wie R. Koch betont B.iva-Rocci nach Beobachtungen in Pavia die grosse Häufigkeit der Malaria bei Kindern. Von 15000 alljährlich in Italien an Malaria gestorbenen Personen trafen 10000 auf das 1. Jahrzehnt == 57 *^/oo aller Todea- fiOle dieser Periode. Die Hälß^e nimmt chronische Formen an mit Hautverfarbung , Milzschwellung, Bückflülen, welch' letztere durch Injection von Eisensalzen künstlich hervorgerufen werden können.

Acute aUgemeine Infectionskranklieiten und Zoonosen. 271

Zu dieser Zeit sind die firei im Blute circulirenden Parasiten der Ghininbehandlung zugänglich. Auch Northridge hebt von der kindlichen Malaria gegenüber derjenigen der Erwachsenen hervor, dass die Quotidiana am häufigsten, das Schweiss- und Froststadium mehr zurücktrete, das Fieber sehr hoch sei und die nervösen Sym- ptome mehr ausgesprochen seien. Mit der Frage der Malaria- immunität befasst sich Alb. Flehn, der neben der relativen Immunität der Eingeborenen (in Kamerun) eine durch systematischen Chiningebrauch erworbene annimmt, wobei dann schwerere Formen, namentlich solche mit Hämoglobinurie, nur höchst selten vorkommen sollen. Bei derartig immunisirten kann man zuweilen Plasmodien im Blute finden, ohne dass Fieberan&lle auftreten. Fr. Plehn ab- strahirt practische Ergebnisse der neueren Malaria- forschung; er denkt an künstliche XJebertragung der Malaria durch inficirte Mücken an die zum Aufenthalt in den Tropen ge- zwungenen Europäer und gleichzeitige Einleitimg der Chininbehand- lung, so dass dann die Krankheit zu einer „harmlosen" gestaltet werden könnte, zumal wenn die Versuche in einem Gebirgssanatorium in malariafreier Gegend vorgenommen würden. Das Schwarz- «wasserfieber (s. voriges Jahrbuch S. 266) erklärt J. W. Stephens neuerdings f%ur Chininvergiftung bei Malariaintoxication , er com- binirt also die zwei bisher geltenden Aetiologieen. Die Prophylaxe müsste dieselbige sein wie bei der Malaria selbst: Moskitonetz und der ganze hierher gehörige Apparat.

Die günstigen Urtheile über die Serumbehandlung der Diph- therie erscheinen mit erfreulicher Begelmässigkeit, Galatti hebt ihren Erfolg bei der diphtherischen Larynxstenose hervor, bei der die Intubation nothwendig gewesen war. Die Sterblichkeit der Intubirten war von 47,8 ®/o der Vorserumperiode auf 6,6 °/o der Serumperiode herabgesetzt, auch die Dauer der Intubation war ver- mindert — früher durchschnittlich 108 Stunden gegen 68 der Serum- periode. Die prophylaktische Anwendung des Serums empfiehlt Shaw, der selbst kleine Kinder von 1 Jahr 600 Einheiten ohne Schaden ertragen sah. Er schätzt den durch die Impfung bewirkten (freilich nicht absoluten) Schutz auf mehrere Monate, Köster auf mindestens 30 Tage. Lobligeois fand bei 118 con- statirten Fällen von Diphtherie nur ein einziges Mal die Ehrlich- sche Diazoreaction positiv; der negative Befund ist demnach von diagnostischer Wichtigkeit und kann, da die Reaction bei Scharlach zumeist positiv ausfallt, darüber entscheiden, ob ein Ausschlag im Verlaufe der Diphtherie wirklich Scarlatina oder bloss ein Serum-

Halarift- immunit&t.

Schwarz- Wasserfieber.

Semm- behandlang

der Diphtherie.

Prophylak- tische Impfang.

Negative Diazoreaction

bei Diphtherie.

272

Vierordt.

Diphtherie

and

„Diphtheroid'

Pestfall in Bremen.

Ratten und Peat.

Localisation

der Bnbonen

bei

Kindern.

Albaminnrie bei Pest.

Incnbation

des Gelbfiebers.

exanthem ist. Ganz ähnlich lauten A. Lasker's Resultate bezüglich seiner Erfahrungen über die Diazoreaction bei Infectionskrankheiten und speciell bei Diphtherie. Behring's Monographie tritt vor allem £Qt eine genaue Begriffsbestimmung ein. Eigentliche Diphtherie ist nur die durch den Klebs-Löffler'schen Bacillus verursachte Krank- heit, alles andere, nicht Specifische fasst er unter der Bezeichnung „Diphtheroid" zusammen. Auch er redet der Einfuhrung der Ln- munisirung durch antitozische Impfung das Wort.

Pest. Die an verschiedenen Punkten der Erde in wechselnder Intensität aufgetretenen grösseren und kleineren Pestepidemieen haben vielfache Darstellung erfahren, auf die im einzelnen hier nicht eingegangen werden kann. Einiges ist aus dem Litteratnr- verzeichniss zu entnehmen. Die Monographie über die Pest in Argentinien muss erwähnt werden, weil aus Buenos Aires der Pestfall in Bremen (Oct./Nov. 1900) stammt, den Kurth und Stövesandt beschrieben haben. Die Infection erfolgte erst beim Reinigen eines Schiffsraumes, in welchem trockene (nicht gesalzene) Thierhäute gelegen hatten. Der Fall stellte sich zuerst als eine wenig charakteristische „Brettphlegmone" am Unterkieferwinkel dar, die zwar incidirt wurde, aber 3 Tage danach zum Tode führte. Die Diagnose wurde in überzeugender Weise lediglich durch den bacterio- logischen Befund ermöglicht, der aber erst in 36 Stunden positiv aus- fiel. In der erwähnten Monographie von Agote und Medina wird auf die interessante Thatsache hingewiesen, dass nach Erlöschen der Epidemie ein früher von Ratten stark heimgesuchtes Hafen- zollamt frei von den lästigen Thieren gefunden wurde; auch wird an die Möglichkeit erinnert, dass der Floh als Zwischenwirth eine Uebertragung vermitteln könnte. Hinsichtlich der Symptomatologie bestätigt M. Hahn nach Beobachtungen in Bombay die schon bei Griesinger erwähnte Thatsache, dass umgekehrt wie bei Er- wachsenen bei Kindern von 1 6 Jahren nur ein Drittel der Bubonen auf die untere Körperhälfte localisirt war, zwei Drittel auf Axülar-, Submaxillar- und Cervicaldrüsen. Albuminurie vermisste Gort- horn nur in 14°/o der Fälle. In den tödtlich verlaufenden war sie durchschnittlich stärker. Pestbacillen konnten im Urin nicht ge- funden werden.

Die Incubationsdauer des Gelbfiebers bestimmt H. R. Carter nach einwurfsfreien Beobachtimgen auf 8 8 Tage. Aus Havana kamen in den letzten Zeiten Nachrichten von Aerzton, die an einem experimentell durch Moskito überimpfken Gelbfieber gestorben sein sollen. Ein Dr. Caldos wurde genannt als der

Acute allgemeine Infectionskraiikheiten und Zoonosen. 278

zweite Arzt, der auf diese Weise gestorben sei. Sanarelli in Bologna, der Entdecker des Gelbfieberpilzes, wendet sich aufs ent- schiedenste gegen die hauptsächlich von Carlos Finlay vertretene Theorie, wonach, wie bei der Malaria, die Moskitos als Zwischen- wirthe des Gelbfieberbacillus eine Rolle spielen sollten. Dass ge- legentlich einmal ein Insect als Infectionsträger auftreten könne, wird von Sanarelli zugegeben.

Zoonosen. Bei der A k t i n o m y k o s e scheint sich aUmählich Verschiedene die Ansicht durchzuringen, dass es sich hierbei nicht um einen ein-^j^f-jj^^mykose. zigen einheitlichen Erreger handelt. Wenigstens kommt Silber- schmidt bei seinen Thierversuchen an Kaninchen und Meer- schweinchen zu diesem B.e8ultat. Er lässt zwar die meisten der bei Aktinomykose gefundenen Mikroorganismen der Classe der Aktinomyceten (Streptotricheen) angehören; doch fand er den von Boström beschriebenen Fadenpilz in keinem von 8 Fällen, wie denn eben verschiedene Mikroorganismen das typische Krank- heitsbild zu erzeugen und die (übrigens nicht immer nachweisbaren) Drusen zu bilden vermögen. Mischinfectionen sind nicht die Kegel bei der menschlichen Aktinomykose. Goodlee berichtet über 15 Fälle von Aktinomykosis , darunter 5 weibliche. Das Alter schwankte von 9— 4B Jahren. Bei 6 waren Leber und Pleura, bei 4 Lunge und Pleura vorwiegend ergriffen, des weiteren kamen Blinddarm, Wurmfortsatz, Kiefer und Hals in Betracht. 11 starben trotz energischer Jodkalitherapie und chirurgischer Eingriffe, wobei embolische Processe im Gehirn und anderwärts zur Beobachtung gelangten. B i c h t e r's beide Fälle sind als Beitrag zur Generali- Oeneralisation sation der aktin omykotischen Erkrankung bemerkens- ^®' *^*"J^"

•^ °, mykotischen

werth. Ln 1. Fall bestanden massenhafte Abscesse, in denen der Erkrankung, eigentliche Kj*ankheitserreger nicht nachweisbar war, im 2. Falle handelte es sich um ausschliessliche Verbreitung des Strahlenpilzes selbst auf dem Wege der Blutbahn.

Milzbrand. Ln Gegensatze zu dem von S trüb eil empfohlenen Einfacher eingreifenden Verfahren mit heissen Kataplasmen und Carbol- Sublimat-

verband hei

injectionen (vergl. voriges Jahrbuch S. 269) will Friedr. Schnitze Milzbrand.

mit weniger auskommen und hat in einem dem Strubell'schen

Falle zwar ähnlichen, aber eher schwereren mit Sublimatverband

(1 : 1000 in 70®/oiger spirituöser Lösung), innerlich Chinin und Naphthalin

mindestens ebenso schnelle Heilung erzielt. Fischer (Dresden) sah

guten Erfolg von intravenöser Injection von löslichem Silber

(Collargolum). Es genügten 3 Injectionen: je 5 com einer 1^/oigen Jahrbach der pracüschen Medidn. 1902. lg

274 Vierordt.

Behandlung Lösung. Vielleicht hat die von A. Sclavo untersuchte Heilwirkung c i^^ 1 ^^^ Milzbrandserums eine Zukunft; wenigstens erzielte derselbe bei Kaninchen und Schafen mit 10 ccm Serum, intravenös injicirt, Heilwirkung Schutz gegen hoch virulente Milzbrandculturen. Eine an aus- h^^ A gesprochenem Milzbrand leidende Kranke im Blut waren schon aerums. Bacillen nachweisbar wurde mit Sclavo's Serum von Grocco in Florenz erfolgreich behandelt. Erwähnt sei noch ein Krankheits- fall Sturdy's bei einem SSjährigen Wollsortirer , wo ausser dem Milzbrandgeschwür an der rechten Halsseite zahlreiche Bluteztra- vasate zwischen Arachnoidea und Pia sich fanden.

Jul. Gourmont stellt als diagnostisch wichtiges 2ieichen der

Hyper- Tollwuth die Hyperleukocytose in Form der Vermehrung

leokocytose ^^j, polynucleären neutrophilen Leukocyten auf. Die Vermehrung

kann bis zu 95 ^/o gehen und hält bis zum Tode an. Das (gegen

das Ende des Lebens) sicher constatirte Fehlen der Hyperleukocytose

in wuthverdächtigen Fällen schliesst die Diagnose Rabies aus.

Central- Daddi sucht in gewissen Veränderungen des Centralnervensystems,

nervensys em. ^ eigenartiger Infiltration der Ganglienzellen etwas Charakteristisches.

Wenigstens fehlen sie bei nur wuthverdächtigen Thieren. Die

von van Gebuchten beschriebenen Knötchen an den Ganglien sind

nur bei den auf natürliche Weise erkrankten Hunden zu finden,

nicht bei den künstlich wuthkrank gemachten Thieren. Die kleine

Monographie A. Marie's, des Directors des Institut rabique in

Constantinopel , gibt einen sehr brauchbar^ XJeberblick über den

jeweiligen Stand unserer Kenntnisse der Tollwuth. Sie ftusst im

wesentlichen auf Pasteur'schen Anschauungen, berücksichtigt aber

auch die neueren Erfahrungen, namentlich die vorhin erwähnten

histologischen Veränderungen.

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h) Stoffwechselkrankheiten.

Von Prof. Wilhelm His^ Oberarzt am Stadt-Erankenhaus Friedridutadt

in Dresden.

Fettsnoht. Fettsucht. Stadelmann hat einen Fall hochgradigster Fett-

sucht mit Erfolg behandelt. Es handelte sich um eine 32jährige Ar- tistin, die, wegen alkoholischer Neuritis gelähmt, allerlei Genüssen za- geneigt und deren Gewicht ineinemJahr von 70 auf 145 kg gestiegen war. Stadelmann schrieb ihr eine Kost von nur 1500 Calorieen vor, mit dem Erfolg, dass das Gewicht in 3 Wochen um 3 kg stieg. Nun wurde die Kost auf ca. 1000 Calorieen herabgesetzt, und bei dieser Diät gelang es, das Gewicht in einem Jahre um ca. 60 kg zu ver- Entfettangs- mindern. Stadelmann nahm hieraus Gelegenheit, über Entfettungs- euren. euren zu sprechen, und er empfiehlt für derartig schwere Fälle ein Begime, das zwischen der Banting- und Ebstein-Cur etwa die Mitte hält, indem massige Mengen von Kohlehydraten neben geringen Fett- mengen gestattet werden. Die Kost bestand beispielsweise an einem Tage aus 400 g Kaffee (ohne Milch und Zucker), 1 Flasche Selter- wasser, 80 g Grahambrod, 80 g Schweizerkäse, 400 g GnrkensaLat, 200 g Binderbraten, 80 g gekochtem Schinken, 500 g Thee (ohne Milch und Zucker); sie berechnet sich auf:

125 g Eiweiss =514 Calorieen

82 Fett =300

49 Kohlenhydrate = 200

>i

1014 Calorieen.

Natürlich wurde neben Massage und Hanteln (andere Bewegungen waren durch die Lähmung ausgeschlossen) auch Hydrotherapie, Schwitzbäder, Massage und Elektricität angewandt, doch ohne sicht- baren Erfolg. Auch Schilddrüse war ohne Einfluss auf das Gewicht; sie verursachte anfangs, bei gemischter Kost, Glykosurie, später aber, als die Kohlehydrate der Nahrung beschränkt waren, nicht mehr. Gleich V. Noorden und Hirschfeld glaubt Stadelmann nicht an den Werth der Flüssigkeitsentziehung und der Trennung von

StofiFvrechselkrankheiten. 279

Essen und Trinken bei der Entfettung. Stadelmann's Vortrag gab Zuntz Gelegenheit, sich darüber zu äussern, ob calorisch äquivalente Mengen von Kohlenhydraten und Fetten für Mast und Entfettung gleichwerthig seien. Der Brennwerth beider Nahrungs- gruppen steht etwa im Verh&ltniss 2,8 : 1 , und man hat sie mit Be- rücksichtigung dieses Verhältnisses theils als gleichwerthig bei Ent- fettungscuren betrachtet, theils, nach Ebstein's Vorgang, den Fetten in der Speiseordnung den Vorzug eingeräumt. Zuntz spricht sich, wie im Vorjahre v. Noorden, zu Gunsten der Kohlenhydrate aus. Die Verdauungsarbeit, d. h. diejenige Arbeitsleistung des Körpers, welche nothwendig ist, ehe die Nährstoffe Bestandtheile des Körpers werden, nimmt von der Gesammtenergie der Fette nur etwa 2Vi*/o, von der der Kohlenhydrate aber ca. 10 ^/o in Anspruch. Das Fett wird als solches direct im Körper angesetzt, die Kohlen- hydrate müssen zuerst in Fett umgewandelt werden, und das geht, wie die Mastversuche an Thieren lehren, nur unter beträchtliohen Verlusten vor sich. Femer sind, nach Versuchen am Hund, die Kohlenhydrate weit besser geeignet, den Eiweissverlust bei der Ent- fettung zu verhüten. Ja, bei reichlicher Eiweiss- und beschränkter Kohlenhydratzufuhr ist sogar ein beträchtlicher Eiweissansatz möglich, wenn durch starke körperliche TJebungen die Muskelmasse vermehrt wird; das zeigen Versuche an marschirenden Soldaten. Indem dabei die active Substanz des Körpers zunimmt, wächst auch der Sauerstoffverbrauch und die Kohlensäurebildung, d. h. der Ver- brennungsprocess wird lebhafter. Die Bevorzugung des Ebstein- sehen Regimes erklärt Zuntz aus den grösseren, mehr ins Auge fsdlenden Gewichtsverlusten, die bei gleichzeitiger Einschmelzung von Eiweiss beobachtet werden. Ein massig arbeitender Mensch bestreitet seinen täglichen Energiebedarf mit 200 g Fett; entnimmt er dies ausschliesslich seinem Körper, so beträgt die Abnahme in der Woche noch nicht 8 Pfund; von Muskelsubstanz würde die lOfache Menge nothwendig sein: Vermeidet man sorg&ltig allen Eiweissschwund, so sind rasche Gewichtsverluste vollkommen aus- geschlossen. Die Discussion über die Frage, ob es eine Fettsucht gibt, die darauf beruht, dass der Stoffverbrauch des Individuums ein subnormaler ist, bereichert Zuntz durch Respirationsversuche an einem als Schaustück reisenden 10jährigen Knaben von 102 kg Ge- wicht, der einen sehr lebhaften Stoffwechsel besitzt. Die Fett- sucht solcher Individuen beruht also darauf, dass mit lebhaftem Stoffwechsel eine noch lebhaftere Lust und Fähigkeit zur Nahrungs- aufnahme verbunden ist; in anderen Fällen darauf, dass vermöge

280

His.

EntfettiingB- euren.

der verschiedenen Art der Innervation, vermöge der verschiedenen Art der Arbeitsleistung bei verschiedenen Individuen die scheinbar gleichen Anforderungen mit verschiedenem Stoffverbrauch einhergehen. In diese Kategorie gehören auch die Fälle von Jaquet und Sven so n (s. a. Jahrb. 1901, S. 272) mit ihrer abnorm geringen Verdauungs- arbeit. — Unter dem Namen „Korpulin" bringt die König Salomo- Apotheke in Berlin ein Präparat in den EEandel, das 0,4 g vom Extract des Blasentangs nebst etwas Tamarinden- und Gascara- extract in Gestalt eines Chocoladenpralines enthält und das zar Entfettung dienen soll. Salomon (unter v. Noorden) hat das Präparat geprüft und gefunden, dass es thatsächlich das Gewicht vermindert, die Ozydationsprocesse steigert, gleichzeitig aber auch das Körpereiweiss einschmilzt und daher durchaus kein ungeföhr- liches Präparat ist. Das Merck'sche Extract des Blasentangs hatte diese Wirkung nicht. Salomon behält sich vor, weiter zu unter- suchen, ob etwa jodhaltige Eiweisskörper des Blasentangs gleich denen der Schilddrüse eine entfettende Wirkung besitzen.

Zuoker- proben.

Zucker-

bildimg

ans Fett.

und Glykosorie. Die Fabrik Teusch in Köln- Ehrenfeld bringt Tabletten von Orthonitrophenylpropiol- säure mit Natr. bicarbon. in den Handel als Beagens auf Trauben- zucker. V. Gebhardt empfiehlt sie warm; 10 15 Tropfen Urin werden mit 10 com destiUirtem Wasser verdünnt, eine Tablette zu- gesetzt und 2 4 Minuten vorsichtig erwärmt: bei Gegenwart von Zucker entsteht Indigo, der mit Chloroform ausgeschüttelt werden kann. Geringe Mengen Eiweiss, Eiter oder Blut stören die Reaction nicht, Kreatinin, Glykonsäuren und andere normale HambestandtheQe geben diese Beaction nicht; die Empfindlichkeit reicht bis zu '/>« *l* Zucker. Die Phenylhydrazinprobe hat neue Modificationen und Prüfungen durch Cipolina, Neumann und Biegler er- fahren. J olles zeigt, dass sie bei Gegenwart von Nucleoalbuminen (wahrscheinlich wegen deren Gehalt an Pentosen), zuweilen sogar in Eiweisshamen bei Abwesenheit von Zucker positiv ausf&Ut. (VergL auch S. 244.) Immer weiter wird die Frage discutirt, ob im Körper der Zucker auch aus Fett entstehen kann, wie Rumpf, Rosenquist u. A. vermuthet haben. Nach Minkowski wird beim Zerfall dee Eiweissmolecüls Stickstoff und Zucker im Verhältniss von etwa 1 : 3 gebildet, überschreitet der Zucker dieses Verhältniss, wie Hartogh und Schumm für fettgefütterte, mit Phloridzin vergiftete Hunde, L. Mohr (unter v. Noorden) für 2 Diabetiker neuerdings fest- gestellt haben, so muss der üeberschuss aus anderer Quelle, d. h.

Stoifwechselkrankheiten. 281

aus dem Körperfett stammen. Dagegen wendet Umber freilich mit Beeilt ein, dass das Eiweissmolecül nicht sofort bis in seine Sndproducte abgebaut, sondern in primäre Spaltungsproducte zer- legt wird, die zum Theil wohl ausgeschieden, zum Theil aber zum Aufbau des Körpers verwendet werden können, so dass die im Harn erscheinende Stickstoffinenge nicht das Maass für die Eiweiss- Zersetzung ist. Vielmehr können die Proteosen, die nach Ab- spaltung des Kohlenhydratantheils vom Eiweissmolecül übrigbleibenden Beste, zum Aufbau neuer, kohlenhydratfreier Eiweissmolecüle ver- wendet werden, während das abgeschiedene Kohlenhydrat als Zucker zur Ausscheidung kommt. Freilich muss unter diesen umständen der Eiweissbestand schwerer Diabetiker allmählich an zuckerbildenden Gruppen verarmen. Nach P. Mayer ist die Glukuronsäure ein Product unvollkommener Oxydation des Zuckers; er fand diesen in der Norm sehr spärlichen Hambestandtheil vermehrt bei Erschwe- rung der Verbrennung im Körper durch Dyspnoe, beim Fieber; femer nach Darreichung grosser Mengen Traubenzucker und end- lich oft auch im Diabetes. Die Glukuronsäure geht im Körper zum Theil in Oxalsäure über, womit eine Beziehung zu der von Can- tani u. A. betonten Oxalurie im Diabetes gegeben wäre. Weitere Verfolgung dieser Untersuchungen ist sehr wünschenswerth. Baymann fand in Fortsetzung firüherer Mittheilungen (Jahrbuch 1901, S. 277) die Toleranz für Kohlenhydrate herabgesetzt bei allen erworbenen Geistesstörungen ; vor allem zeigen Melancholiker sehr leicht, ManiakaHsche dagegen sehr schwer alimentäre Glykosurie ; AiimenUre Alkoholiker besitzen im Delirium eine sehr niedrige, im Abstinenz- ^^y^*'»'»^®- Stadium eine sehr hohe Assimilationsgrenze. Beuter classificirt in einer ausfuhrlichen Arbeit bei Alkoholglykosurie folgender- maassen: 1. schnell vorübergehende Zuckerausscheidung nach Bier- und Sectgelagen; 2. länger dauernde alimentäre Glykosurie bei fettleibigen Biertrinkern; 3. alimentäre Glykosurie bei Schnaps- säufem im Stadium der Betrunkenheit oder des Deliriums. Beut er selbst hat bei schnapstrinkenden Bummlern nach reichlicher Brod- und KartofiPelkost häufig Zucker gelinden und meint, dass der gleichzeitige Genuss von Alkohol und Kohlenhydraten eine Herab- setzung des Assimilationsvermögens herbeiführt, die zwar die Alkohol- wirkung überdauert, aber dennoch keine Tendenz hat, in echten Diabetes überzugehen. Eine auf 966 selbstbeobachtete Fälle auf- gebaute Statistik gibt Wolfner (Marienbad) über das Vorkommen von Zucker im Harn bei Fettleibigen. Er fand Zucker in 9,93 *^/o seiner Fälle, und zwar bei 18,4 ^/o Männern und 6,8 °/o Frauen. Von

282

His.

Fieber

und

Glykosarie.

Pseudo-

lenk&mie

and

Olykosurie.

Aetiologie

des Diabetes.

Bronce- diabetes.

den Fettleibigen geringeren Grades hatten 7,5 ^/o, yon solchen höheren Grades ll^/o Zacker; eine grössere Häufigkeit des Zackers bei Semiten konnte nicht ermittelt werden ; von Abkömmlingen magerer und fetter Eltern waren ll°/o resp. 10,5 °/o glykosurisch , ein etwas grösserer Procentsatz resultirte, wenn der Vater allein, als wenn die Mutter allein fettleibig gewesen war. Sehr verschieden wird der Einfluss des Fiebers auf die Zuckerausscheidung angegeben. Nebelthau prüfte ihn an Hunden, denen das Pankreas ezstirpirt und Bacteriengifbe oder lebende Gulturen injicirt wurden; ein con- stanter Einfluss auf die Zuckerausscheidung konnte (mit Ausnahme der Tuberculose) nicht ermittelt werden. Die Prüfung von Mohr (unter v. Noorden) an 6 Diabetikern zeigte eine Steigerung der Glykosurie im Fieber; die Toleranzhöhe fiir Kohlenhydrate wurde meist für geraume Zeit herabgesetzt. Goldschmidt beschreibt einen sehr langsam verlaufenden Fall von Pseudoleukämie, in deren Ver- lauf intermittirendes Fieber und Glykosurie aufbrat. Letztere war ebenso intermittirend und die Menge des ausgeschiedenen Zuckers von der Beschaffenheit der Nahrung völlig unabhängig. Ueber die Aetiologie des Diabetes hat das verflossene Jahr allerlei Bemerkenswerthes gebracht. In erster Linie steht die Entdeckung Blum's, dass die Einspritzung von Nebennierensaft in die Venen oder das TJnterhautzellgewebe bei Thieren Glykosurie her- vorruft. Die Erscheinung ist constant, gleichviel, von welchem Thiere die Nebennieren stammen oder ob der Saft Hunden oder EAninchen eingeführt wird. Erhitzen schwächt, Kochen zerstört die Eigenschaft des Safties; verfüttert sind selbst enorme Mengen Nebennieren unwirksam. Z u e 1 z e r bestätigt diese Angaben und zeigt, dass bei Thieren, die durch Nebenniere diabetisch gemacht sind, auch andere verfütterte Zuckerarten (Lävulose, Milchzucker) in den Harn übergehen. Die Glykosurie erscheint auch bei kohlenhydrat- freier Nahrung, selbst im Hungerzustand: ein Hund, der 17 Tage keine Nahrung erhielt, schied noch am 15. Tage 0,4 ^/o Dextrin aus. Aceton und Acetessigsäure war im Harn nicht nachweisbar; über Ozybuttersäure sind noch keine bestimmten Angaben gemacht. Als auffälliges Symptom vermerkt Blum die Nekrose und braunschwarze Verfilrbung der Haut an den Injectionsstellen, die nur zum Theil durch das heftige Kratzen der Thiere an diesen offenbar juckenden Stellen erklärt werden können. Damit gewinnen die Blum'schen Angaben eine grosse Bedeutung ftb: das Verständniss des Bronce- diabetes. Diese merkwürdige Form der Zuckerkrankheit, die mit Hepatitis, Blutveränderung (Haemosiderosis) und Hautpigmentirung

StiofiEwechselkrankheiten.

283

einhergeht, hat Murri eingehend behandelt. Er beobachtete eine 59jährige Frau mit Diabetes xmd intensiver Bronce&rbung der Haut und Mundschleimhaut, jedoch ohne Lebercirrhose. Sie wurde völlig wiederhergestellt, wobei die Pigmentirung verschwand. Daraus schliesst er, dass man zwei Formen des Leidens unterscheiden müsse, die eine, heilbare, ohne Leberveränderung, die andere mit der zu Ascites, Icterus, Milztumor, Yerdauungs- und Ernährungsstörungen fuhrenden Hepatitis pigmentaria, die unter Umständen durch Alkoho- lismus erzeugt sein könne. Allen Erkrankungen müsse aber eine gemeinsame Ursache, eine allgemeine Dystrophie der zelligen Ele- mente des Körpers mit Störung mehrfacher Functionen zu Grunde liegen, womit freilich mehr eine Umschreibung als eine Erklärung der Erscheinungen gegeben ist. Die zweite wichtige Entdeckung des Jahres ist der stricte Nachweis eines renalen Diabetes. Ein kräftiger junger Mann mit Gonorrhoe erkrankt an hämorrhagi- scher Nephritis, und einige Tage darauf erscheint Zucker im Harn und bleibt darin, so lange die Beobachtung dauert (^s Jahr); auch nach Heilung der Nephritis. Die Menge des Zuckers betrug 0,16 bisO,7®/o, 3 15 g täglich und blieb annähernd dieselbe, gleichviel, ob die Nahrung viel oder wenig Kohlenhydrate enthielt. Das Blut enthielt nur 0,05 ^/o Zucker (Lüthje). Dieser Fall erfüllt also die Anforderungen, die man an den Begriff eines renalen Diabetes stellen müsste, denn 1. es fehlte der Zucker vor der Nierenerkrankung, 2. er trat bald nach Erkrankung der Nieren auf, 8. die Menge des ausgeschiedenen Zuckers war unabhängig von der Kohlenhydratzufuhr, 4. der Zuckergehalt des Blutes war vermindert. Damit ist vielleicht zum ersten Mal die Existenz der von Klemperer signalisirten Krank- heitsform mit Sicherheit erwiesen. Ellinger und Seelig haben bei pankreaslosen Hunden durch Canthariden Nephritis erzeugt und ge- funden, dass jedesmal mit Eintritt der Nephritis die Zuckeraus- scheidung abnahm ; da^ fanden sie den Blutzucker wesentlich ver- mehrt. Sie sind daher geneigt, auch fär den Menschen die Ab- nahme des Hamzuckers bei Nephritis und Kachexie auf Insufficienz der Nieren zu beziehen. Dem widerspricht freilich Naunyn, der bei einer Reihe von kachektischen Diabetikern den Hamzucker zwar vermindert, den Blutzucker aber nicht vermehrt fand und daher an seiner Annahme festhält, dass Kachexie die Toleranz erhöht. Den Zusammenhang von Unfall und Diabetes hat nun auch Hirse hfeld eingehend besprochen; nach seiner durch Beispiele belegten Meinung können Unfälle, die echten dauernden Diabetes zur Folge haben, sowohl das Gehirn, als auch das Pankreas betreffen,

Nieren- diabetes.

Zucker-

ansscheidmig

und

Nephritis.

284

Eis.

Unfall und Diabetes.

Prädis-

position der

Juden zum

Diabetes.

Pankrea-

tischer

Diabetes.

Diabetes

im

Kindesalter.

Gastro- intestinale Erschei- nungen.

Complica-

tionen :

Zahnausfall.

Therapie des

Diabetes

mellitus :

Brod.

Milch.

Medioamen te.

wenngleich gerade der Zusammenhang von Diabetes und Pankreas ein viel complicirterer ist, als gewöhnlich angenommen wird, und ein Trauma, welches dieses Organ trifft, kaum als alleinige, höchstens als auslösende Ursache angesehen werden kann. In dem Fall von Vergely stürzte eine 68jährige Frau aufs Trottoir und erkrankte an Diabetes, als dessen erste Symptome Anf&lle von Angina pectoris auftraten. Die allgemeine Annahme, dass Juden zum Diabetes be- sonders disponirt seien, kann PoUatschek am Karlsbader Material nicht bestätigen; sie suchen nur häufiger und früher Arzt und Cur- orte auf, als die Arier. Hoppe-Seyler bringt neue Belege für die Entstehung des Diabetes aus einer arteriosklerotischen Ver- änderung des Pankreas; das Bild des Organs gleicht dem der arterio- sklerotischen Schrumpfniere. Der Verlauf des Diabetes ist stets ein progressiver; strenge Diät durch die aufh'etenden Verdauungsstörungen unmöglich. Die Casuistik des kindlichen Diabetes bereichert Raul in durch Beobachtung eines 16jährigen Mädchens, das bis zu 925 g Dextrose im Tag ausschied und im Coma verstarb. Baumel sah bei einem 6monatlichen Eande Diabetes auftreten und nach 1 Monat wieder verschwinden unter indifferenter Therapie (Natr. benzoici, Oalciumlactophosphat etc.)* Schütz betont das initiale Vorkommen von gastrointestinalen Symptomen zum Theil neuralgischen Charakters. Als häufige Ursache des diabetischen Zahnausfalles nennt Kron- feld die Alveolarpyorrhoe, eine chronisch-destructive Entzündung der Wurzelhaut mit Ablösung des Zahnfleisches; die Behandlung muss neben der allgemeinen auch eine locale sein: Entfernung der Auflagerungen, Massage des Zahnfleisches und Ausspritzen mit Anti- septicis. Für die Therapie des Diabetes hat das verflossene Jahr nichts wesentlich Neues gebracht. C am er er prüfte den Kohlen- hydratgehalt der beliebtesten Diabetikerbrode und fand ihn, entgegen den Angaben der Fabrikanten , meist über 40*^/o , d. i. dem Gehalt des Grahambrods oder Pumpernickels. Von England wird eine zuckerfreie (?) Milch empfohlen; Beferent möchte auf eine auf Schi os s- mann's Veranlassung von Gebr. Pfund in Dresden hergestellte hoch- concentrirte Sahne hinweisen, die wenig Milchzucker, dagegen 42 bis 43 °/o Fett und damit in '/« Liter fast 1000 Calorieen Brennwerth enthält. üeber die Arzneibehandlung des Diabetes theilt v. Noorden die an 600 Kranken gewonnenen Erfahrungen mit. Das Merck'sche Eztr. Zyzyg. Jambol. wirkt ähnlich wie das Opium, d. h. es ver- mag die Zuckermenge um ca. 15 20 g zu vermindern und kann zur Entfernung des nach Diätcuren zurückbleibenden Zuckerrestes dienen; es wird früh nüchtern, vor Tisch und vor Schlafengehen,

Stoffwechselbankheiten.

285

Aceton.

je 1 EsslöfEel des Extractes in Liter heissem Wasser verrührt, genommen. Das Merck'sche , Extract ist weit wirksamer als das redamehaft angepriesene Djoeatin. Ein absolutes Heilmittel ist es niclit. V. Noorden hat niemals eine von der Diät unabhängige Wendung zur Besserung eintreten sehen; manche FäUe reagiren darauf gamicht. Viel wirksamer ist die Salicylsäure resp. das Aspirin, von dem 1 3 g täglich die Toleranz um 20—60 g erhöhen können. Die Reclamemittel Antimellin, Djoeatin, Gljkosolvol, Saccharosolvol etc. hält v. Noorden fiir völlig unwirksam. Bei der Behandlung der Symptome hebt v. Noorden hervor, dass der Pruritus der Diabetiker sehr rasch der Salicyltherapie weicht. Die zuerst von Geelmuyden discutirte, von Schwarz im Vorjahre nachgewiesene Herkunft des Acetons aus der Zer- setzung von Fett haben Schumann-Leclerq und Waldvogel u. Hagenberg bestätigt, und es darf nun als sicher gelten, dass Aceton im Harn immer dann auftritt, wenn das Calorieenbedürfhiss Aetioiogie des Körpers vorwiegend aus dem Fett bestritten wird; bei gesunden Behandlung Menschen lässt sich durch reichliche Fettnahrung eine alimentäre des Coma Acetonurie erzeugen. Zwar sind Blumenthal und N e u b e r g noch- di*^«ticiim. mals filr die Abstammung aus Eiweiss eiogetreten, von Schwarz jedoch widerlegt worden. Die Deutung des Gomas als Säurever- giftung hat Magnus Levy durch ausgedehnte Untersuchungen weiter gestützt und kommt zur Schlussfolgerung: „In den tödtlich endigenden Fällen von echtem Coma diabeticum übersteigt die Quanti- tät der vom Körper gebildeten, als Säure wirkenden Producte die Menge der in den Geweben vorhandenen und aus dem Darm resor- birten alkalischen Factoren, und können diese überschüssigen Säuremengen nicht, wie ausserhalb des Gomas, durch Oxydation unschädlich gemacht werden. Sie entziehen den Garbonaten (und Phosphaten) des Bluts und der Gewebe die Alkalien und beeinträch- tigen (wahrscheinlich) lebenswichtige Gruppen der Eiweissmolecüle (der Ganglien und Körperzellen), deren normale Function störend und vernichtend." Als Therapie empfiehlt Magnus Levy die Darreichung grosser Natronmengen, für deren Wirksamkeit er einen neuen Belegfall beibringt. Das Natron übertrifft bei weitem die Kochsalzinfusion; es wird auch im Coma gut resorbirt, falls nicht Diarrhoe bereits besteht oder durch das Salz erzeugt wird. Ob das Natron wirkt, hängt davon ab, ob die abnorme Säureproduction eine vorübergehende oder dauernde ist; im letzteren Falle ist die Heilung unmöglich. Bekanntlich sind bei herannahendem Coma Kohlehydrate zu reichen; da aber im Coma der Zucker nicht mehr

286

His.

Diabetische Lipämie.

verbrannt wird, schlägt Magnus Levy vor, dessen Abban- producte zu reichen und zwar die leicht erhältliche Glnkon- säure. Schwarz hat den Versuch gemacht, durch grosse Dosen glukonsauren Natrons (50 70 g) das Goma zu behandeln; zwei Anfälle gingen beim Gebrauch dieses Mittels glücklich vorüber; im dritten Anfall, als keine Glukonsäure mehr vorräthig w;ar, ging der Kranke, trotz reichlich gereichter Soda, zu Grunde. Zaudy hat eine ausftlhrliche Arbeit über diabetischeLipämie gegeben, ohne wesentlich Neues bringen zu können; man erkennt das Fett sehr bequem am hängenden Tropfen, der einige Stunden in feuchter Kammer gehalten wird. Nur Fibrin kann ein ähnlich milchweisses Serum vortäuschen, was mikroskopisch leicht zu unterscheiden ist» PentoBurie. Endlich ist an dieser Stelle noch die Pentosurie zu be- sprechen, jene merkwürdige Sto£Fwechselanomalie, die mit Ausschei- dung eines Zuckers mit fünf Kohlenstofiatomen im Harn einhergeht. Zu den bisher bekannten FäUen sind durch die Beobachtungen von M. Bial und F. Meyer 8 weitere hinzugekommen, so dass die Zahl der bisher bekannten FäUe von reiner Pentosurie 5 beträgt. Die Affection verläuft entweder symptomlos oder unter dem Bude schwerer Neurasthenie ; meist werden die Kranken anfangs für Diabetiker ge- halten, weil ihr Harn die Trommer'sche und Nylander'sche Beaction gibt. Die Unterscheidung ist unschwer zu machen, denn der Harn ist optisch inactiv und behält auch nach der Ver- gährung reducirende Eigenschaften. Ausschlaggebend ist die Orcein- probe: Der Harn wird mit einem Körnchen Orcein und dem gleichen Volum rauchender Salzsäure erhitzt; es tritt Both-, dann Grünfarbung auf; Amylalkohol extrahirt daraus einen schönen grünen FarbstofTy der im Spectralband einen charakteristischen Absorptionsstreifon zwischen D and £ gibt. Die Menge der ausgeschiedenen Pentose ist unabhängig von der Nahrung; Diätvorschriften daher unnöthig; dagegen scheint sie stark abhängig vom Allgemeinbefinden, und auf dieses ist daher therapeutisch das Augenmerk zu richten. Ausser diesen Fällen von reiner Pentosurie finden sich geringe Mengen von Pen- tosen im Harn jedes Diabetikers, wie schon Külz und Vogel 1895 gefunden hatten. Umber hat eine vortreffliche Zusammenstellang über die bisherigen Arbeiten gegeben.

Hams&urediathese und Gioht. Ueber die Stellung der Harn- säure im Stoffwechsel liegt eine Fortsetzung der äusserst sorg- &ltigen und ausgedehnten Untersuchungen von Burian und Schur vor (vergl. Jahrb. 1901, S. 281). Burian und Schur zeigten, dass die

Stoffwechselkrankheiten. 287

im Körper (und Uiin) vorhandenen FurinkÖrper eine doppelte Quelle Die

haben; einmal stammen sie aus der Nahrung (exogene Purinkörper), arns^^ire andererseits entstehen sie aus den Nucleinen des Körpers (endogene F.)* Stoffwechsel. Die neuen Untersuchungen ergaben nun, dass in beiden Fällen die Harnsäure ein intermediäres Stoffwechselproduct ist, d. h. ein solches, das noch weiterer Zersetzung im Körper unterliegt. Trotzdem nun das Hamsäurezerstörungsvermögen der einzelnen dazu befähigten Organe ein sehr weitgehendes ist, wird doch stets ein Bruchtheil der im Blut circuürenden Harnsäure unverändert ausgeschieden, weil eben ein Antheil der Säure stetig mit dem Blut den Nieren zu- geführt und durch Abscheidung der Zersetzung entzogen wird. Nach Burian und Schur ist die Menge, die der Zersetzung entgeht, eine ziemlich constante; sie beträgt beim Fleischfresser V<o '/*<>, beim Kaninchen ^/«, beim Menschen etwa die SLälfte der in die Cir- culation eintretenden Harnsäure. Diese Angaben sind sehr wichtig, weil sie den in Abrede gestellten Zusammenhang zwischen der Ham- säuremenge im Blut und im Harn wieder hersteUen. Wichtig ist auch der Nachweis, dass die in die Blutbahn des Menschen ge- langende Harnsäure zum Theil wenigstens durch die Nieren unver- ändert aasgeschieden wird. Freilich sind diese Angaben nicht ohne Widerspruch geblieben. Loewi betont wiederholt, dass die Ham- säureausscheidung in der Norm allein von der Nahrung abhängig ist; ich glaube, dass Loewi im Unrecht ist; für pathologische Zu- stände wenigstens (Pneumonie, Leukämie) ist die Herkunft der Harnsäure aus dem Körper selbst doch wohl ausser Zweifel. Die medicamentöse und diätetische Beeinflussung der Hamsäureausfuhr Medieamen- ist weiter geprüft worden, wobei freudig zu begrüssen ist, dass auf ^^.^^e gleichilkässige Ernährung, Stickstoff- und Fhosphorgleichgewicht all- Beeinflassnng seitig Bedacht genommen wurde, so dass die Resultate endlich den ^®' Harn- ZufUligkeiten der Ernährung entzogen scheinen. Alkohol hat auf die Hamsäuremenge keinen Einfluss (W eiss, Rosemann und Ha es er). Benzoe- und Gallussäure bewirkten geringe Veränderung mit nachfolgender Vermehrung, Salicylsäure eine Vermehrung von 40 50*/o, Chinasäure war ohne Einfluss (Ulrici). Eine er- Chinas&are. hebliche Verminderung bei pflanzlicher Nahrung fand H a e s e r und J o h. Müller, leichte Verminderung durch Aepfel (mit der Schale) WeisS| während Aepfel ohne Schale unwirksam waren. Das Hauptinteresse fand auch in diesem Jahre das modernste Mittel, die Chinasäure und ihre Verbindungen. Die Angabe von Weiss, dass Chinasäure die Bildung und Ausscheidung der Harnsäure vermindert, hat sich bei exacter Nachprüfung entweder gamicht (Wein trau d, Lewandowski,

288

Hi8.

Ghinas&are. Nicolaier, v.Noorden) oder nur unter ganz bestimmten Bedingungen (Zufuhr von Thymus, Leukämie, de la Camp) und auch da nicht mit unzweifelhafber Sicherheit bestätigt. Bei diesem Scheitern der theoretischen Voraussetzung sind wir auf die Ergebnisse der klini- schen Beobachtung angewiesen, und diese lauten zunächst noch keineswegs einheitlich, wenngleich von Salfeld, Eosenthai und V. Noorden weitere günstige Berichte vorliegen, und es hat de la Camp jedenfalls Eecht, wenn er in seiner wohlthuend objectiven und sorgftltigen Arbeit das Mittel zunächst noch weiterer Prüfung bedürftig erklärt, lieber die Lösungsbedingungen hamsaurer Ab- lagerungen hat Beferent sich ausgelassen. Die physikalisch-chemi- schen Untersuchungen haben erwiesen, dass eine Auflösung schwer löslicher Urate durch Alkalien oder Basen, die leichter lösliche Salze bilden, undenkbar ist, weil stets das am schwersten lösliche Salz gebildet wird. Dagegen gibt es chemische Verbindungen der Harnsäure, die selbst in sauren Flüssigkeiten löslich sind. Solche Verbindungen bilden die Nucleinsäuren und deren Spaltungsproduct,

Formaldehyd. die Thymussäure (Minkowski, Kossei u. Goto), und der Form- aldehyd (Tollen s, Nicolaier, Pott u. Weber). Beferent hat die- selben weiter untersucht und gefunden, dass sie zum Theil unzer- setzt den Körper verlassen und die Zerstörung der Harnsäure theil- weise verhindern. Der Formaldehyd entsteht im Körper durch Spaltung von Urotropin, aber nur bei saurer Beaction (Suter). Daher ist das Mittel zur Auflösung gichtischer Ablagerungen weniger zu verwenden, als zur Lösung hamsaurer Blasen- und Nieren- concremente; und auch för diese ist der practische Erfolg zunächst noch nicht allen Wünschen entsprechend, zudem das Mittel nicht ganz unbedenklich ist, da es gelegentlich Hämaturie erzeugt (Brown, Griffith). Doch hofil Beferent, dass die Nachforschungen der Chemiker uns noch Stoffe von ähnlicher, intensiverer Wirkung Hefem werden. Von Vogel, Schmoll und Magnus Levy wurde bereits festgestellt, dass bei Gicht- wie bei Nierenkranken zu Zeiten eigen- thümüche Betention von Stickstoff im Körper aufbritt; Vogt hat dieses Verhalten in sehr exacten Versuchen geprüft und kommt zu dem Ergebniss, dass das Nuclein der Nahrung wie beim Gesunden ge- spalten, der Phosphorantheil ausgeschieden, der Harnsäure liefernde Antheil jedoch theilweise im Körper zurückgehalten oder erst ver- spätet ausgeschieden wird. Endlich ist hier noch eines eigen- thümUchen Buches zu gedenken, das zwar im englischen Original schon 1895, in der deutschen Uebersetzung (nach der 5. Auflage!) aber erst in diesem Jahre erschien: es ist das Buch von Ha ig. Der

Urotropin.

StickBtoff- retention.

Stoffwechselkrankheiten.

289

Autor litt froher viel an Migräne und bemerkte Besserung seines Halgh's Zustandes, als er auf Fleisch und Thee verzichtete und lactovege- "^öo"« ^^ tarisch lebte. Dies brachte ihn auf den Gedanken, die Ursache seines Wirkung. Krankheitszustandes als gichtisch anzusehen und seinen Hamsäure- stofiPwechsel jahrzehntelang zu untersuchen. Die gewonnenen Resul- tate verarbeitete er zu einer Theorie, der zufolge in der Norm die Harnsäure in einem constanten Verhältniss von 1 : 30 zum Hamsto£F gebildet und ausgeschieden wird. Jede Veränderung dieses Verhält- nisses entsteht dadurch, dass Harnsäure resp. ihre Vorstufen mit der Nahrung eingeführt, oder aus dem Blut in die Gewebe ab- gelagert, oder endlich aus diesen ins Blut ausgeschwemmt werden; bei einem Missverhältniss zwischen Hamsäuregehalt und Alkalescenz des Blutes fSJlt in diesem gelatinöse (colloidale) Harnsäure aus, ver- stopft die Capillaren („Collämie'') und wird dadurch die Ursache zahlreicher Krankheiten: Kopfschmerz, Epilepsie, Geisteskrankheiten, paroxysmale Hämoglobinurie, Anämie, Bright'sche Krankheit, Dia- betes, Gicht, Blieumaidsmus u. s. w. Das Buch wirkt anziehend durch die Menge des aufgehäuften Beobachtungsmateriales , imter dem viel Werthvolles zu finden ist; doch sind die Bestimmungs- methoden sowohl als die pathologischen Anschauungen so sehr an- fechtbar, dass der Inhalt nur mit grösster Vorsicht und Kritik zu verwerthen ist.

Litteratu*.

Fettsucht. Jaquet, Corresp.-Blatt f. Schweizer Aerzte Nr. 5. H. Salomon, Gentralbl. f. Stoffvrechselkr. Nr. 8. Stadelmann, Berl. Min. Wochenschr. Nr. 25. Znntz, ebenda Nr. 28.

Diabetes mellitus und Glykosurie« Banmel, Ann. de m^d. Nr. 1.

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Magnus Lerj, Arch. f. exp. Pathol. Bd. XLV. P. Mayer, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 16 u. 17. F. Meyer, Berl. klin. Wochenschr.

Jabxbaoh der praotisehen Medicin. 190S. 19

290 HIB.

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i) Krankheiten des Blutes.

Von Prof. Dr. £• GrftiritE^ dirig. Arzt am städtischen Erankenhause in

CharlottenVurg.

In dem Bestreben, die Technik der Färbungen getrockneter lind fizirter Blutpräparate zu vereinfachen und dabei doch alle feineren histologischen Details an denselben sichtbar za machen, ist man neuerdings zur Anwendung uncomplicirter Färbungen gekommen, und besonders das Eosin und das Methylenblau werden gleichzeitig von verschiedenen Autoren empfohlen. Jap ha schlägt die getrennte Färbung, zunächst mit Eosin und dann mit Methylenblau vor, die Referent bereits in seiner „Technik der Blutuntersuchungen" em- pfohlen hat. V. Willebrand und Becker empfehlen Combi- nationen beider Farbstoffe mit einem Zusätze von Essig- säure, um die Bildung von Farbstoffniederschlägen zu verhindern. Nach V. Willebrand wird eine Lösung bereitet von 0,5 Eosin in 70^/oigem Spirit. dilut. und concentrirter wässriger Methylenblau- lösung ana. Dieser blauen Lösung setzt man von 1^/oiger Essig- Bäurelösung ca. 10-15 Tropfen auf 50 com zu, so dass ein röth- licber Farbton eintritt. Die Lösung muss vor dem Gebrauche stets filtrirt werden. Die rothen Zellen und eosinophilen Granula flürben sich hiermit roth, alle Kerne dunkelblau und die neutrophilen Granula violett. Eine eigenartige Methode zum Studium der Leben s- äusserungen der Blutelemente hat Deetjen angegeben. Von einer Agarlösung, der 0,6 g NaOl, 6 8 ccm einer 10°/oigen NatriummetaphosphatLösung und 5 ccm einer 10^/oigen Dikalium- phosphatlösung auf 100 ccm zugesetzt sind, werden auf Objectträgem dünne Schichten ausgegossen und hierauf frische Blutstropfen in dünnster Schicht vertheilt und auf heizbarem Objecttbche mikro- skopisch beobachtet. Von Deetjen sind mit dieser Methode be- sonders die Blutplättchen studirt worden, die dabei amöboide Bewegungen zeigen und vom Verf. fär selbständige zeUwerthige Ge- bilde gehalten werden, während man bisher der Ansicht war, dass

Technik der Blat-

nnter- snohungen.

Blat- pl&ttchen.

Orawitz.

xsniige DegeDeratlon

[□tbcT Blnt-

diese Zellaii theils Beste zerfallener Eemsabstanzen , theÜB Ab- schnUrangsprodncts rother Blatzellen seien. Bestätigungen der An- gaben TonDeetjen bleiben abzuvarten. H. Hirschfeld bat mit der gleichen Uethode an den früher fOr gänzlich nnbeweglich ge- haltenen Lymphocyten amöboide Beweglichkeit constatirt, nnd auch A. Wolf hält auf Grund anderweitiger histologischer Unter- suchungen dieselben filr activ beweglich im Gegensätze zu der Theorie vonEhrlich, wonach die&elben nur durch passive Einschwemmung aus den Drüsen in das Blut gelangen. An den rotben Blntzellen hat Moritz die besonders von Hamel naher stndirte Frage nach dem Auftreten kOrniger Degenerationen (feiner basophiler Punktimngen der Erythrocyten) infolge von Bleiaufnahme weiter verfolgt and in einem Bleiwalzwerk, abgesehen von den technischen Leitern, fast bei dem gesammten Personal das Auftreten dieser degenerativen Yerfinderungen an den rothen Zellen constatirt, so dass auch hieraus die grosse Bedeutung dieser Blutver&nderung für die Diagnose der Bleivergifhmg hervorgeht. Die gleiche degenera- tive Yerfinderong fandE. Qrawitz im Blute solcher Patienten, bei welchen Blutungen im Intestinaltractus bestanden, z. B. infolge von Ulcus ventricoli, und bei denen das Blut in den Fäces nachgewiesen wurde. Da in der Ifatur dieser Krankheiten keine Ur- sache itkr das Auftreten solcher Zelldegenerationen zu finden ist, so verabreichte Grawitz gesunden Menschen pharmaceutiBche Blat- präparate, wie Hfimol-, Sanguinal-, Hämoglobinsaltohen, worauf eben- falls im Blute diese degenerativen Veränderungen auftraten, so dass man annehmen muss, dass sich bei der Passage von Blut resp. Blut- prftparaten durch den Darm tosische Stoffe bilden, welche einen deletären EinÖuss anf die Blatzellen ausflben.

Ueber die Ursachen der sog. 8chnlanämie macht v. Starcfc interessante Angaben. Er fand bei Scholkindem mit anänüachen Symptomen stets auffUlig grosse Mengen von Indican im Urin und i'.':.:: ..- ,:. i.t / ü lück, dsss sich bei Schulkindern infolge imregel- iiiasä]güi' Dtiaoaiii.'n , vielem Sitzen und mangelnder Mnskelth&tig- keit Eoprustasu lait Eatarrben des Colon entwickelt, wodurch ver- mehrte Fäuhiisg \iiiil Resorption blatechädigender Stoffe vom Darme aus ^u Stande kommt. Diese Schidanämieen sind demnach als Polgen iiitestiualer IntoxicatiDn aa&ufassen , und v. S t a r c k macht darauf niil'merksain, dass demgemäss auch die Verab- folgung vou Eis.'ii- und Nährpräparaten hierbei gar keinen Zweck hat. viebnehr in erster Linie die Darmth&tigkeit geregelt werden muss. Diese Aiigubeo über die Entstehung von Anämie durch Auto-

Krankheiten des Blutes. 293

intoxication vom Darme her sind um so wichtiger, als von Strauss auf Orond von StofiFwechselversuchen dieser Modus bestritten worden ist, da es ihm gelang, selbst bei Apepsia gastrica eine ausreichende Resorption von Nährstoffen zu erzielen. Dem gegenüber wurde von E. Grawitz hervorgehoben, dass derartige Ausnutzungsversuche mit leichtest verdaulichen Stoffen, wie Milch, Schabefleisch, Zucker, nicht im geringsten f&r die Entstehungsweise schwerer An- ämieen massgebend sein können, da sich schwere Anämieen niemals bei einer derartigen leicht verdaulichen Kost entwickeln, sondern im Gegentheil meist infolge von unzweckmässiger und schwer verdau- licher Ernährung bei gleichzeitigem Bestehen von intestinalen Stö- rungen verschiedener Art. Verf. theilt die Krankengeschichte eines an schwerer Anämie verstorbenen Knaben mit, bei dem sich als Mittelpunkt der Erkrankung ein schwerer chronischer Darmkatarrh nachweisen liess, von welchem aus reizende Stoffe auf dem Ffort- aderwege in die Leber gelangt waren und zu einer weit verbreiteten Entzündung des periportalen Gewebes geföhrt hatten, während gleich- zeitige enorme Eisenablagerungen in der Leber die hochgradige Zer- störung der Blutzellen documentirten. Wie vorsichtig man in der Deutung kurz dauernder Stoffwechselversuche sein muss, zeigen femer die Untersuchungen von Bosenqvist über den Eiweiss- umsatz bei der Bothriocephalusanämie, in der wir be- Bothrio- kanntlich ein exquisites Beispiel enterogener Anämie durch die von ^anftmicf' dem Wurme producirten Giftstoffe zu sehen haben. Eosenqvist fand in länger dauernden Stoffwechselversuchen, dass bei jeder schweren Bothriocephalusanämie Perioden gesteigerter Stickstoffaus- fuhr vorkommen, welche als Folgen toxischen Eiweisszerfalles anzu- sehen sind, und dass femer andere Perioden auftreten können, in denen aus unbekannten Ursachen diese Gifiiwirkungen nicht hervor- treten, vielmehr sogar ein Stickstoffansatz erzielt werden kann. Auch die im Verlaufe pemiciöser Anämieen auftretenden Fieberbewegungen, über deren Ursache viel gestritten worden ist, fuhrt dieser Autor auf das Eintreten stärkeren Einweisszerfalles zurück. Engel macht darauf au&aerksam, dass auch Erkrankungen oder Func- tionsunfähigkeit des Knochenmarkes an dem Zustande- kommen schwerer Anämieen schuld sein können, doch reicht das bisherige Untersuchungsmaterial noch nicht zu einer endgültigen Be- urtheilung dieser Frage aus. Ueber die Leukocyten bei pemi- ciöser Anämie berichten Strauss und Eohnstein, dass sich bei diesen Zellen stets ein aufftUiges Prävaliren der Lymphocyten flnde, und sie messen diesem Verhältniss eine hohe diagnostische Bedeu-

294

Qrawitz.

Chlorose.

Lenkooyten tung bei. Dem gegenüber fanden Bloch und Hirsch feld, dass ^^^ die lÜBchangsverhfiltnisse der Leukocyten bei diesen Anamieen keine An&mle. nennenswerthen Abweichnngen vom Normalen zeigen, sondern dass die Alteration des Blutes ausschliesslich die rothen Zellen betriffl;, ein Satz, der auch vom Referenten bisher stets vertreten worden ist, denn das einzig Bemerkenswerthe an den Leukocyten bei pemiciöser Anämie ist, dass ihre Zahl auf der Hohe der Krankheit auffikUig gering ist, während sie bei eintretenden Besserungen erheblich zu- nimmt.

Ueber Chlorose sind in diesem Jahre zwei ausftLhrliche zu- sammenfassende Abhandlungen erschienen, von welchen die eine, von Max Kahane, eine sehr sorgfUtige üebersicht über die haupt- sächUchsten litterarischen Erscheinungen auf diesem Gebiete und eine ausführliche kritische Besprechung der verschiedenen Theorieen über das eigentliche Wesen dieser JBü*ankheit bringt. Kahane ver- wirft alle Theorieen, welche die Chlorose auf Blutungen und auf patho- logische innere Secretionen zurückfuhren, und nimmt als Grund- ursache für das Leiden eine Minderwerthigkeit des blut- bildenden Apparates an, der den höheren Anforderungen an die Blutbildung zur Zeit der Geschlechtsentwickelung nicht nach- zukommen vermag. Besonders das Kapitel über die Therapie der Chlorose ist von Kahane ausfuhrlich behandelt worden und für den Practiker sehr empfehlenswerth. Die zweite zusammenfassende Arbeit ist in dem v. Leyden'schen Sammelwerke (Deutsche Klinik am Eingange des 20. Jahrhunderts) von E. Grawitz geschrieben, welcher darin seine schon im vorigen Jahrbuche erwähnte Ansicht über das Wesen der Chlorose als einer Neurose mit starker BetheiHgung des Blutsystems in ausführlicher Weise durch- führt und auch ftLr die Therapie die Consequenz gezogen hat, dass zur Heilung der Chlorose nicht ausschliesslich Beizmittel für die Blutbildung in Präge kommen, sondern dass in vielen Fällen nur die Anwendung einer „antinervösen" Therapie zu besten Erfolgen führt.

üeber Leukämie sind verschiedene casuistische Mittheilungen publicirt worden, z.B. von Sturmdorf, von Eisner und Groat über das Vorkommen von Complicationen tuberculöser Erkrankungen der Lunge, des Larynx und Pharynx mit echter Leukämie, ein com- plicirtes Verhältniss, das relativ selten zur Beobachtung kommt Von Ehrlich ist im Verein mit Lazarus und Pinkus eine aus- flihrliche Darstellung der leukämischen Erkrankungen mit besonderer Berücksichtigung der hämatologischen Veränderungen erschienen.

Leukftmie.

Krankheiten des Blutes. 295

Diese Autoren trennen nach dem Blutbefunde eine lymphatische and eine medulläre Form der Leukämie streng von einander und unterscheiden von der lymphatischen Form wiederum die häufigere acute von der chronischen selteneren Form. Die früher als be- sondere Form beschriebene lienale Leukämie ezistirt nach Ehr- lich nicht, da die Milz nur mit dem foUiculären Apparate an der leukämischen Zellproliferation theilnimmt, mithin zum lymphatischen System zu rechnen ist. Diese Anschauungen basiren auf den Theorieen Ehrlich's über die Genese der Leukocyten im allgemeinen, von denen nach seiner Lehre die granulirten Formen lediglich aus dem Knochenmark stammen und durch chemotaktische Einflüsse in die Blutbahn gelangen, während die einkernigen homogenen Formen durchweg in den lymphatischen Apparaten producirt werden und passiv in das Blut eingeschwemmt werden. Es stellt somit die medulläre Form von Ehrlich einen Process activer Einwanderung vonMarkzeUen in das Blut dar, während bei der lymphatischen Fonn mehr eine passive Ueberladung des Blutes mit Lymphocyten stattfindet. Nachdem schon früher von Fappenheim und Walz gewichtige Bedenken gegen diese Lehre erhoben waren, da auch im Knochenmarke unzweifelhaft lymphocytenähnliche Zellen producirt werden, so schliessen sich Ehrlich und seine Mitarbeiter in dieser neuesten Arbeit der älteren Anschauung von E. Neumann an, dass auch im Knochenmarke schon normalerweise eine Componente von lymphatischem Gewebe enthalten ist und dass auch dieser Antheil des Markgewebes bei der lymphatischen Leukämie in Wucherung geräth. Ob sich diese compHcirte Lehre aufrecht erhalten lassen wird, ist zweifelhaft; für die Diagnose und Praxis, d. h. für die Therapie, ist mit dieser Sonderung der Leukämie in verschiedene Formen kein Fortschritt erreicht.

Der Begriff der Pseudoleukämie ist nach wie vor ein un- Pseudo- klarer, und nachdem seit einigen Jahren zahlreiche Fälle, welche künisch das Bild der Pseudoleukämie darboten, als zur Gruppe der Drüsentuberculose gehörig erkannt worden sind, hat man sich bemiiht, diese Krankheits&Ue ätiologisch zu sondern. Am weitesten geht hierin Pinkus, welcher nur eine Form der Pseudoleukämie gelten lässt und als „wirkliche" Pseudoleukämie nur die Fälle anerkennt, bei welchen im Blute eine relative Vermehrung der Lymphocyten vorhanden ist, während alle anderen Zustände von multipler L3rmphdrüsenschwellung mit Metastasenbildung und Kachexie zur Lymphosark omatose oder zur Drüsentuberculose gerechnet werden, sobald die Lymphocytenvermehmng im Blute fehlt.

leokämie.

296

Grawitz.

Pseado- leukämle.

Banü'sohe Kraokheit.

H&morrlia-

giflche DiatbeseiL.

Dieser Ansicht gegenüber, welche die Diagnose einer Fsendolenk&mie lediglich von dem Blatbefnnde abhängig macht, wird mit Recht von E. Becker hervorgehoben, dass relative Lymphocytosen bei sehr vielen, wenn nicht gar allen Formen von Drüsenschwellangen zu beobachten sind, z. B. bei Typhus, Lues secundaria, scarlatinöser Lymphadenitis etc., so dass in diesem Blutbefunde keineswegs ein charakteristisches Zeichen pseudoleukämischer Erkrankung zu aeJami ist. Auch nach des Referenten Erfahrungen ist es ganz aus- geschlossen, den Blutbefund als das entscheidende Kriterium für Pseudoleukämie anzusprechen, da es anatomisch sichergestellte Fälle gibt, bei denen dauernd während des Lebens eine massige neutrophile Leukocytose vorhanden war. Ausserdem halte ich es f&r bedenklich, eine „wirkliche" Pseudoleukämie („falsche" Leukämie) von den falschen Formen zu trennen, da hierdurch eine CompHcirtheit der Verhältnisse geschaffen wird, die das Verständniss ausserordentlich erschwert. üeber periodisches Auftreten von Zucker im XJiin eines Pseudoleukämischen berichtet Goldschmidt. Der Zucker- gehalt (8,2 ®/o) schwand nach dem Aufhören einer febrilen Periode.

Vor einigen Jahren waren von Banti Beobachtungen über anämische Zustände mitgetheilt worden, welche mit Splenomegalie verliefen und in den späteren Stadien zu Girrhose der Leber führten. Diese FäUe wurden von Banti für primäre Erkrankungen der Milz gehalten, von welcher aus toxische Stoffe in die Circulation gelangen und zu Anämie imd besonders auch cirrhotischer Leber- veränderung fiihren sollten. Diese „Banti'sche Krankheit" ist neuerdings von Senator und Brill unter die Gruppe der als Anaemia splenica bezeichneten Formen von Pseudoleukämie ein- gereiht worden, und es lässt sich nicht bezweifeln, dass ebenso wie von multiplen Drüsenhyperplasieen aus sich eine progrediente Kachexie entwickeln kann, so auch von reinen primären Milzhypertrophieen das Gleiche entstehen kann, obwohl uns die Grundursache der Milzschwellung in diesen Fällen bisher unbekannt ist, da weder Al- koholismus noch besondere Lifectionserreger bei diesen Fällen nach- gewiesen worden sind. Für die Praxis ist sehr wichtig, dass in manchen Fällen bei rechtzeitiger Diagnose durch Exstirpation der Milz Heilung erzielt werden kann.

Das anfallsweise Auftreten von gelöstem Hämoglobin im Urin, die sog. paroxysmale Hämoglobinurie wird von Martini auf eine abnorm hohe globuUcide Kraft des Blutserums zurück- geführt, die er in einem FaUe seiner Beobachtung experimentell feststellen konnte. Dieses Blutserum erwies sich für gesunde Blut-

Krankheiten des Blutes. 297

körpercheii anderer Menschen von deletärer Wirkung, hei dem Pa- tienten seihst hliehen die rothen Zellen für gewöhnlich intact und nur, wenn durch schwächende Momente die Hesistenz der rothen Blutkörperchen herabgesetzt war, kam es zur Auflösung der Zellen und zur Hämoglobinurie. L. Michaelis beobachtete Attacken von Hämoglobinurie bei Besorption eines Blutergusses in die Bauchhöhle und nimmt an, dass sich in derartigen Fällen aus dem eigenen Blute des Körpers Hämolysine bilden und zur Auflösung von Blutzellen fuhren können.

Michelozzi konnte in einem Falle die Entstehung skorbuti- Entstehang scher Erscheinungen auf intestinale Autointoxication o^ ^^^ zurückführen und glaubt, dass diese Ursache auch bei anderen Fällen von Skorbut anzunehmen ist. Diese Ansicht bildet eine Bestätigung der im vorigen Jahrgange referirten Experimente von Jackson und Harley, die ebenfalls den Skorbut nicht auf den Mangel an Vegetabilien , sondern auf den Genuss von ver- dorbenem Fleische mit nachfolgender intestinaler Infection zurück- fahren.

So häufig Purpuraflecken bei Kachexie verschiedensten ür- Purpura Sprunges, femer bei rheumatischen Affectionen und manchen acuten '^^^^^^'^ä^^^*- Infectionskrankheiten zu beobachten sind, so selten dürjßbe ihr Vor- kommen bei Tuberculose sein. Pratt machte eine derartige Beobachtung bei einem jungen Manne mit Tuberculose der- Lungen, der 7 Wochen vor seinem Tode ausser Nasenbluten und Hämaturie auch Purpuraflecken aufwies, mithin eine schwere allgemeine hämor- rhagische Diathese zeigte, die Pratt wohl mit^Becht als Folge einer allgemeinen bacteriellen Infection betrachtet.

Litteratnr.

Becker, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 5. Derselbe, Deutsche med. Wochenschr. Nr. 42 u. 48. Bloch und Hirschfeld, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 40. Brill, The Americ. Joam. of the med. sciences, April. Ehrlich, Lazarus, Pinkus, Leukämie und Pseudoleukämie in NothnageFs Spec. Therapie Bd. VIII, L Th. Eisner und Qroat, Americ. Joum. of the med. sciences, März. C. S. Engel, Münch. med. Wochenschr. Nr. 4. Goldschmidt, Münch. med. Wochenschr. S. 1569. E. Grawitz, 1. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 52. 2. Berl. Hin. Wochenschr. Nr. 24. 8. Die Chlorose. Deutache Klinik. Bd. III. H. Hirsch- feld, BerL klin. Wochenschr. Nr. 40. Japha, Deutsche med. Wochen- schrift Nr. 14. Kahane, Die Chlorose. Berlin, Wien. Martini, Riforma med. Nr. 267 u. 268. L. Michaelis, Deutsche med. Wochen-

t l

298 Grawitz.

sehrift Nr. 4. Michel ozzi, Gazz. degli ospedali e delle clin. Nr. 14. Moritz, St. Petersburg, med. Wocheiuchr. Nr. 26. Prath, Brit. med. Jonm., 28. Sept. Rosenqvist, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 25. Senator, Berl. klin. Wochenschr. Nr. 46. y. Starck, Jahrb. f. Kinder- heilk. Bd. LH, S. 421. Sternberg, Centralbl. f. allg. Pathol. n. pathol. Anat. Nr. 15. Strauss, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XLI. Strauss nnd Rohnstein, Die Blutzusammensetzung bei den verschiedenen Anämieen. Berlin. Sturmdorf, New Yorker med. Monatsschr. S. 456. A. Wolf, Deutsche Aerzte-Zeitung Nr. 18.

2. Chirurgie

(einschliesslich der Unfalls- und Kriegschirurgie). Von Dr. Paul Wagner^ Privatdocent an der Universität Leipzig.

Allgemeine Ghimrgie. Nach den Untersuchungen von B r au n u. A. stellen sich die üblen Nachwirkungen der Aethernarkose nur bei TJeberschreitung einer übrigens individuell variablen Con- centration der Aetherdämpfe ein. Die reine Aethernarkose ist nur dann, und zwar immer, contraindicirt, wenn sie mit verdünnten Aetherd&mpfen nicht möglich ist. Es ist dann nicht die Concen- tration der Aetherdämpfe zu steigern, sondern man muss ihnen nach Bedarf und vorübergehend kleine Mengen eines intensiver wirkenden Narkoticums, wie Chloroformdampf, beimengen. Braun hat nun einen einfach zu handhabenden Apparat construirt, der erlaubt, Ghloroform- und Aetherdämpfe in beliebigen und nach Bedarf wech- selnden Verhältnissen mit einander zu mischen und den Athmungs- organen der Kranken zum Zwecke der Narkotisirung zuzuführen. Braun hat mit seinen anscheinend vollkommen unge&hrUchen Misch- narkosen sehr gute Erfolge gehabt. Eine neue Ghloroform-Sauer- stoffnarkose, die aber einen ziemlich complicirten Apparat er- fordert, empfiehlt Wohlgemut h. Der Chloroformgebrauch ist äus- serst gering. Man soll bei dieser Narkose das Gefühl haben, dass eine Asphyxie oder gar eine primäre Athmungs- oder Herzlähmung vollkommen ausgeschlossen sind. Die von Schneiderlin be- schriebene anscheinend ungefährliche Scopolamin-Morphium- narkose ist von Korff in der Schinzinger'schen Klinik nach- geprüft worden. Die Ergebnisse waren sehr günstig. Die Injections- mengen betrugen 2 dmal je 0,0004 Scopolamin und 0,01 Morphium. Nach der vor mehreren Jahren von Bier angegebenen Rücken- marksanästhesie sind bis jetzt ca. 1200 Operationen vor- genommen worden. Das in seiner Wirkung wunderbare Verfahren hat leider Öfters sehr schwere Nachwirkungen, so dass es noch nicht fiir den allgemeinen Gebrauch reif ist. Zu empfehlen ist es schon jetzt bei Damm- und Af)«eroperationen; hier fuhren geringe und un-

Aether- Chloroform-

Misoh- narkosen.

Chloroform- Sauerstoff- narkose.

Scopolamin-

Morphium-

narkose.

Rückenmarks- an&sthesie.

300 Wagner.

gefalirliche Dosen der anästhesirenden Gifte eine vortreffliche An- algesie herbei. Böntgen- Die diagnostische Verwendung der Röntgenstrahlen

strahlen, bürgert sich immer mehr und mehr in der chirurgischen Praxb ein und hat sich namentlich zur Bestimmung von Fremdkörpern und zur Diagnose bestimmter Fracturen als unentbehrliches Hülfsmittel er- wiesen. Wir erwähnen hier nur die auf andere Weise schwer nach- weisbaren Fracturen der Mittelfussknochen, die die Ursache der Fuss- oder Marschgeschwidst bilden. Eine neuere Arbeit über diesen Gegenstand verdanken wir M eis er. Auch die prognostisch so wichtigen Fracturen des Galcaneus können vielfach erst mit Hülfe des Röntgenbildes diagnosticirt werden (Hertens). Die Röntgenphotographie gestattet uns audi ohne weiteres, die ver- schiedenen Formen der Gelenkdeformitäten und Gelenk- erkrankungen, sowie die verschiedenen Stadien der G^lenk- erkrankungen zu unterscheiden. Dies ist von hervorragender Be- deutung fär das Hüftgelenk. Die Röntgenphotographie ermöglicht uns, wie kein anderes Verfahren, eine sichere Frühdiagnose osteo- myelitischer acuter Erkrankung des Hüfibgelenkes, wie der beginnenden tuberculösen Cozitis (v. Mangoldt). In der Lungenchirurgie ist die Radiographie und ganz besonders die Stereo-Radiographie in den nicht allzu seltenen Fällen besonders wichtig, wo Percussion, Auscultation und auch die Frobepunction im Stiche lassen. Sitz, Zahl und Ausdehnung der Lungenheerde können mittels der Röntgen- strahlen eventuell ganz genau bestimmt werden (Tuffier). Was die chirurgischen Affectionen anbelangt, die der Röntgentherapie mit Erfolg zuganglich gemacht werden können, so ist noch immer an erster Stelle der Lupus zu nennen ; hier sind wirklich ganz vor- zügliche Resultate erzielt worden. Die vereinzelten Mittheilungen über die theurapeutischen Wirkungen der Röntgenstrahlen bei Ulcus rodens, Hautkrebs, Sarkom (C. Beck) klingen zum Theil ganz ver- lockend, bedürfen aber jedenfalls noch weiterer Bestätigung, ^nostische Zur Sicherung der Diagnose bei ulcerirten Processen

ledentung ^^^ Speiseröhre empfiehlt Gottstein die Probeezcision sbeinciBion durch das Oesophagoskop, die bei kundiger Ausftüirung völlig ^^^ gefahrlos ist. Man muss es sich zur Regel machen, aus einem ex- iop^Bchem c^<^ürten Gewebsstückchen erst dann eine Diagnose zu stellen, wenn Wege. wir mikroskopisch ein specifisch erkranktes Gewebe, wie Carcinom, Aktinomykose u. s. w., feststellen können. Ein negatives Resultat der Untersuchung lässt die Möglichkeit eines bestehenden Carcinoms noch immer zu.

Chirurgie.

301

Die geradezu glanzenden Heilongsresultate , die Fhelps mit reiner Carbolsänre bei eiternden und tuberculösen Processen erzielt haben will, haben Honsell bewogen, in der y. Brnns'schen Klinik diese Methode einer practischen Nachprüfung zu unterziehen. Das Carbolverfahren hat sich nun bei septischen Wunden und Eiterungsprocessen als ein vortheilhafles Unterstützungs- mittel der physikalischen Maassnahmen erwiesen. Bei Verwendung von nicht mehr als 6 g reiner Carbolsäure, einer Applicationsdauer von 1 Minute und nachheriger Alkoholspülung sind von dem Carbol- verfahren weder allgemeine noch locale Schädigungen zu befurchten. Das von Tavel empfohlene neue Jodoformsalzpräparat, das Vio- form Jodchlorozychinolin wird auch von Kr ecke ausser- ordentlich gerühmt. Es sorgt f&r eine gute Trockenlegung der Wunde, es verhindert die Infection in Fällen, wo nach Lage der Wunde eine solche leicht möglich wäre, und wirkt entschieden heilungsbefordemd nach der Operation der tuberculösen Erkrankungen. Mittels der von v. Bruns vor mehreren Jahren zuerst angewandten Airolpaste kann ein hygroskopischer, rasch eintrocknender und hermetisch abschliessender Wundverband hergestellt werden; die antiseptischen Eigenschaften des Airols spielen hierbei eine mehr secundäre ItoUe. Die der Airolpaste von einigen Seiten gemachten Vorwürfe sind nach HonselTs Untersuchungen gegenstandslos. Zum raschen und sicheren Verschlusse der nach Caries und Nekrose zurückbleibenden Knochenhöhlen empfiehlt Hack mann nach den Erfahrungen an der Mosetig-Moorhof'schen Khnik die Jodo- f or mplomb e : Jodoform. 60,0 resp. 80,0, Cetacei 40,0, Ol. Sesami 20,0. Diese Plombe wird im flüssigen Zustande in die Knochenhöhle hin- eingebracht, sie erstarrt und bleibt bei der Temperatur des Organismus starr. Die Plombe ist resorptions&hig; sie schwindet im Verhältniss, wie sich aus der osteogenen Substanz, dem Perioste und Knochen- mark wieder Knochen bildet. Genauere Untersuchungen, die Schu- macher mit dem Seifenspiritus angestellt hat, haben ergeben, dass dieser, der die an ein gutes Desinfectionsmittel berechtigter- weise zu stellenden Anforderungen Erzielung möglichster Keim- armnth, Zeiterspamiss, Schonung der Haut der Hände des Operateurs und des Patienten in bisher unerreichter Weise erf&Ut, ausser Stande ist, die tiefen Lagen der Haut zu beeinflussen und zu ste- rilisiren. unter den Desinfectionsmitteln für Hände und Haut, die in ihrer Wirksamkeit dem Sublimat nicht nachstehen, nimmt nach den Untersuchungen von Blumberg das Quecksilberäthylen- diamin den ersten Bang ein. Es reizt die Haut nicht und kann

Carbols&ore.

Viofonn.

Airolpaste.

Jodoform- plombe.

Desinflcir- barkeit der Haut durch Seifen- spiritus,

durch

QueokBÜber-

äthylen-

diamin.

302 Wagner.

in seiner Concentration beliebig hoch gesteigert werden. Es ist in Pastillenfonn unter dem Namen Sablamin im HandeL Biat- Die so in Misscredit gekommene Hammelbluttransfasion

transfasion. jg^ yon Bier wieder zu Heilzwecken verwendet worden. Er glaubt, dass folgende Wirkungen der Thierbluttransftision mögUcherweise einen heilenden Einfluss auf Krankheiten ausüben können: 1. die Möglichkeit, vorübergehende Hyperämieen, auf capillarer Stauung beruhend, und seröse Durchtrankung der verschiedensten Körper- theile, auch der innersten und ganz besonders der kranken hervor- zurufen; 2. eine mächtige Anregung des Stoffwechsels und des Appetits; 8. das hohe aseptische Transfusionsfieber; 4. möglicher- weise auch die Aenderung der Blutbeschaffenheit, die die Ein- spritzungen hervorbringen. Höchst merkwürdige Bückbildungs- vorgänge sah Bier infolge der Transfusion bei Lupuskranken. Für

Nerven- und die Vanlair'sche Tubulisation der Nerven, sowie zum Schutze

Sehnennaht. ^^j. Nahtstelle bei der directen Nervennaht und bei dep Sehnennaht empfiehlt Lotheissen in 2'^/oigerFormalinlösung gehärtete GelatinerÖhrchen, die in trockener Hitze sterilisirt, reactions- los einheilen und je nach der Dauer der Formalineinwirkung nach kürzerer oder längerer Zeit vollkommen aufgelöst werden. Allen Operative den verschiedenen operativen Methoden der Echinokokken-

d^^^^r** behandlung haften eine Beihe von mehr oder weniger grossen kokken. Mängeln an, die ein neues vonBasumowsky ersonnenes Verfahren zu vermeiden sucht. Nach Entfernung der Echinokokken wird der Sack durch doppelte schlingenftrmige Matratzennaht geschlossen« Diese Nähte vereinigen die Wundränder des Sackes nach dem Typus der Lembert'schen Nähte und fixiren zugleich die genähte Stelle an die vordere Bauchwand oder genauer an die vernähte Wunde der Bauchwaud. Die Enden der Fäden werden nach aussen heraus- gef&hrt und über Gazestreifen geknotet. Im Falle eines regelrechten aseptischen Heilungsverlaufes werden die Schlingennähte in 8 bis 10 Tagen entfernt; treten Complicationen ein, so kann der ge- schlossene Sack mit leichter Mühe sofort in einen 'offenen verwandelt werden. Die Echinococcotomie nach Posadas-Bobrow be- steht darin, nicht vereiterte Echinococcuscysten, wenn sie wegen Verwachsungen oder wegen ihrer Localisation in lebenswichtigen Organen nicht vollständig entfernt werden können, nach der Incision und Entleerung vollkommen zu vernähen. Es kann dann schnelle Heilung innerhalb 8 4 Wochen eintreten. Auch Orlow hat 5 Echinococcuscysten nach dieser Methode operirt, und zwar mit günstigem Ausgange. Im allgemeinen ist aber bei dem neuen Ver-

Chirurgie. 303

fahren die Mortalität noch grösser als bei den mit Drainage be- handelten Fällen. Orlow hält das Fosadas-Bobrow'sche Ver- fahren in seiner gegenwärtigen Form noch ftU* unvollkommen. Einen grossen nnd besonders gebauten Mnrphyknopf hat Payr con- Dickdarm- stmirti mn damit eine bequeme Versorgung des proximalen Darm- Operationen. endes bei Besectio und Amputatio recti zu ermöglichen. Die Vortheile des Verfahrens sind Schnelligkeit, Sicherheit gegen das Zurückgleiten des durch die Analportion durchgezogenen Darms, Gewähr möglichster Beinlichkeit. Solche Knöpfe eignen sich auch für Colostomieen oder als Palliativoperationen dienende Colotomieen. Das Verfahren von Gersuny, durch Einspritzung von ver- Erzeugung flüssigtem Vaselin subcutane Prothesen zu erzeugen, ist »^^o*^^®^ auch in der v. Bergmann'schen Klinik experimentell und practisch prothesen. geprüft worden. Stein hat zunächst festgestellt, dass das ParafBn nicht toxisch wirkt und dass bei subcutanen Injectionen auch keine Lungenembolieen zu befürchten sind. Die Technik der Methode ist nicht ganz leicht, ihre Verwendung ausserordentlich mannigfaltig. Eingehende Studien über die Pathologie der Verbrennung haben Wilms zu dem Ergebnisse geführt, dass die Todesursache Ursache des nach ausgedehnten Hautverbrennungen in zwei wesent- Todes nach liehen Factoren zu suchen ist: in einer Schädigung des Stoffwechsels Haut- durch Zerfallsproducte des Eiweisses und in einer Verarmung des Verbrennung. G^ftsssystems durch die enorme Ausscheidung von Blutplasma ans den verbrannten Stellen. Letzterer Factor kommt namentlich bei den Verbrennxmgen zweiten Grades, ersterer bei denen dritten Grades in Betracht. Therapeutisch empfiehlt Wilms neben strengster Antisepsis namentlich auch eine möglichst reichliche Flüssigkeits- Kofohr. In einer Brcihe von Erfrierungsfällen, meist chro- Behandlung nischer Art, hat Ritter sehr gute Erfolge mit der arteriellen Hyper- -.^®'^ ämie erzielt, wie wir sie nach Bier in kräftigster Weise mit Heiss- luftapparaten erreichen. In schnellster Zeit trat bei allen Kranken ein Nachlass der Schwellung auf. Die Schmerzen verschwanden sehr bald, das Jucken und Brennen hörte auf. Die Blasen trockneten ein, und die entstehenden Borken lösten sich in kurzer Zeit. Die Beweglichkeit in den erfrorenen Gliedern kehrte oft nach einer ein- maligen Heissluftbehandlung zurück. Die Geschwüre verkleinerten sich von Tag zu Tag. Die Heilungsdauer betrug im allgemeinen 6 20 Tage bei täglicher Anwendxmg (V« */« Stunde lang). Die Handhabung der aseptischen, möglichst conservativen Behand- lung der offenen Fracturen der Gliedmaassen muss nach den von Franke mitgetheilten Beobachtungen aus der v. Bra-

304 Wagner.

Behandlang mann'schen Klinik eine verschiedene sein, je nachdem es sich um compUcirter ^jj^fn^g Darchstechungsfracturen, um Fractnren mit grösseren Weich- theilwunden oder bereits septisch inficirte Wunden und Fracturen handelt. Bei einfachen Durchstechungsfracturen Säuberung und aseptischer Verband; bei stark gequetschten und inficirten Wunden sorgäHtige Revision der Wunde, Entspannungsschnitte, Tamponade; bei schwererer septischer Infection ausgiebige Spaltungen bis in aUe Winkel und Taschen der Wunde. Ganz ähnliche Gesichtspunkte gelten fttr die Behandlung complicirter Schädelfracturen. Was hier die Deckung von zurückbleibenden Defecten anbelangt, so ergab sich, dass sowohl die Einheilung frischer gelöster Splitter und die Autoplastik von anderen Stellen gelingt, wie auch die Einheilung älterer Knochenstücke, nachdem dieselben gründlich ausgekocht sind. Wenn sich alle Chirurgen darüber einig sind, dass bei OperatiTe schlecht geheilten, alten Fracturen mit Schädigung der Func- Behaudinng ^^^ ^^ blutiger Eingriff geboten erscheint, so ist es nach Roth-

irreponibler o o o i

Fracturen. schild's Meinung entschieden richtiger, bei Knochenbrüchen, die auf unblutigem Wege eine Reposition und Retention der Fragmente nicht gestatten, von vorneherein die Fragmente freizulegen und richtig zu stellen. Rehn hat bei 40 Kranken 45 Fracturen auf blutigem Wege reponirt, d. h. eine Knochennaht ausgeführt oder einen Elfen- beinstifb eingelegt. Die Resultate waren im grossen und ganzen sehr zufriedenstellend, wenn auch ein Fall durch Infection tödüich endete. Nach den Erfahrungen von Eichel gibt es kein absolut Subcutane sicheres Symptom fiir die Erkennung einer intraperitonealen

'"ßa**^^^* Blutung. Bei einem Kranken, der ein Bauchtrauma erlitten hat,

biutungen. können wir eine bezügliche Diagnose dann stellen, w«nn derselbe aus dem vorhandenen Shock sich nicht erholt und wenn das an- fänglich gute oder leidliche Allgemeinbefinden sich nach kurzer Zeit verschlechtert und im besonderen ein rapides Schneller- und Kleiner- werden des Pulses eintritt. Die Diagnose wird unterstützt durch den Nachweis einer Dämpfung im Bauche, durch starre Gontractor der Bauchdecken sowie durch eine locale oder allgemeine Schmerz- hafbigkeit des Abdomens. Therapeutisch empfiehlt sich eine mög- lichst frühzeitige Vornahme der Laparotomie, auch bei nicht direct das Leben bedrohenden Blutungen. Schjerning gibt in kurzen Bchuss- Zügen ein Bild der Schussverletzungen durch die modernen

^durch^duT* ^ö^ierwaffen. Er bespricht zunächst die Schusswunden der modemei^ Artüleriegeschosse (Schrapnells und Granaten) und geht dann auf

Feuerwaflfen. ^q Verletzungen durch die HandfeuerwafPen über. Die früher ge- wonnenen Versuchsresultate sind im wesentlichen durch die Erfah-

Chirurgie. 305

rungen der jüngsten Feldzüge best&tigt worden. JedenfaUs ist das Mantelgeschoss nur mit Vorsicht als ein durchaus humanes zu be- zeichnen. Bezüglich der Behandlung der Bauchschüsse spricht sich Schjerning dahin aus, dass bei vorhandener Indication zur Ope- ration jeder perforirende Bauchschuss, wenn er innerhalb der ersten 12 14 Stunden dem Chirurgen so vorgeführt wird, dass eine Laparo« tomie unter einigermaassen gesicherten Verhältnissen, und ohne dass ein nochmaliger Transport des Operirten erforderlich ist, vor- genommen werden kann, zur Operation gelangen soll. Die Befürch- tung, dass die ungewöhnlich günstigen Besultate der conservativen Behandlung der Bauchschüsse im südafrikanischen Kriege auch Behandiuns auf die Friedenspraxis übertragen werden könnten, hat Petersen ^^

zu einer eingehenden Darlegung der Verhältnisse veranlasst. Er schttsse. kommt zu folgenden Ergebnissen: Bezüglich der Behandlung der Bauchschüsse sind die Erfahrungen des südafrikanischen Krieges in keiner Weise maassgebend für unsere Friedensverhältnisse; die JBedingungen der Operation waren dort viel ungünstiger, die Be- dingungen der Selbstheilung dagegen viel günstiger als bei uns im Frieden. Bei jedem Bauchschuss ist bei dringendem Verdacht auf Perforation die sofortige Operation unbedingt angezeigt. Da in der ersten Zeit die Diagnose meist unsicher ist, da zugleich mit jeder Stunde des Abwartens die Prognose der Operation ungünstiger wird, so ist jedes Abwarten viel gefährlicher als die Probeincision. Ab- wartende Behandlung kann jedenfalls nur gestattet sein unter dauernder sachgemässer Aufsicht.

üeber die Entstehung von Tumoren, Tuberculose und Entstehung

anderen Organerkrankungen nach Einwirkung stumpfer Qe- von Tumoren, , , 4 ,, T^. T .. TT. , Tuberculose

walt (unter Ausschluss von Fracturen, Luxationen, Hermen und „,1^ anderen

traumatischen Neurosen) hat Jordan eingehende Untersuchungen Organ- mit besonderem Binblick auf die ünfallgesetzgebung angestellt. Er ^^^^^ e^^^ kommt zu dem Schluss, dass dem Trauma für die Entwickelung Wirkung der Carcinome nur eine ganz minimale Bedeutung zukommt, für die stumpfer der Sarkome ebenfalls nur eine sehr geringe. Die traumatische Aetiologie spielt vorzugsweise bei den Eztremitätensarkomen eine Bolle. Auch bei der Tuberculose ist die traumatische Aetiologie jedenfalls sehr selten, sicher und häufig dagegen bei der acuten Osteomyelitis. Auch zwischen Appendicitis und Trauma wird öfters ein Causalzusammenhang beobachtet. lieber den Zusammenhang zwischen Trauma und Gelenktuberculose sind eine Reihe von experimentellen Versuchen unternommen worden. Die* auf An- regung von V. Bruns von Honseil ausgeftlhrten Experimente Jalurbuch der practischen Medlcin. 190S. 20

306

Wagner.

Tnoma und Qelenk- taberottlose.

Behandlung der

Yaricen und yariodsen Phlebitis.

Primftre

Myositis

pOTolenta.

Tetanus

nach

subcutanen

Gelatine-

i^Jectionen.

fiüirten zu folgenden Ergebnissen: Die Annahme, dass ein innerer Zusammenhang zwischen Tuberculose und Trauma vorhanden sein kann, entbehrt bisher noch der experimentellen Grundlage. Die vorliegenden Versuche machen es unwahrscheinlich, dass sich die Tuberculose durch ein Trauma an einer bestimmten Stelle localisiren lässt. Wenn, was von vorneherein nicht zu bestreiten ist, trotz« dem oft ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Trauma und Tuberculose besteht, so findet derselbe wohl in der Weise statt, dass durch das Trauma die Tuberculose aus einem klinisch latenten in einen manifesten Zustand ftbergeföhrt wird. Unter 1729 Fällen von Knochen- und Gelenktuberculose , die innerhalb 20 Jahren in der Tübinger chirurgischen Klinik zur Beobachtung kamen, waren 242 = 14*/e wahrscheinlich traumatischen Ursprungs.

Um die nach der Trendelenburg'schen Operation der Varicen öfters vorkommenden Recidive und Thrombosen möglichst zu verhüten, empfiehlt Karewski in allen Fällen, die überhaupt zur Operation geeignet erscheinen, so zu verfahren, dass man die Varicen exstirpirt und die abfahrende Vene so weit hinauf resecirt, wie solche noch erweitert oder erkrankt erscheint. Das gleiche operative Vorgehen hat Karewski auch mit Erfolg in Fällen von frischer varicöser Phlebitis angewendet. Herz empfiehlt nach dem Vorgehen von Habs die Trendelenburg'sche Operation in der Weise auszuftlhren, dass man an der Grenze zwischen mittlerem und unterem Drittel des Unterschenkels einen 6 10 cm langen Querschnitt macht und die V. saphena und ihre sämmtlichen auffind- baren Aeste möglichst ausgedehnt resecirt.

Innerhalb der letzten 8 Jahre wurden an der v. Bruns'schen Klinik 9 Fälle von sog. primärer oder idiopathischer Myo- sitis purulenta beobachtet, über die Hon seil ausführlicher be- richtet. SämmtUche Fälle waren leichterer Natur und trugen in- sofern einen gemeinsamen Stempel, als sich jeweils bei einem bis dahin vöUig gesunden Menschen, d. h. nicht im Anschluss an eine bereits vorhandene manifeste Eiterung plötzlich unter Fieber und starken Schmerzen eine Muskelentzündung einstellte, die bald ab- scedirte und nach Incision in wenigen Tagen zur Ausheilung kam« Als alleiniger Krankheitserreger wurde stets der Staphylococcns pyogenes aureus nachgewiesen.

Nach subcutanen Gelatineinjectionen wegen Blutungen ist von Gerulan 08 und Georgi je ein Fall von schwerstem Tetanns beobachtet worden. Beide Fälle endeten trotz sofortiger Injection Yoa Tetanusserum rasch tödtlich. Die Fälle beweisen die enorme Wich-

Chirurgie. 307

tigkeit der Sterilität der Oelatinelösungen. Das Heilserum Tetaans- gegen Tetanus hat sich bisher absolut nicht als zuverlässiges ^^ ^"^' Mittel erwiesen. Solange aber nichts Besseres zu Gebote steht, ist es besonders bei den schweren F&Uen unsere Pflicht, alle Mittel und Wege zu versuchen, die nur irgend welchen Nutzen versprechen können. Dazu gehört, wie namentlich Lex er hervorhebt, womöglich gleichzeitig mit der ersten Seruminjection die Amputation grösserer und kleinerer Gliedabschnitte ebenso gut als der Versuch, durch cerebrale oder spinale Ixgectionen des Serums den Hauptsitz der Giftwirkung, die lebenswichtigen Kerne der Medulla oblongata besser zu erreichen. Man wäre vorläufig zufrieden, wenn sich die Prognose der schweren Tetanusftlle unter der Serumbehandlung, auch mit Amputation im geeigneten Falle bessern wollte. Es ist selbstverständlich, dass man nach erkanntem Tetanus die Wunde, von der er ausgeht, besonders auf zur&ckgebUebene Sohmutzpartikel, Holzsplitter u. s. w., an denen die Erreger bekanntlich am häufigsten haften, untersucht und sie davon befreit, wo dies bei der ersten Versorgung der Wunde unterblieben ist. Die Hoffnung, durch anti- septische Mittel den Tetanusbacillus in der Wunde zu vernichten, hat man mit Recht schon lange angegeben. Dagegen empfiehlt sich das gründliche Ausschneiden kleiner Wunden, während man bei grösseren vor allen Dingen durch Beseitigung von XJnterminirungen der Haut und von Gewebetaschen und -fetzen und durch aseptische offene Wundbehandlung besonders Fäulnissprocesse abzuhalten sucht. Sitzen aber diese Verletzungen an den Fingern oder Zehen, so ist die Infectionspforte leicht und grundlich durch Abtragung eines Gliedes zu beseitigen, oder handelt es sich an den Extremitäten um ausgedehnte Zermalmungen und Zerreissungen der Gewebe, so ist es unsere Pflicht, Eingangspforte und Intoxicationsheerd durch Am- putation zu entfernen, um eine weitere ToxinbUdung und -aufnähme zu verhindern. Im Anschluss an diese Betrachtungen theilt Lexer aus der v. Bergmann'schen Klinik einen Fall von schwerstem Tetanus nach complicirter septischer Vorderarmfractur mit. Durch subcutane, intravenöse und cerebrale Seruminjectionen, sowie durch Amputatio humeri wurde schliesslich Heilxmg erzielt. Die Urtheile über den therapeutischen Werth des Tetanusantitoxins an sich sind noch immer sehr schwankend; sichere Heilungen acuter Tetanusflllle durch die Serumtherapie allein gehören entschieden zu den Selten- heiten. Auch Wilms kann aus der Leipziger medicinischen Klinik nur über 4 ungünstig verlaufene acute Tetanusftlle berichten, trotz- dem bei ihnen die beiden Bedingungen, die v. Behring bei statistisch

308

Wagner.

Aetiologie

des Erysipels.

Behandlang

des

Erysipels

mit Semm

von an

Erysipel

erkrankten

Individuen.

Wund- diphtherie.

Osteomyelitis der langen Röhren- knochen.

verwerfchbaren Fällen voraussetzt: Injection in den ersten 30 Stunden und Injection von mindestens 100 A.-E. mehr als erf&llt waren. Von den verschiedenen Methoden der Antitozinbehandlang des Tetanus scheint die Duralinfusion theoretisch und practisch die günstigsten Resultate zu geben. Bisher sind nur erst wenige Prüfungen mit der Duralinfusion beim Menschen angestellt worden. V. Leyden hat einschliesslich 2:weier eigener gunstig verlaufener Fälle 11 Beobachtungen zusammengestellt: die 5 zuletzt operirten Kranken genasen sämmtlich. Experimentelle sowohl wie klinische Erfahrungen ergeben mit Sicherheit, dass das Erysipel ätiologisch keine specifische Erkrankung ist. Das menschliche Erysipel wird in der Kegel durch Streptococcus pyogenes verursacht, kann aber auch durch Staphylococcus aureus hervorgerufen werden. Die Frage, ob auch die facultativen Eitererreger, wie Pneumokokken, Bact. coli, Typhusbacillen beim Menschen Erysipel machen können, ist nach Jordan's Untersuchungen noch als eine offene zu bezeichnen. Das Erysipel zeigt weitgehende Analogieen mit der acuten Osteo- myelitis. Jez hat die Eigenschaften des Blutserums von an Ery- sipel erkrankten Menschen geprüft und dasselbe bei Behandlung des Gesichtsrothlaufes mit gutem Erfolge mehrmals angewendet. Von dem Serum wurden stets demselben Kranken, von dem das Blut stammte, je nach der Schwere seiner Krankheit 1 10 g sub- cutan injicirt. Die Temperatur wurde nach 24 48 Stunden normal, die Böthung war schon einige Stunden nach der Injection weniger intensiv, unangenehme Nebenerscheinungen wurden nicht beob- achtet. — Durch eine Beihe einwandsfreier Untersuchungen ist es sichergestellt worden, dass auch die Diphtheriebacillen aus- nahmsweise der Grund von Abscessen, subcutanen Infectionen u. s. w. sein können, und zwar ohne dass sich diese Infectionen klinisch von anderen unterscheiden, in denen der Diphtheriebacillus fehlt. Drei solcher Beobachtungen sind kürzlich von Tavel mitgetheilt worden. Ueber die Osteomyelitis der langen Röhrenknochen, be- sonders in Bezug auf die Epiphysenknorpelfuge und die begleiten- den Gelenkaffectionen hat Beiss interessante Beobachtungen aus der V. Bergmann'schen Klinik mitgetheilt. Er fand folgendes: Bei theilweiser Zerstörung der Knorpelfage ist eine Wiederher- stellung möglich, die zu vollkommen normalem Wachsthum fährt. In der Mehrzahl der Fälle von theilweiser Zerstörung der Knorpel- fuge, auch wo makroskopisch noch ein TheU normal erscheint, tritt Ersatz der ganzen Knorpelfuge durch knöcherne Callusmassen ein. Bei diaphysärem Sitze der Osteomyelitis findet nach Epiphysen-

Chirurgie. 309

löBimg in keinem Falle eine Regeneration des Epiphysenknorpels statt, sondern die Verbindung zwischen Diaphyse und Epiphyse wird durch knöcherne Callusmassen hergestellt. Sitsst der primäre Heerd der Osteomyelitis in der Epiphys'^, so übt die Epiphysenlösung an und f^ sich keinen Einfluss auf die Wachsthumsvorg&nge aus. Schreitet aber der Process auf die Diaphyse fort und zerstört dabei die der 'Diaphyse zunfichst gelegenen Schichten der Knorpelfuge theilweise oder ganz, so erhält man einen dauernden Defect der Knorpelfuge und somit Störungen des Wachsthums.

Die Resultate der Zimmtsäurebehandlung bei chirur- Zimmtsftnre- gischer Tuberculose werden von Landerer und seinen Schülern ^«^^^"*8 sehr hoch geschätzt. Nachprüfungen sind erst nur wenige mit- ohirorgisclieT getheilt worden, so von Niehues, der in der Bonner chirurgischen Taberciüofle. Klinik 66 Kranke mit intravenösen Hetoleinspritzungen behandelt hat. Nebenher ging die Behandlung mit Extension, Gripsverbänden und häufig auch localen Jodoformglycerininjectionen. „Wir haben,^ sagt Niehues, „unter unseren Fällen manche Kranke gesehen, bei denen die Zimmtsäure geholfen haben kann; dass wir die Heilung aber allein oder auch nur grösstentheils ihr zuzuschreiben haben, ist nicht erwiesen. Eine richtige Beurtheilung ihrer Wirkimg läset sich erst an der Hand einer grösseren Statistik, als die aus L ander er's und meinen Fällen zusammengestellt ist, ermöglichen. Hierzu bedürfen wir einer allgemeineren Nachprüfung; zu einer solchen möchte ich natürlich unter Zuhülfenahme der hygienisch- diätetischen und anderen Heilmethoden durch meine Ausfuhrungen aufgefordert haben, um so mehr, als die Zimmtsäurebehandlung irgend welche schädlichen Nebenwirkungen nicht besitzt.^' Ein- gehende histologische Untersuchungen haben A. Fraenkel zu dem Wand- Ergebnisse geführt, dass dem Jodoform eine specifische Wirkung Behandlung auf das tuberculose Gewebe nicht zukommt. Die Jodoformwirkung Operationen auf die Gewebe setzt sich aus zwei Componenten zusammen : aus wegen locaier der entzündungserregenden, die auf bacterielle Beimengungen des ^h®'®*^***®- Pulvers zurückzufuhren ist, und aus der mechanischen Wirkung des Pulvers als solchen, aus dessen Fremdkörperwirkung, die eine ausser- ordentlich stark fibroplastische ist. Nur die letztere Wirkung ist erwünscht und kann in gleicher Weise durch Carbo ossium puris- simus sterilisatus hervorgerufen werden. Die Knochenkohle wird entweder in Glycerinemulsion oder als reines Pulver oder endlich als lockere Knochenkohlengazetamponade angewendet. Die auf diese Weise erzielten Kesultate sind jenen bei Jodoformanwendung gleich- werthig.

310

Wagner.

Zerstörung Bei Geschwulstexstirpationen, namentlich wenn sie mittels

wbi t- ^^^^^^^^^^^ vorgenommen werden müssen, ist immer eine Implan-

resten durch tation von Geschwnlstkeimen za befurchten. Für diese Fälle empfiehlt

heisses Ehrhardt nach Erfedirnngen an der KOnigsberger chirurgischen

Klinik eine Behandlung der Wunden mit siedendem

Wasser, das nach etwa einer Minute wieder ausgetupft wird. Die

prima Intentio wird dadurch nicht verhindert.

Wasser.

Sch&del- Himsohflsse

aus unmittelbarer

Nahe.

Totale Oberhiefer- resection und Inhalations- narkose.

Carotis-

unter-

bindnngen

als Vor- operationen der Ober- kiefer- resectionen.

Specielle Chirurgie. Kopf. Sehr interessante Beobachtungen von Schädel-Hirnschüssen aus unmittelbarer Nähe mittels des schweizerischen Bepetirgewehrs Modell 1889 sind von Kroen- lein mitgetheilt. Dreimal wurde bei solchen Schüssen ein Schuss- e£Pect constatirt, der als Exenteratio cranii bezeichnet werden kann. Das Charakteristische dieser Schussverletzung ist die Heraus- schleuderung des im grossen und ganzen unversehrten Grosshims aus der weit zertrümmerten Schädelkapsel. Nach den bisherigen Beobachtungen verlief der Schusskanal jeweils nahe der Schädel- basis, und der Schuss erfolgte ans einer Entfernung von wenigen Oentimetem bis zu 7 m. Zweimal wurde bei perforirenden Schädel-Himschüssen der Ausgang in Heilung beobachtet, trotz- dem beide Male der Schuss aus unmittelbarer Nähe und bei Voll- ladung auf den Schädel abgegeben worden war. Charakteristisch und wohl auch erforderlich fbr solche glückliche Ausgänge ist die tangentiale Schussrichtung und der damit zusammenhängende Um- stand, dass nur ein kleines Segment der Ghrosshimhemisphären von dem Projectil perforirt wird. Der noch immer ungewöhnlich hohe unmittelbare Mortalitätsprocentsatz nach totalen Oberkie-fer- resectionen muss nach Kroenlein's Ansicht in der Hauptsache der Narkose zur Last gelegt werden. Jede Art von Narkose ist hier ge&hrlich. Kroenlein flihrt die eigentliche Besection ohne jede Narkose aus vorherige Morphiumiiijection ; von S5 Total- resecirten starb nur einer 6 Tage nach der Operation an septischer Meningitis (Operationsmortalität = 2,8 ^/o). Entgegen der Ansicht vieler anderer Autoren glaubt Schlatter, dass sich bei Ober- kieferresectionen durch Anlegung einer präliminaren Carotisunterbindung Blutverlust und die Gefahr der Blut- aspiration bedeutend herabsetzen lassen. In weitaus den meisten Fällen wird die Ligatur der Carotis ext. allein genügen; sie soll eine dauernde sein. In AusnahmefclUen ist man zur Unterbindung der Carotis communis gezwungen; letztere scheint in Form einer temporären Constriction gefahrloser zu sein als die dauernde

Chimrg^e.

311

Ligatur. Von 80 Zungenkrebskranken, die innerhalb der letzten 12 Jahre in der Czerny'schen Klinik operirt wurden, sind 7 = 90,5 ^/o seit 8V* H Jahren definitiv geheilt. Die Heilongs«» resultate der mit dem Thermocanter behandelten Fälle waren wesentlich günstiger, obwohl es sich meist nm ziemlich ausgedehnte Geschwülste handelte. Auch der Heilverlauf, der zwar etwas Itogere Zeit in Anspruch nahm, war in den thermocauterisirten Fällen weniger complicirt als in den anderen Fällen.

Hals. Bei malignen Strumen werden nicht selten Venen- thrombosen beobachtet, die sich bis in die oberflächlichen Venen des Kropfes und bis in die subcutanen Venen am Halse fortsetzen und so von aussen nachweisbar sind. Um in zweifelhaften Fällen die Diagnose zu sichern, hat v. Bruns, wie Hahn berichtet, in 2 Fällen eine Frobeexcision aus dem Venenthrombus vor- genommen behufs histologischer Untersuchung und Feststellung der Diagnose. Die grossartigen Resultate, die heutzutage bei Kropf- operationen erzielt werden, finden wiederum Bestätigung in dem von Kocher mitgetheilten Bericht über ein zweites Tausend Kropf- excisionen. Von 929 gutartigen Strumen starben nur 4, von 27 malignen Strumen 6, von 20 Strumitisoperirten 2, von 20 Basedow- kranken 2. Ganz besonderes Interesse beanspruchen 22 Fälle von {Struma intrathoracica; bei allen ist die Operation glücklich ab- gelaufen. Sehr bemerkenswerth sind auch die Versuche, durch Phosphorzufuhr den Jodgehalt der Schilddrüse zu vermehren und dadurch die Schilddrüse zu verkleinem und consistenter zu machen.

Thorax. In der Münchener chirurgischen Klinik kamen nach den Angaben von Gebele in den letzten 10 Jahren 869 Brust- drüsengeschwülste zur Beobachtung, nämUch 806 Carcinome, 34 Sarkome, 19 benigne Tumoren. Die 806 Carcinome beziehen sich auf 260 Kranke, von denen 189 operirt wurden. 82 = 16,9 ^/o sind 8 Jahre und darüber recidivfrei. Von 80 wegen Sarkom Operirten sind 20 8 Jahre und länger recidivfrei. Einen grösseren Beitrag zur Statistik des Mammacarcinoms theilt G u 1 e k e aus der V. Bergmann'schen Klinik mit. Unter 888 Operirten be- trug die operative Mortalität 8,1®/». Zur Berechnung der Dauer- erfolge waren 882 Operirte verwerthbar: 110 = 28,79 ^/o sind mindestens 8 Jahre recidivfrei geblieben, v. Bergmann operirt in den letzten Jahren nach der Heidenhain'schen Methode; die noch radicaleren Verfahren von Helferich, Botter, Halsted, Oheyne hält er nur in AusnahmefiUlen für indicirt. Wie sehr mit der Verbesserung der Operlitionsmethoden die endgültigen Resultate

Zur Statistik

des Znngen-

oaroinoms.

Diagnostik

der malignen Strömen.

Kropf* excision.

BmstdrQsen- gesohwülste.

312

Wagner.

im Herzen.

der operativen Behandlung der bösartigen Bnistdrüsengeschwülste sich g&nstiger gestalten, geht auch wieder aus einer der v. Eisels- berg'sohen Klinik entstammenden Arbeit von Bosenstein her- vor. Der Ausräumung der Achseldrüsen hat man weiterhin die Entfernung der Fascia pectoralis, des M. pectoralis major und minor und auch der Claviculardrüsen hinzugeftgt. 27,2 ®/o der Operirten sind mindestens 8 Jahre seit der Mamma-Amputation reddivfrei. 54,1 ^/o der Operirten leben über 1 Jahr ohne Becidiv. Fremdkörper Interessante experimentelle Untersuchungen über die Fremdkörper im Herzen sind von v. Oppel angestellt worden. Auf Ghrund derselben, sowie auf Grund der bisher vorliegenden Casuistik konmit er zu folgenden Ergebnissen: Nadeln, die in das Herz eines Men* sehen eingedrungen sind, müssen so schnell wie nur irgend möglich extrahirt werden. Vorangehende Freilegung des Herzens ist, hUlB die Extraction der Nadel in der ersten Zeit nach der Verletzung vorgenommen wird, nicht unbedingt nöthig, hftngt aber von den Besonderheiten des Falles ab. Nach Verlauf von 2 5 Tagen ist die Nadelextraction selbst bei vorangehender Freilegung des Herzens mit äusserster Gefahr verknüpft. Unter günstigen Verhältnissen können Nadeln in das Herz von Menschen und Thieren einheilen. Die Extraction von grösseren Fremdkörpern aus dem Herzen muss unbedingt bei vorheriger Freilegung des Herzens stattfinden. Aus den bisherigen Erfahrungen über Lungenchirurgie, denen sich die von Borchert aus der Körte'schen chirurgischen Abtheüung veröffentlichten anschliessen, geht hervor, dass die chirurgische Er- öffnung von Zerfallsheerden in der Lunge, die nicht durch Tuber- culose hervorgerufen sind, eine vollberechtigte Operation ist. In erster Linie bilden uniloculäre, acut oder subacut entstandene grössere Zerfallshöhlen gute Aussichten; bronchiektatische Cavemen sind nicht günstig fttr die Heilung durch Operation, weil sie fast stets multipel sind. Zur Erzielung von Pleura- Adhäsionen , wo solche nicht ge- bildet sind, ist die Fleuranaht in erster Linie zu verwenden. Wo diese nicht durchftlhrbar erscheint, ist Tamponade und zweizeitiges Operiren am Platze.

B^noh. Sehr interessante und eingehende Untersuchungen über die Therapie der tuberculösen Peritonitis sind in der Bremer chirurgischen Klinik von Lauper angestellt worden. Danach ist diese Krankheit einer spontanen Heilung in gewissem Grade fthig. Den weitaus günstigsten Verlauf zeigen aber die operativ behandelten FäUe, besonders diejenigen, bei denen der primäre Heerd, wie z. B. eine erkrankte Tube, entfernt werden

Lungen- chiinrgie.

Peritonitis tobercnlosa.

Chirurgie. 313

konnte. Die Laparotomie, die, in richtiger Beschränkung ausgeführt, völlig nngefthrlich ist, ist nicht nur für die serösen Formen, sondern auch bei den adhäsiven Entzündungen, bei denen oft durch Lösen von Adhäsionen die bestehenden Beussymptome gehoben werden können, indicirt. Die operative Behandlung zeigt ihre segensreiche Wirkung namentlich dann, wenn neben ihr die Besserung der hygienischen Verhältnisse, Bettruhe, Regelung der Diät u. s. w. Berücksichtigung finden. Die chirurgische Behandlung des Ohlrnrsisobe Magengeschwürs und seiner Folgezustände ist namentlich ^*^^i'*'*« auch nach den neuesten Erfahrungen von Körte und Herzfeld geschwfirs als eine wichtige Bereicherung unseres Könnens anzusehen. Sie ist ^"^^ seiner geeignet in den Fällen, wo die interne Behandlung, die stets zu- znstta^e nächst ausgiebig anzuwenden ist, versagt, noch schöne Heilerfolge zu erzielen. Li erster Linie erfordern die durch Vemarbung eines Magengeschwürs entstandenen Stenosen des Pylorus xmd nach* folgenden Magenerweiterungen die Operation. Der Normaleingriff ist hier die Anlegung der Magendarmfistel, seltener kommt die Resection in Frage. Li zweiter Linie können andauernde und hoch- gradige Ulcusbeschwerden, die der internen Behandlung widerstehen, also Schmerzen und häufige kleine Blutungen die Operation er- fordern. Die Resection ist da, wo sie ausfuhrbar ist, die radicalere, aber auch eingreifendere Behandlung. Häufiger kommt auch hier die Ghurtaroenterostomie in Frage, die die Heilung des Magen- geschwürs mächtig unterstützt. Die Ansichten über den Werth des Murphyknopfes gehen noch immer aus einander, wenn auch die Prothesen Mehräsahl der Autoren der Ansicht ist, dass es sich um eine sehr ,1^^^^^.' nützliche Erfindung handelt , der leider nur eine Anzahl von Nach- vereinignngeii iheilen anhaftet, nämlich seine Schwere, seine Ghrösse und seine ünzersetzUchkeit im Magendarmkanal. Will man nun die Vortheile des Murphyknopfes beibehalten und die Nachtheile vermeiden, so kommt man zu folgendem Princip: Der Knopf muss so lange an der Anastomose haften, bis die eingeklemmte nekrotische Darmwand abgestossen worden ist. Nach seinem Abfallen muss derselbe aber im Magen oder Darm schnell und vollständig verdaut werden. Dieses Princip ist unter anderen von Kelling aufgestellt worden, der ELnöpfe aus einem Stücke entkalkten Elfenbeines hergestellt hatj die zum Schutze gegen zu schnelle Verdauung mit Gummi überzogen werden. Nach den bisherigen Erfahrungen, die auch durch die neuesten Mittheilungen von Hügel bestätigt werden, ist bei der operativen Therapie der Dickdarmtuberculose in {edem FaUe, so lange der erkrankte Darmabschnitt beweglich

314 Wagner.

neocöcale and nicht allzu gross ist, wo keine tabercolöse Erkrankung der Resectionen regionären Lymphdrüsen besteht und auch der Kranke keine Lungen- tabercttiose. erscheinungen zeigt, die Darmresection am Platze. Ist diese un- möglich, dann ist die complete Darmausschaltung mit totaler Vorlagerung der ausgeschalteten Darmpartieen und nur temporärem Verschlusse der Enden des Schaltstückes anzurathen, da nur auf diese Weise die besten Bedingungen zu einer definitiven Heilung der Colontuberculose gegeben sind. Die Frage, ob und wann ein Epitj-phiitis. Fall von Epityph litis aus der inneren Behandlung in die chirur- gische überzugehen hat, wird von den verschiedenen Autoren noch immer nicht übereinstimmend beantwortet, wenn sich auch, dank den Erfahrungen der letzten Jahre, die Ansichten immer mehr und mehr klären. Eine vermittelnde Stellung nimmt unter anderen Berndt ein, der folgende Sätze aufstellt: Die acute katarrha- lische Epityphlitis ist unbestrittenes Eigenthum der internen Medicin; dagegen ist die chronische katarrhalische Epi- typhlitis nur auf chirurgischem Wege zu heilen, nämlich durch Exstirpation des stets mehr oder weniger schwer veränderten Wurm- fortsatzes. Auch bei der Epityphlitis perforativa kann eine definitive Heilung der Krankheit nur durch Entfernung des er- krankten Organs erzielt werden. Da jedoch in der weitaus grössten Mehrzahl der Fälle der acute Anfall von E. perforativa in das Stadium der Latenz übergeführt werden kann, so soU man die Ent- fernung des Wurmfortsatzes womöglich im anfallsfreien Stadium vornehmen. Nach einer Mittheilung von Haemig wurden von 1881—1901 an der Züricher chirurgischen Klinik 241 Fälle von Perityphlitis beobachtet. 39 Kranke wurden nicht operirt (5 starben); 61 wurden während des Anfalls operirt, und zwar bei localisirtem Process (5 starben) ; bei 29 bestand während der Opera- tion bereits allgemeine Peritonitis (22 starben). Von 112 im fireien Litervall Biesecirten starb keiner. Ein strenger Anhänger der Früh- operation bei acuter Appendicitis ist Sprengel, während er die sog. Intervalloperationen nur in uncomplicirten Fällen für ungef^rlich hält. Ein unbedingter Anhänger der Frühoperation bei acuter Appendicitis ist auch Behn. Nach seinen Erfahrungen ist die Operation im Beginne des Anfalles ebenso leicht, oft leichter als die im Intervalle und sicher nicht gef^lhrlicher. Die mitgetheilten operativen Resultate von Behn sind allerdings ausgezeichnet. Die trotz verschiedener Befürwortungen wieder mehr und mehr in Ver- gessenheit gerathene rectale Incision perityphlitischer Exsudate wird auf Grund von Erfieihrungen aus der Garr^'schen

Chirurgie. 315

Klinik neuerdings wieder von Langemak empfohlen. Ist die Bectalwunde nach einigen Wochen verheilt, so kann man unter weit besseren Bedingungen zur Entfernung des Appendix schreiten. Ganz besonders zu betonen ist auch die Nothwendigkeit der rectalen Untersuchung bei allen Appendicitiden. Auch Rotter eröffnet die abgekapselten Eiteransammlungen bei acuter Perityphlitis nicht mehr von der vorderen Bauchwand her, sondern vom Rectum, dem Damm oder der Vagina aus. Die HortaUt&t ist bei dieser Operationsweise fast auf die Hälfte gesunken. Bei der circumscripten Form operirt S, Ott er, wenn möglich, im anfallsfireien Stadium, eventuell aber schon nach dem ersten Anfalle; bei der diffusen Perityphlitis spätestens am 3. Tage. Zur Frage von der Entstehung der traumatischen TiaamatUciie Hernien halten sich die meisten Autoren noch sehr ablehnend. ^^^^ Auf Grund eigener Erfahrungen behauptet Bilfinger das Vor- kommen traumatischer Hernien, die zwar selten, jedoch nicht so selten sind, wie allgemein angenommen wird. Sie entstehen nur durch directe schwere Gewalteinwirkungen an der Stelle, wo die €tewalt eingewirkt hat. Auf Grund eines Materials von 231 F&llen, die der C z e r n y'schen Klinik entstammen , theilt Bundschuh interessante Thatsachen zur Pathologie und Therapie der Zur B^rucheinklemmung mit. Bei 222 Kranken wurde die Hernie- Pa*»^o\w« tomie vorgenommen, und an diese meist die Radicaloperation , be- Therapie sonders nach dem Czerny'schen Verfahren, angeschlossen. Bei den der Brach- gangränösen Hernien wurde in 14 Fällen der Anus praeternaturalis ® ^ ö™"i««^k- (10 starben), bei 24 Kranken die primäre Resection (8 starben) vor- genommen. Im ganzen starben von den 222 Hemiotomirten 40 = 18 ^/o. Unter Beifügung von Beobachtungen aus der Bostocker chirurgischen Klinik hat Krafft die verschiedenen, durch Taxis möglichen Schädigungen zusammengestellt. Scharfe Grenzen för die Indication der Taxis sind leider nicht zu ziehen. Zu unterlassen ist die Taxis a priori zweifellos bei Incarceratio elastica, wo einzig und allein sofort zu operiren ist, femer aber auch in den Fällen von Incarceratio stercoracea, bei denen die Bruch- pforte nur mittelweit ist, oder schon sehr ausgesprochene Allgemein- erscheinungen, Erbrechen, CoUaps, kleiner Puls bestehen. Erlaubt wäre demnach ein schonender Taxisversuch nur in den FäUen von Incarceratio stercoracea, wo die Bruchpforte sehr weit, der Darm- inhalt breiig und das Allgemeinbefinden noch gut ist. Die Be- handlung brandiger Brüche mit primärer Darmresection entspricht entschieden mehr den Ghrundsätzen der modernen Chirurgie, als die Anlegung eines widernatürlichen Afbers. Auch in der Tu-

316

Wagner.

Prim&re

Dann-

resection bei

brandigen

Brttchen.

Radical- Operation

der

Kotbflsteln

und des

Anna

praetematu-

ralis.

Badical- Operation der Nabel-

brttcbe.

Seitlicher Banclibniob.

binger chirurgiBchen Klinik wird das erstere Verfahren geübt, wenn im Einzelfalle nicht ganz bestimmte Ghründe dagegen sprechen. Hof- meist er hat die Bedingungen zusammengestellt, die den Erfolg der primären Darmresection bei brandigen Brüchen am besten zu sichern scheinen: 1. Vermeidung der allgemeinen Narkose bei der Hemio- tomie (Infiltrationsanästhesie), 2. Uebergang zur breiten Hemio- laparotomie, sobald die Nothwendigkeit Aer Besection feststeht, 8. ausgiebige Resection eventuell Nachresection , wenn nach Er- öfi&iung des Lumens die Mucosa verdächtig erscheint, 4. Entleerung des Darms während der Operation, 5. seitliche Darmvereinigung, 6. Reposition der genähten Schlinge unter ControUe des Auges be- hufs Vermeidung scharfer Abknickung, 7. Verzicht auf die Radical- operation und Nachbehandlung mit v. Mikulicz'scher Tamponade, sobald der Zustand der versenkten Schlinge oder des Peritoneums zu Bedenken Anlass gibt, vor allem, wenn bei der Operation ein deutliches Exsudat gefunden wurde. Der in der v. Eiselsberg- schen Klinik vertretene Standpunkt bei Behandlung incarce- rirter Hernien charakterisirt sich darin, weder in der Anlegung eines Anus praeternaturalis, noch in der unbedingten Ausfuhrung der Darmresection das Normalverfahren zu sehen. Die Wahl der Methode richtet sich vielmehr nach dem localen und allgemeinen Befund. Mit Sicherheit erhellt aus den von Clairmont mitgetheilten 27 Fällen von Badicaloperation zum Verschlusse einer Kothfistel oder eines widernatürlichen Afbers und deren günstigen Heilerfolgen, dass in der Frage nach dem endlichen Schicksale eines Anus praeternaturalis keine Contraindication gegen seine Anwendung zu finden ist. Aus einer der v. Eiselsberg'schen Klinik entstammenden Arbeit asur Radicaloperation der Nabelbrüche von Busse ergibt sich gebieterisch die Forderung, möglichst frühzeitig eine Radicaloperation vorzunehmen, da man nur so den Elranken eine allerdings volle Gktrantie der Heilung geben kann, während bei einer Hernie, die bis auf Apfelgrösse gewachsen ist, die Aussichten einer Dauerheüung nur noch die halben sind, und bei noch grösseren Hernien die Aus- sicht sehr gering wird. Der als angeborene seitliche Bauch- oder Lendenhernie bezeichnete S3nnptomencomplez entsteht nicht nur durch einen congenitalen Defect der Bauchmusculatur, sondern er kann auch entstehen durch scharf abgegrenzte Lähmung und Atrophie der seitlichen Bauchmusculatur, deren Aetiologie noch nicht klargelegt ist, die aber wahrscheinlich auf einer Er- krankung des versorgenden Nerven (N. costalis) oder seiner IJr- sprungsstelle im Rückenmarke beruht. Ueber die Statistik und

Chirurgie. 317

Therapie des Bectamcarcinoms liegen wieder verschiedene Reotnm- Arbeiten vor. So bericHtet Vogel über 48 Radicaloperationen aus «»roiBom. der Schede'schen Klinik. Die Indication zur Operation wurde ziemlich weit gestellt, die Wahl der Operationsmethode richtete sich durchaus nach der Natur des Einzelfalles, d. b. ausser nach Sitz und Grösse des Tumors auch nach dem Geschlechte der Kranken. 26 Kranke wurden auf perinealem, 22 auf sacralem Wege operirt. Spricht man von einem Dauererfolg nur dann, wenn nach der Operation wenigstens 8 Jahre recidivfrei verflossen sind, so sind von den Operirten 31,58 •/o der die Operation Ueberlebenden, 16,6*^/0 aller Operirten als dauernd geheilt anzusehen. Auch in der v. Eisels- berg'schen Klinik wurden, wie Prutz berichtet, in den letzten Jahren die perinealen und vaginalen Operationsmethoden des Mast- darmkrebses wieder mehr bevorzugt. Für die Beurtheilung der Dauererfolge kamen nur 20 Radicaloperationen in Betracht, die mehr als 8 Jahre zurückliegen. Es finden sich 4 Dauerheilungen (20*/o). 2 Operirte erkrankten noch 8'/4 Jahre nach der Operation an Recidiv. Ein sehr ungünstiges Resultat haben bisher die Ezstirpationen der krebsigen Bauchspeicheldrüse er- Exstirpation geben; auch F. Franke berichtet über ungünstige Erfahrungen. ^^^^^^ Dagegen verdient als sehr wichtig die Thatsache hervorgehoben Banohspeiohei zu werden, dass es Franke zum ersten Mal gelungen ist, das ganze, drase. nur zu einem Theile entartete Pankreas mit Ausgang zunächst in Heilung zu exstirpiren, und dass diese Totalezstirpation keinen dauernden Diabetes und keine Steatorrhoe, überhaupt keine AusfaUs- erscheinungen zur Folge gehabt hat. Jedenfalls ist bei bösartiger Geschwulst die Totalexstirpation des Pankreas erlaubt; die Haupt- sache ist eine möglichst firühzeitige Diagnose. ~- Die Behandlung der subcutanen Leberruptur mittels primärer Laparo- Prim&re tomie ist innerhalb der ersten 8 Tage nach der Verletzung bisher i*P*«>Jo"i<^ in 81 Fällen ausgeführt worden. Von diesen endeten, wie Fraenkel subontaner kürzlich mitgetheilt hat, 17 günstig. Durch eine directe Versorgung Lebermptur. der Leberwunde mittels Naht oder Tamponade wird am sichersten die Blutung und auch der GBUenausfluss gestillt. Die Ansichten, welche die beste Behandlungsmethode des Leberechino- Neae coccus sei, sind noch immer getheilt. Den bisher gebräuchlichen ^j^^^^^^^^^ Verfahren hat Franke noch ein neues hinzugefugt: Function der des Leber- zugänglich gemachten Cyste und womöglich mehrmalige Ausspülung «cMnococous mit irgend einer sterilen oder leicht antiseptischen Flüssigkeit, um möglichst alle freien Scolices zu entfernen, pralle Füllung mit 6®[oiger Formalin-Glycerinmischung, Entleerung derselben nach? 10 Minuten ;

318 Wagner.

Schluss der Panctionsöffinmg nach Herausziehen der Ganüle durch eine Kreuznaht. Bei vereiterten Blasen heftet man zur Sicherheit Subcutane die Blase an das Peritoneum an. Die uncomplicirte subcutane iiznip ur. Milzruptur ist eine sehr seltene Verletzung. Eine neue Beobach- tung wird von Jordan ausföhrlich mitgeiheilt. Aus den bisher vorliegenden statistischen Thatsachen. ergibt sich fär die Praxis, dass, wenn bei einem Verletzten die Diagnose auf Milzruptur ge- stellt ist, die absolute Indication zur Laparotomie vorliegt. Die Operation verfolgt den Zweck, das tödtlich wirkende S3rmptom der Buptür, d. i. die Blutung zu bekämpfen. Da die Milz kein lebens- wichtiges Organ ist, so ergibt sich für unser practisches Handeln, dass das Bestreben, das Organ zu conserviren, nicht über die Sicher- heit der Blutstillung gestellt werden darf. Für die Mehrzahl der Fälle muss die Exstirpation als das Normalverfahren bezeichnet werden. Bisher liegen 18 Heilungen von Milzexstirpation wegen subcutaner Milzruptur vor. Anlässlich einer günstig verlaufenen Milz- Milzexstirpation wegen hypertrophischer Wandermilz ^rf?*«" ®*^* Schwarz folgende Sätze auf: Grundsätzlich ist in allen FäUen trophischer ^^^ Wandermilz die Splenektomie der complicirteren, in Bezug auf Wandermiiz. ibre Dauererfolge unsicheren Splenopexie vorzuziehen. In den- jenigen Fällen von Wandermilz, bei denen die Splenektomie wegen starker Verwachsungen oder sonstiger Complicationen schwer aus- führbar und gefährlich erscheint, ist eventuell die Splenopexie nach Rydygier oder Bardenheuer vorzunehmen. In allen Fällen von ganz bedeutend hypertrophirter Wandermilz kommt als operative Behandlung einzig und allein die Splenektomie in Frage. In einem „Rück- und Ausblick" bezeichneten Vortrage hat Küster ein ge> Nieren- drängtes Bild von der Nierenchirurgie im 19. Jahrhundert Chirurgie, gegeben. Während früher die Sterblichkeit der Nephrektomieen 44,6 ^/o betrug, hat Verf. aus 1146 Operationen mit 287 TodesftUen eine Mortalität von 25,04 ^|o festgestellt; davon kommen auf das letzte Jahrzehnt 525 Operationen mit 84 TodesftUen = 16®/o. Die Operation ist also fast um das Dreifache aussichtsvoller geworden wie früher. Dies Ergebniss ist zwar zum Theil auf die bessere Technik imd die Ausbildung der Wundbehandlungsmethoden, aber mehr noch auf das Eindringen in die pathologischen Vorgänge und auf die Vollendung unserer diagnostischen Hülismittel zurückzu- führen. In letzterer Beziehung hat die Feststellung der qualitativen und quantitativen Veränderungen des Urins schon vortreffliche An- haltspunkte geboten, wenn auch nicht zur Entscheidung der Frage, ob ein oder zwei Nieren vorhanden sind, ob beide Nieren gleich

Chirurgie. 319

oder yerschiedenartig erkrankt sind und ob eine übrigbleibende Niere im Stande sein wird, die gesammte Arbeitslast des Stoff- wechsels zu übemebmen. Oerade in dieser Beadehong hat eine Anzahl neuerer Untersuchungsmethoden unsere Kenntnisse sehr weit vorgerückt; dahin gehören die Cystoskopie, der Hamleiterkatheteris- mus, endlich die Methoden der functionellen Diagnostik: die Oefrierprobe (Cryoskopie) und die Phloridzinprobe. Auf diesem Gebiete sind namentlich die Arbeiten von v. KorÄnyi, Casper, Kümmell, Bumpel u. A. zu nennen. Vor jedem chirur- gischen Eingriffe bei Nierenerkrankungen ist es rathsam, sich durch die Oefiierpunktsbestimmungen von Blut und Harn eine Vorstellung der Functionstnchtigkeit der Niere zu machen. Bei einem Blut- gefrierpunkte von 0,66 kann ohne Gefahr die kranke Niere- entfernt werden. Bei einem Sinken des Blutgefrierpunktes unter 0,68 darf nur mit aller Vorsicht ein chirurgischer Eingriff vor- genommen werden. Der Gefrierpunkt des normalen Urins schwankt je nach den Stoff wechselverhältnissen zwischen 0,9 2,2® C. Dauernde Erniedrigung des Gefrierpunktes unter 0,9 lässt auf Nieren- insufßcienz schüessen. Was das Phloridzin betrifft, so ist das ein Stoff, von dem seit langer Zeit bekannt ist, dass der mensch- liche Organismus auf seine subcutane Einverleibung mit einer Zucker- ausscheidung im Harn reagirt. Und zwar handelt es sich um eine active chemische Thätigkeit des Nierenparenchyms. Es steht fest, dass die Niere der Angriffspunkt der Phloridzinwirlamg ist, dass ohne Thätigkeit der Nieren die Zuckerausscheidung nicht zu Stande kommt. Je weniger frmctionsfthiges Nierenparenchym vorhanden ist, um so weniger Zucker wird producirt. Ist das Nierengewebe 2sum grossen Theü zerstört, so findet überhaupt keine Zuckerbildung mehr statt. In einer Arbeit, die der Krönlein'schen 'K^l'T^ik ent- stammt, berichtet Wyss über 118 chirurgische Nierenfidle, die innerhalb 2 Decennien zur Beobachtung resp. Operation kamen. Von 47 Nephrektomirten starben 8 = 17*/o. Unter 75 die Operation überlebenden Patienten finden sich 46 = 61 ®/o Dauerheilungen; darunter eine Dauerheilung nach Nephrektomie wegen Adenocarcinom von mehr als 16 Jahren. Grohö hat 15 Fälle von Nierentumoren bearbeitet, die in der Biedel'schen Klinik und zwar mit 2 Aus- nahmen transperitoneal ezstirpirt wurden. 6 Kranke starben im directen Anschluss an die Operation; eine Kranke war noch 5 Jahre nach der Operation gesund und recidivfr^i. Auf Grund von 36 Operationsftllen der Heidelberger chirurgischen Kimilr be- spricht Simon die chirurgische Behandlung der

320 Wagner.

Nieren- Nierentuberculose. 8 Operirte sind 4 21 Jahre gesund ge-

Chirurgie, blieben. Die Neplirostomie soll bei der Nierentaberculose nur als

palliative Operation betrachtet werden, eventaeU als Vorbereitimg

för eine secnndäre Nephrektomie. Letztere verdient viel&ch den

Vorzog vor der primären Operation. Unter Beiftgong zweier neuer

Beobachtongen hat Bork im ganzen 24 Fälle von Nierenkapsel-

geschwülsten zasammengestellt. Von 23 Operirten genasen 17;

von 6 nachontersuchten Operirten waren 6 noch über 2 Jahre nach

der Operation vollkommen gesond. Die Niere ist in lUlen Fällen

von Nierenkapselgeschwülsten als gesimd befanden worden. Die

Ezstirpation der Geschwulst lässt sich meist mit Erhaltung des

hambildenden Organs bewerkstelligen; bisher ist dies aber erst in

3 Fällen geschehen. Auf Ghrund weiterer günstiger Erfahrungen

Heilung der empfiehlt Trendelenburg von neuem seine Methode, bei ange-

angeborenen borener Harnblasenspalte mit Ektopie der Blase durch directe

^^^ seitliche Vereinigung der Spaltränder eine von Schleimhaut ausge-

Gontinenz kleidete, normal {hnctionirende Blase zu schaffen. Er sucht sein

des Urins, ^iel dadurch zu erreichen, dass er in einer Voroperation auf einer

oder auf beiden Seiten die Synchondrosis sacro-iliaca trennt, um so

die beiden vom aus einander klaffenden Beckenhälften luid damit

zugleich die Spaltränder einander zu nähern. Auf Ghnmd von

anatomischen und klinischen Erfahrungen schlägt Goldmann vor,

Behandlung ^^ „mechanischen Prostatikern", die das zweite Guy on'sche

der Stadium nicht überschritten haben, in denen also eine Degeneration

Prostatar ^^j. Blasenmusculatur nicht vorhanden ist, eine Anheftuni? der Blase

hjrpertropnie , .

mittels c^ ^^ vordere Bauchwand derart auszufiüiren , dass eine vom Cystopesie. Peritoneum freie Stelle der vorderen Blasenwand an die Bauch- wand möglichst hoch fizirt wird. Diese vollkommen ungefährliche Cystopexie bewirkt folgendes: eine Fixation der Blase in einer für die Urinentleerung günstigen Stellung; eine Erweiterung der inneren Hamröhrenmündung; die Behinderung der Divertikelbildung an der hinteren Blasenwand. Die Frage, ob bei Hoden- Gastration tuberculose die Castration vorgenommen werden soll, unter- bei Hoden- jjegt noch immer verschiedenen Beantwortungen. In derv. Bruna- schen TTIini'lg ist sie von jeher geübt worden. Haas hat aus 115 Beobachtungen folgende therapeutische Ergebnisse zusammen-» gestellt: Wird bei einseitiger Hodentuberculose der erkrankte Hoden ezstirpirt, so erkrankt der zweite Hoden noch nachträglich in 26,7 % der Fälle. In Fällen von einseitiger Hodentuberculose werden durch halbseitige Castration 44,6 °/o dauernd von ihren Leiden geheilt; bei doppelseitiger Hodentuberculose durch beiderseitige Castration 66,7 ^o.

Chirurgie.

321

Fast immer bleibt bei einseitiger Castration die Zeugungsfthigkeit erhalten; bei keinem der doppelseitig Castrirten sind die vielfach befürchteten Ausfallserscheiniingen aufgetreten.

Extremitäten. Zur Einrichtung von Schulterluxationen em- pfiehlt Hofmeister ein technisch sehr einfaches, absolut unschäd- liches Verfahren, bei dem jede Anwendung roher Kraft vermieden und weder Narkose noch geschulte Assistenz nothwendig ist. Das Princip der Methode beruht in der Anwendung der permanenten Oewichtsextension. Seh och kommt auf Grund von 54 Fällen von Arthrotomie bei irreponiblen Schulterluxationen, die er aus der Litteratur zusammengestellt hat, zu folgenden Er- gebnissen: Die Arthrotomie ist bei frischen irreponiblen Luxa- tionen des Schultergelenks das Normalverfahren. Auch bei ver- alteten Fällen soll zunächst die Arthrotomie versucht, darf aber nicht unter allen Umständen erzwungen werden; ist vorauszusehen, dass bei der Operation der Kopf stark lädirt wird, so schreitet man zur Besection. Nach den Untersuchungen von Lins er tritt bei den traumatischen Epiphysenlösungen am oberen Hume- rn sende, falls sie nicht mit Diaphysensplitterung verbunden sind, die Trennung stets peripher neben der Epiphysenlinie in einer halb knorpeligen, halb knöchernen Zone auf. Die gewöhnliche Ent- stehungsweise der Epiphysenlösungen ist die durch directe Gewalt. Hinsichtlich der Behandlungsmethode ist mit verticaler Extension des Oberarms in Bettlage das beste und sicherste Resultat zu er- zielen. Bei mit Dislocation geheilten Epiphysenlösungen ist mög- lichst bald die blutige Reposition zu machen. Abgesehen von ver- einzelten Versuchen war Nicoladoni der Erste, der die Wieder- einrenkung von Luxationen nach längerem Bestände derselben durch Eröfi&iung des Gelenkes und Hinwegräumung der Repositionshinder- nisse lohnte. SpecieU bei veralteten Luxationen des Ell- bogengelenkes hat er die Arthrotomie empfohlen und vielfach ausgeführt. Die letzte hierauf bezügliche Arbeit aus der Ni co la- den i'schen Klinik stammt von Luksch, der folgende Sätze auf- stellt: Die blutige Reposition ist die bei veralteten EUbogenluxationen wegen ihrer günstigen functionellen Resultate zu wählende Operation. Sie ist bei entsprechender Technik mit sehr seltenen Ausnahmen ausfuhrbar. Von einem einzigen radialen Schnitte aus gelingt es, die in Betracht kommenden Repositionshindemisse zu entfernen und das Gelenk zu reponiren. Li der kurzen Spanne Zeit, die nun seit der Entdeckung der Röntgenstrahlen verstrichen ist, hat

sich herausgestellt, dass die Fractur des unteren Radius- Jahrbuch der praotischen Medicin. 1902. 21

Neue

Bepositions-

methode der

Schalter-

luxation.

Blutige Behandlung

der

irreponiblen

Schulter-

luxationen.

Traumatische Epiphysen- lösungen am oberen

Humerusende.

Arthrotomie

bei veralteten Luxationen

des Ellbogen- gelenkes.

822 Wagner.

Fractur der endoB anatomisch durchaus keinen einheitlichen Fracturtypos dar- ^i^iis^ steUt. Weiterhin hat Beck in ca. 20 '/o seiner FäUe eine gleich- cpiphyse. zeitige Fractur der unteren Ulnarepiphyse, sowie öfters complicirende iBolirte Fracturen der Carpalknochen gefunden. Die isolirten Luza- Luxationen tionen der Carpalknochen sind erst seit der Anwendung der knooheii, BAdiographie einer sicheren Diagnose zugänglich. Nach den Unter- insbesondere suchungen von Eigenbrodt kommen eigentlich nur die Luxationen Mondbeins ^^^ Mondbeins und in zweiter Linie die des Kahnbeins häufiger vor. Durch gewaltsame Hyperextension der Hand luxirt das Mond- bein auf die Beugeseite. Macht der luxirte Ejiochen Störungen Druck auf N. medianus oder ulnaris , so muss er excidirt werden. Behandlung Der in jüngster Zeit namentlich von Ledderhose vertretene Stand- der Pinger- p^nkt, bei Fingerverletzungen nicht übertrieben conservativ zu verfahren, wird auch von Oeorgii hervorgehoben. Die in fonc- tioneller Hinsicht so schlimmen Unfallfolgen nach Fingerverletzungen, die sog. Glanzhaut, ist in den meisten Fällen einem zu weit ge- triebenen Conservatismus zur Last zu legen. Nach den Unter- suchungen von Neutra ist die Dupuy tren*sche Fingercon- tractur wahrscheinlich eine trophische Störung. Jede Erkrankung, Aetioiogie die zu allgemeinen Ernährungsstörungen fuhrt , kann gelegentlich *®' bei genügend langer Dauer die Dupuytren'sche Fasciencontractur sehen Finger- ^i^zeugen. Insbesondere ist in ätiologischer Hinsicht das Augenmerk contraotiir. auf nervöse Erkrankungen zu richten, speciell auf Bückenmarks- erkrankungen, die mit trophischen Störungen einhergehen (S3rringo- myelie und andere). Das Trauma als ätiologisches Moment ist nicht vollkommen auszuschliessen, ebensowenig wie die nicht operative Heilbarkeit der Erkrankung. Unter Zugrundelegung zweier neuer Verletzung Beobachtungen bespricht Fränkel die Verletzungen der Vena der Vena femoralis communis am Poupart'schen Bande und deren comm*am Behandlung. Li erster Linie ist eine Versorgung der Gefasswunde Ponpart'schen mit Erhaltung des Ge&sslumens anzustreben, entweder durch die Bande. Venennaht oder bei gequetschten Wundrändem durch die seitliche Abklemmung. Beide Behandlungsmethoden sind nur anzuwenden, wenn ein aseptischer Wundverlauf zu erhoffen steht. Ist eine Ver- sorgung der Venenwunde mit Erhaltung des Oefässlumens nicht an- gängig, so ist die doppelte Unterbindung der Vene mit eventueller Besection des dazwischenliegenden Stückes das einzig in Betracht kommende Verfahren. Die baldige Ausbildung eines genügenden Collateralkreislaufes wird befördert durch Beseitigung der Blut- extravasate in der Umgebung der Vene, durch Stärkung der Herz- thätigkeit und Beförderung des venösen Abflusses aus der Extremität

Chirurgie. 323

(beträchtliche Hochstellung des Bettfossendes). Nach den Erfah- rungen an der y. Eis elsb er gesehen Klinik empfiehlt Ludloff zur Behandlung der tuberculösen Cozitis in allererster Behandlimg B.eihe den Gipseehverband mit dem Kappler'schen Bügel. Die ^ ^^^.

. . . . tuberculösen

Vortheile dieses Verfahrens sind totale Fixation, ausreichende Ent- coxitis. lastung des Hüftgelenkes, Möglichkeit der freien Bewegung an hnft und Sonne und dadurch Hebung der Ernährung und des Allgemein- zustandes. Nur bei lange anhaltenden, fieberhaften, fistulösen Eite- rungen kommt die Besection in Frage. Nach den Untersuchungen von König ist die gonorrhoische Entzündung des Hüft- Coxitis gelenks eine vollkommen eigenartige Krankheit, die unzweifelhaft gonorrhoica, viel häufiger vorkommt, als man bis jetast annahm. Die charakte- ristischen Symptome sind dir enorm heftige Schmerz, Contractur- stellungen und Schwellung des Gelenks, namentlich an der Vorder- seite. Die Behandlung besteht in frischen Fällen in Gewichts- extension, in alten Fällen in Beseitigung der Oontracturen und ungünstigen Ankylosen. Nach den von Dietzer mitgetheilten Erfahrungen aus dem Kölner Bürgerhospitale sind die Spiral- Spiral- fracturen der Oberschenkeldiaphyse nicht so selten, als ge- 'ra®*J"^«'* *«* meinhin angenommen wird. Sie sind fast stets indirect und ent- schenkeis. stehen meist durch mehr oder weniger hohen Fall auf die Beine, die durch den Schwung des Oberkörpers zugleich eine Drehung er- leiden. Die Behandlung mit der Bardenh|euer'schen permanenten Extension hatte günstige Erfolge. Ebenso wie bei den Quer- brüchen der Patella, so ist nach Blauel's Ansicht auch bei sub- Naht hei cutaner Zerreissung des Lig. patellae die Naht eine leicht ß'»^®***'^«' auszuführende Behandlungsweise, die bisher stets zu vollem Erfolge ^es Lig. geführt hat (gegenüber 75®/o Heilungen bei conservativer Behand- pateUae. Inng). Für dieselbe eignen sich ebenso frische wie veraltete Fälle. Die Heilung wird durchschnittlich in der Hälfte der Zeit erreicht, die die unblutige Behandlung bedarf. Eine grössere Arbeit über die habituellen Verrenkungen der Kniescheibe verdanken Hahitueiie wir Wiemuth. Diese verhältnissmässig seltenen Luxationen können ^^^^^^^«^^ sowohl angeboren wie erworben sein. Angeboren nennt man sie Kniescheibe, auch intermittirende Luxation im Gegensatz zu der angeborenen permanenten, der irreponiblen ; erworben ist sie die Folge einer traumatischen oder einer pathologischen Luxation. Meist ist die Luxation nach aussen. Während bei der angeborenen habituellen Luxation die häufigste Ursache in der fehlerhaften Configuration der Gondylen zu suchen ist, ist bei der traumatischen der ligamen- töse oder musculöse Gelenkapparat der schuldige Theil. Bei den

324 Wagner.

habituellen Luxationen pathologiflchen Ursprungs sind die Ursachen viel mannigfaltiger; vor allem werden Genu valgum und Aussen- rotation des Unterschenkels beschuldigt. In einzelnen FftUen scheint Massagebehandlung zu genügen; meist muss operativ eingegriffen Spontan- werden. Honsell hat 12 Kranke mit Genu valgum ado- Gcni^vfigum. ^öscentium, die keinerlei Behandlung unterworfen worden waren, nach 4^2 14 Jahren nachuntersucht und in der Hälfte der Fälle eine entschiedene Rückbildung nachgewiesen, die sich um so deut- licher zeigte, je höher früher der Orad der Verbiegung gewesen war. Sämmtliche Elranken waren nach mehreren Monaten ausnahmslos Behandlung ihrem alten Berufe wieder nachgegangen. Dass der Klump- Klampfasses ^^^^ ^®^ Kindern in den ersten Lebensjahren durch das sog. modal- Erwachsener, lirende Bedressement geheilt werden kann, wird jetzt wohl von den meisten Chirurgen zugestanden. Vulpius tritt nun für die gleiche Behandlung auch beim Klumpfusse der Erwachsenen ein. Seine ausserordentlich günstigen Erfahrungen basiren auf 37 Klump- fassen jenseits des 18. Lebensjahres, in denen das modellirende Bedressement, ohne Opferung von Knochen, ohne Verstümmelung des Fussskeletts , meist mit grösstem Erfolge zur Anwendung kam.

Lltteratnr.

Albers-Schönberg, üeber den Nachweis von kleinen Nierensteinen mittels R^^ntgenstrahlen. Fortschritte auf d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. IV, H. 1. C. Beck, Beitrag zur Fractur der carpalen Radius- epiphyse. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 1. Derselbe, üeber Sarkom- behandlang mittels der Röntgenstrahlen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 32.

F. Berndt, Ueber Epityphlitis und den gegenwärtigen Stand ihrer Behandlung. Münch. med. Wochenschr. Nr. 6 u. 7. A. Bier, Die Trans- fusion von Blut, insbesondere von fremdartigem Blut und ihre Verwendbar- keit zu Heilzwecken von neuen Gesichtspunkten betrachtet. Münch. med. Wochenschr. Nr. 15. Derselbe, Weitere Mittheilungen über Rücken- marksanästhesie. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H.1. Bilfinger, Zur Frage von der Entstehung der traumatischen Hernien. Areh. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 1.— C. Blauel, üeber die Naht bei subcutaner Zerreissung des Lig. patellae. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 2. M. Blumberg, Experimentelle Untersuchungen über Quecksilber&thylendiamin in fester Form als Desinfectionsmittel für Hände und Haut. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXrV, H. 3. L. Bork, Beitrag zur Eenntmss der Nierenkapsel- geschwülste. Arch. f klin. Chir. Bd. LXm, H. 4. F. Borchert, Beitrage zur Lungenchirurgie. Arcb. f. klin. Chir. Bd. LXÜI, H. 2. H. Braun, üeber Aether-Chloroform-Mischnarkosen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 20.

Derselbe, üeber Mischnarkosen und deren rationelle Verwendung. Arch.

Chirurgie. . 325

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L. C aap er, Fortschritte der Nierenchirurgie. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 2. P. Clairmont, Casuistischer Beitrag zur Radical- operation der Eothfistel und des Anus praeternaturalis. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 8. W. Dietze, Ueber Spiralfracturen des Oberschenkels. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LXI, H. 3 u. 4. 0. Ehrbar dt, üeber Zerstörung von Geschwulstresten in der Wunde durch heisses Wasser. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 3. -— Eichel, Ueber subcutane traumatische Bauchblutungen. Münch. med. Wochenschr. Nr. 41 u. 42. Eigenbrodt, üeber isolirte Luxationen der Carpalknochen, speciell des Mondbeins. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, H. 3. A. Fraenkel, Zur Wundbehandlung nach Operationen wegen localer Tuberculose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 3.

F. Fraenkel, üeber die Verletzung der Vena femoralis communis am Poupart'schen Bande und deren Behandlung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, H. 1. Derselbe, üeber die subcutane Leberruptur und deren Behand- lung durch primäre Laparotomie. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, H. 2. F. Franke, üeber eine neue Behandlungsmethode des Leberechinococcus. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LVII, H. 5 u. 6. Derselbe, üeber die Ezstirpation der krebsigen Bauchspeicheldrüse. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 2. P. Franke, üeber die Behandlung complicirter Fracturen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXII, H. 4. H. Gebele, Zur Statistik der Brustdrüsen- geschwülste. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 1. H. Georgii, üeber die Behandlung der Fingerverletzungen mit besonderer Berücksichtigung der späteren Erwerbsfähigkeii Münch. med. Wochenschr. Nr. 41. Georgi- Gerulanos, Zum Vorkommen des Tetanus nach subcutaner Gelatine- injection. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LXI, H. 3 u. 4. E. Gold mann. Zur Behandlung der Prosiatahypertrophie. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXI, H. 1. G. Gottstein, Die diagnostische Bedeutung der Probeexcision auf ösophagoskopischem Wege. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXV, H. 1. B. Groh^, unsere Nierentumoren in therapeutischer, klinischer u. patho- logisch-anatomischer Beleuchtung. Deutsche Zeitschr. 'f. Chir. Bd. LX, H. 1 u. 2. N. Guleke, Beitrag zur Statistik des Mammacardnoms. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 8. E. Haas, üeber die Resultate der Castration bei Hodentuberculose. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, H. 2. H. Hackmann, Die Jodoformplombe. Wien. klin. Wochenschr. Bd. XIV, Nr. 22. G. Haemig, Beobachtungen über Perityphlitis an der Züricher Chirurg. Klinik während der 2 Decenn^en 1881—1901. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXI, H. 1. 0. Hahn, Zur Diagnostik der malignen Strumen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXVIII, H. 3. Henle, üeber Pneumonie und Laparotomie. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 2. P. Herz, Zur Trendelenburg'schen Saphenaresection. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LVÜI, H. 3u. 4. F. Hofmeister, üeber die Behandlung brandiger Brüche mit primärer Darmresection. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXVIII, H. 3.

326 # Wagner.

Derselbe, £ine neue Bepositionsmethode der Schulterluzation. Beitr. z\ klin. Chir. Bd. XXX, H. 2. B. Hon seil, Ueber Trauma und Gelenk- tuberculose. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXVIII, H. 3. Derselbe, Ueber die Wundbehandlung mit der v. Bruns'chen Airolpaste. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 3. Derselbe, Ueber die Spontanheilung des Genu valgum. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 3. Derselbe, Ueber die Anwendung reiner Carbolsäure bei septischen Wunden und Eiterungs- processen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, H. 2. Derselbe, Zur Eennt- niss der sog. primären Myositis purulenta. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXI, H. 1. G. H. Hoxie, Bericht über die in der Züricher chirurg. Eünik in den Jahren I88I— 1900 behandelten Fälle von offenen Wunden des Ab- domens. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXI, U. 2. K. Hügel, Ileocöcale Resectionen bei Darmtuberculose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXII, H. 4. y. Jez, Ueber die Behandlung des Erysipels mit Serum von an Erysipel erkrankten Individuen. Wien. med. Wochenschr. Nr. 35. Jordan, Ueber die subcutane Milzzerr eissung und ihre operative Behandlung. Münch. med. Wochenschr. Nr. 3. Derselbe, Ueber die Aetiologie des Erysipels und sein Yerhältniss zu den pyogenen Infecüonen. Münch. med. WocheuBchr. Nr. 35. Derselbe, Ueber die JBntstehung von Tumoren, Tuberculose und anderen Organerkrankungen nach Einwirkung stumpfer Gewalt Münch. med. Wochenschr. Nr. 44. Earewski, Zur operativen Behandlung der Varicen und varicdsen Phlebitis. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 12. G. Kel- lin g, Ueber Prothesen bei Magen- und Darmvereinigungen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXII, H. 4. J. Koch, Zur Diagnose des acuten Rotzes beim Menschen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXV, H. 1. Th. Kocher, Bericht über ein zweites Tausend Eropfexcisionen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 2. König sen., Erkrankungen des Hüftgelenks. Berl. klin. Wochen- schrift Nr. 3. Derselbe, Zur Geschichte der Anurie. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LIX, H. 1 u. 2. W. Körte u. J. Herzfeld, Ueber die chirurgische Behandlung des Magengeschwürs und seiner Folgezustände (Pylorusstenose, Magenerweiterung, Blutung). Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 1. B. Korff, Die Narkose des Herrn Dr. Schneiderlin. Münch. med. Wochenschr. Nr. 29. B. Kr äfft, Ueber locale und allgemeine Schädi- gungen infolge von Taxisversuchen incarcerirter Hernien. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXI, H. 2. Krecke, Das Vioform, ein neues Jodoform- ersatzpräparat. — Kroenlein, Ueber die Wirkung der Schädel-Hirn- Schüsse aus unmittelbarer Nähe u. s. w. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 1. Derselbe, Totale Oberkieferresection und Inhalationsnarkose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 2. H. Kümmell, Practische Er- fahrungen über Diagnose und Therapie der Nierenkrankheiten. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 3. E. Küster, Die Nierenchirurgie im 19. Jahr- hundert, ein Rück- und Ausblick. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 3. 0. Langemak, Ueber die rectale Exploration und Incision perityphliti- scher Exsudate. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 1. J. Lauper, Bei- träge zur Frage der Peritonitis tuberculosa. Deutsche Zeitschr. f. Chir.

Chirurgie. 327

Bd. XLIX, H. 8 u. 4. E. Lexer, Zur TetanuBbehandlung. Therapie d. Gegenwart Bd. III, Nr. 6. E. v. Leyden, üeber die Antitoxinbehand- lung des Tetanus und die Duralinfusion. Therapie der Gegenwart Nr. 8.

P. Linser, üeber die Entstehung und Behandlung traumatischer Epiphjsenlösungen am oberen Ende des Humerus. Beitr. z. Min. Chir. Bd. XXIX, H. 2. Loos, üeber subcutane Bicepsrupturen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 2. G. Lotheissen, Zur Technik der Nerven- und Sehnennaht. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 2. K. Ludloff, Die Behandlung der tuberculösen Cozitis. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 8. L. Luksch, Zur Arthrotomie bei veralteten Luxationen des Ell- bogengelenks. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LVII, H. 5 u. 6. Maas, Die Taberculose des Sprunggelenkes. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXY, H. 1.

V. Mangoldt, Projection von Röntgenbildern mit besonderer Berück- sichtigung der Erkrankungen an der Hüfte. Münch. med. Wochenschr. Nr. 26. Meiser, Die Brüche der Mittelfussknochen als Ursache der Fuss- oder Marschgeschwulst. Fortschritte auf d. Gebiete d. Röntgenstrahlen Bd. IV, H. 2. Mertens, Die Fracturen des Calcaneus mit besonderer Berücksichtigung des Röntgenbildes. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 4.

J.V.Mikulicz, Die Methoden der Schmerzbetäubung und ihre gegen- seitige Abgrenzung. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 8. W. Mintz, Ein Fall von primärer Parotistuberculose. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LXI, H. 3 u. 4. Neutra, Beitrag zur Aetiologie der Dupuytren*schen Finger- contractur. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 89. Niehues, Die Resultate der Zimmtsäurebehandlung bei chirurgischer Tuberculose. Deutsche Zeit- schrift f. Chir. Bd. LVII, H. 5 u. 6. W. A. v. Oppel, Beitrag zur Frage der Fremdkörper im Herzen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 1. L. W. Orlow, Echinococcotomie nach Posadas-Bobrow. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LX, H. 5 u. 6. E. Payr, Beitrag zur Technik einiger Opera- tionen am Dickdarm. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLIX, H. 8 u. 4. W. Petersen, Zur Behandlung der Bauchschüsse. Münch. med. Wochenschr. Nr. 15. W. Prutz, Beiträge zur operativen Behandlung des Mastdarm- krebses, Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 8. F. de Quervain, üeber den seitlichen Bauchbruch. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXV, H. 1. W. J. Ra- sumowsky, Beiträge zur Frage über die operative Behandlung der Echinokokken. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 1. M. Reber, üeber eine bisher nicht beschriebene Form von Rectalstricturen und eine neue Behandlung derselben. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXI, H. 1. Rehn, Die chirurgische Behandlung der acuten Appendicitis. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 4. E. Reiss, Klinische Beobachtungen Über Osteomyelitis der langen Röhrenknochen, besonders in Bezug auf die Epiphysenknorpel- fuge und die begleitenden Gelenkaffectionen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXII, H. 8. C. Ritter, Die Behandlung der Erfrierungen. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LVIII, H. 1 u. 2. K. Roediger, Weitere Beiträge zur Statistik des Zungencarcinoms. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXI, H. 2. P. Rosenstein, Ein statistischer Beitrag zur operativen Behandlung der

328 Wagner.

bösartigen Brastdrüsengeschwülste. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIII, H. 3. 0. Rothschild, üeber die operative Behandlung irreponibler Fractnren. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 2. Rottter, Zur Behandlung der acuten Perityphlitis. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 3. 0. Rumpel, Üeber die Bedeutung der Gefrierpunktsbestimmung von Blut und Harn für die Nierenchirurgie. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 3. R. Sohaeffer, Experimentelle und kritische Beiträge zur Händedesinfec- tionsfrage. Berlin. Th. Schilling, üeber den schnellenden Finger. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, H. 3. Schjerning, Die Schuasver- letzungen durch die modernen Feuerwaffen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 1. C. Schlatter, üeber Carotisunterbindungen als Voroperationen der Oberkieferresectionen. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, H. 1. E. Schoch, Die irreponiblen Schulterluxationen und ihre blutige Behand- lung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 1. H. Schuhmacher, Bei- trag zur Frage der Desinficirbarkeit der Haut. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXIX, H. 3. E. Schwarz, Ein Fall von Milzexstirpation wegen hypertrophischer Wandermilz. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 52. F. Sei- berg, üeber Narkosen mit Schleich*s Siedegemischen. Arch. f. klin, Chir. Bd. LXIII, H. 2. 0. Simon, Die Nierentuberculose und ihre chirurgische Behandlung. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXX, U. 1. Sprengel, Zur FrOh- operation bei acuter Appendidtis. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIY, H. 1. A. E. Stein, Üeber die Erzeugung subcutaner Paraffinprothesen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 39 u. 40. A. Stieda, üeber die Vorbereitung und Nachbehandlung bei Magenoperationen. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIIT, H. 3. Tavel, üeber Wunddiphtherie. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LX, H. 5u. 6. F. Trendelenburg, üeber Heilung der angeborenen Blasen- spalte mit Continenz des Urins. Münch. med. Wochenschr. Nr. 44. Th. Tuffier, De la radiographie en Chirurgie pulmonaire. Rev. de chir. Bd. XXI, H. 8. K. Vogel, Zur Statistik und Therapie des Bectum- carcinoms. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. XLIX, H. 3 u. 4. 0. Vulpius, üeber die Behandlung des Elumpfusses Erwachsener. Manch, med. Wochen- schrift Nr. 1. Wiemuth, Die habituellen Verrenkungen der Kniescheibe. Deutsche Zeitschr. f. Chir. Bd. LXI, H. 1. M. Wilms, Was leistet das Tetanusantitoxin beim Tetanus des Menschen? Münch. med. Wochenschr. Nr. 6. Derselbe, Zur Frage der Gewiss Verletzungen der Radix mesenterii. Münch. med. Wochenschr. Nr. 32. Derselbe, Studien zur Pathologie der Verbrennung. Die Ursache des Todes nach ausgedehnter Hautver- brennung. Mittheü. aus d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. VHI, H. 4 n. 5. H. Wohlgemuth, Eine neue Chloroform-Sauerstoffharkose. Arch. f. klin. Chir. Bd. LXIV, H. 3. M. 0. Wyss, Zwei Decennien Nierenchirurgie. Beitr. z. klin. Chir. Bd. XXXII, fl. 1.

3. GeburtshOlfe und Gynäkologie.

der Hände

Von Priyatdocent Dr. Klein^ Lehrer an der Hebammenschule

in Strassburg i. E.

CfebnrtshOlfe.

Allgemeines. Trotz zahlreicher weiterer Untersuchongen sind unsere Kenntnisse in der Desinfections frage während des Be- Desinfection richtsjahres 1 901 nicht wesentlich bereichert worden. Döderlein, Paul und Sarwey und Ahlfeld bringen uns nichts Neues in ihren Arbeiten über Händedesinfection ; Sticher hält mit Becht als Ideal die Yereinigong von Handasepsis (sterilisirte Handschuhe) und Genitalantisepsis , während Schaeffer in dem Bewusstsein, dass die Keimfreiheit der Hände nicht zu erreichen ist, wenigstens die- selben 80 keim a r m als möglich zu machen versucht mit der Heiss- wasser- Alkoholmethode. Handschuhe hält er für störend. Dass auch Ahlfeld immer wieder auf seine Heisswasser-Seife-Alkoholdesinfec- tion zurückkommt und nichts von Carbol, Lysol, Sublimat, auch nichts von Lysoform, welches in Strassmann einen Yertheidiger ündet, wissen will, versteht sich eigentlich von selbst. lieber den Einfiuss der Scheidendesinfection auf den Wochenbettsverlauf ist immer noch keine Klarheit geschaffen. Bretschneider hält z. B. auf Grund von Versuchen an 1154 mit Scheidenspülungen und 1126 ohne Scheidenspülungen und nur mit Desinfection der äusseren Genitalien behandelten Wöchnerinnen die Asepsis des Geburtskanals für bewiesen und die Desinfection der Scheide auch bei operativen Fällen für überflüssig, wahrscheinlich sogar schädlich, da die Ge- sammtmorbidität der Ausgespülten um 8,78 °/o höher als bei Nicht- ausgespülten sich herausstellte. Albert dagegen sieht jede Vagina als keimhaltig an und verlangt Anti- und Asepsis während der Entbindung. Die von Sticher im Vorjahre angeschnittene Frage, ob Wannenbäder als das beste Reinigungsnuttel des Körpers der Elreissenden betrachtet werden können, greift Stroganoff wieder

der Scheide.

330

J. Klein.

Wannen- bäder.

Mednllar- narkose.

Instmmente

nnd Unterrichts- mittel.

auf und will die Bäder, deren Wasser durch Schmutz und Excre- mente u. s. w. naturgemäss verunreinigt sein soll, durch Ab- waschungen mit Seife und Begiessungen mit Wasser ersetzen. Stich er will das Bad dennoch beibehalten, obwohl fiir ihn be- wiesen bleibt, dass pathogene Keime aus dem Badewasser in die Vagina gelangen können, möchte aber dasselbe antiseptisch machen oder die Vagina währenddessen verschliessen. Winternitz hin- gegen hält das Eindringen von Badewasser in die Vagina nicht für bewiesen und befurchtet das Bad nicht als Infectionsquelle, wenn Kupferbadewannen, die mit Spiritus ausgerieben worden sind, in Anwendung kommen, jedes Bad nur einmal benutzt wird und nach dem Bade die äusseren Genitalien desinficirt werden.

Zur Application der Medullär na rk ose mit Cocain stellt Gu^niot folgende Indicationen auf: 1. geburtshülfliche Operationen, ausgenommen die, welche die Einführung der Hand in den Uterus erheischen; 2. excessiver Schmerz bei der Geburt; 3. äusserste Lang- samkeit der Geburt durch schwache und unregelmässige Wehen; 4. Neigung zu Blutimgen. Gontraindicirt ist nach ihm dieselbe bei Herz- und Geiasserkrankungen, chronischen Eo'ankheiten des Bespi- rationstractus, Krankheiten des Nervensystems, Tumoren des Gehirns, femer bei raschen Geburten, frequenten und energischen Contrac- tionen, manueller Intervention in der Uterushöhle. Ungeftlhr ähnlich sind die Folgerungen von Marx, Hawley und Taussig, Trzebicky, Demelin, Labusqui^re und Dupaigne. Letzterer fugt hinzu, dass man nur da, wo man die Uteruscontractionen ganz vermeiden will, Chloroform anwenden müsse; Coffein subcutan verhindere die Nausea. Malartic warnt vor Anwendung der Medullamarkose bei Schwangeren, da die Cocaininjection künstliche Frühgeburt ver- ursachen könne.

Unter den neu angegebenen Listrumenten und Unterrichtsmitteln erwähnen wir kurz einen Operationstisch von Fenger Just imd Alfred Madsen, besonders für Operationen im kleinen Becken geeignet ; eine Uhr für Aerzte, Hebammen und Krankenwärter von Ahlfeld; eine Achsenzugzange von de Stawell es ist dies ein gewöhnlicher Forceps, der in Achsenzugzange umgewandelt werden kann ; ein gynäkologisches Speculum von G a r i o n i , dem Colli naschen Speculum bivalve ähnlich, nur mit dem Zusatz, dass eine Kugelzange damit verbunden ist, welche die Muttermundslippe fassen soll; eine Modification des Breisky-Speculums als selbst- haltendes von L. Knapp; eine Zange von R. Wise zum Anxiehen der MuttermundsHppe , dieselbe sticht nicht und hakt nicht ein,

GeburUhülfe und Gynäkologie. 331

sondern fasst nur vermittelst Riefen; eine compendiöse, geburts- hülflich -gynäkologische Tasche von Dührssen; eine intrauterine Spritze mit Sprayvorrichtung von H. Fischer; eine neue Leibbinde von Witthauer, deren Eigenschaften in festem Anliegen an jeder Leibesform durch eine Verschnürung und in der Unmöglichkeit eines Verschiebens nach oben durch Strumpf- halter bestehen sollen. Als Behelf für den theoretisch-practischen Unterricht in der Geburtshülfe haben L. Knapp eine Sammlung stereoskopischer Aufnahmen herausgegeben und Winternitz Gips- modelle der Formver&nderungen des Kindeskopfes bei den verschie- denen Schädellagen, femer auch gynäkologische Modelle der ver- schiedenen Lageveränderungen und Tumoren des Uterus construirt. Zn Onnsten der Metreuryse liefern Krummacher und Reid- Metreurynter. haar neue Beiträge. Hauffe gebraucht zu diesem Zweck auf- gefüllte Saughütchen oder überdehnte Braun'sche Ballons, Bau mm verwendet desinficirte, getrocknete Schweinsblasen, die auf ein bieg- sames Zinnrohr aufgebunden werden.

Schwangerschaft. Die Complicationen von Schwangerschaft Herz und mit Herzfehlern haben v. Jaworski und Fellner eingehend ^^q^^^^' studirt. Der erstere stellt folgende Sätze auf: 1. Die Complicationen mit Herzfehlem in der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind entschieden geföhrlich. 2. Die Schwangerschaft verschärft chronische Herzfehler und weist schlimme Folgezustände auf. 8. Nach einer vollendeten Schwangerschaft, einer spontanen oder künstlichen Frühgeburt gleicht sich allmählich der gestörte Kreislauf aus. 4. Es können die Fälle, in denen keine Herzmuskeldegeneration auf- zufinden ist, trotz des Herzfehlers bei abwartender Behandlung günstig verlaufen. 5. Es kann rasche und richtige Hülfe bei der Geburt, selbst in Fällen schlinuner Blutkreisstörungen, die Gefahr abwenden. Fellner macht besonders auf die Ge&hrlichkeit der Mitralstenose und auf weitere Oomplication mit Tuberculose und chronischer Nephritis au&erksam. Bei compensirten Vitien ist Abort einzuleiten, wenn die Patientin in der früheren Gravidität am Tode lag, bei uncompensirten erst nachdem durch interne Therapie etwas Besserung im Allgemeinbefinden eingetreten ist. Der Abort ist durch Bougirung einzuleiten, bei Lungenödem durch Blasenstich. Nur in Fällen mit ausgesprochenen Gompensationsstörungen ist die Heirath zu verbieten, ebenso bei Mitralstenose und solchen Vitien, die mit Tuberculose oder chronischer Nephritis complicirt sind u. s. w. Prochownik versucht durch besondere Diät bei fetten Frauen

332

J. Klein.

Emfthnmgs- ouren.

Hyperemesis gravidarum.

Icterus gravidarum.

Haematuria gravidarum.

Neuro- fibromatosis.

Yacoinatio

in graviditate.

Schwanger- schaftsdauer.

und Anämischen während der Schwangerschaft einen Einfioss auf die Geburt, Wochenbett und Stillfahigkeit auszuüben, femer bei engem Becken auf das Kind. Bockelmann empfiehlt auch die Prochownik'sche Diät bei geringen Beckenverengerungen, bei übermässig grossen Kindern und bei alten Erstgebärenden; den Be- ginn der Diät setzt er beim letzten Drittel der Gravidität an. Die künstliche Frühgeburt kann dadurch wohl umgangen, aber nicht ersetzt werden. Gegen Hyperemesis gravidarum empfehlen Achard Alkalien oder die Magenpumpe, Monin Natr. bicarbonic. in hohen Dosen, 10 12 g 5 6mal, Dirmoser dagegen, von dem Gedanken ausgehend, dass es sich um eine Autointorication handele, da die Harnanalysen auf Bildung von Toxinen im Magendarmkanal hinweisen, Antisepsis durch innere, antiseptische Mittel und durch antiseptische Darmirrigationen. Der Schwangerschaftsicterus ist nach Miclescu eine toxisch-infectiöse Krankheit, entweder durch Bacterium coli oder durch Strepto- und Staphylokokken be- dingt. Die Prognose ist ernst, es ist aber Heilung möglich durch sofortige Unterbrechung der Schwangerschaft. Chiaventone bespricht die Blasenblutungen in der Schwangerschaft, die nur von der Schwangerschaft abhängig sind. Sie sind entweder die Folgen von Gongestionen oder von Toxämie, durch hepato-renale Insufficienz hervorgebracht. Einen interessanten Fall von Neuro- fibromatose in der Schwangerschaft veröffentlicht W. Wolff. Es ist ihm gelungen, in einer der kleinen Hautgeschwülste Nerven- fasern als Ausgang der Tumorbildung nachzuweisen. Während der Gravidität trat eine Neueruption von Tumoren auf, und zwar in den letzten Wochen derselben. Die Geschwülste waren durch auffallend gesteigerte Dunkelfärbung, welche während des Wochenbettes wieder abnahm, ausgezeichnet. H. Palm hat nachgewiesen, dass die Impfung für Schwangerschaft und Wochenbett unschädlich ist, dass die Impfang der Mutter nicht als intrauterine Schutzimpftmg für den Neugeborenen gilt, dass aber Neugeborene, deren Mütter ge- impft waren, geringere Beaction auf das Vaccinecontagium zeigen. Für Neugeborene ist die Impfung unschädlich. Aus den neuen Untersuchungen v. WinckeTs über die Dauer der mensch- lichen Schwangerschaft geht hervor, dass Spätgeburten sicher vorkommen, und zwar in 2,8 °/o. Der Beweis dafür sind die Kinder von 4000 g Gewicht. Die untere Grenze der Tragung so schwerer Kinder ist 246, die obere 336 Tage, während das neue Bürgerliche Gesetzbuch 362 Tage als obere Grenze bestimmt. Schwanger- schaftsveränderungen ausserhalb der Genitalsphäre

Geburtshülfe und Gynäkologie.

333

hat H offner eingehend studirt und richtet sein Augenmerk auf Schwanger- Bauchdecken, Brust, Herz, Puls, Varicen, Blut, Oedeme, Zwerch- 8<*»ft«-

' » » » » » » yer&naenugen

ausserhalb der

Genital- sphftre.

Rnptnra nteri.

fellstand, Thorazform, vitale Lungencapacitat, Speichelfluss, Magen- und Dannstörungen, Urinmenge, dessen specifisches Gewicht und Keaction, Albuminurie, Zucker, Peptonurie, Toxine, Harndrang, Incontinenz, Harnverhaltung, sensorielle Störungen, Sensibilitäts- Btörungen, Reflex- und Motilitätsstörungen, Körperhaltung, Skelett, Haut, Temperatur und Körpergewicht. Zur Erleichterung der Diagnose der Blasenmolenschwangerschaft macht Blasenmolen- W. Poten auf die „teigig-weiche" Consistenz des Uterus, welche ^^^!Jf^^'' an weichen Thon erinnert, und auf ,,partielle Contractionen" der Uteruswand, die für abnorme Schwangerschafbsprodncte charakte- ristisch sind, aufmerksam. Krön ig ist der Meinung, dass eine Umwandelung der Gervicalschleimhaut in Decidua vera während Cernx- und der Schwangerschaft nicht stattfindet, dass die entfalteten Theile oM^üDSaut während der Schwangerschaft ihre Gervicalschleimhaut bewahren in der und dass alles, was mit Decidua bekleidet ist, anatomisch zum Schwanger- Corpus uteri gehört. Smyly theilt die Ansichten Bayerns in Betreff der Entfaltung des unteren Uterinsegmentes. Die Buptur des Uterus in der Schwangerschaft sucht W. A. Freund an der Hand eines Falles, in dem die Bupturstelle im Fundus uteri, wo auch die Placenta sich befand, so zu erklären, dass er annimmt, erstens der Infantilismus des Uterus prädisponire zur Implantation der Placenta im Fundus, da die Partes keratinae mit den Tuben- ansätzen den Fundus überragen, zweitens prädisponire die physio- logische Verdünnung der Placentarstelle, welche den ohnedies zur Ueberdehnung geneigten Fimdus träfe, zur Dehiscenz. Herzfeld, welcher einen spontanen Längsriss der vorderen Gebärmutterwand im 10. Monat einer siebenten Schwangerschaft sah, neigt zu der Ansicht, dass vielleicht früher im vorletzten Wochenbette, bei Ge- legenheit einer Auskratzung eine Perforation des Uterus voraus- gegangen war. Gristeanu hält bei penetrirenden Rissen die totale abdominelle Hysterektomie fiir indicirt, auch Varnier und Hartmann wollen alle Bupturen, wie sie auch seien, einer Laparo- tomie unterwerfen zum Zwecke einer „Hyst^rectomie subtotale^. Varnier hatte früher 11 Fälle durch Tamponade behandelt und nur einen gerettet Auch Herrgott geht activ vor. v. Wi n c k e 1 stellt folgende Hegeln auf: Bei nur theilweisem Austritt der Frucht aus dem Riss Extraction der Frucht und der Placenta per vias naturales, dann Laparotomie, Naht des Bisses. Bei totalem Austritt sofort Laparotomie; bei complicirten Bissen Porro, bei Infection

334

J. Klein.

Raptura uteri.

Oyariotomie in der

Bchwanger- schaffc.

Myom in der Schwanger- schaft.

Asyl fttr Schwangere.

Totalexstirpation. Klien stellt 367 alte und 14 neue Fälle zu- sammen. Für die Praxis empfiehlt er Drainage, und zwar am besten mit Giimmirohr. Die Göliotomie und dann Porro will er nur bei acuten, gefährlichen Blutungen, sonst nicht, selbst nicht bei Aus- getretensein des Kindes in die Bauchhöhle angewandt wissen. Für Scheidengewölberisse acceptiren Kaufmann und Ludwig die Theorie H. W. Freundes, dass nämlich, wenn der Muttermund über den vorliegenden Theil zurückgezogen oder der vorausgehende Theil ungeeignet ist, den Muttermundrand gegen das Becken ab- zuklemmen, bei gegebenen Bedingungen nicht der Uterus, sondern die Scheide reisse. Im Gegen satze zu Fehling (siehe Vorjahr S. 333) steht Orgler, welcher die Ovariotomie in der Schwanger- schaft so früh als möglich, sowohl im Interesse der Mutter als auch des Kindes vorzunehmen empfiehlt, da nachgewiesenermaassen bei exspectativer Therapie in 17 ^/o der Fälle Abort eintritt oder die Ent- bindung meist ungünstig für das Kind verläuft, während der Mutter erhebliche Gefahren in der Schwangerschaft und Geburt und ganz besonders im Wochenbette erwachsen. In denselben Gedanken be- wegen sich Bland- Sutton und Loewenberg, welcher sogar eine doppelseitige Ovariotomie bei Schwangerschafb mit gutem Er- folg, ohne dass Abort eintrat, wegen Stieltorsion vornehmen musste. Als Curiosum sei ein Fall vonVarnier erwähnt, welcher einen in starker Lateroflexion befindlichen graviden Uterus für eine Ovarial- geschwulst hielt und laparotomirte. Die Operirte genas, die Schwangei^ Schaft ging weiter und endigte mit einer normalen Geburt. Bei Myomen in der Schwangerschafb kennt Thumin 9 verschiedene operative Eingriffe. Er tritt aber selbst, in Ueberein Stimmung mit Landau, für die abdominale Totalexstirpation nach Doyen ein, auch Boursier nennt die abdominale totale Hysterektomie die Methode der Wahl, Seh wart z und Bichelot sind für supra- vaginale Amputation, während Varnier imd Pinard eher zur Exspectation neigen. P i n a r d hat nämlich auf 84 Schwangerschafben mit Fibromen 54 spontane Geburten notirt. Delanglade hat in 2 Fällen von Carcinom der Portio in der Schwangerschaf); die Hysterektomie ausgeführt. Sehr beherzigenswerth ist der Vor- schlag Ballantyne's, auch für Schwangere Asyle zu bauen. Die Untersuchungen Füth's über die Einbettung des Eies in derTube können kurz folgendermaassen resumirt werden : Das befruchtete Ei besitzt eine ausserordentlich vitale Kraft und sucht unter allen Umständen an der Stelle, wo seine Einbettung erfolgt, sich zu entwickeln. Die Tubenschleimhaut tritt an der Eünsertions-

GeburtehOlfe und Gynäkologie. 335

stelle nicht in deciduale Umwandelung ein; es findet keine derartige Eztrauterin- Vorbereitung der Gefässbahnen statt wie im Uterus; das Ei bohrt ßchwaiiger. sich in die Schleimhaut ein und gelangt sehr bald in den Bereich der Musculatur und deren Gefasse ; die Folge davon ist starke Ver- dünnung der Tubenwand. Eine wahre Ghraviditas interstitialis, wo das Ei vollständig in die Uterusmusculatur eingefressen war, operirte V. Gu6rard durch Herausschneiden eines Keiles aus dem Uterus. Die Placentarstelle bildete nicht den Ausgangspunkt der Buptur. Die Therapie der Extrauteringravidität ist nach Krönig, Falk, Sittner und Fieux frühzeitiger abdominaler Eingriff bei abundanter Blutung. Bei vorgeschrittener Extrauteringravidität macht Sittner darauf au&erksam, dass die Prognose von dem Sitze der Placenta abhänge, sie sei schlecht bei Sitz derselben am Darme, gleich gut bei Sitz an Beckenorganen oder Bauchwandungen. Segond und Rentier haben irrthümlich bei intrauteriner Gravidität mit Latero- flexion des Uterus die Diagnose auf Extrauteringravidität gestellt und laparotomirt. In beiden Fällen erfolgte Abort. Viel häufiger als bisher angenommen sind Becidive von Extrauterinschwanger- schaft in der zweiten Tube, Varnier und Sens sammelten 96 FäUe, Haret 36 Fälle und Chapot-Pr6vost 1 Fall. Eine topographische Classification der Graviditas tubaria in: 1. Graviditas interstitialis, 2. Graviditas tubaria, a) im Isthmus, b) in der Ampulle, c) im Infundibnlum gibt uns Couvelaire. Ueber die Häufigkeit Abort, des Aborts stellt H e 1 1 i e r einige Zahlen zusammen . Er berechnet z. B., dass 1800 verheirathete Frauen 6974 Kinder gebaren und 1288 Aborte hatten. Von diesen 1800 hatten 58 nur Aborte und keine lebenden Kinder, 184 waren nie schwanger, also bekamen 96.5 ®/o ELinder. Was die Therapie des Abortes betrifft, so ist das active Verfahren, welches auch von Ekstein und 0. Schaeffer angewandt wird, wohl Gemeingut aller Frauenärzte geworden. Kaminer spricht zu Gunsten des künstlichen Abortes bei Künstlicher Phthise. In 50 Fällen hat er 38mal Verschlimmerung der Tuber- -^^^^^ culose durch die Schwangerschaft constatirt. Jelly hält die In- dication des künstlichen Abortus bei Chorea gravidarum für unbe- stritten, ftir selten bei Epilepsie, für häufiger bei hjstero-epileptischen Anfallen und Melancholie. Auf Grund von 100 Messungen Becken, weiblicher Becken an der Leiche fand Goenner die Maasse des Beckeneingangs und -ausgangs in allen Lehrbüchern zu gross angegeben. F. A. Kehrer macht uns mit einer vierten Form von plattem Becken bekannt, der Pelvis plana osteomalacica , die dem ersten Stadium der Osteomalacie entspricht. Schickele, welcher

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J. Klein.

Beoken.

Enges Becken.

Gelegenheit hatte eine Geburt bei Spaltbecken zu beobachten, hebt besonders die Bedeutung der vorderen Beckenwand als passive Kraft und ihre Wirkung beim Geburtsmechanismus hervor. Falk widmet seine Studien der Form und Entwickelung des knöchernen Beckens während der ersten Hälfte des intrauterinen Lebens. Er fand, dass im 5. und 6. Monat schon Geschlechtsunterschiede auftreten, nämlich grössere Breite der Symphyse und grösserer, abgerundeter Symphygen- bogen bei Mädchen. Er nimmt wie Fehling an, dass specifische Wachsthumsenergie die Ursache der Längskrümmung der Kreuz- beinwirbelsäule sei, sucht dieselbe aber nicht, wie Fehling, im Wachsthum der Wirbel, sondern in der Wachsthumsrichtung der Darmbeinschaufeln. K r ö n i g wünscht beim engen Becken die therapeutischen Eingriffe folgendermaassen zu regeln: 1. Bei mittleren Graden der Beckenverengerung kommt Symphyseotomie oder bedingte Sectio in Betracht (Frühgeburt, Wendung, hohe Zange nicht empfehlenswerth) ; 2. unter 7 cm Oonjugata vera beim platten Becken, 7'/s cm beim allgemein zu kleinen Becken ebenfalls Sym- physeotomie oder Sectio; 8. unter 6 cm Sectio caesarea. B. Wolff dagegen empfiehlt die sog. prophylaktische Wendung aus Schädel- lage, wenn der gute Verlauf in Schädellage nach dem üntersuchungs- beftind und der Anamnese bei engem Becken mit Oonjugata vera zwischen 9 '/> und 8 cm' auch nur als zweifelhaft angesehen werden muss. Ebenso will W. Albert bei mittleren Graden von Becken- enge (7 9'/« cm Oonjugata vera) bei Multiparis wenden, bei Primi- paris dagegen die spontane Geburt abwarten. W. Buth theilt uns einen seltenen Fall von Symphysenruptur nach schwerer Zangen- extraction mit. Sepsis. Verjauchung der Beckensynchondrosen.

Oebnrts- Geburt, Interessante Beiträge zum normalen Geburts^

mechanismns. mechanismus liefern uns Olshausen und de Seigneux. Die Schlusssätze des letzteren verdienen angefahrt zu werden: Im Gegensatze zu der allgemeinen Anschauung kommen alle drei Ein- stellungsmodi, sowohl die Vorderscheitelbein- als auch die Hinter- scheitelbein- und die synclitische Einstellung gleich häufig vor. Die Beckenmaasse haben keinen Einfiuss auf die Entstehung des Einstellungsmodus. Der Einstellungsmodus hingegen wird be- dingt durch die Beziehungen, welche zur Zeit der Einstellung und der Fixirung des Kopfes auf dem Beckeneingange zwischen den Axen des Uterus, des kindlichen Rumpfes, des Kopfes und des Beckens bestehen. Bei Erstgebärenden wird im allgemeinen häufiger die Hinterscheitelbein-, bei Mehrgebärenden die Vorder-

Gebui-tshülfe und Gynäkologie. 837

Scheitelbeineinstellung beobachtet. Keine dieser drei Einstellungs- modi zeigt eine schlechtere Prognose als die andere. Dieselbe hängt nicht von der Einstellung als solcher, sondern von den gegenseitigen Beziehungen zwischen den vier in Betracht kommenden Axen ab (Axen des Uterus, des Bumpfes, des Kopfes und des Beckens). Die Hinterscheitelbeineinstellung ist weit davon entfernt, eine abnorme und pathologische zu sein. Sie ist im Gegentheü ein weit häufigeres Vorkommniss, als man es bis dahin angenommen hat. Nimmt man die Fälle aus, bei denen diese Einstellung mit einer Anteflexion des Uterus verbunden ist, so vollzieht sich der Eintritt ebenso leicht, als wenn der Kopf sich auf den Beckeneingaug in Nägele'scher Obliquität oder in Synclitismus einstellt. Die Ver- schiebung der Scheitelbeine in der Sagittalnaht , wenn vorhanden, ist immer durchaus charakteristisch für die besondere Art der Kopfeinstellung und des Eintrittsmechanismus in einem gegebenen Falle und kann somit, wie es Olshausen gezeigt hat, zur nach- trägUchen Diagnose der Schädeleinstellung verwerthet werden. K r ö n i g und F ü t h haben vergleichende Untersuchungen über den osmotischen Druck im mütterlichen und kindlichen Blute Osmotischer angestellt. Sie fanden entgegen Veit, dass zwischen mütterlichem und kindlichem Blute Isotonie bestehe, d. h. osmotischer Gleich- gewichtszustand. Zu demselben Resultat gelangt F. Mathes.

Opitz ist bei Gesichtslagen sehr für die Gorrection nach Gesiohtsiage. Thorn eingenommen. Ausgeschlossen sind natürlich Becken Verenge- rungen höheren Grades. Bei Kinn hinten ist so lange als möglich ab- zuwarten. Ist die Entbindung angezeigt, dann ist die Drehung nach Volland zu versuchen, und wenn dies nicht geht, Perforation an- zuschliessen. H. R. Spencer will bei Steisslage gegen Ende steissiage. der Schwangerschaft die äussere Wendung auf den Kopf in Be- tracht ziehen. Joh. Füth fand in den Lehrbüchern keine gleich- lautende Antwort, ob nach der Geburt des ersten Zwillings ab- z^iilings- wartend oder eingreifend gehandelt werden soll. Er räth, nicht e^^^^- allzulange zu warten. Schatz unterscheidet eine primäre und secundäre Nägel e'sche und Litzmann'sche Obliquität. Die Hinter- secundäre Nägele^sche Obliquität entsteht nach ihm aus der pri- »cJ^eitelbein- mären oder secundären Litzmann'schen durch die Biegung des GebärscUauches und damit des Fruchtcylinders nach vom. Die secundäre Litzmann'sche Obliquität entsteht durch das Unter- bleiben jener Biegung bei primärer und bleibender entgegengesetzter Krümmung des Fruchtcylinders nach hinten. A. Mueller ist eins

mit K e h r e r , welcher zwischen der Vorderhauptslage und der hinteren Jafarbacfa der practiseheii Medicin. 1902. 22

338

J. Klein.

Mittelscheitel- lage.

Zange.

NabelBchniir- Vorfall.

Impression

des vorangehen- den Kopfes.

Perforation.

Dammriss.

Hinterhauptslage noch eine Mittels cheitellage, Positio verticalis posterior, difPerenzirt. Ganz ausgezeichnete goldene Kegeln fnr die Anwendung der Zange in der Privatpraxis gibt uns Bokel- mann: Die Zange ist in den H&nden eines vorsichtigen und er- fahrenen Geburtshelfers ein unschädliches und segensreiches Instru- ment. Die schulgemässen Indicationen haben für den Gebrauch der Zange in der Privatpraxis nur bedingte Geltung. In Bezug auf die Indicationsstellung ist die voraussichtliche Schwierigkeit der Opera- tion von grdsster Bedeutung. Schwierige und atypische Zangen- extractionen sollen nur auf strenge Indication hin vorgenommen werden. Die Mortalität und Morbidität der Mutter darf durch die Zangenoperation durchaus keine ungünstige Beeinflussung erfahren. Schwere Verletzungen der mütterlichen Weichtheile lassen sich bei vorsichtigem und sachgemässem Zangengebrauch fast immer ver- meiden. Die Mortalität der Kinder darf bei sachgemässem Zangen- gebrauch keine höhere sein, als bei spontaner Geburt. Eine directe Tödtung des Kindes durch Zangendruck findet nur ganz ausnahms- weise und dann unter dem Einfluss abnormer Widerstände enges Becken statt. Es ist im allgemeinen im Interesse des Kindes nicht so lange mit der Beendigung der Geburt zu warten, bis deut- liche Symptome einer Gefllhrdung des Kindes objectiv nachweisbar sind. Das vorgefallene Nabelschnurschlingenconvolut wie die Därme bei Laparotomie auf steriler Compresse oder Giize aufzuladen und damit reponirt zu halten, räth Henne. Die Im- pression des vorangehenden Kopfes in Walcher'scher Hänge- lage ist nach H. Cr am er das einzige Mittel, um in zweifelhaften Fällen zu entscheiden, ob die Geburt des unverkleinerten Schädels per vias naturales möglich ist oder nicht, und deshalb soll das Ver- fahren auch nur dann angewandt werden, wenn unser geburtshülf- liches Handeln eine stricte Antwort auf diese Frage dringend fordert. L. Knapp und H. C ramer beschäftigen sich mit der Frage der Entfernung des in der Gebärmutter zurückgebliebenen Kopfes; Nagel glaubt bei der Perf orati on des nachfolgenden Kopfes durch starkes Heben des Bumpfes des Kindes gegen den Bauch der Mutter den Kopf leichter über den Beckeneingang bringen zu können. Bret- schneider lobt in hohem Maasse den Zweifel'schen Cranio- Cephaloklasten zum Zwecke der Perforation und Extraction. Zwei seltene Fälle von Abreissung des Vulvaringes (Vulvaporrhexis) beobachtete Zangemeister und glaubt, dass die centralen Damm- risse auf ähnliche Weise entstehen. Keitler trennt strenge zwischen Betroflexion und Betroversion der schwangeren Qe-

Qeburtshülfe und GjnSJEologrie.

339

barmutier. Bei Flexion ist die Spontanaufncbtong möglich, bei Betroflexio Version sehr selten. Leb mann sab selbst bei Retroflexio fixata «teri gravidi. spontane Aniricbtang« Für den queren Fundusscbnitt beim Kaiser- Eaiser- scbnitt sprechen sieb Heidenbain, Holzapfel und Schröder "cJ"^*'- ganz energisch aus, und die beiden letzteren bestreiten, dass der Fundussitz der Placenta häufig sei; auf 94 Fälle traf Schröder nur einmal die Placenta im Fundus. Veit und Everke haben den Längsschnitt beibehalten. Veit will den Bath zum Kaiserschnitt aus relativer Lidication bereits in die Schwangerschaft verlegen und untersucht nie mehr vorher. Ob unter allen Umständen die Per- foration des lebenden Kindes durch Kaiserschnitt oder Symphyseo- tomie ersetzt werden kann, xmtersucht Fleurent und kommt zu dem Ergebniss, dass die Perforation zwar sehr eingeschränkt werden kann, aber doch eine leider noch nothwendige Operation bleiben muss, besonders för den practischen Geburtshelfer in Fällen, wo die Erlaubniss zum Kaiserschnitt absolut verweigert wird. Ob der Kaiser- schnitt bei Entbindungen in der Agone das beste Hülfsmittel sei, ist fiir Do hm eine noch nicht geklärte Frage. Wegen Eklampsie haben Sippel, wegen vorhergegangener Vaginaefixation H. Pape, wegen vorzeitiger Lösung der normal sitzenden Nachgeburt W. Bühl den Kaiserschnitt, und zwar letzterer den vaginalen Kaiserschnitt nach Dührssen, unternommen. Sehr warm tritt Ahlf eld für die künstliche Frühgeburt ein, indem er nachweist, dass die Zu- Kflnstiiche kunft der nach künstlicher Einleitung der Geburt frühgeborener ^^f^hgeburt. Kinder nicht so schlecht sei, wie sonst dargestellt wurde, da von 56 nur 5 vor Ablauf des ersten Jahres gestorben sind. In einer zweiten Arbeit warnt derselbe Verfasser vor dem intrauterinen Ballon und will ihn nur zur ersten Erweiterung des Halses anwenden, da er bei BaUonbehandlung 63,4'°/o Quer- und Beckenendlagen, durch das Beiseiteschieben des Kopfes bedingt, constatirte, während mit der Kraus e'schen Methode solche nur in 39,7 */o vorkamen. Auch wären Stricturen häufiger zu beobachten und die Lifectionsgefahr grosser. Die Folge der BaUcnbebcmdlung war, dass nur 44,8 ®/o lebende Kinder gegen 60,4 */o geboren wurden, da in Schädellage die Geburt für das Elind am günstigsten verlaufe. Auch Schröder ist der Ansicht, dass die Spontangeburt in Kopflage anzustreben sei, und wendet im Anfang Bougie, dann Ballon, dann eventuell zweites Bougie und wieder BaUon an. Fieux ist grosser Verehrer des Ballons und manueller Dilatationen, z. B. nach Bonnaire mit den zwei Zeigefingern. Da das Thema : Eklampsie auf der Tagesordnung der neunten Versammlung der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie

340 J. Klein.

Eklampsie, stand, so haben wir über eine grosse Anzahl bezüglicher Arbeiten in diesem Jahre zu berichten. Hören wir zuerst das Referat Fehling's über Begriff und Pathogenese der puerperalen Eklampsie. Seine 12 Thesen sind folgende: 1. Puerperale Eklampsie ist eine einheitliche, wohl charakterisirte Krankheit, welche nur an die Fort- pilanzungsperiode des Weibes gebunden ist. 2. Es gibt keine charak- teristische Eklampsieplacenta. 3 Es gibt keine für Eklampsie patho- gnomonische Form der Nierenerkrankung. 4. Ein Zusammenhang der Eklampsie mit Ureterendilatation ist denmach abzuweisen. 6. Die Albuminurie fehlt bei Eklampsie nur in den seltensten FäUen. 6. Es gibt keine specifische Eklampsieleber. 7. Ein abgeschlossenes, charak- teristisches anatomisches Bild der Eklampsie ist nach den vorliegenden Leichenbefunden nicht vorhanden. 8. Die Anschauung von der An- steckungs&higkeit der Eklampsie ist zur Zeit völlig unbewiesen.

9. Die Anschauungen Bouchard's, dass der Eklampsie eine er- höhte Tozicität des Blutplasmas, neben verminderter oder aufge- hobener Toxicität des Urins zu Grunde liege, ist nicht haltbar.

10. Die Erklärung der Eklampsie als Hepatotozämie oder Leuko- mainämie ist nicht bewiesen. 11. Für die Entstehung der eklamp- tischen Veränderungen im Körper scheint ein gerinnungserregender, im Blut kreisender Stoff von Bedeutung. 12. Die Eklampsie ist eine Vergiftung fötalen Ursprungs. Der Correferent Wyder stellt für die Behandlung der Eklampsie folgende Grundsätze auf: 1. Möglichst rasche, gleichzeitig aber auch möglichst schonende Entbindung der Frau, ohne allzu grosse Bücksichtnahme auf das kindliche Leben.

2. Vornahme aller geburtshülflichen Manipulationen wegen der be- stehenden, bedeutend erhöhten Eefiexerregbarkeit nur in Narkose.

3. Peinliche Beobachtung der anti- resp. aseptischen Gautelen bei der Leitung der Geburt. 4. Möglichst sorg&ltige Lidividualisimng bei der Anwendung der als Herzgifte bekannten Mittel: Chloroform, Chloralhydrat , Morphium, Veratrum viride, resp. möglichste Ein- schränkung derselben. 6. Möglichst schonende und sorgfaltige An- regung der secretorischen Thätigkeit der Nieren, der ELaut, des Darmtractus behufs Ausscheidung der Toxine. 6. Wenigstens theil- weise Entfernung resp. Verdünnung der im Blute kreisenden giftigen Substanzen in geeigneten Fällen durch Aderlass und subcutane resp. intravenöse oder rectale Kochsalzinfusionen. 7. Bei drohendem Her»- collaps Excitantien wie Campher, Aether, Coffein etc. Schmorl glaubt auf Grund von 73 Sectionen, dass es einen charakteristischen, typischen, anatomischen Befund für Eklampsie gibt (Nieren, Leber, Gehirn, Herz, Lungen), der sich aus einer Summe von einzelnen

Geburtshülfe und Gynäkologie. 341

cbarakteristischen OrganveräDdeningen zusammensetzt. Füth und Eklampsie. Krönig haben durch ihre experimentellen Untersuchungen fest- gestellt, dass die Bestimmung des osmotischen Druckes bei mütter- lichem und kindlichem Blute für die These 12 von Fehling eine Stütze ergeben hat, dass ein Uebertritt von toxischen Producten von Kind auf Mutter stattfinden kann, dass aber die Ansammlung toxi- scher Substanzen im mütterlichen Blute sich weder durch eine Er- höhung des osmotischen Druckes noch durch eine Erhöhung des specifischen Gewichtes anzeigt. Schumacher's Versuche an Kaninchen durch intravenöse Einspritzungen ergeben das Gesammt- resultat, dass kein durchgreifender Unterschied zwischen der Giftig- keit des normalen wie des nephritischen und des eklamptischen Urins von gleich hohem specifischem Gewicht besteht, einerlei ob derselbe aus der Zeit der Gravidität oder des Wochenbetts stammt. Es exi- stirt also keine stärkere Anhäufung von toxischen Substanzen bei Eklampsie, die Bouchard'sche Theorie fällt. Goenner fand auch geringe Giftigkeit des eklamptischen Urins, tritt aber nicht so deut- lich gegen Bouchard auf. Zangemeister macht darauf auf- merksam, dass bei der Mehrzahl der Eklampsiefälle eine Zurück- haltung von Ammoniaksalzen im Körper stattfindet und der Urin einen relativ geringen Ammoniakgehalt besitzt. Indirect ist vielleicht diese daniederliegende Ammoniakausscheidung doch mit am Aus- bruch der Eklampsie betheiligt, weü der Körper dadurch eines Mittels zur Entfernung überschüssiger Säuren beraubt ist. Blum- reich und Zuntz haben durch Thierexperimente klar gemacht, dass eine specifische Beizempfindlichkeit des schwangeren Gehirns be- steht, so dass das eventuelle Eklampsiegift leicht im Stande sein könnte, Krampfanfälle hervorzurufen. A. Dienst behauptet, dass ungenügende Leistungsfähigkeit des Herzens oder der Ausscheidungs- organe als Grundkrankheit bei der Eklampsie zu gelten hat und dass sodann fatale Stoffe es sind, welche im mütterlichen Kreislauf retinirt die Grundkrankheit der Mutter verschlimmem . Nach Schröder haben die Blutdruckuntersuchungen für die Eklampsie keinen Werth. Anders die Gefrierpunktsbestimmungen. P. Strassmann hat die Thei- lung der Aorta in ihren Beziehungen zur Eklampsie geprüft, ist aber nicht im Stande, einen sicheren Zusammenhang zwischen Eklampsie und Aorten Varietät nachzuweisen. Allenfalls wäre die höhere Thei- lang als Varietät bei den Eklamptischen etwas häufiger anzutreffen. Knapp hält die Betheiligung des Magen darmtractus an der Aus- scheidung des urämischen Giftes für sicher und möchte in thera- peutischer Hinsicht Magen ausspülungen anrathen. Glockner ist

L

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J. Klein.

Eklampsie, der Ansicht, dass die Eklampsie den Boden für Epilepsie prfiparirt* und dass die gleiche toxische Schädlichkeit, welche die Eklampsie 'hervorrief, bei längerem Fortbestehen Epilepsie zur Folge hat. Herz- feld nimmt an, dass primär vorhandene schwere Yerändeningen im aropoetischen System die Ausscheidung der Producte, welche durch ihre Häufung eine Vergiftung des mütterlichen Organismus hervor- rufen, beeinträchtigen. Auch Ahlfeld beschuldigt vor allen Dingen die Nierenthätigkeit, während Ozempin die Eklampsie eine Selbst- vergiftung nennt und meint, die Placenta hätte vielleicht die Holle, die regressiven Stoffe zu entgiften. Stroganoff kommt nochmala auf seine combinirte Morphium- und Chloralbehandlung zurück, mit welcher er auf 100 Eklampsiefllllen keinen einzigen Todes&ll zu verzeichnen hatte. Bourne Hallowes wendet das Ghloral in Clysmen an, Hanken Ljle und Eid er ziehen das Morphium vor, während H. Jardine in mehreren Artikeln immer wieder seine diuretischen Eingiessungen vertheidigt. Eklektischer geht Pollock Simpson vor, welcher beinahe sämmtliche Mittel je nach den Um- ständen anwendet, dem Grundsatz huldigend: „No special line of treatment is suitable for all cases." Sehr erfreulich ist die Mortali- tätsstatistik bei Eklampsie an der Olshause n'schen Klinik. G o e- decke rechnet nämlich aus, dass dieselbe von 25 7o auf 16,9 <^/o ge- fallen ist, während sie anderswo 89,4 21°/o betrage. In einer Zusammenstellung von 24 Fällen von Insertio velamentosa notirt Sfameni das häufige Vorkommen von tiefem Sitz der Pla- centa, von Zwillingen, von frühzeitigem Blasensprung, von Früh- geburt, von Vorfall der Nabelschnur, Tod des Kindes, Zerreissung der venösen häufiger als die der arteriellen Gefässe und Hydramnios.

Nachgebart. Bei Adhärenz der Placenta beschuldigt Hense die mangelhafte Entwickelung der üterusmucosa und der sich aus ihr bildenden Decidua, femer die Atrophie der Decidua serotina. Die spontane Lösung der Placenta bleibt daher aus, weil die Verbindung der Zotten mit den Muskelfasern selbst eine viel innigere und festere ist als mit der locker gefugten Decidua serotina und weil die Contrao- tilität der centralen Muskelfasern durch die Verbindung mit den Zotten behindert oder gar aufgehoben ist. Dieselben Ansichten theilt Nordmann, welcher für die Aetiologie der serotinalen Form der Placentaradhärenz vorausgegangene Traumen der Gebärmutterschleim- haut, nämlich Ausschabungen (zwei solcher FäUe hat er erlebt), wiederholte Placentarlösungen, Aetzungen u. s. w. in Betracht zieht. Der Mechanismus der Placentarlösung vollzieht sich nach Levy auf 624 Fälle 404mal nach Schultze'scher und 220mal nach Duncan-

Insertio yelamentoea

Geburtehülfe und Gynäkologie. 343

scher Art. Bei normalen Gebarten ist der Schul tze'scbe Modus weitaus der häufigere. Bei engem Becken, pathologischen Lagen und hierdurch häufig bedingter operativer Beendigung der Geburt ist der Duncan'sche Modus der häufigere. Bei tiefem Sitz der Placenta überwiegt der Duncan'sche Modus. Bei Geburten nicht ausgetragener Fruchte überwiegt der Duncan'sche Modus. Die Länge der Nabelschnur ist für die Frage der Placentarlösung ir- relevant. Beim Duncan'schen Modus kommt es leichter zu Blu- tungen und B.etention der Eihäute. Zangemeister will durch Massage des Uterus in der Wehenpause eine leichtere Entfernung der Nachgeburt bewirken. Bieländer hält die Wucherung der Geftssendothelien der Placenta fiir secundär, d. h. nach Störungen in der Circulation oder nach dem Absterben des Fötus entstanden und nicht für die Folge einer primären Placentitis. Im Gegentheil ist es V. Franque gelungen, zum ersten Male den Nachweis zu fuhren, dass eine ausgedehnte Endarteriitis obliterans mit totalen und partiellen Gefllssobliterationen bei lebendem Kinde möglich ist. Aus den 10 Versuchen von M a t h e s geht hervor, dass die Placenta Enzyme enthält, die unter gegebenen Bedingungen eine Autolyse des Organs, d. h. eine Spaltung des Organeiweiss nach dem Typus der Verdauung im Darmtractus hervorrufen«

Wochenbett Aichel hat bei 130 Schwangeren 20 Tage vor und nach der Geburt die Pulszahl notirt imd kommt zu dem Schlüsse, Pais- dass von einer physiologischen Pulsverlangsamung im Wochen- verlang- bette nicht die Bede sein könne. Keller hat bei 14 Frauen in Schwangerschaft und Wochenbett Urinuntersuchungen unternommen und stellt fest, dass das Puerperium durch Verlangsamung der Er- Ern&hrangs- nährung charakterisirt ist. Die constatirte Lisufficienz der Leber v«*"'^!*»*«»« ist f&r ihn ein neuer Beweis für die Richtigkeit der Pinard'schen Theorie der H6patotox6mie gravidique. Die fieberhaften Wochen- Wochenbetts- bettserkrankungen bei unberührten, präcipitirten Geburten verlauf bei sind nach v. Scanzoni durchwegs leichter Natur. Auf 97 solcher aebarten. Geburten, bei denen keine Hülfeleistung von Seiten geburtsleitender Personen stattfand, kamen nur 18 Fieberfälle vor, und zwar nur leichte. Die Resultate sprechen für Asepsis des Scheidenkanals. Zur Frage nach dem Keimgehalt des Uterus im Wochenbett Paerperai- tritt Worms er gegen Döderlein nochmals auf und ist der fleber. Ansicht, dass die Üterushöhle im normalen Spätwochenbett in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle keimhaltig sei; Albert denkt ebenso ; Vogel fand bei Fiebernden in 68 ^/o den Uterus keim-

344

J. Klein.

Puerperal- fieber.

Puerperale Thrombosen.

Bursitis.

Collargol und Itrol.

Puerperale Peptonnrie.

haltig. Bei Nichtfiebemden war im Frahwochenbett (am 4. Tag) in SS^jo der Uterus steril, im Spätwochenbett (8. und 9. Tag) nur in 83,3 ^/o. Aus den zahlreichen Arbeiten über Behandlung der vom Uterus ausgehenden septischen Infection entnehmen wir, dass wir bei dem heutigen Stande der Wissenschaft mit der Totalexstirpation des inficirten Uterus uns noch nicht viel Erfolge versprechen dürfen und digitale Ausräumung, intrauterine Ausspülungen, Drainage und allgemeine Behandlung noch immer unsere beste Therapie sind. So urtheüen im grossen und ganzen Abel, Knapp, Eicard, Hegar und Boldt, welch letzterer die Hysterektomie nur als allerletztes Hülfsmittel ansieht, wenn die Infection sicher nur vom Uterus allein herstammt, oder wenn Zersetzungsproducte im Uterus nicht genügend per vaginam entfernt werden können, oder wenn bei Kaiserschnitt der Uterus septisch gefunden wird. Faure dagegen hat 7mal den Uterus per vaginam entfernt und nur einen Fall gerettet, wo Piacentarreste im linken Uterushom einem vorausgegangenen Curette- ment entgangen waren. Vor Verwechselung mit Typhus warnt Jung an der Hand zweier Fälle. Auch Influenza gibt nach Stolz oft Anlass zu difPerentialdiagnostischen Schwierigkeiten. Die gonor- rhoische Infection ist von der septischen, wie L e a zeigt, nur schwer zu unterscheiden, aber die Prognose quoad vitam ist dabei eine gute. Einen Uterusabscess mit Ausstossung eines Stückes nekrotischer Uterussubstanz nach streptokokkischer Infection durch criminellen Abort beobachtete v. Franqu6. In puncto Statistik stellt Loe wen- stein für Morbidität 47,3*^/0 und für Mortalität im Wochenbett 1,071 **/o fest. Puerperale Thrombosen haben Heidemann, Boissard und Wormser beobachtet. Heidemann nimmt stets Infection der Placentarstelle an und glaubt, dass neben der Infection noch die gestörte Circulation durch die Aenderung der Druckverhält- nisse im Abdomen in Betracht zu ziehen sei. Boissard legt Gewicht auf die Virulenz und die Verschiedenheit der Infection. Wormser sah Gangrän des Fusses nach Einwanderung von Streptokokken in den Uterus infolge einer eitrigen Bursitis praepatellaris. Mit Glück hat W o y e r das Collargolum Crede in 3 Fällen puerperaler Sepsis angewandt und empfiehlt ebenfalls das Itrol bei puerperalen Geschwüren. Bei Schwangeren und Wöchnerinnen kommt normalerweise Deuteroalbumose im Harn nicht vor. Die Existenz einer puerperalen Peptonurie scheint also definitiv widerlegt zu sein. Eine Deuteroalbumosurie ist stets als eine patho- logische Folge der Temperatursteigerung anzusehen. Dies beweist uns Ehrström. Nicht eingenommen für das Marmor ek'sche

Geburtshülfe und Gynäkologie.

345

Antistreptokokkenserum sind Wer mser, Boldt und Thurnam. Serum. Auch, der Verf. dieses Berichtes ist in der Lage, einen mit 50 ccm Serum erfolglos behandelten Fall von septischer Endometritis hinzu- zufügen. Nur Blumberg erhebt seine Stimme zu Ghinsten weiterer Versuche mit demselben, da es möglicherweise wirksam sein könne. Müry hat eine Mastitisepidemie, wie sie von H. W. Freund Mastitis, beschrieben worden ist, erlebt; seither wendet er prophylaktisch Läppchen an, die mit 4''/oiger Borsäurelösung getränkt auf Warze und Warzenhof gelegt und mit Guttapercha bedeckt werden. Auch der Mund des Kindes wird vor und nach dem Stillen mit Borlösung ausgewaschen. Fleck missbilligt die Aufstellung verschiedenartiger Mastitiden. Früher nahm man drei Lifectionswege an: 1. die Lymph- bahnen von cutanen Verletzungen aus, 2. die Milchgänge, 8. meta- statisch von anderen Lifectionsheerden im Körper. Dies gab Anlass zur Unterscheidung in parenchymatöse und interstitielle Entzündungen. In letzter Zeit werden nun auch nach der Specificität der Infections- erreger verschiedene Arten von Mastitis aufzustellen versucht, z.B. Staphylokokken- und Streptokokkenmastitis. Er hat aber einen Fall beobachtet, wo im Anschluss an Erysipel Mastitis mit Streptokokken entstand, während das Krankheitsbild einer Staphylokokkenmastitis entsprach. Zur Wiederherstellung der versiegenden Milch- Lactation. absonderung preist B^dart die statische Elektricität an mit dem Carr6'schen oder Wimshur stapparat, während Baur vom Roborat in täglicher Dosis von 80— 40 g günstigen Einfluss vermerkt. Dass die Lactationsatrophie des Uterus ein physiologischer Vorgang sei, eine günstige Prognose biete und spontan heile, darüber sind Fränkel und Thorn einig.

Neugeborene. Wilcke stellt fest, dass beim engen Becken Gewicht ein geringeres Durchschnitts gewicht für neugeborene, reife Kinder ^*^

als beim normalen Becken sich findet, dass eine längere Schwanger- ^ „^^ Schaftsdauer sich beim engen Becken nicht findet und dass beim Beckenenge. engen Becken das Durchschnittsgewicht der Kinder bei Mehr- gebärenden grösser als bei Erstgebärenden ist. Lachs hat an 100 Neugeborenen Temperaturmessungen angestellt. Er fand, Temperatur dass das Kind in utero höhere Temperatur als die Mutter besitzt und die Quelle des Plus im Kinde ^u suchen ist. Nach der Geburt sinkt seine Temperatur. v. Budberg ist für Alkoholbehandlung des Nabelschnurrestes. Stolz umschnürt denselben dicht am Nabelring mit feiner Seide und schneidet ihn dann ^2 cm darüber mit sterilisirter Scheere ab. Verband mit Dermatol und sterilisirter

der Neageboreneu.

346

J. Klein.

Nabelsohnur- rest.

Bftcteriolofirie

der Nengeborenen.

Facialis- pareae.

Glavicnlar- fraotar.

Tetanus neonatorum.

Gaze. Leube unterbindet ebenso mit dickem Catgat und verbindet mit Diachylonpuder und Watte. Ihm kommt es hauptsächlich auf die Kürze des Nabelschnurrestes an. Porak quetscht einige Milli- meter vom Hautrand mit seinem eigenen Instrumente, dem Omphalo- trib, die Nabelschnur ab und streut Bismuth. subnitric. auf. Sehr merkwürdig, im Gegensätze zu den Anhängern der Asepsis des Vaginal- kanals, sind die Beobachtungen Kn eise's, der bei Kindern, die den normalen Geburtsweg durchliefen, im Moment der Geburt in 97,5 ^|o eine reiche Bacterienflora der Mundhöhle , und zwar hauptsächlich hochvirulente Staphylo- und Streptokokken, constatirte. Eine secundäre Infection der Warze ist dadurch leicht erklärlich. Aber auch die Fäces der Neugeborenen enthalten nach He 11 ström eine ungewöhnlich hohe Zahl entwickelungs&higer Keime in den Tagen, die gleich auf die Geburt folgen; später nach dem 4. Tage sinkt diese hohe Zahl beträchtlich. Zum allergrössten Theil be- stehen diese Keime aus den gewöhnlichen Darmbewohnem , Bact. coli commune, Bact. lactis aerogenes und der Abarten desselben. In den Femphigusblasen bei Pemphigus neonatorum fand Bergholm ebendieselben Kokken wie Whipham, Demme, Olaessen und Bulloch. Ueber Facialisparesen nach spontaner Geburt be- richten Frank, E. Kehrer und Grön6. Im ersten Fall entstand die Parese durch Druck der linken Schulter auf die Ohrgegend, im letzten wahrscheinlich durch eine Exostose neben der Symphyse. E. Kehr er beschuldigt; besonders das Missverhältniss zwischen Kopf des Kindes und Becken, ganz vorzugsweise bei den vier ver- schiedenen Formen des platten Beckens und bei der für diese Beckenarten charakteristischen VorderscheitelbeineinsteUung. S t o Ip e r hat im Anschluss an eine Duchenne'sche Lähmung nach einer Zange am Phantom experimentirt und fand, dass Lähmungen durch Zangen- druck entstehen können, aber nur bei Deflezionslagen oder schlechtem Anlegen der Zange, dass Lähmungen durch Olaviculardruck mögUch sind, wenn ein Arm und mit ihm die Olavicula stark nach oben und rückwärts gehoben wurde, und femer, dass Lähmungen bei Kopflage durch Zerrung infolge starken Zuges bei der Entwickelung der Schultern erzeugt werden können. Schroeder fuhrt ims einen Fall von Clavicularfractur vor, die in der Geburt durch Zug am kindlichen Kopfe zur Schulterentwickelung entstand. Er schlägt daher vor, statt des Zuges am Kopfe durch Expression Druck auf den Fundus auszuüben. Mac C a w konnte einen Fall von Tetanus neonatorum mit Antitetanusserum mit Erfolg be- handeln. — Kien beobachtete 2 Fälle von eigenthümlicher Schwel-

Geburtshülfe und Gynäkologie. 347

lung der Parotis bei Neugeborenen, die als Speichebetention oder Parotis-

als Stauung gedeutet werden könnten. Das letztere scheint ihm der ansc^^^^eH^ng

Fall zu sein. Für das Protargol zu den Cred6'schen Augen- Protargoi.

eintr&ufelungen treten Engelmann und«Piotrowsky ein,

und zwar in lO^/oiger Lösung. Piotrowsky sah damit auf 1030 Fälle

keine einzige Blennorrhoe und weniger Secund&rkatarrhe als mit der

fi^er angewandten 20^/oigen Lösung. Gegen Wundsein der Neu- Wundseiu.

geborenen empfiehlt Siefart das Lanoformstreupulver aufs wärmste.--

Ein ausgezeichnetes Lehrbuch för Hebammen und Kinderwärterinnen

ist |,Die Pflege und Ernährung der Säuglinge" von Herrenschneider.

Zur Reform des Hebammenwesens ergreifen H. W. Freund Hebammen- und F ritsch das Wort. Freund verlangt vor allen Dingen Ein- w«»«"«'«™- heitlichkeit des Unterrichts, welche durch Aufhebung der Lehrfreiheit für Hebammenschulen, durch Aufstellung eines obligatorischen Lehr- planes und durch eine gleichmässige Dauer des Unterrichts (9 Monate) herbeigefthrt werden könnte. Auch auf die Auswahl der Schülerinnen und der Hebammenlehrer, auf die Vervollkommnung des Unterrichts durch mancherlei neue, ausgezeichnete Vorschläge, auf die Beauf- sichtigung durch die Kreisärzte und Fortbildungscurse , auf die Sicherung der socialen Lage der Hebammen durch Aufstellung einer zeitgemässen Taxe, durch Aufnahme in die Alters- und Livaliden« Versicherung u. s. w. lenkt er unsere Aufmerksamkeit. Eben dieselben Desideraten resumirt F ritsch folgenderweise: 1. Verlangen nach besseren Schülerinnen. 2. Verbesserung des Unterrichts. 8. Nach- prüfungen und Nachcurse. 4. Aufbesserung der Taxe. 5. Versorgung der Hebammen bei Behinderung in der Ausübung des Berufes. Em- pfehlenswerth ist das Wiederholungsbuch fbr Hebammen von Baumm.

ftjnftkologle.

Allgemeine Pathologie und Therapie. Gegen Menstruation s- Dysmenorrhoe Störungen wendet Loimann local, vermittelst eines besonderen Apparates für vaginale Gazedouchen, die Kohlensäure an. Theil- haber findet den Hauptgrund der Dysmenorrhoe in einer spastischen Contraction der circulären Fasern am inneren Muttermund ; er preist daher die Resectio sphincteris orificii intemi an. Schiff hat in 47 Fällen 35mal mit Erfolg die Dysmenorrhoe coupirt durch Cocainisirung der Fliess'schen Oenitalstellen an der unteren Muschel und am Septum nasi. Krönig sucht die primäre Ursache der Dysmenorrhoe in dem Nervenzustand der Frau, selten in den Anomalieen des Genitalapparates. Die nasale Behandlung der Dys-

348

J. Klein.

Dysmenorrhoe.

Endometritis.

Behandlung

der

chronischen

If etritis :

Scarifica-

tionen,

Formal in,

Antipyrin- salol,

Ergotin Golaz.

Atmokausis.

Massage.

menorrhoe scheint ihm auf Suggestion zu beruhen. Menge dagegen unterscheidet drei Arten von Dysmenorrhoe: 1. Infolge von Hysterie und Neurasthenie; 2. infolge pathologischer Veränderungen des Genitalkanals ; 3. infolge pathologischer Veränderungen der Becken- organe. Danach hat sich also auch die Therapie zu richten. Auch er erkennt die nasale Dysmenorrhoe nicht an; das Cocain wirkt nach ihm durch Suggestiv- und Narkosenwirkung. In Betreff der Dysmenorrhoea membranacea zieht Kollmann den Satz, den er früher aufgestellt hatte, zurück, dass nämlich eine Spontanheilung derselben möglich sei. Bei interstitieller Endometritis (Wyder), bei welcher die Auskratzung der üterusschleimhaut gegen die Blu- tungen nichts nützt, wendet InglisParsons den constanten Strom mit Erfolg an. Bei Endometritis und Dysmenorrhoe, insbesondere bei Stenose der Cervix, macht Franke 14 15 seichte Einschnitte, erweitert mit Hegar'schen Stiften und führt ein 6 7 cm langes Gummirohr ein, das er an die Portio annäht und längere Zeit dann liegen lässt. Zur Behandlung der chronischen Hetritiden möchte Laubenburg neben dem Curettement auf tiefe Scarifica- tionen der Oervixschleimhaut aufmerksam machen oder sie vielmehr ins Gedächtniss zurückrufen ; Menge dagegen will aus dem Instru- mentarium des practischen Arztes die Curette gänzlich verbannen und durch Formalinauswischungen in 30— öO'^/oiger Lösung ersetzen. Spaeth hat befriedigende Resultate mit Auswischungen mit Anti- pyrinsalol als Hämostypticum zu verzeichnen. Niebergall ist mit der inneren Anwendung des Dialysatum secalis cornuti Golaz zufrieden. Die Ursachen der präklimakterischen Blutungen sucht Theilhaber nicht in der Schleimhat, den Ge- fassen oder Ovarien, sondern in der Atonie der üterusmusculatur. Zu Ghinsten der Atmokausis und Zestokausis ergreift natürlich Pincus mehrmals die Feder; nur in Betreff der Vaporisation des Uterus unterstützen ihn Koslenko, H. Fuchs und Lach- mann, welche sie besonders bei klimakterischen Blutungen erprobt haben. Zur gynäkologischen Massage eignen sich nach 01s- hausen nur feste Bindegewebsexsudate im Becken, wenn dieselben torpid geworden und aUe Entzündungserscheinungen längere Zeit vorüber sind. Auch solche Exsudate eignen sich nur in Fällen, in denen sie der äusseren Hand bequem zugänglich sind, so dass zwischen sie und die Fingerspitzen bei der Massage nxir die Bauch- decken zu liegen kommen. Tubentumoren können nur höchst selten erfolgreich massirt werden; peritoneale Adhäsionen, Hämatocelen, Lageanomalieen der Vagina und des Uterus sind keine Objecto für

Geburtshülfe und Gynäkologie. 349

Massage, wenn auch vielieicht die Massage umgebender Exsudate bisweilen den Lageanomalieen indirect zu Nutzen kommen kann. Eine Art von Massage, verbunden mit Belastungstherapie, erlangt Pin GUS mit seinem Quecksilberlufbkolpeurynter, der graduell gefüllt und entleert werden kann. Nach dem Princip der Bier'schen Apparate für Heisslufttherapie hat Folano einen Kasten für Heissinft- das Becken construirt und damit chronische Beckenexsudate mit ^i^^i^pie Temperaturen von 135 150^ mit Erfolg behandelt. Thomson ver- wendet schon seit 1896 einen ähnlichen Schwitzapparat, mit dem er aber nur Temperaturen von 50— 60** erzielte. E. Kehr er benutzt als Wärmequelle die Elektricität in Gestalt von vier Glühlampen, welche auf besonders gebautem Gestell über Bauch und Oberschenkel aufgesetzt werden können, und erreicht damit Temperaturen von 100 ^. In dem Bestreben, ohne Chloroformnarkose und ohne Cocain Operationen zu operiren, geht Veit sehr weit. Derselbe vollfuhrt Auskratzungen, ^^^°^ Prolapsoperationen , vaginale Totalexstirpationen , Eröffnungen des Douglas, Portiooperationen , Blasenscheiden£steloperationen u. s. w. ohne Cocain oder Chloroform; Vulvaoperationen , Kaiserschnitte, Alexander- Adamsoperationen mit Schleie bischer Infiltration. Sterile Dauerhefe verwerthet W. Albert in der Gynäkologie; Hefe, dieselbe bewirkt Abnahme der Virulenz der Scheidenbacterien, Ver- änderung des Scheidensecretes und schnelle Heilung grosser Ero- sionen. — Bei schweren Darm- und Magenlähmungen, welche Magen- und nach grossen Operationen hauptsächlich dem Chloroform zuzuschreiben ,.,^*"°"

f^ r- r ^ lähmungen

sind, wendet v. Her ff Magenausspülungen und Nährklystiere an, nach der während Grube in subcutanen Strychningaben bis zu 0,01 ein treff- Narkose. liches, die Peristaltik anregendes Mittel sieht und gegen postopera- tiven Heus einspritzt. Zur Technik des Morcellement hat Morcellement. Winternitz ein Instrument nach Segond und Doyen angegeben, welches zugleich Bohrer und Messer ist. Gegen Prolapse haben Reismann und Davies neue Hülfsmittel ersonnen. Das Instru- Hysterophor. ment von He is mann kann aus drei Stücken Gummischlauch zu- sammengesetzt und von der Patientin selbst tagsüber eingeführt und entfernt werden, und hindert nicht das Uriniren oder die Defacation. Das Pessar von Davies ist ein dem Hodge'schen ähnliches, welches vermittelst einer Gabel und einer Bandage in situ gehalten wird. Wie häufig Bildungsfehler beim weiblichen Geschlechte Bildungs- vorkommen , als da sind : graciler Knochenbau , Verbildungen des ^e^ör und Skeletts, enger und hoher Gaumen, Kleinheit der Zähne, schlechte Entwickelung der Brustdrüsen und Warzen, dürftige äussere Geni- talien, fötaler Uterus, infantiles Becken, abnorm tiefer Douglas,

350 J. Klein.

stark geschlängelte Tuben u. s. w., zeigt uns Sellheim und macht auf ihre practische Bedeutimg und ihren Zusammenhang mit Tuber- culosen Chlorose, Embryome u. s. w. aufmerksam. Dieser Beschrei- bung wäre noch hinzuzufögen die Constatirung Hegar's, dass auch abnorme Behaarung oft gleichzeitig mit Bildungsfehlem auftrete. Entwickeinng Geistige und functionelle Entwickelimg gehen beim amerikanischen k*'- h ^®^^® Hand in Hand nach den Untersuchungen, die Engelmann Frau. &I1 12000 Fällen von Eintreten der ersten Menstruation angestellt hat. Die Basse ist zwar ein wichtiger Factor, aber nur weil der- selbe mit der geistigen und nervösen Entwickelung im Connex ist. Die grösste Präcocität findet sich bei Mädchen, deren geistige Ent- wickelung am höchsten ist. Es tritt bei diesen schon zu 13 V> Jahren die erste Begel ein, während die arbeitende Classe mit 14,27 Jahren zuletzt kommt. Eine classische Zusammenstellung der verschiedenen steriiit&t. modernen Behandlungsmethoden der Sterilität ist die Ab- handlung Berrutti's.

Prnritns Aeossere Oeschlechtsorgane. Den Pruritus vulvae will

vulvae. Siebourg mit subcutanen Injectionen von physiologischer Koch-

üicus rodens Salzlösung (bis zu Liter) heilen. Das Ulcus rodens vulvae

vulvae. jg^ f^ j^ Freund primäre Vulvatuberculose. Nach Butlin ist

Leucoma das Leucoma vulvae oder Leucoplakia vulvae ofb mit Krebs

^^*®' complicirt. Fritsch räth nach der Perineo- und Analplastik,

Dammpiastik. um eine Zerrung der Mastdarmnaht zu vermeiden, den Sphincter

subcutan mit dem Tenotom rechts und links zu durchschneiden und

dann ein Gummirohr, mit Jodoformgaze umwickelt, einzufuhren.

Primftres Scheide. Das Operationsverfahren bei primärem Seh ei de n-

Caroinoma ^rebs wünscht Krönig immer radicaler, insofern als nicht allein vagmae. , .

die ganze Vagina, sondern auch der Uterus mit exstirpirt werden

soll. Ein primäres Carcinom der vollkommen invertirten Scheide mit

totalem Prolaps des Uterus sah Fleck. Jorfida heilte einen Fall

Primftre von primärer Tuberculose der Vagina durch Excision. Bazocchi

Tuberculosis ^j^^ Zaccaria beobachteten im Verlaufe eines Typhus eine Peri-

vaffiuae. __

Perivaginitis vaginitis phlegmonosa, welche, nachdem ein Ausguss der Vagina

phlegmonosa, ausgestossen und Blasen-, Urethra- und Mastdarmfisteln entstanden waren, unter narbigen Verengerungen der Vulva und Vagina in Hei-

Vaginismus. lung überging. Den Vaginismus behandelt Huppert mit Dehnung der Vagina vermittelst eines Kolpeurynters nach Cocainisirung.

Portio- Matterhals. Das beginnende Portiocancroid zeigt nie meta-

cancroi . statische Ausbreitung auf das Corpus; es folgt den Lymphgefitosen,

Geburtshülfe und Gynäkologie.

351

d. h. auf die Parametrien und erst nach Ueberschreiten des Orifi- cium intemum auf das Corpus. Eine Infection der Beckendrüsen erfolgfc niemals. Es ist daher die supravaginale Amputation eine vollberechtigte Operation. So äussert sich v. Franqu6. Gegen dieselbe Operation bei chronischer Metritis oder bei Erosion ist Graefe. Forensisches Interesse haben die Untersuchungen Chrobak's über den Nachweis von Hak enz an gen spuren an Hakenzangen den Huttermundslippen. Verschwunden sind dieselben im »P^^en. Durchschnitt nach 4 Tagen beim puerperalen, nach 12 Tagen beim nicht puerperalen Uterus. Eine bisher nicht bekannte Form des Gebärmutterverschlusses durch ein mesonephrisches Adeno- Heso- myom der Cervix theilt uns L. Landau mit.

nephrisches Adenomyom.

Ctobännutter. Im Vordergrund des Interesses steht die Frage, die auf dem diesjährigen CoDgress der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie lebhaft erörtert wurde, mit welcher Operationsmethode, vaginal oder abdominal, eine dauernde Heilung des Carcinoma uteri erzielt werden kann. Darüber herrscht beinahe Einstimmig- keit, dass die Zukunft der chirurgischen Behandlung des Uterus- krebses, wie der Gorreferent Winter sich ausdrückt, nicht in mög- lichst ausgedehnten, sondern in möglichst früh vorgenommenen Operationen Hegt. Gunz besonders heben dies Pfannenstiel, Abel, Lewers, Boldt, Schaller u. A. hervor. In Betreff der Operationsmethode gehen aber die Ansichten noch weit aus einander. W. A. Freund, der Erfinder der Abdominalexstirpation, fixirt die Operationsindicationen folgendermaassen in seinem Referate: Das Portiocarcinom kann durch vaginale Totalezstirpation, das Carcinom der Cervix und des Corpus muss, wenn man Radicalheilung anstrebt, durch frühzeitige, weit umfassende Abdominal-Totalexstirpation ope- rirt werden. Zugleich verlangt er, um ein gerechtes Urtheil Wien zu können, dass von jetzt ab alle operirbaren Fälle der abdominalen Operation zugewiesen werden. Die letzten 19 Fälle abdominaler Totalexstirpation der Freund'schen Klinik hat Funke publicirt. Winter ist es sehr wahrscheinlich, dass die vaginale Uterus- exstirpation die Methode der Zukunft bleiben wird und dass die abdominale Eadicaloperation als ein therapeutischer Versuch unter- nommen werden wird, wenn ein Erfolg auf vaginalem Wege nicht mehr zu erreichen ist. Küstner hat bei der abdominalen Operation nie eine hohe Befriedigung empfunden. Olshausen resümirt seine Anschauungen in folgenden Sätzen: Bei wenig vorgeschrittenen CoUumcarcinomen und bei allen Corpuscarcinomen mit nicht sehr

Carcinoma uteri.

352 J. Klein.

Carcinoma vergrössertem ütenis ist die vaginale Operation allein berechtigt. °^^ Bei sehr vorgeschrittenen Gollamcarcinomen ist die abdominale Ope-

ration neben der vaginalen berechtigt zum Zweck der Exstirpation der Drüsen. Eifriger Anhänger der abdominalen Operation ist Wertheim, welcher nun über 60 Fälle verfugt. Von den ersten 80 sind 12, von den zweiten 30 nur 5 gestorben. Die Verbesserung der Resultate schreibt er der Verbesserung der Operationstechnik zu. Auch V. Bosthorn und seine Schüler Kermauner und Lam6ris reden der abdominalen Totalexstirpation das Wort. H. W. Freund hat von 15 abdominal operirten Fällen nur 2 ver- loren, weist also vor allen Dingen die angebliche Gefclhrlichkeit dieser Operation zurück, kommt jedoch zu ganz besonderen Schlüssen. Er hält die erweiterte Freund'sche Operation am Platze bei be- ginnenden und auf den Uterus beschränkten Carcinomen. Für alle nicht mehr auf den Uterus und seine nächste Umgebung beschränkten Fälle kommt die vaginale Exstirpation allein in Betracht. Zu Ghinsten der vaginalen Totalexstirpation treten ganz entschieden auf : Pfannen- stiel, Beipen, mit 26^/«, die recidivfrei blieben, Döderlein, der eine neue Operationsmethode vorschlägt, nämlich den ganzen Uterus sammt hinterem und vorderem Scheidengewölbe mit einem Zuge und ohne präventive Blutstillung median zu spalten, Jordan, Henkel, welcher auf die zunehmende Häufigkeit der Blasen- und Ureteren- verletzungen infolge der weiter hinausgeschobenen Indication zur Totalexstirpation aufmerksam macht, Lewers mit 40 Fällen, Boldt, Knauer (213 vaginale Totalexstirpationen der ChrobaVschen Klinik), H e n s e , welcher 24 ^/o Dauerheilungen anfuhrt und hervor- hebt, dass die Prognose c(er Operation in climacterio die beste, in graviditate, partu et puerperio die schlechteste sei, v. Er lach und V. Woertz, welche mit dem vaginalen Weg 7,6*/i. Sterbefälle, mit dem sacralen 18 "/o berechnen, Waldstein (von 100 Carcinom- kranken können wir 4 heilen), Kinkead und Richelot, welcher 18 Heilungen auf 100 angibt. Einen neuen Weg zur Exstirpation des carcinomatösen Uterus, nämlich trans peritoneal oder extra- peritoneal vom Gavum Retzii aus, durch einen bogenförmigen Schnitt von einer Spina zur anderen, Ablösung der Recti und des Peritoneums geben mit kleinen Abänderungen, unabhängig von ein- ander, A m a n n und Mackenrodt (Laparotomia hypogastrica) gleich- zeitig an. Ueber die paravaginale Methode der Exstirpatio uteri und ihrer Enderfolge beim Uteruskrebs theilt uns Schuchardt mit, dass dieselbe ihn nie im Stich gelassen und dass von 58 Fällen 21, d. h. 36,3 °/o geheilt sind. Eine seltene Indication zur sacralen

Geburtshülfe und Gynäkologie.

358

Synoytioma malignam.

£xstirpation der Oebärmutter kam Sachs vor, bei einem Carcinoma cervicis mit Ankylose beider Hüftgelenke in Adductions- und leichter Flexionsstellnng. Zur palliativen Behandlung der inoperablen Krebse gebraucht Torggler Jodoformgazetampons mit 12^/oiger WasserstofPsuperoxydlösung getränkt, die er 2 4 Tage in der Vagina liegen lässt, dann wird das Carcinom durch Auskratzung entfernt und wieder mit Jodoformgaze tamponirt. Zur Nachbehandlung dient Jodoformkohlenpulver. Auch das Formalin wirkt in solchem Fall ausgezeichnet. (Mehr als optimistisch bleibt der Standpunkt von Adamkiewicz, der einen Fall, welcher von Albert als inoperabel abgewiesen war, mit Gancroininjectionen behandelt hat und infolge davon den Krebs für heilbar erklärt und das Problem der Krebs- heilung wissenschaftlich als gelöst betrachtet!) Beckmann hat die Beobachtung angestellt, dass bei Kranken nach Rcuiicaloperation und Kecidiv die Lebensdauer eine grössere sei als bei nicht Ope- rirten. Ob im Aufbau und in der Physiologie der missbildeten Organe, insbesondere des missbildeten Uterus, eine besondere Be- günstigung für die Entwickelung von bösartigen Neubildungen ge- geben ist, kann zur Zeit, wie Josephson meint, noch nicht ent- schieden werden. Den Zusammenhang des Syncytioma malig- num mit der Blasenmole und die Weisung, die Blasenmole nicht als jenes harmlose Gebilde anzusehen, wofür sie noch bis vor wenigen Jahren galt, geben uns Gottschalk, Kworotansky, van der Hoeven, Langhans und Buschbeck. Seydel berichtet über ein Enchondrom des Uterus, welches sehr wohl aus den histo- logischen Bestandtheilen der Uteruswand hervorgegangen sein kann. K. H e g a r nimmt an, dass die Schleimhaut bei Fibromen nicht mehr und nicht weniger zur Oarcinombildung neigt, wie die des normalen Uterus. Also ist der Name carcinomatöse Degeneration eines Myoms nicht gerechtfertigt. Schenk ist mit den Erfolgen der supravaginalen Amputation bei Myom zufrieden und will also Myoma uteri nur in ganz bestimmten Fällen die Totalexstirpation vornehmen. Simon, Abel und Noble sind für frühzeitige radicale Operation, da sie das Myom gar nicht für eine solche gutartige Erkrankung ansehen, wie man vielfach annimmt. Abel bevorzugt aber den vaginalen Weg. Guib6 bespricht die Verkalkung der Myome, die meistens wegen Druckerscheinungen entfernt werden müssen. Er wendet die abdominale Hysterektomie an. Zur Technik dieser Ope- ration geben Krön ig und Küstner ein neues Princip an, die mediane Uterusspaltung, welche das Eröffnen des Douglas und das Erfassen der Cervix (nach Doyen) erleichtert. Auch Wohle theilt

Jahrbach der practisohen Medicin. 1902. 28

Enchondrom dea ütems.

354

J. Klein.

Myom und Diabetes.

Retroflexio uteri.

Alexander- Adams'sohe

Operation. Vaginiflzur.

die Ansicht Bumm's, dass bei der Totalexstirpation die Technik und Wundverhältnisse sich am einfachsten gestalten. Ein üebel- stand aber wird diesem Verfahren vorgeworfen, dass man die Bauch- höhle und zugleich die Scheide eröfinet. Schliesslich, meint Wehle, wird jeder Operateur mit der Methode die besten Resultate erzielen, auf welche er sich am meisten eingearbeitet hat. Einer conservativen Tendenz in der Behandlung der Uterusmyome huldigt Schaller. 3 Fälle von ITterusmjom complicirt mit Diabetes fuhren uns Klein- wächter und Jahreiss vor. Ein klares Bild des heutigen Standpunktes in der Behandlung der Retroflexio uteri ent- wickelt uns Fehl in g. Erst wenn die Aufirichtung und Bingbehandlung fehlgeschlagen, sei ernst zu erwägen, welcher operative Eingriff der richtige sei, Alexander- Adam s'sche Operation, Vesico- oder Ventro- üxation. Dieselben Principien sind für Flaischlen maassgebend. Nach S. Bandler und Heinricius ist die Betroversioflexio ohne peritoneale oder adnexielle Complicationen kein pathologischer Zu- stand und kann in der grossen Mehrzahl der Fälle ohne chirurgisches Eingreifen beseitigt werden. Auch Stoffe ck will, selbst bei patho- logischen Fixationen, ausschliesslich conservativ und conservirend behandeln, während Dietel das Schultze'sche Verfahren oder eventuell die Laparotomie zur Losung der Fixationen anwendet. Für die Alexander- Adams'sche Operation mit kleineren Modificationen treten ein Sellheim, v. Meer und Oradenwitz. ftieck, Bühl und Goelho nehmen die Vaginifixur oder Vagino- fixation gegen den Vorwurf etwaiger, später eintretender Oeburts- störungen in Schutz. Bieck glaubt, dass die vorgekommenen Ge- burtscomplicationen nur deshalb entstanden sind, weil früher viel zu hoch vaginifixirt wurde. Bühl hebt hervor, dass trotz Tausenden von Fixationen des Fundus nur 9 Kaiserschnitte bis jetzt bekannt geworden sind, und dabei ist nicht einmal immer die Vaginoüxation daran schuld, sondern oft auch Rigidität der Cervix, die nicht davon herrühren kann. Auch nach Ventrofixationen wären 9 Kaiserschnitte vorgekommen; die Vaginofixation hätte aber so ausgezeichnete curative Erfolge, dass sie vorgezogen werden müsse. Coelho hat 43 Vaginofixationen mit 1 Todesfall ausgeführt. Schücking und Gebhard haben zwei neue Operationsmethoden angegeben. Schücking verfllhrt jetzt folgendermaassen : Nach Eröffnung der Blasen-Uterusfalte fuhrt er eine grosse, gestielte Nadel hart am Uterus, dicht unterhalb des Lig. rotundum, durch das Lig. latum hindurch, dann um die hintere Uteruswand herum durch das Lig. latum der anderen Seite und knüpflb dann den Faden. Gebhard

Geburtsliülfe und Gynäkologie.

355

umsticht nach Eröffiiung der Plica vesico-uterina beiderseits die Lig. rotnnda mit Catgutfaden, deren beide Enden mit spitzem Deschamps über die Blase hinweg durch die Bauchdecken hin- durch durchstochen, nach aussen gebracht und ssusammengeknüpft werden. Er hat auf diese Art 20 Fälle ohne Recidiv operirt. Für die Fälle von Retroflexio uteri, welche durch parametritische Pro- cesse iixirt sind oder mit chronischen Parametritiden complicirt sind, ist nach Bröse die Ventrofixation den anderen Operations- methoden vorzuziehen. Er sieht überhaupt in der Ventrofixation ein Heilmittel flir die Parametritis posterior, selbst bei anteflectirtem Uterus. Durch Spaltung der hinteren Uteruswand nach Eröffnung des Douglas hatKüstner 2 neue Fälle von chronischer Inversio uteri glücklich operirt. Haultain verfährt ebenso nach Laparo- tomie. Mauclaire schneidet sowohl bei Retroflexio als auch bei Anteflexio uteri Längskeile aus der hinteren resp. vorderen Uterus- wand heraus und verkürzt die Lig. rotunda resp. utero-sacra ver- mittelst Laparotomie. H. W. Freund hat bei Prolapsen ein modificirtes Gersuny-Sänger'sches Verfahren erprobt, von welchem auch der Verfasser dieses Berichtes nur Gutes gesehen hat. Die Operation verläuft folgendermaassen : Die vordere Vaginalwand wird von der Cervix bis nahe an die Urethra längs gespalten, die Blase stumpf aus dem Cystocelensack losgelöst, bis sie bequem in die Bauchhöhle reponirt werden kann. Sie wird dann mit zwei oder drei Catgutfaden im Paracystion fixirt; die Scheidenlappen werden beiderseits resecirt und dann wieder linear vereinigt. Perineorhaphie vervollständigt die Operation. Bucura und Mandelstamm ver- wenden nach der Freund-Wertheim'schen Methode den Uterus plastisch zum Zurückhalten des Prolapses. Inglis Parsons kommt wieder auf seine Ohinininjectionen in beide Lig. lata zurück und behauptet unter 40 Fällen 34 ganz geheilt zu haben ! Chr. Martin will Uterus und Vagina wegen Prolaps gänzlich exstirpiren ! Dührssen empfiehlt eine neue Methode der Prolapsoperation, die darin besteht, dass nach Eröffnung des vorderen Scheidengewölbes durch Quer- und Längsschnitt die Blase vollständig abgeschoben, der Uterus vagino- fixirt und nach Resection der Scheidenlappen die Vaginalwunde wieder geschlossen wird. Den Beschluss macht die Kolpoperineorhaphie oder die Tait'sche Operation. Bei Entere cele vaginalis posterior resecirt OouUioud ein breites Stück des Douglas.

Ventro- fixation.

Iirversio uteri.

Prolapsus uteri.

Enterocele.

Eienitock. Eine bedeutende Arbeit zur Aetiologie der Em- bryome, ganz im Sinne der sog. parthenogenetischen Theorie, die

356

J. Klein.

Kmbrvome.

Bösartige

OeschwIUste

des

övarium.

I Stieltorsion.

Erhaltung

4er Ovarien.

Descensus 4>varionnn.

von Wilma und Pfannen stiel inaugurirt wurde, liefert uns Bonnet. Bandler theUt diese Ansicht nicht. Walt her sah bei einer Frau, welche 6 Schwangerschaften überstanden, doppel- seitige Dermoidcysten. Backhaus z&hlt die soliden Embiyome des Ovariums zu den bösartigen Geschwülsten; £. Kehr er findet die primäre carcinomatöse Degeneration der Dermoidcysten des Ovariums ziemlich selten, aber immer häufiger in letzter Zeit. Dorn er theilt uns 2 Fälle von Ovarialsarkom (Perithelioma und Endothelioma lymphaticum) mit. Kraus hat bezüglich des Zustandekommens der Krebsmetastasen im Ovarium bei primärem Krebs eines anderen Bauchorgans in 5 Fällen von Pylorus-, Göcum- und Gallengangkrel» bewiesen, dass die Ovariummetastasen von der Oberfläche her ent- stehen, und zwar weil das Ovar für die Implantation und Ausbreitung der Krebselemente die günstigsten Eigenschaften, günstiger als das Peritoneum, besitze. Papillome des Ovariums sind meist doppel- seitig. Auf 34 Fälle fand T6denat 20mal dies bestätigt. Bei Stieltorsion eines Ovarialcystoms stellte Kober Hämoglobinurie fest. Werth ist Anhänger der Erhaltung der Ovarien bei radiccJen Operationen am Uterus, z. B. supravaginaler Amputation oder vaginaler Totalexstirpation, weil dann AusfaUsbesch werden nicht auftreten und secundäre Atrophie der Vagina und Vulva ebenfalls ausbleibt. Flockemann versuchte die Ausfallserscheinungen durch Ovarialpräparate zu beeinflussen. Der Erfolg war hinreichend günstig, so dass es sich lohnt einen Versuch damit anzustellen, um so mehr, als Ovarialpräparate unschädlich sind. Bei Operationen sollte man stets an die Möglichkeit denken, etwas Ovarialgewebe zu erhalten. Unvollkommener D e s c e n s u s ovariorum ist nach Seilheim (siehe oben Bildungsfehler) mit vielfachen anderen Bil- dungsfehlem am Körper und besonders der G-enitalien regelmässig com- binirt. Seilheim nimmt mangelhaften Descensus an, wenn die Ovarien mit ihren Mittelpunkten mindestens am hinteren Theil der Linea termi- nalis oder am oberen Theil der Articulatio sacro-iliaca liegen, so dass sich ein grösserer Theil des Organs im grossen Becken befindet.

Tube. Granz deutlich ist die conservative Tendenz, welche sich auffallenderweise, durch Dührssen eingeleitet, in der Behandlung pyosaipins. von eiterhaltigen Adnextumoren (hauptsächlich bei Pyosal- pinx) in der Gynäkologie bemerkbar macht. Selbst bei Tuben - gonorrhoe bricht Krön ig fiir die conservative Behandlung eine Lanze. Vaginale Licision und Drainage ist die Losung von Dührssen, Thomson und Witte, während Th. Landau und Mandl und

Geburtshülfe und Gynäkologie.

357

Bürger die vaginale Radicaloperation als Princip festhalten. Die Tubentnberculose kann nach Knndrat eine secundär descen- dirende oder eine primär ascendirende sein. Preiser stellt fest, dass die Mehrzahl der Taboovarialcysten dadurch entstehen, dass eine Sactosalpinx und eine Ovarialcyste zusammenklebten und dass ihre Zwischenwand später durch Druckatrophie zu Grunde ging. F. A. Kehr er bespricht die verschiedenen Methoden der tubaren Sterilisation eingehend. Die Indicationen sind für ihn, nachdem vorher vergeblich anticonceptionelle Mittel versucht worden und wenn mehrere lebende Kinder vorhanden sind und der Ehegatte, femer der Hausarzt und noch ein anderer College übereinstimmen, fol- gende: 1. Höhere Grade von Beckenenge ; 2. ungünstige constitutio- neUe Zustände und schwere chronische Allgemein- und Localkrank- heiten ; 8. als Gelegenheitsoperation. Aus den Untersuchungen von Stratz geht hervor, dass die Blutanhäufung in der Hämatosal- pinx hauptsächlich aus der ödematös geschwollenen, ihres Epithels theUweise beraubten Schleimhaut der atretischen Tube, in zweiter Lonie auch durch Reflux aus dem Uterus herrührt. Die Atresie der Tube kann durch mechanische, auf Circulationsstörung beruhende Verklebung' oder durch Infection stattfinden.

Tuben- taberculoMe-.

Tubo- ovarialcystet

Tubare SterilisatioiK^

Hämato* Salpinx.

Bauchfell » Bauchwand» Beckenbindegewebe. Einen neuen vaginalen Operations weg in die Bauchhöhle verdanken wir Dührssen. In Combination mit der Golpocoeliotomia anterior durch- trennt er völlig das eine Lig. latum. Die Vortheile dieses Schnittes sind: Guter Zugang zu den Adnexen, extraperitoneale Versorgung des Stiels, ausgezeichnete Drainage, leichte Blutstillung u. s. w. Bei postoperativer Peritonitis ist bisweilen nach der Ansicht Hintze's noch in äusserst ungünstig erscheinenden Fällen Heilung möglich durch recht frühzeitige Operation, Entleerung und Drainage der Exsudatmassen. An die Heilwirkung des Luftcontacts in Fällen von Tuberculose des Bauchfells glaubt auch Sippel; es gibt aber auch viel Spontanheilungen. Als Reaction des Bauch- fells auf den Erguss des Inhaltes einer Colloidcyste sah Lewitzky ein Pseudomyxoma peritonei. Rosenstein berichtet über ein langgestieltes Fi^bromyom der Douglasfalte, welches wahrscheinlich aus den Muskelfasern des rechten Lig. sacro-uterinum entstanden war. Zu den 4 FäUen H. W. Freund's von Hä- matocele retrouterina ohne Extrauteringravidität fügt Kober noch 2 &inzu, welche durch ein Oohabitationstrauma und durch schwere körperliche Anstrengungen erklärt werden können. Für

Coll>ocoelio-

tomia

anterior

lateraUti .

Postopera tivt? Feritouitis;

Tuberculosis peritonei

Pseudo-

myxoui;i^

peritonei.

FilNromyoin des Donglas.

Hämatocele retrottterijid.

358

J. Klein.

Schmerzhafte Druckpunkte

auf den Banchdecken.

Oarcinom-

recidiv

in der

Bauchwand.

Haut- emphysem.

An&stheaie bei Bauch- operationen.

Supra-

symphysärer

Kreuzschnitt.

Paraffin- injection.

Prolapsns urethrae.

Blasen- tuberculose.

Blasen- gonorrhoe.

Blasen-

ver&nderungen

bei Cervix-

carcinomen.

Blasen-

scheiden-

flsteln.

Ureteren- verletznng.

Sneguireff gelten schmerzhafte Drackpunkte auf den Banch- decken and auf der Haut am Becken, den Lumbal- and Sacral- nerven entsprechend, als diagnostische Mittel für Endometritis dolo- rosa und Dreiostienerkrankung. Als Unicum in der Litterator bezeichnet Schaeffer einen Fall von Impfrecidiv in der vor- derenBauchwand nach Entfernung der carcinomatOsen Ovarien. Das Hautemphysem nach Laparotomie ist belanglos; es entsteht durch Hineinpressen von Luft durch die Bauchpresse aus der Bauch- höhle in die Bauchdecken, besonders bei ungenauer Vereinigung und nach Beckenhochlagerung. So spricht sich Madiener aus. Lenn ander vereinigt locale und allgemeine Anästhesie bei Bruch- und Bauchoperationen, nämlich Morphium 0,01, dann S c bleich, dann Chloroform oder Aether. An der Hand von 12 Fällen rühmt Kühne den supras jmphysären Kreuzschnitt nach Küstner.

Hamwege. Vor Paraf&neinspritzungen nach Oersuny bei Incontinentia urinae warnt Pfannenstiel, da er Paraffin- embolie in Lungen und Gehirn erlebte. Kapsammer sah dagegen Heilung in 8 Fällen. Prolapse der Urethra wollen Glaevecke und P i n k u s s mit plastischen Operationen angreifen. Bei Zerstörung der Urethra benutzt Noble das Labium minus zur Lappenbildung. Die Diagnose der Tuberculose der weiblichen Blase wird am sichersten durch Gystoskopie festgestellt. Unsicher seien nach Stoeckel der Nachweis von Tuberkelbacillen , umständlich die Thierversuche. Mirabeau stimmt mit ihm überein. •— Bierhoff untersuchte 92 Fälle von Cystitiden. Davon waren 5 gonor- rhoischer Natur, und zwar sämmtlich suppurativ. Protargol und Largin sind dafür ausgezeichnete Medicamente. Zangemeister fiel es im Laufe cystoskopischer Explorationen bei Portio- und Gervizcarcinomen auf, dass das Auftreten von grossen Quer- falten in der Blase die Grenze für die Operabilität abgibt. Wolko- witsch löst bei schwer operablen vesico-vaginalen Fisteln die Cervix aus dem Narbengewebe heraus, zieht sie herunter und näht sie nach Anfrischung auf die angefrischte Fistel. Casamayor nennt seine Methode: Proc6d6 de d6doublement. Er löst rund um die Fistel herum die Vagina von der Blase ab, näht dann die Basis des Trichters mit circulärer Catgutnaht und die Fistel selbst mit Platin- draht. Weinreb schlägt vor, bei Ureterenverletzung bei Laparotomie, den Ureter, wo es nicht möglich ist, in die Blase zu implantiren, ein- fach zu ligiren und abzuwarten. Eventuell kann später die Nephrek- tomie angeschlossen werden; es ist dies aber nicht immer nöthig.

Geburtshülfe und Gynäkologie. 359

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Derselbe, Beitrag zur Eklampsiefrage. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 40. Hoffner, Ueber Schwangerschaftsveränderungen ausserhalb der Genital- sphäre. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. IV. Holzapfel, Bemerkungen zu dem Aufsatze von Hfibl: »Weitere Untersuchungen über den queren Fundus- schnitt nach Fritsch.* Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn. Bd. XUI, H. 1. R. Jardine, The treatment of puerperal eclampsia by saline diuretic in- fusions. Brit. med. Joum , March 2. Derselbe, The treatment of puerperal eclampsia by saline diuretic infusions. Lancet, Jane 15. v. Jaworski, Ueber die Complicationen yon Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit Herzfehlem. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 21. Jolly, Die Indication des künst- lichen Abortus bei der Behandlung von Neurosen und Psychosen. Natur- forschervers. zu Hamburg. Jung, Zur Diagnostik des Puerperalfiebers. SammL klin. Vortr. N. F. Nr. 297. Eaminer, Ueber den Einfluss von Schwangerschaft und Entbindung auf den phthisischen Process und den thera- peutischen Werth der Einleitung von künstlichen Aborten. Deutsche med. Wochenschr., 29. Aug. Kaufmann, Ueber die Zerreissung des Scheiden- gewölbes während der Geburt. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIH, H. 4. £. Kehr er, Ueber Paresen des Nervus facialis nach Spontangeburten. Gen- tralbl. f. Gyn. Nr. 39. F. A. Kehre r, Pelvis plana osteomalacica. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 85. K eitler, Ein Beitrag zur Betroflexion und Retroversion der schwangeren Gebärmutter. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 3. Keller, La nutrition dans Fetat puerperal. Ann. de gyn. et d'obst., Mai. Kien, 2F^lle eigenthümlicher Schwellung der Parotis bei Neugeborenen. Zeit- schr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XL VI, H. 2. Klien, Die operative und nichtopera- tive Behandlung der Uterusruptur. Arch. f. Gyn. Bd. LXII, H. 2. Derselbe. Ueber die Behandlung der uncomplicirten Uterusruptur sub partu, operativ oder conservativ? Ther. Monatsh., Mai. L. Knapp, Sammlung stereo- skopischer Aufnahmen als Behelf für den theoretisch-practischen Unterricht in der Geburtshülfe. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 18. Derselbe, Modification des Breisky-Speculums als selbsthaltendes. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 52.

Qeburtshülfe und Gynäkologie. 363

Derselbe, Gasuistisohe Beiträge zur Frage der Entfernung des in der Crebärmutter zurückgebliebenen Kopfes. Müncb. med. Wochenscbr. Nr. 17.

Derselbe, Zur Lebre von der Uiilmie. Verhandl. d. deutsch. Ges. f. Gyn. Leipzig. Derselbe, Ueber puerperale Infectionserkrankungen und deren Behandlung. Prager med. Wochenscbr. Nr. 2 u. 27. Eneise, Die Baeterienflora der Mundhöhle des Neugeborenen yom Momente der Geburt an und ihre Beziehungen zur Aetiologie der Mastitis. Beitr. zur Geb. u. Gyn. Bd. IV. Eroenig, Beitrag zum anatomischen Verhalten der Schleimhaut der Gerviz und des Uterus während der Schwangerschaft und im Frühwochenbett. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. Derselbe, Zur Therapie der Extrauteringravidität. Naturforscherrers. zu Hamburg. Derselbe, Die Therapie beim engen Becken. Leipzig. Eroenig und Füth, Vergleichende Untersuchungen Über den osmotischen Druck im mütterlichen und kindlichen Blute. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 1 u. 2. Erummacher, Beiträge zur Technik und Indication der Me- treuryse. Berl. klin. Wochenscbr. Nr. 11. Labusqui^re, De Tanesthesie par injection de cocalne sous TarachnoTde lombaire. Ann. de gyn. et drohst., Janvier. Lachs, Die Temperatunrerhältnisse bei den Neugeborenen in ihrer ersten Lebenswoche. Samml. klin. Vortr. N. F. Nr. 307. Arnold W. W. Lea, De Tinfluence de la gonorrh^e sur le puerp^rium. Ann. de gyn. et d'obst., Juin. Lehmann, Ueber einige Beziehungen der Retro- flexio uteri fizata zu Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Berl. klin. Wochenscbr. Nr. 21 u. 22. W. Leube, Ueber Nabelschnurversorgung der Neugeborenen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 30. E. Levy, Beiträge zum Me- chanismus der Placentarlösung. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XL VI, H. 1.

J. LOwenberg, Doppelseitige Oyariotomie (Stieltorsion) bei Schwanger- schaft (Mens. III— IV). Centralbl. f. Gyn. Nr. 51. H. Loewenstein, Klinisch-statistische Beiträge zur Puerperalfieberfrage. Arch. f. Gyn. Bd. LXV. H.l. H. Ludwig, Ueber Scheidengewölberisse bei der Geburt. Wiener klinische Wochenscbr. Nr. 18 u. 19. Malartic, Les ii^jections rachi- diennes de cocaTne en obst^trique. Paris. Marx, Medulläre Narkose während der Geburt, eine yorläufige Mittheilung. Med. News 1900, Aug. 25. P. Math es, Die Gefrierpunktsemiedrigung des mütterlichen und kindlichen Blutes. Centralbl. f. Gyn. Nr. 80. Derselbe, Ueber Autolyse der Pla- centa. Centralbl. f. Gyn. Nr. 51. Miclesco, Zur Pathologie und Therapie des Schwangerschaftsicterus. Centralbl. f. Gyn. Nr. 87. F. Monin, Le bicarbonate de soude ä hautes doses contre les Tomissements de la grossesse. Sem. m^d. Nr. 40. A. Mueller, Ueber die Mittelscheitellage Kehrer*8, Positio verticalis posterior. Centralbl. f. Gyn. Nr. 42. A. Müry, Zur Prophylaxe der Mastitis. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. V, H. 1. W. Nagel, Zur Entwickelung und Perforation des nachfolgenden Kopfes. Berl. klin. Wochenscbr. Nr. 29. A.Nord mann. Zur Frage der Placentaradhärenz. Arch. f. Gyn. Bd. LXV, H. 1. Olshausen, Beitrag zur Lehre yom Mechanismus der Geburt auf Grund klinischer Beobachtungen und Erfah- rungen. Stuttgart. Opitz, Erfahrungen mit der Umwandlung der Ge-

364 J. Klein.

sichtslage in Hinterbaaptslage , insbesondere mit dem Thom'schen Hand- griff. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H. 1. Orgler, Zur Prognose und Indication der Ovariotomie wäbrend der Schwangerschaft. Arch. f. Gyn. Bd. LXV, H. 1. H. Palm, Beitrag zur Vaccination Schwangerer, Wöch- nerinnen und Neugeborener. Arch. f. Gyn. Bd. LXII, H. 2. H. Papoi Kin Fall von Sectio caesarea nach Vaginofization. Centralbl. f. Gyn- Nr. 19. Paul u. Sarwey, Experimentaluntersuchungen über Händedes- infection. Mfinch. med. Wochenschr. Nr. 12 u. 36 88. Pinard, Fibromes et grossesse. Ann. de gyn. et d'obst., Sept Piotrowski, Die Ver- wendung des Protargols zur Verhütung der Augeneiterung Neugeborener. Centralbl. f. Gyn. Nr. 31. Porak, De Tomphalotripsie. Ann. de gyn. et d*ob6t, Janvier. Poten, Beitrag zur Diagnose der Blasenmolen- schwangerschafL Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 8. Prochownik, lieber Em&hrungscnren in der Schwangerschaft. Therap. Mon. , Aug. u. Sept. Queirel, Du c^phalematome. Ann. de gyn. et d'obst., Janyier. Ranken Lyle, A note on the treatment of puerperal eclampsia. Brit. med. Joum., March 2. Reidhaar, Ueber Metreuryse. Corresp.- Blatt f. Schweiz. Aerzte Nr. 11. Ricard, De Thyst^rectomie dans Tin- fection puerperale. Gaz. des höpit. Nr. 83. Richelot, Fibromes et grossesse. Ann. de gyn. et d'obst., Sept. A. Rieck, Bemerkungen zu dem Aufsatze von Dr. Hei-mann Pape : ^Ein Fall von Sectio caesarea nach Vaginofization." Centralbl. f. Gyn. Nr. 28. Bieländer, Ein Beitrag zur Eenntniss der Veränderungen in der Placenta bei abgestorbener Frucht. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H. 1. Routier, Lat^roflezion droite ayant fait croire a une grossesse extrauterine. Laparotomie. Redressement de Tuterus. Avortement cons^cutif. Gu^rison. Ann. de gyn. et. d^obst., Fevrier. W. Rühl, üeber einen Fall von vorzeitiger LOsung der nor- mal sitzenden Nachgeburt ; Beendigung der Geburt durch vaginalen Kaiser^ schnitt. Centralbl. f. Gyn. Nr. 47. W. Ruth, Ueber Symphysenruptur. Petersburg, med. Wochenschr. Nr. 24. v. Scanzoni, üeber den Wochenbettsverlauf bei präcipitirten Greburten und solchen Geburten, bei denen keine Hülfeleistung von Seiten geburtsleitender Personen stattfand. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. Segond, Grossesse ut^rine prise pour une grossesse extrauterine gr&ce a la fization de Tuterus gravide ek, lat^roversion gauche. Ann. de gyn. et d*obst, Fevrier. de Seignenz, Ueber die Neigung der Uterusaxe am Ende der Schwangerschaft und die Eopfeinstellung. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. IV. Sfameni, Ancora delF emorragia nel parto per rottura di vasi ombelicali nella inserzione velar mentosa del funicolo. Ann. di ost. e ginec. Nr. 4. G. Siefart, Ueber die Anwendung des Lanoformstreupulvers und die Erfolge desselben bei Wundsein der Neugeborenen. Ther. Mon., Novemb. Sippel, Kaiserschnitt wegen Eklampsie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 2. Sittner, Ein Fall von siebenmonatlicher Schwangerschaft ausserhalb der Geb&rmutter mit lebendem Kinde. Zugleich einige Betrachtungen über die Diagnose und die Operation bei vorgeschrittener Extrauteringravidität mit lebender

Geburtshülfe und Gynäkologie. 365

Frucht auf Grund einer Zusammenstellung von 126 Fällen dieser Art. Arch. f. Gyn. Bd. LXFV, H. 3. F. Skutsch, Geburtshülfliche Operationalehre. Jena. W. J. Smyly, The lower uterine segment and the contraotion ring. Brit. med. Joum., May 18. H. R. Spencer, The dangers and diagnosis of breech presentation , and its treatment by extemal version towards the end of the pregnancy. Brit. med. Jonm., May 18. O. Schaeffer, Individnalisirende Gesichtspunkte bei der Behandlung von Fehlgeburten. Naturf.-Vers. zu Hamburg. Derselbe, Experimentelle a. kritische Beiträge zur Händedesinfectionsfrage. Berlin 1902. Schatz, Ueber die Hinterscheitelbeinlagen. Naturf.-Vers. zu Hamburg. Schi ekele, Beitrag zur Lehre des normalen u. gespaltenen Beckens. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. IV. Schmor! , Zur pathologischen Anatomie der Eklampsie. Verhandl. d. d. Ges. f. Gyn., Leipzig. Schoedel, Erfahrungen über künstliche Frühgeburten, eingeleitet wegen Beckenenge in den Jahren 1893 bis 1900 an der E. Frauenklinik zu Dresden. Arch. f. Gyn. Bd. LXIV, HL 1. Schroeder, Ueber Blutdruck- und Gefrierpunktsbestimmungen bei Eklampsie. Verhandl. d. d. Ges. f. Gyn.. Leipzig. Derselbe, Zur Eaiserschnittfrage. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 1 u. 2. Der- selbe, Seltene Entstehungsursache einer Clavicularfractur in der Geburt, nebst Bemerkungen über die Zweckmässigkeit des Zuges am kindlichen Kopfe zur Entwickelung der Schultern. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLYI, H. 1. Schumacher, Experimentelle Beiti'äge zur Eklampsiefrage. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. V, H. 2. Ed. Schwartz, Des indications de rintervention chirurgicale au cours de la grossesse compliqu^e de fibromes. Ann. de gyn. et drohst., Aoüt. Stanmore Bishop, Post-partum haemor- rhage. Lancet, April 13. R. de S. Stawell, Midwifery forceps with azis-traction ac^justement. Brit. med. Joum., Jan. 12. Sticher, Das Yorbereitungsbad der Kreissenden als Infectionsquelle. Centralbl. f. Gyn. Nr. 9. Derselbe, Händesterilisation u. Wochenbettsmorbidität. Zeit-schr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H. 8. Stolper, Ueber Entbindungslähmungen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 1 u. 2. Stolz, Zur Kenntniss der Influenza im Wochenbette u. ihrer Differentialdiagnose gegenüber puerpe- ralen Infectionen auf Grund klinischer Beobachtungen. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 6. Derselbe, Zur Abnabelung des Neugeborenen. Wien. klin. Woohenschr. Nr. 5. Strassmann, Bemerkungen zur Hände- desinfection , insbesondere über Lysoform. Centralbl. f. Gyn. Nr. 11. Derselbe, Die Theilungsstelle der Aoiia und ihre Beziehungen zur Eklampsie. Verhandl. d. d. Ges. f. Gyn., Leipzig. Stroganoff, Können Wannenbäder als das beste Reinigungsmittel des Körpers der Kreissendeu betrachtet werden? Centralbl. f. Gyn. Nr. 6. Derselbe, Ueber die Be- handlung der Eklampsie. Centralbl. f. Gyn. Nr. 48. W. Thorn, Die practische Bedeutung der Lactationsatrophie. Naturf.-Versamml. zu Ham- bnig. Thumim, Chirurgrische Eingriffe bei Myomen der Gebärmutter in Schwangerschaft und Geburt. Arch. f. Gyn. Bd. LXIV, H. 3. Thur- nam, A case of puerperal fever treated with anti-streptococcic serum; death.

366 J. Klein.

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Worms er, Zur Frage nach dem Keimgehalt des Uterus in den späteren Tagen des normalen Wochenbettes. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. IV. Der- selbe, Ein weiterer Fall von puerperaler Gangrän des Fussee. Gorrespon- denzbl. f. Schweiz. Aerzte Nr, 17. Woyer, Ein Beitrag zur Credä'schen Silbertherapie in der Gynäkologie u. Geburtshülfe. Münch. med. Wochen- schrift Nr. 42. Wyder, Symptome, Diagnose, Prognose u. Therapie der puerperalen Eklampsie. Verhandl. d. d. Ges. f. Gyn., Leipzig. Zange- meister, Ueber eine seltene Art von Dammrissen (Vulvaporrhexis). Gentral- blatt f. Gyn. Nr. 31. Derselbe, Aetiologie der Eklampsie. Zeitsdir. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLII, H. 3. Derselbe, Zur Entfernung der Placenta durch äussere Handgriffe. Centralbl. f. Gyn. Nr. 15.

Gynäkologie.

Abel, Zur Frühdiagnose des Gebärmutterkrebses. Arch. f. Gyn. Bd. LXIV, H. 2. Derselbe, Zur Behandlung der Utemsmyome. Die med. Woche Nr. 21. Adamkiewicz, Ist der Krebs heilbar? Bcrl. klin. Wochenschr. Nr. 23. W. Albert, Sterile Dauerhefe und ihre Ver- wendung in der Gynäkologie. Centralbl. f. Gyn. Nr. 17. Amann, Ein

Gebnrtfihülfe und Gynäkologie. 367

neuer Weg zur Exstirpation des carcinomatösen Uterus. Ceniralbl. f. Gyn. Nr. 25. Derselbe, Bemerkung zu Mackenrodt*8 Auftatz : «Die Radical- Operation des Gebärmutter-Scheidenkrebses mit Ausräumung des Beckens*'. Centralbl. f. Gyn. Nr. 30. Backhaus, Ueber ein metastasirendes Tera- toma ovarii. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. Bandler, Zur Aetio- log^e der Dermoidcysten u. Teratome. Monataschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV. H. 4. Derselbe, Ueber die Entstehung der Retroversioflexio uteri u. deren pathologische Dignität. Wien. med. Blatt. Nr. 42. Bazocchi e Zacoaria, Di un caso di perivaginite flemmonosa dissecante nel corso deir infezione tifosa terminato colla guarigione. Raccogl. med., Oct. 20. Beckmann, Einige klinische Beobachtungen über Uteruscarcinom. Zeit- schrift f. Geb. u. Gyn. Bd. XLY, H. 8. Berrutti, La sterilita in rapporto alla modema terapia. Gaz. medic. Lombard. Bierhoff, On gonor- rheal cystitis in the female. Medic. News, Jan. 12. Boldt, Vaginal versus abdominal hysterectomy for Cancer of the uteras. The American, gyn. and obst. Joum., 1900 Dec. Bonnet, Zur Aetiologie der Embryome. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 2. BrOse, Zur Pathologie und Therapie der Parametritis posterior. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XL VI, H. 1. Bucura, Ueber die plastische Verwendung des in die Scheide gestürzten Uteruskörpers bei Prolapsen. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H.3. Buschbeck, Ein Fall von Syncytiom. Gyn. Ges. zu Dresden, Febr. 21. Butlin, Leucoma or leukoplsJria of the vulva and Cancer. Brit. med. Joum., July 18. Casamayor, Traitement d'une fistule vesico-vaginale. Gaz. des höpit. p. 811. Chrobak, Ueber den Nachweis ▼on Hakenzangenspuren an den Muttermundslippen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 4. 8. Goelho, La vagino-fixation. Ann. de gyn. et d*obst., fevrier, - H. B. Davies, A new pessaiy. Brit. med. Joum., Jan. 19. Dietel, Zur Behandlung der Betroflezio uteri fixata. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. Döderlein, Ueber vaginale Uterusexstirpation mit einem Vor- schlag einer neuen Operationsweise. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 2. Dorn er, Zwei Fälle von Ovarialsarkom. Wien. klin. Rundschau Nr. 8 u. 4. Dührssen, Ueber eine einfache u. sichere Prolapsoperation. Centralbl. f. Gyn. Nr. 29. Derselbe, Ueber conservative Behandlung von eiter- haltigen Adnextumoren (Pyoealpinz, Pyoovarium) u. ihrer Folgezustände durch vaginale Incisionsmethoden. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 16 u. 17. Derselbe, Die Eolpocoeliotomia anterior- lateralis ein neuer vaginaler Operationsweg in die Bauchhöhle. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 44. G. J. Engelmann, Rapport du d^veloppement mental au d^veloppement fonctionnel chez la jeune fille am^ricaine. Analyse de 12000 cas de pre- mi^e menstruaüon. Ann. de gyn. et d'obst., Janvier. v. Erlach u, V. Woertz, Beiträge zur Beurtheilung der Bedeutung der vaginalen u. sacralen Totalexstirpation des Uterus für die Radicalheilung des GelAr- mutterkrebses. Wien. Fehling, Der heutige Standpunkt in der Be- handlung der Rückwärtslagerungen der Gebärmutter. Deutsche Klin. am Eing. des XX. Jahrh. Fl ai sohlen. Kurzer Ueberblick über den heutigen

368 J. Klein.

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W. A. Freund, Ueber die Radicaloperation bei Carcinoma uteri mit besonderer Berücksichtigung der Dauerresoltate. Yerhandl. d. d. Ges. f. Gyn., Leipzig. H. W. Freund, Ueber moderne Prolapsoperationen. Oentralbl. f. Gyn. Nr. 18. Derselbe, Zur erweiterten Freund*schen Ope- ration bei Krebs der Gebärmutter. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLYI, H. 2. Rieh. Freund, Beiträge zum Ulcus rodens vulvae. Beitr. z. €reb. u. Gyn. Bd. V, H. 2. H. F ritsch, Ueber subcutane Durchschneidung des Sphincter bei Wiederherstellung des Dammes. Centralbl. f. Gyn. Nr. 2.

H. Fuchs, Experimentelle u. klinische Beiträge zur Vaporisation des Uterus. Münch. med. Wochenschr. Nr. 22. Derselbe, Bemerkungen zur Zestokausis. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27. A. Funke, Beitrag zur abdomi- nalen Totalexstirpation bei Carcinom u. Sarkom mit Bücksicht auf die Dauer- resultate. Münch. med. Wochenschr. Nr. 6. Gradenwitz, Dauerresultat« der Alquie-Alexander^schen Operation. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 5. Graefe, Ueber Amputation der Portio vaginalis, insbesondere die schädlichen Folgen derselben. Münch. med. Wochenschr. Nr. 22. C. Geb- hard, Die Ventrofixation des Uterus auf vaginalem Wege. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLY, H. 1. Derselbe, Ueber 20 Fälle vaginaler V^entrofixation des Uterus. Naturf.-Yersamml. zu Hamburg. Glaevecke, Ueber den Prolaps der Urethra beim weiblichen Geschlecht. Münch. med. Wochenschr. Nr. 2^. Gottschall, Ein Fall destruirender Blasenmole mit Uebergang in Syncytioma malignum. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. lY. Goullioud, Ent^roc^le vaginale postörieure. B^ection large du cul de sac de Douglas. Ann. de gyn. et drohst., Juillet. Guib^, De la calci- fication des fibro-myomes utärins. Ann. de gyn. et drohst., Juillet. Grube, Strychnin als Peristaltik anregendes Mittel nach gynäkologischen Operationen in der Bauchhöhle. Centralbl. f. Gyn. Nr. 25. Haultain, The treatment of chronic uterine inversion by abdominal hysterectomy, with a successfull case. Brit. med. Joum., Oct. 5. A. Hegar, Zur abnormen Behaarung. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. lY. Karl Hegar, Zur sog. cardnomaUVsen Degeneration der Uterusmyome. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. lY. Hein- ricius, Ueber die pathologische Bedeutung der Retroversio-flexio uteri. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 3. Henkel, Ueber die im Gefolge der vagi- nalen Totalexstirpation des carcinomatOsen Uterus entstehenden Blasen- u.

Gebartshalfe und Grynftkologie. 369

Ureterverletzungen. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H. 2. Hense, Der Einflnsfl yon Schwangerschaft and des Elimakteriam auf die Dauer- resultate der Radicaloperation des üteruscarcinomB. Zeitschr. f. Geh« u. Gyn. Bd. XLVI, H. 1. v. Herff, Ueber schwere Dann- und Magen- lahmungen, insbesondere nach Operationen. Zeitschr. f. Geb. u.Gyn. Bd.XLIV, H. 2. Hintse, Zur Casuistik u. chirurgischen Behandlung der post- operatiYen aJlgemeinen Peritonitis. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. van der Hoeyen, Ueber die Aetiologie der Mola hydatidosa u. des sog. Deciduoma malignum. Aroh. f. Gyn. Bd. LXII, H. 2. Huppert, Be- handlung des Vaginismus mittels Eolpeurynter. Gentralbl. fS^yn. Nr. 82.

Jahreiss, Ein Fall von Uterusmyom, complicirt durch Diabetes. Central- blatt f. Gyn. Nr. 2. Jordan, Die chirurgische Behandlung der Uterus- carcinome. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H. 2. Jorfida, De la tuberculose primitive du vagin et sur un cas gudri par le traitement chirur- gicaL Ann. de gyn. et d*obst., F^vrier. Josephson, Ueber die Neo- plasmen der missbildeten Gebärmutter. Arch. f. Gyn. Bd. LXIV, H. 2. Eapsammer, Heilung von Incontinentia urinae beim Weibe durch Vaselin- iigection. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 8. F. A. Kehrer, Ueber tubare Sterilisation. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. V, H. 2. E. Kehrer, Die prim&re carcinomatOse Degeneration der Dermoidcysten des Ovarium. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. lY. Derselbe, Beitrag zur Behandlung chronischer Becken- exsudate. CentralbL f. Gyn. Nr. 52. Kermauner u. Lam^ris, Zur Frage der erweiterten Radicaloperation des Geb&rmutterkrebses. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd V, H. 1. Kinkead, Removal of epithelioma of cervix uteri during pregnancy and vaginal hysterectomy after delivery. Dublin Joum. of med. scienc, Febr. Kleinw&chter, Noch einige Worte über die Complication von Uterusmyom u. Diabetes. Zeitsohr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XUV, H. 8. Knauer, Die Erfolge der an der Klinik Chrobak wegen Gebärmutterkxebs ausgeführten vaginalen Totalezstirpationen. Beitr. z. Gleb. u. Gyn. Bd. V, H. 2. Kober, Hämoglobinurie bei Stieltorsion eines Ovarialcystoms. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 21. Derselbe, Hämatocele retro- uterina ohne Extrauteringravidität Gentralbl. f. Gyn. Nr. 89. Koll- mann, Zur Lehre von der Dysmenorrhoea membranacea. Münch. med. Wochenschr. Nr. 87. Koslenko, Zur Frage von der Einwirkung des heissen Wasserdampf es auf die Uterusschleimhaut. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 17.

Kraus, Ueber das Zustandekommen der Krebsmetastasen im Ovarium bei primärem Krebs eines anderen Bauchorgans. Mon. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 1. Kroenig, Zur operativen Behandlung des primären Scheidenkrebses. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. Derselbe, Zur Technik der abdominellen Totalexstirpation des Uterus. Monatsschr. f . Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 3. Derselbe, Ueber Dysmenorrhoe u. nasale Reflex- neurosen. Ges. f. Geb. zu Leipzig, 15. Juli. Derselbe, Zur Prognose der ascendirten Gonorrhoe beim Weibe. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. Kühne, Ueber den suprasymphysären Kreuzschnitt nach Küstner. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 4. Küstner, Die blutige Reinversion des Uterus durch

Jahrbach der practisohen Medicin. 1902. 24

370 J- Klein.

Spaltung der hinteren Wand nach Eröffiiung des hinteren Douglas. Naturf.- Versamml. zu Hamburg. Derselbe, Das Princip der medianen Uteras- spaltung, seine weitere Verwendung im Dienste operativer Maaasnahmen. Centralbl. f. Gyn. Nr. 44. Derselbe, Abdominale Operationen bei üteros- carcinom. Verhandl. d. d. Ges. f. Gyn., Leipzig. Kundrat, Zur Tuber- culose der Tuben u. der Uterusmncosa. Arch. f. Gyn. Bd. LXV, H. 1. Kworotansky, Syncytioma malignum u. sein Zusammenhang mit der Blasenmole. Arch. f. Gyn. Bd. LXII, H. 1. Lachmann, Die Vapori- sation des Uterus. Münch. med. Wochenschr. Nr. 22 u. 23. L. Landau, Ueber eine ISisher nicht bekannte Form des Gebärmutterverschlusses. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 8. Th. Landau, Die Entzltndungen der inneren weiblichen Genitalien in klinischer Darstellung. Arch. f. Gyn. Bd. LXIV, H. 2. Langhans, Syncytium und Zellschicht. Piacentarreste nach Aborten. Ghorionepitheliom. Uydatidenmole. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. V, H. 1. Laubenburg, Zur Behandlung der chronischen Metritiden. Central- blatt f. Gyn. Nr. 31. Lehmann, Ueber einige Beziehungen der Retro- fiexio uteri fixata zu Schwangerschaft, Geburt u. Wochenbett BerL klin. Wochenschr. Nr.21 u. 22. Lennander, Ueber die Sensibilität der Baodi- höhle u. über locale u. allgemeine Ai^M^esie bei Bruch- u. Bauchoperationen. Centralbl. f. Ghir. Nr. 8. Lewers, After -results in 40 cases of yaginal hysterectomy performed for Cancer of the uterus. Lancet, Jaji. 5. Lewitzky, Ein Fall von Pseudomyzoma des Bauchfells u. des Netzes. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 4. Limnell, Zur Anatomie der Ovarientumoren. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 3. Loimann, Ueber die locale Anwendung der Kohlensäure bei Menstruationsstörungen. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 15. Mackenrodt, Die Radicaloperation des Gebär- mutterscheidenkrebses mit Ausräumung des Beckens. Centralbl. f. Gyn. Nr. 27. Derselbe, Weitere Erfahrungen über die extraperitoneale Laparo- tomia hypogastrica mit Ausräumung des Beckens u. der Drüsen. Naturf.-Ver- samml. zu Hamburg. Madiener, Das Hautemphysem nach Laparotomie. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 3. Mandelstamm, Zur opera- tiven Behandlung der Genitalprolapse. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 3. Mandl u. Bürger, Beitrag zur operativen Behandlung von Eiter- ansammlungen in den Anhängen der Gebärmutter. Arch. f. Gyn. Bd. LXIV, H. 1. Chr. Martin, Eztirpation of the uterus and vagina in cases of intractable prolapse. Brit. med. Joum., Oci 5. Mauclaire, Hyst^r- ectomies cun^iformes longitudinales pour traiter les l^ions de TuteruB dans las cas de d^viations. Ann. de gyn. et d*obst., Fövrier. y. Meer, Zur Modification der Alexander-Adams*schen Operation. Beitr. z. Geb. a. Gyn. Bd. rv. Menge, Die Therapie der chronischen Endometritis in der all- gemeinen Praxis. Arch. f. Gyn. Bd. LXIII, H. 1 u. 2. Derselbe, Das Wesen der Dysmenorrhoe. Centralbl. f. Gyn. Nr. 50. Mirabeau, Be- merkungen zu Dr. W. StoeckeFs: „Beitrag zur Diagnose der Tuberculose in der weiblichen Blase." Centralbl. f. Gyn. Nr. 44. Nieberg all« Ueber die Anwendung des Dialysatum secalis comuti Golaz. Centralbl. f.

Geburtsfaülfe und Gynäkologie. 371

Gyn. Nr. 19. Noble, The new formation of the female Urethra. Americ. Joum. of obet, Nr. 2. Derselbe, The complications and degenerations of fibroid tumours of the uterus as bearing upon the treatment of these growths. Americ. Joum. of obst., Nr. 8. Olshausen, Zur gynäkologi- schen Massage. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 8. Derselbe, Zur Statistik u. Operation des Uteruskrebses. Verhandl. d. d. G^. f. Gyn. Leipzig. Inglis Parsons, Further report on a new Operation for prolapsus uteri; with notes of forty cases. Brit. med. Joum., Oct. 5. Derselbe, Persistent metrorrhagia. Lancet, Febr. 23. Pfannenstiel, üeber die Heilerfolge bei Krebs der Gebärmutter. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 15. Derselbe, Zur Discussion über die Paraffineinspritzung bei Incontinentia urinae nach Ger- suny. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 2. Pincus, Kritisches u. Positives zur Atmokausis u. Zestokausis. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 16. Derselbe, Der Quecksilberlufbkolpeurynter. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 82. Derselbe, Zur Zestokausis u. anderes. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 84. Pinkuss, Beitrag zur Pathologie u. Therapie des Prolapses der weiblichen Urethra. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 19 21. Polano, Eine neue Methode der Behandlung chronischer Beckenexsudate. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 80. Preiser, Ein Beitrag zur Lehre yon den Tuboovarialcysten. Arch. f. Gyn. Bd. LXIV, H.8. Reipen, Die Dauererfolge der vaginalen Totalexstirpation des car- cinomatösen Uterus. Beitr. z. Geb. u. Gyn. Bd. IV. Beismann, Ein- fache Gebärmutter- resp. Scheidenstütze. Münch. med. Wochenschr. Nr. 6. -^ Bichelot, Ueber die Behandlung des Gebärmutterkrebses. Wien. med. Presse Nr. 87. Rieck, Vaginifizur u. Geburt. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIY, H. lu. 2. Derselbe, Bemerkungen zu dem Aufsatze von D. Hermann Pape: ,Ein Fall von Sectio caesarea nach Vaginaefization." Gentralbl. f. Gyn. Nr. 28. Rosenstein, Ein Fibromyom der Douglas- falte. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 4. v.Rosthorn, Erfahrungen über die momentanen Heilerfolge mittels der erweiterten Freund^schen Operation bei Krebs der Gebärmutter. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 21. Rühl, Kritische Bemerkungen über Geburtsstörungen nach Vaginaefizatio uteri. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIV, H. 4. Sachs, Eine seltene Indication zur sacralen Exstirpation der Gebärmutter. Gentralbl. f. Ghir. Nr. 28. Schaeffer, Ueber einen Fall von Impfrecidiv in der vorderen Bauchwand. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H.3. Schaller, Ueber die Anzeigen zur palliativen u. radicalen Behandlung der Uterusmyome. Münch. med. Wochenschr. Nr. 7. Derselbe, Wie kann man die Sterblichkeit an Ge- bärmutterkrebs vermindern? Med. Gorrespondenzbl. d. württ. ärztl. Land. Nr. 26. Schenk, Ueber Dauererfolge nach Myomotomie (supravaginaler Amputation) u. radicaler abdominaler Adnexoperation. Arch. f. Gyn. Bd. LXII, H.8. Schiff, Ueber die Beziehungen zwischen Nase u. weiblichen Sexual- organen. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 3. Schuchardt, üeber die para- vaginale Methode der Exstirpatio uteri u. ihre Enderfolge beim Uterus- krebs. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 6. Schücking, Zur Retro- flexionstherapie. Gentralbl. f. Gyn. Nr. 14. Sellheim, Bildungsfehler

372 J. Klein.

beim weiblichen (jescblecht Nahnf.-Venamml. zn Hamburg. Derselbe, Ueber normale und unyollkommene Dammbüdung. Beita:. z. Geb. u. Gyn. Bd. V, H. 2. Derselbe, Ligamentum teres uteri u. Alezander- Adams*sche Operation. Beitr. z. Geb. u. Gjrn. Bd.IV. Derselbe, ünvoU- Vommener Descensus ovariorum. Beitr. z. Geb. n. Gyn. Bd. Y, H. 2. Seydel, Ein Enchondrom des Uterus. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H. 2. ~ Siebourg, Beitrag zur Behandlung des Pruritus vulvae. CentralbL f. Gyn. Nr. 26. Simon, 64 abdominelle Myomoperationen. Arch. f. Gyn. Bd. LXin, H. 1 u. 2. Sippel, Bemerkungen zur Tuberculoee derweib- liehen Genitalien u. des Bauchfells. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 8. Sneguireff, üeber die Schmerzen in der Becken u. Bauchhöhle der Frau. Arch. f. Gyn. Bd. LXII, H. 1. Spaeth, Antipyrin-Salol als Hämoetypticum. Monatsschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XIII, H. 3. Steffeck, Zur Behandlung der pathologischen Fixationen des Uterus. Deutsche med. Wochenschr «Nr. 10. Stoeckel, Beitrag zur Diagnose der Tuberculose in der weib- lichen Blase. CentralbL f. Gyn. Nr. 40. St ratz, Blutanh&nfungen bei einfachen u. doppelten Genitalien. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn. Bd. XLV, H. 1.

T^denat, Les kystes papillairee de Toyaire. Nouy. Montpellier m^. Nr. 2 u. 3. Theilhaber, Die Ursachen u. die Behandlung der Menstmal- kolik (Dysmenorrhoe). Mfinch. med. Wochenschr. Nr. 22 u. 23. Derselbe, Die Ursachen der präklimakterischen Blutungen. Arch. f. Gyn. Bd. LXU, H. 3. H. Thomson, Gonservirende Behandlung von entzfindlichen Adnex- tumoren. CentralbL f. Gyn. Nr. 20. Derselbe, Behandlung gynäkologi- scher Krankheiten mit heisser Luft. CentralbL f. Gyn. Nr. 52. Tor ggl e r, Bei- trag zur palliativen Behandlung des inoperablen Gebärmntterkrebses. Münch. med. Wochenschr. Nr. 30. Veit, Ueber gynäkologische Operationen ohne Chloroformnarkose. Graefe's Samml. zwangL Abb. Bd. IV, H. 8. Wald- stein, Weiterer Beitrag zur Carcinomstatistik. CentralbL f. Gyn. Nr. 50.

Walther, Kystes dermoides des deux ovaires chez une femme ayant en six grossesses. Soc. de chir., 20 mars. Wohle, Zur abdominalen Totalexstirpation der Uterusmyome. Gyn. Ges. zu Dresden, 17. Jan. Weinreb, Ein Beitrag zur Therapie der Ureterenverletzungen bei Laparo- tomieen. Arch. f. Gyn. Bd. LXV, Q. 1. Werth, Zur Frage der Er- haltung oder Entfernung der Ovarien bei radicalen Operationen am Uterus. Naturf . -Yersamml. zu Hamburg. Wert heim. Ein neuer Beitrag zur Frage der Radicaloperation beim Uteruskrebs. Arch. f. Gyn. Bd. LXV, H. 1.

Winter, Ueber die Radicaloperation bei Carcinoma uteri mit besonderer Berücksichtigung der Dauerresultate. Verhandl. d. d. Ges. f. Gyn. Leipzig.

Winternitz, Zur Geschichte u. Technik des Morcellements. CentralbL f. Gyn. Nr. 21. Witte, Zur conservativen Behandlung in der Gynäkologie. Berl. klin. Wochenschr. Nr. 28. Wolko witsch. Eine plastische Methode, schwer operable vesico-vaginale Fisteln durch den Uterus zu verschliessen. CentralbL f. Gyn. Nr. 43. Zangemeister, Blasenveränderungen bei Portio- u. Cervixcarcinomen. Arch. f. Gyn. Bd. LXIH, H. 1 u. 2.

I

4. Augenkrankheiten.

Von ao. Professor Dr. Hontmann in Berlin.

Unter den a n a to m i 8 ch - p hj 8 i 0 1 o g is c fa e n Abhandlungen ist die Arbeit vonBernheimer über die Lage des Spinctercentrum von besonderem Interesse. Er konnte durch Versuche an Affen nachweisen, dass die paarigen, kleinzelligen Medialkeme in der Oculomotoriusregion derselben und wohl auch des Menschen als gleichwerthige, gleichseitige Sphincterkerne auf- zufassen sind. Durch isolirte einseitige Zerstörung des genannten klein- zelligen Medialkems gelang es ihm eine dauernde, einseitige, mit der Ver- letzung gleichseitige reflectorische Lichtstarre der Pupille zu erzeugen. Die nach 4 Wochen vorgenommene Section der operirten Affen ergab thatsäch- lich die isolirte Verletzung des rechten kleinzelligen Medialkemes. Nach den Untersuchungen von Miyaka bilden, da alle radiär verlaufenden Muskelfasern in der Iris mit einander in Zusammenhang stehen, aber nicht alle radiär und drculär angeordneten sich so verhalten, die ersteren ein geschlossenes Muskelsystem, welches den letzteren gegenüber zu stellen ist. Der Musculus dilatator pupillae besteht also aus einer geschlossenen Schicht radiär verlaufender Muskelfasern, welche dem hinteren Epithel der Iris aufliegt und sich continuirlich bis in die Nähe des Pupillarrandes fort- setzt. In der Nähe des Aussenrandes der Schicht circulärer Muskelfasern und hinter dieser Schicht lösen sich isolirte Radiärbündel ab, welche ent- weder zwischen den circulär verlaufenden Bündeln eintreten und zwischen ihnen inseriren oder aber Anheftungen an dem Bindegewebe in der Um- gebung des letzteren finden. - Hess bespricht den Zusammenhang der Acoommodation mit der Convergenz. Schon in verhältnissmässig jungen Jahren ist man leicht im Stande eine grössere Ciliarmuskelcontraction aufzubringen, als zur Einstellung auf den Nahepunkt nöthig ist. Hieraus folgt die Nothwendigkeit einer strengen Scheidung zwischen Nahepunkts- einstellung und maximaler Ciliarmuskelcontraction, die beide bisher allgemein unter der Bezeichnung «maximale Accommodation* zusammengeworfen wurden. Auf Grund dieser Trennung führten neue Messungen zu dem Er- gebnisse, dass die bisherige Unterscheidung zwischen binocularem und mon- ocnlarem Nahepunkt nicht den Thatsachen entspricht und dass man sie daher fallen lassen sollt«. Mit jeder Accommodation ist eine mittlere Convergenz von bestimmter Grösse verknüpft, die sich bei festgehaltener

Sphincter- centram.

Dilatator- papillae;'

RUative- Accommo- dation.

t^

374

Horstmann.

Relative

Accommo'

dation.

Beziehungen zwischen

Bewegungen

des Auges

und des

Kopfes.

Einwirkung

der

Blutmenge

auf den

intraocularen

Druck.

Accommodation innerhalb gewisser Grenzen mehren und mindern lämi. Die Grösse dieser Mehmng und Minderung ist im manifesten Accommodations- gebiete für alle Grade der Accommodation ann&hemd die gleiche; mit an- deren Worten, der Spielraum, innerhalb dessen die Gonvergenz Ton der zugehörigen Accommodation gelöst werden kann, ist unabh&ng^ von der absoluten Accommodationsgrösse. Ebenso ist der Spielraum, innerhalb dessen die Accommodation bei festgehaltener Gonvergenz gemehrt oder ge- mindert werden kann, unabh&ng^g von der absoluten Gonvergenzgrösse, so lange die Giliarmnskelcontraction ganz im manifesten Gebiete vor sich geht. Dieser Satz hat Geltung fELr die emmetropischen und nach den bisher vorliegenden Messungen auch für die myopischen und hyper- metropischen Augen. Es gilt femer für die verschiedenen Lebensalter, in welchen genauere Messungen bisher vorgenommen worden sind. Sachs hat die Beziehimgen zwischen den Bewegungen des Auges und denen des Kopfes vom klinischen Standpunkt ans einer eingehenden Betrachtung unterworfen. Er unterscheidet optische Reize, welche Be- wegungen des Kopfes und mitunter auch des Körpers und der Augen, allein und mit einander combinirt, auslösen. Alle Kopf- und Körperbewegungen, welche Augenbewegungen vertreten können, werden die vicariirenden ge- nannt. Die vicariirende Nachdrehung des Kopfes wird durch die Reize ausgelöst, welche die Zerrung des Bulbus nach einer Seite an den Augen- muskelansätzen, welche sehr nervenreich sind, hervorruft. Wenn bei einer Kopf bewegung die ruhige fortgesetzte Fixation eines Gregenstandes ermöglicht werden soll, so treten compensirende, entgegengesetzte Augenbewegungen ein, welche das fixirte Bild in Ruhe erhalten. Sachs unterscheidet aber auch selbständige, nicht durch optische Reize bedingte Drehungen des Kopfes, welche compensirende Augenbewegungen bedingen, z. B. unbewusste Augenmuskelzuckungen bei Bewegungen um die Verticallinie des Körpers, welche als unbewusste auf die Gegenstände übertragen werden, sog. Augen- schwindel. Sachs bezieht sie auf eine Erregung der Bogengänge. Wird der Kopf nach rechts oder links geneigt, so folgt eine entgegengesetzte Rollung der Augen, sie compensirt aber die Neigung des Kopfes nur theil- weise und dauert so lange an, als der Kopf geneigt bleibt Es ist dies eine nicht durch Netzhauterregung bedingte Rollung der Augen; sie wird vom Labyrinth ausgelöst. Die letzte Gruppe ist die durch abnorme Stellung der Augen bedingte Kopfhaltung, schiefe Kopfhaltung bei Schielenden und bei Augenmuskellähmungen. Durch die Drehung des Kopfes werden die geschwächten, gelähmten Augenmuskeln entlastet Durch Versuche an Kaninchen stellte Grönholm fest , dass Zunahme der Augenblutmenge durch Steigerung des intraocularen Druckes nicht hervorgebracht werden kann. Die Blutmenge bleibt während der ganzen Zeit, die die Drucksteigerung dauert, ziemlich unver- ändert. Eine Zunahme des Calibers der GhorioideaJgefässe während der Drucksteigerung ist nicht mit dem Augenspiegel zu eonstatiren. Da die Steigerung des intraocularen Druckes im normalen Auge keine Zunahme

Augenkrankheiten.

375

des

Ganglion

cervicale

supremum

bei Glaukom.

der Blutmenge, keine Stauung, sondern eher eine Abnahme, eine Ischämie, ▼erursacht, und da beim acuten Glaukom eine Erweiterung der Blutgefässe, besonders der Venen des Giliarkörpers vorkommt, so kann diese Erscheinung nicht, wie in der Betentionstheorie behauptet wird, die Folge der Druck- flteigerung sein, sondern sie muss als Folge anderer Umstände angesehen werden. Sie kann sowohl auf allgemeine Girculationsstö rangen, wie bei schlechter Herzaction, Arteriosklerose, wie auf localer Paralyse nur in den Blutgefässen des Auges beruhen. Die Blutanldufung bedingt Hypersecretion der Augenflüssigkeit und Drucksteigerung. Das Irislinsensystem wird nach vom gedrängt und der Eammerwinkel geschlossen, wodurch die Hypertenaion permanent wird.

"Wie Ziehe und Axenfeld berichten, ist die Exstirpation Exstirpation des Ganglion cervicale supremum wie die Besection des Nervus sympathicus ein ongefcihrlicher Eingriff, da bei 74 so operirten Glaukomatösen nur ein Todesfall eingetreten ist. Durch diese Operation wird ein Theil glaukomatöser Augen fär viele Monate ge- bessert, in anderen scheint ein Stillstand einzutreten. Man kann aber in keiner Weise vorher sicher darauf rechnen, dass die Sym- pathicusexstirpation in jedem Falle bessernd wirkt. Jedenfalls hat sie niemals einen Schaden angerichtet, wenn auch jeder Heilerfolg ausbleiben kann. Wo sie günstig einwirkt, ist in der Mehrzahl der Fälle der Erfolg erhalten geblieben; ob auf die Dauer, ist noch nicht zu entscheiden. Beim Glaucoma inflammatorium acutum ist die Kesection zu verwerfen, ausgenommen, wenn die Lridektomie ver- weigert wird oder diese Operation auf dem ersten Auge geschadet hat. Beim Glaucoma haemorrhagicum ist die Besection ein gerecht- fertigter Versuch. Beim Glaucoma chronicum inflammatorium, so- wie beim Glaucoma simplex sind eine Reihe günstiger Erfolge be- obachtet worden. Die Besection ist deshalb zur Ergänzung der lridektomie bei progressiven Fällen zu empfehlen. Eine Sympathicus- exstirpation für nicht iridektomirte glaukomatöse Augen ist im all- gemeinen nicht am Platze. Diese Operation darf nur dann aus- geführt werden, wenn die Lridektomie oder Sklerotomie verweigert wird, wenn dieselbe auf dem einen Auge geschadet hat, beim Glau- coma haemorrhagicum, beim Glaucoma simplex, wo schon eine sehr starke Sehstömng besteht, vielleicht auch beim Hydrophthalmus. Ob die Sympathicusexstirpation dem Glaukom vorzubeugen vermag, läset sich jetzt noch nicht beurtheilen. In allen Fällen von Glaukom, wo unsere bisherige Therapie nicht ausreicht, ist die Exstirpation des Halssympathicus ein gerechtfertigter und empfehlenswerther Ver- such, wenn auch von ihr keineswegs stets eine Hülfe zu erwarten ist.

Bauer berichtet über 58 Fälle von Panophthalmitis, bei

376

Horstmanii.

Enncleation welchen in der Angenklinik in Zürich die Enncleation ansgefohrt Panoph- "^^^öJ^ ^^- ^Ä8* ^^^^ Fällen handelte es sich tun die Folge von thainiitis. Traumen. Im Durchschnitt betrug die Krankheitsdauer vor der Ver^ letzung bis zur Enncleation 7 Tage. Alle Fälle heilten gut und konnten durchschnittlich nach 8 10 Tagen, am längsten nach 14 Tagen entlassen werden. In keinem Falle trat Exitus infolge von Meningitis nach der Operation ein. Um ein gutes Resultat zu erzielen, ist nach Möglichkeit eine Verunreinigung der Wundfläche mit Eiter während der Operation zu vermeiden, ausserdem muss streng aseptisch vorgegangen und die Bindehaut nach vollendeter Operation nicht genäht werden, um den Absonderungen aus der Tiefe freien Abfluss nach den aufsaugenden Verbandstoffen zu gestatten. Buge untersuchte den Stumpf eines Bulbus, an dem die Es- ente^tion vor 8 Wochen ausgefilhrt war. Er fand, dass trotz regel- rechter Ausftdirung der Operation die Chorioidea nicht vollständig entfernt worden war. Nach seiner Ansicht kann durch eine correct ausgefohrte Exenteratio bulbi der Inhalt des Bulbus nicht in allen seinen Theilen exstirpirt werden. Denn gerade wie Ghorioidealpigment kann auch anderes Ghorioidealgewebe im Stumpfe zurückbleiben, nur dass letzterer schwer oder überhaupt nicht im Narbengewebe auffindbar ist. Diese Ghorioidealreste können stets die Veranlassung von S3nn* pathischer Ophthalmie sein, da mit jenen auch die diese Krankheit erregenden Mikroorganismen im Stumpfe zurückbleiben können. Nach den Versuchen von Lob an off über die Bedeutung der

Luftinfectioii Luftinfection auf das Auge war die Resistenz desselben gegen Austrocknung, sowie die Möglichkeit der Verstäubung bei den mit der Bindehaut vorkommenden avimlenten, den Diphtheriebacillen ähnlichen Mikroorganismen, sog. Xerosebacillen , eine ziemlich con- stante. Bei der auf der Conjunctiva häufigsten Form war die Resi- stenz und Verstäubbarkeit im Durchschnitt erheblich geringer, als bei der üppigeren Form. Letztere zeigte für die mittelstarke Luft- strömung eines Gebläses stets eine Uebertragung lebender Bacterien durch den Staub, erstere dagegen nur ausnahmsweise. Ein con» stanter und principieller Unterschied war jedoch in dieser graduellen Resistenzverschiedenheit nicht zu erbHcken. Nach diesem Ergebniss ist man nicht weiter berechtigt, die sog. XerosebaciUen als „Luft- stäbchen" zu betrachten. Für die geringere Strömung der Zimmer- luft ist die Verstäubbarkeit der sog. Xerosebacillen überhaupt aus- zuschHessen. Die Infection der Bindehaut mit ihrem häufigsten Schmarotzer, mit XerosebaciUen, erfolgt also unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht mit der Luft, sondern auf dem Wege des directen

des Auges.

Augenkrankheiten. 377

oder indirecten Contactes. Die hohe Besistenzfahigkeit und die Dauerhaftigkeit der Virulenz der echten Diphtheriebacillen gegen- über der Austrocknung konnte Lob an off bestätigen. Ihre lieber- tragnng durch den Luftstaub ist ftr stärkere Luftströmungen leichter möglich, als die durchschnittliche der Xerosebacillen. Der Staphylo- coccus aureus, för den die Uebertragung auch durch den schwebenden Zimmerstaub zweifellos ist, bewahrt auch im getrockneten Zustande lange Zeit seine Virulenz für die Cornea. Mit der Dauer der Aus- trocknung scheint seine Wirkung allerdings abzunehmen. Alle Bac- terien gehen beim Eintrocknen schneller zu Ghninde, wenn sie mit Staub bereits verrieben werden, als bei staubfreiem Trockenwerden. Plaut und v. Zelewsky haben in 41 Fällen, in denen der Thränen- sack exstirpirt war, die Bindehaut auf ihren Keimgehalt untersucht. Davon waren 90 gesund. Dieselben waren sämmtlich stark bacterien- Bactenen- haltig, nur Imal fehlte der Xerosebacillus , Staphylococcus albus ß®^^^*L^^! wurde 17mal gefanden, Staphylococcus aureus 6mal, Pneumococcus „ach nur ImaL Von sonstigen Bacterien Hess sich 5mal Sarcina lutea, Thr&nensack- 2mal Schimmelpilz und 4mal ein Pseudogonococcus nachweisen. ^^^ ^^^ ^°' Schliesslich wurde der Diplobacillus 3mal gefunden. Hieraus folgt, dass nach Exstirpation des Thränensackes die Keimzahl auch auf der gesunden Bindehaut enorm vermehrt ist. Die Virulenz der Keime ist dagegen nicht gesteigert. Auf den 11 kranken Binde- häuten fanden sich 9mal Xerosebacillen, 5mal Staphylococcus albus, 3mal Staphylococcus aureus, 3mal Pneumococcus und 6mal Diplo- bacillen. Somit besteht bei Aufhebung der Thränenableitung eine sehr grosse Vermehrung der Keimzahl auf der Bindehaut, was aber fiir die gesunde Bindehaut keine Erhöhung der Lifectiodtät bedeutet. Nach den Versuchen von J. Mayer erzeugen Bacterien, in den Conjunctivalsack injicirt, rapid tödtUche AUgemeininfection , hierzu Die

gehören Milzbrand, Pest, Hühnercholera, Mäusetyphus, Rotz, Psitta- ^»»^cc^i«^** cosis bei kleinen Thieren, subacute Pseudotuberculose , chronische Conjnnctivai- Tuberculose und bei grösseren Thieren Psittacose und Rotz, Durch ^^^^ «"8. Gtiftwirkung tödteten Tetanus und Diphtherie; loccJe Affectionen veranlassten Diphtherie und Staphylococcus pyogenes aureus, aUe übrigen Bacterien, mit Ausnahme von Psittacosis, Hühnercholera, Tetanus und Cholera erzeugten rasch zurückgehende Bindehaut- reizung. Bei Diphtherie, Eitercoccus, Mäusetyphus schloss sich eine weitere Augenaffection mehrmals direct an, bei Hühnercholera und Pseudotuberculose traten die zuweilen schweren Augenafiectionen erst später ein. Cholera, Typhus, Aktinomykose drangen nicht in den Organismus ein.

378 Hontmann.

Sab- Nach den Erfahrungen von Haitz besitzen wir in den snb*

conjunctivale conjunctivalen Injectionen bei manchen Erkrankungen des Auges ein sehr energisch wirkendes Heilmittel, welches wegen der localen Anwendbarkeit entschieden den Vorzug vor den sonst üblichen Besorbentien verdient. Die Injectionen sind in erster Linie indicirt bei Glaskörpertrübungen und Exsudaiheerden im Fundus, insbe- sondere der centralen Chorioiditis. Gute Dienste leisten sie auch bei subconjunctivalen Ekchymosen. Sie sind zu versuchen bei allen Fällen von traumatischer (postoperativer) Infection. Der sog. fried- lichen Behandlung der Amotio retinae können sie als unterstützender Factor beigesellt werden. Die subconjunctivalen Injectionen stellen ein durchaus unschädliches und im allgemeinen nicht besonders schmerzhaftes Verfahren dar, sofern man sich schwacher Lösungen einer nicht zu reizenden Substanz bedient. Aus diesem Grunde ver- dient im allgemeinen die 2®/oige Kochsalzlösung den Vorzug. Wo eine specifische Quecksilberwirkung besonders erwünscht scheint, soU an Stelle des Sublimats das Hydrargyrum cyanatum Anwendung finden.

Nach Besprechung der accommodativen musculären und con- Behandinng junctivalen Asthenopie verwirft Pagenstecher die zu ans- Asthenopie g^®^^8® Brillencorrection , empfiehlt vielmehr bei der conjunctivalen Athenopie die Behandlung der Uebergangsfalten mit Adstringentien. Die sog. nervöse Asthenopie ist in drei Gruppen zu theilen, deren erste durch grosse Empfindlichkeit des Bulbus sich charakterisirt, die zweite durch eine begrenzte Empfindlichkeit in der Gegend der Ciliarkörper und die dritte durch eine Empfindlichkeit der aus der Orbita austretenden Nerven. Die Massage des Bulbus und der aus« tretenden Nerven ist hier am Platze. In leichten Fällen ist die An- wendung des „Pagen stecher'schen Augenspiritus" geboten, mit dem Stirn, Schläfe und Lider eingerieben werden. Die Fälle von Asthenopie, welche auf einer Erkrankung des Gesammtnervensystems beruhen, trotzen jeder localen Behandlung. Hier ist die Allgemein- behandlung am Platze. Auch bei Erkrankungen der Nase und ihrer Nebenhöhlen, des Halses und der Zähne treten asthenopische Be- schwerden auf. Neue Mittel: Von den vielen neuen Mitteln, welche im letzten Jahre für

die Augentherapie empfohlen worden sind, mögen folgende hier Er- wähnung finden: Nach den Erfahrungen von Engelmann ist das Protargoi. Protargol bei der Credö'schen Einträufelung dem Argentum nitricum bei weitem vorzuziehen, da es nur eine geringftlgige irri- tirende Wirkung besitzt. Man benutzt eine 20 ^/o ige Lösung.

Augenkrankheiten.

379

Vasenberger empfiehlt das Katharol, eine S^joige Lösung des Katharoi. Wasserstoffsuperoxyds, bei Conjunctivitis mit Blepharitis. Wicher- kiewicz wendet Aspirin innerlich 1 2 g taglich bei Conjunctivitis Aspirin. chronica auf Gh*und überstandener Gonorrhoe der Harnröhre, bei Iritis und Lridocyclitis, Scleritis, Uveitis und Neuralgieen mit Erfolg an, Kirchner bei rheumatischen Iritiden, femer bei iridocyclitischen und cyclitischen Processen verschiedener Herkunft, bei Trigeminus- neuralgieen, Kopfschmerzen. Das Mittel ist sehr zu empfehlen, da es nicht die unangenehmen Nebenwirkungen des Natron salicylicum besitzt. Pflüger wandte die subconjunctivale Injection von Hetol in einer grossen Reihe von Erkrankungen, vorwiegend des Hetoi. vorderen Augenabschnittes an, wie bei den verschiedenen herpes- artigen Erkrankungen der Cornea, tiefen XJlcerationen derselben, Iritis, Iridocyclitif , Keratitis parenchymatosa traumatica und den schweren Formen sklerosirender Keratitis. Er war sehr zufrieden mit dem Erfolge, besonders in einem Falle von Iritis tuberculosa. Die 1 ^/oige Lösung wird alle 2 Tage injicirt, danach leichte Massage; Verband nicht nöthig. Nach Cipriani ist das Euphthalmin in Euphthaimin. 2 5°/oiger Lösung ein vollständig unschädliches Mydriaticum. Die Einträufellingen erfüllen das für ophthalmoskopische Untersuchungen und Beobachtungen bedeutsame Postulat einer länger anhaltenden Mydriasis. Bei den verschiedenen Formen der Iritis führen sie zur Besserung des Leidens, bei Irisprolaps tragen sie zur Beduction des- selben bei, sie verhindern das Entstehen oder zerstören bereits vor- handene hintere Synechieen. Boller wandte bei Erkrankungen der Hornhaut und bei Iritis subconjunctivale Einspritzungen von M e- thylenblau (2^/o in Aq. dest.) an. Die Erfolge sind mindestens ebenso gut wie jene der subconjunctivalen Injectionen von Queck- silbersalzen oder von Kochsalzlösung. Die Blaufärbung der injicirten Stelle verschwindet nach 4 5 Stunden. Ein Eindringen des Me- thylenblau in die vordere Kammer wurde nie beobachtet. Nach Alt ist das Adrenalin (Nebennierenpräparat) in der Haltbarkeit jeder Extractlösung bei weitem überlegen. Nach 2Vs Monaten ist das Präparat noch nicht verdorben oder etwas abgeschwächt. Die Versuche Jakowlew's, 57 an der Zahl, mit Einspritzungen von Spermin, subcutan oder subconjunctival, gaben folgende Be- Spermiu. Bultate : Bei Chorioretinitis, Keratitis (parenchymatosa und ulcerosa), bei Neuritis und Neuroretinitis , Chorioiditis serosa. Ablatio retinae und Paralysis oculomotorii bleibt Spermin ganz oder fast ganz wirkungslos. Bei Atrophie der Sehnerven wird das Sehvermögen, wenn es noch nicht ganz erloschen ist, bedeutend gehoben. Je

Methylen- blau.

Adrenalin.

380

Horstmaiin.

Spermin.

Conus bei Myopie.

{rischer der Fall, je höher das Sehvermögen bei Beginn der Ein- spritzungen noch erhalten ist, desto bedeutender und bleibender ist die Besserung. Die Besserung tritt gewöhnlich schon nach der 3. 4. Einspritzung (jeden zweiten Tag eine ganze Ampulle) ein, steigt bis zur 10. 12. Einspritzung, und bleibt, bei weiteren Einspritzungen, unverändert. Zur Sicherheit des Erfolges empfiehlt Jakowlew, nach Erlangung der höchsten erreichbaren Sehschärfe noch 5 Ein- spritzungen zu machen. Bei Olaskörpertrübungen , wenn die Ur- sache (die Choroiditis) schon gehoben ist, beschleunigt Spermin die Aufsaugung. Hier, glaubt Jakowlew, seien subconjunctivale Ein- spritzungen ('/4 -Spritze) zweckentsprechender. Bei Retinitis pig- mentosa werde die Sehschärfe gehoben, das Gesichtsfeld aber bleibe unverändert. Bei Amblyopia alcoholica tritt bedeutende Besserung, sogar Hebung des Sehvermögens bis zur Norm ein, bei hysterischer Oesichtsfeldeinengung ebenfalls merkliche Besserung. Presbyopen erlangen während der Einspritzungen auf einige Zeit die Fähigkeit, ohne Brille zu lesen.

Nach den Untersuchungen von Heine ist der Grund der Conus- bildung bei Myopie in der Eigenart der Bulbushüllen selbst und deren differenten Verhalten bei der Volumzunahme des Bulbus zu suchen. Retraction der Lamina elastica und Conusbildung gehen Hand in Hand. Schon beim beginnenden myopischen Conus handelt es sich nicht nur um perspectivisches Sichtbarwerden des Scleral- kanals, sondern die Vorderfläche der Sclera tritt auch infolge Atrophie der Chorioidea frei zu Tage. Der nasale bezw. ringförmige Conus ist auf Retraction der Lamina elastica und dementsprechende Chorioidealatrophie zurückzufuhren. Weiter fand Heine auf Grund der anatomischen Untersuchung von myopischen Augen, dass die Veränderungen der Aderhaut im Gebiete des Conus secundär atro- phische sind, bedingt durch die ungleich geringere Dehnung, „rela^ tive Retraction^' , der elastischen Elemente , speciell der Lamina elastica, femer auch wohl des elastischen Aderhautringes und der dadurch bedingten Verzerrung der Sehnervenfasem in Form einer Falte. Auch der weisse temporale Conus zeigt Reste von Aderhaut- gewebe, so dass seine Erklärung aus einem perspectivischen Sicht- barwerden der lateralen Seitenwand nicht haltbar erscheint. Beim myopischen Auge braucht sich an der Dehnung der Retina das foveale Zapfenmosaik nicht zu betheiligen, doch pflegt dort oft eine erhebliche Abflachung der Fovea einzutreten. Von einem Auseinander- weichen der Zapfen ist hier nicht die Rede, doch findet eine ungleich- massige Dehnung der Retina, ein^ erhebliche der inneren, eine

Augenkrankheiten. 381

minimale der äusseren Schicliten statt. Die ursprünglich radiär oder schräg radiär von vom nach hinten durch die Retina verlaufen- den Fasern nehmen eine der Oberfläche der Retina mehr parallele Richtung ein.

Auf Grund der Untersuchung von 100 Fällen der Augenent- Augen- Zündung der Neugeborenen ist Groenouw der Ansicht, dass ®"*2^^f"'^«

^ ° . . ' der Neu-

diese Erkrankung, und zwar sowohl einfache Bindehautentzündungen geborenen.

wie ausgesprochene Blennorrhöen , durch verschiedene Mikro- organismen erzeugt werden können. Als derartige Erreger sind anzusehen: Gt>nokokken, Pneumokokken, Streptococcus pyogenes, Bacterium coli, vielleicht auch Staphylococcus pjogenes aureus. Wenn auch die schweren Fälle von Blennorrhoe vorwiegend durch Gonokokken veranlasst werden, so gibt es doch einerseits auch der- artige Fälle, in denen Gonokokken nicht nachzuweisen sind, und andererseits kann die Gonokokkenconjunctivitis ausnahmsweise auch unter dem Bilde eines einfachen Bindehautkatarrhs ohne jeden blennorrhoischen Charakter verlaufen. Die Blennorrhöen mit Gono- kokken haben einen schwereren Verlauf und eine längere Dauer als die FäUe ohne diesen Mikroorganismus. Homhautgeschwüre treten nach Groenouw's Beobachtungen nur bei Gonokokken- conjunctivitis auf, und zwar gelegentlich auch bei den leichteren, nicht blennorrhoischen Formen. Der Nachweis der Gonokokken gelingt am sichersten im Deckglaspräparat. Die Gonokokken sind die einzigen sich nach Gram enterbenden Kokken. Die Züchtung derselben ist zu ihrem Nachweis nicht erforderlich. Fehlen die Gonokokken bei einer auch nur einmaligen, sorgfältigen Unter- suchung in dem vor jeder Behandlung oder längere Zeit nach der Anwendung eines Antisepticums entnommenen Eiter, so ist die Prognose absolut gut zu stellen. Nach dem Aufhören der Eiterung können sich noch tage- und wochenlang Gonokokken im Bindehaut- sack finden. Die Anwendung der Silberpräparate muss daher auch noch nach Sistiren der Eiterung eine Zeitlang fortgesetzt werden. In einer grösseren Zahl von Fällen, namentlich von leichterer Binde- hautentzündung der Neugeborenen, finden sich keine als Erreger der Conjunctiva anzusehende Mikroorganismen, trotz Anwendung der verschiedensten Untersuchungsmethoden und Nährböden. Zur Nedden beobachtete im Laufe von Vjt Jahren 500 Fälle von Diplobacillen Conjunctivitis. In den meisten Fällen handelte es sich um das von Axenfeld als Blepharoconjunctivitis bezeichnete Krankheitsbild, bei welchem die Conjunctiva palpebrarum namentlich nach dem Lidrande zu in massigem Gb*ade geröthet und

382

Horstmaim.

Trachom.

Dipiobacillen- geschwollen ist, während sich die Conjonctiva bnlbi kaum merkbar Conjunctivitis. ^^ ^^^ Krankheitsbüd betheiHgt. Neben dieser chronisch verlaufen- den Form kommen auch noch ganz acut verlaufende Fälle vor, welche viele AehnHchkeit mit der Pneumokokkenconjunctivitis haben. Ausserdem Hess sich auch bei Conjunctivitis follicularis und granulosa das Vorkommen von Dipiobacillen nachweisen, doch handelte es sich wohl nur um ein zufälliges Zusammentreffen, ebenso bei Conjunctivitis phlyctaenulosa. Eine leichtere Betheiligung der Cornea am Krankheitsprocess der Diplobacillenconjunctivitis in Ge^ stalt von leichter Infiltration und Gefassneubildung wurde zuweüen beobachtet. Bei 23 Fällen von Ulcus corneae fanden sich ebenfalls Dipiobacillen im Secret der Conjunctiva, ebenso unter 11 Fällen von Ulcus serpens 9mal solche. Das Ichthargan ist eine Ver- bindung von Silber mit Ichthyol und enthält BO^/oiges Silber. Falta wandte es bei Trachom in Vt 3 °/oiger Lösung mit gutem Erfolge an. Das Ichthargan heilt frische Fälle in 6— 8 Wochen vollständig; in den chronischen bildet sich der Homhautpannus in kürzester Zeit zurück.

Nach Fuchs gehören die von manchen Autoren als Keratitis annularis (Vossius), eine Modification der Keratitis parenchymatosa, beschriebenen Fälle nicht zu dieser Gruppe, sondern zu der von der Keratitis parenchymatosa gänzlich verschiedenen Keratitis disciformis. Fuchs hat hiervon 28 Fälle beobachtet. Die Krankheit findet sich bei Personen im mittleren Lebensalter und tritt häufig nach leichten Epitheldefecten , sei es durch Verletzungen, sei es durch Herpes corneae, auf. Sie charakterisirt sich durch eine zarte graue Scheibe, welche ziemlich die Mitte der Cornea einnimmt und durch einen intensiven grauen Hand scharf gegen die durchsichtigen Bandtheile der Cornea sich abgrenzt. Die Oberfläche der Hornhaut ist darüber matt und unempfindlich. Im Verlaufe der Krankheit, welche ge- wöhnlich einige Monate währt, kommt es häufig zu kleinen Ulcera- tionen, und es bleibt meist eine ziemlich starke Trübung zurück. Die Krankheit ist weder identisch mit der Keratitis annularis, noch mit der Keratitis profunda. Während man bei diesen Affectionen vielfach Krankheitsheerde findet, besteht bei der Keratitis disciformis ein einziger Heerd, der wahrscheinlich von einem einzigen Punkte ausgeht, von welchem aus sich die Infiltration kreisförmig verbreitet. S 1 0 0 d fuhrt die nach Verletzungen der Homhautoberfläche auf- tretende recidivirende Bläschenbildung nicht auf eine Neuritis der feinsten Nervenendigungen im Comealepithel mit nach- folgenden trophischen Störungen zurück, sondern auf das anatomische

Keratitis

annularis

et

disciformis.

Augenkrankheiten.

383

Verhalten und die Anlage der untersten cylindrischen Epithelschicht, Reckiiviiende welche an ihrer Fnssplatte mit Zähnelungen in die Furchen und Bi*«che»" Spalten der Lamina elastica anterior eingreift und dadurch einen auf der innigen Contact mit derselben hervorruft. Durch die Verletzung Hornhaut, wird das ganze Epithel von der Unterlage in einer gewissen Aus- dehnung abgestreift, vielleicht auch die Bowman'sche Membran in ihrer vorderen Lage gequetscht, so dass die neugebildeten, von den Defecträndem hervorsprossenden Epithelzellen eine etwas veränderte Unterlage finden und die Zahnfortsätze der Fussplatten ihr Ein- greifen in die Spalten und Furchen der elastischen Membran nicht so leicht bewirken können. Die so gebildete neue Epitheldecke liegt der Bowman'schen Membran einfach auf und wird in längerer Nachtruhe von der aufliegenden Bindehaut aufgesogen und bei plötz- lichen Lidbewegungen und Oeffiiungsversuchen von der Unterlage abgezerrt oder abgerissen und die feinen Nervenendigungen zerrissen. Es erfolgt nun durch die feinen Poren der Lamina elastica, welche die Nervenkanälchen darstellen, eine Transsudation aus dem Par- enchym der Cornea, so dass die Bläschenbildung fertig ist. Ist die Blase von einiger Grösse, so wird durch die Zerrung die Epithel- decke in ihrer Ernährung so alterirt, dass sie zerftlUt. Ist sie sehr klein, so fällt bei offenem Auge die Zerrung fast ganz fort und der subepitheliale Erguss wird wieder aufgesogen.

Horstmann bringt die Krankengeschichten von 9 Fällen mit sog. Glaucoma simplex (randständige Sehnervenexcavation, Ge- sichtsfelddefect, Herabsetzung der Sehschärfe), die, ohne je Ent- zündungserscheinungen zu bieten, allmählich völlig erblindeten, ob- wohl davon 4 iridektomirt waren. Demgegenüber verfugt Verf. über 4 ähnliche FäUe, die jedoch gelegentlich ganz geringe Beizerschei- nungen mit Drucksteigerung darboten und bei denen Bmal die Iridektomie von gutem Erfolge war. Verf. empfiehlt daher das bis- her sog. Glaucoma simplex in . zwei Gh*uppen zu theilen und rechnet Fälle mit randständiger Sehnervenexcavation , Gesichtsfelddefect, Herabsetzung der Sehschärfe, wenn die geringsten Entzündungs- erscheinungen, wie Hornhauttrübung, Nebelsehen etc. hinzukommen, zum Glaucoma inflammatorium chronicum, wenn dagegen Ent- zündungserscheinungen dauernd fehlen, empfiehlt er die classische Bezeichnung A. v. Graefe's Amaurose bezw. Amblyopie mit Seh- nervenexcavation wieder herzustellen. Bei der ersten Kategorie ist die Iridektomie stets indicirt und hilft meist, bei der letzteren ist sie nicht indicirt, da sie nicht nur nichts nützt, sondern sogar bisweilen schadet. Schönemann berichtet über 13 durch Iridektomie be-

Glancoma Simplex.

384

Horstmann.

Hydr- ophthalinus.

handelte Augen mit Hydrophthalmus bei jugendlichen Patienten. In 2 Fällen war die Krankheit erst im 5. bezw. 7. Lebensjahre auf- getreten. Stets war die Operation erfolgreich, und es konnte die Heilwirkung bis zu 6 Jahren verfolgt werden. Die Lridektomie soll früh gemacht werden unter Vermeidung der peripherischen Schnitt- fuhrung. Bellarminoff und Selenkowsky's Arbeit besteht aus drei Theilen. Im ersten besprechen sie die existirenden Theorieen SympathiBohe der sympathischen Entzündung kritisch, mit dem Resultat, Ophthalmie, ^jj^g keine der bestehenden ftuif Hypothesen zur Erklärung der ge- nannten Krankheit vöUig ausreicht. Das gleiche Ergebniss zeitigt der zweite Theil, worin sie über ihre experimentellen Nachprüfungen berichten. Im dritten Theile stellen sie eine eigene Theorie ^ die Toxintheorie, auf. Sie arbeiteten mit dem Toxin des Staphylococcus pyogenes aureus von einer bestimmten Virulenz und stellten drei Reihen von Versuchen an Kaninchen und Hunden an: Einfuhrung des Toxins 1. in das peripherische Ende des durchschnittenen Seh- nerven nahe am Foramen opticum, 2. in den Subduralraum des Seh- nerven dicht hinter dem Bulbus, 3. in die hintere Hälfte des Glas- körpers. Unter 34 der nach Ziffer 2 und 3 angestellten Versuche erhielten sie in 12 Fällen im zweiten Auge ein der sympathischen Ophthalmie des Menschen durchaus ähnliches Krankheitsbild. Die scheinbaren Widersprüche zwischen den Experimenten und der menschlichen Krankheit glauben sie entkräften zu können, während sich die hauptsächlichsten klinischen Merkmale der Krankheit durch die neue Hypothese zwanglos erklären lassen. Auf Einzelheiten der interessanten Arbeit einzugehen, gestattet der Baum hier nicht. Eine baldige Nachprüfung der Ergebnisse der Versuche ist um so mehr erwünscht, als wir allem Anscheine nach durch diese Versuche wieder einen Schritt näher zur Aufklärung der Pathogenese der sympathischen Ophthalmie gelangen.

Pick hat seit 2 Jahren in der Königsberger medicinischen Klinik die Netzhautaffectionen bei einfach chronischen Anämieen systematisch untersucht. Er unterscheidet zwei Ghruppen: 1. retinitische Plaques, 2. Hämorrhagieen. Am häufigsten finden sich die retinitischen Heerde. Sie liegen meist in der Nähe der Papille, dicht an den Geftssen, häufig an der Theilungsstelle zweier Gefässe, oft dieselben einschneidend. Die Farbe ist meist gleich- massig grau-weisslich bis zu einem grellen Weiss, ähnlich wie bei Retinitis albuminurica. Die Gestalt ist unregelmässig, gewöhnlich diffus in die übrige Retina übergehend, ohne schwache Abgrenzung, von punktförmiger Kleinheit bis zu grossen tumorähnlichen Gebilden.

Netzhaut-

affection bei

chronischer

Anftmie.

alkohol- amblyopie.

Augenkrankheiten. 385

Die Hämorrhagieen zeigen das bekannte röthüche Colorit, randlich, streifenförmig, oft mit weissem Gentnun, meist in der Gegend des hinteren Pols gelegen, aber auch gelegentlich nur in den periphersten Partieen an der Ghrenze des ophthalmoskopisch sichtbaren Hinter- grundes. Es kamen zur Untersuchung: 1. chronische Anämieen infolge von Tumoren, 2. chronische Anämieen infolge von Blutverlusten, 3. andere Intestinalaffectionen, 4. Tuberculose, 5. andere Erkrankungen.

Die Wirkung des Methylalkohol auf das Sehorgan betrifft Wethyi nach den Versuchen von Birch-Hirschfeld, soweit sich dies nach experimenteller Vergiftung bei Kaninchen und Hühnern nach- weisen lässt, an erster Stelle die nervösen Zellen der Netzhaut, welche ausgesprochene Zerfallerscheinungen darbieten können, ehe noch im Sehnervenstamm Veränderungen eingetreten sind. Es kann sich secundär auch beim Versuchsthier Degeneration im Sehnerven anschliessen, und zwar betriffli dieselbe nur einen Theil des Nerven- querschnittes, und auch in diesem sind normale Fasern erhalten. In dem degenerirten Sehnervengebiete lässt sich kein Zeichen eines entzündlichen Processes nachweisen. Die Methylalkoholamblyopie beim Menschen bietet in klinischer Hinsicht eine grosse Aehnlichkeit mit der chronischen Alkoholamblyopie.

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Augenkrankheiten. 387

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5. Ohrenkrankheiten.

Von Sanit&tsrath Dr. Sehwabach in Berlin.

Fanctioii

des

01u*Iabyi*inths.

FanctioiiH-

prUfung

des

Oehörorgaus.

Herabsetzung

der

Enochen-

leitung bei

Oehirn- affectionen.

Von den zahlreichen die Anatomie und Physiologie des Gehöroxgans betreffenden Arbeiten ans dem Bericht^ahre seien hier nur die wichtigsten von denen erw&hnt, welche sich auf die Function des Ohrlabyrinthes be- ziehen. Ganz besonders hervorzuheben sind die Arbeiten von G. Alexander und A. Kr ei dl einerseits und von R. Pause andererseits. Alle drei haben ihre Untersuchungen an japanischen Tanzmäusen angestellt. Während die beiden ersteren diesen Thieren nur ein mangelhaftes Vermögen, das Körper- gleichgewicht aufrecht zu erhalten, zugestehen, glaubt Pause auf Orund anatomischer Untersuchungen behaupten zu können, dass wesentliche Ver- schiedenheiten im Gleichgewichts- und Gehörorgan der Haus- und Tanz- maus nicht bestehen, und meint deshalb, dass die so festgegrttndete Auf- fassung der Bogengänge und Säckchen als Gleichgewichtsorgan, gegen die Ansicht anderer Autoren, nicht im mindesten erschüttert sei.

Von Interesse sind, was die Functionsprüfung des Gehör- organs anlangt, die Mittheilungen von Wann er, der in Fällen von chronischem Alkoholismus, progressiver Paralyse, cerebraler Lues, Epilepsie und traumatischer Neurose, bei sonst normaler HorfiUiigkeit, eine mehr oder weniger starke Herabsetzung der Knochenleitung (Schwabach's Versuch) fand, wie sie sonst nur neben gleichzeitiger beträchtlicher Herabsetzung der Hörweite bei Erkrankungen des inneren Ohrs vorkommt. Die Ursache dieser Erscheinung glaubt Verf., gestützt auf Sectionsergebnisse, in Verwachsungen der Dura mit dem Schädeldach suchen zu soUen, wodurch andere Leitnngs- verhältnisse für die Knochenleitung eintreten können. Verf. hält es för mögUch, aus dieser Erscheinung organische Veränderungen, die auf oben genannten Affectionen beruhen, zu diagnosticiren. Zur objectiven Feststellung einseitiger Taubheit bezw. Schwerhörig- keit empfiehlt Stenger folgenden Versuch: Eine vor jedes Ohr ge- haltene Stimmgabel von gleicher Tonhöhe (cO wird nur bei gleichem Anschlag, gleicher Entfernung und beiderseits normaler Hörfahigkeit beiderseits gehört ; die geringste Veränderung in der Entfernung oder

Ohrenkrankheiten. 3g 9

im Anschlag auf der einen Seite bedingt sofort einen Umschlag zu Objective Gunsten der anderen. Man stelle nun bei einer Person mit zweifei- ^eststeUuiiff hafter Taubheit auf der einen Seite bei nicht verschlossenen Ohren Taubheit. die Entfernung fest, in welcher der Ton einer dem anderen, normal hörenden Ohre genäherten Stimmgabel gehört wird , z. B. 20 cm ; wenn man alsdann dicht an das angeblich taube Ohr in etwa 5 cm Entfernung eine gleichgestimmte Gabel hält und nan von der normal hörenden Seite die gleichzeitig angeschlagene Stimmgabel nähert, so wird dieselbe auf dieser Seite in 20 cm Entfernung gehört , wenn das andere Ohr wirklich taub ist; ist dieses letztere nicht taub, so wird die dem normal hörenden Ohr genäherte Stimmgabel nicht eher gehört, als bis die an das angeblich taube Ohr gehaltene Gabel, d. h. die Hörfahigkeit dieses Ohres, ausgeschaltet ist. Es muss also die Stimmgabel auf dem normal hörenden Ohr statt auf 20 cm auf mehr als 5 cm genähert werden.

Eine ausföhrliche und klare Darstellung der Verletzungen des Verietzuugeu Ohrs verdanken wir Kirchner. Besondere Berücksichtigung finden ***** Ohres, in seiner Arbeit die mannigfachen, meist auf indirectem Wege zu Stande kommenden Verletzungen, denen der Arbeiterstand in den verschiedenen industriellen und landwirthschaftlichen Betrieben und Fabriken ausgesetzt ist. Kirchner hebt hervor, dass ausser dem Einfluss der Verletzung auf das Gehörorgan häufig auch der auf das Allgemeinbefinden in Betracht gezogen werden müsse. Im vorjährigen Bericht war eines von Gray zur Anästhesirung bei Ohr- Verj?iftungs- operationen empfohlenen Mittels (Lösung von Cocain, mur. 1,0 in ^"^^^^J^^j^^ Spirit. vin. und Anilinöl ana 50,0) Erwähnung gethan worden, und Auwendun« es sei deshalb hier darauf aufmerksam gemacht, dass neuerdings ^^^ St. Clair Thomson vor dem Gebrauch dieses Präparates warnt, da er bei Anwendung desselben hochgradige Oyanose des Gesichtes und eine acute Herzerweiterung (Verbreiterung der Herzdämpftmg) bei dem früher nie herzkrank gewesenen Patienten beobachtete. Die Ur- sache der Vergiftungserscheinungen sucht Verf. im Anilinöl. Die Frage nach der Ursache dersog. ,,primären croupösen Entzündung des äusseren Gehörganges" glaubt Helmann durch den ihm in 3 Fällen gelungenen Nachweis des Bacill. pyocyaneus gelöst zu haben. Bacillus Bezüglich der Natur der sog. Croupmembran schliesst er sich der Er- ^ig°^^"ß}|^ klärung David sohn's an, dass es sich überhaupt nicht um ein Pro- der

duct croupöser Entzündung, sondern um fibrinöse Membranen handle, croupösen die durch Gerinnung der aus den Blutblasen entleerten Flüssigkeit externa, zu Stande kommen. Von Interesse ist ein von Bar mitgetheilter Fall von „Trichophytie" des äusseren Gehörganges. Die Affection

390 Schwabach.

Otitis war vom Bart des an Sycosis parasitaria leidenden Patienten ans* ^ri^ophyion S^&^S^^ ^"^^ äusserte sich als heftige Entzündung. C janose und bedingt. Gangrän der Ohrmuschel glaubt Bohrer als ein für Hämo^obin- (■yanose und urie verdächtiges Zeichen ansehen zu sollen, da er bei einem an dieser .Gangrftn der Affection leidenden Manne eine blaue bis violette Verfärbung beider Ais Zeichen Ohrmuscheln , zu welcher sich später superficielle circumscripte Ar Hämo- Gangrän gesellte, fand, welche Erscheinungen unter sachgemasser Allgemeinbehandlung zurückgingen. Den Befund eines tuber- Tabercniöses culösen Hautgeschwürs im äusseren Gehörgang erhob Kayser bei des* Aussen ®^®™ 20jährigen, an chronischer Mittelohreiterung leidenden Manne. Oehorganges. Das Geschwür sass an der Hinterwand des Gehörganges; im Secret fanden sich Tuberkelbacillen. In 3 Fällen von Cholesteatom des Cholesteatom äusseren Gehörganges fand Habermann bei der histologischen äusseren Untersuchung die Zeichen länger dauernder chronischer Entzündung Gehörganges, des Mittelohrs, und da auch ein Durchbruch des Trommelfelles mit Ohrenfluss wiederholt vorausgegangen war, so glaubt Hab ermann die Ursache der Oholesteatombildung darin zu finden, dass ein langer dauernder Eitererguss in den äusseren Gehörgang und Liegenbleiben des Eiters daselbst zu einer chronischen Entzündung der Epidermis und zur reichlicheren Bildung und Abstossung der Homschichte fahrte. Bemerkenswerth bezüglich der Pathogenese der als „Sklerose Pathogenese desMittelohrs" bezeichneten Affection ist eine Arbeit Haber m ann's, Mittelohr- ^^^^ entgegen den Anschauungen anderer Autoren (Politzer, Sieben- Sklerose, mann, Bezold), diese Affection nicht als eine primäre Erkrankung des Knochens, sondern vielmehr als eine infolge einer Entzündung der Schleimhaut des Mittelohrs entstehende angesehen wissen wiU. Als Beweis wird der mikroskopische Befand eines von Hab ermann untersuchten Falles mitgetheüt. Ueber den therapeutischen Werth Nutzen der der Pneumomassage des Trommelfells bei den Erkrankungen Pneumo- ^^^ Mittelohrs liegen verschiedene Mittheilungen vor. Ostmann sah Trommelfelles von derselben gar keine Wirkung bezüglich des Gehörs und nur bei vorübergehende bezüglich der subjectiven Geräusche bei 4 Fällen

erkranknngen. ^^^ Sklerose. Günstiger waren die Resultate bei der hypertrophi- schen Form des chronischen Mittelohrkatarrhs; Gehör und subjec- tive Geräusche wurden oft nicht imbedeutend gebessert. Wenig günstig spricht sich Lucae über den therapeutischen Werth der Pneumomassage aus; er habe nur bei wenigen ganz arischen Fällen, und zwar lediglich bei Anwendung des kleinen Delstanche'schen Handmasseurs, Gutes zu verzeichnen, Schwabach, dessen Beob- achtungen 173 Fälle mit 276 afficirten Ohren umfassen, sah bei der Sklerose des Mittelohrs, was die Besserung des Hörvermögens an-

Ohrenkrankheiten. 301

langt, sehr geringe Erfolge; etwas besser waren dieselben bezüglich der sabjectiven Geräusche. Am günstigsten wurden Fälle von einfachem chronischem hypertrophischen Mittelohrkatarrh mit Trübung und Ein-* Ziehung des Trommelfells, femer subacute Mittelohrkatarrhe, abge- laufene acute Mittelohrentzündungen und Residuen chronischer Mittel- ohreiterungen (Narbenbildungen) beeinflusst. Bemerkenswerth ist, dass es sich dabei immer um solche Fälle handelte, bei denen die bisher üblichen Methoden: Lufteinblasungen, Drucksonde etc. ohne Erfolg an- gewendet worden waren. Eingehende Untersuchungen über die Pathogenese der Otitis media purulenta bei Säuglingen ver- Pathogenese danken wir Schengelidze. Er fand die Affection bei 40,6 '/o aller gamrWs- untersuchten kranken Säuglinge; er ist der Meinung, dass die Ent- Otitis. Wickelung derselben am meisten durch die anatomischen und histologi- schen Eigenthümlichkeiten im Bau der Tuba Eustachii und der Pauken- höhle begünstigt werde und dass Pneumonie und Erkrankungen der Verdauungsorgane dank der sie begleitenden Symptome, wie Husten und Erbrechen, eine Bolle spielen. Einen Beitrag zur Bacteriologie der Masernotitis liefert Albesheim. Unter 5 untersuchten Fällen Bacteriologie fand sich bei zweien je Imal eine B.eincultur von Streptococcus jfasernotitis resp. Staphylococcus albus, in den 8 übrigen Fällen ein Stäbchen, das Imal mit Staphylococcus, 2maL mit Streptococcus albus zusammen auftrat. Lewin berichtet, gestützt auf die Untersuchungen von 60 Fällen genuiner Diphtherie, über das klinische und pathologisch- Ohr- anatomische Verhalten des Gehörorgans bei dieser Ejrankheit. In |,"ef^^eJJ^uiner 38 dieser 60 Fälle fand er Veränderungen am Ohr, welche mit Diphtherie. grösster Wahrscheinlichkeit in Zusammenhang mit der Hauptkrank- heit gebracht werden konnten. In der grossen Mehrzahl der Fälle handelte es sich um leichte Mittelohrentzündungen; eine specifisch diphtheritische Entzündung (im pathologisch-anatomischen Sinne) fand Lewin nur einmal als Begleitung einer genuinen Eachendiphtherie auf- treten, mehrere Male dagegen fand er diphtheritische Entzündungen des äusseren Ohrs, auch bei vollständig intacter Pauke und intactem Trommelfell. In einer umfangreichen Arbeit erörtert Piffl die in der Zaufal'schen Ohrenklinik in Prag zur Anwendung kommenden Grundsätze über Indicationsstellung , Operationsmethode und Nach- behandlung betreffend die Aufm eis seiung des Warzenfortsatzes bei Complicationen acuter Mittelohrentzündungen. Als werthvolles diagnostisches Hülfsmittel wird die Untersuchung des Augenhinter- grundes zur Erkennung complicirender Erkrankungen des Schädel- inneren empfohlen. Die Mastoidoperation bei der acuten Mittelohr- aiterung soll erst dann vorgenommen werden, wenn die Eiterung

392 Schwabacb.

Mastoid- abnorm reichlich ist und abnorm lange dauert. Temperatarsteige- operation bei rungen, selbst wenn sie keine erheblichen sind, aber über die ersten acuter ^ ^Ag^ <^^ acuten Mittelohrentzündung hinaus anhalten, geben eine Mittelohr- Indication zur Aufineiaselung. Besonders hervorzuheben sind die entziindunR. jj^hireichen Falle, bei denen durch die Operation Complicadonen in den Schfidelgruben aufgedeckt wurden ; die bei weitem grösste Zahl derselben betraf die hintere Schädelgrube. Piffl empfiehlt auf Grund dieser Beobachtungen die breite Eröffiiung des Warzenfort- satzes. — Die Ausfährung dieser Operation in Schleich'scher Mastoid- Localanästhosie wird von G. Alexander empfohlen, der sie in ^^witei^'* 11 F&llen vorgenommen hat. Bei 10 derselben wurde vollkommene Schieich'scher Analgesie erzielt, nur in einem Falle blieb die letztere unvoll- Locai- kommen. Ebenso wie Piffl empfiehlt auch Hansen auf Grund der in der BJalle'schen Ohrenklinik gemachten Erfahrungen von 97 Fällen otogener Pyämie die sorgfältigste Untersuchung des Untersuchung Augenhintergrundes in allen Fällen von acuter und chronischer \u enhinte ^^telohreiterung. Wo bei diesen Affectionen Veränderungen des grundes bei Augenhintergrundes bestehen, ist nach Hansen das Vorhandensein Otitis media, einer intracraniellen Gomplication erwiesen. Prognostisch sei der Nachweis solcher Veränderungen von Bedeutung, weil er, auch beim Fehlen aller anderen Cerebralerscheinungen, eine intracranielle Com- (JhoieMteatoma plication beweise. Ueber ein Cholesteatoma verum in der hinteren ^hinteren^ Schädelgrube , das durch eine acute Mittelohreiterung inficirt und Schftdeigmbe, vereitert und durch Operation geheilt wurde, berichtet Koerner. durch jy^Y Tumor hatte die platten Schädelknochen, denen er anlag, Hinter-

Mittelohr- . , r>, . « . -, , «/^ i_

eiterung haupt- und Seitenwandbem, und von deren ersterem er offenbar aus- in ticirt. gegangen war, bis auf einen dünnen B.est der Corticalis und die Basis der Felsenbeinpyramide bis in die pneumatischen Hohlräume hinein usurirt. Von diesen aus war, nach Koerner, Infection und Ver- eiterung des Tumors durch eine intercurrente Mittelohrentzündung Carotis- eingetreten. Blutung aus der Carotis interna infolge von Chole- infoigeTon s*®**^*^ beobachtete Heine bei einer wegen chronischer Mittelohr- (Jhoiesteatom eiterung radical operirten 52jährigen Frau. Die Blutung trat beim resp. canes ersten Verbandwechsel auf und wiederholte sich dann mehrere Male.

des

Felsenbeins, ^xitus letalis an Sepsis. Auch Zermi berichtet über Carotisblutung, die bei einem 26jährigen, wegen chronischer Mittelohreiterung mit Garies des Felsenbeins radical operirten Phthisiker beim zweiten Verbandwechsel auftrat und sich mehrmals wiederholte. Exitus letalis im Oollaps. Bei der Obduction fand sich, ebenso wie in dem Heine- schen Fall, ein Defect in der Carotiswand. Torreta fand bei einer seit mehreren Jahren an epileptischem Irresein leidenden

Ohrenkrankheiten. 393

Patientin wenige Monate vor dem Tode ein Cholesteatom des Mittel- Psychische ohrs. Bei der Obduction zeigte sich, dass der Tumor den Knochen Störungen usorirt und sich in grosser Ausdehnung in die Himbasis eingebettet Cholesteatom hatte. Torreta glaubt, dass die psychischen Störungen in diesem des

Falle auf das Ohrenleiden zurücl^efehrt werden müssen. Die ^itteiohres. seltene Ausbreitung einer chronischen Mittelohreiterung auf die seitlichen Theile des Halses und auf das Atlanto-Occipitalgelenk Kitteiohr- beobachtete Deutschländer. Der Fall wurde durch Operation ^^g™i^™^^ geheilt. Die Frage betreffend den gegenwärtigen Stand der Lehre auf das von der otogenen Pyämie wird von Jansen undBriegerin ihrem Atlanto- der Deutschen otologischen Gesellschaft zu Breslau erstatteten Be- geienk. ferate ausführlich erörtert. Jansen hält eine metastatische Pyämie durch sog. Osteophlebitis oder in directer Resorption vom Knochen Pathogenese aus für nicht sicher erwiesen; jedenfalls sei sie nicht häufig und otogenen beanspruche keine practische Bedeutung; vielmehr seien der Sinus pyämie. oder der Bulbus der Yen. jugularis, eventuell der letztere, nach Aus- schluss des Sinus als Ausgangspunkt der Infection zu betrachten und aufzudecken resp. auszuschalten (das Nähere über die Operation am Sinus s. i. Orig.). Auch nach Brieger handelt es sich bei der Genese der otogenen Pyämie meistens um einen thrombo-phlebiti- schen Process im Sinus transversus resp. sigmoideus oder im Bulbus jugularis, doch kommen Fälle vor, wo bei frischer Pyämie alle Sinus normales Verhalten zeigen. Es können also nach Brieger pyämische Erscheinungen vom Ohre aus direct ohne Betheiligung der Sinus, und zwar durch bacterielle EmboUeen zu Stande kommen; dagegen könne man die Osteophlebitis als besondere klinisch charakteristische Form der otogenen Pyämie nicht aufrecht erhalten. Bezüglich der Therapie ist nach Brieger die Sinusphlebitis immer operativ an- zugreifen. Die Unterbindung der V. jugularis ist nach Brieger ebenso wie nach Jansen von bestimmten Indicationen abhängig zu machen. In der an die Referate von Jansen und Brieger sich anknüpfenden Discussion betont Wild, dass wahre Pyämie auch ohne primären Eiterheerd und ohne Thrombose entstehen könne, ja er geht sogar so weit, zu behaupten, dass durch den Nach- weis eines Thrombus im Sinus noch keineswegs bewiesen werde, dass dieser der Ausgangspunkt der Allgemeininfection sei. Bei frühzeitig zur Operation kommenden Fällen solle man sich damit begnügen, den primären Heerd auszuräumen. Grunert empfiehlt auf Gbmnd seiner Beobachtungen in der Halle'schen Ohrenklinik, in jedem Falle von Sinusoperation dem Eingriffe am Sinus selbst die Unterbindung der Vena jugularis vorauszuschicken. Nach

394 Schwabach.

Unterbindung Schnlze fordern in derselben E^linik gemachte Erfahrongen daza ^^ln\A ' ^^^ Erfolge der chirurgischen Therapie nicht zu überschätzen, vor jeder Selbst in den schwersten FäUen otogener Pyämie könne ohne Sinus- Jugolarisimterbindung nnd ohne Sinnsoperation nicht selten durch opcra lon. ^^ Mastoidoperation allein in Verbindung mit der inneren Therapie Otogener Heilung eintreten. Es werden 3 einschlägige Fälle mitgetheilt. Pyftmie ohne Einen Beitrag zur Lehre von der Meningitis serosa acuta liefert Operation. He gen er durch Mittheilung zweier FäUe, bei denen sich der Weg serosa infolge ^ ^^^ Eintritt der Infectionserreger ins Gehirn vom kranken Ohre von Mitteiohr- aus nachweisen Hess. In beiden Fällen schwanden die bedrohlichen affectionen. Ej^cheinungen bei einfacher Eröffnung des Subarachnoidealranms unter langsamem Ausfliessen enormer Quantitäten seröser Flüssig- verletzung keit. Dass durch operative Eingriffe in der Nähe des Sinus unlieb- ""Z^d-"*' «-« Vorkommnisse sich ereignen können, lehrt ein von Panse Operation mitgetheilter Fall. In demselben wurde circa 15 Tage nach der mit Ausgang Badicaloperation, wobei sich der Sinus vollkommen gesund erwiesen letalis durch ^^^^ i dieser eitrig erweicht gefunden , so dass der Löffel stampf Pyämie. durch die Wand drang. Es entwickelte sich eine Pyämie mit Lungenmetastasen, an der Patient zu Ghnmde ging, üeber otitische intracranielle Complicationen verdanken wir Heine ein aus der XTni- versitäts-Ohrenklinik in Berlin stammendes schätzenswerthes Material, Meningitis welches sich auf 63 Fälle uncompHcirter Leptomeningitispurulenta puruienta ^ j f f ^ g ^^ ^q j^ Anschluss an acute und chronische Mittelohreiterongen eiterungen. Aufgetreten waren, bezieht. In 31 derselben war die erstere, in 8 die letztere die Veranlassung der Meningitis. Die Lumbalpunction wurde zur Feststellung der Diagnose nur selten und in der letzten Zeit gamicht mehr vorgenommen, mit Rücksicht 'auf die sich häufenden Berichte über Todes&lle nach derselben. Demgegenüber schätzt 0 0 h n , gestützt auf Beobachtungen in der B r i e g e r'schen Werth der Klinik in Breslau , den diagnostischen Werth der Lumbalpunction ^^ti^^^für ®®^^ koch. In ihr sei das einzige Mittel gegeben, mit absoluter steUung der (? Beferent) Bestimmtheit die meningeale Infection zu erkennen. Diagnose der ^ig einwandsfrei dürfen die Ergebnisse der Lumbalpunction gelten, wenn durch die mikroskopische und chemische Untersuchung der Liquorprobe die Anwesenheit von Eiter constatirt wird. Wenig verwerthbare Besultate habe die culturelle Verarbeitung, weil zu- weilen auch bei zweifelloser Meningitis die mit dem Liquor be- beschickten Platten steril bleiben. Bezüglich der Therapie schliesst sich Oohn der Ansicht Brieger's (s. Jahrb. 1901, S. 898) an, dass durch die Lumbalpunction in Verbindung mit der Elimination des Eiterheerdes im Schläfenbein die Heilung der Meningitis anzustreben

Ohrenkrankheiten. 395

sei. Auch Braunstein sieht nach den Erfahrungen der Halle- schen Ohrenklinik in der Lumbalpunction ein diagnostisches Hülfs- mittel von ganz hervorragender Bedeutung. Ueber einen geheilten Fall von otogener Meningitis berichtet Bertelsmann. Verf. fand Geheilte bei der Operation, welche einen Einblick in die hintere und mittlere ^^*^\^? Schädelgrube verschaffen sollte, die Dura im umfang eines Fünfinark- Stückes schwarz-grünlich verfärbt. Die während der Karkose vor- genommene Lumbalpunction ergab trübe, reichlich Leukoc3rten ent- haltende Flüssigkeit mit spärlichen, intracellulär gelegenen Strepto- kokken. Da der Fall geheilt wurde, hält Bertelsmann den Beweis dafür geliefert, dass man sich durch einen positiven Befund der Lumbalpunction nicht abhalten lassen soll, wenigstens den primären Eiterheerd chirurgisch anzugreifen. Auf Grund von 195 in der Litteratur niedergelegten Fällen gibt Hammerschlag eine Zu- sammenstellung über Vorkommen, Aetiologie, Symptomatologie und Prognose des otitischen Hirnabscesses. Lidem wir bezüglich der Otitische Einzelheiten, die in einem kurzen Beferat nicht wiederzugeben sind, auf das Original verweisen, mag hier nur hervorgehoben werden, dass nach Hammerschlag von den verschiedenen Operations- methoden diejenige den Vorzug verdient, welche den Schläfenlappen- abscess vom Tegmen tympani et antri aus aufsucht. Die besten Resultate freilich zeitige die Methode der doppelseitigen Eröffnung (vom Proc. mastoideus und der Schläfenschuppe aus), doch müsse mit Bücksicht auf die geringe Zahl der nach dieser Methode operirten Fälle das Urtheil noch in suspenso bleiben.

12 in der Litteratur vorliegende und 2 eigene Beobachtungen ver- anlassen Hamm er schlag das „Erankheitsbild der refrigeratori- Rheumatische schenHörnervenerkrankunß"zu fixiren. Eine bisher vollkommen Erkrankungen

° der

gesunde Person wird unter Ohrensausen, sowie gleichzeitigem Uörnenen. Schwindel, Uebelkeit, Fieber von einer plötzlich einsetzenden hoch- gradigen Hörstörung befallen. Die Stimmgabelprüfung weist auf eine primäre Erkrankung des schallpercipirenden Apparates hin. Trommel- fellbefund negativ. Zur Feststellung der Diagnose sei es in erster Linie nothwendig, das „Bheuma in der Aetiologie nachzuweisen^^ Fälle von hysterischer Taubheit werden von Wiebe und Schnitze Hysterische mitgetheilt. Bezüglich der Einzelheiten muss auf das Original ver- Taubheit, wiesen werden. Von grossem Literesse ist eine Mittheilung Habe r- mann's, durch welche der Nachweis gebracht wird, dass lediglich durch eine Erkrankung des Mittelohrs, bestehend in hochgradiger Hyperostose des Ejiochens der inneren Wand der Paukenhöhle, die zu knöchernem Verschluss der Nische des runden und zur Verengerung

396

Schwabach.

bei Taub- fitamineii.

Taubstuniinbeit der Nische des ovalen Fensters, bei vollständiger Intactheit des inneren Mit"7 hr- Obres incl. Hömerv, geführt hatte, Taubstummheit entstehen könne. affectionen. Untersuchungen an 89 Zöglingen der Würzburger Taubstummen- anstalt führten Hasslauer zu folgenden Schlüssen: Diejenigen Gehörorgane, die ein ausgedehntes Hörvermögen für die Stimmgabel- Hörprüfungen und Harmonikatöne haben, weisen auch bei der Prüfung für die einzelnen Bestandtheile der Sprache eine grosse Hörföhigkeit auf; deshalb genügt nach Hasslauer schon die Untersuchung für die Sprache an und für sich, um die Gehörorgane festzustellen, welche sich zum Unterricht für die Sprache vom Ohr aus eignen. Dem- gegenüber spricht sich Bezold, wie schon früher, dahin aus, dass die Hörprüfung der Taubstummen mit der continuirlichen Tonreihe nicht nur die wichtigste Grundlage für unser theoretisches Wissen auf diesem Gebiete, sondern auch eine practische Nothwendigkeit für die Sonderung der Taubstummen in genügend Hörende und un- genügend oder gamicht Hörende und für die Zuweisung derselben in die beiden für sie zu gründenden , von einander vollständig ge- trennten Abtheilungen der Taubstummenanstalten sei. Lab erde beschreibt und empfiehlt einen von ihm construirten Apparat (Audiphone poi*tatif), der nicht nur die Unterhaltung mit anderen erleichtem, sondern namentlich auch die Schwerhörigen und die Tauben in den Stand setzen soll, zu sich selbst zu sprechen. Laborde glaubt auf diese Weise die Hörübungen, die er für den Unterricht der Taubstummen sehr hoch schätzt, wesentlich fbrdem zu können.

Hörapparat.

Litteratnr.

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Ohrenkrankheiten. 397

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6. Krankheiten der Naee, dee Naeenrachenraumee, dee Mundee, dee Rachens, dee Kehlkopfes und der Luftröhre.

Von ao. Prof. Dr. Jurasz in Heidelberg.

Allgemeines. Auf dem Gebiete der Inatramentenlehre hat die ^^°® Hhinolaryngologie in dem Berichtsjahre keine besonders grossen ^ t^ ^ Fortschritte zu verzeichnen. Zu erwähnen ist hier nur eine neue Nasensäge von P. G. Goldsmith, ein schraubenloses Tonsillo- NasensÄge. tom „Simplex" von der Fabrik chirurgischer Instrumente Kühne, TonsUiotom. Sievers und Neumann in Köln-Nippes, ein neuer Wattetampon- Wattetampon- träger fiir den Kehlkopf und den Nasenrachenraum von C. Joseph **'*e«'- und ein Papillotom von J. N^mai. Letzteres stellt einen Larynx- Papiiiotom. katheter mit seitlich angebrachtem schneidendem Fenster dar und soll ebenso wie die hohlen Gylinder von Monselles zur Entfernung von Papillomen und Granulationen im Kehlkopfe dienen. Ausser- dem sind im Interesse der Aseptik neue zerlegbare Untersuchungs- spiegel construirt worden. Der sterilisirbare Kehlkopfspiegel steriiisirbare von G. Trautmann besteht aus drei Theilen, nämlich einer metallenen ^*®^® ' Kapsel als Gehäuse, einem Glasspiegel, welcher in die Kapsel ein- gelegt wird, und einem Verschlussring zur Fixation des Spiegels. Von diesen Bestandtheilen wird behufs Sterilisation nur die Kapsel und der Kapselring ausgekocht, der Spiegel dagegen, welcher mit den Schleimhäuten nicht in Berührung kommt, wird, falls er ver- unreinigt ist, mechanisch gesäubert oder mit einer antiseptischen Lösung abgerieben oder kann beim Mangel an Zeit durch einen Reservespiegel ersetzt werden. Einen ähnlich gebauten sterilen Spiegel für laryngologische und odontologische Zwecke hat auch A. Bass angegeben. Das Bestreben, den Anforderungen der Aseptik zu entsprechen, hat weiter Warnecke veranlasst, den zur Durch- steriiisirbarer leuchtung der Oberkieferhöhle dienenden Apparat zu modi- . htunes- üciren. Er legt an den Lampenhalter einen Gummiring an und apparat. schiebt über diesen eine kurze Glasröhre. Hierdurch wird die Lampe geschützt und steril erhalten. Endlich sind neue Mittel empfohlen

400

Jurasz.

Gegen das

Anlciufeu

der Spiegel.

f edicamente

^ebennieren-

extract.

Heroinum

hydro- chloricum.

Enrophen.

Inhalation.

worden, um das Anlaufen der Spiegel während der Unter- suchungen zu verhüten, ohne sie zu erwärmen. £. Urbantschitsch findet zu diesem Zwecke das Bestreichen der Spiegel mit einer unter dem Namen „Lasin^ bekannten Seifencomposition sehr nützlich, während K. Kassel das Eintauchen der Spiegel in eine 5®/oige Sodalösung und A. Baurowicz in eine V* ^/oige Lösung von Ba- cillol als sehr brauchbar rühmt.

Von den Arzneimitteln, welche bei Erkrankungen der oberen Luftwege zur Anwendung kommen, hat L. Harm er das Neben- nierenextract bezüglich seiner Wirkung auf die Schleimhaut der Nase und des Kehlkopfes geprüft. Er benutzte zuerst eine ICfoige, dann nur eine 50 ^/o ige Lösung und fand, dass dieses Mittel das Ab- schwellen der Schleimhäute fördert, aber nur eine unbedeutende Ab- nahme der Sensibilität hervorruft. Dagegen begünstigt und unter- stützt es wesentlich die durch Cocain erzielte Anästhesie. Ein hämostatischer Einfluss wurde nicht constatirt. Bessere Besultate hat Ligowsky mit dem Heroinum hydrochloricum erreicht. Er applicirte dieses Medicament local in 5''/oiger Lösung auf die Nasen-, Rachen- und Kehlkopfschleimhaut und beobachtete eine merkliche Sensibilitätsabnahme, die oft stundenlang dauerte. Bei Larynxtuberculose wirkte das Heroin besonders günstig gegen die Dysphagie und den Hustenreiz. Ein anderes Mittel, nämlich das Europheu, soll nach J. L. Hatch bei den Krankheiten der Nase, des Bachens imd des Kehlkopfes einen vorzüglichen Ersatz für das Jodoform bilden. Namentlich bei der Larynxtuberculose soll sich das Europhen gegen Schluckbeschwerden und Stimm- losigkeit vortrefflich bewährt haben. Ueber den therapeuti- schen Werth der Inhalation hat M. Sänger neue Versuche angestellt. Er hat dabei die Ueberzeugung gewonnen, dass das G-elangen zerstäubter Flüssigkeit in den Kehlkopf und in die tiefer liegenden Theile nicht erwiesen ist, wenn auch kleine Mengen dieser Flüssigkeit in den Bronchien oder selbst in den Alveolen constatirt worden. Die Flüssigkeit wird nämlich in die tieferen Athmungsorgane nicht im zerstäubten, sondern im flüssigen Zustande durch die Kraft der Inspiration befördert. Sänger stellt zwar nicht in Abrede, dass der Inhalationsdampf sich in den Kehlkopf, in die Trachea oder sogar in die grossen Bronchien aus- breiten kann, hält aber das Eindringen des Dampfes bis in die kleinen und kleinsten Bronchien fiir ausgeschlossen. Von den In- halationsapparaten hat bekanntlich der von vielen Seiten gepriesene Wassmuth\sche Apparat von Emmerich eine sehr abftUige

Krankheiten der Nase, des Bachens etc.

401

Kritik er&hren. Ans diesem Orunde hat M. Eobinson den Apparat Wassmuth's bezüglich seiner Leistungsfähigkeit geprüft und von neuem seine ^^"^»^^o"»* vorzüglichen Eigenschaften nachgewiesen. Er vermuthet, dass die schlechten Erfahrungen Emmerich's wahrscheinlich auf schlechte Instandhaltung und mangelhafte Bedienung des Apparates zurück- zufuhren seien. lieber die directe Application von Medicamenten bei Erkrankungen der Bespirationsorgane in Form von intra» intratracheale trachealen Injectionen liegen Mittheilungen von Riviere und inJ«ctioncn. Vincent vor. Sie haben zu ihren Versuchen Menthol, Guajacol, Eucalyptus und Zimmt verwendet und so gute Resultate erzielt, dass sie die weitere Prüfting dieser Methode für wünschenswerth erachten.

Nase und Nasenraohenranm. Unter Hinweis auf die Arbeit von B. Lewy, welcher bei nasalen Reflezneurosen ana- tomische Veränderungen in den Nerven der Nasenschleimhaut ge- funden hat, legt B. Fränkel bei diesen Neurosen auf einen ab-^ normen Erregungszustand vorwiegend des Trigeminus das Haupt- gewicht und hebt hervor, dass bei der Therapie die Hyperästhesie vor allem ins Auge zu fassen ist. Die locale Application von Cocain oder Orthoform bringt nur eine vorübergehende Erleichterung. Nach- haltiger wirkt die innerliche Darreichxmg von Bromsalzen (Kalium, Natrium, Ammonium bromat.) in Dosen von 3 g täglich. Die Er- folge waren besonders in mehreren Fällen von Heufieber aus- gezeichnet. Die Frage, ob die letztere Krankheit eine Infections- krankheit sei oder nicht, beantwortet L. Dietsch als Heufieber- leidender dahin, dass es sich dabei nicht um eine Infection, sondern um eine individuelle Prädisposition und einen Reiz durch pflanzliche Elemente (Blüthenstaub , Pollen) handelt. Die Anf&Ue hören sofort auf, wenn der Patient in eine pollenfreie Luft kommt. Gegen das Heufieber wendet E. Fink eine neue Behandlungsmethode an. Von der Selbstbeobachtung von Helmholtz, von eigenen Beobachtungen und theoretischen Erwägungen ausgehend, hält er die Hydrorrhoe für das Hauptsymptom und ist der Ansicht, dass sie aus den Neben- höhlen, insbesondere aus der Oberkieferhöhle stamme und durch das Aristol beseitigt werden könne. Dieses Mittel wird mittels einer in das natürliche Ostium der Oberkieferhöhle eingelegten Röhre ein- geblasen. Von 11 nach dieser Methode behandelten Fällen ftihrt Fink 5 FäUe an, in welchen die Heilung auffallend schnell eintrat. L. Kürt bringt dagegen sowohl das Heufieber, als auch andere nasale Reflezneurosen, wie den Blepharospasmus, Krampf der Pha- rynx- und Kehlkopfmuskeln, Gähnkrampf, Gesichtskrampf, Spasnuis Jahrbnoh der pimctischen Medicin. 1902. 26

Nasale Reflex- neurosen.

Heufleber.

402

Jurasz.

Acute Koryza.

Rhinitis chronica hypertrophica.

nutans, Hyperemesis gravidanun, Enuresis und sonst noch ver- schiedene andere Krampfformen durch Reizung der Trigeminusäste zur Heilung. Diese Reizung ruft er entweder auf mechanischem Wege durch Reibung oder Kitzel der Nasenschleimhaut oder durch Einblasen von irritirenden Pxdvem (Chinin mit Zucker, Veratrum) oder Einreibung von Salben (Menthol*, Präcipitatsalbe) in die Nase hervor. Nur in 2 Fällen von nervösem Husten und mehreren Fällen von Asthma erwies sich diese Therapie als unwirksam. Zu den unendlich vielen gegen den acuten Schnupfen gepriesenen Mitteln fögt G. Spiess ein neues, nämlich das Orthof orm hinzu. Dieses Pulver soll mehrmals täglich, eventuell alle Stunden einmal rein oder vermischt mit Natr. sozojodolicum (2:10) vom Munde aus in die Choanen eingeblasen werden, um die erhöhte Reflezerregbarkeit auf die Vasomotoren herabzusetzen und dadurch die starke Secretion zu coupiren. Die Einblasung durch die äusseren Nasenöfinungen genügt nicht, weil das Pulver infolge der Schleimhautschwellung nicht tief genug eindringen kann. Die Wirkung soU sehr günstig sein. Auch über die Behandlung der chronischen Rhinitis, speciell der hypertrophischen Form, sind neue Mittheilungen erschienen. Nach H. Gaudier liefert die von Hamm angegebene Behandlungsmethode mittels submucöser Injectionen von Chlorzink (10°/oige Lösung) unsichere Resultate und ist nicht im Stande die übliche tiefe Kauterisation oder instru- mentelle Resection der Muscheln zu ersetzen. Nur in einem Falle hat Gaudier in 15 Tagen einen vollständigen Schwund der Hyper- trophie, in anderen Fällen nur eine Besserung, und zwar erst nach einigen Monaten, festgestellt. Im Gegensatz dazu spricht sich P. Viollet über diese Injectionen viel günstiger aus, denn er hat häufig schon nach einer Einspritzung sein Ziel erreicht. Unter 8 Kranken hat er 5 geheilt, 2 gebessert und nur 1, der aber wegen einer localisirten echten Hypertrophie sich für diese Behandlung nicht eignete, ungeheilt entlassen. A. Kuttner hält bei derjenigen H3rpertrophie der unteren Muschel, welche sich durch Vermehrung der soliden Elemente und eine diffuse Volumenzunahme charakterisirt und die bekannten Störungen im Bereiche der Sprache, der Athmung und der Girculation verursacht, die Ausführung der Conchotomie fiir berechtigt. Zu dieser Operation benutzt er möglichst lange und kräftige Scheeren und findet die Anwendung von Meissein oder Messern nicht empfehlenswerth. Die Conchotomie an der unteren Muschel nimmt Passow zu einem anderen Zwecke vor, nämlich um die Stenosen des Thränennasenkanals von der Nase

Krankheiten der Nase, des Rachens etc.

403

aus zu spalten und zu sondiren. Dieser Eingriff, welcher durch Schilderung von 8 Fällen iUustrirt wird, brachte vollen Erfolg und bot bei der Ausfiihrung keine Schwierigkeiten dar. Um st&rkeren Blutungen bei Operationen in der Nase vorzubeugen, schlägt Ost- mann vor, die zufiihrenden Ge&sse mit Hülfe des Galvanokauters zu durchtrennen und durch Schorfe zu verschliessen. Gerade bei der Conchotomie soll dieses Verfahren ebenso wie bei Blutungen aus der Nasen Scheidewand und bei der Entfernung von Knorpel- und Knochenleisten besonders am Platze sein. Die therapeutischen Erfahrungen, welche E. S. Yonge mit der Kupferelektro- lyse bei Ozaena gemacht hat, beziehen sich auf 15 Fälle von denen 2 geheilt, 5 bedeutend gebessert, 6 vorübergehend ge- bessert und 2 nicht geheilt wurden. Ueber das wirksame Agens bei dieser Behandlung ist Yonge im Unklaren; er vermuthet, dass die gute Wirkung entweder durch die Elektricität selbst oder durch die Ablagerung von Kupfersalzen am positiven Pol bedingt wird. Eine Nasenaffection als eine besondere Gewerbekrankheit hat A. Blum bei mehreren Drechslern, die sich dem schädlichen Ein- flüsse der Kalibeize aussetzen mussten, beobachtet und beschrieben. Am Septum der Nase erscheint zuerst ein Belag, dann ein Geschwür und zuletzt eine Perforation. Durch entsprechende Maassregeln ge- lingt es bei Patienten, die sich im ersten Stadium des Leidens be- finden, den weiteren Veränderungen vorzubeugen.

Von den Neben höhlenerkrankun gen besprechen kurz H. Gaudier und Heze die Pathologie und Therapie der Siebbein- zellen empyeme und ft^hren einen einschlägigen Fall an, in welchem die Höhlen von der Nase aus eröffnet und mit einem scharfen Löffel ausgekratzt wurden. Nach diesem Eingriff erfolgte Heilung. Be- merkenswerth ist eine Anomalie des Sinus frontalis, auf welche Suarez de Mendoza aufmerksam macht. Auf einer oder auf beiden Seiten kommen neben den normalen Stirnhöhlen getrennte und. ihre eigenen Nasengänge besitzende accessoris che Höhlen vor, welche insofern eine besondere Beachtung verdienen, als sich in ihnen ohne Erkrankung der normalen Höhlen Empyeme ent- wickeln können. Einen Fall von Zahncyste der Oberkiefer- böhle bei einem 14 Jahre alten Knaben beschreiben ausf^ihrlich J. Preindlsberger und B. Wodynski. Li der Cyste fand sich der in der Zahnreihe fehlende rechte obere Eckzahn vollständig entwickelt vor. Die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung des bei der glücklich ausgef^rten Operation gewonnenen Präparates müssen im Original nachgesehen werden.

Spaltung des Thrftnen-

nasenkanals

von der

Nase aas.

Verhütung

der

Blutung

bei Nasen-

Operationen.

Ozaensf.

Septnm- erkrankuug

bei Drechslern.

Empyem der Siebbein- zellen.

Accessorische Stirnhöhlen.

Zahncyste

der Oberkiefer- höhle.

404

Jurasz.

Recidive

der

Rachenmandel

hjrperplasie.

SyphiliB des Nasenrachen- raumes.

Section

des

Nasenrachen-

rnames.

Nach den histologischen Forschungen von M. Görke handelt es sich bei Becidiven der Bachenmandelhyperplasie am eine Regeneration des Organs. Da nämlich nach jeder Operation immer Reste des adenoiden Gewebes zurückbleiben und die lym- phatischen Organe eine ausserordentliche Regenerationsfähigkeit be- sitzen, so bedarf es nur derjenigen Factoren, welche eine Hyper- trophie erzeugen, damit durch die vermehrte Functionsleistung der Organüberbleibsel und durch gesteigerte Lymphocytenproduction ein neues Anwachsen und neue Hyperplasie eingeleitet wird. Unter den die Recidive begünstigenden Momenten nehmen die acuten Infectionskrankheiten (Scharlach, Diphtherie), welche überhaupt in der Aetiologie der Rachenmandelhyperplasie eine wichtige Rolle spielen , den Hauptplatz ein. Die syphilitischen Ver- änderungen im Nasenrachenraum sind, wie F. Fische- nich darlegt, durchaus nicht so selten, wie man gewöhnlich zu glauben pflegt. Unter 285 Fällen von Syphilis des Ohres, der Nase und des Halses, welche dieser Autor in 15 Jahren zu be- obachten Gelegenheit hatte, war die Nase 82mal betheiligt und darunter 49mal auch der Nasenrachenraum erkrankt. Von diesen 49 FäUen fand sich 14mal die Erkrankung nur auf den Nasen- rachen beschränkt, in den übrigen Fällen waren die specifischen Processe auch an anderen Stellen nachzuweisen. Die Veränderungen des Nasenrachenraumes gehörten in der Mehrzahl der Beobachtungen den Spätformen der S3rphilis an und traten als gummöse Infiltrationen mit oder ohne einen geschwürigen Zerfall auf. Unter den klinischen Symptomen bestanden fast constant: langdauemde Halsschmerzen. Kopf- und Ohrenschmerzen, enorme Secretion, Verdauungsstörungen und starker Kräfteverfall mit kachektischem Aussehen. Entscheidend fiir die Diagnose ist immer die exacte Spiegeluntersuchung. Thera- peutisch betont der Verf. die Verbindung der allgemeinen anti- syphilitischen mit einer rationellen localen Therapie. Zum Schluss führt der Verf. die Krankengeschichten seiner 49 Beobachtungen an.

Um den Nasenrachenraum ohne Section des Schädels und über- haupt ohne äussere Entstellung aus der Leiche herauszunehmen, gibt M. Scheier eine neue Methode an. Unterhalb des Unterkiefers wird zuerst die Zunge hervorgezogen und dann mit einem Eoiorpel- messer zwischen dem harten und weichen Gaumen ein Frontalschnitt gemacht, so dass man tief in die Nasenhöhle bis cm die Schädel- basis hineinkommt. Auf diese Weise werden die Ghoanen sammt einem Stück der Nasenscheidewand abgetrennt. Der Schnitt wird hierauf seitlich vom hinteren oberen bis zum hinteren unteren Back-

Krankheiten der Nase, des Rachens etc.

405

zahn verlängert, die Musculatur durchschnitten und die Schleimhaut von der hinteren Rachenwand abgelöst. Zuletzt schreitet man dazu, den Fomix des Pharynx abzutrennen, indem man nach kräftigem Herüberziehen der Halsorgane die Weichtheile auf der einen und auf der anderen Seite unter Mitnehmen der knorpeligen Theile der Tuba Eustachii abpräparirt. Bei einer gewissen Uebung gelingt es in wenigen Minuten die ganze Manipulation zu vollenden.

Mond und Raohen. Der üble Geruch aus dem Munde kann zwar verschiedene Ursachen haben, doch stammt er nicht selten, wie G. Strazza auseinandersetzt, von den in dieser Hinsicht noch zu wenig berücksichtigten Erkrankungen der Tonsillen, und zwar nicht nur der Gaumen-, sondern auch der Rachen- und der Zungen- tonsille. Es handelt sich dabei nicht allein um acute, infectiöse, sondern auch um chronische Processe, bei denen die Lacunen in der Tiefe mit käsigen, übelriechenden Massen angefüllt sind. Die Tonsillen brauchen nicht h3rpertrophisch zu sein. Die Sicherstellung der Diagnose und die Einleitung der Therapie geschieht am besten durch die Blosslegung der Lacunen nach Abtragung der Tonsillen oder nach einer sorgfcdtigen Schlitzung. Bei den Klagen älterer Personen über verschiedene Beschwerden seitens der Zunge sind gewöhnlich keine sichtbaren Veränderungen nachzuweisen. E. Baum- garten empfiehlt in diesen Fällen eine genaue Untersuchung der Mundhöhle vorzunehmen und nach örtlichen Ursachen zu forschen, dann aber eventuelle Aifectionen entfernter Organe, wie des Magens, des Darmes, der Leber, der Milz u. s. w., ausserdem Störungen der Circulation, Erkrankungen des Genitalapparates, Klimakterium und nervöse Erscheinungen zu berücksichtigen. Werden alle diese ätio- logischen Momente ausgeschlossen, so liegt noch die Möglichkeit vor, dass es sich um einen Pruritus senilis linguae handelt, der leicht übersehen und am besten bei Sonnenlicht und mit Hülfe einer Linse constatirt werden kann. In einem ausfuhr- lichen Vortrag schildert H. Surmont die klinischen Verhält- nisse der Stomatitis ulcero-membranosa, welche am häufigsten bei Kindern in der zweiten Dentitionsperiode und bei Erwachsenen während des Durchbruchs des Weisheitszahns, und zwar bei gleichzeitiger Caries der Zähne vorkommt. Die Krank- heit kann von einem zum anderen Lidividuum übertragen werden und namentlich in Spitälern epidemisch auftreten. Die Beschwerden bestehen in sehr fötidem Geruch aus dem Munde, Brennen, Schmerzen, starker Salivation und Uebelkeit, bei kleinen Kindern in massigem

üebler

Oernch

aus dein

Muude.

Pruritus

senilis

linguae.

SUmatitw ulcero- membranosa.

406

Jurasz.

Stomatitis

ulcero- membranosa.

Angina

uloero-

membranosa.

Phlegmonen des Rachens.

Fieber, zuweilen Diarrhöen. Objectiv findet sich auf der Mund- schleimhaut, besonders am Zahnfleisch begrenztes fleckiges Erythem, welches zu einem Infiltrat und flacher oder tiefer Ulceration mit einem membranösen Belag fuhrt. Dauer der Krankheit bei ent- sprechender Therapie 10 15 Tage. Die Ursache des Leidens bilden Mikroben, und zwar der von Vincent beschriebene Bacillus Pisi- formis und zahlreiche Spirillen. In diagnostischer Hinsicht kann die Affection mit Diphtherie oder mit Syphilis verwechselt werden. Therapeutisch ist unter Anwendung von adstringirenden und anti- septischen Mitteln eine strenge BeinHchkeit der Mundhöhle zu beob- achten. Die Krankheit zeigt in jeder Beziehung Verwandtschaft mit der von Vincent beschriebenen besonderen Form der Angina, nämlich der Angina ulcero-membranosa. Der letzteren hat man in Frankreich ein grosses Interesse entgegengebracht. Einen neuen Fall dieser Aflection beschreibt A. Baoult. In der deutschen Litteratur sind darüber bis jetzt nur wenige Publicationen erschienen. Die neueste ist von H. Salomon, welcher diese Form der Angina als Spirochätenbacillenangina bezeichnet und sie vollständig von der diphtherischen trennt. Nach den Untersuchungen dieses Autors kann sich aber diese Form der Angina mit Syphilis des Bachens com- biniren. Zu erwähnen ist noch, dass Salomon auch einen Fall von der oben erwähnten Stomatitis, die er ebenfalls Spirochäten- bacillenstomatitis nennt, beobachtet hat. In seiner Arbeit über die Entstehung und Behandlung der Phlegmonen des Rachens weist L. Grünwald zunächst darauf hin , dass die unter dem Namen des Peritonsillarabscesses bekannte AfiFec- tion nichts anderes ist als eine supratonsilläre Phlegmone, welche durch Infection von dem Becessus supratonsillaris aus entsteht. Der echte Peritonsillarabscess ist selten und entwickelt sich nach einer Infection durch einen Fremdkörper oder durch eine Zahnerkrankung. Auch der eigentliche Mandelabscess soll sehr selten vorkommen. Der Eiterheerd bei dem letzteren sitzt in der Mandel selbst und wird von der Fossa supratonsillaris aus mittels einer gebogenen und mit dem Ende nach unten zu eingeftihrten Sonde leicht eröffiiet. Ausserordentlich selten sind die chronischen Mandelabscesse, die durch die Schilderung einer Beobachtung illu- strirt werden. Was den als acute infectiöse Bachenphlegmone be- schriebenen Process mit schweren AJlgemeinsymptomen und häufig plötzlichem letalem Ausgang anlangt, so glaubt G-rünwald, dass der Tod durch die Herzschwäche erfolgt, welche die mit den ge- ringen Stenosenerscheinungen am Kehlkopf nicht im Einklang

Krankheiten der Nase, des Rachens etc.

407

stehende hochgradige Dyspnoe hervorruft. Zum Beweise dieser

Ansicht wird eine Krankengeschichte angeführt. Auf Orund

einer Beobachtang kommt A. B. Kelly zu der üeberzeugung,

dass sich im Rachen und im Nasenrachenraum eine sklero- sklerotische

tische Hyperplasie entwickeln kann, die weder mit Syphilis, Hyperplasie

•/ r » ^Qg Rachens.

noch mit dem Bhinosklerom , noch mit irgend einer anderen Infec- tionskrankheit in Verbindung steht. Der Process ist ähnlich dem bei der subglottischen, hypertrophischen Laryngitis. Die histo- logischen Veränderungen sind allerdings den bei hereditär-syphi- litischen Hyperplasieen nachweisbaren sehr analog.

Kehlkopf und Luftröhre* Ein Fall von Influenzalaryngitis, welchen Olatzel mittheilt und in welchem im Sputum Influenza- bacillen constatirt wurden, zeichnete sich dadurch aus, dass beider- seits symmetrisch auf den falschen Stimmbändern halbkreisförmige, weissgelbUche Stellen zu sehen waren. Diese Veränderung ist bisher am häufigsten an den wahren Stimmbändern oder an anderen Kehl- kopfabschnitten, nicht aber an den falschen Stimmbändern beobachtet worden. Während B. Fränkel die genannte Schleimhautaffection als eine fibrinöse Infiltration auffasst, hält sie W. Lublinski für eine oberflächliche Epithelnekrose, welche nicht selten zu einer flachen Ulceration fuhrt. Lublinski beschreibt ausserdem die verschiedenen Formen der infolge von Influenza sich im Kehlkopf entwickelnden Processe, wie die Laryngitis gravis, haemorrhagica, subglottica, ödematöse Schwellungen und Lähmungen. Bezüglich der Laryngitis submucosa infectiosa acuta stellt A. Onodi die mannigfaltigen Ansichten der Autoren zusammen und gelangt auf Grund seiner eigenen Beobachtungen, von denen er 8 ausfuhrlich schildert, zu der Ueberzeugung , dass diese Krankheit in ihren diversen Formen auf einer und derselben Ursache beruht und auf eine septische Infection durch einen entzündungserregenden Mikroben zurückzuführen ist. Die obige gemeinschaftliche Bezeichnung ist deshalb zutre£Fend. Da aber die einzelnen Formen sich durch einen besonderen Symptomencomplex von einander unterscheiden, so hält Onodi vom Standpunkt der Praxis es für zweckmässig, den Charakter dieser Formen durch besondere Epitheta auszudrücken und von einer Laryngitis submucosa infectiosa acuta erysipela- tosa, phlegmonosa oder necrotica zu sprechen. Unter den Schleimhautaffectionen der oberen Luftwege, nament- lich des Bachens und des Kehlkopfes, ist der chronische Pem- phigus schon öfter beobachtet und beschrieben worden. Einen

Influenza- laryngitis.

Laryngitis

submucosa

infectiosa

acuta.

408

Jurass.

Larynx- tubercolose.

Chronischer typischen Fall dies68 Leidens bei einer 62 Jahre alten Patientin pemphi^s veröflEentUcht J. Gugenheim, indem er gleichzeitig die klinischen Verhältnisse einer näheren Betrachtung unterzieht. üeber die Resultate, welche in Krause's Poliklinik mit der intravenösen Injection von Hetol (Landerer) bei der Lungen und Larynx- tuberculose erzielt worden, berichtet H. Gnttmann. Das Hetol wurde streng nach der von Landerer gegebenen Yor- schrifb für die Anwendung der Zimmtsäure stets in die Vena cephalica in der Anfangsdosis von '/t Theilstrich der Pravaz'schen Spritze (Vs mg Hetol) eingespritzt. Die Steigerung geschah je nach dem Befinden des Kranken um je V* Theilstrich bis höchstens zu 8 Theil- strichen. Die L^j^^^^ioi^^i^ wurden 3mal wöchentlich abwechselnd am rechten und linken Arm ausgeführt. Bei chronischer Nephritis und Diabetes nahm man von dieser Behandlung Abstand. Von 38 Pa- tienten wurden 1 geheilt, 10 gebessert, 9 erfolglos behandelt, 8 starben, und 5 entzogen sich der weiteren Beobachtung. Wenn auch diese Eesultate nicht glänzend waren und das Hetol nicht als ein specifisches antituberculöses Mittel betrachtet werden kann, so wird ihm von Guttmann dennoch ein grosser Werth, namentlich bei beginnender Kehlkopftuberculose , zuerkaimt. Das Hetol ist nämlich im Stande, den Krankheitsprocess in schweren Fällen auf- zuhalten, in leichten zu heilen und dem Organismus die Möglichkeit einer Kräftigung und einer stärkeren ResistenzfUiigkeit zu gewähren. Ueber die Behandlung der Larynxtuberculose im allgemeinen hat G. Besold einen lehrreichen Aufsatz publicirt. Sachlich und ob- jectiv erörtert er die Frage, wie weit und mit welchen Mitteln man bei dieser Elrankheit vorgehen soll. Von den localen Eingriffen spricht er sich über die Anwendung der Galvanokaustik besonders Tubereaiöaer günstig aus. Die Casuistik der tuberculösen Larynxtumoren ist durch einen neuen Fall von G. Trautmann vermehrt worden. Der Tumor sass in der Gegend des rechten Aryknorpels und war kleinhaselnussgross. Nach seiner Entfernung wurde die klinische Diagnose durch mikroskopische Untersuchung bestätigt. Dass die Thyreotomie beii Larynxpapillomen insbesondere im Kindesalter nicht nüt Sicherheit zur BAdicalheilung fuhrt und nicht vermag Recidive zu verhüten, beweist ein neuer, von L. B6co beobachteter Fall. Bei einem 4^/t Jahre alten Kinde wurden Papil- lome an den Stimmbändern laryngoskopisch festgestellt. Unter Ver- zichtleistung auf endolaryngeale Operation wurde wegen Erstickungs- gefahr zuerst die Tracheotomie vorgenommen. 8 Monate später wurden die Papillome, welche inzwischen den ganzen Kehlkopf

Larynxtamor.

Papillome.

Krankheiten der Naae, des Rachens etc. 409

ausgefällt hatten, durch die Laryugofissur abgetragen und ihr Mutter- boden galvanokauBtisch veratast. Nach 4 Monaten wurde ein zweiter operativer Eingriff nothwendig, da die Papillome in einer noch schlimmeren Weise wie vorher recidivirten und ausserdem noch in der Trachea aufbraten. Bei der zweiten Thyreotomie wurde auch eine Spaltung der Trachea ausgeführt. Die Geschwulstmasse wurde exstirpirt, und ihre Beste wurden mit dem Galvanokauter zerstört. Die Heilung dauert seit 11 Monaten an. Die Behandlung der Kehl- kopfneubildungen bei Kindern mittels Thyreotomie, endo- laryngealer Operation und Tracheotomie bespricht in allgemeinen Um- rissen O. H. Mackenzie, ohne irgend einen neuen Gesichtspunkt zu eröffnen. Die Zahl der mit Erfolg laryngoskopisch operirten FäUe von malignen Kehlkopfgeschwülsten nimmt zu. M. Scheier Maligne entfernte bei einem 62 Jahre alten Manne das linke Stimmband, öeschwülste welches von emem Carcmom emgenommen war, so weit, bis nichts operirt. mehr von dem Tumor zu sehen war. Der Patient ist gesund und seit 2'/ 4 Jahren ohne Recidiv. Y. Arslan berichtet ebenfalls über 2 in derselben Weise behandelte Carcinomf«ÜIe. In dem einen dauert die Heilung seit 2 Jahren, in dem anderen seit 1 Jahre. Um die Decubitusgeschwüre , welche im Kehlkopfe bei der In- tubation entstehen , zu vermeiden , hat O'D w y e r schon im intabations- Jahre 1897 empfohlen, Bronzetubusröhrchen mit schmälerem Halse «^schwüre und tieferer, dickerer und bauchiger Vorwölbung zu gebrauchen und Kehlkopfes, dabei den Halstheil mit Gelatineschicht und darin eingepresstem Alaunpulver zu überziehen. Diese so gebauten und präparirten Höhrchen hat J. v. B6kay in 5 Fällen mit gutem Resultate an- gewandt.

Tracheale Hämoptoe beobachtete G. Avellis bei einem Tracheale Patienten infolge von venösen Stauungen und Erweiterung der ober- M*niop*<^® ilächlichen Trachealvenen. Die locale Aetzung der blutenden Stelle an den obersten Knorpelringen mit Chromsäure brachte eine zeit- weilige Heilung. Der Fall von Fremdkörper der Luftröhre, welchen G. Diehl mittheilt, betraf eine 22jährige Patientin. Sie trug eine Dauercanüle, die defect wurde und durch eine neue ersetzt werden musste. Zu Hause entfernte die Patientin die neue Canüle und führte in die Trachealöffnung die defecte alte mit abgebrochenem Schild ein, welche während des Lachens aspirirt wurde und tief in der Trachea stecken bUeb. Aus Angst vor Erstickung schob sie sich die neue Canüle ein und stiess auf diese Weise die alte noch mehr in die Tiefe. Da verschiedene Extractionsversuche misslangen und keine Lebensgefahr bestcmd, so wurde die Patientin in die

410 Jurasz.

Fremdkörper chirurgische Klinik nach München verbracht, wo die alte Canüle , ^^\ bei der Vorbereitung zur Tracheotomie in einem starken Husten- '"^'" anfaU durch die Trachealöffhm.« he«nsbeföniert wurde. - Einen in mannigfacher Hinsicht interessanten Fall von tiefsitzender Stenose der Trachea publicirt H. v. Schrotter. Es handelte sich um eine in der Gegend der Büxircation sitzende und durch tuberculöse Granulationen bedingte Verengerung, welche mittels directer Tracheo-Bronchoskopie nach Killian diagnosticirt und be- seitigt wurde. Nachdem sich an der Stelle des Eingrifib eine steno- sirende Na^be entwickelt hatte, wurde die Stenose mit Hülfe von kurzen Tuben, welche an einer Darmsaite bis an die enge Stelle eingeführt und dort in Sitzungen bis l'/t Stunden liegen gelassen wurden, nach 21 Tagen so weit dilatirt, dass die Patienten ohne Beschwerden athmen konnten.

Lltteratnr.

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Krankheiten der Nase, des Rachens etc. 411

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7. Haut- und venerische Krankheiten.

Von Prof. Dr. JadaSBOhn» Director der Klinik für Haut- und venerische

Krankheiten in Bern.

Hantkrankheiten.

Die Fragen, welche im vergangenen Jahre die wissenschaftliche Dermatologie vorzugsweise beschäftigten, sind von denen der Vor- jahre nicht wesentlich verschieden. Ueber die so reichlich discutirte Ekzomfrage. Ekzemfrage sind nur noch wenige Arbeiten erschienen. Fred6ric berichtete über seine Untersuchungen, auf welche der Referent seine Anschauungen über die „parasitäre Natur" des Ekzems basii*te, aus- führlicher und betonte speciell: das Vorkommen von Streptokokkus in den verschiedensten banalen Hautläsionen und auch auf normaler Haut; femer die Existenz steriler eitriger Efflorescenzen bei arte- iiciellen Dermatitiden, endlich die Schwierigkeit, histologisch scharfe Unterschiede zwischen den letzteren und den Ekzemen ausfindig zu machen. Die Beziehungen der Staphylokokken zu dem Ekzem sind von Bender, Bockhart und Gerlach experimentellen Untersuchungen unterworfen worden. Das thatsächliche Resultat ist, dass Staphylo- toxin (d. h. Bouilloncultur-Filtrat) auf gereizter Haut ekzematöse Hautentzündungen hervorruft, während die Staphylokokkenleib^- (Staphyloplasmin) nur Impetigopusteln bedingen, und dass, wenn man beide zusammenwirken lässt, Ekzem, nicht Impetigo entsteht. Es ist hier nicht der Ort, auf die theoretischen Deductionen einzugehen, welche sich aus diesen Versuchen ergeben. Bockhart kommt zu dem Schluss, dass das Ekzem in der That eine infectiöse Ent- zündung der Oberhaupt und durch Staphylokokken erzeugt ist; es gibt aber auch noch andere Erklärungen für die interessanten Re- sultate der genannten Autoren. Bei der in ihrer Aetiologie noch Impetigo, immer strittigen Impetigo contagiosa (vulgaris) fand En gm an wesentlich Staphylokokken ; er konnte mit diesen eine seröse Blasen- bildung bei sich selbst erzeugen. Orindon beobachtete in einem

Haut- und venerische Krankheiten.

413

Fall Uebergang einer Impetigo vom Barte des Vaters auf ein neu- geborenes Kind, das an dieser dem Pemphigus neonatorum gleichen Affection starb. Die Identität des Pemphigus neonatorum, der Impetigo contagiosa und vulgaris und des acuten Pemphigus älterer Kinder wird immer mehr anerkannt. Zur Pathogenese der Erytheme bringt Heller einen Beitrag. Er sah nach Erytheme. Creolinwaschung des Penis Schwellung des Penis und Urethritis und danach ein Exanthem, das er als Erythema exsudativum multiforme diagnosticirte (und eine nach der Beschreibung wohl nicht ganz sichere Gelenkschwellung); er ist geneigt, ein solches Erythem und ebenso die Ausschläge nach Klystieren, die speciell Still geschildert hat, auf die Wirkung von Serum zurückzuführen, das durch die Beizung exsudirt und dann resorbirt wird; er stellt also eine speciellere Hypothese statt der allgemeineren „Autointoxicationshypothese" auf. Bei dem rein hypothetischen Stande der Angelegenheit brauche ich hier bloss hervorzuheben, dass damit auch Heller, Lewin's Schüler, die reflectorische Enstehung solcher Erytheme aufgibt; nur ihre angioneurotische Beschaffenheit hält er noch aufrecht. Die entzündliche Natur des Erythems aber wird jetzt auch von Kreibich rückhaltslos zugegeben. Für das Erythema nodosum sind die Beobachtungen Moussous' von Bedeutung: er sah 2mal nach Ein- tritt eines an Erythema nodosum erkrankten Kindes das im Nebenbett liegende Kind nach einigen Tagen ebenso erkranken. Moussous tritt auch aus diesem wie aus anderen Gründen für die Abgrenzung des Eiythema nodosum vom Erythema exsudativum multiforme ein, während B ehrend geneigt ist, beide Formen als symptomatische Exantheme acuter Infectionskrankheiten aufzufassen. Interessant und auch practisch wichtig ist die von Günzburger berichtete Beobachtung dass bei acuter Urticaria eine schnell vorübergehende Albumin- Urticaria, urie aufbrat. Strittig ist noch immer die Abgrenzung und die Aetiologie der Prurigo Hebrae. Von grossem Interesse, aber sehr Prurigo, schwer erklärlich ist die Beobachtung Bernhardt's: eine Prurigo lässt eine durch acute Kinderlähmung paralysirte Extremität frei. Es ist wohl nur eine Aushülfshypothese, wenn man diese Krankheit auf solche Beobachtungen hin als eine Trophoneurose bezeichnet. Auf Grund einiger Beobachtungen imd Urinuntersuchungen hält Finger die Möglichkeit für gegeben, dass die Prurigo durch intestinale Autointoxication bedingt sei, und fordert zu weiteren dahin gerich- teten Untersuchungen auf. (Die Prurigo verschwindet im Spital ohne specielle diätetische Behandlung so oft und so schnell voll- ständig, dass im allgemeinen diese Anschauung wohl nicht Gültig-

414 Jadassohn.

keit haben kann.) Auf die äusseren Ursachen von Hautkrank- heiten zu achten, lehren immer wieder einzelne FäUe, in denen die ätiologische Diagnose und damit auch die Therapie nur durch eine genaue Untersuchung aller äusseren Umstände ermöglicht 'wird; Vogeimilben. so kann eine Urticaria durch Vogelmilben hervorgerufen werden (bei Hein ick e's Patientin durch Schwalben importirt, die in der Nähe des Zimmers ihr Nest hatten). Auch schwere Primelderma- titiden sind wieder publicirt worden. Das practisch ausserordent- Medica- lieh wichtige Kapitel der medicamentösen Dermatosen wird weaent-

mentöse jj^j^ durch casuistische Beiträge gefördert; so berichtete Rosen thal Dermatosen: 007

Jod, über einen sehr ausgesprochenen Fall des tuberösen fungoiden Jododermas mit histologischer Untersuchung ; die Erklärung dieser merkwürdigen, Granulationstumoren ähnlichen Formen bleibt hypothe- tisch. Ein hochgradiges hämorrhagisches und pemphigoides, mit starker Pigmentirung abheilendes Hg-Exanthem hat Berliner beobachtet; die Genesung der durch eine Pneumonie schwer geschädigten Patientin möchte er der rechtzeitigen Wärmezufuhr durch den Phönix-Schwitzapparat zuschreiben. Interessante Beobachtungen an Hg-Exanthemen konnte Callomon machen: eigenthümliche Locali- sirung mit Aussparung einer Zone um syphilitische Papeln herum etc. Auch Gewöhnung wurde durch kleinere Dosen nach erstmaligem Arsen- Exanthem constatirt. Die Arsendermatosen gewinnen immer

dennatosen, grösseres Interesse. Ausser der jetzt schon allgemein bekannten Arsenmelanose wird die Existenz eines Arsenzosters durch eine Beobachtung von Stark auch for alle noch Zweifelnden bewiesen, da hier 2mal ein Zoster nach As-Medication an derselben Stelle (das zweite Mal in geringerem Grade) auftrat. Ausserordentlich reichlich war die Gelegenheit Arsendermatosen zu beobachten bei den Massenvergiftungen, welche in England durch Bier zu Stande gekommen sind. Vor allem Brocke und Leslie schildern diese Erkrankungen in eingehender Weise und geben (von allgemein pathologischen und anatomischen Erörterungen ganz abgesehen) ein sehr interessantes klinisches Bild. Ausser der bekannten Pigmen- tirung, ausser herpetiformen und pemphigoiden Eruptionen, Ery- themen, Hyperidrosis wurden erythromelalgieähnliche, psoriasiforme,

Orthoform, lichenoide Krankheitsbilder, Keratosen etc. beobachtet. Ortho- form kann nicht bloss erythematöse und vesiculöse Eruptionen, sondern auch gangränöse Ulcerationen bedingen, deren sehr starke Schmerzhaftigkeit wieder durch Orthoform beruhigt wird, so dass die Patienten es trotz der schädlichen Wirkung immer weiter anzuwenden geneigt sind (Dubreuilh); wie bei allen idiosyn-

flaui- und Tenerische Krankheiten.

415

Liehen ruber.

krasischen Keactionen, so kann auch hier die kleinste Menge ein sehr intensives Exanthem hervorrufen (Graul). Die bei Arbeitern an „Saurethürmen^^ von Bettmann beobachtete „Chloracne", die Chloracne. über den ganzen Körper verbreitet ist, ist dieser Autor geneigt auf organische Chlorverbindungen („gechlorte Theerderivate") zurück- zuföhren, was freilich von anderer Seite bestritten wird. Brandt und Herxheimer geben neue Beiträge zu dieser merkwürdigen Oewerbedermatose , die einen sehr langwierigen Verlauf hat, zu scrophulodermähnlichen Veränderungen führen und auch das All- gemeinbefinden schwer beeinträchtigen kann. Der Liehen (ruber)j weicher den Practikem immer besonders grosse diagnostische Schwierigkeiten macht, stellt auch fiir den Specialisten noch ein sehr fragenreiches Kapitel dar. Dockrell sondert die Pityriasis rubra pilaris ganz von ihm ab und unterscheidet ein (meist nicht beobachtetes) acuminirtes, ein planes, ein hypertrophisches und ein verrucöses Stadium des Liehen; die annulären und die mit narben- ähnlicher Atrophie central abheilenden Formen sind noch wenig bekannt; sie können speciell auch mit Lupus erythematodes ver- wechselt werden (Zarubin). Dass der Liehen pemphigoide Erup- tionen bedingen kann, ehe er mit Arsen behandelt wird, geht aus den Fällen Bettmann's und Hallopeau's (mit Lemierre) hervor, während der Referent Pemphigusblasen in einem seiner Fälle ebenso wie intensive Böthung um die Lichenefflorescenzen herum als As-Beaction auffassen musste. Er machte auf das familiäre Auftreten von Liehen in einer bisher allerdings nur geringen Anzahl von Fällen aufmerksam. Auch in Bezug auf den Pemphigus Pemphigus, hat uns das vergangene Jahr wesentliche Fortschritte nicht gebmcht. Grouven hält die Bilder des Pemphigus vulgaris, foliaceus und der Dermatitis herpetiformis für im Wesen identisch; beim Pemphigus vegetans denkt er an eine Secundärinfection. Die Therapie bleibt eine symptomatische; Arsen, Salicylsäure , Carbol intern gaben ge- legentlich Eesultate, extern vor allem Theer- und permanente Bäder. Literessant sind die Fälle von sehr schnell tödtlich endender Purpura bei Kindern, bei deren Section sonst nur Blutungen in den Nebennieren gefunden wurden; solche kommen auch ohne Purpura bei ähnlichen Krankheitsbüdem vor; in den Hautgefiässen wurden 2mal, in den Nebennieren Imal Streptokokken nachgewiesen (Graham Little). Auf eine Toxinresorption wird die Purpura bei Lungentuberculose zurückgeführt (E. Cohn); bei acuter miliarer Tuberculose wurde sie von Pratt beobachtet. Lnmer noch einen Lieblingsgegenstand klinisch-histologischer Forschung

Purpura.

416

Jadassohn.

Haut- tuberculose.

Lupus follicularis,

pernio.

Lupus- caroinom.

Tuberculide.

Erjrthöme indurö.

Lupus erythema- todes.

bildet die an Formen fast unerschöpfliche Haattuberculose. £iner selteneren, diagnostisch fär den ungeübten schweren Form des Lupus vulgaris, welche wegen der Localisation an den Follikeln (?) und der Aehnlichkeit mit Acne als Lupus follicularis bezeichnet wird, widmet Saalfeld eine eingehende Abhandlung, lieber ein Krankheitsbild, das nach Besnieres Vorgang Lupus pernio genannt und meist zum Lupus erj^ematodes gerechnet wird, sind die Acten noch keineswegs geschlossen. Dan los macht auf das ZusammeuYorkommen mit Spina ventosa aufmerksam (auch bei einem Falle des Referenten); während Hallopeau an die Identität mit Lupus erythematodes glaubt, war in Dan los' Fall tuberculöses Gl-ewebe vorhanden (mir erscheint die im eigentlichen Sinne tuber- culöse Natur der meisten hierher gerechneten Fälle nicht zweifel- haft). Die schwerste Complication des Lupus, das Carcinom, ist nach Ashihara meist ein Narbencarcinom , kommt bei Männern häufiger als bei Frauen vor, ist relativ oft schon bei jugendlichen Individuen zu beobachten; besonders viele Fälle betreffen das Ge- sicht ; local ist es maligne, recidivirt gern, macht aber wenig Meta- stasen. — Die Bedeutung der Gefässveränderungen bei den als Tuberculide bezeichneten Hauterkrankungen und ihre bacilläre Natur wird durch die Arbeit von M a c 1 e o d und 0 r m s b y ins rechte Licht gesetzt, welche in einem Fall eines knötchenförmigen Exanthems vereinzelte Bacillen gefunden haben. Das erst in neuerer Zeit auch in Deutschland berücksichtigte Krankheitsbild des Ery- theme indure Bazin's wird von Mantegazza auf Grund von 2 Fällen einer eingehenden Bearbeitung unterzogen. Wenn er auch Bacillen nicht gefunden hat, so spricht er sich doch für die tuber- culöse Natur dieser Erkrankung aus, welche vom Scrophuloderm nur durch unwichtige Momente unterschieden ist (Referent hat in 2 Fällen typische locale Reaction auf Tuberculin gesehen). Der viel- umstrittene Lupus erythematodes bildet den Gegenstand zweier Arbeiten (W. Pick und v. Poor), welche zu dem Standpunkt kommen, dass ätiologische Beziehungen zwischen dieser Krankheit und der Tuberculose nicht bestehen. R o n a , der die Erkrankimg auch bei Geschwistern gefunden hat, gibt statistische Daten, aus denen das gleiche zu resultiren scheint. Vom klinischen Standpunkt aus beachtenswerth ist das Vorkommen von Krankheitsheerden an der Schleimhaut, welche blauroth, wenig infiltrirt, gelegentlich leicht ulcerirt sind und weiterhin narbige weisse Züge aufweisen (Dubreuilh). Histologisch hat Audry nunmehr in 3 Fällen ganz ausserordentlich spärliche Riesenzellen gefunden; er will daraus

Haut- und venerische Krankheiten. 417

selbst nicht auf Tuberculose schliessen, trotzdem er von der tuber- culösen Natur der Erkrankung überzeugt ist. Zu wenig bekannt, namentlich in ihren Anfluigen, ist noch immer die als Ulcus rodens Carcinom. bezeichnete Form des Hautkrebses, trotzdem sie schon in frühen ^^^^ rodens Stadien vor allem durch die ganz eigenartige Beschaffenheit des meist schmalen und derben Bandes leicht zu diagnosticiren ist. Die fast immer fehlende Betheiligung der Drüsen, der langsame Ver- lauf, die Localisation, besonders in den oberen Partieen des Oesichts, sind weitere Charakteristica. Dubreuilh und Auche behandeln die Krankheit vom klinischen und anatomischen Standpunkt in einer sehr eingehenden Arbeit; Carle rühmt die Wirkung der externen Arsenbehandlung von Czerny und Trunecek nach Abkratzung. Eine interessante und wichtige Beobachtung über eine sehr frühzeitige Oarcinomatose der Olans- und der Inguinaldrüsen berichtet Audry. Der Kranke war selbst Arzt und hatte eine congenitale Phimose; die Vegetationen, die sich unter dieser entwickelten, wurden lange vernachlässigt. Die Beziehungen zwischen Phimose und Carcinom, welche nach Erfahrungen des Referenten zweifellos bestehen, scheinen im allgemeinen sehr wenig bekannt zu sein; sie müssen immer energischer zu frühzeitiger Operation der Phimose auffordern. In sehr auffallender Weise trat bei einem Patienten Bajet's im Alopecia Anschluss an ein Trauma eine sehr acut einsetzende hochgradige, *'*'"'**'*^- sich aber schnell restituirende Alopecie ein. Bettmann beob- achtete eine besonders langsam sich entwickelnde und lange anhaltende Urticaria factitia bei Sklerodermie. Sklerodermähnliche Verände» S kierodermie. rungen nach Röntgenbestrahlung sah Barth^lemy. Von den seltenen und augenblicklich im Studium begriffenen Hautkrankheiten bieten ein besonderes Interesse diejenigen dar, welche wegen ihrer LocaUsation an Händen und Füssen zuerst den Namen Acro- Acrodenna- dermatites (Hallopeau) bekommen haben. In ihrer typischen *"'*«"■ Form beginnen sie mit Eiterblasen an den Fingern, speciell an den Nägeln, gehen dann auf Handballen und -rücken und auf die Füsse über, machen manchmal heftige Schmerzen, wandeln die letzten Phalangen in sehr langem Verlauf zu conischen, sklerosirten Stümpfen um und heilen nicht. Neben „Formes finstes^' ist einmal eine Gene- ralisirung und Exitus beobachtet worden, ich selbst kenne einen zweiten solchen Fall; bei diesen ausserordentlich schweren Er- krankungen sind AehnUchkeiten mit der Impetigo herpetiformis vorhanden. Audry nennt die Krankheit „Phlyctenoses r^cidivantes

des extremites". üeber Blastomykose der Haut kommen Jahrbuch der practischen Medidn. 1902. 27

418

Jadassohn.

Blasto- mykosen.

Hospital- brand.

Psendo- leok&mie.

üloerationen bei Tabes.

Lepra.

Therapie. Caoodyl.

speciell ans Amerika neue Berichte (Dwyer, Hyde, Hontgomery, Bickets), welche das Bild dieser ErkrankuDg und ihre Aeüologie in immer sicherer Weise fiziren. Vor allem ist die Aehnlichkeit mit der Tuberculosis verrucosa cutis und die therapeutische Wirkung von Jodkali hervorzuheben. Der Hospitalbrand gilt wohl meist fiär eine jetzt ausgestorbene Krankheit. Matzenauer ge- bührt das Verdienst, mit der grössten Wahrscheinlichkeit nachge- wiesen zu haben, dass gangränöse Geschwüre in der Genito-Anal* gegend, wie sie auch jetzt noch in keineswegs sehr seltenen Fällen zur Beobachtung kommen, nach allen Richtungen hin der Beschrei- bung der Nosocomialgangrän entsprechen; die vielfach sog. „phage- dftnischen^ oder auch „gangränösen" und diphtheritischen Geschwüre müssen hierher gerechnet werden. In allen FäUen hat Matzenauer einen Bacillus nachgewiesen, dessen Cultur allerdings noch nicht ein- wandsfrei gelungen ist. Einen diesem sehr ähnlichen Mikroorganis- mus (Bacillus ramosus) haben Veillon und Ha 11^ bei einem Fall von disseminirter Hautgangrän bei einem Kinde, einem bisher ätiologisch nicht klaren Krankheitsbild, gefunden. Bei einer Pseudoleukämie hat Audry urticarielUvesiculöse EfHorescenzen mit starkem Juckreiz und eine cutane Hämophilie gegen alle mög- lichen traumatischen Beize constatirt. Sehr chronische torpide Ulcerationen im Gesicht mit Sensibilitätsstömngen bei Tabes hat Thibierge beobachtet (2. Fall!); sie scheinen analog dem „Mal perforant buccal", der „Tabes c^phalique" zu sein. Ver- grösserungen der Hände imd Füsse durch „vasomotorische Dermo- hypertrophie" mit intermittirendem Oedem sah (auf zweifellos neuritischer Grundlage) Hirsch felder entstehen. üeber die Lepra bringt ein neues internationales Archiv („Lepra") Original- artikel und Beferate ; wer sich für die Fortschritte auf diesem Ge- biete interessirt, wird auf die Leetüre des gut redigirten Organs nicht verzichten können.

Eine Anzahl neu beschriebener Dermatosen soll den Practikem erst dann vorgeführt werden, wenn reichlicheres Material über sie vorliegt.

Aus der ungeheuer reichen Therapie- Litteratur möchte ich zunächst einiges Wenige über die Allgemeinbehandlung der Derma- tosen hervorheben. lieber die Anwendung der cacodylsauren Salze liegen verschiedene Berichte vor. Saalfeld war mit don „Arsycodile" (einem in Frankreich hergestellten und mit grosser Beclame vertriebenem Natrium cacodylicum) bei interner und sub- cutaner Verabreichung sehr zufrieden. Beferent hat bei Lijectionen

Haatr und veneriache Krankheiten.

419

von cacodylsaurem Natron besondere Erfolge trotz grosser Dosen nicht gesehen und glaubt, dass die gute Verträglichkeit dieser Prä- parate auf eine sehr geringe Arsenverarbeitung im Körper zurück- zufahren ist (Heffter). Von der Thyreoidea-Therapie der Hautkrankheiten ist es im allgemeinen wieder stiller geworden. Beck meint wiederholt Besserung, aber nicht Heilung bei einem Fall von Naevus papillomatosus universalis nach Thyreoidin gesehen zu haben. Thiosinamin (10,0 mit Glycerin 20,0 und Aq. destiU. ad 100,0) in subcutanen Injectionen jeden 2. Tag oder auch täg- lich 1 ccm (eventuell auch 2 8; die Lösung muss, wenn sie sich trübt, in Wasser erwärmt werden), wird von verschiedenen Autoren , speciell von Juliusberg, gegen Sklerodermie und gegen hypertrophische Narben gerühmt. Von alten und neuen Präparaten handeln unzählige Einzelabhandlungen. Die Aufpinse- lung mit reinem Ichthyol (mit nachträglicher Bedeckung mit. Cigarettenpapier , täglich abzuwaschen und zu erneuern) hat Ho- dara bei Impetigo, Furunculose, Sycosis gute Resultate gegeben, in anderen Fällen wurde ohne Abwaschen täglich neu aufgepinselt (ich kann dieselbe Methode Aufpinselung von reinem Ichthyol, Trocknenlassen eventuell mit Puder, leichter Verband f^r manche Fälle, speciell von ünterschenkelekzem , empfehlen). Ichthyol- eisen („Ferrichthol", 1 2 g pro die) wird bei Angioneurosen, Purpura, Hydroa, bei Varicen anämischer Frauen etc. (auch zur Erhöhung der Toleranz gegen Arsen), Ichthyolcalcium bei Kinder- ekzemen als Ersatzmittel für Ichthyol empfohlen (Unna). Ich- thargan (1 5^/« mit Talcum als Streupulver) befördert die Epithelneubildung und die Verhomung und wirkt als Adstringens bei schlechten Granulationen. Ichthoform-Vaselin (1 ^|o) ist f&r umschriebene papulo-vesiculöse, pityriasi- und psoriasiforme Ekzeme zu verwenden (Unna). Scharff benutzt die Schleich'sche Serumpaste für Dermatitis und acutes Ekzem, Intertrigo, Balanitis simplex, Blepharitis und rühmt vor allem die trocknende, ruhig- stellende und kühlende Wirkung. Epicarin verordnet Winkler gegen Seborrhoea capitis mit Alopecie (täglich einzureiben: Epicarin 5y0, Aeth. sulf. 16,0, Spir. vin. gall. 80,0), gegen Pemionen (Epicarin 8,0, Sapon. virid. kaUn. 0,5, üngu. casein . ad 90,0) und gegen Liehen planus. Sapolan, ein billiges Naphthaproduct , hat sich (unver- dünnt) bei chroniscbem Ekzem, oberflächlicher Psoriasis, arteficieller Dermatitis, manchen Fällen von Pruritus bewährt (Seilei); v. Sza- boky empfiehlt es fttr arteficielle Dermatitis, Pyodermieen, Prurigo. Appel sah nach der Anwendung des reinen Sapolans Furunkel,

Thyreoidea.

Thiosin- unin.

Ichthyol.

Ichthyol« eisen.

lehthyol- calciam.

Ichthargan.

Ichthoform.

Schleich's Sernmpaste.

Epicarin.

Sapolan.

420

Jadasflohn.

nicht aber bei Vermischung mit Aqu. Flumbi (ana oder Sapolan 30,0, Zinc. oxycL 20,0, Aqu. Flumbi 50,0) als jucken- und schmerzen-

BromocoU. linderndes Mittel. BromocoU (Dibromtanninleim) in 10 80®/«iger Salbe wirkt juckstillend (Liehen planus, Pruritus, Prurigo, Drti-

Eaguform. caria etc., M. Joseph). Euguform (acetylirtes Product aus Guajacol und Formaldehyd), ein geruchloses Pulver, wird bei ulce- rirtem Lupus (in 2,5 10®/oiger Salbe), bei Ulcus molle, bei zerfallenen Papeln, bei Hyperidrosis pedum etc. empfohlen; es wirkt schmerz-

Bromeigone. stillend. Saalfeld gibt Bromeigone (1 2 g, oder Pepto- bromeigon 10 : 50,0 1 ^i B Theelöffel) gegen Jucken und Schmerzen, da es die unangenehmen Nebenwirkungen des Broms (bei genü^nd grossen Dosen? bei Idiosynkrasie ?) nicht haben soll. Die Haupt- Ekzem, indicationen der Ekzem behandln ng erfOUt nach Kromayer und Orüneberg das Lenigallol vor allem in Form 20°/oiger Lenigallol- zinkpaste, bei tieferer Lifiltration mit Zusatz von Ol. cadin., eventuell auch als Zusatz (10 ^/o) zu Wlikinson'scher Salbe. Sehr chronische, scharf umschriebene, aDfallsweise juckende Ekzeme behandelt Spiegier mit energischem Abreiben mit SO'^/oiger Kalilauge, Ab- spülen mit Wasser, Abtrocknen mit steriler Watte und Abreiben mit Argentum nitricum und Aqu. destill, ana; dann steriler Verband,

Impetigo, unter dem die Erkrankung meist abheilt. Die Impetigo vulgaris oder contagiosa bepinselt Hodara täglich oder jeden 2. Tag mit Argentum nitricum (50 ^/o) oder bei Säuglingen täglich 1 2mal 2 10®/o; nachher einpudern mit Calomel 1,0, Amylum 9,0. SpecieU für den Practiker von Werth sind die „Details" bei der Behandlung der Furunculose, welche Arning auf GhTund ausgedehnter Er- fahrung gibt. Der einzelne Furunkel wird mit dem hellrothglühenden Pacquelin (je nach der Grösse des Krankheitsheerdes) punktförmig oder etwas breiter, eventuell auch mehrmals eröfiPnet (eine Methode, die auch Beferent dem Schnitt weit vorzieht), dann mit Tumenol. 80, Aether. sulf. 20,0, Tinct. benzoes 80,0 (eventuell noch bei seborrhoischer Haut dazu Anthrarobin 2,0) bepinselt, auf den nicht ganz getrockneten Fimiss Chinosolgaze und darüber 2 Vt ^/oiger SaUcyltrikoplast (Beiersdorff) gelegt. AUe mechanisch irritirenden Momente müssen vermieden werden (zu beachten die Kragen, die sog. Schweissblätter , die zu kurz geschnittenen Haare am Nacken und im Bart etc.). Reinigung mit Benzin, bei allgemeiner Furuncu- lose Kreolinbäder (20 25 g auf ein ca. 30 ^ C. warmes Vollbad) mit sorgfältigem Abwaschen der einzelnen Heerde mit 2^/oigem Salicyl- spiritus. Frische kleine Heerde werden mit dem Pacquelin punktirt und dann die ganze Gegend bedeckt mit: Sulf. praecip., Camph. trit.

Furunculose.

Haut- und venerische Krankheiten.

421

Rosacea.

ana 1,0, Ac. boric, Zinc. oxyd., Amyl. trit. ana 20,0, Vaselin. flav. ad 100,0. Endlich natürlich sorgfältige Allgemeinbehandlung aller etwa vorhandenen Diathesen. Gegen Rosacea empfiehlt v. Fleischl die y,Fanghi di Sclafani^, ein sehr fein vertheilten Schwefel ent« haltendes Präparat , das , mit ziemlich viel Wasser (ca. 0,05 : 2,00) verrührt, am Abend aufgetragen und am Morgen abgewaschen (nicht abreiben, sondern nur tupfen!) wird. Leichtere Fälle heilen oft in kurzer Zeit und selbst bei bestehenden Genital- etc. Leiden definitiv. Li der Behandlung der Psoriasis sind leider wesent- Psoriasis liehe Fortschritte nicht zu verzeichnen. Morgenstern kommt bei reichlichem Baden (in Tölz) vielfach mit einer Präcipitatsalbe (Hydr. praecip. alb.; Bismuth. subnitr. ana 8,0; Vaselin. ad 100,0) auch am Körper aus; eventuell setzt er für beschränkte Körpei-theile 5- bis lO^/oiges Hydracetin (giftig!) zu. Ausserdem gibt er speciell zur Nachcur Jodalbacid (8 12 Pastillen k 0,5 pro die) und empfiehlt wie L a s s a r Enthaltung von „warmblütigem" Fleisch und von Alkohol. Zur Nachbehandlung verwendet er femer Thermalbäder mit Jodseifen. Die von Blaschko wieder gerühmte Bochard- sche Salbe (Jod. pur. 0,6, Calomel 1,8, Vaselin. oder Adipis suill. ad 100,0 mit etwas Aether oder Spii^tus) reizt manchmal recht stark (Mundpflege!), in anderen Fällen wirkt sie ganz gut. Wie vor- sichtig man mit der Verwendung der Pyrogallussäure sein muss, zeigt der von Busch veröflPentlichte Fall von glücklicherweise nicht tödtlicher Vergiftung bei einer psoriatischen Gravida, bei der die künstliche Frühgeburt eingeleitet werden musste; das Kind war todt. Zur Behandlung des Liehen ruber empfiehlt Luck im Anschluss an englische Autoren die interne Therapie mit Hg, welche schnelle und gute Resultate geben soll. Die Ichthyosis gilt im allgemeinen als eine nicht heilbare Krank- heit, wenngleich sie gelegentlich starke Remissionen erleidet und sehr besserungsfähig ist. Bockhart hat durch ausserordentlich consequente, durch viele Jahre hindurch 8mal täglich vorgenommene Einreibung mit 5^/oiger Schwefelfettsalbe ein ichthyotisches Kind, wie er glaubt, definitiv geheilt. Für die Scabiesbehandlung ist 1 Fall von schwerer Vergifkmg durch Pottascheschwefelsalbe (wahr- scheinlich Schwefelwasserstoff) von Wichtigkeit (Burmeister; reine Schwefelsalbe ohne Kali carbonicum genügt meist vollständig und reizt jedenfalls weniger). Peruol ergab in Lassar's KliniTr unsichere Resultate bei der Scabiesbehandlung. Lassar berichtet wiederholt über Heilung von Cancroiden mit interner As-Behand- lung. Unna glaubt, dass multiples siebartiges Einstechen mit dem

Liehen ruber.

Ichthyosis.

Scabies.

422

Jadassohn.

Carcinom- behandlong.

Elephan- tiasis.

Lupus.

üloera cniris.

Physikalische Therapie.

K&lte- behandlung.

Facquelin, Besorcin (in Substanz oder ala Spiritus oder als Pflaster- muli, auch in Verbindung mit Benzoesäure) und Arsenik-Salicyl- Gannabis-FflastermuU etwas „specifisch Anticarcinomatöses*' habe. Butte entfernt die Borken mit der Gurette, wäscht dann anti- septisch, macht 8 4 Tage lang einen feuchten antiseptischen Ver- band, stichelt mit dem Thermocauter und pinselt (nach wiederholten feuchten Umschlägen) alle 2 Tage mit Kreosot 20,0, Theer 5,0, Ac arsenic. 0,8, Cocain, muriat. 0,4 (Heilung in 1—3 Monaten). Die Behandlung mit Calomelinjectionen und Massage hatPospelow bei Elephantiasis (nicht specifischen Ursprungs) sehr günstige Besultate ergeben. Zur Behandlung des Lupus empfehlen Butte, Hallopeau u. A. nach Reinigung mit Ichthyolseife oder Sublimat (Suhl. 0,8, Tinct. benz. 5,0, Spirit. sapon. 50,0, Aq. dest. 300,0) 12 15 Minuten lang Umschläge mit lauwarmer 2^/oiger KaL hyper- mang.-Lösung , 10 Tage lang täglich, später seltener und eventuell schwächer; meist Heilung in 2 3 Monaten. Schulze verwendet bei Unterschenkelgeschwüren Camphersalben (Camph. trit. 2,0, Zinc. oxyd. 15,0—20,0, Adip. suill. ad 100), Walbaum feuchte Verbände mit Campherwein (auch ich finde, dass der Campher bd der Behandlung dieser Geschwür^ etwas vernachlässigt wird). Eine besonders grosse Rolle spielt jetzt die physikalische Behandlung der Hautkrankheiten. DieBöntgen- und vor allem die Fi nsen- behandlung wird in immer weiteren Kreisen anerkannt; neben der Hauttuberculose werden Carcinome, Lupus erythematodes, Alopecia areata u. a. in ihr Bereich gezogen. Die Technik macht andauernd Fortschritte. Speciell fär den Finsen'schen theuren und com- plicirten Apparat beginnt man jetzt Modificationen einztlfuhren, die, falls sie sich bewähren sollten, diese Methode weiteren Kreisen zugänglich machen werden. So die Apparate von L o r d e t und Glenoud und die Bang'sche Lampe. Aber so lange diese Be- handlung ausschliesslich auf einzelne Specialisten beschränkt bleiben muss und daß ist jetzt zweifellos noch der Fall , so lange ist es wohl nicht angebracht, hier in Details einzutreten. Dass auf diesem Wege vielleicht auch durch Becquerelstrahlen , durch Tesslaströme etc. etwas für die Therapie Fruchtbares erreicht werden kann, ist kaum zu bezweifeln. Zur physikalischen Be- handlung sind auch die Versuche mit Kälte zu rechnen. Saal- feld hat (da die Anwendung flüssiger Luft sich als zu kostspielig erwies) Methäthyl (Chloräthyl und Chlormethyl) aufgesprayt und in einigen Fällen von Liehen planus, chronischem Ekzem etc. günstige aber noch sehr spärliche Erfolge erzielt. Besonders rühmt

Haut- mid yenerisclie Erankheitexi. 423

er die Abtragang vereister Lenkoplakieheerde an der Zunge. Arning bebandelt Lupus mit täglich 2 Minuten w&brender Er- frierung durch Aethylcblorid. Die Hitze wird aucb f&r die Haut- mue- therapie in immer grösserem umfang herangezogen. Holländer behandlung. empfiehlt fiir seine Behandlungsmethode mit überhitzter Luft einen neuen (im Medicinischen Waarenhaus erhältlichen) Brenner. Die starke Hitze des Tallerman n'schen Apparates bewährte sich bei 3 Fällen von Sklerodermie in den Händen von Neumann. Uli- mann benutzt Heissluftkästen verschiedener Construction zur Behandlang ulceröser Frocesse. Die Luft muss trocken sein, die Temperatur allmählich gesteigert werden (bis 80—150^ G.) (Schmerzen sollen nicht eintreten); die Behandlung hat sich bei Ulcera mollia und cruris bewährt.

Yeneriselie Kranklieiteii«

Die prophylaktischen Bestrebungen gegen die venerischen Prophylaxe. Erkrankungen, für welche alle Aerzte ein actives Interesse haben sollten, haben jetzt in der Sociät6 internationale de prophylazie sanitaire et morale (Sitz in Brüssel, Generalsecretär Dr. Dubois- Havenith) ein Centrum geftmden; dem Organ dieser Gesellschaft einem Bulletin, das alle einschlägigen Fragen behandelt ist weiteste Verbreitung auch unter den practischen Aerzten zu wünschen. Die Gesellschaft steht nicht auf einem bestimmten Standpunkt, sondern setzt sich aus Abolitionisten und Beglementaristen zu- sammen.

Gonorrhoe. Unsere Kenntnisse über die Biologie der Gono- Biologie kokken haben im verflossenen Jahre practisch besonders wichtige ^^^

Bereicherungen nicht erfahren; die Möglichkeit, sie gelegentlich (Nicolaysen) oder in späteren Generationen (Urbahn) auch auf gewöhnlichem Agar zu cultiviren, ist mehr fiir den Laboratoriums- forscher als für den bisher doch meist ohne Culturen arbeitenden Practiker interessant. Dass die Gonokokken im menschlichen Körper auch hohen Temperaturen lange Zeit Widerstand leisten können, geht aus den klinischen Beobachtungen Nobl's mit Sicherheit her- vor. Allgemeininfectionen mit Gonokokken werden noch AUgemein- immer häufig publicirt; speciell mehren sich die Fälle ulceröser Endocarditis (Harris und Dabney, M.Wassermann, Michaelis, Lartigan); auch im Blut sind Gonokokken wieder geftmden worden (ünger). Aus einigen eigenen Beobachtungen zieht Ullmann

Infectionen.

424

Jadassohn.

Gonorrhoe

und

Sepsis.

Nerven.

Dermatosen.

Locale Complica-

tionen :

Cystitis,

Mastdarm-

gonorrhoe,

Epididsrmitis suppurativa.

likroskopisohe Diagnose.

den sehr beberzigenswerthen Scbluss, bei allen septischen Af- fectionen, deren Pathogenese nicht klar liegt, die Geschlechtsorgane und speciell die Prostata einer sehr genauen Untersuchung zu unterziehen. Die Betheiligung der Nerven an den gonorrhoischen Erkrankungen wird im allgemeinen noch nicht sehr gewürdigt; eine kritische Uebersicht, wie sie Delamare gegeben hat, zeigt aber, dass doch schon ein sehr schätzbares Material vorhanden ist, aas dem sich freilich nur mit scharfer Kritik an den einzelnen Be- obachtungen — eine Pathologie der gonorrhoischen Nerven- erkrankungen entwickeln wird; bisher sind es vor allem Rücken- mark und periphere Nerven, über deren Erkrankung brauchbare Beobachtungen vorliegen. Die von Paulsen als häufig beschriebenen papulösen und vesiculösen Exantheme Neugeborener mit und ohne Blennorrhoe bedürfen wohl noch einer sehr genauen Untersuchung, um anerkannt zu werden; schwere Purpura sah Weiss infolge von gonorrhoischer Allgemeininfection. Von den localen Gomplicationen der Gonorrhoe muss eine durch heftige Blasenblutungen complicirte „reine Gonokokkencystitis" (Heller) speciell betont werden. Der Referent und Kar o pubHcirten 2 Fälle, in denen durch Eröffnung eines prostatischen Pseudoabscesses vom Rectum aus, resp. durch Durchbruch ins Rectum eine gonorrhoische Mastdarmentzündung zu Stande ge- kommen war. Diese bisher nicht gemachte Beobachtung weist darauf hin, dass, wenn eine Prostataeiterung in der gewöhnlichen Weise vom Darm aus eröffnet wird (was manche Chirurgen bekanntlich über* haupt perhorresciren) , eine sorgfaltige prophylaktische Behandlung des Rectum s bei und nach der Operation (Injectionen von Argentum- lösungen in die Abscesshöhle , Ichthyoltamponade etc.) stattfinden muss. Die Vereiterung der gonorrhoischen Epididymitis auf Grund reiner Gonokokkeninfection ist jetzt bereits in einer Anzahl von FäUen beobachtet worden, die mit einigen eigenen Beobachtungen Laurent zusammenstellt, unter Fiebererscheinungen bildet sich der Abscess aus ; der Verlauf war bei rechtzeitiger Incision immer ein günstiger. R a s k a i konnte in einem Fall Gonokokken züchten. Auch von Seiten der Practiker wird die Nothwendigkeit der mikroskopischen Untersuchung bei allen urethralen Processen in immer grösserem Umfange anerkannt; Verwechselungen mit Tuberculose, Uebersehen infectiöser Processe etc. können da- durch vermieden werden. Ob freilich die Diagnose „Gonokokken*^ immer mit der nöthigen Sachkenntniss gestellt wird, erscheint nach den ganz aussergewöhnlichen , gelegentlich berichteten Befunden (z. B. Koppen) sehr zweifelhaft;; Präparate bei besonders wichtigen

Haut- und venerische Krankheiten. 425

vor allem aber bei zur VeröffentUchung bestimmten Fällen sollten immer anerkannt erfahrenen Untersachem zur Beurtheilung vorgelegt werden. Von grosser Wichtigkeit ist bekanntlich die Untersuchong der Urethralftden ; während Leven auf dem von Urethral- Scholtz eingehend bekämpften und viel zu weit gehenden Stand- ^^^^ punkt steht, dass nur bei Fehlen von Eiterkörperchen auf die Ab- wesenheit von GonokoId:en geschlossen werden kann (es dürften dann sehr viele Männer niemals den ,,Eheconsens" erhalten), betont Winkler einige practisch wichtige Momente: die Urethral&den zertheilen sich sehr schnell im Urin, so dass einige Zeit nach der Entleerung untersuchter Urin zu Unrecht als fädenfrei beurtheilt wird; die Gonokokken verlieren im Urin ihre Färbbarkeit, können dieselbe aber durch Formalinzusatz (oder besser Aufbewahrung in einer Formalinatmosphäre) bewahren; sie förben sich dann besser mit Neutralroth als mit Methylenblau. Auch Zusatz einiger Tropfen Carbolfuchsin zum Urin erhält die Färbbarkeit der Gonokokken. Zur Frage der nicht gonorrhoischen Urethritis bringt Wälsch Nicht- einen schätzbaren Beitrag : es gibt auch nach des Referenten Er- ^]|!^e^}|ritis fahrung Fälle, wie deren Wälsch einige beschreibt: 10— 20 Tage nach einer Cohabitation schleichend mit von vornherein chronischen Symptomen einsetzende Urethritis nie Gonokokken, sehr langdauem- der Verlauf, Therapie erfolglos. Ich möchte rathen, in solchen Fällen, von deren von vornherein nicht gonorrhoischer Natur ich überzeugt bin, immer besonders, und zwar gleich von Beginn an auf die Prostata zu achten. Wichtig sind einige Beobachtungen, welche die Yulvo-Vaginitis gonorrhoica betreffen: dmal haben Vulvo- Comby und Gadaud eine acute, spontan heilende Peritonitis im »8>° **» Anschluss an die oft nicht beachtete Gonorrhoe der kleinen Mädchen gesehen; der Verdacht auf eine Appendicitis lag nahe und kann leicht zu einer Operation Anlass geben. Wie wichtig auch bei diesem Process die bacteriologische Untersuchung ist, zeigt Megevand's Beftmd von Staphylokokken bei mehreren Kindern, deren Vulvo- vaginitis auf eine Spitalinfection zurückzuführen waren. Die Be- strebungen, die Ansteckung mit Gonorrhoe durch Prophylactica Prophylaxe. zu verhindern, werden weiter verfolgt; v. Marschalko hat einen „Phallokos", Frank einen „Prophylactol" genannten Apparat zur Protargolinstillation nach suspecter Cohabitation empfohlen. Mit der Empfehlung dieser Dinge werden die einzelnen Aerzte nach Ansicht des Referenten sehr vorsichtig sein müssen; sie schützen doch wohl nicht wirklich sicher, da ihre Anwendung keineswegs immer ganz zweckmässig erfolgt vor allem aber: sie schützen

426

Jadassohn.

Therapie

der Gonorrhoe.

fast sicher nicht gegen Syphilis. Empfehlende Bemerkungen seitens der Aerzte werden leicht als Anpreisang gedeutet und können thatsächlich als Ermuthigung zu eztramatrimoniellem Verkehr gedeutet werden. Die Behandlung der urethralen Gonorrhoe des Mannes bewegt sich in den bisherigen Gleisen. Viel wird noch immer über das Protargol publicirt, meist in empfel^endem Sinne, trotzdem natürlich mit Recht vielfach betont wird, dass auch dieses sehr brauchbare Medicament kein specifisches und kein „All- heilmittel" sei. Besonderes Gewicht wird auf die Zubereitung der Lösungen in der Kälte und (nach Jesionnek) ohne Zusatz von Glycerin gelegt. Plato-Neisser empfehlen für die erste Zeit Zusatz von 8^/oigem Antipyrin oder 1^/oigem Eucain, um die In- jectionen ganz unempfindlich zu machen. Sehr gerühmt wird femer das Ichthargan, das sich auch in meiner Erfahrung gut bewährt hat (Fürst, Leistikow auch bei chronischer Gonorrhoe Schourp). Ueber dasAlbargin, das neueste Silberpräparat, liegen noch nicht viele Mittheilungen vor; es wird in 0,1 0,2 */o igen Lösungen angewendet (B o r n e m an n). Bei subacuter und chronischer Gonorrhoe empfiehlt Schourp Spülungen mit 1 5^/oigem Meta- Kresol- Anytol („M etasol"). Jacobi benutzt als antigonorrhoisches Mittel (eventuell abwechselnd mit Protargol) Suspensionen von Grurin (Ghinolinwismuthrhodanat nach dem Becept: Crurin. 1,0, contere cum Aq. dest. Glycerin. ana 5,0, adde pauUatim Aq. dest qu. sat. ad 200,0 sehr sorg&ltig zuzubereiten!). Die Behandlung der Prostatitis gonorrhoica und postgonorrhoica wird zweifellos noch vielfach vernachlässigt, trotzdem sie auch gegen die neurastheni- schen Folgeerscheinungen der Gonorrhoe oft gute Resultate erzielt, wenn sie mit der nöthigen Geduld ausgeführt wird. Neben der Massage, neben einer Sitzbadecur etc. empfiehlt Herz die Verwendung eines von ihm construirten Spüldehners für die Pars posterior urethrae. Einen neuen Prostatakühler, mit dem auch massirt werden kann, hat Laskowski bei Loewenstein (Berlin) construiren lassen ; Bichter benutzt die Wintern itz'sche (von ihm modificirte) Kühlblase (auch für Hitze und Kälte abwechselnd) neben and^^Mi Verfahren je nach dem Status der Prostata. Goldberg empfiehlt Epididymitis. zur Therapie der acuten Epididymitis wiederholt das Guajacol (Guajacol. puriss. 5,0, Lanolin., Besorbin. ana 10,0 12stündlich aufzutragen, in 3 4 Tagen zu verbrauchen; darüber hydrophile Watte, Guttaperchapapier, Suspensorium, zugleich 8 4 g Salol pro die). Die Therapie der gonorrhoischen Arthritiden ist bisher eine so wenig befriedigende gewesen, dass jeder neue Vor-

Prostatitis.

Haut- und venerische Krankheiten.

427

schlag der Nachprüfung werth erscheint. Bisher galt Salicyl als Arthritiden. ganz oder nahezu unwirksam. Bockhart hat aber von einer specieUen Form der Salicylanwendung günstige Erfolge gesehen. Er gibt am 1. Tage 8 10 g salicylsaures Natron, am 2. Tage 6 g (zugleich local Ichthyolsalbe oder -vasogen mit Watte und Flanell- binde) ; dann« 2 Tage Pause in der Salicylbehandlung , am 5. und 6. Tage je 6 g pro die, 8 Tage Pause, dann 2 Tage je 4 6 g (in V> g-Dosen); in dieser Weise ist mit St&gigen Pausen bis zur Heilung fortzufahren; weiterhin Priessnitz'sche oder heisse Brei- umschläge, warme Bäder, endlich Massage.

Syphilis« üeber das Virus der Syphilis wird nicht bloss viel gearbeitet, sondern auch immer wieder publicirt. Ich glaube aber nicht, dass es an der Zeit ist, hier auf diese VeröfiPentlichungen ein- zugehen. Deswegen sei bloss erwähnt, dass Justin de Lisle und Louis Jullien einen Bacillus gefunden haben, welchen sie auf Grund bestimmter Heactionen als den Syphiliserreger an- sprechen. Hügel und Holzhäuser haben ihre Impfversuche bei Schweinen fortgesetzt und glauben jetzt bei 8 von 4 Thieren Syphiliserscheinungen beobachtet zu haben. Die Tätowirung kann nicht bloss zum Entstehen von PrimärafiPecten fuhren, sondern kann auch syphilitische Exantheme provociren (Z e c h m e i s t e r). Von der noch immer nicht allgemein anerkannten Beinfection beschreiben Baurowitz undNobl je einen kaum anzuzweifelnden Fall. Hallopeau und Fouquet constatirten (ebenso wie Patoir), dass bei frischer Lues eine latente Tuberculose, vor allem in den Lymphdrüsen , acut werden kann. Lochte fasst als maligne Lues diejenigen Fälle zusammen, welche durch frühes Auftreten zahlreicher Ulcerationen, durch die auffallende Abnahme der Körper- kräfte, durch Fieber und durch die „zumeist auffällige Wirkungs- losigkeit der Hg-Therapie" charakterisirt sind (dieses letztere Moment scheint dem Referenten nicht mehr ganz zutreffend, seit er und andere Autoren sich davon überzeugt haben, dass auch diese Fälle meist relativ grossen Vortheil von einer vorsichtig zu beginnen- den! — Hg-Therapie haben). Alle anderen schweren Formen (Localisation in lebenswichtigen Organen etc.) werden als Syphilis gravis bezeichnet. Der bösartige Charakter zeigt sich manchmal schon beim Primäraffect, fast immer im 1. Jahr. Therapeutisch wird neben Jodkali auch Jodothyrin empfohlen; allgemeine Kräfti- gung ist sehr wichtig. Für den schweren Verlauf der Syphilis überhaupt ist Alkoholismus, frische Malaria, Ghreisenalter, Gravidität

Syphilis: Aetiologle.

Thier- venache.

SyphUis

und

Tatowinmg.

Reinfeotion.

Syphilis

und

Tuberculose.

Maligne SyphUis.

428

Jadassohn.

„Typhöse syphilitique".

Syphilis- diagnose.

Symptomato- logie.

Circulations- apparat.

Diabetes mellitus.

Nasenrachen- raum.

in einem gewissen Umfang zu berücksichtigen; Tuberculose wird manchmal durch Syphilis provocirt oder verschlimmert. Europäer, die ihre Syphilis von Individuen anderer Kassen acqniriren, er- kranken oft schwer; die Ursache aber der eigentlichen malignen Syphilis ist unbekannt. Sehr wenig studirt ist das allerdings auch sehr seltene Krankheitsbild, dasFournier als „Typhose syphi- litique" bezeichnet hat und dem Carriere auf Grund der Litteratur und zweier eigener Fälle eine sehr eingehende Studie widmet. Die Differentialdiagnose kann speciell wenn specifische Erscheinungen fehlen sehr schwer sein, da cerebrale und in- testinale Erscheinungen im Vordergründe stehen; die VidaTsche Beaction kann auch hier den Ausschlag geben. Die specifische Behandlung erzielt schnelle Erfolge ; unleugbar wird man auf Grund solcher Fälle bei der Erörterung typhusverdächtiger Fälle auch die Syphilis in den Bereich der Erwägungen ziehen müssen. Werih- voll sind die Bemerkungen, welche Cooper über die Bedeutung und die Untersuchung der primären Drüsenschwellungen bei Syphilis macht. Jeder Syphilidologe weiss woh], dass vielfach Inguinaldrüsen für suspect angesehen werden, welche bei sicher syphilisfreien Individuen auf Grund banaler Läsionen vorkommen, und dass auf der anderen Seite eine syphilitische Infection gar nicht diagnosticirt wird, weil die Drüsen nicht charakteristisch sind. Immer wieder muss betont werden, dass die Lymphadenitiden bloss die Diagnose unterstützende Symptome sind. Ihre genaueste Unter- suchung (und nach Cooper die Aufzeichnung des Status) sind aber von der ersten Untersuchung an nothwendig und können eine frühe Diagnose erleichtem. Ueber. die Symptomatologie ist trotz sehr zahlreicher casuistischer Mittheilungen wenig wirklich Neues oder besonders Beachtenswerthes zu erwähnen. Wichtig sind die Befunde, die Grassmann am Girculationsapparat Secundärsyphilitischer erhoben hat; das Herz zeigt bei minde- stens '/s der FäUe Störungen (Veränderungen der Pulsfrequenz, Herzklopfen, Dilatationen des rechten Ventrikels, Herabsetzung des Blutdrucks etc.)* In der frühen secundären Periode der Syphilis hat Danlos als ein bedeutungsvolles und augenscheinlich seltenes Symptom neben Leukoplakie und Jackson'scher Epilepsie einen hochgradigen Diabetes mellitus beobachtet. Sehr wichtig und allgemein viel zu wenig beachtet ist die Syphilis des Nasenrachen- raums, welche nicht bloss zu Hals-, sondern zu Hinterkopf- und Ohrenschmerzen, zu Verdauungsstörungen, zu Kräfteverfall f^rt, nur durch den Nasenrachenspiegel entdeckt wird und gründlicher

Haut- und venerische Krankheiten.

429

localer Behandlung (Orthoform und Galomel ana, J-KJ-Glycerin) neben der AUgemeintherapie bedarf (Fischenich, Touton). Eine sehr seltene Manifestation der Syphilis scheint das Othämatom zu sein, das Z eisler (auf Grund der Ferichondritis) in der secun- dären Periode der Lues bei einem Arzte beobachtete, der weiterhin auch Symptome der Meni^re'schen £>ankheit aufwies; beides heilte unter KJ. Die Ischias als Symptom von Syphilis ist wenig be- kannt. Mendel sah 2 typische, auch durch den therapeutischen Erfolg (Hg) bewiesene Fälle. Ueber die hereditäre «Lues liegt (ausser theoretischen und hypothetischen Erörterungen) wenig Positives vor. Zu der vielumstrittenen Frage, ob eine Syphilis- übertragung in die dritte Generation möglich sei, gibt Pospelow einen, wie er meint, beweisenden Beitrag, indem er eine sicher hereditäre Lues als „SyphiUs der Enkelin^ auffasst; der Zufall kann aber auch in diesem Falle eine verhängnissvolle Rolle gespielt haben. Von grosser Bedeutung för die oft auch bei der Section sehr schwere Diagnose hereditärer Lues scheinen die Veränderungen der Nieren zu sein, welche Stoerck bei der mikroskopischen Untersuchung von 20 syphilitischen Föten und Kindern gefunden hat. Sie bestehen wesent- lich in einer „Verzögerung der Beifung" und in „Abnormitäten der Formen", speciell der Malpigh loschen Körperchen und der Tubuli contorti, Veränderungen, auf welche die pathologische Anatomen nunmehr besondere Aufmerksamkeit werden verwenden müssen, die aber hier nicht weiter geschildert werden können. Ein wichtiges, bisher wenig beachtetes Symptom hereditärer Syphilis beschreibt Hochsinger sehr eingehend: es handelt sich um ostitische resp. osteochondritische Processe an den Phalangen, be- sonders den Grundphalangen der Finger, seltener der Zehen, welche zu einer Auftreibung, nicht aber zu Perforation und Ulceration fuhren, meist multipel und am häufigsten in den ersten 8 Lebens- monaten auftreten, sehr leicht übersehen werden und nur mit der in dieser Lebenszeit viel selteneren, zu Caries fahrenden Spina ventosa tuberculosa verwechselt werden könnten. Auf Arthritis deformans als mögliche Folge der hereditären Lues macht £. Fournier auf Grund von 6 Fällen aufmerksam. Die grosse Bedeutung der visceralen Erkrankungen (Lunge, Niere etc.) und der secundären Infectionen wird von Pott ins rechte Licht ge- setzt. — Etwas umfangreicher ist die Auslese, die ich aus der Litteratur über die Luesbehandlung geben muss. Ueber die Serumtherapie handelt eine Arbeit Moore's, aus der ich hier nur hervorhebe, dass der Verfasser durch Lijection von

Oth&matom.

Ischias.

Hereditäre Lnes.

Syphilis

der Enkelin.

Niere.

Phalangitis syphilitica.

Arthritis deformans.

Therapie :

430 Jadae8ohn.

Sernm- Amniosflüssigkeit Tertiärsyphilitischer eine Immunisirong erzielt therapie. haben will (die locale Behandlung von syphilitischen Erkrankimgen mit Serum oder die Injectionen mit dem Inhalt durch Zugpflaster entstandener Blasen haben wohl keinerlei Bedeutung). Die Ver- suche Piccardi's, die Syphilis mit Serum einer nach dem C olles- sehen Oesetz immunen Frau zu behandeln, haben positive Resultate AUgemeine nicht ergeben. Die wichtigsten Fragen der Syphilistherapie wur- ^TAgen. ^jgu yQj^ Heu SS in einem Vortrage erörtert, gegen den der Referent Stellung nehmen zu müssen glaubte. Neue Argumente lassen sich kaum vorbringen ; es seien daher bloss, damit der Prac- tiker immer wieder auf die Wichtigkeit dieser Streitpunkte hin- gewiesen werde, die Resultate beider Autoren wiedergegeben. Heu SS hält die präventive Behandlung mit Hg vor dem Erscheinen der Allgemeinsymptome immer für contraindicirt ; ich glaube sie fiir diagnostisch ganz sichere Fälle empfehlen zu dürfen. Heuss glaubt, dass die Zerstörung des Frimäraffectes durch Ezcision die Syphilis nicht coupiren kann ; ich glaube kaum anzuzweifelnde Erfolge solcher Abortivbehandlung gesehen zu haben und gebe B Fälle wieder. Heuss ist, wie Blaschko, Gegner der Fournier'schen chronisch-inter- mittirenden Behandlung ; ich halte diese nach wie vor für theoretisch und practisch gut fundirt und glaube sie den Aerzten im weiteaten Umfang empfehlen ^ dürfen, wenn sie, wie auch dabei selbstver- ständlich nothwendig, individualisiren. Die theoretischen Erwägungen nehmen auf diesem Gebiet leider noch immer einen sehr grossen Raum ein. Ich glaubte femer noch betonen zu müssen, dass die Hg-Behandlung der tertiären Syphilis neben Jod zur Ver- hütung tertiärer Recidive sehr wichtig ist, dass man in einzelnai Fällen schwerer tertiärer Symptome nur mit sehr grossen Dosoi von JodalkaUen (über 10 g pro die) Erfolge erzielen kann und dass vorsichtige Hg-Behandlung auch bei der sog. malignen Lues indicirt ist. Zur Abortirung der Syphilis hat auch Reiss das Wort ge- nommen und sich auf Grund eines Falles von vergeblicher Excision 5 Stunden nach der Infection und auf Gbrmd einer Beobachtung von hereditärer üebertragung einer kurz vor der Entbindung von der Mutter acquirirten Lues dafür ausgesprochen, dass die Lues schon von vorneherein constitutionell ist. AUen solchen Fällen ist entgegenzuhalten, dass die Möglichkeit des ganz frühen Uebergangs der Syphiliskeime in den Organismus ja gamicht bestritten wird, sondern dass man nur die Gesetzmässigkeit dieser zeitigen Allgemeininfection auf Grund verschiedener Momente nicht zugeben kann; diese Gesetzmässigkeit kann aber nie durch einzelne Fälle

Haut- und venerische Krankheiten.

431

Inng Gravider.

Cerebrale Lues.

bewiesen werden. Der theoretischen Erklärung der Hg-Wirknng ist Justns auf mikrochemischem Wege nähergetreten; er findet, dass das Hg mit dem Blutstrom zu den syphilitischen Efflorescenzen und in deren specifische Zellelemente gelangt; die mit dem Hg sich verbindenden Theile der Zellen werden ausgestossen und fortgeschafft, und die letzteren wandeln sich dann in einfache Bindegewebszellen um. Es bleibt abzuwarten, ob der Vorgang der Hg- Wirkung in der That ein so einfacher ist. Von principieller Bedeutung ist die An- regung BiehTs, bei graviden syphilitischen Frauen nicht bloss die Allgemeinbehandlung mit Hg durchzuführen, sondern zugleich auch Hg-Behand- und zwar unmittelbar nach der Constatirung der Gravidität eine gleichsam locale Behandlung des Uterus zu beginnen, indem Globuli von 1 g Ung. cinereum mit 1 2 g Butyrum Gacao in die Vagina eingeführt und mit einem Tampon an der Portio vaginalis fixirt werden. Die Resultate dieser Behandlung sind nach den An- gaben Biehl's sehr günstig, da die Morbidität und Mortalität der Früchte dieser Ghraviditäten auffallend gering war. Mit Recht be* tont Ziemssen, dass die syphflitischen Himerkrankungen einer ganz besonders energischen Behandlung bedürfen, die durch sehr lange Zeit fortgeführt werden müsse, und dass man sich durch scheinbare Misserfolge im Anfang nicht beeinflussen lassen dürfe. Dem Rathe, dabei nur Schmiercuren zu machen, liesse sich entgegen- halten, dass gerade bei acut einsetzenden Himsymptomen die schnellst wirkende Cur, d. h. Injectionen angezeigt sein dürften. Brocq rühmt besonders die interne Behandlung mit kleinen Dosen von Quecksilbersalzen, welche wiederholt am Tage in viel Flüssigkeit (Milch oder Vichy) zu nehmen sind und dann den Intestinaltract sehr wenig belästigen. Givatte und Fraisse benutzen ein „Gacodylate iodo-hydrargyrique" genanntes Präparat in subcutanen Injectionen von Lösungen, deren Hg-Dosen V> 1 cg Bijodat entsprechen, bei neur- asthenischen , mageren Syphilitikern und bei schweren Fällen von Syphilis; die Injectionen werden gut vertragen. Die Frage über die Wirkungsweise der Schmiercur ist noch immer in Discussion. Juliusberg kommt auf Grund von Versuchen an Thieren und inimctionsear. Menschen zu dem Schluss, dass von dem Hg der grauen Salbe jedenfalls der grössere Theil durch die Lunge aufgenommen wird; das gleiche Resultat ergibt sich aus Kreis' Untersuchungen. Das Mercuriol, ein zur Inhalationsbehandlung der Syphilis verwendetes Pulver, hat Farup auf Grund einer sorgfältigen Harnanalyse recht wirksam gefionden. Ueber die Injectionsbehandlung liegt eine Anzahl von Mittheilungen vor, von welchen nur das rein That-

Mercuriol.

432

Jadassohn.

Injections- behandlung.

Jodalbacid.

Jedipin.

Jodolen.

sächliche Erwähnung finden soll, denn „Eindrücke", „Ansichten" etc. haben wir auf diesem Oebiete schon allzuviel berichtet gefunden. Brocq sah in einem Fall an der Stelle der Injection von einem Hydrargyr. bijodat. enthaltenden Oel sofort lebhafte Schmerzen, Schwellung und dann eine sehr hochgradige Nekrose der Haut bis auf die Musculatur eintreten. 2 analoge Fälle hat Lesser nach Sublimatinjectionen schon vor einigen Jahren gesehen; Baconiceanu fand nach Sublimatinjection in die Olutäalgegend eine Gangran des Fttsses, welche zur Amputation zwang. Solche Fälle, die merk- würdigerweise bisher nur nach gelösten Hg -Salzen beobachtet worden sind und extrem selten sein müssen, harren noch der Er- klärung (Nerven* oder Gefässverletzung?), mahnen aber zu Vorsicht. Kuli seh sah Gummata an den Stellen auftreten, an denen In- jectionen von Salicyl-Hg gemacht worden waren; einzelne andere Autoren konnten das bestätigen (auch Beferent kennt 2 Fälle von tubero-serpiginösem Syphilid im Anschluss an eine Injections- stelle; hier wirken die entzündlichen Veränderungen an den In- jectionsstellen „provocirend" auf die Syphilis, wie eine Chrysarobin- Dermatitis das bei Psoriasis thun kann). Wichtig sind die multiplen Neuritiden, welche in glücklicherweise sehr seltenen und meist zweifelhaften Fällen durch Hg-Behandlung eintreten ; Spitzer's Fall war durch das Fehlen von Atrophie und Störungen der elek- trischen Reaction und durch die Steigerung der Sehnenrefleze ausgezeichnet; die Hg- Therapie war nicht sehr energisch gewesen; nach Aussetzen derselben trat Heilung ein. Im Gegensatz dazu fasst Strauss seinen letalen Fall als eine syphilitische Polyneuritis auf. Von den Jodersatzmitteln ist das Jodalbacid nach Welander's (und auch nach des Referenten Erfahrung) nicht besonders zu empfehlen. Jodipininjectionen haben sich Grouven und vielen Anderen sehr bewährt; Möller und Welander hegen Zweifel Bezug auf seine energische Wirkung bei schwereren Fällen.

in

(Welander denkt an die Möglichkeit, Jedipin zur prophylaktischen Behandlung der Nachkrankheiten der Lues Tabes etc. in chronisch-intermittirender Weise zu geben.) Jordan war mit Jodo- len intern (12 20 g pro die) bei tertiärer und maligner Syphilis insofern zufrieden, als der Allgemeinzustand sich dabei hob und die specifischen Symptome abheilten; Jodismuserscheinungen waren ge- ringer als bei Jodalkalien (?). Die sehr wichtige Frage der gleich- zeitigen Behandlung mit Jodalkalien und Hg-Präparaten hat Fritz Lesser einer experimentellen Untersuchung unterzogen. Bekanntlich wird diese „combinirte Behandlung" bei der tertiären

Haut- und venerische Krankheiten.

483

Lues und auch bei manchen Secundärerscheinongen vielfach benutzt, trotzdem einzelne Fharmakologen sie fiir ganz falsch halten, weil dabei, wie specieU die Erfahrungen der Ophthalmologen erweisen, ätzendes Quecksilberjodür entstehen kann. Es ist schon lange als gefährlich erwiesen, bei Menschen, die Jodalkalien nehmen, Calomel in den Conjunctivalsack zu bringen. Lesser hat nun gefunden, dass bei Kaninchen sowohl Calomel als auch Frotojoduret und Hydrargyrum oxydulatum tannicum (nicht aber Sublimat) bei interner Verabreichung ülcerationen im Magen bedingen kann, falls die Thiere zugleich Jodalkalien erhalten. Auch subcutan oder intramusculär eingeführtes Calomel ergibt bei Jodthieren" viel stärkere Beactions- erscheinungen als bei jodfreien, und damit stehen Erfahrungen bei Oalomelinjectionen am Menschen in üebereinstimmung, während In- jectionen von Salicyl-, Thymol- und regulinischem Hg (grauem Oel), sowie von gelösten Hg-Salzen auch bei gleichzeitiger Joddarreichung gut vertragen werden. Es ergibt sich daraus für die Praxis die Hegel, im allgemeinen die gleichzeitige Verwendung der Calomel- injectionen und der erwähnten inneren Präparate mit Jodalkalien zu vermeiden (auch Kindern, deren Mütter Jod nehmen, Calomel nicht zu geben). Man wird (auch nach den Erfahrungen des Referenten) Calomel auch extern nicht bloss am Auge, sondern auch an den Genitalien bei jodbehandelten Patienten nicht verwenden dürfen; gegen die gewöhnlich geübte Combination von Jodkali mit Inunctions- euren und Injectionen von 8alicyl-£[g etc. lässt sich nichts ein- wenden. — Zur Beseitigung der Hg- und Jodkali-Dyspepsie, ja auch zu ihrer Prophylaxe empfiehlt Bolen 8mal täglich 10 15 Tropfen Extr. Chinae Nanning. Maclaren spricht sich für die operative Behandlung oberflächlicher syphilitischer Gummata für alle Fälle aus, in denen nicht sehr schnell die Wirkung der speci- fischen Mittel eintritt. Es ist selbstverständlich, dass die Incision und eventuell die Exstirpation schwartiger Massen überall statthaben muss, wo man mit medicinischen Methoden nicht zum Ziel kommt; doch sind die Chirurgen wohl noch immer vielfach zu früh zur Operation bereit.

Jod and Hg.

Operative Behandlung

von Gummata«

XnotiB molle. Die Lehre vom Bacillus des Ulcus molle(Ducrey) hat die lange ersehnte Vervollständigung gefunden, daBezanQon, Griffon und LeSourd auf einem leicht zugäng- lichen Nährboden (Mischung von Blut und Agar) die Cultur gelungen ist und jetzt jeder Zweifel an der specifischen Natur dieses Mikro- organismus verstummen muss. Diese Anschauung wird auch durch

Jahrbncfa der practischen Medicin. 1902. 28

434 Jadassohn.

üicas moiie. die in anderer Weise gewonnenen Coltoren L e n g 1 e t's bestätigt Himmel konnte MeerschweincLen durch die Schankerbacillen inficiren, wenn die Thiere mit Antialexinen (Anticomplementen) oder mit Milchsäure (zur Verhinderung der Phagocytose) vorbehandelt waren. Giovannini hat mit Ulcus moUe inficirte Wunden in ver- schiedener Weise desinficirt, und es ist ihm gelungen, selbst 8 Stun- den nach der Infection die Ulcus-moUe-Bildung zu verhindern; auch langdauemde Waschungen mit Wasser und Seife genügten hierzu, wenn sie kurz nach der Inoculation vorgenommen wurden; besser bewährte sich Sublimat 1 : 1000 etc. , doch spielte die mechanische Einwirkung dabei immer eine wesentliche Rolle. Für die Behand- lung des Ulcus moUe wird von Möller und Müllern-Aspegren vor allem die Audry'sche Methode empfohlen: Bestrahlung des Geschwürs mit dem rothglühenden Pacquelin, der 15 Secunden lang 1—4 mm von der Geschwürsfläche gehalten wird, nach vorher- gehender Reinigung und Bedeckung mit einer in 5*/oiger Cocain- lösung getränkten Compresse; ausserdem haben sich Jodoform, Jodoformogen und Europhen (nicht aber Nosophen, Tannoform, Xeroform und Dermatol) bewährt Putzler spült täglich 10 Mi- nuten lang mit Sublimat 1 : 2000 von ca. 45 ^ C. bei einer Druckhöhe von mindestens 1,50 m. v. Po6r empfiehlt, Ulcera moUia täglich 1 l'/i Minuten (Arning 2 Minuten) mit Verstäubung von Kelen (Chloräthyl) zu behandeln, bis das Secret serös geworden ist (S bis 4 Tage); dann Jodoform, Europhen etc. Die Resultate seien sehr günstig.

Litteratnr. Hautkrankheiten.

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Haut- und venerische Krankheiten. 435

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8. Kinderkrankheiten.

Von Privatdocent Dr. H. Neomann in Berlin.

Temperatar Physiologie. Difttetik. JoliannLacha untersuchte die T e m p e r a t n r*

der Verhältnisse der Neugeborenen in ihrer ersten Lebenswoche. Folg^- Neugeborenen. ^^ erscheint bemerkenswerth : das Kind hat häufig unmittelbar nach der Qeburt eine höhere Temperatur als seine Mutter, und zwar ist die Ursache hierf&r in dem Kinde zu suchen. Unmittelbar nach der Geburt sinkt die Temperatur, und zwar um so stärker und länger, je weniger das Kind normal entwickelt ist. Das Bad kühlt selbst normale Kinder ab, und zwar zuweilen erheblich (bis um 3,5^), weniger entwickelte Kinder noch mehr; selbst bei ausgetragenen Kindern steigt meist die Temperatur erst 2 Stunden nach dem Bade wieder an. Nach der Nahrungsaufnahme steigt die Tem- peratur an, um nach 1 Stunde den höchsten Punkt zu erreichen. Zuweilen sah der Untersucher bei Neugeborenen unerklärliche, vorfibergehende Temperatursteigerungen, welche er nicht für pathologisch hält, weü die Kinder anscheinend gesund waren. Wir können hierin nicht beipflichten. Natürliche Ernährung. Frauenmilch ist als solche kein fester Begriff, obgleich wir ihn bei der Vergleichung mit der Milch anderer Säugethiere als solchen hinstellen dürfen. Ueber die individuellen Schwankungen, für die wir später noch einen Beweis erwähnen, belehrt Eisengehalt uns auch die Untersuchung von Joseph K. Friedjung über den Eisen- ^^ gehalt der Frauenmilch. Ohne zu viel Schlüsse aus den nicht sehr rauenm c . zahlreichen Untersuchungen ziehen zu wollen, erwähnen wir, dass der Eisengehalt im Durchschnitt in 1 Liter Milch 5,09 mg betrug. Es liessen sich aber nach oben Werthe bis zu 7,21, und nach unten bis zu ^52 nachweisen; bei kranken Müttern sanken sie noch weiter. Schlossmann gibt über die Verhältnisse bei der natürlichen Ernährung einige bemerkens- werthe Mittheilungen. Dass im Verlauf der einzelnen Nahrungsaufiiahme Fettgehalt der Fettgehalt ansteigt, ist bekannt, immerhin überrascht es doch, dass ^^ ^ z. B. einmal bei Beginn der Mahlzeit in der Milch 4,48; gegen Ende Frauenmilch. ^^ ^g o/^ Petl, nachzuweisen war. Uebrigens fand auch Gregor Schwankungen des Fettes, z. B. bei der gleichen Mutter zwischen 2,9 und 8,8 ^o, und gibt zu bedenken, dass der Fettgehalt einen grossen Einfluss auf den CaJorieen- werth ausübt und daher letzterer in weiteren Grenzen schwanken muss, als man annimmt. Nach Schlossmann bleibt, trotzdem das Fett mehr

Eönderkrankheiten.

443

als ein anderer Bestandiheil der Milch in seiner Menge wechselt, seine Menge immer verh&ltnissmftssig hoch; im Glesammtdorchschnitt kann man einen Gehalt der Milch von 433 V* Fett annehmen. Es wird also dem Säugling in der Franenmilch eine Nahrung gereicht, die beträchtlich fett- reicher ist» als alle künstlichen Nährmittel. Wenn das Fett trotzdem selbst bei besonders hohem Antheil meist gut vertragen wird, wenn femer eine üeberemährong an der Brust, wie sie ganz gewöhnlich ist, meist keinen Schaden thut, so ergibt sich unter anderem auch hieraus unzweifel- haft, dass der Muttermilch gegenüber der Kuhmilch specifische Eigen- schaften zukommen. Schlossmann nimmt an, dass diese der rohen oder, wie man sagen kann, der lebenden Muttermilch anhaften. Auch Schloss- mann macht wieder darauf aufmerksam, dass die Brustemährung weit von der künstlichen Ernährung, die wir nach Menge und Häufigkeit fest regeln, absticht. Um die Nahrungsaufnahme eines Brustkindes richtig zu beurtheüen, muss man die aus der Summe der täglichen Mahlzeiten er- mittelte Nahrungsaufnahme auf das Körpergewicht oder besser auf 1000 g Körpergewicht berechnen. Um den Einfluas der Nahrungsaufnahme auf die Zunahme des Körpergewichts zu erkennen, berechnet man, wie viel Gewichtszunahme auf 100 g tägliche Nahrungsaufnahme kommt (Nähr- Nährquotient quotient nach Gramer). Dieser Quotient gibt einen werthvollen üeber- blick; es lässt sich z. B. die auch sonst schon hervorgehobene Thatsache bemerken, dass das Nahrungsbedürfniss frühgeborener Kinder unverhältniss- massig gross ist. Aber man darf dem Nährquotienten nicht die Bedeutung einer physiologischen Constanten zuerkennen. Im Gegentheil ergeben auch Schlossmann^s Beobachtungen, dass bis zu einem gewissen Grade Nahrungsverminderung mit steigender Gewichtszunahme verbunden sein kann. Als physiologisches Nahrungsquantum wäre daher nach Gramer diejenige möglichst geringe Nahrungsmenge zu berechnen, welche den möglich grössten Gewichtszuwachs sichert, und hieraus wäre der physio- logische Nährquotient zu berechnen. Zu den bekannten unterschieden zwischen Kuhmilch und Frauenmilch, welche Edlefsen lehrreich zusammenfasst, kommen neuerdings noch Unterschiede, welche sich durch die Agglutinationsmethode ergeben. Behandelt man Kaninchen mit Kuh- milch vor, wie dies Franz Hamburger that, so fällt das Serum des Kaninchens nicht nur die Milch, sondern auch das Blutserum des Rindes. Kaninchenserum nach Kuhmilchalbumininjection gewonnen, fällt nur Albumin, nach Caseiniigection gewonnen nur Casein. Es sind also in Milch- und Blutserum des Rindes Stoffe, welche der Gattung Rind zu- kommen; Casein und Albumin sind von einander unterschieden. Indem fremdes Eiweiss, einem Thiere einverleibt, Antikörper bildet^ charakterisirt es sich als Gift; dieser Gesichtspunkt verdient bei der Würdigung der natürlichen und künstlichen Ernährung des Menschen Berücksichtigung. Ebenfalls mit der sog. B o r d e tischen Lactoserummethode arbeitete Moro, ein anderer Schüler Escherich's. Hierbei fand sich, dass das Serum eines mit Menschenmilch vorbehandelten Kaninchens für die Milch ver-

üntersohied zwischen

Frauen- and Kuhmilch.

444

Neumann.

Üntenohied zwischen

Fraaen- und KuhmUch.

Verftnderung

der

Kahmilch

darch Erhitzen.

schiedener Ammen ein verschieden starkes Fällongsvermögen hat, am sULrksten und schnellsten aber die Fällnng mit deijenigen Milch gibt^ mit der das Thier vorbehandelt war. Es besteht also auch zwischen der Milch verschiedener Fraaen eine gewisse biologische Verschiedenheit Schliess- lich sei noch erwähnt» dass durch die Franenmilch, wenngleich in ihr nicht nachweisbar, auf den Säugling Alexine Übergehen, welche das Blutserum natürlich ernährter Elinder mit einer bedeutend grosseren baciericiden Kraft während der Dauer des Stillens ausstattet, als daajenige einee künstlich ernährten Kindes (Moro). P. Nobdcourt nnd Prosper Merklen (Rev. d. Mal., Mars) finden, dass Salol in der Frauenmilch bei genügend langer Einwirkung in Salicylsäure und Phenol zerfällt; bei Ziegen- und Kuhmilch wurde diese Reaction nicht gefunden; diese Fähig- keit verschwindet bei höheren Temperaturen oder längerer Einwirkung niederer Temperaturen, z. B. wird sie schon durch eine Temperatur von 55 60^, die eine Stunde einwirkt, abgeschwächt. Abgesehen von dem Unterschied, der an und für sich zwischen Frauen- und Kahmilch besteht» hat man im Laufe der Jahre noch eine Reihe von Veränderungen kennen gelernt, welche die Kuhmilch durch das Kochen erfährt

Künstliche Ernährung. Von Untersuchungen, die in diesem Sinne fortgeführt wurden, sind besonders solche zu erwähnen, die sich mit der Veränderung des Eiweisses beschäftigen. So zeigte Conradi, dass unter einer allerdings künstlichen Versuchsanordnung (Zusatz von Calciumchlorid) nach Erhitzung Über 80 ^ hinaus eine constante Erniedrigung des Coagula- tionspunktes der Milch um 8 12® eintritt. Oppenheimer untersuchte genauer die Entwickelung von Schwefelwasserstoff beim Erhitzen. Wurde die Milch 5 Minuten lang im Sozhlet^schen Apparat gekocht, so war der Schwefelwasserstoff in Spuren nachweisbar, nach 10 Minuten schon sehr deutlich und bei noch längerem Kochen in sehr starker Reaction. Für den Geruchssinn ist übrigens die Entwickelung von Schwefelwasserstoff durch Kochen der Milch schon lange entschieden gewesen (Ref.). Auf Grand derartiger Feststellungen sucht man das Kochen der Milch immer mehr durch Pasteurisiren zu ersetzen. Neuerdings construirte Hippius einen Apparat zum Pasteurisiren der Milch im Hause, dessen Ck>nstruction im Original zu ersehen ist. Schon länger beschäftigte sich Oppenheimer in München mit einer zweckmässigen Methode des Pasteurisirens und theilte nun in Aachen seine bezüglichen Emährungsversuche , die freilich nicht sehr zahlreich sind, mit. Pastenrisirte Vollmilch wurde von ge- sunden Kindern in der Regel, von kranken Kindern weniger sicher gut vertragen. Oppenheimer gibt anfangs in 24 Stunden 7, mit dem 8. Monat 6, mit dem 5. Monat 5 Mahlzeiten. Er sagt selbst, dass Magen* Spülungen stets noch nach 8 Stunden dickgeronnene Milch herausbef^rderten: es ist insofern verwunderlich, dass Oppenheimer nicht schon früher die Zahl der Mahlzeiten einschränkt Ob die Vollmilch als Säuglings- nahrung eine Zukunft hat, ist recht unsicher. Nach Variot, der 180 000 Liter an mehr als 800 Säuglinge verfütterte, vertragen die meisten.

Kinderkrankheiten. 445

auch verdauungsschwachen Kinder vom 2. oder 8. Monat an reine Milch. YoUrnilch. Barlow*8che Krankheit sah er nie, Rachitis selten; hingegen häufig Yer- fltopfnng und Anämie. Aus Amsterdam berichtet Granboom (Pariser Congress), dass gesunde Kinder reine Milch schon von der 6. Woche an sehr gut und auf die Dauer vertrugen, während die kranken Kinder im allgemeinen versagten.

Enmkheiten der Verdaniiiigsorgaiie. Trotz aller Fortschritte in der Ernährung der Säuglinge bleibt die Frauenmilch als Heil- Franenmilch mittel für viele kranke Säuirlinire unentbehrlich. In welcher Art J^^^ ™*«ö'*- nnd unter welchen Bedingungen dieses Mittel seine Wirkung ent- s&ugiingen. faltet, ist aber bisher wenig bekannt. Keller tritt auf Grund von 21 Beobachtungen dieser Frage näher. In leichten Fällen von Magen- darmstörungen kommt es an der Brust unter Gewichtszunahme zu schneller Heilung. Für schwerere Fälle, wie sie K e 1 1 e r meist beob- achtete, ist es aber ein Irrthum, wenn man glaubt, dass die durch die Ernährungsstörungen verursachten Schädigungen in kurzer Zeit zur Heilung kommen und die Erfolge unserer Diätänderung schon bald, nachdem die künstliche Ernährung abgebrochen tmd das Kind an die Brust gelegt worden ist, sichtbar in Erscheinung treten müssen. Im Gegentheil nehmen die Einder gewöhnlich an der Brust zuweilen zunächst noch ab, dann bleiben sie meist eine mehr oder weniger lange Beihe von Wochen auf ihrem Gewicht, und erst später, zuweilen sogar erst nachdem entwöhnt ist, kommt es zu einer regelmässigen Gewichtszunahme als Ausdruck der Heüung sofern nicht überhaupt eine Heüung ausbleibt. Diese Thatsache, die wohl nicht bekannt war und z. B. fEtr die BeurtheUung einer Amme sehr wichtig ist, ist nicht etwa einfach daraus zu erklären, dass Kinder mit schwerer Ernährungsstörung meist zunächst nur recht geringe Mengen Nahrung zu sich nehmen (z. B. 100—150 g Franenmilch täglich), sondern vielmehr daraus, dass eine schwere Erkrankung des Stoffwechsels vorliegt, die sich nur langsam aus- gleicht. Die Ernährung an der Mutterbrust, die meist schnell die Verdauung regelt, bietet hierzu die beste Gelegenheit; inwiefern sie dies thut, bedarf freilich noch der weiteren Aufklärung. Keller sieht als günstig für die Herstellung die geringe Nahrungsaufnahme an, welche eine Schonung mit sich bringt, sowie die Fernhaltung neuer Schädlichkeiten während der Dauer des Stillens. Femer misst er der Art der Vertheilung der anorganischen Bestandtheile in der Frauenmilch eine gewisse Bedeutung bei, da die Eesorption und Betention der organischen Bestandtheile zum Theil durch sie be-

446

Nemnann.

Hirsch-

sprung's

Krankheit.

dingt sei; daneben kommt die allgemeine Zusammensetzung der Nahrung in Betracht. Im übrigen dürfte die Reparation des Stoff- wechsels in verschiedener Weise stattfinden, je nachdem er durch Ueberfiitterung mit Eiweiss, Fett oder Kohlehydraten in Unordnung gekommen sei. Aus dem Vergleich der Emährungserfolge bei ver- schiedenen Kindern und verschiedener Nahrung sehen wir, wie die Ausnutzung der einzelnen Stoffe überhaupt schwankt und im be- sonderen bei kranken Säuglingen Störungen in der Ausnutzung sich verschieden schnell ausgleichen.

Es gibt einen Zustand angeborener Verstopfung, bei dem sich allmählich der Leib ausserordentlich auftreibt; es l&sst sich eine starke Erweiterung des Dickdarms in diesen Fällen nach- weisen, über deren Entstehung keine einheitliche Auffassung besteht. Ein Theil der Autoren nimmt eine angeborene Hypertrophie und Dilatation des Colons an, ein anderer eine angeborene Schwäche oder partiellen Defect der Muscularis in den untersten Theilen des Dick- darms. Einen Fall von angeborener Dilatation des Colons mag sie durch die angeborene Schwäche der Muscularis ver- anlasst sein oder nicht beschreibt Escherich. Bei dem d'/«- jährigen Knaben hatte der Bauch einen Umfang von 77 cm bei einer Körperlänge von 87 cm; der durch den After eingeführte Finger kam unmittelbar in einen grossen, glattrandigen Hohlraum, aus dem sich durch ein Darmrohr reichlich Gas- und Darminhalt entleeren liess. Folgende Behandlung besserte den Zustand: häufige und reichliche Darmirrigation, im Anschluss hieran Massage und Fara- disation des Bauches, dann feste Einwickelung desselben. Cinen Fall, der ebenfalls dieser Krankheit, der sog. Hirschsprung^schen Ejrankheit, zuzurechnen ist, beobachtete Eugen Neter. Es hatten sich bei dem 2jährigen Kinde die ersten Störungen erst zu '/4 Jahr bei dem Entwöhnen gezeigt und wurde unter stärkster VerstopAing der Leib bis zu einem Umfang von 61 '/i cm aufgetrieben. Anders als in dem Fall von Escherich war hier die Ampulle des B^ctums normal, und erst 12 cm vom After entfernt drang die Sonde durch eine enge Stelle in den Hohlraum. Neter gibt im Gegensatz zu der oben gegebenen Theorie folgende Erklärung f%Lr die Dilatation: an und für sich zeigt die Flexura sigmoidea beim Kinde im Ver- hältniss zum Erwachsenen eine grössere Länge und reichlichere Schlingenbildung; wenn dieser infantile Zustand noch abnorm ver- stärkt ist, so kann die Schlingenbildung zu secundären Dilatationen und relativer Stenosenbildung durch Abknickung fähren und auf diesem Wege schliesslich das erwähnte Elrankheitsbild erzeugen.

Kinderkrankheiten. 447

Im Oegensatz zu demselben stehen die Fälle, in denen sich die D&rme durch eine tiefsitzende organische Stenose erweitem. Narben- In einem Fall von Grange und Hau hatte das 2jährige Kind bei »tenoBe einem starken Durchfall eine Invagination erlitten, wobei Spontan- heilung eintrat, indem sich das invaginirte Stück abstiess; es ent- wickelte sich hiemach eine narbige Verengerung an der Grenze zwischen S Eromanum und Rectum. Es wurde zunächst ein wider- natürlicher After an beliebiger Stelle angelegt ; später, als von neuem eine Operation nöthig wurde, musste der Darm oberhalb der Ver- engerung nach aussen geführt werden, da sich wegen des tiefen Sitzes keine Enteroanastomose machen Hess. Schliesslich kommen noch angeborene Stenosen in verschiedenen Gegenden des Angeborene Darmes vor; selbst wenn sie mitten im Dünndarm sitzen, wie in ^^^^^^^e. einem Fall von Ernest W. Hey Groves, können sie klinisch die gleichen Erscheinungen wie in dem vorher erwähnten FaU von tief- sitzender Stenose machen. Das 1 Jahr 8 Monate alte Kind hatte einen enorm aufgetriebenen Leib mit starker Darmperistaltik; die Erkrankung setzte ein, als das Kind zu 1 Jahr entwöhnt wurde und sich oberhalb der bis dahin unschuldigen Stenose Kirschkerne und andere Pflanzenreste ansammelten.

Scrophnlose. Tnbercolose. Es lohnt sich, gelegentlich der zahlreichen neueren Arbeiten über die Scrophulose und ihre Be- ziehung zur Tuberculose einige Ausfuhrungen zu machen, denn es scheint dem Referenten, dass die Frage schneUer eine Antwort finden könnte, als es geschieht; immer wieder kommen einzelne Autoren in klinischer imd pathologisch-anatomischer Hinsicht auf Auffassungen zurück, die, ihrer Zeit berechtigt, jetzt abgethan sein sollten. Be- ginnen wir mit dem klinischen Bild der Scrophulose. Wenn schon Scrophalose. die Hartnäckigkeit und BückfcUligkeit einer Ejrankheit genügt, um die Annahme der Scrophulose zu rechtfertigen, so ist es kein Wun- der, dass unter diesen Sammelbegriff noch immer die verschieden- artigsten Dinge vereinigt werden. Wir erwähnen aus dem Register S o 1 1 m a n n's : Akne , Furunculose , subcutane ZeUgewebsabscesse, Angina „pultacea und pustacea", aus den P o n f i c k'schen Dar- legungen sei die Otitis besonders erwähnt, da sich Ponfick ein- gehender" mit ihr beschäftigte; er stellt fest wie es gar nicht anders zu erwarten war , dass die acuten und ebenso selbst die langwierigeren Entzündungen des Mittelohrs in der Regel durch Entzündungserreger verursacht werden ; anstatt aber die acute Otitis, auch wenn sie aus örtlichen Gründen leicht recidivirt, aus dem Ge-

448 Nemnaim.

Bcrophaiose. biet der Scropliulose einfach zu verweisen, besitzt ihm der Ohren- floss eine besondere Bedeutung, insofern er von alters her als eines der hauptsächlichsten Zeichen von Scrophulose betrachtet worden ist. Er will ihm im Hinblick auf das ungleichartige seines Wesens und Ursprungs ein gamicht zu tlbertre£fendes Beispiel und Muster dünken, um an einem und demselben Substrate die ganze Vieldeutig- keit anschaulich zu' machen, welche dem ScrophulosebegrifiT vom ätiologischen wie histologischen Standpunkte aus innewohnt. Leider versäumt Ponfick sowohl bei dem Ohren- wie Nasenflnss die lange festsitzenden Fremdkörper zu erwähnen, welche dem pietät- vollen Arzte, welcher es nicht wagt, den Begriff der Scrophulose einzuschränken, nach wie vor ebenfalls das charakteristische Bild der Scrophulose erzeugen müssen. Wir wollen noch ein anderes Beispiel von der XJnentschlossenheit der Autoren, reinen Tisch zu machen, anfuhren. Schlagen wir z. B. die soeben erschienene dritte Auflage des Lehrbuches von ünger auf, so heisst es bei der Scrophulose : „Unter den Affectionen des Urogenitalapparates sind die häufig vorkommenden blennorrhoischen Erkrankungen der Yaginal- schleimhaut kleiner Mädchen erwähnenswerth." Warum? Bringt Unger allen Ernstes den Gonococcus mit der Scrophulose in Zn- sammenhang? Soltmann ist vorsichtiger, indem bei ihm nur die nichtgonorrhoischen seropurulenten Ausflüsse der Scheide mit ent- zündlicher Lifiltration der Labien gerade bei den jüngeren Lidividnen sich zuweilen durch besondere Hartnäckigkeit auszeichnen und hier- durch ihre scrophulose Natur verrathen. C o r n e t gibt hingegen zu, dass ein erheblicher Theil der nichtgonorrhoischen Entzündungen einfach durch Gewalt seitens der Kinder oder Fremder erzeugt seien, und glaubt nur noch, dass sie bei Scrophulösen weniger leicht heilen. Dem Beferenten ist auch davon nichts bekannt (wobei er von den sicher ungemein seltenen Fällen ernsterer Erkrankung, eventuell selbst tuberculoser Natur absieht); nach seiner Erfahrung kommt aus anderen als den schon erwähnten Ursachen nur sehr selten bei kleineren Mädchen ein Ausfluss vor, der dann langwierig, aber nur unerheblich ist, und erst bei grösseren, bleichsüchtigen Mädch^i findet sich Weissfluss häufiger. ThatsächUch bleiben, wie Referent zuletzt im Jahre 1897 (Archiv fiir Kinderheilkunde) ausfuhrlich dar- legte, von nicht specifischen Erkrankungen wesentlich solche an den Schleimhäuten und der Haut oberhalb des Halses (infolge Erkrankung der lymphatischen Organe) f£br die Scrophulose übrig; ausserdem gehören zur Scrophulose die Erkrankungen der Knochengelenke, der Haut und der Drüsen, die mit Yerkäsung und auch Erweichung

Einderkrankheiten. 449

der Käsemassen einhergehen nnd die sich schon klinisch genügend scharf charakterisiren. Was die Aetiologie der Scrophulose betrifft, so schliesst sich Ponfick und wohl auch Soltmann an Cornet an, indem er die scrophulösen Erkrankungen auf die Einwirkung von Eitererregem oder des Tuberkelbacillus oder beider zurückfiihrt. Cornet stellte sich in seiner Monographie auf den Standpunkt, dass bei verschiedener Aetiologie der Scrophulose den Scrophiüösen nicht eine den Organismus beherrschende allgemeine Disposition eigen sei, sondern eine Steigerung der der Kindheit schon normalerweise zu* kommenden erhöhten Durchlässigkeit der Haut, Schleimhaut und Lymphwege. Ponfick nimmt Besonderheiten in der allgemeinen Anlage an, die auf gewissen Eigenthümlichkeiten des Baues und der inneren Verknüpfung der Organe beruht. Während diese Theorieen sich in ihrer Allgemeinheit schwer widerlegen lassen und in der That manches für sich haben, stellt Soltmann eine ganz eigenartige, specifische Theorie auf: in Anerkennung der häufigen erblichen Belastung mit Tuberculose lässt er die gelösten Stoff- wechselproducte der Tuberkelbacillen von der Mutter durch die Placenta auf die Frucht übergehen, so dass die Scrophulose vielleicht eine nichtbacilläre, vererbte toxische Tuberculose darstelle. Referent könnte zugestehen, dass auf diese Weise die Frucht eine Schädigung erfahre, welche in späterer Zeit für eine tuberculose Infection dis- ponire. Abzuweisen wäre hingegen eine Annahme, dass etwa die toxischen Substanzen in der Kindheit anwesend bleiben und durch ihre Anwesenheit die scrophulose Diathese verursachen ; während Schutzkörper, wenn sie sich im Körper selbst bilden, in ihm lange Zeit verbleiben können, gilt dies nicht ftir Schutzkörper und noch weniger für toxische Stoffe, die in den Körper während einer ab- gegrenzten Zeit eingeführt wurden. Beferent hat seinerseits schon lange und dies ist etwas anderes die Meinung, dass bei den Scrophulösen dauernd neue Tuberkeltoxine gebildet werden und ihrerseits das klinische Bild der Scrophulose beeinflussen. Hiermit kommen wir zu dem springenden Punkt in der Aetiologie der Scrophulose. Ponfick ist nach wie vor weit davon entfernt, eine Beantwortung der Frage nach dem Wesen der Scrophulose etwa dadurch anzustreben, dass er sie auf das Oebiet der Tuberculose als hauptsächlichen oder gar einzigen Zielpunkt hinüberspielte. Ebenso betont Soltmann ausdrücklich, dass die Eindringlinge (Eiter- kokken, Tuberkelbacillen) durchaus nichts mit der specifischen Primärerkrankung zu thun haben, andererseits aber der secundär

inficirten Drüse ihr specifisches Gepräge verleihen können. Dem Jahrtmofa der praotifloheit Medldn. 190i. 29

450 Neumann.

Scrophulose. gegenüber muss Eeferent daran erinnern, dass er die scrophnlösen Kinder fiir tuberculös hält, obwohl er keineswegs allen scrophnlösen AfPectionen eine tuberculöse Natur zuschreibt, sondern sie zum Theü nur secundär entstehen sieht (paratuberculöse Erkrankungen). Das Festhalten so gewichtiger Autoren, wie der hier erwähnten, an den alten Anschauungen dürfte sich in folgender Weise erklären: Das klinische Bild der Scrophulose findet meist keine Controlle durch die Section ; wenn es zu derselben kommt, ist die klinische Scrophu- lose schon vergessen, bezw. dem secirenden Anatomen unbekannt, oder, wenn dies nicht der Fall ist, so wird willkürlich die Tubercu- löse, welche die Leichenöffiiung regelmässig enthüllt, nur als n^jd- gepfropft" auf die Scrophulose angesehen. Vor dieser zeitlichen Verkehrung sollte aber schon die Thatsache warnen, dass die Tuber- culöse in der Kindheit ausserordentlich häufig und meist schon früher als die Scrophulose auftritt. Fast zum Ueberfiuss brachte auch das letzte Jahr wieder eine Reihe von Statistiken, die immer wieder erweisen, dass, abgesehen von vereinzelten Fällen sehr früher Infection, im 2. Lebenshalbjahr und im 2. Lebensjahr die tuberculöse Infection ungemein häufig ist, in vielen Fällen bald zum Tode führt und in einer weniger grossen Zahl von Fällen zunächst in der Form der Bronchialdrüsenverkäsung latent bleibt (Jan Rascynski, D'Espine, Hagenbach-Burckhardt). Abgesehen von dieser Richtigstellung des zeitlichen Verhaltens der Tuberculöse zur Scro- phulose werden zu letzterer Processe gerechnet, die man (wie den Lupus und die Verkäsungen) heute nicht mehr für primär scrophulös, sondern ohne weiteres für tuberculös halten muss. Auch zeigen die Tuberkeltozine, um auf diese zurückzukommen, hinreichend bei den Scrophnlösen ihre schädliche Einwirkimg auf den Ernährungszustand und auf das Allgemeinbefinden. Der Ansicht des Referenten scheint sich auch H e u b n e r anschliessen zu wollen : In den wenigen Fällen, wo er reine Scrophulose post mortem zu untersuchen Gelegenheit hatte, fand er jedesmal Bronchialdrüsentuberculose, auch gab ihm die diagnostische Tuberculininjection beinahe stets bei den einfach scrophnlösen Kindern einen positiven Ausschlag. Nach diesen Erörterungen können wir uns über die unmittelbare Veranlassung zum Eintritt der Scrophulose kurz fassen. Von ver- schiedenen Seiten wird grosser Werth auf die Schmutzinfection ge- legt (VoUand, Feer). Letzterer bezeichnet die Scrophulose als eine „eigentliche Schmutzkrankheit"; sie entstehe durch das vom Kinde selbst veranlasste Eindringen aller möglichen Entzündungs- erreger in die Lymphbahnen zunächst des Gesichts; sie werde erst

Kinderkrankheiten. 452

dann zur Tuberculose, wenn das Kind Gelegenheit habe, sich mit anderen Bacillen auch Tuberkelbacillen in das Gesicht einzureiben. Volland will geradezu die grösste Mehrzahl der Tuberculosen, soweit sie nicht auf Heredität beruhen, auf die Ansteckung mit tuberculösem Scrophulosenschmutz im frühen Kindesalter zurück- fahren. Die Thatsache der Schmutzinfection mit gelegentlicher Ein- impfung des Tuberkelbacillus ist nicht zu bestreiten. Dieudonn^ untersuchte den Schmutz der Nase und Hände von 16 Kindern im Alter von '/i 2'/a Jahren, deren Mutter oder Vater an Tuberculose litt, und fand bei 2 Kindern von 1 Jahr virulente Tuberkelbacillen, bei dem einen an der Hand, bei dem anderen auch in dem Nasen- schleim. Hiermit ist die erwähnte Scrophulosetheorie aber noch keineswegs bewiesen. Auf einen anderen Infectionsweg geräth Gallois, der die vorhin erwähnte Zwei- bezw. Dreitheilung der Scrophulose ebenfalls annimmt. £r verwirft eine irgendwie geartete Disposition des erkrankenden Individuums und kommt dazu, die Eigenart der Scrophulose in der Eintrittspforte der Infection zu finden; als solche spricht er den oberen Nasenrachenraum, im be- sonderen die adenoiden Vegetationen an. So eigenartig diese An- nahme erscheint, so möchte Referent immerhin zugeben, dass die adenoiden Vegetationen eine Theilerscheinung der Scrophulose sind (was noch von deutschen Autoritäten bestritten wird) und dass von ihnen secundär und tertiär eine Anzahl von Erscheinungen an Nase, Auge, Ohr und Gesicht bedingt sind, die allgemein als scrophulös betrachtet werden. Auch darin hat Gallois zum Theil recht, dass die chronischen Drüsenschwellungen am Halse durch Entzündungen des lymphatischen Schlundringes (die Gaumenmandeln behandelt Gallois allerdings nur nebensächlich) bedingt werden. Auch wird Gallois durch seine Hypothese wenigstens dazu ge- führt, gewisse Hauterkrankungen und die Gonorrhoe der Kinder aus dem Gebiet der Scrophulose zu verweisen. Dass trotzdem der Versuch von Gallois, die Scrophulose als eine von den adenoiden Vegetationen ausgehende Infection zu betrachten, durchaus einseitig und gezwungen ist, bedarf keiner ausfuhrlichen Erörterung. Wenn es zweifellos ist, dass die allergewöhnlichste Eintrittspforte des Tuberkelbacillus die Lungen sind, so muss der Bacillus eingeathmet sein, mögen die Experimente diese Möglichkeit beweisen oder nicht. Vielleicht ist die Theorie der unmittelbaren Schmutzinfection, die verhältnissmässig selten sein dürfte, dahin zu modificiren, dass unter den gleichen Verhältnissen auch die Inhalation ftir das kriechende kleine Kind begünstigt ist. Als zweiter häufiger Infectionsweg galt

452 Neumann.

Sorophulose. bisher der Darm, trotzdem eigentlich die Statistik immer dagegen sprach. Nach der Mittheilung von R. Koch hat man jetzt den Muth, die gegentheiligen Zahlen und Beobachtungen in dem Sinne zu deuten, dass die Perlsuchtbacillen den Menschen nicht inficiren. Biedert erinnert an seine bezügUchen früheren Angaben, unter anderem auch an die filtere Massenstatistik von Froebelius, der in 99,2^/0 der Sectionen von Findelkindern die Bronchialdrüsen, in 100^/0 die Lungen (wesentiich wohl von den Drüsen per continuitatem inficirt), in 26,9 ^/o den Darm tuberculös erkrankt £and; auch weist er nach, dass gerade in den viehreichen Bezirken Bayerns, in denen viel rohe Milch getrunken wird, die Tuberculose nicht besonders häufig ist. Die Vorbeugung der Scrophulose ist mit d^ Vorbeugung der Tuberculose identisch. Wenn wir Scrophulose vor dem Ein- dringen der Tuberkelbacillen zu bewahren hoffen, so ziehen wir gegen einen Feind zu Felde, der uns unbemerkt schon im Bücken sitzt. Die Scrophulotuberculose hat in der Begel die ganze Familie von Kranken mit offener Tuberculose schon ergriffen, wenn wir sie kennen lernen; aber selbst da, wo bei den Eltern nur eine nach aussen abgeschlossene Tuberculose oder Scrophulotuberculose be- steht, wird häufig die ganze Familie in gleicher Weise krank : hier muss die Disposition dazu gefuhrt haben, dass gerade diese Kinder das Qift bei Gelegenheiten au&ahmen, wo nicht disponirte Individuen

Tuberoulose. gesund blieben. Es ist daher für den Beferenten kein Zweifel, dass nicht nur die Hygiene in der Familie, sondern die allgemeine Hygiene zur Erstickung der Tuberculose nöthig ist. Im genaueren beschäftigt sich Fe er mit der Verhütung der Tuberculose. Naturgemfiss legt er den grössten Werth auf die •Reinlichkeit der Kinder nnd ihrer Umgebung, wobei er die Schmutzinfection der Kriechlinge, die Schulinfectionen u. s. w. berücksichtigt. Neben Pflege und Er- nährung betont er die Nützlichkeit des Aufenthaltes im Freien und der Körperbewegung. Aber den wichtigsten Punkt in der Entstehung der Tuberculose erblickt er in den Wohnungsverhältnissen und wünscht im Interesse dieser Frage die Gesetzgebung in Bewegung zu setzen. In der That ist practisch auf diese Weise wohl eher etwas zu erreichen als mit den von H e u b n e r und zum Theil auch von Fe er befürworteten Translocationen der Kinder. Heubner gruppirt in folgender Weise: 1. tuberculose Kinder, wo- bei er wesentlich an Kinder mit offener Tuberculose (vor allem mit Schwindsucht) denkt; er empfiehlt Heilstätten für sie; die Behand* lung in ihnen ist besonders deswegen wichtig, weil die Ansteckung der häuslichen Umgebung hierdurch verhindert wird; ausserdem ist

Emderkrankheiten.

453

sie auch bis zu einem gewissen Grade dorchfiihrbar, weil die Zahl solcher Kinder beschränkt ist; 2. wünscht er Kindern eine Heim- stätte zu schaffen, die nach Ueberstehen einer acuten Krankheit aus dem Krankenhaus in eine ungesunde, im besonderen auch tubercu- löse Häuslichkeit entlassen werden müssten: auch diese liesse sich bis zu einem gewissen Orade und für eine gewisse Zeitdauer durch- fuhren; 3. wünscht Heubner (ebenso wie Fe er) noch gesunde Kinder aus FamUien zu entfernen, in denen sich tuberculöse Er- wachsenebefinden; 4. sollen die Prophylaktiker, d. h. Kinder schwäch- licher, vielleicht früher scrophulöser oder sonst belasteter oder de- generirter Eltern, und femer 5. einfach scrophulöse Kinder, die also jedenfalls keine offene Tuberculöse haben, in prophylaktische Heim- stätten untergebracht werden. Die Zweckmässigkeit dieser Vor- schläge kann keinen Augenblick bezweifelt werden, aber die Be- handlung der in 3 5 genannten Ghnippen ist nach ihrer Dauer kaum zu begrenzen und die Zahl der in ihnen erwähnten Kinder eine nicht bekannte, aber jedenfalls ungeheuer grosse. Kleinere, unend- lich viel kleinere Wünsche, welche von berufener Seite zum Wohl der Kinder geäussert werden, bleiben selbst in grossen und gut verwalteten Städten unerf&Ut. Wenn wir also die Regelung der Wohnungsfrage vorhin für noch aussichtsvoller erklärten, so wollen wir nicht verschweigen, dass wir in letzterer einen nennenswerthen Theil der grossen socialen Frage sehen, deren Lösung sich nur langsam anbahnen, wohl aber niemals ganz erreichen lässt.

Syphilis« Unsere Kenntnisse über die Pathologie der hereditären Syphilis haben sich in den letzten Jahren er- heblich vertiefb und verdienen um so mehr der Erwähnung, als die Erbsyphilis bei den Practikem noch nicht die gebührende EoUe spielt. Rudolf Hecker wies darauf hin, dass die f&tale Syphilis nahezu regelmässig auch die Nieren afficirt, und gibt an, dass sich in jedem seiner 8 klinischen Fälle von Heredosyphilis auch im Leben eine Alteration der Nierenfunction erkennen liess; 6mal fand sich eine ausgesprochene parenchymatöse Nephritis, 2mal Eiweiss nur in Spuren ohne Cylinder. Li einer späteren Arbeit bestätigte Hecker die besondere Betheiligung der Nieren und konnte auch Minisch lOmal bei 12 syphilitischen Säuglingen Betheiligung der Nieren nachweisen. Uebrigens gibt er nunmehr zu, dass die klinisch be- obachteten parenchymatösen Nierenerkrankungen nicht ohne weiteres und regelmässig auf die Syphilis zu beziehen seien. Bei Neugeborenen sei diagnostisch auf positiv syphilitische Befunde an der Nabelschnur

Nieren bei

hereditärer

Syphilis,

454 Neumann.

Werth zu legen, also auf ausgesprochene End- oder Periarteriitis bezw. Phlebitis, oder kleinzellige Infiltration in der Wandung der Qefiässe oder ihrer Umgebung. Oenaue klinische Untersuchungen verdanken wir femer Hochsinger. Das erste klinische Symptom bei Kindern, welche ohne manifeste Syphilis zur Welt kommen, ist Syphilitische der Syphilitische Schnupfen; mit ihm vereint sich ofib die

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eigenartige fahle Blässe des Gesichts und eine Milzschwellung; hin- gegen geht er dem Exanthem voraus. Unter 65 Fällen war der Schnupfen 88mal sogar schon bei der Geburt vorhanden, während er 15mal in den ersten 4 Lebenswochen erschien. Die syphilitische Nasenerkrankung beginnt im vorderen Theil der Nasenhöhle und ist primär eine diffuse entzündliche Infiltration der ganzen Schleimhaut- auskleidung ; an sie schliesst sich ein Stadium der Suppuration, dann tiefer dringend «in Stadium der Erosion und Ulceration, schliesslich die Deformirung der Nase. Die letztere ist meistentheils dadurch bedingt, dass die häutige Nase in ihrer Totalität etwas zusammen- schrumpfb und retrahirt wird; durch Hesorption des Knorpel- und Knochengewebes wird die Nasenspitze in anderen FäUen abnorm beweglich; verhältnissmässig selten findet Perforation des Septums und Nekrose statt. In seltenen Fällen entsteht die Nasenschrampfung schon intrauterin (Mikrorhinie und Hyperplatyrhinie). Femer studirte Syphilitische Hochsinger die Phalangitis bei hereditär-syphilitischen Säog- Phftlangitis. lingen. Sie betrifft an erster SteUe die Grundphalanx und fuhrt zu einer difiusen Knochen verdickung; gleichzeitig kann auch die Länge des Fingers zunehmen ; die benachbarten Gelenke sind nie betheiligt, ebenso wenig die Haut, die höchstens gespannt und glänzend wird Am häufigsten sind die Fingerphalangen ergriffen (44mal), selten Finger- und Zehenphalangen (9 mal), vereinzelt nur Zehenphalangen (2mal). Die Phalangitis gehört in mehr als der EEälfbe der Fälle der exanthematischen Zeitperiode (dem 1. Lebensvierteljahr) an; sehr bemerkenswerth und leicht verständlich ist es, dass unter 52 Fällen 19mal gleichzeitig eine osteochondritische Pseudoparalyse (Parrot- sehe Lähmung) bestand. Wir kommen nunmehr zu Erkrankungen, bei denen die ursächliche Rolle der Syphilis nur schwer oder.gamicht im Leben zu erkennen war. Esser beschreibt einen Fall von Melaena Syphilitische neonatorum, die bei einem 5tägigen Kind aufbrat und schnell Melaena. ^um Tode führte. Die Blutung war Folge einer Erkrankung im Jejunum ringförmige Verdickung der Schleimhaut mit HAmor- rhagieen , und diese war auf eine Syphilis, die auch an anderen Organen nachweisbar war, zurückzufuhren. Besonders wichtig f&r die Therapie ist der Zusammenhang, der zuweilen zwischen Er-

Einderkranklieiten. 455

krankungen des Nervensystems und der angeborenen Sypliüis besteht. Beferent hatte schon früher auf statistischem Wege durch Eisner nachweisen lassen, dass der Wasserkopf verhaltnissmässig häufig Syphilitischer bei Eondem vorkomme, welche syphilitisch oder der Syphilis ver- ^ J^ d&chtig sind. Es gab auch in der litteratur wenige hierher ge- hörende Beobachtungen. Iteferent konnte jetzt einen Fall von Wasserkopf vorstellen, dessen specifische Natur auch durch den Augenbefund bewiesen wurde und der durch specifische Behandlung vollkommen und dauernd heilte. Während bei diesem Kinde die Erkrankung erst zu 4 Monaten auffallig wurde und zu 5 Monaten in Behandlung kam, handelte es sich in einem Fall von Immerwol um einen starken angeborenen Hydrocephalus : auch hier führte die Behandlung mit Jodnatrium, die zu 6 Monaten trotz Fehlens jedes Verdachtes auf SyphiHs eingeleitet wurde, zu einem voll- kommenen Erfolg, der noch nach 5 Jahren fortbestand. Man wird daher mit Becht immer wieder die antisyphilitische Behandlung ver- suchen, zumal der etwaige Erfolg schon nach wenigen Wochen zu Tage tritt. Ueber das Schicksal der hereditär-syphilitischen Schicksal Kinder brachten die letzten Jahre eine Beihe von Nachforschungen; *®5

hier sei nur die Arbeit von Kar eher und von Freund erwähnt. Von 16 Kindern starben bei Karcher 6 als kleine Kinder, 4 wur- den nach der Pubertät vollkommen gesund gefunden; von einem Mann war nur zu erfahren, dass er als Arbeiter thätig war, und 5 Kinder zeigten sich später tuberculös inficirt. Freund unter- suchte nur, wie viele Kinder über das Säuglingsalter hinaus kamen : es war dies bei 81 von 65 Säuglingen der Fall. Beide Autoren halten die Sterblichkeit behandelter Heredosyphilitiker nicht fiir besonders hoch. Uebrigens sind alle bezüglichen Statistiken (nach Meinung des Beferenten) bisher unzureichend.

Nervenkrankheiten. Eine Beihe von Arbeiten behandelte das Myxödem im Kindesalter. In allen Arbeiten handelt es sich um Myxödem, angeborenes oder früh erworbenes Myxödem; die Casuistik wird noch vergrössert durch den gelegentlich des Neumann'schen Vor- trags (in der Berliner medicinischen Gesellschafit) von Michael Cohn vorgestellten Fall eines 1^4 Jahre alten Kindes und die bei gleicher Gelegenheit von Heubner besprochenen Fälle. Hierzu kommt noch ein Fall von B u s s o w , sowie ein solcher in Er- gänzung vieler früherer Mittheilungen Bourneville's von Bourneville und Laurens. Dass das infantile Myxödem nicht so sehr selten ist, lässt sich hieraus leicht entnehmen; aber es wird,

456 Neumann.

Myxödem, wie von verschiedenen Seiten betont wird, noch sehr häofig mit Eachitis verwechselt. Siegert fuhrt hinsichtlich des Verhältnisses des Myxödems zur Rachitis ans, dass beide Krankheiten geradeza gegensätzlich seien; wenn ein Kind mit Mjrxödem Zeichen von Rachitis habe, so sei damit bewiesen, dass das Myxödem erst nach einer gewissen Zeit, in welcher sich die Rachitis entwickelte, er- worben sei; gewisse Erscheinungen, wie die lange Persistenz der Fontanelle stellten nur einen scheinbaren Zusammenhang beider Elrankheiten dar. Wenn Siegert in dieser Hinsicht vermuthlich Recht hat, so irrt er doch sicher darin, dass er die „fötale^ Rachitis, die bekanntlich mit der echten Rachitis nichts zu thun hat, för identisch mit der Knochenanomalie bei Myxödem hält. Ebenso wenig können wir Escherich Recht geben, der gelegentlich einer Mit- theilung von Chondrodystrophia foetalis geneigt ist, einen in- directen Zusammenhang zwischen beiden Sjrankheiten zuzugeben. Die Erkrankung, um deren Kenntniss sich besonders Kaufmann und Johannessen verdient gemacht haben, wird jetzt am besten als Chondrodystrophia foetalis hyperplastica bezeichnet und stellt eine selbständige Form von Knochenwachsthumsstörung dar. Das im Jahre 1898 von Joachimsthal vorgestellte Mädchen, welches an dieser Krankheit leidet, ist z. B. nichts weniger als myxödematös oder idiotisch, sondern im Gegentheil, was den letzteren Punkt be- tri£E)i, wie Referent aus eigenem Wissen sagen kann, für ihr Alter ungewöhnlich gut geistig entwickelt. S i e g e r t weist darauf hin, dass bei dem erworbenen infantilen Myxödem schon die Fontanelle geschlossen, das Milchgebiss vorhanden sein und die Körperlänge schon erheblicher sein kann wenn sich hierzu vor dem Verlust der Schilddrüse noch genügend Zeit gefunden hat. Wenn in einem solchen Fall Zweifel an der Diagnose beständen, so könnten diese durch das Radiogramm beseitigt werden. In der Regel setzen frei- lich die Symptome der Krankheit schon im 1. Lebensjahr ein. Bei vorgeschrittenem Alter ist das Ausbleiben der geschlechtlichen Ent- wickelung sehr auffallig ; auch Onanie ist nur sehr selten. Bezüglich der Behandlung ist man allgemein einig, dass sie anfänglich grosse Vorsicht erfordere, welches Schilddrüsenpräparat man auch verwende. Referent sah Vergiftung, als er sich nach einem unwirksamen deutschen Präparat eines kräftigen englischen Präparates bediente. Während in den Fällen des Referenten die Schädigungen wieder verschwanden, sah Siegert ein ISmonatliches Kind sterben, welches nicht wegen Myxödem, sondern wegen Rachitis Schilddrüsentabletten erhielt. Freilich möchte Referent betonen, dass nach seiner Er-

Kinderkrankheiten. 457

fahrang die Schilddrüsenföttenrng bei Kindern, denen die Schild- drüse nicht fehlt, wo also eine abnorme Anhäufung des Schilddrüsen- secretes künstlich erzielt wird, gefährlicher als beim Myxödem ist. Dass sich der Erfolg der specifischen Behandlung in einer Anregung des Ossificationsprocesses äussert, war bekannt. Iteferent konnte in semem Vortrag zeigen, dass die Besserung in ihren einzelnen Er- scheinungen eine gesetzmässige ist. Betrachten wir einen Fall von infantilem Myxödem vor der Behandlung, so entspricht die Zahl der Eiiochenkeme (z. B. in der Mittelhand), die Zahl der Zähne, die KörperlSnge einem bestimmten Lebensalter, und die durch die Be- handlung beschleunigte Entwickelung geht so vor sich, dass sie in einem jeden Punkt immer einer bestimmten Altersstufe entsprechend bleibt; es kommt also z. B. nicht vor, dass die Zahl der Zähne auf ein Alter von 2 V> Jahr deutet, während die Körperlänge etwa einem Alter von 1 Jahr entspräche. Die geistige Entwickelung folgt nach des Keferenten Beobachtungen gewöhnlich nicht der körperlichen nach. Es ist natürlich um so mehr in dieser Hinsicht zu hoffen, je früher nach Beginn des Myxödems die Behandlung einsetzte. Uebrigens sahen andere, wie auch Heubner dies angab, bessere Erfolge in der geistigen Entwickelung, und auch Eeferent lernte neuerdings ein IGjähriges Mädchen kennen, dessen geistige Thätig- keit mehr unter einem gewissen Druck stand, als dass sie sehr stark eingeschränkt war. Mit B.echt machen Bourneville und Laurens darauf aufinerksam, dass ein besonderer Unterricht in Bewegung und Gang einen günstigen Einfluss auf die Myxödematösen habe, der sich allerdings beim Aussetzen der Uebungen immer wieder zum Theil verliere.

Llttermtur.

Adolf Baginsky, Die Antipyrese im Kindesalter. Berlin. Th. Biedert, Die diätetische Behandlung der Yerdauangsstörungen, II. Aufl. Stuttgart. Bourneville et Laurens, Idiotie myxoed^ma- tense; traitement thyroTdien. Le Progrds m^d. Nr. 28. Conradi, Ueber den Fiinflnsfl erhöhter Temperaturen auf das Casein der Milch. Münch. med. Wochenschr. Nr. 5. Gzerny u. Keller, Des Kindes Ernährung, EmährangBstönmgen und Ernährungstherapie, I. Abth. Leipzig- Wien. Dieudonn^, Experimentelle Untersuchungen über die Tnberculoseinfection im Kindesalter. Münch. med. Wochenschr. Nr. 87. Edlefsen, üeber die Hauptnnterschiede zwischen der Kuhmilch und Frauenmilch und den Werth und die Bedeutung der Ersatzmittel für Muttermilch. Münch. med. Wochenschr. Nr. 1. Esche rieh, Ein Fall von congenitaler Dilatation

458 Neumann.

des Colon. Mitth. d. Vereines d. Aerzte in Steiermark Nr. 5. Der- selbe, Demonstration eines Falles von Chondrodystrophia foetaüs. Mitth. d. Vereins d. Aerzte in Steiermark Nr. 5. D*£spine, Bericht über Ansteckung und Vorbeugung der Kindertuberculose. Arch. f. Kinderheilk. Bd. XXXT. Jos. Esser, Enteritis syphilitica unter dem Bilde der Melaena neonatorum. Arch. f. Kinderheilk. Bd. XXXII. E. Fe er. Die Verhütung der Tuberculose im Eindesalter. Verhandl. der Section f. Kinderheilk. in Aachen 1900. Wiesbaden. Das Gleiche. Therap. MonatsL, December 1900. Walther Freund, Die Sterblichkeit der hereditär- luetischen Säuglinge. Jahrb. f. Kinderheilk., 3. Folge, Bd. U. Josef K. Friedjung, Vom Eisengehalte der Frauenmilch und seiner Bedeutung für den Säugling. Arch. f. Kinderheilk. Bd. XXXII. PaulGallois, La Scrofule et les infections ad^noXdiennes. Paris. Orange et Hau, Stenose sigmo'ido-rectale etc. Rev. mens. d. maJadies de Tenf., D6c. Conrad Gregor, Der Fettgehalt der Frauenmilch und die Bedeutung der physio- logischen Schwankungen desselben in Bezug auf das Gedeihen des Kindes. Samml. klin. Vortr., N. F. Nr. 802. Leipzig. Hagenbach-Burckhardt, Ueber die Malignität und die Häufigkeit der Tuberculose im 1. Lebens- jahr. Centralbl. f. Kinderheilk., Dec. Otto Hauser, Grundriss der Kinderkrankheiten, II. Aufl. Wiesbaden. Rudolf Hecker, Neueres zur Pathologie der congenitalen Syphilis. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. LI, der 3. F. I. Bd. 1900. Derselbe, Beiträge zur Histologie und Pathologie der congenitalen Syphilis. Arch. f. klin. Med. Bd. LXI. Heubner, Ueber die Verhütung der Tuberculose im Kindesalter in ihren Beziehungen zu Heil- und Heimstätten. Jahrbuch f. Kinderheilk. 1900, Bd. LI. Der- selbe, Die Bekämpfung der Tuberculose im Kindesalter. Verhandlungen d. Versamml. d. Deutschen Centralcomit^s f. Lungenheilstätten. Berlin.

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Kinderkrankheiten. 459

Wochenschr. Nr. 8. K. Oppenheimer, Ueber die Zersetzung des Ei- weiss beim Kochen. Deutsche med. Wochenschr. Nr. 7. £. Ponfick, üeber die Beziehungen der Scrophulose zur Tuberculose. Jahrbuch für Kinderheilk. 1900, Bd. LIU. Jan Rascynski, üeber Tuberculose bei Kindern. Jahrb. f. Kinderheilk. 8. F., Bd. IV. A. Russow, Ein Fall von Myxödem bei einem 2V3J&brigen Mädchen. Jahrb. f. Kinderheilk. 3. Folge, Bd. III. Schlossmann, Zur Frage der natürlichen Säuglings- emährung. Festschr., gewidmet Prof. A. Baginsky. Arch. f. Kinderheilk. Bd. XXX. F. Siegert, Zur Pathologie der infantilen Myxidiotie, des sporadischen Cretinismus oder infantilen Myxödems der Autoren. Verhdl. d. XYII. Yersamml. d. Gesellsch. f. Kinderheilk. in Aachen 1900; auch Jahrb. f. Kinderheilk. 8. Folge, Bd. III. 0. Soltmann, Scrophulose und Tuberculose der Kinder. Die Deutsche Klinik am Eingange des 20. Jahrhunderts, herausg. von v. Leyden u. Klemperer. Berlin- Wien. A. Steffen, Zur pathologischen Anatomie des kindlichen Alters. Wies- baden. — JosephTrumpp, Gesundheitspflege im Kindesalter. Stuttgart. Ludwig Unger, Lehrbuch der Kinderkrankheiten III. Aufl. Leipzig- Wien. Yolland, Zur RichtigsteDung in der Frage über die Ansteckung mit Tuberculose. Therap. Monatshefte, März 1900.

IV.

Oeffentliches Sanitätswesen.

Von Prof. Dr. Ferdinand Hneppe» Director des Hygienischen Institates

in Prag.

In meinem diesjährigen Berichte habe ich zuerst einige orientirende Litteratnr. Werke zu erwähnen: A. Gottstein hat eine Geschichte der Hygiene im 19. Jahrhundert verfasst; dieselbe ist ein Theil des Werkes .Das deutsche Jahrhundert in Einzelschriften*. Infolge dieser Begrenzung gibt sie die fremdländischen Verhältnisse weniger genau wieder, berührt sie aber doch insoweit, dass keine wichtige Sache übersehen wird. In Fnss- noten werden auch biographische Notizen Über bedeutendere Forscher mit- getheilt. Zur Einführung in das Gebiet der Hygiene eignet sich das Werk ganz vortrefflich. Troels Lund gibt eine sehr interessante Zusammen- stellung der Geschichte der Hygiene vom culturhistorischen Standpunkte, indem er besonders den Verlauf der Klärungen im skandinavisdien Norden seit dem 16. Jahrhundert schildert. Der Verfasser zeigt besonders, dass im Kampfe gegen die Krankheiten die Verhütung sich als bestes Kampf- mittel bewährt hat. Hin und wieder ist er wohl etwas zu optimistisch, und das Gesundbeten, die Teufelaustreibung und derartige modernste Leistungen zeigen, dass wir selbst auf diesem Gebiete das Mittelalter noch nicht ganz losgeworden sind. Nachdem in Deutschland durch die Schaffung des Reichsgesundheitsrathes und die Reorganisation des Medicinal- Wesens in Preussen ein wesentlicher Schritt vorwärts gethan ist, erscheint gerade rechtzeitig eine Orientirung Über die Organisation des öffent- liehen Gesundheitswesens von Rapmund. Die laufende hygienische Litteratur hat zwei neue Zeitschriften zu verzeichnen ; das von Nuttall herausgegebene .Journal of Hygiene", die erste in englischer Sprache erschienene Zeitschrift, welche auf der Höhe unserer deutschen Zeitschriften steht, und als Organ des allgemeinen deutschen Vereines für Schul- gesundheitspfiege die Zeitschrift , Gesunde Jugend* von Griesbach, Schotten, Pabst und Korman.

Die Arbeiten zur allgemeinen Aetiologie der Krankheiten und besonders der Seuchen haben im verflossenen Jahre vorwiegend bei

OefPentliches Sanitätswefien. 461

Oelegenheit der Tnberculose Bearbeitung erfahren nnd sollen dort Allgemeine noch etwas besprochen werden. Die Ermittelung der bactericiden ® oogie. Kraft des Organismus hat vorwiegend allgemeine naturwissenschaft- liche Fragen ins Auge gefasst und zunächst unmittelbare Beziehungen zur Hygiene noch nicht gewonnen, so dass ich in diesem Jahres- berichte auf diese Arbeit nicht n&her eingehen will, besonders nach- dem ich im vorigen Berichte die allgemeinen ätiologischen Fest- stellungen eingehend dargelegt habe.

Von den allgemeinen Lebenssubstraten, Boden, Wasser, Luft^ Boden, allein und in ihren Beziehungen zur Klimatologie und Akklimati- ^^^^ ' sation, wurde das Wasser nach mehreren Richtungen unter- Klimatologie, sucht. Martini gibt eine eingehende Darstellung, wie unter ^k^^***«»" ganz besonders schwierigen Verhältnissen hin und wieder gutes Trinkwasser gewonnen werden kann, indem er die Süsswasser- brunnen der Helgoländer Düne eingehend schildert. Infolge der militärischen Expeditionen sind die chemischen Wasser- Waaser- Verbesserungen wieder vielfach untersucht worden. Das Ver- fahren der Reinigung mit Brom nach Schumburg (vergl. vor- jährigen Bericht) hat zu einer Controverse zwischen Schumburg, Pfuhl und Schüder gefuhrt, in der hauptsächlich die Methode * der Pr&fimg auf Desinfectionswirkung einer Kritik und Gegenkritik unterzogen wurde. Ball n er spricht sich auf Ghnmd vergleichender Versuche dahin aus, dass Chlor dem Brom überlegen sei; auch aus einer Untersuchung von Schüder scheint dies hervorzugehen. Hühnermann, Deiter und Raps haben die Desinfection mit Chlor einer erneuten Untersuchung unterzogen. Es zeigte sich, dass sowohl Chlorkalk als Natriumhypochlorit mindestens 80 Minuten einwirken müssen. Die Praxis hat bis jetzt nicht für die chemische Wasserdesinfection gesprochen, und Morgenroth und Weigt berichten über die Wasserversorgung in und um Tientsin, dass man genöthigt gewesen sei, sowohl fQr stabile Verhältnisse wie für die Expeditionen dem Berkefeldfilter den Vorzug zu geben. Für die Wasserversorgung des genannten Ortes hat sich das regelmässige Abkochen als die einzige im grossen brauchbare Maassnahme bewährt. Das sehr trübe Flusswasser wurde ftlr die englischen Truppen erst durch ein grobes Sandfilter mechanisch vorgereinigt, dann mit Hülfe einer Dampf kesselanlage auf 100 ^ erwärmt und nur im abgekochten Zustande verabreicht. Ruzicka stellte eine planmässige Unter- suchung über die Angreifbarkeit des Bleies durch Wasser an. Es ergab sich, dass die Basen dabei ganz irrelevant sind, die

462

fla^pe.

Angreifbar- keit von

BleirOhren

durch

Wasser.

Wasser-

epidemieen :

Typbns,

Cholera.

Thalsperren.

Gentral- anlagen.

Säuren aber von entscheidender Bedeutung, insofern als der Blei- angriff durch die Nitrate vergrössert, durch Chloride, Sulfate und Carbonate herabgesetzt wurde. Dasselbe ergab sich, wenn die Säuren und Salze in verschiedener Weise combinirt wurden. Aach freie Kohlensäure wirkte herabsetzend. Als die besten Mittel zur Hemmung des Bleiangriffes erwiesen sich Carbonate und die Kohlensäure. Dass Nachlässigkeiten im Betriebe von Wasser- werken gelegentlich zu schweren Epidemieen fuhren können, lehrt die Typhusepidemie in Oelsenkirchen, über welche die sonderbarsten Vermuthungen aufgestellt wurden und die ihre Erklärung darin fand, dass infolge grossen Wassermangels un- filtrirtes Wasser zur Aushülfe genommen worden war, Referate von C. Fraenkel und Kruse. Diese Frage der Trinkwasser- infection findet eine interessante experimentelle Ergänzung durch eine Untersuchung von Bliesener, dass mit Cholera- bacillen geimpftes Bachwasser noch nach 878 Tagen ent- wickelungsfahige Cholerabacterien enthielt, und zwar nach seiner Darstellung in Form von Sporen, die unzweideutig mit den Arthro- sporen identisch sind. Kruse liefert eine eingehende Unter- suchung zur hygienischen Beurtheilung des Wassers der Thal- sperren. Hiemach erleidet das Wasser in den tiefen Stau- becken, und zwar mit absoluter (Grösse und Tiefe im günstigen Verhältnisse zunehmend, Veränderungen, die dasselbe zu einem direct verwerthbaren Genusswasser machen, so dass nach seiner AufiTassung das Wasser gut angelegter und richtig betriebener Thalsperren dem Gbrundwasser oft gleichwerthig wird. Bloch gibt in einer Ge- schichte der Wasserversorgung des oberschlesischen Industriebezirkes eine Darstellung der grossartigen Central Wasserversorgung eines grossen Verwaltungskreises, die annähernd mit der württem- bergischen Albwasserversorgungsanlage verglichen werden kann. Während früher infolge der Versorgimg aus einzelnen Gbruben und Brunnen vielfach Typhus herrschte, der der BekämpAing unüber- windbare Schwierigkeiten entgegensetzte, glaubte man zunächst durch Verbesserung der Wasserversorgung diesem Uebelstande be- gegnen zu können und erreichte auf diese Weise zunächst die Ver- sorgung eines ausgedehnten Gebietes, welches schon gegen 600000 Einwohner hat. Aus einer Mittheilung von Schindler über die Trinkwasserreinigung durch Ozon ergibt sich, dass das Ver£Ethren von Siemens und Halske schon im Grossbetriebe durchführbar ist. Die Fälle, in denen das Verfahren geeignet sein dürfte, haben sich schon geklärt. Besonders dürfte das Verfahren in Verbindung

OefFenüicheB Sanit&tswesaiL

463

Abwasser- reinigung.

mit Schnellfiltration dort in Betracht kommen, wo Oberflächenwasser Trinkwasser- unter schwierigen Verhältnissen genommen werden mass, weil es ^'**^^^ das einzige chemische Verfahren ist, durch welches keine gesundheits- schädlichen Körper in das Wasser gelangen und keine Produkte entstehen können, die Geschmack und Geruch des Wassers alteriren. Das Verfahren dürfte demnach in Betracht kommen bei alten Filter- anlagen, die aus Örtlichen Gründen keiner Vergrösserung zugänglich sind, und dann besonders in Fällen, bei denen organische Färbungen des Wassers vorhanden sind, die durch die einfache Filtration nicht zu entfernen sind, oder dort, wo ein moderiger Geruch des Wassers in anderer Weise nicht zu beheben ist.

Bei der Wasserversorgung durch Oberflächenwasser spielt auch die Reinhaltung des Wassers eine grosse Rolle, und deshalb wurde im letzten Jahre die Reinigung der Abwässer wieder lebhafter in Untersuchung genommen. Dunbar und Thumm be- richten über ihre Untersuchungen des biologischen Reinigungs- verfahrens. Diese Untersuchungen erfahren eine Ergänzung durch den Reisebericht von Lindley, der die englischen Anlagen einer genauen technischen Untersuchung unterworfen hat. Vom Stand- punkte des Oulturtechnikers kritisirt Dünkelberg die Boden- filtration, wie sie bis jetzt zu diesem Processe herangezogen worden ist, und kommt dabei zu einer wenig optimistischen Auffassung der Sachlage. Wenn ich leider diesmal noch nichts Abschliessendes über diese Untersuchungen berichten kann, will ich doch nicht unterlassen, auf die im Gang befindlichen Untersuchungen hinzu- weisen, weil trotz aller Schwierigkeiten in dem biologischen Ver- fahren der Weg angedeutet scheint, auf dem man zu einer beirie- digenden Lösung der Abwässerfrage kommen dürfte.

Auf der Naturforscherversammlung in Hamburg berichtete Geitel über die Anwendung der Lehre von den Gasionen auf die Erscheinungen der atmosphärischen Elektricität. Er wies darauf hin, dass künstlich ionisirte Luft, wenn sie mit Feuchtigkeit gesättigt und expandirt wird, in ähnlicher Weise verstärkte Nebelbildung zeigt, wie es bei Anwesenheit von Staub der Fall ist. In Bezug auf die Luftelektricität fahrt er die Thatsache an, dass Niederschläge häufig negativ elektrisch sind und dass positive Ladungen während der Platzregen beobachtet werden. Diese Erscheinung wird durch die lonentheorie jetzt dem Verständniss wesentlich näher gebracht. Rubner hat Untersuchungen angestellt über die Mittel, mit denen derMensch Hitze und Kälte ohne Schaden Wider- stand leisten kann. Er fand für abnehmende Temperatur, dass

Luft. Nebel.

464

Hneppe.

Kftite und Hitze.

Erk&ltang.

Anpassung an Kälte.

die Wasserdampfansscheidong zunächst mit zunehmender Bekleidung sinkt, um bei Pelzbekleidung wieder anzusteigen. Bei höherer Temperatur in leichter Sommerkleidung ergab sich eine Vermehrung der Wasserdampfabgabe; bei 83 ^ verdunstet jedoch die unbekleidete Haut mehr Wasser als die bekleidete, was durch die mangelnde Oirculation der bekleideten Haut zu erklären ist. Für absolute Buhe ergaben sich folgende Zahlen pro Stunde:

12^ Pelzkleidung 28,6 CO2 63 H^O 26° Sommerkleidung 26,6 B3 33«» nackt 27,1 108

n

Von grossem Einflüsse ist die Alkoholaufnahme. Trotz vermindertem Kältegefühl nahm bei niederer Temperatur sowohl in trockener wie in feuchter Luft die Wasserabgabe zu. Auch bei höheren Tempera- turen war die Wasserabgabe in den Alkoholperioden gesteigert. Dies steht im Einklänge mit den Erfahrungen aus den Tropen, auf die bereits Kolb hingewiesen hatte, dass bei Enthaltung von Alkohol das Schwitzen in den Tropen in einer erträglichen Weise vor sich gehe. Kisskalt veröffentlichte Studien über die Erkältung als krankheitdisponirendes Moment. Er findet, dass arterielle Hyperämie eines Organes die Vermehrung der Bacterien begünstigt, also eine Disposition zur Krankheit schafft, im Oegensatz zur Stauungs- hjperämie. Bei Kälteeinwirkung auf die Haut kommt es nun zu einer beträchtlichen Hyperämie der inneren Organe, speciell der Bespirationsschleimhaut; diese Hyperämie geht mit einer Verminde- rung der Blutalkalescenz und der Abwehrkräfte des Organismus einher und verbessert andererseits die Emährungsbedingungen der Mikrobien, so dass etwa vorhandene Infectionserreger in den Stand gesetzt werden, sich zu vermehren und krankheitserregend zu wirken. Durig und Lode stellten in B.espirations versuchen bei wiederholten kalten Bädern fest, dass bei gesunden Thieren ein grosses, sich steigerndes Anpassungsvermögen an Wärme- entziehung besteht, welches hauptsächlich durch eine Verminde- rung der Wärmeabgabe charakterisirt ist. Der Schwerpunkt der Anpassungsvorgänge wird von den Verfassern nicht in den Muskeln und der durch sie vermittelten vermehrten Wärmeproduction, sondern in der Haut gesucht , d. h. nicht in chemischen , sondern in physi- kalischen Leistungen des Organismus. Munter präcisirt in einer Studie über die Hydrotherapie der Lungentuberculose die Bedingungen, unter denen die Hyperämie der Haut und die Kältereize zur Ab- härtung verwendet werden können. L ö f f 1 e r hatte vorgeschlagen,

Oeffentliches Sanitätswesen.

465

das Carcinom durch EinünpfuDg mit Malaria za bekämpfen, weil beide Krankheiten sich angeblich ausschliessen sollen. Diese An- nahme ist schon von mehreren Seiten als unhaltbar nachgewiesen worden. Bei Gelegenheit einer solchen Untersuchung fand Kruse, dass in Italien trotz enormer Ausbreitung der Malaria der Krebs ebenso häufig ist, wie in dem fast ganz malariafreien Preussen. Er ermittelte dabei, dass die Krebserkrankungen in ihrer Yertheilung eine auffallende Abhängigkeit von der Basse der Bevölkerung zeigten, indem die kleine ligurische Basso wenig (unter 4 bis höch- stens 6), die grossere arisch-turanische Mischrasse mehr (über 8 11 pro 10000 Lebende) Krebstodesfidle hatte.

Raase und Krankheit.

In der Ernährungslehre sind eine Beihe Ermittelungen zu vor- Eiweiss und zeichnen, welche vielleicht berufen sind, auch bei der Massen- Zucker. emahrung mitverwerthet zu werden. Die Untersuchungen von Kos sei über die stickstoffhaltigen Hexonbasen (welche im Molekel ebenso wie der Zucker 6 Kohlenstoffatome enthalten: Lysin CeH|4N202, Arginin C6H14N4O2, Hystidin Gß^^TSfi2) ^^^ deren Auffassung als Leistungskem der Eiweisskörper, an den sich die verschiedenen anderen Atomgruppen anzulagern scheinen, haben zu einer Wieder- au&ahme der Untersuchimgen über die Beziehung der Zucker- bildung zum Eiweiss gefuhrt. Im Kaltblüter führen nur die- jenigen Eiweisskörper zur Olykogenbildung, aus denen sich durch verdünnte Salzsäure eine Kohlenhydratgruppe abspalten lässt. Beim Warmblüter aber ist das nicht der Fall, und Bendix ermittelte, dass Casein und Leim, aus denen sich keine Kohlenhydratgruppe abspalten lässt, im Organismus mehr, bezüglich ebenso viel Zucker liefern, wie das Ovalbumin, aus dem sich mit Salzsäure Kohlen- hydrat abspalten lässt. 0. Loew sucht diese Zuckerbildung zu erklären, wobei er zwei Möglichkeiten ins Auge fasst: nämlich dass 1. die Gruppe CHOH abgespalten und in statu nascendi zu Glykose condensirt wird, oder 2. dass die Proteinmolekel Atomgruppen enthalten, welche ohne weitere Synthese zu Olykose umgewandelt werden, wobei allerdings die Umwandlung des Stickstoffes einige Schwierigkeiten bereiten würde. Zuntz hatte ermittelt, dass bei sonst gleicher Nahrungsmenge das Casein und Lecithin den Fleischansatz des wachsenden Organismus stärker fordern als Fleisch, und diese wichtigen phosphorhaltigen Körper für die kindliche Ernährung genauer untersucht. Weiter hat er ermittelt, in Uebereinstimmung mit früheren Versuchen von Rubner, dass von der gesammten Energie des Fettes etwa 2*1%, von der der

Jahrbuch der praetitchen Medidn. 1908. 30

466

Haeppe.

Phosphor,

Fett,

Kohlenhydrate,

Eiweiss- pr&parate.

Milch.

Kohlenhydrate 10 ^/o für die Yerdaurmgsarbeit aufgewendet werden. Wenn dem Körper ako nicht so viel Materialien zur Fettbildong zugeführt werden sollen, verdienen die Kohlenhydrate einen Vorzog, wenn es sich darum handelt, trotzdem die Sättigung herbeizuführen. Das Fett wird so, wie es resorbirt wird, ohne Um&nderung als Be- standtheil des Fettgewebes abgelagert, die Kohlenhydrate dagegen müssen erst in Fett umgewandelt werden. Weiter aber stellt es sich heraus, dass die Kohlenhydrate dem Fett gegenüber nicht nur dann einen Vortheil bieten, wenn es gilt, Fettansatz zu vermeiden, sondern auch dann, wenn Eiweissverlust zu vermeiden ist, weU die Kohlenhydrate im höheren Orade als die Fette eiweisssparend wirken. Bei arbeitenden Muskeln kann, wenn Kohlenhydrate neben ausreichenden Eiweissmengen in genügendem Maasse und richtiger Zusammensetzung gegeben werden, deshalb unter Schwund von Fett der Eiweissbestand des Körpers zunehmen. Müller und Neu- mann haben mit gut übereinstimmenden Besultaten die Resorption und Assimilation von Eiweisspräparaten untersucht, die in den letzten Jahren in den Handel gebracht wurden. Die Fleisch- präparate Tropon und Soson wurden im Darm etwas schlechter aus- genutzt als die aus Milch hergestellten, Plasmon und Nutrose. Es stellte sich aber ein grundsätzlicher Unterschied insofern heraus, als bei den Milchpräparaten in den Hauptperioden mehr Stickstoff im Harn aus- geschieden wurde, als vorher und nachher, trotz vorzü^cher Aus- nutzung im Darm, während bei den Fleischpräparaten die Stickstoff- ausfiihr im Harn in Vor-, Haupt- und Nachperioden gleich blieb. Daraus ergibt sich, dass das Milcheiweiss von Erwachsenen zwar gut resorbirt wird, aber ein Theil des Besorbirten nicht in demselben Maasse assimilirt wird, wie das Eiweiss aus Fleisch. Im ganzen ist die Ausnutzung der Präparate eine gute, und sie können sich deshalb für Beisen, zur Yerproviantirung, zur Ergänzung unter schwierigen Verhältnissen, vor allem aber in der Krankenemährung gut eignen. Volksnahrungsmittel dürften sie aber kaum werden, da sie nicht nur in Bezug auf ihre Ausnützung hinter dem frischen Fleische, wenn auch nur wenig, zurückstehen, sondern vor allem an sich nur als geschmackloses Pulver verabreicht werden können. Von ein- zelnen Nahrungsmitteln erfuhren die Milch und die Molkerei- producte eine eingehende Behandlung in der Jahresversammlung des Deutschen Vereines für öffentliche Oesundheitspflege in einem Referate von Löffler. Aus diesem Beferate und der Discusaion ergab sich in Hauptpunkten eine erfreuUche Uebereinstimmung der Ansichten. Ich möchte nur etwas schärfer betonen, dass das

Oeffentliches Sanitätewesen. 467

Pasteurisiren der Milch in einer Sitzung dnrchiulirbar ist und dadurch manche Einwendungen gegen den Betrieb pasteurisirter Milch hinfällig werden. Der ünfiig der sog. analysenfesten Markt- milch statt Vollmilch sollte mit aller Entschiedenheit bekämpft werden. Zur Zeit des Referates stand man unter dem Einflüsse des Tuberculosevortrages von Koch, der grundsätzliche unterschiede zwischen Binder- und Menschentuberculose behauptet hatte. Löffler hat sich etwas kritiklos dieser ganz unbewiesenen Auffassung an- geschlossen, die leider dazu angethan ist, alles im Molkereiwesen hygienisch Erreichte wieder hinfällig zu machen. Uebrigens ist auch der nachgewiesene Zusammenhang von Typhusepidemieen und ge- legentlicher anderer Seuchen mit dem Genüsse inficirter Milch so sichergestellt, dass schon aus diesem Ghninde besondere Vorsichts- maassregeln nothwendig erscheinen. Mai gibt eine Uebersicht über die Vorgänge bei der Fäulniss von Fleischwaaren, bei Fleisoh. der er vier Stadien unterscheidet. Im 1. findet eine Steigerung der Ammoniakmenge statt, im 2. treten nachweisbare Mengen von Amin- basen auf, besonders Trimethylamin und Amidosäuren, im 8. bereits durch den Geruch gekennzeichneten Stadium verschwinden die Amidosäuren; an ihrer Stelle treten die Fettsäuren auf, weiter Indol, Skatol, Ptomaine. Im 4. Stadium treten die Endprodncte der Zer- setzung, insbesondere Ammoniak auf. Eine Ergänzung dieser Unter- suchung der chemischen Seite findet statt durch eine Untersuchung von Mayer über den Keimgehalt des Hackfleisches. Es ist begreiflich, dass bei der leichten Zersetzlichkeit des Fleisches die Oonservirungsmittel sehr beliebt sind, einerseits um das Conser- Fleisch wirklich vor Zersetzung zu bewahren, andererseits um be- ^*\'{?? reits verdorbenem Fleisch das Aussehen von frischem zu verleihen. Kister, Lange, Stroscher haben im ganzen übereinstimmend ermittelt, dass die sog. Präservesalze einerseits Fleisch nicht sicher conserviren, Hackfleisch gamicht, wohl aber dem Fleische eine rothe Farbe ertheilen, die den Käufer über die Natur des Fleisches täuscht, imd dass sie infolge des Gehaltes an schwefliger Säure und schwefligsauren Salzen dem Fleische sogar gesundheits- schädliche Eigenschaften verleihen können. Borsäure und Bor- präparate sind nach den Thierversuchen durchaus nicht als unschäd- lich zu bezeichnen. Ihre wasserentziehende Kraft ist gering; sie lassen die Consistenz des Fleisches unverändert und verrathen sich nicht durch den Geschmack, sind also im Stande, den Käufer über den Charakter des Fleisches vollständig zu täuschen. Das Verbot derartiger Oonservirungsmittel ist deshalb hygienisch vollständig ge-

468 Hueppe.

rechtfertigt, und es ist schwer yerständlich , weshalb bei Verbot solcher Manipulationen im Inlande den amerikanischen Exporteuren dieser Zusatz gestattet sein soll. Das Verhalten eines gewissen Theiles der deutschen Presse, welcher die Interessen der internatio- nalen Nahrungsmittelftlscher ohne Bücksicht auf unsere einheimische Verhältnisse wahrnimmt, muss einen betrübenden Eindruck machen.

Kaffee. Von Reizmitteln hat der Kaffee und seine Ersatzmittel durch Nicolai eine monographische Bearbeitung erfahren, die sich zu einem Auszuge kaum eignet. Verfasser betont besonders die Nachtheile des KafiPees in der Volksemährung und redet einem Er- satze durch Oetreidepräparate und einer Umgewöhnung das Wort

Alkohol. Die Frage, wie weit Alkohol als Eiweisssparer anzusehen ist, hat zu einer Controverse zwischen Neumann und Bosemann ge- führt, aus der sich ergibt, dass unter den gewählten Versuchs- anordnungen der Alkohol thatsächlich eiweisssparend wirken kann; aber es geschieht dies doch nur unter Bedingungen, bei denen die GtifWirkung des Alkohols in Betracht kommt. Wenn man in diesem Sinne Alkohol als Nahrungsmittel ansprechen will, so müsste man eigentlich die Aufgabe der Ernährung in der Entgiftung des Körpers sehen, und in der That ist ja auch diese sonderbare Auf- fassung schon ausgesprochen word^i. Wer in der Ernährung das Mittel zum Erhalten des Körperbestandes und zur Energiegewinnung sieht, und das dürfte wohl die Auffassung des Physiologen, Hy- gienikers und aller Leute mit gesundem Menschenverstände sein, wird ein Mittel, welches nur Eiweiss spart, wenn es gleichzeitig vergiftet, nicht als Nährmittel im üblichen Sinne betrachten. Dass im Kampfe gegen den Alkoholmissbrauch manche üebertreibungen unterlaufen und manche Gründe sich durchaus im Bahmen mono- maner Vorstellungen bewegen, hat der Antialkoholcongress in Wien wieder gezeigt, und Benedikt hat diese Kampfesweise der Alkohol- gegner kritisch beleuchtet. Es ist bedauerlich, dass die maasslosen Üebertreibungen der Antialkoholiker der guten Sache vielleicht mehr schaden als nützen und dass gegenüber den kleinen Errungenschaften nur festzustellen ist, dass der Alkoholconsum noch fort und fort im Steigen begriffen ist. Das rein negative Kampfmittel des Verekehis nützt erfahrungsgemäss sehr wenig, wenn man nicht einen positiven Ersatz schafft, der vom Missbrauche wegfuhrt. Das einzige Mittel durchgreifender Art liegt erfahrungsgemäss in der Pflege der Körperübungen, die wieder zu einer Volkssache werden müssen. In Bezug auf Körperübungen liegt im Berichtsjahr eine schöne Untersuchung von Zuntz und Schumburg vor, aus der ich her-

Oeffentliches Sanitätswesen. 469

vorheben möchte , dass die froher erwähnten Beziehungen über Alkohol und Muskelansatz und Fettverbrauch eine deutliche Illuetration erfahren. Körper Bei der Pflege der Körperübungen vermissen wir leider die Unter« Stützung von Aerzten noch sehr viel. Manche Aerzte scheinen ihre Aufgabe darin zu sehen, die Nachtheile der Uebertreibungen her- vorzuheben, worunter dann die Förderung des richtigen Betriebes und eine genügende Ausdehnung fast immer leidet. Für die Ge- schäftsdreiräder fordert Proeis bei ihrer Verwendung durch halb- erwachsene junge Leute eine Beihe von Einschränkungen, denen man zum Theile beistimmen kann.

Dölger bringt eine hübsche Zusammenstellung über den Ein- fluss der Stockwerke der Wohnimg auf die Gesundheit in den Wohnimg. grossen Städten, ohne Neues mitzutheilen. Der deutsche Verein fär Gesundheitspflege Hess in seiner Jahresversammlung in Bestock durch Genzmer und Weyl Beferate über die Strassenbe- Strasse, festigungsmaterialien und den Einfluss der verschiedenen Arten der Strassenbefestigung auf die Gesundheit erstatten, auf welche ich wenigstens an dieser Stelle verweisen will.

Belenchtimg. Bang bringt eine sehr gute Zusammenstellung Licht: über die Bedeutung des Lichtes in physiologischer Hinsicht, wobei B^JJJoricidie, er auch die Bactericidie genauer erläutert. Bei allgemeiner Licht- behandlung durch Sonnenbäder werden gleichzeitig oft Bäder Sonnenbäder, und Abhärtungscuren oder besondere diätetische Curen mit in Be- tracht gezogen. Die Allgemeinbehandlung mit elektrischem Bogen- und Glühlicht wirkt nur durch die Wärmestrahlung, während bei Finsen's localer Lichttherapie die Wärmestrahlen ausgeschlossen werden und gleichzeitig eine Gompression der beleuchteten Gewebe stattfindet, um das Blut wegzudrücken, welches von allen lebenden Geweben das Licht am stärksten absorbirt, und um die Dicke der zu durchdringenden Gewebsschichte zu verringern. Diese Methode hat in der Behandlung des Lupus ganz ausgezeichnete Erfolge zu verzeichnen. Von Bang selbst wurde auch zu diesem Zwecke eine transportable Lampe mit Eisenelektroden construirt. Die Unter- suchungen, die durch die Finsen-Methode hervorgerufen sind, haben für das Verständniss der Lichtwirkung und der Beleuchtung manchen Fortschritt gebracht. Li Berlin wurde im vorigen Jahre der erste Versuch gemacht, die Lichtbäder im Freien in Verbindung mit Körperübungen planmässig einzufahren. Dies ist wohl der einzige Weg, um diese Therapie, die Rikli eingefohrt hat, zu einer

470

Hueppe.

wirklich volkshygienisohen Sache zn machen. Wedding erörterte in übersichtlicher Weise den wirthschaftlichen Werth der Kflnfltiiohe verschiedenen Arten der künstlichen Beleuchtung. Hier- Belenchtnng. j^^j nimmt er als Einheit den Preis, den eine Flamme in einer Stande erfordert, reducirt aber nicht auf eine einheitliche Licht- stärke, etwa 10 Meterkerzen (MK), weil jede Lichtquelle in dieser Hinsicht ihre Besonderheiten hat, die nur aus dem besonderen Zwecke beurtheilt werden können. Starke Lichtquellen für Strassen- beleuchtung kann man nicht mit schwächeren Lichtquellen f&r die Beleuchtung eines Arbeitsplatzes in Vergleich stellen. So liefert z. B. ein gewöhnliches Olühlicht mit Kohlenfaden 16 MK, welche 2,64 Pf. pro Brennstunde kosten, während Bogenlicht 600 MK bei einem Preise von 14,2 Pf. liefert. Spiritusglühlicht und Petroleum* licht liefern 30 MK bei einem Preise von 2, bezüglich 2,2 Pf., Gas- glühlicht 50 MK bei einem Preise von 1,3 Pf. Bei einem Vergleiche von OasglühUcht mit elektrischem Olühlicht liefert das letztere noch nicht die halbe Lichtstärke, es ist also, da es doppelt so viel kostet, etwa 4mal so theuer. Es wird also wirthschafUich zu überlegen sein, ob die durch die Flamme anzustrebende Helligkeit durch das betreffende Licht zu beschaffen ist. Für Schulen hat H. Cohn ursprünglich als Minimum för einen Platz 10 MK bei difßisem Tageslicht verlaogt, während man für die Tagesbeleuchtung die Forderung allmählich wohl auf 50 MK steigern muss. Wir werden im Durchschnitt bei künstlicher Beleuchtung 20 25 MK im Mini- mum fordern müssen und mit 50 MK imser reichliches Auskommen finden. Wenn wir derartige Gesichtspunkte mit in Erwägung ziehen, 80 wird der wirthschafbliche Werth der künstlichen Beleuchtungs- arten von vielen Nebenumständen mit abhängen, und die Neben- vortheile des elektrischen Glühlichtes werden sicher etwaige pecuniäre Nachtheile übercompensiren. Der in Aussicht stehende Elampf zwischen der Nemst-Lampe und den neuen OsmiumflUlen von Au er ist practisch noch kaum in die Erscheinung getreten. Durch Cohn wurde ein neuer Lichtprüfer filr die Tagesbeleuchtung an Arbeits- plätzen bekannt, den Wingen erdacht hat. Als Grundlage dient die Bräunung, welche Ghlorsilberpapier (Aristopapier) nach einer Stunde an einem Platze erfährt, von dem vorher ermittelt war, dass er 50 MK Beleuchtung zeigte. Die stärkere oder schwächere Bräunung an anderen Plätzen gibt dann sofort einen sicheren Hinweis, ob die verlangten 50 MK an einem Platze vorhanden sind oder nicht. Ausserdem hat Wingen ein Photometer constroirt, welches eine Vereinfachung des Weber'schen darstellt, indem innerhalb des

Messang

von

Tageslicht

OefiEentlichea SaiiilAisweaen.

471

Auge and Beruf.

Gas oder

Kastens durch eine von aussen regulirbare Benzinflamme die Hellig- keit von 10 oder 50 MK hervorgerufen wird, mit der das Tages- licht ausserhalb des Kastens mit Hülfe von rothen Oläsem verglichen wird. Badziejewski hat in der Berliner Gesellschaft für öffent- liche Gesundheitspflege einen Vortrag gehalten über Auge und Berufswahl, in dem er die Anforderungen an die Sehschärfe präci- sirte, welche die einzelnen Berufsstände erfordern, und auf den ich wegen der Einzelheiten verweisen muss. Körting ist der Ansicht, dass fiir die städtischen Beleuchtungen das Steinkohlenleucht- gas den Vorzug vor dem Wassergas verdient, gleichgültig, ob das ^'»s»«"^«?**^ letztere carburirt wird oder nicht, was Strache allerdings bestreitet. Mir scheint die Sache so zu liegen, dass für die directen Beleuch- tungszwecke die Preise des Wassergases im aUgemeinen zu hoch sein dürften. Für Kochzwecke dürfte jedoch ein nicht leuchtendes Gas manche Vortheile bieten, und so lange man noch an der Gas- beleuchtung festhält, wird diese Seite der Frage nicht aus dem Auge zu lassen sein, weil die Kohlenfeuerungen in den Küchen ganz wesentlich zu der Bauch- und Russplage beitragen.

Heizung und Ventilation. Oslender berichtet über die Fort- schritte auf dem Gebiete centraler Heizungs- und Lüftungs- anlagen für Wohnhäuser und öffentliche Gebäude in dem letzten Jahrzehnt. Die Erfindung der Niederdruckdampfheizung schreibt er nicht Bechem sondern Käuffer zu. Er verlangt die Beseiti- gung der Leuchtgaswerke, weil dieselben den Wohlfahrtsbestrebungen unserer Zeit entgegenarbeiten und bei dem heutigen Stande der Beheizungs- und Beleuchtungstechnik überflüssig sind. Für die Heizungs- und Lüftungsanlagen ist die vollständige selbstthätige Regnlirung in den Aufenthaltsorten zu verlangen. Den Lüftungs- anlagen ist in Schulen, Krankenhäusern und Versammlungsräumen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als es in der letzten Zeit üblich war, und ein Mindestluftwechsel durch die Art der Einrichtung und den Betrieb zu erzwingen.

Centrale

Heizung

und

Ventilation.

Epidemiologie. Bei Gelegenheit einer Milzbrand infection bei Milzbrand. Menschen hatte Lange angegeben, dass der Nachweis der Bacillen durch Verimpftmg auf Mäuse gelang, während die Gulturen ver- sagten. Demgegenüber theilt C. Fraenkel seine Erfahrungen mit, dass die Impfung unter derartigen Verhältnissen im allgemeinen von der einfachen Züchtung auf gewöhnlichem Nährboden an Sicher- heit übertroffen wird, so dass man denmach in zweifelhaften Fällen

472

Hueppe.

immer beide Methoden anwenden muss. Schottelius berichtet Beobachtungen über seine Beobachtungen über Pest, die er in Bombay 1900 ge-

über Pest, macht hat , nnd gibt besonders eine Beihe von Einzelheiten über die Herstellung der verschiedenen Pestlymphen, von denen das Senun von Lustig als Heilserum, die Lymphe von Hafkin als Schutz- impfsto£P, das Serum von Boux als Schutz- und Heilstoff Ver- wendung finden sollen. Eine ganz objective Elärung über den Werth dieser verschiedenen Lymphen ist zur Zeit noch nicht zu erreichen. Literessant sind einige Einzelheiten über die Mortalität der verschiedenen Bässen, welche bei den Europäern 30 40®/«, bei den Hindus der unteren Kasten 75 ^8B*^/o beträgt, während sich die anderen dazwischen gruppiren. Hausinfection wurde nicht überall in den Spitälern beobachtet, und diese Erfahrung dürfte wesentlich zur Beruhigung beitragen. Der grosse Bericht der indischen Regierung bringt ft&r den Fachmann ausserordentlich werthvoUes Material, ist aber selbstverständlich zu einem kurzen Auszuge ganz ungeeignet. Man kann wohl jetzt schon mit grosser BeruhiguDg aussprechen, dass Europa von der Pest wenig zu fiirchten haben wird, wenn nur die bescheidensten sanitären Maass^

Diphtherie, nahmen durchgeführt werden. In der Diphtheriefirage hat sich Behring in einer Weise geäussert, welche auffallen musste. Die ganzen bacteriologischen Feinheiten, welche in den letzten Jahren ausgearbeitet wurden, treten bei ihm mehr und mehr in den Hinter- grund, so dass er fast denselben Standpunkt einnimmt, den zuerst Oottstein ihm gegenüber früher verfochten hatte. Bei Gelegenheit einer Debatte über die Diphtherie im Prager deutschen Aerzte- verein machte Altschul mit vollem Rechte darauf aufinerksam, dass der Einwand Gottstein 's, nach dem wir jetzt in einer Periode der abnehmenden Diphtherie stehen, gewiss berechtigt sei. Er führte eine interessante Analogie aus Böhmen an. Während nämlich Pocken. in Böhmen noch vor wenigen Jahren schwere Pockenepidemieen vorkamen, waren die letzten Jahre fast pockenfrei, trotzdem die Impfung bei Mangel eines Gesetzes so ungenügend durchgeführt wird, dass mindestens 40% Impfrenitente vorhanden sind, also reich- lich für infectionsfkhiges Material gesorgt ist, wenn nicht im Charakter der Elrankheit selbst eine Aenderung im Sinne einer

Tabercuiose. natürlichen Abnahme vorhanden wäre. Die Tuberculose als Volkskrankheit wurde auf dem Tuberculosecongress in London und auf der deutschen Naturforscherversammlung in Hamburg verhandelt Die Verhandlungen der Tuberculosecommission sind bereits er- schienen; über den Londoner Gongress liegen Berichte vor im

Oeffentliches Saniiätswesen. 473

Lancet und British medical JoumaL Der Londoner Gongress war dadurch gekennzeichnet, dass Koch auf demselben die Ansicht auf- stellte, dass die Rindertuberculose von der Menschentuberculose toto coelo aus einander zu halten sei, dass deren Erreger verschiedenen Arten angehörten, dass Rindertuberculose nicht auf den Menschen, Menschentuberculose nicht auf das Bind übertragbar sei. Dass Yirulenzunterschiede bestehen, war besonders von amerikanischen Forschem ermittelt worden, und Salmon erhebt in dieser Be* Ziehung Prioritätsansprüche. Bei dieser Frage war ganz übersehen worden, dass Hueppe schon lauge bewiesen hatte, dass wenn man Tuberkelbacillen auf einer Wirthsspecies die höchste Virulenz ver- leiht, sie dann fär eine andere Species viel weniger virulent sein kann, dass die Virulenz und Haftungsfähigkeit nicht nur von der Gtiffcbildung , sondern auch von dem gesammten Stoffwechsel ab- hängt, dass also neben den Bacterien und ihrer Virulenz auch die natürliche Disposition der Thierrassen zu beachten ist. Einen neuen Beweis hierfür hat Karlinski erbracht, indem er zeigte, dass Menschenbacillen beim bosnischen Rinde haften, während Heller mittheilte, dass Rinderbacillen auch beim Menschen haften können. Die engUschen und französischen Autoren haben sich auf denselben Standpunkt gestellt wie Hueppe, und in dieser Beziehung muss wenigstens angegeben werden, dass Lister, Crookshank, Mo Fadyean, Shennon, Brouardel, Arloing die Haltlosigkeit der Argumente von Koch sofort erkannten. Die Vermuthung von Hueppe, dass die Rindertuberculose durch andere Säugethiere, vielleicht durch das Schwein, virulenter für den Menschen werden könne, lässt sich experimentell nicht prüfen, das umgekehrte Verhält- niss hat aber Behring bereits experimentell bewiesen, dass nämlich Menschenbacillen durch den Ziegenkörper so verändert werden, dass sie bei dem Rinde vorzüglich haften. Flügge und seine Schüler Heymann, Nenninger, Steinitz und Herr haben den Li* fectionsmodus mit Tuberkelbacillen durch Athmung und die Be- kämpfung der Bacillen besonders mit Rücksicht auf das Molkerei- wesen eingehenden Untersuchungen unterworfen, welche geeignet sind, Uebertreibungen entgegen zu treten. Die Erblichkeit bei Erblichkeit der Tuberculose wurde von Martins dadurch ganz wesentlich ge- ^^^

fordert, dass er zeigte, wie die Frage richtig gestellt werden muss, was zur Vererbung komme, dass placentare Lifection und germinative Keimübertragung mit der Vererbung im engeren Sinne nichts zu thun hat. Riffel fuhrt den Nachweis an fünf Oenerationen, dass die Nachkommen eines bestimmten tuberculösen Paares die Anlage

474

Hueppe.

Oewebs- dispositioB.

Tubercnlose

und Körper-

flbnngen.

zur Tubercnlose vererbten, während die Nachkommen eines anderen aber gesunden Paares trotz gleicher Infectionsgefahr frei blieb^L Auch Baumgarten brachte einen experimentalen Beweis für die Bedeutung der Oewebsanlage. Von der Blase aus inficirte ELaninchen bekamen typische Lungenspitzentuberculose. Nach diesen Ermitte- lungen wird wohl niemand mehr ernsthaft die Bedeutung der Krankheit San läge ffär den Ausbruch der Tubercnlose bestreiten können; es ist unmö^ch, die Bedeutung derselben für das Ent- stehen dieser Volksseuche Ifinger zu ignoriren. In Erkenntniss dieser neueren Ermittelungen hat Schmidt in der Bichtung, in der früher schon Hueppe auf die Volksgesundung durch Volksspiele hin- gewiesen hatte, die Bedeutung der Körperübungen als Kampf- mittel gegen die Tubercnlose dargelegt.

Lltteratnr.

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OefiPenÜiches Sanitätewesen. 475

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V.

Aerztliche Sachverständigentliätigkeit

Von Dr. Pappe , Privatdocent und königl. Gerichtsarzt , und Dr. Artli. Sebnls^ Assistent der Ünterrichtsanstalt für Staatsarzneikonde

an der Egl. Universität in Berlin.

Das Jahr 1901 bildet einen Markstein in der Geschichte des forensischen Blutnachweises. Es hat uns die Lösung eines der wichtigsten Probleme der gerichtlich-medicinischen Forschung ge-

ForenBische bracht: die Unterscheidung verschiedener Thierblui-

*^teV ö-rten von einander, insbesondere des Menschenblntes

Scheidung von dem Blute der übrigen Säugethiere. Diese hoch-

von Thier- bedeutsame Errungenschaft knüpft an an die Namen Uhlenhuth,

Menschenbiut. Wassermann-Schütze und Stern, die gleichzeitig und unabhängig von einander dieser Aufgabe sich zuwandten und sie auf biologischem Wege gelöst haben. Uhlenhuth hatte im Jahre 1900 Versuche darüber angestellt, ob in dem Serum von Kaninchen, die er mit Eiereiweiss vorbehandelte, specifische Antikörper sich entwickelten, mit Hülfe deren sich die Eiweissstoffe verschiedener Vogeleier diffe- renciren liessen. Durch diese Untersuchungen angeregt, trat er der Frage näher, ob es nicht möglich sei, mit Hülfe der biologischen Methode auch die verschiedenen Blutarten von einander zu unter- scheiden. So gelangte er zu seiner Entdeckung, deren Veröffent- lichung die der gleichartigen Entdeckung der anderen Autoren auf dem Fusse folgte. Wassermann und Schütze nahmen auf die Ergebnisse von Bordet und Tschistovitsch Bezug, wonach nach der Einverleibung von rothen Blutkörperchen einer fremden Thier- species in dem Serum des damit vorbehandelten Thieres Stoffe ent- stehen, welche die rothen Blutkörperchen des zur Einspritzung ver- wandten Blutes und nur dieses Blutes zusammenballen und zur Auflösung bringen. Sie hatten hierauf den Plan gegründet, eine specifisch forensische Methode zur Unterscheidung von Thier-

Aerztlicbe Sachverständigenthätigkeit. 477

und Menschenblnt ausznarbeiten. Auf diesem Wege waren sie in- dess zu keinem befriedigenden Ergebniss gelangt, und so hatten sie ein anderes Verfahren gewählt, auf das von jenen Autoren auch schon hingewiesen war, und dieses föhrte sie zum Ziele. Sie konnten feststellen, dass nach Injection von thierischen Flüssig- keiten sich im Serum von Kaninchen Stoffe bildeten, welche streng specifischer Natur sind, d. h. nur wieder auf die Eiweiss enthaltende Flüssigkeit wirkten, welche zur Injection verwandt war. Stern war ebenfalls von jenen Arbeiten ausgegangen und durch einen ähnlichen Gedankengang zu seiner Entdeckung gelangt. Danach ge- staltet sich der biologische Blutnachweis wie folgt: Es werden einem Kaninchen in mehrtägigen Intervallen 10 com defibrinirtes Blut in die Bauchhöhle injicirt (Uhlenhuth), oder 10 ccm Blut- serum subcutan (Wassermann und Schütze, Stern). Nachdem das Thier in etwa 3 Wochen 50 60 ccm erhalten hat, ist es so weit vorbereitet, dass sein Serum von genügender Wirksamkeit ist. Dieses wird durch Entbluten und Abstehenlassen gewonnen. Die Anstellung der Beaction geschieht alsdann in der Weise, dass man das zu untersuchende Blut mit physiologischer Kochsalzlösung so weit verdünnt, dass die Lösung lackfarben wird. Zu etwa 2 ccm dieser Lösung fugt man in kleinen Beagenzgläschen 8 12 Tropfen des Serums hinzu. War dieses zu der entsprechenden Blutart hinzugesetzt worden, so tritt schon beim Zusatz oder doch in we- nigen Minuten eine Eiweisstrübung auf, und zwar zunächst, da das Serum als specifisch schwerer zu Boden sinkt, an der Grenze zwischen ihm und der üntersuchungsflüssigkeit. Beim Schütteln nimmt dann die ganze Lösung eine gleichmässige Trübung an, die sich beim Stehen am Orunde und an den Wänden des Glases in Flocken absetzt. Die lebhafte Discussion, die sich an diese Veröffentlichungen an- schloss, hatte das erfreuliche Ergebniss, dass von allen Seiten die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Methode bestätigt wurde. Gon- trollversuche , die mit dem Blute verschiedenster Thiere angestellt wurden, bewiesen, dass immer nur in dem Blute eine Trübung ent- stand, mit dem das Kaninchen vorbehandelt war. Allerdings galt diese Begel nicht ohne Einschränkungen. Stern hatte schon dar- auf aufmerksam gemacht, dass man mit dem Serum eines Kanin- chens, das mit Menschenblut vorbehandelt war, auch eine schwache Trübung in Affenblut erhält, und ähnliche Beziehungen konnte Uhlenhuth zwischen anderen Thierarten feststellen, so zwischen Schwein und Wildschwein, Pferd und Esel, Fuchs und Hund, Hammel, Ziege und Bind. Erwägt man aber, dass zwischen den

478 Pnppe und Schulz.

genannten Tliierspecies verwandtschaftliche Beziehungen bestehen, so erweisen sich jene Ausnahmen von der Begel nur als scheinbare, es wird durch sie gerade die besondere Feinheit der Methode be- wiesen. Ziemke suchte den biologischen Blutnachweis den spe- ciellen Verhältnissen der gerichtsärzilichen Praxis anzupassen, in der es sich meist um angetrocknete Blutspnren oft schon von län- gerem Alteic handelt. Er erzielte dort, wo physiologische Kochsalz- lösung den Blutfarbstoff nicht mehr eztrahirte , mit 0,1 °/o Soda- lösung noch gute Resultate. Bei alten Blutflecken, welche auch unter Anwendung der Sodalösung auf Serumzusatz keine Trübung mehr zeigten, bediente er sich mit Yortheil der concentrirten Gyan- kaliumlösung , nur war es hier nöthig, die Alkalescenz erst abzu- stumpfen. Dies geschah am zweckmässigsten durch Zusatz von krystallisirter Weinsäure in Substanz bis nahe zur Neutralisations- grenze. Bei sofortigem Abgiessen erhielt er dann durch Filtriren eine schwach alkalisch reagirende, klare, gelbroth gefärbte Flüssig- keit, an der er mit Erfolg die Reaction anstellte. Das Serum eines Menschenblutkaninchens gibt eine Reaction auch mit sonstigen eiweiss- haltigen menschlichen Ausscheidungen , z. B. mit Pleura- und Peri- tonealexsudat, in eiweisshaltigem Urin u. s. w. Durch Einverleibung dieser Flüssigkeiten gewinnt man ebenfalls ein specifisches Serum. Dieudonnö wies nach, dass der Ausfall der Reaction hier nicht immer der gleiche ist. Die Fällung ist am stärksten in deijenigen Flüssigkeit, mit welcher das betreffende Serum gewonnen wurde. Für den Blutnachweis specieU zu forensischen Zwecken ist deshalb nur ein durch Injection von Blut oder Blutserum gewonnenes Ka- ninchenserum zu empfehlen. Eine Unterscheidung von Thier- imd Menschenblut schlägt Moser vor auf Grund der Formverschieden- heit der Hämoglobinkrystalle der einzelnen Blutarten. Es sollen nur die Hämoglobinkrystalle des Pferdeblutes eine gewisse Aehn- lichkeit mit denen des Menschenblutes haben. Diese Methode ist einmal wegen der in Blutflecken bald eintretenden Umwandlung des Blutfarbstoffes nur eine beschränkte. Dann bedarf sie aber noch der weiteren Durcharbeitung, namentlich mit Rücksicht auf das von Moser geftmdene abweichende Verhalten der Hämoglobinkrystalle des menschlichen Placentarblutes. Bessere Gewähr zur Unterscheidung von Thier- und Menschenblut bietet Magnanimi's von Ziemke modificirte Methode, die sich auf die ungleiche Resistenz des Blut- farbstoffes verschiedener Thiere gegen Alkalien gründet Es kann nur der Umständlichkeit und Schwierigkeit ihrer Ausfuhrung zuzuschreiben sein, wenn sie bisher wenig Beachtung fand. Diesem

AerzÜiche Sachverstfindigenthätigkeit. 479

üebelstande hat Ziemke durch Vereinfachung des Verfahrens ab- geholfen. Wie die von ihm im Anhange gebrachten Belege be- weisen, bewährt sich die Methode durchaus, wenn sie auch bezüglich der allgemeinen Anwendung nicht mit dem biologischen Verfahren concurriren kann. Die im Jahre 1898 von Siefert empfohlene Guajak-Wasserstoffsuperoxyd-Keaction hat den Nachprü- Biat- fiingen nicht Stand gehalten. A. Schulz wies nach, dass ihr in ^^ ^^"' mehr als einer Hinsicht schwere Mängel anhaften, dass durch die Versuchsanordnung schon allein ihre Unzulänglichkeit bedingt ist. Die Kratter'sche Hämatoporphyrinprobe versagt dann, wenn eine gleichzeitige Verkohlung grösserer Mengen organischer Sub- stanz durch die Schwefelsäure stattfindet, da alsdann die rothe Farbe des Hämatoporphyrins verdeckt und die Erkennung des charakte- ristischen Spectrums unmöglich gemacht wird. Ziemke schaltet diesen störenden Einfluss der organischen Substanz durch die nach einem besonderen Verfahren geübte Darstellung des alkalischen Hämatoporphyrins aus. In seinen Untersuchungen über Hämin- krystalle kommt Wacholz zu dem Ergebniss, dass sie sich mit Hülfe aller starken Mineralsäuren und organischen Säuren gewinnen lassen, wenn dieselben mit Alkohol (90 95 ^/o) angewandt werden. Am besten eignet sich eine Mischung von Alkohol und concentrirter Schwefelsäure (1 : 10000), oder von Alkohol und Milch- bezw. Essig- säure zu gleichen Theilen. Die Anwendung einer solchen Mischung hat auch den Voriheil , dass sie in der Hand eines Ungeübten früher aufkocht als reine Essig- oder Milchsäure, wodurch die Beac- tion nicht so leicht vernichtet werden kann. Eine Spontanbildung von Häminkrystallen aus faulendem Blute, wie sie Dragendorf f für möglich hielt und Dvornitschenko beobachtete, hat Wacholz selbst nicht feststellen können. Einer bis dahin noch nicht in Angri£F genommenen Aufgabe, der quantitativen Bestimmung Quantitative der ausserhalb des Körpers gefundenen Blutmenge, sind Strass- ^^°^ mann und Ziemke näher getreten, zunächst was Kleidungsstoffe, speciell Leinewand betrifft. Für frische Blutdurchtränkungen, etwa die erste Woche, solange das Oxyhämoglobin sich noch nicht ver* ändert hatte, bewährte sich die Extraction durch destillirtes Wasser mit colorimetrischer Bestimmung der Lösung; die berechnete Menge kam der wirklich vorhanden gewesenen sehr nahe; es ergab sich eine Abweichung von höchstens 15 ^/o. Für ältere Blutdurchträn- kungen empfahl sich am meisten die Bestimmung der Trocken- substanz. Die Fehlergrenzen betrugen hier höchstens 20 ^/o. Die äussere Veranlassung zu diesen verdienstvollen Untersuchungen gab

480

Puppe und Schulz.

Forensischer

Samen-

nachweis.

Forensische Bedeutung

der Lochien.

Gewaltsame

Todesarten :

Erhängungs-

tod.

Erfrierung.

den Verfassern der Polnaer Mordprocess mit seinem durch die r^GDr seits der Grenzen der ezacten Wissenschaft" stehenden Ghitachten der gerichtlichen Sachverständigen gen&hrten Wafanglaaben des B.itualmordes. Bocarius gibt auf Grand eigener üntersachnngen und der anderer Autoren sein ürtheil über die forensische Bedeu- tung der Florence'schen Beaction in demselben Sinne ab, in dem sich schon ihr Entdecker äusserte: sie kann nur dazu dienen, in kurzer Zeit die Flecken herauszufinden, die auf Samen verdächtig sind. Die Reaction ist also nur beweisend, wenn sie negativ aus- fSXLt ; dann liegt Samen bestimmt nicht vor. Einen positiven Ausfall gaben ausser menschlichem Sperma auch Thiersperma und zahlreiche andere Objecto ohne Samennatur pflanzlichen und thierischen Ur- sprungs, wie Flecken von Leberaufgüssen von Mensch, Hund, Ochs, Kaninchen, femer Fäces, Quetschspuren von gewissen Spinnen und Asseln, gewisse Theüe und Producte von Pflanzen. üeber den Werth der Lochien für die Diagnose der stattgehabten Geburt äussert sich Brouha. Während der ersten Tage sind dieselben vorwiegend aus rothen Blutkörperchen gebildet, Epithel- zellen oder Deciduazellen sind selten. Um den 9. bis 10. Tag ist das genitale Secret fast ausschliesslich aus Epithelzellen gebildet. Unter ihnen Deciduazellen mit Sicherheit zu erkennen, ist nicht möglich. Es gibt deshalb im Secrete des Wochenbettes kein be- sonderes Merkmal, welches eine zuverlässige Unterscheidung von anderen vaginalen Ausflüssen gestattet. Immerhin gelang es Brouha, im Secret der Gebärmutter, das er unter besonderen Oautelen der Oervix entnahm, in der grossen Mehrzahl der Fälle typische Decidua- zellen nachzuweisen. Ihr Befund würde also unter Umständen eine vortheilhafte Ergänzung des sonstigen Befundes sein.

Die Frage nach der Bedeutung des Vagus für den Erhängungs- tod war bisher eine offene. Placzek ist derselben nach der anatomischen und physiologischen Seite hin näher getreten, mit dem Ergebniss, dass auf mikroskopischen Serienschnitten eine Druckspur an keiner Stelle zu erkennen ist und dass auch die Annahme einer fiinctioneUen Schädigung durch den Strangulationsdruck, die schon theoretisch in Anbetracht der geschützten Lage der Vagi wenig glaublich erscheint, durch nichts gestützt wird. In einer umfang- reichen Arbeit berichtet Giese über experimentelle Untersuchung bei Erfrierung. Er kommt zu interessanten Ergebnissen, nament- lich der Blutuntersuchung, bekennt aber, dass dieselben leider keinen Gewinn fär die practische gerichtliche Medicin bedeuten. Der G^ richtsarzt bleibt nach wie vor bei der Beurtheilung einer erfrorenen

Aerztliche Sachverständigenthätigkeit.

481

Leiche auf die Kenntniss der begleitenden Umstände angewiesen. Das Studium der Arbeit, mit ihrer Fülle von Einzelheiten, die im engen Bahmen eines Referates nicht wiedergegeben werden können, sei denjenigen, die sich für die wissenschaftliche Seite der Frage interessiren , angelegentlichst empfohlen. In einem sehr lesens- werthen Aufsatze äussert sich Thiemich über plötzliche Todes- Plötzliche fälle im Kindesalter. Die den Gerichtsarzt hauptsächlich interessi- Todesftile renden Fälle, in denen die Section nicht die gewünschte Aufklärung Kindesalter. über die Erkrankung bringt, welche den unerwarteten Tod hervor- gerufen hat, werden ausfuhrlich besprochen. Pal tau fs Lehre vom Status lymphaticus findet in Thiemich einen entschiedenen Gegner. Er betont die Bedeutung der Ernährung für das Zustandekommen desselben unter Berufung auf die Thatsache, dass ausschliesslich an der Brust genährte Kinder von dieser Affection verschont bleiben, wobei er allerdings die Frage offen lässt, wie der Zusammenhang zwischen den Ernährungsstörungen und dem plötzUchen Tode zu denken sei. Die bisherige Anschauung ging dahin, dass der posi* tive Ausfall der Lungenprobe nicht unbedingt beweisend för Einflnss der stattgehabtes Athmen ist, da derselbe auch durch Fäulniss vorge- F&uiniBs täuscht werden kann. Zu dieser Auffassung hatten sich Bor das Langen- und Descoust in directen Widerspruch gesetzt, welche behaupteten, soh^immprobe. dass die Fäulniss bei Neugeborenen, welche nicht geathmet haben, das speciiische Gewicht der Lungen nicht verändere, dass folglich die Fäulniss nicht zu einer irrthümlichen Auffassung der Resultate der Lungenschwimmprobe fuhren könne. Lebrun hatte dem noch hinzugefugt, dass man Fäulnissblasen auf der Oberfläche der Lungen nur dann vor&nde, wenn dieselben geathmet hätten. Ungar ist in eine Prüfung dieser Sätze eingetreten, und wenn er auch auf Grund eigener Versuche noch zu keinem abschliessenden Urtheil gekommen ist, so dass er zu weiteren Untersuchungen glaubt anregen zu sollen, so hält er sich doch fiir berechtigt, auszusprechen, dass jene Lehren für die grosse Mehrzahl aller Fälle zutreffen, dass also ein positiver Ausfall der Schwimmprobe, namentlich der Nachweis von Fäulniss- blasen auf der Oberfläche der Lungen geeignet ist, uns in der An- sicht, dass das Kind gelebt habe, zu bestärken. Ferrai hat am Hunde mit geronnenem Eiweiss, da& er in cubische Stucke zerlegte, Untersuchungen über postmortaleVerdauung angestellt. Danach postmortale ist der Magen des Thieres, wenn dieses bei beginnender Verdauung Verdauung, getödtet wurde, fähig, diese nach dem Tode 7—8 Stunden fortzu- setzen. Von wesentlichem Einfluss auf die Dauer und Intensität

der postmortalen Verdauung ist die Temperatur des den Gadaver Jahrbuch der practiBchen Hedicin. 1902. 31

482

Puppe und Schulz.

Selbe tmord.

Schwanger- schaftsdaner.

Tätliche

Herzstich-

wunde bei

makroskopisch

blntfrei

gebliebener

Waffe.

umgebenden Raumes. Die Verdauung steht zur Quantität des Mageninhaltes in umgekehrtem Verhältniss, sie erfolgt in desto geringerem Grade, je grösser der Mageninhalt ist. In einem Vor- trage erörtert Sander die Ursachen des Selbstmordes. Es darf wohl als erwiesen gelten, so fährt er aus, dass auch jemand, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, Selbstmord begehen kann, in zahlreichen anderen Fällen liegt aber Geistesstörung zu Grunde. Neben acuten und chronischen Formen sind infectiöse Initialdelirien, alkoholische Geistesstörungen, die zahlreiche Verbrei- tung der hysterischen Anlage xmd der hierdurch bedingten hysterischen Zustände die Hauptfactoren in der Genese des pathologischen Selbst- mordes. Das Mittel zu seiner Verhütung erblickt Sander in der Beseitigung der Vorurtheile, die in manchen Ej^eisen noch immer gegen die Irrenanstalten haften. Bei schleuniger Verbringung der Geisteskranken in eine Anstalt wird es gelingen, den Selbstmord erheblich einzuschränken, um so mehr, als es sich durchaus nicht immer um chroniscbe und unheilbare Kranke, sondern in viel^i Fällen um vorübergehende heilbare Störungen handelt. Einen werth- voUen Beitrag zu diesen Ausfuhrungen liefert B a e r in seiner social- hygienischen Studie über den Selbstmord im kindlichen Lebensalter.

Das bürgerliche Gesetzbuch nimmt als längste Schwanger- schaftsdauer 802 Tage an. Wie sehr die Warnungen berechtigt waren, die von ärztlicher Seite bei der Ausarbeitung des Gesetz- buches gegen diese Normirung erhoben worden sind, geht recht eclatant aus einer Arbeit v. WinckeFs hervor, der an einem grossen Material von erdrückender Beweiskraft darthut, dass auf je 238 Geburten ein Kind nach einem intrauterinen Dasein von mehr als 302 Tagen zur Welt kommt. Die untere Ghrenze intrauterinen Daseins beträgt für Neugeborene von 4000 g und mehr Gewicht 240 Tage, die obere 336 Tage. Der Gesetzgeber war somit im Unrecht, wenn er schematisch eine feste Zahl für die Schwanger- schaftsdauer ansetzte. Einen ausserordentlich seltenen Fall, aus dem der Werth der Casuistik für die practische gerichtliche Median erhellt, theilen Fonck und Praum mit. Es hatte ein Arbeiter sich eine tödtliche Herzstichwunde beigebracht. Es war nun die Frage, welchen Instrumentes hatte er sich bedient? An einem Messer, welches neben der Leiche auf einem Tische vorge- funden wurde, liess sich ausser einem kleinen Rostflecken an der Spitze der Klinge nichts Verdächtiges nachweisen. Es gelang nun von diesem kleinen Flecken einige Häminkrystalle zu erhalten, und

Aerztliche SachventAndigentl^tigkeit.

483

80 den rfithselliafb erscheinenden Fall aufzuklaren. Jede Möglich- keit, dass eine andere Waffe benutzt worden war, liess sich mit Sicherheit ausschliessen.

Eintritt und Dauer der Todtenstarre sind in gewissem Grrade abhängig von mannigfaltigen äusseren Einflüssen. Auch Gifte sind nicht ohne Einwirkung auf den zeitlichen Ablauf und die Dauer der Todtenstarre, wie Pilz in seiner Dissertation des näheren ausfuhrt. Je nachdem sie den Einfluss des Centraineryen- Systems auf die Musculatur ausschalten oder dieses erregen, wird der Eintritt der Starre verlangsamt oder tritt eine Beschleunigung und Zunahme ihrer Intensität auf. Zu der ersten Gruppe gehören Chloralhydrat, Cocain, Curare, Coniin; zu der zweiten namentlich Strychnin, femer Veratnn, Pilocarpin, Atropin, Oxalsäure und Blau- säure. — In Anbetracht der Bedeutung, welche der Farbe der Todtenflecke für dieDiagnose der Cyan Vergiftung von vielen Seiten zugeschrieben wird, ist Bichter dieser Frage in einer längeren Studie näher getreten. Er nimmt einen ursächlichen Zu- sammenhang zwischen der Vergiftung und dem Vorkommen von hellrothen Todtenflecken nur für jene Fälle an, in welchen die Farbe der Todtenflecke überall eine hellrothe ist. Es muss dabei die Möglichkeit ausgeschlossen sein, dass diese Färbung durch Kälte- einwirkung oder nachträgliche Oxydation von violetten Todtenflecken durch den atmosphärischen Sauerstoff verursacht ist. Aus einer Apotheke waren im Handverkauf 50 g Kali chloricum zum Gurgeln in einer Düte abgegeben und auf dieser mit Tinte nur der Vermerk „chlorsaures Kali" gemacht worden. Hiervon nahm ein bis dahin gesundes 27jähriges Mädchen infolge Verwechslung mit einem Bittersalz enthaltenden fast gleichgrossen Papierbeutel unge- fähr 10 15 g und starb in etwa ß^jt Stunden. Aus Anlass dieses beklagenswerthen Falles erhebt Schwarze die berechtigte Forde- rung, dass Kali chloricum in das Verzeichniss B der nur in den Apotheken feil zu haltenden und zu verkaufenden Heilmittel aufge- nommen werde und nur gegen Recept abgegeben werden dürfe. lieber eine schwere Leuchtgasvergiftung mit Ausgang in Heilung berichtet Thomalla. Ein Arzt hatte in bedauerlicher Unkenntniss der Idiosynkrasie des Kindesalters gegen Opiate einem 7 Monate alten, an Brechdurchfall erkrankten Kinde Tct. the- baica 5,0 ^»stündl. 3 Tropfen in einem Theelöffel Wasser verschrieben und mündlich die Bestimmung hinzugefügt, dass diese Dosis sechs- mal zu geben und dann zu einer Mixtur überzugehen sei, die in 80 g einige Tropfen Kreosot und 1 g Tct. opii simpl. enthielt, von

Yergiftnngen :

Einfluss

der Qifte

auf die

Todtenstarre.

Todtenflecke

bei Oyan-

vergiftnng.

Kali ohloricnm- Vergiftung.

Leuchtgas- Vergiftung.

Opimn- vergiftnng.

484

Puppe und Schulz.

Yergiftang

mit Höllenstein- Stiften.

Sublimat- Vergiftung.

Carbol- gangrftn.

Lysol- vergiftang.

Trional- vergiftung.

Ghlorfttliyl- vergiftong.

der 2stüiidl. 1 Theelöffel zu nehmen sei. Das Kind erhielt im ganzen 0^7 g Opiamtinctur. 18 Stunden nach Yerabfolgong der ersten Dosis trat der Tod ein. Edlefsen, der diesen Fall acten- mässig darstellt und beleuchtet, äussert sich auf Grund des Krank- heitsverlaufs während der letzten 18 Stunden und des Sections- befundes dahin, dass der Tod nicht an Brechdurchfall eingetreten, sondern die Folge einer Opiumvergiftung war. Den Beftind einer Vergiftung mit Höllensteinstiften konnte Edel bei einem an Pneumonie zu Grunde gegangenen Paranoiker feststellen. Eine geringe Menge Schweinfurter Grün, die gleichzeitig genommen war, spielte bei der Vergiftung keine erhebliche BoUe. Der Fall bot einen bemerkenswerthen örtlichen Befund von Anätzungen an Zunge und Rachen durch unmittelbare Wirkung von drei wahrschein- lich im Affect tief in den Mund hineingestossenen Stiften. Die Kenntniss der Sublimatvergiftung erhält durch einen Beitrag von Krause eine interessante Erweiterung. Es handelte sich um eine in selbstmörderischer Absicht herbeigeführte Vergiftung mit 2 g in Lösung, die trotz ernster Symptome schliesslich in Heilung ausging. Der Fall ist insofern bemerkenswerth , ab 14 Tage nach der Vergiftung ein hochrothes punktförmiges Exanthem an Händen, Armen und auf der Brust auftrat, das schliesslich den ganzen Körper einnahm. Es erinnerte den Verfasser an Choleraexanthem , und er gedenkt dabei der Möglichkeit, dass in der letzten Hamburger Epidemie, bei der manche Aerzte die Cholera mit grossen Dosen Calomel behandelten, ein Theil der als Choleraexantheme beschriebenen Hautentzündungen auf das eingeiuhrte Quecksilber zu beziehen waren. Fischer berichtet über ein Brüderpaar, zwei Bergleute, 24 und 25 Jahre alt, die wegen geringfügiger Fingerverletzungen sich Um- schläge mit einer im ELandverkauf aus einer Apotheke bezogenen Carbollösung ohne ärztliche Verordnung gemacht hatten. Bei beiden trat Mumificirung ein, die die Exarticulation der verletzten Finger nothwendig machte. üeber eine Lysol Vergiftung mit charakteristischem Leichenbefund, bei der die chemische Unter- suchung eine geringe Menge von Kresolen nachwies, berichtet Ebhardt. Das Auftreten von Hämatoporphyrin im Harn gilt als eines der Frühzeichen bei der Trionalvergi f tu n g. In einem tödtlich verlaufenen Falle, über den Eosenfeld berichtet, stellte es sich erst auf der Höhe der Vergiftung ein. Seitz wandte auf dringendes Bitten bei einer 55jährigen schwächlichen Dame, der er einige Zähne auszog, örtlich den Chlor äthylstrahl an; er ver- brauchte im Verlauf von ca. 20 Secunden höchstens 2 g. Nach

Aerztliche Sachverständigenthätigkeit.

485

dem Auszdehen der Zähne trat plötzlich Herzschwäche nnd Bewosst- losigkeit, nach etwa 18 Standen der Tod ein. Eine Atropin- vergiftung, bei welcher fast das 50fache der Mazimaldosis för Erwachsene von einem keineswegs kräftig entwickelten Knaben getrunken war und die dennoch glücklich auslief, beschreibt Selo.

Eine Vergiftung ganzer Familien durch bleihaltiges Mehl lag in einem Falle vor, wo Blei zum Ausbessem und Beschweren des Mühlsteins verwandt worden war. Wenn auch der chemische Nachweis nicht erbracht werden konnte, so hatte doch Wen gier keinen Zweifel an der Richtigkeit seiner Vermuthung. Die Kranken genasen alle nach Einstellung des Genusses des verdorbenen Brodes.

Ueber acute Zinnvergi f tu n g durch Tragen von Seidenstrümpfen, die mit Zinnsalzen stark beschwert waren und bei der nervöse Erscheinungen und eine Nierenaffection die Symptome waren, be- richtet Jolle s. 2 Fälle von geschwüriger Mundentzündung bei äusserlicher Anwendung von basisch salpetersaurem Wismuth zur Behandlung von Verbrennungen beobachtete Mühlig. Eine tödtliche Chrom säure Vergiftung zog sich ein Arbeiter durch Trinken aus einer mit Inductionsflüssigkeit gefüllten Flasche zu. Ausser 8,5 g Chromsäure hatte er noch ebenso viel Schwefelsäure in 5^foiger Lösung und 0 7g Quecksilbersulfat, welche Bestandtheile ebenfalls in der Inductionsflüssigkeit enthalten waren, aufgenommen. Nach V. Baeger kam hier in toxikologischer Hinsicht vor allem das sehr giftige Chrom in Betracht, neben ihm aber auch das Quecksilber und die freie Schwefelsäure. Ein sog. Bandwurm- doctor hatte einem 30jährigen Manne eine schwarze Flüssigkeit in einer Flasche zur Vertreibung des Bandwurmes gegeben. Der Kranke hatte die Flasche ausgetrunken, ohne nachher Abfuhrmittel zu nehmen. Am 8. Tage, nachdem leichte Vergifbmgserscheinungen voraufgegangen waren, plötzlich tiefes Coma, das bei entsprechen- der Behandlung alsbald zurückging. Gotthilf fand in dem Mittel, das er sich verschafiPte, 10 11 g Extr. filicis maris. Er meint, die Erscheinungen wären nicht eingetreten, wenn der Kranke ein Abführmittel genommen hätte. Trotz seiner Giftigkeit hat Benzin verhältnissmässig selten Vergiftungen veranlasst, wohl wegen seines auffallenden Geruches und Geschmackes. Zu den bisher bekannten Beobachtungen, die fast nur bei Kindern gemacht worden sind, fügt Racine eine neue hinzu, die ebenfalls ein 2jähriges Kind betraf, das nach dem Genuss von 10 15 g gewöhnlichen käuflichen Benzins sofort bewusstlos geworden und nach 2 Stunden gestorben war. Als auffallendes Ergebniss der Obduction betont

Atropin- Vergiftung.

Vergiftnngen

durch bleihaltiges

Mehl.

Zinn- vergiftmig.

Wismnth- yergiftnng.

Chromsftnre- ▼ergiftimg.

Vergiftung

durch

Extractum

fllicis maris.

Benzin- Vergiftung.

486 Puppe und Schulz.

Verfasser besonders die an CO- Vergiftung erinnernden hellrothen Todtenflecke und das kirschrothe flüssige Blut. Er weist darauf bin, dass es je nach der Menge des aufgenommenen Benzins nur zur Grastroenteritis mit geringer Bewusstseinsstörung kommt, die aber meist zurücktritt oder zu schwerer Schädigung der nervösen Centrai- organe durch das veränderte Blut fuhrt, die sich dann durch schnelle gänzliche Bewusstseinsaufhebung documentirt. Gebortshülfe : Unter 900 Fehlgeburten stellte Schwarzwälder 18mal eine

Frucht- ^j^ verbrecherischen Abortes fest, die wenig bekannt sein dürfte»

durch Gifte. ^^ handelte sich um den Gebrauch von Bleipräparaten, die in Form von Bleiweiss oder Bleiglätte messerspitzen- bis theelöffelweise ge- nommen wurden. Auf die richtige Deutung wies ihn stets der Blei- saum am Zahnfleisch hin. Ueber 2 unerfreuliche Fälle von fahr- lässiger Körperverletzung einer Ej*eissenden durch den zur Ent-

Eunstfehier bindung hinzugezogenen Arzt berichten Grüner und Bornträger. Im .^^^ ersten Falle hatte der Arzt zur Hinausbeforderung des Kindes zu-

nächst die Zange angelegt, war dann, da diese nicht fasste, zur Perforation des Kopfes, und als er auch jetzt diesen nicht zu ent- wickeln vermochte, zur Wendung geschritten. Nach langen Ver- suchen gelang es ihm, das Kind hinauszubefördern. Da die Ent- bundene stark blutete, schritt er alsbald zur Lösung der Nachgeburt. Er findet einen Körper, den er für die Placenta hält und den er, da er fest anhaftet, erst nach längeren Bemühungen herausbringt. Es war dieses der Uterus. Der Tod der Entbundenen erfolgte nach kurzer Zeit an Verblutung. Der Arzt wurde angeklagt, auf Grund folgender Beweisau&ahme aber nur zu Geldstrafe verurtheilt. Er hat bei seinen Bemühungen, die Frucht herauszubefördem , das Scheidengewölbe auf der rechten Seite durchrissen und die Grebär- mutter bis zu Dreiviertel ihres Ansatzes von der Scheide abgerissen. Die Eingrifife, durch die diese Verletzungen und damit der Tod der Entbundenen infolge Verblutung hervorgerufen wurden, waren ge- boten, deshalb lag ein schuldhaftes Versehen in diesem Punkte nicht vor. Anders die Herausreissung der Gebärmutter bei dem Bemühen, die Placenta zu entfernen. Sie hat den Tod nicht herbeigeführt oder auch nur beschleunigt, durch sie sind aber der Entbundenen Missbehagen und Schmerzen verursacht worden, deshalb war der Arzt wegen fahrlässiger Körperverletzung zu verurtheilen. Trost- loser war die zweite Verhandlung, in der der Arzt wegen fahr- lässiger Tödtung zu 1 Jahr Ge&ngniss verurtheilt wurde. Der Kopf des Kindes war hier von normaler Grösse, wie Bornträger be- richtet, der Arzt aber war sofort, ohne sich erst über den Stand

Aerztliche Sachverständigenthatigkeii. 487

der Geburt, den Grad der Beckenverengerang zu orientiren, zur Zange, dann, als diese abglitt, zum Cephalotripter, zur Wendung und Eztraction geschritten. Die Kreissende starb unter seinen H&nden. Wie die Section ergab, hatte sie Verletzungen an vorderer Scheiden- und Uterus- und hinterer Blasenwand. Das Bauchfell war vielfach durchlöchert und ein 18 cm langes Stück Dick- und Mastdarm von seinem Mesenterium abgerissen. Hierher gehört noch ein fraglicher Fall von fahrlässiger Tödtung durch einen Arzt nach Darmzerreissung bei vermeintlicher Lösung der Nachgeburt. Landau, von dem die Staatsanwaltschaft ein Gutachten einholte, gab dieses dahin ab, dass der Angeklagte in Anbetracht der complicirten Verhältnisse des Falles nicht fahrlässig gehandelt habe, indem er die irrige Diagnose auf einen in der Scheide befindlichen, durch Blutgerinnsel festgebackenen Nachgeburtsrest stellte und in therapeu- tischer Verblendung die Consequenz zog, dass er dieses Stück ent- fernen müsse. Es erfolgte Einstellung der Verfahrens.

Nach S 6, Ziffer 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches kann ent- Psychiatrische mündigt werden: „Wer infolge von Geisteskrankheit oder von f^^' Geistesschwäche seine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag.^' thätigkeit: Der Entmündigte erhält einen Vormund , der für die Person und Entmündigung das Vermögen des Mündels zu sorgen, insbesondere den Mündel zu p^^^v f^ vertreten hat. Hahn wendet sich unter Gegenüberstellung dieser Bestimmimg und des % 1910, der von der Einleitung einer Pfleg* Schaft handelt, in einer ausführlichen Studie an die Aerzte und setzt die Rechtslage aus einander, die bei Ausstellung von Attesten behufs Einleitung des Entmündigungsverfahrens oder einer Pfleg- schaft nicht ausser Acht gelassen werden darf, soll nicht das Inter- esse des Kranken, oft auch anderer Betheiligter , oder auch das öffentliche Interesse geschädigt werden. Ein specieller Fall gibt Ehescheidung Marthen Veranlassung, die Frage der Ehescheidung nach dem wegen

. Geistes-

Bürgerlichen Gesetzbuch zu ventiliren. Ueber die Prognose krankheit. der Geisteskrankheiten lässt sich Ilberg aus unter An- Prognose der lehnung an die Auffassung und Classification Kräpelin's. Er macht ^^eistes- insbesondere auf die Momente aufmerksam, die bei der Entlassung einzelner Krankheitsformen aus der Anstaltspflege maassgebend sein sollen. In einer Studie über die klinischen Formen der Ge- Gef&ngniss- fängnisspsychosen kommt Büdin zu dem Ergebniss, dass ^*^° ^^^^' specielle, als solche wohl charakterisirte Gefiängnisspsychosen nur selten sind, wenn sie überhaupt sich nachweisen lassen. Hingegen werden die bekannten klinischen Formen durch die Haft zuweilen insofern modiflcirt, als Gehörshallucinationen, Beeinträchtigungsideen,

488

Puppe und Schulz.

SpiritiBmas und Geistes- störung.

Alkohol und Geistes- störung.

Epilepsie

und Trauma.

Angstzustände und Ileizbarkeit episodisch hinzutreten. Die ge- richtsärztliche Bedeutung des Spiritismus wird durch Henne- berg in einer interessanten Arbeit beleuchtet. Welche Gefahren derselbe birgt, geht unter anderem daraus hervor, dass es sich bei 8 Psychosen, über die Henneberg berichtet und die infolge in- tensiver Beschäftigung mit spiritistischen Dingen ausgebrochen waren^ in mehreren Fällen auch um psychisch intacte Personen handelte. Einem Medium, das in zweifellos somnambidem Zustande strafbare Handlungen begeht, billigt Henneberg den Schutz des S 51 zu.

Die grosse Rolle, die der Alkohol in der Genese der Geistes- krankheiten spielt, wird durch eine Veröffentlichung HirschFs aus der V. Xrafft-Ebing'schen Klinik in erschreckender Deutlichkeit wieder illustrirt. Unter den 11000 männlichen Geisteskranken, die in den letzten 10 Jahren zur Au&ahme kamen, befanden sich nicht weniger als 8d00 chronische Alkoholiker, also dO*/o. Die ent- sprechende Zahl bei den Frauen betrug 4,4 */o. 28®/o von jenen SSOO Alkoholikern mussten Irrenanstalten überwiesen werden. In Anbetracht dieser enormen Belastung der Anstalten durch Kranke, die eine grosse Zeit ihres Lebens in ihnen verbringen, verlangt Ver- fasser einmal die Anwendung gesetzlicher Mittel zur stärkeren Hintanhaltung der Trunksucht, alsdann die Errichtung öffentlicher Trinkerasyle. Die medicinische Facultät in Wien war um ein Obergutachten angegangen worden in einem Falle, in dem ein STjähriger, dem chronischen Alkoholgenuss ergebener Mann an seiner Frau Todtschlag verübt hatte. Der Angeklagte, der in der Haft ein Abstinenzdelirium bekommen hatte, war von den Gerichtsärzten zwar zur Zeit der Untersuchung als vollständig zurechnungsfähig befanden worden; die That sollte er aber in einem Zustande auf- gehobener Zurechnungs&higkeit begangen haben, v. Wagner als Referent schloss sich diesem Gutachten nicht an. Unter Betonung, dass bei dem Angeklagten wohl körperliche Störungen durch den chronischen Alkoholismus gesetzt sind, aber eine ethisch-intellec- tuelle Degeneration erheblicheren Grades an ihm nicht nachweis- bar ist, gibt er sein Urtheil dahin ab, dass der Angeklagte zur Zeit der That nicht unzurechnungsfähig im Sinne des Gesetzes war. Seine Zurechnungsfflhigkeit ist allerdings gemindert gewesen.

Die für den ärztlichen Sachverständigen hochbedeutsame Frage des Zusammenhanges zwischen Epilepsie und Trauma behandelt in einem Vortrage Mendel. Er unterscheidet eine sym- ptomatische Epilepsie nach Schädelbruch, Blutungen in die Schädel- höhle etc. infolge Traumas, femer eine Alkoholepilepsie, eine

Aerztliche Sachyentftndigenthätigkeit. 4g9

sypliilitische Epilepsie, hystero-epileptische AnftUe und eine Reflez- epilepsie. Von diesen ist die genuine Epilepsie nach Traoma streng zu trennen. Scheidet man alle Fälle ans, welche in eine jener iiinf Kategorieen gehören, so hleiben nur wenige übrig, die jene Namen verdienen. Bei Erwachsenen tritt sie nach Mendel's Erfahrungen nur ganz ausnahmsweise infolge eines Traumas, zumal eines Xopftraumas, auf. Bei Kindern spielt das psychische Trauma bei der Entstehung der genuinen Epilepsie eine grosse Rolle. üeber eine in den gangbaren Lehrbüchern gar nicht erwähnte oder nicht genügend hervorgehobene Variation des postepileptischen Post- Irreseins, den als psychisches Aequivalent des postepileptischen ^P*^®?*^©^«« Schlafes auftretenden Auto m atis mus, spricht unter Anfährung meh- rerer selbst beobachteter FäUe Hermann. Als charakteristisch für denselben bezeichnet er einmal seine kurze Dauer von durchschnitt- lich 10 15 Minuten, den unmittelbaren üebergang des epileptischen Anfalles in diesen Zustand, seine Stereotypität bei ein und dem- selben Patienten, den plötzlichen Üebergang des bewussüosen Zu- standes zur normalen Seelenthätigkeit bei vollständiger Amnesie, die starke Verwirrtheit und das wiederholte Vorkommen bei manchen Epileptikern. Die gerichtlich-medicinische Bedeutung dieser Form der Epilepsie leuchtet ohne weiteres ein, weil die im Zustande des Automatismus vollzogenen Handlungen zuweilen zweckmässig er* scheinen, ohne aber deshalb zum Bewusstsein gelangt zu sein. Einen Fall von Diebstahl bei Schwachsinn auf epileptischer Diebstahl bei Grundlage behandelt Chlumsky. Die modernen gesetzgeberischen Schwachsinn Versuche neigen im wesentlichen dahin, das Verbrechen nach seiner Epilepsie, socialen GefUirUchkeit zu bekämpfen, und billigen den Thätem bei der ersten nicht zu erheblichen Verfehlung die vorläufige Strafvoll* Vori&nflge

zuiTsaussetzunir auf Wohlverhaltung zu, wie sie in Deutschland bei s^'^'voiiziigs-

^^ ^ . aussetEung

den kurzzeitigen Erststrafen der Jugendlichen schon angewendet fur Oeistig-

wird. Die Wohlthat dieser bedingten Begnadigung verlangt Leppmann minder-

auch für gewisse Kategorieen von Geistigminderwerthigen; ^* *®"

er weist die Berechtigung seines Verlangens an dem Beispiel von

ihm begutachteter weiblicher Neurasthenieen nach, die durch die

eigenartigen Verhältnisse der grossen Waarenhäuser mit ihrem

starken augenbUcklichen Anreiz zum Rechtsbmch zu Falle gekommen

waren. Da auf Diebstahl unweigerlich entehrende Gefängnissstrafe

steht, so kommt mit der Vollziehung derselben über manche Familie

oft schweres Ungemach. Hier würde eine bedingte Begnadigung

von segensreichstem Einfluss sein. Allerdings ist Vorbedingung die

Schaffung einer regelmässigen staatlichen Aufsicht und Controlle der

490 Puppe und Bdiulz.

Geisteskranken und Geistessiechen ausserhalb der Anstalten, und zwar nicht durch die Polizei, sondern durch die berufenen Organe, den Arzt. Mit dem Hinweis auf diese Lücke in unserer Lrrenfur- sorge aus Anlass seiner Betrachtungen über die Ladendiebinnen und ihr Schicksal kommt Leppmann auf eine Forderung zurück, die er noch auf andere grosse Gruppen von vermindert Zurechnungs- fähigen ausgedehnt wissen will und schon bei früheren Gelegen- heiten ausgesprochen hat. In der Analysirung eines Falles von Larvirter larvirtem Sadismus bei einem 84jährigen pädophilen Conträr- Sadismus eines g^j^^ll^^ äussert sich V. Krafft-Ebing dahin, dass wohl eine

pftdopmlen . ^ '

Gontrar- krankhafte Störung der Geistesthätigkeit in weiterem Sinne des

sexuellen. Wortes vorliege, dass aber die einzelnen sexuellen Abweichungen ohne ausgedehntere seelische Störungen nicht ausreichten, die Willens- freiheit auszuschliessen. v. Krafft-Ebing hält die Bestrafung derartiger krankhaft veranlagter Lidividuen, die nach kurzer Zeit in die menschliche Gesellschaft wieder zurückkehren, iiir zwecklos. ThÄtigkeit üeber die Thätigkeit des Arztes bei der Invalidenver-

beUnvaUden- Sicherung spricht Sendtner. Er behandelt das Wesen der yersiohernng. Livalidität, die Bestimmung des Zeitpunktes ihres Eintritts, die Bedingungen tur die Einleitung eines Heilverfahrens und anderes. Es sei bezüglich näherer Einzelheiten auf den Artikel selbst ver- wiesen, der eine genauere Wiedergabe in Form eines Referates nicht zu- Elektrische lägst. Durch die wachsende Ausdehnung der elektrischen Elrafttiber- ungiücküngen. *ragung hat in den letzten Jahren die Zahl der durch elektrischeEnt- ladungen hervorgerufenen Unglücksfälle stark zugenommen. Eulenburg und H o c h e bringen einschlägige Betrachtungen. Die Eigenschaften des elektrischen Stromes, die ihn befähigen, schädigend auf den menschlichen Körper oder gar tödtlich einzuwirken, werden des genaueren erörtert und einzelne Besonderheiten des Exankheits- bildes hervorgehoben. Bemerkenswerth durch seine Schwere ist der von Eulenburg mitgetheilte Fall, in welchem es sich am einen 48jährigen Mann handelt, der von dem herabfallenden Leitungsdraht der Strassenbahn am Kopfe getroffen war. Er war fast aller seiner Sinnesorgane beraubt, seine willkürliche Bewegung war auf ein Minimum reducirt und seine geistigen Fähigkeiten in erheblichem Grade beeinträchtigt. Eulenburg erachtete seinen Zustand für voraussichtlich unheilbar und erklärte ihn für vollkommen erwerbs- unfähig. — Eine von gerichtsärztlichem Standpunkte wichtige Frage, die des Zusammenhanges einer Perityphlitis mit einem vorangegangenen Trauma, behandelt Sonnenburg. Er stellt als Zweck seiner Veröffentlichung hin, eine Uebereinstimmung in

Aerzüiche SachTeTst&ndigenthätigkeit.

491

Bauchbrach kein Unfall.

der Beurtheilong jener Frage anzubahnen. Er führt aus, dass ein Appendicitis

bis dahin gesunder Warmfortsatz von einem Unfall, selbst wenn ^^^

. Trannicn

dieser heftiger Natur ist, nicht zur Entzündung, Perforation oder

Gangrän gebracht werden kann. Immer handelt es sich um ein bereits erkranktes Organ, wofür charakteristisch der Umstand ist, dass das Trauma sehr häufig in keinem Verhältniss zur Schwere der Krankheit steht. Wenn somit auch ein Zusammenhang zwischen Unfall und Entzündung insofern besteht, als der Unfall die bereits vorhandene Entzündung des Wurmfortsatzes neu aufflackern lässt, 80 ist doch durch den Unfall selber die zum Tode fuhrende Krank- heit nicht hervorgerufen worden. Man wird in solchen Fällen also nicht sagen können, dass der Tod des an Perforationsperitonitis erkrankten Patienten die Folge des Unfalles war. Aus dem Be- richtsjahre liegen folgende Becursentscheidungen des Beichs- versicherungsamtes vor. Der Kläger hatte beim Einpollem der Stämme in das Wasser mit seinem Flosshaken einen starken Hieb nach den Stämmen hin gethan; seit dieser Zeit datirten angeblich seine Beschwerden im Unterleib, die unter den Erscheinungen des Bauchbruches aufbieten xmd ihn nur zu leichter Arbeit befthigten. Von ärztlicher Seite war hiergegen eingewendet worden, dass wohl alsbald eine bedeutende locale Schmerzhaftigkeit , eine Schwellung oder Blutfärbung sich hätte bemerkbar machen müssen, dass der Kläger wahrscheinlich gamicht mehr im Stande gewesen sein würde, nach ELause zu gehen. Da Erscheinungen dieser Art aber bei ihm nicht aufgetreten sind, so geht daraus hervor, dass die Entstehung des Bauchbruches oder sein nunmehriger Einfluss auf die Erwerbsfllhigkeit des Klägers nicht auf einen Betriebsunfall zurückgeführt werden darf. Es muss angenommen werden, dass die Beschwerden nur der gewöhnlichen, stufenweisen Entwickelung des bestehenden Bruchleidens entsprachen und dass somit die Arbeit des Klägers nur die Gelegenheit war, wo sie ihren Anfang nahmen und bemerkt wurden. Der Kläger war 8 Tage, nachdem er die Arbeit, Verlegen von Kabeln, aufgegeben hatte, bei der er sich einen Netzbruch zugezogen haben woUte, von seinem Arzt auf sein Leiden aufmerksam gemacht worden und hatte daraufhin um Meldung seines angeblichen Unfalles ersucht. Er wurde von der Beru&genossenschaft mit seinen Ansprüchen abgewiesen, und das Schiedsgericht schloss sich der Abweisung an mit der Begründung, dass der Kläger an dem fraglichen Tage keine über den Rahmen der regelmässigen Betriebsthätigkeit hinausgehende Anstrengung geleistet habe, also das Bruchleiden nicht durch Betriebsunfall ent-

Xetzbruch kein Unfall.

492

Pappe und Schulz.

Stiefeldruck alB Unfall.

Chronische

Paranoia

sJs Unfalls«

folge.

TOdtliche ' Peritonitis

nach

Unterleibs-

contusion ohne

sichtbare

Organ-

verletzong.

standen sei. Das Reichsversicherongsamt entschied im gleichen Sinne. Von Interesse ist eine Entscheidung des hayerisclien Landes versichernngsamtes, in der von der üblichen Definition des Betriebsunfalles, dass als solcher nur ein plötzlich eintretendes äusseres Ereigniss anzusehen sei, welches ausserhalb der Betriebs- thätigkeit liegt, aber mit dem Betriebe im Zusammenhange steht, scheinbar abgewichen wird. ELläger war bei einem Bau als Hand- langer beschäftigt und hatte sich durch vieles Gehen auf dem durch B>egen aufgeweichten Boden des Arbeitsplatzes den linken Fuss durchgescheuert, was ihn veranlasste, die Stiefel auszuziehen und barfiissig die Arbeit weiter zu verrichten. Hierdurch stellte sich eine Entzündung des Fusses ein, welche ein schweres Erysipel zur Folge hatte. Die Berufsgenossenschafb hatte die Ansprüche des Klägers zurückgewiesen, das Schiedsgericht und das Landesver- sicherungsamt erkannten sie jedoch als berechtigt an mit der Be- gründung, dass der Unfall nicht in der Hautwunde an sich lag, sondern dass sie durch Infectionskeime verunreinigt wurde, wodurch Erysipel entstand. Ueber eine anscheinend echte Unfalls- paranoia berichtet F. Leppmann, die abgesehen davon, dass sie vielleicht die erste Beobachtung ihrer Art ist, auch dadurch Be- merkenswerthes bietet, dass die seelische Erkrankung nicht von einer Kopfwunde, sondern von einer Gliedmaassenverletzung ihren Ausgang genommen hat. Zweifel an der Echtheit konnte vielleicht nur insofern obwalten, als bei der Lückenhaftigkeit der Vorgeschichte ein Bestehen der Krankheit schon vor dem Unfall mit Sicherheit nicht auszuschUessen war. Einen jener seltenen Fälle, in denen nach einer schweren Unterleibs contusion eine diffiise, tödtlich endende Peritonitis auftritt, ohne dass es bei der Section trotz genauester makroskopischer Untersuchimg gelingt , den Ausgangspunkt der Lifection festzustellen, berichtet Wedekind. Die Entstehung der eitrigen Bauchfellentzündung auf anderer als traumatischer Ursache war mit Sicherheit auszuschUessen.

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494 Puppe und Schulz.

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V. Winckel, Neue Untersuchungen über die Dauer der menschlichen Schwangerschaft Leipzig. Ziemke, Zur Unterscheidung von Menschen- und Thierblut mit Hülfe eines specifischen Serums. Deutsche, med. Wochen- schrift Nr. 26. Derselbe, Weitere Mittheilungen über die Unterscheidung von Menschen- und Thierblut etc. Ebenda Nr. 42. Derselbe, Ueber die ungleiche Resistenz des Blutfarbstoffes verschiedener Thiere gegen Alkalien etc. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. H. 3. Derselbe, Ueber den Werth des Hämatoporphyrins für den forensischen Blutnachweis. Viertel- jahrsschr. f. gerichtl. Med. H. 4.

om<

Sachregister.

A.

Aachener Bäder, Vergangenheit und Zukunft ders. 77.

Abdomen, Strangbildung in dems. 14 ; scheinbare Tumoren dess. 221, 239.

Abdominaldruck s. intraabdominaler Druck.

Abdominelle Massage, Einflnss ders. auf Blutdruck , Herzthätigkeit, Puls und Peristaltik 185, 195.

Abführmittel 29, 232.

Abhärtung 464, 475.

Abkfihlung, Lichtwirkung und Stoff- wechselbeschleunigung 63, 75, 76.

Abnabelung der Neugeborenen 345. 346.

Abort, Häufigkeit 835, 362 ; Therapie 385, 360, 865; künstlicher 835, 862 ; künstlicher, we^en Herzfehler 831; künstlicher, bei schwangeren Tuberculosen 159, 168.

Abscess s. auch Himabscess, Leber- absoess, Nierenabscess, Parotis- abscess, Peritonsillarabscess; peri- i^phlitischer, Diagnose dess. 230, 238 ; der Rectusscheide bei Typhus 265, 275.

Abstinenzdelirium 138.

Abwasserreinigung 468, 474.

Accessorische Stirnhöhlen 403, 411.

Accommodation, relative 378, 386.

Acetessigs&ure, Nachweis ders. im Urin 244, 255, 258.

Acetonbildung 285.

Acetonurie, alimentäre 285.

Achillessehnenreflex bei Tabes und Ischias 120, 132.

AchiUotomie 81, 95.

Achsenzugzange 330, 865.

AchyHa gasti-ica, Behandlung ders. mit Pankreon 220, 239; fettspalten- des Ferment bei ders. 209; Hyper- aciditätsbeschwerden bei ders. 219, 239.

Acne s. Chloracne; rosacea, Fanghi di Sclafani gegen dies. 72, 77.

Actol zur Wundbehandlung 42, 47.

Adenoide Vegetationen, Behandlung ders. in Seehospizen 59, 73; als Theilerscheinung der Scrophulose 451.

Adenom der Hypophysis 126; der Nieren 252.

Adenomyom, mesonephrisches 351.

Aderlass bei Eklampsie 340; bei Pneumonie 163; bei Urämie 247, 259.

Adnextumoren, Behandlung ders. 356.

Adonis vemalis 183.

Adrenalin 879, 385.

Aegypten, Kranken Stationen dess. 73.

ASro thermische LocaJbehandlung, portative Vorrichtung für dies. 68, 76.

Aether- Chloroform-Mischnarkose 299, 824.

Aetherintoxication, acute 187, 148.

Aethemarkose, Verhütung der Hyper- secretion bei ders. 32.

Aetherschwefelsäure, Ausscheidung ders. bei constanter Kost unter dem Einflüsse von Karlsbader Wasser, Karlsbader Salz, Wasser, Bier 69, 78.

Aethylchlorid , Herzparalyse durch dass. bei Zahnoperation 32, 33.

Afteroperationen , Rückenmarks- anästhesie durch Cocain bei dens. 88, 46, 299.

496

Sachregister.

Agaricas torxninosus s. Birkenreizker.

Agglutination der Tuberkelbadllen 158, 161, 168.

Agglutinationsmethode zur Unter- scheidung venchiedener Milcharten 443.

Agfflutinationsphänomen bei Ab- domiualtyphuB 268. 275.

Agglutinine 4.

Agone, Entbindungen in ders. 839, 361.

Airolpaste 301, 326.

Akrodermatitiden 417, 484.

Akroroegalie 125, 126, 184.

Aktinomyces 8.

Aktinomykose, verschiedene Erreger ders. 278, 277 ; Generalisation ders. 273, 277; des Oesophagus 207; Statistisches 273, 277 ; in Thüringen 277.

Albargin bei Gonorrhoe 426, 438.

Albumin der Milch 443.

Albuminurie 245, 258, 259 ; Behand- lung ders. 246, 256; cyklische 245, 256; diarrhoische 246, 259; bei Eklampsie 840; hepatogene 246, 256; obstipatorische 246, 259; bei Pest 272, 276 ; physiologische 245, 257, 258; nach Urotropingebrauch 254, 257 ; bei acuter Urticaria 413.

Albumosurie 246, 257.

Alezander-Adams*sche Operation 354.

Alexine 2; Bildungsstätte ders. 8; in der Frauenmilch 444; und Im- munität 4.

Algerien, Gurorte und Bäder dess. 72, 77.

Alkalien gegen Hyperemesis gravi- darum 332, 859; ungleiche Resi- stenz des Blutfarbstoffes verschie- dener Thiere gegen dies. 478, 494.

Alkohol, Einfluss dess. auf die Harn- säureausscheidung 287 ; Einfluss dess. auf den Verlauf der Krank- heit 4 ; als Eiweisssparer 468, 475 ; und Erblichkeit 111 ; und Geistes- störung 488, 493, 494; als Herz- mittel und Vasomotoren mittel 22, 188; und KörperQbungen 469, 475; und Magensaft 209 ; als Nahrungs- mittel 52, 55; Schädigu^ der Leber durch dens. 234; und Wasser- dampfausscheidung 464, 475.

Alkoholamblyopie 385.

Alkoholbehälter , aseptische für Spritzen 103, HO.

Alkoholbehandlnng des Nabelscbnur- restes 345, 360.

Alkoholdesinfection 329.

Alkoholentziehung, plötzliche 188.

Alkoholfreie Getränke 52, 55.

Alkoholglykosurie 281.

Alkoholische Seelenstörungen, acute 187, 147.

Alkohol ism US 468; Anstaltsbehand- lung bei dems. 148; alimentäre Glykosurie bei dems. 281; Ursache von Augenmnskellähmungen 114, 132; Ursache von Schrumpf niere 247.

Alopecia traumatica 417, 485.

Altem des Herzens 194.

Aluminiumcorsett bei Spondylitis 88.

Aluminiumkochgeschirre 49, 55.

Alveolarpyorrhoe als Ursache des diabetischen Zahnausfalb 284.

Amaurose mit Sehnenrenexcavation 383.

Amblyopia alcoholica, Spermingegen dies. 880.

Amblyopie durch Methylalkohol 885; mit Sehnervenexcavation 383.

Amenorrhoe, locale Anwendung der Kohlensäure bei ders. 71, 77.

Amerikanerin, Entwicklung bei ders. 850, 367.

Amme, Beurtbeilun^ einer solchen bei kranken Säuglingen 445.

Ammoniak bei Formalinvergiftnng 44.

Ammoniakausscheidung bei Eklam- psie 341.

Ammonshörner , Sklerose ders. bei Epilepsie 123, 124. 134.

Ammonsulfat zur Kathetersterilisi- rung 104, 109, 110.

Amöben bei Dysenterie 8, 269, 276.

Amotio retinae, subcozgunctivale Jn- jectionen gegen dies. 878.

Amputation der Mamma 311, 312; bei Tetanus 307.

Amusie 142, 147.

Amylumhaltige Nahrung bei Hyper- acidität 219.

Anaemia splenica 296.

Anämie 9; s. Botriocephalusanämie 293; s. Schulanämie; Behandlung ders. in Seehospizen 59, 78; Ent- stehungsweise schwerer 293; Kako- dy] säure bei ders. 25; kakodyl- saures Natron bei ders. 46; Netz- hantveränderungen bei chronischer

Sacliregister.

497

384, 887; bei Syphilis 179; per- niciOse, Entstehung von Fieber bei den. 293; Leukocyten bei den. 293.

AneiSroben 5.

Anästhesie 8. Rüokenmarksan&sthesie bei Bauchoperationen 358, 370 locale (nach Schleich) 816, 349 Apparat zu den. 108, 104; bei operativer Eröffnung des Warzen- fortsatzes 392, 896.

Anästhesirang der Magenschleimhaut mit Cocain zur Verhütung des Er- brechens durch Chloroform 82, 47, 48; bei Ohroperationen 389.

Anästheticas. Inhalationsanästhetica.

Analplastik 350.

Anatomie des Auges, Atlas der patho- logischen 385 ; makroskopische 386 ; des Gehörorgans der Monotremata 397; pathologische, der Eklampsie 365; acuter Geistesstörungen 138, 139, 148; des kindlichen Alten 459; der sog. functionellen Psy- chosen 138, 148; der postinfectiösen und Intoxicationspsychosen 147.

Anatomische Varietäten der Arteria temporalis superficialis 174, 196.

Aneurysma s. Dilatationsaneunrsma; der aufsteigenden Aorta mit Durch- bruch in &e obere Hohlvene 194; der Arteria mesaraica 222, 289; der Art. mesenterica superior 192, 195; der Bauchaorta 192, 196; Behandlung dess. mit subcutanen Gelatineinjectionen 192, 194, 198; Diät bei dems. 185; elektrolytische Behandlung dess. 192, 199; Genese dess. 15; Pathogenese dess. 190, 194, 195; dissecans der Bauchaorta 191, 195, 198.

Aneurysmen der Kranzarterien 191, 201.

Angeborene Bronchiektasie, einseitige Lungenatrophie nach den. 152, 168; Defectbildung am Ober- schenkel 86, 95, 96, 97 ; Enge des Aortensystems 190, 194; Gefäss- muskelsch wache 193 ; Klappen- fehler des Herzens 181, 182, 197, 198 ; Missbildungen 86, 95, 96, 97 ; Missbildungen des Herzens 181, 198 ; Myocarditis fibrosa 179, 200 ; Pulmonalfitenose 181, 197 ; Stemal- spalte , cardiographische Unter- suchungen bei den. 172, 197; Ver- Jahrbttch der practischen Medloiii. 1909.

renkung des Hüftgelenks, Ent- stehunff den. 91, 95; operative Behandlung den. 91, 95, 98; un- blutige Behandlung den. 91, 95, 97.

Angeborener Hochstand der Scapula 86, 95, 96.

Angina bei Influenza 154, 168, 266, 267, 275; pectoris 176, 178, 198, 199; Coffein bei den. 23; Heroin bei den. 88, 47 ; kohlensäurehaltige Soolbäder bei den. 71, 76; infolge von Magenleiden 193, 194; tonsil- laris , Gelenkerkrankungen und Appendicitis, Zusammenhang ders. 228; ulcero-membranosa 406, 411.

Angiolipom des Wirbelkanals 122, 133.

Angiom der weichen Hirnhäute 116, 132.

Angioneurosen , Ichthyoleisen bei dens. 419.

Angiosklerose im Lungenkreislauf 189, 194.

AnilinÖl , Vergiftungsencheinung durch locale Anwendung dess. 389, 398.

Anilinvergiftung, Sauentofftherapie bei den. 60, 73.

Ankylosen des ^iegelenks, Behand- lung den. 92, 97, 98.

Anopheles, Einfluss der Farben auf dens. 270, 276; Verbreitung und Biologie dess. 276.

Anpassung an Kälte 464, 474; phy- siologische und morphologische der Muskeln 84, 97.

Antidiarrhoica 30, 48, 230, 240.

Antilysine 3.

Antimellin gegen Diabetes 285.

Antipyrese im Kindesalter 457.

Antipyretica 39.

Antipyrin-Salol als Hämostypticum 348, 371.

Antisepsis während der Geburt 829; innere gegen Schwangenchafts- erbrechen 332.

Antiseptica 42.

Antiseptische Behandlung des Typhus 265, 275.

Antistreptokokkenserum 345.

Antitetanusserum 346, 360.

Antitoxinbehandlung des Tetanus 807, 808.

Antitoxine 3; und Immunität 4; Uebergang den. auf den Fötus 4.

Antityphusextract 265, 275.

32

498

Sachregister.

Annria calculosa 253.

Anurie 251, 257, 826; paradoxe 251, 257; reflectorische 251, 257.

Anns praeternaturalis beigan^pränöser Hernie 815 ; Radicalopcration dess. 816.

Aorta, Hypoplasie ders., sklerotische Veränderungen der Lungenarterie bei ders. 189, 194; Theilungsstelle ders. bei Eklamptischen 841, 865; abdominalis, Aneurysma ders. 192, 196; Aneurysma dissecans ders. 191, 195, 198 ; EmboHeders. 192, 194, 198.

Aortenaneurysma 195, 197 ; Behand- lung dess. mit subcutanen Gelatine- injectionen 192, 194, 198; und Mediastinaltumoren 196; Patho- genese dess. 190. 194, 195; perfo- rirtes 191, 194, 196, 199; Sympto- matologie dess. 191, 196, 198.

Aorteninsufficienz, compensatorische Vorgänge bei ders. 180, 194, 200; Flint*scne Geräusche bei ders. 181, 197; HeilungsTorgänge bei ders. 180, 194, 200.

Aortenostium, Stenose dess. 181.

Aortenruptur 190, 191, 197, 198.

Aortensystem, angeborene Enge dess. 190, 194.

Aortitis, deformirende, arterieller Collateralkreislauf bei Verschluss der grossen Gefässe am Aorten- bogen durch dies. 189, 200.

Apepsia gastrica, Nährstoffresorption bei ders. 298«

Aphasie, Behandlung ders. 114, 182.

Aphatische Störungen bei seniler Himatrophie 113.

Aphrodisiacum, Johimbin als solches 42, 46.

Apnoe gegen Seekrankheit 105, 109.

Apparate zur Krankenpflege 108, 109; elektrische 105.

Appendicitis s. auch Epityphlitis ; und Darmsarkome 227; Frfihope- ration bei ders. 814, 328; unter dem Bilde eines Ileus 227, 238; Pathogenese ders. 228, 288; und weibliche Sexualorgane 228, 239, 368; Therapie ders. 229,239,240; traumatische Aetiologie ders. 305, 491, 494; Vortäuschung ders. durch Ileotyphus 228, 239 ; Vortäuschung ders. durch Uterusmyom 228, 239.

Api>endicitische Adhäsionen, mechar nischer Ileus durch dies. 227.

Aqua magnesiae effervescena mitior (Abführmittel) 232, 289.

Aigentum colloidale Cred^ 43, 47; nitricum bei chronischer CystitiB 254; nitricum bei Impetigo 420, 436.

Arhythmie des Herzens 176, 196, 197 ; des Pulses infolge von Magen- leiden 193, 194.

Aristol bei Heufieber 401, 410.

Arloing - Gourmont*8che Serumdia- gnose der Tubercnlose 158, 168.

Arm, Grenze der ErhebungsfäJiigkeit dess. 85, 97; Lähmung dess. bei Halsrippen 86, 96.

Arsenbehandlung bei Gancroid 421, 436; bei Lymjshosarkomen des Darmes 227; bei Pemphigus 415; bei Ulcus rodens 417, 435.

Arsendermatosen 414, 435, 487.

Arseneisenquellen, Indication und Gebrauchsweise ders. 77.

Arsenneuritis 122, 133.

Arsenpräparate 25.

Arsenzoster 414, 487.

Arsycodile 25.

Arteria brachialis, Thrombose ders. bei Halsrippen 86, 96; mesaraica, Aneurysmen ders. 222, 239; mesen- terica superior, Aneurysmen ders. 192, 195; pulmonalis s. Longen- arterie, Durchbruch eines Aorten- aneurysma in dies. 191, 196; tem- poralis superficialis, Varietäten ders. 174, 196.

Arterielle Blutcirculation , Einfloss des intraabdominalen Druckes auf dies. 177, 199.

Arterieller Gollateralkreislauf bei Ver- schluss der grossen Gefäese am Aortenbogen durch deformirende Aortitis 189, 200.

Arterien s. Gehimarterien ; Hypo- plasie ders. 190, 194.

Arterienwand, Regeneration ders. 10.

Arterio-mesenterialer Darmverschloas an der Duodenojejunalgrenze 213, 214, 238.

Arteriosklerose 15; Balneotherapie ders. 184; Behandlung ders. 190, 200; Diät bei ders. 185 ; Entstehmig ders. 189, 200; durch Epilepsie 123; Jod bei ders. 186, 196; kohlen- säurehaltige Soolbäder bei den. 71, 76 ; Metaplasie der Herzklappen bei ders. 10; als Ursache von acutem Glaukom 375 ; Ursache Ton

Sachregister.

499

Schrumpfniere 247 ; Verhalten des Herzens hei allgemeiner 178, 194.

Arthritis hei Typhös 265, 275; de- formans 84, 95, Aspirin hei ders. 41, 48: coxae 89, Frühdiagnose ders. 89, 95, Heissluftbehandlnng ders. 67, 75; HerzafEectionen hei ders. 187, 197, Knochenstructor des coxalen Femnrendes hei ders. 82, 95; hei hereditSjrer Syphilis 429, 489; gonorrhoische, Therapie ders. 426, 488.

Arthrogene Contracturen im Knie- gelenk 92, 95, 96, 97, 98.

Arthrotomie hei veralteten Luxa- tionen im EUenhogengelenk 321, 327; bei irreponihler Schulter- Inxation 821.

Arzneiexantiieme 414, 485, 437.

Arzneigläser, Tropfstäbe für dies. 105, 109.

Aerztliche Sachverständigenthätig- keit 476, 492.

Ascites, Nachweis geringer Flüssig- keitsmengen in der Bauchhöhle 235, 238; chylosus, Differential- diagnose dess. 226.

Asepsis während der Gehurt 829.

Aseptische Alkoholbehälter für Sprit- zen 103, 110.

Aspirin 40, 48; in der Augenheil- kunde 879, 887; gegen Diabetes 285.

Assimilation von Eiweisspräparaten 466, 475.

Asthenia universalis congenita 213.

Asthenopie, Behandlung ders. 378, 386.

Asthma, Jedipin hei dems. 37.

Asyle für Schwangere 334, 859.

Ataxie s. Cerebellarataxie ; der Ta- biker 120, 133; bei Theevergiftung 44, 46; sensorische, Compensation ders. 112, 131.

Athembeschwerden in verdünnter Luft, Sauerstoffinhalationen gegen dies. 60, 73.

Aihetose 80.

Athmen, tiefes zur Bekämpfung der Seekrankheit 105, 109.

Athmung und cardiale Lungenhyper- ämie 176, :196; künstliche bei Bronchitis der kleinen Kinder 153.

Athmungsorgane, Krankheiten ders. 149, 168 ; Dionin bei dens. 38, 48.

Atlanto-Occipitalgelenk, Ausbreitung

chronischer Mittelohreiterung auf dass. 398, 397.

Atlas s. auch Handatlas; der äusseren Erkrankungen des Auges 386 ; der Krankheiten der Nase, der Neben- höhlen und des Nasenrachenraumes 410; der Ophthalmoskopie 886; stereoskopisch - phoiographischer der pathologischen Anatomie des Auges 385.

Atmokausis 348, 371.

Atmosphärische Elektricität 468.

Atresie der Tube 857.

Atrophie s. Himatrophie, Leberatro- phie, Lungenatrophie, Sehnerven- atrophie.

A tropin und Magensaftsecretion 82; zur Verhütung der Hypersecretion bei Aethemarkose 82.

Atropinbehandlung des Ileus 226, 288, 239, 240.

Atropinvergifbung 485. 494.

Audiphone portatif 896, 398.

Auge und Beruf 471, 475; Bezie- hungen zwischen Bewegungen dess. und denen des Kopfes 374, 387; Blutmenge in dems. bei Steigerung des intraocularen Drucks 874, 886 ; Functionserkrankungen dess. 887; Gesundheitspflege dess. 385 ; Luft- infection dess. 376, 386; makro- skopische Anatomie dess. 886 ; sub- coi\)unctivale Injectionen bei Infec- tion dess. 878, 886.

Augenärztliche Unterrichstefeln 387.

Augenblennorrhoe, Prophylaxe ders. 847, 878, 885.

Augenchirurgie 387.

Augeneinträufelung , Protargol bei der Crede'schen 878, 885.

Augenentzündung der Neugeborenen 881, 886.

Augenentzündungen, scrophulöse, Be* handlung ders. in Seehospizen 59, 78.

Augenheilkunde 387 ; der Alten 386 ; Einführung in dies. 386; Handbuch der gesammten 886.

Augenhintergrund, Wichtigkeit der Untersudiung dess. bei Otitis media 891, 892, 897, 898.

Augenkrankheiten 378; in der Armee 387; Atlas der äusseren 386; Be- handlung ders. mit Spermin 379, 886; Beziehungen zu Allgemein- leiden 386; Beziehungen ders. zum

500

SachregiBter.

Nervensyaiem 387 ; Dionin bei dens. 88, 48.

Au^enmuskellähmung bei Alkoho- likern 114, 132; Kopfbaltang bei ders. 374.

Augen muskelstörungen bei Him- syphilis 115; bei Zirbeldrüsenge- Bchwülsten 116.

Augenspiritus, Pagen8t6cher*scher 378.

Augen wasser, Eatharol als solches 42.

Auscultatorische Percnssion 173, 197.

Autointoxication , Eklampsie als solche 342 ; Schwangerschaftser- brechen als solche 832; als Ur- sache von Chorea jnravidarum 140; als Ursache des Delirium acutum 139 ; ab Ursache der epileptischen Anfülle 124, 134; als Ursache von Schulanämie 292; als Ursache von Scorbut 297.

Autolyse der Placenta 343, 363.

Automatie des Herzmuskels 170, 171, 194, 196, 197, 200.

Automatismus 489, 493.

Autoplastik bei Schädeldefecten 304.

Autoskopie 206.

B.

Babinskrscher Reflex 112, 132.

BaoilläreEndocarditis 188, 196; Natur der Tuberculide 416, 436.

Bacillen s. Milchsäurebacillen, Pneu- moniebacillen , TuberkelbaciUen, Typhusbacillen ; bei Hospitalbrand 418, 436; der menschhchen und der Bindertuberculose 5, 156, 168 ; säurefeste 5 ; bei Syphilis 427, 440.

Bacillol gegen das Anlaufen der Spiegel 400, 410.

Bacillurie, typhöse 263, 275.

Bacillus fusiformis bei Stomatitis ulcero-membranosa 406, 411 ; pneu- moniae (Friedländer) als Erreger eines Himabscesses 114, 132; pyo- cyaneus als Ursache von Nabel- infection 7; pyocyaneus als Ur- sache der croupösen Otitis externa 889, 397; der Ruhr 269, 276.

Bacteridde Substanzen 2; Wirkung des Lichtes 469, 474.

Bacterien s. Darmbacterien; in der Gonjunctiva nach Thränensack- exstirpation 877, 387; Eindringen

ders. vom Darm aus 1 ; Eindringen ders. vom Darm aus in die Blase 254, 256; Infection mit dens. vom Conjunctivalsack aus 377, 386; bei Keuchhusten 7; in der normalen Lunge 1, 161, 168; der Nährpräpa- rate 54, 55; Beductionsfähigkeit ders. 5; Schutz des Granulations - gewebes gegen das Eindringen, ders. 2; im Wurmfortsatz bei Appendicitis 228. 240.

Bacterientoxine, Ursache der progres- siven Paralyse 141.

Bacterienübertragung, congenitale 2.

Bacteriologie des acuten Grelenkrheu- matismus 268, 275; der Masem- otitis 391, 396; der acuten Mittel- ohrentzündung 397; der Neuge- borenen 346.

Bacteriologische Frühdiagnose des Abdominaltyphus 262, 268, 275; Untersuchungsmethoden bei inne- ren Krankheiten 257.

Bacterium coli, maligne Endocarditis durch dass. 188, 196; lactis a^ro- genes, Ursache von Pneumaturie 254 259.

Bacteriurie 254, 256, 258.

Bad s. Wannenbad; als Infections* quelle 330, 366 ; der Neugeborenen 442.

Badecuren bei Herzkrankheiten 70, 71, 76, 77.

Bademoor, chemisches Hauptagens dess. und dessen Ersatzmittel 77.

Baden und Bäder im Altertham 77.

Baden-Baden, Analyse seines Trink- wassers 77.

Baden- Badener Stahlquellen und Thermen, Flora und Mikrooriga- nismen ders. 77.

Baden weiler, Gurort für Herzkranke 184.

Badeorte s. Curorte; Nachbehand- lung der Kriegsinvaliden und Un- fallverletzten an dens. 78.

Bäder s. elektrische Lichtbäder, Heissluftbäder,Ichthyolbäder,Kreo- linbäder, Schwitzbäder, Sonnen- bäder, Soolbäder, Theerbäder; bei Abdominaltyphus 64, 75, 76; bei Albuminurie 246; blutdruck- steigernde Wirkung ders. 184, 194, 197, 199; bei Chorea 74; bei febri- lem Delirium tremens 65, 75; bei Herzkrankheiten 184, 194, 195, 198,

Sachregister.

501

199, 200, 201; bei Pneamonie 65, 74, 163; bei RheumatismuB 74; kalte, Steigerung der Milcfasecretion durch dies. 64, 75; permanente bei Pemphigus 415.

Bäder und Curorte in Algerien 72, 77 ; von Europa (Lexikon) 77 ; des VeltHn 77.

Bädergesetzgebung, ehemalige 77.

Bädertag, 29. schlesischer 76.

Balanitis, Schleich*s Serumpaste bei ders. 419, 437.

Balantidium coli, Colitis durch dass. 230, 289.

Ballonbehandlung, intrauterine 839, 859.

BiJneographie 72.

Baineotechnische Neuerungen 67, 74.

Balneotherapie 68, 76; der Herz- krankheiten 184, 194, 195, 198, 199, 200, 201; der tuberculösen Gelenk- und Knochenkrankheiten bei Kindern 76.

Bandagen für Wandemieren 252, 256.

Banti*sche Krankheit 296.

Barlow*8che Krankheit 16.

Basisfractur 114, 115, 132.

Basophile Kdmelung der Eiythro- cyten 292.

Bauchblutungen, subcutane, trau- matische 804, 325.

Bauchbruch 327; kein Unfall 491; seitlicher 816.

Bauchchirurgie 312.

Bauchdecken, Druckpunkte auf dens. 858.

Bauchfell, Pseudomyxom dess. 357, 370; Tuberculose dess. 357, 371.

Bauchhöhle , vaginaler Operations- weg in dies. 857, 867.

Banchmassage ^ Einfiuss ders. auf Blutdruck, Herzthätigkeit, Puls und Peristaltik 185, 195.

Bauchoperationen, Anästhesie bei dens. 858, 370.

Bauchschüsse, Behandlung ders. 305, 827.

Bauchspeicheldrüse s. Pankreas.

Bauchwand, Garcinomreddiv in ders. 858, 872.

Bauchwunden , Behandlung offener

326. Becken, enges 386, 863; Entwicke- lung dess. 836, 860; gespaltenes 886, 865; Maasse 885, 861 ; plattes 885.

Beckenenge und Gewicht der Neuge- borenen 345, 366.

Beckenexsudate, Behandlung chroni- scher 849, 371, 879.

Beckenverengerung, Schwanger- schaftsdiät bei ders. 382.

Behaarung, abnorme 350, 368.

Belastungsdeformitäten, statische 88, 97.

Beleuchtung, künstliche 470, 475; Lichtprüfer für dies. 470, 474.

Belladonna bei spastischer Obsti- pation 282, 241.

Belladonnapräparate bei Magen- krankheiten 82.

Belladonnavergiftung, Morphin als Antidot bei ders. 45, 48.

Bence-Jones*scher Eiweisskürper im Urin 246, 257.

Benzinvergiftung 485, 498.

Benzoesäure, Einfiuss ders. auf die Hamsäureausscheidung 287.

Bergsteigecuren für Nervenkranke 60, 78.

Bett^Lesegestell 108, 110.

Bettlage 108.

Bettwagen (Merke'scher) 108, 110.

Bettwärmer, elektrischer 105.

Bewegung und Sport als Entfettungs- mittel 184, 197.

Bewegungsgrenzen der Gelenke 85, 95, 96.

Bewusstseinsstörungen, transitorische 147, 148.

Bicepsrupturen 327.

Bildungsfehler beim weiblichen Ge- schlechte 349, 371.

Bindegewebe , metaplastische Um- wandlung dess. in Knochen 10«

Bindehaut s. Conjunctiva.

Birkenreizker, Vergiftung durch dens. 45, 46.

Bismuthose, Anwendung ders. 217, 239.

Bläschenbildung auf der Hornhaut, reddivirende 388, 887.

Blase s. Harnblase.

Blasenblutungen in der Schwanger- schaft 882, 860.

Blasenentzündung s. Gystitis.

Blasengeschwüre, incrustirte 255, 258.

Blasengonorrhoe 858» 367.

Blasenmole, Zusammenhang zwischen ders. und Syncytioma mabgnum858.

Blasenmolenschwangerschaft, Dia- gnose ders. 338, 364.

502

Sachregister.

Blasenscbeidenfiatel 358, 367, 372.

BlasenspÜlungi Technik ders. 256.

Blasenstörungen, cerebrale 113, 132.

Blasentangextract 280.

Blasentuberculose 6; Behandlang ders. 255, 258; frühzeitige Dia- gnose ders. 254, 255; beim Weibe 858, 370, 372.

Blasenverändeningen bei Gervix- carcinom 358, 372.

Blasenverletzongen bei vaginaler Totalexstirpation des Uterus 352, 368.

Blastomyceten und Carcinom 18.

Blastomykose der Haut 418, 436.

Blaud'sche Pillen 24.

Bleihaltiges Mehl, Vergiftungen durch dass. 485, 494.

Bleipräparate zur Fruchtabtreibung 486, 494.

Bleiröhren, Angreifbarkeit ders. durch Wasser 462, 475.

Bleivergiftung, körnige Degeneration der rothen Blutzellen bei ders. 292; Ursache von Schrumpfniere 247

Blennorrhoe der Neugeborenen 881 ; Prophylaxe ders. 347, 378, 385.

Blepharitis, Schleich*s Serumpaste bei ders. 419, 437.

Blepharoconjunctivitis 38 1 .

Blepharospasmus, Behandlung dess. 401.

Blindheit s. Amaurose; Leseproben zur Entdeckung der Simulation einseitiger 386; Simulation ders. und ihre Entlarvung 387.

Blitzschlag und elektrische Hoch- spannung 131, 184.

Blut, Gefrierpunktsbestimmung dess. 319; Gonokokken in dems. bei gonorrhoischer Polyarthritis 428, 438; Harnsäure in dems. 287; Krankheiten dess. 291; Mikro- organismen in dems. bei Tuber- culosen 159, 169; osmotischer Druck im mütterlichen und kindlichen 387, 363; Pneumokokken in dems. 162, 168 ; Toxicität bei Eklampsie 340; bei Urämie 8; Veränderungen der Zusammensetzung dess. durch Einwirkung der Kälte auf den Körper 62, 74; Viscosität dess. 171, 196; Wirkung der Meeresluft auf dass. 59, 73.

Blutarten, forensische Methode zur

Unterscheidung der verschiedenen 476, 494.

Blutbefund bei Carcinoma und Ulcus ventricnli rotundum 220, 238, 240; bei eitriger Cholangitis 237, 240; bei Leukämie 295; bei perityphH- tischem Abscess 280, 238; bei Pseudoleukämie 296; bei congeni- taler Pulmonalstenose 182, 200.

Blutbeschaffenheit, Einfluss dee Salz- gehaltes der Trinkquellen auf dies. 69, 76.

Blutcirculation, arterielle, Einfluss des intraabdominalen Druckes auf dies. 177, 199.

Blutdruck nach Bauchmassage 185, 195; bei Eklampsie 341; bei Herz- neurosen 198, 199; Einfluss der Häufigkeit des Herzschlags auf dens. 183, 195; bei Influenza 153, 266. 275; bei Syphilis 428, 439; bei traumatischen Neurosen 192, 193. 200; bei Tuberculosen 57, 73. 159, 168.

Blutdruckmessung 174, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200.

Blutdrucksteigemde Wirkung der Bäder 184, 194, 197, 199.

Blutfarbstoff, ungleiche Resistenz dess. gegen Alkalien 478, 494.

Blutgefässe s. Gefässe.

Blutgefrierpunkt, diagnostische Ver* werthung dess. 257.

Blutknötchen in den Herzklappen Neugeborener 180, 194.

Blutkörperchen, kömigeDegeneration der rothen 292.

Blufcnachweis 479, 494.

Blutplasma, Ausscheidung dess. bei Verbrennungen 303.

Blutplättchen 8; amöboide Bewe- gungen ders. 291.

Blutpi^parate, Gifbbildung im Darm nach Verabfolgung ders. 292.

Blutregeneration 9.

Blutserum^ globulicide Kraft dess. bei paroxysmaler Hämoglobinurie 296; und Milch 443.

Blutstauung, Einfluss ders. auf Ge- lenksteifigkeiten 85, 95.

Blutstillung durch subcutane Gela* tineinjection 249, 257.

Bluttransfusion 302, 324.

Blutung 8. Bauchblutung, Hirnblu- tung, Ponsblutung; aus der Caro- tis interna infolge von Cholestea-

Sachregieter.

503

tom resp. Gariea des Felsenbeins S92, 897, 398; bei Nasenopera- tignen, VerhQtang ders. 408, 411.

Blutungen, ^^trointestinale, körnige Degeneration der Errthrocyten bei dens. 292; in den Nebennieren 415, 436; pi^klimakteriscbe 348, 372; piAinonitoriscbe bei Aneurysmen 191.

Blutuntersuchung, quantitative 479, 494.

Blutuntersuchungen, Technik ders. 291.

Blutuntersuchungsmethoden 244, 259.

Blutzucker bei Nephritis 283.

Bogengänge, Erregung ders. und Augenbewegungen 374.

Bordet*8che Lactoserumreaction 443.

Borsäure als Conservirungsmittel 467.

Botriocephalusanämie 298.

Bradjcardie infolge von Magenleiden 193, 194.

Brandwunden bei UnföUen durch ElektriciiAt 181.

Braunsteinvergiftung 44, 46.

Brillen 385, 386.

Brom bei spastischer Obstipation 232, 241.

Bromacne 35.

Bromalin 35, 47.

Bromeigone 85, 48, 420, 437.

Bromipin 36, 47, 48.

BromocoU 35, 46, 47.

BromocoUsalben 420, 436.

Brompräparate bei Mjoclonie 130.

Bromsalze bei nasalen Reflexneu- rosen 401, 410.

Bronchialdrüsen , Septikämie nach Vereiterung ders. 153, 169.

Bronchialdrüsentuberculose bei Sero- phttlOsen 450.

Bronchialerkrankungen , Therapie ders. 153.

Bronchialkatarrh, chronischer, bal- neologische Behandlung dess. 77.

Bronchialstenose 191.

Bronchiektasie , angeborene , ein- seitige Lungenatrophie nach ders. 152, 168; Heroin bei ders. 37, 48; operative Behandlang ders. 167; Therapie ders. 158.

Bronchiolitis obliterans 152, 168.

Bronchitis s. auch Influenzabronchitis acute, Dionin bei ders. 88, 47 chronische, Heroin bei ders. 87, 48 Jodipin bei ders. 37; fibrinosa 1.52,

169; Microooccus catarrhalis bei ders. 151, 168.

Bronchopneumonie, Micrococcus ca- tarrhalis bei ders. 151, 168.

Bronchoskopie 151, 168.

Bronzediabetes 282.

Bruch s. Bauchbruch, Hernie, Netz- bruch.

Brucheinklemmung, Pathologie und Therapie ders. 315, 325.

BrustdrüsengeschwQlste 311, 325, 327.

Brustorgane , Röntgenuntersuchung ders. 149, 158, 168.

Bubonenpest s. Pest.

Buckelmessung, perimetrische 89, 95.

Bulbärparalyse, acute bei Himsyphi- lis 115; myasthenische 129, 184.

Bulbus; Enucleation dess. 376, 385, 387.

Bulgarien, Curorte und Mineral- quellen dess. 72, 78.

Butterersatz , Sana' ,Tuberkelbacillen in ders. 54, 55.

C.

Oalcaneusfracturen 300, 327.

Galomel als Diureticum 29, 47, 185, 198; bei tropischer Dysenterie 270, 276.

Galomelii^'ectionen bei Elephantiasis 422, 487.

Campher bei Unterschenkelgeschwü- ren 422, 487; als Vasomotoren- mittel 182, 188, 195; Wirkung dess. 22.

Gancroid, Therapie dess. 421, 486.

Cancroinii^jectionenbeiCarcinom 353.

Gannes als Winterstation 78.

Caput obstipum 86, 96, 97.

Garbol (intern) bei Pemphigus 415.

Carbolgangrän 43, 46, 484, 493.

Carbolsäure bei eiternden und tuber- culösen Processen 301, 326.

Garcinom s. Lebercarcinom , Lupus- carcinom, Magencarcinom, Nävus - carcinom , Plattenepithelkrebs, Psammocarcinom , Pyloruscarci- nom; Genese dess. 12, 13; Heil- barkeit dess. 358, 866; im jugend- lichen Alter 238, 284, 288; und Malaria 465; parasitäre Natur dess.13,18; träum atischeEntstehung dess. 18, 805; der Brustdrüse 311, 825, 327; der Gallenblase 238, 240;

504

Sachreg^ier.

des Gebärmutterhaleea 850, 368; infiltrirtes der Harnblase 255, 256: der Haut 417, 435, 486; der Nieren 252; des Oesophagus 207, 239; des Ovariums 356, 369; des Pankreas 317, 325; der Portio und Cervix, Blasenyeränderungen bei dems. 358, 372; des Rectums 233, 234, 238, 317, 328; des Uterus 351, 352; der Vagina 350, 868, 369; der Zirbel- drüse 115; der Zunge 311, 327. Carcinomatose , Himsymptome bei

ders. 116, 132. Garcinombehandlung353,422,435,4d7. Cardialgie s. GastraJgie. Cardiographie 172, 197. Cardioplastik bei Oesophagusdila-

tation 205. Cardiospasmus 203, 289 ; anatomische Ursadien dess. 204; Therapie dess. 204, 205. Gardiosphygmograph 172, 197. Garies des Feäenbeins, Garotisblu-

tunpr infolge ders. 392, 398. Garotisblutung infolge Ton Ghole- steatom resp. Garies des Felsen- beins 392, 897, 398. Garotisunterbindung bei Oberkiefer-

resection 310, 328. Garpalknochen, Luxationen ders. 822. Gascarin (Abführmittel) 232, 289. Gasein der Milch 448; der Milch unter dem Einfluss erhöhter Tem- peratur 444, 457; der Magermildi für Kranken- und Volksemährung 51, 55. Gastration, Bekämpfung der Ausfalls- erscheinungen nach ders. bei Frauen 856, 868; bei Hodentuberculose 320, 325. Gavemen, bronchiektatische , Opera- tion ders. 312 ; tuberculöse, opera- tive Behandlung ders. 167, 168. Gelluloid zu festen Verbänden 94, 96. Gentralnervensystem bei ToUwuth 274, 277; Veränderungen dess. bei Tetanie 215, 239. Gentralwasserversorgung 462, 474. Gentrum des Sphincter iridis 373, 385. Gephalhämatom 364. Gerebellarataxie, spinale, im Eindes- alter 121, 188. Gerebrale Blasenstörungen 113. 132;

Kinderlähmung 80, 96. Gervixcarcinom , Blasenverände-

rungen bei dems. 358, 872.

Gervizsch leimhaut in der Schwanger- schaft 833, 863.

Gervizstenose 848, 368.

Ghemische üntersuchungsmethoden bei inneren Krankheiten 257.

Ghiasma, Faserverlauf im mensch- Uchen 387.

Ghinasäure gegen Gicht 28, 48; Ein- fluss ders. auf die Hamsäureaus- scheidung 287, 288.

Ghinasaures Piperazin 48.

Ghinin, subcutane Anwendung dess. 40, 46, 47.

Ghinin behandlung des Typhus 39, 46, 266,275.

Gbinininjectionen bei Pneumonie 163, 168; bei Prolapsus uteri 355» 371.

Ghinolinwismuthrhodanat s. Gmiin.

Gbinotropin 48; bei Gicht 28, 29.

Ghirurgie s. Lungenchirurgie; allffe- meine 299 ; des Auges 387 ; specielle 310.

Ghirurgische Behandlung s. operative Behandlung; der Nierenkrankheiten 248, 251, 257, 258; der Nieren- tuberculose 251, 259; Nierenkiank- heiten, Diagnostik ders. 256.

Ghloracne 415, 435.

Ghloj^thylvergifbung 484, 494.

Ghloral bei Eklampsie 842 ; bei spa- stischer Obstipation 282, 241.

Ghloroform in der Geburtshfilfe 330.

Ghloroformnarkose , Erbrechen bei (und nach) ders. 82, 47, 48; gynä- kologische Operationen ohne dies. 349, 872.

Ghloroform Sauerstoffnarkose 299» 328.

Ghlorose294, 297; Behandlung ders. in Seehospizen 59, 73; Eisenprä-

Sarate bei ders. 23, 24, 25, 47. orsaures Kali zur Mundreinigung 106.

Ghlorzinkinjectionen, submucöse bei Rhinitis chronica hypertrophica 402, 410, 411.

Gholangitis, eitrige 237, 240.

Gholecystitis suppurativa, Entstehung ders. 236, 238.

Gholelithiasis, erbliche Prädisposition bei ders. 236, 238 ; Gefahren deis. 237 ; Massage der Leber undGkJlen- wege bei ders. 80, 95; operative Behandlung ders. , Indicationen ders. 287, 240 ; Ursache des Icterus

Sachregister.

505

bei ders. 286, 238 ; innere Therapie ders. 237, 240.

Cholera durch Trinkwaseerinfection 462.

Gholeraexanthem 484.

Cholesteatom, Carotisblatnog infolge dess. 892, 897; des äusseren Gehör- ganges 390, 897; des Mittelohres, psychische Störungen durch dass. 398, 398.

Cholesteatoma verum der hinteren Sch&delgrube , durch Mittelohr- eiterung inficirt 892, 898.

Chondrodjstrophia foetalis hyper- plastica 456.

Chondrome der Nieren 252.

Chorea, Behandlung ders. mit warmen Bädern 74; Kakodylsäure bei ders. 25; gravidarum 140; künstlicher Abort bei ders. 835, 862.

Chorioiditis, snbconjunctivale Injec- tionen bei ders. 878.

Chromsäurevergiftung 485, 492.

Ciliark5rper,Dionin bei£rkrankungen dess. 89, 48.

Circulationsapparat bei Syphilis 428, 439.

Citrophen 48.

Clavicularfractur bei der Geburt 846, 365.

Clitoriskrisen im Verlaufe der Tabes 120, 138.

Coagulationspunkt der Kuhmilch nach Erhitzen 444.

Cocain, Rückenmarksanästhesie durch dass. 83, 46; in der Geburtshülfe 380, 860, 361, 862, 363, 866.

Cocainisirung der Magenschleimhaut zur Verhütung des Erbrechens durch Chloroform 32, 47, 48; der Nase gegen Dysmenorrhoe 347.

Cöcum, Ileus durch Axendrehung dess. 227, 288.

Cöliotomie bei Uterusruptur 834.

Coffein als Vasorootorenmittel 182, 188, 195; Wirkung dess. 23.

Cohabitationstrauma als Ursache von Haematocele retrouterina 857.

Colibacillen als Erysipelerreger 808.

Colibacterien als Ursache von Icterus gravidarum 882.

Colitis durch Balantidium coli 280, 289.

Collämie 289.

Collargol 48, 47, 844; zur Behandlung des Milzbrands 278, 277.

Collateralkreislauf, arterieller, bei

Verschluss der grossen Gefö^e am Aortenbogen durch deformirende Aortitis 189, 200.

Colon, angeborene Dilatation dess. 446 ; Anomalieen dess. als Ursache habitueller Stuhlverstopfung im Kindesalter 446, 458^ congenitale Missbildung dess. 282, 241.

Colotomie 808.

Colpocoeliotomia anterior lateralis 357, 367.

Coma bei Carcinomatose 116; diabe- ticum, Aetiologie und Behandlung dess. 285.

Compensation der sensorischen Ataxie 112, 181; von Mitralfehlern 181, 195.

Compensatorische Vorgänge bei Aor- teninsufficienz 180, 194, 200; Uebungstherapie s. Heilgymnastik.

Compression des Rückenmarkes durch Geschwülste 122, 133.

Conchotomie 402, 408.

Concrementbildungen , Ursache von Nierenblutung 249.

Congenitale Bacterienübertragnng 2 ; Humerusdefecte 95; Klappenbii- dung im Duodenum 215, 288; Knochenaffectionen 16; Missbildung des Colon 282, 241; Pulmonal- Stenose, Blutbefund bei ders. 182, 200; Pylorusstenose, hypertrophi- sche 218; Variola 261, 274.

Congenitaler Femurdefect 86, 95, 96, 97 ; Knorpelrest im Kopfiiicker 86, 97; Plattfuss, Aetiologie und Therapie dess. 93, 95.

Conjunctiva, Bacterien^ehalt ders. nach Thränensackexstirpation 377, 887.

Conjunctivalsack, Infection von dems. ans 377, 386.

Conjunctivitis, Diplobacillen bei ders. 881, 886; Katharol bei ders. 879; der Neugeborenen 881, 886.^

Conservirung s. Fleischconservirung.

Conservirungsmittel 467, 474, 475.

Constitutionsbedingungen des Herz- muskels 178, 195.

Contagiosität des Erythema nodosum 413, 487.

Contractur, Dupuytren'sche, Aetiolo- gie ders. 87, 97.

Contracturen des Kni^elenks, Be- handlung ders. 92, 95, 96, 97, 98.

Contusion s. Unterleibscontusion.

506

Sachregister.

Conus bei Myopie 380.

Convergenz, Zusammenhang ders. mit Accommodation 873, 386.

Cornea s. Hornhaut; Diplobacillen beim Ulcus ders. 382 ; reddivirende Bläschenbildung auf ders. 882, 387.

Coronararterien , Aneurysmen ders. 191, 201.

Coronarsklerose 178, 198.

Corsett 8. Aluminiumcorsett , Gips- corsett.

Corsettbehandlung der Tabes 120, 132.

Coryamyrtin als Vasomotorenmittel 23.

Coryza s. Koryza.

Costa dedma fiuctuans, Bedeutung ders. 213, 240, 241.

Cotoin als Antidiarrhoicum 30, 48.

Coxa vara 90, 98.

Colitis gonorrhoica 323, 326; tuber- culöse 90, 95, 96, 97, 300 ; Behand- lung ders. 323, 327; Differential- diagpiose ders. 90, 96.

Cranio-Cephaloklast 838, 360.

Cred^*8che Augeneinträufelung, Prot- argol bei ders. 378, 385; Silber- pr&parate zur Wundbehandlung 42, 47.

Crurin bei Gonorrhoe 426, 438.

Cryoskopie 319.

CucuUarisdefect als Ursache des con- genitalen Hochstandes der Scapula 96.

Curen s. Bergsteigcuren , Lufbcnren.

Curettement bei Metritis 848; der Harnblase bei Cystitis 254, 259.

Curorte, klimatische 78; und Bäder in Algerien 72, 77 ; des Veltlin 77 ; und Mineralquellen in Bulgarien 72, 78.

Cyanose und Gangrän der Ohrmuschel als Zeichen für Hämoglobinurie 890, 898.

Cyanvergiftung, Farbe der Todten- flecke bei ders. 488, 498.

Cyklische Albuminurie 245, 256.

Cyrtometrie 150, 168.

Cyste s. Zahncyste.

Cystennieren 252.

Cysticercus cerebri, operative Behand- lung dess. 116, 132.

Cystitis 8. Gonokokkencystitis 254, 256; Behandlung ders. 254, 256, 257, 259; mit incrustirten Blasen- geschwüren 255, 258; Urotropin bei ders. 29, 48; Ursache von

Schrumpfniere 247; luetica 254,

256; typhöse 254, 256, 259, 263,

275; weibliche 358. Cysto me der Nieren 252. Cystopexie bei Prostatahypertrophie

320. Cystopyelitis bei Nephrolithia8i8249.

D.

Dämmerungszustönde 148.

Dammoperationen, Rückenmarksan- ästhesie durch Cocain bei dens. 33, 46, 299.

Dammplastik 850, 868.

Dammriss 838, 366.

Darm, Eindringen von Bacterien durch dens. 1, 254, 256; Physostigmin gegen Erschlaffung dess. 81, 48.

Darmaffectionen, dysenterische, Ur- sache von Leberabscess 284, 239.

Darmbacterien, Einfiuss ders. auf die Ausnutzung N-haltiger Nahrung 228 239.

Darmdivertikel 227, 239.

Darmerweiterung bei Sarkomen 227.

Darmföulniss, Bestimmun^^ ders. 226, 288, 240; Einfluss des Urotropins auf dies. 29, 47.

Darmfunction, Prüfung ders. durch „Fleischprobe' 225, 241; durch Glntoidkapseln 225, 239; durch Jedipin 225, 241.

Darmgeschwüre, tuberculöse 13; Be- handlung ders. mit Fortoin 31.

Darmincarceration, mesenteriale 213, 214, 288.

Darmkatarrh der Tuberculosen, For- toin gegen dens. 280, 240.

Darmlähmung nach Laparotomieen, Strychnin (prophylaktisch) gegen dies. 31; nach Narkose 849, 369.

Darmperistaltik, Mittel zur Anregung ders. (Physostigmin, Strychnin) 31, 46.

Darmresectionbei brandigen Brüchen 815, 825; bei Tuberculose 814, 826.

Darmsarkome 227, 239, 240.

Darmstenose bei Kindern 447.

Darmstricturen durch tuberculose Ge- schwüre 13.

Darmträgheit, Physostigmin gegen dies. 81, 48.

Darm tuberculose bei Kindern 452; primäre 155, 156; durch (xenuss

Sachregister.

507

von Milch tuberoulOser Kühe 5; Resection bei dera. 313, 326.

Darmverdauung , Physiologie ders. 223, 239, 240.

DarmverschluBS 227.

Darmzerreissnng bei yermeintlicher Losung der Nachgebart 487, 493.

Dauerhefe in der Gynäkologie 349, 366.

Daves 56, 57, 73.

Defäcation, Handgriff zur Erleich- terung ders. 106, 109, 110, 233, 238, 239.

Defect 8. GucuUarisdefeot.

Defectbildung, angeborene am Ober- schenkel 86, 95, 96, 97.

Deformitäten s. Belastungsdeformi- täten, Fassdeformitäten.

Degeneration, kömige, der rothen Blutzellen 292.

Delirium acutum 138, 139, 148; tre- mens, Pathogenese dess. 138, 147 ; febriles , Kaltwasserbehandlung dess. 65, 75.

Dementia paralytica 141 ; praecox 144.

Demenz bei Carcinomatose 116.

Depressionszustände, Luftcuren bei dens. 59, 73.

Dermatitis 414; artificielle, Sapolan bei ders. 419, 437; herpetiformis 415; Schleich*s Serumpaste bei ders. 419, 437.

Dermatosen nach Gonorrhoe 424, 438; medicamentöse 414, 435, 436, 437.

Dermohypertrophie , yasomotorische 418. 436.

Dermoidcyaten des Ovariums 356.

Descensus ovariorum, unvollkomme- ner 856.

Desinfection der Hände 301, 828, 329, 359, 360, 364, 365; der Haut 301; der Scheide 329, 360 ; des Sputums bei Typhuspnenmonie 264; des Urins der Typhösen 254, 256, 259, 263, 275.

Dextrocardie 187, 199, 201.

Dextroversio cordis 187, 199.

Diabetes s. auch Bronzediabetes 283 ; Nierendiabetes 283 ; Phloridzindia- betes; mellitus s. Zuckerkrankheit ; mellitus , Alveolarpyorrhoe bei dems. 284; gastrointestinale Sym- ptome bei dems. 284; Häufigkeit dess. bei Juden 284 ; Kakodylsäure bei dems. 25; im Kindesalter 284;

Lipämie bei dems. 286; Massage der Leber bei dems. 80, 95; Be- ziehungen des Pankreas zu dems. 14, 284; Prädisposition der Juden zu dems. 284; bei Syphilis 428, 439; Therapie dess. 284; und Un- fall 283 ; bei Uterusmyom 354, 369 ; Zahnausfall bei dems. 284.

Diabetikerbrod 284.

Diät bei Albuminurie 246; Einfluss ders. auf Epilepsie 125, 134; bei Herzkrankheiten 185, 194; moderne in Karlsbad 76; bei Melancholie 146; bei spastischer Obstipation 232, 241; bei Oxalurie 250; phos- phorfreie 53.

Diätcuren in der Schwangerschaft 331, 332.

Diätetik 49.

Diätetische Behandlung der ham- sauren Diathese 257 ; der Nephritis 247, 248, 257, 258, 259.

Diagnostik, ohrenärztliche 897.

Dialysat der Digitalis grandiflora 21, 183, 200.

Diaphoretisches Heilverfahren bei Osteomalacie 67, 75.

Diarrhoe s. Antidiarrhoica; derPhthi« siker, Behandlung ders. mit For- toin 31.

Diarrhoische Albuminurie 246, 259.

Diastolisches Mitralgeräusch 181, 188, 195.

Diathese, hamsaure, s. hamsaure Diathese.

Diazoreaction 245, 256, 258; nega- tive bei Diphtherie 271, 276.

Dickdarm s. Colon ; resorptive Fähig- keit dess. 223.

Dickdarmoperationen 303, 327.

Dickdarmtuberculose, operative Be- handlung ders. 313, 326.

Diebstahl bei Schwachsinn durch Epilepsie 489, 493.

Digitalin 183.

Digitalisdialysat 21, 183, 200.

Digitalisglykoside 183, 194.

Digitalistherapie, chronische 21.

Digitaliswirkung 19, 182, 188, 194, 195.

Digitoxin 21, 183.

Dilatationsaneurysma, solid thrombo- sirtes, des Dactus arteriosus Botalli 182, 199.

Dilatator pupillae, Anatomie dess. bei Säugethieren 373, 386.

508

Sadiregister.

Dionin 38, 46, 48.

Diphtherie 472, 474; s. Wund- diphtherie; und ,Diphtheroid* 272, 276; negative Diazoreaction bei ders. 27], 276; Ohraffectionen bei genuiner 891, 398; acute Polio- myelitis nach ders. 118; Serum- behandlung ders. 271, 276; Ver- wechslung Ton Stomatitis ulcero- membranosa mit ders. 406.

Diphtheriebadllen als Eitererreger 308, 828; Lufünfection des Auges mit dens. 377.

Diphtherieserum zur Behandlung der Pneumonie 163, 169; prophylak- tische Anwendung dess. 271, 276.

Diplobacillenconjunctivitis 881, 386.

Diplococcus intracellularis Weichsel- baum, Erreger der epidemischen Gerebrospinalmeningitis 267, 275.

Disposition 4; s. Gewebsdisposition; der Tuberculose 156, 157, 168.

Diurese, Steigerung ders. nach Ge- brauch von Hedonal 34.

Diuretica bei Albuminurie 246.

Diureticum, Calomel als solches 29, 47, 185, 198.

Diuretische Eingiessungen bei Ek- lampsie 342.

Divertikel s. MeckePsches Divertikel, Oesophagusdivertikel , Pulsions- diverük^, Tractionsdivertikel.

DjOatin gegen Diabetes 285.

Dormiol (Schlafmittel) 84, 46, 47.

Douchevorrichtung 68, 75.

Douglas, Fibromyom dess. 357. 371.

Druckpunkte auf den Bauchdecken 358.

Drucksteigerung im Auge und Blut- menge in dems. 374, 386.

Drüsenschwellungen bei Syphilis 428, 439.

Drüsentuberculose unter dem Bilde der Pseudoleukämie 295.

Ductus arteriosusBotalli, solid throm- bosirtes Dilatationsaneurysma dess. 182, 199; Offenbleiben dess. 182, 200; Ruptur dess. 182, 199.

Dünndarmlipom , submucöses, Inva- ginaüon aurch dass. 227, 239.

Dünndarmsaft, digestive F&higkeit dess. 223, 240.

Dünndarmstenose im Kindesalter 447.

Duodenalstenose, infrapapill&re, funo- tionelle Ergebnisse der Gastro- enterostomie bei ders. 218, 240.

Duodenum , congenitale Klappen- bildung in dems. 215, 238.

Duotal bei Typhus 265, 275.

Dupuytren*sche Contractur , Aetio- logie ders. 87, 97, 322, 827.

Duralinfusion bei Tetanus 808.

Dysenterie, Amöben bei ders. 8, 269, 276; Bacillus ders. 269, 276; Be- handlung ders. 269, 270. 276: beim Fötus 269, 276; Ursache von Leber- abscess 234, 239.

Dysmenorrhoe 347, 848; Eumenol gegen dies. 41, 47.

Dysmenorrhoea membranacea 348« 369.

Dyspepsie s. Gährungsdyspepsie ; Extr. Chinae Nanning gegen dies. 433, 489; nervöse, Luftcuren bei ders. 59, 73.

Dysphagie, Europhen gegen dies. 400, 410; Heroinum hydrochloricom gegen dies. 400, 410.

Dyspnoe, Heroin bei ders. 37, 88, 48 ; Herzkranker 176, 196; Sauerstoff- inhalationen bei ders. 61.

£.

Echinococcotomie 302.

Echinococcus der Leber 317, 325; der Lunge 165, 167, 168; multi- locularis 8; der Nieren 252; opera- tive Behandlung dess. 302, 327;

Echinococcusblasen, Bedingungen fär das Zustandekommen des Hyda- tidenschwirrens bei dens. 236, 238.

Ehe s. Verwandtenehen.

Ehescheidung wegen Geisteskrank- heit 487, 493.

Ehrliches Diazoreaction 245, 256, 258; Immunkörper 2.

Ei, Einbettung dess. in der Tube 334, 361 ; Ii^ection dess. 2.

Eiereiweiss , spedfisdier NachweiB dess. auf biologischem Wege 494.

Eisenbahnkrankenwagen 107, 110.

Eisengehalt der natiobrlichen Eisen- wftsser 24, 45, 46; der Franen- müch 442, 458.

Eisenpräparate 47; bei An&mie 9; anorganische, Resorbirbarkeit ders. 23, 47.

Eiskübel 105.

Eiterungen, Carbolsäure gegen dies. 801, 326; bei Typhuskranken 265, 275.

Sachregister.

509

Eiweiss s. Eiereiweias; Beziehung der Zackerbildung zu dems. 465 ; Zer- setzung dess. beim Kochen 444, 459.

Eiweisskörper, Resorbirbarkeit ders. im Dickdarm 228.

Eiweisspr&parate » Resorption und Assimilation ders. 466, 475.

Eiweissschlacken, Vertheilung ders. im Harn 242, 255.

Eiweissumsatz bei Botriocephalus- anämie 293.

Eiaculationen durch Johimbin 42, 46.

Eklampsie, Kaiserschnitt bei ders. 339, 364; puerperale 340, 341, 342.

Ekzem, Behandlung dess. 420, 486, 487 ; acutes, Schleich^s Serumpaste bei dems. 419, 437; chronisches, Behandlung dess. mit strömendem Dampfe 67, 74; Collargol bei dems. 43, 47; elektrische Schwefelbäder bei dems. 72, 78; Ichthoform bei dems. 419, 437; Ichthyol bei dems. 419; Ichthyolcalcium bei dems. 419, 437; Sapolan bei dems. 419, 487.

Ekzemfrage 412, 486.

Elektridtät, atmosphärische 468 ; zur Anregung der Milchabsonderung 345, 359.

Elektrisation des Magens 210, 241.

Elektrische Apparate 2ur Kranken- pflege 105; Lichtbäder, Wirkung ders. 65, 66, 75; Schwefelbäder bei Hautkrankheiten und Gicht 72, 78 ; Verunglückungen 181, 134, 490,493, Gehimerkrankungennach dens. 181, 183; Vibrationsmassage 94, 97.

Elektrolyse s. Kupferelektrolyse.

Elektrolytische Behandlang der An- eurysmen 192, 199.

Elektrotherapie bei Kinderlähmung 81, 95.

Elektrothermcompressen 68, 75.

El^hantiasis, Pathogenese und Therapie ders. 422, 487.

Ellenbogengelenk, Behandlung ver- alteter Luxationen in dems. 821, 827.

Embolie der Aorta abdominalis 192, 194, 198; der linken Lungen- arterie 192, 198.

Embolieen bei Herzkrankheiten 192, 195.

Embr^ome des Ovariums 11; Aetio- logie ders. 355, 867.

Emphysem s. Lungenemphysem; bal- neolo^che Behandlung dess. 77; Jodipm bei dems. 37; der Haut nach Laparotomie 358, 870.

Empyem der Siebbeinzellen 408, 410.

Ems, Bad, und seine Heilmittel 77.

Enchondrom des Uterus 853, 371.

Endarteriitis obliterans derPlacentar- zotten 843, 861; bei lebendem Kinde 189, 195.

Endocarditis, acute, Aetiologie ders. 187, 197; Therapie ders. 188; gonorrhoica 7, 188, 201, 428, 488, 439 ; Histologie ders. 193 ; bei In- fluenza 267, 275; luetica 180, 199; Pneumokokken- 14, 188, 196; sep- tische 188, 198.

Endometritis 848; dolorosa, Druck- punkte bei ders. 858 ; latente 359.

Entbindungen in der Agone 339, 360; Kunstfehler bei dens. 486, 492, 493.

Entbindungslähmungen 346.

Enteritis membranacea ^ Aetiologie ders. 280, 231, 241 ; syphiHtica 454, 458.

Enterocele vaginalis posterior 355, 368.

Entfettungscuren 278.

Entfettungsmittel , Bewegung und Sport als solches 184, 197.

Entmündigung und Pflegschaft wegen geistiger Mängel 487, 493.

Entwickelung der amerikanischen Frau 850.

Entwickelungsfehler beim weiblichen Geschlecht 849, 371.

Entzündung 10.

Enucleatio bulbi bei PanOphthalmitis 376, 385.

Enuresis 402.

En^me 3; der Placenta 348.

Eoem-Methylenblaufärbung des Blu- tes 291.

Epicarin 419, 437.

Epidemiologie 471 ; der Masern 260, 274.

Epididymitis , Therapie ders. 426, 438; suppurativa 424.

Epilepsie s. Irresein, postepileptisches ; Behandlung ders. 124, 133, 184; Bromipin bei ders. 86, 47 ; Bromo- coU bei ders. 85; Diebstahl bei Schwachsinn durch dies. 489, 498 ;

510

Sachregister.

Dorxuiol bei ders. 34 ; und Eklam psie 342, 361 ; Jackson^sche, opera tive Behandlung ders. 124, 134 künstlicher Abort bei ders. 335 362; Luftcuren bei ders. 59, 73 pathologische Anatomie ders. 123 124, 134; Prognose ders. 143, 148 sklerotische Himatrophie bei ders 113, 182; syphilitische 136; com binirt mit Tetanie 127, 128; und Trauma 488, 493; und Typhus 124, 134.

Epileptischer Anfall nach elektri- schem Trauma 131, 138; bei Un- yerricht*6cher Myoclonie 180; Ur- sache dess. 124,^34.

Epinephrin als Vasomotorenmittel 23.

Epiphysenlösung am oberen Humerus- ende 321, 327; bei Osteomyelitis 308.

Epithelregeneration 9.

Epityphlitis 314, 324.

Erhasche Krankheit 128, 134.

Erbliche Prädisposition bei Chole- lithiasis 236, 238.

Erblichkeit 111, 131; bei Schrumpf- niere 247; bei Tuberculose 155, 157, 168, 473, 475.

Erbrechen s. Hyperemesis; nach Chloroform 32, 47, 48.

Erdige Quellen, Bedeutung ders. fdr die Therapie der Gicht 77.

Erdnussmehl (künstliches Nährprä- parat) 53.

Erectionen durch Johimbin 42, 46.

Erfrierung (Experimentelles) 480, 498.

Erfrierungen, Behandlung ders. 308, 327.

Ergotin Golaz 848, 371.

Ergotismus 121, 138.

Erhängungstod, Bedeutung des Vagus für dens. 480, 493.

Erkältung als Krankheitsursache 464, 474.

Erkältungseinflüsse bei Myelitis 118; bei Schrumpfniere 247.

Ernährung s. Diätetik, Säuglings- emährung; des Kindes 457; mit rohem Fleisch als Mittel gegen Tuberculose 51, 55 ; bei Herzleiden 185, 194; im Puerperium 843, 362 ; rectale, bei mesenterialem Darm- verschluss 214; bei Oesophagus- dilatation 204.

Emährungscuren in der Schwanger- schaft 331, 332, 364.

Ernährungslehre 465.

Erysipel 7; Aetioiogie dess. 308; Behandlung dess. 808.

Eiythem bei Varicellen 261.

Eiythema exsudativum multiforme nach chemischer Reizung der Harn- röhre 413, 436; nodosum, Conta- giosität dess. 413, 437.

Erytheme indurö de Bazin 416, 486.

Erytheme, Pathogenese ders. 413, 486.

Erythrocyten s. Blutkörperchen.

Essigsaure Thonerde zur Mundreini- gung 106.

Eucalyptus zu intratrachealen In- jectionen 401, 411.

Euguform 420.

Eumenol 41, 47.

Euphthalmin als Mydriaticum 879,

885.

Europhen in der Rhinolaryngologie 400, 410; bei Ulcus molle 434.

ExanÜieme s. Arzneiexanthem ; gonor- rhoische bei Neugeborenen 424, 438; rheumatische 413, 485; nach Sublimatvergiftung 484.

Exenteratio bulbi 376, 885, 387; cranii 310.

Exspiration, Puls bei dei-s. 193.

Extension s. Gewichtsextension.

Extensionsschlinge 94, 97.

Extractum Chinae Nanning gegen Hg- und JodkaliDyspepsie 438, 439 ; filicis maris, Vergiftung durch da^. 44, 45. 46, 485, 498; Zyzjg. Jambol. gegen Diabetes 284.

Extrauterinschwangerschaft 835, 860, 861, 363, 364, 366; Haematocele retrouterina ohne dies. 357, 869.

F.

Facialisparese nach Spontangeburt

346, 361, 236. Fäces Neugeborener, Bacteriengehalt

ders. 346, 862. Familienpflege Geisteskranker 100,

109, 145, 148. Fanghi di Sclafani gegen Acne ro-

sacea 72, 77. Farben, Einfluss ders. auf den Ano*

pheles 270, 276. Färbetechnik des Blutes 291. Fäulnise, Einfluss ders. auf die

Lungenschwimmprobe 481, 494;

Sachregister.

511

Ton Fleischwaaren , Vorgänge bei ders. 467, 475.

F&ulniBsprocesse im Darmkanal s. Darmf&nlniss.

Febris hepatica intermittens, Unter- scheidung ders. von eitriger Chol- angitiB 287, 240.

Fehlgeburt s. Abort.

Felsenbein , Carotisblutnng infolge Ton Garies dess. 892, 398.

Femnrdefect, eongenitaler 86, 95, 96, 97.

Ferments. Labferment; fettspaltendes 209, 241, im Magensaft 49, 55.

Ferrichtbol (Ichthyoleisen) 419, 487.

Ferricodile 25.

Ferrum cacodylicum 25.

Fetischismus 145, 148.

Fett 466; Acetonbildung ans dems. 285 ; Zuckerbildung ans dems. 280.

Fettentartung 9.

Fettgehalt der Frauenmilch 442, 458.

Fettgewebsnekrose des Pankreas 14.

Fettherz 179, 196.

Fettleibigkeit, Herzerscheinungen bei ders. 179, 197.

Fettresorption im Dickdarm 228 ; im . Magen 209.

Fettspaltendes Ferment 209, 241 ; im Majgensaft 49, 55.

Fettsucht 278, 289; Zuckerausschei- dung bei ders. 281.

Fibroadenome des Magens 222, 241.

Fibrome der Nieren 252.

Fibromyom des Douglas 857, 871.

Fieber b. Temperatur; und Gljkosurie 282; intermittirendes bei Psendo- leukämie 282; bei pemiciOser Anämie 298; im Wochenbett 848.

Fieberbehandlung s. Antipyrese.

Finger, schnellender 328; trommel- schlegelartige Veränderungen an dens. 178, 194, 215, 238.

Fingercontractur , Dupuytren^sche, Aetiologie ders. 87, 97, 822, 827.

Fingerverletzungen, Behandlung ders. 822, 825.

Finsenbehandlnng der Hautkrank- heiten 422.

FiBsura stemi, cardiographische Unter- suchungen bei ders. 172, 197.

Flagellatio puerorum als Ausdruck des larvirten Sadismus 490, 498.

Fleckfieber, Gangrän nach dems. 260.

Fleisch s. Hackfleisch; rohes, zur Er* nährung als Mittel gegen Tuber-

culose 51, 55; Terschiedener Thier- arten, Unterscheidung dess. 494.

Fleischansatz des wachsenden Orga- nismus 465.

Fleischconsei-virung 51, 55, 467, 474, 475.

Fleischextract, Liebig's 209.

Fleischnahrung bei chronischen Nierenerkrankungen 50, 55.

Fleischpräparate 466.

Fleischwaaren , Vorgänge bei der fUulniss ders. 467, 475.

Flexura sigmoidea beim Kinde und beim Erwachsenen 446.

Flint^sche Geräusche bei Aorten- insufficienz 181, 197.

Florence's Erystalle und deren foren- sische Bedeutung 480, 492.

Fluidextracte, Golaz^sche 188.

Flüssigkeitszufuhr bei Verbrennungen 308.

Fötale Rachitis 17.

Fötus, Dysenterie bei dems. 269, 276 ; Einfluss der Behandlung syphilis- kranker Mütter auf das Schicksal dess. 431, 441; Uebergang der Antitoxine auf dens. 4.

Forensische Bedeutung der Lochien 480, 492.

Forensischer Blutnachweis 476, 494; Samennachweis 480, 492.

Formaldehyd zurHamsäurelösung288.

Formaldehydvergifkung, Behandlung ders. 47.

Formalin bei Endometritis 848; bei inoperablem Uteruskrebs 358.

Formalinvergifkung, Ammoniak bei ders. 44.

Fortoin als Antidiarrhoicum 30; gegen Darmkatarrhe der Tuberculosen 280, 240.

Fowler'sche Tinctnr s. Solntio arsen. Fowleri.

Fractur s. Basisfractur; des Calcaneus 800, 327 ; complicirte, Behandlung ders. 808, 325; irreponible, opera- tive Behandlung ders. 304, 328; der Mittelf ussknochen 800,827; des Oberschenkels 823, 825 ; des Radius 821, 824.

Franzensbad, seine Heilmittel und Indicationen 76.

Franzensbader Cur bei chronischer Nephritis 248, 259; Kohlensäure- bäder bei Herzkrankheiten 184, 195, 198.

512

Sachregister.

Frauenmilch, Eisengehalt ders. 442, 458; Fettgehalt ders. 442» 458; bei magendarmkranken Tagungen 445; Unterschied zwischen Kuh- milch und ders. 443, 467.

Freiluftbehandlung bei Lungen- schwindsucht 160, 168.

Fremdkörper in den Bronchien, Dia- gnose ders. durch Bronchoskopie 151; im Herzen 186, 198, 312, 827; der Luftröhre 409, 410 ; des Oeso- phagus, Oesophagoskopie bei dens. 202; in der Pars cardiaca des Magens 202, 239.

Fi-iedl&nder'sche Pneumoniebacill en als Erreger von Leberabscessen 234, 240.

Friedreich'sche Krankheit 120, 133.

Frostbeulen, Vaporisation bei dens. 67.

Frucht, abgestorbene, Veränderungen in der Placenta bei solcher 189, 199.

Fruchtabtreibung durch Gifte 486, 494.

Frühgeburt, künstliche 339, 359, 361.

Führungsdraht für denMagenschlauch 210, 238.

Function des Ohrlabyrinths 888, 396, 398.

Functionelle Diagnostik der Darm- krankheiten 225, 241; Gefäss- störungen 192; Nierendiagnostik 242, 243, 255, 256, 257, 258.

Functionserkrankungen des Auges 387.

Functionsprüfung des Gehörorgans 388, 398 ; der Leber 234, 238, 241.

Furunculose, Behandlung ders. 420, 434; Collargol bei ders. 43, 47; Ich- thyol bei ders. 419, 436.

Furunkel nach Anwendung yon Sapolan 419, 434.

Fuss, VergrÖsserung dess. (auf neu- ritischer Grundlage) 418, 436.

Fassabdrücke, Methoden zur Her- stellung ders. 94, 95, 98.

Fussdeformitäten, Widerstandsbewe- gungen bei dens. 94, 97.

Fussgelenkerkrankungen , fahrbares Sandbad zur Behandlung ders. 68, 74.

Fussgeschwulst 300, 327.

Fussgeschwüre, chronische, Heissluft- behandlung ders. 67, 76.

Fusssohlenrenexe 112, 132.

Fusswärmer, elektrischer 105.

G.

Gähnkrampf 401.

Gährungsdyspepsie, intestinale 224, 240.

Galle, Nachweb pathologischer Be- standtheile in ders. zum Zwecke der Functionsprüfung der Leber 234, 23&

Gallenblase, Krankheiten ders. 236; Plattenepithelkrebs ders. 12.

Gallenblasencarcinom 238, 240.

Gkkllensteine , Röntgenphotographie ders. 236, 238; Unterscheidang ders. von Nierensteinen 250.

Gallensteinoperationen , Mortalität nach dens. 237, 289.

Gallen wege, Massage ders. 80, 95.

Gallussäure; Einfluss ders. auf die Hamsäureausscheidung 287.

Galvanisation gegen Endomeizitis 348.

Galvanokaustik bei Larynztuber- culose 408, 410.

Gan|^lion cervicale supremum, Ex- stirpation dess. bei Glaukom 375, 387.

Ganglioneurom 10.

Gangriln s. Garbolgangrän , Haut- gangrän; des Armes nach Influenza- bronchitis 260; und Cyanose der Ohrmuschel als Zeichen für Hämo- globinurie 390, 398; bei Inflaenza 267, 275; puerperale 344, 366; nach Scharlach 260, 274; nach Snbli- mati^jection 482, 440.

Gärtnerischer Tonometer, Blutdruck- messungen mit dems. 174, 196, 200.

Gasbeleuditnng 471, 474, 475.

Gasheizung, Gefahren ders. 259.

Gast^rine s. Hundemagensaft.

Gastralgie, Wesen und Sitz ders. 216, 238.

Gastroenterostomie 215; functionelle Ergebnisse ders. bei infrapapillärer Duodenalstenose 218, 240; functio- nelle Ergebnisse ders. bei gutartiger Pylorusstenose 218, 240 ; bei Magen- geschwür 318; bei Pyloruscarcinom, Lebensdauer nach ders. 222, 241.

Gastrointestinale Erscheinungen bei Nierensteinen 250, 259 ; Störungen bei Diabetes 284.

Gastroptose und Atonie 212, 218; und Plätschergeräusche 212.

Gastrospasmus bei Magencarcinonn

Sachregister.

513

221, 240; bei Pylorusstenose 221, 239.

GhistroBtomie bei Oesophagusdila- tation 205.

Gastrotomie 203.

Gebärmutter s. Uterus; Entfernung ders. anstatt der Nachgeburt 486, 493.

Gebärmuttererkranknngen 851.

Geb&rmutterverBchluss 351, 370.

Geburt 386; s. Entbindung; Werth der Lochien fQr die Diagnose der statt- gehabten 480, 492; Mechanismus ders. 336, 363, 364; MeduUamar- kose bei ders. 830, 360, 361, 862, 368, 866; Wannenbad vor ders. 329, 365.

Geburtshülfe 829, 359.

Geburtshülflich- gynäkologische Ta- sche 831, 860.

Geburtsstörungen infolge Vaginae- fixation 354.

Crefängnisspsychosen , klinische For- men ders. 487, 493.

Gewisse 171, 195; Erkrankung ders. 189, 200.

Gef&ssneurosen 193.

GefiUsstOrungen, functionelle 192.

Gefässveränderungen bei intermit- tirendem Hinken 129.

Gefrierbehandlung des Ulcus molle 434, 489, 440.

Gefrierpunkt des Blutes, diagnosti- sche Verwerthung dess. 257.

Gefrierpunktsbestimmung 819; von Blut und Harn, Bedeutung ders. für die Nierenchirurgie 243, 259; bei Eklampsie 341.

Gefrierpunktserniedrigunff des müt- terlichen und kindlichen Blutes 836, 863.

Gehirn s. Kleinhirn; Carcinomatose dess. 116, 132; Cysticercus dess. (operative Behandlung) 116, 182; Topographie dess. 113, 182.

Gehimaffectionen, Herabsetzung der Enochenleitung bei dens. 888, 398.

Grehimarterien, Syphilis ders. 15.

Gehimerkrankungen nach elektri- schen Traumen 181, 138.

Gtehimsyphilis, Behandlung ders. 431, 441; Jedipin bei ders. 87, 48.

€tohÖrgang,Ghole8teatom des äusseren 890,897;EntzÜndungen des äusseren 897 ; tuberculöses Hautgeschwür in dems. 890, 897. Jabrbach der practischen Medioin. 1902.

Gehörorgan, FunctionsprÜfnng dess. 388, 898; der Monotremata, Ana- tomie dess. 897; Operationen an dems. 898; Vibrationsmassage dess. 890, 398.

Gehrad, lenkbares 108, 110.

Gehverband bei Cozitis 828.

Geistesentwickelung bei infantilem Myxödem nach Schilddrüsenfütte- rung 457.

Geisteskranke, Familienpflege ders. 100, 109, 145, 148; ErankheiU- einsicht ders. 145, 148.

Geisteskrankheiten, acute, der Ge- wohnheitstrinker 187,147 ; Eheschei- dung wegen ders. 487, 498; Pro- fnose ders. 487, 498; toxische inflüsse bei dens. 186, 148.

Geistesstörungen, acute, Aetiologie und pathologische Anatomie ders. 138, 139, 148; durch Alkoholismus

488, 493, 494; alimentäre Glykos- urie bei dens. 281; hysterische 142, 148; und Schwangerschaft 140, 148; und Spiritismus 148, 148, 488, 498; nach Syphilis 135, 148.

Geistig Minderwerthige , vorläufige Strafvollzugsaussetzung für dies.

489, 493. Gelatinebehandlung der Aneurysmen

192, 194, 198.

(relatineinjection , subcutane , bei Nierenblutung 249, 257; Tetanus nach ders. 806, 825.

Gelatineröhrchen bei Nerven- und Sehnennaht 802.

G^latosesilber s. Albargin.

Gelbfieber, Incubation dess. 272, 277 ; und Moskitos 273, 277.

Gelenk s. Atlanto-Occipitalgelenk, Handgelenk.

Gelenkaffectionen bei Tuberculose 159.

Gelenke, Bewegungsgrenzen ders. 85, 95, 96; Functionsstörungen ders. nach Immobilisation 84, 97.

Gelenkentzündung, Behandlung ders. mit Stauungshyperämie 85, 96; gonorrhoische, Behandlung ders. 426, 438; Knorpelentzündung bei ders. 17; scrophulöse, Behandlung ders. in Seehospizen 59, 78.

Gtelenkerkrankungen s. Fussgelenk- erkrankungen, Handgelenkerkran- kungen; und Appendicitis , Zu- sammenhang zwischen dens. 228;

38

514

Sachregister.

tuberculöse bei Kindern, balneo- therapeuiische Behandlang ders.

76.

Gelenkkörper, freie 84, 95.

Gelenkneuralgieen 84, 97.

Gelen knenrosen 84, 97.

Gelenkrheumatismas, acuter und Mandelentzündung , ursächlicher Zusammenhang zwischen dens. 268, 275; Staphylococcus albus bei dems. 269, 275 ; Streptokokken bei dems. 268, 275 ; Ursache von Herz- klappenfehlem 180, 201; chroni- scher , Heissluftbehandlung dess. 67, 75; Herzaffectionen bei dems. 187, 197.

Gelenktuberculose , traumatische, Aetiologie ders. 805, 806, 326.

Gelenkversteifungen , Heissluftbe- handlung bei dens. 66, 74.

Genitaltuberculose, tnberculöse Me- ningitis bei ders. 117, 132.

Genu valgum, Spontanheilung dess. 92, 96, 824, 326.

Gerichtliche Psychiatrie 146, 148.

Geruch, übler, aus dem Munde 405, 411.

Geschichte der Anurie 251, 257 ; der Hygiene im 19. Jahrhundert 460, 474.

Geschlecht, Bildungsfehler beim weib- lichen 349, 350.

Geschlechtseinflüsse und Aneurysmen 190; und DupuytrenVhe Con- tractur 87, 97; und Hemiatrophia faciei 126; und intermittirendes Hinken 129, 184; und Lupuscar- cinom 416; und Tabes dorsalis 119, 182, 133.

Geschlechtsorgane, äussere 850.

Geschwülste 10; s. Himgeschwülste, Eehlkopfgeschwülste , Nierenge- schwülste, Tumoren; Aetiologie ders. 13; maligne, Verbreitungs- weise ders. 13; der Brustdrüse 311 ; der Nierenkapsel 320, 324.

Geschwulstezstirpation , Wundbe- handlunff nach ders. 310, 325.

Geschwulsäeime , Zerstörung ders. 310, 325.

Geschwür s. Blasengeschwür, Darm- geschwür, Fussgeschwür , Intuba- Qonsgeschwür , Unterschenkelge- schwür.

Geschwüre, tnberculöse, des Darmes 18; des äusseren Gehörganges 390,

397; venerische, Heissluftbehand- lung ders. 67, 76.

Gesicbtsfeldeinengung, Spermin ge- gen hvsterische 3^.

Gesichtskrampf 401.

Gesichtslagen 337, 364.

Gesundheit und Krankheit in der Anschauung alter Zeiten 460, 475.

Gesundheitspflege des Auges 385; im Eindesalter 459.

Gesundheitswesen, öffentliches 460, 475.

Gewebsdisposition 474.

Gewerbedermatosen 415, 435.

Gewerbekrankheiten der Nase 403, 410.

Gewichtseztension bei Schulterluza- tion 321.

Gewichtszunahme der Säuglinge 443.

Gicht 286, 290 ; Bedeutung der erdigen Quellen für die Therapie ders. 77; Behandlung ders. 28, 48 ; elektrische Schwefelbäder bei ders. 72, 78; Hydrotherapie ders. 65, 75 ; Stick- stoffretention bei ders. 288; als Ursache der Dupuytren*8chen Gon- tractur 87, 97; Ursache von Schrumpfniere 247.

Gichtmittel, experimentelle Prüfung ders. 48.

Gifte, Einfluss ders. auf die Todten- starre 483, 493; zur Frachtabtrei- bung 486, 494.

Gipscorsett bei Skoliose 89; Stütz- vorrichtung beim Anlegen dess. 88.

Gipsfenstersucher , sterilisirbarer 94, 96.

Glaskörpertrübungen, Spermin ge^;en dies. 380; subconjunctivale Imec- tionen bei dens. 378.

Glaucoma simplex 383, 386.

Glaukom, Exstirpation des Ganglion cervicale supremum des Sympathi- cus bei dems. 375, 387; Iridektomie bei dems. 375; Ursache des acuten 375.

Gleichgewichtsorgan 388, 396, 898.

Gliom, Genese dess. 11; des Rücken- marks 122, 133.

Glukonsäure bei Coma diabeticum 286.

Glukonsaures Natron 286.

Glukuronsäure, Yermehrung ders. im Harn 281.

Glutoidkapseln zur Prüfung der Darqifunction 225, 239.

Sachregister.

515

Qluton (Nährpräparat) 52, 55.

Glykogenbildong 465.

Glykosolvol 285.

Glykosarie 280, 289; s. Zackeraus- scheidung; alimeutäre 28 1 ; bei Alko- holikern 281 ; im Fieber 282 ; nach Einspritzung von Nebennierensaft 282; bei Pseudoleukämie 282.

GoIaz*6che Fluidextracte 183.

Gonokokken, AUgemeininfection mit dens. 7, 423, 424, 438, 439; bei Augenentzündung der Neuge- borenen 381; Biologie ders. 423, 438; im Blut bei gonorrhoischer Polj^rthritis 423, 438; bei £ndo- carditis 7.

Gonokokkencystitis 424, 438.

Gonorrhoe s. Rectalgonorrhoe; All- gemeininfectionen nach ders. 7, 423, 424, 438, 439 ; Argentum col- loidale Cred^ bei ders. 48, 47 ; der weiblichen Blase 358, 367 ; Colitis nach ders. 323 ; Endocarditis nach ders. 7, 188, 201, 428, 438, 439; mikroskopische Diagnose ders. 424; Prophylaxe ders. 425; Einfluss ders. auf das Puerperium 344, 363 ; und Sepsis 424, 438; Therapie ders. 426, 438; der Tuben 356; Ursache von Schrumpfniere 247.

Gonorrhoische Arthritis , Therapie ders. 426, 438; Endocarditis 7, 188, 201, 423, 438, 439; Exantheme bei Neugeborenen 424, 438; Nerven- erkrankungen 424, 438.

Granulationsgewebe , Schutz dess. ge^n Infection 2.

Graviditas interstitialis 335, 361.

Grundriss (und Handatlas) der Ohren- heilkunde 397.

Guacamphol 41, 47.

Gnajacol bei Epididymitis 426, 438 ; zu intratrachealen Injectionen 401, 411.

Guajacolcarbonat s. Duotal.

Gnajacolpr&parate gegen Tuberculose 48.

Guajak - Wasserstoffsuperoxyd - Reac- tion 479, 494.

Gummata, Genese ders. 432, 440; operative Behandlung ders. 433, 440.

Gummiblasen zurWehenerregung 331, 362.

Gymnastik 79; s. Heilgymnastik; bei Albuminurie 246; bei Herzkrank-

heiten 184, 185, 197, 198, 200, 201; zur Bekämpfung der Masturbation 106, 109. Gynäkologie 347.

H.

Hackfleisch, Eeimgehalt dess. 467, 475.

Hämangiome der Nieren 252.

Haematocele retrouterina ohne Ex- trauteringravidität 357, 369.

Hämatomyelie bei Infectionskrank- heiten 118, 133.

Hämatoporphyrinprobe zum foren- sischen Blutnachweis 479, 494.

Hämatoporphynnurie 246, 258, 259.

Hämatosalpinx 357, 372.

Haematuria gravidarum 332, 360.

Hämaturie nach Urotropingebrauch 254, 256, 288.

Häminkrystalle 479, 494.

Hämoglobinkry stalle zur Unterschei- dung von Menschen- und Thierblut 478, 493.

Hämoglobinurie 247, 259; Cyanose und Gangrän der Ohrmuschel als Symptom ders. 390^ 398 ; paroxys- male 296 ; Beziehung ders. zu den Nieren 247, 259; posthämorrha- gische 246, 258; bei Stieltorsion eines Ovarialcystoms 356, 369.

Hämolyse 2.

Hämolvsine 7; als Ursache von Hä- moglobinurie 297.

Hämoptoe, Heroin bei ders. 37, 48; und Höhenluftbehandlung 58, 73'; tracheale 409, 410.

Hämorrhagische Diathesen 296; Ne- phritis 249, 258.

Hämorrhagischer Infarct 253, 259.

Hämorrhoiden,Lagerungsbehandlung ders. 233, 240.

Hämosiderosis bei Bronzediabetes 282.

Hämostypticum, Antipyrin-Salol als solches 348, 371.

Hakenzangenspuren an den Mutter- mundslippen 351, 367.

Hals, Chirurgie dess. 311.

Halslymphdrüsentuberculose 6.

Halsnppen 86, 96.

Halssympathicus s. Sympathicus.

Hammelbluttransfusion 80^

Hammerzehe, Behandlung ders. 94, 96.

Hand, Vergrösserung ders. (auf neu- ritischer Grundlage) 418, 436.

616

Sachregister.

Handatlas und Grandrias der Ohren- heilkunde 397.

Handbuch der gesammten Augenheil- kunde 886; der physikalischen Therapie 73.

Handgelenk, Bewegung in dems. 85,95.

Handgelenkerkrankungen, fahrbares Sandbad zurBehandlungders. 68,74.

Händedesinfection 801, 328, 829, 359, 360, 364, 865.

Harn s. Urin; bei Abdominaltjphus 268, 275 ; Acetessigsäurenachweis in dems. 244, 255, 258; Acidität dess. 256; Bence-Jones^scher Eiweiss- körper in dems. 246, 257 ; chemische und mikroskopischeUntersuchungs- methoden dess. 244, 257, 259 ; Des- infection dess. bei Typhusbacteri- urie durch ürotropin 254, 256, 259 ; Oeuteroalbumose in dems. 844; Diazoreaction dess. 245, 256, 258; Eiweissnachweis in dems. 244, 258 ; Gefrierpunktsbestimmung dess.B 19; Gehalt dess. an stickstoffhaltigen Körpern 256; gerinnselartige Ge- bilde in dems. 252, 258; Indican- nachweis bei gleichzeitiger An- wesenheit von Jod 245, 258; Pep- ton in dems. 246, 257 ; Quecksilber- ausscheidung in dems. bei Mercu- riolbehandlung481, 489; Rothßlr- bung dess. durch Purgatol 30, 282; Vertheilung der Eiweissschlacken in dems. 242, 255; Zuckemachweis in dems. 244, 256, 257, 258.

Hamabsonderung nach Gebrauch yon Hedonal 34.

Hambeschaffenheit bei Icterus catar- rhalis 226, 238; nach Gebrauch von Purgatol 80, 282.

Harnblase s. Blase; Carcinom (infil- trirtes) ders. 255, 256 ; Curettement ders. bei Cystitis 254, 259; Infection ders. vom Darme aus 2, 254, 256 ; Tumoren ders. 256.

Hamblasenspalte, Heilung ders. 820, 328.

Hamgährung, alkalische, Salol bei ders. 29.

Hamgifkigkeit 248, 255.

Hamgries, ürol bei dems. 29.

Hamleiterkolik durch Uretersteine 253. .

Hamorgane, Krankheiten ders. 242, 255; Tuberculose ders., Secundär- infection bei ders. 255, 259.

Harnröhre, Erythema exsudativum multiforme nach chemischer Rei- zung ders. 418, 486.

Harnsäure Concremente, Ürotropin gegen dies. 288; Diathese 286, 290; Behandlung ders. 76; diätetische Behandlung ders. 257; Nieder- schläge 250, 257.

Harnsäure, Stellang ders. im Stoff- wechsel 286.

Harnsäureausscheidung, medicamen- töse und diätetische Beeinflussung ders. 287, 288.

Hamsäurewirkung, Theorie ders. 289.

Hamsedimente, mikroskopische und mikrochemischeUntersuchung den. 258.

Hamw^e, Erkrankungen der weib- lichen 358.

Haut, Blastomykose ders. 418, 486.

Hautabscesse nach Typhus 265, 275.

Hautaffectionen nach innerlichem Arsengebrauch 414, 485, 437; bei Pseudoleukämie 418, 434.

Hautdesinfection 301.

Hautemphysem nach Laparotomie 858, 870.

Hautgangrän, disseminirte bei Kin- dern 418, 437.

Hautgeschwür, tuberculöses im Ge- hörgang 890, 397.

Hauthyperalgesie bei Magenleiden 216, 239.

Hautkrankheiten 412, 434; Behand- lung ders. 418 ; elektrische Schwefel- bäder bei dens. 72, 78; Hitze- behandlung ders. 428, 486, 437: juckende, Brompräparate bei dens. 35, 47, 48 ; Kakodylsäure bei dens. 25, 48; Kältebehandlung ders. 422, 437 ; physikalische Behandlung ders. 422 ; und Schwefelwasser 78 ; scrophulöse, Behandlung ders. in Seehospizen 59, 78.

Hautkrebs 417,485,436; Behandlung dess. 422, 435, 437 ; Röntgenthera- pie dess. 300.

Hautnekröse nach Injection von Hydrargyr. b^jodat. 432, 439.

Hautpigmentirungbei Bronzediabetes 282.

Hauttroikart 104, 109.

Hauttuberculose 416.

Hautverbrennung, Todesursachenach ders. 808, 328.

Sachregister.

517

Hebammen, Wiederholungsbuch f&r dies. 347, 359.

Hebammenwesenreform 847, 361.

Hebepbrenie 144.

Hedonal (Schlafmittel) 33, 34, 45, 46, 47, 48.

Hefe in der Gynäkologie 349, 366.

Heilgymnastik 80, 95; bei der Be- handlung von seitlichen Wirbel- säuleverkrümmnngen 89, 97.

Heilsemm gegen Tetanus 307, 827, 328.

Heilstätten fQr Herzkranke 102, 109; för Tuberculose 160, 168.

Heimstätten für scrophulöse Kinder 458; für tuberculose Kinder 100, 109, 452.

Heissluftapparate 66, 67, 75, 76.

Heissluftbäder, Wirkung ders. 65, 66, 75.

Heisslufbbebandlung 66, 67, 74, 75, 76 ; 8. auch Thermotherapie ; der Er- frierungen 303, 827 ; in der Gynä- kologie 849.

Heisswasser-Alkoholdesinfection 329.

Heizung s. Gasheizung; centrale 471, 475.

Hemianopsie, temporale bei Hirn- Syphilis 115.

Hemiatrophia faciei 126, 134.

Hemicranie, Aspirin bei ders. 41, 48; bei juveniler Tabes 119.

Hemiplegie, cerebrale 80.

Hepatitis bei Bronzediabetes 282.

Hepatogene Albuminurie 246, 256.

Hereditäre Syphilis s. Syphilis, here- ditäre.

Hernien a. Nabelhemien , Lenden- hemien; brandige 316, 325; trau- matische 815, 824.

Hemiotomie 315.

Heroin 37, 46, 47, 48 ; bei Circula- tionsstörungen 186, 199; in der Rhinolaryngologie 400, 410.

Herpes zoster, CoUargol bei dems. 43, 47.

Herz, Aneurysmen der Kranzarterien 191, 201; congenitale Missbildung dess. 181 , 198 ; bei Eklampsie 341 ; Fremdkörper in dems. 186, 198, 812, 827; Functionsprüfang dess. 173, 198, 200; Lagevei^nderungen dess. 187, 199; der Phthisiker 177; PhySologie dess. 170, 171, 194. 196, 197, 200, 201; Sklerose der Kranzarterien dess. 178, 198 ; üeber-

anstrengung dess. 180; Unier- suchungsmethoden dess. 172, 173, 193, 194, 197, 198, 200; Verhalten dess. bei allgemeiner Arterio- sklerose 178, 194; Wirkung des Alkohols auf dass. 22.

Herz- und Vasomotorenmittel 19, 182, 195.

Herzaffectionen bei chronischem Ge- lenkrheumatismus (resp. Arthritis deformans) 187, 197; bei Syphilis 179, 195, 428, 439.

Herzbeutel, Paracentese dess. bei Pericarditis exsudativa 188, 198.

Herzcompressor 185, 195, 198.

Herzerscheinungen der Fettleibigen

179, 197.

Herzfehler, Aetiologle ders. 180, 201 ; organische, elektrische Glühlicht- bäder bei dens. 66, 75; und Schwangerschaft 381, 861, 362.

Herzgeräusche 176, 188, 193, 194, 195.

Herzheilbäder 71, 78.

Herzheilstätten 102, 109, 186, 198.

Herzhypertrophie bei Mitralstenose 14.

Herzklappen, Metaplasie ders. bei Arteriosklerose 10.

Herzklappenfehler, angeborene 181, 182, 197, 198; Behandlung ders. 182; erworbene, Aetiologie ders.

180, 201; Diagnose ders. 181, 200; Symptomatologie ders. 180.

Herzklappenzerreissungen 186, 196, 200.

Herzkraft, Störungen ders. 176.

Herzkranke, Dyspnoe ders. 176, 196 ; Meteorismus bei dens. 177; Pleu- ritis bei dens. 177, 195, 199, 201.

Herzkrankheiten und Bäder 70, 71, 76, 77, 184, 194, 195, 198, 199, 200, 201 ; Embolieen bei dens. 192, 195; Heroin bei dens. 38, 47; croupöse Pneumonie bei dens. 177, 198; Prophylaxe ders. 182, 198; Symptome der organischen 176; und Tuberculose 198.

Herzleiden und Ernährung 185, 194; Ursachen und Bekämpfung ders. 194.

Herzmuskel, Automatie dess. 170, 171, 194, 196, 197, 200; chronische Insufficienz dess. 178, 197, 198; Behandlung 182.

Herznerven 170, 197.

Herzneurosen 176, 178, 193, 197, 199;

518

SachregiBter.

Blutdruck bei dens. 193, 199 ; in- folge von Magenleiden 198, 194.

Herzohr, rechtes, Solitärtuberkel dess. 189, 199.

Herzrhythmus, Störungen dess. 176, 196, 197.

Herzruptur 186, 196, 200.

Herzschlag und Blutdruck 188, 195.

Herzschwäche , Stauungshyperämie der Lunge bei ders. 176, 196 ; Ur- sachen plötzlich eintretender 180, 199.

Herzstichwunde, tödtliche bei makro- skopisch blutfrei gebliebener Waffe 482, 498.

HerzstoBS 172, 197.

Herzthätigkeit nach Bauchmassage 185 195.

Herzthromben 186, 195, 198, 199.

Herztod, plötzlicher 187, 201 ; reflec- torischer 180, 195.

Herztöne 172, 194, 197.

Herzverfettung 179, 180, 196, 199.

Hetol, subcoivJunctivaJe Ii^'ection dess. 879, 886.

Hetolbehandlung der Tuberculose 160, 168, 408, 410; der chirur- gischen Tuberculose 809, 827.

Heufieber 401, 410.

Hinken, intermittirendes 129, 184.

Hinterdammschutz 106 ; zur Erleich- terung der Defäcation 238, 289.

Hinterscheitelbeinlagen 837, 865.

Hirnabscess 114, 182; otitischer 395, 397.

Himatrophie, senile, als Grundlage von Heerderscheinungen 113, 132; sklerotische 118, 182.

Hirnblutung bei verrucöser Endocar- ditis 188, 200.

Himgeschwülste, seltene 115, 182.

Hirnhäute, weiche, Angiom ders. 116, 132.

Himmechanismus der Motilität 112, 131.

Himsymptome beiCarcinomatose 116, 132.

Hirnsyphilis 115, 132, 186.

Himtuberculose bei Tuberculose des männlichen Genitalapparates 117, 132.

Hirnverletzungen 810, 825.

Hirschsprung^sche Krankheit 232, 241, 446.

Histologie der Endocarditis 198; des Erythema multiforme 486.

Hitze und Kälte 464. 475.

Hitzebehandlung derHantkrankheiten 423, 486, 437.

Hitzewirkung 9.

Hochgebirgsklima, Verwendbarkeit dess. fClr Kranke 56, 78; Wirkung dess. auf den Organismas des Menschen 56, 78.

Hochstand der Kniescheibe bei Little- scher Krankheit 92, 96; des Schul- terblattes 86, 95, 96.

Hodensyphilis, Unterscheidung ders. von Tuberculose des Hodens 16.

Hodentuberculose 6; Castration bei ders. 320, 325; Unterscheidung ders. von Syphilis des Hodens 16.

Höhenklima s. Hochgebirgsklima.

Höhenlufttherapie 73.

Höllensteinstifte, Vergiftung mit dens. 484, 493.

Holzkohle zur Mundreinignng 106, 109.

Honthin als Antidiarrhoicum 230.

Hörapparat 896, 898.

Hömerven , rheumatische Erkran- kungen ders. 895, 897.

Hörprüfungen bei Taubstummen 396, 897.

Hornhaut s. Cornea.

Hornhautentzündung, Anatomie ders. 885.

Hornhauterkrankungen, Behandlung ders. mit subco^junctivalen Ein- spritzungen von Methylenblau 879 ; Dionin bei dens. 39, 48.

Homhautgeschwür, Anatomie dess. 385.

Hospitalbrand 418, 436.

Hüftgelenk, Erkrankungen dess. 89, 96, 97; acute Osteom^relitis dess. 300, 327; Spontanluxation in dems. 90, 96.

Hüftgelenksankylose als Indication zur sacralen Exstirpation des Uteras wegen Carcinoms 353.

Hüftgelenksentzündung s. Coxitis.

Hüftverrenkung, angeborene, Ent- stehung ders. 91, 95; operative Behandlung ders. 91, 95, 98; an- blutige Behandlung ders. 91, 95,97.

Humanitö.t am Krankenbette 101 ,109.

Humerus, Epiphysenlösungam oberen Ende dess. 821, 827.

Humerusdefecte, congenitale %5.

Hundemagensaft, therapeutische Ver- wendung dess. 50, 55.

Sachregister.

519

Hasten, Heroin gegen dens. 37, 48.

Hustenreiz, Mittel zur Linderung dess. 37, 38, 46, 47, 48.

Hydatidensch wirren bei Echinococcus- blasen, Bedingungen fQr das Zu- standekommen dess. 236, 238.

Hydrargyrum b jjodatum, Hautnekrose nach Injection dess. 482, 439; ozycyanatum , Vergiftung durch dass. 43, 47.

Hydrastinin alsVasomotorenmittel 23.

Hydroa, Ichthyoleisen bei ders. 419.

Hydrocephalus infolge hereditärer Syphilis 455.

Hydronephrose 252; durch Ureter- steine 253.

Hydrophthalmus congenitus et infan- tilis, Therapie 384, 387.

Hydrops, Behandlung dess. 248, 256, 258; Entstehung dess. 177, 200.

Hydrotherapaatisiäies Institut an der üni7er8iiAt Berlin 75.

Hydrotherapie 61, 74; bei Abdominal- typhus 64, 75, 76, 262 ; bei Gicht 65, 75 ; bei Lungenentzündung 65, 74, 163; bei Lungentuberculose 65,75; bei Masern 75 ; bei Neurosen 75 ; bei spastischer Obstipation 232, 241 ; bei Scharlach 75; bei Schlaf- losigkeit 75 ; und Stoffwechsel 63, 75, 76.

Hygiene s. Gesundheitspflege; Ge- schichte ders. im 19. Jahrhundert 460, 474; der Milch 50, 55.

Hygienische Litteratur 460.

Hyosdninjectionen bei Paralysis agi- tans 129, 134.

Hyperacidität s. Magensaft; Fett- spaltung im Magen bei ders. 209.

Hyperaciditätsbeschwerden bei Achy- lia gastrica 219, 239.

Hyperämie s. Stauungshyperämie ; künstlich erzeugte zu Heilzwecken 66, 74, 76.

Hyperästhesie bei Theevergiftung 44, 46.

Hyperalgesie der Haut bei Magen- leiden 216, 239.

Hyperemesis gravidarum 882, 402.

Hyperidrosis pedum, Euguform bei ders. 420.

Hyperleukocytose bei Tollwuth 274, 277.

Hypemephrome der Nieren 252.

Hyperplasies.Rachenmandelhyperpla- sie; sklerotische des Rachens407,410.

Hyperplatyrhinie bei hereditärer Syphilis 454.

Hypersecretion bei Aethemarkose, Verhütung ders. 32.

Hypertrophie s. Herzhypertrophie.

Hypertrophische Narben, Thiosmamin gegen dies. 419i 436.

Hypnose und Strafrecht 146, 148,

Hypnotische Behandlung im Eindes- alter 130.

Hypophysistumor bei Akromegalie 125, 126, 134.

Hypoplasie der Aorta, sklerotische Veränderungen der Lungenarterie bei ders. 189, 194; der Arterien 190, 194.

Hysterektomie s. üterusexstirpation; wegen Myoms in der Schwanger- schaft 384; bei Üterusruptur 333, 360.

Hysterie, Blutdruck bei ders. 200; im Eindesalter 180, 133, 134; Differentialdiagnose ders. 186 ; Luftcuren bei ders. 59, 73; Ein- fluss der Schwangerschaft auf dies. 140; als Ursache von Dysmenorrhoe 348.

HysterischeGeistesstörungen 142, 148 ; Taubheit 395, 398.

Hysterophor 349.

I.

Ichthargan 419, 437 ; bei Gonorrhoe 426. 438; bei Trachom 382, 386.

Ichthoform bei Ekzem 419, 487.

Ichthyol bei Hautkrankheiten 419, 436; bei Typhus 266, 275.

Ichthyolbäder bei Typhus 266, 275,

Ichthyolcalcium bei Einderekzemen 419, 437.

Ichthyoleisen 419, 437.

Ichthyosis, Behandlung ders. 421. 435.

Icterus bei Cholelithiasis , Ursache dess. 236, 288; acholischer und intermittirende Albuminurie 246, 256; catarrhalis, Harnbeschaffen- heit bei dems. 226, 288; Massage der Leber und Gallenwege bei dems. 80, 95; gravidarum 332, 363.

Ikonometrie 89, 96.

Ileus, Atropinbehandlung dess. 226, 238, 239, 240 ; durch Axendrehung des Cöcum 227, 238; durch Axen- drehung eines Meckerschen Diver-

520

Sachregister.

tikels 227, 239; mechanischer durch appendicitißche Adhäsionen 227; Strychnin gegen postoperativen 849, 368.

ImmobilisationjGelenksteifigkeit nach ders. (Behandlung mit Stauungs- hyperämie) 85; Muskelverkürzung nach ders. 84, 97.

Immunität 4; s. Malariaimmunität; nach einmaligem Ueberstehen der Masern 261; gegen Tuberculose 57, 73.

Immunkörper (Ehrliches) 2.

Impetigo contagiosa, Staphylokokken bei ders. 412, 486; vulgaris, Be- handlung ders. 420, 436 ; vulgaris, Ichthyol bei ders. 419, 436.

Impfung, prophylaktische 271, 276.

Impotenz, paralytische, Johimbin gegen dies, 42, 46.

Impression des vorangehenden Kopfes 888, 860.

Incontinentia urinae, Paraffininjec- tionen bei ders. 858, 869, 371.

Incubation des Gelbfiebers 272, 277 ; der Masern 261, 274.

Indican, Nachweis dess. in jodhaltigem Harn 245, 258.

Indicanurie bei anämischen Schul- kindern 292.

Individualstatistik, Bedeutung ders. bei der Erblichkeitsfrage m der Neuro- und Psychopathologie 111, 131.

Inducirtes Irresein 147. 148.

Indnratio cyanotica renum 256.

Infarct, hämorrhagischer, s. Hämor- rhagischer Infarct.

Infection s. Nabelinfection, Staphylo - kokkeninfection ; des Auges durch die Luft 876, 386 ; durch das Bad 880, 366; vom Comunctivalsack aus 877, 886; des Eies 2; puer- perale 344; Schutz des Granula- tionsgewebes gegen dies. 2; mit Typhus an der Leiche 266, 275.

Infectionskranke, Transport ders. 108, 110.

Inf ectionskrankheiten, Friedreich'sche Krankheit nach dens. 120, 121; Hämatomyelie bei dens. 118, 188; und acute Myelitis 117; Neben- nieren bei dens. 16; allgemeine Pathologie, pathologische Anato- mie, Bacteriologie ders. 5; acute Poliomyelitis nach dens. 118; Ur-

sache von multipler Sklerose 121 ; acute, Spontanluxation im Hüft- gelenk nach dens. 96; acute all- gemeine 260, 274.

Infectionsmodus der Tuberculose 154.

Infectiosität der Bacillen der Rinder- tuberculose 5.

Infiltrationsanästhe8ie349;s.Schleich*8 Anästhesie; bei Hemiotomie 316.

Influenza 153; niedriger Blutdruck bei ders. 266, 275; Endocarditis bei ders. 267, 275; Gangrän bei ders. 260, 267, 275; und Hirn- abscess 114; und Puerperalfieber 844, 865; Ursache von Appendi- citis 228.

Influenza- Angina als Symptom 266, 267, 275.

Influensabacillus, Meningitis durch dens. 267, 275.

Influenzabronchitis , Gangrän des Armes nach ders. 260.

Influenzalaryngitis 407, 410.

Influenzamilz 267, 275.

Influenzamyelitis 118, 188.

Influenzazunge 267, 275.

Infusionen s. Kochsalzinfusionen.

Infusum Digitalis 21.

Inhalation s. Sauerstoffinhalation, Staubinhalation ; therapeutischer Werth ders. 400, 411.

Inhalationen , Zerstäubnngsapparat für dies. 61, 73.

Inhalationsanästhetica , Erbrechen durch dies. 32, 47, 48.

Inhalationsapparat, Wassmnth^scher 400, 401, 411.

Inhalationstherapie 74.

Ii^'ectionen, intratracheale 401, 411; subcoigunctivale 378, 379, 886.

Injectionsspritze 104, 109, 110.

Innere Krankheiten, Diagnostik der«, mittels bacteriologischer, chemi- scher und mikroskopischer ünter- suchungsmethoden 257.

Insertio velamentosa 342, 364.

Inspiration, Puls bei ders. 198.

Instrumente geburtshülflich-gynäko- logische 330; zur Krankenpflege 108, 109.

Intercostale Phonationserscheinungen 150, 169.

Int^rmittirendes Hinken 129, 184.

Intertrigo der Neugeborenen 347, 364; Schleich^s Semmpaste bei ders. 419, 487.

Sachregister.

521

Isteatinale Gäliruiigsdjspepsie 224,

240. Intoxication s. Autointoxication. IntoxicationspBychosen 136, 137, 147. Intraabdominaler Dradc , Einfinss

dess. auf den Kreislauf 177,

199. Intracranielle otitische CompUca-

tionen 394, 397; Bedeutung der

Lumbalpunction für die Diagnose

ders. 894, 895, 396, 397. Iniratracheale Injectionen 401, 411. Intravenöse Hetolinjectionen bei

Tuberculose 408, 410; Injection

von loslichem Silber (CoUargolum)

bei Milzbrand 273, 277. Intubation und Serumbehandlung

271, 276. Intubationsgeschwüre des Kehlkopfes

409,410. Inunctionscur, Quecksilberreeorption

bei ders. 431, 440. Invagination durch submucGses Dünn-

darmlipom 227, 239; durch sub-

mucöses Myom 227, 241. Invalidenversicherung, Thätigkeit des

Arztes bei ders. 490, 494. Inversio uteri 355. Ionen theorie 468. Ipecacuanha bei tropischer Dysenterie

269, 276. Iridektomie bei Glaukom 875; bei

Hydrophthalmus 384. Iris, Dionin bei Erkrankungen ders.

89, 48; Lage des Sphinctercen-

trums 378, 885. Irisprolaps, Euphthalmin bei dems.

879. Iritis, Euphthalmin bei ders. 379;

subcoigunctivale Einspritzungen

von Methylenblau bei ders. 879. Irresein, circuläres, diagnostische Be- deutung der Tr&ume bei dems.

144, 148; inducirtes 147, 148;

postepileptisches 489, 498. Ischia 77. Ischias, Achillessehnenreflex bei ders.

132; Aspirin bei ders. 41, 48;

Heissluftbehandlung ders. 67, 75;

Jedipin bei ders. 87, 46; syphilitica

123, 138, 429, 440. Isotonie zwischen mütterlichem und

kindlichem Blute 337. Itrol bei puerperalen Geschwüren

844; zur Wundbehandlung 42,

47.

J.

Jackson'sche Epilepsie, operative Be- handlung ders. 124, 134.

Jamaica ab Gurort 73.

Jambolextract gegen Diabetes 284.

Jejunostomie 215; bei Magendilata- tion mit Hyperacidität 219, 240.

Jejunum, Ulcus pepticum dess. 218, 240.

Jez'sches Antityphusextract 265, 275.

Jod bei Arteriosklerose 190; als Yasomotorenmittel 186, 196.

Jodalbacid bei Syphilis 432, 441.

Jodipin 86, 46, 47 ; zur Diagnose der motorischen Insufficienz 211, 241 ; als diagnostisches Mittel 48; zur Differenüaldiagnose des Ascites chylosus und chyliformis 226 ; zur Prüfung der Darmfunction 225, 241 ; bei Syphilis 432, 439, 440, 441 .

Jodkalium bei Aneurysmen 192; bei Blastomykose der Haut 418; gegen Kopfschmerz bei Himsyphilis 115; Anwendung dess. bei gleichzeitiger Quecksilberverabreichung 44, 47, 482, 440.

Jododerma tuberosum fungoides 414, 487.

Jodoform bei Ulcus molle 434.

Jodoformersatzpräparat 301, 826.

Jodoformglycerininjectionen bei tu- berculöser Coxitis 90; in den Epiduralraum des Wirbelkanals bei Spondylitis 87, 97.

Jodoformogen bei Ulcus molle 434.

Jodoformplombe bei Knochenhöhlen 301, 325.

Jodoformwirkung bei Tuberculose 309, 325.

Jodolen bei Syphilis 482, 440.

Jodpräparate und Quecksilberpräpa- rate, gleichzeitige therapeutische Anwendung ders. 44, 47, 432, 440.

Jodquellen bei Tölz 77.

Johimbin 42, 46, 47.

Jucken bei chronischen Dermatosen, Bromeigone gegen dass. 35, 48; Bromocoll gegen dass. 35, 47.

K.

Kaffee und seine Ersatzmittel 468,

475. Kaffeevergiftung 44, 46. Kaiserschnitt 839 ; bei engem Becken

522

Sachregister.

836; bei üterusrnptnr 834; wegen Vaginaefixation 354.

Eakodylsäare (Ar8ei]präparat)25; bei Liehen ruber planus 26.

Kakodylsaure Salze bei Hauterkran- kungen 418, 437.

Eakodylsaures Natron bei Tuber- culose 161.

Eali-chloricum-Vergiftung 488, 494.

Kaliumpermanganat als Antidot bei Opium- und Morphium Vergiftung 45, 48.

Kalk- und Magnesiastoffwechsel bei Phthisikem 159, 168.

Kälte, Anpassung an dies. 464, 474 ; und Hitze 464, 475.

Kältebehandlung der Hautkrank- heiten 422, 4:^7.

Kälteeinwirkung, Blutveränderungen nach ders. 62, 74.

Kaltwasserbehandlung s. Bäder, Hydrotherapie.

Karlsbad, moderne Diät daselbst 76.

Karlsbader Salz, Einfluss dess. auf Ausscheidung der Aethei*8chwefel- säure 69, 78; Wasser, Einfluss dess. auf Ausscheidung der Aether- schwefelsäure 69, 78.

Katarakt nach Tetanie 127.

Katharol 46; als Antisepticum 42; bei Conjunctivitis 879.

Katheter, Oentile'sche 104, 110.

Kathetersterilisirung 104, 109, 110.

Kauact und Magensecretion 49, 55.

Kehlkopf 8. Larynx; Intubationsge- schwüre dees. 409, 410.

Kehlkopfgeschwülste, maligne, endo- laryngeal operirt 409, 411.

Kehlkopf krankheiten 399, 410; Dia- gnose und Therapie ders. 398.

Kehlkopflähmung bei Aortenaneu- rysma 191.

Kehlkopf neubildungen bei Kindern, Behandlung ders. 409, 411.

Kehlkopfschleimhaut , chronischer Pemphigus ders. 407, 408, 410.

Kehlkopfspiegel, steriluirbarer 399, 410, 411 ; Verhütung des Anlaufens ders. 400, 410, 411.

Keime s. Bacterien ; in der normalen Lunge 161, 168.

Keimgehalt des Hackfleisches 467, 475.

Keratolgieen nach Verletzung der Homhautoberfläche 388, 387.

Keratitis annularis et disciformis 882, 386.

Keuchhusten, Dionin bei dems. 38; Erreger dess. 7.

Kinder, Carcinome des Verdauungs- kanals bei dens. 238, 284, 238; frühgeborene 839, 359; Gesund- heitspflege ders. 459 ; disseminirte Haul^nsprän bei dens. 418, 437; Kehlkopinenbildungen bei dens. (Behandlung) 409, 411: Localisation der Pestbubonen bei dens. 272,276; Malaria bei dens. 270, 271, 276; Osteotabes ders. 16; schwerhörige, psychische Entwickelnng und päda- gogische Behandlung ders. 896; schwerhörige, Sprache ders. 398; Stomatitis ulcero-membranosa bei dens. 405, 411; habituelle Ver- stopfung ders. durch angeborene Missbildungen des Dickdarms 232.

Kinderekzem , Ichthyolcalcinm bei dems. 419, 437.

Kinderkrankheiten 442 ; Grnndriss der 458; Lehrbuch der 459.

Kinderlähmung, Elektrotherapie ders. 81, 95; medicinisch-pädagogische Behandlung bei ders. 96; cerebrale, Behandlung ders. 80, 81, 96; pä- dagogische Behandlung ders. 81, 96; Eintheilung ders. 80, 96; spinale, Unterscheidung ders. von cerebraler Kinderlähmung 80, 96.

Kindertuberculose 58, 76, &0,

Kindesalter, hypnotische Behandlang in dems. 180; Hysterie in dems. 130,183, 134, 186; Larynxpapillome in dems. (Behandlung) 408, 410; Myelitis in dems. 118; Nervosität in dems. 130, 134; Selbstmord in dems. 482, 492; spinale Cere- bellarataxiein dems. 121, 133 ; plötz- liche Todesfälle in dems. 481, 494.

Kinesiotherapie 79, 95.

Kissingen als Gurort für Herzkranke 71, 77.

Kissinger kohlensaure Soolbäder bei Herzkranken 184, 198, 199.

Kleinhirn, Beziehungen dess. zur multiplen Sklerose 122, 132.

Klimakterium, Einfluss dess. auf die Dauerresultate der Radicalopera- tion des Uteruscarcinoms 852, 869.

Klimatologie 56, 73.

Klimatotherapie 56, 73; der Herz- krankheiten 194; in der Nenrenheil- kunde 59, 73; der Tuberculose 57, 58, 73.

Sachregister.

523

Elumpfussy Behandlang dess. 824, 328 ; forcirtes Redressement dess. 93.

Elystiere 8. Nährklystiere ; kalte bei Typhus 65, 75.

Kniegelenk, Contracturen und An- kylosen dess., Behandlanff ders. 92, 95, 96, 97, 98; Erkrankungen dess. 92.

Kniescheibe s. Patella; Hochstand ders. bei Little'scher Krankheit 92, 96; Verwachsungen ders. 93, 95, 96.

Knochen, Transformation ders. 82, 95, 98.

Knochenaffectionen, congenitale 16.

Knochenbildung in tuberculGsen und verkalkten Lymphdrüsen 10; in verkalkten endocarditischen und endarteriitischen Heerden 180, 199.

Knochenbruch s. Fractur.

Knochencaries, Behandlung ders. in Seehospizen 59, 73.

Knocheneiterung,posttyph58e 265,275.

Knochenentzündung 17.

Knochenhöhlen , Behandlung ders. mit Jodoformplomben 301, 325.

Knochenkeme bei infantilem Myx- ödem 457.

Knochenkohle bei localer Tuberculose 309.

Knochenkrankheiten, tuberculose, bei Kindern, balneotherapentbche Be- handlung den. 76.

Knochenleitung, Herabsetzung ders. bei Gehimaffectionen 388, 398.

Knochenmark 17 ; als Entstehungsort für Lymphocyten 295; Functions- nnfälugkeit dess. 293.

Knochennaht bei Fracturen 804.

Knochentnberculose, Kakodylsäure bei ders. 25; traumatische Aetio- logie ders. 306.

Knochenwachsthum, Pathologie dess. 83, 96, 98.

Knorpelentzündung 17.

Knorpelfuge, Zerstörung ders. bei Osteomyelitis 308, 327.

Knorpelrest, congenitaler im Kopf- nicker 86, 97.

Kocher*8che Schenkelhalsverbiegnng bei Coxa vara, Nachweis ders. mittels Röntgenstrahlen 91.

Kochgeschirre 49, 55.

Koch^lzinfusionen bei Eklampsie 340; bei Pneumonie 163.

Kochsalzinj ectionen, subconjunctivale 378.

Kochsalzlösung , Injectionen ders. gegen Pruritus vnlvae 850.

Kochvorrichtung, elektrische 105.

Kohle zur Mundreinigung 106, 109.

Kohlenhydrate 466 ; Zufuhr ders. bei Entfettungscuren 279.

Kohlenhydratverdauung s. Stärke- verdauung.

Kohlenozydvergiftung , SauerstofiP- therapie bei ders. 60, 73.

Kohlensäure, locale Anwendung ders. 347, 370; bei Menstruationsstö- rungen 71, 77; zur Behandlung der Oesophagusdilatation 205.

Kohlensäurehaltige Bäder bei Herz- krankheiten 184, 195, 198, 199; Soolbäder, physiologische Wirkung ders. 70. 71, 76, 77.

Kokken s. Gonokokken, Pneumo- kokken, Staphylokokken, Strepto* kokken.

Kolpeuiynter zur Behandlung des Vaginismus 350, 369.

Kolpoperineorhaphie 355.

Kopf 8. Schädel ; Chirurgie dess. 310; Entfernung beim Zurückbleiben dess. in der Gebärmutter 338, 360, 363; Perforation dess. 338, 363.

Kopfbewegungen und Bewegungen des Auges 374, 387.

Kopfhalter für Cervicalspondylitis 87, 97.

Kopfhaltung beim Schielen 374.

Kopfnicker , congenitaler Knorpel- rest in dems. 86, 97 ; partielle Ez- stirpation dess. 86, 97, 98.

Kopfschmerz, Bromeigone bei dems. 35, 48; bei Himsyphilis 115.

Koplik'sches Zeichen bei Masern 260, 274.

Körpergleichgewichtsorgan 388, 396, 398.

Körperlage und Entleerung des Ma- gens 211, 239.

Körperlänge bei infantilem Myxödem nach SchilddrÜsenfÜtterung 457.

Körperpflege und Tuberculose 474, 475.

Körpertemperatur s. Temperatur.

Körperübungen und Alkohol 469, 475.

Körperverletzung, fahrlässige 486, 492, 493.

Korpulin 280.

Koryza, Argentum colloidale Credo bei ders. 43 , 47 ; acute , Behand- ders. 402, 411.

524

Sachregister.

Eothfistel , Radicaloperation ders. 816, 325.

Krämpfe bei Zirbeldrüsengeschwal- fiten 116.

Krankenbett , automatisch verstell- bare« 108, 110.

Krankenemährung s. Diätetik.

Krankenhaufibauten 101, 109.

Ejrankenhauslexikon 102, 109.

Krankenhäuser, Pflegepersonal ders. 99, 109; Statistik ders. 102, 109.

Krankenpflege 99; s. Pflege; Instru- mente und Apparate fär dies. 108, 109; bei Nervenkranken 102, 109; bei Typhus 106, 109.

Krankenpflegepersonal 99, 109.

Krankenpflegerinnen 109.

Krankenstuhl, fahrbarer 107.

Krankentransport 107, 110.

Krankenwagen 107, 110.

Krankenwartung 100.

Krankheit, Gesundheit und, in der Anschauung alter Zeiten 460, 475; und Rasse 465.

Krankheitseinsicht der Geisteskran- ken 145, 148.

Kranzarterien, Aneurysmen ders. 191, 201.

Krebs s. Garcinom, Hautkrebs.

Krebserkrankungen und Rasse der Bevölkerung 465.

Krebskranke, besondere Abtheilungen für dies, in Krankenhäusern 101.

Kreislaufs. Lungenkreislauf; Einfluss des intraabdominalen Druckes auf dens. 177, 199.

Kreislauforgane im Frühstadium der Syphilis 428, 489; Krankheiten ders. 170, 193.

Ejreolinbäder bei allgemeiner Furun- culose 420.

Kreuznacher Bäder bei Herzkrank- heiten 70, 71, 76; Mutterlauge, osmotische Kraft ders. 70, 78.

Kreuzschnitt, suprasymphysärer 858, 369.

Kriegsinvaliden , Nachbehandlung ders. an Badeorten 78.

Kroll*s 8tereoskopi8cheLeseproben886.

Kropfezstirpation, Tetanie nach ders. 127.

Kropfoperation 311, 326.

Krüppelanstalten 102, 109.

Kryoskopie 243, 256, 257.

Kugelthromben des Herzens 186, 195, 199.

Kuhmilch, Pasteurisiren ders. 444; Unterschied zwischen ders. und der Frauenmilch 448, 457; Verände- rung ders. durch Erhitzen 444.

Kumys 51, 55.

Kunstfehler bei Entbindungen 486, 492, 493.

Knpferelektrolyse bei Ozaena 403, 411.

Kupfervergiftung 44, 46.

L.

Labferment als Zusatz zur Milch 50.

Labyrinth s. Bogengänge.

Lactation 845.

Lactationsatrophie des Uterus 345, 361.

Lactosemmreaction 443.

Lagerungsbett gegen Skoliose 89, 96.

Lähmung s. Radialislähmung, Re- currenslähmung, Serratuslähmung; des Armes bei Halsrippen 86, 96; des Darmrohres nach Laparo- tomieen, Strychnin (prophylaktisch) gegen dies. 31; traumatische des Nervus peroneus profundus 123, 183.

Lähmungen 80; nach Zangengeburt 346.

Lanoformstreunulver 347, 364.

Laparotomia nypogastrica bei Ge- bärmutterkrebs 352, 370.

Laparotomie bei Band^blutungen 804, 325; bei Bauchschüssen 305; Hant- emphysem nach ders. 358, 370; bei Leberruptur 317, 325; bei Müz- ruptur 818; bei Peritonitis tuber- culosa 312, 826; und Pneumonie 825 ; Strychnin (prophylaktisch) gegen Lähmung des JDarmrohree nach ders. 31 ; Ureterenverletzung bei ders. 358, 372; Ursache von Darmunwegsamkeit 214, 289; bei Uterusruptur 333.

Largin bei Blasengonorrhoe 358.

Laryngeale Störungen bei Erkran- kungen des Centralnervensjstems 120, 138.

Laryngitis s. Influenzalaryngitis ; sub- mucosa infectiosa acuta 407, 411.

Larynz s. Kehlkopf.

LarynzpapiUome, Behandlung ders. 408, 410.

Larynzstenose , diphtherische , und Serumbehandlnng 271, 276.

Sachregiater.

525

Larynxtuberculose, Behandlung den. 408, 410 ; Earophen bei ders. 400, 410; Heroinnm hydrochloricum bei ders. 87. 88, 47, 48, 400, 410; intravenöse Hetolinjectionen bei ders. 408, 410.

Lar^ztumoren, tuberculÖ8e408, 411.

Laain (Seifenconiposition) gegen das Anlaufen der Spiegel 400, 411.

LatschenGl als Zusatz zum Aether zur Verhütung der Hjpersecretion bei Aethemarkose 32.

Lävulose zur Functionsprüfung der Leber 284, 241.

Lebensalter, Einfluss dess. auf Aneu- rysmen 190; auf Hemiatrophia faciei 126; auf intermittirendes Hinken 129, 134 ; auf Lupuscarci- nom 416; auf Nervosität 180, 184.

Lebensdauer der Epileptiker 144; nach Qastroenterostomie bei Pj- loruscarcinom 222, 241.

Leber s. Schaumleber; bei Eklam- psie 340; Functionsprüfung ders. 234, 238, 241; Massage ders. 80, 95; Schädigung ders. durch den Alkohol 284.

Leberabscess , Aetiologie dess. 234, 240.

Leberaffectionen , entzündliche 234.

Leberatrophie, acute g^lbe, Heilung ders. 234, 238.

Lebercarcinom, primäres 12.

Lebercirrhose 14, 234, 289, 241; s. Pseudolebercirrhose ; Behandlung ders. 235 ; bei Bronzediabetes 288 ; Diagnose ders. 235, 288; hyper- trophische 235.

Leberechinococcus, Behandlung dess. 817, 325.

Leberinsufficienz im Wochenbett 848.

Leberruptur, primäre Laparotomie bei ders. 317, 325.

Leberthran 58.

Lebertumoren 285, 238.

Lehrbuch der Krankheiten der oberen Luftwege 411; der Ohrenheilkunde von Politzer 898, von Urban- tschitsch 898.

Leibbinde 104, 110, 331, 866.

Leim als Nahrung 52, 55.

Lendenhemie 316.

Lenigallol bei Ekzem 420, 436.

Lepra 418.

Leprince*sche Pillen (Abführmittel) 282, 239.

Leptomeningitis purulenta diffusa nach Mittelohreiterungen 394, 397.

Lesegestell 108, 110.

Leseproben, stereoekopische zur Ent- deckung der Simulation einseitiger Schwachsichtigkeit oder Blindheit 386.

Leuchtgasvergiftung 488, 494.

Leukämie 294, 297 ; Blutbefunde bei ders. 294; Gomplication ders. mit Tuberculose 294; Formen ders. 295.

Leukocydine 7.

Leukocyten 292; als Bildungsstätte der Alexine 8; Genese ders. nach Ehrlich 295; und Lymphocyten 10; bei pemiciöser Anämie 293.

Leukoc^enzählung im Blute bei eitriger Cholangitis 237, 240; zur Diagnose der perityphlitischen Ab- scesse 280, 238.

Leukocytose s. Hjrperleukocytose, Verdauungsleukocytose ; Bedeu- tung ders. bei Pneumonie 4.

Leukom der Vulva 350, 367.

Leukoplakie, Behandlung ders. 428; der Vulva 850, 867.

Liehen chronicus, Bromocoll gegen Jucken bei dems. 35, 47; planus, Bromocollsalben bei dems. 420» 486; Epicarin gegen dens. 419, 437; ruber 415, 485, 438: interne Therapie dess. 421 ; pemphigoides 415, 435, 436; planus, atrophische und serpiginöse Formen dess. 415, 437; Bromocoll gegen Jucken bei dems. 85, 47; Kakodylsäure bei dems. 26.

Licht s. Tageslicht; in physiologi- scher Hinsicht 469, 474.

Lichtbäder, elektrische, Wirkung ders. 65, 75.

Lichtprüfer für die Tagesbeleuch- tung 470. 474.

Lichttherapie 76, 469, 474.

Lichtwirkung und Stoffwechsel 63, 75, 76.

Liebig*s Fleischextract 209.

Ligamentum patellae , Zerreissung dess. 323, 824.

Ligatur s. Unterbindung.

Lipämie, diabetische 286.

Lipom s. Angiolipom, Dünndarm- üpom; der Nieren 252; der üterus- wand 10.

Lithiumsalze bei Gicht 28.

526

Sachregister.

Little*8che Kraokheit 80; Hochstand der Kniescheibe bei ders. 92, 96.

Lochien, forensische Bedeutung ders. 480, 492.

Luft 468; verdünnte, Sauerstofif- einathmungen gegen Erkrankungen in ders. 60, 73; und Wasser als thermisches Medium 68, 76.

Luftcuren bei Nervenkrankheiten 59, 78.

Luftinfecüon des Auges 376, 386.

Lufkröhre, Fremdkörper ders. 409, 410.

Luftröhrenkrankheiten 899, 410.

Luftwege, Krankheiten der oberen, Diagnostik und Therapie 151, 168; Lehrbuch der Krankheiten der oberen 411.

Lumbago, Aspirin bei ders. 41, 48; Heissluftbehandlung ders. 67, 75.

Lumbalpunction bei epidemischer Gerebrospinalmeningitis 267, 268, 275 ; pathologische Veränderungen im Centralnervensystem durch dies. 117, 182; bei tnberculöser Menin- gitis 117, 182; zum Nachweis von Tuberkelbacillen 117. 182; Werth ders. für Stellung der Diagnose der Meningitis 894, 895, 896, 897.

Lunge, Echinococcus ders. 165, 167, 168; Keime in der normalen 1, 161, 168; Stauungshyperämie ders. bei Herzschwäche 176, 196; Strepto- thrix ders. 166, 168; Verhalten ders. beim Pneumothorax 165, 168.

Lungenarterie s. Arteria pulmoualis ; totale Embolie der linken 192, 198.

Lungenatrophie, einseitige, nach an- geborener Bronchiektasie 152, 168.

Lungenchirurgie 812, 824 ; Diagnostik ders. 800, 828; Röntgenstrahlen in ders. 828.

Lungenemphysem, Thoraxanomalieen als Prädisposition zu dems. 168.

Lungenentzündung s. Pneumonie ; hydriatische Behandlung ders. 65, 74, 168.

Luugenkrankheiten 154; operative Behandlung ders. 166, 167, 168; sklerotische Veränderungen der Lungenarterie bei dens. 189, 194.

Lungenkreislauf, Angiosklerose in dems. 189, 194; Störung dess. 177, 195.

Lungenschwimmprobe , Einfluss der Fäulniss auf dies. 481, 494.

Lungentubercnlose s. Phthisis pul- monum; Diagnose ders. 158, 168; Freiluftbehandlung bei ders. 160, 168 ; Genese ders. 6; Histologisches 6; hydriatische Behandlung ders. 65, 75; Kakodylsäure bei ders. 25; Purpura haemorrhagica bei ders. 415, 435.

Lupus, Behandlung dess. 422, 485, mit heisser Luft 423, 436, mit Böntffenstrahlen 300 ; Gefrierbe- handlung dess. 423, 434; Trans- fusion bei dems. 302; erythemar todes 416, 434, 485, 437 ; folUcu- laris 416, 487 ; pernio 416 , 435, 436 ; ulcerirter, Engnform bei dems. 420.

Lupuscardnom 416, 484.

Luxatio coxae congenita, Entstehung ders. 91, 95; operative Behandlung ders. 91, 95, 98; unblutige Be- handlung ders. 91, 95, 97.

Luxation s. Spontanluxation ; der Carpalknochen 322, 825; der Pa- tella 328, 828; der Schulter 321, 326; veraltete, Behandlung ders. 321, 827.

Lymphadenitis bei Syphilis 428, 439.

Lymphangiome der Nieren 252.

Lymphangitis, Massage bei ders. 80, 95.

Lymphbewegung,Einfluss thermischer Reize auf dies. 62, 75.

Lymphdrüsen s. Halslymphdrüsen ; scrophulöse und tuberculöse Afifec- tionen ders., Behandlung ders. in Seehospizen 59, 78; tuberculöse und verkalkte, Knochenbildung in dens. 10.

Lymphgefässe, vasomotorische Nerven ders. 63, 75.

Lymphocyten, amöboide Beweglich- keit ders. 292; und Leukocyten 10; Vermehrung ders. bei Pseudo- leukämie 295.

Lymphosarkom des Darmes 227.

Lymphosarkomatose unter dem Bilde der Pseudoleukämie 295.

Lysidin bei Gicht 28.

Lysoform als Händedesinficiens 329/ 359 365.

Lysolvergiftung 43, 46, 484, 493.

M.

Magen, Abhängigkeit der Entleerung dess. von der Körperlage 211, 239;

Sachr^ister.

527

Besümmnng der motorischen Th&- tigkeit desB. 211, 240; spastische Contractnren desa. bei Mag^n- carcinom 221, 240, bei Pylorus- stenose 221, 239; Fettresorption in dems. 209 ; Fibroadenome dess. 222, 241 ; Fremdkörper in der Pars cardiaca dess. 202, 289; Jodipin zur Bestimmung der motoriscnen Function dess. 86, 47; Oeleingies- sung in den leeren bei mesenteria- lem DarmTer8chlu88214; Plätscher- gsräusche in dems., diagnostische edeutung 211, 240; quantitative Bestimmung der Salzsäure dess.

211, 289; Sanduhrform dess. 217, 218, 288, 889; secretorische Func- tion dess. 207, 240, Beeinflussung durch verschiedene Nabrang 208, 240 ; Superaddität dess. und Eohlen- hydratverdauung 49, 55; Ulcus pepticum der Cardia, Oesophagus- ektasie durch dass. 208, 240.

Magenaffectionen , Untersuchungs- methodik und therapeutische Tech- nik bei dens. 210.

Magenatonie und Plätschergeräusche 212; Verhältniss ders. zur moto- rischen Insufficienz und Qastroptose

212, 213. Magenaufbläbung bei mesenterialem

Darm verschluss 214.

Magenausspfilung bei Carcinom 222, 288; bei Eklampsie 841; nach Narkose 849.

Magenblutung, Operation bei ders. 818, 826; occulte beim Carcinom 220, 288.

Magencarcinom, Blutbefund bei dems. 220, 288, 240; Entstehung dess. aus Magengeschwfir 12; Qastro- spasmus bei dems. 221, 240 ; Magen- ansspülung bei dems. 222» 288; occulte Magenblutungen bei dems. 220, 288; Milchsäurebacillen bei dems. 221, 240; Pleuritis, links- seitige bei dems. 222; Unterschei- dung dess. von Achylia gastrica 219 ; Unterscheidung dess. von Ul- cus ventriculi 219, 220; Ursache des Fehlens freier Salzsäure bei dems. 220, 240 ; mit eigenartigem Verlauf 223, 288, 289 ; Vermehrung der festenChloride bei dems.220,240.

Magendarmkanal, Carcinome dess. bei Kindern 234, 288.

Magendarmstörungen bei Säuglingen 445.

Magendilatation mit Hyperacidität, Jejunostomie bei ders. 219, 240.

Magenektasie, atonische und obstruc- tive 218.

Magenelektrode 210, 241.

Magenerweiterung, acute 218, 214, 289; chronische, Aetiologie ders. 215, Symptome ders. 215, 288; trommelschlegelartige Verdickung der Finger und Zehen bei ders. 215, 288; Operation bei ders. 813, 826.

Magenfistel nach Ulcus ventriculi 217, 288.

Magengeschwür s. Ulcus ventriculi rotundum ; chirurgische Behand- lung dess. 318, 326.

Magenkrankheiten,Elektrothermcom- pressen zur Behandlung ders. 68, 75; Herzneurosen bei dens. 193, 194; Hyperalgesie der Haut bei dens. 216, 239; Radfahren bei dens. 108.

Magenoperationen, Vorbereitung und Nachbehandlung ders. 828.

Magenresection bei Ulcus 818.

Magensaft, fettspaltendes Ferment in dems. 49, 55 ; Hyperacidität dess., Zuckerlösungen undamylumhaltige Nahrung bei ders. 219; Hyper- secretio continua dess. 217; und Nahrungsmittel 50, 55 ; natürlicher thierischer 50, 55; Pepsingehalt dess. 209, 239.

Magensaftsecretion , Beeinflussung ders. durch Atropin 82, durch Morphin 81, 48, durch künstliches Schwitzen 75, durch Zucker 288.

Magensarkom 222, 239.

Magenschlauch, Führungsdraht für dens. 210, 288.

Magenschleimhaut, Anästhesirung ders. mit Cocain zur Verhütung des Erbrechens durch Chloroform 82, 47, 48.

Magensecretion und Eanact 49, 55.

Magentetanie 128, 184.

Malaga als Winterstation 60, 73.

Malaria 187 ; und Carcinom 465 ; bei Kindern 270, 271, 276; Monogra- phieen über dies. 270, 276; und Moskitos 276; Prophylaxe ders. 276 ; und chronische ankylosirende Entzündung der Wirbelsäule 88.

528

Sachregister.

Malariaimmunität 271, 276.

Malariaparasiten 270, 276.

Malum coxae senile 89; als Berufs- krankheit 98.

Mamma s. Brustdrüse; Mischge- schwQkte ders. 11.

Mandelentzündan^ und Gelenkrheu- matismus, ursächlicher Zusammen- hang zwischen dens. 268, 275.

Mandeln, häufige Erkrankung ders. an Tuberculose 156.

Mangan Vergiftung , chronische 121, 182, der ßraunsteinmüller 44, 46.

Marie'sche cerebellare Ataxie 121, 133.

Marmorek'sches Streptokokkenseram bei Endocarditis 188.

Marschgeschwulst 300, 327.

Masern, Epidemiologisches 260, 274 frühe Zeichen ders. 260, 274 hydriatische Behandlung ders. 75 Incubation ders. 261, 274; acute Poliomyelitis nach dens. 118.

Masemutitis, Bacteriologie ders. 391, 396.

Masempneumonie 15.

Massage 79 ; s. Bauchmassage, Pneu- momassage , Vibrationsmassage ; des Bulbus bei nervöser Asthenopie 378; gynäkologische 348, 349, 371; der Leber und Gallenwege 80, 95 ; bei L^phangitis 80, 95 ; bei Ob- stipation 106.

Massageanstalt der Universität Berb'n 80. 98.

Mastcur bei spastischer Obstipation 231; bei Wandemiere 252.

Mastdarm s. Rectum.

Mastdarmentleerung 106, 109.

Mastdarmentzündnng, gonorrhoische 424, 438.

Ma8titis345, 363 ; Aetiologie ders. 346.

Mastoidoperation bei Complicationen acuter Mittelohrentzündung 391, 398; unter Schleich'scher Local- anästhesie 392, 396; Verletzung des Sinus bei ders. mit letalem Ausgang durch Pyämie 394, 398.

Masturbation, Bekämpfung ders. 106, 109.

Meckersches Divertikel« Ileus durch Axendrehung dess. 227, 239.

Mediastinaltumoren und Aortenaneu- rysmen 196.

MeduUa oblongata, experimentelle Läsionen ders. 131.

Medullamarkose s. Rückenmarks- anästhesie.

Melaena neonatorum 454.

Melancholie, Behandlung ders. 146, 147; künstlicher Abort bei ders. 335, 362; Luftcuren bei ders. 59, 73; periodische 146.

Melanom 11.

Menidre*scher Symptomencomplex 397.

Meningitis durch Influenzabacillus 267, 275 ; cerebrospinalis epidemica, Diplococcus intracellularis Weich- selbaum als Erreger ders. 267, 275; cerebrospinalis epidemica als Heeresseuche 268, 275, Verbrei- tung ders. in den Vereinigten Staaten 268, 275; otogene 397, geheilte 395, 396 ; puralenta nach Mittelohreiterungen 394, 397, dia- gnostischer Werth der Lumbal- punction bei ders. 394» 395, 396, 397; serosa acuta infolge von Mittelohraffectionen 394 , 397 ; tuberculose, Lumbalpunction bei ders. 117, 132; tuberculose bei Tuberculose des männlichen Ge- nitalapparates 117, 132; tubercu- lose und Typhus, Zusammentreffen ders. 263, 275.

Menstruation, erste bei den Amerika- nerinnen 350, 367 ; profuse, Eume- nol bei ders. 41, 47; Stypticinbei ders. 41, 47; vicariirende 493.

Menstruationsstörungen s. Dysme- norrhoe; locale Anwendung der Kohlensäure bei dens. 71, 77.

Menthol zu intratrachealen Injec- tionen 401, 411.

Mercurialexanthem 414, 435.

Mercurielle Neuritis 123, 133.

Mercuriolbehandlung bei Syphilis 431, 439.

Merke^scher Bettwagen 108, 110.

Mesenteriale Darmincarceration 213, 214, 238.

Metaplasie 10, 12.

Metastasen im Ovarium bei Carcinom der Bauchorgane 356, 369.

Metatarsalgie 93, 95.

Meteorismus bei Herzkranken 177; Physostigmin gegen dens. 31.

Methylalkoholamblyopie 385.

Methylenblau 256; zur Prüfung der Nierenfunction 243, 255; zu sub- coi^'unctivaler Iigection 379, 387.

Sachr^ister.

529

Meireaiyse 331, 368, 864.

Metritis , chronische , Behandlung den. 848; heisse Scheidemmga- tionen bei ders. 67, 74; dissecans 844, 361.

Microooccus catarrhalis (Pfeiffer) als Krankheitserreger 151, 168.

Migräne, gichtische Ursache ders. ^9; Luncaren bei ders. 59, 78.

Mikroorganismen s. Bacterien, Gono- kokken, Kokken, Pneumokokken, Staphylokokken , Streptokokken ; der Baden-Badener Stahlquellen und Thermen 77; im Blut bei Tuberculosen 159, 169.

Mikrorhinie bei hereditärer Syphilis 454.

Mikroskopische Untersuchungsmetho- den bei inneren Krankheiten 257.

Milch 466 ; s. Frauenmilch, Kuhmilch, Yollmilch; und Blutserum 443; Casein der Magermilch fÜrKranken- und Yolksemährung 51, 55; Hy- giene ders. 50, 55; Pasteurisiren ders. 467 ; tuberculGser Kühe, pri- märe Darmtuberculose nach Genuss ders. 5, Tonsilleninfection durch dies. 6 ; Tuberkelbacillen in ders. 50, 55 ; üebertragung der Tuberculose durch dies. 155, 168 ; zuckerfreie 284; Zusatz von Labferment zu ders. 50.

Milchpräparate 466.

Milchsäurebacillen beim Magencarci- nom 221, 240.

Milchsecretion 845 ; Steigerung ders. durch kalte Bäder 64, 75.

Milz s. Wandermilz.

Milzbrand 471 ; Behandlung dess. mit CoUargol 273, 277 ; einfacher Subli- matverband bei dems. 278, 277.

Milzbrandserum, Heilwirkung dess. 274, 277.

Milzexstirpation 818 ; bei Banti'scher Krankheit 296.

Milzruptur 818, 826.

Milzschwellung bei Influenza 154, 267, 275.

Milztumor s. Splenomegalie.

Mineralbäder, osmotische Kraft ders. 70, 78.

Mineralquellen in Algerien 72, 77; und Curorte in Bulgarien 72, 78.

Mineralwässer bei hamsauren Nieder- schlägen 250 ; bei Obstipation 106 ; physikalisch - chemische Analyse ders. 68, 77. Jahxbach der piactlschen Medicio. 1909.

Mischgeschwülste 11, 18.

Mischnarkose 299, 824.

Missbildung des Uterus in Beziehung zu Neoplasmen 858, 869.

Missbildung, angeborene 86, 95, 96, 97, des Colon 232, 241, des Herzens 181, 198.

Mitralgeräusch, diastolisches 181, 188, 195.

Mitralinsufficienz, Diagnose ders. 181, 200.

Mitralstenose, Compensation bei ders. 181, 195; diastolische Geräusche bei ders. 181, 195; Hypertrophie des rechten Ventrikels bei ders. 14; Recurrenslähmung bei ders. 181, 197; und Schwangerschaft 881.

Mitteifussknochen, Fracturen ders. 300, 327.

Mittelohr, Cholesteatom dess. als Ur- sache psychischer Störungen 893, 898.

Mittelohraffectionen, Taubstummheit durch dies. 396, 897; trockene, Behandlung ders. 397 ; als Ursache von Meningitis serosa acuta 894, 897.

Mittelohreiterung, acute, als Ursache von Vereiterung eines Cholestea- toma verum in der hinteren Schädelffrube 892, 398 ; chronische, mit Ausbreitung auf das Atlanto- Occipitalgelenk 393, 397.

Mittelohreitemngen, Meningitis puru- lenta nach dens. 894, 397; chro- nische , Heissluftbehandlung bei dens. 67, 74.

Mittelohrentzündung, acute, Bacterio- logie ders. 897, Mastoidoperationen bei Complicationen ders. 891, 398; chronische, Aetiologie ders. 890,397.

Mittelohrerkrankungen , Nutzen der Pneumomassage des Trommelfells bei dens. 390, 398.

Mittelohrsklerose, Pathogenese ders. 390, 897 ; Pneumomassage bei ders. 390 898

Mittolscheitellage 338, 363.

Modelle , geburtshfilflich - gynäkolo* gische 331.

Mole s. Blasenmole.

Molkereiproducte 466.

Mondbein, Luxation dess. 822, 825.

Monte Carlo als Winterstation 73.

Montreux, Klima dess. 73.

Moorbäder 72, 77 ; s. Bademoor.

34

^30

Sachregister.

Morcellement 849, 372.

Morphium ah Antidot bei Belladonna- vergiftnng 45, 48; bei Eklampsie 342; bei Ileus 226, 289; und Magensaftsecretion 81, 48.

Morphiumvergiftung, Kaliumperman- ganat bei ders. 45, 48; Strychnin gegen dies. 23.

Mortalität S.Sterblichkeit; bei Eklam- psie 842; nach Gallensteinopera- tionen 237, 239; der verschiedenen Rassen bei Pe8t472 ; bei Pneumonie 163; bei croupöser Pneumonie von Herzkranken 177, 198 ; bei Typhus 266.

Moskitos und Gelbfieber 278, 277; und Malaria 276.

Motilität, Himmechanismus ders. 112, 131.

Mund, übler Geruch aus dems. 405, 411.

Mundhöhle Neugeborener, Bacterien- flora in ders. 346, 368.

Mundkrankheiten 899, 410.

Mundreinigung 106, 109.

Mundspeichel,Stärkeverdauung durch dens. 49, 55.

Mundwasser, Katharol als solches 42.

Murphyknopf 808, 813.

Muskelabscesse bei Tjphuskranken 265, 275.

Muskelarbeit, Beziehungen ders. zur Pulsfrequenz 175, 196.

Muskel atrophie, spinale, secundäre nach acuter Poliomyelitis 119, 183.

Muskelerkrankung s. Myositis.

Muskelrheumatismus , Ursache von nervöser Angina pectoris 193, 201.

Muskelstärker 104.

Muskelthätigkeit, therapeutische Ver- wendung ders. 184, 201.

Muskelverkürzung nach Immobilisa- tion 84, 97.

Mutase (künstliches Nährpräparat) 54, 55.

Mutterhals s. Cervix uteri.

Muttermundslippen , Hakenzangen- spuren an dens. 351, 367.

Myasthenia pseudoparalytica gravis 128, 134.

Mydriaticum, Euphthalmin als solches 379, 885.

Myelitis, acute 117, 133; nach In- fluenza 1 18, 133, im Eindesalter 1 18.

Myelome s. Rippenmyelome.

Myocard, Veränderungen dess. unter

Einwirkung vonFremdkÖrpem 186, 198.

Myocarditis 179, 200; acute 187, 193, 201.

Myodonie 129, 130, 133.

Myom 8. Adenomyom, Fibromyom, üterusmyom; in der Schwanger- schaft 334, 360, 865, 366 ; submu- cöses, Invagination durch dase. 227, 241.

Myomotomie 353.

Myopie, Conusbildung bei ders. 380.

Myositis ossificans progressiva 84, 97 ; purulenta, primäre 306, 826.

Myxidiotie, infantile 456.

Myxödem im Eindesalter 455.

Myxödemsymptome bei Paralysis agitans 129, 134.

N.

Nabelhernien, Radicaloperation ders. 316, 825.

Nabelinfection 7.

Nabelschnur, Veränderungen an ders. bei hereditärer Syphilis 453, 454.

Nabelschnurrest 845, 346.

Nabelschnurvorfall 338, 362.

Nachgeburt 342,843 ; Darmzerreisaiing bei vermeintlicher Lösung ders. 487, 498; Entfernung der Gebär- mutter anstatt ders. 486, 493.

Nachtschweisse der Phthisiker, Goa- camphol gegen dies. 41, 47.

Nachtwachen des Pflegepersonals 100, 109.

Naevus papillomatosus universalis, Behandlung dess. mit Thyreoidin 419, 485.

Nävuscarcinom 11.

Nährklystiere 204, 214, 223.

Nährmittel, Leim als solches 52, 55; Zucker als solches 52, 55.

Nährpräparate, Bacterienflora ders. 54, 55; künstliche 58.

Nährquotient 443.

Nahrung, Beeinflussung der HCl- Secretion durch dies. 208, 240; Einfluss ders. auf den Verlauf der Epilepsie 125 , 134, auf den Ver- lauf der Urämie 247, 259.

Nahrungsmittel, Alkohol als solches 52, 55, 468; und Magensaft 50, 55.

Nahrungsquantum, physiologisches, bei Säuglingen 443.

Naht 8. Euochiennaht.

Sachregister.

531

Narben, hypertrophische, Thiosin-

amin gegen dies. 419, 436. Narbenschrnmpfblase 255, 258. Narbenstrictur des Oesophagus 206. Narkose 299; s. Aethemarkose,

Chloroformnarkose , Darm- und

M agenl&hmung nach ders. 849, 369 ;

gynäkologische Operationen ohne

dies. 849, 372; bei Hemiotomie

816; Methoden ders. 827; bei Ober-

kicferresection 310; mit Schleich*8

Siedegemischen 328. Narkotica bei spastischer Obstipation

106, 232, 241. Nasale Reflezneurosen 401, 410. Nase, Beziehungen ders. zu den weibl.

Seznalorganen 847, 372; Septnm-

erkrankung bei Dredislem 408,

410. Nasenerkrankungen bei hereditärer

Syphilis 454. Nasenkrankheiten 399, 410; Atlas

ders. 410; Diagnose und Therapie

ders. 398. Nasennebenhöhlenerkrankungen 403»

410, 411. Nasenoperationen , Verhütung der

Blutung bei dens. 403, 411. Nasenrachenraum, Krankheiten dess.

399, 410; Section dess. 404, 411;

Syphilis dess. 404, 410, 428, 489. Nasensäge 899, 410. Natrium bicarbonicum gegen Hjrper-

emesis gravidarum 832, 863; caco-

dylicum 25; sozojodolicum bei

acutem Schnupfen 402, 411. Natron gegen Coma diabeticum 285. Nauheim zur Behandlung von Phthi-

sikem 177. Nauheimer Bäder für Herzkranke 71,

184. Nebel 463. Nebennieren, Beziehungen ders. zu

Rachitis 16; Blutungen in dens.

415, 436; bei Infectionskrankheiten

16; und Rachitis 88. Nebennierenextract , Wirkung dess.

auf die Schleimhaut der Nase und

des Kehlkopfes 400. 410. Nebennierengewebe in Neubildungen

12. Nebennierenpräparat (Adrenalin) 379. Nebennierensaft, Glykosurie nach

Einspritzung dess. 282. Nekrose s. Fettgewebsnekrose ; der

Haut 8. Hautnekrose.

Nephrektomie 318, 320; Indicationen

ders. 251, 252, 258. Nephritis, Behandlung des Hydrops

bei ders. 248, 256, 258; Chirurg.

Behandlung ders. 248, 257, 258;

diätetische Behandlung ders. 247,

248, 257, 258, 259 ; Entstehung des Oedems bei ders. 9; und paroxys- male Hämoglobinurie 247, 259; nach Varicellen 261 , 274 ; Zuckeraus- scheidung bei ders. 283 ; chronische, Trinkcur bei ders. 248, 259; hämor- rhagische 249, 258; interstitielle, sklerotische Veränderungen der Lungenarterie bei ders. 189, 194.

Nephrolithiasis 249, 259 ; und Rücken-

markserkrankungen 249, 259. Nephropexie bei Wandemiere 252. Nephrotomie wegen Nierenblutung

249, 258; bei Nierensteinen 257; bei Nierentuberculose 252, 259; bei üretersteinen 253.

Nerven s. Herznerven; vasomotori- sche, der Lymphgefasse 68, 75.

Nervenerkrankungen , gonorrhoische 424, 438; und Schwangerschaft 140, 148.

Nervengifte, metallische 44, 46.

Nervenkranke, Sanatorien fQr dies. 102, 109.

Nervenkrankheiten , Bergsteigecuren bei dens. 60, 78; Luftcuren bei dens. 59, 73.

Nervenleiden, Balneologie und phy- sikalisch-diätetische Behandlung ders. 76.

Nervennaht 802, 827 ; Technik ders. 97.

Nervensystem, Beziehungen dess. zu Augenkrankheiten 887; Krank- heiten dess. 111.

Nervöse, Obstipation ders., Behand- lung 106; HerzstOrungen infolge von Magenleiden 198, 194; Stö- rungen, Aetiologie ders. 135 ; durch Elektricität 181, 134.

Nervosität im Kindesalter 180 , 134.

Nervus depressor, Ursprung dess. 170, 197; peroneus profundus, isolirte traumatische Lähmung dess. 128, 133.

Netzbruch kein Unfall 491.

Netzhautveränderungen bei chroni- schen Anämieen ^4, 887.

Neubildungen s. GeschwQlste; der Lungen , operative Behandlung ders. 167.

532

Sachregister.

Neugeborene 345; Aaffenentzündung ders. 881, 386; Bad ders. 442; Blui- knöichen in den Hersklappen ders. 180, 194; gonorrhoische Exantheme bei dens. 424, 438 ; Temperatur ders. 442, 458 ; Vaccination ders. 382, 364.

Neuralgie s. Trigeminusneuralgie; Bromeigone bei ders. 35, 48; Heiss- Inftbehandlung bei ders. 66, 67, 74; Lnftcuren bei ders. 59, 73.

Neurasthenie als Ursache von Dys- menorrhoe 348 ; Luftcuren bei ders. 59, 73; Puls bei ders. 198; syphi- litische 135.

Neurasthenische HerzstOrungen, Diät bei dens. 185.

Neuritis s. Polyneuritis; nach Arsen- gebrauch 122, 133; mercurielle 123, 133; traumatische 123.

Neurofibromatosis in der Schwanger- schaft 332, 366.

Neurom 10.

Neurosen 123, 133; s. Angioneurosen, 6ef ässneurosen, Herzneurosen, Re- flexneurosen ; künstlicher Abort bei dens. 385, 362; Chlorose als solche 294 ; nach elektrischen Ent- ladungen 493; physikalisch -diä- tetische, insbesondere hydriatische Behandlung ders. 75 ; traumatische 180, 184; Blutdruck bei dens. 192, 193, 200; Trichocephalus dispar als Ursache ders. 280, 289.

Neurotische Alopecie 417, 485.

Nicotingehalt des Gigarrenrauches 193, 196.

Nieren bei hereditärer Syphilis 453; Kalkablagerung in dens. bei Ver- giftungen 9 ; Mischgeschwülste ders. 11; der Phthisiker 15; ELOnt- genaufnahmen ders. 250, 259 ; Suc- cussion ders. 253, 257.

Nierenabscess, idiopathischer 251,256.

Nierenbecken, Plattenepithelkrebs dess. 12.

Nierenblutung , Behandlung ders. durch subcutane Gelatineinjection 249, 257; Ursache ders. 249.

Nierenchirurgie 818, 319, 826; im 19. Jahrhundert 258.

Nierendiabetes 283.

Nierendiagnostik, functionelle 319.

Nierenentzündung, eitrige 251, 258.

Nierenfunction 242, 255, 258, 259; Prüfung ders. 242, 248, 255, 256, 257, 258.

Nierengeschwülste 252, 257.

Niereninfarct, Diagnostik dess. 253, 259.

Niereninsufficienz, Methoden zur Be* Stimmung ders. 242, 257.

Nierenkapselgeschwfilste 820, 824.

Nierenkolik, gastrointestinale Form ders. 250, 259; Urol bei ders. 29.

Nierenkrankheiten 242; chirurgische Behandlung ders. 248, 251, 257, 258, Diagnostik ders. 256; chroni- sche, Fleischnahrung bei dens. 50, 55; bei Eklampsie 840.

Nierenleiden, Stickstoffretention bei dens. 288.

Nierensteinbildung und Spinalaffeo- tion 249, 259.

Nierensteine, Behandlung ders. 257; Nachweis ders. mittels Röntgen- strahlen 249, 255, 259, 324; Oxal- säure 250.

Nierensyphilis 257.

Nierentuberculose 6, 251, 258, 259; Behandlung ders. 320, 828 ; chirur- gische Behandlung ders. 251, 259.

Nierentumoren 319, 325.

Nierenveränderungen bei Lues con- genita 429, 441.

Nitropropioltabletten zum Nachweis des Zuckers im Urin 244, 256.

Nordseeklima, Einfiuss dess. auf ner- venschwache Personen 60, 73.

Nudeinsäuren zur HamsäurelGsung 288.

Nutrose (Eiweisspräparat) 466.

Nystagmus bei Theevergiftung 44, 46.

0.

Oberarm s. Humerus.

Oberkieferhöhle, sterilisirbarer Appa- rat zur Durchleuchtung ders. 899, 411; Zahncyste ders. 403, 411.

Oberkieferresection 810, 326, 328.

Oberschenkel , angeborene Defect* bildung an dems. 86, 95, 96, 97; Spiralfracturen 323, 325.

Obliteratio pericardü 188, 189, 197, 199, 200.

Obliteration des Pfortaderstammes

285, 241. Obstipation 241; Behandlung ders. 106, 109, medicamentöse 232; äussere Handgriffe zur Erleidite- rung der Defäcation bei ders. 283, 288, 289; spastische 231.

Sachregister.

533

Obsiipatonsche'Albaininnrie 246,259. Odontalgie, Aspiriii bei ders. 41, 48. Oedem, Beseitigimff dess. 185, 195;

EDtfltehang dess. oei Nierenerkran-

kangen 9. Oelcar bei gpastischer Obstipation

282, 241. Oeleingiessang in den leeren Magen

bei mesenterialem Daimverschlnss

214. Oesophagoskop, Probeezcision in

dems. 300, 825, zur Cardnom*

diagnose 207, 289. Oeeophagoskopie 202, 289. Oesophagus, AKtinomykose dess. 207 ;

Fremdkörper dess. 202; Strictar

dess. dnrcn Verbrennung 206. Oesophaguscarcinom, Diagnose dess.

207, 289. Oe8ophagusdi]atation,Aeiiologie ders.

208, 241 ; Unterscheidung ders. von tiefsitzendem Divertikel 205; idio- pathische, Therapie ders. 204, 288, 241.

Oesophagusdivertikel , tiefsitzende, Diagnose ders. 206, 241; Unter- scheidung ders. von Ektasie 205.

Oesophagusektasie, Bestimmung des Volumens und der Form ders. 208,

204.

Oesophagusstenose 191.

Oeffentliches Sanit&tswesen 460. 474.

Ohr s. Mittelohr; und Scharlach 897.

Ohraffectionen bei genuiner Diph- therie 891, 898.

Ohreiterungen, Behandlung ders. 897.

Ohrenärztliche Diagnostik 897.

Ohrenheilkunde, Handatlas und Grundriss der 897; Lehrbuch der, von Politzer 898; von Urbantschitsch

898. Ohrenkrankheiten 888, 896 ; Diagnose

und Therapie ders. 898; letale 897. Ohrlabyrinth, ErschOtterungen dess.

898; Function dess. 888, 896, 898. Ohrmuschel, Cyanose und Gkkngrftn

ders. als Zei<äien fQr Hämoglobin- urie 890, 898. Ohroperationen 898; Anästhesirung

bei dens. 889. Ohrverletzungen 889, 398. Omphalotrib 846, 864. Operationen am Gehörorgan 398;

gynäkologische, ohne Narkose 349,

372. Operationslehre, geburtehülfliche 865.

Operationstisch 880, 86L

Operative Behandlung s. chirurgische Behandlung; der Cavemen 167, 168; der Lebercirrhose 285; der LuDgenkrankheiten 166, 167, 168.

Ophthalmie , sympathische , Patho- genese 884, 885, Prophylaxe ders. 876, 887.

Ophthalmoskopie 887; Atlas ders. 886.

Opium bei spastischer Obstipation 282, 241.

Opiumvergifbung 488, 498; Kalium- perman^^anat bei den. 45, 48; Stiychmn gegen dies. 28.

Orceinprobe auf Pentosurie 286.

Orchitis der Typhösen 264, 275.

Orthodiagraphie und Herzpercussion 178, 198.

Orthoform , Hautaffectionen durch dass. 414, 485, 486; bei acutem Schnupfen 402, 411.

Orthopädie 79, 95.

Orthopädische Apparate 94, 96, 97; Technik 94, 96.

Orthopädischer Tisch 94, 97.

Ortonitrophenylpropiolsäure als Rea- gens auf Traubenzucker 280.

Osmose, Wirkung ders. 2.

Osmotische Kraft der Mineralbäder

70, 78.

Osmotischer Druck im mütterlichen und kindlichen Blute 887, 863.

Ossin (Stroschein) , Leberthranprä* parat 53, 54.

OsteogenesiB imperfecta 16.

Osteoklase bei rachitischen Schenkel- verkrfimmungen 93, 95, 96.

Osteoklast 93, 96.

Osteomalade, Albumosurie bei ders. 246, 257 ; Beckenform bei ders. 885, 862; diaphoretisches Heilverfahren bei ders. 67, 75; multiple sarkoma- töse Neubildungen des Skeletts bei ders. 11.

Osteomyelitis der langen Röhren- knochen 808, 327; acute, des Hüft- ffelenks 800, 827; traumatische Aetiologie ders. 805.

Osteopsathyrosis idiopathica 88, 97.

Osteotabes infantum 16.

Ostitis, chronische, im Schläfenbein 397; media, Beziehung ders. zur Scrophulose 448.

Otalgie, Aspirin bei ders. 41, 48.

Othämatom bei Syphilis 429.

534

Sachregister.

Otitis 8. Masemotitis ; externa, durch Trichophyton bedingt 389, 896, croupöse, Bacillus pyocyaneus als Ursache ders. 389, 897; media, Wichtigkeit der Untersuchung des Augenhintergrundes bei ders. 391, 892, 897, 898, purulenta bei Säug- lingen, Pathogenese ders. 891, 898.

Otitische Hirnabscesse 895, 397 ; intra- cranieUe Complicationen 894, 897, Bedeutung der LumbalpunctionfÜr die Diagnose ders. 394, 895, 896, 897.

Otogene Meningitis 894, 897; ge- heilte 895, 396; Pyämie, Heilung ders. ohne Operation 394, 898, Pathogenese ders. 898, 397.

Ovarialcarcinom , Bauchwandrecidiv nach Entfernung dess. 858, 372.

Ovarialcystom 356.

Ovarialpräparate zur Bekämpfung von Ausfallserscheinungen 856, 368.

OvariaJsarkom 856, 867.

Ovarialtumor , aus Nebennierenge- webe aufgebaut 12.

Ovariotomie in der Schwangerschaft 384, 864.

Ovarium s. Eierstock; Erkrankungen dess. 855, 356, 857; Embryome dess. 11.

Oxalsäure Nierensteine 250.

Oxalsäurebildung im Organismus, Be- dingungen ders. 250, 257, 259.

Oxalurie 250,257; bei Diabetes 281.

Ozaena, Kupferelektrolyse bei ders. 408, 411.

Ozon zur Trinkwasserreinigping 462, 475.

P.

Pädagogische Behandlung schwer- höriger Kinder 396.

Pagen8techer*scherAugen8piritu8 878.

Palpatorische Percussion 173, 194.

Paludismus 137, 147.

Pancarditis 198.

Pankreas,arteriosk]erotische Verände- rung dess. als Ursache von Dia- betes 284 ; Carcinom dess. 817, 825 ; und Diabetes 14; Fettgewebs- nekroae dess. 14 ; Totalexstirpation dess. 317; Trauma dess. als Ur- sache von Diabetes 284.

PaDkreatiti8,acute hämorrhagischel4.

Pankreon 54, 55 ; Verwendung dess. bei Achylia gastrica 220, 289.

PanOphthalmitis , Enucleation bei ders. 875, 387.

Papillome s. Larynzpapillome ; des Ovariums 356, 372.

PapiUotom 399, 411.

Paracentese des Herzbeutels bei Peri- carditis exsudativa 188, 198.

Paradoxe Anurie 251, 257.

Paraffineinspritzungen bei Inconti- nentia urinae 358, 869, 871.

Paraffinprothesen 808, 328.

Paralyse, progressive 141, 147, 148; Fr&hdis^ose ders. 141. 142, 147, 148 ; Jodipin bei ders. 87, 48 ; und Syphüis 136.

Paralysis agitans, Behandlung ders. mit Hyoscininjectionen 129, 134; mit Symptomen des Myxödems 129, 134.

Paralytische Defecte, Sehnenplastik bei dens. 81, 96; Thoraxform 157.

Parametritis posterior 355, 867.

Parametritische Exsudate , heiese Scheidenirrigationen bei dens. 67, 74.

Paranoia, chronische, Genesung nach ders. 146, 147; als Unfallsfolge 492, 498.

Parasitäre Natur des Ekzems 412, 436.

Parasiten im Krebs 13, 18 ; thierische 8.

Paratubercul5se Erkrankungen 450.

Parotis, Tuberculose ders. 327.

Parotisabscess durch chronische Mit- telohreiterung 893, 397.

Parotisanschwddung bei Neuge- borenen 347, 862.

Paroxysmale Arhythmie 176, 197; Hämoglobinurie und Nephritis 247, 259; Tachycardie 186, 199.

Parrot*sche Lähmung 454.

Pasta serosa (Schleich) 419, 437.

Pasteurisiren der Milch 444, 458.

Patella, habituelle Verrenkung ders. 323, 328; Zerreissung des Liga- mentum 823, 824.

Patellarreflexe bei Coxa vara 91.

Pathologische Anatomie s. Anatomie, pathologische.

Pemphi^s 415, 436; acuter 413; chromscher der Schleimhaut 407, 408, 410 ; Hämatomyelie bei dems. 118; neonatorum 846, 859, 413.

Pendelapparate zur Heilgymnastik 94, 96.

Pentosurie 286.

Pepsingehalt des Magensaftes 209,289.

Sachregister.

535

Pepton im Harn 246, 257.

Peptonpaste (Schleich) zu Contentiv- verbänden 94.

Peptonurie, puerperale 844, 860.

PercoBsion des Herzens 178, 197.

Percossorische Transsonanz 149, 168.

Perforation des nachfolgenden Kopfes 888, 868.

Perforationsperitonitis, Todesursache bei ders. 192, 196.

Pericarditis exsudativa 188, 198, 199.

Pericarditische Pseudolebercirrhose 189, 197.

Pericardinm, Tuberkulose dess. 188, 199.

Pericardknötchen, supravasale 189, 196.

Pericardobliteration 188, 189, 197, 199, 200.

Perimetrie der Gelenke 85, 95, 96.

Perimetrische Buckelmessung 89, 95.

Perineoplastik 850.

Perineorhaphie 855.

Periostitische Eiterungen nach Typhus 265, 275.

Peristaltik s. Darmperistaltik; nach Bauchmassage 185, 195.

Peritoneum s. Bauchfell.

Peritonitis s. Perforationsperitonitis; poetoperative,Behandlnng 857, 869 ; todtliche nach Unterleibscontusion ohne sichtbare Organverletzung 492, 494; tuberculosa, Therapie ders. 812, 826; nach Vulvovagi- nitis ^norrhoica 425, 488.

Peritonsillarabsoess 406, 410.

Perityphlitis 814,825; s. Epity phlitis ; rectale Indsion bei ders. 814, 826.

Perityphlitischer Abscess, Diagnose dess. 280, 288.

Perivaginitis phlegmonosa bei Typhus 850, 867.

Perlsucht und Tuberculose 5, 155, 156, 168.

Pemionen, Epicarin gegen dies. 419, 487.

Peruol bei Scabies 421, 486.

Perverser Sexualtrieb 145, 148.

Pes valgns congenitus, Aetiologie und Therapie dess. 98, 95.

Pessare gegen Prolaps 849, 867.

Pest 472, 474, 475; Albuminurie bei ders. 272, 276 ; in Alexandrien 276; in Argentinien 272, 276 ; in Bom- bay 276 ; in Brasilien 276 ; Aus- bruch ders. in Kapstadt 276; in

Kleinasien 276 ; Localisationen der Bubonen bei Kindern 272, 276; und Ratten 272, 276.

Pestfall in Bremen 272, 276.

Pflege 8. Krankenpflege; der Tuber- culosen 100, 109; der Verunglackten 101.

Pflegepersonal der Krankenhäuser 99, 109.

Pfortaderstamm , Obliteration dess. 235, 241.

Phagocyten, Bedeutung ders. bei der Immunit&t 4.

Phalangitis syphilitica der Säuglinge 429, 440, 454.

Phaiyngo-Ösophageale Pulsionsdiver- tikel 206, 240.

Phenylhydrazinprobe zum Nachweis des Zuckers im Urin 244, 256, 257, 258, 280.

Phimose und Carcinom 417.

Phlebitis, Operation der varicösen 806, 826.

Phlegmone des Rachens 406, 410.

Phloridzindiabetes248, 255, 257, 819.

Phlyctönoses r^divantes des extr^- mit^s 417, 434.

Phonationserscheinungen , interco- stale 150, 169.

Phosphor als diätetisches Mittel 58; und Fleischansatz des wachsenden Organismus 465; bei Rachitis 26, 46, 47; gegen Struma 311.

Phosphor&eie Diät 53.

Phosphorleberthran 26, 27, 58; Ver- giftung durch dens. 27, 47.

Phosphorvergiftung 27, 47.

Photographie .der Herztonschwing- ungen 172, 197.

Phototherapie 76, 469, 474.

Phthise, ktbistlicher Abort bei ders. 885, 862.

Phthisiker, Fortoin bei Diarrhoen ders. 81 : Herz ders. 177 ; Kalk- nnd Magnesiastoffwechsel bei dens. 159, 1^; Nachtschweisse ders., Guacamphol gegen dies. 41, 47; Nieren aers. 15 ; Tannoform gegen Schweiss ders. 161, 169.

Phthisis pulmonum, Aspirin bei ders. 41 ; Dionin bei ders. 88, 47; Heroin bei ders. 87, 48; Klimatotherapie ders. 57, 78; operative Behandlung ders. 167, 168.

Physikalisch-diätetische Behandlung der Tuberculose 160, 168.

536

Sachregister.

Physikalische Behandlung der Haut- krankheiten 422 ; Therapie 73, 79, 96 ; üntersuchungsmetnoden bei Krankheiten der Athmongsorgane 149, 168.

Physiologie der Darmverdannng 223, 239, 240; des Gehörorgans 888, 396, 398; des Herzens 170, 171, 194, 196, 197, 200, 201 ; der Nieren- fonction 242, 258, 259.

Physiologische Albuminurie 245, 257, 258; Wirkung des Soolbades und des kohlensäurehaltigen Soolbades 70, 77.

Physostiginin gegen Erschlaffung des Darmes 31, 48, 232, 240.

Pilzvergpftung 45, 46.

Piperazin, chin asaures 48 ; beiGicht 28.

Pityriasis rubra pilaris 415.

Placenta s. Nachgeburt ; bei Eklam- psie 340; Fundussitz ders. 839; Sitz ders. bei Extrauteringravidität 335; Veränderungen in ders. bei abgestorbener Frucht 189, 199.

Placentarzotten, Endarteriitis obli- terans ders. bei lebendem Kinde 189, 195.

Placentitis 843.

Plasmon (künstliches Nährpräparat) 53, 54, 466.

Plastik 8.Dammplastik,Sehnenpla8tik.

Plätschergeräusche im Magen, dia- gnostische Bedeutung ders. 211,240.

Plattenepithelkrebs der Gallenblase 12, 238; des Nierenbeckens 12.

Plattfuss, congenitaler, Aetiologie und Therapie dess. 93, 95.

Pleura, Resorptionskraft ders. 15.

Pleuraergüsse, Diagnostik ders. 163, 169; Technik der Punction ders. 165, 168.

Pleuraexsudat, Diagnose dess. durch intercostale Pnonationserschei- nungen 150, 169.

Pleuritis 10; bei Herzkranken 177, 195, 199, 201; linksseitige bei Magencarcinom 222; pulsans 165, 168; syphilitische 165; typhöse 264, 275.

Pleuroiyphus 264.

Plombe bei Knochenhöhlen 301, 825.

Pneumatotherapie 60, 73.

Pneumaturie 254, 259.

Pneumokokken im Blut 162, 168 ; in normalen Lungen 1; Ursache von Erysipel 7, 308.

Pneumokokken-Coi^unctivitis 382.

Pneumokokken-Endocarditds 14, 188» 196.

Pneumomassage des Trommelfells bei Mittelohrerkrankungen 390» 398.

Pneumonie s. Lungenentzündung, Masempneumonie ; Behandlung^ ders. 162, 168; Behandlung ders. mit Chinininjectionen 163, 168; Behandlung ders. mit Diphtherie- serum 168, 169; croupöse, bei Herzkranken 177, 198; Grangrän nach ders. 260; und Laparotomie 325; Bedeutung der LeukocTtoae bei ders. 4; Lösung (Besolotion) ders. 15 ; Masern- 15 ; Microooccos catarrhalis im Sputum bei ders. 151, 152; Zustandekommen der Beso* lution ders. 162.

PnenmoniebaciUen, Friedländer^sehe» aJs Erreger von Himabscess 114, 182; als Erreger von Leberabscess 284, 240.

Pneumopyopericardium 189, 200.

Pneumothorax, Verhalten der Lunge bei dems. 165, 168.

Pocken 472 ; Rothlichtbehandlung ders. 261, 274; forcirte Vaccina- tion bei dens. 261, 274.

Poliencephalitis, acute bei Alkoho- Hkem 114, 182.

Poliomyelitis, acute der Kinder 118» 188 ; acute, und secundäre spinale Muskelatrophie 119, 183; anterior chronica nach Trauma 118, 138.

Pollutionen, Bromeigone bei dens« 35, 48; Bromipin gegen dies. 86.

Polyneuritis, mercurielle 432, 441.

Polyurie durch Hedonal 34.

Pomril (alkoholfreies Gretränk) 52. 55.

Ponsblutun^en 113, 132.

Portio vaginalis, Amputation ders. 351, 868 ; Cancroid ders. 850, 368.

Portiocarcinom, Blasenveränderungen bei dems. 358, 372.

Postepileptisches Irresein 489, 493*

Postmortale Verdauung 481, 498.

Pott'scher Buckel 87, 96, 97, 98.

Pottasche-Schwefelsalbe, Vergiffcong nach äusserlicher Anwendung ders. 421, 435.

Präservesalze 467, 475.

Pravazspritze 103, 109, 110.

Presbyopie, Spermin segen dies. 880.

Prie8snitz*scher ümscmlag, seine kli-

Sachregister.

537

nische und therapeutische Bedeu- tung 75. Primeldermatitis 414. Probeezdsion auf ösophagoskopi-

schem Wege 300, 825. Piochownik'sche Diät 381, 332. Prognose der Geisteskrankheiten 487, 493; des Pyloroscarcinoms nach Gastroenterostomie 222, 241. Prolaps des Uterus 849, 855. Prolapsus urethrae beim Weibe 858,

368, 371. Prophylaktische Anwendung des Diph>

therieserums 271, 276. Prophylaxe der epidemischen Genick- starre 268, 275; der Gonorrhoe 425; der Herzkrankheiten 182. 198; gegen Lähmung des Darmrohres nach Laparotomieen 31 ; der vene- rischen Krankheiten 423. Prophylaxis der Malaria 270, 276. Prostatahypertrophie , Behandlung

ders. 320, 325. Prostatekfihler 426, 438. Prostatatuberculose 6 ; tuberculöse

Meningitis bei ders. 117, 132. Pro8tatitis3ehandlans ders. 426, 438. Protargol bei der GredS'schen Augen- einträufelung 347, 360, 864, 378,385. Protargolbehandlung bei Blasen- gonorrhoe 358; der Gonorrhoe 426, 438. Protargolinstillation nach suspecter

Cohabitation 425. Proteosen 281.

Prothesen bei Magen- und Darm- vereinigungen 313, 326 ; subcutane 308, 328. Prurigo, BromocoUsalben gegen dens. 420, 436; Pathogenese dess. 413, 435, 436; Sapolan bei dems. 419, 437. Pruritus, BromocoUsalben gegen dens. 420, 436; cutaneus, Eak<äyls&ure bei dems. 26; Salicylsäure gegen diabetischen 285; senilis linguae 405, 410; vulvae 350, 371. Psammocardnom des Uterus 12. Pseudoleberdrrhose, pericarditische

189, 197. Pseudoleukämie 295, 296, 297 ; Blut- befund bei ders. 295 ; mit Glykos- urie 282, 296 ; Hautaffectionen bei ders. 418, 434; mit intermittiren- dem Fieber 282. Pseudomilchsäurebacillen 221, 240«

Pseudomyxom des Bauchfells 357, 370. Pseudoparalyse bei hereditärer Syphi- lis 454. Psoriasis, Behandlung ders. 421, 435, 437; Kakodylsänre bei ders. 26; Sapolan bei ders. 419, 437.

Psychiatrie 135; Allgemeines 135;

gerichtliche 146, 148. Psychiatrische Sachverständigen- thätigkeit487 ; Stadtasyle 102, 109.

Psychische Entwickelung und päda- gogischeBehandlung schwerhöriger Kinder 396; Störungen, Aetiologie ders. 185 ; Störungen bedingt durch Cholesteatom des Mittelo&es 393, 398; Störungen bei hereditärer Lues 186; Symptome bei Him- syphilis 115.

Psycnopathische Zustände, intermit- tirende 146, 147.

Psychosen s. Gefängnisspsychosen ; künstlicher Abort bei dens. 835, 362 ; functionelle , pathologische Anatomie ders. 138, 148; post- infectiöse 147; der Pubertät 144. 148; {puerperale 139, 147, 148; und Spiritismus 143, 148 ; toxischer Ursprung ders. 186, 148.

Ptyalinwirkung 219, 240.

Pubertät, Seelenstörungen in ders. 144, 148.

Puerperalfieber 343, 344.

Pnerperalpsychosen 139, 147, 148.

Puerperium s. Wochenbett; Gangrän nach dems. 260.

Pulmonalstenose , angeborene 181» 182, 197; angeborene, Blutbefund bei ders. 182, 200.

Puls 8. Yenenpuls; bei Fettleibigen 179; bei Inspiration und Exspi- ration 193; bei Neurasthenikem 193; bei Tuberculosen 159, 168 bei Tuberculosen in Davos 57, 73 Uhr zum Zählen dess. 105, 109 im Wochenbett 343, 859.

Pulserregung, reflectorische 176, 196.

Pulsfrequenz 175, 196, 201.

Pulsionsdivertikel, pharyngo-ösopha« geale 206. 240.

Pulsus bigeminus 176; differens bei Aortenaneurysma 191 ; intermittens 176.

Pulsverlangsamung nach Bauch- massage 185, 195.

Punction der Pleuraergüsse, Technik ders. 165, 168.

538

Sachregister.

Panctionsdrainage der Haut bei Hy- drops 248, 258.

Papille, Anatomie des Dilataton ders. 373, 886.

PapillenrMction bei Theeveigiftnng 44, 46.

Popillenstarre, hemianopische 387; reflectorische bei Alkoholikern 114; reflectorische bei Himsyphilis 115.

Porgatin (AbfOhrmittel) 30.

Porgatol (Abfahrmittel) 30, 46, 48, 232, 289, 240.

ParinkOrper, Herkonfb ders. 287.

Puro (Fleischsaft) 51, 55.

Purpura 415, 436; infolge von gonor- rhoischer Allgemeininfection 424, 439; haemorrhagicabeiTubercolose 297 ; Ichihyoleisen bei ders. 419.

Pyämie, otogene, Heilung ders. ohne Operation 394, 398; Pathogenese ders. 393, 397.

Pyelitis, ürotropin bei ders. 29, 48.

Pyelonephritis 16, 251, 255, 258.

Pylorus, Incontinenz dess. 211; Spas- mus dess. 217, 218, 238.

Fyloruscarcinom, Prognose dess. nach Gastroenterostomie 222, 241.

Pylorusstenose, oongenitale hyper- trophische 218; Dij^^ose ders. 211 ; functionelle Ergebnisse der Gastro- enterostomie beigutartiger218,240; Gastrospasmus bei ders. 221, 239; Operation bei ders. 313, 326.

Pyodermieen, Sapolan bei dens, 419, 437.

Pyonephrose durch Uretersteine 253.

Pyosalpinx, Behandlung ders. 356.

Pyramidenbahnen 112, 131; und Ba- binski*8cher Reflex 112.

Pyrogallolvergiftung 421, 437.

<)uecksi]beräthylendiamin als Des- infectionsmittel 301, 324.

-Quecksilberausscheidung im Harn bei Mercuriolbehandlung 431, 439.

Quecksilberbehandlung, Polyneuritis nach ders. 432, 441.

Quecksilberexanthem 414, 435.

^Juecksilberinjectionen , subconjuno- tivale 878.

^uecksilberluftkolpeurynter 349, 371.

•Quecksilberpräparate und Jodprä- parate, gleichzeitige therapeutische Anwendung ders. 44, 47, 432, 440.

Qoecksilberresorptionbei deiSchmier-

cor 431, 440. Quecksilberwirkun^ 431, 440. Querulantenwahnsmn 146, 148.

Rachen, Phlegmone dess. 406, 410; sklerotische Hyperplasie dess. 407, 410.

Rachenkrankheiten 899, 410.

Rachenmandelhyperplasie , Recidive ders. 404, 410.

Rachenschleimhaut, chronischer Pem- phigus ders. 407, 408, 410.

Rachitis 16; Behandlung ders. in Seehospizen 59, 73; fötale 17, 456; Nebennierensubstans bei ders. 83; Phosphorbehandlung bei ders. 26, 46, 47; und Tetanie 127; Ver- hiütniss ders. zum Myxödem 456.

RachitischeSchenkelvertaüm mnngen, Therapie ders. 93, 95, 96; Stö- rungen des Knochenwachsthoms 83, 98.

Radfahren 469 ; bei Herzkranken 185, 200; bei ICagenkranken 108; Schä* digungen des Herzens durch dass. 180, 199.

Radialisl&hmung, Sehnenplastik bei ders. 96.

Radiogramm bei infantilem Myxödem 456.

Radiographie s. Röntgenstrahlen; an sondirten Ureteren und Nieren 250, 259.

RadiusAractur 321, 324.

Rasse und Krankheit 465 ; und Mor- taHtät bei Pest 472.

Rauschzustände, pathologische 137, 148.

Recidive bei Abdominaltyphus 262; der Rachenmanddhyperplasie 404, 410.

Rectfde Em&hrung s. Nährklystiere ; bei mesenterialem Darmverschloss 214 ; bei Oesophagusdilatation 204.

Rectalgonorrhoe 42^, 438.

Rectalstrieturen 327.

Rectumampulle bei Hirschsprung- scher Krankheit 446.

Rectomcarcinom 233, 284, 238; Stati- stik und Therapie dess. 317, 328.

Rectusscheidenabscess bei Typhus 265, 275.

Recurrenslähmung 182, 200; bei Aor-

Sachregister.

539

tenaneurysma 191; bei Mitralstenose 181, 197.

Redressement, forcirtes, des Klamp- fasses 98; modellirendes, bei Enie- ank7lo8en92,97, beiElampfa8s824.

Reflectorisciie Anorie 251, 257 ; Pals- erregang 176, 196; Papillenstarre bei Alkoholikern 114, bei Hirn- Syphilis 115.

Reflectonscher Herztod 180, 195.

Reflex s. Fasssohlenreflez; Babinski- scher 112, 182.

Reflezneurosen, nasale 401, 410; Dys- menorrhoe als solche 847, 369.

Regeneration der Arterien wand 10; des Blates 9; des Epithels 9.

Reichmann^sche Krankheit 217.

Reichsversicherangsamt , Recursent- scheidungen des». 491.

Reinerz, Bad, seine Heilfactoren 77.

Reizmittel 468.

Resection s. Darmresection ; des Kopf- nickers 86, 97, 98 ; des Oberkiefers 810, 826, 828; des Schaltergelenks bei Luxation 821 ; bei tuberculöser Goxitis90, 97; der Vena saphena 806.

Resorbirbarkeit der anorganisdien Eisenpräparate 28, 47.

Resorption s. Fettresorption, Qneck- silberresorption ; von Eiweissprfir paraten 466, 475; der Fette und Eiweisskörper im Dickdarm 228; der Nährstoffe bei Apepsia gastrica 298; von Zucker in Näirkly stieren 228.

Resorptionskraft der Pleura 15.

Resorptive Fähigkeit des Darmes 228.

Retina s. Netzlmut

Retinitis pigmentosa, Spermin gegen dies. 880.

Retroflexio uteri 854, 855; gprayidi 389, 862.

Retroversioflexio uteri 854.

Rheumatische Exantheme 418, 485; Erkrankungen der Hömerven 895, 897.

Rheumatismus, Aspirin bei dems. 41, 48; heisse Bäder bei dems. 74; bei Tuberculose 159.

Rhinitis bei hereditärer Syphilis 454 ; chronica hypertrophica, Behand- lung ders. 402, 410, 411; chro- nische, Argentum colloidale Credä bei ders. 48, 47.

Riesenwuchs, halbseitiger 86, 96.

Rindertuberculose 478.

Rippe, Beweglichkeit der zehnten (Bedeutung ders.) 218, 240, 241.

Rippenmyelome , Albumosurie bei dens. 246, 257.

Roborat (künstliches Nährpräparat) 58, 54, 55; zur Anregung der Milch- absoi^erung 845, 859.

Roborin(künstlichesNährpräparat)54.

Rochard'sche Salbe bei Psoriasis 421, 485.

Romberg'sches Phänomen bei Thee- vergiftung 44, 46.

Röntgenbehandlung der Hautkrank- heiten 422.

Röntgenbestrahlung , Sklerodermie nach ders. 417, 485.

Röntgenbild des Herzens 173, 198, 197, 198.

Röntgenphotographie derGallensteine 286, 288.

Röntgenstrahlen 821, 822; diagno- stische Verwendung ders. in der Chirurgie 800; in der Lungen- chirurgie 828; zum Nachweis von Nierensteinen 249, 255, 259, 824; zum Nachweis der Kocher'schen Schenkelhalsverbiegung bei Coxa yara 91.

Röntgentherapie 800.

Rön^enuntersuchung derBrustorgane 149, 153, 168.

Röntgographische Untersuchungen bei tuberculöser Goxitis 90.

Rosacea, Behandlung ders. 421.

Rothlichtbdiandlung der Pocken 261, 274.

Rotz, Diagnose des acuten 826.

Rückenmark, Compression dess. durch Geschwülste 122, 188; bei Fried- reich*scher Krankheit 120, 188.

Rückenmarksanästhesie 88, 46, 299, 8*24; in der Geburtehülfe 880, 860, 861, 862, 868, 866.

Rückenmarkserkrankungen, Nephro- lithiasis durch dies. 249, 259; als Ursache derDnpuytren*schenFinger- contractur 322, 327.

Rückenmarkskrankheiten , spinales Sensibilitätsschema zur Segment- diagnose ders. 120, 188.

Rückenmarkstumoren, operative Be- handlung ders. 122, 132, 133.

Rückgratsverkrümmungen , Behand- lung ders. 89, 97.

Ruhr s. Dysenterie.

Ruptur s. Aortenmptur; des Biceps

540

Sachregister.

827 ; des Ductus arteriosus Botalli 182, 199; des Herzens und der Herzklappen 186, 196, 200; des Uterus in der Schwangerschaft 333, 361.

S.

Saccharosolvol 285.

Sachverständig^nthätigkeit, ärzÜiche 476, 492.

Sadismus, larvirter eines p&dophilen Gontrftrsexuellen 490, 493.

Salicylbehandlung der gonorrhoischen Gelenkentzündung 427, 438.

Salicyls&ure, Einfluss ders. auf die Hamsftureausscheidung 287 ; bei Pemphigus 415 ; gegen Zuckeraus- Scheidung 285.

Salol, bei alkiüischer Hamgährung 29; Zersetzung dess. durch Frauen- milch 444.

Salzbrunner Oberbrunnen 77.

Salzgehalt der Trinkquellen, Einfluss dess. auf die Blutbeschaffenheit 69, 76.

Samaritenrereine 101.

Samennachweis, forensischer 480, 492.

Sanabutter, Tuberkelbacillen in ders. 54, 55.

Sanatorien auf Inseln und Meeres- ufer 59, 73; für Nervenkranke 102, 109.

Sandbad, fahrbares 68, 74 ; mit Vot^ richtung zur Erwärmung und Rei- nigung des Sandes 68, 75.

Sanduhrmagen 217, 218, 288, 239.

Sanitfttswesen, Öffentliches 460, 474.

Sapolan 419, 434, 437.

Sarkom, Behandlung dess. mittels Röntgenstrahlen 300, 324; des Darmes 227, 239, 240; des Magens 222, 239; der Mamma Sil, 825; der Nieren 252 ; des Ovariums 356, 367 ; traumatische Entstehung dess. 13, 305; der ZirbeldrAse 115.

Sarkomatöse Neubildungen des Ske- letts bei Osteomalade 11.

Sauerstoff bei der Ghloroformnarkose 299, 328.

Sanerstoffinhalationen 60, 73, 186, 198, 200.

S&uglinge, Frauenmilch bei Maspen- darmstörungen ders. 445 ; Qewicnts- zunähme ders. 443 ; hereditär-syphi- litische Phalangitis ders. 429, 440;

Otitis media purulenta bei dens. (Pathogenese) 391, 898; Pflege und Ernährung ders. 347, 362.

Säuglingsemährung, kfinstUche 444 ; natürudie 442; durch Vollmilch 444, 445.

Säurefeste BaciUen 5.

Säurevergiftung als UrBache des Ooma diabeticum 285.

Scabies^ Behandlung ders. 421, 435.

Scapula s. Schulterblatt

Scarificationen bei chronischer Metri- tis 848.

Schädeldefecte, Deckung ders. 304.

Schädeleinstellung bei der Geburt 836, 387.

Schädelfracturen , Behandlung der complicirten 304.

Schädelgrube, hintere, Cholesteatoma verum ders., durch Mittelohreite- rung inficirt 392, 898.

Schädel-Himschfisse 310, 326.

Scharlach, Friedreich*sohe Krankheit nach dems. 121 ; Gangrän nach dems. 260, 274; hydriatische Be- handlung dess. 75; und Ohr 897; acute Poliomyelitis nach dems. 118.

Scharlachnierenentzündung 256.

Schaumleber 7.

Scheide s. Vagina; Erkrankungen ders. 350.

Scheidendesinfection 329, 860.

Scheiden^ewÖlberisse 884.

Scheidenirrigationen, heisse 67v 74.

Schenkelhalsyerbiegung bei Coza vara, Nachweis ders. mittels Rönt- genstrahlen 91.

Schenkelverkrümmungen, rachitische, Therapie ders. 93, 95, 96.

Schichtstar als Folge der Tetanie 127, 184.

Schiefhals s. Caput obstipum; Be- handlung dess. 86, 96; unblutige Behandlung dess. 86, 97.

Schielen, Kopfhaltung bei dems. 874.

Schienenapparate bei tuberculöser Goxitis 90.

Schüddrüsenentzflndung, eitrige, Ty- phusbacillen bei ders. 7.

Schilddrüsentherapie bei infantilem Myxödem 456.

Schläfenbein, chronische Ostitis in dems. 397.

Schlafla^e 108.

Schlaflosigkeit, Hydrotherapie ders. 75.

Sachreg^ister.

541

in

Schlafmittel 88, 34, 47.

Schlangengift, Strychnin gegen dass. 23.

8chleich*8 Anästhesie 316, 349, Appa- rat zu den. 108, 104, Anästhesie bei operativer Erö£Pnui^ des Warzen- fortsatzes 392, 396 ; Peptonpaste zu Gontentiv verbänden 94 ; Serum- paste 419, 487.

Scüleimhautpemphigus , chronischer 407, 408, 410.

Schlesischer Bädertag 29, 76.

Schluckbeschwerden bei Aortenanen- rysma 191.

SchmerzbeiHttbang, Methoden ders. 327.

Schmiercnr bei Aneurysmen 192.

Schmutzinfection , Bedeutung ders. bei der Scrophulose und Tuber- culose 450.

Schnupfen, acuter, Behandlung dess. 402, 411.

Schrumpfhiere, Aetiologie der pri- mären 247, 256.

Schulanämie 292.

Schulterblatt, angeborener Hochstand dess. 86, 95, 96.

Schulterluxation 821, 826.

Schussverletzungen s. Bauchschüsse; durch die modernen Feuerwaffen 804, 328.

SchuBSwunden 804; an Schädel und Hirn 810, 325.

Schwachsichtigkeit, Leseproben zur Entdeckung der Simulation ein- seitiger 886 ; Simulation ders. und ihre Entlarvung 387.

Schwachsinn durch Epilepsie, Dieb- stahl bei dems. 489, 498.

Schwangerschaft, Cervix- und ÜFterus- schleimhaut in ders. 888; Einfluss ders. auf die Dauerresultate der Radicaloperation des Uteruscarci- noms 852, 369; Emährungscuren in ders. 882, 364; und Geistes- störung 140, 148; Hämaturie in ders. 332, 360; und Herzfehler 831, 861, 862; Hyperemesis in ders. 382, 402; Hysterektomie in ders. wegen Garcinoms der Portio 334 ; Icterus in ders. 832 ; Myom in ders. 334, 360, 365, 366; Neurofibroma- tose in ders. 882, 366; Ovariotomie in ders. 884, 364; Pyelonephritis während ders. 251, 255 ; Retroflexio in ders. 339, 362; Ruptur des

Uterus in ders. 888, 861 ; Syphilis während ders. (Behandlung) 481, 441; bei Tuberculose 159, 168; Vaccination in ders. 882, 864.

Schwangerschaftsdauer 832, 482, 494.

Schwanfferschaftsveränderungen aus- serhalb der Genitalsphäre 383.

Schwarzwasserfieber 271, 276.

Schwebe, balancirende 94, 95.

Schwefelbäder, elektrische, bei Haut- krankheiten und Gicht 72, 78.

Schwefelwasser und Hautkrankheiten 78.

Schwefelwasserstoff, Entwickelung dess. beim Kochen der Milch 444.

Schwefelwasserstoffvergiftung nach äasserlicher Anwendung von Pott- asche-Schwefelsalbe 421, 485.

Schweiss bei Phthisikem, Tannoform gegen dens. 161, 169.

Schwerhörige Kinder, psychische Ent- wickelung und pädagogische Be- handlun^ders.896;Sprache der8.898.

Schwerhörigkeit, objective Feststel- lung einseitiger 388, 398; Vibra- tionsmassage bei ders. 890, 398; bei Zirbel(£rüsengeschwülsten 116.

Schwindel, Augenschwindel 374; bei Zirbeldrüsengeschwülsten 116.

Schwitzbäder bei Nephritis 248.

Schwitzen in elektrischen Licht- und HeiBsluftkästen 66, 75 ; künstliches, Einfluss dess. auf die Magensaft- secretion 75.

Scopolamin- Morphiumnarkose 299, 826.

Scrophulose 447; Jedipin bei ders. 37, 47; Prophylaxe ders. 452; Tha- lassotherapie ders. 58, 59, 73 ; und Tuberculose 447.

Seborrhoea capitis mit Alopecie, Epi- carin bei ders. 419, 437.

Seeale comutum s. Ergotin.

Secretion s. Hypersecretion , Magen- saftsecretion.

Secretorische Function des Magens 207, 240 ; Beeinflussung ders. durch verschiedene Nahrung 208, 240.

Section des Nasenrachenraumes 404, 411.

Seehospize 102; für tuberculose und scrophulose Kinder 58, 59, 73.

Seeklima, Wirkung dess. auf den StoflFwechsel 60, 73.

Seekrankheit, tiefes Athmen zur Be- kämpfung ders. 105, 109.

542

Sachregister.

Seelenstörongen, acute alkoholische 187, 147; in der Pubertät 144, 148; und Spiritismus 143, 148.

Seeluft 78.

Segmentdiagnose der Rückenmarks- krankheiten 120, 188.

Sehnennaht 802, 827; Technik ders. 97.

Sehnenplastik 81, 95, 96, 97, 98; bei arthrogenen Knieoontracturen 92.

Sehnervenatrophie bei Himsyphüis 115; Spermin bei ders. 880.

Sehnerveneintritt im menschlichen Auge 387.

Sehnervenexcavation, Amaurose mit ders. 883.

Sehorgan, Krankheiten dess. in der Armee 387.

Sehproben, internationale f&r Kinder 886.

Sehprobentafeln 885.

Sehschärfe; Tafeln zur Bestimmung ders. mittels der Uhr 387.

Seidenwurmföden zur Sehnenplastik 82, 97.

Seifenspiritus zur Hautdesinfection 301.

Selbstmord im kindlichen Lebens- alter 482, 492; Ursachen dess. 482, 494.

Senile Himatrophie als Grundlage ▼on Heerderscheinungen 118* 182.

SensibilitAtsstÖrungen am Rumpfe bei Aortenaneurysma 191, 195; seg- mentale Ausbreitung ders. 120, 133.

Sepsis 7; und Gonorrhoe 424, 438; puerperale 344.

Septikämie nach Vereiterung der Bronchialdrasen 153, 169.

Septische Endocarditis 188, 198.

SerOse Häute, Entzündung ders. 10.

Serratuslähmung, Behandlung durcli locale Hitze 74.

Serum s. Antistreptokokkenserum, Antitetanusserum, Blutserum, Milz- brandserum.

Sernmbehandlunff der Diphtherie 271, 276; des Erysipels 308, 826; der SyphiHs 429, 440.

Serumdiagnose , Arloing - Gourmont- sehe, der Tuberculose 158, 168.

Seruminjection bei Tetanus 307.

Serumpaste, Schleich'sche 419, 437.

Sexualorgane, weibliche, Beziehun- gen der Appendicitis zu dens. 228. 239.

Sexualtrieb, perverser 145, 148.

Sidonal bei Gicht 28, 48.

Siebbeinzellen, Empyem ders. 403, 410.

Silber, lösliches s. Collargol.

Silberpräparate zur Wundbehand- lung 42, 47.

Silbertherapie, Crede'sche 844, 366.

Simulation von Blindheit u. Schwach- sichtigkeit 387; Leseproben zur Entdeckung ders. 886.

Sinus, Verletzung dess. bei Mastoid* Operation mit letalem Ausgang durch Pyämie 394, 398.

Sinusphlebitis, Therapie ders. 398.

Sinusthrombose, otogene, operative Behandl. ders. 39^ 897.

Sklerodermie, Hitzebehandlung ders. 428, 487 ; nach Röntgenbestrahlung 417, 435; Thiosinamin gegen dies. 419, 436; Urticaria factitia bei ders. 417, 485.

Sklerose der Ammonshömer bei Epilepsie 128, 124, 134; der Kranz- arterien des Herzens 178, 198; des Mittelohrs, Pathogenese ders. 390, 897 ; multiple, Aetiologie ders. 121, 133; Beziehungen des Kleinhirns zu ders. 122, 182; und Mangan- verg^ftung 121; Symptome ders. 122, 133.

Sklerotische Himatrophie 118, 1.32; Hyperplasie des Rachens 407, 410.

Skoliose, Behandlung ders. 88, 89, 95, 96; Behandlung ders. in See- hospizen 59, 73 ; Entstehung ders. 88, 97, 98.

Skoliotische Wirbelsäule eines jungen Schweines 89, 97.

Skorbut, Entstehung dess. 297.

Sodalösung gegen das Anlaufen der Spiegel 400, 410.

Solutio arsen. Fowleri, Polyneuritis nach medicinalen Dosen ders. 122, 133.

Sonnenbäder 469, 474.

Soolbäder, kohlensaure bei Herz- kranken 184, 198, 199; physiolog. Wirkung ders. 70, 77.

Soson (Eiweisspraparat) 466.

Spaltbecken 886, 865.

Spasmus s. Cardiospasmus ; nutans 401 ; oesophagi 204 ; des Sphincter antri pylorici 217, 218, 238.

Spastische Gontracturen des ganzen Magens bei Magencardnom 221, 240; bei Pylorusstenose 221, 289; Obstipation 281.

1

^

Sachregister.

543

Sp&tgeburten 332, 866.

Specülum, gynäkolo^sches 880,361.

Speichel s. Mundspeichel.

Speicheldrüsen , Mischgeschuvtklsie ders. 11.

Sperminum (Poehl), Werth dess. in der Augenheilkunde 879, 886; Wirkung dess. auf das Herz 188.

Sphincter iridis, Lage seines Cen- trums 378, 885.

Sphygmograph s. Gardiosphygmo- graph.

Sphygmographie 175, 198, 200.

Sphygmomanometer 174, 175, 194,196.

Spiegel, Mittel gegen das Anlaufen ders. 400, 410, 411.

Spina ventosa 416.

Spinale GerebeUarataxie im Kindes- alter 121, 133; Einderlähmung 80, 96; Muskelatrophie, secundäre nach acuter Poliomyelitis 119, 183.

Spinales Sensibilitätsscbema zur Seg- mentdiagnose der Rückenmarks- krankheiten 120, 133.

Spirillen bei Stomatitis ulcero-mem- branosa 405, 411.

Spiritismus und Geistesstörung 143, 148, 488, 493.

Spirochätenbadllenangina 406, 411.

Spirochätenbadllenstomatitis 406.

Splenektomie 318.

Splenomegalie bei Banti*scher Krank- heit 296.

Splenopexie 318.

Spondylitis 87; deformans 88, 95, 96, 98; typhosa 265, 275.

Spontanheilung des Genu valgum 92, 96.

Spontanluxation bei tuberculöser Goxitis 90, 96.

Sport als Entfettun^smittel 184, 197.

Sprache schwerhöriger Kinder 898.

Sprachstörung s. Aphasie.

Sprachstörungen bei cerebralen Läh- mungen, Therapie ders. 81, 96.

Spritzen s. Injectionsspritze, Pravaz- spritze ; aseptische Alkoholbehälter für dies. 108, 110; intrauterine 331, 361.

Sprunggelenk, Tuberculose dess. 327.

Spüldehner für die Pars posterior urethrae 426, 438.

Sputum bei Keuchhusten 7; Micro- coccus catarrhalis in dems. 151, 152, 168; Typhusbacillen in dems. 264, 275.

Stahlqnellen von Baden-Baden 77.

Staphylococcus idbus bei Masemotitis 891, 396; albus bei Rheumatismus 269, 275; aureus, Luftdnfection des Auges mit dems. 377; pyogenes aureus als Erreger von Myositis 806.

Staphylokokken, Beziehungen ders. zum Ekzem 412; maligne Endocar- ditis durch dies. 188, 196; bei Im- petigo contagiosa 412, 436 ; Lungen- erkrankungen nach intratrachealer Einspritzung ders. 1 ; Toxine ders. 7 ; Ursache von Erysipel 7 ; als Ursache von Icterus gravidarum 332.

Staphylokokkeninfection 7.

Stärkeverdauung in.Mund und Magen 49, 55.

Statik des menschlichen Skeletts 88, 96.

Statische Belastungsdeformitäten 83, 97.

Statistik s. Individualstatistik ; der Anstaltsbehandlung der Alkoho- listen 148; der Krankenhäuser 102, 109.

Statistisches über Aktinomykose 278, 277; über Aneurysmen 190.

Staubinhalation 15.

Stauung im Lungenkreislauf, sklero- tische Veränderungen der Lungen- arterie bei ders. 189, 194.

Stauungshyperämie bei (relenkent- zündung 85, 96; der Lunge bei Herzschwäche 176, 196.

Steinbildung, Ursache von Schrumpf- niere 247.

Steisslage 887, 365.

Stenocardie 193, 201.

Stenocardischer Anfall 176, 199.

Stenose des Aortenostiums 181 ; des Darms bei Kindern 447; des Mi- tralostiums 181 ; des Thränennasen- kanals 402, 411; tief sitzende der Trachea 410, 411 ; des Tricuspidal- ostiums 181.

Sterblichkeit s. Mortalität; hereditär- syphilitischer Kinder 455.

St«reo-Radiog^phie 300.

Stereoskopisch-photog^phischer At- las der pathologischen Anatomie des Auges 385.

Stereoskopische Leseproben 386.

Sterilisation, tubare, Methoden und Indicationen ders. 357, 869.

544

Sachregisier.

Steriligationsapparate, elektrischel05.

Sierilisirbare Spiegel 399, 410, 411.

Sterilisirbarer Apparat zur Durch- leuchtung der Oberkieferhöhle 399, 411.

Sterilisirung der Katheter 104, 109, 110.

Sterilit&t, Behandlungsmethoden ders. 350, 367 ; bei tabiachen Frauen 119.

Stemalspalte , angeborene , cardio- graphische Untersuchungen bei ders. 172, 197.

Stethoskop, Theorie dess. 149, 168.

Stichwunde s. Herzstichwunde.

Stickstoffretention bei Gicht- und Nierenkranken 288.

Stiefeldruck als Unfall 492.

Stieltorsion eines Ovarialcjstoms, Hä- moglobinurie bei ders. 356, 369.

Stirnhöhlen, accessorische 403, 411.

Stoffwechsel, Einfluss hydriatischer Proceduren auf dens. 63, 75, 76; Einfluss des Lichtes auf dens. 63, 75, 76; bei Fettsucht 279; und Harn8äure287; beiPhthisikem 159, 168; Wirkung des Seeklimas auf dens. 60, 73; bei Wasserentziehung 185, 200.

Stoffwechselkrankheiten 278 ; kohlen- säurereiche Soolbäder bei dens. 76.

Stoffwechselschädigung bei Verbren- nung 303.

Stoffwechselstörung bei magendarm- kranken Säuglingen 445.

Stomatitis ulcero-membranosa 405, 411.

StrafvoUzug^aussetzung, vorläufige fQr geistig Minderwerthige 489.493.

Stramoniumveigiftung 45, 46.

Strangbildnng im Abdomen 14.

Strassenbefesugung 469, 474.

Streptococcus albus bei Masemotitis 391, 396.

Streptokokken , Beziehungen ders. zum Ekzem 412 ; maligne Endocar- ditis durch dies. 188, 198; bei Purpura 415, 436 ; bei Rheumatis- mus 268, 275; Ursache von Ery- sipel 7; als Ursache von Icterus gravidarum 332.

Streptokokkenserum, Marmorek^sches bei Endocarditis 188.

Streptothrix der Lunp^e 166, 168.

Strictur s. Barmstrictur , Narben- strictur; des Rectums 327.

Strophanthin 183.

Strophanthustinctur 21, 183.

Struma s. Kropf; maligne, Diagnostik ders. 311, 325.

Strychnin nach gynäkologischen Ope- rationen in der Bauchhöhle 349, 368 ; zur Anregung der Peristaltik 31, 46 ; Wirkung dess. 23.

Stuhlsieb 105, 109.

Stuhlverstopfüng, angeborene 446.

Sturzgeburten 343, 364.

Stützvorrichtungen bei Spondylitis 87, 97, 98.

Stypticin 41, 47.

Subconjunctivale Injectionen 378, 379, 386.

Sublamin 302.

Sublimat zur Desinfection des Urins der Typhösen 263, 275.

Sublimatugection, Gangrän nach ders. 432, 440.

Sublimatspülungen, heisse bei Ulcera mollia 434, 440.

Sublimatverband bei Milzbrand 273, 277.

Sublimatvergiftung, acute 43, 47, 484, 493; Kalkablagerung in den Nieren bei ders. 9

Succussion der Nieren 253, 257.

Sulfonal, Hämatoporphyrinurie nach dems. 246, 259.

Sycosis, Ichthyol bei ders. 419, 436.

Sympathicusresection bei Glaukom 375, 387.

Sympathische Ophthalmie, Pathoge- nese ders. 384, 385; Prophylaxe ders. 376, 387.

Symphysenruptur 336, 364.

Symphyseotomie bei engem Beoken 336.

Syncytioma malignnm, Zusammen- hang dess. mit Blasenmole 353.

Synechieen, Euphthalmin gegen hin- tere 379.

Syphilis 115, 132; s. Gehimsyphilis, Hirnsyphilis; Aetiologie ders. 427, 440; Anämie bei ders. 179; Dia- gnose ders. 428, 439 ; der Enkelin 429, 440; und Erblichkeit 111 ; des Gehirns 136 ; des Gehirns, Behand- lung ders. 431, 441 ; und Geistes- störung 135, 148; Herzkrankheiten bei ders. 179, 195, 428, 439 ; der Him- arterien 15 ; des Hodens 16 ; Ischias bei ders. 123, 133 ; maligne 427, 440 ; des Nasenrachenraumes 404, 410, 428, 439; der Nieren 257; und

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1902

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